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THE DIVINE CHRONICLES 5 - SCHÖPFUNG
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THE DIVINE CHRONICLES 5 - SCHÖPFUNG
eBook421 Seiten4 Stunden

THE DIVINE CHRONICLES 5 - SCHÖPFUNG

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Über dieses E-Book

FREUND ODER FEIND?
Mein Name ist Landon, doch unter Engeln und Dämonen kennt man mich als "Diuscrucis". Ich bin der Ausgleich zwischen diesen beiden Welten. Und wieder einmal muss ich eingreifen, denn keine Seite darf gewinnen. Es würde den Untergang der Welt bedeuten.

Seltsame Dinge tragen sich zu: In New York werden Studentinnen bestialisch von Dämonen abgeschlachtet. Tausende Kilometer entfernt paktiert zeitgleich ein begnadeter Wissenschaftler mit Engeln. Gemeinsam arbeiten sie an einem geheimen Projekt, welches die Macht hat, Wissenschaft mit dem Übernatürlichen zu vereinen.
Der Kampf zwischen Himmel und Hölle steht kurz bevor. Mir bleibt nur eine Möglichkeit diesen Krieg noch zu verhindern. Doch dafür muss ich mich mit dem Feind verbünden …

Fünfter Teil der Dark Urban Fantasy Reihe von Michael Forbes.
SpracheDeutsch
HerausgeberMantikore-Verlag
Erscheinungsdatum19. Juli 2021
ISBN9783961881383
THE DIVINE CHRONICLES 5 - SCHÖPFUNG

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    Buchvorschau

    THE DIVINE CHRONICLES 5 - SCHÖPFUNG - M.R. Forbes

    EINS

    Am Anfang war Gott. Niemand weiß, wo Er herkam. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass Er da war. Dass es ihn immer gegeben hat.

    Nach Gott kamen die Seraphen, die Engel. Seine Kämpfer. Seine Armee. Er hat sie aus einem bestimmten Grund erschaffen.

    Er hat sie erschaffen, damit sie das Biest bekämpfen: eine fremde Kreatur von einem anderen Ort, einem anderen Universum, eine Bedrohung für all das, was existiert.

    Das Biest hatte Ihn um seine Hilfe gebeten, und in seiner Gutmütigkeit hat Er sie ihm gewährt.

    Bis das Biest seinen Verstand verloren hat.

    Bis das Biest versucht hat, alles zu zerstören, was Er geschaffen hatte.

    Aus dem Sieg über das Biest erwuchs der mächtigste Seraph, Luzifer, und in seinem Schatten ein weiterer Engel, Malize.

    Nur war er gar kein Engel …

    Das Universum verlangt in allen Dingen ein Gleichgewicht und die Güte von Gott bildet hier keine Ausnahme.

    Luzifer wandte sich gegen ihn, betrog ihn und fiel.

    Um das Gleichgewicht zu halten, wurde die Hölle geschaffen.

    Um das Gleichgewicht zu halten, folgte schon bald das Fegefeuer.

    An diesem neuen Ort in der Unterwelt lechzte Luzifer nach dem, was Er geschaffen hatte. Er lechzte danach, eigenes Leben zu erschaffen.

    Lechzte danach, zu zerstören, was Er geschaffen hatte.

    Die Dämonen waren geboren.

    Der Krieg begann.

    Die Dämonen kamen auf die Erde, um Chaos und Zerstörung zu verbreiten. Die Engel stiegen vom Himmel herab, um sie zu bekämpfen.

    Um das Gleichgewicht zu halten.

    Jahrtausende vergingen.

    Der Krieg wütete unaufhörlich.

    Die Menschheit entwickelte sich weiter, blühte auf, war fruchtbar und vermehrte sich.

    Die Welt gehörte ihnen, oder zumindest dachten sie das. Heimlich, im Verborgenen, ging der Krieg weiter. Unter allem ruhte das Gleichgewicht, ein Universum, das auf einer Nadelspitze balancierte.

    Ein richtiger Stoß in die Arme der Dämonen, die Versklavung der Menschheit, die Verwüstung der Erde.

    Ein richtiger Stoß, um die Gläubigen zu ihrem Schöpfer zu bringen, alle anderen würden der Verwüstung zum Opfer fallen, nicht mehr wert als Futter für die Dinge, die blieben.

    Mein Name ist Landon Hamilton.

    Einst war ich nicht mehr als ein Mann.

    Einst war ich ein Diuscrucis: Meine Seele war ein perfektes Gleichgewicht aus Mensch, Dämon und Engel. Ich war ein Krieger des Fegefeuers, ein Held für die Menschheit.

    Einst habe ich einen Gott bekämpft und gewonnen.

    Einst war ich selbst ein Gott gewesen.

    Das war in der Vergangenheit und die Vergangenheit liegt hinter mir.

    Heute: Mein Name ist Landon Hamilton. Ich bin kein Mensch, kein Gott, kein Engel oder Dämon, nicht einmal mehr ein Diuscrucis, obwohl mir der Titel noch gehört.

    Ich bin nur Landon.

    Ein in die Jahre gekommener Veteran. Ein alter Hund mit neuen Tricks.

    Der Krieg wütet weiter.

    Das Gleichgewicht muss gehalten werden.

    Die Zukunft der Menschheit hängt davon ab. Hängt von mir ab.

    Hängt von uns ab.

    Wenn du das hier gefunden hast. Wenn du das hier liest. Wenn du diese Worte sehen und verstehen kannst. Wenn du dich dem Kampf anschließen willst.

    Finde mich.

    ZWEI

    Der Wind fegte durch die Abstände zwischen den Hochhäusern, traf meine linke Seite, wirbelte meine Haare durcheinander und ließ meinen geöffneten Mantel gegen meine Hüfte schlagen. Ich konnte den Sog fühlen und hörte das Pfeifen in meinen Ohren.

    Ich war froh, dass ich die Kälte nicht spürte.

    Es war spät, drei Uhr morgens. Die Stadt schlief nicht. Diese Stadt schlief nie. Es war jedoch still, die meisten Menschenansammlungen bestanden aus nächtlichem Partyvolk, Leuten, die mit ihren Hunden spazieren gehen und Ähnlichem. Ich manövrierte um sie herum, ohne ihnen groß meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich war einer von ihnen und gleichzeitig hatte ich nichts mit ihnen gemeinsam.

    Ich ging an einer steinernen Fassadenecke vorbei und spähte in die dunkle Gasse. Mein Magen knurrte aus Protest, eine Erinnerung daran, dass ich etwas essen musste. Ich hoffte, dass mich das Geräusch nicht verraten würde.

    Ich ging weiter.

    Erst drei Häuserblocks später kamen sie, insgesamt sechs, einer aus einer anderen Gasse, einer von der gegenüber liegenden Seite und drei von dem Dach zu meiner Linken. Es war ein langer Fall, aber sie konnten ihn verkraften. Sie waren Dämonen.

    Vampire.

    »Hast du dich verlaufen, Fremder?«, fragte der offensichtliche Anführer.

    Er war gutaussehend, in Kakihose und einem Poloshirt. Ich erinnerte mich daran, ihn in der Bar gesehen zu haben. Er musste eine Straße weiter oben genommen haben, um mich zu überholen, und ist dann umgekehrt und zurückgekommen. Ich war nicht überrascht. Das war typisch.

    Zwei Jahre war es her, als ich die Macht eines Gottes in meinen Händen gehalten hatte.

    Zwei Jahre, seit ich sie abgelehnt habe.

    Zwei Jahre, seitdem ich wiedergeboren wurde, nicht länger ein Geschöpf der Göttlichen.

    Es war seltsam, dass es immer solche Situationen waren, die mich reflektieren ließen, die stets Erinnerungen an Charis und Clara, meine Frau und Tochter, brachten. Ich konnte nicht anders über sie denken, obwohl Charis und ich niemals wirklich verheiratet gewesen waren, niemals intim geworden waren. Auch wenn Clara nicht viel mehr als eine Erfindung des Gefängnisses gewesen war, in dem wir zusammen gefangen gewesen waren, eine Manifestation unserer Macht. Auf eine gewisse Art und Weise war es wie eine endlose Schleife. Ich denke, es lag daran, dass ihre Geister mich daran erinnerten, wieso ich noch immer hier war. Warum ich geblieben bin.

    »Ich habe dich gefragt, ob du dich verlaufen hast«, wiederholte der Vampir. Er war selbstbewusst, und wieso sollte er das nicht sein? Ich war umzingelt.

    Sie hatten ihre Krallen nicht ausgefahren, noch nicht. Ich war sicher, dass sie annahmen, es nur mit einem weiteren Sterblichen zu tun zu haben, einem Stück Fleisch. Mein Alter und meine geschmeidige Statur suggerierten, dass ich nicht die verdorbene Kraft des Biestes in mir trug, die die Hälfte ihrer Nahrungskette vergiftet hatte.

    Vor zwei Jahren hätten sie mich als einen Engel oder Dämon gesehen. Vielleicht hätten sie sogar gewusst, wer ich bin. Diese Tage waren vorbei. Sie sind mit Charis und Clara gestorben. Ich war jetzt anders.

    Neu.

    »Ich weiß genau, wo ich bin.«

    Polo sah seine Gehilfen an, leicht verwirrt wegen meines unerwarteten Selbstbewusstseins. Sie konnten nicht wissen, wie ich aussah, was ich war.

    »Fesselt seine Hände und durchsucht ihn«, sagte Polo schließlich und gestikulierte mit seinen Fingern. »Wenn dein Blut rein ist, wirst du eine nette Mahlzeit sein.«

    Ich legte meine Hände auf meinen Rücken, hielt sie zusammen, um ihnen das Fesseln zu erleichtern.

    »Was tust du da?«, fragte Polo. Seine Stimme zitterte leicht. Unsicher. Die meisten Menschen boten sich nicht freiwillig als Vampirfutter an.

    Ich fühlte, wie ein paar raue Hände sich meine Handgelenke schnappten. Ich hatte meine göttliche Kraft aufgegeben. Das bedeutete nicht, dass ich machtlos war.

    Ich verlagerte mein Gewicht, zerrte und zog an dem Vampir hinter mir, schwenkte ihn wie einen Fleischhammer und warf ihn in seinen Partner zu meiner Linken. Sie stürzten zu Boden, die anderen fauchten und entblößten ihre Zähne und Krallen, ihre Augen verwandelten sich in leeres Schwarz.

    Sie griffen mich an.

    Ich kauerte mich in eine Verteidigungshaltung, ließ Polo nicht aus den Augen und beobachtete die anderen aus meinen Augenwinkeln heraus. Der Vampir war eine verschwommene Form zu meiner Linken, und ich fasste seinen Arm mit meiner linken Hand und seine Brust mit meiner rechten. Ich verwendete seine eigene Masse und Trägheit gegen ihn, änderte seine Richtung und vergrub ihn im Zement.

    Sein Genick brach mit einem feuchten Knacken.

    Ich duckte mich, griff in meine Tasche und drehte mich erneut, während ich meine Hände dem herankommenden Angreifer entgegenstreckte.

    Er fand sich auf einer vier Fuß langen römischen Spatha aus Obsidian aufgespießt wieder, die sowohl mit dämonischen Runen als auch mit Seraphen-Schriftzeichen verziert war. Mühelos bohrte sie sich zwischen seine Rippen und kam hinten am Rücken wieder raus. Ich befreite ihn, stieß ihn fort und blieb mit einem kleinen, schwarzen Stein in meinen Händen zurück, den ich fest umschlossen hielt. Gleichzeitig rollte ich mich nach rechts, um dem fallenden Vampir auszuweichen, der gerade weihrauchdampfend verstarb. Erneut kam ich auf meine Beine mit einer Klinge in meinen Händen.

    Ich wurde von einer einzigen Masse aus Zähnen und Klauen begrüßt. Die restlichen Vampire gaben alles, um mich dingfest zu machen. Ihr Angriff war organisiert und grausam. Sie wussten genau, was sie taten. Sie wussten zu kämpfen.

    Einst war die Seele eines jahrhundertealten Engels mit meiner eigenen vereint gewesen. All ihre Erinnerungen und all ihr Wissen hatten mir gehört. Sie war ein intimer Teil von mir gewesen, eine Vertraute und eine Freundin. Obwohl Josette nicht mehr da war, bestanden die Erinnerungen fort, hallten in meinem Geist nach.

    Sie hatten keine Chance.

    Einen Vampir traf die Klinge aus Obsidian direkt ins Herz, einen anderen in den Magen, und ein dritter versuchte davonzulaufen. Ich warf die Spatha, die ihn im Rücken traf. Er fiel auf den Gehsteig und verbrannte zu Asche. Bisher hatte ich Polo in Ruhe gelassen, jetzt griff ich ihn an der Kehle und warf ihn gegen die Mauer. Er knallte hart dagegen und rutschte zu Boden, seine Klauen zogen sich ein, seine verängstigten Augen nahmen wieder ein normales Braun an.

    »Diuscrucis?«, vermutete er etwas zu spät.

    »Ich suche nach Randolph.«

    »Hearst? Warum?«

    »Er hat versucht, die Solen-Familie neu zu gruppieren.«

    Sie war einst die stärkste Vampir-Familie im Nordosten gewesen, bis ihr Patriarch, Merov, sich mit seiner Tochter angelegt hatte und verlor. Die Familie hatte sich ihr angeschlossen, doch sie war in die Hölle gegangen und hatte sie ohne Führung zurückgelassen.

    Rebecca.

    Sie war der Grund gewesen, dass das Biest befreit werden konnte.

    Sie war auch teilweise der Grund gewesen, dass es besiegt werden konnte.

    Ich hatte seither nicht mehr an sie gedacht.

    Zumindest bis vor Kurzem. Nicht, bis ich herausgefunden hatte, dass Merovs vormaliger Buchhalter versuchte, sich an die Spitze der noch verbliebenen Solen-Familie zu setzen. Er muss gewusst haben, dass solch ein Versuch meine Aufmerksamkeit erregen würde. Er zählte wahrscheinlich darauf. Wenn er eine Idee hätte, wer ich war und wo ich mich aufhielt, hätte er mich einfach anrufen oder mir eine Postkarte schicken können. Die Göttlichen sahen mich jetzt nur noch als einen Mensch. Das machte es einfach, sich anzupassen, zu verschwinden.

    »Sie werden ihn nicht akzeptieren«, erwiderte Polo. »Er ist ein Erbsenzähler, kein Alpha. Darüber musst du dir keine Sorgen machen.«

    »Verteidigst du ihn?«

    »N…Nein. Ich kenne Hearst. Er ist ein Verkäufer. Er hat immer etwas Bestimmtes im Sinn.«

    »Das ist der Grund, warum ich mit ihm reden muss. Warum beinhaltet sein Vorhaben mich?«

    »Ich weiß nicht, was du meinst.«

    »Weißt du, wo ich ihn finden kann?«

    Polos Augen sprangen hin und her, als ob er erwartete, dass er aus der Dunkelheit auftauchen würde. »Er mag die Strip-Clubs. ‚Lagerbestand‘ nennt er sie. Versuch das Penthouse.«

    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er war ängstlich gewesen, aber jetzt, da er mir gesagt hat, was ich wissen wollte, war er panisch. Seine Hände bewegten sich über den Zement in seinem Versuch, sich weiter von mir wegzubewegen.

    Ich würde ihn nicht töten. Es gab keinen Grund.

    Ich drehte mich um und ging fort, blieb nur kurz stehen, um die Spatha zu holen und sie zurück an ihren Platz zu stecken. Ich machte mir keine Sorgen, Polo könnte jemandem erzählen, dass er mich gesehen hat oder wusste, wie ich aussah.

    Kurz nachdem er mich aus den Augen verloren hat und ich ihn auch nicht mehr sah, würde er alles im Zusammenhang mit mir vergessen.

    Das war eine von Malizes Fähigkeiten gewesen, und ich war schlau genug, mir diese zu sichern, als ich wiedergeboren wurde. Die Anonymität gab mir Zeit zum Schlafen und Ausruhen und zum Nachdenken, ohne dabei Sorge haben zu müssen, von Dämonen angegriffen oder von Engeln belästigt zu werden. Sie ließ mich im Verborgenen und in Sicherheit bleiben. Sie machte es so gut wie unmöglich, mich zu finden.

    Gleichzeitig erlaubte sie mir, mich näher bei den Leuten aufzuhalten, die ich beschützte. Sie gab mir das Gefühl, menschlich zu sein, weil ich immer ich selbst sein konnte. Ich wusste von dem Biest, dass dies das Geheimnis war, um das Gleichgewicht aufrechterhalten zu können. Er hatte vergessen, wer er war, für was er gekämpft hatte. Ich konnte es mir nicht erlauben, dass mir dasselbe passierte. Ich konnte noch immer die Zerstörung sehen, die sein Versagen mit sich brachte. Ich konnte noch immer die Leere spüren. Als er die eine verlor, die er liebte, hatte er alles verloren. Ich hatte jene verloren, die ich liebte, und ich hatte überlebt. Es war nicht immer einfach und es gab Zeiten, da schmerzte es, als ob es gerade eben erst passiert ist, aber ich hatte mich geweigert aufzugeben. Es war die Verantwortung, die ich übernommen habe, der Job, den ich akzeptiert habe. Wenn ich es nicht schaffte, in mir ein Gleichgewicht zu halten, würde nicht nur ich leiden.

    Ich schloss meine Augen, ein Bild von Charis und Clara erschien in den Ecken der Dunkelheit. Ich hatte überlebt, weil es jemand musste. Ich hatte überlebt, damit sie unter den Sternen leben konnten, wissend, dass sie nicht versagt hatten.

    Ich sah nach oben in den Nachthimmel, dieselben Sterne, die durch die Wolken kaum sichtbar waren. Vielleicht würde ich ihr eines Tages dort Gesellschaft leisten, wenn die Menschheit stark genug war, um sich in dem Krieg zwischen Himmel und Hölle selbst zu verteidigen.

    Eines Tages, aber nicht heute.

    DREI

    ‚Das Penthouse‘ war die Abkürzung für den Penthouse Executive Club. Es war ein gehobener ‚Gentlemans‘-Club an der 11ten und 45ten, nicht weit entfernt von der Stelle, wo die Intrepid am Hafen lag. Obwohl ich nie dort gewesen war, wusste ich, wo der Club sich befand. Ich wusste, wo alles war in dieser Stadt.

    Ich beobachtete den Eingang von der gegenüberliegenden Straßenseite aus, verborgen im Schatten einer dunklen Ecke. Ich konnte noch immer den Wind in meinen Ohren hören und ihn in meinen Haaren spüren. Gegenüber von mir wartete eine Schlange Limousinen am Eingang des Clubs, ihre Fahrer standen geduldig auf der Beifahrerseite, bereit, die Passagiere in Empfang zu nehmen, sobald diese durch die Türen kamen. Genau wie ich, schienen sie der Kälte gegenüber immun zu sein. Einige waren es, weil sie unter ihren Tuxedos und Wollmänteln weitere Schichten Kleidung trugen.

    Einige waren es, weil sie nicht menschlich waren.

    Ich konnte die Göttlichen nicht mehr spüren, nicht in einer Form aus Hitze und Kälte, Himmel und Hölle, die meine Seele kitzelte. Was ich konnte, war, sie zu sehen in einer Art und Weise, wie es der schwächste Erwachte Mensch konnte. Wenn ich sie ansah, erkannte ich, was sie waren. Unter den fünf Fahrern befand sich ein Umgewandelter, ein Mensch, der seine Seele an einen Dämon im Austausch für Macht verkauft hatte, und ein Vampir, der gegen die Motorhaube eines klassischen Rolls lehnte und arrogant durch die Gegend schaute.

    Ich konnte erahnen, welches Auto Hearst gehörte.

    Es war drei Uhr morgens und der Club würde bald schließen. Es gab keinen Grund, hineinzugehen und das Leben von sterblichen zu riskieren. Stattdessen beobachtete ich die wenigen Fußgänger, die Menschen, die in den Club gingen und herauskamen, und die Bewegungen der Fahrer.

    Als ich eine Lücke entdeckte, trat ich aus dem Schatten hervor und ging auf den Vamp zu. Während ich mich bewegte, verwandelten sich meine Jacke und meine Jeans in einen schicken Smoking und einen Mantel, die der Standardkleidung der Fahrer ähnelte.

    »Hey, Kumpel«, sagte ich, während ich direkt auf den Vamp zuging. Er reagierte kaum, lediglich seine Augen bewegten sich nach links, damit er mich sehen konnte.

    »Brauchst du was?« Er war groß und dünn und hatte etwas Sanftes an sich. Ich starrte ihn für einige Sekunden an. Er war nicht rein.

    Als das Biest aus seinem Gefängnis entkommen war, hatte seine Macht damit begonnen, diese Welt zu überfluten. Diese Macht hatte die Menschheit infiltriert, war in ihre Seele geflossen und hatte jene beeinflusst, die selbst in einer noch so dürftigen Art und Weise von göttlicher Herkunft waren, was eine größere Menge darstellte als man wohl vermuten mag. Einige wurden krank und starben. Einige blieben unberührt.

    Einige bemerkten nichts und wurden gleichzeitig zu Gift für die Kreaturen von Luzifer, die menschliches Blut zum Überleben brauchen.

    Einige, weniger als ein Prozent, verwandelten sich.

    In was sie sich verwandelten, war von ihrer Herkunft abhängig, und in den meisten Fällen bedeutete es, dass sie zu irgendeiner Art Dämon wurden. Schließlich waren die Teufel und Vampire und Werwölfe die Vergewaltiger.

    Gott hatte seine Engel davon abgehalten, sich mit den Menschen einzulassen, und soweit ich wusste, gab es nur einen Sterblichen, der engelsgleiche Fähigkeiten geerbt hatte.

    Er war in Frankreich, verliebt in seine Schwester.

    »Kalte Nacht«, sagte ich.

    Jetzt drehte er seinen Kopf. »Ich bin nicht in Stimmung für Small Talk, Kumpel

    Das letzte Wort hörte sich wie ein Fluch an.

    »Ich auch nicht.«

    Ich hatte meinen Arm um seine Schulter gelegt, bevor er reagieren konnte und drehte ihn weg, damit wir für die anderen Fahrer nicht zu sichtbar waren. Ich schlug hart seitlich gegen seinen Kopf, gegen seine rechte Schläfe, hielt sein Gewicht, als er sein Bewusstsein verlor. Ein echter Dämon würde niemals so schnell ohnmächtig werden. Halb schleppend, halb tragend brachte ich ihn zu dem hinteren Teil des Wagens, dabei hielt ich ihn fest und unterhielt mich mit ihm, als ob wir alte Freunde waren. Er hing schlaff in meinen Armen und ich fand die Schlüssel in seinen Taschen und öffnete den Kofferraum. Ich behielt die anderen Fahrer im Auge, überprüfte, ob uns auch niemand beobachtete und warf ihn dann schnell hinein. Ich schlug den Kofferraum zu und lehnte mich einige Minuten dagegen, um sicherzustellen, dass niemand den Austausch bemerkt hatte. Als alles ruhig blieb, ging ich zu der Fahrerseite und setzte mich hinter das Steuer.

    Ich schaute in den Spiegel, positionierte die Fahrermütze so, dass sie tiefer über meinen grauen Augen hing und schuf so einen Schatten, der mich für etwa drei Sekunden verbergen würde. Das war die Zeit, die ich benötigte, um sicherzustellen, dass Hearst keinen Bodyguard dabei haben wird.

    Dann wartete ich.

    VIER

    Ich musste nicht lange warten.

    Die hintere Tür des Rolls öffnete sich und Randolph Hearst ließ sich auf den Rücksitz fallen. Ich schielte nach hinten, sah keine Begleitung, als er die Tür schloss.

    »Warum zur Hölle füttere ich dich, äh?«, fragte er. »Du solltest die gottverdammte …«

    »Randolph.«

    Hearst lächelte. »Landon. Ich habe mich schon gefragt, wann du meine Nachrichten erhalten würdest.«

    Er war alt, mit dünnem, weißem Haar und vielen Falten. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, erinnerte er mich an meinen Onkel Luther, sanft und leicht zu unterschätzen.

    Ich wusste, dass Hearst diesen Eindruck mochte, weil er nicht der Stärkste war, und das musste er auch nicht sein. Er wusste zu manipulieren und er wusste, wo er zustechen musste, sobald du ihm den Rücken zudrehst.

    Das machte ihn um einiges gefährlicher als Merov jemals gewesen ist.

    »Deine Jungs spät in der Nacht loszuschicken, um Betrunkene zu entführen … Nicht deine einfallsreichste Idee.«

    Er lachte. »Ich hätte aufgehört, aber niemand scheint zu wissen, wo du lebst. Wie auch immer, einfach ist stets besser, und ich musste sichergehen, dass du zuerst Fragen stellen würdest.«

    Seine Stimme war rau, mit einem schweren New Yorker Akzent. Er würde einen großartigen Paten abgeben.

    »Anstatt dich einfach zu töten?«

    »Es ist besser, dass du es nicht einmal versuchst.«

    »Die Solen-Familie wieder zusammenzubringen, ist nicht der Weg dies zu verhindern.«

    »Vertrau mir, wenn ich sage, dass du größere Probleme hast.«

    »Ich nehme an, dass ist der Grund, wieso du reden wolltest?«

    »Das ist er.« Er sah aus dem Fenster. »Nachdem du meinen Fahrer anscheinend außer Gefecht gesetzt hast, würde es dir etwas ausmachen, mich nach Hause zu bringen? Ich bin sicher, dass du bereits weißt, dass ich Merovs alte Hütte renoviert habe.«

    »Warum nicht?« Sobald ich weg war, würde er sich erinnern, dass wir geredet haben. Er würde aber nicht wissen, wann und wo.

    »Du bist ein echter Gentleman.«

    Ich ließ den Wagen an und fädelte mich in den Verkehr.

    »Also, rede.«

    »Hast du jemals von Matthias Zheng gehört?«

    »Kann ich nicht behaupten.«

    »Er ist ein Chinese-Amerikaner in dritter Generation. Er hat einen Doktortitel in Engineering von der Stanford. Danach arbeitete er in einem Labor in New Mexico für die Regierung. Wie meine Leute herausfinden konnten, hatte das Startup für das Militär an irgendeiner fortschrittlichen Robotertechnik gearbeitet.«

    Ich lachte. »Seit wann interessiert es Vampire, was irgendeine militärische Regierung tut?«

    »Es interessiert mich nicht, was das Militär macht. Ich interessiere mich für Matthias Zheng. Wenn man alles glauben darf, ist der Mann ein Genie, vielleicht sogar so schlau wie ich.« Es folgte ein raues Lachen. »Er wurde bei Gesprächen mit dem Feind beobachtet.«

    »Mit den Engeln? Er ist ein Erwachter?«

    »Nicht, wenn ich nach meinen Quellen gehe. Nur ein gewöhnlicher Kerl, so wie du anscheinend auch. Offensichtlich kann das Aussehen trügen.«

    »Ich bin ein besonderer Fall.«

    »Vielleicht bist du nicht so speziell wie du denkst. Wie auch immer, du kennst Valerix?«

    »Den Großdämon der Westküste? Sie verhält sich schon seit einer Weile ruhig.« Wenn ein mächtiger Dämon wie sie sich ruhig verhielt, bedeutete es, dass sie etwas im Schilde führt. Indem ich Randolph dies mitteilte, machte ich ihm auch deutlich, dass ich Valerix im Auge behielt.

    »Sie war es gewesen, die mir gesagt hat, dass ich dich finden muss und dir diesen Hinweis geben soll. Wenn ein Großdämon beunruhigt ist, muss etwas dran sein, oder?«

    »Oder es könnte eine Falle sein.«

    Hearst lachte. »Wie zur Hölle sollten wir dir eine Falle stellen? Wir wissen nicht einmal, wo du zu finden bist, seit dem ganzen Scheiß mit dem Biest.«

    Ich drehte meinen Kopf und sah ihn an. »Das bedeutet nur, dass ihr euch mehr anstrengen müsst. Ich bin kein Idiot, Randolph. Mich dazu zu bringen, mich zu zeigen, wäre der erste Schritt in jedem Plan.«

    Er streckte seine Hände aus, versuchte unschuldig auszusehen. Als ob ein Vampir jemals unschuldig aussehen könnte. »Sie wollte, dass ich dir von Zheng erzähle. Du kennst mich, Landon. Ich bin ein Überlebenskünstler. Ich fange nichts mit deiner Sorte an, ohne wirklich triftige Gründe. Und die gibt es nicht, noch nicht zumindest.«

    Ich konnte dieser Logik nichts entgegensetzen. Nachdem er keine gewaltigen Kräfte besaß, musste er sich damit begnügen, geduldig zu sein und extrem berechnend, wenn er einen Teil des Kuchens abbekommen wollte. Ich war noch immer eine zu große Unbekannte für ihn, um solch ein Risiko einzugehen.

    »Du hast mir einen Namen gegeben und ihm unterstellt, ein Fan von Gott zu sein. Du hast mir nicht alles gesagt, was du weißt.«

    »Scharfsinnig, wie immer. Valerix hat gesagt, dass sie einen Sukkubus in das Gebäude geschickt hat, wo er lebt, und sie dort als eine seiner Nachbarinnen untergebracht ist. Sie hat alle ihre Tricks an ihm versucht, und er hat sie verscheucht wie irgendeine Mücke oder so was in der Art. Also dachte sie, vielleicht steht er auf Jungs. Nichts. Er ist immun gegen dämonische Macht.«

    Ich schaute wieder zu ihm nach hinten. Es war unmöglich für jemanden, immun zu sein und nicht Göttlich.

    Es sei denn, sie waren wie ich.

    »Ist wie ein Arschtritt, oder?«, fragte er. »Im Westen geht etwas vor sich, Diuscrucis. Die Engel verhalten sich seit zwei Jahren still. Sie überlassen es dir, das Chaos, welches das Biest angerichtet hat, aufzuräumen und alles wieder in Ordnung zu bringen. Das sind zwei Jahre, in denen sie Zeit hatten, in denen sie sich vorbereiten konnten. Um uns zu zerstören … oder um dich zu zerstören.«

    Oder beides.

    »Wenn du mehr Informationen möchtest, musst du mit Valerix reden.« Er griff in die Tasche seines Jacketts und hielt mir ein Stück Papier hin. »Ihre Adresse. Sie erwartet, dass du ihr irgendwann einen Besuch abstatten wirst.«

    Ich nahm es. Es fühlte sich wie eine mögliche Falle an, aber der Gedanke, dass es jemand anderen da draußen gab mit Immunität gegen das Göttliche, der mit den Engeln zusammenarbeitet … das war eine Kuriosität und ich war sehr neugierig.

    »Ich bin sicher, du kennst den Rest der Strecke«, sagte ich, während ich das Auto mitten auf der Straße anhielt. Wir waren noch immer gute zehn Häuserblocks von Merovs Penthouse in Uptown entfernt.

    »Wohin gehst du?«, wollte Randolph wissen.

    »Dir war aufgetragen worden, eine Nachricht zu überbringen, und das hast du getan. Ich werde sehen, was ich herausfinden kann.« Ich öffnete die Tür und stieg aus. Ich lehnte mich nochmals hinein und sah den Vampir an. »Pass auf dich auf, Randolph. Die Familie wieder zusammenzubringen … das ist gefährlich.«

    Er schaute mich finster an, offensichtlich unglücklich darüber, die Wahl treffen zu müssen, entweder den Rest des Weges zu laufen oder sich selbst nach Hause zu fahren. »Du weißt, dass ich mich immer vorsichtig verhalte.«

    Ich knallte die Tür zu und ging fort, den Weg zurück, den wir gekommen waren.

    Das wusste ich.

    Und das war der Grund für meine Nervosität.

    FÜNF

    Die Eckwohnung in einem heruntergekommenen Gebäude im Theater Distrikt war meine gegenwärtige Bleibe. Es war ein unscheinbares, anspruchsloses, kleines Loch in der Wand, das nur durch eine eingeritzte Adresse im Eckpfeiler markiert wurde. Eine nie verschlossene Haustür erlaubte Einlass in das Gebäude. Noch gewöhnlicher ging es nicht, und es war die reinste Form von sich-in-aller-Öffentlichkeit-verstecken.

    Ich ging in das mit Postfächern bestückte Foyer und dann durch die zweite Tür in den Treppenaufgang.

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