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Kenelm Chillingly. Band 1: Roman in drei Bänden
Kenelm Chillingly. Band 1: Roman in drei Bänden
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eBook341 Seiten3 StundenBecoming Kenelm

Kenelm Chillingly. Band 1: Roman in drei Bänden

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Über dieses E-Book

„Kenelm Chillingly“ von Edward Bulwer-Lytton ist die Geschichte eines jungen Aristokraten im 19. Jahrhundert auf der Suche nach Selbstfindung. Kenelm, der Protagonist, ist eine ungewöhnliche Figur, die von einer Mischung aus Melancholie und Witz geprägt ist. Er widersetzt sich den konventionellen Erwartungen der Gesellschaft und begibt sich nach einer tiefen existenziellen Krise auf eine Reise durch England. Auf seinem Weg trifft er verschiedene Charaktere aus unterschiedlichen Lebensbereichen, wobei jede Begegnung sein Verständnis von der Welt und sich selbst bereichert. Insbesondere seine Begegnung mit der jungen und schönen Cecilia hat großen Einfluss auf Kenelms Denken und Empfinden.

Dieser Roman ist nicht nur eine Geschichte über persönliches Wachstum, sondern auch ein Kommentar zur viktorianischen Gesellschaft, ihren Normen und dem Konflikt zwischen traditionellen Werten und modernen Ideen. Kenelms Reise ist auch eine Liebesgeschichte, die von seinen tiefen und komplexen Gefühlen für Cecilia geprägt ist, einem Symbol für die ideale viktorianische Frau. Die Erzählung, die reich an philosophischen Dialogen und scharfen Beobachtungen ist, bietet einen satirischen und doch aufschlussreichen Einblick in die menschliche Natur und Gesellschaft. Letztendlich gipfelt die Geschichte darin, dass Kenelm seinen Platz in der Welt findet, nicht durch Konformität, sondern durch ein tieferes Verständnis der Komplexität des Lebens.

Dies ist der erste von drei Bänden.
SpracheDeutsch
Herausgeberapebook Verlag
Erscheinungsdatum3. Dez. 2024
ISBN9783961306527
Kenelm Chillingly. Band 1: Roman in drei Bänden
Autor

Edward Bulwer-Lytton

Edward Bulwer-Lytton, engl. Romanschriftsteller und Politiker, ist bekannt geworden durch seine populären historischen/metaphysischen und unvergleichlichen Romane wie „Zanoni“, „Rienzi“, „Die letzten Tage von Pompeji“ und „Das kommende Geschlecht“. Ihm wird die Mitgliedschaft in der sagenumwobenen Gemeinschaft der Rosenkreuzer nachgesagt. 1852 wurde er zum Kolonialminister von Großbritannien ernannt.

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    Buchvorschau

    Kenelm Chillingly. Band 1 - Edward Bulwer-Lytton

    KENELM CHILLINGLY wurde in der englischsprachigen Originalfassung zuerst 1873 veröffentlicht.

    Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

    © apebook Verlag, Essen (Germany)

    www.apebook.de

    2024

    V 1.0

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

    Band 1 

    ISBN 978-3-96130-652-7

    Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

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    Inhaltsverzeichnis

    Kenelm Chillingly. Band 1

    Impressum

    Erster Band

    Erstes Buch.

    Erstes Kapitel.

    Zweites Kapitel.

    Drittes Kapitel.

    Viertes Kapitel.

    Fünftes Kapitel.

    Sechstes Kapitel.

    Siebentes Kapitel.

    Achtes Kapitel.

    Neuntes Kapitel.

    Zehntes Kapitel.

    Elftes Kapitel.

    Zwölftes Kapitel.

    Dreizehntes Kapitel.

    Vierzehntes Kapitel.

    Fünfzehntes Kapitel.

    Zweites Buch.

    Erstes Kapitel.

    Zweites Kapitel.

    Drittes Kapitel.

    Viertes Kapitel.

    Fünftes Kapitel.

    Sechstes Kapitel.

    Siebentes Kapitel.

    Achtes Kapitel.

    Neuntes Kapitel.

    Zehntes Kapitel.

    Elftes Kapitel.

    Zwölftes Kapitel.

    Dreizehntes Kapitel.

    Vierzehntes Kapitel.

    Fünfzehntes Kapitel.

    Sechzehntes Kapitel.

    Siebzehntes Kapitel.

    Achtzehntes Kapitel.

    Neunzehntes Kapitel.

    Zwanzigstes Kapitel.

    Einundzwanzigstes Kapitel.

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    Zu guter Letzt

    Kenelm Chillingly. Erster Band

    Erstes Buch.

    Erstes Kapitel.

    Der Baronet Sir Peter Chillingly von Exmundham war der Repräsentant einer alten Familie und ein Grundbesitzer von einiger Bedeutung. Er hatte sich jung verheiratet, nicht aus besonderer Neigung für den Ehestand, sondern auf den Wunsch seiner Eltern, die sich auch der Mühe unterzogen hatten, eine Frau für ihn zu wählen. Ihre Wahl hätte vielleicht besser, sie hätte aber auch schlimmer ausfallen können, was man von der Wahl vieler Männer, die sich ihre Frauen selbst aussuchen, nicht sagen kann. Fräulein Karoline Brotherton war in jeder Beziehung eine passende Partie. Sie hatte ein hübsches Vermögen, das sich sehr nützlich für den Ankauf einiger Pachthöfe erwies, deren Erwerb die Chillinglys schon lange als zur Abrundung ihres Besitzes notwendig gewünscht hatten; sie war von sehr guter Familie und brachte jene Kenntnis des fashionablen Lebens mit aufs Land, welche junge Damen sich erwerben, wenn sie einen dreijährigen Cursus von Bällen in London durchgemacht haben, um schließlich ehrenvoll unter die Haube zu kommen. Sie war hübsch genug, um dem Stolz eines Ehemannes zu schmeicheln, aber nicht schön genug, um die Eifersucht eines Ehemannes beständig wach zu halten; sie galt für sehr talentvoll, das heißt, ihr Klavierspiel war der Art, daß jeder Musiker, der sie hörte, sagte, sie sei sehr gut unterrichtet, aber kein Verlangen trug, sie zum zweiten Male zu hören; sie malte Aquarell zu ihrem Vergnügen; das Französische und Italienische beherrschte sie mit so vornehmer Eleganz, daß sie, obgleich sie in diesen Sprachen nur ausgewählte Stücke berühmter Autoren gelesen hatte, dieselben mit einem correcteren Accente sprach, als wir ihn bei Rousseau oder Ariost zu vermuten Grund haben. Was eine junge Dame sich sonst noch aneignen muß, um für hochgebildet zu gelten, maße ich mir zu wissen nicht an, bin aber überzeugt, daß unsere junge Dame allen Anforderungen der besten Lehrer genügt haben würde. Die Partie war nicht nur eine wünschenswerte, sondern eine glänzende für Sir Peter Chillingly und auch für Fräulein Karoline Brotherton war sie durchaus tadellos.

    Dieses vortreffliche Ehepaar lebte so glücklich wie die meisten vortrefflichen Ehepaare. Bald nach seiner Verheiratung gelangte Sir Peter durch den Tod seiner Eltern, welchen, nachdem sie ihren Sohn und Erben verheiratet hatten, das Leben nichts mehr bot, was ihm hätte Reiz verleihen können, in den Besitz der Familiengüter; er lebte neun Monate des Jahres auf Exmundham und verbrachte die drei übrigen Monate in London. Lady Chillingly und er gingen sehr gern nach London, weil sie sich in Exmundham langweilten, und gingen sehr gern wieder nach Exmundham zurück, weil sie sich in London langweilten. Mit einer einzigen Ausnahme konnte man die Ehe, wie Ehen nun einmal sind, eine außerordentlich glückliche nennen. In kleinen Dingen ging Alles nach Lady Chillingly's, in großen nach Sir Peter's Willen. Kleine Dinge kommen täglich vor, große vielleicht alle drei Jahre einmal. Nur alle drei Jahre einmal mußte sich Lady Chillingly dem Willen Sir Peter's fügen. In Haushaltungen, in denen ein solches Verhältnis herrscht, geht es friedlich her, und was unserem Paare zum vollen Glücke fehlte, war doch am Ende etwas, dem abzuhelfen in keines Menschen Gewalt stand. Ihre Liebe zu einander war so groß, daß sie sich nach einem Pfande derselben sehnten; vierzehn Jahre lang hatten sie den kleinen Ankömmling vergebens erwartet.

    Nun ging aber Sir Peter's Grundbesitz in Ermangelung eines männlichen Sprößlings auf einen entfernten Vetter als nächsten Erben über und dieser präsumtive Erbe hatte seit vier Jahren aus seiner Überzeugung, daß er in Wahrheit bereits wirklicher Erbe sei, kein Hehl gemacht und hatte, obgleich Sir Peter viel jünger war als er und sich der besten Gesundheit erfreute, seine Erwartung einer baldigen Erbfolge in unliebsamer Weise zu erkennen gegeben. Er hatte seine Zustimmung zu einem Austausch kleiner Stücke Landes, durch welchen Sir Peter von einem benachbarten Grundbesitzer ein Stück guten Ackerlandes gegen einen entferntliegenden Wald, der nichts ertrug als Bündelholz und Kaninchen, mit der groben Erklärung verweigert, daß er, der präsumtive Erbe, ein Freund der Kaninchenjagd sei und daß der Wald ihm in der nächsten Saison, wenn er bis dahin, was sehr möglich sei, in den Besitz desselben gelangt sein werde, sehr willkommen sein würde. Er bestritt Sir Peter das Recht, in gewohnter Weise Holz fällen zu lassen, und hatte ihn deshalb sogar mit einer Klage vor dem Kanzleigericht bedroht. Kurz, dieser präsumtive Erbe war einer von den Menschen, die einen Gutsbesitzer dahin bringen können, sich noch in seinem achtzigsten Jahre in der Hoffnung zu verheiraten, Nachkommenschaft zu erzielen.

    Aber es war nicht nur der sehr natürliche Wunsch, die Hoffnungen dieses unliebenswürdigen Verwandten zu vereiteln, was Sir Peter das Ausbleiben des kleinen Ankömmlings beklagen ließ. Wiewohl er zu jener Klasse von Landedelleuten gehörte, welchen gewisse politische Schwätzer die anderen Mitgliedern des Gemeinwesens gewährte Intelligenz absprechen, erfreute sich Sir Peter doch einer sehr respectablen Belesenheit und fand großen Geschmack an speculativer Philosophie. Er sehnte sich nach einem natürlichen Erben seines Vorrates an Gelehrsamkeit und, als ein menschenfreundlich gesinnter Mann, nach einem tätigeren und nützlicheren Spender jener Wohltaten, welche die Philosophen der Menschheit dadurch erweisen, daß sie sich tüchtig an einander reiben, gerade wie in einem Feuerstein, möge er auch noch so voll Funken sein, diese Funken bis zum jüngsten Tage verborgen bleiben würden, wenn sie nicht mit dem Stahl herausgeschlagen würden. Kurz, Sir Peter sehnte sich nach einem Sohn, der reichlich mit der Kampflust begabt wäre, an welcher es ihm selbst mangelte, welche aber die erste und wesentlichste Eigenschaft für alle nach Ruhm Strebenden und besonders für wohlwollende Philosophen ist.

    Unter diesen Umständen wird man leicht die Freude begreifen, welche im Herrenhause von Exmundham herrschte und sich auf die ganze Pächterschaft dieses altehrwürdigen Gutes, bei welcher der gegenwärtige Besitzer sehr beliebt und die Aussicht auf jenen präsumtiven Erben mit dem speciellen Absehen auf die Erhaltung der Kaninchen sehr verhaßt war, erstreckte, als der Hausarzt erklärte, daß die gnädige Frau sich in interessanten Umständen befinde, und welchen Höhepunkt diese Freude erreichte, als nach Verlauf der gehörigen Zeit ein Knabe sicher in seiner Wiege thronte. Sir Peter ward an diese Wiege berufen. Er betrat das Zimmer mit geflügelten Schritten und strahlendem Gesicht; er verließ es langsamen Schrittes und mit umwölkter Stirn.

    Und doch war das Kind kein Ungeheuer; es war nicht mit zwei Köpfen auf die Welt gekommen, wie von einigen Kindern behauptet wird. Es war gebildet, wie neugeborene Kinder es in der Regel sind, war Alles in Allem ein prächtiger schöner Knabe. Und doch hatte sein Anblick auf den Vater einen beängstigenden Eindruck gemacht, wie schon vorher auf die Wärterin. Das kleine Wesen sah so unaussprechlich feierlich aus! Es heftete seine Augen mit einem melancholisch vorwurfsvollen Blick auf Sir Peter; seine Lippen waren zusammengepreßt und die Mundwinkel herabgezogen, wie wenn es unzufrieden über seine künftige Bestimmung nachdächte. Die Wärterin erklärte in einem bangen Flüsterton, es habe, als es das Licht der Welt erblickt, keinen Schrei ausgestoßen, es habe mit der ganzen Würde stillen Kummers von seiner Wiege Besitz genommen. Trauriger und nachdenklicher hätte kein menschliches Wesen aussehen können, das im Begriff gewesen wäre, die Welt zu verlassen. anstatt sie zu betreten.

    »Hm«, dachte Sir Peter bei sich, als er wieder in seiner einsamen Bibliothek saß, »ein Philosoph, der dieses Jammertal um einen neuen Bewohner vermehrt, nimmt eine sehr ernste Verantwortlichkeit auf sich.«

    In diesem Augenblick erklangen die Freudenglocken von dem benachbarten Kirchturm, schien die Sommersonne in die Fenster, summten die Bienen zwischen den Blumen auf dem Rasen. Sir Peter raffte sich auf. »Am Ende«, sagte er munter, »ist doch das Jammertal nicht ganz ohne Freude.«

    Zweites Kapitel.

    Ein Familienrat versammelte sich in Exmundham, um über den Namen zu beraten, auf welchen dieses merkwürdige Kind in die christliche Gemeinschaft aufgenommen werden sollte. Die jüngeren Zweige dieses alten Hauses bestanden zunächst aus dem verhaßten, einem schottischen Zweige angehörenden präsumtiven Erben mit Namen Chillingly-Gordon. Er war der verwittwete Vater eines einzigen, jetzt dreijährigen Sohnes, der glücklicherweise nichts von der Beeinträchtigung ahnte, welche seinen Aussichten durch die Ankunft des Neugeborenen widerfuhren, was man von seinem caledonischen Vater nicht behaupten konnte. Herr Chillingly-Gordon gehörte zu jenen Leuten, die in der Welt gut fortkommen, ohne daß wir begreifen, weshalb. Seine Eltern starben, als er noch ein Kind war, und hinterließen ihm nichts; aber die Verwendung seiner Familie verschaffte ihm Aufnahme in die Charter-House-Schule, in welcher berühmten Anstalt er sich nicht merklich hervortat. Nichtsdestoweniger nahm der Staat ihn, sobald er die Schule verlassen hatte, unter seine besondere Obhut und gab ihm die Stelle eines Kanzlisten auf einem öffentlichen Bureau. Und so ging es ihm ferner gut in der Welt und jetzt war er ein Zollcommissär mit einem jährlichen Gehalte von fünfzehnhundert Pfund Sterling. Sobald er sich auf diese Weise in den Stand gesetzt sah, eine Frau zu ernähren, suchte er sich eine aus, die ihm auch bei seiner eigenen Ernährung behülflich war. Sie war die Wittwe eines irischen Pairs mit einem Wittwengehalt von jährlich zweitausend Pfund Sterling.

    Wenige Monate nach seiner Verheiratung versicherte Chillingly-Gordon das Leben seiner Frau, sodaß er sich für den Fall ihres Todes eine Jahreseinnahme von tausend Pfund Sterling sicherte. Da sie einige Jahre jünger als er und anscheinend von guter Gesundheit war, so erschien der Abzug an seiner Einnahme, den er sich durch die Jahreszahlung für die Versicherung auferlegte, als ein auffallend großes Opfer gegenwärtigen Genusses für künftige Möglichkeitsfälle. Die Folge bewährte seinen Ruf eines scharfblickenden Mannes; denn seine Frau starb im zweiten Jahre ihrer Ehe, wenige Monate nach der Geburt ihres einzigen Kindes an einem Herzleiden, welches den Ärzten verborgen geblieben war, welches aber Gordon in seiner Zärtlichkeit offenbar entdeckt hatte, ehe er ein Leben versicherte, das ihm zu kostbar war, als daß er sich nicht eine Entschädigung für seinen Verlust hätte sichern sollen. Er war also jetzt im Besitz von jährlich zweitausendfünfhundert Pfund Sterling und es ging ihm daher pecuniär sehr gut. Er hatte sich überdies einen Ruf erworben, der ihm eine sociale Stellung gab, die weit höher war als die ihm von dem prüfenden Staate zuerkannte. Er galt für einen Mann von solidem Urteil und seinen Ansichten über alle privaten und öffentlichen Angelegenheiten wurde Wert beigelegt. Wenn man diese Ansichten kritisch beleuchtete, waren sie nicht viel wert, aber er hatte eine imponierende Art, sie auszusprechen. Fax sagte einmal, noch nie sei jemand so weise gewesen, wie Lord Thurlaw aussehe; Lord Thurlaw aber konnte nicht weiser ausgesehen haben, als es Herr Chillingly-Gordon tat. Er hatte eine viereckige Kinnlade und große rote buschige Augenbrauen, die er mit großem Effekt herabzog, wenn er ein Urteil abgab. Er hatte noch eine andere Eigenschaft, die sein Ansehen bei den Leuten erhöhte, er war ein sehr unangenehmer Mensch; er konnte grob werden, wenn man ihm widersprach, und da die meisten Menschen sich nicht gern grob behandeln lassen, widersprach man ihm selten.

    Herr Chillingly-Mivers, ein anderes Mitglied eines Nebenzweiges der Familie, war ebenfalls ein wenn auch in anderer Weise ausgezeichneter Mann. Er war ein jetzt etwa fünfunddreißigjähriger Junggeselle, der sich durch seine außerordentliche, mit den feinsten Manieren zur Geltung gebrachte Verachtung aller Menschen und aller Dinge auszeichnete. Er war der Gründer und Haupteigentümer eines »Der Londoner« genannten Journals, welches kürzlich dieses Princip der Verachtung verkündet hatte, und wie wir kaum zu bemerken brauchen, außerordentlich beliebt bei allen jenen maßgebenden Persönlichkeiten war, die niemand bewundern und an nichts glauben. Herr Chillingly-Mivers galt sich selbst in seinen eigenen und aller übrigen Menschen Augen für einen Mann, der die höchsten Erfolge in jedem Zweige der Literatur hätte erringen können, wenn er geruht hätte, sein Talent einem dieser Zweige zuzuwenden. Aber er geruhte nicht und hatte daher das vollste Recht, den Leuten zu verstehen zu geben, daß, wenn er ein Epos, ein Drama, einen Roman, ein Geschichtswerk oder eine metaphysische Abhandlung geschrieben hätte, man nicht mehr von Milton, Shakespeare, Cervantes, Hume und Berkley reden würde. Er hielt sehr auf die Würde der Anonymität und was er selbst in seinem eigenen Blatte schrieb, konnte niemand mit Bestimmteit angeben. Aber wie dem auch sei, jedenfalls war Herr Chillingly-Mivers, was Herr Chillingly-Gordon nicht war, ein sehr gescheidter und keineswegs gesellschaftlich unangenehmer Mann.

    Der Ehrwürdige John Stalworth Chillingly war ein entschiedener Anhänger des sogenannten muskulösen Christentums F1: halb scherzhafte Bezeichnung einer eigentümlichen kirchlichen Richtung, welche eine Art Vergötterung mit der Entwickelung der Muskelkraft treibt und daher neben großer Frömmigkeit auf die Übung alles derartigen Sport großen Wert legt. — Anm. d. Übers. und überdies ein sehr schönes Exemplar desselben, ein großer stattlicher Mann mit breiten Schultern und stark entwickelten Waden. Einen Deisten, der es gewagt hätte, ihm unter die Augen zu treten, würde er sofort zu Boden geschlagen haben. Der Sieur de Joinville erzählt in seinem Leben Ludwig's des Heiligen, daß eine Versammlung von Geistlichen und Theologen die Juden einer orientalischen Stadt zusammenberief, um mit ihnen über die Wahrheiten des Christentums zu disputieren, und daß ein Ritter, der im Kriege zum Krüppel geschlagen war und auf Krücken ging, sich die Erlaubnis erbat und erhielt, bei der Debatte zugegen zu sein. Die Juden strömten in Schaaren herbei und alsbald richtete ein Prälat an einen gelehrten Rabbi in mildem Ton die Hauptfrage, ob er an die Göttlichkeit des Herrn glaube. Kaum hatte der Rabbi die Frage mit einem entschiedenen Nein beantwortet, als der fromme Ritter, über eine solche Blasphemie empört, seine Krücke in die Hand nahm, den Rabbi damit zu Boden warf, sich dann unter die übrigen Ungläubigen stürzte und sie, nachdem er sie übel zugerichtet hatte, bald in schmähliche Flucht jagte. Das Benehmen des Ritters wurde dem heiligen König mit der Bitte berichtet, demselben einen gebührenden Verweis zu erteilen; aber der heilige König gab folgendes weise Urteil ab: »Wenn ein frommer Ritter zugleich ein sehr gelehrter Geistlicher ist und den Lehren des Ungläubigen mit guten Argumenten entgegentreten kann, so soll er sich gewiß dieser Argumente bedienen; wenn aber ein frommer Ritter kein gelehrter Geistlicher ist und ihm keine Argumente zu Gebote stehen, dann mag der fromme Ritter der Discussion mit der Klinge seines guten Schwertes ein kurzes Ende machen.«

    Der Ehrw. John Stalworth Chillingly war derselben Ansicht wie der heilige Ludwig, im Übrigen aber war er ein milder und liebenswürdiger Mann. Er ermunterte die Mitglieder seiner ländlichen Gemeinde zum Cricketspiel und anderen männlichen Übungen; er war ein geschickter und kühner Reiter, ging aber nicht auf die Jagd, er war ein Freund der Geselligkeit, und sprach der Flasche wacker zu. Aber in literarischen Dingen hatte er einen feinen und friedlichen Geschmack, ganz anders wie man es bei seiner muskulösen christlichen Richtung hätte erwarten sollen. Er war ein großer Freund von Poesie, mochte aber weder Scott noch Byron, die er für oberflächliche Schreier hielt; er behauptete, Pope sei nur ein Versmacher und der größte englische Dichter sei Wordsworth; er machte sich nicht viel aus den alten Classikern und bestritt den französischen Dichtern jedes Verdienst. Von italienischer Poesie verstand er nichts; aber er pfuschte ein wenig im Deutschen und langweilte seine Freunde gern mit Goethe's »Hermann und Dorothea«. Er hatte eine einfache kleine Frau geheiratet, die ihn schweigend verehrte und überzeugt war, daß es kein Schisma in der Kirche geben würde wenn er Erzbischof von Canterbury und damit an seinem rechten Platze wäre, eine Ansicht, in welcher er mit seiner Frau völlig übereinstimmte.

    Neben diesen drei männlichen Exemplaren der Familie Chillingly war das schöne Geschlecht in Abwesenheit von Lady Chillingly, welche noch das Zimmer hüten mußte, durch drei weibliche Chillinglys, unverheiratete Schwestern von Sir Peter, vertreten. Einer der Gründe, aus denen sie ledig geblieben, war vielleicht, daß sie einander so ähnlich waren, daß ein Freier in Verlegenheit gewesen sein würde, welche von den dreien er wählen solle, und hätte fürchten müssen, daß, wenn er eine wähle, es ihm den nächsten Tag begegnen könne, aus Versehen eine andere zu küssen. Alle drei waren groß, hager, mit langem Hals und einer hübschen Ansammlung von Knochen unterhalb des Halses, alle drei hatten hellblondes Haar, blaßrote Augenlider, helle Augen und eine bleiche Gesichtsfarbe; alle drei kleideten sich immer ganz gleich und ihre Lieblingsfarbe war ein grelles Grün, in welche Farbe sie auch heute gekleidet waren. Dieser äußern Ähnlichkeit entsprechend würde ein gewöhnlicher Beobachter auch ihre Charaktere und ihre Art zu denken ganz gleich gefunden haben. Alle drei hatten strenge Begriffe von weiblicher Schicklichkeit, benahmen sich tadellos, sehr reserviert und vorsichtig gegen Fremde, sehr zärtlich gegen einander und gegen ihre Verwandten und Lieblinge und sehr gut gegen die Armen, die sie als eine besondere Art von Geschöpfen betrachteten und mit jenem Wohlwollen behandelten, welches die Menschen den stummen Tieren angedeihen zu lassen pflegen. Ihr Geist schöpfte seine Nahrung aus denselben Büchern; was die eine las, lasen auch die anderen. Ihre Lectüre bestand hauptsächlich aus zweierlei Arten von Büchern, nämlich Romanen und solchen Büchern, die sie speciell als gute bezeichneten. Sie hatten die Gewohnheit, mit diesen beiden Arten von Büchern abzuwechseln, heute einen Roman, morgen ein »gutes Buch«, übermorgen

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