Studentenkurs Klinische Chemie
Leber und Pankreas
Labor-Diagnostik
Liebe Studierende,
aufgrund der Corona-Situation kann in diesem Semester das
Praktikum „Klinische Chemie“ nicht als Präsenzpraktikum stattfinden.
Der Praktikumsteil „Diagnostik Leber /Pankreas“ wird Ihnen als
Präsentation zur Verfügung gestellt.
Die Präsentation sollten Sie zusammen mit dem Praktikumsskript
durcharbeiten. Als Bearbeitungszeit dafür sind ca. 90 min
vorgesehen, was der Praktikumszeit entspricht.
Dr. Rania Touma
Das Pankreas
80%: Exokrine Funktion: 20%: Endokrine Funktion:
- 1,5-3l alkalisches Sekret / Tag - Insulin (B-Zellen)
- Wasser, Chlorid, Bikarbonat u. - Glukagon (A-Zellen)
Verdauungsenzyme -Somatostatin (D-Zellen)
(z.B. Amylase, Lipase) -pankrat. Polypeptid (PP-Zellen)
Aufgrund der hohen
Reservekapazität des Exokrinen
Pankreas, kommt es erst bei
einem Funktionsausfall von
über 90% zu einer
Verdauungsstörung)
Lipase-Mangel fuhrt zur Maldigestion, mit Gewichtsabnahme, Fettstuhl (Steatorrhö) und fettlöslicher
Vitamine-Mangel (A, D, E, K)
Pankreatitisdiagnostik
Akute Pankreatitis Chronische Pankreatitis
Ursachen Ursachen
- Gallenwegserkrankungen 45% - Alkoholkonsum 60-70%
(Steinbildung, Entzundung) - Idiopathisch 20-30%
- Alkoholkonsum 35% - Seltene Erkrankungen:
- Hyperlipidämie (Triglyzeride >1000 mg/dl) Mukoviszidose
- Hypercalciämie Hyperlipidämie
- Bauchtraumen, nach ERCP Hypercalciämie
- Infektionen - genetische Ursachen (Trypsin-Inhibitor
- Medikamente Mutation)
- Autoimmun
Pathogenese
- Intrapankreatische Aktivierung Pathogenese
von Verdauungsenzymen - Obstruktion (zähflüssiges Sekret)
(intrazellulär) - Fibrose (durch Toxine, Nekrose)
- Pankreasödem und Fettnekrose - Intrapankreatische Aktivierung von
Verdauungsenzymen
- Infektion und Enzündung (autoimmun)
Labor-Pankreatitisdiagnostik
Säulen der Labordiagnostik
Pankreasenzyme Leberenzyme Entzündungsparameter Sonstiges
- -Amylase (Serum) - AST - Blutbild, Leukos. - Elektrolyte
- Lipase (Serum) - ALT - CRP - Glukose
- Elastase (Stuhl) - γ-GT - Triglyceride
- Calcium
Anstieg von -Amylase Die Bestimmung Entzündungsparameter: - IgG4
und Lipase finden sich bei der Leberwerte prognostische Werte - CDT
Akutem Pankreatitis können weitere - genet. Tests
Erniedrigte Ausscheidung Hinweise zur
von Elastase im Stuhl Leber-
Mitbeteiligung und
finden sich bei
Ursache der
chronischem Verlauf Erkrankung liefern
(Pankreasinsuffizienz)
Sonstiges
- Elektrolyte: Nierenversagen
- Glukose: sekundäre Diabetes
- Triglyceride: ( ) Auslöser für Pankreatitis
- Calcium: () Auslöser für Pankreatitis
() prognostisch ungünstig: Hinweis auf Nekrose und Bildung von Kalkseifen
- IgG4: zum Nachweis einer Autoimmunerkrankung
- CDT: Carbohydratedeficient Transferrin. Ein täglicher Alkoholkonsum von ca. 50 – 60 g
Ethanol über zwei Wochen führt in der Regel zu erhöhten CDT-Spiegeln. Eine
Normalisierung erhöhter CDT-Werte ist nach einer Alkoholabstinenz von ca. zwei bis vier
Wochen=> Die Bestimmung von CDT liefert einen Hinweis auf Alkoholkonsum in die letzte
zwei Wochen, und gilt als Marker d. chron. Alkoholkonsums.
- Ethylglucuronid im Urin: ein Abbauprodukt von Ethanol. ETG bleibt nach einer
Alkoholabstinenz bis zu 72 Stunden Im Urin nachweisbar
Ethanol im Blut
Ethylglucuronid im Urin
CDT im Blut
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Tage
Marker für Alkoholismus
alpha-Amylase
Synthese
40% 60% Andere Ursachen für erhöht
P-Amylase
- Mesenterialinfarkt
Totale alpha-Amylase nicht pankreasspezifisch
- Dünndarmobstruktion
- Niereninsuffizienz
- Makroamylasämie
Moderne Methoden bestimmen die pankreasspezifische
Amylase (vorherige Inaktivierung d. Speicheldrüsen-
Amylase mit Antikörpern)
Makroamylase ist ein Komplexe von Amylase und IgA- oder IgG-Antikörpern.
Wegen ihrer Größe werden die Komplexe nicht renal filtriert verbleiben länger in der
Zirkulation und können bis zu einer 3 - 4 fachen Erhöhung der Serumamylaseaktivität führen
ohne klinische Relevanz
Pankreaslipase
Pankreaslipase ist organspezifisch
Lipase
1,2-o-Dilauryl-rac-glycerol- 1,2-o-Dilauryl-rac-glycerin+ + Glutarsäure
3-glutarsäure-(6methylresorufinester (6-methylresorufin)-ester
Enzymatischer Farbtest Spontaner
Zerfall
Die Farbintensität ist proportional der Lipase-Aktivität
Methylresorufin (rot) + Glutarsäure
Ursachen für erhöht Lipase
- Akute Pankreatitis
- Akuter Schub einer chronischen
Pankreatitis
- Pankreas Tumoren
- Nach ERCP
Amylase steigt vor Lipase an
Lipase steigt langsam und bleibt länger erhöht
Lipase normalisiert sich nach 8-14 Tage
Amylase normalisiert sich nach 3-5 Tage
Lipase spezifischer
Amylase und/oder Lipase 3 x (obere Referenzgrenze)
Hinweis für akute Pankreatitis
Der Anstieg der Pankreasamylase/-lipase gibt keine
Rückschlüsse auf den Schwergrad der Pankreatitis und
damit zulässt keine prognostische Aussage
Die Leber
Glukosehomöostase: Speicherfunktion: Biotransformation:
- Glykogensynthese - Metalle (Eisen) - Oxidation
- Glykogenolyse - Substrate (Glykogen) - Konjugation (Glucuron-
- Glukoneogenese - Vitamine idierung)
Aminosäure- u. Proteinstoffwechsel Auf-, Ab-, Umbau v. Lipiden:
- Transaminierung v. Aminosäuren - Triglyceridsynthese
- Bildg. nichtessentieller Aminosäuren - VLDL-Synthese/-Sekretion
- Proteinsynthese - Fettsäureoxidation
- Cholesterinsynthese
Diagnostisch relevante Lebererkrankungen
Infektiöse Erkrankungen (z.B. Virushepatitis)
Toxische Erkrankungen (Alkohol, Pharmaka, Schlangengifte,
Pilzgifte)
Immunologische Erkrankungen
(z.B. Autoimmunhepatitis)
Gallestau ( Steine, Tumore, Gallengangszysten, Parasiten)
Genetische Erkrankungen
Hämochromatose: pathologische Eisenspeicherung
Morbus Wilson: Kupfer-Stoffwechselstörung
Pathobiochemische Partialreaktionen der Leber
1
Metabolische Insuffizienz
2
Zellnekrose
3
Cholestase
Geschädigte
Leber
4
Fibrosierung
1. Metabolische Insuffizienz
1.1. Die Syntheseleistung der Leber
Proteinsynthese
Vitamin-K-abhängige
Albumin Cholinesterase Gerinnungsfaktoren (II, VII, IX, X)
Quick Wert, Prothrombinzeit, PTZ
- Halbwertszeit; 15-20 Tage Halbwertszeit; 10 Tage Halbwertszeit; 6-15 St.
- Verzögerte Reaktion Verzögerte Reaktion Sensitive
- Nicht geeignet für akute Die Einzelfaktoren sehr teuer
Veränderung Zirrhose, Chron. Hepatitis.
Quick-Wert wird oft benutzt
schnell und günstig
ein erniedrigter Quick kann eine
Synthesestörung der
Gerinnungsfaktoren bei einem
Leberschaden (Leberversagen,
Leberzirrhose) anzeigen
Verfälschung bei Antikoagulation
1. Metabolische Insuffizienz
1.2. Die Entgiftungsleistung der Leber
1. Ammoniak
NH +HCO
HCO- -
NH44 + 3 3
Ammoniak-Synthese
aus Eiweiß NH3
Durch Leber wird im
Harnstoff-Zyklus
Eiweiß Aminosäure Ammoniak zu Harnstoff
Ammoniak (NH3)“ Harnstoff-zyklus
umgewandelt.
NH2 Harnstoff = Urea
O C
NH2
Harnstoff
Ammoniakanstieg nach Starker Niere
Einschränkung der hepatischen
Leistungsreserve
(Leberausfallskoma)
Gehirn schaden
Urin
1. Metabolische Insuffizienz
1.2. Die Entgiftungsleistung der Leber 2. Bilirubin
Erythrozyten
120 Tage
Fe
Biliverdin (grün) Unkonjugiertes Bilirubin
Häm (rot) wasserunlösliches, indirektes
Glucuronsäure
Leber Konjugiertes Bilirubin
Gallenflüssigkeit
Sterkobilinogen
Urin (=urobilinogen) Konjugiertes Bilirubin
Sterkobilin
Mesobilin
Darm
1. Metabolische Insuffizienz
1.2. Die Entgiftungsleistung der Leber 2. Bilirubin
Bilirubin ist Abbauprodukt von Hämoglobin: zunächst entsteht indirektes
(unkonjugiertes) Bilirubin. Dieses Bilirubin ist wasserunlöslich, und wird im Blut
an Albumin gebunden transportiert.
In Leberzellen wird indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin mit Glucuronsäure
angekoppelt, und entsteht direktes (konjugiertes) Bilirubin. Direktes Bilirubin ist
wasserlöslich und wird mit der Galle in den Darm sezerniert. In Dickdarm wird
durch bakterielle Enzyme in Urobilinogen und Sterkobilin umgewandelt und im
Stuhl ausgeschieden.
Urobilinogen wird zum Teil resorbiert und unterliegt einem enterohepatischen
Kreislauf, ein kleiner Teil wird im Urin ausgeschieden.
Ikterus
Ikterus = Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und Augen aufgrund von
Hyperbilirubinämie und Ablagerung von Bilirubin im Gewebe
Je nach Ursachen unterscheidet man bei einer Hyperbilirubinämie
verschiedene Ikterusarten
1. Prähepatischer Ikterus
vermehrte EC-Abbau => die Leber ist nicht in der Lage das Gesamte
Bilirubin aufzunehmen => inderektes Bilirubin erhöht
Hämolysen: Hämolytische Anämie (Sichelzellanämie, Thalassämie)
Transfusionsreaktion
Autoimmun
Infektionen (Malaria)
Arzneimittel
Neugeborenenikterus: -bei 60 % alle gesunder Neugeborenen
-das bilirubin-konjugierende System nach einigen
Tagen eine ausrechende Aktivität entfaltet
-wird vermehrt HbF abgebaut
Ikterus
2. (Intra-) Hepatischer Ikterus
Die Konugation des Bilirubin durch die Leberzelle erfolgt in drei
Schritten:
Aufnahme des inderektes Bilirubin in die Leberzelle
Konugation zu direkten Bilirubin
Ausscheidung in die Gallenwege
Störung in der Bilirubinaufnahme: Medikamente (selten)
Störung der Bilirubinaufnahme und der Bilirubinkonugation (Gilbert-
Syndrom)
Störung der Bilirubinkonugation (Crigler-Najjar Syndrom)
Störung der Sekretion in die Gallenwege (Dubin-Johnson-Syndrom)
Störung in der Bilirubinaufnahme, -konugation, -sekretion (Hepatitis,
Vergiftung)
Je nachdem welche Schritt geschädigt ist, resultieren unterschiedliche
Labormuster von direktem und indirektem Bilirubin
Ikterus
3. Posthepatischer Ikterus: Störungen des Gallenabflusses
Gallensteine
Entzündung der Gallenwege
Tumoren (Pankreaskopfkarzinom)
Abflussbehinderung der Galle => das direkte Bilirubin wird nur wenig
ausgeschieden => Rückstau in die Leber => direktes Bilirubin erhöht
Hält diese Rückstau länger an werden auch Leberzellen geschädigt => steigt
auch indirektes Bilirubin
Gesamtbilirubin Farbtest
Kolorimetrische Diazo-Methode
-Das nicht glucuronidierte (indirekte) Bilirubin liegt im Serum in Albuminbindung vor
-Indirektes Bilirubin muss zuerst durch einen Accelerator vom Albumin abgelöst
werden
Dann reagieren beide Bilirubinfraktionen mit 3,5-Dichlorophenyldiazonium
Und ergeben einen roten Azofarbstoff. Die Farbintensität des gebildeten roten
Azofarbstoffs ist direkt proportional zum Gesamtbilirubin und wird photometrisch
gemessen
Säure
Bilirubin + 3,5-DPD Azobilirubin
3,5-Dichlorophenyldiazonium
2. Integrität der Leberzellen / Zellnekrose
Nachweis intrazellulärer Enzyme (Transaminasen)
- Transaminasen (AST, ALT) sind unspezifisch bezüglich d. Auslösers.
Screening-Parameter bei der Frage ob eine Lebererkrankung vorliegt oder
nicht
- Keines der Enzyme ist komplett leberspezifisch.
Am meisten ALT und GLDH
- Höhe des Transaminasenanstieges korreliert mit dem Umfang der
Zellschädigung (Zahl geschädigter Zellen)
- das Verhältnis AST/ALT kann zur Abschätzung des Schweregrades der
Schädigung beitragen
Der Schweregrad von Leberschäden
ALT 85% Zytoplasma
15% Mitochondrium
AST 80% Mitochondrium
20 % Zytoplasma
GLDH nur Mitochondrium
Leberzellen-Schädigung (z.B. => Hepatitis)
Freisetzung intrazellulärer Enzyme in die Zirkulation
de Ritis-Quotient = AST / ALT
geringer Schaden schwerer Schaden
Mitochondrien
Zytoplasma Mitochondrien
GLDH ALT/ AST/ GLDH ALT/ AST/
GPT GOT GPT GOT
AST < ALT AST > ALT
de Ritis-Quotient < 1 de Ritis-Quotient > 1
de Ritis-Quotient = AST / ALT
reflektiert den Grad der zellulären Schädigung
Wenn die Leberwerte in Referenzbereich liegen, ist de Ritis Quotient nicht aussagekräftig
Bedeutung der Transaminasen (ALT)
Enzymanstieg
Erkrankung Bemerkung
im Mittel (U/ml)
Akute Virushepatitis 1000 Enzymanstieg vor Auftreten des Ikterus
Anstieg vom Ausmaß der Nekrose
Akut-toxische Leberschäden 200 - >2000
abhängig
Chronische Hepatitis:
persistierender Verlauf 100
aggressive Form 200
Verschlussikterus 200 Anstieg nach Auftreten des Ikterus
ALT für Diagnose und Verlaufskontrolle nur
Leberzirrhose 50 von geringer Bedeutung
3. Gallenstau / Cholestase
Cholestase = eingeschränkter Galleabfluss => Rückstau von Bilirubin
und Gallensäuren
Labordiagnostik:
- Bilirubin (gesamt direkt und indirekt)
- Gallensäuren (Serum)
Gallensäuren werden in der Leber gebildet.
Die Ausscheidung erfolgt im Stuhl
- Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT)
bei cholestatischer Leber-erkrankungen erhöht, unspezifisch
- Alkalische Phosphatase (AP)
mehrere Isoenzyme: Leber-AP, Knochen-AP, Nieren-AP
Jede Behinderung des Gallenflusses, bewirkt in den Gallenwegen eine
Induktion der Leber-AP=> erhöhte Leber-AP
Cholestatische Lebererkrankungen
Man unterscheidet intrahepatische und extrahepatische Cholestase.
Intrahepatisch Extrahepatisch
• Virushepatitis • Gallensteine
• primär biliäre Zirrhose (PBC) • Karzinom: (Cholangiokarzinom,
• Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) Pankreaskopfkarzinom)
• Schwangerschaft Leber Erkrankung • Gallengangszysten
• Sepsis • Parasiten
• infiltrative Erkrankungen • Gallengangstenosen
Sarkoidose
Lymphom
• Lebermetastasen
Cholestase und Ikterus
prähepatischer hepatischer posthepatischer
Ikterus Ikterus Ikterus
Bilirubin (direktes) normal ↑ ↑↑
Bilirubin (indirektes) ↑↑ ↑ normal
AST (GOT) ↑↑ (aus Erythrozyten ↑ (hepatischen ↑(hepatischen
durch Hämolyse) Ursprungs) Ursprungs)
ALT (GPT) normal ↑↑ ↑
Gamma-GT normal ↑ ↑↑
Urin-Bilirubin normal ↑ ↑
Urin-Urobilinogen ↑ ↑ ↓
4. Fibrose und Fibrogenese
Auslöser: chronische nekro-inflammatorische Schädigung des Leberparenchyms
Pathophysiologie: Ersatz des funktionellen Leberparenchyms durch Bindegewebe,
Behinderung des intrahepatischen Blut- und Galleflusses
Labordiagnostik: Prokollagen-III-Peptid: Erhöhte Werte von P III P sind ein Hinweis auf
vermehrte Aktivität des Kollagenstoffwechsels (Fibroblastenaktivität) und korrelieren
mit dem Ausmaß des fibrotischen Leberumbaus bei Leberzirrhose. Der Test ist geeignet
für Verlaufskontrolle
Biopsie mit histologischer Untersuchung.
Nichtinvasive transiente Elastographie kann fortgeschrittene Zirrhosen erkennen.
Wichtige „Leberparameter“
Integrität der Leberzellen: Entgiftung:
Aspartat-Aminotransferase (AST) Bilirubin
Alanin-Aminotransferase (ALT) Ammoniak / Harnstoff
Glutamat-Dehydrogenase (GLDH)
Syntheseleistung: Gallenstau / Cholestase:
Cholinesterase (CHE) Bilirubin (gesamt, konjugiert)
Albumin γ -Glutamyltransferase (γ-GT)
Alkalische Phosphatase (AP)
Gerinnungsfaktoren (Quick)
Gallensäuren
Leberdekompensation
Um den Grad der Funktionsstörung der Leber abzuschätzen, wird einen
Klassifikationssystem appliziert
1. Child-Pugh-Score: dient zur Abschätzung das ein Jahr überleben
1 2 3
Aszites abwesend leicht mäßig
Bilirubin <34 µmol/l 34-51 µmol/l >51 µmol/l
Albumin >35 g/l 28-35 g/l <28 g/l
INR <1,7 1,7-2,3 >2,3
Enzephalopathie abwesend Klasse 1-2 Klasse 3-4
A B C
Score 5-6 7-9 10+
1 Jahr Überleben 100% 80% 45%
Leberdekompensation
MELD-Score :Model of End Stage Liver Disease-Score
Abschätzung der Mortalität bei Patienten mit einer Leberkrankung
MELD-Score = 3,8 * log(Bilirubin [mg/dl]) + 11,2 * log(INR) + 9,6 *
log(Kreatinin [mg/dl]) + 6,4
MELD>14
Praktikum
Patientenfälle
Patienten-Fall 1
Anamnese / Untersuchung
46-jähriger kaltschweißiger und hypotoner Patient in der
Notaufnahme, seit frühem Morgen plötzlich aufgetretene,
diffuse Schmerzen im gesamten Oberbauch, mittlerweile
gürtelförmig Ausstrahlung bis in den Rücken, am Vortag
Teilnahme an einer Geburtstagsfeier, die bis in die Nacht
dauerte, da war noch alles in Ordnung, Übelkeit mit
einmaligem Erbrechen
Patienten-Fall 1
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose bzw. mögliche Differentialdiagnosen?
(alkoholinduzierte) akute Pankreatitis, Appendizitis, Darmverschluss (Ileus), Gastritis
Welche Laborwerte sichern Ihre Diagnose? Was fordern Sie weiter an?
p-Amylase, Lipase, CRP, ---------> Alkoholbestimmung
Wie beurteilen Sie den Laborbefund des Patienten vor dem Hintergrund Ihrer Verdachtsdiagnose?
Keine Korrelation der Werte mit Schwere; Alkohol wahrscheinlicher Auslöser; keine Leberbeteiligung im Sinne
einer Cholestase; Elyte ok, Calcium im Normbereich wg. Calciumnekrosen; CRP als Prognosemarker
Was sind Isoenzyme und warum ist die α-Amylase Gesamt kein idealer Parameter?
Isoenzyme katalysieren gleiche Reaktion. Hier p-Amylase und s-Amylase (Speicheldrüse). S-Form macht 60% der
Gesamtamylase, daher nicht spezifisch! Bestimmung der p-Amylase notwendig durch Hemmung monoklonaler
Antikörper.
Können Sie anhand des Laborbefundes etwas über die genauere Ursache erklären? Welcher Parameter
hilft Ihnen dabei und was wissen Sie über dessen Bedeutung?
Alkohol
Welche Ursache ist noch häufig für das vorliegende Krankheitsbild und wie wäre dann das Labor
verändert?
In 45% der Fälle und damit am Häufigsten ist die biliäre Pankreatitis. Durch die Cholestase mit Abflussstörung und
Rückstau resultiert eine entzündliche Autodigestion. Hier nicht der Fall wg. normaler Cholestase- und
Leberparameter.
Wie würden Sie die Schwere der Erkrankung beurteilen?
Keine Aussage über Höhe der Pankreasenzyme; CRP und Leukos gering, daher eher milde Form; bei CRP > 150
mg/l schwere Form definiert.
Patienten-Fall 2
Anamnese / Untersuchung
55-jähriger Patient wird komatös in die Notaufnahme
eingeliefert, laut Ehefrau sei er in letzter Zeit sehr müde und
apathisch gewesen und zunehmend eingetrübt,
zwischenzeitlich war er auch aggressiv und laut, Bauch
gebläht, Leberstauungszeichen, ikterisches Hautkolorit,
Beinödeme, auf Nachfrage bestätigt Ehefrau, dass ihr Mann
seit mehreren Jahren alkoholabhängig sei.
Patienten-Fall 2
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose bzw. mögliche Differentialdiagnosen?
(alkoholtoxische) Leberzirrhose mit Leberausfallkoma, HCC
Welche 3 Parameter könnten zur Abschätzung der Leber-Syntheseleistung herangezogen werden?
Albumin, Cholinesterase, INR, (Ammoniak als Insuffizienzmarker der Entgiftung)
Welche weiteren Laboruntersuchung möchten Sie anfordern und warum?
Ammoniak (Gehirnschädigung), CDT und Ethylglucuronid (Marker für Alkoholkonsum)
Wie beurteilen Sie den Laborbefund des Patienten vor dem Hintergrund Ihrer Verdachtsdiagnose?
AST, ALT leicht erhöht
γ-GT, AP erhöht: Cholestatische Verlauf
Quick verminderte Syntheseleistung (Leberinsuffizienz)
Berechnen Sie den de-Ritis-Quotienten. Welche Aussage lässt sich danach treffen?
Transaminase und de-Ritis-Quotien nur von geringer Bedeutung bei Leberzirrhose
Wenn Sie auf das Gesamt-Bili bzw. seine Zusammensetzung schauen, wo lässt sich aufgrund der
Konstellation die Störung lokalisieren?
Bili gesamt = 8,6, Bili direkt = 2,33, also ist es eine hepatische/posthepatische Störung. Storung der Aufnahme
bzw. Konjugation, Sekretion → Anstieg des Bilirubins (besonders des indirekten Bilirubins)
Patienten-Fall 3
Anamnese / Untersuchung
50-jähriger Mann; Übelkeit seit ca. 10 Tagen, leichte
Oberbauchschmerzen, Ikterus mit gelblichbräunlichem
Gesicht, dunklem Urin, moderater Alkohol-Konsum, nicht
vergrößerte aber gespannte Leber.
Medikamente: Omeprazol, Atenolol seit >5 Jahren
Patienten-Fall 3
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose bzw. mögliche Differentialdiagnosen?
Akute Hepatitis (Akute HBV Infektion), Autoimmunhepatitis, toxische Schädigung
Wie beurteilen Sie den Laborbefund des Patienten vor dem Hintergrund Ihrer Verdachtsdiagnose?
AST, ALT stark erhöht Hinweis auf akute Hepatitis
Die Gamma-GT und die alkalische Phosphatase sind erhöht: Cholestatischer Verlauf
Berechnen Sie den de-Ritis-Quotienten. Welche Aussage lässt sich danach treffen?
AST/ALT (GOT/GPT), hier: 2243/510 = 4,39; also > 1, großer Schaden (Mitochondrien!).
Wenn Sie auf das Gesamt-Bili bzw. seine Zusammensetzung schauen, wo lässt sich aufgrund der
Konstellation die Störung lokalisieren?
Bili gesamt = 7,5, Bili direkt = 2,6 => Bili indirekt= 4,9 also ist es eine hepatische Störung. Störung von Aufnahme,
Konugation,
Welche weiteren Laboruntersuchungen möchten Sie anfordern?
Virus Serologie
Welche Komplikationen können auftreten
chronische Verlaufsform ohne eine akute Erkrankung
Entwickelt sich eine chronische Hepatitis, ist die Entstehung einer Leberzirrhose oder eines Leberzellkarzinoms
begünstigt
Rezidivierende Hepatitis
Patienten-Fall 4
Anamnese / Untersuchung
Ein 53 jähriger Patient, klagt über zunehmenden
Leistungsverlust, Schwäche und Müdigkeit. Die
Untersuchung zeigt einen kachektischen Patienten mit leicht
gespanntem Bauch. Spider naevi auf der Brustwand und im
Gesicht. Von seiner Vorerkrankung berichtet der Patient über
Hepatitis C.
Patienten-Fall 4
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose bzw. mögliche Differentialdiagnosen?
Leberzirrhose, Stoffwechselstörungen (M. Wilson, Hämochromatose)
Wie beurteilen Sie den Laborbefund des Patienten vor dem Hintergrund Ihrer Verdachtsdiagnose?
Albumin, Cholinesterase, Quick, AT3 vermindert: Störung der Syntheseleistung der Leber
AST/ALT: leicht erhöht
Serumelektrophorese: Beta-Gamma-Typ (der Beta-Gipfel übergeht ohne klare Abtrennung in den Gamma-Bereich):
Hinweis auf Leberzirrhose
Welche Komplikationen können auftreten?
Blutung aus Ösophagusvarizen
Aszites durch Albuminmangel
Leberzellkarzinom
Versagen der Leberfunktion
Splenomegalie
welche anderen Ursachen können auch zu diesem Krankheitsbild führen? welche Laborparameter sichern
diese Ursachen?
Alkoholabusus: CDT, Ethylglucuronid
Hepatitis (Virus Serologie,)
Stoffwechselerkrankungen
• (Morbus Wilson: Kupfer im Urin , Kupfer und Coeruloplasmin im Serum
• Hämochromatose: Serumeisen , Ferritin , Transferrinsättigung
Medikamente
Budd-Chiari-Syndrom
Patienten-Fall 5
Anamnese / Untersuchung
43-jährige Patientin, seit Monaten Oberbauchschmerzen
die Stunden bis Tage andauern mit gürtelförmige
Ausstrahlung zeigt. Die Schmerzen treten oft nach dem
Essen auf. Alkoholerkrankung seit 15 Jahren,
Meteorismus und Durchfall 1-2/ Tage, mit glänzende
fettige und voluminöse Stuhlgänge, Gewichtverlust von 8
Kg in 6 Monaten.
Patienten-Fall 5
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose bzw. mögliche Differentialdiagnosen?
Chronische Pankreatitis (wahrscheinlich verursacht durch Alkohol)
Welche weiteren Laboruntersuchung möchten Sie anfordern und warum?
Pankreas-Elastase im Stuhl: Verminderte Ausscheidung im Stuhl bei exokriner Pankreasinsuffizienz
welche andere Ursache können auch zu diesem Krankheitsbild führen, und wie wäre dann das Labor
verändert?
Hypertlipidämie: Triglyzeride
Hypercalciämie: Ca
Welche Komplikationen können auftreten
Pankreaspseudozysten platzen, schweren Blutungen
Stenose des Gallenganges Ikterus
Pankreaskarzinom
Vitaminmangel (fettlöslicher Vitamine: A, D, E, K)
Patienten-Fall 6
Anamnese / Untersuchung
Ein 72 jähriger Patient, klagt über Appetitverlust,
unspezifisch Oberbauchschmerz, Übelkeit,
Gewichtsverlust (8 kg in 4 Wochen), er berichtet über
Obstipation, seit 3 Wochen dunklem Urin und eine
massive Schlafstörung aufgrund des Juckreizes.
Leberultraschall: erweitern Ductus choledochus (15 mm)
Patienten-Fall 6
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose bzw. mögliche Differentialdiagnosen?
Cholestase, (Pankreaskopfkarzinom)
Wie beurteilen Sie den Laborbefund des Patienten vor dem Hintergrund Ihrer
Verdachtsdiagnose?
gamma-GT, AP, erhöht
Direktes Bilirubin erhöht
Leberenzyme leicht erhöht
Extrahepatisch Cholestase
welche anderen Ursachen können auch zu diesem Krankheitsbild führen?
Gallensteine
Tumoren (Pankreaskopfkarzinom)
Parasiten
Welche Formen gibt es für Cholestase?
intrahepatische: Virushepatitis, hepatozellulären Karzinoms, Leberzirrhose, primär billäre Zirrhose,
primär sklerosierende Cholangitis
extrahepatische: Gallensteine, Tumoren, Pankreskopfkarzinom, Gallengangszyste, Parasiten,
Gallengangsstenose (nach Cholezystektomie, Strahlentherapoe)
Welche Tumormarker setzen Sie ein, und mit welcher Fragestellung?
CA 19-9
So früh wie möglich einen Tumorrückfall (Rezidiv) zu erkennen