Clemens Von Alexandrien Teppiche (Stromateis) Staehlin Uebersetzung
Clemens Von Alexandrien Teppiche (Stromateis) Staehlin Uebersetzung
( vor 215/16)
Teppiche
(STROMATEIS)
Generiert von der elektronischen BKV
von Gregor Emmenegger / Jrgen Voos
Text ohne Gewhr
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Text aus:
Clemens von Alexandrien, Teppiche:
Wissenschaftliche Darlegungen entsprechend der wahren Philosophie (Stromateis).
Aus dem Griechischen bersetzt von
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Otto Sthlin.
(Bibliothek der Kirchenvter, 2. Reihe, Band 17, 19, 20)
Mnchen
1936-1938.
Clemens von Alexandrien
( vor 215/16)
Teppiche
(Stromateis).
Erstes Buch
I. Kapitel
1.
<s 11> 1.
1
damit du sie immer wieder
2
liesest und sie befolgen kannst.
3
Soll man aber berhaupt keine Schriften hinterlassen, oder sollen es nur
bestimmte Leute tun? Und wenn das erstere, wozu ist dann die Schrift
ntze? Wenn aber das andere, sollen es dann die Guten tun oder die, die
nicht gut sind? Nun wre es aber doch lcherlich, das Verfassen von
Schriften durch die Guten zu verwerfen und bei denen zu billigen, die
nicht gut sind.
2. Aber sollte man demnach dem Teopompos und dem Timaios,
4
die
unwahre Geschichten und Schmhschriften verfaten, dazu auch
Epikuros, dem Bahnbrecher der Gottlosigkeit,
5
ferner dem Hipponax und
dem Archilochos
6
gestatten, so schamlose Bcher zu schreiben, dagegen
den Verkndiger <s 12> der Wahrheit daran hindern, den nach ihm
lebenden Menschen durch hinterlassene Schriften zu ntzen? Es ist doch
auch, wie ich meine, rhmlich, der Nachwelt wackere Kinder zu
hinterlassen. Nun sind die Kinder Sprlinge des Leibes, die Worte aber
Sprlinge der Seele.
7
3. So nennen wir doch Vter diejenigen, die uns unterwiesen haben.
8
Die
Weisheit ist aber ihrem Wesen nach freigebig und gtig. Salomon
wenigstens sagt: Mein Sohn, wenn du das Wort meines Gebotes
aufnimmst und bei dir birgst, so wird dein Ohr Weisheit vernehmen.
9
1 Von der einzigen Handschrift, in der die Stromateis erhalten sind (Laur. V 3), ist das erste Blatt verlorengegangen; da
nicht mehr fehlt, geht aus einer alten Seitenzhlung hervor. !es"egen #eginnt der $e%t &etzt mitten in einem Satz, und
z"ar in einer 'nf(hrung aus dem Hirten des Hermas. !er 'nfang des angef(hrten Satzes lautet) *!eshal# ge#iete ich
dir, zuerst die +e#ote und +leichnisse aufzuschrei#en, damit us".,
2 -u der Bedeutung *fort"hrend, immer "ieder, von (%%%) h./o cheira vgl. 0ast. Herm. Vis. 111 23,4; 5and. 1V 3,6.
3 0ast. Herm. Vis. V 7.
4 $heo/om/os und $imaios (8.und 3. 9ahrh. v. :hr.) sind auch #ei :ornelius ;e/os 'lc. 22 *duo maledicentissimi,
genannt. Bei den *Schmhschriften, ist vielleicht an die Schrift des $heo/om/os *+egen die 0hiloso/henschule
0latons, ('then. <1 /.73=:) zu den>en.
5 ?/i>uros leugnete z"ar nicht das !asein von +@ttern, a#er ihr Air>en in der Aelt.
6 Hi//ona% (6. 9ahrh.) und 'rchilochos (4. 9ahrh. v. :hr.) sind hier "egen des der#en 1nhalts ihrer 1am#engedichte
genannt.
7 Vgl. 0laton, S.m/. /. B3C 'D!; 0haidros /.B4= '; $heait. /. 273 !; 'ristot. ?th. ;ic 1< 4,3 /. 226= a 2D3.
8 Vgl. 2 Eor 8,27.
9 S/r B,2f.
2
2.
1. Er deutet damit an, da der ausgestreute Same des Wortes in der Seele
des Lernenden wie in Erdreich geborgen werde, und dies ist geistige
Aussaat. Deshalb fgt er auch hinzu: Und du wirst dein Herz auf
Einsicht hinwenden und wirst es hinwenden auf Ermahnung fr deinen
Sohn.
10
Denn wenn sich bei der Aussaat des Wortes eine Seele mit einer
anderen Seele und ein Geist mit einem anderen Geist verbindet, so
bringen sie, meine ich, den ausgestreuten Samen zum Wachstum und
lassen ihn lebendig werden. Als Sohn aber gilt jeder, der sich dadurch
erziehen lt, da er dem Erziehenden gehorcht. Mein Sohn, so heit
es, vergi meine Satzungen nicht!
11
2. Wenn aber die Erkenntnis nicht aller Sache ist,
12
so sind die Schriften
fr die Masse das gleiche wie fr einen Esel die Laute, um mit dem
Sprichwort zu reden.
13
Die Schweine freuen sich ja mehr am Schlamm als
an reinem Wasser.
14
3. Deshalb, so sagt der Herr, rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie
mit sehenden Augen nicht sehen und mit hrenden Ohren nicht hren
und nicht verstehen,
15
womit nicht gesagt ist, da der Herr das
Nichtverstehen bei ihnen herbeifhrt (denn solches zu denken, wre
nicht recht), sondern da er das bei ihnen vorhandene Nichtverstehen in
prophetischer Weise aufzeigte und kundtat, da sie das Gesagte nicht
verstehen wrden.
3.
<s 13> 1. Ferner sehen wir zum beru noch, wie der Heiland selbst
entsprechend der Fhigkeit jedes Empfngers, die es durch bung zu
steigern gilt, sein Vermgen unter seine Knechte verteilte und, nachdem
er zurckgekommen war, mit ihnen abrechnete; da lobte er diejenigen,
die sein Geld gemehrt hatten, die im Geringen Treuen, verhie ihnen,
sie ber viel zu setzen, und gebot ihnen, in die Freude ihres Herrn
einzugehen.
2. Dagegen zu dem, der das Geld, das ihm anvertraut worden war, damit
er es auf Zinsen ausleihe, verborgen hatte und genau so viel, als er
erhalten hatte, ungentzt zurckgab, sagte er: Du schlechter und fauler
Knecht, du httest mein Geld bei den Bankhaltern anlegen sollen; dann
htte ich nach meiner Rckkehr das Meine
16
abheben knnen. Zur Strafe
dafr wird der unntze Knecht in die uerste Finsternis geworfen
werden.
17
10 S/r B,B.
11 S/r 3,2.
12 Vgl. 2 Eor =,4.
13 -u (%%%) onos l.ras ist (%%%) a>ouei zu ergnzen; vgl. 5enandros Fr.D7B4 :'F 111 /. 272; 0hotios, Bi#l. 334,23.
14 Vgl. Hera>leitos Fr.23 !iels; 0rotr. CB,8; Strom. 11 6=,3; B 0etr B,BB.
15 5t 23,23.
16 1m ?vangelium steht noch da#ei *mit -ins,.
17 -u 3,2DB vgl. 5t B7,28D33; L> 2C,2BDB4.
3
3. Auch Paulus sagt: Du nun werde stark in der Gnade, die in Christus
Jesus ist, und was du von mir unter Besttigung durch viele Zeugen
gehrt hast, das bergib zuverlssigen Menschen, die geeignet sein
werden, auch andere zu lehren.
18
4. Und wiederum: Sei eifrig bemht, vor Gott bewhrt hinzutreten als
ein untadeliger Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig verwaltet.
19
4.
1. Wenn nun beide das Wort verknden, der eine mit der Schrift, der
andere mit der Rede, wie sollten dann nicht beide Lob verdienen, da sie
den Glauben durch die Liebe wirksam machen?
20
Da die Schuld bei dem
liegt, der nicht das Beste whlte, ist Gott ohne Schuld
21
So ist es denn die
Aufgabe der einen, das Wort auf Zinsen hinauszugeben, die Aufgabe der
anderen, es zu prfen und es entweder zu whlen oder zu verwerfen. Die
Entscheidung darber fllt bei ihnen selbst.
2. Aber die Ttigkeit des Verkndens (des gttlichen Wortes) hat es
immer mit einer Botschaft zu tun, und sie ist heilsam, auf welche von den
beiden Weisen sie auch wirken mag, sei es mit der Hand (bei der Schrift)
sei es mit der Zunge (bei der Rede). Denn wer auf den Geist st, wird aus
dem Geist ewiges Leben ernten; lat uns aber nicht mde werden, <s 14>
das Gute zu tun!
22
3. Wer dank der gttlichen Vorsehung mit der Botschaft bekannt wird,
dem verleiht sie jedenfalls die hchsten Gter: den Anfang des Glaubens,
den Vorsatz, einen richtigen Wandel zu fhren, das Streben nach
Wahrheit, den regen Eifer im Forschen, die Wegspur zur Erkenntnis; sie
erfnet ihm, um es kurz zu sagen, den Weg zum Heil. Wer aber
rechtmig in den Lehren der Wahrheit aufgezogen wurde, erlangt die
Wegzehrung fr das ewige Leben und wird fr die Fahrt zum Himmel
begelt.
23
4. In ganz bewundernswerter Weise sagt daher der Apostel: Indem wir
uns in jeder Hinsicht empfehlen als Gottes Diener, als Arme, die aber
viele reich machen, als solche, die da nichts haben und doch alles
besitzen. Unser Mund ist euch gegenber aufgetan.
24
Und in einem Brief
an Timotheus sagt er: Ich beschwre dich vor dem Angesicht Gottes und
Christi Jesu und der auserwhlten Engel, da du solches ohne Vorurteil
beobachtest und nichts nach Gunst tust.
25
18 B $im B,2f.
19 ?#d. B,27.
20 Vgl. +al 7,6.
21 Vgl. 0laton, Staat < /. 624 ?; 0aid. 1 6C,2 mit 'nm.
22 +al 6,=f.
23 Vgl. 0laton, 0haidr. /. B8= BD?.
24 B Eor 6,8.23f.
25 2 $im 7,B2.
4
5.
1. Diese beiden mssen sich also selbst prfen, der eine, ob er wrdig ist,
zu reden und Schriften zu hinterlassen, der andere, ob er befugt ist, zu
hren und zu lesen. So gestatten auch manche bei der blichen Verteilung
des Herrenmahles, da sich jeder einzelne vom Volk selbst seinen Teil
nimmt.
2. Denn die beste Hilfe fr das richtige Whlen und Meiden ist das
Gewissen; dessen sicherer Grundstein aber ist ein rechtschafenes Leben
zusammen mit der geziemenden Lehre; und ebenso ist der Anschlu an
andere, die sich bereits bewhrt und Trefiches geleistet haben, die beste
Hilfe fr die Erfassung der Wahrheit und fr die Erfllung der Gebote.
3. Wer daher unwrdig das Brot it und den Becher des Herrn trinkt,
wird sich an dem Leib und Blut des Herrn versndigen. Es prfe sich aber
ein Mensch selbst, und sodann esse er von dem Brot und trinke von dem
Becher!
26
6.
1. Fr den, der sich die Frderung seiner Nchsten vorgenommen hat,
drfte es nun folgerichtig sein, zu erwgen, ob er sich nicht vorschnell
und in eiferschtigem Streben, anderen zuvorzukommen, an das
Unterrichten herangemacht hat, ob er nicht durch die Mitteilung des
Wortes eigene Ehre erstrebt, ob er nur den einen Lohn <s 15> gewinnen
will, die Rettung seiner Zuhrer. Wer
27
aber durch Schriften spricht, ist
von vorneherein nicht der Vermutung ausgesetzt, da er nach Gunst
rede,
28
und ebenso wenig dem Verdacht der Bestechlichkeit.
2. Denn wir haben es weder jemals auf Schmeicheleien abgesehen, wie
ihr wit, sagt der Apostel, noch lieen wir uns von Habgier leiten, Gott
ist des Zeuge, noch suchten wir Ehre von seiten der Menschen, weder
von euch noch von anderen; wir htten als Christi Apostel Anspruch auf
Ehre erheben knnen; wir traten aber unter euch so liebevoll auf wie eine
Mutter, die ihre Kinder pegt.
29
3. In gleicher Weise mu man auch bei denen, welche an den gttlichen
Lehren Anteil nehmen wollen, sorgfltig darauf achtgeben, ob sie nicht
aus Neugierde dazukommen, nur um sie kennenzulernen, so wie man die
Gebude einer Stadt anschaut; ob sie sich nicht heranmachen, um
weltliche Vorteile dadurch zu erlangen, da sie wissen, da diejenigen, die
sich ganz Christus geweiht haben, freigebig von dem, was zum Leben
ntig ist, austeilen. Aber solche Leute sind Heuchler, und wir wollen
nicht weiter von ihnen reden. Wenn aber jemand gerecht nicht
26 2 Eor 22,B4f.
27 Vor Beginn dieses Satzes ist "ohl ein St(c> ausgefallen, in dem gesagt "ar, da #isher von der m(ndlichen
Ver>(ndigung der Lehre die Gede "ar.
28 Vgl. 0laton, +orgias /. 7B2 '.
29 2 $hess B,7D4.
5
scheinen, sondern sein will,
30
so mu er sich der edelsten Beweggrnde
bewut sein.
7.
1. Wenn nun die Ernte gro, der Arbeiter aber nur wenige sind, dann
mu man in der Tat darum bitten, da uns das Glck mglichst
zahlreicher Arbeiter zuteil werde.
31
Die Arbeit aber auf diesem Ackerfeld
ist doppelter Art: die eine geschieht ohne die Schrift, die andere mit der
Schrift. Mag aber der Arbeiter des Herrn auf die eine oder die andere
Weise die edlen Weizenkrner aussen und das Wachsen der hren
frdern und die Ernte einfahren, so wird er als wahrhaft gttlicher
Ackersmann erfunden werden.
2. Schafet, sagt der Herr, nicht die Speise, die vergeht, sondern die
Speise, die zu ewigem Leben bleibt!
32
Mit Speise ist sowohl die materielle
(die <s 16> mit Brot) als auch die geistige (die mit Worten) gemeint.
33
Und
wahrhaft selig sind die Friedensstifter;
34
sie belehren diejenigen, die
hier in diesem Leben und auf ihrem Irrweg von ihrer Unwissenheit
bekriegt werden, eines Besseren und fhren sie zu dem Frieden, der in
einem gottgemen Reden und Leben besteht,
35
und speisen die nach
Gerechtigkeit Hungernden
36
durch die Verteilung des Brotes.
3. Denn auch Seelen haben ihre eigene Nahrung; die einen gedeihen durch
Erkennen und Wissen, die anderen nden ihre Weide in der griechischen
Philosophie, von der freilich wie von den Nssen nicht alles ebar ist.
4. Der Panzende aber und der Begieende beides Gehilfen dessen, der
wachsen lt, gehren zusammen entsprechend ihrer Dienstleistung,
aber jeder von ihnen wird seinen besonderen Lohn erhalten
entsprechend seiner besonderen Arbeit. Denn wir sind Gottes
Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bauwerk
37
nach den
Worten des Apostels.
8.
1. Man darf es daher den Hrern auch nicht gestatten, die Prfung auf
Grund von Vergleichung vorzunehmen; ebensowenig darf man die Lehre
denen zur Musterung ausliefern, die in mannigfaltigen Redeknsten und
in der machtvollen Wirkung groartiger rhetorischer Schlufolgerungen
aufgezogen sind, denen, deren Seele bereits in Vorurteilen befangen und
nicht (fr Aufnahme des Neuen) zuvor freigemacht ist.
30 Vgl. 'isch.los, Sie#en gegen $he#en 7CB; 0laton Staat 11 /. 36B '.
31 Vgl. 5t C,34f.; L> 23,B.
32 9oh 6,B4.
33 Vgl. 5t 8,8. 1ch (#ersetze den (#erlieferten $e%t) (%%%) tro/h de >ai h dia sition >ai h dia logon lam#anetai.
34 5t 7,C.
35 Vgl. Strom. 1V 83,8.
36 Vgl. 5t 7,6.
37 2 Eor 3,=f.
6
2. Wenn sich aber jemand auf Grund seines Glaubens dazu entschliet,
zum Gastmahl zu kommen, so ist er zuverlssig geeignet zur Aufnahme
gttlicher Lehren, da er als vernnftigen Entscheidungsmastab den
Glauben besitzt. Daraus folgt fr ihn zum beru noch die
berzeugung. Und dies ist fglich der Sinn jenes Prophetenwortes:
Wenn ihr nicht glaubet, so versteht ihr auch nicht.
38
Da wir also noch
Zeit und Gelegenheit haben, lasset uns das Gute an allen tun, am meisten
aber an den Glaubensgenossen!
39
3. Ein jeder von diesen lasse mit den Worten des seligen David das
Danklied erschallen: Du wirst mich mit Ysop besprengen, und ich werde
gereinigt werden; du wirst mich waschen, und ich werde weier werden
als Schnee. Du wirst mich <s 17> Freude und Wonne hren lassen; es
werden die gedemtigten Gebeine frohlocken. Wende weg dein Antlitz
von meinen Snden und tilge meine Missetaten!
4. Schafe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir in meinem Innern
einen neuen , festen Geist! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und
nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir! Gib mir wieder das
Frohlocken ber dein Heil und mache mich stark durch den fhrenden
Geist!
40
9.
.
41
Wer nun zu Anwesenden spricht, der nimmt bei der Prfung (der
Hrer) Rcksicht auf die Zeit und trift seine Entscheidung auf Grund
seiner Urteilskraft und sondert so von den brigen den aus, der zu hren
fhig ist, indem er dabei achtet auf die Worte, die Sitten, die Sinnesart,
die Lebensweise, die Bewegungen, die Haltung, den Blick, die Stimme,
den Kreuzweg, den Felsen, den Weg, auf dem alles zertreten wird, die
fruchtbare Erde, die mit dichtem Gestrpp bewachsene Gegend, das
ergiebige und gute und wohlangebaute Land, das die Aussaat vielfltig
wiedergeben kann.
42
2. Wer dagegen in Schriftwerken spricht, der sucht sich ein reines
Gewissen Gott gegenber zu schafen, indem er in seiner Schrift
folgendes laut bezeugt, da er nicht um Gewinnes willen, nicht eitler
Ehre zuliebe schreibe,
43
da er sich nicht von leidenschaftlicher Liebe
bestimmen, nicht von Furcht knechten, nicht von Freude betren lasse,
da er keinen anderen Genu haben wolle als das Heil seiner Leser, einen
Genu, dessen er nicht einmal sogleich in der Gegenwart teilhaftig wird,
sondern nur durch Hofnung, indem er zuversichtlich auf die Vergeltung
wartet, die ihm ohne Zweifel von dem zuteil werden wird, der den
Arbeitern den Lohn nach ihrem Verdienst auszuzahlen versprochen hat.
44
38 9es 4,C.
39 +al 6,23.
40 0s 73,CD28.
41 -um folgenden Vgl. 0laton, 0haidros /. B47! ff..
42 Vgl. 5t 23,3D=; 5> 8,3D=; L> =,8D=.
43 ;ach (%%%) charin ist "ohl (%%%) gra/hein ausgefallen.
44 Vgl. 5t B3,8.
7
3. Aber wer in den Stand der Mnner aufgenommen sein (wer als Mann
gelten) will, der darf nicht nach Belohnung streben. Denn hat nicht der,
der sich einer guten Tat rhmt, die Belohnung bereits durch die ihm
zuteilgewordene Ehre erhalten,
45
und ist nicht andererseits der, der eine
Picht nur wegen der damit verbundenen Belohnung erfllt (sei es, da
er als Rechtschafener sie zu erhalten bestrebt ist, <s 18> sei es, da er als
beltter die Strafe zu vermeiden sucht) in der weltlichen Gewohnheit
befangen? Man mu aber soviel wie mglich den Herrn nachahmen.
4. Das wird aber bei dem der Fall sein, der den Willen Gottes zu erfllen
beissen ist, der umsonst gibt, wie er umsonst empfangen hat
46
und als
ansehnlichen Lohn das Brgerrecht selbst empfngt. Nicht soll in das
Heiligtum Hurenlohn kommen
47
heit es.
10.
1. Verboten ist jedenfalls, das fr den Verkauf eines Hundes gewonnene
Geld zum Altar herzuzubringen
48
Wem aber durch schlechte Erziehung
und Lehre das Auge der Seele
49
gegen das ihr eigentmliche Licht
stumpf geworden ist, der gehe zu der Wahrheit, die in Schriften das
Ungeschriebene ofenbart! Ihr Drstenden, geht zum Wasser
50
sagt
Jesaias, und Trinke das Wasser aus deinen eigenen Wasserbehltern!
51
mahnt Salomon.
2. Und in den Gesetzen z.B. beelt Platon, der von den Hebrern
beeinute Philosoph, den Landleuten, kein Wasser von anderen zur
Bewsserung herzuleiten oder zu nehmen, wenn sie nicht zuvor bei sich
selbst bis zu der sogenannten jungfrulichen Erde nachgegraben und den
Boden ohne Wasser gefunden haben
52
3. Denn dem Mangel abzuhelfen, ist billig, dagegen Faulheit zu
untersttzen, ist nicht gut
53
So sagte auch Pythagoras, es sei vernnftig,
beim Aufnehmen einer Last mitzuhelfen. dagegen gezieme es sich nicht,
beim Ablegen der Last zu helfen
54
4. Die Schrift facht aber den Funken der Seele an und lenkt das dieser
eigentmliche Auge auf das Schauen hin, wobei sie vielleicht auch etwas
einsetzt, so wie es der Landmann beim Pfropfen tut, und die in ihr
vorhandene Anlage anregt.
5. Denn unter uns sind, nach dem Wort des gttlichen Apostels, viele
Schwache und Kranke, und viele sind schon entschlafen. Wenn wir uns
selbst richtig beurteilen, wrden wir nicht gestraft
55
45 Vgl. 5t 6,7.
46 Vgl. 5t 23,=.
47 Vgl. !tn B3,2= mit B3,Bf.
48 Vgl. !tn B3,2= mit B3,Bf.
49 Vgl. 0laton, Staat V11 /. 733 !.
50 9es 77,2.
51 S/r 7,27.
52 Vgl. 0laton, +esetze V111 /. =88 'B; 0lut. 5or. /. =B4 !?; statt (%%%) ts /artheniou >aloumens steht #ei 0laton
(%%%) ts >eramitidos >aloumens gs *#is zu dem (undurchlssigen) Letten#oden,.
53 Vgl. 0lutarch, Solon B3.
54 Vgl. 0.thagoras, S.m#. 2= #ei 5illach, F0+ 1 /.737.
55 2 Eor 22,33f.
8
11.
<s 19> 1.
56
Was nun dieses Werk betrift, so ist es keine Schrift, die mit
groer Kunst ausgearbeitet wurde, um damit zu prunken; sondern ich
mache mir Aufzeichnungen und hebe sie fr das Greisenalter auf, ein
Hilfsmittel gegen das Vergessen
57
geradezu ein Bild und Gemlde jener
anschaulichen und lebensvollen Reden und jener seligen und wahrhaft
bedeutenden Mnner, die zu hren ich gewrdigt wurde.
2. Von ihnen war der eine in Griechenland, der Ionier, die anderen in
Grogriechenland (von diesen beiden stammte der eine aus Klesyrien,
der andere aus gypten) andere aber im Osten; und hiervon war der eine
aus dem Lande der Assyrer, der andere, in Palstina, war seiner
Abstammung nach ein Hebrer. Als ich aber einen letzten angetrofen
hatte, (seiner Wirkung nach war er jedoch der erste) da gab ich weiteres
Suchen auf, nachdem ich ihn in gypten, wo er verborgen war,
aufgesprt hatte. Er war
58
in der Tat eine sizilische
59
Biene, indem er aus
den Blumen der prophetischen und apostolischen Wiese Honig sog und
in den Seelen seiner Zuhrer ein lauteres Erkenntnisgut erzeugte.
60
3. Jene Lehrer aber, die die wahre, unmittelbar von den heiligen Aposteln
Petrus und Jakobus, Johannes und Paulus stammende berlieferung der
seligen Lehre
61
unversehrt bewahrten, indem immer ein Sohn sie von
seinem Vater bernahm (nur wenige sind es, die ihren Vtern hnlich
sind),
62
kamen in der Tat mit Gottes Hilfe auch zu uns, um jene von den
Vtern ererbten und apostolischen Samenkrner (in uns) niederzulegen.
63
12.
1. Und ich wei gewi, da sie frohlocken werden, <s 20> nicht, meine
ich, weil sie ber diese meine Darstellung erfreut wren, sondern nur weil
die berlieferung durch die Aufzeichnung erhalten wurde. Denn eine
derartige Darstellung ist, wie ich glaube, das Werk einer Seele, die das
Verlangen in sich trgt, die selige berlieferung unverlierbar zu
bewahren. Wenn aber ein Mann Weisheit liebt, so wird sich sein Vater
freuen.
64
2. Die Brunnen, aus denen man schpft, geben klareres Wasser,
65
dagegen
wird das Wasser in denen schlecht, die niemand bentzt. Auch das Eisen
erhlt der Gebrauch blank, der Nichtgebrauch dagegen lt Rost an ihm
56 22,2D3 ist mit 'usnahme des letzten Satzes von B von ?use#ios, Eircheng. V 22 3D7 angef(hrt.
57 !ie 'usdr(c>e sind zum $eil aus 0laton, 0haidros /.B48 ?, B46 '! entnommen.
58 Statt (%%%) h ist (%%%) hn zu lesen.
59 !ie Betonung ((%%%) si>eli> to onti) lt nur die ?r>lrung zu, da hiermit auf die Heimat des Lehrers hinge"iesen
ist. !a mit dem letzten Lehrer 0antainos gemeint sei, hat schon ?use#ios a.a.H. vermutet.
60 !ie 'usdr(c>e f(r Biene, Aiese, Honig saugen, lauter stammen aus ?uri/ides, Hi//ol.tos 43D=2, "ovon 0aid. 11 43,B
einige Verse angef(hrt sind.
61 Vgl. :lem., H./ot. Fr.23 (meine 'usg. 111 S 2CC) aus ?use#ios, Eircheng. 11 2,8.
62 Vgl. Hom. Hd B, B46.
63 -um 'usdruc> vgl. Strom. V11 =3,B.
64 S/r BC,3.
65 Vgl. 0hilon, !e gigant. B7.
9
entstehen. Denn berhaupt bewirkt bung gesundes Benden bei Geist
und Krper.
3.Niemand zndet ein Licht an und stellt es unter den Schefel,
66
sondern vielmehr auf den Leuchter, damit es denen leuchtet, die des
nmlichen Gastmahls gewrdigt sind.
67
Denn was ist eine Weisheit wert,
die den nicht weise machen kann, der fhig ist zu hren? Ferner bringt
auch der Heiland immer Heil und wirkt immer, wie er es den Vater tun
sieht;
68
wenn man lehrt, so lernt man selbst dazu, und wenn man redet, so
hrt man oft zusammen mit seinen Zuhrern.
69
Denn einer ist der
Lehrer
70
sowohl fr den Redenden wie fr den Hrenden, er, der das
Verstndnis und das Wort hinzustrmen lt.
13.
1. Darum hat der Herr auch nicht davon abgehalten, mit Gutestun den
Sabbat zu feiern,
71
sondern erlaubt, an den gttlichen Geheimnissen und
an jenem heiligen Licht denen Anteil zu geben, die imstande sind, es zu
fassen.
72
2. Er ofenbarte ja nicht vielen, was nicht fr viele bestimmt war, sondern
nur wenigen, von denen er wute, da es ihnen zukam, denen, die es
aufzunehmen und sich darnach gestalten zu lassen imstande waren. Die
Geheimnisse aber wie (die Lehre von) Gott werden nur dem Worte
anvertraut, nicht der Schrift.
3.Und wenn jemand sagt, es sei doch geschrieben: nichts ist verborgen,
was nicht wird <s 21> ofenbart werden, und nichts verhllt, was nicht
wird enthllt werden,
73
so mge er auch von uns hren, da der Herr
durch dieses Wort weissagte, das Verborgene werde dem im Verborgenen
Hrenden ofenbart werden, und da das Verhllte wie die Wahrheit
dem kundgetan werden wird, der imstande ist, das ihm bergebene in
verhllter Weise zu erfassen, und da das der groen Masse Verborgene
das ist, was den wenigen ofenbar werden wird.
4. Denn warum kennen nicht alle die Wahrheit, wenn alle die Wahrheit
erfassen knnen?
74
Und warum wurde die Gerechtigkeit nicht (von allen)
geliebt, wenn die Gerechtigkeit eine Sache aller ist? Aber die Geheimnisse
werden ja im geheimen weitergegeben, damit sie nur im Munde des
Sprechenden und dessen seien, zu dem gesprochen wird, vielmehr nicht
in ihrer Sprache, sondern in ihrem Denken.
75
5.Gott hat aber der Kirche die einen als Apostel gegeben, die andern
als Propheten, wieder andere als Evangelisten oder als Hirten und Lehrer,
66 Vgl. 5t 7,27; 5> 8,B2; L> =,26; 22,33.
67 Vgl. vielleicht L> 28.B8.
68 Vgl. 9oh 7,24.2C.
69 Vgl. '. Htto, S/rich". d. G@m. S. 22=; dieser und der folgende Satz ist Sacr. 0ar. B36 Holl.
70 Vgl. 5t B3,=.
71 5t 2B,2B; 5> 3,8; L> 6,C.
72 Vgl. 5t 2C,22f.
73 5t 23,B6.
74 ;ach (%%%) altheian ist "ohl ein Satzteil ausgefallen, et"a (%%%) ei /antes chorousi tn altheian (9. 9ac>son).
75 Sacr. 0ar. B34 Holl.
10
um die Heiligen zur Dienstleistung auszursten, zur Auferbauung des
Leibes des Christus.
76
14.
1. Nun ist freilich, wie ich wohl wei, die schriftliche Aufzeichnung dieser
meiner Erinnerungen kraftlos im Vergleich mit jenem begnadeten Geiste,
den zu hren wir gewrdigt wurden; aber vielleicht ist sie doch ein Bild,
das den an das Urbild erinnert, der vom Schlag des Tyrsos getrofen ist.
77
Denn sprich mit einem Weisen, so heit es, und er wird noch weiser
werden,
78
und dem, der hat, wird noch dazu gegeben werden.
79
2. Meine Schrift macht sich nicht anheischig, die Geheimnisse vollstndig
zu verknden, weit gefehlt, sondern nur zu erinnern, sei es sooft wir
etwas vergaen, sei es, damit wir gar nicht vergessen. Aber viel ist uns,
wie ich wohl wei, entfallen, da es infolge der langen Zeit, weil es nicht
aufgeschrieben <s 22> wurde, verlorenging. Um daher mein schwaches
Gedchtnis zu untersttzen, lege ich mir als eine ntzliche Strkung
meines Gedchtnisses eine geordnete Zusammenstellung der
Hauptgedanken an und bin somit gezwungen, diese Form der Darstellung
zu verwenden.
3. Es gibt nun freilich manches, was wir nicht einmal in der Erinnerung
festhalten konnten (denn vielseitig war die Begabung jener seligen
Mnner), manches, was, obwohl unaufgezeichnet, doch erhalten
geblieben war, ist jetzt infolge der langen Zeit entschwunden; all das aber,
was in meinen Gedanken allmhlich einzutrocknen und zu erlschen
drohte (da ja eine solche Aufgabe fr die darin nicht Bewhrten nicht
leicht ist), will ich durch Aufschreiben wieder lebendig machen. Dabei
werde ich aber sorgfltig auswhlen und manches mit Absicht bergehen,
indem ich vermeide, Dinge niederzuschreiben, bei denen ich mich auch
davor gehtet htte, sie in mndlicher Rede zu erwhnen, durchaus nicht,
weil ich es anderen nicht gnnte (das wre ja nicht recht), sondern weil
ich frchte, meine Leser knnten vielleicht nach der anderen Seite hin
80
in die Irre gehen, und es knnte sich erweisen, da wir es machten wie
Leute, die, um den sprichwrtlichen Vergleich
81
zu bringen, dem Kinde
ein Schwert geben.
4. Denn es lt sich nicht vermeiden, da das Geschriebene unter die
Leute kommt,
82
mag es auch von mir selbst unverfentlicht geblieben
sein; wenn aber eine Schrift aufgerollt wird, so kann sie doch stets nur
mit einem Wort, nmlich dem niedergeschriebenen, auf die an sie
76 ?/h 8,22f.
77 $h.rsos ist der mit ?feu und Aeinlau# um"undene Sta# des Ba>chos und der Ba>chanten; als (%%%) th.rso/l% "urde
der #a>chisch Begeisterte #ezeichnet; hier ist der gemeint, dessen Sinn der christlichen Lehre ge@ffnet ist.
78 S/r C,C.
79 Vgl. 5t 23,2B; B7,BC; 5> 8,B7; L> =,2=; 2C,B6.
80 !ie eine Seite ist die +efahr der In>enntnis der christlichen Lehre, die andere Seite ist die +efahr des 5iverstehens
solcher Lehren, f(r die die H@rer noch nicht reif sind. Vielleicht ist a#er mit 5(nzel zu schrei#en) (%%%) (vgl. Strom.
V1 2B6,2) *infolge falscher 'uffassung,.
81 Vgl. !iogenianus V1 86,'; ') Htto, S/rich". d. G@mer S. 237.
82 0laton, Brief 11 /. 328 :, angef(hrt Strom.V 67,3.
11
gerichteten Fragen antworten und mit nichts anderem, als was in ihr
geschrieben steht. Zu weiterer Erklrung hat sie ja unbedingt eine Hilfe
ntig, sei es den Verfasser selbst oder irgendeinen anderen, der die gleiche
Richtung eingeschlagen hat.
15.
1. Manches wird meine Schrift auch nur andeuten, und bei dem einen
Punkt wird sie lnger verweilen, den <s 23> anderen nur kurz erwhnen;
sie wird auch versuchen, etwas verborgen zu sagen und verhllt
auszusprechen und schweigend deutlich zu machen.
2. Meine Schrift wird auch die Lehrmeinungen der hervorragendsten
Sekten vortragen und wird ihnen all das entgegenhalten, was vor der
durch das hchste unmittelbare
83
Schauen vermittelten Erkenntnis
sichergestellt sein mu. Deshalb wird sie entsprechend der berhmten
und erhabenen Richtschnur der berlieferung
84
fortschreiten, wobei wir
von der Entstehung der Welt ausgehen wollen; sie wird das
vorausschicken, was vor der Naturlehre zuerst durchgenommen werden
mu, und wird zuvor die Schwierigkeiten beseitigen, die der
folgerichtigen Behandlung im Wege stehen, damit die Ohren fr die
Aufnahme der wissenschaftlichen berlieferung bereit seien, indem
gleichsam das Land in sachverstndiger Weise zuvor von den Disteln und
allem Unkraut fr die Anlage des Weinberges gereinigt ist.
3. Denn ein Kampf ist auch die Vorbung zum Kampf, und Mysterien
sind auch die vor den Mysterien vollzogenen Weihen, und unsere
Aufzeichnungen werden auch keine Bedenken tragen, die schnsten
Stcke der Philosophie und der brigen Vorstufen der Bildung zu
verwenden.
85
4. Denn es ist nicht nur, wie der Apostel sagt, verstndig, wegen der
Hebrer und der unter dem Gesetz Stehenden ein Jude zu werden,
sondern auch wegen der Griechen ein Grieche, auf da wir alle
gewnnen.
86
5. Und in dem Brief an die Kolosser schreibt er: Ermahnend jedermann
und ihn in aller Weisheit unterrichtend, um einen jeden in Christus zur
Vollkommenheit zu fhren.
87
16.
1. Aber auch sonst pat fr die Niederschrift unserer Denkwrdigkeiten
der Schmuck der wissenschaftlichen Darstellung. So ist auch der
Reichtum an ausgewhlten Lesefrchten den wrzigen, der Speise eines
83 !as hier ge#rauchte Aort (%%%) e/o/ti> erinnert an die (%%%) e/o/sis, die h@chste ?r>enntnisstufe der eleusinischen
5.sterien.
84 2. :lemens#rief 4,B.
85 Vgl. Strom. 1V 3; V 42,2; V11 B4,6.
86 Vgl. 2 Eor C,B3f.
87 Eol 2,B=.
12
Wettkmpfers beigemengten Zutaten zu vergleichen, der dadurch nicht
Neigung zum Schwelgen, sondern die rechte Lust zum Essen
88
bekommen
soll. Beim Saitenspiel lassen wir doch auch die allzu starke Spannung des
feierlichen Ernstes (wie zu stark gespannte Saiten) mavoll nach.
2. Wie die, <s 24> die zum Volke reden wollen, dies oft durch einen
Herold tun, damit das Gesagte besser vernehmbar werde, so mssen wir
es auch hier machen; denn das Wort, das wir vor der eigentlichen
Lehrberlieferung sprechen, richtet sich an viele; wir mssen ihnen also
die ihnen vertrauten Worte und Anschauungen vortragen, die ihnen
immer wieder das laut zurufen, wodurch die Hrer leichter dazu gebracht
werden, sich zu bekehren.
3. Und um es kurz zu sagen (denn unter den vielen kleinen Perlen ist die
eine,
89
und unter der Masse der gefangenen Fische ist der
Schnsch),
90
mit der Zeit und mit Mhe wird die Wahrheit
hervorleuchten,
91
wenn sich ein guter Helfer ndet; denn durch
Menschen werden von Gott die meisten Wohltaten dargeboten.
17.
1. Nun sehen freilich wir alle, die wir unsere Augen gebrauchen knnen,
das, was in ihr Gesichtsfeld rckt; aber die einen achten dabei auf dies, die
anderen auf jenes.
92
So sieht der Metzger und der Hirte das Schaf nicht
unter dem gleichen Gesichtspunkt an; denn jener kmmert sich darum,
ob es fett ist, dieser achtet darauf, ob es zur Zucht geeignet ist. Einer mag
die Milch des Schafes melken, wenn er Nahrung braucht, und die Wolle
mag er scheren, wenn er Kleidung ntig hat.
2. So soll mir auch die Frucht aus der Verwendung griechischer Weisheit
erwachsen. Ich glaube nicht, da irgend jemand eine Schrift fr so gar
glcklich hlt, der niemand widerspricht; aber jene Schrift mu man fr
vernnftig halten, der niemand mit vernnftigen Grnden widerspricht.
So darf man auch nicht eine Handlung oder eine Entscheidung loben, die
von niemand getadelt wird, sondern die, an der keiner etwas mit Recht
auszusetzen hat.
3. Und wenn einer eine Tat nicht um ihrer selbst willen ausfhrt,
93
so folgt
noch nicht sofort, da er sie unter dem Zwang von ueren Umstnden
vollfhrt,
94
vielmehr wird er handeln, indem er auf <s 25> Grund seiner
Kenntnis gttlicher Dinge eine Sache in Angrif nimmt
95
und sich den
Verhltnissen anpat; denn wer die Tugend bereits besitzt, hat den Weg
88 1ch tilge (%%%) /hilotimian als falsche ?r>lrung von (%%%) ore%in.
89 Vgl. 5t 23,86.
90 Vgl. 'then. V11 /.B=B 'D?; 388 F; 0itra, S/icil. Solesmense 111 /.7B3; da :lemens hier an das '>rostisch (%%%)
J1chth.s K (%%%) 1sous :hristos theou h.os sotr den>t, ist nicht "ahrscheinlich.
91 Vgl. 0laton, Staat 11 /. 36C ?.
92 Sacra 0ar. B3= Holl; vgl. ?cl. /ro/h. B=,2.
93 1ch schie#e (%%%) nach (%%%) ein.
94 !ie einander entgegengesetzten 'usdr(c>e (%%%) und (%%%) sind stoisch; vgl. z.B. ?/i>tetos, !iss. 111 28,4, "o
auerdem noch als 5@glich>eit des Handelns (%%%) genannt sind.
95 (%%%) ist nicht 0assivum, sondern 5edium "ie 0aid. 1 =3,3; 111 =6,2.
13
zur Tugend nicht mehr ntig, und ebensowenig braucht der Starke
Erholung.
4. Aber ebenso wie die Landleute zuerst den Boden bewssern und dann
den Samen hineinlegen,
96
so bewssern auch wir mit dem, was von den
Lehren der Griechen trinkbar ist, ihr Erdreich, so da es den darauf
gestreuten geistigen Samen aufnehmen und ihn leicht zum Wachstum
bringen kann.
18.
1. Die Teppiche werden aber die Wahrheit stets mit den Lehren der
Philosophie vermischt enthalten, vielmehr in sie verhllt und in ihnen
verborgen, wie in der Schale der ebare Kern der Nu steckt. Denn wie
ich meine, ziemt es sich, da die Samenkrner der Wahrheit allein fr die
Ackersleute des Glaubens aufewahrt werden.
2. Ich kenne freilich ganz gut das Gerede mancher Leute, die
trichterweise vor jedem Gerusch erschrecken und behaupten, man
msse sich nur mit dem Ntigsten und nur mit dem beschftigen, was fr
den Glauben unentbehrlich ist, dagegen msse man das, was darber
hinausgehe, und alles berssige bergehen, da es unsere Kraft unntz
aufreibe und uns bei dem festhalte, was fr das Endziel nichts beitrage.
3.Andere glauben sogar, da die Philosophie vom bel sei und zum
Verderben der Menschen durch irgendeinen bsen Ernder in unser
Leben eingedrungen sei.
4. Ich werde aber in meinen ganzen Teppichen zeigen, da das
Schlechte von Natur schlecht ist und nie irgend etwas Gutes
hervorbringen kann; dabei werde ich zugleich andeuten, da auch die
Philosophie in gewisser Hinsicht ein Werk gttlicher Vorsehung ist.
II. Kapitel
19.
Zur Verteidigung meiner Schrift, die da, wo es notwendig war, auch die
griechischen Anschauungen <s 26> mitaufgenommen hat, sage ich den
Tadelschtigen nur so viel: Zunchst auch angenommen, da die
Philosophie nutzlos ist, so ist sie doch ntzlich, falls der sichere Nachweis
ihrer Nutzlosigkeit ntzlich ist.
97
2. Ferner ist es auch nicht mglich, die Griechen zu verurteilen, wenn
man nur den wrtlichen Bericht ber ihre Lehrmeinungen verwendet,
ohne sich in die Erklrung im einzelnen zu vertiefen und bis zur
grndlichen Kenntnis fortzuschreiten.
96 ;ach (%%%) ist mit 9. 9ac>son (%%%) einzuschie#en.
97 Vgl. Strom. V1 26B,7.
14
3. Denn wirklich ganz sicher ist nur die auf eigener Erfahrung beruhende
Widerlegung, weil ja auch als vollkommenster Beweis die Kenntnis
dessen, was man verwirft, erfunden wird.
98
4. Jedenfalls ziert den Fachmann auch vieles, was fr den Hauptzweck
nichts beitrgt, und berdies empehlt reiches Wissen den, der die
hauptschlichsten Lehren vortrgt, so da sich die Hrer berzeugen
lassen; denn es ruft bei den Unterwiesenen Bewunderung hervor und
gewinnt sie dadurch fr die Wahrheit.
20.
1. Vertrauenswrdig ist aber eine solche Beeinussung der Seelen, durch
die die Lernbegierigen veranlat werden, die Wahrheit, obwohl man
Schlechtes von ihr sagt,
99
anzunehmen. Die Folge wird eine doppelte sein:
einerseits werden sie selbst nicht glauben, da die Philosophie das Leben
verderbe, indem sie die Urheberin trgerischer Verhltnisse und
schlechter Taten sei, wie manche verleumderisch behauptet haben,
whrend sie doch ein deutliches Abbild der Wahrheit, ein gttliches, den
Griechen verliehenes Geschenk ist.
2. Andererseits werden auch wir nicht vom Glauben abgezogen werden,
gleichsam von einer trgerischen Kunst verzaubert, vielmehr haben wir
an ihr eine strkere Wehr und verschafen uns gewissermaen eine
Gelegenheit, uns darin zu ben, die Richtigkeit des Glaubens zu beweisen.
3. Ja auch die Verbindung der Lehren sucht die Wahrheit dadurch fr sich
zu gewinnen, da sie die verschiedenen Lehren einander gegenberstellt
und miteinander vergleicht. Das Ergebnis davon ist dann die Erkenntnis,
wobei die Philosophie nicht um ihrer selbst willen herangezogen wurde,
sondern wegen der Frucht, die aus der Erkenntnis kommt, und wobei wir
<s 27> eine feste berzeugung von der Richtigkeit unserer Aufassung
durch das Verstehen der verborgenen Gedanken erhalten.
4. Denn ich will davon schweigen, da die Teppiche durch die
Aufnahme eines mannigfachen Wissensstofes einen greren Umfang
gewonnen haben und so die Samen der Erkenntnis geschickt verbergen
wollen.
21.
1. Wie also der Jagdliebhaber das Wild sucht, erspht, aufsprt, mit
Hunden jagt und so schlielich erlegt, so zeigt sich uns auch die
Wahrheit nur, wenn sie mit Hilfe ihrer Sigkeit aufgesprt und mit
Anstrengung ausndig gemacht ist.
2. Warum aber hat denn diese Schrift gerade diese Anordnung fr gut
gehalten? Weil es sehr gefhrlich ist, die wirklich unaussprechlichen
Lehren der wahren Philosophie denen auszuplaudern, die rcksichtslos
98 Sacra 0ar. B3C Holl.; 'ntonius 5elissa /. 2B7 +esner.
99 !a >eine der vorgeschlagenen Lnderungen #efriedigt, (#ersetze ich das (#erlieferte (%%%).
15
und unbekmmert um das Recht
100
alles mgliche einzuwenden
entschlossen sind und dabei ohne eine Spur von Anstand alle mglichen
Wrter und Ausdrcke aus ihrem Munde ausstoen, wobei sie sich selbst
betrgen und ihre Anhnger betren.
3. Denn die Hebrer verlangen Zeichen, wie der Apostel sagt, die
Griechen aber suchen Weisheit.
101
III. Kapitel
22.
1. Gro aber ist die Menge solcher Leute. Die einen von ihnen, von ihren
Lsten geknechtet, zum Unglauben entschlossen, verlachen die
Wahrheit, die doch aller Verehrung wrdig ist, und machen sich ber
ihre barbarische Herkunft lustig.
2. Die anderen blhen sich auf, bringen es mit Gewalt fertig,
Verleumdungen gegen unsere Lehren ausndig zu machen, und schafen
Streitfragen herbei; sie sind Phrasenjger, Freunde von Knsteleien,
Znker und Riemendreher (d.i. Freunde von Trugschlssen) wie jener
Mann aus Abdera sagt.
102
3. Und bei dem Dichter heit es:
Leicht ja bewegt sich die Zunge der Menschen, und viel sind die Reden;
Hierhin und dorthin erstreckt sich das Feld fr allerlei Worte.
<s 28> Und weiter:
Eben das Wort, das du selber gesagt, bekommst du zu hren.
103
4. Mit dieser Redefertigkeit brsten sich die bemitleidenswerten
Prunkredner (Sophisten) und reden entsprechend ihrer eigenen Torheit
dummes Zeug. Ihr ganzes Leben mhen sie sich mit der Unterscheidung
von Wortbedeutungen und der irgendwie beschafenen Verbindung und
Verknpfung von Redensarten ab und erweisen sich geschwtziger als
Turteltauben.
104
5. In einer, wie mir scheint, eines Mannes unwrdigen Weise reizen und
kitzeln sie die Ohren
105
derer, die nach solchem Juckreiz Verlangen tragen,
geradezu ein Strom von Worten, von Gedanken nur ein Trpein.
106
So
kommt es, da bei ihnen wie an alten Schuhen alles andere schadhaft ist
und zugrunde geht und nur die Zunge noch brigbleibt.
107
100 !ie ?inschie#ung (%%%) ist falsch.
1012 Eor 2,BB.
102!emo>ritos Fr.273 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. 24B,2B; vgl. 0lut. 5or. /. 628 ?.
103Hom. 1l. B3,B8=DB73; vgl. ?lter, +nom. hist. 4=.
104 Vgl. 'elian, Hist. an. 2B,23; -eno#. 6,=; !iogen. =,38; 'rsen. Viol. /. 872 f. Aalz; :'F 11 /. 3B6 f. Eoc>.
105Vgl. B $im 8,3.
106 Vgl. $heo>ritos von :hios #ei Sto#. Flor. 36,B3.
107 Vgl. 0aid. 11 7C,3.
16
23.
1. Sehr gut spricht auch der Athener Solon seine unzweideutige Meinung
aus, wenn er schreibt:
Seht ihr doch nur auf die Zung und die Worte des schmeichelnden
Mannes.
Einzeln geht jeder von euch in den listigen Bahnen des Fuchses;
Allen zusammen jedoch steckt euch nur Torheit im Sinn.
108
2. Darauf spielt wohl jenes Wort des Heilands an: Die Fchse haben
Hhlen, des Menschen Sohn aber hat keine Sttte, wo er sein Haupt
hinlegen kann.
109
Denn allein, meine ich, in dem Glubigen, der vllig
von den brigen unterschieden ist, die von der Schrift als Tiere
bezeichnet sind, ndet das Haupt der Welt, der gute und sanfte Logos,
Ruhe,
3. er, der die Weisen in ihrer Schlauheit fngt; denn der Herr allein
kennt die Gedanken der Weisen, da sie tricht sind!
110
wobei die Schrift
doch wohl Weise <s 29> die Sophisten nennt, die sich in der Wortwahl
und in den Redeknsten hervortun.
24.
1. Daher haben die Griechen auch selbst Leute, die sich auf irgendeinem
Gebiet hervortaten, zugleich Weise ((xxx) ) und mit dem davon
abgeleiteten Wort Sophisten genannt.
111
2. So sagte Kratinos in einem Stck Archilochoi, nachdem er Dichter
hatte aufzhlen lassen:
Welch ein Sophistenrudel habt ihr aufgesprt!
112
3. Und hnlich wie der Lustspieldichter sagt auch Iophon in seinem
Satyrspiel Aulodoi (die zur Flte Singenden) mit Bezug auf Rhapsoden
und einige andere:
Und hereingekommen war
Wohlausgerstet der Sophisten groe Schar.
113
4. Von diesen und von den ihnen hnlichen, von all denen, die sich mit
eitlen Reden abgegeben haben, sagt die gttliche Schrift sehr schn: Ich
werde die Weisheit der Weisen zu schanden machen und den Verstand
der Verstndigen als wertlos erweisen.
114
108Solon Fr.=,4.7.6 !iehl (aus 0lutarch, Solon 33).
1095t =,B3; L> C,7=.
110 2 Eor 3,2Cf. (Hio# 7,23; 0s C3,22).
111 Vgl. $imon, Silloi Fr. 2 !iels.
112 Eratinos Fr. B :'F 1 /. 2B.
113 1o/hon Fr. 2 $+F /. 462.
114 2 Eor 2,2C (9es BC,28).
17
IV. Kapitel
25.
1. Homer nennt aber auch einen Zimmermann weise,
115
und ber
Margites, wenn dieses Gedicht wirklich von ihm stammt, sagt er etwa so:
Ihn ja machten die Gtter nicht tchtig im Graben und Pgen
Noch auch sonstwie weise ((xxx) sophos); es mangelt jegliche Kunst
ihm.
116
2. Hesiodos ferner nennt den Kitharaspieler Linos mannigfaltiger
Weisheit kundig
117
und trgt kein Bedenken, einen Schifer weise zu
nennen, wenn er schreibt: gar nicht weise geworden in Schifahrt
118
3. Und der Prophet Daniel sagt: Es steht nicht in der Macht von Weisen,
Magiern, Beschwrern, Gazarenern, dem Knig das Geheimnis zu <s 30>
verknden, wonach der Knig fragt, sondern Gott im Himmel ist es, der
es enthllt.
119
Und so nennt er die Magier Babylons
120
Weise.
4. Da aber die Schrift mit dem gleichen Namen Weisheit jede
weltliche Wissenschaft oder Kunst bezeichnet und da es deren viele
gibt, die von dem menschlichen Verstand durch kluge Verknpfung
erfunden wurden, und da die Erndungsgabe des Knstlers und des
Weisen (des Gelehrten) von Gott stammt, das wird uns deutlich werden,
wenn wir folgende Stelle anfhren:
5. Und es redete der Herr mit Moses und sprach: Siehe, ich habe den
Beseleel, den Sohn des Uri, den Enkel des Or, aus dem Stamm Juda,
berufen und ihn mit dem gttlichen Geist der Weisheit und des
Verstandes und der Geschicklichkeit in jedem Werk erfllt, Plne zu
ersinnen und Bauten aufzufhren, das Gold und das Silber und das Erz
und den Hyazinth und den Purpur und den Scharlach zu bearbeiten, und
die Steinmetzkunst und die Kunst der Holzbearbeitung, damit er ttig sei
in allerlei Arbeit.
121
26.
1. Dann fgt er den ganz allgemeinen Satz hinzu: Und jedem, der in
seinem Herzen verstndig ist, habe ich Verstand gegeben,
122
das heit
jedem, der fhig ist, ihn mit Arbeit und bung aufzunehmen. Und
wiederum ist im Namen des Herrn ausdrcklich geschrieben: Und du
rede zu allen, die in ihrem Sinn weise sind, die ich mit dem Geiste des
Verstandes erfllt habe.
123
115 Vgl. Homer, 1l. 27,822 f.
116 5argites Fr.B Ein>el.
117 Hesiodos, Fr2C3 Gzach.
118 Hesiodos, Aer>e 68C.
119 !an B,B4f. !as he#rische Aort, f(r das die griechische M#ersetzung den ?igennamen (%%%) +azarnoi einsetzte,
#edeutet *Aahrsager, Schic>sals>(nder,.
120?s "ird mit 9.9ac>son N(%%%) O(%%%) Jtous magousP tous Ba#.lonos zu schrei#en sein.
121?% 32,2D7.
122?% 32,6.
123?% B=,3.
18
2. Es besitzen nmlich von Haus aus eine natrliche Begabung die in
ihrem Sinn Weisen; sie erhalten aber den Geist des Verstandes von
der vollgltigsten Weisheit in doppelter Form, nachdem sie sich als
geeignet dafr erwiesen haben.
3. Wer nmlich ein Handwerk oder eine Kunst betreibt, darf sich einer
hervorragenden Schrfe der Sinne erfreuen, und zwar des Gehrs der
gewhnlich so genannte Musiker, des Tastsinns der Bildhauer, der
Stimme der Snger, des Geruchsinnes der Salbenbereiter, des Gesichts
der Knstler, der auf den Siegelringen die Abbildungen eingraviert.
4. Wer sich aber mit der Wissenschaft befat, dem wird die geistige
Begabung verliehen, vermittelst deren die Dichter <s 31> die Versmae,
die Prunkredner die Sprache, die Dialektiker die Schlsse, die
Philosophen ihr Lehrgebude meistern knnen.
5. Denn die geistige Begabung zeigt ihre Strke im Ernden und
Ersinnen, indem sie zu berzeugenden Versuchen anregt; den Versuch
aber frdert die zum sicheren Wissen fhrende bung.
27.
1. Mit Recht hat daher der Apostel die Weisheit Gottes sehr
mannigfaltig
124
genannt; denn sie erweist ihre Macht zu unserer
Frderung vielgestaltig und vielartig
125
durch Kunst, durch
Wissenschaft, durch Glauben, durch Weissagung, weil alle Weisheit
vom Herrn stammt und bei ihm ist in Ewigkeit,
126
wie die Weisheit Jesu
sagt.
2. Denn wenn du die Weisheit und den Verstand mit lauter Stimme
herbeirufst und nach ihr wie nach Schtzen Silbers suchst und ihr eifrig
nachsprst, dann wirst du Gottesfurcht kennenlernen und gttlichen
Verstand nden.
127
So hat der Prophet zum Unterschied von dem in der
Philosophie zu gewinnenden Verstand gesagt, den zum Zweck des
Fortschritts in der Gottesfurcht zu suchen er mit prchtigen und
groartigen Ausdrcken lehrt.
3. Ihm hat er also den in der Gottesfurcht zu gewinnenden Verstand
entgegengesetzt, wobei er auf die Erkenntnis hindeutete und folgendes
sagte: Denn Gott schenkt aus seinem Munde Weisheit und zugleich
Verstand und Klugheit, und er speichert fr die Gerechten Hilfe auf.
128
Denn fr die von der Philosophie Gerechtfertigten wird als Hilfe auch der
zur Gottesfurcht fhrende Verstand aufgespeichert.
124?/h 3,23.
125He#r 2,2.
126?>>li QSirR 2,2.
127S/r B,3D7.
128S/r B,6 f.
19
V. Kapitel
28.
1. Nun war vor der Ankunft des Herrn die Philosophie fr die Griechen
zur Rechtfertigung notwendig; jetzt aber wird sie ntzlich fr die
Gottesfurcht, indem sie eine Art Vorbildung fr die ist, die den Glauben
durch Beweise gewinnen wollen. Denn dein Fu, so heit es, wird
nicht anstoen,
129
wenn du alles Gute, mag es sich bei den Griechen oder
bei uns nden, auf die Vorsehung zurckfhrst.
2. Denn Urheber alles Guten ist Gott; aber bei dem einen wie dem Alten
und dem Neuen Testament ist das unmittelbar um seiner selbst willen der
Fall; bei <s 32> dem anderen wie der Philosophie ist es nur eine
Folgeerscheinung.
130
3. Vielleicht wurde die Philosophie aber auch um ihrer selbst willen den
Griechen gegeben zu jener Zeit, bevor der Herr auch die Griechen berufen
hatte; denn auch sie erzog das Griechenvolk fr Christus wie das Gesetz
die Hebrer.
131
Demnach bahnt die Philosophie den Weg und bereitet den
vor, der von Christus vollendet werden soll.
4. So sagt Salomon: Schtze die Weisheit wie mit einem Wall, und sie
wird dich erhhen; mit einem prchtigen Kranze wird sie dich schtzen
wie mit einem Schilde
132
da ja auch du sie fr die Sophisten unangreifar
machen wirst, wenn du sie durch die Philosophie und durch berechtigte
Prunkentfaltung
133
wie mit einem Wall befestigt hast.
134
29.
1. Es gibt freilich nur einen einzigen Weg zur Wahrheit, aber in ihn
mnden wie in einen unversieglichen Strom die Gewsser von allen
Seiten ein.
2. Mit gttlicher Weisheit ist daher gesagt: Hre, mein Sohn, und nimm
meine Worte auf, so heit es, damit dir viele Lebenswege zuteil
werden. Denn Weisheitswege will ich dich lehren, damit dir die Quellen
nicht mangeln,
135
die aus der nmlichen Erde hervorsprudeln.
3. Jedoch hat er nicht nur bei einem einzigen Gerechten von mehreren
Heilswegen geredet, er fhrt vielmehr etwa folgendermaen fort, wobei
er auf viele andere Wege vieler Gerechter hinweist:
136
Die Wege der
Gerechten leuchten gleich dem Licht.
137
Auch die Gebote und die
129S/r 3,B3.
130 !er stoische +egensatz (%%%) >ata /rogoumenon und (%%%) >atPe/a>olouthma oder (%%%) >ata to a>olouthon findet
sich mehrmals #ei :lemens; vgl. Strom. V11 =4,B; V111 B3,2.
131 Vgl. +al 3,B8.
132 S/r 8,=a.C#.
133 mit diesem Aort ist das Aort (%%%) tr./h in dem angef(hrten Vers er>lrt; da#ei ist an den Schmuc> der !arstellung
mit 'nf(hrungen aus der !ichtung und "issenschaftlichen Aer>en gedacht.
134 Vgl. 0hilon, !e agric.27f.
135 S/r 8,23 ac.22a.B2 a.
136 das Eomma nach (%%%) hodous ist zu tilgen.
137 S/r 8,2=.
20
Vorstufen der Bildung drften ja Wege und Ausgangspunkte fr das
Leben sein.
4. Jerusalem, Jerusalem, wie oft wollte ich deine Kinder sammeln wie
eine Henne ihre Jungen!
138
Jerusalem wird aber mit Gesicht des
Friedens bersetzt. Der Herr gibt also in prophetischer Weise zu
verstehen, da die friedlich Schauenden auf <s 33> mancherlei Art fr die
Berufung erzogen worden sind.
5.Wie nun? Er wollte, aber er konnte nicht. Wie oft oder wo? Zweimal,
durch die Propheten und durch sein Kommen. Als vielgestaltig erweist
also die Weisheit der Ausdruck wie oft, und in jeder mglichen Gestalt
sowohl hinsichtlich der Art und Weise als auch der Zahl der
Wiederholungen rettet sie unter allen Umstnden einige in der Zeit und
in der Ewigkeit. Denn der Geist des Herrn hat den Erdkreis erfllt.
139
6. Und wenn jemand den Text vergewaltigt und behauptet, mit den
Worten: Merke nicht auf ein schlechtes Weib; denn Honig trufelt von
den Lippen der Dirne,
140
sei die griechische Bildung gemeint, so hre er
die folgenden Worte: und eine Zeitlang ergtzt sie deinen Gaumen,
141
wie es heit; die Philosophie aber schmeichelt nicht.
7. Wen meint nun die Schrift mit dem Weib, das zur Dirne wurde? Sie
sagt es ausdrcklich in den folgenden Versen: Denn die Fe der Torheit
fhren die, die sich mit ihr abgeben, mit dem Tode in die Unterwelt; ihre
Fuspuren haben keinen festen Stand. Nimm also deinen Weg fern von
der trichten Lust; tritt nicht an die Tren ihrer Wohnung, auf da du
nicht andern dein Leben preisgebest.
142
8. Und sie versichert noch dazu: Dann wirst du es im Alter bereuen,
wenn das Fleisch deines Krpers kraftlos geworden ist.
143
Denn dieses ist
das Ende der trichten Lust.
9.Und so viel darber. Wenn die Schrift aber sagt: Verkehre nicht viel
mit einem fremden Weibe!
144
so ermahnt sie damit, die weltliche
Weisheit zwar zu verwenden, aber sich nicht anhaltend mit ihr zu
beschftigen und nicht andauernd bei ihr zu verweilen. Denn nur ein auf
das Wort des Herrn vorbereitender Unterricht ist in dem enthalten, was
zur rechten Zeit jedem Geschlecht zu seinem Nutzen gegeben worden ist.
10. Denn schon manche haben, von den Reizen der Dienerinnen berckt,
die Herrin, die Philosophie, vernachlssigt und sind alt geworden
145
teils
in der Musik, teils in der Geometrie, teils in der Grammatik, die meisten
aber in der Rhetorik.
138 5t B3,34; L> 23,38.
139 Aeish 2,4.
140S/r 7,3 a#.
141S/r 7,3c.
142S/r 7,7.=f.
143S/r 7,22.
144S/r 7,B3.
145 Vgl. 'riston von :hios #ei Sto#. Flor. 8,223; 0hilon, !e congr. erud. gr. 44.
21
30.
1. Wie aber die allgemeinen Wissenschaften Beitrge fr ihre Herrin, die
Philosophie, liefern, so hilft auch die <s 34> Philosophie selbst mit zum
Erwerb der Weisheit. Denn die Philosophie ist eifrige Beschftigung mit
Weisheit; die Weisheit aber ist die Kenntnis gttlicher und menschlicher
Dinge und ihrer Ursachen. Demnach ist die Weisheit Herrin ber die
Philosophie, so wie diese Herrin ber die vorbereitenden Wissenschaften
ist.
2. Denn wenn die Philosophie verspricht, die Beherrschung der Zunge,
des Bauches und der Teile unter ihm zu lehren, und ihrer selbst wegen
erstrebenswert ist, so wird sie noch erhabener und vorzglicher
erscheinen, wenn man sich der Ehre und der Erkenntnis Gottes wegen
mit ihr beschftigt.
146
3. Fr das Gesagte wird die Schrift mit folgendem ein Zeugnis geben: Sara
war schon lange unfruchtbar und war Abrahams Weib. Da Sara kein
Kind gebiert, berlt sie ihre Magd, die gypterin Hagar, dem
Abraham, um mit ihr Kinder zu zeugen.
147
4. Die mit dem Glubigen vermhlte Weisheit (als glubig aber und
gerecht wurde Abraham erachten)
148
war also zu jener Zeit noch
unfruchtbar und kinderlos und hatte dem Abraham noch nichts
Tugendhaftes geboren; da hielt sie es begreiicherweise fr richtig, da er
sich, da es fr ihn bereits Zeit zum Fortschritt war, zuerst mit der
weltlichen Bildung vermhle (mit dem allegorischen Ausdruck gypten
ist die Welt gemeint)
149
und erst spter sich mit ihr selbst verbinde, um
entsprechend der gttlichen Vorsehung den Isaak zu erzeugen.
31.
1. Philon bersetzt aber den Namen Hagar mit Aufenthalt in der
Fremde
150
(denn hier heit es: Verkehre nicht viel mit der Fremden!),
151
den Namen Sara aber mit meine Herrschaft
152
Es ist also mglich, nach
Vollendung der Vorbildung zu der Weisheit zu gelangen, die zur
Herrschaft am fhigsten ist; aus ihr entsprossen, wchst das Geschlecht
der Israeliten heran.
2. Damit ist bewiesen, da die Weisheit, deren sich Abraham beeiigte,
fhig <s 35> ist, zu lehren, da er von der Betrachtung der Himmelskrper
zu dem gottgemen Glauben und zur Gerechtigkeit fortschritt.
153
14633,2f. ist zum $eil "@rtlich aus 0hilon, !e congr. erud. gr. 4Cf. entnommen; zu der !efinition des Begriffs Aeisheit
vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm..
147Vgl. +en 22,33; 26,2f.
148 Vgl. e#d. 27,6 (G@m 8,3
149 Vgl. Strom. V11 83,B; #ei 0hilon "ird Lg./ten mit (%%%) gedeutet.
150Vgl. 0hilon, !e congr. erud. gr. B3; Leg. alleg. 111 B88; Suaest. in +en. 111 2C.
151S/r 7,B3.
152Vgl. 0hilon, !e :her. 7; !e congr. erud. gr. B; !e mut. nom. 44.
153Vgl. +en 27,7 f.; Strom. V =,6.
22
3. Isaak aber zeigt die Fhigkeit, etwas aus sich selbst zu lernen; deshalb
wird er auch als Vorbild Christi erfunden. Dieser ist der Gatte einer
einzigen Frau,
154
der Rebekka, was man mit Geduld bersetzt.
155
4. Von Jakob aber wird erzhlt, da er mit mehreren Frauen verkehrt
habe. Das entspricht dem, da sein Name als der bende gedeutet wird
(denn die bungen nden an mehreren, verschiedenen Lehrmeinungen
statt); deshalb erhlt er auch den anderen Namen Israel, der in der Tat
zum Sehen Geschickte,
156
als ein Mann, der vielerfahren und fhig ist,
sich zu ben.
5. Auch noch etwas anderes drfte durch die drei Erzvter kundgetan
sein, da nmlich das Siegel der Erkenntnis echt ist, wenn es aus
Naturanlage, Lernen und bung besteht.
157
6. Als ein anderes Gleichnis des Gesagten kannst du noch Tamar
nehmen, die sich an einem Kreuzwege niedergesetzt und den Anschein,
eine Dirne zu sein, erweckt hatte. Diese betrachtete der lernbegierige
Judas (er wird mit mchtig erklrt),
158
der nichts ungeprft und
unerforscht lie, und bog zu ihr ab; er blieb aber seinem Bekenntnis zu
Gott treu.
159
32.
1. Deshalb geschah auch folgendes. Als Sara auf Hagar, die sie an Glck
bertraf, eiferschtig war, da sagte Abraham zum Zeichen dafr, da er
von der weltlichen Philosophie nur das Ntzliche ausgewhlt hatte:
Siehe, das Mdchen ist in deiner Hand; tu mit ihr, was dir gefllt!
Damit will er sagen: Ich wei zwar die weltliche Bildung zu schtzen,
jedoch ohne zu vergessen, da <s 36> sie noch jung und nur deine
Dienerin ist; deine Wissenschaft aber achte und verehre ich als die im
reifen Alter stehende Herrin.
160
2. Und Sara bedrngte sie,
161
was gleichbedeutend ist mit: sie strafte und
ermahnte sie.
162
Es ist also trefich gesagt: Verachte, mein Sohn, die
Zucht Gottes nicht und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst!
Denn wen der Herr liebt, den zchtigt er, und er schlgt jeden Sohn, den
er annimmt.
163
3. Wenn wir die soeben angefhrten Schriftworte an anderen Stellen
untersuchen, werden wir darlegen, da sie andere Geheimnisse
verknden.
4. Wir sprechen es also von jetzt an ganz ofen aus: Die Philosophie hat
die Erforschung der Wahrheit und des Wesens der Dinge zur Aufgabe (es
154Vgl. $it 2,6.
155 Vgl. 0hilon, !e /lant. 26C; 0aid. 1 B2,3.
156Vgl. 0aid. 1 74,B mit 'nm. T -u dem ganzen '#schnitt 32,BD8 vgl. 0hilon, !e congr. erud. gr. 38D34.
157 Vgl. 0hilon, !e somn. 1 264) !e '#rah. 7B; 0aid. 1 74,2 mit 'nm.
158!iese Bedeutung des ;amens 9udas findet sich #ei 0hilon nicht; vgl. a#er Hnom. sacra 2C3,8.
159-u 32,6 vgl. +en 3=,28D26; 0hilon, !e congr. erud. gr. 2B8f. -u der !eutung des ;amens als *Be>enntnis zu +ott,
vgl. +en BC,37 und 0hilon, !e /lant. 238; Leg. alleg. 1 =3.
160Vgl. +en 26,6; 0hilon, !e congr. erud. gr. 278.
161+en 26,6.
162 Vgl. 0hilon a.a.H. 27=.
163S/r 3,22f. (He#r 2B,8f.); 0hilon a.a.H. 244.
23
handelt sich aber um die Wahrheit, von der der Herr selbst sagte: Ich
bin die Wahrheit
164
); andererseits schult die auf die Ruhe in Christus
vorbereitende Bildung den Geist, weckt den Verstand und erzeugt
Gewandtheit im Suchen nach der wahren Philosophie.
165
Diese besitzen
die Eingeweihten, nachdem sie sie gefunden oder vielmehr von der
Wahrheit selbst erhalten haben.
VI. Kapitel
33.
1. Viel trgt aber die durch die Vorbung erlangte Fertigkeit dazu bei, da
man das Ntige sieht. bungsfeld fr den Geist kann aber nur das
Geistige sein. Dessen Wesen ist dreifach und wird im Zhlbaren und
Mebaren und Gedachten
166
gesehen.
2. Denn die auf Beweise gesttzte Lehre t der Seele dessen, der sich
von ihr leiten lt, unerschtterlichen Glauben ein, da er nicht einmal
an die Mglichkeit denkt, das Bewiesene knnte sich auch anders
verhalten, und sie lt ihn den Bedenken nicht unterliegen, die sich, um
uns zu tuschen, heimlich bei uns einstellen.
3. Bei solcher Beschftigung mit den Wissenschaften wird also die Seele
von den Sinnendingen gereinigt und neubelebt, damit sie endlich die
Wahrheit <s 37> sehen kann.
167
4, Wenn nmlich die gute Erziehung und die trefiche Bildung
festgehalten werden, so bringen sie tchtige Naturen hervor, und die
trefichen Naturen, die eine solche Bildung erhalten, werden noch besser
als die frheren, sowohl im brigen als auch hinsichtlich der
Fortpanzung des Geschlechts, wie das auch bei den anderen Lebewesen
der Fall ist.
168
5, Deshalb sagt auch die Schrift: Gehe zur Ameise hin, du Fauler, und
werde weiser als sie, die in der Erntezeit reichliche und mannigfache
Speise fr die drohende Winterzeit aufspeichert.
6. Oder gehe zur Biene und lerne, wie ttig sie ist!
169
Denn auch sie holt
Honig von der ganzen Wiese und stellt eine einzige Wabe her.
34.
1. Wenn du aber in deiner Vorratskammer zu Gott ehst, wie der Herr
lehrte,
170
und im Geiste anbetest,
171
so soll deine Frsorge nicht mehr nur
1649oh 28,6.
165 (%%%) ist zu streichen.
166 -u dem stoischen Begriff (%%%) vgl. -eller, 0hiloso/hie der +riechen 111 2, 8. 'ufl. S. == ff.
167 Vgl. 0laton, Staat V11 /.7B4 !?.
168 ?#d. 1V /. 8B8 '.
169S/r 6,6.=.=a.
170Vgl. 5t 6,6.
171Vgl. 9oh 8,B3 f.
24
deinem Hause gelten, sondern auch deiner Seele, auf welchen Gebieten du
fr sie Nahrung suchen sollst und auf welche Weise und wie viel, und was
du in ihr aufewahren und aufspeichern sollst,
172
und wann du das
hervorholen sollst und fr wen.
173
Denn nicht durch Geburt, sondern
durch Lernen entstehen die tchtigen und erfahrenen Mnner, wie rzte
und Steuerleute.
174
2. Wir sehen zwar alle in gleicher Weise den Weinstock und das Pferd,
aber nur der Weingrtner wird erkennen, ob der Weinstock gut oder
schlecht im Fruchttragen ist, und nur der Pferdekenner wird leicht
unterscheiden, ob das Pferd leidenschaftslos oder feurig ist.
3. Da aber einige mehr Anlage zur Tugend haben als andere, das zeigt
sich darin, da die in dieser Hinsicht besser als die anderen Veranlagten
die Neigung zu gewissen Ttigkeiten haben.
4. Damit ist aber noch in keiner Weise bewiesen, da die besser
Veranlagten irgendwie schon die Vollkommenheit in der Tugend erreicht
htten, da ja auch die zur Tugend schlecht Veranlagten, wenn sie nur die
richtige Erziehung erhielten, in der Regel trefiche Leistungen
vollbrachten und andererseits im Gegensatz dazu die vorzglich
Veranlagten durch <s 37> Vernachlssigung schlecht geworden sind. Gott
hat uns aber mit der natrlichen Anlage fr die Pege der menschlichen
Gemeinschaft und fr die Gerechtigkeit geschafen.
35.
1. Daher darf man auch nicht behaupten, da, was gerecht ist, sich nur
dadurch zeige, da es festgesetzt wird; vielmehr mu man erkennen, da
durch das Gebot nur die von der Schpfung herrhrende Anlage zum
Guten angeregt wird, indem die Seele durch den Unterricht zu dem
Entschlu erzogen wird, das Edelste zu whlen.
175
2. Wie wir es aber fr mglich erklren, da man ohne Kenntnis der
Schreibkunst glubig sein kann,
176
so sind wir darber einig, da man die
im Glauben enthaltenen Lehren unmglich verstehen kann, ohne zu
lernen. Denn die richtigen Lehren anzunehmen und die anderen zu
verwerfen, dazu befhigt nicht einfach der Glaube, sondern nur der auf
Wissen beruhende Glaube.
3. Und wenn Unwissenheit die Folge davon ist, da man nicht
unterrichtet wurde und nichts lernte,
177
so gewhrt der Unterricht die
Kenntnis der gttlichen und menschlichen Dinge.
178
4. Wie man aber bei Armut an Lebensunterhalt ein rechtschafenes Leben
fhren kann, so ist es auch bei beru mglich, und nach unserer
Ansicht kann man leichter und zugleich schneller mit Hilfe der
172Vgl. 5t 6,2C; 2 $im 6,2C.
173Vgl. 5t.2B,37; L> 6,87; die 'usdr(c>e sind mit G(c>sicht auf das Aort (%%%) tameion (Vorrats>ammer) ge"hlt.
174 Vgl. 0laton, 5enon /. =C B.
175 38,BD37,2 :hr.si// Fr. BB7 v. 'rnim; vgl. auch :icero, !e leg. 1 23,B= f.; 26,87.
176 Vgl. 0aid. 111 4=,B.
177 Vg. ?/i>tetos, 'rrian. dissert. 1 22,28 /. 83,B2 Schen>l.
178 -ur !efinition des Begriffes Aeisheit vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
25
Vorbildung die Tugend erjagen, die auch ohne sie nicht unerreichbar ist,
freilich auch dann nur fr die, die etwas gelernt haben und gebte
Sinne
179
besitzen.
5. Denn der Ha, sagt Salomon, erregt Streit, dagegen die Wege des
Lebens wahrt die Bildung
180
so da wir nicht getuscht, so da wir nicht
betrogen werden von denen, die zum Schaden ihrer Hrer Arglist
ersonnen haben.
6. Eine Bildung aber, die nicht mit zurechtweisender Widerlegung
verbunden ist, geht in die Irre, heit es
181
und man mu sich mit der
Gattung (der Rhetorik), die das Widerlegen lehrt, beschftigen,
182
damit
man die trgerischen Meinungen der Sophisten abweisen kann.
36.
<s 39> 1. Trefich schreibt gewi auch der Vertreter der
eudmonistischen Ethik Anaxarchos
183
in seiner Schrift ber das
Knigtum: Vielwissen ntzt zwar sehr, schadet aber auch sehr dem, der
es besitzt. Es ntzt dem, der geschickt ist, schadet aber dem, der
leichtfertig jedes Wort und vor allem Volk ausspricht. Man mu die
Grenzen der richtigen Zeit kennen, denn das ist der Markstein der
Weisheit. Wer aber zur Unzeit einen Satz vortrgt, mag er auch an sich
verstndig sein, gilt nicht als weise, sondern wird fr tricht gehalten.
184
2. Und Hesiodos sagt:
Musen, die ja den Snger mit Reichtum an Worten beschenken,
Gttlich begeistert ihn machen und kundig der Sprache.
185
Denn mit dem Ausdruck (xxx) polyphradmon meint er den, der reich an
Worten ist, mit (xxx) audeis den, der sie wirksam zu verwenden wei,
und mit (xxx) thespios den, der erfahren, weisheitsliebend und der
Wahrheit kundig ist.
VII. Kapitel
37.
1. Es ist also klar, da die als Vorbildung dienende Wissenschaft
zusammen mit der Philosophie von Gott her zu den Menschen
gekommen ist, nicht als Hauptsache und um ihrer selbst willen, sondern
in der gleichen Weise, wie die Regengsse auf das gute Land und auf die
Dungsttte und auf die Huser herabstrzen. Es spriet aber in gleicher
Weise Unkraut und Weizen hervor, und auch auf den Grbern wachsen
Feigenbume und sonst Bume, die keiner besonderen Pege bedrfen,
179Vgl. He#r 7,28.
180S/r 23,2Ba.24a.
181S/r 23,24#.
182 Statt (%%%) ist (%%%) zu lesen.
183Sch(ler des !emo>ritos.
184 'na%archos Fr. 2 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. B3C,B2. 1ch (#ersetze die $e%tform) (%%%)
185Hesiodos Fr.2C4 Gzach.
26
und was so wchst, bertrift der ueren Erscheinung nach die edlen
Panzen, weil es die nmliche Wirkung des Regens erfuhr; aber es hat
nicht die gleiche Anmut erlangt wie das auf fettem Boden Gewachsene,
indem es entweder vertrocknete oder zerrupft wurde.
2. Und auch hier ist das Gleichnis vom Sen verwendbar, das der Herr
auslegte. Denn nur einer ist der Ackersmann, der das menschliche
Ackerfeld bestellt, er, der von Anfang an seit der Erschafung <s 40> der
Welt die Nahrung spendenden Samenkrner ausstreut und zu jeder Zeit
den wirksamen Regen seines Wortes herabstrmen lt, whrend Zeit
und Ort, je nachdem sie zur Aufnahme des Samens geeignet waren, die
Unterschiede hervorriefen.
186
3. Auerdem st der Landmann nicht nur Weizen (freilich gibt es auch
von ihm mehrere Arten), sondern auch die brigen Samen, Gerste,
Bohnen, Erbsen, andere Schotenfrchte und die Samen fr
Gartengewchse und fr Blumen.
4. Zu der gleichen Landwirtschaft gehrt aber auch die Baumpege, alle
die Arbeiten, die es in den Baumschulen selbst und in den Parkanlagen
und im Obstgarten und berhaupt beim Panzen und Pegen
mannigfacher Bume zu verrichten gibt.
5. Ebenso sind nicht nur die Schafzucht, sondern alle die Ttigkeiten, die
Rinderzucht, die Pferdezucht, die Hundezucht, die Bienenzucht, kurz alle
Arten von Herdenhaltung und Tierzucht zwar voneinander dadurch
verschieden, da die einen mehr, die anderen weniger ntzlich sind,
jedoch ntzlich frs Leben sind alle.
6. Wenn ich aber von Philosophie rede, so meine ich damit nicht die
stoische oder die platonische oder die epikureische und aristotelische,
sondern alle die guten Gedanken, die bei jeder einzelnen von diesen
Richtungen ausgesprochen wurden und Gerechtigkeit, verbunden mit
frommem Wissen, lehren, diese ganze Auswahl
187
nenne ich Philosophie.
Was sie aber aus menschlichen Gedankengnge hergenommen und gleich
geflschten Mnzen ausgegeben haben, das werde ich nie gttlich
nennen.
38.
1. Jetzt wollen wir auch noch die Tatsache erwgen, da Leute, die kein
Wissen haben, auch wenn sie je ihr Leben rechtschafen hinfhren, noch
nicht vollkommen werden allein durch ihr gutes Handeln.
188
Denn ihr
Gutestun beruht nur auf Zufall, ebenso wie manche zu der Lehre von der
Wahrheit durch ihre natrliche Begabung glcklich gelangen; Abraham
aber wurde nicht infolge von Werken gerechtfertigt, sondern auf Grund
seines Glaubens.
189
186Vgl. 5t 23,3D=; 5> 8,BD=; L> =,7D=.
1871ch lese (%%%) e>le>ton.
1881ch lese mit Sch"artz (%%%) ou teleioi gignontai mono to eu /oiein.
189G@m 8,B.26.
27
2. Es ntzt ihnen also nach dem Ende des Lebens nichts, auch wenn sie
jetzt gute Werke tun, wenn sie nicht <s 41> Glauben haben.
3. Denn deshalb wurde die Heilige Schrift in die Sprache der Griechen
bersetzt, da sie nie einen Vorwand fr ihre Unwissenheit vorschtzen
knnten, da sie in der Lage waren, auch unsere Lehren zu hren, wenn sie
nur wollten.
4. Anders spricht jemand ber die Wahrheit, anders legt sich die
Wahrheit selbst aus. Ein anderes ist das Vermuten der Wahrheit, ein
anderes die Wahrheit selbst; etwas anderes ist das Abbild, etwas anderes
das Seiende selbst; und das Abbild wird durch Lernen und ben
gewonnen, die Wahrheit selbst aber durch Kraft und Glauben.
5. Denn ein Geschenk ist der Unterricht in der Gottesfurcht, und Gnade
ist der Glaube. Denn indem wir Gottes Willen tun, erkennen wir seinen
Willen.
190
fnet also, so sagt die Schrift, die Tore der Gerechtigkeit,
damit ich durch sie einziehe und den Herrn preise!
191
6. Da aber Gott in seiner Gte auf vielerlei Weise Rettung bringt, gibt es
viele verschiedenartige Wege zur Gerechtigkeit, und sie mnden in den
Hauptweg und fhren zu dem Haupttor. Wenn du aber nach dem
kniglichen und wirklich gltigen Eingang suchst, so wirst du hren:
Dieses ist das Tor des Herrn; Gerechte werden hier einziehen.
192
7.Da nun viele Tore gefnet waren, so war das Tor zur Gerechtigkeit das
Tor in Christus, und selig sind alle, die hier hineinziehen und ihren Weg
gerade gehen in Heiligkeit
193
der Erkenntnis.
8. Dementsprechend setzt Clemens in seinem Brief an die Korinther die
Unterschiede der in der Kirche Bewhrten auseinander und sagt wrtlich:
Mag einer glubig sein, mag er fhig sein, Erkenntnis auszusprechen,
mag er weise sein in Unterscheidung von Reden, mag er gewaltig in
Werken sein.
194
VIII. Kapitel
39.
1. Die sophistische Kunst, auf die sich die Griechen mit Eifer gestrzt
haben, ist die Gewandtheit in der Beeinussung der Vorstellungen,
geschickt darin, durch Reden falsche Meinungen als wahre der Seele
einzuen. Sie bietet nmlich fr die berredung die Rhetorik, fr den
<s 42> Wortkampf die Eristik (Disputierkunst) dar. Wenn nun diese
Knste nicht zusammen mit Philosophie verwendet werden, drften sie
fr jedermann hchst schdlich sein.
2. Platon hat wenigstens die Sophistik geradezu eine Unglckskunst
genannt,
195
und im Anschlu an ihn bezeichnet Aristoteles sie als eine Art
190Vgl. 9oh 4,24.
1910s 224,2C.
1920s 224,B3; #eides aus dem 2.:lemens#rief 8=,Bf; vgl. Strom. V1 68,B.
1932.:lemens#rief 8=,8.
194?#d. 8=,7.
195;icht #ei 0laton; vgl. a#er Se%tus ?m/iricus, 'dv. math. 11 2B.8C.6=; 'mm. 5arc. <<< 8,3.
28
von Diebesfertigkeit,
196
da sie sich die ganze Aufgabe der Weisheit in
glaubhafter Weise heimlich aneignet und eine Weisheit zu lehren
verheit, um die sie sich nie gekmmert hat.
3. Um es kurz zu sagen: Wie bei der Rhetorik der Ausgangspunkt das
Glaubhafte, der Hauptteil die Schlufolgerung und das Endziel die
berzeugung ist, so ist bei der Eristik der Ausgangspunkt das Scheinbare,
der Hauptteil der Kampf und das Endziel der Sieg.
4. In der gleichen Weise ist auch bei der Sophistik Ausgangspunkt der
Schein, der Hauptteil doppelter Art, wobei aus der Rhetorik die
ausfhrliche Darstellung, aus der Dialektik der fragende Teil stammt,
197
und das Endziel ist die Verblfung.
5. Und die in den Schulen vielgerhmte Dialektik erweist sich als eine
bung des Philosophen an dem Wahrscheinlichen um der Fhigkeit zu
widerlegen willen.
198
Aber in alldem ist nirgends die Wahrheit.
40.
1. Mit Recht sagt daher der edle Apostel, indem er diese berssigen
Redeknste verchtlich macht: Wenn jemand nicht gesunden Lehren
zustimmt, sondern irgendeiner Lehre, so ist er aufgeblht, ohne etwas zu
verstehen, vielmehr krankt er an Auseinandersetzungen und
Wortgefechten, infolge deren Streit, Neid, Schmhung, bser Argwohn,
fortwhrendes Geznk von Leuten entsteht, die den gesunden Verstand
verloren haben und der Wahrheit beraubt sind.
199
2 Du siehst, wie er gegen sie aufgebracht ist und ihre Wortkunst eine
Krankheit nennt, mit der sich diejenigen brsten, denen diese
geschwtzige Unglckskunst lieb ist, mag es sich dabei um Sophisten bei
den <s 43> Griechen oder bei den Nichtgriechen handeln.
3. Sehr gut sagt daher der Tragiker Euripides in den Phnizierinnen:
Doch das ungerechte Wort,
Krank in sich selbst, bedarf der weisen Arzenein.
200
4. Denn gesund
201
ist die heilsame Lehre genannt, die selbst Wahrheit
ist, und das, was immer gesund ist, bleibt unsterblich; dagegen bedeutet
die Trennung von dem Gesunden und Gttlichen Gottlosigkeit und
todbringende Krankheit.
5. Das sind reiende Wlfe, die in Schafelle verhllt sind,
202
zungenfertige Sklavenhndler
203
und Menschenruber, die im geheimen
stehlen, aber als Ruber berfhrt werden,
204
die eifrig bemht sind, mit
List und Gewalt uns zu fangen, die sie fr einfltig erklren, da wir ihnen
im Reden nicht gewachsen sind.
196;icht #ei 'ristoteles; a#er vgl. $o/ic. 1V 7 /.2B6 a 33.
197Vgl. Strom. V111 22,8.
198 Vgl. 'rist. $o/ic 1 B /. 232a B4 ff.; 5eta/h. B 2 /. CC7# B3 ff.
1992 $im 6,3D7.
200?uri/ides, 0h@n. 842 f.
201Vgl. 2 $im 6,3.
202Vgl. 5t 4,27.
203Vgl. 2 $im 2,23.
204Vgl. 9oh 23,=.
29
41.
1. Der Mann, dem Sprachgewandtheit fehlt, erliegt gar oft,
Wenn auch gerecht sein Wort, dem sprachgewandten Mann.
205
Mit Wortschall decken sie die klare Wahrheit zu,
Da gut nicht mehr erscheint, was so erscheinen soll.
206
So sagt die Tragdie.
2. Das sind diese zankschtigen Wortklauber (Eristiker), mgen sie sich
nun bestimmten Richtungen anschlieen oder nur ihre dialektischen
Knsteleien treiben; das sind die, die die Webebume herabziehen und
doch nichts weben,
207
wie die Schrift sagt, die sich mit nutzloser Arbeit
abmhen, die der Apostel Falschspiel der Menschen und
Verschlagenheit genannt hat, nur fr die Arglist des Irrwahns
208
geeignet.
3. Denn es gibt, sagt der Apostel, viele unbotmige Leute, hohle
Schwtzer und Verfhrer.
209
Es ist also durchaus nicht zu allen gesagt:
Ihr seid das Salz der Erde.
210
4. Denn auch von denen, die das Wort gehrt haben, sind manche den
Meerschen hnlich, die, obwohl sie von Anfang an im <s 44> Salzwasser
leben, doch noch Salz zur Zubereitung brauchen.
5. Ich stimme also fr meinen Teil der Tragdie vllig bei, wenn sie sagt:
Mein Sohn, auch wohlgesprochene Reden knnen doch
Auch falsch sein und besiegen durch der Worte Pracht
Die Wahrheit; aber nicht dies hat den grten Wert,
Vielmehr Natur und Recht. Wer durch Beredsamkeit
Den Sieg erringt, ist weise zwar; mir aber scheint
Die Wirklichkeit stets strker als das Wort zu sein.
211
6. Man darf also nie darnach streben, der Masse zu gefallen. Denn mit
dem, was jener Freude macht, beschftigen wir uns nicht; was aber wir
wissen, ist weit entlegen von der Geistesverfassung jener Leute.
212
Lat
uns nicht voll eitler Ruhmsucht sein, sagt der Apostel, indem wir
einander herausfordern, einander beneiden!
213
42.
1. So sagt auch Platon, der Freund der Wahrheit, gleichsam von Gottes
Geist beseelt: Denn ich bin so eingestellt, da ich nichts anderem
205?uri/ides, 'le%andros Fr.76.
206?#d. Hi//ol.tus /rior Fr.83C.
207Vgl. Gesch, 'gra/ha, B.'ufl. S.2=2 f.; Go/es, S/r(che 9esu S. 32.
208Vgl. ?/h 8,28.
209$it 2,23.
2105t 7,23.
211?uri/ides, 'ntio/e Fr.B36.
212Vgl. ?/i>uros Fr.2=4 Isener.
213+al 7,B6.
30
gehorche als dem Grundsatz, der sich mir bei der berlegung jedesmal als
der beste zeigt.
214
2. Er macht ja auch denen Vorwrfe, die ohne Verstand und Wissen
irgendwelchen Meinungen Glauben schenken
215
in der berzeugung, da
es sich nicht gezieme, die richtige und gesunde Lehre aufzugeben und
dem zu glauben, der Anteil an der Lge gibt. Denn um die Wahrheit
betrogen zu sein, ist ein bel; die Wahrheit dagegen zu besitzen und die
richtige Meinung zu haben, das ist ein Gut.
3. Wenn aber Menschen eines Gutes beraubt werden, so geschieht das
nicht mit ihrem Willen; aber sie werden doch beraubt, indem sie
bestohlen oder betrogen werden oder indem man ihnen Gewalt antut
oder indem sie einer unwahren Rede Glauben schenken.
216
4. Wer nun einer Lge Glauben schenkt, der erleidet schon mit eigenem
Willen Schaden. Bestohlen wird nun der, der sich zu einer anderen
Ansicht bereden lt, und der, der vergit; denn bei den einen ist es die
Zeit, bei den andern die Rede, die ihnen unvermerkt etwas raubt; und mit
Gewalt zwingt oft Schmerz und Kummer und Streit und Zorn dazu, die
<s 45> Ansicht zu ndern, und schlielich werden diejenigen betrogen,
die (ihre Meinung ndern, weil sie) sei es von einer Lust berckt, sei es
von einer Furcht gengstigt sind.
217
Doch in allen diesen Fllen handelt es
sich um unfreiwillige nderungen der Meinung, aber keine von diesen
Ursachen knnte festes Wissen verdrngen.
IX. Kapitel
43.
1. Einige Leute aber, die sich fr besonders begabt halten, erklren es fr
richtig, da man sich weder mit Philosophie noch mit Dialektik
beschftigt, ja da man nicht einmal die Naturwissenschaft erlernt, und
fordern einzig und allein den Glauben. Das ist aber gerade so, wie wenn
sie, ohne irgendwelche Mhe auf die Pege des Weinstocks verwendet zu
haben, gleich von Anfang an die Trauben ernten wollten.
2. Mit dem Weinstock
218
wird aber allegorisch der Herr bezeichnet, und
von ihm mu man mit Sorgfalt und mit einer der Lehre entsprechenden
Sachkunde die Frucht abernten. Man mu aber die Zweige beschneiden,
graben, den Weinstock aufinden und das brige tun, und man braucht,
meine ich, fr die Pege des Weinstocks Winzermesser und Hacke und
die anderen landwirtschaftlichen Gerte, damit er uns die ebare Frucht
zeige.
2140laton, Eriton /.86 B.
215Vgl. 0laton, 'l>i#iades 11 /.286 ':.
2161ch lese (%%%) m althei logo und im folgenden (%%%) ho men /seudei /isteusas und (%%%) /aralis>etai.
2178B,BD8 zum $eil "@rtlich aus 0laton, Staat 111 /.823 'D:.
218Vgl. 9oh 27,2.
31
3. Wie aber beim Ackerbau und bei der Heilkunde jener am besten
unterrichtet ist, der sich mannigfachere Kenntnisse erworben hat, so da
er den Landbau besser betreiben und die Heilkunde besser ausben kann,
4. so nenne ich auch hier den am besten unterrichtet, der alles mit der
Wahrheit in Beziehung setzt, so da er auch von der Geometrie und der
Musik und von der Grammatik und von der Philosophie selbst das
Brauchbare entnimmt und damit den Glauben unangreifar gegen alle
Anschlge macht. Verachtet wird auch der Kmpfer, der zum Wettkampf
nichts als Krperkraft mitbringt.
219
44.
1. So loben wir auch den vielerprobten Steuermann, der vieler Menschen
Stdte sah,
220
und den Arzt, der <s 46> Gelegenheit gehabt hat, vieles
kennenzulernen; und dies ist auch das Kennzeichen, wonach manche den
Empiriker bestimmen.
221
2. Wer nun alles mit dem rechtschafenen Leben in Beziehung setzt und
aus Griechentum und Barbarentum Vorbilder beibringt, der ist ein
vielerfahrener Erforscher der Wahrheit und in der Tat
erndungsreich;
222
gleich dem Probierstein (das ist ein lydischer Stein,
der nach allgemeiner berzeugung echtes und falsches Gold
unterscheiden kann
223
) ist er, unser Vielwisser
224
und Sachverstndiger
(Gnostiker), fhig, zu scheiden die Sophistik von der Philosophie, die
Putzkunst von der Gymnastik, die Kochkunst von der Heilkunst, die
Rhetorik von der Dialektik
225
und nach den andern auch die in der
barbarischen Philosophie (d.i. dem Christentum) auftretenden Irrlehren
von der eigentlichen Wahrheit.
3. Wie sollte es aber nicht ntig sein, da derjenige ber geistige Dinge
philosophische Untersuchungen anstellt, der sich darnach sehnt, der
Kraft Gottes teilhaftig zu werden? Wie sollte es ferner nicht auch
ntzlich sein, die in den beiden Testamenten doppelsinnig oder (an
verschiedenen Stellen) in verschiedener Bedeutung verwendeten
Ausdrcke auseinanderzuhalten und zu erklren?
4. Denn mit dem Doppelsinn (von Schriftworten) berlistet der Herr zur
Zeit der Versuchung den Teufel,
226
und ich verstehe hier nicht mehr, wie
denn dieser, der, wie manche annehmen, Ernder der Philosophie und
Dialektik ist, durch die Verwendung des Doppelsinns getuscht und
abgewiesen werden kann.
219 1ch lese (%%%) statt (%%%) ; vgl. viell. 0aid. 11 B,2; 0laton, Staat 111 /. 838 '.
220 Vgl. Hom. Hd. 2,3.
221 Vgl. Schol. !ion.s. $hr. /. 223,3 ff. Hilgard.
222 Vgl. z.B. Hom. 1l. 2,322
223 Vgl. 0laton, +orgias /. 8=6 !.
224 Vgl. Hom. Hd. 27,87C
225 Vgl. 0laton, +orgias /. 867 :. T 1m folgenden ist zu lesen (%%%).
226Vgl. 5t 8,8.
32
45.
1. Wenn aber die Propheten und Apostel die Fcher nicht kennengelernt
haben, in denen sich die philosophische Schulung bettigt, so verlangt
doch der Sinn (der Worte) des weissagenden und belehrenden Geistes,
der verhllt ausgesprochen wird, weil nicht alle das zum Verstndnis
geeignete Ohr besitzen,
227
fr das Verstndnis die ntigen sachkundigen
Erklrungen.
2. Denn ganz richtig hatten die Propheten und die Schler des Geistes
jenen Sinn erkannt; auf Grund ihres Glaubens nmlich faten sie ihn so
auf, wie der Geist ihn gesagt hat; aber es ist nicht <s 47> mglich, da
man ihn leicht so aufat, wenn man nicht Jnger geworden ist.
228
3. Die Gebote, so heit es, schreibe dir doppelt auf, fr Rat und
Kenntnis, auf da du Worte der Wahrheit denen antworten kannst, die
dir eine Frage vorlegen.
229
4. Was ist nun die Kenntnis, die das Antworten ermglicht? Die gleiche,
die auch beim Fragen hilft. Das wird aber wohl die Dialektik sein.
230
5. Wie nun? Ist nicht auch das Reden eine Ttigkeit und ist nicht das
Handeln eine Folge vom Reden und berlegen? Denn wenn wir nicht mit
berlegung handeln, so ist unser Tun unberlegt und unvernnftig. Jede
vernnftige Tat wird aber entsprechend dem Willen Gottes vollfhrt.
Und nichts ist ohne es geworden,
231
so heit es, nmlich ohne das Wort
Gottes. Oder hat nicht auch der Herr alles durch sein Wort gemacht?
232
6. Es arbeiten aber auch die Haustiere, doch nur getrieben von dem
Zwang der Furcht. Geraten aber nicht auch die sogenannten
Orthodoxasten auf gute Werke, ohne zu wissen, was sie tun?
233
X. Kapitel
46.
1. Deshalb also sprach der Heiland zuerst, als er das Brot genommen
hatte, und dankte; und erst dann brach er das Brot und legte es vor, damit
wir es vernnftig essen
234
und unseren Lebenswandel im Gehorsam
beginnen, nachdem wir uns zuvor mit der Heiligen Schrift genau vertraut
gemacht haben.
2. Denn wie sich die, die ein bses Wort gebrauchen, in nichts von denen
unterscheiden, die eine bse Tat begehen (denn wenn
235
Verleumdung
eine Dienerin des Schwertes ist und Schmhung Schmerz bereitet,
227Vgl. 2 Eor =,4.
228 !er $e%t ist verder#t; ich (#ersetze nach folgendem $e%t) (%%%)
229S/r BB,B3.B2#.
230 Vgl. 0laton, Erat.los /. 3C3 :. T 1m folgenden ist (%%%) #ald als Aort, Lehre, Gede, #ald als Vernunft, !en>en, #ald
als Logos zu deuten.
2319oh 2,3.
232Vgl. +en 2,3ff.
233Vgl. L> B3,38.
234Vgl. 5t B6,B6; 5> 28,BB; L> BB,2C; B8,33; 2 Eor 22,B3f.
235 1ch lese mit 9. 9ac>son (%%%) statt (%%%).
33
woraus Zerrttung des Lebens hervorgeht, so sind das doch Wirkungen
des bsen Wortes), so <s 48> kommen die, die ein gutes Wort
gebrauchen, denen nahe, die die guten Werke vollfhren.
3. Nun kann aber auch das Wort die Seele fr sich gewinnen und zu
rechtschafenem Leben antreiben; selig ist aber, wer in beidem geschickt
ist!
236
Deshalb darf weder der in guten Taten Geschickte von dem
geschmht werden, der gut reden kann, noch darf, wer fhig ist, gut zu
reden, von dem getadelt werden, der zu guten Taten tchtig ist. Vielmehr
sollen beide auf dem Gebiet ttig sein, wofr sie von Natur begabt sind.
237
4. Die Lehre also, die der eine mit seinem Werk gibt, die spricht der
andere mit seinem Wort aus und bahnt so gewissermaen der guten Tat
den Weg und fhrt seine Hrer zum guten Werk hin. Es gibt nmlich
auch ein rettendes Wort so gut wie eine rettende Tat. Die Gerechtigkeit
entsteht jedenfalls nicht ohne das Wort.
47.
1. Wie die Mglichkeit, Wohltaten zu empfangen, aufgehoben wird, wenn
wir das Erweisen von Wohltaten aufeben, so werden auch der Gehorsam
und der Glaube unmglich gemacht, wenn wir nicht das Gebot und den
Ausleger des Gebotes mit dazunehmen. Nun machen wir reichlich
Gebrauch von Taten und Worten, damit beide einander ergnzen und
frdern.
2. Die Knste der Eristik und Sophistik mssen wir aber gnzlich von uns
abweisen, da auch schon die Sprache der Sophisten nicht nur die Masse
betrgt und tuscht,
238
sondern durch Gewaltanwendung auch schon
manchmal einen Kadmeischen Sieg davongetragen hat.
239
3. Denn mehr als alles wahr ist jenes Psalmwort: Der Gerechte wird bis
zum Ende leben, denn er wird das Verderben nicht schauen, wenn er
Weise sterben sieht.
240
Was fr Weise meint es denn? Hre aus der
Weisheit Jesu: Nicht ist Weisheit die Kenntnis von Schlechtigkeit
241
Er
meint damit ofenbar die Weisheit die die Knste der Rhetorik und
Dialektik ersonnen <s 49> haben.
4. Du wirst also Weisheit bei Schlechten suchen und nicht nden
242
Und wenn du wieder fragst: was fr eine Art von Weisheit?, wird er dir
antworten: Der Mund des Gerechten wird Weisheit herabtrufeln
lassen.
243
Mit dem gleichen Wort Weisheit wird wie die Wahrheit
auch die Kunst der Sophisten bezeichnet.
236Vielleicht ein un#e>anntes Herren"ort.
237 Vgl. 0laton, Staat 1V /. 8B3 !.
238 Vgl. Strom. 1 8B,3; 0laton, Staat 111 /. 823 '
239Vgl. -eno#ios 1V 87; !iogenianos V 38; 'rsen. Viol. /. 327 f Aalz. !ie Gedensart #edeutet einen auch f(r den Sieger
ungl(c>lichen 'usgang eines Eam/fes und "urde ge"@hnlich von dem Eam/fe z"ischen 0ol.nei>es und ?teo>les in
dem von Eadmos gegr(ndeten $he#en a#geleitet, #ei dem #eide fielen.
2400s 8=,23f.
241?>>li QSirR 2C,BB.
242S/r 28,6.
243?#d. 23,32.
34
48.
1. Ich habe mir, wie mir dnkt, mit Recht vorgenommen, entsprechend
der (christlichen) Lehre zu leben und mich um das Verstndnis ihres
Sinnes zu bemhen, dagegen keineswegs Wohlredenheit zu erstreben,
vielmehr mich damit zu begngen, meine Gedanken nur auszudeuten.
Mit welchem Wort aber das, was ich darlegen will, kundgetan wird,
darum kmmere ich mich durchaus nicht. Denn selbst gerettet zu
werden, das wei ich wohl, und denen, die gerettet werden wollen, dabei
behilich zu sein, das ist das Wichtigste, nicht schne Redensarten wie
Schmuckstcke zusammenzusetzen.
2. Und wenn du dich davor htest, sagt der Pythagoreer in Platons
Politikos, Wert auf die Worte zu legen, so wirst du dich im Alter reicher
an Verstndnis zeigen.
244
3. Und im Dialog Teaitetos kannst du wieder folgendes nden: Die
Sorglosigkeit in der Verwendung von Wrtern und Redensarten und der
Verzicht auf eine peinliche Auswahl ist in den meisten Fllen nicht
unwrdig, vielmehr ist das Gegenteil davon unschn, aber manchmal ist
es notwendig.
245
4. Dies hat die Schrift mglichst kurz ausgedrckt, wenn sie sagt: Werde
nicht geschwtzig!
246
Denn die Worte sind wie das Kleid am Krper, der
Inhalt ist wie das Fleisch und die Sehnen. Man darf also nicht mehr um
das Kleid als um das Wohl des Krpers besorgt sein.
247
5. Denn der Einfachheit und Schlichtheit und Natrlichkeit soll nicht nur
in seiner Lebensweise, sondern auch in seiner Rede der sich beeiigen,
der die Verpichtung auf sich genommen hat, das wahre Leben zu
fhren,
248
sofern wir wenigstens die ppigkeit als gefhrlich und
unheilvoll verwerfen, so wie die alten Lakedaimonier die Salben und den
Purpur, die mit Recht fr gefhrlich die Kleider, fr <s 50> gefhrlich die
Salben hielten und so bezeichneten;
249
denn weder ist jene Zubereitung
der Speise gut, die mehr Gewrze als Nhrstofe enthlt, noch ist eine
Verwendung der Rede schn, die die Hrer mehr ergtzen als frdern
kann.
6. Pythagoras rt, die Musen fr lieblicher als die Sirenen zu halten,
250
womit er lehren will, da man die Wissenschaften pegen soll, jedoch
nicht mit dem Streben nach Befriedigung einer Lust, und die andere
Verlockung als trgerisch erweist. Es gengt, da ein einziger an den
Sirenen vorbergefahren ist,
251
und da ein anderer, wieder nur ein
2440laton, 0oliti>os /. B62 ?.
245?#d. $heaitetos /.2=8 B:.
2469o# 22,3 (aus dem 2.:lemens#rief 33,7).
247Vgl. 5t 6,B7; L> 2B,BB f.
248 Sacr. 0ar. B23 Holl.
249 Vgl. 'thenaeus <V /. 6=6 F; 0aid. 11 67,2; Seneca, ;at. Uuaest. 1V 23,C. -um letzten Satzteil vgl. Herodotos 3,BB;
0lut. 5or. /. B43 ?; =63 !?.
250 0.thagoras, Sent. 2B 5ullach F0+ 1 /. 733.
251 Vgl. Hom. Hd. 2B,267 ff.
35
einziger, der Sphinx die Antwort gegeben hat
252
und wenn ihr wollt, htte
es nicht einmal ein einziger sein sollen.
49.
1. Man soll also nicht aus Streben nach eitlem Ruhm die Gebetsriemen
breit machen;
253
vielmehr gengt es dem Sachkundigen (Gnostiker),
wenn sich auch nur ein einziger Zuhrer ndet.
2. Wir knnen auch den Boiotier Pindaros hren, der schreibt:
Nie la erschallen das altehrwrdige Wort vor jedermann!
Oft ist der sicherste Weg die Schweigsamkeit.
Doch Stachel zum Kampf ist das selbstbewute Wort.
254
3. Mit grtem Nachdruck spricht der selige Apostel die Mahnung fr
uns aus, nicht unntzerweise Wortgefechte zu fhren, zur Verstrung
der Hrer, das unfromme Geschwtz aber zu meiden. Denn solche Leute
geraten immer tiefer in die Gottlosigkeit hinein, und ihre Rede wird wie
ein Krebsgeschwr um sich fressen.
255
XI. Kapitel
50.
1. Dies also ist die Weisheit der Welt, die Torheit in Gottes Augen ist,
und dies sind die Weisen, deren <s 51> Gedanken Gott in ihrer
Nichtigkeit erkennt. Daher rhme sich niemand,
256
der in menschlichem
Denkvermgen hervorragt.
2. Denn wirklich trefich ist bei Jeremias geschrieben: Nicht soll sich
der Weise seiner Weisheit rhmen, und nicht soll sich der Starke seiner
Strke rhmen, und nicht soll sich der Reiche seines Reichtums rhmen,
sondern wer sich rhmen will, der soll sich dessen rhmen, da er
versteht und erkennt, da ich der Herr bin, der Gnade, Recht und
Gerechtigkeit auf Erden walten lt; denn daran habe ich meine Lust,
spricht der Herr.
257
3. Damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzen, sondern auf
Gott, der die Toten auferweckt, sagt der Apostel, der uns aus so
schrecklicher Todesnot errettete,
258
damit unser Vertrauen nicht auf der
Menschen Weisheit, sondern auf Gottes Kraft gegrndet sei. Denn der
Geistesmensch beurteilt alles, er selbst wird aber von niemand
beurteilt.
259
252Hidi/us, der das Gtsel der S/hin% l@ste, a#er dadurch sein unheilvolles +eschic> her#eif(hrte.
2535t B3,7.
2540indaros Fr.2=3 Schroeder.
255B $im B,28.26f.
256Vgl. 2 Eor 3,2CDB2.
2579er C,B3f.
258B Eor 2,Cf.
2592 Eor B,7.27.
36
4. Und ich hre auch jene Worte von ihm: Dies aber sage ich, damit euch
niemand mit berredungsknsten tusche
260
und sich nicht der
einschleiche, der euch als Beute fortschleppen will.
5. Und wiederum sagt er: Sehet also zu, da euch niemand als Beute
fortschleppe durch Philosophie und eitlen Trug, der sich auf menschliche
berlieferung, auf die Elementarmchte der Welt und nicht auf Christus
grndet.
261
6. Damit will er nicht jegliche Philosophie schlechtmachen, sondern nur
die Epikureische, die Paulus auch in der Apostelgeschichte erwhnt,
262
weil sie die Vorsehung leugnet und die Lust vergttert, und auerdem
jede andere Philosophie, die den Elementen bermige Ehre erwiesen
hat,
263
anstatt die schpferische Urkraft ber sie zu stellen, und kein Auge
fr den Schpfer hatte.
51.
1. Aber auch die Stoiker, die er gleichfalls erwhnt,
264
behaupten, da Gott
etwas Krperliches sei und jeden Stof, auch den verachtetsten,
durchdringe,
265
eine Lehre, die ihnen keine Ehre macht.
2. Mit der menschlichen berlieferung
266
aber meint er das leere
Gerede der Logik. <s 52> Deshalb schreibt er in einem Brief auch folgende
Worte: Meidet die jugendlichen Streitigkeiten!
267
Denn kindisch sind
solche Znkereien. Die Tugend aber, sagt der Philosoph Platon, hat
keine Freude an kindischem Wesen.
268
3. Und nach den Worten des Gorgias von Leontinoi erfordert unser
Kampf zwei Eigenschaften, Mut und Klugheit, Mut, um der Gefahr zu
trotzen, Klugheit, um das Verborgene
269
zu erkennen. Denn die
(christliche) Lehre beruft, wie der Heroldsruf in Olympia, jeden, der
Lust hat, spricht aber den Kranz nur dem zu, der etwas leisten kann.
270
4. Die Lehre (der Logos) will also nicht, da der zum Glauben
Gekommene gegenber der Wahrheit unbeweglich und gnzlich unttig
verharre. Sie sagt ja: Suchet und ihr werdet nden,
271
aber sie fhrt das
Suchen zu dem Endziel des Findens und schliet nur das inhaltslose
Schwtzen aus, whrend sie die wissenschaftliche Untersuchung zult,
die unseren Glauben befestigt.
260Eol B,8.
261Eol B,=.
262'/g 24,2=.
263Vgl. 0rotr.68; Strom. 1 7B,8.
264Vgl. '/g 24,2=.
265:hr.si//os Fr. /h.s.2383 v. 'rnim; vgl. 0rotr. 66,3; Strom. V =C,3.
266Eol B,=.
267Vgl. B $im B,BBf.
268;icht #ei 0laton.
269!ie M#erlieferung ist fraglich) die Handschrift hat (%%%) ainigma (Gtsel), !iels vermutete (%%%) /ligma
(Ginger>unstgriff).
270+orgias Fr = !iels, Vorso>r. 7.'ufl. 11 B=4,4.
2715t 4,4; L> 22,C.
37
5. Das aber sage ich, damit euch niemand mit berredungsknsten
tuscht,
272
sagt der Apostel, ofenbar zu solchen, die seine Lehre
273
richtig
zu verstehen gelernt hatten und darin unterwiesen waren, den dagegen
vorgebrachten Einwnden zu begegnen.
52.
1. Wie ihr nun die Verkndigung von dem Herrn Jesus Christus
empfangen habt, so wandelt in ihm, festgewurzelt in ihm und auf ihm
aufgebaut und immer fester werdend im Glauben.
274
berzeugung aber
ist die Befestigung des Glaubens. Seht zu, da euch niemand als Beute
fortschleppe, nmlich von dem Glauben an Christus,
275
durch
Philosophie und eitlen Trug, der die Vorsehung leugnet, begrndet auf
menschlicher berlieferung;
276
2. denn die auf der gttlichen berlieferung begrndete Philosophie
erkennt die Lehre von der Vorsehung an und bekrftigt sie, bei deren
Verwerfung der in dem Erlser verwirklichte Heilsplan als Fabel
277
erscheinen mu, wobei wir dann nach dem Willen der
Elementarmchte der Welt und nicht nach dem Christi
278
dahingetrieben wrden.
<s 53> 3. Denn die an Christus sich anschlieende Lehre verehrt den
Schpfer als Gott und lt das Walten der Vorsehung sich bis auf das
Einzelgeschehen erstrecken
279
und wei, da die Elemente ihrer Natur
nach vernderlich und geworden sind,
280
und lehrt, sein Leben so zu
fhren, da man nach Krften Gott hnlich zu werden sich bemht,
281
und die Heilserziehung Gottes als magebend fr die gesamte
Unterweisung hinzunehmen.
4. Was aber die Elemente betrift, so verehrt Diogenes die Luft, Tales das
Wasser, Hippaos das Feuer;
282
; dazu kommen noch die, welche die Atome
als Irrstofe annehmen, gottlose und der Lust ergebene Leute, die sich den
Namen Philosophie nur anmaen.
283
53.
1. Deswegen bete ich, sagt der Apostel, da eure Liebe immer mehr
und mehr wachse in der Erkenntnis und aller Erfahrung, damit ihr das
272Eol B,8.
273 1ch lese mit Lo"th (%%%) statt (%%%).
274Eol B,6f.
275Vgl. e#d. B,7.
276?#d. B,=.
277Vgl. B. :lemens#rief 23,3.
278Eol B,=.
2791m +egensatz zu den 0rotr. 66,8; Strom. V C3,3 genannten 'nschauungen.
280Vgl. 0lut. 5or. /. ==B :.
2811ch lese mit 5a.or (%%%) e%omoioti>on; zum +edan>en vgl. 0laton, Staat < /. 623 'B; $heaitetos /. 246 B.
282Vgl. 0rotr. 68 mit 'nm.; Hi//asos ' = !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 23C,23.
283!amit ist vor allem ?/i>uros gemeint.
38
prfen knnt, worauf es ankommt.
284
Denn solange wir unmndig
waren, sagt der nmliche Apostel, waren wir unter die
Elementargeister der Welt geknechtet. Der Unmndige unterscheidet
sich aber, auch wenn er Erbe ist, in nichts von einem Knecht bis zu dem
von dem Vater festgesetzten Zeitpunkt.
285
2. Unmndig sind also auch die Philosophen, wenn sie nicht von Christus
zu Mnnern gemacht werden. Denn wenn auch der Sohn der Sklavin
nicht zusammen mit dem Sohn der Freien erben wird,
286
so ist er doch
der nicht auf Grund der Verheiung entsprossene Same Abrahams, der
daher sein Eigentum nur als Geschenk erhalten hat.
287
3. Fr Erwachsene aber ist die feste Nahrung bestimmt, fr solche, die
infolge der Beschafenheit ihres Lebensalters gebte Sinne haben zur
Unterscheidung von Gut und Schlecht. Denn jeder, der noch
Milchnahrung erhlt, kann die Lehre von der Gerechtigkeit noch nicht <s
54> erfassen,
288
da er noch unmndig ist und die Lehre noch nicht
versteht, auf Grund deren er zum Glauben gekommen ist und handelt,
und nicht einmal bei sich selbst darber Rechenschaft ablegen kann.
4.Prfet alles, sagt der Apostel, und behaltet das Gute!
289
Dies sagt er
zu den Geistesmenschen, die alles, was gesagt wird, an der Hand der
Wahrheit beurteilen,
290
um festzustellen, ob es nur scheinbar oder
wirklich zur Wahrheit gehrt.
54.
1. Eine Bildung, die nicht mit Zurechtweisung verbunden ist,
291
geht in
die Irre, und die Schlge und die Tadelworte geben Unterricht in der
Weisheit,
292
freilich nur die mit Liebe verbundenen Tadelworte. Denn
ein rechtschafenes Herz sucht Erkenntnis,
293
weil wer Gott sucht,
Erkenntnis zusammen mit Gerechtigkeit nden wird, und diejenigen, die
ihn auf die richtige Weise suchten, Frieden fanden.
294
2. Und ich werde nicht nach den Worten der Aufgeblasenen fragen,
sagt der Apostel, sondern nach ihrer Kraft. Mit diesen Worten schilt er
die Scheinweisen, die sich einbilden, weise zu sein, es aber nicht sind.
3. Denn das Reich Gottes beruht nicht auf Worten, nicht auf Worten,
295
die nicht wirklich wahr, sondern nur auf Grund von Vermutungen
wahrscheinlich sind, sondern auf Kraft,
296
sagt er; denn nur die
Wahrheit ist krafterfllt.
2840hil 2,Cf.
285+al 8,3.l f.
286?#d. 8,33 (+en B2,23).
287Vgl. +en B2,2Bf.; B7,6. !as Eomma ist nach (%%%) e/aggelias zu setzen.
288He#r 7,28.23.
2892 $hess 7,B2.
290Vgl. 2 Eor B,27.
291Bei dem Aort (%%%) ane%eleg>tos ist hier (%%%) elegcho als *zurecht"eisen ,tadeln, aufgefat, "hrend Strom. 1 37,6
der Begriff *"iderlegen, im Vordergrund steht.
292S/r 23,24; BC,27.
293S/r B4,B2a.
294?#d. 26,=.
295 !as (#erlieferte (%%%) >ann gehalten "erden.
2962 Eor 8,2Cf.
39
4. Und wiederum schreibt er: Wenn jemand sich einbildet, etwas
erkannt zu haben, hat er es noch nicht so erkannt, wie man es erkennen
mu; denn nie ist die Wahrheit nur ein Wahn; sondern die Einbildung,
in Besitz der Erkenntnis zu sein, blst auf und erfllt mit Dnkel. Die
Liebe dagegen baut auf, da sie es nicht mit Meinungen, sondern mit der
Wahrheit zu tun hat. Deshalb sagt der Apostel: Wenn jemand liebt, der
ist erkannt.
297
XII. Kapitel
55.
1. Da die berlieferung wenigstens nach dem Urteil dessen, der eine
Vorstellung von der Erhabenheit der <s 55> Lehre bekommen hat, kein
Gemeingut und nicht allen ohne Unterschied zugnglich ist, mu man
also die in der Form eines Geheimnisses verkndete Weisheit,
298
die der
Sohn Gottes lehrte, verbergen.
2. So mu ja der Prophet Jesaias seine Zunge mit einem Feuerbrand
reinigen lassen, damit er das Gesicht verkndigen knne,
299
und auch bei
uns mu nicht nur erst die Zunge, sondern auch das Gehr geheiligt
werden, wenn wir versuchen wollen, Teilhaber der Wahrheit zu sein.
3. Dieser Gedanke hemmte mich beim Schreiben, und noch jetzt scheue
ich mich, die Perlen wie es heit, vor die Schweine zu werfen, damit
sie sie nicht mit ihren Fen zertreten und sich gegen euch wenden und
euch zerreien.
300
4. Denn es ist schwer, die wahrhaft reinen und durchscheinenden Lehren
ber das wahre Licht vor Hrern zur Schau zu stellen, die den Schweinen
gleichen und ungebildet
301
sind. Denn es gibt kaum irgendwelche
Lehren, die anzuhren der groen Masse mehr Anla zu Spott, den
Verstndigen dagegen mehr Anla zu Bewunderung und Begeisterung
gbe.
302
56.
1. Der natrliche Mensch nimmt nichts an, was vom Geiste Gottes
stammt; denn in seinen Augen ist es Torheit.
303
Weise plaudern mit
ihrem Mund nicht aus, was sie in der Ratsversammlung erwgen.
304
2. Aber was ihr vertraulich ins Ohr gesagt hrt, sagt der Herr, das
predigt auf den Dchern!
305
Damit beehlt er uns, zu verstehen, da die
2972 Eor =,B.2.3.
2982 Eor B,4.
299Vgl. 9es 6,6f.
3005t 4,6.
301 !ieses Aort geht #ei 0laton unmittel#ar dem nachher #ei :lemens angef(hrten Satze vorher.
3020laton, Brief 11 /.328'.
3032 Eor B,28.
304S/r B8,4 f.
3055t 23,B4.
40
geheimen berlieferungen der wahren Erkenntnis von einer hohen und
berragenden Warte aus erklrt werden, und ermahnt uns, dieselben, wie
wir sie vertraulich ins Ohr gehrt haben, so auch denen weiterzugeben,
bei denen es angemessen ist, dagegen nicht allen rckhaltlos das
preiszugeben, was in Gleichnissen zu ihnen gesagt worden ist.
3.In die Darstellung meiner Denkwrdigkeiten sind aber in der Tat die
Samenkrner der Wahrheit da und dort ohne Ordnung eingestreut,
306
damit die Leute, die gleich den Saatkrhen die Samen auesen wollen,
307
sie nicht nden knnen. Wenn es aber einen guten Ackersmann ndet,
wird jedes einzelne Samenkorn aufgehen und die Weizenfrucht sehen
lassen.
XIII. Kapitel
57.
<s 56> 1. Whrend es nun nur eine Wahrheit gibt (die Lge hat ja viele
Abwege,
308
) haben die verschiedenen Richtungen der barbarischen und
der griechischen Philosophie sie in viele Teile zerrissen, wie die Bakchen
die Glieder des Pentheus,
309
und nun erklrt jede einzelne Richtung das
Stck, das sie zufllig erhalten hat, prahlend fr die ganze Wahrheit.
Durch den Aufgang des Lichtes wird aber, meine ich, alles erleuchtet.
310
2. Dann wird sich zeigen, da von allen Griechen und Barbaren, soweit sie
sich um die Wahrheit bemhten, die einen nicht wenig, die anderen
einen Teil, wenn berhaupt etwas von der Lehre der Wahrheit besitzen.
3. Die Ewigkeit fat die Teile der Zeit, die Zukunft und die Gegenwart,
aber gewi auch die Vergangenheit in einem ganz kurzen Wort
zusammen;
311
noch weit mehr als die Ewigkeit besitzt aber die Wahrheit
die Macht, ihre eigenen Samenkrner zu sammeln, mgen sie auch auf
fremdes Land gefallen sein.
4. Denn mgen auch die Lehrmeinungen der einzelnen Richtungen
einander unhnlich zu sein scheinen, so stimmen doch, wie wir nden
werden, sehr viele von ihnen wenigstens hinsichtlich der Grundgedanken
und der Gesamtwahrheit berein. Das ist wenigstens bei den Richtungen
der Fall, die nicht vllig stumpfsinnig geworden sind und die natrliche
Fhigkeit, folgerichtig zu denken, nicht ganz verloren haben, indem sie,
wie das Frauengemach den Mann, so das vernnftige Denken von sich
ausgestoen haben. Bei den brigen aber schlieen sich die Meinungen
wie Glieder oder Teile oder Arten oder Gattungen zu einer Einheit
zusammen.
5. Ferner ist auch die hchste Saite der niedrigsten entgegengesetzt, aber
beide verbinden sich zu einem Klang; und bei den Zahlen steht die gerade
306Vgl. Strom V11 223,8.
307 Vgl. '/ostolios <V 62.
308Vgl. '.Htto, S/rich". d. G@mer S. 364.
309:lemens den>t an die Behandlung der Sage durch ?uri/ides, aus dessen $rag@die Ba>chen er @fters Verse anf(hrt.
310 Vgl. 9oh 2,C.
311 Vgl. 0laton, $imaios / 34 ?. 3= '.
41
Zahl im Gegensatz zu der ungeraden; aber fr die Rechenkunst gehren
beide zusammen, wie fr den Begrif Figur der Kreis und das Dreieck
und das Viereck und die brigen mathematischen Figuren, die
voneinander verschieden sind. Aber auch in der ganzen Welt behalten alle
Teile, auch wenn sie nicht miteinander bereinstimmen, doch ihre
Zugehrigkeit zu <s 57> dem Ganzen.
6. So hat also die barbarische und die griechische Philosophie die ewige
Wahrheit in Teile zerrissen, die freilich nicht zu der Sage von Dionysos,
312
sondern zu der Gotteslehre von dem unvergnglichen Wort gehren. Wer
aber die einzelnen Teile wieder zusammenfgt und vereinigt, der wird,
das wisse wohl, unfehlbar die vollkommene Lehre, nmlich die Wahrheit,
schauen.
313
58.
1. Es steht ja im Prediger geschrieben: Und ich gewann mehr Weisheit
als alle, die vor mir in Jerusalem gewesen sind; und mein Herz sah vieles,
Weisheit und Erkenntnis; Gleichnisse und Wissenschaft lernte ich
kennen; denn auch dies ist eine Absicht des Geistes, da mit einer Flle
von Weisheit auch eine Flle von Erkenntnis verbunden ist.
314
2. Wer aber mannigfacher Weisheit kundig ist, der ist wohl im
eigentlichen Sinn ein Trger der Erkenntnis (ein Gnostiker). So steht
geschrieben: Reichtum an Erkenntnis der Weisheit wird dem das Leben
schenken, der von ihr stammt.
315
3. Ferner bekrftigt noch deutlicher folgendes Schriftwort das Gesagte:
Alles ist gegenwrtig fr die Verstndigen (der Begrif alles umfat
das Hellenentum und das Barbarentum; nur das eine von beiden ist nicht
mehr alles) und gerade aufgerichtet fr die, die Klugheit gewinnen
wollen.
4. Whlt lieber Bildung und nicht Silber, und Erkenntnis lieber als Gold,
das als echt erfunden worden ist; zieht auch Klugheit reinem Golde vor;
denn Weisheit ist mehr wert als kostbare Steine; alle Kleinodien wiegen
sie nicht auf.
316
XIV. Kapitel
59.
1. Die Griechen sagen, da nach Orpheus und Linos und ihren ltesten
Dichtern wegen ihrer Weisheit zuerst die sogenannten Sieben Weisen
bewundert wurden. Von ihnen stammten vier aus Asien, Tales von
312 Vgl. 0rotr. 24,B.
313 ;ach (%%%) ist Eomma zu setzen.
314 ?>>le 2,26D2=.
315 ?#d. 4,23.
316 S/r =,CD22.
42
Milet, Bias von Priene, Pittakos von Mitylene und Kleobulos von Lindos,
zwei aus Europa, Solon von Athen und Chilon von Lakedaimon; als
siebenten aber nennen die einen Periandros von Korinth, die andern den
Skythen Anacharsis,
2. wieder andere den Epimenides von Kreta, den der Apostel Paulus in
dem Brief an Titus mit folgenden <s 58> Worten erwhnt: Es sagte einer
von ihnen selbst, ihr eigener Prophet, so:
Lgner sind immer die Kreter, wie Tiere, nichtsnutzige Schlemmer.
Und dieses Zeugnis ist wahr.
317
3. Siehst du, wie er auch den Propheten der Griechen ein Stck Wahrheit
zugesteht und kein Bedenken trgt, in den Worten, die er zur Erbauung
und zur Beschmung von irgend jemand spricht, auch griechische Dichter
mitzuverwenden?
4. Wie er z.B. zu den Korinthern (denn jene Stelle ist nicht die einzige)
ber die Auferstehung der Toten spricht, verwendet er den iambischen
Vers eines Tragikers; er sagt nmlich: Was ntzt mir das? Wenn die
Toten nicht auferstehen, dann lasset uns essen und trinken, denn morgen
sterben wir.
318
Lat euch nicht irrefhren!
Die guten Sitten macht ein schlechter Umgang schlecht.
319
5. Andere haben den Akusilaos von Argos zu den Sieben Weisen
gerechnet, wieder andere den Pherekydes von Syros. Und Platon setzt an
die Stelle des Periandros, der wegen seiner Tyrannenherrschaft des Lobes
der Weisheit nicht wrdig sei, den Myson von Chen.
320
60.
1. Da nun die griechischen Weisen erst nach der Zeit des Moses gelebt
haben, wird ein wenig spter gezeigt werden.
321
Aber schon jetzt mssen
wir betrachten, da ihre Philosophie der Art und Weise nach der
hebrischen hnlich und in Rtselworte gekleidet war.
2. Mit Vorliebe verwendeten sie kurze Stze, eine Redeform, die
besonders fr Ermahnungen geeignet und sehr vorteilhaft ist. Schon
Platon sagt, da diese Redeweise in alter Zeit beliebt war, und zwar
berhaupt bei allen Griechen, in <s 59> besonderem Mae aber bei den
Lakedaimoniern und Kretern, die die besten Gesetze hatten.
322
3. Der Spruch Erkenne dich selbst! stammt wie die einen annahmen,
von Chilon; Chamaileon aber schrieb ihn in seinem Buch ber die Gtter
dem Tales,
323
Aristoteles der Pythia zu.
324
317 $it 2,2B f. !er Vers ist ?/imenides Fr. 2 !iels, Vorso>r. 7.'ufl. 1 3B,2.
318 9es BB,23.
319 2 Eor 27,3Bf. T !er Vers ist 5enandros, $hais Fr.B2= :'F 111 /.6B, nach anderen ?uri/ides Fr. inc.23B8; vgl. 0aid. 11
73,8.
320 -u 7C,2D7 vgl. !iog. Laert. 1 23.82; vielleicht ist H.//o#otos die Suelle; vgl. !iog. Laert. 1 8B. T -u 7C,7 vgl. 0laton,
0rotagoras /. 383 '. !ie Stadt :hen "ird teils mit La>onien, teils am Heta angesetzt.
321Strom. 1 234.
322 -u 63,2 f. vgl. 0laton, 0rot. /. 383 B; +esetze 1 /. 682 ?.
323 :hamaileon Fr. 36 Eoe/>e.
324 'ristoteles Fr. 3 Gose; vgl. Sto#. Flor. B2,B6.
43
4. Er bedeutet aber die Auforderung, nach der Erkenntnis . Denn es ist
nicht mglich, ohne die Kenntnis des Wesens des Ganzen die Teile zu
erkennen. Demnach mu man sie Entstehung der Welt zu erforschen
suchen, wodurch es mglich werden wird, auch das Wesen des Menschen
zu verstehen.
61.
1. Ferner fhrt man gleichfalls auf Chilon von Lakedaimon den Satz
zurck: Nichts zu sehr! Aber Straton in seinem Buch ber Erndungen
schreibt den Ausspruch dem Sodamos von Tegea zu,
325
und Didymos legt
ihn dem Solon bei, wie allerdings dem Kleobulos den Satz: Ma ist das
Beste.
326
2. Der Satz Brgerschaft und nahe dabei Unheil ist, wie Klemomemes
in seiner Schrift ber Hesiodos sagt, schon vorher von Homer in
folgendem Vers ausgesprochen worden:
Schwach ist die Sicherheit, welche die Brgschaft fr Schwache
verbrget.
327
Aristoteles und seine Schler meinen, da der Satz von Chilon
stamme,
328
whrend Didymos behauptet, die Mahnung rhre von Tales
her.
329
3. Was dann den folgenden Spruch betrift, Alle Menschen sind
schlecht oder Die meisten Menschen sind schlecht (in doppelter Form
wird nmlich der gleiche Ausspruch berliefert), so sagen Sotadas von
Byzanz und die von ihm Abhngigen, da er dem Bias gehre; sie
erklren auch, da der Satz bung bewltigt alles von Periandros
stamme, und in gleicher Weise, da die Mahnung Erkenne den richtigen
Standpunkt Eigentum des Pittakos sei.
4. Jener Solon gab den Athenern und Pittakos den Mitylenern Gesetze;
erst spt aber nannte sich Pythagoras, der Schler des Pherekydes, als
erster einen Philosophen.
330
62.
.
331
In der Philosophie sind nun nach den Genannten Mnnern drei
Schulen entstanden, benannt nach den Gegenden, die ihre Heimat waren,
die Italienische, ausgehend von Pythagoras, die Ionische, von Tales, die
Eleatische, von Xenophanes.
325 Straton Fr. 2 5(ller FH+ 11 /. 36C.
326 !id.mos, S.m/osia>a Fr. 8 Schmidt.
327 Hom. Hd. =,372.
328 'ristoteles Fr. 8 Gose.
329 Vgl. !id.mos, S.m/osia>a Fr. 8 Schmidt.
330 Vgl. Strom. 1V C,2; !iog. Laert. 1 2B.
331'nm.) !ie >urze +eschichte der griechischen 0hiloso/hie, 6B,2 #is 68,8 hat hnliche Suellen "ie !iogenes Laertius;
Vgl. ?.Sch"artz, Gealenc.V S/ 472 ff.
44
2 Von ihnen war Pythagoras, der Sohn des Mnesarchos, ein Samier, wie
Hippobotos sagt, wie aber Aristoxenos in seinem Leben des Pythagoras
332
und Aristarchos
333
und Teopompos
334
sagen, ein Tyrrhener, dagegen nach
der Angabe des Neanthes
335
ein Syrier oder ein Tyrier, so da nach den
Angaben der meisten Pythagoras seiner Herkunft nach ein Nichtgrieche
(Barbar) war.
3. Aber auch Tales war, wie Leandros
336
und Herodotos
337
erzhlen, ein
Phnizier, wie aber einige andere angenommen haben, ein Milesier.
4. Dieser scheint nur
338
mit den Propheten der gypter
zusammengekommen zu sein; aber als Lehrer von ihm wird niemand
erwhnt, ebenso wenig von Pherekydes von Syros, dessen Schler
Pythagoras wurde.
339
63.
1. Aber diese philosophische Schule, die des Pythagoras, die Italienische,
verel allmhlich in der italienischen Stadt Metapontion.
2. Auf Tales aber folgt Anaximandros, der Sohn des Praxiadas, von
Milet, auf diesen Anaximenes, der Sohn des Eurystartos, von Milet, nach
ihm Anaxagoras, der Sohn des Hegesibulos, aus Klazomenai. Dieser
berfhrte die Schule aus Ionien nach Athen.
340
3. Auf ihn folgt Archelaos, dessen Hrer Sokrates wurde.
Aber ein Steinmetz wich aus der Bahn, von Gesetzlichkeit redend,
Und so die Griechen bezaubernd.
341
So sagt Timon in den Sillen, weil sich Sokrates von der Naturphilosophie
zur Sittenlehre wandte.
4. Ein Hrer des <s 61> Sokrates, Antisthenes, begrndete die Kynische
Schule, ein anderer, Platon, zog sich in die Akademie zurck.
5. Nachdem er bei Platon Philosophie getrieben hatte, siedelte Aristoteles
in das Lykeion ber und wird Grnder der Peripatetischen Schule. Auf
ihn folgt Teophrastos, auf diesen Straton, auf diesen Lykon, dann
Kritolaos, dann Diodoros.
6. Auf Platon aber folgte Speusippos, auf diesen Xenokrates, auf ihn
Polemon. Polemons Hrer waren Krates und Krantor, mit denen die von
Platon begrndete Alte Akademie ihr Ende erreichte. Krantors Schler
war Arkesilaos; von ihm bis Hegesinus blhte die Mittlere Akademie.
332 'risto%enos Fr. 2 FH+ 11 /. B4B; vgl. !iog. Laert. V11 2.
333 'ristarchos ist 1rrtum des :lemens f(r 'ristoteles (Fr. 2C3 Gose).
334 $heo/om/os F+rHist 227 F B4B.
335 ;eanthes F+rHist =8 F BC.
336 Leandros K 5aiandros Fr. B FH+ 11 /.337
337 Herodotos 2,243.
338 ?s ist mit 0otter (%%%) zu lesen.
339 Vgl. !iog Laert. 1 B4.
340 Vgl. !iog. Laert. 1 B4.
341 $imon, Silloi Fr. B7,2 f. !iels.
45
64.
1. Dann folgen auf Hegesinus Karneades und die brigen der Reihe nach.
Dagegen des Krates
342
Schler wird Zenon von Kition, der Begrnder der
stoischen Schule. Auf diesen folgt Kleanthes, auf diesen Chrysippos und
die Spteren.
2. Die Eleatische Schule begrndet Xenophanes von Kolophon, der nach
der Angabe des Timaios
343
zur Zeit Hierons, des Herrschers von Sizilien,
und des Dichters Epicharmos lebte, nach der des Apollodoros
344
aber in
der 40. Olympiade
345
geboren wurde und bis in die Zeiten des Dareios und
Kyros hinein am Leben blieb.
346
3. Des Xenophanes Hrer wird nun Parmenides, dessen Zenon, dann
Laukippos, dann Demokritos.
4. Des Demokritos Hrer sind Protagoras von Abdera und Metrodoros
von Chios,
347
des letzteren Diogenes von Smyrna, dessen Anaxarchos,
dessen Pyrrhon, dessen Nausiphanes. Des letzteren Schler wurde, wie
einige sagen, Epikuros.
5. Dies ist im Auszug die Reihenfolge der griechischen Philosophen; im
Anschlu daran sind die Zeiten der <s 62> Begrnder ihrer Philosophie zu
nennen, damit wir dann vergleichen und beweisen knnen, da die
hebrische Philosophie um viele Geschlechterfolgen lter ist.
65.
1. Nun ist ber Xenophanes, den Begrnder der Eleatischen Philosophie,
bereits gesprochen;
348
was aber Tales betrift, so sagte er, wie Eudemos in
seiner Geschichte der Astrologie berichtet,
349
jene Sonnennsternis
voraus, die zu der Zeit eintrat, als die Meder unter dem Knig Kyaxares,
dem Vater des Astyages, und die Lyder unter dem Knig Alyattes, dem
Vater des Kroisos, in einer Schlacht miteinander handgemein wurden.
Mit Eudemos stimmt auch Herodotos in seinem ersten Buch berein.
350
Es war dies aber um die Zeit der 50. Olympiade.
351
2. Bei Pythagoras aber steht fest, da er zur Zeit des Tyrannen Polykrates
um die 62. Olympiade lebte.
352
342 !er '>ademi>er Erates ist mit dem E.ni>er Erates ver"echselt; vgl. !iog. Laert. 1V B2 ff.; V1 =7 ff.; V11 3.
343 $imaios Fr. CB FH+ 1 /. B27.
344 '//olodoros F+rHist B88 F 6=.
345 Statt der 83. Hl.m/iade sollte die 73. genannt sein, da die Bl(te (83. Le#ens&ahr) von !iog Laert. 1< B3 in die 63.
Hl.m/iade gesetzt "ird; a#er die falsche 'nga#e steht auch #ei Se%t. ?m/. 'dv. 5atth. 1 B74.
346 !ie ;amen des E.ros (77CD7BC) und des !areios (7B2 #is 8=7) stehen in ver>ehrter Hrdnung, vielleicht "egen des
von '//olodoros ver"endeten 5etrums.
347 Vgl. 0rotagoras ' 2 !iels; 5etrodoros ' 2 !iels (Vorso>r. 7. 'ufl. 11 B73,B2; B32,3).
348Vgl. 68,B.
349 ?udemos von Ghodos Fr. C8 5ullach F0+ 111 /.
350 Herodotos 2,48.
351!ie Sonnenfinsternis "ar am B=.5ai 7=7 v.:hr., also im 8. 9ahr der 8=.Hl.m/iade, "ie 0lin. ;at Hist. 11 73 richtig
angi#t.
352 Vgl. !iog. 11 B; V111 87; '/ollodoras F+rHist B88 F 33C.
46
3. Als ein Schler Solons wird Mnesiphilos genannt, in dessen Schule
Temistokles ging.
353
Demnach fllt die Bltezeit Solons in die
46.Olympiade.
354
4. Ferner berredete Herakleitos, der Sohn des Blyson, den Tyrannen
Melankomas, seine Herrschaft niederzulegen. Dieser schlug die Einladung
des Knigs Dareios, nach Persien zu kommen, aus.
355
XV. Kapitel
66.
1. Dies sind die Zeiten der ltesten griechischen Weisen und Philosophen.
Da aber die meisten von ihnen ihrer Herkunft nach Nichtgriechen
waren und bei Nichtgriechen ihre Bildung erhielten, wozu braucht es
darber noch Worte, wenn doch bereits gezeigt wurde, da Pythagoras
ein Tyrrhener oder Tyrier war, und Antisthenes ein Phryger war
356
und
Orpheus ein Odryser oder Traker? <s 63> Ferner bezeichnen die meisten
Homer als einen gypter.
357
2. Tales aber war seiner Herkunft nach ein Phnizier und ist, wie oben
gesagt, auch mit den Propheten der gypter zusammengekommen.
Ebenso verkehrte mit eben diesen auch Pythagoras und lie sich
ihretwegen auch beschneiden, um dann auch in die geheimsten
Tempelrume zugelassen zu werden und die Geheimphilosophie der
gypter kennenzulernen.
358
Ferner verkehrte er auch mit den
hervorragendsten Chaldern und Magiern, und der bei ihm (xxx)
homaxoeion genannte Versammlungsraum war ein Vorbild dessen, was
jetzt Kirche ((xxx) ekklsia) heit.
3. Und Platon leugnet nicht, da er die schnsten Gedanken fr seine
Philosophie von den Barbaren nehme, und gesteht zu, nach gypten
gekommen zu sein. So sagt er im Phaidon, da der Philosoph von
berallher Frderung erfahren knne, indem er schreibt: Gro ist
Griechenland, mein lieber Kebes, sagte er (Sokrates) und in ihm leben gar
viele trefiche Mnner, zahlreich sind aber auch die Barbarenvlker.
359
67.
1. So ist Platon der Meinung, da es auch unter den Barbaren manche
Philosophen gebe, whrend andererseits Epikuros annimmt, da nur
Griechen philosophieren knnen.
360
353 Vgl. 0lut. 5or. /. 278 :; $hemisto>les B.
354 Vgl. !iog. Laert. 1 6B.
355 Vgl. Hera>leitos ' 3 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 283,B=.
356 Vgl. die 'ne>dote !iog. Laert. V1 2; 0lut. 5or. /. 634 B.
357 Vgl. :halcidius, :omm. in 0lat. $im. c. 2B6.
358 Vgl. !iog. Laert. V111 3.
3590laton, 0haidon /.4= '.
360 ?/i>uros Fr. BB6 Isener.
47
2. Und im Gastmahl lobt Platon die Barbaren, weil sie sich in
hervorragender Weise um die Gesetzgebung gekmmert htten.
Hochgeehrt sind bei euch Solon, sagt er, wegen seiner guten Gesetze,
und andere Mnner an vielen anderen Orten, sowohl bei Griechen als
auch bei Barbaren, und fr sie sind auch schon viele Heiligtmer errichtet
worden wegen solcher (geistiger) Kinder.
361
3. Da aber die Barbaren ihre Gesetzgeber und Lehrer in hervorragender
Weise ehrten, das zeigt sich darin, da sie sie Gtter nannten.
4. Denn nach ihrer Annahme verlieen edle Seelen den, wie Platon sagt,
berhimmlischen Raum
362
und gewannen es ber sich, in diesen
Abgrund herabzukommen, nahmen einen Leib an und lieen alle <s 64>
bel dieses irdischen Lebens ber sich ergehen, aus Frsorge fr das
Menschengeschlecht; das sind sie, die Gesetze haben und Philosophie
verkndeten, ein Gut, wie es grer fr das Menschengeschlecht
niemals von den Gttern kam, noch jemals kommen wird.
363
68.
1. Und nach meiner berzeugung haben in der Erkenntnis der groen
ihnen durch die Weisen erzeigten Wohltat die Brahmanen insgesamt und
die Odrysen und die Geten und das Volk der gypter jene Mnner
verehrt und von Staats wegen Philosophie getrieben und ihre Lehren
geradezu fr gttlich erklrt,
364
ebenso aber auch die Chalder und die
Bewohner des sogenannten Glcklichen Arabien und Palstinas und nicht
der kleinste Teil des persischen Volkes und auerdem noch unzhlige
andere Vlker.
2. Und Platon rhmt, wie deutlich zu beobachten ist, immer die Barbaren,
dessen eingedenk, da er selbst und Pythagoras die meisten und
vortrefichsten ihrer Lehren bei Barbaren kennengelernt hatten.
3. Deshalb sagte er auch Barbarenvlker,
365
weil er Barbarenvlker von
philosophisch gerichteten Mnnern kannte; und im Phaidros zeigt er uns,
da der gyptische Knig sogar weiser als Toyth ist,
366
der doch, wie er
wei, mit Hermes gleichzusetzen ist.
367
Aber auch im Charmides sehen
wir, da er einige Traker kannte, die die Seele fr unsterblich erklren
sollen.
368
361Vgl. 0laton, S.m/osion /.B3C !?; am 'nfang des -itats ist vielleicht aus 0laton herzustellen) (%%%) *timos de gar
h.min Solon dia nomous agathous,, /hsi.
362;ur diese Aorte stehen #ei 0laton, 0haidros /.B84 :, das (#rige findet sich #ei ihm nicht.
3630laton, $imaios /.84 'B.
364 !er 0un>t vor (%%%) ist zu tilgen, und vor (%%%) ist (%%%) einzuschie#en.
3650laton, 0haidon /.4= '; o#en 66,3.
3660laton, 0haidros /. B48 ?.
367 !ie +leichsetzung des g./tischen +ottes der Schrift und der Aissenschaft $ho.th oder $hoth mit Hermes findet
sich nicht #ei 0laton, a#er sonst oft, z.B. :ic. de deor. nat. 111 76; Suidas s.v.; ?use#ios, 0rae/. ev. 1 C,B8; 23,28.
368 0laton, :harmides /. 276 !.
48
69.
1. Es wird auch berichtet, da Pythagoras ein Schler des gyptischen
Oberpriesters Sonchis, Platon des Sechnuphis von Heliopolis und
Eudoxos von Knidos des Konuphis, gleichfalls eines gypters, war.
369
2. Und in der <s 65> Schrift ber die Seele
370
zeigt sich wieder, da Platon
das Vorhandensein von Propheten kennt, indem er einen Propheten
auftreten lt, der die Rede der Lachesis vor den an der Auslosung
teilnehmenden Seelen vortrgt und ihnen die Zukunft verkndet.
371
3. Und im Timaios lt er den so beraus weisen Solon von dem Barbaren
lernen. Die Stelle lautet aber wrtlich so: O Solon, Solon, ihr Griechen
seid immer Kinder, und unter den Griechen ist keiner ein Greis, denn ihr
habt kein altersgraues Wissen.
372
4. Ferner hat sich Demokritos die ethischen Lehren der Babylonier
angeeignet; er soll nmlich die Inschrift der Akikarossule
373
bersetzt,
seinen eigenen Schriften eingefgt und dann als von ihm selbst verfat
gekennzeichnet haben, indem er schrieb: Dies sagt Demokritos.
374
5. Indessen erzhlt er irgendwo auch von sich selbst, indem er sich seines
reichen Wissens rhmt: Ich bin von meinen Zeitgenossen am weitesten
auf der Erde herumgekommen, indem ich die entferntesten Gegenden
aufsuchte, und habe die meisten Himmelsstriche und Lnder gesehen und
habe die meisten Gelehrten gehrt, und in der Zusammensetzung von
Linien mit Beweis (d.i. in der Geometrie) hat mich noch keiner
bertrofen, auch nicht die sogenannten Harpedonapten )d.i. Seilknpfer,
Landvermesser) der gypter; mit diesen bin ich zuletzt fnf Jahre in der
Fremde zusammengewesen.
375
6. Er besuchte nmlich Babylonien und Persien und gypten und war
dort Schler der Magier und der Priester. Und den persischen Magier
Zoroastres <s 66> verehrte Pythagoras, und die Anhnger der Sekte des
Prodikos rhmen sich, Geheimschriften dieses Mannes zu besitzen.
376
70.
1. Alexandros berichtet in seiner Schrift ber die Pythagoreischen
Symbole, da Pythagoras Schler des Assyriers Zaratos gewesen sei
(diesen halten einige fr Hesekiel, er ist es aber nicht, wie spter gezeigt
werden wird) und behauptet, da Pythagoras auerdem noch Galater und
Brahmanen gehrt habe.
377
369 Vgl. 0lut. 5or. /. 378 !?; 74= F; !iog. Laert. V111 C3; Gaelenc. 11 ' S/. C46, 27 ff.
370Hier ist ent"eder ein Versehen des :lemens anzunehmen, da er die Schrift (#er die Seele (den 0haidon) mit dem
Staat ver"echselt, oder es ist von dem -itat aus dem Staat ein -itat aus dem 0haidon ausgefallen.
371Vgl. 0laton, Staat < /.624 !.
372?#d. $imaios /.BB B.
373 M#er 'chi>ar vgl. SchmidDSthlin, +esch. . griech. Lit. 6. 'ufl. 11 S. 77= f.
374 1ch ha#e die verder#te Stelle so hergestellt) (%%%) und (%%%)
375 F(nf ist statt des (#erlieferten achtzig zu lesen.
376 M#er den +nosti>er 0rodi>os vgl. Strom. 111 33; V11 82,2; 233,6.
377 'le%andros 0ol.histor Fr. 23= FH+ 111 /. B3C; zu -aratos vgl. auch 0lut. 5or. /. 232B ?.
49
2. Ferner behauptet der Peripatetiker Klearchos, einen Juden gekannt zu
haben, der mit Aristoteles verkehrte.
378
3. Weiter sagt Herakleitos, die Zukunft sei von der Sibylle nicht aus
menschlichem Vermgen, sondern mit Gottes Hilfe geofenbart
worden.
379
Man erzhlt ja auch, da in Delphi neben dem Rathaus ein
Felsen gezeigt werde, auf den sich die erste Sibylle gesetzt haben soll, die,
von den Musen aufgezogen, vom Helikon dorthin gekommen war. Einige
aber sagen, da sie als Tochter der Lamia, der Tochter Poseidons, aus dem
Lande der Malier gekommen sei.
4. Sarapion aber sagt in seinem Gedicht, die Sibylle habe auch nach ihrem
Tod nicht aufgehrt, die Zukunft zu verknden, und zwar sei der Teil von
ihr, der nach ihrem Tode in die Luft entwichen war, das, was in Stimmen
und Rufen die Zukunft verknde; wenn aber aus ihrem in Erde
verwandelten Leib, wie es natrlich ist, Gras emporgewachsen ist und
Tiere es abweiden, die gerade an jene Stelle kommen, so geben sie, wie er
schreibt, durch ihre Eingeweide den Menschen eine zuverlssige Kunde
von der Zukunft; ihre Seele aber ist, wie er meint, das Gesicht, das man
im Monde sieht.
380
71.
<s 67> 1. Soviel ber die Sibylle. Numa aber, der Knig der Rmer, war
ein Pythagoreer; von dem Gesetz des Moses segensreich beeinut,
verbot er den Rmern, ein menschenhnliches oder tiergestaltiges
Gtterbild zu machen. Demgem lieen sie whrend der ersten 170
Jahre bei der Errichtung von Tempeln kein Gtterbild, weder das Werk
eines Bildhauers noch das eines Malers, anfertigen.
2. Denn Numa wollte sie in Form einer verhllten Andeutung lehren, da
man das hchste Gut auf keine andere Weise als nur mit dem Denken
erfassen knne.
381
3. Demnach war die Philosophie, ein beraus wertvolles Gut, in alter Zeit
bei Barbaren zur Blte gelangt, indem sie wie ein Licht unter den Vlkern
aufging, und erst spter kam sie auch zu den Griechen.
382
4. In ihre Obhut nahmen sie bei den gyptern die Priester, bei den
Assyriern die Chalder, bei den Galliern die Druiden, bei den Baktrern die
Samaner, bei den Kelten die Freunde der Philosophie, bei den Persern
die Magier (diese sagten mit ihrer Wahrsagekunst auch die Geburt des
Heilands vorher, und kamen, geleitet von einem Stern, in das jdische
Land
383
), bei den Indern die Gymnosophisten, eine andere Art
barbarischer Philosophen.
378 Elearchos von Soloi Fr. 6C FH+ 11 /. 3B3 f.; vgl. 1ose/hos, +egen '/ion 1 246.
379 Hera>leitos Fr. CB !iels, von :lemens aus 0lut. 5or. /. 3C4 ' entnommen.
380 43,3.8 gr@tenteils "@rtlich aus 0lut. 5or. /. 3C= :!, mit dem 5iverstndnis, da :lemens von einem +edicht des
Sara/ion redet, "hrend #ei 0lutarch Sara/ion ein +edicht der Si#.lle er"hnt, in dem die 'nga#en (#er ihr
Aeiterle#en enthalten "aren.
3810lutarchos, ;uma = (mit einigen -ustzen).
382 -u 42,3.8 vgl. !iog. Laert. 1 2.
383Vgl. 5t B,2ff.
50
5. Von ihnen gibt es zwei verschiedene Zweige; die einen heien
Sarmanen, die anderen Brahmanen. Zu den Sarmanen gehren die
sogenannten Waldbewohner ((xxx) hylobioi); diese wohnen nicht in
Stdten und haben keine Huser; als Bekleidung nehmen sie Baumrinde,
sie nhren sich von Baumfrchten und trinken Wasser aus den Hnden;
sie kennen keine Ehe, keine Kinderzeugung, wie jetzt die sogenannten
Enkratiten.
6. Zu den Indern gehren die Anhnger der Lehre des Buddha, den sie
wegen seiner alles berragenden Heiligkeit wie einen Gott geehrt
haben.
384
72.
1. Ein Skythe war auch Anacharsis, der den Berichten nach viele
griechische Philosophen bertraf.
2. Von den Hyperboreern berichtet Hellanikos, da sie jenseits der
Rhipischen Berge wohnen und Gerechtigkeit lernen wollen, indem sie
kein Fleisch essen, sondern von Baumfrchten leben; diese fhren die
Sechzigjhrigen vor die <s 68> Tore hinaus und tten sie.
385
3. Auch bei den Germanen gibt es die sogenannten heiligen Frauen, die
aus der Beobachtung der Stromschnellen und aus den Wirbeln und dem
Rauschen der Wellen die Zukunft erschlieen und verknden. Diese
waren es, die ihnen nicht erlaubten, die Schlacht mit Csar zu beginnen,
bevor der neue Mond wieder zu sehen war.
386
4. Weit lter
387
als alle diese Vlker ist das Volk der Juden, und ihre
Philosophie gab dadurch, da sie schriftlich niedergelegt wurde, erst den
Ansto fr das Entstehen der griechischen Philosophie, wie der
Pythagoreer Philon in ausfhrlicher Darstellung nachweist,
388
ebenso
indes auch der Peripatetiker Aristobulos
389
und mehrere andere, mit deren
namentlicher Aufzhlung ich mich nicht aufalten will.
5. Besonders bestimmt drckt sich der Geschichtsschreiber Megasthenes,
der Zeitgenosse des Seleukos Nikator, aus, der im dritten Buch seines
Werkes ber Indien folgendermaen schreibt: Jedoch alles, was die
Alten ber die Natur gesagt haben, ndet sich auch bei den Philosophen
auerhalb Griechenlands erwhnt, teils bei den Indern von den
Brahmanen, teils in Syrien von den sogenannten Juden.
390
384 Vgl. 5egasthenes Fr. 83 Sch"an#ec>.
385 Hellani>os F+rHist 8 F 2=4
386 Fast "@rtlich aus 0lutarchos, :aesar 2C.
387 1ch lese (%%%).
388;icht in den erhaltenen Schriften, vielleicht in der verlorenen Schrift H./otheti>a.
389 Vgl. Valc>enaer, !iatri#e de 'risto#ulo (2=36) S. 64.
390 5egasthenes Fr. 82 FH+ 11 /. 834.
51
73.
1. Manche erzhlen, was freilich mehr eine Sage ist, da einige von den
sogenannten Idischen Daktylen die ersten Weisen gewesen seien; auf sie
wird die Erndung der sogenannten Ephesischen Zauberworte
391
und der
Rhythmen in der Musik zurckgefhrt. Daher hat das daktylische
Versma in der Musik seinen Namen erhalten. Die Idischen Daktylen
waren aber Phryger und somit Barbaren.
392
2. Herodoros erzhlt, da Herakles Seher und Naturforscher gewesen sei
und von dem Barbaren Atlas, dem Phryger, die Sulen der Welt
bernommen habe; der Sinn dieser Sage sei aber, da er die Kenntnis der
Himmelserscheinungen durch Unterricht berkommen habe. Herodotos
FGrHist 31 F 13
3. Und Hermippos von Berytos nennt den Kentauren Cheiron <s 69>
weise,
393
und von ihm sagt auch der Verfasser der Titanomachie, da er als
erster
Fhrte der Menschen Geschlecht zur Gerechtigkeit hin und sie lehrte
Schwre und frhliche Opfer sowie des Olympos Gestalten.
394
4. Bei diesem wird Achilleus erzogen, der gegen Ilion zu Felde zog,
395
und
die Tochter des Kentauren Hippo,
396
die sich mit Aiolos vermhlte, lehrte
diesen die Naturbeobachtung, die Wissenschaft ihres Vaters.
5. Von Hippo zeugt auch Euripides mit etwa folgenden Worten:
Sie trug von Gttlichem als erstem Kunde vor
Mit klaren Sprchen nach der Sterne Aufgangszeit.
397
6.Bei diesem Aiolos ist Odysseus nach der Einnahme von Ilion zu Gast.
398
Nimm mir die Zeitbestimmungen gut in acht, damit du sie mit der Zeit
des Moses und der ltesten, mit ihm gleichzeitigen Philosophie
vergleichen kannst.
XVI. Kapitel
74.
1. Aber nicht nur bei der Philosophie, sondern auch bei der
Kunstfertigkeit sind Barbaren die Ernder.
399
2. So machten die gypter zuerst die Sternkunde unter den Menschen
bekannt, in gleicher Weise aber auch die Chalder.
400
Die gypter fhrten
auch zuerst ein, Lichter anzuznden, und teilten das Jahr in zwlf Monate
391 Vgl. Strom. V 87,B.3.
392 Vgl. Ein>el ?+F 1 /. 273 f.
393 M#er Hermi//os (:lemens ver"echselt den von Ber.tos mit dem von Sm.rna) vgl. FH+ 111 /. 37 'nm. und Fr. =B 111
/. 78.
394 $itanomachia Fr. 6 Ein>el.
395 Vgl. Hom. 1l. 22,=3B.
396Sonst heit sie Hi//e.
397 ?uri/ides 5elani//e sa/. Fr. 8=B.
398Vgl. Hom. Hd. 23,2 ff.
3991n den folgenden '#schnitten ist :lemens von anti>en ?rfinder>atalogen a#hngig; vgl. 44,2. -u 4B,BD47,l vgl. $atian
2.
400Vgl. 0linius, ;at. Hist. V11 B33.
52
ein; sie verboten, in Tempeln Geschlechtsverkehr mit Frauen auszuben,
und ordneten an, da man nach dem Verkehr mit einem Weibe nicht
ungewaschen Tempel betreten drfe;
401
die nmlichen sind auch Ernder
der Geometrie geworden.
3. Manche sagen, die Karer htten es ersonnen, die Zukunft durch die
Sterne zu erkennen.
4.Den Flug <s 70> der Vgel beobachteten zuerst die Phryger, und die
Opferkunde gestalteten zuerst die Tusker, die Nachbarn (der Einwohner)
Italiens, aus.
402
5. Die Isaurier und Araber bauten die Kunst der Vogelschau, die
Einwohner von Telmessos (in Karien) ihrerseits die der Traumdeutung
aus.
6. Die Tyrrhener erfanden die Trompete und die Phryger die Flte;
Phryger waren nmlich Olympos und Marsyas.
75.
1. Kadmos, der, wie Ephoros sagt, fr die Griechen Ernder der
Buchstaben war,
403
stammte aus Phnikien; deshalb heien die
Buchstaben, wie Herodotos schreibt,
404
auch phnikische Zeichen; andere
behaupten, da Phniker und Syrer zuerst Buchstaben erfunden haben.
2. Die Heilkunde erfand, wie man sagt, Apis, ein Ureinwohner von
gypten, bevor Io nach gypten kam; spter bildete Asklepios die Kunst
weiter aus.
3. Der Libyer Atlas war der erste, der ein Schif erbaute und das Meer
befuhr.
4.Die Idischen Daktylen Kelmis und Damnameneus erfanden zuerst die
Eisengewinnung auf Kypros, und Delas, ein anderer Ider, erfand den
Erzgu; nach Hesiodos aber war der Ernder ein Skythe.
405
5. Ferner erfanden die Traker zuerst die sogenannte Harpe (das ist ein
gekrmmtes Schwert) und verwendeten zuerst kleine Schilde zu Pferde.
6. Ebenso erfanden die Illyrier den kleinen Schild, der Parme heit.
7. Ferner sollen die Tuskaner die Bildhauerkunst erfunden
406
und Itanos
(er war ein Samnite) zuerst den groen (viereckigen) Schild angefertigt
haben.
407
8. Der Phniker Kadmos legte zuerst einen Steinbruch an und richtete
das Goldbergwerk am Pangischen Gebirge ein.
408
9. Ferner hat ein anderes Volk, die Kappadoker, das Nabla genannte
Musikinstrument erfunden, ebenso wie die Assyrier das Dichordon, die
Leier mit zwei Seiten.
401 Vgl. Herodotos B,68.
4021talien #edeutet hier noch nicht die ganze Hal#insel, sondern nur den s(dlichen $eil.
403 ?/horos F+rHist 43 F 237#. T Vgl. 'ristoteles Fr. 732 Gose; 0linius ;at. Hist. V11 2CB.
404 Herodotos 7,7=.
405 Vgl. Hesiodos Fr.246 Gzach; 0horonis Fr. B Ein>el ?+F S. B22; zu der 'nga#e, da ein S>.the der ?rfinder ge"esen
sei, vgl. 'ristoteles Fr. 63B Gose #ei 0linius, ;at. Hist. V11 2C4.
406 Vgl. $atian 2.
407 Vgl. 'then. V1 /. B43 F.
408 Vgl. 0linius, ;at. Hist. V11 2C7.2C4.
53
10. Die <s 71> Karthager lieen zuerst einen Vierruderer bauen, und
Bospotos zimmerte ihn nach eigenem Plan.
409
76.
1. Die Kolchierin Medeia, die Tochter des Aietes, ersann zuerst das
Haarfrben.
410
2. Ferner bearbeiteten die Noroper (das ist ein paionisches Volk, jetzt
heien sie Noriker) zuerst das Erz und luterten das Eisen.
3. Und Amykos, der Knig der Bebryker, erfand zuerst die
Faustkmpferriemen.
411
4. In der Musik bildete der Myser Olympos aus Kunstliebe die lydische
Tonart aus, und die sogenannten Troglodyten erfanden die Sambyke, ein
(harfenartiges) Musikinstrument.
5. Ferner soll die Querpfeife der Phryger Satyros erfunden haben und
ebenso das Trichordon (die dreisaitige Leier) sowie die diatonische
Harmonie Agnis, der ebenfalls ein Phryger war.
6. Ebenso soll der Phryger Olympos das Spielen auf Saiteninstrumenten
erfunden haben, wie Marsyas, der aus dem gleichen Land wie die
Zuvorgenannten stammt, die phrygische, die mixophrygische und
mixolydische Tonart, und der Traker Tamyris die dorische.
412
7. Die Perser lieen der berlieferung nach zuerst Wagen, Speiselager
und Fuschemel herstellen und die Sidonier zuerst ein Schif mit drei
Reihen Ruderbnken erbauen.
8. Die Sikeler, die nahe bei Italien wohnen, erfanden zuerst die Phorminx,
die sich nicht viel von der Kithara unterscheidet, und die Klapper.
9. Unter dem gyptischen Knig Semiramis
413
sollen die Linnengewnder
erfunden worden sein.
10. Und zuerst schrieb Briefe die Perserknigin Atossa, wie Hellanikos
erzhlt.
414
77.
1. All dies haben in ihren Schriften ber Erndungen berichtet
Skamon von Mitylene,
415
Teoprastos von Eresos,
416
Kydippos von
Mantonea,
417
ferner Antiphanes,
418
<s 72> Aristodemos
419
und
409 Vgl. 'ristoteles Fr. 633 Gose #ei 0linius, ;at. Hist. V11 B34.
410 Vgl. 0alai/hatos, !e incred. 83.
411 Vgl. Scholion zu 0laton, +esetze V11 /. 4C6 '.
412 Vgl. e#d. und 0linius, ;at. Hist. V11 /. B38
413 !er ;ame ist vielleicht verder#t; a#er da es sich um einen g./tischen E@nig und nicht um die ass.rische E@nigin
Semiramis handelt, zeigt die 'nga#e #ei 0linius, ;at. Hist. V11 2C6 ('eg./tii te%talia).
414 Hellani>os Fr+rHist 8 F 24=, aus $atian 2.
415 S>amon Fr. 7 FH+ 1V /. 8C3.
416 Vgl. !iog. Laert. V 84.
417 Vgl. FH+ 1V /. 346.
418 Aahrscheinlich ist 'nti/hanes von Berge gemeint.
419 'ristodemos Fr. 23 FH+ 111 /. 322.
54
Aristoteles,
420
auerdem Philostephanos,
421
aber auch der Peripatetiker
Straton.
422
2. Ich habe einiges wenige daraus angefhrt, um eine richtige Vorstellung
von der erndungsreichen und das Leben frdernden Begabung der
Barbaren zu geben, von denen die Griechen fr ihre Hantierungen
Ntzliches gelernt haben.
3. Wenn aber jemand Ungnstiges von der Sprache der Barbaren sagt, so
erinnere ich an das Wort des Anacharsis: Fr mein Gefhl sprechen alle
Griechen skythisch.
423
4.Das ist der Mann, der bei den Griechen viel bewundert wurde, der
sagte: Meine Kleidung ist ein Wollmantel, meine Nahrung Milch und
Kse.
424
Daran kannst du sehen, da die Philosophie der Barbaren
Werke zu lehren verheit, nicht Worte.
78.
1. Der Apostel aber sagt: So steht es auch mit euch: Wenn ihr mit eurer
Sprache kein verstndliches Wort von euch gebt, wie soll dann das
Gesprochene verstanden werden? Ihr werdet einfach in den Wind reden.
Es gibt wer wei wie viele verschiedene Sprachen auf der Welt, und keine
von ihren Arten ist ohne Worte mit einem bestimmten Sinn; wenn ich
nun die Bedeutung eines solchen Wortes nicht kenne, so werde ich fr
den Sprechenden ein Fremdling sein und ebenso der Sprechende ein
Fremdling fr mich. Und: Wer in Zungen redet, der bete darum, da er
es (auch) auslege.
425
2. Wirklich erst spt kam zu den Griechen die Unterweisung in der
richtigen Verwendung der Worte und die Verfentlichung des
Gesprochenen durch die Schrift.
3. So verfate Alkmaion, der Sohn des Peirithoos, aus Kroton zuerst ein
Buch ber die Natur.
4. Nach den Angaben anderer gab zuerst Anaxagoras,
426
der Sohn des
Hegesibulos, aus Klazomenai ein Buch durch die Schrift an die
fentlichkeit.
427
5.Andererseits schuf Terpandros von Antissa zuerst Melodien zu den
Gedichten
428
und setzte die <s 73> Nomen der Lakedmonier in Musik;
Lasos von Hermione erfand den Dithyrambos, Stesichoros von Himera
den Hymnos, Alkman von Lakedmon das Chorlied, Anakreon von Teos
die Liebeslieder, Pindaros von Teben das Tanzlied, und Timotheos von
Milet lie zuerst Nomen im Chor und mit Kitharabegleitung singen.
420 Vgl. FH+ 11 /. 2=2.
421 Vgl. e#d. 111 /. 3B.
422 Vgl. e#d. 11 /. 36C.
423 Vgl. 'nacharsis, Brief 2 /. 23B Hercher.
424 Vgl. e#d. 7 /. 233.
4252 Eor 28,CD22.23.
426 Vgl. 'l>maion ' B !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 B22,2; 'na%agoras ' 36 !iels, e#d. 11 28,B=.
427 Vgl. 0laton, '/ologie /. B6 !; 0lutarchos, ;i>. B3; !iog Laert. 11 22.
428?s ist an die +edichte Homers zu den>en; vgl. 0lut. 5or. /. 223B :.F.
55
79.
1. Ferner erfand den Iambos Archilochos von Paros, den Hinkiambos
Hipponax von Ephesos, und die Tragdie Tespis von Athen, die
Komdie Susarion von Ikaria.
2. Die Zeiten dieser Mnner verzeichnen die Grammatiker; es wre aber
zu umstndlich, diese Zeiten im einzelnen genau anzugeben, wenn doch
alsbald gezeigt werden wird, da Dionysos selbst, dem zu Ehren doch die
Dionysischen Schauspiele stattnden, jnger als Moses ist.
429
3. Ferner soll die schulmige Beredsamkeit und die Stilunterschiede der
Rhetorik erfunden und zuerst gegen Bezahlung die Verteidigung
bernommen haben, indem er eine Gerichtsrede auf Bestellung verfate,
Antiphon, der Sohn des Sophilos, aus Rhamnus, wie Diodoros sagt.
430
Apollodoros von Kyme fhrte zuerst den Namen Grammatiker an Stelle
von der (frheren) Bezeichnung Kritiker ein und lie sich selbst
Grammatiker nennen; einige sagen dies aber von Eratosthenes von
Kyrene, weil dieser zwei Bcher mit dem Titel Grammatisches
herausgab. Grammatiker in dem Sinn, wie wir jetzt das Wort gebrauchen,
wurde zuerst Praxiphanes, der Sohn des Dionysophanes, von Mitylene
genannt.
431
4. Zaleukos von Lokroi soll der berlieferung nach zuerst Gesetze
gegeben haben nach anderen Minos, der Sohn des Zeus, zur Zeit des
Lynkeus.
5. Dieser lebte, wie wir nur wenig spter zeigen werden,
432
nach Danaos
im elften Menschenalter nach Inachos und Moses.
6. Lykurgos, der viele Jahre nach der Einnahme von Ilion lebte, gibt
hundert Jahre vor dem Beginn der Olympiadenzhlung den
Lakedmoniern Gesetze. Solons Zeit haben wir ja schon frher genannt.
433
80.
1. Drakon aber, der gleichfalls Gesetzgeber war, lebte, <s 74> wie feststeht,
um die 39. Olympiade.
434
2. Antilochos wiederum, der Verfasser einer Geschichte der Gelehrten,
rechnet von der Zeit des Pythagoras bis zum Tode des Epikuros, der
whrend des Archontats des Pytharatos, und zwar am 10.Gamelion,
eintrat, im ganzen 312 Jahre.
435
3. Ferner soll das epische Versma, den Hexameter, Phanothea, die Gattin
des Ikarios, oder nach anderen Temis, eine der Titaniden, erfunden
haben.
429Vgl. Strom. 1 237,2.
430 !iodoros Fr. 2C !indorf.
431-uerst hieen die ?rforscher und Lehrer der Literatur *Eriti>er,, s/ter *+rammati>er,; letzteres "urde a#er s/ter
auf die ?rforscher der +esetze der S/rache, der *+rammati>,, #eschrn>t.
432Vgl. Strom. 1 236.
433Vgl. Strom. 67,3.
434 -u 4C,7D=3,2 vgl. $atian 82.
435 -u 'ntilochos (die Lesart ist fraglich) Fr. 2 FH+ 1V /. 336; ich ha#e mit Ailamo"itz (%%%) eingescho#en.
56
4. Didymos aber berichtet in seinem Werk ber die Pythagoreische
Philosophie, da Teano von Kroton zuerst von allen Frauen Philosophie
getrieben und Gedichte verfat habe.
436
5. Nun erfat die griechische Philosophie, wie die einen sagen, durch
Zufall die Wahrheit bis zu einem gewissen Grade, freilich nur undeutlich
und nicht in vollem Umfange; wie aber andere behaupten, verdankt sie
ihre Entstehung dem Teufel. Einige haben auch angenommen, da
gewisse untergeordnete Mchte die gesamte Philosophie eingegeben
haben.
437
6. Aber wenn auch die griechische Philosophie die Wahrheit nicht in
ihrer ganzen Gre erfat und auerdem nicht die Kraft hat, die Gebote
des Herrn zu erfllen, so bereitet sie doch wenigstens den Weg fr die im
hchsten Sinn knigliche Lehre, indem sie irgendwie zum Nachdenken
veranlat, die Gesinnung beeinut und zur Aufnahme der Wahrheit
geeignet macht.
438
XVII. Kapitel
81.
1. Allerdings sagt man, es stehe geschrieben: Alle, die vor der Ankunft
des Herrn gekommen sind, sind Diebe und Ruber.
439
Nun fat man
zunchst den Ausdruck alle fr die, von denen hier die Rede ist,
nmlich die Menschen vor der Fleischwerdung des Logos, zu sehr als ganz
allgemein gesagt auf.
2. Aber die Propheten, die ja von dem Herrn gesandt und mit seinem
Geist erfllt wurden, waren doch keine Diebe, sondern Diener.
3. Die Schrift sagt ja: Die Weisheit sandte ihre Diener aus und lud mit
lautem <s 75> Heroldsruf ein zu einem Mischkrug Weins.
440
4. Die Philosophie wurde aber nicht vom Herrn gesandt, sondern kam, so
ist jenes Schriftwort zu verstehen, entweder als ein gestohlenes oder von
einem Dieb geschenktes Gut, mag es nun eine Macht oder mag es ein
Engel gewesen sein, der von der Wahrheit etwas kennengelernt hatte,
aber nicht in ihr geblieben war, und nun die Lehren der Philosophie den
Menschen vermittelte und das, was er selbst entwendet hatte, lehrte.
Dabei darf man nicht annehmen, da der Herr dies nicht gewut htte,
er, der doch das Ende alles Zuknftigen bereits vor Erschafung der Welt,
und bevor jedes einzelne wurde, erkannt hatte; vielmehr verhinderte er es
nur nicht.
5. Denn damals gewhrte das gestohlene Gut, das zu den Menschen kam,
einen gewissen Nutzen, nicht da der Dieb den Nutzen beabsichtigt
436 Vgl. 5. Schmidt, !id.mi fragmenta /. 3=2 'nm. 2.
437Vgl. Strom. V11 6,8.
438 1ch streiche mit He.se und Hiller die letzten drei Aorte.
439Vgl. 9oh 23,=.
440S/r C,3.
57
htte, sondern weil die Vorsehung seine kecke Art zu einem ntzlichen
Ergebnis fhrte.
82.
1. Ich wei, da viele uns unaufrlich mit der Behauptung
entgegentreten, da das, was etwas nicht hindere, daran schuld sei; sie
behaupten nmlich, da schuld an einem Diebstahl sei, wer nicht
achtgegeben oder wer ihn nicht verhindert habe, so wie an einem Brand
der, der die Gefahr nicht bei Entstehen durch Lschen beseitigte, oder an
einem Schifruch der Steuermann, der das Segel nicht einziehen lie.
2. So werden ja auch (sagen sie) von dem Gesetze die in dieser Weise
Schuldigen mit Strafen bedroht; denn wer die Mglichkeit hatte, etwas
zu verhindern, dem wird auch die Schuld an dem Vorfall zugeschrieben.
3. Ihnen entgegne ich jedoch, da zu dem Begrif schuld sein oder
verursachen notwendig das Tun, Bewirken und Handeln gehre,
whrend es fr das, das etwas nicht hindere, bezeichnend sei, da es
gerade dabei nichts tue.
4. Ferner ist das, was schuld oder Ursache ist, mit der betrefenden
Ttigkeit verbunden, z.B. der Schifszimmermann damit, da das Schif
erbaut wird, und der Baumeister damit, da das Haus errichtet wird;
dagegen hlt sich das, was nicht hindert, von dem fern, was geschieht.
5. Dies kommt ja gerade deswegen zustande, weil das, was hindern
knnte, nicht wirksam, eingreift und nicht hindert. Denn wie sollte der
wirksam sein, der nicht hindert?
<s 76> 6. Sodann wird ihre Behauptung ganz widerspruchsvoll, wenn sie
als schuld an der Verwundung nicht das Gescho, sondern den Schild
bezeichnen wollen, der das Gescho nicht hinderte, durchzudringen. Sie
werden ja auch nicht den Dieb, sondern dem Vorwrfe machen, der den
Diebstahl nicht verhinderte.
83.
1. Sie sollten demnach auch behaupten, da nicht Hektor die Schife der
Griechen in Brand gesteckt habe,
441
sondern Achilleus, weil er, obwohl er
den Hektor htte hindern knnen, ihn nicht gehindert hat; aber er hielt
das Feuer wegen seines Zornes nicht ab, wobei es in seinem Belieben
stand, zu zrnen oder nicht, und deshalb ist er vielleicht mitschuldig.
442
2.Der Teufel dagegen, der vllig freier Herr seiner Entschlsse war, htte
ebensogut seinen Sinn ndern knnen als stehlen, und ist deshalb selbst
an dem Diebstahl schuld, nicht der Herr, der ihn nicht hinderte. Aber das
Geschenk war auch nicht schdlich, so da die Hinderung htte eintreten
mssen.
441 Vgl. Hom. 1l. 27,426 ff.; 26,2BB ff.
442-u =B,2D=3,2 vgl. Strom. V111 B4,B=.
58
3. Wenn ich aber diesen Leuten gegenber den Sachverhalt ganz genau
feststellen soll, so sollen sie wissen, da das Nichthindern, worum es sich
nach unserer Behauptung bei dem Diebstahl gehandelt hat, berhaupt in
keiner Weise an etwas schuld sein kann, da man dagegen dem Hindern
mit Recht den Vorwurf machen kann, an etwas schuld zu sein.
4. Denn wer einen andern mit dem vorgehaltenen Schilde deckt, der ist
fr diesen die Ursache davon, da er nicht verwundet wird, indem er
verhindert, da er verwundet wird; und auf Sokrates bte das Daimonion
eine Wirkung aus, nicht, indem es nicht hinderte, sondern indem es
abhielt, wenn es auch nicht antrieb.
443
5. Es wren aber weder Lob noch Tadel, weder Ehrungen noch Strafen
berechtigt, wenn die Seele nicht die Mglichkeit htte, etwas zu erstreben
und es abzulehnen, sondern das Tun des Schlechten unfreiwillig wre.
444
84.
1. Demnach bt der Hindernde eine Wirkung aus, dagegen ist der, der
nicht hinderte, berechtigt, ber die Entscheidung der Seele ein Urteil zu
fllen, so da Gott an unserem bsen Tun auch nicht im geringsten <s 77>
irgendwelche Schuld hat.
445
2. Da aber den Anfang zu den Verfehlungen die Neigung und das Streben
macht und dafr manchmal eine irrige Voraussetzung entscheidend ist,
von der wir versumen, uns freizumachen, obwohl sie Mangel an
Kenntnis und an Einsicht ist, so kann uns Gott mit Recht strafen, auch
wenn die bse Tat nicht beabsichtigt war.
3. Denn man hat auch nicht mit Absicht Fieber: aber wenn jemand durch
eigene Schuld und infolge von Unmigkeit Fieber bekommt, machen wir
ihm Vorwrfe.
4. Denn niemand whlt etwas Schlechtes, weil es schlecht ist, sondern
von der mit ihm verbundenen Lust verfhrt, hlt man es fr gut und
glaubt, es whlen zu sollen.
446
5. Da sich dies so verhlt, steht es bei uns, uns von der Unwissenheit und
der schlimmen, von der Lust bedingten Neigung freizumachen und schon
vorher nicht jenen trgerischen Vorstellungen nachzugeben.
6. Ruber und Dieb
447
wird aber der Teufel genannt, weil er falsche
Propheten unter die Propheten einmischte, wie unter den Weizen das
Unkraut.
448
7. Der Satz Alle vor dem Herrn sind Diebe und Ruber
449
bedeutet also
nicht einfach alle Menschen, sondern alle falsche Propheten und alle, die
nicht ausdrcklich von ihm gesandt wurden.
443 Vgl. 0laton, $heages /. 2B= !.
444 Vgl. :hr.si//os Fr. mor. B36 von 'rnim.
445Vgl. Strom. 1 8,2 mit 'nm.
446 -u =8,BD8 vgl. :hr.si//os Fr. mor. B36 von 'rnim.
447Vgl. 9oh 23,=.
4485t 23,B7.
4499oh 23,=.
59
85.
1. Es besaen aber auch die falschen Propheten wirklich das gestohlene
Gut, nmlich den Prophetennamen, insofern sie Propheten waren, aber
Propheten des Lgners.
2. Denn der Herr sagt: Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach den
Begierden dieses eures Vaters wollt ihr handeln. Er war ein Mrder von
Anfang an, und er steht nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in
ihm ist. Wenn er die Lge redet, so redet er aus seinem eigenen Wesen
heraus; denn er ist ein Lgner und der Vater der Lge.
450
3. Unter den Lgen sagten aber die falschen Propheten auch einiges
Wahre, und in der Tat sprachen sie ihre Weissagungen in Verzckung als
die Diener des Abtrnnigen.
4. Auch der Hirte, der Engel der Bue
451
sagt zu Hermas ber den
falschen Propheten: Denn manche Worte, die er sagt, sind wahr; denn
der Teufel erfllt ihn mit seinem Geiste, ob er vielleicht einen der
Gerechten <s 78> werde zerschmettern knnen.
452
5. Also wird alles von oben her zum Guten gelenkt, damit durch die
Gemeinde die mannigfache Weisheit Gottes geofenbart werde
entsprechend der Vorausbestimmung von Ewigkeit her, die er in Christus
vollendet hat.
453
6. Gott steht aber nichts im Wege, und nichts kann ihm Widerstand
leisten, da er der Herr und der allmchtige Herrscher ist.
86.
1. Aber auch die Ratschlge und Wirkungen der Abtrnnigen, die nur in
einem Teil der Welt von Einu sind, erwachsen zwar aus einer
schlechten Anlage, ebenso wie die krperlichen Krankheiten, werden
aber von der ber die ganze Welt waltenden Vorsehung zu einem
heilsamen Ende gelenkt, mag auch der Ausgangspunkt unheilbringend
sein.
2. Es ist ja die grte Tat der gttlichen Vorsehung, da sie den aus dem
vorstzlichen Abfall erwachsenen Frevel nicht ohne gute Wirkung und
Nutzen bleiben und ihn nicht nach jeder Richtung hin schdlich werden
lie.
3. Denn die Weisheit, Gte und Macht Gottes zeigt sich nicht nur darin,
da er Gutes tut (denn dies gehrt sozusagen zum Wesen Gottes wie zu
dem des Feuers das Wrmen und zu dem des Lichtes das Leuchten)
sondern vor allem auch darin, da er durch das von irgend jemand
ersonnene Bse ein gutes und heilsames Ergebnis herbeifhrt und das
4509oh =,88.
451Vgl. 0ast. Herm. Vis V 4.
452Vgl. 0ast. Herm. 5and. <1 3.
453?/h 3, 23f.
60
scheinbar Schlimme zum Heile verwendet, wie auch das aus der
Versuchung erwachsene Bekenntnis.
454
87.
1. Es ist also auch in der Philosophie, die gestohlen wurde, so wie das
Feuer von Prometheus, ein kleiner Funke vorhanden, der geeignet ist,
zum Licht zu werden, wenn er richtig angefacht wird,
455
eine Wegspur
zur Weisheit und eine Bemhung um Gott.
456
2. Die griechischen Philosophen drften aber insofern Diebe und
Ruber
457
sein, als sie vor der Ankunft des Herrn von den hebrischen
Propheten Teile der Wahrheit nicht mit vollem Verstndnis bernahmen,
sondern sie sich aneigneten, als wren sie ihre eigenen Lehren, wobei sie
manches flschten, anderes infolge eines bermaes von Scharfsinn
tricht umdeuteten, einiges auch erfanden.
458
Denn vielleicht haben sie
auch den <s 79> Geist des Verstandes
459
gehabt.
3. Mit jenem Schriftwort stimmte aber auch Aristoteles berein, wenn er
die Sophistik, wie wir frher erwhnten,
460
die Kunst, Weisheit zu
stehlen, nannte.
4. Der Apostel aber sagt: Davon reden wir auch, nicht mit Worten, wie
sie menschliche Weisheit lehrt, sondern mit Worten, wie sie der Geist
eingibt.
461
5. Denn in Beziehung auf die Propheten sagt er: Wir alle nahmen aus
seinem beru,
462
nmlich dem Christi; Deshalb sind die Propheten
keine Diebe.
6. Und der Herr sagt: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von
meinem Vater, der mich sandte.
463
Von den Stehlenden aber sagt er:
Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre.
464
7. Solche Leute sind aber die Griechen, selbstschtig und prahlerisch.
465
Wenn die Schrift sie aber Weise
466
nennt, so tadelt sie damit nicht die
wirklich Weisen, sondern nur die, die sich weise dnken.
454 :hr.si//os Fr. /h.s. 22=8 von 'rnim.
455 Vgl. 0laton, 0hile#os /. 26 :.
456Vgl. Strom. 1 8,3.
457 Vgl. 9oh 23,=.
458 Vgl. $atianus 83.
459?% B=,3; vgl. Strom. 1 B6,2f..
460Vgl. Strom. 1 3C,B mit 'nm.
4612 Eor B,23.
4629oh 2,26.
463?#d. 4,26.
464?#d. 4,2=.
465B $im 3,B.
466Vgl. z.B.2 Eor 2,2C; 3,2Cf.
61
XVIII. Kapitel
88.
1. Und von solchen Weisen sagt die Schrift: Ich werde die Weisheit der
Weisen zuschanden machen und den Verstand der Verstndigen als
wertlos erweisen.
467
Der Apostel fgt noch hinzu: Wo ist ein Weiser?
Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein gelehrter Wortkmpfer dieser Welt?
468
Dabei nennt er zum Unterschied von den Schriftgelehrten die Gelehrten
dieser Welt, nmlich die heidnischen Philosophen.
2. Hat nicht Gott die Weisheit der Welt tricht gemacht?
469
Was
gleichbedeutend ist mit: als tricht erwiesen und als nicht wahr, wofr
man sie hielt.
3. Und wenn du nach dem Grund ihres Weisheitsdnkels fragst, so wird
die Schrift antworten: Wegen der Verstocktheit ihres Herzens.
470
Da
die Welt in der Weisheit Gottes, d.i. der durch die Propheten
verkndigten, durch die Weisheit, die durch die Propheten sprach,
ihn, nmlich Gott, nicht erkannte, so beschlo dieser Gott, durch die
Predigt der Torheit, d.i. dessen, was den Griechen als Torheit erschien,
die Glubigen zu retten. <s 80>
4. Denn die Juden, so heit es, verlangen Wunderzeichen zur
Beglaubigung, und die Griechen suchen Weisheit, ofenbar die
sogenannten zwingenden Begrndungen und die brigen
Schlufolgerungen, wir aber predigen Jesus Christus als den
Gekreuzigten, der fr die Juden ein rgernis ist, weil sie, obwohl sie die
Weissagung kennen, nicht an die Erfllung glauben, fr die Griechen
aber eine Torheit.
471
5. Denn die sich weise Dnkenden halten es fr eine Fabel, da durch
einen Menschen ein Gottessohn rede und da Gott einen Sohn habe und
gar, da dieser gelitten habe; infolgedessen verfhrt sie ihre vorgefate
Meinung zum Unglauben.
6. Denn das Kommen des Herrn machte die Menschen nicht tricht und
verstockten Herzens und unglubig, sondern verstndig und willig zu
gehorchen und schlielich glubig.
7. Durch die willige Hingabe der Gehorsamen wurden im Unterschied zu
ihnen diejenigen, die nicht gehorchen wollten, als unverstndig und
unglubig und tricht erwiesen.
8. Fr die Berufenen selbst aber, fr Juden sowohl wie fr Griechen, ist
Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
472
4672 Eor 2,2C (9es BC,28).
4682 Eor 2,B3.
469?#d. 2,B3.
470?/h 8,2=.
4712 Eor 2,B2DB3.
4722 Eor 2,B8.
62
89.
1. Soll man nicht vielleicht, was wohl auch besser ist, den Satz nicht zur
Torheit hat Gott die Weisheit der Welt gemacht fr verneinend halten
im Sinn von er hat sie nicht zur Torheit gemacht, damit ihre
Verstocktheit nicht von Gott, der ihre Weisheit zur Torheit machte,
verschuldet erscheine?
473
Denn umgekehrt sind sie freilich dadurch, da
sie der Predigt nicht glaubten, obwohl sie weise waren, in grere Schuld
geraten. Denn es stand bei ihnen, die Wahrheit zu whlen oder zu
verwerfen.
2. Aber auch mit dem Wort Ich werde die Weisheit der Weisen
zuschanden machen
474
will der Herr sagen, da er sie durch die
Gegenberstellung der verachteten und geringgeschtzten barbarischen
Philosophie berstrahle, wie man von einer Lampe, die von der Sonne
berstrahlt wird, sagt, sie sei zuschanden geworden, weil sie nicht mehr
die gleiche Wirkung hervorbringt.
3. Whrend nun alle Menschen berufen worden sind, wurden doch nur
diejenigen, die gehorchen wollten, Berufene genannt.
475
Denn bei Gott
gibt es kein Unrecht.
476
So sind denn auch die <s 81> Glubigen aus
beiden Geschlechtern das auserwhlte Volk.
477
4. Und in der Apostelgeschichte kann man wrtlich nden: Die nun sein
Wort annahmen, wurden getauft,
478
whrend sich diejenigen, die nicht
gehorchen wollten, selbstverstndlich selbst davon ausschlossen.
90.
1. Zu diesen sagt die Weissagung: Und wenn ihr wollt und auf mich
hrt, werdet ihr alles Gute, das das Land hervorbringt, essen.
479
Damit
weist sie darauf hin, da das Annehmen und das Ablehnen in unserer
Macht liegt. Gottes Weisheit
480
aber nannte der Apostel die auf den
Herrn gegrndete Lehre, um zu zeigen, da die wahre Philosophie durch
den Sohn bergeben wird.
2. Aber auch dem sich weise Dnkenden gelten einige Ermahnungen,
nmlich die des Apostels, die gebieten, den neuen Menschen
anzuziehen, der nach Gott geschafen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit
und Heiligkeit. Deshalb legt die Lge ab und redet die Wahrheit! Gebt
dem Teufel keinen Raum! Wer gestohlen hat, der soll nicht mehr stehlen,
sondern sich vielmehr abmhen, um das Gute zu erarbeiten.
3. Erarbeiten bedeutet, sich beim Suchen nach der Wahrheit abmhen,
verbunden nmlich mit der vernnftigen Wohlttigkeit, damit ihr dem
473?#d. 2,B3, nach (%%%) ist Fragezeichen zu setzen.
474?#d. 2,2C.
475?#d. 2,B8.
476G@m C,28.
477$it B,28.
478'/g B,82.
4799es 2,2C.
4802 Eor 2,B8.
63
Bedrftigen Anteil geben knnt, sowohl an dem weltlichen beru als
auch an der gttlichen Weisheit.
481
4. Denn er will, da die Lehre verbreitet und das Geld, nachdem es
sorgfltig auf seine Echtheit geprft ist, auf die Bnke der Wechsler gelegt
werde, damit sie es auf Zinsen ausleihen.
482
5. Deshalb fhrt er fort: Kein hliches Wort soll aus eurem Munde
hervorgehen, ein hliches Wort ist das aus falschem Dnkel heraus
gesprochene Wort, sondern nur ein Wort, das zur Erbauung da, wo es
not tut, ntzlich ist, damit es den Hrern Segen bringe.
483
Da aber Gott
gut ist, mu notwendig sein Wort gut sein. Wie sollte aber ein Wort, das
Heil bringt, nicht gut sein?
XIX. Kapitel
91.
1. Da aber auch den Griechen (von der Schrift) das Zeugnis gegeben
wird, da unter ihren Lehren manches <s 82> Wahre ist, das lt sich
auch aus folgendem ersehen. Von Paulus wird in der Apostelgeschichte
erzhlt, da er zu den Areopagiten sagt:
2. Ich sehe, da ihr sehr fromme Leute seid. Wie ich nmlich umherging
und eure Heiligtmer besichtigte, fand ich einen Altar mit der Inschrift:
Einem unbekannten Gott. Den ihr also verehrt, ohne ihn zu kennen, den
verknde ich euch.
3. Der Gott, der die Welt und alles, was auf ihr ist, geschafen hat, er, der
Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von
Menschenhnden erbaut sind, lt sich auch nicht von Menschenhnden
bedienen, als ob er irgend etwas bedrfte, whrend er doch selbst allen
Leben und Atem und alles gegeben hat.
4. Er machte, da aus einem einzigen Stamm das ganze
Menschengeschlecht auf der ganzen Oberche der Erde Wohnung
nahm, und hat fr ihr Wohnen bestimmte Zeiten und genaue Grenzen
festgesetzt, damit sie die Gottheit suchen, ob sie sie wohl ertasten und
nden mchten, da sie ja nicht fern von einem jeden einzelnen von uns
ist. Denn in ihm leben und weben und sind wir, wie es auch einige von
euren Dichter ausgesprochen haben:
Sind wir doch seines Geschlechts.
484
5. Aus dieser Stelle geht klar hervor, da er, noch dazu unter Verwendung
eines Dichterzitats aus den Himmelserscheinungen des Aratos,
trefiche Aussprche bei den Griechen anerkennt und da seiner
andeutungsweise ausgesprochenen Meinung nach durch den
481?/h 8,B8f.B4f.
482Vgl. 5t B7,B4; L> 2C,B3.
483?/h 8,BC.
484'/g 24,BBDB=; der Vers ist aus 'ratos, 0hainomena 7.
64
unbekannten Gott von den Griechen der Schpfergott, freilich nur auf
Grund oberchlicher Kenntnis, verehrt werde, whrend man ihn der
vollkommenen Erkenntnis nach durch den Sohn erfassen und
kennenlernen msse.
92.
1. Deshalb also, so sagt der Herr, sandte ich dich zu den Heiden, damit
du ihnen die Augen fnest, auf da sie sich von der Finsternis zum Licht
und von der Macht des Satans zu Gott bekehren und Vergebung der
Snden und ein Erbteil unter den Geheiligten erhalten durch den Glauben
an mich.
485
2. Diese gefneten Augen der Blinden bedeuten die durch den Sohn
vermittelte vollkommene Erkenntnis des Vaters, das klare Verstndnis
des von den Griechen nur in unsicheren Umrissen Erkannten. Und <s 83>
sich von der Macht des Satans zu bekehren bedeutet die Abkehr von
der Snde, durch die die Knechtschaft entstanden war.
3. Indessen loben wir nicht jede Art von Philosophie, sondern nur jene,
von der auch Sokrates bei Platon sagt: Denn es gibt in der Tat, wie die
Kenner der Weihen sagen, zwar viele Tyrsostrger, aber nur wenige, die
wirklich begeistert sind,
486
womit er andeuten will, da der Berufenen
viele, aber der Auserwhlten nur wenige sind.
487
4. Das wird ganz deutlich aus dem, was er hinzufgt: Das sind aber nach
meiner Meinung keine anderen als die, welche in der richtigen Weise
Philosophie getrieben haben. Um einer von ihnen zu werden, lie ich
nach Krften im Leben nichts unversucht, bemhte mich vielmehr auf
alle Weise darum. Ob ich mich recht bemhte und ob wir etwas
erreichten, darber werden wir, wenn wir dorthin kommen, Gewisses
erfahren, so Gott will, gar bald.
488
485'/g B6,24f.
4860laton, 0haidon /.6C :.
487Vgl. 5t BB,28 (B3,26).
4880laton, 0haidon /. 6C !.
65
93.
1. Meinst du nicht, da er auf Grund der hebrischen Schriften deutlich
auf die Hofnung des Gerechten nach dem Tode hinweist? Und im
Demodokos, wenn die Schrift wirklich von Platon stammt, sagt er: Das
Philosophieren besteht doch wohl nicht darin, da man sich sein ganzes
Leben lang mit den einzelnen Fchern plagt oder sich ein reiches Wissen
zu erwerben sucht und sich mit allen mglichen Dingen abmht,
489
sondern in etwas anderem, da ich fr meinen Teil jenes sogar fr eine
Schande halte.
490
2. Er wute nmlich, meine ich, da nach dem Ausspruch des Herakleitos
Vielwissen nicht Verstand haben lehrt.
491
3.Und in dem 5. Buch des Staates sagt er: Werden wir nun diese alle und
andere, deren Wibegierde sich auf irgendwelche Dinge dieser Art
richtet, und die Freunde wertloser Knste als Philosophen ansehen?
Keineswegs, sagte ich, sondern nur als solche, die Philosophen hnlich
sind. Welche aber, sagte er, hltst du fr die wahren Philosophen?
Diejenigen, sagte ich, die die Wahrheit zu schauen begierig sind.
492
4. Denn nicht in der Geometrie, die es mit Voraussetzungen und
Annahmen zu tun hat, und <s 84> nicht in der Musik, die doch geschickt
darin ist, das Richtige zu trefen,
493
und nicht in der Astronomie, die von
Lehren strotzt, die die Natur betrefen und schwankend und nur
Vermutungen sind, besteht die Philosophie, sie ist vielmehr die Kenntnis
des Guten selbst
494
und der Wahrheit, whrend jene Wissenschaften zwar
von dem Guten verschieden, jedoch Wege zum Guten sind.
5. Somit gibt auch Platon selbst nicht zu, da die allgemeine Bildung zur
Erfassung des Guten verhelfe, sondern nur, da sie dazu beitrage, die
Seele zu ermuntern und sie fr die geistigen Dinge zu schulen.
94.
1. Mag man es nun Zufall nennen, wenn die Griechen einige Lehren der
wahren Philosophie ausgesprochen haben, so gehrt der Zufall zu Gottes
Weltordnung (denn niemand wird den Zufall zu einem Gott machen
wollen, nur um gegen uns Recht zu behalten), oder mag man es ein
glckliches Zusammentrefen nennen, so kann ein solches
Zusammentrefen nicht ohne die Vorsehung erfolgen.
2. Mag man nun anderseits sagen, die Griechen htten eine natrliche
Begabung gehabt, so wissen wir, da nur Einer der Schpfer der Natur
ist, und er ist geradeso, wie wir auch von einer natrlichen Gerechtigkeit
gesprochen haben;
495
wenn man ferner sagt, sie htten einen gesunden
489 1ch setze mit 0ostgate die Aorte (%%%) nach (%%%) ein.
4900laton, ?rastai /. 234 B.
491 Hera>leitos Fr. 83 !iels.
4920laton, Staat V /. 847 !?.
4930laton, 0hile#os /. 77 ?. 76 '.
494?#d. Staat V11 /. 738 B:.
495Vgl. Strom. 1 38,8.
66
Menschenverstand gehabt, so wollen wir bedenken, wer dessen Vater und
der Vater der durch die Verteilung des Verstandes
496
vermittelten
Gerechtigkeit ist.
3. Wenn aber jemand von Vorhersage spricht oder ein Zusammentrefen
in den Aussagen als Grund angibt, so nennt er damit Erscheinungsformen
der Weissagung. Andere freilich behaupten, da manche Lehren der
Philosophen ein Abbild der Wahrheit seien.
4. Der gttliche Apostel schreibt ja von uns: Wir sehen jetzt wie in
einem Spiegel,
497
von dem unser Bild zurckgeworfen wird, so da wir
uns selbst erkennen und infolge des in uns vorhandenen Gttlichen damit
zugleich den schpferischen Urgrund, soweit es mglich ist, erblicken
knnen.
5. Denn es heit: Du sahst <s 85> deinen Bruder, du sahst deinen
Gott.
498
In diesem Falle wird, wie ich glaube, der Heiland fr uns als Gott
bezeichnet.
6. Nach dem Ablegen des Fleisches aber (werden wir schauen) von
Angesicht zu Angesicht,
499
dann in der Tat vllig scharf und richtig,
wenn unser Herz rein geworden ist.
500
7. Sowohl in der Art von Spiegelbildern als auch in der Art von Bildern,
die durch einen Stof hindurchschimmern, erblicken die sorgfltigen
Forscher unter den griechischen Philosophen Gott. Die infolge des
Unvermgens (des Sehenden) unvollkommenen Bilder der Wahrheit
501
sind nmlich derartig, wie ein Bild im Wasser zu sehen ist und wie wir
manches
502
durch die durchscheinenden und durchsichtigen Krper
hindurch sehen.
503
95.
1. Trefich sagt also Salomon; Wer Gerechtigkeit st, bewirkt Glauben.
Diejenigen aber, die das Eigene sen (ihr Eigentum freigebig austeilen)
sind es, die ihren Besitz vermehren.
504
Und an einer anderen Stelle:
Sorge fr das zarte Grn auf der Ebene, und du wirst Gras mhen
knnen; und sammle reifes Heu, damit du Schafe halten kannst fr deine
Bekleidung!
505
2. Du siehst, wie man auch fr die uere Bedeckung und Sicherung
sorgen mu. Ganz genau wirst du aber das Leben deiner Herde
kennen.
506
496Vgl. 0laton, +esetze 1V /. 428 '.; 'non. 1am#l. /. C=,28 0istelli.
4972 Eor 23,2B.
498Vgl. Strom. 11 43,7; vgl. $h. -ahn, +esch. des ntl. Eanons 1 248 'nm. B; Gesch 'gra/ha, Log. 67 S. BC6 f.; B. 'ufl.
'gra/hon 288 S. 2=B; Go/es, S/r(che 9esu S. 8C; Historia monach. in 'eg./to, herausg. von ?. 0reuschen, S. 8=,C;
!orotheos, 5igne 0. +r. ==, 24C6 ($heol. Litztg. 2C33, B76).
4992 Eor 23,2B.
500Vgl. 5t 7,=.
501 ?s ist (%%%) zu lesen.
502 Statt Q(%%%)R ist (%%%) zu lesen.
503Vgl. 0laton, Staat V1 /. 723 '; V11 /. 73B :; 727 ?; 726 B.
504S/r 22,B2.B8.
505?#d. B4,B7f.
506?#d. B4,B3.
67
3. Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur die Gebote
des Gesetzes erfllen, so sind diese, da sie das Gesetz nicht haben, sich
selbst ein Gesetz,
507
indem die Unbeschnittenen nach dem Wort des
Apostels die Forderungen des Gesetzes erfllen,
508
sowohl vor dem
Gesetz als auch vor der Erscheinung des Herrn.
4. Indem der Logos gleichsam einen Vergleich zwischen den Anhngern
der Philosophie und den sogenannten Hretikern anstellt, sagt er ganz
deutlich: Besser ein Freund in der Nhe als ein Bruder, der weit entfernt
wohnt.
509
Wer sich auf Lgen sttzt, der weidet Winde und jagt <s 86>
begelten Vgeln nach.
510
5. Mit dieser Stelle meint die Schrift, wie ich glaube, nicht die
Philosophie, obgleich die Philosophie in vielen Fllen nur zu
Wahrscheinlichkeitsschlssen kommt und sie glaubhaft machen will,
sondern sie tadelt die Irrlehren.
6. Dazu pat wenigstens das folgende: Denn er verlie die Wege seines
Weinberges, und auf den Pfaden seines eigenen Ackers ist er in die Irre
gegangen.
511
Das sind die Irrlehren, die die von Anfang an bestehende
Kirche verlassen.
7. So gilt von dem, der einer Irrlehre verel, er geht durch eine
wasserlose Wste da er den wahrhaftig seienden Gott verlie, wirklich
gottverlassen ist, Wasser sucht, wo kein Wasser ist, und ber ein
unbewohnbares und drstendes Land hinwandert und mit seinen Hnden
Miwachs einernten will.
512
96.
1. Und die, denen es an Verstand mangelt, fordere ich dringend auf,
sagt die Weisheit, ofenbar zu den Anhngern der Irrlehren, nehmt gern
von den heimlichen Broten und von dem sen Wasser des
Diebstahls!,
513
wobei die Schrift die Ausdrcke Brot und Wasser ganz
deutlich nicht von irgend etwas anderem sagt, sondern nur mit Bezug auf
die Irrlehren verwendet, die beim Abendmahl Brot und Wasser nicht
nach der Ordnung der Kirche gebrauchen.
514
Denn es gibt solche, die das
Abendmahl sogar nur mit Wasser feiern.
2. Doch laufe davon, halte dich nicht lnger an ihrem Orte auf! Nur
Ort hat er ihre Versammlung, nicht Kirche mit einem verschiedene
Bedeutung in sich schlieenden Wort genannt.
3.Dann sagt sie zum Abschlu: Denn so wirst du fremdes Wasser
durchschreiten, da die Schrift die Ketzertaufe nicht als dazugehriges
und rechtmiges Wasser ansieht,
507G@m B,28.
508?#d. B,B6.
509S/r B4,23.
510S/r C,2Ba.
511S/r C,2B#.
512?#d. C,2Bc.
513?#d. C,26f.
514 Vgl. $heodoretos, Haer. fa#. com/. 2,B3 (5igne 0. +r. =3,36C), "o die Se>te H.dro/arastaten heit.
68
4.und wirst ber einen fremden Flu setzen,
515
der mit sich fortreit
und ins Meer hinabschleppt, in das jeder getrieben wird, der von dem
festgegrndeten Boden der Wahrheit abirrt und sich wieder in die
heidnischen und strmischen Lebenswogen fortfhren lt.
XX. Kapitel
97.
<s 87> 1.
516
Wenn viele Leute zusammen ein Schif ins Meer hinabziehen,
so kann man nicht von vielen Ursachen sprechen, sondern nur von einer
einzigen, aus vielen Teilen bestehenden Ursache; denn nicht jeder
einzelne fr sich bringt es fertig, da das Schif ins Meer hinabgezogen
wird, sondern nur mit den andern zusammen. Ebenso hilft auch die
Philosophie, da sie ein Suchen nach der Wahrheit ist, nur mit beim
Erfassen der Wahrheit; sie ist also nicht die Ursache des Erfassens,
sondern nur zusammen mit den anderen Krften Ursache und deren
Gehiln. Vielleicht ist aber auch die Mitursache als Ursache zu
bezeichnen.
2. Wie aber die Glckseligkeit, die nur eine einzige ist, von den Tugenden
herbeigefhrt wird, bei denen mehrere vorhanden sind, und wie
Erwrmung sowohl durch die Sonne als durch das Feuer und das Bad und
die Kleidung bewirkt werden kann, so gibt es auch nur eine einzige
Wahrheit, aber vieles, was dazu mithilft, sie zu suchen; gefunden wird sie
jedoch nur durch den Sohn.
3. Wenn wir es freilich richtig betrachten, so gibt es dem Wesen nach nur
eine einzige Tugend; man nennt sie aber, wenn sie sich auf dem einen
Gebiet als wirksam erweist, gewhnlich Klugheit, auf einem anderen
Gebiet Besonnenheit und wieder auf anderen Gebieten Tapferkeit oder
Gerechtigkeit.
517
4. In der gleichen Weise gibt es also auch nur eine einzige Wahrheit; aber
in der Geometrie bezieht sich die Wahrheit auf die Geometrie, in der
Musik auf die Musik und in der richtigen Philosophie auf das
Griechentum. Unantastbar ist aber allein jene vollgltige Wahrheit, in der
wir bei dem Sohne Gottes unterwiesen werden.
98.
1. In dieser Weise nennt man, wie ich meine, ein und dieselbe Drachme,
wenn sie dem Schifer gegeben wird, Fhrgeld, wenn dem Zolleinnehmer
Zoll, und Miete beim Hausherrn, Lohn beim Lehrer und Anzahlung bei
dem Verkufer. Jede einzelne aber der verschiedenen
Erscheinungsformen, sei es der Tugend, sei es der Wahrheit, die alle mit
515S/r C.2=a.
516-um folgenden vgl. Strom. V111 32,2.
517Vgl. 0laton, +esetze <11 /. C63 :!; 0haidon /.6C B:.
69
dem gleichen Wort bezeichnet werden, kann nur die gerade ihr eigene
Wirkung verursachen.
2. Durch ihre gemeinsame Wirkung aber entsteht das glckselige Leben
<s 88> (denn wir wollen doch nicht hinsichtlich der Worte glcklich
sein), wenn wir das rechtschafene Leben als Glckseligkeit bezeichnen
und als glckselig den, dessen Seele mit Tugenden geschmckt ist.
518
3. Wenn nun die Philosophie auch nur von fernher zum Aufnden der
Wahrheit mithilft, indem sie mit verschiedenartigen Versuchen zu der
Erkenntnis vorzudringen strebt, die sich nahe mit der bei uns gelehrten
Wahrheit
519
berhrt, so hilft sie doch jedenfalls dem, der sich mit Eifer
um die Erfassung der Erkenntnis auf dem Wege folgerichtigen Denkens
bemht.
4. Mag nun auch die griechische Wahrheit den gleichen Namen mit der
bei uns gelehrten tragen, so ist sie doch von ihr geschieden durch die bei
unserer Wahrheit vorhandene Gre der Erkenntnis, durch die grere
Gltigkeit ihrer Beweise, durch ihre gttliche Kraft und durch hnliche
Vorzge. Denn wir sind von Gott gelehrt
520
und werden bei dem Sohne
Gottes in wahrhaft heiligem Wissen unterrichtet. Infolge davon
beeinussen die beiden Formen der Wahrheit die Seele auch nicht auf die
gleiche Weise, sondern mit verschiedener Lehre.
99.
1. Wenn wir aber wegen der Leute, die uns gern Vorwrfe machen
wollen, noch eine ganz genaue Begrifsbestimmung geben sollen, so
werden wir folgendes sagen: Da die Philosophie nach der Wahrheit sucht,
ist sie Mitursache und Gehiln bei dem Erfassen der Wahrheit; damit
werden wir zugeben, da sie eine Vorschule des Gnostikers ist, ohne da
wir die Mitursache als Hauptursache oder das Mithelfende als
ausschlaggebend
521
oder die Philosophie als unentbehrlich erklrten, da
wir ja fast alle ohne die allgemeine Bildung und ohne die griechische
Philosophie, zum Teil sogar ohne die Kenntnis des Lesens und
Schreibens, veranlat durch die gttliche und barbarische Philosophie,
in Kraft
522
die Lehre von Gott durch den Glauben angenommen haben,
durch selbstttige Weisheit unterrichtet.
2.
523
Dasjenige, was zusammen mit einem anderen eine <s 89> Wirkung
hervorbringt, whrend es fr sich allein zu wirken auerstande ist,
nennen wir mitwirkend und Mitursache, eine Bezeichnung, die davon
herrhrt, da etwas zusammen mit einer Ursache Ursache ist oder nur in
Verbindung mit etwas anderem zur Ursache wird, whrend es fr sich
allein die tatschliche Wirkung nicht herbeifhren kann.
518Vgl. 'riston Fr. 346 Stoic. vet. fr. 1 /. =6; 11 /. B=,BCf.
519 Statt (%%%) ist (%%%) zu lesen.
520Vgl. 2 $hess 8,C.
521 5it (%%%) #ezeichnen die Stoi>er eine Irsache, die eine 5it"ir>ung mit ;ot"endig>eit her#eif(hren mu.
522Vgl. 2 $hess 2,7.
523-um folgenden vgl. Strom. V111 33; :hr.si//os Fr. /h.s. 37B von 'rnim.
70
3. Freilich fhrte einst auch die Philosophie auch fr sich allein die
Griechen zur Gerechtigkeit, jedoch nicht zu der allgemeingltigen
Gerechtigkeit (fr die Erreichung dieses Ziels wird sie nur als mitwirkend
erfunden, so wie die erste und die zweite Stufe beim Hinaufsteigen in das
obere Stockwerk oder wie der Elementarlehrer dem behilich ist, der
einmal Philosophie treiben will) und auch nicht in dem Sinne, da bei
ihrer (der Philosophie) Beseitigung etwas an der allgemeinen Lehre fehlte
oder die Wahrheit vernichtet wrde, da ja auch das Gesicht und das
Gehr und die Sprache bei der Erlangung der Wahrheit mithelfen, aber
nur der Geist es ist, der sie vllig nach ihrem Wesen erkennt.
4. Aber von den zusammenwirkenden Krften bringen die einen eine
grere, die anderen eine geringere Wirkung hervor. So hilft die
Fhigkeit klarer Darstellung mit zur berlieferung der Wahrheit und die
Dialektik dazu, da man den Angrifen der Irrlehren nicht unterliegt.
100.
1. In sich vollendet und keiner Ergnzung bedrftig ist nun die Lehre im
Sinne des Heilands, da sie gttliche Kraft und Weisheit
524
ist; wenn
aber die griechische Weisheit hinzukommt, so macht sie die Wahrheit
zwar nicht wirksamer; aber weil sie die sophistischen Angrife gegen sie
entkrftet und die listigen Anschlge gegen die Wahrheit abwehrt, ist sie
mit Recht Zaun und Mauer des Weinbergs genannt worden.
525
2. Und whrend die im Glauben gewonnene Wahrheit zum Leben so
ntig ist wie das Brot, gleicht die vorbereitende Bildung der Zukost und
dem Nachtisch.
Beim Schlu der Mahlzeit ist doch noch Nachtisch erwnscht,
sagt Pindaros von Teben.
526
3. Und die Schrift sagte <s 90> geradezu: Verstndiger wird der
Einfltige werden, wenn er aufmerkt, und der Weise wird Erkenntnis
erlangen.
527
Und der Herr sagt: Wer aus sich selbst redet, der sucht
seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat,
der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist an ihm.
528
4. Umgekehrt tut also derjenige Unrecht, der sich die Lehren der
Barbaren aneignet und sich ihrer als eigener Weisheit rhmt, wobei er
seine eigene Ehre mehren und die Wahrheit verflschen will. Dieser ist
es, der von der Schrift Dieb genannt ist.
529
Nun heit es doch: Mein
Sohn, werde kein Lgner! Denn die Lge zeigt den Weg zum
Diebstahl.
530
5. Ferner besitzt der Dieb das wirklich, was er infolge seiner Entwendung
in der Hand hat, mag es nun Gold oder Silber sein oder ein Wort oder ein
524Vgl. 2 Eor 2,B8.
525Vgl. 5t B2,33; 5> 2B.2; Strom. 1 B=,8.
526 0indaros Fr. 2B8 c Schroeder; die #ei 'then. <1V /. 682 : erhaltene Fortsetzung *auch nach einem reichlichen
?ssen, ist f(r das Verstndnis des Verses "ichtig.
527S/r B2,22.
5289oh 4,2=.
529Vgl. 9oh 23,=.
530'/ostellehre 111 7; vgl. GeliUuiae iur. eccl. graece ed. Lagarde /.4=,4.
71
Lehrsatz. Zum Teil ist also das, was sie gestohlen haben, wahr, aber sie
wissen es nur auf Grund von Vermutungen und durch verstandesmige
Schlufolgerungen. Wenn sie sich aber entschlieen, Jnger (des Herrn)
zu werden, dann werden sie es erst in seiner ganzen Tiefe erfassen und
verstehen.
XXI. Kapitel
101.
.
531
ber die Tatsache, da die Lehren der Philosophen von den Hebrern
entwendet sind, werden wir ein wenig spter sprechen;
532
vorher aber
mssen wir jetzt, wie es der richtigen Reihenfolge entspricht, davon
handeln, in welcher Zeit Moses lebte; dadurch wird unbestreitbar
erwiesen werden, da die hebrische Philosophie lter als jede andere
Weisheit ist.
2. Nun hat zwar ber diese Frage bereits Tatianus in seiner Rede an die
Griechen
533
genau gehandelt und auch Cassianus in dem ersten Buch
seiner Erklrungen; trotzdem macht es der Plan unserer
Aufzeichnungen ntig, da auch wir das ber diese Frage <s 91> Gesagte
kurz erwhnen.
3. An erster Stelle ist der Grammatiker Apion mit dem Beinamen
Pleistonikes zu nennen. Obwohl er entsprechend seiner Herkunft aus
gypten von mignstigem Ha gegen die Hebrer erfllt ist, so da er
sogar eine Schrift gegen die Juden verfate, fhrt er doch da, wo er den
gyptischen Knig Amosis und die mit ihm gleichzeitigen Ereignisse
erwhnt, in dem vierten Buch seiner gyptischen Geschichten, als
Gewhrsmann den Ptolemaios von Mendes an.
4. Und die aus ihm angezogene Stelle lautet wrtlich so: Auaria wurde
von Amosis zerstrt, der ein Zeitgenosse des Inachos von Argos war, wie
Ptolemaios von Mendes in seinem Werk Jahrbcher aufgezeichnet
hat.
534
5.Dieser Ptolemaios war ein Priester, der die Geschichte der gyptischen
Knige in insgesamt drei Bchern darstellte. In diesem Werk sagt er, da
der Auszug der Juden aus gypten unter der Fhrung des Moses zur Zeit
des gyptischen Knigs Amosis stattgefunden habe; daraus ergibt sich,
da Moses zur Zeit des Inachos auf der Hhe seines Lebens gestanden
hat.
535
531232,BD234,6 ist von ?use#ios, 0rae/. ev. < 2B,2D33 angef(hrt.
532Vgl. Strom. V Ea/ <1V.
533Vgl. $atianus 3=, von dem :lemens 232,3D7 entnommen ist. T -u dem $itel der Schrift und der Bedeutung des Aortes
(%%%) vgl. G.:. Eu>ula in der ?inleitung seiner M#ersetzung in der *Bi#liothe> der Eirchenvter, und S. 2C7 'nm. 2.
534 '/ion Fr. B F+H 111 /. 73C.
5350tolemaios von 5endes Fr. 2 F+H 1V /. 8=7; zu 232,3D7 vgl. $atianus 3=; zu der +leichsetzung des 5oses mit der
-eit des 1nachos vgl. Hrigenes, +egen :elsus 1V 22 /. B=2,B6 Eoetschau (11 S. 33= in der M#ersetzung der
vorliegenden Sammlung.).
72
102.
1. Von der griechischen Geschichte ist aber der lteste Teil die argolische,
nmlich die Geschichte, die mit Inachos beginnt, wie Dionysios von
Halikarnassos in seinen Jahrbchern zeigt.
536
2. Um vier
537
Menschenalter jnger als die argolische ist die attische
Geschichte, die mit dem doppelgestaltigen
538
Ureinwohner Kekrops
beginnt, wie Tatianus wrtlich sagt;
539
um neun Menschenalter jnger
aber ist die arkadische Geschichte, die mit Pelasgos beginnt; auch er wird
als Ureinwohner bezeichnet.
3. Um noch zwei Menschenalter jnger als die arkadische ist die mit
Deukalion beginnende phtiotische Geschichte. Bis zur Zeit des
Trojanischen Krieges rechnet man von Inachos an zwanzig oder
einundzwanzig Menschenalter, das sind rund vierhundert Jahre und
darber.
540
4. Wenn aber nach <s 92> dem, was Ktesias sagt,
541
die assyrische
Geschichte um viele Jahre lter als die griechische ist, so wird sich
ergeben, da der Auszug des Moses aus gypten, der zur Zeit des Amosis
von gypten und des Inachos von Argos stattfand, in das 402. Jahr der
Herrschaft der Assyrier und das 32. Jahr der Regierung des Beluchos VIII.
zu setzen ist.
5. In Griechenland aber war zur Zeit des Phoroneus, des Nachfolgers des
Inachos, die berschwemmung unter Ogyges und die Herrschaft der
Knige in Sikyon, zuerst des Aigialeus, dann des Europs, dann des
Telchin, und die Herrschaft des Knigs Kreis in Kreta.
542
6. Von Phoroneus sagt nmlich Akusilaos, da er der erste Mensch
gewesen sei.
543
Deshalb sagte auch der Dichter des Epos Phoronis von
ihm, da er der Vater der sterblichen Menschen sei.
544
103.
1. Daher schreibt Platon im Timaios im Anschlu an Akusilaos: Und als
er sie einmal dazu bringen wollte, von den alten Zeiten zu reden, begann
er von dem zu erzhlen, was fr unsere Stadt das lteste ist, nmlich von
Phoroneus, von dem es heit, da er der erste Mensch war, und von
Niobe und von den Ereignissen nach der groen berschwemmung.
545
2. Zur Zeit des Phorbas lebte Aktaios, nach dem Attika Aktaia genannt
wurde. Zur Zeit des Triopas lebten Prometheus, Atlas, Epimetheus, der
536 Vgl. !ion.sios F+rHist B72 F 2.
537 1ch lese mit Hervet und Lagaerde *vier, statt *vierzig,.
538 So "ird Ee>ro/s genannt, "eil er Schlangenf(e hatte.
539 Vgl. $atianus 3C.
540 Vgl. e#d. 3=.3C.
541 Etesias Fr. 5(ller /.82.
542 Vgl. $atianus 3C.
543 '>usilaos F+rHist B F B3; vgl. '>usilaos Fr. B3 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 76,4.
544 0horonis Fr. 2 Ein>el.
5450laton, $imaios /. BB '; 0laton erzhlt hier von Solons Besuch in der g./tischen Stadt Sais. '>usilaos ist hier von
0laton nicht genannt, a#er im +astmahl /.24= B.
73
doppelgestaltige Kekrops und Io. Zur Zeit des Krotopos erfolgten der
phaethontische Weltbrand und die deukalionische Flut.
3. In die Zeit des Sthenelos fallen die Herrschaft des Amphiktyon und die
Einwanderung des Danaos in den Peloponnes und die Grndung von
Dardania durch Dardanos (von ihm sagt Homeros:
Diesen erzeugte als ersten der Herrscher im Donnergewlk Zeus
546
und die Entfhrung der Europe aus Phnikien nach Kreta.
4. In die Zeit des Lynkeus fallen der Raub der Kore <s 93> und die
Grndung des Heiligtums in Eleusis und der Beginn des Getreidebaus
durch Triptolemos und die Ankunft des Kadmos in Teben und die
Herrschaft des Minos.
5. In die Zeit des Proitos fllt der Krieg des Eumolpos gegen die Athener.
In die Zeit des Akrisios fllt die berfahrt des Pelops von Phrygien und
die Ankunft des Ion in Athen und der zweite Kekrops und des Perseus
und des Dionysos Taten und Orpheus und Musaios.
547
104.
1. Im 18.Jahre der Regierung Agamemnons wurde Ilion erobert,
548
im
ersten Regierungsjahr des athenischen Knigs Demophon, des Sohnes des
Teseus, am 12. Tag des Monats Targelion, wie Dionysios von Argos
sagt.
549
2. Agias
550
aber und Derkylos
551
im dritten Buch behaupten, es sei am 23.
Tag des Monats Panemos gewesen, ferner Hellanikos
552
am 12.Tag des
Monats Targelion, und einige der Verfasser von Werken ber attische
Geschichte setzen die Eroberung auf den 23.Tag in das letzte
Regierungsjahr des Knigs Menestheus, auf einen Vollmondstag.
Mitternacht war es,
so sagt der Dichter der Kleinen Ilias,
da ging mit strahlendem Lichte der Mond auf.
553
Wieder andere setzen sie auf den nmlichen Tag des Monats
Skirophorion.
3. Teseus aber ist als ein Genosse des Herakles um ein Menschenalter
lter als der Trojanische Krieg; denn Homeros erwhnt den Tlepolemos,
der ein Sohn des Herakles war, als Teilnehmer des Zugs gegen Troia.
554
546Hom. 1l. B3,B27.
547-u 233,BD7 vgl. $atianus 3C.
548 Vgl. $atianus 3C.
549 !ion.sios von 'rgos Fr. 23 FH+ 111 /. B6.
550 'gias Fr. B FH+ 1V /. BCB.
551 !er>.los Fr. 3 FH+ 1V /. 3=4.
552 Hellani>os F+rHist 8 F 27Ba.
553 Eleine 1lias Fr. 22 Ein>el.
554 Vgl. Homer 1l. B,674. T -u 238,3 vgl. $atianus 82; zum $ag der ?ro#erung $ro&as vgl. FH+ 1 /. 76=.
74
105.
1. Es ist also bewiesen, da Moses 604 Jahre vor der Aufnahme des
Dionysos unter die Gtter gelebt hat, wenn er wirklich im 32. Jahr der
Regierung des Knigs Perseus unter die Gtter aufgenommen wird, <s
94> wie Apollodoros in seiner Chronik sagt.
555
2. Von Dionysos bis zu Herakles und zu Iason und seinen Helden, die mit
ihm auf der Argo fuhren, errechnen sich 63 Jahre; mit ihnen fuhren auch
Asklepios und die Dioskuren, wie Apollonios von Rhodos in seinen
Argonautika bezeugt.
556
3. Von der Zeit der Herrschaft des Herakles in Argos bis zu der Aufnahme
des Herakles selbst und des Asklepios unter die Gtter ergeben sich nach
dem Chronographen Apollodoros 38 Jahre.
557
4. Von da bis zur Aufnahme des Kastor und Polydeukes unter die Gtter
sind 53 Jahre. Und zu dieser Zeit ungefhr ist auch die Einnahme von
Ilion.
5. Wenn man aber auch dem Dichter Hesiodos Glauben schenken soll, so
wollen wir ihn anhren:
Maie, die Tochter des Atlas, gebar den herrlichen Hermes,
Boten der Gtter, dem Zeus, ihm vermhlt auf heiligem Lager.
Semele, Tochter des Kadmos, gebar einen strahlenden Sohn ihm,
Liebend verbunden mit ihm, den Bringer der Lust Dionysos.
558
106.
1. Der Vater der Semele Kadmos kommt zur Zeit des Lynkeus nach
Teben und wird der Ernder der griechischen Schrift; Triopas lebt
gleichzeitig mit Isis im 7. Menschenalter nach Inachos (die Isis nennt man
auch Io,
559
weil sie auf ihrer Irrfahrt die ganze Erde durchwanderte); von
ihr sagt Istros in seinem Werk ber die Kolonien der gypter, sie sei eine
Tochter des Prometheus.
560
2. Prometheus lebte aber zur Zeit des Triopas im 7.Menschenalter nach
Moses, woraus sich ergibt, da Moses schon lebte, bevor nach der
griechischen Sage berhaupt Menschen entstanden.
561
3. Ferner sagt Leon, der Verfasser des Werkes ber die gyptischen
Gtter, da Isis von den Griechen Demeter genannt werde, die zur Zeit
des <s 95> Lynkeus im 11.Menschenalter nach Moses lebte.
562
4. Und Apis, der Knig von Argos, ist der Grnder von Memphis, wie
Aristippos in dem ersten Buch seiner Geschichte von Arkadien sagt.
563
555 '/ollodoros F+rHist B88 F =4.
556 '/ollonios von Ghodos, 'rgon. 2,286 f.
557 '/ollodoros F+rHist B88 F =4.
558 Hesiodos, $heogonie C3=DC82.
559 !ie '#leitung des ;amens 1o von (%%%) auch im ?t.mologicum 5agnum s.v. (%%%)
560 1stros Fr. 83 FH+ 1 /. 8B3; vgl. 0lut 5oral. /. 37B '.
561 0rometheus ist hier als 5enschen#ildner gedacht; vgl. z.B. 0ausanias < 8,8.
562 Leon von 0ella Fr. B FH+ 11 /. 332. T Vgl. $atianus 82.
563 'risti//os Fr. 2 FH+ 1V /. 3B4. Hier auch (#er 'risteas vorn 'rgos.
75
5. Von diesem Apis behauptet Aristeas von Argos, er habe den Beinamen
Sarapis bekommen und er sei es, den die gypter verehren.
6. Dagegen sagt Nymphodoros von Amphipolis in dem dritten Buch
seines Werkes Gebruche in Asien, der Stier Apis sei nach seinem Tod
einbalsamiert und in dem Tempel der verehrten Gottheit in einem Sarg
((xxx) soros) beigesetzt worden; davon habe er den Namen Soroapis und
spter infolge einer bei den Einheimischen blich gewordenen
Aussprache den Namen Sarapis bekommen.
564
Apis ist aber der dritte
Knig in der mit Inachos beginnenden Reihe.
107.
1. Gewi aber lebte Leto zur Zeit des Tityos; denn von diesem heit es:
Leto mihandelte er, Zeus herrliche Lagergenossin.
565
Tityos aber war ein Zeitgenosse des Tantalos.
2. Mit Recht schreibt also auch Pindaros von Teben:
Spt in der Zeit erst erstand Apollon.
566
Und das ist gar nicht zu verwundern, wenn er doch, wie bekannt ist,
zusammen mit Herakles dem Admetos als Knecht diente ein ganzes Jahr
lang.
567
3. Zethos und Amphion, die Ernder der Musik, haben zur Zeit des
Kadmos gelebt.
4. Und wenn uns jemand sagt, Phemonoe habe als erste dem Akrisios
Orakelsprche verkndet, so soll er doch auch wissen, da erst 27 Jahre
nach Phemonoe Orpheus und Musaios und Linos, der Lehrer des
Herakles, und ihre Zeitgenossen lebten.
5. Homeros aber und Hesiodos sind viel jnger als der Trojanische Krieg,
und wieder viel jnger als sie sind die Gesetzgeber bei den Griechen,
Lykurgos und Solon, und die sieben Weisen und Pherekydes von Syros
und der groe Pythagoras und ihre Schler, die alle viel spter, erst nach
Beginn <s 96> der Olympiadenrechnung, gelebt haben, wie wir gezeigt
haben.
568
6. Somit ist also von uns bewiesen, da Moses nicht nur den sogenannten
Weisen und Dichtern, sondern auch den meisten griechischen Gttern
zeitlich vorangeht.
108.
1. Und nicht nur Moses, sondern auch die Sibylle ist lter als Orpheus; es
gibt ja auch ber ihre Beinamen und ber die ihr zugeschriebenen
Orakelsprche verschiedene Erzhlungen; sie soll Phrygierin gewesen
564 ;.m/hodoros Fr. B3 FH+ 11 /. 3=3.
565 Hom. Hd. 22,7=3.
566 0indaros Fr. 284 Schroeder.
567 Vgl. $atianus B2; 0lut. 5oral. /. 462 ?; zum Vers#ruchst(c> vgl. Hom. 1l. B2,888.
568Vgl. Strom. 1 7CD67.
76
sein und Artemis geheien haben; diese sei nach Delphi gekommen und
habe dort die Verse gesungen:
2. Delphis Bewohner, ihr Diener des Fernhintrefers Apollon,
Euch zu verknden den Willen des aigishaltenden Gottes,
Kam ich, grollend im Herzen dem leiblichen Bruder Apollon.
3. Es gibt aber auch noch eine Erythrische Sibylle mit dem Namen
Herophile. Diese berlieferungen erwhnt Herakleides von Pontos in
seiner Schrift ber die Orakel.
569
Nicht nher will ich auf die gyptische
und auf die Italische Sibylle eingehen, die das Karmalon
570
in Rom
bewohnte und deren Sohn Euandros der Grnder des Luperkion
571
genannten Panheiligtums in Rom war.
572
109.
1. Nachdem wir bis hierher gekommen sind, ist es angemessen, da wir
auch die Zeiten der brigen nach Moses lebenden hebrischen Propheten
festzustellen suchen.
573
2. Nach dem Lebensende des Moses bernimmt die Fhrung des Volkes
Josua; er fhrte 5 Jahre Krieg
574
und <s 97> lebte weitere 25 Jahre im
Frieden in dem guten Lande.
575
3. Wie aber das Buch Josua angibt, war der Ebengenannte 27 Jahre lang
Nachfolger des Moses.
576
4. Dann wurden die Hebrer, als sie sndigten, dem Knig von
Mesopotamien Chusachar fr 8 Jahre bergeben, wie das Buch der
Richter erzhlt.
577
5. Als sie spter zu Gott ehten, bekommen sie zum Fhrer den
Gothoniel, den jngeren Bruder des Chaleb aus dem Stamme Juda;
578
dieser ttete den Knig von Mesopotamien und herrschte ber das Volk
die folgenden 50 Jahre.
579
6. Und als sie wieder sndigten, wurden sie dem Knig der Moabiter
Aiglom (Eglon) fr 18 Jahre bergeben; und als sie sich wieder bekehrten,
wurde Aod (Ehud) ihr Fhrer fr 80 Jahre, ein Mann aus dem Stamm
Ephraim, der mit beiden Hnden gleich geschickt war; dieser ist es, der
den Aiglon ttete.
580
569 Hera>leides 0onti>os Fr. C6 Vo; vgl. FH+ 11 /. 2C4 'nm.
5705it Earmalon ist "ohl der :ermalus genannte $eil des 0alatinischen H(gels gemeint.
571 +emeint ist "ohl die +rotte am Fue des 0alatinischen H(gels, "o die A@lfin den Gomulus und Gemus gesugt
ha#en soll.
572 -u 23=,2D3 vgl. Hes.chos s.v. (%%%) und 0aul.DAisso"aDEroll 11 ' S/. B343 ff.
573-u den #i#lischDchronologischen 'nga#en vgl. z.B. 9.Gas>a, !ie :hronologie der Bi#el, Aien 2=4=, #es. S. 3BB ff. T
VV 23C #is 236 #en(tzt in der :hroni> des Hi//ol.tos, :hronica minora, ed. 5ommsen 1, Berlin 2=CB.
574M#erliefert ist 67 statt 7; a#er vgl. 9os 28,4.23.
575Vgl. ?% B3,2B.
576!iese 'nga#e steht nicht im Buch 9osua; a#er vgl. die 5asoreten#emer>ung am Schlu des Buches und 'ugustinus,
!e civ.dei 2=,22 (in dieser M#ersetzung 'ug. 111. Band S. 236).
577Vgl. Gicht 3,=.
578Vgl. Gicht 3,C; ;um 23,4.
579Vgl. Gicht 3,23 f. 1m masoretischen $e%t und in den meisten Se/tuagintahandschriften steht 83 statt 73 9ahre; a#er 73
steht auch im :ode% 'le%andrinus (K'), mit dem :lemens in diesem '#schnitt (#erhau/t @fters gegen andere -eugen
(#ereinstimmt.
580Vgl. Gicht 3,28f.B2. !ie 'nga#e *=3 9ahre, falsch erschlossen aus e#d. 3,33; die 'nga#e *aus dem Stamm ?/hraim,
unter dem ?influ von e#d. 3,B4 falsch statt *aus dem Stamm Ben&amin,; vgl. e#d. 3,27.
77
110.
1. Als sie nach dem Tode Aods wieder sndigten, wurden sie dem Knig
von Kanaan Jabeim (Jabin) fr 20 Jahre bergeben; zu seiner Zeit ist
Debbora, die Frau des Labidoth aus dem Stamme Ephraim, Prophetin,
und Hoherpriester war Ozius, der Sohn des Riesu.
581
2. Auf ihre Veranlassung bernahm Barak, der Sohn des Benner aus dem
Stamm Nephthalim, die Fhrung des Heeres, lieferte dem Sisara, dem
Oberfeldherrn des Jabeim, eine Schlacht und besiegte ihn.
582
Und hernach
herrschte als Richterin ber das Volk Debbora 40 Jahre.
583
3. Als nach ihrem Tod das Volk wieder sndigte, wird es den Madienern
<s 98> (Midianitern) fr 7 Jahre bergeben.
584
4. Darnach fhrte Gedeon aus dem Stamme Manasse,
585
der Sohn des
Joas, 300 Mann ins Feld, vernichtete 120 000 Mann der Feinde
586
und
herrschte dann 40 Jahre,
587
und nach ihm sein Sohn Abimelech drei
Jahre.
588
5. Auf ihn folgt Boleas, der Sohn des Bedan, des Sohnes des Charran, aus
dem Stamm Ephraim, und herrscht 23 Jahre.
589
Als nach ihm das Volk
wieder sndigte, wird es fr 18 Jahre den Ammanitern bergeben.
590
111.
1. Als sie Bue getan hatten, wird Jephthae der Galaaditer aus dem
Stamm Manasse ihr Fhrer und herrschte 6 Jahre.
591
Nach ihm herrschte
Abatthan von Bethlehem aus dem Stamme Juda 7 Jahre,
592
darnach
Hebron der Zabuloniter 8 Jahre,
593
darnach Eglom aus Ephraim 8 Jahre,
594
Einige nehmen aber die 7 Jahre des Abatthan und die 8 Jahre des Hebron
zusammen.
595
2. Und als nach ihm das Volk wieder sndigte, kam es unter die Macht
eines fremden Volkes, nmlich der Philister, 40 Jahre lang.
596
Als sie sich
aber bekehrten, wird Sampson (Simson) aus dem Stamm Dan ihr Fhrer,
581Vgl. Gicht 8. !ie 'nga#e des Stammes ?/hraim erschlossen aus e#d. 7,28. !er Hohe/riester heit 2 :hron 6,7.72 in
der L<< Hzei (Hzi ') im masor. $e%t Issi; sein Vater e#d. in L<< Boe oder Bo>ai, im masor. $e%t Bu>chi.
582Vgl. Gicht 8.
583Vgl. e#d. 7,32.
584Vgl. Gicht 6,2.
585Vgl. e#d. 6,27.
586Vgl. e#d. 6,22; 4,4; =,23.
587Vgl. e#d. =,B=.
588Vgl. e#d. C,BB.
589Vgl. e#d. 23,2f. !er Gichter heit hier $hola, sein Vater 0hua; dagegen >ommt 2 E@n 2B,22 (masor. $e%t) ein Gichter
Bedan vor.
590Vgl. Gicht 23,6D=.
591Vgl. Gicht 22,BC; 2B,4. !ie 'nga#e *6 9ahre, auch im masor. $e%t und in L<<DHs '; die (#rigen ha#en *63 9ahre,.
592Vgl. 2B,=f. Statt '#atthan hat der masor. $e%t 1#zan, L<< '#aisan.
593Vgl. e#d. 2B,22. Statt He#ron hat der masor. $e%t ?lon, L<< 'ilom oder 'ilon.
594Vgl. e#d. 2B,23f. Statt ?glom steht hier '#don (La#dom Hs. ').
595Statt He#ron ist vielleicht mit ;estle ?glom zu lesen; :lemens sagt dann, da einige unmittel#ar auf '#atthan den
?glom folgen lassen. 'uch in der :hroni> des Hieron.mus folgt auf ?se#on (K '#atthan) unmittel#ar La#don (K
?glom).
596Vgl. Gicht 23,2.
78
nachdem er das fremde Volk im Kriege besiegt hatte. Dieser herrschte 20
Jahre.
597
3. Als nach ihm kein Herrscher vorhanden war, richtete der Priester Eli
das Volk 40 Jahre.
598
4. Dessen Nachfolger ist der <s 99> Prophet Samuel, der, wenn man die
Jahre mitrechnet, die Saul neben ihm Knig war, 27 Jahre lang sein Amt
innehatte. Dieser salbte auch den David.
599
112.
1. Samuel starb aber zwei Jahre vor Saul unter dem Hohenpriester
Abimelech.
600
Er hatte den Saul zum Knige gesalbt,
601
der der erste Knig
ber Israel wurde nach der Richterzeit, deren ganze Dauer bis zu Samuel
sich auf 463 Jahre 7 Monate beluft.
602
2. Dazu kommen, bis zum Schlu des ersten Buchs der Knige, die 20
Jahre Sauls, nachdem, er aufs neue in seiner Knigswrde besttigt
worden war.
603
3. Nach dem Tode Sauls ist David, der Sohn des Jessai aus dem Stamme
Juda, an zweiter Stelle Knig in Hebron 40 Jahre lang, was den Inhalt des
zweiten Buchs der Knige bildet,
604
und Hoherpriester war Abiathar, der
Sohn des Abimelech aus der Verwandtschaft des Eli
605
und Propheten
sind zu seiner Zeit Gad
606
und Nathan
607
4. Es ergeben sich also von Josua, dem Sohne Naves (Nuns) bis zu der
Zeit, da David die Knigsherrschaft bernahm, wie die einen berechnen,
450 Jahre;
608
wie aber die vorliegenden Zeitangaben zeigen, ist die
Gesamtsumme bis zum Tode Davids 523 Jahre 7 Monate.
609
113.
1. Und hernach wurde Salomon, der Sohn Davids, Knig fr 40 Jahre.
610
Zu seiner Zeit bleibt noch Nathan Prophet;
611
er erinnerte ihn auch an den
Tempelbau.
612
In gleicher Weise ist auch Achias aus Selom (Silo)
597Vgl. e#d. 23,B8.B; 27,27.B3; 26,32.
598Vgl. 2 E@n 8,2=. !ie -ahl 8o auch im masor. $e%t, #ei den L<< B3.
599Vgl. 2 E@n 26,23; B7,2.
600Vgl. 2 E@n B2,2; 9ose/h. 'nt. V1 28,C.
601Vgl. 2 E@n 23,2; 22,27.
602!ie -ahl 863 stimmt, "enn man mit den = 9ahren 23C,8 #eginnt und mit den B4 9ahren Samuels aufh@rt; a#er die 4
5onate sind vorher nicht er"hnt.
603!ie Gegierungszeit Sauls ist 2 E@n 23,2 nicht angege#en; '/g 23,B2 steht, sie ha#e 83 9ahre gedauert, dagegen
9ose/h. 'nt.V1 28,C und < =,8 sind "ie #ei :lemens B3 9ahre angege#en.
604Vgl. B E@n B,2; 3 E@n B,22.
605Vgl. 3 E@n B,B6; 2 E@n BB,B3; 28,3.
606Vgl. 2 E@n BB,7.
607Vgl. B E@n 2B,2.
608Vgl. '/g 23,B3.
609!ie -ahl 7B3 ergi#t sich aus den 863 9ahren, den B3 9ahren Sauls und den 83 9ahren !avids.
610Vgl. 3 E@n 22,8B.
611Vgl. e#d. 2,87.
612!iese 'nga#e, die im '.$. nicht steht, findet sich auch in einem -itat des ?u/olemos #ei ?use#. 0rae/. ?vang. 1<
38,8.27; aus ihm "ird sie auch :lemens entnommen ha#en.
79
Prophet,
613
<s 100> und auch die beiden Knige, David und Salomon,
waren Propheten.
2. Der Hohepriester Sadok war der erste Priester in dem Tempel, den
Salomon erbaut hatte.
614
Er war der achte in der Reihe, die mit dem ersten
Hohenpriester Aaron begann.
615
3. Es ergeben sich also von Moses bis zu der Zeit Salomons, wie die einen
sagen, 595 Jahre, wie die anderen sagen, 576 Jahre.
616
4. Wenn man zu den 450 Jahren von Josua bis David die 40 Jahre des
Zuges des Moses und die anderen 80 Jahre hinzuzhlt, die Moses vor dem
Beginn des Auszuges der Hebrer aus gypten gelebt hatte, und ferner
noch die 40 Jahre der Regierung Davids hinzufgt, so wird man im
ganzen 610 Jahre herausbringen.
114.
1. Zu einem genaueren Ergebnis wird man aber mit unseren Zeitangaben
kommen, wenn man zu den 523 Jahren und 7 Monaten bis zum Tode
Davids die 120 Jahre des Moses und die 40 Jahre des Salomon hinzufgt;
dann wird man als Gesamtsumme bis zum Tode Salomons 683 Jahre 7
Monate herausbringen.
2. Eiramos (Hieram) gab seine Tochter dem Salomon zu der Zeit, zu der
Menelaos nach der Einnahme Trojas nach Phnikien kommt, wie
Menandros von Pergamon und Laitos in ihrer Geschichte Phniziens
sagen.
617
3. Nach Salomon ist sein Sohn Rhobiam (Rehabeam) 17 Jahre lang
Knig
618
und Hoherpriester war Abimelech, der Sohn des Sadok.
619
4. Unter ihm wurde das Reich geteilt, und in Samaria ist Knig
Hieroboan (Jerobeam) aus dem Stamme Ephraim, der Knecht
Salomons;
620
und Prophet ist noch Achias der Seloniter
621
und Samaias, <s
101> der Sohn des Ailami,
622
und der Mann, der aus Juda zu Hieroboam
kam und am Opferaltare weissagte.
623
613Vgl. 3 E@n 22,BC.
614Vgl. 3 E@n B,37; 8,8.
615Vgl. 2 :hron 6,=.73. !ie 'nga#e *der achte, ist falsch.
616Hierauf #ezieht sich die 'nga#e in der :hroni> des ?use#ios (aus dem 'rmenischen (#ersetzt von 9. Earst, S. 8=,Cff),
"onach :lemens von 9osua #is zum $em/el#au 748 9ahre #erechnet ha#e.
617Vgl. vielleicht 3 E@n 7,2B; 22,2; $atianus 34; 5enandros von ?/hesos Fr. 3 FH+ 1V /. 884; Laitos Fr. 2 FH+ 1V /.
834.
618Vgl. 3 E@n 28,B2.
619!ie Bi#el >ennt >einen Hohen/riester '#imelech und nur einen Sohn des Sado>, nmlich 'chimaas, B E@n 27,B4.36;
2=,2Cff.; 2 :hron. 6,=.
620Vgl. 3 E@n 22,B6;2B,B8 #.
621Vgl. e#d. 28,B.
622Vgl. 3 E@n 2B,BB; 2B,B8 o. 'n der letzteren Stelle steht (%%%) /ros Samaian ton ?lamits (so die meisten Hss) oder
(%%%) ton ?vlamei (so B). :lemens hat (%%%) ton ?lami oder (%%%) 'ilami gelesen und (%%%) 'ilami als +enitiv gefat.
!arum ist #ei :lemens das (#erlieferte (%%%) 'mami nicht in (%%%) 'ilau, sondern in (%%%) 'ilami zu ndern.
623Vgl. e#d.23,2.
80
115.
1. Nach diesem (Rhoboam) ist sein Sohn Abium (Abia) drei Jahre lang
Knig,
624
und ebenso dessen Sohn Asa 41 Jahre;
625
dieser erkrankte im
Alter an einem Fuleiden
626
Zu seiner Zeit ist Prophet Iu (Jehu) der Sohn
des Ananias.
627
Nach ihm ist sein Sohn Josaphat 25 Jahre Knig.
628
Zu
seiner Zeit sind Propheten Elias der Tesbiter und Michaias,
629
der Sohn
des Jemla,
630
und Abdias (Obadja) der Sohn des Ananias.
631
2. Zur Zeit des Michaias gab es auch einen falschen Propheten, den
Sedekias, den Sohn des Chanaan.
632
3. Darauf folgt die Regierung des Joram, des Sohnes des Josaphat, 8 Jahre
lang;
633
zu seiner Zeit ist Elias Prophet und nach Elias Elissaios (Elisa) der
Sohn des Saphat.
634
4. Zu seiner Zeit aen die Einwohner von Samaria Taubenmist und ihre
eigenen Kinder.
635
Die <s 102> Erzhlung von der Zeit des Josaphat
erstreckt sich von den letzten Abschnitten des dritten Buches der Knige
bis in das vierte hinein.
5. Zur Zeit des Joram wurde Elias gen Himmel entrckt, und Elisaius, der
Sohn des Saphat, bernahm das Prophetenamt fr 6 Jahre, im Alter von
40 Jahren.
636
Dann wurde Ochozias (Ahasja) Knig fr ein Jahr;
637
zu
seiner Zeit ist Elessaios noch Prophet und mit ihm Abdadonaios.
638
116.
1. Nach ihm herrschte die Mutter des Ochozias,
639
Gotholia (Athalia) 8
Jahre, nachdem sie die Kinder ihres Bruders gettet hatte;
640
denn sie
stammte aus dem Geschlechte Achaabs.
641
Die Schwester des Ochozias,
Josabaia, nahm aber den Joas, den Sohn des Ochozias, heimlich fort und
bertrug ihm spter die Knigswrde.
642
624Vgl. 3 E@n 27,2f. !er masor. $e%t hat hier ("ie B :hron.23,B) 3 Gegierungs&ahre, L<< dagegen 6, Hs ' 26. Bei
:lemens ist 3 statt B3 zu lesen.
625Vgl. 3 E@n 27,Cf.; B :hron 26,23. 'n der letzteren Stelle ha#en die L<< 33 9ahre, nur Hs ' "ie der masor. $e%t und
:lemens 82 9ahre.
626Vgl. 3 E@n 27,B3; B :hron 26,2B.
627Vgl. 3 E@n 26,2.4; B :hron 2C,B.
628Vgl. 3 E@n BB,8Bf.; B :hron B3,32.
629Vgl. 3 E@n 24,2; BB,=; B :hron 2=,=.
630Statt des (#erlieferten 9e#la schrie# ich 9emla, "ie die Hs ' zu B :hron 2=,= #ietet, "hrend hier und 3 E@n BB,=f. die
Hss z"ischen 9emaa, 9emias und 9emia sch"an>en. !er masor. $e%t hat (#erall 9imla.
631Vgl. B :hron 24,4, "o die Hs ' die Form '#dias #ietet, "hrend die anderen Hss '#ias ha#en und '#d.2 die L<<D
Hss z"ischen '#diu, '#deiu, H#diu, H#deiu sch"an>en; :lemens sel#st hat Strom. 1 237,8 die Form '#diu. T ?in
Vater des '#dias WH#ad&a "ird in der Bi#el nicht genannt.
632Vgl. 3 E@n BB,22; B :hron 2=,23.
633Vgl. 8 E@n =,26f.; B :hron B2,7. Statt *= 9ahre, ha#en die L<< an der ersteren Stelle *83 9ahre,.
634Vgl. 3 E@n 2C,26.
635Vgl. 8 E@n 6,B7.B=f.
636Vgl. 8 E@n B,22; 3 E@n BC,B6.
637Vgl. 8 E@n =,B6.
638Vgl. Strom. 1 237,8.
639 Statt Hchozias (vgl. 8 E@n 22,2; B :hr BB,23) steht #ei :lemens Hzias; der gleiche Fehler auch 2 :hron 3,22 L<<
und sonst.
640,Bruder, ist falsch statt *Sohnes,; vgl. 8 E@n 22,2; B :hron BB,23. Statt *= 9ahre, ist vielleicht zu lesen *6 9ahre,;
vgl. 8 :hron 22,3; B :hron BB,2B; a#er e#d. B3,2 sch"an>en die Hss z"ischen = und 4.
641Vgl. 8 E@n =,2= e#d. =,B6 heit sie $ochter Hmris, dessen ?n>elin sie ist; vgl. 3 E@n 26,BC.
642Vgl. 8 E@n 22,Bf.; B :hron BB,22 f.
81
2. Zu der Zeit dieser Gotholia ist Elissaios noch Prophet; nach ihr ist wie
ich eben sagte, Joas Knig, der von Josanaia, der Frau des Hohenpriesters
Jodae (Jojada) gerettet worden war,
643
und im ganzen dauert seine
Regierung 40 Jahre.
644
3. Es ergeben sich also von Salomon bis zu dem Tode des Propheten
Elissaios nach den einen 105 Jahre, nach den anderen 102 Jahre; wie aber
die vorstehende Zeitenangabe zeigt, ergeben sich von dem Beginn der
Herrschaft Salomons an 181 Jahre.
117.
1. Vom Trojanischen Krieg bis zur Geburt des Homeros sind es nach
Philochoros 180 Jahre, und zwar schon nach der ionischen
Kolonisation.
645
2. Aristarchos dagegen sagt in seiner Erklrungsschrift zu Archilochos,
da Homer zur Zeit der ionischen Kolonisation gelebt habe, die <s 103>
140 Jahre nach dem Trojanischen Krieg stattfand.
646
3. Apollodoros aber setzt Homeros 100 Jahre nach der ionischen
Kolonisation an, in die Zeit, da Agesilaos, der Sohn des Doryssos, Knig
der Lakedmonier war, so da der Gesetzgeber Lykurgos als junger Mann
noch in seine Lebenszeit hinaufreichte.
647
4. Euthymenes dagegen sagt in seinen Jahrbchern, da er gleichzeitig
mit Hesiodos gelebt habe und zur Zeit des Akastos auf Chios ungefhr
200 Jahre nach der Einnahme Ilions geboren sei.
648
5. Dieser Ansicht ist auch Archemachos in dem dritten Buch seiner
Geschichte Euboias.
649
Demnach sind Homeros und Hesiodos sogar
jnger als der Prophet Elissaios.
6. Und wenn man dem Grammatiker Krates folgen will und sagt,
Homeros sei zu der Zeit der Rckkehr der Herakliden 80 Jahre nach der
Einnahme von Ilion geboren,
650
so ergibt sich daraus wieder, da er spter
als Salomon ist, zu dessen Zeit Menelaos nach Phnikien kam, wie oben
gesagt ist.
651
7. Eratosthenes ferner setzt die Zeit des Homeros 100 Jahre nach der
Einnahme von Ilion an.
652
8. Teopompos vollends berichtet in dem 43. Buch seiner Geschichte des
Philippos, da Homeros 500 Jahre nach dem Zug gegen Ilion geboren
sei.
653
643Vgl. B :hron BB,22.
644Vgl. 8 E@n 2B,2; B :hron B8,2.
645 0hilochoros Fr. 78a FH+ 1 3C3. T -u 224,2DC vgl. $atianus 32; zu 224,2D23 vgl. 0lut. !e vita et /oesi Homeri 11 3;
Hieronn.mus, :hroni> /. 66, C ff. Helm.
646 -u 'ristarchos vgl. 0aul.DAisso"a 11 S/. =4B,B=.
647 '/ollodoros F+rHist B88 F 63#; statt des (#erlieferten !or.ssaios ha#e ich den richtigen ;amen !or.ssos
eingesetzt; vgl. Herodotos 4,B38; 0ausanias 111 B,8.
648 ?uth.menes F+rHist B83 F 2.
649 'rchemachos Fr. B FH+ 1V /. 327.
650 Vgl. Aachsmuth, !e :ratete 5allota /. 3C.
651Vgl. o#en 228,B.
652 ?rathosthenes F+rHist B82 F Ca.
653 $heo/om/os von :hios F+rHist 227 F B37.
82
9. Und Euphorion setzt in seiner Schrift ber die Aleuaden seine Geburt
in die Zeit des Gyges, der mit der 18. Olympiade zu herrschen begann; von
ihm erzhlt er auch, da er der erste war, der Tyrann genannt worden
ist.
654
10. Und der Lakonier Sosibios setzt in seinem Werk ber Zeitrechnung
Homeros in das 8.Jahr der Regierung des Charillos, des Sohnes des
Polydektes. Nun ist Charillos 64 Jahre Knig, und nach ihm sein Sohn
Nikandros 39 Jahre; in dessen 34. Jahr wurde, wie er sagt, das erste
olympische Kampfspiel abgehalten; demnach habe Homeros ungefhr 90
Jahre vor der Stiftung der olympischen Spiele gelebt.
655
118.
<s 104> 1. Nach Joas bernimmt sein Sohn Amassias die Herrschaft fr 39
Jahre.
656
Auf diesen folgt ebenso sein Sohn Ozias (Usia) fr 52 Jahre;
657
und
er starb am Aussatz.
658
Zu seiner Zeit sind Propheten Amos
659
und sein
Sohn Hesaias (Jesaja)
660
und Osee (Hosea), der Sohn des Beeri,
661
und
Jonas, der Sohn des Amathi (Amitthai) aus Geth Chober, der den
Einwohnern von Ninive predigte und der von dem Meeresungeheuer
wieder ausgespieen wurde.
662
2. Hernach ist Knig Jonathan,
663
der Sohn des Ozias, fr 16 Jahre;
664
zu
seiner Zeit ist Hesaias noch Prophet und Osee und Michaias der
Morasthite (Micha von Moreseth)
665
und Joel, der Sohn des Bathuel.
666
119.
1. Auf Jonathan folgt sein Sohn Achaz (Ahas) fr 16 Jahre.
667
Zu seiner
Zeit, im 15. Jahr seiner Regierung, wurde Israel nach Babylon abgefhrt,
668
und Salmanassar, der Knig von Assyrien, verpanzte die Einwohner von
Samaria nach Medien und Babylon.
669
2. Auf Achaz folgt wieder Osee fr 8 Jahre,
670
dann Ezekias (Hiskia) fr 29
Jahre.
671
Als dieser seinem Lebensende nahe war, schenkt ihm Gott wegen
654 ?u/horion Fr. 2 FH+ 111 /. 4B.
655 Sosi#ios Fr. B FH+ 11 /. 6B7.
656Vgl. 8 E@n 28,2 f.; B :hron B7,2. 'n #eiden Stellen ist die Gegierung BC 9ahre lang.
657Vgl. 8 E@n 27,2 f.; B :hron B6,2.3.
658Vgl. 8 E@n 27,7; B :hron B6,B2.
659Vgl. 'mos 2,2.
660Vgl. 9es 2,2. !er 0ro/het 'mos ist, "ie auch sonst oft, mit dem Vater 9esaias 'miz ver"echselt.
661Vgl. Hsee 2,2.
662Vgl. 8 E@n 28,B7; 9on 2,2; 3,8; B,22.
6639onathan steht statt 9otham, "ie der masor. $e%t hat, auch in den L<< 8 E@n 27,4.3B; nur Hs ' hat 9oathan oder
9oatham; dagegen B :hron B4,2 hat ' 9onathan und die Hs B 9oatham.
664Vgl. 8 E@n 27,4.3B; B :hron B4,2.
665Vgl. 5ich 2,2.
666Vgl. 9oel 2,2.
667Vgl. 8 E@n 26,2f.; B :hron B=,2.
668!ie falsche 'nga#e (#er die -eit der Aegf(hrung ist vielleicht aus falscher !eutung von 8 E@n 24,2.7 entstanden.
669Vgl. 8 E@n 24,6; 2=,23f.
670!er E@nig von 1srael Hsee (Hosea) ist durch einen 1rrtum in die Geihe der E@nige von 9uda geraten; auf 'achaz
('has) folgt ?ze>ias (His>ia); vgl. 8 E@n 24,2.6; 2=,2.
671Vgl. e#d. 2=,2 f.
83
seiner Frmmigkeit durch Hesaias, da er noch 15 Jahre leben durfte,
wobei die Sonne rckwrts ging.
672
3. Bis in seine Zeit dauert noch die Ttigkeit der Propheten Hesaias und
Osee und Michaias. Diese sollen <s 105> erst nach der Zeit des Lykurgos,
des Gesetzgebers der Lakedmonier, gelebt haben.
4. Dieuchidas setzt nmlich in dem vierten Buch seiner Geschichte
Megaras die Bltezeit des Lykurgos ungefhr in das 290. Jahr nach der
Einnahme von Ilion.
673
5. Hesaias ist aber, wie sich zeigt, im 300. Jahre nach dem Beginn der
Regierung des Salomon, zu dessen Zeit, wie wir nachwiesen,
674
Menelaos
nach Phnikien kam, noch als Prophet ttig und mit ihm Michaias und
Osee und Joel, der Sohn des Bathuel.
120.
1. Nach Ezekias ist sein Sohn Manasses Knig fr 55 Jahre,
675
sodann
dessen Sohn Amos 2 Jahre lang,
676
nach ihm sein Sohn Josias, der an
Gesetzestreue alle bertraf, 31 Jahre lang.
677
Dieser warf, wie im Levitikus
geschrieben steht, die Leichen der Menschen auf die Leichen der
Gtzen.
678
2. Im 18. Jahre seiner Regierung wurde das Passahfest gefeiert, wie es seit
Samuel in der dazwischenliegenden Zeit nie gefeiert worden war.
679
Damals war es auch, da der Priester Chelkias (Hilkia), der Vater des
Propheten Jeremias,
680
das in dem Tempel aufewahrte Gesetzbuch fand
und, nachdem er es gelesen hatte, starb.
681
Zu der Zeit des Josias sind
Propheten Olda (Hulda)
682
und Sophonias (Zephanja)
683
und Jeremias.
684
3. Zu der Zeit des Jeremias tritt als falscher Prophet Ananias (Hananja)
auf.
685
Da dieser Josias dem Propheten Jeremias nicht gehorchte, wurde er
von Nechao (Necho), dem Knig von gypten, an dem Flusse Euphrat
gettet, als er ihm bei seinem Zug gegen die Assyrier entgegengetreten
war.
686
672Vgl. e#d. B3,6.22; der s/rachliche 'usdruc> (#er die Be"egung der Sonne ist von ?>>li. QSirR 8=,B3 #eeinflut.
673 !ieuchidas Fr. 8 F+H 1V /. 3=C.
674Vgl. o#en 228,B.
675Vgl. 8 E@n B2,2; B :hron 33,2.
676Vgl. 8 E@n B2,2C; B :hron 33,B2.
677Vgl. 8 E@n BB,2 f.; B :hron 38,2 f.
678Vgl. Lev B6,33; 8 E@n B3,28.B3; B :hron 38,7.
679Vgl. 8 E@n B3,BB) B :hr 37,2=.
680!a der Hohe/riester :hel>ias (Hil>ia) mit dem gleichnamigen Vater des 0ro/heten 9eremias (Vgl. 9er 2,2) identisch
"ar, ist nicht "ahrscheinlich.
681Vgl. 8 E@n BB,3.=; B :hron 38,=.28.
682Vgl. 8 E@n BB,28) B :hron 38,BB.
683Vgl. So/h Q-e/hR 2,2.
684Vgl. 9er 2,B.
685Vgl. e#d. 37 (B=),2.
686Vgl. 8 E@n B3,BC; B :hron 37,B3DB3. !ie falsche 'nga#e, da die Schlacht am ?u/hrat stattgefunden ha#e, "hrend
sie #ei 5egiddo (s(d@stlich vom Earmel) stattfand, er>lrt sich aus der 'nga#e, da ;echo an den ?u/hrat ziehen
"ollte.
84
121.
<s 106> 1. Auf Josias folgt sein Sohn Jechonias, der auch Joachas heit,
687
fr 3 Monate und 10 Tage.
688
Diesen fhrte Nechao, der Knig von
gypten, gefesselt nach gypten fort, nachdem er an seiner Stelle seinen
Bruder Joakeim (Joachim) als Knig eingesetzt hatte, damit er die Steuer
des Landes eintreibe; er regierte 11 Jahre.
689
2. Nach ihm ist der mit ihm gleichnamige Joakeim 3 Monate Knig
690
und
dann Sedekias (Zedekia) 11 Jahre.
691
3. Und bis zu dessen Zeit dauert noch die Prophetenttigkeit des Jeremias
fort;
692
auerdem sind damals Propheten Buzi
693
und Urias, der Sohn des
Samaias (Semaja)
694
und Ambakum (Habakuk) mit ihm;
695
und damit
schliet die Geschichte der hebrischen Knige.
4. Es ergeben sich also von der Geburt des Moses bis zu dieser
Verpanzung (der babylonischen Gefangenschaft) wie einige sagen, 972
Jahre, nach der genauen Zeitrechnung aber 1805 Jahre 6 Monate 10 Tage;
von dem Regierungsantritt Davids bis zu der von den Chaldern
herbeigefhrten Gefangenschaft 452 Jahre 6 Monate, wie aber unsere
genaue Angabe der einzelnen Zeiten ergibt, 482 Jahre 6 Monate 10 Tage.
122.
1. Im 12.Jahre der Regierung des Sedekias zog Nabuchodonosor
(Nebukadnezar) 70 Jahre vor Beginn der Herrschaft der Perser, gegen die
Pnizier und Juden zu Feld, wie Berossos in seinen Chaldischen
Geschichten sagt.
696
2. Und Iuba gibt in seiner Schrift ber die Assyrier zu, die Geschichte von
Berossos bernommen zu haben; damit bezeugt er zugleich dem Mann
die Wahrheit.
697
3. Nachdem nun Nabuchodonosor den Sedikias <s 107> geblendet hatte,
fhrte er ihn nach Babylon fort und verpanzte das ganze Volk (und die
Gefangenschaft dauert 70 Jahre) mit Ausnahme weniger, die nach
gypten ohen.
698
4. Propheten sind auch noch unter Sedekias Jeremias und Ambakum;
699
im 5. Jahre seiner Regierung ist in Babylon Jezekiel Prophet,
700
nach ihm
687!ie +leichsetzung ist "ahrscheinlich eine Ver"echslung mit der +leichsetzung von 9o&achin, dem Sohn und
;achfolger 9o&a>ims, mit dem gleich#edeutenden ;amen 9echon&a. !er ;achfolger des 9osias heit in der Bi#el nur
9oachas, vgl. '.Gahlfs, L<<DStudien 111 S.2BB.
688Vgl. 8 E@n B3,32; B :hron 36,B.
689Vgl. 8 E@n B3,38.36; B :hron 36,B.7.
690Vgl. 8 E@n B8,=; B :hron 36,C "o er 9echonias heit. +leichnamig sind Vater und Sohn nur in den L<<, nicht im
masor. $e%t, "o der Vater 9o&a>im und der Sohn 9o&achin heit.
691Vgl. 8 E@n B8,2=; B :hron 36,22.
692Vgl. 9er B4,3.
693Buzi ist der Vater des 0ro/heten ?zechiel; vgl. ?z 2,B; a#er auch unten 237,8 "ird er als 0ro/het genannt.
694Vgl. 9er 33 (B6),B3.
695Vgl. Ha# 2,6.
696 Berossos Fr. 28 FH+ 11 /. 73=.
697 1u#a Fr. B2 FH+ 111 /. 84B.
698Vgl. 8 E@n B7,4.22.B6.
699Vgl. 9er 73 (83),4.
700Vgl. ?z 2,B. Hier ist a#er vom 7. 9ahre 9oachins die Gede.
85
der Prophet Naum,
701
sodann Daniel,
702
und wieder nach diesem sind
Propheten zu der Zeit des Dareios des Ersten zwei Jahre lang
703
Angaios
(Haggai) und Zacharias (Sacharja) und darnach der zu den Zwlf
Propheten gerechnete Angelos (Maleachi).
704
123.
1. Nach Angaios und Zacharias erbaut Neemias, der Erzmundschenk des
Artaxerxes, der Sohn des Israeliten Acheli (Hachalja) die Stadt Jerusalem
und richtet den Tempel wieder auf.
705
2. Whrend dieser Gefangenschaft leben Esther und Mardochaios,
worber ein Buch vorhanden ist, ebenso wie das Buch von den Taten der
Makkaber.
3. Whrend dieser Gefangenschaft werden Misael, Ananias und Azarias,
weil sie das (goldene) Bild nicht hatten anbeten wollen, in einen
Feuerofen geworfen, aber durch das Erscheinen eines Engels gerettet.
706
4. Damals wurde Daniel wegen eines Drachen in eine Lwengrube
geworfen, durch Gottes Frsorge von Ambakum gespeist und am 7. Tage
gerettet.
707
5. Damals begab sich auch das Wunder des Jonas,
708
und Tobias gewinnt
mit Hilfe des Engels Raphael Sarra zum Weibe, nachdem der bse Geist
ihre ersten sieben Freier umgebracht hatte; <s 108> und nach der
Hochzeit des Tobias bekommt sein Vater Tobit das Augenlicht wieder.
709
124.
1. Damals trgt Zorobabel (Serubbabel) durch seine Weisheit den Sieg
ber seine Mitbewerber davon und erreicht von Dareios die Erlaubnis
zum Wiederaufau von Jerusalem, indem er sich dies als Lohn ausbat,
und kehrt mit Esdras (Esra) in sein Vaterland zurck.
2. Auf dessen Veranlassung geschieht die Entshnung des Volkes, und die
Wiederbekanntgabe und Erneuerung der von Gottes Geist eingegebenen
Schrift und das Passahfest, das Fest der Erinnerung an die Errettung,
wird begangen, und die Mglichkeit der Verschwgerung mit
Volksfremden wird aufgehoben.
710
701!ie Bi#el enthlt >eine sichere 'nga#e (#er die -eit des 0ro/heten ;ahum.
702!ie -eit !aniels ist durch die ?rzhlungen #estimmt, die ihn mit ;e#u>adnezar zusammen#ringen.
703Vgl. 2 ?sra 6.2. Vielleicht ist mit dieser Stelle #ei :lemens zu schrei#en) *im z"eiten 9ahre, statt *z"ei 9ahre lang,.
704'ngelos (Bote) ist die griechische M#ersetzung von 5aleachi, "as man zum $eil nicht als ?igennamen, sondern als
$tig>eits#ezeichnung ansah. !ie Bezeichnung 'ngelos findet sich noch Strom. 1 2B4,B; 2BC,3; 237,8; dagegen
"erden Aorte des 5alachias angef(hrt Strom. 111 3=,8; 3C,3; V 236,B.
705Vgl. B ?sdr. 22,2; 2B,2 ff.
706Vgl. !an 3,B2.CB.C7.
707Vgl. Bel und !rache 32.34D83 ($heod.)
708Vgl. 9on B,22.
709Vgl. $o# 6,2Bff.; 3,=; 22,22D23.
710Vgl. 2 ?sdr 3.8; B ?sdr 2=DB3.B3.
86
3. Es hatte aber auch schon Kyros die Zurckfhrung der Hebrer
verheien.
711
Als aber unter Dareios das Versprechen erfllt worden war,
wird das Fest der Tempelweihe gefeiert
712
und ebenso das
Laubhttenfest.
713
4.Und die Gesamtsumme der Jahre, einschlielich der Jahre der
Gefangenschaft, von der Geburt des Moses bis zur Rckkehr des Volkes
betrgt 1155 Jahre 6 Monate 10 Tage, von dem Regierungsantritt Davids
an, wie einige sagen, 552 Jahre, nach genauerer Rechnung jedoch 572
Jahre 6 Monate 10 Tage.
125.
1. Erfllt ist also von der babylonischen Gefangenschaft an, die zu der Zeit
des Propheten Jeremias begann, das von dem Propheten Daniel Gesagte,
das so lautet:
2. Siebzig Siebenheiten wurden festgesetzt fr dein Volk und fr die
heilige Stadt, um den Frevel zur Vollendung kommen zu lassen und die
Snde zu versiegeln (d.h. sie als abgeschlossen, auf ihren Hhepunkt
gekommen zu bezeichnen) und die Ungerechtigkeiten auszutilgen und
Vershnung zu bringen und ewige Gerechtigkeit herbeizufhren und
Gesicht und Propheten zu versiegeln (d.h. sie als erfllt zu kennzeichnen)
und ein Hochheiliges zu salben.
714
3.Und du wirst erkennen und wahrnehmen: von der Zeit an, da die
Weisung ausging, heimzukehren und Jerusalem wieder zu erbauen, bis zu
einem Gesalbten, einem Frsten, sind 7 Siebenheiten, und 62
Siebenheiten, und du <s 109> wirst dich bekehren, und Strae und Mauer
wird wieder erbaut werden, und die Zeiten werden bedrngt sein.
4. Und nach den 62 Siebenheiten wird ein Gesalbter ausgetilgt werden,
ohne da ein gerechtes Urteil ber ihn gefllt wrde. Und er wird die
Stadt und das Heiligtum zerstren zusammen mit dem Frsten, der
kommt; durch eine berschwemmung werden sie ausgetilgt werden; und
(dies wird dauern) bis zum Ende eines Krieges, dessen Ziel die vllige
Vernichtung ist.
5. Und eine einzige Siebenheit wird fr viele einen festen Bund schlieen,
und in der Mitte der Siebenheit wird mein Schlachtopfer und mein
Trankopfer beseitigt werden; und ber den Tempel (wird kommen) der
Greuel der Verwstungen, und bis zur Vollendung der Zeit wird
Vollendung fr die Verwstung gewhrt sein.
6. Und die Hlfte der Siebenheit wird dem Rucherwerk des Opfers ein
Ende machen und (es wird sein) vllige Vernichtung des Flgels (des
Altars) und Gegenstand des (grten) Eifers wird die Vernichtung sein.
715
711Vgl. B ?sdr 2,2D8.
712Vgl. e#d. 6,26f.
713Vgl. e#d. 2=,28 ff.
7145it dem Hochheiligen ist "ohl der Brando/feraltar gemeint, der mit Xl einge"eiht "urde; vgl. Lev =,22.
715Vgl. !an C,B8DB4. -um $e%t vgl. H.Sthlin, :lemens und die L<<, S. 4Bf.
87
126.
1. Da nun der Tempel in 7 Siebenheiten wieder aufgebaut wurde, das ist
bekannt; denn es steht im Esra geschrieben;
716
und so wurde ein gesalbter
Knig Fhrer der Juden in Jerusalem, als die 7 Siebenheiten voll wurden,
und in den 62 Siebenheiten herrschte Ruhe in ganz Juda, und es war
ohne Kriege.
2. Und unser Herr Christus, der Hochheilige, kam und erfllte das
Gesicht und den Propheten, und sein Fleisch wurde mit dem Geist
seines Vaters gesalbt in diesen 62 Siebenheiten, wie der Prophet sagte.
3. Und in der einen Siebenheit, deren Hlfte die Regierung Neros
einnahm, und whrend deren dieser in der Heiligen Stadt Jerusalem den
Greuel aufstellte, und in der Hlfte der Siebenheit wurde er selbst
gettet und Galba und Otho und Vitellius, und zur Herrschaft kam
Vespasianus und zerstrte Jerusalem und verwstete das Heiligtum. Und
da sich dies so verhlt, ist jedem klar, der, wie auch der Prophet gesagt
hat, verstehen kann.
717
127.
1. Als nun das 11. Jahr vollendet war, kommt bei Beginn des folgenden
Jahres unter der Regierung des <s 110> Joakeim die babylonische
Gefangenschaft durch den Knig Nabuchodonosor, im 7. Jahre seiner
Regierung ber die Assyrier,
718
im 2. Jahre der Regierung des gyptischen
Knigs Uaphres, whrend Philippos in Athen Archon war im 1. Jahre der
48. Olympiade (588 v. Chr).
719
2. Und die Gefangenschaft dauerte 70 Jahre und endigte im 2. Jahre der
Regierung des Dareios, des Sohnes des Hystaspes, der Knig ber die
Perser und die Assyrier und die gypter geworden war. Unter ihm sind,
wie ich frher sagte,
720
Propheten Angaios und Zacharias und der unter
die Zwlf Propheten gezhlte Angelos, und Hoherpriester war Jesus, der
Sohn des Josedek.
721
3. Und in dem 2. Jahre der Regierung des Dareios, von dem Herodotos
erzhlt, da er die Herrschaft der Magier gestrzt habe, wird Zorobabel,
der Sohn des Salathiel, abgesandt, um den Tempel in Jerusalem wieder
aufzurichten und auszuschmcken.
722
716?s ist nicht #e>annt, "orauf hier Bezug genommen ist.
717Vgl. !an C,B8DB4.
718Vgl. 8 E@n B8,=D26.
7191n dem Satz sind z"ei 'nga#en zusammengeflossen) die erste #ezieht sich auf die Aegf(hrung 9o&achins im 9ahre 7C4
v.:hr. (vgl. 8 E@n B8,=D26),die andere auf die Aegf(hrung -ede>ias im 9ahre 7== v.:hr. (vgl. 8 E@n B7,2D4).
720Vgl. o#en 2BB,8.
721Vgl. ?sdr 3,B.=; 7,B.
722Vgl. 'gg 2,2.2B; ?>>li QSirR 8C,22 f.
88
128.
1. Nun wollen wir auch die Zeiten der Perser(knige) angeben. Sie
berechnen sich folgendermaen: Kyros 30 Jahre, Kambyses 19, Dareios 46,
Xerxes 26, Artaxerxes 41, Dareios 8, Artaxerxes 42, Ochos 8, Arses 3
Jahre.
723
2. Zusammen ergeben sich fr die persischen Knige 235 Jahre. Nachdem
der Makedonier Alexandros diesen Dareios entsprechend den
angegebenen Jahren gestrzt hatte, beginnt seine Regierung.
3. Ebenso berechnen sich auch die Zeiten der Makedonischen Knige
folgendermaen: Alexandros 18 Jahre, Ptolemaios, der Sohn des Lagos, 40
Jahre, Ptolemaios Philadelphos 27 Jahre, dann Ptolomaios Euergetes 25
Jahre, dann Ptolomaios Philopator 17 Jahre, nach ihm Ptolemaios
Epiphanes 24 Jahre.
4. Auf ihn folgt Ptolemaios Philometor und regierte 35 Jahre, nach ihm
Ptolemaios Physkon 29 Jahre, dann Ptolemaios Lathuros 36 Jahre, dann
Ptolemaios mit dem Beinamen Dionysos 29 Jahre.
129.
<s 111> 1. Zuletzt war Kleopatra 22 Jahre Knigin; nach ihr kommt noch
die 18 Tage dauernde Regierung der Kinder der Kleopatra.
2. Zusammengerechnet ergeben sich fr die Zeiten der Makedonischen
Knige 312 Jahre 18 Tage.
724
3. Es ist somit erwiesen, da die Propheten, die unter Dareios, dem Sohne
des Hystaspes, in dem 2. Jahre seiner Regierung wirkten, nmlich
Angaios und Zacharias und der zu den Zwlf Propheten gerechnete
Angelos, da sie in dem 1. Jahre der 48. Olympiade wirkten, lter sind als
Pythagoras, der in die 62. Olympiade gesetzt wird, und lter als Tales,
der lteste von den griechischen Weisen, der um die 50. Olympiade
lebte.
725
4. Zeitgenossen waren aber alle die Mnner, die zusammen mit Tales zu
den Sieben Weisen gerechnet wurden, wie Andron in seinem Werk
Dreifu sagt.
726
Ferner lebte Herakleitos spter als Pythagoras; denn er
erwhnt ihn in seiner Schrift.
727
130.
1. Somit ist die 1.Olympiade, die 407 Jahre spter als der Trojanische Krieg
angesetzt wird, unzweifelhaft frher als die genannten Propheten und mit
ihnen als die sogenannten Sieben Weisen.
723?s scheint ein Satz ausgefallen zu sein, in dem 6 9ahre des !areios Eodomannos (Vgl. den nchsten Satz) und 6 9ahre
des 'le%andros des +roen aufgezhlt "aren.
724!ie gleichen -ahlen auch unter 283,7.
725Vgl. o#en 67,B.3; $atianus 82.
726 'ndron von ?/hesos Fr. 3 FH+ 11 /. 384; vgl. !iog. Laert. 1 33.
727 Vgl. Hera>leitos Fr. 2BC !iels; vgl. !iog. Laert. 1< 2.
89
2. Demnach ist leicht einzusehen, da Salomon, der zu der Zeit des
Menelaos lebte (dieser lebte aber zur Zeit des Trojanischen Krieges) um
viele Jahre lter ist als die griechischen Weisen. Um wie viele Jahre aber
wieder lter als Salomon Moses ist, das haben wir in einem frheren
Abschnitt dargelegt.
728
3. Alexandros mit dem Beinamen Polyhistor hat in seiner Schrift ber die
Juden einige Briefe Salomons an den gyptischen Knig Uaphres und an
den Knig der Tyrier in Phnikien mitgeteilt und ebenso ihre Briefe an
Salomon, aus denen hervorgeht, da ihm Uaphres 80 000 Arbeiter aus
gypten fr den Tempelbau geschickt hat und der andere Knig ebenso
viele mit einem Baumeister aus Tyros, dem Sohn einer jdischen Mutter
aus dem Geschlechte Davids, wie dort erzhlt ist, mit Namen Hyperon.
729
131.
<s 112> 1. Vollends Onomakritos aus Athen, der der Verfasser der dem
Orpheus zugeschriebenen Gedichte sein soll,
730
lebte nachweislich zur Zeit
der Peisistratidenherrschaft um die 50. Olympiade; Orpheus aber, der an
der Fahrt des Herakles teilnahm,
731
ist der Lehrer des Musaios.
2. Amphion ferner lebte zwei Menschenalter vor dem Trojanischen Krieg,
whrend Demodokos und Phemios nach der Einnahme von Ilion, der eine
bei den Phaken,
732
der andere bei den Freiern,
733
durch ihr Kitharaspiel
berhmt waren.
3. Auch die dem Musaios zugeschriebenen Orakelsprche sollen von
Onomakritos verfat sein, der Mischkrug des Orpheus
734
aber von
Zopyros aus Herakleia, und die Hadesfahrt von Prodikos aus Samos.
735
4. Ion von Chios aber erzhlt in seinem Triagmos, da auch Pythagoras
einiges auf Orpheus zurckgefhrt (d.h. auf seinen Namen geflscht)
habe.
736
5. Dagegen behauptet Epigenes in seiner Schrift ber die dem Orpheus
zugeschriebenen Gedichte, da die Hadesfahrt und das Heilige Wort
von dem Pythagoreer Kerkops, der Peplos und die Naturlehre von
Brontinos verfat seien.
737
6. Ja sogar dem Terpandros wollen einige ein hohes Alter geben; so
berichtet Hellanikos, er habe zur Zeit des Midas gelebt,
738
dagegen setzt
Phanias den Lesches von Lesbos vor Terpandros an und bestimmt den
728Vgl. o#en 223.
729Vgl. 'le%andros 0ol.histor Fr. 2= FH+ 111 /. BB7 aus ?use#ios, 0rae/. ?vang. 1< 33D38. T !avid ist alter Fehler f(r
!an; vgl. B :hron B,28, H./eron ein von :lemens sel#st verschuldetes 5iverstndnis der Aorte (%%%) h./er hon an
auton erotss (?use#ios a.a.H. 38,B.
730 Vgl. Ein>el ?+F 1 /. BBB.B3=.
731?s ist an den 'rgnonautenzug zu den>en.
732 Vgl. Hom. Hd. =,83.B78.
733 Vgl. e#d. 2,278.
734 Vgl. Hr/heus ' 2# !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 B,27.
735 M#er -o/.ros von Hera>leia vgl. FH+ 1V /. 733.
736 1on von :hios Fr. 2B FH+ 11 /. 8C; Fr. B !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 34C,C; vgl. !iog. Laert. V111 =.
737 'us der gleichen Suelle "ie :lemens 232,2D7 sch@/fte Suidas s.v. (%%%) . -u Eer>o/s vgl. !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1
237,32; zu Brontinos e#d. 1 234,23. T -u 232,2DB vgl. $atianus 82.
738 Hellani>os von Les#os F+rHist 8 F =7#; vgl. 'then. <1V /. 637 ?F.
90
Terpandros als jnger als Archilochos; Lesches aber habe einen
Wettkampf mit Arktinos durchgefhrt und dabei den Sieg errungen.
739
7. Nach Xanthos von Lydien wurde aber Tasos um die 18. Olympiade
(nach Dionysios
740
um die 15.) gegrndet; daraus ist klar zu ersehen, da
Archilochos erst nach der 20. Olympiade <s 113> bekannt wurde.
741
Erwhnt er doch auch den Untergang von Magnesia
742
als kurz zuvor
geschehen.
8. Simonides wird in die Zeit des Archilochos gesetzt, und Kallinos ist
nicht viel lter. Denn Archilochos erwhnt Magnesia als eine zerstrte,
Kallinos als eine blhende Stadt.
743
Eumelos von Korinth soll lter
gewesen sein und gleichzeitig mit Archias, dem Grnder von Korinth,
gelebt haben.
132.
1. Hiervon zu reden waren wir veranlat, weil man vor allem die Dichter
des epischen Kyklos zu den allerltesten Dichtern rechnet. Sodann sollen
auch bei den Griechen viele Orakeldichter gelebt haben, wie die Bakiden
(von denen der eine aus Botien, der andere aus Arkadien war) die vielen
vielerlei weissagten.
2.Infolge des Rates des Atheners Amphilytos, der ihm die fr den Angrif
gnstige Zeit kundgetan hatte, gewann auch Peisistratos die sichere
Herrschaft.
744
3. Ohne nhere Angaben seien nur erwhnt Kometes aus Kreta, Kinyras
von Kypros, Admetos aus Tessalien, Aristaios von Kyrene, Amphiaraos
von Athen, Timoxenos von Kerkyra, Demainetos von Phokaia, Epigenes
von Tespiai, Nikias von Karystos, Ariston aus Tessalien, Dionysios vom
Karthago, Kleophon von Korinth, Hippo, die Tochter des Cheiron, und
Boio und Manto und die groe Zahl von Sibyllen, die Samische, die
Kolophonische, die Kymische, die Erythrische, die Phyto, die
Taraxandra, die Makedonische, die Tessalische, die Tesprotische,
745
ferner Kalchas und Mopsos, die zur Zeit des Trojanischen Krieges lebten,
von denen aber Mopsos der ltere war, da er ja an der Argonautenfahrt
teilgenommen hatte.
746
739 0hanias Fr. 2= FH+ 11 /. BCC; vgl. Ein>el ?+F 1 /. 3=.
740 !ion.sios von Hali>arnassos F+rHist B72 F 3.
741 <anthos Fr. B4 FH+ 1 /. 83.
742 +emeint ist 5agnesia am 5aiandros.
743 Eallinos Fr. 3; 'rchilochos Fr. B3 Berg>; vgl. Stra#on <1V 83 /. 684.
744 Vgl. Herodotos 2,6B.
745 Vgl. Suidas s.v. (%%%).
746 !er 'rgonaute 5o/sos ist hier, "ie auch sonst @fters, mit dem Seher 5o/sos, dem Sohn der 5anto, ver"echselt. Bei
Homeros >ommt der ;ame 5o/sos nicht vor. 5it Ealchas #ringt ihn die Sage von dem Gtsel"ett>am/f zusammen,
#ei dem Ealchas unterliegt; vgl. 0aul.DAisso"aDEroll <V1 S/. B82 ff.
91
133.
1. Die sogenannte Mantik des Mopsos soll Battos von Kyrene verfat
haben; und Dorotheos erzhlt in dem ersten Buch seines Sammelwerkes,
Mopsos habe die <s 114> Stimmen des Eisvogels und der Krhe
verstanden.
747
2. Um Erkenntnis der Zukunft bemhten sich auch stets der groe
Pythagoras und der Hyperboreer Abaris und Aristeas von Prokonnesos
und Epimenides von Kreta, der nach Sparta kam,
748
und der Meder
Zoroastres und Empedokles von Akragas und der Lakledmonier
Phormion, ferner auch Polyaratos von Tarsos und Empedotimos von
Syrakus und auer ihnen vor allem Sokrates von Athen.
3. Denn von Kindheit an, sagt er im Teages, lebt in mir ein
wunderbares Zeichen, mir durch gttliche Fgung beigesellt; das ist aber
eine Stimme, die, sooft sie sich hren lt, das, was ich zu tun im Begrif
bin, verhindert, dagegen mich nie zu etwas antreibt.
749
4. Und Exekestos, der Tyrann von Phokis, trug zwei Zauberringe und
konnte aus dem Gerusch, das sie miteinander machten, die rechte Zeit
fr seine Taten erkennen. Er starb aber trotzdem durch Meuchelmord,
obwohl das Gerusch ihm vorher ein Zeichen gegeben hatte, wie
Aristoteles in seinem Staat der Phoker sagt.
750
134.
1. Aber auch von denen, die einmal bei den gyptern Menschen waren,
dann aber durch menschlichen Glauben zu Gttern wurden, gaben
Weissagungen Hermes von Teben und Asklepios von Memphis, ferner
auch Teiresias und Manto in Teben, wie Euripides sagt,
751
auerdem
Helenos und Laokoon und Oinone, die Tochter des Kebren, in Ilion.
2. Ferner gilt Krios,
752
einer der Herakliden, als ein hervorragender Seher
in Elis und auer ihm dort noch Iamos, von dem die Iamiden abstammen,
und Polyidos in Argos und in Megara, den die Tragdie erwhnt.
753
3. Wozu soll ich noch den Telemos anfhren, der Seher bei den Kyklopen
war und dem Polyphemos die mit der Irrfahrt des Odysseus verbundenen
Ereignisse verkndet,
754
oder den Onomakritos in Athen oder den
Amphiaraos, der mit den Sieben. die gegen Teben zu Felde zogen, um ein
Menschenalter lter als die Einnahme von Ilion angesetzt wird, oder den
Teoklymenos in Kephallenia oder den Telmessos <s 115> in Karien oder
den Galeos in Sizilien?
4. Es gibt aber auer ihnen auch noch andere, Idmon, der mit den
Argonauten fuhr, Phemonoe von Delphi, Mopsos, der Sohn des Apollon
747 !orotheos F+rHist 287 F 8.
748 Vgl. $atianus 82.
7490laton, $heages /.2B= !.
750 'ristoteles Fr. 7CC Gose; vgl. FH+ 11 /. 286.
751 Vgl. ?uri/ides, 0h@nissen =38.
752 Statt des (#erlieferte Erenos lese ich mit ?. Sch"arz Erios; vgl. 0aus. 111 23,3.
753 Vgl. ?uri/ides, 0ol.dos.
754 Vgl. Hom. Hd. C,73C ff.
92
und der Manto, in Pamphylien und Kilikien, Amphilochos, der Sohn des
Amphiaraos, in Kilikien, Alkmeon in Akarnanien, Anios in Delos und
Aristandros von Telmessos, der Begleiter des Alexandros. Ferner erzhlt
Phiolochoros in dem ersten Buch der Schrift ber die Weissagung, da
auch Orpheus ein Seher gewesen sei.
755
135.
1. Teopompos und Ephoros und Timaios verzeichnen einen gewissen
Seher Orthagoras,
756
ebenso der Samoer Pythokles in dem 4. Buch seiner
Italischen Geschichten den C. Iulius Nepos.
757
2. Aber die einen sind lauter Diebe und Ruber,
758
wie die Schrift sagt,
und haben das meiste auf Grund von Beobachtungen und Vermutungen
vorausgesagt, so wie die rzte und Wahrsager, die einen Menschen nach
seiner Gesichtsbildung beurteilen;
759
die anderen wurden durch Dmonen
erregt oder durch das Rauschen des Wassers oder durch den Duft des
Rucherwerks oder durch eine irgendwie beschafene Luft in Verzckung
versetzt.
3. Bei den Hebrern aber (weissagten) die Propheten durch gttliche
Kraft und Eingebung; schon vor der Gesetzgebung Adam, der bei seinem
Weib und bei der Benennung der Lebewesen weissagte,
760
und Noe
(Noah), der Bue predigte,
761
und Abraham, Isaak und Jakob, die ofenbar
nicht weniges von dem Zuknftigen oder schon Nahebevorstehenden
kundtaten.
4. Gleichzeitig mit dem Gesetz sind Propheten Moses und Aaron, nach
ihnen Jesus, der Sohn des Nave, Samuel, Gad, Nathan, Achias, Samaias,
Iu, Elias, Michaias, Abdiu, Elissaios, Abdadonai, Amos, Hesaias, Osee,
Jonas, Joel, Jeremias, Sophonias, Buzi, Jezekiel, Urias, Ambakum, <s 116>
Naum, Daniel, Misael, der den Lobgesang gesprochen hat,
762
Angaios,
Zacharias und der unter die Zwlf Propheten gerechnete Angelos.
763
136.
1. Alle zusammen ergeben 35 Propheten.
764
Von Frauen (denn auch solche
weissagten) sind zu nennen: Sarra und Rebekka und Mariam (Mirjam)
und Debbora und Olda (und Elisabeth und Maria, die den Christus
gebar).
765
755 0hilochoros von 'then Fr. 2C3 FH+ 1 /. 827.
756 $heo/om/os von :hios F+rHist 227 F 338 #; ?/horos von E.me F+rHist 43 F BB2 #; $imaios Fr. 233 FH+ 1 /. BB7.
Vgl. 0lut. $imol. 8.
757 0.tho>les Fr. B FH+ 1V /. 8==; vgl. 0seudoD0lut. 0arall. min. 28 /. 33C B und 82 /. 326 '.
7589oh 23,=.
759 ?s sind die sogenannten 0h.siognomoni>er gemeint; vgl. Scri/tores /h.siognomonici rec. F@rster, Lei/zig 2=C3.
760Vgl. +en B,B3.B3.
761Vgl. ?>>li QSirR 88,26 f.; B 0etr B,7.
7621ch lese (%%%) eulogismous statt (%%%) sillogismous und #eziehe die Aorte auf !an 3,72 ff.
763!ie -eit der hier genannten 0ro/heten ist o#en 222,8D2B3.3 im einzelnen angege#en.
764!ie -ahl der +enannten ist 36.
765!ie in Elammern stehenden Aorte sind nicht (#erliefert, m(ssen a#er aus der 0arallel(#erlieferung ergnzt "erden.
93
2.Sodann weissagt zu der gleichen Zeit Johannes bis zur Taufe des
Heilands, nach der Geburt des Christus Annna und Symeon;
766
und von
Zacharias, dem Vater des Johannes, wird in den Evangelien erzhlt, da er
auch schon vor seinem Sohn geweissagt habe.
767
3. Nun wollen wir die Zeitangaben aus der griechischen Geschichte
zusammenstellen, und zwar von Moses an. Von der Geburt des Moses bis
zum Auszug der Juden aus gypten sind 8o Jahre und dann bis zu seinem
Tod noch einmal 40 Jahre; der Auszug erfolgt aber zur Zeit des Inachos,
da Moses 345 Jahre vor der Siriusperiode aus gypten auszog.
768
4. Von dem Zug des Moses und von Inachos an bis zu der
berschwemmung des Deukalion, ich meine die zweite Sintut, und bis
zu dem Weltbrand des Phaethon, Ereignissen, die zur Zeit des Krotopos
eintraten, werden 8 Menschenalter gezhlt;
769
auf 100 Jahre werden aber
immer 3 Menschenalter gerechnet.
770
5. Von der berschwemmung bis zum Brand des Ida und bis zur
Erndung des Eisens und zu den Idischen Daktylen sind 73 Jahre, wie
Trasyllos sagt.
771
Und von dem Brand des Ida bis zur Entfhrung des
Ganymedes sind 65 Jahre.
137.
1. Von da bis zum Zug des Perseus, zu welcher Zeit auch Glaukos die
Istmischen Spiele zu Ehren des <s 117> Melikertes stiftete, sind 15 Jahre.
Von dem Zug des Perseus bis zu der Grndung von Ilion sind 34 Jahre;
von da bis zur Ausfahrt der Argo 64 Jahre.
2. Von da bis Teseus und bis zum Minotauros sind 32 Jahre, sodann bis
zu den Sieben gegen Teben 10 Jahre, bis zum Wettkampf in Olympia,
den Herakles zu Ehren des Pelops stiftete, 3 Jahre, und bis zum Zug der
Amazonen gegen Athen und bis zum Raub der Helena durch Teseus 9
Jahre.
3. Von da bis zu der Aufnahme des Herakles unter die Gtter 11 Jahre,
dann bis zu dem Raub der Helena durch Alexandros 4 Jahre, dann bis zur
Einnahme Trojas 20 Jahre.
4. Von der Einnahme Trojas bis zur Ankunft des Aineias (in Italien) und
bis zur Grndung von Lavinium 10 Jahre, bis zu dem Beginn der
Regierung des Ascanius 8 Jahre, und bis zur Rckkehr der Herakliden 61
Jahre und bis zur Olympiade des Iphitos 338 Jahre.
772
766Vgl. L> B,36.38.
767Vgl. L> 2,64.
768 Vgl. Inger, :hronologie des 5anetho S. 78.264.
769Statt des (#erlieferten 83 schrei#e ich mit :hrist =.
770 Vgl. Herodotos B,28B.
771 $hras.llos F+rHist B73 F 2, "o 236,7 T 2B4,8 auf $hras.llos zur(c>gef(hrt "ird.
772!ie +rundlagen f(r diese und andere 'nstze f(r die -eit m.thologischer ?reignisse sind uns nicht #e>annt.
94
138.
1. Eratosthenes aber zeichnet die Zeiten folgendermaen auf: Von der
Einnahme Trojas bis zu der Rckkehr der Herakliden 80 Jahre; von da bis
zur Grndung der ionischen Stdte 60 Jahre; die darauf folgende Zeit bis
zur Vormundschaft des Lykurgos
773
159 Jahre;
2. bis zum 1. Jahr der 1. Olympiade 108 Jahre;
774
von dieser Olympiade bis
zum Herberkommen des Xerxes 197 Jahre; von da an bis zum Beginn des
Peloponnesischen Krieges 48 Jahre;
3. und bis zu dessen Beendigung
775
und der Niederlage der Athener 27
Jahre; und bis zur Schlacht bei Leuktra 34 Jahre; nach dieser Schlacht bis
zum Tod des Philippos 35 Jahre; darnach bis zum Hinscheiden des
Alexandros 12 Jahre.
776
4. Andererseits berechnen sich, wie einige angeben, von der 1.Olympiade
bis zur Grndung Roms 24 Jahre; von da bis zum Sturz der Knige und
zur Einsetzung von Konsuln 243 Jahre; von dem Sturz der Knige bis zum
Tod des Alexandros 186 Jahre.
139.
<s 118> 1. Von da bis zum Sieg des Augustus, als sich Antonius in
Alexandreia selbst ttete, 294 Jahre; damals war Augustus zum 4. Mal
Konsul.
2. Von diesem Zeitpunkt bis zu dem Wettkampf, den Domitianus in Rom
veranstaltete, 114 Jahre; von dem ersten Wettkampf bis zum Tod des
Commodus 111 Jahre.
777
3. Einige rechnen von Kekrops bis zu Alexandros dem Makedonier 1228
Jahre,
778
von Demophon 850 Jahre
779
und von der Einnahme Trojas bis zu
der Rckkehr der Herakliden 120 oder 180 Jahre.
4. Von diesem Zeitpunkt bis zum Archon Euainetos, unter dem
Alexandros nach Asien hinbergegangen sein soll, sind es nach Phanias
715 Jahre,
780
nach Ephoros 735,
781
nach Timaios
782
und Kleitarchos 820,
783
nach Eratosthenes 770,
784
nach Duris von der Einnahme Trojas bis zum
bergang des Alexandros nach Asien 1000 Jahre.
785
5. Von da bis zu dem athenischen Archon Hegesias, unter dem
Alexandros stirbt, 11 Jahre.
786
Von da bis zur Regierung des Germanicus
773 L.>urgos hat seine +esetze als Vormund eines minder&hrigen E@nigs gege#en.
774 Vgl. '/ollodoros F+rHist B88 F 62 ('/ollodoros ist von ?ratosthenes a#hngig).
775 !er 'usdruc> (%%%) stammt aus $hu>.dides =,2=.
776 23=,2D3 ist ?ratosthenes F+rHist B82 F 2 a.
777 Vgl. ?use#ios, Hist eccl. V1 6.
7781ch ha#e 2BB= statt des (#erlieferten 2=B= eingesetzt.
7791ch ha#e =73 statt des (#erlieferten 2B73 eingesetzt.
780 0hanias FH+ 11 /. BC8.
781 ?/horos von E.me F+rHist 43 F BB3.
782 $imaios Fr. 273 FH+ 1 /. B3B; vgl. 1 /. LV1.
783 Eleitarchos F+rHist 234 F 4.
784 ?ratothenes F+rHist B82 F 2 d.
785 !uris von Samos F+rHist 46 F 82.
7861ch ha#e mit 0otter Hegessias statt des (#erlieferten ?zainetos eingesetzt.
95
Claudius Caesar
787
365 Jahre. Wie viele Jahre sich von diesem Zeitpunkt
bis zum Tode des Commodus ergeben, ist ohne weiteres klar.
140.
1. Nach der griechischen Geschichte ist auch ber die Zeitrechnung bei
den Barbaren nach den wichtigsten Abschnitten zu berichten.
2. Von Adam bis zur Sintut berechnen sich 2148 Jahre 4 Tage, von Sem
bis Abraham 1250 Jahre, von Isaak bis zur bergabe des gelobten Landes
616 Jahre.
3. Sodann von den Richtern bis Samuel 463 Jahre 7 Monate.
788
4. Und
nach den Richtern dauert die Zeit der Knigsherrschaft 572 Jahre 6
Monate 10 Tage.
789
5. Nach dieser Zeit kommen 235 Jahre persischer Herrschaft,
790
dann 312
Jahre 18 Tage der makedonischen Herrschaft bis zum Selbstmord des
Antonius.
791
6. Nach dieser <s 119> Zeit dauert die Herrschaft der Rmer bis zum Tode
des Commodus 222 Jahre.
792
7. Andererseits wieder berechnen sich von (dem Ende) der 70jhrigen
Gefangenschaft und der Rckfhrung des Volkes in seine Heimat bis zu
der Gefangenschaft unter Vespasianus 410 Jahre,
793
und zuletzt von
Vespasianus bis zum Tod des Commodus ergeben sich 121 Jahre 6 Monate
24 Tage.
794
141.
1. Demetrios sagt in seiner Schrift ber die Knige in Juda, da die
Stmme Juda, Benjamin und Levi von Senachereim (Sanherib) nicht in
die Gefangenschaft fortgefhrt worden seien, sondern da von dieser
Gefangenschaft bis zu der letzten, die Nabuchodonosor von Jerusalem aus
durchfhrte, 128 Jahr 6 Monate vergingen.
2. Von der Zeit, da die 10 Stmme aus Samaria gefangen fortgefhrt
wurden, bis zu Ptolemaios IV. sind 573 Jahre 9 Monate, von der
Fortfhrung aus Jerusalem aber 338 Jahre 3 Monate.
795
3. Was nun Philon betrift, so hat auch er die Knige der Juden
verzeichnet, aber abweichend von Demetrios.
796
4. Ferner sagt auch Eupolemos in seinem hnlichen Geschichtswerk, da
die Gesamtsumme der Jahre von Adam bis zum 5. Regierungsjahr des
787+emeint ist der Eaiser :laudius.
788Vgl. o#en 22B,2 f.
789Vgl. o#en 2B8,8.
790Vgl. o#en 2B=,B.
791Vgl. o#en 2BC,B.
792!ie -ahl BBB ergi#t sich aus den 33 9ahren vor und den 2CB 9ahren nach :hristus.
793die Berechnung stammt vielleicht aus Seder Hlam Ga##a Ea/.B=; Vgl. H. +rtz, Fran>els 5onatsschrift f(r
+eschichte und Aissenschaft des 9udentums 3 (2=78) S. 328 f.
794-u 283,2D4 vgl. 9ohannes 5alalas <V111 /. 8B=,23 ed. Bonn.
795 !emetrios Fr. 6 Freudenthal; vgl. FH+ 111 /. B3=.
796+emeint ist 0hilon der Lltere.
96
Demetrios, d.i.dem 12. Regierungsjahr des Ptolemaios von gypten,
797
5149 sei.
5. Von der Zeit an, da Moses die Juden aus gypten fortfhrte, bis zu
dem genannten Zeitpunkt ergebe sich die Zahl von 1580 Jahren. Von
diesem Zeitpunkt bis zu dem Jahre, da Cn. Domitius und Asinius in Rom
Konsuln waren, werden 120 Jahre gerechnet.
798
142.
1. Ephoros und viele andere Geschichtsschreiber sagen, es gebe 75 Vlker
und Sprachen,
799
wobei sie von dem folgenden Satz des Moses abhngig
sind: Die <s 120> Gesamtzahl der Seelen aus dem Haus Jakobs, die nach
gypten kamen, war 75.
800
2. Es scheint auch tatschlich 72 Grundformen von Sprachen zu geben,
wie unsere heiligen Schriften berliefern,
801
whrend die brigen, die es in
groer Zahl gibt, durch die Vermengung von zwei oder drei oder auch
noch mehr Mundarten entstehen.
3. Unter Mundart versteht man eine Sprachform, die die besondere
Eigenart eines Ortes zeigt, oder eine Sprachform, die die besondere oder
gemeinsame Eigenart eines Volkes zeigt.
802
4. Die Griechen behaupten, da Mundarten nur die fnf bei ihnen
gesprochenen seien, nmlich die attische, die ionische, die dorische, die
olische und als fnfte die allgemeine (hellenistische) Mundart, whrend
die Sprachen der Barbaren an Zahl unbegrenzt seien und nicht
Mundarten( (xxx) dialektoi) sondern nur Sprachen ((xxx) glossai)
genannt werden knnten.
803
143.
1. Platon teilt auch den Gttern eine Art Sprache zu, indem er auf sie vor
allem aus den Trumen und den Orakelsprchen schliet, auerdem aber
auch aus den Besessenen, die nicht ihre eigene Sprache oder Mundart
reden, sondern die der Dmonen, die in sie eingedrungen sind.
804
2. Er glaubt, da auch die unvernnftigen Tiere Sprachen haben, die die
der gleichen Gattung angehrenden Tiere verstehen.
3. Wenn z.B. ein Elefant in eine Grube gefallen ist und brllt, so kehrt ein
anderer Elefant, der zugegen war und den Vorfall mit ansah, um und
797+emeint ist !emetrios 1.Soter und 0tolemaios V11. ?uergetes 11. ?s ist das 9ahr 27= v.:hr.
798?u/olemos Fr. 7 Freudenthal S. B33. T !as Eonsulats&ahr des :n. !omitius :alvinus und des :. 'sinius 0ollio "ar 83
v.:hr. 1n diesem 9ahre "urde Herodes zum E@nig ernannt.
799 ?/horos F+rHist 43 F B34.
800+en 86,B4.
801!ie Stelle ist in den erhaltenen Schriften nicht zu finden; vgl. 0seudocl. Homilien 2=,8.
802 -ur !efinition vgl. Strom V1 2BC,2; 9ohannes 0hilo/onos (%%%) (Ste/h. $hes. V111 :ol. 323); +regorius :orinthius
(%%%) /. C Schfer.
803 Vgl. z.B. Schol. !ion.s. $hr. /. 28,27; 333,B Hilgard u. @fter.
804;icht #ei 0laton.
97
bringt nach kurzer Zeit eine Herde Elefanten mit sich und rettet den, der
hineingefallen ist.
805
4. Man erzhlt auch, da in Libyen ein Skorpion, wenn er nicht so weit
reichen kann, um einen Menschen zu stechen, fortgeht und mit mehreren
anderen zurckkehrt, die sich dann wie Glieder einer Kette aneinander
hngen, so da der vorderste wirklich hingelangen und den Anschlag
ausfhren kann.
806
Dabei <s 121> bedienen sich, wie ich meine. die
unvernnftigen Tiere nicht einer schwer wahrnehmbaren Bewegung und
teilen sich nicht etwa durch ihre Krperhaltung etwas mit, sondern mit
ihrer eigenen Sprache.
5.Manche andere sagen auch, wenn ein Fisch aus dem Wasser
emporgezogen wird, aber dadurch, da die Angel abreit, entkommt, so
werde an eben jenem Tage kein Fisch der gleichen Art an dem nmlichen
Ort mehr zu nden sein.
6. Die ersten und eine selbstndige Grundform vertretenden Sprachen
sind zwar barbarisch, aber ihre Wrter sind von Natur entstanden,
807
da ja
die Menschen auch zugeben, da die in einer Barbarensprache
gesprochenen Gebete wirksamer seien.
808
7. Auch Platon sagt im Kratylos, wie er das Wort (xxx) pyr (Feuer)
erklren will, da dieses Wort barbarischer Herkunft sei. Dabei versichert
er, da die Phryger das Feuer so nennen mit einer kleinen
Abweichung.
809
144.
.
810
Im Anschlu an das bisher Gesagte scheint es mir ntzlich, auch die
Zeiten der rmischen Kaiser anzufhren zum Nachweis der Zeit der
Geburt des Heilands:
2. Augustus 43 Jahre, Tiberius 22 Jahre, Caius 4 Jahre. Claudius 14 Jahre,
Nero 14 Jahre, Galba 1 Jahr, Vespasianus 10 Jahre, Titus 3 Jahre,
Domitianus 15 Jahre, Nerva 1 Jahr, Traianus 19 Jahre, Hadrianus 21 Jahre,
Antonius 23 Jahre, ebenso wieder Antonius und Commodus 32 Jahre.
3. Es ergeben sich im ganzen von Augustus bis zum Tod des Commodus
222 Jahre, und von Adam bis zum Tod des Commodus 5784 Jahre 2
Monate 12 Tage.
4. Einige jedoch zeichnen die Zeiten der rmischen Kaiser in folgender
Weise auf: C. Julius Caesar 3 Jahre 4 Monate 6 Tage; nach ihm war
Augustus Kaiser 46 Jahre 4 Monate 1 Tag, darnach Tiberius 26 Jahre 6
Monate 19 Tage; auf ihn folgt C. Caesar 3 Jahre 10 Monate 8 Tage; auf
diesen Claudius 13 Jahre 8 Monate 28 Tage, Nero 13 Jahre 8 Monate 28
Tage, Galba 7 Monate 6 Tage, Otho 5 Monate 1 Tag, Vitellius 7 Monate 1
Tag, Vespasianus 11 Jahre 11 Monate 22 Tage, Titus 2 Jahre 2 Monate,
805 Vgl. 0lut. 5oral. /. C4B B (K 1u#a Fr. 3B FH+ 111 /. 848).
806 Vgl. 'elianus, !e nat. anim. V1 B3.
807!ie A@rter sind (%%%) /h.sei oder (%%%) thesei; vgl. Hrigenes, +egen :elsus 1 B8 /.48,2B ff.
808Vgl. e#d. 1 BB7 /.46,26ff.
809 0laton, Erat.los /. 823 '.
810-u 288,2D3 vgl. Isener in 5ommsens :hronica minora 111 S.83C ff.
98
Domitianus 15 Jahre 8 Monate 5 Tage, Nerva 1 Jahr 4 Monate 10 Tage,
Traianus 19 Jahre 7 Monate 15 Tage, Hadrianus <s 122> 20 Jahre 10
Monate 28 Tage, Antonius 22 Jahre 3 Monate 7 Tage, Marcus Aurelius
Antoninus 19 Jahre 11 Tage, Commodus 12 Jahre 9 Monate 14 Tage.
5. Von Julius Caesar bis zum Tode des Commodus sind es also 236 Jahre 6
Monate. Im ganzen ergeben sich von Romulus, dem Grnder Roms, bis
zum Tode des Commodus 943 Jahre 6 Monate.
811
145.
1. Unser Herr wurde geboren unter Augustus im 28. Jahre (seiner
Regierung) als man zum erstenmal befahl, da Schtzungen veranstaltet
werden.
812
2. Da dies wahr ist, ergibt sich aus den Worten des Lukasevangeliums,
die folgendermaen lauten: Im 15. Jahre der Regierung des Kaisers
Tiberius erging der Befehl des Herrn an Johannes, den Sohn des
Zacharias.
813
Und wieder in dem gleichen Evangelium: Jesus war aber,
als er zu der Taufe kam, ungefhr 30 Jahre alt.
814
3. Und da er nur ein einziges Jahr predigen sollte, auch das steht so
geschrieben: Ein Gnadenjahr des Herrn zu predigen, hat er mich
gesandt.
815
Dies sagte sowohl der Prophet als auch das Evangelium.
4. Wenn man also 15 Jahre unter Tiberius und 15 Jahre unter Augustus
zusammennimmt, so werden die 30 Jahre voll bis zur Zeit, da er litt.
5. Von der Leidenszeit bis zur Zerstrung Jerusalems ergeben sich 42
Jahre 3 Monate,
816
und von der Zerstrung Jerusalems bis zum Tode des
Commodus 122 Jahre 10 Monate 13 Tage. Es ergeben sich also von der
Geburt des Herrn bis zum Tode des Commodus im ganzen 194 Jahre 1
Monat 13 Tage.
6. Manche wollen mit bertriebener Genauigkeit bei der Geburt unseres
Heilands nicht nur das Jahr, sondern auch den Tag angeben; sie setzen die
Geburt in das 28. Jahr des Augustus, und zwar auf den 25. Pachon.
817
146.
1. Die Anhnger des Basileides feiern auch den Tag seiner Taufe, indem sie
die ganze vorhergehende Nacht mit Lesen zubringen.
2. Einige behaupten, die Taufe habe im 15. Jahre des Kaisers Tiberius am
15.Tag des Monats Tybi stattgefunden, andere, da sie am 11. Tag des
nmlichen Monats stattgefunden habe.
811 -u 288,2D7 vgl. Suidas s.v. (%%%).
812Vgl. L> B,2.
813?#d. 3,2 f.
814?#d. 3,B3.
815?#d. 8,2= f.(9es 62,2 f.).
816Vgl. Hrigenes, +egen :elsus 1V BB /. BC2,27.
817Vgl. :.Schmidt, +es/rche 9esu mit seinen 9(ngern, Lei/zig 2C2C, S.6B= ff.
99
3. Bei der genauen Bestimmung der Zeit seines Leidens setzen es die
einen in das 16. Jahr des Kaisers Tiberius auf den 25. Phamenoth oder auf
den 25. Pharmuthi. Andere aber behaupten, da der Heiland am 19.
Pharmuthi gelitten habe.
4. Einige von ihnen behaupten sogar, da es am 24. oder 25. Pharmuthi
gewesen sei.
5.Ferner mssen wir auch noch folgendes zu unserer Zeitberechnung
hinzufgen, nmlich die Tage von der Verdung Jerusalems an, von denen
Daniel andeutungsweise spricht. (Nach der Zerstrung Jerusalems
kommen noch) die 7 Jahre und 11 Monate des Vespasianus. Denn die zwei
Jahre
818
werden mit den 17 Monaten und 8 Tagen des Otho, Galba und
Vitellius zusammengenommen.
6. Und so kommen die 3 Jahre und 6 Monate zustande, und dies ist die
Hlfte der Siebenheit,
819
wie der Prophet Daniel gesagt hat.
7. Er hat aber gesagt, da 2300 Tage vergehen von der Zeit, da durch
Nero der Greuel in die Heilige Stadt eindrang, bis zu ihrer Zerstrung.
8. Denn dies lehrt der daraufolgende Satz: Wie lange wird das Gesicht
Bestand haben, da das Opfer aufgehoben und der Frevel der Verwstung
gestattet ist, und (wie lange) wird die Heeresmacht und das Heiligtum
zertreten werden? Und er antwortet ihm: Bis es Abend und Morgen wird
an 2300 Tagen, und dann wird das Heiligtum vernichtet werden.
820
9. Diese 2300 Tage ergeben 6 Jahre 4 Monate; die Hlfte dieser Zeit
hindurch war noch Nero an der Regierung, und so verging eine Hlfte
der Siebenheit. Die andere Hlfte ist Vespasianus zusammen mit Otho,
Galba und Vitellius an der Regierung.
10. Und deswegen sagt Daniel: Selig ist, wer die 1335 Tage erreicht.
821
Denn bis zu (dem Ende von) diesen Tagen dauerte der Krieg, und hernach
hrte er auf.
147.
<s 124> 1. Auch diese Zahl ist aus dem daraufolgenden Abschnitt zu
entnehmen, der so lautet: Und von der Zeit, da das unaufrliche Opfer
sein Ende gefunden hat und der Greuel der Verwstung gestattet worden
ist, dauert es 1290 Tage, und selig ist, wer aushlt und die 1335 Tage
erreicht.
822
2. Der Jude Flavius Josephus, der Verfasser des Werks ber die jdische
Geschichte, sagt bei der Zusammenfassung der Zeitangaben, von Moses
bis David seien es 5585 Jahre, von David bis zum 2. Jahr des Vespasianus
1179 Jahre.
818+emeint sind die z"ei 9ahre der Gegierung des Ves/asianus, die der -erst@rung von 9erusalem vorhergingen.
819!an C,B4.
820?#d. =,23 f. T !as (#erlieferte (%%%) arthsetai darf nicht in (%%%) >atharthsetai gendert "erden; denn "hrend #ei
!aniel von einer Geinigung oder Aiederherstellung des Heiligtums die Gede ist, "ird #ei :lemens, "ie #esonders
286,4 zeigt, die Aeissagung auf die -erst@rung des $em/els gedeutet. !af(r "ird das Ver#um (%%%) arthsetai
ver"endet, hnlich "ie in dem o#en 2B7,7 angef(hrten Vers; vgl. auch 286,= (%%%) h th.sia h artheisa.
821!an 2B,2B.
822!an 2B,22f.
100
3. Sodann von diesem bis zum 10.Jahr des Antonius 77 Jahre, so da es
von Moses bis zum 10. Jahr des Antonius im ganzen 1833 Jahre sind.
823
4. Andere sagten bei ihrer Berechnung, es seien von Inachos und Moses
bis zum Tode des Commodus 1842, wieder andere 1921 Jahre.
5. Und in dem Evangelium nach Matthus ist das Geschlechtsregister von
Abraham bis zu Maria, der Mutter des Herrn, durchgefhrt. Denn es
sind, so heit es, von Abraham bis David 14 Menschenalter, und von
David bis zur babylonischen Gefangenschaft 14 Menschenalter,
6. und von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus ebenso
weitere 14 Menschenalter,
824
drei Zwischenrume von geheimnisvoller
Bedeutung, die sich in 6 Einheiten von je 7 Menschenaltern vollenden.
XXII. Kapitel
148.
1. Damit soll es mit unserem Bericht ber die von vielen Gelehrten in
voneinander abweichender Form gegebene Zeitrechnung sein Bewenden
haben. Was aber die bersetzung der Heiligen Schrift,sowohl des
Gesetzes als auch der Propheten aus der hebrischen in die griechische
Sprache betrift, so geschah sie nach den einen zur Zeit des Knigs
Ptolemaios, des Sohnes des Lagos, nach den anderen zur Zeit des
Ptolemaios mit dem Beinamen Philadelphos, wobei er diese Sache mit
dem grten Eifer betrieben und Demetrios von Phaleron die
bersetzung mit groer Sorgfalt in die Wege geleitet hat.
825
2. Denn whrend die Makedonier noch Asien beherrschten, hatte der
Knig <s 125> den Ehrgeiz, die von ihm in Alexandreia gegrndete
Bibliothek mit allen mglichen Schriften auszustatten, und wnschte
deswegen, da auch die Leute von Jerusalem die Werke ihrer Propheten
in die griechische Sprache bersetzten.
149.
1. Da diese den Makedoniern noch untertan waren, whlten sie aus ihren
angesehensten Mnnern siebenzig lteste aus, die in der Heiligen Schrift
bewandert und der griechischen Sprache kundig waren, und sandten sie
ihm zusammen mit den gttlichen Bchern.
2. Als nun jeder einzelne fr sich jedes prophetische Buch bersetzt
hatte, stimmten die gesamten bersetzungen, als man sie miteinander
verglich, sowohl dem Sinn als dem Wortlaut nach berein; denn Gottes
Wille war auf das Verstndnis griechischer Ohren bedacht.
3.Und es ist wirklich nichts Verwunderliches, wenn durch gttliche
Eingebung, durch die die Weissagung gegeben worden war, auch die
823Vgl. 9ose/hus, Bell. 9ud. V1 23.
8245t 2,24.
825 Vgl. 'risto#ulos #ei ?use#ios, 0rae/. ?vangel. <111 2B,B.
101
bersetzung gleichsam als Weissagung in griechischer Sprache bewirkt
wurde, da ja auch der Priester Esdras vom Stamm Levi, als whrend der
Gefangenschaft unter Nabuchodonosor die Heiligen Schriften
verlorengegangen waren, zur Zeit des Perserknigs Artaxerxes von
gttlichem Geiste beseelt alle die alten Schriften in prophetischer Kraft
wieder erneuerte.
826
150.
1. Aristobulos schreibt in dem ersten Buch seines an Philometor
827
gerichteten Werkes wrtlich: Beeinut ist aber auch Platon von
unserem Gesetzbuch und hat sich ofenbar um jede einzelne der in ihm
enthaltenen Bestimmung gekmmert.
2. Die Geschichte des Auszugs der Hebrer, unserer Mitbrger, aus
gypten und all die wunderbaren Ereignisse, die sie dabei erlebten, und
die Eroberung des Landes und die hinzugefgte Erluterung von der
ganzen Gesetzgebung, all das ist schon vor Demetrios von anderen
Mnnern bersetzt worden, und zwar schon vor der Herrschaft des
Alexandros und der Perser.
828
<s 126>
3. Daher ist es ganz klar, da der obengenannte Philosoph vieles daraus
entnommen hat (er war ja sehr gelehrt) ebenso wie auch Pythagoras, der
manche von unseren Lehren in sein eigenes Lehrgebude aufgenommen
hat.
829
4. Und der pythagoreische Philosoph Numenios schreibt geradezu:
Denn was ist Platon anders als ein attisch sprechender Moses?
830
Dieser
Moses war ein Gottesgelehrter und ein Philosoph oder, wie andere sagen,
ein Erklrer der heiligen Gesetze.
831
5. Von seiner Abstammung, seinen Taten und seinem Leben erzhlen
zwar die Heiligen Schriften selbst in glaubwrdiger Weise; aber trotzdem
mssen auch wir mglichst kurz davon sprechen.
XXIII. Kapitel
151.
.
832
Moses war zwar seiner ursprnglichen Abstammung nach ein
Chalder, wurde aber in gypten geboren, da seine Vorfahren wegen
einer langedauernden Hungersnot aus Babylonien nach gypten
826-u 28=,2D3 vgl. ?irenaios 111 B2,B (griechisch #ei ?use#ios, Hist. eccles. V =,22D27), von dem :lemens a#hngig
ist;'risteae ad 0hilocratem e/ist. ed. 0. Aendland /. 2B8 f. T -u 28C,3 vgl. ?sdr 28,2=DBB. 34D84.
827+emeint ist 0tolemaios V1. 0hilometor.
828!as Aort (%%%) >ai vor (%%%) 0erson darf nicht gestrichen "erden. ?s ist nicht nur #ei ?use#ios, 0rae/. ?vangel. 1<
6,4 (aus :lemens) und <111 2B,2 (aus 'risto#ilos) (#erliefert, sondern auch durch (%%%) 0erson e/i>ratounton e#d. <1
= und durch 'rist. ?/ist. 37.22C gesch(tzt. ?s ist an die Herrschaft (#er Lg./ten zu den>en.
829!ie Stze des 'risto#ulos, una#hngig von :lemens, auch #ei ?use#ios, 0rae/. ?vangel. <111 2B,2.
830 ;umenios Fr.C ?nde 5ullach F0+ 111 /. 266; vgl. 111 2=2 'nm. 22; Suidas s.v.
831 Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 1 2.
832-u 272,2 T 27B,3 und 273,B.3 vgl. 1 7D24.B3 "oraus vieles "@rtlich entnommen ist.
102
ausgewandert waren. In der 7. Geschlechtsfolge (darnach) geboren und
kniglich erzogen, hatte er folgende Schicksale.
2. Da die Hebrer in gypten an Zahl sehr zugenommen hatten,
frchtete der Knig des Landes die aus der Menschenmenge ihm
erwachsende Gefahr und befahl ihnen daher, von den Kindern, die von
den Hebrern geboren wrden, nur die weiblichen aufzuziehen (das Weib
ist ja fr den Krieg zu schwach) die mnnlichen dagegen umzubringen, da
er eine krftige Jungmannschaft frchtete.
3. Da aber der Knabe aus vornehmem Geschlecht war, verbargen ihn
seine Eltern drei Monate hindurch und zogen ihn auf, indem sich ihre
natrliche Elternliebe strker erwies als der grausame Befehl des
Tyrannen. Spter aber frchteten sie doch, zusammen mit dem Kinde das
Leben zu verlieren; deshalb fertigten sie aus dem dort einheimischen <s
127> Papyrusrohr ein Krbchen an, legten das Kind hinein und setzten es
am Ufer des sumpgen Flusses aus. Die Schwester des Knaben stellte sich
aber in einiger Entfernung davon auf und beobachtete, was geschehen
wrde.
152.
1. Da kam an jenem Tage die Tochter des Knigs, die, seit langer Zeit
verheiratet, kinderlos war, sich aber Kinder wnschte, an den Flu, um
zu baden und Waschungen vorzunehmen. Als sie das Kindlein wimmern
hrte, befahl sie, es ihr zu bringen, fate Mitleid fr das Kind und suchte
nach einer Amme.
2. Da lief die Schwester des Knaben herbei und sagte, sie knne ihr,
wenn sie es wnsche, ein hebrisches Weib, das vor nicht langer Zeit
geboren habe, als Amme verschafen. Als jene zustimmte und darum bat,
fhrte sie die Mutter des Knaben herbei, damit sie wie irgendeine fremde
Frau gegen verabredeten Lohn seine Amme werde.
3. Dann gab die Knigstochter dem Knaben den Namen Moyses, der
davon abgeleitet ist, da sie das Kind aus dem Wasser gerettet hatte
(denn das Wasser nennen die gypter moy), in dem das Kind ausgesetzt
worden war, um dort seinen Tod zu nden. Sie nennen nmlich in der Tat
einen, der im Wasser seinen Geist aufgegeben hat, Moyses.
833
153.
1. Es ist nun selbstverstndlich, da die Eltern dem Kinde schon vorher
bei seiner Beschneidung einen Namen gegeben hatten, und zwar den
Namen Joakeim. Er erhielt aber auch noch einen dritten Namen im
Himmel nach seiner Hinwegnahme (Himmelfahrt),
834
wie die Mysten
833!ieser -usatz stammt nicht aus 0hilon; 9ose/hus, 'rch. 11 BB= er>lrt 5o.ses als *aus dem Aasser gerettet,.
834 M#er die a/o>r./he Schrift *'ssum/tio 5osis,, aus der diese 'nga#e und die ?rzhlung Strom.V1 23B, e#enso "ie
andere Stellen der altchristlichen Literatur, auch 9ud. C, "ahrscheinlich stammen, vgl. ?. Sch(rer, +eschichte des &(d.
Vol>es, 111 8. 'ufl. S. BC8D337.
103
(Eingeweihten, Trger geheimen Wissens) sagen, nmlich den Namen
Melchi.
835
2. Als er herangewachsen war, erhielt er bei hervorragenden gyptischen
Lehrern Unterricht in der Arithmetik und Geometrie und in der Lehre
von den Rhythmen und Harmonien, ferner in der Metrik und zugleich in
der Musik und dazu noch in ihrer in Sinnbilder gekleideten Philosophie,
die sie in der Hieroglyphenschrift kundgeben. In den <s 128> brigen
Fchern der allgemeinen Bildung wurde er da er ja als Knigssohn galt,
von Griechen in gypten unterrichtet, wie Philon in dem Leben des
Moses sagt.
836
3. Dazu lernte er noch die assyrische Schrift und Sprache und die
Wissenschaft von den Himmelskrpern von Chaldern und gyptern,
weshalb es in der Apostelgeschichte von ihm heit, da er in aller
Weisheit der gypter unterrichtet gewesen sei.
837
4. Eupolemos aber sagt in seiner Schrift ber die Knige in Juda, Moses
sei der erste Weise gewesen und habe die Kenntnis der Buchstabenschrift
zuerst den Juden berliefert; von den Juden htten sie die Phnizier
erhalten und von den Phniziern die Griechen.
838
5. Als er aber erwachsen war, mehrte er noch sein Wissen indem er sich
eifrig mit der Bildung seiner Volksgenossen und seiner Vorfahren
beschftigte, bis er auch den gypter, der den Hebrer widerrechtlich
angegrifen hatte, schlug und ttete.
839
154.
1. Die Eingeweihten (Mysten) behaupteten aber, da er nur mit einem
Wort den gypter gettet habe,
840
wie ja spter Petrus nach der
Erzhlung der Apostelgeschichte diejenigen, die von dem Kaufpreis des
Grundstcks etwas veruntreut und gelogen hatten, durch ein Wort
ttete.
841
2. Jedenfalls erzhlt Artapanus in seinem Geschichtswerk ber die Juden,
da Moses von dem Knig der gypter Chenephres ins Gefngnis
geworfen worden sei, weil er ihn um die Freilassung des Volkes aus
gypten gebeten hatte; da habe sich nachts nach dem Willen Gottes das
Gefngnis gefnet, Moses habe es verlassen, sei in den Knigspalast
gegangen, sei an den schlafenden Knig herangetreten und habe ihn
aufgeweckt;
3. dieser sei aber ber das Geschehene erschrocken und habe dem Moses
befohlen, ihm den Namen des Gottes,der ihn <s 129> gesandt habe, zu
835-u den ;amen des 5oses vgl. ?. ;estle, 9ahr#. f. /rot. $heol. 2= (2=CB) S.68B; S. Erau, 9e". Suart. Gev. 7 (2=C3) S.
236 f.; 23 (2=C=) S. 4B6.
836Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 1 B3.
837'/g 4,BB.
838 ?u/olemos Fr. 2 Freudenthal S. BB7 (K 'le%andros 0ol.histor Fr. 23 FH+ 111 /. BB3 K ?use#ios, 0rae/. ?vangel. 1<
B6). Vgl. ?. Sch(rer, +eschichte des &(d. Vol>es, 111 8. 'ufl. S. 848D844.
839Vgl. 0hilon a.a.H. 1 B7.3B; ?% B,22 f.
840!a 5oses durch ein Aort (durch den +ottesnamen 9ahve) den 'g./ter get@tet ha#e, er>lren ?%odus Ga##a und
Gaschi zu ?% B,28; vgl. S. Erau, 9e". Suart. Gev. 7 (2=C3) S. 236.
841Vgl. '/g 7,2D23.
104
nennen; da habe sich Moses zu ihm niedergebeugt und ihm den Namen
ins Ohr gesagt; der Knig aber sei, als er ihn gehrt hatte, sprachlos
umgesunken; aber von Moses aufgerichtet, sei er wieder zum Leben
zurckgekehrt.
842
842 'rta/anos Fr. 3 Freudenthal S. B3B ff. (aus 'le%andros 0ol.histor Fr. 28 FH+ 111 /. BB3 K ?use#ios, 0rae/. ?vangel.
1< B4). Vgl. ?. Sch(rer a.a.H. S. 844D8=3.
105
155.
1. Hinsichtlich der Erziehung des Moses wird mit uns auch Ezechiel
bereinstimmen, der Dichter der jdischen Tragdie, der in seinem
Drama mit dem Titel Auszug so schreibt und Moses auf der Bhne
sprechen lt:
843
2.Denn als er unser Volk so rasch sich mehren sah,
Erdachte listig vie e Rnke gegen uns
Der Knig Pharao; mit Ziegelarbeit plagt
Und mhevollen Bauten er aufs schwerste uns,
Und Trme lie er bauen, alles uns zum Leid.
Und dann befahl er uns, dem ganzen Judenvolk,
Die Knaben all zu werfen in den tiefen Strom.
844
3.Die Mutter aber, sie, die mich gebar, verbarg
Drei Monde mich (so sagte sie);doch wurde es kund;
Da legt sie Schmuck mir an und setzt mich heimlich aus,
Am Flussesufer, in dem dichtbewachsenen Sumpf.
4.Doch meine Schwester Mirjam gab von ferne acht.
Da kam des Knigs Tochter mit den Zofen hin,
Um zu erfrischen in dem Bad den jungen Leib.
845
Sie sah sogleich das Knblein, nahm es, hob es auf,
846
Erkannte als Hebrer mich. Da lief herbei
Die Schwester, und zur Knigstochter sagte sie:
Soll eine Amme ich dir holen fr das Kind
Aus den Hebrern? Jene trieb das Mdchen an.
<s 129> 5.Es lief und rief die Mutter; und gar schnell war da
Die Mutter selbst und nahm in ihre Arme mich.
Die Knigstochter aber sprach; Nhr diesen hier!
Ich werde dir dafr bezahlen deinen Lohn.
Sie gab den Namen Moses mir, deswegen weil
Sie mich gerettet von des Flusses nassem Strand.
847
6. Nachdem die Zeit der Kindheit mir vergangen war,
Da fhrte mich die Mutter zu der Frstin Haus;
Doch hatte alles sie mir ganz genau er zhlt,
Des Vaters Herkunft und was Gott an uns getan.
7.Solang ich nun im Knabenalter mich befand,
Ward knigliche Pege mit und Unterricht
Zuteil, ganz so, als wre ich ihr eigner Sohn.
Als aber voll der Kreis der Lebenstage war,
Da ging ich aus dem Knigshause fort.
843 Vgl. 'le%ander 0ol.histor #ei ?use#ius, 0rea/. ?vangel. 1< B=. -u ?zechiel vgl. ?. Sch(rer, +esch. d. &(d. Vol>es 111
8. 'ufl. S. 733D733. T !ie Bruchst(c>e "urden zuletzt herausgege#en von 9. Aiene>e, 5(nster i. A. 2C32. ?rhalten
sind im gnazen B6C Verse, von denen :lemens 3C #ietet. !ie ?rzhlung schliet sich gr@tenteils eng an ?% 2D28 an.
'n>lnge an die griechische $rag@die, #esonders an ?uri/ides, hat Aiene>e gesammelt.
844 Vgl. Hom. 1l. B2,=.
845 Vgl. Hesiodos, Aer>e 473.
846 !ie (#erlieferte Lesart (%%%) ist mit Gecht von Aiene>e verteidigt.
847 ?use#ios gi#t an, da hier einige Verse (#ergangen sind.
106
156.
1. Nachdem er sodann den Kampf zwischen dem Hebrer und dem
gypter erzhlt hat, und wie der gypter in dem Sand begraben wurde,
spricht er von dem anderen Kampf in folgenden Versen:
2.Was schlgst du den, der schwcher ist als du?
Er aber sprach: Wer hat zum Richter ber uns
Dich hier gesetzt und Meister? Willst du tten mich
Wie gestern jenen Mann? Darob erschrak ich sehr
Und sagte: wie denn wurde jene Tat bekannt?
3. Da ieht er aus dem Lande und weidet Schafe, indem er durch die
Hirtenttigkeit fr sein Herrscheramt vorgebildet wurde. Denn eine
Vorbung fr die Ttigkeit eines Knigs ist der Beruf eines Hirten fr
den, der einmal der Leiter der zahmsten Herde, der der
Menschen,werden will, ebenso wie die Jagd eine Vorbung ist fr den,
der von der Natur dazu bestimmt ist, einmal Kriege zu fhren. Von dort
fhrt ihn Gott zu der Aufgabe, das Heer der Hebrer zu fhren.
848
157.
1. Sodann werden die gypter, die oft unverstndigen, oft gewarnt; die
Hebrer aber wurden Zuschauer bei den Plagen, die andere zu ertragen
hatten, und lernten so ohne eigene Gefahr die Macht Gottes kennen.
849
2. Da ferner die gypter nicht hren und die Wirkungen <s 131> der
gttlichen Macht nicht anerkennen wollten, indem die Toren aus
Unverstand nicht glaubten, da ging es ihnen, wie es im Sprichwort heit,
Geschehenes erkannten die Toren.
850
Spter nahmen die Hebrer bei
ihrem Auszug reiche Beute von den gyptern mit sich fort, nicht aus
Habgier, wie die Anklger sagen (denn Gott veranlate sie doch nicht,
nach fremdem Gut zu trachten
851
).
3. Vielmehr nahmen sie zunchst den notwendigen Lohn fr alle die
Dienste an sich, die sie die ganze Zeit hindurch den gyptern geleistet
hatten; sodann aber bten sie damit gewissermaen Vergeltung, indem
sie den habgierigen gyptern durch die Mitnahme der Beute in gleicher
Weise Schmerz zufgten wie jene den Hebrern durch die Knechtung.
4. Sei es nun, da man annimmt, es sei dies als im Kriege geschehen, so
konnten sie sich nach dem Gesetz der Sieger fr berechtigt halten, den
Besitz der Feinde, als die Strkeren den der Unterlegenen, mit sich
fortzunehmen (und zum Krieg hatten sie einen gerechten Anla; denn
wegen einer Hungersnot waren die Hebrer als Hilfeehende zu den
gyptern gekommen; diese aber machten die Gste zu ihren Sklaven und
848Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 1. 63; vgl. ders., !e 9os. 3.
849Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 1 286.
850Vgl. Hom. 1l. 24,3B; B3,2C=.
851Vgl. ?% B3,24; !tn 7,B2.
107
zwangen sie, ihnen wie Kriegsgefangene Frondienste zu leisten, ohne
ihnen dafr auch nur Lohn zu zahlen), sei es, da man eine Handlung im
Friedenszustand annimmt, so nahmen sie die Beute als Lohn von denen,
die ihn nicht freiwillig geben wollten, sondern ihn lange Zeit hindurch
verweigert hatten.
852
XXIV. Kapitel
158.
1. So steht also Moses vor uns als Prophet, als Gesetzgeber, als
Schlachtordner, als Heerfhrer, als Staatsmann und als Philosoph.
853
Inwiefern er Prophet war, das soll spter dargelegt werden, wenn wir von
der Weissagung sprechen.
854
Was die Ttigkeit des Schlachtordners
betrift, so ist sie ein Teil der Aufgabe des Heerfhrers, diese aber ist ein
Teil der dem Knig gestellten Aufgabe; andererseits gehrt zu der
letzteren auch das Amt <s 132> des Gesetzgebers, ebenso wie das des
Richters.
2. Was die Fhrung der Knigsherrschaft betrift, so ist die eine Art
gttlich; das ist die, die sich Gott und seinen heiligen Sohn zum Vorbild
nimmt, von denen die Gaben dieser Erde und die ueren Gter und die
vollkommene Glckseligkeit gespendet werden. Denn bittet, so heit
es, um das Groe, so wird euch das Kleine hinzugegeben werden.
855
3. Nach dieser uneingeschrnkt dem Wesen des Logos
856
und Gottes
entsprechenden Art der Ausbung der kniglichen Gewalt kommt an
zweiter Stelle diejenige, die dabei allein den mutartigen Teil der Seele in
Erscheinung treten lt; in dieser Weise war Herakles ber Argos,
Alexandros ber die Makedonier Knig.
4. Die dritte Art ist die, bei der man nur ein einziges Ziel vor Augen hat,
nmlich die Besiegung und Unterwerfung der Feinde (damit ist keine
Entscheidung darber verbunden, ob man den Sieg fr einen schlimmen
oder fr einen guten Zweck gewinnen will); diese Art zeigten die Perser
bei ihrem Feldzug gegen Griechenland.
5. Denn die eine Seite des Mutes besteht darin, da man nur von der
Freude am Kampf erfllt ist und sich die Herrschaft nur deswegen zu
eigen macht, weil man ber andere Herr sein will. Die andere Seite des
Mutes aber zeigt sich darin,da man von Liebe zum Schnen erfllt ist
und die Seele den Mut fr die Erreichung edler Ziele verwendet.
852Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 1 282f.
853vgl 0hilon, !e vita 5os. 11 3.
854-u der '#handlung (#er die Aeissagung vgl. Strom. 1V B,B; C3,2; V ==,8; ?inleitung zum 2.Band der M#ersetzung
S.83.
855Vgl. 5t 23,2B; B7,BC; 5> 8,B7; L> =,2=; 2C,B6; Strom. 1V 38,6; V11 77,4; Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl., 'gra/hon =6 S.
222 f.; Go/es, S/r(che 9esu S. 283..
856:lemens ge#raucht hier das Aort (%%%) logi>os in dem !o//elsinn der '#leitung von (%%%) logos K Vernunft und
(%%%) logos K Sohn +ottes. !ie +liederung in verschiedene Formen der E@nigsherrschaft ents/richt den
verschiedenen Seelen>rften #ei 0laton (#esonders im Staat).
108
159.
1. Die vierte Stelle nimmt diejenige Art von Knigsherrschaft ein, die von
allen die schlechteste und nur von den Begierden abhngig ist; das ist die
Art des Sardanapallos und derer, die es sich zum Lebensziel machen, so
weit als mglich den Begierden zu frnen.
2. Fr das Knigtum, mag es nun durch seine Vorzge oder durch
Machtanwendung den Sieg erringen, ist das Mittel, mit dem es wirkt, die
Fhigkeit, die richtige Ordnung zu schafen; aber sie wirkt sich je nach
Wesen und Stof verschieden aus.
3. Beim Kampf mit Wafen und mit <s 133> streitbaren Tieren ist Seele
und Verstand die ordnende Macht bei der Verwendung von beseelten und
unbeseelten Kampfmitteln. Dagegen bei den Leidenschaften der Seele,
ber die wir durch tugendhaftes Verhalten Herr werden, ist
vernunftgeme berlegung die ordnende Macht, indem sie
Selbstbeherrschung und Besonnenheit zusammen mit Frmmigkeit und
gute Erkenntnis zusammen mit Wahrheit (als notwendige Tugenden)
besttigt und das Lebensziel in der frommen Verehrung Gottes ndet.
4. Denn so ist die Klugheit, indem sie die Tugend in ihren Dienst stellt,
857
die ordnende Macht, und zwar hinsichtlich der gttlichen Dinge die
Weisheit, hinsichtlich der menschlichen Angelegenheiten die Staatskunst
und hinsichtlich aller Lebensbeziehungen die knigliche Herrscherkunst.
5. Knig ist nun, wer nach Magabe der Gesetze herrscht, wer die
Fhigkeit besitzt, so zu herrschen, da man ihm freiwillig gehorcht,
858
wie
das bei dem Herrn der Fall ist, der diejenigen, die an ihn und durch ihn
glauben, zu sich kommen lt.
6. Denn alles hat Gott bergeben,
859
und alles hat er untertan gemacht
Christus, unserem Knige
860
damit im Namen Jesu sich die Kniee aller
jener beugen, die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen, da Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre
Gottes, des Vaters.
861
160.
1. Die Kunst des Heerfhrers zeigt sich auf dreierlei Weise, in
vorsichtigem, in khnem und dem aus beiden gemischten Handeln. Jede
von diesen Mglichkeiten schliet wieder drei in sich, nmlich da man
Worte oder Taten oder beide zugleich verwendet.
2. Bei allen diesen Mglichkeiten wird man sein Ziel erreichen knnen,
indem man entweder berredet oder zwingt, entweder in der Abwehr
Unrecht tut oder nur das Gerechte tut,
862
worin mitenthalten ist, da man
857 Statt des (#erlieferten (%%%) ist (%%%) zu lesen.
858 0hil B,23 f.
859Vgl. 5t 22,B4; L> 23,BB.
860Vgl. 2 Eor 27,B=.
8610hil B,23f.
862 !ie Aorte (%%%) sind nch (%%%) zu stellen.
109
entweder lgt oder die Wahrheit sagt, oder auch da man zur gleichen
Zeit einige von diesen Mglichkeiten anwendet.
3. Dies insgesamt und wie man jedes einzelne davon anwenden mu,
haben die Griechen von Moses bernommen und erlernt.
4. Beispielshalber will ich das eine oder das andere Vorbild, das er <s 134>
fr die Feldherrnkunst gab, anfhren. Als Moses das Volk aus gypten
fortgefhrt hatte, vermutete er, da die gypter ihn verfolgen wrden;
deshalb verlie er den nchsten und krzesten Weg, wandte sich der
Wste zu und lie zumeist nur nachts marschieren.
5. Damit war noch eine andere Absicht verbunden, da nmlich die
Hebrer durch die groe Einsamkeit und die lange Zeit erzogen wurden,
indem sie sich durch verstndiges Ertragen an das einzige Vertrauen auf
Gottes Dasein gewhnten.
863
161.
1. Das Verfahren des Moses bei der Fhrung des Heeres lehrt, da man
vor dem Beginn eines gefhrlichen Unternehmens die Vorteile ersphen
und sich erst dann an die Ausfhrung machen soll.
2. Es geschah dann in der Tat, was er vermutet hatte. Die gypter
verfolgten ihn nmlich mit Reiterei und Streitwagen; aber die kamen gar
schnell um, da das Meer ber sie hereinbrach und sie samt Pferden und
Wagen verschlang, so da keine Spur von ihnen brigblieb.
864
3. Hernach fhrte die Hebrer durch unwegsames Land eine Feuersule,
die mit ihnen zog und vor ihnen her den Weg zeigte;
865
so wurden sie auf
mhevoller Wanderung zu Tapferkeit und Ausdauer erzogen und darin
gebt, damit ihnen nach dem Ertragen von so vielem, was ihnen
schrecklich vorkam, die Verhltnisse in dem Land, in das die Feuersule
sie geleitete, geradezu herrlich erschienen.
162.
1. Ferner grif er auch die Feinde, die vor ihnen in dem Lande saen, von
einem wenig begangenen und rauhen Weg aus an (darin zeigte sich die
vorzgliche Kunst des Heerfhrers), besiegte sie und machte sie nieder.
Denn es gehrte Erfahrung und Geschicklichkeit in der Heerfhrung
dazu, das Land der Feinde zu erobern.
2. Von dieser Kriegskunst des Moses erhielt Miltiades, der Feldherr der
Athener, der die Perser in der Schlacht bei Marathon besiegte, Kunde
und ahmte sie auf folgende Weise nach: Er fhrte die Athener so, da er
nachts durch unwegsames Gelnde marschierte und dadurch die ihm
auauernden Barbaren tuschte. Hippias, der von den Athenern
abgefallen war, hatte nmlich die Barbaren nach Attika gefhrt, hatte sich
863Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 1 268.
864Vgl. ?% 28,B6DB=.
865Vgl. e#d. 23,B2.
110
der wichtigsten Pltze, weil er das Land genau kannte,<s 135> im voraus
bemchtigt und hielt sie besetzt.
3. Es war also schwierig, der Beobachtung des Hippias zu entgehen;
daher bentzte Miltiades mit Recht das unwegsam,e Gelnde und die
Nacht, als er die Perser, deren Anfhrer Datis war, angrif, und gewann
mit denen, deren Fhrer er selbst war, den Sieg.
866
163.
1. Aber auch Trasybulos hatte, als er die Verbannten von Phyle aus
zurckfhrte und unbemerkt bleiben wollte, bei seinem Marsch durch
unwegsames Gelnde eine Feuersule zur Fhrerin.
2. Dem Trasybulos erschien bei mondloser Nacht und bei strmischer
Witterung ein Feuer, das vor ihm herzog und, nachdem es ihn mit seinen
Leuten sicher geleitetet hatte, in der Nhe von Munychia verschwand, da,
wo jetzt der Altar der Phosphoros ist.
867
3. Wenigstens durch diese Erzhlung sollten unsere Berichte den
Griechen glaubhaft werden, da es nmlich dem allmchtigen Gott
mglich ist, zu bewirken, da den Hebrern nachts eine Feuersule
voranzog, die ja auch ihnen selbst den Weg zeigte.
4. Es heit aber auch in einem Orakelspruch:
Sule dem Volke von Teben, der Bringer der Lust Dionysos,
868
unter dem Einu der hebrischen Geschichte.
5. Aber auch Euripides sagt in der Antiope:
Und in der Rinderhirten Haus
Des Bakchos Sule rings mit Efeulaub bekrnzt.
869
6. Die Sule bedeutet, da Gott nicht bildlich dargestellt werden kann,
und die leuchtende Sule bedeutet auer dem, da sie auf die
Unmglichkeit einer bildlichen Darstellung hinweist, das bestndige und
sich gleichbleibende Wesen Gottes und sein unvernderliches und an
keine Gestalt gebundenes Licht.
164.
1. Bevor man die Gestalten der Gtterbilder genau herstellen konnte,
errichteten die Alten Sulen und <s 136> verehrten diese als Abbilder der
Gottheit.
2. So schreibt der Verfasser der Phoronis:
Kallithoe, der olympischen Knigin Hera von Argos
Schlsselbewahrerin, sie, die als erste mit Krnzen und Quasten
Einst die gewaltige Sule der Herrscherin ringsum verzierte.
870
866 Vgl. Herodotos 6,234D227.
867 Vgl. <ene/hon, Hell. 11 8,4; !iodoros <1V 33; die 0hos/horos ist 'rtemis.
868 Hrac. Fr. B34 Hendess.
869 ?uri/ides, 'ntio/e Fr. B33.
870 0horonis Fr. 8 Ein>el.
111
3. Aber auch der Verfasser der Europia erzhlt, da das Kultbild des
Apollon in Delphi eine Sule war, in folgenden Versen:
Da wir den Zehnten dem Gott und der Ernte Erstlinge hngen
Dort an die heiligen Pfeiler und an die erhabene Sule.
Apollon ist aber der eine Gott, wenn man seinen Namen entsprechend
der Geheimlehre so versteht, da mit ihm die Mehrzahl verneint wird.
871
4. Jenes Feuer aber, das einer Sule glich, und das Feuer im Dornbusch
872
ist ein Sinnbild des heiligen Lichtes, das von der Erde aus hindurchdringt
und durch das Holz (des Kreuzes) wieder zum Himmel emporeilt, des
Lichtes, durch das uns auch die Fhigkeit, geistig zu sehen, geschenkt
worden ist.
XXV. Kapitel
165.
1. Der Philosoph Platon, der aus den Schriften des Moses manches ber
die Gesetzgebung gelernt hatte, tadelte an den Staatsverfassungen des
Minos und des Lykurgos, da sie ihren Blick ausschlielich auf die
Tapferkeit gerichtet htten, lobte dagegen als erhabener die Verfassung,
die immer nur einen Gesichtspunkt betone und immer nur einen einzigen
Grundsatz zugeneigt sei.
873
Denn er meint, da es sich fr uns mehr
gezieme, mit Kraft, Ehrbarkeit und Klugheit Philosophie zu treiben, mit
dem Blick auf das erhabene, himmlische Ziel, indem wir dabei
unvernderlich die gleiche Meinung ber die nmlichen <s 137> Dinge
htten.
874
2.Gibt er nicht mit anderen Worten die Lehren des Gesetzes wieder, das
gebietet, auf den einen Gott zu schauen und Gerechtigkeit zu ben?
875
3. Die Aufgabe des Staatsmannes ist aber nach seiner Anschauung
doppelter Art, nmlich einerseits die, Gesetze zu geben, andererseits die
mit dem gleichen Wort staatsmnnisch bezeichnete Aufgabe der
Staatslenkung, und mit Politikos (Staatsmann) im eigentlichen Sinn
meint er in dem gleichnamigen Buche den Weltschpfer; und die, die auf
ihn blicken und ttig und gerecht leben, zugleich aber auch nach der
geistigen Schau streben, nennt er gleichfalls Staatsmnner.
4. Die Ttigkeit des Staatsmannes, die in gleicher Weise wie die
gesetzgeberische benannt ist, gliedert er in die auf die ganze Welt sich
beziehende hochherzige Frsorge und die Anordnung fr das Verhalten
der einzelnen, das er Schicklichkeit, Ebenma und Sittsamkeit nannte;
876
(dieser Forderung ist dann erfllt,) wenn die Obrigkeit fr die Untertanen
871 -u der '#leitung des ;amens '/ollon von (%%%) und (%%%) vgl. 0lut. 5oral. /. 3=2 F; 3== F; 3C3 : und 0aul.D
Aisso"a 11 S/. B.
872?% 3,B.
8730laton, +esetze 1 /.6B6 '; 111 /.6== '; 1V /.437 !; <11 /.C87 !.
874!ieser Satz findet sich nicht #ei 0laton.
875 Statt des (#erlieferten (%%%) ist mit $eng#lad (%%%) zu lesen.
876 Vgl. 0laton, 0oliti>os /. 334 B; +orgias /. 73= '; Staat 1V /. 833 ?.
112
sorgt und die Untertanen der Obrigkeit gern gehorchen, ein Ziel, das die
Gesetzgebung des Moses erstrebt.
166.
1. Da Platon ferner (von Moses) gelernt hatte, da sich die Gesetzgebung
auf die Entstehung (einer menschlichen Gemeinschaft), die Verwaltung
des Staates aber auf die Freundschaft und Eintracht (in ihr) bezieht,
verband er mit den Gesetzen das Auftreten des Philosophen in der
Epinomis,
877
der von dem Kreislauf der ganzen Schpfung durch die
Wandelsterne wei;
878
dementsprechend verband er mit dem Staat einen
anderen Philosophen, den Timaios, der in der Sternkunde erfahren und
fhig ist, den Lauf jener Sterne und die enge Verbindung der Vorgnge bei
ihnen und ihre Gemeinschaft untereinander in geistigem Schauen zu
erfassen.
879
2. Denn das Ziel des Staatsmannes sowohl wie dessen, der nach dem
Gesetze lebt, ist das geistige Schauen; es ist also notwendig, den Staat in
der richtigen Weise zu verwalten; aber das Beste ist die <s 138>
Beschftigung mit der Philosophie.
3. Denn wer Verstand hat, fhrt das Leben so, da er sein ganzes Streben
auf die Erkenntnis richtet, indem er den geraden Lebensweg guter Werke
geht und unter Miachtung des Entgegengesetzten sich nur um die
Wissenschaften bemht, die zur Erlangung der Wahrheit beitragen.
4. Gesetz ist nicht das durch das Herkommen Gesetzte (denn auch
Gesicht ist nicht das Gesehene), auch nicht jede Meinung (denn nicht
auch die schlechte) vielmehr ist Gesetz die gute Meinung; gut aber ist die
wahre, und wahr ist die, welche das Seiende ndet und seiner teilhaftig
wird.
880
Der Seiende hat mich gesandt,
881
sagt Moses.
5. In bereinstimmung hiermit, nmlich mit der guten Meinung,
haben einige das Gesetz richtiges Wort genannt, das beehlt, was man
tun soll, und verbietet, was man nicht tun soll.
882
XXVI. Kapitel
167.
1. Deshalb ist von dem Gesetz mit Recht gesagt, es sei durch Moses
gegeben,
883
da es den Mastab fr Recht und Unrecht bilde. Und dieses
877!ie Schrift ?/inomis hat auch den Intertitel (%%%) /hiloso/os.
878 Vgl. 0laton, ?/inomis /. C44 B.
879 Vgl. e#d., $imaios /. B4 '.
880 Vgl. 0laton, 5inos /. 323 :; 328 ?; 327 '.
881Vgl. ?% 3,28.
882 :hr.sdi//os Fr. moral. 33B v. 'rnim.
883Vgl. 9oh 2,24.
113
von Gott durch Moses bergebene Gesetz knnen wir dem eigentlichen
Sinn nach Satzung nennen.
884
Jedenfalls fhrt es zum Gttlichen hin.
2. Es sagt aber auch Paulus: Das Gesetz wurde um der bertretungen
willen gegeben, bis der Same kme, auf den sich die Verheiung
bezieht.
885
Dann fgt er, gleichsam zur Erluterung des Gedankens,
hinzu: Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz in
Verwahrung gehalten, eingeschlossen, ofenbar durch die Furcht, um uns
von den Snden fernzuhalten, auf den Glauben hin. der geofenbart
werden sollte. Also ist das Gesetz unser Erzieher auf Christus hin
geworden, damit wir auf Grund des Glaubens gerechtfertigt wrden.
886
3. Fhig, Gesetze zu geben, ist aber derjenige, der jedem einzelnen
Seelenteile und dem Wirkungskreis dieser Teile die ihnen zukommende
Aufgabe zuweist.
887
Und Moses war sozusagen <s 139> ein lebendiges
Gesetz, da er sich von der richtigen Lehre leiten lie.
888
168.
1. Er schuf also eine gute Staatsverfassung; eine solche ist aber eine gute
Erziehung der Menschen
889
auf Grund des Lebens in Gemeinschaft. So
bte er die richterliche Ttigkeit aus, deren Aufgabe darin besteht, die
Verfehlungen der Gerechtigkeit wegen zu ahnden.
2. Verbunden mit ihr ist die strafende Ttigkeit, die es verstehen mu,
bei den Strafen das richtige Ma einzuhalten; wenn aber eine Strafe
gerecht ist, so kann sie eine Seele auf den rechten Weg zurckfhren.
890
3. Die ganze Fhrung des Moses ist sozusagen darauf bedacht, diejenigen
zu erziehen, die gut und trefich werden knnen, und solche zu erjagen,
die diesen hnlich sind; dies drfte eine Art Feldherrenkunst sein.
891
Und
die Fhigkeit, mit den durch das belehrende Wort Erjagten richtig
umzugehen, das ist wohl die im Geben von Gesetzen sich bewhrende
Weisheit; denn zu erwerben und zu verwenden ist ihr zu eigen, da sie die
am meisten knigliche Eigenschaft ist.
4. Nun verknden die Philosophen, da allein der Weise Knig,
Gesetzgeber, Feldherr, gerecht, heilig, von Gott geliebt sei.
892
Wenn wir
aber diese Eigenschaften bei Moses nden, wie sich aus der Schrift selbst
zeigen lt, dann knnen wir wohl mit voller berzeugung Moses in der
Tat weise nennen.
884 Vgl. Hes.chios s.v. (%%%).
885+al 3,2C.
886?#d. B,B3 f.
887Vgl. die !efinition des Begriffes *gerecht, 0aid. 1 68 2 mir 'nm.
888Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 1 26B; 11 8.
889 Vgl. 0laton, 5ene%enos /. B3= :.
890 Vgl. e#d. 0rotagoras /. 3B8 B. T -u 26=,2.B.8; 26C,2 vgl. :hr.si//os Fr. mor. 33B v. 'rnim.
891 Vgl. 0laton, ?uth.demos /. BC3 BD!.
892Vgl. Strom. 11 2C,8.
114
169.
1. Wie wir es nun fr die Aufgabe des Hirten erklren, fr die Schafe zu
sorgen (der gute Hirte setzt sein Leben fr die Schafe ein
893
) so werden
wir es auch als die Aufgabe des Gesetzgebers bezeichnen, bei den
Menschen ein tugendhaftes Verhalten zu bewirken, dadurch, da er das
im Menschen vorhandene Gute so viel wie mglich zur Entfaltung bringt,
da es ja seine Aufgabe ist, die Menschenherde
894
zu beaufsichtigen und
fr sie zu sorgen.
2. Wenn aber die Herde, von der der Herr in einem Bilde redet,
895
nichts
anderes ist als eine <s 140> Menschenherde so wird der nmliche
sowohl guter Hirte als auch Gesetzgeber einer einzigen Herde der auf ihn
hrenden Schafe sein,
896
jener wirklich einzigartige Frsorger, der das
Verlorene mit Gesetz und Wort aufsucht und ndet,
897
da ja das Gesetz
geistlich
898
ist und zur Glckseligkeit fhrt. Denn was durch Heiligen
Geist entstanden ist, das ist geistlich.
899
3. Derjenige ist aber der wahre Gesetzgeber, der das Gute und Schne
nicht nur verheit, sondern auch wirklich kennt. Und auch das Gesetz
dessen, der diese Kenntnis besitzt, ist das heilbringende Gebot, vielmehr
ist das Gesetz ein Gebot voll von Erkenntnis: denn Kraft und Weisheit
ist das Wort Gottes.
900
4. Andererseits ist auch Ausleger der Gesetze eben der, durch den das
Gesetz gegeben wurde,
901
der erste Ausleger der gttlichen Gebote, der
den Scho des Vaters verkndende eingeborene Sohn.
902
170.
1. Sodann knnen diejenigen, die dem Gesetz gehorchen, deswegen, weil
sie eine gewisse Kenntnis von ihm haben, ihm den Glauben nicht
verweigern und sich der Erkenntnis der Wahrheit nicht entziehen;
diejenigen dagegen, die unglubig sind und die Werke durchaus nicht
vollfhren wollen, sind, wie man zugeben mu, mehr als irgend jemand
sonst ohne Erkenntnis der Wahrheit.
2. Worin besteht also der Unglaube der Griechen? Doch wohl darin, da
sie der Wahrheit nicht glauben wollen, die behauptet, da das Gesetz von
Gott durch Moses gegeben sei,
903
da sie ja sogar selbst auf Grund ihrer
eigenen berlieferungen Moses ehren mssen.
3. Von Minos erzhlen sie, da er alle neun Jahre in die Grotte des Zeus
gegangen sei und von ihm die Gesetze erhalten habe; und von Lykurgos
893Vgl. 9oh 23,22.
894 Vgl. Strom. 1 276, 3; 0laton, 0oliti>os /. B66 :.
895Vgl. 9oh 23,26.
896Vgl. Vgl. 9oh 23,26.
897Vgl. L> 27,8; 2C,23; 5t 2=,22.
898Vgl. G@m 4,28.
899Vgl. 9oh 3,6.
9002 Eor 2, B8.
901Vgl. 9oh 2,24.
902Vgl. e#d. 2,2=.
9039oh 2,24.
115
schreiben Platon und Aristoteles und Ephoros, da er hug nach Delphi
zu Apollo gekommen und von ihm in der Gesetzgebung unterwiesen
worden sei.
904
Und Chamaileon von Herakleia in seiner Schrift ber die
Trunkenheit und Aristoteles in der Staatsverfassung der Lokrer
berichten, da der Lokrer Zaleukos seine <s 141> Gesetze von Athene
erhalten habe.
905
.
4. Wenn sie so nach dem Vorbild des prophetischen Berichts ber Moses
das Ansehen der griechischen Gesetzgebung steigern und auf die Gottheit
zurckfhren wollen, so sind sie undankbar, weil sie nicht ofen die
Wahrheit und das Vorbild der bei ihnen verbreiteten Erzhlungen
eingestehen.
XXVII. Kapitel
171.
1. Nun soll niemand das Gesetz wegen der von ihm verhngten Strafen als
nicht schn und gut verklagen. Denn wenn der als Wohltter angesehen
wird, der eine krperliche Krankheit beseitigt, so mu doch gewi
derjenige, der die Seele von Ungerechtigkeit frei zu machen sucht, um
ebenso viel hher als Frsorger angesehen werden, als die Seele
wertvoller ist als der Krper.
906
2. Nun ertragen wir ja der Gesundheit unseres Krpers wegen Schneiden
und Brennen und das Einen von bitteren Arzneien, und derjenige, der
all dies bei uns anwendet, wird Retter und Arzt genannt, da er nicht
infolge irgendeiner Migunst oder Feindschaft gegen den Kranken,
sondern so, wie es die Lehren seiner Kunst gebieten, verfhrt und sogar
ganze Glieder entfernt, damit die gesunden nicht zusammen mit ihnen
zugrunde gehen, und niemand wird die rztliche Kunst der Bosheit
zeihen.
3. Sollten wir da nicht der Seele wegen in gleicher Weise Verbannung
oder Geldstrafen oder Gefngnis ertragen, wenn man nur aus der
Ungerechtigkeit je Gerechtigkeit gewinnen kann?
907
4. Denn das Gesetz, das sich der Gehorsamen frsorglich annimmt,
erzieht zur Gottesfurcht, beehlt das, was man tun soll, und sucht jeden
von den Verfehlungen abzuhalten, indem es fr die geringeren
Verfehlungen Strafen auferlegt; wenn es aber jemand so beschafen sieht,
da er unheilbar erscheint, weil er den Gipfel der Ungerechtigkeit
erreicht hat, dann erst entfernt es aus Frsorge fr die anderen, damit sie
nicht von ihm ins Verderben gezogen werden, gleichsam ein Glied des
ganzen Krpers und ttet einen solchen Menschen zum grten Segen
fr die anderen.
908
904 Vgl. 0laton, 5inos /. 32C :; +esetze 1 /. 6B8 '; 63B !; 'ristoteles Fr. 737 Gose; ?/horos F+rHist 43 F 248; Val.
5a%. 1 B e%t.; Stra#on < 8,= /. 846.
905 :hamaileon Fr. BC Eoe/>e; 'ristoteles Fr. 78= Gose
906 Vgl. 0aid. 1 6.
907 -u 242,B.3 vgl. 0aid. 1 ==.
908 Vgl. 0laton, +orgias /. 7B7 B:.
116
172.
1. Wenn wir vom Herrn gerichtet werden, sagt der Apostel, werden
wir gezchtigt, auf da wir nicht <s 142> mitsamt der Welt verdammt
werden.
909
2. Zuvor schon hatte ja der Prophet gesagt: Hart zchtigte mich der
Herr, aber dem Tode gab er mich nicht preis.
910
Um dich seine
Gerechtigkeit zu lehren, zchtigte er dich, heit es, und versuchte er
dich und lie dich in der Wste Hunger und Durst leiden, damit alle
seine Rechte und Gerichte, die ich dir heute verkndige, in deinem
Herzen ofenbar werden, und du wirst in deinem Herzen erkennen, da
so, wie ein Mensch seinen Sohn erzieht, dich der Herr, unser Gott,
erziehen wird.
911
3. Um zu zeigen, da das Beispiel bessert, sagt er sogleich: Wenn ein
Kluger sieht, wie ein Schlechter bestraft wird, so wird er dadurch selbst
wirksam erzogen. Denn Anfang der Weisheit ist die Furcht vor dem
Herrn.
912
173.
1. Es ist aber die grte und vollkommenste Leistung, wenn jemand einen
anderen vom beltun zur Tugend und zum rechtschafenen Handeln zu
bekehren vermag; dieses ist es aber, was das Gesetz bewirkt.
2. Wenn daher jemand von Frevelsinn und Habgier berwltigt wurde
und so in eine Art unheilbarer Krankheit geraten ist, so ist der Tod doch
wohl eine Wohltat fr ihn.
3. Eine solche wohlttige Wirkung geht von dem Gesetz aus, das die
einen, wenn sie nur auf seine Worte hren wollen, aus Ungerechten zu
Gerechten machen kann, die anderen aber von den beln, in die sie
verstrickt sind, befreit.
913
4. Denen nmlich, die sich entschlieen, sittsam und gerecht zu leben,
verheit das Gesetz unsterbliches Leben. Die Kenntnis des Gesetzes ist
ein Zeichen vortreficher Gesinnung;
914
und an einer anderen Stelle
heit es: Schlechte Leute verstehen das Gesetz nicht; die aber den Herrn
suchen,werden alles Gute verstehen.
915
5. In der Tat mu die ber alles waltende Vorsehung Macht und Gte in
sich verbinden; denn beide Eigenschaften bewirken Heil, die eine als
Trgerin der Macht, indem sie durch Strafen bessert, die andere als
Wohltterin, indem sie sich durch Gutestun als liebreich erweist.
9092 Eor 22,3B.
9100s 224,2=.
911Vgl. !tn =,Bf.22.7.
912S/r BB,3f.
913 ?s ist an die Befreiung durch den $od zu den>en.
914S/r C,23.
915?#d. B=,7.
117
6. Es ist aber fr jeden mglich, da er nicht ein Sohn des
Ungehorsams
916
ist, sondern aus der Finsternis zum Leben
hindurchdringt
917
und, indem er der <s 143> Weisheit sein Ohr fnet,
zuerst ein rechtschafener Knecht Gottes ist, sodann ein treuer Diener
wird,
918
der Gott, den Herrn, frchtet; wenn aber jemand noch weiter
emporsteigt, so ist es mglich, da er unter die Shne (Gottes)
aufgenommen wird; und wenn die Liebe die Menge der Snden
zugedeckt hat,
919
so kann er, eingereiht in die auserwhlte Kindschaft,
die als von Gott geliebt bezeichnet ist,
920
und herangewachsen in der
Liebe, die Erfllung seliger Hofnung erlangen und sodann das Gebet
singen und sagen: Der Herr soll mein Gott sein.
921
174.
1. Die wohlttige Wirkung des Gesetzes hat der Apostel in dem an die
Juden gerichteten Schriftabschnitt dargelegt, indem er etwa so schreibt:
Wenn du dich einen Juden nennst und dich auf das Gesetz verlssest
und dich Gottes rhmst und Gottes Willen kennst und, unterwiesen aus
dem Gesetz, das, worauf es ankommt, zu prfen verstehst und dir
zutraust, ein Fhrer fr Blinde zu sein, ein Licht fr die in Finsternis
Lebenden, ein Erzieher der Unverstndigen, ein Lehrer der Unmndigen,
weil du im Gesetz die Verkrperung der Erkenntnis und der Wahrheit
besitzest, -
922
2. Denn da dies die Wirkung des Gesetzes ist, wird allgemein
zugestanden, wenn auch diejenigen, die ihren Lebenswandel nicht nach
dem Gesetz richten, sich brsten, als ob sie in dem Gesetze lebten. Wohl
dem Menschen, der Weisheit fand, und dem Sterblichen,der Einsicht
gewann; aus ihrem Mund, dem der Weisheit selbstverstndlich, kommt
Gerechtigkeit; Gesetz und Mitleid trgt sie auf ihrer Zunge.
923
3. Denn eines einzigen Herrn Werk, der Kraft und Weisheit Gottes
924
ist, ist das Gesetz sowohl wie das Evangelium; und die gleiche Furcht, die
vom Gesetz erzeugt wurde, ist auch barmherzig, um zum Heile zu fhren.
Barmherzigkeit und Treue und Wahrheit sollen dich nicht verlassen;
hnge sie dir um den Hals!
925
916Vgl. ?/h B,B; 7,6 (Eol 3,6).
917Vgl. 2 9oh 3,28.
918Vgl. He#r 3,7f.
9192 0etr 8,=.
920Vgl. G@m =,B3 und vielleicht 9a> B,B3.
921Vgl. +en B=,B2.
922G@m B,24DB3; der Satz ist unvollstndig angef(hrt.
923S/r 3,23.26a.
9242 Eor 2,B8.
925S/r 3,3.
118
175.
1. Ebenso wie Paulus macht die Weissagung dem Volk den Vorwurf, da
es das Gesetz nicht verstehe: Vernichtung und Elend ist auf ihren
Wegen, und den Weg des Friedens kennen sie nicht.
926
Keine
Gottesfurcht steht vor <s 144> ihren Augen
927
2. Whrend sie sich ihrer Weisheit rhmten, sind sie zu Toren
geworden.
928
Wir wissen aber, da das Gesetz vortrefich ist, wenn
man es dem Gesetz entsprechend (d.i. richtig)
929
gebraucht. Jene Leute
aber, die Gesetzeslehrer sein wollen, verstehen nicht, sagt der Apostel,
weder was sie sagen, noch was sie mit Bestimmtheit versichern. Das
Endziel der Heilspredigt ist aber Liebe aus reinem Herzen und gutem
Gewissen und ungeheuchelten Glauben.
930
XXVIII. Kapitel
176.
.
931
Die bei Moses berlieferte Philosophie zerfllt in vier Teile: in den
geschichtlichen Teil und die Gesetzgebung im eigentlichen Sinn (diese
zwei Teile kann man wohl zur Sittenlehre rechnen), drittens in den
Abschnitt von den Opfergebruchen,
932
der bereits ein Stck der
Naturlehre ist.
2. Und zuletzt steht an vierter Stelle der Abschnitt ber Teologie, die
geistige Schau, von der Platon sagt, da sie zu den wahrhaft groen
Mysterien gehre,
933
whrend Aristoteles dieses Gebiet der Philosophie
Metaphysik nennt.
934
3. Auch die Dialektik Platons ist, wie er im Politikos sagt, eine Art
Wissenschaft, die darin geschickt ist, die Erklrung des Seienden
ausndig zu machen;
935
ihr Besitz ist aber fr den Verstndigen nicht zu
dem Zweck erstrebenswert, da er sie beim Reden und Handeln im
Verkehr mit anderen Menschen verwende, wie das die Dialektiker der
Gegenwart tun, die sich mit Sophistik abgeben, sondern zu dem Zweck,
da er Gottwohlgeflliges reden und Gottwohlgeflliges tun kann, alles,
soweit es fr ihn mglich ist.
926G@m 3,26f. (9es 7C,4f.).
927G@m 3,2= (0s 37,B).
928G@m 2,BB.
929 1m +riechischen ist ein Aorts/iel, (%%%) und (%%%), ge#raucht.
9302 $im 2,=.4.7.
931!as folgende ist in den 0salmenscholien #ei 0itra, 'nalecta sacra 111 S.23C #en(tzt.
932Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 B.86 f.
933;icht "@rtlich #ei 0laton; doch vgl. 0haidr. /. B73 :; S.m/. /. B3C ?. B23'.
934!ie Bezeichnung geht nicht auf 'ristoteles sel#st, sondern auf 'ndroni>os zur(c>.
935Vgl. 0laton, 0oliti>os /. B=4 '.
119
177.
<s 145> 1. Da nun die wahre Dialektik mit der wahren Philosophie
verbunden ist, erwgt sie die Tatsachen und prft die Fhigkeiten und
Krfte; so steigt sie allmhlich zu dem allerhchsten Sein empor und
wagt sich noch darber hinaus bis zum Gott des Weltalls; darum macht
die sich auch anheischig, nicht eine auf Erfahrung beruhende Kenntnis
der irdischen Dinge, sondern ein Wissen vom Gttlichen und
Himmlischen zu lehren, dessen Folge dann auch die ihm eigene
Geschicklichkeit in der Behandlung der menschlichen Angelegenheiten
ist, mag es sich dabei um Worte oder um Taten handeln.
936
2. Mit Recht will daher die Schrift, da wir Dialektiker von solcher Art
werden, und gibt uns deswegen die Ermahnung: Werdet zuverlssige
Geldwechsler!,
937
indem ihr das Schlechte verwerft, das Gute aber
behaltet.
938
3. Denn diese wahre Dialektik ist der Scharfsinn, der die geistigen Dinge
zu unterscheiden wei und bei jedem einzelnen Ding vllig unvermischt
und rein aufzeigen kann, was ihm zugrunde liegt, oder die Fhigkeit, die
verschiedenen Arten der Dinge zu unterscheiden, wobei sie bis zu den
letzten Einzelheiten hinabsteigt und jedes einzelne Ding so, wie es rein
fr sich ist, in Erscheinung treten lt.
178.
1. Deshalb fhrt auch sie allein zur wahren Weisheit, die eine Gotteskraft
ist, fhig, das Seiende als Seiendes zu erkennen, mit Vollkommenheit
ausgestattet, frei von jeder Gemtserregung, nicht ohne die Hilfe des
Heilands, der durch das gttliche Wort von der Sehkraft unserer Seele
den infolge schlechten Wandels
939
vor ihr ausgebreiteten Nebel der
Unwissenheit wegnahm und uns die beste Sehkraft wiedergab,
Da wir deutlich erkennen den Gott und den sterblichen Menschen.
940
2. Er ist es, der uns wahrhaft gezeigt hat, wie wir uns selbst erkennen
mssen; er ist es, der den Vater des Weltalls enthllt, wem er will, soweit
die menschliche Natur <s 145> dies fassen kann. Denn niemand hat den
Sohn erkannt als der Vater und niemand den Vater als der Sohn und wem
der Sohn ihn ofenbaren will.
941
936Vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
937-u diesem nicht >anonischen Herren"ort vgl. Gesch, 'gra/ha, B,'ufl., 'gra/hon =4 S. 22B ff.; Go/es, S/r(che 9esu
S. 282; vgl. Strom. 11 27,8; V1 =2,B; V11 C3,7.
938Vgl. 2 $hess 7,B2.
939Vgl. 2 0etr 2,2=; B 0etr B,4.
940Vgl. Hom. 1l 7,2B4 f.; 0rotr. 228,2; das -itat stammt hier aus 0laton, 'l>i#iades 11 /.273 !.
9415t 22,B4.
120
179.
1. Mir Recht sagt daher der Apostel, er habe durch eine Ofenbarung das
Geheimnis kennengelernt, wie ich frher in wenigen Worten
geschrieben habe; daraus knnt ihr, wenn ihr es lest, mein Verstndnis fr
das Geheimnis Christi erkennen.
942
2. Daraus knnt ihr, sagt er, weil er wute, da einige nur Milch zu
sich genommen hatten und noch nicht auch feste Speise,
943
vielleicht
sogar nicht einfach Milch.
3. In vierfacher Weise
944
mssen wir auch den Sinn des Gesetzes
aufassen, entweder so, da es uns irgendein Vorbild zeigt, oder so, da es
uns ein Zeichen gibt, oder so, da es uns ein Gebot fr einen richtigen
Lebenswandel einprgt, oder so, da es uns als Weissagung etwas
ofenbart.
4. Solche Aufassungen zu unterscheiden und vorzutragen, das erfordert,
wie ich wohl wei, mnnliche Reife; denn fr das Verstndnis ist die
ganze Schrift wirklich nicht ein einziges Mykonos,
945
wie das
Sprichwort sagt; man mu sich ihr vielmehr, soweit das mglich ist, mit
den Mitteln der Dialektik nahen, um die Folgerichtigkeit der gttlichen
Lehre zu erfassen.
XXIX. Kapitel
180.
1. Daher sagt der gyptische Priester bei Platon ganz richtig: Ach Solon,
Solon, sagte er, ihr Griechen seid immer Kinder, da ihr in euren Seelen
keinerlei althergebrachte, auf alter berlieferung beruhende Anschauung
habt; und unter den Griechen ist keiner ein Greis.
946
2. Dabei nannte er, wie ich glaube, Greise diejenigen, die die lteste
Geschichte, d.i. unsere Geschichte, kennen, wie anderseits junge Leute
diejenigen, die nur die neuere <s 147> Geschichte und die Vorgnge bei
den Griechen, die sich gestern und vor ganz kurzer Zeit ereignet haben,
als alt und ursprnglich kennen.
3. Er fgte daher hinzu: ein altersgraues Wissen,
947
da die bildlichen
Ausdrcke, deren wir uns bedienen, nach einer gewissen bei Barbaren
blichen Gewohnheit formlos und nicht leicht verstndlich sind. Freilich
kommen die Verstndigen ohne besondere Mhe an die ganze Form des
sprachlichen Ausdrucks heran.
948
942?/h 3,3f.
943Vgl. 2 Eor 3,B.
944 !as (#erlieferte (%%%) ist richtig; es ist die erste !eutung des (%%%) ausgefallen; sie steht in den 0salmenscholien (vgl.
o#en 'nm. 7 zu V 246,2)) (%%%). !iese Aorte sind nach (%%%) einzuschie#en, statt dessen #ei 0itra (%%%) steht. 'us
0itra ist vor (%%%) auch noch (%%%) einzuschie#en.
945!ie s/rich"@rtliche Gedensart "ird ange"endet, "enn man alles (auch innerlich Verschiedenes) gleichmig
#ehandelt; (#er die verschiedenen Versuche, die Gedensart zu er>lren, vgl. 0aul.DAissso"a <V1 S/. 2332,8B ff.
9460laton, $imaios /. BB B.
9470laton, $imaios /. BB B.
948!as *altersgrau, "ird als eine 'ns/ielung auf 5angel an Sorgfalt und an guter Form aufgefat.
121
4. Von den Griechen aber sagt er, da sich ihre Anschauungen nur wenig
von Mrchen d.h. Kindern unterscheiden.
949
Denn man darf die Stelle
nicht als Kindermrchen aufassen und ebensowenig als Mrchen, die
bei den Kindern entstanden sind.
5. Kinder nannte er vielmehr die Mrchen selbst und deutete damit an,
da die, welche sich bei den Griechen fr weise halten, nur wenig
Einsicht haben; dabei dachte er an das altersgraue Wissen, nmlich die
bei den Barbaren vorhandene uralte Wahrheit, und setzte diesem
Ausdruck den Ausdruck Mrchen, d.h. Kind entgegen. Damit
brandmarkte er die mit Mrchen zu vergleichenden (geschichtlichen)
Versuche der Jngeren, weil sie gleich Kindern kein Alter haben, und
bezeichneten so in gleicher Weise beide, sowohl ihre Mythen als auch
ihre (geschichtlichen) Erzhlungen, als etwas Kindliches.
950
181.
.Gttlich sagt daher die Erscheinung, die zu Hermas in der Ofenbarung
spricht: Die Gesichte und Ofenbarungen (werden dir zuteil) wegen der
Zweier, die in ihrem Herzen berlegen, ob dies wohl wirklich ist oder ob
es nicht ist.
951
2. Ebenso suchen sie auch
952
aus einem beru reichen Wissens sichere
Beweise zu gewinnen und den beweisenden Worten Gewiheit und
sicheren Grund zu geben, soweit noch ihr Sinn wie der junger Leute hin
und her attert.
953
3.Eine Leuchte ist ein gutes Gebot <s 148> nach der Schrift, und das
Gesetz ist ein Licht auf dem Wege; denn die Wege des Lebens zeigt die
Zucht auf.
954
4. Das Gesetz ist aller Knig,
Der Sterblichen sowohl wie der Unsterblichen,
sagt Pindaros.
955
5. Ich verstehe aber diese Worte so,da damit der gemeint ist, der das
Gesetz gegeben hat; und ich fasse auch die folgenden Verse des Hesiodos
als von dem Gott des Alls gesagt auf, wenn auch der Dichter nur auf
Grund unsicherer Vermutung, nicht infolge klarer Erkenntnis so
gesprochen hat.
6. Denn der Kronide hat folgende Ordnung auf Erden gegeben:
Fische und Tiere des Feldes und schnellbeederte Vgel
Sollen einander verzehren, dieweil bei ihnen kein Recht gilt;
Aber den Menschen verlieh er das Recht, das weitaus das beste.
956
949Vgl. 0laton, $imaios /.B3 B.
950-u dem Interschied z"ischen (%%%) m.thos und (%%%) logos vgl. Suis div. salv. 8B,2 mit 'nm.
951Hermas, Vis. 111 8,3.
952 Su#&e>t sind *die -"eifler, (2=2,2); (%%%) ist vor (%%%) mit Inrecht eingesetzt, (%%%) vor (%%%) ist mit Inrecht
getilgt; vgl. zu dem 'rti>el vor (%%%) 0aid. 1 6,7; C,2; 11 88,B.
953 Vgl. Hom. 1l. 3,23=.
954S/r 6,B3.
955 0indaros Fr. 26C Schroeder; vgl. Strom. 11 2C; Hrigines, +eg. :elsus V 38.83.
956 Hesiodos, Aer>e B46DB4C; vgl. 0lut. 5oral. /. C68 B.
122
182.
1. Mag er nun das zugleich mit der Schpfung oder das spter gegebene
Gesetz meinen, so stammt jedenfalls von Gott sowohl das angeborene als
auch das durch Lernen erworbene Gesetz, da es ein und dasselbe ist, wie
auch Platon im Staatsmann sagt, da es nur einen einzigen Gesetzgeber
gebe,
957
und in den Gesetzen, da nur ein einziger Musik wirklich
verstehen werde,
958
womit er lehrt, da es nur einen einzigen Logos und
nur einen einzigen Gott gibt.
2. Moses aber nennt ofenbar den Herrn Bund, wenn er sagt: Siehe,
hier bin ich; mein Bund ist mit dir.
959
Nachdem er schon vorher Bund
gesagt hatte,
960
fgt er hinzu: Suche ihn nicht in einer schriftlichen
Aufzeichnung! Denn Bund ist Gott selbst, der <s 149> Urheber des Alls,
der die Weltordnung schaft;
961
denn (xxx) (theos Gott) hat seinen Namen
von (xxx) ( thesis Satzung) und von der Ordnung.
962
3. In der Predigt des Petrus aber kann man den Herrn Gesetz und
Wort genannt nden.
963
Aber hier soll der erste Teppich unserer wissenschaftlichen Darlegung
gem der wahren Philosophie abgeschlossen sein.
9570laton, 0oliti>os /.332 :; 33C :!.
958Vgl. e#d. +esetze 11 /.67= ?. 67C '.
959+en 24,8.
960?#d. 24,B. T 1m folgenden ist der verder#te $e%t mit Elostermann auf +rund von 0hilon, Suaest. in +en. 111 8B /. B23
'ucher so zu ver#essern) (%%%).
961 1ch lese hier, zum $eil im 'nschlu an Elsotermann) (%%%).
962Vgl. Herodotos B,7B.
963Eer.gma 0etri Fr. 2 v. !o#sch(tz; vgl. Strom. 11 6=,B; ?cl. /ro/h. 7=.
123
Zweites Buch
I. Kapitel
1.
<s 150> 1. Da die Schrift die Griechen Diebe
964
an der barbarischen
(nichtgriechischen) Philosophie genannt hat, drfte es wohl unsere
nchste Aufgabe sein, davon zu handeln, wie dies in Krze bewiesen
werden kann. Denn wir werden nicht nur zeigen, da sie unsere
Erzhlungen von ungewhnlichen Ereignissen in ihren Schriften
nachahmen, vielmehr werden wir sie dazu noch auch dessen berfhren,
da sie die wichtigsten Lehren ausplndern und verflschen, da ja, wie
wir nachwiesen
965
unsere Schriften lter sind. Ferner wird in den
Abschnitten ber Glauben und Weisheit, ber Erkenntnis und Wissen,
ber Hofnung und Liebe, ber Bue und Enthaltsamkeit, und vor allem
auch ber Gottesfurcht (das ist geradezu ein Schwarm von Tugenden
966
der Wahrheit
967
) all das besprochen werden,
2. was die Darstellung hinsichtlich der uns hier vorliegenden Aufgabe
erfordert; und (es wird gezeigt werden) da die wissenschaftlich
hochstehenden Vertreter der alten Philosophie vor allem die
geheimnisvolle Ausdrucksweise der barbarischen Philosophie, jene mit
Sinnbildern und Rtselworten arbeitende Darstellungsweise,
nachahmten, die ja fr die Erkenntnis der Wahrheit uerst ntzlich, ja
vielmehr ganz unentbehrlich ist.
2.
1. Die Fortsetzung dazu mu, wie ich meine, bilden, da wir uns gegen
die Angrife der Griechen verteidigen, unter Verwendung einiger weniger
Schriftstellen, und so versuchen, ob vielleicht auch der Jude, wenn er uns
hrt, sich allmhlich von dem, was er glaubte, zu dem bekehren knnte,
den er verworfen hat.
2. Sodann wird sich <s 151> geeigneterweise gegen die achtenswerten
unter den Philosophen ein von Liebe eingegebener Tadel richten sowohl
wegen ihres Lebens als auch wegen der Erndung der neuen Lehren.
Dabei wollen wir uns nicht etwa an unseren Anklgern rchen; das liegt
uns vllig fern, da wir ja gelehrt worden sind, die zu segnen, die uns
uchen,
968
selbst wenn sie ohne Grund Lsterworte gegen uns vorbringen;
vielmehr ist unser Ziel ihre Bekehrung, indem wir versuchen, ob sich die
so beraus Weisen vielleicht schmen, wenn sie durch Tadelworte aus
Barbarenmund zurechtgewiesen werden, so da sie, wenn auch spt,
964Vgl. 9oh 23,=.
965Vgl. Strom. 1 232 ff.
966Vgl. 0laton, 5enon /. 4B '.
967 (%%%) ist zu streichen; die Schlu>lammer schon nach (%%%) zu setzen.
968Vgl. L> 6,B=; 5t 7,88.
124
schlielich doch einzusehen vermgen, welchen Wert eigentlich die
Gelehrsamkeit hat, deretwegen sie die Reisen ber das Weltmeer
unternehmen.
3. Denn einerseits mu man auch gerade das aufzeigen, was sie nur als
gestohlenes Gut besitzen, wodurch ihnen ihr Selbstbewutsein
genommen wird; andererseits mu man das als irrig erweisen, womit sie
sich als eigener Erndungen brsten als Leute, die sich selbst erforscht
haben.
969
Nebenher ist auch chtig ber die sogenannte allgemeine
Bildung zu reden, nmlich darber, wozu sie ntzlich ist, und ber die
Sternkunde und ber die mathematische Wissenschaft und ber die
Weisheit der Magier und ber die Zauberkunst.
4. Denn die Panhellenen rhmen sich auch dieser Dinge als gar wichtiger
Wissenszweige. Wer aber mit Freimut tadelt, stiftet Frieden.
970
3.
1. Wir haben aber schon oft gesagt, da wir weder darin gebt sind noch
uns berhaupt darum bemhen, ein feines Griechisch zu schreiben; denn
dies ist nur dazu gut, die Masse von der Wahrheit abzulenken. Die
richtige Weisheitslehre dagegen wird den Hrern nicht einen
sprachlichern Genu bereiten, sondern ihre Einsicht frdern.
2. Wer sich um die Wahrheit bemht, darf, wie ich meine, seine Sprache
nicht mit sorgfltiger berlegung gestalten, sondern mu versuchen, das,
was er sagen will, einfach so auszudrcken, wie er es eben kann. Denn
wer nur auf den sprachlichen Ausdruck Wert legt und sich ausschlielich
mit ihm abgibt, dem geht der Inhalt verloren.
971
3. Nun ist der Grtner darin geschickt, die unter Dornen wachsende <s
152> Rose zu pcken, ohne sich zu verletzen, und der Fachmann darin,
die im Fleisch der Auster verborgene Perle zu nden.
4. Und von den Hhnern sagt man, da ihr Fleisch dann am
schmackhaftesten sei, wenn man ihnen nicht reichliche Nahrung
vorwirft, sondern sie selbst mit den Fen am Boden scharren und sie
sich so ihr Futter mit Anstrengung suchen.
5. Wenn man nun die Lehre aus diesen Beispielen zieht und die
Wahrheit, die unter den vielen Wahrscheinlichkeitslehren der Griechen
wie unter den Masken das wirkliche Gesicht verborgen ist, zu erkennen
strebt,
972
so wird man sie nach eifrigem Bemhen schlielich ausndig
machen. Denn die Erscheinung sagt zu Hermas in dem Gesicht: Was dir
ofenbart werden kann, wird dir ofenbart werden.
973
969Vgl. Hera>leitos Fr.232 !iels; 0lut. 5oral. /. 222= :.
970S/r 23,23.
971 Sacr. 0ar. B22.B2B Holl; vgl. Hor. 'rs /oet. 322.
972 Statt (%%%) ist (%%%) zu lesen.
973Hermas, Visio 111 3,8.
125
II. Kapitel
4.
.Sei nicht stolz auf deine Weisheit! sagen die Sprichwrter, aber auf
allen Wegen denke an sie, damit sie deine Wege in gerader Richtung
lenke; und dein Fu soll nicht anstoen.
974
Mit diesen Worten will die
Schrift zeigen, da die Taten den Reden entsprechen mssen;
975
ferner
will sie darauf hinweisen, da wir aus aller Bildung das Ntzliche
auswhlen und uns zu eigen machen mssen.
2. Die Wege der Weisheit sind ja mannigfach, die auf den Weg der
Wahrheit hinfhren; dieser Weg aber ist der Glaube. Und dein Fu soll
nicht anstoen,
976
sagt sie mit Beziehung auf einige, die sich der
einzigartigen, gttlichen Weltregierung und Vorsehung zu widersetzen
scheinen.
3. Deswegen fgt sie hinzu: Halte dich nicht selbst fr verstndig, wie
das bei den gottlosen Gedanken der Fall ist, die im Widerspruch zur
gttlichen Weltregierung stehen, sondern frchte Gott, der allein die
Macht hat;
977
woraus folgt, da man sich Gott in nichts widersetzen soll.
4.berdies lehrt auch der darauf folgende Satz deutlich, da die Furcht
vor Gott ein Vermeiden des Bsen ist.
978
<s 153> Es heit nmlich: Und
vermeide alles Bse!
979
Das ist es, wozu die Weisheit erziehen will.
Denn wen der Herr liebt, den zchtigt er,
980
indem er ihn Schmerzen
erleiden lt, auf da er verstndig werde, und ihn in Frieden und
unvergngliches Wesen versetzt.
5.
1. Die barbarische Philosophie also, mit der wir uns beschftigen, ist in
der Tat vollkommen und wahr. Es heit ja in der Weisheit: Denn er
selbst hat mir untrgliches Wissen von den Dingen gegeben, so da ich
die Beschafenheit der Welt kenne, und die folgenden Worte bis: und
die Heilkrfte der Wurzeln.
981
Mit diesen Versen hat er die ganze
982
Kenntnis der Natur, alles Erschafenen, das es in der Sinnenwelt gibt,
zusammengefat.
2.Dann deutet er aber auch auf die geistige Welt hin, indem er so
fortfhrt: Alles, was verborgen und ofenbar ist, habe ich kennengelernt;
denn die Weisheit, die alles kunstvoll schuf, lehrte es mich.
983
974S/r 3,7.6.B3.
975Vgl. 0rotr. 2B3,2 mit 'nm.
976S/r 3,B3.
977S/r 3,4; *der allein die 5acht hat, aus 5t 23,B=.
978Vgl. die !efinition von *Furcht, 0aid. 1 232,2; Strom 11 3B mit 'nm.
979S/r 3,4.
980?#d. 3,2B.
981Aeish 4,24.B3.
982 Statt (%%%) ist (%%%) zu lesen.
983Aeish 4,B2f.
126
3. In kurzen Worten hast du hier, was unsere Philosophie zu lehren sich
anheischig macht. Das Erlernen dieser Dinge fhrt aber, wenn es
verbunden mit richtigem Wandel gebt wird, durch die Weisheit, die
alles kunstvoll schuf, zu dem Lenker des Weltalls empor, einem schwer
zu erreichenden und zu erfassenden Ziel, das immer weiter zurckweicht
und sich immer weiter von dem entfernt, der ihm nachzukommen
sucht.
984
4. Der nmlich aber, der weit entfernt ist, der ist ganz nahe
herangekommen, ein unaussprechliches Wunder. Ich bin ein Gott, der
nahe ist, sagt der Herr;
985
fern ist er nmlich seinem Wesen nach (denn
wie knnte das Geschafene dem Ungeschafenen nahekommen?), ganz
nahe aber seiner Wirkung nach, durch die er das All in sich
eingeschlossen hat.
986
5. Kann jemand etwas im Verborgenen tun, heit es, und ich sollte
ihn nicht sehen?
987
Und in der Tat ist immer gegenwrtig die Macht
Gottes, die mit ihrer behtenden, wohlttigen und erzieherischen Kraft
stets ber uns waltet.
6.
1. Daher sagt Moses in der berzeugung, da Gott niemals durch
menschliche Weisheit erkannt werden wird: Ofenbare dich mir!,
988
und strengt sich an, in das <s 154> Dunkel, wo die Stimme Gottes war,
hineinzukommen,
989
d.h. in die undurchdringlichen und undurchsichtigen
Gedanken ber den Seienden; denn Gott ist nicht im Dunkel oder
berhaupt im Raum, sondern erhaben ber Raum und Zeit und ber das
Wesen der gewordenen Dinge.
990
2. Deshalb tritt er auch nie nur teilweise in Erscheinung, da er weder
etwas umschliet noch von etwas umschlossen wird, so da eine
Begrenzung oder eine Abtrennung mglich wre.
991
3. Denn welcherlei Haus wollt ihr mir erbauen? sagt der Herr.
992
Aber
auch er selbst hat sich kein Haus erbaut, da er von nichts umschlossen
werden kann; und wenn auch der Himmel sein Tron benannt wird,
993
so bedeutet auch das keine Umgrenzung, vielmehr nur, da er, erfreut
ber seine Schpfung, auf ihm ausruht.
994
4. Es ist also ofenbar, da die Wahrheit uns verborgen ist, was an einem
Beispiel auch bereits gezeigt wurde, was wir aber ein wenig spter auch
ausfhrlicher nachweisen wollen.
984Vgl. 0hilon, !e somn. 1 66 f.; :icero, !e deor. nat. 1 63.
9859er B3,B3.
986Vgl. 0hilon, !e conf. ling 234.
9879er B3,B8.
988?% 33,23.
989Vgl. ?% B3,B2.
990Vgl. Strom. V 42,7; 0hilon, !e /ost. :aini 28; !e mut. nom. 4.
991Vgl. Strom. V11 B=,2; Hrigenes, Vom +e#et B3,2.
9929es 66,2.
993?#d.
994Vgl. +en B,Bf.
127
7.
1. Wie sollten aber nicht diejenigen des Lobes wrdig sein, die zu lernen
bereit und nach Salomons Wort fhig sind, Weisheit und Bildung
kennenzulernen, Worte der Klugheit zu begreifen, knstlich gefgte
Reden richtig aufzufassen und wahre Gerechtigkeit zu verstehen (damit
deutet er an, da es auch eine andere, nmlich die nicht der Wahrheit
gem von den griechischen Gesetzen und auerdem von den
Philosophen gelehrte Gerechtigkeit gibt),
2. und richtige Urteile, so heit es, zu fllen (damit meint er nicht
Gerichtsurteile, sondern deutet an, da wir die Urteilskraft in uns gesund
und unverwirrt erhalten mssen), damit den Harmlosen Klugheit und
einem jungen Kinde Verstand und Einsicht gegeben werde; denn wenn
ein Weiser (gemeint ist damit, wer gewillt ist, den Geboten zu
gehorchen) dieses hrt, wird er noch weiser werden in seiner
Erkenntnis, und der Verstndige wird Lebensklugheit gewinnen und
wird Gleichnisse und dunkle Worte und die Aussprche von Weisen und
Rtselworte verstehen.
995
3. Denn die von Gott Erleuchteten bringen nicht trgerische Worte
hervor, und ebensowenig diejenigen, die von ihnen abhngig sind, noch
legen sie <s 155> Schlingen, in welche die meisten Sophisten die jungen
Leute verstricken, da sie sich in keiner Weise um die Wahrheit bemhen;
vielmehr erforschen diejenigen, die den Heiligen Geist besitzen, die
Tiefen Gottes,
996
d.h. sie werden der in den Weissagungen verborgenen
Lehren teilhaftig.
4. Das Heilige aber den Hunden mitzuteilen, ist verboten,
997
solange sie
Tiere bleiben. Denn es ziemt sich in keiner Weise, das gttliche und reine
Na, das lebendige Wasser Leuten einzuschenken, die neidischen und
erregten und noch unglubigen Wesens und dazu schamlos genug sind,
die Untersuchung durch ihr Gebell zu stren.
998
8.
1. Dein Wasser soll sich aus deiner Quelle nicht nach auen ergieen,
sondern auf deine eigenen Straen soll dein Wasser seinen Weg
nehmen!
999
Denn die groe Masse versteht das nicht, was ihr zufllig
begegnet, und wird auch durch Erfahrung nicht klug; sie bildet es sich
aber ein,
1000
nach dem Wort des trefichen Herakleites.
2. Scheint dir nicht auch er die zu tadeln, die nicht glauben wollen?
Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben,
1001
hat der Prophet gesagt.
995S/r 2,BD6.
996Vgl. 2 Eor B,23.
997Vgl. 5t 4,6.
998Sacr. 0ar. B23 Holl; zu dem 'usdruc> *+e#ell, vgl. 0laton, +esetze <11 /. C64 :!.
999S/r 7,26.
1000Hera>leitos Fr.24 !iels.
1001Ha# B,8.
128
Aber auch ein anderer Prophet sagt: Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr
auch nicht verstehen.
1002
3. Denn wie knnte je eine Seele eine auergewhnliche Anschauung von
diesen Dingen in sich aufnehmen, wenn in ihrem Innern der gegen die
Erfahrung gerichtete Unglaube dagegen kmpft?
4. Der Glaube aber, von dem die Griechen schlecht reden, da sie ihn fr
unbegrndet und barbarisch halten, ist eine Annahme aus freiem
Entschlu, eine zustimmende Anerkennung der Gottesfurcht,
1003
ein
zuversichtliches Vertrauen auf das, was man erhoft, ein festes
berzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht,
1004
nach den Worten des
gttlichen Apostels. Durch einen solchen Glauben vor allem haben
sich die Alten ein gutes Zeugnis erworben; ohne Glaube aber ist es
unmglich, Gott wohlzugefallen.
1005
9.
1. Andere aber denierten den Glauben als eine in Gedanken vollzogene
Anerkennung einer ungewissen Sache, wie andererseits den Beweis als
die ofene <s 156> Anerkennung einer unbekannten Sache.
1006
2. Wenn nun der Glaube ein Vorsatz ist, der in dem Streben nach irgend
etwas besteht, so handelt es sich hier um ein Streben, das in Gedanken
vor sich geht;
1007
da aber der Vorsatz den Anfang zum Handeln bildet,
1008
so erweist sich der Glaube als Anfang zum Handeln, als die Grundlage fr
einen verstndigen Vorsatz, indem man sich durch den Glauben schon im
Voraus den Beweis verschaft.
1009
3. Wenn man sich aus freien Stcken auf die Seite des Zweckmigen
stellt, so ist das der Anfang zur Einsicht. Einen groen Einu auf das
Erlangen der Erkenntnis hat jedenfalls ein unerschtterlicher Vorsatz. So
wird ein treues Festhalten am Glauben zu einem auf fester Grundlage
aufgebauten Wissen.
1010
4. Was nun das Wissen ((xxx) epistm) betrift, so denieren es die
Jnger der Philosophen als einen Zustand, der von Vernunftgrnden
((xxx) logos) nicht erschttert werden kann.
1011
Gibt es nun einen anderen
derartigen wahrhaften Zustand als die Gottesfurcht, in der der Logos
allein unser Lehrer ist? Ich fr meinen Teil glaube es nicht. 5.
Teophrastos aber sagt, die sinnliche Wahrnehmung sei der Anfang des
Glaubens; denn von ihr gehen die ersten Wirkungen auf das Denken in
uns und auf unsere Anschauung aus.
1012
6. Wer also den gttlichen
10029es 4,C.
1003Vgl. Strom. 11 B4,B; B=,2; V 3,B.
1004He#r 22,2.
1005?#d. 22,B.6.
1006'ndere !efinitionen des Begriffes *Be"eis, Strom. 11 8=,2; V111 7,2; 28,2.
1007Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. 6,B /. 223C #8 (%%%) h /roairesis ere%is dianoti>.
1008Vgl. e#d. 223C a 32 (%%%) /ra%eos arch /roairesis.
1009!as Aort (%%%) /roairesis, das hier mit *Vorsatz, (#ersetzt ist, hat auch die Bedeutung *Vor"egnehmen,.
1010Sacr. 0ar B27 Holl.
1011-u dieser stoischen !efinition vgl. Strom. 11 84,8; 46,2; V1 78,2.B; V11 24,B; !iog. Laert. V11 84.267; 0hilon, !e
congr. erud. gr. 283; :hr.si//os Fr. log. C3.C7 v. 'rnim; 0seudoD0laton, !ef. /. 828 B:..
1012$heo/hrastos Fr. 23 Aimmer 111 /. 26B.
129
Schriften glaubt, hat einen unumstlichen Mastab fr sein Urteil und
erhlt als unwiderleglichen Beweis die Stimme Gottes, der uns die
Schriften gegeben hat. Der Glaube hrt also auf, Glaube zu sein, wenn er
auf festem Beweis beruht. Selig sind also, die nicht sehen und doch
glauben.
1013
7. Die Zauberlieder der Sirenen, die eine ber alles menschliche Ma
hinausgehende Wirkung ausbten, machten einen so <s 157> gewaltigen
Eindruck auf alle, die in ihre Nhe kamen, da diese fast gegen ihren
eigenen Willen begierig wurden, die Worte zu hren.
1014
III. Kapitel
10.
1. Da halten nun Basileides und seine Anhnger den Glauben fr eine
Naturanlage, wie sie ihn ja auch als etwas mit der Auswahl Verbundenes
ansehen, da er das Wissen ohne Beweise durch geistiges Erfassen
gewinne.
2. Valentinus aber und seine Anhnger teilen den Glauben uns als den
Einfltigen zu; von sich selbst aber, die von Natur aus zu den Geretteten
gehren, sagen sie, da ihnen entsprechend der berlegenheit des
ausgezeichneten Samens die Erkenntnis innewohne, die, wie sie sagen,
vom Glauben weit geschieden sei, so weit, wie das Pneumatische vom
Psychischen.
3. Ferner sagen Basileides und seine Anhnger, da Glaube und
Erwhlung in jeder Rangordnung einander entsprechen und da als
Folgeerscheinung der berweltlichen Erwhlung der weltliche Glaube bei
jeder Naturanlage mitkomme und da entsprechend der Hofnung jedes
einzelnen auch die Gabe des Glaubens sei.
1015
11.
1. Der Glaube ist also nicht mehr die trefiche Leistung freien
Entschlusses, wenn er ein natrlicher Vorzug ist; und denjenigen, der
nicht zum Glauben gekommen ist, wird keine gerechte Vergeltung
trefen, da er ja schuldlos ist; und ebenso hat der zum Glauben
Gekommene kein Verdienst, und Eigenart und Verschiedenheit von
Glauben und Unglauben kann wenn man es recht erwgt, weder dem Lob
noch gar dem Tadel unterliegen, da veranlassende Ursache dafr die
natrliche Notwendigkeit ist, die von dem Allmchtigen stammt. Wenn
wir aber durch natrliche Wirkungen, wie die leblosen Marionetten
durch Fden, hin und her bewegt werden, dann gibt es kein freiwillig und
10139oh B3,BC.
1014Vgl. Hom. Hd. 2B,2=8 ff.
1015Vgl. Strom. V 3,B; Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. B2C.BB6.
130
unfreiwillig und keinen Trieb mehr, der die veranlassende Ursache dazu
wre.
1016
2. Und ich kann das fr kein Lebewesen mehr halten, dessen Trieb einem
Zwang unterliegt, indem er von einer ueren Ursache in Bewegung
gesetzt wird. Wo bleibt da noch die Bue des <s 158> frher Unglubigen,
um deretwillen die Sndenvergebung erfolgt? Daher ist dann auch die
Taufe nicht mehr sinnvoll noch das selige Siegel
1017
noch die Lehre von
Sohn und Vater; vielmehr erweist sich ihnen als Gott, wie mir scheint, die
Verteilung der Naturen, bei der die Grundlage der Erlsung, der Glaube
aus eigener Entscheidung, vllig ausgeschlossen ist.
IV. Kapitel
12.
1. Wir aber, die wir durch die Heiligen Schriften von dem Herrn die
Lehre berkommen haben, da den Menschen die Mglichkeit
selbstndiger Wahl zwischen Annehmen und Ablehnen gegeben ist,
wollen uns auf den Glauben als untrglichen Mastab unseres Urteils
verlassen, da wir den Geist dadurch als willig
1018
bewiesen haben, da
wir das Leben whlten und zum Glauben an Gott durch das Wort des
Herrn kamen. Und wer dem Wort des Herrn glaubte, der wei, da sein
Inhalt wahr ist; denn Wahrheit ist das Wort (der Logos)
1019
Wer aber
dem, der es verkndigt, den Glauben verweigert, hat ihn Gott verweigert.
2. Durch den Glauben verstehen wir, da die Welt durch Gottes Wort
hergestellt worden ist, auf da nicht das Sichtbare aus sinnlich
Wahrnehmbarem entstanden sei, sagt der Apostel. Durch den Glauben
brachte Abel ein wertvolleres Opfer als Kain dar, und durch ihn erhielt er
auch das Zeugnis, gerecht zu sein, indem Gott ihm Zeugnis ber seine
Opfergaben ablegte, und durch ihn redet er auch noch nach seinem
Tode, und die folgenden Verse bis als einen augenblicklichen Vorteil
von der Snde zu haben.
1020
Diese Mnner aber machte auch schon vor
dem Gesetz der Glaube gerecht und setzte sie zu Erben der gttlichen
Verheiung ein.
1021
13.
1. Warum soll ich also noch die Zeugnisse des Glaubens aus unserer
Geschichte zusammensuchen und vorlegen? Denn die Zeit wird mir
1016Vgl. :hr.si//os Fr. /h.s. C== v. 'rnim.
1017Vgl. Suis div. salv. 3C,2 mit 'nm.; Fr. 9. !@lger, S/hragis, 0ader#orn 2C22, S. 46.
1018Vgl. 5t.B6,82; 5> 28,3=.
1019Vgl. 9oh 28,6.
1020Vgl. He#r 22,3f. B7.
1021Vgl. e#d. 6,2B.24.
131
fehlen, wenn ich von Gideon und Barak, Simson und Jephtha, David und
Samuel und den Propheten erzhlen wollte,
1022
und was darauf folgt.
2. Da es nun vier Dinge gibt, worin sich die <s 159> Wahrheit zeigen
kann, die sinnliche Wahrnehmung, das Denken, das Wissen, das
Vermuten, so ist von Natur das erste das Denken, fr uns und mit
Beziehung auf uns ist es die sinnliche Wahrnehmung; aus der sinnlichen
Wahrnehmung und dem Denken entsteht das Wesen des Wissens;
gemeinsames Ergebnis aber des Denkens und der sinnlichen
Wahrnehmung ist die von selbst einleuchtende Wahrheit.
3. Aber die sinnliche Wahrnehmung ist eine Vorstufe zum Wissen; der
Glaube dagegen, der durch die sinnlich wahrnehmbaren Dinge seinen
Weg nimmt, lt das Vermuten hinter sich und schreitet rasch vorwrts
zu dem Untrglichen und bleibt schlielich bei der Wahrheit stehen.
4. Wenn aber jemand behauptet, da das Wissen fhig sei, mit
Vernunftgrnden zu beweisen, so soll er sich sagen lassen, da auch die
Grundstze (die Prinzipien) unbeweisbar sind; denn sie sind weder der
Kunst noch dem Verstand erkennbar.
1023
Denn dieser hat es nur mit dem
zu tun, was sich auch anders verhalten knnte, jene aber ist nur fhig,
etwas zu machen, nicht auch fhig, etwas wissenschaftlich zu
betrachten.
1024
14.
1. Es ist also allein durch den Glauben mglich, zu dem Uranfang aller
Dinge zu gelangen. Denn jedes Wissen ist lehrbar; alles Lehrbare aber
beruht auf vorher Bekanntem.
1025
2. Der Uranfang aller Dinge war aber den Griechen nicht vorher bekannt,
weder dem Tales, der im Wasser den ersten Urstof sah, noch den
brigen Naturphilosophen der Reihe nach.
1026
Denn wenn auch
Anaxagoras als erster den Geist an die Spitze aller Dinge stellte, so hielt
auch er nicht an dem alles bewirkenden Prinzip fest, indem er das Bild
von gewissen, des Geistes baren Wirbeln vor die Augen malte, in
Verbindung mit der Unttigkeit und Geistlosigkeit des Geistes.
1027
3. Deshalb sagt auch das Schriftwort: Ihr sollt auf der Erde niemand
euren Lehrer nennen!
1028
Denn das Wissen ist ein Verhalten, das mit <s
160> Beweisen wirkt;
1029
der Glaube dagegen ist ein Gnadengeschenk, das
aus Unbeweisbarem zum Allgemeinen das Einfache emporfhrt, das
weder mit Stof verbunden noch selbst Stof noch vom Stof abhngig ist.
1022He#r 22,3B.
1023Sacr. 0ar. B26 Holl.
1024!er ganze '#schnitt #er(hrt sich in manchen Aendungen mit 'ristoteles, ?th. ;ic. V1 B ff. und ?th. 5eg. 1 37, ohne
unmittel#ar davon a#hngig zu sein; vgl. z.B. /. 223Ca 4.23; 2283 B3; 2282 # C; 22C4a BB.
1025Vgl. e#d. /. 223C # B6 und /. CCB # 33.
1026Vgl. !iog. Laert. 1 B4.
1027Vgl. e#d. 11 6 ff.; 'na%agoras ' 74 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 B3,34.
1028Vgl. 5t B3,=f.; zur Form Vgl. Strom. V1 7=,B.
1029Vgl. 'ristoteles a.a.H. /. 223C# 32.
132
15.
1. Die Unglubigen aber ziehen, wie es scheint, aus dem Himmel und
aus dem Unsichtbaren alles auf die Erde herab, indem sie geradezu mit
ihren Hnden Felsen und Bume umklammern wie Platon sagt. Denn
indem sie sich ausschlielich an Derartiges halten, versichern sie, da nur
das wirklich vorhanden sei, was ein Herankommen und Berhren
gestatte, womit sie Krper und Sein fr das nmliche erklren.
1030
2. Diejenigen aber, die ihre Ansicht bekmpfen, holen ihre Gegengrnde
ganz vorsichtig von oben herab irgendwoher aus dem Unsichtbaren,
indem sie zu erweisen suchen, da geistige und unkrperliche Begrife
das wahre Sein sind.
1031
3. Sieh denn, ich mache Neues
1032
sagt das Schriftwort, was kein Auge
sah und kein Ohr hrte und in keines Menschen Herz kam,
1033
da mit
neuem Auge, neuem Gehr, neuem Herzen die Jnger des Herrn auf
geistige Weise all das reden, hren, tun, was durch den Glauben und
durch das geistige Verstehen gesehen, gehrt und erfat werden kann.
4. Denn es gibt eine echte Mnze und eine andere, die geflscht ist, die
aber trotzdem die Nichtsachverstndigen tuscht, dagegen nicht die
Geldwechsler, die durch Schulung verstehen, das Geflschte und das
Echte voneinander zu sondern und zu unterscheiden. So sagt der
Geldwechsler dem Laien nur das eine, da die Mnze unecht ist;
inwiefern das aber der Fall ist, das erfhrt nur der Schler des Wechslers,
der darin ausgebildet wird.
1034
5. Aristoteles aber nennt die auf das Wissen folgende Besttigung, da
etwas Bestimmtes wahr ist, Glaube.
1035
Demnach steht der Glaube hher
als das Wissen und ist sein Prfstein.
16.
1. Flschlich gibt sich als Glaube die Vermutung aus, die nur eine
schwache Annahme ist,
1036
hnlich wie sich der <s 161> Schmeichler als
Freund und der Wolf als Hund ausgibt.
1037
Da wir aber sehen, da der
Zimmermann nur dadurch, da er etwas lernt, Meister in seinem Fach
wird, und der Steuermann erst, wenn er in seinem Beruf ausgebildet ist,
das Schif wird steuern knnen, wobei er sich sagt, da der Wille allein,
gut und tchtig zu werden, nicht gengt, so ist es in der Tat notwendig,
da man Gehorsam bt und lernt.
1038
10300laton, So/histes /. B86 '.
1031?#d. /. B86 B.
10329es 83,2C.
10332 Eor B,C (9es 68,8).
1034Vgl. Strom. 1 244,B mit 'nm.
1035Bei 'ristoteles nicht zu finden.
1036-um +egensatz von +lau#e und Vermutung vgl. 0laton, Staat V1 /. 722 ?; V11 /. 738 ' und 'ristoteles, $o/. 1V 7 /.
2B6# 2=, "o der +lau#e als *star>e 'nnahme, #ezeichnet ist; hnlich auch 0seudoD0laton, !efin. /. 823 :.
1037-um Bild vom Aolf und Hund vgl. 0laton, So/histes /. B32 '.
1038!er ganze Satz #er(hrt sich im Aortlaut sehr nahe mit ?/i>tetos, 'rrian. dissert. 11 28,23 /. 286, 23D23 Schen>l;
durch diese 0arallelstelle ist auch die Gichtig>eit der in den :lemenste%t gesetzten Lnderungen er"iesen.
133
2. Wenn man aber dem Logos gehorcht, den wir als unseren Lehrer
anerkannt haben, so bedeutet das, da man eben jenem Glauben schenkt
und sich ihm in keiner Weise widersetzt. Wie sollte es denn auch mglich
sein, sich gegen Gott aufzulehnen? Gegenstand des Glaubens wird
demnach die Erkenntnis und Gegenstand der Erkenntnis der Glaube
durch eine Art gttlicher, notwendig erfolgender Wirkung und
Gegenwirkung.
3. Indessen hlt auch Epikuros, der vor allem die Lust hher einschtzte
als die Wahrheit, den Glauben fr eine im Denken gebildete Vorstellung;
die Vorstellung ((xxx) prolpsis) deniert er aber als den auf etwas
Augenscheinliches und auf das augenscheinlich richtige Bild von einer
Sache aufgebauten Begrif; niemand knne aber weder untersuchen noch
Fragen aufwerfen noch gar eine Meinung aufstellen, aber auch nicht
etwas widerlegen ohne eine Vorstellung.
1039
17.
1. Wie knnte jemand, der keine Vorstellung von dem hat, wonach er
strebt, das lernen, was er erforschen will? Wenn er es aber gelernt hat,
dann erst macht er die Vorstellung zu sicherem Wissen (zu einem festen
Begrif)
2. Wenn aber der Lernende nicht lernen kann, ohne da in ihm eine
Vorstellung lebt, die fhig ist, das Gesagte aufzunehmen, so mu er selbst
Ohren haben, die fhig sind, die Wahrheit zu hren. Glcklich ist, der zu
Leuten spricht, deren Ohren willig sind zu hren,
1040
wie andererseits
auch er selbst (der Hrende) glcklich ist deswegen, weil er hrt.
3. Deutlich hren ist gleichbedeutend mit verstehen. Wenn nun der
Glaube nichts anderes ist als eine im Denken gebildete Vorstellung
hinsichtlich des Gesagten
1041
<s 162> und dies Gehorsam genannt ist und
Verstehen und berzeugtsein, dann wird auch niemand ohne Glauben
lernen knnen, da er es auch nicht ohne Vorstellung (vorgefate
Meinung) kann.
4. Demnach ist als beraus wahr das Wort des Propheten erwiesen:
Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr auch nicht verstehen.
1042
Dieses Wort
hat auch Herakleitos von Ephesos umschrieben, wenn er sagte: Wenn er
nichts Unverhoftes erhoft, wird er es nicht aufnden, da es
unaufsprbar und unzugnglich ist.
1043
18.
1. Aber auch der Philosoph Platon sagt in den Gesetzen, da jeder, der
selig und glcklich werden wolle, gleich von Anfang an der Wahrheit
1039?/i>uros Fr. B77 Isener.
1040?>>li QSirR B7,C; vgl. Strom. V B,2.
1041Vgl. o#en 26,3.
10429es. 4,C.
1043Hera>leitos Fr. 2= !iels.
134
teilhaftig werden msse, damit er so lange Zeit als mglich im Besitz der
Wahrheit lebe; denn nur er ist zuverlssig; unzuverlssig aber ist der
andere, dem die beabsichtigte Unwahrheit lieb ist; wem aber
unbeabsichtigte Unwahrheit lieb ist, der ist unverstndig; von diesem
beiden ist aber weder das eine noch das andere erstrebenswert; denn
ohne Freunde ist jeder, der unzuverlssig und tricht ist.
1044
2. Und im Euthydemos nennt er dies wohl andeutungsweise eine
knigliche Weisheit.
1045
Im Staatsmann freilich sagt er wrtlich:
Daher ist das Wissen des wahren Knigs etwas Knigliches, und wer
dieses besitzt, mag er nun ein Herrscher oder ein Privatmann sein, wird
gerade mit Rcksicht auf diese Fhigkeit selbst mit Recht kniglich
genannt werden.
1046
3. So sind denn die an Christus Glubigen wacker
1047
und heien auch so,
wie wahrhaft Knigliche (sind und heien) die einem Knig
Nahestehenden: denn wie die Weisen durch ihre Weisheit weise sind
und die Gesetzlichen durch das Gesetz gesetzlich,
1048
so sind die Christen
durch den Knig Christus Knigliche Christi.
4. Dann fgt er etwas spter deutlich hinzu: Das Richtige ist
gesetzmig, und das richtige Wort ist Gesetz, und zwar ist es dies von
Natur und nicht auf Grund von Geschriebenem und anderem.
1049
Und
der Eleatische Gastfreund <s 163> bezeichnete den kniglichen und der
Staatslenkung kundigen Mann als beseeltes Gesetz.
1050
19.
1. Solcher Art ist der Mann, der das Gesetz erfllt und den Willen des
Vaters tut,
1051
geradezu wie auf einem hochaufgerichteten Holze gemalt
und als ein Vorbild gttlicher Tugend fr die zur Schau gestellt, die sehen
knnen.
2. Die Griechen wissen von den Geheimbriefen der Ephoren in
Lakedmon, die auf Grund gesetzlicher Bestimmung auf Holz geschrieben
wurden;
1052
mein Gesetz aber ist, wie ich schon frher sagte, kniglich und
beseelt und ist das richtige Wort.
1053
Das Gesetz ist aller Knig
Der Sterblichen sowohl wie der Unsterblichen.
1054
10440laton, +esetze V /. 433 B:.
1045Vgl. e#d. ?uth.demos /. BC2 !.
1046?#d. Staatsmann /. B7C 'B; vgl. /. BCB ?.
1047!ie Bezeichnung (%%%) chrstos ("ac>er) "ird mit (%%%) :hristos in et.mologische Ver#indung ge#racht.
10480laton, 5inos /. 328 :.
1049;icht "@rtlich #ei 0laton; vgl. 5inos /. 324 B:.
1050!er 'usdruc> *#eseeltes +esetz, findet sich nicht #ei 0laton; Strom 1 264,3 ist er aus 0hilon entnommen; vgl.
auerdem 5usonius rell. /. 34,2 f. Hense. -um (#rigen vgl. 0laton, Staatsmann /. BC7 ? ff.; 322 B:.
1051Vgl. 5t 7, 24; 4,B2; B2,32. 1m folgenden ist "ohl an die h@lzernen $afeln gedacht, auf denen +esetze oder Beschl(sse
zur allgemeinen Eenntnis ge#racht "urden; zugleich ist a#er auf das Ereuz anges/ielt, das oft nur Holz (%%%) (<.lon)
heit
1052!ie #ei 0lutarchos, Lasandros 2C und +ellius, ;oct. 'tt. 24,C genau #eschrie#ene ?inrichtung der S>.talen ist hier
nicht ganz richtig angege#en) die +eheim#riefe "urden nicht auf Holz, sondern auf Giemen geschrie#en, die um einen
Holzsta# ge"ic>elt "aren; die Schrift auf den a#ge"ic>elten Giemen >onnte nur gelesen "erden, "enn diese
"iederum um einen Holzsta# von der gleichen Beschaffenheit ge"ic>elt "urden.
1053!er 'usdruc> (%%%) orthos logos "urde #esonders von den Stoi>ern ge#raucht.
10540indaros Fr. 26C Schroeder; vgl. Strom. 1 2=2,8.
135
wie der Botier Pindaros singt.
3. Speusippos ferner scheint in dem ersten Buch an Kleophon hnliches
wie Platon in folgenden Worten zu schreiben: Denn wenn die
Knigsherrschaft etwas Trefiches ist und der Weise allein Knig und
Herrscher, so ist das Gesetz, da es das richtige Wort ist, trefich,
1055
was
auch wirklich der Fall ist.
4. Dem entspricht auch die Lehre der stoischen Philosophen, die
Knigtum, Priesterwrde, Weissagung, Gesetzgebung, Reichtum, wahre
Schnheit, Adel, innere Freiheit ausschlielich dem Weisen zuerkennen.
Da freilich ein <s 164> solcher gar sehr schwer zu nden sei, das geben
sie auch selbst zu.
1056
V. Kapitel
20.
1. Nun lt sich zeigen, da alle die bisher besprochenen Lehren den
Griechen von dem erhabenen Moses berliefert worden sind. Jedenfalls
lehrt er, da alles dem Weisen gehre, mit folgenden Worten: Und weil
sich Gott meiner erbarmte, gehrt mir alles.
1057
2. Da aber der Weise von Gott geliebt sei, das tut er kund, wenn er sagt;
Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs;
1058
denn bei dem einen nden
wir, da er geradezu Freund Gottes genannt wurde;
1059
bei dem anderen
zeigt es sich, da sein Name in Gott sehend umgendert wurde;
1060
Isaak aber machte Gott sinnbildlich zu einem geheiligten Opfer und
whlte sich ihn aus, auf da er fr uns ein Vorbild des im Heilsplan
Gottes vorgesehenen Leidens des Heilandes sei.
1061
3. Bei den Griechen aber wird Minos als der Knig besungen, der alle
neun Jahre vertraute Zwiesprache mit Zeus pegte,
1062
da sie davon
gehrt hatten, wie sich einst Gott mit Moses unterredete, gerade wie
jemand mit seinem Freunde spricht.
1063
21.
1. Nun war zwar Moses Weiser, Knig, Gesetzgeber, aber unser Heiland
ist ber jede menschliche Natur erhaben; er war so schn, da er allein
von uns geliebt zu werden verdient, die wir uns nach dem wahrhaft
Schnen sehnen; denn er war das wahrhaftige Licht.
1064
1055S/eusi//os Fr. 2C3 5ullach F0+ 111 /. C2.
1056:hr.si//os Fr. moral. 62C v. 'rmin;vgl. Strom. 1 26=,8.
1057+en 33,22.
1058?% 3,26.
1059-u *Freund, vgl. 0aid. 111 2B,8 mit 'nm.
1060-u *+ott sehend, vgl. 0aid. 1 74,B mit 'nm.
1061Vgl. +en BB.
1062Vgl. Hom. Hd. 2C,24C.
1063?% 33,22.
10649oh 2,C.
136
2. Als Knig aber wird er dadurch erwiesen, da er von den unmndigen
Kindern und den unglubigen und unwissenden Juden so genannt
1065
und
als solcher von den Propheten selbst verkndigt wurde.
1066
3. Und sein Reichtum ist so gro, da er die ganze Erde und das Gold auf
ihr und das in ihrem Innern
1067
zusammen mit aller Herrlichkeit
verschmhte, als sie ihm von dem Widersacher angeboten wurden.
1068
4. Was soll ich noch davon reden, da einziger Hoherpriester der ist, der
allein der wahren Gottesverehrung kundig ist,
1069
der Friedensknig
Melchisedek,
1070
er, der von allen am meisten dazu fhig ist, das
menschliche Geschlecht zu leiten?
5. Gesetzgeber aber ist er als derjenige, der durch den Mund der
Propheten das Gesetz gab und aufs klarste gebot und lehrte, was wir tun
und lassen sollen.
22.
1. Wer sollte aber einen hheren Adel besitzen als der, dessen Vater Gott
allein ist? Nun wollen wir auch noch Platon anfhren, der dieselben
Lehren vorbringt. Reich hat er den Weisen im Phaidros genannt, wenn er
sagte: O lieber Pan und alle ihr anderen Gtter hier, gewhrt mir, da
ich schn werde im Inneren und da, was ich an uerem Besitz habe,
meinem Inneren entspreche! Fr reich aber mge ich den Weisen
halten!
1071
2. Der Gastfreund aus Athen aber tadelt diejenigen, die fr reich die
Leute halten, die viel Geld besitzen, und sagt folgendes: beraus reich zu
sein und zugleich gut, ist unmglich, wenigstens reich in dem Sinn, wie es
die Menge aufat; sie bezeichnet nmlich damit die Leute, die
Besitztmer von sehr hohem Geldwert wie wenig andere Menschen zu
eigen haben, Gter, die auch ein lasterhafter Mensch besitzen kann.
1072
3. Dem Glubigen gehrt alles, was es auf der Welt an Besitztmern
gibt, sagt Salomon, dem Unglubigen aber nicht einmal ein Obolos.
1073
Noch viel mehr mu man also der Schrift glauben, die sagt, da schneller
ein Kamel durch ein Nadelhr hindurchgehen werde, als da ein
Reicher nach Weisheit strebe.
1074
4. Andererseits preist sie die Armen glckselig,
1075
was Platon richtig
verstanden hat, wenn er sagt: Fr Verarmung darf man nicht die
Verminderung des Vermgens, sondern die Zunahme der Unersttlichkeit
1065Vgl. L> 2C,3=.
1066Vgl. -ach C,C.
1067Vgl. 0laton, +esetze V /. 4B= '.; 0lutarchos, 'ristides 23; 5oral. /. 22B8 ?.
1068Vgl. 5t 8,=D23; L> 8,7D4.
1069!ie Stoi>er definieren (%%%) euse#eia als (%%%) e/istm theon thera/eias; vgl. :hr.si//os Fr. mor. B43 v. 'rmin;
'ndroni>os, !e virt. et vir. /. B7,27 Schuchardt; !iog. Laert. V11 22C; Suidas s.v. (%%%).
1070He#r 4,B u.@.
10710laton, 0haidros /. B4C B:.
1072?#d. +esetze V /. 48B ?.
1073S/r 24,6a.
1074Vgl. L> 2=,B7; 5t 2C,B8; 5> 23,B7.
1075Vgl. L> 6,B3; 5t 7,3.
137
halten;
1076
denn es ist nie der Mangel an Besitz, sondern die
Unersttlichkeit, was beseitigt werden mu, wenn der Gute auch reich
sein soll. 5. Im <s 166> Alkibiades aber nennt Platon das Laster etwas
Sklavisches, die Tugend aber etwas, das eines Freigeborenen wrdig
ist.
1077
Legt von euch, so heit es, das schwere Joch ab und nehmt das
sanfte auf! So sagt die Schrift,
1078
und auch die Dichter reden von einem
Skavenjoch.
1079
Und das Wort Ihr wurdet unter die Herrschaft eurer
Snden verkauft
1080
stimmt mit dem Vorhergehenden berein.
6. Jeder, der Snde tut, ist ein Sklave, der Sklave bleibt aber nicht fr
alle Zeit im Hause. Wenn aber der Sohn euch frei macht, so werdet ihr
frei sein; und die Wahrheit wird euch frei machen.
1081
7. Da ferner der Weise schn ist, das sagt der Gastfreund von Athen mit
folgenden Worten: Wenn daher jemand behauptete, die Gerechten
seien, auch wenn sie zufllig krperlich hlich wren, wegen ihres
beraus gerechten Wesens nach dieser Hinsicht sehr schn, so wrde
damit, meine ich, keiner etwas Irriges sagen.
1082
8. Und seine Erscheinung war weniger schn als die aller
Menschenkinder,
1083
sagte die Weissagung. Und Knig hat Platon den
Weisen im Staatsmann genannt;
1084
und die Stelle ist oben angefhrt.
1085
23.
1. Nach diesen Darlegungen wollen wir wieder zu unserer Errterung
ber den Glauben zurckkehren. Da in der Tat der Glaube
1086
berall
ntig ist, stellte Platon mit voller Beweiskraft etwa in folgender Weise
fest, wobei er zugleich den Frieden preist:
2. Zuverlssig ((xxx) pistos) und verstndig kann sich wohl in Zeiten
politischen Kampfes keiner erweisen, der nicht im Besitz jeglicher
Tugend ist. Kampustig und todesmutig sind im Kriege gar viele von den
Sldnern, von denen sich die meisten als verwegen und ungerecht,
frevelhaft und unverstndig erweisen, mit Ausnahme von einigen ganz
wenigen. Wenn das Gesagte richtig ist, wird jeder Gesetzgeber, der nur <s
167> berhaupt etwas taugt, die Gesetze so verfassen, da er vor allem auf
die hchste Tugend abzielt.
1087
3. Damit ist aber die Zuverlssigkeit ((xxx) pistots) gemeint, die wir zu
jeder Zeit brauchen, im Frieden und in jeder Art von Krieg und im
1076Vgl. 0laton, +esetze V /. 436 ?.
1077Vgl. 0laton, 'l>i#iades /r. /. 237 :.
1078Vgl. 5t 22,BC f.
1079Vgl. 'isch.los, Sie#en geg. $he#en 47; 0erser 73 (0laton, +esetze V1 /. 443 ?); Herodotos 4,= 111; 0rotr. 37,2.
1080Vgl. G@m 4,28; Strom. 11 288,8.
10819oh =,38D36.3B.
10820laton, +esetze 1< /. =7C !?.
10839es 73,3.
10840laton, Staatsmann /. B7C 'B.
1085Vgl. Strom. 11 2=,B.
1086:lemens ver"endet hier zur ?r>lrung des Begriffes (%%%) /istis (+lau#e) die /latonischen 'usdr(c>e (%%%) /istos
(zuverlssig) und (%%%) /istots (-uverlssig>eit); darum scheint die angef(hrte Stelle nicht zu /assen.
10870laton, +esetze 1. /. 633 B:.
138
ganzen brigen Leben; denn sie scheint die brigen Tugenden
zusammenzufassen und in sich zu enthalten.
1088
4. Das beste ist aber weder der Krieg noch der politische Kampf; denn
man mu wnschen, da man davor bewahrt bleibt, ihrer zu bedrfen;
dagegen ist Friede untereinander und zugleich freundliche Gesinnung das
Beste.
1089
5. Daraus ist klar, da nach Platon der wichtigste Wunsch ist,
Frieden zu haben, und da die hchste Mutter der Tugenden die
Zuverlssigkeit ((xxx) pistis) ist.
24.
1. Mit Recht heit es also bei Salomon: Weisheit im Munde des
Glubigen.
1090
Denn auch Xenokrates nennt in seiner Schrift ber den
Verstand ((xxx) phrnsis) die Weisheit das Wissen von den ersten
Ursachen und von dem geistigen Sein, wobei er eine zweifache Art von
Verstand annimmt, die eine, die auf das Handeln, und die andere, die auf
das wissenschaftliche Denken gerichtet ist; darin besteht, wie er meint,
die menschliche Weisheit.
1091
2. Deshalb ist zwar die Weisheit eine uerung des Verstandes, jedoch
nicht jede uerung des Verstandes Weisheit. Damit ist aber bewiesen,
da die Kenntnis des Urgrundes aller Dinge auf Glauben, aber nicht auf
Beweisen beruht.
3. Denn es wre auch ungereimt, wenn zwar die Anhnger des
Pythagoras von Samos bei ihren Untersuchungen Beweise ablehnen und
das Wort er selbst hat es gesagt fr ausreichenden Beweis ((xxx) pistis)
halten und sich an diesem einzigen Worte fr die Besttigung dessen, was
sie gehrt haben, gengen lassen,
1092
dagegen diejenigen, die die
Wahrheit zu schauen, bestrebt sind,
1093
es wagen sollten, dem
glaubwrdigen Lehrer, dem alleinigen Heiland-Gott, den Glauben zu
versagen und von ihm Beweise fr das Gesagte zu fordern.
4. Er sagt aber: Wer Ohren hat <s 168> zu hren, der hre!
1094
Und wer
ist damit gemeint? Epicharmos soll es sagen:
Geist nur sieht und Geist nur hret; alles sonst ist taub und blind.
1095
5. Von einigen Unglubigen sagt Herakleitos tadelnd: Zu hren nicht
fhig und nicht zu reden,
1096
wobei er doch ofenbar von Salomon
abhngig ist: Wenn du gerne zuhrst, wirst du es in dich aufnehmen,
und wenn du dein Ohr hinneigst, so wirst du weise werden.
1097
1088Vgl. e#d. /. 633 : (Vgl. $heognis 44 f.); +orgias /. 876 '.
10890laton, +esetze 1 /. 6B= :.
1090?>>li QSirR 32 (38,=); vgl. +losse zu e#d. 27,23.
1091<eno>rates Fr. 6 Heinze.
1092Vgl. z.B. !iog. Laert. V111 86.
1093Vgl. 0laton, Staat V /. 847 ?.
1094Vgl. 5t 22,27 u.@.
1095?/ocharmos Fr. B8C Eai#el.
1096Hera>leitos Fr. 2C !iels.
1097?>>li QSirR 6,33.
139
VI. Kapitel
25.
1. Herr, wer glaubte unserer Predigt?
1098
sagt Jesaias. Denn der Glaube
kommt aus der Predigt, die Predigt aber durch das Wort Gottes,
1099
sagt
der Apostel.
2. Wie sollen sie ihn nun anrufen, ohne zum Glauben an ihn gekommen
zu sein? Wie sollen sie an ihn glauben ohne von ihm gehrt zu haben?
Wie sollen sie aber hren, ohne da einer predigt? Wie sollen die aber
predigen, wenn sie nicht dazu gesandt sind? Wie geschrieben steht: Wie
willkommen sind die Fe derer, die frohe Botschaft vom Guten
bringen!
1100
3. Siehst du, wie er den Glauben ber das Hren und die Predigt der
Apostel hinweg auf das Wort des Herrn und den Sohn Gottes
zurckfhrt? Begreifen wir noch nicht, da das Wort des Herrn als
Beweis gelten mu?
4. Wie nun das Ballspiel nicht nur von dem abhngt, der den Ball
kunstgerecht wirft, sondern dieser auch noch jemand braucht, der den
Ball geschickt aufngt, damit die bung nach den Regeln des Ballspiels
ausgefhrt wird, so gilt es auch, da die Lehre nur dann den verdienten
Glauben ndet, wenn der Glaube der Hrenden, der sozusagen eine
natrliche Fhigkeit ist, beim Lernen mithilft.
1101
26.
1. Auch die Fruchtbarkeit des Ackerlandes tritt frdernd zur Aussaat des
Samens hinzu. Die beste Unterweisung ntzt ja nichts, wenn die
Lernenden nicht zum <s 169> Aufnehmen bereit sind, und ebensowenig
die Weissagung, wenn bei den Hrern der Wille zum Glauben fehlt.
2. Auch das drre Reisig kann ja leichter angezndet werden, weil es so
beschafen ist, da es von der Kraft des Feuers leicht erfat werden kann;
und der bekannte (Magnet) Stein zieht das Eisen wegen des verwandten
Stofes an,
1102
ebenso wie die Suchinontrne
1103
kleine Fasern anzieht und
der Bernstein die Spreu sich bewegen lt. In diesen Fllen gehorcht das,
was angezogen wird, deswegen, weil es durch eine geheimnisvolle
Ausstrmung (Pneuma)
1104
angezogen wird; dabei ist es nicht selten die
Ursache, aber doch Mitursache.
10989es 73,2 (G@m 23,26).
1099G@m 23,24.
1100?#d. 23,28 f. (9es 7B,4).
1101!ersel#e Vergleich auch 0lut. 5or. /. 3= ?; 7=B F; Seneca, !e #eneficiis 11 24,3 (:hr.si//os Fr. moral. 4B7 v.
'rnim).
1102Vgl. 0laton, 1on /. 733 !?. !ie ?r>lrung der 'nziehungs>raft aus der Ver"andtschaft z"ischen 5agnetstein und
?isen dec>t sich mit der ?r>lrung des !iogenes von '/ollonia #ei 'le%andros von '/hrodisias; Vgl. 0aul.DAisso"a
<1V S/. 84=, 63 ff.
1103Suchinontrne ist die aus dem Lateinischen (sucinum) stammende Benennung des Bernsteins, der sonst im
+riechischen ?le>tron heit. :lemens ver"endet hier #eide Bezeichnungen, als o# sie et"as Verschiedenes
#edeuteten.
1104!ie 'nziehungs>raft des 5agnetsteins und des Bernsteins "urde aus dem Aehen eines dmonischen 0neumas er>lrt.
140
3. Whrend es nun zwei Arten von Bosheit gibt, von denen die eine mit
Tuschung und im Verborgenen, die andere mit ofener Gewalt ihr
schlimmes Werk verbt, so ergeht der Ruf des gttlichen Wortes laut an
alle zusammen, obwohl es sogar ganz genau die kennt, die nicht
gehorchen werden, hat es trotzdem, weil bei uns die Entscheidung liegt,
ob wir gehorchen wollen oder nicht, recht daran getan, alle zu berufen,
damit niemand sich mit Unkenntnis entschuldigen knne, und fordert
von jedermann, was seinem Knnen entspricht.
4. Denn bei den einen ist Wollen und Knnen zugleich vorhanden, da sie
die Fhigkeit dazu durch bung gesteigert und sich selbst gelutert
haben; die andern aber haben, wenn sie auch noch nicht knnen, doch
schon den guten Willen. Nun ist das Wollen Sache der Seele, das Tun
aber ist nicht mglich ohne den Krper.
5. Indessen wird das Handeln nicht nur nach dem Endergebnis
bemessen, sondern auch nach der Absicht jedes einzelnen beurteilt,
1105
ob
er sich leicht entschlo, ob er seine Fehler bereute, ob er einsah, worin er
zum Falle kam, und seinen Sinn nderte, d.h. nachher zur Besinnung <s
170> kam;
1106
denn die Reue ist eine spte (erst hintennach kommende)
Erkenntnis, dagegen Erkenntnis gleich von vorne herein ist die vllige
Sndlosigkeit.
27.
1. Also ist auch die Bue eine gute Tat des Glaubens; denn wenn man
nicht glaubt, da Snde ist, worin man zuvor verstrickt war, so wird man
sich auch nicht bessern. Und wenn man nicht glaubt, da fr den Snder
Strafe bestimmt ist, Heil dagegen fr den, der nach den Geboten lebt, so
wird man sich auch dann nicht ndern. Ferner entsteht aber auch die
Hofnung aus Glauben.
2. Die Anhnger des Basileides denieren ja den Glauben als die
Zustimmung der Seele zu einer Sache, die die Sinne nicht berhrt, weil
sie nicht gegenwrtig ist.
1107
Hofnung ist aber die Erwartung auf das
Erlangen eines Gutes.
1108
Die Erwartung mu aber zuverlssig
1109
sein.
Zuverlssig ist aber, wer unwandelbar an dem ihm Anvertrauten festhlt.
Anvertraut werden uns aber die Lehren von Gott und die gttlichen
Lehren, die Gebote, zugleich mit der (Anweisung zur) Ausfhrung der
Befehle.
3. Dies ist der treue Knecht, der von dem Herrn gelobt wird.
1110
Wenn
der Apostel aber sagt: Treu ist Gott,
1111
so gibt er damit kund, wessen
Ofenbarung Glauben verdient. Die Ofenbarung wird aber von seinem
Wort gegeben, und treu ist Gott selbst.
1105Sacr. 0ar. B24 Holl.
1106!as Ver#um (%%%) "ird als ein *nacher er>ennen, er>lrt.
1107Vgl. Hilgenferld, Eetzergeschichte S. BB6.
1108Vgl. Strom. 11 82,2.
1109Hier und in folgenden ist "ieder das Aort (%%%) /istos ge#raucht.
1110Vgl. 5t B8,87; B7,B2.
11112 Eor 2,C; 23,23; B Eor 2,2=.
141
4. Wenn nun der Glaube ein Vermuten ist, wie knnen dann die
Philosophen ihre Aufstellungen fr gewi halten? Denn die Zustimmung,
die aus freien Stcken erfolgt, bevor ein Beweis vorhanden ist, ist kein
Vermuten, sondern die Zustimmung und Hingabe an etwas Starkes.
28.
1. Wer sollte aber mchtiger als Gott sein? Der Unglaube dagegen ist die
schwache etwas ablehnende Vermutung, da das Entgegengesetzte wahr
ist, so wie das Mitrauen (die Schwerglubigkeit) ein Verhalten ist, das
nur schwer den Glauben annimmt. Und der Glaube ist ein Vermuten aus
freien Stcken und ein verstndiges Vorwegnehmen vor dem sicheren
Erfassen. (Die Hofnung aber <s 171> ist die sichere Erwartung von dem
Erlangen eines Gutes)
1112
Und die Erwartung ist die Vorstellung von etwas
Zuknftigem.
1113
Whrend aber die Erwartung der anderen die
Vorstellung von etwas Unsicherem ist, so ist die Zuversicht das feste
Erfassen irgendeiner Sache.
2. Deshalb glauben wir an das, worauf wir unsere Zuversicht setzen, an
die Herrlichkeit Gottes und an sein Heil; wir setzen aber unsere
Zuversicht auf den alleinigen Gott, von dem wir wissen, da er sich von
seinen herrlichen Verheiungen und von dem nicht abkehren wird, was
er ihretwegen erschafen und uns aus Wohlwollen geschenkt hat.
3. Wohlwollen ist die Gesinnung, die einem anderen Gutes wnscht um
seiner selbst willen.
1114
Denn Gott ist bedrfnislos;
1115
auf uns aber richtet
sich die Wohltat und die Gte des Herrn, die gttliches Wohlwollen ist,
und zwar Wohlwollen mit dem Ziel, Gutes zu tun.
1116
4. Wenn es aber dem Abraham zur Gerechtigkeit angerechnet wurde,
da er glaubte
1117
und wir infolge der Predigt Same Abrahams sind, so
mssen auch wir glauben; denn Israeliten sind wir, die wir nicht infolge
von Zeichen, sondern infolge von der Predigt gehorsam sind.
1118
5. Deswegen heit es: Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht
gebierst, brich in Jubel aus und frohlocke, die du keine Wehen hast; denn
zahlreicher sind die Kinder der Alleinstehenden als derer, die den Mann
hat.
1119
Du lebtest zum Schutzwall fr dein Volk; gepriesen wurden
deine Kinder in den Zelten der Vter.
1120
6. Wenn aber die nmlichen Wohnungen von der Weissagung uns und
den Patriarchen verheien werden, so ist damit bewiesen, da es nur eine
einzigen Gott fr beide Testamente gibt.
1112!iese einge>lammerten Aorte sind nach einer Vermutung von 0ohlenz hinzugesetzt; vgl. o#en B4,B.
1113Vgl. 0laton, +esetze 1 /. 688 !:; Laches /. 2C= :; 0rotagoras /. 37= !.
1114-ur !efinition von *Aohl"ollen, ((%%%) eunoia) vgl. 0aid. 1. C4,3 mit 'nm.
1115 Vgl. 0hilon, Suod det. /ot. 77; Suod deus s. imm. 76.
1116-ur !efinition von *+(te, ((%%%) eumeneia) vgl. '#droni>os, !e affect. /. B2,2 Ereuttner.
1117G@m 8,3.C.BB; +al 3,6; 9a> B,B3.
1118Vgl. 2 Eor 28,BB.
11199es 78,2 (+al 8,B4).
1120!er Vers findet sich nicht in der L<<; vielleicht ist er M#ersetzungsvariante zu 9es 78,B.3.23.
142
29.
<s 172> 1. Noch deutlicher wird hinzugefgt: Du hast den Bund Israels
geerbt,
1121
Worte, die an die Erwhlung aus den Heiden gerichtet sind,
die einst unfruchtbar, d.h. ohne diesen Mann war, der der Logos ist, die
frher vereinsamt, d.h. ohne den Brutigam war.
2. Der Gerechte aber wird aus Glauben leben,
1122
aus dem Glauben nach
dem (Neuen) Testament und nach den Geboten, da diese zwar dem
Namen und der Zeit nach zweierlei sind und entsprechend dem Zeitalter
und der Entwicklungsstufe auf Grund des gttlichen Heilsplanes gegeben
wurden, dagegen ihrer Wirkung nach eines sind, das eine das Alte, das
andere das Neue Testament, und von dem einen Gott durch den Sohn
geschenkt werden.
3. So sagt auch der Apostel in dem Brief an die Rmer: Denn
Gerechtigkeit Gottes wird in ihm ofenbart von Glauben zu Glauben,
1123
womit er auf die einzigartige Erlsung hinweist, die von der Weissagung
an bis zu dem Evangelium durch ein und denselben Herrn vollendet
worden ist.
4.Dieses Gebot, sagte der Apostel, lege ich dir, mein Sohn Timotheus,
ans Herz, entsprechend den frheren an dich gerichteten Weissagungen,
da du in ihrer Kraft den guten Kampf kmpfest, indem du am Glauben
festhltst und ein gutes Gewissen bewahrst, whrend manche dieses von
sich wiesen und dadurch am Glauben Schifruch litten,
1124
weil sie das
von Gott stammende gute Gewissen durch Unglauben beeckten.
30.
1. Man darf also selbstverstndlich den Glauben nicht mehr als etwas
Geringes verleumden,
1125
als etwas leicht zu Beschafendes und
Gewhnliches und dazu als etwas ganz Alltgliches; denn wenn die Sache
von Menschen wre, wie die Griechen annahmen, dann wre sie wohl
schon wieder verschwunden; der Glaube aber wchst, und es gibt keinen
Ort, wo er nicht wre.
1126
2. Ich behaupte demnach, da der Glaube, mag er nun seinen Grund in
der Liebe haben oder auch, wie die Anklger sagen, in der Furcht, etwas
Gttliches ist, da er weder von einer anderen, weltlichen Zuneigung
zerstrt noch von einer etwa vorhandenen Furcht aufgelst wird.
3. Denn die Liebe lt durch die sie mit dem Glauben verbindende <s
173> Freundschaft die Glubigen entstehen; der Glaube aber ist Grundlage
der Liebe, indem er seinerseits dazu veranlat, Gutes zu tun, whrend ja
auch die Furcht, durch die das Gesetz erzieht,
1127
nur infolge davon, da
1121Aoher der Vers stammt, ist un#e>annt.
1122G@m 2,24 (Ha# B,8).
1123G@m 2,24.
11242 $im 2,2= f.
1125 ;ach (%%%) ist (%%%) einzuschie#en, und nach (%%%) ist Eomma zu setzen.
1126Vgl. '/g 7,3=f.
1127Vgl. +al 3,B8.
143
man sich frchten zu mssen glaubt, die Grundlage ihres Daseins als
Furcht im Glauben hat.
4. Wenn sich nmlich das Sein durch das Wirken erweist, die Furcht
(das Gefrchtete) aber etwas Zuknftiges ist und nur droht, aber noch
nicht wirksam und gegenwrtig ist, so ist sie Gegenstand des Glaubens;
und da man an ihr Sein nur glaubt, kann sie nicht selbst Erzeugerin des
Glaubens sein, da sie ja erst von diesem selbst als des Glaubens wert
erwiesen wurde.
1128
31.
1. Gttliche Wirkung ist demnach der gewaltige Umschwung, wenn man
aus dem Unglauben zum Glauben kommt und der Hofnung und der
Furcht (der Verheiung und der Drohung) glaubt. Und in der Tat zeigt
sich uns der Glaube als die erste Hinneigung zum Heil, und nach ihm
bringen Furcht und Hofnung und Bue zusammen mit Enthaltsamkeit
und Geduld den Fortschritt und fhren uns zu Liebe und Erkenntnis.
2. Mit Recht sagt daher der Apostel Barnabas: Von dem, was ich
empng, war ich bemht, euch nach und nach einen Teil zu senden,
damit ihr neben eurem Glauben auch vollkommene Erkenntnis haben
mchtet. Nun sind Gehilfen unseres Glaubens Furcht und Geduld, und
unsere Kampfgenossen sind Langmut und Selbstbeherrschung. Wenn
also so sagt er, diese in ihrem Verhltnis zum Herrn unbeeckt bleiben,
so freuen sich mit ihnen Weisheit, Einsicht, Wissen, Erkenntnis.
1129
3. Da nun die genannten Tugenden Voraussetzungen (Elemente) der
Erkenntnis sind, so mu eine noch wichtigere Voraussetzung der Glaube
sein, da er fr den Trger der Erkenntnis ebenso notwendig ist wie dem
auf dieser Welt Lebenden das Atmen zum Leben. Wie <s 174> man aber
ohne die vier Elemente
1130
nicht leben kann, so ist es auch ohne Glauben
nicht mglich, da Erkenntnis sich einstellt. Der Glaube ist also die
Grundlage der Wahrheit.
VII. Kapitel
32.
1. Die aber die Furcht anklagen, greifen das Gesetz an, wenn aber das
Gesetz, dann ofenbar auch den, der das Gesetz gegeben hat, Gott. Denn
notwendigerweise ist bei jedem Gegenstand dreierlei vorhanden: der
Anordnende, die Anordnung, das, dem die Anordnung gilt.
1128:lemens >ommt es hier darauf an, die ?inzigartig>eit des +lau#ens zu er"eisen; darum sucht er zu zeigen, da
so"ohl die Lie#e als auch die Furcht den +lau#en zur Voraussetzung hat. Bei der Furcht ist es insofern der Fall, als
die vom +esetz ausgehende Furcht, d.h. die durch das +esetz angedrohte Strafe, nur et"as +eglau#tes ist.
1129Barna#as, Brief 2,7; B,Bf.
1130!as Aort (%%%) stoicheia #edeutet so"ohl die vier ;aturelemente als auch die 'nfangsgr(nde (?lemente) des
Aissens.
144
2. Wenn sie nun, wie wir einmal annehmen wollen, das Gesetz
beseitigten, so ist doch wohl die notwendige Folge, da jeder, der sich
von seiner Begierde treiben lt, der Lust frnt und sich nichts um das
richtige Verhalten kmmert, das Gttliche verachtet, zugleich gottlos ist
und ohne Scheu Unrecht tut, da er von der Wahrheit abtrnnig
geworden ist.
3. Allerdings, sagen sie, aber die Furcht ist ein unvernnftiges
Ausweichen und eine Gemtsbewegung.
1131
Was sagst du? Und wie sollte
diese deine Begrifsbestimmung aufrechterhalten werden knnen, da mir
doch das Gebot durch den Logos
1132
gegeben ist; das Gebot gibt Verbote
und lt die Furcht drohend ber dem Haupt der Menschen schweben
1133
zum Zweck der Erziehung derer, die auf diese Weise gewarnt werden
knnen.
4. Also ist die Furcht nicht unvernnftig; jedenfalls rhrt sie vom Logos
her (sie ist (xxx) logikos). Wie sollte das auch anders sein, da sie doch
gebietet: Du sollst nicht tten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht
stehlen, du sollst nicht falsches Zeugnis geben!
1134
Wenn sie aber mit den
Bezeichnungen ganz genau verfahren wollen, so mgen die Philosophen
die mit dem Gesetz verbundene Furcht Vorsicht ((xxx) eulabeia) nennen,
was ein vernnftiges Ausweichen ist.
1135
33.
<s 175> 1. Wortfechter nannte solche Leute nicht unpassend Kritolaos von
Phaselis.
1136
Fein und ganz vortrefich erscheint nunmehr unseren
Gegnern das Gebot, wenn man es entsprechend der vernderten
Bezeichnung aufat.
2. Die Vorsicht erweist sich als vernnftig, da sie ein Ausweichen vor
dem Schdlichen ist; aus ihr erwchst die Reue ber die frher
begangenen Verfehlungen. Denn Anfang der Weisheit ist die Furcht des
Herrn, und Einsicht ist gut fr alle, die sich um sie bemhen.
1137
Er meint
die Bemhung um die Weisheit, was eben die Gottesfurcht ist, die den
Weg zur Weisheit bahnt.
3. Wenn aber das Gesetz Furcht bewirkt, so ist Anfang der Weisheit
Kenntnis des Gesetzes, und ohne das Gesetz gibt es keinen, der weise
wre. Unweise sind also, die das Gesetz ablehnen, woraus folgt, da man
sie als gottlos ansehen mu.
4. Zucht aber ist der Weisheit Anfang. Weisheit aber und Zucht werden
die Gottlosen verachten, sagt die Schrift.
1138
1131-ur !efinition von *Furcht, ((%%%) /ho#os) und *Vorsicht, ((%%%) eula#eia) vgl. 0aid. 1 232,2; Strom. 11 3,3; 4C,7;
:hr.si//os Fr. mor. 822 v. 'rnim; 'ndroni>os, !e affect. /. 2B,3; B3,4 Ereuttner.
1132!a die mit dem +esetz ver#undene Furcht nichts Invern(nftiges sein >ann, "ird damit #e"iesen, da das +esetz
vom Logos, der /ersonifizierten Vernunft, gege#en ist.
1133 -um 'usdruc> vgl. !emosthenes 2=,3B8; B3,283; 'ischines 2,247.
1134?% B3,23D26.
1135Vgl. o#en 'nm.B.
1136!er 0eri/ateti>er Eritolaos (B.9ahrhundert v.:hr.) "ar ein +egner der Schulrhetori>.
1137S/r 2,4 (0s 223,23).
1138S/r 2,4.
145
34.
1. Nun wollen wir betrachten, worin das zu Frchtende besteht, das das
Gesetz verkndet. Wenn es sich dabei um die Dinge handelt, die
zwischen Tugend und Laster in der Mitte liegen, wie Armut, Krankheit,
Verachtung, Unehre und hnliches,
1139
so drohen damit doch auch die
staatlichen Gesetze und werden deswegen gepriesen; und wenn die
Anhnger der Peripatetischen Philosophie drei Arten von Gtern
aufhren und das Gegenteil fr bel halten,
1140
so stimmt diese
Anschauung damit berein.
2. Das uns gegebene Gesetz aber gebietet uns, die wirklichen bel zu
meiden, Ehebruch, Wollust, Knabenliebe, Unwissenheit, Ungerechtigkeit,
die Krankheit der Seele, den Tod, nicht den, der die Seele vom Krper
scheidet,
1141
sondern den, der die Seele von der Wahrheit trennt; denn
schrecklich und wirklich zu frchten sind diese bel und die von ihnen
ausgehenden Wirkungen.
3. Nicht mit Unrecht werden den Vgeln Netze gespannt, sagen die
gttlichen Sprche, denn sie selbst tragen <s 176> Blutschuld und
sammeln sich selbst bel.
1142
4. Wie kann da das Gesetz noch von einigen Irrlehrern als nicht gut
erklrt werden, die sich dafr auf das Wort des Apostels berufen: Denn
durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Snde?
1143
Ihnen entgegnen wir:
das Gesetz hat die Snde nicht bewirkt, sondern nur gezeigt;
1144
denn
indem es gebot, was man tun soll, zeigte es auf, was man nicht tun darf.
1145
5.Nur etwas Gutes ist aber imstande, das Heilbringende zu lehren und
das Verderbliche aufzuweisen, und zu dem Gebrauch des einen zu raten
und die Vermeidung des anderen zu befehlen.
35.
1. So sagte denn der Apostel, den sie nicht verstehen, da die Kenntnis
der Snde durch das Gesetz ofenbar gemacht worden sei, nicht, da die
Snde durch das Gesetz ihr Dasein gewonnen habe.
2. Wie sollte aber das erziehende Gesetz nicht gut sein, das uns als
Erzieher auf Christus gegeben wurde,
1146
damit wir uns bekehren,
indem wir uns durch die Furcht erziehen und auf die durch Christus
gegebene Vollendung hinlenken lassen?
1139 Vgl. !iog. Laert. V11 23B (:hr.si//os Fr. mor. 224 'rnim).
1140Vgl. z.B. 'ristoteles, ?th. ;ic. 1 = /. 223C=# 2B ff.; Strom. 1V 266,2.
1141Vgl. 0laton, +orgias /. 7B8 B; 0haidon /. == B.
1142S/r 2,24 f.
1143G@m 3,B3.
1144Vgl. e#d. 7,23.
1145Vgl. 0aid. 1 =,3 mit 'nm.
1146+al 3,B8.
146
3. Ich will nicht, so heit es, den Tod des Snders, sondern vielmehr
seine Sinnesnderung.
1147
Diese Sinnesnderung wird aber durch das
Gebot herbeigefhrt, das von dem abhlt, was man nicht tun soll, und
beehlt, Gutes zu tun.
1148
4. Als Tod, meine ich, bezeichnet er die Unwissenheit; und Wer dem
Herrn nahe ist, der ist voll von Geielhieben.
1149
Damit ist ofenbar
gemeint, da jeder, der sich der Erkenntnis nhert, wegen seiner
Sehnsucht nach der Wahrheit Gefahren, Schrecknisse, Schmerzen,
Drangsale zu schmecken bekommt. Denn ein Sohn, der gezchtigt
worden ist, wird weise, und aus dem Brande wird ein verstndiger Sohn
gerettet, und ein verstndiger Sohn wird Gebote annehmen.
1150
5. Und der Apostel Barnabas fhrt zuerst den Satz an: Wehe denen, die
bei sich selbst klug und in ihren eigenen Augen verstndig sind!
1151
Dann
fhrt er fort: Lat uns Geistesmenschen werden, ein vollkommener
Tempel fr Gott! Soweit es uns mglich ist, wollen wir uns der
Gottesfurcht beeiigen und darnach ringen seine <s 177> Gebote zu
halten, auf da wir uns seiner Rechte freuen.
1152
Daher sagt das Wort
Gottes: Der Weisheit Anfang ist die Furcht Gottes.
1153
1147Vgl. ?z 33,22; 2=,B3.3B.
1148Vgl. 0aid. 1 =,3 mit 'nm.
11499udith =,B4.
1150S/r 23,8a.7.=.
1151Barna#as, Brief 8,22 (9es 7,B2).
1152Barna#as, Brief 8,22.
1153S/r 2,4.
147
VIII. Kapitel
36.
1. Hier behaupten nun die Anhnger des Basileides bei der Auslegung
dieses Schriftwortes, der Archon selbst sei, als er die Rede des
herabgesandten Geistes vernahm, ber das, was er hrte und sah,
erschrocken, da ihm wider Erwarten die frohe Botschaft verkndigt
worden war, und sein Erschrecken sei Furcht genannt worden, die der
Anfang der Weisheit wurde, einer Weisheit, die fhig war, die
Geschlechter (die Kinder des Lichts und die Kinder der Welt) zu scheiden
und auszusondern und zu vollenden und wiederherzustellen; denn der
ber alles Waltende lt nicht nur die Welt, sondern auch die Erwhlten
hervorgehen, nachdem er sie ausgesondert hat.
1154
2. Aber auch Valentinus scheint an Derartiges zu denken, wenn er in
einem Briefe wrtlich schreibt: Und die Engel beel gleichsam ein
Schrecken ber jenes Gebilde, da es gewaltigere Worte sprach, als seiner
Gestaltung nach zu erwarten war, um dessen willen, der unsichtbar in ihn
einen Samen des hheren Wesens gelegt hatte und (in ihm) freimtig
redete.
3. So wurden auch bei den Geschlechtern der Menschen in der Welt die
Menschenwerke fr die, die sie selbst hergestellt hatten, zu Gegenstnden
der Furcht, wie z.B. Statuen und Bilder und all das, was Menschenhnde
verfertigen, damit es den Namen Gottes trage.
4. Denn Adam , der erschafen worden war, damit er den Namen
Mensch trage, erregte die Furcht vor einem schon vorher vorhandenen
Menschen, gerade als ob er in ihm vorhanden sei, und sie (die Engel)
erschraken und lieen das Werk rasch verschwinden.
1155
37.
1. Da es aber, wie spter gezeigt werden wird, nur einen einzigen Urgrund
gibt, so ist klar, da die Erndungen dieser Leute nur leeres
Gezwitscher
1156
und Getriller sind.
2. Da es ferner Gott ntzlich schien, da die Menschen <s 178> vom
Gesetz und von den Propheten aus durch den Herrn eine vorluge
Erziehung erhalten, so wird der Weisheit Anfang die Furcht des Herrn
genannt,
1157
die vom Herrn durch Moses fr die Ungehorsamen und
Verstockten gegeben worden ist.
1158
Denn wen das Wort nicht meistern
kann, den zhmt die Furcht.
1159
3. Dies sah auch von Ewigkeit her der erziehende Logos voraus und
richtete fr die beiden verschiedenen Wesensarten ein geeignetes
1154Vgl. Strom. 11 3=,B; ?%c. e% $heod. 26.
1155 Vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. BC3 ff.
1156 Vgl. 'ristoteles, 'nal. /ost. 1 BB /. =3a 33.
1157S/r 2,4 (0s 223,23).
1158Vgl. 9oh 2,24.
1159Vgl. 0aid. 1 62,2 mit 'nm.
148
Werkzeug her, mit dem er sie in passender Weise zur Frmmigkeit
lutern konnte.
4. Es ist also das Erschrecken eine Furcht infolge einer ungewohnten
Erscheinung oder ber eine unerwartete Erscheinung, daher auch ber
eine Botschaft,
1160
eine Furcht, als ob etwas geschehen oder vorhanden
wre, oder ein bermig groes Erstaunen.
1161
5. Jene Leute denken also nicht daran, da sie den hchsten und von
ihnen hochgepriesenen Gott durch das Erschrecken einer
Gemtsbewegung (einem Afekt) erliegen und vor dem Erschrecken in
Unwissenheit befangen sein lassen.
6. Wenn aber Unwissenheit dem Erschrecken vorherging und dann das
Erschrecken und die Furcht Anfang der Weisheit Gottes geworden ist, so
mu wohl Unwissenheit der Weisheit Gottes und der ganzen
Weltschpfung, ja auch der Wiederherstellung der Auserwhlten selbst
urschlich vorausgehen.
38.
1. Gehrt nun die Unwissenheit zu den guten oder zu den schlechten
Dingen? Wenn sie nun zu den guten gehrt, warum hrt sie infolge des
Erschreckens auf? Und berssig ist dann fr sie der Diener
1162
und die
Predigt und die Taufe. Gehrt die Unwissenheit dagegen zu den
schlechten, wie kann das Schlechte Ursache des Schnsten sein?
2. Denn wenn die Unwissenheit nicht zuvor vorhanden gewesen wre,
wre der Diener nicht herabgestiegen; und den Archon htte nicht
Schrecken ergrifen, wie sie selbst sagen, noch htte er infolge der Furcht
den Anfang der Weisheit erhalten, die ihn befhigte, die Geschlechter der
Auserwhlten und der Weltleute zu scheiden.
3. Wenn aber die Furcht vor dem zuvor <s 179> vorhandenen Menschen
die Engel dazu veranlate, ihrem eigenen Gebilde nachzustellen in der
Meinung, da in dem Geschpf unsichtbar der Same des hheren Wesens
eingepanzt sei, so wurden sie entweder infolge einer irrigen Vermutung
eiferschtig, das ist aber nicht glaublich, da die Engel zu einer vlligen
Unkenntnis eines Geschpfes verurteilt gewesen sein sollten, dessen
Erschafung ihnen anvertraut worden war, so da es gleichsam ihr Kind
war.
4. Oder sie lieen sich zu ihrem Tun dadurch bewegen, da sie von ihrer
Vorauskenntnis befangen waren, aber sie htten durch das, was sie taten,
dem nicht nachgestellt, das sie vorher kannten; auch wren sie vor ihrem
eigenen Werk nicht erschrocken, da sie infolge des Vorherwissens den
von oben stammenden Samen gekannt htten.
5. Oder das ist die letzte Mglichkeit sie htten es gewagt im
Vertrauen auf ihre Kenntnis; aber auch dies ist undenkbar, da sie dem
Menschen nachstellten, obwohl sie das im Pleroma vorhandene
1160 ?s ist mit 0ohlenz (%%%) zu lesen.
1161 Vgl. 'ristoteles, $o/. 1V 7 /.2B6 # 24.
11625it (%%%) dia>onos "ird #ei den Basilidianer der Sohn #ezeichnet; vgl. auch ?%c. e% $heod. 26.
149
Ausgezeichnete kannten, und ferner auch das Wort nach seinem
Bilde,
1163
womit sie auch das Urbild und die mit der brigen Kenntnis
verbundene (Kenntnis von seiner) Unzerstrbarkeit erhalten hatten.
39.
1. Diesen Leuten selbst und manchen anderen, vor allem den Anhngern
Marcions ruft die Schrift, ohne da sie darauf hren, das Wort zu: Wer
auf mich hrt, der wird getrost im Frieden ruhen und frei von Furcht vor
allem bel guten Mutes sein.
1164
2. Wie beschafen soll nach ihrer Meinung das Gesetz sein? Schlecht
werden sie freilich nicht sagen, aber gerecht, indem sie das Gute vom
Gerechten unterscheiden.
1165
3. Aber wenn der Herr das Schlechte zu frchten beehlt, so beseitigt er
nicht das Schlechte mit etwas Schlechtem, sondern macht etwas durch
das ihm Entgegengesetzte zunichte. Gutem ist aber Schlechtes
entgegengesetzt, ebenso wie Gerechtes Ungerechtem.
4. Wenn nun das Schriftwort die Enthaltung von Schlechtem, die die
Furcht des Herrn bewirkt, Freisein von Furcht genannt hat, so ist die
Furcht etwas Gutes, und die durch das Gesetz verursachte Furcht nicht
nur gerecht, sondern auch gut, da sie die Schlechtigkeit beseitigt. Indem
aber das Gesetz durch Furcht <s 180> Furchtlosigkeit herbeifhrt, bewirkt
es nicht durch eine Gemtsbewegung Freiheit von Gemtsbewegungen,
vielmehr durch Erziehung Migung in den Gemtsbewegungen.
5. Wenn wir also hren: Ehre den Herrn, und du wirst stark sein; auer
ihm frchte niemand!
1166
so fassen wir das so auf, da es ein Gott-Ehren
ist, wenn man sich davor frchtet, zu sndigen, und den von Gott
gegebenen Gesetzen gehorcht.
40.
1. Scheu ((xxx) deos) aber ist die Furcht vor Gttlichem.
1167
Aber wenn
auch die Furcht eine Gemtsbewegung ist, wie manche meinen, weil sich
frchten eine Gemtsbewegung ist, so ist doch nicht jede Furcht eine
Gemtsbewegung. So ist z.B. die Dmonenfurcht eine Gemtsbewegung,
da sie die Furcht vor Dmonen ist, die von Leidenschaften aller Art erregt
sind.
2. Andererseits ist die Furcht vor dem keiner Gemtsbewegung
unterliegenden Gott selbst ohne Gemtsbewegung ((xxx) apaths); denn
man frchtet sich nicht vor Gott, sondern davor, von Gott abzufallen; wer
aber dies frchtet, der frchtet sich davor, in Bses zu fallen, und scheut
1163Vgl. +en 2,B6; Strom. 1V C3,3.
1164S/r 2,33.
1165 Vgl. '. Harnac>, 5arcion, B. 'ufl. S. B63.
1166S/r 4,2 a.
1167 Vgl. :hr.si//os Fr. mor. 83= ff. v. 'rnim; 'ndroni>os, !e affect. /. 26,2 Ereuttner.
150
das Bse; wer aber das Fallen frchtet, wnscht selbst frei von Verderben
und frei von Gemtsbewegungen zu sein.
1168
3. Ein Weiser frchtet sich und weicht dem Bsen aus; der
Unverstndige aber begegnet ihm guten Mutes, sagt die Schrift, und
wiederum sagt sie: In der Furcht des Herrn liegt Hofnung auf
Strke.
1169
IX. Kapitel
41.
1. Jedenfalls fhrt eine solche Furcht zur Reue und zur Hofnung empor.
Hofnung ist aber die hofnungsfrohe Erwartung von Gutem,
1170
solange
das Gute noch nicht vorhanden ist. Aber auch die Neigung, sich der Reue
zuzuwenden,
1171
gehrt mit der Hofnung zusammen, von der wir gelernt
haben, da sie zur Liebe hinfhrt.
1172
2. Die Liebe <s 181> ((xxx) agap) aber ist die bereinstimmung im Reden
und im Leben und im ganzen Wesen, oder kurz gesagt
Lebensgemeinschaft oder Bestndigkeit in der Freundschaft und in der
Zrtlichkeit, verbunden mit dem richtigen Sinn im Umgang mit
Genossen.
1173
Der Genosse ist aber ein zweites Ich.
1174
Darum nennen wir
auch die durch den gleichen Logos Wiedergeborenen Brder.
3. Nahe verwandt mit der Liebe ist auch die Gastfreundschaft, die eine
liebenswrdige Gewandtheit im Umgang mit Fremden ist. Fremde aber
sind die, denen die weltlichen Dinge fremd sind.
4. Denn unter weltlichen Menschen verstehen wir die, die ihre Hofnung
auf die Erde und auf die eischlichen Begierden setzen. Pat euch, sagt
der Apostel, nicht dieser Welt an, sondern gestaltet euch durch die
Erneuerung eures Sinnes um, damit ihr prfen knnt, was Gottes Wille
ist, nmlich das Gute, Wohlgefllige und Vollkommene.
1175
5. Die Gastfreundschaft beschftigt sich also mit dem, was fr die
Fremden ntzlich ist; Fremde sind aber Leute, die aus der Fremde als
Gste zu uns kommen; solche Gste sind aber die Freunde, und Freunde
sind die Brder. Lieber Bruder, sagt Homeros.
1176
6. Die Menschenliebe aber, aus der auch die natrliche Zrtlichkeit
hervorgeht und die in einem liebevollen Umgang mit Menschen besteht,
und die Zrtlichkeit, die eine besondere Gewandtheit in der Erweisung
1168 Sacr. 0ar. B2= Holl.
1169S/r 28,26.B6.
1170 Vgl. 0seudoD0laton, !efin. /. 826.
1171!ie M#ersetzung setzt den $e%t (%%%) h eis metanoian euem/tosia voraus.
1172Vgl. Strom. 11 32,2.
1173!ie !efinitionen in 82,2D8B,B sind gr@tenteils stoisch (vgl.:hr.si//os Fr. mor. BCB v. 'rmin) und stellen Versuche
dar, die Bedeutungen s.non.mer 'usdr(c>e zu unterscheiden. '#er die !efinition von (%%%) aga/ (82,B) ist die
christliche ;achahmung stoischer !efinitionen.
1174 Vgl. 'ristoteles, ?th. meg. 11 27 /. 2B23aB3; -enon #ei !iog. Laert. V11 B3 (Fr. 3B8 v. 'rnim); A.tten#ach zu 0lut.
5or. /. C3 ?; '. Htto, S/rich". der G@mer S. B6.
1175G@m 2B,B.
1176Vgl. Hom. 1l. 8,277; 7,37C; B2,33=.
151
von Liebe gegen Freunde und Verwandte ist, sind Begleiterinnen der
Liebe.
42.
1. Wenn aber der wirkliche Mensch in uns der Geistesmensch ist, so ist
Bruderliebe die Menschenliebe gegen diejenigen, die des gleichen Geistes
teilhaftig sind. Das Liebhaben ist wiederum das Bewahren des
Wohlwollens oder der herzlichen Gewogenheit; herzliche Gewogenheit
ist aber ein vlliges Wohlgefallen;
1177
und das Lieben ist ein Gefallennden
am ganzen Wesen, wodurch <s 182> man sich zum anderen hinfhren
und von ihm anziehen lt.
2. Man wird aber zum vlligen Einssein gefhrt durch die Gleichheit des
Denkens, die ein Wissen um gemeinsame Gter ist;
1178
denn auch die
Gesinnungsgemeinschaft ist bereinstimmung in den Ansichten.
3. Und unsere Liebe, so sagt der Apostel, soll ungeheuchelt sein, und
wir selbst wollen das Bse verabscheuen, indem wir am Guten festhalten
und an der Bruderliebe
1179
und das folgende bis wenn es mglich ist, so
viel an euch liegt, mit allen Menschen Frieden haltend.
1180
Spter sagt er:
La dich nicht vom Bsen berwinden, sondern berwinde durch das
Gute das Bse!
1181
4. Und den Juden mu der gleiche Apostel, wie er zugesteht, das Zeugnis
geben, da sie Eifer um Gott haben, aber nicht mit dem richtigen
Verstndnis. Denn da sie Gottes Gerechtigkeit nicht kennen und ihre
eigene Gerechtigkeit aufrichten (zur Geltung bringen) wollen, haben sie
sich der Gerechtigkeit Gottes nicht untergeordnet.
1182
5. Denn sie kannten den Willen des Gesetzes nicht und erfllten ihn
nicht, sondern meinten, das, was sie selbst annahmen, das sei auch der
Wille des Gesetzes. Und sie glaubten dem Gesetz nicht als einem dessen
Wesen in Weissagung bestand, sondern nur dem bloen Wortlaut; und
sie folgten ihm aus Furcht, aber nicht aus innerer berzeugung und aus
Glauben. Denn Ziel des Gesetzes ist Christus, der durch das Gesetz
Vorhergesagte zur Gerechtigkeit fr jeden, der glaubt.
1183
43.
1. Deshalb ist zu diesen (den Juden) von Moses gesagt worden: Ich will
euch eiferschtig machen auf ein Volk, das kein Volk ist; auf ein
unverstndiges Volk will ich euch zornig machen,
1184
nmlich auf ein
Volk, das sich zum Gehorsam bereit hat nden lassen.
1177Vgl. 0seudoD0laton, !efin. /. 823 B.
1178 Vgl. Sto#. ?cl. 11 4,22# /. C8,2D8 Aachsmuth.
1179G@m 2B,Cf.
1180?#d. 2B,2=.
1181?#d. 2B,B2.
1182?#d. 23,Bf.
1183?#d. 23,8.
1184!tn 3B,B2 (aus G@m 23,2C).
152
2. Und durch Jesaias sagt Gott: Ich lie mich von denen nden, die
mich nicht suchten; ich ofenbarte mich denen, die nicht nach mir
fragten,
1185
nmlich vor der Erscheinung des Herrn; nach dieser passen
aber jetzt auch auf Israel jene Worte der Weissagung: Ich streckte meine
Arme den ganzen Tag aus nach einem ungehorsamen und
widersprechenden Volk.
1186
3. Siehst du, wie als die Ursache der <s 183> Berufung aus den Heiden
von dem Propheten ausdrcklich der Ungehorsam und das
Widersprechen des Volkes angegeben ist? Dann zeigt sich aber die Gte
Gottes auch diesen gegenber.
4. Der Apostel sagt nmlich: Aber durch ihre Verfehlung ist das Heil
den Heiden zugefallen, damit sie eiferschtig wrden
1187
und sich zur
Bue entschlssen.
5. Der Hirte (des Hermas) aber bezieht das Wort einfach auf die
Verstorbenen und wei von manchen Gerechten unter den Heiden und
unter den Juden nicht nur vor der Erscheinung des Herrn, sondern auch
vor dem Gesetz entsprechend ihrem Gott wohlgeflligen Verhalten, wie
Abel, wie Noah, wie mancher andere Gerechte.
44.
1. Er sagt wenigstens, da die Apostel und Lehrer, die den Namen des
Sohnes Gottes gepredigt hatten und in seiner Kraft und im Glauben an
ihn entschlafen waren, den vor ihnen Entschlafenen gepredigt htten.
2. Dann fgt er hinzu: Und sie gaben ihnen das Siegel der Predigt; sie
stiegen also mit ihnen in das Wasser hinab und stiegen wieder herauf.
Aber sie selbst stiegen lebend hinab und stiegen wieder lebend herauf;
jene aber, die vor ihnen entschlafen waren, stiegen tot hinab und stiegen
lebend herauf.
3. Durch jene Mnner wurden sie also lebendig gemacht und lernten den
Namen des Sohnes Gottes kennen. Deshalb stiegen sie auch mit ihnen
wieder herauf und fgten sich in den Bau des Turmes ein und wurden,
obwohl sie unbehauene Steine waren, doch beim Bau mitverwendet; denn
sie waren in Gerechtigkeit entschlafen und in groer Reinheit; nur dieses
Siegel hatten sie noch nicht erhalten.
1188
4. Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur die
Forderungen des Gesetzes erfllen, so sind sie, da sie das Gesetz nicht
haben, sich selbst ein Gesetz nach den Worten des Apostels.
1189
11859es 67,2 (aus G@m 23,B3).
11869es 67,B (aus G@m 23,B2).
1187G@m 22,22; :lemens fat, "ie das folgende zeigt, (%%%) autous als Su#&e>t und (%%%) /arazlosai intransitiv auf,
"hrend im ;euen $estament (%%%) autous H#&e>t und (%%%) /arazlosai transitiv ist.
1188Hermas, Sim. 1< 26,7D4; vgl. Strom. V1 86,7.
1189G@m B,28.
153
45.
1. Da nun die Tugenden in enger Wechselbeziehung untereinander
stehen,
1190
das braucht wohl nicht weiter errtert zu werden, da ja bereits
gezeigt wurde,
1191
da sich <s 184> der Glaube auf Bue und Hofnung, die
Vorsicht aber auf Glauben grndet und da die in ihnen sich bewhrende
Geduld und bung zusammen mit dem Wissenserwerb in der Liebe ihr
Ziel ndet und diese wieder durch die Erkenntnis zu Vollkommenheit
gelangt.
2. Aber jenes mu man notwendigerweise kurz erwhnen, da man sich
allein die Gottheit als von Natur aus weise vorstellen darf;
1192
deswegen ist
auch die Weisheit, die die Wahrheit lehrte, eine Kraft Gottes; und hier ist
wohl auch die Vollendung der Erkenntnis gewonnen worden.
3. Es schtzt und liebt die Wahrheit der Philosph, der zuerst ihr wahrer
Diener ist, aber wegen seiner Liebe zu ihr alsbald als ihr Freund
angesehen wird.
1193
4. Der Anfang der Philosophie ist aber das Staunen ber die Dinge
1194
wie
Platon im Teaitetos sagt und ebenso Matthias, wenn er in seinen
berlieferungen ermahnt: Staune ber das Gegenwrtige!
1195
indem er
dies als die erste Stufe zu der ber das Irdische hinausgehenden
Erkenntnis vorausssetzt.
5. hnlich steht auch in dem Hebrerevangelium geschrieben: Wer
staunte, wird Knig werden; und wer Knig wurde, wird zur Ruhe
kommen.
1196
6. Es ist also unmglich, da der Unwissende. solange er unwissend
bleibt, nach Weisheit strebt;
1197
als einer, der noch keinen Begrif von der
Weisheit gewonnen hat, da die Philosophie das Streben nach dem
wahrhaft Seienden und nach den auf dieses hinzielenden Wissenschaften
ist.
1198
7. Und wenn auch manche ihre Tatkraft gut ausgebildet haben, so
mssen sie sich doch auch noch darum bemhen, zu verstehen, wie man
sie zu verwenden und wie man zu handeln hat. So wird man auch Gott
hnlich, ich meine Gott dem Heiland, indem man dem Gott des Weltalls
durch den hohenpriesterlichen Logos Ehre erweist, durch den das
wahrhaft Schne und Gerechte geschaut <s 185> wird; denn Frmmigkeit
ist ein Handeln, das Gottes Willen folgt und ihm entspricht.
1199
1190 Vgl. Strom. 11 =3,B; V111 33,B; !iog. Laert. V11 2B7; 0lut. 5oral. /. 2386 ?F (:hr.si//os Fr. mor. BC7; BCC).
1191Vgl. Strom. 11 82,2.
1192Vgl. die Luerung des 0.thagoras Strom. 1V C,2 mit 'nm.; 0laton, 0haidros /. B4= !.
1193Vgl. 9oh 27,27.
1194Vgl. 0laton, $heaitetos /. 277 !; 'ristoteles, 5eta/h. 1 B,27 /. C=B # 2B.
1195Vgl. 0reuschen, 'ntilegomena S.2B.
1196He#rerD?vangelium Fr. 26 Handmann ($e%te und Inters. V 3 S. C8 ff); vgl. Strom. V C6,3 u. H%.rh. 0a/. 1V S. 8 f.
1197Vgl. 0laton, L.sis /. B2= '; S.m/. /. B38 '.
1198Vgl. 0seudoD0laton, !efin. /. 828 B.
1199Vielleicht fehlt nach *Fr@mmig>eit, eine -eile, in der auf die !efinition, die Strom. 11 B2,8 in der 'nm. #es/rochen
ist, Bezug genommen "ar. !er 'usdruc> *ein +ottes Aillen ents/rechendes Handeln, stammt aus 0laton, +esetze 1V
/. 426 :; vgl. Strom. 11 =3,7.
154
X. Kapitel
46.
<s 185> 1. Folgende drei Dinge sind es also, mit denen sich unser
Philosoph unablssig beschftigt, erstens die wissenschaftliche
Betrachtung, zweitens die Erfllung der Gebote, drittens die
Heranbildung tchtiger Mnner. Die Vereinigung von allen drei macht
den vollendeten Gnostiker aus. Was auch immer von ihnen fehlen mag,
so ist die Erkenntnis lahm und unvollkommen.
1200
2. Deshalb sagt die Schrift in gttlicher Weise: Und es redete der Herr
mit Moses und sagte: Sprich zu den Kindern Israels und sage zu ihnen:
Ich bin der Herr, euer Gott.
3. Ihr sollt nicht gem den Sitten des Landes gypten, in dem ihr
wohntet, handeln; und ihr sollt nicht gem den Sitten des Landes
Kanaan, in das ich euch fhren werde, handeln.
4. Und nach ihren Gebruchen sollt ihr nicht wandeln; meine Gebote
sollt ihr befolgen und meine Satzungen beobachten, um nach ihnen zu
wandeln; ich bin der Herr, euer Gott.
5. Und beobachtet alle meine Satzungen und handelt nach ihnen! Der
Mensch, der nach ihnen handelt, wird durch sie das Leben haben; ich bin
der Herr, euer Gott.
1201
47.
1. Mag nun gypten und das Land Kanaan Sinnbild der Welt und des
Truges oder der Leidenschaften und Laster sein,
1202
in jedem Fall zeigt uns
der Spruch, was wir vermeiden und was wir als gttlich und nicht
weltlich betreiben mssen.
2. Wenn der Spruch aber sagt: Der Mensch, der nach ihnen handelt,
wird durch sie das Leben haben,
1203
so nennt er die Besserung der
Hebrer selbst sowohl wie die bung und die Weiterentwicklung ihrer <s
186> Nchsten,
1204
das sind wir selbst, ihr und unser Leben.
3. Denn die in ihren Snden tot waren, werden zusammen mit Christus
lebendig gemacht
1205
durch den mit uns geschlossenen Bund.
4. Wenn aber die Schrift den Satz: Ich bin der Herr, euer Gott
1206
oft
wiederholt, so warnt sie damit einerseits auf das eindringlichste, indem
sie uns lehrt, da man Gott, der die Gebote gegeben hat, folgen mu, und
ermahnt andererseits in ruhiger Weise, Gott zu suchen und danach zu
streben, ihn, so weit es mglich ist, zu erkennen; dies ist die hchste
1200Sacr. 0ar. B2C Holl; Strom. V11 8,B.
1201Lev 2=,2D7, genommen aus 0hilon, !e congr. erud. gr. =6.
1202-u Lg./ten als Sinn #ild der Aelt vgl. Strom. 1 33,8 mit 'nm.; zu Lg./ten als Sinn#ild der Leidenschaft und Eanaan
als Sinn#ild der Laster vgl. 0hilon, !e congr. erud. gr. =3.
1203Lev 2=,7 (+al 3,2B).
1204Vgl. ?/h B,23.
1205?#d. B,7.
1206Lev 2=,B.8.7.
155
wissenschaftliche Betrachtung, das hchste Schauen, das wahre Wissen,
das gegen Vernunftgrnde unumstlich geworden ist.
1207
Dies ist wohl
einzig und allein die Erkenntnis der Weisheit, mit der das gerechte
Handeln stets unlsbar verbunden ist.
XI. Kapitel
48.
1. Die Erkenntnis der sich weise Dnkenden dagegen mgen es nun
barbarische (d.h. in diesem Fall christliche) Irrlehrer oder die griechischen
Philosophen sein, blst auf,
1208
wie der Apostel sagt. Glaubwrdig ((xxx)
pistos) ist aber nur die Erkenntnis, die ein auf Wissen abzielender Beweis
der in der wahren Philosophie berlieferten Lehren ist. Wir nennen aber
einen Beweis einen Satz, der fr das, was noch umstritten ist, aus dem
Unbestrittenen (dem, was als wahr zugestanden ist) die Glaubwrdigkeit
(die Besttigung) beibringt.
1209
2. Da es eine doppelte Glaubwrdigkeit gibt, eine, die ein Wissen, und
eine, die ein Meinen bewirkt,
1210
so steht dem nichts im Wege, da wir
auch von zweierlei Beweisen sprechen, einem auf Wissen und einem auf
Meinen abzielenden, da es ja auch vom Erkennen und vom
Vorhererkennen zweierlei Arten gibt,
1211
wobei das eine seinem Wesen
nach vllig genau, das andere noch unvollkommen ist.
3. Und vielleicht ist der bei uns gegebene Beweis der einzige, der wirklich
wahr ist, insofern er von den gttlichen Bchern <s 187> geliefert wird,
den heiligen Schriften und der, wie der Apostel sagt, gottgelehrten
Weisheit.
1212
4. Ein Weg zum Wissen ist auch der Gehorsam gegen die Gebote, worin
der Glaube an Gott besteht. Und der Glaube ist eine Macht Gottes, da er
eine Kraft der Wahrheit ist.
49.
1. So heit es denn: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senforn, so werdet
ihr den Berg versetzen,
1213
und wieder: Nach deinem Glauben geschehe
dir!
1214
Und der eine wird geheilt und erhlt so durch seinen Glauben die
Heilung,
1215
und der andere, der tot war, steht auf vermge der Kraft
dessen, der glaubte, er werde auferstehen.
1216
1207Vgl. Strom. 11 C,8 mit 'nm.
12082 Eor =,2.
1209Vgl. Strom. V111 7,2; 4,6; :hr.si//os Fr. log B37 v. 'rmin.
1210!er +egensatz (vgl. auch Strom. V111 4,4) ist /latonisch; vgl. z.B. $heaitetos /. B34 :.
1211Vgl. Strom. V111 7,B.
1212Vgl. 2 $hess 8,C.
1213Vgl. 5t 24,2C.
1214Vgl. e#d. C,BC.
1215Vgl. L> 22=,8B.
1216Vgl. 9oh 22,88.
156
2. Ein Beweis aber, der nur ein Meinen zur Folge hat, ist eine
Menschensache und gehrt zu den rhetorischen Schlufolgerungen und
zu den dialektischen Schlssen.
3. Denn der vollkommenste Beweis, von dem wir sagten,
1217
da er
Wissen zur Folge habe, t durch die Darbietung und Auslegung von
Stellen der Heiligen Schrift
1218
den nach Wissen strebenden Seelen
Glauben ein, der wirkliche Erkenntnis ist.
1219
4. Denn wenn die Stze, die bei der Behandlung einer Frage verwendet
werden, als wahr hingenommen werden, weil sie Worte Gottes und der
Propheten sind, so wird ofenbar auch der Schlu, der mit ihnen gefolgert
wird, dementsprechend als wahr gefolgert werden; und fr uns drfte
wohl mit Recht die Erkenntnis als Beweis gelten.
50.
1. An der Stelle, wo befohlen wird, das, was von der himmlischen und
gttlichen Speise (dem Manna) zum Gedchtnis erhalten bleiben sollte, in
einem goldenen Krug als etwas Heiliges aufzubewahren, heit es: Das
Gomor war der zehnte Teil von drei Maen.
1220
Damit wird nmlich auf
die drei Mastbe in uns selbst hingewiesen, die drei Mittel, etwas zu
entscheiden, die Sinneswahrnehmung fr das sinnliche Wahrnehmbare,
die Rede fr das Gesprochene, sowohl fr Haupt wie Zeitwrter, fr
geistige <s 188> Dinge der Geist.
1221
2. Der Gnostiker wird sich nun der Verfehlungen im Reden, im Denken,
in der sinnlichen Wahrnehmung
1222
und im Handeln enthalten, da er ja
das Wort hrte: Wer so sieht, da seine Begierde entzndet wird, hat
schon die Ehe gebrochen;
1223
und sich das Wort zu Herzen nahm: Selig
sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen,
1224
und
jenen Vers verstand: Nicht das, was in den Mund eingeht, verunreinigt
den Menschen, sondern das, was aus dem Mund ausgeht, das verunreinigt
den Menschen; denn aus dem Herzen kommen bse Gedanken
hervor.
1225
3. Das ist, meine ich, das Gottes Willen entsprechende, wahre und
gerechte Ma, mit dem das zu Messende gemessen wird, die Zehnzahl,
aus der der Mensch besteht und auf die mit jenen drei obengenannten
Mastben zusammenfassend hingewiesen wurde.
1217Vgl. Strom. 11 8=,3.
1218Vgl. '/g 24,3.
1219Vgl. Strom. V111 7,B f.
1220?% 26,36. !ie L<< (#ersetzen hier das Aort ?/ha (#ei :lemens unten 72,B (%%%) oi/hi) mit (%%%) ton trion 5etron,
"eil das Hohlma ?/ha (K36,88 Liter) soviel "ie drei Sea (vgl. zu diesem Aort +en 2=,6; 2 E@n B7,2=) "ar. !as
+omor "ar nach dem +esagten 3,68 Liter.
1221!er ganze '#schnitt 73,2 ist, zum $eil "@rtlich, aus 0hilon, !e congr. erud. gr. 233 entnommen.
1222!ieses hier eigentlich nicht /assende Aort ist "egen des Vor>ommens in der !reiteilung von 73,2 eingesetzt.
12235t 7,B=.
1224?#d. 7,=.
1225?#d. 27,22.2=f.
157
4. Die zehn Teile sind aber der Leib und die Seele und die fnf Sinne und
die Sprechfhigkeit und die Zeugungskraft und das Denkvermgen oder
die Geisteskraft oder wie man es sonst nennen mag.
1226
51.
1. Man mu sich nun, um es kurz zu sagen, ber alles andere erheben und
beim Geist stehenbleiben, wie wir auch in der Welt schnell ber die neun
Teile hinweggehen mssen, um hinweg ber den ersten, aus den vier
Elementen bestehenden Teil, die wegen der allen gleichen
Vernderlichkeit an einem einzigen Platz zusammengefat werden, dann
ber die sieben Planeten und an der neunten Stelle ber den nicht
wandelnden Teil (den Fixsternhimmel) zu der vollkommenen, ber die
neun erhabenen Zahl, zu dem zehnten Teil, nmlich zur Erkenntnis
Gottes zu kommen, indem wir kurz gesagt nach der Schpfung den
Schpfer ersehnen.
2. Deswegen wurden die Zehnten des Epha
1227
und der Opfer Gott
dargebracht
1228
und das Passahfest begann mit dem zehnten Tage
1229
da es
das Hinausschreiten ber jede Gemtsbewegung und ber alles <s 189>
sinnlich Wahrnehmbare bedeutete.
1230
3. Der Gnostiker bleibt nun unerschtterlich fest auf dem Glauben
stehen; der sich weise Dnkende dagegen hlt sich absichtlich nicht an
die Wahrheit, sondern lt sich von unstten und unbestndigen Trieben
leiten.
1231
4. Daher ist mit Recht geschrieben: Kain ging vom Angesichte Gottes
fort und nahm seine Wohnung im Lande Naid gegenber Edem.
1232
Das
Wort Naid wird aber mit Schwanken, das Wort Edem mit Wonne
bersetzt.
1233
5. Glaube aber und Erkenntnis und Friede ist die Wonne, aus der der
Ungehorsame ausgestoen wird. Der sich weise Dnkende will aber von
vornherein nicht auf die gttlichen Gebote hren, sondern als einer, der
durch sich selbst gelehrt zu sein glaubt, wirft er das Joch ab und strzt
sich aus freien Stcken in die schwankenden Wogen, indem er aus der
Kenntnis des Unerzeugten zu dem Sterblichen und Gezeugten hinabsteigt
und bald diese, bald jene Meinungen hat.
1234
6. Leute, deren Schif keinen Steuermann hat, fallen wie Bltter.
1235
Das
Denken und die leitende Vernunft, die unwandelbar bleibt und der Seele
den richtigen Weg weist, wird ihr Steuermann genannt. Denn in der Tat
hat nur das Unwandelbare den Zugang zum Unwandelbaren.
1236
1226Vgl. Strom. V1 238,B; :hr.si//os Fr. /h.s. =B4 ff. v. 'rmin.
1227Vgl. ?% BC,83.
1228Vgl. Lev 6,B3.
1229Vgl. ?% 2B,3.
1230-u 72,2.B Vgl. 0hilon, !e congr. erud. gr. 23BD236.
1231Vgl. 0hilon, !e /ost. :aini BB.
1232+en 8,26.
1233Vgl. 0hilon, !e /ost. :aini BB.3B; !e cheru#. 2B.
1234Vgl. 0hilon, !e /ost. :aini B7.
1235S/r 22,8.
1236Vgl. 0hilon a.a.H. B4 (hier auch die folgenden -itate aus +en und !tn).
158
52.
1. So stand Abraham vor dem Herrn, nherte sich ihm und sagte,
1237
und zu Moses wird gesagt: Du aber stehe hier bei mir!
1238
2. Die Anhnger des Simon aber wollen dem Hestos (d.h. dem
Stehenden) den sie verehren, im Wesen gleich werden.
1239
3. Der Glaube also und die Erkenntnis der Wahrheit bewirken, da die
sie whlende Seele sich immer gleich und auf die nmliche Weise
verhlt.
1240
4. Verwandt der Lge ist aber Vernderung und Abweg und Abfall,
ebenso wie verwandt dem Gnostiker Stille und Ruhe und Friede.
5. Wie nun Dnkel und Einbildung die Philosophie in blen Ruf gebracht
<s 190> haben, so ist es auch der Erkenntnis durch die falsche Erkenntnis
gegangen, die den gleichen Namen trgt, ber die der Apostel in seinem
Schreiben sagt: O Timotheus, bewahre das dir anvertraute Gut und
meide das unheilige, leere Geschwtz und die Einwnde der flschlich so
genannten Erkenntnis! Denn manche, die sich zu ihr bekennen, sind
hinsichtlich ihres Glaubens auf Abwege geraten.
1241
6. Da sie durch diese Worte ihres Irrtums berfhrt werden, erklren die
Anhnger der Irrlehren die Briefe an Timotheus fr unecht.
7. Wohlan denn, wenn der Herr Wahrheit
1242
und Weisheit und Kraft
Gottes
1243
ist, wie er es tatschlich ist, so drfte bewiesen sein, da in der
Tat Trger der Erkenntnis (Gnostiker) der ist, der diesen erkannt hat und
seinen Vater durch ihn; denn er versteht das Wort: Die Lippen der
Gerechten wissen Hohes zu sagen.
1244
XII. Kapitel
53.
1. Da es zweierlei Arten von Glauben ebenso wie zweierlei Zeiten gibt, so
werden wir auch zwei verschiedne Eigenschaften nden, die mit beiden
verbunden sind. Bei der Zeit ist es so, da zur Vergangenheit die
Erinnerung, zu der Zukunft die Hofnung gehrt; beim Glauben ist es so,
da wir von Vergangenem glauben, da es geschehen ist, und von
Zuknftigem, da es eintreten wird. Andererseits beruht unsere Liebe
teils darauf, da wir im Glauben davon berzeugt sind, da sich das
1237+en 2=,BBf.
1238!tn 7,32.
1239Vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 2=2 ff.
1240-um s/rachlichen 'usdruc> vgl. 0laton, 0haidon /.4= !.; So/histes /. B8= '.
12412 $im 6,B3f.
1242Vgl. 9oh 28,6.
1243Vgl. 2 Eor 2,B8.
1244S/r.23,B2.
159
Vergangene in einer bestimmten Weise verhalte, teils darauf, da wir das
Zuknftige auf Grund unserer Hofnung erwarten.
2. Denn fr den Gnostiker hat die Liebe alles durchdrungen, da er wei,
da es nur einen einzigen Gott gibt. Und siehe, alles, was er sehr schn
geschafen hatte,
1245
das kennt und bewundert er. Frmmigkeit aber
gewhrt Lebenslnge
1246
und die Furcht des Herrn fgt Lebenstage
hinzu.
1247
3. Wie nun die Tage ein Teil des Lebens sind, das sich aus ihnen
aufsteigend zusammensetzt, so ist auch die Furcht ein Anfang der Liebe,
wenn sie sich weiterentwickelt und zum Glauben und dann zur Liebe
wird.
4. Dabei handelt es sich aber nicht um die Art <s 191> von Furcht, wie ich
ein wildes Tier frchte und hasse (es gibt ja zwei Arten von Furcht)
sondern so, wie ich mich vor dem Vater scheue, den ich zugleich frchte
und liebe.
1248
Wenn ich mich ferner vor einer Strafe frchte, so liebe ich
damit mich selbst, indem ich die Furcht whle. Wer sich frchtet, bei
seinem Vater Ansto zu erregen, liebt ihn.
5. Glcklich ist also, wer glubig wird, indem er Liebe und Furcht in sich
vereinigt. Der Glaube ist aber eine Strke zum Heile und eine Kraft zum
ewigen Leben.
54.
1. Wiederum ist die Weissagung ein Vorauserkennen, das Erkennen selbst
aber ein Verstehen der Weissagung, gleichsam ein Erkennen dessen, was
die Propheten durch die Wirkung des alles vorher ofenbarenden Herrn
vorauserkannt hatten.
2. Die Erkenntnis des Vorhergesagten zeigt eine dreifache Mglichkeit
der Erfllung: entweder ist das Verkndete schon lange geschehen oder
es ist jetzt gegenwrtig oder wird erst in Zukunft eintreten.
3. Sodann unterliegen die beiden uersten Punkte, bei denen es sich um
schon Vollendetes oder noch Erhoftes handelt, dem Glauben; dagegen
gewhrt die in der Gegenwart sich vollziehende Wirkung Zuversicht zum
Zweck der Besttigung dessen, was sich auf die an den beiden ueren
Enden liegenden Zeiten bezieht.
4. Denn wenn von der Vorhersage, die doch ein und dieselbe ist, sich das
eine eben jetzt vollendet und das andere bereits erfllt ist, so ist infolge
davon auch das noch zu Erhofende glaublich und das Vergangene wahr.
5. Denn zuvor war es Gegenwart, dann wurde es fr uns zur
Vergangenheit, so da der Glaube an das Vergangene zu einem sicheren
Wissen von Vergangenem wird und die Hofnung auf das Zuknftige zu
einem sicheren Wissen um knftige Dinge. Das glubige Zustimmen liegt
1245+en 2,32.
1246Vgl. S/r 3,B.26.
1247?#d. 23,B4.
1248Vgl. 0aid 1 =4,2 mit 'nm.
160
aber in unserer Macht, wie nicht nur die Anhnger Platons, sondern auch
die Stoiker sagen.
1249
55.
1. Alles Meinen, Urteilen, Vermuten und Lernen, kurz all das, wodurch
wir leben und immer mit dem Menschengeschlecht verbunden sind, ist
ein Zustimmen; dieses kann aber nichts anderes als Glauben sein, und der
Begrif Unglaube, der ein Nichtvorhandensein von Glauben bedeutet,
zeigt, da Zustimmung und Glaube etwas Wirkliches sind; denn man
kann doch nicht von der <s 192> Abwesenheit von etwas
Nichtvorhandenem reden.
2. Und wenn man die Sache so ansieht, wie sie wirklich ist, so wird man
nden, da der Mensch von Natur mit Argwohn gegen die Zustimmung
zur Lge erfllt ist, dagegen die Neigung in sich trgt, der Wahrheit zu
glauben.
3. Die Kraft also, die die Kirche zusammenhlt, ist, wie der Hirte sagt,
der Glaube, durch den die Auserwhlten Gottes selig werden. Und die
Tugend, die sich als mnnlich erweist, ist die Selbstbeherrschung. Mit
ihnen ist Einfalt, Wissen, Unschuld, Keuschheit, Liebe verbunden. Diese
alle sind Tchter des Glaubens.
1250
4. Und an einer anderen Stelle: Den Anfang macht der Glaube, darauf
baut die Furcht auf, und die Liebe bringt die Vollendung.
1251
Daher mu
man!, sagt er, den Herrn frchten zur Auferbauung, aber nicht den
Teufel zum Verderben.
5. Und wieder an einer andren Stelle sagt er: Wir mssen die Werke des
Herrn, das ist seine Gebote, lieben und tun, dagegen mssen wir die
Werke des Teufels frchten und ihr Tun meiden; denn die Furcht Gottes
erzieht und fhrt zur Liebe hin, die Furcht aber vor den Werken des
Teufels hat den Ha zum Verbndeten.
1252
6. Der nmlich sagt auch, da die Reue eine gewaltige Einsicht sei;
denn wer das bereut, was er getan hat, tut und sagt es nicht mehr;
vielmehr macht er seiner Seele Vorwrfe wegen dessen, was er falsch
gemacht hat, und tut Gutes.
1253
Nun unterscheidet sich Vergebung der
Snden von Reue, beide aber beweisen unsere eigene
Entscheidungsfreiheit.
1249:hr.si//os Fr. /h.s. CCB v. 'rmin.
1250Vgl. Hermas, Vis 111 =,3D7.
1251Vgl. e#d. 111 =,4.
1252Vgl. e#d. 5and. V11 2D8.
1253Vgl. e#d. 1V B,B.
161
XIII. Kapitel
56.
1. Wer also die Sndenvergebung empfangen hat, sollte nicht mehr
sndigen; denn mit der ersten und einzigartigen Bue fr die Snden
(dieses ist die Bue fr die zuvor whrend des frheren Lebens im
Heidentum, ich meine in dem Leben in der Unwissenheit, vorhandenen
Snden) ist fr die Berufenen sofort die Bue als Aufgabe gesetzt, sie soll
den Raum der Seele von den Verfehlungen reinigen, damit in ihr der
Grund des Glaubens gelegt werden kann.
2. Da aber der Herr ein Herzenskenner
1254
ist <s 193> und die Zukunft
vorherwei, sah er gleich von Anfang her voraus, wie leicht wandelbar
der Mensch und wie falsch und tckisch der Teufel ist; er wute, da der
Teufel den Menschen wegen der Sndenvergebung beneiden und deshalb
den Knechten Gottes dadurch, da er mit seinen Freveltaten etwas
Verstndiges zu tun schien, manchen Anla zu Verfehlungen geben
werde, damit auch sie mit ihm verworfen wrden.
57.
1. Daher gab Gott in seiner groen Barmherzigkeit denen, die auch,
nachdem sie glubig geworden waren, noch in eine Snde verelen, noch
die Mglichkeit einer zweiten Bue, damit jemand, der nach der
Berufung durch Gewalt oder durch List verfhrt werden sollte, noch eine
Mglichkeit einer Reue, die man nie bereuen kann
1255
erlange.
1256
2. Denn wenn wir mit Willen sndigen, nachdem wir die volle
Erkenntnis der Wahrheit erlangt haben, so bleibt uns kein Opfer fr
Snden mehr brig, sondern wir haben ein schreckliches Gericht und
brennendes Feuer zu erwarten, das die Widersacher verzehren soll.
1257
3. Das fortgesetzte und schnell aufeinanderfolgende Bereuen der Snden
unterscheidet sich von dem Verhalten derer, die berhaupt nicht zum
Glauben gekommen sind, durch nichts als dadurch, da man sich dabei
des Sndigens bewut ist. Und ich wei nicht, was von beiden schlimmer
ist, mit vollem Bewutsein zu sndigen oder, nachdem man seine Fehler
bereut hat, sich wieder zu verfehlen.
4. Denn in beiden Fllen wird die Snde dadurch, da sie als solche
berfhrt wird, ofenbar, das eine Mal, indem sie von dem Tter der
Snde sofort nach der Ausfhrung verurteilt wird, das andere Mal, indem
er etwas beginnt, obwohl er im voraus wei, da das, was er tun will,
etwas Schlechtes ist. Und der eine frnt vielleicht seiner Leidenschaft und
seiner Lust, obwohl er recht wohl wei, wem er frnt; der andere aber,
der Reue ber das empndet, dem er nachgegeben hatte, und dann doch
1254Vgl. '/g 27,=.
1255Vgl. B Eor 4,23.
1256-u 77 Schlu #is 74,2 vgl. Hermas, 5and. 1V 3,2D6.
1257He#r 23,B6 f.(9es B6,22).
162
wieder zur Lust zurckkehrt, macht sich dem hnlich, der von
vorneherein mit Willen sndigt; denn wenn einer das wieder tut, was er
bereut hatte, obwohl er das verurteilt hatte, was er tut, vollbringt er dies
mit Willen.
58.
<s 194> 1. Wer sich also aus dem Heidentum und jenem frheren Leben
dem Glauben zugewendet hat, der hat einmal Sndenvergebung erlangt.
Wer aber auch darnach sndigt, und dann wieder Bue tat, der mu,
auch wenn er Vergebung erlangt, sich doch frchten, da ihm nicht noch
einmal das Reinigungsbad zur Sndenvergebung zuteil wird.
2. Denn nicht nur die Gtzen, die er zuvor als Gtter verehrte, sondern
auch die Taten seines frheren Lebens mu der verlassen, der nicht aus
Blut und nicht aus dem Willen des Fleisches
1258
sondern im Geiste
wiedergeboren wird.
3. Das bedeutet aber, da er sich nicht in die gleiche Verfehlung
verstricken lassen darf, so da er noch einmal Bue tun mte. Denn oft
Bue zu tun, ist andererseits eine bung im Sndigen, und infolge von
Mangel an Selbstzucht die Neigung immer wieder nach der anderen Seite
umzuschlagen.
59.
1. Es ist also nur der Schein von Bue, nicht wirkliche Bue, wenn man
oft um Verzeihung fr die hug von uns begangenen Verfehlungen
bittet.
1259
Die Gerechtigkeit macht die Wege untadelig und gerade, ruft
die Schrift mit lauter Stimme,
1260
und an einer anderen Stelle: Die
Gerechtigkeit des Unschuldigen wird seinen Weg gerade machen.
1261
2. Und in der Tat, wie David schreibt: Wie sich ein Vater ber seine
Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr ber die, die ihn frchten.
1262
3. Daher werden, die in Trnen sen, mit dem Frohlocken derer
ernten,
1263
die in ihrer Bue bekennen: Denn selig sind alle, die den
Herrn frchten.
1264
Siehst du, wie die Seligpreisung denen im Evangelium
hnlich ist?
4. Frchte dich nicht, so heit es, wenn ein Mensch reich wird und
wenn sich die Pracht seines Hauses mehrt! Denn wenn er stirbt, wird er
dies alles nicht mit sich nehmen, und seine Pracht wird nicht mit ihm
hinabsteigen.
1265
12589oh 2,23.
125974,3; 7=,3 Schlusatz; 7C,2 ist Sacr. 0ar BB2 f. Holl; zu 74,3D7C,2 vgl. Hermas, 5and. 1V 3.
1260S/r 22,7a.
1261'ndere M#ersetzungen des gleichen Verses; vgl. e#d. 23,6.
12620s 23B,23.
1263?#d. 2B6,7.
1264?#d. 2B4,2.
1265?#d. 8=,24f.
163
5. Ich werde aber durch dein Erbarmen in dein Haus kommen; ich
werde in deiner Furcht vor deinem heiligen Tempel anbeten. O Herr,
fhre mich durch deine Gerechtigkeit!
1266
<s 195> 6. Trieb ((xxx) horm) ist die Bewegung des Denkens zu etwas
hin oder von etwas weg. Leidenschaft ((xxx) pathos) dagegen ist ein
bermiger oder das vernnftige Ma berschreitender Trieb oder ein
von der Vernunft sich losreiender oder ihr ungehorsamer Trieb. Die
Leidenschaften sind also eine naturwidrige Bewegung der Seele
entsprechend einem Ungehorsam gegen die Vernunft. Das Abweichen
und Abgehen (von der Vernunft) und der Ungehorsam stehen in unserer
Macht, ebenso wie auch der Gehorsam in unserer Nacht steht; deshalb
werden auch die Taten des freien Entschlusses gerichtet. Jedenfalls wird
man, wenn man so jede einzelne Leidenschaft genau untersucht, nden,
da sie unvernnftige Regungen sind.
1267
XIV. Kapitel
60.
1. Die unfreiwilligen Handlungen unterliegen freilich keinem Gericht (sie
sind aber zweierlei Art; die eine geschieht aus Unkenntnis, die andere
unter einem Zwang<f> Sacr. Par. 223 Holl. </f>); denn wie sollte man ber
Leute ein gerichtliches Urteil fllen, von denen man sich sagen mu, da
sie nur auf Grund der verschiedenen Mglichkeiten unfreiwilligen
Handelns fehlen?
2. Denn entweder kennt einer sich selbst nicht, wie Kleomenes<f>Der
Spartanerknig Kleomenes ttete sich nach Herodotos 6,75 in einem
Tobsuchtsanfall selbst.</f> und Athamas<f>ber den Wahnsinn des
thessalischen oder botischen sagenhaften Knigs Athamas vgl. z.B.
Ovidius, Metam. 4,516.</f> in ihrer Raserei.
3. Oder einer wei nicht, was er tut, wie Aischylos, der die Mysterien auf
der Bhne ausplauderte, vor dem Gericht des Areopags aber aus solchem
Grunde freigesprochen wurde, nachdem er nachgewiesen hatte, da er
berhaupt nicht in die Mysterien eingeweiht war.<f> Vgl. A. Nauck, TFG
2. Au. S. 28; W. Schmid, Gesch. d. griech. Lit. I 2 (1934) S. 190 (Anm. 8).
</f>
4. Oder einer wei nicht, gegen wen sich sein Tun richtet, wie derjenige,
der von seinem Gegner ablie und den Freund statt des Feindes ttete.
5. Oder einer kennt das Werkzeug nicht, <s 196> mit dem etwas
geschieht, wie derjenige, der sich mit Lanzen bte, die an der Spitze mit
Kugeln versehen sind, und jemand ttete, da der Speer die Kugel verloren
hatte.
1266?#d. 7,=f.
1267!er letzte Satz st(nde #esser nach dem z"eiten Satz dieses '#schnittes (nach *ihr ungehorsamer $rie#,); 5a.or und
0ostgate "ollen den $e%t dements/rechend ndern.
164
6. Oder einer kennt die Art und Weise seines Handelns nicht wie
derjenige, der im Stadion seinen Gegner ttete (denn er kmpfte ja nicht,
um zu tten, sondern um den Sieg zu gewinnen)
7. Oder einer kennt die Wirkung seines Tuns nicht wie der Arzt, der ein
heilsames Arzneimittel gab und den Tod herbeifhrte, whrend er es
doch nicht deswegen gegeben hatte, sondern um gesund zu
machen.<f>Zu 60,1-7 vgl. Aristoteles, Eth. Nic. 3,2 p. 1111a 3-15.
61.
1. Nun erfate zwar seinerzeit das Gesetz auch den, der ohne seine
Absicht gettet hatte,
1268
ebenso wie den, der einen unfreiwilligen
Samenu gehabt hatte,
1269
aber nicht in gleicher Weise wie den, der das
absichtlich verschuldet hatte.
2. Jedoch wird auch jener wie wegen einer absichtlichen Tat bestraft
werden mssen, wenn man den Vorfall in bertragenem Sinne aufat
und auf seine wahre Bedeutung zurckfhrt. Denn in der Tat verdient
Strafe, wer die lebenzeugende Lehre nicht bei sich behlt; denn auch das
ist eine unvernnftige Gemtsbewegung, da sie sich nahe mit
Geschwtzigkeit berhrt. Ein Zuverlssiger ist entschlossen, die Dinge in
seinem Innern zu verbergen.
1270
Demnach unterliegt dem Gericht das
vorstzliche Tun.
3.Denn der Herr prft Herzen und Nieren,
1271
und wer so sieht, da
sich seine Begierde dabei entzndet,
1272
wird gerichtet. Deswegen sagt
der Herr: La dich nicht gelsten!
1273
und spricht: Dieses Volk ehrt
mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.
1274
4. Denn Gott schaut auf die Gesinnung selbst, da er ja auch Lots Frau, als
sie sich vorstzlich nach der Schlechtigkeit der Welt umgewendet hatte,
empndungslos dort stehen lie, indem er sie zu einem Salzstein werden
und nicht weitergehen lie,
1275
nicht als eine dumme und wirkungslose
Bildsule, sondern um den verstndig und achtsam zu machen, der in
geistlicher Weise sehen kann.
1276
1268Vgl. ;um 37,BBDB7; !tn 2C,7.
1269Vgl. Lev 27,26; BB,8.
1270S/r 22,23.
12710s 4,23; 9er 22,B3; 24,23.
12725t 7,B=.
1273?% B3,24.
12749es BC,23 (5t 27,=; 5> 4,6).
1275Vgl. +en 2C,B6; 0hilon, !e somn. 1 B84 f.; L> 24,32 f.
1276!ie 'usdr(c>e sind mit Beziehung auf das Salz ge"hlt; Vgl. 5> C,8C; L> 28,38.
165
XV. Kapitel
62.
<s 197> 1. Die absichtliche Tat ist etwas, was man entweder infolge eines
Strebens oder eines Vorsatzes oder einer Absicht tut.
1277
Andererseits sind
Verfehlungen, Unglck, Frevel nahe miteinander verwandt.
2. Und eine Verfehlung ist es z.B., wenn man ppig und zuchtlos lebt, ein
Unglck, wenn man seinen Freund, weil man ihn nicht erkennt, anstatt
eines Feindes trift, ein Frevel eine Grabschndung oder ein Tempelraub.
3. Die Verfehlung entsteht daraus, da man nicht zu beurteilen wei, was
man tun soll, oder daraus, da man zu schwach ist, es auszufhren. So
fllt z.B. jemand in eine Grube, entweder, weil er nichts von ihr wute,
oder weil er krperlich zu schwach war, um ber sie
hinwegzukommen.
1278
4. Aber in unserer Macht steht sowohl, da man sich unserer Lehre
anschliet, als auch, da man gegen die Gebote gehorsam ist.
63.
1. Wenn wir uns zu diesem Verhalten nicht entschlieen knnen, weil wir
uns der Leidenschaft und der Begierde hingaben, so werden wir sndigen,
ja vielmehr an unserer eigenen Seele freveln.
2. Denn jener Laios sagt in der Tragdie:
Zwar wei ich alles wohl, was mahnend du mir sagst;
Doch strker als die Einsicht ist der innre Trieb,
1279
d. h. der Umstand, da er sich der Leidenschaft hingegeben hat.
3. Und in hnlicher Weise ruft auch Medeia ihrerseits auf der Bhne aus:
Zwar wei ich wohl, wie Schlimmes ich vollfhren will,
Doch strker als die Einsicht ist die Leidenschaft.
1280
4. Aber auch Aias schweigt nicht, sondern ruft, als er im Begrif ist, sich
zu tten, die Worte aus:
Fhrwahr es gibt kein Leid, das schmerzlicher versehrt
Des freien Mannes Seele, als die Schande tut.
So nun ergeht es mir. Aus tiefem Abgrund steigt
<s 198> Des Unglcks Makel auf und treibt mich immer um,
Und reizt zum Zorn mit bittern Stacheln schlimmer Wut.
1281
1277Vgl. 'ristoteles, ?th. ?ud. B,4 /. 2BB3 a B3; 2BB8a 8.
1278-u 6B,B.3 vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. 7,23 /.2237 # 2B T 236 a 7; Ghet. 1 23 /. 2348 #7D23.
1279?uri/ides, :hr.si//os Fr. =83; vgl. 0lut. 5or. /. 886 '; Sto#. ?cl. 11 4,23 /.=C,2B Aachsmuth.
1280?uri/ides, 5edeia 234=f.
1281$+F 'des/. 223; vgl. :hr.si//os Fr. log. 2=3,8 v. 'rmin; '.?lter, +nom. hist. S. 32.
166
64.
1. Diese also hat der Zorn, unzhlige andere aber die Begierde zu Helden
der Tragdie gemacht, die Phaidra,
1282
die Antheia,
1283
die Eriphyle,
Welche als Preis fr den Gatten sich geben lie kstlichen
Goldschmuck.
1284
2. Ferner sagt eine andere Dichtungsgattung
1285
von jener berhmten
Figur der Komdie Trasonides:
Zum Sklaven hat ein feiles Dirnchen mich gemacht.
1286
3. Unglck ist nun eine unbeabsichtigte Verfehlung, die Verfehlung ist
aber ein unbeabsichtigtes Unrecht, ein vorstzliches Unrecht dagegen ist
Schlechtigkeit.
1287
Die Verfehlung ist also etwas, was ohne meinen Willen
geschieht.
4. Deshalb sagt auch der Apostel: Die Verfehlung wird nicht ber euch
herrschen; denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der
Gnade,
1288
wobei er zu denen spricht, die bereits zum Glauben gekommen
sind; denn durch seine Striemen wurden wir geheilt.
1289
5. Unglck ist aber die unbeabsichtigte Handlung eines andern gegen
mich; das Unrecht aber erweist sich allein als ein vorstzliches Handeln,
sei es von mir, sei es von einem anderen.
65.
1. Auf diese verschiedenen Arten von Verfehlungen spielt der
Psalmdichter an, wenn er diejenigen selig nennt, deren Snde Gott
abgewaschen,
1290
von deren Verfehlungen er die einen zugedeckt, die
anderen nicht angerechnet und die brigen erlassen hat.
2. Denn es steht geschrieben: Selig sind die, deren
Gesetzesbertretungen <s 199> vergeben und deren Snden zugedeckt
wurden; selig ist der Mann, dem der Herr die Snde nicht anrechnet und
in dessen Munde kein Trug ist.
1291
Diese Seligpreisung
1292
galt denen, die
von Gott durch unseren Herrn Jesus Christus auserwhlt worden
sind.
1293
3.Denn Liebe deckt der Snden Menge zu,
1294
und es wscht sie der ab,
der die Bue des Snders liebet sieht als seinen Tod.
1295
1282!ie Sage von der in ihren Stiefsohn verlie#ten +attin des $heseus ist in der $rag@die *Hi//ol.tos, des ?uri/edes
#ehandelt.
1283?s ist "ohl die T sonst 'nteia geschrie#ene T +attin des 0roitos gemeint, die in Bellero/hontes verlie#t "ar und, von
ihm a#ge"iesen, ihn zu t@ten suchte; vgl. Hom. 1l. 6,263.
1284Hom Hd. 22,3B4.
1285!ie Eom@die (statt der $rag@die).
12865enandros, 5isumenos Fr. 33= :'F 111 /.C=; vgl. ?/i>tetos 1V 2,B3.
1287Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. 7,23 /. 2237 # 26D2=.
1288G@m 6,28.
12899es 73,7.
12909es 88,BB.
12910s 32,2f. (G@m 8,4f.).
1292Vgl. G@m 8,C.
12932. :lemens#rief 73,6f.
12942 0etr 8,=.
1295Vgl. ?z 2=,B3.3B; 33,22.
167
66.
1. Nicht angerechnet werden aber alle Snden, die nicht mit Vorsatz
begangen werden; denn wer begehrte, der hat die Ehe schon
gebrochen,
1296
heit es. Es vergibt aber die Snden der erleuchtende
Logos.
1297
2. Und zu jenem Zeitpunkt, sagt der Herr, wird man das Unrecht Israels
suchen, und es wird nicht vorhanden sein, und die Snden Judas, und
man wird sie nicht nden.
1298
Denn, wer ist wie ich? Und wer wird sich
gegen mein Angesicht erheben?
1299
3. Du siehst, da der eine Gott als gut verkndigt wird, der die Macht
hat, jedem das, was ihm gebhrt, zuteil werden zu lassen und die
Snden zu vergeben.
4. Aber auch Johannes lehrt in seinem greren Brief ofenbar die
verschiedenen Arten von Snde mit den Worten: Wenn jemand seinen
Bruder sndigen sieht, eine Snde nicht zum Tode, so soll er fr ihn
bitten, und er wird ihm zum Leben verhelfen, nmlich denen, die keine
Snde zum Tode begehen, so sagt er.
5. Denn es gibt eine Snde zum Tode; von ihr sage ich nicht, da
jemand fr sie eine Frbitte einlegen soll. Jede Ungerechtigkeit ist Snde;
doch gibt es auch eine Snde, die nicht zum Tode ist.
1300
67.
1. Aber auch David und vor David Moses zeigen durch folgende Worte
ihre Kenntnis der drei Lehren: Selig ist der Mann, der wandelt im Rate
der Gottlosen,
1301
wie die Fische in der Finsternis in die Tiefe hinabgehen;
denn die Fische, die keine Schuppen haben, deren Genu Moses
verbietet,
1302
wohnen in der Tiefe des Meeres. 2.Und tritt nicht auf den
Weg der Snder,
1303
wie diejenigen, die zum Schein den Herrn frchten,
aber sndigen <s 200> und dadurch dem Schwein hnlich werden; denn
dieses schreit, wenn es hungrig ist, wenn es aber gesttigt ist, kennt es
seinen Herrn nicht mehr.
1304
3. Und setzt sich nicht auf den Stuhl der Unheilstifter,
1305
wie die auf
Raub gierigen Vgel. Moses aber befahl: Ihr sollt kein Schwein essen und
12965t 7,B=.
12979oh 2,C.
12989er B4 (73),B3.
1299?#d. BC,B3 (8C,2C).
13002 9oh 7,26f.
13010s 2,2.
1302Vgl. Lev 22,23.2B.
13030s 2,2.
1304-u 64,2.B vgl. Barna#as#rief 23,C f. 3.
13050s 2,2.
168
keinen Adler und keinen Habicht und keinen Raben und keinen Fisch,
der keine Schuppen an sich hat!
1306
Das sagt Barnabas.
1307
4. Ich hrte aber einen in solchen Erklrungen bewanderten Mann sagen,
der Rat der Gottlosen bedeute die Heiden, whrend er unter dem
Weg der Snder die jdische Anschauung und unter dem Stuhl der
Unheilstifter die Irrlehren verstand.
68.
1. Ein anderer dagegen sagte richtiger, die erste Seligpreisung gelte von
denen, die den bsen Gedanken. die von Gott abwichen, nicht folgten; die
zweite von denen, die nicht auf dem gerumigen und breiten Wege
1308
blieben, mgen es die sein, die unter dem Gesetze aufgewachsen waren,
oder auch die, welche sich aus dem Heidentum bekehrt hatten; Sitz der
Unheilstifter sind aber wohl die Schauspielhuser
1309
und die Gerichtssle
oder, was noch wahrscheinlicher ist, der Anschlu an die bsen und
verderbenbringenden Mchte und die Teilnahme an ihren Werken.
2. Aber an dem Gesetz des Herrn hat er sein Wohlgefallen.
1310
Petrus
nannte in seiner Predigt den Herrn Gesetz und Wort,
1311
3. Der Gesetzgeber scheint aber auch noch auf andere Weise die
Enthaltung von den drei Arten von Snde zu lehren, von den Snden mit
Worten durch den Hinweis auf die stummen Fische; denn in der Tat ist
gar manchmal Schweigen besser als Reden.
1312
Es gibt auch des
Schweigens nie Gefahr bringende Ehre.
1313
Von den Snden mit Taten
aber durch die Nennung der eischfressenden Raubvgel; von den
Snden in Gedanken durch Erwhnung des Schweins;
1314
denn das
Schwein freut <s 201> sich am Morast
1315
und am Mist; und man soll
nicht einmal ein beecktes Gewissen haben.
1316
69.
1. Mit Recht sagt daher der Prophet: Nicht so, sagt er, sind die
Gottlosen, sondern wie Spreu, die der Wind von der Oberche der Erde
hinwegtreibt; deshalb werden Gottlose im Gericht nicht aufstehen (die
bereits Verurteilten; denn wer nicht glaubt, ber den ist das Urteil schon
gesprochen
1317
) und auch nicht die Snder im Rat der Gerechten (die
bereits dazu verurteilt sind, da sie sich nicht mit denen vereinigen
1306Vgl. Lev 22,4.23 f. 2B;!tn 28,=.2Bf. 23.
1307-u 64,3 Vgl. Barna#as#rief 23,23.2.
1308Vgl. 5t 4,23.
1309Vgl. 0aid 111 46,3.
13100s 2,B.
13110etrus/redigt Fr.2 v. !o#sch(tz $e%te u. Inters. <1 2 S.2=; vgl. Strom. 1 2=B,3; ?cl. /ro/h. 7=.
1312Vgl. ?uri/ides,Hrestes 63= f.
1313Simonides von Eeos Fr. 3= !iehl.
1314!ie M#ersetzung schliet sich an die in der 'nmer>ung der $e%tausga#e vorgeschlagene ?rgnzung an.
1315Vgl. Hera>leotos Fr. 23 !iels; vgl. 0rotr. CB,8; Strom. 1 B,B.
1316Vgl. 2 Eor =,4.
13179oh 3,2=.
169
drfen, die ein untadeliges Leben gefhrt haben); denn der Herr kennt
den Weg der Gerechten, und der Weg der Gottlosen wird zunichte
werden.
1318
2. An einer anderen Stelle zeigt der Herr deutlich, da die Fehltritte und
Vergehen von unserer eigenen Entscheidung abhngen, indem er uns die
den Krankheiten entsprechenden Arten der Heilung vor Augen fhrt. Da
er nmlich wnschte, da wir durch die Hirten auf den rechten Weg
gebracht wrden, machte er einigen von ihnen, wie ich meine, durch die
Worte des Ezechiel
1319
Vorwrfe, weil sie seine Befehle nicht erfllten:
3. Das Schwachgewordene habt ihr nicht gestrkt und die folgenden
Worte bis und keiner war da, der sie (meine Schafe) gesucht und auf den
richtigen Weg zurckgebracht htte.
1320
Denn gro ist bei dem Vater
die Freude ber einen einzigen Snder, der gerettet wurde,
1321
sagt der
Herr.
4. Deshalb ist Abraham um so mehr zu loben, weil er wandelte, wie es
ihm der Herr geboten hatte.
1322
70.
1. Aus diesen Worten entnahm einer der griechischen Weisen den
Ausspruch: Folge Gott!
1323
Die Frommen aber, sagt Jesaias,
ratschlagten Verstsndiges.
1324
2. Beratung ist aber die berlegung darber, wie wir uns unter den
vorliegenden Verhltnissen richtig verhalten; <s 202> Wohlberatensein
aber ist die Klugheit beim Fassen von Entschlssen.
3. Wie nun? Fhrt nicht auch Gott, nachdem er Kain verziehen hatte,
1325
folgerichtig nicht viel spter uns den Enoch, der Bue tat, vor Augen,
1326
um anzuzeigen, da es im Wesen der Verzeihung liegt, Bue
herbeizufhren?
1327
Die Verzeihung entsteht also nicht auf Grund der
Vergebung, sondern auf Grund der Heilung. Das gleiche geschieht, als das
Volk unter Aarons Fhrung das goldene Stierbild gemacht hatte.
1328
4. Infolge davon tat einer der griechischen Weisen den Ausspruch:
Verzeihung ist besser als Rache.
1329
Ebenso stammt natrlich auch der
Satz: Brgschaft und nahe dabei Unheil
1330
von dem Wort Salomons,
das so lautet: Mein Sohn, wenn du dich fr deinen Freund verbrgst, so
13180s 2,8D6.
1319!as Eomma "ird in der 'usga#e "ohl richtiger nach (%%%) hmas statt nach (%%%) J1eze>il gesetzt "erden.
1320?z 38,8.6.
1321Vgl. L> 27,4.23.
1322+en 2B,8.
1323!er 'uss/ruch "ird dem 0.thagoras zugeschrie#en; vgl. Leutsch, :or/us 0aroemiogr. 11 /. 83; '. Htto, S/rich". der
G@mer S. 23=. -u der Ver#indung des Satzes mit +en 2B,8 vgl. 0hilon, !e migr. '#rah. 2B4f. Vgl. auch 0aed. 111 2B,8.
13249es 3B,=.
1325Vgl. +en 8,27.
1326?noch heit #ei 0hilon, !e '#rah. 24f. (%%%) ho ton ameino #ion meta#alon "egen +en 7,B8; vgl. auch ?>>li QSirR.
88,26.
1327!ie Stelle (#er Eain und ?noch ist "@rtlich a#hngig von 0hilon, Suaest. in +en 1 =B /.74 'ucher; daraus geht auch
hervor, da #ei :lemens (%%%) s.ggnom metanoian statt s.ggnomn metanoia zu lesen ist; vgl. auch das Bruchst(c>
aus 'ntonius 5elissa #ei 0hilon 11 /. 64B 5ange..
1328Vgl. ?% 3B.
1329!er Satz "ird auf 0itta>os zur(c>gef(hrt; vgl. !iog. Laert. 1 46.
1330M#er diesen Satz vgl. Strom. 1 62,B mit 'nm.
170
gibst du damit deine Hand in die Macht eines Feindes. Denn eine starke
Schlinge sind fr einen Mann die eigenen Lippen, und gefangen wird er
durch die Worte seines eigenen Mundes.
1331
5. In noch geheimnisvollerer
Weise ist die Mahnung: Erkenne dich selbst!
1332
von jenem Wort
genommen: Du sahst deinen Bruder, du sahst deinen Gott.
1333
71.
1. Deshalb sollst du den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen lieben
und deinen Nchsten wie dich selbst!<f>Vgl. Mt 22,37.39; Mk 12,30; Lk
10,27.</f> In diesen Geboten ist, wie der Herr sagt, das ganze Gesetz und
die Propheten beschlossen und zusammengefat.<f>Vgl. Mt 22,40.</f>
2. Damit stimmen auch jene Worte berein: Dies habe ich euch gesagt,
damit meine Freude vollkommen werde. Dieses ist aber mein Gebot, da
ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.<f>Joh 15,11 f.</f>
3. Barmherzig und mitleidig ist der Herr<f>Ps 110,4.</f> und Gtig ist
der Herr gegen <s 203> alle.<f>Ps 144,9.</f> Noch deutlicher weist Moses
auf die Mahnung: Erkenne dich selbst!<f>Vgl. Strom. I 60,3 mit
Anm.</f> hin, wenn er oft sagt: Achte auf dich selbst!<f>Gen 24,6; Ex
10,28; 23,21; 34,12; Dtn 4,9;6,12; 8,11; 11,16; 12,13.19.30; 15,9; 24,8.</f>
4. Durch Almosen und Glaubenserweisungen werden Snden geshnt;
und durch Gottesfurcht hlt sich jeder vom Bsen fern.<f>Spr 15,27
(16,6).</f> Die Furcht des Herrn ist Zucht und Weisheit. f>Ebd. 16,4
(15,33); Ekkli [Sir] 1,27.</f>
XVI. Kapitel
72.
1. Da erheben sich wieder die Anklger mit der Behauptung, Freude und
Schmerz seien Erregungen der Seele.
1334
Die Freude bestimmen sie
nmlich als eine vernnftige Erhebung und das Frohlocken als Freude an
Schnem, das Mitleid dagegen als Schmerz ber einen, der, ohne es
verdient zu haben, Schlimmes erleidet;
1335
solche Gefhle seien aber
Vernderungen und Erregungen der Seele.
1336
2. Wir hren aber, wie es scheint, nie auf, die Heilige Schrift auf
eischliche Weise zu verstehen und, indem wir von unseren eigenen
Gemtserregungen ausgehen, den Willen des leidenschaftslosen Gottes
hnlich wie unsere eigenen Regungen aufzufassen.
1331S/r 6,2f.
1332M#er diesen S/ruch vgl. Strom. 1 63,3 mit 'nm.
1333Vgl. Strom. 1 C8,7 mit 'nm.
1334Vgl. 'ristoteles, !e anima 1 2 /. 833 a 26 ff.; ?th. ;ic 11 8 /.2237 # B2 ff.
1335Vgl. e#d., Ghet. 11 = /. 23=7 # 23 f.; Strom. 1V 3=,2 mit 'nm.
1336-u 4B,2 vgl. :hr.si//os Fr. mor. 833 v. 'rmin; 0aid. 1 232,2 mit 'nm.; 'ndroni>os, !e affect. /. 22,22; B3,6; 2B,2B
Ereuttner.
171
3. Wenn wir jedoch annehmen, da es sich ebenso bei dem Allmchtigen
verhalte, wie wir es zu hren vermgen, so begehen wir damit einen
gottlosen Irrtum.
4. Denn das wirkliche Wesen der Gottheit konnte nicht in Worte gefat
werden; vielmehr so, wie es fr uns, die wir die Fesseln des Fleisches
tragen, zu vernehmen mglich war, so haben die Propheten zu uns
geredet, indem sich der Herr in der Absicht, uns zu retten, zu der
Schwachheit der Menschen herablie.
73.
1. Da es nun Gottes Wille ist, da gerettet werde, wer den Geboten
gehorsam ist und sich in Bue von seinen Snden abkehrt, und da wir
uns ber unsere Rettung freuen, so machte der durch die Propheten
redende Herr unsere Veranlassung, uns zu freuen, sich selbst zu eigen, <s
204> gerade so, wie er im Evangelium freundlich sagt: Ich hungerte und
ihr gabt mit zu essen, ich drstete und ihr gabt mir zu trinken; denn was
ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.<f>Mt
25,35.40.</f>
2. Wie er demnach genhrt wird, ohne selbst Nahrung zu sich zu
nehmen, dadurch, da der, den er genhrt haben will, genhrt worden ist,
so freute er sich, ohne eine Vernderung zu erleiden, weil der, der Bue
getan hatte, so wie er es wnschte, zur Freude gekommen war.
3. Da aber Gott, weil er gut ist, in reichem Mae Barmherzigkeit
bt,<f>Vgl. Eph 2,4.</f> indem er durch das Gesetz die Gebote gab, uns
durch die Propheten ermahnte<f> Ich bersetze die in der Anmerkung
der Ausgabe gebotene Ergnzung des lckenhaften Textes. </f> und noch
unmittelbarer durch die Erscheinung seines Sohnes die rettete und sich
ihrer erbarmte, die, wie gesagt ist, Erbarmen erfahren haben,< f>Vgl. 1
Petr 2,10.</f> und da ferner in der Regel sich der Mchtigere des
Schwcheren erbarmt und kein Mensch in seiner Eigenschaft als Mensch
mchtiger als ein anderer Mensch ist, dagegen Gott in jeder Beziehung
mchtiger als der Mensch ist, so wird, soferne wirklich der Mchtigere
sich des Schwcheren erbarmt, Gott allein es sein, der sich unser erbarmt.
4. Denn ein Mensch wird aus Gerechtigkeitssinn freigebig und teilt von
dem, was er von Gott erhalten hat, anderen mit sowohl auf Grund seines
angeborenen Wohlwollens und seines natrlichen Verhltnisses zu ihnen
als auch infolge der Gebote, denen er gehorcht.
74.
1. Gott dagegen hat zu uns keinerlei natrliches Verhltnis, wie die Stifter
der Irrlehren es wollen (weder wenn er die Welt aus Nichtseiendem
schuf, noch wenn er sie aus Stof formte, da ja jenes als berhaupt nicht
Seiendes, dieser aber in jeder Beziehung von Gott verschieden ist); es
172
mte denn jemand zu behaupten wagen, da wir ein Teil Gottes und
gleichen Wesens mit ihm seien.
2. Ich kann aber nicht verstehen, wie jemand, der Gott wirklich kennt,
dies zu hren ertragen knnte, wenn er einen Blick auf unser Leben wirft
und dabei sieht, in wie viel Schlimmes wir verstrickt sind.
3. Denn bei dieser Annahme wrde Gott man darf es gar nicht
aussprechen in einem Teil seines Wesens sndigen, vorausgesetzt, da
die Teile Teile des Ganzen sind und auch die Eigenschaft <s 205> haben,
zusammen das Ganze zu bilden; falls sie aber diese Eigenschaft nicht
haben, sind sie auch keine Teile des Ganzen.
4. Aber Gott, der von Natur reich ist an Erbarmen,
1337
sorgt um seiner
Gte willen fr uns,
1338
obwohl wir weder Teile von ihm noch von Natur
seine Kinder sind.
1339
75.
1. Und der strkste Beweis fr die Gte Gottes besteht in der Tat darin,
da er sich, obwohl wir in einem solchen Verhltnis zu ihm sind und von
Natur aus ihm durchaus fremd gegenberstehen,
1340
dennoch fr uns
sorgt.
2. Denn von Natur angeboren ist zwar den Lebewesen die zrtliche Liebe
zu ihren Kindern und den Gleichgesinnten die aus dem Verkehr
erwachsende Freundschaft, Gottes Erbarmen aber ist reich gegen uns,
1341
die wir in keinerlei Hinsicht zu ihm gehren, ich meine, unserem Wesen
oder unserer Natur oder dem unserem Wesen eigentmlichen Vermgen
nach, sondern nur dadurch, da wir ein Werk seines Willens sind;
1342
und
so ruft er jeden, der sich aus freiem Willen vorgesetzt hat, durch bung
und Belehrung die Erkenntnis der Wahrheit zu erlangen, zur
Sohnschaft,
1343
zur hchsten Entwicklungsstufe, die es gibt.
3. Die Gesetzesbertretungen fangen den Menschen, und jeder wird
durch die Stricke seiner eigenen Snden gefesselt,
1344
und Gott ist
schuldlos, und in der Tat selig ist der Mann, der sich aus Vorsicht vor
allem scheut.
1345
1337Vgl. ?/h B,8.
1338Vgl. 2 0etr 7,4.
1339Air sind *von ;atur Einder des -ornes,; vgl. ?/h B,3.
1340Vgl. ?/h B,2B; 8,2=; Eol 2,B2.
1341Vgl. ?/h B,8.
1342Vgl. 9oh 2,23.
1343Vgl. e#d. 2,2B.
1344S/r 7,BB.
1345S/r B=,28.
173
XVII. Kapitel
76.
1. Wie nun das Wissen ein auf das Wissen gerichtetes Verhalten ist,
dessen Folge das Wissen ist, und mit dem ein Erfassen verbunden ist, das
von Vernunftgrnden nicht umgestoen werden kann,
1346
so ist
andererseits die Unwissenheit eine vernderliche Vorstellung,
1347
die
durch Vernunftgrnde umgestoen werden kann; und die Entscheidung
darber, ob wir unsere Meinung ndern oder <s 206> uns in ihr durch
Vernunftgrnde befestigen, steht bei uns.
2. Mit dem Wissen verwandt ist Erfahrung. Kenntnis, Klugheit, Einsicht
und Erkenntnis.
1348
3. Und die Kenntnis ist ein Wissen um das Allgemeine auf Grund des
einzelnen; die Erfahrung dagegen ist ein zusammenfassendes Wissen, so
zwar, da sie sich auch darum kmmert, wie jedes einzelne beschafen ist;
Einsicht ist ein Wissen um Geistiges; und Klugheit ist ein Wissen um
Vergleichbares oder ein nicht umzustoendes Vergleichen oder die
Fhigkeit, die Dinge zu vergleichen, hinsichtlich deren Einsicht und
Wissen vorhanden ist, und zwar jedes einzelne fr sich und alle Dinge
zusammen, die zu einem einzigen Begrif gehren; Erkenntnis dagegen ist
das Wissen um das Seiende selbst oder ein Wissen, das mit dem
bereinstimmt, was geschieht; Wahrheit ist ein Wissen um das Wahre;
der Zustand der Wahrheit ist ein Wissen um wahre Dinge.
77.
1. Das Wissen entsteht durch Vernunftgrnde und ist durch andere
Vernunftgrnde nicht umzustoen. (Hier behandelt er die Erkenntnis.)
1349
2. Was wir aber nicht tun, das tun wir entweder deshalb nicht, weil wir
es nicht tun knnen, oder deshalb, weil wir es nicht tun wollen, oder weil
beides der Fall ist.
3. So iegen wir nicht, weil wir es weder knnen noch wollen. Wir
schwimmen aber z.B. jetzt gerade nicht, weil wir es zwar knnten, aber
nicht wollen. Dagegen sind wir nicht so wie der Herr, weil wir es zwar
wollten, aber nicht knnen.
4. Denn kein Schler ist dem Lehrer berlegen; wir mssen zufrieden
sein, wenn wir so werden wie der Lehrer,
1350
nicht dem Wesen nach
(denn es ist unmglich, da das, was nur durch eine Verfgung etwas ist,
dem Wesen nach dem gleich ist, das dies von Natur ist),
1351
sondern
1346Vgl. Strom. 11 C,8 mit 'nm.
1347!er griechische 'usdruc> f(r vernderlich ((%%%) ei>ousa) ist so ge"hlt, da er im +egensatz zu der ?t.mologie von
(%%%) e/istm steht.
1348Sacr. 0ar. BB8 Holl.
1349!ie einge>lammerten Aorte sind "ohl die Gand#emer>ung eines Lesers.
13505t 23,B8f.; L> 6,83.
1351!er in der griechischen 0hiloso/hie vielge#rauchte +egensatz von (%%%) thesei und (%%%) /h.sei #ezieht sich hier auf
den Interschied z"ischen ado/tierten und nat(rlichen Eindern; statt *Verf(gung, >@nnte man hier daher auch
*'do/tion, sagen.
174
dadurch, da wir unsterblich geworden sind und die hchste Schau des
Seienden kennegelernt haben und Shne genannt worden sind und den
Vater schauen allein <s 207> auf Grund dessen, was ihm nahe verwandt
ist.
1352
5. An der Spitze von allem steht also das Wollen; denn die Krfte des
Verstandes sind ihrer Natur nach dazu bestimmt, Dienerinnen des
Wollens zu sein. Wolle!, so heit es, und du wirst knnen.
1353
Bei dem
Gnostiker aber ist das Wollen und das Urteilen und die bung ein und
dasselbe.
6. Denn wenn die Vorstze die nmlichen sind, sind auch die
Anschauungen und die Urteile die nmlichen, so da bei ihm die Reden
und das Leben und die Sinnesart seiner Stellung (eben als Gnostiker)
entsprechen. Ein gerades Herz sucht Erkenntnisse
1354
und richtet sich
nach ihnen. Gott hat mich Weisheit gelehrt, und Erkenntnis des
Heiligen habe ich gewonnen.
1355
XVIII. Kapitel
78.
1. Ofenbar haben auch alle brigen Tugenden, die bei Moses verzeichnet
sind, den Griechen Anla zu ihrer ganzen Sittenlehre gegeben, ich meine
die Tapferkeit, die Besonnenheit, die Klugheit und die Gerechtigkeit,
ferner die Ausdauer, die Beharrlichkeit, die Keuschheit, die
Enthaltsamkeit und die auer ihnen noch zu nennende Frmmigkeit.
1356
2. Was nun die Frmmigkeit betrift, so wird dies
1357
jedem klar sein, da
sie den hchsten und erhabensten Urgrund aller Dinge anzubeten und zu
verehren lehrt.
3. Das Gesetz selbst lt aber auch Gerechtigkeit und Klugheit in
Erscheinung treten, indem es durch das Verbot der Verehrung der mit
unseren Sinnen wahrnehmbaren Gtzenbilder und durch das Gebot der
Hingabe an den Schpfer und Vater des Weltalls erzieht. Diese
Aufassung ist aber gleichsam die Quelle, aus der alle Einsicht
entspringt.
1358
4.Denn die Opfer der Gottlosen sind dem Herrn ein Greuel; die Gebete
der Aufrichtigen aber sind ihm angenehm;
1359
denn Gerechtigkeit ist
Gott angenehmer als Opfer.
1360
1352+emeint ist, da der Vater nur durch den Sohn er>annt "erden >ann.
1353Vgl. 9oh 7,6; 5> 2.83(Y).
1354S/r B4,B2a.
1355?#d. B8,B6 (33,3); eine andere M#ersetzung des gleichen Verses ist Strom. V. 4B,2 angef(hrt.
1356'uer den griechischen Eardinaltugenden ist hier noch eine 'nzahl anderer $ugenden genannt.
1357!a die +riechen sie von 5oses >ennengelernt ha#en.
1358Vgl. 0hilon, !e virt. 38.37.
1359S/r 27,=.
1360?#d. 26,4.
175
79.
<s 208> 1. hnlich ist auch die Stelle bei Isaias: Was soll mir die Menge
eurer Schlachtopfer? sagt der Herr und der ganze Abschnitt.
1361
Lse
jede ungerechte Fessel! Denn das ist ein Gott wohlgeflliges Opfer, ein
zerknirschtes Herz, das seinen Schpfer sucht.
1362
2. Betrgerische Waage ist ein Greuel vor Gott; aber ein richtiges
Gewicht ist ihm wohlgefllig.
1363
Davon ist Pythagoras mit seiner
Mahnung abhngig, nicht ber den Waagebalken (d.i. die durch das
Recht gezogene Grenze) hinauszugehen.
1364
3. Mit der betrgerischen Gerechtigkeit ist die Verkndigung der
Irrlehren gemeint, und die Rede der Ungerechten wird zunichte werden,
der Mund der Gerechten aber lt Weisheit tufeln.
1365
Aber freilich:
Die Weisen und Verstndigen nennen sie schlechte Leute.
1366
4. Es wrde so weitlug sein, ber diese Tugenden Zeugnisse
anzufhren, da ja die ganze Heilige Schrift voll von ihrem Lobe ist.
5. Da man nun die Tapferkeit bestimmt als das Wissen von dem, was zu
frchten, und dem, was nicht zu frchten ist, und dem, was
dazwischenliegt,
1367
die Besonnenheit aber als ein Verhalten, das in
Annehmen und Ablehnen sich an die Urteile der Klugheit hlt,
1368
steht
neben der Tapferkeit die Beharrlichkeit, die man Ausdauer nennt, das
Wissen von dem, worin man beharren, und dem, worin man nicht
beharren soll, und die Seelengre, das Vermgen, sich ber die Zuflle
des Lebens zu erheben, und andererseits steht neben der Besonnenheit
die Vorsicht, die ein mit Verstand gebtes Ausweichen ist.
1369
80.
1. Die Beobachtung der Gebote, die ein unverbrchliches Halten von
ihnen ist, bewirkt Sicherheit des Lebens. Und es ist nicht mglich, ohne
Tapferkeit <s 209> ausdauernd zu sein, und ebenso wenig, ohne
Besonnenheit enthaltsam zu sein.
2. Die Tugenden stehen eben in ununterbrochener Wechselwirkung
miteinander (sie bedingen sich gegenseitig),
1370
und bei demjenigen, bei
dem diese Verbindung der Tugenden vorhanden ist, bei dem ist auch die
Rettung, die eine Bewahrung des Wohlbendens ist.
3. Es ist daher begreiich, da wir, whrend wir noch ber die oben
genannten Tugenden handelten, damit zugleich Erwgungen ber alle
angestellt haben; denn wer eine einzige Tugend mit voller Erkenntnis
13619es 2,22.
1362Vgl. e#d. 7=,6; 0s 73,2C; zu den letzten Aorten vgl. 0aid. 111 C3,8 mit 'nm.
1363Vgl. S/r 22,2.
13640.thagoras, S.m#. B 5ullach F0+ 1 /.738; vgl. Strom. V 33,2; !iog. Laert. V111 2=.
1365S/r 23,32.
1366?#d. 26,B2.
1367Vgl. 0laton, 0rotagoras /. 363 !; Staat 1V /. 833 B.
1368-u der et.mologischen ?r>lrung von (%%%) so/hros.n vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. V1 7 /. 2283# 22.
1369-u 4C,7 vgl. :hr.si//os Fr. mor. B47 v. 'rmin; 'ndroni>os, !e virt. et vit. /. B3,B; 2C,26; B3,2; BB,24 Schuchardt zum
letzten Satzteil vgl. Strom. 11 3B,8.
1370Vgl. Strom. 11 87,2 mit 'nm.
176
besitzt, der besitzt wegen ihrer unlsbaren Verbindung untereinander alle
Tugenden.
4. So ist die Enthaltsamkeit ein Verhalten, das nie die durch die richtige
Vernunft gezogenen Grenzen berschreitet.
1371
Enthaltsamkeit ist
demnach, wer die der richtigen Vernunft widerstrebenden Triebe
beherrscht oder wer sich selbst so beherrscht, da er nichts gegen die
richtige Vernunft erstrebt.
1372
5. Diese Tugend (die Enthaltsamkeit) ist Besonnenheit, zugleich
verbunden mit Tapferkeit, da sie aus der Befolgung der Gebote
hervorgeht, gehorsam gegen Gott, der diese anordnete; ferner ist sie auch
Klugheit und Gerechtigkeit, die das gttliche Verhalten nachahmt. Wenn
wir dieser Gerechtigkeit entsprechend enthaltsam sind, sind wir in
Reinheit auf dem Wege zur Frmmigkeit und zu einem Handeln, das Gott
getreu folgt, und wollen dem Herrn hnlich werden, soweit das fr uns
mglich ist, die wir von vergnglichem Wesen sind.
81.
.
1373
Das heit aber gerecht und fromm mit Klugheit werden.
1374
Denn
bedrfnislos ist die Gottheit und leidenschaftslos, so da sie auch nicht
im eigentlichen Sinn enthaltsam sein kann. Denn sie ist nie einer
Leidenschaft unterworfen, so da sie darin enthaltsam sein mte.
Unsere Natur dagegen ist von Leidenschaften erregt und hat deshalb
Enthaltsamkeit ntig; durch sie mu sie sich allmhlich an wenig
Bedrfnisse gewhnen und so versuchen, dem Wesen Gottes der
Gesinnung nach nahezukommen.
2. Denn der Tugendhafte hat wenig Bedrfnisse und steht so auf der
Grenze zwischen unsterblicher und sterblicher <s 210> Natur, indem er
wegen seines Krpers und schon wegen seines Geborenseins Bedrfnisse
hat, aber in vernnftiger Enthaltsamkeit gelernt hat , nur wenig
Bedrfnisse zu haben.
1375
3. Denn welchen Grund hat es, da das Gesetz dem Mann verbietet, ein
Frauengewand anzuziehen? Es will doch wohl, da wir uns mnnlich
benehmen und uns weder in der krperlichen Erscheinung und in
unserem Tun noch in unserem Denken und in unserer Rede weibisch
zeigen.
4. Denn es will, da der der Wahrheit Beissene sich als Mann zeige in
geduldigem und standhaftem Ertragen, im Lebenswandel, in der
Sinnesart, im Reden und in der Selbstzucht, bei Nacht und bei Tage, und
auch, wenn je die Ntigung berraschend an ihn herantreten sollte, mit
seinem Blut Zeugnis abzulegen.
1376
1371Vgl. 'ndroni>os, !e virt. et vit. /. B8,3 Schuchardt
1372-u =3,8 vgl. :hr.si//os Fr. mor. B47 v. 'rnim.
1373-u =2,2D233,B vgl. 0hilon, !e virt. CDB2C, "oraus vieles "@rtlich oder dem Sinn nach (#ernommen ist.
1374Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 'B.
1375Vgl. 0hilon, !e virt. C.
1376Vgl. !tn BB,3; 0hilon a.a.H. 2=.B3.
177
82.
1. Wenn ferner jemand, so heit es in der Schrift, soeben ein Haus gebaut
hat und noch nicht eingezogen ist, oder einen Weinberg neu angelegt und
noch keine Frucht von ihm geerntet hat, oder sich mit einem Mdchen
verlobt und es noch nicht geheiratet hat, dann gebietet das
menschenfreundliche Gesetz, da diese Leute vom Kriegsdienst frei sein
sollen.
1377
2. Und zwar tut es dies einerseits mit Rcksicht auf die Kriegfhrung,
damit sie nicht in den Gedanken an das, was ihnen am Herzen liegt,
abgezogen, nur widerwillig Kriegsdienste leisten (denn in ihren Gedanken
mssen sie frei sein, die den Gefahren unbedenklich entgegentreten
sollen).
3. Andererseits gibt das Gesetz diese Anordnung aus freundlicher
Rcksicht auf die Menschen; denn das Schicksal im Kriege ist ungewi;
darum hielt das Gesetz es fr unbillig, da der eine von seiner eigenen
Arbeit keinen Vorteil haben sollte, ein anderer dagegen ohne jede eigene
Mhe den Arbeitsertrag derer erlangen sollte, die sich geplagt hatten.
83.
1. Das Gesetz scheint aber auch auf die Tapferkeit der Seele hinzuweisen,
wenn es anordnet, da, wer gepanzt hat, auch ernten, und wer ein Haus
gebaut hat, es auch beziehen, und wer sich verlobt hat, auch heiraten soll;
denn es versagt denen die Erfllung ihrer Hofnungen nicht, die sich
entsprechend der Erkenntnislehre gebt haben.
1378
2. Denn die Hofnung
eines guten <s 211> Mannes bleibt nicht unerfllt, wenn er stirbt,
1379
und
auch nicht, so lange er lebt. Ich liebe, so heit es, die mich lieben,
spricht die Weisheit, und wer mich sucht, wird Frieden nden, und
was darauf folgt.
1380
3. Wie nun? Haben nicht die Weiber der Midianiter die Hebrer, als
diese mit ihnen Krieg fhrten, durch ihre Schnheit von der Sittsamkeit
abgebracht und infolge der Ausschweifungen zur Gottlosigkeit verfhrt?
4. Indem sie sich nmlich wie Dirnen an sie heranmachten, verlockten
sie sie durch ihre Schnheit aus der strengen Selbstzucht zu buhlerischer
Lust und entzndeten in ihnen rasende Leidenschaft fr Gtzenopfer und
fr fremde Weiber. So lieen sie sich von den Weibern zugleich und von
der Wollust besiegen und elen von Gott ab und elen auch von dem
Gesetz ab; und beinahe wre das ganze Volk durch die Kriegslist der
Weiber den Feinden untertan geworden, wenn sie nicht zuletzt die
Furcht gewarnt und aus der Gefahr zurckgerissen htte.
1377Vgl. !tn B3,7D4.
1378-u =B,2 T =3,l Vgl. 0hilon !e virt. B=D32.
1379S/r 22,4.
1380?#d. =,24 (vgl 26,=).
178
84.
1. So wurden denn die berlebenden, die furchtlos den Kampf fr die
Frmmigkeit auf sich genommen hatten, ber die Feinde Herr.
1381
Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, Verstehen des Heiligen ist
Voraussicht; die Kenntnis des Gesetzes ist ein Zeichen treficher
Gesinnung.
1382
2. Jene Leute also, die annehmen, das Gesetz sei geeignet,
leidenschaftliche Furcht einzuen, sind weder sittlich fhig, das Gesetz
zu begreifen, noch haben sie es in der Tat verstanden. Denn die Furcht
des Herrn schaft Leben; wer aber in die Irre geht, wird Schmerzen
erleiden in Nten, welche keine Erkenntnis durchschaut.
1383
3. Dementsprechend sagt Barnabas geheimnisvoll: Gott aber, der ber
die ganze Welt herrscht, gebe auch euch Weisheit und Verstand, Wissen,
Kenntnis seiner Forderungen, Geduld! Werdet also Gottes Schler
1384
und denkt darber nach, was der Herr von euch fordert, damit ihr es
ndet am <s 212> Tage des Gerichts!
1385
Diejenigen, die das erreicht
haben, nannte er in gnostischer Bedeutung Kinder der Liebe und des
Friedens.
1386
4. ber das Mitteilen und die Freigebigkeit liee sich viel sagen; es
gengt aber, auf dies eine hinzuweisen, da das Gesetz verbietet, einem
Bruder Geld auf Zinsen zu leihen (Bruder nennt es aber dabei nicht nur
den von denselben Eltern Entsprossenen, sondern auch den
Volksgenossen und den, der die gleiche Gesinnung hat oder an der
gleichen Lehre Anteil erhalten hat); denn das Gesetz hielt es nicht fr
recht, da man Zinsen von seinen Geldern fordert, sondern da man mit
ofenen Hnden und Herzen den Bedrftigen Geschenke spendet.
5. Denn Gott ist der Stifter solcher Gebefreudigkeit. Bald erhlt der
Freigebige auch reiche Zinsen, die wertvollsten Gter, die es unter den
Menschen gibt, Sanftmut, Gte, Hochherzigkeit, guten Ruf,
Berhmtheit.
1387
85.
1. Meinst du nicht, da diese Mahnung ein Zeichen von
menschenfreundlicher Gesinnung ist, ebenso wie auch die andere, da
man dem Armen seinen Lohn noch am gleichen Tage geben soll?
1388
Sie
lehrt, da man den Lohn fr Dienstleistungen ohne jeden Aufschub
1381-u =3,3 T =8,2 vgl. ;um B7; 0hilon, !e vit. 5os. 1 BC7 ff.; !e virt. 38 ff.
1382S/r C,23.
1383Vgl. e#d. 2C,B3 (B3); der Schlu "eicht von der (#rigen L<<DM#erlieferung a#.
13842 $hess 8,C.
1385Barna#as#rief B2,7.6; hier lautet der Schlu) *und schaffet, da ihr am $age des +erichts erfunden "erden m@chtet.,
1386Vgl. e#d. B2,C.
1387-u =8,8.7 vgl. ?% BB,B7; Lev B7,34; !tn B3,2C; 0hilon, !e virt. =BD=8.
1388Vgl. !tn B8,28f.; Lev 2C,23.
179
auszahlen soll; denn die Arbeitswilligkeit des Armen geht fr die
Folgezeit verloren, wenn er in Mangel an Nahrung gert.
1389
2. Ferner soll, so heit es, ein Glubiger das Haus des Schuldners nicht
betreten, um sich ein Pfand mit Gewalt zu holen, sondern jener soll ihn
aufordern, es herauszubringen; dieser aber soll, wenn er etwas hat, keine
Auschte machen.
1390
3. Ferner verbietet das Gesetz den Eigentmern, bei der Ernte die hren,
die von den Garben abgefallen sind, aufzulesen; und ebenso beehlt es,
beim Schneiden ein Stck ungeschnitten zu lassen. Durch dieses Gebot
gewhnt das Gesetz die Besitzenden sehr schn an Freigebigkeit und
Groherzigkeit dadurch, da sie auf etwas von ihrem Eigentum
zugunsten der Bedrftigen <s 213> verzichten mssen; und den Armen
gibt es die Mglichkeit, sich Nahrung zu verschafen.
1391
86.
1. Siehst du, wie das Gesetzbuch die Gerechtigkeit und zugleich die Gte
Gottes verkndet, der allen reichlich ihre Nahrung schenkt?
2. Bei der Weinlese wieder verbietet das Gesetz, noch einmal
durchzugehen und das bersehene abzupcken und die auf den Boden
gefallenen Beeren aufzuheben. Die gleiche Anordnung gilt auch bei der
Olivenernte.
1392
3. Ferner lehrte auch die Forderung des Zehnten von den Frchten und
vom Vieh sowohl, da man fromm gegen die Gottheit sein, als auch, da
man nicht in allem auf Gewinn aus sein, sondern in liebevoller Weise
auch seinen Nchsten mitteilen soll.
1393
Infolge davon erhielten auch,
meine ich, die Priester ihren Unterhalt von den Erstlingsspenden.
1394
4. Verstehen wir daher jetzt endlich, da wir vom Gesetz zu
Frmmigkeit und Freigebigkeit und Gerechtigkeit und Menschenliebe
erzogen werden?
5. Ja noch mehr! Hat das Gesetz nicht geboten, da das Land das siebente
Jahr hindurch unbebaut gelassen werden soll, und befohlen, da die
Armen ohne Scheu die darauf nach Gottes Willen gewachsenen
Feldfrchte ernten drfen, da die Natur fr jeden, der kommen will, die
Ernte wachsen lt? Wie sollte also das Gesetz nicht gut und ein Lehrer
der Gerechtigkeit sein?
1395
6. Ferner beehlt das Gesetz wieder, im fnfzigsten Jahr ebenso zu
verfahren wie im siebten, wobei es auerdem jedem sein Eigentum an
Land wieder zurckgeben lt, wenn er in der Zwischenzeit durch
irgendeinen Umstand darum gekommen war. So setzte es durch die
festbemessene Zeit der Nutznieung der Begehrlichkeit der nach Besitz
1389Vgl. 0hilon, !e virt. ==.
1390Vgl. !tn B8,23f.; 0hilon a.a.H. =C.
1391Vgl. Lev 2C,C; B3,BB; !tn B8,2C; 0hilon a.a.H. C3.
1392Vgl. Lev 2C,23; !tn B8,B3f.; 0hilon, !e virt. C2.
1393Vgl. Lev B4,33.3B; ;um 2=,B2.B8; 0hilon a.a.H. C7.
1394Vgl. ;um 2=,=ff.
1395Vgl. Lev B7,8D4; ?% B3,23f.; 0hilon a.a.H. C4.
180
Trachtenden eine Grenze und lie die anderen, die durch lange whrende
Armut genug gebt hatten, nicht ihr ganzes Leben hindurch bestraft
werden.
1396
7. Almosen und Glaubenserweisungen sind knigliche
Schutzwachen.
1397
Segen (kommt) <s 214> auf das Haupt des
Freigebigen,
1398
und Wer sich der Armen erbarmt, wird glcklich
gepriesen werden;
1399
denn er erweist die Liebe gegen Seinesgleichen aus
Liebe zu dem Schpfer des Menschengeschlechts.
87.
1. Bei den erwhnten Anordnungen ber die Ruhezeit und das
Zurckerhalten des Erbes gibt es nun auch noch andere Aufassungen, die
sich mehr auf die Grundlehren beziehen, aber davon soll in diesem
Augenblick nicht die Rede sein.
2. Liebe erweist sich auf mannigfache Weise, durch Sanftmut, durch
Gte, durch Geduld, durch Freisein von Neid und Eifersucht, von Ha
und Rachsucht; sie ist bei allem ungeteilt, unterschiedslos, freigebig.
3. Wiederum heit es: Wenn du das Haustier eines deiner Angehrigen
oder Freunde oder berhaupt von Leuten, die du kennst, in der Wste
umherirren siehst, so fhre es heim und gib es ab! Und wenn sein Herr
etwa weit entfernt wohnt, dann verwahre es mit deinem eigenen Vieh,
bis er es abholt, und gib es ihm dann zurck! So lehrt das Gesetz, wegen
der natrlichen menschlichen Verbundenheit das Gefundene wie ein zur
Aufewahrung anvertrautes Gut anzusehen und dem Feinde eine
Krnkung nicht nachzutragen.
1400
88.
1. Das Gebot des Herrn ist Quelle des Lebens, das ist wirklich wahr; es
lt dem Fallstrick des Todes entrinnen.
1401
Wie ferner? Beehlt das
Gesetz nicht, die zugewanderten Fremdlinge zu lieben, nicht nur wie
Freunde und Verwandte, sondern wie uns selbst, nach Leib und Seele?
1402
2. Ja sogar auch den Heiden hat es Achtung zuteil werden lassen und
trgt auch denen nichts nach, die bles getan haben. Es sagt ja geradezu:
Du sollst einen gypter nicht verabscheuen, denn du warst ein Beisasse
in gypten. Dabei ist entweder der Angehrige dieses Volkes oder jeder
weltlich Gesinnte als gypter bezeichnet.
1403
3. Ferner soll man die Feinde, selbst wenn sie schon an den Mauern
stehen und die Stadt zu erobern versuchen, noch nicht fr <s 215> Feinde
1396Vgl. Lev B7,=D23; 0hilon a.a.H.233. 'm Schlu des Satzes ist zu lesen) (%%%) m dia #iou >olazesthai ethelon.
1397S/r B3,BB(B=).
1398S/r 22,B6.
1399?#d. 28,B2.
1400Vgl. ?% B3,8f.; !tn BB,2D3; 0hilon, !e virt. C6.
1401S/r 28,B4.
1402Vgl. ?% BB,B2; B3,C; Lev 2C,33f.; ;um 27,28D26; 0hilon, !e virt.233.
1403Vgl. !tn B3,4; 0hilon a.a.H. 236. -u der !eutung von g./tisch als "eltlich vgl. Strom. 1.8 mit 'nm.
181
halten, bevor man nicht Herolde an sie abgesandt und sie zum Frieden
aufgefordert hat.
1404
4. Weiter verbietet das Gesetz auch, einer Kriegsgefangenen Schande
anzutun und beehlt vielmehr: Lasse ihr dreiig Tage Zeit, zu betrauern,
wen sie betrauern will! Dann la sie ein anderes Gewand anziehen und
verkehre mit ihr wie mit einer rechtmigen Gattin!
1405
Denn das Gesetz
will, da der Geschlechtsverkehr nicht mit frevelhafter Gewalttat noch
fr Bezahlung, wie es bei einer Dirne der Fall ist, stattnde, sondern der
Verkehr soll allein zum Zweck der Kindererzeugung geschehen.
89.
1. Siehst du, wie hier Menschlichkeit mit Enthaltsamkeit verbunden ist?
Das Gesetz gestattet dem Verliebten, der Herr einer Kriegsgefangenen
geworden ist, nicht, seine Lust zu befriedigen, sondern hemmt die
Begierde durch einen festgesetzten Zeitabstand und lt auerdem noch
das Haar der Gefangenen abschneiden, um das frevelhafte
Liebesverlangen abzuschrecken; denn wenn eine vernnftige berlegung
zur Ehe rt, dann wird der Mann bei seinem Vorsatz bleiben, auch wenn
das Mdchen hlich geworden ist.
2. Wenn sodann jemand seine Begierde befriedigt hat und ihrer
berdrssig geworden ist und nicht mehr mit der Gefangenen verkehren
will, so soll es der Verordnung nach nicht einmal erlaubt sein, sie zu
verkaufen oder auch nur sie noch als Sklavin zu behalten, sondern sie soll
frei sein und aus dem Hausgesinde entlassen werden, damit sie nicht,
wenn eine andere Frau ins Haus kommt, heillose Krnkungen erdulden
mu, wie sie infolge von Eifersucht zugefgt werden.
1406
90.
1. Ferner gebietet der Herr, auch Lasttieren von Feinden, die unter ihrer
Last zusammenzubrechen drohen, die Last zu erleichtern und ihnen
wieder aufzuhelfen;
1407
damit will er uns von vornherein ermahnen, da
wir mit Schadenfreude nichts zu tun haben und nicht ber unsere Feinde
frohlocken sollen, damit er uns, nachdem wir uns in diesen Dingen gebt
haben, lehren knne, fr unsere Feinde zu beten.
1408
2. Denn es geziemt
sich fr uns weder, da wir neidisch sind oder uns darber rgern, wenn
es <s 216> unseren Nchsten gut geht, noch, da wir aus dem Unglck
unseres Nchsten Freude gewinnen.
1409
Und wenn du, so heit es, das
Lasttier eines Feindes herumirren siehst, so la die Gelegenheit, eurem
Streit neue Nahrung zuzufhren, unbentzt, fhre es nach Hause und gib
1404Vgl. !tn B3,23; 0hilon a.a.H.23C.
1405Vgl. !tn B2,23D28.
1406-u ==,8D=C,B vgl. 0hilon, !e virt. 222D227.
1407Vgl. ?% B3,7; !tn BB,8.
1408Vgl. 5t 7,88; L> 6,B=.
1409Vgl. 0hilon, !e virt. 226. -ur !efinition der Schadenfreude vgl. 'ndroni>os, !e affect. /. 23,2; B3,2 Ereuttner.
182
es zurck!
1410
Denn der vershnlichen Gesinnung folgt die wackere Tat
und dieser die Beseitigung der Feindschaft.
3. Von hier aus werden wir zur Eintracht geschickt gemacht, diese aber
fhrt zur Glckseligkeit.
1411
Wenn du aber von jemand glaubst, da er
infolge einer (schlechten) Gewohnheit dein Feind sei, und ihn darber
betrifst, wie er sich, sei es durch Begierde, sei es durch Zorn,
unvernnftig berlisten lt, so bekehre ihn zu wackerem Verhalten!
91.
1. Ist nunmehr wohl klar geworden, da das Gesetz, das auf Christus hin
erzieht,
1412
freundlich und gut und da ein und derselbe Gott gut und
zugleich auch gerecht ist, Gott, der von Anfang bis zum Ende jegliche Art
(der Erziehung) den Umstnden entsprechend zur Herbeifhrung des
Heils verwendet?
1413
2. Seid barmherzig, sagt der Herr, damit ihr Barmherzigkeit erlanget!
Vergebt, damit euch vergeben werde! Wie ihr tut, so wird euch getan
werden. Wie ihr gebt, so wird euch gegeben werden. Wie ihr richtet, so
werdet ihr gerichtet werden. Wie ihr Gte bt, so werdet ihr Gte
erfahren. Mit welchem Ma ihr messet, wird euch wieder gemessen
werden.
1414
3. Ferner verbietet das Gesetz, diejenigen an ihrer Ehre zu krnken, die
um ihren Lebensunterhalt Dienste tun; und denen, die durch ihre
Schulden in Knechtschaft geraten sind, gewhrt es im siebenten Jahr
Freiheit fr alle Zeit. Aber es verbietet auch, Schutzehende zur
Bestrafung auszuliefern.
1415
4. beraus wahr ist also jener Spruch: Wie Gold und <s 217> Silber im
Schmelzofen geprft wird, so whlt der Herr die Herzen der Menschen
aus.
1416
5. Ein barmherziger Mensch ist langmtig.
1417
Bei jedem, der sich
sorgt, ist Weisheit vorhanden.
1418
Denn die Sorge wird ber einen
verstndigen Menschen kommen.
1419
Und ein Vorsichtiger wird Leben
suchen.
1420
Und wer Gott sucht, wird Erkenntnis mit Gerechtigkeit
nden; die ihn richtig suchten, haben Frieden gefunden.
1421
1410Vgl. ?% B3,8; !tn BB,2.
1411 Vgl. 0hilon a.a.H. 224 T 22C.
1412Vgl. +al 3,B8.
1413Lhnlich ist Strom. V11 23B,2 von z"ei 'rten der ?rziehung die Gede.
1414!iese -usammenstellung von St(c>en aus 5t 7,4; 6,28f.; 4,2B; L> 6,3=; 5t 4,2f.; L> 6,34f. stammt aus 2.
:lemens#rief 23,B.
1415Vgl. Lev B7,3CD83; ?% B2,B; !tn 27,2B; 0hilon, !e virt. 2BB.2B8. !er letzte Satz "ird #ei !iog. Laert. 1V 23 dem
<eno>rates zugeschrie#en.
1416S/r 24,3.
1417?#d. 2C,=.
1418?#d. 28,B3.
1419?#d. 24,2B.
1420Vgl. vielleicht e#d. 27,B8.
1421?#d. 26,=.
183
92.
1. Mir scheint aber auch Pythagoras seine gtige Haltung gegen die
unvernnftigen Tiere aus dem Gesetz entnommen zu haben.
1422
Jedenfalls
hat das Gesetz geboten, bei den in den Schaf-, Ziegen und Rinderherden
neugeborenen Tieren auf die sofortige Verwendung, sogar zum Zweck der
Opfer, zu verzichten, sowohl der Jungen wie auch ihrer Mtter wegen.
Auf diese Weise wollte es, von unten her mit den unvernnftigen Tieren
beginnend, allmhlich zur Milde erziehen.
1423
2. berla also, so heit es, der Mutter das Junge wenigstens die
sieben ersten Tage!
1424
Denn wenn nichts ohne einen bestimmten Zweck
geschieht und den Mttern nach der Geburt Milch zur Ernhrung der
Jungen zustrmt, so versndigt sich an der Natur, wer das Neugeborene
der ihm mit der Milch gebotenen Frsorge beraubt.
1425
3. Also sollten sich die Griechen und alle, die sonst etwas am Gesetz
auszusetzen haben, schmen, da sie, whrend dieses sogar bei den
unvernnftigen Tieren Milde zeigt, sogar Menschensprlinge aussetzen,
obwohl sie das Gesetz durch das eben angefhrte Gebot von alters her in
prophetischer Weise von Grausamkeit hatte abhalten wollen.
4. Denn wenn es verbietet, da die Jungen der unvernnftigen Tiere von
ihrer Mutter getrennt werden, bevor sie gesugt worden sind, so sucht es
noch viel mehr da, wo es sich um Menschen handelt, die rohe und
unbndige Sinnesart im voraus zu beeinussen, damit sie, wenn auch
nicht auf die Stimme der Natur doch wenigstens auf die Belehrung hren.
93.
1. Denn es ist zwar gestattet, sich von dem Fleisch der Bckchen und
Lmmer
1426
zu nhren, und man knnte es <s 218> deshalb vielleicht noch
entschuldigen, wenn man das Neugeborene von seiner Mutter trennt;
aber welche Entschuldigung gibt es fr das Aussetzen der Kinder? Denn
wer keine Kinder haben will, sollte lieber berhaupt nicht heiraten, als
da er wegen seiner unbeherrschten Wollust zum Kindermrder wird.
1427
2. Wiederum verbietet das gtige Gesetz, am gleichen Tage das Junge
und seine Mutter zu schlachten.
1428
Davon ist das Gesetz der Rmer
abhngig, wonach an einer zum Tode verurteilten schwangeren Frau die
Strafe nicht vollzogen werden darf, bevor die entbunden hat.
1429
3. Das Gesetz verbietet ja geradezu, trchtige Tiere zu schlachten, bevor
die das Junge zur Welt gebracht haben
1430
und verurteilt so schon von
weitem die frevelhafte Leichtfertigkeit derer, die gegen einen Menschen
1422Vgl. 0.thagoras, Sent. Fr. 7C 5ullach; 0lut. 5oral. /. CC3 ' ff.
1423Vgl. ?% B3,2C; 38,B6; !tn 28,B3; 0hilon, !e virt. 2B6.
1424Vgl. ?% BB,33; Lev BB,B4f.
1425Vgl. 0hilon a.a.H. 2BC
1426Vgl. Hom. Hd. C,BB3.
1427-u CB,3DC3,2 vgl. 0hilon, !e virt. 232D233.
1428Vgl. Lev BB,B=.
1429Vgl. 0lut. 5oral. /. 77B !; 'elianus, Var. hist. V 2=; !iodoros, Bi#l. 1 44,C.
1430;icht in der L<<.
184
freveln wollen. So dehnte das Gesetz seine Milde sogar auf die
unvernnftigen Tiere aus, damit wir an denen, die nicht gleichen Wesens
mit uns sind, Milde ben und dann in weit hherem Ma Freundlichkeit
gegen Unseresgleichen walten lassen.
1431
94.
1. Die Leute aber, die gewisse Tiere. bevor sie ihre Jungen werfen, mit den
Fen auf den Bauch treten, damit sich das Fleisch mit der Milch
verbinde und sie es dann essen knnen, machen den fr die Geburt
geschafenen Mutterleib zum Grab der noch nicht geborenen Jungen,
1432
whrend der Gesetzgeber ausdrcklich beehlt: Du sollst aber auch das
Lamm nicht in der Milch seiner Mutter kochen!
1433
2. Denn die fr Lebende bestimmte Nahrung soll nicht, so heit es, zur
Wrze des geschlachteten Tieres werden, und das, was zur Erhaltung des
Lebens bestimmt ist, soll nicht bei dem Verzehren des toten Krpers
verwendet werden.
3. Das nmliche Gesetz verbietet auch einem Ochsen beim Dreschen das
Maul zu verbinden;
1434
denn auch der Arbeiter soll seinen verdienten
Lohn <s 219> erhalten.
1435
4. Ferner verbietet es auch, zum Pgen des Ackers ein Rind und einen
Esel zusammen einzuspannen,
1436
vielleicht auch mit Rcksicht auf die
Verschiedenheit der beiden Tiere, zugleich aber auch um darauf
hinzuweisen, da man keinem, der einem anderen Volk angehrt, ein
Leid zufgen oder ihn unterjochen darf, da man ihm nichts anderes
vorwerfen kann, als da er aus einem anderen Volk stammt, worin doch
keine Verschuldung enthalten ist, da es weder selbst ein Unrecht noch
durch ein Unrecht veranlat ist.
5. Mir scheint aber das Verbot in sinnbildlicher Weise auch zu lehren,
da man nicht in gleichem Mae einem Reinen und einem Unreinen,
einen Glubigen und einem Unglubigen Anteil an der mit der Lehre
verbundenen Smannsarbeit geben darf, da nmlich das eine Tier,
nmlich das Rind, rein ist, der Esel dagegen zu den unreinen Tieren
gerechnet wird.
1437
95.
1. Da aber das gtige Gotteswort reich an Liebe ist, lehrt es auch, da es
sich nicht ziemt, edle Fruchtbume zu fllen oder gar die hren vor der
Ernte zu schneiden, nur um damit Schaden anzurichten, oder berhaupt
1431-u C3,BD8 vgl. 0hilon a.a.H. 238.234.23C,283.
1432Vgl. 0lut. 5otal. /. CC4 ', "o von solchen Verfahren #ei Sch"einen die Gede ist.
1433!tn 28,B3; ?% B3,2C.
1434!tn B7,8.
1435Vgl. L> 23,4; 5t 23,23; die Ver#indung dieses -itats mit !tn B7,8 auch 2 $im 7,2=.
1436Vgl. !tn BB,23.
1437Vgl. 0hilon, !e virt. 286.284
185
eine edle Frucht, sei es der Erde, sei es der Seele, zu verderben; denn es
gestattet ja nicht einmal, das Land der Feinde zu verwsten.
1438
2. Indessen erhalten auch die Landwirte durch diese Vorschriften des
Gesetzes Belehrung; es beehlt nmlich, die neugepanzten Bume drei
Jahre hindurch zu pegen, die berssigen Schlinge abzuschneiden,
damit die Bume durch sie nicht belastet und geschdigt werden und
damit sie nicht durch Mangel an Nahrung, wenn sich diese auf zu viele
Zweige verteilt, geschwcht werden; ferner sie rings mit einem Graben zu
umziehen, damit nichts daneben wachse und das Wachstum der Bume
hindere.
3. Das Gesetz gestattet aber auch nicht, die Frucht von noch
unentwickelten Bumen zu pcken, solange sie noch nicht ganz
entwickelt ist, sondern erst nach dem Ablauf von drei Jahren im vierten
Jahr, wenn der Baum vollstndig entwickelt ist, um dann die
Erstlingsfrchte Gott zu opfern.
1439
96.
<s 220> 1. Diese Art der Baumpege ist aber wohl ein Vorbild fr die
Unterweisung,<f> Die bersetzung schliet sich an die Vermutung
Mayors an. </f> das lehrt, da man die wilden Schlinge der Snden
und das unntze Unkraut der Gedanken, das zusammen mit der
lebenspendenden Frucht aufwchst, ausrotten mu, bis das Reis des
Glaubens voll entwickelt und festgewurzelt ist.
2. Denn im vierten Jahre wird, da fr eine festverwurzelte Unterweisung
auch Zeit ntig ist, die Vierzahl der Tugenden Gott zum Opfer
dargebracht, da dann die dritte Entwicklungsstufe bereits in die vierte,
vom Herrn eingenommene Stellung bergeht.<f>Zu den drei Stufen vgl.
Strom. VI 114,3; VII 40,4; zu dem hier mit Stellung bersetzten Wort
(xxx) vgl. L. Prestige, Journ. of Teol. Stud. 30 (1929) 119 S. 270 f.</f>
3. Lobopfer ist mehr wert als Brandopfer.<f>Vgl. Ps 49,23; 50,18 f.</f>
Denn dieser ist es, so heit es, der dir Kraft gibt, Macht
auszuben.<f>Dtn 8,18.</f> Wenn aber dein Leben erleuchtet worden
ist, so be, nachdem du Kraft erhalten und dir erworben hast, in
Erkenntnis Macht aus!
4. Denn durch diese Worte zeigt die Schrift an, da das Gute und die
Gaben von Gott verliehen werden und da wir, da wir Diener der
gttlichen Gnade geworden sind, die Wohltaten Gottes aussen und
unsere Nchsten gut und tugendhaft machen mssen in der Weise, da,
so viel wie nur mglich, der Mige die Enthaltsamen, der Tapfere die
Edlen und der Kluge die Verstndigen und der Gerechte die Gerechten
heranbilde.<f>Zu 96,3.4 vgl. Philon, De virt. 165-167.
1438Vgl. !tn B3,2C; 0hilon, !e virt. 28=D273.
1439Vgl. 0hilon a.a.H. 276D27C
186
XIX. Kapitel
97.
1. Dieser ist der Mensch nach Gottes Bild und hnlichkeit,
1440
der
Gnostiker, der Gott, soweit es ihm mglich ist, nachahmt, indem er
nichts von dem unterlt, was zu der erreichbaren hnlichkeit beitrgt,
der Enthaltsamkeit und Geduld bt, gerecht lebt, wie ein Knig ber
seine Leidenschaften herrscht, von seiner Habe mitteilt, nach allen seinen
Krften in Wort und Tat wohlttig ist. 2. Dieser ist, so heit es, der
Grte im Gottesreich, der handelt und lehrt
1441
in Nachahmung Gottes
dadurch, da <s 221> hnliche Gaben spendet wie er; denn die Gaben
Gottes sind dazu bestimmt, allen zu ntzen.
1442
3. Wer aber etwas mit berhebung zu tun beginnt, der erzrnt Gott,
1443
sagt die Schrift. Denn Anmaung ist ein Laster der Seele.
1444
Von diesem
und von den anderen Lastern sollen wir uns bekehren, indem wir unser
Leben aus einem von Miklngen erfllten in ein besseres umwandeln
durch diese drei, durch Mund, Herz und Hnde.
1445
98.
1. Sie sollen aber wohl Sinnbild sein, die Hnde fr die Tat, das Herz fr
den Willen und der Mund fr das Wort. Daher ist mit Bezug auf die sich
Bekehrenden mit Recht das Wort gesagt: Du hast heute Gott erwhlt,
da er dein Gott sein soll, und der Herr hat heute dich erwhlt, da du
sein Volk werden sollst.
1446
Denn dessen, der bestrebt ist, das Seiende zu
verehren, nimmt sich Gott an, wenn er als Schutzehender zu ihm
kommt.
2. Und wenn er auch der Zahl nach nur ein einziger ist, so ist er doch
dem Volke gleichgeachtet;
1447
denn weil er ein Teil des Volkes ist, so hat er
auch die Eigenschaft, das Volk voll zu machen,
1448
und wird so wieder zu
dem, aus dem er stammt; aber auch das Ganze wird nach einem Teile
benannt.
1449
3. Dieser Adel bewhrt sich darin, da man das Schnste whlt und sich
darin bt. Denn was ntzte es Adam, da er einen so hohen Adel besa?
Kein Sterblicher war je sein Vater; denn er selbst ist Vater aller
Sterblichen, die je geboren wurden.
1440Vgl. +en 2,B6.
14415t 7,2C.
1442Vgl. 0hilon, !e virt. 26=.26C.
1443;um 27,33.
1444Vgl. 0hilon a.a.H. 242.24B.
1445Vgl. !tn 33,28.
1446!tn B6,24 f. T -u C4,3DC=,2 vgl. 0hilon, !e virt. 2=3.2=8.
1447Vgl. 0hilon a.a.H. 2=7
1448Vgl. Strom 11 48,3.
1449Im das Aort aus !tn B6 auf den einzelnen #eziehen zu >@nnen, "eist er auf die engen Beziehungen z"ischen einem
+anzen und seinen $eilen hin.
187
4. Denn gar schnell whlte er das Hliche, indem er seinem Weibe
folgte; und das Wahre und Schne verschmhte er; zur Strafe dafr
tauschte er sterbliches Leben fr das unsterbliche ein, freilich nicht fr
immer.
1450
99.
1. Noah aber, der nicht die gleiche Herkunft wie Adam hatte, wird durch
die Frsorge Gottes gerettet.
1451
Denn er hatte sich ohne Zgern Gott
geweiht.
1452
Und auf <s 222> Abraham, der mit drei Frauen Kinder erzeugt
hatte, nicht um des Genusses der Lust willen, sondern in der Hofnung,
meine ich, da sich sein Geschlecht schon gleich im Anfang vermehren
werde, folgte nun ein einziger Sohn als Erbe der vterlichen Gter, die
brigen aber erhielten ihre Wohnsitze fern von ihrer Verwandtschaft.
2. Als diesem einen aber Zwillinge geboren worden waren, wird der
Jngere Erbe, da er die Zufriedenheit seines Vaters erlangt hatte, und
erhlt die Verheiungen; der ltere Bruder aber dient ihm; denn fr den
Schlechten ist es das grte Gut, wenn er keinen freien Willen hat.
1453
3. Diese Veranstaltung hat aber Bedeutung als Weissagung und Vorbild.
Da alles dem Weisen gehrt, das gibt er (Jakob) deutlich mit den
Worten zu erkennen: Weil sich Gott meiner erbarmte, gehrt mir
alles.
1454
Denn damit lehrt er, da man nur nach dem Einen streben darf,
durch den alles geworden ist und durch den das Verheiene denen
gewhrt wird, die seiner wrdig sind.
100.
1. Da also der Gute Erbe des Himmelreiches geworden ist, verzeichnet er
(der Herr) ihn durch die gttliche Weisheit als Mitbrger auch der alten
Gerechten, die zur Zeit des Gesetzes und auch schon vor dem Gesetz
gesetzestreu gelebt hatten, deren Taten fr uns Gesetze geworden sind.
2. Indem er wieder den Weisen als Knig erkennen lassen will, lt er
die Fremdstmmigen zu ihm (Abraham) sagen: Knig bist du von Gott
unter uns,
1455
da die Untertanen aus freiem Entschlu dem Guten wegen
seines Tugendeifers gehorchen.
1456
3. Und der Philosoph Platon, der die Glckseligkeit als das hchste Ziel
setzt, sagt, sie bestehe in einem Gott hnlichwerden, soweit das mglich
ist.
1457
Dabei ist er entweder selbst irgendwie auf die gleiche Ansicht wie
das Gesetz gekommen (denn die groen Geister, die frei von
Leidenschaften sind, gelangen glcklich zum Ziel der Wahrheit, wie
1450Vgl. 0hilon a.a.H. B33DB37.
1451Vgl. 0hilon, !e virt. B32; +en 4,=.
1452Vgl. Strom. 11 2B8,3.
1453Vgl. 0hilon, !e virt. B34DB3C.
1454+en 33,22. -u dem +edan>en, da dem Aeisen alles geh@re, vgl. 0hilon a.a.H. B22DB2C.
1455+en B3,6.
1456Vgl. 0hilon, !e mut. nom. 27B; !e somn. 11 B88; !e '#rah. B62; !e virt. B26.
1457Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 B.
188
Philon, der Anhnger des Pythagoras, in einer seiner Abhandlung <s 223>
ber das Leben des Moses sagt),
1458
oder er lernte dies von einem der
damaligen Gelehrten, da er ja immer nach Weisheit begierig war.
4. Denn das Gesetz sagt: Folget dem Herrn, eurem Gott, nach und
haltet meine Gebote!
1459
Denn das hnlichwerden nennt das Gesetz
Nachfolge; solche Nachfolge macht nach Mglichkeit hnlich.
1460
Werdet, sagt der Herr, mitleidig und barmherzig, wie euer
himmlischer Vater barmherzig ist!
1461
101.
1. Daraus nahmen auch die Stoiker die Lehre, da hchstes Ziel sei, in
seinem Leben der Natur zu folgen, wobei sie statt Gott Natur
einsetzten, ungehrigerweise, weil sich ja der Begrif Natur auch auf
Gepanztes und Gestes, auf Bume und Steine erstreckt.
1462
2. Deutlich ist daher gesagt: Schlechte Leute verstehen das Gesetz
nicht;
1463
die aber das Gesetz lieben, errichten sich eine Mauer zum
Schutz.
1464
Denn die Weisheit der Klugen wird ihre Wege kennen; der
Unverstand der Toren aber geht in die Irre.
1465
Denn auf wen soll ich
schauen als auf den Sanftmtigen und Friedlichen und auf den, der sich
vor meinen Worten frchtet?
1466
sagt die Weissagung.
3. Man lehrt uns aber, da es drei Arten von Freundschaft gibt, und von
ihnen ist die erste und beste die auf der Tugend beruhende; denn
unerschtterlich ist die auf vernnftigen Grnden beruhende Liebe; die
zweite und mittlere Art ist die auf Gegenseitigkeit beruhende; diese ist
bereit, zu geben und mitzuteilen und ist frs Leben ntzlich; denn allen
Menschen eigen ist die auf Gunsterweisungen beruhende Freundschaft;
die dritte und letzte Art nennen wir die auf Gewohnheit beruhende,
andere die auf Vergngen beruhende, die wandelbar und vernderlich
ist.
1467
102.
1. Und der Pythagoreer Hippodamos schreibt, wie mir scheint, sehr
schn: Von den Freundschaften stammt die eine aus der Kenntnis der
Gtter, die andere aus der Freigebigkeit der Menschen, die dritte aus der
1458Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 1 BB.
1459!tn 23,8.
1460Vgl. Strom. V C8,6.
1461L> 6,36.
1462Vgl. 0hilon, Leg. alleg. 11 BB.
1463S/r B=,7.
1464?#d. B=,8.
1465?#d. 28,=.
14669es 66,B.
1467:hr.si//os Fr. mor. 4B3 v. 'rnim; vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. =,3 /. 2276a 6 ff.; ?th. ?udem. 4,B /. 2B36a 32 ff.
189
Lust der <s 224> Tiere.
1468
Also ist die eine Freundschaft die eines
Philosophen, die zweite die eines Menschen, die dritte die eines Tieres.
1469
2. Denn tatschlich ist Abbild Gottes ein Mensch, der Wohltaten
erweist,
1470
wodurch er aber auch selbst Wohltaten erhlt. Denn wie der
Steuermann rettet er und wird zugleich gerettet. Wenn deshalb jemand
um etwas bittet und es erhlt, so sagt er zu dem Geber nicht: Du hast
recht gegeben, sondern: Du hast recht empfangen.
1471
Auf diese Weise
erhlt der Geber, und gibt der Empfnger.
3. Gerechte haben Mitleid und erbarmen sich.
1472
Gute werden
Bewohner des Landes sein; Unschuldige werden auf ihm wohnen bleiben;
die Gottlosen aber werden von ihm vertilgt werden.
1473
4. Auch Homeros scheint mir auf den Glubigen vorahnend hingewiesen
zu haben, wenn er sagt: Gib einem Freunde!
1474
Man mu dem Freunde
Liebe erweisen, auf da er noch mehr Freund bleibe, dagegen dem Feind
helfen, damit er nicht Feind bleibe. Denn durch die Hilfe wird das
Wohlwollen befestigt, Feindschaft aber getilgt.
1475
5. Denn wenn auch guter Wille vorhanden ist, so ist er Gott
wohlgefllig, je nach dem, was er vermag, nicht nach dem, was er nicht
vermag. Denn der Zweck ist nicht, da anderen eine Erleichterung, euch
aber eine Belastung entstehe. Vielmehr auf Grund der Gleichheit in dem
gegenwrtigen Zeitpunkt,
1476
und die folgenden Worte, Er hat reichlich
ausgeteilt, er hat den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit bleibt in
Ewigkeit,
1477
sagt die Schrift.
6. Denn mit dem Ausdruck nach Gottes Bild und hnlichkeit
1478
wird,
wie wir auch schon frher sagten,
1479
nicht die leibliche hnlichkeit
bezeichnet; denn es ist nicht verstattet, da Sterbliches Unsterblichem in
anderem hnlich werde als in bezug auf Geist und Denken, wodurch der
Herr ihm auch die hnlichkeit hinsichtlich des Wohltuns und
Herrschens in angemessener Weise aufprgt.
1480
7. Denn ein Fhreramt wird nicht durch krperliche <s 225>
Eigenschaften, sondern durch verstndige Urteile richtig verwaltet.
Denn durch der (frommen) Mnner Klugheit geht der Stadt es gut
Und gut dem Hause.
1481
1468Vgl. ?. -eller, 0hilos. d. +riechen 111 B, 8. 'ufl.S 226 'nm.
1469Sacr. 0ar. BB6 Holl.
1470Vgl. :icero, 0ro S. Ligario 2B,3=.
1471Vgl. '/g B3,37.
1472S/r B2,26.
1473?#d. B,B2f.
1474;icht "@rtlich #ei Homeros; a#er vgl. Hd. 24,387.827.
1475Sacr. 0ar. BB4 Holl.
1476B Eor =,2BD28.
1477?#d. C.C (K 0s 222,C).
1478Vgl. +en 2,B6.
1479Vgl. Strom. 11 C4,2.
1480Vgl. 0hilon, !e o/if. mundi 6C.
1481?uri/ides, 'ntio/e Fr.B33;vgl. !iog. Laert. V1 238; Sto#. Flor. 78,7; 86,=B; 0seudoD0lut. Vit. Hom. 11 276 u.a.; das
griechische Aort f(r *frommen, hat :lemens in den Vers eingesetzt.
190
XX. Kapitel
103.
1. Aber die Standhaftigkeit strebt auch ihrerseits mit Gewalt auf das Gott-
hnlichwerden hin, indem sie durch die Ausdauer Freiheit von
Leidenschaften erreicht, wenn noch jemand die Erzhlung von dem
Geschick des Ananias (Hananja) und seiner Freunde in frischer
Erinnerung hat, von denen einer auch der Prophet Daniel war, ein Mann,
erfllt von Glauben an Gott.
1482
2. In Babylon wohnte Daniel, wie Lot in Sodom und Abraham, der wenig
spter Freund Gottes
1483
wurde, im Land der Chalder.
3. Diesen Daniel lie der Knig der Babylonier in eine Grube voll wilder
Tiere hinabfhren; aber der Knig aller Menschen, der treue Herr, fhrte
ihn unversehrt wieder herauf.
1484
4. Diese Ausdauer wird der Gnostiker
gewinnen, soweit er ein Gnostiker ist; in Versuchung wird er Gott preisen
wie der edle Hiob.
1485
104.
1. Wie Jonas wird er beten, wenn er von einem Meerungeheuer
verschlungen wird, und sein Glaube wird ihn den Einwohnern von Ninive
weissagen lassen.
1486
Und wenn er mit Lwen zusammengesperrt wird, so
wird er die wilden Tiere zhmen; und wenn er ins Feuer geworfen wird,
so wird er mit Tau erquickt werden, und das Feuer wird ihn nicht
verzehren; er wird zeugen bei Nacht und zeugen am Tage; in seiner Rede,
seinem Leben, seinem Wandel wird er zeugen.
2. Da er des Herrn Hausgenosse ist, wird er dem Geiste nach sein
Vertrauter
1487
und Herdgeselle bleiben, rein am Fleisch und reinen
Herzens,
1488
<s 226> geheiligt in seinen Worten.
3. Die Welt ist fr diesen, so heit es, gekreuzigt und er fr die
Welt.
1489
Dieser nimmt das Kreuz des Heilands auf sich
1490
und folgt dem
Herrn nach, indem er in seinen Futapfen wie in denen eines Gottes
geht,
1491
ein Heiliger unter Heiligen geworden.
1482Vgl. !an 2,22.24.
1483Vgl. 0aid. 111 2B,8 m. 'nm.
1484Vgl. !an 6,26DB3.
1485Vgl. 9o# 2,B2.
1486Vgl. 9on B,3D23; 3,BD8.
1487Vgl. Hom. Hd. 2C,24C.
1488Vgl. 5t 7,=.
1489+al 6,28.
1490Vgl. L> C,B3.
1491Vgl. Hom. Hd. B,836 u.@.; hier ist die 'ns/ielung "ohl aus 0laton, 0haidros /. B66 B genommen.
191
105.
1. Auf jegliche Tugend bedacht, erzieht also das Gesetz Gottes den
Menschen zuvrderst zur Enthaltsamkeit, indem es diese zum Grundstein
der Tugend macht,
1492
und schult uns vor zur Erwerbung der
Enthaltsamkeit, indem es mit den Bestimmungen ber den Genu der
Tiere beginnt und uns die zu essen verbietet, die von Natur fett sind, wie
die Gattung der Schweine, die sehr eischig ist.
1493
Denn die Verwendung
von solchem Fleisch wird denen gewhrt, die Lust zum Schwelgen
haben.
1494
2. Es wird wenigstens erzhlt, einer der Philosophen habe das Wort (xxx)
hys (Schwein) sprachlich mit (xxx) thys gleichgesetzt, weil das Schwein
nur zum Opfern ((xxx) thysis) und Schlachten geeignet sei. Denn diesen
Tieren sei das Leben zu nichts anderem gegeben als dazu, da das Fleisch
von Kraft und Saft strotze.
1495
3. Ebenso verbot das Gesetz, um unsere Begierden einzuschrnken, den
Genu jener Fische, die weder Flossen noch Schuppen haben;
1496
denn
diese zeichnen sich durch wohlschmeckendes und fettes Fleisch vor den
anderen aus.
1497
1492Vgl. Strom. V11 43,2.
1493Vgl. 0hilon, !e s/ecial. leg. 1V 232; vgl. auch Lev 22,4; !tn 28,=.
1494Vgl. 0laton, Staat 11 /. 343 : (nur die sch"elgerische Stadt #raucht auch Sch"eine).
1495Eleanthes Fr. 726 v. 'rnim, Stoic. vet. fragm. 1 /. 226; :icero, !e deor. nat. 11 263, "o die gleiche Luerung dem
:hr.si//os zugeschrie#en ist. (vgl. Fr. /h.s. 4B3 v. 'rnim); !e fin. V 3=; 0or/h.r. !e a#st. 111 B3; 0lut. 5oral. /.6=7
:; 0lin. ;at. hist. =,B34; Strom. V 72,3; V11 33,3.
1496Vgl. Lev 22,CD2B; !tn 28,C f.
1497Vgl. 0hilon, !e s/ezial. leg. 1V 223 f.
192
106.
1. Infolgedessen verbietet, wie ich meine, auch der Stifter der Mysterien
nicht nur den Genu gewisser Tiere, sondern nimmt auch einzelne Teile
der Tiere, die geopfert werden drfen, vom Genu aus, und zwar aus
Grnden, die nur die Eingeweihten kennen.
1498
2. Wenn wir nun <s 227> den Bauch und die Teile unter ihm beherrschen
sollen,
1499
so ist klar, da wir von Anfang an vom Herrn durch das Gesetz
das Gebot erhalten haben, unsere Begierde zu ertten.
1500
Dies geschieht
aber in vollem Ma wohl nur dadurch, da wir das Reizmittel der
Begierde, ich meine die Lust, rckhaltlos verurteilen.
3. Diese ist aber, wie man sagt, zu denieren als eine glatte und sanfte,
mit einer gewissen Empndung verbundene Bewegung.
1501
4. Ihr Sklave war Menelaos, der, wie erzhlt wird, nach der Einnahme
Ilions sich anschickte, die Helene, die an so vielem Unheil schuld gewesen
war, zu tten, aber nicht die Kraft hatte, seinen Vorsatz auszufhren,
berwltigt von ihrer Schnheit, die ihn an die genossene Lust erinnerte.
107.
1. Deshalb lassen die Tragdiendichter ihm spttisch folgende
vorwurfsvollen Worte zurufen:
Doch als die Brust du schautest, warfst das Schwert zu weg,
Und liet dich kssen, streichelnd die Verrterin.
1502
Und an einer anderen Stelle:
Doch wurden gegen Schnheit wohl die Schwerter stumpf?
1503
2. Ich mu aber den Antisthenes loben, der sagte: Die Aphrodite wrde
ich sogar mit einem Pfeil niederschieen, wenn ich sie erwischte, da sie
viele und wackere Frauen unter uns verfhrt hat.
1504
3. Und das Liebesverlangen nennt er ein bel der Natur; ihm unterliegen
die Unseligen und nennen die Krankheit eine Gttin. Hierdurch soll
gezeigt sein, da die Toren aus Unwissenheit der Lust erliegen, die man
nicht an sich herankommen lassen sollte, auch wenn sie eine Gttin
heit, das bedeutet, auch wenn sie von Gott zum Zweck der
Kindererzeugung gegeben ist.
1505
4. Und Xenophon nennt die Lust geradezu ein Laster mit <s 228> den
Worten: O du Unglckselige, was ist denn das fr ein Gut, das du
kennst, was das fr ein Glck, nach dem du strebst? Wartest du ja doch
nicht einmal das Verlangen nach dem Genu ab, sondern issest, bevor es
1498Vgl. Strom. V 33,7.
1499Vgl. Strom. 1 33,B mit 'nm.
1500Vgl. ?% B3,24; !tn 7,B2.
1501Vgl. 'risti//os #ei !iog. Laert. 11 =7; 0hilon, !e agric. 28B; 0lut. 5oral. /. 643 B; 4=6 :; 23=4 ?; 22BB ?; ?/i>uros
Fr. 822 Isener.
1502?uri/ides, 'ndromache 6BCf. (aus :hr.si//os Fr. mor. 843 v. 'rnim).
1503?uri/ides, Hrestes 2B=4.
1504'ntisthenes Fr. 37 5ullach F0+ 11 /. B=3.
1505Vgl. !(mmler, 'cademica S. 34.
193
dich hungert, trinkst, bevor es dich drstet; und damit du mit Genu
essen kannst, hast du Kche ntig.
5. Und damit du mit Genu trinken kannst, verschafst du dir kostbare
Weine und lufst im Sommer nach Schnee herum, und um angenehm zu
schlafen, mut du nicht nur weiche Betten, sondern auch noch ein
kunstvoll bewegliches Untergestell fr sie haben.
1506
108.
1. Deshalb ist, wie Ariston sagte, gegenber dem ganzen Vierklang Lust,
Leid, Furcht, Begierde, viel bung und Kampf ntig.
Denn diese, diese dringen bis ins Innerste
Und bringen schlimmen Aufruhr in der Menschen Herz.
1507
2. Denn auch bei denen, die sich unantastbar dnken, macht die Lust
die Herzen biegsam wie Wachs nach Plato;
1508
denn jede Lust und jedes
Leid nagelt die Seele an den Krper an,
1509
wenigstens bei dem, der nicht
Grenzen und Pallisaden zwischen sich und den Leidenschaften aufrichtet.
3. Wer seine Seele verliert, sagt der Herr, wird sie erretten,
1510
sei es,
da er sie freudigen Mutes fr den Heiland dahingibt, wie er selbst es fr
uns getan hat, oder indem er sie von der Gemeinschaft mit dem
gewohnten Leben loslst.
4. Denn wenn du deine Seele von der Ergtzung und der Lust in diesem
Dasein loslsen und entfernen und abtrennen willst (dies bedeutet
nmlich das Kreuz)
1511
wirst du sie behalten, da sie dann in der erwarteten
Hofnung gefunden
1512
und zur Ruhe gekommen ist.
109.
1. Dies drfte aber eine Vorbung auf den Tod sein,
1513
wenn wir uns mit
den Wnschen begngen, deren Ma durch die Natur begrenzt ist und
die kein natrliches <s 229> Verlangen ber die richtigen Grenzen hinaus,
sei es nach dem berma oder nach dem Naturwidrigen hin, steigern, wo
das sndhafte entsteht.
2. Wir mssen also die volle Wafenrstung Gottes anlegen, auf da wir
gegen die Rnke des Teufels standhalten knnen;
1514
denn die Wafen,
mit denen wir zu Felde ziehen, sind nicht eischlicher Art, sondern durch
Gott stark zur Zerstrung von Bollwerken, so da wir mit ihnen
spitzndige Schlsse und allen Hochmut, der sich gegen die Erkenntnis
1506<eno/hon, 5emora#. 11 2,33; die angef(hrten Aorte s/richt dort in der Fa#el des 0rodi>os von *Hera>les am
Scheide"ege, die 0ersonifi>ation der $ugend zum Laster.
1507'riston Fr. 343 v.'rmin, Stoic. vet. fragm. 1 /. =7.
1508+esetze 1 /. 633 !.
1509?#d., 0haidon /. =3 !.
15105t 23,3C; 5> =,37.
1511 Von dem griechischen Aort f(r *Ereuz, ist das Ver#um a#geleitet, das VB mit *0allisaden aufrichten, (#ersetzt ist.
1512Vgl. 5t 23,3C; 5> =,37.
15130laton, 0haidon /. =2 '.
1514?/h 6,22.
194
Gottes erhebt, niederwerfen und jeden Anschlag als Gefangenen in den
Gehorsam gegen Christus berfhren knnen,
1515
sagt der gttliche
Apostel.
3. Ein Mann ist in der Tat ntig, der, ohne in Staunen zu geraten oder
sich verwirren zu lassen, die Dinge zu nehmen wei, von denen die
Leidenschaften herkommen, wie Reichtum und Armut, Ehre und
Schande, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod, Leid und Freude.
1516
4. Denn damit wir die unwesentlichen Dinge auch als unwesentlich
behandeln, dazu ist viel berlegenheit ntig, da wir durch groe
Schwachheit und durch frhere Verkehrtheit zuvor geschdigt waren und
schlechte Fhrung und Erziehung zusammen mit Unwissenheit zuvor zu
ertragen hatten.
110.
1. Die einfache Sprache
1517
unserer Philosophie nennt alle Leidenschaften
Eindrcke der weichen und nachgiebigen Seele und gleichsam
Siegelabdrcke der geistlichen Mchte, mit denen wir zu ringen
haben.
1518
2. Denn die unheilstiftenden Mchte haben es sich, meine ich, zur
Aufgabe gesetzt, jedesmal zu versuchen, ein Stck ihres eigenen Wesens
aufzuprgen, um so diejenigen, die nichts von ihnen wissen wollen,
niederzukmpfen und in ihre Gewalt zu bringen.
3. Die Folge ist dann natrlich, da die einen niedergerungen werden,
alle aber, die mit grerer Gewandtheit und Kraft den Kampf beginnen,
ihn bis zum Ende durchkmpfen und bis zum Siegeskranz gelangen;
1519
die
zuvor genannten Krfte aber lassen dann endlich in dem langen und
blutigen Kmpfe nach und bewundern die Siegestrger.
4. Denn von allem, was sich bewegt <s 230> oder bewegt wird, bewegt
sich das eine aus eigenem Anrieb und nach eigener Vorstellung, wie die
Lebewesen, das andere durch Versetzung (dadurch, da es von einem Ort
zum anderen gebracht wird) wie die leblosen Dinge. Manche sagen aber,
da sich auch von den leblosen Dingen die Panzen beim Wachsen in
einer einem Ortswechsel hnlichen Weise bewegen, wenn man ihnen
nmlich zugibt, da die Panzen etwas Lebloses sind.
111.
1. Fr die Steine ist es bezeichnend, da sie festen Bestand haben, fr
Gewchse, da sie wachsen; dagegen haben an eigenem Trieb und an
1515B Eor 23,8 f.
1516 Vgl. !iog. Laert. V11 23B.
1517 Vgl. ?uri/ides, 0hoinissen 86C.
1518Vgl. ?/h 6,2B.
1519!er $e%t ist hier verder#t und durch die in der 'usga#e aufgenommene Vermutung von Lo"th noch nicht geheilt,
vielleicht ist (%%%) agonisasthai und (%%%) (%%%) chorsai allP zu lesen.
195
Vorstellungsgabe sowie an den beiden eben genannten Eigenschaften
auch die unvernnftigen Tiere Anteil.
2. Die vernnftige Fhigkeit dagegen, die der menschlichen eigen ist, soll
nicht, wie es die unvernnftigen Tiere tun, den Trieben nachgeben,
sondern die Vorstellungen unterscheiden und darf sich nicht von ihnen
mitfortreien lassen.
1520
3. Jene Mchte nun, von denen wir sprachen, halten den leicht zu
beeinussenden Seelen Schnheit und Ruhm und Ehebruch und Lste
und dergleichen verlockende Vorstellungen vor, hnlich wie Leute, die
Vieh fortfhren wollen, ihm grne Zweige vorhalten.
1521
So tuschen sie
diejenigen, die die wahre Lust nicht von der falschen und die
vergngliche und schimpiche Schnheit nicht von der heiligen
Schnheit unterscheiden knnen, und fhren sie als ihre Sklaven mit sich
fort.
4. Jeder Trug aber, der lngere Zeit hindurch auf die Seele einwirkt, prgt
ihr die Vorstellung davon ein, und ohne es zu wissen, trgt die Seele das
Bild der Leidenschaft in sich herum; Ursache dafr ist die Verlockung
und unsere Zustimmung dazu.
112.
1. Die Anhnger des Basileides aber pegen die Leidenschaften Anhngsel
zu nennen; diese seien ihrem Wesen nach eine Art Geister, die sich der
vernnftigen Seele infolge einer ursprnglichen Erschtterung und
Verwirrung angehngt htten; auerdem verbnden sich mit diesen
1522
wieder andere falsche und fremdartige Gestalten von Geistern, wie
Gestalten von Wlfen, Afen, Lwen, Bcken; ferner behaupten sie, da
die Eigenschaften dieser <s 231> Tiere als Bilder die Seele umgaukeln und
die Begierden der Seele der Natur dieser Tiere vllig hnlich machen.
2. Denn sie ahmen das Tun derer nach, deren Eigenschaften sie an sich
tragen, und sie werden in ihren Trieben und Vorstellungen nicht nur den
unvernnftigen Tieren verwandt, sondern bilden auch die Bewegungen
und Schnheiten von Panzen nach, weil sie auch Eigenschaften von
Panzen an sich haftend haben, (113,1) ferner auch die Eigenschaften von
Festbestehendem, wie die Hrte des Diamanten.
1523
113.
1. [sic; s.o.] Aber gegen diese Lehre werden wir spter sprechen, wenn wir
ber die Seele handeln;
1524
jetzt wollen wir im Vorbergehen nur das eine
bemerken, da der Mensch, wie ihn Basileides aufat, gewissermaen
1520:hr.si//os Fr. /h.s. 428 v. 'rnim; vgl. 0hilon, Leg. alleg. 11 BB f.; Suis rer. div. her. 234; Hrigines, !e orat. 6,2.
1521Vgl. 0laton, 0haidros /. B33 !.
1522Statt (%%%) ist mit 5(nzel (%%%) zu lesen.
1523Vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. BBBDBB7.
1524Vgl. Strom. 111 23,3; V ==,8; ?inleitung zum 2. Bd.dieser M#ersetzung S.83.
196
das Bild des hlzernen Pferdes
1525
zeigt, von dem die Dichter erzhlen, da
er in einem einzigen Krper ein ganzes Heer von so vielen verschiedenen
Geistern in sich eingeschlossen trgt.
3. Jedenfalls klagt Isidoros selbst, der Sohn des Basileides, in seiner
Schrift ber die angewachsene Seele auf Grund genauer Kenntnis
dieser Lehre gewissermaen sich selbst an,
1526
wenn er wrtlich so
schreibt:
4. Denn wenn du jemand zu der berzeugung bringst, da die Seele
nicht etwas Einheitliches ist, sondern da durch die Gewalt der
Anhngsel die Leidenschaften der Schlechteren entstehen, so werden
diese schlechten Menschen keinen blen Vorwand haben, zu sagen: Mir
ist Gewalt geschehen, ich wurde hingerissen, wider meinen Willen habe
ich es getan, ohne zu wollen habe ich gehandelt, whrend sie doch selbst
mit der Begierde nach dem Schlechten begonnen und gegen die Krfte
der Anhngsel nicht angekmpft haben.
114.
1. Wir mssen aber durch den vernnftigen Teil zur Herrschaft gelangen
und uns als Sieger ber den niedrigeren Schpfungsteil erweisen.
1527
2. Also nimmt auch dieser wirklich zwei verschiedene Seelen in uns an,
ebenso wie die Pythagoreer, deren Anschauungen wir spter <s 232>
betrachten wollen.
3. Aber auch Valentinus schreibt in einem Brief an einige Freunde ber
die Anhngsel wrtlich so: Einer aber allein ist gut,
1528
dessen freimtiges
Reden in der Ofenbarung durch den Sohn besteht, und wohl durch ihn
allein kann das Herz rein werden, indem jeder bse Geist aus dem Herzen
hinausgestoen wird.
4. Denn die vielen Geister, die in ihm wohnen, lassen es nicht rein sein,
vielmehr vollfhrt jeder einzelne von ihnen seine eigenen Werke, indem
sie durch ihre ungeziemenden Begierden der Seele alle mgliche Schmach
antun.
1529
5. Und so scheint es mir dem Herzen hnlich zu gehen wie einem
Wirtshaus; denn dieses bekommt Lcher und Risse und wird oft sogar
voll Schmutz, wenn Leute zuchtlos darin hausen und in keiner Weise auf
den Ort Rcksicht nehmen, weil er eben anderen gehrt.
6. Ebenso ist auch das Herz, solange ihm keine Frsorge zuteil wird,
unrein, da es die Behausung vieler Dmonen ist;
1530
wenn aber der allein
gute Vater
1531
das Herz heimgesucht hat, so ist es geheiligt und erstrahlt
1525Vgl. 0laton, $heaitetos /. 2=8 !.
1526Vielleicht ist mit 5(nzel (%%%) zu lesen und zu (#ersetzen) *1sidoros Z schrei#t in der ?r>enntnis, da diese Lehre
sich ge"issermaen sel#st an>lagt, "@rtlich so),
1527Vgl. '. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. B23 ff.
1528Vgl. 5t 2C,24.
1529-um 'usdruc> vgl. Hera>leon Fr. 2= Broo>e.
1530Vgl. 5t 2B,87; Barna#as#rief 26,4; Hera>leon Fr. B3 Broo>e; H.//olitos, Gefut. V1 38,6 S. 263,28 Aendland..
1531Vgl. 5t 2C,24.
197
von Licht, und dementsprechend wird der selig gepriesen, der ein solches
Herz hat; denn er wird Gott schauen.
1532
115.
1. Was nun der Grund dafr ist, da eine solche Seele nicht gleich von
Anfang an die Frsorge erfhrt, das sollen sie uns sagen. Denn entweder
ist sie dessen nicht wrdig (und wie ist es dann mglich, da die
Vorsehung gleichsam ihr Verhalten bereut und dann zu ihr kommt?) oder
sie ist, wie er (Valentinus) selbst will, von Natur fr die Rettung
bestimmt; dann ist es aber notwendig, da sie von Anfang an wegen ihres
Verwandtseins die Frsorge erfhrt und den unreinen Geistern keinen
Zugang gestattet, es sei denn, da sie berwltigt wird und sich als zu
schwach erweist.
2. Denn wenn Valentinus zugibt, da sie sich bekehrt und dann das
Bessere whlt, dann wird er, ohne es zu merken, das sagen, was die von
uns vertretene Wahrheit lehrt, da nmlich die Rettung aus gehorsamer
Bekehrung, nicht aus der Naturanlage erwchst.
3. Denn wie sich die von der Erde und von Smpfen aufsteigenden
Dnste zu Nebeln und zu wolkenartigen Zusammenballungen verdichten,
so erzeugen die Ausstrmungen der eischlichen Begierden in der Seele
ein belbenden, indem sie Trugbilder der Lust vor der Seele ausbreiten.
116.
1. Sie sind also dem Licht der Vernunft im Wege und verdunkeln es, da
die Seele die aus den Begierden emporsteigenden Ausdnstungen an sich
zieht und die Zusammenballungen der Leidenschaften durch die
ununterbrochene Folge von Lsten verdichtet.
2. Man kann aber keinen reinen Klumpen Goldes von der Erde aufeben,
sondern das, was man aufebt, wird durch Auskochen gereinigt und
durchgeseiht; dann, wenn es rein geworden ist, heit es Gold, gereinigte
Erde.
1533
Denn Bittet, denn es wird euch gegeben werden
1534
wird zu
denen gesagt, die aus eigener Kraft das Schnste whlen knnen.
3. Wie aber nach unserer Aufassung die Wirkungen des Teufels und die
unreinen Geister in die Seele des Snders einstrmen, darber sind nicht
viele Worte ntig, wenn wir als Zeugen den apostolischen Mann
Barnabas anfhren (er war einer von den Siebzig und ein Mitarbeiter des
Paulus,
1535
der wrtlich ungefhr so sagt:
4. Bevor wir zum Glauben kamen, war die Wohnung unseres Herzens
dem Verderben ausgesetzt und hinfllig, wahrlich ein mit
Menschenhnden erbauter Tempel; denn er war voll von Gtzendienst
1532Vgl. 5t 7,=; zum ganzen '#schnitt vgl. '. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. BC7 ff..
1533Vielleicht ist (%%%) zu lesen und zu (#ersetzen) *nachdem es von der ?rde gereinigt ist.,
15345t 4,4; L> 22,C.
1535Barna#as "ird von :lemens auch #ei ?use#ios, Eirchengeschichte 1 2B,2 und 11 2,8 (H./ot./osen Fr. 8,23) als einer
der Sie#zig (vgl. L> 23,2.24) #ezeichnet. 'ls 5itar#eiter des 0aulus erscheint er in der '/ostelgeschichte.
198
und war eine Sttte der Dmonen, deswegen, weil wir alles taten, was
Gott zuwider war.
1536
117.
1. Er sagt also, da die Snder die den Dmonen entsprechenden
Handlungen vollfhren; dagegen sagt er nicht, da die Geister selbst in
der Seele des Unglubigen wohnen.
2. Deswegen fgt er auch hinzu; Habt acht, da <s 234> der Tempel des
Herrn in Herrlichkeit erbaut werde! Auf welche Weise? Vernehmt es!
Lat uns die Vergebung der Snden empfangen und auf den Namen
Gottes hofen und so neue Menschen werden, noch einmal neu
erschafen!
1537
3. Denn nicht die Dmonen werden von uns weggetrieben, sondern die
Snden, sagt er, werden vergeben, die wir hnlich wie jene vollfhrten,
bevor wir zum Glauben kamen.
4. Mit Recht brachte er daher im Folgenden den Gegensatz dazu:
Deshalb wohnt in unserem Innern in Wahrheit Gott in uns. Auf welche
Weise? Sein Wort des Glaubens, seine Berufung zur Verheiung, die
Weisheit seiner Forderungen, die Gebote seiner Lehre.
1538
5. Ich erinnere mich, einer Sekte begegnet zu sein, deren Vorsteher
behauptete, er kmpfe gegen die Lust dadurch, da er sich der Lust
hingebe. So lief dieser trefiche Gnostiker (er sagte nmlich wirklich, er
sei auch ein Gnostiker) dadurch zur Lust ber, da er angeblich einen
Kampf mit ihr fhren wollte.
6. Er behauptete nmlich, es sei nicht einmal eine groe Leistung, sich
der Lust zu enthalten, wenn man sie nicht gekostet habe; dagegen sei es
etwas Groes, sich von der Lust nicht berwltigen zu lassen, wenn man
mit ihr bekannt geworden sei; darum be er sich in ihr (d.h. in ihrer
Bekmpfung) durch sie selbst.
118.
1. Der Unselige merkte dabei aber nicht, wie er sich selbst durch seine der
Lust ergebene Kunst betrog.
2. Dieser Anschauung des mit dem Besitz der Wahrheit prahlenden
Sophisten war auch Aristippos von Kyrene zugetan. Als man ihm wegen
seines fortwhrenden Verkehrs mit der korinthischen Hetre Vorwrfe
machte, sagte er: Ich bin ja Herr ber die Lais und lasse mich von ihr
nicht beherrschen.
1539
1536Barna#as#rief 26.4.
1537Barna#as#rief 26,=.
1538?#d. 26,=DC.
1539Vgl. !iog. Laert. 11 47.
199
3. Solche Leute sind auch jene, die Anhnger des Nikolaos zu sein
behaupten und als Ausspruch des Mannes mit Verdrehung des Sinnes das
Wort anfhren, man msse das Fleisch mibrauchen.
1540
4. Aber jener trefiche Mann wollte damit kundtun, da man die Lste
und Begierden unterdrcken und durch diese Selbstzucht die Triebe und
Anfechtungen des Fleisches zum Verdorren bringen msse.
5. Diese geben sich aber wie Bcke der Wollust hin und frnen der Lust
und wollen so gleichsam dem Krper Gewalt antun; dabei wissen sie
nicht, <s 235> da ihr Krper zusammenschrumpft, da er von Natur
vergnglich ist,
1541
ihre Seele aber im Schmutz der Laster begraben ist;
1542
sie folgen also dem Gebot der Lust selbst, nicht dem des apostolischen
Mannes.
1543
6. Wodurch unterscheiden sich also diese Leute von Sardanapallos,
dessen Leben das Epigramm zeichnet?
Dies nur ist mein, was ich a, was ich schwelgte und was ich in Wollust
Ses geno; doch zurck mut die anderen Gter ich lassen;
Denn auch ich bin nur Staub, der ich Ninives Knig gewesen.
1544
7. Denn berhaupt ist das Gefhl der Lust nichts an und fr sich
Notwendiges; vielmehr ist es nur die Begleiterscheinung bei (der
Befriedigung von) gewissen natrlichen Bedrfnissen, Hunger, Durst,
Klte, Ehe.
1545
119.
1. Wenn es wenigstens ohne sie mglich wre, zu trinken oder Nahrung
aufzunehmen oder Kinder zu erzeugen, so knnte nicht gezeigt werden,
da noch ein Bedrfnis fr sie vorhanden ist.
2. Denn die Lust ist weder eine Ttigkeit noch ein Zustand
1546
noch auch
ein Teil von uns, sondern sie kam nur, um einen Dienst zu leisten, in
unser Leben herein, so wie man vom Salz sagt, da es nur dazu da sei, die
Speisen leichter verdaulich zu machen.
3. Wenn sich die Lust aber emprt und sich die Herrschaft ber das
ganze Haus angemat hat,
1547
dann erzeugt sie zuerst die Begierde, die ein
unvernnftiges Streben <s 236> und Verlangen
1548
nach dem ist, was ihr
erwnscht ist;
1549
diese veranlate auch den Epikuros, die Lust als
hchstes Ziel des Philosophen anzusetzen.
1540Vgl. Strom. 111 B7,4.
1541Vgl. Strom. 111 =6,8; Hrigenes, :omm. in 9oh. <111 B38 S. B74,B8 0reuschen.
1542Vgl. 0laton, Staat V11 /. 733 !.
1543Vgl. '. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 83C ff.
1544!ie Verse "erden nach der 'nga#e #ei 'then. <11 /.7BC ? auf den ?/i>er :hoirilos zur(c>gef(hrt; a#er es ist "ohl
nicht an den :hoirilos von 1asos zu den>en, "ie ;ae>e meinte, sondern an den -eitgenossen des Herodotos von
Samos, der ein ?/os 0erseis oder 0ersi>a verfate.
1545Vgl. ?/i>uros Fr. 3C= Isener /. B47,B3.
1546'ls $tig>eit ist die Lust von 'ristoteles, ?th. ;i>. 4,23 /. 2283a 28, als -ustand von dems., Geth. 1 22 /. 2343 a B
#ezeichnet.
1547Vielleicht ist statt (%%%) mit 5(nzel (%%%) zu lesen und dann zu (#ersetzen) *und das Steuerruder ergriffen hat,.
1548Vgl. 0aid. 1 232,2 mit 'nm.
1549:hr.si//os Fr. mor. 837 v. 'rnim.
200
4. Er erklrt wenigstens das gleichmige Wohlbenden des Fleisches
und die in Beziehung darauf zuversichtliche Hofnung fr etwas
Gttliches.
1550
5. Denn was ist die Schwelgerei anderes als genuschtige Lsternheit
und unntze Malosigkeit derer, die der Wollust ergeben sind?
6. Nachdrcklich schreibt Diogenes in einer Tragdie:
Die, deren Herz durch Lste angefllt ist
Vom Trieb nach weichlicher und schmutzger Schwelgerei,
Die auch die kleinste Mhe scheuen,
1551
und die folgenden Worte, die
freilich nicht schn lauten, aber so, wie es die Lstlinge verdienen.
120.
1. Deshalb scheint mir das gttliche Gesetz die Furcht notgedrungen
drohend ber den Menschen schweben zu lassen, damit sich der
Philosoph durch Gottesfurcht und Achtsamkeit die Sorglosigkeit erwerbe
und bewahre und in allen Dingen ohne Fehl und ohne Snde verharre.
2. Denn auf keine andere Weise wird uns Friede und Freiheit zuteil als
durch den unaufrlichen und unermdlichen Kampf gegen die
Anfechtungen unserer Leidenschaften.
1552
3. Denn diese kraftstrotzenden und wie zu olympischen Wettkmpfen
gebten Gegner sind mit schrferen Stacheln bewehrt als die Wespen
1553
und vor allem ist dies die Lust, die nicht nur bei Tag, sondern auch bei
Nacht selbst in den Trumen verlockend uns mit Blendwerk zusetzt und
uns verwundet. 4. Wie sollten also die Griechen noch im Recht sein,
wenn sie das Gesetz angreifen, whrend sie doch auch selbst lehren, da
durch Furcht die Lust bezwungen werde?
5. So gebietet Sokrates, man solle sich vor solchen Speisen und
Getrnken hten, die dazu verfhren, da man it, ohne hungrig zu sein,
und trinkt ohne durstig zu sein, und vor den Blicken und Kssen der <s
237> schnen Knaben, die uns schlimmeres Gift als Skorpione und
Spinnen einzuen imstande sind.
1554
121.
1. Auch Antisthenes sagt, er wolle lieber wahnsinnig sein, als sich der
Lust hingeben,
1555
und Krates von Teben sagt:
Diese beherrsche mit Macht, stolz auf die eigene Art!
Nimmermehr lasse von Goldschmuck dich knechten und nicht von der
Liebe
1550?/i>uros Fr. 6= Isener /. 2B2,38; 388,33; vgl. Strom. 11 232,2 mit 'nm.
1551!iogenes von Sino/e Fr. inc. 2 $+F /.=3=f.
1552!ie M#ersetzung schliet sich an die Vermutung 5a.ors an.
1553Vgl. !ion :hr.sostomos =,3.
1554Vgl. <eno/hon, 5emor. 1 3,6.2B f.; Sto#. Flor. 24,88; 232,B3; 0lut. 5oral. /. 2B8 !; 723 !; 7B2 F; 662 F; 0aid. 11
27,2; 111 =2,8.
1555'ntisthenes Fr. 67 5ullach F0+ 11 /. B=6; vgl. !iog. Laert. V1 3.
201
Zehrender Macht und nicht von der Frevellust, die sie begleitet!
Und schlielich fgt er noch hinzu:
Da sie von sklavischer Lust nicht geknechtet und nimmer besiegt sind,
Lieben unsterbliche Herrschaft sie stets und lieben die Freiheit.
1556
2. Der nmliche schreibt in anderen Versen ganz ofenherzig, gegen den
unbezwingbaren Trieb nach Liebesgenu sei das Heilmittel der Hunger,
wenn dieser aber nichts wirke, die Schlinge.
1557
3. Und dem Stoiker Zenon bezeugen die Lustspieldichter, da er gute
Lehren gab, auch wenn sie etwa so ber ihn spotten:
Denn dieser treibt eine neue Art von Philosophie:
Zu hungern lehrt er und gewinnt sich Schler gar;
Ein Brot, als Zukost Feigen, Wasser als Getrnk.
1558
122.
1. Diese alle stehen in der Tat nicht an, den aus der Gottesfurcht
erwachsenden Nutzen zuzugestehen. Die wahre und durchaus
vernnftige Weisheit aber, die sich nicht auf leere Worte und
Orakelsprche verlt, sondern auf unverwundbare Schutzwafen und
krftige <s 238> Verteidigungsmittel,
1559
nmlich auf die gttlichen
Gesetze, und die durch bung und Selbstzucht nach Gottesfurcht
strebt,
1560
gewinnt gttliche Kraft entsprechend dem ihr von dem Logos
eingehauchten Teil ihres Wesens.
2. So heit es auch von der Aegis des von dem Dichter besungenen Zeus,
sie sei
Furchtbar, und ringsherum zieht sich am Rande berall Schrecken;
Drauf ist der Streit, drauf Abwehr und drauf der blutige Ansturm;
Drauf aber auch das gorgonische Haupt, des entsetzlichen Untiers,
Furchtbar und grlich, ein Schreckbild des gishaltenden Gottes.
1561
123.
1. Denen aber, die richtig durchschauen knnen, was wahrhaft Heil
bringt, wird, wie ich meine, wohl nichts liebenswerter erscheinen als der
Ernst des Gesetzes und als die Tochter des Gesetzes, die Gottesfurcht.
2. Wenn man aber von dem Gesetz sagt, da es die Saiten zu hoch
spanne, wie es auch der Herr gegen manche Leute tut, damit nicht einige,
die ihm anhangen, einen unschnen und unmelodischen Klang ertnen
lassen, so fasse ich das so auf, da die Saiten nicht wirklich zu hoch
gespannt sind, sondern nur fr die, die das gttliche Joch
1562
nicht auf sich
1556Erates Fr. 7 diels 00F /. B2=; 4 !iehl; der erste Vers, ein 0entameter, aus dem !iels einen He%ameter herzustellen
sucht, stammt "ohl aus einem anderen +edicht.
1557!ie Verse sel#st sind #ei !iog. Laert. V1 =6 u.a. erhalten; vgl. Erates Fr. 28 !iels; 28 !iehl.
15580hilemon, 0hiloso/hoi Fr. =7 :'F /. 73B; vgl. !iog Laert. V11 B4.
1559Statt (%%%) ist mit 5(nzel (%%%) zu schrei#en.
15601ch setze in den $e%t (%%%) ein.
1561Hom. 1l. 7,43CD48B.
1562Vgl. 5t 22,BC.
202
nehmen wollen, fr die sind sie zu hoch gespannt; denn fr die Kraftlosen
und fr Schwchlinge scheint das, was die richtige Mitte einhlt, schon
eine berstarke Anspannung,
1563
und fr die Ungerechten das Gebhrende
eine berspannung der Gerechtigkeit.
3. Denn alle Leute, die wegen ihrer eigenen Neigung zum Sndigen gern
bereit sind, Nachsicht zu ben, halten die Wahrheit fr Schrofeit und
die Strenge fr Grausamkeit und unbarmherzig den, der nicht mitsndigt
und sich nicht mitverfhren lt.
1564
124.
1. Richtig schreibt ja die Tragdie von Hades:
Zu welcher Art von Gott du kommst, das sag ich schnell:
Der niemals Milde kennt und nichts von Gnade wei,
Der gar nichts andres kennt als nur das starre Recht.
1565
<s 239> 2. Denn wenn wir auch noch nicht imstande sind, das uns von
dem Gesetz Gebotene zu tun,
1566
so knnen wir doch, wenn wir die
herrlichen Vorbilder betrachten, die uns in ihm vor Augen gestellt sind,
die Liebe zur Freiheit in uns nhren und steigern. Und auf diese Weise
werden wir Nutzen daraus gewinnen, wenn wir unseren Krften
entsprechend das eine freudig begren, das andere nachahmen, wieder
anderes verabscheuen.
3. Denn auch die alten Gerechten, die nach dem Gesetze lebten, waren
Nicht von der Eiche, der altberhmten, und nicht von dem Felsen.
1567
Weil sie in echter Weise nach Weisheit streben wollten, hatten sie sich
ohne Zgern Gott vllig geweiht
1568
und wurden zum Glauben (d.h. zu den
Glubigen) gerechnet.
1569
125.
1. Trefich sagte Zenon in bezug auf die Inder, er wolle lieber sehen, wie
sich ein Inder langsam braten lasse, als alle Beweise ber das Ertragen von
Schmerzen hren.
1570
2. Wir aber knnen jeden Tag mit unseren Augen reiche Quellen von
Blutzeugen sehen, die verbrannt, gekreuzigt, enthauptet werden.
3. Diese alle erzog die von dem Gesetz ausgehende Furcht auf Christus
hin
1571
und schulte sie, ihre Gottesfurcht auch mit ihrem Blute zu
bewhren.
1563Sacr. 0ar. BB=
1564?#d. BBC Holl.
1565So/ho>les Fr. inc. 433.
15665it 5(nzel ist (%%%) statt (%%%) und (%%%) statt (%%%) zu schrei#en.
1567Vgl. Hom. Hd. 2C,263.
1568Vgl. Strom. 11 CC,2.
1569!ie in der $e%tausga#e aufgenommene Lnderung 9ac>sons ist falsch, "ie die 0arallelstelle Strom V1 84,3 zeigt. !er
'n>lang an +en 27,6 und G@m 8,3.C ist nur uerlich. T 2B8,B.3 ist Sacr. 0ar. B33 Holl.
1570-enon Fr. B82 v. 'rnim.
1571+al 3,B8.
203
4. Gott trat auf in der Versammlung der Gtter, in ihrer Mitte wird er
ber Gtter Gericht halten.
1572
Wer ist damit gemeint? Diejenigen, die
Herren ber die Lste sind, die ber ihre Leidenschaften siegen, die jedes
einzelne, was sie tun, mit Verstand tun, die Gnostiker, die ber die Welt
Erhabenen.
5. Und zu wem sagt wieder der Herr: Ich habe gesagt: Gtter seid ihr
und Shne des Hchsten allesamt?
1573
Zu denen, die, soweit es mglich
ist, alles Menschliche von sich weisen.
6. Und der Apostel sagt: Denn ihr lebt nicht mehr im Fleische, sondern
im Geiste.
1574
Und wiederum sagt er: Obwohl wir im Fleische sind,
kmpfen wir nicht nach dem Fleische.
1575
Denn Fleisch und <s 240>
Blut knnen das Reich Gottes nicht erwerben, und das Vergngliche erbt
nicht die Unvergnglichkeit.
1576
Siehe aber, wie Menschen sterbt
ihr,
1577
hat der Geist gesagt, um uns zu beschmen.
126.
1. Wir mssen uns also darin ben, vor allem auf der Hut zu sein, was den
Leidenschaften unterliegt, indem wir entsprechend der Lehre der wahren
Philosophen die zur Sinnlichkeit reizenden Speisen
1578
von uns weisen
und ebenso die zgellose Ungebundenheit auf dem Lager und die
Schwelgerei und die der Schwelgerei ergebenen Leidenschaften. Dies
erscheint freilich den anderen als ein schwerer Kampf,
1579
uns aber nicht
mehr; denn das grte Geschenk Gottes ist die Sittsamkeit.
2. Denn er selbst hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen noch
versumen,
1580
da ich dich wegen deiner richtigen Wahl fr wrdig
gehalten habe.
3. Wenn wir also in dieser Weise gottesfrchtig hinzuzugehen versuchen,
so wird uns das sanfte Joch des Herrn
1581
erwarten, indem ein einziger
Wagenlenker jeden einzelnen von uns aus Glauben zu Glauben
1582
je
nach unseren Fortschritten zum Heile lenkt, damit uns die geziemende
Frucht der Glckseligkeit zuteil werde.
4. Nach Hippokrates von Kos wird aber zu einer bung der Gesundheit
nicht nur des Leibes, sondern auch der Seele Unermdlichkeit in der
Arbeit und Nichtbersttigung mit Nahrung.
1583
1572Vgl. 0s =2,2.
1573?#d. =2,6.
1574G@m =,C.
1575B Eor 23,3.
15762 Eor 27,73.
15770s =2,4.
1578Vgl. 0aid. 11 28,3 m. 'nm.
15791ch (#ersetze nach der Vermutung von 5a.or und Sch"artz.
1580He#r 23,7; vgl. !tn 32,6.=.
1581Vgl. 5t 22,33.
1582G@m 2,24.
1583Vgl. Hi//o>rates, ?/idem. V1 8,2= (V /.32B Littre); 0lut. 5oral. /. 2BC F; +alenos, 0rotr. 22 /. 26,B ff. Eai#el.
204
XXI. Kapitel
127.
1. Epikuros aber, der die gottgleiche Glckseligkeit darein setzte, da man
nicht hungert, nicht Durst leidet, und nicht friert, fgte in gottloser
Weise noch das Wort hinzu, im Besitz dieser Gter wolle er, wenn ntig,
es sogar mit dem Vater Zeus aufnehmen,
1584
gerade als ob er einen
Grundsatz fr den glcklichen Sieg kotfressender Schweine, nicht
vernunftbegabter und nach Weisheit strebender Mnner <s 241>
aufzustellen gehabt htte.
1585
Wir wissen ja, da zu denen, die in ihrer
Lehre von der Lust ausgehen, die Kyrenaiker und Epikuros gehren.
2. Denn diese erklren ausdrcklich, das hchste Ziel sei ein angenehmes
Leben, und das einzige vollkommene Gut sei die Lust. Epikuros sagt aber,
auch die Abwesenheit des Schmerzes sei Lust; erstrebenswert sei aber
das, was zuerst von sich aus zu sich heranziehe, wobei es ofenbar
durchaus in Bewegung begrifen sei.
1586
3. Deinomachos aber und Kalliphon sagten, hchstes Ziel sei, alles,
soweit es auf einen selbst ankomme, zu dem einen Zweck zu tun, da
man auf Lust trefe und Lust erlange;
1587
und der Peripatetiker
Hieronymos sagte, das hchste Ziel sei ein unbelstigtes Leben und
vollkommenes (seinem Zweck in sich selbst tragendes) Gut sei allein die
Glckseligkeit.
1588
In hnlicher Weise bezeichnet auch Diodoros, der aus
derselben Schule stammt, als hchstes Ziel ein unbelstigtes und schnes
Leben.
1589
128.
1. Epikuros also und die Kyrenaiker sagen, das erste, was uns zu eigen ist,
sei die Lust; denn um der Lust willen, sagen sie, sei die Tugend
hinzugekommen und habe die Lust erzeugt.
1590
2. Und nach der Lehre der Anhnger des Kalliphon kam zwar die Tugend
um der Lust willen hinzu, aber einige Zeit spter habe sie ihre eigene
Schnheit erblickt und habe bewirkt, da sie mit ihrer Urheberin, d.i. der
Lust, gleichgeachtet werde.
1591
3. Aristoteles aber und seine Schule lehren, da hchstes Ziel das
tugendhafte Leben sei; aber weder die Glckseligkeit noch das hchste
Ziel besitze jeder, der die Tugend habe; denn wenn der Weise gefoltert
werde und unerwnschten Schicksalsfllen ausgeliefert sei und deswegen
gern aus dem Leben entiehen wolle, so sei er weder selig noch glcklich.
1584Vgl. Hom. 1l. 7,36B.
1585?/i>uros Fr. 63B Isener.
1586?#d. Fr. 873.836 Isener.
1587Vgl. ?. -eller, 0hilos. der +riechen 11 B, 3. 'ufl. S. C37 'nm. 2.
1588Vgl. e#d. S. CB8 'nm. 8; Hieron.mos Fr. <1 24 Hiller S. 23B.
1589Vgl. ?. -eller a.a.H. S. C38 'nm. 2.
1590?/i>uros Fr. 73C Isener.
1591Vgl. ?. -eller, 0hilos. der +riechen 11 B, 3. 'ufl. S. C37 'nm. 2.
205
4. Denn die Tugend habe auch einige Zeit ntig; denn sie wird nicht an
einem Tage erworben, wie sie ja auch nur bei einem Erwachsenen (im
Alter Vollkommenen) in Erscheinung tritt, da ja, wie sie sagen, kein Kind
je glckselig ist. Vollkommene Zeit ist aber wohl nur das ganze
menschliche <s 242> Leben.
5. Die Glckseligkeit werde also vollstndig durch die Dreiheit der
Gter
1592
. Daher ist nach ihrer Anschauung weder der Arme glcklich zu
nennen
1593
noch der Ruhmlose, aber auch nicht der Kranke und auch
keiner, der ein Sklave ist.
1594
129.
1. Andererseits hlt der Stoiker Zenon fr das hchste Ziel ein
tugendhaftes Leben,
1595
Kleanthes aber ein Leben in bereinstimmung
mit der Natur,
1596
und Diogenes glaubte, das hchste Ziel liege in dem
vernnftigen Handeln, von dem er annahm, da es auf der Wahl des
Naturgemen beruhe.
1597
2. Sein Schler Antipatros nimmt an, da das hchste Ziel darin liege,
da man ununterbrochen und ohne den rechten Weg zu verlassen das
Naturgeme whle und das Naturwidrige verwerfe.
1598
3. Archedemos wieder erklrte das hchste Ziel folgendermaen: man
msse so leben, da man von dem Naturgemen das Wichtigste und
Hauptschlichste auswhle, was nicht bertrofen werden knne.
1599
4. Auerdem erklrte noch Panaitios als hchstes Ziel das Leben nach
dem uns von der Natur gegebenen Antrieben,
1600
und nach allen
schlielich Poseidonios das Leben unter Betrachtung der Wahrheit und
der Ordnung des Weltalls und mit dem Bemhen, sie nach Krften selbst
mitherzustellen, indem man sich in nichts von dem unvernnftigen Teil
der Seele leiten lt.
1601
5. Einige der jngeren Stoiker haben so gelehrt: hchstes Ziel sei das der
Veranlagung des Menschen entsprechende Leben.
6. Was soll ich dir noch den Ariston anfhren? Hchstes Ziel, sagt dieser,
ist die Gleichgltigkeit; das Gleichgltige lt er aber einfach gleichgltig
sein.
1602
7. Oder soll ich dir die Lehren des Herillos <s 243> vortragen? Das Leben
auf Grund des Wissens setzt als hchstes Ziel Herillos an.
1603
1592+emeint sind die +(ter der Seele, des E@r/ers und der ueren !inge
15931ch ha#e so die L(c>e des $e%tes ergnzt.
1594-u 2B=,3D7 vgl. 'ristoteles, ?th. magn. 2,8 /. 22=8# 37 ff.; ?th. ;ic. 2,23 /. 2233a B f.; 4,28 /. 2273# 24 ff; 2,6 /.
23C=a 2= ff.
1595-enon Fr. 2=3 v. 'rnim.
1596Eleanthes Fr. 77B v. 'rnim.
1597!iogenes von Ba#.lon Fr. 86 von 'rnim.
1598'nti/atros von $arsos Fr. 7= v. 'rnim.
1599'rchedemos von $arsos Fr. B2 v. 'rnim.
1600Vgl. -eller 0hilos. der +riechen 111 2, 8. 'ufl. S. 7=6 'nm. 3.
1601Vgl. e#d. S. 633 f. 'nm. 6. T !ie (#erlieferte Lesart (%%%) ist richtig.
1602'riston Fr. 363 v. 'rnim.
1603Hilleros Fr. 82C v. 'rnim. T !ie $ilgung des ;amens im $e%t "ar falsch; vgl. $eng#lad S. BC.
206
8. Ferner geben die jngeren Akademiker, wie einige behaupten, als
hchstes Ziel die sichere Zurckhaltung den Vorstellungen gegenber an.
9. Wieder andere sagte der Peripatetiker Lykon,
1604
die wahre Freude der
Seele sei das hchste Ziel, hnlich wie Lykiskos
1605
die Freude am Schnen
als Ziel nannte.
10. Kritolaos aber, gleichfalls ein Peripatetiker, nannte als hchstes Ziel
die Vollkommenheit eines der Natur entsprechend glcklich verlaufenden
Lebens, womit er die aus den drei Arten (von Gtern) sich
vervollstndigende dreiteilige Vollkommenheit meinte.
1606
130.
1. Wir drfen uns aber nicht mit diesen Angaben begngen und hier
Schlu machen, sondern mssen es als eine Ehrensache ansehen, soviel
wie mglich auch die Lehren der Naturphilosophen ber die vorliegende
Frage vorzutragen.
2. Was nun den Anaxagoras von Klazomenai betrift, so soll er die
wissenschaftliche Betrachtung und die aus ihr entspringende innere
Freiheit als Ziel des Lebens angegeben haben;
1607
Herakleitos von Ephesos
soll dagegen die Zufriedenheit als solches genannt haben.
1608
3. Von
Pythagoras erzhlt Herakleides Pontikos. er habe gelehrt, das Wissen von
der Vollkommenheit der Zahlenverhltnisse der Seele sei
Glckseligkeit.
1609
4. Aber auch die Abderiten lehren, da es ein hchstes Ziel gebe, und
zwar Demokritos in seiner Schrift ber das hchste Ziel das
Wohlgemutheit ((xxx) euthymia), das er auch als Wohlbenden ((xxx)
euesta) bezeichnete; und hug fgt er noch hinzu: Vergngen und
Mivergngen ist der Mastab fr das Zutrgliche und Unzutrgliche,
der als hchstes Ziel fr das Leben der Menschen, sowohl der Jungen als
auch <s 244> der Erwachsenen, gilt.
1610
5. Hekataios aber nennt als Ziel die Selbstgengsamkeit,
1611
und
Apollodotos
1612
von Kyzikos das Vergngen der Seele ((xxx)
psychagogia),
1613
hnlich wie Nausiphanes die durch nichts zu
erschtternde Gemtsruhe ((xxx) akataplxia); denn diese werde, sagte
er, von Demokritos Unverblftheit ((xxx) athambi) genannt.
1614
6. Ferner bezeichnete auerdem Diotimos als hchstes Ziel die
Vollendung (den hchst mglichen Grad) der Gter, die Wohlbenden
((xxx) euesto) genannt werde.
1615
1604Vgl. !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 887 f.
1605So ist statt leu>imos zu lesen; vgl. Leu>i//os ' 34 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 4C,32.
1606Vgl. Sto#. ?cl. 11 4,3# /. 86,23D23 Aachsmuth.
1607Vgl. 'na%agoras ' BC !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 28C,B8; Fr. 223 !iels.
1608Hera>leitos ' B2 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 23,23.
1609Vgl. Hera>leides 0onti>os Fr. 23 Vo; 0.thagoras Sent. = 5ullach F0+ 1 /. 733.
1610 !emo>ritos Fr. 8 !iels; die M#ersetzung schliet sich an seine aus Sto#. Flor. 3,37 genommene ?rgnzung an.
1611 He>ataios von '#dera Fr. B3 FH+ 11 /. 3C6; ' 8 !iels, Vorso>r. 7. aufl. 11 B83,B3.
1612 +emeint ist '//olodoros.
1613 '//olodoros von E.zi>os ' 2 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 B86,B.
1614 ;ausi/hanes Fr. 3 !iels a.a.H. B73,26; !emo>ritosFr. 2== !iels.
1615 !iotimos ' B !iels a.a.H. B73,B8.
207
7. Wiederum nannte Antisthenes als Ziel das Freisein von Dnkel ((xxx)
atyphia);
1616
die sogenannten Annikereier dagegen von der Kyrenaischen
Philosophenschule setzten nichts Bestimmtes als hchstes Ziel des ganzen
Lebens fest, sagten vielmehr, da das besondere Ziel jeder einzelnen
Handlung die aus dieser Handlung erwachsende Lust sei.
1617
8. Diese Kyrenaiker verwarfen die Begrifsbestimmung, die Epikuros von
der Lust gab, da sie nmlich die Abwesenheit des Schmerzenden sei,
und nennen dies den Zustand eines Toten; denn wir empfnden Freude
nicht nur ber Lusterregungen, sondern auch ber geselligen Verkehr und
ber Ehrungen.
1618
9. Epikuros aber glaubt, keine Freude der Seele knne entstehen, ohne
da zuerst das Fleisch etwas empnde.
1619
131.
1. Und Metrodoros sagt in seiner Schrift ber die Tatsache, da das
Glck seinen Ursprung mehr in uns selbst als in den ueren
Verhltnissen hat: Was ist das hchste Gut der Seele anderes als das
gleichmige Wohlbenden des Fleisches und die in dieser Hinsicht
vorhandene zuversichtliche Hofnung?
1620
XXII. Kapitel
131.
<s 245> 2. [sic; s.o.] Der Philosoph Platon dagegen erklrt, das hchste
Ziel sei zweierlei Art, das eine, an dem man Anteil haben knne; dies sei
das erste und in den Ideen selbst vorhanden; dies nennt er auch das Gute;
das andere, das an ihm Anteil habe und die hnlichkeit von ihm
annehme; dies sei bei den Menschen zu nden, die sich um den Besitz der
Tugend und der wahren Philosophie bemhen.
1621
3. Deshalb sagt auch Kleanthes in dem zweiten Buch ber die Lust,
Sokrates habe bei jeder Gelegenheit gelehrt, der nmliche Mensch sei
gerecht und glcklich, und den verwnscht, der zuerst das Gerechte von
dem Ntzlichen unterschieden habe, weil er damit eine gottlose Tat
begangen habe; denn in der Tat sind die gottlos, die das Ntzliche von
dem nach dem Gesetze Gerechten trennen.
1622
4. Und Platon selbst sagt, mit Glck ((xxx) eudaimonia) sei gemeint, da
es einem hinsichtlich seines Dmons gut gehe ((xxx) to eu ton daimona
1616 'ntisthenes Fr. 7C 5ullach F0+ 11 /. B=8.
1617 Vgl. ?. -eller, a.a.H. 11 2, 8. 'ufl. S. 3=2.
1618 Vgl. Isener, ?/icurea /. BC3,B= ff.
1619 ?/i>uros Fr. 872 Isener.
16205etrodoros Fr. 7 Eoerte /. 783; vgl. Strom 11 22C,8; 0lut 5oral. /. 23=C !.
1621;icht "@rtlich #ei 0laton; der Satz ist ein &unga>ademisches Geferat (#er 0latons Lehre.
1622Eleanthes Fr. 77= v. 'rnim.
208
echein), mit Dmon aber sei die beherrschende Kraft in unserer Seele
gemeint; das Glck aber nennt er das vollkommenste und vlligste Gut.
1623
5. Manchmal nennt er es aber auch ein in sich bereinstimmendes und
harmonisches Leben
1624
und manchmal die hchste Vollkommenheit in
der Tugend;
1625
diese setzt er aber in das Wissen vom Guten und in das
Gott hnlichwerden,
1626
indem er als hnlichwerden bezeichnet, da
man gerecht und fromm und dazu verstndig wird.
1627
6. Fassen nun nicht manche von den Unsern die Sache so auf, da der
Mensch das nach seinem Bilde sofort bei seiner Entstehung bekommen
habe, da er dagegen das nach seiner hnlichkeit
1628
erst spter zur Zeit
der Vollendung erhalte?
132.
1. Wenn nun Platon lehrt, da sich dieses hnlichwerden bei dem
Tugendhaften mit demtiger Gesinnung vollziehen werde,
1629
so gibt er
damit eine Deutung jenes <s 246> Bibelwortes: Wer sich selbst demtigt,
wird erhht werden.
1630
2. Er sagt jedenfalls in den Gesetzen: Der Gott, der, wie auch ein alter
Spruch sagt, Anfang und Mitte und Ende aller Dinge umfat, geht immer
den geraden Weg, weil er der Natur gem eine Bahn wandelt; und ihn
begleitet stets die Gerechtigkeit und vollzieht die Strafe an denen, die
vom gttlichen Gesetz abweichen.
3. Siehst du, wie auch er mit dem gttlichen Gesetz Furcht verbindet?
Nun fgt er hinzu: An diese Gerechtigkeit mu sich halten, wer
glcklich werden will, und ihr demtig und in Sittsamkeit folgen.
1631
4. Nachdem er darauf die Folgerungen daran angeknpft und durch die
Furcht gewarnt hat, fhrt er fort: Welche Handlungsweise ist nun Gott
wohlgefllig und eine Nachfolge Gottes? Nur eine einzige, und zwar die,
die dem alten Sprichwort entspricht, da gleich und gleich sich gern
gesellt und miteinander befreundet ist, wenn es wenigstens das richtige
Ma in sich trgt, whrend sich das, was das rechte Ma berschreitet,
weder mit seinesgleichen noch mit dem Mavollen befreunden kann.
Wer also Gott wohlgefllig werden will, der mu notwendigerweise nach
allen Krften soweit als immer mglich auch selbst so beschafen werden
wie Gott.
1623Vgl. 0laton, $imaios /. C3 :.
1624Vgl. e#d., Laches /. 2== !; 0aid. 1 233,3 mit 'nm.
1625Vgl. 0laton, +esetze 1 /. 683 !.
1626Vgl. e#d., Staat < /.623 'B.
1627?#d. $heaitetos /. 246 B.
1628Vgl. +en 2,B6; 0aid. 1 C=,3 m. 'nm.
1629Vgl. die 23B,3 angef(hrte 0latonstelle.
1630L> 28,22; 2=,28; vgl. 5t B3,2B.
16310laton, +esetze 1V /.427 ? 426 '; vgl. 0rotr. 6C,8.
209
133.
1. Und entsprechend dieser Sachlage ist der von uns Gott wohlgefllig,
der sittsam ist; denn er ist Gott hnlich; wer aber nicht sittsam ist, der ist
ihm unhnlich und steht im Gegensatz zu ihm.
1632
2. Wenn er diese Anschauung als alt bezeichnete, so wollte er damit
andeuten, da die Lehre aus dem Gesetze zu ihm gekommen sei.
3. Und im Teaitetos gibt er zunchst zu, es sei unvermeidlich, da die
bel ihr Wesen bei der sterblichen Natur und auf dieser Erde haben, und
dann fhrt er fort: Deshalb mu man auch versuchen, von hier unten so
schnell wie mglich nach oben zu entiehen; die Flucht besteht aber
darin, da man Gott, soweit es mglich ist, hnlich wird; das
hnlichwerden ist aber ein gerecht und fromm und dazu verstndig
werden.
1633
4. Und Speusippos, der Nefe Platons, sagt, die Glckseligkeit bestehe in
einem vollkommenen Verhalten in dem Naturgemen oder in einem <s
247> dem Guten entsprechenden Verhalten; dies sei ein Zustand, nach
dem zwar alle Menschen Verlangen trgen, aber nur den Guten gelinge
es, das Ziel der ungestrten Ruhe zu erreichen. Die Tugenden aber sind es
wohl, die die Glckseligkeit herbeifhren knnen.
1634
5. Und Xenokrates von Chalkedon bestimmt die Glckseligkeit als den
Besitz der jedem einzelnen zugehrenden Tugend und der Fhigkeit, ihr
zu dienen.
6. Dann zeigt es sich, da er die Seele als den Ort meint, in dem die
Glckseligkeit entsteht, die Tugenden als das, wodurch sie entsteht,
dagegen die wackeren Taten und die trefiche Haltung und Anlage und
Bewegung und Stellung als das, was ihre Teile bildet, und schlielich die
krperlichen Verhltnisse und die ueren Umstnde als das, was dabei
unentbehrlich ist.
1635
7. Ferner Polemon, der Schler des Xenokrates, hat, wie es scheint, die
Ansicht, die Glckseligkeit bestehe darin, da man alle Gter in sich
selbst nde, oder doch die meisten und grten. Er stellt wenigstens den
Satz auf, da es ohne Tugend nie Glckseligkeit geben knne, da
dagegen die Tugend ohne die krperlichen Vorzge und die ueren
Gter fr sich allein fr die Glckseligkeit ausreichend sei.
1636
134.
1. Dabei wollen wir es bewenden lassen. Die Einwnde gegen die
vorgefhrten Lehren werden zur rechten Zeit vorgebracht werden. Uns
selbst ist aber bestimmt, zu dem Ende, das ohne Ende ist, zu gelangen,
wenn wir den Geboten, d.h. Gott, gehorchen und durch die Erkenntnis
des gttlichen Willens untadelig und verstndig nach ihnen leben.
16320laton, +esetze 1V /. 426 :!; vgl. Strom. V C7 f.
16330laton, $heaitetos /.246 'B; vgl. Strom. 11 233,3 u.a.
1634S/eusi//os Fr. 2C8 5ullach F0+ 111 /. C2.
1635<eno>rates Fr. 44 Heinze.
1636Vgl. 5ullach F0+ 111 /. 272; ?. -eller, 0hilos. der +riechen 11 2, 8. 'ufl. S. 2386 'nm. B.
210
2. Und hchstes Ziel ist fr uns, da wir dem wahren Gotteswort so viel
wie mglich hnlich werden und durch den Sohn in die vollkommene
Kindschaft aufgenommen werden, die immer den Vater durch den
groen Hohenpriester
1637
preist, der uns des Namens Brder
1638
und
Miterben
1639
gewrdigt hat.
3. Und der Apostel fat die Beschreibung des hchsten Zieles in dem
Brief an die Rmer kurz in die Worte zusammen: Jetzt aber, da ihr von
der Snde frei und Gottes Knechte geworden seid, <s 248> habt ihr als
eure Frucht die Heiligung und als letztes Ende das ewige Leben.
1640
4. Da er aber wute, da es zweierlei Hofnung gibt, die eine, deren
Erfllung man noch erwartet, und die andere, deren Erfllung man schon
erhalten hat, lehrt er nunmehr als Ziel die Erfllung der Hofnung: Denn
die Geduld, sagt er, (bewirkt) Bewhrung und die Bewhrung
Hofnung; die Hofnung aber lt nicht zuschanden werden; denn die
Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist,
der uns gegeben wurde.
1641
Wegen dieser Liebe erfolgt auch die
Wiedereinsetzung in die Hofnung, die er an einer anderen Stelle Ruhe
nennt, die fr uns aufewahrt sei.
1642
135.
1. hnliche Gedanken ndet man auch bei Ezechiel in folgenden Versen:
Die Seele, die sndigt, wird sterben. Und der Mensch, der gerecht ist
und Recht und Gerechtigkeit bt, nicht auf den Bergen it und seine
Augen nicht zu den Gtzenbildern des Hauses Israel erhebt und das Weib
seines Nchsten nicht antastet und sich einem Weibe nicht whrend
seiner monatlichen Reinigung nhert (denn er will nicht, da der Same
des Menschen in Frevelmut vergeudet werde) und keinem Menschen,
sagt er, bles tut und das Pfand des Schuldners zurckgibt und keinen
Raub begeht, sein Brot dem Hungernden gibt
2. und den Nackten bekleidet, sein Geld nicht auf Zinsen ausleiht und
keinen Wucher nimmt und von der Ungerechtigkeit seine Hand
abwendet und ein gerechtes Urteil fllt zwischen einem Mann und
seinem Nchsten, in meinen Geboten wandelt und meine
Rechtssatzungen wahrt, um nach der Wahrheit zu handeln, der ist
gerecht und wird am Leben bleiben, sagt Gott, der Herr.
1643
3. Und Jesaias ermahnt den Glubiggewordenen zu reiner Lebensfhrung
und den Trger der Erkenntnis (den Gnostiker) zu aufmerksamer
Betrachtung und sagt, um festzustellen, da die Tugend des Menschen
von der Gottes verschieden sei:
1644
1637Vgl. He#r 8,28.
1638?#d. B,22.
1639G@m =,24.
1640G@m 6,BB.
1641G@m 7,8f.
1642Vgl. He#r 8,C.
1643?z 2=.8DC; vgl. 0aid. 1 C7 m. 'nm.
1644Vgl. :hr.si//os Fr. moral. B763 v. 'rnim (K Strom. V11 ==,7); Strom. V1 228,7.
211
4. Suchet den Herrn, und wenn ihr ihn ndet, ruft ihn an! Und wenn er
euch naht, dann verlasse der Gottlose seine Wege, und wer gegen das
Gesetz gehandelt hat, verlasse seine Pfade und bekehre sich zu dem
Herrn, dann wird er Erbarmen <s 249> nden bis zu den Worten und
eure Gedanken von meinem Denken.
1645
136.
1. Wir erwarten nun nach dem Apostel aus Glauben die Hofnung auf
die Gerechtigkeit. Denn in Christus vermag weder Beschneidung etwas
noch Unbeschnittensein, sondern nur der Glaube, der durch Liebe ttig
ist.
1646
2. Wir wnschen aber, da jeder einzelne von euch den gleichen Eifer
zeige fr die Gewiheit der Hofnung bis zu den Worten der nach der
Ordnung Melchisedeks Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit.
1647
3. Das gleiche wie Paulus sagt auch die tugendreiche Weisheit: Wer auf
mich hrt, wird sein Zelt auf Hofnung getrost aufschlagen. Denn die
Erfllung der Hofnung wird auch mit dem gleichen Wort selbst
Hofnung genannt.
4. Deshalb hat er dem Ausdruck er wird sein Zelt aufschlagen sehr
schn das Wort getrost hinzugefgt, indem er zeigen wollte, da ein
solcher zur Ruhe gekommen ist, nachdem er das erhalten hat, worauf er
gehoft hatte. Deshalb fhrt er auch fort: Und er wird Ruhe haben, frei
von Furcht vor allem bel.
1648
5. Und der Apostel sagt in dem ersten Brief an die Korinther geradezu
ausdrcklich: Werdet meine Nachahmer, wie ich Nachahmer Christi
geworden bin!
1649
damit sich folgendes ergebe: Wenn ihr mich nachahmt
und ich Christus, so werdet also ihr Nachahmer Christi, Christus ist aber
Gottes Nachahmer.
6. Er nimmt also als Ziel des Glaubens an, da man Gott, soweit es
mglich ist, hnlich und gerecht und fromm und zugleich auch verstndig
werde,
1650
als hchstes Ziel aber die auf Grund des Glaubens gewhrte
Erfllung der Verheiung. Hieraus sind also die Quellen fr die
entsprungen, die die frher genannten Lehren ber das hchste Ziel
aufgestellt haben. Aber hiervon nun genug!
16459es 77,6.4.C.
1646+al 7,7f.
1647He#r 6,22.B3.
1648S/r 2,33.
1649l Eor 22,2.
16500laton, $heaitetos /. 246 B.
212
XXIII. Kapitel
137.
1. Da aber die Ehe in den Bereich der Lust und Begierde zu fallen scheint,
mssen wir auch von ihr handeln. Ehe ist also die erste gesetzliche
Verbindung
1651
von <s 250> Mann und Weib zum Zweck der Erzeugung
ebenbrtiger Kinder.
2. So sagt der Lustspieldichter Menandros:
Da echte Kinder du erzeugst,
Geb ich zur Gattin meine eigne Tochter dir.
1652
3. Wir stellen die Frage, ob man heiraten soll, eine Frage, die zu den
Fragen gehrt, die darnach benannt sind, da es sich darum handelt, sich
zu irgendetwas irgendwie zu verhalten.
1653
Denn wer soll heiraten und wie
beschafen soll er sein und wen soll er heiraten und wie beschafen soll sie
sein? Denn nicht jeder soll heiraten und nicht zu jeder Zeit; vielmehr gibt
es auch eine Zeit, in der es sich geziemt, und Personen, fr die es sich
geziemt, und ein Lebensalter, bis zu dem es sich ziemt.
1654
4. Es darf also weder jeder jede beliebige Frau heiraten noch zu jeder
beliebigen Zeit; es mu aber auch nicht durchaus sein und aufs
Geratewohl; sondern nur einer, er eine bestimmte Beschafenheit hat,
darf heiraten und nur eine Frau von einer bestimmten Beschafenheit und
nur zu einer bestimmten Zeit, und zwar der Kinder wegen, und eine Frau,
die ihm in jeder Beziehung hnlich ist und die den sie liebenden Mann
wieder zu lieben nicht gezwungen oder von der Not getrieben wird.
138.
1. Daher sagt Abraham von seiner Frau, als er sie als seine Schwester
ausgab: Sie ist meine Schwester vom Vater her, aber nicht von seiten der
Mutter; sie ist aber auch meine Gattin geworden,
1655
womit er darauf
hinweisen wollte, da man die von Mutterseite her leibliche Schwester
nicht heiraten drfe.
2. Wir wollen eine kurze geschichtliche Darstellung (der Ansichten ber
die Ehe) geben. Was zunchst Platon betrift, so rechnet er die Ehe zu den
ueren Gtern, indem er die Unsterblichkeit unseres Geschlechtes
gewissermaen zu einem fortdauernden Bestehen macht,
1656
das einer
Fackel gleich <s 251> von Kind zu Kindeskind weitergegeben wird.
1657
1651-u dem 'usdruc> *erste, vgl. 'ristoteles, 0oliti> 2,B /. 2B7B# 23.27; !e anima B,2 / 82Ba B4; Hiero>les #ei Sto#.
Flor. 64,B2.
16525enandros Fr. 4B3 :'F 111 /. B37; vgl. 5enandros, 0eri>eiromene 837 f.
1653-u den hier und im folgenden ver"endeten Eategorien vgl. 'ristoteles, Ghetori> B,B /. 234Ca C; B,6 /. 23=3# 2B; B,4
/. 23=7# 22.
1654-u den Begriffen *-eit, und *Le#ensalter, vgl. 'ristoteles, 0oliti> 4,26 /. 2338# BC T 2336a B.
1655Vgl. +en B3,2B.
1656!as (%%%) nach (%%%) ist "ohl zu streichen.
1657Vgl. 0laton, +esetze V1 /. 443 ?; 446 B; 1V 4B2 :; S.m/osion /. B34 !.B3= B.
213
3. Demokritos dagegen verwirft die Ehe und das Kindererzeugen wegen
der vielen daraus erwachsenden Unannehmlichkeiten und der von dem
Ntigeren ablenkenden Eindrcke.
1658
4. Zur gleichen Gruppe gehren auch Epikuros und berhaupt alle, die
das hchste Gut in der Lust und dem ungestrten Leben ferner in der
Freiheit von Schmerzen suchen.
1659
5. Nach der Lehre der Stoiker ferner gehrt die Ehe und das Aufziehen
von Kindern zu den Adiaphora,
1660
d.h. zu den Dingen, die weder gut noch
bse sind, whrend sie nach den Peripatetikern ein Gut sind.
6. Im ganzen begngten sich diese Leute damit, ihre Lehren nur mit dem
Munde zu verkndigen, whrend sie selbst den Lsten frnten, indem die
einen Nebenfrauen hatten, die anderen sich mit Dirnen und das waren
die meisten mit Knaben abgaben. Und jene weise Vierzahl
1661
verherrlichte in dem Garten die Lust mit der berhmten Hetre durch
Taten.
139.
1. Nun werden aber dem Fluch des Buzyges
1662
nicht entrinnen alle, die
anderen das zu tun raten, was sie als fr sich selbst unzutrglich ansehen,
oder umgekehrt.
2. Dies hat die Schrift in kurzer Form mit dem Wort klargemacht; Was
du hassest, das sollst du einem anderen nicht antun.
1663
3.
1664
brigens sagen diejenigen, die die Ehe billigen: Die Natur hat uns
zur Ehe geeignet erschafen, wie das aus der Krperbildung bei Mnnern
und Frauen klar sei,
1665
und immer wieder fhren sie das Wort an: Seid
<s 252> fruchtbar und mehret euch!
1666
4. Aber wenn dies auch richtig ist, so sollten sie es doch fr schimpich
halten, wenn der von Gott geschafene Mensch weniger enthaltsam ist als
sogar die unvernnftigen Tiere, die sich nicht mit vielen und aufs
Geratewohl paaren, sondern nur mit einem einzigen Wesen von der
gleichen Gattung, wie z.B. die Wildtauben und die Holztauben und das
Geschlecht der Turteltauben und die ihnen hnlichen Tiere.
1667
5. Ferner sagen sie, der Kinderlose ermangele der natrlichen
Vollkommenheit, weil er nicht auf seinem Posten als Ersatz fr sich einen
geeigneten Nachfolger hinterlasse. Denn vollkommen ist, wer aus sich
heraus einen Sprling gleicher Art erzeugt hat, oder vielmehr, wenn er
erlebt hat, da auch dieser das nmliche getan hat, d.h. wenn er das
1658!emo>ritos ' 243 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 2BC,33.
1659?/i>uros Fr. 7B6 Isener; vgl. e#d. Fr. 2C.
1660:hr.si//os Fr. mor. 263 v. 'rnim.
16615it dem 'usdruc> (%%%) tetra>t.s, der sonst #ei den 0.thagoreern eine Golle s/ielt, ist hier "ohl ?/i>uros mit drei
Sch(lern gemeint; vgl. 'then. <111 /. 7== B; !iog. Laert. < 8. !ie #er(hmte Hetre ist Leontion.
1662!em attischen Heros Buz.ges, der Sage nach der lteste 0fl(ger, "urden alte +esetze zugeschrie#en, deren
M#ertretung mit den (%%%) #edroht "ar.
1663$o# 8,27; vgl. '/g 27,BC, :ode% Bezae u.a.
1664-u den 23C,3D28B,B f(r die ?he angef(hrten +r(nden vgl. 'ristoteles, 0oliti> 4,26 /.2338# BC ff.
1665Vgl. 5usonius, rell. /. 42,23 ff. Hense.
1666+en 2,B=.
1667Vgl. z.B. 0lin. ;at. hist. < 238.
214
Erzeugte zu der nmlichen Wesensart gebracht hat, die sein eigener
Erzeuger hatte.
1668
140.
1. Man mu also jedenfalls heiraten, sowohl des Vaterlandes wegen als
auch wegen der Nachfolge von Kindern als auch, um die Welt, soweit es
auf uns ankommt, zur Vollkommenheit zu fhren.
1669
Denn auch die
Dichter beklagen eine halbvollendete
1670
und kinderlose Ehe und
preisen die ringsumblhte
1671
glcklich.
2. Vor allem aber beweisen die krperlichen Krankheiten die
Notwendigkeit der Ehe.
1672
Denn die sogenannte Pege durch die Gattin
und ihre unermdliche Ausdauer scheint die treue Hingabe der anderen
Angehrigen und Freunde in dem Mae zu bertrefen, als sie es am
meisten von allen auf sich nimmt, sich durch Anteilnahme hervorzutun
und am Krankenlager auszuharren. Und die Gattin ist in der Tat
entsprechend dem Schriftwort eine unentbehrliche Gehiln.
1673
141.
1. So sagt der Lustspieldichter Menandros zwar Ungnstiges von der Ehe,
fhrt dann aber im Gegensatz dazu auch die Vorzge an und lt auf den
Satz:
Mir gefllt die Sache nicht
antworten:
Das ist begreiich, denn du nimmst sie ganz verkehrt.
<s 253> Und dann fgt er hinzu:
Was lstig ist und was dir Kummer machen kann,
Das siehst du an ihr; doch das Gute siehst du nicht,
1674
und die folgenden Verse.
2. Die Ehe bringt aber auch bei denen Hilfe, die in vorgerckten Jahren
sind, indem sie ihnen eine frsorgliche Gattin zur Seite stellt und die von
dieser geborenen Kinder erzieht, damit sie ihre alten Eltern pegen.
3. Denn Kinder sichern ihrem Vater, wenn er tot,
Den Ruhm, wie Korke halten hoch das Netz,
Da nicht zur Meerestiefe sinkt das Leingespinst,
1675
wie der Tragiker Sophokles sagt.
4. Auch die Gesetzgeber gestatten den Unverheirateten nicht, sich um die
hchsten mter zu bewerben. So setzte der Gesetzgeber der
Lakedaimonier eine Strafe nicht nur auf die Ehelosigkeit, sondern auch
1668Vgl. Hiero>les und 'nti/atros #ei Sto#. Flor. 64,B2.B7.
1669Vgl. 5usonius, rell. /. 43,22 ff.
1670Hom. 1l. B,432.
1671?#d. BB,8C6, "o a#er das Aort von einem Einde ge#raucht "ird, dessen ?ltern noch le#en.
1672Vgl. 5usonius a.a.H. /. 6=,7 ff.
1673Vgl. +en B,2=.
16745enandros, 5isog.nes (!er Aei#erfeind) Fr. 3B7, 2D8 :'F 111 /. C8; vgl. Sto#. Flor. 23=,88.
1675'isch.los, :hoe/horen 737D734. !ie -ur(c>f(hrung der Verse auf So/ho>les ist "ohl ein 1rrtum des :lemens sel#st.
215
auf eine schlechtgefhrte oder zu spt geschlossene Ehe und auf einsames
Leben.
1676
5. Der edle Platon beehlt sogar, da der Unverheiratete die Kosten fr
den Unterhalt einer Frau in den Staatsschatz zahle und eine
entsprechende Summe an die Behrden abliefere. Denn wenn sie nicht
heiraten und keine Kinder erzeugen, so werden sie, soweit es auf sie
ankommt, einen Mangel an Mnnern verursachen und den Untergang
der Stdte und der aus diesen bestehenden bewohnten Welt
herbeifhren.
1677
Dies ist aber gottlos, weil sie auf diese Weise die
gttliche Schpfung zerstren.
142.
1. Ferner ist es auch unmnnlich und schwchlich, dem Zusammenleben
mit Frauen und Kindern auszuweichen.
2. Denn der Besitz dessen mu unbedingt ein Gut sein, dessen Verlust ein
bel ist;
1678
so verhlt es sich auch bei den brigen Dingen. Nun ist aber
der Verlust der Kinder, wie man sagt, eines der allergrten bel. Also ist
der Besitz von Kindern ein Gut; ist aber dies der Fall, so ist auch die Ehe
ein Gut.
3. Denn ohne Vater, heit es, gibt es nimmermehr ein Kind.
1679
Und ohne Mutter auch des Kinds Empfngnis nicht.
Zum Vater macht die Eh; zur Mutter macht der Mann.
1680
143.
1. Als Allerbestes, was man einem Mdchen wnschen kann, nennt auch
Homeros einen Mann und ein Haus, aber nicht ohne weiteres, sondern
mit der trefichen Eintracht;
1681
denn die Ehe der anderen ndet ihre
Gemeinsamkeit im Genu der Lust, die Ehe der nach Weisheit
Strebenden dagegen fhrt zur vernunftgemen Eintracht. Eine solche
Ehe gestattet den Frauen nicht, ihre uere Gestalt statt ihr inneres
Wesen zu schmcken,
1682
und verbietet den Mnnern, mit ihren
Gattinnen wie mit Geliebten umzugehen,
1683
wobei sie sich den
frevelhaften Gebrauch der Krper zum Ziel machen wrden; sie sollten
sich vielmehr die Ehe zu einer Hilfeleistung im ganzen Leben und zur
Frderung der besten Sittsamkeit dienen lassen. 2. Denn wertvoller als
die Saatkrner von Weizen und Gerste, die zu der fr sie passenden Zeit
ausgest werden, ist doch, meine ich, die Erzeugung des Menschen, fr
1676Vgl. 'riston #ei Sto#. Flor. 64,26; 0lut. L.sandros 33 ?nde; 5oral. /. 8C3 ?.
16770laton, +esetze V1 /.448; 0hilon, !e vita contem/l. 6B.
1678Vgl. 'ristoteles, $o/i> 111 B /.224 # 6 f.; Ghetori> 1 6 /.236Ba 38 ff.
1679?uri/ides, Hrestes 778.
16805enandros Fr. 23=7 :'F 111 /. B68
1681Vgl. Hom. Hd. 6,2=2 f; 'ristoteles, Hi>onomi>a 111 8.
1682Vgl. 2 $im B,Cf; 2 0etr 3,3f.
1683Vgl. 0lut. 5oral. /. 28B :; Hieron.mus, 'dv. 9ov. 1 32Ca; 0aid. 11 CC,3 mit 'nm.
216
den alle Panzen wachsen, und doch mssen auch bei der Aussaat jener
Samen die Landleute nchtern sein.
3. Man mu also jegliches schmutzige und beeckte Betragen von der
Ehe fernhalten, damit man uns nicht zu unserer Schande nachsagen kann,
da die Paarung der unvernnftigen Tiere entsprechend dem allgemein
zugestandenen Zweck besser mit der Natur bereinstimme als die
eheliche Vermhlung der Menschen.
144.
1. Einige von den Tieren entfernen sich sofort, nachdem sie sich zu dem
ihnen bestimmten Zeitpunkt gepaart haben, und berlassen die
Entwicklung dem Wirken der Natur.
2. Von den Tragdiendichtern wird aber geschildert, <s 255> wie
Polyxene, obwohl sie als Opfer geschlachtet werden sollte,
doch im Sterben noch
Viel Sorge trug, da auch ihr Fallen sittsam war,
Verhllend, was verhllt sein mu vor Mnnerblick.
1684
Ihr mute aber das Todesgeschick als Ehe gelten.
3. Den Leidenschaften zu unterliegen und ihnen nachzugeben, ist also die
rgste Knechtschaft, so wie umgekehrt sie zu beherrschen die einzige
Freiheit.
1685
4. Dementsprechend sagt auch die gttliche Schrift von denen, die die
Gebote bertraten, sie seien an die Fremdstmmigen verkauft worden,
d.h. an Snden, die nicht der Natur gem sind, bis sie sich bekehren und
Bue tun.
1686
145.
1. Rein mu man also die Ehe wie ein heiliges Gtterbild von allem
erhalten, was sie beecken knnte; deshalb mssen wir mit dem Herrn
vom Schlafe aufwachen und mit Danksagung zum Schlafen gehen, und
beten mssen wir,
Wann man zur Ruhe sich legt und wann das heilige Licht kommt
1687
In unserem ganzen Leben sollen wir den Herrn zu unserem Zeugen
anrufen, die Gottesfurcht als Besitz in unserer Seele tragen und die
Sittsamkeit auch sogar in der Haltung unseres Krpers zeigen.
2. Denn Gott wohlgefllig ist es in der Tat, wenn man zuerst in den
Worten und dann auch in den Werken Anstand bt;
1688
dagegen ist der
Weg zur Schamlosigkeit das schamlose Reden, und das Ende von beidem
ist das schamlose Handeln.
1689
1684?uri/ides, He>a#e 76=D743.
1685Sacr. 0ar. B32 Holl.
1686Vgl. Gicht B,28 u.. St.; 9es 73,2; Baruch 8,6.
1687Hesiodos, Aer>e 33C.
1688Sacr. 0ar. B3B Holl.
1689?#d. B33.
217
3. Da aber die Schrift dazu rt, sich zu verheiraten, und nicht gestattet,
jemals die Ehe aufzugeben, das zeigt das ausdrckliche Gebot: Du sollst
dich nicht von deinem Weibe scheiden, es sei denn wegen Unzucht.
1690
Fr Ehebruch hlt es aber das Gesetz, sich wieder zu verheiraten, solange
der andere geschiedene Teil noch lebt.
146.
1. Keinen Anla zu Verdacht und bler Nachrede gibt aber ein Weib,
wenn sie sich nicht ber das ziemliche Ma hinaus putzt und schmckt,
wenn sie ihren Sinn <s 256> unausgesetzt auf Gebet und Flehen richtet,
1691
sich vor vielem Ausgehen aus dem Hause htet,
1692
sich soviel als mglich
von dem Hinschauen auf die Nichtangehrigen fernhlt und fr
ersprielicher als unzeitiges Schwtzen die Sorge fr das Hauswesen
hlt.
1693
2. Wer aber eine geschiedene Frau heiratet, der bricht die Ehe, heit
es; denn wenn einer sein Weib entlt, so veranlat er sie zum
Ehebruch,
1694
d.h. er zwingt sie dazu, Ehebruch mit sich treiben zu lassen.
3. Aber nicht nur derjenige, der sie entlassen hat, ldt diese Schuld auf
sich, sondern auch derjenige, der sie bei sich aufnimmt, indem er dem
Weibe den Anla zur Versndigung gibt; denn wenn er sie nicht
aufnhme, wrde sie zu ihrem Mann zurckkehren.
147.
1. Was bestimmt nun das Gesetz? Um die so leicht der Verfhrung
unterliegenden Leidenschaften einzudmmen, beehlt das Gesetz, da die
Ehebrecherin, wenn sie des Ehebruchs berfhrt ist, gettet werde.
1695
Wenn sie aber aus dem Priestergeschlechte ist, so soll sie dem Feuer
berliefert werden.
1696
Aber gesteinigt wird auch der Ehebrecher, jedoch
nicht am gleichen Ort, damit sie nicht einmal im Tode vereint seien.
1697
2. Das Gesetz steht also mit dem Evangelium wirklich nicht im
Widerspruch, sondern stimmt mit ihm berein. Wie sollte das auch
anders sein, da doch der nmliche Herr beide gegeben hat? Denn
diejenige, die Unzucht treibt, lebt der Snde und ist tot fr die Gebote;
die aber die Bue tut, ist durch die Bekehrung von ihrem Leben
gleichsam wiedergeboren und hat eine Wiedergeburt des Lebens, insofern
die alte Snderin gestorben und die durch die Bue Geborene wieder ins
Leben eingetreten ist.
1690Vgl. 5t 7,3B; 2C,C; 5> 23,22; L> 26,2=.
1691Vgl. 2 $im 7,7.
1692?#d. 7,23.
1693Sacr. 0ar. B38 Holl.
1694Vgl. 5t 7,3B; 2C,C; 5> 23,22; L> 26,2=.
1695Vgl. Lev B3,23; !tn BB,BB.
1696Vgl. Lev B2,C.
1697Vgl. !tn BB,B8.
218
3. Das Gesagte besttigt der Geist durch Ezechiel, indem er sagt: Ich will
nicht den Tod des Snders, sondern da er sich bekehre.
1698
4. So werden sie denn gesteinigt, weil sie wegen ihrer Herzenshrtigkeit
dem Gesetze gestorben sind, dem sie nicht gehorchten, fr die
Priestertochter wird aber die Strafe noch verschrft; denn: Wem mehr
gegeben wurde, von dem wird auch mehr gefordert werden.
1699
5. Abgeschlossen soll hier wegen der Lnge und der Menge der Kapitel
auch unser zweiter Teppich sein.
1698?z 33,22.
1699Vgl. L> 2B,8=.
219
Drittes Buch
I. Kapitel
1.
<s 257> 1. Die Valentinianer nun, die die onenpaare auf die gttlichen
Emanaionen zurckfhren, billigen die Ehe;
1700
die Basilidianer dagegen
sagen, der Herr habe auf die Frage der Apostel, ob es denn nicht besser
sei, nicht zu heiraten, geantwortet: Nicht alle fassen dieses Wort; zur
Ehe untchtig sind nmlich die einen auf Grund ihrer Geburt, die
anderen aus Zwang.
1701
2. Und dieses Wort legen sie ungefhr so aus: Manche Menschen haben
auf Grund ihrer Geburt eine natrliche Abneigung gegen das Weib; wer
diese natrliche Anlage hat, tut gut daran, nicht zu heiraten.
3. Das sind die, sagen sie, die auf Grund ihrer Geburt zur Ehe untchtig
sind. Die aus Zwang sind nicht
1702
jene, die mit ihrer Enthaltsamkeit
gleich Schauspielern prahlen und nur wegen der verlockenden Aussicht
auf Berhmtheit enthaltsam sind; vielmehr sind diejenigen, die infolge
eines Migeschicks entmannt worden sind, aus Zwang zur Ehe
untauglich geworden. Die demnach aus Zwang Untauglichen werden
nicht auf Grund eigener berlegung zur Ehe untauglich.
4.
1703
Diejenigen aber, die sich wegen des Himmelreiches selbst zur Ehe
untauglich gemacht haben,
1704
fassen diesen Entschlu, sagen sie,
wegen der aus der Ehe fr sie erwachsenden Folgen, weil sie sich vor der
Mhe frchten, die man mit der Beschafung der Lebensbedrfnisse hat.
2.
1. Und mit den Worten Es ist besser, zu heiraten, als Brunst zu leiden
1705
meint, wie sie sagen, der Apostel dies: <s 258> Strze deine Seele nicht
dadurch ins Feuer, da du bei Nacht und bei Tage Widerstand leisten und
dich davor frchten mut, du mchtest aus deiner Enthaltsamkeit fallen.
Denn eine Seele, die dazu gekommen ist, Widerstand leisten zu mssen,
wird von der Hofnung geschieden.
2. Halte dich also,
1706
so sagt Isidoros in seiner Sittenlehre wrtlich,
an ein streitbares
1707
Weib, damit du von der Gnade Gottes nicht
losgerissen werden mchtest; wenn du aber das Feuer mit dem Samen
hast ausstrmen lassen, dann bete mit gutem Gewissen!
1700-u 2,2 T 3,B vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. B27 ff.
17015t 2C,22 f.
1702!as Aort *nicht, fehlt im $e%t, scheint mir a#er von dem -usammenhang gefordert.
1703-u 2,8 T 3,3 vgl. ?/i/hanios, Haer.3B,8 S. 883,27 T 887,7 Holl.
1704Vgl. 5t 2C,2B.
17052 Eor 4,C.
1706!ie Lesart ist fraglich; Hilgenfeld vermutet (%%%) (*enthalte dich,) statt (%%%) ; a#er der -usammenhang macht es
doch "ahrscheinlicher, da 1sidoros in diesem Satz die ?he em/fiehlt.
1707?s ist fraglich, o# 1sidoros hier an die Ver"endung des Aortes im Sinn von *zn>isch, S/rich". B2,2C den>t.
220
3. Wenn aber dein Dankgebet, sagt er, zu einem Bittgebet herabsinkt
und du nicht darum beten mut, in Zukunft sittlich Gutes tun zu knnen,
sondern nur darum, nicht zu fallen, so heirate!
4. Aber vielleicht ist einer jung oder arm oder hinfllig und will nicht
heiraten auf Grund der berlegung, so soll er sich von seinem Bruder
nicht trennen. Er soll sagen: Ich bin in das Heilige eingegangen; mir kann
nichts widerfahren.
5. Wenn er aber unsicher wird, so soll er sagen: Bruder, lege mir die
Hand auf, da ich nicht sndige! Und er wird geistige und sichtbare Hilfe
erhalten. Er soll nur dazu entschlossen sein, das Gute zu vollbringen, und
es wird ihm gelingen.
3.
1. Manchmal sagen wir aber auch nur mit dem Mund: Wir wollen nicht
sndigen, whrend unser Denken auf das Sndigen gerichtet ist. Ein
solcher Mensch tut aus Furcht nicht, was er tun mchte, damit ihm keine
Strafe zuerkannt werde.
2. Die Menschheit hat aber einiges, was sowohl notwendig als auch
natrlich ist, und anderes, was nur natrlich ist. So ist es notwendig und
natrlich, da man sich bekleidet, dagegen ist der Liebesgenu zwar
etwas Natrliches, aber nicht etwas Notwendiges.
1708
3. Diese Stze fhrte ich zur Beschmung der Basilidianer an, die ihr
Leben nicht richtig fhren, weil sie glauben, entweder wegen ihrer
Vollkommenheit die Erlaubnis auch zum Sndigen zu haben, oder wegen
ihrer angeborenen Zugehrigkeit zum auserwhlten Geschlecht doch in
jedem <s 259> Fall durch ihre Naturanlage gerettet zu werden, auch wenn
sie jetzt sndigten; denn die Stifter ihrer Lehren gestatten nicht einmal
das nmliche wie sie zu tun.
4. Sie sollten also den Namen Christi nicht als Deckmantel nehmen und
seinem Namen nicht dadurch eine Schmach anhngen, da sie noch
zuchtloser leben als die Unenthaltsamsten von den Heiden. Denn solche
Leute sind falsche Apostel, betrgerische Arbeiter bis zu den Worten
deren Ende entsprechend ihren Werken sein wird.
1709
4.
1. Enthaltsamkeit ist also Geringschtzung des Krpers infolge des
Bekenntnisses zu Gott. Denn die Enthaltsamkeit bezieht sich nicht allein
auf den Liebesgenu, sondern auch auf die anderen Dinge, nach denen die
Seele in verkehrter Weise Verlangen trgt, statt sich mit dem
Notwendigen zu begngen.
1710
1708Vgl. ?/i>uros Fr. 876 Isener.
1709B Eor 22,23.27.
1710 Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. 4,8 /. 2286# C ff.
221
2. Es gibt auch eine Enthaltsamkeit, die sich auf die Zunge und auf den
Erwerb und auf den Gebrauch und auf die Begierde bezieht. Sie lehrt
nicht nur sittsam zu sein, wenn sie auch als Kraft und gttliche Gnade
uns die Sittsamkeit zuteil werden lt.
3. Was nun die Ansicht der Unsrigen ber die vorliegende Frage ist, mu
ich darlegen. Wir preisen zwar die Eheuntchtigkeit und schtzen die
glcklich, denen dies vom Gott geschenkt ist; wir bewundern aber die
Einehe und die mit der einen Ehe verbundene Wrde; denn wir sagen,
da man das Leid mit anderen teilen soll und einander die Lasten tragen
helfen mu,
1711
damit nicht einer, der sicher zu stehen glaubt, selbst zu
Fall komme.
1712
Mit Bezug aber auf die zweite Ehe sagt der Apostel:
Wenn du Brunst leidest, so heirate!
1713
II. Kapitel
5.
1. Die Anhnger des Karpokrates und des Epiphanes aber fordern, da die
Weiber allen gemeinsam seien.
1714
Sie tragen die Schuld an der
schlimmsten Lsterung, die sich ber den Christennamen ergossen hat.
2.
1715
Dieser Epiphanes, von dem auch Schriften vorhanden sind, war ein
Sohn des Karpokrates und einer Mutter namens Alexandreia; vom <s
260> Vater her war er ein Alexandriner, von der Mutter her ein
Kephallenier; er lebte aber im ganzen nur siebzehn Jahre, und in Same auf
Kephallenia wird er als Gott verehrt; dort sind ihm ein Tempel aus
groen Steinblcken,
1716
Altre, heilige Bezirke und ein Museion erbaut
und geweiht; und an jedem Neumond versammeln sich die Kephallenier
in dem Tempel, feiern den Tag, an dem Ephiphanes unter die Gtter
aufgenommen wurde, als seinen Geburtstag mit Opfern, gieen ihm
Trankopfer aus und schmausen, und Hymnen werden gesungen.
3. Er war bei seinem Vater in der allgemeinen Bildung und in der
platonischen Philosophie unterrichtet worden und begrndete die
monadische (auf die einzelnen beschrnkte) Gnosis, und auch die Sekte
der Karpokratianer geht auf ihn zurck.
6.
1. Dieser also sagt in seiner Schrift ber die Gerechtigkeit: Die
Gerechtigkeit Gottes ist eine Art von Gemeinschaft auf Grund von
Gleichheit. Gleich ist ja allenthalben der Himmel ausgebreitet und umfat
im Kreise die ganze Erde, und die Nacht zeigt in gleicher Weise alle
1711+al 6,B.
17122 Eor 23,2B.
1713?#d. 4,C.
1714 -u 7,2 T =,3 und C,B.3 vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 83B ff.
1715 -u 7,B.3 vgl. ?/i/haneios; Haer. 3B,3 S. 88B,8D2=.
1716 -um 'usdruc> vgl. Hom. Hd. 6,B64.
222
Sterne, und die Sonne, die den Tag heraufhrt und die Mutter alles
Lichtes ist, hat Gott von oben her ber alle auf Erden, die sehen knnen,
in gleicher Weise ausgegossen, und diese sehen sie alle gemeinsam.
2. Denn er macht keinen Unterschied zwischen reich und arm, Volk und
Herrscher, Trichten und Verstndigen, Weib und Mann, Freien und
Sklaven. Aber auch die unvernnftigen Wesen behandelt er nicht anders,
sondern ebenso; er lt fr alle Lebewesen das Sonnenlicht sich in
gleicher Weise von oben ergieen; so setzt er fr Gute und Schlechte
seine Gerechtigkeit fest, damit keiner mehr haben oder seinem Nchsten
etwas wegnehmen kann, so da er etwa von dem Licht doppelt so viel als
der andere haben knnte.
3. Die Sonne lt fr alle Lebewesen gemeinsam die Nahrung
emporsprieen, da die gemeinsame Gerechtigkeit allen in gleicher Weise
gegeben ist. Und in dieser Hinsicht ist kein Unterschied zwischen der
ganzen Gattung der Rinder und den einzelnen Rindern und der der
Schweine und den einzelnen Schweinen und der der Schafe und den
einzelnen Schafen und ebensowenig bei allen brigen.
4. Denn als Gerechtigkeit zeigt sich bei ihnen die Gleichheit. Sodann
fallen alle Samen gattungsweise <s 261> ganz gleich ohne Unterschied in
die Erde, und gemeinsame Nahrung wchst fr alle Tiere, die am Boden
weiden, empor, und zwar fr alle in gleicher Weise; sie ist durch keinerlei
Gesetz geregelt, sondern steht vielmehr durch die Gabe dessen, der sie
schenkt und wachsen lt, allen in vlliger bereinstimmung zur
Verfgung.
7.
1. Aber auch fr die Erzeugung gibt es kein geschriebenes Gesetz (denn es
wre sonst abgendert worden) sondern sie erzeugen und gebren in
gleicher Weise, da sie von der Gerechtigkeit her die Gemeinsamkeit
angeboren erhalten haben. Der Schpfer und Vater des Alls hat mit seiner
eigenen Gerechtigkeit die Gesetze gegeben und allen gemeinsam in
gleicher Weise das Auge zum Sehen verliehen und dabei keinen
Unterschied zwischen Weib und Mann, zwischen vernnftig und
unvernnftig, und berhaupt nicht bei irgend etwas gemacht, vielmehr
ganz gleich und ohne jeden Unterschied ausgeteilt und die Fhigkeit zu
sehen mit einem einzigen Befehl allen in gleicher Weise geschenkt.
2. Da aber die Gesetze, sagt er, die Unwissenheit der Menschen nicht
strafen konnten, lehrten sie dieselbe erst, da sie widergesetzlich handeln.
Indem nmlich die Gesetze Einzelbesitz vorsahen, zerschnitten sie die
durch das gttliche Gesetz geregelte Gleichheit und zerstren sie. Dabei
verstand er das Wort des Apostels nicht, der sagte: Durch das Gesetz
erkannte ich die Snde.
1717
3. Und er behauptet, die Begrife Mein und Dein seien erst durch die
Gesetze in die Welt gekommen, so da man nicht mehr in
1717G@m 4,4.
223
Gemeinsamkeit die Erde und den Besitz sich zunutze macht und auch
nicht die Ehe.
4. Denn zum gemeinsamen Besitz hatte Gott fr alle die Weinstcke
gemacht, die sich ja auch gegen Sperlinge und Diebe nicht wehren, und
ebenso auch das Getreide und die anderen Frchte. Indem man aber die
Gemeinsamkeit und die Gleichheit gesetzwidrig aufob, schuf man den
Dieb der Haustiere und der Frchte.
8.
1. Da also Gott fr den Menschen alles zum Gemeingut gemacht und das
Weib mit dem Mann ohne Unterschied zusammengefhrt und in gleicher
Weise alle Lebewesen vereinigt hatte, erwies er die Gerechtigkeit als eine
Gemeinschaft auf Grund von Gleichheit.
2. Diejenigen aber, die auf solche Weise geboren worden waren, <s 262>
verleugneten die Verbindung, die ihre Geburt herbeigefhrt hatte, und
sagen: Wer eine Frau heimgefhrt hat, soll sie behalten, whrend doch
alle sie mitbesitzen knnten, wie es die brigen Lebewesen zeigen.
3. Nachdem er dies wrtlich gesagt hat, fhrt er wieder in gleicher Weise
wrtlich so fort: Denn er hat bei den mnnlichen Wesen die Begierde
stark und unwiderstehlich gemacht, auf da die Gattung bestehen bleibe,
und kein Gesetz und keine Sitte und nichts anderes in der Welt kann sie
austilgen; denn sie ist Gottes Wille.
4. Und wie kann dieser Mann noch zu unserer Lebensgemeinschaft
gerechnet werden, da er ja durch solche Stze sowohl das Gesetz als das
Evangelium geradezu aufebt? Denn das eine sagt: Du sollst nicht
ehebrechen!
1718
Und das andere sagt: Jeder, der mit Begehrlichkeit
hinsieht, hat schon die Ehe gebrochen.
1719
5. Denn die Tatsache, da das Wort Du sollst dich nicht gelsten
lassen!
1720
vom Gesetz gesagt worden ist, beweist, da der eine und
derselbe Gott durch das Gesetz und die Propheten und das Evangelium
verkndigt wird; denn das Gesetz sagt: Du sollst dich des Weibes deines
Nchsten nicht gelsten lassen!
1721
6. Der Nchste ist aber nicht der Jude fr den Juden; denn er ist sein
Bruder und hat denselben Geist; es bleibt also nichts brig, als da er den
Fremdstmmigen als Nchsten bezeichnet. Denn wie sollte der nicht
Nchster sein, der an dem Geist Anteil erhalten kann? Denn nicht nur
der Hebrer, sondern auch der Heiden Vater ist Abraham.
1722
1718?% B3,23.
17195t 7,B=.
1720?% B3,24.
1721?#d.
1722Vgl. G@m 8,26f.; +en 24,7.
224
9.
1. Wenn aber die Ehebrecherin und derjenige, der mit ihr Unzucht
getrieben hat, mit dem Tode bestraft werden,
1723
so ist doch wohl klar, da
das Gebot, das da sagt: Du sollst das Weib deines Nchsten nicht
begehren!
1724
von den Heiden redet, damit jeder, der sich dem Gesetze
gem sowohl des Weibes seines Nchsten als auch seiner Schwester
enthalten hat, von dem Herrn geradezu hre: Ich aber sage: Du sollst
nicht begehren!
1725
2. Die Hinzufgung des Wrtchens ich zeigt aber den unmittelbaren
Nachdruck des Gebotes und beweist, da Karpokrates gegen Gott kmpft
und ebenso Epiphanes, der in eben dem berhmten Buche, ich meine dem
ber die <s 263> Gerechtigkeit, ungefhr wrtlich so fortfhrt:
3. Infolgedessen mu man den Satz Du sollst nicht begehren! so
aufassen, als habe der Gesetzgeber ein lcherliches Wort gesprochen und
dazu noch lcherlicher hinzugefgt: deines Nchsten Gut! Denn er
selbst, der die Begierde gab als die Kraft, die die Gattung erhlt, beehlt,
diese zu beseitigen, whrend er sie doch bei keinem Lebewesen beseitigt.
Mit dem Zusatz das Weib deines Nchsten, womit er den gemeinsamen
Besitz mit Gewalt in Einzelbesitz verwandelt, hat er aber etwas noch
Lcherlicheres gesagt.
10.
1. Das also sind die Lehrstze, die die trefichen Karpokratianer
aufstellen. Von ihnen und einige anderen Anhngern der gleichen
Irrlehren erzhlt man, da sie sich zu den Mahlzeiten versammeln (denn
Liebesmahl [(xxx) agap] mchte ich ihre Zusammenkunft nicht nennen),
Mnner sowohl wie Frauen. Wenn sie sich aber gesttigt haben (beim
Sattsein stellt sich die Kypris, die Liebesgttin, ein
1726
wie es heit), da
strzen sie den Leuchter um und beseitigen so das Licht,
1727
das die
Schande ihrer zuchtlosen Gerechtigkeit aufdecken wrde, und
vermischen sich, wie sie wollen und mit wem sie wollen; nachdem sie
sich aber bei einem solchen Liebesmahl in der Gemeinschaft gebt haben,
fordern sie auch schon bei Tage von den Weibern, von denen sie es
wollen, den Gehorsam gegen das Karpokrateische denn es wre nicht
recht, zu sagen, gegen das gttliche Gesetz. Ein solches Gesetz htte
aber, meine ich, Karpokrates fr die Geilheit der Hunde und Schweine
und Bcke geben sollen.
2. Er hat aber wie mir scheint, auch den Platon miverstanden, der im
Staat verlangt, da die Frauen Gemeingut sein sollen,
1728
und damit
meint, da zwar die Unverheirateten fr die, die um sie werben wollen,
1723Vgl. Lev B3,23; !tn BB,BB.
1724?% B3,24.
17255t 7,B=.
1726?uri/ides Fr. inc. =C7.
1727Vgl. Horaz, Hden 111 6,B=) lumini#us remotis.
1728Vgl. 0laton, Staat V /. 874 !.
225
gemeinsam seien, so wie auch das Teater fr alle, die zuschauen wollen,
gemeinsam ist, da dagegen jede einzelne nur dem gehre, der sie zuerst
fr sich gewonnen hat, und da die Verheiratete kein Gemeingut mehr
sei.
1729
11.
1. Und Xanthos sagt in seiner Schrift mit dem Titel Magika: Die
Magier halten es fr erlaubt, da man <s 264> sich mit Mttern und
Tchtern und Schwestern vermhlt und da die Weiber gemeinsam seien,
und zwar nicht gewaltsam und heimlich, sondern indem beide Teile dem
zustimmen, wenn der eine die Frau des andern heiraten will.
1730
2. Von diesen und ihnen hnlichen Irrlehren hat, wie ich meine, Judas in
seinem Brief prophetisch gesagt: In gleicher Weise jedoch sind auch
diese Trumer (denn nicht in wachem Zustande suchen sie die Wahrheit
zu erfassen) bis zu den Worten und ihr Mund fhrt hochfahrende
Reden.
1731
III. Kapitel
12.
.
1732
Wenn nun aber auch Platon selbst und die Pythagoreer wie in der Tat
spter auch die Anhnger des Marcion die Zeugung fr etwas Bses
ansehen (doch war der letztere weit davon entfernt, die Weiber fr
Gemeingut zu halten) so sahen die Anhnger des Marcion die Natur fr
schlecht an, weil sie aus der schlechten Materie und von dem gerechten
Schpfergott geschafen sei.
1733
2. Aus diesem Grunde, weil sie die von dem Schpfergott erschafene
Welt nicht fllen wollen,
1734
sind sie entschlossen, sich der Ehe zu
enthalten. Sie stellen sich also ihrem eigenen Schpfer entgegen und
suchen zu dem guten Gott zu gelangen, der sie berufen habe, aber nicht zu
dem, wie sie sagen, andersgearteten Gott. Da sie demnach nichts Eigenes
hier auf Erden zurcklassen wollen, werden sie nicht aus eigenem Vorsatz
enthaltsam, sondern aus Ha gegen ihren Schpfer, da sie das von ihm
Geschafene nicht bentzen wollen.
3. Aber diese Leute, die in ruchlosem Kampf gegen Gott von den
naturgemen Gedanken abgehen und die Langmut und Gte Gottes
verachten,
1735
bentzen doch, wenn sie auch nicht heiraten wollen, die von
Gott erschafenen Nahrungsmittel und atmen die Luft des
1729Vgl. ?/i>tetos, 'rr. !iss. 11 8,=D23.
1730<anthos Fr. B= FH+ 1 /. 83.
17319ud =,26.
1732-u 2B,2 T 23,3 vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 3B4.
1733-u den Luerungen (#er 5arcion vgl. '. Harnac>, 5arcion, B. 'ufl., S. B43[.B46[.B44[.
1734Vgl. +en 2,B=.
1735Vgl. G@m B,8.
226
Weltschpfers , da sie ja seine Werke sind und in der von ihm
erschafenen Welt wohnen. Und sie erhalten doch als frohe Botschaft die,
wie sie sagen, fremde Erkenntnis und sollten doch wenigstens deswegen
dem Herrn dieser Welt <s 265> Dank wissen, weil sie hier auf dieser Erde
diese frohe Botschaft erhielten.
13.
1. Aber gegen diese Leute werden wir ganz ausfhrlich sprechen, wenn
wir die Frage von den Grundursachen behandeln.
1736
Die Philosophen
dagegen,
1737
die wir erwhnten, von denen die Anhnger des Marcion in
gottloser Weise die Lehre, da die Zeugung etwas Bses sei, entnahmen,
eine Lehre, deren sie sich dann als einer eigenen Erndung rhmen,
meinen damit nicht, da die Geburt von Natur etwas Bses sei, sondern
nur fr die Seele, die die Wahrheit durchschaut hat.
2. Sie lehren nmlich, da die Seele, die gttlich sei, hierher in die Welt
wie in ein Strafgefngnis herabgekommen sei;
1738
nach ihrer Ansicht
mssen aber die Seelen, die in die Krper eingetreten sind, gereinigt
werden.
1739
3. Und diese Lehre ist nicht mehr den Anhngern Marcions zu eigen,
sondern denen, die glauben, da die Seelen in die Krper eingeschlossen
werden und dieses Gefngnis wechseln und von dem einen Krper in
einen anderen wie in ein anderes Gef umgegossen werden. Gegen sie zu
reden, wird zu einer anderen Zeit mglich sein, wenn wir ber die Seele
sprechen.
1740
14.
1. Bei Herakleitos nun sehen wir, da er die Zeugung fr etwas Schlechtes
hlt, wenn er sagt: Wenn sie geboren sind, wollen sie leben und dem
Todeslos verfallen oder vielmehr zur Ruhe eingehen, und Kinder
hinterlassen sie, da auch sie dem Tode verfallen.
1741
2. Mit ihm stimmt ofenbar auch Empedokles berein wenn er sagt:
Als ich den Ort sah, so seltsam und fremd, da weint ich und klagte.
1742
Und ferner:
Denn aus dem Lebenden machte er Totes, die Formen vertauschend.
1743
Und wiederum:
Wehe dir, elendes Menschengeschlecht, so sehr zu beklagen!
1736Vgl. ?inleitung zum 2. Bd. der :lemens(#ersetzung S.83.
1737Hiermit "ird der 'nfang von 2B,2 "ieder aufgenommen.
1738Vgl. die 'usdr(c>e f(r *+efngnis, #ei 0laton, 0haidon /. 63 B; Erat.los /. 833 :.
1739Vgl. e#d. 0haidros /. B8=.B8C; Strom. 1 33,3.
1740Vgl. Strom. 11 223,B mit 'nm.
1741Her>laitos Fr. B3 !iels
1742?m/edo>les Fr. 22= !iels.
1743?#d. Fr. 2B7.
227
Was fr ein Streit, was fr Seufzer sinds doch, woraus ihr
entsprossen!
1744
3. Und auch die Sibylle sagt:
Sterbliche Menschen seid ihr und eischliche, die ihr ein Nichts
seid,
1745
hnlich dem Dichter, der schreibt:
Nichts wohl bringet die Erde hervor, was so schwach wie ein Mensch
ist.
1746
15.
1. Und Teognis zeigt da die Geburt bse ist, indem er etwa so sagt:
Sterblichen ist nicht geboren zu sein von allem das Beste,
Und von dem Sonnengestirn niemals zu schauen den Strahl;
Doch, wenn geboren, aufs schnellste die Tore des Hades zu queren.
1747
2. Mit ihnen stimmt auch der Tragdiendichter Euripides berein, wenn
er schreibt:
Wir sollten, wenn ein Mensch geboren ist, vereint
Um ihn nur klagen, weil er in dies Elend kam.
Wenn aber einer sterbend sah der Leiden Ziel,
Voll Freud bestatten ihn und preisen sein Geschick.
1748
3. Und wieder sagt er wohl das gleiche in dieser Form:
Wer wei, ob nicht das Leben wahrhaft sterben ist,
Das Sterben aber Leben?
1749
16.
1. Das nmliche lt ofenbar auch Herodotos den Solon sagen: O
Krsus, jeder Mensch ist nur ein Spielball des Schicksals.
1750
Und seine
ganze Erzhlung von <s 267> Kleobis und Biton bezweckt deutlich nichts
anderes, als die Geburt herabzusetzen und den Tod zu preisen.
1751
2.Gleich wie die Bltter ist auch das Geschlecht der sterblichen
Menschen,
1752
sagt Homeros.
3. Und Platon legt im Kratylos dem Orpheus die Lehre bei, da die Seele
in dem Krper Strafe erleide. Er sagt aber so: Denn einige sagen auch,
da der Krper ein Grab ((xxx) sma) der Seele sei, da diese fr die jetzige
Zeit gleichsam in ihm begraben sei; und weil die Seele durch diesen
1744?m/edo>les Fr. 2B8; zum B. Vers vgl. $imon Fr. 33,B Aachsmuth, Sillogr. /. 28B.
1745Hrac. Si#.ll. Fr. 2,2.
1746Hom. Hd. 2=,233.
1747$heognis 8B7D8B4.
1748?uri/ides, Ees/hontes Fr. 88C.
1749?#d. 0ol.idos Fr. 63=.
1750Herodotos 2,3B.
1751Vgl. Herodotos 2,32; 0lut. 5oral. /. 7= ?; 23= f.; Solon B4.
1752Hom. 1l. 6,286.
228
Krper kundtue ((xxx) smainei), was immer sie kundtue, so werde er
deshalb mit Recht (xxx) sma genannt.
4. Diesen Namen scheinen jedoch vor allem die Orphiker gegeben zu
haben, da nach ihrer Ansicht die Seele Strafe erleidet fr das, wofr sie
eben gestraft wird.
1753
17.
1. Es lohnt sich aber auch, das Wort des Philolaos zu erwhnen. Dieser
Pythagoreer sagt nmlich so: Es bezeugen aber auch die alten Teologen
und Seher, da die Seele gewissermaen zur Strafe mit dem Krper
verbunden und in ihm wie in einem Grab bestattet ist.
1754
2. Aber auch Pindaros fgt zu dem, was er ber die Eleusinischen
Mysterien gesagt hatte, noch hinzu:
Selig, wer jene gesehen, eh er ins Grab ging;
Denn er kennt dann des Lebens Ende
Und kennt auch den gttlichen Anfang.
1755
3. Dementsprechend trgt Platon im Phaidon kein Bedenken, ungefhr
so zu schreiben: Und diese Mnner, die uns die Weihen stifteten,
scheinen keine unbedeutenden Mnner zu sein
1756
bis zu den Worten
und wird bei den Gttern wohnen.
1757
4. Wie aber, wenn er sagt: Solange wir noch den Krper haben und
unsere Seele mit einem derartigen bel verkettet ist, werden wir nie das
in ausreichendem Mae erlangen, was wir ersehnen?
1758
Deutet er damit
nicht an, da die Geburt Ursache der grten bel <s 268> sei? 5. Und im
Phaidon bezeugt er weiter: Alle, die sich in der rechten Weise der
Philosophie beeiigen, erstreben, ohne da es die anderen merken,
vielleicht nichts anderes, als zu sterben und tot zu sein.
1759
18.
1. Und an einer anderen Stelle: Also verachtet auch in dieser Hinsicht
die Seele des Philosophen am meisten den Krper und ieht vor ihm und
sucht ganz fr sich allein zu sein.
1760
2. Und stimmt er damit nicht mit dem gttlichen Apostel berein, der
sagt: Ich unglcklicher Mensch, wer wird mich von dem Leibe dieses
Todes erlsen?
1761
Es mte denn sein, da der Apostel die
Gesinnungsgemeinschaft derer, die sich zur Snde haben verfhren
lassen, in bertragenem Sinn Leib des Todes nennt.
17530laton, Erat.los /. 833 B:.
17540hilolaos Fr. 28 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 823,2B.
17550indaros Fr. 234a Schroeder.
1756Statt des (#erlieferten (%%%) "ird aus 0laton (%%%) in den :lemenste%t zu setzen sein.
17570laton, 0haidon /. 6C :.
1758?#d. /. 66 B.
17590laton, 0haidon /. 68 '.
17600laton, 0haidon /. 67 :!.
1761G@m 4,B8.
229
3. Und da Platon die geschlechtliche Verbindung, die den Anfang fr die
Entstehung neuen Lebens bildet, schon vor Marcion verabscheut, das
sehen wir im ersten Buche des Staates.
4. Dort lobt er nmlich das Alter und fgt dann hinzu: Wisse wohl: Je
mehr die anderen, nmlich die sinnlichen Gensse ihren Reiz verlieren,
desto mehr wchst bei mir das Verlangen nach geistiger Unterhaltung
und die Freude daran.
1762
5. Und bei Erwhnung des Liebesgenusses sagte er: Schweig doch still
davon, Mensch! Bin ich dem doch mit der grten Freude entronnen, wie
wenn ich einem rasenden und grausamen Tyrannen entlaufen wre.
1763
19.
1. Und wieder im Phaidon erklrt er die Geburt fr ein bel, wenn er
schreibt: Die Rede, die im geheimen davon umluft, da wir Menschen
in einer Art von Gefngnis sind.
1764
2. Und dann wieder: Die aber, bei denen es sich zeigt, da sie sich in
heiligem Leben besonders ausgezeichnet haben, das sind die, die von
diesen Sttten auf der Erde befreit und wie aus einem Gefngnis erlst
werden und nach oben in die reine Wohnung gelangen.
1765
3. Aber trotzdem er diese Anschauung hat, erkennt er doch an, da die
Weltregierung gut ist, und sagt: Man darf sich von ihr nicht befreien
und darf nicht davonlaufen.
1766
4. Und um es kurz zusammenzufasen, er
hat dem Marcion keinen Anla dazu gegeben, die Materie fr schlecht zu
halten, da er selbst in frommer Weise folgendes <s 269> von der Welt
sagt:
5.Denn was die Welt von dem, der sie zusammengefgt hat, erhielt, ist
alles gut; aus dem frheren Zustand dagegen stammt alles Schlimme und
Ungerechte, was im Himmel geschieht, von dort hat es die Welt selbst
und verursacht es auch bei den Lebewesen.
1767
20.
1. Und noch deutlicher fgt er hinzu: Daran trgt der krperliche
Bestandteil ihrer (der Welt) Zusammensetzung die Schuld, das, was mit
der frheren Natur verbunden war; denn bevor es zu der jetzigen
Ordnung der Welt kam, herrschte eine groe Unordnung in ihr?
1768
2. Demungeachtet beklagt er auch in den Gesetzen das
Menschengeschlecht, indem er so spricht: Die Gtter erbarmten sich des
zu Mhsal geborenen Geschlechtes der Menschen und richteten ihnen
17620laton, Staat 1 /. 3B= !.
1763?#d. /. 3BC :.
17640laton0haidon /. 6B B.
17650laton, 0haidon /. 228 B:.
1766?#d. /. 6B B.
17670laton, 0oliti>os /.B43 B:.
17680laton, 0oliti>os /. B43 B.
230
zur Erholung von ihren Mhen die regelmig wiederkehrenden Feste
ein.
1769
3. Und in der Epinomis bespricht er auch die Ursachen des
erbarmungswrdigen Zustandes und sagt folgendes: Denn von Anfang
an ist das Werden jedem Lebewesen beschwerlich, zuerst schon weil es
den Zustand der im Mutterleibe Getragenen erleiden mu, und dann das
Geborenwerden und ferner das Ernhrt und Erzogenwerden, das alles
geschieht mit unendlichen Mhen, wie wir alle zugeben.
1770
21.
1. Wie ferner? Nennt nicht auch Herakleitos die Geburt Tod, hnlich wie
Pythagoras und Sokrates im Gorgias,
1771
wenn er sagt: Tod ist, was wir
sehen, wenn wir wach sind; und was wir im Schlummer sehen, ist
Schlaf
1772
?
2. Aber genug hiervon! Wenn wir aber ber die Grundursachen sprechen
werden, dann wollen wir auch den Unterschied zwischen den
Vermutungen der Philosophen und den Lehrmeinungen der Anhnger
des Marcion betrachten. Einstweilen glaube ich, nicht undeutlich gezeigt
zu haben, da Marcion die Anregungen zu seinen fremden
1773
Lehren
undankbar und unverstndig aus Platon genommen hat.
22.
1. Nun soll aber der Abschnitt ber die Enthaltsamkeit fortgesetzt
werden. Wir sagten, da die Griechen aus <s 270> Abneigung gegen die
Unbequemlichkeiten viele Aussprche gegen die Kinderzeugung getan
haben und da die Anhnger des Marcion diese gottlos auslegten und
sich undankbar gegen den Schpfer bewiesen.
2. Die Tragdie sagt nmlich:
Dem Menschen ist es besser, nicht erzeugt zu sein;
Denn bring mit bittern Wehen Kinder ich zur Welt
Und sind dann unverstndig die, die ich gebar,
Klag ich erfolglos, weil ich Schlechte sehen mu,
Die Wackren aber misse; sind die Kinder gut,
So schmilzt mein unglckselig Herz in schwerer Angst.
Was ist da Gutes dran? Gengt es nicht, wenn ich
Fr eine Seele sorge und die Mhen trag?
1774
3. Und ferner in hnlicher Weise:
So mein ich jetzt und meinte immer so:
Die Menschen sollten doch erzeugen nie ein Kind,
1769?#d. +esetze 11 /. =73 :!.
1770?#d., ?/inomis /. C43 !.
1771Vgl. 0laton, +orgias /. 8CB ?.
1772Hera>leitos Fr. B2 !iels; vgl. Strom. V 237,B.
1773Vgl. o#en 2B,3.
1774Vgl. ?uri/ides Fr. inc. C3=.
231
Erwgend, welcher Not das Kind entgegengeht.
1775
4. In den folgenden Versen aber fhrt der Dichter die Ursache der bel
deutlich auf die Uranfnge zurck, wenn er so spricht:
O der zum Unglck du und Not geboren bist,
Du bist als Mensch geboren, und die Lebensnot
Hast du von dort erhalten, wo die Himmelsluft
Fr alle sie erzeugte, spendend Lebenshauch.
Beklage nicht, was sterblich, der du sterblich bist!
1776
23.
1. Und wieder spricht er die diesen hnlichen Gedanken so aus:
Es ist kein Sterblicher selig
Und gesegnet mit Glck.
Denn noch nie blieb einer von Gram frei.
1777
2. Und dann wieder:
Weh, weh! wie viele Formen hat das Menschenleid,
Wie vielerlei Gestalten! Niemand kennt sein End.
1778
<s 271> 3. Und noch einmal hnlich:
Denn von dem, was sterblich ist,
Ist nichts zu nden, was ohn Ende glcklich wr.
1779
24.
1. Aus diesen Grnden sollen sich auch die Pythagoreer des
Liebesgenusses enthalten. Mir aber scheint es umgekehrt so zu sein, da
sie zwar heiraten des Kinderzeugens wegen, sich aber nach der
Kindererzeugung der aus der Liebesverbindung erwachsenden Lust
enthalten wollen.
2. Deshalb geben sie das geheimnisvolle Verbot, Bohnen zu essen, nicht
weil diese Hlsenfrucht Blhungen verursacht und schwer verdaulich ist
und unruhige Trume hervorruft,
1780
auch nicht, weil die Bohne einem
Menschenkopf hnlich ist, wie jener Vers andeutet:
Gleiches ja ist es, die Bohnen zu essen und Kpfe der Eltern.
1781
Der wirkliche Grund ist vielmehr, da das Essen von Bohnen die Frauen
unfruchtbar macht.
3. So berichtet Teophrastos in dem fnften Buch seiner Schrift
Panzenlehre, da die Panzen vertrocknen, wenn man Bohnenhlsen
um die Wurzeln der neugepanzten Bume herumlegt, und da die im
1775$+F 'des/ota 222; das Fragment geh@rt e#enso "ie das folgende dem ?uri/ides an; vgl. Aillamo"itz, Lesefr(chte
::LV, Hermes 2CBC S. 87= ff.
1776$+F 'des/ota 22B.
1777?uri/ides, 1/higeneia in 'ulis 262D263.
1778?#d., 'ntio/e Fr.B22.
1779?#d. .Hi>etides B6Cf.
1780Vgl. 0lut. 5oral. /. B=6 !?; !iog. Laert. V111 B8.
1781Vgl. 5ullach F0+ 1 /. B33.
232
Hause gehaltenen Hhner, wenn sie fortlaufend mit solchen gefttert
werden, keine Eier mehr legen.
1782
IV. Kapitel
25.
1. Von den Anhngern einer Sekte erwhnten wir den Marcion aus
Pontos, der aus Abneigung gegen den Weltschpfer den Gebrauch der
Dinge der Welt verwirft.
2. Ihm wird also der Weltschpfer selbst zum Anla der Enthaltsamkeit,
wenn man das berhaupt Enthaltsamkeit nennen darf. Gegen ihn glaubt
dieser gegen Gott kmpfende Gigant Widerstand zu leisten und ist, ohne
es eigentlich zu wollen, enthaltsam, indem er die Schpfung und die
Formung des Menschen angreift.
3. Und wenn sie den <s 272> Ausspruch des Herrn anfhren, der zu
Philippos
1783
sagte: La die Toten ihre Toten begraben , du aber folge mir
nach!,
1784
so sollen sie doch bedenken, da auch Philippos die gleiche
eischliche Bildung trgt, ohne da er einen beeckten Leichnam htte.
4. Wie hatte er also keinen toten Leib, obwohl er einen Fleischesleib
hatte?
1785
Weil er aus dem Grabe auferstanden war, indem der Herr seine
Leidenschaften gettet hatte, und weil er fr Christus lebte.
1786
5. Wir erwhnten aber auch die ungesetzliche Weibergemeinschaft nach
der Lehre des Karpokrares;
1787
aber als wir ber den Ausspruch des
Nikolaos sprachen,
1788
vergaen wir folgendes zu erwhnen.
6. Dieser hatte, wie erzhlt wird, ein schnes Weib; und als ihm nach der
Himmelfahrt des Heilandes von den Aposteln Eifersucht vorgeworfen
wurde, fhrte er sein Weib fentlich vor und gestattete jedem, der
wollte, sich mit ihr zu vermhlen.
7. Diese Handlungsweise, so meinen sie, sei jener uerung
entsprechend gewesen, man msse das Fleisch mibrauchen.
1789
Die
Anhnger seiner Sekte folgen nun sowohl jener Handlung als dem Worte
ohne weiteres und ohne Prfung und treiben schamlos Unzucht.
26.
1. Ich habe aber erfahren, da Nikolaos selbst mit keinem anderen Weibe
als mit dem, das er geheiratet hatte, Umgang gehabt habe, von seinen
1782$heo/hrastos, !e causis /lantarum V 27,2; zu dem letzten Satz vgl. auch +eo/on. 11 37,7; der ganze '#schnitt B8,B.3
ist der Schrift des 0arado%ogra/hen '/ollonios 86 entnommen.
1783!a die Aorte an 0hili//os gerichtet "aren, steht nicht in den ?vangelien.
17845t =,BB; L> C,63.
1785Vgl. 'cta 0hili//i BC ('cta a/ocr. ed. $ischendorf /. =4 f.); '/oc.a/ocr. /. 284 $isch.
1786Vgl. Eol 3,2.7; G@m 28,=; statt (%%%) ist zu lesen (%%%) .
1787Vgl. Strom. 111 23.
1788Vgl. e#d. 11 22=,3.
1789Vgl. e#d.
233
Kindern aber seien die Tchter als Jungfrauen alt geworden, und der
Sohn sei unverdorben (unverheiratet) geblieben.
2. Unter diesen Umstnden war es ein Aufgeben der Leidenschaft, wenn
er die Frau, deretwegen er eiferschtig gewesen war, in den Kreis der
Apostel vorfhrte. Und die Enthaltung von den am meisten erstrebten
Lsten zeigte, wie man das Fleisch mibrauchen mu. Denn er wollte,
wie ich meine, nach dem Wort des Heilands nicht zwei Herren
dienen,
1790
der Lust und Gott.
3. Man erzhlt aber, da auch Matthias so gelehrt habe, da man mit
dem Fleisch kmpfen und es mibrauchen msse, indem man ihm in
keiner Weise <s 273> nachgeben und in zuchtlose Lust einwilligen drfe,
das Wachstum der Seele dagegen msse man durch Glauben und
Erkenntnis frdern.
1791
27.
1. Manche bezeichnen auch die Aphrodite Pandemos (die gemeine
sinnliche Liebe)
1792
als eine mystische Gemeinschaft, wodurch sie schon
dieser Bezeichnung einen Schimpf antun.
2. Denn auch eine bse Tat nennt man ein Werk, wie auch die gute Tat
mit dem gleichen Wort Werk bezeichnet wird. Ebenso ist die
Gemeinschaft etwas Gutes, wenn es sich um die Mitteilung von Geld und
Nahrung und Kleidung handelt; jene Leute aber haben gottlos auch jede
beliebige Liebesumarmung Gemeinschaft genannt.
3. Nun wird erzhlt, einer von ihnen sei an ein schnes Mdchen von uns
herangetreten und habe zu ihm gesagt: Es steht geschrieben: Gib jedem,
der dich bittet!
1793
Dieses aber habe, ohne die Zuchtlosigkeit des Mannes
zu verstehen, ganz wrdig geantwortet: Aber ber die Ehe sprich mit
der Mutter!
4. O die Gottlosigkeit! Sogar die Worte des Herrn verflschen diese
Gesellen der Unzucht, diese Brder der Wollust, die nicht nur eine
Schmach fr die Philosophie, sondern fr das ganze Leben sind. Sie
verflschen die Wahrheit, nein vielmehr sie untergraben sie, soweit es
ihnen mglich ist.
5. Denn die dreimal Unseligen machen die eischliche Gemeinschaft des
Beischlafes zu einem heiligen Mysterium und meinen, da diese sie zum
Reich Gottes emporfhre.
28.
1. In die Bordelle freilich fhrt eine solche Gemeinschaft; ihre Genossen
knnen die Eber und die Bcke sein, und die grten Aussichten haben
1790Vgl. 5t 6,B8; L> 26,23.
1791-um Vorhergehenden vgl. ?use#ios, Eirchengeschichte 111 BC,BD8; ?/i/hanios, Haer. B7,2; '. Hilgenfeld,
Eetzergeschichte S. 83C ff.; zu dem 5atthiaszitat vgl. 0reuschen, 'ntilegomena S. 2B.
1792Vgl. 0laton, +astmahl /. 2=3 ? ff.
1793L> 6,33; 5t 7,8B.
234
bei ihnen wohl die fentlichen Dirnen, die schamlos alle, die zu ihnen
kommen wollen, bei sich aufnehmen.
2. Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt, wenn ihr wirklich von
ihm gehrt habt und in ihm so unterwiesen worden seid, wie es Wahrheit
in Christus Jesus ist: da ihr nach dem frheren Wandel den alten
Menschen ablegen sollt, der sich infolge der trgerischen Lste zugrunde
richtet.
3. Erneuert euch aber im Geiste eures Sinns und zieht den neuen
Menschen an, der nach Gottes Bild in wahrhaftiger <s 274> Gerechtigkeit
und Heiligkeit erschafen ist,
1794
nach der hnlichkeit Gottes.
4. Werdet also Gottes Nachahmer als seine geliebten Kinder und
wandelt in der Liebe, gleichwie auch Christus euch geliebt und sich selbst
fr uns als Weihegabe und Opfer hingegeben hat, Gott zu einem
wohlriechenden Opferduft.
5. Von Unzucht aber und Unreinigkeit jeder Art oder Habgier soll unter
euch nicht einmal der Name genannt werden, wie es sich fr Heilige
geziemt, und ebensowenig schamloses Gerede und dummes
Geschwtz.
1795
6. Denn der Apostel lehrt uns, da wir auch in unseren Reden keusch
sein sollen, wenn er schreibt: Denn das sollt ihr genau wissen, da kein
Unzchtiger und das folgende bis zu den Worten vielmehr straft sie
auch!
1796
29.
1. Sie haben ihre Lehre aber aus einem apokryphen Buch abgeleitet, und
ich will den Wortlaut der Stelle, die die Mutter ihrer Zuchtlosigkeit ist,
hersetzen; und entweder sind sie selbst die Verfasser der Schrift (sieh den
Wahnsinn, wenn sie ihrer Zuchtlosigkeit zuliebe etwas auf den Namen
Gottes flschen) oder sie haben etwas, was sie bei anderen gefunden
haben, verkehrt aufgefat und sich so diese schne Lehre ausgedacht.
2. Die Stelle hat aber folgenden Wortlaut: Alles war eines; da aber seine
Einheit beschlo, nicht allein zu sein, ging eine Einsicht aus ihm hervor;
mit ihr verband er sich und schuf den Geliebten. Sodann aber ging wieder
eine Einsicht aus ihm hervor: auch mit ihr verband er sich und schuf die
Krfte, die man weder sehen noch hren kann bis zu den Worten
jegliche in ihrem eigenen Namen.
3. Wenn auch sie wie die Valentinianer geistliche Gemeinschaften
angenommen htten, so htte man vielleicht ihre Vermutung billigen
knnen; aber die Gemeinschaft geistlichen Frevelsinns auf die heilige
Weissagung zurckzufhren, ist nur einem Menschen mglich, der die
Hofnung auf Errettung aufgegeben hat.
1794?/h 8,B3DB8.
1795?#d. 7,2D8.
1796?#d. 7,7.22.
235
30.
1. Solche Lehren stellen auch die Anhnger des Prodikos auf, die sich
unter Mibrauch des Namens Gnostiker nennen und behaupten, sie seien
von Natur Shne des ersten Gottes; sie mibrauchen aber ihren Adel und
ihre Freiheit und leben, wie sie wollen, sie wollen aber wollstig leben, in
der berzeugung, da niemand Gewalt <s 275> ber sie habe, da sie
Herren des Sabbats
1797
und ber jedes andere Geschlecht erhabene
Knigsshne seien; fr einen Knig aber, sagen sie, ist das Gesetz nicht
geschrieben.
1798
2. Zunchst knnen sie doch nicht alles tun, was sie wollen; denn vieles
wird sie daran hindern, auch wenn sie es wnschen und versuchen; und
auch, was sie tun, das tun sie nicht als Knige, sondern als elende
Sklaven. Denn nur heimlich begehen sie Ehebruch, weil sie frchten,
dabei ertappt zu werden, und eine Verurteilung vermeiden wollen und die
Strafe scheuen.
3. Wie sollte aber Zuchtlosigkeit und schamlose Rede ein Zeichen von
Freiheit sein? Denn jeder, der Snde tut, ist ein Sklave,
1799
sagt der
Apostel.
31.
1. Wie sollte aber der sein Leben nach Gottes Willen fhren, der sich
jeder Begierde vllig hingibt, whrend der Herr doch gesagt hat: Ich
aber sage: Du sollst nicht begehren!
1800
2. Und sollte einer aus freiem Willen sich zum Sndigen entschlieen
und den Ehebruch und die Unzucht und die Beeckung der anderen Ehen
als Grundsatz aufstellen, whrend wir doch sogar die anderen
bemitleiden, die unfreiwillig sndigen?
3. Und wenn die Welt, in die sie kamen, etwas Fremdes fr die war, so
werden sie nicht im Besitz der Wahrheit sein, da sie in dem Fremden
nicht treu waren.
1801
4. Wird etwa irgendein Fremder seinen bermut an den Brgern
auslassen und sie beleidigen? Wird er nicht vielmehr als Gast
1802
sich mit
dem Notwendigen begngen und sein Leben hinbringen, ohne bei den
Brgern Ansto zu erregen?
5. Wie knnen sie ferner behaupten, Gott allein erkannt zu haben, wenn
sie das nmliche tun wie diejenigen, die von den Heiden gehat sind, weil
sie das von den Gesetzen Gebotene nicht tun, das heit das nmlich wie
die Ungerechten und die Zuchtlosen und die Habgierigen und die
Ehebrecher?
1797Vgl. 5t 2B,=; 5> B,B=; L> 6,7.
1798!ieser Satz ist von 0or/h.rio zu Hor. Sat. 11 3,2== als S/rich"ort angef(hrt.
17999oh =,38; vgl. G@m 6,26.
18005t 7,B=.
1801Vgl. L> 26,2B.
1802Vgl. 20etr B,22.
236
6. Sie sollten ja auch whrend ihres Aufenthaltes in der Fremde ein
sittsames Leben fhren, um so in der Tat ihre knigliche Abstammung zu
zeigen.
32.
1. Stattdessen machen sie sich sowohl den menschlichen Gesetzgebern als
dem gttlichen Gesetze verhat, <s 276> weil sie sich vorgenommen
haben, gesetzwidrig zu leben. Jedenfalls wird im vierten Buche Mosis
erzhlt, da derjenige, der den Hurer mit seinem Speer durchbohrte, von
Gott gelobt wurde.
1803
2. Und wenn wir sagen, sagt Johannes in seinem Brief, da wir
Gemeinschaft mit ihm, d.h. mit Gott, haben und in der Finsternis
wandeln, so lgen wir und tun nicht, was wahr ist; wenn wir aber im
Licht wandeln, wie er selbst im Licht wandelt, haben wir Gemeinschaft
mit ihm; und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns von der Snde
rein.
1804
33.
1. Aus welchem Grunde sollten also die, die solches tun und den
Schlechtesten unter den Weltleuten gleich sind, besser als die Weltleute
sein? Denn auch der Natur nach sind, wie ich meine, die einander gleich,
die durch ihre Taten einander gleich sind.
2. Sie sollten aber die, denen sie durch ihre edle Abstammung berlegen
zu sein behaupten, auch durch ihre Sitten bertrefen, damit sie der
Einschlieung in das Gefngnis entgehen.
1805
3. Denn in der Tat ist es so, wie der Herr sagte: Wenn eure
Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Phariser,
so werdet ihr nicht in das Reich Gottes kommen.
1806
4. ber die Enthaltsamkeit von Speisen ist aber im Buche Daniel
gehandelt.
1807
Um es kurz zu sagen, so spricht David ber den Gehorsam
in einem Psalm: Wie wird ein Jngling seinen Weg richtig gehen? und
sofort hrt er: Wenn er dein Wort von ganzem Herzen bewahrt.
1808
5. Und Jeremias sagt: So spricht der Herr; Ihr sollt nicht auf den Wegen
der Heiden wandeln.
1809
1803Vgl. ;um B7,=D23.
18042 9oh 2,6 f.
1805Vgl. 2 0etr 3,2C.
18065t 7,B3.
1807Vgl. !an 2,23.
18080s 22=,C f.
18099er 23,B.
237
34.
1. Dadurch haben sich andere, abscheuliche und nichtsnutzige Leute,
bewegen lassen, zu behaupten, da der Mensch von verschiedenen
Mchten gebildet worden sei, und zwar zeige der Krper bis zum Nabel
gotthnlichere Kunst, weiter unten aber niedrigere, und infolge davon
trage der Mensch nach dem Beischlaf Verlangen.
1810
2. Dabei haben sie gar nicht daran gedacht, da auch die oberen Teile
Speise begehren und bei manchen lstern sind; sie stehen aber auch im
Widerspruch mit Christus, der zu den Pharisern gesagt hat, da der
nmliche Gott sowohl <s 277> den ueren als auch den inneren
Menschen geschafen habe.
1811
Aber auch das Verlangen ist nichts
Krperliches, auch wenn es wegen des Krpers vor sich geht.
1812
3. Einige andere, die wir auch Antitakten (Widerstehende) nennen,
behaupten, da zwar der Gott des Weltalls von Natur unser Vater sei, und
alles, was er gemacht habe, sei gut; aber einer der von ihm Geschafenen
ste Unkraut dazwischen
1813
und erzeugte das Bse; und darein
verwickelte er uns alle und machte uns zu Gegnern des Vaters.
4. Deswegen stellen wir uns auch selbst diesem entgegen, um den Vater
zu rchen, indem wir dem Willen des zweiten entgegenhandeln. Da nun
dieser gesagt hat: Du sollst nicht ehebrechen!,
1814
so lat uns, so sagen
sie, ehebrechen, um sein Gebot zunichte zu machen.
1815
35.
1. Auch gegen diese knnen wir einwenden, da wir gelehrt worden sind,
die falschen Propheten und alle, welche nur den Schein der Wahrheit
haben, seien an ihren Werken zu erkennen.
1816
Eure Werke aber stehen in
einem schlechten Ruf; wie knnt ihr da noch behaupten, da es euch um
die Wahrheit zu tun ist?
2. Denn entweder gibt es berhaupt nichts Bses, und dann ist der nicht
mehr tadelnswert, den ihr als Widersacher Gottes anklagt, und es ist
berhaupt nie ein Urheber von irgend etwas Bsem gewesen (denn mit
der Frucht wird auch der Baum entfernt); oder wenn das Bse wirklich
vorhanden ist, dann sollen sie uns sagen, was nach ihrer Meinung die
Gebote sind, die ber Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit, Geduld, Langmut
und ber die hnlichen Tugenden gegeben sind, ob sie schlecht oder gut
sind.
3. Und wenn das Gebot schlecht sein sollte, das fast alles Schndliche zu
tun verbietet, so wird die Schlechtigkeit gegen sich selbst Gesetze geben,
um sich selbst zunichte zu machen; das ist aber unmglich. Wenn das
1810?/i/hanios, Haer. 87,B erzhlt das gleiche von den Severianern.
1811Vgl. L> 22,83.
1812Vgl. 0laton, 0hile#os /. 37 :.
1813Vgl. 5t 23,B7.
1814?% B3,23.
1815M#er die 'ntita>ten vgl. auch $heodorerot, Haer. fa#. 1 26.
1816Vgl. 5t 4,26.
238
Gebot aber gut ist, so werden sie zugeben mssen,
1817
da sie mit ihrem
Widerstand gegen die guten Gebote dem Guten Widerstand leisten und
Schlechtes tun.
36.
1. Nun hat aber auch der Heiland selbst, dem allein sie doch zu gehorchen
behaupten, verboten, zu hassen und <s 278> zu schmhen,
1818
und sagt:
Wenn du mit deinem Widersacher gehst, so versuche, mit ihm
freundlich auseinanderzukommen!
1819
2. Sie werden also entweder auch die Mahnung Christi nicht
anerkennen, indem sie dem Widersacher Widerstand leisten, oder sie
werden seine Freunde werden und nicht gegen ihn streiten.
3. Wie nun? Wit ihr nicht, ihr edlen Herren (denn ich will so reden, als
wren sie zugegen), da ihr euch eurem eigenen Heil widersetzt, wenn ihr
gegen die trefichen Gesetze kmpft? Denn nicht die ntzlichen Gebote,
sondern euch selbst richtet ihr zugrunde.
4. Und der Herr sagte: Lat eure guten Werke leuchten!
1820
Ihr dagegen
macht eure Zuchtlosigkeit ofenbar.
5. Wenn ihr brigens die Gebote des Gesetzgebers zunichte machen
wollt, warum sucht ihr dann das Gebot Du sollst nicht ehebrechen!
1821
und das Gebot Du sollst nicht Knaben schnden!
1822
und alle die
anderen Gebote, die sich auf die Enthaltsamkeit beziehen, wegen eurer
eigenen Zuchtlosigkeit zunichte zu machen? Und warum macht ihr nicht
lieber den von ihm geschafenen Winter zunichte, so da ihr noch mitten
im Winter den Sommer heraufhrtet, oder warum macht ihr nicht die
Erde schifar und das Meer gangbar,
1823
wie es nach der Erzhlung der
Geschichtsschreiber der Barbar Xerxes wollte?
37.
1. Und warum widersetzt ihr euch nicht allen Geboten? Denn da er sagte:
Wachset und mehret euch!,
1824
mtet ihr, die ihr ihm widerstrebt,
euch durchaus des Beischlafs enthalten. Und da er sagte: Ich habe euch
alles zur Nahrung und zum Genieen gegeben,
1825
solltet ihr nichts davon
genieen.
1817Statt (%%%) ist (%%%) zu lesen.
1818Vgl. 5t 7,88; L> 6,B4f.
1819Vgl. 5t 7,B7; L> 2B,7=.
18205t 7,26.
1821?% B3,23.
1822-u dem Ver#ot der Ena#enlie#e vgl. 0rotr. 23=,7 mit 'nm.; 0aid. 11 =C,2; 111 =C,2.
1823Vgl. B 5a>> 7,B2.
1824+en 2,B=; C,2.
1825?#d. 2,BC; C,B.
239
2. Aber auch da er sagte: Auge um Auge,
1826
sollt ihr nicht Widerstand
mit Widerstand erwidern; und da er gebot, da der Dieb das Vierfache
erstatte,
1827
solltet ihr dem Dieb noch etwas dazugeben.
3. Ebenso solltet ihr euch auch dem Gebote Du sollst den Herrn
lieben!
1828
widersetzen und deshalb auch den Gott des Weltalls nicht
lieben; und da er wieder sagte: Du <s 279> sollst kein geschnitztes oder
gegossenes Bild machen!,
1829
so wre es folgerichtig, da ihr auch die
Schnitzwerke anbetet.
4. Wie seid ihr nun nicht gottlos, wenn ihr dem Weltschpfer, wie ihr
sagt, widersteht und dasselbe treibt wie die Huren und Ehebrecher?
5. Wie merkt ihr denn nicht, da ihr den grer macht, der nach eurer
Meinung schwach ist, wenn das geschieht, was er will, und nicht das, was
der gute Gott wollte? Denn umgekehrt wird der, der, wie ihr sagt, euer
Vater ist, von euch selbst als schwach erwiesen.
38.
1. Auch diese tragen Stellen aus prophetischen Abschnitten zusammen,
pcken einiges heraus und fgen es schlecht zusammen und nehmen
allegorisch gesagte Worte in wrtlichem Sinn. Sie sagen nmlich, es sei
geschrieben: Sie widersetzten sich Gott und wurden gerettet.
1830
Sie
setzten aber noch hinzu dem schamlosen Gott und fassen diesen
Ausspruch als einen ihnen gegebenen guten Rat auf und meinen, es
bringe ihnen Heil, wenn sie sich dem Weltschpfer widersetzen.
3. Dem schamlosen Gott steht freilich nicht geschrieben; wenn das
aber auch der Fall wre, so mtet ihr, o ihr Unverstndigen, den
sogenannten Teufel als schamlos verstehen, entweder weil er den
Menschen verleumdet oder weil er die Snder anklagt oder weil er
abgefallen ist.
4. Die Leute nun, von denen der Abschnitt handelt, waren unwillig
darber, da sie wegen ihrer Snden gestraft wurden, und taten seufzend
und murrend den angefhrten Ausspruch, da die anderen Vlker, wenn
sie gegen das Gesetz handeln, nicht gestraft und nur sie selbst jedesmal
gezchtigt wrden, so da auch Jeremias gesagt hat: Warum nimmt der
Wandel der Gottlosen einen guten Fortgang?
1831
hnlich diesem Satz ist
auch das Wort bei Maleachi, das vorhin angefhrt wurde: Sie
widersetzten sich Gott und wurden gerettet.
1832
5. Wenn nmlich die Propheten ihre Berufsaufgabe erfllen, so berichten
sie nicht nur, da sie manches von Gott gehrt htten, sondern es zeigt
sich, da sie auch die oft gehrten uerungen des Volkes in Form eines
Einwandes vortragen, gerade als wollten sie von den Menschen
1826?% B2,B8.
1827?#d. BB,2.
1828!tn 6,7.
1829!tn B4,27.
18305al 3,27.
18319er 2B,2.
18325al 3,27.
240
aufgeworfene Fragen vorbringen. Hierzu gehrt auch der vorliegende
Ausspruch.
39.
<s 280> 1. Und vielleicht wendet sich der Apostel im Brief an die Rmer
gegen diese Leute, wenn er schreibt: Sollen wir es etwa gar nach dem
Grundsatz machen, mit dem man uns verleumdet und den uns manche in
den Mund legen: Lat uns das Bse tun, damit das Gute dabei
herauskomme!? Solche Leute trift die Verurteilung mit Recht.
1833
2. Diese sind es, die beim Vorlesen durch den Ton ihrer Stimme die
Schrift nach ihrem eigenen Belieben verdrehen und das, was verstndig
und ntzlich ist, durch Versetzung einiger Lesezeichen und Punkte mit
Gewalt im Blick auf ihre Lste hin ndern.
3. Ihr, die ihr den Herrn mit euren Reden erzrntet, sagt Maleachi,
habt dabei noch gesagt: Womit haben wir ihn erzrnt? Damit, da ihr
sagt: Jeder, der Bses tut, ist gut in den Augen des Herrn, und an ihnen
hat er Wohlgefallen. Und: Wo ist der Gott der Gerechtigkeit?
1834
V. Kapitel
40.
1. Wir wollen nun diesen Gegenstand nicht noch weiter in alle
Einzelheiten hinein behandeln und nicht noch mehr widersinnige
Irrlehren erwhnen. Sonst wren wir gentigt, bei jeder einzelnen von
ihnen jedesmal die Gegengrnde vorzubringen, und mten uns dieser
Leute schmen und wrden unsere Abhandlung allzu weit ausdehnen.
Deshalb wollen wir alle Sekten in zwei Gruppen einteilen und ihren
Anhngern entgegentreten.
2. Entweder nmlich lehren sie, man solle so leben, da man keinen
Unterschied zwischen gut und bse macht, oder sie berspannen den
Bogen und verkndigen aus Gottlosigkeit und Gehssigkeit die Forderung
der Enthaltsamkeit.
3. Zuerst wollen wir nun von der ersten Gruppe handeln. Wenn es
erlaubt ist, jede Lebensart zu whlen, so sicherlich auch die enthaltsame;
und wenn fr den Auserwhlten jede Lebensweise gefahrlos ist, so ist
sicherlich das Leben in Tugend und Sittsamkeit noch weit mehr
gefahrlos.
4. Denn selbst, wenn dem Herrn ber den Sabbat
1835
die Freiheit
gegeben ist, keine Rechenschaft ablegen zu mssen, wenn er zuchtlos
lebt, so wird noch weit mehr der keine Rechenschaft geben mssen, der
einen sittsamen Wandel gefhrt hat.
1833G@m 3,=.
18345al B,24.
1835Vgl. 5t 2B,=; 5> B,B=; L> 6,7; Strom. 111 33,2.
241
5. Denn alles ist erlaubt, aber nicht alles ist <s 281> zutrglich,
1836
sagt
der Apostel. Wenn aber alles erlaubt ist, so ist gewi auch das Sittsamsein
erlaubt.
41.
1. Wie nun derjenige Lob verdient, der seine Freiheit dazu bentzt,
tugendhaft zu leben, so ist noch weit mehr derjenige ehrwrdig und
anbetungswert, der uns die unumschrnkte und vollgltige Freiheit
geschenkt und uns gestattet hat, so zu leben, wie wir wollen, und nicht
zulie, da wir bei unserem Whlen und Meiden einem Zwang
gehorchen und Knecht sein mssen.
2. Und wenn auch beide ohne Sorge sein knnen, sowohl der, der die
Zuchtlosigkeit, wie der, der die Enthaltsamkeit whlte, so haben doch
nicht beide die gleiche Wrde. Denn wer sich in die Lste verirrt, der lebt
dem Krper zu Willen; der Sittsame dagegen befreit die Seele, die Herrin
des Krpers, von den Leidenschaften.
3. Und wenn sie sagen, wir seien zur Freiheit berufen so lat uns nur
nicht nach dem Wort des Apostels die Freiheit dazu verwenden, dem
Fleische Gelegenheit zur Bettigung zu geben.
1837
4. Wenn wir aber der Begierde zu Willen sein und das schmachvollste
Leben fr etwas sittlich Gleichgltiges halten sollen, wie sie sagen, so
mssen wir entweder in allen Stcken den Begierden gehorchen, und,
wenn dies der Fall ist, das Unsittlichste und Gottloseste tun, indem wir in
allem denen folgen, die uns verfhren.
5. Oder wir werden einige der Begierden ablehnen, und dann drfen wir
nicht mehr ein Leben ohne Unterschied zwischen gut und bse fhren
und nicht mehr den verchtlichsten Teilen unseres Krpers, dem Bauche
und den Schamteilen, hemmungslos dienen, indem wir um der Begierde
willen tun, was unserem Leichnam behagt.
6. Denn die Begierde wird genhrt und belebt, wenn man ihr zum
Genieen verhilft, wie sie andererseits ihre Kraft verliert, wenn man sie
nicht aufommen lt.
42.
1. Wie ist es aber mglich, da man Gott hnlich wird oder zur
Erkenntnis Gottes kommt, wenn man den Lsten des Krpers erliegt?
Denn jeder Lust geht eine Begierde vorher; die Begierde aber ist eine Art
von Trauer und Sorge, die etwas entbehrt und darnach verlangt.
1838
2. Deshalb geht es, wie mir scheint, denen, die diese <s 282> Lebensart
whlen, nicht anders, als wie es in dem bekannten Vers heit,
18362 Eor 6,2B; 23,B3.
1837Vgl. +al 7,23.
1838Vgl. 'ndroni>os, !e affect. /. 2B,8 Ereuttner.
242
zur Schande erleiden sie Schmerzen,
1839
indem sie sich ein selbstverschuldetes Unglck
1840
fr jetzt und fr
spter whlen.
3. Wenn also alles erlaubt wre und man durchaus nicht frchten mte,
die Hofnung wegen schlimmer Taten zu verlieren, so htten sie vielleicht
noch einen Vorwand, schlecht und bedauernswert zu leben.
4. Nun ist uns aber durch die Gebote ein glckseliges Leben vor Augen
gestellt; an sie mssen wir alle uns halten, ohne irgend etwas von dem
Gesagten zu miachten oder etwas von unseren Pichten zu versumen,
mchte es auch noch so gering sein. So mssen wir dahin gehen, wohin
das Wort uns fhrt; wenn wir aber von ihm abirren, so werden wir
notwendig einem ewigen Unheil
1841
verfallen.
5. Und indem wir der gttlichen Schrift folgen, auf deren Weg die
Glubigen wandeln, mssen wir nach Mglichkeit Gott hnlich werden.
Darum drfen wir nicht so leben, als ob es keinen Unterschied zwischen
gut und bse gbe, sondern mssen uns nach Krften von Lsten und
Begierden reinigen und fr die Seele sorgen, die unverrckt bei der
Gottheit allein verbleiben soll.
6. Denn wenn unser Sinn rein und von aller Bosheit befreit ist, so ist er
einigermaen fhig, die Macht Gottes in sich aufzunehmen. da dann das
Bild Gottes in ihm aufgerichtet wird. Und jeder, der diese Hofnung auf
den Herrn hat, der reinigt sich, so heit es gleichwie jener rein ist.
1842
43.
1. Die Erkenntnis Gottes zu erlangen, ist aber fr die unmglich, die sich
noch von ihren Leidenschaften leiten lassen.
1843
Also knnen sie auch die
Hofnung nicht erlangen, da sie sich keine Erkenntnis Gottes erworben
haben. Und den, der dieses Ziel nicht erreicht, trift ofenbar der Vorwurf,
da er Gott nicht kennt. Da er aber Gott nicht kennt, ist durch seinen
Lebenswandel verschuldet.
2. Denn es ist durchaus unmglich, zugleich verstndig zu sein und sich
nicht zu schmen, dem Krper schn zu tun. Denn nie kann der Satz, da
die Lust ein Gut sei,
1844
mit den Lehren bereinstimmen, da nur das
Schne ein Gut sei oder da nur der Herr schn und Gott allein gut und
allein liebenswert <s 283> sei.
3. Ihr seid aber in Christus beschnitten, mit einer Beschneidung, die
nicht mit Hnden vollzogen ist, die vielmehr in der Ablegung des
Fleischesleibes besteht, in der Beschneidung Christi.
1845
4. Wenn ihr nun mit Christus auferstanden seid, so suchet das, was
droben ist, und denkt an das, was droben ist, und nicht an das, was auf
1839Hesiodos, Aer>e B22.
1840Vgl. Hom. Hd. 2=,43
1841Vgl. e#d. 2B,22=.
18422 9oh 3,3.
1843Sacra 0ar. B37 Holl.
1844?#d. B36.
1845Eol B,22.
243
Erden ist! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus in
Gott verborgen,
1846
nicht aber die Unzucht, die sie ben.
5. Ttet nun euer irdisches Wesen, Unzucht, Unreinigkeit, Leidenschaft,
Begierde, um welcher willen der Zorn Gottes kommt!
1847
Also sollten
auch sie ablegen Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lsterung, schandbares
Reden aus ihrem Munde, da sie den alten Menschen mitsamt den
Begierden ausgezogen und den neuen angezogen haben, der zur vollen
Erkenntnis erneuert wird nach dem Bilde dessen, der ihn erschafen
hat.
1848
44.
1. Denn die Art des Lebenswandels zeigt deutlich diejenigen, die die
Gebote kennen; denn wie die Rede, so ist auch das Leben.
1849
Und den
Baum erkennt man an seinen Frchten, nicht an seinen Blten und
Blttern.
1850
2. Die Kenntnis stammt also aus der Frucht und aus dem Wandel, nicht
aus der Rede und aus der Blte.
3. Denn wir sagen nicht, da die Erkenntnis ein bloes Reden sei,
sondern sagen, da sie ein gttliches Wissen und jenes Licht sei, das
infolge des Gehorsams gegen die Gebote in der Seele entzndet wird, ein
Licht, das alles, was auf der Welt ist, ofenbart, den Menschen fhig
macht, sich selbst zu erkennen, und ihn lehrt, Gottes teilhaftig zu werden.
Denn was das Auge am Leibe, das ist die Erkenntnis im
Denkvermgen.
1851
4. Und das von der Lust Geknechtetsein sollen sie nicht Freiheit nennen;
das wre ja gerade so, wie wenn sie die Galle s nennen wollten. Denn
wir haben als Freiheit nur die kennengelernt, zu der der Herr allein uns
freimacht,
1852
indem er uns von den Lsten und den Begierden und den
brigen Leidenschaften erlst.
5. Wer sagt: Ich kenne den Herrn, und seine Gebote nicht hlt, ist ein
Lgner, und die Wahrheit ist nicht in ihm,
1853
sagt Johannes.
VI. Kapitel
45.
<s 284> 1. Gegen diejenigen aber, die unter einem frommen Vorwand
1854
durch ihre Enthaltsamkeit sich sowohl gegen die Schpfung als auch
1846?#d. 3,2D3.
1847?#d. 3,7 f.
1848?#d. 3,=D23.
1849Vgl. 0rotr. 2B3,2 mit 'nm.
1850Vgl. L> 6,88; 5t 4,26; 2B,33.
1851Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. 1 8 /.23C6# BC; $o/. 1 2= /. 23=a 22.
1852Vgl. +al 7,2; 9oh =,36.
18532 9oh.B,8.
1854Vgl. Strom. 111 63,2.
244
gegen den heiligen Weltschpfer, den allmchtigen, alleinigen Gott,
versndigen und lehren, man drfe Ehe und Kinderzeugen nicht zulassen
und nicht zum Ersatz fr sich selbst andere zum Unglcklichwerden in
die Welt hereinbringen und dem Tode keine neue Nahrung zufhren, ist
folgendes zu sagen. Zuerst das Wort des Apostels Johannes:
2. Und jetzt sind viele Widerchristen aufgetreten; daraus haben wir
erkannt, da die letzte Stunde da ist. Aus unserer Mitte sind sie
hervorgegangen, aber sie hatten nicht zu uns gehrt; denn wenn sie zu
uns gehrt htten, so wren sie bei uns geblieben.
1855
3. Sodann mu man sie aber auch dadurch in Verwirrung bringen, da
man das von ihnen Vorgebrachte auf folgende Weise widerlegt. Als
Salomon den Herrn fragte: Wie lange wird der Tod Gewalt haben?,
antwortete er: Solange ihr Weiber gebrt.
1856
Dies sagte er nicht, um
anzudeuten, da das Leben etwas Schlechtes und die Schpfung bse sei,
sondern um auf die in der Natur herrschende Gesetzmigkeit
hinzuweisen; denn auf das Entstehen folgt ausnahmslos auch das
Vergehen.
1857
46.
1. Nun hat es sich das Gesetz zur Aufgabe gemacht, uns aus der
Schwelgerei und aller Unordnung herauszufhren; und dies ist sein Ziel,
und aus der Ungerechtigkeit zur Gerechtigkeit zu bringen, dadurch, da
wir uns entschlieen, die Ehe und das Kinderzeugen und den ganzen
Wandel sittsam zu fhren.
2. Der Herr kommt nicht, um das Gesetz aufzulsen, sondern, um es zu
erfllen;
1858
zu erfllen aber nicht in dem Sinn, als ob ihm noch etwas
gemangelt htte, sondern dadurch, da die im Gesetz gegebenen
Weissagungen durch seine Erscheinung erfllt wurden; denn die
Forderungen richtigen Wandels wurden auch denen, die vor dem Gesetz
gerecht lebten, durch den Logos verkndigt.
1859
3. Die groe Masse nun, die von der Enthaltsamkeit nichts wei, wandelt
im Leibe, <s 285> nicht im Geiste.
1860
Erde und Asche
1861
ist aber der
Krper ohne Geist. Nun verurteilt der Herr den Ehebruch, der nur in
Gedanken geschieht.
1862
4. Wie denn? Ist es denn nicht mglich, auch in der Ehe enthaltsam zu
bleiben und nicht zu versuchen, das zu trennen, was Gott
zusammengefgt hat?
1863
Denn dergleichen lehren diejenigen, die die
18552 9oh B,2=f.
1856Vgl. Strom. 111 63,f.66.CB; ?%c. e% $heod. 64; 0reuschen, 'ntilegomena S. B..
1857Vgl. 0hilon, !e decalogo 7=.
18585t 7,24.
1859Vgl. G@m B,28f.
1860Vgl. +al 7,B7.
1861Vgl. +en 2=,B4 u.@.
1862Vgl. 5t 7,B=.
1863Vgl. 5t 2C,6; 5> 23,C.
245
eheliche Verbindung spalten wollen, um derentwillen auch der
(Christen-) Name gelstert wird.
1864
5. Wenn diese Leute eher sagen, der Geschlechtsverkehr sei etwas
Unreines, whrend sie doch auch selbst ihr Dasein durch
Geschlechtsverkehr erhalten haben, wie sollten sie da nicht unrein sein?
Von denen, die geheiligt sind, ist, meine ich, auch der Same heilig.
47.
1. Also soll bei uns geheiligt sein nicht nur der Geist, sondern auch die
Gesinnung und die Lebensfhrung und der Leib. Denn in welchem Sinn
sagt der Apostel Paulus, da das Weib durch den Mann oder der Mann
durch das Weib geheiligt sei?
1865
2. Und was bedeutet das, was der Herr zu denen sagte, die ihn ber den
Scheidebrief fragten, nmlich ob es erlaubt sei, sein Weib zu entlassen, da
Moses es erlaubt habe? Das hat Moses sagt er, mit Rcksicht auf eure
Verstocktheit geschrieben. Ihr aber, habt ihr nicht gelesen, da Gott zu
dem Erstgeschafenen sagte: Ihr sollt beide ein Fleisch sein? Wer daher
sein Weib entlt, es sei denn wegen Unzucht, der veranlat sie zum
Ehebruch.
1866
3. Aber nach der Auferstehung sagt er, heiraten sie nicht und lassen
sie sich nicht heiraten.
1867
Denn auch vom Bauch und den Speisen ist
gesagt: Die Speisen dem Bauche und der Bauch den Speisen; Gott aber
wird diesen und jenen zunichte machen.
1868
Mit diesen Worten straft er
diejenigen, die wie Eber und Bcke leben zu drfen glauben, damit sie
nicht, ohne sich zu scheuen, essen und Geschlechtsverkehr pegen.
48.
1. Wenn sie also, wie sie behaupten, die Auferstehung bereits erlangt
haben und deswegen die Ehe verwerfen, so sollen sie auch nicht essen
und trinken. Denn der Apostel sagte, da bei der Auferstehung der Bauch
und die Speisen zunichte wrden.
2. Warum also hungern und <s 286> drsten sie und erleiden die
Schwchen des Fleisches und all das andere, was derjenige nicht mehr
erleiden wird, der durch Christus die erwartete Auferstehung in ihrer
Vollkommenheit erlangt hat? Aber auch die Verehrer der Gtzenbilder
enthalten sich der Speisen und zugleich des Liebesgenusses.
3.Das Reich Gottes, heit es, besteht nicht in Essen und Trinken.
1869
So lassen es sich auch die Magier angelegen sein, sich des Weines und
zugleich des Lebenden (d.h. des Fleisches) und des Liebesgenusses zu
1864Vgl. G@m B,B8 (9es 7B,7).
1865Vgl. 2 Eor 4,28.
1866Vgl. 5t 2C,3.4.=.8.7.C; 7,3B; 5> 23,BD2B.
1867Vgl. 5t BB,33; 5> 2B,B7; L> B3,37.
18682 Eor 6,23.
1869G@m 28.24.
246
enthalten, whrend sie Engeln und Dmonen dienen. Wie aber die
Demut in sanfter Gesinnung besteht und nicht darin, da man den
Krper schlecht behandelt,
1870
so ist auch die Enthaltsamkeit eine Tugend
der Seele, da sie sich nicht in der fentlichkeit zeigt, sondern im
Verborgenen bleibt.
49.
1. Einige nennen die Ehe auch geradezu Unzucht und lehren, sie sei vom
Teufel eingesetzt; und in ihrer Hofart behaupten sie, da sie selbst den
Herrn nachahmen, der weder geheiratet noch sich in der Welt
irgendwelchen Besitz erworben habe; dabei rhmen sie sich, besser als die
anderen das Evangelium verstanden zu haben.
1871
2. Zu ihnen sagt die Schrift: Hofrtigen widersteht Gott, Demtigen
aber gibt er Gnade.
1872
3. Sodann kennen sie den Grund nicht, warum der Herr nicht heiratete.
Erstlich hatte er seine eigene Braut, die Kirche; sodann war er auch kein
gewhnlicher Mensch, da er dem Fleische nach eine Gehiln
1873
ntig
gehabt htte. Auch hatte er es nicht ntig, Kinder zu erzeugen, da er ewig
bleibt
1874
und allein als Gottes Sohn geboren ist.
4. Und dieser Herr selbst sagt: Was Gott zusammengefgt hat, das soll
der Mensch nicht scheiden,
1875
und an einer anderen Stelle: Wie es in
den Tagen Noahs war, man heiratete und verheiratete, man baute und
panzte, und wie es in den Tagen Lots war, so wird es auch zur Zeit der
Wiederkunft des Menschensohnes sein.
1876
5. Und damit klar sei, da er dies nicht in bezug auf die Heiden sagt, fgt
er hinzu: Wenn der Menschensohn kommen wird, wird er den Glauben
auf der Erde nden?
1877
6. Und wieder: Wehe den Schwangeren und den <s 287> Sugenden in
jenen Tagen!
1878
Freilich ist auch dieses allegorisch gesagt. Deshalb hat er
auch die Zeiten nicht bestimmt, die der Vater aus eigener Macht
festgesetzt hat,
1879
auf da die Welt von Geschlecht zu Geschlecht
erhalten bleibe.
1880
50.
1. Was aber den Ausspruch betrift . Nicht alle fassen dieses Wort; denn
es gibt zur Ehe Untchtige, die so geboren wurden, und es gibt zur Ehe
1870Vgl. Eol B,B3.
1871Vgl. ?. Sch"artz, 'usga#e des $atian S. 8C.
18729a> 8,6; 2 0etr 7,7 (S/r.3,38).
1873Vgl. +en B,2=.
1874Vgl. Strom. 11 23=,B.
18755t 2C,6; 5> 23,C.
1876Vgl. 5t B8,34D3C; L> 24,B6D33.
1877L> 2=,=.
18785t B8,2C; 5> 23,24; L> B2,B3.
1879'/g 2,4.
1880Vgl. Strom. 11 23=,B.
247
Untchtige, die von den Menschen untchtig gemacht wurden, und es
gibt Untchtige, die sich um des Himmelreiches willen selbst dazu
gemacht haben; wer es zu fassen vermag, der fasse es!,
2. so wissen sie nicht, da nach seinem Wort ber den Scheidebrief
einige ihn fragten: Wenn es sich mit dem Weibe so verhlt, so ist es fr
den Menschen nicht gut, zu heiraten, und da darauf der Herr sagte:
Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist.
1881
3. Denn die Fragenden wollten gerade dies wissen, ob er gestatte, da
man, wenn ein Weib wegen Unzucht verurteilt und verstoen worden ist,
eine andere heirate.
4. Man sagt aber, da auch nicht wenige Wettkmpfer, wie z.B. Astylos
von Kroton und Krison von Himera, mit Rcksicht auf die Sthlung ihres
Krpers enthaltsam waren und auf den Liebesgenu verzichteten.
1882
Auch der Kitharaspieler Amoibeus blieb als Jungverheirateter seiner
jungen Frau fern.
1883
Und Aristoteles von Kyrene verschmhte allein die
Lais, die in ihn verliebt war.
51.
1. Da er der Hetre eidlich versprochen hatte, sie in seine Vaterstadt
mitzunehmen, wenn sie ihm eine bestimmte Hilfe gegen seine Gegner
geleistet htte, hielt er seinen Eid, als sie ihm den Dienst geleistet hatte, in
scherzhafter Weise, indem er von ihr ein mglichst hnliches Bild malen
und in Kyrene aufstellen lie, wie Istros in der Schrift ber die
Eigentmlichkeit der Wettkmpfe erzhlt.
1884
Somit ist auch die
Untauglichkeit zur Ehe nichts Tugendhaftes, wenn sie nicht aus Liebe zu
Gott erworben wird.
2. Dem entsprechend sagt der selige Paulus ber diejenigen, die die Ehe
verabscheuen: In spteren Zeiten <s 288> werden manche vom Glauben
abfallen, weil sie sich Irrgeistern und Lehren zuwenden, die von
Dmonen stammen; diese verbieten das Heiraten und verlangen, da man
sich bestimmter Speisen enthlt.
1885
3. Und wiederum sagt er: Niemand soll euch den Siegespreis
aberkennen, indem er sich mit der Forderung der Demut selbst eine
Religion zurecht macht und seinen Krper nicht schont.
1886
Derselbe
schreibt auch folgendes: Du bist an eine Frau gebunden? Suche keine
Lsung! Du bist frei von einer Frau? Suche keine Frau!
1887
Und wieder:
Jeder habe sein Weib, damit euch der Satan nicht versuche!
1888
18815t 2C,22 f.23 f.
1882Vgl. 0laton, +esetze V111 /.=83 ' mit Scholien.
1883Vgl. 'elianus, Hist. an. V1 2; Var. hist. 111 33.
18841stros Fr. 8= FH+ 1 /. 8B8; vgl. 'elianus, Var. hsit. < B, "o die gleiche +eschichte von ?u#otas erzhlt "ird.
18852 $im 8,2.3.
1886Vgl. Eol B,2=.B3.
18872 Eor 4,B4.
1888?#d. 4,B.7.
248
52.
1. Wie nun? Machten nicht auch in alter Zeit die Gerechten mit
Danksagung Gebrauch von dem Geschafenen? Einige erzeugten auch
Kinder, indem sie mit Enthaltsamkeit in der Ehe lebten. Und dem Elias
brachten die Raben als Speise Brot und Fleisch;
1889
und auch der Prophet
Samuel brachte dem Saul die Keule zu essen, die er von dem, was er selbst
gegessen hatte, briggelassen hatte.
1890
2. Wenn aber jene behaupten, sogar diese Mnner durch ihren Wandel
und ihr Leben zu bertrefen, so werden sie mit deren Taten nicht einmal
verglichen werden knnen.
1891
3. Wer nicht it, soll also den nicht verachten, der it; und wer it, soll
den nicht verurteilen, der nicht it; denn Gott hat ihn angenommen.
1892
4. Aber auch der Herr sagt von sich selbst: Es kam Johannes und a
nicht und trank nicht; und man sagt: Er hat einen bsen Geist. Es kam
der Menschensohn und it und trinkt; und man sagt: Siehe da, ein
Fresser und Weinsufer, ein Freund der Zllner und ein Snder.
1893
Oder
verachten sie auch die Apostel? Petrus und Philippos erzeugten nmlich
Kinder, und Philippos verheiratete auch seine Tchter.
53.
1. Auch Paulus trgt kein Bedenken, in einem seiner Briefe seine Gattin
anzureden,
1894
die er nur nicht mit sich <s 289> herumfhrte, um in der
Ausbung seines Amtes nicht gehindert zu sein.
2. Er sagt daher in einem Brief: Haben wir nicht auch die Freiheit, eine
Schwester als Gattin mit uns zu fhren wie die brigen Apostel?
1895
3. Aber diese richteten, ihrem Dienst entsprechend, ihre Gedanken nur
auf die Predigt, ohne sich ablenken zu lassen,
1896
und fhrten ihre Frauen
nicht als Ehegattinen, sondern als Schwestern mit sich, damit sie ihre
Gehilnnen bei den Hausfrauen seien; und durch sie konnte die Lehre des
Herrn auch in das Frauengemach kommen, ohne da bler Nachruf
entstand.
4. Wir kennen ja auch die Anordnungen, die der edle Paulus in dem
einen der beiden Briefe an Timotheus fr die dienenden Frauen gibt.
1897
Aber der nmliche ruft freilich auch laut: Das Gottesreich besteht nicht
in Essen und Trinken, aber auch nicht in der Enthaltung von Wein und
1889Vgl. 3 E@n 24.6.
1890Vgl. 2 E@n C,B8.
1891Hierher /ate #esser der '#schnitt 73,7 (Aer von ihnen geht T dem Sch@/fer dan>#ar); 5a.or "ollte
dements/rechend den $e%t ndern, "hrend 0ostgate 7B,B vor 73,7 setzen m@chte.
1892G@m 28,3.
18935t 22,2=f.; L> 4,33 f.
1894Vgl. 0hil 8,3; das von :lemens im Sinn von *+attin, aufgefate Aort #edeutet an dieser Stelle *+efhrte, oder
*+enosse,; andere er>lren es als ?igennamen.
18952 Eor C,7.
1896?#d. 4,37.
1897Vgl. 2 $im 7,Cf.
249
Fleisch, sondern in Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem
Heiligen Geist.
1898
5.
1899
Wer von ihnen geht in einem Schafpelz und mit einem ledernen
Grtel umher wie Elias?
1900
Wer hllt sich in einen Sack, ohne irgendein
anderes Kleidungsstck zu bentzen, und geht barfu wie Jesaias?
1901
Oder hat nur einen leinenen Schurz wie Jeremias?
1902
Und wer wird die
gnostische Lebensweise des Johannes nachahmen?
1903
Aber obwohl sie ihr
Leben in dieser Weise fhrten, waren die seligen Propheten doch dem
Schpfer dankbar.
54.
1. Die Gerechtigkeit des Karpokrates aber und derer, die ebenso wie er
auf die zuchtlose Gemeinschaft
1904
ausgehen, kann ungefhr so widerlegt
werden. Unmittelbar nmlich nach dem Wort: Gib dem, der dich
bittet! fgt der Herr hinzu: Und wende dich nicht von dem ab, der von
dir borgen will!
1905
Er wollte also diese Art von Gemeinschaft lehren,
nicht die wollstige.
2. Wie kann es nun einen Bittenden und einen Nehmenden und einen
Borgenden geben, wenn niemand da ist, der hat und gibt und leiht?
3. Wie steht es nun, wenn der Herr sagt: Ich bin hungrig gewesen und
ihr habt mir zu essen gegeben; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich
trinken lassen; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich gastlich
<s 290> aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet und
dann fortfhrt: Alles, was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das
habt ihr mir getan?
1906
4. Und verordnet er das nmliche nicht auch im Alten Testamente? Wer
einem Armen gibt, leiht Gott,
1907
und: Unterla nicht, dem Bedrftigen
wohlzutun!
1908
heit es.
55.
1. Und wieder sagte er: Barmherzigkeit und Treue sollen dich nicht
verlassen!
1909
Und: Armut erniedrigt einen Mann; aber die Hnde der
Tatkrftigen machen reich.
1910
Und er fgt hinzu: Siehe, der Mann, der
sein Geld nicht auf Zinsen gab, wird angenommen.
1911
Und erklrt er
1898G@m 28,24.
1899Vgl. o#en S. B== 'nm. 4
1900Vgl. 3 E@n 2C,23.2C; 8 E@n 2,=.
1901Vgl. 9es B3,B.
1902Vgl. 9er 23,2.
1903Vgl. 5t 3,8; 5> 2,6.
1904Vgl. Strom. 111 B4,3.
19055t 7,8B.
19065t B7,37f.83; vgl. Suis div. salv. 23,33.
1907S/r 2C,28(24).
1908?#d. 3,B4.
1909S/r 3,3.
1910?#d. 23,8.
1911Vgl. 0s 28,7; ?z 2=,=.
250
nicht ausdrcklich: Als Lsegeld des Lebens eines Mannes wird sein
eigener Reichtum angesehen?
1912
Wie also die Welt aus
Entgegengesetztem besteht, z.B. aus Warmem und Kaltem, aus
Trockenem und Feuchtem, so auch aus den Gebenden und den
Nehmenden.
2. Und wieder weist er mit den Worten: Wenn du vollkommen werden
willst, so verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen! den zurck,
der sich dessen rhmt, da er alle Gebote von Jugend an gehalten habe.
Denn er hatte das Gebot nicht erfllt: Du sollst deinen Nchsten wie
dich selbst lieben!
1913
Jetzt erst wurde er von dem Herrn, der ihn
vollkommen machen wollte. gelehrt. aus Liebe mitzuteilen.
56.
1. Er hinderte also nicht, da man in rechter Weise reich ist, sondern nur,
da man mit Unrecht und mit Unersttlichkeit reich ist. Denn Besitz,
der rasch und mit Unrecht gewonnen wird, nimmt ab.
1914
Denn es gibt
solche, die (reichlich) sen und noch mehr ernten, und solche, die
sammeln und doch rmer werden.
1915
Von ihnen steht geschrieben:
Reichtum teilte er aus, er gab den Armen, seine Gerechtigkeit bleibt in
Ewigkeit.
1916
2. Denn jener, der ausstreut und noch mehr sammelt, das ist der, der
durch die Hingabe von irdischem und vergnglichem Gut sich das
Himmlische und Ewige erwirbt;
1917
; von ihm verschieden ist derjenige, der
niemandem mitteilt, der trichterweise sich Schtze auf Erden sammelt,
wo Motten und Rost sie <s 291> zerstren
1918
(von ihm steht geschrieben:
Wer Lohn sammelt, der sammelt in einen durchlcherten Beutel
1919
)
3. Von dessen Land sagt der Herr im Evangelium, da es gut getragen
habe; da habe er in der Absicht, die Frchte aufzubewahren, grere
Scheunen bauen wollen und habe entsprechend der dramatischen
Darstellung zu sich selbst gesagt: Du hast einen reichen Vorrat fr viele
Jahre aufgespeichert; i, trink, la es dir wohl sein! O du Tor, sagte der
Herr; denn noch in dieser Nacht fordert man dir dein Leben ab. Wem soll
dann das zufallen, was du zugerichtet hast?
1920
1912S/r 23,=.
19135t 2C,B2.B3.2C; 5> 23,B2.B3; 2B,32; L> 2=,BB.B2.B3.
1914S/r 23,22.
1915S/r 22,B8.
19160s 222,C;vgl. 0aid 111 37,7.
1917Vgl. 5t 2C,B2.
19185t 6,2C.
1919'/g 2,6.
1920Vgl. L> 2B,26DB3.
251
VII. Kapitel
57.
1. Die menschliche Enthaltsamkeit nun, ich meine die von den
Philosophen der Griechen gelehrte, verlangt, da man mit der Begierde
kmpft und ihr nicht zu ihren Taten willig ist; die von uns dagegen
gelehrte, da man berhaupt nicht begehrt; sie hat also nicht das Ziel, da
man sich trotz der vorhandenen Begierde beherrscht, sondern da man
sich der Begierde selbst enthlt.
2. Diese Enthaltsamkeit ist aber auf keine andere Weise zu gewinnen als
durch die Gnade Gottes.
1921
Deswegen sagt er: Bittet, und es wird euch
gegeben werden.
1922
3. Diese Gnade wurde auch dem Moses, obwohl er mit dem Krper
bekleidet war, der viele Bedrfnisse hatte, zuteil, so da er vierzig Tage
lang weder hungerte noch drstete.
1923
4. Wie aber gesund zu sein besser ist, als ber Gesundheit zu reden,
whrend man krank ist, so ist es auch besser, Licht zu sein, als ber das
Licht zu reden, und die tatschliche Enthaltsamkeit besser als die von den
Philosophen gelehrte.
5. Denn wo Licht ist, da gibt es keine Finsternis. Wo sich aber die
Begierde eingenistet hat, da verkehrt sie doch, auch wenn sie allein ist
und wenn sie der krperlichen Ttigkeit nach sich nicht rhrt, durch das
Darandenken mit dem, was nicht gegenwrtig ist.
58.
1. berhaupt soll sich unsere Abhandlung ber die Ehe und die Nahrung
und das brige in dem Sinn fortsetzen, da wir in nichts unserer Begierde
nachgeben und nur jenes begehren sollen, was notwendig ist. Denn wir <s
292> sind nicht Kinder der Begierde, sondern des Willens.
1924
2. Auch wer zum Zweck der Kindererzeugung geheiratet hat, mu
Enthaltsamkeit ben, damit er nicht einmal sein eigenes Weib begehre,
das er lieben sollte, indem er mit keuschem und sittsamem Willen Kinder
zeugt. Denn wir haben nicht gelernt, fr den Krper so Sorge zu tragen,
da Begierden entstehen, sondern anstndig als am Tage, das heit mit
Rcksicht auf Christus und den leuchtenden Wandel des Herrn, zu
wandeln, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und
Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht.
1925
1921Sacra 0ar. B34 Holl.
19225t 4,4.
1923?% B8,2=.
1924Vgl. 9oh 2,23.
1925G@m 23,28.23.
252
59.
.
1926
Aber freilich darf man die Enthaltsamkeit nicht nur auf einem
einzigen Gebiet beobachten, nmlich auf dem Gebiet des Liebesgenusses,
sondern auch hinsichtlich alles dessen, wonach unsere Seele mit ihrer
Freude an schwelgerischem Genu begehrt, weil sie sich nicht mit dem
Ntigsten begngen will, sondern nach ppigkeit verlangt.
2. Enthaltsamkeit ist es, das Geld zu verachten, behagliches Leben,
Besitz, Augenlust geringzuschtzen, seine Zunge zu beherrschen, ber die
bsen Gedanken Herr zu sein. Sind ja doch einige Engel, die sich nicht
beherrschten, sondern ihrer Begierde unterlagen, vom Himmel auf die
Erde herabgestoen worden.
1927
3. Und Valentinus sagt in seinem Brief an Agathopus: Jesus ertrug alles
und war enthaltsam; er suchte sich das Gottsein zu erwerben; er a und
trank auf eine nur ihm eigene Weise, indem er die Speisen nicht wieder
von sich gab; so gro war die Macht seiner Enthaltsamkeit, da die
Speise in ihm nicht dem Verderben unterlag; denn er selbst unterlag dem
Verderben nicht.
1928
4. Was nun uns betrift, so schtzen wir die Enthaltsamkeit hoch wegen
unserer Liebe zum Herrn und wegen des Schnen selbst, indem wir den
Tempel des Geistes
1929
heiligen. Denn es ist schn, sich wegen des
Himmelreiches zu entmannen,
1930
das heit, jede Begierde zu ertten
und sein Gewissen von den toten Werken zu reinigen, um dem
lebendigen Gott zu dienen.
1931
60.
<s 293> 1. Diejenigen aber, die sich aus Ha gegen das Fleisch der
ehelichen Vereinigung und des Genusses der geziemenden Speisen
undankbar enthalten wollen, die sind unwissend und gottlos, und sie
ben eine unvernnftige Enthaltsamkeit wie die meisten der anderen
Heiden.
2. So essen die Brahmanen nichts von einem beseelten Wesen und
trinken keinen Wein, aber die einen von ihnen nehmen wie wir jeden Tag
Speise zu sich, einige von ihnen aber nur alle drei Tage, wie Alexandros
Polyhistor in seiner Indischen Geschichte sagt;
1932
sie verachten den Tod
und achten das Leben fr nichts; denn sie sind berzeugt, da es eine
Wiedergeburt gibt; und als Gtter
1933
verehren sie den Herakles und den
Pan.
3. Diejenigen Inder aber, die die Ehrwrdigen heien, bringen ihr
ganzes Leben nackt zu; diese bemhen sich um die Wahrheit und sagen
1926-um folgenden vgl. Strom. 111 8,2.
1927+en 6,B; 0aid 111 28,B; Strom. V 23,B.
1928Vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. BC4 f.
1929Vgl. 2 Eor 3,26f.
19305t 2C,2B.
1931He#r C,28.
1932'le%ander 0ol.histor Fr. C7 FH+ 111 /. B36.
19331ch lese mit 5(ntzel (%%%) statt (%%%)
253
die Zukunft voraus und verehren eine Pyramide, unter der, wie sie
glauben, die Gebeine eines Gottes bestattet sind.
4. Aber weder die Gymnosophisten (die nackten Weisen) noch die
sogenannten Ehrwrdigen nehmen sich Weiber; denn sie halten das fr
unnatrlich und gesetzwidrig, und aus diesem Grunde halten sie sich
keusch, und auch die ehrwrdigen Frauen bleiben unvermhlt. Sie
beobachten, wie es scheint, die Himmelserscheinungen und sagen auf
Grund dessen, was diese erkennen lassen, manches Zuknftige vorher.
VIII. Kapitel
61.
1. Die Urheber der Lehre, da es keinen Unterschied zwischen gut und
bse gebe, tun einigen wenigen Schriftstellen Gewalt an und meinen, da
sie fr ihre wollstige Lehre sprechen. Darunter ist auch jenes Wort:
Denn die Snde wird ber euch nicht herrschen, denn ihr seid nicht
unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade
1934
(und noch einige andere
Stellen dieser Art; sie auer diesen anzufhren, liegt kein Grund vor;
denn ich will ja kein Seeruberschif ausrsten). Deshalb wollen wir ihre
Beweisfhrung kurz widerlegen.
2. Der edle Apostel wird ja den (durch die falsche Auslegung ihm
gemachten) Vorwurf selbst durch das Wort hinfllig machen, das er <s
294> zu dem angefhrten Satz hinzufgt: Wie nun? Sollen wir sndigen,
weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei
ferne!
1935
In dieser von Gott eingegebenen und prophetischen Weise lst
er auf der Stelle den sophistischen Trugschlu (der Anhnger) der Lust.
62.
1. Sie sehen also, wie es scheint, nicht ein, da wir alle vor dem
Richterstuhle Christi ofenbar werden mssen, damit jeder den Lohn fr
sein Tun bei Leibesleben empfange, es sei gut oder bse,
1936
d.h. damit
jeder (den Lohn fr) das erhalte, was er mit seinem Leib getan hat.
1937
2. Deshalb, wenn einer in Christus ist, so ist er eine neue Schpfung,
1938
die nicht mehr zum Sndigen bereit ist. Das Alte ist vergangen; wir
haben das alte Leben von uns abgewaschen. Siehe, Neues ist
geworden,
1939
Keuschheit aus Unzucht, Enthaltsamkeit aus
Zuchtlosigkeit, Gerechtigkeit aus Ungerechtigkeit.
3.Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander
gemein? Oder was hat das Licht mit der Finsternis zu schafen? Wie
1934G@m 6,28.
1935G@m 6,27.
1936B Eor 7,23.
1937:lemens scheint hier z"ei verschiedene M#erlieferungen des 0auluste%tes ne#eneinanderzustellen.
1938B Eor 7,24.
1939?#d.
254
stimmt Christus mit Beliar berein? Oder welche Gemeinschaft besteht
zwischen einem Glubigen und einem Unglubigen? Wie vertrgt sich
der Tempel Gottes mit den Gtzenbildern?
1940
Da wir nun solche
Verheiungen haben, wollen wir uns von jeder Beeckung des Fleisches
und des Geistes rein erhalten und vllige Heiligkeit bei uns in der Furcht
Gottes schafen!
1941
IX. Kapitel
63.
1. Diejenigen, die sich der Schpfung Gottes unter dem geflligen
Schein
1942
der Enthaltsamkeit widersetzen, fhren auch jene zu Salome
gesprochenen Worte an, die wir frher erwhnten.
1943
Sie stehen aber, wie
ich glaube, im gypterevangelium.
2. Sie behaupten nmlich, der Heiland selbst habe gesagt: Ich bin
gekommen, den Werken des Weibes ein Ende zu machen, des Weibes,
das heit, der Begierde, den Werken, das heit, dem Entstehen und dem
<s 295> Vergehen.
1944
Was wollen sie nun sagen? Ist etwa diese
Einrichtung beseitigt? Das werden sie wohl nicht behaupten wollen; denn
die Welt bleibt in derselben Ordnung bestehen.
3. Aber der Herr hat nicht gelogen. Denn in der Tat hat er den Werken
der Begierde ein Ende gemacht, der Habgier, der Streitsucht, der
Ehrsucht, der rasenden Weiberliebe, der Knabenliebe, der Fresserei, der
Liederlichkeit und hnlichen Lastern, deren Entstehung den Untergang
der Seele bedeutet, da wir ja tot durch die Snden
1945
werden. Und dies
war die als Weib bezeichnete Unenthaltsamkeit.
4. Entstehen und Vergehen mu aber vorlug in der Welt noch
fortdauern bis zur vlligen Scheidung und Wiederherstellung der
Auserwhlten, derentwegen auch die mit der Welt vermengten
Wesenheiten wieder ihrer ursprnglichen Heimat zugeteilt werden.
64.
.
1946
Da also jenes Wort auf die Vollendung hingewiesen hatte, sagt Salome
mit Recht: Bis wann werden die Menschen sterben? Das Wort
Mensch gebraucht aber die Schrift in doppelter Bedeutung, sowohl zur
Bezeichnung der sinnlichen Erscheinung als auch zu der der Seele
1947
und
dann wieder zur Bezeichnung dessen, der gerettet wird, und dessen, bei
1940?#d. 6,28D26.
1941?#d. 4,2.
1942Vgl. Strom. 111 87,2.
1943Vgl. e#d. 87,3.
1944-u 63,B; 68,2; 66,2.B vgl. 0reuschen, 'ntilegomena S. B.
1945?/h B,7.
1946-u 68,2 vgl. Strom. 111 87,3; ?%c. e% $heod. 64.
1947Vgl. B Eor 8,26.
255
dem das nicht der Fall ist. Und Tod der Seele wird die Snde genannt.
1948
Deshalb antwortet der Herr auch mit Vorbedacht: Solange die Weiber
gebren, das heit, solange die Begierden wirksam sind.
2. Deshalb, wie durch einen einzigen Menschen die Snde in die Welt
gekommen ist, so ist auch durch die Snde der Tod zu allen Menschen
hindurchgedrungen, weil alle gesndigt haben; und der Tod herrschte von
Adam bis Moses,
1949
sagt der Apostel. Und nach der durch die gttliche
Weltregierung begrndeten natrlichen Notwendigkeit folgt auf die
Geburt der Tod,
1950
und der Vereinigung der Seele und des Krpers folgt
ihre Trennung.
1951
3. Wenn aber die Geburt dem Lernen und dem Erkennen dient, so dient
die Ausung der Wiederherstellung. Und wie das Weib wegen des
Gebrens fr die Ursache des Todes gehalten wird, so wird sie aus dem
nmlichen Grunde auch die Urheberin des Lebens heien.
65.
1. So erhielt ja diejenige, die den Anfang mit der bertretung machte, den
Namen Leben,
1952
weil sie zur Urheberin der Reihenfolge derer wurde,
die geboren werden und sndigen, zur Mutter ebenso der Gerechten wie
der Ungerechten, wobei jeder von uns sich selbst gerecht oder umgekehrt
ungehorsam macht.
2. Daher glaube ich nicht, da der Apostel das Leben im Fleische
verabscheut, wenn er sagt: Aber in aller fentlichkeit wird so wie alle
Zeit auch jetzt Christus an meiner Person verherrlicht werden, sei es
durch Leben, sei es durch Tod. Denn Christus ist mein Leben und Sterben
mein Gewinn. Wenn es sich aber um ein Weiterleben im Fleische handelt,
so bedeutet auch das fr mich einen Gewinn aus der Arbeit; ich wei
nicht, was ich vorziehen soll. Denn nach beiden Seiten werde ich
hingezogen: ich habe Lust abzuscheiden und mit Christus vereint zu sein;
denn dies wre weit besser; da ich aber weiter im Fleische bleibe, ist um
euretwillen notwendiger.
1953
3. Denn hierdurch zeigte er, meine ich, deutlich, da der letzte Grund des
Ausscheidens aus dem Krper die Liebe zu Gott, und der letzte Grund des
Daseins im Fleische das dankbare Ausharren um derentwillen, die der
Rettung bedrfen.
1948Vgl. 2 $im 7,6.
1949G@m 7,2B.28.
1950Vgl. Strom. 111 87,3 Schlu.
1951Vgl. 0laton, 0haidon /. 64 !.
1952+en 3,B3.
19530hil 2,B3DB8.
256
66.
1. Warum fhren sie aber nicht auch das an, was auf die zu Salome
gesagten Worte folgt, sie, die alles eher tun, als da sie nach der wahrhaft
evangelischen Richtschnur wandeln?
1954
2. Als sie nmlich sagte: So habe ich also gut daran getan,. da ich nicht
geboren habe, und damit die Meinung zu erkennen gab, da es wohl
nicht recht sei, sich mit der Fortpanzung zu befassen, antwortet ihr der
Herr: I von jeder Panze, aber von der, die Bitterkeit in sich hat, i
nicht!
3. Denn auch hierdurch deutet er an, da Enthaltsamkeit oder Ehe eine
Sache unserer freien Entscheidung sei und nicht etwas durch ein
verhinderndes Gebot Erzwungenes; und zugleich macht er auch deutlich,
da die Ehe mit der Schpfung zusammenwirkt.
67.
1. Darum darf man die vernunftgeme Ehe fr keine Snde halten, es sei
denn, da man das Aufziehen von Kindern fr etwas Bitteres hlt (vielen
erscheint ja umgekehrt die Kinderlosigkeit als das Schmerzlichste); aber
ebenso soll jemand, wenn ihm das Kindererzeugen bitter <s 297>
erscheint, weil es ihn wegen der ntigen Besorgungen von den gttlichen
Dingen abzieht, dann nicht deshalb, weil er das einsame Leben nicht
leicht ertragen kann, nach der Ehe begehren; denn das, was einem gefllt,
ist unschdlich, wenn es mit Sittsamkeit gebt wird, und jeder von uns
ist Herr ber die Entscheidung betrefs der Erzeugung von Kindern.
2. Ich wei aber, da manche der Ehe wegen, die sich ihrer nicht
entsprechend der heiligen Erkenntnis enthalten hatten, in Menschenha
verelen und da die Liebe bei ihnen verlorenging, da dagegen andere,
die auf Grund der Nachgiebigkeit des Gesetzes sich von der Ehe fesseln
lieen und sich der Lust ergaben, nach dem Wort des Propheten den
Tieren hnlich wurden.
1955
X. Kapitel
68.
1. Wer sind aber die zwei oder drei im Namen Christi Versammelten, in
deren Mitte der Herr ist?
1956
Meint er mit den dreien nicht Mann, Weib
und Kind, weil der Mann mit dem Weibe durch Gott verbunden wird?
1957
1954Vgl. +al 6,26.
19550s 8=,23.B2.
1956Vgl. 5t 2=,B3.
1957Vgl. +en B,BB.
257
2. Wenn einer aber unbeschwert sein will und sich wegen der damit
verbundenen Unmue zum Kinderzeugen nicht entschlieen kann, so
soll er, sagt der Apostel, ehelos bleiben, wie ich.
1958
3. Sie erklren nmlich jenes Wort so: der Herr habe damit sagen wollen,
da mit der greren Zahl der Weltschpfer sei, nmlich der Gott, der
Urheber des Entstehens ist, mit dem einen aber, dem Auserwhlten, der
Heiland, der der Sohn eines anderen Gottes, nmlich des guten Gottes,
sei.
4. Dies verhlt sich aber nicht so; vielmehr ist Gott durch seinen Sohn
auch mit denen, die sittsam die Ehe geschlossen und Kinder erzeugt
haben; aber auch mit dem, der in vernnftiger Weise Enthaltsamkeit
gebt hat, ist in der gleichen Weise der nmliche Gott.
5. Nach einer anderen Aufassung knnen jene drei auch Leidenschaft
und Begehrungsvermgen und Denkkraft sein,
1959
und wieder nach einer
anderen Erklrung Fleisch, Seele, Geist.
1960
69.
1. Vielleicht deutet aber die angefhrte Dreizahl auch auf die Berufung
und an zweiter Stelle auf die <s 298> Auserwhlten und an dritter auf das
fr die hervorragendste Ehre bestimmte Geschlecht hin; mit ihnen ist die
ber alles waltende Macht Gottes, ungeteilt an sie verteilt.<f>Zum
Gegensatz zwischen berufen und auserwhlt vgl. Mt 22,14
(20,16).</f>
2. Wer also die natrlichen Seelenkrfte so bentzt, wie es sich gebhrt,
der begehrt das Entsprechende und hat das Schdliche, wie es die
Gebote vorschreiben; denn es heit: Du sollst den segnen, der dich
segnet, und dem uchen, der dir ucht.<f>Vgl. Gen 12,3; 27,29.</f>
3. Wenn er sich aber auch ber diese beiden, die Leidenschaft und die
Begierde, erhoben und in der Tat das Geschpf Gottes und des Schpfers
aller Dinge wegen zu lieben begonnen hat, dann wird er gnostisch leben,
da er dem Heiland hnlich geworden und dementsprechend zu einem
nicht mehr mit Anstrengung verbundenen Zustand der Enthaltsamkeit
gelangt ist und Erkenntnis, Glaube, Liebe zu einer Einheit verbunden hat.
4. Von nun an ist er in seinen Entscheidungen vllig einheitlich<f>Wenn
Leidenschaft und Begierde ihre Macht verloren haben, herrscht im
Menschen nur mehr die Denkkraft, das Logistikon.</f> und ist wahrhaft
geistlich, ganz und gar unempfnglich fr die aus der Leidenschaft und
der Begierde erwachsenden Gedanken, ein Mensch, der nach dem
Bilde<f>Vgl. Gen 1,26.</f> des Herrn von dem Knstler selbst vollendet
wurde, ein vollkommener Mensch, nunmehr wrdig, von dem Herrn
Bruder genannt zu werden,< f>Vgl. Hebr 2,11.</f> zugleich sein Freund
19582 Eor 4,=.
1959Vgl. 0aid. 111 2,B m. 'nm.; Strom. 111 C3.
1960Vgl. 2 $hess 7,B3.
258
und sein Sohn. So verschmelzen die zwei und die drei<f>Vgl. Strom. III
68,1.</f> zu einem und demselben, nmlich zu dem gnostischen
Menschen.
70.
1. Die Einheit der vielen aber, die mit der Zahl drei gemeint ist, mit denen
der Herr ist, kann vielleicht auch die eine Kirche, der eine Mensch, das
eine Menschengeschlecht sein.
2. Oder war der Herr, als er das Gesetz gab, nicht mit dem einen, dem
Juden, spter aber, als er Weissagungen gab und den Jeremias nach
Babylon sandte,
1961
ja auch die Glubigen aus den Heiden durch die Predigt
der Propheten berief, fhrte er da nicht die beiden Vlker zusammen, und
war nicht der dritte der eine, der aus <s 299> jenen beiden zu einem
neuen Menschen geschafen wurde,
1962
in dem er wandelt und wohnt, in
der Kirche selbst?
1963
3. Und das Gesetz und zugleich die Propheten zusammen mit dem
Evangelium werden im Namen Christi zu einer einzigen Erkenntnis
vereinigt.
4. So sind also diejenigen, die aus Ha nicht heiraten oder aus Begierde
ohne Unterschied das Fleisch mibrauchen,
1964
nicht in der Zahl jener
Geretteten., mit denen der Herr ist.
1965
XI. Kapitel
71.
1. Nachdem dies so gezeigt ist, wollen wir jetzt alle die Schriftstellen
beibringen, die den spitzndigen Vertretern der Irrlehren widersprechen,
und damit die Norm der vernunftgem beachteten Enthaltsamkeit
angeben.
2. Der Verstndige wird die jeder einzelnen der Irrlehren in besonderer
Weise widersprechende Schriftstelle herausnden und zur rechten Zeit
zur Widerlegung derer verwenden, die den Geboten widersprechende
Lehrstze aufstellen.
3. Schon von Anfang an hat das Gesetz, wie wir schon frher sagten
1966
das Gebot Du sollst das Weib deines Nchsten nicht begehren!
1967
vor
dem uns noch unmittelbarer berhrenden Wort des Herrn im Neuen
Testament ausgesprochen, das seinerseits den Herrn in eigener Person
1961!iese 'nga#e #eruht ent"eder auf 1rrtum oder auf Ben(tzung auer>anonischer &(discher M#erlieferung Q:f
'/cBar(s.r) 33; +inz#erg, Legends Bd. 8 S. 323 ff.R.
1962Vgl. ?/h B,27.
1963Vgl. B Eor 6,26.
1964Vgl. Strom. 11 22=,3; 111 B7,4;B6,B.
1965Vgl. 5t 2=,B3.
1966Vgl.Strom. 111 C,2.
1967?% B3,24.
259
sagen lt: Ihr habt gehrt, da das Gesetz beehlt: Du sollst nicht
ehebrechen! Ich aber sage: Du sollst nicht begehren!
1968
4. Da nmlich das Gesetz wollte, da die Mnnern mit ihren Weibern
sittsam verkehren sollten und nur zum Zweck der Kindererzeugung, das
ist daraus klar, da es dem Unverheirateten verbietet, der
Kriegsgefangenen sofort beizuwohnen, und daraus, da es, wenn ihn
einmal Verlangen nach ihr erfat hat, ihr erlaubt, dreiig Tage zu trauern,
nachdem sie sich auch die Haare hat scheren lassen; und wenn auch so
seine Begierde nicht erlischt, dann erlaubt es, mit ihr Kinder zu zeugen,
da die ihn beherrschende Leidenschaft durch die festgesetzte zeitliche
Frist zu einem vernnftigen Verlangen
1969
gelutert worden ist.
1970
72.
<s 300> 1. Deshalb wird man bei keinem der Alten aus der Schrift
nachweisen knnen, da er einer Schwangeren beiwohnte;
1971
vielmehr
wird man nden, da die Weiber erst spter nach Beendigung der
Schwangerschaft und nachdem sie das Neugeborene gestillt haben,
wieder von ihren Mnnern erkannt wurden.
2. So wirst du z.B. nden, da auch der Vater des Moses diesen
Grundsatz befolgte, indem er nach der Geburt des Aaron drei Jahre
aussetzte und dann erst den Moses erzeugte.
1972
3. Auch der Stamm der Leviten beobachtete dieses von Gott gegebene
Naturgesetz und kam deshalb in geringerer Zahl als die brigen Stmme
in das verheiene Land.
1973
4. Denn nicht leicht wchst ein Geschlecht zu einer groen Masse heran,
wenn nur die Mnner zeugen, die die gesetzliche Ehe zu fhren
bernommen haben, und nicht nur die Zeit der Schwangerschaft, sondern
auch die des Stillens abwarten.
73.
1. Deshalb hat auch Moses mit Recht, da er die Juden allmhlich zur
Enthaltsamkeit bringen wollte, ihnen befohlen, da sie sich drei Tage
hintereinander der Liebeslust enthalten sollten, bevor sie das Wort Gottes
hrten.
1974
2. Wir sind also Tempel Gottes, wie der Prophet gesagt hat: Ich werde
bei ihnen wohnen und unter ihnen wandeln, und ich will ihr Gott sein,
und sie sollen mein Volk sein, wenn wir nmlich nach seinen Geboten
wandeln, sowohl jeder einzelne von uns als auch die ganze Gemeinde.
1968Vgl. 5t 7,B4f.
1969Vgl. !tn B2,22D23; Strom. 11 ==D=C.
1970!er Begriff *vern(nftiges Verlangen, steht im +egensatz zu dem Begriff *Begierde,; diese ist ein *unvern(nftiges
Verlangen,; vgl. 'ndroni>os, !e 'ffect. /. 2B,8.
1971Vgl. 0aid. 11 CB,B.
1972Vgl. ?% 4,4.
1973Vgl. ;um 3,3C.
1974Vgl. ?% 2C,27.
260
3. Deshalb geht aus ihrer Mitte weg und sondert euch von ihnen ab, sagt
der Herr, und rhrt nichts Unreines an; und ich will euch aufnehmen,
und ich will euer Vater sein, und ihr sollt meine Shne und Tchter sein,
sagte der Herr, der Allmchtige.
1975
4. Nicht von den Verheirateten, wie sie behaupten, sondern von den noch
in Unzucht lebenden Heiden und auerdem von den erwhnten Sekten
gebietet er uns prophetisch, uns als von Unreinem und Gottlosen
abzusondern.
74.
1. Deshalb sagt auch Paulus, indem er sich gegen die wendet, die den
Erwhnten hnlich sind: Ihr habt also diese Verheiungen, Geliebte; wir
wollen unsere Herzen von jeder Beeckung des Fleisches und des Geistes
rein halten und vllige Heiligkeit bei uns in der Furcht Gottes
schafen.
1976
Denn ich eifere um euch mit gttlichem <s 301> Eifer; denn
ich habe euch einem einzigen Manne verlobt, um eine reine Jungfrau
Christus zuzufhren.
1977
2. Die Kirche schliet aber mit keinem anderen die Ehe, da sie ihren
Brutigam besitzt. Aber jeder einzelne von uns hat die Freiheit, jede, die
er will, nach dem Gesetz zu heiraten, ich meine in der ersten Ehe.
1978
3. Ich frchte aber, es mchten, wie die Schlange in ihrer Arglist die Eva
verfhrt hat, so auch eure Gedanken von der auf Christus gerichteten
einfltigen Gesinnung abgelenkt werden,
1979
hat der Apostel als ein sehr
gewissenhafter und treuer Lehrer gesagt.
75.
1. Deshalb sagt auch der bewundernswerte Petrus: Geliebte, ich ermahne
euch, enthaltet euch als Fremdlinge und Gste der eischlichen Lste, die
wider die Seele streiten, und fhrt einen guten Wandel unter den Heiden!
2. Denn das ist der Wille Gottes, da ihr durch gute Taten die
Wirksamkeit der unverstndigen Menschen verstummen macht, als Freie
und nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel der Bosheit machen,
sondern als Knechte Gottes.
1980
3. hnlich schreibt aber auch Paulus im Rmerbrief: Die wir der Snde
gestorben sind, wie sollten wir noch in ihr leben? Denn unser alter
Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der Leib der Snde vernichtet
werde bis zu den Worten und stellt auch eure Glieder der Snde nicht
als Wafen der Ungerechtigkeit zur Verfgung!
1981
1975B Eor 6,26D2=.
1976B Eor 4,2.
1977B Eor 22,B.
1978Vgl. Strom. 111 8,3; =B,3.
1979B Eor 22,3.
19802 0etr B,22f.27f.
1981G@m 6,BB.6.23.
261
76.
1. Und hier glaube ich nicht unerwhnt lassen zu sollen, da der Apostel
den nmlichen Gott durch Gesetz und Propheten und Evangelium
verkndet sein lt. Denn das im Evangelium geschriebene Wort: Du
sollst nicht begehren!
1982
schreibt er in dem Rmerbrief dem Gesetz zu,
da er wei, da ein und derselbe der ist, der durch Gesetz und Propheten
verkndigte, und der Vater, von dem er selbst die frohe Botschaft
predigte.
2. Er sagt nmlich: Was sollen wir sagen? Ist das Gesetz Snde? Das sei
ferne! Aber ich konnte die Snde nur durch das Gesetz kennenlernen;
denn ich wte nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht sagte:
Du sollst nicht begehren!
1983
3. Und wenn die Irrglubigen, die sich dem Weltschpfer <s 302>
widersetzen wollen,
1984
annehmen, Paulus habe sich mit den folgenden
Worten gegen den Schpfer gewandt: Ich wei, da in mir, das ist in
meinem Fleische, nichts Gutes wohnt,
1985
so sollen sie doch das
Vorhergehende und das Nachfolgende lesen.
4. Denn vorher hatte er gesagt: Sondern die in mir wohnende
Snde.
1986
Ihretwegen war es folgerichtig, zu sagen: In meinem Fleische
wohnt nichts Gutes.
1987
77.
1. Sodann fgte er hinzu: Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so
bin nicht mehr ich es, der es vollbringt, sondern die in mir wohnende
Snde, die dem Gesetz Gottes
1988
und meines Sinns widerstreitet, so
sagt er, und mich zum Gefangenen des Gesetzes der Snde macht, das in
meinen Gliedern ist. Ich unglckseliger Mensch! Wer wird mich von dem
Leibe dieses Todes erlsen?
1989
2. Und wieder (denn er wird nicht im geringsten mde, zu ntzen) steht
er nicht an, hinzuzufgen: Denn das Gesetz des Geistes hat mich von
dem Gesetz der Snde und des Todes befreit. Denn durch den Sohn hat
Gott die Snde im Fleisch verdammt, damit die Rechtssatzung des
Gesetzes in uns erfllt werde, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln,
sondern nach dem Geist.
1990
3. berdies ruft er, um das Vorhergesagte noch deutlicher zu machen aus:
Der Leib ist tot wegen der Snde, womit er zeigt, da der Leib, wenn
19825t 7,B4f.; Strom. 111 42,3.
1983G@m 4,4.
1984Vgl. Strom. 111 38,3,8.
1985G@m 4,2=.
1986?#d. 4,24.
1987?#d. 4,2=.
1988-u *+esetz +ottes, vgl. G@m 4,BB.
1989?#d. 4,B3. B3f.
1990?#d. =,BD8.
262
er nicht der Tempel
1991
dann noch das Grab
1992
der Seele sei. Denn wenn er
Gott geheiligt ist, so wohnt der Geist, dies wird der Apostel noch
hinzufgen, dessen in euch, der Jesus von den Toten auferweckt hat, der
auch euren sterblichen Leib durch seinen in euch wohnenden Geist
lebendig machen wird.
1993
78.
1. Dann fgt er wieder, indem er die Wollstigen tadelt, jene Worte
hinzu: Denn das Bestreben des Fleisches fhrt zum Tod, weil die nach
dem Fleische Lebenden Fleischliches erstreben, und das Bestreben des
Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; denn es unterwirft sich dem Gesetze
Gottes nicht. Die eischlich gerichteten Menschen aber knnen
entgegen dem, was einige lehren, Gott <s 303> nicht gefallen,
1994
sondern es ist so, wie wir vorher gesagt haben.
2. Dann sagt er zum Unterschied von diesen zu der Kirche: Ihr aber lebt
nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn anders Gottes Geist in euch
wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der gehrt ihm nicht an. Wohnt
dagegen Christus in euch, so ist zwar der Leib tot um der Snde willen,
der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.
3. So sind wir nun, liebe Brder, verpichtet, nicht dem Fleisch, nach
Fleisches Art zu leben. Denn wenn ihr nach Fleisches Art lebt, werdet ihr
sterben. Wenn ihr dagegen durch den Geist die Bestrebungen des Leibes
ttet, so werdet ihr leben. Denn alle, die sich durch den Geist Gottes
treiben lassen, die sind Gottes Kinder.
1995
4. Und im Hinblick auf die Lehre von der vornehmen Abstammung und
der Freiheit, die von den Irrglubigen in verabscheuenswerter Weise
aufgebracht wird,
1996
wobei sie sich ihrer Zuchtlosigkeit noch rhmen,
fgt er die Worte hinzu: Denn ihr habt nicht einen Geist der
Knechtschaft empfangen, da ihr euch wieder frchten mtet, sondern
ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba,
lieber Vater!
1997
5. Das heit, wir haben ihn dazu empfangen, da wir den erkennen, zu
dem wir beten, den wahrhaftigen Vater, den alleinigen Vater alles
Seienden, den, der wie ein Vater zur Seligkeit erzieht und die Furcht
wegnimmt.
1998
1991Vgl. 2 Eor 3,26;6,2C.
1992Vgl. 0laton, Erat.los /.833 B:; Strom. 111 26,3.
1993G@m =,23 f.
1994G@m =,6a.7a.4f.
1995G@m =,Cf.2BD28.
1996Vgl. Strom. 111 33,2.
1997G@m =,27.
1998?ine diesem Sinn ents/rechende Lnderung des $e%tes ist n@tig.
263
XII. Kapitel
79.
1. Wenn aber die eheliche Gemeinschaft nach bereinkunft eine
bestimmte Zeit ruht,
1999
um Zeit zum Beten zu lassen, so ist das eine
Schule in der Enthaltsamkeit. Er setzte nmlich das nach bereinkunft
hinzu, damit niemand die Ehe ause, und das eine bestimmte Zeit,
damit der Verheiratete die bung der Enthaltsamkeit nicht als Zwang
empnde und in Snde falle, indem er sich zwar von seiner eigenen
Gattin fernhlt, aber in die Begierde nach einer Fremden verfllt.
2. Aus diesem Grunde sagte <s 304> er auch, da jemand, der nicht
schicklich zu handeln glaubt, wenn er seine Tochter unverheiratet bleiben
lt, gut daran tun werde, sie zu verheiraten.
2000
3. Mag sich nun einer zur Ehe untauglich machen oder sich ehelich mit
einer Frau verbinden, um Kinder zu erzeugen, so soll er sich bei seinem
Vorhaben stets davor hten dem Schlechteren nachzugeben.
4. Denn wenn er die Strenge seines Lebens steigern kann, dann wird er
sich selbst greres Verdienst bei Gott dadurch erwerben,
2001
da er
zugleich rein und verstndig Enthaltsamkeit gebt hat. Wenn er aber das
Ma, das er sich gewhlt hat, berschreitet, um sich noch greren
Ruhm zu erwerben, so besteht Gefahr, da er die Hofnung verliert.
5. Denn ebenso wie die Untauglichkeit zur Ehe, so hat auch die Ehe ihre
eigenen Dienstleistungen und Aufgaben, auf die es dem Herrn ankommt,
ich meine die Frsorge fr Frau und Kinder. Denn wie es sich geziemt, ist
ein Anla dazu fr den, der eine vollkommene Ehe fhren will, die
Eigenart der Ehegemeinschaft, da er ja in dem gemeinsamen Heim die
Frsorge fr alles auf sich genommen hat.
6. So sagte der Apostel, man msse Bischfe einsetzen, die sich an ihrem
eigenen Hause darauf vorbereitet haben, auch der ganzen Kirche
vorzustehen.
2002
7. Also vollfhre jeder den Dienst in der Aufgabe, zu der er berufen ist,
2003
damit er in Christus frei werde
2004
und den seinem Dienste
entsprechenden Lohn empfange.
80.
1. Und ein anderes Mal spricht er von dem Gesetz und gebraucht da einen
Vergleich und sagt: Denn die verheiratete Frau ist gesetzlich an ihren
Mann gebunden, solange er lebt,
2005
und die folgenden Worte. Und dann
wieder: Die Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt; wenn er aber
1999Vgl. 2 Eor 4,7.
2000Vgl. 2 Eor 4,36.
2001Vgl. Hirte des Hermas, Sim. V 3,3.
2002Vgl. 2 $im 3,8f.
2003Vgl. 2 Eor 4,B8.
2004?#d. 4,BB.
2005G@m 4,B.
264
gestorben ist, so steht es ihr frei, sich zu verheiraten, nur da es in dem
Herrn geschehe. Glcklich ist sie aber zu preisen, wenn sie so bleibt, wie
sie ist, nach meiner Meinung.
2006
2. In dem vorhergehenden Abschnitt aber sagt er: Ihr seid gettet dem
Gesetze gegenber, nicht der Ehe gegenber, damit ihr einem anderen
gehrt, dem, der von den Toten auferweckt worden ist,
2007
als Braut
2008
und Kirche. Diese soll sich rein
2009
erhalten, sowohl in ihrem Innern von
den der Wahrheit entgegengesetzten Gedanken als auch nach auen hin
von den Versuchern, das heit von denen, die sich den Sekten
anschlieen und dazu verfhren wollen, dem einen Mann untreu zu
werden, nmlich dem allmchtigen Gott; davor sollen wir uns rein
erhalten, da nicht, wie die Schlange Eva getuscht hat,
2010
deren Name
Leben bedeutet,
2011
auch wir von der lsternen Verschlagenheit der
Irrlehren verfhrt werden und die Gebote bertreten.
3. Der zweite Abschnitt aber stellt die Einehe fest. Denn man darf nicht,
wie einige die Stelle ausgelegt haben, annehmen, da mit der Bindung des
Weibes an den Mann die Verechtung des Fleisches mit der Sterblichkeit
gemeint sei.
2012
Denn er wirft jenen Leuten, die die Erndung der Ehe
geradezu dem Teufel zuschreiben, vor, da ihre Denkweise die gottloser
Menschen sei, da durch sie der Gesetzgeber der Gefahr einer Lsterung
ausgesetzt ist.
2013
81.
1. Der Syrer Tatianus wagt es, wie ich glaube, solche Lehren aufzustellen.
Er schreibt nmlich in seinem Buch ber die Vollkommenheit nach den
Worten des Erlsers wrtlich so: Die bereinkunft (ber
Enthaltsamkeit) ermglicht das Beten,< f>Vgl. 1 Kor 7,5.</f> aber die
Gemeinschaft des Verderbens hebt das Gebet<f> Zu dem griechischen
Ausdruck vgl. Tim 4,5. </f> auf. beraus eindringlich hlt er durch die
Gewhrung ab.
2. Damit nmlich, da er wegen des Satans und der Unfhigkeit, sich zu
beherrschen, wieder zusammenkommen gestattet,<f>Vgl. 1 Kor 7,5.</f>
gab er zu verstehen, da derjenige, der folgen (d.h. von der Erlaubnis
Gebrauch machen) wolle zwei Herren dienen<f>Vgl. Mt 6,24.</f> wolle,
durch die bereinkunft Gott, durch das Gegenteil der Unmigkeit und
der Unzucht und dem Teufel.<f> Zu 81,1.2 vgl. Hilgenfeld,
Ketzergeschichte S. 390; Tatianus Fr. 5 Schwartz. </f>
3. Mit diesen Stzen will er den Apostel erklren. Er verflscht aber die
Wahrheit, indem er durch etwas Wahres etwas Falsches beweisen will.
20062 Eor 4,3Cf.
2007G@m 4,8.
2008Vgl. z.B. Hff# B2,B; BB,24.
2009B Eor 22,B.
2010?#d. 22,3.
2011Vgl. +en 3,B3.
2012Vgl. ?/i/hanios, Haer. 86, "o Lhnliches als Lehre des $atianus mitgeteilt "ird.
2013Vgl. Strom. 111 8C,2; =2,6.
265
4. Da nmlich <s 306> Unmigkeit und Unzucht teuische
Leidenschaften sind, das geben auch wir zu; aber in der sittsamen Ehe hat
die bereinkunft eine vermittelnde Wirkung: sie fhrt durch die
Enthaltung zum Gebet, und mit Sittsamkeit fhrt sie auch die Ehegatten
zum Kinderzeugen zusammen.
5. Erkenntnis ist nun auch die Zeit der Kindererzeugung von der
Schrift genannt worden, wenn sie sagt: Es erkannte aber Adam sein
Weib Eva, und sie empng und gebar einen Sohn und nannte seinen
Namen Seth; denn der Gott hat mir einen anderen Samen erweckt an der
Stelle Abels.<f>Gen 4,25.</f>
6. Siehst du, gegen wen die lstern, die die sittsame Zeugung
verabscheuen und die Fortpanzung dem Teufel zuschreiben? Denn nicht
einen Gott schlechthin hat der genannt, der durch die Hinzufgung des
Artikels auf den Allmchtigen hinwies.
266
82.
1. Der Zusatz des Apostels und dann wieder zusammenkommen wegen
des Satans
2014
schneidet im voraus den Gedanken daran ab, da man sich
je zu dem Verlangen nach einer anderen verleiten lt. Denn die
bereinkunft fr bestimmte Zeit will nicht etwa die natrlichen
Begierden durch ihre Mibilligung vllig aufeben; vielmehr lt der
Apostel ihretwegen die eheliche Gemeinschaft wieder eintreten, nicht um
der Unmigkeit und der Unzucht und dem Wirken des Teufels die
Wege zu ebnen, sondern damit die Ehe der Unmigkeit und der
Unzucht und dem Teufel nicht erliege.
2015
2. Tatianus unterscheidet auch den alten und den neuen Menschen, aber
nicht so, wie wir es tun. Zwar da der alte Mensch das Gesetz, der neue
das Evangelium sei,
2016
darin stimmen wir mit ihm berein, indem auch
wir dies sagen, aber nicht in dem Sinn, wie jener will, der das Gesetz
aufeben mchte, weil es von einem, anderen Gott stamme.
2017
3. Aber derselbe Mann und Herr, der das Alte neu macht,
2018
gestattet die
Vielehe nicht mehr (denn damals machten sie die Zeitumstnde
2019
ntig,
als die Menschen sich vermehren und zunehmen muten
2020
) sondern
fhrt die Einehe ein wegen der Kindererzeugung und der Frsorge fr das
<s 307> Haus, wozu das Weib als Gehiln
2021
gegeben worden war.
4. Und wenn der Apostel einem aus Nachsicht, weil er sich nicht
beherrschen kann und Brunst
2022
leidet, eine zweite Ehe gestattet,
2023
so
sndigt auch dieser nicht nach dem (Alten) Testament (denn die zweite
Ehe ist im Gesetz nicht verboten) aber er erreicht doch nicht die
gesteigerte Vollkommenheit
2024
des Wandels nach dem Evangelium.
5. Himmlischen Ruhm aber erwirkt er sich, wenn
2025
er fr sich bleibt
und die durch den Tod gelste Ehegemeinschaft unbeeckt erhlt und
willig der gttlichen Fgung folgt, durch die er von dem frei geworden
ist, was ihn von dem Dienst des Herrn ablenken knnte.
2026
6. Die gttliche durch den Herrn waltende Vorsehung beehlt aber nicht
auch jetzt wie ehemals, da man sich nach der ehelichen Vereinigung
wasche;
2027
denn fr den Herrn ist es nicht ntig, (in dieser Weise) die
Glubigen von der Kindererzeugung weggehen zu lassen, nachdem er sie
durch die eine Taufe fr den ganzen ehelichen Verkehr gereinigt hat, wie
er ja auch die vielen Waschungen des Moses in einer einzigen Taufe
zusammengefat hat.
2028
2014Vgl. 2 Eor 4,7.
2015Vgl. e#d.
2016Vgl. G@m 4,B.
2017Vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 3C3; $atianus Fr. 6 Sch"artz.
2018Vgl. B Eor 7,24.
20191ch (#ersetze nach der Vermutung 5(ntzels.
2020+en B,2=. Lhnlich auch $heodorethos, Haer. fa#. V B7.
2021Vgl. +en B,2=.
2022Vgl. 2 Eor 4,C.
2023Vgl. e#d. 4,6.3Cf.
2024Vgl. Strom. 111 4C,8.
2025!ie ?inf(gung des 'rti>els im griechischen $e%t ist nicht richtig.
2026Vgl. 2 Eor 4,37.
2027Vgl. Lev 27,2=.
2028Vgl. 5t 3,27.
267
83.
1. Da uns also das Gesetz durch die eischliche Geburt schon in alter Zeit
die Wiedergeburt vorhersagen wollte, lie es bei der lebenzeugenden
Samenergieung die Waschung anwenden, nicht weil es die Zeugung des
Menschen verabscheute. Denn was durch die Geburt als Mensch in
Erscheinung tritt, das bewirkt die Ergieung des Samens.
2. Also sind nicht die vielen Beiwohnungen zeugungskrftig, sondern nur
die Aufnahme des Samens in die Gebrmutter lt die Zeugung zu, indem
in der Werksttte der Natur der Same zur Leibesfrucht umgebildet
wird.
2029
3. Wie sollte aber die Ehe etwas nur fr die alte Zeit Bestimmtes und nur
eine Einrichtung des Gesetzes sein, dagegen die nach dem Willen des
Herrn geschlossene Ehe etwas davon Verschiedenes, whrend wir doch
daran festhalten, da es der nmliche Gott ist?
4. Denn was Gott zusammengefgt hat, das kann wohl <s 308> ein
Mensch nie mit gutem Grund scheiden;
2030
noch viel mehr wird aber
auch der Sohn das festhalten, was der Vater geboten hat. Wenn es aber
der nmliche ist, der das Gesetz und das Evangelium gegeben hat, so wird
er nie im Widerspruch mit sich selbst stehen. Denn das Gesetz lebt, da es
geistlich
2031
ist und auf gnostische Weise aufgefat werden mu.
5. Wir aber wurden dem Gesetze durch den Leib Christi gettet, damit
wir einem anderen gehren, dem, der von den Toten auferweckt worden
ist, der von dem Gesetz verheien wurde, damit wir Gott Frucht
bringen.
2032
84.
1. Deshalb ist das Gesetz heilig und das Gebot heilig und gerecht und
gut.
2033
Wir wurden also dem Gesetze gettet, das heit der durch das
Gesetz ofenbar gemachten Snde,
2034
die von dem Gesetz aufgezeigt,
nicht hervorgerufen wird, indem das Gesetz das gebietet, was man tun
mu, und das verbietet, was man nicht tun darf,
2035
und so die bereits
vorhandene Snde berfhrt, damit sie als Snde erscheine.
2036
2. Wenn aber die gesetzliche Ehe Snde ist, so wei ich nicht, wie
jemand sagen kann, er kenne Gott, whrend er behauptet, das von Gott
Gebotene sei Snde. Wenn aber das Gesetz heilig ist, so ist auch die Ehe
2029Vgl. Strom. 1V 273,B; 0hilon, !e aetern. mundi 66; !e s/ec. leg. 111 33,23C; Leg ad +ai. 76.
2030Vgl. 5t 2C,6.
2031Vgl. G@m 4,28.
2032?#d. 4,8.
2033G@m 4,2B.
2034Vgl. e#d. 4,4; Strom. 11 38,8.
2035Vgl. 0aid. 1 =,3 m. 'nm.
2036G@m 4,23.
268
heilig.
2037
Dieses Geheimnis setzt der Apostel mit Christus und der Kirche
in Beziehung.
2038
3. Wie das aus dem Fleisch Geborene Fleisch ist, so ist das aus dem
Geist Geborene Geist
2039
nicht nur in bezug auf die Geburt, sondern auch
auf das Lernen. So sind auch heilig die Kinder,
2040
die Gott wohlgefllig
sind, indem die Worte des Herrn ihre Seele Gott als Braut zufhren.
4. Unzucht und Ehe sind also voneinander geschieden, weil der Teufel
von Gott weit entfernt ist. Also wurdet auch ihr dem Gesetze durch den
Leib Christi gettet, damit ihr einem anderen angehrt, dem, der von den
Toten auferweckt worden ist.
2041
Man mu dazu ergnzen: da ihr ihm
unmittelbar gehorsam geworden seid; denn wir gehorchen auch bei der
richtigen Aufassung des Gesetzes <s 309> dem nmlichen Herrn, der (uns
in ihm) von ferne her
2042
beehlt.
85.
1. Und vielleicht sagt der Geist mit Recht in Beziehung auf solche Leute
ausdrcklich: da in spteren Zeiten manche vom Glauben abfallen
werden, weil sie sich Irrgeistern und Lehren zuwenden, die von Dmonen
stammen, auf Grund heuchlerischer Predigt von Lgnern, die ein
Brandmal im Gewissen haben und das Heiraten verbieten und verlangen,
da man sich bestimmter Speisen enthlt, die doch Gott fr die
Glubigen und fr die, welche die Wahrheit erkannt haben, geschafen
hat, damit sie sie mit Danksagung genieen. Denn alles von Gott
Geschafene ist gut, und nichts ist verwerich, was mit Danksagung
empfangen wird. Denn es wird durch Gottes Wort und durch Gebet
geheiligt.
2043
2. Daraus folgt mit Notwendigkeit, da man das Heiraten, das
Fleischessen und Weintrinken nicht verbieten darf; denn es steht
geschrieben: es ist gut, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu
trinken,
2044
wenn es Ansto erregt; und es ist gut, zu bleiben wie
ich;
2045
aber sowohl derjenige, der geniet, soll es mit Danksagung tun
als auch derjenige, der nicht geniet, soll es gleichfalls mit
Danksagung
2046
tun und mit enthaltsamem Genusse vernunftgem
leben.
2037?#d. 4,2B.
2038Vgl. ?/h 7,3B.
20399oh 3,6.
20402 Eor 4,28.
2041G@m 4,8.
2042,Von ferne her, steht im +egensatz zu dem vorhergehenden *unmittel#ar,.
20432 $im 8,2D7.
2044Vgl. G@m 28,B2.
20452 Eor 4,=.
2046Vgl. 2 $im 8,8; G@m 28,6.
269
86.
1. Und berhaupt lehren alle Briefe des Apostels Sittsamkeit und
Enthaltsamkeit und enthalten unzhlige Vorschriften ber die Ehen und
ber das Kinderzeugen und ber die Verwaltung des Hauswesens; aber
nirgends haben sie die sittsame Ehe verworfen; vielmehr wahren sie die
bereinstimmung des Gesetzes mit dem Evangelium und lassen beide
gelten, sowohl den, der mit Dankbarkeit gegen Gott sittsam in der Ehe
lebt, als auch den, der in Ehelosigkeit, wie der Herr will, lebt, indem jeder
ohne Ansto
2047
und vollkommen das whlte, wozu er berufen war.
2048
2. Und das Land Jakobs war gelobt ber alles Land, sagt der Prophet,
indem er das Gef seines <s 310> Geistes verherrlicht.
2049
3. Manche
2050
greifen aber die Geburt als etwas Vergngliches und zum
Untergang Bestimmtes an und behaupten, indem sie der Schrift Gewalt
antun, der Heiland habe mit Bezug auf das Kinderzeugen gesagt, man
drfe sich auf der Erde keine Schtze sammeln, wo Motte und Rost
zerstren.
2051
Und sie scheuen sich nicht, das Wort des Propheten
hinzuzufgen: Ihr werdet alle veralten wie ein Kleid, und die Motten
werden euch fressen.
2052
4. Aber auch wir widersprechen der Schrift darin nicht, da unsere
Krper sterblich und von Natur vergnglich sind;
2053
vielleicht kndigt
auch der Prophet denen, zu denen er spricht, als Sndern den Untergang
an.
2054
Der Heiland aber hat nicht vom Kinderzeugen geredet, sondern
wollte zu freigebigem Mitteilen die ermahnen, die sich nur beru an
Reichtum erwerben, den Bedrftigen aber nicht helfen wollen.
87.
1. Deshalb sagt er: Sucht nicht die vergngliche Speise zu gewinnen,
sondern die Speise, die bis ins ewige Leben bleibt!
2055
Ebenso fhren sie
auch jene Stelle an: Die Kinder jener Weltzeit heiraten nicht und lassen
sich nicht heiraten.
2056
2. Wenn man aber jene Frage ber die Totenauferstehung und die
Fragenden selbst genau betrachtet, so wird man nden, da der Herr
nicht die Ehe verwirft, sondern der Erwartung der eischlichen Begierde
fr die Zeit der Auferstehung vorbeugt.
3. Der Ausdruck die Kinder dieser Weltzeit
2057
ist nicht zum
Unterschied von den Kindern einer anderen Weltzeit gebraucht, sondern
2047Vgl. 9ud B8.
2048Vgl. 2 Eor 4,B3.B8.
2049!er ganze Satz stammt aus dem Barna#as#rief 22,C; "oher das 0ro/heten"ort stammt, ist un#e>annt; vgl. '. Gesch,
'gra/ha B. 'ufl. S. 333, Logion 62.
2050-um folgenden vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 3C3; Sch"artz, 'usga#e des $atianus S. 8C.
20515t 6,2C.
20529es 73,C.
2053Vgl. Strom. 11 22=,7.
2054Vgl. z.B. 5t B3,33.
20559oh 6,B4.
2056Vgl. L> B3,37.
2057?#d. B3.38.
270
im gleichen Sinn wie: die in dieser Weltzeit Geborenen, die wegen der
Geburt Kinder sind, zeugen und werden gezeugt, da ja ohne Geburt
niemand in dieses Leben kommen kann; aber diese Geburt, die den
gleichen Untergang zu gewrtigen hat, wird nicht noch einmal dem
zuteil, der einmal aus diesem Leben geschieden ist.
4. Einer also ist euer Vater im Himmel. Aber er ist auch aller Vater
durch die Schpfung. Nennt also niemand <s 311> auf Erden eueren
Vater!,
2058
heit es, als ob er sagen wollte: Haltet den, er durch die
eischliche Zeugung euch gezeugt hat, nicht fr den Urheber eures
Daseins, sondern nur fr den Miturheber eurer Geburt oder vielmehr fr
den, der bei eurer Geburt mitbehilich war!
88.
1. So will also der Herr, da wir wieder umkehren und wie die Kinder
werden, nachdem wir den wahren Vater kennengelernt haben und durch
Wasser wiedergeboren worden sind,
2059
wobei diese Zeugung eine andere
als die bei der Schpfung ist.
2. Ja, sagt er, der Unverheiratete denkt an die Sache des Herrn; der
Verheiratete aber daran, wie er seinem Weibe gefallen kann.
2060
Wie
nun? Ist es nicht mglich, auch seinem Weibe, so wie es Gott will, zu
gefallen und dabei Gott dankbar zu sein? Ist es nicht auch dem
Verheirateten gestattet, zusammen mit seiner Gattin an die Sache des
Herrn zu denken?
3. Aber wie die Unverheiratete an die Sache des Herrn denkt, damit sie
an Leib und Geist heilig sei,
2061
so denkt auch die Verheiratete an die
Sache ihres Mannes und an die Sache des Herrn im Herrn, damit sie an
Leib und Geist heilig sei;
2062
denn beide sind im Herrn heilig, die eine als
Ehefrau, die andere als Jungfrau.
4. Zur Beschmung und Hemmung aber derer, die zu einer zweiten Ehe
geneigt sind, gebraucht der Apostel in angemessener Weise ein starkes
Wort und sagt sogleich: Jede andere Snde ist auerhalb des Leibes, wer
aber Unzucht treibt, der versndigt sich an seinem eigenen Leibe.
2063
89.
1. Wenn aber jemand die Ehe Unzucht zu nennen wagt,
2064
so verfllt er
wieder in eine Lsterung gegen das Gesetz und den Herrn. Denn wie die
Habsucht Unzucht genannt wird, weil sie der Gengsamkeit
entgegengesetzt ist, und wie der Gtzendienst so genannt wird,
2065
weil er
2058Vgl. 5t B3,C.
2059Vgl. 5t 2=,3.
2060Vgl. 2 Eor 4,3B f.
2061?#d. 4,38.
2062?#d.
2063?#d. 6,2=.
2064Vgl. Strom. 111 =3,3.
2065Statt (%%%) ist (%%%) zu lesen und im folgenden (%%%) statt (%%%).
271
ein Abtrnnigwerden von dem einen Gott zugunsten von vielen Gttern
ist, so ist Unzucht das Abtrnnigwerden von der einen Ehe zu einer
Mehrzahl. Denn in dreifacher Bedeutung werden, wie wir gesagt haben,
die Wrter Unzucht und Ehebruch bei dem Apostel gebraucht.
2066
2. Hiervon sagt der Prophet: An eure Snden wurdet ihr <s 312>
verkauft,
2067
und wieder: Du wurdest in einem fremden Lande
beeckt,
2068
indem er die Gemeinschaft fr beeckt hlt, die sich mit
einem fremden Krper und nicht mit dem, in der Ehe zum Kinderzeugen
gegebenen verbunden hat.
3. Daher sagt auch der Apostel: Ich will also, da jngere (Witwen)
wieder heiraten, Kinder gebren, dem Haushalt vorstehen, dem
Widersacher keinen Anla zu bler Nachrede geben; denn manche von
ihnen haben sich schon abgewendet zur Nachfolge des Satans.
2069
90.
1. Allerdings ist er auch ganz damit einverstanden, wenn ein Mann eine
einzige Frau hat,
2070
mag er nun ein Presbyter oder ein Diakon oder ein
Laie sein, wenn er nur seine Ehe tadellos
2071
fhrt. Er wird aber durch
Kinderzeugen gerettet werden.
2072
2. Wenn andererseits der Heiland die Juden ein bses und
ehebrecherisches Geschlecht
2073
nennt, so will er damit lehren, da sie
das Gesetz nicht verstanden haben, wie das Gesetz es will, sondern der
berlieferung der ltesten und Menschensatzungen
2074
folgten und
dadurch Ehebrecher an dem Gesetz wurden, das sie nicht als ihren
Mann und Herrn ber ihre Jungfrauschaft
2075
angenommen hatten.
3. Vielleicht wei er aber auch, da sie fremden Begierden unterworfen
waren, derentwegen sie auch unausgesetzt den Snden dienten und an
die Fremdstmmigen verkauft wurden;
2076
denn bei den Juden waren
keine fentlichen Dirnen aufgestellt, vielmehr war auch der Ehebruch
verboten.
4. Jener aber, der sagte: Ich habe ein Weib geheiratet und kann nicht
kommen,
2077
nmlich zum gttlichen Mahle, war ein Beispiel zur
Warnung fr die, die wegen ihrer Lste vom gttlichen Gebot abfallen.
Denn aus diesem Grunde wrden sonst weder die Gerechten vor der
Erscheinung des Herrn noch diejenigen, die nach der Erscheinung
geheiratet haben, selbst wenn sie Apostel wren, gerettet werden.
2066Vgl. Strom. V11 47,3.
20679es 73,2.
2068Vgl. Baruch 3,23.
20692 $im 7,28f.
2070Vgl.$im 3,B.2B; $it 2,6.
20712 $im 3,B.
2072?#d. B,27; der hier von der Frau gesagte Satz ist von :lemens auf den 5ann (#ertragen.
20735t 2B,3C.
2074Vgl. e#d. 27,B.C (5> 4,7.4).
2075Vgl. 9er 3,8 (?>>li QSirR 27,B).
2076Vgl. Strom. 11 288,8 m. 'nm.
2077L> 28,B3.
272
5. Und wenn sie wieder jenes vorbringen, da auch der Prophet sagt:
Ich bin alt geworden <s 313> unter allen meinen Feinden,
2078
so sollen
sie unter den Feinden die Snden verstehen; eine von den Snden aber
ist, nicht die Ehe, sondern die Unzucht; denn sonst mten sie auch die
Geburt eine Snde nennen und ebenso den Schpfer der Geburt.
XIII. Kapitel
91.
1. Derartige Grnde fhrt auch Julius Cassianus,
2079
der Begrnder der
Lehre des Doketismus, an. In seiner Schrift ber die Enthaltsamkeit
oder ber das Verschnittensein sagt er wrtlich: Und niemand sage, der
geschlechtliche Verkehr sei von Gott gestattet, weil wir solche
Krperteile haben, da das Weib so und der Mann anders gestaltet ist,
das Weib zum Empfangen, der Mann zum Befruchten.
2. Denn wenn die derartige Einrichtung von Gott wre, dem wir
zustreben, so htte er die Eheuntchtigen nicht selig gepriesen,
2080
und
der Prophet htte nicht gesagt, sie seien kein unfruchtbarer Baum,
2081
indem er das Bild von dem Baum auf den Menschen anwandte, der sich
mit Absicht solcher Gedanken entledigt.
92.
1. Und er fgt, indem er noch weiter fr seine gottlose Meinung kmpft,
noch hinzu: Wie sollte man dann dem Heiland nicht mit Recht
Vorwrfe machen, wenn er uns umbildete und von dem Irrtum befreite
und von der Gemeinschaft der Geschlechtsteile und der mnnlichen
Glieder und der Schamteile? Hierin lehrt er hnliches wie Tatianus. Er
selbst aber ging aus der Schule des Valentinus hervor.
2. Deshalb sagt Cassianus: Als Salome fragte, wann man das werde
erkennen knnen, wonach sie gefragt hatte, antwortete der Herr: Wenn
ihr das Gewand der Scham mit Fen tretet, und wenn die zwei eins
werden und das Mnnliche mit dem Weiblichen verbunden weder
mnnlich noch weiblich sein wird.
2082
93.
1. Erstens nun haben wir den Ausspruch nicht in den uns berlieferten
vier Evangelien, sondern in dem gypterevangelium. Ferner scheint mir
20780s 6,=.
2079-u C2.CB vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 784 f.
2080Vgl. 5t 2C,2B.
20819es 76,3.
2082Vgl. B :lem. an die Eor 2B,B; Strom. 111 87.3 m. 'nm.
273
Cassianus nicht zu wissen, da der Ausspruch mit dem mnnlichen Trieb
den Zorn, mit dem weiblichen aber die Begierde gemeint hat; <s 314>
wenn aber diese wirksam geworden sind, dann folgt Reue und Scham.
2.
2083
Wenn nun jemand weder dem Zorn noch der Begierde nachgibt, die
beide durch schlechte Gewhnung und schlimme Erziehung an Macht
wachsen und die Vernunft beschatten und verhllen,
2084
sondern den von
ihnen aufsteigenden Nebel in Reue und Scham von sich verscheuchen
und im Gehorsam gegen das Wort Geist und Seele vereint, dann gibt es ,
wie auch Paulus sagt, unter euch weder Mann noch Weib.
2085
3. Denn die Seele lst sich von der Gestalt los, durch die Mnnliches und
Weibliches unterschieden wird, und sie wird, da sie keines von beiden
mehr ist, in eine Einheit umgewandelt.
2086
Dieser trefiche Mann schliet
sich also zu eng an Platon an, wenn er meint, da die Seele zwar
gttlichen Ursprungs sei, aber, durch die Begierde weibisch geworden,
von oben herab hierher auf die Erde zu Geburt und Vergehen gekommen
sei.
2087
XIV. Kapitel
94.
1. Sodann tut er dem Paulus Gewalt an, wenn er ihn mit den folgenden
Worten sagen lt, da die Zeugung aus Betrug entstanden sei: Ich
frchte aber, es mchten eure Gedanken, wie die Schlange Eva verfhrt
hat, von der auf Christus gerichteten einfachen Gesinnung abgelenkt
werden.
2088
2. Jedoch ist auch der Herr zugestandenermaen zu dem gekommen, was
verirrt ist,
2089
verirrt aber nicht von oben her in das Dasein hier auf Erden
(denn geschafen ist dies Dasein und eine Schpfung des Allmchtigen,
der doch wohl nie eine Seele aus einem besseren Zustand in einen
schlechteren fhren wrde).
3. Vielmehr ist der Heiland zu denen, die in ihren Gedanken verirrt
waren, zu uns, gekommen; unsere Gedanken aber waren durch den
Ungehorsam gegen die Gebote verderbt, weil wir die Lust liebten und
vielleicht auch, weil der Erstgeschafene von uns die Zeit vorwegnahm,
vor der richtigen Zeit die Gunst der Ehe begehrte und so in Snde el;
denn jeder, der <s 315> ein Weib ansieht, um sie zu begehren, hat schon
die Ehe mit ihr gebrochen,
2090
da er die Zeit, da Gott es will, nicht
abgewartet hat.
2083Vgl. Strom. 111 6=,7 m. 'nm.
2084Vgl. 0laton, Staat V1 /. 8CB '; 8C7'.
2085+al 3,B=.
2086Vgl. Strom. 111 6C,3.
2087Vgl. Strom. 111 23,B; 1V =3,B; 0laton, 0haidon /. =2 :; 0haidros /. B8= :.
2088B Eor 22,3.
2089Vgl. 5t 2=,22; L> 2C,23.
20905t 7,B=.
274
95.
1. Derselbe Herr war es, der auch damals die Begierde verurteilte, die die
Ehe vorwegnahm. Wenn also der Apostel sagt: Ziehet den neuen
Menschen an, der nach Gottes Bild geschafen ist!,
2091
so sagt er dies zu
uns, die wir von dem Willen des Allmchtigen so gebildet worden sind,
wie wir gebildet sind; alt und neu sagt er aber nicht in bezug auf
Geburt und Wiedergeburt, sondern in bezug auf das Leben in
Ungehorsam und Gehorsam.
2. Die Kleider aus Fellen
2092
hlt Cassianus fr die Krper. Da sowohl
er als diejenigen, die ebenso wie er lehren, sich hierin irren, das werden
wir spter zeigen, wenn wir die Erluterung ber die Entstehung des
Menschen im Anschlu an das, was vorher gesagt werden mu, in
Angrif nehmen werden. Ferner sagt Cassianus: Die Untertanen
weltlicher Herrscher zeugen und werden gezeugt;
2093
unser Wandel aber
ist im Himmel, woher wir auch den Heiland erwarten.
2094
3. Da auch dies richtig gesagt ist, wissen wir; denn wir sollen als
Fremdlinge und Gste
2095
wandeln, die Heiratenden, als ob sie nicht
heirateten, die Erwerbenden, als ob sie nicht erwrben, die da Kinder
zeugen als solche, die Sterbliche zeugen, das heit als solche, die bereit
sind, ihren Besitz zurckzulassen, als solche, die, wenn es ntig ist, auch
ohne Gattin leben wrden, als Leute, die die Schpfung nicht mit
leidenschaftlichem Verlangen genieen,
2096
sondern mit aller
Dankbarkeit
2097
und mit dem Gefhl, innerlich darber erhaben zu sein.
XV. Kapitel
96.
1. Und wiederum, wenn der Apostel sagt: Es ist fr den Menschen gut,
kein Weib zu berhren; aber wegen der Gefahr der Unzucht soll jeder
sein Weib haben,
2098
so fgt er, gleichsam zur Erklrung, wieder hinzu:
Damit euch der Satan nicht versuche.
2099
2. Denn das Wort wegen <s
316> eurer Unenthaltsamkeit
2100
sagt er nicht zu denen, die die Ehe
enthaltsam nur zum Kinderzeugen gebrauchen, sondern zu denen, die
ber das Kinderzeugen hinauszugehen begehren, damit nicht der
Widersacher einen groen Sturm entstehen und das Verlangen nach
fremden Lsten emporwogen lasse.
2101
2091?/h 8,B8.
2092+en 3,B2.
2093Vgl. 5t B3,B7; B8,3= (L> 24,B4).
20940hil 3,B3. T -u :assinanus vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 78= f.
2095Vgl. He#r 22,23.
2096Vgl. 2 Eor 4,BCD32.
2097Vgl. 2 $im 8,8.
20982 Eor 4,2f.
2099?#d. 4,7.
21002 Eor 4,7.
2101Vgl. 0aid. 11 BB,3.
275
3. Vielleicht will er (der Satan) auch, da er aus Migunst den gerecht
Lebenden entgegentritt und mit ihnen kmpft, in der Absicht, sie seinem
eigenen Heere zuzugesellen, ihnen Anla dazu geben, indem er ihnen die
Enthaltsamkeit mhsam macht.
97.
1. Mit Recht sagt also der Apostel: Es ist besser zu heiraten, als Brunst
zu leiden,
2102
damit der Mann seinem Weibe die eheliche Picht erflle
und das Weib ihrem Mann und damit sie sich nicht gegenseitig der ihnen
durch die gttliche Ordnung fr die Zeugung gegebenen Hilfe
berauben.
2103
2. Wer aber, so sagen sie, nicht Vater oder Mutter oder Weib oder
Kinder hat, der kann nicht mein Jnger sein.
2104
3. Er beehlt nicht, die eigene Familie zu hassen; er sagt ja: Ehre Vater
und Mutter, damit es dir gut geht!
2105
Er meint vielmehr: La dich nicht
von unvernnftigen Trieben verleiten und mache dich nicht von den
brgerlichen Gewohnheiten abhngig; denn ein Haus entsteht aus einer
Familie, und Stdte entstehen aus Husern, wie auch Paulus von denen,
die sich von der Ehe ganz in Anspruch nehmen lassen, sagt, da sie der
Welt gefallen
2106
wollen.
4. Wiederum sagt der Herr: Wer geheiratet hat, der verstoe nicht,
und wer nicht geheiratet hat, der heirate nicht!
2107
Das heit: Wer mit
dem Vorsatz der Ehelosigkeit erklrt hat, nicht heiraten zu wollen, der
soll ehelos bleiben.
98.
1. Beiden also gibt der gleiche Herr durch den Propheten Jesaias die
entsprechenden Verheiungen mit folgenden Worten: Der
Verschnittene sage nicht: Ich bin ein drres Holz! Dies sagt der Herr zu
den Verschnittenen: Wenn ihr meine Sabbate haltet und alles tut, was ich
gebiete, so will ich euch einen Platz geben, der besser ist als Shne und
Tchter.
2108
2. Denn nicht das Verschnittensein <s 317> allein macht gerecht und auch
nicht die Sabbatheiligung des Eheuntchtigen, wenn er nicht auch die
Gebote hlt.
3. Und fr die Verheirateten fgt er folgende Worte hinzu: Meine
Auserwhlten werden sich nicht vergeblich abmhen und ihre Kinder
21022 Eor 4,C.
2103Vgl. e#d. 4,3.7.
2104L> 28,B6.
2105?% B3,2B.
21062 Eor 4,33.
2107Vgl. e#d. 4,B4. 3BD36.22; die Stelle stammt vielleicht aus dem Lg./terevangelium.
21089es 76,3D7.
276
nicht zum Fluche zeugen; denn sie sind ein vom Herrn gesegneter
Same.
2109
4. Denn fr den, der dem Logos gem Kinder erzeugt, aufgezogen und
im Herrn unterrichtet hat, ebenso wie fr den, der durch die wahre
Unterweisung Shne zeugt,
2110
ist ein Lohn bestimmt, wie auch fr den
auserwhlten Samen.
5. Andere halten aber das Kinderzeugen fr einen Fluch und merken
nicht, da das Schriftwort sich gegen sie selbst wendet. Denn die wahren
Auserwhlten des Herrn lehren nicht und erzeugen nicht das, was zum
Fluche fhrt, wie die Irrlehren.
99.
1. Mit dem Worte Eunuche ist also nicht der mit Gewalt seiner
Zeugungsglieder Beraubte und auch nicht der Unverheiratete bezeichnet,
sondern derjenige, der unfhig ist, Wahrheit zu erzeugen. Dieser war
zuvor ein drres Holz; wenn er aber dem Worte gehorcht und die
Sabbate durch Enthaltung von Snden gefeiert
2111
und die Gebote erfllt
hat, so wird er hher geachtet sein als diejenigen, die ohne rechten
Wandel durch das Wort allein erzogen werden.
2. Kinder, sagt der Lehrer, nur noch kurze Zeit bin ich bei euch.
2112
Deshalb sagt auch Paulus in seinem Brief an die Galater: Meine Kinder,
die ich jetzt wieder mit Schmerzen gebre, bis Christus Gestalt in euch
gewonnen hat.
2113
3. Und wieder in einem Brief an die Korinther schreibt er: Denn wenn
ihr auch unzhlige Erzieher in Christus httet, so habt ihr doch nicht viele
Vter; denn in Christus habe ich euch durch das Evangelium gezeugt.
2114
4. Deshalb wird kein Verschnittener in die Gemeinde Gottes
kommen,
2115
nmlich keiner, der in Wandel und Wort unfruchtbar und
ohne Ertrag ist, dagegen diejenigen, die sich selbst wegen des
Himmelreiches von jeder Snde verschnitten (d.i.
freigemacht)haben;
2116
diese, die sich von der Welt nchtern erhalten,
sind glcklich zu preisen.
2117
21099es 67,B3.
2110Vgl. 2 Eor 8,27; Strom. 1 2,B.
2111Vgl. 9es 76,3 f.
21129oh 23,33.
2113+al 8,2C.
21142 Eor 8,27.
2115!tn B3,2.
2116Vgl. 5t 2C,2B.
2117Vgl. ?cl. 0ro/h. 28,2; Logia 9esu, H%.rh. 0a/. 1 (l=C=) ;r. 2; Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl., 'gra/hon 8=, S. 6=..
277
XVI. Kapitel
100.
<s 318> 1. Verucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde, und er soll
nicht gesegnet sein,
2118
sagt Jeremias, wobei er nicht berhaupt die
Geburt verucht nennt, sondern ber die Snde und den Ungehorsam
des Volkes unwillig ist.
2. Er fhrt ja fort: Denn warum wurde ich geboren, um Mhe und Leid
zu sehen, und warum wurden meine Tage in ununterbrochener Schmach
hingebracht?
2119
Alle Prediger der Wahrheit wurden ja wegen des
Ungehorsams der Hrer verfolgt und von Gefahren bedroht.
2120
3.Warum ist denn meiner Mutter Scho nicht mein Grab geworden,
da ich das Elend Jakobs nicht sehen mute und die Not des
Geschlechtes Israel? sagt der Prophet Esra.
2121
4. Niemand ist rein von Schmutz, sagt Hiob, auch wenn sein Leben
auch nur einen Tag whrte.
2122
5. Sie sollen uns sagen, wo das neugeborene Kind Unzucht getrieben hat,
oder wie das Kind, das noch nichts getan hat, unter den Fluch Adams
gefallen ist.
6. Es bleibt ihnen, wie es scheint, nichts brig, als folgerichtig zu sagen,
da die Geburt bse sei, nicht nur die des Krpers, sondern auch die der
Seele, um deretwillen auch der Krper da ist.
7. Und wenn David sagt: In Snde wurde ich erzeugt, und in Unrecht
hat mich meine Mutter empfangen,
2123
so nennt er prophetisch die Eva
Mutter; aber Eva ist die Mutter der Lebenden geworden
2124
und wenn
er auch in Snde erzeugt wurde, so ist er doch nicht selbst in Snde und
ist auch nicht selbst Snde.
101.
1. Ob aber auch jeder, der sich von der Snde zum Glauben bekehrt, sich
von der sndhaften Gewhnung gleich als von seiner Mutter zum Leben
wendet, darber wird mir einer der zwlf Propheten mit dem Wort
Zeugnis geben: Soll ich meinen Erstgeborenen fr meine Gottlosigkeit
hingeben, die Frucht meines Leibes fr die Snde meiner Seele?
2125
2. Damit macht er dem keinen Vorwurf, der gesagt hat: Nehmt zu und
vermehrt euch!
2126
Vielmehr nennt er die ersten Regungen nach der
Geburt, bei denen wir Gott nicht erkennen, Gottlosigkeiten.
21189er B3,28.
2119?#d. B3,2=.
2120Vgl. '/g 4,7B.
21218 ?sdras 7,37; die Stelle ist das erste sichere -itat aus diesem griechisch nicht erhaltenen Buch.
21229o# 28,8f.; zur Form vgl. Strom. 1V =3,2; 2. :lem. an die Eor. 24,8 (#en(tzt Strom.1V 236).
21230s 73,4.
2124Vgl. +en 3,B3.
21255ich 6,4.
2126+en 2,B=.
278
3. Wenn aber <s 319> jemand deshalb die Geburt bse nennt, so mu er
sie deswegen gut nennen, weil wir in ihr die Wahrheit erkennen.
Werdet nchtern, wie es sich geziemt, und sndigt nicht; denn einige
haben keine Kenntnis von Gott,
2127
nmlich die Snder. Denn wir
haben nicht gegen Fleisch und Blut zu kmpfen, sondern gegen die
Geistesmchte; die Weltherrscher der Finsternis
2128
sind aber fhig,
uns zu versuchen; deshalb sind die Zugestndnisse gegeben.
2129
4. Deshalb sagt auch Paulus: Ich kasteie meinen Leib und knechte
ihn;
2130
denn jeder, der sich an einem Wettkampf beteiligen will, ist in
allem enthaltsam
2131
(anstatt: ist in bezug auf alles enthaltsam, nicht so,
da er sich aller Dinge enthielte, sondern da er die Dinge enthaltsam
gebraucht, die zu gebrauchen er fr gut gefunden hat); jene, um einen
vergnglichen Kranz zu gewinnen, wir aber einen unvergnglichen,
2132
wenn wir in dem Kampf siegen, whrend wir nicht bekrnzt werden,
wenn wir gar nicht gekmpft haben.
5. Manche achten auch die Witwe im Hinblick auf die Enthaltsamkeit
hher als die Jungfrau, da sie die Lust, die sie aus Erfahrung kennt, gering
achtet.
2133
XVII. Kapitel
102.
1. Wenn aber die Geburt etwas Bses ist, so sollen die Lsterer sagen, da
der Herr, der an der Geburt teilgenommen hat, im Bsen befangen war,
und im Bsen befangen auch die Jungfrau, die ihn gebar.
2. Wehe ber die bsen Leute! Sie lstern ber den Willen Gottes und
ber das Geheimnis der Schpfung, indem sie von der Geburt Bses
sagen.
3. Daher hat Cassianus seine Lehre von der Dokese, daher hat auch
Marcion, ja auch Valentinus die Lehre von dem psychischen Leib. Sie
sagen nmlich, der Mensch sei dadurch den Tieren gleich geworden,
2134
da er zur geschlechtlichen Vereinigung kam. Wenn aber jemand in
seiner Brunst wirklich ein fremdes Ehebett besteigen will, dann wird ein
solcher Mensch wirklich zum Tier. Geile Hengste wurden sie; ein jeder
wieherte nach dem Weibe des Nchsten.
2135
4. Und wenn die Schlange <s 320> die Ausbung der Begattung von den
unvernnftigen Tieren genommen und den Adam berredet hat, in die
geschlechtliche Vereinigung mit Eva einzuwilligen, whrend die
Erstgeschafenen diese nicht von Natur gebt htten, wie einige
21272 Eor 27,38.
2128?/h 6,2B.
2129Vgl. 2 Eor 4,6.
2130?#d. C,B4.
2131?#d. C,B7.
2132?#d. C,B7.
2133Vgl. Strom. V11 4B,B; 46,3; $ertull. ad u%. 1 = (in der Bi#liothe> der Eirchenvter, $ertullians Schriften, 2. Bd. S. 42).
2134Vgl. 0s 8=,23.B2.
21359er 7,=.
279
behaupten, so wird die Schpfung wieder gelstert, da sie dann die
Menschen schwcher als die Natur der unvernnftigen Tiere geschafen
htte und die Erstgeschafenen Gottes erst dem Beispiel dieser
nachgefolgt wren.
103.
1. Wenn aber die Natur sie wie die unvernnftigen Tiere zur
Fortpanzung leitete, sie aber, durch Trug dazu verfhrt, schneller, als
sich ziemte, da sie noch jung waren, sich dazu verleiten lieen, so war
zwar das Gericht Gottes gegen sie gerecht, die seinen Willen nicht
abgewartet hatten, aber die Geburt ist heilig, wegen welcher die Welt
entstanden ist und ebenso die lebenden Wesen da sind, die Naturen, die
Engel, die Mchte, die Seelen, die Gebote, das Gesetz, das Evangelium, die
Erkenntnis Gottes.
2. Und alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie
die Blte des Grases; und das Gras verwelkt, die Blte fllt ab; aber das
Wort des Herrn bleibt,
2136
das die Seele gesalbt und mit dem Geiste
vereinigt hat.
3. Wie knnte ohne den Krper der gttliche Heilsplan mit unserer
Kirche zur Verwirklichung kommen? Ist doch auch der Herr selbst, das
Haupt der Kirche,
2137
im Fleisch, jedoch ohne Gestalt und Schnheit,
gekommen,
2138
um uns zu lehren, auf das Gestaltlose
2139
und Unkrperliche
der gttlichen Ursache zu blicken.
4. Denn ein Baum des Lebens wchst in einer guten Begierde,
2140
sagt
der Prophet und will damit lehren, da die Begierden, die in dem
lebendigen Herrn sind, gut und rein sind.
104.
1. Ferner wollen sie, da die eheliche Verbindung des Mannes mit dem
Weibe, die Erkennen genannt wird, Snde sei;
2141
auf diese Snde weise
nmlich das Essen von dem Baum des Guten und Bsen
2142
hin, indem
sie durch den Ausdruck er erkannte die bertretung des Gebotes lehre.
2. Ist aber dies der Fall, so ist auch die Erkenntnis der Wahrheit ein
Essen von dem Baum des Lebens.
2143
Es ist also mglich, da die
sittsame Ehe auch an diesem Baum <s 321> Anteil erhlt.
21369es 83,6D=.
2137Vgl. ?/h 2,BB; 7,B3.
2138Vgl. 9es 73,3.
2139:lemens ver"endet hier das Aort (%%%) aneids in seinen z"ei Bedeutungen *hlich, und *gestaltlos,.
2140S/r 23,2B.
2141Vgl. Strom. 111 =2,7 m. 'nm.
2142Vgl. +en B,C.
2143Vgl. +en B,C; 3,BB.
280
3. Wir haben aber schon frher gesagt
2144
da es mglich ist, sich in der
Ehe gut oder schlecht zu verhalten, und das ist der Baum der
Erkenntnis, wenn wir bei der Ehe nicht widergesetzlich handeln.
4. Wie nun? Heilte der Heiland nicht wie die Seele, so auch den Krper
von seinen Leiden? Er htte doch, wenn das Fleisch der Seele Feind wre,
das feindliche Fleisch der Seele nicht gewissermaen als Bollwerk
entgegengestellt, indem er es durch Wiederherstellung der Gesundheit
dazu instand setzte.
5. Das aber sage ich, liebe Brder: Fleisch und Blut knnen das
Gottesreich nicht erwerben, und das Vergngliche erbt nicht die
Unvergnglichkeit.
2145
Denn da die Snde etwas Verderbliches ist, so
kann sie keine Gemeinschaft mit der Unvergnglichkeit haben, die
Gerechtigkeit ist. Seid ihr so unverstndig? sagt der Apostel.
Nachdem ihr im Geiste angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleische
enden?
2146
XVIII. Kapitel
105.
1. Manche berspannten, wie wir zeigten,
2147
den Begrif Gerechtigkeit
und das geordnete Ma des Heilsamen, das wrdig und bestimmt ist,
indem sie die Enthaltsamkeit mit aller Gottlosigkeit verleumderisch
aufaten, whrend sie doch die Untauglichkeit zur Ehe nach dem
gesunden Mastab mit Frmmigkeit htten whlen knnen, mit Dank
fr die gewhrte Gnade,
2148
ohne Ha gegen die Schpfung und ohne
Verachtung gegen die Verheirateten. Denn geschafen ist die Welt und
geschafen die Untauglichkeit zur Ehe; beide aber sollen danken in dem
Stand, fr den sie bestimmt wurden, wenn sie erkennen, wozu sie
bestimmt wurden.
2. Die anderen aber rissen sich vom Zgel los und wurden bermtig; sie
wurden in der Tat geile Hengste und wieherten nach den Weibern der
Nchsten.
2149
So gaben sie sich selbst unbndig der Lust hin
2150
und
suchten ihre Nchsten dazu zu berreden, wollstig zu leben; dabei
richteten sie sich unseligerweise nach jenem Schriftwort: Wirf dein Los
mit dem unserem zusammen; wir wollen alle einen gemeinsamen Beutel
besitzen, und nur eine Brse soll bei uns sein.
2151
2144Vgl. Strom. 111 C6.
21452 Eor 27,73.
2146+al 3,3.
2147Vgl. Strom. 111 83,B ff.
2148Vgl. 2 Eor 4,4.
21499er 7,=.
2150-um griechischen 'usdruc> vgl. 9ud. 22.
2151S/r 2,28.
281
106.
1. Ihretwegen gibt uns der nmliche Prophet einen <s 322> guten Rat,
wenn er sagt: Geh nicht auf dem gleichen Weg mit ihnen, ziehe deinen
Fu von ihren Pfaden zurck; denn nicht mit Unrecht werden den
Vgeln Netze gespannt; denn sie selbst tragen Blutschuld und sammeln
sich selbst bel.
2152
Das heit: Sie machen sich selbst mit Unreinigkeit zu
tun und lehren die Nchsten das gleiche. Sie sind nach dem Worte des
Propheten kampustig, bereit, zuzuschlagen mit ihren Schwnzen,
2153
die die Griechen (xxx) kerkoi nennen.
2. Diejenigen, auf die die Weissagung hindeutet, drften wohl wollstig,
unenthaltsam sein; jene Kampustigen mit ihren Schwnzen, sie sind
Kinder der Finsternis und des Zornes,
2154
blutbeeckte Selbstmrder und
Mrder ihrer Nchsten.
3.Fegt den alten Sauerteig hinweg, auf da ihr ein neuer Teig seid!
2155
ruft uns der Apostel zu. Und wieder, erzrnt ber solche Leute, beehlt
er, nicht mit jemand zu verkehren, der sich zwar Bruder nennen lt,
aber ein unzchtiger oder habschtiger Mensch ist oder ein Gtzendiener
oder ein Verleumder oder ein Trunkenbold oder ein Ruber; mit einem
solchen sollen wir nicht einmal zusammen essen.
2156
4. Denn ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben sagt er, damit
ich Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt; so bin nicht mehr ich es,
der lebt, wie ich nach den Begierden lebte, sondern Christus lebt in
mir, heilig und selig durch den Gehorsam gegen die Gebote. Denn
damals lebte ich im Fleische eischlich, was ich aber jetzt noch im
Fleische lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes.
2157
107.
1. Geht auf keine Strae der Heiden und geht in keine Stadt der
Samariter!
2158
sagt der Herr, um uns von dem verkehrten Lebenswandel
abzuhalten; denn das Ende gottloser Menschen ist bse, und dies sind
die Wege aller derer, die Unrecht tun.
2159
2. Wehe jenem Menschen, sagt der Herr; es wre besser fr ihn,
wenn er nicht geboren wre, als da er einem meiner Auserwhlten
rgernis bereitet. Es wre besser fr ihn, da ihm ein Mhlstein an den
Hals gehngt und er ins Meer versenkt wrde, statt da er einen meiner
Auserwhlten verfhrt.
2160
Denn <s 323> der Name Gottes wird durch
ihre Schuld gelstert.
2161
2152S/r 2,27D2=.
2153!ie Her>unft dieses 0ro/heten"ortes ist nicht #e>annt; vgl. vielleicht Hff# C,23.2C.
2154?/h B,3.
21552 Eor 7,4.
2156?#d. 7,22.
2157+al B,2Cf.
21585t 23,7.
2159S/r 2,2=f.
2160!ie -usammenstellung der Bi#elstellen (5t B6,B8; 2=,6f.; 5> C,8B; L> 24,B) stammt aus l. :lem. an die Eor. 86,=.
2161G@m B,B8.
282
3. Deshalb sagt der Apostel vortrefich: Ich schrieb euch in meinem
Briefe, da ihr mit Unzchtigen nicht verkehren sollt
2162
bis zu den
Worten aber der Leib ist nicht fr die Unzucht da, sondern fr den
Herrn, und der Herr ist da fr den Leib.
2163
4. Und um zu zeigen, da er die Ehe nicht Unzucht nennen will,
2164
fgt
er hinzu: Oder wit ihr nicht, da, wer sich an eine Buhldirne hngt, ein
Leib mit ihr ist?
2165
Oder wird jemand die Jungfrau, ehe noch jemand sie
geheiratet hat, eine Buhldirne nennen?
5. Entziehet euch einander nicht, sagt der Apostel, es sei denn nach
bereinkunft auf bestimmte Zeit.
2166
Dabei weist er mit dem Wort
entzieht euch nicht auf die Picht der Ehe, das Kinderzeugen, hin, was
er auch schon in dem vorhergehenden mit den Worten klargelegt hatte:
Der Mann erflle der Frau gegenber seine eheliche Picht, und ebenso
auch die Frau dem Manne gegenber.
2167
108.
1. Nach dieser Pichterfllung ist sie Gehiln
2168
des Mannes in der
Haushaltung und im Glauben an Christus. Und noch deutlicher hat der
Apostel das gleiche in folgendem ausgesprochen: Den Verheirateten
gebiete ich, nein, nicht ich, sondern der Herr, da das Weib sich nicht
von dem Mann trennen soll (wenn sie sich aber doch trennt, soll sie
unverheiratet bleiben oder sich mit dem Mann wieder ausshnen) und
da der Mann sein Weib nicht verstoen soll. Den brigen aber sage ich,
nicht der Herr: Wenn ein Bruder
2169
bis zu den Worten jetzt aber sind
sie heilig.
2170
2. Was haben gegen diese Worte diejenigen zu sagen, die das Gesetz und
die Ehe mit der Behauptung angreifen, die Ehe sei nur im Gesetz gestattet
und nicht auch im Neuen Testament? Was haben sie, die Zeugung und
Geburt verabscheuen, gegen diese Gebote zu sagen? Denn der Apostel
verordnet auch, da der Bischof als einer, der seinem eigenen Hause gut
vorsteht, die Kirche leiten soll; ein dem Herrn wohlgeflliges Haus
entsteht aber durch die eheliche Verbindung mit Weibe.
2171
21622 Eor 7,C.
2163?#d. 6,23.
2164Vgl. Strom. 111 8C,2.
21652 Eor 6.26.
2166?#d. 4,7.
2167?#d. 4,3.
2168Vgl. +en B,2=.
21692 Eor 4,23D2B.
2170?#d. 4,28.
2171Vgl. 2 $im 3,B.8; $it 2,6; Strom. 111 4C,6; C3,2.
283
109.
1. Den Reinen ist also alles rein sagt der Apostel; den Beeckten und
Unglubigen aber ist nichts rein, sondern beeckt ist bei ihnen ihr Sinn
und ihr Gewissen.
2172
<s 324> 2. Und ber die Lust, die der Sittenregel widerstreitet, sagt er:
Irret euch nicht: Weder Unzchtige noch Gtzendiener, weder
Ehebrecher noch Lstlinge und Knabenschnder, weder Habschtige
noch Diebe, nicht Trunkenbolde, nicht Verleumder, nicht Ruber werden
das Reich Gottes erben. Und wir haben uns gereinigt,
2173
die wir in
solchen Snden gewesen waren. Sie aber vollziehen eine Reinigung, deren
Ergebnis Lsternheit ist; sie taufen aus der Keuschheit zur Unzucht; sie
stellen den Grundsatz auf, man msse den Lsten und Leidenschaften
nachgeben; sie lehren, man msse aus Sittsamen zu Unmigen werden,
und setzen ihre eigene Hofnung auf den schamlosen Gebrauch der
Geschlechtsteile;
2174
so bewirken sie, da ihre Anhnger von dem Reiche
Gottes ausgeschlossen und nicht als dessen Brger eingeschrieben
werden,
2175
und haben unter dem Namen der flschlich so benannten
Gnosis den Weg zur uersten Finsternis
2176
eingeschlagen.
3. Im brigen, liebe Brder, alles, was wahr ist, was keusch, was gerecht,
was rein , was wohlgefllig, was rhmlich ist, was etwa eine Tugend ist
oder sonst Lob verdient, darauf seid bedacht; alles, was ihr gelernt und
berkommen und gehrt und an mir gesehen habt, das tut; und der Gott
des Friedens wird mit euch sein.
2177
110.
1. Und Petrus sagt in seinem Brief das gleiche: Daher sei euer Glaube
und eure Hofnung auf Gott gerichtet, da eure Seelen durch den
Gehorsam gegen die Wahrheit geheiligt sind.
2178
2. So pat euch, als Kinder des Gehorsams, nicht euren frheren in der
Zeit der Unwissenheit ber euch herrschenden Lsten an, sondern
werdet nach dem Vorbild des Heiligen, der euch berufen hat, auch selbst
in eurem ganzen Wandel heilig! Denn es steht geschrieben: Ihr sollt heilig
sein; denn ich bin heilig.
2179
3. Aber die Entgegnung, die gegen die mit dem falschen Namen
geschmckten Heuchler der Gnosis ntig war, hat uns ber die Gebhr
hinaus fortgefhrt und unsere Darlegung in die Lnge gedehnt. Deshalb
hat hier auch unser dritter Teppich wissenschaftlicher Darlegungen
entsprechend der wahren Philosophie sein Ende.
2172$it 2,27.
21732 Eor 6,CD22.
21740hil 3,2C.
2175Vgl. Hff# B3,2B.27;B2,B4.
2176Vgl. 5t =,2B; BB,23; B7,33.
21770hil 8,=f.
21782 0etr 2,B2 f.
21792 0etr 2,28D26; der letzte Vers aus Lev 22,88; 2C,B; B3,4.
284
Viertes Buch [Zweiter Band]
I. Kapitel
1.
<s 11> 1. Nunmehr halte ich es fr angemessen, von dem Mrtyrertum zu
handeln und davon, wer der Vollkommene ist (dabei wird das, was sich
daran anschliet, je nachdem es der zu behandelnde Stof erfordert,
mithereingenommen werden) und davon, da jeder in gleicher Weise
nach Weisheit streben mu, mag er Knecht oder Freier und dem
Geschlecht nach Mann oder Weib sein.
2. Wenn wir dann den folgenden Abschnitt ber den Glauben und ber
die Forschung vollstndig abgeschlossen haben, werden wir die auf
Sinnbildern beruhende Darstellungsform vorfhren, um dann, wenn wir
in chtiger bersicht die Sittenlehre zu Ende gefhrt haben, in kurzer
Zusammenfassung des Wichtigsten zu zeigen, welchen Nutzen die
Griechen aus der nichtgriechischen Philosophie gewonnen haben.
3. Nach dieser gedrngten Darstellung soll in Krze die gegen die
Griechen und die gegen die Juden gerichtete Auslegung der Heiligen
Schrift und alles das vorgetragen werden, was wir in den bisherigen
Bchern der Teppiche unter dem dringenden Zwang der Flle des
Stofes zu bewltigen nicht vermochten, whrend wir beim Eingang zu
unserem Vorwort die Absicht ausgesprochen hatten, alles in einem
einzigen Buch zu Ende zu bringen.
2.
1. Hierauf mssen wir spter, wenn wir die Abhandlung entsprechend
dem von uns vorgelegten Plan so gut wie mglich vollendet haben,
erforschen, was von den Griechen und andererseits von den Barbaren,
soweit deren Anschauungen zu uns gelangt sind, ber das Wesen der
Urgrnde gelehrt worden ist, und mssen dann den wichtigsten
Gedanken der Philosophen entgegentreten.
2. Daran schliet sich nach einem kurzen Abri der Gotteslehre die
Behandlung der die Weissagung betrefenden <s 12> berlieferung.
2180
Darauf knnen wir bei der Heiligen Schrift, auf der unser Glauben beruht,
auf Grund ihrer verbrgten Herkunft von dem Allmchtigen nachweisen,
da sie unbedingten Glauben verdient, und ihre Bcher der Reihe nach
durchgehen und aus ihnen all den Irrlehren gegenber beweisen, da es
ein Gott und allmchtiger Herr ist, der durch das Gesetz und die
Propheten und dazu auch durch das selige Evangelium verkndigt
worden ist.
2180Vgl. ?inleitung zum 2. Band S. 83.
285
3. In groer Menge warten dann unser noch die Einwendungen, die wir
gegen die Irrlehrer vorbringen mssen, wenn wir versuchen wollen, die
von ihnen vorgebrachten Lehren schriftlich zu entkrften und sie selbst
auch gegen ihren Willen zu berzeugen, indem wir sie durch die Heilige
Schrift selbst widerlegen.
3.
1. Wenn nun so unser ganzer Plan in den Abhandlungen ausgefhrt ist,
mit denen wir, wenn der Geist es will, dem dringenden Bedrfnis
abhelfen wollen (denn ganz unentbehrlich ist das, was vor der Darlegung
der Wahrheit selbst zuvor gesagt werden mu) dann werden wir erst zu
der wahrhaft gnostischen Wesenslehre kommen, nachdem wir uns vor
den groen in die kleinen Mysterien haben einweihen lassen,
2181
damit
nichts der wahrhaft gttlichen Ofenbarung heiliger Geheimnisse im
Wege stehe, sondern alles, was vorher erforscht und zuvor mitgeteilt
werden mu, zuvor vllig erledigt und zuvor behandelt worden ist.
2. Nun hngt aber die Wesenslehre oder richtiger gesagt Wesensschau,
die dem wahrheitsgetreuen Mastab gnostischer berlieferung
entspricht,
2182
von der Lehre ber die Weltentstehung ab und steigt von
hier aus zu dem Wissenschaftsgebiet der Lehre von Gott auf.
3. Daher werden wir mit Recht den Anfang der Darbietung mit der von
der Weissagung berichteten Schpfung machen, wobei wir der Reihe
nach auch die Ansichten der Irrlehrer vorfhren und sie, soweit es uns
mglich ist, zu widerlegen versuchen wollen.
4. Aber all dies wird geschrieben werden, wenn Gott es will und wie er es
eingibt; jetzt aber mssen wir an die uns zunchst vorliegende Aufgabe
herantreten und den Abschnitt von der Sittenlehre zu Ende bringen.
II. Kapitel
4.
<s 13> 1. Unsere Abhandlungen sollen aber, wie wir schon oft sagten,
2183
wegen der Leser, die hemmungslos und unvorbereitet darber kommen,
wie schon ihr Name sagt, Teppichen gleich bunt zusammengefgt sein;
sie sollen in ununterbrochenem Wechsel von einem Gegenstand auf den
anderen bergehen und im Laufe der Darstellung oft einen anderen Sinn
in sich schlieen, als die Worte zunchst kundtun.
2184
2. Die nmlich, die nach Gold suchen, sagt Herakleitos, graben viel
Erde auf und nden wenig;
2185
diejenigen aber, die in der Tat zum
2181Vgl. Strom. 1 27,3 mit 'nm.; 0laton, +orgias /. 8C4 :.
2182Vgl. 2. :lemens#rief 4,B (Strom. 1 27,B).
2183Vgl. Strom. 1 2=,2; 77,2.3; 76,3; V1 B; V11 223,8; 222.
2184Vgl. Strom. V =C,B.
2185Hera>leitos Fr. BB !iels.
286
goldenen Geschlecht
2186
gehren und nach dem ihnen Verwandten
schrfen, werden in wenigem viel nden. Denn nden wird meine Schrift
den einen Leser, der sie versteht.
2187
3. Dem also, der mit Verstand zu forschen vermag, werden die
Teppiche meiner Abhandlungen dazu behilich sein, da er sich an die
Wahrheit erinnert und eine klare Vorstellung von ihr bekommt.
4. Dazu mssen aber auch wir anderes hinzu erarbeiten und hinzu
aufnden; denn auch bei denen, die einen ihnen unbekannten Weg gehen
wollen, gengt es, wenn man ihnen nur zeigt, wo der Weg fhrt.
5.
1. Gehen mssen sie ihn aber dann selbst und auch die Fortsetzung selbst
nden. So gab auch, wie man erzhlt, die Pythia einem Sklaven, der das
Orakel fragte, was er tun msse, um seinen Herrn zufriedenzustellen, den
Bescheid: Du wirst es nden, wenn du es suchst
2. Und in der Tat ist es, wie es scheint, schwer, etwas Gutes, wenn es
verborgen ist, aufzunden. Denn vor die Tugend ist der Schwei
gesetzt,
Und lang ist der Weg und geht steil in die Hhe;
Auch ist er anfangs gar rauh; doch hat man die Hhe erstiegen,
Dann ist es leicht, auf ihm weiterzugehen, so schwer es zuerst war.
2188
3. Denn der Weg des Herrn ist wirklich eng und schmal,
2189
und nur
Gewaltttige knnen das Reich Gottes erringen;
2190
<s 14> daher heit es:
Suche, und du wirst nden,
2191
wenn du dich nmlich an den wahrhaft
kniglichen Weg
2192
hltst und nicht von ihm abweichst.
6.
1. Daher ist trotz des geringen Umfangs begreiicherweise reich der
fruchtbare Same
2193
der in dieser Abhandlung enthaltenen Lehren, wie
das alle mglichen Panzen tragende Feld,
2194
sagt die Schrift.
2. Daher tragen auch ihre berschrift mit vollem Recht die Teppiche
meiner Abhandlungen, da sie ganz nach Art jener alten Form von
Opfergabe Blten von berallher gesammelt haben, von der Sophokles
schreibt:
3. Da war des Schafes Wolle und vom Weinstock auch
Der Weihegu und Trauben, trefich aufewahrt,
Der Frchte Allerlei, mit Gerstenkorn gemischt,
2186Vgl. 0laton, Staat V /. 86= ? (Strom. 1V 26,2); 111 /. 827 'B.
2187Vgl. Strom. 1 2=B,2 mit 'nm.
2188Hesiodos, Aer>e B=CDBCB.
21895t 4,28.
2190Vgl. 5t 22,2B; Strom. V1 28C,7.
2191Vgl. 5t 4,4 (L> 22,C).
2192Vgl. ;um B3,24.
21931ch (#ersetze die Lesart (%%%).
21949o# 7,B7 (vielleicht aus 2. :lemens#rief 76,28).
287
Des les Fett, dazu das Allerknstlichste,
Der gelben Bien aus Wachs gebildet Wunderwerk.
2195
7.
1. So bringen denn auch unsere Teppiche, um mit den Worten des
Bauern bei dem Lustspieldichter Timokles zu sprechen, frische Feigen,
l, getrocknete Feigen, Honig herbei, wie von einem an allen Frchten
reichen Landgut.
2. Wegen dieses Reichtums an Frchten heit es dann weiter:
Du meinst den Erntekranz und nicht die Feldarbeit.
2196
3. Die Athener pegten nmlich auszurufen:
Erntekranz bringet uns Feigen und Kuchen, im Fette gebacken,
Und in der Schale den Honig und l auch, da man sich salbe.
2197
4. Man mu daher das Gemenge von vielerlei Samen, wie man es bei den
Futterschwingen macht, oft hin und her schtteln und in die Hhe
werfen und so den Weizen auslesen.
III. Kapitel
8.
<s 15> 1. Die Masse ist aber in ihrem Wesen der Witterung im Winter
hnlich; sie ist unbestndig und unberechenbar.
2.Oft schon schuf das Mitraun Gutes und Vertrauen Unheil oft.
2198
3. Und Epicharmos sagt:
Nie vergi, da Zweifeln gut ist, in ihm liegt des Denkens Kraft.
2199
4. Nun bringt freilich der Zweifel an der Wahrheit den Tod wie der
Glaube an sie das Leben; aber umgekehrt wieder fhrt der Glaube an die
Lge und der Zweifel an der Wahrheit ins Verderben.
5. Ebenso verhlt es sich mit der Enthaltsamkeit und der
Unenthaltsamkeit. Wenn man sich nmlich der guten Werke enthlt, so
ist das ein Zeichen von Schlechtigkeit; wenn man sich dagegen des
Unrechts enthlt, so ist das der Anfang des Heiles.
6. So scheint mir der Sabbat dadurch, da er fordert, sich vom
Schlimmen fernzuhalten, auf die Enthaltsamkeit hinzuweisen und darauf,
wodurch sich der Mensch von den Tieren unterscheidet.
7. Weiser wieder als der Mensch sind die Engel Gottes. Du hast ihn, so
heit es, ein wenig niedriger als die Engel gestellt.
2200
Man bezieht
2195So/ho>les Fr. 366.
2196$imo>les Fr. 36 :'F 11 /. 866.
2197!er \?rnte>ranz], ?iresione, "ar ein mit Aollfden um"undener und mit Fr(chten aller 'rt #ehangener
Xl#aumz"eig, der in 'then von Haus zu Haus getragen "urde. !azu "urde ein Lied gesungen, dessen erste Verse
0lutarch, $heseus BB mitteilt; von ihm ist :lemens a#hngig.
2198Vgl. :'F 'des/. 23B4; $+F 'des/. 223.
2199?/icharmos Fr B73 Eai#el.
22000s =,6.
288
nmlich dieses Schriftwort nicht auf den Herrn (freilich trug auch er das
Fleisch an sich) sondern auf den Vollkommenen und den Gnostiker, der
durch die Zeitlichkeit und die (irdische) Hlle niedriger als die Engel
gestellt ist.
8. Deshalb sage ich, da die Weisheit (der Engel) etwas anderes ist als das
Wissen (der Menschen); hinsichtlich des Lebens nmlich unterscheiden
sie sich nicht. Denn die sterbliche Natur, das heit der Mensch, hat mit
dem der Unsterblichkeit Gewrdigten das Leben gemeinsam, whrend
das letztere hinsichtlich der Art seines geistigen Schauens und seiner
Enthaltsamkeit vorzglicher ist.
9.
1. In diesem Sinne scheint mir auch Pythagoras
2201
Gott allein weise
genannt zu haben (denn auch der Apostel schreibt in dem Brief an die
Rmer: des zur Erzielung <s 16> von Glaubensgehorsam unter allen
Vlkern Bekanntgemachten, dem allein weisen Gott durch Jesus
Christus
2202
), sich selbst aber wegen seiner Liebe zu Gott einen
Philosphen (d.h. einen Freund der Weisheit). Gott sprach mit Moses, so
heit es daher, wie ein Freund mit einem Freunde.
2203
2. Das Wahre ist also Gott ofenbar; so hat denn die Wahrheit in ihm
ihren Ursprung; der Gnostiker aber liebt die Wahrheit. Gehe hin zur
Ameise, so heit es, du Trger, und werde ein Schler der Biene!, sagt
Salomo.
2204
3. Denn wenn jedes Geschpf eine einzige seinem Wesen entsprechende
Art der Bettigung hat und dies beim Rind ebenso wie bei dem Pferd und
bei dem Hund der Fall ist, was sollen wir da beim Menschen als die fr
ihn eigentmliche Art der Bettigung angeben?
4. Er gleicht aber, wie ich meine, einem Kentauren, dem thessalischen
2205
Geschpf, da er aus einem vernnftigen und einem unvernnftigen Teil
zusammengesetzt ist, aus Seele und Leib. Der Leib aber bearbeitet die
Erde und strebt zur Erde,
2206
die Seele dagegen ist auf Gott hin
ausgerichtet, wenigstens soweit sie durch die wahre Philosophie erzogen
wird.
5. Und sie eilt den mit ihr Verwandten droben zu, nachdem sie sich von
den Begierden des Krpers und mit ihnen zugleich von Mhsal und
Furcht abgekehrt hat; freilich haben wir gezeigt,
2207
da auch das
Erdulden und die Furcht zum Nutzen gereichen knnen.
6. Denn wenn durch das Gesetz Erkenntnis der Snde kommt,
2208
wie
die sagen, die das Gesetz anklagen, so werden wir ihnen entgegenhalten:
2201Vgl. !iog. Laert. 0rooem. 2B (Hera>leides 0ont. Fr. 4= Vo); :ic. $usc. dis/. V 3,C.
2202G@m 26,B6 f.
2203Vgl. ?% 33,22.
2204Vgl. S/r 6,6.=a.
2205!ie Eentauren "aren der Sage nach #esonders in $hessalien daheim.
2206Vgl. +en 3,2C.
2207Vgl. z.B. 0aid. 1 64,B; Strom. 11 3C,8.
2208G@m 3,B3.
289
Auch schon vor dem Gesetz war Snde in der Welt,
2209
aber ohne
Gesetz ist die Snde tot.
2210
7. Denn wenn man die Ursache der Furcht, nmlich die Snde,
wegnimmt, so hat man auch die Furcht weggenommen, noch weit mehr
aber die Strafe, wenn nicht vorhanden ist, was seinem Wesen nach von
Begierde erfllt ist. Denn fr einen Gerechten ist das Gesetz nicht
vorhanden,
2211
sagt die Schrift.
10.
1. Richtig sagt also Herakleitos: Der Dike (des Rechtes) Name wrde
man nicht kennen, wenn es dieses <s 17> (das Unrecht) nicht gbe.
2212
Und Sokrates sagt, um der Guten willen wre das Gesetz nicht
entstanden.
2213
2. Aber auch dies verstanden die Anklger nicht, da, wie der Apostel
sagt, wer den Nchsten liebt, nichts Bses tut.
2214
Denn die Gebote: Du
sollst nicht tten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! und
wie die Gebote sonst lauten, all das wird in diesem einzigen Satze
zusammengefat: Du sollst deinen Nchsten wie dich selbst lieben!
2215
3. Dementsprechend heit es wohl: Du sollst den Herrn, deinen Gott,
von ganzem Herzen lieben, und du sollst deinen Nchsten wie dich selbst
lieben!
2216
Wenn aber der, der den Nchsten liebt, nichts Bses tut, und
wenn alle Gebote in der einen Forderung der Liebe zum Nchsten
zusammengefat werden, so wollen die Gebote, die die Furcht drohend
ber den Menschen schweben lassen, Liebe, nicht Ha bewirken.
11.
1. Darnach ist die Furcht, die das Gesetz erzeugt, keine
Gemtsbewegung.
2217
Daher ist das Gesetz heilig und nach dem Wort
des Apostels in der Tat vom Heiligen Geiste gegeben.
2218
2. Wir mssen also, wie es scheint, die Natur des Leibes und das Wesen
der Seele genau erforschen und das jedem von beiden gesetzte Ziel zu
erfassen suchen und drfen den Tod nicht fr ein bel halten.
3. Denn solange ihr Sklaven der Snde wart, sagt der Apostel, wart
ihr der Gerechtigkeit gegenber frei. Welche Frucht hattet ihr also
damals? Nur solches, worber ihr euch jetzt schmt; denn das Ende
davon ist der Tod. Jetzt aber, da ihr von der Snde frei und Gottes
2209?#d. 7,23.
2210?#d. 4,=.
22112$im 2,C.
2212Hera>leitos Fr. B3 !iels.
2213?s ist hier "ohl die Aorte des So>rates in 0latons \Staat] gedacht.
2214G@m 23,23.
2215?#d. 23,C.
2216Vgl. Lev 2C,2=; !tn 6,7; L> 23,B4; 5t BB,34.3C.
2217Vgl. Strom. 11 83,2.
2218Vgl. G@m 4,2B.28.
290
Knechte geworden seid, habt ihr als eure Frucht die Heiligung und als
letztes Ende das ewige Leben. Denn der Snde Sold ist der Tod; Die
Gnadengabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm
Herrn.
2219
12.
1. Es drfte demnach bewiesen sein, da Tod ist die durch den Krper
vermittelte Gemeinschaft der Seele, die zum Sndigen geneigt ist; Leben
aber ist die <s 18> Trennung (der Seele) von der Snde.
2. Aber zahlreich sind die vor unseren Fen liegenden Bollwerke und
Grben der Begierde und die Fallgruben des Zorns und der Leidenschaft;
ber diese mu hinwegspringen und berhaupt allen Veranstaltungen
hinterlistiger Anschlge entiehen, wer die Erkenntnis Gottes nicht mehr
nur durch einen Spiegel
2220
schauen will.
3. Denn es entziehet der waltende Zeus schon der Tchtigkeit Hlfte
Jeglichem Manne, sobald ihn die Stunde der Knechtschaft ereilet.
2221
4. Als Knechte aber kennt die Schrift diejenigen, die unter die Snde und
an die Snden verkauft sind,
2222
die Wollstigen und die, deren Sinn auf
den Leib gerichtet ist, die mehr Tiere als Menschen sind, die dem Vieh
hnlich wurden,
2223
geile Hengste, die nach den Weibern ihrer Nchsten
wiehern,
2224
ein unbndiger Esel ist der Zuchtlose, ein wilder Wolf der
Habgierige und eine Schlange der Betrger.
5. Dadurch, da der Philosoph sein ganzes Leben hindurch sich auf die
Trennung der Seele vom Leibe vorbereitet,
2225
gewinnt er die gnostische
Freudigkeit, den natrlichen Tod leicht und ruhig ertragen zu knnen,
der ja nur die Lsung der Fesseln ist, mit denen die Seele an den Krper
gebunden ist. Denn mir ist die Welt gekreuzigt und ich der Welt,
2226
sagt der Apostel, und obwohl ich noch im Fleische bin, lebe ich doch
schon so, als ob ich ein Brger des Himmels wre.
2227
IV. Kapitel
13.
1. Wenn daher der Gnostiker abgerufen wird, so gehorcht er natrlich
leicht und gibt dem, der den Leib von ihm fordert, mit Freuden dazu auch
die Leidenschaften hin, indem er sie noch frher als die Leibeshlle
2219?#d. 6,B3DB3.
2220Vgl. 2Eor 23,2B.
2221Hom. Hd. 24,3BB f.
2222Vgl. G@m 6,24.B3; 4,28.
2223Vgl. 0s 8=,23.B2.
2224Vgl. 9er 7,=.
2225Vgl. 0laton, 0haidon /. 64 !; =3 ?.
2226+al 6,28.
2227?#d. B,B3; 0hil 3,B3.
291
ablegt, <s 19> wobei er den Versucher, wie ich meine, nicht schmht,
sondern belehrt und davon berzeugt,
Aus wie gewaltiger Ehre und welcher Flle des Glckes,
2228
wie Empedokles sagt, er hierher kam, um unter den Sterblichen zu
wandeln.
2. Ein solcher gibt in der Tat fr sich das Zeugnis, da er von echtem
Glauben gegen Gott erfllt ist, fr den Versucher aber, da er vergeblich
dem nachgestellt habe, der durch die Liebe glubig ist, und wiederum fr
den Herrn das Zeugnis von der gotterfllten berzeugung gegenber der
Lehre, von der er nicht aus Todesfurcht abtrnnig werden wird; ja er
bekrftigt sogar die Wahrheit der Predigt mit der Tat, indem er zeigt, da
der, zu dem er hinstrebt, Gott, mchtig ist.
3. Man mu aber wohl seine Liebe bewundern, die er deutlich erkennen
lt, indem er sich voll Dankbarkeit mit dem ihm Wesensverwandten
vereinigt, ja sogar mit seinem kostbaren Blute die Unglubigen
beschmt.
14.
1. Ein solcher wird nicht aus Furcht des Gebotes wegen sich davor hten,
Christus zu verleugnen, so da er nur aus Furcht ein Blutzeuge wrde.
2229
Indessen verkauft er seinen Glauben auch nicht in der Hofnung auf
bereitgehaltene Geschenke, vielmehr aus Liebe zum Herrn wird er sich
aufs bereitwilligste von diesem Leben lsen; vielleicht wird er sogar dem,
der die Verfolgung gegen ihn in die Wege leitete, Dank wissen, da er auf
diese Weise einen triftigen Grund, den er selbst sich nicht htte
beschafen knnen, dazu erhielt, sich als den zu erweisen, der er wirklich
ist, und zwar jenem gegenber durch seine Standhaftigkeit, dem Herrn
gegenber aber durch seine Liebe, durch die er dem Herrn ofenbar
wurde, der den Vorsatz des zum Martyrium Entschlossenen schon vor
dessen Geburt kannte.
2. Getrosten Mutes kommt er also zu dem Herrn als zu seinem Freund,
fr den er auch den Leib willig dahingegeben hat
2230
und dazu auch die
Seele, wie die Richter erwartet hatten, und er darf die Begrung lieber
Bruder,
2231
<s 20> um das Dichterwort zu bentzen, von unserem
Heiland hren wegen der hnlichkeit seines Lebens.
3. Daher nennen wir das Martyrium Vollendung, nicht weil der Mensch
in ihm das Ende seines Lebens gefunden hat, wie die brigen es (im Tode)
nden, sondern weil er ein vollkommenes Liebeswerk
2232
gezeigt hat.
4. Auch die alten Griechen preisen das Ende der im Kriege Gefallenen,
2233
nicht als ob sie zu einem gewaltsamen Tode raten wollten, sondern weil,
wer im Kriege fllt, ohne Furcht vor dem Tode aus dem Leben geschieden
2228?m/edo>les Fr. 22C !iels; vgl. 0lut. 5oral. /. 634 ?; Sto#. Flor. 83,7.
2229Vgl. 5t 23,33.
2230Vgl. 9oh 27,23 f.
2231Vgl. Hom. 1l. 8,277; 7,37C; B2,33=.
2232Vgl. vielleicht 9a> 2,8.
2233Vgl. z.B. $hu>.dides 11 37D86; 0laton, 5ene%enos /. B38 : ff.
292
ist, indem er pltzlich von seinem Leibe losgerissen wurde und nicht
vorher seelisch zu leiden hatte und nicht zermrbt wurde, wie es den
Menschen in der Krankheit geht. Denn mit weibischen Klagen und voll
Verlangen nach lngerem Leben scheiden diese von hinnen.
15.
1. Darum ist ihre Seele auch nicht rein, wenn sie von ihnen (aus dem
Krper) entlassen wird, sondern sie schleppt die Begierden wie
Bleigewichte mit sich, abgesehen von einigen unter ihnen, die sich durch
ihre Tugend ausgezeichnet haben.
2234
2. Es gibt aber auch solche, die im Kriege mit Begierden sterben; dann ist
es bei ihnen durchaus nicht anders, als wenn sie an einer Krankheit
hinsiechten.
3. Wenn daher das Bekenntnis zu Gott ein Zeugnisablegen ist, so ist jede
Seele, die in der Erkenntnis Gottes einen reinen Wandel fhrte und den
Geboten gehorsam war, mit ihrem Leben und mit ihrem Reden eine
Zeugin, wie sie auch immer vom Krper scheiden mag, da sei das ganze
Leben hindurch und dazu auch beim Scheiden aus ihm durch die
Darbringung ihres Glaubens gleichsam ihr Blut vergiet.
4. Dementsprechend sagt der Herr in dem Evangelium: Wer Vater oder
Mutter oder Brder verlt
2235
und die folgenden Worte: um des
Evangeliums und meines Namens willen, der ist selig, indem er nicht das
einfache Zeugnis ablegt, sondern das gnostische, da er durch die Liebe
zum Herrn nach der Richtschnur des Evangeliums wandelte.
5. Denn mit der Kenntnis des Namens und dem Verstndnis des
Evangeliums ist wirkliche Erkenntnis gemeint und nicht, da man nur
davon redet, wie daraus <s 21> klar ist, da er die weltliche Familie
verlt, da er ebenso sein Vermgen und seinen ganzen Besitz verlt,
um in seinem Leben nicht leidenschaftlich davon abhngig zu sein. Denn
mit Mutter wird allegorisch das Vaterland und die nhrende
Heimaterde bezeichnet und mit Vter die staatlichen Gesetze.
6. ber all das mu sich der hochsinnige Gerechte mit Dankbarkeit
erhaben fhlen, um Gottes Freund zu werden und den Platz zur Rechten
im Heiligtum zu erlangen,
2236
wie es auch die Apostel getan haben.
16.
1. Sodann sagt Herakleitos: Die im Kriege Gefallenen werden von
Gttern und Menschen geehrt,
2237
und Platon schreibt im fnften Buch
des Staats: Was nun die im Felde Gefallenen betrift, werden wir nicht
2234Vgl. 0laton, Staat V11 /. 72C 'B.
2235Vgl. 5> 23,BC f.; 5t 2C,BC.
2236Vgl. 5t B7,33; 0ast. Herm. Vis. 111 B,2; Strom. 1V 33,2.
2237Hera>leitos Fr. B8 !iels.
293
den von ihnen, der ruhmvoll geendet hat, in erster Linie fr einen
Sprling des goldenen Geschlechtes erklren? Ganz gewi..
2238
2. Das goldene Geschlecht stammt aber von den Gttern, die im Himmel
und in der Fixsternsphre wohnen und vor allem mit der Leitung der
ber die Menschen waltenden Vorsehung betraut sind.
2239
3. Einige von den Irrlehrern aber haben den Herrn falsch verstanden,
hngen gottlos zugleich und feige am Leben und behaupten, das wahre
Mrtyrertum sei die Erkenntnis des wahrhaft seienden Gottes, was auch
wir zugeben; wer aber sein Bekenntnis mit dem Tod besiegle, der tte sich
selbst und sei ein Selbstmrder; auch andere derartige schlaue
Erndungen der Feigheit bringen sie vor. Gegen sie wird geredet werden,
wenn es die Zeit erfordert; sie weichen nmlich von uns in der Lehre von
den Grundursachen ab.
17.
1. Aber auch wir tadeln die, die sich selbst in den Tod strzen. Es gibt
nmlich manche Leute, die nicht zu uns gehren, sondern nur den
gleichen Namen wie wir tragen, die aus Ha gegen den Weltschpfer sich
auszuliefern beeilen, die Unseligen, die den Tod nicht erwarten
knnen.
2240
2. Von ihnen behaupten wir, da sie sich mit ihrem freiwilligen Abschied
aus dem Leben nicht den Ruhm eines Mrtyrers erwerben, auch wenn sie
von Staats wegen bestraft werden.
3. Denn sie bewahren nicht das Wesen des <s 22> glubigen
Mrtyrertums, da sie den wahren Gott nicht kennen, sondern liefern sich
einem nichtigen Tode aus, wie sich die Gymnosophisten bei den Indern
leichtfertig in das Feuer strzen.
4. Da diese Leute, die ihren Namen mit Unrecht tragen, dem Krper
Schlechtes nachsagen, so will ich sie darauf hinweisen, da auch die
richtige Verfassung des Krpers zu einer guten Beschafenheit des Geistes
beitrgt.
18.
1. Deshalb sagte Platon, den sie bei ihren Schmhungen gegen die
Schpfung vor allem als Zeugen anfhren, im dritten Buch des Staats,
man msse um der Harmonie der Seele willen fr den Krper sorgen;
denn nur durch ihn ist es mglich, berhaupt zu leben und auch richtig zu
leben,
2241
indem man die Predigt der Wahrheit verkndet. Denn wir
mssen unseren Weg durch das Leben und durch die Gesundheit
nehmen, wenn wir die Erkenntnis gewinnen wollen.
22380laton, Staat V /. 86= ?
2239Vgl. ?%c. e% $heod. 43; ?cl. /ro/h. 77.
2240Aahrscheinlich sind damit die 5arcioniten gemeint; vgl. '. Harnac>, 5arcion, B. 'ufl. S. 3B8.
2241Vgl. 0laton, Staat 111 /. 823 :; 1< /. 7C2 !.
294
2. Wenn aber jemand nicht einmal das kleinste Stck in die Hhe
kommen kann, ohne da er im Besitz des Lebensnotwendigen ist und mit
dessen Hilfe alles tut, was zum Gewinn der Erkenntnis beitrgt, wie sollte
er nicht darnach streben, gut zu leben?
3. Nun kann aber das gute Leben nur im Leben verwirklicht werden, und
wer in seinem leiblichen Dasein ein gutes Leben erstrebt hat, wird in den
Zustand ewigen Lebens hinbergeleitet.
V. Kapitel
19.
1. Bewundernswert sind auch diejenigen von den Stoikern, die sagen, da
die Seele vom Krper nach keiner Seite hin beeinut werde, weder zum
Schlechten hin durch Krankheit noch zur Tugend hin durch Gesundheit;
beide seien vielmehr, so sagen sie, sittlich vllig gleichgltig.
2242
2. Indes ist uns auch Hiob durch seine ganz auerordentliche
Selbstbeherrschung und durch seinen berragenden Glauben als ein gutes
Beispiel aufgezeichnet; er war aus einem Reichen zu einem Armen, aus
einem angesehenen Mann zu einem verachteten, aus einem Schnen zu
einem Hlichen und aus einem Gesunden zu einem Kranken
geworden;
2243
aber er beschmte den Versucher und pries seinen <s 23>
Schpfer;
2244
so trug er das zweite wie das erste und zeigte recht deutlich,
da der Gnostiker imstande ist, sich in alle Dinge gut zu schicken.
3. Und da die trefichen Taten der Alten als Vorbilder zu unserer
Besserung aufgestellt sind, das zeigt der Apostel mit den Worten: so
da meine Gefangenschaft in Christus bei der ganzen kaiserlichen
Leibwache und bei allen brigen bekannt wurde und da die meisten
meiner Brder im Herrn, durch meine Gefangenschaft in ihrem
Vertrauen gestrkt, um so mehr das Wort Gottes furchtlos zu
verkndigen wagen.
2245
Denn auch die Martyrien sind herrlich geheiligte
Vorbilder der Bekehrung.
4. Denn alles, was geschrieben wurde, sagt der Apostel, wurde zu
unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Standhaftigkeit und
den Trost, die uns die Heilige Schrift vermittelt, die Hofnung auf den
Trost haben.
2246
20.
1. Die Seele scheint, wenn sie Schmerz empndet, von ihm
gewissermaen wegzustreben
2247
und die Befreiung von dem vorhandenen
2242:hr.si//os Fr. mor. 273 v. 'rnim.
2243Vgl. 9o# 2.
2244Vgl.0aid. 111 C3,8; Strom. 11 4C,2; Barna#as, ?/. B,23; 1ren. 1V 24,B.
22450hil 2,23 f.
2246G@m 27,8.
2247Vgl. Strom. 1V 283,2.
295
Schmerz fr wertvoll zu halten. In einem solchen Zeitpunkt
vernachlssigt sie begreiicherweise auch das Lernen, da ja auch die
anderen Tugenden nicht mehr beachtet werden.
2. Wir sagen aber deshalb doch wohl nicht, da die Tugend selbst leide;
denn die Tugend kann gar nicht krank sein; vielmehr leidet nur der
Trger beider, der Tugend und der Krankheit, unter dem, was ihn
bedrngt. Und wenn er sich nicht innerlich darber erhaben fhlen kann,
so verliert der, der noch nicht so weit gekommen ist, da die
Selbstbeherrschung bei ihm zum bleibenden Zustand geworden ist, die
Haltung; und da er das Leid nicht ruhig ertragen kann, erweist sich als
gleichwertig damit, wie wenn er vor ihm geohen wre.
21.
1. Ebenso verhlt es sich auch mit der Armut. Denn auch sie zwingt die
Seele, die Beschftigung mit dem Notwendigen, der wissenschaftlichen
Betrachtung und dem Streben nach der reinen Sndlosigkeit, aufzugeben,
indem sie den, der sich noch nicht durch die Liebe Gott vllig hingegeben
hat, dazu zwingt, sich mit dem Erwerb des Ntigen zu beschftigen,
whrend andererseits die Gesundheit und die reiche Flle an dem, was
zum Leben ntig ist, <s 24> die Seele, die das Vorhandene richtig zu
verwenden wei, frei und ungehemmt erhlt.
2. Denn Bedrngnis fr ihr Fleisch, sagt der Apostel, werden solche
Leute zu ertragen haben; ich mchte aber euch damit verschonen. Denn
ich wnsche, da ihr frei von Sorgen seid, damit ihr die gute Sitte wahren
und ohne jede Ablenkung treu bei dem Herrn ausharren knnt.
2248
22.
1. Um diese Dinge also mu man sich kmmern, nicht um ihrer selbst,
sondern um des Leibes willen; die Frsorge fr den Leib aber geschieht
der Seele wegen, auf die sich alles bezieht.
2. Bei dieser Frsorge mu derjenige, der in wahrer Erkenntnis wandeln
will, das Geziemende kennenlernen; denn das die Lust kein Gut ist, das ist
eine sichere Tatsache deswegen, weil einige Lste bse sind. (Nach
diesem Satz erscheint das Gute als ein bel und das bel als ein Gut.)
2249
3. Wenn wir ferner einige der Vergngungen whlen, andere aber
meiden, so kann nicht jede Lust etwas Gutes sein.
4. Das gleiche gilt in hnlicher Weise auch von den Schmerzen, von
denen wir die einen zu ertragen bereit sind, whrend wir die anderen zu
vermeiden suchen. Whlen und Meiden geschieht aber auf Grund des
Wissens.
5. Daher ist das Wissen das Gute, nicht die Lust; und seinetwegen
werden wir manchmal auch diese oder jene Lust whlen.
22482 Eor 4,B=.3B.37.
2249!er einge>lammerte Satz ist "ahrscheinlich eine irriger"eise in den $e%t ge>ommene Gand#emer>ung.
296
23.
1. So entscheidet sich z.B. der Mrtyrer dafr, die durch die Hofnung
ihm verbrgte Lust durch den augenblicklichen Schmerz zu erlangen.
Wenn aber beim Durst der Schmerz, beim Trinken dagegen die Lust
versprt wird, so bewirkt das vorher vorhandene Schmerzgefhl das
(nachfolgende) Lustgefhl. Nun kann aber das Schlechte nicht die
bewirkende Ursache von etwas Gutem sein; also ist keines von beiden
etwas Schlechtes.
2. Daher schreibt Simonides
2250
wie auch Aristoteles:
2251
Gesundsein ist fr jeden das Beste
Und dann schn an Gestalt zu sein das Zweite
Und das Dritte: reich zu sein ohne Trug.
<s 25> 3. Und Teognis von Megara sagt:
Kyrnos, wenns gilt zu entiehen der Armut, mut du dich strzen
Auch in die Tiefe des Meers, hoch von den Felsen herab.
2252
4. Und wiederum sagt der Lustspieldichter Antiphanes:
Der Reichtum gleicht dem schlechten Arzt: er macht uns blind,
Wenn wir als Sehende zu ihm gekommen sind.
2253
24.
1. So erzhlen ja auch die Dichter von dem Reichtum, da er von Geburt
an blind sei.
2254
2.Und sie gebar einen Sohn, der die strahlende Sonne nicht schaute,
sagt Euphorion von Chalkis.
2255
3. Und Euripides hat in dem Stck Alexandros gedichtet:
Ein schlecht Erziehungsmittel ist zu tapferm Sinn
Der Reichtum fr die Menschen und die Schwelgerei.
2256
4. Es heit ja (bei ihm) auch:
Der Armut Teil ward Weisheit, weil sie ihr verwandt.
2257
5. Die Habgier wrde nicht nur Sparta, sondern berhaupt jede Stadt
zugrunde richten.
2258
6.Nicht weies Silber also oder Gold allein
hat fr die Menschen Geldeswert, die Tugend auch,
wie Sophokles sagt.
2259
2250Simonides von Eeos Fr. 2C3 ' Berg> (Scol. anon. 4 !iehl 11 S. 2=3 f.).
2251Vgl. 'rist. Ghet. 11 B2 /.23C8 # 23; Strom. V11 86,8.
2252$heognis 247 f.
2253'nti/hanes Fr. B7C :'F 11 /. 2B2; ich (#ersetze die #ei Sto#. Flor. C3,B3 (#erlieferte Form der Verse.
2254Vgl.0rotr. 23B,B; 0aid. 11 28,8; 111 23,B.
2255?u/horion Fr. 48 5eine>e.
2256?uri/ides, 'le%andros Fr. 78.
2257?#d. 0ol.idos Fr. 682,3.
2258?in altes Hra>el (Hrac Fr. 77 Hendess) lautete) *Ha#gier allein "ird S/arta vernichte, "ahrscheinlich nichts andres.,
2259!ie Verse stammen nicht von So/ho>les, sondern von ?uri/ides, Hidi/us Fr. 78B.
297
VI. Kapitel
25.
1. Unser heiliger Erlser gebrauchte aber die Wrter Armut und
Reichtum und hnliche Begrife sowohl mit Bezug auf das Geistliche als
auch auf das Sinnliche. Wenn er nmlich sagt: Selig sind, die um der
Gerechtigkeit willen verfolgt sind,
2260
so lehrt er uns damit ganz deutlich,
da wir den Glaubenszeugen in jeder Lage suchen mssen.
2. Wenn dieser der Gerechtigkeit wegen arm
2261
ist, so bezeugt er damit,
da die Gerechtigkeit, die er lieb gewann, ein Gut ist; und wenn er der
Gerechtigkeit wegen Hunger oder Durst leidet,
2262
so bezeugt er damit,
da die Gerechtigkeit das Beste ist.
26.
1. Ebenso bezeugt derjenige, der der Gerechtigkeit wegen weint und
trauert,
2263
dem besten Gesetz, da es gut sei.
2. Wie die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten,
2264
so nennt auch die
ihretwegen Hungernden und Drstenden
2265
der selig, der das echte
Verlangen anerkennt, das auch der Hunger nicht zu stren vermag.
2266
3. Auch wenn sie nach der Gerechtigkeit selbst hungern,
2267
sind sie selig;
selig sind aber auch die Armen, sei es am Geiste, sei es an uerer
Habe, ofenbar um der Gerechtigkeit willen.
2268
4. Er preist also vielleicht nicht schlechthin die Armen selig, sondern
diejenigen, die sich entschlossen haben, der Gerechtigkeit wegen vllig
mittellos zu werden, das sind die, die die Ehren hienieden im blick auf
den Erwerb des (wahren) Gutes gering achteten.
5. Ebenso preist er aber auch diejenigen selig, die um ihrer Keuschheit
willen nach ihrem inneren Wesen und ihrer ueren Erscheinung schn
geworden sind, und die Adeligen und Hochgeehrten, die um der
Gerechtigkeit willen zur Sohnschaft gelangt sind und deshalb die Macht
erhalten haben, Gottes Kinder zu werden
2269
und ber Schlangen und
Skorpionen hin zu wandeln
2270
und ber Dmonen Herr zu werden und
ber das Heer des Widersachers.
2271
22605t 7,23.
2261Vgl. e#d. 7,3.
2262Vgl. e#d. 7,6.
2263Vgl. L> 6,B2; 5t 7,8.
2264Vgl. 5t 7,23.
2265Vgl. e#d. 7,6.
2266Vgl. 5t7,3; L> 8,BD8.
2267Vgl. 5t 7,6.
2268Vgl. 5t 7,3; L> 6,B3.
22699oh 2,2B.
2270L> 23,2C.
2271Vgl. B$hess B,8; 2$im 7,28.
298
27.
1. Und berhaupt lt die von dem Herrn gelehrte Selbstzucht die Seele
mit Dankbarkeit von dem Krper scheiden, wenn anders sie auch selbst
sich durch innere Umwandlung von ihm losreit.
2. Denn wer seine Seele ndet, wird sie verlieren, und wer sie verliert,
der wird sie nden,
2272
wenn wir nur alles, was an uns sterblich ist, an die
Unvergnglichkeit Gottes hingeben. Gottes Wille ist aber die Erkenntnis
Gottes, und diese ist Gemeinschaft mit seiner Unvergnglichkeit.
3. Wer also auf dem Wege der Bue seine Seele als sndig erkennt, wird
sie verlieren weg von der Snde, von der sie sich losgerissen hat; wenn er
sie aber verloren hat, wird er sie wiedernden in dem Gehorsam, da sie
durch den Glauben zu neuem Leben gelangt, der Snde aber abgestorben
ist.
2273
Das also ist der Sinn von seine Seele nden: sich selbst erkennen.
28.
1. Das Umkehren zu den gttlichen Dingen geschieht aber, wie die
Stoiker sagen,
2274
durch eine Umwandlung, indem sich nmlich die Seele
auf die Weisheit hin umwandelt.
2. Nach Platon aber geschieht es, indem die Seele eine Umkehr zum
Besseren und ein Umwenden aus einem nachthnlichen Tage vollzieht.
2275
3. So gestehen denn auch die Philosophen dem Sittlichguten die
Mglichkeit eines mit der Vernunft bereinstimmenden freiwilligen
Scheidens aus dem Leben zu, wenn er durch irgend etwas in dem Ma
der Freiheit, zu handeln, beraubt ist, da ihm nicht einmal mehr die
Hofnung, handeln zu knnen, briggeblieben ist.
2276
4. Der Richter aber, der mit Gewalt dazu zwingen will, den Geliebten zu
verleugnen, scheint mir ans Licht zu bringen, wer Gottes Freund ist und
wer nicht.
5. Da ist dann auch keine Mglichkeit mehr vorhanden, zu vergleichen
und zu fragen, wofr man sich entscheiden soll, fr (die Rcksicht auf)
die Drohung der Menschen oder fr die Liebe Gottes.
6. Und die Enthaltung von bsen Taten erweist sich in gewissem Sinn als
eine Verringerung und Austilgung der Laster, indem ihre Wirksamkeit
dadurch, da nichts geschieht, aufgehoben wird; und das ist der Sinn der
Worte: Verkaufe, was dir gehrt, und gib es den Armen und komm und
folge mir nach!
2277
Das heit: Folge dem, was von dem Herrn gesagt
wird!
22725t 23,3C.
2273Vgl. G@m 6,8.B.23.
2274:hr.si//os Fr. mor. BB2 v. 'rnim.
2275Vgl. 0laton, Staat V11 /. 7Ba :; 7B7 :; 73B B.
2276:hr.si//os Fr. mor. 467 v. 'rnim.
22775t 2C,B2.
299
29.
1. Mit dem, was jemand gehrt, soll der Herr, wie einige behaupten, das
gemeint haben, was in der Seele an Fremdem ist; aber wie das unter die
Armen verteilt werden <s 28> soll, das knnen sie nicht sagen. Gott aber
verteilt alles an alle nach ihrem Verdienst, da seine Weltverwaltung
gerecht ist.
2. Achte also, so sagt er, wegen der dir verliehenen Herrlichkeit deine
Habe gering, die Gott verteilt; folge dem von mir Gesagten, indem du
dem Aufstieg des Geistes zustrebst, nicht nur durch die Enthaltung von
Bsem gerechtfertigt, sondern dazu auch durch das vom Herrn gebotene
Gutestun zur Vollkommenheit gefhrt.
3. So warf der Herr dem, der sich rhmte, die Gebote des Gesetzes
vollkommen erfllt zu haben,
2278
vor, da er seinen Nchsten nicht geliebt
habe. Gutes zu tun verspricht aber die Liebe, die entsprechend der von ihr
erreichten hohen Stufe der Erkenntnis auch ber den Sabbat Herrin
ist.
2279
4. Man mu aber, wie ich meine, zu der Lehre des Heilands weder aus
Furcht vor der Strafe noch wegen der Verheiung eines Geschenkes,
sondern um des Guten selbst willen hinzukommen.
30.
1. Solche Leute werden zur Rechten des Heiligtums aufgestellt.
2280
Diejenigen aber, die meinen, durch die Hingabe der vergnglichen Dinge
das Unvergngliche eintauschen zu knnen, werden in dem Gleichnis von
den beiden Brdern Taglhner genannt,
2281
und vielleicht tritt hier das
Wort nach der hnlichkeit und nach dem Bilde
2282
in Erscheinung, so
da die einen entsprechend ihrer hnlichkeit mit dem Heiland selbst mit
ihm wandeln, die anderen, die auf der linken Seite stehen, nur nach dem
Bilde dieser Leute.
2. Sie stehen also erst an der dritten Stelle nach der Wahrheit,
2283
da zwar
beide aus der gleichen Wurzel stammen, aber ihre Entscheidung nicht
gleich ist oder vielmehr der durch die Entscheidung begrndete
Unterschied nicht gering ist.
3. Es unterscheidet sich aber, meine ich, die Entscheidung auf Grund der
Nachahmung von der auf Grund eigener Erkenntnis wie das vom Feuer
Entzndete und das vom Licht Erleuchtete von dem Feuer und dem Licht
selbst. Licht also der in der Schrift genannten hnlichkeit ist Israel, der
andere (Esau) aber ist nur Abbild.
2278Vgl. 5t 2C,B3; 5> 23,B3; L> 2=,B2.
2279Vgl. 5t 2B,=; 5> B,B=; L> 6,7.
2280Vgl. 5t B7,33; 0ast. Herm. Vis. 111 B,2; Strom. 1V 27,6.
2281L> 27,24.
2282+en 2,B6; vgl. 0aid. 1 C=,3 mit 'nm.
2283;ach 0laton steht der&enige, der die Sinnendinge nachahmt, die sel#st nur '##ilder der 1deen sind, *an dritter Stelle
von der Aahrheit,; vgl. 0laton, Staat < /. 7C4 ff.
300
4. Was will aber der Herr mit dem Gleichnis von Lazarus <s 29> lehren,
das das Bild eines Reichen und eines Armen zeigt?
2284
Und was bedeutet
das Wort: Niemand kann zwei Herren dienen, Gott und dem
Mammon,
2285
wobei der Herr die Habgier so nennt?
31.
1. Dementsprechend nehmen die ihren Besitz Liebenden die Einladung zu
dem Mahle, zu dem sie geladen sind, nicht an, nicht weil sie berhaupt
besitzen, sondern weil sie leidenschaftlich an ihrem Besitz hngen.
2286
2. Die Fchse haben ihre Erdlcher.
2287
Fchse nannte der Herr die
niedriggesinnten und am Irdischen haftenden Menschen, die sich um den
Reichtum bemhen, der in den Bergwerken gewonnen und aus der Erde
gegraben wird.
3. Ebenso sagt der Herr auch mit Bezug auf Herodes: Gehet hin und sagt
diesem Fuchs: Siehe, ich treibe bse Geister aus und vollfhre Heilungen
heute und morgen, und am dritten Tage bin ich am Ziel.
2288
4. Ferner nannte er Vgel des Himmels
2289
die durch das Wort
Himmel von den anderen Vgeln Unterschiedenen, die wahrhaft
Reinen, die sich zur Erkenntnis der himmlischen Lehre wie mit Flgeln
erheben knnen.
5. Denn nicht nur aus dem Reichtum und aus dem Ruhme und der Ehe,
sondern auch aus der Armut erwachsen fr den, der sie nicht ertragen
kann, unzhlige Sorgen; und vielleicht deutete der Herr auf diese Sorgen
in dem Gleichnis von der vierfachen Aussaat hin, wenn er sagte, da der
Same des Wortes, der in die Dornen und Hecken el, von ihnen erstickt
worden sei und keine Frucht habe tragen knnen.
2290
32.
1. Es ist also ntig, zu lernen, wie man sich bei allem, was uns zustt,
verhalten mu, um durch die bung in dem der Erkenntnis
entsprechenden guten Leben zu dem unvernderlichen Zustand ewigen
Lebens zu gelangen.
2.
2291
Denn ich sah, so heit es, den Gottlosen sich trotzig erheben
und sich stolz ausbreiten wie die Zedern des Libanon, und ich ging
vorber, sagt die Schrift, und siehe, er war nicht mehr da. Und ich
suchte ihn, und seine Sttte war nicht mehr zu nden. Bewahre die
Unschuld und siehe auf Rechtschafenheit; denn es gibt noch eine <s 30>
2284Vgl. L> 26,2C ff.
2285Vgl. 5t 6,B8; L> 26,23.
2286Vgl. 5t BB,B f.; L> 28,26 ff.
22875t =,B3; L> C,7=.
2288L> 23,3B.
2289Vgl. 5t =,B3; L> C,7=.
2290Vgl. 5t 23,4.BB; L> =,4.28; 5> 8,4.2C.
22913B,B T 33,3 stammt aus dem 2. :lemens#rief 28,7; 27,B T 26,2.
301
Zukunft (eine Nachkommenschaft) fr den friedliebenden Menschen.
2292
3. Das wird aber der sein, der ohne Heuchelei von ganzem Herzen glaubt
und in seiner ganzen Seele ruhig ist.
4. Denn das andere Volk ehrt mich mit seinen Lippen, sein Herz aber ist
fern von dem Herrn.
2293
Mit ihrem Munde lobpreisen sie, in ihrem
Herzen aber uchen sie.
2294
5. Sie liebten ihn mit ihrem Munde, und mit ihrer Zunge betrogen sie
ihn. Ihr Herz aber war nicht redlich gegen ihn, und sie hielten nicht treu
an seinem Bunde.
2295
33.
1. Deswegen sollen verstummen die falschen Lippen, die Gottlos gegen
den Gerechten reden!
2296
und abermals: Vertilgen mge der Herr alle
falschen Lippen und die grosprecherische Zunge, die Leute, die da sagen:
2. Mit unserer Zunge werden wir gro sein; unsere Lippen sind in
unserer Gewalt. Wer ist Herr ber uns? Wegen der Bedrngnis der
Armen und wegen des Seufzens der Bedrftigen will ich mich jetzt
erheben, sagt der Herr; Rettung will ich ihm schafen; ofen will ich fr
ihn eintreten.
2297
3. Denn den Demtigen gehrt Christus, nicht denen, die sich gegen
seine Herde erheben.
4. Sammelt euch also nicht Schtze auf Erden, wo Motte und Rost sie
verzehren und wo Diebe einbrechen und stehlen!
2298
sagt der Herr
vielleicht, um die an ihrem Besitz Hngenden zurechtzuweisen, vielleicht
aber auch im Hinblick auf die, die sich berhaupt sorgen und um etwas
bekmmert sind, ferner auf die, die ihren Leib pegen.
5. Denn Liebschaften und Krankheiten und die bsen Gedanken
brechen ein in das vernnftige Denken und in den ganzen Menschen;
unser wahrer Schatz ist aber dort, wo das dem Geiste Verwandte ist.
2299
6. Ferner lehrt er den mit der Gerechtigkeit verbundenen freigebigen
Sinn, indem er zeigt, da man der Gewohnheit des alten Wandels das uns
von ihm erworbene zurckgeben
2300
und zu Gott emporeilen mu, um
Erbarmen von ihm zu erbitten.
7. Dieses ist in der Tat ein Beutel, der nicht alt wird, eine Wegzehrung
zum ewigen Leben,
2301
ein unerschpicher Schatz im Himmel,
2302
denn
der Herr spricht: Groe Barmherzigkeit werde ich dem erweisen, dessen
ich mich erbarme.
2303
22920s 36,37D34.
22939es BC,23 (5t 27,=; 5> 4,6).
22940s 62,7.)
2295?#d. 44,36 f.
22960s 33,2C.
2297?#d. 22,8D6.
22985t 6,2C.
2299Vgl. 5t 6,B2.
2300Vgl. ?/h 8,BB.
2301Vgl. Strom. 1 8,3.
2302L> 2B,33.
2303?% 33,2C (G@m C,27).
302
34.
<s 31> 1. Er sagt dies aber auch zu denen, die um der Gerechtigkeit willen
arm sein wollen.
2304
Denn sie haben durch das Gebot gehrt, da eine
breite und gerumige Strae zum Verderben fhrt und viele es sind, die
auf ihr gehen.
2305
2. Von nichts anderem spricht er hier als von Schwelgerei und
Weiberliebe, von Ehrgeiz und Herrschsucht und den hnlichen
Leidenschaften. Denn du Tor, so sagt er, noch diese Nacht wird man
deine Seele von dir fordern; und was du fr sie bereitet hast, wem wird
das zufallen?
2306
3. Und das Gebot lautet wrtlich so: Htet euch also vor aller Habsucht!
Denn nicht darin, da einer beru an Besitz hat, besteht sein
Leben.
2307
.
4. Denn welchen Nutzen hat ein Mensch, wenn er die ganze Welt
gewnne und an seiner Seele Schaden litte? Oder was knnte ein Mensch
als Tauschmittel fr seine Seele geben?
2308
5. Deshalb sage ich: Sorgt nicht fr euer Leben, was ihr essen werdet,
und nicht fr euren Leib, was ihr anziehen werdet! Denn das Leben ist
mehr wert als die Speise und der Leib mehr wert als die Kleidung.
2309
6 Und wieder: Denn euer Vater wei, da ihr all dieser Dinge bedrfet.
Trachtet aber zuerst nach dem Himmelreich und nach der Gerechtigkeit!
Denn das sind wichtige Dinge; was aber unbedeutend ist und zum Leben
gehrt, das wird euch noch dazu gegeben werden.
2310
35.
1. Beehlt er uns nicht ausdrcklich, dem gnostischen Leben
nachzustreben, und treibt er uns nicht an, mit Tat und Wort nach der
Wahrheit zu trachten? Als reich erachtet daher Christus, der die Seele
erzieht, nicht die Gabe, sondern die Gesinnung.
2311
2. Deshalb soll Zakchaios, nach anderen Matthias, ein Oberzllner, als er
gehrt hatte, da der Herr ihn wrdigte, zu ihm zu kommen, gesagt
haben: Siehe, die Hlfte meiner Habe gebe ich als Almosen, Herr; und
wenn ich etwas von jemand erpret habe, so gebe ich es vierfach zurck.
In bezug auf ihn sagte auch der Heiland: Der Menschensohn ist heute
gekommen und hat das Verlorene gefunden.
2312
2304Vgl. 5t 7,3.
23055t 4,23.
2306L> 2B,B3.
2307?#d. 2B,27.
23085t 26,B6.
2309L> 2B,BB f.
23105t 6,3B f.; L> 2B,33 f. -um Schlu vgl. Strom. 1 27=,B mit 'nm.
2311Sacra 0ar. B3= Holl.
2312Vgl. 2C,=D23.
303
3. Und wieder, als er sah, da der Reiche in den Opferkasten
entsprechend seinem Besitz eingelegt hatte, die Witwe aber zwei
Kupfermnzen, <s 32> da sagte er, die Witwe habe mehr eingelegt als alle
anderen; denn jener hatte den Beitrag aus seinem beru, diese aber aus
ihrer Armut geleistet.
2313
36.
1. Da der Herr aber bei allem an die Erziehung der Seele dachte, das
zeigt sich, wenn er sagt: Selig sind die Sanftmtigen; denn sie werden
die Erde erben.
2314
2. Sanftmtig sind aber diejenigen, die den unvershnlichen Kampf in
der Seele gegen Zorn und Begierde und die als Unterarten zu diesen
beiden gehrenden Leidenschaften zu Ende gebracht haben. Er lobt aber
als sanftmtig diejenigen, die es aus freien Stcken, nicht aus Zwang sind.
3. Denn es gibt bei dem Herrn verschiedene Belohnungen und
Wohnungen
2315
entsprechend der Art des Lebens.
4. Denn es heit: Wer einen Propheten mit Rcksicht auf seine
Eigenschaft als Prophet aufnimmt, wird den einem Propheten
gebhrenden Lohn empfangen; und wer einen Gerechten mit Rcksicht
auf seine Eigenschaft als Gerechter aufnimmt, der wird den einem
Gerechten gebhrenden Lohn empfangen; und wer einen von diesen
geringen Jngern aufnimmt, der wird seinen Lohn nicht verlieren.
2316
5. Und wieder hat er die dem Verdienst entsprechenden Unterschiede,
die trefichen Belohnungen der Tugend, durch die ungleiche Zahl der
Arbeitsstunden, dazu aber auch durch den gleichen, jedem Arbeiter
ausgezahlten Lohn (das ist das Heil, das mit dem Denar gemeint ist) die
gleichartige Gerechtigkeit derer aufgezeigt, die whrend der an Zahl nicht
gleichen Stunden gearbeitet hatten.
2317
37.
1. Sie werden also in den Wohnungen arbeiten, die den Ehrengaben
entsprechen, deren sie gewrdigt wurden, als Mitarbeiter der
unaussprechlich hohen Weltregierung und des heiligen Dienstes.
2. Die aber, bei denen es sich zeigt, da sie sich in heiligem Leben
besonders ausgezeichnet haben, sagt Platon, das sind die, die von dem
Leben hier auf der Erde befreit und wie aus einem Gefngnis erlst
werden und nach oben in eine reine Wohnung gelangen.
3. Und noch deutlicher sagt er das gleiche mit folgenden Worten: Von
eben diesen leben diejenigen, die sich in der Philosophie gengend
gereinigt haben, ohne Krper durchaus fr alle Zeit. Freilich umkleidet
2313Vgl. L> B2,2D8; 5> 2B,82D88.
23145t 7,7.
2315Vgl. 9oh 28,B.
23165t 23,82 f.
2317Vgl. 5t B3,2D26.
304
er die Seelen mit gewissen Gestalten, die einen mit luftigen, <s 33> die
anderen mit feurigen.
4. Ferner fgt er hinzu: Und sie gelangen in Wohnungen, die noch
schner als diese sind; sie zu beschreiben, ist nicht leicht; auch ist jetzt
nicht Zeit genug dazu vorhanden.
2318
5. Deshalb heit es mit Recht: Selig sind die Trauernden, denn sie
werden getrstet werden.
2319
6. Denn diejenigen, die ihr frheres bses Leben bereut haben, werden
zur Berufung gelangen; das ist mit dem getrstet werden gemeint.
7. Es gibt aber zwei Arten des Bereuens, die gewhnlichere Art: Furcht
wegen dessen, was man getan hat, und die mehr besondere Art: die
Unzufriedenheit der Seele mit sich selbst infolge schlechten Gewissens,
sei es nun hier, sei es anderswo, da es ja keinen Ort gibt, an dem sich die
Gte Gottes nicht wirksam zeigte.
38.
1. Wiederum heit es: Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden
selbst Erbarmen nden.
2320
Denn Erbarmen (Mitleid) ist nicht, wie einige
Philosophen angenommen haben, Trauer ber fremdes Unglck,
2321
sondern etwas Schnes, wie die Propheten sagen: Denn
Barmherzigkeit, so heit es, will ich und nicht Opfer.
2322
2.
2323
Barmherzig sind aber nach seiner Aufassung nicht nur diejenigen,
die Barmherzigkeit durch die Tat erweisen, sondern auch diejenigen, die
barmherzig sein mchten, auch wenn sie nicht knnen, die, bei denen das
Handeln der Absicht nach vorhanden ist.
3. Denn manchmal mchten wir durch eine Geldgabe oder durch eine
persnliche Hilfeleistung Barmherzigkeit erweisen, z.B. einem
Bedrftigen helfen oder einen Kranken pegen oder einem, der ins
Unglck geraten ist, beistehen, aber wir sind, entweder wegen Armut
oder Krankheit oder hohen Alters (auch dieses ist ja eine natrliche
Krankheit
2324
) nicht dazu imstande, unseren Vorsatz auszufhren, zu dem
wir uns getrieben fhlen, so da wir das, was wir wollten, nicht zu Ende
fhren knnen.
4. Die gleiche Ehre also wie die, die etwas tun konnten, werden die
erlangen, die den Willen dazu hatten, bei denen die Absicht die gleiche
war, wenn auch das Vermgen bei anderen grer war.
23180laton, 0haidon /. 228 B:.
23195t 7,8.
23205t 7,4.
2321Vgl. Strom. 11 4B,2 mit 'nm.
2322Hos 6,6 (5t C,23; 2B,4).
23233=,B.8 sind Sacra 0ar. B3C Holl.
2324Vgl. '. Htto, S/rich". der G@mer S. 326.
305
39.
<s 34> 1. Da es aber fr die, welche zur Vollkommenheit gelangen wollen,
zwei Wege des Heils gibt, die Werke und die Erkenntnis, nannte der Herr
die selig, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
2325
2. Und in der Tat, wenn wir berlegen, wie es sich in Wahrheit verhlt,
so ist das Erkennen, wenn es eine Reinigung der in der Seele
herrschenden Vernunftkraft ist, auch eine gute Bettigung.
3. Gut nennen wir nun das eine um seiner selbst willen, das andere, weil
es am Guten Anteil hat, wie die guten Taten. Ohne die in der Mitte
liegenden Dinge aber, die eben die Stelle des Stofes einnehmen, knnen
weder die guten noch die bsen Taten zustande kommen, ich meine z.B.
ohne Leben und Gesundheit und ohne die anderen Dinge, die entweder
notwendig oder durch die Umstnde bedingt sind.
2326
4. Der Herr will also, da diejenigen, die zur Erkenntnis Gottes gelangen
wollen, hinsichtlich ihrer krperlichen Begierden rein und in ihren
Gedanken heilig seien, damit der Wirkung der in der Seele herrschenden
Vernunft nichts Unechtes hindernd im Wege stehe.
40.
1. Wenn daher derjenige, der mit voller Erkenntnis an der heiligen
Beschafenheit Anteil hat, mit der Gottheit in reiner Weise verkehrt und
ohne Unterla bei dem wissenschaftlichen Schauen verharrt, so kommt
er immer nher in den dauernden Zustand leidenschaftslosen
Sichselbstgleichseins, so da er nicht mehr Wissen nur hat und
Erkenntnis nur besitzt, sondern selbst Wissen und Erkenntnis ist.
2. Selig sind also die Friedfertigen.
2327
Da sie das dem Denken
unseres Sinnes widerstreitende Gesetz,
2328
die Drohungen des Zornes und
die Lockmittel der Begierde und die anderen Leidenschaften, die mit
unserem vernnftigen Denken in Streit liegen, bezhmten und zur Ruhe
brachten, werden sie, die mit wissenschaftlicher Erkenntnis und mit
guten Werken und im Besitz der wahren Lehre ihr Leben fhrten, in die
liebevollste Kindschaft versetzt werden.
3. Als vollkommene Friedfertigkeit darf wohl die gelten, die bei allem,
was uns zustoen mag, die friedliche Gesinnung unwandelbar bewahrt,
die die gttliche Weltregierung heilig und gut nennt und die in der
Kenntnis der gttlichen und menschlichen Dinge
2329
ihren sicheren <s 35>
Stand hat, einer Kenntnis, durch die sie die in der Welt vorhandenen
Gegenstze fr den schnsten Einklang der Schpfung halten kann.
4. Sie stiften Frieden aber auch dadurch, da sie diejenigen, die hier
durch die Kriegslisten der Snde angefochten werden,
2330
zur Umkehr
2325Vgl. 5t 7,=.
2326:hr.si//os Fr. mor. 228 v. 'rnim.
23275t 7,C.
2328Vgl. G@m 4,B3.
2329-u dieser !efinition der Aeisheit vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
2330Vgl. G@m 4,B3.
306
bewegen und sie veranlassen, zum Glauben und zum Frieden
berzugehen.
2331
41.
1. Das Hauptstck jeglicher Tugend ist es aber, wie ich meine, wozu uns
der Herr mit der Forderung erzieht, da wir um der Liebe zu Gott willen
mit klarer Erkenntnis den Tod verachten sollen, wenn er sagt:
2. Selig sind die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten; denn sie
werden Shne Gottes genannt werden,
2332
oder wie einige von denen, die
die Evangelien umgestalten,
2333
die Stelle bringen: Selig sind so heit es,
die fr die Gerechtigkeit Verfolgten; denn sie werden vollkommen sein.
Und selig sind die um meinetwillen Verfolgten; denn sie werden eine
Sttte erhalten, wo sie nicht werden verfolgt werden.
2334
3. Und selig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen, wenn sie euch
aus ihrer Gemeinschaft ausschlieen, wenn sie euren Namen als bse
verwerfen um des Menschensohnes willen.
2335
4. Vorausgesetzt ist freilich, da wir die Verfolger nicht verabscheuen
und die von ihnen ber uns verhngten Strafen ertragen, ohne sie zu
hassen, und dabei bedenken, da wir spter, als wir erwartet hatten,
versucht worden sind, aber auch jenes erkennen, da jegliche Versuchung
Anla dazu ist, Zeugnis abzulegen.
VII. Kapitel
42.
1. Wie gro mu dann wohl das Unheil sein, in dem sich der bendet, der
verleugnet und sich selbst als untreu erwiesen hat und zum Heere des
Teufels bergelaufen ist!
2. Es verleugnet also den Herrn, ja vielmehr es hat seine eigene Hofnung
durch Lgen zunichte gemacht, wer Gott nicht glaubt. Der aber glaubt
ihm nicht, der nicht tut, was Gott geboten hat.
3. Wie nun? Verleugnet nicht sich selbst, <s 36> wer den Herrn
verleugnet? Denn nicht beraubt den Herrn seiner Herrschaft, wer sich
selbst der Zugehrigkeit zu ihm beraubt. Wer also den Erlser verleugnet,
verleugnet das Leben; denn Leben war das Licht.
2336
4. Nicht Kleinglubige
2337
nennt er solche Leute, sondern Unglubige
2338
und Heuchler,
2339
da sie sich zwar den Christennamen angeeignet haben,
2331Vgl. Strom. 1 4,B.
23325t 7,23.C.
2333Vgl. Strom. V11 C6,8.
2334Vgl. $h. -ahn, +eschichte des neut. Eanons 1 S. 248; '. Harnac>, 5arcion B. 'ufl. S. B78.
2335L> 6,BB.
23369oh 2,8.
2337Vgl. z.B. 5t 6,33.
2338Vgl. e#d. 24,24.
2339Vgl. e#d. B3,23.
307
aber glubig und treu zu sein ableugnen. Als treu
2340
ist (in der Schrift)
aber sowohl ein Knecht als auch ein Freund bezeichnet.
5. Wenn daher jemand sich selbst lieb hat, so liebt er den Herrn und
bekennt, da er von ihm erlst ist, um seine Seele zu erretten.
43.
1. Freilich selbst wenn du fr deinen Nchsten aus Liebe sterben wrdest
und fr unseren Nchsten den Heiland hieltest (denn ein Gott, der nahe
ist,
2341
wurde der Heiland mit Beziehung auf das Rettungsbedrftige
genannt), so wirst du doch den Tod des Lebens wegen gewhlt und mehr
deiner selbst als jenes wegen gelitten haben; und vielleicht heit er
deswegen Bruder.
2342
2. Denn wer um seiner Liebe zu Gott willen leidet, der leidet um seiner
eigenen Erlsung willen; und wer andererseits um seiner eigenen
Erlsung willen stirbt, der erduldet den Tod um seiner Liebe zum Herrn
willen. Denn auch er selbst, der das Leben ist, entschlo sich um
derentwillen zu leiden, fr die er litt, damit wir durch sein Leiden das
Leben gewnnen.
3. Was nennt ihr mich: Herr, Herr!, heit es, und tut nicht, was ich
sage?
2343
Denn das Volk, das nur mit den Lippen liebt, mit seinem
Herzen aber fern von dem Herrn ist,
2344
das ist ein anderes, ist einem
anderen in Gehorsam ergeben und hat sich diesem aus freien Stcken
verkauft.
4. Alle dagegen, die die Gebote des Heilands erfllen, legen mit jeder
Handlung Zeugnis ab, indem sie tun, was er will, und dementsprechend
den Namen des Herrn gebrauchen und durch die Tat fr den Zeugnis
ablegen, dem zu gehren sie berzeugt sind, sie, die ihr Fleisch samt den
Begierden und Leidenschaften gekreuzigt haben.
2345
5. Wenn wir im Geiste leben, so lat uns auch im Geiste wandeln!,
2346
sagt der Apostel. Wer auf sein <s 37> Fleisch st, der wird vom Fleische
Verderben ernten; wer aber auf den Geist st, der wird von dem Geiste
ewiges Leben ernten.
2347
44.
1. Den unglckseligen Menschen scheint das mit Blut besiegelte
Bekenntnis zum Herrn der gewaltsamste Tod zu sein, da sie nicht wissen,
da eine solche Todestre den Anfang des wahrhaft seienden Lebens
bildet. Und sie wollen auch weder an die Ehren denken, die nach dem
2340Vgl. e#d. B8,B7.
2341Vgl. 9er B3,B3.
2342Vgl. z.B. 5t 2B,8=.
2343L> 6,86.
2344Vgl. 9es BC,23 (5t 27,=; 5> 4,6).
2345Vgl. +al 7,B8.
2346?#d. 7,B7.
2347Vgl. +al 6,=.
308
Tode derer warten, die ein heiliges Leben gefhrt haben, noch an die
Strafe derer, deren Wandel ungerecht und sittenlos war; ich meine nicht
nur auf Grund unserer Schriften (fast alle Gebote weisen ja darauf hin),
sie wollen vielmehr nicht einmal auf die Worte ihrer eigenen Landsleute
hren.
2. Die Pythagoreerin Teano schreibt nmlich: Es wre ja wahrhaftig
das Leben fr die Schlechten ein Festschmaus, wenn sie Bses tun und
dann sterben drften wenn nur die Seele nicht unsterblich wre.
2348
3. Und Platon sagt im Phaidon: Denn wenn der Tod die Beendigung von
allem wre, dann wre er ein unerwartetes Glck,
2349
und die folgenden
Worte.
45.
1. Man darf sich also nicht mit dem Telephos des Aischylos vorstellen,
da nur ein einfacher Weg in den Hades fhre;
2350
vielmehr sind es
viele Wege, die dorthin fhren, in viele Verirrungen verstrickende
Verfehlungen.
2. Diese Unglubigen verspottet, wie es scheint, Aristophanes in einem
Lustspiel mit den Worten:
Ihr Menschen, hrt zu, die im Dunkel ihr haust, dem Geschlechte der
Bltter vergleichbar,
Ohnmchtige Wesen, Gebilde aus Wachs, wie Schatten so schwach und
vergnglich,
Unfhig zum Flug, fr den Tag nur erzeugt!
2351
3. Und Epicharmos sagt: Das ist das Wesen der Menschen: aufgeblasene
Schluche.
2352
4. Uns aber hat der Heiland gesagt: Der Geist ist willig, das Fleisch aber
ist schwach.
2353
Deshalb ist, wie der Apostel die Stelle erklrt, das <s 38>
Denken des Fleisches Feindschaft gegen Gott; denn es unterwirft sich
dem Gesetze Gottes nicht; denn es kann es auch nicht; die aber im
Fleische sind, knnen Gott nicht gefallen.
2354
5. Und zur weiteren Erklrung, damit nicht etwa jemand wie Marcion
undankbarerweise die Schpfung fr bse halte, fgt er noch hinzu:
Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib tot wegen der Snde, der
Geist aber ist Leben wegen der Gerechtigkeit.
2355
6. Und wiederum: Denn ich denke, da die Leiden der jetzigen Zeit
nichts wert sind gegenber der Herrlichkeit, die uns in Zukunft ofenbart
werden soll, wenn anders wir mitleiden, damit wir auch mitverklrt
werden, als die Miterben Christi.
2356
2348$heano Fr. 7 5ullach F0+ 11 /. 227.
23490laton, 0haidon /. 234 :.
2350'isch.los, $ele/hos Fr. B3C (aus 0laton, 0haidon /. 23= ').
2351'risto/hanes, V@gel 6=8D6=6.
2352?/icharmos Fr. B86 Eai#el; vgl. 0etronius 8B,8.
23535t 36,82; 5> 28,3=.
2354G@m =,4 f.
2355?#d. =,23.
2356?#d. =,23a.2=.24#a.
309
46.
1. Wir wissen aber, da denen, die Gott lieben, alles zum Guten verhilft,
denen, die nach seinem Ratschlu berufen sind. Denn bei denjenigen, die
er im voraus ausersehen hatte, hat er auch vorher bestimmt, da sie dem
Bilde seines Sohnes gleichgestaltet sein sollen, damit er der Erstgeborene
unter vielen Brdern sei; die er aber vorherbestimmt hatte, diese hat er
auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hatte, diese hat er
auch verklrt.
2357
Du siehst, wie hier gelehrt wird, da man das Zeugnis
aus Liebe ablegen mu.
2. Und wenn du wegen des Guten, das du als Vergeltung dafr erwartest,
Zeugnis ablegen willst, so wirst du wieder hren: Denn nur in der
Hofnung sind wir gerettet; ein Hofnungsgut aber, das man sehen kann,
ist keine Hofnung mehr; denn wie sollte jemand das noch erhofen, was
er schon sieht? Wenn wir aber auf das hofen, was wir nicht sehen, so
erwarten wir es in Geduld.
2358
3. Aber wenn wir auch leiden um der Gerechtigkeit willen, so sind wir
selig, sagt Petrus. So frchtet euch nicht vor dem Schrecken, den sie
euch einjagen wollen, und lat euch nicht einschchtern! Und haltet den
Herrn Christus heilig in euren Herzen und seid allezeit bereit zur
Verantwortung gegen jedermann, der von euch Rechenschaft ber die in
euch lebende Hofnung fordern will, aber mit Sanftmut und Furcht,
indem ihr euch ein gutes Gewissen bewahrt, damit die, welche euren
guten <s 39> Wandel in Christus schmhen, mit ihren Verleumdungen
gegen euch zu Schanden werden! Denn es ist besser, wenn es Gottes
Wille so beschliet, fr Gutestun zu leiden als fr Bsestun.
2359
47.
1. Und wenn jemand spttisch fragt, wie es denn mglich sei, da das
schwache Fleisch
2360
den Mchten und Geistern bser Gewalten
widerstehe,
2361
2. so soll er wissen, da wir im Vertrauen auf den Allmchtigen und den
Herrn den Mchten der Finsternis und dem Tod entgegentreten.
3. Whrend du noch redest, so heit es, wird er sagen: Siehe, hier bin
ich!
2362
Siehe da den unbesiegbaren Helfer, der uns mit seinem Schilde
deckt!
4. Lat euch durch die Feuersglut bei euch nicht befremden, sagt
Petrus, die zu eurer Erprobung ber euch kommt, als ob euch etwas
Unerhrtes begegnete, sondern freut euch in dem Mae, wie ihr an den
2357G@m =,B=D33.
2358?#d. =,B8 f.
235920etr 3,28D24.
2360Vgl. 5t B6,82; 5> 28,3=.
2361Vgl. ?/h 6,2B.
23629es 7=,C.
310
Leiden Christi teilnehmt, damit ihr auch bei der Ofenbarung seiner
Herrlichkeit euch freuen und frohlocken knnt! Wenn ihr um Christi
willen Schmhungen erleiden mt, so seid ihr selig; denn der Geist der
Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch.
2363
5. Wie geschrieben steht: Um deinetwillen leiden wir den ganzen Tag
Todesgefahr; wir werden angesehen wie Schlachtschafe. Aber in all
diesem erringen wir den glnzendsten Sieg durch den, der uns geliebt
hat.
2364
48.
1. Was mit Gewalt du meinem Sinn entlocken willst,
Das wist du nie erfahren, magst mit Feuersglut
Mich brennen oder auch vom Scheitel bis zu Fu
Durchsgen mich, magst foltern mich auf alle Art,
2365
sagt in der Tragdie ein Weib furchtlos mit mnnlichem Sinn.
2. Und Antigone verachtet das Gebot des Kreon und sagt mutig:
Nicht Zeus ja war es, der mir dies geboten hat.
2366
3. Gott aber ist es, der uns gebietet und dem wir gehorchen mssen.
Denn mit dem Herzen glaubt man ihm zur Gerechtigkeit, und mit dem
Munde bekennt man ihn zum Heil. Sagt doch die Schrift: Jeder, der auf
ihn vertraut, <s 40> wird nicht zuschanden werden.
2367
4. Mit Recht also schreibt Simonides:
Die Sage geht, es
Wohne die Tugend hoch auf unersteiglichem Felsen,
Und schneller Nymphen heilige Schar umsorge sie,
Aber kein Sterblicher kann sie je erblicken,
Wer saueren Schwei nicht von der Stirne rinnen lt,
Und nicht zur Hhe tapfer steigt.
2368
49.
1. Und Pindaros sagt:
Die Sorgen der Jugend, hin und her mit Mhe gewlzt,
Ernten Ruhm; die Werke leuchten mit der Zeit,
Strahlend empor bis zur Himmelhhe.
2369
2. An diesen Gedanken schliet sich auch Aischylos an, indem er sagt:
Dem, der sich anstrengt, dem gebhrt
Als Frucht der Mhe Ruhm, geschenkt von Gtterhand.
2370
236320etr 8,2BD28.
2364G@m =,36 f. (0s 83,B3).
2365$+F 'des/. 228
2366So/ho>les, 'ntigone 873.
2367G@m 23,23 f. (9es B=,26).
2368Simonides von Eeos Fr. 34 !iehl.
23690indar Fr. BB4 Schroeder.
2370'isch.los Fr. inc. 327.
311
3. Grerem Tod wird greres Los zuteil, wie Herakleitos sagt.
2371
4. Wer ist ein Knecht noch, wenn er nach dem Tod nichts fragt?
2372
5. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Knechtschaft gegeben, da
wir uns wieder frchten mten, sondern einen Geist der Kraft und der
Liebe und der Besonnenheit. Darum schme dich nicht davor, das
Zeugnis fr unseren Herrn abzulegen, und auch nicht meiner, der ich
seinetwegen ein Gefangener bin, schreibt der Apostel an Timotheus.
2373
6. Ein solcher wird aber der sein der nach den Worten des Apostels am
Guten festhlt, das Bse verabscheut, ungeheuchelte Liebe hat.
2374
Denn
wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfllt.
2375
7. Wenn aber der Gott der Hofnung
2376
der ist, fr den wir Zeugnis
ablegen, wie er es in der Tat ist, so bekennen wir unsere Hofnung, indem
wir auf die Hofnung zustreben. Aber die <s 41> von Rechtschafenheit
Erfllten, so heit es, sind mit aller Erkenntnis ausgerstet.
2377
50.
1. Die indischen Philosophen sagen zu Alexandros von Makedonien:
Unsere Krper kannst du zwar von einem Ort zu einem anderen
bringen, aber unsere Seelen wirst du nicht zwingen knnen zu tun, was
wir nicht wollen. Das Feuer ist die schlimmste Strafe fr die Menschen;
das verachten wir.
2378
2. Dementsprechend zog Herakleitos eines, den Ruhm, allem anderen
vor; der Menge aber berlasse er es, erklrte er, satt zu sein wie das
Vieh.
2379
3.Des Krpers wegen sind die meisten Mhen da:
Fr ihn erfanden wir das gutgedeckte Dach
Und graben weies Silber und besn das Feld,
Tun all das andere, was nur immer uns bekannt.
2380
51.
1. Der Masse mag diese eitle Mhe wertvoll erscheinen; zu uns aber sagt
der Apostel: Das aber wissen wir, da unser alter Mensch mitgekreuzigt
ist, damit der Leib der Snde zunichte werde, auf da wir der Snde
nicht mehr dienen.
2381
2. Und fgt der Apostel nicht ofenbar auch jene Worte hinzu, um zu
zeigen, wie der Glaube von der Masse beschimpft wird? Denn ich
2371Hera>leitos Fr. B7 !iels.
2372?uri/ides Fr. inc. C7=; vgl. 0hilon, Suod omn. /ro#. li#. BB (11 /. 88= 5ang.).
2373B$im 2,4 f. (#eeinflut von G@m =,27).
2374Vgl. G@m 2B,C.
2375?#d. 23,=.
2376?#d. 27,23.
2377Vgl. G@m 27,28.
2378Vgl. Ealanos #ei 0hilon, Suod omn. /ro#. li#. C6 (11 /. 863 5ang.).
2379Hera>leitos Fr. BC !iels; vgl. Strom. V 7C,7.
2380$+F 'des/. 227.
2381G@m 6,6.
312
glaube, Gott hat uns Apostel zu den letzten gemacht als Leute, die dem
Tode verfallen sind; denn wir sind zum Schaustck geworden fr die
Welt und fr Engel und fr Menschen.
3. Bis zur gegenwrtigen Stunde leiden wir Hunger und Durst und sind
schlecht gekleidet und mssen uns mihandeln lassen und fhren ein
unstetes Leben und plagen uns, indem wir mit unseren Hnden arbeiten.
Wenn man uns schmht, segnen wir; wenn man uns verfolgt, so halten
wir still; wenn man uns lstert, so geben wir gute Worte; wir sind
gleichsam zum Abschaum der Welt geworden.
2382
52.
1. Das gleiche ist es, wenn Platon im Staat von dem Gerechten sagt, er
werde glcklich sein, auch wenn er gefoltert wird und wenn ihm die
beiden Augen ausgestochen werden.
2383
2. Fr den Gnostiker wird also die letzte <s 42> Entscheidung nicht
durch das uere Schicksal begrndet sein, sondern von ihm selbst hngt
es ab, ob er glcklich und selig und ein kniglicher Freund Gottes ist.
3. Und wenn man ihn auch seiner brgerlichen Rechte beraubt, ihn
verbannt, seine Gter einzieht und ihn zuletzt zum Tode verurteilt, so
wird er sich doch nie von seiner inneren Freiheit und von dem
Entscheidendsten, seiner Liebe zu Gott, abbringen lassen, die alles trgt
und alles duldet.
2384
4. Denn die Liebe ist berzeugt, da die gttliche Vorsehung alles
trefich verwaltet. Ich ermahne euch also, so heit es, werdet meine
Nachahmer!
2385
53.
1. Die erste Stufe zum Heil ist also die mit Furcht verbundene
Unterweisung, deretwegen wir uns des Unrechts enthalten; die zweite ist
die Hofnung, deretwegen wir das Beste erstreben; zur Vollendung aber
fhrt, wie es sich geziemt, die Liebe, indem sie bereits auf Grund voller
Erkenntnis erzieht.
2386
2. Da nmlich die Griechen alle Ereignisse unbegreiicherweise einer
unvernnftigen Notwendigkeit zuschreiben, geben sie zu, da sie ihr,
ohne es zu wollen, gehorchen mssen.
3. So sagt Euripides:
Nimm also meine Mahnung dir zu Herzen, Weib!
Es lebt kein Sterblicher, der frei von Mhlsal wr;
Zu Grabe trgt er Kinder, Kinder zeugt er neu
23822Eor 8,C.22D23.
2383Vgl. 0laton, Staat 11 /. 362 ?.
23842Eor 23,4.
2385?#d. 8,26.
2386Vgl. Strom. V11 74,8.
313
Und stirbt auch selbst; die Menschen sind darob betrbt -
2387
4. Dann fhrt er fort:
Ertragen mu
Man alles, was uns die Natur zu tragen gibt.
Nicht frchten soll man das, was unvermeidlich ist.
2388
54.
1. Fr die, die der Vollkommenheit zustreben, ist die vernunftgeme
Erkenntnis als Aufgabe gestellt, deren Grundlage die heilige Dreiheit ist:
Glaube, Hofnung, Liebe; die grte von diesen ist aber die Liebe.
2389
2. Allerdings ist alles erlaubt, aber nicht alles ist zutrglich; alles ist
erlaubt, aber nicht alles erbaut,
2390
sagt der Apostel. Und niemand soll
nur das Seine suchen, sondern auch das des anderen,
2391
so da er
zugleich handeln und lehren kann, <s 43> indem er baut und dann
weiterbaut.
3. Denn es ist zwar zugegeben, da die Erde des Herrn ist und das, was
sie erfllt;
2392
aber das Gewissen des Schwachen wird in Verwirrung
gebracht.
4. Ich meine damit aber nicht das eigene Gewissen, sondern das des
anderen. Warum soll denn meine Freiheit von dem Gewissen eines
anderen gerichtet werden? Wenn ich an etwas mit Danksagung
teilnehme, warum lstert man mich deswegen, wofr ich Dank sage?
Mgt ihr also essen oder trinken oder sonst etwas tun: tut alles zur Ehre
Gottes!
2393
5. Denn obwohl wir im Fleische wandeln, kmpfen wir nicht nach dem
Fleische; denn die Wafen, mit denen wir zu Felde ziehen, sind nicht
eischlicher Art, sondern durch Gott stark zur Zerstrung von
Bollwerken, so da wir mit ihnen spitzndige Schlsse und allen
Hochmut, der sich gegen die Erkenntnis des Herrn erhebt, niederwerfen
knnen.
2394
55.
1. Mit diesen Wafen gerstet, sagt der Gnostiker: O Herr, gib
Gelegenheit und stelle mich auf die Probe!
2395
Das Schrecknis soll nur
kommen; ich verachte die Gefahren wegen meiner Liebe zu dir.
2. Weil nur die Tugend unter allem Menschenwerk
Den Lohn der Mhe nicht von auen her erhlt,
2387!ie Fortsetzung des Verses lautet) \!a ?rde sie zu ?rde #ringen] (Sto#. Flor. 23=,22; 0lut. 5or. /. 223 F).
2388?uri/ides, H./si/.le Fr. 474.
23892Eor 23,23.
2390?#d. 23,B3.
2391?#d. 23,B8.
23922Eor 23,B6 (0s B3,2).
2393?#d. 23,BCD32.
2394BEor 23,3D7.
2395Vgl. e/i>tet 1 6,34.
314
Vielmehr sich selbst als Preis fr alle Mhe hat.
2396
3. So ziehet also an als Auserwhlte Gottes, die heilig und geliebt sind,
herzliches Erbarmen, Gtigkeit, Demut, Sanftmut und Geduld, zu diesen
allen aber noch die Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist!
4. Und der Friede Christi soll in euren Herzen regieren, zu dem ihr auch
in einem Leibe berufen seid, und werdet dankbar!,
2397
ihr, die ihr noch im
Leibe seid, indem ihr wie die Gerechten der alten Zeit Gelassenheit der
Seele und unerschtterliche Gemtsruhe gewinnt.
VIII. Kapitel
56.
.
2398
Denn nicht nur die Aisopier und Makedonier und Lakedaimonier
hielten standhaft aus, wenn sie gefoltert wurden, wie Eratosthenes in
seiner Schrift ber Gutes <s 44> und Bses sagt,
2399
sondern auch
Zenon von Elea blieb unter den Folterqualen standhaft, als man ihn
zwingen wollte, ein Geheimnis zu verraten, und gab es nicht preis; ja er
bi sterbend noch seine Zunge ab und spuckte sie gegen den Tyrannen
aus, den die einen Nearchos, die anderen Demylos nennen.
2400
2. Ebenso verhielt sich auch der Pythagoreer Teodotos
2401
und Praylos,
2402
der Schler des Lakydes,
2403
wie Timotheos von Pergamon
2404
in der
Schrift ber die Standhaftigkeit der Philosophen und Achaikos
2405
in
seiner Ethik sagen.
3. Aber auch der Rmer Postumus gab, als er von Peuketion
gefangengenommen worden war, nicht nur nichts Geheimes bekannt,
sondern legte sogar seine Hand ins Feuer und lie sie wie Erz schmelzen,
ohne auch nur die Miene zu verziehen.
2406
4. Nicht weiter will ich von dem Verhalten des Anaxarchos reden, der
ausrief: Zerstampfe die Hlle des Anaxarchos; denn den Anaxarchos
selbst zerstampfst du nicht, als ihn der Tyrann mit eisernen
Mrserkeulen zerstampfen lie.
2407
2396$+F 'des/. 226.
2397Eol 3,2B.28 f.
2398-u 76,2D8 vgl. 0hilon, Suod omn. /ro#. li#. 237 ff. ( 11 /. 86B f. 5ang.); !e /rov. 11 23 f. (11 /. 72 'ucher).
2399?ratosthenes, H/. /hilos. Fr. = Bernhard..
2400-enon, $est. = !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. B8C,33; vgl. 0lut. mor. /. 2372 !; 22B6 !?.
2401$heodotos "ar ein S.ra>usaner, der im 9ahr B28 v. :hr. an einer Versch"@rung gegen Hieron.mos teilnahm; vgl.
Livius B8,7,23.
2402Vgl. !iog. Laert. 1< 227.
2403La>.des "ar das Hau/t der mittleren '>ademie als ;achfolger des 'r>esilaos; vgl. !iog. Laert. 1V 7CD62.
2404-u $hemotheos von 0ergamon vgl. FH+ 1V /. 7B3.
2405'rchai>os "ar ein /eri/atetischer 0hiloso/h, dessen \?thi>] auch von !iog. Laert. V1 CC angef(hrt "ird.
2406Vgl. 0lutarch, 0o/licola 24, "o #erichtet ist, da 5ucius Scaevola auch H/sigonos genannt "orden sei, "as
gleich#edeutend mit 0ostumus ist. !er hier 0eu>etion genannte E@nig hei sonst 0orsenna.
2407Vgl. !iog. Laert. 1< 7C; 'na%agoras $est. 23 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. B3C,2.
315
57.
1. Weder die Hofnung auf die Seligkeit noch die Liebe zu Gott lt sich
also durch irgend etwas, was ihrem Trger auch zustoen mag,
erschttern, sondern bleibt davon unberhrt; selbst wenn er den wilden
Tieren vorgeworfen oder in das allesverzehrende Feuer gestrzt oder
unter tyrannischen Martern gettet wird, so bleibt er doch unlsbar mit
der gttlichen Freundschaft verbunden und steigt, frei von allen Fesseln,
zum Himmel empor, indem <s 45> er seinen Leib denen berlt, die nur
diesen festhalten knnen.
2. Die Geten, ein Babarenvolk, das nicht ganz unbekannt mit Philosophie
ist, whlen Jahr fr Jahr einen Gesandten zu ihrem Heros Zamolxis.
Zamolxis war aber einer der Schler des Pythagoras.
2408
58.
1. Wer nun als der Wrdigste auserlesen wurde, der wird gettet, wobei
die anderen, die sich zwar auch um die Philosophie bemht hatten, aber
nicht gewhlt worden waren, darber betrbt sind, da sie eines
beglckenden Dienstes nicht fr wrdig erachtet worden sind.
2. Voll ist nun die ganze Kirche von solchen, die ihr ganzes Leben
hindurch all ihr Denken auf den lebenbringenden Tod,
2409
der sie zu
Christus fhrt, gerichtet haben, wie von sittsamen Mnnern so auch von
sittsamen Frauen.
3. Denn wer sein Leben nach unseren Grundstzen fhrt, der kann auch
ohne wissenschaftliche Bildung nach Weisheit streben (philosophieren),
mag er ein Barbar sein oder ein Grieche, ein Sklave, ein Greis oder ein
Kind oder ein Weib.
2410
4. Denn die sittsame Gesinnung ist fr alle Menschen, die sich fr sie
entscheiden, in gleicher Weise zugnglich.
2411
Es ist aber eine bei uns
zugestandene Tatsache, da innerhalb jeder einzelnen Gattung
diejenigen, die die gleiche Natur haben, auch die gleiche Tugend haben.
59.
1. Es ist aber ofenbar nicht so, da hinsichtlich des Menschseins das
Weib eine andere Natur htte als der Mann; vielmehr haben beide die
gleiche Natur, also auch die gleiche Tugend.
2412
2. Wenn aber die Tugend des Mannes doch wohl in Sittsamkeit und
Gerechtigkeit und in den brigen nach allgemeiner Anschauung damit
zusammengehrenden Eigenschaften besteht, geziemt es sich da wohl fr
den Mann allein, tugendhaft zu sein, fr das Weib aber zuchtlos und
2408Vgl. Herodot 1V C3.C8; !iog. Laert. V111 B; Sto#. Flor. 6B,83.
2409Vgl. 0laton, 0haidon /. 64 ?; =2 '.
2410Vgl. +al 3,B=.
2411-um folgenden vgl. 0aid. 1 23 f.; 5uson. rell. /. = ff. Hense.
2412:hr.si//os Fr. mor. B78 v. 'rnim.
316
ungerecht? Es ist aber auch unschicklich, einen solchen Gedanken auch
nur auszusprechen.
3. Auf Sittsamkeit und Gerechtigkeit und auf jegliche andere Tugend
sollen also in gleicher Weise bedacht sein Weib und Mann, Freier und
Sklave, da es so eingerichtet ist, da zu der gleichen Natur auch ein und
dieselbe Tugend gehrt. Damit behaupten wir nun nicht, da ein
weibliches Wesen die <s 46> gleiche Natur wie das mnnliche habe,
insoweit es weiblich ist. Denn es geziemt sich durchaus, da beide ein
unterscheidendes Merkmal an sich tragen, dessentwegen das eine
weiblich, das andere mnnlich geworden ist.
5. Darum sagen wir, da Schwangerwerden und Gebren eine
Eigentmlichkeit der Frau ist, insofern sie ein Weib, nicht insofern sie ein
Mensch ist. Wenn es aber gar keinen Unterschied zwischen Mann und
Weib gbe, so wrden beide dasselbe tun und erleiden.
2413
60.
1. Insofern also das Weib das nmliche ist wie der Mann, nmlich soweit
es auf die Seele ankommt, insofern wird es auch zu der gleichen Tugend
gelangen. Insofern das Weib aber etwas vom Mann Verschiedenes ist,
nmlich hinsichtlich der Eigentmlichkeit des Krpers, wird es zur
Schwangerschaft und zur Verwaltung des Hauswesens bestimmt sein.
2. Denn ich will, sagt der Apostel, da ihr wisset, da das Haupt
eines jeden Mannes Christus ist, das Haupt des Weibes aber der Mann;
2414
denn der Mann stammt nicht vom Weibe, sondern das Weib vom
Mann.
2415
Indes ist weder ein Weib etwas ohne den Mann noch ein Mann
etwas ohne das Weib in dem Herrn.
2416
3. Denn wie wir behaupten, da der Mann sittsam und ber seine Lste
Herr sein soll, so verlangen wir doch auch, da das Weib ebenfalls sittsam
und darauf bedacht sein soll, gegen die Lste anzukmpfen.
2417
4. Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Begierde des
Fleisches nicht erfllen!
2418
So rt das Gebot des Apostels. Denn die
Begierde des Fleisches richtet sich gegen den Geist und die des Geistes
gegen das Fleisch. Diese liegen also im Streit miteinander,
2419
nicht wie
das Bse mit dem Guten, sondern als solche, deren Kampf Nutzen bringt.
61.
1. Er fgt wenigstens hinzu: Damit ihr das nicht tut, was ihr wollt.
2420
Ofenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind Unzucht,
2413Vgl. 0aid. 111 2C,B, "o Handeln und Leiden als die f(r 5ann und Aei# >ennzeichnenden 5er>male genannt sind.
24142Eor 22,3.
2415?#d. 22,=.
2416?#d. 22,22.
2417Vgl. 5uson. rell. /. 28,2B ff. Hense.
2418+al 7,26.
2419?#d. 7,24.
2420+al 7,24.
317
Unreinigkeit, Zgellosigkeit, Gtzendienst, Zaubereien, Feindseligkeiten,
Streitigkeiten, Handlungen der Eifersucht, Zornausbrche, Znkereien,
Zwistigkeiten, Spaltungen, uerungen des Neides,<s 47> Saufgelage,
Schmausereien und hnliches derart. Von dem allen sage ich euch vorher,
wie ich es euch schon frher sagte, da, wer sich Derartigem hingibt, das
Reich Gottes nicht ererben wird. Die Frucht des Geistes dagegen ist
Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Enthaltsamkeit, Gte,
Treue, Sanftmut.
2421
Dabei hat er, meine ich, mit Fleisch die Snder,
mit Geist die Gerechten bezeichnet.
2. Indessen mssen wir auch Mannhaftigkeit bewhren, wenn es gilt, die
Gemtsruhe zu wahren und die Fhigkeit zum Ertragen zu zeigen, so da
wir dem, der uns auf den Backen schlgt, auch den anderen hinhalten und
dem, der uns den Mantel nimmt, auch den Rock berlassen,
2422
indem wir
die Neigung zum Zorn kraftvoll beherrschen.
3. Denn wir wollen die Frauen nicht zu einer Art von Amazonen
erziehen, die im Krieg tapfer wie Mnner kmpften, da wir doch sogar
bei den Mnnern wnschen, da sie friedfertig sind.
62.
1. Freilich ziehen auch bei den Sauromaten, wie ich hre, die Frauen
ebenso wie die Mnner in den Krieg
2423
und ebenso auch die Frauen bei
den Sakern, die sich stellen, als wollten sie iehen, und dann mit ihren
Pfeilen nach rckwrts schieen, genau so wie die Mnner.
2. Auch von den in der Nhe Iberiens wohnenden Frauen wei ich, da
sie Arbeiten und Geschfte verrichten, die eigentlich den Mnnern
zustehen; und wenn die Zeit der Niederkunft kommt, so unterbrechen sie
die notwendigen Arbeiten nicht, sondern die Frau bringt oft mitten im
Drang der Arbeit ihr Kind zur Welt, nimmt es auf und trgt es nach
Hause.
2424
3. Es hten ja auch Hndinnen nicht schlechter als Rden das Haus oder
helfen bei der Jagd oder hten die Herden.
2425
Gorgo, die kretische Hndin, verfolgte die Fhrte des Hirsches.
2426
4. Darum sollen auch die Frauen ebenso wie die Mnner Philosophie
treiben,
2427
wenn auch die Mnner ihnen <s 48> berlegen sind und in
allen Dingen den Vorrang einnehmen, auer wenn sie verweichlicht sind.
2421+al 7,2CDB3.
2422Vgl. L> 6,BC.
2423Vgl. Sto#. Flor. 7,43.
2424Vgl. Stra#on 111 8,24 /. 267; !iod. Sic. 1V B3.
2425Vgl. 0laton, Staat V /. 872 !.
2426'nti/atros, 'nthol. 0alat. 1< B6=,2. !er Vers ist der 'nfang eines ?/igramms auf eine H(ndin, die "hrend der 9agd
sel#st neun 9unge zur Aelt ge#racht hatte.
2427:hr.si//os Fr.mor. B78 v. 'rnim.
318
63.
1. Unentbehrlich ist also fr das ganze Menschengeschlecht Zucht und
Tugend, wenn anders es zur Seligkeit gelangen will.
2. Und vielleicht hat Euripides mit seinen verschiedenartigen
uerungen nicht unrecht, wenn er das eine Mal schreibt:
Denn hinter dem Mann steht die Frau stets zurck,
Wenn der Schlechteste selbst
Mit der edelsten Frau sich vermhlt hat.
2428
3. und das andere Mal:
Jede Frau, die sittsam lebet, ist doch Sklavin ihres Manns;
Ist sie sittsam nicht, an Torheit bertrift sie den Gemahl.
2429
4.Nichts frwahr ist ja besser und schner,
Als wenn einigen Sinnes ihr Haus in Frieden verwalten
Gatte und Gattin vereint.
2430
5. Haupt nun ist das, was die Leitung hat. Wenn aber der Herr Haupt
des Mannes, Haupt des Weibes aber der Mann ist,
2431
so ist der Mann
Herr des Weibes, weil er Ebenbild und Abglanz Gottes
2432
ist.
64.
1. Deshalb schreibt der Apostel auch in dem Brief an die Ephesier:
Ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes! Die Frauen sollen
ihren Mnnern untertan sein wie dem Herrn; denn der Mann ist das
Haupt der Frau wie auch Christus das Haupt der Kirche, er, der der
Erretter seines Leibes ist. Wie aber die Kirche Christus untertan ist, so
sollen es auch die Frauen ihren Mnnern in jeder Beziehung sein.
2. Ihr Mnner, liebet eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt
hat; so sollen auch die Mnner ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib.
Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst; denn es hat ja doch noch nie
jemand sein eigenes Fleisch gehat.
2433
65.
1. Und in dem Brief an die Kolosser sagt der Apostel; Ihr Frauen, seid
euren Mnnern untertan, wie es sich im Herrn geziemt! Ihr Mnner, liebt
eure Frauen und lat euch <s 49> gegen sie nicht erbittern! Ihr Kindern,
seid euren Eltern in allen Stcken gehorsam! Denn das ist dem Herrn
wohlgefllig. Ihr Vter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht scheu
werden!
2428?uri/ides, Hidi/us Fr. 786.
2429?#d. Fr. 787.
2430Hom. Hd. 6,2=BD2=8.
24312Eor 22,3.
2432?#d. 22,4.
2433?/h 7,B2DB7.B= f.
319
2. Ihr Knechte, seid euren irdischen Herren in allen Dingen gehorsam,
nicht mit Augendienerei wie Leute, die den Menschen zu gefallen suchen,
sondern in Herzenseinfalt aus Furcht vor dem Herrn! Und alles, was ihr
nur immer tut, das verrichtet mit willigem Herzen, als wret ihr Knechte
des Herrn und nicht von Menschen, da ihr ja wit, da ihr vom Herrn
das Erbteil als Vergeltung empfangen werdet! Denn ihr dient ja als
Knechte dem Herrn Christus; denn wer Unrecht tut, wird den Lohn fr
das empfangen, was er Unrecht getan hat, und es gibt dabei kein Ansehen
der Person.
3. Ihr Herren, gewhrt euren Knechten, was recht und billig ist, da ihr ja
wit, da auch ihr einen Herrn im Himmel habt!
2434
4. Dort gibt es nicht Griechen und Juden, Beschnittene und
Unbeschnittene, Barbaren und Skythen, Knechte und Freie, sondern alles
und in allen Christus.
2435
66.
1. Ein Abbild der himmlischen Kirche ist aber die irdische; darum bitten
wir ja, da der Wille Gottes auch auf der Erde wie im Himmel
geschehe.
2436
2. Zieht also an herzliches Erbarmen, Gtigkeit, Demut, Sanftmut und
Geduld! Vertraget einander und verzeiht einander, wenn einer eine
Beschwerde gegen einen anderen hat! Wie Christus uns vergeben hat, so
wollen auch wir es tun!
3. ber dem allem aber steht die Liebe, die das Band der Vollkommenheit
ist. Und der Friede Christi soll in euren Herzen regieren, zu dem ihr auch
in einem Leibe berufen seid, und werdet dankbar!
2437
4. Denn nichts kann uns davon abhalten, oft das nmliche Schriftwort
anzufhren, um damit einen Eindruck auf Marcion zu machen, ob er sich
vielleicht berzeugen lt und sich dann bekehrt, wenn er eingesehen
hat, da der Glubige Gott, dem Weltschpfer, dankbar sein mu, ihm,
der uns berufen und uns die frohe Botschaft in irdischer Gestalt
verkndet hat.
67.
1. Deutlich ist uns damit die durch den Glauben bewirkte Einigkeit
gezeigt, und zugleich, wer der wirklich Vollkommene ist, so da, wenn
auch manche es nicht dulden wollen und die meisten Hindernisse in den
Weg <s 50> stellen und wenn von dem Ehemann oder von dem Herrn mit
Strafen gedroht wird, doch der Knecht und das Weib sich um die
Weisheit bemhen werden.
2434Eol 3,2= T 8,2.
2435?#d. 3,22.
2436Vgl. 5t 6,23.
2437Eol 3,2BD27.
320
2. Ja auch der Freie, mag ihm auch von einem Tyrannen der Tod
angedroht werden oder mag er vor Gericht gefhrt und in die uersten
Gefahren gestrzt werden und mit dem Verlust seines ganzen Besitzes
bedroht sein, wird doch in keiner Weise von seiner Gottesfurcht ablassen.
3. Und nie wird die Frau den Mut verlieren, wenn sie mit einem
schlechten Mann vermhlt ist, und ebensowenig der Sohn, der einen
schlechten Vater, oder der Knecht, der einen schlechten Herrn hat, da sie
hochherzig an der Tugend festhalten.
4. Aber wie es fr einen Mann rhmlich ist, fr die Tugend und fr die
Freiheit und fr sich selbst zu sterben, so ist das auch fr eine Frau
rhmlich. Denn nicht der Natur der Mnner ist das eigentmlich,
sondern der Natur der guten Menschen.
68.
1. Glubig wird also der Greis und der Jngling und der Knecht im
Gehorsam gegen die Gebote leben und, wenn es sein mu, sterben, was so
viel ist, wie durch den Tod zum Leben kommen.
2. Wir wissen ja, da auch Kinder und Knechte und Frauen oft gegen
den Willen ihrer Vter und Herren und Mnner ganz vortrefich
geworden sind.
3. Diejenigen, die gottesfrchtig leben wollen, drfen dazu also nicht
weniger willig sein, wenn man sie scheinbar daran hindern will, sondern
mssen, meine ich, sich noch viel mehr bemhen und mit besonderem
Eifer kmpfen, damit sie nicht unterliegen und ihren besten und
ntigsten Vorstzen nicht untreu werden.
4. Denn man darf, meine ich, berhaupt keinen Vergleich anstellen und
fragen, was von beidem besser sei, ein Gefolgsmann des Allmchtigen zu
werden oder die Finsternis der Dmonen zu whlen.
5. Denn was von uns um anderer willen getan wird, das tun wir doch
wohl in jedem einzelnen Fall, indem wir versuchen, auf jene Rcksicht zu
nehmen, um derentwillen das, was wir tun, zu geschehen scheint, wobei
wir uns das als Mastab nehmen, was jenen gefllt. Was wir aber mehr
um unserer selbst willen als um anderer willen tun, das wird doch wohl
mit dem gleichen Eifer ausgefhrt werden, ob es nun anderen gefallen
mag oder nicht.
69.
1. Wenn schon von den Dingen, die sittlich weder gut noch schlecht sind,
einige solche Schtzung genieen, da sie selbst wider den Willen einiger
wnschenswert erscheinen, so mu doch die Tugend weit mehr noch fr
<s 51> erstrebenswert gehalten werden; und man darf dabei auf nichts
321
anderes Rcksicht nehmen als eben auf das, was gut getan werden kann,
ob nun einige anders darber denken oder nicht.
2438
2. Richtig ist daher auch, was Epikuros an Menoikeus schreibt: Weder
soll jemand, so lange er noch jung ist, zgern Philosophie zu treiben, noch
wenn er ein Greis ist, darin mde werden. Denn bei keinem ist es zu frh
und bei keinem zu spt, die Gesundheit der Seele zu erlangen.
3. Wer aber sagt, die rechte Zeit zum Philosophieren sei noch nicht da
oder sie sei schon vorber, der ist dem hnlich, der sagt, zum
Glcklichsein sei die rechte Zeit noch nicht oder nicht mehr da.
4. Daher sollen Junge und Alte philosophieren, die einen, damit sie, wenn
sie alt werden, jung bleiben durch das Gute, dank dem, was geschehen ist,
die anderen, damit sie jung zugleich und alt seien, weil sie von der Furcht
vor der Zukunft frei sind.
2439
IX. Kapitel
70.
1. Von dem Mrtyrertum hat aber der Herr ausdrcklich gesprochen; und
wir wollen das, was an verschiedenen Stellen geschrieben steht,
zusammenstellen: Ich sage euch aber, jeder der sich vor den Menschen
zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den
Engeln Gottes bekennen; wer mich aber vor den Menschen verleugnet,
den werde ich vor den Engeln verleugnen.
2440
2. Denn wer sich meiner und meiner Worte in diesem ehebrecherischen
und sndigen Geschlecht schmt, dessen wird sich auch der
Menschensohn schmen, wenn er in der Herrlichkeit seines Vaters mit
seinen Engeln kommt.
2441
3. Jeder also, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde
auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.
2442
4. Wenn man euch aber in die Synagogen und vor die Behrden und vor
die Obrigkeiten fhrt, so macht euch vorher keine Sorge darber, wie ihr
euch verteidigen oder was ihr sagen sollt; denn der Heilige Geist wird
euch in eben der Stunde lehren, was ihr sagen sollt.
2443
71.
<s 52> 1. In seiner Erklrung dieser Stelle sagt Herakleon, der
angesehenste Vertreter der Schule des Valentinus, wrtlich, es gebe ein
Bekenntnis teils im Glauben und im Wandel, teils mit der Stimme.
2438Sacra 0ar. B83 Holl; :hr.si//os Fr. mor. 86 v. 'rnim.
2439?/i>uros, ?/. 111 #ei !iog. Laert. < 2BB; Isener, ?/icurea S. 7C, 2D23.
2440L> 2B,= f.
24415> =,3=.
24425t 23,3B.
2443L> 2B,22 f. (#eeinflut von 5> 23,22).
322
2. Das Bekenntnis mit der Stimme geschieht auch vor der Obrigkeit,
und dieses allein hlt die Menge, sagt er, fr ein wirkliches Bekenntnis;
das ist aber nicht richtig; denn ein Bekenntnis knnen auch die Heuchler
ablegen.
3. Es wird sich aber auch zeigen, da dieses Wort nicht allgemeine
Gltigkeit hat; denn nicht alle, die selig wurden, legten das Bekenntnis
mit der Stimme ab und schieden dann aus dem Leben; dazu gehrten
Matthus, Philippus, Tomas, Levi und viele andere.
4. Und in der Tat ist das Bekenntnis mit der Stimme kein vollstndiges
Bekenntnis, sondern nur ein Stck davon. Ein vollstndiges Bekenntnis
aber, wovon er hier redet, ist das in Werken und Taten, die dem Glauben
an den Herrn entsprechen. Diesem allgemeinen Bekenntnis folgt dann
auch das vor der Obrigkeit, das nur ein Teil davon ist, wenn es sein mu
und wenn die vernnftige berlegung es fordert. Denn ein solcher
Mensch wird auch mit der Stimme bekennen, nachdem er zuvor
aufrichtig mit seinem ganzen Verhalten bekannt hat.
72.
1. Und es ist sinnvoll, da er bei den Bekennenden gesagt hat zu (in) mir,
bei den Verleugnenden dagegen das mich hinzugesetzt hat. Denn wenn
ihn diese auch mit der Stimme bekennen, so verleugnen sie ihn doch,
wenn sie ihn nicht mit der Tat bekennen.
2. Nur die bekennen sich aber zu ihm, die in einem ihm gemen
Bekenntnis und in einem solchen Handeln leben, und zu ihnen bekennt
auch er sich, da er sie in sich aufgenommen hat und von ihnen
festgehalten wird. Deshalb knnen sie ihn nie verleugnen; nur die
verleugnen ihn, die nicht in ihm sind.
3. Denn er hat nicht gesagt: wer in mir verleugnen wird, sondern wer
mich verleugnen wird, denn keiner, der in ihm ist, wird ihn je
verleugnen.
4. Der Zusatz vor den Menschen bezieht sich in gleicher Weise auf
diejenigen, die selig werden, und auf die Heiden, bei den einen auch mit
dem Wandel, bei den anderen auch mit der Stimme.
2444
73.
1. Soweit Herakleon. Und im brigen scheint er hinsichtlich des Sinnes
dieses Schriftabschnittes mit uns einer <s 53> Meinung zu sein; aber auf
eines hat er nicht geachtet: Wenn manche auch nicht mit der Tat und mit
dem Leben Christus vor den Menschen bekannt haben, so ist doch
dadurch, da sie vor Gericht mit der Stimme bekannten und, obwohl sie
bis zum Tod gemartert wurden, den Herrn nicht verleugneten, der Beweis
erbracht, da sie mit aufrichtiger Gesinnung geglaubt haben.
2444Hera>leon Fr. 73 Broo>e; vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 843.
323
2. Eine Gesinnung aber, die sich im Bekenntnis bewhrt,
2445
und vor allem
eine solche, die sich auch beim Tod nicht ndert, beseitigt mit einem
Schlage alle Leidenschaften, die durch die krperliche Begierde erzeugt
wurden.
3. Denn es gibt sozusagen am Ende des Lebens eine Reue, die alles in der
Tat zusammenfat, und ein wahrhaftiges Bekenntnis zu Christus, wobei
auch die Stimme mitbezeugt.
4. Wenn aber der Geist des Vaters
2446
in uns zeugt, wie sollten dann die
noch Heuchler sein, von denen er (Herakleon) gesagt hat, da sie nur mit
der Stimme bekennen?
5. Einigen wird es aber, wenn es ntzlich ist, gegeben werden, sich zu
verteidigen,
2447
damit alle sowohl durch ihr Zeugnis als auch durch ihre
Verteidigung gefrdert werden, insofern die Glieder der Kirche gestrkt
werden, diejenigen Heiden aber, die um ihre Rettung besorgt sind, von
Bewunderung ergrifen und zum Glauben gefhrt werden, und schlielich
die brigen von Staunen und Hochachtung erfat werden.
74.
1. Daher mssen wir in jedem Fall bekennen; denn dies steht in unserer
Macht; aber verteidigen mssen wir uns nicht in jedem Fall; denn nicht
auch dieses steht in unserer Macht. Wer aber bis zum Ende aushlt, der
wird gerettet werden.
2448
2. Denn welcher Verstndige zge es nicht vor, bei Gott Knig zu
werden, statt Sklave zu sein?
3. Nun behaupten einige, wie der Apostel sagt, da sie Gott kennen,
verleugnen ihn aber mit ihren Werken, abscheuliche und ungehorsame
und zu jedem guten Werk untaugliche Menschen.
2449
Jene aber haben,
wenn die auch nur dies eine getan haben, da sie ein Zeugnis ablegten,
doch zuletzt wenigstens ein gutes Werk vollbracht. Das Mrtyrertum ist
also, wie es scheint, eine mit Ruhm verbundene Reinigung von
Snden.
2450
4. So sagt auch der Hirte: Ihr <s 54> werdet der Wirksamkeit des
wilden Tieres entiehen, wenn euer Herz rein und eckenlos wird.
2451
Aber auch der Herr selbst sagt: Der Satan hat sich euch ausgebeten, um
euch zu sichten; ich aber habe euch losgebeten.
2452
2445Vgl. :hr.si//os Fr. mor. 2C4, "o die $ugend als (%%%) #ezeichnet ist.
24465t 23,B3.
2447Vgl. L> 2B,22 f.
24485t 23,BB; B8,23; 5> 23,23.
2449$it 2,26.
2450Sacra 0ar. B82 Holl; vgl. Strom. 1V 238,2.
2451Vgl. 0ast. Herm. Vis. 1V B,7.
2452L> BB,32 f.
324
75.
1. Als erster trank also der Herr den Kelch
2453
zur Reinigung der
Menschen, die ihm nachstellten, und der Unglubigen; seinem Vorbild
folgten die Apostel und litten als wahrhaftige Gnostiker und als
Vollkommene fr die Kirchen, die sie gegrndet hatten.
2. So mssen also auch die Gnostiker, die in den Spuren der Apostel
wandeln, sndlos sein und aus Liebe zum Herrn auch den Nchsten
lieben, damit sie, wenn die Umstnde es erfordern, fr die Kirche die
Drangsale erdulden, ohne ein rgernis daran zu nehmen, und den Kelch
trinken.
2454
3. Alle aber, die whrend ihres Lebens mit der Tat und vor Gericht mit
Worten Zeugnis ablegen, mgen sie nun eine Hofnung erwarten oder
eine Furcht scheuen, sind besser als die, die nur mit dem Munde das Heil
bekennen.
4. Wenn aber einer noch weiter hinauf bis zur Liebe emporsteigt, so ist er
ein wahrhaft seliger und echter Zeuge, da er sich durch den Herrn vllig
zu den Geboten und zu Gott bekannt hat; denn da er den Herrn
liebgewonnen hatte, erkannte er ihn als Bruder, opferte sich selbst Gott
ganz auf und gab wie ein ihm anvertrautes Gut den (ueren) Menschen,
der ihm abgefordert wurde, gelassen und willig hin.
X. Kapitel
76.
1. Wenn aber der Herr wiederum sagt: Wenn sie euch in dieser Stadt
verfolgen, so ieht in die andere!,
2455
so ermahnt er nicht zur Flucht, als
wre das Verfolgtwerden etwas Schlimmes, und verlangt nicht, da man
sich aus Furcht vor dem Tode diesem durch Flucht entziehe.
2. Vielmehr will er nur, da wir fr niemand Ursache oder Mitursache
irgendeines bels werden, fr uns selbst nicht, aber auch nicht fr den,
der uns verfolgt, oder fr den, der uns tten will. Denn er beehlt uns
gewissermaen, ihm aus <s 55> dem Wege zu gehen; wer aber dieser
Weisung nicht gehorcht, der ist tollkhn und strzt sich selbst in Gefahr.
77.
1. Wenn nun derjenige, der einen Menschen Gottes
2456
ttet, gegen Gott
sndigt, so wird auch der, der sich selbst vor Gericht bringt, fr den
verantwortlich, der ihn ttet. Das ist aber bei dem der Fall, der sich der
Verfolgung nicht entzieht, sondern es aus Vermessenheit selbst veranlat,
2453Vgl. 5t B3,BB; B6,3C.
24541ch (#ersetze die von $eng#lad vorgeschlagene Lesart (%%%).
24555t 23,B3.
2456Vgl. 2$im 6,22.
325
da er gefangengenommen werden kann. Er ist es, der, soweit es ihm
mglich ist, die Schlechtigkeit seines Verfolgers untersttzt; und wenn er
diesen noch berdies reizt, so ist er vllig schuldig, da er das wilde Tier
2457
herausfordert.
2. Ebenso ist es auch, wenn einer Anla zu einem Streit, zu einer Strafe,
zu einer Feindschaft oder zu einer Gerichtsverhandlung gibt; auch er
veranlat eine Verfolgung.
3. Deshalb ist uns befohlen, an nichts in diesem Leben zu hngen,
sondern sogar dem, der uns den Mantel nimmt, auch den Rock dazu
geben,
2458
nicht nur, damit wir innerlich unabhngig bleiben, sondern
auch damit wir nicht dadurch, da wir Ansprche geltend machen,
diejenigen, die einen Rechtsstreit mit uns anfangen wollen, gegen uns
erbittern und sie durch unsere Schuld zur Beschimpfung des
Christennamens verleiten.
XI. Kapitel
78.
1. Ja, sagen sie, wenn Gott fr euch sorgt, warum werdet ihr denn verfolgt
und gettet? Oder gibt er euch selbst diesem Schicksal preis?
2459
Wir
fassen das aber nicht so auf, als habe der Herr gewollt, da wir in diese
Gefahren geraten, sondern meinen, da er nur prophetisch das, was
geschehen soll, vorausgesagt habe, da wir nmlich um seines Namens
willen wrden verfolgt, gettet und ans Kreuz geschlagen werden.
2460
2. Demnach war es nicht sein Wille, da wir verfolgt werden, sondern er
kndigte nur im voraus an, was wir erleiden wrden, indem er uns durch
die Vorhersage, da es so kommen werde, fr die <s 56> Standhaftigkeit
schulte, der er die Erbschaft verheien hat. Freilich werden wir nicht
allein, sondern zusammen mit vielen gestraft. Aber jene, sagen sie,
erleiden die Strafe mit Recht, weil sie beltter sind.
79.
1. Ohne es zu wollen, bezeugen sie also uns, die wir um der Gerechtigkeit
willen ungerecht bestraft werden, unsere Gerechtigkeit. Aber auch die
Ungerechtigkeit des Richters berhrt die Tatsache der Vorsehung nicht.
Denn dem Richters berhrt die Tatsache der Vorsehung nicht. Denn der
Richter mu Herr seiner eigenen Entscheidung sein und darf nicht wie
ein lebloses Gert gleichsam dadurch in Bewegung gesetzt werden, da
man an Fden zieht, und darf den Antrieb zum Handeln nicht vielleicht
nur von der ueren Ursache erhalten.
2457Vgl. den aus dem Hirten des Hermas angef(hrten Satz o#en 48,8.
2458Vgl. L> 6,BC.
2459Vgl. ?/i>uros Fr. 348 Isener.
2460!er hier ver"endete 'usdruc> stamm aus 0laton, Staat 11 /. 36B '.
326
2. Jedenfalls wird er nach seinem Urteilsspruch geprft, gerade so wie
wir danach, ob wir uns fr das Whlenswerte entscheiden und bereit
sind, etwas zu ertragen. Und wenn wir auch kein Unrecht tun, so sieht
uns der Richter doch so an, als ob wir Unrecht tten; denn er kennt unser
Wesen nicht und will es auch nicht kennenlernen, sondern lt sich von
einem unbegrndeten Vorurteil leiten; deshalb wird er auch gerichtet.
3. Man verfolgt uns also nicht, weil man festgestellt htte, da wir
Unrecht tun, sondern weil man annimmt, da wir schon allein damit,
da wir unserer Lebensweise nach Christen sind, Unrecht tun, indem wir
selbst einen solchen Wandel fhren und die brigen ermahnen, sich fr
die gleiche Lebensweise zu entscheiden.
80.
1. Warum erfahrt ihr aber keine Hilfe, sagt man, wenn ihr verfolgt
werdet? Inwiefern erleiden wir denn auch, soweit es auf uns selbst
ankommt, einen Schaden, wenn wir durch den Tod einen freien Weg zum
Herrn erhalten und so, wie man von einem Lebensalter in ein anderes
bergeht, auch das Leben mit einem anderen vertauschen? Wenn wir die
Sache richtig ansehen, werden wir denen noch Dank wissen, die uns die
Mglichkeit zu einem so raschen Abscheiden gegeben haben. (So ist es
wenigstens) wenn wir aus Liebe (zum Herrn) den Mrtyrertod erleiden.
2. Wenn wir nun nicht den meisten als schlechte Leute erschienen, sie
vielmehr auch selbst die Wahrheit kennten, so wrden alle schnell auf
unseren Weg zueilen, und dann gbe es keine Auswahl.
3. So aber bringt unser Glaube, der das Licht der Welt
2461
ist, den
Unglauben an den Tag.
4. Denn <s 57> mich knnten Anytos und Meletos zwar tten, aber
schaden knnen sie mir in keiner Weise; denn ich glaube nicht, da es
gestattet ist, da das Bessere durch das Schlechtere Schaden erleide.
2462
5. Daher kann jeder von uns getrost sagen: Der Herr ist meine Hilfe; ich
werde mich nicht frchten; was wird mir ein Mensch tun knnen?
2463
Denn der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand, und keine Qual
berhrt sie.
2464
24615t 7,28.
2462Vgl. zu diesen Aorten des So>rates 0laton, '/ologie /. 33 :!.
24630s 224,6.
2464Aeish 3,2.
327
XII. Kapitel
81.
1. Basileides sagt im 23. Buch seiner Bibelerklrung von denen, die als
Mrtyrer Strafe erleiden, wrtlich folgendes:
2465
2. Denn ich behaupte freilich, da alle, die in die sogenannten Drangsale
geraten, sich in anderen Stcken, ohne da es bekannt geworden wre,
verfehlt und versndigt hatten und deshalb in die fr sie glckliche Lage
kommen, indem sie durch die Gte Gottes, der ihr Geschick lenkt,
wirklich bald der einen, bald der anderen Verfehlungen angeklagt
werden, damit sie nicht auf Grund zugestandener Vergehen fr schuldig
erklrt werden und Strafe erleiden mssen und auch nicht wie der
Ehebrecher und der Mrder, sondern nur weil sie Christen sind,
geschmht werden,
2466
und das wird sie trsten, so da ihnen ihr Leiden
gar nicht fhlbar wird.
3. Und wenn einer, ohne berhaupt gesndigt zu haben, in die
Bedrngnis gert, so kommt das zwar nur selten vor; aber auch ein
solcher wird nicht durch die Nachstellung einer bsen Gewalt etwas
leiden; sondern er wird leiden, wie das Kind litt, das, wie es scheint,
berhaupt nicht gesndigt hat.
82.
1. Dann fhrt er fort und fgt noch hinzu: Wie also das unmndige
Kind, das entweder berhaupt nicht gesndigt hat oder zwar mit der Tat
keine Snde begangen hat, aber das Sndigen (als Anlage) in sich trug,
eine Wohltat empfngt, wenn es dem Leiden unterworfen wird, indem
ihm dadurch viel Unangenehmes erspart wird, so erleidet auch ein
Vollkommener, wenn er zuvor keine Tatsnden <s 58> begangen hat und
doch leiden mu, das, was auch immer er erleiden mag, in hnlicher
Weise wie das Kind; denn er hatte zwar in sich die Anlage zum Sndigen;
aber weil er keinen Anla zum Sndigen bekam, sndigte er nicht.
Deshalb ist es ihm nicht hoch anzurechnen, da er nicht sndigte.
2. Denn wie derjenige, der die Ehe brechen will, ein Ehebrecher ist,
2467
auch wenn ihm der Ehebruch nicht gelingt, und derjenige, der einen
Mord nicht begehen will, ein Mrder ist, auch wenn er den Mord nicht
begehen kann, so werde ich auch den Sndelosen, von dem ich spreche,
dann, wenn ich ihn leiden sehe, mag er auch nichts Bses getan haben,
doch bse nennen, weil er sndigen wollte. Denn alles will ich eher sagen,
als da ich zugebe, die Vorsehung sei ungerecht zu nennen.
2465-um folgenden vgl. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. B3= ff.
2466Vgl. 20etr 8,27 f.
2467Vgl. 5t 7,B=.
328
83.
1. Dann fhrt er fort und spricht von dem Herrn geradezu wie von einem
Menschen: Wenn du jedoch alle diese Erwgungen unbeachtet lssest
und mich vielleicht mit dem Hinweis auf irgendwelche Personen
widerlegen willst, indem du sagst: Der und der hat also gesndigt, denn
er hat gelitten, so werde ich, wenn du gestattest, erwidern: Er hat zwar
nicht gesndigt; er war aber dem Kinde hnlich, das litt; wenn du jedoch
das Gesprch mit Gewalt noch weiter fhren willst, so werde ich sagen,
ein Mensch, wen immer du auch nennen magst, sei eben ein Mensch, und
gerecht sei nur Gott; denn niemand ist, wie einer gesagt hat rein vom
Schmutze
2468
.
2. Aber Basileides geht eben von der Annahme aus, da die Seele zuvor in
einem anderen Leben gesndigt habe und hier die Strafe dafr erleide,
und zwar die auserwhlte Seele ehrenvoll durch das Martyrium, die
andere, indem sie durch die ihr angemessene Strafe gereinigt werde. Wie
kann aber dies wahr sein, da es doch in unserer Macht steht, zu bekennen
und bestraft zu werden oder nicht? Denn die Vorsehung, von der
Basileides redet, kann bei dem, der leugnet, nicht mehr bestehen.
84.
1. Ich frage ihn daher hinsichtlich des in Haft genommenen Bekenners,
ob er nach dem Willen der Vorsehung Zeugnis ablegen und bestraft
werden wird oder nicht; denn wenn er leugnet, wird er nicht bestraft
werden.
2. Wenn er (Basileides) auf Grund des Ausganges auch behaupten wird,
da dieser nicht gestraft werden durfte (da es von <s 59> vorneherein
von der Vorsehung bestimmt war, da er nicht bestraft werden darf), so
wird er damit zugleich gegen seinen Willen bezeugen, da es eine
Wirkung der Vorsehung sei, wenn diejenigen, die leugnen wollen,
verlorengehen.
3. Wie soll dann aber noch der herrlichste Lohn im Himmel dem, der
Zeugnis ablegte, eben wegen dieses Zeugnisablegens aufewahrt sein?
Wenn aber die Vorsehung den seiner Anlage nach zum Sndigen
Geneigten nicht zum Sndigen kommen lie, so wird sie nach zwei Seiten
hin ungerecht, sowohl dadurch, da sie den nicht rettete, der wegen
seiner Gerechtigkeit zur Strafe geschleppt wurde, als auch dadurch, da
sie den rettete, der Unrecht tun wollte, wobei dieser schon Unrecht tat,
indem er es tun wollte, die Vorsehung die Ausfhrung aber verhinderte
und sich wider das Recht dessen annahm, der sndigen wollte.
2468Hi 28,8; vgl. Strom 111 233,8 mit 'nm.
329
85.
1. Denn wie sollte er nicht gottlos sein, wenn er den Teufel zu Gott
macht, den Herrn dagegen einen sndigen Menschen zu nennen wagt?
2469
Denn der Teufel versucht uns, weil er zwar wei, was wir sind, aber nicht
wei, ob wir standhalten werden. Er versucht uns aber, weil er uns vom
Glauben losreien und in seine Gewalt bringen will. Dies zu tun ist ihm
aber nur deswegen gestattet, einmal weil wir auf Grund eigener
Entscheidung gerettet werden sollen, indem wir vom Gesetz den Antrieb
dazu erhalten, sodann weil derjenige beschmt werden soll, der versuchte
und dabei nichts erreichte, ferner wegen der Strkung der Glieder der
Kirche und wegen des Gewissens derer, die unsere Geduld bewundern.
2. Wenn aber das Martyrium eine Vergeltung durch Strafe ist, so ist das
auch bei dem Glauben und bei der Lehre der Fall, derentwegen es zum
Martyrium kommt; so fhren also diese die Strafe mit herbei; das ist aber
doch der grte Widerspruch, den es berhaupt geben kann.
3. Aber gegen jene Lehren, ber die Frage, ob die Seele von einem Krper
in den andern wandert, und ber den Teufel wird zu seiner Zeit geredet
werden; fr jetzt wollen wir zu dem Gesagten noch folgendes hinzufgen:
Wo bleibt da noch der Glaube, wenn das Martyrium infolge der
Vergeltung fr frher begangene Snden eintritt, und wo die Liebe zu
Gott, die der Wahrheit wegen verfolgt wird und standhlt, und wo Lob
fr den <s 60> Bekennenden und Tadel fr den Leugnenden, und wozu ist
noch ntze der rechte Lebenswandel und da man seine Begierden
abttet
2470
und nichts Geschafenes hat?
86.
1. Wenn wir aber, wie Basileides selbst sagt, als erste Gabe durch den
sogenannten Willen Gottes es empfangen haben, da wir alles lieben,
weil alles in Beziehung zum All steht, und als eine zweite, da wir nichts
begehren, und als eine dritte, da wir durchaus nichts hassen,
2471
so
werden mit Willen Gottes auch die Strafen verhngt werden; das zu
denken wre aber gottlos.
2. Denn weder litt der Herr mit Willen des Vaters, noch werden die
Verfolgten mit Willen Gottes verfolgt; denn dann mte eines von
beidem der Fall sein: entweder wird eine Verfolgung etwas Gutes sein,
weil sie durch Gottes Willen veranlat ist, oder diejenigen, die eine
Verfolgung verhngen und Bedrckung ben, werden straos sein.
3. Nun geschieht aber doch nichts ohne den Willen des Herrn der Welt.
Es bleibt also nur brig, zusammenfassend zu sagen, da solcherlei sich
zutrgt, indem Gott es nicht verhindert; denn diese Aufassung allein
wahrt sowohl die Vorsehung als auch die Gte Gottes.
2469Vgl. o#en =3,2.
2470Vgl. Eol. 3,7.
2471Vgl. Strom. V11 =2,B.
330
87.
1. Man darf also nicht glauben, da er selbst die Bedrckungen bewirke;
denn ein solcher Gedanke mge fern bleiben; es geziemt sich vielmehr,
berzeugt zu sein, da er diejenigen, die sie bewirken, nur nicht hindere
und da er die vermessenen Taten der Widersacher zum Guten kehre.
2. Ich werde so heit es ja, seine Mauer niederreien, und er (der
Weinberg) soll zertreten werden.
2472
Und eine solche Wirkung der
Vorsehung ist ein Stck seiner Erziehungskunst, bei den anderen wegen
der eigenen Snden jedes einzelnen von ihnen, bei dem Herrn aber und
den Aposteln wegen unserer Snden.
3. So sagt der gttliche Apostel: Denn dieses ist der Wille Gottes, eure
Heiligung, da ihr euch der Unzucht enthaltet, da jeder von euch sein
eigenes Eheweib in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu gewinnen wisse, nicht in
der Leidenschaft der Begierde wie die Heiden, die den Herrn nicht
kennen, da keiner sich verfehle und niemand im Geschftsverkehr
seinen Bruder bervorteile; denn ein Rcher ist der Herr wegen aller
solcher Verfehlungen, wie wir euch schon frher gesagt und feierlich
bezeugt haben.
4. Denn Gott hat uns nicht <s 61> zur Unreinigkeit geschafen, sondern
(zu einem Leben) in Heiligkeit. Wer nun dies miachtet, der miachtet
nicht einen Menschen, sondern Gott, der auch seinen Heiligen Geist in
euch gegeben hat.
2473
Dieser unserer Heiligung wegen ist es also nicht
verhindert worden, da der Herr litt.
88.
1. Wenn nun einer von ihnen, um seine Lehre zu verteidigen, behauptet,
der Mrtyrer werde zwar wegen seiner Snden gestraft, die er begangen
habe, bevor er in diesen Krper eingegangen sei, er werde aber spter
auch wieder die Frucht des Wandels in diesem Leben erhalten, denn so
sei die Weltordnung eingerichtet, dann werden wir die Frucht des
Wandels in diesem Leben erhalten, denn so sei die Weltordnung
eingerichtet, dann werden wir ihn fragen, ob diese Vergeltung auf Grund
der Vorsehung geschehe.
2. Denn wenn sie nicht eine Folge der gttlichen Weltordnung ist, so ist
es nichts mit der erzieherischen Bedeutung der Reinigung, und ihre Lehre
ist hinfllig; wenn aber die Reinigung eine Wirkung der Vorsehung ist,
dann sind auch die Strafen eine Wirkung der gttlichen Vorsehung.
3. Wenn aber die Vorsehung auch, wie sie sagen, von dem Archon den
Anfang ihrer Bewegung erhlt, so wurde doch in die Wesen zugleich mit
der Entstehung der Wesen von dem Gott des Weltalls ein Keim
eingepanzt.
24729es 7,7.
24732$hess 8,3D=.
331
4. Da sich dieses so verhlt, mssen sie notgedrungen zugeben, da
entweder die Strafe nicht ungerecht sei (und dann handeln die gerecht,
die die Mrtyrer verurteilen und verfolgen) oder da auch die
Verfolgungen durch den Willen Gottes bewirkt werden.
5. Also kommt Leid und Furcht nicht, wie sie sagen, zu den Dingen so
hinzu wie der Rost zum Eisen, sondern sie kommen ber die Seele auf
Grund eines besonderen Willensentschlusses.
XIII. Kapitel
89.
1. Und diese Fragen enthalten den Stof zu ausfhrlichen Errterungen,
die wir uns aber fr spter aufsparen mssen; seiner Zeit jedoch wollen
wir sie grndlich behandeln.
2. Valentinus aber schreibt in einer Predigt wrtlich: Von Anfang an
seid ihr unsterblich und seid <s 62> Kinder eines ewigen Lebens, und ihr
wolltet den Tod unter euch aufteilen, damit ihr ihn verbrauchtet und
vernichtetet und damit der Tod unter euch und durch euch sterbe.
3. Denn wenn ihr die Welt aust, ihr selbst aber nicht aufgelst werdet,
so seid ihr Herren ber die Schpfung und ber alles vergngliche
Wesen.
4. Auch er nimmt nmlich, hnlich wie Basileides, ein von Natur zur
Seligkeit bestimmtes Geschlecht an und glaubt, da eben dieses
auserlesene Geschlecht von oben herab zu uns gekommen sei, um den
Tod zu vernichten, und da die Entstehung des Todes das Werk dessen
sei, der die Welt erschuf.
5. Deshalb fat er auch jenes Schriftwort Niemand wird das Angesicht
Gottes sehen und am Leben bleiben
2474
in dem Sinn auf, da damit Gott
als Urheber des Todes bezeichnet sei.
6. Von diesem Gott spricht er im folgenden andeutungsweise, wenn er
wrtlich so schreibt: In dem gleichen Mae, wie das Bild hinter dem
lebenden Angesicht zurcksteht, in dem gleichen Mae ist auch die Welt
geringer als der lebendige Aion (d.h. die vergngliche Welt als das ewige
Zeitalter).
90.
1. Wem verdankt nun das Bild seine Entstehung? Der Hochherzigkeit des
Angesichts, das dem Maler das Vorbild lieferte, damit das Abbild durch
den Namen des Dargestellten geehrt werde; denn nicht vllig der
Wirklichkeit entsprechend wurde die Gestalt erfunden, aber der Name
ergnzte das, was bei der Nachbildung mangelhaft war. Es wirkt aber
2474?% 33,B3.
332
auch die Unsichtbarkeit Gottes
2475
an der Beglaubigung des (nach seinem
Bilde) Geschafenen mit.
2. Denn Valentinus bezeichnete den Weltschpfer (den Demiurgos),
insofern er Gott und Vater genannt wurde, als das Abbild des wahren
Gottes und als seinen Verknder, als Maler aber die Weisheit (die
Sophia), deren Werk das Abbild ist zur Verherrlichung des
Unsichtbaren,
2476
da alles, was aus der Verbindung eines Paares (aus einer
Syzygie) hervorgehe, Vollkommenheiten (Pleromata) seien, was aber von
einem einzelnen komme, nur Abbilder.
2477
3. Da aber das, was von ihm sichtbar ist, nicht die aus der Mitte
stammende Seele ist, so kommt das Auserlesene, und dies ist die
Einhauchung des auserlesenen Geistes, die der Seele, dem Abbild des
Geistes, eingehaucht wird,
2478
und <s 63> berhaupt sagen sie, da all das,
was mit dem nach dem Bilde
2479
gewordenen Weltschpfer geschehen
sei,
2480
in der Genesis in der Form eines sinnlich wahrnehmbaren Bildes
bei der Erzhlung von der Erschafung der Menschen verkndet worden
sei.
4. Und tatschlich beziehen sie die hnlichkeit
2481
auch auf sich selbst,
indem sie lehren, da die Einfgung des auserlesenen Geistes ohne
Wissen des Weltschpfers geschehen sei.
91.
1. Wenn wir einmal davon handeln werden, da der durch das Gesetz und
die Propheten und durch das Evangelium verkndigte Gott ein und
derselbe ist, werden wir auch gegen jene Anschauung sprechen (denn hier
handelt es sich um eine Frage der Grundtatsachen); aber wir mssen uns
(schon jetzt) gegen das Wichtigste wenden.
2. Wenn es das auserlesene Geschlecht ist, das dazu kommt, den Tod
aufzulsen, so ist es nicht Christus, der den Tod zunichte gemacht hat;
2482
es mte denn sein, da auch er selbst als ihnen (den Gliedern des
auserlesenen Geschlechtes) wesensgleich bezeichnet wrde. Wenn er aber
den Tod zu dem Zweck zunichte gemacht hat, da er dem auserlesenen
Geschlecht nichts anhaben kann, so sind nicht sie es, die den Tod
zunichte machen, sie, die Nachahmer des Weltschpfers, die nach den
Grundgedanken ihrer Lehre der aus der Mitte stammenden Seele, ihrem
eigenen Bilde, das Leben von oben einhauchen, mgen sie auch
behaupten, da dies durch die Mutter geschehe.
3. Aber auch wenn sie sagen, da sie zusammen mit Christus den Tod
niederkmpfen, so sollen sie wenigstens die darin verborgene Lehre ofen
zugeben, da sie es nmlich wagen, die gttliche Macht des
2475Vgl. G@m 2,B3.
2476Vgl. Eol 2,27.
2477Vgl. ?%c. e% $heod. 3B,2.
2478Vgl. +en B,4.
2479Vgl. +en 2,B6.
2480Statt (%%%) ist (%%%) zu lesen.
2481Vgl. +en 2,B6.
2482Vgl. B$im 2,23.
333
Weltschpfers anzugreifen, indem sie seine Schpfung verbessern wollen,
gerade als ob sie ihm berlegen wren, und das Bild der Seele zu retten
versuchen, das er selbst aus dem Verderben zu erlsen nicht imstande
gewesen war.
4. Dann wrde aber auch der Herr dem Schpfergott berlegen sein; das
ist aber nicht denkbar; denn der Sohn wrde doch wohl nie mit dem
Vater um den Vorrang streiten, und noch dazu, wo jeder von beiden Gott
ist.
92.
1. Da aber dieser der Vater des Sohns, der Schpfer aller Dinge, der
allmchtige Herr ist, darber zu sprechen <s 64> haben wir auf jene
Untersuchung verschoben, in der wir uns unserem Versprechen gem
mit unserer Rede gegen die Irrlehrer wenden wollen, wobei wir
nachweisen werden, da dieser allein es ist, der von ihm (dem Sohn)
verkndigt wurde.
2. Aber zu uns sagt der Apostel an der Stelle, wo er ber die Geduld in
den Bedrngnissen schreibt: und dies kommt von Gott. Denn euch
wurde in Gnaden geschenkt, da ihr fr Christus -, nicht nur da ihr an
ihn glauben, sondern auch fr ihn leiden drft, indem ihr denselben
Kampf zu bestehen habt, den ihr frher bei mir saht und von dem ihr
jetzt bei mir hrt.
3. Wenn daher noch eine Gemeinschaft des Geistes etwas gilt, wenn
noch Mitleid und Barmherzigkeit etwas gelten, so macht meine Freude
dadurch vollkommen, da ihr eines Sinnes seid, indem ihr die gleiche
Liebe hegt, einer Seele und gleicher Gesinnung seid.
2483
4. Und wenn er sein Blut vergiet ber dem Opfer und dem
priesterlichen Dienst ihres Glaubens und sich dabei freut und sich mit
ihnen freut,
2484
und wenn der Apostel die, an die sich sein Wort richtet,
die Einwohner von Philippi, Mitteilhaber der Gnade
2485
nennt, wie
kann er sie dann einer Seele
2486
und damit Seelenmenschen (Psychiker)
nennen?
5. Und das gleiche Wort verwendet er, wenn er von Timotheus und von
sich selbst schreibt: Denn ich habe niemand, der so mit mir einer Seele
wre
2487
und so zuverlssig fr euch sorgen wrde; denn alle denken ja
nur an sich selbst, nicht an die Sache Jesu Christi.
2488
24830hil 2,B= T B,B.
2484Vgl. e#d. B,24.
2485Vgl. e#d. 2,4; a#er der griechische 'usdruc> stammt aus ?/h 3,6.
2486:lemens entnimmt aus den von 0aulus ge#rauchten 'usdr(c>en (%%%) (0hil B,B) und (%%%) (e#d. B,B3), da dieser #ei
den so #ezeichneten eine Seele annehme und sie daher f(r *0s.chi>er, halte und die daher nichts Schlechtes sein
>@nne.
2487:lemens ergnzt zu dem Aort *seelisch gleich, *mit mir,, "hrend richtiger *mit ihm, zu ergnzen ist.
24880hil B,B3 f.
334
93.
1. Daher sollen uns die Vorgenannten nicht Psychiker nennen, um uns
damit zu beschimpfen; aber auch die Phryger
2489
sollen es nicht tun; denn
jetzt nennen auch diese <s 65> alle, die nicht Anhnger der neuen
Weissagung sind, Psychiker. Gegen sie werden wir in dem Abschnitt ber
die Weissagung
2490
sprechen.
2. Der Vollkommene soll also Liebe ben und von da aus zu der
Freundschaft mit Gott emporstreben, indem er aus Liebe die Gebote
erfllt.
3. Das Gebot, da man seine Feinde lieben soll,
2491
bedeutet aber nicht,
da man das Bse lieben soll oder Gottlosigkeit oder Ehebruch oder
Diebstahl, sondern den Dieb und den Gottlosen und den Ehebrecher,
nicht insofern er sndigt und durch ein irgendwie beschafenes Tun den
Namen Mensch entwrdigt, sondern insofern er ein Mensch und ein
Geschpf Gottes ist. Das Sndigen besteht ja im Tun, nicht im Sein;
darum ist es auch kein Werk Gottes.
2492
94.
1. Die Snder heien aber Feinde Gottes,
2493
da sie Feinde seiner Gebote,
denen sie nicht gehorcht haben, geworden sind, so wie Freunde die
heien, die den Geboten gehorcht haben, wobei die einen ihren Namen
deswegen erhalten haben, weil sie durch ihr vorstzliches Tun Gott nahe
gekommen sind, die anderen, weil sie sich ebenso ihm entfremdet haben.
2. Denn die Feindschaft und die Snde ist nichts ohne den Feind und den
Snder. Und das Gebot, da man nichts begehren soll,
2494
lehrt nicht
deswegen kein Verlangen zu haben, weil die begehrten Dinge etwas uns
Fremdes wren, wie diejenigen angenommen haben, die die Lehre
aufstellten, da der Schpfer ein anderer sei als der erste Gott, und auch
nicht, weil die Schpfung verabscheuenswert und schlecht wre; denn
solche Anschauungen sind gottlos.
3. Fremd nennen aber wir die Dinge dieser Welt, nicht weil sie keine
Sttte in dieser Welt htten, und auch nicht, weil sie nicht Gottes, des
Herrn aller Dinge, wren, sondern weil wir in ihnen nicht alle Zeit
bleiben, da sie dem dauernden Besitz nach fremd sind und zu dem
gehren, was aus der Hand des einen in die des anderen bergeht, und
jedem einzelnen von uns nur zu vorbergehendem Gebrauch zu eigen
sind, wie sie auch fr uns geschafen worden sind, freilich nur fr so
lange, als wir notwendig mit ihnen beisammen sein mssen.
4. Entsprechend unserem natrlichen Bedrfnis mssen wir also <s 66>
die Dinge in richtiger Weise verwenden, die uns nicht verwehrt sind;
2489!amit sind die 'nhnger des 5ontanus gemeint, der aus 0hr.gien stammte.
2490Vgl. ?inleitung des 2. :lemensDBandes S. 83.
2491Vgl. 5t 7,88; L> 6,B4.37.
2492Sacra 0ar. B8B Holl.
2493Vgl. G@m =,4; 9a> 8,8.
2494Vgl. ?% B3,24; !tn 7,B2; G@m 4,4; 23,C.
335
dagegen mssen wir jedes berma und alles leidenschaftliche
Daranhngen vermeiden.
2495
XIV. Kapitel
95.
1. Wie gro ist aber auch die Gte! Liebet eure Feinde!,
2496
sagt der
Herr, segnet, die euch veruchen, und betet fr die, die euch
mihandeln!
2497
und die hnlichen Gebote. Zu diesen fgt er noch hinzu:
damit ihr Shne eures Vaters im Himmel werdet,
2498
womit er auf die
Aufgabe hinweist, Gott hnlich zu werden.
2499
2. Und wiederum sagt er: Sei mit deinem Gegner schnell wieder Freund,
solange du mit ihm noch auf dem Wege bist!
2500
Mit Gegner ist aber
nicht der Leib gemeint, wie einige wollen, sondern der Teufel (und
diejenigen, die ihm hnlich werden wollen), der des gleichen Weges mit
uns geht durch die Menschen, die in diesem irdischen Leben seine Werke
nachahmen.
3. Es ist also unvermeidlich, da die hrtesten Strafen diejenigen
erleiden, die sich zwar mit dem Mund als Angehrige Christi bekennen,
aber in den Werken des Teufels erfunden werden. Denn es steht
geschrieben: Auf da er dich nicht dem Richter bergebe, der Richter
aber dem Diener
2501
der Herrschaft des Teufels.
96.
1. Denn ich bin berzeugt, da weder Tod, den die Verfolger ber uns
bringen, noch Leben, das Leben auf dieser Welt, noch Engel, nmlich
die abtrnnigen Engel, noch Herrschaften (eine Herrschaft ist aber fr
den Satan das Leben, das er sich erwhlt hat; denn derart sind die nach
seinem Willen waltenden Herrschaften und Gewalten der Finsternis)
noch das Gegenwrtige, womit wir whrend der Zeit unseres Lebens
beschftigt sind, wie das bei dem Krieger die Hofnung, bei dem
Kaufmann der Gewinn ist,
2. weder Hhe noch Tiefe noch sonst irgendein Wesen (infolge der
einem solchen Menschen eigentmlichen Wirksamkeit, der sich
vorgenommen hat, dem Glauben entgegenzuarbeiten; denn Wesen wird
hier gleichbedeutend mit Wirksamkeit gebraucht, da eine solche
Wirksamkeit unser eigenes Werk ist) uns von der Liebe <s 67> Gottes
2495Sacra 0ar. B83 Holl.
24965t 7,88; L> 6,B4.
2497L> 6,B=.
24985t 7,87.
2499Vgl. 0laton, $heait. /. 246 'B.
25005t 7,B7.
2501Vgl. ?/h 6,2B.
336
wird trennen knnen, die in Christus Jesus, unserem Herrn, ist.
2502
Damit hast du die zusammenfassende Schilderung (den Inbegrif) eines
gnostischen Mrtyrers.
XV. Kapitel
97.
1. Wir wissen aber, da wir alle die Erkenntnis haben,
2503
nmlich die
allgemeine in den allgemeinen Dingen und die Erkenntnis, da es nur
einen Gott gibt; denn er schrieb ja seinen Brief an Glubige; deshalb fgt
er hinzu: Aber nicht bei allen ist die Erkenntnis,
2504
nmlich die nur
wenigen berlieferte Erkenntnis. Denn manche sagen, da nur wenige die
Erkenntnis betrefs des Opfereisches
2505
haben und da der Apostel
deswegen hinzufge: Damit nicht etwa die Freiheit, die wir in dieser
Hinsicht haben, fr die Schwachen zum Ansto werde; denn dann wird
der Schwache durch deine Erkenntnis ins Verderben gestrzt.
2506
2. Und wenn sie sagen: Alles, was auf dem Markte feilgeboten wird,
mu man kaufen, indem sie in Form einer Frage hinzufgen: ohne
dabei nachzuforschen?,
2507
gleichbedeutend mit indem man dabei
nachforscht, so werden sie damit eine lcherliche Auslegung gegeben
haben.
3. Denn der Apostel will sagen: Kauft alles brige auf dem Markt, ohne
dabei nachzuforschen!,
2508
wobei er nur das ausnimmt, was mit Billigung
des Heiligen Geistes
2509
in dem gemeinsamen Brief aller Apostel genannt
ist, jenem Brief, der in der Apostelgeschichte mitgeteilt ist und der den
Glubigen durch den Dienst des Paulus selbst berbracht worden ist;
2510
sie gaben nmlich die Weisung, da man sich unbedingt des
Opfereisches und des Blutes und des Erstickten und der Unzucht
enthalten msse; wenn sie sich davon frei hielten, so wrden sie wohl
daran tun.
2511
4. Etwas anderes ist es also, was der Apostel gesagt hat: Haben wir
nicht die Freiheit zu essen und zu trinken? Haben wir nicht die Freiheit,
immer eine Schwester als Gattin bei uns zu haben, wie auch die brigen
Apostel und die Brder des Herrn und Kephas?
2512
Aber <s 68> wir haben
von dieser Freiheit keinen Gebrauch gemacht, sagt er, sondern wir
ertragen alles, damit wir dem Evangelium Christi keinen Ansto
geben,
2513
2502G@m =,3= f.
25032Eor =,2.
2504?#d. =,4.
2505?#d. =,2.
2506?#d. =,C.
2507Vgl. e#d. 23,B7.
2508Vgl. e#d. 23,B7.
2509Vgl. '/g 27,B=.
2510vgl. e#d. 27,B7.
2511?#d. 27,B= f. :lemens nimmt das letzte Aort des Verses B= zum folgenden Vers.
25122Eor C,8 f.
25132Eor C,2B.
337
5. sei es dadurch, da wir eine Last mitschleppen, whrend wir doch fr
alle Arbeit frei und ledig sein sollten,
2514
oder indem wir zu einem
schlechten Beispiel fr die werden, die ein enthaltsames Leben fhren
wollen, aber (durch uns) dazu veranlat wrden, alles, was ihnen
vorgesetzt wird, unbedenklich zu essen
2515
und mit Frauen beliebig zu
verkehren. Nun mssen aber vor allem die, denen eine so wichtige
Erziehungsaufgabe anvertraut
2516
ist, den Lernenden als ein makelloses
Vorbild vor Augen stehen.
98.
1. Denn obwohl ich von allen Menschen unabhngig bin, habe ich mich
doch allen Menschen zum Knecht gemacht, sagt der Apostel, auf da
ich alle gewinne,
2517
und jeder, der als Wettkmpfer auftreten will, lebt
vllig enthaltsam,
2518
aber die Erde ist des Herrn und alles, was sie
erfllt.
2519
2. Wegen des Gewissens
2520
mu man sich also dessen enthalten,
wessen man sich eben enthalten mu. Ich meine aber nicht das eigene
Gewissen (denn dieses besitzt ja die Erkenntnis) sondern das des
anderen,
2521
damit dieser nicht schlecht beeinut werde, indem er aus
Unwissenheit das nachahmt, was er nicht versteht, und so ein Verchter
statt eines hochgesinnten Menschen werde (d.h. die Gebote verachte,
statt sie infolge seiner Erkenntnis ber sie erhaben zu wissen).
3. Denn wozu soll meine Freiheit von einem fremden Gewissen
gerichtet werden? Wenn ich fr meine Person etwas mit Dank geniee,
warum soll ich Tadel wegen dessen erfahren, wofr ich Dank sage? Was
ihr also tut, das tut alles zu Ehren Gottes!,
2522
alles nmlich, was
entsprechend der Glaubensregel zu tun gestattet ist.
XVI. Kapitel
99.
1. Mit dem Herzen glaubt man an ihn zur Gerechtigkeit, und mit dem
Munde bekennt man ihn zum Heil. Sagt doch die Schrift: Keiner, der auf
ihn vertraut, wird <s 69> zu Schanden werden.
2523
Das ist das Wort des
Glaubens, das wir predigen. Denn wenn du mit deinem Munde das Wort
2514Vgl. Strom. 111 73,2.
2515Vgl. 2Eor =,23.
2516Vgl. e#d. C,24.
25172Eor C,2C.
2518?#d. C,B7
2519?#d. 23,B6 (0s B3,2).
2520Vgl. 2Eor 23,B4 f.
2521?#d. 23,BC.
2522?#d. 23,BCD32.
2523G@m 23,23 f.; das -itat aus 9es B=,26.
338
bekennst, da Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, da ihn
Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet werden.
2524
2. Sie schildert geradezu eine vollkommene Gerechtigkeit, die sich in der
Tat und in ernster geistiger Schau vollendet. Ihr mt also die segnen,
die euch verfolgen; segnet und uchet nicht!
2525
3. Denn darin besteht unser Rhmen: in dem Zeugnis unseres
Gewissens, da wir in Heiligkeit und Lauterkeit
2526
Gott erkannt haben,
indem wir auf diesen geringen Anla hin das Werk der Liebe bei uns
sehen lieen; denn nicht in eischlicher Weisheit, sondern in der Gnade
Gottes fhrten wir unseren Wandel in der Welt.
2527
100.
1. Soviel sagt der Apostel ber die Erkenntnis. Die allgemeine (berall
verkndete) Glaubenslehre aber nannte er im zweiten Brief an die
Korinther den Wohlgeruch der Erkenntnis.
2528
2. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt, wenn das Alte Testament
vorgelesen wird, fr die groe Masse dieselbe Hlle noch da, ohne da sie
weggenommen wrde
2529
durch die Bekehrung zum Herrn.
2530
3. Deswegen zeigte er denen, die durchzuschauen vermgen, auch die
Mglichkeit einer Auferstehung noch im Fleische aus einem auf dem
Bauche kriechenden
2531
Leben. Deshalb nannte er solche Leute auch
Otterngezchte,
2532
nmlich die Wollstigen, die dem Bauche und den
Schamteilen dienen,
2533
und die einander wegen der weltlichen
Begierden
2534
die Kpfe abschneiden.
2535
4. Kindlein, lat uns nicht mit dem Wort und mit der Zunge lieben,
sagt Johannes, um zu zeigen, wie man vollkommen werden kann,
sondern mit der Tat und mit der Wahrheit! Daran werden wir
erkennen, da wir aus der Wahrheit sind.
2536
5. Wenn aber Gott Liebe ist,
2537
dann ist Liebe auch die Gottesverehrung.
Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt <s
69> die Furcht aus.
2538
Dies ist die Liebe zu Gott, da wir seine Gebote
halten.
2539
6. Und wiederum ist fr den, der ein Gnostiker zu werden wnscht,
geschrieben: Werde aber ein Vorbild der Glubigen im Wort, im
2524?#d. 23,= f.
2525?#d. 2B,28.
2526BEor 2,2B.
2527BEor 2,2B.
2528BEor B,28.
2529?#d. 3,28.
2530Vgl. e#d. 3,26.
2531Vgl. +en 3,28.
25325t 3,4; 2B,38; B3,33; L> 3,4.
2533Vgl. G@m 26,2=.
2534$it B,2B.
2535Herodot 3,23C erzhlt von Schlangen, da #ei der 0aarung die Aei#chen den 5nnchen den Hals durch#eien; vgl.
auch 'elian, Hist. an. 2,B8; 0h.siologos 23.
253629oh 3,2= f.
2537Vgl. e#d. 8,26.
253829oh 8,2=.
2539?#d. 7,3.
339
Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit!
2540
Denn nach meiner
Meinung wird hier ein Unterschied zwischen der Vollkommenheit des
Glaubens und dem gewhnlichen Glauben gemacht.
101.
1. Und an so vielen Stellen gibt der gttliche Apostel einen Mastab fr
den wahren Gnostiker. Das eine Mal schreibt er: Denn ich habe gelernt
mich zu begngen, in welchen Verhltnissen ich auch sein mag. Ich
verstehe es, mich in rmliche Verhltnisse zu schicken; ich verstehe es
auch, im beru zu leben. In alles und jedes bin ich eingeweiht, sowohl
satt zu sein als auch zu hungern, sowohl beru zu haben als Mangel zu
leiden. Alles vermag ich in dem, der mich stark macht.
2541
2. Das andere Mal, wo er mit anderen Leuten spricht, scheut er sich
nicht, zu ihrer Beschmung zu sagen: Erinnert euch aber an die
vergangenen Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden wart,
einen heftigen Leidenskampf zu bestehen hattet und teils unter
schimpichen Bedrckungen zur Schau gestellt wurdet, teils an dem
Schicksal derer Anteil nahmt, denen es ebenso erging. Denn ihr habt ja
Mitleid mit mir gehabt, als ich gefangen war, und ihr habt es mit Freuden
hingenommen, als man euch eure Habe raubte, in dem Bewutsein, da
ihr selbst einen wertvolleren und bleibenderen Besitz habt.
3. Werft also euer freudiges Zutrauen nicht weg, dem ja eine groe
Belohnung in Aussicht steht! Denn ihr habt Geduld ntig, damit ihr den
Willen Gottes tut und die Verheiung erlangt. Denn es ist nur noch eine
kleine, ganz kleine Spanne Zeit, dann wird der da sein, der kommen soll,
und er wird nicht auf sich warten lassen. Mein Gerechter aber wird seines
Glaubens wegen das Leben erlangen; und wenn jemand feige
zurckweicht, dann hat meine Seele kein Wohlgefallen an ihm.
2542
Wir
aber haben es nicht mit dem Kleinmut zu tun, der zum Verderben fhrt,
sondern mit dem Glauben, der das Leben gewinnen lt.
2543
102.
1. Dann stellt er dir einen ganzen Schwarm von gttlichen Beispielen vor
Augen. Haben denn nicht, so <s 71> sagt er, infolge ihres Glaubens durch
Geduld jene den Sieg errungen, die Verhhnung und Geielung erleiden
muten, dazu noch Fesseln und Gefngnis? Sie wurden gesteinigt,
gefoltert, erlitten den Tod durch das Schwert; sie gingen umher in
Schafellen, in Ziegenhuten und erlitten dabei Entbehrungen,
Bedrngnisse, Mihandlungen; sie, deren die Welt nicht wert war, irrten
in Wsten und Gebirgen, in Hhlen und Erdklften umher.
25402$im 8,2B.
25410hil 8,22D23.
25429es B6,B3; Ha# B,3 f.
2543He#r 23,3BD3C.
340
2. Und sie alle, die wegen ihres Glaubens ein gutes Zeugnis empfangen
hatten, haben die Verheiung Gottes nicht davongetragen.
2544
Dazu mu
man in Gedanken noch das stillschweigend angedeutete Wort allein
ergnzen.
103.
1. Er fgt wenigstens hinzu: da Gott etwas Besseres fr uns vorgesehen
hatte (denn er war gtig) damit sie nicht ohne uns zur Vollendung
kmen. So wollen denn auch wir, da wir von einer so groen, heiligen
und leuchtenden Wolke von Zeugen umgeben sind, alles uns
Beschwerende (was uns im Laufe hemmen knnte) und die uns so leicht
bestrickende Snde von uns abwerfen und mit Ausdauer den Wettlauf
bestehen, der fr uns angesetzt ist, indem wir auf Jesus schauen, den
Urheber und Vollender unseres Glaubens!
2545
2. Da es also nach seiner Meinung nur ein einziges Heil in Christus fr
jene Gerechten und fr uns gibt, das hat er schon vorher deutlich gesagt;
aber dessenungeachtet spricht er auch von Moses und fhrt so fort: Er
hielt die Schmach Christi fr einen greren Reichtum als die Schtze
gyptens; denn er blickte auf die Belohnung. Durch den Glauben verlie
er gypten und frchtete sich nicht vor dem Zorn des Knigs; denn mit
dem Blick auf den Unsichtbaren, gerade als she er ihn, hielt er stand.
2546
3. Die gttliche Weisheit sagt ber die Mrtyrer: In den Augen der
Unverstndigen schienen sie tot zu sein, und ihr Hinscheiden wurde als
ein Unglck angesehen und ihr Weggang von uns fr Vernichtung; sie
aber sind im Frieden. Denn wenn sie auch nach der Anschauung der
Menschen gestraft wurden, so war doch ihre Hofnung von (dem Glauben
an) Unsterblichkeit erfllt.
2547
104.
<s 72> 1. Dann fhrt sie fort, um zu zeigen, da das Martyrium eine
ehrenvolle Luterung ist:
2548
Und nachdem sie eine kurze Zeit der
Zchtigung berstanden haben, werden sie groe Wohltaten erlangen;
denn Gott hat sie versucht (das heit: er lie zu, da sie zu ihrer eigenen
Bewhrung und zur Beschmung des Versuchers versucht wurden) und
hat sie seiner wrdig erfunden,
2549
da sie nmlich seine Kinder genannt
werden.
2550
2. Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt, und wie die Gabe eines
Ganzopfers hat er sie angenommen. Und zur Zeit ihrer Heimsuchung
2544He#r 22,36D83. !ie von :lemens angenommene ?rgnzung von *allein, ist falsch; vielmehr ist in V. 3C nur gesagt,
da &ene alten -eugen die ?rf(llung der Verheiung nicht mehr erle#t ha#en.
2545He#r 22,83; 2B,2 f.
2546?#d. 22,B6 f.
2547Aeish 3,BD8
2548Vgl. Strom. 1V 48,3.
2549Aeish 3,7.
2550Vgl. z.B. 5t 7,C.
341
werden sie helleuchten und werden wie Funken durch drres Schilfrohr
hindurchfahren. Sie werden die Heiden richten und ber die Vlker
herrschen, und der Herr wird ihr Knig sein in Ewigkeit.
2551
XVII. Kapitel
105.
1. Indessen zeichnet uns auch der Apostel Clemens in seinem Brief an die
Korinther das Musterbild des Gnostikers, wenn er sagt:
2. Denn wer, der fr kurze Zeit als Gast bei euch weilte, htte sich nicht
von eurem vortrefichen und unerschtterlichen Glauben berzeugt, eure
verstndige und gtige, in Christus begrndete Frmmigkeit nicht
bewundert, die grozgige Art eurer Gastfreundschaft nicht gerhmt und
eure vollkommene und zuverlssige Erkenntnis nicht gepriesen? Denn ihr
pegtet alles zu tun, ohne nach Rang und Stand zu fragen, und wandeltet
in Gottes Satzungen
2552
und, wie es weiter heit.
3. Dann spricht er noch deutlicher: Lat uns gespannt auf die blicken,
die seiner erhabenen Herrlichkeit in vollkommener Weise gedient haben!
Lat uns Enoch nehmen, der durch seinen Gehorsam als gerecht
erfunden und von der Erde entrckt wurde, und Noah, der glaubte und so
zur Zeit der Not erhalten wurde,
2553
und Abraham, der wegen seines
Glaubens und seiner Gastfreundschaft Gottes Freund und <s 73> Isaaks
Vater genannt wurde!
2554
4. Wegen seiner Gastfreundschaft und seiner Frmmigkeit wurde Lot
aus Sodoma gerettet,
2555
wegen ihres Glaubens und ihrer Gastfreundschaft
wurde die Dirne Rahab gerettet.
2556
Wegen ihrer Geduld und ihres
Glaubens gingen sie in Ziegenhuten und Schafellen und Geweben aus
Kamelhaaren umher und predigten das Reich Christi, wir meinen die
Propheten Elias und Elisa, Ezechiel und Johannes.
2557
106.
.
2558
Denn Abraham, der wegen seines edlen Glaubens den Namen Gottes
Freund erhielt, wurde in seinem Sinn nicht hochmtig, sondern sagt voll
Demut: Ich aber bin nur Erde und Asche.
2559
2551Aeish 3,6D=.
25522:lemens#rief 2,B f. !ieser Brief ist hier 237,B T 223,3 in freier Aeise #en(tzt; die Aorte sind oft ge>(rzt, manchmal
auch verndert und durch viele eigene -ustze er"eitert.
2553Vgl. e#d. C,BD8 (zu ?noch vgl. +en 7,B8; zu ;oah +en 6,= ff.).
2554Vgl. 2 :lemens#rief 23,2.4; 24,B (zu '#rahams +astfreundschaft vgl. +en 2=,6; zu der Bezeichnung *+ottes Freund,
vgl. 0aid. 111 2B,8 mit 'nm. und 9es 82,=; B:hron B3,4).
2555Vgl. e#d. 22,2 (dazu +en 2C).
2556Vgl. e#d. 2B,2 (dazu 9os B).
2557Vgl. e#d. 24,2 (die ?r"hnung der Schaffelle und -iegenhute ist aus He#r 22,34 entnommen; zu ?lias und ?lisa vgl.
3E@n 2C,23.2C; 8E@n B,=.23.28; zu 9ohannes, der von :lemens von 'le%. hinzugesetzt ist, vgl. 5t 3,8; 5> 2,6.
2558-u 236,2 vgl. 2. :lemens#rief 24,3 f.
2559+en 2=,B4.
342
2.
2560
Und ber Hiob steht so geschrieben: Hiob aber war gerecht und
untadelig, wahrhaftig und gottesfrchtig und mied alles Bse.
2561
3. Dieser besiegte durch seine Geduld den Versucher; er zeugte und
erhielt zugleich Zeugnis von Gott; dabei bleibt er demtigen Sinns und
sagt: Niemand ist rein von Schmutz, auch wenn sein Leben nur einen
Tag whrte.
2562
4.
2563
Moses, der ein treuer Diener in seinem ganzen Hause
2564
war,
sagte zu dem, der aus dem Dornbusch zu ihm redete: Wer bin ich, da
du mich senden willst? Ich habe eine zu schwache Stimme und eine zu
schwere Zunge,
2565
um das Wort des Herrn mit einer Menschenzunge
bermitteln zu knnen. Und wiederum: Ich bin nur wie der Dampf, der
vom Kochtopf aufsteigt.
2566
Denn Gott tritt den Hofrtigen entgegen,
den Demtigen aber gibt er Gnade.
2567
107.
.
2568
Dazu kommt noch David, von dem der Herr mit diesem Wort
Zeugnis gibt: Ich fand einen Mann nach <s 74> meinem Herzen, David,
den Sohn des Jesse (Isai); mit heiligem l habe ich ihn gesalbt.
2569
2. Aber auch er sagt zu Gott: Erbarme dich meiner, o Gott, nach deiner
groen Barmherzigkeit, und nach der Gre deines Erbarmens lsche aus
meine Freveltat!
3. Wasche mich noch mehr rein von meiner Missetat und reinige mich
von meiner Snde! Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Snde
steht immer vor mir.
2570
4. Dann fhrt er fort, indem er mit der Demut
eines Gnostikers auf die Snde hinweist, die nicht unter das Gesetz fllt:
Gegen dich allein habe ich gesndigt und Bses vor dir getan.
2571
5.
2572
Denn die Schrift sagt an irgendeiner Stelle: Der Geist des Herrn ist
ein Licht, das das Innerste des Menschenherzens durchforscht.
2573
6. Und ein je besserer Gnostiker jemand durch gerechtes Tun wird, desto
nher ist ihm das Licht des Geistes.
7. So ist der Herr den Gerechten nahe, und nichts von den Gedanken
und Erwgungen, die wir hegen, bleibt ihm verborgen.
2560-u 236,B vgl. 2. :lem 24,3 f.
2561Hi 2,2.
2562?#d. 28,8 f; vgl. Strom. 111 233,8 mit 'nm.
2563-u 236,8 vgl. 2. :lem 24,7 f.
2564;um 2B,4; vgl. He#r 3,7.
2565?% 3,22; 8,23.
2566!ie Her>unft dieses -itats ist nicht #e>annt.
2567S/rich" 3,8; vgl. 9a> 8,6; 20etr 7,7.
2568-u 234,2D8 vgl. 2. :lem 2=,2D8.
25690s ==,B2; im 2. :lem steht *mit e"igem ?r#armen, statt *mit heiligem Xl,, auch die Lesart der
Se/tuagintahandschriften sch"an>t.
2570?#d. 73,3D7.
2571?#d. 73,6.
2572-u 234,7D4 vgl. 2. :lem B2,B f.
2573S/rich" B3,B2 (B4).
343
8.
2574
Ich meine den Herrn Jesus, der nach dem Willen des
Allmchtigen Aufseher ber unser Herz ist. Sein Blut wurde fr uns
geopfert.
108.
1. Lat uns also unseren Vorstehern mit Achtung und Ehrfurcht
begegnen, unsere ltesten ehren und die Jugend in der Zucht Gottes
erziehen!
2. Denn selig ist, wer den Willen des Herrn, wie es sich gebhrt, lehrt
und tut; denn er beweist damit einen hochherzigen Sinn, der die
Wahrheit zu schauen vermag.
2575
3. Unsere Frauen wollen wir zum Guten anhalten; sie sollen das
liebenswerte Wesen der Keuschheit zeigen, sagt er; sie sollen ihren
unverflschten Willen zur Sanftmut beweisen; die Milde ihrer Zunge
sollen sie durch Schweigen ofenbar machen; ihre Liebe sollen sie nicht
voreingenommen,
2576
sondern in frommer Gesinnung ganz gleichmig
allen gewhren, die Gott frchten!
4. Unsere Kinder sollen der Erziehung in Christus teilhaftig werden; sie
sollen lernen, was demtige Gesinnung bei Gott vermag, was reine Liebe
bei Gott ausrichten kann, wie die Furcht vor dem Herrn gut und <s 75>
mchtig ist, da sie alle die errettet, die in ihm fromm und mit reinem
Herzen wandeln.
5. Denn Erforscher der Sinne und Gedanken ist er; sein Odem ist in uns,
und wann er will, kann er ihn wieder von uns nehmen.
109.
.
2577
All dies aber macht der Glaube an Christus gewi. Kommt her,
Kinder, sagt der Herr, hrt auf mich!, ich will euch die Furcht des Herrn
lehren. Wer ist der Mensch, der Leben begehrt, der gern gute Tage sehen
will?
2578
2. Dann bringt er noch das gnostische Geheimnis der Sieben und der
Achtzahl:
2579
Bewahre deine Zunge vor Bsem und deine Lippen, da sie
nicht Falschheit reden! La ab vom Bsen und tue Gutes, suche Frieden
und jage ihm nach!
2580
3. Denn dadurch weist er auf die Erkenntnis hin und lehrt, da sie durch
Enthaltung von Bsem und durch Vollfhrung von Gutem, durch Tun
und Reden vollkommen werde. Die Augen des Herrn sehen auf die
2574-u 234,= T 23=,7 vgl. 2. :lem B2,6DC.
2575Vgl. 0laton, Staat V /. 847 ?.
2576Vgl. 2$im 7,B2.
2577-u 23C,2 T 223,2 vg. 2. :lem BB,2D=.
25780s 33,2B f.
2579:lemens sieht in der folgenden 5ahnung des 0salms, das B@se zu unterlassen und das +ute zu tun, einen Hin"eis auf
den sie#enten $ag, an dem man nichts tut, und auf den achten $ag, an dem man die 'r#eit "ieder aufnimmt; vgl.
Strom. V1 23=,2; 23=,2.
25800s 33,28 f.
344
Gerechten, und seine Ohren hren auf ihr Flehen. Das Angesicht des
Herrn aber ist gegen die beltter gekehrt um ihr Andenken vom
Erdboden zu vertilgen.
110.
1. Wenn der Gerechte schreit, so hrt ihn der Herr und errettet ihn aus
allen seinen Nten.
2581
Zahlreich sind die Plagen der Snder; aber die auf
den Herrn hofen, die wird Erbarmen umfangen.
2582
Er will damit sagen,
da der, der aufrichtig hoft, von der Flle des Erbarmens werde
umfangen werden.
2.
2583
Denn in dem Brief an die Korinther steht geschrieben: Durch Jesus
Christus wchst unser unverstndiger und vernsterter Sinn zum Licht
empor. Durch ihn wollte der Herr uns die unsterbliche Erkenntnis kosten
lassen.
3.
2584
Und um noch ausdrcklicher auch die Eigenart der Erkenntnis zu
kennzeichnen, fgte er hinzu: Da uns also dies klar ist und wir einen
Blick in die Tiefe der gttlichen Erkenntnis geworfen haben, mssen wir
der Reihe nach alles tun, was uns der Herr zu vollfhren befohlen hat,
jedes zur festgesetzten Zeit.
4.
2585
Der Weise <s 76> soll also seine Weisheit nicht nur mit Worten,
sondern auch mit guten Werken kund tun; der Demtige soll nicht sich
selbst ein gutes Zeugnis ausstellen, sondern soll dies von anderen tun
lassen. Wer von eischlichen Snden rein ist, soll deswegen nicht
prahlen, sondern wissen, da es ein anderer ist, der ihm die (Kraft zur)
Enthaltsamkeit schenkt.
5.
2586
Sehet, Brder, je grer die Erkenntnis ist, deren wir gewrdigt
wurden, desto mehr sind wir der Gefahr ausgesetzt.
XVIII. Kapitel
111.
.
2587
Das wrdige und lautere Verhalten, das aus unserer Liebe zu den
Menschen erwchst, sucht daher nach Clemens das, was allen ntzt. Das
kann aber darin bestehen, da wir Zeugnis ablegen (Mrtyrer werden)
oder darin da wir mit Taten und Worten erziehen, sei dies ohne
Verwendung der Schrift oder auf schriftlichem Wege.
2588
25810s 33,26D2=.
2582?#d. 32,23.
2583-u 223,B vgl. 2. :lem 36,B.
2584-u 223, 3 vgl. e#d. 83,2.
2585-u 223,8 vgl. e#d. 3=,B.
2586-u 223,7 vgl. 2 :lem 82,8.
2587-u 222,2 vgl. 2. :lem 8=,2.6.
2588Vgl. Strom. 1 8,2.
345
2.
2589
Das ist die Liebe, Gott und den Nchsten zu lieben;
2590
sie ist es, die
zu der unbeschreiblichen Hhe emporfhrt.
3.
2591
Die Liebe deckt der Snden Menge zu;
2592
die Liebe ertrgt alles;
die liebe ist in jeder Hinsicht langmtig;
2593
die Liebe verbindet uns fest
mit Gott; sie tut alles in Eintracht; in der Liebe sind alle Auserwhlten
Gottes vollendet worden; ohne Liebe gibt es nichts, was Gott wohlgefllig
wre.
4.
2594
Ihre Vollkommenheit kann man nicht erschpfend beschreiben,
sagt Clemens. Wer ist fhig, in ihr erfunden zu werden, als die, die Gott
fr wrdig dazu erklrt?
5. So sagt der Apostel Paulus: Wenn ich meinen Leib hingebe, aber
keine Liebe habe,
2595
so bin ich ein klingendes Erz und eine gellende
Cymbel.
2596
Damit will er sagen: wenn ich mein Zeugnis nicht mit
auserlesener Gesinnung durch gnostische Liebe ablege, sondern nur aus
Furcht.
112.
1. Wenn ich also auch wegen des erwarteten Lohnes meine Lippen zur
Bezeugung des Herrn bewege und so den Herrn bekenne, so bin ich doch
ein gewhnlicher <s 77> Mensch, der mit lauten Tnen von dem Herrn
redet, ihn aber nicht kennt. Denn es gibt sowohl ein Volk,
2597
das nur mit
seinen Lippen liebt, als auch ein anderes, das seinen Leib hingibt, auf da
er verbrannt werde.
2598
2. Und wenn ich meine ganze Habe auf Speisungen (der Armen)
verwende,
2599
sagt der Apostel, nicht auf Grund der aus Liebe geborenen
Mildttigkeit, sondern mit Rcksicht auf die Belohnung, sei es seitens des
Menschen, dem ich Wohltaten erweise, sei es seitens des Herrn, der
solches verheien hat,
3. und wenn ich allen Glauben htte, so da ich Berge versetzen
2600
und
die (meinem Sinn) verdunkelnden Leidenschaften von mir abwerfen
knnte, aber dem Herrn nicht aus Liebe treu ergeben bin, so bin ich
nichts,
2601
nmlich im Vergleich zu dem, der in der Weise eines
Gnostikers Zeugnis ablegt, da ich zur Menge und zu denen gezhlt werde,
die in keiner Weise hervorragen.
2589-u 222,B vgl. 2:lem 8C,8.
2590Vgl. z.B. 5t BB,34.3C.
2591-u 222,3 vgl. 2:lem 8C,7.
259220etr 8,=.
2593Vgl. 2Eor 23,4.
2594-u 222,8 vgl. 2:lem 73,2 f.
25952Eor 23,3.
2596?#d. 23,2.
2597Vgl. 9es BC,23 (5t 27,=; 5> 4,6).
2598Vgl. 2Eor 23,3; der -usammenhang macht es "ahrscheinlich, da statt (%%%) (*auf da er ver#rannt "erde,) #ei
:lemens zu lesen ist (%%%) (*auf da er Guhm ge"inne,), eine Lesart, die sich auch in alten Handschriften und den
g./tischen M#ersetzungen des ;euen $estaments so"ie #ei Hrigines findet.
25992Eor 23,3.
26002Eor 23,B.
2601?#d. 23,B.
346
4.
2602
Alle Geschlechter von Adam an bis auf den heutigen Tag sind
dahingegangen; aber die in Liebe Vollendeten haben durch die Gnade
Gottes das Land der Frommen inne; sie werden an dem Tage, da uns die
Knigsherrschaft Christi heimsucht, ofenbar werden.
113.
.
2603
Die Liebe lt nicht sndigen; und wenn jemand doch wider seinen
Willen infolge der hinterlistigen Nachstellungen des Widersachers in
eine solche Lage kommen sollte, so wird er David nachahmen und singen:
2.
2604
Ich will dem Herrn meine Snde bekennen,
2605
und es wird ihm
besser gefallen als ein Mastkalb, das Hrner und Klauen trgt. Die
Elenden sollen es sehen und sich freuen.
2606
3. Denn er sagt: Bringe Gott ein Lobopfer dar und bezahle dem Herrn
deine Gelbde! Und rufe mich an an dem Tage deiner Bedrngnis, so will
ich dich erretten, und du sollst mich preisen!
2607
Denn ein Opfer fr Gott
ist ein zerknirschter Geist.
2608
4. Daher ist auch Gott Liebe genannt,
2609
da er <s 78> ja gtig ist. Die
Liebe tut dem Nchsten nichts Bses,
2610
da sie weder Unrecht tut noch
je Unrecht vergilt, sondern berhaupt nach dem Vorbild Gottes allen nur
Gutes tut.
5. Erfllung des Gesetzes also ist die Liebe,
2611
so wie Christus,
2612
das
heit die Erscheinung des uns liebenden Herrn, und unsere nach dem
Vorbild Christi von Liebe zeugende Lehre und Lebensfhrung.
6. Durch Liebe wird ja auch das Vermeiden des Ehebruchs und des
Begehrens nach des Nchsten Weib
2613
erst zu etwas Vollkommenem,
whrend zuvor solche Snden nur durch Furcht verhindert waren. Die
nmliche Tat ist ja etwas Verschiedenes, je nachdem sie aus Furcht
geschieht oder aus Liebe vollbracht wird, und je nachdem sie aus Glauben
oder auf Grund der Erkenntnis ausgefhrt wird.
114.
1. Mit Recht sind deshalb auch die Belohnungen dieser Taten verschieden:
dem Gnostiker ist bereitet, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehrt
hat und was noch in keines Menschen Denken gekommen ist;
2614
dem
2602-u 22B,8 vgl. 2:lem 73,3.
2603-u 223,2 vgl. 2:lem 72,2.
2604-u 223,B f. vgl. 2:lem 7B,BD8.
26050s 224,2C u.@.
2606?#d. 6=,3B f.
2607?#d. 8C,28 f.
2608?#d) 73,2C.
2609Vgl. 29oh 8,=.26. 1m folgenden ist das A@rtchen (%%%) zu streichen.
2610G@m 23,23.
2611?#d. 23,23.
2612Vgl. 5t 7,24; G@m 23,8; Strom. 1V 233,3.
2613Vgl. G@m 23,C.
26142Eor B,C.
347
aber, der einfach geglaubt hat, sichert er das Hundertfltige dessen zu,
was er verlassen hat,
2615
eine Verheiung, die der menschlichen
Vorstellung zugnglich ist.
2. Bei dieser Gelegenheit mu ich an jemand denken, der sich selbst
einen Gnostiker nannte. Als dieser die Schriftstelle erklrte: Ich aber
sage euch, wer ein Weib so ansieht, da dadurch seine Begierde
entzndet wird, der hat schon die Ehe mit ihr gebrochen,
2616
meinte er,
da damit nicht die Begierde an und fr sich verurteilt werde, sondern
wenn durch die Begierde das ihr entsprechende, ber die Begierde
hinausgehende Tun in ihr verwirklicht werde; denn wenn die Begierde im
Traum das Phantasiebild mibraucht, so tut sie es bereits auch mit dem
Krper.
115.
.
2617
So berichten die Geschichtsschreiber von dem gerechten Bokchoris
einen Richterspruch folgender Art. Ein junger Mann, der in eine Dirne
verliebt ist, verabredet <s 79> mit dem Mdchen, es solle gegen eine
bestimmte Bezahlung am nchsten Tag zu ihm kommen.
2. Da aber seine Begierde im Traum die Umarmung des Mdchens
vorwegnahm, ist sein Verlangen wider Erwarten gestillt, und als die
Geliebte der Verabredung gem kommt, lt er sie nicht zu sich herein;
wie sie nun erfuhr, was geschehen war, verlangte sie die Bezahlung und
sagte, sie selbst habe doch auch auf diese Weise gewissermaen dem
Liebhaber seinen Wunsch erfllt. Sie kamen nun vor den Richter.
3. Dieser hie den jungen Mann den Beutel mit der ausgemachten
Summe hinhalten, und zwar im Sonnenlicht, und das Mdchen forderte
er auf, sich den Schatten (des Beutels) zu nehmen; er befahl also zum
Scherz, als Entgelt fr das Traumbild der Umarmung das Schattenbild der
Bezahlung zu geben.
116.
1. Der Traum besteht darin, da die Seele eine bloe Vorstellung fr
etwas Wirkliches hlt;
2618
im Wachen aber trumt, wer seine Begierde
durch einen Anblick entammen lt, nicht nur, wie jener angebliche
Gnostiker sagte, dann, wenn er sich bei dem Anblick des Weibes in
Gedanken zugleich auch die Umarmung mit ihr vorstellt (denn das ist ja
gerade das fr die Begierde als Begierde kennzeichnende Tun) sondern
wenn jemand auf die Schnheit des Krpers sieht, das ist es, was das
Wort des Herrn meint, und ihm in seiner Begierde das Fleisch schn
2615Vgl. 5> 23,33.
26165t 7,B=.
2617-u 227,2D3 vgl. 0lutarch, !emetrios B4, "o auch der ;ame der Hetre genannt ist, $honis. ?t"as anders erzhlt die
+eschichte 'elian, Var. Hist. 2B,63. Bo>choris "ar ein #er(hmter g./tischer E@nig, nach 5anethos der einzige
E@nig der B8. !.nastie.
2618!ie 'usdr(c>e sind stoisch; vgl. z.B. 0lut. 5or. /. 2374 B.
348
erscheint, dann wird er verurteilt, weil bei seinem bewundernden
Schauen sein Sehen eischlich und sndig war.
2. Denn wer umgekehrt in reiner Liebe auf die Schnheit hinblickt, der
hlt nicht das Fleisch, sondern die Seele fr schn, wobei er den Krper,
meine ich, wie ein Standbild bewundert und durch dessen Schnheit
seine Gedanken auf den Knstler und auf das wahrhaft Schne hinlenken
lt; dabei zeigt er den Engeln, die den Aufstieg berwachen, als heilige
Erkennungsmarke das leuchtende Geprge der Gerechtigkeit, ich meine
die Salbung des Wohlgefallens, die Eigenart der Anlage, die der Seele
eingeprgt ist, die durch die Einwohnung des Heiligen Geistes mit
leuchtendem Glanz geschmckt ist.
117.
1. Diesen Glanz, der auf dem Antlitz des Moses aueuchtete, konnten die
Augen des Volkes nicht vertragen; deshalb verhllte er auch sein
glnzendes Angesicht mit <s 80> Rcksicht auf die, die nur eischlich
sehen konnten.
2619
2. Denn diejenigen, die weltliche Dinge mit sich fhren, werden von den
Engeln zurckgehalten, die den Zoll einzufordern haben, da sie mit ihren
eigenen Leidenschaften beschwert sind; wer aber nichts Zollpichtiges
mit sich fhrt, dagegen mit Erkenntnis und der durch Werke bewiesenen
Gerechtigkeit reich ausgestattet ist, den lassen sie mit Segenswnschen
ziehen und preisen den Mann samt seinem Werk selig.
3. Und seine Bltter werden nicht abfallen,
2620
nmlich die Bltter des
Lebensbaumes,
2621
der an dem ieenden Wasser
2622
gepanzt ist.
4. Der Gerechte wird aber mit Fruchtbumen verglichen, nicht nur mit
denen, die hoch wachsen
2623
Auch bei der Darbringung der Opfer waren
durch das Gesetz Leute aufgestellt, die die Opfertiere auf Fehler
untersuchen muten.
2624
5. So machen auch diejenigen, die in diesen Fragen bewandert sind, einen
Unterschied zwischen Verlangen und Begierde und stellen die letztere als
vernunftwidrig mit den Lsten und der Zuchtlosigkeit auf eine Stufe,
whrend sie das Verlangen als eine vernunftgeme Regung mit dem von
Natur Notwendigen zusammennehmen.
2625
2619Vgl. ?% 38,BC f.33.
2620Vgl. 0s 2,3.
2621Vgl. Hff# BB,B.
2622Vgl. 0s 2,3.
2623!er $e%t ist hier verder#t und l(c>enhaft; vielleicht "ar von der hochaufschieenden Senfstaude im +leichnis die
Gede, #ei dessen ?r>lrung Strom. V 3,2 der 'usdruc> (%%%) ver"endet ist, der auch hier vor>ommt.
2624Vgl. 0hilon, !e agric. 233. :lemens vergleicht die Leute, die z"ischen fehlerfreien und fehlerhaften $ieren zu
unterscheiden hatten, mit denen, die z"ischen vern(nftigen und unvern(nftigen Gegungen unterschieden.
2625:hr.si//os Fr. mor. 88B v. 'rnim; vgl. 0aid. 1 232,2) Strom. 11 22C,3.
349
XIX. Kapitel
118.
1. An einer solchen Vollkommenheit kann der Mann und das Weib in
gleicher Weise teilhaben.
2626
2. So steht Moses nicht einzigartig da. Dieser hatte von Gott die Worte
gehrt: Ich habe zu dir einmal und fter also gesprochen: Ich habe dieses
Volk gesehen, und siehe, es ist halsstarrig. La sie mich vernichten, und
ich will ihren Namen unter dem Himmel austilgen, und aus dir will ich
ein groes und bewundernswertes und weit zahlreicheres Volk machen,
<s 81> als es dieses ist.
2627
3. Da antwortet er mit einer Bitte und denkt dabei nicht an seinen
eigenen Vorteil, sondern an das Wohl aller: Nimmermehr, Herr, sondern
vergib diesem Volk seine Snde oder tilge auch mich aus dem Buch der
Lebenden!
2628
Welche Vollkommenheit zeigt sich darin, da er lieber
zusammen mit seinem Volk sterben als allein erhalten bleiben will!
2629
4. Aber neben ihm ist auch eine Frau, Judith, zu nennen; sie, die unter
den Frauen zur Vollkommenheit gelangt war, erbittet sich bei einer
Belagerung ihrer Vaterstadt von den ltesten die Erlaubnis, in das Lager
der Fremden hinausgehen zu drfen, verachtet dabei alle Gefahr und
liefert sich im Glauben an Gott fr ihr Vaterland den Feinden aus; sie
erhlt aber sofort den Lohn fr ihren Glauben, indem sie als Frau ber
den Feind des Glaubens triumphierte und sich des Hauptes des
Holophernes bemchtigte.
2630
119.
1. Wiederum errettete die im Glauben vollkommene Esther Israel aus der
Gewalt des Tyrannen und der Grausamkeit seines Statthalters; ganz
allein, eine durch Fasten geschwchte Frau, wagte sie den Kampf gegen
viele Tausende von bewafneten Mnnern und machte durch ihren
Glauben den Erla des Tyrannen rckgngig.
2. Und den einen (den Knig) besnftigte sie, und den Plan des Haman
vereitelte sie und erhielt durch ihr vollkommenes Gebet zu Gott Israel
unversehrt.
2631
3. Denn nicht reden will ich von Susanna und von der Schwester des
Moses. Die eine untersttzte den Propheten in seinem Feldherrnamt und
steht an erster Stelle unter allen bei den Hebrern durch ihre Weisheit
ausgezeichneten Frauen;
2632
die andere aber war in ihrer alles Ma
bersteigenden Keuschheit bereit, auch in den Tod zu gehen, und blieb,
2626Vgl. 0aid. 1 23.
2627!t C,23 f. aus 2:lem 73,3.
2628?% 3B,3B aus 2:lem 73,8.
2629Vgl. e#d. 73,7.
2630Vgl. e#d. 77,8 f. und 9dt = ff.
2631Vgl. 2:lem 77,6 und ?sth 4 ff.
2632Vgl. z.B. ?% 27,B3 f.
350
als sie von den zuchtlosen Liebhabern verurteilt wurde, eine
unerschtterte Zeugin der Reinheit.
2633
120.
1. Ferner erzhlt der Philosoph Dion
2634
von einer Frau, namens
Lysidike,
2635
da sie im berma von <s 82> Schamhaftigkeit nur
bekleidet gebadet habe, und da Philotera,
2636
wenn sie in die Badewanne
steigen wollte, langsam das Gewand zurckgezogen habe, soweit das
Wasser das Nackte bedeckte, um dann beim Heraussteigen sich
allmhlich wieder in das Gewand gehllt habe.
2. Und hat denn nicht auch Foltern tapfer wie ein Mann die Athenerin
Leaina ertragen? Obwohl sie Mitwisserin des Harmodios und des
Aristogeiton war, verriet sie doch den Anschlag auf Hipparchos durchaus
nicht, obwohl sie gar sehr gefoltert wurde.
2637
3. Es wird aber auch erzhlt, da die Frauen von Argolis unter der
Fhrung der Dichterin Telesilla die kriegsgewaltigen Spartaner durch ihr
bloes Erscheinen in die Flucht getrieben haben und da jene (Telesilla)
in ihnen die Freiheit von Todesfurcht geweckt habe.
2638
4. hnliches erzhlt auch der Dichter der Danais von den Tchtern des
Danaos in folgenden Versen:
Und dann ergrifen in Eile die Wafen des Danaos Tchter,
Dort am Gestade der herrlichen Fluten des mchtigen Nilstroms,
und wie es weiter heit.
2639
121.
1. Und andere Dichter besingen die Schnelligkeit der Atalante
2640
auf der
Jagd und die zrtliche Liebe der Antikleia
2641
zu ihrem Sohn und die treue
Gattenliebe der Alkestis
2642
und den mutigen Sinn der Markaria
2643
und
der Tchter des Hyakonthos.
2644
2. Und kam nicht ferner die <s 83> Pythagoreerin Teano so weit in der
Philosophie, da sie dem, der sie zudringlich ansah und sagte: Der Arm
ist schn, erwiderte: Aber nicht Gemeingut?
3. Als ein Zeichen der gleichen Sittsamkeit wird auch jener Ausspruch
von ihr erzhlt: Als sie gefragt wurde, am wievielsten Tage nach dem
2633Vgl. das Buch Susanna.
2634H# der hier genannte 0hiloso/h !ion einer der sonst #e>annten $rger dieses ;amens ist, lt sich nicht feststellen.
2635!iese L.sidi>e ist sonst nicht #e>annt.
26360hilotera "ar die Sch"ester des 0tolemaios 11; vgl. Stra#on <1V 8,7 /. 46C.
2637Vgl. 0lut. 5or. /. 737 !?; 0ausan. 1 B3,B; 'then. <111 /. 7C6 F; 0linius, ;at. Hist. V11 =4.
2638Vgl. 0lut. 5or. /. B87 : ff.; 0ausan. 11 B3,=; Suidas s.v. (%%%)
2639!anais Fr. 2 Ein>el.
2640Vgl. z.B. 'nthol. 0lanud. 1V 288.
2641'nti>leia, die 5utter des Hd.sseus, star# aus Eummer um ihren Sohn; vgl. Hom. Hd. 22,B3B f.; 27,374 f.
2642'l>estis ging frei"illig f(r ihren +atten 'dmetos in den $od; vgl. ?uri/ides, 'l>estis 24 ff.
26435a>aria heit die (in dem St(c> des ?uri/ides sel#st namenlose) Hera>lestochter, die f(r ihre +esch"ister frei"illig
den H/fertod auf sich nimmt; vgl. ?uri/ides, Hera>liden 848 ff.; 0ausan. 1 3B,6.
2644!ie H.a>inthiden erlitten den H/fertod f(rs Vaterland; vgl. '/ollodoros 111 27,=; 0hr.nichos Fr. 33 :'F 1 /. 34=.
351
Verkehr mit einem Mann eine Frau zum Tesmophorienfest gehen drfe,
antwortete sie: Wenn es ihr eigener Mann war, sofort, wenn es ein
fremder war, niemals.
2645
4. Ferner beschftigte sich auch die Temisto,
2646
die Tochter des Zoilos
von Lampsakos, die Gattin des Leonteus von Lampsakos, mit der
Epikureischen Philosophie, so wie Myia,
2647
die Tochter der Teano, und
gleichfalls Arignote, die die Schrift ber Dionysos verfate, mit der
Pythagoreischen.
5. Ferner waren alle Tchter des Diodoros, der den Beinamen Kronos
hatte,
2648
in der Dialektik bewandert, wie der Dialektiker Philon
2649
in
seiner Schrift Menexenos sagt, wobei er auch ihre Namen mitteilt,
nmlich Menexene, Argeia, Teognis, Artemisia, Pantakleia.
6. Ich erinnere mich auch an eine Anhngerin der Kynischen
Philosophie; sie hie Hipparchia
2650
und stammte aus Maroneia
2651
und
war die Frau des Krates, mit der er auch die sogenannte Hundehochzeit
(die fentliche Vermhlung) in der Bunten Halle vollzog.
2652
122.
1. Und die Anhngerin der Kyrenaischen Philosophie Arete, die Tochter
des Aristippos, unterrichtete ihren Sohn Aristippos, der deswegen der
Muttergelehrte hie.
2653
2. Bei Platon trieben Philosophie die Lastheneia aus Arkadien und die
Axiothea aus Phlius.
2654
3. Ferner lernte von der Aspasia aus Milet, ber die ja auch die <s 84>
Lustspieldichter vielerlei erzhlen, Sokrates manches fr seine
Philosophie und Perikles fr seine Redekunst.
2655
4. Ich bergehe nun, um das Buch nicht allzulang werden zu lassen, alle
brigen und will weder die Dichterinnen aufzhlen, die Korinna und
Telesilla, die Myia und Sappho, noch die Malerinnen wie Eirene, die
Tochter des Kratinos, und Anaxandra, die Tochter des Jealkes, die beide
Didymos in seinen Symposika (Gastmahlgesprchen) nennt.
2656
2645$heano Fr. 3,8 5ullach F0+ 11 227; vgl. 0aid 11 228,B; Sto#. Flor. 48,73; !iog. Laert. V111 83.
2646M#er $hemisto, deren ;ame sonst als $hemista (#erliefert ist, vgl. die #ei Isener, ?/icurea /. 83= verzeichneten
Stellen.
26475.a und 'rignote sollen $@chter des 0.thagoras ge"esen sein; vgl. 0or/h.rios, Vita 0.th. 8.
2648Vgl. !iog. Laert. 11 2
2649Vgl. e#d. V11 26; Hieron. c. 9ovin. 1 8B.
2650Hi//archia "ar die Sch"ester des E.ni>ers 5etro>les, des Sch(lers des E.ni>ers Eratos.
26515aroneia "ar eine Stadt in $hra>ien.
2652Vgl. !iog. Laert. V1 C6DC=.
2653Vgl. !iog. Laert. 11 4B.=6; 'elian, ;at. an. 111 83.
2654Vgl. 5ullach, F0+ 111 /. 67; 0hlius "ar eine Stadt in 'rgolis.
2655Vgl. 0laton, 5ene%enos /. B37 ?; 0lutarch, 0eri>les B8.
2656!id.mos, S.m/osia>a Fr. 4 Schmidt; auf ihn geht vielleicht der ganze '#schnitt (#er ausgezeichnete Frauen 2B3,2 T
2BB,8 zur(c>.
352
123.
1. Ferner hielt sich die Tochter des Klebulos, eines der Sieben Weisen, der
Herrscher von Lindos war, nicht fr zu gut, den Gsten ihres Vaters die
Fe zu waschen.
2657
Auch die selige Sara, die Frau Abrahams, bereitete ja
selbst den Engeln die Aschenbrote,
2658
und Knigstchter hteten bei den
Hebrern die Schafe;
2659
nach ihrem Beispiel ging auch Nausikaa, von der
Homeros erzhlt, zu den Waschpltzen.
2660
2. Eine sittsame Frau wird sich also zuerst vornehmen, ihren Mann dazu
zu berreden, da er mit ihr an dem teilnimmt, was zum wahren Glck
fhrt; wenn ihr das aber nicht mglich ist, so soll sie allein fr sich der
Tugend zustreben, und zwar, indem sie dabei in allem ihrem Mann
gehorcht, so da sie nie irgend etwas gegen seinen Willen tut, mit
Ausnahme dessen, was nach allgemeiner berzeugung fr Tugend und
ewiges Heil entscheidend ist.
3. Wenn aber jemand seine Frau oder eine Dienerin, die ohne jede
Heuchelei einen solchen Weg gehen, von einem derartigen Verhalten
abbringen will, dann scheint ein solcher Mann zu dieser Zeit nichts
anderes zu tun, als sie mit Absicht von Gerechtigkeit und Sittsamkeit
abzuhalten, in dem Entschlu, seine eigene Familie ungerecht und
zugleich zuchtlos zu machen.
124.
1. Es ist also nicht mglich, da ein Mann oder eine Frau sich in irgend
etwas hervortue, wenn sie nicht Lernen, Nachdenken, ben anwenden;
von der Tugend aber behaupten wir, da sie (ihr Erlangen) nicht in der
Macht anderer stehe, sondern mehr als alles andere in unserer eigenen
Macht.
2. Alles andere kann nun jemand durch <s 85> Gegenwirkung
verhindern, das aber, was in unserer eignen Macht steht, auf keine Weise,
mag er sich auch noch so sehr anstrengen; denn dieses Geschenk (die
Tugend) ist von Gott gegeben und unterliegt keiner anderen Macht.
2661
3. Daher kann die Zuchtlosigkeit nicht als die Verfehlung irgendeines
anderen angesehen werden denn als die des Zuchtlosen, und andererseits
Sittsamkeit nur als der Vorzug eben dessen, der sittsam sein kann.
2657Vgl. 0lut. 5or. /. 28= :!.
2658Vgl. +en 2=,6.
2659Vgl. z.B. e#d. BC,6; ?% B,26.
2660Vgl. Hom. Hd. 6,=6.
2661Vgl. ?/i>tetos, ?nchir. 2,2.
353
XX. Kapitel
125.
1. Das Bild einer ihren Mann in aller Ehrbarkeit liebenden Frau zeichnet
Euripides zu Mahnung:
Alles mu fr gut sie halten, was er sagt, ists auch verkehrt,
Und sich bemhn zu sagen, was dem Gatten Freude macht.
2. Und dann sagt er an einer anderen Stelle wieder hnliches:
Schn ists, wenn, so oft ihms schlecht geht, mit dem Gatten traurig ist
Seine Gattin und sie treulich Anteil nimmt an Freud und Leid.
3. Und um zu zeigen, wie sich ihre Sanftmut und Liebe auch im Unglck
bewhrt, fgt er hinzu:
Ich ertrag auch wenn du krank bist, willig, mit dir krank zu sein,
Und dein Leid wird auch mein Leid sein, und nichts ist zu bitter mir.
Denn mit denen, die man lieb hat,
mu man stets wie Glck
Ebenso auch Unglck teilen; denn was wre Liebe sonst?
126.
1. Es wird ja auch die Ehe geheiligt, wenn sie dem Logos entsprechend
vervollkommnet wird
2662
und wenn sich die Ehegatten Gott unterordnen
und ihr Eheleben mit aufrichtigem Herzen in voller Glaubenszuversicht
fhren, nachdem sie sich in ihrem Herzen von allem Schuldbewutsein
haben reinigen lassen und ihren Leib mit reinem Wasser gewaschen
haben und das Bekenntnis der Hofnung <s 86> festhalten; denn treu ist
er, der die Verheiung gegeben hat.
2663
2. Das Glck einer Ehe darf aber weder nach dem Reichtum noch nach
der Schnheit bemessen werden, sondern nach der Tugend.
2664
3. Keiner Frau,
sagt die Tragdie,
hat je die Schnheit in der Ehe Glck gebracht,
Tugend aber ntzte vielen; denn ein jedes gute Weib,
Das den Ehebund geschlossen, wei den rechten Weg zu gehen.
4. Und dann gibt die Tragdie gleichsam gute Lehren und sagt:
Erstens hat der Satz zu gelten: Wenn der Mann auch hlich ist,
Mu er schn der Gattin scheinen, wenn sie nur Verstand besitzt;
Denn das Auge darf nicht richten, sondern der Verstand allein,
2665
und die folgenden Verse.
5. Denn ganz zutrefend sagte die Schrift, da das Weib dem Mann von
Gott zur Gehiln
2666
gegeben sei.
2662Vgl. 2$im 8,7.
2663Vgl. He#r 23,BB f.
2664Vgl. 5usonius, Gell. /. 6C,6 ff. Hense.
2665!ie Verse i#n 2B7,2 T 2B6,8 sind von ;auc> als ?uri/ides Fr. inc. C3C verzeichnet. 'm Schlu des letzten Verses
ergnze ich (%%%).
2666Vgl. +en B,2=.
354
127.
1. Es ist also, meine ich, klar, da sie sich vornehmen wird, jeden
Verdru, der ihr von seiten ihres Mannes bei der Fhrung des Haushalts
widerfhrt, durch freundliches und beschwichtigendes Reden wieder
auszugleichen.
2. Wenn er aber nicht darauf hrt, dann wird sie versuchen, soweit es der
menschlichen Natur mglich ist, ein sndloses Leben zu fhren, mag sie
nun ihr Verstndigsein im Sterben bewhren mssen oder in lngerem
Leben; dabei soll sie berzeugt sein, da Gott ihr bei solchem Handeln
Helfer und Gefhrte ist, ihr wahrer Beistand und Retter
2667
fr die
Gegenwart und fr die Zukunft, den sie sich zum <s 87> Leiter und
Anfhrer bei allem Tun erwhlt hat; in Sittsamkeit und Gerechtigkeit
aber sieht sie die eigentliche Aufgabe ihres Lebens, zum Ziel aber macht
sie, Gott lieb zu werden.
128.
1. In feiner Weise sagt der Apostel in dem Brief an Titus: Die alten
Frauen sollen sich einer wrdigen Haltung beeien und nicht Freude am
Verleumden haben, nicht dem bermigen Weintrinken ergeben sein,
damit sie die jungen Frauen dazu anhalten knnen, ihre Mnner und ihre
Kinder zu lieben, zchtig, keusch, sorgfltig im Haushalt und gtig zu
sein und sich ihren Mnnern unterzuordnen, damit das Wort Gottes
nicht verlstert werde.
2668
2. Vielmehr, so sagt er, trachtet nach Frieden mit jedermann und
nach der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird, und
achtet darauf, da keiner ein unzchtiger und gemeiner Mensch sei wie
Esau, der fr ein einziges Gericht sein Erstgeburtsrecht verkaufte, und
keine Wurzel voll Bitterkeit emporspriee und Unheil verursache
2669
und
viele durch sie beeckt wrden.
2670
129.
1. Dann fgt er der Untersuchung ber die Ehe gleichsam den Schlustein
ein,
2671
indem er fortfhrt: Die Ehe sei bei allen ehrbar und das Ehebett
unbeeckt; denn Unzchtige und Ehebrecher wird Gott richten.
2672
2667Vgl. 0laton, S.m/osion /. 2C4 ?; 'elian, Var. Hist. 1 33, "o die !ios>uren (%%%) genannt sind; Lo#ec>,
'glao/hasmus 11 /. 2B32 f.
2668$it B,3D7.
2669Vgl. !tn BC,2=.
2670He#r 2B,23D27.26.27.
2671-u dem griechischen 'usdruc> vgl. z.B. 0laton, ?uth.demos /. 332 ?.
2672He#r 23,8.
355
2. Da so die gleiche Aufgabe und das gleiche Ziel fr Mann und Weib
aufgezeigt ist, sagt Petrus in seinem Briefe, worin die Vollendung besteht:
3. Wenn ihr auch jetzt noch eine kurze Zeit, so es sein soll, durch
mancherlei Versuchungen Trbsal erleiden mt, damit euer Glaube echt
und viel kostbarer erfunden werde als das vergngliche Gold, das im
Feuer erprobt ist, zu eurem Lobe und zu eurer Ehre bei der Ofenbarung
Jesu Christi.
4. Den ihr lieb habt, ohne ihn (von Angesicht) zu kennen, an den ihr,
ohne ihn jetzt zu sehen, doch glaubt, wobei ihr mit unaussprechlicher und
verklrter Freude frohlockt, weil ihr das Ziel eures Glaubens, die Rettung
eurer Seelen, davontragt.
2673
5. Deshalb rhmt sich auch Paulus, da er um Christi willen in
mhevollen Arbeiten im berma, in Mihandlungen berreichlich, in
Todesgefahren gar oft
2674
gewesen sei.
XXI. Kapitel
130.
<s 88> 1. Hier stoe ich auf die Tatsache, da der Begrif vollkommen
vielerlei Bedeutungen hat, je nach der Ttigkeit, in der einer etwas
Hervorragendes leistet. Es kann ja einer vollkommen werden als ein
frommer oder als ein geduldiger oder ein enthaltsamer oder ein
arbeitsamer Mensch oder als Mrtyrer oder als Gnostiker.
2. Ob aber irgendein Mensch in allem zugleich vollkommen sein kann,
insofern er noch Mensch ist, das wei ich nicht, ausgenommen allein den
Herrn, der um unsretwillen Menschengestalt angenommen hat. Freilich
auch nach dem Gesetz allein knnte einer vollkommen sein, das (dem, der
es befolgt) nur die Vermeidung von Bsem in Aussicht stellt; sie ist aber
nur ein Weg, der zum Evangelium und zum Vollbringen des Guten
fhrt.
2675
3. Aber die (wirkliche) Vollkommenheit eines Gesetzesmenschen besteht
erst in der gnostischen Hinzunahme des Evangeliums, damit der dem
Gesetze nach Vollkommene in Erscheinung treten kann. Denn so sollen
wir nach der Weisung des Trgers des Gesetzes Moses dieses hren,
2676
da wir nach dem Wort des Apostels Christus als die Erfllung des
Gesetzes
2677
aufassen.
4. Durch das Evangelium macht aber der Gnostiker bereits weitere
Fortschritte, wobei er das Gesetz nicht nur als eine nach oben fhrende
Stufe bentzt,
2678
sondern es auch so versteht und so aufat, wie es der
Herr, der die beiden Testamente gegeben hat, den Aposteln berlieferte.
267320etr 2,6DC.
2674BEor 22,B3.
2675Vgl. Strom. 1V 237,2; V1 63,B f.
2676Vgl. !tn 2=,27 ('/g 3,BB; 4,34).
2677Vgl. G@m 23,8; 5t 7,24; o#en 223,7.
2678Vgl. Strom. 1V 237,2.
356
5. Wenn er aber auch einen richtigen Lebenswandel fhrt (es ist ja
unmglich, da Erkenntnis aus verkehrtem Handeln hervorgehen
knnte) und dazu noch nach wahrhaftigstem Bekenntnis aus Liebe
Mrtyrer wird und so eine hhere Wrde (soweit bei Menschen davon
geredet werden kann) gewinnt, so wird er auch trotzdem nicht dahin
kommen, da er noch im eischlichen Leben vollendet genannt wird,
weil der Abschlu des ganzen Lebens diese Bezeichnung als Vorrecht fr
sich in Anspruch genommen hat, fr die Zeit, wo der gnostische Mrtyrer
bereits dahin gelangt ist, da er das vollkommene Werk in vollgltiger <s
89> Weise zeigen und vorlegen kann, indem er in gnostischer Liebe sein
Blut geopfert hat und seinen Geist aufgibt.
131.
1. Alsdann erst drfte er selig sein und mit recht als vollendet bezeichnet
werden, damit die berschwengliche Kraft Gottes sei und nicht von
uns, wie der Apostel sagt. Fr uns wollen wir nur auf den guten Willen
und auf die Liebe Anspruch machen, da wir allenthalben gedrngt sind
und doch nicht verzweifeln, da wir verfolgt werden, aber doch nicht im
Stiche gelassen sind, da wir niedergeworfen sind, aber doch nicht
vernichtet werden.
2679
2. Denn wer zur Vollendung strebt, darf nach dem nmlichen Apostel in
nichts irgendeinen Ansto geben, sondern mu sich in allen Dingen
bewhren,
2680
nicht den Menschen, sondern Gott gegenber.
2681
3. Aber die notwendige Folge soll sein, da man sich auch in die
Menschen schickt; denn auch bei ihnen ist das wohlbegrndet, damit
man die krnkenden Nachreden vermeidet.
4. Unsere Bewhrung soll sich aber zeigen in viel Geduld, in Drangsalen,
in Nten, in ngsten, unter Schlgen, in Gefngnissen, in
Beunruhigungen, in Mhsalen, in schlaosen Nchten, im erleiden von
Hunger, durch Reinheit, durch Erkenntnis, durch Langmut, durch
Freundlichkeit, durch Heiligen Geist, durch ungeheuchelte Liebe, durch
wahrhaftige Lehre, durch die Kraft Gottes,
2682
damit wir Tempel Gottes
seien, gereinigt von aller Beeckung des Fleisches und des Geistes.
2683
5. Und ich so heit es, will euch annehmen und will euer Vater sein,
und ihr werdet meine Shne und Tchter sein, sagt der Herr, der
Allmchtige.
2684
6. So lat uns also, so heit es, unsere Heiligung vollenden in der
Furcht Gottes!
2685
Denn wenn die Furcht auch Betrbnis verursacht, so
freue ich mich doch, sagt er, nicht darber, da ihr betrbt wurdet,
sondern da ihr betrbt wurdet zur Reue. Denn ihr wurdet dem Willen
2679BEor 8,4DC.
2680Vgl. e#d. 6,3 f.
2681Vgl. vielleicht Eol 3,B3.
2682BEor 6,8D4.
2683Vgl. e#d. 6,26; 4,2.
2684?#d. 6,24 f.; vgl. BE@n 4,28.
2685Vgl. BEor 4,2.
357
Gottes entsprechend betrbt, damit ihr in keiner Weise von unserer Seite
Schaden erlittet. Denn die Traurigkeit, wie Gott sie will, bewirkt eine
Reue zum Heil, die man nie bereuen wird; die Traurigkeit der Welt aber
bewirkt den Tod.
7. Denn seht doch: Eben da ihr so nach dem Willen Gottes betrbt
wurdet welchen Ernst hat <s 90> das in euch bewirkt; ja noch mehr:
den Entschlu, euch zu verteidigen, Entrstung, Schrecken, Sehnsucht,
Eifer, Bestrafung. In jeder Beziehung wolltet ihr euch in der Sache als
rein erweisen.
2686
132.
1. Das sind Vorbungen fr die gnostische Lebensweise. Da aber der
allmchtige Gott selbst die einen zu Aposteln gegeben hat, die anderen
zu Propheten, wieder andere zu Predigern des Evangeliums oder zu
Hirten und Lehrern, um die Heiligen fr die Aufgaben des Dienstes
auszursten und den Leib Christi zu erbauen, bis wir alle zur Einheit im
Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollen
Mannesreife, zum Mae des Alters der Flle Christi,
2687
so mssen wir
uns beeilen, um nach Art eines Gnostikers mnnlich und vollkommen zu
werden, soweit das mglich ist, solange wir noch hier im Fleische
wohnen, indem wir darnach trachten, von dieser Grundlage aus auf
Grund der vlligen Gesinnungsgleichheit gemeinsam mit dem Willen
Gottes dahin zu gelangen, da die vollkommen Adeligen und ihm
Verwandten in die Flle Christi
2688
eingefgt werden, die vermittelst
der Zurstung vllig ausgestaltet ist.
2. Jetzt verstehen wir, in welcher Hinsicht und auf welche Weise und
wann der gttliche Apostel von dem Vollkommenen spricht und wie er
Unterschiede unter den Vollkommenen aufzeigt.
3. Wiederum wird jedem die Ofenbarung des Geistes verliehen, wie es
frommt. Denn dem einen wird durch den Geist die Gabe verliehen, von
der Weisheit zu reden, einem anderen die Gabe, von der Erkenntnis zu
reden nach Magabe desselben Geistes, einem anderen Glaube durch den
denselben Geist, einem anderen die Gnadengabe der Heilungen in
demselben Geist, einem anderen Krfte, die Wunder wirken, einem
anderen die Gabe der Weissagung, einem anderen die Fhigkeit, Geister
zu unterscheiden, einem anderen verschiedene Arten von Zungenreden,
einem anderen die Fhigkeit, diese Reden zu deuten. Und das alles wirkt
ein und derselbe Geist, indem er jedem einzelnen im besonderen etwas
zuteilt, wie er will.
2689
2686Vgl. BEor 4,CD22.
2687?/h 8,22D23.
2688?#d. 8,23.
26892Eor 2B,4D22.
358
133.
1. Da sich dies so verhlt, sind die Propheten in ihrer Weissagung
vollkommen, die Gerechten in ihrer Gerechtigkeit und die Mrtyrer in
ihrem Bekenntnis, andere <s 91> in der Predigt; dabei fehlt es ihnen nicht
an den allen gemeinsamen Tugenden; aber Hervorragendes leisten sie nur
auf dem Gebiet, zu dem sie bestellt sind. Denn wie sollte ein Verstndiger
behaupten, da der Prophet nicht gerecht sei? Wie ferner? Haben nicht
auch die Gerechten wie Abraham geweissagt?
2. Denn es gewhrte die Gottheit dem einen die Werke des Krieges,
Anderen gab sie den Tanz und andern das Singen zur Laute,
2690
sagt Homeros.
3. Aber ein jeder hat seine besondere Gnadengabe von Gott, der eine so,
der andere so;
2691
aber die Apostel sind in allen Dingen mit vollem Ma
beschenkt.
134.
1. Du kannst aber, wenn du willst, aus ihren Taten und ihren Schriften
kennenlernen, wie ihre Erkenntnis, ihr Leben, ihre Predigt, ihre
Gerechtigkeit, ihre Reinheit, ihre Weissagungsgabe war.
2. Man mu jedoch bei Paulus wissen, da seine Schriften, wenn er auch
der Zeit nach etwas jnger ist, insofern er erst unmittelbar nach der
Himmelfahrt des Herrn zu seiner Wirksamkeit kam, doch ganz vom
Alten Testament abhngen und aus ihm Geist und Sprache nehmen.
2692
3. Denn der Glaube an Christus und die Kenntnis des Evangeliums sind
Auslegung und Erfllung des Gesetzes.
4. Deshalb ist zu den Hebrern gesagt: Wenn ihr nicht glaubt, versteht
ihr nicht.
2693
Das bedeutet: Wenn ihr dem nicht glaubt, der durch das
Gesetz vorhergesagt und durch das Gesetz verkndet wurde, dann werdet
ihr das Alte Testament nicht verstehen, das er selbst durch seine eigene
Erscheinung ausgelegt hat.
XXII. Kapitel
135.
1. Derjenige frwahr, der das Gesetz versteht und fhig ist, seine
Bedeutung zu durchschauen, der ist der Gnostiker. Die ihn
kennzeichnende Haltung besteht aber nicht darin, da er das Bse
vermeidet (denn das ist nur eine Stufe zum hchsten Fortschritt),
2694
2690Hom. 1l. 23,433 f.
26912Eor 4,4.
2692Lhnliches sagt :lemens von seinen eigenen Schriften Strom. V11 2,8.
26939es 4,C.
2694Vgl. Strom. 1V 233,B.8.
359
2. aber auch nicht <s 92> darin, da er etwas Gutes aus Furcht tut (denn
es steht geschrieben: Wohin kann ich iehen, und wo kann ich mich vor
deinem Angesicht verbergen? Wenn ich zum Himmel hinaufstiege, so bist
du dort; wenn ich bis an die uersten Grenzen des Meeres fortginge, so
ist dort deine Rechte; wenn ich in die Tiefe hinabstiege, so ist dort dein
Geist
2695
)
3. aber auch nicht darin, da er es tut wegen der Hofnung auf
verheiene Ehre (denn es ist gesagt: Siehe der Herr und sein Lohn ist
vor ihm, jedem nach seinen Werken zu vergelten;
2696
was kein Auge
gesehen und kein Ohr gehrt hat, und was noch in keines Menschen
Denken gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben
2697
);
4. sondern die ihn kennzeichnende Haltung besteht allein in dem
Vollbringen guter Werke aus Liebe, einer Handlungsweise, die fr den
Gnostiker des Schnen selbst wegen erstrebenswert ist.
136.
1. So sagt der Herr im Namen Gottes: Bittet mich, und ich will dir
Vlker zu deinem Erbe geben,
2698
womit er den Menschen lehren will,
die kniglichste Bitte an ihn zu richten, nmlich das Heil der Menschen
zu erbitten ohne eigenen Lohn, damit in der Tat wir selbst den Herrn
erben und ihn fr uns gewinnen.
2. Andererseits ist fr den Gnostiker nicht eigentmlich, wegen
irgendeines Zwecks, damit mir dies geschehe und dies nicht geschehe, die
Gotteserkenntnis zu erstreben; vielmehr gengt ihm als Anla des
Schauenwollens die Erkenntnis an und fr sich.
3. Ja, ich mchte es wagen, zu behaupten: Nicht weil er selig werden will,
wird der die Erkenntnis whlen, der allein wegen des Wissens von Gott
der Erkenntnis nachjagt.
4. Denn das Denken erweitert sich durch bung zum fortwhrenden
Denken; das unausgesetzte Denken aber, das infolge der unaufrlichen
Verbindung mit dem Erkennenden zu dessen Wesenseigenschaft und zur
ewigen Anschauung geworden ist, bleibt lebendige Wirklichkeit.
5. Angenommen also, es wrde den Gnostiker jemand vor die Frage
stellen, was von beiden er whlen wolle, die Erkenntnis Gottes oder die
ewige Seligkeit, und diese beiden wren etwas Verschiedenes (whrend
sie doch vielmehr <s 93> gleichbedeutend sind) so wrde er sich keinen
Augenblick besinnen, sondern die Erkenntnis Gottes whlen, in der
berzeugung, da die Beschafenheit, die ber den Glauben hinaus durch
die Liebe zur Erkenntnis fortgeschritten ist, ihrer selbst wegen
whlenswert sei.
2695Vgl. 0s 23=,4D23, in der Form #eeinflut von 2:lem B=,3.
26962:lem 38,3; vgl. 9es 83,2B; 6B,23; Hff# BB,2B; G@m B,6.
26972Eor B,C; vielleicht aus 2:lem 38,=.
26980s B,=.
360
137.
1. Darin besteht also bei dem Vollkommenen der Anfang des Vollbringens
des Guten, da er es nicht wegen eines Vorteils tut, der ihm selbst zugute
kme, da vielmehr infolge seiner berzeugung, da das Gutestun an und
fr sich etwas Schnes ist, seine Tatkraft in angespanntem
Schafensdrang bei allem Handeln recht zu tun bestrebt ist, und zwar
nicht in dem einen Fall und in einem anderen nicht, sondern so, da das
Gutestun zu einem Dauerzustand geworden ist, nicht mehr wegen des
Ruhmes oder wie die Philosophen sagen,
2699
wegen des guten Rufs ((xxx)
ekleia) oder wegen eines von Menschen oder von Gott zu erwartenden
Lohnes. Dann
2700
drfte er nach dem Bild und nach der hnlichkeit
2701
des Herrn sein Leben vollenden.
2. Und wenn ihm auch bei seinem Gutestun etwas Widriges begegnen
sollte, wird er leidenschaftslos,
2702
ohne rachschtig zu sein, auf eine
Vergeltung verzichten, indem er sich gegen Gerechte und
Ungerechte
2703
als gerecht und gut bewhrt.
3. Zu solchen Leuten sagt der Herr: Werdet vollkommen wie euer
Vater!
2704
Fr einen solchen ist das Fleisch gestorben;
2705
er lebt aber
selbst allein, indem er das Grab
2706
dem Herrn zu einem heiligen Tempel
geweiht
2707
und die ehemals
2708
sndige Seele zu Gott hingewendet hat.
138.
1. Nicht enthaltsam ist ein solcher mehr; vielmehr ist bei ihm die
Leidenschaftslosigkeit zu einem bleibenden Zustand geworden, und er
wartet nur darauf, die gttliche Gestalt anlegen zu drfen.
2709
2. Wenn du Almosen gibst, so heit es, soll es niemand erfahren, und
wenn du fastest, so salbe dich, damit Gott allein es erfhrt, aber kein
einziger Mensch; ja nicht einmal der Barmherzige selbst soll es erfahren,
da er barmherzig ist;
2710
denn sonst wrde er das eine Mal barmherzig
sein, das andere Mal nicht.
<s 94> 3. Wenn er aber von einem bleibenden Zustand aus seine
Wohlttigkeit ausbt, so ahmt er damit das Wesen des Guten nach. Seine
Beschafenheit wird Natur und weitere bung sein.
4. Es ist aber nicht mglich, da wir uns gewissermaen in die Hhe
heben und entrcken lassen; wir mssen vielmehr Schritt fr Schritt
2699Vgl. Strom. V 7C,B.
27001ch (#ersetze mit der ?rgnzung (%%%)
2701Vgl. +en 2,B6.
27021ch lese mit $eng#lad (%%%) statt (%%%).
2703Vgl. 5t 7,87.
2704?#d. 7,8=.
2705Vgl. +al B,B3.
2706+emeint ist der Lei# als *+ra# der Seele.,
2707Vgl. 2Eor 3,24.
27081ch lese mit 5(nzel (%%%) statt (%%%).
2709Vgl. BEor 7,B.8.
2710Vgl. 5t 6,BD8.26D2=.
361
gehen und so zu unserem Ziele kommen, indem wir den schmalen
Weg,
2711
der zu ihm fhrt, ganz vom Anfang bis zum Ende zurcklegen.
Denn das ist damit gemeint, da man von dem Vater gezogen wird,
2712
da man wrdig wird, die Kraft der Gnade von Gott zu erlangen und
ungehemmt emporzusteigen.
5. Und wenn einige den Auserwhlten hassen, so wei dieser, da sie
dies nur aus Unwissenheit tun, und bemitleidet sie wegen ihres Mangels
an Einsicht.
139.
1. Begreiicherweise also ist diese Erkenntnis voll Liebe und lehrt die
Unwissenden und erzieht sie dazu, die ganze Schpfung des allmchtigen
Gottes zu ehren.
2. Wenn dieser Mensch aber Gott zu lieben gelernt hat, so ist es fr ihn
in keiner Weise mehr mglich, weder im Wachen noch im Schlafen noch
bei irgendeiner Sinnesvorstellung die Tugend je zu verlieren; denn es ist
nicht mglich, da ein Zustand je aus sich selbst heraustritt und so
aufrt, ein Zustand zu sein, mag man nun die Erkenntnis einen Zustand
oder ein Verhalten nennen.
3. Denn der beherrschende Seelenteil bleibt unverndert, weil in ihn nie
Gedanken eindringen, die verschieden von ihm sind, und er nimmt auch
keine Vernderungen der Vorstellungen an, etwa dadurch, da er von den
aus den Bewegungen am Tage hervorgehenden Vorstellungsbildern
trumen wrde.
2713
4. Deshalb mahnt auch der Herr, zu wachen,
2714
so da unsere Seele auch
im Traum nie von Leidenschaften ergrifen wird; wir sollen vielmehr, das
beehlt er, auch nachts unser Wesen und Verhalten, wie wenn es sich am
Tage vollzge, rein und unbeeckt bewahren. Denn damit werden wir,
soweit wir knnen, Gott hnlich,
2715
da wir unseren Sinn in einem sich
gleichbleibenden Zustand bewahren.
5. Die ist der Zustand des Geistes als Geistes; der huge Wechsel im
Verhalten entsteht aber durch die Hinneigung zum Irdischen und durch
die Abhngigkeit von ihm.
140.
<s 95> 1. So Scheint mir die Nacht den Namen Euphrone (Denkfreundin)
deshalb erhalten zu haben, weil zu dieser Zeit die Seele frei von
Sinneseindrcken sich ganz zu sich selbst hinwenden und sich mehr als
sonst in das Denken vertiefen kann.
2716
2711Vgl. 5t 4,23 f,; L> 23,B8.
2712Vgl. 9oh 6,88.
2713:hr.si//os Fr. mor. B83 v. 'rnim.
2714Vgl. 5t B8,8B.
2715Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 B.
2716Vgl. 0lut. 5or. /. 7B2 !?; Hrigines, Elagelieder>ommentar Fr. 63 S. B63,B3 ff. Elostermann.
362
2. Deshalb also werden auch die Mysterienweihen zumeist nachts
vollzogen, indem sie auf die in der Nacht erfolgende Loslsung der Seele
vom Krper und ihre damit verbundene Einkehr bei sich selbst
hinweisen.
3. Lat uns also nicht schlafen wie die brigen, sondern lat uns
wachen und nchtern sein! Denn die da schlafen, die schlafen nachts, und
sie sich betrinken, sind nachts betrunken. Wir aber wollen als Kinder des
Tages nchtern sein und den Panzer des Glaubens und der Liebe und als
Helm die Heilshofnung anlegen!
2717
141.
1. Was man vom Schlaf sagt, das mu man sich als in gleicher Weise auch
vom Tode gesagt denken. Denn beide zeigen ein Sichloslsen der Seele,
der eine mehr, der andere weniger.
2718
Das kann man auch von
Herakleitos lernen:
2. Der Mensch zndet sich in der Nacht ein Licht an, wenn er fr sich
gestorben ist und seine Augen erloschen sind; solange er lebt, kommt er,
wenn er schlft, dem Gestorbenen nahe, da seine Augen erloschen sind;
und wenn er wacht, kommt er dem Schlafenden nahe.
2719
3. Denn selig sind diejenigen, die nach dem Wort des Apostels die Zeit
kennen, weil die Stunde da ist, da ihr nunmehr aus dem Schlafe
erwacht. Denn die Rettung ist jetzt nher, als da wir zu glauben anngen.
Die Nacht ist vorgerckt; der Tag ist herbeigekommen. So lat uns also
die Werke der Finsternis ablegen und die Wafen des Lichts anziehen!
2720
4. Mit den Worten Tag und Licht bezeichnet er aber sinnbildlich
den Sohn, und mit den Worten Wafen des Lichts in bertragenem
Sinn seine Gebote. Dementsprechend verlangt man. da man sich wasche
und erst <s 96> dann zu den heiligen Handlungen und zu den Gebeten
komme, rein und geschmckt.
142.
1. Und da man so uerlich geschmckt und geheiligt ist, das geschieht
der sinnbildlichen Bedeutung wegen.
Wirkliche Heiligung ist, Frommes zu haben im Sinn.
2721
Und ein Vorbild der Taufe mag den Dichtern von Moses in dieser Weise
berliefert worden sein:
2. Und sie badete sich und legte reines Gewand an,
2722
nmlich Penelope, die so zum Gebet ging. Und Telemachos
27172$hess 7,6D=; am Schlu in der Form #eeinflut von ?/h 6,24; vgl. auch 9es 7C,24.
2718Sacra 0ar. B88 Holl.
2719Hera>leitos Fr. B6 !iels. !er $e%t des Bruchst(c>es ist verder#t; da von den vielen Heilungsversuchen >einer v@llig
#efriedigt, ha#e ich den (#erlieferten $e%t (#ersetzt.
2720G@m 23,22 f.
2721Schlu des ?/igramms von ?/idauros 'nth. 0al. '//. CC; vgl. Strom. V 23,3.
2722Hom. Hd. 8,473.
363
Wusch sich die Hnde im Meere und betete dann zu Athene.
2723
3. Diese Sitte (sich vor einer gottesdienstlichen Handlung zu waschen) ist
jdisch; ebenso auch, da man sich nach dem Geschlechtsverkehr oft
waschen mu. Schn ist indessen auch jene Mahnung:
Sei nicht durch Waschen des Leibs, sondern im Herzen sei rein!
2724
4. Denn die vollkommene Reinheit besteht, wie ich meine, in der
Lauterkeit der Gesinnung und der Taten und der Gedanken, dazu auch in
der Reinheit der Reden und schlielich in der Sndelosigkeit auch in den
Trumen.
143.
1. Die richtige Reinigung ist aber, meine ich, fr einen Menschen
gewissenhafte und dauernde Sinnesnderung, wenn wir uns selbst wegen
unserer frheren Taten verurteilen
2725
und das Vergangene von uns
abschtteln, indem wir nachtrglich zur Erkenntnis kamen
2726
und uns in
unserem Herzen von dem freimachten, was die Sinne ergtzt, und von
unseren frheren Verfehlungen.
2. Wenn man also das Wort (xxx) epistme (Wissen) seiner Herkunft
nach <s 97> erklren und sagen soll, da es seine Bedeutung von dem
Wort (xxx) stsis (Hinstellen) erhalten habe, weil die Episteme unsere
Seele, die sich zuvor bald hierher, bald dorthin treiben lie, fest in die
Dinge hineinstellt,
3. so mu man in der gleichen Weise auch das Wort (xxx) pistis (Glaube)
seiner Abstammung nach daraus erklren, da unsere Seele gegenber
dem wahrhaft Seienden eine Stellung ((xxx) stsis) einnimmt.
2727
4. Wir sehnen uns aber darnach, den kennenzulernen, der immer und in
allem gerecht ist und der gerecht bleibt, ohne da er die vom Gesetz
angedrohte Strafe frchtete oder sich vor dem das Bse verfolgenden Ha
derer scheute, mit denen er zusammen lebt und die seine Verfehlungen
rgen wrden, oder vor den Gefahren seitens derer Angst htte, denen er
Unrecht tte.
5. Denn wer aus solchen Grnden es unterlt, etwas Unrechtes zu tun,
ist nicht aus freiem Willen gerecht, sondern nur aus Furcht gut.
2728
6. Epikuros sagt allerdings, der Weise, wie er ihn aufasse, wolle nicht um
eines Gewinnes willen Unrecht tun; denn er knne keine Gewhr dafr
erlangen, da er dabei verborgen bleibe.
2729
Demnach wrde er nach
seiner Ansicht Unrecht tun, wenn er die berzeugung gewinnen knnte,
da er dabei unbemerkt bleiben werde.
2723?#d. B,B62.
2724Vgl. das aus Laur. 3B,34 und aus Vindo#. 233 ver@ffentlichte Hra>el.
2725:gl. :hr.si//os Fr. mor. 828 v. 'rnim.
2726-ur ?t.mologie vgl. die hnliche von (%%%) Strom. 11 B6,7.
2727-ur ?t.mologie vgl. 0laton, Erat.los /. 834 'B; 'ristoteles, 0ro#l. 33,28 /. C76# 83; 0h.s. '>roas. 4,3 /. B84# 22.
2728Sacra 0ar. B87 Holl.
2729?/i>uros Fr. 7=B Isener.
364
144.
1. Solcherart sind die lichtscheuen Grundstze. Und wenn jemand auch
unterlt, Unrecht zu tun, in der Hofnung auf die von Gott fr gerechtes
Handeln verheiene Belohnung, so ist auch er nicht aus freiem Willen
gut. Denn wie jenen die Furcht, so macht diesen nur der Lohn gerecht,
oder vielmehr er zeigt, da jener gerecht nur scheinen will.
2. Da aber die Guten nach dem Tode etwas Schnes zu erwarten haben,
die Schlechten aber das Gegenteil, das wissen nicht nur die Anhnger der
barbarischen Weisheit, sondern auch die Pythagoreer. Denn auch sie
sagten, da fr die Weisheitsfreunde die gute Erwartung das Endziel sei.
So sagte auch Sokrates im Phaidon, da die guten Seelen von der Erde
mit guter Hofnung scheiden;
2730
und umgekehrt sagt er im Gegensatz
dazu Schlimmes ber das Schicksal der Schlechten mit den Worten:
Denn sie leben mit der Erwartung von Schlimmem.
2731
3. Mit ihm <s 98> stimmt, wie sich zeigt, auch Herakleitos in den Worten
berein, die er in bezug auf die Menschen sagt: Den Menschen steht
nach dem Tode bevor, was sie nicht erwarten und was sie nicht
ahnen.
2732
145.
1. Gttlich ist daher, was Paulus ganz ofen an die Rmer schreibt: Die
Drangsal bewirkt Geduld, die Geduld aber Bewhrung, die Bewhrung
aber Hofnung, die Hofnung aber lt nicht zuschanden werden.
2733
Denn wegen der Hofnung auf Zuknftiges ist die Geduld; das Wort
Hofnung wird aber auch in der Bedeutung gebraucht Erfllung und
Erstattung der Hofnung,
2734
die nicht zuschanden werden lt, weil
man sie nicht mehr schmhen kann.
2. Wer aber auf die bloe Berufung hrt, so, wie er berufen ist, eilt weder
aus Furcht noch aus Hofnung auf Freuden auf die Erkenntnis zu. Denn er
schaut sich nicht um, ob ein uerer Gewinn oder Genu zu seinem
Vorteil in Aussicht steht, sondern er ist fromm, indem er von der Liebe zu
dem wahrhaft Liebenswerten angezogen und zu dem, was geschehen
mu, hingefhrt wird.
146.
1. Ja, nicht einmal, wenn er, wie wir einmal annehmen wollen, von Gott
die Mglichkeit erhielte, das Verbotene ungestraft zu tun, ja nicht einmal,
wenn er dazu noch die Verheiung bekme, er werde dafr als Lohn das
Glck der Seligen erlangen, aber auch, wenn er sicher sein knnte, da er
2730Vgl. 0laton, 0haidon /. 64 :.
2731?#d. Staat 1 /. 333 ?.
2732Hera>leitos Fr. B4 !iels; vgl. 0rotr. BB,2.
2733G@m 7,3D7.
2734Vgl. Strom. 11 236,3.
365
mit seinem Tun vor Gott verborgen sein werde, was freilich unmglich
ist, wrde er sich doch nicht dazu entschlieen, etwas gegen die rechte
Lehre zu tun, nachdem er einmal das wahrhaft Schne gewhlt hat, das
seiner selbst wegen whlenswert und deshalb liebenswert ist. Denn wir
haben gelernt, da
in des Leibes Speise nicht
Das Gute liege.
2735
2. Jener Dichter hat aber das Wort gehrt, da uns nicht das Essen Gott
nahebringen wird
2736
und ebensowenig die Ehe oder die Enthaltung von
der Ehe, wenn dieses nicht mit Erkenntnis verbunden ist, sondern das
tugendgeme, aus Erkenntnis geborene Werk. Denn sonst mte man
auch den Hund, das unvernnftige Tier, enthaltsam nennen, <s 99> wenn
es aus Furcht vor dem drohend erhobenen Stock eine Speise nicht
anrhrt.
3. Wisse wohl, da bei solchen die eigentliche Gesinnung ofenbar
werden wird, sobald man die vorher angekndigte Verheiung aufebt
oder den angedrohten Schrecken beseitigt oder die verhngte Strafe
wegnimmt.
XXIII. Kapitel
147.
1. Denn sie kommen nicht dem Wesen der Sache selbst nahe, so da sie
wahrhaft nach der Weise eines Gnostikers erfassen wrden, da zwar
alles, was zu unserem Gebrauch erschafen wurde, wie z.B. die Ehe und
das Kinderzeugen, gut ist, wenn wir es uns mit Sittsamkeit zugute
kommen lassen, da es aber noch besser als das Gute ist, wenn man
leidenschaftslos und tugendhaft wird, um so der Gottheit hnlich zu
werden.
2. Was aber ihr Verhltnis zu den Auendingen betrift, deren Gebrauch
teils ntzlich, teils schdlich ist, so halten sie sich von den einen fern, von
anderen nicht; aber auch bei den Dingen, denen sie fern bleiben, tun sie
dies ofenbar aus Abscheu, indem sie mignstig von der Schpfung und
dem Schpfer reden;
2737
und auch wenn sie glubig zu wandeln scheinen,
so haben sie doch ein unfrommes Urteil darber.
3. Das Gebot Du sollst dich nicht gelsten lassen!
2738
bedarf aber weder
des durch Furcht bewirkten Zwangs, der dazu ntigt, auf das Lockende zu
verzichten, noch des Lohnes, der durch seine Verheiung dazu veranlat,
die Triebe zu unterdrcken.
4. Und diejenigen, die Gott nur wegen der Verheiung gehorcht haben,
entschlieen sich zum Gehorsam nicht wegen des Gebots, sondern wegen
2735?uri/ides, Schutzflehende =67 f.
27362Eor =,=.
2737Vgl. Strom. 111 23B,B.
2738?% B3,24.
366
der Verheiung, wobei sie durch das Lockmittel der Lust dazu veranlat
sind.
148.
1. Auch bewirkt gewi die Abkehr von den Sinnendingen nicht als
notwendige Folge die Hingabe an das Geistige; aber umgekehrt wird die
Hingabe an das Geistige fr den Gnostiker naturnotwendig zur Abkehr
von den Sinnendingen, indem er das Schne auswhlt und sich in
gnostischer Weise fr das Gute entscheidet, die Schpfung bewundert
und den Schpfer als heilig verehrt und ebenso auch die Annherung an
die Gottheit fr etwas Heiliges <s 100> achtet.
2. Aber ich will mir die Freiheit erkaufen
2739
von der Begierde, wird er
sagen, wegen der Hingabe an dich, Herr. Denn trefich ist die
Weltordnung der Schpfung, und alles wird herrlich verwaltet; nichts
geschieht ohne Ursache; ich mu in deiner Welt leben,
2740
Allmchtiger.
Und wenn ich auch noch hier unten bin, so bin ich doch bei dir. Und ich
will furchtlos sein, damit ich dir nahen kann, und mich mit wenigem
begngen, indem ich erwge, da du gerecht das Gute aus dem auswhlst,
was ihm hnlich ist.
149.
1. Um uns zu lehren, da wir die wirklich erwnschte Auswahl nicht
durch die Ausscheidung des Schlechten als Schlechten trefen drfen,
sondern indem wir das auswhlen, was noch besser als das Gute ist, hat
der Apostel, ganz wie es sich fr Eingeweihte und Fromme geziemt,
darauf mit folgenden Worten hingewiesen:
2. Daher tut auch, wer seine Jungfrau verheiratet, wohl daran; aber wer
es nicht tut, der handelt noch besser, mit Rcksicht auf die gute Sitte und
darauf, da er treu bei dem Herrn bleibt, ohne jede Ablenkung.
2741
3. Wir wissen aber: Gott hat es in seiner Gte so eingerichtet, da das
schwer zu Beschafende nicht notwendig, das Notwendige dagegen leicht
zu beschafen ist.
2742
4. Deshalb sagt Demokritos mit Recht: Naturanlage und Erziehung sind
einander hnlich. Und mit wenigen Worten hat er auch den Grund dafr
angegeben: Denn die Erziehung wandelt die Menschen um, und die
Natur vollfhrt ihr Werk durch Umgestaltung.
2743
Und es macht keinen
Unterschied, ob ein Mensch von der Natur gestaltet oder durch die Zeit
und das Lernen umgeformt wurde.
2739So sagt der von Hd.sseus und !iomedes gefangengenommene !olon, Hom. 1l. 23,34=.
2740Vgl. L> B,8C.
27412Eor 4,3=.37.
2742Vgl. ?/i>uros Fr. 86C Isener, "o diese ?inrichtung der (%%%) zugeschrie#en ist; vgl. Strom. 11 232,2.
2743!emo>ritos Fr. 33 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 273,2.
367
5. Beides hat der Herr an uns getan, das eine in der Schpfung, das
andere in der zweiten Erschafung und der Erneuerung, die er auf Grund
des neuen Bundes an uns vollzieht.
6. Man mu aber das bevorzugen, was dem Hervorragenderen ntzlich
ist; das Hervorragendste ist aber der Geist.
7. Wem daher das wahrhaft Schne als das Liebste erscheint, gewinnt aus
sich selbst die Frucht, die er ersehnt, nmlich die unerschtterliche Ruhe
der <s 101> Seele.
8. Wer auf mich hrt, heit es, der wird getrost im Frieden ruhen
und frei von Furcht vor allem bel guten Mutes sein.
2744
Sei in deinem
ganzen Herzen und in deinem Sinn getrost im Vertrauen auf Gott!
2745
Auf diese Weise ist es mglich, da der Gnostiker bereits selbst zu Gott
wird. Ich sagte: Gtter seid ihr und Shne des Hchsten.
2746
150.
1. Aber auch Empedokles sagt, da die Seelen der Weisen zu Gttern
werden, indem er etwa so schreibt:
Diese werden zuletzt zu Sehern und Sngern und rzten
Oder gebieten als Frsten im Kreise der irdischen Menschen,
Und sie erwachen aus ihnen zu Gttern, gar mchtig an Ehren.
2747
2. An und fr sich genommen wird der Mensch nach dem Bild des ihm
eingeborenen Geistes gestaltet; denn er wird nicht form und gestaltlos in
der Werkstatt der Natur geschafen, in der sich auf geheimnisvolle Weise
das Werden des Menschen vollzieht, wobei die Kunst und das Wesen
gemeinsam sind.
2748
Der einzelne Mensch aber bekommt seine
unterscheidenden Merkmale, indem seiner Seele das durch die Art seiner
Wahl bestimmte Geprge aufgedrckt wird.
3. Auf Grund dieser Tatsache sagen wir auch von Adam, da er als
Geschpf vollkommen war; denn es fehlte ihm nichts von dem, was fr
die Erscheinung und die Gestalt eines Menschen kennzeichnend ist.
4. Was aber bei seiner Entwicklung erst die Vollendung erfahren und
durch Gehorsam als richtig erwiesen werden sollte, das war sein freier
Wille, der mnnlich werden sollte; da die Schuld bei dem Whlenden
und in noch hheren Grad bei dem das Verbotene Whlenden liegt, trgt
Gott keine Schuld.
2749
Denn in zweierlei besteht das Werden, einmal in
der eigentlichen Entstehung, dann in der weiteren Entwicklung.
2744S/r 2,33.
2745?#d. 3,7; #eeinflut vom 5t BB,34.
27460s =2,6.
2747?m/edo>les Fr. 286 !iels.
2748+emeint ist "ohl, da in diesem Fall das Eunst"er> >eine ;achahmung ist, sondern "ir>liches Sein.
2749Vgl. 0laton, Staat < /. 624 ?; Strom. 1 8,2 u.@.
368
151.
1. Und die Mannhaftigkeit des Menschen, der seinem Wesen nach, wie
man sagt, den Gemtserregungen unterworfen ist, macht ihren Trger
furchtlos und <s 102> unberwindlich, und Wafentrger des Geistes ist
der Mut in Geduld und in Standhaftigkeit und in den hnlichen
Tugenden; zur Beherrscherin der Begierde aber ist sowohl die
Selbstbeherrschung als auch die heilbringende Klugheit gesetzt.
2. Gott aber ist frei von jeder Gemtserregung, frei von zorniger
Leidenschaft und von Begierde; und er ist nicht in dem Sinn furchtlos,
da er Gefahren nicht ausweicht, noch in dem Sinn sittsam, da er die
Begierden beherrscht; denn seinem Wesen nach kann Gott in keine
Gefahr geraten, und Gott kann die Feigheit nicht iehen, so wie er auch
nicht begehren wird, so da er auch seine Begierde beherrschen mte.
3. Mit geheimer Bedeutung ist also auch in bezug auf uns jenes
Pythagoraswort gesagt, auch der Mensch msse ein einziger (eine
Einheit) werden,
2750
da auch der Hohepriester selbst nur einer ist, da
Gott ein einziger ist, entsprechend dem unvernderlichen Zustand, da er
unausgesetzt das Gute will.
2751
152.
1. So hat der Heiland zugleich mit der Begierde auch den Zorn verboten,
der Begierde nach Rache ist. Denn berhaupt ist die leidenschaftliche
Anlage des Menschen voll von mannigfacher Begierde; wenn der Mensch
aber durch Vergttlichung zur Leidenschaftslosigkeit gelangt, dann wird
er in unbeeckter Weise ein Einziger (ein in sich geschlossenes Wesen)
2. Wie nun diejenigen, die sich auf dem Meere an einen Anker hngen,
zwar an dem Anker ziehen, ihn aber nicht zu sich heranziehen, sondern
vielmehr sich zu ihm hin, so bewegen sich auch die, welche im
gnostischen Leben Gott an sich heranziehen wollen, in Wirklichkeit,
ohne es zu merken, selbst auf Gott zu; denn wer Gott dient, der dient sich
selbst.
2752
3. In einem dem geistigen Schauen dienenden Leben sorgt jeder fr sich
<s 103> dadurch, da er Gott verehrt, und durch seine eigene
vollkommene Luterung kann er Gott als Heiligen auf heilige Weise
schauen; denn die Sittsamkeit, die ja an der Seelenverfassung zu
beobachten ist, betrachtet und beschaut ohne Unterla sich selbst und
wird so, soweit es mglich ist, Gott hnlich.
2753
27500.tagoras, S.m#ol 42 5ullach F0+ 1 /. 73=.
2751;ach der (#erlieferte L@esart "(rde hier, "ie 0rotr. B6,2 im 'nschlu an 0laton, Erat.los /. 3C4 !, (%%%) von (%%%)
a#geleitet, so da der Schlu des Satzes hiee) *da das +ute unausgesetzt in Be"egung ist,. '#er statt (%%%) ist "ohl
mit Elostermann (%%%) oder (%%%) zu lesen; zu letzterem vgl. 0hilon, !e conf. ling. 234; darnach ist (#ersetzt.
2752!er Vergleich, der sich hnlich auch #ei !ion.sios 'reo/agites, !e divin. nom. 111 2 (in der *Bi#liothe> der
Eirchenvter, 11. Geihe B. Band S. 73) findet, geht vielleicht auf 0oseidonios zur(c>; vgl. A. $heiler, !ie
Vor#ereitung des ;eu/latonimus, Berlin 2C33, S. 286.
2753Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 B.
369
XXIV. Kapitel
153.
1. Nun ist das, was in unserer Macht steht, dasjenige, worber wir
ebensosehr Herren sind wie ber sein Gegenteil, wie z.B. da wir
Philosophie treiben oder nicht, oder da wir glauben oder unglubig sind.
Denn deswegen, weil wir ber jede der beiden entgegengesetzten
Mglichkeiten in gleicher Weise Herren sind, erweist sich unser Recht
freier Verfgung als etwas Mchtiges.
2. Und so ist es in der Tat mglich, da die Gebote von uns befolgt
werden oder nicht befolgt werden, und deshalb folgt solchem Handeln
mit Recht Lob und Tadel. Und diejenigen, die wegen der von ihnen
begangenen Snden bestraft werden, die werden ihrer selbst wegen
bestraft.
2754
Denn die Verfehlungen, die einmal geschehen sind, gehren
der Vergangenheit an, und das Geschehene kann niemals mehr
ungeschehen werden.
2755
3. Vergeben werden also von dem Herrn die Snden, die vor der
Bekehrung zum Glauben geschehen sind, nicht, damit sie nicht existieren,
obwohl sie doch geschehen sind, sondern als ob sie nicht geschehen
wren.
4. Indessen werden, so behauptet Basileides, nicht alle Snden vergeben,
sondern nur diejenigen, die unabsichtlich und unwissentlich begangen
worden sind, gerade als ob ein Mensch und nicht vielmehr Gott die so
groe Gabe (der Sndenvergebung) gewhrte. Fr ihn ist das Schriftwort
gesagt: Du whntest, du Frevler, da ich dir gleich sein wrde.
2756
5. Aber auch wenn wir wegen der vorstzlichen Snden bestraft werden,
erleiden wir die Strafe nicht, damit sie nicht geschehen seien, da sie ja
geschehen sind, <s 104> sondern deswegen, weil sie geschehen sind.
6. Und die Strafe verhilft dem Snder nicht dazu, da er die Snden
nicht begangen hat, sondern dazu, da er nicht mehr sndigt, und dazu,
da kein anderer in die gleichen Snden verfllt.
154.
1. Hier ist zu beachten, da der gtige Gott bei seinen Zchtigungen
folgende drei Grnde hat:
2757
erstens, damit der Gezchtigte selbst besser
wird, als er bis dahin war, sodann, damit diejenigen, die durch Beispiele
gerettet werden knnen, sich warnen und vom Sndigen zurckreien
lassen, und drittens, damit der, dem man Unrecht tun will, nicht als
2754!ie Strafe gilt nicht der Verfehlung, die doch nicht ungeschehen gemacht "erden >ann, sondern der Air>ung auf den
S(nder.
2755Vgl. 0laton, +esetze <1 /. C38 'B; '. Htto, S/rich". der G@mer, S. 2BC f.
27560s 8C,B2.
2757Vgl. $aurus #ei +ellius, ;octes 'tticae V11 28.
370
jemand, den man ungestraft verachten drfe, und als ein geeignetes Ziel
fr Krnkungen erscheine.
2. Zwei Arten der Besserung gibt es, die eine erfolgt durch Belehrung, die
andere durch Bestrafung, wofr wir auch Zchtigung sagen.
2758
3. Man mu jedoch wissen, da diejenigen, die nach der Taufe wieder in
Snden fallen, solche sind, die gezchtigt werden mssen; denn die Taten,
die zuvor geschahen, wurden vergeben, die aber, die nachher geschehen,
mssen durch Reinigung beseitigt werden.
4. ber die Unglubigen ist aber gesagt, da sie der Spreu gleich
geachtet sind, die der Wind vom Erdboden aufwirbelt, und dem Tropfen,
der vom Kruge herabfllt.
2759
XXV. Kapitel
155.
1. Zu den Glcklichen zhlt, wer der Wissenschaft Reich
Sich durch Lernen erwarb.
Nicht bereitet er Leid den Brgern der Stadt,
Nicht sinnet er je auf frevelnde Tat;
Er schauet vielmehr auf unsterblicher Welt
nicht alternd Gesetz, und wie es entstand
und woher und wozu.
Wer solches erforscht, wird zu schimpicher Tat
Die Gedanken wohl nimmermehr hegen.
2760
<s 105> 2. Mit Recht sagt daher auch Platon,
2761
da derjenige, der die
Ideen (die Urbilder) zu schauen imstande ist, als Gott unter den
Menschen leben werde; der Geist ist aber das Gebiet der Ideen,
2762
und der
Geist ist Gott. Den also, der den unsichtbaren Gott zu schauen imstande
ist, hat er einen unter den Menschen lebenden Gott genannt.
3. Und im Sophistes hat Sokrates den Gastfreund aus Elea, der Kenntnis
der Dialektik besitzt, als Gott bezeichnet,
2763
so wie nach dem Wort des
Homeros
2764
die Gtter in Gestalten von wandernden Fremden
2765
von
Stadt zu Stadt gehen.
4. Denn wenn eine Seele ber die irdische Schpfung emporgestiegen
2766
und fr sich allein ist und mit den Urbildern verkehrt, so wie es bei dem
im Teaitetos geschilderten obersten Fhrer
2767
der Fall ist, dann ist er
bereits gleichsam zu einem Engel
2768
geworden und wird mit Christus
2758Vgl. Strom. 1 26=,3.
2759Vgl. 0s 2,8; 9es 83,27 (e#enso ver#unden Strom. V1 222,B; V11 223,3).
2760?uri/ides Fr. inc. C23.
2761!ie +edan>en finden sich, "enn auch nicht "@rtlich, #ei 0laton im So/histes.
2762Vgl. Strom. V 43,3; 'ristoteles, !e anima 111 8 /. 8BCa B4; 0hilon, !e :her. 8C.
2763Vgl. 0laton, So/histes /. B26 'B.
2764'm Schlu des Satzes scheint (%%%) ausgefallen zu sein.
2765Vgl. Hom. Hd. 24,8=7 f.
2766Vgl. unten 27C,B; 0laton, Staat V11 /. 7B7 B.
2767Vgl. 0laton, $heaitetos /. 243 :.
27685t BB,33.
371
zusammen sein,
2769
einer, der zu schauen imstande ist, der seinen Blick
immer auf den Willen Gottes richtet, in der Tat
Einzig allein mit Besinnung, die anderen attern als Schatten.
2770
5. Denn Tote begraben ihre Toten.
2771
Daher sagt Jeremias: Ich werde sie
(die Stadt) mit den Leichen der Erdgeborenen anfllen, die mein Zorn
erschlagen hat.
2772
156.
1. Da nun Gott unbeweisbar ist, so ist er dem Wissen nicht erfabar; der
Sohn aber ist Weisheit und Wissen und Wahrheit und was sonst diesem
verwandt ist, und in der Tat kann man ber ihn mit Beweisen und
ausfhrlicher Darlegung reden. Und alle Krfte des Geistes werden zu
einer einzigen Macht zusammenkommen und eine einzige Wirkung
hervorbringen, nmlich den Sohn; ein <s 106> Gesamtbild von ihm erhlt
man aber nicht, wenn man sich auf die Vorstellung von jeder einzelnen
von seinen Krften beschrnkt.
2. Und der Sohn wird nicht einfach zu etwas Einzigem als etwas Einziges,
und nicht zu etwas Vielfachem als die Verbindung von Teilen, sondern er
wird zu etwas Einzigem als die Vereinigung von allem; ihm entstammt
auch alles; denn er ist wie ein Kreis, in dem alle Krfte in eins
zusammengefat und vereinigt sind.
2773
157.
1. Deshalb ist der Logos Alpha und O
2774
genannt, da bei ihm allein das
Ende zugleich auch Anfang wird und wieder in den ursprnglichen
Anfang endigt, ohne da irgendwo eine Unterbrechung stattfnde.
2. Deshalb bedeutet auch der Glaube an ihn und der Glaube durch ihn,
da man etwas Einheitliches wird, indem man ohne jede Ablenkung
2775
in ihm vereinigt ist; der Unglaube aber bedeutet Trennung und
Entfernung und Teilung.
3. Deshalb sagt der Herr so: Jeder Sohn aus fremdem Volk, der
unbeschnittenen Herzens und unbeschnittenen Fleisches ist, das heit
unrein an Leib und Geist, wird nicht in das Heiligtum hineinkommen,
weg von den Fremdlingen mitten im Hause Israel, auer nur die
Leviten.
2776
Fremdling hat er aber die genannt, die nicht glauben wollten,
sondern sich zum Unglauben entschlossen.
2769Vgl. 0hil 2,B3.
2770!er Vers ist Hom. Hd. 23,8C7 von dem Seher $eiresias im Interschied von allen anderen $oten in der Inter"elt
gesagt.
2771Vgl. 5t =,BB; L> C,63.
27729er 83(33),7.
2773Vgl. 0lotinos, ?nnead. V 2,4.
2774Hff# 2,= (22); B2,6; BB,23.
27752Eor 4,37.
2776?z 88,C f. :lemens #ezieht die letzten Aorte, die #ei ?zechiel zum folgenden Satz geh@ren, auf das Vorhergehende.
Bei ?zechiel "ird ein Interschied z"ischen den&enigen Leviten, die an dem '#fall zum +@tzendienst #eteiligt "aren,
und den gesetzestreuen Leviten gemacht.
372
158.
1. Daher sind nur diejenigen, die ein reines Leben fhren, in Wahrheit
Priester Gottes. Deshalb wurden, obwohl alle Stmme beschnitten
wurden, fr die heiligsten doch die gehalten, deren Glieder zu
Hohenpriestern und Knigen und Propheten gesalbt wurden.
2777
2. Deshalb verbietet Gott ihnen, Tote zu berhren oder das Haus eines
Verstorbenen zu betreten,
2778
nicht als ob der Leib an und fr sich unrein
wre, sondern wegen der Vorstellung, da Snde und Ungehorsam etwas
Fleischliches und an den Krper Gebundenes und etwas Totes und
deshalb <s 107> Verabscheuenswertes ist.
3. Es ist also dem Priester nur erlaubt, das Haus, in dem ein Toter liegt, zu
betreten, wenn es sich um den Vater oder die Mutter, einen Sohn oder
ein Tochter handelt;
2779
denn nur diese sind leibliche und Blutsverwandte,
von denen auch der Priester den unmittelbaren Anla zum Eintritt in das
Leben erhielt.
4. Aber auch dann ist fr den Priester eine siebentgige Reinigung
ntig,
2780
entsprechend der Zeit, in der die Schpfung vollendet wurde.
Denn am siebenten Tag wird die Zeit der Ruhe feierlich begangen, und
am achten Tag bringt der Priester ein Shnopfer dar,
2781
wie im Ezechiel
geschrieben steht, und entsprechend diesem Shnopfer knnen sie die
Verheiung empfangen.
159.
1. Vollkommene Reinigung aber ist, wie ich meine, der durch das Gesetz
und die Propheten vermittelte Glaube an das Evangelium; das Shnopfer
aber ist die durch vollkommenen Gehorsam bewirkte Heiligkeit und
zugleich das Ablegen des Weltlichen bis zu der mit Dank fr das
Genieen
2782
des Lebens verbundenen Zurckgabe der
Leibesbehausung.
2783
2. Mag nun (mit den sieben Tagen) die Zeit gemeint sein, die durch die
sieben abgezhlten Zeitrume (von je sieben Jahren) zu der hchsten
Ruhezeit (dem Halljahr) fhrt,
2784
oder die Zahl der sieben Himmel, die
einige einen nach dem anderen zhlen,
2785
oder mag auch der nicht
wandelnde Raum
2786
(der jenseits des Planetenhimmels liegende
Fixsternraum) der der geistigen Welt nahe ist, Achtzahl genannt werden,
2777!ie 0arallelstelle Strom. V 83,8 zeigt, da hier statt (%%%) (die sal#ten) zu lesen ist (%%%) (die gesal#t "urden).
2778Vgl. ?z 88,B7.
2779Vgl. ?z 88,B7.
2780Vgl. e#d. 88,B6.
2781Vgl. e#d. 88,B4.
2782!ie (#erlieferte Lesart (%%%) ist richtig.
2783Vgl. BEor 7,2.8.
2784Vgl. Lev B7,=.
2785Vgl. z.B. BEor 2B,B; Strom. V 44,B.
2786Vgl. Strom. 11 72,2.
373
in jedem Fall bedeutet das Schriftwort, da der Gnostiker aus dem
Bereich des Werdenden und der Snde emportauchen
2787
mu.
3. Jedenfalls werden nach Ablauf der sieben Tage die Opfer fr Snden
dargebracht; denn auch bei der siebenten Umdrehung mu man sich noch
vor einem Wechsel hten.
160.
1. Und Hiob der Gerechte sagt: Nackt bin ich aus meiner Mutter Scho
gekommen, und nackt werde ich dorthin (in den Scho der Erde)
zurckkehren,
2788
nicht nackt an Besitztmern; denn das wre etwas
Geringes und Gewhnliches; vielmehr wird er als ein Gerechter dorthin
<s 108> zurckkehren, nackt von Bosheit und Snde und nackt von dem
krperlosen Schattenbilde, das die begleitet, die ungerecht gelebt
haben.
2789
2. Denn das ist der Sinn des Wortes: Wenn ihr nicht umkehrt und wie
die Kinder werdet,
2790
mit reinem Leib und heiliger Seele infolge der
Vermeidung bser Werke, indem uns Gott mit jenem Wort zeigen will,
da er uns so haben will, wie er uns aus dem Mutterscho der Taufe
2791
geboren hat.
3. Denn indem so eine Geburt auf die andere folgt, will sie uns im
allmhlichen Fortschreiten zur Unsterblichkeit fhren. Aber der
Gottlosen Licht wird ausgelscht werden.
2792
161.
1. Auf diese Reinheit an Leib und Seele, die der Gnostiker zu erreichen
sucht, hat der allweise Moses hingewiesen, indem er mit Nachdruck das
gleiche Wort wiederholt, wenn er bei Rebekka die Unverdorbenheit an
Leib und Seele mit folgenden Worten beschreibt:
2793
Die Jungfrau war
schn, eine Jungfrau war sie; kein Mann hatte sie erkannt.
2794
2. Rebekka wird aber mit Gottes Herrlichkeit
2795
bersetzt; Gottes
Herrlichkeit aber ist die Unvergnglichkeit.
2796
Das ist die wirkliche
Gerechtigkeit, da man einen anderen nicht bervorteilt, sondern ganz
2787Vgl. o#en 277,8; 0laton, Staa V11 /. 7B7 B.
2788Hi 2,B2.
2789Vgl. 0laton, 0haidon /. =2 :!.
27905t 2=,3.
2791!er Vergleich z"ischen dem die Aiederge#urt vermittelnden $auf"asser und dem 5utterscho findet sich auch an
anderen Stellen; vgl. !ion.sios 'reo/agites, Eirchliche Hierarchie 11 B,4 (*Bi#liothe> der Eirchenvter, S. 236);
E.rillos von 9erusalem, 5.stagogische Eatechese 11 8 (e#d. 82. Band S. 343); vgl. H. Isener,
Geligionsgeschichtliche Intersuchungen 1 S. 264; '. !ieterich, 5utter ?rde S. 228.
2792Hi B2,24.
2793Vgl. 0hilon, Suaest. in +en. 1V CC /. 3B3 'ucher.
2794+en B8,26.
2795Sonst "ird Ge#e>>a mit *+eduld, (#ersetzt; vgl. Strom. 1 32,3 mit 'nm. Vielleicht ist daher hier eine L(c>e
anzunehmen, die nach Elostermann et"a so zu ergnzen "re) (Ge#e>>a "ird a#er mit) *+eduld, (#ersetzt; *die
+eduld a#er #e"ir>t Be"hrung, die Be"hrung Hoffnung (vgl. G@m 7,8); nun "ird a#er erhofft *+ottes
Herrlich>eit, (G@m 7,B).
2796!as griechische Aort (%%%) #edeutet so"ohl Inverdor#enheit als auch Invergnglich>eit.
374
ein geheiligter Tempel des Herrn
2797
ist. Gerechtigkeit ist also Friede im
Leben und Bestndigkeit, wozu der Herr mit den Worten entlassen hat:
Gehe hin in Frieden!
2798
3. Denn Salem <s 109> wird mit Friede
2799
bersetzt, als dessen Knig
unser Heiland aufgefhrt wird, den Moses nennt: Melchisedek, Knig
von Salem, Priester Gottes des Hchsten,
2800
der den Wein und das Brot,
die geheiligte Speise, als Vorbild des Abendmahls darbot. Und
Melchisedek wird mit gerechter Knig
2801
bersetzt, und so werden die
beiden Namen Gerechtigkeit und Friede als gleichbedeutend gebraucht.
162.
1. Basileides aber nimmt an, da die Dikaiosyne (Gerechtigkeit) und ihre
Tochter Eirene (Friedfertigkeit) als Personen in die Achtzahl eingeordnet
bleiben.
2. Wir mssen nun von dem, was mehr die theologischen
Grundfragen
2802
betrift, zu dem mehr am Tage Liegenden, nmlich zur
Sittenlehre, bergehen. Die Behandlung jener Fragen wird aber nach der
Vollendung der Schrift folgen, die jetzt in unseren Hnden ist.
3. Der Heiland selbst fhrt uns, um die Worte der Tragdie zu
verwenden, geradezu in die Weihen ein:
Wie wir ihn sehen, sieht er uns und lehret uns.
Und wenn du fragst:
Doch welchen Inhalt hat die Lehre, die du bringst?,
wirst du als Antwort hren:
Nicht drfen die es wissen, die nicht eingeweiht.
4. Und wenn sich jemand noch weiter um ihr Wesen bemht, so soll er
wieder hren:
Nicht darfst dus hren, wenn sichs auch zu wissen lohnt.
Doch Gottes heilger Dienst hat den, der Frevel tut.
2803
<s 110> 5. Gott aber ist ohne Anfang, der vollkommene Anfang aller
Dinge,
2804
der Schpfer des Anfangs. Insofern er Sein ist, ist er Anfang
(Prinzip) der Wissenschaft von der Natur; insofern er das Gute ist,
Anfang der Sittenlehre; insofern er Geist ist, Anfang der Wissenschaft
vom Denken und Urteilen;
2805
deshalb ist der Logos auch der einzige
Lehrer, der Sohn des Geistes, d.h. des Vaters, der Erzieher der Menschen.
2797Vgl. 2Eor 3,24.
27985> 7,38.
2799Vgl. He#r 4,B; 0hilon, Leg. alleg. 111 4C.
2800Vgl. +en 28,2=; He#r 4,2.
2801Vgl. He#r 4,B.
2802!ie Bedeutung des hier ge#rauchten Aortes (%%%) "ie des an anderen Stellen ver"endeten Aortes (%%%) ist fraglich.
!a #ei der (#lichen ?inteilung der 0hiloso/hie in ?thi>, 0h.si> und Logi> die Lehre von +ott und den theologischen
+rundfragen nur in der *0h.si>, unterge#racht "erden >onnte, #e>am dieses Aort einen viel reicheren 1nhalt, als es
urs/r(nglich hatte, "o es nur *Lehre von der ;atur, #edeutete. So sagt z.B. der 0latoni>er 'tti>os #ei ?use#ios,
0rae/. ?vang. <1 B,2 f., da der (%%%) sich auf die Eenntnis von g@ttlichen !ingen #eziehe. Vgl. auch Strom. 11 =4,2.
2803!ie Verse stammen aus dem +es/rch z"ischen !ion.sos und 0entheus in ?uri/ides, Ba>chen 843D84B.848.846, und
#eziehen sich auf die neu eingef(hrten #a>chischen Hrgien.
2804Vgl. $atianos 8,3 (in der M#ersetzung Eu>ulas S. B4).
2805Vgl. o#en 'nm.8 zu 26B,B.
375
XXVI. Kapitel
163.
1. Es ist also nicht vernnftig, wenn man die Schpfungskraft Gottes
schmht und schlecht vom Krper redet, ohne zu beachten, da die
Gestalt des Menschen aufrecht zum Beschauen des Himmels geschafen
ist,
2806
und da die Einrichtung der Sinneswerkzeuge fr das Erkennen
bestimmt ist und da die Glieder und Teile des Krpers fr das Schne,
nicht fr die Lust geeignet sind.
2. Deshalb ist diese Behausung imstande, die Seele, die bei Gott im
hchsten Werte steht, in sich aufzunehmen, und wird des Heiligen
Geistes wrdig geachtet, entsprechend der Heiligung der Seele und des
Leibes, die durch die erziehende Beeinussung des Heilandes vollendet
wird.
2807
3. Und die Wechselbeziehung
2808
der drei Tugenden zeigt sich bei dem
gnostischen Menschen, der sich auf sittlichem, natrlichem und
logischem Gebiet (entsprechend der Sitten-, Natur und Denklehre) mit
der Gottheit beschftigt.
4. Denn Weisheit ist das Wissen von den gttlichen und menschlichen
Dingen,
2809
Gerechtigkeit der Zusammenklang der Seelenteile,
2810
Frmmigkeit die Verehrung Gottes.
2811
5. Wenn aber jemand fr die Behauptung, da (in der Schrift) ungnstig
von dem Fleisch und damit auch von der Schpfung geredet werde, als
Zeugnis das Wort des Jesaias anfhren wollte: Alles Fleisch ist Gras, und
alle Herrlichkeit des Menschen ist wie die Blte des Grases; das Gras
verwelkt, und die Blte fllt ab; das Wort des Herrn aber bleibt in <s 111>
Ewigkeit,
2812
so soll er darauf achten, wie der Geist die fragliche Stelle
durch Jeremias auslegt: Und ich habe sie zerstreut wie Spreu, die vom
Winde in die Wste getrieben wird.
164.
1. Das ist euer Los und euer Teil, weil ihr ungehorsam wart, sagt der Herr.
Denn du hast mich vergessen und deine Hofnung auf Lgen gesetzt, und
ich will deine Schleppe ber dein Gesicht stlpen, und deine Schande soll
gesehen werden, deine Unzucht und dein Gewieher
2813
und die folgenden
Worte.
2806Vgl. 0rotr. 63,8 mit 'nm.; 0hilon, !e /lantat. 24.
2807Vgl. 2$hess 7,B3; Strom. 111 =2,2.
2808Vgl. Strom. 11 87,2; =3,B.
2809Vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
2810Vgl. die Belege #ei Fr(chtel, 0hil. Aoch. 74 (2C34) S/. 7CB.
2811Vgl. Strom. 11 B2,8 mit 'nm.
28129es 83,6D=.
28139er 23,B8DB4.
376
2. Denn dies bedeutet die Blte des Grases
2814
und das nach dem
Fleische wandeln
2815
und eischlich sein,
2816
wie der Apostel sagt; (alle
diese Worte beziehen sich auf die,) die in Snden sind.
2817
3. Denn zugestandenermaen ist beim Menschen das Bessere die Seele
und das Geringere der Leib; aber weder ist die Seele von Natur gut noch
andererseits der Leib von Natur schlecht; ferner ist das, was nicht gut ist,
deswegen noch nicht sofort schlecht.
4. Denn es gibt ja auch mittlere Zustnde und bei ihnen wieder solche,
die vorzuziehen sind, und solche, die zu verwerfen sind.
2818
5. Es mute daher die Zusammensetzung des Menschen, da sie in dem
Bereich des Wahrnehmbaren entstanden ist, aus verschiedenen Teilen,
nmlich aus Leib und Seele, bestehen, aber nicht aus entgegengesetzten.
165.
1. Die guten Taten werden nun immer als etwas Besseres dem besseren
Teil, nmlich dem geistigen, zugeschrieben, die von der Lust bestimmten
und sndigen Taten dagegen dem niedrigeren Teil, dem, der zu sndigen
fhig ist, zur Last gelegt.
2. So verhlt sich die Seele des Weisen und Gnostikers, da sie gleichsam
zu Gast im Krper ist, diesem gegenber wrdig und achtungsvoll, aber
ohne ihm leidenschaftlich zugetan zu sein, weil sie schon bald, wenn die
Zeit des Abschieds ruft, ihre Htte
2819
verlassen wird.
3. Ein Fremdling, heit es, bin ich in dem Lande, und ein Gast bin ich
bei euch.
2820
Und von daher hat Basileides die Behauptung genommen,
da die Auserwhlten der Welt gegenber etwas Fremdes seien, da sie <s
112> nmlich ihrem Wesen nach ber die Welt erhaben seien.
4. Das verhlt sich aber nicht so; denn das All gehrt einem Einzigen,
nmlich Gott, und keiner kann von Natur der Welt gegenber ein
Fremdling sein, da es nur eine einzige Wirklichkeit und nur einen
einzigen Gott gibt; es ist vielmehr so, da der Auserwhlte seinen
Wandel wie ein Fremdling fhrt
2821
und wei, da alles erworben werden
kann und alles wieder hergegeben werden mu.
166.
1. Die dreierlei Gter
2822
aber, die es nach der Lehre der Peripatetiker gibt,
bentzt er, aber auch den Krper, so wie jemand, der eine weite Reise
macht, die Herbergen und die Gasthuser am Wege bentzt, und auch
28149es 83,6; 9a> 2,23; 20etr 2,B8.
2815BEor 23,B.
28162Eor 3,3.
2817Vgl. e#d. 27,24.
2818!ie hier ge#rauchten 'usdr(c>e (%%%) sind stoisch; vgl. :hr.si//os Fr. mor. 2BB ff. v. 'rnim.
2819Vgl. BEor 7,2.8.
2820+en B3,8; 0s 3=,23.
2821Vgl. He#r 22,23.
2822Vgl. Strom. 11 38,2 mit 'nm.
377
den Ort, wo er einkehrt, sorgsam behandelt und in Ordnung hlt; aber er
verlt auch die Wohnung und den Besitz ebenso wie den Gebrauch
wieder, ohne sich darber aufzuregen, und folgt bereitwillig dem, der ihn
aus diesem Leben fortfhren will, und wendet sich in keiner Weise aus
irgendeinem Anla noch einmal um,
2823
und er dankt fr die gastliche
Aufnahme, preist aber auch den Abschied, weil er der himmlischen
Wohnung mit Freuden entgegengeht.
2. Denn wir wissen, da unser irdisches Haus, diese Leibeshtte,
abgebrochen wird, wir einen Bau von Gott erhalten, ein nicht mit
Hnden gemachtes, ewiges Haus im Himmel. Und in dieser Erkenntnis
seufzen wir auch, weil wir uns darnach sehnen, mit unserer himmlischen
Behausung berkleidet zu werden; sind wir doch gewi, da wir, wenn
wir sie einmal werden angezogen haben, nicht unbekleidet erfunden
werden. Denn wir wandeln im Glauben, nicht im Schauen, wie der
Apostel sagt.
3. Wir mchten aber lieber vom Leibe Abschied nehmen und zum
Herrn heimkommen.
2824
Das Wrtchen lieber wird bei einem
Vergleich verwendet; vergleichen kann man aber nur hnliche Zustnde
oder Ereignisse, wie der Tapferere tapferer als der Tapfere und unter
vielen Feigen der Tapferste ist.
167.
1. Deshalb fgt er hinzu: Darum setzen wir, mgen wir nun in der
Fremde sein oder daheim, unsere Ehre darein, ihm wohlzugefallen,
2825
nmlich dem einen Gott, dessen Werk und Schpfung das All ist, die
Welt und das <s 113> berweltliche.
2. Ich bewundere den Epicharmos, der richtig sagt:
Wenn du fromm im Herzen bleibest, widerfhrt kein Unglck dir,
Nach dem Tode, und die Seele dauert fort in Himmelshhn,
2826
3. und die Verse des lyrischen Dichters:
Die Seelen der Frevler irren umher auf Erden unter dem Himmelszelt,
Mit Todesschmerzen unter dem Joch unentrinnbaren Leids;
Die der Frommen aber wohnen im Himmel
Und singen in Hymnen Lob dem groen, seligen Gott.
2827
4. Also wird die Seele nicht vom Himmel herab hierher auf die Erde zu
dem Schlechteren gesandt (denn Gott lenkt alles zum Besseren), sondern
die Seele, die das beste Leben erwhlt hat, tauscht auf Grund der
Gerechtigkeit Gottes fr die Erde den Himmel ein.
2823Vgl. L> 24,32.
2824BEor 7,2D3.4.=.
2825BEor 7,C.
2826?/imarchos Fr. B67 Eai#el.
28270indaros Fr. 23B Schroeder.
378
168.
1. Daher sagt Hiob, als er zur Erkenntnis gelangt war, mit Recht: Jetzt
wei ich, da du alles vermagst und da fr dich nichts unmglich ist.
Denn wer verkndet mir, was ich nicht wute, das Groe und
Wunderbare, das ich nicht verstand? Ich mute mich aber schmen, da
ich zu der berzeugung kam, da ich Erde und Asche bin.
2828
2. Denn wer in der Unwissenheit bleibt, ist sndig und Erde und Asche;
wer aber zur Erkenntnis gelangt ist und Gott, so viel er kann, hnlich
wird,
2829
ist bereits geistlich und deshalb auserwhlt.
3. Da aber die Heilige Schrift die Unverstndigen und Ungehorsamen
Erde nennt, das wird durch die Worte klar werden, die Jeremias ber
Joakeim und seine Brder sagt: Erde, Erde, hre das Wort des Herrn!
Schreibe diesen Mann auf als einen verworfenen Menschen!
2830
169.
<s 114> 1. Und ein anderer Prophet sagt wieder: Hre, Himmel, und la
es dir zu Ohren kommen, Erde!,
2831
wobei er das Verstehen ein Hren
nennt und Himmel die Seele des Gnostikers, der sich die Betrachtung
des Himmels und des Gttlichen zur Aufgabe gemacht hat, und auf diese
Weise ein Israelit
2832
geworden ist.
2. Andererseits hat er den, der die Unwissenheit und die Verstocktheit
gewhlt hat, Erde genannt und das Wort (xxx) notou (la es dir zu
Ohren kommen) mit der Ableitung von dem Sitz des Gehrs, den Ohren,
verwendet und so denen, die nur auf die Sinnesdinge achten, nur das
eischliche Aufnehmen zugeschrieben.
3. Diese sind es, von denen der Prophet Micha sagt: Hret das Wort des
Herrn, ihr Vlker, die ihr in Schmerzen wohnt!
2833
4. Und Abraham sagte: Keineswegs, Herr, der du die Erde richtest!,
2834
da nach dem Wort des Heilands derjenige, der nicht geglaubt hat, schon
gerichtet ist.
2835
170.
1. Es ist aber auch in den Knigsbchern die Art des Urteils und der
Entscheidung des Herrn so beschrieben: Gerechte erhrt Gott, Gottlose
2828Hi 8B,Bf.6.
2829Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 B.
28309er BB,BC f. !a hier mit *ver"orfen, (#ersetze griechische Aort (%%%) ist in der Se/tuaginta die M#ersetzung f(r ein
Aort, das *>inderlos, #edeutet. T !er hier genannte 9oa>eim (9o&achim) ist der Strom. 1 2B2,2 genannte E@nig; #ei
9eremias geht die Aeissagung mehr gegen dessen Sohn, der dort in der Se/tuaginta ("ie B:hron 36,C) 9echonias
heit, "hrend er sonst 9oachin heit; vgl. Strom. 1 2B2,B mit 'nm.
28319es 2,B.
2832!as heit *einer der +ott schaut,; vgl. die ?t.mologie von 1srael 0aid. 1 74,B mit 'nm. T 1ch (#ersetze die
$e%tanderung (%%%)
2833Vgl. 5i 2,2f.2B.
2834+en 2=,B7.
28359oh 3,2=.
379
aber rettet er nicht, weil sie von Gott nichts wissen wollen;
2836
denn
Widersinniges wird der Allmchtige nicht vollbringen.
2837
2. Was werden die Irrlehrer gegen diese Stelle noch vorbringen knnen,
da die Schrift verkndet, da der allmchtige Gott gut und nicht Urheber
der Bosheit und des Frevels ist, wenn nmlich die Unwissenheit daraus
entsteht, da man nicht erkennt, Gott aber nichts Widersinniges tut?
3. Denn dieser ist, so heit es, unser Gott, und auer ihm gibt es
niemand, der rettet.
2838
Denn es gibt auch kein Unrecht bei Gott,
2839
nach dem Wort des Apostels.
4. Deutlich lehrt aber der Prophet ferner den Willen Gottes und den
Fortschritt in der Erkenntnis durch folgende Worte: Und nun, Israel,
was verlangt der Herr, dein Gott, anderes <s 115> von dir, als da du den
Herrn, deinen Gott, frchtest und auf allen seinen Wegen wandelst und
ihn liebst und ihm allein dienst?
2840
Dies verlangt er von dir, der du die
Mglichkeit hast, die Seligkeit zu whlen.
171.
1. Was bezwecken nun die Pythagoreer, wenn sie fordern, da man laut
beten soll?
2841
Sie verlangen dies, wie mir scheint, nicht deshalb, weil sie
etwa glaubten, da die Gottheit die still Redenden nicht vernehmen
knne, sondern weil sie wollten, da die Gebete gerecht seien, und
glaubten, da solche Gebete vor vielen Zeugen zu sprechen niemand sich
scheuen wrde.
2. Wir werden aber seinerzeit ausfhrlich ber das Gebet sprechen, wenn
unsere Abhandlung so weit gekommen ist;
2842
wir mssen aber als Leute,
die am Tage wandeln,
2843
unsere Taten laut reden lassen.
3. Denn deine Werke sollen leuchten.
2844
Und siehe da, ein Mensch
und seine Werke sind vor seinem Angesicht. Denn siehe da, hier ist Gott
und seine Werke.
2845
Der Gnostiker mu Gott, soweit es ihm mglich ist,
nachahmen.
4. Mir scheinen aber auch die Dichter die bei ihnen Auserwhlten
gottgleich gestaltet
2846
zu nennen und gttlich
2847
und gottgleich
2848
und dem Zeus an Klugheit vergleichbar
2849
und Ratschlge gleich wie
2836Hi 36,23a.2Ba.
2837Vgl. e#d. 38,2B; 37,23.28. !as mit *Aidersinniges, (#ersetzte Aort (%%%) #edeutet #ei 9o# "Bohl *Frevelhaftes,,
a#er #ei :lemens, "ie 243,B zeigt, das *Inverstndige,.
28389es 87,B2.
2839G@m C,28.
2840!tn 23,2B; vgl. 5t 8,23; L> 8,=.
28410.thagoras, S.m#ol 43 5ullach F0+ 1 /. 73=.
2842Vgl. Strom. V11 3= ff.
2843G@m 23,23.
2844Vgl. 5t 7,26.
2845Vgl. 9es 83,23; 6B,22; Hff# BB,2B; Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl., S. 327 f., Logion 3=.
2846Vgl. Hom. 1l. B,6B3; 3,B4 u.@.
2847Vgl. e#d. B,428 u.@.
2848Vgl. e#d. 2,B68 u.@.
2849Vgl. e#d. B,26C.834.636; 23,234 u.@.
380
die Gtter besitzend
2850
und gotthnlich,
2851
wobei sie sich das Wort
nach dem Bilde und nach der hnlichkeit
2852
keck aneignen.
172.
1. Nun sagt zwar Euripides:
Und jetzt werden mir goldene Flgel am Rcken
Und der Sirenen liebliche Sohlen werden mit angelegt,
Und ich steige empor zu den Hhen des thers,
Um mich zu Zeus zu gesellen.
2853
2. Ich aber bete, da der Geist Christi mich begeln mge zum Flug
nach meinem Jerusalem; denn auch die Stoiker sagen, da nur der
Himmel im eigentlichen Sinn ein Staat sei, dagegen was hier unten auf
der Erde ist, nicht mehr <s 116> Staaten seien; sie wrden zwar so
genannt, seien es aber nicht; denn der Staat sei etwas Gutes und das Volk
eine wrdige Gemeinschaft und eine Menschenmenge, die vom Gesetz
gelenkt werde
2854
wie diese Kirche vom Logos, die eine Stadt auf Erden
ist, die nicht erobert, nicht mit Willkr unterjocht werden kann, der
Wille Gottes auf Erden wie im Himmel.
2855
3. Und Bilder dieser Stadt lassen auch die Dichter in ihren Schilderungen
entstehen. Denn die Stdte der Hyperboreer und der Arimaspen
2856
und
die Elysischen Gelde
2857
sind die Wohnsttten gerechter Vlker. Wir
wissen aber, da auch der Staat Platons ein Vorbild ist, das nur im
Himmel vorhanden ist.
2858
2850Vgl. Hom. Hd. 23,=C.
2851Vgl. e#d.3,826; 1l. 2,232.
2852Vgl. +en 2,B6.
2853?uri/ides Fr. inc. C22.
2854:hr.si//os Fr. mor. 3B4 v. 'rnim.
2855Vgl. 5t 6,23.
2856Vgl. Herodotos 8,23.3BD36.
2857Vgl. z.B. Hom. Hd. 8,763D76=.
2858Vgl. 0laton, Staat 1< /. 7CB B; Hrigines, +egen :elsus V 83
381
Fnftes Buch
I. Kapitel
1.
<s 117> 1. So viel sei im Vorbergehen ber den Gnostiker gesagt. Jetzt
wollen wir uns dem folgenden zuwenden, und zwar mssen wir nochmals
den Glauben genau betrachten. Denn es gibt Leute, die den Unterschied
machen, da sich unser Glaube auf den Sohn, die Erkenntnis aber auf den
Vater beziehe.
2. Dabei haben sie aber bersehen, da man zwar in der Tat dem Sohn
glauben mu, da er nmlich der Sohn ist und da er gekommen ist und
auf welche Weise und warum und da er gelitten hat, da man aber
andererseits notwendig erkennen mu, wer der Sohn Gottes ist.
3. So gibt es denn weder die Erkenntnis ohne Glauben noch den Glauben
ohne Erkenntnis, und ebensowenig gibt es den Vater ohne den Sohn.
Denn zugleich damit, da er Vater ist, ist er des Sohnes Vater; der Sohn
aber ist der wahre Lehrer betrefs des Vaters.
4. Und damit einer dem Sohn glauben kann, mu er den Vater kennen,
in Beziehung zu dem auch der Sohn steht.
2859
Und andererseits wieder
mssen wir, um den Vater kennenzulernen, dem Sohn glauben, weil der
Sohn Gottes ihn lehrt.
2860
Denn aus dem Glauben gelangt man zur
Erkenntnis, durch den Sohn tritt der Vater in Erscheinung. Die
Erkenntnis aber des Sohnes und des Vaters, die der gnostischen, der
wahrhaft gnostischen Richtschnur entspricht, ist unmittelbares Erfassen
und Ergreifen der Wahrheit durch die Wahrheit.
2861
5. Wir sind also die Glubigen in dem, was nicht geglaubt wird, und die
Erkennenden in dem, was nicht erkannt wird, das heit, wir sind die
Erkennenden in dem, was von der Allgemeinheit nicht erkannt und nicht
geglaubt wird, von wenigen aber geglaubt und erkannt wird. Wir sind
aber Erkennende nicht dem Reden nach, indem wir uns verpichten,
Werke zu tun, sondern dem wirklichen geistigen Schauen nach.
2.
<s 118> 1. Selig ist, wer zu Ohren von Hrenden spricht.
2862
Der Glaube
ist aber das Gehr der Seele; und auf diesen Glauben weist der Herr mit
den Worten hin: Wer Ohren hat zu hren, der soll hren,
2863
damit er
durch den Glauben wirklich verstehe, was er sagt, so, wie er es meint.
2859Vgl. 9oh 2,2.
2860Vgl. e#d. 2,2=.
2861Vgl. e#d. 28,6 f.
2862?>>li QSir LI$ B7,2BR B7,C.
28635t 22,27 u.@.
382
2. Aber auch Homeros, der lteste Dichter, verwendet den Ausdruck
hren fr wahrnehmen, das Besondere fr das Allgemeine, und
schreibt:
Und am meisten ja hren sie selbst es.
2864
Denn berhaupt gelangt der Zusammenklang und die bereinstimmung
beider (des Redenden und des Hrenden) zu einem einzigen Ziel, nmlich
zum Heil.
3. Ein untrglicher Zeuge ist uns dafr der Apostel, wenn er sagt: Denn
ich sehne mich darnach, euch zu sehen, damit ich euch eine geistliche
Gabe mitteilen kann, um euch zu festigen, das heit, um zusammen mit
euch Trost unter euch zu erfahren durch den gegenseitigen Glauben von
euch und von mir.
2865
Und etwas spter fgt er wieder hinzu: Gottes
Gerechtigkeit wird in ihm (dem Evangelium) ofenbart, aus Glauben zu
Glauben.
2866
4. Ofenbar will also der Apostel zweierlei Glauben verkndigen oder
vielmehr nur einen einzigen, bei dem aber Wachstum und
Vervollkommnung mglich ist.
5. Denn der gewhnliche Glaube bildet gleichsam die Grundlage (zu
denen wenigstens, die sich darnach sehnten, geheiligt zu werden, sagte er,
als sie sich vermge ihres Glaubens bewegten, noch: Dein Glaube hat
dich gerettet
2867
).
6. Auf ihm baut sich der auserlesene, besondere Glaube auf und wird
zusammen mit dem Glubigen vollkommen gemacht und gelangt
andererseits zusammen mit dem aus dem Lernen gewonnenen zur
Vollendung, so da er auch die Gebote des Logos erfllt. Solchen Glauben
besaen die Apostel, von denen gesagt ist, da ihr Glaube Berge
versetzen
2868
und Bume verpanzen
2869
knne.
3.
1. Da sie sich daher seiner gewaltigen Wirkungsmglichkeit bewut
wurden, baten sie, ihnen den Glauben zu <s 119> verleihen,
2870
der wie ein
Senforn
2871
in heilsamer Weise die Seele reizen und in ihr gewaltig
wachsen kann, so da in ihm die Reden ber die himmlischen Dinge eine
Ruhesttte nden knnen.
2872
2. Denn wenn jemand durch seine Naturanlage Wissen von Gott besitzt,
wie Basileides meint,
2873
der den Glauben der Auserlesenen ein Verstehen
und ein Knigsein und eine des Seins wrdige Schpfung nennt und
2864Hom. Hd. 6,2=7; in der $at ist in diesem Vers das Ver#um (%%%) im Sinn von *"ahrnehmen, mer>en, ge#raucht; vgl.
'. Goemer, !ie Honere%egese 'ristarchs, herausg. von ?. Belzner, 0ader#orn 2CB8, S. B8.
2865G@m 2,22 f.
2866?#d. 2,24.
28675t C,BB u.@.
2868Vgl. e#d. 24,B3; 2Eor 23,B.
28692Eor 23,B.
2870Vgl. Lu> 24,7.
2871Vgl. 5t 24,B3; L> 24,6.
2872Vgl. 5t 23,32 f.; 5> 8,32 f.; L> 23,2C; :lem. Fr. 78 ('usga#e 111 S. BB6,7 ff.).
2873Vgl. Strom. 11 23,2.
383
erklrt, da er sich in der Nhe seines Schpfers bende,
2874
so nennt er
damit den Glauben ein Sein, aber keine Fhigkeit, und eine Naturanlage
und einen Zustand, die unbegrenzte Schnheit unbertreficher
Schpfung, aber nicht die vernnftige Zustimmung einer mit freiem
Willen begabten Seele.
2875
3. berssig sind also die Gebote des Alten sowohl als auch des Neuen
Testamentes, wenn jemand von Natur zu den Geretteten gehrt, wie
Valentinus will, oder von Natur glubig und auserwhlt ist, wie Basileides
glaubt. Dann htte auch ohne die Erscheinung des Heilandes mit der Zeit
einmal die Naturanlage ans Licht kommen knnen.
4. Wenn sie aber sagen sollten, da das Kommen des Herrn notwendig
gewesen sei, so ist es nichts mit ihrer Behauptung von den besonderen
Eigenschaften der Natur, da dann die Auserwhlten nicht durch ihre
Naturanlage, sondern durch Lernen und Luterung und durch gute
Werke gerettet werden.
4.
1. Was z.B. Abraham betrift, der infolge des Hrens der Stimme glaubte,
die ihm unter der Eiche in Mamre verhie: Ich will dieses Land dir und
deinem Samen geben,
2876
war er auserlesen oder war er es nicht? Aber
wenn er es nicht war, wie kommt es dann, da er sofort glaubte, gerade
als ob es von der Natur so bestimmt gewesen wre? Wenn er aber
auserlesen war, dann ist ihre Annahme als falsch erwiesen, da sich dann
auch vor der Erscheinung des Herrn Auserwhlte nden, und zwar
solche, die <s 120> gerettet werden. Denn es wurde ihm zur
Gerechtigkeit angerechnet.
2877
2. Und wenn jemand im Anschlu an Marcion zu behaupten wagt, da
der Weltschpfer (der Demiurgos) dem an ihn Glaubenden eine nur
ihm eigene Art von Erlsung verleihe,
2878
dann wird fr ihn die Macht
seines guten Gottes in den Schatten gestellt werden, insofern sie nmlich
erst spt und nach dem Weltschpfer, von dem sie so viel reden, das
Erlsen unternimmt, und zwar, weil sie es von jenem gelernt oder ihn
nachgeahmt hat.
3. Wenn aber nach ihrer Lehre der gute Gott, auch wenn er sich so
verhlt, erlst, so erlst er weder diejenigen, die ihm zu eigen gehren,
noch macht er sich an die Erlsung mit Zustimmung dessen, der die Welt
erschafen hat, sondern mit Gewalt oder List.
4. Und wie kann der noch gut genannt werden, der in dieser Weise und
erst spter (als der andere) erlst? Wenn aber der Ort verschieden ist und
die Wohnung des Allmchtigen hinter der Wohnung des guten Gottes
2874!a >einer der vielen Ver#esserungsversuche der verder#ten Stelle #efriedigt, ha#e ich versucht, den (#erlieferten $e%t
zu (#ersetzen; der Sinn ist &edenfalls der, da der von Basileides gelehrte +lau#e nicht die freie ?ntscheidung eines
5enschen, sondern eine ihm verliehene Beschaffenheit ist.
2875Vgl. Strom. 11 =,8; C,2; B4,B; V =6,2.
2876Vgl. +en 2=,B; 24,=.
2877Vgl. +en 27,6; G@m 8,3.
2878Vgl. '. Harnac>, 5arcion B. 'ufl. S. BC8[.
384
zurcksteht, so steht doch die Absicht des Erlsers, die zuerst den Anfang
machte, nicht hinter dem guten Gott zurck.
5.
1. Durch unsere frheren Darlegungen ist aber erwiesen, da die
Unglubigen unverstndig sind. Denn ihre Wege sind verkehrt, und sie
kennen keinen Frieden,
2879
sagt der Prophet. Und der von Gottes Geist
erfllte Paulus ermahnte, man solle sich die trichten und
unverstndigen Untersuchungen verbitten; denn sie erzeugen nur
Streitigkeiten.
2880
Und Aischylos hat ausgerufen:
Bemh dich nicht umsonst um das, was dir nichts ntzt!
2881
2. Am vorzglichsten ist ja, wie wir wissen, die Untersuchung, die sich
mit dem Glauben verbindet und auf der Grundlage des Glaubens die
erhabene Erkenntnis der Wahrheit aufaut.
2882
3. Wir wissen aber auch, da man nicht untersucht, was ofenkundig ist
(wie z.B. am hellichten Tag, ob es Tag ist) und ebensowenig das, was man
nicht wei, was aber auch nie ofenkundig werden wird (wie z.B., ob es
eine gerade oder eine ungerade Anzahl von Sternen gibt),
2883
aber auch
nicht die sogenannten Umkehrstze (ein Umkehrsatz ist aber ein solcher,
den auch diejenigen, die das Gegenteil behaupten, in gleicher Weise
vorbringen knnen, wie z.B. die Frage, ob das Kind im Mutterleib ein
lebendes Wesen ist oder nicht).
2884
Der vierte Fall (bei dem eine
Untersuchung nicht am Platze ist) ist der, wenn von der einen der beiden
Seiten ein unwidersprechlicher und unwiderleglicher Satz vorgebracht
wird.
4. Wenn demnach der Anla zu einer Untersuchung auf Grund aller
dieser Flle beseitigt wird, so gewinnt der Glaube an Bedeutung. Denn
wir halten unseren Gegnern jenen Satz entgegen, dem nicht
widersprochen werden kann, nmlich, da Gott es ist, der spricht, und
ber jeden einzelnen Punkt, den ich wissen will, in der Schrift klare
Auskunft gegeben hat.
28799es 7C,=.
2880B$im B,B3.
2881'isch.los, 0rometheus 88.
2882Vgl. 2Eor 3,23.
2883!ie Beant"ortung dieser Frage "urde von den Stoi>ern zu den 'dia/hora gerechnet; vgl. Se%t. ?m/ir. 'dv. math. <1
7C (:hr.si//os Fr. mor. 2BB v. 'rnim).
2884!ieses Beis/iel /at nicht ganz; diese Frage ist nur insofern ein Im>ehrsatz ((%%%)), als ihre Beant"ortung &e nach
der !efinition des Begriffs *le#endes Aesen, verschieden ausfallen "ird; vgl. Strom. V111 C ff. ?in genaues Beis/iel
f(r einen Im>ehrsatz gi#t u.a. +ellius, ;oct. 'tt. V 23 mit der Vera#redung z"ischen dem Ghetori>lehrer und seinem
Sch(ler, "onach der letztere das Honorar nur zu zahlen hat, "enn er den ersten 0roze ge"onnen ha#e. !a er a#er
>einen 0roze anfngt, ver>lagt ihn der Lehrer und sagt, der Sch(ler m(sse in &edem Fall zahlen) ge"inne er den
0roze, gem der Vera#redung, verliere er ihn, gem des Gichters/ruchs. !er Sch(ler >ann diesen Satz
*um>ehren,) ge"inne er den 0roze, so zahle er nichts gem des Gichters/ruchs; verliere er ihn, so zahle er nichts
gem der Vera#redung.
385
6.
1. Wer sollte nun so gottlos sein, da er Gott nicht glauben oder von Gott
die Beweise verlangen wollte wie von Menschen? Ferner gibt es Fragen,
zu deren Beantwortung nur Sinneswahrnehmung ntig ist, z.B. wenn
jemand fragt, ob das Feuer warm oder ob der Schnee wei ist, ferner
Fragen, die nur Mahnung und Zurechtweisung verdienen, wie Aristoteles
sagt, z.B. jene Frage, ob man die Eltern ehren solle. Manche verdienen
auch Strafe, z.B. wenn man Beweise dafr verlangt, da es eine
Vorsehung gibt.
2885
2. Gibt es also eine Vorsehung, so ist es sndhaft zu glauben, da die
ganze Weissagung und der in dem Erlser sich vollziehende Heilsplan
nicht der Vorsehung gem zustande gekommen sei, und vielleicht ist es
gar nicht ntig, zu versuchen, dies zu beweisen, da die gttliche
Vorsehung <s 122> ofenbar ist aus dem Anblick aller sichtbaren Dinge,
der kunstvollen und weisen Werke, und dessen, was teils der Ordnung
nach entsteht, teils der Ordnung nach ofenbar wird.
3. Der uns aber Sein und Leben geschenkt hat, der hat uns auch die
Vernunft geschenkt, da er wollte, da wir vernunftgem zugleich und
gut leben. Denn die Vernunft des Vaters des Alls ist nicht die in Worten
sich uernde Rede, sondern ganz ofenkundige Weisheit und Gte
Gottes und andererseits allesvermgende und wahrhaft gttliche Macht,
deren Betrachtung auch denen, die nicht bekennen, nicht unzugnglich
ist, der Wille des Allmchtigen.
2886
7.
1. Da aber die einen unglubig, die anderen streitschtig sind, gelangen
nicht alle zu dem vollkommenen Guten. Denn man kann dies nicht ohne
eigenen Entschlu erlangen, aber ebensowenig steht alles in unserer
Macht, wie z.B. das Zuknftige.
2. Denn durch Gnade werden wir gerettet,
2887
jedoch nicht ohne die
guten Werke; vielmehr mssen wir uns, da wir fr die Gnade geschafen
sind, eifrig darum bemhen.
3. Wir mssen aber auch eine gesunde Gesinnung bewahren, die sich von
dem eifrigen Streben nach dem Guten nicht abbringen lt. Dazu ist uns
vor allem die gttliche Gnade und die richtige Lehre und heiliger
Gehorsam
2888
ntig und da uns der Vater zu sich zieht.
2889
4. Denn da wir an diesen irdischen Krper gefesselt sind, nehmen wir die
Sinnendinge durch den Krper wahr, das Geistige aber erfassen wir
unmittelbar durch die Kraft des Geistes.
2890
2885Vgl. 'ristoteles, $o/ic. 2,22 /. 237 a 3DC.
2886Vgl. 0aid. 111 C=,2; Strom. V 78,8.
2887?/h B,7.
28881ch (#ersetze die Ver#esserung S.l#urgs.
2889Vgl. 9oh 6,88.
28905anche 'usdr(c>e dieses Satzes stammen aus 0laton; vgl. 0haidon /. 4C : ff.; =2 ?; 4C !.
386
5. Wenn aber jemand erwartet, er werde alles mit den Sinnen erfassen,
so ist er weit von der Wahrheit abgeirrt. Jedenfalls schreibt vom Geiste
erfllt der Apostel so ber die Erkenntnis Gottes: Denn jetzt sehen wir
wie in einem Spiegel, dann aber von Angesicht zu Angesicht.
2891
6. Denn nur wenigen ist es gegeben, die Wahrheit zu schauen. So sagt
auch Platon in der Epinomis: Nach meiner Ansicht ist es nicht fr alle
Menschen mglich, selig und glcklich zu werden, sondern nur fr
wenige. Solange wir wenigsten leben, steht dies nach meiner Ansicht fest.
Aber es besteht die schne Hofnung, da man nach dem Tode alles <s
123> erlangen kann.
2892
7. Gleichbedeutend damit sind die Worte bei Moses: Niemand wird
mein Antlitz schauen und leben.
2893
Denn es ist klar, da nie jemand
whrend der Zeit seines Lebens Gott leibhaftig wird erfassen knnen.
Aber die reinen Herzens sind, werden Gott schauen,
2894
wenn sie zur
letzten Vollendung gekommen sind.
8. Denn da unsere Seele zur Erfassung des Seienden zu schwach war,
bedurften wir eines gttlichen Lehrers; herabgesandt wird der Heiland,
Lehrer und Fhrer zum Erwerb des Guten, die geheimnisvolle heilige
Ofenbarung der erhabenen Vorsehung.
8.
1. Wo ist nun ein Schriftgelehrter? Wo ein gelehrter Wortkmpfer nach
der Art dieses Weltalters? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur
Torheit gemacht?
2895
heit es. Und wiederum: Ich werde die Weisheit
der Weisen zuschanden machen und den Verstand der Verstndigen als
wertlos erweisen.
2896
Damit sind selbstverstndlich diese Scheinweisen
und Wortkmpfer gemeint.
2. Sehr schn sagt ja Jeremias: Dies sagt der Herr: Tretet hin an die
Wege und fragt nach ewigen Pfaden, welches der gute Weg ist, und
wandelt auf ihm; und ihr werdet Heiligung fr eure Seelen nden.
2897
3. Fragt, so heit es, und sucht es von denen, die es wissen, ohne Streit
und Zank zu erfahren! Wenn wir aber den Weg der Wahrheit
kennengelernt haben, so wollen wir ihn stracks vorwrts gehen, ohne uns
umzudrehen, bis wir zu dem ersehnten Ziel gelangen.
4. Mit Recht hat also der rmische Knig, Numa war sein Name, der
Pythagoreer war, zuerst unter allen Menschen einen Tempel des Glaubens
(Fides = Treue) und des Friedens (Pax) gegrndet.
2898
5. Da aber Abraham glaubte, wurde es ihm als Gerechtigkeit
angerechnet.
2899
. Da sich dieser um die erhabene Kunde der Vorgnge im
28912Eor 23,2B.
28920laton, ?/inomis /. C43 :.
2893?% 33,B3.
28945t 7,=.
28952Eor 2,B3.
2896?#d. 2,2C.
28979er 6,26.
2898Vgl. 0lutarchos, ;uma 26.
2899Vgl. +en 27,6
387
Luftraum und das berirdische Wissen um die Bewegungen der
Himmelskrper kmmerte, erhielt er den Namen Abram, was mit
hochstrebender Vater bersetzt wird.
2900
6. Spter aber blickte er zum Himmel empor
2901
und sah dort entweder
den <s 124> Sohn im Geiste, wie einige erklren, oder einen herrlichen
Engel oder erkannte auf andere Weise, da Gott ber die Schpfung und
ber die ganze Ordnung in ihr erhaben ist; darum nimmt er das Alpha zu
seinem Namen hinzu, die Erkenntnis des einen und einzigen Gottes, und
wird Abraham genannt, da er an Stelle eines Naturforschers ein Weiser
und Gottesfreund geworden ist.
7. Abraham bedeutet nmlich auserwhlter Vater des Schalls; denn es
schallt das ausgesprochene Wort; dessen Vater aber ist der Geist;
auserwhlt aber ist der Geist des Guten.
2902
9.
1. Und hier mu ich den Dichter von Akragas gar sehr loben, der den
Glauben in dieser Form preist:
Freunde, ich wei ja gewi, da die Wahrheit wohnt in den Worten,
Die ich verkndigen will; doch sie zu erfassen ist schwierig,
Stets fr die Menschen; die Seele verschliet sich dem Willen zu
glauben.
2903
2. Deshalb ermahnt auch der Apostel: Unser Glaube soll nicht auf die
Weisheit von Menschen, die sich anheischig machen, zu berzeugen,
sondern auf die Kraft Gottes gegrndet sein,
2904
die allein fr sich und
ohne die Beweise durch den bloen Glauben retten kann.
3. Denn auch was der Bewhrteste einsieht oder festhlt, ist nur ein
Meinen. Aber das Gericht wird freilich die Ernder und Verfechter
falscher Meinungen schuldig sprechen,
2905
sagt der Weise von Ephesos.
4. Denn auch dieser kannte, belehrt durch die barbarische Philosophie,
die durch Feuer erfolgende Luterung derer, die in ihrem Leben bse
waren.
2906
Die Stoiker haben sie spter Ekpyrosis (Weltuntergang durch
Feuer) genannt. Im Anschlu an jenen lehren sie auch, da der so und so
Beschafene wieder auferstehen werde, indem sie <s 125> gerade damit auf
die Auferstehung hinweisen.
2907
5. Und Platon sagt, da die Erde in bestimmten Zeitrumen durch
Wasser und Feuer gereinigt werde, mit etwa folgenden Worten: Schon
gar oft und in mannigfacher Weise ist Verderben ber die Menschen
gekommen und wird weiterhin kommen, am schlimmsten durch
2900Vgl. 0hilon, !e :her. 8; Leg. alleg. 111 =3; !e gigant. 6B; !e mutat. nom. 66; !e '#r. =B; Suaest. in +en. 111 83.
2901Vgl. +en 27,7.
2902Vgl. 0hilon, !e :her. 4.
2903?m/edo>les Fr. 228 !iels
29042Eor B,7.
2905Hera>leitos Fr. B= !iels. 1ch (#ersetze (%%%) und (%%%),(%%%). Ailamo"itz, der den Satz er>lrt (?uri/ides,
Hi//ol.tos, S. B34 'nm. B), "ill (%%%) lesen, um den 'nschlu des folgenden zu er>lren (nicht "ahrscheinlich).
Brin>mann #ei E. Geinhardt, 0armenides S. 264 'nm. 2 sieht in den Aorten (%%%) nicht die Aorte des Hera>leitos,
sondern des :lemens.
2906Vgl. Hera>leitos Fr. 66 !iels.
2907Vgl. Strom. V 238,7; 237,2; :hr.si//os Fr. 6B8.6B6.633 v. 'rnim.
388
Feuersbrnste, Wasseruten, aber auch auf unzhlige andere Weisen mit
geringerem Umfang.
6. Und ein wenig spter fgt er hinzu: In Wahrheit handelt es sich um
eine Abweichung der Krper, die sich am Himmel um die Erde bewegen,
von ihrer Bahn und um eine in langen Zeitrumen sich wiederholende
Vernichtung des Lebens auf der Erde durch ein gewaltiges Feuer.
7. Sodann fgt er von der berschwemmung noch hinzu: Wenn aber die
Gtter die Erde wieder mit Wasser reinigen wollen und sie
berschwemmen, dann bleiben die Leute auf den Bergen am Leben,
Rinderhirten und Schfer; die Menschen aber, die in unseren Stdten
wohnen, werden von den Strmen ins Meer hinabgeschwemmt.
2908
10.
1. Wir legten aber in dem ersten Buche der Teppiche dar, da die
Philosophen der Griechen Diebe heien, weil sie von Moses und den
Propheten die wichtigsten Lehren genommen haben, ohne Dank dafr zu
sagen.
2909
2. Zu dem Gesagten wollen wir auch noch dies hinzufgen, da jene
Engel, die als ihr Los die obere Welt erlangt hatten, aber in Lste
hinabelen, die Geheimnisse, so viel davon zu ihrer Kenntnis gelangt war,
den Weibern ausplauderten, whrend die brigen Engel sie geheimhielten
oder vielmehr bis auf die Erscheinung des Herrn aufewahrten. Aus jener
Quelle stammte die Lehre von der Vorsehung und die Enthllung der
himmlischen Vorgnge.
2910
3. Als die Weissagung auch schon zu den griechischen Dichtern
gekommen war, faten die Philosophen ihre Anschauungen in
Lehrgebude zusammen, die teils Wahrheit enthalten, indem sie
vermutungsweise das Richtige fanden, teils Irrtmer, da sie die
verborgene Bedeutung der sinnbildlichen Redeweise der Propheten nicht
verstanden. Dies <s 126> nachzuweisen, ist jetzt meine Absicht, wobei ich
nur das Ntigste kurz berhren werde.
11.
1. Wir behaupten also, da der Glaube nicht unttig und fr sich allein,
sondern zusammen mit der Forschung fortschreiten msse. Denn nicht
dies sage ich, da man berhaupt nicht forschen soll. Denn Suche, und
du wirst nden,
2911
sagt der Herr.
2. Erreichen kann man, was man sucht;
Worum man aber sich nicht kmmert, das entschlpft,
2912
wie Sophokles sagt.
29080laton, $imaios /. BB :D?. 5it 0laton ist C,6 (%%%) und C,4 (%%%) zu lessen.
2909Vgl. Strom. 1 =4,B u.@.
2910Vgl. ?noch 26,3;0aid. 111 28,B; Strom. 1 =2,8; 111 7C,B.
2911Vgl. 5t 4,4) L> 22,C.
2912So/ho>les, E@nig Xdi/us 223 f.
389
3. Das gleiche sagt aber auch der Lustspieldichter Menandros:
Wer etwas suchen will, der mu
Mit Sorgfalt suchen; dieses ist der Weisen Rat.
2913
4. Man mu aber das Sehvermgen der Seele auf das Finden hinlenken
und alles, was das Sehen hindert, wegrumen, und die Zanksucht und den
Neid und den Streit, der aufs schimpichste aus der Welt verschwinden
sollte, mu man vllig von sich werfen.
5. Ganz schn sagt nmlich Timon von Phlius:
Und da kommt die verderbliche Streitsucht mit nichtigem Lrmen,
Schwester der mnnermordenden Zwietracht und ihre Gehiln;
Blindlings wlzt sie zuerst auf alles sich hin; doch am Ende
Setzt sie im Kopf eines Menschen sich fest und betrt ihn mit
Hofnung.
2914
6. Dann fhrt er ein wenig spter fort:
Denn wer reizte sie an, in verderblichem Streite zu kmpfen?
Beifallspendender Pbel; denn der war ergrimmt, wenn sie schwiegen,
Und er erregte die Krankheit der Schwatzsucht, und viele verdarben
2915
<s 127> ber den Schlssen von dem Lgner und von den Hrnern und
von dem Versteckten und von dem Krokodil und von dem Haufen und
von dem Verhllten und ber den Stzen mit Doppelsinn und ber den
Trugschlssen berhaupt.
2916
12.
1. Untersuchungen ber Gott anzustellen, ist aber <s 128> heilsam, wenn
es nicht zum Zweck des Streites, sondern des Findens geschieht.
2917
Denn
bei David steht geschrieben: Die Armen werden essen und werden satt
29135enandros Fr. 2=C :'F 111 /. 77.
2914$imon, Sillen Fr. B2 !iels. $imon schilderte in dem +edicht, aus dem die #eiden Bruchst(c>e stammen, unter
Ver"endung homerischer A@rter und Versteile (vgl. Hom 1l. 7,72=; Hd. 2B,=7; 1l. 8,883D883; 2,=D23) einen
Gede>am/f der So/histen; der 5ensch, in dessen Eo/f sich die ?ris festsetzt, ist 0rotagoras. !ie (%%%) der 1lias ist zur
(%%%) ge"orden.
2915?#d. Fr. BB !iels.
2916:lemens zhlt hier die zuerst #ei den ?leaten, dann #ei den So/histen, den 5egari>ern und den Stoi>ern #elie#ten
so/histischen $rugschl(sse auf. ?s sind folgende) 2. !er L(gner, #ei :lemens (%%%), sonst ge"@hnlich (%%%) genannt,
mit der Frage) L(gt der, der sagt, da er l(gen "erde, und dann "ir>lich eine L(ge sagtY Sch"@rt der einen 5eineid,
der sch"@rt, da er einen 5eineid sch"@ren "erdeY T B. !er H@rnerschlu ((%%%))) Aas du nicht verloren hast, hast
du noch; H@rner hast du nicht verloren, also hast du H@rner. T 3. !er Schlu vom Verstec>ten (#ei :lemens (%%%),
"ahrscheinlich der sonst (%%%) genannte)) 5an >ennt den nicht, der sich verstec>t hat; >ennt also unter Imstnden
einen Be>annten nicht. !ie Stoi>er nannten (%%%) auch einen Aeisen, der sich seiner Fortschritte nicht #e"ut ist, und
fragten) 1st &ener ein Aeiser, der es nicht mer>t, da er ein Aeiser istY Vgl. 0lut. 5oral. /. 238B F. T 8. !er
Ero>odilschlu (#ei :lemens (%%%), sonst meist (%%%) oder (%%%))) ?in Ero>odil hat ein Eind gerau#t und vers/richt
die G(c>ga#e, "enn die 5utter rt, "as es tun "ird. Sagt die 5utter) \!u "irst es nicht zur(c>ge#en], so ist das
Ero>odil ratlos ((%%%)), "as es tun soll; denn "enn es das Eind zur(c>gi#t, so hat die 5utter falsch geraten, und die
Bedingung ist nicht erf(llt; gi#t es a#er das Eind nicht zur(c> und frit es das Eind auf, so htte die 5utter richtig
geraten, also die Bedingung erf(llt und htte danach 'ns/ruch auf die G(c>ga#e. Gt dagegen die 5utter auf
G(c>ga#e, so >ann ihr das Ero>odil "egen falschen Gatens, die G(c>ga#e ver"eigern. 'lso ist auch sie in
Verlegenheit ((%%%)) um ihre 'nt"ort. T 7. !er Haufenschlu ((%%%))) -"ei sind nur "enige, drei, das nur um eines
mehr ist, e#enso, und hnlich ist es #ei den folgenden -ahlen. Bei "elcher -ahl #eginnt das Vielsein, so da man von
einem Haufen s/rechen >annY Hder) "ie viele E@rner >ann man von einem Haufen "egnehmen, ohne da er aufh@rt
ein Haufen zu seinY T 6. !er Schlu von dem Verh(llten ((%%%))) Eennst du diesen verh(llten 5enschenY ;ein. ?r ist
a#er dein Vater; also >ennst du deinen Vater nicht. T -uletzt nennt :lemens die Stze mit !o//elsinn. !ie Stoi>er
unterschieden acht 'rten der 'm/hi#olia (z.B. A@rter mit verschiedenen Bedeutungen, gleichlautende Ver#alformen)
und #en(tzten sie zu ihren $rugschl(ssen, den zum '#schlu von :lemens genannten So/hismata. Sie definierten ein
So/hisma als einen listig ersonnenen Satz, der zur 'nnahme eines falschen oder sonst unannehm#aren Schlusse
z"ingt.
2917Sacra 0ar. B84 Holl.
390
werden, und den Herrn loben, die ihn suchen; leben wird ihr Herz von
Ewigkeit zu Ewigkeit.
2918
2. Denn diejenigen, die in wahrer Weise suchen, indem sie den Herrn
loben, werden mit der von Gott stammenden Gabe gesttigt werden, das
ist mit der Erkenntnis, und ihre Seele wird leben (denn mit dem Wort
Herz wird sinnbildlich die Seele bezeichnet, die das Leben gegeben
hat); denn durch den Sohn wird der Vater erkannt.
2919
3. Man darf aber nicht allen, die reden und schreiben, ohne weiteres die
Ohren hinhalten,
2920
da ja auch die Becher, die von vielen an den Ohren
(den Henkeln) angefat werden, beschmutzt werden und die Ohren
verlieren und dazu auch selbst auf den Boden fallen und zerbrechen.
4. Auf die gleiche Weise werden auch diejenigen, die durch das Anhren
von viel Geschwtz das heilige Ohr des Glaubens beschmutzen, zuletzt
taub fr die Wahrheit, werden so unbrauchbar und fallen auf die Erde.
13.
1. Es ist also nicht unbegrndet, wenn wir die Kinder aufordern, sich an
den Ohren fassen zu lassen
2921
und so die Angehrigen zu kssen, womit
wir doch wohl andeuten wollen, da durch das Gehr die Liebe
wahrgenommen wird. Gott aber ist die Liebe,
2922
er, der von denen
erkannt werden kann, die ihn lieben, und glaubwrdig (treu) ist
Gott,
2923
dessen Kenntnis durch den Unterricht den Glubigen berliefert
wird.
2. Und wir mssen uns ihm durch die gttliche Liebe hingeben, damit
wir durch das Gleiche das Gleiche schauen,
2924
indem wir ohne Arg und in
Reinheit das Wort der Wahrheit
2925
aufnehmen, wie die Kinder, die uns
gehorchen.
3. Und das war es, was jener meinte, wer es auch immer gewesen sein
mag, der auf den Eingang zum Tempel in Epidauros die Inschrift setzte:
Heilig mu sein, wer den Tempel betritt, den weihraucherfllten;
Wirkliche Heiligkeit ist, Frommes zu haben im Sinn.
2926
<s 129> 4. Und wenn ihr nicht wie diese Kinder werdet, so werdet ihr,
so sagt der Herr, nicht in das Himmelreich kommen.
2927
Dort kann nur
der Tempel Gottes erscheinen, der auf den drei Grundsteinen ruht, auf
Glaube, Hofnung, Liebe.
2928
29180s B2,B4.
2919Vgl. L> 23,BB.
2920Sacra 0ar. B8= Holl.
2921Vgl. 0lut. 5oral. /. 3= :; ?uni>os Fr. 2 :'F 1 /. 4=2; 0ollu% < 233; $heo>ritos V 23B f.; $i#ullus 11 7,C2 f.
292229oh 8,26.
29232Eor 2,C; 23,23.
2924Vgl. Strom. V 2=,7.
2925Vgl. z.B. B$im B,27.
2926'nthol. 0alat. '//end. CC; vgl. Strom 1V 28B,2.
29275t 2=,3.
2928Vgl. 2Eor 23,23.
391
II. Kapitel
14.
1. ber den Glauben haben wir nun genug Zeugnisse aus den griechischen
Schriften angefhrt; damit wir aber nicht in dem Streben, auch ber die
Hofnung und die Liebe sehr viele Zeugnisse zusammenzutragen, allzu
weitlug werden, mag es gengen, nur das anzufhren, da Sokrates im
Kriton gut zu leben und dann zu sterben dem Leben an und fr sich
vorzieht und die Meinung ausspricht, da er die Hofnung auf ein anderes
Leben nach dem Tode besitze.
2929
2. Denn auch im Phaidros sagt er, da die Seele, wenn sie ganz einsam
geworden und nur zu sich selbst gekommen ist, die wahre und aller
menschlichen Fhigkeit berlegene Weisheit gewinnen werden, dann,
wenn sie durch die Liebe des Philosophen zum Ziel der Hofnung gelangt
sei, den Anfang eines anderen, ewigen Lebens erreiche.
2930
15.
1. Und im Gastmahl sagt er, da allen ein Verlangen nach der
Erzeugung des gleichen Wesens von Natur eingepanzt sei, und zwar den
Menschen schlechthin das Verlangen, einfach Menschen zu erzeugen,
dem Tugendhaften aber das Verlangen nach der Erzeugung des ihm
hnlichen.
2931
2. Es ist aber fr den Tugendhaften unmglich, dies zu vollbringen, wenn
er nicht in vollkommenem Mae die Tugenden besitzt, in denen er die zu
ihm kommenden jungen Leute unterrichten und, wie er im Teaitetos
sagt, auf die Welt bringen und zu Menschen machen wird.
2932
3. Denn die einen bringen, wie er sagt, mit ihrem Leib eine Frucht
hervor, die anderen mit der Seele. Denn auch bei den nichtgriechischen
Philosophen wird das <s 130> Unterrichten und Erleuchten auch
Wiedergebren
2933
genannt, und der trefiche Apostel sagt ja an
irgendeiner Stelle: Ich habe euch in Christus Jesus erzeugt.
2934
4. Empedokles zhlt zu den Grundkrften auch die Freundschaft, unter
der er eine Liebe versteht, die die Kraft besitzt, Dinge miteinander zu
verbinden;
Schau sie im Geiste und sitze nicht da mit verwunderten Augen!
2935
5. Aber auch Parmenides spricht in seinem Gedicht andeutungsweise von
der Hofnung und sagt folgendes:
Sieh, wie im Geiste bestndig dir nah ist, was immer auch fern ist!
Denn von dem Seienden lt er das Seiende nimmermehr trennen,
2929Vgl. 0laton, Eriton /. 8= B.
2930Vgl. e#d., 0haidros /. B8=.B8C.
2931Vgl. e#d., +astmahl /. B36 :; B34 ':!; B3= B.
2932Vgl. e#d., $heaitetos /. 273 B:.
2933Vgl. 20etr 2,3.B3.
29342Eor 8,27.
2935?m/edo>les Fr. 24,B2 !iels; vgl. 0lut. 5oral. /. 476 !.
392
Weder indem es sich gnzlich zerstreut nach den Seiten des Weltalls,
Noch auch indem es sich enge vereint.
2936
III. Kapitel
16.
1. Denn auch der Hofende ebenso wie der Glaubende sieht im Geiste das
Geistige und das Zuknftige. Wenn wir daher davon sprechen, da es
etwas Gerechtes oder auch etwas Gutes gibt, aber auch wenn wir etwas
Wahrheit nennen, so haben wir
2937
doch nie etwas dergleichen mit
unseren Augen gesehen, sondern immer nur im Geiste.
2938
Der Logos
Gottes aber sagt: Ich bin die Wahrheit;
2939
also mu der Logos mit dem
Geiste geschaut werden.
2. Wen meinst du, sagte er, mit dem Ausdruck die wahren
Philosophen? Diejenigen, sagte ich, die die Wahrheit zu schauen sich
sehnen.
2940
3. Im Phaidros aber redet Platon ber die Wahrheit als eine Idee und
erlutert dies.
2941
Die Idee ist aber ein Gedanke Gottes,
2942
den die
Barbaren das <s 131> Wort Gottes genannt haben.
4. Die Stelle lautet aber wrtlich so: Denn man mu ja versuchen, das
Wahre zu sagen, zumal wenn man ber die Wahrheit spricht; denn das
wirkliche Wesen der Seele, das farblos und gestaltlos und unkrperlich
ist, kann nur von ihrem Lenker, dem Geist, geschaut werden.
2943
5. Nachdem aber das Wort hervorgetreten war, wurde es Urheber der
Schpfung; dann erzeugt es aber auch sich selbst,
2944
wenn das Wort
Fleisch wird,
2945
damit es auch geschaut werden knne.
2946
6. Der Gerechte wird also ein von Liebe erflltes Finden suchen und ist
glcklich, wenn er auf dem Wege dazu ist. Denn es heit: Dem, der
anklopft, wird gefnet werden; bittet, und es wird euch gegeben
werden.
2947
7. Denn von den Gewaltttigen, die das Himmelreich an sich reien,
2948
ist nicht gesagt, da sie es mit streitschtigen Reden, sondern da sie es
mit der Stetigkeit eines rechtschafenen Lebenswandels und unablssigen
Gebeten
2949
erzwingen, nachdem sie die von den frheren Snden ihnen
anklebenden Flecken von sich abgewischt haben.
29360armenides Fr. B !iels.
29371ch tilge (%%%) nach (%%%).
2938Vgl.0laton, 0haidon /. 67 !.
29399oh 28,6.
29400laton, Staat V /. 847 ?.
2941Vgl. vielleicht e#d., 0haidros /. B86 '. 'm Schlu des Satzes ist "ohl eine L(c>e im $e%t anzunehmen.
2942Vgl. vielleicht e#d., 0armenides /. 23B B.
29430laton, 0haidros /. B84 :.
2944Vgl. 5arc. 'nton. V1 =; +. Gauschen, 'nm. zur M#ersetzung von 9ustinus, ?rste '/ologie 33 (in dieser Sammlung 2.
Geihe 2B. Band S. 232).
2945Vgl. 9oh 2,28.
2946Vgl. Sis div. salv. 34,2.
2947Vgl. 5t 4,=.4.
2948Vgl. 5t 22,2B.
2949Vgl. 2$hess 7,24.
393
8. Aber die Schlechtigkeit kannst du in Haufen berall nden.
2950
Wer sich bemht, dem steht auch Gottes Hilfe bei.
2951
Denn der Musen schwerumkmpfte
Gaben liegen nicht fr jeden
Ofen, zum Nehmen bestimmt.
2952
17.
1. Die Erkenntnis der Unwissenheit ist das, was jeder, der vernunftgem
wandeln will, zuerst gewinnen mu. Wenn einer merkt, da er etwas
nicht wei, dann beginnt er zu suchen, und wenn er gesucht hat, ndet er
den Lehrer, und wenn er ihn gefunden hat, dann glaubt er ihm, und wenn
er ihm geglaubt hat, dann liebt er ihn,
2953
und wenn er ihn liebgewonnen
hat, wird er dem Geliebten <s 132> hnlich, indem er sich beeilt, das zu
sein, was er zuvor liebgewonnen hatte.
2. Eine solche Art der Entwicklung zeigt Sokrates dem Alkibiades, als
dieser folgende Frage an ihn richtete: Glaubst du nicht, da ich auf
andere Weise etwas ber die Gerechtigkeit erfahren knnte? Ja, wenn
du es ndest. Aber glaubst du nicht, da ich es nden kann?
Durchaus, wenn du es suchen wirst. Glaubst du denn nicht, da ich es
suchen werde? Doch gewi, wenn du nmlich berzeugt bist, es nicht
zu wissen.
2954
3. Solcher Art sind auch die Lampen der klugen Jungfrauen, die nachts
angezndet waren in der tiefen Finsternis der Unwissenheit, die die
Schrift sinnbildlich Nacht nannte. Kluge Seelen, rein wie Jungfrauen,
die erkannt haben, da sie sich in der Unwissenheit der Welt benden,
znden das Licht an und wecken ihren Geist auf und machen die
Finsternis hell und treiben die Unwissenheit hinaus und suchen die
Wahrheit und warten auf das Erscheinen des Lehrers.
2955
4. Da die Masse, so sagte ich, weisheitsliebend werden kann, ist
unmglich.
2956
Viele sind Narthextrger, nur wenige aber Bakchen,
wie Platon sagt.
2957
5. Denn viele sind berufen, nur wenige aber sind auserwhlt.
2958
Und
nicht bei allen sagt der Apostel, ist die Erkenntnis.
2959
Betet, da
wir von den trichten und schlechten Menschen gerettet werden; denn
nicht bei allen ist der Glaube.
2960
6. Und die philosophische Dichtung des Stoikers Kleanthes schreibt das
gleiche ungefhr mit folgenden Worten:
Willst du zur Weisheit gelangen, so darfst du aufs Meinen nicht blicken
2950Hesiodos, Aer>e B=4.
2951?uri/ides, ?rster Hi//ol.tos Fr. 83B; vgl. Strom. V1 23,6.
29520L+ 'des/. =6 B K Ba>chil.des Fr. 34 ' Bla.
29531ch lese mit H. Gichards (%%%) statt (%%%)
29540laton, 'l>i#iades /. 23C ?.
2955Vgl. 5t B7,2D23; Strom. V11 4B,7.6.
29560laton, Saat V1 8C8 '.
2957?#d., 0haidon /. 6C :; vgl. Strom. 1 CB,3. 5it ;arthe% "urde der Sta# ($h.rsos) der Ba>chosverehrer #ezeichnet.
29585t BB,28.
29592Eor =,4.
2960B$hess 3,2 f.
394
Und dich nicht frchten vor dummen und dreisten Gedanken des Pbels!
Denn er besitzt kein verstndiges Urteil darber, was recht ist,
Oder was gut ist; bei wenigen Menschen nur kannst du es nden.
2961
18.
<s 133> 1. Mehr in der Form eines Sinnspruches sagt dies der
Lustspieldichter mit einem kurzen Satz:
Nach groem Lrm das Gute werten ist verkehrt.
2962
2. Sie haben ja, meine ich, jene trefiche Weisheit sagen hren: Im
Kreise der Unverstndigen mache deine Zeit knapp; bei Verstndigen
verweile lange!
2963
3. Und wiederum: Weise werden ihr Wissen geheimhalten.
2964
Denn
die Menge verlangt als Unterpfand der Wahrheit den Beweis und will
sich nicht mit der bloen Rettung aus Glauben begngen.
4. Aber die Schlechten versagen den Glauben, um recht zu behalten.
2965
Wie es jedoch dir die Weisung gebietet von unserer Muse,
Streb nach Erkenntnis, indem du im Herzen die Rede zergliederst!
2966
Die Schlechten haben nmlich, sagt Empedokles, die Gewohnheit, da
sie ber die Wahrheit dadurch Herr werden wollen, da sie nicht
glauben.
5. Da aber unsere Lehre die richtige Ansicht vertritt und Glauben
verdient, das werden die Griechen erkennen, wenn die Sache auf Grund
des folgenden noch genauer geprft wird. Denn wir lernen etwas durch
den Vergleich mit dem, was ihm hnlich ist.
2967
Antworte, sagt darum
Salomon, dem Toren aus seiner Torheit!
2968
6. Deshalb mu man denen, die nach der bei ihnen selbst geltenden
Weisheit verlangen,
2969
das darbieten, was ihnen vertraut ist, damit sie auf
die leichteste Weise durch ihre eigenen Gedanken richtig zu dem Glauben
an die Wahrheit kommen.
7. Denn allen bin ich alles geworden, sagt der Apostel, um alle zu
gewinnen.
2970
Denn auch die gttliche Gnade strmt wie ein Regen auf
<s 134> Gerechte und Ungerechte herab.
2971
8. Oder gehrt Gott etwa nur den Juden? Nicht auch den Heiden?
Freilich auch den Heiden, da es ja nur einen einzigen Gott gibt,
2972
ruft
der edle Apostel.
2961Eleanthes Fr. 77C v. 'rnim.
2962:'F /. 733 'des/. 72=.
2963?>>li QSirR B4,2B
29640rov 23,28.
2965Aie der Satz nach dem ?m/edo>lessatz zeigt, fa :lemens den !ativ (%%%) nicht als von (%%%) a#hngig auf, sondern
#ezieht ihn auf (%%%) zur(c> als ?rgnzung zu dem Su#&e>t von (%%%), so da der Sinn ist) als LeuteQnR, die recht
ha#en (oder recht ha#en "ollen), nicht zu glau#en. ?m/edo>les sel#st a#er "ollte sagen, da die Schlechten Leuten,
die recht ha#en, nicht glau#en "ollen. -u der Bedeutung von (%%%) \recht ha#en] vgl. 0laton, 0haidros /. B4B B (%%%)
2966?m/edo>les Fr. 7 !iels.
2967Vgl. Strom. V 23,B.
29680rov B6,7.
2969Vgl. 2Eor 2,BB.
2970Vgl. e#d. C,BB.
2971Vgl. 5t 7,87.
2972G@m 3,BC.
395
IV. Kapitel
19.
1. Aber da sie weder, wie es recht wre, dem Guten noch der Erkenntnis
zu ihrem Heile glauben wollen, so wollen wir selbst mit ihnen in der
Weise verhandeln, wie sie es ihrem Wesen nach zu hren vermgen; denn
ihre Gedanken halten wir, weil alles Gott gehrt,
2973
fr unser Eigentum,
und zwar vor allem, weil das, was bei den Griechen schn und gut ist, von
uns stammt. Denn was verstndig oder gerecht ist, das stellt dieser groe
Haufe nicht nach der Wahrheit, sondern nach dem fest,
2974
was ihm
Freude macht.
2. Er freut sich aber wohl an nichts anderem mehr als an dem ihm
hnlichen. Denn alles, was noch blind und taub ist, was kein Verstndnis
und keine unerschrockene und scharflickende Sehkraft einer
schaufreudigen
2975
Seele hat (eine Sehkraft, die der Heiland allein
verleiht
2976
) alles, was wie bei den Mysterien uneingeweiht
2977
und bei den
Reigentnzen der Regeln unkundig, was noch nicht rein und der heiligen
Wahrheit noch nicht wrdig, sondern unharmonisch und ungeordnet
und an den Stof gebunden ist, all das mu sich noch auerhalb des
gttlichen Reigens stellen.
2978
3. Denn nach Geistlichem beurteilen wir Geistliches.
2979
Deshalb ist die
die Geheimnisse verhllende Art der Unterweisung wahrhaft gttlich
und wegen der im Heiligtum der Wahrheit aufewahrten, geradezu
heiligen Lehre fr uns ganz unentbehrlich. Auf diese geheimnisvolle
Darbietung wiesen die gypter durch die bei ihnen sich ndenden
sogenannten geweihten und unzugnglichen Rume, die Hebrer aber
durch den Tempelvorhang
2980
hin.
4. Durch ihn den Tempel zu betreten, war bei ihnen nur den zu Priestern
Geweihten erlaubt, das <s 135> heit denen, die sich Gott zum Opfer
dargebracht haben und wegen ihrer ausschlielichen Liebe zu Gott in
ihren leidenschaftlichen Begierden beschnitten waren.
2981
Denn es ist, wie
das auch Platons Ansicht
2982
war, nicht gestattet, da ein Unreiner Reines
berhre.
2973Vgl. 0rotr. 2BB,3 mit 'nm.
2974Vgl. den 3. und 8. Vers in dem Eleanthes#ruchst(c> Strom. V 24,6.
2975Vgl. 0laton, Staat V /. 847 ?.
2976Vgl. e#d. V1 /. 72= :.
2977Vgl. e#d., 0haidon /. 6C :.
2978Vgl. e#d., 0haidros /. B84 '.
2979Vgl. 2Eor B,23.
2980Vgl. He#r C,3 ff.
2981Vgl. Eol B,22; 3,7.
2982Vgl. 0laton, 0haidon /. 64 B.
396
20.
1. Deshalb werden die Weissagungen und die Orakelsprche in
Rtselworten verkndet und die Geheimweihen nicht ohne weiteres den
ersten besten gezeigt, sondern nur in Verbindung mit bestimmten
Reinigungen und vorhergehenden Belehrungen.
2. Da war ja die Muse noch nicht geldgierig, nicht Lohndienerin,
Wurden nicht Terpsichores se, honigklingende Lieder verkauft,
Whrend jetzt fr Geld nur ihre lieblichen Tne erschallen.
2983
3.
2984
So erlernen diejenigen, die bei den gyptern unterrichtet werden,
zuerst von allem die Verwendungsart der <s 136> gyptischen Schrift, die
den Namen Briefschrift fhrt, als zweite sodann die hieratische, die von
den heiligen Schreibern angewendet wird, zuletzt und am Schlu die
Hieroglyphenschrift, die teils mit den Buchstaben
2985
etwas wirklich
benennt, teils sinnbildlich ist. Von der sinnbildlichen Schrift gibt es drei
Arten: Die eine bezeichnet etwas unmittelbar, indem sie seine Form im
Bilde wiedergibt, die andere wird in der Weise geschrieben, da ein
Zeichen auf ein anderes Gebiet bertragen wird, die dritte, in der alles nur
sinnbildliche Bedeutung hat, gibt gewissermaen Rtsel auf.
4. Wenn sie z.B. das Wort Sonne schreiben wollen, machen sie einen
Kreis, und fr das Wort Mond machen sie eine mondhnliche Figur;
das ist die Schreibweise, die etwas unmittelbar bezeichnet.
5. bertragung aber ist es, wenn sie ein Schriftzeichen auf ein anderes
verwandtes Gebiet berfhren und bertragen oder auch vertauschen
oder in mannigfacher Weise umgestalten und so schreiben.
21.
1. So verzeichnen sie z.B. durch Reliefilder die Lobsprche auf ihre
Knige, indem sie dieselben durch die von Gttern handelnden Sagen
berliefern.
2. Ein Beispiel fr die dritte Art, die mit Rtseln arbeitet, soll folgendes
sein. Die brigen Gestirne stellen sich nmlich wegen ihres gewundenen
29830indaros, 1sthmien B,7D=.
2984!ie sehr viel #ehandelte und sehr verschieden er>lrte Stelle (#er die Hierogl./hen ist ("ie die (#rigen ;achrichten
des :lemens (#er Lg./ten) am eingehendsten erlutert von '. !ei#er, :lement dP'le%andrie et lP?g./t. 5emoires
/u#lies /ar les mem#res de lP1nstitut Francais dP'rcheologie Hriental du :aire. <. Le :aire 2C38, S. 23D3B. Hier >ann
nur das f(r das Verstndnis Aichtigste angege#en "erden. !ie an erster Stelle genannte Schriftart, die Briefschrift, ist
die !emotische oder Vol>sschrift der Lg./ter, f(r die -"ec>e des ge"@hnlichen Le#ens #estimmt; sie ist die &(ngste
Schriftform und ist durch '#>(rzungen, Ligaturen und -usammenziehungen aus der hieratischen Schrift entstanden,
#eruht a#er "ie diese letzten ?ndes auf der eigentlichen Hierogl./henschrift. !ie hieratische Schrift diente vor allem
dem Schrei#en religi@ser $e%te auf 0a/.rus; hierf(r "urden die Formen der hierogl./hischen Schrift so umgestaltet,
da ein schnelles, fl(chtiges Schrei#en m@glich "ar. !ie rein al/ha#etischen -eichen, von denen #ei der ersten 'rt der
eigentlichen hierogl./hischen Schrift die Gede ist, B7 an der -ahl, sind aus einer lteren Bilderschrift ent"ic>elt;
ne#en ihnen ga# es a#er auch noch Sil#enzeichen und !eterminative (!eutzeichen), die >einen Laut"ert hatten,
sondern nur dazu dienten, anzuzeigen, in "elchem Sinn ein mehrdeutiges Sinn#ild aufzufassen sei; diese "aren
#esonders #ei der z"eiten von :lemens genannten Form n@tig, #ei der sinn#ildliche -eichen auf andere +e#iete
(#ertragen "urden, als die&enigen "aren, aus denen sie stammten. Fehlten solche !eutzeichen, so "ar man in der $at
vor eine *Gtselschrift, gestellt. -u den verschiedenen g./tischen Schriftarten vgl. &etzt Fr. A. von Bissing, !ie
Schrift der Lg./ter, in A. Httos Hand#uch der 'ltertums"issenschaft, V1. '#t. M#er die *nigmatische Schrift, vgl.
auch die dort S. 28= 'nm. 2 angef(hrte Schrift von !rioton.
2985!er 'usdruc> (%%%) #edeutet hier einfach *Buchsta#en,; vgl. G. Le/sius, Ghein. 5us. 8 (2=36) S. 28BD28=.
397
Laufes bildlich durch Schlangenkrper dar,
2986
die Sonne aber durch den
Mistkfer, weil er aus Rindermist eine Kugel formt und sie vor sich her
rollt.
2987
3. Man sagt aber auch, da dieses Tier sechs Monate unter der Erde und
die andere Hlfte des Jahres auf der Erde zubringe und seinen Samen in
die Kugel ergiee und so <s 137> Junge erzeuge und da es bei den
Mistkfern keine Weibchen gebe.
2988
4. Man kann also sagen, da alle diejenigen, die sich um die Erkenntnis
der Gottheit bemhten, Barbaren sowohl als auch Griechen, die
Grundlehren ber die Dinge geheimhielten und die Wahrheit durch
Rtsel und Sinnbilder und Allegorien und Gleichnisse und andere
derartige bertragungen berlieferten, wie es bei den Griechen auch die
Orakel tun und der Pythische Apollon den Namen Loxias (der
Zweideutige) trgt.
22.
1. Indessen geben auch die Aussprche der sogenannten griechischen
Weisen mit wenigen Worten wichtigere Lehren kund; so bedeutet z.B.
der Satz Spare die Zeit! entweder, da man, weil das Leben kurz ist,
2989
diese Zeit nicht vergeuden soll,
2990
oder im Gegensatz dazu, da man seine
gewhnlichen Ausgaben einschrnken soll, damit es dir, so heit es, auch
wenn du viele Jahre lebst, nicht am Ntigen fehle.
23.
1. Ebenso hat auch der Satz Erkenne dich selbst! viele Bedeutungen,
sowohl Du bist sterblich! als auch Du bist als Mensch geboren
2991
und
ferner Verglichen mit den brigen Vorzgen des Lebens (er meint
2992
einen Berhmten oder einen Reichen) bist du vllig unbedeutend oder
umgekehrt Wenn du Reichtum und Ruhm besitzest, so kannst du dich
nur eines vergnglichen Vorzugs rhmen und Erkenne, so mahnt der
Satz, wozu du geboren bist und wessen Abbild du bist und was dein
Wesen ist und woraus du gemacht bist und welche Beziehung du zur
Gottheit hast! und hnliche Mahnungen wie diese.
2. Es sagt aber der Geist auch durch den Propheten Jesaias: Ich werde
dir geheimnisvolle, verborgene Schtze geben.
2993
Ein Schatz Gottes und
unerschpicher Reichtum ist aber die schwer zu erringende Weisheit.
2994
2986Vgl. F. Boll, S/haera S. 24B.
2987Vgl. Hora/ollon, Hierogl. 1 23; 0or/h.rios #ei ?use#ios, 0rae/. ?vang. 111 8,23. M#er den unter dem ;amen
S>ara#us #e>annten 5ist>fer ('teuchus Sacer) vgl. z.B. 0ie/er #ei 0aul.DAisso"a 111 ' 884 ff. und '.?. Aallis
Budge, $he 5umm., B. 'ufl. :am#ridge 2CB7 S. B42DB=C.
2988Vgl. 0lut. 5oral. /. 3=2 '.
2989Vgl. Hi//o>rates, '/horismen 2.
2990Vgl. 0hilon, !e vita contem/l. 26.
2991Vgl. den 'nfang des B. Verses des $ragi>er#ruchst(c>s Strom. 111 BB,8.
2992?s ist "ohl (%%%) zu lesen.
29939es 87,3.
2994Vgl. L> 2B,33; ?>>li 33,BB (Vulgata); 0aid. 111 =4,3.
398
24.
1. Aber auch die Dichter, die durch diese Propheten in der Kenntnis von
Gott unterwiesen sind, lehren ihre Weisheit oft durch Gleichnisrede; ich
denke an Orpheus, <s 138> Linos, Musaios, Homeros, Hesiodos und die
Weisen dieser Art.
2. Der Menge gegenber aber haben sie als Verhllung die die Hrer
ergtzende dichterische Darstellungsform.
2995
Und alle Trume und
Sinnbilder sind fr die Menschen nur undeutlich, nicht infolge von
Migunst (denn es wre nicht recht, sich Gott als von einer solchen
Regung erfllt vorzustellen),
2996
sondern damit das Suchen sich bemhe,
in den Sinn des Rtselhaften einzudringen und so zum Finden der
Wahrheit emporzusteigen.
3. Dementsprechend sagt auch der Tragdiendichter Sophokles an einer
Stelle:
Und solcher Art ist Gott, das wei ich ganz gewi:
Fr Weise ist voll Rtsel stets sein gttlich Wort,
Fr Schwache schlicht und lehrt mit wenig Worten viel.
2997
Dabei verwendet er das Wort (xxx) (schlecht, schlicht, gering) in der
Bedeutung von (xxx) (einfach).
25.
1. Nun steht in den Psalmen geschrieben, da geradezu unsere ganze
schriftliche Ofenbarung in Gleichnisform verfat sei: Hret, mein Volk,
mein Gesetz! Neiget euer Ohr zu den Worten meines Mundes! Ich will in
Gleichnissen meinen Mund fnen; ich will in Rtselworten sprechen von
Anfang an.
2998
2. Und der trefiche Apostel sagt das gleiche ungefhr so: Weisheit aber
verkndigen wir unter den Gereiften, aber nicht die Weisheit dieser Welt
oder die der Mchtigen dieser Welt, die zunichte werden; vielmehr
verkndigen wir in Form eines Geheimnisses die verborgene Weisheit
Gottes, die Gott vor aller Zeit zu unserer Verherrlichung vorherbestimmt
hat; diese Weisheit hat keiner der Mchtigen dieser Welt erkannt; denn
wenn sie sie erkannt htten, dann htten sie den Herrn der Herrlichkeit
nicht gekreuzigt.
2999
3. Die Philosophen erhielten aber nicht die Mglichkeit, die Erscheinung
des Herrn zu verspotten; so bleibt nur die Mglichkeit brig, da der
Apostel den Dnkel der jdischen Weisen tadelt.
2995Vgl. 0laton, 0rotagoras /. 326 !.
2996Vgl. e#d., 0haidros /. B84 '; $imaios /. BC ?; 'ristoteles, 5eta/h. /. C=3 a B.
2997So/ho>les Fr. inc. 438.
29980s 44,2 f. Qrecte 4=, 2 fR.
29992Eor B,6D=.
399
4. Deshalb fhrt er auch fort: Vielmehr wir verknden,
3000
wie
geschrieben steht, sagt er, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehrt
hat und in keines Menschen Denken gekommen ist, was Gott denen
bereitet hat, die ihn lieben. Denn uns hat es Gott durch seinen Geist
geofenbart. Denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.
3001
5. Denn der Apostel wei, da geistig und erkenntniserfllt der Schler
des von Gott geschenkten Heiligen Geistes ist,
3002
der der Geist Christi
ist.
3003
Ein natrlicher Mensch nimmt aber nicht auf, was vom Geiste
kommt; denn es ist ihm eine Torheit.
3004
26.
1. Darum nennt der Apostel den gewhnlichen Glauben zum Unterschied
von der gnostischen Vollendung bald Grundlage,
3005
bald Milch, indem er
folgenderweise schreibt: Brder, ich konnte zu euch nicht wie zu
Geistmenschen reden, sondern wie zu Fleischlichen, wie zu Unmndigen
in Christus. Milch gab ich euch zu trinken, nicht feste Speise; denn ihr
konntet sie noch nicht vertragen; denn ihr seid noch eischlich; denn
solange unter euch noch Eifersucht und Streit herrschen, seid ihr da nicht
eischlich und wandelt ihr da nicht nach Menschenart?
3006
2. Das sind Dinge, wie sie die sndigen Menschen sich whlen; wer aber
sich von diesen Dingen freigemacht hat, dessen Gedanken sind auf das
Gttliche gerichtet, und er erhlt Anteil an der Speise, die der Erkenntnis
entspricht.
3. Nach der mir verliehenen Gnade, sagt er, habe ich wie ein
geschickter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf
Gold und Silber, kostbare Steine.
3007
4. Das sind die der Erkenntnis entsprechenden Aufauten auf der
Grundlage des Glaubens an Jesus Christus; Stroh ist aber das, womit
die Irrlehren darauf weiterbauen, und Holz und Heu.
3008
Welcher
Art aber das Werk eines jeden ist, das wird das Feuer ofenbaren.
3009
5. Von dem erkenntnismigen Bau spricht er Apostel auch in dem Brief
an die Rmer andeutungsweise: Denn ich sehne mich darnach, euch zu
sehen, damit ich euch irgendeine geistliche Gabe mitteilen kann, um euch
zu festigen.
3010
Es war aber nicht mglich, solche Gnadengaben ganz
ofen in einem Briefe mitzuteilen.
3011
3000Vgl. z.B. e#d. 2,B3; 27,22.
30012Eor B,C f.
3002Sacra 0ar. B8C Holl.
3003Vgl. 2Eor B,27.2B.26.
3004?#d. B,28.
3005Vgl. 2Eor 3,23D2B
3006?#d. 3,2D3.
3007Vgl. e#d. 3,23.2B.
3008Vgl. e#d. 3,2B.
3009?#d. 3,23.
3010G@m 2,22.
3011-u Strom. B6,8.7 vgl. Strom. V1 27B,2.
400
V. Kapitel
27.
<s 140> 1.
3012
So hngen auch die sinnbildlichen Weisungen (die
Symbole)
3013
des Pythagoras in ganz geheimnisvoller Weise von der
barbarischen Philosophie ab. Der Samier mahnt z.B. keine Schwalbe im
Hause zu haben,
3014
das heit, man solle keinen geschwtzigen und
klatschschtigen und im Reden vorschnellen Menschen,
3015
der das, was
ihm mitgeteilt wird, nicht bei sich behalten kann, in sein Haus
aufnehmen.
2. Denn die Schwalbe und Turteltaube und die Feldsperlinge kennen die
Zeiten ihres Kommens,
3016
sagt die Schrift, und man soll mit der
Geschwtzigkeit nie zusammenwohnen.
3. Indessen wird die Turteltaube wegen ihres Gurrens, mit dem sie auf
die undankbare belrede der Unzufriedenheit hinweist, mit Recht aus
dem Hause verbannt.
Da ihr mir nicht vorgurret, von hier und von dort mich
umdrngend!
3017
4. Die Schwalbe aber, die
3018
an die Sage von Pandion erinnert,
3019
verdient
es, da wir sie mit Abscheu von uns fernhalten wegen der von ihr
erzhlten Leidenschaften, infolge deren Tereus das eine erlitten, das
andere auch <s 141> verbt hat, wie uns berichtet ist.
3020
Sie verfolgt aber
auch die sangesfrohen Grillen;
3021
darum wird mit Recht der Verfolger des
Wortes verstoen.
5. Bei Hera, der Szepterbewehrten, die vom Olymp herabblickt,
Treu bewahrt ist bei meiner Zunge die Mitteilung,
3022
sagt die Dichtung.
6. Und Aischylos sagt:
Es liegt zur Sicherheit ein Schlo auf meinem Mund.
3023
7. Ferner ordnete Pythagoras an, man solle, wenn man einen Topf vom
Feuer genommen habe, den Abdruck (xxx) in der Asche nicht belassen,
sondern ihn verwischen und man solle beim Aufstehen vom Lager das
Bett aufschtteln.
3024
3012-u den '#schnitt (#er die /.thagoreischen S.m#ole B4,2 T 32,B vgl. 0lut. 5oral. /. 4B4 B ff.; 0or/h.rios, Vita 0.th.
8B; 1am#l. 0rotr. B2; !iog. Laert. V111 24 ff.; :. H@l>, !e acusmatis sive s.m#olis 0.thagoreicis, !iss. Eiel 2=C8.
3013!ie ge"@hnlich als '>usmata #ezeichneten Lehren der 0.thagoreer hieen (%%%), "eil man sie als -eichen geheimer
und m.stischer Aeisheit ansah, die nur durch >unstvolle 'uslegung er>annt "erden >onnte; vlg. H@l> a.a.H. S. 24 f.
30140.thagoras, S.m#. 4 5ullach F0+ 1 /. 737.
3015Vgl. 0lut. 5oral. /. 4B4 !.
30169er =,4.
3017Hom. 1l. C,322.
30181ch (#ersetze die (#erlieferte Lesart ((%%%) statt(%%%)).
30190andion verheiratete seine $ochter 0ro>ne an $ereus; dieser verf(hrte deren Sch"ester 0hilomele und schnitt ihr die
-unge aus; als 0ro>ne dies erfuhr, schlachtete sie ihren und des $ereus Sohn 1t.s und setzte die +lieder ge>ocht dem
Vater vor. 'lle drei "urden ver"andelt, $ereus und den Aiedeho/f, 0ro>ne nach der ge"@hnlichen Sage in die
;achtigall und 0hilomele in die Sch"al#e. '#er #ei :lemens und #ei 0lutarchos liegt die andere, auch sonst
vor>ommende (z.B. #ei H.ginos, Fa#. 87) Sagenform zugrunde, "onach 0ro>ne in die Sch"al#e und 0hilomene in
die ;achtigall ver"andelt "urde.
3020Vgl. 0lut. 5oral. /. 4B4 !.
3021Vgl. e#d. / 4B4 F; 0rotr. 2,B.
30220L+ 'des/. =4 Berg>; 23 !iehl ('nthol. l.r. 11 32C).
3023'ischilos Fr. incert. 326.
30240.thagoras, Sam#. 23,33 5ullach F0! 1 /. 737 f.
401
8. Damit deutete er an, da man nicht nur den Dnkel (xxx)
3025
beseitigen msse, sondern auch, da man vom Zorn auch keine Spur
zurcklassen drfe, vielmehr ihn, wenn er aufgehrt habe aufzubrausen,
zur Ruhe bringen, und da man alles Nachtragen des Bsen in sich
austilgen msse.
3026
9. Die Sonne soll ber eurem Zorn, sagt die Schrift, nicht
untergehen.
3027
Und derjenige, der sagte: Du sollst nicht begehren!,
3028
wollte alle Unvershnlichkeit austilgen.
10. Denn der Zorn wird als das begehrliche Streben einer sonst sanften
Seele erfunden, da er vor allem in unvernnftiger Weise nach Rache
begehrt.
3029
28.
1. Im gleichen Sinn wird auch die Mahnung gegeben, da man das Bett
aufschtteln soll, da man sich nmlich am Tage nicht an einen
unkeuschen Traum oder berhaupt an den Schlaf, aber auch nicht an die
in der Nacht genossene Lust mehr erinnern soll.
3030
2. Vielleicht wollte er damit auch andeuten, da man trbe
Vorstellungsbilder durch das Licht der Wahrheit verscheuchen msse.
Zrnet und sndiget nicht!
3031
sagt David, womit er lehrt, da man
seiner Vorstellung nicht nachgeben und das zornige Verlangen nicht
durch Hinzufgen der Tat verwirklichen <s 142> drfe.
3. Eine andere sinnbildliche Weisung ist, da man auf dem Lande nicht
schifahren soll;
3032
sie bedeutet aber, da die Zlle und die hnlichen
Einnahmen unsicher und unbestndig sind und man sie deswegen
vermeiden soll. Deshalb sagt das Gotteswort, da die Zllner schwerlich
wrden gerettet werden.
3033
4. Ferner rt Pythagoras wieder, keinen Ring zu tragen und auf die
Siegelringe keine Gtterbilder eingraben zu lassen,
3034
in der gleichen
Weise, wie Moses schon lange zuvor ausdrcklich das Gebot gab, da
man kein geschnitztes oder gegossenes oder geformtes oder gemaltes
Bildnis oder Abbild anfertigen solle,
3035
damit wir unsere Aufmerksamkeit
nicht den Sinnendingen zuwenden, sondern uns um das Geistige
kmmern.
5. Denn die Erhabenheit der Gottheit wird herabgewrdigt, wenn man
sich daran gewhnt, sie ohne Schwierigkeit ansehen zu knnen; und das
3025?s ist offen#ar das Aorts/iel (%%%) und (%%%) #ea#sichtigt.
3026Vgl. 0lut. 5oral. /. 4B= B.
3027?/h. 8,B6.
3028?% B3,24.
3029?s liegt hier "ohl eine stoische !efinition vor.
3030Vgl. 0Klut. 5oral. /. 4B= :.
30310s 8,7.
30320.thagoras, S.m#. 6= 5ullach F0+ 1 /. 73=. !ieses S.m#ol ist sonst nirgends erhalten. Aegen der 'usdr(c>e (%%%)
und (%%%) ha#en +a#rielsson und Fr(chtel vermutet, da :lemens nicht (%%%), sondern (%%%) gelesen ha#e; a#er da#ei
"re (%%%) nicht verstndlich, und die 'usr(c>e (%%%) und (%%%) /assen #esser zur Schiffahrt als zum -oll"esen; es
daher nur an ein Aorts/iel von (%%%) und (%%%) zu den>en.
3033Vgl. 5t 2C,B3; 5> 23,B3; L> 2=,B8.
30340.thagoras, S.m#. B4.B= 5ullach F0+ 1 /. 736; vgl. 0lut. S.m/. 1V 0ro#l. 1<.
3035Vgl. ?% B3,8; Lev B6,2; !tn 8,27D24.
402
geistige Wesen in irdischem Stof zu verehren, bedeutet, da man es
durch die sinnliche Wahrnehmung entehrt.
6. Deshalb haben auch die weisesten von den gyptischen Priestern
bestimmt, da das Heiligtum der Athene
3036
ohne Dach sein solle, indem
sie wie die Hebrer den Tempel ohne Kultbild erbauten.
3037
Manche
verehren aber auch die Gottheit, indem sie eine Nachbildung des
Himmels einschlielich der Sterne anfertigen und sie anbeten.
3038
29.
1. Da indessen die Schrift sagt: Lasset uns einen Menschen machen nach
unserem Bild und unserer hnlichkeit!,
3039
halte ich es fr richtig, auch
das gleichbedeutende Wort des Pythagoreers Eurysos anzufhren. In <s
143> seiner Schrift ber das Schicksal erzhlte er, der Schpfer habe
den Menschen geschafen, indem er sich selbst als Vorbild dazu
genommen habe, und dann fgte er hinzu:
2. Die Leibeshtte ist dem brigen hnlich, da sie aus dem gleichen Stof
entstanden, aber von dem vortrefichsten Knstler angefertigt ist, der sie
kunstvoll bildete, indem er sich selbst zum Muster nahm.
3040
3. Und berhaupt lernten Pythagoras und seine Schler samt Platon am
meisten von allen Philosophen viel von dem Gesetzgeber (Moses) wie
man aus ihren Lehren selbst schlieen kann.
4. Und indem sie gewissermaen der richtigen Seherstimme ihres
Inneren
3041
folgten, stimmten sie nicht ohne Gottes Hilfe in manchem
mit Worten der Propheten berein; indem sie die Wahrheit nach ihren
Teilen und Arten untersuchten, ehrten sie dieselbe mit Bezeichnungen,
denen es nicht an Klarheit fehlte und die sich von der richtigen Erfassung
der Dinge nicht entfernten, da sie eine Ahnung von dem mit der
Wahrheit Verwandten gewonnen hatten.
5. Daher gleicht die griechische Philosophie dem mit Hilfe eines Dochtes
brennenden Licht, das die Menschen anznden,
Das Licht geschickt sich stehlend von der Sonne Licht.
3042
6. Nachdem aber das Wort Gottes gepredigt worden war, strahlte jenes
heilige Licht
3043
in seinem vollen Glanze auf. Daher ist bei Nacht das
gestohlene Licht im Hause ganz ntzlich, bei Tage aber wird das Feuer
berstrahlt, und die ganze Nacht wird durch die so gewaltige Sonne des
geistigen Lichtes erleuchtet.
3044
3036!ie g./tische +@ttin 1sis "urde mit 'thene gleichgestellt; vgl. z.B. 0lut. 5oral. /. 378 :; 346 '.
3037Vgl. Luc. !er dea S.rie B, "o gesagt ist, da in alter -eit auch #nei den Lg./tern die $em/el ohne +@tter#ilder
"aren.
3038Vgl. 0or/h.rios, !e antr. n.m/h. 6.
3039+en 2,B6.
3040?ur.sos Fr. 2 5ullach F0+ 11 /. 22B.
3041Vgl. 0laton, +esetze V11 /. 4CB !.
3042:'F 111 /. 8=3 'des/. 3C7.
3043Vgl. 9oh 2,C.
3044Vgl. e#d.
403
30.
1. Auerdem hat Pythagoras das, was Moses ber die Gerechtigkeit
gesagt hat, kurz in dem einen Wort zusammengefat, man solle nicht
ber den Waagebalken hinausgehen,
3045
das heit, man solle bei
Verteilungen nicht gegen die Gleichheit verstoen, vielmehr die <s 144>
Gerechtigkeit ehren,
2. die den Freund mit Freunden stets
Und Staat mit Staaten, Kmpfer mit Mitkmpfern eint;
Denn Gleichheit ist es, was das Recht bei Menschen schaft;
Dem Mehr jedoch erhebt sich immer als ein Feind
Das Weniger, und schnell beginnt es bittern Streit,
3046
wie der Dichter sich so fein ausdrckt.
3. Deshalb sagt der Herr: Nehmt mein Joch auf euch; denn es ist gut und
drckt nicht.
3047
Und als sich seine Jnger ber den Vorrang stritten, legt
er ihnen zugleich mit der Mahnung zur Einfalt
3048
die Gleichheit ans Herz,
indem er sagte, sie mten wie die Kinder werden.
3049
4. Ebenso schreibt auch der Apostel, da in Christus keiner Sklave oder
Freier, Grieche oder Jude sei;
3050
denn neu ist die Schpfung in Christus,
die frei von Streitsucht und von Habgier und eine gerechte Gleichheit ist.
5. Denn Neid bleibt auerhalb des gttlichen Reigens,
3051
ebenso wie
auch Eifersucht
3052
und Traurigkeit. Infolgedessen verbieten auch die
Geheimlehrer (die Mysten) das Herz zu essen,
3053
womit sie lehren
wollen, da man nicht mit Schwermut und Jammern ber die
unerwnschten Vorflle sein Herz bekmmern und sich in Gram
verzehren soll. Denn unselig ist jedenfalls jener, von dem auch Homeros
sagt, da er einsam umherirre und sich in Gram verzehre.
3054
31.
1. Ein anderes Beispiel (fr die Entlehnungen aus der Heiligen Schrift) ist
folgendes: Das Evangelium und die Apostel ebenso wie alle Propheten
stellen zweierlei Weg vor Augen und nennen den einen, den durch die
Gebote und Verbote eingeengten, eng und schmal, den
entgegengesetzten aber, der zum Verderben fhrt, breit und bequem,
3055
da er die Lste und die Leidenschaft nicht hindert, und sie sagen:
Glckselig der Mann, der nicht im Rat der Gottlosen wandelt und nicht
auf den Weg der Snder <s 145> tritt.
3056
30450.thagoras, S.m#. B 5ullach F0+ 1 /. 738; vgl. Strom. 11 4C,B.
3046?uri/ides, 0hoinissen 736D783.
30475t 22,BC f. 1m +riechischen steht das gleiche Aort f(r Aaage#al>en und 9och.
3048Vgl. 0aid. 1 2B,8.
3049Vgl. 5t 2=,3.
3050Vgl. +al 3,B=.
30510laton, 0haidros /. B84 '; vgl. 0hilon, Sod omn. /ro#. li#. 23.
3052Vgl. +al 7,B3 f.
30530.thagoras, S.m#. 8 5ullach F0+ 1 /. 738.
3054Vgl. Hom. 1l. 6,B32 f.
3055Vgl. 5t 4,23 f.; L> 23,B8.
30560s 2,2.
404
2. Hiervon ist sowohl die Erzhlung des Prodikos von Keos ber die
Tugend und das Laster
3057
abhngig als auch Pythagoras, der sich nicht
scheut zu verbieten, auf den Heerstraen zu gehen,
3058
womit er
anordnet, da man den Meinungen der Masse nicht folgen drfe, da sie
verworren und widerspruchsvoll seien.
3059
3. Aristokritos aber erwhnt in dem ersten Buch seiner Schrift Gegen
die Ansichten des Herakleodoros einen Brief mit folgendem Wortlaut:
Der Skythenknig Atoias an das Volk von Byzanz. Schdigt meine
Einknfte nicht, damit nicht meine Pferde euer Wasser tinken!
3060
Sinnbildlich kndigte der Barbar auf diese Weise den ihnen drohenden
Krieg an.
4. hnlich lt auch der Dichter Euphorion den Nestor sagen:
Die wir noch nicht im Simoeis trnkten achaiische Stuten.
3061
5. Deshalb stellen auch die gypter vor den Tempeln die Sphinxbilder
auf, um damit anzudeuten, da die Lehre von Gott voller Rtsel und
schwer verstndlich sei, vielleicht aber auch um anzuzeigen, da man die
Gottheit lieben und frchten mu,
3062
und zwar lieben, weil sie gegen die
Frommen mild und gtig ist, frchten aber, weil sie gegen die Gottlosen
unerbittlich gerecht ist; denn die Sphinx weist auf das Bild eines wilden
Tieres und auf das eines Menschen hin.
VI. Kapitel
32.
1. Es wre nun zu weitlug, wenn wir alle Bcher der Propheten und des
Gesetzes durchgehen und das in Rtselform Gesagte heraussuchen
wollten. Denn fast die ganze Heilige Schrift gibt in dieser Weise ihre
gttliche Ofenbarung. Es gengt aber, meine ich, die Vorfhrung einiger
weniger Beispiele, um dem, der Verstand besitzt,
3063
die aufgestellte
Behauptung zu beweisen.
2. So ist ein <s 146> Zeugnis fr die verborgene Darstellung die bei den
Hebrern berlieferte Anschauung, da die sieben Ringmauern um den
alten Tempel eine besondere Bedeutung hatten, ferner der kunstvolle
Schmuck des Leibrockes,
3064
der durch mannigfache, auf die
Himmelserscheinungen zu deutende Sinnbilder auf den vom Himmel bis
zur Erde reichenden Bund hinweist.
3065
3057Vgl. 0rodi>os Fr. B !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 323, 8; <eno/hon, 5emor. 11 2,B2D38; :ic. !e off. 1 3B,22=.
30580.thagoras, S.m#. 28 5ullach F0+ 1 /. 737.
3059Vgl. 0hilon, Suod. omn. /ro#. li#. B.
3060'risto>ritos Fr. 8 FH+ 1V /. 336.
3061?u/horion Fr. 47 5eine>e.
3062Vgl. z.B. !tn 23,BB; 22,2.
3063Vgl. ?uri/(ides Fr. C3C,7 (Strom. 1V 2B6,8).
3064Vgl. ?% B=,8 ff.
3065:lemens unterscheidet hier und s/ter z"ischen der !ec>e ((%%%)), die das Heilige vom Vorhof trennt (vgl. ?%
B4,26), und dem Vorhang ((%%%), "ie nur 'Uuila zu ?% 32,3 Q36,37R hat, oder (%%%), der ge"@hnlichen Form der
Se/uaginta), der das Heilige vom 'llerheiligsten trennt (vgl. ?% B6,32).
405
3. Ferner waren die Decke und der Vorhang aus Hyazinth und Purpur
und Scharlach und Leinen buntgewebt.
3066
Dies wies aber, wie die Natur
der Elemente schlieen lt,
3067
auf die Ofenbarung Gottes hin. Denn aus
dem Wasser stammt der Purpur, das Leinen aus der Erde, die
Hyazinthfarbe gleicht, weil sie dunkel ist, der Luft, ebenso wie der
Scharlach dem Feuer.
3068
33.
1. Mitten zwischen der Decke und dem Vorhang in dem Raum, den nur
die Priester betreten durften, stand der Rucheraltar
3069
als Sinnbild der
mitten in dieser Welt liegenden Erde, von der die Dnste aufsteigen.
2. Jener Raum liegt aber auch mitten zwischen dem Raum jenseits des
Vorhangs (dem Allerheiligsten) den nur der Hohepriester an bestimmten
Tagen betreten durfte,
3070
und dem sich auen herumziehenden Vorhof,
der allen Hebrern ofenstand. Deshalb heit es von ihm, da er genau
zwischen Himmel und Erde liege;
3071
andere jedoch sagen, er sei ein
Sinnbild der nur mit dem Geiste und der nur mit den Sinnen
wahrnehmbaren Welt.
3. Die Decke war vor den fnf Sulen ausgespannt, um dem unglubigen
Volk den Weg zu versperren und die Leute im Vorhof abzuhalten.
3072
4. Dementsprechend werden mit sehr geheimnisvoller Bedeutung fnf
Brote von dem Heiland gebrochen und reichen aus fr die Menge der
Zuhrenden.
3073
Denn zahlreich sind diejenigen, die nur auf die
Sinnendinge achten, <s 147> als gbe es nichts auer ihnen.
3074
5. Sieh dich um und achte darauf, sagt Platon, da keiner der
Uneingeweihten es mit anhre! Das sind aber diejenigen, die berzeugt
sind, ein wirkliches Sein komme nur dem zu, was sie fest mit ihren
beiden Hnden greifen knnen, die dagegen Handeln und Werden und
alles, was man nicht sehen kann, als nicht existierend ansehen.
3075
6. Denn solche Leute sind die, die sich nur an die Fnfzahl der Sinne
halten. Unzugnglich ist aber dem Gehr und den anderen Sinnen die
Wahrnehmung Gottes.
3066Vgl. ?% B6,2.32; B4,26.
30671ch setze im griechischen $e%t nach (%%%) ein Eomma.
3068Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 ==; !e congr. erud. gr. 224.
3069Vgl. ?% 33,2D23.
3070Vgl. e#d. 33,23; Lev 26,B; He#r C,4.
3071Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 232.
3072Vgl. ?% B6,36 f.
3073Vgl. 9oh 6,C.
3074Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 =2; !e o/if. 5undi 6B; !e /lant. 233; !e migr. '#r. B32.
30750laton, $heaitetos /. 277 ?. 0laton "endet sich mit diesen Aorten "ohl gegen 'ntisthenes und seine 'nhnger.
406
34.
1. Infolge dessen heit der Sohn Angesicht des Vaters,
3076
da er, das
Wort, das die Eigenart des Vaters verkndigt, durch die Fnfzahl der
Sinne Trger des Fleisches geworden ist.
2. Wenn wir im Geiste leben, so lat uns auch im Geiste wandeln!
3077
Wir wandeln im Glauben, nicht im Schauen,
3078
sagt der trefiche
Apostel.
3. Hinter der Decke bleiben die gottesdienstlichen Handlungen der
Priester verborgen, und die Decke hlt die dabei Beschftigten vllig von
denen getrennt, die drauen sind.
4. Andererseits weist der Vorhang am Eingang zum Allerheiligsten dort
sind vier Sulen
3079
auf die heilige Vierzahl der alten Bndnisse
3080
hin.
5. Das gleiche bedeutet aber auch der geheimnisvolle Name mit vier
Buchstaben, den diejenigen trugen, die allein das Heiligtum betreten
durften;
3081
der Name lautet aber Iau,
3082
was bersetzt wird mit der da ist
und der da sein wird.
3083
6. brigens besteht auch bei den Griechen das Wort (xxx) des (Gott) aus
vier Buchstaben.
7. Die geistige Welt betritt aber nur der Herr, nachdem er Hoherpriester
geworden ist, indem er durch das Leiden zur Erkenntnis des
Unaussprechlichen gelangt
3084
und <s 148> sich ber jeden Namen
erhebt,
3085
der mit der Stimme genannt werden kann.
8. Ferner war auf der Sdseite des Rucheraltars der Leuchter
aufgestellt,
3086
durch den auf die Bewegung der sieben lichtbringenden
Sterne hingedeutet ist, die ihren Umlauf im Sden machen.
9. Denn auf jeder Seite des Leuchters sind drei Arme befestigt und auf
ihnen stehen die Lichter,
3087
da ja auch die Sonne wie der Leuchter mitten
zwischen den anderen Wandelsternen ihren Platz hat und den Sternen
ber ihr und denen unter ihr gem einer Art gttlicher Harmonie
3088
von
ihrem Licht spendet.
3089
35.
1. Der goldene Leuchter hat aber noch eine andere geheimnisvolle
Bedeutung, nmlich die des Kreuzes Christi, nicht nur wegen der Gestalt,
3076Vgl. 0aid. 1 74,B mit 'nm.
3077+al 7,B7.
3078BEor 7,4.
3079Vgl. ?% B6,3B.
3080+emeint sind die vier B(ndnisse mit 'dam, ;oah, '#raham und 5oses; vgl. ?cl. /ro/h. 72,2.
3081Vgl. ?% B=,3B (36); 0hilon, !e vitas 5os. 11 228 f.
3082!ie #ei :lemens (#erlieferte Form (%%%) darf nicht gendert "erden, da diese Form der $rans>ri/tion des
he#rischen ;amens auch sonst vor>ommt; vgl. +anschinietz #ei 0aul.DAisso"a 1< 433,22 ff.
3083Vgl. ?% 3,28.
3084Vgl. He#r C,22 f.
30850hil B,C.
3086Vgl. ?% B7,33 ff.; B6,37.
3087Vgl. ?% B7,32.
3088Vgl. 0laton, Staat < /. 624 B.
3089-u 38,=.C vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 23B f.; Suaest. in +en. 11 4C.
407
sondern auch deswegen, weil dieser auf mannigfache und vielgestaltige
Weise
3090
die an ihn Glaubenden und auf ihn Hofenden und auf ihn
Schauenden durch den Dienst der zuerst geschafenen Engel in den
Bereich des Lichtes bringt.
2. Man sagt, da die sieben Augen
3091
des Herrn die sieben Geister
3092
seien, die auf dem Stabe ruhen, der aus der Wurzel Isai
3093
emporwchst.
3. Nrdlich vom Rucheraltar aber hatte der Tisch seinen Platz,
3094
auf
dem die Schaubrote lagen, weil von allen Winden die Nordwinde das
Wachstum der Frchte am meisten begnstigen.
3095
4. Die Brote bedeuten wohl die Wohnungen fr die sich zu einem Leib
und einer Gemeinschaft zusammenschlieenden Gemeinden.
3096
5. Das von der heiligen Bundeslade Erzhlte weist auf die geistige Welt
hin, die der groen Masse verborgen und verschlossen ist.
3097
6. Ferner bedeuten jene zwei goldenen Bildwerke, von denen jedes sechs
Flgel hat,
3098
entweder, wie einige meinen, die Sternbilder der beiden
Bren oder, was richtiger ist, die beiden Halbkugeln; der Name
Cherubim <s 149> aber bedeutet reiche Erkenntnis.
3099
7. Aber beide zusammen haben zwlf Flgel und deuten so durch den
Hinweis auf den Tierkreis und auf die von diesem bestimmte
Zeitrechnung die sichtbare Welt an.
36.
1. ber diese Fragen der Natur gibt, wie ich meine, auch die Tragdie
Auflrung, wenn sie sagt:
Ohne Unterla geht und in ewigem Flu,
Die Zukunft im Scho bei sich tragend, die Zeit
Und gebiert sich selbst, und das Zwillingsgestirn
Der Bren bewacht mit dem hurtigen Schwung
Seiner Flgel den Pol, den des Atlas Kraft trgt.
3100
2. Atlas kann aber der nicht leidende
3101
(d.h. keiner Bewegung
unterliegende) Pol sein oder auch die unbewegliche Himmelssphre;
vielleicht ist es aber besser, sich unter ihm die unvernderliche Ewigkeit
zu denken.
3090Vgl. He#r 2,2.
3091Vgl. Hff# 7,6; -ach 8,23.
3092Vgl. 9es 22,2 f.
3093Vgl. e#d.
3094Vgl. ?% B6,37.
3095Vgl. 0hilon, !e vita 5os 11 238.
3096Vgl. ?/h 8,8.
3097Vgl. 0hilon e#d. =B,C7.
3098Vgl. ?% B7,24; 9es 6,B; Hff# 8,=.
3099Vgl. 0hilon e#d. C4 f.; Suaest in ?%od. 11 6B.
3100!ie Verse stammen aus der $rag@die 0eirithus, die teils dem ?uri/ides (Fr. 7C8), teils, "as richtiger ist, dem Eritias
(Fr. 2= !iels, Vorsa>r. 7. 'ufl. 11 3=8,3) zugeschrie#en "urde. 5it dem 0ol ((%%%)) ist hier das n@rdliche ?nde der
Himmelsachse (der ;ord/ol) gemeint, um den sich die Stern#ilder des +roen und Eleinen Bre drehen. +anz
hnlich sagt :icero, !e nat. deor. 11 237) Hunc (0olum) circum 'rctoe duae feruntur numUuam occidentes. 'n
anderen Stellen #edeutet (%%%) ent"eder Himmelsachse oder den Himmels>reis und den Himmel sel#st. 'tlas trgt
nach anderer Vorstellung das Himmelge"@l#e.
3101!er ;ame 'tlas "urde von (%%%) /rivativum und (%%%) a#geleitet.
408
3. Ich halte es aber fr richtiger, da die Bundeslade, deren griechischer
Name (xxx) kibots von dem hebrischen Wort thebotha
3102
herkommt,
etwas anderes bedeutet. Das Wort wird bersetzt mit eines statt eines
anderen von allen Orten.
3103
Ob damit nun die Achtzahl und die geistige
Welt
3104
oder auch Gott gemeint ist, der alles in sich schliet und
gestaltlos und unsichtbar ist, das wollen wir fr jetzt dahingestellt sein
lassen. Jedenfalls bedeutet aber die Bundeslade die Ruhe <s 150>
zusammen mit den Gott lobpreisenden Geistern, auf die die Cherubim
hinweisen.
3105
4. Denn derjenige, der befahl, kein geschnitztes Bildnis zu machen,
3106
htte doch nie ein Bildnis der Heiligen (der Engel) hergestellt; und es gibt
berhaupt kein so beschafenes, zusammengesetztes und sinnlich
wahrnehmbares Lebewesen im Himmel; vielmehr ist ihr Antlitz Sinnbild
einer vernnftigen Seele, die Flgel aber sind die im Himmelsraum sich
vollziehenden Dienste und Wirkungen von rechten und zugleich linken
Mchten; die Stimme aber ist dankbarer Lobpreis in unaufrlichem
Schauen.
37.
1. Es mag gengen, die mystische Ausdeutung (der Cherubim) soweit
gehen zu lassen. Der lange Leibrock des Hohenpriesters aber ist ein
Sinnbild der sinnlich wahrnehmbaren Welt,
3107
und zwar sind Sinnbild
der sieben Planeten die fnf Edelsteine und die beiden Rubine,
3108
diese
beiden letzteren wegen des Kronos (des Planeten Saturn) und der Selene
(des Mondes); denn der eine ist mittgig und feucht und erdhaft und
schwer, der Mond aber ist luftartig. Deshalb wird der Mond von
manchen Artemis genannt, weil er gewissermaen die Luft
durchschneidet;
3109
die Luft aber ist dunkel.
2. Da die nach der gttlichen Vorsehung zu Lenkern der Planeten
gesetzten Engel bei der Entstehung des Lebens auf der Erde mitwirken,
beschreibt Moses mit Recht, da sie (d.h. die sie versinnbildlichenden
Edelsteine) auf der Brust und auf der Schulter angebracht waren; denn
durch die Schultern
3110
vollzieht sich die schpferische Tat, die erste
Woche; die Brust aber ist die Wohnsttte von Herz und Seele.
3. Es sind wohl auch in einem anderen Sinn als Sinnbilder des Heils die
bunten Steine anzusehen, von denen die einen auf den vorzglicheren, die
3102!as Aort (%%%) "ird in der Se/tuaginta so"ohl von der 'rche als auch von der Bundeslade ge#raucht; es stammt von
dem >aldischen Aort the#utha, das sel#st nichthe#rischen Irs/rungsist. !ie Bezeichnung des 'lten $estaments f(r
'rche ist the#ah, f(r Bundeslade aron.
3103!iese M#ersetzung scheint sich sonst nicht zu finden.
3104Vgl. 0hilon, Suaest in ?%od. 11 6= K $ischendorf, 0hilonea inedita, /. 273, 28 f.
3105Vgl. 9es 22,B; 6,3.
3106Vgl. ?% B3,8.
3107Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 224. 1m (#rigen "eicht :lemens hier so"ohl von ?% B= als auch von 0hilon a#. !ie
!eutung des Lei#roc>s auf die Aelt findet sich schon Aeish. 2=,B8.
3108?% B=,C ist nur von z"ei ?delsteinen die Gede.
3109M#er diese ?t.mologie von 'rtemis vgl. 0aul.DAisso"a 11 2334,B3.
3110 Vgl. unten 3=,B.8.
409
anderen auf den geringeren Teilen des ganzen zur Rettung bestimmten
Krpers angebracht sind.
4. Und <s 151> die 360 Glckchen, die an dem Leibrock hngen,
3111
bedeuten die Zeit des Jahres, ein Gnadenjahr des Herrn,
3112
das die
groe Erscheinung des Heilands predigt und mit lautem Schall
verkndet.
3113
5. Aber auch der hochragende goldene Hut deutet auf die knigliche
Macht des Herrn hin,
3114
da ja der Heiland das Haupt der Kirche
3115
ist.
38.
1. Also ist ein Zeichen der unbeschrnkten Macht der Hut, der auf dem
Haupte ist. berdies haben wir gehrt, da gesagt ist: Und das Haupt
Christi ist Gott
3116
und der Vater unseres Herrn Jesu Christi.
3117
2. Indessen besteht das Brustschild aus dem Schulterkleid, das das
Sinnbild des Wirkens ist, und aus dem Logeion (das auf das Wort, den
Logos, hinweist
3118
) und ist ein Bild des Himmels,
3119
der durch das Wort
geschafen worden ist und der <s 152> niedriger ist als das Haupt aller
Dinge Christus
3120
und der sich immer nach den gleichen Gesetzen und in
gleicher Weise bewegt.
3. Die leuchtenden Smaragdsteine auf dem Schulterkleid bedeuten nun
Sonne und Mond,
3121
die Gehilfen der Natur. Von der Schulter nimmt ja,
meine ich, die Hand ihren Anfang.
3122
4. Und die zwlf Steine, die auf der Brust in vier Reihen angeordnet
sind,
3123
malen uns den Tierkreis mit den vier Jahreszeiten vor Augen.
3124
5. Anders aufgefat mssen dem Haupt des Herrn Gesetz und Propheten
untergeordnet sein, durch die auf die Gerechten in beiden Testamenten
hingewiesen wird; denn wir tun doch wohl recht daran, wenn wir die
Apostel Propheten und zugleich Gerechte nennen, da ein und derselbe
Heilige Geist durch alle wirkt.
3125
3111 Vgl. ?% B=,BCD32 (33D37), "o a#er f(r die +l@c>chen >eine -ahl angege#en ist. 1m 0rotevangelium des 9a>o#us =,B
und #ei 9ustinus, !ialogus 8B ist als -ahl der +l@c>chen 2B angege#en; die talmudischen Scholien nennen die -ahlen
36 oder 4B. !ie von :lemens angege#ene -ahl 363 ist die -ahl des $age des 9ahres ohne die f(nf Schalttage (vgl.
!iodoros 1 23,8). -u dem Aechsel z"ischen 363 und 367 vgl. Herodotos 3,84 mit 0linius, ;at. Hist. <1< 2B.
3112 Vgl. 9es 62,B; L> 8,2C; Strom. 1 287,3.
3113 !er 'usdruc> ist mit G(c>sicht auf die t@nenden +l@c>chen ge"hlt.
3114 Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 226.232.
3115 ?/h 7,B3.
3116 Vgl. 2Eor 22,3.
3117 Vgl. z.B. G@m 27,6; BEor 22,32.
3118 Logeion oder Logion heit in der Se/tuaginta das Hra>el#rustschild des Hohen/riesters; vgl. ?% B=,27 ff. (Vulgata)
rationale iudicii). -u der !eutung auf den Logos vgl. 0hilon, Leg. alleg. 111 22C.
3119 !ie Stelle enthlt 5iverstndnisse; denn (%%%) und (%%%) sind gleich#edeutend f(r Brustschild, und #ei 0hilon (!e
vita 5os. 11 2BB.233) ist nicht das Brustschild, sondern das Schulter>leid ((%%%)) Sinn#ild des Himmels; doch ist #ei
0hilon, !e somn. 1 2B8 f. auch der ganze Lei#roc> als Sinn#ild des Himmels und das Brustschild als Bild der Sterne
#ezeichnet.
3120Vgl. 2Eor 22,3; ?/h 2,BB.
3121Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 2BB.
3122Vgl. o#en 32,B mit 'nm.; 0hilon, !e vita 5os. 11 233.
3123Vgl. ?% B=,24 ff.
3124Vgl. 0hilon, !e vita 5os. 11 2B8; !e s/ec. leg. 1 =4.
3125Vgl. 2Eor 2B,22.
410
6. Wie der Herr ber die ganze Welt erhaben ist, ja vielmehr noch
jenseits der geistigen Welt steht, so ist auch der auf dem Stirnblatt
eingegrabene Name fr wrdig geachtet, ber alle Herrschaft und
Macht
3126
erhaben zu sein; er ist aber eingegraben, um auf die
geschriebenen Gebote und auf die mit den Sinnen wahrnehmbare
Erscheinung (des Herrn)
3127
hinzuweisen.
7. Es ist aber von dem Namen Gottes die Rede, weil der Sohn wirkt, wie
er die Gte des Vaters wirken sieht,
3128
er, der Gott-Heiland genannt ist,
der Anfang
3129
des Alls, der als erster und vor der Ewigkeit als Ebenbild
des unsichtbaren Gottes entstanden ist, aber dann alles das, was nach
ihm geworden ist, gestaltet hat.
3130
39.
1. Ferner weist das Brustschild (das Logeion) auf die Weissagung, die
vermittelst des Wortes ihren lauten Ruf ertnen lt und predigt, und auf
das kommende Gericht hin, da es das gleiche Wort ist, das die
Weissagung gibt und zugleich richtet und alles einzelne scheidet.
2. Man sagt aber auch, da das Gewand, der Leibrock, eine Weissagung
auf die Heilsveranstaltung im Fleische bedeutet, durch die der Herr
unmittelbar fr die Welt sichtbar wurde.
3. Dazu stimmt auch, da der Hohepriester den <s 153> geheiligten Rock
ablegt (die Welt aber und die weltliche Schpfung ist von dem geheiligt,
der selbst zugestanden hat, da alles, was geschafen wurde, gut sei
3131
)
sich dann wscht und den anderen, den sozusagen allerheiligsten Rock
anlegt, der mit ihm in das Heiligtum hineingeht.
3132
4. Damit ist, wie mir scheint, auf den Leviten und den Gnostiker
hingewiesen, als auf den, der den brigen Priestern berlegen ist. Denn
whrend jene nur mit Wasser abgewaschen sind und sich nur den
Glauben angelegt haben und auf die ihnen bestimmte Wohnung warten,
wei er allein das Geistige von den Sinnendingen zu scheiden, steigt ber
die brigen Priester empor und eilt zu dem Eingang in die geistige
Welt.
3133
Dabei ist das Irdische von ihm nicht mehr mit Wasser
abgewaschen, in der Weise, wie er zuvor gereinigt wurde, als er in den
Stamm der Leviten eingereiht wurde,
3134
sondern nunmehr mit dem
Worte der Erkenntnis.
3126Vgl. ?/h 2,B2; 0hil B,C.
3127Vgl. unten 83,3.
3128Vgl. 9oh 7,2C.
3129Vgl. Eol 2,2=.
3130Vgl. e#d. 2,27 f.
3131Vgl. +en 2,32.
3132Vgl. Lev 26,B3 f.
3133Vgl. 0hilon, Leg alleg. 11 76; !e somn. 1 2B6.
3134Vgl. ;um =,4.
411
40.
1. Nun ist sein ganzes Herz rein, und er fhrt seinen Wandel im hchsten
Grade ganz so, wie es richtig ist; er hat sich weit ber den gewhnlichen
Priester hinaus entwickelt, kurz, er ist in Wort und Leben geheiligt
3135
und
hat den Glanz der Herrlichkeit angelegt und das geheime Erbe jenes
geistigen und vollkommenen Mannes erhalten, das kein Auge gesehen
und kein Ohr gehrt hat und in keines Menschen Denken gekommen
ist.
3136
So ist er Sohn und Freund geworden, und nunmehr erfreut er sich
von Angesicht zu Angesicht
3137
des Schauens, dessen er nie berdrssig
werden wird. Nichts ist aber damit zu vergleichen, da man das
Gotteswort selbst hrt, das durch die schriftliche Mitteilung eine tiefere
Aufassung des Sinnes ermglicht.
2. Denn es heit so: Und er (Aaron) soll das leinene Kleid ausziehen, das
er bei seinem Eintritt in das Heilige angelegt hatte, und es dort
niederlegen. Und er soll seinen Leib an heiliger Sttte mit Wasser
waschen und sein Kleid anlegen.
3138
3. Eine andere Deutung ist, da der Herr ein Gewand ablegt und ein
anderes anlegt, wenn er in die Sinnenwelt herabsteigt, und wieder eine
andere Deutung ist, da der durch ihn zum Glauben Gefhrte ein <s 154>
Gewand ablegt und, wie auch der Apostel verkndigte, das geheiligte
Gewand anlegt.
3139
4. Infolgedessen wurden nach dem Bild des Herrn aus dem geheiligten
Stamm die Bewhrtesten zu Hohenpriestern gewhlt und die zum
Knigtum und zum Prophetendienst Auserlesenen gesalbt.
3140
VII. Kapitel
41.
1. Deshalb fhrten auch die gypter nicht jeden beliebigen in ihre
Geheimweihen ein und machten das Wissen von den gttlichen Dingen
den Uneingeweihten nicht bekannt, sondern nur denen, die zur
Knigsherrschaft emporsteigen sollten, und denen von den Priestern, die
auf Grund ihrer Erziehung und Bildung und Herkunft als die
Bewhrtesten anerkannt worden waren.
2. Was die Geheimhaltung des Sinns betrift, so sind die Sinnbilder der
gypter denen der Hebrer hnlich. So zeichnen von den gyptern die
einen die Sonne auf einem Nachen, die anderen auf einem Krokodil.
3141
3135Vgl. z.B. 'ristoteles, ?th. ;ic. 1V 23 /. 22B4a B8.
31362Eor B,C.
3137?#d. 23,2B.
3138Lev 26,B3 f.
3139Vgl. BEor 7,BD8.
3140Vgl. Strom 1V 27=,2.
3141Vgl. 0or/h.rios #ei ?use#ios, 0rae/. ?vang. 111 22,8=; 0lut. 5oral. /. 368 :; 0or/h.rios, !e antr. n.m/h. 23 /.63,23
ff. ;auc>. ;ach g./tischer Vorstellung (vgl. Eurt Sethe, 'ltg./tische Verstellungen vom Lauf der Sonne,
Sitzungs#er. d. 0reu. '>ad. d. Aiss., 0hil.Dhist. El. 2CB= S. B7C ff.) fhrt der Sonnengott am $age in einer Bar>e (#er
den Himmel hin, durch"andert "hrend der ;acht das $otenreich und erhe#t sich am 5orgen "ieder aus der $iefe,
412
3. Damit wollen sie andeuten, da die Sonne, die ihren Lauf durch die
se und feuchte Luft nimmt, die Zeit erzeugt, die auf Grund irgendeiner
anderen Erzhlung der Priester sinnbildlich mit dem Krokodil gemeint
ist.
4. Ferner ist in dem gyptischen Diospolis auf dem sogenannten heiligen
Tempeltor ein Kind dargestellt als Sinnbild des Entstehens, ein Greis als
Sinnbild des Vergehens, ein Falke als Sinnbild der Gottheit, sowie ein
Fisch als Zeichen des Abscheus und wieder in einer anderen Bedeutung
ein Krokodil als Zeichen der Schamlosigkeit.
42.
1. Demnach scheint das ganze Sinnbild zusammengenommen folgendes
zu bedeuten: Ihr, die ihr entsteht <s 155> und wieder vergeht, Gott
verabscheut die Schamlosigkeit.
3142
2. Und diejenigen, die die Ohren und die Augen aus kostbarem Stof
herstellen, opfern sie den Gttern, indem sie sie als Weihegaben in die
Tempel bringen, womit sie doch wohl darauf hinweisen wollen, da Gott
alles sieht und hrt.
3143
3. Ferner ist bei ihnen der Lwe Sinnbild der Strke und der Kraft,
ebenso das Rind Sinnbild der Erde selbst und des Ackerbaus und der
Nahrung, das Pferd Sinnbild von Tapferkeit und Mut, Sinnbild von mit
Klugheit verbundener Strke die Sphinx, die ganz den Krper eines
Lwen, aber das Antlitz eines Menschen hat.
4. In hnlicher Weise wird von ihnen auf den Tempeln der Mensch in
Reliefildern eingemeielt, um Verstand und Gedchtnis und Kraft und
Kunstfertigkeit anzudeuten.
43.
1. Ferner lassen sie bei den von ihnen Prozessionen genannten feierlichen
Umzgen der Gtter goldene Bildwerke herumtragen, und zwar zwei
Hunde, einen Falken und einen Ibis, und nennen die vier Bildwerke vier
Buchstaben.
3144
2. Nun sind die zwei Hunde Sinnbilder der beiden Halbkugeln, da diese
gleichsam herumlaufen und wachen.
3145
<s 156> Der Falke aber ist Sinnbild
"ie das Ero>odil aus der $iefe em/orsteigt; daher "ird die Sonne als eine Schei#e auf dem Eo/f eines Ero>odils
dargestellt. !as ist zugleich ein 'usdruc> daf(r, da Suchos, der Ero>odilsgott, z.B. in Eomom#o mit dem
Sonnengott gleichgesetzt "urde.
3142Vgl. 0lut. 5oral. /.363 F, "o a#er statt des $em/els von !ios/olis (K$he#en) der $em/el von Salis, und statt des
Ero>odils das Flu/ferd genannt ist. Lhnliche !arstellungen finden sich im $em/el von !enderah. !ie Suelle des
:lemens hat vielleicht Ero>odil und Flu/ferd ver"echselt; der aus dem Aasser auftauchende Eo/f des letzteren ist
das Sinn#ild f(r 5inute. 5@glicher"eise ist a#er auch an die +leichsetzung des Ero>odilsgottes Suchos mit Eronos
zu den>en, (#er die Fr. A. von Bissing, Lg./tische Eult#ilder der 0tolomerT und G@merzeit (!er alte Hrient 38,
Heft ^), Lei/zig 2C36, S. B4 zu vergleichen ist.
3143Vgl. Hom. 1l. 3,B44; Hd. 22,23C; 2B,3B3. ;ach#ildungen von Hhren und 'ugen in #lauem ?mail sind vereinzelt in
g./tischen $em/eln gefunden "orden; auf vielen Stelen "erden Hhren dem +ott darge#oten.
3144!ie Hunde sind S.m#ole des 'nu#is, der Fal>e ist S.m#ol des Horus, der 1#is des $hot; die ?igenschaften der +@tter
sind auf die ihnen heiligen $iere (#ertragen.
3145!ie #eiden Hunde, die hier Hemis/hren"chter sind, fate G. Le/sius als Scha>ale auf; vgl. seine ?inleitung zur
413
der Sonne; denn sie ist feuerartig und fhig, zu tten. Darum schreiben sie
auch die Entstehung der pestartigen Krankheiten der Sonne zu. Der Ibis
aber ist Sinnbild des Mondes, wobei sie die beschattete Seite des Mondes
mit dem schwarzen und die beleuchtete Seite mit dem weien Teil der
Federn vergleichen.
3146
3. Manche lassen auch die beiden Wendekreise durch die Hunde
versinnbildlicht sein, da jene gewissermaen als Trhter den Weg der
Sonne nach Sden und nach Norden bewachen. Den quator aber, der
hoch
3147
und hei ist, bedeutet der Falke, wie der Ibis die Ekliptik. Denn
am meisten von allen Tieren scheint der Ibis den Anfang der Kenntnis
von Zahl und Ma den gyptern vermittelt zu haben, ebenso wie die
Kenntnis von den Kreisen die Ekliptik.
3148
VIII. Kapitel
44.
1. Aber diese Art, durch Sinnbilder etwas kundzugeben, wurde nicht nur
bei den gyptern von den Gelehrtesten,
3149
sondern auch bei den anderen
Barbaren von allen denen verwendet, die sich der Philosophie
beeiigten.
2. So wird auch von dem Skytenknig Idanthuras auf Grund der
Erzhlung des Pherekydes von Syros berichtet, da er dem Dareios, als
dieser den Istros (die Donau) berschritten hatte, um ihm Krieg
anzudrohen, statt einer <s 157> schriftlichen Mitteilung eine sinnbildliche
gesandt habe, nmlich eine Maus, einen Frosch, einen Vogel, einen Pfeil
und einen Pug.
3. Als man begreiicherweise ber den Sinn dieser Sendung im unklaren
war, sagte der Heerfhrer Orontopatas, da die Skythen damit ihre
Unterwerfung kundtun wollten, indem er in der Maus eine sinnbildliche
Bezeichnung fr die Wohnsttten sah, in dem Frosch eine solche fr die
Gewsser, in dem Vogel fr die Luft, in dem Pfeil fr die Wafen, in dem
Pug aber fr das bebaute Land.
4. Xiphodres aber gab eine ganz entgegengesetzte Deutung; er sagte
nmlich: Wenn wir nicht wie Vgel in die Luft iegen oder uns wie die
Muse in die Erde verkriechen oder wie die Frsche im Wasser
:hronologie der Lg./ter, Berlin 2=8=, S. 23C f.; B24. '#er sie sind "ohl richtiger als die #eiden H/his (I/uaut), d.i.
A@lfe, aufzufassen; vgl. ?. 5e.er, ?nt"ic>lung der Eulte von '#.dos und die Scha>alsg@tter, -eitschr. f(r g./t.
S/rache und 'ltertums>unde 82 (2C38) S. C4ff.; Fr. A. von Bissingen und H. Eees, Intersuchungen zu den Geliefs
aus dem GaDHeiligtum des Gathures 1, '#h. d. Ba.er. '>ad. d. Aiss., 0hilos., /hilol. und hist. Elasse 3B,2, 5(nchen
2CBB, S. BC ff. ?s gi#t z"ei H/his, einen des ;ordens und einen des S(dens.
3146Vgl. 0lut. 5oral. /. 3=2 !. -u #eachten ist auch, da $hoth, dessen $ier, der 1#is ist, auch 5ondgott "ar; vgl. z.B. '.
Gusch #ei 0aul.DAisso"a V1 ' 378 ff.
3147!er 'usdruc> ist vielleicht daraus zu er>lren, da der HimmelsUuator dem -enith nahe >ommt.
3148'uch hier ist daran zu den>en, da der 1#is den +ott $hoth vertritt, der den Himmel #erechnet, die Sterne zhlt und
der +ott von -ahl, 5a und -eit ist; vgl. Goeder, Goschers 5.thol. Le%i>on V S. =72 f. !ie Bemer>ung (#er die
?>li/ti> #ezieht sich "ohl darauf, da aus der ?ntdec>ung der ?>li/ti> (vgl. Le/sius, a.a.H. S. B33 ff.)auch die
Festlegung der (#rigen Himmels>reise folgte; !ei#er a.a.H. S. 63 den>t "ohl irriger"eise daran, da aus der ?lli/se
die H./er#el, die 0ara#el u.a. a#geleitet "urden.
3149Statt (%%%) ist "ohl (%%%) zu lesen; vgl. Strom. V 233,6.
414
untertauchen, werden wir ihren Geschossen nicht entrinnen; denn wir
sind nicht Herren ihres Landes.
3150
5. Und von Anacharsis, der gleichfalls ein Skythe war, wird erzhlt, da
er beim Schlafen mit der linken Hand die Schamteile, mit der rechten den
Mund gehalten habe, womit er andeutete, da man beides beherrschen
msse, da es aber schwieriger sei, die Zunge zu beherrschen als die
Sinnenlust.
3151
45.
1. Doch warum will ich mich bei den Babaren aufalten, da es doch
mglich ist, bei den Griechen selbst zu zeigen, da sie die Form der
verborgenen Mitteilung in hohem Mae bentzten?
2. So sagt der Pythagoreer Androkydes, da die weitberhmten
sogenannten Ephesischen Zauberworte
3152
die Bedeutung von Sinnbildern
htten; es bedeute aber Askion die Finsternis, weil es in ihr keinen
Schatten ((xxx)ski) gebe, Kataskion aber das Licht, weil dieses durch
seinen Schein den Schatten entstehen lasse; Lix aber ist entsprechend
einer alten Benennung die Erde und Tetrax wegen der vier Jahreszeiten
das Jahr; Dammameneus aber die alles bezwingende ((xxx))Sonne, Aisia
aber das wahre Wort.
3. Es bedeutet demnach das Sinnbild, da die gttlichen Dinge gut
geordnet sind, wie z.B. die Finsternis in Beziehung auf das Licht und die
Sonne in Beziehung auf das Jahr und die Erde in Beziehung auf das
mannigfache Naturentstehen.
3153
4. Aber auch der Grammatiker Dionysios von Trakien sagt in dem
Abschnitt ber <s 158> bedeutungsvolle Ausdrucksweise
3154
von dem
Sinnbild der Rdchen wrtlich folgendes: Manche wiesen auf das Tun
nicht nur durch Worte, sondern auch durch Sinnbilder hin; durch Worte,
wie das bei den sogenannten Delphischen Sprchen der Fall ist, der
Mahnung Nichts im berma! und dem Spruch Erkenne dich selbst!
und den hnlichen Stzen, durch Sinnbilder aber, wie es bei dem
drehbaren Rad in den Gttertempeln der Fall ist, das von den gyptern
bernommen worden ist,
3155
und bei den Zweigen, die den Anbetenden
gegeben werden.
3156
5. Der Traker Orpheus sagt nmlich:
Nichts von dem allen,
3157
was immer die Menschen im Herzen ersinnen,
Hat auf der Erde ein bleibendes Ziel; es dreht sich im Kreise
31500here>.des F+H 3 F 248; vg. Herodotos 8,232 f.
3151Vgl. 0lut. 5oral. /. 737 ' u.@.
3152Vgl. Strom. 1 43,2.
3153'ndro>.des Fr. B H@l> (!e acusm. sive s.m#. 0.th. /. 84).
3154!as Aort (%%%) #edeutet eine 'usdruc>s"eise, die mehr enthlt, als unmittel#ar ausges/rochen ist; vgl. 0s.
Herodianus) (%%%) (K 'llegorie) (%%%); vielleicht "ar (%%%) ein '#schnitt in der Ghetori> des !ion.sos $hra%.
3155Vgl. Strom. 1 63,3; 62,2.
3156Vgl. 0lutarchos, ;uma 28; Heron 1 3B; 11 3B; (#er einen in Lg./ten gefundenen derartigen Ging vgl. Bissing,
-eitschr. f. g./t. S/r. 3C (2C32) S. 288 ff.
3157!as erste Aort des Hr/heusverses (%%%) /at nicht zu den drei letzten Versen, die ohne -"eifel auf das S.m#ol der
Ginge #ezogen sind. 1ch ha#e statt (%%%) versuchs"eise (%%%) eingesetztzt und lese mit Lo#ec> (%%%) statt (%%%) und
(%%%) statt (%%%).
415
Alles umher, und es darf auf dem nmlichen Punkte nichts stehen,
Sondern ein jegliches mu, wie es anng, im Laufe stets bleiben.
3158
6. Die Zweige aber sind entweder ein Sinnbild der ersten Nahrung,
3159
oder sie werden, wie man es auch erklrt, den Anbetenden deswegen
gegeben, damit die Menschen verstehen, da zwar die Zweige immer
wieder Frchte <s 159> hervorbringen und wachsen und auf diese Weise
lange Zeit hindurch bleiben, da ihnen selbst aber nur eine kurze
Lebenszeit bestimmt sei, vielleicht aber auch, damit sie verstehen, da,
wie die Zweige verbrannt werden, auch sie selbst rasch aus diesem Leben
scheiden und eine Beute des Feuers werden mssen.
46.
1. Vom grten Nutzen ist also in vielfacher Hinsicht das Verfahren,
etwas durch Sinnbilder kundzutun; denn dieses Verfahren hilft mit bei
der rechten Aufassung von Gott, bei der Frmmigkeit, bei der
Bekundung von Klugheit, bei der Schulung in kurzer Fassung der Rede,
bei dem Aufzeigen von Weisheit.
2. Denn es ist das Zeichen von Weisheit, wenn man die sinnbildliche
Redeform geschickt anwendet, sagt der Grammatiker Didymos, und
das, was durch sie kundgetan wird, versteht.
3160
3. Indessen schliet auch der Unterricht der Knaben in den Buchstaben
des Alphabets
3161
die Lehre von den vier Elementen in sich ein.
4. Denn Bedy
3162
nennen, wie er lehrt, die Phryger das Wasser, wie auch
Orpheus sagt:
Und Bedy trufelt herab der Nymphen erfrischendes Wasser.
3163
5. Aber auch der Opferpriester Dion schreibt ofenbar im gleichen Sinn:
Und nimm Bedy, giee es ber deine Hnde, und dann wende dich der
Opferschau zu!
<s 160> 6. Andererseits versteht der Lustspieldichter Philyllios unter
Bedy die lebenspendene ((xxx)bidoros)
3164
Luft, wenn man nach
folgenden Versen schlieen darf:
Ich wnsche mir, zu atmen stets gesunde Luft (Bedy);
Fr die Gesundheit hat ja dies den grten Wert,
Da reine Luft man atmet, nicht verdorbne Luft.
3165
3158Hr/heus Fr. B72 '#el; BB4 Eern.
3159?s ist an die Baumfr(chte als die erste ;ahrung der 5enschen zu den>en; vgl. Lucretius, !e rer. nat. 7,CB6 ff.; "ie im
folgenden sind mit den -"eigen die Bume gemeint.
3160!id.mos, Sam/osia>a Fr. C Schmidt.
3161Hier und im folgenden ist von -usammenstellungen smtlicher Buchsta#en des 'l/ha#ets in vier oder f(nf zum $eil
"ill>(rlich ge#ildeten A@rtern die Gede; sie dienten als Schrei#vorlagen zur ?in(#ung des 'l/ha#ets; s/ter suchte
man hinter ihnen #esondere geheimnisvolle Aeisheit. ?in lateinischer Vers, der smtliche Buchsta#en enthlt, lautet)
*Sic fugiens, du%, zelot./os, Uuam Earus ha#eris.,
3162Bed. ist in der $at ein /hr.gisches Aort; vgl. !. !etsche", +lotta 26 (2CB=) S. B=3 ff. !etsche" glau#t, das Aort
ha#e nur die Bedeutung *Aasser, Suelle, Flu, geha#t, und die !eutung auf *Luft,, die :lemens #ereits vorgefunden
ha#e, #eruhe auf einem 5iverstndnis, das auch zu der $e%tverder#nis (%%%) statt (%%%) (das Fl(ssige) gef(hrt ha#e.
Seine +r(nde scheinen mir nicht z"ingend zu sein.
3163Hr/heus Fr. B7B '#el; B2C Eern.
31645it diesem Aort soll Bed. et.mologisch er>lrt "erden.
31650hil.llios Fr. B3 :'F 1 /. 4=4.
416
47.
1. In der gleichen Bedeutung hiermit gebraucht auch Neanthes von
Kyzikos das Wort, wenn er schreibt, da die makedonischen Priester in
ihren Gebeten das Bedy anrufen, es mge ihnen und ihren Kindern
gndig sein, und dabei das Wort mit Luft erklren.
3166
2. Zaps aber haben manche verkehrterweise von dem Wort fr Kochen
oder Glhen ((xxx)sis) abgeleitet und als Feuer aufgefat. Es ist aber
eine Bezeichnung fr das Meer, wie Euphorion in seiner Gegenschrift
gegen Teodoridas schreibt:
Dort an den Klippen ist Zaps, der Schife schlimmer Verderber.
3167
3. Und in hnlicher Weise sagt Dionysios Iambos:
Ringsum ertnet beim Wten des Meeres die salzige Zaps laut.
3168
4. hnlich sagt auch der Lustspieldichter Kratinos der Jngere:
Die Krabben und die Fischlein wirft die Zaps ans Land.
3169
5. Und Simmias von Rhodos sagt:
Es wurde zur Amme
Fr die Igneten und fr die Telchinen die salzige Zapsut.
3170
6. Chthon aber ist die Erde, die breit hingegossen ((xxx)xechymn) ist.
Und Plektron erklren die einen als den Pol, die anderen als die Luft, weil
sie gleichsam alles schlgt ((xxx)plssei) und zum Entstehen und
Wachsen antreibt oder weil sie alles erfllt ((xxx)plerotiks)
48.
<s 161> 1. Diese Leute haben aber den Philosophen Kleanthes nicht
gelesen, der Plektron ganz deutlich die Sonne nennt;
3171
denn sie sttzt
ihre Strahlen im Osten auf und fhrt, indem sie die Welt gleichsam
schlgt, das Licht zu seinem harmonischen Gang. Mit dem Hinweis auf
die Sonne deutet es auch auf die brigen Gestirne hin.
3172
2. Sphinx ist aber nicht die Verbindung aller Dinge und nicht der Umlauf
der Welt, von dem der Dichter Aratos spricht,
3173
sondern sie knnte
vielleicht die alles durchdringende geistige Spannung bedeuten, die die
Welt zusammenhlt.
3174
3. Richtiger aber ist es, unter Sphinx den alles zusammenhaltenden ther
zu verstehen, wie auch Empedokles sagt:
La mich zuerst dir die Sonne
3175
als Anfang von allem verknden;
Durch sie wurde, was immer wir sehen, den Augen erst sichtbar,
3166;eanthes Fr. B4 FH+ 111 /. C.
3167?u/horion Fr. 3 5eine>e.
3168!ion.sios "ar Lehrer des 'risto/hanes von B.zanz; vgl. 0aul.DAisso"a V C27,36 ff.
3169Eratinos der 9(ngere Fr. 23 :'F 11 /. BC3.
3170Vgl. H. Fraen>el, !e Simia Ghodio, !iss. +@ttingen 2C27, S. 88D86, "o mit '/ollonios !.s>olos (%%%) geschrie#en
ist.
3171Vgl. S>.thinos von $eos Fr. 2,3 !iels.
3172Eleanthes Fr. 73B v. 'rnim.
3173Vgl. 'ratos, 0hainomena BBDB8.
3174:hr.si//os Fr. /h.s. 884 v. 'rnim.
3175!iels hat das Aort (%%%) gendert; a#er die Sonne ist insofern der 'nfang, als durch sie alles erst sicht#ar "urde.
417
Erde und wogendes Meer und des Luftraums feuchte Bezirke
Und auch der ther, der, ein Titan, den Erdkreis umklammert (xxx).
3176
4. Und Apollodoros von Kerkyra
3177
erzhlt, da der Seher Branchos
folgende Verse feierlich vorgetragen habe, als er die Milesier von einer
Pest entshnte. Er begann nmlich, whrend er die Menge mit
Lorbeerblttern bestreute,
3178
den Hymnus ungefhr so:
Preiset, ihr Knaben, den schirmenden Gott und die schirmende
Gttin!
5. Und dann el das Volk gewissermaen mit dem Antwortvers ein:
Bedy, Zaps, Chtom, Plektron, Sphinx, <s 162> Knaxzbich, Typtes,
Phlegmo, Drops.
3179
Diese Geschichte erwhnt auch Kallimachos in
seiner Jambendichtung.
3180
6. Knaxzbich bedeutet aber die Krankheit, da man das Wort von (xxx)
xnaein (nagen) und (xxx) diaphderein (verderben) ableiten kann.
Typtes aber ist von (xxx)
3181
dphai abgeleitet, und dieses bedeutet mit
dem Blitze verbrennen.
7. Der Tragdiendichter Tespis sagt jedoch, da diese Worte etwas ganz
anderes bedeuten, wenn er so schreibt:
Ich opfere dir das weie Knaxzbich,
Das zur Nahrung ich melkt von der brunlichen Gei;
Und den Typtesks, der mit Honig gemischt
Von rtlicher Farb, den lege ich dir,
Zweihrniger Pan, auf den hehren Altar,
Und von Bromios sei dir der Phlegmos geweiht!
3182
8. Damit deutet er nach meiner Meinung hin auf die erste milchartige
Nahrung der Seele, die aus den 24 Buchstaben besteht; darnach ist die
Milch bereits geronnen und zu fester Speise geworden; das letzte aber ist,
wie er sagt, der funkelnde Wein,
3183
nmlich das Blut des Weinstocks
des Logos, die vollendende Freude der Erziehung.
9. Und Drops ist das wirksame Gotteswort, das mit dem
Anfangsunterricht beginnt und allmhlich zum Wachstum des Mannes,
zum Vollma des Alters,
3184
den Menschen entzndet und erleuchtet.
3176?m/edo>les Fr. 3= !iels; das -itat soll durch das Aort (%%%) die ?r>lrung von S/hin% als Lther rechtfertigen.
3177!ieser '/ollodoros ist nicht nher #e>annt.
3178!er Lor#eer hat reinigende und ents(hnende Bedeutung.
3179Vgl. o#en 'nm B zu 86,3. !ie -usammenstellung von diesen 'l/ha#et"@rtern "urde nach der ?rzhlung als eine
-au#erformel em/funden.
3180Eallimachos Fr. 47 Schneider; die Stelle "urde neuerdings in einem gr@eren Bruchst(c> aus Eallimachos auf
0a/.rus gefunden; H%.rh. 0a/. V11 (2C23) ;r. 2322,BB8 f.
3181Vom Ver#um (%%%).
3182$hes/is Fr. inc. 8 $F+ /. =33. !ie Verse "erden sehr verschieden er>lrt, da die Bedeutung von mehreren A@rtern
nicht feststeht. So (#ersetzt z.B. B.A. Schultz, der im 5emnon B (2C3=) S. 36D=B allerlei 0hantasien an diese Verse
an>n(/ft, die Aorte (%%%) (so schrei#t er statt (%%%)) mit *von milchge#enden Saflor#l(ten,. 0or/h.rios (#ei 0otter)
er>lrt (%%%) unter Berufung auf $heo>ritos 4,26 als (%%%). '#er dort ist nur das Fell des (%%%) als (%%%) #ezeichnet. 1n
meiner M#ersetzung ist die Bezeichnung der Far#e als Bezeichnung des $ieres aufgefat; vgl. z.B. Brauner,
Schimmel, Fal#e. 1m letzten Vers ist (%%%) die +a#e des Ba>chos, der Aein.
3183Vgl. z.B. Hom. 1l. 2,86B.
3184Vgl. ?/h 8,23.
418
49.
<s 163> 1. Und auch eine dritte, alle Buchstaben des Alphabets in sich
enthaltende Schreibvorlage fr die Knaben ist berliefert: Marpte,
Sphinx, Klops, Zbychthedon. Sie bedeutet aber nach meiner Meinung,
da unser Weg durch die Kenntnis von der Ordnung der Elemente und
der Welt zur Kenntnis des Vollkommeneren fhren msse, da das ewige
Heil nur mit Anstrengung und Mhe gewonnen wird.
3185
2. Denn das Wort marptein bedeutet das Erfassen, die Weltharmonie ist
mit dem Wort Sphinx gemeint,
3186
Zbychthedon bedeutet die
Schwierigkeit, und Klops bedeutet zugleich die verborgene Kenntnis
3187
des Herrn und seinen verborgenen Tag.
3188
3. Und sagt nicht ferner auch Epigenes
3189
in seiner Schrift ber die
Dichtung des Orpheus bei seiner Erklrung der sich bei Orpheus
ndenden eigentmlichen Wrter, da mit den Pgen, mit den
Webstuhlketten bedeute mit den Furchen; Faden sei aber die
sinnbildliche Bezeichnung fr den Samen, und die Trnen des Zeus
bedeuteten den Regen, und andererseits wieder die Moiren seien die
Abschnitte des Monats, der 30. Tag (Monatsletzter) der 15. Tag
(Monatsmitte) und der Neumond (Monatserster); deswegen nenne
Orpheus sie auch weigekleidet, weil sie Teile des Lichtes seien.
4. Ferner heie bei dem Teologen der Blumenreiche der Frhling
wegen des Wachstums, die Unttige die Nacht wegen der Ruhe, und
Gorgonengesicht der Mond wegen des Gesichtes in ihm,
3190
Aphrodite aber die Zeit, in der man sen mu.
3191
50.
1. hnliche Rtselworte verwendeten auch die Pythagoreer, wenn sie die
Planeten mit einem bildlichen Ausdruck als Hunde der Persephone, das
Meer als Trne des Kronos bezeichneten.
3192
2. Und man kann unzhlige Stellen nden, wo von Philosophen und
Dichtern in Rtselform gesprochen worden ist; ja es gibt ganze Bcher,
die den von dem Verfasser beabsichtigten Sinn nur versteckt andeuten,
wie z.B. auch die Schrift des Herakleitos ber die Natur, der auch
gerade wegen dieses Buches der Dunkle genannt <s 164> worden ist.
3. Diesem Buche hnlich ist auch die Teologie des Pherekydes von
Syros. Ferner stehen die Dichtungen des Euphorion und Aitia
(Ursprungssagen) des Kallimachos und die Alexandra des Lykophron und
die diesen hnlichen Dichtungen als Stofe zur bung in der
Erklrungskunst fr die Zunft der Philologen bereit.
3185Vgl. vielleicht 5t 22,2B.
3186Vgl. o#en 8=,B.
3187Vgl. 2Eor B,4.
3188Vgl. 2$hess 7,B.3; B0etr 3,23.
3189Vgl. Strom. 1 232,7; 0aul.DAisso"a V11 2688.
3190Vgl. 0lut. 5oral. /. C88 B.
3191Hr/heus Fr. B73 '#el; 33 Eern; vgl. Hr/heus Fr. BB !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 2=,2B.
3192Vgl. 0lut. 5oral. /. 368 '; 0or/h.rios, Vita 0.th. 82.
419
51.
1. Es ist also nur natrlich, da auch die nichtgriechische Philosophie,
ber die zu sprechen unsere Aufgabe ist, an manchen Stellen in
versteckter Form und durch Sinnbilder ihre Weissagungen verkndet,
wie wir dargelegt haben.
2.
3193
Dementsprechend sind auch die Gebote des Moses aufzufassen, wie
jenes allgemein bekannte Verbot: Ihr sollt kein Schwein und keinen
Adler und keinen schnelliegenden Raubvogel (Habicht) und keinen
Raben essen!
3194
3. Denn das Schwein bedeutet die lsterne und unreine Begierde nach
Speisen und die gierige und unsaubere Zuchtlosigkeit im Liebesgenu, die
immer Reiz empndet und auf irdischen Genu bedacht ist und sich im
Schlamme
3195
wlzt und fr die Schlachtung und das Verderben gemstet
wird.
3196
4.
3197
Umgekehrt erlaubt er, Tiere zu essen, die gespaltene Klauen haben
und wiederkuen,
3198
womit er, wie Barnabas sagt, andeutete, da man
sich denen eng anschlieen soll, die den Herrn frchten, und denen, die
ber den besonderen Sinn der Rede, der ihnen mitgeteilt wurde, in ihrem
Herzen nachdenken, und denen, die die Forderungen des Herrn im
Munde fhren und beobachten, und denen, die wissen, da Nachsinnen
ein erfreuliches Werk ist, und die das Wort des Herrn gleichsam
wiederkuen (d.h. immer wieder darber nachdenken)
5. Was bedeuten aber die gespaltenen Klauen? Da der Gerechte sowohl
in dieser Welt wandelt als auch die heilige Ewigkeit erwartet.
6. Dann fgt er hinzu: Ihr seht, wie trefich die Gesetze sind, die Moses
gegeben hat. Aber wie htten jene dies fassen und verstehen knnen?
Wir aber haben die Gebote richtig erfat und verkndigen sie so, wie der
Herr es wollte. Denn deswegen hat er unsere Ohren und unsere Herzen
beschnitten, damit wir dies verstehen knnen.
52.
<s 165> 1. Wenn er indessen sagt: Du sollst keinen Adler, keinen
Habicht, keinen Hhnergeier und keinen Raben essen!,
3199
so meint er
damit: Du sollst dich solchen Leuten nicht anschlieen und ihnen nicht
hnlich werden, die nicht mit Anstrengung und Schwei sich ihren
Lebensunterhalt zu erwerben wissen, sondern von Raub und Frevel
leben!
3200
3193-u 72,B T 7B,3 vgl. 0aid. 111 47,3 T 46,B; Strom. 11 64.
3194Barna#as#rief 23,2 (vgl. Lev 22,4.23 f.; !tn 28,=.2B f.).
3195Hera>leitos Fr. 23 !iels; 0rotr. CB,8 mit 'nm.
3196Vgl. Eleanthes Fr. 726 v. 'rnim; Strom. 11 237,B; V11 33,3.
3197-u 72,8D6 vgl. Barna#as#rief 23,22 f.
3198Vgl. Lev 22,3; !tn 28,6.
3199Vgl. Lev 22,23D26; !tn 28,2BD26.
3200Barna#as#rief 23,8.
420
2. Denn der Adler bedeutet Raub, der Habicht Frevel und der Rabe
Habgier.
3. Es steht aber geschrieben: Mit einem unschuldigen Mann wirst du
unschuldig sein, und mit einem Verkehrten wirst du auf verkehrtem
Wege gehen.
3201
Es geziemt sich also, da man sich an die Heiligen
anschliet. Denn wer sich ihnen anschliet, wird geheiligt werden.
3202
4. Davon ist Teognis abhngig, wenn er schreibt:
Denn von den Edlen wirst du auch Edles erlernen; mit Schlechten
Wenn du verkehrst, dann verlierst du auch den eignen Verstand.
3203
5. Und wenn es wieder in dem Siegeslied heit: Denn mit groem
Ruhm ist er geschmckt; Ro und Reiter hat er ins Meer gestrzt,
3204
so
bedeutet das, da er die vielgliedrige und tierartige und ungestme
Leidenschaft, die Begierde, zusammen mit dem auf ihr sitzenden Lenker,
der die Zgel den Lsten berlie, ins Meer gestrzt hat,
3205
d.h. in die
weltliche Zuchtlosigkeit dahingegeben hat.
3206
53.
1. So sagt auch Platon in der Schrift ber die Seele (im Phaidon),
3207
da der Lenker und das durchgehende Pferd (d.h. der unvernnftige
Seelenteil, der aus zwei Teilen besteht, dem leidenschaftlichen Empnden
und dem Begehrungsvermgen
3208
) hinstrzen.
3209
So weist auch die Sage
darauf hin, da Phaethon herabstrzte, weil er die Rosse nicht
beherrschen konnte.
2. So ist auch die Geschichte von Joseph zu deuten. Als dieser noch jung
war, waren seine <s 166> Brder auf ihn eiferschtig, weil er infolge seiner
Erkenntnis mehr als diese von der Zukunft voraussah, und sie zogen ihm
seinen bunten Rock aus, nahmen ihn und warfen ihn in einen Brunnen;
der Brunnen war aber leer und enthielt kein Wasser.
3210
3. Da sie die aus dem Lerneifer des Tugendhaften erwachsende
mannigfache Erkenntnis verschmhten oder sich mit dem bloen, dem
Gesetz entsprechenden Glauben zufrieden gaben, warfen sie ihn in den
wasserleeren Brunnen, um ihn dann nach dem des gttlichen Wortes
baren gypten zu verkaufen. Leer an Wissen war der Brunnen, in dem
der verborgene Weise,
3211
hinabgeworfen und seiner Erkenntnis
entkleidet, seinen Brdern hnlich, der Erkenntnis entblt, zu sein
schien.
4. Nach einer anderen Deutung ist das bunte Gewand die Begierde, die in
einen klafenden Abgrund hinabfhrt.
32010s 24,B6 f( aus 2:lem 86,3.)
3202Vgl. 2:lem 86,B; 0aid. 11 73,8 mit 'nm.
3203$heognis 37 f.
3204?% 27,2.B2.
3205?#d.
3206-u 7B,7 vgl. 0hilon, !e somn. 11 B64.B6C f.; !e agric. =B f.; Leg alleg. 11 CC.
3207:lemens hat 0haidon und 0haidros ver"echselt.
3208Vgl. z.B. 0laton, Staat 1V /. 83C !?; 0lut. 5oral. /. =C= ?.
3209Vgl. 0laton, 0haidros /. B84 B.
3210+en 34,B3 f.
3211Vgl. 0lut. 5oral. /. 238B F und 'nm. zu Strom. V 22,6.
421
5. Wenn aber jemand eine Grube fnet oder Steine bricht und das Loch
nicht zudeckt, so da dann ein Rind oder ein Esel hineinfllt, so soll der
Eigentmer der Grube Entschdigung zahlen und dem Nchsten geben;
das tote Tier aber soll ihm gehren.
3212
54.
1. An dieser Stelle mu man auch jenes Wort des Propheten heranziehen:
Es kennt der Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines
Herrn; Israel aber wei nichts von mir.
3213
2. Damit also keiner von diesen Leuten, wenn er auf die von dir gelehrte
Erkenntnis gert und nicht fhig ist, die Wahrheit zu vertragen,
3214
sie
falsch aufasse und so zu Fall komme, so werde, das will er sagen,
vorsichtig in der Verwendung der Lehre und verschliee die lebendige
Quelle, die in der Tiefe entspringt, denen, die sich ihr unverstndig nahen
wollen, und reiche einen Trank nur denen, die es nach der Wahrheit
drstet!
3. Halte darum die Tiefe der Erkenntnis
3215
vor denen verborgen, die
nicht imstande sind, sie zu erfassen, und decke in dieser Weise die Grube
zu!
4. Der Eigentmer der Grube, der Trger der Erkenntnis selbst, wird
bestraft werden, heit es, weil er die Schuld daran trgt, da einer
Ansto nahm oder infolge seines beschrnkten Aufassungsvermgens <s
167> von der Erhabenheit der Lehre verschlungen wurde, oder weil er
den, der zum Arbeiten bestimmt war,
3216
zur beschaulichen Versenkung
verfhrte und ihm so Anla gab, seinen Glauben aufzugeben, zu dem er
ohne Vorbereitung gekommen war. Er soll aber Strafe zahlen,
3217
da er
dem Willen des Allmchtigen Rechenschaft schuldet und ihm
verantwortlich ist.
55.
1. Das ist nun die Art der Verkndigung im Gesetz und in den Propheten
bis auf Johannes.
3218
Aber obwohl dieser ofener sprechen konnte, da er ja
nicht mehr wie ein Prophet auf Zuknftiges hinweisen mute,
3219
sondern
auf den, der von Anfang an durch Sinnbilder angekndigt worden war,
als auf einen, der nunmehr erschienen und zugegen war, hinweisen
konnte, so sagt er trotzdem: Ich bin nicht wert, den Schuhriemen des
Herrn zu lsen.
3220
3212?% B2,33 f.
32139es 2,3.
32141ch (#ersetze die (#erlieferte Lesart (%%%)
3215Vgl. G@m 22,33.
3216!er 'usdruc> ist mit G(c>sicht auf die 78,2 genannten 'r#eitstiere ge"hlt.
3217?% B2,38.
3218Vgl. 5t 22,23; L> 26,26.
3219Vgl. Strom. 1 236,2 f.
32205> 2,4; L> 3,26; 9oh 2,B4.
422
2. Er gesteht nmlich zu, da er nicht wrdig sei, eine so erhabene Macht
(wie Jesus) zu taufen; denn diejenigen, die reinmachen wollen, mten
die Seele (der zu Reinigenden) vom Krper und seinen Verfehlungen
loslsen, wie man den Fu von den Schuhriemen lst.
3. Vielleicht meint er auch die letzte Wirkung des Heilands auf uns, die
unmittelbar durch seine Gegenwart, die durch das Rtselwort der
Weissagung nur in Verhllung angekndigt worden war. Denn indem er
auf Grund eigener Anschauung den Geweissagten zeigte und kundtat, da
die Erscheinung, die von ferne her zum Sichtbarwerden kam, jetzt da sei,
lste er in der Tat das Ende der Weissagungen ber den Heilsplan und
enthllte die Bedeutung der Sinnbilder.
4. Aber auch die bei den Rmern blichen Formen bei den
Vertragsabschlssen
3221
gehren zu den Sinnbildern,
3222
jene auf die
Gerechtigkeit hinweisende Waage und die kleinen <s 168> Kupfermnzen
und die Berhrung mit der Rute
3223
und das Anfassen der Ohren;
3224
das
eine geschieht, damit gerecht verfahren werde, das andere zur Teilung der
Kosten, das dritte, damit der Vorbergehende gerade, als wenn ihm eine
Last auferlegt wrde, stehenbleibe und zuhre und die Rolle eines
Mittelsmannes bernehme.
IX. Kapitel
56.
1. Aber ich bin, wie es scheint, ohne es selbst zu merken, in dem
Bestreben, Beweise zu geben, ber das rechte Ma hinausgegangen. Mein
Leben wrde ja nicht hinreichen, wenn ich die ganze Menge derer
aufhren wollte, die bei ihrer Philosophie Sinnbilder verwenden.
2. Dieser Art sind aber die Schriften der barbarischen Philosophie, um
das Gedchtnis zu strken, um die Lehre kurz zusammenzufassen und auf
die Wahrheit gespannt zu machen.
3. Sie wollen nmlich, da die wirklich echte Philosophie und die wahre
Teologie im Besitz nur derer zu nden sei, die sich ihnen oft genhert
und sich bereits in ihrem Glauben und in ihrem ganzen Leben bewhrt
haben.
4. Sie wollen aber auch, da wir einen Erklrer und Lehrer ntig haben.
Denn sie nahmen an, da man sich dann eifriger mit ihnen beschftigen
wrde und da sie so denen, die ihrer wrdig sind, mehr Nutzen bringen
knnten und da diese dann nicht in die Irre gehen wrden, wenn sie
von Sachkundigen in die Schriften eingefhrt wrden.
3221Vielleicht ist (%%%) mit *#ei den $estamenten, zu (#ersetzen; denn im folgenden erinnern die Aaage und die (%%%) an
das testamentum /er aes et li#ram; vgl,. +aius 11 238 ff. '#er von einer Ber(hrung mit der Gute und dem 'nfassen der
Hhren ist #ei den $estamenten sonst nichts #e>annt) vgl. auch +aius 1 22C; Hor. ?/. 11 B,27=.
3222?s ist "ohl (%%%) #ei (%%%) zu ergnzen oder einzuf(gen; vgl. o#en 87,B.
32235it (%%%) ist "ohl die 'uflegung der Freiheitsrute, der r@mischen vindicta oder festuca, gemeint, durch die der
S>lave f(r frei er>lrt "urde.
3224!as Ber(hren des Hhrl//chens "ar #eim antestari (#lich, um den Betreffenden an seine -eugen/flicht zu erinnern;
*est in aure ima mnemoriae locus, Uuem tangentes antestamur, sagt 0lin. ;at. hist. <1 B72; vgl. Hor. Sat. 1 C,46 f.
423
5. Dazu kommt noch, da alles, was durch eine gewisse Verhllung
hindurch zu sehen ist, das wirklich Vorhandene noch grer und
imposanter erscheinen lt, wie das z.B. bei Frchten der Fall ist, die man
durch Wasser hindurch sieht, und bei Gestalten, die man durch
Verhllungen hindurch sieht, die ihre Erscheinung in vorteilhafter Weise
ergnzen. Denn eine allseitige Beleuchtung lt die wirkliche Gestalt mit
allen ihren Mngeln hervortreten, ganz <s 169> abgesehen davon, da das,
was ganz deutlich zu sehen ist, nur auf eine einzige Art aufgefat werden
kann.
57.
1. Mehrere Aufassungen nebeneinander zu haben, wie wir solche auch
wirklich haben, ist also nur bei den Ausdrcken mglich, bei denen der
eigentliche Sinn verhllt ist. Da sich dieses so verhlt, geht der
Unerfahrene und Unbelehrte in die Irre, die richtige Aufassung aber hat
nur der Trger der Erkenntnis.
2. Nun wollten jene Schriften auch nicht, da alles fr jeden beliebigen
ohne weiteres zugnglich sei, und auch nicht, da die Schtze der
Weisheit Gemeingut fr diejenigen wrden, die weit davon entfernt sind,
ein reines Herz zu haben; denn da es so gewaltige Anstrengungen
gekostet hat, diese Schtze zu erwerben, darf man sie nicht den ersten
besten anbieten, und man darf die Geheimnisse der Lehre den
Uneingeweihten nicht enthllen.
3225
3. So erzhlt man, da der Pythagoreer Hipparchos, dem man zum
Vorwurf machte, er habe die Lehren des Pythagoras
allgemeinverstndlich niedergeschrieben, aus der Schule ausgestoen und
da fr ihn ein Denkstein wie fr einen Toten errichtet worden sei.
3226
4. Deshalb nennt man auch in der barbarischen Philosophie diejenigen
tot,
3227
die von den Lehren abtrnnig geworden sind und ihren Geist von
den Leidenschaften der Seele haben berwltigen lassen.
5. Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander
gemein?, wie der gttliche Apostel sagt. Oder was hat das Licht mit der
Finsternis zu schafen? Wie stimmt Christus mit Beliar berein? Oder
welche Gemeinschaft besteht zwischen einem Glubigen und einem
Unglubigen?
3228
Denn verschieden sind die Ehrungen fr die
Olympischen Gtter und fr die Verstorbenen.
3229
6. Deshalb geht auch aus ihrer Mitte fort und sondert euch von ihnen
ab, sagt der Herr, und rhret nichts Unreines an! Und ich will euch
annehmen und will euer Vater sein, und ihr sollt meine Shne und
Tchter sein.
3230
3225'us dem (geflschten) Brief des L.sis an Hi//archos #ei 1am#lichos, Vita 0.th. 47 /. 78,=D22 ;auc>.
3226!ie +eschichte "ird #ei anderen nicht von Hi//archos, sondern von Hi//asos erzhlt; vgl. Hi//asos $est. 8 !iels,
Vorso>r. 7. 'ufl. 1 23=,B3.
3227Vgl. z.B. G@m 6,22; ?/h B,2.
3228BEor 6,28 f.
3229Vgl. 0laton, +esetze Vi /. 424 '.!; 0aid. 11 =,8.
3230BEor 6,24 f.
424
58.
<s 170> 1. Demnach hielten nicht nur die Pythagoreer und Platon vieles
geheim, sondern auch die Epikureer sagen, da auch von ihm (Epikuros)
einige Lehren geheim seien und da sie nicht allen gestatten knnten, die
Schriften darber zu lesen.
3231
2. Ja, auch die Stoiker behaupten, da es von dem lteren Zenon
Schriften gebe, die zu lesen sie ihren Schlern nicht ohne weiteres
gestatten, wenn sie nicht zuvor die Probe bestanden haben, ob sie echte
Weisheitsfreunde seien.
3232
3. Und auch die Anhnger des Aristoteles sagen, da einige von seinen
Schriften esoterisch (nur fr die nchsten Anhnger bestimmt) die
anderen aber allgemein zugnglich und exoterisch (auch fr die
Auenstehenden verstndlich) seien.
3233
4. Aber auch die Stifter der Mysterien versteckten, da sie Philosophen
waren, ihre eigenen Lehren hinter Mythenerzhlungen, so da sie nicht
allen verstndlich waren.
5. Wenn demnach die einen, die nur menschliche Ansichten zu
verbergen hatten, die Ungelehrten davon abhielten, sie kennenzulernen,
wie htte es nicht vorteilhaft sein sollen, da die wahrhaft heilige und
selige Schau des wahrhaft Seienden mehr als alles andere verborgen
blieb?
6. Freilich sind weder die Lehren der barbarischen Philosophie noch die
Erzhlungen des Pythagoras, ja nicht einmal die Mythen bei Platon von
Er, dem Sohn des Armenios, im Staat,
3234
von Aiakos und Rhadamanthys
im Gorgias,
3235
vom Tartaros im Phaidon,
3236
von Prometheus und
Epimetheus im Protagoras
3237
und auerdem die Erzhlung von dem Krieg
zwischen Atlantikern und den Athenern im Atlantikos (= Kritias)
3238
ohne
weiteres Wort fr Wort sinnbildlich zu deuten, sondern nur in dem, was
auf den Hauptgedanken hinweist, und bei diesem wird sich herausstellen,
da es durch Sinnbilder unter der Hlle der Allegorie kundgegeben ist.
59.
1. Aber auch der freundschaftliche Verkehr im Kreise des Pythagoras und
die doppelte Form der Gemeinschaft unter seinen Anhngern, wobei man
die groe Menge <s 171> Akusmatikoi (Zuhrer) und einige wenige
andere, nmlich diejenigen, die sich mit wirklichem Eifer der Philosophie
3231Vgl. Isener, ?/icurea /. 838.
3232Vgl. -enon Fr. 83 v. 'rnim; zum Schlu z.B. 0laton, Staat V /. 843 !.
3233Vgl. ?. -eller, 0hil. d. +r. 11 B, 3. 'ufl. S. 226 'nm. 3; Hrigines, +egen :elsus 1 4 /. 63,23 Eoetschau.
3234Vgl. 0laton, Staat < /. 628 B.
3235Vgl. e#d., +orgias /. 7B8 '.
3236Vgl. e#d., 0haidon /. 22B '.
3237Vgl. e#d. 0rotagoras /. 3B3 !.
3238Vgl. e#d., $imaios /. B7BD!; Eritias (mit dem Intertitel 'tlanti>os) /. 23= ff.
425
beeiigten, Mathematikoi (Schler) nannte, deuteten darauf hin, da
vor der groen Menge
Immer nur wenig gesagt, das andre verhllt werden msse.
3239
2. Vielleicht hngt auch jene doppelte Art von Behauptungen in der
Philosophenschule des Peripatos, wovon die eine das Wahrscheinliche,
die andere das wissenschaftliche Gewisse hie,
3240
zusammen mit der
Scheidung zwischen Doxa (in der doppelten Bedeutung von Ehre und
Meinung) und dem wahren Berhmtsein
3241
und der Wahrheit.
3. Und nicht sollen die herrlichen Krnze des Ruhms dich verlocken,
Da du von Menschen sie nimmst um den Preis, da du mehr sagst, als
recht ist.
3242
4. Die Ionischen Musen
3243
z.B. sagen ausdrcklich, da die groe Masse
und die Scheinweisen den Sngern des Volks folgen und seine Bruche
mitmachen, obwohl sie wissen, da viele schlecht und nur wenige gut
sind, da aber die Besten dem Ruhme nachjagen.
3244
5. Denn es ziehen, sagt er (Herakleitos) die Besten ein einziges allem
anderen vor, unsterblichen Ruhm bei den Menschen; die Masse aber ist
vollgefressen wie das Vieh,
3245
da sie nach dem Bauch und den
Schamteilen und dem, was bei uns als das Schimpichste gilt, das Glck
bemessen.
3246
6. Und der groe Parmenides aus Elea fhrt seine Lehre von den zwei
verschiedenen Wegen in seiner Schrift mit folgenden Worten ein:
Erstens das ruhige Herz der leicht berzeugenden Wahrheit,
Zweitens der Sterbliche Wahn, dem verlssige Wahrheit nicht
einwohnt.
3247
X. Kapitel
60.
<s 172> 1. Mit Recht sagt daher der gotterfllte Apostel: Durch eine
Ofenbarung wurde mir das Geheimnis kundgetan, wie ich es schon
vorhin in Krze beschrieben habe. Daraus knnt ihr, wenn ihr es lest,
mein Verstndnis fr das Geheimnis Christi erkennen, das in anderen
Zeitaltern den Menschenkindern nicht kundgetan wurde, wie es jetzt
seinen heiligen Aposteln und Propheten enthllt wurde.
3248
2. Denn es gibt auch fr die Vollkommenen noch eine geistige Frderung;
ber sie schreibt er an die Kolosser folgendes: Wir hren nicht auf, fr
euch zu beten und zu bitten, da ihr mit der Erkenntnis seines Willens in
3239Vgl. 0or/h.rios, Vita 0.th. 34.
3240Vgl. 'ristoteles, $o/. 1 2 /. 233# 2C ff.
3241Vgl. Strom. 1V 234,2.
3242?m/edo>les Fr. 8,6 f. !iels.
3243*1onische 5usen, nennt 0laton, So/histes /. B8B !, den Hera>leitos.
3244Hera>leitos Fr. 238 !iels; vgl. Strom. 1 62,3.
3245Hera>leitos Fr. BC !iels; vgl. Strom. 1V 73,B.
3246!emosthenes, Eranzrede BC6; vgl. 0lut. 5oral. /. C4 !.
32470armenides Fr. 2, BC f. !iels.
3248?/h 3,3D7.
426
aller geistlichen Weisheit und Einsicht erfllt werden mchtet, um dann
des Herrn wrdig zu seinem vollen Wohlgefallen zu wandeln und mit
allerlei gutem Werke Frucht zu bringen und in der Erkenntnis Gottes zu
wachsen, gestrkt mit aller Strke entsprechend der Macht seiner
Herrlichkeit.
3249
3. Und wiederum sagt er: Nach dem gttlichen Amt, das mir bei euch
bertragen ist, das Wort Gottes zur Vollendung zu bringen, das
Geheimnis, das von Ewigkeiten und Urzeiten her verborgen gewesen war,
jetzt aber seinen Heiligen geofenbart wurde, denen Gott kundtun wollte,
was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den
Heidenvlkern ist.
3250
61.
1. Daher ist ein Unterschied zwischen den Geheimnissen, die bis auf die
Zeit der Apostel verborgen gewesen waren und von ihnen so, wie sie sie
vom Herrn empfangen hatten, weitergegeben wurden (verborgen aber
waren sie im Alten Bund) den Geheimnissen, die jetzt den Heiligen
geofenbart wurden,
3251
und dem Reichtum der Herrlichkeit des
Geheimnisses unter den Heidenvlkern,
3252
das in dem Glauben und der
Hofnung auf Christus besteht, welchen er an einer anderen Stelle
Grundstein
3253
genannt hat.
2. Und wiederum schreibt er, indem er gleichsam seine Ehre darein setzt,
die Erkenntnis kundzutun, ungefhr so: Indem wir jedermann in aller
Weisheit ermahnen, um jedermann in Christus vollkommen zu
machen.
3254
3. Er meint nicht jeden Menschen schlechthin; denn sonst gbe es gar
keinen Unglubigen; und er nennt auch nicht <s 173> jeden, der glaubt,
in Christus vollkommen, sondern den ganzen Menschen, sozusagen
den vollstndigen Menschen in dem Sinn, da er an Leib und Seele
geheiligt
3255
ist. Denn er fgt, weil die Erkenntnis nicht Sache aller
ist,
3256
ausdrcklich hinzu:
4. Zusammengeschlossen in Liebe und zu allem Reichtum der
Gewiheit, wie sie die Einsicht verleiht, zu der Erkenntnis des
Geheimnisses Gottes in Christus, in dem alle Schtze der Weisheit und
Erkenntnis verborgen sind.
3257
Haltet an im Gebet und seid dabei
wachsam in Danksagung.
3258
3249Eol 2,CD22.
3250?#d. 2,B7DB4.
3251Eol 2,B6.
3252?#d. 2,B4.
32532Eor 3,23.
3254Eol 2,B=.
3255Vgl. 2$hess 7,B3.
3256Vgl. 2Eor =,4.
3257Eol B,B f.
3258Eol 8,B.
427
5. Die Danksagung geschieht aber nicht nur wegen der Seele und der
geistlichen Gter, sondern auch wegen des Leibes und der leiblichen
Gter.
62.
1. Und noch deutlicher entwickelt er den Gedanken, da die Erkenntnis
nicht Sache aller sei,
3259
indem er hinzufgt: Betet zugleich auch fr
uns, Gott mge uns eine Tre fnen, da wir das Geheimnis von
Christus, um dessentwillen ich auch gebunden bin, predigen knnen,
damit ich es so kundtun knne, wie es meine Picht ist, zu reden.
3260
Denn es gab einiges, was nur mndlich, nicht auf schriftlichem Wege
weitergegeben wurde.
2. So sagt er z.B. zu den Hebrern: Denn da ihr der Zeit nach Lehrer
sein solltet (da sie nmlich im Alten Testament alt geworden waren)
habt ihr es wieder ntig, da man euch darin unterrichte, was die
Anfangsgrnde der Ofenbarungsworte Gottes sind, und seid dahin
gekommen, da ihr Milch statt fester Nahrung ntig habt.
3. Denn jeder, der noch Milch geniet, wei sich nicht in die Predigt von
der Gerechtigkeit zu nden; denn er ist noch unmndig. Das heit, es
sind ihm nur die Anfangsgrnde der Lehre anvertraut.
3261
4. Fr Erwachsene aber ist die feste Nahrung bestimmt, fr solche,
deren Sinne infolge der Gewhnung zur Unterscheidung des Guten und
Bsen geschult sind. Deshalb wollen wir die Anfangsgrnde der Lehre
von Christus beiseite lassen und uns eilends der vollen Reife
zuwenden.
3262
63.
1. Aber auch Barnabas, der auch selbst gemeinsam mit dem Apostel im
Dienst an die Heiden die Lehre verkndigt hatte, sagt: Ich schreibe euch
ganz einfach, <s 174> damit ihr es verstehen knnt.
3263
2. Etwas spter sagt er dann, indem er bereits deutlicher eine Spur
gnostischer berlieferung vor Augen fhrt: Was sagt der andere
Prophet Moses zu ihnen?
3. Siehe, also spricht der Herr Gott: Ziehet ein in das gute Land, das der
Herr Gott, der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, eidlich verheien
hat, und nehmet es in Besitz, das Land, das von Milch und Honig
beriet!
3264
4. Was sagt die Gnosis darber? Hret es! Hofet, so sagt sie, auf den
Jesus, der euch im Fleisch geofenbart werden soll! Denn einen Menschen
3259Vgl. 2Eor =,4.
3260Eol 8,3 f.
3261Vgl. 0aid. 1 3C,2.
3262He#r 7,2B T 6,2.
3263Barna#as#rief 6,7.
3264?% 33,2.3; vgl. Lev B3,B8.
428
bedeutet das Land, insofern es leidet. Denn von der Oberche der Erde
ist die Bildung Adams geschehen.
3265
5. Warum sagt er nun: In das gute Land, das Land, das von Milch und
Honig beriet?
3266
Gelobt sei unser Herr, liebe Brder, der Weisheit
und Verstndnis fr seine Geheimnisse in uns gelegt hat!
6. Der Prophet gebraucht nmlich ein Sinnbild fr den Herrn.
3267
Wer
wird es aber verstehen, als wer weise und verstndig ist und seinen Herrn
lieb hat?
3268
Denn nur wenige knnen dies fassen.
3269
7. Denn nicht aus Migunst, so heit es, hat der Herr in einem
Evangelium die Weisung gegeben: Mein Geheimnis ist fr mich und fr
die Shne meines Hauses bestimmt.
3270
Damit vollzieht er die Auswahl
sicher und fest, auf da diese, wenn sie das erlangt hat, was ihrer Wahl
entspricht, ber alle Migunst erhaben sei.
8. Denn wer die Erkenntnis des Guten nicht hat, ist bse; denn nur
einer ist gut,
3271
der Vater; aber den Vater nicht zu kennen bedeutet den
Tod, wie ihn zu <s 175> kennen ewiges Leben bedeutet
3272
entsprechend
der Anteilnahme an der Macht des Unvergnglichen. Und dem Verderben
nicht ausgesetzt zu sein bedeutet, Anteil an gttlichem Leben zu haben;
dagegen ist Verderben die Folge des Abfalls von der Erkenntnis Gottes.
64.
1. Und wiederum sagt der Prophet: Und ich werde dir geheime,
verborgene, unsichtbare Schtze geben, damit sie erkennen, da ich Gott
der Herr bin.
3273
2. hnliches wie dieses sagt auch David in einem Psalm: Denn siehe, du
hast Wahrheit liebgewonnen; das Geheime und das Verborgene deiner
Weisheit hast du mir geofenbart.
3274
3. Denn ein Tag verkndigt einem anderen ein Wort, nmlich das ganz
ofen geschriebene, und eine Nacht ofenbart einer anderen Erkenntnis,
nmlich die geheimnisvoll verborgene. Und es gibt keine Worte und
keine Sprachen, deren Stimmen nicht gehrt wrden,
3275
nmlich von
Gott, der sagte: Wird jemand im Verborgenen handeln, und ich sollte
ihn nicht sehen?
3276
3265Vgl. +en B,4.
3266?% 33,3.
32671ch ha#e hier den #ei :lemens (#erlieferten $e%t ents/rechend der M#erlieferung des Barna#as#riefes gendert,
indem ich sie Satzzeichen so setze) (%%%); Barna#as er>lrt die Verheiung des guten Landes als eine sinn#ildliche
Aeissagung auf den Herrn. !ie folgenden Aorte sind dann >eine 'nf(hrung aus der Bi#el, sondern Aorte des
Barna#as sel#st.
3268Barna#as#rief 6,=D23.
3269Vgl. 5t 2C,22.
3270!as auch sonst mehrfach #ezeugte a/o>r./he Herren"ort (vgl. z.B. '. Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl. S. 23=f., 'gra/hon
=8; Go/es, S/r(che 9esu, S. C8 ff.), das "ohl mit Inrecht auf die M#ersetzung eines Satzteiles von 9es B8,26 #ei
S.mmachos und $heodotion zur(c>gef(hrt "ird, ist von :lemens hier als $eil eines -itates eingef(hrt, dessen
Her>unft un#e>annt ist.
32715t 2C,24.
3272Vgl. 9oh 24,3.
32739es 87,3, "ohl aus Barna#as#rief 22,8 entnommen.
32740s 73,=.
3275?#d. 2=,3 f.
32769er B3,B8; zur Form vgl. 0rotr. 4=,2; Strom. 11 7,7; V 22C,3.
429
4. Deshalb wird Erleuchtung
3277
der Unterricht genannt, der das
Verborgene ofenbarte, da allein der Lehrer den Deckel der Lade fnete,
aber gerade umgekehrt, als wie es die Dichter von Zeus erzhlen, da er
das Fa mit den beln fnete.
3278
5. Ich wei, sagt der Apostel, da ich, wenn ich zu euch komme, mit
der Flle des Segens Christi kommen werde,
3279
wobei er die geistliche
Gnadengabe und die berlieferung der Erkenntnis, die er ihnen
mndlich Auge in Auge mitteilen mchte
3280
(denn brieich konnte dies
nicht mitgeteilt werden) Flle Christi
3281
nennt,
6. gem der Ofenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch
verschwiegen geblieben war, jetzt aber geofenbart und durch
prophetische Schriften auf Gehei des ewigen Gottes bei allen
Heidenvlkern verkndigt wurde, ums die zum Gehorsam des Glaubens
zu fhren,
3282
das heit bei denjenigen, die aus den Heiden kommen und
glauben, da er ist. Nur <s 176> wenigen aber aus diesen wird auch
gezeigt, was der Inhalt dieses Geheimnisses ist.
65.
1. Mit Recht sagt deshalb auch Platon an der Stelle seiner Briefe, wo er
von Gott handelt: Ich mu es dir wirklich mit Rtselworten sagen,
damit, wenn mein Brief in irgendeinem Winkel des Landes oder der
See
3283
in unrechte Hnde kommen sollte, der Leser es nicht verstehe.
3284
2. Denn der Gott des Weltalls, der ber jede Sprache und jeden
Gedanken und jede Vorstellung erhaben ist, kann nicht durch schriftliche
Mitteilung berliefert werden, da er in seiner Macht unaussprechlich
ist.
3285
3. Auch dies hat Platon mit den Worten kundgetan: Darauf achte nun
und hte dich davor, damit du es nicht spter einmal bereuen mut,
wenn jetzt etwas unberechtigterweise an die fentlichkeit kommt. Das
sicherste Mittel dagegen ist aber, wenn man nichts aufschreibt, sondern
alles dem Gedchtnis einprgt. Denn es ist ganz unmglich, da das, was
einmal geschrieben ist, nicht an die fentlichkeit kommt.
3286
4. Ganz hnliches wie dieses sagt der heilige Apostel Paulus, indem er
die prophetische und wahrhaft altehrwrdige Art des Verbergens
beibehielt, aus der fr die Griechen die herrlichen Lehren ossen.
5. Weisheit aber verkndigen wir unter den Gereiften, aber nicht die
Weisheit dieser Welt oder der Mchtigen dieser Welt, die zunichte
3277Vgl. BEor 8,8.6.
3278Vgl. Hom. 1l. B8,7B4 ff.; Hesiodos, Aer>e C8 ff.
3279G@m 27,BC.
3280Vgl. e#d. 2,22.
3281?#d. 27,BC.
3282?#d. 26,B7 f.
3283Aohl aus einem !ichter; vgl. $+F 'des/. 38=.
32840laton, Brief 11 /. 32B !
3285Vgl. hilon, Suod deus s. imm. 77; !e mutat. nom. 28; !e somn. 1 2=8.
32860laton, Brief 11 /. 328 B:.
430
werden; vielmehr verkndigen wir in Form eines Geheimnisses die
verborgene Weisheit Gottes.
3287
66.
1. Etwas spter spricht er dann davon, wie ntig es ist, mit der
Verbreitung der Lehre unter der Menge vorsichtig zu sein, etwa mit
folgenden Worten: Auch ich, liebe Brder, konnte zu euch nicht wie zu
Geistesmenschen reden, sondern wie zu Fleischlichen, wie zu
Unmndigen in Christus. Milch gab ich euch zu trinken, nicht feste
Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Aber ihr knnt sie auch
jetzt noch nicht vertragen; denn ihr seid noch eischlich.
3288
2. Wenn demnach von dem Apostel die Milch Nahrung der
Unmndigen, die feste Speise aber Nahrung der Gereiften genannt ist,
3289
so wird <s 177> man unter Milch den Anfangsunterricht gleichsam als die
erste Nahrung der Seele verstehen mssen, unter fester Speise aber das
hchste unmittelbare Schauen. Denn das ist Fleisch und Blut des
Logos,
3290
das heit Erfassen der gttlichen Macht und des gttlichen
Wesens.
3. Schmecket und sehet, da der Herr gtig ist!
3291
heit es. Denn so
teilt er sich denen mit, die mehr in geistlicher Weise an einer solchen
Speise Anteil nehmen, dann eben, wenn die Seele bereits sich selbst
nhrt
3292
nach dem Wort des wahrheitsliebenden Platon; denn die
gttliche Lehre als Speise und Trank zu nehmen, das bedeutet, das Wesen
Gottes erkennen.
4. Deshalb sagt auch Platon im zweiten Buch des Staates: Man soll
zuerst opfern, nicht etwa ein Ferkel, sondern ein groes und schwer zu
beschafendes Opfer,
3293
und dann erst Untersuchungen ber Gott
anstellen.
5. Der Apostel aber schreibt: Und unser Osterlamm wurde geschlachtet,
Christus,
3294
ein wirklich schwer zu beschafendes Opfer, der Sohn
Gottes, der fr uns als Opfer dargebracht wird.
3295
32872Eor B,6 f.
32882Eor 3,2D3.
3289Vgl. He#r 7,23 f.
3290Vgl. 9oh 6,73.
32910s 33,4.
3292Vgl. 0laton, Brief V11 /. 382 :!.
3293?#d., Staat 11 /. 34= '.
32942Eor 7,4.
3295Vgl. 9oh 24,2C.
431
XI. Kapitel
67.
1. Das Gott wohlgefllige Opfer
3296
besteht aber darin, da man sich von
seinem Krper und dessen Leidenschaften lossagt, ohne dies je zu
bereuen. Das ist in der Tat die wahre Gottesverehrung.
2. Und vielleicht ist deswegen die Philosophie von Sokrates mit Recht
eine Vorbereitung auf den Tod genannt worden.
3297
Denn wer beim
Denken weder den Gesichtssinn mitbentzt, noch irgendeinen der
anderen Sinne heranzieht, sondern ganz ausschlielich mit dem Geist die
Dinge zu erfassen sucht, der beeiigt sich der wahren Philosophie.
3298
3. Das bezweckt also auch Pythagoras mit dem fnf Jahre whrenden
Stillschweigen, das er von seinen Schlern verlangt,
3299
damit sie sich von
dem sinnlich Wahrnehmbaren abkehren und ganz allein mit dem Geiste
die Gottheit schauen mchten. Von Moses <s 178> sind aber die
hervorragenden Griechen abhngig, die eine solche philosophische Lehre
gaben.
4. Denn Moses beehlt, den Brandopfertieren die Haut abzuziehen und
sie dann in Stcke zu zerlegen;
3300
denn die Seele des Gnostikers mu
von der irdischen Hlle frei und von den Nichtigkeiten des Krpers und
allen Leidenschaften, die aus den leeren und falschen Vorstellungen
erwachsen, ledig werden und die eischlichen Begierden
3301
ablegen und
so durch das Licht geheiligt werden.
3302
68.
1. Die meisten Menschen verkriechen sich in das Irdische wie die
Schnecken in ihr Haus und rollen sich um ihre eigene Zuchtlosigkeit zu
einer Kugel zusammen wie die Igel und haben von dem seligen und
unvergnglichen Gott die gleiche Vorstellung wie von sich selbst.
3303
2. Es ist ihnen aber, obwohl sie uns nahestehen, entgangen, da Gott uns
Unzhliges geschenkt hat, woran er selbst keinen Anteil hat,
Geborensein, whrend er selbst ungeboren ist, Nahrung, whrend er
selbst keines Dings bedarf, und Wachstum, whrend er selbst sich immer
gleich bleibt;
3304
ein schnes Alter und ein leichtes Sterben, whrend er
selbst unsterblich ist und nicht altert.
3305
3. Deshalb darf man es durchaus nicht fr Bezeichnungen von
Vernderungen bei Gott halten, wenn bei den Hebrern in bezug auf ihn
3296Vgl. 0hil 8,2=
3297Vgl. 0laton, 0haidon /. 64 !; =3 ?; =a '.
3298Vgl. e#d. 67 ?; 66 '.
3299Vgl. ?. -eller, 0hilos. d. +riechen 1 7. 'ufl. S. 237 'nm. 3.
3300Lev 2,6.
3301Vgl. 20etr B,22.
3302Vgl. 0hilon, !e sacr. '#. et :aini =8
3303Vgl. 0hilon, !e sacr. '#. et :aini C7.
3304Vgl. e#d. C=.
3305Vgl. e#d. 233.
432
von Hnden, Fen, Mund, Augen, Kommen, Fortgehen,
Zornausbrchen und Drohungen die Rede ist,
3306
sondern man mu
berzeugt sein, da mit diesen Wrtern manches in einem hheren Sinn
sinnbildlich bezeichnet ist, was wir auch an einer spteren Stelle unserer
Abhandlung zur geeigneten Zeit klarlegen wollen.
4. Wahrlich ein Heilmittel ist Weisheit fr jegliches Leid,
3307
schreibt Kallimachos in seinen Epigrammen.
5. Und Bakchylides sagt in seinen Panen:
Einer ist weise vom andern; so war es vor alters, und so ist es jetzt;
Denn nicht leicht ists, das Tor zu nden verborgenen
Weisheitsworts.
3308
69.
<s 179> 1. Es ist also schn, wenn Isokrates im Panathenaikos, nachdem er
die Frage vorausgestellt hatte: Wen nenne ich also gebildet?, so
fortfhrt: An erster Stelle, die sich bei den Tag fr Tag eintretenden
Aufgaben gut zu helfen wissen und in ihrem Urteil stets das Richtige
trefen und in der Regel das Zutrgliche zu nden verstehen.
2. Sodann diejenigen, die immer so, wie es schicklich und gerecht ist, mit
denen verkehren, mit denen sie in Berhrung kommen, und die
unangenehmen und lstigen Eigenschaften der anderen gelassen und
leicht ertragen, sich selbst aber so gefllig und bescheiden als mglich
gegen ihre Umgebung betragen.
3. Ferner diejenigen, die ihre Leidenschaften beherrschen, sich von
Unglcksfllen nicht allzusehr niederbeugen lassen, sondern sich im
Unglck mnnlich verhalten und so, wie es der Natur wrdig ist, deren
wir teilhaftig geworden sind.
4. Viertens, und das ist das Wichtigste, diejenigen, die sich von
Glckfllen nicht verderben lassen, unter ihrer Wirkung nicht die
Haltung verlieren und nicht bermtig werden, sondern in der Reihe der
Verstndigen bleiben.
5. Dann setzt er seiner Schilderung noch die Krone auf: Von denen aber,
die nicht nur in einer dieser Beziehungen, sondern in allen ihr seelisches
Verhalten im Gleichma bewahren, von denen sage ich, da sie
verstndige und vollkommene Menschen sind und alle Tugenden
besitzen.
3309
6. Siehst du, wie auch die Griechen das gnostische Leben, obwohl sie es
nicht so kennen, wie man es verstehen mu, doch verherrlichen? Was
aber die Erkenntnis ist, das wissen sie nicht einmal im Traum.
3310
3306Vgl. e#d. C6; !e somn. 1 B37.
3307Eallimachos, ?/igramm 84,8 (anth. 0al. <11 273).
3308Ba>ch.lides Fr. 7 Blass.
33091so>rates, 0anathenai>os /. B3C 'D:.
3310Vgl. Strom. V 74,B.
433
70.
1. Wenn wir nun darin einig sind, da die Erkenntnis eine Speise des
Logos fr uns ist,
3311
so sind wirklich selig, wie die Schrift sagt, die nach
der Wahrheit hungern und drsten;
3312
denn sie werden mit
unvergnglicher Speise gesttigt werden.
2. Ganz merkwrdig bereinstimmend mit dem vorher von uns Gesagten
wird Euripides, der Philosoph, auf der Bhne,
3313
in folgenden Versen
erfunden, in <s 180> denen er zugleich in irgendeiner Weise auf Vater und
Sohn hindeutet:
3. Dir, Herrscher des Alls, bring den Weihgu ich dar
Und Gebck, ob nun Zeus du genannt sein willst
Oder Unterweltsgott; nimm gndiglich an
Das reiche Geschenk von mancherlei Frucht,
Das geopfert dir wird ohne Feuer!
3314
4. Denn ein vollkommenes Opfer fr uns, ein ohne Feuer dargebrachtes
Opfer ist Christus. Und da er den Heiland meint, ohne ihn selbst recht
zu kennen, wird aus dem klar, was er hinzufgt:
5. In der Himmlischen Reich bist du Herrscher allein
Mit dem Zepter des Zeus, das du trgst in der Hand,
Und mit Hades die Macht bei den Toten du teilst.
6. Und dann sagt er ausdrcklich:
Doch send Seelen ans Licht aus der Tiefe zu uns,
Die zu wissen verlangt, welche Not uns bedroht
Und woher sie entstammt, was die Wurzel des Leids,
Wem ein Opfer gebhrt aus der Himmlischen Schar,
Da er Ruhe uns schenk von der Mhsal!
3315
7. Es ist aber wohl begreiich, da auch den griechischen Mysterien
Reinigungen vorhergehen, so wie bei den Barbaren das Bad.
71.
1. Darauf folgen die kleinen Mysterien, die gewissermaen die Aufgabe
haben, durch Unterricht auf das Kommende vorzubereiten; die groen
Mysterien aber drehen sich um das Ganze, wo es nichts mehr zu lernen
gibt, vielmehr nur das Wesen der Dinge zu schauen und zu betrachten.
3316
2. Wir gewinnen aber die Stufe der Reinigung durch Sndenbekenntnis,
die Stufe des Schauens, indem wir durch Teilung zur Grundlage des
Verstehens fortschreiten und durch Zergliederung den Anfang mit dem
machen, was dem Schauen zugrundeliegt; so nehmen wir dem Krper die
natrlichen Eigenschaften weg, berauben ihn auch der Ausdehnung nach
3311Vgl. Strom. V 66,3.
33125t 7,6.
3313So "ird ?uri/ides auch 'then. 1V /. 27= ?; <111 /. 762 a; Se%t ?m/. 5atth. 1 B==; Hrigines, +egen celsus 1V 44 /.
384,22 Eoetschau; Vitruvius V 111 /raef. 2 genannt.
3314Bei ?uri/ides hie dies H/fer "ohl sicher (%%%) (ohne Feuer); es ist a#er fraglich, o# f(r :lemens nicht die
(#erlieferte Lesart (%%%) (sch"er zu #eschaffen) richtig ist; vgl. o#en 66,8.7.
3315?uri/ides Fr. inc. C2B.
3316Vgl. 0lutarchos, Le#en des 'le%andros 4.
434
der Tiefe, dann der nach <s 181> der Breite und schlielich auch der nach
der Lnge. Denn der Punkt, der dann noch brigbleibt, ist eine Einheit,
die sozusagen nur noch einen Platz hat; wenn wir aber von ihr auch noch
den Platz wegnehmen, so bleibt nur die gedachte Einheit brig.
3317
3. Wenn wir also alles weggenommen haben, was den Krpern und den
sogenannten krperlosen Dingen anhaftet, und uns dann in die Gre
Christi versenken und von dort mit Heiligkeit ins Unendliche
fortschreiten, dann werden wir uns irgendwie der Wahrnehmung des
Allmchtigen nhern und erkennen, nicht, was er ist, sondern, was er
nicht ist.
4. Man darf sich aber durchaus keine Gestalt oder Bewegung oder
Haltung oder Tron oder Ort oder Rechte oder Linke bei dem Vater aller
Dinge vorstellen, obwohl auch dergleichen geschrieben steht. Was aber
jeder einzelne von diesen Ausdrcken bedeutet, das wird an der richtigen
Stelle gezeigt werden.
3318
5. Also ist die Grundursache nicht an einem Ort, sondern erhaben ber
Raum und Zeit und Name und Vorstellung.
3319
Deshalb sagt auch Moses:
Ofenbare dich mir!
3320
, womit er auf das handgreiichste
3321
andeuten
wollte, da Gott von Menschen nicht gelehrt oder genannt werden kann,
sondern nur durch die von ihm selbst ausgehende Kraft erkennbar ist;
3322
denn der Gegenstand der Forschung ist unkrperlich und unsichtbar;
3323
die Gnadengabe der Erkenntnis kommt von Gott selbst durch seinen
Sohn.
3324
72.
1. Das bezeugt uns Salomon aufs deutlichste mit folgenden Worten:
Menschenklugheit ist nicht in mir; aber Gott gibt mir Weisheit, und
Heiliges verstehe ich.
3325
2. Darum nannte Moses die Klugheit, um sie sinnbildlich als gttlich zu
bezeichnen, einen im Paradies gepanzten Baum des Lebens.
3326
Mit
diesem Paradies kann aber auch die Welt gemeint sein, in der alles, was
zur Schpfung gehrt, entstanden ist.
3. In ihr ist auch der Logos aufgewachsen <s 182> und trug Frucht, indem
er Fleisch wurde,
3327
und machte diejenigen lebendig, die seine Gte
schmeckten,
3328
da er auch nicht ohne das Kreuz uns bekannt geworden
3317Vgl. 'ristoteles, !e anima 1 8 /. 83Ca 6; 'nal. /ost. 1 B4 /. =4aU 36; ;icom. +eras. 1ntrod. arithm. 11 3 /. =8,= Hoche;
Strom. V1 C3,8.
3318Vgl. o#en 6=,3.
3319Vgl. Strom 11 6,2.
3320?% 33,23.
3321Vgl. 0hilon, !e /ost. :aini 26.
3322Vgl. e#d. 28; Strom V 4=,3.
3323Vgl. 0hilon e#d. 27.
3324Vgl. 5t 22,B4; L> 23,BB.
3325Vgl. S/rich". B8,B7 f. (33,B f.). !er z"eite der #eiden angef(hrten Verse ist Strom. 11 44,6 nach einer anderen
M#ersetzung zitiert.
3326Vgl. +en B,C.
3327Vgl. 9oh 2,28.
3328Vgl. 20etr B,3.
435
ist; denn unser Leben wurde ans Kreuz gehngt, auf da wir zum Glauben
kmen.
4. Und Salomon sagt wiederum: Ein Baum der Unsterblichkeit ist sie
(die Weisheit) fr die, die sich an sie halten.
3329
5. Deshalb sagt der Herr: Siehe, ich lege vor dein Angesicht (zur Wahl)
das Leben und den Tod, die Forderung, den Herrn, deinen Gott, zu lieben
und in seinen Wegen zu wandeln und auf seine Stimme zu hren und
dem Leben zu vertrauen; wenn ihr aber die Satzungen und die
Rechtsordnungen, die ich euch gegeben habe, bertretet, so werdet ihr
gnzlich zugrunde gehen. Denn davon hngt dein Leben und die Lnge
deiner Tage ab, da du den Herrn, deinen Gott, liebst.
3330
73.
1. Warum heit es: Abraham machte sich auf nach dem Ort, den ihm
Gott genannt hatte; und als er am dritten Tage aufschaute, sieht er den
Ort von ferne.
3331
2. Denn der erste Tag ist der mit dem sinnlichen Schauen des Schnen
erfllte Tag;
3332
der zweite besteht in dem Verlangen der Seele nach dem
Besten; am dritten Tag aber durchschaut der Geist das Geistige,
3333
wenn
die Augen des Geistes von dem Meister, der am dritten Tage wieder
auferstanden war, gefnet wurden.
3334
Es drften die drei Tage auch ein
geheimnisvoller Hinweis auf das Siegel (die Taufe) sein, durch das der
Glaube an den wahrhaft seienden Gott besttigt wird.
3. Folgerichtig aber sieht er den Ort nur von ferne;
3335
denn schwer zu
erreichen
3336
ist das Land Gottes, den Platon Land der Ideen
3337
genannt
hat, nachdem er von Moses gelernt hatte, da Gott ein Raum sei, da er
alles einzelne und die Gesamtheit umfasse.
3338
4. Aber begreiicherweise kann Abraham den Ort nur von ferne <s 183>
sehen, weil er in den Bereich der Schpfung gehrt; und durch einen
Engel wird er unmittelbar zu Gott geleitet.
3329S/rich". 3,2=; zu der Lesart *Baum der Inster#lich>eit, statt *Holz des Le#ens, vgl. Sthlin, :lemens und die
Se/tuaginta S. 33.
3330Vgl. !tn 33,27DB3.
3331Vgl. +en BB,3 f.
33321ch (#ersetze die (#erlieferte Lesart.
3333Vgl. 0laton, 0haidros /. B73 : ff.
3334Vgl. 0hilon, !e /ost. :aini 24 f.
3335Vgl. e#d., !e somn. 1 68D66.
3336Vgl. e#d., !e /ost :aini 2=.
3337Vgl. Strom. 1V 277,B mit 'nm.
3338Vgl. 0hilon, !e somn. 68.
436
74.
1. Infolge davon sagt der Apostel: Wir sehen jetzt wie in einem Spiegel,
dann aber von Angesicht zu Angesicht,
3339
auf Grund jenes reinen und
unkrperlichen unmittelbaren Erfassens durch das Denken.
3340
2. Es ist aber mglich, auch in der Dialektik (in der philosophischen
Unterhaltung) zu Vermutungen ber Gott zu kommen, wenn man ohne
alle Mitwirkung der Sinne durch das reine Denken versucht, dem wahren
Wesen eines jeden Dings nherzukommen und von der Betrachtung des
Seienden nicht abzulassen, bevor man zu dem Hherliegenden
emporgestiegen ist, das Gute seinem eigentlichen Wesen nach durch das
bloe Denken erfat hat und so an das eigentliche Ziel des Denkens
gelangt ist,
3341
um mich der Worte Platons zu bedienen.
3. Wenn wieder Moses nicht gestattete, da Altre und Heiligtmer an
vielen Orten errichtet wrden, sondern einen einzigen Tempel Gottes
erbauen lie, so verkndete er damit, wie Basileides sagt, eine
einzigentstandene Welt und, was nicht mehr die Ansicht des Basileides
ist, einen einzigen Gott.
4. Und weil der erkenntniserfllte Moses das Unbegrenzte nicht in einem
Ort einschlieen wollte,
3342
stellte er kein Gtterbild in den Tempel zur
Verehrung auf
3343
und gab damit zu verstehen, da Gott unsichtbar und
unendlich ist; so fhrte er die Hebrer gewissermaen zu einer
Vorstellung von Gott durch die Verehrung des in dem Tempel allein
vorhandenen Namens.
5. Jedenfalls deutet das Gotteswort, indem es das Erbauen von Tempeln
und alle Art von Opfern verbietet, darauf hin, da der Allmchtige nicht
an einen Raum gebunden sein kann, mit folgenden Worten: Was fr
einen Tempel wollt ihr mir erbauen? sagt der Herr. Der Himmel ist mein
Tron
3344
und die folgenden Worte.
6. Und ber die Opfer sagt er hnlich: Blut von Stieren und Fett von
Schafen will ich nicht,
3345
und was der Heilige Geist auerdem durch den
Propheten untersagt.
75.
<s 184> 1. Sehr schn stimmt damit auch Euripides berein, wenn er
schreibt:
Denn welches Haus, von Handwerksmeistern aufgebaut,
Umschlsse wohl in engen Mauern Gottes Macht?
3346
2. Und ber die Opfer sagt er in gleicher Weise:
Denn Gott bedarf ja, wenn in Wahrheit Gott er ist,
33392Eor 23,2B.
3340Vgl. 0hilon, !e /ost :aini B3.
33410laton, Staat V11 /. 73B 'B.
3342Vgl. 0hilon, !e somn. 68.
33431m griechischen $e%t ist das Eomma nicht nach (%%%), sondern nach (%%%) zu setzen.
33449es 66,2.
3345?#d. 2,22.
3346?uri/ides Fr. du#. 2233.
437
Gar nichts; das ist von Dichtern leer Gerede nur.
3347
3. Denn nicht irgendein Bedrfnis hat Gott dazu veranlat, die Welt zu
schafen, damit er Ehren von den Menschen und den brigen Gttern
und Dmonen erhalte, wie Platon sagt, indem er sich gewissermaen
ein Einkommen von der Schpfung verschafen wollte, von uns den
Opferrauch, von den Gttern und Dmonen die diesen angemessenen
Dienstleistungen.
3348
4. Sehr lehrreich ist daher, was Paulus in der Apostelgeschichte sagt:
Der Gott, der die Welt und alles in ihr erschafen hat, er, der der Herr
des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die von
Menschenhnden erbaut sind, und lt sich auch nicht von
Menschenhnden bedienen, als ob er etwas bedrfte, da er doch selbst
allen Odem und Leben und alles gibt.
3349
76.
1. Aber auch Zenon, der Begrnder der Stoischen Philosophenschule, sagt
in seinem Buch ber den Staat, man solle weder Tempel erbauen noch
Gtterbilder anfertigen; denn kein Bauwerk sei der Gtter wrdig, und er
scheute sich nicht, wrtlich so zu schreiben: Es wird durchaus nicht
ntig sein, Tempel zu erbauen; denn einen Tempel, der nicht viel wert
und heilig wre, mte man fr nichts achten; aber kein Werk von
Bauleuten und Handwerkern ist viel wert und heilig.
3350
2. Mit Recht bestimmte daher auch Platon, da er wute, da die ganze
Welt Gottes Tempel sei, fr die Brger einen Platz in der Stadt, wo die
Gtterbilder von ihnen aufgestellt werden sollten; er verbot aber, da
irgendeiner fr sich allein Gtterbilder habe.
3. Keiner soll also, so sagt er, auerdem den Gttern Heiliges weihen;
denn Gold und Silber, das sich in anderen Stdten in Privathusern und
in Tempeln ndet, <s 185> ist ein neiderregendes Besitztum; Elfenbein,
das von einem Krper stammt, aus dem das Leben entohen ist, ist kein
eckenloses Weihegeschenk; Eisen und Erz sind Werkzeuge fr den
Krieg; dagegen soll man Werke aus Holz ohne irgendwelche weitere
Zutat, was man eben will, und ebenso auch aus Stein in die fentlichen
Heiligtmer weihen.
3351
77.
1. Mit Recht sagt er daher in dem groen Brief: Denn das Gttliche lt
sich nicht mit Worten ausdrcken, wie das bei den brigen
Wissensgegenstnden mglich ist, sondern wenn man sich lange Zeit mit
dem Gegenstand selbst beschftigt und mit ihm zusammenlebt, dann
3347?#d., Gasender Hera>les 2387 f.
3348!ie Stelle ist #ei 0laton nicht zu finden.
3349'/g 24,B8 f.
3350-enon Fr. B68 v. 'rnim; vgl. Strom. V11 B=,B; BC,3; 0lut. 5oral. /. 2338 B.
33510laton, +esetze <11 /. C77 ?; C76 '.
438
entsteht pltzlich, wie von einem aufammenden Feuerstrahl entzndet,
ein Licht in der Seele und nhrt sich dann selbst.
3352
2. Ist das nicht hnlich dem, was von dem Propheten Sophonias gesagt
worden ist? Und es nahm mich der Geist in die Hhe und trug mich in
den fnften Himmel hinauf, und ich sah Engel, die Herren genannt
wurden, und die Krone war ihnen vom Heiligen Geist aufs Haupt gesetzt,
und der Tron eines jeden von ihnen leuchtete siebenmal heller als die
aufgehende Sonne, und sie wohnten in Tempeln des Heils und priesen
den unnennbaren hchsten Gott.
3353
XII. Kapitel
78.
1. Denn den Vater und Schpfer dieses Alls zu nden, ist eine schwere
Aufgabe, und wenn man ihn gefunden hat, ihn allen zu verknden,
unmglich;
3354
denn es lt sich nicht mit Worten ausdrcken, wie das bei
den brigen Wissensgegenstnden der Fall ist,
3355
sagt der
wahrheitsliebende Platon.
2. Denn er hat ganz genau gehrt, da der allweise Moses, als er auf den
Berg hinaufstieg (nmlich um der heiligen Schau willen auf den Gipfel des
nur geistig Wahrnehmbaren) notgedrungen den ausdrcklichen Befehl
gab, da nicht das ganze Volk mit ihm hinaufsteige.
3356
3. Und wenn die Schrift sagt: Moses ging in das <s 186> Dunkel hinein,
wo Gott war,
3357
so ofenbart dies fr die, die es zu verstehen vermgen,
da Gott unsichtbar und unaussprechlich ist; denn als Dunkel steht in
der Tat der Unglaube und die Unwissenheit der Masse dem Glanz der
Wahrheit im Wege.
3358
4. Und der Teologe Orpheus hat sich dadurch belehren lassen und sagte:
Einer ist, in sich vollendet; aus einem ist alles entstanden
oder entsprossen; denn es gibt auch diese Lesart; und dann fhrt er
fort:
Aber keiner der sterblichen Menschen
Siehet ihn je; er selber jedoch hat alle vor Augen.
3359
5. Und noch deutlicher fgt er hinzu:
Aber ich sehe ihn nicht; denn Gewlk ist ringsum gebreitet.
Alle die Sterblichen haben ja schwache Pupillen im Auge,
Klein an Gestalt, da sie sind von Fleisch und von Knochen
umwachsen.
3360
33520laton, Brief V11 /. 382 :!.
3353'us der So/honiasa/o>al./se; vgl. '. Harnac>, +esch. d. altchr Lit. 1 S. =78; 11 2 S. 74B f.
33540laton, $imaios /. B= :.
3355?#d., Brief V11 /. 382 :; vgl. 0rotr. 6=,2; Strom. V CB,3.
3356Vgl. ?% 2C,2B.B3.
3357?% B3,B2.
3358Vgl. Strom. 11 6,2; V 42,7; 0hilon, !e /ost. :aini 28.
3359Hr/heus Fr. B86 (B87,=D23) Eern); vgl. 0rotr. 48,7.
3360?#d. Fr. B86 (B87 28 f.) Eern.
439
79.
1. Das Gesagte bezeugt auch der Apostel mit den Worten: Ich kenne
einen Menschen in Christus, der bis in den dritten Himmel entrckt
wurde, und von dort in das Paradies, der unaussprechliche Worte
hrte, die ein Mensch nicht aussprechen darf.
3361
In dieser Weise deutete
er das unbeschreibbare Wesen Gottes an, wobei er die Worte die ein
Mensch nicht aussprechen darf nicht wegen eines Gesetzes oder aus
Furcht vor einem Verbot hinzufgte, sondern um anzudeuten, da es
menschlicher Fhigkeit unmglich sei, das Wesen der Gottheit zu
schildern, da ja davon so, wie es sich gebhrt, erst jenseits des dritten
Himmels die zu reden beginnen, die dort die auserlesenen Seelen zu
geheimen Weihen fhren.
2. Ich wei nmlich, da sich auch bei Platon die Vorstellung von vielen
Himmeln ndet; denn die zahlreichen Beispiele aus der barbarischen
Philosophie will ich jetzt in meiner Schrift bergehen, indem ich
entsprechend meinen frheren <s 187> Versprechungen die rechte Zeit
dafr abwarte.
3. Was also Platon betrift, so ist er im Timaios unentschieden, ob er
mehrere Welten oder nur diese eine annehmen soll, und macht keinen
Unterschied in den Bezeichnungen, indem er die Worte Welt und
Himmel als gleichbedeutend gebraucht.
4. Die Stelle heit aber wrtlich: Haben wir also mit Recht von einem
einzigen Himmel gesprochen, oder wre es richtiger gewesen, von vielen,
ja von unzhligen Himmeln zu sprechen? Von einem einzigen, wenn er
wirklich nach dem Urbild geschafen sein soll.
3362
80.
1. Aber auch in dem Brief der Rmer an die Korinther steht geschrieben:
Der fr die Menschen unendliche
3363
Ozean und die Welten jenseits von
ihm.
3364
2. Demnach ruft der edle Apostel wieder folgerichtig aus: O Tiefe des
Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!
3365
3. Und vielleicht war es dieses, was der Prophet mit dem Befehl andeuten
wollte, ungesuerte, in Asche verborgene Kuchen
3366
zu backen. Er
wollte damit zeigen, da die wahrhaft heilige Mysterienlehre ber das
Ewige und seine Krfte verborgen bleiben msse.
3367
4. Dieses bekrftigte der Apostel in dem Brief an die Korinther, wenn er
ausdrcklich sagte: Weisheit aber verkndigen wir unter den Gereiften,
3361BEor 2B,B.8.
33620laton, $imaios /. 32 '.
3363Vielleicht ist (%%%) (undurchfahr#ar) statt (%%%) (unendlich) zu lesen.
33642:lem B3,=.
3365G@m 22,33.
3366Vgl. +en 2=,6; ?% 2B,3C.
3367Vgl. 0hilon, !e sacr. '#. et :aini 63.
440
aber nicht die Weisheit dieser Welt oder die der Mchtigen dieser Welt,
die zunichte werden; vielmehr verkndigen wir in Form eines
Geheimnisses die verborgene Weisheit Gottes.
3368
5. Und an einer anderen Stelle sagt er wieder: Zu der Erkenntnis des
Geheimnisses Gottes in Christus, in dem alle Schtze der Weisheit und
der Erkenntnis verborgen sind.
3369
6. Diese Worte besiegelt unser Heiland selbst, wenn er etwa so spricht:
Euch ist gegeben, das Geheimnis des Himmelreiches zu erkennen.
3370
7. Und wieder sagt das Evangelium, da unser Heiland den Aposteln die
Lehre in Form eines Geheimnisses mitteilte. Auch die Weissagung sagt ja
von ihm: Er wird in Gleichnissen seinen Mund fnen und das seit
Erschafung <s 188> der Welt Verborgene ofen heraussagen.
3371
8. Ferner zeigt der Herr auch durch das Gleichnis vom Sauerteig die
geheimnisvolle Art der Verkndigung. Er sagt nmlich: Das
Himmelreich ist einem Sauerteig hnlich, den ein Weib nahm und in drei
Sat Weizenmehl verbarg, bis das Ganze durchsuert war.
3372
9. Denn entweder wird die aus drei Teilen bestehende Seele
3373
durch
Gehorsam gerettet wegen der durch den Glauben in ihr verborgenen
geistigen Kraft oder deswegen, weil die uns gegebene Kraft der Lehre, die
stark und wirkungsvoll ist, jeden, der sie aufnimmt und in sich bewahrt,
verborgen und unsichtbar zu sich heranzieht und sein ganzes Gefge zur
Einheit verbindet.
81.
1. Sehr weise ist also das, was bei Solon ber die Gottheit geschrieben
steht:
Schwierig ist es gar sehr, das geheime Ma zu erkennen,
Klugen Verstands, das allein jegliche Grenze bestimmt.
3374
2. Denn der Dichter von Akragas sagt von der Gottheit:
Niemals knnen wir sie in erreichbare Nhe uns bringen,
Da wir mit Augen sie sehen, mit Hnden ergreifen sie knnten,
Was ja der sicherste Weg ist, um Menschen zum Glauben zu fhren.
3375
3. Und der Apostel Johannes sagt: Niemand hat Gott je gesehen; der
eingeborene Gott,
3376
der im Schoe des Vaters ist, jener hat ihn
verkndigt,
3377
wobei er das Unsichtbare und Unaussprechliche Scho
Gottes nannte. Deshalb haben ihn manche Abgrund genannt, da er, der
unerreichbar und unendlich ist, das All umschlossen und gleichsam in
seinem Scho aufgenommen hat.
3378
33682Eor B,6 f.
3369Eol B,B f.
33705t 23,22; vgl. 5> 8,22; L> =,23.
33710s 44,B (5t 23,37).
33725t 23,33 (L> 23,B3).
3373Vgl. z.B. 0lut. 5oral. /. =C= ?.
3374Solon Fr. 26 !iehl.
3375?m/edo>les Fr. 233 !iels
3376-ur $e%tform vgl. die M#ersetzung von Suis div. salv. 34,2 mit 'nm.
33779oh 2,2=.
3378Vgl. Strom. 11 7,8; 0hilon, !e conf. ling. 234
441
4. In der Tat ist dies das allerschwierigste Stck der Lehre von Gott. Da
nmlich schon bei jeder Sache der Ursprung schwer zu nden ist, so ist
doch wohl in jedem Fall der erste und lteste Anfang, der auch fr alles
brige Ursache des Entstehens und des Seins nach dem Entstehen ist,
schwer aufzuzeigen.
5. Denn wie knnte man von dem <s 189> reden, was weder eine Gattung
noch eine besondere Art noch eine Form noch ein Unteilbares noch eine
Zahl ist, aber auch keine unwesentliche Eigenschaft oder etwas ist, das
eine solche Eigenschaft besitzt?
3379
Aber auch Ganzes kann ihn niemand
im eigentlichen Sinn nennen; denn ganz gehrt zum Begrif der Gre,
und Gott ist der Vater der ganzen Welt.
6. Aber auch von Teilen kann man bei Gott nicht reden; denn unteilbar
ist das Eine und deshalb auch unendlich, nicht in dem Sinn, da man es
nicht erschpfend behandeln kann, sondern da man es nicht in
Abschnitte zerlegen kann und da es kein Ende hat und demnach
gestalt und namenlos ist.
82.
1. Und wenn wir ihm einen Namen geben, indem wir es, ohne den
eigentlichen Sinn zu trefen, entweder Eines nennen oder das Gute oder
Geist oder das Seiende selbst oder Vater oder Gott oder Schpfer oder
Herrn, so bringen wir mit solchen Worten nicht seinen Namen vor,
sondern verwenden in unserer Hilosigkeit nur schne Ausdrcke, damit
unsere Vorstellung sich darauf sttzen kann und nicht auf anderes abirrt.
2. Denn nicht jede einzelne dieser Bezeichnungen kann das Wesen
Gottes deutlich machen, sondern alle zusammen geben einen Hinweis auf
die Macht des Allmchtigen. Denn alle Dinge, von denen man spricht,
kann man nach den ihnen anhaftenden Eigenschaften bezeichnen oder
nach dem Verhltnis, in dem sie zueinander stehen; aber nichts von dem
kann man bei Gott anwenden.
3. Er kann aber auch nicht durch die mit Beweisen arbeitende
Wissenschaft erfat werden; den diese sttzt sich immer auf vorher
Vorhandenes und Bekannteres;
3380
nichts aber ist frher vorhanden als das
Ungewordene (das also von Ewigkeit her ist)
4. Es bleibt demnach nur brig, da wir das Unerkennbare durch
gttliche Gnade und allein durch das von ihm ausgehende Gotteswort
erfassen, wie auch Lukas in der Apostelgeschichte von Paulus erzhlt, da
er gesagt habe: Ihr Mnner von Athen, ich sehe, da ihr durch und
durch gottesfrchtige Leute seid. Als ich nmlich umherging und eure
Heiligtmer ansah, da <s 190> fand ich auch einen Altar mit der Inschrift:
Einem unbekannten Gotte. Den Gott also, den ihr verehrt, ohne ihn zu
kennen, den verkndige ich euch.
3381
3379-u den aristotelischen Begriffs>lassen vgl. ?. -eller,0hilos. der +riechen 11 B, 3. 'ufl. S. B38 ff; B2B 'nm. 7; fast
"@rtlich die gleiche -usammenstellung findet sich auch #ei 'l>inoos (K'l#inos) #ei 0laton, herausgege#en von :. F.
Hermann, V1 S. 267,7 ff.; vgl. L. Fr(chtel, 0hil. Aoch. 74 (2C34) S/. 7CB.
3380Vgl. 'ristoteles, 'nal. /sot. 1 B /. 42# B3 ff.
3381'/g 24,BB f.
442
XIII. Kapitel
83.
1. Demnach ist alles, was einen Namen trgt, geworden, mgen sie das
zugeben oder nicht. Mag also der Vater selbst jeden zu sich
heranziehen,
3382
der ein reines Leben gefhrt hat und zur Vorstellung des
seligen und unvergnglichen Wesens gelangt ist, oder mag der freie Wille
in uns zur Erkenntnis des Guten gekommen sein und ber die uersten
Grenzen hinaushpfen und springen,
3383
wie die Freunde der Gymnastik
sagen, so erhlt die Seele doch nicht ohne die auerordentliche Gnade
Gottes Flgel,
3384
um emporzuiegen
3385
und sich hoch ber das jetzt noch
ber ihr Liegende zu erheben, indem sie alles, was sie beschwert,
3386
von
sich ablegt und dem zurckgibt, das mit ihm verwandt ist.
2. Aber auch Platon nennt im Menon die Tugend eine Gabe Gottes, wie
folgende Worte zeigen: Infolge dieser Erwgung, mein Menon, ist es fr
uns klar, da die Tugend durch gttliche Fgung dem zuteil wird, wem
sie eben zuteil wird.
3387
3. Meinst du nicht, da mit dem Ausdruck gttliche Fgung die
Beschafenheit des Gnostikers gemeint ist, die nicht allen zuteil wird?
4. Noch deutlicher fgt er hinzu: Wenn wir aber jetzt bei dieser ganzen
Unterredung richtig geforscht haben, so drfte wohl die Tugend weder
etwas Angeborenes noch etwas Lehrbares sein, sondern durch gttliche
Fgung, ohne eigene geistige Arbeit, dem zuteil werden, wem sie eben
zuteil wird.
3388
5. Ein gttliches Geschenk ist also die Weisheit, die eine Kraft des Vaters
ist, und sie treibt unseren freien Willen <s 191> an, nimmt den Glauben
entgegen und vergilt die Achtsamkeit beim Auswhlen durch innigste
Gemeinschaft.
84.
1. Und ich will dir Platon selbst anfhren, der ausdrcklich verlangt, da
man Gottes Shnen glauben soll. Nachdem er nmlich im Timaios ber
sichtbare und geschafene Gtter gesprochen hatte,
3389
sagt er: ber die
anderen Dmonen zu sprechen und ber ihre Herkunft etwas zu wissen,
das geht ber unser Vermgen; man mu aber denen glauben, die frher
3382Vgl. 9oh 6,88.
3383!er hier ge#rauchte s/rich"@rtliche 'usdruc> (vgl. auch -eno#. V1 B3) #edeutet eigentlich (#er den mit der
S/itzhac>e aufgeloc>erten Gaum hinauss/ringen, d.h. "eiter, als vorgesehen "ar; vgl. die ?r>lrung von 9(tner #ei
0aul.DAisso"a 111 ' 837.
3384!ie #ildlichen 'usdr(c>e stammen aus 0laton, 0haidros /. B86 :; B77 :!; B84 B.
33851ch lese mit 5(nzel (%%%) statt (%%%)
3386Vgl. 0laton, 0haidros /. B84 B.
3387?#d. 5enon /. 233 B.
3388?#d. /. CC ?.
3389Vgl. 0laton, $imaios /. 83 !.
443
davon gesprochen haben, die Abkmmlinge von Gttern waren, wie sie
sagten, und doch wohl ziemlich genau Bescheid ber ihre eigenen
Vorfahren wuten. Es ist daher unmglich, Gttershnen den Glauben zu
verweigern, auch wenn sie ohne Wahrscheinlichkeitsgrnde und
zwingende Beweise reden.
3390
2. Ich glaube nicht, da von den Griechen noch deutlicher bezeugt
werden knnte, da unser Heiland und die zum Prophetenamt Gesalbten,
von denen die letzteren ganz ofen Gottes Shne genannt worden sind,
der Herr aber Gottes eigener Sohn ist, wahrhaftige Zeugen ber gttliche
Dinge sind. Deshalb fgte Platon auch hinzu, da man ihnen glauben
msse, weil sie gottbegeistert seien.
3. Und wenn jemand mehr in der Weise der tragischen Dichtung sagt, er
wolle nicht glauben:
Nicht Zeus ja war es, der mir dies verkndet hat,
3391
so soll er doch wissen, da Gott selbst durch seinen Sohn die Schriften
verkndigte. Glaubwrdig ist aber, wer das ihm Eigene verkndet;
3392
denn niemand, so sagt der Herr, hat den Vater erkannt als der Sohn,
und wem es der Sohn ofenbart.
3393
85.
1. Man mu diesem also auch nach Platons Worten glauben, auch wenn
er ohne Wahrscheinlichkeitsgrnde und zwingende Beweise
3394
durch
das Alte und durch das Neue Testament gepredigt und verkndigt wird.
Denn wenn ihr nicht glaubt, sagt der Herr, so werdet ihr in euren
Snden sterben,
3395
und andererseits: Wer glaubt, der hat ewiges
Leben.
3396
Selig sind daher alle, die auf ihn vertrauen.
3397
2. Das Vertrauen ist aber mehr als der <s 192> Glaube. Denn wenn
jemand wei, da unser Lehrer der Sohn Gottes ist, so vertraut er darauf,
da seine Lehre wahr ist.
3. Wie aber nach Empedokles das Lernen den Verstand strkt,
3398
so
strkt das Vertrauen auf den Herrn den Glauben.
4. Wir behaupten daher, da es die gleichen Leute sind, die die
Philosophie tadeln und ber den Glauben losziehen, die Ungerechtigkeit
loben und das Leben in Lsten glcklich preisen.
3390?#d. 83 !?.
3391So/ho>les, 'ntigone 873; vgl. Strom. 1V 8=,B.
3392Vgl. 0laton, $imaios /. 83 ?.
33935t 22,B4 (L> 23,BB).
33940laton, $imaios /. 83 !?.
33959oh =,B8.
3396?#d. 3,27.26.36; 7,B8.
33970s B,2B.
3398?m/edo>les Fr. 24,28 !iels.
444
86.
1. Nunmehr ist der Glaube, wenn er auch eine freiwillige Zustimmung der
Seele ist,
3399
doch auch ein Tter guter Werke und die Grundlage
gerechten Handelns.
2. Und wenn Aristoteles knstlich unterscheidet und lehrt, da das Tun
((xxx))von den unvernnftigen Tieren und den leblosen Dingen ausgesagt
werden, das Handeln ((xxx))dagegen nur Sache von Menschen sei,
3400
dann mu er diejenigen zurechtweisen, die Gott den Schpfer
((xxx)eigentlich Tter) aller Dinge
3401
nennen. Vom Handeln aber sagt er,
da es entweder als etwas Gutes oder als etwas Notwendiges geschehe.
3402
Das Unrechttun ist jedoch nichts Gutes (denn niemand tut Unrecht auer
wegen irgendeines anderen Zweckes) von dem Notwendigen aber
geschieht nichts freiwillig; nun ist aber das Unrechttun etwas Freiwilliges,
daher ist es auch nicht notwendig.
3. Von den Schlechten unterscheiden sich die Tugendhaften vor allem
durch ihre Grundstze und durch ihre edlen Bestrebungen.
3403
Denn jede
Schlechtigkeit einer Seele ist mit Mangel an Selbstbeherrschung
verbunden; und wenn einer etwas aus Leidenschaft tut, so tut er es, weil
er sich nicht beherrschen kann und weil er schlecht ist.
4. Ich mu daher immer wieder jenen gttlichen Ausspruch bewundern:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tre in den Hof,
wo die Schafe sind, hineingeht, sondern sonstwie bersteigt, der ist ein
Dieb und ein Ruber; wer aber durch die Tre hineingeht, der ist der
Hirte der Schafe; ihm fnet der Trhter.
3404
Dann fgt er zur Erklrung
noch hinzu: Ich bin die Tre zu den Schafen.
3405
87.
<s 193> 1. Man mu also durch Christus die Wahrheit erlernen, um
gerettet zu werden, auch wenn man sich mit Eifer der griechischen
Philosophie hingegeben hatte. Denn jetzt erst wurde deutlich gezeigt,
was in anderen Zeitaltern den Menschenkindern nicht kundgetan, aber
jetzt enthllt wurde.
3406
2. Denn zu allen Zeiten gab es bei allen Wohlgesinnten eine angeborene
Vorstellung von einem einzigen, allmchtigen Gott, und die meisten
ergrifen die ewige, durch die gttliche Vorsehung gewhrte Wohltat, das
heit diejenigen, die nicht vllig jedes Schamgefhl gegenber der
Wahrheit verloren hatten.
3. berhaupt will Xenokrates von Kalchedon auch bei den
unvernnftigen Lebewesen die Mglichkeit einer Vorstellung von der
3399Vgl. Strom. V 3,B.
3400Vgl. 'ristoteles, ?th. ?ud. B,6 /. 2BBB # B3; B,= /. 2BB8 a B=; ?th. ;ic. 6,8 /. 2283 a 2.
3401Vgl. 0laton, $imaios /. B= :.
3402Vgl. 'ristoteles, !e re/. V11 28 /. 2333 a 3B.
3403Vgl. e#d. ?th ;ic. 23,7 /. 2247 # B6.
34049oh 23,2D3.
3405?#d. 23,4.
3406?/h 3,7.
445
Gottheit ofenlassen;
3407
Demokritos aber mu dies, auch wenn er nicht
will, doch zugeben, weil es die notwendige Folge seiner Lehre ist. Denn er
hat behauptet, da die gleichen Bilder (xxx) von dem gttlichen Wesen
her auf die Sinne der Menschen und auf die der unvernnftigen Tiere
trefen.
3408
4. Jedenfalls ist gar nicht daran zu denken, da der Mensch ganz ohne
eine Vorstellung von Gott sein knnte, dem ja doch, wie geschrieben
steht, bei der Schpfung gttlicher Geist eingehaucht wurde,
3409
und der
so ein reineres Wesen als die brigen Lebewesen erhalten hatte.
88.
1. Davon sind Pythagoras und seine Schler abhngig, wenn sie
behaupten, da der Geist durch gttliche Fgung zu den Menschen
gekommen sei,
3410
wie auch Platon
3411
und Aristoteles
3412
zugeben.
2. Wir aber behaupten, da dem, der glubig geworden ist, noch dazu der
Heilige Geist eingehaucht werde; die Platoniker aber weisen dem Geist,
der ein Ausu gttlichen Wesens sei, seinen Platz in der Seele, der Seele
aber ihre Wohnung im Krper an.
3413
3. Denn durch Joel, einen der zwlf Propheten, ist ganz ofen gesagt:
Und darnach wird es geschehen, da ich von meinem Geist auf alles
Fleisch ausgieen werde, und eure Shne und eure Tchter werden
weissagen.
3414
Aber nicht wie ein Teil Gottes ist der Geist in jedem
einzelnen von uns.
4. Wie <s 194> aber diese Austeilung des Geistes vor sich geht und was
denn eigentlich der Heilige Geist ist, werden wir in den Abhandlungen
ber die Weissagung
3415
und ber die Seele
3416
nher zeigen.
5. Aber die Tiefen der Erkenntnis zu verbergen, ist ein richtiges
Mitrauen, wie Herakleitos sagt. Denn infolge davon, da man an sie
(die Tiefen der Erkenntnis) nicht glaubt, entziehen sie sich dem
Bekanntwerden.
3417
3407<eno>rates Fr. B2 Heinze.
3408!emo>ritos $est. 4C !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 238,23.
3409Vgl. +en B,4.
3410Vgl. ?. -eller, 0hilos. der +riechen 1 7. 'ufl. S. 826.
3411Vgl. vielleicht Strom. V =3,8 mit 'nm.
3412Vgl. vielleicht 'ristoteles, ?th. ;ic. 23,23 /. 224C # B3.
3413Vgl. 0laton, $imaios /. 33 B.
34149oel B,B=.
3415Vgl. Strom. 1 27=,2 mit 'nm.
3416Vgl. e#d. 11 223,B mit 'nm.
3417Hera>leitos Fr. =6 !iels.
446
XIV. Kapitel
89.
.
3418
Jetzt mssen wir aber noch die Fortsetzung hinzufgen und nunmehr
noch deutlicher darlegen, wie die griechische Philosophie die barbarische
bestohlen hat.
2. Die Stoiker nmlich sagen, da Gott seinem Wesen nach Krper und
Geist sei,
3419
wie selbstverstndlich auch die Seele. All das kannst du
ausdrcklich in der Heiligen Schrift nden. Fr jetzt darfst du nmlich
nicht an eine bernahme ihrer bildlichen Redeweise durch die Stoiker in
dem Sinn denken, wie ihn die gnostische Wahrheit darlegt, da sie so, wie
es die geschickten Ringkmpfer machen, zunchst etwas anderes zeigt, als
sie eigentlich im Sinn hat.
3420
3. Aber jene (die Stoiker) behaupten, da Gott jeglichen Stof
durchdringe;
3421
wir aber nennen ihn nur Schpfer, und zwar Schpfer
durch sein Wort.
4. Sie lieen sich aber von dem Wort in der Weisheit: Sie
durchdringt alles und geht wegen ihrer Reinheit durch alles hindurch
3422
in die Irre fhren, weil sie nicht verstanden, da dies von der Weisheit,
der Erstgeschafenen Gottes,
3423
gesagt ist.
5. Ja, sagt man, aber die Philosophen, sowohl die Stoiker als auch Platon
und Pythagoras, ja auch der Peripatetiker Aristoteles, setzen doch den
Stof unter die Uranfnge, <s 195> aber nicht als den einzigen
Uranfang.
3424
6. Sie sollten daher wissen, da der sogenannte Stof, von dem sie sagen,
da er ohne jede Eigenschaft und ohne jede Gestalt ist,
3425
von Platon
noch khner geradezu nicht seiend
3426
genannt worden ist.
7. Und vielleicht wute er, da der wirkliche und wahre Uranfang nur
ein einziger ist, und sagte deshalb ganz geheimnisvoll im Timaios wrtlich
so: Fr jetzt soll das, was wir zu sagen haben, so festgestellt sein. Denn
davon, ob es fr alles nur einen Uranfang oder mehrere gibt oder wie man
sonst darber denken mu, davon haben wir jetzt nicht zu reden, und
zwar aus keinem anderen Grunde, sondern nur deswegen, weil es
schwierig ist, nach dem gegenwrtigen Verfahren unserer Untersuchung
unsere Meinung darber klarzulegen.
3427
3418=C,2 T C6,B ist von ?use#ios, 0rae/. ?vang. <111 23,2D24 angef(hrt.
3419:hr.si//os Fr. /h.s. 2337 v. 'rnim; vgl. 0rotr. 66,3 mit 'nm.; Strom. 1 72,2.
3420Vgl. Strom. 1V 8,2.
3421:hr.si//os Fr. /h.s. 2337 v. 'rnim; vgl. 0rotr. 66,3 mit 'nm.; Strom. 1 72,2.
3422Aeish. 4,B8 ("o vielmehr stoische 'usdr(c>e ver"endet sind.
3423Vgl. ?>>li. 2,8 QSirR
3424Vgl. :hr.si//os Fr. /h.s. 333 ff. v. 'rnim; 0laton, $imaios /. 8= ff.
3425Vgl. 'ristoteles, 0h.s. ausc. 2,4 /. 2C2 a 23.
3426Vgl. e#d. 2,C /. 2C2 # 36; 2CB a 6; 3,B /. B32 # B3.
34270laton, $imaios /. 8= :.
447
90.
1. Dazu kommt noch, da jenes prophetische Wort: Die Erde aber war
unsichtbar und ungeordnet
3428
ihnen Veranlassung zu ihrer Anschauung
von dem Vorhandensein eines Stofes gegeben hat.
2. Ferner ist Epikuros auf den Gedanken von dem zuflligen Entstehen
3429
dadurch gekommen, da er das Wort: Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist
Eitelkeit
3430
nicht richtig verstanden hat.
3. Und Aristoteles kam darauf, die Vorsehung nur bis zum Monde
wirksam sein zu lassen,
3431
infolge dieses Psalmwortes: Herr, in dem
Himmel ist deine Barmherzigkeit, und deine Wahrheit geht bis zu den
Wolken.
3432
Denn vor der Ankunft des Herrn war die Bedeutung der
geheimnisvollen Prophetenworte noch nicht enthllt worden.
4. Die Vorstellung von den Strafen nach dem Tode wieder und der
Bestrafung durch Feuer entnahm die ganze dichterische Muse, aber auch
die griechische Philosophie von der barbarischen Philosophie.
5. So sagt z.B. Platon im letzten Buche des Staates wrtlich so: Da
waren denn wilde Mnner zur Stelle, feurig anzusehen, die jenes
Gebrll
3433
verstanden: sie nahmen die einen fr sich und fhrten sie weg;
dem <s 196> Aridaios
3434
aber und den brigen banden sie Hnde und
Fe und Kopf zusammen, warfen sie auf den Boden und schunden sie;
dann schleppten sie sie seitwrts vom Wege hinaus und zerkratzten sie
auf Dorngestruch.
3435
6. Denn jene feurigen Mnner sollen bei ihm Engel bedeuten, die die
Ungerechten ergreifen und bestrafen. Der seine Engel zu Winden, so
heit es, und seine Diener zu brennendem Feuer macht.
3436
91.
1. Aus diesen Schilderungen folgt, da die Seele unsterblich ist. Denn das,
was gestraft oder gezchtigt wird, mu, weil es etwas empnden kann,
am Leben sein, auch wenn man von ihm sagt, da es leide.
3437
2. Kennt ferner Platon nicht die Feuerstrme und die Tiefe in der Erde,
wenn er den von den Barbaren Gehenna
3438
genannten Raum mit dem
Dichterwort Tartaros nennt und den Kokytos und den Acheron und den
Pyriphlegethon und dergleichen Orte der Strafen vorbringt, die zur Zucht
und Besinnung zurckfhren sollen?
3439
3428+en 2,B.
3429Vgl. ?/i>uros Fr. 3=3 Isener /. B74,B3.
3430?>>le. 2,B QEohR
3431Vgl. 0rotr. 66,8 mit 'nm.
34320s 37,6.
3433!as +e#r(ll erho# sich nach der ?rzhlung 0latons, als &ene 5nner aus dem Schlund em/orsteigen "ollten.
3434'ridaios "ar nach 0laton ?rzhlung vor langer -eit $.rann einer Stadt in 0am/h.lien ge"esen.
34350laton, Staat < /. 627 ?; 626 '.
34360s 233,8.
3437Vgl. ?%c. e% $heod. 28,BD8.
3438Vgl. z.B. L> 2B,7.
3439Vgl. 0laton, 0haidon /. 222D223.
448
3. Er weist aber auf die Engel der Kleinsten und Geringsten hin, die Gott
schauen,
3440
wie die Schrift sagt, und auf die Frsorge, die uns von den
damit beauftragten Engeln zuteil wird,
3441
wenn er ohne Bedenken
schreibt:
4. Nachdem alle Seelen ihre Lebensformen gewhlt htten, seien sie so,
wie sie es erlost hatten, in Ordnung an die Lachesis herangetreten; diese
aber habe jedem den Dmon, den er sich erwhlt hatte, als Hter fr das
Leben und als Vollstrecker dessen, was er sich erwhlt, mitgegeben.
3442
5. Wahrscheinlich bedeutete auch fr Sokrates das Daimonion
3443
etwas
Derartiges.
92.
1. Auch die Lehre, da die Welt etwas Gewordenes ist, stellten die
Philosophen im Anschlu an Moses auf.
2. Platon z.B. hat ausdrcklich gesagt: War die Welt, ohne irgendeinen
Anfang zu haben, oder ist sie geworden, indem sie mit irgendeinem
Anfang begann? Sie ist geworden; denn da sie sichtbar ist, kann man sie
auch <s 197> anfassen, und da man sie anfassen kann, hat sie auch einen
Krper.
3444
3. Und wiederum, wenn er sagt: Den Schpfer also und Vater dieses Alls
zu nden, ist eine schwere Aufgabe,
3445
hat er damit die Welt nicht nur
als geworden bezeichnet, sondern er deutet auch an, da sie aus ihm
hervorgegangen sei wie ein Sohn, und da Gott ihr Vater genannt
worden ist, da die Welt aus ihm allein entstanden und aus dem Nichtsein
ins Dasein getreten ist.
4. Aber auch die Stoiker lassen die Welt geworden sein.
3446
5. Und von dem Teufel, dem Herrn der Dmonen, von dem in der
barbarischen Philosophie so oft die Rede ist, sagt Platon im zehnten Buch
der Gesetze, da er eine Bses wirkende Seele sei, mit folgenden Worten:
6. Mu man nicht sagen, da eine Seele, die alles durchwaltet und allem
innewohnt, was sich irgendwie bewegt, notwendigerweise auch den
Himmel durchwaltet? Zweifellos. Eine einzige Seele oder mehrere?
Mehrere, werde ich in eurem Namen antworten. Auf keinen Fall wollen
wir weniger als zwei annehmen, die eine, die Gutes wirkt, und die andere,
die die gegenteiligen Werke ausben kann.
3447
3440Vgl. 5t 2=,23.
3441Vgl. He#r 2,28.
34420laton, Staat < /. 6B3 !?; vgl. 5enandros Fr. 773 (Strom. V 233,3).
3443Vgl. z.B. 0laton, '/ologie /. 32 !.
34440laton, $imaios /. B= B.
3445?#d. /. B= :; vgl. 0rotr. 6=,2; Strom. 4=,2.
3446:hr.si//os Fr. /h.s. 748 v. 'rnim.
34470laton, +esetze < /. 8C6 !?.
449
93.
1. hnlich schreibt er auch im Phaidros folgendes: Es gibt ja wirklich
auch sonst schlimme Dinge; aber den meisten davon hat irgendein
Dmon fr den Augenblick Lust beigemengt.
3448
|
2. Aber auch im zehnten Buch der Gesetze zeigt er ganz deutlich
Kenntnis von dem Wort des Apostels: Wir haben nicht mit Fleisch und
Blut zu kmpfen, sondern gegen die Mchte, gegen die Gewalten, gegen
die bsen Geister derer, die im Himmel sind,
3449
wenn er ungefhr so
schreibt:
3. Denn nachdem wir uns darber geeinigt haben, da der Himmel
zwar eine Flle des Guten birgt, aber auch eine Flle des Bsen und da
das letztere berwiegt, so mssen wir zugeben, da ein unendlicher
Kampf zwischen beiden ist und da es dabei einer gewaltigen
Schutzmacht bedarf.
3450
4.
3451
Ferner wei die barbarische Philosophie wieder von zweierlei
Welten, einer nur mit dem Geiste und einer mit den Sinnen
wahrnehmbaren, wobei jene das Urbild, diese die Nachbildung des <s
198> sogenannten Musters ist.
3452
Und die eine fhrt sie, als nur geistig
wahrnehmbar, auf die Einheit (die Monade) zurck, die andere aber auf
die Sechszahl;
3453
denn Ehe wird bei den Pythagoreern die Sechszahl
genannt, weil sie eine zeugungskrftige Zahl ist.
3454
5. Und auf die Einzahl lt sie einen unsichtbaren Himmel und eine
unsichtbare Erde und ein geistiges Licht begrndet sein.
3455
Im Anfang,
so heit es ja, schuf Gott den Himmel und die Erde; und die Erde war
unsichtbar.
94.
1. Dann fhrt die Schrift fort: Und es sprach Gott: Es werde Licht! Und
es ward Licht.
3456
Bei der Erschafung der sichtbaren Welt aber lt die
Schrift einen festen Himmel entstehen (das Feste aber ist sinnlich
wahrnehmbar) und eine sichtbare Erde und ein sichtbares Licht.
3457
2. Glaubst du nicht, da Platon von dieser Stelle abhngig ist, wenn er
Urbilder der lebenden Wesen in der geistigen Welt annimmt und die
sinnlich wahrnehmbaren Einzelwesen nach den geistigen Gattungen
bilden lt?
3458
34480laton, 0haidros /. B83 'B.
3449?/h 6,2B.
34500laton, +esetze < /. C36 '.
3451C3,8 T C8,7 ist von ?use#ios, 0rae/. ?vand. <1 B7 angef(hrt.
3452Vgl. Strom. 1V 24B,3; 0laton, Staat 1< /. 7CBB; $imaios /. BCB.
3453Vgl. 0hilon, !e o/if. mundi 23D26.
3454Vgl. 0lut. 5oral. /. 23C= : (die Sechszahl heit ?he, "eil sie das 0rodu>t der ersten geraden und ersten ungeraden
-ahl ist); Strom. V1 23C,B f.
3455Vgl. 0hilo a.a.H. BC f.
3456+en 2,2D3.
3457Vgl. 0hilon, a.a.H. 36.3=.77.
3458Vgl. 0laton, $imaios /. 33 :!.
450
3. Mit gutem Recht sagt also Moses, da der Leib aus Erde geformt
wurde (was Platon eine irdische Htte
3459
nennt) und da die vernnftige
Seele von oben her von Gott in das menschliche Antlitz eingehaucht
worden sei.
3460
4. Denn hier, sagt man, hat der herrschende Teil der Seele seinen Platz
erhalten, indem man so andeutet, da beim ersten Menschen die Seele
nachtrglich durch die Sinneswerkzeuge hineingekommen sei;
3461
deshalb
sei auch der Mensch nach Bild und nach hnlichkeit
3462
geschafen
worden.
5. Denn Bild Gottes ist das gttliche und knigliche Gotteswort, der
von jeder Gemtsbewegung freie Mensch, Abbild des Bildes aber ist der
menschliche Geist.
3463
6. Wenn du aber das hnlichwerden mit einem anderen Wort benennen
willst, so ndest du es bei Moses als Nachfolge Gottes <s 199>
bezeichnet. Denn er sagt: Folgt dem Herrn, eurem Gott, nach und haltet
seine Gebote!
3464
Nachfolger aber, meine ich, und Verehrer Gottes sind
alle Tugendhaften.
3465
95.
1. Infolge davon haben die Stoiker als Ziel des Weisheitsstrebens das
naturgeme Leben bezeichnet,
3466
Platon aber das Gotthnlichwerden,
wie wir im zweiten Buche der Teppiche dargelegt haben.
3467
2. Der Stoiker Zenon aber ist von Platon abhngig (wie dieser von der
barbarischen Philosophie), wenn er sagt, da alle Guten untereinander
Freunde seien.
3468
3. Sokrates sagt nmlich im Phaidros: Es ist vom Schicksal so bestimmt,
da kein Schlechter einem Schlechten Freund sein kann und kein Guter
nicht Freund eines Guten.
3469
Dies hat er auch im Lysis hinreichend klar
gemacht, da inmitten von Unrecht und Schlechtigkeit niemals
Freundschaft bestehen kann.
3470
4. Und hnlich sagt der Gastfreund aus Athen: Eine Gott wohlgefllige
Handlungsweise und eine Nachfolge Gottes und eine solche, die einem
alten Sprichwort entspricht, ist es, wenn gleich und gleich sich gern
gesellt und miteinander befreundet ist, wenigstens wenn es das richtige
Ma in sich trgt, whrend sich das, was das rechte Ma berschreitet,
3459Vgl. 0laton, '%iochos /. 367 ?; 366 '.
3460Vgl. +en B,4.
3461Vgl. 0hilon, Leg. alleg. 1 32 ff.3C; !e o/if. mundi 23C.
3462Vgl. +en 2,B6.
3463Vgl. 0hilon, Suis rer. div. her. B32.
3464!tn 23,8.
3465Vgl. Strom. 11 233,8; 232,2; 0hilon, !e migr. '#r. 2B4 f.232.
3466:hr.si//os Fr. moral. 6 v. 'rnim.
3467Vgl. Strom. 11 233,3; 0laton, $heaitetos /. 246 'B)
3468-enon Fr. BB3 v. 'rnim.
34690laton, 0haidros /. B77 B.
3470?#d. L.sis /. B28 'D!
451
weder mit seinesgleichen noch mit dem Mavollen befreunden kann.
Gott aber sollte fr uns das Ma aller Dinge sein.
3471
96.
1. Dann ein wenig spter fgt er wieder hinzu: Denn jeder Gute ist
jedem anderen Guten hnlich, und dementsprechend gleicht er auch Gott
und ist mit jedem Guten befreundet und auch mit Gott.
3472
2. An dieser Stelle erinnere ich mich auch an jenes Wort. Er sagt nmlich
am Ende des Timaios: Dem Betrachteten mu man das Betrachtende
angleichen entsprechend seinem ursprnglichen Wesen; wenn man es
ihm aber angeglichen hat, so hat man das Ziel des dem Menschen von den
Gttern als Aufgabe gestellten besten Lebens fr die Gegenwart und fr
die Zeit hernach erreicht.
3473
3. Denn das gleiche bedeutet auch jener Satz: <s 200> Der Suchende
wird nicht ablassen, bis er gefunden hat; wenn er aber gefunden hat, dann
wird er staunen; wenn er gestaunt hat, wird er Knig werden; wenn er
aber Knig geworden ist, wird er ruhen.
3474
4. Wie nun? Sind nicht auch jene berhmten Wortes des Tales von
solchen Schriftworten abhngig? Er erlutert geradezu das Wort, da
Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit gepriesen
3475
und von uns
Herzenskndiger
3476
genannt wird. Auf die Frage nmlich, was die
Gottheit sei, antwortete Tales: Das, was weder einen Anfang noch ein
Ende hat.
3477
Und als ein anderer fragte, ob ein Mensch bei irgendeiner
Tat vor der Gottheit verborgen sein knnte, sagte er: Wie sollte dies
denn mglich sein, da er es doch nicht einmal bei irgendeinem Gedanken
sein kann?
3478
5. Ferner wei die barbarische Philosophie, da nur das Schne gut und
da die Tugend fr sich allein zum Glck ausreichend ist,
3479
wenn sie
sagt: Siehe, ich habe vor deine Augen das Gute und das Bse, das Leben
und den Tod gestellt; whle das Leben!
3480
6. Denn das Gute nennt sie Leben und schn die Wahl des Guten, bse
aber die Wahl des Gegenteils. Das Gute und das Leben haben das gleiche
Ziel, nmlich da man gottliebend wird. Denn davon hngt dein Leben
und die Dauer deiner Tage ab,
3481
davon nmlich, da du das liebst, was
auf die Wahrheit abzielt.
97.
3471Vgl. e#d., +esetze 1V /. 426 :; Strom. 11 23B,8.
3472;icht "@rtlich #ei 0laton; vgl. L.sis /. B28 :.
34730laton, $imaios /. C3 !.
3474He#rerevanglium Fr. 26 Handmann; vgl Strom. 11 87,7 mit 'nm.
3475Vgl. z.B. +al 2,7.
3476Vgl. '/g 2,B8; 27,=.
3477Vgl. Stern#ach, +nomologium Vaticanum 3B2.
3478Vgl. e#d. 326.
3479Vgl. :hr.si//os Fr. moral. BC ff.8C ff. v. 'rnim.
3480!tn 33,27.2C.
3481?#d. 33,B3
452
1. Noch deutlicher ist das folgende. Der Heiland beehlt nmlich, Gott
und den Nchsten zu lieben, und sagt, an diesen zwei Geboten hnge das
ganze Gesetz und die Propheten.
3482
2. Von solchen Anschauungen sprechen die Stoiker oft
3483
und vor ihnen
Sokrates, wenn er im Phaidros betet: O Pan und ihr brigen Gtter,
verleihet mir, im Innern schn zu werden!
3484
3. Und im Teaitetos sagt er ausdrcklich: Wer schn zu reden wei,
der ist auch schn und gut.
3485
4. Und im Protagoras sagt er zu dessen Gefhrten, er sei mit jemand
zusammengekommen, der schner als Alkibiades gewesen sei, wenn
wenigstens das <s 201> Weiseste auch das Schnste sei.
3486
5. Er sagte nmlich, die Schnheit der Seele bestehe in der Tugend, und
umgekehrt, die Hlichkeit der Seele im Laster.
3487
6. Jedenfalls will der Stoiker Antipatros, der drei Bcher ber den Satz
verfate, da nach Platon nur das Schne gut sei, beweisen, da auch
nach Platon die Tugend allein fr sich ausreichend fr das Glck sei, und
bringt noch mehrere andere Lehren herbei, die mit denen der Stoiker
bereinstimmen.
3488
7. Und Aristobulos, der zur Zeit des Ptolemaios Philometor lebte, den
auch der Verfasser des Auszugs aus der Makkabergeschichte erwhnt,
3489
hat zahlreiche Schriften verfat, in denen er beweisen will, da die
Peripatetische Philosophie von dem Gesetz des Moses und von den
brigen Propheten abhngig ist.
3490
98.
1. Und dabei wollen wir es bewenden lassen.
3491
Weil wir aber nur von
dem einen Gott und nur dem einen Lehrer herstammen,
3492
bezeichnet
uns ofenbar auch Platon als Brder mit folgenden Worten:
2. Denn ihr alle, die ihr in dieser Stadt lebt, seid zwar Brder, so werden
wir zu ihnen in Form eines Mythos sagen; aber als Gott euch bildete, hat
er allen denen unter euch, die zum Herrschen geeignet sind, bei ihrer
Geburt Gold beigemischt; daher sind sie die Wertvollsten; allen denen
aber, die zu Helfern bestimmt sind, Silber; Eisen und Erz aber den
Ackerbauern und den brigen Handarbeitern.
3493
3482Vgl. 5t BB,34.3C f.
3483Vgl. :hr.si//os Fr. moral. BC ff.8C ff. v. 'rnim.
34840laton, 0haidros /. B4C B; vgl. Strom. 11 BB,2.
34850laton, $heaitetos /. 2=7 ?.
3486Vgl. 0laton, 0rotagoras /. 33C :!.
3487Vgl. e#d., Staat 1V /. 888 !?)
3488'nti/atros von $arsos Fr. 76 v. 'rnim.
3489Vgl. B5a>> 2,23; nach B5a>> B,B3 ist dies Buch ein 'uszug aus einem Aer> des 9ason von E.rene.
3490Vgl. Valc>enaer, !iatri#e de 'risto#ulo 9udaeo /. 33 f.
3491C=,2 T 238,2 ist von ?use#ius, 0rea/. ?vang. <111 23,2=D67 angef(hrt.
3492Vgl. z.B. 5t B3,=.
34930laton, Staat 111 /. 827 '.
453
3. Daher, sagt er, mssen die einen das schtzen und lieben, womit es
die Erkenntnis zu tun hat, jene dagegen, was im Bereich der bloen
Meinung liegt.
3494
4. Vielleicht spricht er damit seherisch von der nach Erkenntnis
strebenden vortrefichen Naturanlage, wenn er nicht vielleicht, wie
manche annahmen, mit seiner Aufstellung von drei verschiedenen
Naturen drei verschiedene Lebensformen beschreiben will, und zwar die
der Juden als die silberne, die der Griechen als die dritte und die der
Christen als die, der das knigliche Gold beigemischt ist, <s 202> nmlich
der Heilige Geist.
5. Auf das Leben der Christen weist er aber im Teaitetos hin, wenn er
wrtlich schreibt: Wir wollen doch nur von den Anfhrern sprechen.
3495
Denn was lohnt es sich, von denen zu reden, die sich nicht ernstlich mit
der Philosophie beschftigen?
6. Jene Fhrer aber wissen wohl weder den Weg auf den Marktplatz
noch wissen sie, wo das Gerichtsgebude oder das Rathaus oder sonst ein
fentlicher Versammlungsraum der Stadt ist, und von aufgeschriebenen
Gesetzen und Beschlssen sehen und hren sie nichts.
7. Was aber die Bestrebungen von Kameradschaften und
Zusammenknfte und die Umzge mit Fltenspielerinnen betrift, so fllt
es ihnen auch im Traum nicht ein, sich daran zu beteiligen. Ob aber
jemand in der Stadt von vornehmer oder geringer Abstammung ist oder
ob einem von seinen Vorfahren her eine Schande anhaftet, das ist ihnen
weniger bekannt als, wie das Sprichwort sagt, die Zahl der Kannen, die
das Meer enthlt.
8. Und es ist ihm nicht einmal bewut, da er dies alles nicht wei,
sondern in Wahrheit ist nur sein Krper hier und ist wie ein Fremder in
der Stadt, er selbst aber iegt, wie Pindaros sagt, ber die Erde empor
und ber den Himmel hin,
3496
um Sternkunde zu treiben und berall das
Wesen aller Dinge zu erforschen.
3497
99.
1. Andererseits wieder ist mit dem Wort des Herrn: Euer Ja soll Ja und
Euer Nein soll Nein sein!
3498
jenes Wort (Platons) zu vergleichen: Aber
es ist mir keineswegs gestattet, eine Lge zuzulassen und eine Wahrheit
zu unterdrcken.
3499
2. Und mit dem Verbot hinsichtlich des Schwrens stimmt folgender
Satz im zehnten Buche der Gesetze berein: Niemand soll das Lob
(seiner Waren) mit einem Eide bekrftigen!
3500
3494?#d. /. 84C ?.
34950laton ver"endet den 'usdruc> (%%%) ('nf(hrer des :hors), "eil er vorher von dem *:hor der 0hiloso/hen,
ges/rochen hatte.
34960indoras Fr. BCB Schroeder.
34970laton, $heaitetos /. 243 :D248 '.
34989a> 7,2B; 5t 7,34.
34990laton, $heaitetos /. 272 !.
35000laton, +esetze <1 /. C24 :.
454
3. Und berhaupt, wenn Pythagoras und Sokrates und Platon
behaupten, eine Stimme Gottes gehrt zu haben,
3501
und erkennen, da
der Bau des Weltalls von Gott sorgfltig geschafen wurde und <s 203>
ununterbrochen erhalten wird,
3502
so haben sie Moses sagen hren: Er
sprach, und es geschah,
3503
womit er zum Ausdruck brachte, da das
Wort Gottes schon eine Tat sei.
3504
4. Auf Grund der Erzhlung von der Bildung des Menschen aus Erde
3505
nennen die Philosophen den Krper immer wieder irdisch.
3506
5. Und Homeros scheut sich nicht, als einen Fluch folgendes zu bringen:
Aber ihr solltet euch alle zu Wasser und Erde verwandeln!
3507
6. Dabei berhrt er sich mit Jesaias, der sagte: Und zertretet sie wie
Lehm!
3508
100.
1. Kallimachos aber schreibt ausdrcklich:
Es war in jenem Jahr, in dem sowohl Vgel
Als auch im Meer die Fische und die Vierfler
So sprachen wie das Lehmgebild des Prometheus.
3509
2. Und der nmliche sagte wieder:
Wenn dich Prometheus
Schuf und aus anderem Stof nimmer du wardst als aus Lehm.
3510
3. Und Hesiodos sagt ber die Pandora:
Und dem berhmten Hephaistos befahl er, da er aufs schnellste
Erde mit Wasser vermenge und menschliches Sprechen und Denken
Lege hinein.
3511
4. Was das Feuer betrift, so bestimmen die Stoiker die Natur als ein
kunstvolles Feuer, das nach einem bestimmten Plan an die Schpfung
herantritt; als Feuer aber und Licht wird Gott und sein Wort sinnbildlich
von der Schrift <s 204> bezeichnet.
3512
5. Und ferner: umschreibt Homeros nicht die Scheidung des Wassers von
der Erde und das deutliche Sichtbarwerden des trockenen Landes,
3513
wenn er von Tethys
3514
und Okeanos sagt:
Denn sie enthielten schon lngere Zeit sich gemeinsamen Lagers
Und der Umarmung?
3515
3501Vgl. z.B. 0laton, '/ologie /. 32 !; <eno/hon, 5emer. 1 8.
3502Vgl. <eno/hon, 5emor. 1V 3,23.
3503+en 2,3 und @fter.
3504CC,3 sind Aorte des 'risto#ulos (#ei Valc>enaer /. 66); vgl. ?use#ios, 0rae/. ?vand. <11 2B,3 f.
3505Vgl. +en B,4.
3506Vgl. Strom. V C8,3; 0laton, '%iochos /. 367 ?; 366 '.
3507Hom. 1l. 4,CC.
3508Vgl. 9es 82,B7; 23,6.
3509Eallimachos Fr. =4 Schneider; zu der Sage vom Lehm des 0rometheus vgl. z.B. Luc. 0rom. 23; 0aus. < 8,8; Hor. Hd.
1 26,23.
3510Eallimachos 233 Schneider.
3511Hesiodos, Aer>e 63D6B.
3512Vgl. ?% 3,B; 9oh 2,8; !tn 8,B8; 29oh 2,7.
3513Vgl. +en 2,4.C.
3514-ur +leichsetzung von $hetis und ?rde vgl. Scholien zu Hom. 1l. 28,B32.
3515Hom. 1l. 28,B36 f.
455
6. Ferner schreiben auch die Gelehrten unter den Griechen der Gottheit
die Allmacht
3516
zu; z.B. sagt Epicharmos (er war aber ein Pythagoreer) :
Nichts entgeht der Gottheit jemals; dessen sei dir stets bewut!
Immer sieht sie, was wir machen; gar nichts gibts, was Gott nicht
kann.
3517
101.
1. Und der lyrische Dichter sagt:
Und Gott vermag hellsten Lichtschein
Zu rufen aus schwrzester Nacht hervor,
Und umgekehrt reinen Glanz des Tags
Hllen ins Dunkel der Wolkennacht.
3518
Damit meint er: Gott allein ist es, der am hellen Tag Nacht machen kann.
2. Und Aratos sagt in seinem Gedicht mit dem Titel Phainomena
(Himmelserscheinungen):
Lat uns beginnen mit Zeus! Den zu nennen, drfen wir niemals,
Mnner, vergessen; erfllt sind von Zeus ja die Straen der Stdte
Und auch der Menschen smtliche Mrkte; erfllt ist das Meer auch
Und seine Hfen; in allem ist uns seine Hilfe vonnten.
3. Dann fhrt er fort:
Denn wir sind auch seines Geschlechts (nmlich als seine Schpfung)
und huldvoll den Menschen
Sendet er gnstige Zeichen und wecket die Vlker zur Arbeit.
Denn er hat selbst diese Zeichen am Himmelsgewlbe befestigt
Und unterschieden die Sterne; er whlte frs Jahr die Gestirne,
Die von den Zeiten des Jahres die Ordnung zu zeigen vermchten
Sterblichen Menschen, da alles nach festen Gesetzen geschehe.
Darum verehren sie ihn, den allzeit ersten und letzten.
Heil dir, o Vater, gewaltiges Wunder, du Schutzherr der Menschen!
3519
4. Und vor Aratos schildert Homeros im Anschlu an Moses auf dem
von Hephaistos angefertigten Schilde die Weltschpfung, wenn er sagt:
Auf ihm stellte die Erde er dar und den Himmel, das Meer auch,
Drauf auch alle Gestirne, mit denen der Himmel geschmckt ist.
3520
Denn die Verherrlichung des Zeus, wie sie sich in den Dichtungen und in
den Prosaschriften ndet, lenkt die Gedanken zu Gott empor.
102.
1. Und Demokritos schreibt: Unter den Strahlen der Sonne,
3521
um diesen
Ausdruck zu verwenden, gibt es einige wenige Menschen, die ihre Hnde
3516Vgl. z.B. 5t 2C,B6
3517?/imarchos Fr. B66 Eai#el.
35180indaros Fr. 28B Schroeder.
3519'ratos, 0hainomena 2D27.
3520Hom. 1l. 2=,8=3.8=7.
35211ch lese mit 5(nzel (%%%) statt (%%%)
456
dorthin erheben, wo sich das von uns Griechen Luft genannte Element
bendet, und dazu sagen: Alles denkt sich Zeus aus und alles wei er und
alles gibt und nimmt er, und er ist Knig des Weltalls.
3522
2. Geheimnisvoller noch lehrt der Boiotier Pindaros, da er ein
Pythagoreer war:
Eines ist der Menschen,
Eines der Gtter Geschlecht, und von einer Mutter
Haben wir beide den Lebensatem,
3523
von dem Stofe
3524
nmlich; und einen lehrt er als Schpfer von diesem
allen, den er kunstreichen Werkmeister und <s 206> Vater
3525
nennt,
ihn, der auch entsprechend dem Verdienste die Mglichkeiten des
Aufstiegs zur Gottheit gegeben hat.
3. Denn von Platon will ich schweigen. Dieser weist, da er irgendwie von
den hebrischen Schriften beeinut ist, in seinem Brief an Erastos und
Koriskos geradezu auf den Vater und den Sohn hin, wenn er wrtlich so
ermahnt:
4. Indem ihr mit nicht ungelehrtem Ernst und dem ihm als Bruder
gegenberstehenden Scherz
3526
als Zeugen anruft den Gott, den Urheber
aller Dinge, und den Vater und Herrn des Lenkers und Urhebers als
Zeugen anruft, den ihr, wenn ihr in richtiger Weise Philosophie treibt,
erkennen werdet.
3527
5. Und die Rede im Timaios nennt den Weltschpfer Vater, indem sie
sich ungefhr so ausdrckt: Gtter der Gtter, deren Vater ich bin und
der Wirker ihrer Taten.
3528
103.
1. Und wenn er sagt: Zu dem Knig des Weltalls steht alles in Beziehung,
und alles ist seinetwegen da, und das ist die Ursache alles Schnen, das
Zweite steht in Beziehung zum Zweiten und das Dritte zum Dritten,
3529
so fasse ich wenigstens diese Worte nicht anders auf, als da mit ihnen
auf die Heilige Dreieinigkeit hingewiesen wird; das Dritte ist nmlich der
Heilige Geist, der Sohn das Zweite, durch den entsprechend dem Willen
des Vaters alles geschafen wurde.
3530
2. Der nmliche erwhnt im zehnten Buche des Staates den Er, den Sohn
des Armenios, dem Geschlecht nach einen Pamphylier,
3531
der Zoroastres
ist.
3522!emo>ritos Fr. 33 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 272,22; vgl. 0rotr. 6=,7.
35230indaros, ;emeen 6,2 f.
3524?t"as anders #ei Hesiodos, $heogonie 88D73, "o +aia die 5utter der +@tter und 5enschen ist.
35250indaros Fr. 74 Schroeder; vgl. 0rotr. C=,3.
35265it 0laton ist (%%%) (Scherz) statt (%%%) (Bildung) zu lesen; (%%%) und (%%%) stehen sich auch +astmahl /. 2C4 ?;
+esetze V1 /. 46C '; V11 /. =33 :; 0hile#os /. 33 ? gegen(#er; vgl. auch Fr. ;ovotn., 0latonis e/istulae, Brno 2C33,
S. 236.
35270laton, Brief V1 /. 3B3 !; die Stelle ist auch #ei Hrigines, +egen :elsus V1 = (M#ersetzung 3. Band S. 237) und #ei
?use#ios, 0rae/. ?vang. <1 26,B f. angef(hrt.
35280laton, $imaios /. 82 '. :lemens scheint (%%%) auf das vorhergehende (%%%) zu #eziehen, "hrend es zu dem
folgenden (%%%) geh@rt.
35290laton, Brief 11 /. 32B ?.
3530Vgl. 9oh 2,3.
3531Vgl. 0laton, Staat < /. 628 B.
457
3. Denn Zoroastres selbst schreibt: Die habe ich, Zoroastres der Sohn
des Armenios, dem Geschlecht nach ein Pamphylier, aufgeschrieben,
nachdem ich im Krieg gefallen war, nmlich alles, was ich whrend
meines Aufenthaltes im Hades von den Gttern erfuhr.
3532
4. Von diesem Zoroastres <s 207> also sagt Platon, er sei, als er am
zwlften Tage nach seinem Tode auf dem Scheiterhaufen lag, wieder
lebendig geworden.
3533
Vielleicht deutet er damit auf die Auferstehung
hin, vielleicht aber auch darauf, da ber die zwlf Sternbilder des
Tierkreises die Seelen den Weg zur Aufnahme (in den Himmel) nehmen
mssen; er selbst sagt aber, da auch zur Geburt der gleiche Weg hinab
zurckgelegt werden msse.
3534
5. In diesem Sinne ist auch aufzufassen, da die Arbeiten des Herakles
zwlf der Zahl nach waren, nach denen die Seele die Befreiung von dieser
ganzen Welt erlangt.
6. Ich will auch den Empedokles nicht unerwhnt lassen, der so ganz
vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus der Wiederherstellung aller
Dinge gedenkt, in dem Sinn, da einst die Verwandlung in das Element
des Feuers eintreten werde.
3535
104.
1. Ohne Zweifel ist Herakleitos von Ephesos dieser Meinung, wenn er
lehrt, da die eine Welt ewig, die andere vergnglich sei, wobei er wei,
da die letztere, was ihre Einrichtung betrift, von jener, die irgendeine
besondere Beschafenheit hat, nicht verschieden ist.
2. Da er aber die aus dem ganzen Stof bestehende, irgendwie
beschafene Welt als ewig ansah, das zeigt er deutlich, wenn er so spricht:
Die Welt, die gleiche fr alle, hat kein Gott und kein Mensch geschafen,
sondern sie war immerdar und ist und wird sein ewig lebendiges Feuer,
nach bestimmen Maen erglimmend und nach bestimmten Maen
verlschend.
3. Da er aber auch lehrte, da die Welt geworden und vergnglich ist,
das beweist die Fortsetzung: Die Verwandlungen des Feuers sind zuerst
Meer, vom Meer aber die Hlfte Erde, die andere Hlfte Glutwind.
3536
4. Der Sinn dieser Worte ist nmlich, da das Feuer von dem das Weltall
regierenden Wort und von Gott durch die Luft hindurch in Wasser
verwandelt wird, das gleichsam der Keim der Weltbildung ist, den er
Meer nennt; daraus entstehen wiederum Erde und Himmel und das von
ihnen Umschlossene.
5. Wie die Welt aber wieder in ihr ursprngliches Element
zurckverwandelt und ganz zu Feuer wird, das macht er durch folgende
Worte klar: Das Meer breitet sich <s 208> aus und erhlt sein Ma in
3532!ie Her>unft dieser Stelle ist un#e>annt.
3533Vgl. 0laton, Staat < /. 628 B.
3534Vgl. vielleicht e#d. /. 6B2 B.
3535Vgl. !iels, 0oet. /hilos. fragm. /. C2 ff.
3536Hera>leitos Fr. 33.32a !iels.
458
dem gleichen Verhltnis, wie es frher war, ehe es zu Erde wurde.
3537
Das
gleiche gilt auch von den anderen Elementen.
105.
1. hnliches wie er lehren auch die namenhaftesten Stoiker in ihren
Darlegungen ber den Weltuntergang durch Feuer und die Weltregierung
und ber die irgendwie besonders beschafene Welt und ber den ebenso
beschafenen Menschen und ber das Weiterleben unserer Seelen.
3538
2. Und Platon wiederum hat im siebenten Buche des Staats das, was hier
auf Erden als Tag gilt, nachtartig genannt
3539
(wegen des Ausdrucks,
meine ich, die Machthaber dieser Finsternis
3540
), und im Anschlu an
Herakleitos
3541
Schlaf und Tod das Herabkommen der Seele in den Leib.
3542
3. Und vielleicht hat der Geist dies mit Hinsicht auf den Heiland
vorhergesagt, wenn er durch David spricht: Ich legte mich nieder und
schlief ein; ich erwachte; denn der Herr wird sich meiner annehmen.
3543
4. Denn er bezeichnet nicht nur die Auferstehung Christi sinnbildlich als
ein Erwachen aus dem Schlaf, sondern auch das Herabkommen des Herrn
ins Fleisch als Schlaf.
106.
1. Dementsprechend gibt der gleiche Heiland die Mahnung: Wachet!
3544
in dem Sinn: Seid bestrebt zu leben und versucht, die Seele vom Leibe zu
trennen!
3545
2. Von dem Tage des Herrn aber weissagt Platon im zehnten Buche des
Staats mit folgenden Worten: Nachdem aber fr jeden, der auf der
Wiese war, sieben Tage vergangen sind, mssen sie sich von dort erheben
und am achten Tage die Wanderung antreten und vier Tage spter ans
Ziel kommen.
3546
3. Unter der Wiese ist der Fixsternhimmel zu verstehen als ein
freundlicher und angenehmer Ort und als Aufenthalt der Frommen, unter
den sieben Tagen aber die einzelnen Bewegungen der sieben Planeten und
jegliche kunstfertige Ttigkeit, die zum Ziel der Ruhe zu kommen
bestrebt ist.
3547
4. Die Wanderung aber, die ber die Wandelsterne <s 209> hinausgeht,
fhrt zum Himmel, d.h. zur achten Bewegung und zum achten Tag. Da
3537Hera>leitos Fr. 32# !iels.
3538-u 238,2 T 237,2 vgl. :hr.si//os Fr. /h.s. 7C3 v. 'rnim; zu 237,2 vgl. auch Strom. V C,8.
3539Vgl. 0laton, Staat V11 /. 7B2 :.
3540?/h 6,2B.
3541Vgl. Hera>leitos Fr. B2 !iels; Strom. 111 B2,2.
3542Vgl. 0hilon, !e 9os. 2B6.
35430s 3,6.
3544Vgl. 5t B8,8B und @fter.
3545Vgl. Strom. V 64,2; 0laton, 0haidon /. 64 !; =3 ?; =2 '.
35460laton, Staat < /. 626 B.
3547Vgl. 0hilon, Suod deus sit imm. 2B.
459
aber die Seelen vier Tage hindurch weitergehen, das sagt er, um auf die
Wanderung durch die vier Elemente hindurch hinzuweisen.
107.
.
3548
Aber auch da der siebente Tag heilig ist, wissen nicht nur die
Hebrer, sondern auch die Griechen, da entsprechend diesem Zeitraum
sich die ganze Welt aller zum Leben Geborenen und Wachsenden im
Kreise bewegt.
3549
2. Jedenfalls schreibt Hesiodos ber diesen siebenten Tag so:
Heilige Tage zunchst sind der erste, der vierte, der siebte,
3550
und wieder:
wieder erschien an dem Siebten der Sonne strahlende Leuchte.
3551
3. Und Homeros
3552
sagt:
Und an dem siebenten Tage darauf kam ein heiliger Lichttag,
und:
Heiliger Siebenter wars,
Wars doch der siebente Tag, und an ihm war dann alles vollendet.
3553
und wieder:
Und an dem siebenten Tag verlieen wir Acherons Fluten.
4. Indessen schreibt auch der Dichter Kallimachos:
3554
Und an dem siebenten Morgen da hatten sie alles vollendet,
<s 210> und wieder:
Treficher Art ist der siebente Tag und das siebte Geschlecht auch,
und:
Sieben im ganzen waren geschafen am sternreichen Himmel,
Die bei dem Aufgang der Jahre am Himmel in Kreisen erglnzen.
108.
1. Aber auch die Elegien Solons verherrlichen gar sehr die Siebenzahl.
3555
2. Und ist es ferner nicht dem Schriftwort: Lat uns den Gerechten
beseitigen, denn er ist uns lstig
3556
hnlich, wenn Platon beinahe mit
einer Weissagung auf den Heilsplan des Erlsers im zweiten Buche des
Staates so spricht:
3548-u 234,2D8 vgl. Valc>enaer, !iatr. de 'rist. 9ud. S. C,224 ff.
3549!ieser Satz (vgl. Strom. V1 28B,B) und das folgende #is 234,8 stammt aus 'risto#ulos; vgl. ?use#ios, 0rae/. ?vang.
<111 2B,23D26.
3550Hesiodos, Aer>e 443.
3551?#d. -"eifelhafte Fr. B43 Gzach.
3552!ie vier dem Homeros zugeschrie#enen Verse sind Flschungen; vgl. Ein>el ?+F 1 /. 47.
3553Vgl. Hom. Hd. 7,B6B.
3554!ie hier dem Eallimachos (Inechtes Fr. 287 Schneider) zugeschrie#enen Verse sind #ei ?use#ios (vgl. ?use#ios,
0rae/. ?vang. <111 2B,23D26.) dem Linos zugeschrie#en.
3555Vgl. Solon Fr. 2C !iehl (Strom. V1 288,3D6).
3556Aeish B,2B K 9es 3,23.
460
3. Wenn der Gerechte sich so verhlt, wird er gegeielt, gefoltert, in
Ketten gelegt, an beiden Augen geblendet und schlielich nach allen
Martern noch ans Kreuz geschlagen werden?
3557
4. Und der Sokratiker Antisthenes umschreibt jenes Wort des Propheten:
Wem wolltet ihr mich vergleichen? sagt der Herr
3558
mit den Worten:
Gott ist niemand gleich; deshalb kann ihn niemand aus einem Bilde
erkennen.
3559
5. Das gleiche ist es auch, wenn Xenophon aus Athen wrtlich sagt:
Da er, der alles bewegt und wieder zur Ruhe bringt, gro und mchtig
ist, das ist ofenbar; wie aber seine Gestalt ist, das ist verborgen; auch die
Sonne, die fr alle sichtbar zu sein scheint, lt es ofenbar nicht zu, da
man sie ansieht; vielmehr verliert sein Sehvermgen, wer dreist in die
Sonne schaut.
3560
6. Welches sterbliche Auge kann wohl den Himmlischen schauen,
Gott, den unsterblichen, wahren, ihn, der den Himmel bewohnet?
<s 211> Knnen die Sterblichen doch auch den Strahlen der Sonne
entgegen
Nimmermehr treten, dieweil sie als Sterbliche werden geboren,
3561
wie die Sibylle verkndet.
109.
1. Trefich lehrt auch Xenophanes von Kolophon, da Gott nur ein
einziger und da er krperlos ist, und fgt hinzu:
Einer ist Gott, der Gewaltigste unter den Gttern und Menschen,
Nicht an Gestalt vergleichbar den Menschen noch an Gedanken,
3562
2. und wieder:
Aber die Sterblichen glauben, die Gtter wrden geboren
Und sie htten gleich ihnen Bekleidung und Sprache und Krper,
3563
3. und wieder:
Aber wenn Rinder und Lwen die Hnde htten wie Menschen
Und mit den Hnden zu malen und Werke zu schafen vermchten,
Malten sie wohl auch Bilder der Gtter und machten die Krper
So, wie ein jeder von ihnen am Krper selber gestaltet:
Pferde nun malten sie hnlich den Pferden und Rinder den Rindern.
3564
35570laton, Staat 11 /. 362 ?; 36B '; vgl. Strom. 1V 7B,2.
3558Vgl. 9es 83,2=; 86,7; Strom. V 224,3.
3559'ntisthenes Fr. B8 5ullach F0+ 11 /. B44; vgl. 0rotr. 42,B.
3560Vgl. <eno/hon, 5emora#. 1V 3,23 f.; 0rotr. 42,3 mit 'nm.
3561Hrac. Si#.ll. Fr 2,23D23; vgl. 0rotr. 42,8.
3562<eno/hanes Fr. B3 !iels.
3563?#d. Fr 28 !iels.
3564?#d. Fr. 27 !iels; ich ha#e mit 1.0. 0ostgate den als dritten Vers (#erlieferten Vers an den Schlu gestellt und in ihm
(%%%) statt (%%%) geschrie#en, auerdem am Schlu des &etzt vierten Verses (%%%) in (%%%) gendert.
461
110.
1. Andererseits wollen wir hren, was der lyrische Dichter Bakchylides
ber die Gottheit sagt:
Sie sind von hlichen Krankheiten frei
Und bleiben stets unbeschdigt;
Menschen sind sie hnlich in nichts,
3565
2. und ferner hren, was der Stoiker Kleanthes in einer Dichtung ber
Gott geschrieben hat:
3. Du fragst mich, wie das Gute ist? So hre denn!
Geordnet, heilig und gerecht, voll Gottesfurcht
Sich selbst beherrschend, ntzlich, schn und wie sichs ziemt,
Von ernstem Wesen, unverstellt, ersprielich stets,
Und frei von Furcht und Kummer, hilfreich ohne Schmerz,
Und frderlich, gefllig, zuverlssig, lieb,
Geehrt, von allen anerkannt,
Berhmt, bescheiden, sorgsam, sanft, zur Tat bereit,
Die Zeit besiegend, tadellos, bestndig stets.
3566
111.
1. Und derselbe mibilligt stillschweigend den Gtzendienst der Menge
und fgt deshalb hinzu:
Unedel ist, wer immer eitler Meinung traut
Und glaubt, da ihm von ihr was Gutes kommen kann.
3567
2. Man darf sich also in seiner Aufassung von der Gottheit nicht nach
der Meinung der Menge richten.
3. Denn das glaubich nicht, da Zeus
Die Haltung eines Schurken heimlich nachgeahmt
Und wie ein Mensch sich deinem Ehebett genaht,
3568
sagt Amphion zu Antiope.
3569
4. Sophokles aber schreibt gerade heraus:
Die Mutter dieses Manns hat wirklich Zeus gefreit,
Nicht in Gestalt von Gold und auch nicht angetan
Mit Schwanenfedern, wie er die Pleuronerin
Dereinst geschwngert, sondern als leibhaftger Mensch.
5. Und ein wenig spter fgte er hinzu:
Und auf des Ehgemaches Schwelle trat er rasch,
der Ehebrecher.
<s 213> 6. Darauf erzhlt er noch ofener von der Zuchtlosigkeit des
sagenhaften Zeus in folgender Weise:
Er lie die Speise und das Wasser unberhrt
3565Ba>chilides Fr B3 Bla.
3566Eleanthes Fr. 774 v. 'rnim; vgl. 0rotr. 4B,B.
3567Eleanthes Fr. 763 v. 'rnim; vgl. 0rotr. 4B,B.
3568?uri/ides, 'ntio/e Fr. B23.
3569'm/hion, Sohn der 'ntio/e und des -eus, -"illings#ruder des -ethos, "ill seiner 5utter, mit der er nach langer
$rennung "ieder zusammengef(hrt "ird, nicht glau#en, da sie von -eus seine 5utter "urde.
462
Und schritt zum Bett, vor Leidenschaft im Herzen wund,
Und jene ganze Nacht bracht er in Wollust zu.
3570
7. Diese Geschichten nun wollen wir dem Unverstand der Teater
berlassen. Ganz ofen jedoch sagt Herakleitos: Fr diese Lehre aber, die
doch ewig ist, haben die Menschen kein Verstndnis, sowohl ehe sie
davon hren, als auch nachdem sie davon gehrt haben.
3571
112.
1. Der lyrische Dichter Melanippides aber sagt in einem Lied:
Hre mich, Vater, du Wunder der Welt,
Herrscher des ewig lebenden Geists!
3572
2. Und Parmenides der Groe, wie ihn Platon im Sophistes nennt,
3573
schreibt ungefhr folgendermaen ber die Gottheit:
(Beweise)
Gibt es gar viel, da, wie nie sie geworden, sie nimmer vergehn wird;
Ganz ist sie, einziger Art, und ohne Bewegung und Werden.
3574
3. Aber auch Hesiodos sagt:
Selber ja ist er der Knig von allen und auch der Gebieter
All der Unsterblichen; keiner ist sonst dir an Strke vergleichbar.
3575
4. Indessen lenkt auch die Tragdie den Blick von den Gtzenbildern
weg und lehrt zum Himmel emporzuschauen.
113.
1. So ruft Sophokles, wie der Geschichtsschreiber Hekataios in seiner
Schrift ber die Zeit des Abramos und der gypter sagt,
3576
auf der
Bhne geradezu aus:
2. Ein einziger in Wahrheit, einer nur ist Gott;
Er schuf den Himmel und das weite Erdenrund,
Des Meeres nstre Wogen und des Sturms Gewalt;
<s 214> Wir Menschen aber, oft verirrt in unserm Sinn,
Errichteten zum Trost fr alles Ungemach
Aus Stein uns Gtterbilder und Gestalten auch,
Aus Erz und Gold gefertigt oder Elfenbein;
Und diesen Opfern und der Feste eitle Pracht
Darbringend halten wir dies Tun fr Frmmigkeit.
3577
357022,8D6 So/ho>les Fr. du#. 23B6.
3571Hera>leitos Fr. 2 !iels.
35725elani//ides Fr. 6 !iehl.
3573Vgl. 0laton, So/histes /. B34 '.
35740armenides Fr. =,3 f. !iels.
3575Hesiodos Fr. 2C7 Gzach; vgl. 0rotr. 43,B.
3576He>ataios von '#dera, +eflschtes Fragment 2= FH+ 11 /. 3C6; vgl. He>ataios Fr. 27 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11
B87,B2.
35770seudoDSo/ho>les Fr. 23B7; vgl. 0rotr. 48,B mit 'nm.
463
114.
1. Euripides aber, der auf der gleichen Bhne seine Tragdien zur
Aufhrung brachte, sagt:
Siehst du dort oben nicht den ther unbegrenzt,
Wie er mit feuchten Armen rings die Erd umschliet?
Den halte du fr Zeus, den halte du fr Gott!
3578
2. Und in dem Schauspiel Peirithus bringt der gleiche Tragiker auch
folgendes vor:
Der du selbererzeugt, der du alles, was lebt,
In des thers Bezirk auf das engste umschlingst,
Um den ringsum das Licht und die nstere Nacht,
Um den schwingt ohne End die buntfarbige Schar
Der Sterne ohn Zahl den Reigen im Tanz.
3579
3. Hier hat der den welterschafenden Geist den Selbsterzeugten
genannt; im folgenden aber wird das Wort mit Beziehung auf die Welt
gebraucht, in der auch die Gegenstze des Lichtes und der Finsternis
vorhanden sind.
3580
4. Und Aischylos, der Sohn des Euphorion, sagt von Gott
auerordentlich wrdig:
Zeus ist der ther, Zeus das Land, der Himmel Zeus,
Zeus ist das Weltall, und was drber, ist er auch.
3581
115.
1. Ich wei, da auch Platon
3582
dem Herakleitos zustimmt, wenn dieser
schreibt: Eins, das allein Weise, will nicht und will doch auch wieder mit
dem Namen Zeus benannt werden.
3583
2. Und wieder: Gesetz ist es, auch dem <s 215> Willen eines einzigen zu
folgen.
3584
3. Und wenn du jenes Schriftwort: Wer Ohren hat zu hren, der
hre!
3585
in hherem Sinn erklren willst, so wirst du nden, da es von
dem Ephesier in folgender Weise erlutert wurde: Unverstndige
gleichen, auch wenn sie etwas gehrt haben, tauben Menschen; auf sie
pat das Sprichwort: Anwesend sind sie doch abwesend.
3586
4. Aber willst du auch von Griechen ausdrcklich die Anschauung von
einem einzigen Uranfang hren? Der Lokrer Timaios ist in der Schrift
ber Naturwissenschaft mit folgenden Worten mein Zeuge: Alles hat
einen einzigen Anfang, der ungeworden ist; denn wenn er geworden
3578?uri/ides Fr. C82; vgl. 0rotr. B7,3.
3579?uri/ides, 0eirithus Fr. 7C3; Eritias Fr. !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 3=8,B2; vgl. 'nm. zu Strom. V 36,2.
3580+egensatz zu 0s 23=,2B.
3581'ischilos, Heliades Fr. 43; die Verse gehen vielleicht auf einen or/hischen H.mnus zur(c>; vgl. H)Eern, Hr/hic. fr.
S. CB; dagegen Ailamo"itz, +lau#e der Hellenen 11 233 'nm. 2.
3582Vgl. vielleicht 0laton, Erat.los /. 3C6 B.
3583Hera>leitos Fr. 3B !iels.
3584Hera>leitos Fr. 33 !iels.
3585L> 28,37 und @fter.
3586Hera>leitos Fr. 38 !iels.
464
wre, dann wre er nicht mehr der Anfang, sondern der Anfang wre
dann das, woraus der Anfang wurde.
3587
5. Diese wahre Aufassung hat ihren Ursprung in jenem Wort: Hre,
Israel, so heit es, der Herr, dein Gott, ist ein einziger, und ihm allein
sollst du dienen!
3588
6. Siehe, er ist erfabar fr alle und nicht zu verkennen,
3589
wie die Sibylle sagt.
116.
1. Ferner weist auch Homeros, da er eine das Richtige trefende Sehergabe
erhalten hatte, durch folgende Wort deutlich auf Vater und Sohn hin:
Nun, wenn niemand Gewalt dir antut, weil du allein bist,
Nicht wirst der Krankheit, gesendet vom mchtigen Zeus, du entrinnen.
Denn die Kyklopen kmmern sich nichts um den Zeus mit der gis.
3590
2. Und vor ihm hat Orpheus, als er darauf zu sprechen kam, gesagt:
Sohn des gewaltigen Zeus und Vater des Zeus mit der gis.
3591
<s 216> 3. Und Xenokrates von Kalchedon hinterlt eine Andeutung der
Lehre von Vater und Sohn, wenn er den einen den hchsten Zeus, den
anderen den untersten nennt.
3592
4. Und was das Merkwrdigste ist, Homeros, der doch die Gtter als mit
menschlichen Leidenschaften behaftet einfhrt, kennt doch ofenbar die
Gottheit.
117.
1. Trotzdem scheut sich Epikuros nicht vor ihm.
3593
Homeros nmlich
sagt:
Warum verfolgest du mich, o Pelide, mit hurtigen Fen,
Der du ein Sterblicher bist, den unsterblichen Gott? Doch gewi nicht
Hast du erkannt, da ich Gott bin.
3594
2. Damit hat er zu verstehen gegeben, da die Gottheit fr einen
Sterblichen weder mit den Fen noch mit den Hnden noch mit den
Augen und berhaupt nicht mit dem Krper erreichbar oder erfabar ist.
3. Wem habt ihr den Herrn hnlich gemacht? Oder mit welchem
hnlichen Bild wolltet ihr ihn vergleichen? sagt die Schrift.
3587!ie Her>unft dieser Stelle ist nicht #e>annt; vgl. 0laton, 0haidros /. B87 :!.
3588!tn 6,8.23.
3589Hrac. Si#.ll. Fr. 2,B=; vgl. 0rotr. 44,B.
3590:lemens schliet daraus, da an der einen Stelle (Hom. Hd. C,823 f.) von dem mchtigen -eus, an der anderen Stelle
(e#d. C,B47) von dem gishaltenden -eus die Gede ist, auf die Vorstellung von z"ei verschiedenen $rgern des
;amens -eus.
3591Hr/heus Fr. 33= Eern.
3592<eno>rates Fr. 2= Heinze.
3593Vgl. ?/i>uros Fr. BB= Isener /. 24B,3.
3594Hom. 1l. BB,=D23.
465
4. Hat nicht ein Werkmeister ein Bild von ihm gemacht und ein
Goldschmied Gold geschmolzen und ihn mit Gold berzogen?
3595
und die
folgenden Worte.
118.
1. Und der Lustspieldichter Epicharmos sagt in seinem Staat
3596
vom
Logos deutlich etwa folgendes:
Unentbehrlich ist den Menschen Rechenkunst und Zahl durchaus;
3597
Zahl und Rechenkunst ist Leben; ohne sie kein Mensch besteht.
2. Dann fgt er ausdrcklich hinzu:
Die Vernunft regiert die Menschen; rettet sie auf rechte Art.
3. Sodann:
Hat der Mensch Verstand zu eigen, gibt es auch Verstand bei Gott;
Jener bei dem Menschen zeigt sich bei des Lebens Wechselfall;
<s 217> Doch zu jeder Kunst begleitet alle der Verstand von Gott;
Er allein belehrt sie immer, was zu tun ersprielich ist.
Denn kein Mensch erfand je Knste; sie sind ein Geschenk von Gott,
Und aus Gottes Geist erwachsen ist dem Menschen der Verstand.
3598
119.
1. Und nachdem der Geist durch Jesaias gerufen hatte: Was soll mir die
Menge der Opfer? spricht der Herr. Satt bin ich des Brandopfers von
Widdern, und das Fett der Lmmer und das Blut der Stiere will ich
nicht,
3599
und nach kurzem hinzugefgt hatte: Waschet euch, werdet
rein, entfernt die Bosheiten von euren Seelen!
3600
und was darauf folgt,
2. schreibt der Lustspieldichter Menandros wrtlich so:
Wenn jemand als ein Opfer darbringt, Pamphilos,
Der Stiere oder Bcke Menge oder auch
Bei Zeus! noch andres derart oder Handarbeit,
Indem er selber Gold-und Purpurkleider macht,
Und Tierchen auch aus Elfenbein und aus Smaragd
Und dadurch zu gewinnen glaubt des Gottes Gunst,
So irrt er sich und zeigt, wie leichten Sinns er ist.
Der Mensch mu vielmehr sittlich gut und ehrbar sein,
Nicht stehlen und nicht morden wegen schnden Gelds.
Begehr selbst keinen Faden an der Nadel, Freund!
Denn Gott ist nah zugegen, und er sieht dich stets.
3601
35959es 83,2= f.
3596;ach 'then <1V /. 68= ! "urde diese Schrift von :h.sogonos auf den ;amen des ?/imarchos geflscht.
3597Vgl. 0laton, Staat V11 /. 7BB :, "o gesagt ist, da sich &ede Eunst und Aissenschaft mit -hlen und Gechnen
#efassen mu.
3598?/imarchos Fr. B77DB74 Eai#el.
35999es 2,22.
3600?#d. 2,26.
36015enandros 0seude/igr. Fr. 2233 Eoc> :'F 111 /. B4B; #ei 0seudoD9ustinus, de mon. 8 sind die Verse dem 0hilemon
zugeschrie#en.
466
3. Ich bin ein Gott, der nahe ist, und nicht ein Gott, der ferne ist.
Knnte ein Mensch etwas im Verborgenen tun, und ich sollte ihn nicht
sehen?
3602
sagt er durch Jeremias.
120.
1. Und wieder umschreibt Menandros jenes Schriftwort: Opfert ein
Opfer der Gerechtigkeit und hoft auf den Herrn!,
3603
indem er ungefhr
so schreibt
2. Nicht eine Nadel, bester Freund,
Darfst, du begehren, die dir nicht gehrt; denn Gott
Gefallen nur gerechte Werke, Unrecht nicht.
<s 218> Doch kannst den eignen Wohlstand du erhhn durch Flei,
Wenn du bei Nacht wie auch am Tag bestellst dein Land.
Und opfre Gott damit, da stets gerecht du bist
Und mehr am Herzen als am Kleide Reinheit pegst!
Und wenn du Donner hrst, ergreife nicht die Flucht,
Wenn du dir selber keiner Schuld bewut bist, Herr!
Denn Gott ist nah zugegen, und er sieht dich stets.
3604
3. Noch whrend du sprichst, sagt die Schrift, werde ich sagen: Siehe,
ich bin da.Jes 58,9.
121.
1. Wiederum lt der Lustspieldichter Diphilos
3605
etwa folgendes ber
das Gericht in einem Zwiegesprch sagen:
Du meinst wohl, da die Toten, mein Nikeratos,
Nachdem sie sich im Leben jede Lust gegnnt,
Der Gottheit vllig unbemerkt entronnen sind?
Es ist der Dike Auge, welches alles sieht.
3606
Denn auch im Hades nehmen wir zwei Wege an,
Den Weg Gerechter und der Frevler andern Weg.
Dann sagt er:
Wenn diese zwei die Erde birgt fr alle Zeit,
Dann plndre, stiehl, beraube, treib zum Aufruhr an,
Doch irr dich nicht! Denn auch im Hades ist Gericht,
Und Recht wird sprechen Gott, der Herr der ganzen Welt,
Des Name ich nicht nenne, weil er furchtbar ist;
Er ists, der Sndern schenket lange Lebenszeit.
3607
2. Doch wenn ein Mensch, der Tag fr Tag nur Bses tut,
Dabei der Gtter Augen zu entgehen glaubt,
36029er B3,B3 f.
36030s 8,6.
3604Aie 22C,B &(dische Flschung.
3605Bei MseudoD9ustinus, !e mon. 3 sind die Verse 2B2,2 dem 0hilemon zugeschrie#en.
3606$+F 'des/. 8B2.
36070hilemon 0seude/igr. Fr. B86 Eoc> :'F 11 /. 73C.
467
So glaubt er Falsches und wird dessen berfhrt,
Sobald die Dike sich die Zeit zum Strafen nimmt.
3608
3. Seht her doch, die ihr whnt, es gebe keinen Gott!
Frwahr er ist, ist wirklich. Geht es einem gut,
Der schlecht ist von Natur, der ntze wohl die Zeit;
Denn Strafe wird ihn trefen in der knftgen Zeit.
3609
<s 219> 4. Damit stimmt die Tragdie in folgenden Versen berein:
Denn kommen wird, gewilich kommen jene Zeit,
In der der goldne ther fnet seinen Hort,
Gefllt mit Feuer, und die Flamme wtend sich
Auf alles auf der Erde und am Himmel strzt
Und es verzehrt.
3610
122.
1. Und ein wenig spter fgt sie wieder hinzu:
Wenn das All vernichtet ist,
Dann wird verschwunden sein der Wogen ganzer Schlund,
Von Stdten leer die Erde sein, voll Feuersglut
Wird keine Vogelschwrme tragen mehr die Luft;
Dann rettet alles Gott, was er zuvor zerstrt.
3611
2. Dem hnliches nden wir auch in den Orphischen Gedichten etwa so
geschrieben:
Alles, was er verbarg, bracht er wieder zur Wonne des Lichtes
Aus seinem heiligen Herzen, die schwere Arbeit vollbringend.
3612
3. Wenn wir aber unser Leben heilig und gerecht fhren, sind wir selig
schon hier, noch seliger werden wir aber nach dem Abscheiden von
dieser Erde sein, da wir dann nicht nur fr eine begrenzte Zeit das Glck
besitzen, sondern in Ewigkeit die Ruhe genieen knnen,
Teilend den Herd mit den andern Unsterblichen, sitzend am Tische,
Ledig und frei von dem menschlichen Kummer, durch nichts zu
verletzen,
3613
sagt die philosophische Dichtung des Empedokles.
4. Auch nach der Ansicht der Griechen wird keiner so gewaltig sein, da
ihm die Strafe nichts anhaben knnte, aber auch nicht so klein, da er
unbemerkt bleiben knnte.
123.
1. Der nmliche Orpheus sagt aber auch folgendes:
Blick auf das gttliche Wort und bleib ihm in Treue ergeben,
3608?uri/ides, 0hri%os Fr. =37.
3609?uri/ides Fr. du#. 2232.
3610S.u.; So/ho>les Fr. du#. 23B4
3611So/ho>les Fr. du#. 23B4
3612Hr/heus Fr. B2a, =f. Eern.
3613?m/edo>les Fr. 284 !iels.
468
Richtend verstndig des Herzens Gef; und beschreite mit Sorgfalt
<s 220> Immer den Pfad und blick nur empor zum Beherrscher des
Weltalls,
Der die Unsterblichkeit hat!
3614
2. Dann spricht er wieder ber Gott, nennt ihn unsichtbar und sagt, da
er nur von einem einzigen Menschen erkannt worden sei, der seiner
Herkunft nach ein Chalder war, womit er Abraham meint oder seinen
Sohn. Die Worte lauten:
Nur ein einziggeborener Sprling aus altem Geschlechte
Jener Chalder; denn kundig er war des Wandels der Sonne,
Wute auch, wie sie vollendet den Kreislauf rings um die Erde,
Gleicherweis selber gerundet entsprechend der eigenen Achse,
Und wie sie Winde regiert in der Luft und ber das Meer hin.
3615
124.
1. Dann umschreibt er gleichsam das Wort: Der Himmel ist mein Tron,
die Erde ist mein Fuschemel,
3616
indem er fortfhrt:
Selbst hat er wieder den festesten Platz am gewaltigen Himmel
Auf einem goldenen Tron; zu den Fen liegt ihm die Erde,
Und seine Rechte hat er gestreckt nach den Enden des Weltmeers,
Und es erzittert im innersten Herzen der Fu des Gebirges,
Nimmer zu tragen imstand die gewaltige Macht; doch im Himmel
berall ist er zugegen, vollendet auch alles auf Erden.
Denn er allein verwaltet den Anfang, die Mitte, das Ende.
Anders zu reden wr Frevel fr dich; es zittern die Knie
Mir beim Gedanken. Er herrscht aus der Hhe,
3617
und was weiter folgt.
2. Denn durch diese Verse hat er alle jene Worte des Propheten
ausgedeutet: Wenn du den <s 221> Himmel fnest, wird Zittern vor dir
die Berge erfassen, und sie werden schmelzen, wie Wachs vor dem Feuer
schmilzt.
3618
125.
1. Und wiederum verwendet er das Wort des Jesaias: Wer wird den
Himmel mit der Spanne messen und die ganze Erde mit der
ausgespreizten Hand?,
3619
wenn er sagt:
Herrscher im ther, im Hades, im Meere sowie auf der Erde,
Der du mit Donnern erschtterst das mchtige Haus des Olympos,
Den die Dmonen frchten, den scheut der Gtter Versammlung,
3614Hr/heus Fr B86 (K B84,6DC) Eern; vgl. 0rotr. 48,8 mit 'nm.
3615Hr/heus Fr B86 (K B84,B3DB4) Eern.
36169es 66,2.
3617Hr/heus Fr B86 (K B84,33D36.3C f.) Eern.
36189es 68,2 f.
36199es 83,2B.
469
Dem auch die Moiren gehorchen, die sonst doch um niemand sich
kmmern.
2. Ewiger, Vater und Mutter,
3620
dein Zorn lt alles erbeben;
Der du die Winde bewegst und alles mit Wolken verhllest,
3621
Der du mit Blitzen zerspaltest den ther; dein ist die Ordnung
Aller Gestirne; so luft sie nach immer gleichen Gesetzen.
3. Bei deinem feurigen Trone, da stehen, mit Mhen beladen,
Engel, denen die Sorge obliegt fr das Leben der Menschen;
Dein ist der Frhling, der jugendlich pranget mit purpurnen Blumen,
Dein ist der Winter, der kommt mit Klte und frostigen Nebeln,
Dein ist der Herbst, der Spender des Weins,
3622
den einst Bakchos
verteilte.
126.
<s 222> 1. Dann fgt er hinzu, indem er Gott ausdrcklich allmchtig
nennt: Ewig, unsterblich, des Name Unsterblichen nur ist verkndbar,
Komm, du erhabenster smtlicher Gtter, mit mchtigem Schicksal,
Schrecklicher, mchtig und gro und ewig, vom ther Bekrnzter.
3623
2. Durch das Wort Metropator
3624
deutete er nicht nur auf die
Entstehung aus Nichtseiendem hin, sondern gab auch denen, die die
Lehre von den Emanationen einfhrten, Veranlassung, vielleicht auch an
eine Gattin Gottes zu denken.
3. Er umschreibt aber jene Schriftstellen aus den Propheten, nmlich die
aus Hosea:
3625
Ich, der ich dem Donner seine Macht gebe
3626
und den
Wind entstehen lasse,
3627
dessen Hnde das Heer des Himmels befestigt
haben
3628
und die aus Moses:
4. Erkennet, erkennet, da ich bin und da es keinen anderen Gott
auer mir gibt! Ich werde tten und lebendig machen; ich werde
schlagen, und ich werde heilen, und niemand ist, der aus meinen Hnden
erretten wird.
3629
5. Er lt Schlimmes aus Gutem entstehen fr sterbliche Menschen,
So auch den blutigen Krieg und die trnenerregenden Schmerzen,
3630
wie Orpheus sagt.
3620!as hier ge#rauchte Aart (%%%), das sonst, z.B. Hom. 1l 22,BB8 *der 5utter Vater, #edeutet, ist hier in dem Sinn
ge#raucht) *einer, der zugleich Vater und 5utter ist,; vgl. +. Ao##ermin, Geligionsgeschichtliche Studien, Berlin
2=C6, S. =2.
3621-u diesem Verse und den folgenden vgl. Hrac. Si#.ll. =,833 #is 836.
36221ch (#ersetze mit diesem 'usdruc> das (#erlieferte (%%%).
3623Hr/heus Fr. B8= Eern.
3624Vgl. S. BB2 'nm. 3.
3625!ie Stelle stammt nicht aus Hosea, "ie 0rotr. 4C,B und in der 'usf(hrung #ei ?use#ios steht und deshal# auch hier in
den $e%t gesetzt "urde, und nicht aus 9esa&as, "ie hier (#erliefet ist, sondern aus 'mos.
3626!er he#rische Irte%t #edeutet) *!er ich die Berge fest gr(nde; die Se/tuaginta las a#er raam (!onner) statt harim
(Berge).
3627'mos 8,23.
3628Vgl. Hos 23,8; 0s =,8; 0rotr. 4C,B.
3629!tn 3B,3C; vgl. 0rotr. 4C,B.
3630Hr/heus Fr. B86 (B87,22 f.) Eern.
470
127.
1. Dergleichen sagt auch Archilochos von Paros:
O Zeus, o Vater Zeus, dein ist des Himmels Macht,
Die Taten du der Menschen siehst,
Voll Frevel und voll Unrecht.
3631
<s 223> 2. Wieder wollen wir die Verse des Trakiers Orpheus hren:
Und seine Rechte hat er gestreckt nach den Enden des Weltmeers
berallher, und unter den Fen liegt ihm die Erde.
3632
3. Diese Gedanken hat er ofenbar aus jener Stelle genommen: Der Herr
wird bevlkerte Stdte erschttern,
3633
und den ganzen Erdkreis wird er
fassen mit seiner Hand wie ein Vogelnest.
3634
Der Herr, der die Erde mit
seiner Macht erschafen hat, wie Jeremias sagt, und den Erdkreis durch
seine Weisheit aufgerichtet hat.
3635
4. Auerdem nennt noch Phokylides die Engel Dmonen und lehrt durch
folgende Verse, da die einen von ihnen gut, die andern bse sind, da ja
auch wir gehrt haben, da einige von ihnen abtrnnig waren:
3636
Doch die Dmonen sind bei den Menschen bald so und bald anders,
Bald erretten sie Menschen aus Unglck, das ihnen drohte.
3637
128.
1. Schn ist es auch, wie der Lustspieldichter Philemon den Gtzendienst
in folgenden Versen verurteilt:
Fr uns gibts wirklich keine Gttin, Glck genannt,
Gewi nicht, sondern vielmehr, was von selbst geschieht,
Wies eben jedem zuel, das wird Glck genannt.
3638
2. Und der Tragdiendichter Sophokles sagt:
Auch bei den Gttern geschiehet nicht jegliches, wie sie es wnschen,
Auer bei Zeus; denn dieser ist Herr ber Ende und Anfang.
3639
<s 224> 3. Und Orpheus sagt:
Eine Gewalt, ein Dmon entstand, der den Himmel entammte;
Alles ist eines geworden, in welchem sich alles im Kreis dreht,
Feuer und Wasser und Erde,
3640
und die folgenden Verse.
3631'rchilochos Fr. C8 !iehl; die Verse stammen aus der Fa#el vom Fuchs und 'dler.
3632Hr/heus Fr. B86 (KB84,32 f.33) Eern.
3633!as hier stehende (%%%) (er "ird erretten) statt (%%%) (er "ird ersch(ttern), "ie in der Se/tuaginta und 0rotr. 4C,6
steht, ist "ohl nur ein Schrei#fehler der Handschrift.
36349es 23,28.
36359er 23,2B.
3636Vgl. z.B. 9ud 6.
36370ho>.lides Fr. 26 !iehl.
36380hilemon Fr. 234 :'F 11 /. 7B3.
3639So/ho>les Fr. du#. 23B=.
3640Hr/heus Fr. 26=,6D= Eern.
471
129.
1. Und der lyrische Dichter Pindaros ist gleichsam in bakchische
Begeisterung versetzt, wenn er ausdrcklich sagt:
Was ist Gott? Das, was das All,
3641
2. und wiederum:
Gott, der frs Menschenvolk alles macht.
3642
3. Wenn er aber sagt:
Du hofst auf Weisheit? Warum?
bertrift doch der eine den andern nicht viel.
Denn der Gtter Rat zu erforschen, ist fr das menschliche Denken
schwer;
Von sterblicher Mutter es stammt,
3643
so hat er den Gedanken aus jener Stelle entlehnt:
4. Wer hat des Herrn Sinn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber
gewesen?
3644
5. Aber auch Hesiodos stimmt mit dem vorher Gesagten berein, wenn
er schreibt:
Unter den irdischen Menschen da ist kein Seher zu nden,
Der die Gedanken wohl wte des gishaltenden Gottes.
3645
6. Mit Recht schreibt also Solon aus Athen in seinen Elegien, indem auch
er von Hesiodos abhngig ist:
Durchaus ist der Unsterblichen Denken verborgen den Menschen.
3646
130.
1. Und wieder, da Moses geweissagt hatte, da das Weib wegen der
bertretung zu Mhen und Schmerzen <s 225> Kinder gebren werde,
3647
schreibt ein nicht unbedeutender Dichter:
Nimmer am Tage
Werden sie ohne Elend und Jammer, aber bei Nacht auch
Leiden sie Qual, und die Gottheit beschenkt sie mit drckenden
Sorgen.
3648
2. Ferner zeigt Homeros, da Gott gerecht ist, mit den Worten:
Selber hielt nun der Vater empor die goldene Waage.
3649
3. Und der Lustspieldichter Menandros erklrt Gott fr gtig, indem er
sagt:
Ein guter Dmon tritt zur Seite jedem Mann
Sofort bei der Geburt und fhrt durchs Leben ihn;
Man darf nicht glauben, da der Dmon bse sei
36410indaros Fr. 283 Schroeder.
3642?#d. Fr. 282 Schroeder.
3643?#d. Fr. 62 Schroeder.
36449es 83,23.
3645Hesiodos, 5elam/odie Fr. 26C Gzach.
3646Solon Fr. 24 !iehl.
3647Vgl. +en 3,26 f.
3648Hesiodos, Aer>e 246D24=.
3649Hom. 1l. =,6C; BB,B3C.
472
Und einem guten Leben schade.
4. Dann fgt er hinzu: (xxx),
3650
womit er entweder jeden Gott gut oder, was wahrscheinlicher ist, Gott
in jeder Hinsicht gut nennt.
131.
1. Der Tragdiendichter Aischylos wiederum stellt uns die Macht Gottes
vor Augen und trgt kein Bedenken, ihn sogar Hchsten zu nennen in
folgenden Versen:
2. Von Menschen unterscheide Gott und glaube nicht,
Da er dir hnlich und von Fleisch gebildet sei!
Du kennst ihn nicht; bald zeigt er sich wie Feuersmacht
Unnahbar, bald als Wasser, bald als Finsternis,
Und wilden Tieren wird er selber hnlich auch
Und Wind und Wolken, Blitze und Donner, Regensturm.
3. Und seine Diener sind das Meer sowie der Fels
Und jede Quelle und ein jeder Wasserlauf.
3651
<s 226> Die Berge beben und die Erde und des Meeres
Gewaltge Tiefe und der Berge groe Hh,
Wenn des Gebieters grimmig Auge auf sie blickt;
denn alle Macht und Ehre hat der hchste Gott.
3652
4. Meinst du nicht, da er damit jenes Wort umschreibt: Vor dem
Angesicht des Herrn bebt die Erde?
3653
132.
1. Dazu kommt, da Apollon, der erste aller Seher, die Macht Gottes
bezeugen und von Athene sagen mu, da sie, als die Meder gegen
Griechenland zu Felde zogen, Zeus fr Attika gebeten und angeeht habe.
2. Der Orakelspruch lautet aber so:
Nimmer vermag den Olympischen Zeus zu erbitten die Pallas,
Mag sie auch ehen mit mancherlei Wort und verstndigen Reden.
3654
Aber er wird viele Tempel Unsterblicher heftigem Feuer
Geben zum Raube; sie
3655
stehen wohl jetzt schon gebadet von
Angstschwei
Zitternd vor Furcht,
3656
und das folgende.
36505enadros Fr. 773.772 :'F 111 /. 264 f.; der letzte Vers ist hier griechisch gege#en, um die verschiedenen
M#ersetzungsm@glich>eiten zu zeigen.
3651!ieser Vers ist gleichleutend mit einem Vers in dem !rama (%%%) des &(dischen !ichters ?zechiel #ei ?use#ios,
0rae/. ?vang. 1< BC,2B.
36520seudoD'isch.los Fr. 868.
3653Vgl. 0s 223,4.
3654Vgl. Herodotos 4,282; Hrac. Fr. 22B,2 f. Hendess.
36551n >(hner M#ertragung ist von den $em/eln gesagt, da sie sch"itzen, "ie es sonst von den +@tter#ildern gesagt
"ird.
3656Vgl. Herodotos 4,283; Hrac. Fr. 222,=D23 Hendess.
473
133.
1. Und Tearidas sagt in seiner Schrift ber die Natur: Der Anfang
des Seienden, soweit er wirklich wahrer Anfang ist, ist nur einer; denn er
ist im Anfang einzig und allein.
3657
2. Aber es gibt keinen anderen auer dem mchtigen Knig,
3658
sagt Orpheus.
3. Ihm schliet sich der Lustspieldichter Diphilos an, wenn er ganz in
Form eines Sinnspruchs sagt:
Den wahren Vater aller Dinge ehre stets,
Der so viel Gutes uns erfand und einst erschuf!
3659
4. Mit Recht will daher Platon es den Hervorragendbegabten zur
Picht machen, sich mit derjenigen <s 227> Wissenschaft zu
beschftigen, die wir im Vorhergehenden fr die wichtigste erklrten,
nmlich das Gute zu betrachten und den Aufstieg zu jener Hhe zu
beginnen.
3660
5. Das ist aber, wie mir scheint, nicht ein Umdrehen eines
Scherbenstcks,
3661
sondern eine Umkehrung der Seele aus einer Art
nchtlichen Tages zum wahren Tag, der in einem Aufstieg zum Seienden
besteht, den wir fr die wahre Philosophie erklren werden.
3662
6. Und diejenigen, die an ihr Anteil genommen haben, rechnet er zum
goldenen Geschlecht, indem er sagt: Ihr seid zwar alle Brder, die
Angehrigen des goldenen Geschlechts aber im hchsten Grade und in
jeder Beziehung.
3663
7. Alle Wesen gewinnen von allen Ausgangspunkten her eine Beziehung
zu dem Vater und Schpfer des Weltalls
3664
durch ihre natrliche Anlage
und ohne Unterricht,
3665
das Unbeseelte, indem es mit dem Lebenden
mitfhlt,
3666
von dem Beseelten das eine, das bereits unsterblich ist, indem
es Tag fr Tag wirkt,
3667
das Sterbliche aber teils in Furcht, auch wenn es
von seiner Mutter noch in ihrem Schoe getragen wird, teils auf Grund
selbstndiger berlegung, und von den Menschen alle, Griechen sowohl
als auch Barbaren.
8. Aber kein Geschlecht weder der Ackerbauer noch der Nomade noch
auch der Stadtbewohner
3668
kann irgendwie leben, das sich nicht zuvor fr
den Glauben an eine hheres Wesen htte gewinnen lassen.
3657Vgl. -eller, 0hilos. der +riechen 111 B, 3. 'ufl. S. 23B 'nm.
3658Hr/heus Fr. B86 (KB87,23) Eern.
36590seudoD!i/hilos Fr. 23= :'F 11 /. 7=3.
36600laton, Staat V11 /. 72C :!.
36610laton s/ielt hiermit auf ein Ena#ens/iel an, #ei dem ein auf der einen Seite "eies, auf der anderen sch"arzes
Scher#enst(c> in die H@he ge"orfen und dadurch entschieden "urde, "elche von z"ei 0arteien die andere verfolgen
durfte; vgl. die Schilderung des S/iels in den Scholien zu 0laton, 0haidros /. B82 B und #ei 0ollu% 1< 222.
36620laton, Staat V11 /. 7B2 :.
3663Vgl. e#d. 111 /. 827 'B; Strom. V C=,B.
3664Vgl. e#d., $imaios /. B= :.
3665Vgl. z.B. e#d. ?r.%ias /. 3C= :.
3666Vgl. G@m =,BB.
3667Vgl. 9oh C,8.
3668!ie Stelle stammt vielleicht aus einem !ichter.
474
9. Deshalb hat jedes Volk, das im Osten oder im Westen an die
Meeresgestade grenzt oder im Norden wohnt oder im Sden seine
Heimat hat, eine einzige und die nmliche Vorstellung von dem, der die
Weltherrschaft begrndet hat, insofern die allgemeinsten seiner
Wirkungen in gleicher Weise alles durchdrungen haben.
134.
1. Weit mehr aber gaben die eifrigen Forscher bei den Griechen in ihrer
Abhngigkeit von der barbarischen <s 228> Philosophie dem
Unsichtbaren und Einzigen und Mchtigsten und Kunstreichsten und
dem Urheber des Schnsten den Vorrang, whrend sie von dem, was
weiter daraus folgt, nichts wuten, wenn sie nicht von uns unterrichtet
wurden; aber auch von Gott selbst wuten sie nicht, wie man sich ihn
seinem Wesen nach vorstellen mu, vielmehr stellten sie sich ihn, wie wir
schon oft gesagt haben, nur so vor, da es nur dem Umri nach wahr ist.
2. Mit Recht sagt also der Apostel: Gehrt also Gott nur den Juden?
Nicht auch den Griechen?
3669
Damit sagt er nicht nur in Form einer
Weissagung, da auch diejenigen Griechen, die aus ihrem bisherigen
Zustand als Griechen zum Glauben gekommen sind, Gott erkennen
wrden, sondern deutet auch darauf hin, da der Herr zwar seiner Macht
nach aller Gott und in der Tat allmchtig ist, der Erkenntnis nach aber
nicht aller Gott ist.
3. Denn weder wissen sie, was er ist, noch, inwiefern er Herr und Vater
und Schpfer ist; auch kennen sie den sonstigen Heilsplan der Wahrheit
nicht, da sie von ihr selbst nicht darber belehrt sind.
135.
1. Ebenso haben auch die Prophetenworte den gleichen Sinn wie das
Wort des Apostels. Denn bei Jesaias heit es: Wenn ihr aber sagt: Auf
den Herrn, unseren Gott, vertrauen wir, so schliet doch einen
Vertrag
3670
mit meinem Herrn, dem Knig der Assyrier!
3671
Und dann
fgt er hinzu: Und sind wir etwa ohne den Willen des Herrn gegen
dieses Land heraufgezogen, um es zu bekriegen?
3672
2. Und Jonas, der gleichfalls ein Prophet war, deutet das gleiche an, wenn
er sagt: Und es kam der Hauptbootsmann zu ihm hinein und sagte zu
ihm: Warum schlfst du so fest? Stehe auf und rufe deinen Gott an,
damit er uns errette und wir nicht umkommen!
3673
3. Denn den Ausdruck dein Gott sagte er zu dem, der ihn in
vollkommener Erkenntnis kannte, die Worte dagegen damit uns Gott
errette zeigten die Ahnung der Heiden, die zwar ihren Sinn auf den
3669G@m 3,BC.
3670+emeint ist nach dem -usammenhang) +eht eine Aette mit ihm ein_
36719es 36,4 f.
3672?#d. 36,23.
36739on 2,6.
475
Allmchtigen gerichtet hatten, aber noch nicht zum Glauben gekommen
waren.
4. Und der gleiche sagte wieder: Und er sprach zu ihnen: Ich diene dem
Herrn und frchte den Herrn, den Gott des Himmels.
3674
136.
<s 229> 1. Und wieder sagte der gleiche: Und sie sagten: Keineswegs,
Herr, la uns doch nicht wegen des Lebens dieses Mannes
umkommen!
3675
2. Und der Prophet Maleachi fhrt Gott geradezu redend ein: Opfer will
ich aus euren Hnden nicht annehmen; denn vom Aufgang der Sonne bis
zu ihrem Untergang ist mein Name hochgeehrt unter den Heiden, und
berall wird mir Opfer dargebracht.
3676
3. Und wieder: Denn ich bin ein groer Knig, sagt der Herr, der
Allmchtige, und mein Name ist unter den Heidenvlkern bekannt.
3677
Was fr ein Name? Unter den Glubigen der Sohn, der den Vater
verkndet, unter den Griechen aber Gott der Schpfer.
3678
4. Den freien Willen aber beweist Platon mit folgenden Worten: Die
Tugend gehrt keinem als Eigentum an, sondern jeder wird, je nachdem
er sie ehrt oder verachtet, mehr oder weniger Anteil an ihr erhalten. Die
Schuld liegt bei dem, der whlte; Gott ist unschuldig.
3679
Denn Gott ist
nie die Ursache von etwas Bsem.
3680
5. Der lyrische Dichter sagt:
Kriegliebende Troer, es trgt
Der alleserblickende, hochgethronte Zeus
Die Schuld an groen Leiden der Sterblichen nicht;
Sondern bequem erreichbar liegt
Allen Menschen heilge Gerechtigkeit da,
Sie, die Dienerin hehrer Gesetzlichkeit und verstndigen Rechts;
Selig, die sie nden und bei sich behalten.
3681
137.
1. Und Pindaros fhrt geradezu auch einen Heiland-Zeus als Gatten der
Temis ein, indem er ihn als einen Knig und einen gerechten Heiland
etwa so erklrt:
Temis voll Rats, die Himmlische, fhrten zuerst
Mit goldenem Wagen von des Okeanos Quellen
Die Moiren auf glnzendem Pfad
3674?#d. 2,C.
36759on 2,28.
36765al 2,23 f.
3677?#d. 2,28.
3678Vgl. 0laton $imaios /. B= :.
3679?#d., Staat < /. 624 ?.
3680Vgl. e#d. 11 /. 34C B:; 3=3 B.
3681Ba>ch.lides <1V 73D76 Blass.
476
Zu des Olymp heiliger Hhe empor,
Um Zeus des Retters erste Gemahlin zu werden;
Sie gebar die stirnbandgeschmckten und frchtespendenden
wahrhaftigen Horen.
3682
<s 230> 2. Wer also der Wahrheit nicht glaubt, sondern von
menschlicher Lehre aufgeblasen ist,
3683
der ist unselig, und unglcklich ist
auch nach der Ansicht des Euripides:
Wer solcherlei sieht und doch Gott nicht erkennt
Und die tuschende List der Ersinner von Trug
Nicht weit von sich warf, deren frevelndes Wort,
Was man wissen nicht kann, aufs Geratewohl sagt
Und durchaus nicht besitzt die Erkenntnis.
3684
138.
1. Wer nun will, der komme zu dem wahrhaftigen Unterricht und hre,
was Parmenides von Elea verspricht:
Wissen wirst du des thers Natur und im ther der Sterne
Smtliche Bilder, der Sonnenfackel, der heiligen, reinen,
Sengende Wirkung, und ferner, woraus das alles entstanden,
Und du erfhrst des rundugigen Mondes Bewegung im Kreise
Und auch sein Wesen, und ferner, woher der umfassende Himmel
Selber entstand und wie die Notwendigkeit zwingend ihn lehrte,
Festzuhalten den Lauf der Gestirne,
3685
2. und was Metrodoros, obwohl er ein Epikureer war, von Gott beseelt
gesagt hat: Erinnere dich daran, Menestratos, da du, obwohl du als
Sterblicher geboren bist und nur eine begrenzte Lebenszeit erhalten hast,
mit deiner Seele doch bis zur ewigen Welt emporgestiegen bist und
sowohl die Unendlichkeit der Dinge geschaut hast als auch die Zukunft
und die Vergangenheit.
3686
3. Damals nmlich, als wir, wie Platon sagt, mit dem seligen Reigen
beglckende Gesichte sahen
3687
und sie betrachten durften, wir in
Begleitung von Zeus, andere mit anderen Gttern, und eingeweiht
wurden in die Weihen, die, wie man sagen darf, die glckseligsten sind,
die wir feierten, selbst im Zustand <s 231> der Vollkommenheit und frei
von all den beln, die in spterer Zeit unser warteten, wobei wir
vollkommene und unvernderliche Erscheinungen zu sehen bekamen und
sie in reinem Glanze schauen durften, selbst rein und unbeeckt von dem,
was wir jetzt als unseren sogenannten Leib an uns tragen, in den wir
eingesperrt sind wie die Auster in ihre Schale.
3688
36820indaros Fr. 33 Schroeder.
3683Vgl. 2$im 6,3 f.
3684?uri/ides Fr. inc. C23.
36850armenides Fr. 23 !iels.
36865etodoros Fr. 34 Eoerte /. 774; zu den letzten Aorten vgl. Hom. 1l. 2,43.
3687!er -usammenhang macht es n@tig, mit 5a.or das $em/us zu ndern.
36880laton, 0haidros /. B73 B:.
477
139.
1. Die Pythagoreer aber nennen den Himmel Gegenerde.
3689
Von ihr
sagt die Schrift durch Jeremias: Ich will dich als Kind annehmen und dir
ein auserlesenes Land als Erbe des allmchtigen Gottes geben.
3690
Wer
dieses Erbe erhlt, wird Knig ber die Erde sein.
3691
2. Und in ungezhlter Menge iet mir immer neuer Stof zu, den ich
anfhren knnte. Aber wegen des gleichmigen Umfangs des Buches
mu ich jetzt diese Abhandlung beschlieen, damit es mir nicht auch so
geht wie dem Tragdiendichter Agathon:
Die Nebensache halten wir frs Wichtigste,
Und nebenher nur machen wir das Hauptwerk ab.
3692
140.
1. Nachdem nun, wie ich meine, deutlich gezeigt ist, in welchem Sinn es
aufzufassen ist, wenn die Griechen von dem Herrn Diebe genannt worden
sind,
3693
will ich gern die Lehren der Philosophen verlassen.
2. Denn wenn wir auch den Wortlaut dieser Lehren mustern wollten, so
wrden wir nicht damit fertig werden und mten eine ganze Menge von
wissenschaftlichen Werken verfassen, um zu zeigen, da die ganze
Weisheit bei den Griechen aus der barbarischen Philosophie stammt.
3. Trotzdem werden wir diese Frage gezwungenermaen wieder
aufnehmen, wenn wir die bei den Griechen umlaufenden Lehren ber die
Urgrnde
3694
zusammenstellen.
4. Indessen liegt es uns auf Grund des Gesagten auch nahe, darber
nachzudenken, auf welche Weise man die griechischen Schriften lesen
mu, wenn man imstande ist, dieses wogende Meer ungefhrdet <s 232>
zu durchschwimmen.
3695
5. In der Tat hat, wie es scheint, Empedokles recht, wenn er sagt:
Glcklich ist, wer sich den Reichtum von gttlicher Weisheit erworben,
Elend, wen noch umfngt ein nsterer Wahn von den Gttern.
3696
Damit hat er in wahrhaft gttlicher Weise Kenntnis und Unkenntnis als
die Grenzsteine von Glck und Unglck bezeichnet.
6. Denn gar vieler Dinge kundig mssen weisheitliebende Mnner
sein,
3697
wie Herakleitos sagt, und in der Tat ist es notwendig,
Da, wer wacker zu sein sich bemht, in die Irre oft gehe.
3698
3689Vgl. ?. -eller, 0hilos. der +riechen 1 7. 'ufl. S. 8B2 'nm. 2.
36909er 3,2C.
3691Vgl. vielleicht 0s 36,22.
3692'gathon Fr. inc. 22; vgl. 'then. V /. 2=7 '.
3693Vgl. 9oh 23,=; Strom. 1 =2,2.
3694Vgl. Strom. 111 23,2 mit 'nm.
3695!ie Bilder stammen aus 0laton; vgl. z.B. Staat 1V /. 882 :; V /. 874 B.
3696?m/edo>les Fr. 23B !iels.
3697Hera>leitos Fr. 37 !iels.
36980ho>.lides Fr. 23 !iehl.
478
141.
1. Nun ist fr uns aus dem bisher Gesagten doch klar geworden, da ewig
die Wohltat Gottes ist und da vom anfanglosen Anfang an allen
gegenber durchaus gleich die natrliche Gerechtigkeit waltet, die jedem
Geschlecht seinem Verdienst nach gibt und keinen Anfang je hat.
2. Denn bei Gott hat es nie einen Anfang damit gegeben, da er Herr und
da er gut ist, da er das, was er ist, von Ewigkeit her ist, und ebensowenig
wird er je damit aufren, Gutes zu tun, auch wenn er jedwedes Ding zu
seinem Endziel gebracht hat.
3. An seiner Gte hat aber jeder von uns so viel Anteil, als er selbst will,
weil der Unterschied immer durch die der Auswahl wrdige
Entscheidung und Bewhrung der Seele bewirkt ist.
4. So soll also auch der fnfte Teppich unserer gnostischen Darlegungen
entsprechend der wahren Philosophie abgeschlossen sein.
479
Sechstes Buch
I. Kapitel
1.
<s 233> 1. Das sechste und zugleich das siebente Buch unserer Teppiche
wissenschaftlicher Darlegungen entsprechend der wahren Philosophie
sollen zunchst so gut als mglich die Sittenlehre behandeln, die in diesen
Bchern abgeschlossen werden soll, und darlegen, welcher Art die
Lebensfhrung des Gnostikers ist. Die Fortsetzung soll dann die
Philosophen davon berzeugen, da dieser Gnostiker keineswegs gottlos
ist, wie sie angenommen haben, da vielmehr in Wahrheit er allein
gottesfrchtig ist.
3699
Zu diesem Zweck mssen wir die Art der
Gottesverehrung des Gnostikers im Umri beschreiben, soweit es eben
ohne Gefahr mglich ist, dies in einer Denkschrift aufzuzeichnen.
2. Denn der Herr befahl, sich mit seiner Arbeit um die Speise zu
bemhen, die zum ewigen Leben bleibt,
3700
und der Prophet sagt an
irgendeiner Stelle: Selig ist, wer an jedem Wasser st, wo Rind und Esel
wandelt,
3701
womit er das aus dem Gesetz (dem Jundentum) und aus den
Heiden sich zu dem einen Glauben versammelnde Volk meint.
3702
Der
Schwache aber it nur Panzennahrung,
3703
sagt der edle Apostel.
3. Schon frher hat unsere, in drei Bcher geteilte Schrift Der Erzieher
die Erziehung und Pege von Kind auf dargelegt, das heit die Art des
Lebenswandels, der sich auf Grund der Unterweisung gleichzeitig mit
dem Wachsen des Glaubens entwickelt und bei denen, die zu reifen
Mnnern gerechnet werden wollen, die Seele in den Tugenden bt und
zur Aufnahme gnostischen Wissens vorbereitet.
4. Wenn sodann die Griechen aus dem, was wir in diesem
Zusammenhang zu sagen haben, ganz klar erkannt haben, da sie selbst
freveln, wenn sie ungerechterweise den Gottliebenden verfolgen, dann <s
234> knnen erst unsere Darlegungen entsprechend der Eigenart der
Teppiche fortgefhrt werden, und zwar mssen wir dann die Zweifel
beheben, die von Griechen und Barbaren betrefs der Erscheinung des
Herrn uns gegenber vorgebracht werden.
2.
1. Nun wachsen auf der Wiese die Blumen bunt durcheinander, und in
einem Park sind die Fruchtbume nicht so angepanzt, da jede Art fr
sich stnde und von den anderen geschieden wre. Und so haben manche
Schriftsteller auch Schriften mit den Titeln Wiesen oder
3699Vgl. Strom. V11 2,2; BB,B; 82,3; 78,B.
3700Vgl. 9oh 6,B4.
37019es 3B,B3.
3702Vgl. Strom. V11 23C.
3703G@m 28,B.
480
Helikonberge oder Honigwaben oder Prachtkleider verfat,
3704
indem sie gelehrte Sammlungen mit bunten Blten ausschmckten. Und
auch unser eigenes Werk, das wir Teppiche genannt haben, gleicht
einer Wiese, da wir in ihnen absichtlich in bunter Mannigfaltigkeit das
bringen, was uns gerade in den Sinn kam und was wir weder nach einem
genauen Plan ordnen noch stilistisch sorgfltig ausfeilen wollten.
2. Und gerade in dieser Form knnen die Teppiche fr mich selbst
meinen Eifer anfachende Erinnerungsschriften sein;
3705
und wenn einer,
der fhig ist, sich die Erkenntnis zu erwerben, durch Zufall mit ihnen
bekannt wird, so wird das Suchen in ihnen ihn zwar manchen
Schweitropfen kosten, aber zu einem ntzlichen und heilsamen Ergebnis
fhren.
3. Denn es ist billig, da Anstrengungen nicht nur dem Essen,
3706
sondern
weit mehr noch auch dem Erwerb der Erkenntnis vorhergehen, wie es bei
denen der Fall ist, die sich auf einem engen und schmalen Weg,
3707
nmlich dem wirklich vom Herrn gelehrten Weg, zum ewigen und
seligen Heil fhren lassen.
4. Unsere Erkenntnis und der geistige Park ist aber unser Heiland selbst,
in den wir eingepanzt werden, indem wir aus unserem alten Leben in
das gute Land versetzt und verpanzt werden.
3708
Die Vernderung des
Panzbodens trgt aber zu einer reichen Ernte bei. Licht und die wahre
Erkenntnis ist also der Herr,
3709
in den wir versetzt wurden.
3.
1. Das Wort Erkenntnis wird aber auch sonst in doppeltem Sinn
gebraucht, einmal in dem allgemeinen Sinn, da damit die in allen
Menschen in gleicher Weise vorhandene Fhigkeit zu verstehen und zu
erfassen bezeichnet <s 235> wird, die sich selbst bei gewhnlichen
Geschpfen darin zeigt, da man jeden einzelnen Gegenstand
kennenlernt. An ihr werden nicht nur die vernnftigen, sondern
vielleicht auch die unvernnftigen Wesen Anteil haben; aber ich mchte
dies wohl gar nicht Erkenntnis nennen, da ja auch ihr Wesen nur darin
besteht, etwas mit den Sinnen wahrzunehmen.
2. Fr die zweite Art von Erkenntnis, die mit besonderem Recht diesen
Namen fhrt, sind Verstand und Denkvermgen kennzeichnend. Durch
sie kommen allein die vernnftigen Wesen zu Erkenntnissen, indem sie
sich dem nur geistig Wahrnehmbaren mit der reinen Ttigkeit der Seele
zuwenden.
3. Gtig ist der Mann, sagt David, der barmherzig ist gegen
diejenigen, die in Gefahr sind, in ihrem Irrtum umzukommen, und
darleiht, indem er nmlich an dem Worte der Wahrheit Anteil gibt,
3704-u diesen B(chertiteln vgl. ?inleitung zum 2. Band der M#ersetzung S. B4.
3705Vgl. Strom. 1 28,B.3.
3706Vgl. 0aid. 111 72,B.
3707Vgl. 5t 4,28.
3708Vgl. G@m 22,24.
3709Vgl. 9oh =,2B.
481
nicht aufs Geratewohl, vielmehr wird er seine Worte auf Grund klaren
Urteils zweckmig verteilen,
3710
mit sorgfltiger berlegung. Dieser ist
es, der reichlich ausgeteilt und den Armen gegeben hat.
3711
II. Kapitel
4.
1. Bevor wir aber mit dem eigentlichen Gegenstand unseres Buches
beginnen knnen, mssen wir in Gestalt einer Einleitung dem Schlusse
des fnften Buches der Teppiche noch das hinzufgen, was dort noch
fehlt.
2. Wir hatten nmlich nachgewiesen, da die sinnbildliche Lehrweise
etwas Althergebrachtes ist und da nicht nur unsere Propheten sie
verwendeten, sondern auch die meisten der alten Griechen und auerdem
nicht wenige von den heidnischen Barbarenvlkern.
3712
Dann wre es
ntig gewesen, auch auf die Mysterien derer, die sich einweihen lassen,
nher einzugehen. Dies verschiebe ich aber, um ausfhrlich davon zu
handeln, wenn wir auf die Lehren der Griechen ber die Uranfnge
eingehen
3713
und sie widerlegen; wir werden nmlich beweisen, da mit
ihrer Anschauung ber diese Fragen auch die Mysterien
zusammenhngen.
3.
3714
Sodann wiesen wir nach, da die Vorstellung des griechischen
Denkens aus der durch die Heilige Schrift <s 236> uns berlieferten
Wahrheit das rechte Licht erhielt; und indem wir es so aufaten, da in
diesem Sinn ihnen der Diebstahl der Wahrheit vorzuwerfen sei, haben
wir dies, wenn es nicht unbescheiden ist, dies zu behaupten,
3715
bewiesen;
3716
darum wollen wir jetzt zeigen, da die Griechen sich selbst
des Diebstahls an ihren eigenen Volksgenossen bezichtigen.
4. Denn wenn sie so ofenbar einander ihr Eigentum wegnehmen, so
machen sie es einerseits gewi, da sie Diebe sind, andererseits beweisen
sie auch, ohne es zu wollen, da sie sich unsere Wahrheit aneignen und
heimlich zu ihren Stammesgenossen bringen. Denn wenn sie nicht einmal
sich selbst gegenber ehrlich sind, so werden sie schwerlich unser
Eigentum unberhrt lassen.
5.
1. Was nun die philosophischen Lehren betrift, so will ich davon nicht
reden, da ja diejenigen, die sich in die Schulrichtungen geteilt haben, um
37100s 222,7.
3711?#d. 222,C.
3712Vgl. Strom. V 2CD7C.
3713Vgl. Strom. 111 23,2 mit 'nm.
37147V8,3D7,B angef(hrt von ?use#ios, 0rae/. ?vang. < B,2D3.
3715!er griechische 'usdruc> stammt aus 0laton, 0haidron /. =4 '.
3716Vgl. Strom V =CD23C.
482
nicht als undankbar erwiesen zu werden, in ihren Schriften selbst
zugestehen, die wichtigsten ihrer Lehrstze von Sokrates erhalten zu
haben.
2. Ich will aber nur wenige Zeugnisse von ganz bekannten und bei den
Griechen berhmten Mnnern verwenden und, ohne mich um zeitliche
Unterschiede zu kmmern, nachweisen, in welcher Art sie sich
gegenseitig ausgeplndert haben; dann werde ich mich den folgenden
Fragen zuwenden.
3. Nachdem also Orpheus gedichtet hatte:
Demnach gab es nichts andres so frech wie ein Weib und so
schrecklich,
3717
4. sagt stracks Homeros:
Demnach gab es nichts andres so frech wie ein Weib und so
grlich.
3718
5. Und nachdem Musaios geschrieben hatte:
Wie ja Geschicklichkeit immer der Krperstrke voransteht,
3719
6. sagt Homeros:
Weit mehr bedeutet die Klugheit beim Fllen der Bume als Strke.
3720
<s 237> 7. Und nachdem wieder Musaios gedichtet hatte:
Ebenso wie auch die Bltter hervorbringt die fruchtbare Erde
Einige lt sie an Bumen verwelken und andere wachsen -,
So auch wechselt die Erde Geschlecht und Gattung der Menschen,
3721
8. wandelt es Homeros so um:
Bltter schttelt zu Boden der Wind, doch andre lt wachsen
Neu ergrnend der Wald, wenn die Stunde des Frhlings gekommen;
So auch der Mnner Geschlecht: dies wchst und jenes verschwindet.
3722
9. Wiederum als Homeros gesagt hatte:
Frevelhaft ist es, beim Anblick erschlagener Mnner zu jubeln,
3723
10. schreiben hnlich Archilochos und Kratinos, und zwar der eine:
Denn nicht edel ists, zu hhnen ber tapfrer Mnner Tod,
3724
11. whrend Kratinos in den Lakonern sagt:
Fr Menschen ists ein schrecklich Ding,
Wenn man erschlagner Mnner sich gewaltig rhmt.
3725
6.
1. Und wieder bildet Archilochos jenen Vers des Homeros um:
Ja, ich bin schuldig; ich kann es nicht leugnen; an Stelle von vielen
3726
2. wenn er etwa so schreibt:
3717Hr/heus Fr. B38 Eern.
3718Hom. Hd. 22,8B4.
37195usaios Fr. 8 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. BB,B2.
3720Hom. 1ll. B3,327.
37215usaios Fr. 7 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. B3,2
3722Hom. 1l. 6,284D28C.
3723Hom. Hd. BB,82B.
3724'rchilochos Fr. 67 !iehl.
3725Eratinos, La>oner Fr. C7 :'F 1 /. 82 f.
3726Hom. 1l. C,226. !ie letzten Aorte geh@ren dem Sinn nach zum folgenden Vers.
483
Ja, ich fehlte; doch auch andre hat wohl solche Schuld ereilt.
3727
<s 238> 3. Ebenso hat er auch jenen Hexameter:
Allen gemein ist der Kriegsgott, der oft auch den Ttenden ttet,
3728
4. etwas verndert und in folgender Form vorgebracht:
Ich will es tun;
Denn in der Tat ist Ares allen Menschen gleich.
3729
5. Ferner ist es klar, da er auch jenen Vers:
Siegesentscheidung verleiht den Menschen der Ratschlu der
Gtter
3730
6. in dem folgenden Vers umgedichtet hat:
Mache Mut dem jungen Kriegsvolk! Doch den Sieg verleiht nur
Gott.
3731
7.
1. Nachdem wieder Homeros gesagt hatte:
Auf der Erde sie liegen mit ungewaschenen Fen,
3732
2. schreibt Euripides im Erechtheus:
Sie schlafen auf der Erde ohne Bett,
Und ihre Fe netzen sie mit Wasser nicht.
3733
3. Ebenso nachdem Archilochos gesagt hatte:
Doch macht dem einen dies, dem andern jenes Freud ,
3734
4. in Anlehnung an den Vers des Homeros:
Denn es ergtzt sich der eine an diesem, der andre an jenem,
3735
5. sagt Euripides im Oineus:
Doch diesen freut mehr diese, jenen andre Art.
3736
6. Und ich hrte den Aischylos sagen:
Daheim soll bleiben jeder, der dort glcklich ist -,
Und wenn es schlecht geht, auch ein solcher bleib daheim!
3737
7. und den Euripides das gleiche auf der Bhne ausrufen:
Zu preisen ist, wer glcklich ist und bleibt daheim
3738
<s 239> 8. und auch den Menandros in einem Lustspiel so sagen:
Daheim soll bleiben und so sein ein freier Mann,
Wer edles Glck besetzet, oder nicht mehr sein.
3739
3727'rchilochos Fr. 43 !iehl.
3728Hom. 1l. 2=,33C.
3729'rchilochos Fr. 3= !iehl.
3730Vgl. Hom. 1l. 4,23B; 24,728.
3731'rchilochos Fr. 74 !iehl.
3732Hom. 1l. 26,B37.
3733?uri/ides, ?rechtheus Fr. 364.
3734'rchilochos Fr. 82 !iehl.
3735Hom. Hd. 28,BB=.
3736?uri/ides, Hineus Fr. 763.
3737'isch.los Fr. inc. 324; vgl. Sto#. Flor. 3C,28.
3738?uri/ides, 0hilo>tetes Fr. 4C3.
37395enandros Fr. 287 :'F 111 /. 8B.
484
8.
1. Whrend wieder Teognis sagt:
Keinerlei Freund noch treuen Gefhrten hat der Verbannte,
3740
2. hat Euripides gedichtet:
Wenn einer arm wird, weicht ihm jeder Freund schnell aus.
3741
3. Und nachdem Epicharmos gesagt hatte:
Dein Schicksal, meine Tochter, ist beklagenswert;
Denn jung ist noch dein Gatte, und du selbst bist alt
und dann hinzufgte:
Denn er nimmt sich gewi ein andres, jngres Weib,
Sie aber sucht sich sicher einen andren Mann,
3742
4. schreibt Euripides:
Schlimm ists, wenn einen jungen freit ein altes Weib;
Denn er begehrt nach einem andern Ehebett;
Sie aber sinnt auf Bses, wenn er sie verlt.
3743
5. Nachdem ferner Euripides in der Medeia gesagt hatte:
Denn eines schlechten Manns Geschenk hat keinen Wert,
3744
6. sagt Sophokles in dem Stck Der die Geiel tragende Aias jenen
Vers:
Feinds Gaben keine Gaben sinds und ohne Wert.
3745
7. Und nachdem Solon gedichtet hatte:
Sattsein erzeugt berhebung, wenn groer Reichtum zuteil wird,
3746
8. schreibt Teognis geradezu:
Sattsein erzeugt berhebung, wenn Reichtum dem Schlechten zuteil
wird.
3747
9. Davon ist auch Tukydides abhngig, wenn er in seinem
Geschichtswerk sagt: Die meisten Menschen pegen <s 240> bermtig
zu werden, wenn ihnen unerwartetes Glck im hchsten Mae und in
krzester Zeit zuteil wird.
3748
10. Und Philistos ahmt in gleicher Weise die nmliche Stelle nach: (In
der Regel sind glckliche Umstnde, die gem verstndiger Berechnung
eintreten, fr die Menschen von sichererem Bestande als das, was wider
Erwarten eintritt, und Unglck wehrt man sozusagen leichter ab, als da
man sich Glck auf die Dauer erhlt.)
3749
Diejenigen, denen wider
Erwarten und unvermutet Glck zuteil wurde, pegen am leichtesten
bermtig zu werden.
3750
3740$heognis B3C.
3741?uri/ides, 5edeia 762.
3742?/imarchos Fr. BC= Eai#el.
3743?uri/ides Fr. inc. C28; vgl. Fr. B8,f.
3744?#d., 5edeia 62=.
3745So/ho>les, 'ias 667.
3746Solon Fr. 7,C !iehl.
3747$heognis 273.
3748$hu>idides 111 3C,8.
3749!ie einge>lammerten Stze stammen nicht aus 0hilistos, sondern aus $hu>idides 111 3C,8 und sind als
Gand#emer>ung oder durch ein Versehen des :lemens sel#st in das 0hilistoszitat geraten; sie sind am Schlu #ei
:lemens unvollstdig (#erliefert und des"egen hier aus $hu>idides ergnzt.
37500hilistos Fr. 72 FH+ 1 /. 2C3.
485
9.
1. Nachdem wieder Euripides gedichtet hatte:
Von Vater und Mutter, die sich abgemht
In rauhem Leben, stammt das krftigste Geschlecht,
3751
2. schreibt Kritias: Ich beginne mit der Entstehung des Menschen: Auf
welche Weise wird er wohl mit dem gesndesten und krftigsten Krper
auf die Welt kommen? Wenn sein Erzeuger Leibesbungen treibt und
sich krftig nhrt und seinen Krper abhrtet und wenn die Mutter des
Kindes, das auf die Welt kommen soll, einen krftigen Krper hat und
ihn bt.
3752
3. Und als wieder Homeros von dem Schild, den Hephaistos herstellte,
gesagt hatte:
Bildeten drinnen die Erde, den Himmel und drinnen die Meerut,
Bildete auch die groe Gewalt des Okeanosstromes,
3753
4. sagt Pherekydes von Syros: Zeus macht ein groes und schnes
Gewand und stellt auf ihm in bunten Farben die Erde und den Ogenos
und die Behausung des Ogenos dar.
3754
5. Und nachdem Homeros gesagt hatte:
Scham ists, welche die Menschen am meisten schdigt und frdert,
3755
<s 241> 6. schreibt Euripides im Erechtheus:
Was von der Scham man sagen soll, das wei ich nicht;
Man braucht sie; doch ein groes bel ist sie auch.
3756
10.
1. Man kann aber auch aus den Schriftstellern, die gleichzeitig berhmt
waren und in solchen Gedanken miteinander wetteiferten, die
Beweisstellen fr den Diebstahl zum Vergleich nebeneinander setzen:
2. aus dem Orestes des Euripides:
O Schlummer, ser Zauber, der die Krankheit heilt,
3757
3. und aus der Eriphyle des Sophokles:
Geh fort! Du strst den Schlummer, der die Krankheit heilt,
3758
4. und aus der Antigone des Euripides:
Ein schimpich Wort ist Bastard; die Natur ist gleich,
3759
5. und aus dem Aleaden des Sophokles:
Die Guten haben alle gleiche Wesensart,
3760
6. wieder aus dem Temenos des Euripides:
3751?uri/ides, 5eleagros Fr. 7B7,8 f.
3752Eritias Fr. 3B !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. 3C3,24.
3753Ham 1l. 2=,8=3.634.
37540here>.des Fr. B !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. 84,2B.
3755Hesiodos, Aer>e 32=; Vgl. Hom. 1l. B8,87. !er Vers ist auch 0lut. 5oral. /. 7BC ! als Vers des Homeros angef(hrt.
3756?uri/ides, ?rechtheus Fr. 367.
3757?uri/ides, Hrestes B22.
3758So/ho>les, ?ri/h.le Fr. 2C=.
3759?uri/ides, 'ntigone Fr. 26=.
3760So/ho>les, 'leaden Fr. =8,B.
486
Wer selbst sich mht, dem steht auch Gottes Hilfe bei,
3761
7. und im Minos des Sophokles:
Wer selbst nichts tut, des Hilfe ist auch nie das Glck,
3762
8. ferner aus dem Alexandros des Euripides:
Die Zeit wird zeigen, wie du bist; ihr Zeugnis hilft,
Da ich erkenne, ob du gut bist oder schlecht,
3763
9. und aus dem Hipponus des Sophokles:
Darum verbirg nichts! Denn die Zeit, die alles sieht
Und alles hrt, deckt alles, was geheim war auf.
3764
11.
1. Wir wollen aber auch folgende Stellen in gleicher Weise behandeln:
Nachdem nmlich Eumelos gedichtet hatte:
Mnemosynes und des Zeus des Olympiers dreimal drei Tchter,
3765
<s 242> 2. beginnt Solon seine Elegie mit folgenden Worten:
Mnemosynes und des Zeus Olympiers liebliche Kinder.
3766
3. Wiederum umschreibt Euripides den Vers des Homeros:
Wer und wes Volkes bist du? Wo die Heimat? Wer der Erzeuger?,
3767
4. wenn er im Aigeus folgende Verse verwendet:
La wissen, welches Land du wohl verlassen hast,
Um Gast bei uns zu sein! Wo ist dein Vaterland?
Wer ist dein Vater? Wessen Sohn bist du genannt?
3768
5. Nachdem ferner Teognis gesagt hatte:
Wein getrunken im bermae, ist schdlich; doch wenn ihn
Jemand verstndig geniet, ist er nicht schlimm, sondern gut,
3769
6. schreibt Panyassis:
Wein ist fr sterbliche Menschen die herrlichste Gabe der Gtter,
Wenn man ihn trinket mit Ma; im berma ist er gefhrlich.
3770
12.
1. Aber auch whrend Hesiodos sagt:
Dir aber werde ich senden als Strafe frs Feuer ein bel,
Dessen sich alle erfreuen,
3771
2. dichtet Euripides:
Denn fr den Feuerraub entstand
3761?uri/ides, ?rster H.//olitos Fr. 83B; vgl. Strom. V 26,=.
3762So/ho>les, 5inos Fr. 348.
3763?uri/ides, 'le%andros Fr. 63.
3764So/ho>les, Hi//onus Fr. B=3.
3765?umelos Fr. 26 Ein>el.
3766Solon Fr. 2,2 !iehl.
3767Hom. Hd. 2,243; 28,2=4.
3768?uri/ides, 'igeus Fr. 2.
3769$heognis 73C f.; vgl. B22 f.
37700an.assis; Hera>leia Fr. 28,2.7 Ein>el.
3771Hesiodos, Aer>e 74 f.
487
Ein greres und schlimmeres Feuer, nmlich Weiber.
3772
3. Whrend ferner Homeros sagt:
Aber des Magens Begier, der verwnschten, kann man unmglich
Sttigen, welcher den Menschen ja Unheil in Menge bereitet,
3773
<s 243> 4. dichtet Euripides:
Es zwingt die Not mich und er sei darob verwnscht!
Der Magen, der die Quelle alles bels ist.
3774
5. Ferner ist mit dem, was der Lustspieldichter Kallias schreibt:
Mit den Rasenden mssen, so heit es, zugleich auch die anderen
ebenso rasen,
3775
6. dem Sinn nach gleich das Wort des Menandros in den Polumenoi
(den zum Verkauf Bestimmten):
Nicht berall ist das Verstndigsein am Platz;
In manchen Fllen mu man auch mitrasend sein.
3776
7. Und whrend Antimachos von Teos gesagt hat:
Denn aus Geschenken erwachsen den Menschen der bel gar viele,
3777
8. dichtete Agias:
Denn die Geschenke verfhren der Menschen Denken und
Handeln.
3778
13.
1. Und da Hesiodos gesagt hatte:
Denn kein besseres Gut kann ein Mann zum Besitz erwerben
Als ein vortrefiches Weib; nichts ist schlimmer jedoch als ein bses,
3779
2. sagte Simonides:
Das grte Glck des Mannes ist ein gutes Weib;
Das grte Unglck aber ist ein bses Weib.
3780
3. Da wieder Epicharmos gesagt hat:
Denke so, als ob du lange lebtest oder kurze Zeit!,
3781
4. schreibt Euripides:
Warum denn, da das Glck fr uns nicht sicher ist,
Sind wir nicht unsres Lebens froh, wenn nichts uns schmerzt?
3782
5. In hnlicher Weise sagt der Lustspieldichter Diphilos:
Wie ist das Menschenleben leicht vernderlich!
3783
<s 244> 6. und darnach Poseidippos:
Noch keiner hat das Leben leidlos hingebracht,
Dieweil er Mensch ist; aber bis zum Ende blieb
3772?uri/ides, ?rster Hi//ol.tos Fr. 8BC.
3773Hom.Hd. 24,B=6 f.
3774?uri/ides Fr. inc. C27.
3775Eallias Fr. B3 :'F 1 /. 6C4.
37765enandros, 0olumeinai Fr. 8B2 :'F 111 /. 2BB.
3777'ntimachos aus $eos Fr. 2 Ein>el.
3778;ostoi, -"eifelh. Fr. = Ein>el.
3779Hesiodos, Aer>e 43B f.
3780Semonides von 'morgos Fr. 6 !iehl.
3781?/imarchos Fr. B64 Eai#el.
3782?uri/ides, 'ntio/e Fr. 2C6, 8 f.
37832!i/hilos Fr. 22= :'F 11 /. 746.
488
Auch keiner stets im Unglck.
3784
7. Entsprechend kannst du auch bei Platon da lesen, wo er von dem
Menschen als einem vielen Schicksalswendungen ausgesetzten
Lebewesen schreibt.
3785
8. Wiederum sagt Euripides:
O du Leben voll Mh fr das Menschengeschlecht!
Wie ist jeglicher Mann doch dem Falle so nah,
Da du eines erhebst und das andre zerstrst!
Und es ist auch dabei keine Grenze gesetzt,
Wo es kommen zu End fr die Sterblichen mu,
Bevor nicht von Zeus hergesendet erscheint
Das erschreckliche Ende des Todes.
3786
9. Und Diphilos schreibt:
Kein Leben gibt es, das nicht bel in sich birgt,
Wie Schmerzen, Sorgen, Folterqualen, Krankheit, Raub;
Fr alle diese Leiden kommt als Arzt der Tod,
Der die Gequlten freimacht und in Schlaf versenkt.
3787
14.
1. Nachdem ferner Euripides gesagt hatte:
In gar vielerlei Form das Verhngnis erscheint,
Und die Gottheit vollfhrt, was wir nimmer geahnt,
3788
2. schreibt der Tragiker Teodektes in hnlicher Weise:
Wie wenig sicher ist der Menschen Schicksal doch!
3789
3. Und nachdem Bakchylides gesagt hatte:
Nur wenigen Sterblichen hat es die Gottheit gewhrt, die ganze Zeit
Des Lebens gleichmig zu verbringen und zu den grauen Haaren
Des Alters zu kommen, ohne auf Unglck zu stoen,
3790
4. schreibt der Lustspieldichter Moschion:
Am meisten unter allen glcklich ist der Mann,
Der unverndert fhrt sein Leben bis zuletzt.
3791
<s 245> 5. Und nachdem Teognis gesagt hatte:
Nimmermehr tauget dem lteren Mann als Weib eine Junge;
Denn sie gehorcht ihm nicht so, wie einem Steuer das Schif,
3792
6. wirst du nden, da der Lustspieldichter Aristophanes schrieb:
Ein alter Mann ist schimpich fr ein junges Weib.
3793
7. Und nachdem Anakreon gedichtet hatte:
Den zarten Eros will ich
37840oseidi//os Fr. 33 :'F 111 /. 386.
3785Vgl. 0laton, Brief <V111 /. 363 !.
3786?uri/ides Fr. inc. C26.
3787!i/hilos Fr. == :'F 11 /. 743.
3788?uri/ides, 'l>estis 227C f.; 'ndromache 2B=8 f.; Ba>chen 23== f.; Helene 26== f.
3789$heode>tes Fr. inc. 26,3 $+F /. =36.
3790Ba>ch.lides Fr. B7 Bla.
37915oschion Fr. inc. 23 $+F /. =26.
3792$heognis 874 f.
3793'risto/hanes Fr. 633 :'F 1 /. 788 (K ?uri/ides, 0hoini% Fr. =34).
489
Besingen, der mit Krnzen
Voll Bltenpracht geschmckt ist;
Er herrscht auch ber Gtter,
Und Sterbliche bezwingt er,
3794
8. schreibt Euripides:
Der Eros fllt ja nicht allein die Mnner an
Noch auch die Frauen, sondern bringt das Denken auch
Der Gtter in Verwirrung, herrscht auch auf dem Meer.
3795
15.
1. Damit wir aber unsere Abhandlung nicht allzu weit ausdehnen in dem
Bestreben, nachzuweisen, da die Griechen sehr dazu geneigt sind, sich in
Form und Inhalt fremdes Gut anzueignen, so wollen wir als einen ofen
redenden Zeugen fr unsere Ansicht den Sophisten Hippias von Elis
anfhren, der hinsichtlich der uns beschftigenden Frage zu dem gleichen
Ergebnis mit uns kommt und sich ungefhr so uert:
2. Hiervon hat das eine vielleicht Orpheus
3796
gesagt, das andere
Musaios, kurz der eine hier und der andere dort, anderes wieder Hesiodos
oder Homeros; anderes steht bei den brigen Dichtern, anderes in
Prosaschriften, teils bei Griechen, teils bei Barbaren. Ich will aber aus
alledem das einander am meisten Verwandte zusammenstellen und so
daraus dieses neue und vielgestaltige Buch machen.
3797
16.
<s 246> 1. Damit wir aber nicht bersehen, da auch die Philosophie und
die Geschichte, aber auch die Redekunst nicht frei von diesem Vorwurf
ist, wird es zweckmig sein, auch von ihnen einiges anzufhren.
2. Da nmlich Alkamaion von Kroton gesagt hatte: Vor einem Feinde
kann man sich leichter hten als vor einem Freunde,
3798
3. dichtete Sophokles in der Antigone:
Ein schlechter Freund
Ist wohl die schlimmste Wunde, die es geben kann.
3799
4. Xenophon aber hat gesagt: Man kann Feinden in keiner anderen
Weise mehr schaden, als wenn man den Anschein erweckt, ihr Freund zu
sein.
3800
5. Nachdem ferner Euripides im Telephos gesagt hatte:
Als Griechen sollten wir Barbaren dienstbar sein?
3801
3794'na>reon Fr. B= !iehl.
3795?uri/ides, ?rster Hi//ol.tos Fr. 832; vgl. Sto#. Flor. 63,B7, "o die Verse der 0haidra des So/ho>les zugeschrie#en
sind.
3796Vgl. Hr/heus $est. 23 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. 7,B2.
3797Hi//ias von ?lis Fr. 6 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. 332,2B.
3798'l>maion Fr. 7 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. B26,6.
3799So/ho>les, 'ntigone 672 f.
3800<eno/hon, E.ro/die V 3,C; das #ei :lemens fehlende Aort f(r *mehr, ist aus <eno/hon zu ergnzen.
3801?uri/ides, $ele/hos Fr. 42C.
490
6. sagt Trasymachos in seiner Rede fr die Lariser: Sollten wir
Sklaven des Archelaos werden, wir, die wir Griechen sind, Sklaven eines
Barbaren?
3802
17.
1. Und nachdem Orpheus gedichtet hatte:
Form der Verwandlung der Seele ist Wasser und Tod des Gewssers;
Erde entsteht aus dem Wasser und wiederum Wasser aus Erde;
Und aus dem Wasser wird Seele, den ganzen ther verndernd,
3803
2. fgt Herakleitos daraus seine Worte zusammen und schreibt ungefhr
so: Fr die Seelen ist es Tod, zu Wasser zu werden, fr das Wasser Tod,
zu Erde zu werden; aus der Erde wird Wasser, aus Wasser Seele.
3804
3. Nachdem ferner der Pythagoreer Athamas gesagt hatte: Demnach ist
der Anfang des Alls nicht entstanden, und es gibt vier Wurzeln: Feuer,
Wasser, Luft, Erde; denn daraus ist alles <s 247> Gewordene
entstanden,
3805
4. dichtete Empedokles von Akragas:
Hre zuerst von der vierfachen Wurzel, der alles entsprosen,
Feuer und Wasser und Erde, der unendlichen Hhe des Luftraums;
Diesen entstammet ja alles, was war und was ist und was sein wird.
3806
5. Und whrend Platon sagt: Deshalb erlsen auch die Gtter, die ja das
Menschenleben kennen, diejenigen Menschen, die sie am hchsten
schtzen, am frhesten vom Leben,
3807
6. hat Menandros gedichtet:
Den Tod erleidet jung schon, wen die Gottheit liebt.
3808
18.
1. Und whrend Euripides im Oinomaos schreibt:
Aus dem, was da ist, schlieen wir auf das, was fern ,
3809
2. und im Phoinix:
Unbekanntes wird aus Zeichen doch erschlossen ohne Mh,
3810
3. sagt Hypereides: Was unbekannt ist, mssen die Lehrenden
vermittelst der Anzeichen und der Wahrscheinlichkeitsgrnde zu
erkennen suchen.
3811
4. Und da ferner Isokrates sagte: Auf die Zukunft mu man aus der
Vergangenheit schlieen,
3812
3802$ras.machos Fr. B !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. 3B8,23.
3803Hr/heus Fr. BB6 Eern.
3804Her>leitos Fr. 36 !iels.
3805Vgl. ?. -eller, 0hiloso/hie der +riechen 1 7. 'ufl. S. 83= 'nm. 2; 111 B, 3. 'ufl. S. 233 'nm.
3806?m/edo>les Fr. 6,2; 24,2=; B2,C !iels.
38070laton, '%iochos /. 364 B:.
38085enandros Fr. 2B7 :'F 111 /. 36.
3809?uri/ides, Hinomaos Fr. 748.
3810?#d., 0hoini% Fr. =22.
3811H./ereides Fr. 2C4 Bla.
38121so>rates 8,282.
491
5. zaudert Andokides nicht, zu sagen: Denn man mu die frheren
Ereignisse als Mastab fr das nehmen, was in Zukunft geschehen
wird.
3813
6. Nachdem ferner Teognis gedichtet hatte:
Tragbar ist noch der Schaden, wenn Gold oder Silber verflscht wird,
Kyrnos, und leicht wohl erkennt dies ein verstndiger Mann;
<s 248> Wenn aber heimlich der Sinn eines Freundes im Innern
verflscht ist
Und nur auf Lge und Trug sinnet das Herz in der Brust,
Ist dies der Flschungen schlimmste, die Gott den Menschen bereitet;
Denn es wird nur mit Mh solcherlei Flschung erkannt,
3814
7. schreibt Euripides:
O Zeus, warum doch hast den Menschen du gezeigt,
An welchen sichern Zeichen falsches Gold man kennt,
Und hast dem Krper nicht ein Merkmal aufgeprgt,
An dem den schlechten Menschen man erkennen kann?
3815
8. Und auch Hypereides sagt: Die Menschen tragen kein Merkmal der
Gesinnung auf ihrem Antlitz.
3816
19.
1. Nachem wieder Stasinos gedichtet hatte:
Tricht, wer ttet den Vater und leben lsset die Kinder,
3817
2. sagt Xenophon: Ich glaube jetzt hnlich gehandelt zu haben, wie
wenn einer den Vater gettet hat und seine Kinder verschont.
3818
3. Nachdem Sophokles in der Antigone gedichtet hatte:
Da meine Eltern beide schon im Hades sind,
So kann kein Bruder jemals noch fr mich erstehn,
3819
4. sagt Herodotos: Da Vater und Mutter nicht mehr am Leben sind,
werde ich keinen anderen Bruder mehr bekommen.
3820
5. Nachdem ferner Teopompos gedichtet hatte:
Man sagt mit Recht, da Greise wieder Kinder sind,
3821
6. und schon vor ihm Sophokles im Peleus gesagt hatte:
Des Aiakos Sohn Peleus fhr als Wrterin
Nur ich, da er ein Greis ist, peg ihn wie ein Kind;
Denn wieder wird zum Kind der hochbetagte Mann,
3822
<s 249>
7. sagt der Redner Antiphon: Die Pege von Greisen gleicht der Pege
von Kindern.
3823
3813'ndo>ides 3,B (KL.sias B7,B3).
3814$heognis 22CD2B8.
3815?uri/ides, 5edeia 726D72C.
3816H./erides Fr. 2C= Bla.
3817E./ria Fr. BB Ein>el.
3818Herodotos 2,277 (die Stelle ist irrt(mlich <eno/hon zugeschrie#en.
3819So/ho>les, 'ntigone C22 f.
3820Herodotos 3,22C.
3821$heo/om/os Fr. 6C :'F 1 /. 472.
3822So/ho>les, 0eleus Fr. 884.
3823'nti/hon Fr. 66 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. 366,23.
492
8. Aber auch der Philosoph Platon sagt: Es wird also, wie es scheint, der
Greis zum zweitenmal Kind.
3824
20.
1. Whrend ferner Tukydides sagt: (Wir rhmen uns) bei Marathon
allein als Vorkmpfer der Gefahr getrotzt zu haben,
3825
2. sagt Demosthenes: Wahrlich bei den Vorkmpfern von
Marathon!
3826
3. Auch folgendes will ich nicht bergehen: Da Kratinos in der
Pytine(Flasche) gesagt hatte:
Ihr kennt vielleicht die Vorbereitung, die er macht,
3827
4. sagt der Redner Andokides: Die Vorbereitung und den Eifer meiner
Feinde werdet ihr, meine Herrn Richter, fast alle kennen.
3828
5. hnlich sagt auch Nikias in der Rede gegen Lysias
3829
ber das
Unterpfand: Die Vorbereitung und den Eifer meiner Gegner seht ihr,
meine Herrn Richter.
3830
6. Und nach ihm sagt Aischines: Die Vorbereitung seht ihr, ihr Mnner
von Athen, und wie sie zum Kampf gerstet sind.
3831
7. Nachdem wiederum Demosthenes gesagt hatte: Wie gro, ihr
Mnner von Athen, die Anstrengung bei diesem Rechtsstreit ist und wie
viel Anhnger der Gegner aufgeboten hat, das werdet ihr, meine ich, alle
gemerkt haben,
3832
8. sagt Philinos hnlich: Wie gro, ihr Herrn Richter, die Anstrengung
und das Aufgebot von Anhngern in diesem Rechtsstreit ist, das ist,
meine ich, keinem einzigen von euch unbekannt.
3833
21.
1. Und nachdem Isokrates wieder gesagt hatte: Wie wenn sie nur zu
seinem Geld, nicht zu ihm selbst nahe Beziehungen htte,
3834
2. sagt Lysias in seinen Reden fr die Waisen: Und es ist klar geworden,
da er nicht zu ihnen <s 250> selbst, sondern nur zu ihrem Geld nahe
Beziehungen hatte.
3835
3. Denn auch nachdem Homeros gesagt hatte:
Liebster, o wr uns beschieden, wenn diesem Krieg wir entronnen,
Immer zu leben fortan, nicht alternd und ohne zu sterben!
38240laton, +esetze 1 /. 686 '.
3825$hu>.dides 1 43,8..
3826!emosthenes, Eranzrede B3=
3827Eratinos, 0.tine Fr. 2=7 :'F 1 /. 6C.
3828'ndo>ides 2,2.
3829?s ist "ahrscheinlich mit Guhn>en zu lesen) *L.sias in der Gede gegen ;i>ias.
3830L.sias Fr. 43 Schei#e.
3831'ischines 3,2.
3832!emosthenes, M#er die $ruggesandtschaft 2.
38330hilinos Fr. 8 Sau//e, Fr. Hrat. 'tt. 11 /. 32C.
38341so>rates 2C,32.
3835L.sias Fr. =8 Schei#e.
493
Weder wrde ich selbst dann unter den Vordersten kmpfen,
Noch auch schickte ich dich in die mnnerehrende Feldschlacht.
So aber, da gleichwohl uns die Lose des Todes bedrohen,
Zahllos, denen kein sterblicher Mensch kann entiehn und entrinnen.
Auf! Ob anderen Ruhm wir verschafen oder uns selber!,
3836
4. schreibt Teopompos: Denn wenn es mglich wre, da wir, falls wir
der gegenwrtigen Gefahr entrnnen, die ganze Folgezeit ohne jede
Gefahr zubringen wrden, dann wre es nicht verwunderlich, wenn wir
unser Leben schonen wollten; jetzt aber bedrohen unser Leben so viele
Todeslose, da wir den Tod in der Schlacht fr erstrebenswerter halten
mssen.
3837
5. Hat nicht ferner, als der weise Chilon den Anspruch getan hatte:
Brgschaft und nahe dabei ist das Unheil,
3838
6. Epicharmos den gleichen Gedanken mit anderen Worten
folgendermaen ausgesprochen:
Unheil ist der Brgschaft Tochter, und ihr Vater heit Verlust.
3839
22.
1. Wenn aber auch der Arzt Hippokrates schreibt: Man mu also auf die
Jahreszeit, auf die Gegend, auf das Lebensalter und auf die Krankheiten
achten,
3840
2. so sagt Euripides in einer Trimeterstelle:
Wer Krankheit richtig heilen will,
Mu auf die Lenbensweise der Bevlkerung
Und auf die Gegend und dann auf die Krankheit schaun.
3841
3. Und nachdem wieder Homeros gedichtet hatte:
Doch dem Verhngnis, das wei ich, ist keiner entronnen von allen,
3842
<s 251> 4. sagt Archinos: Allen Menschen ist es verhngt, zu sterben,
entweder frher oder spter,
3843
5. und Demosthenes: Denn fr alle Menschen ist das Ende des Lebens
der Tod, mag sich einer auch in eine kleine Kammer einschlieen und
sich so verwahren.
3844
3836Hom. 1l. 2B,3BBD3B=.
3837$heo/om/os F +r Hist 227 F B=4.
3838Vgl. Strom. 1 62,B.
3839?/imarchos Fr. B6= Eai#el.
3840Hi//o>rates, '/horismen 2,B.
3841?uri/ides Fr. C24.
3842Hom. 1l 6,8==.
3843Vgl. Hrat. 'tt. 11 /. 264.
3844!emosthenes, Eranzrede C4.
494
23.
1. Nachdem wieder Herodotos in der Erzhlung von dem Spartaner
Glaukos gesagt hatte, die Pythia habe kundgetan, Gott versuchen und die
Tat begehen sei dasselbe,
3845
2. sagt Aristophanes:
Denn es gilt doch gleichviel der Gedanke der Tat,
3846
3. und vor ihm Parmenides von Elea:
Denn das nmliche ist wie das Sein auch das Denken.
3847
4. Und nachdem Platon gesagt hat: Das drften wir wohl nicht ohne
Grund sagen, da der Anfang der Liebe das Sehen ist, die Leidenschaft
aber durch die Hofnung verringert, durch die Erinnerung genhrt, durch
die Gewohnheit erhalten wird,
3848
5. schreibt da nicht dementsprechend der Lustspieldichter Philemon:
Das Sehn ist stets das erste; dann bewundert man,
Sodann betrachtet man genau, und man verfllt
Darauf in Hofnung; so wird Liebe draus zuletzt?
3849
6. Aber auch nachdem Demosthenes gesagt hatte: Denn fr uns alle ist
der Tod bestimmt
3850
und was folgt.
7. schreibt Phanokles in den Erotes oder Kaloi:
Nicht ist der Moiren Gespinst je zu lsen, und keiner ist jemals
Ihm zu entrinnen imstand, wer nur die Erde bewohnt.
3851
24.
1. Du ndest auch, da, nachdem Platon gesagt hatte: Denn bei allem,
was wchst, ist der erste Trieb, wenn er einen guten Anlauf zu treficher
Entwicklung nimmt, von entscheidender Bedeutung fr die Erreichung
des <s 252> entsprechenden Ziels der ihm eigenen Naturanlage,
3852
2. der Geschichtschreiber Ephoros sagt: Auch bei den wilden Panzen
liegt es in der Natur, da sie nicht mehr veredelt werden knnen, wenn
sie ber das zartere Alter hinaus sind.
3853
3. Und jenes Wort des Empedokles:
Denn einst war ich bereits sowohl Knabe als Mdchen; ich war auch
Panze und Vogel und Fisch, der stumm in dem Meere sich auflt,
3854
4. umschreibt Euripides im Chrysippos:
Nicht erleidet den Tod, was auch immer entsteht;
Eins wandelt sich nur in das andere um
Und zeigt eine andre Gestaltung.
3855
3845Herodotos 6,=6.
3846'risto/hanes Fr. 6C2 :'F 1 /. 762.
38470armenides Fr. 7 !iels.
3848!er Satz ist #ei 0laton nicht nachge"iesen.
38490hilemon Fr. 23= :'F 11 /. 7B3 f.
3850Vgl. o#en BB,7; dazu ?uri/ides, 'l>estis 4=B; 5usonii rell. /. CB,3 ff. Hense.
38510hano>les Fr. 3 !iehl.
38520laton, +esetze V1 /. 467 ?.
3853;och nicht in die Sammlung der Bruchst(c>e des ?/horos aufgenommen.
3854?m/edo>les Fr. 224 !iels.
3855?uri/ides Fr. 224 !iels.
495
5. Und nachdem Platon im Staat Weibergemeinschaft gefordert
hatte,
3856
6. schreibt Euripides im Protesilaos:
Gemeinsam sollte nmlich sein der Weiber Bett.
3857
7. Whrend ferner Euripides schreibt:
Denn das was ausreicht, ist Verstndigen genug,
3858
8. sagt Epikuros geradezu: Der allergrte Reichtum ist
Gengsamkeit.
3859
9. und whrend wieder Aristophanes schrieb:
Wenn du gerecht bist, wird dein Leben ruhig sein,
Und glcklich wirst du leben, frei von Lrm und Furcht;
3860
10. sagt Epikuros: Die herrlichste Frucht der Gerechtigkeit ist die
Seelenruhe.
3861
25.
.
3862
Diese Beispiele fr die Tatsache, da die Griechen Gedanken von
anderen entwenden, sollen, weil sie ihrer Art nach so beschafen sind, fr
die Einsichtigen als klarer Beweis gengen. Nun wurden sie aber, wie wir
zeigten, nicht <s 253> nur darber ertappt, da sie einzelne Gedanken
und Ausdrcke entwendeten und in ihre eigene Sprache umsetzten,
sondern sie werden ja auch dessen berfhrt werden, da sie sich
geradezu ganze Schriften durch Diebstahl aneigneten.
2.
3863
Sie nahmen nmlich ganz und gar die Schriften anderer und gaben
sie als eigene Werke heraus, wie Eugammon aus Kyrene von Musaios
3864
das ganze Buch ber die Tesproter, und Peisandros aus Kamiros die
Herakleia des Peisinus von Lindos, und Panyassis aus Halikarnassos die
Eroberung Oichalias von Kreophylos aus Samos entnahm.
26.
1. Man kann aber feststellen, da auch der groe Dichter Homeros jene
Verse:
So wie ein Mann einen stattlichen Schling des lbaums sich
grozieht
3865
und das folgende wrtlich von Orpheus aus dessen Gedicht Entrckung
des Dionysos bernommen hat.
3866
2. Und in der Teogonie hat Orpheus ber Kronos gedichtet:
3856Vgl. 0laton, Staat V /. 874 :.
3857?uri/ides, 0rotesilaos Fr. 673.
3858?#d., 0hoinissen 778
3859?/i>uros Fr. 846 Isener.
3860'risto/hanes Fr. =CC :'F 1 /. 7C3
3861?/i>uros Fr. 72C Isener.
3862V B7,2.B angef(hrt von ?use#ios, 0rae/. ?vang. < B,4.
3863-um folgenden vgl. Ein>el ?+F /. 7=.BB3.B8C.B28.B78.63.
38645usais Fr. 6 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. B3,7.
3865Hom. 1l. 24,73.
3866Hr/heus Fr. B36 Eern.
496
Und auf die Seite mit feistem Nacken sich neigend, so lag er,
Und es erfat ihn die Macht des allesbezwingenden Schlafes.
3867
Diese Schilderung hat aber Homeros auf den Kyklopen bertragen.
3868
3. Und Hesiodos dichtet in bezug auf Melampus:
S ist es auch zu erfahren, was schufen unsterbliche Gtter
Sterblichen Menschen, ein deutliches Zeichen fr Schlechte und
Edle,
3869
und das folgende, indem er es wrtlich vom dem Dichter Musaios
3870
entnahm.
4. Der Lustspieldichter Aristophanes bernahm in der ersten Fassung der
Tesmophoriazusen die Verse aus den Empipramenoi (Verbrannten)
des Kratinos.
3871
5. Der Lustspieldichter Platon und Aristophanes im <s 254> Daidalos
berauben einander.
3872
6. Den Kokalos aber, den Araros, der Sohn des Aristophanes, verfat
hatte, vernderte der Lustspieldicher Philemon und brachte ihn im
Hypobolimaios(dem Untergeschobenen) auf die Bhne.
3873
7. Und die Dichtungen des Hesiodos
3874
verwandelten in Prosa und
brachten sie als eigene Werke heraus die Geschichtschreiber Eumelos
3875
und Akusilaos.
3876
8. Den Melesagoras
3877
ferner bestahlen die Geschichtschreiber Gorgias
von Leontinoi
3878
und Eudemos von Naxos
3879
und auer ihnen auch Bion
von Prokonnesos,
3880
der auch die Schriften des alten Kadmos
3881
etwas
gekrzt abschrieb, und Amphilochos
3882
und Aristokles
3883
und
Leandrios
3884
und Anaximenes
3885
und Hellanikos
3886
und Hekataios
3887
und
Androtion und Philochoros;
3888
und Dieuchidas von Megara
3889
schrieb
den Anfang seines Buchs aus der Deukalioneia des Hellanikos
3890
ab.
3867?#d. Fr. 28C Eern.
3868Vergl. Hom. Hd. C,34B f.
3869Hesiodos, 5elam/odie Fr. 268 Gzach.
38705usaios Fr. 4 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. B3,=
3871Vgl. Eoc> :'F 1 /. 3B.
3872Vgl. Eoc> :'F 1 /. 837. 637
3873Vgl. e#d. 1 /. 8=B; 11 /. 73B.
3874Vgl. Ein>el ?+F 1 /. 2=6.
3875Vgl. 5(ller FH+ 11 /. B3.
3876'>usilaos $est. 8 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 1 S. 73,2.
3877Vgl. 5(ller FH+ 11 /.B2.
3878+orgias $est. 8 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. B4C,2.
3879Vgl. 5(ller FH+ 11 /.B3.
3880Bion von 0ro>onessos F +r Hist 28 $ B.
3881Vgl. 5(ller FH+ 11 /. B.
3882Vgl. e#d. 1V /. 333.
3883Vgl. e#d. 1V /. 3BC.
3884Vgl. e#d. 11 /. 338.
3885'na%imenes F +r Hist 4B $ BC.
3886Vgl. Hellani>os F +r Hist 8 F 2=.
3887Vgl. 5(ller FH+ 1 /. <11.
3888Vgl. e#d. 1 /. L<<<V111.
3889Vgl. e#d. 1V /. 3==.
3890Vgl. e#d. 1 8=.
497
27.
1. bergehen will ich, da Herakleitos aus Ephesos das meiste von
Orpheus genommen hat.
3891
2. Platon aber hat auch die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele von
Pythagoras bernommen, dieser aber von den gyptern.
3. Und viele Anhnger Platons haben Schriften verfat, in denen sie
beweisen wollen, da sowohl die Stoiker, wie wir schon anfangs
sagten,
3892
als auch Aristoteles die meisten und wichtigsten ihrer Lehren
aus Platon genommen haben.
4. Aber auch Epikuros hat seine Hauptlehren von Demokritos geraubt.
5. Soviel nun davon.
3893
Denn mein Leben wrde <s 255> nicht
ausreichen, wenn ich alles einzelne durchgehen und den selbstschtigen
Diebstahl der Griechen nachweisen und zeigen wollte, da sie als eigene
Erndung die trefichsten ihrer Lehren ausgaben, die sie doch von uns
genommen haben.
III. Kapitel
28.
1. Es lt sich aber nachweisen, da sie nicht nur ihre Lehren von den
Barbaren nehmen, sondern auch auerdem mit den unglaubhaften
Erzhlungen der griechischen Sagengeschichte die wunderbaren Taten
nachahmen, die bei uns von alter Zeit her auf Grund der gttlichen Macht
durch heilig lebende Mnner zu unserer Bekehrung vollfhrt wurden.
2. Wenn wir sie nun fragen, knnen wir von ihnen nur eines von beiden
zur Antwort erhalten, entweder da das, was sie erzhlen, wahr ist, oder
da es erlogen ist. Aber da es erlogen ist, werden sie wohl nicht sagen;
denn sie werden sich doch nicht selbst freiwillig der grten Torheit
zeihen, da sie nmlich erlogene Geschichten aufzeichnen; vielmehr
werden sie notgedrungen zugeben, da es wahr ist.
3. Und wie knnen ihnen dann noch die Wundertaten als unglaubhaft
erscheinen, die durch Moses und die brigen Propheten verrichtet
worden sind? Da nmlich der allmchtige Gott fr alle Menschen Sorge
trgt, sucht er die einen durch Gebote, die anderen durch Drohungen,
manche auch durch wunderbare Zeichen und einige durch gndige
Verheiungen zum Heilsweg zu bekehren.
4. Folgendes ist ein Beispiel. Als einmal eine lange andauernde Drre
Griechenland dem Verderben nahe brachte und Miwachs herrschte, da
kamen, wie erzhlt wird, die Griechen, die noch am Leben waren, wegen
der Hungersnot als Bittehende nach Delphi und fragen die Pythia, auf
welche Weise sie aus der Not erlst werden knnten.
3891Vgl. Hr/heus Fr. BB6 Eern; Strom. V1 24,2.
3892?s ist nicht >lar, "elche Stelle :lemens damit meint.
3893V B4,7 T BC,B ist von ?use#ios, 0rae/. ?vang. < B,=D27 angef(hrt.
498
5. Sie antwortete ihnen aber, es gebe nur ein Mittel der Hilfe gegen das
Unglck, wenn sie nmlich das Gebet des Aiakos verwendeten. Aiakos
lie sich also von ihnen gewinnen, stieg auf den griechischen Berg hinauf,
hob seine reinen Hnde zum Himmel empor, rief Gott als gemeinsamen
Vater an und ehte zu ihm, er mge sich des bedrngten Griechenlands
erbarmen.
6. Und wie er noch betete, ertnte ein ungeheurer Donnerschlag, und der
Himmel bedeckte sich <s 256> ringsum mit Wolken, heftige und
anhaltende Regengsse strmten herab und erfllten das ganze Land.
Infolge davon reifte eine ergiebige und reiche Ernte heran, die durch das
Gebet des Aiakos herbeigefhrt war.
3894
29.
1. Und Samuel, so heit es, rief den Herrn an, und der Herr lie
Donner und Regen kommen zur Zeit der Ernte.
3895
2. Siehst du, da es ein einziger Gott ist, der durch die ihm
untergeordneten Mchte auf Gerechte und Ungerechte regnen lt?
3896
3. Unsere ganze Schrift ist aber voll von Berichten, wie Gott die Gebete
der Gerechten erhrt und jede einzelne Bitte erfllt.
4. Wiederum berichten die Griechen, da Aristaios auf Keos dem Zeus
Ikmaios
3897
opferte, als einmal die Passatwinde ausblieben. Denn es
herrschte eine groe Not, da alles von der Sonnenglut verbrannt wurde
und vor allem die Winde, die dem Getreide Khlung zu bringen pegen,
nicht wehten. Er aber bewirkte durch sein Gebet leicht, da sie wieder
kamen.
3898
5. Und als Xerxes gegen Griechenland zu Felde zog, da gab die Pythia den
Delphiern das Orakel:
Mnner von Delphi, eht zu den Winden, und Hilfe wird kommen.
3899
Als dann die Einwohner von Delphi den Winden einen Altar errichtet
und Opfer dargebracht hatten, da gewannen sie die Winde zu
Bundesgenossen. Indem sich nmlich am Vorgebirge Sepias gewaltige
Strme erhoben, zerschlugen sie die ganze Kampfrstung der persischen
Flotte.
3900
30.
1. Und Empedokles von Akragas erhielt den Beinamen Windabwehrer.
Als sich nmlich einmal von dem Berge Akragas her ein Wind erhob,
3901
3894Vgl. z.B. '/ollodoros, Bi#liothe> 111 2B, 6, C f.; 0ausanias 1 88,C; 11 BC,=.
3895Vgl. 2E@n 2B,2=.24.
3896Vgl. 5t 7,87.
3897!er Beiname #ezeichnet den Gegengott, "ie sonst Hm#rios oder H.etos, ents/rechend dem Lateinischen 9u/iter
0luvius.
3898Vgl. H.ginus, 0et. astr. 11 8; '/ollonius von Ghodos, 'rgon. B,733 ff.
3899Hrac. Fr. 223 Hendess.
3900Vgl. Herodotos 4,24=. 2==.
3901im griechischen $e%t ist das Eomma nach (%%%) zu streichen; vgl. 0lut. 5oral. /. 727 :.
499
dessen Wehen fr die Bewohner lstig und ungesund war, aber auch bei
ihren Frauen Unfruchtbarkeit verursachte, soll er den Wind <s 257> zum
Aufren gebracht haben.
3902
2. Deshalb sagt er auch selbst in seinem Gedicht:
Auch die Gewalt des rastlosen Sturms wirst du stillen, der hinfegt
ber die Erde, zum Schaden der Menschen die Fluren verwstend.
Umgekehrt, wenns dir beliebt, wirst du Winde bestellen.
3903
3. Und er sagte, da viele ihm nachfolgen, von denen
Sehersprche die einen verlangen, die andern schon lange
Bohrende Schmerzen erleiden gefhrlicher Krankheit.
3904
4. Ofenbar sind sie auf Grund unserer Schriften zu dem Glauben
gekommen, da die Gerechten Heilungen und Zeichen und Wunder
vollbringen. Denn wenn auch gewisse Gewalten die Winde erregten und
die Regengsse verteilen, so sollen sie doch den Psalmdichter hren:
Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr der Gewalten!
3905
5. Er ist der Herr der Gewalten und der Mchte und der Herrschaften,
3906
von dem Moses in der Absicht, da wir mit ihm zusammensein sollen,
sagt: Und beschneidet eure Herzenshrtigkeit und seid nicht lnger
halsstarrig! Denn der Herr, euer Gott, er ist der Herr der Herren und der
Gott der Gtter, der groe und gewaltige Gott,
3907
und was auf diese
Worte folgt.
6. Und Jesaias sagt: Hebet eure Augen in die Hhe und schaut: Wer hat
all dies geschafen?
3908
31.
1. Nun sagen manche, da Seuchen und Hagelschlge und Strme und
hnliches nicht allein infolge von Strungen in der Natur, sondern auch
infolge einer Art von Wutanfllen der Dmonen und der bsen Engel zu
entstehen pegen.
2. So erzhlt man, da die Magier in Kleonai die Wolken am Himmel
beobachten, die ein Hagelwetter zu bringen drohen, und durch
Zauberlieder und Opfer das drohende Unwetter weglenken. 3. Und wenn
sie einmal kein Opfertier haben, dann ritzen sie einen eigenen Finger, so
da er blutet, und begngen sich mit diesem Opfer.
3909
<s 258> 4. Und Diotima von Mantinea erwirkte den Athenern, als sie vor
dem Ausbruch der Pest opferten, einen zehnjhrigen Aufschub der
Krankheit,
3910
so wie ihnen auch die Opfer des Kreters Epimenides den
Perserkrieg um eine ebenso lange Zeit hinausschoben.
3911
Man meint aber,
3902Vgl. !iels 00F S. =8 ;r. 28, "o die 0arallelen verzeichnet sind.
3903?m/edo>les Fr. 222,3D7.
3904?#d. Fr. 22B,23.2B !iels.
39050s =3,B.
3906Vgl. 20etr 3,BB; ?/h 3,23.
3907!tn 23,26f.
39089es 83,B6.
3909Vgl. Seneca, ;at. Uuaest. 1V # 6f.; 0lut. 5oral. /. 433 ?F.
3910Vgl. 0laton, S.m/osion /. B32 !.
3911Vgl.e#d., +esetze 1 /. 68B !.
500
es mache keinen Unterschied, ob wir nun diese Geister Gtter oder auch
Engel nennen wollen.
5. So haben die der Lehre Kundigen bei vielen, ja fast allen Tempeln bei
der Grundlegung die Grber der Verstorbenen mit in die Grundmauer
hereingenommen, wobei sie ihre Seelen Dmonen nannten und lehrten,
da sie von den Menschen verehrt werden mten, da sie wegen ihres
reinen Lebens durch die gttliche Vorsehung die Befugnis erlangt htten,
zum Dienst an den Menschen auf der Erde umherzuwandeln. Denn sie
wuten, da einige Seelen von Natur an die Krper gefesselt seien.
32.
1. Doch darber werden wir seinerzeit in dem Abschnitt ber die Engel
sprechen, wenn unsere Schrift so weit fortgeschritten ist.
2. Demokritos aber wurde Weisheit genannt, weil er auf Grund seiner
Beobachtung der Vorgnge am Himmel vieles voraussagte. So sagte er
z.B., als ihn sein Bruder Damasos gastfreundlich bei sich aufgenommen
hatte, vorher, da ein starker Regengu kommen werde, was er aus
Beobachtung gewisser Gestirne erschlossen hatte. Wer ihm nun glaubte,
der brachte das Getreide in Sicherheit (dies war nmlich, wie zur
Sommerszeit blich, noch auf den Dreschpltzen im Freien), den anderen
aber ging alles zugrunde, da unerwartet ein gewaltiger Guregen
herabstrmte.
3912
3.
3913
Wie knnen da die Griechen noch an der Erscheinung Gottes auf
dem Berg Sinai zweifeln, bei der Feuer brannte, ohne irgend etwas von
dem, was auf dem Berge wuchs, zu verzehren, und der Klang von
Trompeten ertnte, ohne da Instrumente geblasen wurden?
3914
4. Denn jenes Herabkommen Gottes auf den Berg, von dem hier erzhlt
wird, ist das Sichtbarwerden der gttlichen Macht, die die ganze Welt
durchdringt und das unnahbare Licht
3915
verkndet. Denn dies ist der
Sinn <s 259> der bildlichen Erzhlung der Schrift.
5. brigens wurde, wie Aristobulos sagt, das Feuer gesehen, whrend
die ganze Volksmenge, nicht weniger als eine Million Menschen, nicht
eingerechnet die Kinder, rings im Kreise um den Berg versammelt war,
wobei der Umkreis um den Berg nicht weniger als fnf Tagemrsche
betrug.
3916
33.
1. Sie konnten also alle ringsum im Kreise so, wie sie sich gelagert hatten,
von jedem Platz, von dem aus sie hinblickten, das Feuer brennen sehen,
3912!emo>ritos, $est. 2= !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. =4,B7.
3913V 3B,3 T 33,2 ist zum $eil "@rtlich aus 'risto#ulos entnommen; vgl. ?use#ios, 0rae/. ?vang. V111 23,2BD24.
3914Vgl. ?% 3,B; 2C,2= f.; B3,2=.
3915Vgl. 2$im 6,26 und 0hilon, Suaest. in ?%od. 11 84 /. 73B 'ucher.
3916Siehe unten.
501
so da das Herabkommen Gottes nicht auf einen Ort beschrnkt war;
denn Gott ist berall.
3917
2.
3918
Die Geschichtschreiber erzhlen aber auch, da sich auf der Insel
Britannien eine Hhle am Fu eines Berges bende, auf dessen Gipfel
aber ein Spalt sei. Wenn nun der Wind in die Hhle eindringe und sich
an den gewlbten Wnden der Hhle breche, dann hre man einen Schall
wie von Zimbeln, die in gleichmigem Takt geschlagen werden.
3919
3. Man hrt aber oft auch im Wald, wenn die Bltter von einem
pltzlichen Windsto bewegt werden, ein Gerusch, das dem Gesang von
Vgeln hnlich ist.
4. Aber auch die Verfasser der persischen Geschichte erzhlen, da sich
im Lande der Magier in den hher gelegenen Gegenden drei Berge
hintereinander auf einer groen Ebene benden. Wer aber durch die
Gegend reise, der hre, wenn er zum ersten Berg gekommen sei, ein
Zusammenklingen von Stimmen, gerade wie wenn viele Tausende, in
einer Schlachtordnung aufgestellt, zusammen schrieen; wenn man aber
zum mittleren Berg komme, dann vernehme man einen noch greren
und zugleich noch deutlicheren Lrm; zuletzt aber glaube man, ein
Siegeslied singen zu hren.
5. Die Ursache aber allen Lrms ist, wie ich meine, da die Gegend so
eben und so reich an Hhlen ist. Wenn nmlich der eindringende Wind
zurckgeworfen wird und dann wieder auf die gleiche Stelle trift,
verursacht er einen strkeren Lrm.
3920
34.
1. Soviel hiervon! Gott dem Allmchtigen ist es aber mglich, in dem
Gehr den Eindruck einer Stimme und <s 260> einer Erscheinung zu
erzeugen, auch wenn nichts Wirkliches vorhanden ist;
3921
er beweist
damit seine Erhabenheit ber die gewhnlichen Naturvorgnge mit ihrer
Folge von Ursache und Wirkung und bringt damit die noch nicht
glubige Seele zur Bekehrung und zur Annahme des von ihm gegebenen
Gebotes.
2. Da aber eine Wolke und ein hoher Berg da war, wie sollte es nicht
mglich sein, da ein mannigfacher Laut gehrt wurde, indem durch die
wirkende Ursache ein Wind erregt wurde? Deshalb sagt auch der
Prophet: Einen Schall von Worten hrtet ihr, aber eine Gestalt sahet ihr
nicht.
3922
3. Du siehst, wie die Stimme des Herrn ein Wort ohne Gestalt ist. Denn
die Macht des Wortes, die leuchtende Stimme des Herrn, die Wahrheit,
die hoch vom Himmel her zu der Versammlung der Gemeinde
3917Suelle s.o. zu 3B.3.
3918-u V 33,BD7 vgl. 0hilon, !e decal. 33D37.
3919Vgl. 0lut. 5oral. /. 82C ?F.
3920Lhnliche Berichte von Geisenden neuerer -eit und ?r>lrungsversuche gi#t S. +(nther, '>ustischD+eogra/hische
0ro#leme, Sitz.DBer. der Ba.er. '>ad. d.Aiss., 5ath.D0h.s. El. 32 Q2C32R S. 27 ff. B22 ff.
3921Vgl. 0hilon, !e migr. '#rah. 84.
3922!tn 8,2B.
502
herabgekommen war, wirkte durch leuchtenden und unmittelbaren
Dienst.
3923
IV. Kapitel
35.
1. Wir knnen aber auch noch einen anderen Beweis zur Bekrftigung der
Behauptung nden, da die hervorragendsten Philosophen ihre
schnsten Lehren von uns entwendet haben und sich ihrer als eigener
Erndungen rhmen. Dieser Beweis besteht darin, da sie auch von den
anderen Barbaren manches von dem, was fr jede einzelne
Philosophenschule von entscheidender Bedeutung ist, fr sich auserlesen
haben, vor allem von den gyptern manches andere, besonders aber die
Lehre von der Seelenwanderung.
2. Denn die gypter pegen eine nur ihnen eigene Art von Philosophie;
das zeigt am meisten ihr ehrwrdiger Kultus.
3.
3924
An erster Stelle in dem feierlichen Aufzug schreitet der Snger, der
irgendein auf die Tonkunst hinweisendes Kennzeichen mit sich fhrt;
dieser mu, wie man berichtet, <s 261> zwei von den Bchern des
Hermes
3925
seinem Gedchtnis eingeprgt haben, von denen das eine
Gtterhymnen, das zweite einen Rechenschaftsbericht ber das Leben
des Knigs enthlt.
4. Nach dem Snger kommt der Horoskop (Astrologe),
3926
der als
Kennzeichen der Sternkunde einen Stundenzeiger und einen Palmzweig
in der Hand trgt. Dieser mu diejenigen von den Bchern des Hermes,
die die Sternkunde behandeln, vier an der Zahl, auswendig kennen und
stets im Munde fhren. Von diesen Bchern handelt das erste von der
Anordung der Fixsterne, das zweite von der Ordnung der Sonne, des
Mondes und von den fnf Planeten, das dritte von den Konjunkionen
und Lichtphasen der Sonne und des Mondes, das letzte von den
Aufgangszeiten der Sterne.
36.
1. Sodann kommt der Hierogrammateus (der heilige Schreiber), der auf
dem Kopf Federn und in den Hnden ein Buch und ein Kstchen hat, in
dem sich die Tinte zum Schreiben und das Schreibrohr bendet. Dieser
mu die sogenannten Hieroglyphenbcher kennen, die von der Welt-und
3923Vgl. 0hilon a.a.H. 8=
3924-u V 37,3 T 34,3 vgl. Bunsen, Lg./tens Stelle in der Aeltgeschichrte 11 S. C2 ff.; H. +ru//e, :ulte und 5.then 1 S.
823D833; '. !ei#er, :lement dP'le%andre et lP?g./te S. 67D44; 23CD22C; Fr. -immermann, !ie g./t. Geligion nach
der !arstellung der Eirchenvter, 0ader#orn 2C2B, S. 237D237; 243D244.
3925!er g./tische +ott $hot "urde dem Hermes (mit dem Beinamen $ismegistos) gleichgesetzt. $hot galt als der
?rfinder der Schrift und der Aissenschaften; auf ihn "urden daher auch die heilige Literatur der Lg./ter
zur(c>gef(hrt. ?in B(cher>atalog, der sich in manchem mit dem Verzeichnis #ei :lemens #er(hrt, "urde in ?dfu
gefunden; vgl. H.E. Brugsch, -eitschr f(r g./t. S/rache 2=42, S. 83.
3926-u der Bedeutung von (%%%) vgl. Sch".zer, :hairemon S. 66.
503
Lnderkunde, von der Landeskunde gyptens, von der Beschreibung des
Nillaufes und von der Einrichtung der Tempel und der ihnen geweihten
Lndereien und von den Maen und von dem Tempelgert handeln.
2. Dann folgt auf die Zuvorgenannten der Stolistes (der mit der
Bekleidung der Gtterstatuen beauftragte Priester), der die Elle der
Gerechtigkeit und ein Opfergef trgt. Dieser kennt alle Bcher, die von
der Erziehungskunst und von der sogenannten Moschosphragistik
3927
(der
Prfung und Kennzeichnung der Opfertiere) handeln. Es sind aber zehn
Bcher, die sich auf die Verehrung ihrer Gtter beziehen und die Lehre
von den gyptischen Religionsgebruchen enthalten, wie z.B. die Lehre
von den Opfern, den Erstlingen, den <s 262> Hymnen, Gebeten,
Prozessionen, Festen und von dem hnlichen.
37.
1. Nach allem kommt zuletzt der Prophet, der deutlich sichtbar das
Wassergef in den Armen trgt, und ihm folgen diejenigen, die die zum
Fortsenden
3928
bestimmten Brote tragen.
2. Der Prophet selbst aber lernt als der Vorsteher des Tempels die zehn
sogenannten hieratischen Bcher auswendig; diese handeln von den
Gesetzen, von den Gttern und von der ganzen priesterlichen Bildung.
Denn der Prophet ist bei den gyptern auch der Aufseher ber die
Verteilung der Steuern (der oberste Steuerbeamte).
3. Hermes hat aber im ganzen zweiundvierzig ganz unentbehrliche
Bcher verfat. Von ihnen lernen die Vorgenannten die sechsunddreiig
Bcher auswendig, welche die ganze Philosophie der gypter enthalten;
die brigen sechs aber lernen die Pastophoren;
3929
der Inhalt dieser Bcher
bezieht sich auf die Heilkunst, und sie handeln vom Bau des
menschlichen Krpers (von der Anatomie), von den Krankheiten, von
den Instrumenten und Heilmitteln und von den Augenkrankheiten und
von den Frauenleiden.
38.
1. Dies war es, was in Krze von der Philosophie der gypter zu sagen
war. Aber auch die Philosophie der Inder ist sehr berhmt.
3927Vgl. Herodotos B,3= und Fr. 9. !@lger, S/hragis, 0ader#orn 2C22, S. BB.
3928!ie Bedeutung des hier ge#rauchten Aortes (%%%) ist nicht >lar. Fr.A. von Bissing schlgt daf(r (%%%) vor, das in der
Bedeutung *G@sten, @fters in den 0a/.ri vor>ommt (vgl. die Stellen #ei 0reisig>e, A@rter#uch der griechischen
0a/.rusur>unden 1 S. 872 f.); a#er dazu /at "ohl das Ver#um (%%%) nicht. 5an hat auch an eine 'rt *Schau#rote,
gedacht; es >ommen auf '##ildungen H/fertrger vor, die auf den Hnden s/itze Brote tragen. M#er die vielen 'rten
g./tischer Brote vgl. '. Aiedemann, !as alte Lg./ten (Eulturgeschichtliche Bi#liothe> 1 B), Heidel#erg 2CB3, S.
B== ff.
3929!ie 0asto/horen sind $em/eldiener, die ihren ;amen davon ha#en, da sie #ei den 0rozessionen die >leinen
+@tter#ar>en zutragen hatten; vgl. die ausf(hrlichen 'nga#en (#er sie #ei A. Htto, 0riester und $em/el im
hellenistischen Lg./ten, Lei/zig und Berlin 2C37, 1 S. C8 ff. Htto hlt die 'nga#e des :lemens (#er die 'us(#ung der
rztlichen Eunst durch sie f(r falsch.
504
2.
3930
Als Alexandros von Makedonien zehn <s 263> Gymnosophisten der
Inder, die als die besten und schlagfertigsten galten, als Kriegsgefangene
in seine Gewalt gebracht hatte, legte er ihnen Fragen vor und drohte, den
zu tten,
3931
der nicht trefend antworte; einen aber, den ltesten von
ihnen, bestellte er als Richter.
3. Als nun der erste gefragt wurde, ob nach seiner Ansicht die Lebenden
oder die Toten zahlreicher seien, antwortete er: die Lebenden; denn die
Toten seien berhaupt nicht.
4. Der zweite antwortete auf die Frage, ob das Land oder das Meer
grere Tiere hervorbringe: das Land; denn nur ein Teil von ihm sei das
Meer.
5. Als der dritte gefragt wurde, welches Lebewesen das verschlagenste
sei, antwortete er: dasjenige, das bis jetzt in seinem Wesen noch nicht
ergrndet wurde, nmlich der Mensch.
6. Als der vierte gefragt wurde, aus welchem Grunde sie den Sabbas, der
ihr Frst war, dazu veranlat htten, von Alexander abzufallen,
3932
antwortete er: Weil sie wollten, da er rhmlich lebe oder rhmlich
sterbe.
7. Als der fnfte gefragt wurde, ob nach seiner Ansicht der Tag oder die
Nacht frher dagewesen sei, antwortete er: Die Nacht um einen Tag;
3933
denn auf verzwickte Fragen mten auch die Antworten verzwickt sein.
8. Als der sechste gefragt wurde, wie sich jemand am meisten beliebt
machen knne, antwortete er: Wenn er der Strkste sei, ohne gefrchtet
zu werden.
9. Als der siebente gefragt wurde, wie einer aus einem Menschen ein
Gott werden knne, antwortete er: Wenn er etwas tue, was zu tun fr
einen Menschen ummglich sei.
10. Als der achte gefragt wurde, was strker sei, das Leben oder der Tod,
sagte er: Das Leben, das so viele Leiden ertragen knne.
11. Als der neunte gefragt wurde, wie lange es fr einen Menschen
wnschenswert sei, am Leben zu bleiben, antwortete er: Solange er nicht
glaube, da Totsein besser sei als Leben.
12. Da aber Alexandros auch dem zehnten etwas zu sagen befahl (er war
nmlich der Richter), sagte er, es habe <s 264> immer einer schlechter
geantwortet als der andere. Da nun Alexandros sagte: Mut du
demnach nicht auch zuerst sterben, da du ein solches Urteil fllst?,
entgegnete er: Und wie wrdest du dann dein Wort, Knig, halten, da
du sagtest, da du zuerst den tten wrdest, der am schlechtesten
geantwortet habe?
3934
3930Vgl. 0lutarchos, 'le%andros 68, von dem :lemens a#hngig ist; 0seudoDEallisthenes 111 6 und den von I. Ailc>en,
Sitz.Ber. d. Ber. '>ad. 2CB3 <<V1 herausgege#enen 0a/.rus (dazu auch :r@nert, 'nzeiger der 0hil.DHist. El. d. '>.
d. Aiss. zu Aien vom 2B. 5rz 2CB8 ;r. V111).
3931;ach 0lutarchos und anderen Suellen drohte 'le%andros, den, der am schlechstesten geant"ortet ha#e, zuerst zu
t@ten und die anderen der Geihe nach; auch der Schlusatz setzt diese !rohung voraus.
3932!er 'usdruc> *a#fallen, ist eigentlich nicht richtig; die 5aller "aren noch nicht unter"orfen "orden; a#er sie gelten
doch als *Ge#ellen,.
3933Ailc>en "ill mit 0lutarchos lesen) *der $ag um einen $ag,; vgl. a#er !iog Laert. 1 36.
3934'le%andros entnimmt der 'nt"ort des Gichters, da dieser als letzter schlechter als alle anderen geant"ortet ha#e;
deshal# m(sse er zuerst ster#en. !er Gichter dagegen folgert aus seiner 'nt"ort, da >einer am schlechtesten
geant"ortet ha#e und daher >einer zuerst, somit (#erhau/t >einer get@tet "erden d(rfe. 1n der $at entlt 'le%andros
alle mit +eschen>en.
505
V. Kapitel
39.
1. Nun ist, wie ich glaube, durch gar viele Zeugnisse hinreichend
bewiesen, da die Griechen als Diebe aller mglichen Schriften berfhrt
sind; da aber die bedeutendsten Griechen Gott nicht in vollem Mae
erkennen, sondern nur in ungefhren Umrissen, das sagt Petrus in seiner
Predigt.
3935
2. Erkennt also, da es nur einen Gott gibt, der den Anfang von allem
gemacht hat und die Gewalt ber das Ende hat.
3936
3. Und: Der Unsichtbare, der alles sieht, der Unfabare, der alles
umfat, der Bedrfnislose, dessen alles bedarf und um dessentwillen es da
ist, der Unbegreiiche, Immerwhrende, Unvergngliche, Ungeschafene,
der das All mit dem Worte seiner Macht schuf,
3937
das heit seines
Sohnes.
4. Dann fhrt er fort: Diesen Gott verehrt nicht nach der Weise der
Griechen! Damit will er ofenbar sagen, da auch die Hervorragenden
unter den Griechen den nmlichen Gott wie wir verehren, aber nicht mit
voller Erkenntnis, da sie die berlieferung durch den Sohn nicht
kennengelernt haben.
5. Daher sagt er: Verehrt nicht und fuhr nicht fort: den Gott, den die
Griechen verehren, sondern sagte: Verehrt nicht Gott nach der Weise
der Griechen, womit er die Art der Verehrung Gottes ndern will, aber
nicht einen anderen Gott verkndigt.
40.
1. Was nun der Ausdruck bedeutet: nicht nach der Weise der Griechen,
das macht Petrus selbst klar, wenn <s 265> er fortfhrt: Denn von
Unwissenheit verfhrt, und ohne Gott so wie wir in vollkommener
Erkenntnis zu kennen, haben sie aus dem, worber er ihnen freie
Verfgung zum Gebrauch gegeben hatte, aus Holz und Steinen, Erz und
Eisen, Gold und Silber Gestalten angefertigt, indem sie vergaen, da das
nur Stof ist und wozu er bestimmt ist; und das, was ihrem Dasein dienen
sollte, haben sie (als Gtter) aufgestellt und verehren diese,
2. und ebenso das, was ihnen Gott zur Speise gegeben hat, die Vgel in
der Luft und die Fische im Meer und auf der Erde die kriechenden Tiere
zusammen mit den vierfigen Tieren des Feldes, Wiesel und Muse und
Katzen und Hunde und Afen; und was ihnen selbst zur Nahrung dienen
sollte, das bringen sie den zur Speise bestimmten Tieren als Opfer dar,
3935!ie im feolgenden angef(hrten Stze aus dem Eer.gma 0etri sind Fr. BD7 !o#sch(tz ($e%te und Intersuchungen <1
2).
3936Vgl. Strom. V1 7=,2.
3937Vgl. He#r 2,3.
506
und indem sie Totes Toten, als wren diese Gtter, darbringen, sind sie
Gott undankbar, da sie dadurch leugnen, da er ist.
41.
1. Und da nach seiner Meinung wir selbst und die Griechen den gleichen
Gott erkannt haben, freilich nicht in gleicher Weise, das zeigt er, indem
er so fortfhrt:
2.Und verehrt ihn auch nicht nach der Weise der Juden! Denn auch sie,
die sich einbilden, als einzige Gott zu kennen, verstehen ihn nicht, indem
sie Engeln und Erzengeln, dem Monat und dem Monde dienen.
3. Und wenn der Mond nicht scheint, feiern sie den sogenannten ersten
Sabbat nicht, noch feiern sie Neumond, noch das Fest der ungesuerten
Brote (Passah) noch das (Laubhtten-) Fest, noch den groen
(Vershnungs-) Tag.
4. Dann setzt er seiner Untersuchung gleichsam noch den Schlustein
ein: Darum sollt auch ihr das, was wir euch berliefern, fromm und
gerecht erlernen und es bewahren, indem ihr Gott durch Christus in
neuer Weise verehrt.
5. Denn wir haben in den Schriften gefunden, wie der Herr sagt: Siehe,
ich schliee mit euch einen neuen Bund, nicht einen solchen, wie ich ihn
mit euren Vtern auf dem Berge Horeb geschlossen habe.
3938
6. Einen neuen hat er mit uns geschlossen; denn das Verhltnis zu den
Griechen und Juden ist alt; wir aber sind die ihn auf eine neue Weise als
ein drittes Geschlecht verehrenden Christen.
7. Denn er hat, wie ich meine, deutlich kundgetan, da der eine und
einzige Gott von den Griechen in heidnischer Weise, von den Juden in
jdischer Weise, in neuer und geistiger Weise aber von uns erkannt wird.
42.
1. Auerdem hat er aber auch gezeigt, da der nmliche Gott die beiden
Testamente gegeben hat, er, der auch den Griechen die griechische
Philosophie geschenkt hat, durch die der Allmchtige bei den Griechen
gepriesen wird. Das ist auch aus dem folgenden klar.
2. Aus den Zglingen der griechischen Bildung und aus denen der
Gesetzesbildung werden alle, die den Glauben annehmen, zu dem einen
Geschlecht des geretteten Volkes zusammengefhrt, wobei die drei
Vlker nicht der Zeit nach getrennt sind, so da man drei Naturanlagen
annehmen mte, sondern nur durch verschiedene Bndnisse des einen
Herrn erzogen werden, aber alle dem Wort des einen Herrn glauben.
3. Wie nmlich Gott wollte, da die Juden dadurch gerettet werden, da
er ihnen die Propheten gab, so unterschied er die Herrvorragendsten der
Griechen von den gewhnlichen Menschen dadurch, da er fr sie in
3938Vgl. 9er 3= (32),32 f.; !tn BC,2.
507
ihrer eigenen Sprache Propheten auftreten lie, so wie sie imstande
waren, die Wohltat von Gott zu empfangen. Da dem so ist, wird auer
durch die Predigt des Petrus auch durch die Worte des Apostels Paulus
3939
bewiesen werden:
43.
1. Nehmt auch die griechischen Bcher zur Hand, lernt die Sibylle
kennen. wie sie einen Gott und das Zuknftige ofenbart, und nehmt den
Hystaspes
3940
und lest ihn, und ihr werdet nden, da der Sohn Gottes
hier noch viel klarer und deutlicher beschrieben ist, und wie gegen
Christus viele Knige zum Kampf antreten werden, die ihn hassen und
die, die seinen Namen tragen, und seine Glubigen, und ihr werdet von
seiner Geduld und von seinem Kommen hren.
2. Sodann fragt er uns mit einem einzigen Wort: Die ganze Welt und
was darinnen ist, wessen ist es? Ist es nicht Gottes?
3. Deshalb sagt Petrus, da der Herr zu den Aposteln gesagt habe:
Wenn also einer aus dem Volke Israel Bue tun und durch meinen
Namen zum Glauben an Gott kommen will, so werden ihm die Snden
vergeben werden. Aber nach zwlf Jahren
3941
geht hinaus in die <s 267>
Welt, damit niemand sagen kann: Wir haben es nicht gehrt.
3942
44.
1. Aber wie jetzt zur rechten zeit die Predigt gekommen ist, so wurden
zur rechten Zeit auch das Gesetz und die Propheten den Barbaren, die
Philosophie aber den Griechen gegeben, um ihre Ohren auf das Hren der
Predigt vorzubereiten.
2. So sagt ja der Herr, der Erretter Israels: Zur wohlgeflligen Zeit habe
ich dich erhrt und am Tage des Heils dir geholfen; ich habe dich zu
einem Bund mit den Vlkern gemacht, da du das Land bewohnen lssest
und das verdete Erbe wieder als Erbe austeilest, indem du zu denen im
Gefngnis sagst: Kommt heraus! und zu denen, die in der Finsternis sind,
da sie ans Licht kommen sollen.
3943
3. Denn wenn die Gefangenen die Juden sind, in bezug auf die auch der
Herr sagte: Kommt heraus aus dem Gefngnis alle, die ihr wollt!,
3944
indem er damit diejenigen meinte, die aus eigenem Willen gefangen sind
und die unertrglichen Lasten
3945
(so heit es) sich selbst durch
berssige menschliche Gebote auferlegten, so ist es klar, da die in
3939!ie Stze stammen vielleicht aus den 0aulusa>ten; vgl. '. Harnac>, +esch. der altchristl. Lit. 1 S. 2BC; 11 2 S. 8CB.
3940!ie unter dem ;amen des /ersischen Aeisen H.stas/es ver#reitete Schrift "ird auch von 9ustinus und Lactantius
ne#en der S.#ille genannt; vgl. Harnac> a.a.H. 1 S. =63; 11 2 S. 7=C; '. Aindisch, !ie Hra>el des H.stas/es,
'msterdam 2CBC.
3941Vgl. Strom. V1 8=,B; '//ollonius #ei ?use#ios, Hist. ?ccl. V 2=,28.
3942Eer.gma 0etri Fr. 6 v. !o#sch(tz.
39439es 8C,4DC.
3944Vgl. '. Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl. S. 2B=, 'gra/hon ==.
3945Vgl. L> 22,86 (5t B3,8).
508
der Finsternis Bendlichen diejenigen sind, die den zum Herrschen
bestimmten Seelenteil im Gtzendienst vergraben haben.
3946
4. Denn den nach dem Gesetze Gerechten fehlte
3947
der Glaube. Deshalb
sagte auch der Herr, wenn er solche heilte: Dein Glaube hat dich
gerettet.
3948
Den nach der Philosophie Gerechten fehlte aber nicht nur
der Glaube an den Herrn, sondern auch die Loslsung von dem
Gtzendienst.
5. Sobald ihnen freilich die Wahrheit ofenbart ist, bereuen sie auch
selbst das, was sie frher getan haben. Deshalb predigte der Herr das
Evangelium auch den im Hades Bendlichen.
3949
VI. Kapitel
45.
1. Die Schrift sagt ja: Der Hades spricht zu dem Verderben: Seine Gestalt
sahen wir nicht, aber seine Stimme haben wir gehrt.
3950
2. Nun hat doch wohl nicht <s 268> der Ort eine Stimme bekommen und
die ebengenannten Worte gesprochen, sondern diejenigen, denen ihr
Aufenthalt im Hades angewiesen war und die sich selbst dem Verderben
hingegeben hatten, gerade wie wenn sie sich selbst mit freiem Willen aus
einem Schif ins Meer gestrzt htten, diese sind es, die die Kundgebung
der gttlichen Macht und die gttliche Stimme hrten.
3. Denn welcher Verstndige knnte annehmen, da die Seelen der
Gerechten und die Seelen der Snder in einer Verdammnis seien, und so
die Vorsehung der Ungerechtigkeit zeihen?
4. Wie denn? Ist nicht geofenbart, da der Herr denen, die bei der
Sintut umgekommen oder vielmehr wie mit Fufesseln gebunden
waren, und den im Gefngnis und im Gewahrsam Festgehaltenen das
Evangelium predigte?
3951
5. Es ist aber auch in dem zweiten Buch der Teppiche gezeigt,
3952
da
die Apostel in Nachfolge des Herrn auch den im Hades Bendlichen das
Evangelium gepredigt haben. Denn die besten Jnger muten, meine ich,
wie hier, so auch dort Nachahmer ihres Meisters werden, damit der eine
die von den Hebrern Stammenden, die anderen die Heiden zur
Bekehrung brchten, das heit diejenigen, die zwar in der Gerechtigkeit
nach dem Gesetz und nach der Philosophie gelebt, aber nicht in
vollkommener, sondern in sndiger Weise ihr ganzes Leben hingebracht
hatten.
6. Denn dies geziemte fr den gttlichen Heilsplan, da diejenigen, die
sich in Gerechtigkeit ausgezeichnet, vorzglich gelebt und ihre
3946Vgl. 0laton, Staat V11 /. 733 !.
3947Vgl. L> 2=,BB.
3948Vgl. z.B. 5t C,BB.
3949Vgl. 20etr 3,2C.
3950Vgl. Hi B=,BB; !tn 8,2B; 'dum#r. in 20etr 3,2C f.
3951Vgl. 20etr 3,2C f.
3952Vgl. Strom. 11 88,2.
509
Verfehlungen bereut hatten, auch wenn sie sich erst an einem anderen
Orte zum Herrn bekannten, da sie doch immer in dem Bereich des
Allmchtigen waren,
3953
entsprechend der jedem einzelnen von ihnen
eigenen Erkenntnis gerettet wrden.
46.
1. Es wirkt aber, meine ich, auch der Heiland,
3954
da das Retten die ihm
eigentmliche Ttigkeit ist. In dieser Weise hat er also auch gewirkt,
indem er diejenigen, die infolge der Predigt sich dazu entschlossen hatten,
an ihn zu glauben, wohin immer sie auch gekommen sein mochten, zur
Rettung heranzog.
2. Wenn somit der Herr aus keinem anderen Grunde in den Hades
hinabstieg, als um dorthin die frohe Botschaft zu bringen, wie er
tatschlich deswegen hinabstieg, so brachte er das Evangelium entweder
allen <s 269> oder nur den Hebrern.
3. Wenn er es nun allen brachte, so werden alle gerettet werden, die zum
Glauben kamen, auch wenn sie aus den Heiden stammen, indem sie sich
endlich dort zum Herrn bekannten. Denn heilsam und erzieherisch sind
die Strafen Gottes, indem sie zur Bekehrung bewegen und lieber die
Sinnesnderung des Snders als seinen Tod sehen wollen;
3955
dazu kommt
noch, da die Seelen, befreit von den Krpern eine reinere Sehkraft
haben, selbst wenn ihr Blick durch Leidenschaften verdunkelt wird,
deswegen, weil ihnen das Fleisch nicht mehr hindernd im Wege steht.
4. Wenn aber der Herr die frohe Botschaft nur den Juden brachte, denen
die durch den Heiland vermittelte volle Erkenntnis und der Glaube fehlte,
so ist doch wohl klar, da, weil Gott kein Ansehen der Person kennt,
3956
auch die Apostel wie hier, so auch dort den zur Bekehrung geeigneten
Heiden die frohe Botschaft verkndigten, und da von dem Hirten mit
Recht gesagt ist:
5. Sie stiegen also mit ihnen in das Wasser hinab; aber sie stiegen
lebend hinab und stiegen lebend herauf, jene aber, die frher
Entschlafenen, stiegen tot hinab und stiegen lebend wieder herauf.
3957
47.
1. Ferner sagt das Evangelium, da auch viele Leiber von Entschlafenen
auferstanden seien,
3958
ofenbar indem sie in eine bessere Rangstufe
berfhrt worden sind. Es ist also eine allgemeine Bewegung und
Vernderung infolge der Heilsveranstaltung des Erlseres erfolgt.
3953Vgl. L> B,8C.
3954Vgl. 9oh 7,24; C,8.
3955?z 2=,B3; 33,22.
3956Vgl. '/g 23,38; G@m B,22.
39570ast. Herm. 1< 26,6; vgl. Strom. 11 88,B.
3958Vgl. 5t B4,7B.
510
2. Ein Gerechter unterscheidet sich nun, insofern er gerecht ist, nicht von
einem anderen Gerechten, mag er nun aus dem Bereich des Gesetzes
stammen oder ein Grieche sein. Denn Gott ist nicht nur der Juden,
sondern aller Menschen Herr,
3959
noch unmittelbarer aber der Vater derer,
die ihn erkannt haben.
3. Denn wenn das rechtschafene Leben auch ein gesetzmiges Leben
und das vernunftgeme Leben ein Leben entsprechend dem Gesetz ist
und die vor der Zeit des Gesetzes Lebenden, wenn sie ihr Leben richtig
gefhrt hatten, zu den Glubigen gerechnet
3960
und fr gerecht erklrt
wurden, so ist doch wohl klar, da auch die auerhalb des Gesetzes
Lebenden wegen der Eigenart ihrer Gesinnung, falls sie richtig gelebt
hatten, auch wenn sie im Hades und im Gewahrsam waren, sobald sie die
Stimme des Herrn <s 270> hrten, mochte es nun seine eigene oder die
durch die Apostel wirkende sein, sich so rasch als mglich bekehrten und
zum Glauben kamen. Denn wir erinnern uns daran, da der Herr die
Kraft Gottes ist,
3961
und wohl nie wird eine Kraft schwach sein.
4. So ist, meine ich, erwiesen, da Gott gut ist und da der Herr die
Macht hat zu retten, und da er dabei mit Gerechtigkeit und Billigkeit
gegenber den sich Bekehrenden verfhrt, sei es hier oder sei es
anderswo. Denn nicht nur hierher reicht die Wirkung seiner Macht,
sondern sie ist berall und ist immer wirksam.
48.
1. Darum sagt der Herr in der Predigt des Petrus nach der Auferstehung
zu seinen Jngern:
2. Ich habe euch zwlf ausgewhlt, da ich euch fr meiner wrdige
Jnger hielt (die der Herr haben wollte); und da ich die berzeugung
gewonnen hatte, da ihr treue Apostel sein wrdet, so sende ich euch in
die Welt, den Menschen auf der ganzen bewohnten Erde das Evangelium
zu verknden, damit sie erkennen, da nur ein Gott ist, und ihnen durch
den Glauben an mich, Christus, das Zuknftige zu ofenbaren, auf da, die
es hren und glauben, gerettet werden, die aber, welche nicht glauben,
zugeben mssen, es gehrt zu haben, und nicht zu ihrer Entschuldigung
sagen knnen: Wir haben es nicht gehrt.
3962
3. Wie nun? Ist nicht auch im Hades der gleiche Heilsplan wirksam
gewesen, damit auch dort alle Seelen die Predigt hren und dann
entweder ihre Sinnesnderung kundtun oder zugeben, da die Strafe
gerecht ist, weil sie nicht geglaubt haben?
4. Es wre aber die grte Ungerechtigkeit, wenn diejenigen, die vor der
Ankunft des Herrn aus diesem Leben abgeschieden waren, ohne etwas
von der frohen Botschaft gehrt und ohne von sich aus durch Glauben
3959Vgl. G@m 3,BC; 23,2B.
3960Vgl. e#d. 8,3; C,33.
3961Vgl. 2Eor 2,B8.
3962Eer.gma 0etri Fr. 4 v. !o#sch(tz.
511
oder Unglauben einen Anla dazu gegeben zu haben, entweder die
Rettung erlangt htten oder der Strafe verfallen wren.
5. Denn es wre doch wohl nicht recht, wenn jene ohne Richterspruch
verurteilt worden wren und nur die nach der Ankunft des Herrn
Lebenden der gttlichen Gerechtigkeit teilhaftig geworden wren.
6. Von Anfang an gilt aber fr alle vernnftigen Seelen das Wort: Alle
Snden, die einer von euch in Unwissenheit getan hat, weil er Gott nicht
genau kannte, werden ihm vergeben werden, wenn er (Gott) erkennt und
Bue tut.
3963
<s 271> 7. Denn siehe, so heit es, ich habe vor euch zur Wahl den
Tod und das Leben hingestellt, damit ihr das Leben whlt,
3964
womit
Gott sagt, da beides zum Vergleichen und Whlen hingestellt sei, nicht
da er beides geschafen habe.
49.
1. Und in einer anderen Schriftstelle sagt er: Wenn ihr auf mich hrt
und willig seid, so werdet ihr das Gute, was das Land hervorbringt, essen;
wenn ihr aber nicht auf mich hrt und nicht willig seid, wird euch das
Schwert fressen; denn der Mund des Herrn hat dies gesprochen.
3965
2. Wiederum sagt ausdrcklich David oder vielmehr der Herr im Namen
des Frommen (dies ist ein und derselbe seit Erschafung der Welt, jeder,
der zu verschiedenen Zeiten durch den Glauben gerettet wurde oder noch
gerettet werden wird):
3. Mein Herz freute sich, und meine Zunge frohlockte; aber dazu wird
auch mein Fleisch in Hofnung wohnen, so heit es; denn du wirst
meine Seele nicht im Totenreich lassen und wirst nicht zugeben, da dein
Heiliger die Verwesung sehe. Du hast mir Wege des Lebens kundgetan;
du wirst mich mit Freude erfllen vor deinem Angesicht.
3966
50.
1. Wie nun das Volk dem Herrn teuer ist, so ist mit dem Volk ein jeder
Heilige gemeint, zusammen mit dem Juden auch derjenige, der sich aus
den Heiden bekehrt, auf den die Propheten als auf den Proselyten (den
Hinzugekommenen) bereits im voraus hinwiesen.
2. Mit Recht sagt also die Schrift, da Rind und Br beisammen sein
werden;
3967
denn Rind ist der Jude genannt nach dem unter dem Joch
gehenden Tier, das nach dem Gesetz als rein angesehen wurde, weil das
Rind sowohl gespaltene Klauen hat als auch wiederkut.
3968
3963?#d. Fr. =; vgl. '/g 3,24.2C; 24,33.
3964!tn 33,27.2C
39659es 2,2C f.
39660s 27,CD22 (#eeinflut von '/g B,B6DB=.
3967Vgl. 9es 22,4.
3968Vgl. Lev 22,3.
512
3. Der Heide aber wird durch den Bren bezeichnet, der ein unreines und
wildes Tier ist; die Brin gebiert aber einen ungeformten Fleischklumpen,
den sie erst mit der Zunge so formt, da er einem Tiere hnlich wird.
3969
Denn derjenige, der sich aus den Heiden bekehrt, wird aus seinem
tierischen Leben durch das Wort umgestaltet, so da er menschenhnlich
wird; und erst wenn er so gezhmt ist, dann wird auch er wie das Rind <s
272> geheiligt.
4. So sagt der Prophet: Heulende Tiere werden mich preisen und junge
Straue und alle Tiere des Feldes.
3970
5. Zu den unreinen Tieren werden die Tiere des Feldes, das heit der
Welt, gerechnet, da die Schrift diejenigen als Tiere bezeichnet, die
gegenber dem Glauben wild und in ihrem Lebenswandel schmutzig und
nicht einmal durch die im Gesetz gebotene Gerechtigkeit gereinigt sind.
6. Wenn sie sich aber wandeln, so hren sie auf, Tiere zu sein, und
werden statt dessen durch den Glauben an den Herrn zu Menschen
Gottes und schreiten von dem anfnglichen Entschlu, sich zu wandeln,
zu dem Werden fort.
7. Denn die einen treibt der Herr an; denen aber, die schon begonnen
haben, reicht er auch die Hand und zieht sie empor. Denn der Herr des
Weltalls scheut sich vor keiner Person, und um keine Gre wird er sich
kmmern; denn Kleines und Groes hat er selbst geschafen, und auf
gleiche Weise sorgt er fr alle.
3971
51.
1. Und David sagt: Wenn auch die Heiden in die Grube gefallen sind, die
sie gegraben hatten, und sich ihr Fu in dem Netz, das sie verborgen
aufgestellt hatten, verstrickt hat,
3972
so wurde doch der Herr eine
Zuucht dem Armen und eine Hilfe zur rechten Zeit und in der Zeit der
Not.
3973
Rechtzeitig also wurde den in Bedrngnis Bendlichen die frohe
Botschaft gepredigt.
2. Und deswegen sagt er: Verkndiget unter den Vlkern seine
Taten!,
3974
damit sie nicht ungerecht verurteilt werden.
3. Wenn er nun denen im Fleische deswegen das Evangelium predigte,
damit sie nicht ungerecht verurteilt wrden, wie sollte er nicht aus dem
gleichen Grunde das Evangelium denen gepredigt haben, die vor seiner
Ankunft aus dem Leben abgeschieden waren?
3969Vgl. 0lut. 5oral. /. 8C8 :; 'elianus, Hist. 'n. 11 2C; 0linius, ;at. Hist. < 63; Hvidius, 5etam. 27,34CD3=2. Von
dieser Sage r(hrt die Gedensart *ungelec>ter Br, her.
39709es 83,B3. !as erste Aort des geschrie#enen Verses (%%%) ist die M#ersetzung des he#rischen tannim, "as
"ahrscheinlich *Scha>ale, #edeutet.
3971Aeish 6,4 (=).
39720s C,26.
3973?#d. C,23.
3974?#d. C,2B.
513
4. Denn gerecht ist der Herr, und Gerechtigkeit hat er lieb; auf einen
geraden Weg schaut sein Angesicht.
3975
Wer aber den Frevel liebt, der
hat seine eigene Seele.
3976
52.
1. Wenn also in der Sintut alles sndige Fleisch umkam
3977
und die Strafe
den Menschen zur Belehrung geschah, so mu man zunchst glauben,
da der Wille <s 273> Gottes, da er erziehend und tatkrftig ist, die sich
Bekehrenden errettet; sodann drfte auch das aus ganz feinen Teilen
Bestehende, nmlich die Seele, nie etwas Schlimmes von dem aus
grberen Teilen bestehenden Wasser erleiden, da sie wegen ihrer Feinheit
und Einfachheit nicht erfat werden kann, wie sie ja auch als
unkrperlich bezeichnet wird.
2. Was aber aus groben Teilen besteht, weil es infolge der Snde grob
geworden ist, das wird zugleich mit dem eischlichen Sinn, den es gegen
die Seele gelstet,
3978
verworfen.
3. Ferner schreibt auch Valentinus, das Haupt derer, die die Lehre von
der Gemeinschaft besonders hochschtzen, in der Homilie ber
Freunde wrtlich so:
4. Vieles von dem, was in den profanen Bchern geschrieben ist, ndet
sich auch in der Gemeinde Gottes geschrieben. Denn dieses Gemeinsame,
das sind die aus dem Herzen stammenden Worte, das Gesetz, das im
Herzen geschrieben ist; dies ist das Volk des Geliebten, das geliebt wird
und ihn liebt.
3979
53.
1. Denn mag er mit den profanen Bchern die jdischen Schriften oder
die der Philosophen meinen, in jedem Fall redet er von der Wahrheit als
von einem Gemeingut.
2. Und auch Isidoros, der Sohn und zugleich der Schler des Basileides,
schreibt in dem ersten Buch seiner Erklrungen des Propheten Parchor
3980
wrtlich so:
3. Die Attiker erzhlen aber, da dem Sokrates von einem ihn
begleitenden Geist manches ofenbart worden sei, und Aristoteles sagt,
da alle Menschen Geister bei sich haben, die whrend der Zeit, da sie an
den Krper gebunden sind, als ihre Begleiter mit ihnen gehen,
3981
indem er
dieses Lehrstck von den Propheten erhalten und seinen eigenen
3975?#d. 23,4
3976?#d. 23,7.
3977Vgl. +en 4,B3.
3978Vgl. +al 7,24.
3979Vgl. '. Hilgenfeld, Eetzergeschichte S. 333 ff.
3980Vgl. '. Harnac>, +esch. d. altchr. Lit. 1 S. 27C.
3981'ristoteles Fr. 2C3 Gose; vgl. Strom. V 233,3.
514
Schriften eingefgt hatte, ohne zu gestehen, woher er diese Lehre
genommen hatte.
4. Un wiederum in dem zweiten Buch der nmlichen Schrift schreibt er
etwa so: Und niemand soll glauben, da das, was wir als das Eigentum
der Auserlesenen bezeichnet haben, von gewissen Philosophen schon
frher gesagt worden sei; denn es ist nicht deren Erndung; vielmehr
haben sie es den Propheten entwendet und zu dem hinzugefgt, was bei
ihnen selbst an Weisheit vorhanden war.
5. Und wiederum in demselben Buch: Und mir scheint, da diejenigen,
die den Anspruch <s 274> erheben, der Weisheit beissen zu sein, dies
sind, um zu erfahren, was die gegelte Eiche und das ber sie gebreitete
bunte Gewand ist, all das, was Pherekydes in Sinnbildern von der
Gottheit sagte,
3982
nachdem er den Stof von der Weissagung des Cham
3983
genommen hatte.
3984
VII. Kapitel
54.
1. Philosophie nennen wir, wie wir schon frher angemerkt haben, nicht
die in jeder einzelnen Philosophenschule verkndete Lehre, sondern das,
was in Wahrheit Philosophie ist, ein verhalten, das in richtiger Weise
nicht nach einer fachmnnischen Weisheit strebt, die eine Fertigkeit in
den Dingen des tglichen Lebens gibt, sondern nach einer Weisheit,
3985
die eine unerschtterliche Kenntnis gttlicher und menschlicher Dinge
3986
und ein sicheres und unwandelbares Verstehen ist,
3987
das Gegenwart,
Vergangenheit und Zukunft umfat, so wie es uns der Herr durch seine
Ankunft und durch die Propheten gelehrt hat.
2. Und diese Erkenntnis kann durch Vernunftgrnde nicht erschttert
werden,
3988
da sie von dem nmlichen Willen, durch den sie auch
durchaus wahr ist, bergeben worden ist, indem sie nmlich durch den
Sohn bekanntgemacht worden ist.
3989
3. Und die eine Weisheit ist ewig, die andere ntzlich fr die Zeit, und die
eine ist immer die gleiche, von der anderen aber gibt es viele und
verschiedene Arten, und die eine ist ohne jede leidenschaftliche
Bewegung, die andere ist immer mit leidenschaftlichem Begehren
verbunden, und die eine ist vollkommen, die andere dagegen
unvollkommen.
39820here>.des Fr. B !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. S. 84,2B; vgl. Strom. V1 C,8.
3983Vgl. '. Harnac> a.a.H. 1 S. 27C.=76.
3984Vgl. '. Hilgenfeld a.a.H. S. B28 f.
3985-ur Interscheidung der z"eierlei Aeisheit vgl. Strom. 1 B8.B7; 224,2.
39867Vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
3987Vgl. Strom. 11 C,8 mit 'nm.
3988Vgl. e#d.
3989Vgl. Strom. V1 62,2.
515
55.
1. Nach dieser Weisheit also trgt die Philosophie Verlangen; diese ist ein
Streben
3990
der Seele sowohl nach der Fhigkeit richtigen Denkens als
auch nach der Reinheit des Lebens, und sie ist gegen die Weisheit
freundschaftlich <s 275> und liebevoll gesinnt und tut alles, um ihrer
teilhaftig zu werden.
2. Philosophen aber heien bei uns diejenigen, die nach der Weisheit, die
alle Dinge geschafen hat und alles lehrt, Verlangen tragen, das heit nach
der Erkenntnis des Sohnes Gottes, bei den Griechen aber diejenigen, die
sich mit den Reden ber die Tugend beschftigen.
3. Philosophie besteht aber wohl aus den nicht zu beanstandenden
Lehrstzen jeder einzelnen Richtung (ich meine philosophischen
Richtung), die verbunden mit den ihnen entsprechenden
Lebensgrundstzen zu einer Auswahl vereinigt sind.
4. Auch sie sind aus der den Barbaren von Gott geschenkten
Gnadengabe
3991
entwendet und wurden mit den Mitteln der griechischen
Sprachkunst ausgeschmckt; denn die einen Stze haben sie entwendet,
die anderen aber haben sie miverstanden; von den brigen Lehren haben
sie manche, von Gottes Geist bewegt, verkndet, aber nicht zu voller
Klarheit entwickelt, andere auf Grund von menschlichem Vermuten und
berlegen, wobei sie manchmal auch in die Irre gehen; whrend sie aber
selbst meinen, ihre Erfassung der Wahrheit sei vollkommen, ist sie, wie
wir von ihnen berzeugt sind, nur ein Stckwerk.
56.
1. Jedenfalls wissen sie nichts, was ber diese irdische Welt hinausginge.
Wie nmlich die Geometrie, die sich mit Maen und Gren und Figuren
beschftigt, durch die Umrizeichnung auf ebenen Flchen und die
Malerei bei den perspektivisch gemalten Bhnenwnden fr das Auge
den ganzen Sehraum (d.h. alle drei Dimensionen) umfat, aber so mit
ihren Zeichnungen das Auge tuscht, indem sie kunstvoll die beim
Anblick der perspektivischen Linien entstehenden Bilder verwendet
(infolge davon entsteht der Eindruck von Dingen, die ber, unter und auf
der Flche liegen, und die einen Teile scheinen herauszustehen, die
anderen zurckzustehen und wieder ander von der ebenen und glatten
Flche sich in irgendeiner anderen Weise fr das Auge abzuheben) so
geben auch die Philosophen wie die Malerei nur eine Nachahmung des
Wahren und Wirklichen.
2. Eigenliebe ist aber fr jedermann jederzeit Ursache aller
Verfehlungen.
3992
Deshalb darf man nicht den Ruhm vor Menschen
39901ch lese (%%%); vgl. 0aid. 1 232,B.
3991Vgl. z.B. G@m 2B,3.6.
3992Sacra 0ar. B73 Holl.
516
erstreben und selbstschtig sein, sondern mu Gott lieben und in der Tat
heilig mit Klugheit
3993
werden.
57.
<s 276> 1. Wenn nun jemand Teile verwendet, als ob sie das Ganze wren,
und das Minderwertige ehrt, als ob es das Wichtigste und die Hauptsache
wre, so irrt er von der Wahrheit ab und versteht das Wort nicht, das
David als Sndenbekenntnis gesprochen hat: Erde und Asche habe ich
wie Brot gegessen.
3994
2. Die Selbstsucht und die Einbildung gelten ihm als Erde und als Irrweg.
Wenn aber dies der Fall ist, so erwchst aus dem Unterricht die
Erkenntnis und das Wissen. Wenn es aber einen Unterricht gibt, so mu
man notwendig nach dem Lehrer fragen.
3. Denn Kleanthes nennt als seinen Lehrer den Zenon und Teophrastos
den Aristoteles und Metrodoros den Epikuros und Platon den Sokrates.
Aber wenn ich auch bis auf Pythagoras zurckgehe und auf Pherekydes
und Tales und auf die ltesten Weisen, fahre ich fort, nach ihrem Lehrer
zu fragen. Und wenn du die gypter nennst oder die Inder oder die
Babylonier oder die Magier selbst, so werde ich nicht aufren, nach dem
Lehrer dieser Vlker zu fragen, und fhre dich zurck auch bis zu dem
ersten Geschlecht der Menschen und fange dort an, zu fragen, wer sein
Lehrer war.
4. Von Menschen kann es niemand sein; denn sie hatten noch nicht
gelernt; aber auch keiner von den Engeln; denn weder knnen Menschen
so hren, wie die Engel als Engel etwas kundtun, noch haben jene die
Zunge so, wie wir die Ohren haben. Man wird aber bei den Engeln auch
keine Sprachwerkzeuge annehmen, ich meine Lippen und die diesen
benachbarten Teile und einen Kehlkopf und eine Luftrhre und eine
Brust und einen Atem und die Erschtterung der Luft.
5. Jedenfalls ist nicht daran zu denken, da Gott laut zu den Menschen
sprche, da er durch unnahbare
3995
Heiligkeit sogar von den Erzengeln
geschieden ist. Es ist uns aber berliefert, da auch schon die Engel die
Wahrheit erst erlernt haben und ebenso die ber sie gesetzten Obersten;
denn sie sind erschafene Wesen.
58.
1. Es bleibt uns also brig, noch ber sie hinaus emporzusteigen und nach
ihrem Lehrer zu fragen. Da es aber nur eines gibt, was unerzeugt ist, den
allmchtigen Gott, und nur eines, was zuvor erzeugt ist, durch das alles
wurde und ohne das auch nicht eines wurde
3996
(denn in der Tat ist
3993Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 B.
39940s 232,23.
3995Vgl. 2$im 6,26.
3996Vgl. 9oh 2,3.
517
Gott ein einziger, der den Anfang von allem <s 277> gemacht hat,
3997
schreibt Petrus, womit er auf den erstgeborenen Sohn hinweist, da er
ganz genau das Wort verstanden hatte: Im Anfang schuf Gott den
Himmel und die Erde
3998
) und da dieser von allen Propheten Weisheit
genannt wurde, so ist dieser der Lehrer aller erschafenen Wesen, der
Ratgeber Gottes, dessen, der alles vorauserkannt hatte.
3999
2. Er hat aber von Anfang an seit dem Beginn der Erschafung der Welt
vielfltig und auf vielerlei Weise
4000
erzogen und fhrt zur Vollendung.
Daher ist mit Recht gesagt: Nennt niemand auf Erden euren Lehrer!
4001
Du siehst, woher die wahre Philosophie ihre Grundlagen hat.
4002
3. Und wenn auch das Gesetz nur Abbild und Schattenbild der Wahrheit
ist, so ist das Gesetz doch wenigstens Schattenbild der Wahrheit;
4003
die
Eigenliebe der Griechen aber beruft sich auf irgendwelche Menschen als
auf ihre Lehrer.
59.
1. Wie nun alles, was einen Vater hat, auf Gott den Schpfer
zurckgeht,
4004
so geht auch auf den Herrn der Unterricht ber das Gute
zurck, der gerecht macht und dazu anleitet und mithilft.
2. Wenn aber manche Leute infolge von irgendeiner Einbildung
4005
die
Samenkrner der Wahrheit, die sie auf irgendwelche Weise erhalten
hatten, nicht zum Keimen brachten, sondern sie in ein unfruchtbares und
regenloses Land legten und von Unkraut ersticken lieen,
4006
so wie die
Phariser vom Gesetz abirrten, indem sie Menschenlehren einfhrten,
4007
so ist daran nicht der Lehrer schuld, sondern schuld sind diejenigen, die
sich dazu entschlossen, nicht auf ihn zu hren.
3. Aber diejenigen von ihnen, die sich durch die Erscheinung des Herrn
und durch das klare Zeugnis der Schrift berzeugen lieen, gelangen zum
Verstndnis des Gesetzes, gerade wie die Anhnger der Philosophie durch
die Lehre des Herrn zum vollen Verstndnis der wahren Philosophie <s
278> gelangen.
4. Denn die Worte des Herrn sind heilige Worte, ein im Feuer
erprobtes, echtes Silber, in der Erde siebenmal gereinigt.
4008
3997Eer.gma 0etri Fr. B v. !o#sch(tz; vgl. Strom. V1 3=,B; ?cl. /ro/h. 8.
3998+en 2,2.
3999Vgl. Strom V11 4,8.
4000He#r. 2,2.
4001Vgl. 5t B3,= f.; Strom 11 28,3.
4002Vgl. <eno>rates, der #ei !iog.Laert. 1V 23 und 0lut. 5oral. /. 87B ! die (%%%) als (%%%) #ezeichnet.
4003Vgl. He#r 23,2.
4004Vgl. ?/h 3,28 f.
40051ch lese mit 0ohlenz (%%%).
4006Vgl. 5> 8,3D4; 5t 23,3D4; L> =,7D4.
4007Vgl. 5t 27,C; 5> 4,4 (9es BC,23).
40080s 22,4.
518
60.
1. Entweder wird hiermit der Gerechte wie ein oft gereinigtes Silber fr
echt erklrt, indem er eine Mnze des Herrn geworden ist und das
knigliche Geprge erhalten hat, oder da auch Salomon sagt: Die Zunge
des Gerechten ist ein im Feuer erprobtes Silber,
4009
so bezeichnet das
Schriftwort die erprobte und weise Lehre als lobwrdig und beifallswert,
wenn sie in der Erde oftmals gereinigt ist, das heit, wenn die Seele des
Gnostikers durch die Enthaltung von der Feuersglut der irdischen
Versuchungen auf vielfache Weise geheiligt wird.
2. Aber auch der Leib, in dem sie wohnt, wird geheiligt, indem er fr die
Reinheit eines heiligen Tempels
4010
zubereitet und so Gottes Eigentum
wird. Die Reinigung der Seele in dem Leib besteht aber zuvrderst in der
Enthaltung von den bsen Taten. Manche halten diese fr die
Vollkommenheit, und sie ist in der Tat schlechthin die Vollkommenheit
fr den gewhnlichen Glubigen, sei er Jude oder Grieche.
3. Bei dem Gnostiker aber schreitet nach Erreichung der bei anderen als
Vollkommenheit angesehenen Stufe die Gerechtigkeit weiter fort zu der
Vollfhrung guter Taten, und bei demjenigen, bei dem die Steigerung der
Gerechtigkeit bis zum Gutestun fortgeschritten ist, bleibt die Vollendung
bestehen in dem unwandelbaren Zustand des Gutestuns nach dem Bilde
Gottes;
4011
denn die einen sind Same Abrahams und noch Knechte Gottes;
diese sind die Berufenen; Shne Jakobs aber sind seine Auserwhlten,
4012
sie, die die Macht der Bosheit berwunden haben.
4013
61.
1. Wenn wir also sowohl Christus selbst Weisheit
4014
nennen als auch
seine Wirksamkeit durch die Propheten, durch die man die gnostische
berlieferung erlernen kann, wie er selbst zur Zeit seiner Erscheinung die
heiligen Apostel lehrte, so drfte Weisheit wohl die Erkenntnis sein, <s
279> die ein Wissen und Verstehen des Gegewrtigen, Zuknftigen und
Vergangenen ist, das nicht wankend gemacht oder erschttert werden
kann, da es von dem Sohne Gottes berliefert und geofenbart worden
ist.
4015
2. Und wirklich, wenn hchstes Ziel des Weisen das unmittelbare
Schauen ist,
4016
so strebt zwar der noch Philosophierende nach dem
gttlichen Wissen, erlangt es aber noch nicht,
4017
wenn er nicht durch
Unterricht die Erklrung des prophetischen Wortes erhlt, wodurch er
4009Vgl. S/rich". 23,B3.
4010Vgl. z.B. 2Eor 3,26 f.
4011Vgl. Strom. 1V 233,B.
4012-um +egensatz von Berufenen und 'user"hlten vgl. 5t BB,28 (B3,26).
4013F(r *(#er"inden, ist hier das Aort (%%%) ge#raucht, "eil 9a>o# "egen +en. B7,B6; B4,36 (%%%) heit; vgl. 0hilon,
Leg. all. 111 2C3.
4014Vgl. 2Eor 2,B8.33
4015Vgl. o#en V 78,2 f.
4016Vgl. Strom 11 233,B, "o diese Bestimmung des h@chsten -ieles als die das 'na%agoras angege#en ist.
40173
519
erfhrt, wie sich die Gegenwart, die Zukunft und die Vergangenheit
4018
verhlt und verhielt und verhalten wird.
3. Diese Erkenntnis ist aber seit der Zeit der Apostel in ununterbrochener
Folge von einem zum anderen mndlich ohne Verwendung schriftlicher
Aufzeichnung an wenige weitergegeben worden und so bis zu unserer
Zeit herabgekommen. Infolgedessen mu die Erkenntnis oder Weisheit
durch bung bis zu dem ewigen und unvernderlichen Zustand des
unmittelbaren Schauens entwickelt werden.
VIII. Kapitel
62.
1. Denn auch Paulus macht ofenbar der Philosophie in seinen Briefen
keine Vorwrfe, sondern verlangt nur, da, wer die Hhe des Gnostikers
erreicht hat, nicht mehr auf die Stufe der griechischen Philosophie
herabsinke, indem er diese bildlich als Uranfnge der Welt
4019
bezeichnet, da sie gewissermaen nur die Anfangsgrnde enthlt und nur
eine Vorstufe zur Wahrheit ist.
2. Deshalb sagt er auch in dem Schreiben an die Hebrer zu denen, die
vom Glauben wieder zum Gesetz umkehren wollten: Ihr habt es wieder
ntig, da man euch darin unterweise, was die Anfangsgrnde der
Ofenbarungsworte Gottes sind, und seid dahin gekommen, da ihr Milch
statt fester Nahrung ntig habt.
4020
3. Ebenso sagt er auch zu den Kolossern, die sich aus dem Heidentum
bekehrt hatten: Seht zu, da euch niemand als Beute fortschleppe durch
Philosophie und eitlen Trug, der sich auf menschliche berlieferung, auf
die <s 280> Elementarmchte dieser Welt und nicht auf Christus
grndet,
4021
indem er euch verlocken will, wieder zur Philosophie, zu der
nur die Anfangsgrnde enthaltenden Lehre, zurckzukehren.
4. Und wenn jemand behaupten sollte, da die Philosophie von den
Griechen vermge menschlicher Klugheit erfunden worden sei, so nde
ich doch, da die Schrift sagt, die Klugheit sei von Gott gesandt.
63.
1. Jedenfalls hlt der Psalmendichter die Klugheit fr das grte
Geschenk und bittet um sie mit dem Wort: Dein Knecht bin ich; mache
mich klug!
4022
4018Vgl. Hom. 1l. 2,43.
4019Vgl. Eol B,=.
4020He#r 7,2B
40212Eol B,=.
40220s 22=,2B7.
520
2. Und vielleicht erbittet David die Mannigfaltigkeit der Erkenntnis,
wenn er schreibt: Gte und Bildung und Erkenntnis lehre mich; denn
ich habe deinen Geboten vertraut.
4023
3. Es ist aber zugestanden, da die Bndnisse (die beiden Testamente)
vollgltig sind und den Wrdigeren gegeben werden.
4. Jedenfalls sagt der Psalm wieder von Gott: An keinem (anderen) Volk
hat er so getan, und seine Rechte hat er ihnen nicht geofenbart.
4024
Der
Ausdruck aber er hat nicht so getan zeigt, da er zwar etwas getan hat,
aber nicht so. Ofenbar steht das Wort so zum Vergleich mit dem
Vorrang, der uns zuteil geworden ist; der Prophet htte sonst doch wohl
einfach sagen knnen er hat nicht getan, ohne das Wrtchen so
hinzuzufgen.
5. Ferner sagt auch Petrus in der Apostelgeschichte: In Wahrheit
erkenne ich, da Gott nicht die Person ansieht, sondern da in jedem
Volk jeder, der ihn frchtet und Gerechtigkeit bt, ihm angenehm ist.
4025
64.
1. Also ist es nicht erst mit der Zeit dazu gekommen, da Gott die Person
nicht ansieht, sondern es ist von Ewigkeit her so, und ebensowenig hat
sein Gutestun zu irgendeiner Zeit angefangen; aber es ist auch nicht auf
bestimmte rtlichkeiten oder auf bestimmte Menschen beschrnkt; denn
sein Gutestun ist nichts, was es nur mit einem Teil zu tun htte.
2. fnet mir Tore der Gerechtigkeit!, so heit es; ich will durch sie
einziehen und den Herrn preisen. Dieses ist das Tor des Herrn; Gerechte
werden hier einziehen.
4026
3. Barnabas
4027
aber erlutert das Wort des Propheten und fhrt fort: Da
nun viele Tore gefnet sind, so ist das Tor zur Gerechtigkeit das Tor in
Christus, und <s 281> selig sind alle, die hier hineinziehen.
4028
4. Den gleichen Sinn hat auch jenes Prophetenwort: Herr ber viele
Gewsser,
4029
nicht nur ber die verschiedenen Bndnisse, sondern auch
ber die verschiedenen Arten der Unterweisung, sowohl derer, die bei
den Griechen zur Gerechtigkeit fhren, als auch derer bei den Barbaren.
5. Deutlich bezeugt aber bereits auch David die Wahrheit, wenn er in
einem Psalm sagt: Die Snder sollen in das Totenreich hinabgescheucht
werden, alle die Heidenvlker, die Gottes vergessen.
4030
6. Sie knnen aber ofenbar nur den vergessen, dessen sie frher
eingedenk waren, und nur den verstoen, den sie gekannt hatten, bevor
sie ihn vergaen. Also hatten auch die Heidenvlker eine undeutliche
Vorstellung von Gott.
4023?#d. 22=,66.
4024?#d. 284,C.
4025'/g 23,38 f.
40260s 224,2C f. (aus 2:lem 8=,B f.)
40271rrtum statt :lemens
40282:lem 8=,8; vgl. Strom. 1 3=,4.
40290s B=,3.
4030?#d. C,2=.
521
65.
1. Und so viel hierber. Vieler Dinge kundig mu aber der Gnostiker
sein,
4031
und da ja die Griechen nach dem Vorgang des Protagoras lehren,
da es auf jede Rede eine Gegenrede gibt,
4032
mu er auch die Worte
bereit haben, die gegen solche Grnde vorzubringen sich geziemt.
4033
2. Denn die Schrift sagt: Wer da viel redet, wird auch vieles dagegen
hren.
4034
Wer wird das Gleichnis des Herrn verstehen, als wer weise
und verstnig ist und seinen Herrn lieb hat?
4035
3. Mag daher ein solcher glubig sein, mag er fhig sein, Erkenntnis
auszusprechen, mag er weise sein in Unterscheidung von Reden, mag er
gewaltig in Werken, mag er heilig sein; denn um so demtiger mu er
sein, je grer er zu sein scheint,
4036
sagt Clemens in dem Brief an die
Korinther.
4. Er ist ein Mann der Art, da er jenem Gebote gehorcht: Und reit die
einen aus dem Feuer heraus und habt Mitleid mit denen, die sich in
Zweifeln benden!
4037
5. Das Winzermesser ist freilich in erster Lienie dazu bestimmt, die
Schlinge zu beschneiden; aber wir bentzen es auch, um Ranken, die
sich ineinander verhngt <s 282> haben, zu trennen und Dornen
abzuhauen, die mit den Weinreben zusammengewachsen sind, an die man
nicht leicht herankommen kann. Das steht aber alles in Beziehung mit
dem Zurechtschneiden der Schlinge.
6. Andererseits ist der Mensch in erster Linie zur Erkenntnis Gottes
geschafen, aber er bestellt auch das Land und treibt Feldmekunst und
Philosophie, wovon das eine fr das Leben, das andere fr das richtige
Leben, das dritte aber dafr von Bedeutung ist, da man sich um die
Kunst des Beweisens bemht.
66.
1. Wer indessen behauptet, da die Philosophie vom Teufel ausgegangen
sei, soll auch daran denken, da die Schrift sagt, der Teufel nehme die
Gestalt eines Lichtengels
4038
an. Zu welchem Zweck? Ofenbar, um als
Prophet aufzutreten. Wenn er aber in der Gestalt eines Lichtengels
weissagt, so wird er doch wohl Wahres sagen.
2. Wenn er Worte weissagt, die eines Engels und des Lichtes wrdig
sind, so wird er auch Ntzliches dann weissagen, wenn er die Art eines
fremden Wesens an sich nimmt, indem er diesem in seiner Ttigkeit
4031Vgl. Strom. 1 3=,4.
40320rotagoras $est. B3 !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. B63,2.
40331ch lese mit $eng#lad (%%%)
4034Hi 22,B (Aohl aus 2:lem 33,8).
4035Barna#as#rief 6,23; vgl. Strom V 63,6 mit 'nm.
40362:lem 8=,7 f.; vgl. Strom. 1 3=,=. !er letzte Satz in Sacra 0ar. B72 Holl.
4037Vgl. 9ud. BB f.; zur $e%tform vgl. 9.B. 5a.or, $he ?/istle of St. 9ude and the second ?/istle of St. 0eter, London 2C34
S. :L<<<V111 ff. ?ine andere $e%tform steht 'dum#r. in 9ud. BB f.
4038BEor 22,28.
522
hnlich wird; mag er in Wirklichkeit auch von anderer Art sein, weil bei
ihm der Grundcharakter durch seinen Abfall bestimmt ist.
3. Denn wie knnte er jemand tuschen, wenn er nicht zuerst durch
wahre Worte das Vertrauen des Wibegierigen gewinnen und ihn so erst
spter in die Lge verstricken wrde?
4. berdies wrde es sich auch erweisen, da er die Wahrheit kennt,
wenn auch nicht mit vollem Verstndnis, aber doch so, da er ihrer nicht
ganz unkundig ist.
5. Demnach ist die Philosophie nicht unwahr, wenn auch der Dieb oder
der Lgner die Wahrheit nur deswegen sagt, weil er in seiner Ttigkeit
die Art eines fremden Wesens an sich genommen hat; und darf auch
nicht wegen dessen, der spricht, trichterweise auch das von ihm
Gesprochene von vorneherein verurteilen (ein Grundsatz, der auch
hinsichtlich derer zu beachten ist, die gerade jetzt als Propheten genannt
werden); man mu vielmehr untersuchen, ob sich das Gesprochene mit
der Wahrheit vertrgt.
67.
1. Wir drften aber wohl nicht im Irrtum sein, wenn wir auch schon ganz
allgemein sagen, da alles fr das Leben Notwendige und Ntzliche von
Gott zu uns gekommen sei, da aber die Philosophie den Griechen auch
noch in hherem Ma gleichsam als ein ihnen eigenes <s 283>
Vermchtnis gegeben worden sei, da sie eine Vorstufe der auf Christus
beruhenden Philosophie ist, wenn auch die Anhnger der griechischen
Philosophie ihre Ohren gegen die Wahrheit verschlieen, indem sie die
Sprache der Barbaren geringschtzen oder sich auch vor der Todesgefahr
frchten, die nach den Staatsgesetzen den Glubigen droht.
2. Wie aber bei der Philosophie der Barbaren, so wurde auch bei der
griechischen Unkrautsamen von dem mithineingest, dessen besondere
Ttigkeit es ist, Unkraut anzubauen. Deshalb sind bei uns zugleich mit
dem fruchtbaren Weizen die Irrlehren mitaufgewachsen,
4039
und
andererseits sind die Prediger der Gottesleugnung des Epikuros und der
Lust und alles dessen, was sonst gegen die richige Lehre in die griechische
Philosophie hineingestreut wurde, unntze Frchte, die nichts mit der
von Gott den Griechen geschenkten Saat zu tun haben.
68.
1. Diese wollstige und selbstschtige Weisheit nennt der Apostel
Weisheit dieser Welt,
4040
insofern sie nur die Dinge dieser Welt und
das, was sich auf sie bezieht, lehrt und dementsprechend den hier
waltenden Herrschern zur Frsorge bertragen ist. Deshalb ist diese
Philosophie, die es nur mit einem Teilgebiet zu tun hat, auch nur auf die
4039Vgl. 5t 23,B7 f..3C.
40402Eor B,6.
523
Elemente beschrnkt, whrend sich das wahrhaft vollkommene Wissen
ber die Welt hinaus erhebt und sich mit den geistigen und den noch
hheren geistlichen Dingen beschftigt, die kein Auge gesehen und kein
Ohr gehrt hat und die in keines Menschen Herz gekommen sind,
4041
bevor der Meister uns die Lehre darber klarlegte, indem er das
Allerheiligste und auf noch hherer Stufe das, was noch heiliger ist als
jenes, denen ofenbarte, die in echter und nicht geflschter Weise Erben
der von dem Herrn gewhrten Kindschaft sind.
2. So wagen wir es denn, zu behaupten (es handelt sich nmlich hier um
den gnostischen Glauben), da aller Dinge kundig und im Besitz eines
nicht wankenden Verstndnisses auch fr die uns unverstndlichen Dinge
alles zu erfassen fhig sei der wahre Gnostiker von der Art, wie es
Jakobus, Petrus, Johannes, Paulus und die brigen Apostel waren.
3. Denn voll von Erkenntnis ist die Weissagung, da sie vom Herrn
gegeben und wieder durch den Herrn den Aposteln klar ausgelegt worden
ist. Und vielleicht ist die Erkenntnis die Wesensart einer <s 284>
vernnftigen Seele, die sich durch bung dazu vorbereitet, da sie durch
die Erkenntnis in den Stand der Unsterblichkeit aufgenommen werde.
Denn beides sind Krfte der Seele, das Erkennen und das Wollen.
69.
1. Das Wollen erweist sich aber als eine Bewegung, der eine Zustimmung
zu einer Annahme vorausgeht.
4042
Denn bei jedem, der eine Handlung
beginnen will, ist zuerst die Kenntnis der Handlung vorhanden, und dann
erst kommt das Wollen.
2. Wir mssen auch hierbei noch an folgendem festhalten: Da nmlich
das Erlernen dem Handeln zeitlich vorangeht (denn von Natur erlernt der
Handelnde zuerst das, was er tun will) und die Kenntnis aus dem Lernen,
das Tun aus dem Wollen entsteht und auf das Wissen das Wollen folgt,
das dem Tun vorangeht, so drfte die Kenntnis Anfang und Ursache jeder
vernnftigen Handlung sein, so da sie allein mit Recht als das
kennzeichnende Wesen jeder vernnftigen Seele bezeichnet werden
kann.
3. Denn in der Tat ist das Wollen gewissermaen eine Erkenntnis, die
sich mit Rcksicht auf die vorhandenen Umstnde bewegt, die
Erkenntnis dagegen gerade dies, nmlich die Eigenschaft der Seele, eines
oder mehreres von dem Vorhandenen zu sehen, wenn sie aber zur
Vollkommenheit gelangt ist, alles Vorhandene zu sehen.
4041?#d. B,C.
4042Vgl. :hr.si//os Fr. mor. 86B v. 'rnim.
524
70.
1. Freilich sagen manche, der Weise sei berzeugt, da manches
unbegreiich sei; das hat zur Folge, da er auch davon einen klaren
Begrif hat, nmlich den, da das Unbegreiiche unbegreiich sei.
2. Das ist aber ein Gedanke, der keinen besonderen Wert hat und sich bei
solchen ndet, die nur einen geringen Scharflick haben; denn solche
Leute bezeichnen es als sicher, da einiges unbegreiich sei. Jener
Gnostiker aber, von dem ich spreche, begreift selbst das, was den brigen
unbegreiich zu sein scheint, weil er glaubt, da dem Sohne Gottes nichts
unbegreiich ist und daher auch nicht von seiner Lehre ausgeschlossen
bleibt. Denn derjenige, der aus Liebe zu uns litt, drfte uns doch nichts
von dem vorenthalten, was zur Lehre der Erkenntnis gehrt.
3. Dieser Glaube wird also zu einem unerschtterlichen Beweis, da von
dem durch Gott berlieferten die Wahrheit nicht zu trennen ist.
4. Wenn aber jemand auch nach reicher Lebenserfahrung Verlangen
trgt, so ist es der Schler der Weisheit, der das <s 285> Vergangene
kennt und das Zuknftige zu erschlieen wei; er versteht sich auf
knstlich geformte Aussprche und auf die Lsung von Rtseln; Zeichen
und Wunder erkennt er im voraus, und er wei, was das Ende von
kurzen und langen Zeitrumen sein wird.
4043
IX. Kapitel
71.
1. Denn das Wesen des Gnostikers ist von der Art, da er nur von den
Regungen abhngig ist, die zur Erhaltung des Krpers ntig sind, wie von
Hunger und Durst und hnlichen Regungen.
2. Aber von dem Herrn zu behaupten,
4044
da sein Krper als Krper zu
seiner Erhaltung die ntigen Dienstleistungen verlangt habe, wre
lcherlich; denn er a nicht wegen seines Krpers, der von einer heiligen
Kraft erhalten wurde, sondern nur, damit es seiner Umgebung nicht
einfalle, verkehrt ber ihn zu denken, wie ja spter einige meinten, seine
Ofenbarung sei nur Schein gewesen.
4045
Er selbst war aber ausnahmslos
frei von Trieben, so da keinerlei triebhafte Bewegung, weder Lust noch
Schmerz, irgendeinen Zugang bei ihm nden konnte.
3. Die Apostel aber konnten infolge ihrer Unterweisung durch den Herrn
in wahrhaft gnostischer Weise Zorn und Furcht und Begierde
beherrschen und lieen auch nicht einmal diejenigen leidenschaftlichen
Regungen, die als gut gelten, wie Mut, Eifer, Freude, Frohsinn,
4046
bei sich
mchtig werden, indem sie sich in einer Art von unerschtterlichem
Gemtszustand auch nicht im allergeringsten vernderten, sondern
4043Aeish. =,=.
40441ch setze mit Elostermann (%%%) nach (%%%) ein.
4045Vgl. 9ohannes'>ten ed. Bonnet S. 2C6,BB.
40468Vgl. :hr.si//os Fr. mor. 832 f. v. 'rnim.
525
immer in der Haltung der Selbstbeherrschung unverndert blieben,
wenigstens nach der Auferstehung des Herrn.
4. Denn wenn man auch die vorgenannten Regungen, soweit sie mit
Vernunft verbunden sind, als gut aufat, so darf man sie bei dem
Vollkommenen doch nicht zulassen. Denn er hat keine Veranlassung,
mutig zu sein; denn er gert in keine Gefahren, da er nichts von dem, was
ihm im Leben begegnen kann, fr gefhrlich hlt und da ihn auch ohne
den Mut nichts von der Liebe zu Gott abtrnnig machen kann;
4047
er hat
aber auch keinen Frohsinn ntig; denn er <s 286> verfllt auch nicht in
Trauer, da er ja berzeugt ist, da alles zum Besten gehe; und er wird
auch nicht zornig; denn es gibt nichts, was ihn zum Zorn reizen knnte,
da er immer Gott liebt und ihm allein ganz zugewandt ist und deshalb
auch keinen Ha gegen irgendeines der Geschpfe Gottes hegt.
5. Er kennt aber auch kein leidenschaftliches Streben; denn es fehlt ihm
nichts dazu, da er dem Guten und Schnen hnlich wird; und er liebt
fglich auch niemand mit dieser allgemeinen Liebe, sondern liebt den
Schpfer durch die Geschpfe.
72.
1. Er unterliegt also weder der Begierde oder irgendeinem Verlangen,
noch entbehrt er irgend etwas von dem brigen, wenigstens soweit es auf
die Seele ankommt, da er durch die Liebe bereits mit dem Geliebten
vereinigt ist, mit dem er schon verbunden ist, weil er sich fr ihn
entschieden hat, und da er sich ihm infolge seiner selbstbeherrschten
Haltung immer unmittelbarer nhert, glckselig wegen des Reichtums an
Gtern, so da er sich, soweit es wenigstens auf sie ankommt, bemht,
dem Meister in der Freiheit von Trieben hnlich zu werden.
2. Denn geistig ist das Wort Gottes, und dementsprechend zeigt sich das
Abbild des Geistes allein im Menschen, so wie der gute Mensch seiner
Seele nach gottgleich und gotthnlich ist und andererseits Gott
menschenhnlich. Denn die Eigenart eines jeden ist der Geist, und durch
ihn erhalten wir das uns kennzeichnende Wesen. Dementsprechend sind
auch diejenigen, die sich an einem Menschen versndigen, frevelhaft und
gottlos.
3. Denn es ist auch ein Geschwtz, wenn man sagt, man drfe den
Gnostiker und den Vollkommenen nicht des Zornes und des Mutes
berauben, da er ohne diese Eigenschaften die Unglcksflle nicht
berstehen und die Gefahren nicht ertragen wrde.
73.
1. Vielmehr werde er, wenn wir ihn auch des Frohsinns beraubten, ganz
und gar von den Widerwrtigkeiten berwltigt werden und deswegen
4047Vgl. G@m =,3= f.
526
auf das traurigste aus dem Leben abscheiden. Und wenn er kein
leidenschaftliches Streben htte,
4048
so wrde er, wie manche meinen,
nicht von dem Verlangen nach dem, was dem Schnen und Guten gleich
ist, ergrifen werden.
4049
2. Wenn wenigstens jede Annherung an das Schne ohne solches
Streben <s 287> unmglich ist, wie kann da, so sagen sie, leidenschaftslos
der bleiben, der nach dem Schnen strebt?
3. Aber wer so spricht, der kennt, wie es scheint, die gttliche Art der
Liebe nicht; denn die Liebe ist nicht mehr ein Streben des Liebenden,
sondern eine liebevolle Annherung, die den Gnostiker in die Einheit
des Glaubens
4050
versetzt, ohne da er Zeit und Raum dazu bedrfte.
4. Er gelangt aber durch Liebe bereits dorthin, wo er einmal sein wird,
indem er durch die Erkenntnis das Erhofte vorweggenommen hat;
deshalb begehrt er nach nichts mehr, da er, soweit es mglich ist, das
Begehrenswerte selbst bereits besitzt.
5. Mit Recht bleibt er also, da er in gnostischer Weise liebt, in der einen,
unwandelbaren Haltung; und er wird auch nicht leidenschaftlich darnach
streben, dem Schnen hnlich zu werden, da er durch seine Liebe bereits
Anteil an der Schnheit hat.
6. Und wozu sollte er noch Mut und Begierde ntig haben, da er doch die
aus der Liebe erwachsende Annherung an den leidenschaftslosen Gott
erlangt und durch die Liebe Aufnahme in die Reihe seiner Freunde
gefunden hat?
74.
1. Wir mssen also unseren Gnostiker und Vollkommenen frei von jeder
seelischen Erregung denken. Denn die Erkenntnis bewirkt
Selbstbeherrschung, die Selbstbeherrschung aber eine Haltung oder einen
Zustand, eine solche Beschafenheit aber Leidenschaftslosigkeit, nicht nur
Migung in den Leidenschaften; denn Leidenschaftslosigkeit ist die
Frucht der vollstndigen Ausrottung der Begierden.
2. Aber auch mit jenen vielgerhmten guten Trieben, nmlich mit den
guten Regungen, die den Leidenschaften zur Seite stehen, hat der
Gnostiker nichts zu tun; ich meine z.B. mit der Frhlichkeit (die der Lust
zur Seite steht) und mit der Niedergeschlagenheit (die nmlich mit der
Trauer verbunden ist) und mit der Vorsicht (sie ist nmlich der Furcht
untergeordnet) aber auch nicht mit der leidenschaftlichen Erregung
(diese steht neben dem Zorn) wenn auch manche behaupten, diese
Regungen seien nicht mehr etwas Schlechtes, sondern bereits etwas
Gutes.
4051
40481ch lese mit Eoetschau (%%%).
40491ch tilge mit Eoetschau das erste (%%%); vgl. $eng#lad S. 76.
4050?/h 8,23.
4051Vgl. :hr.si//os Fr. mor. 832 f. v. 'rnim.
527
75.
1. Denn es ist unmglich, da jemand, der durch die Liebe einmal zur
Vollendung gelangt ist
4052
und fr alle Zeit und ohne je dessen berdrssig
zu werden, die nie <s 288> stillbare Freude des Schauens genieen darf,
sich noch an den geringen und irdischen Dingen ergtzen knnte.
2. Denn welcher vernnftige Anla, wieder zu den weltlichen Gtern
zurckzukehren, knnte fr den noch bestehen, der zu dem
unzugnglichen Licht
4053
gelangt ist, wenn auch noch nicht der Zeit und
dem Ort nach, so doch vermittelst jener gnostischen Liebe, deretwegen
auch die Erbschaft und die vollstndige Wiedereinsetzung erfolgt, indem
der Vergelter
4054
durch Taten besttigt, was der Gnostiker infolge seiner
gnostischen Entscheidung durch die Liebe bereits vorausgenommen hat?
3. Ist es etwa nicht so, da er, wenn er zu dem Herrn aus Liebe zu ihm
abscheidet,
4055
mag auch seine leibliche Htte
4056
noch auf der Erde zu
sehen sein, zwar sich nicht selbst von dem Leben trennt (denn das ist ihm
nicht erlaubt) aber doch seine Seele von dem Bereich der Leidenschaften
abgetrennt hat (denn dies ist ihm gestattet) und nun wieder lebt,
nachdem er seine Begierden gettet hat,
4057
und nicht mehr von seinem
Krper abhngig ist, sondern ihm nur gestattet, das Notwendige zu
gebrauchen, damit er ihm nicht den Anla zur Ausung gebe?
76.
1. Wie sollte dieser noch Tapferkeit ntig haben, da er nicht in Gefahren
gert, er, der nicht mehr hier gegenwrtig, sondern mit dem Geliebten
bereits vllig vereint ist?
2. Wozu ist aber auch Enthaltsamkeit ntig fr den, der ihrer nicht
bedarf? Denn solche Begierden zu haben, da man Enthaltsamkeit ntig
htte, um sie zu beherrschen, das wre ein Zeichen dafr, da er noch
nicht rein, sondern noch von Leidenschaften beherrscht ist.
3. Und auch die Tapferkeit eignet man sich wegen der Furcht und
Feigheit an; denn es geziemt sich wirklich nicht, da der Freund Gottes,
den Gott vor Erschafung der Welt im voraus dazu bestimmt hat, da er
in die vollkommene Kindschaft aufgenommen werde,
4058
noch in
Regungen von Lust oder Furcht verfllt und sich mit der Bekmpfung
seiner Leidenschaften abmhen mu.
4. Denn ich mchte sogar wagen, so zu sagen: Gleichwie der
Vorherbestimmung nach bereits festgesetzt ist, was er einmal infolge
seiner knftigen Taten erhalten wird, so besitzt er auch selbst seiner
eigenen Vorherbestimmung nach <s 289> bereits den, den er lieb gewann,
4052Vgl. Henr 6,8.
4053Vgl. 2$im 6,26.
4054Vgl. He#r 22,6.
4055Vgl. 2Eor 7,=.
4056Vgl. e#d. 7,2.8.
4057Vgl. Eol 3,7.
4058Vgl. ?/h 2,8 f.
528
weil er ihn kennengelernt hatte, wobei fr ihn die Zukunft nicht ein
dunkles Geheimnis ist wie fr die Masse, die in ihrem Leben auf das
unsichere Raten angewiesen ist, er vielmehr das, was den brigen
unbekannt ist, bereits durch seinen gnostischen Glauben erlangt hat.
77.
1. Und wegen seiner Liebe ist ihm die Zukunft bereits gegenwrtig. Denn
durch die Weissagung und durch die Gegenwart des Herrn ist er zum
Glauben an Gott, der nicht trgen kann, gelangt, und das, was er geglaubt
hat, besitzt er, und er gewinnt die Verheiung (denn die Wahrheit ist der,
der die Verheiung gegeben hat
4059
) und er hat die Erfllung der
Verheiung durch die Zuverlssigkeit dessen, der sie gegeben hat, seinem
Wissen nach sicher erhalten.
2. Wer aber die Lage, in der er sich bendet, als sicheres Mittel, die
Zukunft zu erfassen, kennt, der begegnet durch seine Liebe bereits im
voraus der Zukunft.
3. So wird er denn auch, da er berzeugt ist, da er die wahren Gter
erlangen wird, gar nicht darum beten, die irdischen Gter zu erhalten,
sondern darum, da er den Glauben immer festhalten kann, der der Gter
teilhaftig ist und alles zu einem guten Ende fhren wird.
4. Und auerdem wird er darum beten, da sehr viele ihm mglichst
hnlich werden mchten, zur Ehre Gottes, die ihre Vollendung in der
reinen Erkenntnis ndet.
5. Denn zu einer Art Heilbringer wird jemand, der dem Heiland hnlich
wird, soweit es fr eine menschliche Natur erlaubt ist, das Bild des
Heilands in sich aufzunehmen, indem er, ohne zu schwanken, die
Forderungen der Gebote erfllt.
78.
1. Wer aber fhig ist, der Gottheit durch die wahrhaftige Gerechtigkeit,
nmlich durch Werke und Erkenntnis, Ehre zu erweisen, dessen Stimme
wartet der Herr beim Gebet gar nicht erst ab, da er ja sagt: Bitte, und ich
werde es tun; denke, und ich werde es geben.
4060
2. Denn berhaupt kann das Unvernderliche im Vernderlichen keinen
festen Stand und Halt gewinnen; und wenn die Vernderung immer
anhlt und wenn deshalb der beherrschende Seelenteil unbestndig
geworden ist, bleibt die Fhigkeit, eine Eigenschaft dauernd zu behalten,
nicht <s 290> bestehen.
3. Denn was durch das von auen Eindringende und Begegnende immer
verndert wird, wie knnte das je zu einem Dauerzustand oder einer
Beschafenheit und berhaupt zu dem Festhalten eines Wissens werden?
40592
4060Vgl. 5t 4,4 und dazu '. Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl. S. 333 Logion 28; Strom. V1 232,8; V11 82,3; 8C,4; 43,2.
529
Freilich nennen auch die Philosophen die Tugenden Zustnde, Arten des
Verhaltens und Formen des Wissens.
4061
4. Wie aber die Erkenntnis den Menschen nicht angeboren ist, sondern
von ihnen nachtrglich erworben wird, und ihre Erlernung am Anfang
Aufmerksamkeit und Pege und Wachstumsfrderung ntig hat und erst
darnach infolge der unablssigen bung zu einem Zustand wird, so bleibt
sie, wenn sie in diesem geheimnisvollen Zustand zur Vollendung
gekommen ist, wegen der Liebe unwandelbar.
5. Denn der Gnostiker hat nicht nur die erste Grundursache und die
durch sie geborene Ursache erfat und bleibt dabei unerschtterlich
stehen, da er bestndig bestndige und unvernderliche und
unbewegliche Grundstze besitzt; sondern auch ber Gutes und ber
Bses und ber die ganze Schpfung und berhaupt ber alles, wovon der
Herr gesprochen hat, besitzt er selbst die genaueste, von der Erschafung
der Welt bis zu ihrem Ende alles umfassende Wahrheit, die er von der
Wahrheit selbst erlernt hat. Er wird auch nie, wenn je etwas als glaubhaft
oder, um einen griechischen Ausdruck zu bentzen, zwingend erscheint,
dies der Wahrheit selbst vorziehen.
6. Vielmehr hlt er an dem, was der Herr gesagt hat, als an etwas
Sicherem und vllig Klarem fest. Und von allem hat er, wenn es auch den
brigen noch verborgen ist, doch bereits die Kenntnis erhalten. Die bei
uns gegebenen Ofenbarungen aber reden ber das Gegenwrtige so, wie
es ist, ber die Zukunft, wie es sein wird, und ber das Vergangene so,
wie es war.
79.
1. In den Gegenstnden des Wissens wird er, da er allein wirklich
sachverstndig ist, allen anderen berlegen sein, und die Lehre von dem
Guten wird er mit besonderer Sorgfalt behandeln, immer auf die
Erforschung des Geistigen bedacht; nach diesem als dem berirdischen
Vorbild wird er sein eignes Verhalten in den menschlichen Dingen
gestalten, so wie auch die Seefahrer ihr Schif nach dem Gestirn lenken;
er ist dazu gerstet, jede ihm zufallende Arbeit willig zu bernehmen, und
daran gewhnt, alles Lstige und Schlimme gering zu achten, wenn er es
<s 291> ertragen mu; er vollfhrt nichts Unbesonnenes und nichts, was
ihm selbst oder den allgemeinen Angelegenheiten nachteilig wre; er
blickt in die Zukunft voraus und lt sich nicht durch Lste beeinussen,
sei es im Wachen, sei es im Trumen.
2. An einfache Lebensweise und Gengsamkeit ist er verstndig
gewhnt; er verbindet Bescheidenheit mit Wrde und bedarf nur
Weniges, eben nur das, was ntig ist, um sein Leben zu fristen, whrend
er sich um nichts berssiges kmmert; ja auch das Notwendige nimmt
er nur, soweit es wirklich ntig ist, an und nicht in dem Sinn, als wre es
die Hauptsache, sondern weil es infolge der Lebensgemeinschaft
4061Vgl. :hr.si//os Fr. mor. 2C4 v. 'rnim.
530
notwendig fr den Aufenthalt des Fleisches hier unten ist; denn die
Hauptsache ist fr ihn die Erkenntnis.
X. Kapitel
80.
1. An zweiter Stelle kommt dann, da er eifrig mit dem beschftigt ist,
was ihn fr die Erkenntnis schult, indem er von jedem Wissensfach das
nimmt, was der Erforschung der Wahrheit frderlich ist.
2.
4062
Demnach achtet er in der Musik auf das richtige Verhltnis in den
Tonarten; in der Arithmetik beachtet er, wie die Zahlen steigen und fallen
und wie sie sich zueinander verhalten und wie die meisten Dinge einem
gewissen Zahlenverhltnis unterliegen; in der Geometrie lernt er das Sein
an und fr sich kennen und gewhnt sich daran, sich einen stetigen
Zwischenraum vorzustellen und ein unvernderliches Sein, das
verschieden von den Krpern hier ist.
3. Durch die Astronomie wiederum wird er sich im Geist ber die Erde
erheben und wird sich oben mit dem Himmel verbinden und wird im
Geiste den Kreislauf miterleben, wobei er immer die von Gott
geschafenen Gestirne und den sie untereinander verbindenden
Zusammenklang zu erfassen sucht,
4063
so wie von diesem Ausgangspunkt
aus Abraham darber hinaus zu der Erkenntnis des Schpfers
emporstieg.
4064
4. Aber auch mit der Dialektik wird sich der Gnostiker beschftigen,
indem er aus ihr die Einteilung der Gattungen in die Arten entnimmt,
und er wird die Unterscheidung der <s 292> Einzeldinge durchfhren, bis
er zu den ersten und einfachsten Begrifen gelangt.
5. Die meisten aber frchten sich vor der griechischen Philosophie wie
die Kinder vor Gespenstern, und sie haben Angst, sie knnte sie mit sich
fortnehmen.
81.
1. Wenn aber der Glaube (denn Erkenntnis kann ich das nicht nennen) bei
ihnen derart ist, da er durch beredte Worte erschttert werden kann, so
soll er erschttert werden, da die Leute dadurch am meisten veranlat
wrden, zuzugeben, da sie nicht im Besitz der Wahrheit sind; denn
unerschtterlich fest, so heit es, steht die Wahrheit, ein Irrglaube aber
kann wankend gemacht werden.
4065
So whlen wir ja auch Purpur
dadurch aus, da wir anderen Purpur daneben halten.
4062-um folgenden vgl. Strom V1 C3.
4063Vgl. 0hilon, Suaest. in +en. 111 3 /. 248 'ucher.
4064Vgl. +en 27,7; Strom. V =,7 mit 'nm.
4065Aoher der Satz stammt, ist nicht #e>annt.
531
2. Wenn daher jemand zugesteht, da er kein festgeformtes Herz (keine
unerschtterliche berzeugung) hat, so hat er den Probetisch der
Geldwechsler nicht und keinen Mastab zur richtigen Beurteilung der
Lehren. Und wie sollte der noch ein wirklicher Geldwechsler sein, der
nicht zu prfen und die echte Mnze von der geflschten zu
unterscheiden versteht?
4066
3. David aber ruft: Denn bis in Ewigkeit wird der Gerechte nicht
wankend gemacht werden,
4067
also weder durch trgerische Rede noch
durch in die Irre gehende Lust, und daher wird er auch von dem ihm zu
eigen gehrenden Erbe nicht weggestoen werden.
4. Vor bsem Leumund wird er sich also nicht frchten,
4068
also weder
vor leerer Verleumdung noch vor einer falschen Meinung, die man von
ihm hat. Er wird sich aber auch nicht vor den verschlagenen Reden
frchten, da er sie zu durchschauen vermag und fhig ist, richtig zu fragen
und richtig zu antworten. Denn die Dialektik ist wie ein Schutzwall, der
verhindert, da die Wahrheit von den Sophisten niedergetreten wird.
4069
5. Denn nach dem Wort des Propheten mssen wir uns des heiligen
Namens des Herrn rhmen und uns in unserem Herzen freuen, indem
wir den Herrn suchen.
4070
6. Suchet also den Herrn und werdet stark, suchet sein Angesicht
allezeit
4071
auf allerlei Weise! Denn <s 293> da er vielfltig und auf
vielerlei Weise
4072
gesprochen hat, wird er nicht auf eine einzige Weise
erkannt.
82.
1. Unser Gnostiker wird also vielseitig gebildet sein, nicht weil er sich
diese Wissenszweige als Tugenden aneignen wollte, sondern als
Gehilnnen; und indem er das Gemeinsame und das Besondere scheidet,
wird er zur Wahrheit gelangen. Denn in der Tat ist an allem Irrtum und
an allem falschen Wahn schuld, da man nicht unterscheiden kann,
inwieweit die Einzeldinge miteinander Gemeinsames haben und
inwieweit sie sich unterscheiden.
2. Denn wenn jemand seine Untersuchung nicht auf Grund genauer
Unterscheidungen durchfhrt, dann wird er, ohne es selbst zu merken,
das Allgemeine und das Besondere durcheinanderbringen; wo aber dies
geschieht, da mu man notwendig vom rechten Weg abkommen und in
die Irre gehen.
3. Auch bei der Betrachtung der Heiligen Schrift lt die Unterscheidung
der Wrter und der Sachen in den Seelen ein helles Licht aufgehen. Denn
man mu beim Hren sowohl auf die Einzelausdrcke achten, die
4066Vgl. Strom. 1 244,B mit 'nm.; auch ?/i>tetos 1 4,4 ist das gleiche Bild ver"endet.
40670s 222,6.
4068?#d. 222,4.
4069Vgl. 0laton, Staat V11 /. 738 ?; 0hilon, !e agr. 28 ff.
4070Vgl. 0s 238,3.
4071?#d. 238,8.
4072Vgl. He#r 2,2.
532
mehrerlei bedeuten, als auch auf die Flle, wo mehrere Ausdrcke nur ein
und dasselbe bedeuten. Daraus erwchst auch die Fhigkeit, richtig zu
antworten.
4. Dagegen ist die unntze Vielgeschftigkeit zu meiden, die sich viel mit
dem zu tun macht, was ganz ohne Belang ist; der Gnostiker mu
vielmehr die Beschftigung mit den verschiedenen Wissenschaften als
eine Vorbung verwenden, die einerseits mit dazu hilft, da die
Wahrheit, soweit das erreichbar ist, genau richtig und ungestrt
berliefert wird, und andererseits ein Schutz gegen die Reden ist, die mit
ihren verderblichen Knsten die Wahrheit ausrotten wollen.
83.
1. Der Gnostiker wird also nicht hinter denen zurckbleiben, die in der
allgemeinen Bildung und in der griechischen Philosophie gute
Fortschritte machen; aber er wird das nicht als die um ihrer selbst willen
zu betreibende Hauptsache ansehen, sondern nur als etwas Ntiges und
als etwas, das erst an zweiter Stelle kommt und durch die Umstnde
bedingt ist. Denn das, was die eifrigen Anhnger der Irrlehren in
verderblicher Absicht verwenden, das wird der Gnostiker zum Guten
bentzen.
2. Denn whrend sich die in der griechischen Philosophie zutage tretende
Wahrheit nur auf Teilgebiete erstreckt, stellt die <s 294> wirkliche
Wahrheit alle die trgerischen Versuche der Sophistik, etwas glaublich zu
machen, ins rechte Licht, genau wie die Sonne alle Farben hell beleuchtet
und beim Weien und beim Schwarzen deutlich zeigt, wie beschafen
jedes von ihnen ist.
3. Mit Recht ist daher schon zuvor auch von den Griechen laut verkndet
worden: Anfang gewaltiger Tugend, Herrscherin Wahrheit.
4073
XI. Kapitel
84.
1. Wie wir also bei der Sternkunde als Vorbild den Abraham haben, so
auch bei der Zahlenkunde den nmlichen Abraham.
4074
2. Nachdem er nmlich gehrt hatte, da Lot in Kriegsgefangenschaft
geraten war, stellt er die Zahl seiner eigenen Knechte mit 318 fest, zog mit
ihnen ins Feld und besiegte eine sehr groe Zahl von Feinden.
4075
40730indaros Fr. B37 Schroeder.
4074Vgl. o#en =3,3 mit 'nm.
4075Vgl. +en 28,28.
533
3. Nun sagt man, da das Zahlzeichen fr 300 der Form nach ein Hinweis
auf das Kreuz des Herrn sei,
4076
da dagegen das Jota (= 10) und das Eta (=
8) auf den Namen des Heilands hinweisen.
4077
4. Das bedeutet also, da diejenigen, die dem Abraham hinsichtlich der
Erlsung angehren, die nmlich ihre Zuucht zu dem Kreuz und dem
Namen (Jesus) genommen haben, ber die Herr geworden sind, die
Kriegsgefangene machten, und ber die gar vielen unglubigen Heiden,
die jenen folgten.
5. Ferner ist aber die Zahl 300 die dritte Hundertzahl, und die Zahl 10
wird allgemein als eine vollkommene Zahl angesehen.
4078
6. Die Zahl 8 aber, die erste Kubikzahl, bedeutet die Gleichheit in allen
drei Dimensionen, der Lnge, der Breite, der Tiefe.
4079
7. Und die Tage der Menschen, so heit es, werden 120 Jahre sein.
4080
Diese Zahl ist aber, wenn man die Zahlen von eins an zusammenzhlt, die
fnfzehnte; der Mond wird aber am fnfzehnten Tage zum Vollmond.
85.
<s 295> 1. Auerdem ist die Zahl 120 auch eine Dreieckszahl und besteht
aus einer gleichen Zahl 64, deren Teile, nmlich 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15,
zusammengezhlt Quadratzahlen ergeben, und einer ungleichen Zahl 56,
der Summe der sieben geraden Zahlen von 2 an, 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, die
zusammengezhlt Heteromeken (d.h.Produkte zweier, um eine Einheit
verschieden groer Zahlen, wie 2 mal 3, 3 mal 4) ergeben.
4081
2. Nach einer anderen Deutung wieder besteht die Zahl 120 aus vier
Zahlen, nmlich einer Dreieckszahl, der Zahl 15, zweitens einer
Viereckszahl, der Zahl 25, drittens einer Fnfeckszahl, der Zahl 35,
viertens einer Sechseckszahl, der Zahl 45.
3. In der gleichen Weise wird nmlich in jedem Fall die fnfte
Polygonalzahl genommen; denn wenn man von 1 an rechnet, ist die fnfte
Dreieckszahl 15 und die fnfte Viereckszahl 25 und bei den folgenden
Zahlen in entsprechender Weise.
4082
4. Ferner soll die Zahl 25, die fnfte Viereckszahl von 1 an gerechnet,
Sinnbild des Stammes Levi sein;
4083
und die Zahl 35 kommt bei der
arithmetischen und der geometrischen und der harmonischen Proportion
zwischen doppelt so groen Zahlen in Betracht, nmlich der von 6, 8, 9,
4076!as -ahlzeichen f(r 333 ist T .
4077Vgl. Barna#as#rief C,=.
4078Vgl. z.B. 0hilon, !e /ost. :aini 243; !e congr. erud. gr. ==.C3; mehr Belegstellen #ei 0aul.DAisso"a 11 23=4, 78 ff.
4079Vgl. z.B. 0lut. 5oral. /. B== !.
4080+en 6,3. !ie 'usdeutung der -ahl 2B3 stammt aus 0hilon, Suaest. in +en. 1 C2 /. 63 f. 'ucher. !ie
zahlentheoretischen 'nga#en gehen auf die /.thagoreische 0hiloso/hie zur(c>.
4081Vgl. ;i>omachos von +erasa, 1ntrod. arithm. 11 C,3; 24,B; 1am#lichos, Eommetar zu ;i>omachos /. 47,22D27 0istelli.
4082-u den 0ol.gonalzahlen vgl. ;i>omachos a.a.H. 11 =D22. !ie ersten f(nf !reiec>szahlen sind 2, 3, 6, 23, 27, eine
Geihe mit einer immer um eins "achsenden !ifferenz; die allgemeine Formel ist nSuadrat /lus n dividiert durch B,
"o#ei n das von 2 an gezhlte +lied der -ahlenreihe ist. Vierec>szahlen sind 2, 8, C, 26, B7; die !ifferenz "chst
immer um B; die Formel ist nSuadrat. F(nfec>szahlen sind 2, 7, 2B, BB, 37; !ie !ifferenz "chst immer um drei; die
Formel ist 3nSuadrat minus n dividiert durch B. Sechsec>zahlen sind 2, 6, 27, B=, 87; die !ifferenz "chst immer um
vier; die Formel ist BnSuadrat minus n (%%%)
4083Vgl. ;um =,B8.
534
12, die zusammengezhlt 35 ergeben;
4084
in so viel Tagen erhalten, wie die
Juden behaupten, die Siebenmonatkinder ihre Gestalt. Die Zahl 45 aber
kommt bei der Proportion zwischen <s 296> dreimal so groen Zahlen in
Betracht, nmlich den Zahlen 6, 9, 12, 18, deren Summe 45 ergibt,
4085
und
in diesen 45 Tagen erhalten in gleicher Weise, wie sie sagen, die
Neunmonatkinder ihre Gestalt.
4086
86.
1. Dieses ist also die Art des Beispiels aus der Rechenkunde;
4087
ein
Zeugnis fr die Geometrie aber soll der Bau der Stiftshtte und die
Errichtung der Arche sein, die beide nach sehr sinnvollen Verhltnissen
und nach gttlicher Eingebung erbaut werden, auf Grund der von Gott
geschenkten Klugheit,
4088
die uns von dem sinnlich Wahrnehmbaren zu
dem Geistigen, vielmehr noch von diesem zu dem Heiligen und
Allerheiligsten emporfhren will.
2. Denn der Ausdruck viereckige Hlzer
4089
weist dadurch auf die
Sicherheit hin, da die viereckige Form nach jeder Richtung rechte
Winkel bildet.
4090
Und die Lnge des Baus ist 300, die breite 50 und die
Hhe 30 Ellen. Und die Arche luft oben bis auf eine Elle zusammen,
4091
indem sie sich aus der breiten Grundche nach Art einer Pyramide
zuspitzt, als ein Bild fr diejenigen, die durch das Feuer gereinigt und
erprobt werden.
4092
3. Dieses geometrische Verhltnis wird angefhrt, um auf jene heiligen
Wohnungen hinzuweisen, deren Unterschiede durch die Unterschiede
der untereinander abgestuften Zahlen angedeutet sind.
87.
1. Die dabei verwendeten Verhltnisse sind das Sechsfache, wie 300 das
Sechsfache von 50 ist, und das Zehnfache, wie 300 das Zehnfache von 30
ist, und das Einundzweidrittelfache; denn 50 ist einundzweidrittelmal 30.
2. Manche sehen aber in den 300 Ellen ein Bild des Kreuzes des Herrn, in
den 50 ein Bild der Hofnung und der Vergebung entsprechend dem 50.
Jahr, und die 30 oder, wie es in einigen Texten heit, 12 sollen auf die
Predigt <s 297> des Herrn hinweisen, weil er im 30. Lebensjahr zu
4084Vgl. 0hilon, !e o/if mundi 23= f., "o die 0ro/ortionenausf(hrlich #es/rochen sind. Bei den -ahlen 6, =, C, 2B ist die
arithmetische 0ro/ortion 2BDC K CD6, die geometrische 6)= K C)2B, die harmonische 2BD= dividiert durch =D6 K 2B
dividiert durch 6 oder 2)6 T2)= K 2)= T 2)2B.
4085Bei den -ahlen 6, C, 2B, 2= ist die rathmetische 0ro/ortion 2=D2B K 2BD6, die geometrische 6)C K 2B)2=, die
hramonische 2=DC div.CD6 K 2= div 6 oder 2)6D2)C K 2)CD2)2=.
4086Vgl. zum ganzen '#schnitt, #esonders a#er zum Schlu, auch 0hilon, Suaest. in +en. 1V B4 /. B66 'ucher.
4087-u V =6,2 T =4,2 vgl. e#d. 11 B.7 /. 47.4C 'ucher.
4088Vgl. ?% 37,32.
40895it dem Aort *vierec>ige, (#ersetzt die Se/tuaginta das he#rische Aort go/her, das einen ;adelholz#aum
#ezeichnet.
4090Vgl. auch 0hilon, !e vita 5os. 11 2B=.
4091Vgl. +en 6,28D26.
4092Vgl. 20etr 2,4; Strom. V C,8 mit 'nm.
535
predigen begann
4093
und weil die Zahl der Jnger 12 war; und der Bau soll
auf eine Elle zusammenlaufen, da die Entwicklung der Gerechten bei der
Einzahl (der Monade) und bei der Einheit des Glaubens
4094
endigt.
3. Der Tisch in dem Tempel aber hatte einen Umfang von sechs Ellen,
und seine vier Fe waren je eine und eine halbe Elle hoch.
4095
Wenn man
alles zusammenzhlt, so erhlt man 12 Ellen, bereinstimmend mit dem
jhrlichen Kreislauf der 12 Monate, whrend derer die Erde, unter dem
Einu der vier Jahreszeiten, alles wachsen und zur Reife kommen lt.
4. Ein Bild der Erde ist aber, wie ich meine, der Tisch, der auf vier Fen
ruht, dem Sommer, dem Herbst, dem Frhling und dem Winter, durch
die das Jahr seinen Weg geht. Deshalb sagt Moses, da der Tisch auch
einen Rand mit gewundenen Wellenlinien habe,
4096
entweder weil alles
sich in den Zeitumlufen im Kreise bewegt, oder vielleicht wollte er auch
auf die rings vom Ozean umossene Erde hinweisen.
88.
1. Als ein Beispiel aus der Tonkunst sei David aufgefhrt, der Psalmen
sang und weissagte und den Herrn in schnen Weisen pries. Es pat aber
sehr gut das enharmonische Klanggeschlecht zu der dorischen Tonart
und das diatonische zur phrygischen, wie Aristoxenos sagt.
4097
2. Die Tonart des barbarischen Psalters, die den Ernst des Liedes zeigt, ist
die lteste und wird vor allem fr Terpandros das Vorbild, wenn er nach
der dorischen Tonart Zeus ungefhr so besingt:
Zeus, alles Lebens Anfang, Herr des Alls,
Zeus, diesen Liederanfang weihich dir.
4098
3. Der Psalmensnger bezeichnet wohl mit Zither
4099
der ersten
Bedeutung nach den Herrn, nach der zweiten aber diejenigen, die unter
der Leitung des Herrn, der ihr Musenfhrer ist, ohne Unterbrechung auf
ihren Seelen wie auf einem Saiteninstrument spielen.
4. Und wenn das Volk, das gerettet wird, Zither heit, so ist das so zu
verstehen, da es, erleuchtet von dem Logos und auf Grund <s 298> der
Erkenntnis Gottes, in klangvoller Weise Gott preist, wenn es durch den
Logos, wie ein Saiteninstrument zum Klingen, so zum Glauben gebracht
wird.
4100
5. Man kann aber auch in anderer Weise als ein wohlklingendes
Zusammenstimmen die kirchliche bereinstimmung des Gesetzes und
der Propheten und zugleich auch der Apostel mit dem Evangelium
aufassen und ebenso auch die mehr untergeordnete, den Zusammenklang
aller einzelnen Propheten bei allem Wechsel der Personen.
4093L> 3,B3.
4094BVgl. ?/h 8,23.
4095?% B7,BB.
4096Vgl. e#d. B7,B3.
4097Vgl. +.L. 5ahne, !iatrio#e de 'risto%eno, 'msterdam 24C3 S. 263.
4098$er/andros Fr. 2 !iehl
40994Vgl. z.B. 0s 76,C; 234,3.
4100Vgl. 0aid. 11 82,8 f.
536
89.
1. Aber, wie es scheint, gleichen die meisten derer, die sich dem Namen
(der Christen) verschrieben haben, den Gefhrten des Odysseus, indem
sie sich ohne Sinn fr eine feinere Bildung an die Lehre heranmachen,
und zwar nicht an den Sirenen, aber an dem Rhythmus und der Melodie
vorbergehen und ihre Ohren durch ihre Ablehnung des Lernens
verstopfen, weil sie wissen, da sie den Weg nach Hause nicht mehr
nden wrden, wenn sie nur einmal ihre Ohren der griechischen
Wissenschaft gefnet htten.
4101
2. Wer aber das Brauchbare zum Vorteil der zu Unterweisenden
auswhlt, zumal wenn es sich um Griechen handelt (des Herrn ist die
Erde und ihre Flle
4102
) der darf sich nicht von der Freude am Lernen
abkehren wie ein unvernnftiges Tier; er mu im Gegenteil fr seine
Hrer mglichst viele Hilfsmittel zusammenbringen.
3. Man darf aber bei ihnen durchaus nicht dauernd verweilen, sondern
nur soweit man von ihnen einen Nutzen gewinnen kann, so da man,
sobald man diesen Nutzen erhalten und sich zu eigen gemacht hat, nach
Hause zu der wahren Philosophie heimkehren kann, nachdem man als
feste berzeugung fr die Seele die aus allem hervorgehende Gewiheit
gewonnen hat.
4103
4. Man mu sich also mit der Tonkunst beschftigen zur Veredlung des
Charakters und zur Beruhigung des Gemts.
90.
1. So fordern wir uns auch beim Trinken durch Zutrinken gegenseitig
zum Psalmensingen auf und besnftigen durch unser Singen die
Leidenschaft unserer Begierden
4104
und preisen Gott fr die reiche Gabe
der den Menschen gegebenen Gensse und fr die Nahrung, die uns fr
das Wachstum des Krpers und fr die Frderung der Seele <s 299>
jederzeit geschenkt wurde.
2. Zu verwerfen ist aber jede die richtigen Grenzen berschreitende
Musik, die unsere Seele schwcht und uns in wechselnde Stimmungen
versetzt, so da wir bald leicht gerhrt, bald ausgelassen und
vergngungsschtig, bald wild aufgeregt und wie von Sinnen sind.
3. Das gleiche gilt auch von der Sternkunde. Denn sie sucht die Vorgnge
am Himmel zu erforschen und die Gestalt des Weltalls und den Kreislauf
des Himmels und die Bewegung der Gestirne. Auf diese Weise fhrt sie
die Seele an die Macht des Schpfes nher heran; sie lehrt auch wohl zu
achten auf die Jahreszeiten, auf den Wechsel der Luftstrmungen, auf die
Aufgangszeiten der Gestirne; denn auch die Schifahrt und der Landbau
4101Vgl. Hom. Hd. 2B,267 ff.
41020s B3,2 (2Eor 23,B6).
4103Sacra 0ar. B7B Holl.
4104Vgl. 0aid. 11 88,2.3.
537
hat die Sternkunde in sehr vielen Fllen ntig, so wie andererseits die
Architektur und die Baukunst die Geometrie ntig haben.
4. Diese letztere Wissenschaft macht in besonders hohem Mae die
Seele geschickt, richtige Folgerungen zu ziehen, das Wahre zu erkennen
und das Falsche zu widerlegen, bereinstimmungen und entsprechende
Verhltnisse aufzunden, so da wir beim Unhnlichen dem hnlichen
auf die Spur kommen; und sie leitet uns an, uns eine Lnge ohne
Breitenausdehnung und eine Flche ohne Tiefenausdehnung und einen
unteilbaren Punkt vorzustellen, und fhrt uns von dem sinnlich
Wahrnehmbaren hinber zu dem Geistigen.
91.
1. Die Wissenschaften sind also Gehilnnen der Philosophie, und die
Philosophie selbst hilft mit bei der Erfassung der Wahrheit. So war das
Gewand zuerst Schafwolle, dann wurde die Wolle gekrempelt und wurde
zum Faden fr den Einschlag und die Kette und wurde dann zum Tuch
gewebt.
2. In hnlicher Weise mu also die Seele vorbereitet und auf
mannigfache Weise bearbeitet werden, wenn sie zur Vollkommenheit
gefhrt werden soll; denn ein Teil der Wahrheit besteht im Erkennen, ein
anderer im Tun; ihre Quelle ist die Versenkung in das Schauen; sie hat
aber viele Schulung und bung und Erfahrung ntig.
3. Aber auch das Schauen ist zweierlei Art; es richtet sich teils auf die
anderen, teils auf den Beschauer selbst. Deshalb mu auch die
Unterweisung so beschafen sein, da sie beiden Zielen angepat ist.
4. Wenn man nun das vollkommen erlernt hat, was unbedingt zur
Erkenntnis hinfhrt, so kann man in Zukunft ungestrt in Ruhe <s 300>
verharren, indem man seine Taten nach dem geistigen Schauen richtet.
5. Wenn aber in der Absicht, die Nchsten zu frdern, die einen sich
daran machen zu schreiben und die anderen sich anschicken, die Lehre
mndlich weiterzugeben, so ist sowohl die sonstige Bildung ntzlich als
auch das Lesen der von dem Herrn erzhlenden Schriften notwendig, um
das Gesagte zu beweisen, und zwar vor allem, wenn die Hrer von der
griechischen Bildung herkommen.
92.
1. Eine solche Gemeinde beschreibt David: Zu deiner Rechten trat die
Knigin in einem golddurchwirkten Gewand und angetan mit bunten
Kleidern
4105
(damit ist die griechische Bildung und die das Streben nach
Wissen befriedigende Wissenschaft gemeint) mit einem Kleide mit
41050s 88,23.
538
goldenen Fransen, angetan mit bunten Kleidern.
4106
Die Wahrheit aber
kommt durch den Herrn.
4107
2. Denn wer, so heit es, hat deinen Ratschlu erkannt, wenn du ihm
nicht Weisheit verliehen und ihm deinen Heiligen Geist aus der Hhe
gesandt hast? Und auf diese Weise wurden die Pfade der Erdenbewohner
geradegerichtet und die Menschen darber belehrt, was dir wohlgefllig
ist, und durch die Weisheit wurden sie gerettet.
4108
3. Denn der Gnostiker kennt, wie wir frher sagten,
4109
nach dem
Schriftwort das Vergangene und wei das Zuknftige zu erschlieen; er
versteht sich auf knstlich geformte Aussprche und auf die Lsung von
Rtseln; Zeichen und Wunder erkennt er im voraus, und er sieht, was das
Ende von kurzen und langen Zeitrumen sein wird.
4110
93.
1. Siehst du, da die Quelle der Wissenschaften aus der Weisheit
entspringt? Nun wenden manche ein, was es denn ntze, zu wissen, zum
Beispiel, wie sich die Sonne und die brigen Gestirne bewegen und aus
welchen Ursachen, oder ber die geometrischen Lehrstze nachgedacht
zu haben oder ber die Dialektik oder ber jede einzelne von den anderen
Wissenschaften; denn all das trage nichts aus fr die Erkenntnis der
Pichten, und die griechische Philosophie sei nur ein Stck menschlicher
Klugheit; denn sie sei nicht fhig, die Wahrheit zu lehren.
4111
Gegen solche
Einwnde ist folgendes zu sagen, zunchst, da diese Leute <s 301> auch
betrefs der wichtigsten Tatsachen im Irrtum sind, nmlich betrefs der
freien Entschlufhikeit des Geistes.
2. Denn die, welche das Heilige, so heit es, heilig beobachten,
werden selbst geheiligt werden, und die, welche darin unterrichtet
worden sind, werden Rechtfertigung nden.
4112
Denn der Gnostiker wird
allein alles, was er tun mu, vernnftig und fromm tun, wie er es
entsprechend der Lehre des Herrn durch Vermittlung von Menschen
gelernt hat.
3. Und wiederum kann man hren: Denn in seiner Hand, das heit in
seiner Macht und Weisheit, sind sowohl wir selbst als auch unsere
Worte und alle Klugheit und die Geschicklichkeit fr Arbeiten.
4113
Denn
Gott liebt nichts als den, der mit der Weisheit in vertrauter Gemeinschaft
lebt.
4114
4. Sodann haben sie das nicht gelesen, was Salomon gesagt hat. Er sagt
nmlich da, wo er vom Bau eines Schifes spricht, ausdrcklich: Die
4106?#d. 88,28.
4107Vgl. 9oh 2,24.
4108Aeish C,24 f.
4109Vgl. Strom. V1 43,8.
4110 Aeish =,=.
4111 Vgl. 0hilon, !e migr. '#r. 2=8 ff.; !e somn. 1 73 ff.; $at. Hr. ad +r. B4; 1ren. 11 B=,B.
4112 ?ish 6,23.
4113 ?#d. 4,26.
4114 ?#d. 4,B=.
539
Weisheit war die Knstlerin, die es zustande gebracht hat; deine Frsorge
aber, Vater, steuert es.
4115
94.
1. Und wie sollte es nicht unvernnftig sein, die Philosophie fr etwas
Geringeres zu halten als Zimmermannsarbeit und Schifsbaukunst?
2. Vielleicht speiste der Herr jene Menge, die sich gegenber dem See
Tiberias auf dem Rasen gelagert hatte, mit den zwei Fischen und den fnf
Gerstenbrote, um damit auf den Unterricht hinzuweisen, durch den die
Griechen und die Juden vorbereitet wurden, bevor sie den gttlichen
Weizen, die durch das Gesetz zur Reife gebrachte Speise, erhielten.
4116
3. Denn zur Sommerzeit ist die Gerste frher reif als der Weizen. Auf die
griechische Philosophie aber, die in den strmischen Wogen des
heidnischen Lebens entstand und getrieben wurde, wiesen die Fische hin,
die denen zu reichlicher Nahrung gegeben wurden, die noch auf dem
Erdboden lagerten.
4. Denn ihre Menge wurde nocht grer, wie das bei den Brotbrocken
geschah;
4117
aber sie hatten Anteil an den segnenden Worten des Herrn
und wurden durch die Macht des Wortes mit dem Geiste der
Auferstehung der Gottheit erfllt.
5. Wenn du aber auch noch eine besondere Deutung wissen willst, so fa
es so auf, da der eine der beiden Fische auf die allgemeine,<s 302> die
Einzelwissenschaft umfassende Bildung, der andere Fisch aber gerade auf
jene hherstehende Philosophie hindeute, die freilich beide die Lehre des
Herrn nicht bermitteln knnen.
4118
Ein Schwarm von stummen Fischen schwamm jetzt rasch herbei,
4119
hat die tragische Dichtung irgendwo gesagt.
6. Und ich mu abnehmen, zunehmen aber mu
4120
von jetzt an in
Zukunft nur mehr das Wort des Herrn, das das Ziel des Gesetzes ist;
4121
so
hat der Prophet Johannes gesagt.
95.
1. Verstehe mir also das Geheimnis der Wahrheit und verzeihe mir, wenn
ich zgere, in der Ausfhrung noch weiter fortzuschreiten, und nur noch
dies eine verkndige: Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist
auch nicht eines geworden.
4122
4115 ?#d. 28,B f.
4116 Vgl. 9oh 6,CD22; vgl. 0itra, S/icil. Solesm. 111 /. 7B4.
4117 Vgl. 9oh 6,23.
4118 1ch lese (%%%). ?in hnliches Aorts/iel mit (%%%) 0laton, +esetze 111 /. 6C6 !.
4119 So/ho>les Fr. inc. 6C7; vgl. Strom. 11 6=,3.
41209oh 3,33.
4121Vgl. G@m 23,8.
41229oh 2,3.
540
2. Er ist ja Eckstein genannt worden, auf dem jeder Bau, fest
zusammengefgt, zu einem heiligen Tempel Gottes emporwchst,
4123
wie
der gttliche Apostel sagt.
3. Ich will an dieser Stelle nicht von dem Gleichnis im Evangelium reden,
das so lautet: Das Himmelreich ist hnlich einem Menschen, der ein
Netz ins Meer geworfen hatte und aus der Menge der gefangenen Fische
die besten auswhlte.
4124
4. Ferner verkndigt unsere Weisheit ganz deutlich auch die vier
Haupttugenden, ungefhr in der Weise, da darnach die Griechen auch
diese Tugenden ihrem Ursprung nach von den Hebrern zum Geschenk
erhalten haben. Das kann man aus folgenden Worten ersehen: Und
wenn jemand die Gerechtigkeit liebt, so sind ihre Frucht die Tugenden;
denn sie lehrt Migkeit und Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit, und
diese Tugenden sind das Ntzlichste, was es im Menschenleben gibt.
4125
5. Obendrein sollten sie auch noch dieses wissen, da wir von Natur fr
die Tugend geschafen sind, indessen nicht so, da wir sie von Geburt an
htten, sondern nur so, da wir fhig sind, sie zu erwerben.
XII. Kapitel
96.
<s 303> 1. Damit ist die Frage beantwortet, die uns von den Irrlehrern
vorgelegt wird, ob Adam vollkommen geschafen wurde oder
unvollkommen; wenn aber unvollkommen, wie kann, so fragen sie, das
Werk des vollkommenen Gottes unvollkommen sein und ganz besonders
der Mensch? Wenn aber vollkommen, wie kann er dann die Gebote
bertreten?
2. Sie werden nmlich als Antwort auch von uns hren, da er seiner
Gestaltung nach nicht vollkommen geschafen wurde, aber fhig, sich die
Tugend anzueignen; denn es ist doch wohl ein Unterschied, ob man fhig
fr die Tugend geschafen ist oder ob man sie bereits besitzt; Gott will
aber, da wir auf Grund eigener Entscheidung gerettet werden. Das ist
daher das Wesen der Seele, da sie sich aus eigener Kraft bewegt. Sodann
haben wir, da wir selbst vernnftige Wesen sind und die Philosophie
etwas Vernnftiges ist, eine gewisse Verwandtschaft mit ihr; die Eignung
zur Tugend aber ist zwar ein Antrieb dazu, sie zu erwerben, aber Tugend
selbst ist sie nicht.
3. Es sind also alle, wie ich sagte, von Natur zum Erwerb der Tugend
geschafen, aber der eine macht mehr, der andere weniger Fortschritte
durch Lernen und ben; deshalb gelangen auch die einen bis zur
vollkommenen Tugend, die anderen kommen nur bis zu einem gewissen
4123Vgl. ?/h B,B3 f.
4124Vgl. 5t 23,84 f.
4125Aeish =,4.
541
Punkt, und wieder einige, denen keine Frsorge zuteil geworden ist,
geraten ins Gegenteil, auch wenn ihre Naturanlage im brigen gut war.
4126
4. Noch weit mehr, ja beraus schwierig ist es aber, die Erkenntnis zu
gewinnen, die an Bedeutung und Wahrheit alle Wissenschaften
bertrift; sie wird nur durch groe Anstrengung gewonnen.
97.
1. Aber, so scheint es: Sie kennen die gttlichen Geheimnisse nicht; denn
Gott hat den Menschen zur Unvergnglickeit geschafen und ihn zum
Bild seines eigenen Wesens gemacht.
4127
Entsprechend diesem Wesen
dessen, der alles wei, strebt der Gnostiker, der gerecht und heilig mit
Klugheit
4128
ist, darnach, zur vollkommenen Mannesreife
4129
zu
gelangen.
2. Aber nicht nur in den Taten und in den Gedanken, sondern auch in
den Worten hlt sich der Gnostiker rein. Zum Beweis dafr heit es: Du
<s 304> prftest mein Herz und suchtest mich des Nachts heim; du
luterst mich, und kein Unrecht wurde an mir erfunden, auf da mein
Mund nicht die Werke der Menschen spreche.
4130
3. Und was meint die Schrift mit den Werken der Menschen.? Sie
meint, da er (der Gnostiker) die Snde selbst kennt, nicht eine Snde,
die man bereut hat (denn das ist etwas Gewhnliches, und bei den
anderen Glubigen zu nden), sondern das, was Snde wirklich ist; denn
er verurteilt auch nicht irgendeine bestimmte einzelne Snde, sondern
berhaupt jede Snde, und er stellt nicht die einzelne schlechte Tat, die
irgendeiner verbt hat, fest, sondern allgemein das, was man nicht tun
darf.
4. Daher gibt es auch zwei Arten von Reue; die eine ist die gewhnliche,
wenn man bereut, sich verfehlt zu haben; die andere, die das Wesen der
Snde ganz erkannt hat, veranlat in allererster Linie dazu, vom
Sndigen selbst abzulassen, und darauf folgt, da man berhaupt nicht
mehr sndigt.
98.
1. Man soll also nicht behaupten, da derjenige, der Unrecht und Snde
tut, sich infolge der Wirkung von bsen Geistern verfehle; denn dann
wrde er ja keine Strafe verdienen; vielmehr whlt er beim Sndigen das
gleiche wie die bsen Geister, indem er in seinen Leidenschaften unstet
und leichtfertig und wankelmtig ist wie ein bser Geist, und wird so ein
von bsen Geistern besessener Mensch.
4126Vgl. 0lut 5oral. /. B :.
4127Aeish B,BB f.
4128Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 B.
4129Vgl. ?/h 8,23.
41300s 26,3 f.
542
2. Wer aber von Natur bse ist, wird wegen seiner Schlechtigkeit zum
Sndigen geneigt und ist so ein bser Mensch geworden, da er sich mit
freiem Willen zur Snde entschlo und sie jetzt an sich trgt; da er zum
Sndigen geneigt ist, sndigt er auch mit der Tat, und umgekehrt tut der
sittlich Gute auch Gutes.
3. Darum nennen wir nicht nur die Tugenden, sondern auch die schnen
Taten gut. Vom Guten wissen wir aber, da das eine seiner selbst wegen
zu erstreben ist, wie z.B. die Erkenntnis (denn wir wollen durch sie nichts
anderes erlangen, wenn wir sie einmal besitzen, sondern wnschen nur,
da sie bei uns ist und wir in unaufrlichem Schauen bleiben und da
wir um sie und ihretwegen kmpfen), das andere ist wegen etwas
anderem erstrebenswert,
4131
wie es z.B. der Glaube wegen der mit ihm
verbundenen Folgen ist, da wir nmlich durch ihn der Strafe entrinnen
und als <s 305> Gegengabe fr ihn Heil erlangen. Denn bei den meisten
ist die Furcht die Ursache dafr, da sie nicht sndigen, und die
Verheiung die Veranlassung dazu, da sie sich um den Gehorsam
bemhen, dessen Wirkung das Heil ist.
99.
1. Also ist die Erkenntnis das vollkommenste Gut, da sie ihrer selbst
wegen erstrebenswert ist; in zweiter Linie ist aber auch das etwas
Schnes, was aus ihr hervorgeht.
2. Und die Strafe bewirkt bei dem Bestraften Besserung; fr die aber, die
von ferne zusehen knnen, wird sie zu einem warnenden Beispiel, infolge
dessen sie es vermeiden, in die gleichen Verfehlungen zu verfallen.
3. Wir wollen uns also die Erkenntnis aneignen, nicht weil wir nach dem
streben, was auf sie folgt, sondern weil wir sie wegen des Erkennens
selbst lieben. Denn der erste Gewinn ist der gnostische Zustand, der
unschdliche Freuden und Frohlocken fr jetzt und fr spter gewhrt.
4. Das Frohlocken ist aber, wie man sagt, eine Freude, die in einem
berdenken der wahren Tugend auf Grund einer Erholung und
Erheiterung der Seele besteht.
5. Die mit der Erkenntnis verbundenen Werke sind aber die guten und
schnen Taten. Denn wahrer Reichtum besteht in dem beru an den
tugendhaften Taten, die wahre Armut aber in dem Mangel an weltlichen
Begierden.
4132
6. Denn beim Besitz und Gebrauch der notwendigen Dinge ist nicht die
Art und Weise schdlich, sondern die das richtige Ma bersteigende
Menge.
4133
4131:hr.si//os Fr. >or. 223 v. 'rnim.
4132Vgl. Suis div. salv. 2C.
4133Sacra 0ar. B73 Holl.
543
100.
1. Deshalb schrnkt der Gnostiker die Begierden hinsichtlich des Besitzes
und des Gebrauches ein und geht nicht ber die Grenze des Notwendigen
hinaus.
2. Da er also das Leben hier auf der Erde fr notwendig hlt, um das
Wissen zu mehren und die Erkenntnis zu gewinnen, wird er nicht das
Leben, sondern das rechte Leben am hchsten schtzen,
4134
wobei er also
weder Kinder noch die Ehe oder die Eltern hher achten wird als die
Liebe zu Gott und die Gerechtigkeit im Leben.
3. Von ihm wird die Gattin nach der Erzeugung von Kindern als eine
Schwester angesehen, wie sie ja auch denselben Vater hat, und sie selbst
erinnert sich nur dann ihres Mannes, wenn sie auf ihre Kinder blickt, da
sie in der Tat auch nur Schwester sein wird, nachdem sie das Fleisch
abgelegt hat, das durch <s 306> die Eigenart der Krperformen die
Kenntnis des Geistlichen abtrennt und abschneidet. Denn an und fr sich
sind die Seelen selbst in gleicher Weise Seelen und keines von beidem,
weder mnnlich noch weiblich,
4135
zu der Zeit da sie weder heiraten noch
sich heiraten lassen.
4136
Und vielleicht wird so das Weib zum Mann
verwandelt, wenn sie in gleicher Weise ihr weibisches Wesen abgelegt hat
und mnnlich und vollkommen geworden ist.
101.
1. Das bedeutet also das Lachen der Sara, als ihr die Geburt eines Sohnes
verheien worden war, da sie, wie ich meine, nicht unglubig gegen den
Engel war, sondern sich nur davor schmte, jenen Verkehr wieder
aufzunehmen, durch den sie eines Sohnes Mutter werden sollte.
4137
2. Und vielleicht nannte sie Abraham von da an, als er bei dem Knig
gyptens wegen der Schnheit Saras in Gefahr geriet, mit Recht
Schwester und Vatertochter, aber noch nicht Muttertochter.
4138
3. Denen also, die sich von ihren Snden bufertig bekehrt haben und
noch nicht zu festem Glauben gelangt sind, gewhrt Gott wegen ihrer
Gebete das, worum sie bitten; denen aber, die sndlos und gnostisch
leben, gibt er, wenn sie auch nur an etwas gedacht haben.
4. So wurde der Hanna, da sie nur an einen Sohn gedacht hatte, die
Empfngnis Samuels geschenkt.
4139
Bitte, so sagt die Schrift, und ich
werde es tun; denke, und ich werde es geben.
4140
5. Denn es ist uns gelehrt worden, da Gott ein Herzenskndiger
4141
ist,
der nicht aus den Regungen der Seele Schlsse zieht wir wir Menschen,
aber auch nicht aus den Folgeerscheinungen (denn es ist lcherlich, so
4134Vgl. 0laton, Eriton /. 8= Bach.
4135Vgl. +al 3,B=.
4136Vgl. 5t BB,33; 5> 2B,B7; L> B3,37.
4137Vgl. +en 2=,2B.
4138Vgl. e#d. 2B,22DB3; B3,2B.
4139Vgl. 2E@n 2,23.
4140Vgl. 5t 4,4; Strom. V1 4=,2 mit 'nm.
4141Vgl. '/g 2,B8; 27,=.
544
etwas zu denken); und Gott nannte auch nicht so, wie der Baumeister ein
Werk lobt, wenn es fertig geworden ist, das Licht schn,
4142
nachdem er es
geschafen und es dann gesehen hatte.
6. Er wute vielmehr, auch schon bevor er es geschafen hatte, wie es
sein wrde, und lobte es. Durch die Macht des Schpfers wurde aber
seinem allem Anfang vorhergehenden Vorhaben entsprechend das schon
im voraus schn, was in Wirklichkeit schn werden sollte.
7. So nannte er das, was erst werden sollte, schon vorher schn, indem
die Ausdrucksweise <s 307> durch die Vernderung der wirklichen
Reihenfolge die Wahrheit verbarg.
102.
1. Nun betet der Gnostiker auch im Gedanken zu jeder Zeit, da er durch
die Liebe eng mit Gott verbunden ist.
4143
Und an erster Stelle wird er
Vergebung der Snden erbitten, und dann wird er nach der Bitte, da er
nicht mehr sndigen mge, noch darum bitten, da er Gutes tun kann
und da er die ganze Schpfung und Weltordnung, die sich nach dem
Willen des Herrn vollzieht, verstehen mge,
2. damit er endlich, reinen Herzens
4144
geworden, durch die von dem
Sohne geschenkte Erkenntnis in die selige Schau von Angesicht zu
Angesicht
4145
eingeweiht werde, nachdem er das Schriftwort vernommen
hatte: Gut ist Fasten mit Gebet.
4146
3. Fasten bedeutet aber, da man sich berhaupt alles Bsen enthlt,
sowohl in Taten als auch in Worten als auch selbst in Gedanken.
4147
4. Die Gerechtigkeit gleicht also, wie es scheint, einem Quadrat,
4148
da sie
nach allen Seiten hin gleich und eine und dieselbe ist, in Wort und Tat, im
Vermeiden von Bsem und im Tun von Gutem, in gnostischer
Vollkommenheit, ohne nach irgendeiner Seite hin irgendwie zu erlahmen,
damit sie nicht als ungerecht und unbillig erscheine.
4149
5. Insofern also jemand gerecht ist, insofern ist er durchaus auch glubig;
insofern er aber glubig ist, ist er noch nicht zugleich gerecht, wobei ich
an die Gerechtigkeit denke, die bereits Fortschritte gemacht hat und zur
Vollkommenheit gelangt ist, in dem Sinn, in dem der Gnostiker gerecht
genannt wird.
4142Vgl. +en 2,3 f.
4143Vgl. Strom. V11 44,B.
4144Vgl. 5t 7,=.
4145Vgl. 2Eor 23,2B.
4146Vgl. $o# 2B,=.
4147Vgl. Strom. 11 73,B.
4148Vgl. z.B. 0laton, 0rotagoras /. 33C B; 388 '.
4149Sacra 0ar. B78 Holl.
545
103.
1. So wurde dem Abraham, da er glubig geworden war, zur
Gerechtigkeit gerechnet,
4150
indem er so zu einer hheren und
vollkommeneren Stufe emporgestiegen war, als es der Glaube ist.
2. Denn wer sich nur vor der schlechten Tat htet, ist noch nicht gerecht,
wenn er nicht mit Anstrengung noch das Vollfhren guter Taten und die
Erkenntnis davon hinzugefgt, aus welchem Grunde man das eine
unterlassen, das andere tun mu.
4151
3. Durch die Wafen der Gerechtigkeit zu Angrif und Verteidigung
4152
gelange der Gerechte, sagt der Apostel, zu dem hchsten <s 308> Erbe,
indem er von den Wafen der einen Art geschtzt sei, mit der anderen
dagegen Taten vollbringe.
4. Denn der zum Schutz bestimmte Teil der Gesamtrstung und das
Vermeiden von Verfehlungen gengt fr sich allein nicht zur
Vollkommenheit, wenn nicht die Tat der Gerechtigkeit, die Vollfhrung
guter Taten, hinzukommt.
5. Dann erst ofenbart sich unser Gnostiker, der zu beiden Dingen
geschickt ist, in Gerechtigkeit, und von jetzt an ist sein Antlitz wie das
des Moses erleuchtet,
4153
was wir an einer frheren Stelle das
kennzeichnende Merkmal der gerechten Seele genannt haben.
4154
6. Denn wie bei der Wolle die beizende Farbe haften bleibt und die
Eigenart und den Unterschied von anderen Wollen bewirkt, so vergeht
auch bei der Seele die Mhe, es bleibt aber das Schne, und das
Angenehme schwindet dahin, und das Hliche prgt sich fest ein.
4155
7. Denn dies sind die kennzeichnenden Eigenschaften der beiden
verschiedenen Seelenarten, und durch sie wird die eine als verherrlicht,
die andere als verurteilt erkannt.
104.
1. Wenn sich indessen bei Moses infolge seines gerechten Handelns und
seines unablssigen Verkehrs mit Gott, der mit ihm sprach, eine
strahlende Frbung auf sein Angesicht legte, so legt sich auch auf die
Seele des Gerechten infolge der Frsorge und der Weissagung und des
Waltens Gottes eine gttliche Macht der Gte und prgt ihr eine Art von
geistigem Abglanz wie von Sonnenwrme ein, ein deutlich kenntliches
Siegel der Gerechtigkeit,
4156
ein mit der Seele durch unvernderliche,
Gott verehrende und von gttlichem Geist ergrifene Liebe verbundenes
Licht.
4150+en 27,6 (G@m 8,3).
4151Sacra 0ar. B77 Holl.
4152BEor 6,4.
4153Vgl. ?% 38,BC.
4154Vgl. vielleicht Strom. V1 6=,3.
4155Vgl. 5usonius #ei +ellius 26,2 (5usonii rell. /. 233,3 ff. Hense).
4156Vgl. G@m 8,22.
546
2. Da entsteht dann fr den Gnostiker die hnlichkeit mit dem
gttlichen Heiland,
4157
da er, soweit es fr einen Menschen seiner Natur
nach mglich ist, vollkommen wird, wie der Vater, so heit es, im
Himmel.
4158
3. Er selbst ist es, der gesagt hat: Kinder, noch kurze Zeit bin ich bei
euch,
4159
da auch Gott nicht, soweit er seinem Wesen nach gut ist,
deswegen selig und unsterblich bleibt, indem er weder selbst Mhen hat
noch <s 309> anderen Mhen macht,
4160
sondern dadurch, da er in der
ihm eigenen Weise Gutes tut und in unaufrlichem Gutestun wahrhaft
Gott und guter Vater ist und sich als solcher bewhrt, bleibt er ohne jede
Vernderung in dem gleichbleibenden Zustand der Gte. Denn was wre
ein Gutes ntze, wenn es nicht ttig wre und nicht Gutes wirkte?
XIII. Kapitel
105.
1. Wer also zuerst seine Leidenschaften gemigt und dann Freiheit von
Leidenschaften erstrebt hat und zu dem Gutestun gnostischer
Vollkommenheit fortgeschritten ist, der ist bereits hier auf Erden
engelgleich.
4161
Entsprechend seinen guten Taten ist er bereits
lichterfllt und strahlt wie die Sonne
4162
und strebt in seiner gerechten
Erkenntnis durch seine Liebe zu Gott zu der heiligen Wohnsttte empor
wie die Apostel, die nicht, weil sie auserwhlt waren, auf Grund einer
ausgezeichneten natrlichen Beschafenheit Apostel wurden (da ja auch
Judas mit ihnen auserwhlt wurde) sondern sie waren imstande, Apostel
zu werden, da sie von dem auserwhlt waren, der auch das Ende
voraussieht.
2. Jedenfalls wird Matthias, der nicht mit ihnen ausgewhlt worden war,
aber sich wrdig erwies, Apostel zu werden, an der Stelle des Judas in
ihre Zahl eingereiht.
4163
106.
1. Es ist also jetzt noch mglich, in die Auswahl der Apostel
aufgenommen zu werden, wenn man sich in den Geboten des Herrn bt
und vollkommen und gnostisch nach dem Evangelium lebt. 2. Ein solcher
ist in der Tat ein ltester in der Gemeinde und ein wahrer Diener des
gttlichen Willens, wenn er die Gebote des Herrn erfllt und lehrt; er
4157Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 'B.
41585t 7,8=.
41599oh 23,33.
4160Vgl. !iog. Laert. 23,23C; :ic. !e nat deor. 1 24,87 (?/i>uros, Sent. 1 Isener /. 42,3 f.).
4161Vgl. L> B3,36.
4162Vgl. 5t 23,83.
4163Vgl. '/g 2,B3.B6.
547
wird nicht deshalb, weil er von Menschen erwhlt wird,
4164
und auch
nicht, weil er ltester ist, fr gerecht gehalten, sondern, weil er gerecht
ist, wird er in den Rat der ltesten aufgenommen. Und wenn er hier auf
Erden nicht durch einen Ehrenplatz ausgezeichnet wird,
4165
so wird er
doch auf einem der vierundzwanzig <s 310> Trone sitzen
4166
und das Volk
richten, wie Johannes in der Ofenbarung sagt.
3. Denn in der Tat gibt es nur einen einzigen heilbringenden Bund, der
von der Erschafung der Welt bis zu uns reicht, von dem man aber
annahm, da er in verschiedenen Geschlechtern und zu verschiedenen
Zeiten auch der Art seiner Gaben nach verschieden sei.
4. Denn es ist folgerichtig, da es nur eine einzige unvernderliche Gabe
des Heils von einem einzigen Gott durch einen einzigen Heiland gibt, die
auf mannigfache Weise
4167
ntzt und deretwegen die
Zwischenwand,
4168
die den Griechen von dem Juden trennte, beseitigt
wurde, damit ein einziges auserlesenes Volk
4169
entstehen knnte.
107.
1. Und so gelangen beide zur Einheit des Glaubens,
4170
und die aus
beiden getrofene Auswahl ist eine Einheit.
2. Und noch auserwhlter als die Auserwhlten,
4171
so heit es, sind
diejenigen, die entsprechend ihrer vollkommenen Erkenntnis auch aus
der Kirche selbst wie Blten ausgewhlt und der herrlichsten Ehre
gewrdigt worden sind, als Richter und Ordner, in gleicher Weise aus
Juden und Griechen ausgewhlt, die vierundzwanzig, indem die Zahl der
Begnadigten verdoppelt wurde;
4172
denn wie ich glaube, sind auch die hier
auf der Erde in der Kirche vorhandenen Rangstufen von Bischfen,
ltesten und Diakonen Abbilder der Herrlichkeit der Engel und jener
Heilsordnung, die nach den Worten der Heiligen Schrift diejenigen zu
erwarten haben, die nach dem Vorbild der Apostel in vollkommener
Gerechtigkeit nach den Geboten des Evangeliums gelebt haben.
4173
3. Von diesen schreibt der Apostel, da sie auf Wolken
4174
entrckt
zuerst Diakonen sein und dann auf einer hheren Stufe der Ehre (den
zwischen Ehre und Ehre gibt es noch einen Unterschied
4175
) der Zahl der
ltesten wrden eingereiht werden, bis sie zum vollkommenen
Mann
4176
herangewachsen sind.
4164Vgl. vielleicht e#d. 28,B3.
4165Vgl. 5t B3,6; 5> 2B,3C; L> 22,83; B3,86.
4166Vgl. Hff# 8,8; 5t 2C,B=; L> BB,33.
4167He#r 2,2.
4168Vgl. ?/h B,28.
4169Vgl. $it B,28.
4170Vgl. ?/h 8,23.
4171Vgl. Suis div. salv. 36,2 mit 'nm.
4172Vgl. Hff# 8,8.
4173Vgl. vielleicht 2Eor B,C.
41742$hess 8,24.
41752Eor 27,82.
4176?/h 8,23.
548
XIV. Kapitel
108.
<s 311> 1. Von solchen sagt David: Sie werden ruhen auf dem heiligen
Berge Gottes,
4177
in der obersten Gemeinde, in der die Philosophen
Gottes versammelt werden, die wahren Israeliten
4178
und diejenigen, die
reinen Herzens
4179
sind, an denen kein Falsch
4180
ist, die nicht in der
Siebenzahl der Ruhe geblieben, sondern durch die gute Tat der
Annherung an Gott bis zur Erbschaft des dem Bereich der Achtzahl
4181
angehrenden Gutestuns emporgestiegen sind und sich dem reinen
Schauen unaufrlicher Betrachtung hingeben.
2. Es gibt aber auch andere Schafe, sagt der Herr, die nicht aus diesem
Stall sind,
4182
da sie ihrem Glauben entsprechend auch eines anderen
Stalles und einer anderen Wohnung gewrdigt worden sind.
3. Und meine Schafe hren meine Stimme,
4183
indem sie auf gnostische
Weise die Gebote verstehen; das bedeutet aber, sie hochsinnig und ihrer
Bedeutung entsprechend aufzufassen und zugleich die Werke
pichtgem zu erweisen, die die Erkenntnis notwendig begleiten
mssen.
4. Wenn wir daher hren: Dein Glaube hat dich gerettet,
4184
so fassen
wir das nicht einfach so auf, da er damit sagen wolle, alle, die wie auch
immer zum Glauben gelangt seien, wrden gerettet werden, auch wenn
die Werke nicht dazu kmen.
4185
5. Er sagte ja dieses Wort nur zu den Juden, die gesetzestreu und
untadelig gelebt hatten, denen also nur noch der Glaube an den Herrn
mangelte.
109.
1. Es ist also nicht mglich, da jemand glubig und zugleich zuchtlos ist;
vielmehr mu er, wenn er auch nicht aus dem Fleisch ausscheidet, doch
die Leidenschaften von sich ablegen, damit er in die ihm bestimmte
Wohnung gelangen kann.
2. Mehr aber als das Glauben ist das Erkennen, ebenso wie natrlich auch
mehr als das Gerettetwerden ist, wenn man nach dem Gerettetwerden
der hchsten Ehre gewrdigt wird.
3. Infolge grndlicher Erziehung mu daher unser Glubiger erst die
Leidenschaften ablegen, um dann in eine Wohnung zu gelangen, die
41770s 28,2.
4178Vgl. 9oh 2,84.
41795t 7,=.
4180Vgl. 9oh 2,84.
4181Vgl. Strom. 1V 23C,B.
41829h 23,26.
4183?#d. 23,B4.
4184Vgl. z.B. 5> 7,38.
4185Vgl. vielleicht 9a> B,24.
549
besser als seine frhere ist, wobei er als schwerste Strafe die besonders
geartete Reue ber diejenigen Snden bei sich <s 312> trgt, die er nach
der Taufe begangen hat.
4. Er ist wenigstens noch mehr darber betrbt, da er entweder noch
nicht oder berhaupt nicht das erreicht hat, woran andere, wie er sieht,
bereits Anteil haben.
5. Auerdem schmt er sich aber auch ber seine Verfehlungen, und dies
ist die grte Strafe fr den Glubigen. Denn gut ist die Gerechtigkeit
Gottes, und gerecht ist seine Gte.
4186
6. Und wenn auch wohl die Strafen dann aufren, wenn die Vergeltung
fr jede einzelne Schuld und die Reinigung davon vollendet ist, so bleibt
bei denen, die nur des anderen Stalles
4187
fr wrdig erfunden wurden,
doch dauernd die beraus groe Trauer darber bestehen, da sie nicht
mit denen zusammen sind, die wegen ihrer Gerechtigkeit verklrt sind.
110.
1. Dementsprechend sagt Salomon, indem er den Gnostiker einen Weisen
nennt, von denen, die sich ber die Erhabenheit seiner Wohnung
wundern, folgendes: Denn sie werden das Ende des Weisen sehen und
nicht verstehen, was Gott ber ihn beschlossen und wohin der Herr ihn
in Sicherheit gebracht hat.
4188
2. Und ber seine Ehre werden sie sagen: Dieser ist es, den wir einst
zum Gegenstand unseres Gelchters und zum Spottlied unseres Hohnes
gemacht hatten, wir Toren. Seine Lebensweise hielten wir fr Wahnsinn
und sein Lebensende fr ehrlos. Wie kommt es nun, da er unter die
Kinder Gottes gerechnet wurde und da sein Los unter den Heiligen
ist?
4189
3. Also wird nicht nur der Glubige, sondern auch der Heide auf das
gerechteste gerichtet. Denn da Gott, der ja die Zukunft kennt, wute, da
dieser nicht glauben wrde, gab er ihm trotzdem, damit er zu der fr ihn
mglichen Vervollkommnung gelangen knne, die Philosophie, aber vor
der Zeit des Glaubens, und gab ihm die Sonne und den Mond und die
Sterne zur Verehrung; denn diese hat Gott, wie das Gesetz sagt, fr die
Heidenvlker geschafen,
4190
damit sie nicht gnzlich gottlos wrden und
gnzlich auch zugrunde gingen.
4191
4. Aber diejenigen, die sich auch diesem Gebot gegenber als
unverstndig erwiesen und geschnitzte Bildwerke verehrten, werden, falls
sie nicht Bue tun, gerichtet; die einen, weil sie Gott nicht glauben <s
313> wollten, obwohl sie es gekonnt htten, die anderen, weil sie,
trotzdem sie es auch wollten, es doch nicht fertigbrachten, glubig zu
werden.
4186Sacra 0ar. B76 Holl.
4187Vgl. 9oh 23,26.
4188Aeish 8,24.
4189?#d. 7,3D7.
4190Vgl. !tn 8,2C.
4191Vgl. Hrigines, 9ohannes>ommentar 11 3,B7 /. 76,C f. 0reuschen.
550
111.
1. Indessen werden auch jene gerichtet, die von der Verehrung der
Gestirne nicht den Weg empor zu dem Schpfer fanden. Denn das war
ein Weg, der den Heidenvlkern gegeben worden war, damit sie durch
die Verehrung der Gestirne hindurch sich zu Gott emporarbeiten sollten.
2. Diejenigen aber, die bei diesen ihnen gegebenen Gestirnen nicht
bleiben wollten, sondern von ihnen noch tiefer zu Stein und Holz
herabsanken,
4192
die sind, wie es heit, der Spreu gleichgeachtet und dem
Tropfen, der vom Kruge herabfllt;
4193
sie nden keine Aufnahme mehr
in die Schar der Geretteten; sie knnen nicht Glieder des Krpers
4194
bleiben.
3. Wie es nun zu den Handlungen mittleren Wertes gehrt, wenn man
einfach die Rettung herbeifhrt, es dagegen eine vollkommene sittliche
Handlung ist, wenn man dies richtig tut und so, wie es sich gebhrt, so ist
auch jede Handlung des Gnostikers eine vollkommene sittliche Handlung
mittleren Wertes zu nennen, da sie noch nicht dem Logos gem
ausgefhrt und gewi nicht mit reifem Verstndnis vollendet wird, und
umgekehrt ist jede Handlung eines Heiden sndhaft zu nennen; denn
nicht das Gutestun an und fr sich, sondern eine Handlungsweise, bei der
man seine Taten mit dem Blick auf ein bestimmtes Ziel durchfhrt und
sie vernunftgem zustande bringt, bezeichnet die Schrift als
pichtgemes Handeln.
4195
112.
1. Wie daher diejenigen,die des Leierspielens unkundig sind, keine Leier,
und diejenigen, die nicht Flte blasen knnen, keine Flte in die Hand
nehmen sollen, so sollen auch die eine Tat nicht beginnen, die die
Erkenntnis nicht erlangt haben und nicht wissen, wie man in seinem
ganzen Leben handeln soll.
4196
2. Den Kampf um die Freiheit fhren nicht nur in den Kriegen die
Frontkmpfer, sondern auch bei Trinkgelagen und auf dem Ehebett und
in den Gerichtsslen diejenigen, die sich mit dem Logos <s 314> zum
Kampf gerstet haben und die sich davor schmen, Kriegsgefangene der
Lust zu werden:
Nicht gebe ich jemals fr unrechtmigen Vorteil die Tugend preis.
4197
3. Ein wirklich unrechtmiger Vorteil sind aber Lust und Trauer,
Sehnsucht und Furcht und berhaupt die Leidenschaften der Seele, bei
denen das, was fr den Augenblick Ergtzen bringt, in der Zukunft Leid
4192Vgl. z.B. 9er B,B4.
4193Vgl. 0s 2,8; 9es 83,27 und Strom. 1V 278,8; V11 223,3.
4194!amit ist die christliche Eirche gemeint; vgl. Strom. V11 =4,3.
4195:hr.si//os Fr. mor. 727 v. 'rnim.
4196Sacra 0ar. B74 Holl.
41970L+ 'des/. 238 B; vgl. 0ind. 0.th. 1V 283.
551
verursacht. Denn was ntzt es, wenn du die Welt gewinnst, so heit es,
aber deine Seele verlierst?
4198
4. Es ist also klar, da die, welche keine guten Taten vollbringen, auch
nicht wissen, was ihnen ntzlich ist. Wenn aber dem so ist, so sind sie
auch nicht imstande, in rechter Weise darum zu beten, da sie von Gott
das Gute erhalten, da sie ja das wahrhaft Gute nicht kennen; Und selbst
wenn sie es bekmen, so wrden sie die Gabe nicht zu schtzen wissen
und sich nicht in der richtigen Weise das zunutze machen, was sie nicht
richtig erkannt htten, sowohl weil sie nicht gebt darin sind, das ihnen
Gegebene gut zu verwenden, als auch weil sie allzu wenig gelernt haben,
insofern sie noch nicht erkannt haben, wie man die Gabe Gottes bentzen
mu. Denn Mangel an Lernen ist die Ursache der Unwissenheit.
113.
1. Und es scheint mir das grosprecherische Wort einer prahlerischen
Seele zu sein, die aber doch ein gutes Gewissen hat, wenn man den
Zuflligkeiten, die das Schicksal mit sich bringt, zuruft:
Darum komme, was mag, und beginne den Kampf!
Denn mit mir wird das Recht
Als Genosse im Kampf und die Billigkeit stehn,
Und nichts bringt mich zu Fall, wenn ich recht tu.
4199
2. Ein solches gutes Gewissen wahrt die Frmmigkeit gegenber Gott
und die Gerechtigkeit gegenber den Menschen und erhlt die Seele rein
durch ehrbare Gedanken und heilige Worte und gerechte Taten.
3. So gewinnt die Seele Kraft von dem Herrn und strebt darnach, Gott zu
sein,
4200
indem sie nichts fr ein bel hlt als den Mangel an Erkenntnis
und als ein Handeln, das der rechten <s 315> Lehre nicht entspricht, und
indem sie immer Gott fr alles dankt durch gerechtes Hren und
gttliches Lesen, durch wahres Forschen, durch heiliges Opfer, durch
seliges Gebet, und lobt, rhmt, preist und Psalmen singt; denn eine solche
Seele wird nie und bei keinem Anla von Gott geschieden.
4. Daher ist mit Recht gesagt: Und die, so auf ihn trauen, werden die
Wahrheit erkennen. und die Glubigen werden in Liebe bei ihm
verbleiben.
4201
Du siehst, wie Groes die Weisheit ber die Gnostiker
sagt.
114.
1. Dementsprechend sind also auch die Wohnungen je nach der
Wrdigkeit der Glubigen verschieden. So sagt Salomon: Denn ihm
4198Vgl. 5t 26,B6; 5> =,36; L> C,B7.
4199?uri/ides Fr. inc. C2=,2.3D7.
4200Vgl. Strom. V1 2B7,8; 0rotr. 228,8.
4201Aeish. 3,C.
552
wird fr seinen Glauben ein auserlesener Gnadenlohn geschenkt werden
und ein herzerfreuenderer Besitz im Tempel des Herrn.
4202
2. Die Steigerungsform zeigt nmlich, da es auch geringere Pltze in
dem Tempel des Herrn gibt, womit die ganze Kirche gemeint ist, und lt
auch an die hchste Steigerungsform (den Superlativ) denken, nmlich
den Ort, wo der Herr ist.
3. Auf diese drei Wohnungen, die fr die Auserwhlten bestimmt sind,
deuten die Zahlen im Evangelium hin, die dreiig und die sechzig und die
hundert.
4203
4. Und das vollkommene Erbe wird denen zuteil, die nach dem
Vorbild
4204
des Herrn zur vollkommenen Mannesreife
4205
gelangen.
Die hnlichkeit
4206
aber ist nicht, wie manche meinen, die hinsichtlich
der menschlichen Gestalt (denn eine solche Folgerung ist gottlos),
5. aber auch nicht die hinsichtlich der Tugend, nmlich die hnlichkeit
mit der ersten Ursache; denn gottlos ist auch diese Aufassung, wenn man
annimmt, da die nmliche Tugend bei einem Menschen und dem
allmchtigen Gott zu nden sei.
4207
Du whntest so heit es, den
frevelhaften Gedanken, da ich dir gleich sein wrde.
4208
Vielmehr
gengt es fr den Schler, zu werden wie der Lehrer,
4209
sagt der
Lehrer.
6. Der also, der Gott hnlich
4210
geworden und deshalb in die <s 316>
Sohnschaft
4211
und Freundschaft Gottes aufgenommen worden ist, wird
infolge seiner Teilnahme an der Erbschaft unter die Herren und Gtter
versetzt, wenn er so, wie der Herr selbst lehrte, nach den Forderungen
des Evangeliums vollkommen wird.
4212
XV. Kapitel
115.
1. Der Gnostiker bildet also in sich die unmittelbarere hnlichkeit nach,
nmlich die Gesinnung des Lehrers, die jener selbst hegte und den Klugen
und Verstndigen auftrug und anriet,
4213
und er versteht sie so, wie der
Lehrende es wollte, und nimmt fr sich im besonderen die groartige
Deutung auf und lehrt in einer des Wortes wrdigen Weise auf den
Dchern
4214
diejenigen, die sich in erhabener Weise erbauen lassen, und
4202?#d. 3,28.
4203Vgl. 5t 23,=; 0a/ias Fr. 7 Gouth (aus 1ren. V 36).
4204Vgl. +en 2,B6.
4205?/h 8,23.
4206Vgl. +en 2,B6.
4207Vgl. :hr.si//os Fr. mor. B73 v. 'rnim (K Strom. V11 ==,7); Strom. 11 237,3.
42080s 8C,B2; vgl. Strom. 1V 273,8. !er Interschied der Lesart (dort (%%%), hier (%%%)) findet sich auch in den
Se/tuagintahandschriften.
42095t 23,B7.
4210Vgl. +en 2,B6.
4211Vgl. ?/h 2,7.
4212Vgl. 5t 7,8=.
4213Vgl. z.B. 9oh 23,27.
4214Vgl. 5t 23,B4; L> 2B,3.
553
beginnt zuerst mit der Ausfhrung der von ihm vorgetragenen Lehren,
indem er mit seinem Wandel ein Vorbild gibt.
2. Denn der Herr gab erfllbare Gebote, und in der Tat mu der
Knigliche und der Christ zum Herrschen und Anfhren geeignet sein,
weil wir nicht nur beauftragt wurden, die Tiere um uns her zu
beherrschen,
4215
sondern auch die wilden Leidenschaften in uns selbst.
3. Auf Grund seiner vollen Kenntnis des schlechten und guten Lebens
wird also, wie es scheint, der Gnostiker gerettet, da er mehr als die
Schriftgelehrten und Phariser
4216
versteht und tut.
4. Spanne (deinen Bogen) und gehe deinen Weg glcklich voran und
herrsche als Knig, so schreibt David, zugunsten der Wahrheit und der
Sanftmut und der Gerechtigkeit, und es wird dich wunderbar deine
Rechte, das ist der Herr, fhren.
4217
5. Wer also ist weise und wird dies verstehen? Wer verstndig und wird
es erkennen? Denn gerade sind die Wege des Herrn,
4218
sagt der Prophet,
womit er kundtut, da allein der Gnostiker das von dem Geist mit
verborgenem Sinn Gesagte verstehen und erklren kann.
6. Und der Verstndige wird in jener Zeit schweigen,
4219
sagt die
Schrift, nmlich denen gegenber, die es nicht verdienen, da man es
ihnen verkndet; denn der Herr sagt: Wer Ohren hat, zu hren, der
hre!
4220
, <s 317> womit er sagen will, da das Hren und Verstehen
nicht aller Sache sei.
116.
1. Dementsprechend schreibt David: Finsteres Wasser in den Wolken
der Lfte; aus dem Glanz vor ihm gingen hervor die Wolken, Hagel und
Feuerkohlen,
4221
womit er lehrt, da die heiligen Lehren verborgen seien.
2. Und er tut kund, da sie den Gnostikern durchsichtig und
durchscheinend wie ein Hagel, der keinen Schaden anrichtet, von Gott
herabgesandt werden, dunkel dagegen der groen Masse wie die aus dem
Feuer herausgenommenen, erloschenen Kohlen, die man erst wieder
anznden und wieder zum Brennen bringen mu, wenn sie in Brand
kommen und glhend werden sollen.
3. Der Herr, so heit es daher, gibt mir eine gelehrige Zunge, damit
ich zur rechten Zeit erkenne, wann ich ein Wort sagen soll,
4222
nicht
nur bei dem Martyrium, sondern auch bei Frage und Antwort; und die
Unterweisung des Herrn fnet mir den Mund.
4223
Der Gnostiker zeigt
4215Vgl. +en 2,B=.
4216Vgl. 5t 7,B3.
42170s 88,7.
4218Hos 28,23
4219'm 7,23.
42205t 22,27 u.@.
42210s 24,2B f. 1m 0salm sel#st steht der 'usdruc>, den :lemens als erloschene Feuer>ohlen er>lrt, /oetisch f(r
Feuer#litze.
42229es 73,8.
4223?#d. 73,7; am Schlu hat :lemens die Aorte *die Hhren, in *den 5und, gendert.
554
sich also auch darin, da er die Rede zu gebrauchen versteht und wei,
wann und wie und wem gegenber er es tun mu.
117.
1. So lehrt aber auch der Apostel mit dem Wort nach den Uranfngen
der Welt und nicht nach Christus,
4224
da die Lehre der Griechen nur die
Anfangsgrnde enthlt, die Lehre im Sinn Christi dagegen vollkommen
ist, wie wir das schon frher dargelegt haben.
4225
2. Dementsprechend wird der Schling des wilden lbaums in die
Fettigkeit des edlen lbaumes eingepanzt
4226
und wchst wirklich in
gleicher Art mit den edlen lbumen; denn fr den eingepanzten
Schlich tritt an die Stelle der Erde der Baum, in den er gepanzt wird.
3. Aber alle Panzen zusammen sind auf Gottes Befehl emporgesprossen.
Wenn deshalb der Kontinos
4227
auch nur ein wilder lbaum ist, so <s 318>
nimmt man von ihm doch die Krnze fr die Olymiasieger, und die Ulme
hilft dem Weinstock dazu, in die Hhe zu wachsen, und leitet ihn an, gute
Frchte zu bringen.
4228
4. Wir sehen aber, da die wilden Bume mehr Nahrung an sich ziehen,
weil sie nicht Frchte zeitigen knnen. Jedenfalls bringen die wilden
Bume weniger reife Frchte hervor als die veredelten Bume, und die
Ursache dafr, da sie wild sind, ist gerade ihr Mangel an der Fhigkeit,
gute Frchte zu zeitigen.
4229
118.
1. Deshalb nimmt der gepfropfte lbaum mehr Nahrung auf, weil ein
wilder Zweig eingepanzt ist. Dieser gewhnt sich aber gleichsam daran,
die Nahrung zum Reifen von Frchten zu verarbeiten, und wird der
Fettigkeit des edlen Baumes hnlich. So ist es auch bei dem Philosophen;
er gleicht dem wilden lbaum, insofern auch er vieles nicht verarbeiten
kann, da er eifrig im Forschen und fhig zu leichtem Erfassen und
begierig nach der Fettigkeit der Wahrheit ist. Wenn er nun die gttliche
Kraft durch den Glauben hinzuerhlt und der guten und edlen Erkenntnis
eingepanzt und wie der wilde lbaum der wahrhaft vortrefichen und
barmherzigen Lehre aufgepanzt wird, so verarbeitet er die ihm
dargebotene Nahrung und wird zu einem lbaum, der Frchte trgt.
2. Denn die Pfropfung macht die Unbrauchbaren edel und zwingt die
Unfruchtbaren, fruchtbar zu werden, durch die Geschicklichkeit des
Baumzchters und durch die Wissenschaft des Gnostikers.
4224Eol B,=.
4225Vgl. Strom. V1 6B,2 f.
4226Vgl. G@m 22,24. -u dem Verfahren, in den Aurzelstoc> eines edlen Xl#aums einen "ilden Sch@ling einzu/flanzen,
vgl. Sven Linder, 0alstina&ahr#uch B6 (2C33) S. 83D83; +. !alman, 'r#eit und Sitte in 0alstina 1V, +(tersloh 2C37,
S. 28= f.
4227Eotinos ist der "ilde Xl#aum, der Hleaster.
4228Vgl. 0ast. Herm. Sim. 11.
4229Sacra 0ar. B7= Holl.
555
119.
.
4230
Das Pfropfen geschieht also, wie man sagt, auf vier Arten. Die eine
besteht darin, da man zwischen das Holz und die Rinde den
aufzupfropfenden Schlich einfgt. So werden die einfachen Leute aus
den Heiden unterrichtet, die die Lehre nur oberchlich aufnehmen.
2. Die zweite Art ist, wenn man das Holz spaltet und das edle Reis darein
einschiebt; dies geschieht bei denen, die Philosophie getrieben haben;
denn bei ihnen werden die Lehren durchschnitten,
4231
und dann dringt die
Erkenntnis der Wahrheit ein. So wird aber auch bei den Juden die alte
Schrift erfnet und das neue und edle Reis des lbaums aufgepfropft.
3. Die dritte Art der Pfropfung hat es mit <s 319> den wilden lbumen
zu tun, die mit Gewalt zur Wahrheit herbergefhrt werden. Man schabt
nmlich beide Zweige keilfrmig mit einem scharfen Messer ab, bis man
das Innere zwar blogelegt, aber nicht verletzt; dann bindet man beide
aneinander.
4. Die vierte Art der Pfropfung ist das sogenannte Inokulieren. Es wird
nmlich von einem edlen Zweig ein Auge weggenommen, indem zugleich
mit ihm im Kreise auch die Rinde in einer Lnge von ungefhr vier
Fingerbreiten weggenommen wird; dann wird der (wilde) Zweig an einem
Auge in der Gre des Umfangs abgeschabt; hier wird dann das Auge
angefgt, mit Bast umwickelt und mit Lehm bestrichen, wobei darauf
geachtet wird, da das Auge unbeschdigt und unbeschmutzt bleibt. Das
ist die Form der gnostischen Unterweisung, die die Verhltnisse zu
durchblicken vermag, wie ja diese Art begreiicherweise auch am meisten
bei den edlen Bumen verwendbar ist.
120.
1. Es kann aber auch die von dem Apostel erwhnte Einpfropfung in den
edlen lbaum,
4232
in Christus selbst, geschehen, indem die unedle und
unglubige Natur in Christus eingepanzt wird, das ist die Natur derer,
die zum Glauben an Christus kommen; besser aber ist es, wenn bei jedem
einzelnen der Glaube in die Seele selbst eingesenkt wird.
2. Denn auch der Heilige Geist wird auf diese Weise gewissermaen
verpanzt, indem er entsprechend der Begrenztheit eines jeden einzelnen
ohne Begrenzung verteilt ist.
3. ber die Erkenntnis spricht aber Salomon und sagt dabei folgendes:
Strahlend und unverwelklich ist die Weisheit, und leicht kann sie von
denen geschaut werden, die sie lieben, und von denen, die nach ihr
verlangen, lt sie sich vorauseilend im voraus erkennen. Wer sich am
frhen Morgen aufmacht, um zu ihr zu kommen, wird sich nicht lange
4230-u V 22C,2D8 vgl. :olumella, !e r. r. V 22 f.; 1V BC,7 f.; !e a#er. =; +eo/on. < 47; $heo/hrastos, !e caus. /lant. 1 6.
4231Vgl. ?m/edo>les Fr. 7,3 !iels (Strom. V 2=,8).
4232Vgl. G@m 22,B8.
556
abmhen mssen; denn sich in Gedanken mit ihr zu beschftigen, ist der
Hhepunkt der Klugheit, und wer um ihretwillen nachts wacht, wird
bald frei von Sorgen sein; denn sie geht umher und sucht die ihrer
Wrdigen auf (denn nicht aller Sache ist die Erkenntnis
4233
), und auf
ihren Wegen erscheint sie ihnen freundlich.
4234
Wege aber sind die
Fhrung des Lebens und die Mannigfaltigkeit entsprechend den
Testamenten.
121.
<s 320> 1. Darum fhrt er fort: Und bei jedem Gedanken begegnet sie
ihnen,
4235
indem sie sich auf mannigfaltige Weise sehen lt, nmlich
durch jegliche Art von Unterweisung.
2. Dann fgt er hinzu, indem er noch die Liebe, die alles vollenden kann,
nennt und in einer Schlufolgerungen verwendenden Redeform und auf
Grund wahrer Voraussetzungen den beraus beweiskrftigen und wahren
Schlu etwa so aufaut: Denn ihr Anfang ist das vllig wahrhaftige
Verlangen nach Unterweisung (das heit nach Erkenntnis), Sorge um
Unterweisung ist aber Liebe zu ihr, die Liebe aber besteht in der
Beobachtung ihrer Gebote, Festhalten an den Geboten ist aber
Sicherstellung der Unsterblichkeit; Unsterblichkeit aber bewirkt, da
man Gott nahe ist. Verlangen nach Weisheit fhrt also zur
Knigsherrschaft empor.
4236
3. Er lehrt nmlich, wie ich meine, da wahre Unterweisung das
Verlangen nach Erkenntnis ist, bung in der Unterweisung kommt aber
wegen der Liebe zur Erkenntnis zustande, und die Liebe ist das Halten
der zur Erkenntnis emporfhrenden Gebote, ihr Halten ist aber eine
Besttigung der Gebote, um deretwillen die Unsterblichkeit hinzukommt.
Unsterblichkeit aber bewirkt, da man Gott nahe ist.
4237
Wenn also die
Liebe zur Erkenntnis unsterblich macht und den der Knigsherrschaft
Wrdigen bis in die Nhe Gottes des Knigs emporfhrt, mu man
fglich die Erkenntnis suchen, bis man sie ndet.
4. Das Suchen besteht aber in einem Streben nach dem Erfassen, indem
es durch gewisse Anzeichen den Gegenstand der Forschung ausndig
macht, das Finden aber ist Ziel und Ende des Suchens, wenn es zum
Erfassen gefhrt hat, was eben die Erkenntnis ist.
4238
Und sie, die
Erkenntnis, ist im eigentlichen Sinn ein Finden, da sie in einem Erfassen
des Gesuchten besteht. Anzeichen aber sind, wie man sagt, das
Vorhergehende oder das Zugleichvorhandene oder das Folgende.
4239
42332Eor =,4.
4234Aeish 6,2BD26.
4235Aeish 6,26.
4236?#d. 6,24DB3.
4237?#d. 6,2C.
4238:hr.si//os Fr. log. 23B v. 'rnim.
4239Vgl. 'ristoteles, 'nal.t. /rior. 11 B4 /. 43a 4D23.
557
122.
1. Das Finden der Antwort auf die Frage nach Gott ist also die Belehrung
durch den Sohn; Anzeichen aber dafr, da unser Heiland eben jener
Sohn Gottes ist, sind die Weissagungen, die seiner Ankunft vorausgingen
und ihn verkndigten, ferner die Zeugnisse ber ihn, die <s 321>
gleichzeitig mit seiner sinnlichen wahrnahmbaren Geburt auftraten, und
schlielich auch die von ihm ausgehenden Krafterweisungen, die nach
seiner Himmelfahrt verkndet und deutlich gezeigt wurden.
2. Der Beweis also dafr, da bei uns die Wahrheit ist, besteht darin, da
der Sohn Gottes selbst gelehrt hat; denn wenn bei jeder Untersuchung die
beiden allgemeinen Begrife, Person und Sache, zu nden sind,
4240
so tritt
die wirkliche Wahrheit bei uns allein in Erscheinung, da Person bei der
hier aufzuzeigenden Wahrheit der Sohn Gottes ist, die Sache aber die
Macht des Glaubens, die jedem Gegner, wer er auch sein mag, und der
ganzen Welt, wenn sie sich widersetzen wollte, berlegen ist.
3. Aber da zugestanden ist, da dies in ewigen Worten und Werken
besttigt wurde, und bereits klar ist, da Strafe, nicht Gegenrede jeder
verdient,
4241
der nicht an das Vorhandensein einer Vorsehung glaubt, und
da er in der Tat gottlos ist; da wir ferner untersuchen wollen, durch
welche Taten und mit welchem Lebenswandel wir zur Erkenntnis des
allmchtigen Gottes gelangen und durch welche Art der Verehrung der
Gottheit wir fr uns selbst Urheber des Heils werden knnten, wollen wir
nicht von den Sophisten, sondern von Gott selbst erfahren und lernen,
was ihm wohlgefllig ist, und dann das Heilige und Gerechte zu tun
beginnen.
4. Ihm wohlgefllig ist es aber, da wir gerettet werden, und das Heil
wird uns durch das Vollfhren guter Taten und durch die Erkenntnis
zuteil; in beidem aber ist der Herr unser Lehrer.
123.
1. Wenn es daher auch nach Platon allein mglich ist, von der Gottheit
oder den Abkmmlingen der Gottheit die Wahrheit zu erlernen,
4242
so
rhmen wir uns mit Recht, durch den Sohn Gottes in der Wahrheit
unterrichtet zu werden, indem wir die Zeugnisse aus den gttlichen
Worten auswhlen, die zuerst geweissagt, dann aber auch erlutert
wurden. Was aber beim Finden der Wahrheit mithilft, auch das ist nicht
zu verwerfen.
2. Das gilt fr die Philosophie, die die Vorsehung lehrt und die Belohnung
fr ein gottseliges und andererseits die Bestrafung <s 322> fr ein
unseliges Leben verkndet und so in allgemeinen Umrissen von Gott zu
reden wei, aber da, wo es auf die Genauigkeit und die Einzelheiten
ankommt, nicht mehr zu befriedigen vermag. Denn weder ber den Sohn
4240So lehrten die Ghetoren; vgl. z.B. 'uct. ad Herenn. 1 =,23; :ic. !e inv. 1 B8,38.
4241Vgl. Strom. V 6,2 mit 'nm.
4242Vgl. 0laton, $imaios /. !?; Strom. V =8,2.
558
Gottes noch ber den Heilsplan der Vorsehung lehrt sie in gleicher Weise
wie wir; denn sie hat auch nicht erkannt, welche Art von
Gottesverehrung Gott wohlgefllt.
3. Deshalb reden in der barbarischen Philosophie die Irrlehrer, auch
wenn sie die Lehre von einem einzigen Gott verkndigen und Christus
preisen, doch nur nach oberchlicher Kenntnis, nicht nach der vollen
Wahrheit; denn sie ernden nebenher einen anderen Gott und fassen
Christus nicht so auf, wie die Weissagungen berliefern. Aber die
Irrtmer in ihren Lehren sind nicht gegen uns gerichtet, solange sie sich
nicht dem der Wahrheit gemen Lebenswandel widersetzen.
124.
1. Dementsprechend beschnitt Paulus den Timotheus denen zulieb, die
aus den Juden glubig wurden,
4243
damit nicht die vom Glauben abelen,
die aus dem Gesetz zur Unterweisung kamen, wenn er die allzu eischlich
aufgefaten Bestimmungen des Gesetzes auste. Dabei wute er ganz
genau, da Beschneidung nicht gerecht macht.
4244
Denn er versprach, in
rcksichtsvoller Anpassung allen alles zu werden, um alle zu gewinnen,
4245
wobei er aber die wichtigsten Lehren unverndert lie.
2. Und Daniel trug am Hofe des Perserknigs die goldene Halskette, ohne
darber zu vergessen, da sein Volk bedrckt wurde.
4246
3. Lgner sind also tatschlich nicht diejenigen, die sich mit Rcksicht
auf die Herbeifhrung der Rettung in die Verhltnisse schicken, aber auch
nicht diejenigen, die sich hinsichtlich irgendeiner Einzelheit irren,
sondern diejenigen, die in den entscheidenden Fragen einen falschen Weg
gehen und den Herrn, soweit es auf sie ankommt, verwerfen, indem sie
die wahre Lehre des Herrn unterschlagen, diejenigen, die nicht so, wie es
Gottes und des Herrn wrdig ist, von der Heiligen Schrift reden und sie
berliefern.
4. Denn ein anvertrautes, Gott zurckzugebendes Gut ist das Verstndnis
und die sorgfltige Pege der <s 323> frommen berlieferung
entsprechend der durch die Apostel des Herrn vermittelten Lehre des
Herrn.
5. Was ihr aber in euer Ohr hrt (nmlich in verborgener Weise und in
Form eines Geheimnisses; denn von solchem wird bildlich gesagt, da es
ins Ohr gesagt werde) das predigt, so heit es, auf den Dchern!
4247
Dies geschieht, wenn man die Heilige Schrift mit hochsinnigem
Verstndnis aufat und mit erhabenen Worten weiter berliefert und
entsprechend der Richtschnur der Wahrheit ausdeutet.
6. Denn weder die Propheten noch der Heiland selbst haben die
gttlichen Geheimnisse einfach so verkndet, da sie fr jeden beliebigen
ohne weiteres verstndlich wren, sondern sie redeten in Gleichnissen.
4243Vgl. '/g 26,3.
4244Vgl. 2Eor 4,2C.
4245Vgl. e#d. C,BB. 1m $e%t ist das Eomma nach (%%%) zu tilgen; vgl. Strom. V11 73,3 am ?nde.
4246Vgl. !an 7,4.
42475t 23,B4.
559
125.
1. Die Apostel berichten ja von dem Herrn, da er alles in Gleichnissen
sagte und ihnen nichts ohne Gleichnisse sagte.
4248
2. Wenn aber alles durch ihn wurde und ohne ihn nicht eines
wurde,
4249
dann ist fglich auch die Weissagung und das Gesetz durch
ihn geworden, und bei beider Verkndigung wurden Gleichnisse von ihm
verwendet. Indessen ist, wie die Schrift sagt, alles richtig vor den
Verstndigen,
4250
das heit vor denen, die die vom ihm klar vorgetragene
Auslegung der Heiligen Schrift entsprechend der kirchlichen Richtschnur
aufnehmen und bewahren.
3. Die kirchliche Richtschnur besteht aber in dem Zusammenhang und
der bereinstimmung des Gesetzes und der Propheten mit dem bei der
Anwesenheit des Herrn geschlossenen Neuen Bund.
4. Der Erkenntnis folgt nun Klugheit, und Besonnenheit folgt der
Klugheit; denn es sei gesagt, da die Klugheit in gttlicher Erkenntnis
besteht und sich bei den zu gttlichem Wesen Erhobenen
4251
ndet, die
Besonnenheit dagegen etwas Irdisches ist und sich bei Menschen ndet,
die zwar nach Weisheit streben, aber noch nicht weise sind.
4252
5. Denn wenn die Tugend etwas Gttliches ist, so ist es gewi auch ihre
Erkenntnis. Die Besonnenheit aber, die gleichsam eine noch
unvollkommene Klugheit ist, aber nach Klugheit strebt, die noch
angestrengt ttig und noch nicht fhig ist, zu schauen, ist, wie das
natrlich auch auf die Gerechtigkeit zutrift, etwas Menschliches, etwas
der Allgemeinheit <s 324> Zugngliches und steht tiefer als die
Frmmigkeit, die Gerechtigkeit gegenber der Gottheit ist.
4253
6. Fr den Vollkommenen beruht aber die Gerechtigkeit nicht auf
staatlichen Verpichtungen oder auf den Verboten des Gesetzes, sondern
sie erwchst aus dem Handeln aus eigenem Antrieb und aus der Liebe zu
Gott.
4254
126.
1. Aus vielen Grnden verbirgt also die Heilige Schrift den eigentlichen
Sinn, zunchst damit wir eifrig und geschickt im Suchen werden und uns
immer wach erhalten fr das Aufnden der Worte des Heilands, ferner
weil es fr die groe Masse nicht einmal zutrglich gewesen wre, die
Schrift zu verstehen, damit sie nicht Schaden nhme, wenn sie das von
dem Heiligen Geiste in heilsamer Absicht Gesagte falsch aufate.
4248?#d. 23,38.
42499oh 2,3.
4250Vgl. S/r =,C.
4251Vgl. 0rotr. 228,8 und hnliche Stellen.
4252Vgl. Strom. V1 62,B.
4253Vgl. :hr.si//os Fr. /h.s. 2324 (S. 338,BB f.); Fr. mor. 663.
4254Sacra 0ar. B7C Holl.
560
2. Gerade deshalb werden fr die auserwhlten Menschen und fr
diejenigen, die aus dem Glauben zur Erkenntnis zu gelangen bestimmt
sind, die heiligen Geheimnisse der Weissagungen aufewahrt und in den
Gleichnissen verhllt.
3. Denn die Eigenart der Heiligen Schrift besteht darin, da sie in
Gleichnissen spricht, weil auch der Herr, obwohl er nicht zu dieser Welt
gehrte, wie ein Geschpf dieser Welt zu den Menschen kam. Denn er
trug auch alle Tugend an sich und war dazu bestimmt, den in dieser Welt
heimischen Menschen durch die Erkenntnis zu dem Geistigen und allein
Wirklichen emporzufhren, aus dieser Welt in eine andere Welt.
4. Deshalb verwendet er auch die Schrift in bertragenem Sinn; denn das
ist das Wesen des Gleichnisses: es ist eine Redeform, die von etwas, was
nicht das Eigentlichgemeinte, aber ihm hnlich ist, den Verstndigen zum
Wahren und Eigentlichen emporfhrt, oder, wie einige sagen, eine
Ausdrucksweise, die das Eigentlichgemeinte durch anderes mit
Nachdruck vor Augen stellt.
4255
127.
1. Ferner erscheint auch die prophetische Verkndigung des ganzen auf
den Herrn bezglichen Heilsplans in Wahrheit wie ein Rtsel denen, die
die Wahrheit nicht kennen, wenn nmlich der eine verkndigt und die
anderen hren, was nach dem Wort des Apostels den Juden <s 325> ein
rgernis, den Griechen eine Torheit
4256
ist, nmlich da der Sohn Gottes,
des Schpfers aller Dinge, Fleisch an sich genommen habe und im Scho
einer Jungfrau als Leibesfrucht getragen wurde,, auf welche Weise sein
sichtbarer Leib geboren wurde, und da er dementsprechend, da dieser
entstanden war, auch gelitten habe und auferstanden sei.
2. Wenn aber die Schrift erlutert ist und denen, die Ohren haben,
4257
die
Wahrheit klargelegt hat, so verkndigt sie eben damit, da das Fleisch
gelitten hat, das der Herr an sich genommen hatte, Kraft Gottes und
Weisheit.
4258
3. Vor allem aber war die mit Gleichnisworten redende Art schriftlicher
Mitteilung, die, wie wir gezeigt haben,
4259
beraus alt ist,
begreiicherweise besonders bei den Propheten in hohem Ma
vorhanden, damit der Heilige Geist deutlich zeigen knne, da sowohl die
Philosophen bei den Griechen als auch die Weisen bei den brigen
Barbaren von der zuknftigen Erscheinung des Herrn und von der
geheimnisvollen Lehre nichts wuten, die von ihm berliefert werden
sollte.
4. Wenn also die Weissagung den Herrn verkndigte, so kleidete sie
begreiicherweise, damit sie nicht, wenn sie im Gegensatz zu den
Anschauungen der groen Masse sprche, manchen Schmhworte zu
4255Vgl. $r./hon (%%%) (V111 /. 473,C ff. Aalz).
42562Eor 2,B3.
4257Vgl. 5t 22,27.
42582Eor 2,B8.
4259Vgl. z.B. Strom. V 2C,3 f.
561
sprechen scheine, ihre Ofenbarung in Worte, die auch auf andere
Gedanken hinfhren konnten.
5. Infolgedessen wurden alle Propheten, die das Kommen des Herrn und
mit ihm die heiligen Geheimnisse im voraus verkndigt hatten, verfolgt
und gettet, wie auch der Herr selbst, der ihre Schriften erklrt hatte, und
seine Jnger, die die Lehre verkndigten, in gleicher Weise nach ihm ihr
Leben hingeben muten.
128.
1. Darum sagt auch Petrus in seiner Predigt ber die Apostel folgendes:
Wir aber schlugen die Bcher auf, die wir besaen, verfat von den
Propheten, die teils in Gleichnissen, teils in Rtseln, teils ganz deutlich
und mit ausdrcklichen Worten
4260
den Christus Jesus
4261
nennen, und
fanden sowohl sein Kommen als auch seinen Tod und seine Kreuzigung
und alle die brigen Peinigungen, die ihm die Juden antaten, und seine
Auferweckung und seine Aufnahme <s 326> in den Himmel vor der
Grndung
4262
Jerusalems, wie das alles aufgeschrieben war, was er leiden
mute
4263
und was nach ihm sein werde.
2. Nachdem wir dies kenengelernt hatten, kamen wir zu dem Glauben an
Gott durch das, was mit Bezug auf ihn geschrieben ist.
3. Und ein wenig spter fgt er wieder Worte hinzu, in denen er in
folgender Weise klarlegt, da die Weissagungen durch gttliche
Vorsehung gegeben worden sind: Denn wir erkannten, da Gott es
wirklich angeordnet hatte, und wir behaupten nichts ohne
Schriftbeweis.
4264
129.
1. Nun hat die Mundart der Hebrer auch einige andere
Eigentmlichkeiten, wie das auch bei jeder der brigen Mundarten der
Fall ist, da sie manche Sprachformen enthlt, die die Eigenart des Volkes
erkennen lassen. Man bestimmt ja die Mundart als eine Sprachform, die
durch die Eigenart eines Volkes zustande kommt.
4265
2. Aber die Weisung ist jenen Mundarten durchaus nicht bekannt; denn
bei den griechischen Sprachen verbargen zwar nach dem Vorbild unserer
prophetischen Schriften die sogenannten ungewhnlichen Wendungen
mit Absicht die eigentliche Bedeutung; jedoch zeigt sich dabei, da die
Vertauschung an Stelle des richtigen Ausdrucks durch metrische oder
prosaische Redeform mit Vorbedacht
4266
geschieht.
4260Vgl. ?%c. e% $heod. 66.
4261?s ist fraglich, o# 9esus mit :hristus zusammen einen ;amen #ildet oder o# 9esus mit nennen zusammengeh@rt.
4262!ie M#erlieferung ist unge"i; ist sie richtig, so ist an die +r(ndung des himmlischen 9erusalems zu den>en.
4263Vgl. 20etr 2,22.
4264Eer.gma 0atri Fr. C,23 v. !o#sch(tz.
4265Vgl. Strom. 1 28B,3 m,it 'nm.
42661ch lese (%%%).
562
3. Die Wendung ((xxx)trpos) ist also eine Redeform, die von dem
eigentlichen Sinn auf das nicht Eigentliche bertragen ist, um den in der
Rede verwendeten Stil zu schmcken und ihn seinem Zweck dienstbar zu
machen.
4267
4. Die Weissagung dagegen bemht sich durchaus nicht um die
knstliche Gestaltung der Redeweise wegen der Schnheit des
Ausdrucks, sondern hlt die Wahrheit, weil sie nicht jedermanns Sache
ist, auf mannigfache Weise geheim und lt nur den in die Erkenntnis
Eingeweihten, denen, die die Wahrheit aus Liebe zu ihr suchen, das Licht
aufgehen.
130.
1. Eine Art der Weissagung heit also in der barbarischen Philosophie
Sprichwort oder auch Gleichnis oder dazu noch Rtsel. Es ist aber
auch von <s 327> Weisheit die Rede und, als von etwas davon
Verschiedenem, von der Bildung und dann wieder von Worten der
Klugheit und von knstlich gefgten Reden und von wahrer
Gerechtigkeit und wieder von dem Unterricht darin, gerechte Urteile
zu fllen, und von Klugheit fr die Harmlosen, die ihnen infolge der
Unterweisung zuteil wird, und von Verstand und Einsicht, die dem erst
vor kurzem Unterrichteten gegeben wird.
2. Ein Weiser, der diese Propheten hrt, so heit es, wird noch weiser
werden, und der Verstndige wird Lebensklugheit gewinnen und wird
Gleichnisse und dunkle Worte und die Aussprche von Weisen und
Rtselworte verstehen.
4268
3. Wenn es aber Tatsache ist, da die griechischen Mundarten nach
Hellen, dem Sohn des Zeus mit dem Beinamen Deukalion, benannt
sind,
4269
so kann man aus der Zeitrechnung, die wir frher dargelegt
haben, leicht erkennen, um wie viele Geschlechterfolgen die Mundarten
bei den Griechen jnger als die Sprache der Hebrer sind.
4270
131.
1. Im weiteren Fortgang unserer Schrift wollen wir auf die soeben
genannten, von Propheten verwendeten Darstellungsformen bei jedem
einzelnen Abschnitt aufmerksam machen und auf sie hinweisen, wenn
wir die Lebensweise des Gnostikers entsprechend der Richtschnur der
Wahrheit kunstgerecht darstellen.
2. Hat nicht auch in dem Gesicht das Engelwesen, das dem Hermas in
der Gestalt der Kirche erschien, ihm das Buch zum Abschreiben gegeben,
das den Auserlesenen verkndigt werden sollte? Er schrieb es aber ab
4267Vgl. $r./hon (%%%) (V111 /. 4B=,2B ff. Aalz).
4268Vgl. S/rich" 2,2D6; Strom. 11 4,2.
4269Vgl. '/ollodoros, Bi#liothe> 1 4,B.6.
4270Vgl. Strom. 1 23B,3; 233,B; 236,8.
563
Buchstabe fr Buchstabe, wie es heit, da er das Ende der Silben nicht
fand.
4271
3. Damit wollte er also kundtun, da die Schrift fr alle ganz verstndlich
ist, wenn man sie einfach liest und sie so aufat, und da dies der Glaube
ist, der die Stufe der Anfangsgrnde einnimmt; deshalb wird bildlich auch
von dem Lesen Buchstabe fr Buchstabe gesprochen. Wenn aber der
Glaube bereits weiter fortgeschritten ist, kommt es zu dem gnostischen
Verstndnis der Schrift; dieses wird nach unserer Aufassung mit dem
Lesen nach den Silben (d.h. mit richtiger Erfassung der Worttrennung) <s
328> verglichen.
4. Aber auch der Prophet Jesaias erhlt die Weisung, ein neues Buch zu
nehmen und einiges hineinzuschreiben,
4272
wobei der Geist weissagte, da
das heilige Verstndnis erst spter durch die Auslegung der Heiligen
Schrift erfolgen werde, whrend es zu jenem Zeitpunkt noch nicht
schriftlich niedergelegt war, weil es noch nicht verstanden wurde. Denn
sie war zuerst nur denen gesagt worden, die sie verstehen konnten.
5. Dementsprechend wird, nachdem der Heiland die Apostel unterrichtet
hat, die ungeschriebene berlieferung der geschriebenen Worte nunmehr
auch an uns weitergegeben, indem sie durch die Macht Gottes
entsprechend der Erneuerung des Buches in neue Herzen eingeschrieben
ist.
4273
132.
1. So weihen die Gelehrtesten bei den Griechen dem Hermes, der, wie sie
sagen, die vernnftige Rede ist, wegen der Fhigkeit des Ausdeutens die
Frucht des Granatapfelbaumes; denn das Wort enthlt viele Bedeutungen
in sich.
2. Mit Recht sah fglich auch Josua, der Sohn Nuns, den Moses bei seiner
Entrckung in doppelter Gestalt, und zwar die eine Gestalt bei den
Engeln, die andere, wie er in den Schluchten des Gebirges der Bestattung
gewrdigt wurde.
4274
3. Josua sah aber diese Erscheinung von unten, indem er nur im Geist
zugleich mit Kaleb in die Hhe gehoben wurde. Aber nicht in gleicher
Weise sahen beide; vielmehr sank der eine auch rascher wieder herab, da
er viel ihn Herabziehendes mit sich fhrte,
4275
der andere folgte ihm erst
spter nach unten und beschrieb den Glanz, den er gesehen hatte, da er
diesen Anblick mehr als der andere ertragen konnte, weil er eben auch
reiner als er war. Diese Erzhlung beweist, meine ich, da die
Erkenntnis nicht Sache aller
4276
ist, da die einen nur den Leib der
Schriften, die Redensarten und die Wrter, gleichsam den Leib des
Moses, sehen, die anderen dagegen den Sinn und die Bedeutung der
4271Vgl. 0ast. Herm. Vis. 11 2,3 f.
4272Vgl. 9es =,2.
4273Vgl. BEor 3,3.
4274Vgl. 9ose/hus, 'nt. 1V =,8=.
4275Vgl. 0laton, 0haidon /. =2 :.
4276Vgl. 2Eor =,4.
564
Wrter durchschauen, indem sie sich gleichsam um den unter die Engel
versetzten Moses kmmern.
4. So ist es auch zu erklren, da von denen, die den Herrn um Hilfe
anriefen, die meisten sagten: Sohn Davids, erbarme dich meiner!,
4277
und nur wenige ihn als Sohn Gottes erkannten, wie Petrus, den er auch <s
329> glcklich pries, weil ihm nicht Fleisch und Blut die Wahrheit
ofenbart hatte, sondern sein Vater im Himmel.
4278
Damit gab er zu
verstehen, da der Gnostiker nicht durch sein Fleisch, das geboren
wurde, sondern durch die Macht des Vaters selbst den Sohn des
Allmchtigen erkennt.
4279
5. Die Wahrheit zu erwerben ist also nicht nur fr die schwer, die sich
ihn nur so aufs Geratewohl nahen, sondern auch denen, die bereits
Wissen zu eigen haben, wird das Schauen, wie die Erzhlung von Moses
zeigt, nicht auf einmal in vollem Umfang geschenkt, bevor wir uns an das
Anschauen gewhnt haben und, wie die Hebrer den Glanz des Moses
4280
und die Heiligen des Volkes Israel die Erscheinungen der Engel,
4281
so auch
wir den Anblick des schimmernden Glanzes der Wahrheit ertragen
knnen.
XVI. Kapitel
133.
1. Als Beispiel wollen wir im Vorbergehen zur gnostischen
Veranschaulichung die zehn Gebote vorfhren. Und da die Zehnzahl
heilig ist, dies zu sagen ist fr jetzt berssig. Wenn aber die
beschriebenen Gesetzestafeln ein Werk Gottes
4282
sind, so wird sich
nden, da sie auf die natrliche Weltschpfung hinweisen. Denn unter
dem Finger Gottes
4283
ist die Macht Gottes zu verstehen, durch die die
Erschafung des Himmels und der Erde vollfhrt wird, und als Sinnbilder
von beiden werden die beiden Tafeln aufzufassen sein.
2. Denn die Schrift Gottes und die Formgestaltung, die sich auf den
Tafeln ndet, ist die Erschafung der Welt.
3. Wenn man den Dekalog als Bild des Himmels ansieht, so umfat er
Sonne und Mond, Gestirne, Wolken, Licht, Wind, Wasser, Luft,
Finsternis, Feuer. Dieses ist der natrliche Dekalog des Himmels.
4. Als Bild der Erde aber umfat der Dekalog Menschen, Haustiere,
kriechende Tiere, wilde Tiere und von den im Wasser lebenden Tieren
Fische und Seeungeheuer und von den Vgeln ebenso die Raubvgel wie
die von Panzen sich nhrenden Vgel und von den Panzen in gleicher
4277Vgl. z.B. 5> 23,8=.
4278Vgl. 5t 26,24.
4279Vgl. 9oh 6,88.
4280Vgl. ?% 38,33.
4281Vgl. vielleicht !an 23,4 f.
4282Vgl. ?% 38,33.
4283Vgl. e#d. 32,2=.
565
Weise die fruchttragenden wie die ohne Frchte. Dieses ist der natrliche
Dekalog der Erde.
<s 330> 5. Und die Arche, die all dies in sich aufgenommen hat, drfte
wohl die Kenntnis der gttlichen und menschlichen Dinge und die
Weisheit sein.
4284
Vielleicht sind aber diese zwei Tafeln eine Weissagung
auf die beiden Testamente.
134.
1. Sie wurden also auf geheimnisvolle Weise erneuert,
4285
da Unwissenheit
und zugleich Snde bermchtig waren. Auf zweierlei Weise werden, wie
mir scheint, die Gebote fr zweierlei Geister aufgeschrieben, fr den zum
Herrschen bestimmten und fr den ihm untergeordneten Geist,
4286
da
das Fleisch gegen den Geist aufegehrt und der Geist gegen das
Fleisch.
4287
2. Es gibt aber auch beim Menschen selbst eine Zehnzahl, nmlich die
fnf Sinne und das Sprechwerkzeug und die Zeugungsglieder und gerade
als achtes den bei der Schpfung eingehauchten Geist
4288
und als neuntes
den beherrschenden Seelenteil und als zehntes die durch den Glauben
hinzukommende kennzeichnende Eigenart des Heiligen Geistes.
4289
3. Auerdem scheint noch die Gesetzgebung zehn bestimmten Teilen des
Menschen Gebote zu geben, dem Gesicht, dem Gehr, dem Geruch, dem
Tastsinn und dem Geschmack und den diesen dienenden paarweise
vorhandenen Gliedern, den Hnden und den Fen; denn so ist der
Mensch geschafen.
135.
1. Dazu kommt aber noch die Seele und berdies noch der beherrschende
Seelenteil, mit dem wir denken, der nicht auf Grund der Hingabe des
Samens geboren wird, so da sich auch ohne ihn beim Zusammenzhlen
die Zehnzahl der Teile ergibt, durch die die ganze Ttigkeit des Menschen
zustande kommt. Denn was die Reihenfolge betrift, so beginnt der
Mensch sofort, nachdem er geboren ist, sein Leben damit, da er sich
sinnlicher Empndungen fhig zeigt.
2. Wir sagen daher, da das Denkvermgen und der beherrschende
Seelenteil fr das Lebewesen zwar Ursache des Bestehens sei, aber auch
Ursache davon, da der unvernnftige Teil beseelt wurde und an dem
Bestehen Anteil hat.
3. Dementsprechend ist die Lebensfhigkeit, zu der die Mglichkeit, sich
zu ernhren und zu wachsen und berhaupt sich zu bewegen, gehrt, <s
4284Vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
4285Vgl. ?% 38,2 ff.
4286Vgl. 0hilon, Suis rer. div. her. 264; Strom. V1 236,8.
4287+al 7,24.
4288Vgl. +en B,4.
4289Vgl. 0hilon, !e mut. nom. 223; Strom. 11 73,3 f.
566
331> dem eischlichen Pneuma zugeteilt worden, das schnell beweglich
ist und nach allen Richtungen durch die Sinne und den brigen Krper
hindurchwandert und durch den Krper auch zuerst empndet.
4. Die Willenskraft aber besitzt der beherrschende Seelenteil, und auf
ihm beruht das Suchen und das Lernen und das Erkennen. Aber
schlielich geht die Ursache von dem allen auf die eine beherrschende
Seelenkraft zurck, und ihr verdankt es der Mensch, da er leben und
sein Leben in einer bestimmten Weise fhren kann.
136.
1. Durch das Krperpneuma kann also der Mensch empnden, begehren,
sich freuen, zornig sein, sich nhren, wachsen; und durch seine Wirkung
kommt er auch zu den Taten, die seiner berlegung und seiner
Gesinnung entsprechen; und wenn er ber die Begierden Herr ist, so
regiert der beherrschende Seelenteil.
2. Das Wort Du sollst nicht begehren!
4290
bedeutet also: Du sollst dem
eischlichen Geist nicht gehorchen, sondern ber ihn herrschen, da das
Fleisch gegen den Geist aufegehrt und sich erhebt, um die Ordnung der
Natur zu bertreten, und der Geist gegen das Fleisch,
4291
der es zu
einem Lebenswandel zwingen will, der der Natur des Menschen
entspricht.
3. Vielleicht ist daher von dem Menschen mit Recht gesagt, da er nach
dem Bilde Gottes
4292
geschafen worden sei, nicht hinsichtlich der
Bildung der ueren Gestalt, sondern insofern Gott alles durch sein Wort
schaft,
4293
der Mensch aber, der Gnostiker geworden ist, die guten Taten
durch den denkenden Seelenteil vollfhrt.
4. Mit Recht ist daher an einer anderen Stelle gesagt, da die beiden
Tafeln die Gebote bedeuten, die den beiden Geistern, dem bei der
Erschafung eingehauchten und dem zur Herrschaft bestimmten Geist,
vor dem Gesetz gegeben wurden.
4294
5. Auch die Regungen der Sinne bringen Eindrcke im Denken hervor
und werden andererseits durch das Tun des Krpers ofenbar; denn aus
beiden erwchst das Erfassen.
137.
1. Und wiederum verhlt sich das Denken zu dem geistig Erfabaren, wie
sich die Sinne zu dem sinnlich Wahrnehmbaren verhalten. Und doppelter
Art sind auch die Handlungen; die einen beruhen auf dem Denken, die <s
332> anderen auf einem Ttigkeitstrieb.
4290?% B3,24.
4291+al 7,24
4292+en 2,B4.
4293Vgl. e#d. 2,3 ff.
4294Vgl. o#en V 238,2 mit 'nm. 3.
567
2. Und das erste Gebot des Dekaloges stellt fest, da es nur einen
allmchtigen Gott gibt, der das Volk aus gypten durch die Wste in das
Land seiner Vter hinberfhrte,
4295
damit sie, soweit sie konnten, durch
die gttlichen Taten seine Macht erkennten und die gtzendienerische
Verehrung des Erschafenen aufgben, dagegen alle ihre Hofnung auf den
wahren Gott setzten.
3. Das zweite Gebot aber tat kund, da man die erhabene Macht Gottes
(das ist nmlich sein Name; denn nur diesen vermochten sie, wie das auch
jetzt noch bei der groen Masse der Fall ist, zu erfassen) da man also
seine Benennung nicht nehmen und nicht bertragen drfe auf das
Erschafene und Nichtige,
4296
was eben menschliche Werkmeister
gemacht haben, Dinge, mit denen der Seiende
4297
nicht gleichgestellt
werden darf; denn der Seiende ist selbst allein in ungewordener
Selbstgleichheit.
4.
4298
Das dritte Gebot aber tut kund, da die Welt von Gott geschafen
ist und da er uns wegen der Mhsal des Lebens den siebenten Tag als
Ruhetag gegeben hat;
4299
denn Gott selbst kennt keine Ermdung und
keine Gefhlserregungen und ist bedrfnislos; wir aber, die wir das
Fleisch an uns tragen, haben eine Ruhezeit ntig.
138.
1. Der siebente Tag wird also als Ruhetag verkndet und soll durch
Enthaltung von Bsem den Tag vorbereiten, der der Uranfang alles
Entstehens und unser wirklicher Ruhetag ist, den Tag, der auch in
Wahrheit der Schpfungstag des Lichtes ist, durch das alles geschaut und
alles als Erbteil erlangt wird.
2. Von diesem Tag aus leuchtet uns die erste Weisheit und die Erkenntnis
auf. Denn das Licht der Wahrheit ist wahres, schattenloses Licht, der
Geist des Herrn, der auf die durch den Glauben Geheiligten ungeteilt
ausgeteilt ist, der die Aufgabe einer Leuchte fr die volle Erkenntnis des
Seienden hat.
4300
3. Wenn wir ihm nun folgen, so werden wir unser ganzes Leben hindurch
frei von Gemtserregungen; das bedeutet aber, da wir zur Ruhe
kommen.
4. Deshalb sagt auch Salomon, da von dem <s 333> Allmchtigen die
Weisheit vor dem Himmel und vor der Erde und vor allem Seienden
geschafen worden sei;
4301
wenn man diese besitzt (ich meine der
Wirkung, nicht dem Wesen nach) so lehrt sie, der gttlichen und
menschlichen Dinge mit sicherem Verstndnis kundig zu sein.
4302
4295Vgl. ?% B3,B f.
4296Vgl. e#d. B3,4.
4297Vgl. e#d. 3,28.
4298V 234,8 T 23=,8; 282,4 T 28B,2.8 sind fl(chtige, nur zum $eil "@rtliche 'usz(ge aus 'risto#ulos (#ei ?use#ios, 0rae/.
?vang. <111 2B,CD23).
4299Vgl. ?% B3,=.
43000hilon, Suaest. in +en. 111 83 /. B23 'ucher.
4301Vgl. S/rich" =,BB.
4302Vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
568
5.
4303
An dieser Stelle mssen wir im Vorbergehen auch an das folgende
erinnern, da die Rede auf die Sieben und die Achtzahl gekommen ist.
Vielleicht ist nmlich die Achtzahl in Wirklichkeit die Siebenzahl, und
die Siebenzahl eigentlich die Sechszahl, und die eine (die Achtzahl) in
Wirklichkeit der Ruhetag, die Siebenzahl aber der Arbeitstag.
4304
6. Denn sowohl wird die Erschafung der Welt in sechs Tagen vollendet,
als auch vollzieht sich die Bewegung der Sonne von Wendekreis zu
Wendekreis in sechs Monaten, und whrend der einen Bewegung fallen
die Bltter ab, whrend der anderen dagegen sprieen die Panzen empor
und gelangen die Saaten zur Reife.
139.
1. Es wird aber auch die Leibesfrucht, wie es heit, im sechsten Monat
genau ausgebildet, das heit in 182 1/2 Tagen, wie der Arzt Polybos in der
Schrift ber die Achtmonatskinder sagt und der Philosoph Aristoteles
in dem Buch ber die Natur.
4305
2. Und die Pythagoreer sind davon, meine ich, nmlich von der
Erzhlung des Propheten von der Erschafung der Welt, abhngig, wenn
sie die Zahl sechs fr vollkommen halten und sie Geradenmitte und Ehe
nennen, weil sie die Mitte unter den Geraden einnimmt, nmlich
zwischen zehn und zwei; denn sie ist ofenbar von beiden gleich weit
entfernt.
3. Und wie die Ehe aus der Verbindung von Mnnlichem und
Weiblichem neues Leben hervorbringt, so wird die Zahl sechs aus einer
ungeraden Zahl, nmlich der Zahl drei, die eine mnnliche Zahl heit,
und einer geraden, nmlich der Zahl zwei, die fr eine weibliche gehalten
wird, erzeugt; denn zweimal drei ergibt sechs.
4306
4. So viel sind wieder der Zahl nach die wichtigsten Bewegungen, nach
denen die ganze Schpfung sich bewegt, nach oben und nach <s 334>
unten, nach rechts und nach links, nach vorn und nach hinten.
4307
140.
1. Mit Recht nimmt man also an, da die Zahl sieben weder eine Mutter
noch Nachkommen habe, indem man den Sabbat erlutert und darin
einen Hinweis auf die Art der Ruhezeit sieht, in der sie weder mehr
freien noch sich freien lassen.
4308
Denn die Zahl sieben entsteht weder
dadurch, da man irgendeine Zahl mit einer anderen vervielfacht, noch
4303-um folgenden vgl. ?tudes sur la Litterature 0.thagoriciene /ar 'rmand !elatte (Bi#liotheUue de lP?cole des Hautes
?tudes B24. Fasc.
4304Vgl. Strom. V1 282,2.
4305'ristoteles Fr. B=B Gose.
4306Vgl. Strom. V C3,8 mit 'nm. und 0lut. 5oral. /. B== !.
4307Vgl. 0hilon, Leg. all. 1 8; 5artinanus, :a/ella V11 436.
4308Vgl. 5t BB,33; 5> 2B,B7; L> B3,37.
569
bringt sie, mit irgendeiner Zahl vervielfacht, eine andere Zahl unter der
Zahl zehn hervor.
4309
2. Und die Zahl acht nennt man Kubus; um sie zu erhalten, rechnet man
mit den sieben Wandelsternen noch den Fixsternhimmel zusammen,
wodurch das groe Jahr entsteht gleichsam als ein Kreislauf der Erfllung
der Verheiungen.
3. So wird der Herr, der als vierter (d.h. zusammen mit drei anderen) auf
den Berg hinaufsteig), sechster (d.h. er ist mit fnf anderen zusammen)
und wird von geistigem Lichte umstrahlt, indem er die von ihm
ausgehende Macht enthllte, soweit es den zum Sehen Auserwhlten
mglich war, sie zu sehen, und das siebente war die Stimme, durch die
verkndet wurde, da er Gottes Sohn sei,
4310
damit jene Augenzeugen von
seinem wahren Wesen berzeugt wrden und zur Ruhe kmen, er selbst
aber, durch die Schpfung, auf die die Sechszahl hinwies,
gekennzeichnet,
4311
als Achtzahl erscheine, als Gott, der im Fleisch seine
Macht ofenbart und wie ein Mensch gezhlt wird, whrend verborgen
bleibt, wer er war.
4. Denn in der Zahlenreihe wird auch die Zahl sechs mitgerechnet, die <s
335> Reihenfolge der Buchstaben aber kennzeichnet den in ihr nicht
geschriebenen Buchstaben (fr sechs) als etwas Auflliges.
141.
1. Hier nden sich bei den Zahlen selbst der Reihe nach jede Einheit bis
zur Zahl sieben und zur Zahl acht, bei den Buchstaben ist aber der Zahl
nach der sechste das Zeta und der siebente das Eta.
2. Da aber das aufllige Zahlzeichen ((xxx)) auf irgendeine Weise aus der
Schrift verlorenging,
4312
wird, wenn wir die Reihe (der Buchstaben) so
nehmen, das Zeichen der Siebenzahl zum sechsten und das Zeichen der
Achtzahl zum siebenten Buchstaben.
3. Deshalb heit es auch, da am sechsten Tage der Mensch geschafen
wurde,
4313
der zum Glauben an den Ausgezeichneten kam, so da er
sofort die Ruhe des ihm vom Herrn verliehenen Erbes erhielt.
4. Etwas hnliches bedeutet auch die sechste Stunde des Leidens des
Herrn, durch die der Mensch die vllige Erlsung erhielt.
4314
5. Ferner ist bei der Zahl acht die Zahl der Mittelrume sieben, und bei
der Zahl sieben sind ofenbar die Mittelrume der Zahl nach sechs.
4309Vgl. 0hilon, !e o/if. mundi CC f.; Leg. all. 1 27; Suis rer. div. her. 243; !e vita 5os. 11 B23; andere Stellen #ei
!elatte S. B36.
4310Vgl. 5t 24,2D7; 5> C,BD4; L> C,B=D37. ?ine hnliche 'uslegung der Stelle findet sich #ei 1ren. 1 28,6 und aus diesem
#ei Hi//ol. Gef. omn. haer. V1 84. Sie geht auf den +naosti>er 5ar>us zur(c>; vgl. auch ?/i/hnanios, 0a. haer.
38,4,2.
43115it dem hier ver"endeten Aort *e/isemos, "ird #ei verschiednenen christlichen Schriftstellern 9esus #ezeichnet.
?/isema hieen a#er auch die drei griechischen -ahlenzeichen f(r 6 (Vau und Stigma), C3 (Eo//a) umd C33 (Sam/i),
die in das ge"@hnliche griechische 'l/ha#et eingescho#en "urden, um eine hnliche -ahlen#ezeichnung "ie die
Semiten druchf(hren zu >@nnen
43121ch lese mit Serru.s (%%%).
4313Vgl. +en 2,B6; 5ar>us #ei 1ren. 1 28,6 ( Hi//ol. V1 84,B).
4314!ieser +edan>e ist ausf(hrlicher #ei 5ar>us a.a.H.; vgl. 5at B4,87; 5> 27,33; L> B3,88; 9oh 2C,28.
570
6. Um etwas anderes handelt es sich, wenn die Siebenzahl die Achtzahl
4315
preist und die Himmel den Himmeln die Herrlichkeit Gottes
verknden.
4316
Die sichbaren Abbilder der Himmel sind bei uns die
tnenden Buchstaben (die Vokale).
7. So wird auch der Herr selbst A und O, Anfang und Ende
4317
genannt,
durch den alles geworden ist und ohne den auch nicht eines geworden
ist.
4318
Es hat also Gott nicht, wie manche das Ruhen Gottes aufassen,
aufgehrt, ttig zu sein; denn da er gut ist, wrde er, wenn er je aufren
wrde, Gutes zu tun, auch aufren, Gott zu sein, ein Gedanke, den man
nicht einmal aussprechen darf.
4319
142.
<s 336> 1. Da er Ruhe gemacht hat, besteht also darin, da er festsetzte,
da die Ordnung des Geschafenen fr alle Zeit unwandelbar gewahrt
wird und da er jedes einzelne von dem Geschafenen aus der alten
Unordnung befreite und so zur Ruhe brachte.
2. Denn die an den verschiedenen Tagen geschafenen Werke hatten mit
grter Folgerichtigkeit ihre Ehre nach dem Alter, da alles Geschafene
eine bestimmte Ordung erhalten sollte, weil es zwar zugleich mit dem
Gedanken (Gottes) geschafen, aber nicht in gleicher Weise wertvoll war.
Es wre sonst auch nicht ausdrcklich die Erschafung jedes einzelnen
bekanntgegeben worden, nachdem zuvor gesagt worden war, da die
Schpfung auf einmal erfolgt sei; irgend etwas mute ja auch an erster
Stelle genannt werden.
3. Deshalb wurde von dem Propheten ein erstes und dann das zweite
genannt, obwohl alles zugleich aus einem Stof von einer einzigen Macht
geschafen wurde; denn es gibt, meine ich, doch nur einen einzigen
Willen Gottes in einem und demselben sich gleichbleibenden Wesen.
4. Wie knnte aber auch die Schpfung in der Zeit vor sich gehen, da
auch die Zeit erst zugleich mit dem Seienden geschafen wurde?
4320
Ferner
bewegt sich auch nach Zeitrumen von je sieben Einheiten in Kreisen die
ganze Welt alles dessen, was lebend geboren wird, und dessen, was wie
die Panzen wchst.
4321
143.
1. Sieben sind die Zahl nach die erstgeborenen, mit der hchsten Macht
betrauten Erzengel,
4322
und sieben sind, wie die Jnger der Wissenschaft
4315!ie 'chtzahl ist Sinn#ild +ottes, die Sie#enzahl 'inn#ild der ?rde.
43160s 2=,B.
4317Vgl. z.B. Hffen# B2,6.
43189oh 2,3. -um ganzen '#schnitt vgl. 5ar>us a.a.H. Hier ist adss Aort des Herrn *ich #in das ' und das H, damit in
Beziehung ge#racht, da die mit (%%%) geschrie#ene -ahl =32 das 1so/hon von (%%%) ($au#e) ist.
4319Vgl. 0hilon, Leg. all. 1 7.
4320Vgl. 0hilon, Leg. all. 1 B.
4321Vgl. Strom V 234,2 mit 'nm.
4322Vgl. $o#. 2B,27.
571
lehren, die Wandelsterne, die die Verwaltung aller irdischen Dinge unter
sich haben; durch sie geschieht, wie die Chalder glauben, infolge eines
gemeinsamen Schicksals alles im menschlichen Leben, und deshalb
verheien sie auch, einiges ber die Zukunft zu sagen; und von den
Fixsternen sind der Zahl nach sieben die Pleiaden; sieben Sterne hat auch
der Groe Wagen, nach denen sich der Landbau und die Schifahrt bei
ihrer Arbeit richten,
4323
und der Mond vollendet seinen Gestaltswechsel
immer innerhalb von sieben Tagen.
4324
2. In dem ersten Zeitraum von sieben Tagen wird er nmlich zum
Halbmond, in dem zweiten zum Vollmond, in dem dritten nach dem
Beginn des Abnehmens wieder zum <s 337> Halbmond, und in dem
vierten wird er unsichtbar.
4325
3. Nach der Lehre des Mathematikers Seleukos aber nimmt der Mond
auch selbst sieben verschiedene Formen an;
4326
er wird nmlich aus einem
unsichtbaren zu einer Mondsichel, dann zum Halbmond, dann ist er ber
die Hlfte leuchtend und wird zum Vollmond, und abnehmend wird er
wieder ber die Hlfte leuchtend, Halbmond und sichelfrmig.
144.
1. Neuer Gesang soll erschallen zur siebensaitigen Leier,
4327
schreibt ein
nicht unbedeutender Dichter, der damit zugleich lehrt, da auch die alte
Lyra sieben Tne hatte.
2. Sieben Sinneswerkzeuge haben wir auch an unserem Antlitz: zwei sind
die Augen, zwei die Gehrgnge, zwei die Nasenlcher und das siebente
ist der Mund.
4328
3. Und die Elegie Solons lehrt etwa so, da der Wechsel der Lebensalter
immer mit sieben Jahren vor sich geht:
4.Noch nicht erwachsen, ein unmndig Kind, bringt der Zhne Geheg
er
Erstmals hervor und verliert sie in dem siebenten Jahr.
Aber wenn Gott ihm vollendet der Jahre noch weitere sieben,
Teten die Zeichen hervor, da ihm die Mannbarkeit naht.
Und in dem dritten Jahrsiebent da wachsen noch immer die Glieder,
Du es behaart sich das Kinn, wechselt die Farbe der Haut.
5. Und in dem vierten Jahrsiebent erlangt wohl ein jeder die grte
Strke, die jeglichem Mann Zeichen der Tchtigkeit ist.
Aber im fnften da ziemt es dem Mann, an Vermhlung zu denken,
Und nach der Kinder Geburt tracht er fr knftige Zeit!
Und in dem sechsten da denket der Mann in allem gesetzter;
Nicht mehr macht es ihm Freud, nichtige Dinge zu tun.
6. Und nun ist er fr vierzehn Jahre im Denken und Reden
4323Vgl. Strom. V1 C3,3.
4324Vgl. 0hilon, Leg. all. 1 =; !e se/ten. 6; !e s/ec. leg. 11 74) !e o/if. mundi 228 f.
4325Vgl. 0hilon, !e o/if. mundi 232.
4326Vgl. 5. Schmidt, 0hilologus 3 (2=8=) S. 883.
4327$er/andros Fr. 8,8 !iehl.
4328Vgl. 0hilon, !e o/if. mundi 22C; Leg. all. 1 2B.
572
Allen voran, und so gehen wieder zwei Zeiten vorbei.
Und in der neunten ist Kraft zwar noch da; doch gewaltiger Leistung
Ist gewachsen nicht mehr Krper und geistige Kraft.
Wenn aber zehnmal die sieben Jahre die Gottheit ihm schenkte,
Dann ereilt ihn zu frh nicht mehr das Todesgeschick.
4329
145.
1. Wiederum bringen bei den Krankheiten der siebente und der
vierzehnte Tag die Entscheidung,
4330
weil an diesen Tagen die Natur den
entscheidenen Kampf gegen die Krankheitsursachen fhrt.
2. Und unzhlige Tatsachen dieser Art fhrt Hermippos von Berytos in
seiner Schrift ber die Siebenzahl an, um die Heiligkeit dieser Zahl zu
erweisen.
4331
3. Deutlich berliefert die geheimnisvolle Lehre von der Sieben-und
Achtzahl auch der selige David, wenn er in einem Psalm ungefhr so sagt:
Um unsere Jahre gab ich mir Mhe wie eine Spinne
4332
(mit ihrem Netz).
Die Zahl unserer Jahre ist im ganzen siebenzig Jahre und, wenn es zur
hchsten Stufe kommt, achzig Jahre.
4333
Das wrde wohl bedeuten, da
wir zur Knigsherrschaft
4334
kommen.
4. Damit wir also einsehen, da die Welt etwas Gewordenes ist, aber
nicht annehmen, da Gott sie in der Zeit geschafen habe, fgte die
Weissagung hinzu: Dies ist das Buch der Schpfung und dessen, was in
ihr ist, als es geschafen wurde an dem Tage, an dem Gott den Himmel
und die Erde schuf.
4335
5. Denn die Worte als es geschafen wurde sind eine unbestimmte und
zeitlose Angabe;
4336
dagegen die Worte an dem Tage, an dem Gott <s
339> schuf, das heit: an dem und durch den er alles schuf, ohne den
auch nicht eines wurde,
4337
weisen auf die Ttigkeit des Sohnes hin, von
dem David sagt: Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lat uns
jubeln und frhlich an ihm sein!
4338
Das heit: Lat uns entsprechend der
durch ihn berlieferten Erkenntnis uns reichlich an dem gttlichen
Gastmahl sttigen!
6. Denn Tag heit das gttliche Wort, das das Verborgene erhellt
4339
und durch das jedes einzelne Geschpf an das Licht und zur Entstehung
kam.
4329Solon Fr. 2C !iehl; vgl. 0hilon, !e o/if. mundi 238. Vielleicht ist aus Strom. V 23=, 2, dem Satz, der unmittel#ar
nach einem -itat aus 'risto#ulos steht, zu schlieen, da auch das Solongedicht aus 'risto#ulos stammt.
4330Vgl. 0hilon, !e o/if. mundi 2B7; Leg. all. 1 23.
4331Vgl. 5(ller FH+ 111 /. 37 'nm.
4332Aie die Se/tuaginta zu der M#ersetzung *S/inne, (in den Se/tuagintahandschriften steht das Aort teils im
;ominativ, teils im '>>usativ) >am, ist nicht mit Sicherheit festzustellen.
43330s =C,C.
4334!amit "ill :lemens "ohl den 'usdruc> *h@chste Stufe, er>lren.
4335+en B,8.
4336Vgl. 0hilon, Leg. all. 1 B3; Suaest. in +en. 1 2 /.2 'ucher.
43379oh 2,3.
43380s 224,B8.
4339Vgl. 9oh 2,C; 2Eor 8,7.
573
7. Und berhaupt weist der Dekalog durch den Buchstaben Jota auf den
seligen Namen hin und zeigt, da Jesus der Logos ist.
4340
146.
1. Das folgende fnfte Gebot handelt von der Ehre, die Vater und Mutter
gebhrt.
4341
Mit Vater aber und Herr meint er deutlich Gott.
2. Deshalb bezeichnet er auch diejenigen, die ihn erkannt haben, als
Shne und Gtter.
4342
Herr und Vater ist also der Schpfer aller Dinge,
Mutter aber nicht, wie manche meinen, der Stof, aus dem wir geschafen
worden sind, und auch nicht, wie andere gelehrt haben, die Kirche,
sondern die gttliche Erkenntnis und die Weisheit, wie Salomon sagt,
wenn er die Weisheit Mutter der Gerechten nennt.
4343
Und sie ist ihrer
selbst wegen erstrebenswert. Und andererseits wird alles Schne und
Hehre von Gott her durch den Sohn erkannt.
3. Diesem Gebot folgt das Gebot ber den Ehebruch.
4344
Ehebruch ist es
aber, wenn jemand die kirchliche und wahre Erkenntnis und Aufassung
von Gott verlt und sich der nicht geziemenden falschen Meinung
zuwendet, indem er irgend etwas Erschafenes zu Gott macht oder ein
Gtzenbild aus etwas macht, was gar nicht existiert, und so die
Erkenntnis berschreitet, ja vielmehr sich ganz von ihr trennt. Die falsche
Ansicht ist aber fr den Gnostiker etwas Fremdes wie die wahre etwas
Vertrautes und Verwandtes.
147.
1. Deshalb nennt auch der edle Apostel den Gtzendienst als eine der
Arten des Ehebruchs,
4345
in bereinstimmung mit dem Wort des
Propheten: Sie (die Volksgemeinde Juda) trieb Ehebruch mit dem Holz
und dem <s 340> Stein; zu dem Holz sagte sie: Du bist mein Vater, und zu
dem Stein: Du hast mich erzeugt.
4346
2. Dann folgt das Gebot ber den Mord.
4347
Mord ist aber eine
gewaltttige Beseitigung. Wer also die wahre Lehre von Gott und seinem
ewigen Wesen beseitigen will, um an ihre Stelle die Lge zu setzen, indem
er entweder behauptet, in dem Weltall gbe es keine Vorsehung, oder da
die Welt unerschafen sei oder da sonst etwas von dem, was nach der
wahren Lehre ganz sicher ist, falsch sei,
4348
der ist ein ganz verworfener
Mensch.
4340Vgl. 0aid. 11 83,3; 111 =C,2; Strom. V1 =8,3.
4341Vgl. ?% B3,2B.
4342Vgl. 0s =2,6.
4343Vgl. vielleicht ?>>li. 3,2 (Lat.); B8,24 (+losse); S/rich" B8,6C.
4344Vgl. ?% B3,23.
4345Vgl. Eol 3,7; +al 7,B3; Strom. 111 =C,2; V11 47,3.
43469er 3,C; B,B4.
4347Vgl. ?% B3,27.
43481ch ergnze nach (%%%) die Aorte (%%%)
574
3. Nach diesem kommt das Gebot ber den Diebstahl.
4349
Wie also
derjenige, der fremdes Eigentum stiehlt, ein groes Unrecht begeht und
mit Recht der verdienten Strafe verfllt, so ist ein Dieb auch, wer sich
durch die Kunst der Bildhauerei oder Malerei das Gott allein
vorbehaltene Tun anmat und von sich sagt, er sei ein Schpfer der Tiere
und Panzen; und ebenso sind Diebe auch diejenigen, die die wahre
Philosophie nachahmen.
4. Mag nun einer Landmann sein oder Vater eines Kindes, so ist er ein
Gehilfe beim Ausstreuen des Samens; Gott schenkt aber allem das
Wachstum und die vllige Reife und fhrt alles, was entsteht, zu seiner
natrlichen Entwicklung.
4350
148.
1. Die groe Masse aber schreibt, zusammen mit den Philosophen, das
Wachsen und die Vernderungen der Hauptsache nach den Gestirnen zu
und beraubt so, soviel an ihr liegt, den Vater aller Dinge seiner nie
ermdenden Macht.
2. Die Elemente aber und die Gestirne, das heit die zur Durchfhrung
der Weltordnung bestimmten Mchte, wurden beauftragt, das
auszufhren, was fr die Weltverwaltung ntig ist, und sie selbst mssen
gehorchen und sich von den ihnen bergeordneten Mchten so leiten
lassen, wie sie das Wort des Herrn fhrt, da die gttliche Macht ihrem
Wesen nach alles in verborgener Weise bewirkt.
3. Wer also behauptet, er selbst habe etwas von dem ersonnen oder
geschafen, was zur Schpfung gehrt, der wird fr sein gottloses
Beginnen zur Rechenschaft gezogen werden.
4. Das zehnte Gebot aber handelt von allen Begierden.
4351
Wie nun der
bestraft wird, der sich nach dem ihm nicht Zustehenden gelsten <s 341>
lt, so ist es in der gleichen Weise nicht gestattet, nach falschen Dingen
zu streben oder anzunehmen, da von dem Geschafenen die beseelten
Wesen von sich aus heilen oder schaden knnen, die unbeseelten dagegen
dies durchaus nicht knnen. Und wenn jemand behauptet, das Gegengift
knne nicht heilen und der Schierlingstrank nicht tten, so verwendet er
unvermerkt einen Trugschlu.
5. Denn nichts von dem wirkt ohne den, der die Heilpanze oder das
Giftmittel anwendet, so wenig wie das Beil ohne den, der damit schlgt,
und die Sge ohne den, der sgt.
6. Wie aber die Werkzeuge fr sich allein nicht wirken, aber gewissen
natrliche Eigenschaften haben, die zusammen mit der Ttigkeit des
Handwerksmeisters die ihnen eigene Wirkung ausben, so wird durch
die alles umfassende gttliche Vorsehung ihre kraftvolle Wirkung durch
die unmittelbarer bewegten Krfte im weiteren Verlauf auf alles einzelne
verteilt.
4349Vgl. ?% B3,28.
4350Vgl. 2Eor 3,7 f.
4351?% B3,24.
575
XVII. Kapitel
149.
1. Aber, wie es scheint, verwenden die Philosophen der Griechen das
Wort Gott, ohne ihn zu kennen, da sie Gott nicht so verehren, wie es
Gottes wrdig ist.
4352
Die philosophischen Lehren gleichen bei ihnen, wie
Empedokles sagt, dem,
Was durch die Zunge der Menge gesprochen und ohne Begrndung
Aus ihrem Munde entstrmt ist, obwohl sie vom Ganzen nichts
sahen.
4353
2. Denn wie die Kunst das Sonnenlicht durch ein mit Wasser geflltes
Glasgef hindurchleitet, um so Feuer zu entznden,
4354
so nimmt auch
die Philosophie aus der gttlichen Schrift die Glutkohlen und tritt dann
in wenigen Punkten in Erscheinung.
3. Wie indessen alle Lebewesen die gleiche Luft atmen, aber nicht alle in
gleicher Weise und zum gleichen Zweck, so befat sich auch die groe
Mensge mit der Wahrheit, vielmehr mit dem Reden von der Wahrheit.
4. Denn sie sagen nicht etwas ber Gott, sondern bertragen ihre eigenen
Leidenschaften auf Gott und <s 342> sprechen ausfhrlich davon. Ihr
Leben besteht nmlich darin, da sie das Wahrscheinliche, nicht die
Wahrheit suchen. Die Erkenntnis der Wahrheit wird aber nicht durch
Nachahmen, sondern durch Lernen gewonnen.
5. Denn wir glauben an Christus nicht, damit wir gut zu sein scheinen,
wie wir auch nicht in die Sonne gehen, damit man sieht, da wir in der
Sonne sind, sondern dies tun wir, um warm zu werden, und in jenem Fall
trachten wir mit Gewalt darnach, Christen zu sein, um wacker und gut zu
sein; denn sicherlich ist das Knigtum der Gewaltttigen,
4355
die durch
vollkommenes Suchen und Lernen und ben es erreichen, Knige zu
werden.
150.
1. Wer also nur den Schein nachahmt, der verflscht auch die den
Menschen innewohnende Vorstellung. Wenn aber jemand von
irgendeinem Gegenstand gleichsam eine glhende Kohle erhalten und
diese im Innern seiner Seele durch Begierde und Lernen angefacht hat, so
setzt er daraufin alles in Bewegung, um zur vollkommenen Erkenntnis
zu gelangen.
2. Wenn sich aber jemand einer Sache nicht zu bemeistern sucht, so
sehnt er sich auch nicht darnach und freut sich nicht an dem durch die
4352Vgl. G@m 2,B2.
4353?m/edo>les Fr. 3C,B f. !iels.
4354Vgl. 'risto/hanes, Aol>en 466 ff.; 0linius, ;at. hist. 36,2CC.
4355Vgl. 5t 22,2B; Strom. 1V 7,3.
576
Sache gewhrten Nutzen.
3. Zuletzt also ahmt der Gnostiker am Ende aller sittlich guten Taten den
Herrn nach, indem er, soweit es fr Menschen erreichbar ist, von dem
Herrn eine Eignung dazu erlangt hat, Gott hnlich zu werden.
4356
Wer
aber von der Erkenntnis nichts wei, der kann auch die Wahrheit nicht
richtig beurteilen.
4. Es ist also nicht mglich, an den gnostischen Grundstzen Anteil zu
erhalten, wenn wir uns nicht von unseren frheren Anschauungen frei
machen. Denn das Wort Wahrheit wird einfach so ganz allgemein von
allem, was geistig oder sinnlich wahrnehmbar ist, gebraucht.
5. Dem entstpricht es, da man auch eine wahrhaftige Malerei im
Gegensatz zu der gewhnlichen sehen kann und eine ernste Musik im
Gegensatz zu der zuchtlosen. Und demnach gibt es auch eine Wahrheit in
der Philosophie, die von der Lehre der brigen Philosophen verschieden
ist, und eine wahrhaftige Schnheit, die von der verflschten verschieden
ist.
6. Wir drfen uns also nie um die einzelnen Teile der Wahrheit, von
denen das Wort Wahrheit gebraucht wird, sondern <s 343> mssen uns
um die Wahrheit selbst bemhen, statt darnach zu streben, Worte zu
lernen.
7. Denn der Begrif Gott ist nicht einfach, sondern tausendfltig, und
es ist ein Unterschied, ob man nach Gott selbst sucht oder nach dem, was
mit Gott zusammenhngt. Allgemein gesagt, man mu bei jeder Sache
von dem Wesen die zuflligen Eigenschaften unterscheiden.
151.
1. Und es gengt mir, zu sagen, da Gott der Herr ber alles ist. Ich sage
aber vllig ohne jede Einschrnkung Herr ber alles, wobei nichts
ausgenommen ist und wegbleibt.
2. Da es nun zwei Formen der Wahrheit gibt, die Wrter und die Sachen,
so reden die einen von den Wrtern; das sind diejenigen, die sich mit der
Schnheit der Sprache befassen, nmlich die Philosophen bei den
Griechen; die Sachen aber sind bei uns, den Barbaren, zu nden.
3. Darum entschlo sich der Herr nicht ohne Grund, eine einfache
krperliche Gestalt anzunehmen,
4357
damit niemand ber dem Lob der
anmutigen Erscheinung und ber der Bewunderung fr seine Schnheit
versume, sich um seine Worte zu kmmern, und nicht ber der
Aufmerksamkeit auf das Vergngliche sich von dem Geistigen fernhalten
lasse.
4. Man soll also nicht auf den sprachlichen Ausdruck, sondern auf den
Sinn achten.
4358
Wer sich nur um den sprachlichen Ausdruck kmmert
4356Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 'B.
4357Vgl. 9es 73,B f.; 0aid. 111 3,3; Strom. 111 233,3.
4358Sacra 0ar. B63 Holl.
577
und sich nicht um die Erkenntnis bemht, dem wird die Lehre nicht
anvertraut, da ja auch die Raben Menschenstimmen nachahmen, ohne
eine Ahnung von der Sache zu haben, von der sie reden; eine verstndige
Erfassung aber steht in naher Beziehung zum Glauben.
5. So sagte auch Homeros Vater der Menschen und Gtter,
4359
ohne zu
wissen, wer der Vater ist und wie er der Vater ist.
152.
1. Wie es aber fr den, der Hnde hat, etwas Natrliches ist, zu fassen,
und fr den, der gesunde Augen hat, das Licht zu sehen, so ist es fr den,
der den Glauben ergrifen hat, etwas Natrliches, Erkenntnis zu
gewinnen, wenn er Verlangen darnach trgt, an dem gelegten Grund
weiterzuarbeiten und darauf mit Gold, Silber, Edelsteinen
weiterzubauen.
4360
2. Er verspricht also nicht, er wolle bereit sein, Anteil an der Wahrheit zu
nehmen, sondern er fngt <s 344> damit an. Und es geziemt sich nicht,
da man es fr die Zukunft vorhat, sondern da man kniglich und
erleuchtet und gnostisch sofort ist; und ebenso gehrt es sich nicht, da
man nur dem Wort nach und nicht mit der Tat bereit ist, die Arbeiten
anzufassen.
3. Da nmlich Gott gut ist, begann er wegen des Wesens, das zur
Herrschaft ber die ganze Schpfung bestimmt war, und weil er es retten
wollte, auch die brigen Wesen zu erschafen, indem er von Anfang an
ihnen als erste Wohltat dies erwies, da sie berhaupt entstanden; denn
wohl jeder wird zugeben, da das Sein um vieles besser ist als das
Nichtsein. Sodann entwickelt sich jedes und entwickelt sich noch, soweit
es seiner Natur nach mglich war, fortschreitend zu einem besseren
Zustand als dem bisherigen.
153.
1. Daher ist es nicht ungereimt, zu behaupten, da auch die Philosophie
von der gttlichen Vorsehung gegeben worden ist, um auf die durch
Christus zu geschehende Vollendung vorzubereiten, wenn nur die
Philosophie es nicht verschmht, bei der barbarischen Erkenntnis in die
Schule zu gehen und zur Wahrheit fortzuschreiten.
2. Aber die Haare sind gezhlt
4361
und die kleinsten Bewegungen; wie
sollte da die Philosophie nicht auch mitgerechnet sein?
3. Freilich wurde auch dem Simson seine Kraft in den Haaren gegeben,
4362
damit er einsehe, da auch die geringgeachteten Fertigkeiten in diesem
4359Vgl. Hom. 1l. 2,788.
4360Vgl. 2Eor 3,2B; Strom V B6,3 f.
4361L> 2B,4.
4362Vgl. Gi 26,24.
578
Leben, die nach dem Abscheiden der Seele auf dem Boden liegen und hier
bleiben, nicht ohne die gttliche Macht gegeben werden.
4. So dringt, das will jenes Wort besagen, die Vorsehung aus der Hhe
von dem Wichtigsten wie von einem Haupte bis zu allem durch. Wie
die Salbe, so heit es, die auf den Bart Aarons hinabiet und auf den
Saum seines Gewandes
4363
(das heit des groen Hohenpriesters, durch
den alles wurde und ohne den auch nicht eines wurde
4364
), nicht auf den
Schmuck des Krpers
4365
selbst; vielmehr ist die Philosophie auerhalb
des Volkes wie das Kleid (auerhalb des Krpers)
154.
1. Wenn also die Philosophen, die durch den ihnen gegebenen, zum
Wahrnehmen befhigten Geist zu dem ihnen eigenen Verstndnis
geschult wurden, sich nicht nur um einen Teil der Philosophie, sondern
um die <s 345> vollkommene Philosophie bemhen und wahrheitsliebend
und bescheiden auch hinsichtlich des bei den Andersdenkenden trefich
Gesagten die Wahrheit bezeugen, dann machen sie zur Klugheit hin
Fortschritte, entsprechend der gttlichen Weltordnung, der
unaussprechlichen Gte, die die Natur aller Dinge jedesmal, soweit es
mglich ist, zum Besseren hinfhrt.
2. Wenn sie dann nicht nur mit Griechen, sondern auch mit Barbaren
zusammenkommen, werden sie aus der allen gemeinsamen Schulung zu
dem fr sie besonderen Verstndnis gefhrt, damit sie so zum Glauben
gelangen.
3. Wenn sie die Grundvoraussetzungen der Wahrheit angenommen
haben, dann erlangen sie die Fhigkeit, weiter zur Forschung
fortzuschreiten, und dann werden sie, nachdem sie Schler geworden
sind, von Liebe erfllt; da sie aber nach Erkenntnis verlangen, streben sie
zum Heil.
4. In diesem Sinne sagt die Schrift, da den Werkmeistern Geist des
Verstandes
4366
von Gott gegeben worden sei; das ist aber nichts anderes
als Klugheit, die Fhigkeit der Seele, das Seiende zu betrachten und das
bereinstimmende, das hnliche und das Unhnliche zu unterscheiden
und zu vergleichen und zu gebieten und zu verbieten und die Zukunft
durch Vermuten zu erschlieen. Sie erstreckt sich aber nicht nur auf die
Fertigkeiten, sondern auch auf die Philosophie selbst.
155.
1. Warum ist denn nun auch die Schlange klug
4367
genannt worden?
Deswegen, weil man auch bei den bsen Handlungen eine gewisse
43630s 23B,B.
43649oh 2,3.
4365!er Schmuc> des E@r/ers sind die Haare; vgl. 0aid. 11 62,B.
4366Vgl. ?% B=,3.
4367+en 3,2.
579
Folgerichtigkeit und eine Fhigkeit, zu unterscheiden und zu vergleichen
und die Zukunft zu erschlieen, wahrnehmen kann.
2. Und die meisten Freveltaten bleiben deswegen verborgen, weil die
beltter es zu ihrem Vorteil fertig bringen, berall und in jeder Hinsicht
der Bestrafung zu entgehen.
3. Die Klugheit (phronesis (xxx)) ist aber mannigfaltig und erstreckt sich
ber die ganze Welt und ber alle menschlichen Dinge; sie ndert aber bei
jedem einzelnen von diesen Umstnden ihre Benennung, und wenn sie
sich mit der Frage nach den ersten Ursachen befat, dann heit sie
Denkkraft; wenn sie aber deren Ergebnis durch beweiskrftige Rede
bestrkt, wird sie Erkenntnis und Weisheit und Wissen genannt; wenn
sie sich aber mit den auf die Frmmigkeit bezglichen Fragen beschftigt
und ohne wissenschaftliche Untersuchung die <s 345> Lehre von den
ersten Ursachen entsprechend der ihr eigenen Beobachtung ttigen
Wirkens annimmt, dann heit sie Glaube; und wenn sie beim sinnlich
Wahrnehmbaren das Scheinbare, soweit es bei diesen Dingen mglich ist,
als wahr erweist, heit sie richtige Meinung, und bei den auf Handarbeit
beruhenden Werken heit sie Kunstfertigkeit; wo sie aber ohne
wissenschaftliche Untersuchung der ersten Ursachen auf Grund der
Beobachtung des hnlichen und bertragung davon einen Anfang und
einen dauernden Zustand feststellt, heit sie Erfahrung. 4. Ihr eigenartig
und in der Tat wirksam und beherrschend ist jener Heilige Geist, den der
Glubiggewordene nach dem zuversichtlichen Ergreifen des Glaubens auf
Grund der gttlichen Vorsehung zu allem hinzu erhlt.
156.
1. Da die Philosophie, wie durch das zuvor Gesagte klargelegt ist, eine
ganz ausgezeichnete Fhigkeit des Wahrnehmens erhalten hat, besitzt sie
Klugheit.
2. Die verstndige Behandlung des geistig Wahrgenommenen zusammen
mit Auswahl und Zustimmung heit Dialektik; diese ist fhig, das ber
die Wahrheit Gesagte durch Beweis zu bekrftigen und die vorgebrachten
Bedenken zu beseitigen.
3. Wer also behauptet, da die Philosophie nicht mit Gottes Willen
hierher gekommen sei, der sagt damit vielleicht zugleich, da Gott
unmglich alle einzelnen Dinge kennen knne und da er auch nicht
Urheber alles Guten sei, auch wenn jedes davon zu den Einzeldingen
gehre.
4. Es wre aber berhaupt nichts von dem, was ist, entstanden, wenn
Gott es nicht gewollt htte. Wenn er es aber wollte, so stammt von Gott
die Philosophie, wobei er wollte, da sie so sei, wie sie ist, wegen derer,
die auf keine andere als auf diese Weise dazu gebracht werden konnten,
sich des Bsen zu enthalten.
5. Denn Gott wei alles, nicht nur das, was ist, sondern auch das, was
sein wird und wie jegliches sein wird; und da er jede einzelne Bewegung
580
voraussieht, erblickt er und hret er alles,
4368
indem er das Innere der
Seele unverhllt sieht, und er hat von Ewigkeit her die Vorstellung von
jeder Einzelheit.
6. Und was auf den Teatern und bei der Betrachtung aller einzelnen
Teile vermittelst des Anschauens und des Ringsumbeschauens und des
Zusammenschauens geschieht, das ist auch bei Gott der Fall.
7. Denn alles zusammen <s 347> und jedes einzelne fr sich sieht er mit
einem einzigen Blick, jedoch nicht alles so, da er seine Augen mit einer
allem anderen vorangehenden Wirkung darauf richtet.
157.
1. Denn vieles im Leben tritt doch gewi in die Erscheinung auch infolge
der berlegung eines Menschen, nachdem es den ersten Keim von Gott
empfangen hatte.
2. So kommt z.B. die Gesundheit durch die Heilkunst und das
krperliche Wohlbenden durch die bung in den Ringschulen und der
Reichtum durch die Kunst, sich ein Vermgen zu erwerben, zustande und
tritt so in Erscheinung zwar entsprechend der gttlichen Vorsehung, aber
doch unter Mitwirkung von Menschen.
3. Von Gott kommt aber auch die Einsicht. Dementsprechend gehorcht
dem Willen Gottes vor allem das Streben der guten Menschen. Deshalb
sind viele Vorzge den guten und den schlechten Menschen gemeinsam,
aber trotzdem gereichen sie zum Nutzen nur den Guten und Edlen,
derentwegen Gott sie geschafen hat.
4369
Denn zum Gebrauch durch die
Guten ist die Wirkung der gttlichen Gaben geschafen.
4. Aber auch die Vorstellungen der tugendhaften Menschen entstehen
unter dem Einu des gttlichen Geistes, indem die Seele in einer
bestimmten Richtung beeinut und der gttliche Wille in die
menschlichen Seelen eingesenkt wird, wobei die fr die einzelnen
Aufgaben bestimmten gttlichen Diener bei den Dienstleistungen dieser
Art mithelfen.
5. Denn auf die Vlker und Stdte ist die Frsorge der Engel verteilt;
4370
vielleicht sind aber auch einigen einzelnen Menschen einzelne Engel
zugeordnet.
158.
1. Der Hirte sorgt jedenfalls auch fr jedes einzelne seiner Schafe,
4371
und
vor allem wird allen denen unmittelbarer Frsorge zuteil, die durch ihre
Naturanlage hervorragen und fhig sind, der groen Menge zu ntzen.
4368Vgl. Hom. 1l. 3,B44.
4369:hr.si//os Fr. mor. 643 v. 'rnim.
4370Vgl. !tn 3B,= (He#r 2,28)
4371Vgl. 9oh 23,22.
581
2. Das sind aber die zu Fhrern und zu Erziehern Geeigneten, durch die
die Wirkung der Vorsehung besonders deutlich zutage tritt, wenn Gott
entweder durch Erziehung oder durch besondere Fhrung und Leitung
den Menschen etwas Gutes tun will.
3. Er will dies aber zu jeder Zeit. Deshalb regt er die Geeigneten dazu an,
in ntzlicher Weise das auszufhren, was zur Tugend und zum Frieden
und zu rechtschafenem Handeln anleitet.
4. Alles Tugendhafte <s 348> geht aber von der Tugend aus und fhrt auf
die Tugend zurck, und es ist entweder dazu gegeben, da man sittlich
tchtig wird, oder dazu, da man, wenn man dies schon ist, die
natrlichen Vorzge gut verwendet; denn das Tugendhafte hilft mit
sowohl bei dem Allgemeinen als auch bei den Einzelheiten.
159.
1. Wie sollte es nun nicht sinnlos sein, wenn man die Unordnung und das
Unrecht dem Teufel zuschreibt und diesen doch zum Geber einer
trefichen Sache wie der Philosophie macht?
4372
2. Denn dann htte er wohl den Griechen dazu, da sie gute Mnner
werden, freundlichere Hilfe geleistet als die Vorsehung und der Ratschlu
Gottes.
3. Umgekehrt ist es, meine ich, doch Sache des Gesetzes und jeder
richtigen Ordnung, einem jeden das ihm Zukommende und das ihm
Eigene und das Angemessene zu geben.
4. Denn wie die Lyra nur dem Kitharaspieler und die Flte nur dem
Fltenblser zusteht, so sind die Vorzge der Besitz der guten Menschen,
und das Gutestun ist gleichsam die natrliche Eigenschaft des Guttters
wie dies des Feuers das Wrmen und die des Lichtes das Leuchten.
4373
5.
Ein Guter wird aber wohl nichts Bses tun, wie ja auch das Licht nicht
dunkel und das Feuer nicht kalt machen wird.
6. Ebenso wird andererseits die Schlechtigkeit nichts Tugendhaftes tun;
denn die ihr eigene Ttigkeit ist das Bsestun ebenso wie die der
Dunkelheit, das Sehen unmglich zu machen. Die Philosophie kann also,
da sie die Menschen tugendhaft macht, kein Werk der Schlechtigkeit
sein.
7. So bleibt denn nur brig, da sie Gottes Werk ist, dessen einzige
Ttigkeit das Gutestun ist, und alles, was von Gott gegeben wird, das
wird zum Guten gegeben und empfangen.
8. Tatschlich ist die Beschftigung mit der Philosophie nicht Sache
schlechter Menschen; aber wenn sie den Besten unter den Griechen
gegeben ist, dann ist auch ofenbar, von wem sie gegeben ist, nmlich
ohne Zweifel von der Vorsehung, die jedem einzelnen das ihm
Zukommende nach Gebhr zuteilt.
9. Mit Recht haben also die Juden das Gesetz, die Griechen die
Philosophie bis zu der Erscheinung des Herrn; von da an aber ndet die
4372Vgl. Strom. 1 =3,7.
4373Vgl. Strom. V1 282,4 mit 'nm.; Strom. 1 =6,3.
582
allgemeine Berufung statt, indem der eine, der allein Gott beider, der
Griechen und der Barbaren, vielmehr des ganzen <s 349>
Menschengeschlechtes ist, durch einen einzigen, den Herrn,
entsprechend der aus dem Glauben erwachsenden Lehre, zu einem
auserlesenen Volk
4374
der Gerechtigkeit versammelt.
4375
160.
1. Als Philosophie haben wir oft die in der Philosophie vorhandene
Fhigkeit, die Wahrheit zu erlangen, bezeichnet, wenn es ihr auch nur
teilweise gelingt. Ferner hat auch das in den Knsten vorhandene Gute,
soweit davon bei den Knsten geredet werden kann, seinen Ursprung in
Gott.
2. Denn wie die Fhigkeit, etwas kunstvoll zu machen, aus den
Grundstzen der Kunst hervorgeht, so ist das kluge Handeln der Klugheit
untergeordnet; die Klugheit ist aber eine Tugend; und ihr eigentmlich ist
es, sowohl das brige als auch, und zwar dies noch viel frher, ihr eigenes
Wesen kennenzulernen. Und die Weisheit, die eine Fhigkeit ist, ist
nichts anderes als das Wissen um die gttlichen und menschlichen
Gter.
4376
3. Gottes ist die Erde und ihre Flle,
4377
hat die Schrift gesagt, um
damit zu lehren, da das Gute von Gott zu den Menschen komme, indem
durch Gottes Strke das Gute verteilt wird, um den Menschen zu helfen.
4. Nun gibt es drei Arten von jeder Frderung und jeder Gabe, die dem
einen von einem anderen zuteil wird; die eine besteht darin, da man
immer zur Seite steht und hilft, wie es der Gymnastiklehrer macht, der
den Knaben an eine Haltung gewhnen will; die zweite Art besteht in der
Anregung zur Nachahmung, wie es der tut, der einen anderen zu einem
Opfer antreibt, indem er selbst zuerst etwas hingibt; und der eine hilft
zugleich dem Lernenden, der andere untersttzt zugleich den
Empfangenden. Die dritte Art besteht darin, da man Anweisungen gibt:
das ist der Fall, wenn der Gymnastiklehrer den Lernenden nicht mehr
selbst in eine bestimmte Form bringt und auch nicht selbst den
Ringerkunstgrif dem Knaben zur Nachahmung vormacht, sondern ihn
als einen, der schon recht gebt ist, den Kunstgrif zu machen heit,
indem er diesen nur mit seinem Namen bezeichnet.
161.
1. Der Gnostiker also, der von Gott die Fhigkeit erhalten hat, zu ntzen,
frdert die einen, indem er ihnen immer helfend zur Seite steht und sie an
die richtige Haltung gewhnt, die anderen, indem er sie zur Nachahmung
4374Vgl. $it B,28.
4375Vgl. Strom. V11 234,7.
4376Vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
43770s B3,2 (2Eor 23,B6).
583
<s 350> antreibt, die anderen wieder, indem er sie durch Anweisung
erzieht und belehrt.
4378
Selbstverstndlich hat er auch selbst durch die
gleichen Mittel Hilfe von dem Herrn erhalten.
2. So wird also auch die von Gott auf den Menschen sich erstreckende
Hilfe bekannt, indem die Engel zu ihrer Annahme mitaufordern; denn
auch durch die Vermittlung der Engel bietet die gttliche Macht das Gute
dar, mgen sie nun gesehen werden oder nicht. So beschafen ist auch die
Art und Weise bei der Erscheinung des Herrn.
3. Manchmal beeinut die (gttliche) Macht auch die Vorstellungen
und die Gedanken der Menschen und t ihren Sinnen Kraft und
genaueres Verstndnis ein und gewhrt ihnen den khnen Mut
4379
eifrigen
Strebens fr die Forschung und fr die Tat.
4. Trotzdem sind uns auch noch zur Nachahmung und zum
hnlichwerden als etwas wirklich Wunderbares und Heiliges die
Vorbilder der Tchtigkeit durch die schriftlich berlieferten Taten vor
Augen gestellt.
5. Und die Art, die mit Anweisungen wirkt, ist am deutlichsten in
Erscheinung getreten durch die Testamente des Herrn und durch die
Gesetze bei den Griechen, aber auch durch die Lebensregeln in der
Philosophie.
6. Kurz gesagt: Jede das Leben frdernde Hilfe wird, wenn man auf die
letzte Ursache zurckgeht, von dem allmchtigen Gott, dem Vater, der
unser aller Fhrer ist, durch den Sohn vollfhrt, der deswegen auch, wie
der Apostel sagt, Heiland aller Menschen, vor allem aber der
Glubigen
4380
ist; wenn man aber auf das Nchstliegende schaut, kommt
das Gute von denen, die jedem einzelnen Menschen am nchsten stehen,
gem der Anordnung und dem Befehl des Herrn, der der ersten Ursache
am nchsten steht.
XVIII. Kapitel
162.
1. Unser Gnostiker beschftigt sich immer mit dem Wichtigsten; wenn er
aber einmal Zeit und Gelegenheit zur Ausspannung von der
Beschftigung mit der Hauptsache hat, dann befat er sich nicht mit den
anderen unntzen Dingen, sondern auch mit der griechischen
Philosophie, indem er sie nachtrglich, gleichsam wie einen Nachtisch <s
351> nach der Mahlzeit,
4381
geniet und dabei das Wichtigere nicht
vernachlssigt, sondern auch sie, soweit es sich geziemt, aus den Grnden,
die ich frher nannte, noch mit hinzunimmt.
2. Wer aber auf die nicht notwendigen und berssigen Teile der
Philosophie Wert legt und seinen Sinn nur auf die der Streitsucht
4378Sacra 0ar. B62 Holl.
4379Vgl. Hom. 1l. 7,B; 23,8=B; 24,743.
43802$im 8,23.
4381Vgl. 0lut. 5oral. /. 233 :; 0indaros Fr. 2B8 c Schroeder.
584
dienenden Trugschlsse richtet, der entfernt sich von dem
Notwendigsten und Wichtigsten und jagt geradezu dem Schatten der
Wrter nach.
3. Nun ist es freilich schn, alles zu wissen; wessen Seele aber zu schwach
ist, um sich nach einer ausgebreiteten Gelehrsamkeit auszustrecken, der
wird nur die Hauptsache und das Beste fr sich whlen.
4. Denn das wahre Wissen, das, wie wir behaupten, nur der Gnostiker
besitzt, ist ein sicheres Erfassen, das durch wahre und sichere Grnde zur
Erkenntnis des Urgrundes emporfhrt;
4382
wer aber wei, was in
irgendeiner Beziehung wahr ist, der wei sofort auch, was in der gleichen
Beziehung falsch ist.
5. Denn auch jener Satz scheint mir doch wohl recht zu haben: Wenn
man Philosophie treiben mu, so mu man Philsophie treiben; denn das
folgt aus der Annahme selbst; aber man mu es auch, wenn man nicht
Philosophie treiben soll; denn man darf nichts verurteilen, bevor man es
kennengelernt hat; man mu also Philosophie treiben.
4383
163.
1. Da sich dies so verhlt, mssen die Griechen durch Gesetz und
Propheten lernen, einen einzigen Gott zu verehren, der wahrhaft
allmchtig ist, sodann sich durch die Apostel ber folgendes belehren
lassen: Fr uns gibt es kein Gtterbild in der Welt,
4384
weil es nicht
mglich ist, da es ein Abbild Gottes unter dem Erschafenen gibt; ferner
mssen sie sich aber auch darber belehren lassen, da die Gtterbilder
nicht einmal Abbilder der Wesen sind, die sie verehren; denn das
Geschlecht der Geister ist der Gestalt nach durchaus nicht derart wie die
Gtzenbilder, die die Griechen anfertigen.
2. Denn die Seelen sind unsichtbar, nicht nur die mit Vernunft begabten,
sondern auch die der unvernnftigen Tiere; ihre Krper werden aber nie
Teile der Seelen selbst, sondern Organe, bei den einen als solche, auf
denen sie sitzen, bei den anderen als solche, auf denen sie fahren, wieder
bei anderen als anderer Besitz.
164.
<s 352> 1. Aber auch die Bilder der Organe kann man nicht vllig
naturgetreu herstellen; denn dann sollte jemand auch die Sonne so, wie
man sie sieht, abbilden oder den Regenbogen mit seinen Farben malen.
2. Wenn sie aber von den Gtterbildern abgelassen haben, dann werden
sie das Schriftwort hren: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit besser ist
als die der Schriftgelehrten und Phariser
4385
(deren Gerechtigkeit im
4382Vgl. Strom. 11 C,3.
4383Vgl. 'ristoteles Fr. 72 Gose.
43842Eor =,8.
43855t 7,B3.
585
Unterlassen von beltaten besteht
4386
), nmlich dadurch besser, da ihr
nicht nur darin zur Vollkommenheit gelangt, sondern auch den Nchsten
lieben
4387
und ihm Wohltaten erweisen knnt, so werdet ihr nicht Anteil
an der Knigsherrschaft haben.
4388
Denn erst die Steigerung der dem
Gesetze entsprechenden Gerechtigkeit zeigt den Gnostiker an.
3. Wenn jemand so an die Stelle gesetzt ist, die der beherrschenden Stelle
des eigenen Krpers, dem Haupte, entspricht, und bis zu der hchsten
Stufe des Glaubens, der Erkenntnis selbst, gelangt ist, der auch alle
Organe der sinnlichen Wahrnehmung dienen, dann wird er in gleicher
Weise auch die hchste Stufe der Erbschaft erlangen.
4. Die beherrschende Stellung der Erkenntnis zeigt der Apostel deutlich
denen, die zu schauen vermgen, indem er jenen Angehrigen des
griechischen Volkes, den Korinthern, ungefhr so schreibt: Wir haben
aber die Hofnung, da wir, wenn euer Glaube wchst, unter euch im
Einklang mit unserer Glaubensregel bis zu einer auerordentlichen Hhe
erhoben werden, so da wir noch ber euch hinaus das Evangelium
verkndigen knnen.
4389
Damit meint er nicht die weitere rumliche
Ausbreitung der Verkndigung;
4390
denn er sagt selbst, da sich auch in
Achaia der Glaube weit ausgebreitet habe.
4391
165.
1. Und in der Apostelgeschichte wird berichtet, da er auch in Athen die
Lehre verkndet habe.
4392
Er lehrt vielmehr mit jenen Worten, da die
Erkenntnis, die die Vollendung des Glaubens ist, entsprechend der
gewaltigen Lehre des Herrn und entsprechend der kirchlichen
Glaubensregel noch weit ber den (den Korinthern erteilten) <s 353>
Unterricht hinausgehe.
2. Deshalb fgt er auch hernach hinzu: Wenn ich aber auch ein Laie im
Reden bin, so bin ich es doch nicht in der Erkenntnis.
4393
3. brigens sollen uns diejenigen Griechen, die sich rhmen, die
Wahrheit erfat zu haben, doch sagen, wer der Lehrer war, auf dessen
Unterricht sie so stolz sind. Denn sie werden nicht wohl sagen knnen:
Gott, sondern es zugestehen: Menschen.
4. Und wenn dies der Fall ist, so mssen sie die Wahrheit entweder von
sich selbst gelernt haben,
4394
indem sie spt klug geworden sind, wie ja
auch wirklich manche von ihnen aufgeblasen sich dessen brsten, oder
von anderen ihresgleichen.
4386Vgl. die et.mologische ?r>lrung des ;amens 0hariser #ei ?. Sch(rer, +esch. des &(d. Vol>es, 8. 'ufl. 11 S. 864
'nm.7B) *0arusch ist einer, des sich a#sondert von der Inreinheit.,
4387Vgl. 5t 2C,2C.
4388Vgl. Vielleicht 9a> B,=.
4389BEor 23,27 f.
4390$atschlich meint dies der '/ostel.
4391Vgl. BEor C,B.
4392Vgl. '/g 24,26 ff.
4393BEor 22,6.
4394Vgl. Hera>leitos Fr. 232 !iels; Strom. 11 B,3.
586
5. Aber Menschen sind als Menschen keine zuverlssigen Lehrer, wenn
es sich um Gott handelt. Denn ein Mensch ist als Mensch nicht dazu
imstande, auch ber Gott die Wahrheit zu sagen, der Schwache und
Vergngliche ber den Ungewordenen und Unvergnglichen und das
Geschpf ber den Schpfer.
166.
1. Ferner mu man dem, der ber sich selbst die Wahrheit nicht sagen
kann, nicht noch viel weniger glauben, wenn er ber Gott spricht? Denn
so sehr der Mensch an Macht hinter Gott zurcksteht, ebensosehr ist
auch seine Rede zu schwach, auch wenn sie nicht Gott selbst nennt,
sondern nur ber Gott spricht und ber die Lehre von Gott.
2. Denn von Natur ist die Sprache des Menschen schwach und unfhig,
Gott zu verkndigen, ich meine nicht seinen Namen (denn diesen zu
nennen, ist etwas ganz Gebruchliches nicht nur bei den Philosophen,
sondern auch bei den Dichtern) und auch nicht sein Wesen (denn das ist
unmglich) sondern die Macht und die Werke Gottes.
3. Kommen doch sogar diejenigen, die Gott zu ihrem Lehrer gewhlt
haben, nur mit Mhe zu einer Vorstellung von Gott, obwohl die Gnade
ihnen zu einer gewissen Stufe der vollen Erkenntnis verhilft, indem sie
sich gleichsam daran gewhnen, den Willen (Gottes) mit Hilfe seines
Willens und den Heilgen Geist mit Hilfe des Heiligen Geistes
anzuschauen; denn der Geist erforscht die Tiefen Gottes, der psychische
Mensch aber nimmt das nicht an, was vom Geiste kommt.
4395
4. Demnach ist allein die Weisheit, die sich bei uns ndet, von Gott
gelehrt, und aus ihr entspringen alle Quellen der Weisheit, soweit sie die
<s 354> Wahrheit zu erreichen suchen.
5. Allerdings gibt es von Anfang an seit der Erschafung der Welt
Unzhlige, die darauf hinwiesen, da der Herr zu den Menschen kommen
und unser Lehrer sein werde, und viele, die ihn verkndeten, ihm den
Weg bereiteten und seine Vorlufer waren, die durch Taten und Worte
anzeigten und weissagten, da er kommen werde, und wo und wie das
der Fall sein werde und unter welchen Zeichen.
167.
1. So bereiten auf ihn noch aus der Ferne das Gesetz und die Weissagung
vor; dann zeigt der Vorlufer auf ihn, wie er bereits zugegen ist,
4396
und
nach ihm kommen die Prediger, die auf die Wirkung seiner Erscheinung
hinweisen und ber sie unterrichten.
2. Aber die griechischen Philosophen haben nur bei den Griechen und
auch bei diesen nicht allgemein Beifall gefunden, sondern Sokrates nur
bei Platon bei Xenokrates und Aristoteles bei Teophrastos und Zenon bei
43952Eor B,23.28.
4396Vgl. 9oh 2,BC.36.
587
Kleanthes; sie vermochten eben nur ihre eigenen Anhnger zu
berzeugen.
3. Dagegen blieb die Lehre unseres Meisters nicht nur in Juda wie die
Philosophie in Griechenland, sondern breitete sich ber die ganze
bewohnte Erde aus und gewann fr sich unter Griechen ebenso wie unter
Barbaren in jedem Volk, in jedem Bezirk und in jeder Stadt ganze
Familien und jeden einzelnen der Hrer und bekehrte bereits auch nicht
wenige von den Philosophen selbst zur Wahrheit.
4. Und wenn irgendein Herrscher die griechische Philosophie verbietet,
so verschwindet sie sofort; unsere Lehre aber wollen gleich von ihrer
ersten Verkndigung an zugleich Knige und Tyrannen und die
Teilherrscher und Statthalter zusammen mit allen ihren Sldnern und
auerdem mit zahllosen Menschen hindern, indem sie uns bekmpfen
und, soweit es in ihrer Macht liegt, unsere Lehre auszurotten trachten.
5. Sie aber blht nur um so mehr; denn sie geht nicht wie eine
menschliche Lehre zugrunde und verwelkt nicht wie eine schwache Gabe
(denn keine Gabe Gottes ist schwach), sie bleibt vielmehr ungehemmt,
obwohl sie, wie ihr geweissagt ist, bis ans Ende verfolgt werden wird.
4397
168.
1. Sodann mssen wir an das denken, was Platon ber die Dichtkunst
sagt: Eine leichte und heilige Sache ist ein Dichter, und er ist nicht
imstande zu dichten, bevor <s 355> er begeistert und in Entzckung
versetzt ist.
4398
2. Und Demokritos sagt in hnlicher Weise: Was immer ein Dichter in
Begeisterung und von heiligem Geiste getrieben schreibt, das ist gewi
schn.
4399
Wir wissen aber, wie das ist, was die Dichter sagen.
3. Vor den Propheten des allmchtigen Gottes sollte man aber nicht
erschrecken, die Werkzeuge der Stimme Gottes geworden sind?
4. Wir haben nun von dem Gnostiker gleichsam ein Bild
4400
entworfen
und haben bereits gezeigt, wie beschafen er ist, indem wir die
Erhabenheit und Schnheit seines Wesens wie in einer Umrizeichnung
vor Augen stellten; denn wie er sich bei der wissenschaftlichen
Untersuchung in den Grundfragen verhlt, das soll spter gezeigt werden,
wenn wir von der Entstehung der Welt zu handeln beginnen.
4397L> B2,2B; 9oh 27,B3.
43980laton, 1on /.738 B.
4399!emo>ritos Fr. 2= !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. 286, 23.
4400Vgl. 0laton, Staat 11, /..362 !.
588
Siebtes Buch [Dritter Band]
I. Kapitel
1.
<s 9> 1. Jetzt ist es an der Zeit, den Griechen darzutun, da allein der
Gnostiker wahrhaft fromm ist, damit die Philosophen erkennen, welcher
Art der wahre Christ ist, und mit Beschmung ihre eigene Torheit
einsehen, in der befangen sie grundlos und aufs Geratewohl den
Christennamen verfolgen und mit Unrecht Gottesleugner diejenigen
nennen, die den wahren Gott erkannt haben.
2. Den Philosophen gegenber geziemt es sich aber, meine ich, die
Ausfhrungen recht einleuchtend zu gestalten, da sie durch ihren eigenen
Bildungsgang in der Fhigkeit des Verstehens schon gebt sind, wenn sie
sich auch noch nicht dessen wrdig erwiesen haben, der Fhigkeit zu
glauben teilhaftig zu werden.
3. Die Worte der prophetischen Schriften
4401
wollen wir fr jetzt nicht
erwhnen, da wir spter an der richtigen Stelle die Heilige Schrift
verwenden wollen. Wir werden aber die in ihnen enthaltenen Lehren
kurz andeuten, wenn wir jetzt das Wesen des Christentums nach seinen
Grundzgen darstellen. Wir wrden sonst den Zusammenhang unserer
Darlegung unterbrechen, wenn wir die Belege aus der Heiligen Schrift
mitheranziehen wrden, zumal bei Leuten, die die Redeweise der Schrift
noch nicht verstehen. Wenn wir aber ihren Inhalt klargelegt haben und
sie zum Glauben gekommen sind, dann werden ihnen obendrein auch
noch die Schriftzeugnisse mitgeteilt werden.
4. Und falls das von uns Gesagte fr manche aus der groen Masse von
dem Worte des Herrn in der Heiligen Schrift abzuweichen scheint, so soll
man wissen, da alle unsere Worte aus <s 10> der Heiligen Schrift Geist
und Leben haben, und zwar in ihr wurzeln, aber nicht ihren Wortlaut,
sondern nur ihren Sinn wiederzugeben versprechen.
5. Denn die eingehende Behandlung wrde, wenn sie zur unpassenden
Zeit vorgenommen wird, mit Recht berssig scheinen; andererseits
wre es beraus nachlssig und mangelhaft, am Wichtigsten ohne jede
Prfung vorberzugehen.
6. Selig sind aber frwahr, die die Zeugnisse des Herrn erforschen;
von ganzem Herzen werden sie ihn suchen.
4402
Es zeugen aber vom
Herrn das Gesetz und die Propheten.
4403
4401Inter den */ro/hetischen Schriften, versteht :lemens hier "ie an anderen Stellen die ganze Heilige Schrift; vgl. die
von $eng#lad S. = f. angef(hrten Stellen.
44020s 22=,B.
4403Vgl.9oh 7,3C; G@m 3,B2; '/g 23,83.
589
2.
1. Es ist also unsere Aufgabe, nachzuweisen, da allein der Gnostiker
heilig und fromm ist und in gottwohlgeflliger Weise den wahren Gott
verehrt. Auf die gottwohlgefllige Gottesverehrung folgt aber, da man
von Gott geliebt ist und selbst Gott liebt.
4404
2. Als der Verehrung wrdig gilt aber dem Gnostiker alles, was durch
seinen Wert hervorragt. Und so mu man nach seiner Ansicht in der
sichtbaren Welt die Herrscher und die Eltern und alle lteren ehren, in
der Wissenschaft aber die lteste Philosophie
4405
und die ehrwrdigste
Weissagung, in der Geisteswelt aber das, was seiner Entstehung nach das
lteste ist, nmlich den zeitlosen, anfangslosen Anfang
4406
und Erstling
alles Seienden, den Sohn.
3. Durch ihn kann man das noch weiter zurckliegende Prinzip
kennenlernen, den Vater der Welt, das lteste und allerwohlttigste
Wesen, dessen Kenntnis nicht mehr mit gesprochenen Worten
berliefert wird, das vielmehr mit Ehrfurcht und Stillschweigen und mit
heiligem Staunen zu verehren ist und auch verehrt wird, das von dem
Herrn in vollgltigstem Sinn
4407
verkndigt wurde, und zwar so, wie es
fr die Lernenden aufzufassen mglich war, aber wenigstens von denen
verstanden wurde, welche vom Herrn fr die Erkenntnis auserwhlt
worden waren, deren Unterscheidungsvermgen, wie der Apostel sagt,
gebt ist.
4408
3.
<s 11> 1. Der Gottesdienst des Gnostikers besteht also in der
fortwhrenden Frsorge fr die Seele und in seiner aus unaufrlicher
Liebe erwachsenden Beschftigung mit dem Gttlichen.
2. Denn die Frsorge fr die Menschen will teils bessern, teils dienen. Die
Besserung des Krpers ist Sache der Heilkunst, die der Seele ist Sache der
Philosophie,
4409
Frderung durch Dienen dagegen wird den Eltern durch
die Kinder und den Vorgesetzten durch ihre Untergebenen zuteil.
3. Ebenso versehen in der Kirche die ltesten (Presbyter) das Amt des
Besserns, die Gemeindepeger (Diakonen) das Amt des Dienens.
4. Diese beiden Dienste erweisen die Engel Gott bei seiner Weltregierung
und ebenso auch der Gnostiker selbst, indem er Gott dient und den
Menschen seine Weltanschauung darlegt, die geeignet ist, sie zu bessern,
dem entsprechend, da er mit der Erziehung der Menschen zu ihrer
Besserung betraut ist; denn fromm ist allein derjenige, der in den
menschlichen Beziehungen Gott richtig und tadellos dient.
4404Vgl. z.B. 0hilon, !e vita 5os. 11 64.
4405'ls *lteste 0hiloso/hie, #ezeichnet hier :lemens die Lehre des 'lten $estamentes.
4406Vgl. Strom. V 282,2 f.
44071m griechischen $e%t ist das Eomma nach (%%%) zu streichen; denn dieses Aort geh@rt zu (%%%); vgl. die zu (%%%) im
griechischen Gegister gesammelten Stellen.
4408He#r 7,28.
4409Vgl. 0hilon, !e vita contem/l. 2 f.
590
5. Denn wie diejenige Pege der Panzen die beste ist, die die Frchte
auf Grund der Kenntnis und der Erfahrung im Landbau wachsen und
einernten und so den Menschen den Nutzen, den sie gewhren knnen,
wirklich zuteil werden lt, so nimmt die Frmmigkeit des Gnostikers
die Frchte der durch seine Vermittlung zum Glauben bekehrten
Menschen bei sich auf und erzielt die schnste Ernte durch seine
Erfahrung, indem mehr Menschen zu voller Erkenntnis kommen und
dadurch gerettet werden.
6. Wenn aber die Gottseligkeit (theoprepeia, (xxx)) ein Verhalten ist, das
Gott gegenber die geziemende Haltung wahrt,
4410
so ist allein der
Gottselige von Gott geliebt. Ein solcher drfte wohl der sein, der das
Geziemende sowohl lehrmig als auch der Lebensweise nach erfat hat
und somit wei, wie der leben mu, der einst Gott sein soll
4411
und
wirklich jetzt schon Gott hnlich wird.
4412
4.
1. Demgem ist er also gottliebend. Denn wie derjenige, der seinen Vater
ehrt, seinen Vater auch liebt, so <s 12> liebt auch Gott, wer Gott ehrt.
2. So scheint es mir auch drei Wirkungen der gnostischen Fhigkeit zu
geben, zunchst, die Tatsachen zu erkennen, sodann, zu vollbringen, was
der Logos beehlt, und drittens, in einer Gottes wrdigen Weise die
Geheimnisse der Wahrheit berliefern zu knnen.
4413
3. Wer also berzeugt ist, da Gott allmchtig ist, und die gttlichen
Geheimnisse von seinem eingeborenen Sohn erfahren hat, wie knnte der
Gottesleugner sein? Denn Gottesleugner ist, wer nicht an das Dasein
Gottes glaubt; aberglubisch (deisidaimon,(xxx) ) aber ist, wer sich vor
den Dmonen frchtet und alles zu Gtzen macht, sogar Holz und Stein
und den Geist, der den nicht vernnftig lebenden Menschen zu seinem
Sklaven gemacht hat.
II. Kapitel
5.
1. Der erste Beweis dafr, da man Gott kennt, ist, nachdem man zu der
Lehre des Heilands Vertrauen gefat hat,
4414
da man in keiner Weise
Unrecht tut,
4415
in der berzeugung, da dies der vollen Erkenntnis
Gottes angemessen ist.
4410!ie !efinition des Aortes (%%%) geht "ohl auf :hr.si///os zur(c>; vgl. 'ndroni>os, !e virt. et vit. ed. Schuchhardt
/. 63.=3.
4411Vgl. 0rotr. 228,8; Strom. 1V 28C,=; V11 C7,B; 232,8; Hi//ol.tos, 0hilos. < 33,4; 38,8 (/. BC3,7; BC3,8 Aendland).
4412Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 'B.
4413Sacra 0ar. B6B Holl; vgl. Strom. 11 86,2.
4414Vgl. Strom. V =7,B.
4415Vgl. 0laton, Eriton /. 8C '.
591
2. So berragt auf der Erde alle der frmmste Mensch,
4416
berragt im
Himmel alle der Engel, das Wesen, das der Gottheit rumlich nher und
des ewigen und seligen Lebens bereits vlliger teilhaftig ist.
3. Aber am vollkommensten und heiligsten und erhabensten und aller
Herrschaft und des Knigtums wrdigsten und wohlttigsten ist seinem
Wesen nach der Sohn, der dem allein Allmchtigen am allernchsten
steht.
4. Er ist die hchste, alles berragende Macht, die alles nach dem Willen
des Vaters
4417
ordnet und das All aufs beste steuert,
4418
mit unermdlicher
und unzerstrbarer Kraft alles hervorbringt, indem sie bei ihrem Wirken
auf die verborgenen Gedanken Gottes achtet.
5. Denn nie verlt der Sohn Gottes jemals seine hohe Aussichtswarte;
4419
er wird nie geteilt
4420
oder <s 13> getrennt; er wandert nicht von einem
Ort zum anderen,
4421
sondern ist zu aller Zeit berall und ist in keiner
Weise begrenzt;
4422
er ist ganz Geist, ganz Licht vom Vater her, ganz
Auge;
4423
er sieht alles, hrt alles,
4424
wei alles, erforscht mit Macht die
Mchte.
4425
6. Ihm ist das ganze Heer der Engel und Gtter
4426
untertan, da er als das
Wort des Vaters die heilige Weltregierung bernommen hat, um dessen
willen, der es ihm unterworfen hat;
4427
nach seinem Willen sind auch alle
Menschen sein eigen, aber die einen mit vollem Verstndnis,
4428
die
anderen noch nicht; die einen als Freunde, andere als treue Diener,
4429
wieder andere einfach als Diener.
6.
1. Dies ist der Lehrer, der mit Geheimnissen den Gnostiker, mit frohen
Hofnungen den Glubigen und mit bessernder Zucht durch fhlbare
Einwirkung den erzieht, der verhrteten Herzens ist. Er ist der
Ausgangspunkt fr die Vorsehung, die fr jeden einzelnen und fr die
Allgemeinheit und fr die ganze Welt sorgt.
2. Und da es einen Sohn Gottes gibt und da dieser der Heiland und
Herr ist, von dem wir reden, das sprechen die gttlichen Weissagungen
mit klaren Worten aus.
3. So sucht er, der Herr ber alle ist, von den Griechen und Barbaren
einen jeden fr sich zu gewinnen, der sich von ihm gewinnen lassen will.
4416Vgl. e#d., +esetze < /. C3B B.
4417Vgl. 9oh 8,38; 6,3=D83.
4418-um griechischen 'usdruc> vgl. Hera>leitos Fr. 68 !iels.
4419Vgl. 0laton, 0oliti>os /.B4B ?; 0rotr. 6=,3; Hrigines, 9ohannes>ommentar 3B,B= (2=) /. 843,33 0reuschen.
4420Vgl. 2Eor 2,23; 0rotr. 22B,3; Strom. 111 6C,2; ?%c. e% $heod. =,2; 36,B.
4421Vgl. Hrigines, Vom +e#et B3,B /. 373,24 Eoetschau; 9ohannes>ommentar B3,2= (26) /. 372,2B 0reuschen.
4422Vgl. ?%c. e% $heod. 8.
4423Vgl. <eno/hanes Fr. B8 !iels; Strom. V11 34,6.
4424Vgl. z.B. Hom. 1l. 3,B44.
4425Vgl. S/rich" B3,B2 (B4); Strom. V11 34,6, "o die Stelle in hnlichem -usammenhang angef(hrt ist.
4426Vgl. 0laton, 0haidros /. B86 ?.
4427Vgl. G@m =,B3; 2Eor 27,B4.
4428Vgl. G@m 23,B3.
4429Vgl. 9oh 27,28 f.; He#r 3,7; Strom. 1 243,6.
592
Denn er zwingt
4430
den nicht, der von sich selbst aus das Heil dadurch
ergreifen kann, da er whlt
4431
und alles, was seine Aufgabe ist, erfllt,
um das Erhofte zu erlangen.
4432
4. Er ist es, der auch den Griechen die Philosophie durch die niedriger
stehenden Engel gab.
4433
Denn auf Grund gttlicher und uralter Ordnung
sind die Engel auf die Vlker verteilt.
4434
Aber das Erbteil des Herrn
4435
zu sein, <s 14> dessen rhmen sich die Glubigen.
5.
4436
Denn es gibt nur zwei Mglichkeiten; die eine ist die, da sich der
Herr nicht um alle Menschen kmmert; und der Grund dafr wre, da
er entweder nicht knnte (dies anzunehmen wre nicht erlaubt; denn es
wre ein Zeichen von Schwche), oder da er es nicht wollte, obwohl er
knnte (ein solches Verhalten ist aber mit seiner Gte nicht vereinbar;
denn er, der unsretwegen das schwache Fleisch angenommen hat, wird
doch nicht aus Bequemlichkeit nachlssig sein). Die andere Mglichkeit
ist, da sich der Herr um alle Menschen kmmert, was sich auch in der
Tat fr den geziemt, der der Herr ber alle
4437
geworden ist.
6. Denn er ist der Heiland, nicht nur fr die einen, fr die anderen aber
nicht; vielmehr teilte er jedem einzelnen, soweit er zur Annahme fhig
war, seine Wohltat zu, Griechen sowohl als auch Barbaren, und zwar
denen, die aus ihnen vorausbestimmt waren
4438
und zur rechten Zeit
4439
zu
Glubigen und Auserwhlten berufen
4440
wurden.
7.
1. Nun ist gewi der gegen niemand mignstig gesinnt, der alle in
gleicher Weise berufen, denen aber auerordentliche Ehren zugewiesen
hat, die sich durch ihren Glauben ausgezeichnet haben.
4441
Andererseits
kann es gewi kein Hindernis fr den geben, der Herr ber alles ist, und
ganz besonders nicht, wenn er den Willen seines guten und allmchtigen
Vaters
4442
vollfhrt.
2. Aber da der Herr von Ewigkeit her frei von jeder Leidenschaft ist, so
ist er auch dem Neid vllig unzugnglich;
4443
zudem sind die menschlichen
Dinge wahrlich nicht der Art, da sie den Neid des Herrn erregen
knnten. Vielmehr ist es ein anderer, der von Neid erfllt ist
4444
und der
auch den Leidenschaften zugnglich war.
4430Vgl. Suis div. salv. 23,B.
44310laton, Staat < /. 6B3 !?.
4432Vgl. He#r 6,2=.
4433Vgl. Strom. 1 =3,7.
4434Vgl. !tn 3B,=; Strom. V1 274,7.
4435!tn 3B,C.
4436-um folgenden vgl. :icero, !e divin. 1 3=,=B f. (:hr.si//os Fr. /h.s. 22CB v. 'rnim); 0laton +esetze < /. C32 ?.
4437Vgl. G@m 23,2B.
4438Vgl. e#d. =,33.
4439Vgl. $it 2,3.
4440Vgl. Hff# 24,28.
4441Vgl. ?%c. e% $heod. C,3.
4442Vgl. 5t 4,B2; 2B,73; 9oh 6,83.
4443Vgl. 0laton, 0haidros /. B84 '; $imaios /. BC ?.
4444+emeint ist der $eufel; vgl. Aeish B,B8.
593
3. Man kann aber ebensowenig behaupten, da der Herr infolge von
Unwissenheit die Menschheit nicht retten wolle, weil er nmlich nicht
wisse, auf welche Weise fr jeden einzelnen zu sorgen sei.
4. Denn Unwissenheit ist vllig undenkbar bei dem Sohn, der vor <s 15>
Erschafung der Welt
4445
Ratgeber seines Vaters
4446
war. Denn er war die
Weisheit, an der der allmchtige Gott sich freute.
4447
5. Denn eine Kraft Gottes
4448
ist der Sohn, da er das ursprngliche
Wort des Vaters ist, frher als alle erschafenen Dinge, und im
eigentlichen Sinn knnte man ihn Weisheit
4449
Gottes nennen und
Lehrer der durch ihn Geschafenen.
5. Ferner lt er sich gewi nicht durch irgendeine Lust abziehen, so da
er die Frsorge fr die Menschen vernachlssigte, er, der ja das von Natur
den Leidenschaften unterworfene Fleisch, das er an sich genommen hatte,
zum Zustand der Leidenschaftslosigkeit erzog.
6. Und wie knnte er Heiland und Herr sein, wenn er nicht aller Heiland
und Herr wre? Er ist aber der Heiland der Glubigen, weil sie sich fr die
Erkenntnis entschieden haben, und der Herr derer, die nicht glauben
wollten, bis sie fhig wurden, ihre Snden zu bekennen, und die von ihm
vermittelte Wohltat in einer Weise erlangten, die ihnen angemessen und
entsprechend war.
7. Alle Wirksamkeit des Herrn geht aber auf den Allmchtigen zurck,
und der Sohn ist sozusagen eine Wirksamkeit des Vaters.
4450
8.
1. Also ist der Sohn doch wohl nie ein Menschenfeind, er, der aus
berschwenglicher Menschenliebe die Schwachheit des menschlichen
Fleisches nicht verachtete, sondern sich mit ihr bekleidete und auf die
Erde kam, um allen Menschen zusammen das Heil zu bringen. Denn allen
denen, die das Heil erwhlen, ist der Glaube gemeinsam zugnglich.
2. Er kann aber auch nie sein eigenes Werk vergessen, deswegen, weil
dem Menschen allein von allen Lebewesen bei der Schpfung eine
Vorstellung von Gott einget worden ist.
3. Es knnte aber auch keine bessere und keine zu Gottes Wesen mehr
passende Frsorge fr die Menschen geben als die bestehende. Denn es ist
ja billig, da immer das von Natur berlegene ber das Niedrigere
herrsche
4451
und da dem, der irgend etwas gut verwalten kann, die Sorge
dafr bertragen wird.
4. Aber das, was in Wahrheit herrscht und regiert, ist das Wort Gottes
und die gttliche Vorsehung, die alles berwacht <s 16> und bei keinem
von denen, die ihr angehren, die Frsorge vernachlssigt.
4445?/h 2,8.
4446Vgl. 9es 83,23; G@m 22,38; Hi 27,=.
4447Vgl. S/rich" =,33.
4448Vgl. 2Eor 2,B8.
4449Vgl. e#d.
4450Vgl. Strom. V11 C,2; ?%c. e% $heod. 8,B.
4451Vgl. 0laton, +orgias /. 8=3 !; 0rotagoras /. 33=B; +esetze 111 /. 6C3 B.
594
5. Das sind aber wohl die, die sich dazu entschlossen haben, ihr
anzugehren, diejenigen, die durch den Glauben zur Vollkommenheit
gelangen wollen. So wird durch den Willen des allmchtigen Vaters
4452
der Sohn der Urheber alles Guten, die fr die Sinne nicht wahrnehmbare,
den Anfang aller Bewegung wirkende Kraft.
6. Denn nicht das, was er wirklich war, wurde von denen geschaut, die es
wegen der Schwachheit des Fleisches nicht fassen konnten, vielmehr
hatte er das sinnlich wahrnehmbare Fleisch angenommen und kam auf
die Erde, um auf dem Wege des Gehorsams gegen die Gebote zu zeigen,
was den Menschen mglich ist.
9.
1. Da er also die Kraft des Vaters
4453
ist, erreicht er leicht alles, was er will,
und lt auch nicht das Geringste von allem, was ihm anvertraut ist,
unbercksichtigt; denn dann erstreckte sich seine wohlttige
Wirksamkeit nicht mehr auf die ganze Welt.
2. Denn ein Beweis der grten Macht ist, meine ich, die mit Sorgfalt
durchgefhrte, auch bis auf das Kleinste sich erstreckende Prfung aller
Teile, da alle auf den obersten Verwalter des Alls blicken, der gem dem
Willen des Vaters
4454
die Rettung aller lenkt,
4455
wobei die einen unter
diesen, die anderen unter jenen Fhrern stehen, bis man zuletzt zu dem
groen Hohenpriester
4456
gelangt.
3. Denn von einem Uranfang, der nach dem Willen Gottes wirkt, hngt
das Erste und das Zweite und das Dritte
4457
ab; sodann haben am
uersten Ende der sichtbaren Welt die seligen Engel ihren Platz,
4458
und
dann kommt bis zu uns selbst herab eine Reihenfolge, bei der die einen
immer tiefer als die anderen stehen, aber alle auf Veranlassung und durch
Vermittlung eines einzigen gerettet werden und selbst retten.
4. Wie also auch das entfernteste Eisenteilchen durch den Einu des
Steins von <s 17> Herakleia (des Magnetsteins)
4459
der durch viele
Eisenringe hindurchwirkt, mitbewegt wird,
4460
so erhalten auch durch den
Einu des Heiligen Geistes die Tugendhaften die erste Wohnung,
4461
und
die anderen der Reihe nach bis zur letzten; diejenigen aber, die aus
Schwche schlecht sind und infolge ihrer frevelhaften Unersttlichkeit in
4452Vgl. 9oh 8,38; 6,3=D83.
4453Vgl. o#en 4,4 mit 'nm.
4454Vgl. 9oh 8,38; 6,3=D83.
4455Vgl. He#r 2B,B.
4456Vgl. e#d. 8,28.
4457Vgl. 0laton, Briefe 11 /. 32B ?. !iese Stelle ist Strom. V 233,2 auf die !reieinig>eit gedeutet, "hrend hier an die
verschiedenen Himmelsrume zu den>en ist, die den unter sich verschiedenen Gangstufen der ?ngel zuge"iesen sind.
M#er die mannigfache 'uslegung und Ver"endnung der 0latonstelle vgl. Fr. ;ovotn., 0latonis ?/istulae, Brno 2C33,
S. 43D=3.
4458Vgl. ?cl. /ro/h. 74,7.
4459!er 5agnetstein hie #ei den +riechen ge"@hnlich (%%%) seltener (%%%), "as zumeist als Stein von Hera>leia (Stadt
in L.dien) er>lrt "ird, "hrend das ?t.mologicum 5agnum es als Stein des Hera>les deutet; so auch Ailamo"itz,
0laton 11 S. 3C 'nm. B. 'uch der Isr/rung des ;amens (%%%) oder (%%%) ist unge"i; vgl. Gommel #ei 0aul.D
Aisso"a <1V 848,84 ff.
4460Vgl. 0laton, 1on /. 733 !?; 737 ?; 736 '; 0h.siologus 3=; Strom. 11 B6,B mit 'nm.
4461Vgl. 9oh 28,B; Strom. V11 83,8; ?cl. /ro/h. 76,6.
595
einen schlimmen Zustand geraten sind, knnen weder sich selbst halten
noch von anderen gehalten werden; sie werden von ihren Leidenschaften
herumgewirbelt, brechen zusammen und strzen in die Tiefe, Denn es ist
von alters her geltendes Gesetz, da, wer die Tugend besitzen will, sich
selbst fr sie entscheiden mu.
4462
10.
1. Darum haben die in dem Gesetz enthaltenen Gebote und ebenso die
Gebote, die vor dem Gesetz fr die nicht unter dem Gesetz Stehenden
gegeben waren
4463
(denn fr einen Gerechten ist das Gesetz nicht
vorhanden
4464
) bestimmt, da, wer das Leben
4465
erwhlte, ewige und
selige Belohnung erhalten solle, andererseits aber zugelassen, da, wer
Freude an der Schlechtigkeit gefunden hat, bei dem bleibt, was er sich
erwhlte,
4466
und wiederum, da die Seele, die sich hinsichtlich der
Erkenntnis der Tugend und des Wachstums in der Gerechtigkeit immer
weiter zum Guten entwickelt, eine bessere Stelle in dem Weltall erhlt, da
sie sich mit jeder Stufe des Fortschritts immer mehr nach dem Zustand
der Leidenschaftslosigkeit ausstreckt,
4467
bis sie in das vollkommene
Mannesalter
4468
gelangt, was die hchste Stufe sowohl der Erkenntnis als
auch des Erbes ist.
2. Diese heilsamen Vernderungen geschehen in regelrechter Ordnung
nach der Reihenfolge des <s 18> Wechsels, je nach dem Unterschied von
Zeit und Ort und Ehren und Erkenntnissen und Erbteilen und
Dienstleistungen, eine Vernderung nach der anderen bis hinauf zu der
alles berragenden, die dem Herrn in unaufrlichem Schauen ganz nahe
ist.
3. Das Liebenswerte
4469
kann aber zum Schauen seiner selbst einen jeden
fhren,
4470
der sich aus Liebe zur Erkenntnis vllig dem Schauen
hingegeben hat.
11.
1. Deshalb gab der Herr sowohl die zuerst als auch die an zweiter Stelle
genannten Gebote, indem er sie aus einer einzigen Quelle schpfte; er
wollte nmlich weder zulassen, da die vor dem Gesetze Lebenden ganz
ohne Gesetz seien, noch gestatten, da diejenigen, die ohne Kenntnis der
barbarischen Philosophie waren, ohne jede sie zgelnde Hemmung
lebten.
4462Vgl. Strom. 11 2B,2; V1 2B,8.
4463Vgl. 2Eor C,B2; G@m 7,23 f.; B,28 f.
4464Vgl. 2$im 2,C; Strom. 1V 23,2.
44654Vgl. !tn 33,27.
4466Vgl. Suis div. salv. 83,B.
4467Vgl. 0hil 3,23.
4468Vgl. ?/h 8,23.
44690laton, S.m/osion /. B38 :.
4470Vgl. e#d., Staat V11 /. 7B7 ')
596
2. Denn indem er den einen die Gebote, den anderen die Philosophie gab,
hat er den Unglauben bis zur Zeit seiner Erscheinung verschlossen,
4471
so da jeder, der nicht zum Glauben kam, ohne Entschuldigung ist.
4472
Denn er fhrt aus beiden Entwicklungstufen, der der Griechen und der
der Barbaren, zu der Vollendung durch den Glauben.
3. Wenn aber einer von den Griechen die vorbereitende Stufe der
griechischen Philosophie bersprang und sofort auf die wahre Lehre
zueilte, so hat er, auch wenn er nicht gebildet ist, auf einmal alle
Mitbewerber bertrofen, indem er den krzesten Weg zum Heil, nmlich
den durch den Glauben
4473
zur Vollkommenheit, whlte.
12.
1. Daher machte er alles, was kein Hindernis fr die freie Wahl des
Menschen ist, zu Hilfsmitteln bei Erlangung er Tugend und lie sie als
solche erkennen, damit auch denen, die nur undeutlich sehen knnen, der
wahrhaft allein einzige allmchtige Gott wenigstens in gewisser Hinsicht
als der gute Gott vor Augen trete, der von Ewigkeit zu Ewigkeit durch
seinen Sohn errettet, aber am Bsen durchaus in jeder Hinsicht
unschuldig ist.
4474
2. Denn durch den Herrn der ganzen Welt sind alle
Dinge im allgemeinen und im besonderen auf die Rettung der Gesamtheit
hin <s 19> eingerichtet.
4475
3. Es ist also die Aufgabe der Gerechtigkeit des Heilands, einen jeden
einzelnen je nach der Mglichkeit zu einer immer besseren Stufe
emporzufhren. Denn fr die Rettung des Wertvolleren und fr seine
Erhaltung sind entsprechend ihrer Eigenart auch die weniger wichtigen
Dinge bestimmt.
4. Demgem wendet sich alles Tugendhafte besseren Wohnsttten zu,
wobei der Wechsel durch die Wahl der Erkenntnis verursacht ist,
4476
und
diese Wahl stand in der vllig unabhngigen Entscheidung der Seele.
5. Aber diejenigen, die noch mehr verhrtet
4477
sind, werden zur Bue
gezwungen durch die notwendigen Zchtigungen, die der alles
beaufsichtigende groe Richter in seiner Gte durch die ihm
nahestehenden Engel oder durch mannigfache vorluge Gerichte
4478
und
schlielich durch das letzte, abschlieende Gericht vollziehen lt.
4471Vgl. G@m 22,3B; +al 3,2CDB8.
4472Vgl. G@m 2,B3; B,2.
4473Vgl. ?/h B,=.
4474Vgl. 0laton, Saat < /. 624 ?; $imaios /. 8B !.
44750laton, +esetze < /. C33 B.
4476Vgl. e#d. /. C38 :.
4477Vgl. ?/h. 8,2C.
4478Vgl. ?cl./ro/h. 83.
597
III. Kapitel
13.
1. Vom anderen will ich schweigen
4479
und preise den Herrn. Nur das
eine will ich noch sagen: Jene gnostischen Seelen gelangen durch die
Herrlichkeit ihres Schauens ber das Brgertum
4480
in allen den heiligen
Ordnungen hinaus, nach denen die seligen Wohnungen der Gtter
bestimmt und durch das Los festgesetzt sind; sie werden als heilig unter
die Heiligen
4481
gezhlt und ganz und gar aus dem ganzen bisherigen
Bereich in einen anderen versetzt; sie gelangen in bessere und immer
bessere Rume,
4482
bis sie die Freude haben, Gott nicht mehr in Spiegeln
oder vermittelst von Spiegeln
4483
zu schauen, sondern den Anblick
genieen, der, soweit es mglich ist, ganz der Wirklichkeit entspricht
und vllig deutlich ist und dessen die von bergroer Liebe erfllten
Seelen nie berdrssig werden knnen; sie werden sich bis in unendliche
Zeiten ohne Aufren ewiger Wonne erfreuen und alle durch die
vollkommene Gleichheit der berragenden Stellung geehrt bleiben. Dies
ist das die Wirklichkeit so, wie sie ist, <s 20> erfassende Schauen,
4484
derer, die reinen Herzens
4485
sind.
2. Dies ist also die Lebensaufgabe des vollkommenen Gnostikers, durch
den groen Hohenpriester
4486
Gemeinschaft mit Gott zu pegen und nach
Mglichkeit dem Herrn durch eine vollkommene Gott erwiesene
Dienstleistung hnlich zu werden,
4487
die die Rettung der Menschen zum
Ziel hat, sowohl dadurch, da er Vorsorge fr die uns bestimmte Wohltat
trift, als auch dadurch, da er uns dient, uns unterrichtet und uns durch
Werke Wohltaten erweist.
3. Indem der Gnostiker sich auf diese Weise bemht, Gott hnlich zu
werden,
4488
wird er gleichsam sein eigener Schpfer und Bildner
4489
und
gibt auch denen, die auf ihn hren, die rechte Gestalt; und, soweit es
mglich ist, macht er dem, der von Natur die Freiheit von Leidenschaften
besitzt, das Wesen hnlich, das durch Selbstbeherrschung allmhlich an
Leidenschaftslosigkeit gewhnt wurde,
4490
und das tut er, indem er
unverrckbar
4491
in Gemeinschaft mit dem Herrn lebt und mit ihm
verbunden ist.
4. Der Mastab fr diese gnostische Annherung an Gott sind, wie ich
meine, Sanftmut und Gte und erhabene Frmmigkeit.
4479'ischilos, 'gamemnon 36.
4480Vgl. vielleicht 0hil 3,B3.
4481Vgl. 9es 74,27 u.@.; Strom. V11 76,8.
4482Vgl. 0laton, +esetze < /.C38 !.
4483CVgl. 2Eor 23,2B.
4484-u dem stoischen 'usdruc> (%%%) vgl. ?. -eller, 0hilos. der +riechen 111 2, 8. 'ufl. S. =3 'nm. B.
4485Vgl. 5t 7,=.
4486Vgl. He#r 8,28.
4487Vgl. 0laton, Staat < /.623 B.
4488Vgl. e#d.
4489Vgl. Strom. 1V 27B,B.
4490Vgl. e#d. V1 48,2.
4491Vgl. 2Eor 4,37.
598
14.
1. Diese Tugenden sind, das behaupte ich, ein Gott wohlgeflliges
Opfer,
4492
da die Schrift ein demtiges Herz, das auch das richtige
Wissen besitzt, ein vollkommenes Opfer fr Gott nennt
4493
und jeder
Mensch, der zur Heiligkeit erhoben wurde, zu einer untrennbaren Einheit
(mit Gott) verklrt wird.
2. Denn das Evangelium und die Apostel verlangen, da wir uns selbst
gefangennehmen
4494
und uns selbst tten,
4495
indem wir den alten
Menschen, der sich durch die bsen Lste zugrunde richtet,
4496
tten und
den neuen Menschen
4497
aus dem Tode des alten verkehrten
Wandels
4498
auferwecken, indem wir die Leidenschaften von uns ablegen
und sndlos werden.
3. Das ist es also, was auch das Gesetz lehren wollte, wenn es <s 21>
befahl, da der Snder gettet werde,
4499
nmlich da er vom Tode ins
Leben, das heit in die aus dem Glauben erwachsende Freiheit von
Leidenschaften, versetzt werden solle.
4. Aber die Erklrer des Gesetzes haben dies nicht verstanden, sondern
hielten das Gesetz fr streitschtig und gaben so denen, die es grundlos
verdchtigen wollen, einen Anla dazu.
5. Aus diesem Grunde bringen wir mit Recht Gott keine Opfer dar, weil
er bedrfnislos ist und allen alles geschenkt hat; wir preisen aber den fr
uns Geopferten und opfern uns selbst zu immer grerer
Bedrfnislosigkeit und zu immer vlligerer Freiheit von Leidenschaften.
6. Denn Gott freut sich nur ber unser Heil, Mit Recht unterlassen wir es
also, dem Opfer darzubringen, der nicht durch Gensse gewonnen
werden kann, da ja der aufsteigende Opferrauch diejenigen, die er
berhaupt erreicht, irgendwo unten und nicht einmal in der Hhe der
dichtesten Wolken, ja noch weit von ihnen entfernt, erreicht.
15.
.
4500
Die Gottheit hat also an nichts Mangel und ist nicht genuschtig
4501
oder gewinnschtig oder geldgierig, da sie selbst an allem reich ist und
jedem Mangel leidenden Geschpf alles darbietet;
4502
die Gottheit wird
auch nicht durch Opfer und Weihegaben und Lobpreis und Ehrerweisung
gnstig gestimmt oder durch Dinge dieser Art gewonnen, sondern zeigt
4492Vgl. 0hil 8,2=.
4493Vgl. 0s 73,2= f.; 9es 76,4.
4494Vgl. BEor 23,7.
4495Vgl. 5t 26,B7.
4496Vgl. ?/h 8,BB.
4497Vgl. e#d. 8,B8.
4498Vgl. auer ?/h 8,BB auch L> C,28; Strom. V11 233,2.
4499Vgl. !tn 23,= f.
4500-um folgenden vgl. 0laton, +esetze < /. ==7 B.
4501Vgl. 0aid. 111 34,B.
4502Vgl. '/g 24,B7.
599
sich den wackeren Mnnern hnlich, die das Recht nie verraten
wrden,
4503
sei es wegen eines ihnen angedrohten Schrecknisses, sei es
wegen der Verheiung von groen Geschenken.
2. Aber alle, die nicht beachtet haben, da die Seele des Menschen
hinsichtlich der Wahl der Lebensfhrung vllige Freiheit hat und keinem
Zwang unterworfen ist, rgern sich ber das, was von dem zuchtlosen
Frevelsinn getan wird,
4504
und glauben deshalb nicht an das Dasein
Gottes.
4505
3. Die gleiche Anschauung wie sie haben auch jene, die infolge ihres
Mangels an Selbstbeherrschung gegenber den Lsten in
auerordentliche Widerwrtigkeiten und unerwnschte
Schicksalsschlge geraten,
4506
und in ihrem Unglck verzagen und dann
sagen, es gebe entweder berhaupt keinen Gott <s 22> oder wenn es
einen gebe, so beaufsichtige er nicht alles.
4. Wieder andere sind diejenigen, die berzeugt sind, da die Gtter des
Volksglaubens mit Opfern und Geschenken gewonnen werden
4507
und so
ihnen bei ihrem zuchtlosen Leben gewissermaen behilich sein knnten;
sie wollen daher auch nicht glauben, da der wahre Gott nur der eine ist,
der in seiner gerechten Gte
4508
immer unverndert der gleiche
4509
ist.
16.
1. Fromm ist also der Gnostiker, der zuerst fr sich selbst sorgt, dann aber
auch fr seine Nchsten, damit wir die hchste Stufe sittlicher
Vollkommenheit erreichen. Denn auch der Sohn macht einem guten
Vater eine Freude damit, wenn er sich als tchtig und als dem Vater
hnlich erweist, und ebenso ist es bei einem Untergebenen seinem
Gebieter gegenber.
2. Denn zu glauben und zu gehorchen steht in unserer Macht. Als die
Ursache des Bsen kann man aber die Schwachheit der menschlichen
Natur und die unbedachten Triebe der Unwissenheit und die sinnlosen,
aus unserem Unverstand erwachsenden, zwingenden Gewalten ansehen.
3. ber all dies gewinnt der Gnostiker durch sein Lernen wie ber wilde
Tiere die Oberhand
4510
und tut nach Krften den Menschen, die willig
sind, Gutes und ahmt so den Willen Gottes nach.
4. Und wenn er einmal in ein obrigkeitliches Amt eingesetzt wird, so
wird er wie Moses zum Wohle seiner Untergebenen regieren und wird
das Wilde und Trotzige veredeln, indem er die Besten mit Ehren
4503Vgl. 0laton, +esetze < /. C34 '
4504Vgl. e#d. /. C3= B.
4505Sacra 0ar. B63 Holl.
45060laton, +esetze < /. C3= :.
4507Vgl. 0laton, +esetze < /. C37 !; C3= ?; C3C '.
4508+ott vereinigt die ?igenschaften der +erechtig>eit und der +(te in sich, "ie :lemens oft gegen(#er der Lehre
5arcions versichert; vgl. z.B. Strom. V1 23C,7; V11 43,3.
4509Vgl. Strom. V1 238,3.
4510Vgl. 0laton, Staat 1< /. 7== :; 7=C B.
600
auszeichnet, die Schlechten aber bestraft, da ja die Strafe mit Recht zu
den Erziehungsmitteln gerechnet wird.
4511
5. Denn mehr als alles andere ist die Seele eines Gerechten
Ein Abbild Gottes,
4512
das Gott wirklich hnlich ist.
4513
Denn in einer solchen Seele nimmt infolge des Gehorsams gegen die
Gebote Sitz und Wohnung der Herrscher ber alle Sterblichen und
Unsterblichen,
4514
der Knig und <s 23> Schpfer alles Guten, der in
Wahrheit Gesetz und Satzung und ewiges Wort ist, der einzige Heiland
fr jeden einzelnen fr sich und fr alle zusammen.
6. Er ist der wahrhaft Eingeborene,
4515
das Geprge der Herrlichkeit
4516
des
alles beherrschenden Knigs und allmchtigen Vaters, und er prgt selbst
nach seinem eigenen Bild
4517
dem Gnostiker die vollkommene
Erscheinung wie mit einem Siegel ein, so da von Gott jetzt bereits an
dritter Stelle
4518
ein Abbild vorhanden ist, das so viel wie mglich der
zweiten Ursache hnlich wird, nmlich dem wahrhaftigen Leben, dem
wir es zu verdanken haben, wenn wir ein wahres Leben leben,
4519
indem
wir gleichsam den Gnostiker nachbilden, der ein Vorbild fr uns
geworden ist, da er nur bei dem Bestndigen und durchaus
Unvernderlichen verweilt.
17.
1. Er beherrscht also sich selbst und alles, was zu ihm gehrt; er besitzt
ein sicheres Verstndnis der gttlichen Wissenschaft und nhert sich im
eigentlichen Sinn des Wortes der Wahrheit.
2. Denn die Erkenntnis und das sichere Verstndnis der geistigen Dinge
wird wohl mit Recht Wissenschaft genannt werden.
4520
Deren Aufgabe
hinsichtlich der gttlichen Dinge besteht zunchst darin, zu erforschen,
was die erste Ursache ist, sodann was das ist, wodurch alles wurde und
ohne das nichts wurde,
4521
ferner was die Krfte sind, die teils
durchdringen, teils umfassen
4522
und teils vereinigt, teils
4523
getrennt sind,
und welche Rangordnung jede einzelne von ihnen einnimmt und welche
Fhigkeit und welche Dienstleistung jede einzelne mit sich bringt.
3. Andererseits ist es hinsichtlich der menschlichen Dinge die Aufgabe
der Wissenschaft, zu erforschen, was der Mensch selbst ist und was fr
ihn naturgem und was naturwidrig ist, und ferner, wie zu handeln und
zu ertragen es sich fr ihn ziemt, und was seine Tugenden und Laster
4511Vgl. S/rich" 3,2B; Strom. 1V 278,B.
4512Vgl. 0laton, $imaios /. 34 :.
4513$+F 'des/. 224.
4514Vgl. 0indaros Fr. 26C Schroeder (Strom. 1 2=2,8; 11 2C,B.
4515Vgl. 9oh 2,2=.
4516Vgl. He#r 2,3.
4517Vgl. +en. 2,B6.
4518Vgl. 0laton, Staat < /. 7C4 ? ff.; Strom. 1V 33,B f. mit 'nm.
4519Vgl. 2$im 6,2C.
4520-u der !efinition vgl. Strom. 11 C,8 mit 'nm.; Strom. V1 26B,8.
45219oh 2,3.
4522Vgl. 0rotr. 66,3 mit 'nm.; Strom. V 8=,B; Hrigines, +egen :elsus V1 42 (in der *Bi#liothe> der Eirchenvter, 3.
Hrigines#and S. 2C3 mit 'nm. 4).
45231ch (#ersetze die Lnderung 5a.ors (%%%) T (%%%)
601
sind. sodann Untersuchungen anzustellen ber die <s 24> Gter und die
bel und die Dinge, die zwischen beiden in der Mitte stehen, und ber all
das, was sich auf die Tapferkeit und die Klugheit und die Besonnenheit
und auf die ber allen Tugenden stehende vollkommene Tugend, nmlich
auf die Gerechtigkeit, bezieht.
4. Die Klugheit aber und die Gerechtigkeit verwendet er zum Erwerb der
Weisheit, die Tapferkeit aber nicht nur dazu, da er die Schicksalsschlge
ertrgt, sondern auch dazu, da er ber Lust und Begierde, Schmerz und
Zorn Herr wird, und berhaupt dazu, da er allem widerstehen kann, was
uns, sei es mit Gewalt, sei es mit List, beeinussen will.
4524
5. Denn wir mssen die Laster und das Bse nicht ertragen, sondern von
uns stoen und die Schrecknisse ertragen. Jedenfalls erweist sich auch der
Schmerz als ntzlich in der Heilkunde und in der Erziehung und beim
Bestrafen, und durch dieses letztere werden die Sitten zum Nutzen der
Menschen gebessert.
18.
1. Formen der Tapferkeit sind aber die Standhaftigkeit, die Khnheit, die
Seelengre, der Edelsinn und ein hochgemutes Wesen.
4525
Sie ist die
Ursache davon, da sich der Gnostiker weder um Tadel noch um blen
Leumund bei der groen Masse kmmert und da er weder von dem
guten Ruf noch von Schmeicheleien abhngig ist. Wenn es sich aber
darum handelt, Mhen zu ertragen und dabei zugleich irgendwelche
Pichten zu erfllen und tapfer ber alles widrige Geschick erhaben zu
sein, dann zeigt er sich unter den brigen Menschen tatschlich als ein
Mann.
2.
4526
Und indem er wieder Klugheit bewhrt, zeigt er seine
Selbstbeherrschung
4527
durch Gemtsruhe und ist bereit, das verheiene
Gute als das ihm zu eigen Gehrende anzunehmen, entsprechend seiner
Abkehr von allem Hlichen als von etwas ihm Fremdem; er lebt in
dieser Welt und ist doch ber diese Welt erhaben; er tut alles in Ordnung
und in der richtigen Reihenfolge und handelt nie in irgend etwas
verkehrt. Sein Reichtum besteht soweit <s 25> es irgend mglich ist,
darin, da er nichts begehrt,
4528
da er nur geringe Bedrfnisse hat und
wegen seiner Kenntnis des Guten alles Gute im beru besitzt.
3.
4529
Was ferner seine Gerechtigkeit betrift, so tut sie sich in erster Linie
darin kund, da er gern mit seinen Artverwandten verkehrt und mit
ihnen zusammen ist, sowohl auf der Erde als auch im Himmel.
4524Vgl. 0laton, Staat 111 /. 823 B.
4525Vgl. :hr.si//os Fr. moral. B6C f. ('ndroni>os, !e virt. et vit. /. BB f Schuchardt.)
4526-u 2=,B vgl. 'ndroni>os a.a.H. /. B3 f.
4527!as Aort (%%%) ist hier et.mologisch er>lrt; vgl. dazu 0laton, Erat.los /. 822 ?; 'ristoteles, ?th. ;ic. V1 7 /. 2283#
22 f.
4528Vgl. 0aid. 11 3C,8 mit 'nm.
4529-u 2=,3 und 2C,2 vgl. 'ndroni>os a.a.H. /. B7 f.
602
19.
1. Deshalb ist er auch bereit, von dem, was er besitzt freigebig auszuteilen,
und ist voll Liebe gegen seine Mitmenschen; dagegen ist er voll
leidenschaftlichen Hasses gegen das Bse, entsprechend seiner vlligen
Abkehr von jeglicher beltat.
2. Man mu also lernen, sowohl sich selbst als auch seinen Nchsten treu
und den Geboten gehorsam zu sein. Denn wer sich von den Geboten
willig leiten lt, der ist der Diener Gottes.
4530
Wer aber bereits nicht
mehr wegen der Gebote, sondern wegen der Erkenntnis selbst reinen
Herzens
4531
ist
4532
der ist ein Freund Gottes.
4533
3. Denn wir werden weder mit der Tugend geboren, so da wir sie von
Natur aus htten,
4534
noch stellt sie sich spter nach unserer Geburt auf
natrlichem Wege bei uns ein, wie das sonst bei manchem der Fall ist,
was zu unserem Krper gehrt (denn sonst wre sie weder mehr freiwillig
noch lobenswert); auch kommt die Tugend nicht infolge der Ereignisse
und der sich einstellenden Gewhnung zur Vollendung, in der Weise wie
die Sprache
4535
(denn es ist wohl eher das Laster, das sich auf diesem
Wege einstellt).
4. Ebensowenig gewinnt man die Erkenntnis auf Grund irgendeiner
Fertigkeit, mag sie sich auf das Erwerben oder auf die Krperpege
beziehen, aber auch nicht aus der Beschftigung mit den
enzyklopdischen Wissenschaften;
4536
denn man mu schon zufrieden
sein, wenn diese die Seele nur vorbereiten und den Sinn schrfen
knnen.
4537
Was ferner die Staatsgesetze betrift, so sind sie vielleicht
imstande, schlechte Taten zu verhindern.
20.
1. Aber weder sie noch die berzeugenden Worte knnen, da sie an der
Oberche haften, einen auf Wissen <s 26> begrndeten, dauernden
Besitz der Wahrheit verschafen.
2. Aber die griechische Philosophie reinigt gewissermaen die Seele im
voraus und gewhnt sie im voraus an die Aufnahme des Glaubens;
4538
auf
diesem Grund erbaut
4539
dann die Wahrheit die Erkenntnis.
3. Er (der Gnostiker) ist, ja er ist der wahre Wettkmpfer, der auf dem
groen Kampfplatz, nmlich in der schnen Welt, wegen des wahren
Sieges ber alle Leidenschaften mit dem Siegeskranz gekrnt wird.
4530Vgl. He#r 3,7.
4531Vgl. 5t 7,=.
4532Vgl. Strom. 1V 3C,B.
4533Vgl. vielleicht 9a> B,B3.
4534Vgl. Strom. V1 C7,7.
4535Vgl. 0laton, 0rotagoras /. 3B= '; 'l>i#iades 1 /. 222 '.
4536:hr.si//os Fr. mor. BB8 v. 'rnim.
4537Vgl. Strom. 1 33,2 mit 'nm.; 1 C3,7; V1 =3,2 ff.
4538Vgl. Strom. 1 33,2 mit 'nm.; 1 C3,7; V1 =3,2 ff.
4539Vgl. 2Eor 3,23 ff.
603
4.
4540
Denn der, welcher den Kampf veranstaltet, ist der allmchtige Gott,
der Kampfrichter aber ist der eingeborene Sohn Gottes, und Zuschauer
sind Engel
4541
und Gtter,
4542
und der mit allen Wafen zu fhrende
Allkampf geht nicht gegen Fleisch und Blut,
4543
sondern gegen die
durch das Fleisch wirkenden geistigen Mchte
4544
ungestmer
Leidenschaften.
5. Wenn er aus diesem gewaltigen Ringen als Sieger hervorgegangen ist
und Kmpfe, die der Versucher gleichsam ber ihn verhngt hat,
glcklich berstanden hat, dann hat er die Unsterblichkeit erlangt. Denn
die Entscheidung Gottes ist unfehlbar in seinem beraus gerechten
Gericht.
6. Die Zuschauer sind also eingeladen, den Kampf zu betrachten, die
Wettkmpfer sind auf dem Kampfplatz zum Ringen angetreten; von
ihnen gewinnt aber der den Preis, der den Weisungen des Lehrmeisters
gehorsam war.
7. Denn allen sind von Gott alle Mglichkeiten in gleicher Weise
gegeben, und ihm selbst kann man keine Vorwrfe machen; denn jeder,
der kann, wird die Entscheidung herbeifhren, und jeder, der will, wird
den Sieg gewinnen,
4545
Zu diesem Zweck haben wir auch den Verstand
erhalten, damit wir wissen, was wir tun, und hier gilt der Satz Erkenne
dich selbst!
4546
Wir sollen nmlich wissen, wozu wir geschafen sind.
8. Wir sind aber dazu geschafen, da wir den Geboten gehorsam sind,
wenn wir uns fr den Wunsch entscheiden, gerettet zu werden. Das ist <s
27> wohl die Adrasteia
4547
(die unentrinnbare Notwendigkeit) deren
Bedeutung ist, da es unmglich ist, Gott zu entrinnen.
21.
1. Aufgabe der Menschen ist also der Gehorsam gegen Gott, der durch die
Bekanntgabe der Gebote eine vielfltige Rettung verkndet hat; und
Gottes Wohlgefallen ist die Zustimmung (des Menschen zu den Geboten).
2. Denn der Wohltter macht den Anfang mit seiner Wohltat; wer aber
mit den gebhrenden Erwgungen die Wohltat willig annimmt und die
Gebote beachtet, der ist treu, und wer sogar nach Krften die Wohltat
durch Liebe vergilt, der ist bereits Freund.
4548
3. Und die einzige wirklich wertvolle Gegengabe von seiten des
Menschen ist, da er das tut, was Gott wohlgefllt
4. Und der Meister und Heiland nimmt als eine ihm selbst erwiesene
Freundlichkeit und Ehrung all das auf, was zur Frderung und Besserung
4540-u dem Bild von dem Aett>am/f vgl. 0rotr. C6,3; Suis div. salv. 3,6; $ert. 'd mart. 3.
4541Vgl. 2Eor 8,C.
4542Vgl. o#en 7,6 mit 'nm.; 23,2; unten 76,3.
4543Vgl. ?/h 6,2B.
4544Vgl. e#d.
4545Vgl. +orgias Fr. = !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. B=4,4 (Strom. 1 72,3).
4546Vgl. Strom. 1 63,3.
4547;ach 0laton, 0haidros /. B8= : ist 'drasteia Gichterin im $otenreich; vgl. das Scholion zu der Stelle. ;ach 'reios
!id.mos #ei ?use#ios, 0rea/. ?vangel. <V 27,6 nannten die Stoi>er (:hr.si//os Fr. /h.s. 7B= v. 'rnim) den -eus
'drasteia, "eil ihm niemand entrinnen >ann. !ie gleiche ?t.mologie des ;amens auch #ei Suidas s.v. u.@.
4548Vgl. o#en 7,6 mit 'nm.
604
der Menschen geschieht,
4549
da der Mensch gleichsam sein eigenes
Erzeugnis und ein ihm in gewisser Hinsicht verwandtes Geschpf ist;
dagegen betrachtet er die Schdigungen, die seinen Glubigen angetan
werden, als ihm selbst geltende Zeichen von Undank und Miachtung.
Denn welche andere Art von Miachtung knnte Gott trefen?
5. Deshalb ist es auch nicht mglich, fr ein so groes Geschenk eine
andere, der Gabe des Heils gleichwertige Gegengabe darzubringen, die im
richtigen Verhltnis zu der uns von dem Herrn gewhrten Hilfe stnde.
6. Wie aber diejenigen, die die Habe jemands beschdigen, an dem
Eigentmer freveln, und wie diejenigen, die den Soldaten Schaden
zufgen, damit zugleich deren Anfhrer krnken, so ist es auch eine
Miachtung des Herrn, wenn man denen, die ihm geweiht sind, ein Leid
antut.
7. Denn ebenso, wie die Sonne nicht nur den Himmel und die ganze Welt
erhellt und ihre Strahlen ber Land und Meer ergiet, sondern ihr Licht
auch durch Fenster und kleine fnungen bis in die innersten Rume des
Hauses dringen lt, so ist auch das gttliche Wort berallhin
ausgebreitet und erblickt auch die Einzelheiten in unserem Leben.
IV. Kapitel
22.
<s 28> 1. Aber die Griechen nehmen an, da die Gtter menschliche
Gestalt und ebenso auch menschliche Leidenschaften haben; und wie
jedes Volk seine Gtter in der Gestalt abbildet, die es selbst hat, und
daher die Athiopen, wie Xenophanes sagt, ihre Gtter schwarz und
stumpfnasig, die Traker die ihren blond und blauugig
4550
malen, so
stellen alle Menschen die Gtter so dar, da sie auch ihrem Wesen nach
ihnen selbst hnlich sind; zum Beispiel lassen die Barbaren ihre Gtter
roh wie Tiere und von wilder Gemtsart sein, die Griechen dagegen die
ihren sanfter, aber freilich den Leidenschaften unterworfen.
2. Es ist daher begreiich, da die Vorstellungen, die die Schlechten von
Gott haben, auch schlecht sein mssen, die der Guten aber vortrefich.
Und deshalb ist jener Mann, der in der Tat eine knigliche Seele
4551
hat
und Gnostiker ist, auch gottesfrchtig und frei von Aberglauben, weil er
berzeugt ist, da der eine Gott allein Ehre verdient, heilig, erhaben,
wohlttig, freigebig, Urheber alles Guten und schuldlos an allem Bsen
4552
ist.
3. Und ber den Aberglauben der Griechen haben wir, meine ich,
ausfhrlich genug in unserer Schrift, die den Titel Mahnrede trgt,
4549Vgl. 5t B7,83.
4550<eno/hanes Fr. 26 !iels.
4551Vgl. 0laton, 0hile#os /. 33 !.
4552Vgl. e#d., Staat 11 /. 34C B.
605
gesprochen und dabei die ntigen Untersuchungen in ausreichendem
Mae vorgefhrt.
4553
23.
1. Es ist also nicht ntig,
noch einmal zu erzhlen, was deutlich genug schon gesagt ist.
4554
Insofern es aber an dieser Stelle gilt, einiges Wenige aus einer Flle von
Stof anzumerken, so gengt auch folgendes zum Beweis, nmlich um die
als gottlos zu erweisen, die die Gottheit den schlechtesten Menschen
gleichmachen.
2. Denn entweder geschieht nach ihrer Erzhlung den Gttern von den
Menschen etwas zuleide, das wrde aber beweisen, da die Gtter den
Menschen unterlegen sind, wenn ihnen von uns etwas zuleide geschieht,
oder, wenn dies nicht der Fall ist, warum lassen sie sich wie ein
jhzorniges, zur Wut gereiztes altes Weib ber etwas, <s 29> wodurch
ihnen nichts zuleide geschieht, erbittern, wie von Artemis erzhlt wird,
da sie wegen des Oineus auf die toler zornig geworden sei.
3. Denn warum kam es ihr, die doch eine Gttin war, nicht zum
Bewutsein, da Oineus nicht aus Verachtung gegen sie etwas versumte,
sondern entweder weil er es verga oder weil er der Meinung war, da er
schon geopfert habe.
4555
4. Richtig sagt aber auch Auge, um sich gegen Athene zu verteidigen, als
diese ihr zrnte, weil sie im Tempel ein Kind geboren hatte:
5. Die Wafenbeute des erschlagnen Feinds
Zu sehen freut dich und der Toten Trmmerfeld.
Und dies ist dir kein Greuel; schrecklich aber ist,
So meinst du, da ein Kindlein ich gebar.
4556
6. Und doch begehen auch die anderen Lebewesen keinen Frevel, wenn
sie in den Tempeln Junge zur Welt bringen.
4557
24.
1. Da es also die aberglubischen Menschen mit so jhzornigen Wesen zu
tun haben, halten sie begreiicherweise alles, was sich zufllig ereignet,
fr Vorzeichen und fr die Ursache von Unglck.
2. Wenn den Altar, erbaut aus Lehm, durchwhlt die Maus
Und, weil zu fressen sie nichts fand, den Sack zernagt,
Und wenn ein Hahn, den man sich mstet, abends krht,
So sehn sie dies sofort als Vorbedeutung an.
4558
4553Vgl. vor allem 0rotr. 22D34.
4554Vgl. Hom. Hd. 2B,873.
4555Vgl. Hom. 1l. C,733D734.
4556?uri/ides, 'uge Fr. B66.
4557Vgl. :hr.si//os (Fr. mor. 473 v. 'rnim) #ei 0lut 5oral. /. 2387 '.
4558:'F /. 842 'des/. 382.
606
3. Einen solchen Menschen verspottet Menandros in dem Lustspiel
Deisidaimon (Der Aberglubische):
Ein Glck sei mir beschieden, Gtter hochgeehrt
Denn als die Schuh ich anzog, ri der Riemen ab
Am rechten Schuh. Das ist begreiich, dummer Kerl;
Er war ja alt; du aber warst zu knauserig,
Um neue Schuhe dir zu kaufen.
4559
4. Witzig ist die uerung des Antiphon. Als jemand ein Vorzeichen
darin erblickte, da eine Sau ihre Jungen aufgefressen hatte, und
Antiphon sah, da sie vor Hunger <s 30> abgemagert war, weil ihr
Besitzer ihr aus Geiz nichts zu fressen gab, sagte er: Freue dich ber das
Wunder, da die Sau bei ihrem groen Hunger nicht deine Kinder
aufgefressen hat!
4560
5. Was soll denn daran merkwrdig sein, sagt Bion, wenn die Maus
den Sack zernagt hat, weil sie nichts zu fressen fand? Denn das wre
merkwrdig, wenn, wie Arkesilaos
4561
scherzend einwarf, der Sack die
Maus aufgefressen htte.
4562
25.
1. Trefich sagte auch Diogenes zu dem, der sich darber wunderte, da
er die Schlange um die Mrserkeule herumgewunden fand: Wundere
dich nicht! Denn es wre viel merkwrdiger, wenn du die Mrserkeule
um die gerade aufgerichtete Schlange herumgewunden gesehen
httest!
4563
2. Denn auch die unvernnftigen Tiere mssen laufen und fressen,
4564
und
kmpfen und Junge zur Welt bringen und sterben; und da all dies fr sie
etwas Natrliches ist, kann es doch nicht fr uns etwas Naturwidriges
werden.
4565
3. Zahlreich zwar iegen die Vgel umher in den Strahlen der Sonne
Hierhin und dorthin.
4566
4. Der Lustspieldichter Philemon macht sich aber auch ber dergleichen
lustig:
Wenn ich es seh, da jemand darauf Obacht gibt,
Wer niest, wer redet, und drauf schaut, wer aus dem Haus
Herauskommt, den verkauf sofort ich auf dem Markt.
Fr sich allein nur geht und spricht und niest von uns
Ein jeder und nicht fr die Leute in der Stadt.
Die Dinge gehen so, wies der Natur entspricht.
4567
45595enandros, !eisidaimon Fr. 23C :'F 111 /. 33.
4560'nti/hon $est. = !iels, Vorso>r. 7. 'ufl. 11 S. 334,28.
4561+emeint ist "ahrscheinlich der Begr(nder der 5ittleren '>ademie.
4562Bion von Bor.sthenes Fr. 87 5ullach F0+ 11 /. 8B4; vgl. $heo/hrastos, :hara>tere 26; :icero, !e divin. 11 B4,7C.
4563!iogenes Fr. B=B 5ullach F0+ 11 /. 3B4; vgl. 0lut. 5oral. /. 2387 '.
45641ch (#ersetze (%%%), "ie 5a.or ver#esserte.
4565Vgl. :hr.si//os Fr. mor. 473 v. 'rnim #ei 0lut. 5oral. /. 2387 '.
4566Hom. Hd. B,2=2 f. !ie Fortsetzung des z"eiten Verses lautet) *'#er nicht alle sind #edeutungsvoll.,
45670hilemon Fr. 233 :'F 11 /. 723.
607
<s 31> 5. Sodann beten die Menschen in nchternem Zustand um
Gesundheit; bei den Festen aber berladen sie sich mit Speisen und
trinken, bis sie berauscht sind, und ziehen sich so Krankheiten zu.
4568
26.
1. Von vielen gilt aber auch der Vers:
Sie frchten auch die Inschrift, die am Hause steht.
Sehr witzig ist da das Wort des Diogenes. Als er am Hause eines
schlechten Menschen die Inschrift fand:
Der sieggewohnte Herakles
Wohnt hier im Haus. Nichts Schlechtes komme drum herein !,
4569
sagte er: Und wie soll dann der Herr des Hauses hereinkommen?
4570
2. Und diese nmlichen Leute verehren jedes Holz und jeden glnzenden
Stein,
4571
wie man sagt, und frchten sich vor roter Wolle und
Salzkrnern und Fackeln und Meerzwiebeln und Schwefel
4572
und lassen
sich von den Zauberern bei einer Art von unreinen Reinigungen betren.
Aber Gott, der wahre Gott, kennt nichts Heiliges als die Gesinnung des
Gerechten, wie andererseits nichts Fluchbeladenes als die
Ungerechtigkeit und die Bosheit.
3. Jedenfalls kann man sehen, da die Eier, die man von denen
wegnimmt, die sich durch sie haben entshnen lassen, in der Wrme
ausgebrtet werden knnen. Das wrde aber nicht geschehen, wenn die
Eier die bel derer, die sich so entshnen lassen wollten, in sich
aufnhmen.
4573
<s 32> 4. Witzig verspottet auch der Lustspieldichter Diphilos die
Zauberer mit folgenden Versen:
Jener entshnte die Tchter des Proitos samt ihrem Vater
Proitos, dem Sprling des Abas, dazu eine Alte als fnfte,
Mit einer einzigen Fackel und Zwiebel so viele Personen,
Ferner mit Erdpech und Schwefel und Wasser vom rauschenden
Meere
4574
Aus sanftwallender Flut des tiefen Okeanosstromes.
Aber ich bitte dich, selige Luft, durch die Wolken zu senden
Antikyra,
4575
da verwandeln ich kann diese Wanze zur Drohne.
4576
45682
4569Vgl. 1nscri/tiones +raecae metricae ed. 0reger S. 264 f. ;r. B23. !er erste Vers lautet vollstndig) (%%%).
4570Vgl. !iogenes Fr. 22= 5ullach F0+ 11 /. 322; !iog. Laert. V1 3C.73.
4571M#er die sogenannten Sal#steine vgl. $heo/hrastos, :hara>ter 26,7 mit Eommentar der 0hilolog. +esellschaft zu
Lei/zig; 'rno#. 1 3C.
4572Vgl. 0rotr. 23,B; 28,B; BB,8; Luc. 5eni//us 4.
4573-um +e#rauch, eier #ei ?nts(hnungen zu ver"enden, vgl. Luc. !ial. 5ort. 2,2; 1uven. V1 72=; Hvid, 'rs am. 11 3BC
f.
4574Vgl. Hom. 1l. 4, 8BB; Hd. 2C,838.
4575Bei der Stadt 'nti>.ra in 0ho>is "uchs Helle#oros (;ies"urz), den die 'lten als 5ittel gegen geistige St@rungen
ver"endeten; hier steht der ;ame der Stadt f(r den der 0flanze; vgl. Hor. Sat. 11 3,=3; 'rs /oat. 333.
4576!i/hilos Fr. 2B6 :'F 11 /. 744 f. !ie $@chter des 0roitos "aren von !ion.sos, dessen Aeihen sie verachtet hatten, in
Gaserei versetzt "orden; sie "urden von 5elam/us geheilt; vgl. '/ollodoros B,B,B; Hvid, 5etam. 27,3B7.
608
27.
1. Gut sagt auch Menandros:
Wenn du ein wirklich Leiden httest, Pheidias,
Dann tt es not, da du ein wirklich Mittel suchst.
Doch hast du keins; drum mu das Mittel nichtig sein
Beim nichtgen Leiden; bild dir ein, da es dir hilft!
Entzaubern sollen dich die Weiber rings im Kreis
Und ringsum schwefeln; und bespreng mit Wasser dich
Von dreirlei Quell, in das du Salz und Linsen warfst !
4577
2. Denn rein ist jeder, der sich keiner Schuld bewut !
4578
3. Von der gleichen Anschauung zeugt auch das Wort Tragdie:
Orestes, welche Krankheit zehrt an dir?
Mein Schuldgefhl; ich bin mir schlimmer Tat bewut.
4579
<s 33> 4. Denn in der Tat ist die Reinheit nichts anderes als die
Enthaltung von Snden.
4580
5. Trefich sagt daher auch Epicharmos:
Wenn du rein dein Herz dir wahrest, ist dein ganzer Krper rein.
4581
6. Dementsprechend sagen wir auch, da man die Seelen zuerst durch
die wahre Lehre von den bsen und schlechten Meinungen reinigen und
sich erst dann, wenn dies geschehen ist, der Einprgung der wichtigsten
Hauptlehrstze zuwenden mu. Denn so verlangt man auch von denen,
die sich in Weihen aufnehmen lassen wollen, da sie sich gewissen
Reinigungen unterziehen, bevor man ihnen die Geheimlehren berliefert;
das bedeutet, da man die gottlose Meinung erst aufgegeben haben mu,
bevor man sich der wahren berlieferung zuwenden kann.
V. Kapitel
28.
1. Oder ist es denn nicht richtig und wahr, da wir den, der durch nichts
begrenzt werden kann, nicht auf irgendeinen Raum beschrnken, und
das, was alles in sich schliet, nicht in Tempel einschlieen, die von
Menschenhnden gemacht
4582
sind?
4583
2. Denn welches Werk von Baumeistern und Steinmetzen und von
Handwerksarbeit knnte denn auch heilig sein?
4584
Ist es nicht besser als
eine solche Gottesverehrung, wenn man die Luft und den sie
umschlieenden Himmel oder vielmehr die ganze Welt und das All fr
wrdig der Erhabenheit Gottes erachtet?
4585
45775enandros Fr. 733, 24DB3 :'F 111 /. 27B f.
4578Vers eines un#e>annten !ichters.
4579?uri/ides, Hrestes 3C7 f.
4580Vgl. 0laton, !efin. /. 828 '.
4581?/imarchos Fr. B6C Eai#el.
4582Vgl. '/g 24,B8.
4583Vgl. Strom. 11 6,2D3.
4584Vgl. -enon Fr. B68 v. 'rnim; Strom. V 46,2 mit 'nm.
4585Vgl. '/g 4,8C (9es 66,2 f.); :lemens den>t vielleicht an die Stoi>er.
609
3. Denn es wre doch wirklich, wie die Philosophen selbst zugeben,
lcherlich, wenn ein Mensch, der ein Spielzeug Gottes
4586
ist, Gott
machen wollte und Gott so als ein Scherzstck der Kunst entstnde.
4587
Denn alles, was entsteht, ist das nmliche oder doch hnlich wie das,
woraus es entsteht, wie z. B. das aus Elfenbein Hergestellte elfenbeinern
und das aus Gold Hergestellte golden ist.
4. Und die von <s 34> menschlichen Handwerkern verfertigten
Gtterbilder und Tempel werden aus leblosem Stof gemacht, so da auch
sie selbst leblos und stofich und unheilig sind. Und wenn du auch die
Kunst zur Vollendung fhrst, so bleibt an ihnen doch immer noch etwas
Handwerksmiges haften. Also sind die Werke der Kunst nicht mehr
heilig und gttlich.
5. Was knnte auch irgendwo festgesetzt werden,
4588
wenn es nichts gibt,
was nicht bereits festgesetzt ist, da sich ja alles im Raume bendet?
Ferner wird doch alles, was festgesetzt wird, von irgend jemand
festgesetzt, whrend es vorher nicht festgesetzt war.
6. Wenn also Gott von Menschen eingesetzt wird, so hatte er zuvor keine
feste Sttte und war berhaupt nicht vorhanden.
7. Denn das Nichtseiende, das ist es wohl, was nicht festgesetzt ist; denn
alles Nichtseiende mu erst festgesetzt werden. Das Seiende kann aber
wohl nicht von dem Nichtseienden festgesetzt werden, aber auch nicht
von einem anderen Seienden; denn es ist schon fr sich selbst etwas
Seiendes.
29.
1. Es bleibt also nur noch brig, da es von sich selbst festgesetzt wird.
Und wie knnte etwas sich selbst erzeugen? Oder wie knnte das Seiende
selbst sich in das Sein einsetzen? War es etwa frher nicht eingesetzt und
hat dann erst sich selbst eingesetzt? Aber dann wre es nicht einmal
gewesen, da nur das Nichtseiende nicht eingesetzt ist. Und wie knnte
das, von dem man meint, es sei erst eingesetzt worden, sich erst spter zu
dem machen, was es durch sein Dasein schon vorher war?
2. Wie knnte aber das etwas bedrfen, dem alles Seiende zu eigen
gehrt? Wenn aber die Gottheit auch noch Menschengestalt hat, dann
wird sie auch die gleichen Bedrfnisse wie der Mensch haben, Nahrung
und Kleidung und Wohnung und alles, was dazu gehrt. Denn diejenigen,
die die gleiche Gestalt und die gleichen Empndungen haben, werden
auch die gleiche Lebensweise ntig haben.
3. Wenn aber der Begrif das Heilige in zweierlei Bedeutung gebraucht
wird, von Gott selbst und von dem zu seiner Ehre errichteten Bauwerk,
wie sollten wir da nicht im vollen Sinn die Kirche, die zur Ehre Gottes auf
Grund voller Erkenntnis heilig geworden ist, ein Heiligtum <s 35> Gottes
4586Vgl. 0laton, +esetze V11 /. =33 :.
4587Vgl. e#d. < /. ==C :!?.
4588:lemens s/ielt hier mit den #eiden Bedeutungen von (%%%), "as so"ohl *aufstellen, festsetzen, als auch *"eihen,
#edeutet.
610
nennen, das viel wert ist und nicht durch Handwerkskunst erbaut,
4589
aber auch nicht von der Hand eines Gauklers ausgeschmckt, sondern
durch den Willen Gottes selbst zu einem Tempel gemacht ist?
4. Denn ich nenne hier nicht den Raum, sondern die Gemeinschaft der
Auserwhlten Kirche. Dieser Tempel ist besser dazu geeignet, die
Erhabenheit der Wrde Gottes in sich aufzunehmen. Denn das Wesen,
das viel wert ist, das ist dem, der alles wert ist, dem gegenber vielmehr
alles wertlos ist, wegen seiner berragenden Heiligkeit geweiht.
5. Dieses Wesen drfte aber wohl der Gnostiker sein, der viel wert und
Gott teuer ist, in dem Gott seinen Wohnsitz ndet, das bedeutet, in dem
die Kenntnis von Gott ihre heilige Sttte hat.
6. Hier knnen wir auch das Abbild nden, das gttliche und heilige
Ebenbild, in der Seele des Gerechten, wenn sie selbst selig ist, weil sie
zuvor gereinigt wurde und selige Werke vollfhrt.
7. Hier ist beides vorhanden, das, was bereits eingesetzt ist, und das, was
eben noch eingesetzt wird; das eine ist bei denen, die schon Gnostiker
sind, das andere bei denen, die imstande sind, es zu werden, wenn sie
auch noch nicht wrdig sind, die Erkenntnis Gottes in sich aufzunehmen.
8. Denn alles, was im Begrif ist, zu glauben, ist in Gottes Augen bereits
glubig und ein zu seiner Ehre gegrndetes, Gott geweihtes
Tugendschmuckwerk.
VI. Kapitel
30.
1. Wie also Gott von keinem Raum begrenzt wird
4590
und nicht der
Gestalt irgendeines Geschpfes hnlich dargestellt werden kann, so hat er
auch nicht die gleichen Bedrfnisse und Empndungen wie die
Geschpfe, so da er aus Hunger Opfer gleichsam als Nahrung begehrte.
2. Denn was einer Empndung zugnglich ist, das ist alles vergnglich;
4591
und dem, was keiner Nahrung bedarf, Speise zufhren zu wollen, ist
tricht.
3. Und jener Lustspieldichter Pherekrates lt witzig in dem Stck
Automoloi (berlufer) die Gtter selbst den Menschen wegen der
Opfer Vorwrfe machen:
<s 36> Wenn den Gttern ihr opfert, so scheidet. zuvrderst ihr alles
das aus, was den Priestern
Nach der Sitte gehrt, dann das fr euch selbst, und dann (es ist
schmhlich, zu sagen)
Schabt sorgsam ihr von den Schenkeln das Fleisch ganz ab bis hinauf zu
dem Schambug,
Und nichts als den Knochen der Hfte fr sich und dazu noch
schlielich das Rckgrat,
4589Vgl. o#en B=,B mit 'nm.
4590Vgl. o#en B=,2 mit 'nm.
4591Vgl. 0lotinus 111 6,= und 5. 0ohlenz, Vom -orne +ottes S. B2.
611
Nachdem ihr es sauber gefeilt wie mit Feilen, das teilt ihr uns zu wie den
Hunden.
Dann weil voreinander ihr selber euch schmt, bedeckt ihrs mit anderen
Gaben.
4592
4. Und Eubulos, der gleichfalls Lustspieldichter war, schreibt ber die
Opfer etwa so:
Den Gttern selber opfert ihr den Schwanz allein
Und das Ges, als wren Pderasten sie.
4593
5. Und in der Semele lt er den Dionysos auftreten und ausdrcklich
feststellen:
Zunchst, wenn irgend jemand mir ein Opfer bringt,
So opfert er mir Blut nur, Blase, Leber, Herz
Und dnne Netzhaut; doch ich mag die Galle nicht
Und keine Schenkelknochen.
4594
31.
1. Und Menandros hat gedichtet:
Der Hfte letztes Stck,
Die Galle und die harten Knochen legen sie
Den Gttern hin; das brige verzehrn sie selbst.
4595
2. Ist denn der Rauch von verbrannten Opfern nicht sogar fr die Tiere
unertrglich? Wenn aber in der Tat der Fettdampf eine Ehrengabe fr die
griechischen Gtter ist,
4596
dann sollten sie nicht zgern, auch die Kche
gttlich zu verehren, die des gleichen Glckes gewrdigt werden, und den
Rauchfang selbst anzubeten, der dem hochgeschtzten Fettdampf noch
nher ist.
3. Und Hesiodos erzhlt <s 37> irgendwo, Zeus sei bei einer Verteilung
des Fleisches von Prometheus betrogen worden und habe erhalten:
Des Rindes glnzende Knochen,
Die er voll listiger Kunst mit schimmerndem Fette bedeckte.
Seit der Zeit verbrennen auf Erden der Menschen Geschlechter
Glnzende Knochen den Gttern auf Weihrauch duftendem Altar.
4597
4. Aber Gott erhlt doch, so sagen sie, keineswegs deshalb Nahrung, weil
er unter dem aus dem Bedrfnis erwachsenden Verlangen leidet. Sie
werden ihn also, wenn er, ohne ein Verlangen danach zu empnden,
Nahrung erhlt, auf die gleiche Stufe mit einer Panze oder mit den im
Winterschlaf liegenden Tieren stellen.
5. Von diesen sagt man, da sie entweder aus der Verdichtung der Luft
oder aus der Ausdnstung des eigenen Krpers Nahrung erhalten und so
in ihrem Wachstum nicht gehemmt seien.
45920here>rates, 'utomoloi Fr. B3 :'F 1 /. 272 f.
4593?u#ulos Fr. 233 :'F 11 /. B2o.
4594?u#ulos, Semele Fr. C7 :'F 11 /. 2C4.
45955enandros, !.s>olos Fr. 2BC,7D4 :'F 111 /. 3C.
4596Vgl. Hom. 1l. 8,8C; 0rotr. 2=,B.
45972
612
6. Und doch, wenn die Gottheit nach ihrer Meinung Nahrung erhlt,
ohne ein Bedrfnis zu haben, welchen Zweck bat dann die Nahrung fr
das Bedrfnislose?
7. Wenn sich aber die Gottheit, obwohl sie von Natur bedrfnislos ist,
daran freut, geehrt zu werden,
4598
so ist es nicht unrichtig, wenn wir Gott
durch unser Gebet ehren, und dieses Opfer senden wir als bestes und
heiligstes mit Gerechtigkeit
4599
zu Gott empor, indem wir ihn mit
vollstem Recht
4600
ehren und den, den wir kennengelernt haben, eben
damit preisen, wodurch wir die Erkenntnis erlangen.
8. Jedenfalls ist unser Opferaltar hier die irdische Gemeinschaft derer, die
sich den Gebeten geweiht haben, eine Gemeinschaft, die gleichsam eine
gemeinsame Sprache und eine einheitliche Gesinnung hat.
9. Die Ernhrung durch den Geruchssinn ist zwar der Gottheit weniger
unwrdig als die durch den Mund, aber sie ist doch ein Beweis fr das
Vorhandensein einer Atmung.
32.
1. Was sagen sie also von Gott? Findet bei ihm eine Durchatmung statt
wie bei dem Geschlecht der <s 38> Dmonen?
4601
Oder atmet er nur ein
wie die Fische durch die Ausdehnung ihrer Kiemen? Oder atmet er
ringsum, wie die Kerbtiere es tun, indem sie mit ihren Flgeln den
Einschnitt zusammenpressen?
4602
2. Aber wenn sie bei Sinnen sind, werden sie Gott keinem von diesen
Wesen vergleichen. Alle Lebewesen aber, die ein und ausatmen, ziehen
die Luft in sich ein vermittelst der Ausdehnung der Lunge gegen den
Brustkorb.
4603
3. Wenn sie ferner Eingeweide und Schlag und Blutadern und Sehnen
und Glieder Gott zuschreiben, so werden sie ihn als in keiner Hinsicht
von den genannten Wesen verschieden darstellen.
4. Das Zusammenatmen (die bereinstimmung) wird aber in eigentlicher
Bedeutung von der Kirche gesagt. Denn auch das Opfer der Kirche ist
eine Rede, die von den heiligen Seelen wie Rauch aufsteigt, wobei
zugleich mit dem Opfer auch die ganze Gesinnung Gott enthllt wird.
5. Aber nun hat man zwar viel davon geredet, da der uralte Altar auf
Delos heilig sei, und erzhlt, da auch Pythagoras sich nur diesem
einzigen Altar genaht habe, weil er von Blut und Tod nicht beeckt
war;
4604
wenn aber wir sagen, da ein wahrhaft heiliger Altar die gerechte
Seele
4605
und der von ihr aufsteigende Weihrauch das fromme Gebet sei,
da wollen sie es uns nicht glauben?
4598B
45993
46008
4601M#er das 'tmen der !monen handelt 5ar>os #ei 0sellos (5igne S. +r. 2BB :ol. =82).
4602M#er die verschiedenen 'rten des 'tmens der $iere vgl. 'ristoteles, !e res/iratione C /. 847a 2 ff.
4603Vgl. +alenos, !e causis res/irationis vol. 1V /. 866 E(hn.
4604Vgl. !iog. Laert. V111 23; $imaios Fr. 4C FH+ 1 /. B22.
4605Se%t. 0.thag. Sent. 86a# ?lter.
613
6. Die Menschen haben aber, meine ich, die Opfer erfunden, um einen
Anla zum Fleischessen zu haben. Es wre aber auch sonst ohne diesen
Gtzendienst fr jeden, der wollte, mglich gewesen, sich Fleisch zum
Essen zu nehmen.
7. Die im Gesetz vorgeschriebenen Opfer haben aber eine sinnbildliche
Bedeutung fr unsere eigene Frmmigkeit; wenn z.B. die Turteltaube und
die gewhnliche Taube als Opfer fr Snden dargebracht werden,
4606
so
bedeutet das, da die Luterung des unvernnftigen Seelenteils Gott
wohlgefllig ist.
4607
8. Wenn aber ein Gerechter seine Seele nicht durch Fleischnahrung
beschweren will, so hat er fr sein Tun einen vernnftigen Grund, freilich
einen anderen als <s 39> Pythagoras und seine Anhnger, die von einer
neuen Bindung der Seele an einen Krper (von der Seelenwanderung)
trumten.
9. Xenokrates aber und Polemon, jener in einer besonderen Schrift ber
die Fleischnahrung, dieser in seinen Bchern ber das naturgeme
Leben, scheinen ausdrcklich zu sagen, da die Fleischnahrung
unzutrglich sei, weil sie, sobald sie einmal verdaut sei, auch den Seelen
der unvernnftigen Tiere gleichmache.
4608
33.
1. Von einer solchen Anschauung aus enthalten sich auch vor allem die
Juden des Schweineeisches in der berzeugung, da dieses Tier
verabscheuenswert ist, weil es am meisten von allen Tieren die
Getreidesaaten aufwhlt und verdirbt.
4609
Wenn man aber einwendet, da
die Tiere den Menschen gegeben seien, so stimmen auch wir dem zu, aber
sie sind nicht durchweg zum Essen gegeben und auch nicht alle, sondern
nur die, die keine Arbeit verrichten.
2. Deshalb sagt der Lustspieldichter Platon in seinem Stck Die Feste
nicht bel:
Von den Vierflern sollten wir in Zukunft keins
Mehr schlachten als nur Schweine; denn das Schweineeisch
Schmeckt ausgezeichnet, und nichts liefert uns das Schwein
Als Schweineborsten und den Mist und sein Gegrunz.
4610
3. Deshalb sagte auch Aisopos nicht unrichtig, da die Schweine am
lautesten schreien, wenn sie fortgeschleppt werden; denn sie seien sich
bewut, da sie zu nichts anderem brauchbar seien als zum
Geschlachtetwerden.
4611
Deshalb sagt auch Kleanthes, da sie die Seele an
Stelle von Salz in sich htten, damit ihr Fleisch nicht verderbe.
4612
4606Vgl. z.B. Lev 2B,6.
4607Vgl. 0aid. 1 28,3.
4608Vgl. <eno/hanes fr. 233 Heinze; 5ullach F0+ 111 /. 23C.2B4.
4609Vgl. Hvid. Fast. 1 38C ff.; 5etam. 27,2BB f.
4610Vgl. 0laton, Feste Fr. B= :'F 1 /. 634 f.
4611Vgl. 'elian, Var. Hist. < 7.
4612Eleanthes Fr. 726 v. 'rnim (Stoic. vet. fragm. 1 /. 226); vgl. Strom. 11 237,B mit 'nm.
614
4. Die einen essen also das Schwein, weil es sonst keinen Nutzen bringt,
die andern aber essen es nicht, weil es die Saaten verwstet, und wieder
andere, weil dieses Tier leidenschaftlich auf Begattung aus ist.
4613
Deshalb
lt das Gesetz auch den Bock nicht als Opfer verwenden, auer <s 40>
bei der Wegsendung der Snden;
4614
denn die Mutterstadt des Lasters ist
die Lust.
4615
Auerdem soll das Essen von Bockeisch auch Fallsucht
verursachen.
5. Man sagt aber, da Schweineeisch am leichtesten vollstndig verdaut
werde; deshalb ist es fr die ntzlich, die ihren Krper krftigen wollen;
dagegen ist es fr die, welche sich um das Wachstum der Seele selbst
bemhen, wegen der Trgheit, die die Folge der Fleischnahrung ist, nicht
mehr ntzlich.
4616
6. Vielleicht wird sich auch ein Gnostiker des Fleischgenusses enthalten,
um sich in der Selbstbeherrschung zu ben und um sein Fleisch nicht
lstern auf Liebesgenu werden zu lassen.
7. Denn Wein und berladung mit Fleisch, sagt Androkydes, machen
zwar den Krper stark, aber die Seele gar trge.
4617
Eine solche Nahrung
ist daher ungeeignet, wenn man zu der Fhigkeit, scharf zu denken,
gelangen will.
8. Deshalb gestatten auch die gypter bei ihren heiligen Handlungen den
Priestern nicht, Fleisch zu essen, und genieen Hhnereisch, weil es am
leichtesten verdaulich ist, essen aber keine Fische, einmal wegen gewisser
von ihnen erzhlten Sagen, vor allem aber, weil eine solche Speise das
Fleisch schwammig mache.
4618
34.
1. Ferner bleiben die Landtiere und die Vgel am Leben, indem sie die
gleiche Luft wie unsere Seelen einatmen, da sie eine Seele haben, die der
Luft verwandt ist; von den Fischen aber sagt man, da sie nicht diese Luft
einatmen, sondern jene Luft, die dem Wasser gleich beim ersten
Entstehen beigemischt worden ist, ebenso wie auch den brigen
Elementen, was auch ein Beweis fr den allen Stof durchdringenden
Geisteshauch
4619
ist.
4620
2. Man mu also <s 41> Gott nicht kostbare, sondern ihm wohlgefllige
Opfer darbringen
4621
und das im Gesetz beschriebene, aus vielen Teilen
hergestellte Rucherwerk,
4622
nmlich das Rucherwerk, das aus vielen
4613Vgl. 0lut. Suaest. conviv. 1V 7 /. 66C ff.
4614Vgl. Lev 26,23, "o die Se/tuaginta 'sasel (Bezeichnung eines #@sen +eistes) mit (%%%) (#ersetzt.
4615Sacra 0ar. B68 Holl; vgl. 0aid. 11 3C,3 mit 'nm.
4616Vgl. 0lut. 5oral. /. CC7 !; CC6 '.
4617M#er 'ndro>.des vgl. H@l>, !e acusm. sive s.m#ol. 0.th. /. 83; Freudenthal #ei 0aul.DAisso"a 1 B28C,8C ff. T !as
gleiche -itat steht ohne den ;amen des Verfassers #ei 0lut. 5oral. /. 84B B (K Sto#. Flor. B2,26) und CC7 ?, ein Satz
des 'ndro>.des mit hnlichem 1nhalt auch #ei 0linius, ;at. Hist. 28,7=; vgl. auch e#d. 24,B83; ferner $heo/om/os
(F+H 1 B=6) #ei 'then. 1V /. 274 !.
4618Vgl. Herodotos 11 34; 0lut. 5oral. /. 373 !.
46191ch lese mit Ailamo"itz (%%%)
4620:hr.si//os Fr. /h.s. 4B2 v. 'rnim; vgl. Fr. /h.s. 88C.
4621Vgl. $heo/hrastos #ei 0or/h.rios, !e a#stin. 11 2C.
4622Vgl. ?% 33,38D36.
615
Zungen und Sprachen im Gebet vereinigt ist oder vielmehr aus
verschiedenen Vlkern und Naturen durch die in den beiden Testamenten
geofenbarte Gabe zu der Einheit des Glaubens
4623
zugerichtet und bei
unseren Lobgesngen zusammengefhrt wird, mit reinem Sinn, mit
gerechtem und aufrichtigem Wandel, begrndet auf fromme Werke und
gerechtes Gebet.
4624
3. Denn, wie die Dichtung hbsch sagt,
Wer ist so tricht, wer so ber jedes Ma
Leichtglubig von den Menschen, der zu hofen wagt,
An Knochen ohne Fleisch und angebrannter Gall,
Was selbst von hungrigen Hunden nicht gefressen wird,
Erfreuten sich die Gtter, nhmens als Geschenk
Und zahlten Dank noch denen, die es dargebracht,
4625
gleichgltig, ob es Seeruber oder Freibeuter oder Tyrannen sind.
4. Wir aber sagen, da das Feuer nicht das Fleisch, sondern die sndigen
Seelen heilige; freilich meinen wir dabei nicht das alles verzehrende und
den Bedrfnissen des tglichen Lebens dienende Feuer, sondern das
verstndige Feuer, das die Seele durchdringt,
4626
die durch das Feuer
schreitet.
4627
VII. Kapitel
35.
1. Es ist uns aber befohlen, den Logos anzubeten und zu verehren, in der
berzeugung, da er unser Heiland und Fhrer ist, und durch ihn den
Vater, und zwar sollen wir dies nicht wie manche andere nur an
besonders auserwhlten Tagen, sondern ununterbrochen das ganze <s 42>
Leben hindurch und auf jede Weise tun.
2. Das auserlesene Geschlecht
4628
sagt ja: Siebenmal des Tages lobte
ich dich,
4629
und wird so durch Befolgung des Gebotes gerechtfertigt.
4630
3. Deshalb schaut sich der Gnostiker nicht nach einem bestimmten Platz
oder einem auserlesenen Heiligtum und auch nicht nach bestimmten
Festen und nach Tagen um,
4631
die aus den brigen abgesondert sind,
sondern er verehrt Gott sein ganzes Leben lang an jedem Ort, mag er nun
fr sich ganz allein sein oder einige bei sich haben, die in gleicher Weise
wie er glubig geworden sind; er ehrt aber Gott dadurch, da er ihm fr
die ihm gewhrte Erkenntnis und den ihm ermglichten Lebenswandel
Dank sagt.
4623?/h 8,23.
4624Vgl. 5enandros, 5onost. 286) (%%%).
4625$+F 'des/. 22=; :'F 111 /. 636 'des/. 2B37; 0or/h.rios, !e a#stin. 11 7=.
4626Vgl. He#r 8,2B.
4627Vgl. 9es 83,B. !ie Interscheidung der #eiden 'rten von Feuer ist stoisch; vgl. :icero, !e deor. nat. 11 27,82 (K
Eleanthes Fr. 738 in Stoic. vet. fragm. 1 /. 223 v. 'rnim); 0rotr. 73,3; 0aid. 111 88,B mit 'nm.
4628Vgl. 2 0etr B,C.
4629Vgl. 0s 22=,268.
4630Vgl. vielleicht e#d. 22=,24B.
46311ch (#ersetze mit der ?rgnzung (%%%).
616
4. Wenn aber die Anwesenheit eines guten Mannes auf jeden, der mit
ihm zusammentrift, immer einen bessernden Einu ausbt, weil man
auf ihn Rcksicht nehmen und sich vor ihm schmen mu, wie sollte es
da nicht selbstverstndlich sein, da noch viel mehr derjenige, der durch
die Erkenntnis und durch seinen Lebenswandel und durch seine
Danksagung immer ohne Unterbrechung mit Gott zusammen ist, bei
jeder Gelegenheit und in jeder Hinsicht, in Taten, in Worten und in der
Gesinnung, besser wird, als er es bisher war?
5. Ein solcher Mann ist es, der berzeugt ist, da Gott berall zugegen
ist, und nicht annimmt, da Gott in bestimmten, festbegrenzten Pltzen
eingeschlossen sei, so da er in der trichten Meinung, irgendeinmal fern
von ihm zu sein, bei Tag und bei Nacht zuchtlos wre.
6. Wir bringen also unser ganzes Leben wie einen Festtag zu; und da wir
berzeugt sind, da Gott berall und allenthalben zugegen ist, preisen wir
ihn, whrend wir unser Feld bebauen, und singen Loblieder, whrend wir
zur See fahren,
4632
und fhren auch sonst unser ganzes Leben in Gedanken
an Gott.
4633
7. Und der Gnostiker kommt in ein immer nheres Verhltnis zu Gott, da
er in allem zugleich ernst und heiter ist, ernst, weil sein Denken der
Gottheit zugewendet ist, heiter, weil er an die menschlichen Gter denkt,
die uns Gott geschenkt hat.
36.
1. Auf die berragende Bedeutung der Erkenntnis weist aber der Prophet
ofenbar mit folgenden Worten <s 43> hin: Lehre mich Gte und
Bildung und Erkenntnis!,
4634
wobei er durch die Steigerung in der
Aufzhlung das besonders hervorhebt, was bei der Vollkommenheit die
erste Stelle einnimmt.
2. Dieser Gnostiker ist also wirklich der knigliche Mensch; er ist ein
frommer Priester Gottes, wie sich diese Verbindung zwischen Knigtum
und Priestertum auch jetzt noch bei den verstndigsten Barbaren erhlt,
die das Geschlecht der Priester zur Knigswrde aufsteigen lassen.
4635
3. Ein solcher Mann versteht sich nie dazu, sich unter den Pbel zu
mischen, der in den Teatern herrscht, und was dort der zuchtlosen Lust
wegen gesagt und getan und angeschaut wird, das mibilligt er sogar im
Traum.
4636
Er hlt sich also von diesen Vergngungen der Schaustcke
fern und ebenso von den mannigfaltigen Darbietungen der anderen
Gensse, wie z. B. von den kostbaren Wohlgerchen, die den Geruchsinn
betren, und den kunstvollen Zubereitungen von Speisen und dem Genu
von verschiedenen Weinen, der den Geschmackssinn verlockt, und von
den bunten und sduftenden Blumenkrnzen, die durch ihre Wirkung
auf die Sinne die Seele verweichlichen.
4632Vgl. 0rotr. 233,8 mit 'nm.
46331ch lese mit Hort (%%%).
46340s 22=,26.
4635Vgl. das von 0laton, 0olitic. /. BC3 ! (#er die Lg./ter ?rzhlte.
4636Vgl. 0laton, $heaitetos /. 243 !.
617
4. Und alles, was er mit reinem Sinn geniet, fhrt er immer auf Gott als
den Urheber zurck und spendet von Speise und Trank und Salbe dem,
der alles gegeben hat, und sagt mit der ihm geschenkten Sprache Dank
fr das Geschenk und den ihm dadurch gewhrten Genu. Nur selten
nimmt er die Einladung zu gastlichen Veranstaltungen an, es sei denn,
da ihm die Einladung das freundschaftliche Zusammensein mit
Gleichgesinnten verheit und ihn deshalb veranlat, zu kommen.
4637
5. Denn er ist berzeugt, da Gott alles wei und nicht nur die Stimme
hrt, sondern auch die Gedanken kennt, da ja auch unser Hren, obwohl
es durch die Gehrfnungen an unserem Krper bewirkt wird, nicht
durch die Fhigkeit des Krpers dieses Verstehen ermglicht, sondern
durch eine Wahrnehmung der Seele und durch den Verstand, der die
Bedeutung der Laute unterscheiden kann.
37.
1. Gott ist also nicht etwa menschenhnlich, um etwas hren zu knnen,
und er hat keine Sinneswerkzeuge, <s 44> insbesondere das Gehr und
das Gesicht, ntig, wie die Stoiker
4638
annehmen, weil er auf andere Weise
nie etwas wahrnehmen knne.
2. Aber die Empfnglichkeit der Luft fr alle Eindrcke
4639
und das
beraus scharfe Wahrnehmungsvermgen der Engel und die das
Bewutsein der Seele berhrende Macht erkennt durch eine Art
unaussprechlicher Kraft auch ohne das sinnliche Hren alles, in dem
Augenblick, in dem es gedacht wird.
3. Und wenn jemand behaupten wollte, da die Stimme nicht zu Gott
gelangen knne, weil sie sich unten irgendwo in der Luft herumtreibe, so
ist zu entgegnen, da die Gedanken der Heiligen nicht nur die Luft,
4640
sondern auch die ganze Welt durchschneiden.
4. Und die gttliche Macht durchdringt mit ihrem Sehen in einem
Augenblick wie das Licht die ganze Seele. Gelangen ferner nicht auch
unsere Vorstze zur Gottheit, indem sie ihre Stimme hren lassen?
5. Und werden sie nicht auch von unserem Gewissen zu Gott
emporgetragen? Auf welche Stimme sollte auch der noch warten mssen,
der nach seiner Vorausbestimmung den Auserwhlten auch schon vor
seiner Geburt und das Zuknftige kennt, als ob es bereits gegenwrtig
wre?
4641
6. Oder leuchtet nicht berall bis in die Tiefe der ganzen Seele das Licht
der Macht, da, wie die Schrift sagt, die Leuchte der Macht die inneren
Kammern durchforscht?
4642
Denn Gott ist ganz Ohr und ganz Auge,
4643
um diese Ausdrcke zu verwenden.
4637Sacra 0ar. B67 Holl.
4638:hr.si//os Fr. /h.s. 237= v. 'rnim; a#er "ahrscheinlich liegt ein Schrei#fehler des Verfassers statt ?/i>ureer vor.
4639Vgl. 0lut. 5oral. /. 7=C :.
4640Vgl. ?>>li QSirR 3B (37),B2.
4641Vgl. G@m =,B= f.; Sus. 8B.
4642Vgl. S/rich" B3,B2 (B4).
4643Vgl. Strom. V11 7,7 mit 'nm.
618
38.
1. Eine Vorstellung von Gott, die seiner nicht wrdig ist, sondern sich in
niedrige und unziemliche Gedanken und Begrife verirrt, kann also
unmglich irgendeine Art von Frmmigkeit aufrechterhalten, weder in
Liedern noch in Worten, aber auch nicht in Schriften oder Lehren. Daher
unterscheiden sich die frommen Reden der Masse in nichts von
Gotteslsterungen, weil sie die Wahrheit nicht kennt.
2.
4644
Das nun, worauf sich das Verlangen und die Begierden und
berhaupt die Willensbestrebungen richten, das ist auch der Gegenstand
der Gebete. Deshalb <s 45> begehrt niemand einen Trank, sondern
darnach, das Getrnk zu trinken, und ebensowenig nach der Erbschaft,
sondern darnach, zu erben, ebenso aber auch nicht nach der Erkenntnis,
sondern darnach, zu erkennen, und auch nicht nach einem richtigen
Lebenswandel, sondern darnach, einen solchen zu fhren.
3. Unsere Gebete richten sich also auf das, was wir wnschen, und wir
wnschen die Dinge, nach denen wir begierig sind. Das Beten und das
Verlangen hat aber das gleiche Ziel, nmlich da man das Gute und die
mit seinem Besitz verbundenen Vorteile erhlt.
4. Deshalb richtet der Gnostiker sein Beten und sein Verlangen immer
auf die wahren Gter, nmlich die Gter der Seele, und er betet darum,
indem er zugleich auch selbst daran mitarbeitet, zu dem Zustand des
Gutseins zu kommen, so da er das Gute nicht mehr wie ein Stck
Wissen neben sich liegen hat, sondern selbst gut ist.
39.
1. Deshalb ist es vor allem fr diejenigen angemessen zu beten, die die
Gottheit in der richtigen Weise kennen und die Tugend besitzen, die der
Gottheit entspricht; denn sie sind es, die wissen, was die wahren Gter
sind und was man erbitten mu und wann und wie alles einzelne.
2. Es ist aber die grte Torheit, von denen, die keine Gtter sind, etwas
zu erbitten, als ob sie Gtter wren, oder das zu erbitten, was nicht
zutrglich ist, wobei man in der Vorstellung, da es sich um etwas Gutes
handle, fr sich selbst etwas Schlimmes erbittet.
3. Da der gute Gott nur einer ist,
4645
so ist es richtig, wenn wir von ihm
allein erbitten, da von dem Guten uns das eine gegeben werden, das
andre uns erhalten bleiben mge; das erbitten wir und die Engel, aber wir
tun beides nicht in gleicher Weise.
4 Denn es ist nicht das nmliche, darum zu bitten, da die Gabe bei uns
bleiben mge, und uns darum zu bemhen, da wir sie berhaupt
erhalten. Aber auch die Bitte um Abwendung des Bsen ist eine Form des
Gebets.
4644V 3=,B ist :hr.si//os Fr. mor. 246 v. 'rnim.
4645Vgl. 5t 2C,24.
619
5. Aber ein solches Gebet darf man nie zum Schaden fr andere
Menschen verwenden, es sei denn, da der Gnostiker sein Gebet so
gestaltet, um bei denen, die verhrteten Herzens
4646
sind, die Achtung
vor der Gerechtigkeit geschickt zu bewirken.
6. Es ist also das Gebet, um diesen khnen Ausdruck zu wagen, ein
Gesprch mit Gott. Wenn wir daher auch nur sternd und, selbst ohne
die Lippen zu <s 46> fnen,
4647
schweigend zu ihm sprechen, so rufen wir
laut zu ihm in unserem Herzen; denn Gott hrt ununterbrochen die
innere Stimme unseres Herzens.
40.
1. Deshalb heben wir auch (beim Beten) den Kopf in die Hhe und
strecken die Hnde zum Himmel empor und stellen uns bei dem
gemeinsamen Sprechen der Schluworte des Gebets auf die Fuspitzen,
indem wir so dem Streben des Geistes empor in die geistige Welt zu
folgen suchen. Nachdem wir die durch die Sehnsucht nach der hheren
Welt begelte Seele
4648
in die Hhe erhoben haben, versuchen wir,
den Krper zugleich mit den von uns gesprochenen Worten von der Erde
zu lsen, und strengen uns mit aller Gewalt an, zu dem Heiligtum
4649
zu
gelangen, indem wir die Fesseln des Fleisches
4650
verachten.
2. Denn wir wissen gar wohl, da der Gnostiker aus eigenem Antrieb aus
der ganzen Welt, ebenso wie die Juden aus gypten,
4651
scheiden will,
wodurch er ganz deutlich zeigt, da er mehr als alles andere erstrebt, so
nahe als mglich bei Gott zu sein.
3. Wenn aber einige auch bestimmte Stunden fr das Gebet festsetzen,
4652
wie z. B. die dritte und die sechste und die neunte, so ist dagegen zu
sagen, da jedenfalls der Gnostiker sein ganzes Leben hindurch betet, da
er bestrebt ist, durch das Gebet mit Gott vereinigt zu sein und, um es kurz
zu sagen, alles verlassen zu haben, was ihm nichts ntzt, wenn er dorthin
gekommen ist, als einer, der bereits hier unten die Vollkommenheit des in
der Liebe zum Mann Erwachsenen
4653
erreicht hat.
4. Aber auch die Stundeneinteilung mit ihren drei Abstnden, die durch
die gleichen Gebete ausgezeichnet ist, ist denen vertraut, die die selige
Dreizahl der heiligen Wohnungen kennen.
4654
4646Vgl. ?/h 8,2C.
46472E@n 2,23.
4648Vgl. 0laton /. B86 B:.
4649Vgl. He#r C,B7.
4650Vgl. 0laton, 0haidon /. 228 B:; Erat.los /. 833 :; Strom. 111 2BDB3.
4651-u der !eutung Lg./tens als Aelt vgl. Strom. 1 33,8 mit 'nm.
4652Vergl. $ert. !e orat. B7; !e ieiun. 23 (in der *Bi#liothe> der Eirchenvter, $ert. 1 S. B6C f.; 11 S. ==7 f.).
46531ch lese mit $eng#lad (%%%).
4654Vgl. Strom 11 C6,B mit 'nm.; V1 234,B; 228,3.
620
41.
1. In diesem Zusammenhang fallen mir die von einigen Irrlehrern,
nmlich den Anhngern der Sekte des <s 47> Prodikos, eingefhrten
Lehren ein, da man nicht beten solle.
4655
2. Damit sie sich nun auf diese ihre gottlose Weisheit nicht etwas zugute
tun, als wre es eine neue Erndung, so sollen sie wissen, da sie von den
sogenannten Kyrenaischen Philosophen schon vorweggenommen ist.
4656
3. Trotzdem wird die unheilige Erkenntnis dieser Leute, die mit Unrecht
als Gnostiker bezeichnet werden,
4657
eine Widerlegung nden, aber erst,
wenn die rechte Zeit dazu ist, damit nicht ihre Bekmpfung, die sich
nicht mit wenigen Worten erledigen lt, jetzt strend in meine
Untersuchung eindringe und den vorliegenden Gedankengang
unterbreche, in dem wir zeigen wollen, da allein wahrhaft heilig und
fromm der Gnostiker ist, der dies wirklich entsprechend der kirchlichen
Richtschnur ist, und da ihm allein nach Gottes Willen die Bitte erfllt
wird, mag er nun die Bitte ausgesprochen oder nur gedacht haben.
4658
4. Denn wie Gott alles kann, was er will, so erhlt der Gnostiker alles,
worum er bittet.
4659
5. Denn Gott wei berhaupt, wer der Gter wrdig ist und wer nicht.
Daher gibt er jedem einzelnen, was ihm zukommt. Deshalb wird er oft
das Erbetene nicht geben, wenn die Betenden dessen nicht wrdig sind,
und (ohne gebeten zu sein) denen geben, die nmlich wrdig sind.
6. Indessen ist das Gebet nicht berssig, wenn das Gute auch ohne
Bitte gegeben wird. Zum Beispiel ist das Dankgebet und das Gebet fr die
Nchsten zum Zweck ihrer Bekehrung eine Picht des Gnostikers.
7. So betete auch der Herr, indem er dafr dankte, da er seinen Dienst
vollendet hatte,
4660
und betete, da mglichst viele zu voller Erkenntnis
kommen mchten,
4661
damit unter den Geretteten durch die Rettung Gott
auf Grund voller Erkenntnis gepriesen
4662
und der einzige Gute
4663
und der
einzige Heiland durch den Sohn von Ewigkeit zu Ewigkeit erkannt
werde.
8. Freilich ist auch schon <s 48> der Glaube, da man etwas erlangen
werde, die Form eines Gebets, das in gnostischer Weise im Inneren
vorhanden ist.
4655Vgl. Hrigines, Vom +e#et 7,2 (in der M#ersetzung Hrig. 1 S. B2 f.).
4656Vgl. das, "as !iog. Laert. 11 C4 von dem E.renai>er $heodoros erzhlt ist.
4657Vgl. 2$im 6,B3.
4658Vgl. das Strom. V1 4=,2; 232,8; V11 43,2 angef(hrte 'gra/hon.
4659Sacra 0ar. B66 Holl; vgl. 5t B2,BB.
4660Vgl. 9oh 24,8.
4661Vgl. e#d. 24,B3.B3.
4662Vgl. G@m 23,B; 9oh 24,2.
4663Vgl. 5t 2C,24.
621
42.
, Wenn aber das Gebet eine Mglichkeit bietet, mit Gott in Verkehr zu
kommen,
4664
so darf man keine Mglichkeit eines Zugangs zu Gott
unbentzt lassen.
2. Jedenfalls zeigt die Frmmigkeit des Gnostikers, die entsprechend dem
freiwilligen Bekenntnis mit der seligen Vorsehung Gottes verbunden ist,
da die Wohltat Gottes vollkommen ist.
3. Denn die Frmmigkeit des Gnostikers ist eine Art von Rckwirkung
der Vorsehung und eine (der erfahrenen Liebe) entsprechende auf Gott
zurckgerichtete Liebe von seiten des Freundes Gottes.
4. Denn weder ist Gott, ohne es zu wollen, gtig in der Weise, wie das
Feuer von selbst wrmend ist (vielmehr geschieht die Mitteilung der
Gter von ihm auf Grund freien Entschlusses, auch wenn vorher das
Gebet zu ihm kommt)
4665
noch wird der, der gerettet wird, wider seinen
Willen gerettet werden; denn er ist nicht unbeseelt (willenlos) sondern es
ist beraus gewi, da er sich mit eigenem Willen und freiem Entschlu
um sein Heil bemhen mu.
5. Deshalb wurden auch die Gebote dem Menschen gegeben, weil er sich
aus eigenem Entschlu, je nachdem er will, einem von beiden zuwenden
kann, dem, was es verdient, erwhlt zu werden, oder dem, was man
meiden sollte.
6. Also unterliegt Gott keinem Zwang, wenn er wohltut, sondern tut aus
freiem Entschlu denen Gutes, die sich auf Grund freien Willens zu ihm
bekehren.
4666
7. Denn die Vorsehung, die von Gott zu uns kommt, ist nicht bestimmt,
uns zu dienen,
4667
wie wenn sie von Niedrigerem ausginge und zu
Hherem emporstiege, vielmehr werden aus Mitleid mit unserer
Schwachheit die unmittelbar von der Vorsehung ausgehenden Heilstaten
vollfhrt, wie auch die Frsorge der Hirten fr die Schafe und die des
Knigs fr seine Untertanen, und so, wie auch wir selbst uns gegen
unsere Vorgesetzten gehorsam verhalten, die in geordneter Weise das
Amt verwalten, mit dem sie von Gott betraut wurden.
8. Diener und Verehrer der Gottheit sind also diejenigen, die den
edelsten und kniglichsten Dienst leisten, nmlich den Dienst, der die
Folge von frommer Gesinnung und Erkenntnis ist.
43.
<s 49> 1. Jeder Ort, wo wir an Gott denken, und jede Zeit ist sonach
heilig.
4668
Wenn aber jemand zugleich mit guten Vorstzen und mit
Dankbarkeit etwas im Gebet fr sich erbittet, so hilft er in einem
4664Vgl. o#en 3C,6.
4665Vgl. unten 83,2.
4666Vgl. Hrigines, Vom +e#et BC,27 (M#ersetzung Hrig 1 S. 23B).
4667Vgl. Strom. V11 3,2.
4668Vgl. Hrigines, Vom +e#et 32,8 (M#ersetzung Hrig. 1 S. 282).
622
gewissen Sinn dazu mit, da er das Erbetene erlangt, indem er dadurch,
da er betet, sich willig zeigt, das Gewnschte anzunehmen.
2. Denn wenn der Geber alles Guten von uns die Bereitwilligkeit (zur
Annahme) entgegennimmt, dann wird uns alles Gute auf einmal zuteil
gleichzeitig damit, da wir es in Gedanken erfassen. Sicherlich wird
durch das Gebet erprobt, wie sich jeder seiner Gesinnung nach zu seinen
Pichten verhlt.
3. Wenn uns aber die Sprache und das Wort gegeben sind, damit wir
einander verstehen knnen, wie sollte da Gott nicht die Seele selbst und
das Denken hren, da ja schon eine Seele eine andere Seele und ein Geist
einen anderen Geist vernimmt?
4. Deshalb hat es Gott nicht ntig, erst die uerungen in den
mannigfaltigen Sprachen abzuwarten, wie das bei den menschlichen
Dolmetschern der Fall ist, sondern er kennt unmittelbar die Gedanken
aller Menschen; und was uns die Stimme kundtut, das sagt Gott unser
Denken, von dem er schon vor der Schpfung wute, da es uns in den
Sinn kommen werde.
5. Es ist also mglich, das Gebet auch ohne das gesprochene Wort zu
Gott zu senden, wenn man nur in seinem Inneren entsprechend der
unverrckbaren Hinwendung zu Gott alle seine Geisteskraft auf die
Stimme des Geistes sammelt.
6. Da aber der Osten das Bild fr den Tag der Geburt ist und sich von
dort her das Licht ausbreitet, das zuerst aus der Finsternis
hervorleuchtete,
4669
und ferner auch den in Unwissenheit Bendlichen
4670
gleich der Sonne der Tag der Erkenntnis der Wahrheit aufging, werden
die Gebete in der Richtung auf den Aufgang der Morgenrte
gesprochen.
4671
7. Deshalb schauten auch die ltesten Tempel gegen Westen, damit
diejenigen, die den Gtterbildern gegenberstanden, angeleitet wrden,
sich dem Osten zuzuwenden.
8. Mein Gebet steige vor dir gerade in die Hhe wie ein Rauchopfer, das
Erheben meiner Hnde wie ein Abendopfer!,
4672
sagen die Psalmen.
44.
<s 50> 1. Bei den schlechten Menschen ist also das Gebet nicht nur in
Beziehung auf die anderen, sondern auch auf sie selbst sehr schdlich.
Wenn sie nmlich auf ihr Gebet auch erhalten sollten, was sie selbst
Glcksgter nennen, so bringen diese ihnen, wenn sie sie erhalten haben,
nur Schaden, da sie nicht verstehen, sie richtig zu verwenden.
2. Denn die einen beten darum, das zu erhalten, was sie nicht haben, und
erbitten die scheinbaren, nicht die wirklichen Gter.
4673
4669BEor 8,6.
46703Vgl. 5t 8,26).
4671Vgl. Hrigines, Vom +e#et 3B (M#ersetzung Hrig 1 S. 287).
46720s 283,B.
4673Vgl. 0laton, 'l>i#iades 11 /. 23= B.
623
3. Der Gnostiker aber wird um den Bestand dessen bitten, was er schon
besitzt, um Geeignetsein fr das, wozu er gelangen soll, und um
Gleichmut
4674
gegenber den Dingen, die er nicht erhalten wird. Was aber
die wahren Gter, nmlich die Gter der Seele, betrift, so bittet er
darum, da er sie haben und behalten mchte.
4. So erstrebt er auch nichts von dem, was er nicht hat, sondern begngt
sich mit dem Vorhandenen. Denn es fehlt ihm nichts von den ihm
angemessenen Gtern, da er infolge der gttlichen Gnade und Erkenntnis
bereits sich selbst genug ist.
5. Da er aber in sich selber Genge gefunden hat und das brige nicht
bedarf, da er ferner den Willen des Allmchtigen kennt und daher
gleichzeitig hat und bittet, ist er der alles beherrschenden Macht ganz
nahe gekommen und, da er sich bemhte, geistig zu sein, ist er durch
seine unbegrenzte Liebe bereits mit dem (Heiligen) Geiste vereinigt.
6. Dieser hochgesinnte Mann, der durch sein Wissen das Wertvollste
von allem, das Beste von allem besitzt, ist geschickt darin, sein Schauen
rasch auf etwas zu richten,
4675
und hlt in seiner Seele die Macht ber das
Geschaute dauernd fest; das heit, er besitzt die alles durchschauende
Schrfe des Wissens.
7. Mit aller Macht ist er bestrebt, diese Fhigkeit so viel als mglich zu
gewinnen, dadurch, da er Herr wird ber das, was dem Geiste
widerstreitet,
4676
und sich ohne Unterbrechung um das Schauen bemht
und sich eifrig darin bt, seine Freude an Vergngungen einzuschrnken
und das, was geschehen mu, in der richtigen Weise durchzufhren.
8. Da er auerdem teils aus seinem Lernen, teils aus seinem Leben viel
Erfahrung gewonnen hat, besitzt er auch groe Gewandtheit im Reden,
nicht die Fhigkeit, einfach so hemmungslos darauf loszuschwtzen,
sondern eine <s 51> Redefhigkeit, die einfache Worte verwendet, aber
weder aus freundlicher Rcksicht noch aus Furcht irgend etwas von dem,
was zur richtigen Zeit gesagt werden kann, vor den Leuten verschweigt,
die es vor allem hren sollen.
45.
1. Nachdem er so die Lehre von Gott in wrdiger Weise dargelegt hat, in
der er von dem geheimnisvollen Reigen der Wahrheit selbst unterrichtet
worden ist, verwendet er eine Redeform, die zur Pege der erhabenen
Tugend antreibt und ihr Wesen selbst so, wie es sich gebhrt, und ihre
Wirkungen aufzeigt, indem er durch die gotterfllte Erhebung im Gebet
den geistigen und geistlichen Dingen in gnostischer Weise so viel wie
mglich nahekommt.
2. Deshalb ist er immer milde und sanft, leicht zugnglich, freundlich
entgegenkommend, gern zum Verzeihen bereit, wohlwollend, guten
46741ch (#ersetze die Lnderung 5a.ors.
4675Vgl. 0hilon, Suod deus sit immut. C3.
4676Vgl. G@m 4,B3.
624
Gewissens, ernst.
4677
Dieser unser Gnostiker ist von sittlich ernstem
Wesen, so da er nicht nur nicht verfhrt werden, sondern nicht einmal
in Versuchung geraten kann; denn er bringt es fertig, da sich seine Seele
in keiner Weise von Freude oder Schmerz beeinussen oder
gefangennehmen lt.
3. Wenn ihn eine klare berlegung dazu beruft, wird er auch ein Richter
von unerschtterlicher Festigkeit, der in keiner Hinsicht seinen eigenen
Stimmungen nachgibt, sondern unwandelbar auf dem Wege geht, auf
dem das Recht seiner Natur nach dahinzieht;
4678
dabei ist er berzeugt,
da alle Dinge unbertrefich gut gelenkt werden und da fr die Seelen,
die die Tugend erwhlt haben, die weitere Entwicklung immer nach der
Richtung des Besseren vorwrts gehe, bis sie zu dem Guten selbst
gelangen, wenn sie nmlich sozusagen in dem Vorhof
4679
des Vaters in die
Nhe des groen Hohenpriesters
4680
gekommen sind.
4. Dieser unser Gnostiker ist der Glubige, der davon berzeugt ist, da
alles in der Welt aufs beste geordnet wird;
4681
die Folge davon ist
natrlich, da er mit allem zufrieden ist, was ihm auch immer begegnen
mag.
46.
1. Verstndigerweise begehrt er also nichts von dem, was im Leben zu den
notwendigen Bedrfnissen gehrt; denn er ist berzeugt, da der
allwissende Gott den Guten <s 52> das, was ihnen zutrglich ist, schenkt,
auch wenn sie nicht darum bitten.
4682
2. Denn wie dem Kunstverstndigen alle Dinge in einer der Kunst
entsprechenden Weise und dem Heiden in einer dem Heidentum
entsprechenden Weise zugeteilt werden, so wird, meine ich, auch dem
Gnostiker alles in gnostischer Weise zugeteilt.
3. Und wer sich aus dem Heidentum bekehrt, der wird um den Glauben,
wer aber noch weiter zur Erkenntnis emporsteigt, der wird um die
Vollkommenheit der Liebe
4683
beten.
4. Und wenn der Gnostiker endlich den Gipfel erreicht hat, dann bittet
er, da die Fhigkeit vollkommenen Schauens sich bei ihm mehren und
dauernd bei ihm bleiben mge, ebenso wie der gewhnliche Mensch sich
bestndige Gesundheit wnscht.
4684
5. Indessen wird er auch darum bitten, da er nie aus dem Stand der
Tugend falle, wobei er mit aller Kraft mit dazu hilft, so zu werden, da er
nicht ins Wanken kommen kann.
4677!as folgende ist :hr.si//os Fr. moral. 63C v. 'rnim.
4678Vgl. 0laton, Staat 11 /. 362 :!.
4679Vgl. 0laton, 0hile#os /. 68 :.
4680Vgl. He#r 8,28.
4681Vgl. die stoische Lehre von der Voll>ommenheit der Aelt; :hr.si//os Fr. /h.s. 22B4D2232 v. 'rnim.
4682Vgl. 5t 6,B7D38.
4683Vgl. 29oh 8,24.
4684Vgl. Strom. 1V B3,3 mit 'nm.
625
6. Denn er wei, da es auch einigen der Engel, die infolge ihres
leichtfertigen Sinns wieder auf die Erde herabgefallen waren,
4685
nicht
mehr vllig gelang, sich aus einem Zustand, in dem sie sich ebensogut
nach der einen wie nach der anderen Seite entscheiden konnten, wieder
zu jener frheren, nur eine Richtung kennenden Haltung
4686
emporzuarbeiten.
7. Aber fr den, der sich von hier unten durch bung zu der hchsten
Stufe der Erkenntnis und zu der noch darber stehenden Hhe
vollkommener Mannesreife
4687
aufgeschwungen hat, ist alles Zeitliche und
Rumliche zum Vorteil; denn infolge der durchaus nur auf ein einziges
Ziel gerichteten Festigkeit seiner Gesinnung hat er sich entschlossen, sein
Leben ohne jede Vernderung zu fhren, und bt sich darin.
8. Aber bei allen, bei denen noch ein sie belastendes Eck
4688
zurckgeblieben ist, das sie durch sein Gewicht herabdrckt,
4689
wird auch
das, was durch den <s 53> Glauben zur Hhe emporstrebt,
mitherabgezogen.
9. Wer sich also durch gnostische bung die Tugend zu einem
unverlierbaren Besitz gemacht hat, dem wird sein Verhalten zu Natur,
und wie fr den Stein die Schwere, so wird fr ihn das Wissen zu einer
unverlierbaren Eigenschaft, und zwar nicht ohne seinen Willen, sondern
auf Grund seines eigenen freien Entschlusses, durch die Macht des
Denkens, der Erkenntnis und der sorgsamen Vorsicht.
47.
1. Da aber das, was infolge von Vorsicht nicht verlorengegangen ist, durch
Klugheit unverlierbar wird, so wird der Gnostiker bei der Vorsicht
beharren, um nicht zu sndigen, bei der Klugheit aber, um die Tugend zu
einem unverlierbaren Besitz zu machen.
2. Die Erkenntnis fhrt aber ofenbar zur Klugheit,
4690
indem sie das zu
erkennen lehrt, was zum dauernden Besitz der Tugend mithelfen kann.
3. Das grte ist freilich die Erkenntnis Gottes; deshalb wird auch durch
sie die Unverlierbarkeit der Tugend gewahrt. Wer aber Gott erkannt hat,
ist heilig und fromm. Damit haben wir also bewiesen, da allein der
Gnostiker fromm ist.
4. Dieser freut sich an dem vorhandenen Guten und ist frhlich wegen
des ihm Verheienen, gerade als wre es schon vorhanden. Denn das
4685Vgl. 9ud 6.
4686Vgl. Strom. V1 43,7.
4687Vgl. ?/h 8,23.
4688!as Aort (%%%), das hier mit *?c>, (#ersetzt ist, hat zu manchen Lnderungsvorschlgen 'nla gege#en. '#er das
Aort ist, "ie 0ostgate gezeigt hat, richtig. ;ach stoischer 'uffassung geh@rt zu der Voll>ommenheit der Aelt das
Eugelf@rmige, "hrend das ?c> oder &eder Ain>el st@rt; vgl. #esonders die Verse Hvid. Fast. 6,B42 f.)
1/sa volu#ilitas li#ratum sustinet or#em
SuiUue premat /artes angulus omnis a#est.
4689Vgl. 0laton, 0haidros /. B84 B.
4690Elugheit ist hier die M#ersetzung des Aortes (%%%), die nach stoischer Lehre eine von den der (%%%) untergeordneten
$ugenden ist; vgl. :hr.si//os Fr. mor. B68.B6=.
626
Verheiene ist ihm nicht verborgen, wie es begreiich wre, weil es noch
abwesend ist; denn er hat bereits erkannt, wie beschafen es ist.
5. Da er also durch seine Erkenntnis berzeugt ist, da jedes einzelne von
dem Zuknftigen bereits vorhanden ist, besitzt er es. Denn Mangel und
Bedrfnis wird an dem Mastab dessen gemessen, was einem jeden
gebhrt. Wenn er also Weisheit besitzt und die Weisheit etwas Gttliches
ist, so ist der mit dem Bedrfnislosen Verbundene selbst bedrfnislos.
6. Denn die Mitteilung der Weisheit geht nicht so vor sich, da die
Ttigkeit des Gebers und des Empfngers in der Wechselwirkung von
Bewegung und Hemmung stnden, auch nicht so, da einer beraubt und
dadurch selbst bedrftig wrde; jedenfalls bleibt die wirkende Kraft
ofenbar durch die Mitteilung selbst unvermindert.
7. So besitzt also unser Gnostiker alles Gute der Anlage nach, aber noch
nicht in mebarer Wirklichkeit; denn sonst knnte er auch nicht <s 54>
entsprechend den Stufen und Stellungen, fr die er von Gott bestimmt
ist, versetzt werden.
48.
1. Ihm hilft auch Gott
4691
und ehrt ihn durch eine noch unmittelbarere
Frsorge. Oder sind nicht um der guten Menschen willen und zu ihrem
Gebrauch und Nutzen oder vielmehr zu ihrem Heil alle Dinge geschafen
worden? Gott wird also sicherlich denen, fr die das Geschafene da ist,
das nicht nehmen, was der Tugend wegen da ist.
2. Denn es ist ofenbar, da er ihre gute Anlage und ihre heilige
Entscheidung ehren wird, da er ja auch denen, die sich zu einem guten
Leben entschlossen haben, Kraft fr die Vollendung der Rettung eint,
und zwar den einen nur dadurch, da er sie antreibt, den anderen, die
durch ihre eigene Leistung wrdig geworden sind, auch dadurch, da er
ihnen hilft.
3. Denn fr den Gnostiker ist alles Gute eine Art von nachtrglicher
Zutat,
4692
da ja sein Endziel ist, alles einzelne zu verstehen und verstndig
zu handeln.
4. Wie aber der Arzt denen Gesundheit verschaft, die mit ihm auf die
Gesundheit hinarbeiten, so schenkt auch Gott das ewige Heil denen, die
mit ihm auf die Erkenntnis und auf das Verrichten guter Taten
4693
hinarbeiten; und da es in unserer Macht steht, zu tun, was die Gebote
befehlen, so wird gleichzeitig damit, da wir etwas tun, auch die
Verheiung erfllt.
5. Und mir scheint jene Erzhlung bei den Griechen trefend zu sein: Ein
hervorragender Wettkmpfer der Vorzeit kam zu den Olympischen
Spielen, nachdem er seinen Krper lange Zeit hindurch gar trefich fr
ausgezeichnete Leistungen geschult hatte. Dort richtete er seinen Blick
4691Vgl. ?uri/ides Fr. 83B,B; Strom. V1 23,6.
4692!as hier ver"endete Aort (%%%) ist ein stoischer 'usdruc>, der auch #ei :icero, !e fin. 111 3B vor>ommt (:hr.si//os
fr. mor. 738 v. 'rnim).
4693-u dieser -usammenstellung vgl. Strom. V1 2BB,8.
627
auf das Standbild des Zeus von Pisa und sagte: Wenn ich, o Zeus, mich
in jeder Hinsicht pichtgem auf den Kampf vorbereitet habe, so gib
mir, wie es billig ist, rasch den Sieg!
6. Denn so verhlt es sich auch bei dem Gnostiker. Wenn er ohne
Versumnis und mit gutem Gewissen, soweit es auf ihn ankommt,
hinsichtlich des Lernens und der Selbstbeherrschung und der Vollfhrung
von guten Taten und des Erwerbens des gttlichen Wohlgefallens alles
erfllt hat, dann hilft die ganze Welt mit, um sein Heil zu vollenden.
7. Das ist es also. was von <s 55> uns gefordert wird, nmlich das, was in
unserer Macht steht, das ist bei den Dingen, die uns angehen, mgen sie
gegenwrtig oder abwesend sein, Wahl und Verlangen und Erwerben und
Bentzen und bestndiges Verharren.
49.
1. Deshalb mu, wer mit Gott verkehren will, seine Seele unbeeckt und
vollkommen rein erhalten, womglich indem er sich zu vollkommener
Gte ausgebildet hat, wenn aber dies nicht mglich ist, indem er
wenigstens zur Erkenntnis hin Fortschritte macht und nach ihr
Verlangen trgt und sich von den Taten der Bosheit vollkommen
losgesagt hat.
2. Aber es geziemt sich auch, da er alle Gebete ordentlich und
zusammen mit ordentlichen Menschen verrichtet; denn es ist eine
gefhrliche Sache, wenn man die Verfehlungen anderer begnstigt.
3. Der Gnostiker wird also mit den einfachen Glubigen nur in den
Dingen auch mitbeten, bei denen es sich fr ihn ziemt, auch
mitzuarbeiten. Sein ganzes Leben ist aber ein heiliges Fest.
4694
4.
4695
Dementsprechend bestehen seine Opfer in Gebeten und
Lobpreisungen und dem Lesen der Heiligen Schrift vor der Mahlzeit, in
Psalmen und Gesngen whrend der Mahlzeit und vor dem
Schlafengehen, aber auch nachts wieder in Gebeten. Dadurch vereinigt er
sich mit dem gttlichen Reigen,
4696
dem er infolge seines
ununterbrochenen Gedenkens eingegliedert ist zu dem unvergelichen
Schauen.
5. Wie nun? Kennt er nicht auch das andere Opfer, das in der willigen
Hingabe von Lehren und Sachen an die Bedrftigen besteht? Ganz gewi!
6. Bei dem Gebet aber, das er laut spricht, verwendet er nicht viele
Worte,
4697
da er von dem Herrn auch gelernt hat, worum er beten mu.
4698
Er wird also an jedem Orte,
4699
aber nicht in aller fentlichkeit und vor
aller Augen
4700
beten.
4694Vgl. 0.thagoras #ei A. Schmid, +riech. Lit. 1 2 S. 473 'nm. B.
4695-u 8C,8 vgl. 0aid. 11 88,2 f.; 4C,B.
4696Vgl. 0laton, 0haidros /. B84 '.
4697Vgl. 5t 6,4.
4698Vgl. e#d. 6,CD23.
4699Vgl. 2$im B,=.
4700Vgl. 5t 6,7.
628
7. Er betet aber unter allen Verhltnissen, mag er nun einen Spaziergang
machen oder in Gesellschaft sein oder ausruhen oder lesen oder ein
verstndiges Werk beginnen. Und wenn er in der Kammer
4701
seiner
Seele selbst nur einen Gedanken hegt
4702
und mit unaussprechlichen
Seufzern
4703
den Vater anruft
4704
<s 56> ist dieser nahe
4705
und bereits
zugegen, whrend jener noch spricht.
4706
8. Von den drei Gesichtspunkten, die bei jeder Handlung mglich sind,
kommt bei allen seinen Taten nur das Schne und das Ntzliche in
Betracht; dagegen berlt er es denen, die dem gemeinen Leben
anhangen, das Angenehme zum Zweck des Handelns zu machen.
4707
VIII. Kapitel
50.
1. Wer in solcher Frmmigkeit erprobt ist, der ist sicherlich nicht rasch
bereit, zu lgen und zu schwren. Denn Eid ist eine bestimmte Aussage
unter Berufung auf Gott.
2. Wie knnte aber der, der ein fr allemal zuverlssig ist, sich als
unzuverlssig erweisen, so da er einen Eidschwur ntig htte, anstatt
da fr ihn das Leben fest und bestimmt einen Eid vertritt?
4708
3. Er fhrt sein Leben und seinen ganzen Wandel dementsprechend und
beweist die Zuverlssigkeit seiner Versicherung durch eine unwandelbare
und sich stets gleichbleibende Art des Lebens und der Rede.
4. Wenn aber das Unrechttun in der Entscheidung des Handelnden und
Redenden, dagegen nicht in dem Erdulden dessen liegt, dem Unbill
widerfhrt, so wird er weder lgen noch einen Meineid schwren in der
Meinung, da er damit der Gottheit ein Leid zufgen knnte, da er ja
wei, da sie von Natur unverletzlich ist. Aber auch wegen seines
Nchsten (d. h. um ihm zu schaden) wird er nicht lgen oder gegen ein
gegebenes Versprechen handeln, da er ja ihn zu lieben gelernt hat,
4709
auch
wenn er kein vertrauter Freund ist; seiner selbst wegen aber wird er noch
viel weniger lgen oder einen Meineid schwren, da er sich ja nie mit
freiem Willen als Frevler gegen sich selbst wird ernden lassen.
5. Er wird aber berhaupt nicht schwren, sondern es vorziehen, bei der
Bejahung nur das Wrtchen ja, bei der Verneinung das Wrtchen
nein hinzuzufgen.
4710
Denn Schwren bedeutet, da man einen Eid
4701Vgl. 5t 6,6.
4702Vgl. o#en 82,3 mit 'nm.
4703Vgl. G@m =,B6.
4704Vgl. 20etr 2,24.
4705Vgl. 0s 288,2=.
4706Vgl. 9es 7=,C.
4707Vgl. :hr.si//os Fr. mor. B3 ff. v. 'rnim.
4708Vgl. 1so>rates 2,BB.
4709Vgl. 5t 2C,2C.
4710Vgl. e#d. 7,34; 9a>. 7,2B.
629
oder
4711
etwas, was so gut wie ein Eid ist, auf Grund seiner berzeugung
zur Besttigung beibringt.
51.
<s 57> 1. Es gengt ihm also, sei es der Bejahung, sei es der Verneinung
die Worte ich sage die Wahrheit hinzuzufgen zur Besttigung fr die,
die die Zuverlssigkeit seiner Aussage noch nicht einsehen.
2. Denn den Auenstehenden gegenber mu er, meine ich, sein Leben
als so glaubwrdig erscheinen lassen, da ein Eid von ihm nicht einmal
verlangt wird; fr ihn selbst und fr seine Bekannten mu seine redliche
Gesinnung gengen, die eine auf freiem Willen beruhende Gerechtigkeit
ist.
3. Dementsprechend ist der Gnostiker seinem Eide treu, aber nicht rasch
bereit, etwas zu beschwren, da er ja nur selten zum Schwren kommt,
jedoch auch dann nur so, wie wir sagten.
4. brigens ist das treue Halten eines Eides mit der inneren
bereinstimmung mit der Wahrheit verbunden. Das Halten des Eides
geschieht also entsprechend der gewissenhaften Erfllung der Pichten.
5. Wie sollte also der Eid fr den noch ntig sein, der nach der
Forderung der hchsten Wahrheit lebt? Wer also berhaupt nicht
schwrt, wird auf keinen Fall einen Meineid schwren; und wer nie
irgendeine seiner Vertragsverpichtungen verletzt, wird auch nicht
schwren, da ja die Taten vollgltig erweisen, ob ein Versprechen
gebrochen oder gehalten wird, wie ja auch das Lgen und das
Falschschwren sich darin zeigt, da man im Reden und Schwren seine
Picht verletzt.
6. Wer aber gerecht lebt und nie seine Picht verletzt, der erweist sich
da, wo die Entscheidung ber die Wahrheit fllt, nmlich in seinen Taten,
als einer, der seinen Eid hlt. Bei ihm ist also die Versicherung mit der
Zunge berssig.
7. Da er also durchaus berzeugt ist, da Gott allezeit berall zugegen ist,
und da er sich davor schmt, nicht die Wahrheit zu sagen, und wei, da
die Lge seiner selbst unwrdig ist, so gengt es ihm, wenn er nur Gott
und sich selbst als Mitwisser hat.
8. Und so lgt er nicht und tut nie etwas gegen eingegangene
Verpichtungen; darum schwrt er aber auch keinen Eid, wenn man es
von ihm verlangt, und leugnet nie etwas (was er getan hat) ab, um nicht
zu lgen, auch wenn er unter Foltern sterben mte.
4711!ie 'nnahme einer L(c>e ist nicht n@tig.
630
IX. Kapitel
52.
1. Aber die gnostische Wrde wird noch gesteigert und auf eine noch
hhere Stufe durch den emporgefhrt, <s 58> der die Leitung des
Unterrichts der brigen auf sich genommen hat, womit er die Verwaltung
des herrlichsten Gutes auf Erden in Wort und Tat bernommen hat, weil
er durch sie die enge Vereinigung und Gemeinschaft mit Gott vermittelt.
2. Und wie diejenigen, die irdische Dinge verehren, zu den Gtterbildern
beten, als knnten sie hren, und die Vertrge, die zuverlssig sein sollen,
vor ihnen abschlieen, so wird in Gegenwart der beseelten Gtterbilder,
der Menschen, die wahre Herrlichkeit der Lehre von dem glaubwrdigen
Lehrer empfangen, und die diesen erwiesene Wohltat wird auf den Herrn
selbst zurckgefhrt,
4712
nach dessen Vorbild der wahre Mensch durch
seine Erziehung den Menschen, den er zu unterrichten hat, bildet und
umgestaltet
4713
und fr das Heil erneuert.
3. Denn wie die Griechen auf Grund einer sprachlichen bertragung das
Eisen Ares
4714
und den Wein Dionysos
4715
nennen, so knnte der
Gnostiker, der die Rettung der Nchsten fr sein eigenes Heil hlt, mit
Recht beseeltes Bild des Herrn genannt werden, nicht in bezug auf die
Eigentmlichkeit der ueren Gestalt, sondern wegen des Kennzeichens
der (gleichen) Wirkung und wegen der hnlichkeit der Verkndigung.
53.
1. Daher bringt er alles, was er im Sinn hat, auch mit seiner Zunge zu
denen, die auf Grund ihrer bereinstimmung mit ihm wrdig sind, es zu
hren, da seine Worte ebenso wie sein Leben Ausdruck seiner wirklichen
berzeugung sind.
2. Denn er denkt Wahres und spricht zugleich auch wahr; es mte denn
sein, da er einmal zum Zweck heilsamer Beeinussung, so wie es ein
Arzt den Kranken gegenber tut mit der Absicht, den Leidenden zu
helfen, lgen,
4716
oder, nach dem Ausdruck der Sophisten, etwas
Unwahres sagen wird.
4717
3. So beschnitt der edle Apostel den Timotheus,
4718
obwohl er es <s 59>
laut aussprach und in seinen Schriften verkndete, da die mit Hnden
gemachte Beschneidung nichts ntze.
4719
Wenn er aber mit einem Schlage
4712Vgl. 5t B7,83.
4713Vgl. den Satz des !emo>ritos Strom. 1V 28C,8.
4714Vgl. 0rotr. 68,7.
4715Vgl. e#d. B6,B.
4716Vgl. 0laton. Staat 111 /. 3=C B; V /. 87C :!; 0hilon, !e :heru#. 28 f.; Hrigines, +egen :elsus 1V 2= (M#ersetzung
Hrig. 11 S. 326).
4717Vgl. +ellius <1 22, "o z"ischen mendacium dicere und mentiri unterscheiden "ird; hnlich auch Se%tus ?m/iricus,
'dv. 5ath V11 83.
4718Vgl. '/g. 26,3.
4719Vgl. ?/h B,22; G@m B,B7; Sacra 0ar. B64 Holl.
631
von dem Gesetz zu der Beschneidung des Herzens,
4720
die durch den
Glauben erfolgt, htte herberziehen wollen, so war die Gefahr
vorhanden, da er dadurch seine in ihrer Haltung noch unsicheren
Zuhrer aus der Zahl der Hebrer mit Gewalt dazu veranlassen knnte,
die Beziehungen zu der (christlichen) Gemeinde abzubrechen. Um dies zu
vermeiden, pate er sich den Juden an und wurde fr sie ein Jude, um
alle zu gewinnen.
4721
4. Wer also wegen des Heils derer, um derentwillen er nachgiebig ist,
sich einfach zur Nachsicht herablt, ohne da er wegen der Gefahr, die
den Gerechten von den Eiferern droht
4722
sich irgendwie der Heuchelei
schuldig machte, der unterliegt keineswegs einem Zwang. Vielmehr wird
er nur manches zum Nutzen seiner Nchsten tun, was er nie um der
Sache selbst willen tte, wenn er es nicht um jener willen tun mte.
5. Dieser gibt sich willig fr die Kirche und fr seine Schler hin, die er
selbst im Glauben erzeugt hat,
4723
als ein Vorbild fr diejenigen, die
fhig sind, Nachfolger in dem erhabenen Berufe des von Liebe zu den
Menschen und von Liebe zu Gott erfllten Erziehers zu werden, zu einem
Beweis fr die Wahrheit seiner Worte und zu einer Bekundung seiner
Liebe zu dem Herrn durch die Tat.
6. Er bleibt ungeknechtet in Schrecknis, er ist wahrhaftig in seiner Rede,
ausdauernd in mhevoller Arbeit; er ist entschlossen, auch in den
Worten, die er ofen ausspricht, nie die Unwahrheit zu sagen, und erweist
auch hier durch die Tat stets seine Sndlosigkeit, da ja die Lge selbst
stets der Ausdruck einer gewissen Heimtcke und deshalb kein
wirkungsloses Wort ist, sondern eine schlimme Wirkung ausbt.
54.
1. Demnach ist der Gnostiker allein in jeder Beziehung ein Zeuge fr die
Wahrheit,
4724
sowohl durch die <s 60> Tat als auch durch das Wort; denn
er ist immer in allen Dingen durchaus untadelig, im Reden, im Handeln
und selbst im Denken.
2. Dies ist, soweit es in der Krze mglich ist, eine Schilderung der
Frmmigkeit des Christen. Wenn er wirklich pichtgetreu und in
bereinstimmung mit der richtigen Vernunft so handelt, dann handelt er
fromm und gerecht. Wenn sich dies aber so verhlt, dann ist in der Tat
der Gnostiker allein fromm und gerecht und gottesfrchtig.
3. Der Christ ist also kein Gottesleugner (dies den Philosophen zu
beweisen, war ja meine Absicht
4725
) und darum wird er auch auf keine
Weise irgend etwas Bses oder Schimpiches, das heit irgendein
Unrecht, tun.
4720Vgl. G@m B,BC; 3,33.
47212Eor C,2C f. !as Aort (%%%) stammt aus 2Eor C,BB, "o die Handschriften !+ und die lateinischen M#ersetzungen
diese Lesart #ieten; so #ei :lemens auch Strom. 1 27,8; V1 2B8,2 und (%%%) Strom. V 2=,4, "hrend Strom. 1 BC,7 die
zumeist (#erlieferte Lesart (%%%) voraussetzt.
4722Vgl. Strom. V11 66,8.
4723Vgl. 2Eor 8,27.
4724Vgl. 9oh 7,33; 2=,34.
4725Vgl. Strom. V11 2,2.
632
4. Daraus folgt, da er auch nicht gottlos ist; vielmehr ist tatschlich er
allein in heiliger und geziemender Weise gottesfrchtig, indem er den
wahren Gott, der der Herrscher ber alle und der Knig ber alle und
allmchtig ist, in wahrer Gottesfurcht fromm verehrt.
X. Kapitel
55.
1. Denn die Erkenntnis ist sozusagen eine Art Vervollkommnung des
Menschen als Menschen, da diese durch das Wissen von den gttlichen
Dingen hinsichtlich der Gesinnung und der Lebensfhrung und der Rede
zur Vollendung kommt und im Einklang und in der bereinstimmung
mit sich selbst und dem Worte Gottes ist.
4726
2. Denn durch die Erkenntnis kommt der Glaube zu seiner
Vollendung,
4727
da der Glubige allein auf diese Weise vollkommen wird.
Der Glaube ist nun ein in der Seele lebendes Gut; ohne nach Gott zu
forschen, bekennt er, da Gott ist, und preist ihn als seiend.
3. Deshalb ist es ntig, von diesem Glauben auszugehen und durch die
Gnade Gottes in ihm zu wachsen und dann, soweit es mglich ist, die
Erkenntnis von Gott zu gewinnen.
4. Nach unserer Ansicht ist aber ein Unterschied zwischen der
Erkenntnis und der durch Unterricht vermittelten Weisheit. Denn
insofern etwas Erkenntnis ist, insofern ist es durchaus auch Weisheit;
insofern aber etwas Weisheit ist, so ist <s 61> es noch nicht auch durchaus
Erkenntnis.
4728
Denn nur in der Anwendung des gesprochenen Wortes
kommt der Begrif Weisheit zum Vorschein.
5. Andererseits besteht die Grundlage der Erkenntnis darin, da man an
Gott nicht zweifelt, sondern an ihn glaubt; Christus aber ist beides, die
Grundlage und der darauf errichtete Bau,
4729
da durch ihn sowohl der
Anfang als auch das Ende ist.
6. Und das, was die beiden uersten Grenzen bildet, der Anfang und das
Ende, womit ich den Glauben und die Liebe meine,
4730
kann nicht gelehrt
werden; aber die Erkenntnis wird durch die Gnade Gottes auf Grund der
berlieferung weitergegeben und denen, die sich der Lehre wrdig
erweisen, wie ein Unterpfand anvertraut; von ihr aus erstrahlt die hohe
Wrde der Liebe in immer hellerem Licht.
7. Denn es ist gesagt: Dem, der hat, wird noch dazu gegeben werden,
4731
dem Glauben die Erkenntnis, der Erkenntnis die Liebe, der Liebe aber das
himmlische Erbe.
4726Vgl. Strom. 1V 43,B mit 'nm.; V11 68,4.
4727Vgl. 9a> B,BB, "o statt der ?r>enntnis die guten Aer>e stehen.
4728Vgl. Strom. 11 B8,B.
4729Vgl. ?/h B,B3.
4730Vgl. 1gnatius, Brief an die ?/heser 28.
4731Vgl. Strom. 1 27=,B mit 'nm.
633
56.
1. Dies geschieht aber, wenn sich jemand durch Glaube und durch
Erkenntnis und durch Liebe unlslich mit dem Herrn verbindet und mit
ihm dorthin aufsteigt, wo der Gott und Hter unseres Glaubens und
unserer Liebe ist.
2. Von hier aus wird zuletzt die Erkenntnis den dazu Geeigneten und
Auserwhlten bergeben, weil sie mehr Vorbereitung und Vorbung
ntig haben, sowohl damit sie die Verkndigung vernehmen als auch
damit sie ihrem Leben eine wrdige Haltung geben und damit sie zu einer
hheren Stufe, als es die Gesetzesgerechtigkeit
4732
ist, auf Grund
sorgfltiger Bemhung fortschreiten.
3. Diese Erkenntnis fhrt uns zu dem vollkommenen Ende, das selbst
ohne Ende ist, und lehrt uns im voraus das Leben kennen, das wir nach
Gottes Willen in Gemeinschaft mit Gttern haben werden, wenn wir von
jeder Zchtigung und Strafe befreit sind, die wir wegen unserer Snden
als heilsame Zucht ertragen mssen.
4733
4. Nach dieser Befreiung werden die Auszeichnungen und die Ehren den
Vollendeten gegeben, bei denen jetzt die Reinigung, aber auch jeder
andere gottesdienstliche Gebrauch zu Ende ist, mag er auch heilig sein
und unter Heiligen vollzogen werden.
5. Sodann erwartet sie, wenn sie reinen <s 62> Herzens
4734
geworden
sind, die ersehnte Versetzung in das ewige Schauen in der Nhe der
Herrn.
4735
6. Und sie tragen den Namen Gtter,
4736
da sie mit den brigen Gttern,
die zunchst nach dem Heiland ihren Platz erhalten haben, auf den
gleichen Tronen sitzen werden.
7. Die Erkenntnis ist also ein rasches Mittel der Reinigung und geeignet,
die willkommene Vernderung zum Besseren zu bewirken.
57.
1. Sodann versetzt sie den Menschen auch leicht in den gttlichen und
heiligen Zustand, der der Seele verwandt
4737
ist, und mit einem nur ihr
eigenen Licht fhrt sie ihn durch die mystischen Entwicklungsstufen, bis
sie ihn zu dem alles berragenden Ort der Ruhe gebracht und den, der
reinen Herzens
4738
ist, Gott von Angesicht zu Angesicht
4739
mit
klarem Wissen und mit vollem Verstndnis zu schauen gelehrt hat.
2. Denn darin besteht wohl die Vollendung der gnostischen Seele, da sie
ber alle Formen der Reinigung und des Gottesdienstes hinauskommt
4732Vgl. 5t 7,B3; G@m 23,7.
4733Vgl. He#r 2B,4.
4734Vgl. 5t 7,=.
4735Vgl. Strom. V11 23,B.
4736Vgl. 0s =2,6.
4737Vgl. 0laton, 0haidon /. =8 B.
4738Vgl. 5t 7,=.
4739Vgl. 2Eor 23,2B.
634
und sich mit dem Herrn vereinigt,
4740
wo sie in unmittelbarer Nhe unter
ihm steht.
3. Der Glaube ist also sozusagen eine kurz zusammengefate Erkenntnis
der wichtigsten Dinge, die Erkenntnis ein fester und sicherer Beweis der
durch den Glauben angenommenen Lehren,
4741
da sie durch den
Unterricht des Herrn auf dem Glauben aufgebaut wird
4742
und uns zu
unerschtterlicher berzeugung und zu wissenschaftlicher Gewiheit
fhrt.
4. Und, wie ich frher sagte,
4743
scheint mir eine erste heilbringende
Vernderung die aus dem Heidentum zum Glauben, eine zweite aber die
aus dem Glauben zur Erkenntnis zu sein; die letztere aber geht in Liebe
ber
4744
und bringt dann das Erkennende und das Erkannte in ein nahes
freundschaftliches Verhltnis.
4745
5. Und vielleicht hat derjenige, der so weit gekommen ist, bereits hier
unten den Zustand des Engelgleichseins
4746
vorausgenommen und zu
eigen. Jedenfalls wird er, wenn er die letzte und hchste im Fleisch
erreichbare Stufe erstiegen hat, sich immer noch, wie es sich geziemt,
nach dem Besseren hin verndern und <s 63> darnach streben, durch die
heilige Siebenzahl hindurch
4747
in das Haus des Vaters
4748
zu der
wirklichen Wohnung des Herrn zu gelangen, wo er sozusagen ein
feststehendes und ewig bleibendes, in jeder Hinsicht vollkommen
unvernderliches Licht sein wird.
4749
58.
1. Die erste Art des Wirkens des Herrn ist ein Beweis fr die von uns
genannte Belohnung der Gottesfurcht. Von den auerordentlich vielen
Zeugnissen, die es gibt, will ich nur eines erwhnen, das von dem
Propheten David in zusammenfassender Form etwa so ausgesprochen
worden ist:
2. Wer wird auf den Berg des Herrn hinaufgehen? Oder wer wird sich
an seine heilige Sttte stellen? Wer schuldlose Hnde hat und reinen
Herzens ist; wer seinen Sinn nicht auf Trichtes gerichtet und wer seinem
Nchsten keinen trgerischen Eid geschworen hat. Der wird von dem
Herrn Segen empfangen und Barmherzigkeit von Gott, seinem Heiland.
Das ist das Geschlecht derer, die den Herrn suchen, die das Angesicht des
Gottes Jakobs suchen.
4750
3. Der Prophet hat hier, meine ich, den Gnostiker mit kurzen Worten
geschildert. Und im Vorbergehen hat uns David, wie es scheint, damit
4740Vgl. 2$hess 8,24.
4741Vgl. Strom. 11 8=,2.
4742Vgl. Strom. V11 B3,B.
4743Vgl. o#en 86,3.
4744V 74, 3 f. (#is hierher) ist Sacra 0ar. B6= Holl.
4745Vgl. Strom. 1V 73,2.
4746Vgl. L> B3,36.
4747Vgl. Strom. V 236,BD8; ?%c. e% $heod. 63,2.
4748Vgl. 9oh 28,B.
4749Vgl. Strom. 1 263,6.
47500s B3,3D6.
635
gezeigt, da der Heiland Gott ist, indem er ihn das Angesicht
4751
des
Gottes Jakobs nannte, ihn, der die frohe Botschaft und die Lehre von
dem Vater brachte.
4. Deshalb hat auch der Apostel Geprge der Herrlichkeit des Vaters
4752
den Sohn genannt, der die Wahrheit ber Gott lehrte und als
Kennzeichen gab, da Gott und der Vater eins
4753
und er allein der
Allmchtige ist, den niemand als der Sohn erkannt hat und wem es der
Sohn ofenbart.
4754
5. Da es aber nur einen einzigen Gott gibt, das ist durch die Worte
derer, die das Angesicht des Gottes Jakobs suchen, kundgetan, den
allein, da er Gott der Vater ist, als gut
4755
unser Heiland und Gott
kennzeichnet.
6. Das Geschlecht derer, die ihn suchen, ist aber das auserlesene
Geschlecht,
4756
das geschickt ist zu suchen, um die Erkenntnis zu nden.
59.
<s 64> 1. Deshalb sagt auch der Apostel: Ich werde euch nichts ntzen,
wenn ich nicht zu euch in Ofenbarung oder in Erkenntnis oder in
Weissagung oder in Lehre rede.
4757
2.
4758
Freilich wird auch von denen, die nicht Gnostiker sind, manches
recht getan, aber nicht auf Grund vernnftiger Entscheidung, hnlich,
wie es bei der Tapferkeit geschieht.
3. Denn einige, die von Natur mutigen Sinnes sind und dann diese Anlage
ohne vernnftige berlegung weiterentwickelten, strmen unvernnftig
auf die verschiedensten Dinge los und handeln hnlich wie die
Tapferen,
4759
so da sie manchmal auch das gleiche leisten, wie z. B.
Foltern ruhig ertragen.
4. Aber dies geschieht bei ihnen weder aus dem gleichen Grunde wie bei
dem Gnostiker noch auch in der gleichen Absicht, auch wenn sie ihren
ganzen Krper hingeben;
4760
denn sie haben nach dem Wort des
Apostels die Liebe nicht,
4761
die aus der Erkenntnis hervorgeht.
5. Jede durch einen Verstndigen vollfhrte Tat ist also eine gute
Handlung;
4762
dagegen ist jede Tat eines Unverstndigen eine verkehrte
Handlung, auch wenn er eine grundstzliche Haltung wahrt; denn er
handelt nicht auf Grund vernnftiger Erwgung tapfer, und er blickt bei
4751Vgl. 0aid. 1 74,B; Strom. V 38,2 mit 'nm.; ?%c. e% $heod. 23,6; 2B,2; B3,7.
4752He#r 2,3.
4753Vgl. ?/h 8,6.
47545t 22,B4.
4755Vgl. e#d. 2C,24.
4756Vgl. 20etr B,C.
47572Eor 28,6.
4758V 7C,BD7 ist :hr.si//os Fr. mor. 722 v. 'rnim.
4759Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. 111 22 /. 2226# B3DB6.
4760Vgl. 2Eor 23,3.
4761Vgl. 2Eor 23,3.
4762Vgl. Strom. V1 222,3 mit 'nm.
636
seinem Handeln auf nichts Ntzliches, das zur Tugend hinfhrte oder von
der Tugend ausginge.
4763
6. Das gleiche gilt auch von den brigen Tugenden und daher
entsprechend auch von der Gottesfurcht. Daher zeigt sich uns als ein
Mann dieser Art der Gnostiker nicht nur in seiner Frmmigkeit, vielmehr
entsprechen seiner auf wahrer Einsicht beruhenden Gottesfurcht auch die
Grundstze in seinem ganzen brigen Wandel.
7. Denn fr jetzt ist unsere Absicht nur, das Leben des Gnostikers zu
beschreiben, nicht die wissenschaftliche Begrndung seiner Lehren
vorzutragen, was wir spter zur passenden Zeit auseinandersetzen wollen,
indem wir zugleich auch die richtige Gedankenfolge einhalten.
XI. Kapitel
60.
<s 65> 1. Von dem Weltall also hat der Gnostiker eine wahre und
vortrefiche Aufassung, da er ja gttliche Lehre in sich aufgenommen
hat. Da er also damit begann, die Schpfung zu bewundern,
4764
brachte er
so von Haus aus eine Probe seiner Fhigkeit, die Erkenntnis
aufzunehmen, mit und wird ein eifriger Schler des Herrn; und sofort,
nachdem er von Gott und von der Vorsehung gehrt hatte, kam er auf
Grund seiner Bewunderung (der Schpfung) zum Glauben.
2. Das ist also fr ihn der Ausgangspunkt, von dem aus er sich in jeder
Weise bemht, sein Lernen zu frdern, und alles tut, wodurch er die
Erkenntnis jener Dinge gewinnen zu knnen hoft, nach deren
Erkenntnis er sich sehnt (die Sehnsucht, verbunden mit der Freude am
Forschen, entsteht aber entsprechend dem Fortschritt im Glauben) das
bedeutet aber, jenes gewaltigen und umfassenden Schauens wrdig zu
werden.
3. So wird der Gnostiker den Willen Gottes zu kosten bekommen; denn
nicht seine Ohren, sondern seine Seele fnet er den durch die
Verkndigung geofenbarten Tatsachen.
4. Da er also die Kenntnis des Wesens und der Tatsachen selbst durch die
Verkndigung aufgenommen hat, fhrt er selbstverstndlich auch seine
Seele zur Erfllung ihrer Pichten, indem er die Gebote Du sollst nicht
ehebrechen! Du sollst nicht tten!
4765
in dem besonderen Sinn aufat,
wie sie fr den Gnostiker gemeint sind, nicht so, wie sie bei den brigen
aufgefat sind.
4763Sacra 0ar. B6C Holl.
4764Vgl. 0laton, $heaitetos /. 277 !; 'ristoteles, 5eta/h. 1 B,27 /. C=B# 2B; Strom. 11 87,8.
4765?% B3,2B.27; 5t 7,B4.B2.
637
61.
1. Er bt sich also in dem auf klarem Wissen beruhenden Schauen und
schreitet fort zu dem Kampf um das Verstndnis der allgemeiner gltigen
und erhabeneren Lehren, da er wohl wei, da der, der nach dem Wort
des Propheten einen Menschen Erkenntnis lehrt, der Herr
4766
ist, der
Herr, der durch den Mund von Menschen wirkt; deshalb hat der Herr
auch das Fleisch angenommen.
2. Mit Recht zieht er also nie das Angenehme dem Ntzlichen vor,
4767
auch nicht, wenn ihn ein schnes Weib, das ihn in irgendeiner Lage
berrascht hat, nach Art einer Dirne mit Gewalt verlocken will; denn
auch <s 66> Joseph lie sich durch die Frau seines Herrn nicht von
seinem festen Vorsatz abbringen; er lie sich vielmehr von ihr sein
Gewand ausziehen, da sie es mit Gewalt festhielt,
4768
und wurde so der
Snde entkleidet, dagegen mit Sittsamkeit als Kleid umhllt.
4769
3. Denn wenn den Joseph auch die Augen seines Herrn, ich meine des
gypters, nicht sahen, so sahen ihn doch die Augen des Allmchtigen.
4. Denn wir Menschen hren die Stimme und sehen die Krper, Gott
aber erforscht die Sache, von der das Reden und das Sehen ausgeht.
4770
5. Dementsprechend also, mag eine Krankheit oder irgendein Unglck
ber den Gnostiker kommen oder sogar das Schrecklichste, der Tod, so
bleibt er in seiner Seele unerschtterlich, da er wei, da alle diese Dinge
mit dem Wesen des Geschafenen notwendig verbunden sind, aber,
obwohl dies der Fall ist, doch durch die Macht Gottes zu einem Mittel
des Heils
4771
werden, indem sie, von der wahrhaft gtigen Vorsehung je
nach Gebhr zugeteilt, auf dem Wege der Zchtigung denen eine Wohltat
erweisen, die sich gegen die Umwandlung ihres Sinns verstockt zeigen.
62.
1. Der Gnostiker geniet also das Erschafene, wenn die Vernunft es
gebietet und soweit sie es gebietet, mit Dankbarkeit gegen den Schpfer
und wird so auch Herr ber die Freude an dem Genu.
2. Bses trgt er nie nach und grollt nie jemand, auch wenn er wegen
seiner Taten Ha verdiente.
3. Denn er ehrt den Schpfer und liebt den Mitmenschen, wobei er
wegen seiner Unwissenheit Mitleid mit ihm hat und fr ihn betet.
4772
4. Und da er an den Krper gefesselt
4773
ist, der von Natur dem Leiden
ausgesetzt ist, leidet er in der Tat mit ihm, aber das Leid ist nicht das, was
er in erster Linie empndet.
47660s C3,23 f.
4767Vgl. Strom. V11 8C,=.
4768Vgl. +en 3C,2B; 0aid. 111 6=,3.
4769Vgl. 0laton, Staat V /. 874 '.
4770Vgl. 2E@n 26,4; 9er 24,23.
4771Vgl. ?uri/ides, 0h@nissen =C3.
4772Sacra 0ar. B43 Holl.
4773Vgl. Strom. V11 83,2 mit 'nm.
638
5. Jedenfalls erhebt er sich, wenn er in eine unerwnschte Lage gert, aus
der Not zu dem ihm eigenen Bereich und lt sich von dem, was ihm
innerlich fremd ist, nicht mitfortreien, sondern gibt dem, was die
Notwendigkeit fr ihn mit sich bringt, nur so weit nach, als seine Seele
unversehrt erhalten bleibt.
6. Denn er will nicht nur der allgemeinen Annahme, aber auch nicht nur
dem Scheine <s 67> nach treu sein, sondern der Erkenntnis und der
Wahrheit nach, das heit in zuverlssigem Handeln und in wirksamem
Reden.
7. Daher lobt er nicht nur das Gute, sondern strengt sich auch selbst mit
aller Macht an, gut zu sein, und schreitet aus der Stellung eines guten
und getreuen Knechtes,
4774
durch die Liebe weiter zu der Stellung eines
Freundes
4775
infolge der Vollkommenheit seiner sittlichen Haltung, zu
deren vollstndigem Besitz er durch wahres Lernen und viele Selbstzucht
gelangt ist.
63.
1. So ist er mit Anstrengung bemht, zu der hchsten Stufe der
Erkenntnis zu gelangen; er ist zuchtvoll in seinem ganzen Wesen,
bescheiden in seiner Haltung und hat alle jene Vorzge, die fr den
wahren Gnostiker kennzeichnend sind; dabei blickt er auf die rhmlichen
Vorbilder, auf die vielen Patriarchen, die vor ihm den Kampf siegreich
bestanden haben, auf die noch grere Zahl von Propheten, auf die
unendlich vielen Engel, die wir nicht zhlen knnen,
4776
und auf den
Herrn an letzter Stelle, der ihn lehrte und ihn dazu fhig machte, jenes
hchste
4777
Leben zu erlangen. Deshalb liebt er alle die wertlosen Gter
dieser Welt nicht, um von ihnen nicht hier unten auf der Erde
festgehalten zu werden; er liebt aber die Gter, auf die er hoft, vielmehr
diejenigen, die er bereits erkannt hat, auf deren Empfang er aber noch
hoft.
2. Deshalb also ertrgt er die Leiden und die Foltern und die
Bedrngnisse, nicht, wie nach der Erzhlung der Philosophen die tapferen
Mnner, in der Hofnung, da die gegenwrtigen Leiden aufren
wrden und er selbst wieder Angenehmes erfahren werde, sondern die
Erkenntnis hat in ihm die unerschtterliche berzeugung geweckt, da
er die zuknftigen Gter erhalten werde. Deshalb achtet er nicht nur die
Verfolgungen, sondern auch alle Freuden hier auf Erden gering.
3.
4778
So wird erzhlt, da der selige Petrus, als er sah, wie sein Weib zur
Hinrichtung fortgefhrt wurde, sich ber ihre Berufung zur Seligkeit und
ber ihre Rckkehr in die wahre Heimat gefreut habe; er habe ihr aber
schne Worte der Ermahnung und des Trostes zugerufen, habe sie bei
ihrem Namen genannt und zu ihr gesagt: Sei du des Herrn eingedenk.
4774Vgl. 5t B7,B3.
4775Vgl. 9oh 27,27.
47761ch lese mit Hort (%%%).
4777Vgl. Strom. V11 74,2.
4778V 63,3 und 68,2 sind angef(hrt von ?use#ios, Erichengeschichte 111 33,B.
639
64.
<s 68> 1. Dieser Art war die Ehe der seligen Mnner und ihre
vollkommene Gemtsruhe auch da, wo es sich um ihre Liebsten handelte.
2. So sagt auch der Apostel: Wer heiratet, soll sein, als heirate er
nicht!
4779
Damit fordert er, da die Ehe frei von Leidenschaft und nicht
von der Liebe zum Herrn abgelenkt
4780
sei; an dieser Liebe festzuhalten,
ermahnte er, der wirklich ein Mann war, seine Frau, als sie aus diesem
Leben zum Herrn abscheiden sollte.
3. War nicht ihr fester Glaube an die Hofnung nach dem Tode ganz
deutlich zu sehen, bei ihnen, die auch mitten in der hchsten Qual der
Verfolgung Gott dankten? Denn sie hatten, meine ich, den Glauben als
einen unerschtterlichen Besitz, und auch die Taten, die ihm folgten,
waren von dem Glauben erfllt.
4. Daher ist die Seele des Gnostikers in jeder Lage voll Kraft; sie ist, wie
der Krper eines Wettkmpfers, in hchstem Wohlbenden
4781
und auf
der hchsten Stufe der Strke.
5. Denn sie ist in allen menschlichen Dingen wohlberaten, da sie nach
dem Mastab der Gerechtigkeit feststellt, was zu geschehen hat, und die
Grundstze von oben her von Gott erhalten und sich entsprechend der
erstrebten hnlichkeit mit Gott Gelassenheit gegenber den Freuden und
Leiden des Krpers erworben hat; gegen alle Schrecknisse aber kmpft sie
mutig und in festem Vertrauen auf Gott.
6. So ist die Seele des Gnostikers recht eigentlich ein irdisches Bild der
gttlichen Macht, geschmckt mit vollkommener Tugend, die zu einer
hohen Stufe der Entwicklung durch alle diese drei Krfte, durch
Naturanlage, durch eigene bung, durch Belehrung,
4782
emporgefhrt ist.
7. Im Besitz dieser Schnheit wird die Seele ein Tempel des Heiligen
Geistes,
4783
wenn sie eine dem Evangelium entsprechende innere
Haltung
4784
im ganzen Leben erreicht hat.
65.
1. Ein solcher Mann kann siegreich gegen alles Furchtbare und jedes
Schrecknis ankmpfen, nicht nur gegen den Tod, sondern auch gegen
Armut und Krankheit und Schande und gegen alles, was damit verwandt
ist, da er fr die Lust unbesiegbar und ber die unvernnftigen Begierden
Herr geworden ist.
47792Eor 4,BC.
4780Vgl. e#d. 4,37.
4781Vgl. Hi//o>rates, '/horismen 2,3.
4782-u den drei Aegen, die zur $ugend f(hren, vgl. 0aid. 1 74,2 mit 'nm.
4783Vgl. 2Eor 6,2C.
4784Vgl. Strom. V11 77,2 mit 'nm.
640
2. Denn er wei genau, was <s 69> man tun und was man unterlassen
mu, und kann mit voller Sicherheit unterscheiden, was wirklich zu
frchten ist und was nicht.
3. Deshalb nimmt er verstndig auf sich, was ihm die vernnftige
berlegung als notwendig und pichtgem bezeichnet; dabei
unterscheidet er verstndig, was wirklich ungefhrlich ist (das ist das
Gute) von dem, was nur so scheint,
4785
und das wirklich zu Frchtende
von dem nur scheinbar zu Frchtenden, wozu Tod und Krankheit und
Armut gehren, die es mehr mit dem Schein als mit der Wahrheit zu tun
haben.
4. Er ist der wahrhaft gute Mann, der auerhalb des Bereichs der
Leidenschaften steht, da er vermge des Zustandes oder der Haltung
4786
seiner tugendhaften Seele ber das ganze, den Leidenschaften
unterliegende Leben hinausgekommen ist. Fr ihn hngt alles von ihm
selbst ab,
4787
wenn es gilt das Endziel zu erreichen.
5. Denn die sogenannten Schicksalsschlge sind fr den Guten nichts
Furchtbares, weil sie keine wirklichen bel sind; aber die wirklichen
Schrecknisse sind fr den gnostischen Christen etwas Fremdes, weil sie
als wirkliche bel dem Guten ganz genau entgegengesetzt sind; und es ist
unmglich, da dem nmlichen das Entgegengesetzte zugleich in der
gleichen Beziehung und zur gleichen Zeit widerfhrt.
4788
6. So spielt der Gnostiker in dem Schauspiel des Lebens
4789
untadelig
die Rolle, die durchzufhren Gott ihm bertrgt, und wei, was er zu tun
und was er zu ertragen hat.
66.
1. Wenn nun die Feigheit darin besteht, da man das zu Frchtende und
das nicht zu Frchtende nicht unterscheiden kann,
4790
so ist der Gnostiker
vielleicht allein wirklich mutig, weil er wei, was in der Gegenwart und
was in der Zukunft gut ist, und damit zugleich, wie ich schon sagte,
4791
auch wei, was in Wahrheit nicht zu frchten ist. Denn weil er wei, da
allein die Schlechtigkeit feindlich und verderblich fr die ist, die zur
Erkenntnis fortschreiten wollen, bekmpft er sie, gewappnet mit den
Wafen des Herrn.
2. Denn wenn etwas infolge von Unverstand oder infolge der Wirkung
oder vielmehr der Mitwirkung des <s 70> Teufels entsteht, so ist es
deswegen noch nicht sofort selbst der Teufel oder der Unverstand; denn
es kann auch keine Ttigkeit Klugheit genannt werden; denn die Klugheit
ist ein Zustand,
4792
aber keine Ttigkeit ist ein Zustand; es ist also auch die
47850laton, Laches /. 2C= :.
4786Vgl. Strom. 1V 23C,B.
47870laton, 5ene%enos /. B84 ?.
4788Vgl. e#d., Staat 1V /. 836 B.
4789Vgl. Eoc> :'F 111 /. 873 'des/. B87; ?/i>tetos, ?nchir. 24; !iog. Laert. V11 263; Suetonius, Hctav. CC; Seneca,
Briefe 44,B3; 0laton, 0hile#os /. 73 B; 5arcus 'ntonius 2B,36.
4790Vgl. 0laton, 0rotagoras /. 363 :.
4791Vgl. o#en 67,B.
4792Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. V1 7 /. 2283 # B3.
641
infolge von Unverstand entstandene Tat noch kein Unverstand, sondern
eine infolge von Unverstand geschehene bse Tat, jedoch kein
Unverstand; denn auch die Leidenschaften und die Verfehlungen sind
keine Bosheiten, obwohl sie ihren Ursprung in der Bosheit haben.
3. Also ist keiner, der in unvernnftiger Weise tapfer ist, ein Gnostiker.
Denn sonst mte man auch die Kinder tapfer nennen, wenn sie sich aus
Unkenntnis der Gefahren an Gefhrliches heranwagen (sie greifen ja auch
ins Feuer) und man mte die Tiere, die sich auf die Speere losstrzen
und in unvernnftiger Weise tapfer sind, tugendhaft nennen.
4793
Vielleicht
wird man in dem gleichen Sinn auch die Gaukler tapfer nennen, wenn sie
ber Schwerter Purzelbume schlagen und auf Grund einer gewissen
durch bung gewonnenen Fertigkeit um einen kmmerlichen Lohn ihre
wertlosen Knste zeigen.
4794
4, Der wahrhaft Tapfere aber geht, auch wenn er die ihm wegen der Wut
der Masse drohende Gefahr vor Augen sieht, getrosten Mutes allem, was
kommen mag, entgegen. Dabei ist er von den anderen sogenannten
Mrtyrern dadurch verschieden, da diese selbst einen Anla fr sich
suchen, um sich auf irgendeine Weise (denn man mu sich billigerweise
vorsichtig ausdrcken) in die Gefahren zu strzen,
4795
jene dagegen, wie es
die richtige Vernunft gebietet, den Gefahren ausweichen, aber dann,
wenn Gott sie wirklich zu sich ruft, sich freudig hingeben und ihre
Berufung dadurch gewi machen,
4796
da sie sich dessen bewut sind,
sich keine voreilige Handlung vorwerfen zu mssen; ihren tapferen Sinn
aber lassen sie in der wahrhaft vernnftigen Tapferkeit sich bewhren.
67.
1. Sie ertragen also weder, wie die brigen es tun, aus Furcht vor den
greren beln die kleineren,
4797
noch verharren sie bei dem Bekenntnis
ihrer Berufung aus Scheu vor dem Tadel ihrer Standes und
Gesinnungsgenossen, sondern aus Liebe zu Gott gehorchen sie willig <s
71> dem Rufe, nicht wegen der Belohnungen fr die Mhen; sie haben
vielmehr kein anderes Ziel, als da sie durch ihr Tun Gottes Wohlgefallen
gewinnen.
2. Denn diejenigen, die aus Ruhmbegierde oder aus Furcht vor einer
anderen noch hrteren Strafe oder in der Hofnung auf irgendwelche
Freuden und Gensse, die ihrer nach dem Tode warten, ausharren, sind
noch Kinder im Glauben; sie sind zwar selig, aber sie sind noch nicht wie
der Gnostiker zu Mnnern in der Liebe zu Gott geworden (denn es gibt,
es gibt in der Tat wie in den Gymnastikwettkmpfen, so auch in der
Kirche verschiedene Siegespreise fr Mnner und fr Knaben); die Liebe
ist aber ihrer selbst wegen erstrebenswert, nicht wegen irgend etwas
anderem.
4793Vgl. 0laton, Laches /. 2C4 '.
4794Vgl. e#d., ?uth.demos /. BC8 !?; <eno/hon, 5emor. 1 3,C.
4795Vgl. Strom. 1V 24,2; 44,2.
4796Vgl. B0etr 2,23.
4797Vgl. 0laton, 0haidon /. 6= !.
642
3. Fr den Gnostiker erwchst also gewissermaen die vollkommene
Tapferkeit zugleich mit der Erkenntnis aus der Selbstbeherrschung im
Leben, wenn er sich nmlich stets darum bemht, ber seine
Leidenschaften Herr zu werden.
4. Die Liebe macht also durch Schulen und ben den von ihr erzogenen
Kmpfer furchtlos und unverzagt und erfllt ihn mit Vertrauen auf den
Herrn, ebenso wie die Gerechtigkeit ihn dazu befhigt, sein ganzes Leben
hindurch die Wahrheit zu sagen.
5. Denn eine kurze Zusammenfassung der Forderung der Gerechtigkeit
war das Wort: Euer Ja soll Ja, und euer Nein soll Nein sein!
4798
Das
gleiche gilt auch von der Migkeit.
6. Denn weder wer aus Ehrgeiz (wie die Wettkmpfer der Siegeskrnze
und des Ruhmes wegen) noch wer aus Geiz (wie einige, bei denen die
Migkeit eine Heuchelei ist, weil sie infolge einer schlimmen
Leidenschaft das Gute anstreben) aber auch nicht wer aus Sorge fr das
Wohlbenden des eigenen Krpers der Gesundheit wegen und
ebensowenig wer aus buerlicher Unwissenheit enthaltsam ist und die
Gensse nicht kennt,
4799
ist in Wahrheit mig (denn die Leute, die ihr
Leben bisher in harter Arbeit hinbrachten, werfen, sobald sie einmal die
Gensse gekostet haben, ihre starre Enthaltsamkeit von sich, um sich den
Lsten hinzugeben)
7. Ebenso steht es bei denen, die durch Gesetz und Furcht vom Genieen
abgehalten werden; denn sobald sie eine Gelegenheit dazu nden,
bertreten sie heimlich das Gesetz und lassen die schnen Grundstze im
Stich.
8. Die Migkeit aber, die um ihrer selbst willen zu whlen ist, die <s 72>
entsprechend der Erkenntnis zur Vollendung kommt und immer
bestehen bleibt, macht den Mann zum unumschrnkten Herrn, so da
der Gnostiker mig und leidenschaftslos, von Lust und Leid unberhrt
ist, wie es der Erzhlung nach der Diamant gegenber dem Feuer ist.
4800
68.
1. Die Ursache davon ist die Liebe, die alles Wissen an Heiligkeit und
machtvoller Wirkung bertrift. Denn wegen der Verehrung des besten
und erhabensten Wesens, dessen Kennzeichen die Einzigartigkeit ist,
macht die Liebe den Gnostiker zum Freund
4801
und zugleich zum Sohn,
4802
zu dem wahrhaft erwachsenen Mann, der zur vollkommenen
Lebenshhe
4803
herangereift ist.
2. Aber auch die Eintracht (xxx) besteht in der bereinstimmung
hinsichtlich der nmlichen Sache;
4804
das nmliche aber ist eines; und die
47989a> 7,2B; 5t 7,34.
4799Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. 11 B,B /. 2238 a B8.
4800Vgl. Strom. V111 BC,2.
4801Vgl. 9oh 27,27.
4802Vgl. e#d. 2,2B.
4803Vgl. ?/h 8,23.
4804Vgl. :hr.si//os Fr. mor. BCB (111 4B,C).6B7.633 (111 262,=).
643
Freundschaft kommt durch hnlichkeit zustande,
4805
wobei es eines ist,
worin die gemeinsame Eigenschaft besteht.
3 Der Gnostiker also, der entschlossen ist, den wahrhaft einzigen Gott zu
lieben, ist ein wahrhaft vollkommener Mann und ein Freund Gottes, der
in den Rang eines Sohnes aufgenommen ist.
4. Denn dies sind Bezeichnungen fr den hohen Adel und fr die
Erkenntnis und fr die Vollkommenheit entsprechend dem Schauen
Gottes, das die allerhchste Stufe ist, zu der die Seele des Gnostikers
gelangen kann, wenn sie vollkommen rein
4806
geworden und gewrdigt
worden ist, den allmchtigen Gott ohne Aufren von Angesicht zu
Angesicht
4807
zu schauen.
5. Denn da sie ganz geistlich geworden und zu dem gekommen ist, was
ihr verwandt
4808
ist, bleibt sie in der geistlichen Kirche und wartet auf die
von Gott verheiene Ruhe.
4809
XII. Kapitel
69.
1. So viel sei darber gesagt. Da der Gnostiker dem Leib und der Seele
nach so beschafen ist, so wird er seinen Nchsten gegenber als vllig
gleich erfunden, mag er auch ein Sklave sein oder dem Gesetze nach sein
Feind oder <s 73> was immer er auch sein mag.
2. Denn er verachtet den nicht, der nach dem gttlichen Gesetz sein
Bruder von dem gleichen Vater und der gleichen Mutter ist; jedenfalls
hilft er ihm, wenn er in Not ist, wieder auf, indem er ihn trstet, ihn
aufmuntert und ihm mit dem, was er zum Leben ntig hat, untersttzt; er
gibt allen Bedrftigen, jedoch nicht allen in gleicher Weise, sondern
gerecht und je nach Wrdigkeit. berdies gibt er auch dem, der ihn
verfolgt und hat, wenn dieser es ntig hat; dabei kmmert er sich wenig
um die, die behaupten, er habe ihm aus Furcht gegeben, vorausgesetzt,
da er es wirklich nicht aus Furcht, sondern nur in der Absicht zu helfen
tut.
3. Denn wer gegen Feinde freigebig und vershnlich ist, wie viel mehr
wird der gegen seine Freunde liebevoll sein? Von dieser Haltung aus wird
ein solcher Mann dazu kommen, da er genau wei, wem in erster Linie
und wie viel und wann und wie er geben soll.
4. Wer aber knnte vernnftigerweise Feind eines Mannes werden, der
in keiner Weise irgendeinen Anla zur Feindschaft gibt?
5. Und wie wir von Gott sagen, da Gott keines Menschen Gegner und
keines Menschen Feind ist (denn er hat alle geschafen, und von allem
Vorhandenen gibt es nichts ohne seinen Willen),
4810
aber andererseits
4805Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. V111 B /. 2277 a 3B.
4806Vgl. 5t 7,=.
4807Vgl. 2Eor 23,2B.
4808Vgl. Strom V11 74,2 mit 'nm.
4809Vgl. Strom. V1 23=,2; V11 74,2; zum Schlu vgl. 5t 22,BC.
4810Vgl. Aeish 22,B8; 0aid. 1 6B,3.
644
sagen, da ihm diejenigen feind sind, die ihm nicht gehorchen und nicht
nach seinen Geboten wandeln, wie z. B. diejenigen, die von Ha gegen
seinen Bund erfllt sind, so werden wir es wohl in der nmlichen Weise
auch bei dem Gnostiker nden.
6. Denn er selbst wird wohl nie auf irgendeine Weise irgendeines
Menschen Feind werden, dagegen mssen die als seine Feinde angesehen
werden, die in der ihm entgegengesetzten Richtung ihren Weg nehmen.
7. brigens wenn auch das freigebige Verhalten bei uns Gerechtigkeit
4811
heit, so ist doch in den Fllen, wo das Geben auf Grund wirklicher
Einsicht geschehen mu, die Fhigkeit, je nach Wrdigkeit zwischen
mehr und weniger zu unterscheiden, eine Art der hchsten
Gerechtigkeit.
4812
8. Es kommt also <s 74> auch vor, da etwas Gutes wie die Enthaltung
von Genssen bei manchen aus niedrigen Beweggrnden geschieht. Denn
wie bei den Heiden manche, weil sie das nicht erlangen knnen, wonach
sie begehren,
4813
oder aus Furcht vor Menschen, manche auch mit
Rcksicht auf grere Gensse auf die ihnen bequem zugnglichen
Annehmlichkeiten verzichten,
4814
so sind auch von den Glubigen manche
entweder wegen der Verheiung oder wegen der Furcht vor Gott
enthaltsam.
70.
1. Aber eine Enthaltsamkeit von solcher Art ist doch wenigstens die
Grundlage der Erkenntnis
4815
und der Zugang zu etwas Besserem und ein
Ausgangspunkt fr die Vollkommenheit. Denn der Anfang der
Weisheit, heit es, ist die Furcht des Herrn.
4816
2. Der Vollkommene aber trgt alles und duldet alles,
4817
aus Liebe,
nicht um einem Menschen, sondern um Gott zu gefallen.
4818
3. Indessen ist es eine natrliche Folge, da ihm Lob zuteil wird, nicht zu
seinem eigenen Vorteil, sondern damit die, die ihn loben, ihn nachahmen
und Nutzen davon haben.
4. Das Wort (xxx) [egkrates] wird aber auch in einem anderen Sinn
gebraucht, nicht nur von dem, der seine Leidenschaften beherrscht,
sondern auch von dem, der ber das Gute Herr geworden ist und sich die
herrlichen Gter des Wissens zum bestndigen Besitz erworben hat, mit
deren Hilfe er die tugendreichen Taten als Frchte hervorbringt.
5. Deshalb gibt der Gnostiker nie in irgendeiner Lage die ihm eigene
Haltung auf. Denn fest und unvernderlich ist der auf Wissen begrndete
4811!as Aort (%%%) hat schon im s/ten 9udentum (vgl. z.B. $o# 2B,C) auch die Bedeutung 'lmosen, 'lmosenge#en, da
dieses eine not"endige Luerung des rechtschaffenen Verhaltens ist.
4812Vgl. die !efinitionen des Begriffes +erechtig>eit :hr.si//os Fr. mor. B6B ff.
4813!ie Aorte stammen aus dem Schlu des !istichons $hognis B77 f., das 'ristoteles, ?th. ;ic. 1 C /. 23CC a B7 f. als
(%%%) #ezeichnet und auch ?th. ?ud. 1 2 /. 2B28 a 6 angef(hrt hat.
4814Vgl. 0laton, 0ahidon /. 6= ?; 6C '.
4815Vgl. 0hilon, !e vita contem/. 38.
4816S/rich" 2,4; C,23; 0s 223,23.
48172Eor 23,4.
48182$hess B,8.
645
Besitz des Guten, der in der Kenntnis der gttlichen und menschlichen
Dinge
4819
besteht.
6. Daher wird die Erkenntnis nie zur Unwissenheit, und das Gute
verwandelt sich nie in Schlechtes. Deshalb ist auch das Essen und das
Trinken und das Heiraten fr ihn nicht die Hauptsache im Leben,
sondern nur etwas Notwendiges. <s 75> Vom Heiraten spreche ich hier
unter der Voraussetzung, da die Vernunft dazu rt und da es in der
richtigen Weise geschieht. Denn wenn er vollkommen geworden ist, hat
er die Apostel als seine Vorbilder.
7. Und der wirkliche Mann zeigt sich nicht darin, da er das einsame
Leben fr sich whlt; vielmehr trgt unter Mnnern im Wettkampf jener
den Siegespreis davon, der sich in der Ehe und beim Aufziehen von
Kindern und in der Frsorge fr das Hauswesen unbeeinut von Freud
und Leid bewhrt hat und trotz aller Mhe, die die Sorge fr die Familie
mit sich bringt, von der Liebe zu Gott ungeschieden geblieben und
siegreich aus allen Proben hervorgegangen ist, die durch seine Kinder und
sein Weib, durch seine Diener und durch seinen Besitz an ihn
herankommen.
8. Wer aber keine Familie hat, dem bleiben solche Proben zumeist
erspart. Da er nur fr sich allein zu sorgen hat, steht er hinter dem
zurck, der ihm zwar hinsichtlich der Frsorge fr sein eigenes Heil
unterlegen ist, aber ihm durch die Frsorge fr das Leben seiner ganzen
Familie berlegen ist, wobei er im kleinen geradezu ein Abbild der
wahren Vorsehung verkrpert.
71.
1. Unsere Aufgabe ist es jedenfalls, unsere Seele so viel wie immer
mglich auf mannigfache Weise vorher zu schulen, damit sie fr die
Aufnahme der Erkenntnis geschickt werde.
2. Seht ihr nicht, wie das Wachs erweicht und das Erz gelutert wird,
damit es das ihr aufgedrckte Geprge annehme?
3. Wie ferner der Tod die Trennung der Seele vom Krper
4820
ist, so ist
die Erkenntnis gleichsam der Tod auf geistigem Gebiet, der die Seele von
den Leidenschaften fortfhrt und scheidet und sie in das Leben guter
Taten einfhrt, damit sie dann mit Freudigkeit zu Gott sprechen kann:
Wie du willst, so lebe ich.
4. Denn wer sich vornimmt, Menschen zu gefallen,
4821
kann Gott
nicht gefallen,
4822
da die Masse nicht das Ntzliche, sondern das
Ergtzende vorzieht.
4823
Wenn aber jemand Gott gefllt, so ist es die
natrliche Folge, da er auch das Wohlgefallen der guten Menschen
ndet.
4819-u der stoischen !efinition des Begriffes Aeisheit vgl. 0aid. 11 B7,3 mit 'nm.
4820Vgl. 0laton, 0ahidon /. 64 !.
4821V gl. +al 2,23.
4822Vgl. G@m =,=.
4823Vgl. Strom. V11 8C,= mit 'nm.
646
5. Wie sollte also ein solcher Mann noch sein Ergtzen an Essen und
Trinken und Liebeslust nden, da er ja sogar gegen ein Gesprch, das
Vergngen bereitet, und gegen eine ergtzliche <s 76> Gedankenregung
oder Ttigkeit Bedenken hat?
6. Denn niemand kann zwei Herren dienen, Gott und dem
Mammon.
4824
Mit diesem Wort meint der Herr nicht einfach das Geld,
sondern die mit Geld gemachten Aufwendungen auf die mannigfachen
Gensse; denn es ist tatschlich unmglich, da jemand, der Gott in
erhabener und wahrer Weise erkannt hat, ein Sklave der Lste werden
kann, die ihm entgegengesetzt sind.
72.
1. Nun ist nur ein einziger von Anfang an ohne Begierden, nmlich der
Herr, der Freund der Menschen, der auch uns zuliebe Mensch geworden
ist. Aber alle, die sich bemhen, dem von ihm gegebenen Geprge hnlich
zu werden, strengen sich mit aller Kraft an, durch bung frei von
Begierden zu werden.
2. Denn wer eine Begierde gefhlt, aber sich beherrscht hat, der wird frei
von Begierden,
4825
so wie eine Witwe durch ihre Keuschheit wieder zur
Jungfrau wird.
4826
3. Dies ist der dem Heiland und Lehrer fr die Erkenntnis abzustattende
Lohn, der Lohn, den dieser selbst verlangte, nmlich die Enthaltung von
allem Bsen und die Vollfhrung guter Taten,
4827
wodurch die Rettung
erlangt wird.
4828
4. Wie nun diejenigen, die ein Handwerk erlernt haben, sich durch die
gewonnenen Fertigkeiten ihren Lebensunterhalt erwerben, so erwirbt
sich der Gnostiker durch seine Einsicht das (geistige) Leben und wird so
gerettet. Denn wer sich nicht dazu entschlieen kann, die Leidenschaften
seiner Seele auszurotten, der ttet sich selbst. Aber Unwissenheit ist, wie
es scheint, etwas, was die Seele abzehren und verkmmern lt, die
Erkenntnis dagegen ist Nahrung fr sie.
5.
4829
Und die gnostischen Seelen sind es, die das Evangelium mit den
geheiligten Jungfrauen verglichen hat, die den Herrn erwarten. Denn
Jungfrauen sind sie, weil sie sich des Bsen enthalten haben, und sie
warten auf den Herrn, weil sie ihn lieben, und sie znden ihr eigenes
Licht an, um die Wirklichkeit schauen zu knnen; sie sind kluge Seelen,
weil sie sagen:
6. Wir sehnen uns darnach, dich, o Herr, endlich einmal zu empfangen.
Wir lebten gehorsam gegen deine Gebote, ohne irgendeines deiner
Gebote zu bertreten; deshalb beanspruchen wir von dir auch die
Erfllung deiner <s 77> Verheiungen; wir beten aber um das, was uns
48245t 6,B8; Lu> 26,23.
4825B1ch (#ersetze mit der ?rgnzung (%%%).
4826Vgl. Strom. 111 232,7.
4827Vgl. 20etr 3,22.
4828Vgl. Strom. 1 6,2.
4829-um folgenden vgl. 5t B7,2D23; Strom. V 24,3.
647
ntzlich ist, nicht um das, was uns ergtzt; denn es geziemt sich, da wir
das Beste von dir erbitten. Und wir werden alles als ersprielich fr uns
aufassen, auch wenn die uns heimsuchenden Prfungen schwer zu
ertragen scheinen, die deine Heilserziehung ber uns verhngt, um uns in
der Bestndigkeit zu ben.
73.
1. Der Gnostiker ist also zu einer so auerordentlichen Hhe von
Heiligkeit emporgestiegen, da er mehr dazu bereit ist, sein Gebet nicht
erfllt zu sehen, als etwas ohne Gebet zu erlangen. Denn sein ganzes
Leben ist ein Gebet und ein Gesprch mit Gott, und wenn er von Snden
rein ist, dann wird er sicherlich erlangen, was er wnscht. Denn zu dem
Gerechten sagt Gott: Bitte, und ich werde es dir geben; denke, und ich
werde es tun.
4830
2. Wenn es nun etwas fr ihn Ntzliches ist, so wird er es sofort erhalten;
um Unzutrgliches aber wird er nie beten; darum wird er es auch nie
erhalten. Somit wird ihm alles zuteil werden, was er will.
3. Und wenn jemand zu uns sagt, da auch manche von den Sndern bei
ihren Gebeten erhrt werden, so kommt das zunchst nur selten vor
4831
wegen der gerechten Gte
4832
Gottes, sodann wird die Gabe denen zuteil,
die auch anderen Wohltaten erweisen knnen.
4. Daraus folgt, da die Verleihung der Gabe nicht wegen des Betenden
geschieht, sondern die gttliche Weltregierung sieht im voraus, da
jemand durch Vermittlung jenes Mannes Hilfe erfahren soll, und bewirkt
so wieder, da die Gabe, die sie spendet, gerecht ist. Allen denen aber, die
dessen wrdig sind, werden die wahren Gter geschenkt. auch ohne da
sie darum beten.
4833
5. Wenn also jemand nicht aus Zwang oder Furcht oder Hofnung
gerecht ist, sondern auf Grund freier Willensentscheidung,
4834
so heit
das der knigliche Weg,
4835
auf dem das knigliche Geschlecht
4836
wandelt; die anderen Wege aber, die von der Hauptstrae abfhren, sind
schlpfrig und abschssig.
6. Wenn man freilich die Furcht und die Hofnung auf Ehre wegnimmt,
so bezweie ich, ob die trefichen Philosophen, die so <s 78>
zuversichtlich reden, die Drangsale noch werden ertragen knnen.
4830Vgl. Strom. V1 4=,2; 232,8; V11 82,3; 8C,4; '. Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl. S. 333 Logion 28.
48311ch lese "ie 0aid. 111 83,2 (%%%).
4832Vgl. Strom. V11 27,8 mit 'nm.
4833Vgl. 5t 6,=.
4834Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. 111 22 /. 2226# 33 ff.
4835Vgl. ;um B3,24.
4836Vgl. 20etr B,C; Sacra 0ar. B42 Holl.
648
74.
1. Die Begierden und die brigen Snden sind aber Disteln und
Pfhle,
4837
genannt. Darum arbeitet der Gnostiker in dem Weinberg des
Herrn;
4838
er panzt, beschneidet, begiet
4839
und ist in der Tat der
gttliche Grtner fr die, die in den Glauben eingepanzt sind.
2. Whrend nun die einen, die das Bse unterlassen haben, einen Lohn
dafr zu erhalten erwarten, da sie nichts getan haben,
4840
fordert
derjenige, der allein aus freiem Entschlu Gutes getan hat, mit Recht den
Lohn als ein guter Arbeiter.
4841
Und gewi wird er auch doppelten Lohn
erhalten, den Lohn fr das, was er unterlassen, und den Lohn fr das
Gute, das er getan hat.
3. Dieser Gnostiker erleidet von niemand eine Anfechtung,
4842
auer
wenn Gott es zult, und auch dies nur, um damit seiner Umgebung zu
ntzen. Denn sie wird jedenfalls zum Glauben ermutigt, wenn sie durch
sein mannhaftes Aushalten gemahnt wird.
4. Sicherlich wurden auch deswegen die seligen Apostel zur Strkung
und Befestigung ihrer Gemeinden in Lagen gefhrt, wo sich ihre
Vollkommenheit bewhren und bezeugen konnte.
5. Da also der Gnostiker in seinen Ohren immer die Stimme klingen
hrt, die sagt: Erbarme dich dessen, den ich schlagen werde,
4843
betet er
auch fr die um Sinnesnderung, die ihn hassen.
6. Denn der in den Rennbahnen stattndende Vollzug der Bestrafung der
beltter ist auch fr Kinder kein geeigneter Anblick. Und es ist ganz
undenkbar, da der Gnostiker durch etwas Derartiges belehrt wrde oder
seine Freude daran htte, da er sich ja auf Grund freier Entscheidung
darin gebt hat, wacker und gut zu sein, und es so erreicht hat, da Lste
keinen Reiz auf ihn ausben knnen. Da er nie in Snden verfllt, hat er
es nicht ntig, durch die Beispiele von Unglck, das andere trift, erzogen
zu werden.
7. Jedenfalls ist nicht daran zu denken, da an irdischen Freuden und
Schaustcken der Gefallen nden knnte, der auch die irdischen
Verheiungen, selbst wenn sie gttlich sind, verachtet hat.
<s 79> 8. Nicht jeder also, der Herr, Herr sagt, wird in das Gottesreich
kommen, sondern wer den Willen Gottes tut.
4844
9. Dies drfte aber der gnostische Arbeiter sein, der, whrend er noch im
Fleische selbst ist, ber die weltlichen Lste
4845
Herr wird, hinsichtlich
dessen aber, was er erkannt hat, nmlich des Zuknftigen und
Unsichtbaren, so fest berzeugt ist, da er es mehr als das ihm vor den
Fen Liegende fr gegenwrtig hlt,
4837Vgl. +en 3,2=; 9er 8,3; ?z B=,B8; 5t 23,4.BB; He#r 6,=.
4838Vgl. 9es 7,4; 5t B2,33.
4839Vgl. Strom. 1 83,B.
4840Vgl. vielleicht 5t B7,B7.
4841Vgl. L> 23,4.
4842Vgl. Strom. V11 87,B; 46,B.
4843Vgl. vielleicht Hi 2C,B2; 0s 6=,B4.
48445t 4,B2.
4845Vgl. $it B,2B.
649
75.
1. Er ist ein geschickter
4846
Arbeiter, der sich zwar ber das, was er
erkannte, freut, aber demtig ist, weil er noch in das verstrickt ist, was
die Not des Lebens erfordert, da er noch nicht der ttigen Anteilnahme
an dem gewrdigt ist, was er erkannt hat. Deshalb bentzt er dieses
Leben wie etwas ihm Fremdes nur als eine Naturnotwendigkeit.
2. Er kennt auch die geheime Bedeutung des Fastens an den bekannten
Tagen, ich meine am Mittwoch und am Freitag,
4847
von denen der eine
nach Hermes, der andere nach Aphrodite benannt ist.
3. Jedenfalls besteht sein Fasten
4848
darin, da er sich in seinem Leben von
der Habsucht und von der Wollust fernhlt, die der Ursprung aller Laster
sind.
4849
Denn wir haben schon fters in bereinstimmung mit dem
Apostel die drei hauptschlichsten Arten der Hurerei festgestellt,
Wollust, Habsucht, Gtzendienst.
4850
76.
1. Er enthlt sich also sowohl entsprechend dem Gesetz der bsen Taten
als auch entsprechend der im Evangelium geforderten Vollkommenheit
der bsen Gedanken.
4851
2. Ihm werden auch die Prfungen auferlegt nicht zum Zweck der
eigenen Reinigung, sondern, wie wir sagten,
4852
zur Frderung der
Nchsten, wenn sie sehen, wie er durch Leiden und Schmerzen erprobt
wird, sich aber nicht vor ihnen frchtet, sondern sie ganz unbeachtet
lt.
<s 80> 3. Das gleiche gilt auch von der Lust; denn es ist das Grte, sich
ihrer zu enthalten, wenn man sie kennengelernt hat.
4853
Denn was Groes
ist dabei, wenn man sich dessen enthlt, was man nicht kennt?
4. Der Gnostiker aber vollfhrt das im Evangelium gegebene Gebot und
macht zum Tag des Herrn jenen Tag, an dem er einen bsen Gedanken
verscheucht und einen gnostischen Gedanken aufnimmt, indem er so die
Auferstehung des Herrn in sich selbst ehrt.
5. Aber auch wenn er die Vorstellung von einem auf Wissen beruhenden
Schauen erfat hat, glaubt er den Herrn zu sehen, indem er seine Blicke
auf das Unsichtbare richtet.
6. Und wenn er das zu sehen glaubt, was er nicht sehen will, straft er sein
Sehvermgen, sobald er sich dessen bewut wird, da er sich an dem vor
4846Vgl. L> C,6B.
4847Vgl. !idache =,2, "o gleichfalls 5itt"och und Freitag als Fastentage angeordnet "erden, im +egensatz zu 5ontag
und !onnerstag, an denen die *Heuchler, fasten. 5it ihnen sind "ohl die 9uden und die dem &(dischen Fasten#rauche
treu #lei#enden :hristen gemeint sind.
4848-u dem (#ertragenen +e#rauch des Aortes *fasten, vgl. Strom. 111 CC,8 mit 'nm.; ?cl. /ro/h. 28,2.
4849Vgl. 2$im 6,23.
4850Sacra 0ar. B4B Holl; vgl. ?/h 7,7; Strom. 111 =C,2; V1 284,2.
4851Vgl. 5t 7,B2D8=.
4852Vgl. o#en 48,3.
4853Vgl. Strom. 111 232,7.
650
seinen Augen entstehenden sinnlichen Bild freut; denn er will nur das
sehen und hren, was sich fr ihn geziemt.
7. Dementsprechend sieht er, wenn er die Seelen seiner Brder
betrachtet, auch die leibliche Schnheit nur mit den Augen seiner Seele,
die daran gewhnt ist, das Schne fr sich allein zu betrachten ohne die
sonst damit verbundene eischliche Lust.
4854
77.
1. Und tatschlich sind sie Brder entsprechend der auserlesenen
Schpfung und der Gleichheit der Gesinnung und der Wesensart ihrer
Taten, da sich ihr Tun und Denken und Reden auf die nmlichen heiligen
und schnen Handlungen richtet, an die sie als Auserwhlte nach dem
Willen des Herrn denken mssen.
2. Denn ihr Glaube zeigt sich darin, da sie das nmliche whlen, ihre
Erkenntnis darin, da sie das nmliche gelernt haben und in ihren
Gedanken tragen, ihre Hofnung darin, da sie das nmliche ersehnen.
Und wenn der Gnostiker infolge der dringenden Bedrfnisse des Lebens
einen kleinen Teil seiner Zeit auf die Beschafung der Nahrung
verwenden mu, so glaubt er dadurch, da er durch eine solche
Beschftigung in Anspruch genommen wird, um seine Zeit betrogen zu
werden.
3. Darum sieht er nicht einmal einen Traum, der sich fr einen
Auserwhlten nicht ziemte. Denn tatschlich ein Fremdling und ein
Gast
4855
ist in seinem ganzen Leben ein jeder, der eine Stadt bewohnt,
aber alles in ihr, was von anderen <s 81> bewundert wird, verachtet und
in der Stadt wohnt, als wre es eine Wste, damit nicht der Ort Gewalt
ber ihn habe, sondern sein eigener freier Entschlu ihn als gerecht
erweise.
4. Kurz, dieser Gnostiker tritt an die Stelle der dahingeschiedenen
Apostel, indem er richtig lebt, genau erkennt, die Geeigneten untersttzt,
die auf den Nchsten lastenden Berge versetzt
4856
und die
Unebenheiten
4857
ihrer Seelen ausgleicht.
5. Freilich ist jeder einzelne von uns sein eigener Weinberg und sein
eigener Arbeiter. Er aber will, auch wenn er das Beste tut, vor den
Menschen verborgen bleiben, wobei er den Herrn und zugleich sich selbst
davon berzeugen will, da er nach den Geboten lebt, und das vorzieht,
was nach seinem Glauben der Ursprung seines Seins ist.
6. Denn wo das Herz jemands ist, so heit es, da ist auch sein
Schatz;
4858
darum benachteiligt er wegen seiner Vollkommenheit in der
Liebe sich selbst, wenn es gilt, einen in Bedrngnis geratenen Bruder
nicht ohne Hilfe zu lassen, besonders wenn er wei, da er selbst den
Mangel leichter als der Bruder ertragen wird.
4854Vgl. e#d. 1V 226,2 f.
4855Vgl. He#r 22,23; 0s 3=,23; +en B3,8; 84,C.
4856Vgl. 2Eor 23,B (5t 24,B3; B2,B2); Strom. V B,6.
4857Vgl. 9es 83,8.
4858Vgl. 5t 6,B2; L> 2B,38; zur Form vgl. Suis div. salv. 24,2 mit 'nm.
651
78.
1. Jedenfalls hlt er das, was jenem Schmerz bereitet, fr sein eigenes
Leid. Und wenn er aus seinem eigenen Mangel
4859
Gaben spendet und
infolge seiner Wohlttigkeit selbst ein Migeschick erleidet, so ist er
darber nicht rgerlich, sondern steigert noch seine Wohlttigkeit.
2. Denn er hat einen unerschtterlichen Glauben hinsichtlich der
wirklichen Tatsachen und preist das Evangelium durch seine Taten und
durch seine geistige Anschauung. Und er sucht wirklich nicht das Lob
von Menschen, sondern das von Gott
4860
zu erlangen, dadurch, da er die
von dem Herrn gelehrten Forderungen erfllt.
3. Da er ganz von der ihm eigenen Hofnung hingenommen ist, ndet er
keinen Geschmack an dem Schnen in dieser Welt, sondern verachtet
alles Irdische. Er bemitleidet diejenigen, die nach dem Tode gestraft
werden und durch ihre Bestrafung wider Willen bekennen mssen,
whrend er selbst mit ruhigem Gewissen getrost dem Ende entgegensieht
und immer dazu bereit ist, da er hier unten <s 82> nur ein Fremdling
und ein Gast
4861
ist und immer nur an das ihm eigene Erbe denkt,
dagegen alle Dinge hier unten als etwas Fremdes ansieht.
4. Er bewundert nicht nur die Gebote des Herrn, sondern ist sozusagen
durch die Erkenntnis selbst des gttlichen Willens teilhaftig, da er
tatschlich mit dem Herrn und seinen Geboten nah vertraut ist; als
Gerechter ist er auserwhlt, als Gnostiker ist er zur Herrschaft und zur
Knigswrde bestimmt; alles Gold auf der Erde und unter der Erde
4862
und alle Herrschaft
4863
von einem Ende des Weltmeeres zum anderen
Ende verachtet er, um sich allein der Verehrung des Herrn hinzugeben.
5. Darum ist sein Tun und Denken heilig, auch wenn er it und trinkt
und heiratet, falls die Vernunft es gebietet, aber auch wenn er Trume
sieht; darum ist er immer so rein, da er beten kann.
6. Er betet aber auch mit den Engeln, da er ja bereits engelgleich
4864
ist,
und nie verlt er den Bereich ihrer heiligen Obhut;
4865
auch wenn er
allein betet, so ist er doch von dem Reigen der Heiligen umgeben.
7. Er wei, da das Wort Glaube in zweierlei Bedeutung gebraucht
wird, und zwar bedeutet es einmal die Ttigkeit des Glaubenden, sodann
die Ttigkeit dessen, an den geglaubt wird, die seiner Wrde
entsprechende berragende Bedeutung; denn auch die Gerechtigkeit ist
doppelter Art, die eine ist die aus Liebe, die andere die aus Furcht
erwachsende.
4859Vgl. 5> 2B,88; L> B2,8.
4860Vgl. G@m B,BC.
4861Vgl. 'nm. zu 44,3.
4862Vgl. 0laton, +esetze V /. 4B= '.
4863Vgl. 5t 8,=.
4864Vgl. L> B3,36.
4865Vgl. vielleicht 0s C3,22 f.
652
79.
1. Jedenfalls ist uns gesagt: Die Furcht des Herrn ist heilig; sie bleibt in
alle Ewigkeit.
4866
Denn wer sich aus Furcht zum Glauben und zur
Gerechtigkeit bekehrt, bleibt in Ewigkeit.
4867
Nun bewirkt die Furcht das
Vermeiden bser Taten, die Liebe aber baut auf den freien Entschlu auf
und treibt dazu an, Gutes zu tun, damit man vom Herrn das Wort hre:
Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde,
4868
und da man
fortan sich voll Zuversicht dem Beten zuwende.
2. Die Form des Gebetes selbst ist aber Danksagung fr das Vergangene
und fr das Gegenwrtige und fr das Zuknftige, da dies des Glaubens
wegen bereits gegenwrtig ist. Dem geht aber das Erfassen der Erkenntnis
vorher.
<s 83> 3. Und so bittet er denn darum, da er die ihm bestimmte Zeit im
Fleische leben mge als Gnostiker, als frei von der Knechtschaft des
Fleisches, und da er das Beste erlangen, dem Bsen aber entrinnen
mge.
4. Er bittet aber auch um Vergebung unserer Snden und um unsere
Bekehrung zur Erkenntnis. Wenn der Herr ihn am Ende abberuft, so folgt
er rasch, sobald jener ruft; ja er geht wegen seines guten Gewissens
sozusagen schon voraus und eilt, um das Opfer seines Dankes
darzubringen; und wenn er zur Gemeinschaft mit Christus gekommen ist
und sich selbst wegen seiner Reinheit als wrdig erwiesen hat, besitzt
er
4869
dort die durch Christus geschenkte Macht Gottes durch
Vereinigung mit ihr.
5. Denn er will nicht durch Anteilnahme an Wrme warm oder an Feuer
leuchtend, sondern selbst ganz Licht sein. Dieser versteht genau das
Wort: Wenn ihr nicht Vater und Mutter hat und dazu auch euer
eigenes Leben und wenn ihr nicht das Kreuzeszeichen
4870
tragt.
6. Denn er hat die eischlichen Neigungen, die eine mchtige
Verlockung zur Lust in sich schlieen, und achtet alles gering, was zum
Aufau und zur Ernhrung des Fleisches gehrt, aber er leistet auch der
krperlichen Seele
4871
Widerstand, indem er dem unvernnftigen Geist,
der die Zgel von sich abwerfen will, das Gebi anlegt; denn dem Fleisch
gelstet es wider den Geist.
4872
7. Das Kreuzeszeichen tragen
4873
bedeutet aber den Tod mit sich herumtragen,
4874
indem man noch im
Leben allem abgesagt hat
4875
da ein Unterschied ist zwischen der Liebe
zu dem, der das Fleisch erzeugte, und der Liebe zu dem, der die Seele zur
Erkenntnis geschafen hat.
48660s 2=,23.
4867!ie gleiche ?r>lrung des 0salm"ortes steht ?cl. /ro/h. 63,2.
48689oh 27,27.
48691ch lese mit Ailamo"itz (%%%).
4870Statt (%%%) des Bi#el"ortes (L> 28,B6 f.) steht hier (%%%); vgl. dazu Suis div. salv. =,B mit 'nm.
4871Vgl. Strom. V1 236,2 f.; ?%c. e% $heod. 73,2.
4872+al 7,24.
4873L> 28,B4.
4874Vgl. BEor 8,23.
4875Vgl. L> 28,33.
653
80.
1. Wenn bei diesem das Gutestun zum bleibenden Zustand geworden ist,
so erweist er schneller, als man es sagen kann, in treficher Weise
Wohltaten; er betet darum, sich einen Anteil der Snden seiner Brder
zuschreiben zu drfen,
4876
um so seine Angehrigen dazu zu veranlassen,
ihre Snden zu bekennen und sich zu bekehren. Er ist eifrig bestrebt, von
seinen eigenen Vorzgen seinen besten Freunden mitzuteilen; und seine
Freunde sind selbst <s 84> ebenso gegen ihn gesinnt.
2. So lt er entsprechend der von dem Herrn befohlenen Ttigkeit des
Landmanns die ihm anvertrauten Samenkrner sich entwickeln,
4877
und
er bleibt sndlos und gelangt zur Selbstbeherrschung und lebt zusammen
mit dem ihm hnlichen dem Geiste nach unter den Reigen der Heiligen,
auch wenn er noch auf der Erde festgehalten wird.
3. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch freut er sich gar sehr, in
Wort und Tat die Gebote des Herrn zu erfllen,
4878
nicht nur am Morgen,
wenn er aufsteht, und zur Mittagszeit, sondern auch, wenn er
spazierengeht und wenn er sich niederlegt, wenn er sich ankleidet und
wenn er sich auszieht.
4. Und er lehrt seinen Sohn,
4879
wenn er seinem Geschlecht nach ein
Sohn ist, und lt sich von dem Gebot und von der Hofnung nie trennen,
indem er immer Gott danksagt wie die Wesen, die nach der allegorischen
Erzhlung des Jesaias Gott preisen.
4880
5. Bereit, jede Prfung zu ertragen, sagt er: Der Herr hat es gegeben, der
Herr hat es genommen.
4881
6. Denn solche Gesinnung hatte auch Hiob, der vermge seiner Liebe zu
dem Herrn schon zuvor alles hingegeben hatte, bevor er aller ueren
Gter zusammen mit der Gesundheit des Krpers beraubt wurde. Denn
er war, so heit es, gerecht und fromm und enthielt sich alles
Bsen.
4882
7. Das Wort fromm bedeutet aber, da er in seinem ganzen
Lebenswandel gerecht gegen Gott war;
4883
und da er die Fhigkeit dazu
besa, war er ein Gnostiker.
8. Denn man darf weder, wenn es sich um etwas Gutes handelt, sich
leidenschaftlich daran hngen, da es etwas Irdisches ist, noch
andererseits, wenn Schlimmes kommt, dagegen hadern, sondern man
mu ber beides erhaben sein, indem man das eine verchtlich mit Fen
tritt, das andere denen berlt, die es ntig haben.
4884
Bei aller
freundlichen Rcksichtnahme auf andere ist aber der Gnostiker doch
4876Vgl. ?% 3B,3B; G@m C,3.
4877Vgl. 5> 8,B3; Strom. 1 22,3.
4878Vgl. 0s 2,B.
4879Vgl. !tn 6,4; 22,2C.
4880Vgl. 9es 6,B f.; Strom. V 36,3 f.
4881Hi 2,B2.
4882?#d. 2,2.
4883Vgl. Strom. V1 2B7,7 mit 'nm.
4884Sacra 0ar. B43 Holl.
654
vorsichtig, damit sein eigentliches Wesen nicht verborgen bleibt oder sein
Rcksichtnehmen zu einem dauernden Zustand wird.
4885
XIII. Kapitel
81.
<s 85> 1. Nie trgt er denen, die sich gegen ihn verfehlt haben, etwas
nach, sondern verzeiht ihnen. Deshalb hat er auch das Recht zu beten und
zu sprechen: Vergib uns; denn auch wir vergeben.
4886
2. Denn auch dieses ist eines von den Dingen, die Gott will, da wir
nichts begehren und da wir niemand hassen,
4887
denn alle Menschen
sind das Werk eines einzigen Willens.
3. Und da unser Heiland, der sagte: Kommet her zu mir, ihr Kinder, und
hret von mir die Furcht des Herrn!,
4888
wollte, da der Gnostiker
vollkommen ist wie der himmlische Vater,
4889
das heit, wie er selbst,
will er vielleicht, da dieser nicht mehr die Hilfe von seiten der Engel
4890
ntig habe, sondern,
4891
nachdem er dessen wrdig geworden ist, jene
Hilfe von sich selbst erhalte und infolge seines Gehorsams durch sich
selbst die ntige Obhut habe.
4. Ein solcher Mann verlangt von dem Herrn das ihm Verheiene und
braucht nicht mehr darum zu bitten. Und wenn seine Brder in Not sind,
dann wird der Gnostiker nicht fr sich selbst beru an Mitteln
erbitten, um ihnen davon mitteilen zu knnen, sondern wird darum
beten, da jenen zum Geschenk gegeben werde, wessen sie bedrfen.
5. Denn in dieser Weise bringt der Gnostiker den Bedrftigen nicht nur
sein Gebet als Gabe dar, sondern spendet ihnen auch, ohne da es
bekannt wrde und ohne da er sich dessen rhmte,
4892
das, was ihnen
durch das Gebet zuteil wird.
6. Nun werden freilich Armut und Krankheit und andere derartigen
Prfungen zum Zweck der Mahnung verhngt, damit man das
Vergangene wiedergutmache und das Zuknftige sich besser berlege.
7. Der Gnostiker erbittet fr solche Leute Erleichterung, da er die
auserlesene Gabe der Erkenntnis besitzt, und nicht aus nichtiger
Ruhmsucht, sondern einfach deswegen, weil er Gnostiker ist, erweist er
ihnen selbst Wohltaten und wird so ein Werkzeug der gttlichen Gte.
82.
48851ch (#ersetze die (#erlieferte Lesart.
48865t 6,2B; L> 22,8.
4887Vgl. den als Luerung des Basileides angef(hrten Satz Strom. 1V =6,2.
48880s 33,2B.
48895t 7,8=.
4890Vgl. 0s C3,22.
4891Vgl. Sis div. salv. 83,2; ?cl. /ro/h. 27,B.
4892Vgl. 5t 6,3 f.
655
1. Es wird aber in den berlieferungen berichtet, der Apostel Matthias
habe bei jeder Gelegenheit gesagt: Wenn der Nachbar eines
auserwhlten Mannes sndigte,<s 86> so sndigte der Auserwhlte; denn
wenn dieser sein Leben so gefhrt htte, wie es das gttliche Wort
gebietet, so htte im Blick auf dieses Leben auch sein Nachbar sich davor
gehtet zu sndigen.
4893
2. Was werden wir also von dem Gnostiker sagen? Oder wit ihr
nicht, sagt der Apostel, da ihr ein Tempel Gottes seid?
4894
Der
Gnostiker ist also gttlich und bereits heilig; er trgt Gott in sich und
wird selbst von Gott getragen.
4895
3. Dementsprechend stellt die Heilige Schrift das Sndigen als etwas
Fremdes hin, wenn sie sagt, da das Volk, das in Snden el, an die
Fremdstmmigen verkauft wurde.
4896
Und wenn sie sagt: Blicke nicht
mit Begierde auf ein fremdes Weib!,
4897
so sagt sie damit geradezu, da
die Snde etwas ist, das dem Tempel Gottes fremd und gegen seine Natur
ist.
4. Es gibt aber einen groen Tempel, wie die Kirche, und einen kleinen,
wie der Mensch, der in sich den Samen Abrahams
4898
bewahrt. Wer also
Gott in seinem Herzen ruhen hat,
4899
wird nach nichts anderem begehren.
5. Darum verlt er alles, was ihn hemmt, verachtet alles Irdische, das
ihn abziehen will, durchschneidet vermge seiner Erkenntnis den
Himmel, nimmt seinen Weg durch die Geisterwesen und alle Mchte und
Gewalten
4900
hindurch und gelangt so zu den hchsten Tronen, da sein
Ziel allein das ist, was allein der Gegenstand seines Erkennens war.
6. Da er so die Art der Schlange mit dem Wesen der Taube
4901
verbindet,
lebt er vollkommen und zugleich mit gutem Gewissen, wobei sich
hinsichtlich der Erwartung des Zuknftigen sein Glaube mit seiner
Hofnung vereinigt.
7. Denn er empndet, da er wrdig geworden ist, die Gabe zu erlangen,
die er erhalten hat; und da er von der Knechtschaft zur Kindschaft
versetzt
4902
ist, vollfhrt er Taten, die seiner Erkenntnis entsprechen (da
er Gott erkannt hat und von ihm erkannt ist
4903
); so beweist er sich
durch sein Handeln wrdig der ihm geschenkten Gnade; <s 87> denn der
Erkenntnis folgen die Werke so wie dem Krper der Schatten.
4904
4893Vgl. '. Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl. S. B=B '/o>r./hon 46.
48942Eor 3,26.
4895Vgl. Strom. V1 238,2 ?/i>tetos, !iss. 11 =,2B.
4896Vgl. Gi B,22D28; 8,B; 23,4; 9es 73,2 u.. St.; Strom. 11 288,8; 111 C3,3; ?cl. /ro/h. 8C,B.
4897Vgl. 5t 7,B=; S/rich" 7,B3; 6,B8 f.; 4,7; B3,33.
4898Vgl. 9oh =,33.34; +al 3,BC.
4899Vgl. Strom. 1 B3,B; ?cl. /ro/h. 76,3.
4900Vgl. ?/h 2,B2; 6,2B.
4901Vgl. 5t 23,26.
4902Vgl. G@m =,27.
4903Vgl. +al 8,C.
4904Sacra 0ar. B48 Holl.
656
83.
1. Mit Recht lt er sich also durch nichts, was ihm auch widerfahren
mag, in seiner Seelenruhe stren und frchtet sich vor nichts, was auch
immer auf Grund des gttlichen Erziehungsplanes zu seinem Besten
geschehen mag, und scheut sich nicht vor dem Tode, da er mit gutem
Gewissen
4905
vor den Mchten erscheinen kann, weil er sozusagen von
allen Flecken der Seele gereinigt und ganz fest davon berzeugt ist, da es
ihm nach seinem Abscheiden von hier besser ergehen wird.
2. Deshalb zieht er nie das Angenehme und Ntzliche
4906
der gttlichen
Anordnung vor, sondern bt sich durch Befolgung der Gebote, damit er
sowohl dem Herrn in allen Dingen wohlgefllig als auch der Welt
gegenber lobenswert werde, da ja die ganze Welt in der Hand eines
einzigen, des allmchtigen Gottes, ruht. In sein Eigentum, so heit es,
kam der Sohn Gottes, und seine Angehrigen nahmen ihn nicht auf.
4907
3. Wenn er daher auch die weltlichen Dinge bentzt,
4908
so ist er nicht
nur dankbar und bewundert die Schpfung, sondern wird auch gelobt,
weil er von jenen Dingen den richtigen Gebrauch macht; denn durch
gnostische Ttigkeit in Befolgung der Gebote gelangt er zu dem hchsten
Ziel, dem unmittelbaren Schauen.
4. Indem er sodann durch seine wissenschaftliche Erkenntnis die
Hilfsmittel
4909
fr dieses Schauen gewinnt und mit hochgesinntem Geiste
die Erhabenheit der Erkenntnis in sich aufnimmt, schreitet er von jener
Stufe weiter bis zu der heiligen Belohnung der Entrckung.
4910
5. Denn er hat den Psalm gehrt, in dem es heit: Geht ringsherum um
Zion und umschliet es; erzhlt in seinen Trmen!
4911
Damit ist nmlich,
meine ich, angedeutet, da diejenigen, die das Wort erhaben aufassen,
hoch wie Trme sein und sowohl im Glauben als auch in der Erkenntnis
unerschtterlich feststehen werden.
XIV. Kapitel
84.
<s 88> 1. Soviel soll mit mglichst kurzen Worten ber den Gnostiker fr
die Griechen gesagt sein, gleichsam als ein Samenkorn, aus dem besseres
Verstndnis erwachsen kann. Man mu aber wissen, da der (einfache)
Glubige, auch wenn er in einem oder auch in mehreren von den
besprochenen Punkten richtig handelt, es doch sicherlich nicht in allen
zugleich und noch weniger mit hchstem Verstndnis tut wie der
Gnostiker.
4905Vgl. o#en 4=,3.
4906Vgl. o#en 8C,= mit 'nm.
49079oh 2,22.
4908Vgl. 2Eor 4,32.
4909!as hier ver"endete Aort (%%%) (eigentlich *Geise#edarf,) >ommt auch sonst @fters #ei :lemens vor.
4910Vgl. He#r 22,7.
49110s 84,23.
657
2. Und was vollends die Leidenschaftslosigkeit, um diesen Ausdruck zu
verwenden, unseres Gnostikers betrift, vermge deren die
Vervollkommnung des Glubigen durch Liebe fortschreitet und zur
vollkommenen Mannesreife, zum Vollma des Alters
4912
gelangt, indem
sie Gott hnlich wird,
4913
nachdem sie wahrhaftig engelgleich
4914
geworden ist, was also die Leidenschaftslosigkeit betrift, so lge es mir
nahe, noch viele andere Zeugnisse aus der Schrift beizubringen, ich halte
es aber fr besser, wegen der Lnge meiner Abhandlung auf ein solches
ehrgeiziges Bemhen zu verzichten und denen, die sich anstrengen
wollen, es zu berlassen, da sie durch Auszge aus der Heiligen Schrift
auch die Lehren mhsam ausarbeiten.
3. Nur eine Stelle will ich ganz kurz behandeln, um den Abschnitt nicht
ganz ohne eine erklrende Bemerkung zu lassen. Der gttliche Apostel
sagt nmlich in seinem ersten Brief an die Korinther: Wagt es wirklich
einer von euch, wenn er einen Rechtshandel mit dem anderen hat, vor
den Ungerechten sein Recht zu suchen statt vor den Heiligen? Oder wit
ihr nicht, da die Heiligen die Welt richten werden?
4915
und was folgt.
4. Da aber die Schriftstelle sehr umfangreich ist, wollen wir von den
Worten des Apostels die passendsten verwenden und in mglichster
Krze im Vorbergehen die Stelle gewissermaen in unsere Sprache
bertragen und so den Sinn des Wortes des Apostels darlegen, mit dem er
die Vollkommenheit des Gnostikers beschreibt.
5. Er sieht nmlich die Eigenart des Gnostikers nicht nur darin, da er
lieber Unrecht leidet als Unrecht tut,
4916
sondern lehrt ihn auch, Bses
nicht nachzutragen, wobei er nicht einmal gestattet, im Gebet etwas
Ungnstiges fr den Beleidiger zu erbitten; denn <s 89> er wei, da auch
der Herr ausdrcklich befohlen hat, fr die Feinde zu beten.
4917
6. Der Ausdruck sein Recht vor den Ungerechten suchen
4918
bedeutet
nun nichts anderes, als da der Beleidigte ofenbar wiedervergelten will
und vorhat, durch Vergeltung ein zweites Unrecht zu tun, was bedeutet,
da er auch selbst in der gleichen Weise Unrecht tut.
7. Wenn es dagegen heit, da manche vor den Heiligen ihr Recht
suchen
4919
wollen, so wird damit auf die hingewiesen, die in ihrem Gebet
erehen, da denen, die ihnen Unrecht getan haben, ihre Anmaung
vergolten werden mge, und es bedeutet, da die letzteren zwar besser als
die ersteren, aber noch nicht leidenschaftslos sind, wenn sie nicht jede
Krnkung vllig vergessen und entsprechend der Lehre des Herrn auch
fr die Feinde beten.
4912Vgl. ?/h 8,23.
4913Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 B.
4914Vgl. L> B3,36.
49152Eor 6,2 f.
4916Vgl. e#d. 6,4 f.
49175t 7,88; L> 6,B=.
4918Vgl. 2Eor 6,2.
4919Vgl. e#d.
658
85.
1. Es ist also gut, wenn sie infolge der zum Glauben fhrenden
Sinnesnderung eine andere bessere Gesinnung annehmen. Denn wenn
auch die Wahrheit diejenigen zu Feinden zu haben scheint, die sie zur
Eifersucht reizen wollen,
4920
so ist sie doch selbst gegen niemand
feindselig gesinnt.
2. Denn wie Gott seine Sonne ber Gerechte und Ungerechte leuchten
lt,
4921
und den Herrn selbst zu Gerechten und Ungerechten gesandt
hat, so ist es auch bei dem, der sich mit aller Macht bemht, Gott hnlich
zu werden. Infolge seiner groen Vershnlichkeit vergibt er
siebenzigmal siebenmal
4922
(das bedeutet whrend seines ganzen Lebens
und whrend des ganzen Kreislaufes der Welt, auf den durch die Zhlung
von Siebenheiten hingewiesen ist) und er ist freundlich gegen jedermann,
auch wenn jemand diese ganze Zeit, die er im Fleische lebt, hindurch dem
Gnostiker Unrecht tut.
3. Denn der Apostel verlangt nicht nur, da der sittlich Vollkommene das
Urteil ber die, die ihm Unrecht zugefgt haben, anderen berlasse,
sondern will auch, da der Gerechte von eben jenen Richtern fr die, die
sich gegen ihn verfehlt haben, Vergebung ihrer Snden erbitte, und zwar
mit Recht; denn jene, die ein Leid zuzufgen versuchen, knnen nur das
uerliche und den Krper schdigen, mag es auch bis zum Tod
kommen, und von all dem gehrt nichts zu dem <s 90> eigentlichen
Wesen des Gnostikers.
4. Und wie knnte jemand Richter ber die abgefallenen Engel sein,
4923
wenn er selbst von dem Gebot des Evangeliums, da man erlittenes
Unrecht vergessen msse, abtrnnig geworden wre?
5. Warum lat ihr euch nicht lieber Unrecht zufgen? sagt der
Apostel. Warum lat ihr euch nicht lieber berauben? Aber statt dessen
fgt ihr selbst Unrecht zu, indem ihr nmlich gegen die betet, die aus
Unwissenheit fehlen, und beraubt, nmlich der Freundlichkeit und der
Gte Gottes, so viel es auf euch ankommt, diejenigen, gegen die ihr betet,
und zwar, obwohl sie eure Brder sind,
4924
womit er nicht nur die
Brder im Glauben, sondern auch die unter ihnen als Fremdlinge
(Proselyten) Lebenden meint.
86.
1. Denn wir wissen noch nicht, ob nicht etwa auch der, der jetzt feindlich
gegen uns gesinnt ist, spter zum Glauben kommen wird. Daraus folgt
deutlich, da wenn auch nicht alle bereits unsere Brder sind, sie uns
doch als solche gelten mssen.
4920Vgl. !t 3B,B2; 2Eor 23,BB ("ie hier ist auch die :lemensstelle zu er>lren) zur ?ifersucht reizen, indem man untreu
"ird).
49215t 7,87.
4922?#d. 2=,BB.
49232Eor 6,3.
4924?#d. 6,4 f.
659
2. Ferner ist nur der Verstndige Trger der Erkenntnis, da alle
Menschen das Werk eines einzigen Gottes sind und das gleiche Bild
4925
dem gleichen Stof eingeprgt an sich tragen, wenn auch das Bild bei den
einen mehr, bei den anderen weniger getrbt ist, und deswegen verehrt er
durch die Geschpfe die Schpferttigkeit Gottes und durch sie wieder
seinen Willen.
3. Oder wit ihr nicht, da Ungerechte das Knigreich Gottes nicht
erben werden?
4926
Unrecht aber tut, wer Bses mit Bsem vergilt, sei es
nun mit einer Tat oder auch mit einem Wort oder auch nur mit dem
gedachten Wunsch, etwas vergelten zu knnen. Dies letztere verbietet
das Evangelium denen, die durch die Schule des Gesetzes gegangen
sind.
4927
4. Und solcher Art waren einige von euch, ofenbar solcher Art, wie
diejenigen, denen ihr selbst nicht verzeihen wollt, jetzt noch sind.
5. Aber ihr habt euch rein gewaschen,
4928
nicht einfach so wie die
brigen, sondern ihr habt die Leidenschaften der Seele mit Erkenntnis
von euch abgewaschen, so da ihr, soweit es mglich ist, durch eure
Bereitwilligkeit, Bses zu ertragen und Krnkungen zu vergessen, der
Gte der gttlichen Vorsehung hnlich
4929
wurdet, indem ihr in Worten
und Taten eure <s 91> Freundlichkeit ber Gerechte und Ungerechte
4930
wie die Sonne leuchten lasset.
6. Zu dieser Haltung wird der Gnostiker entweder durch seine eigene
Hochherzigkeit oder durch die Nachahmung des besseren Wesens
gelangen; ein dritter Antrieb dazu liegt in dem Wort: Vergib, und es
wird dir vergeben werden,
4931
da dieses Gebot durch das berma der
Gte gleichsam mit Gewalt zur Ergreifung des Heils zwingt.
7. Aber ihr seid geheiligt.
4932
Denn wer zu einem solchen Verhalten
gelangt ist, der mu notwendig heilig sein, so da er in keiner Weise in
irgendeine Leidenschaft verfllt, sondern gewissermaen bereits frei von
den Fesseln des Fleisches und bereits ber diese Erde erhaben ist.
87.
1. Deshalb sagt er: Ihr wurdet gerechtfertigt durch den Namen des
Herrn.
4933
Ihr wurdet sozusagen von ihm so gerecht gemacht, wie er es
selbst ist, und ihr wurdet, soweit es berhaupt mglich ist, mit dem
Heiligen Geiste
4934
vollkommen vereinigt.
2. Sagt er denn nicht: Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich nicht
zwingen lassen,
4935
nmlich etwas gegen das Evangelium zu tun oder zu
4925Vgl. +en 2,B6.
49262Eor 6,C.
4927Vgl. +al 3,B8; 5t 7,BB.B=.
49282Eor 6,22.
4929Vgl. 0laton, $heaitetos /. 246 B.
4930Vgl. 5t 7,87.
4931Vgl.e#d. 6,28.
49322Eor 6,22.
4933?#d.
4934?#d.
4935?#d. 6,2B.
660
denken oder zu sagen? Und die Speisen sind fr den Bauch, und der
Bauch ist fr die Speisen bestimmt, die Gott zunichte machen wird.
4936
Das heit, er wird die zunichte machen, die so denken und so leben, als
wren sie nur des Essens wegen geboren,
4937
statt da sie es nur als eine
Nebensache ansehen zu essen, um zu leben, als eine Hauptsache aber, sich
ernstlich um die Erkenntnis zu bemhen.
3. Und sagt der Apostel nicht, da diese gleichsam das Fleisch des
heiligen Leibes sind? Als Leib wird aber sinnbildlich die Kirche des
Herrn bezeichnet,
4938
der geistliche und heilige Reigen, von dessen
Gliedern diejenigen, die nur den Namen tragen, aber nicht der Lehre
entsprechend leben, nur Fleisch sind.
4. Aber der Leib, nmlich der geistige, das ist die heilige Kirche, ist
nicht fr die Unzucht da
4939
und darf auf keine Weise und auch nicht im
geringsten mit dem Abfall vom Evangelium zum heidnischen Leben in
irgendwelche Verbindung gebracht werden.
88.
1. Denn gegen die Kirche und gegen seinen eigenen Leib
4940
treibt
Unzucht, wer in der Kirche ein heidnisches <s 92> Leben fhrt, sei es
durch die Tat, sei es durch das Wort, sei es auch nur mit dem Denken.
2. Wer sich an diese Buhlerin hngt,
4941
nmlich an die Ttigkeit, die im
Widerspruch zu dem Testament steht, wird zu einem anderen, nicht
heiligen Leib, zu einem einzigen Fleisch
4942
und zu heidnischem Leben
und hat etwas anderes zu erwarten.
3. Wer aber dem Herrn anhngt, der ist ein Geist mit ihm,
4943
ein
geistlicher Leib;
4944
das ist die Art der Vereinigung, die von jener
verschieden ist. Ein solcher ist ganz Sohn, ein heiliger Mensch,
leidenschaftslos, gnostisch, vollkommen, gestaltet durch die Lehre des
Herrn, damit er wirklich im Tun und im Reden und im Geiste selbst dem
Herrn ganz nahe komme und so jene Wohnung erlange,
4945
die dem
gebhrt, der auf diese Weise ganz zum Mann geworden ist.
4. Dieses Beispiel gengt fr die, die Ohren haben.
4946
Denn das
Geheimnis darf man nicht der fentlichkeit preisgeben,
4947
sondern nur
so weit andeuten, als fr die zur Erinnerung hinreicht, die an der
Erkenntnis Anteil erhalten haben; diese werden auch verstehen, in
welchem Sinn von dem Herrn gesagt worden ist: Werdet vollkommen
4936?#d. 6,23.
4937Vgl. 0aid. 11 2,8 mit 'nm.
4938Vgl. ?/h 2,BB f.; Eol 2,B8.
49392Eor 6,23.
4940Vgl. e#d. 6,2=.
4941Vgl. 2Eor 6,26.
4942Vgl. e#d. (+en B,B8).
4943Vgl. e#d. 6,24.
4944Vgl. e#d. 27,88.
4945Vgl. 9oh 28,B.
4946Vgl. 5t 22,27.
4947Vgl. 0rtotr. 2B,2.
661
wie euer Vater!,
4948
indem ihr die Snden vllig vergebt und Krnkungen
nicht nachtragt und euer Leben in dem dauernden Zustand der
Leidenschaftslosigkeit fhrt.
5. Denn wie wir von einem vollkommenen Arzt und von einem
vollkommenen Philosophen sprechen, so sprechen wir, meine ich, auch
von einem vollkommenen Gnostiker. Aber keine von diesen Arten des
Vollkommenseins, mgen sie auch die hchste Stufe erreichen, kann mit
der Vollkommenheit Gottes verglichen werden. Denn wir haben nicht die
gottlose Ansicht der Stoiker, die behaupten, da Mensch und Gott die
gleiche Tugend haben.
4949
6. Ist also vielleicht der Sinn der, da wir vollkommen werden sollen,
wie der Vater es will? Denn es ist unmglich und undenkbar, da jemand
so vollkommen wird, wie es Gott ist; der Vater will aber, da wir im
Gehorsam gegen das Evangelium leben und so in untadeliger Weise
vollkommen werden.
7. Wenn wir also, da der Satz unvollstndig ist, um den Sinn der Stelle zu
vervollstndigen, das <s 93> fehlende Wort (will) einsetzen, das
hinzuzudenken denen berlassen ist, die den Sinn verstehen knnen,
dann werden wir sowohl den Willen Gottes erkennen als auch so, wie es
dem Gebote entspricht, fromm und zugleich hochgesinnt wandeln.
XV. Kapitel
89.
1. Nun wre es die nchste Aufgabe, uns gegen die Vorwrfe zu
verteidigen, die von Griechen und Juden gegen uns erhoben werden.
4950
Da aber bei einigen dieser Fragen wie bei den frher behandelten auch die
innerhalb der wahren Lehre entstandenen Irrlehren mitbeteiligt sind, so
ist es wohl zweckmig, zuerst die Hindernisse aus dem Weg zu rumen
und dann, wohlvorbereitet fr die Lsung jener Fragen, zum nchsten
Buch der Teppiche weiterzugehen.
2. Das erste nun, was sie gegen uns vorbringen, ist eben die Behauptung,
man drfe wegen der Verschiedenheit der christlichen Richtungen nicht
glauben; denn bei wem sei denn auch die Wahrheit, wenn die einen diese,
die anderen jene Lehrstze aufstellen ?
4951
3. Ihnen erwidern wir: Auch bei euch Juden und bei den
Hervorragendsten der griechischen Philosophen sind gar viele
Richtungen entstanden, und ihr behauptet doch wohl nicht, da man
Bedenken tragen msse, Philosophie zu treiben und jdische
Anschauungen zu pegen, weil die Lehren der bei euch vorhandenen
Richtungen im Widerspruch zueinander stehen.
49485t 7,8=.
4949:hr.si//os Fr. mor. B73 v. 'rnim; vgl. Strom. 11 237,3; V1 228,7.
4950Vgl. Strom 1V 2.
4951Vgl. Se%tus ?m/iricus, 0.rrh. H./. 1 28; Hrigines, +egen :elsus 111 2B (M#ersetzung Hrig. 11 S. B24 f.).
662
4. Sodann war von dem Herrn prophetisch verkndet worden, da der
Same der Irrlehren in die Wahrheit werde eingestreut werden wie der
des Unkrauts unter den Weizen,
4952
und es ist unmglich, da die
Weissagung nicht wrde erfllt werden. Und die Ursache davon ist, da
allem Trefichen Mideutung auf dem Fue folgt.
4953
90.
1. Sollten wir vielleicht, wenn jemand eingegangene Verpichtungen
vernachlssigt oder das uns gegebene Versprechen nicht hlt, wegen
dessen, der das gegebene Wort gebrochen hat, etwa auch unsererseits der
Wahrheit <s 94> untreu werden?
2. Gewi nicht ! Der rechtschafene Mann mu sich vor der Lge hten
und darf kein Versprechen, das er gegeben hat, brechen, wenn auch
manche andere ihren Verpichtungen untreu werden; und ebenso drfen
auch wir in keiner Weise die kirchliche Richtschnur bertreten; und zwar
wahren wir vor allem hinsichtlich der wichtigsten Fragen das Bekenntnis,
jene aber halten sich nicht daran. Man mu also denen vertrauen, die fest
bei der Wahrheit bleiben.
3. Ferner knnen wir, um uns in dieser Hinsicht ausfhrlicher zu
verteidigen, gegen sie auch vorbringen, da auch die rzte, obwohl sie
entsprechend den Schulrichtungen, denen sie angehren,
entgegengesetzte Anschauungen haben, doch tatschlich in gleicher
Weise Kranke heilen.
4. Sollte also einer, dessen Krper krank ist und rztliche Hilfe braucht,
wegen der verschiedenen Richtungen in der Heilkunde keinen Arzt zu
sich kommen lassen? Ebensowenig aber darf einer, dessen Seele krank
und voll von Trugbildern
4954
ist, die verschiedenen Richtungen als
Ablehnungsgrund vorschtzen, wenn es sich fr ihn darum handelt,
gesund zu werden und sich zu Gott zu bekehren.
5. Tatschlich sagt der Apostel: Die Richtungen sind da wegen der
Bewhrten.
4955
Bewhrt nennt er entweder diejenigen, die zum
Glauben kommen, die sich der Lehre des Herrn mit der Fhigkeit, richtig
auszuwhlen, nahen und wie die bewhrten Geldwechsler die echte
Mnze des Herrn von der Flschung unterscheiden knnen,
4956
oder
diejenigen, die im Glauben selbst stehen und bereits durch ihr Leben und
durch ihre Erkenntnis bewhrt geworden sind.
4952Vgl. 5t 23,B7.
4953!er Satz ist "ahrscheinlich ein -itat.
4954Vgl. 0laton, 0haidon /. 66 :.
4955Vgl. 2Eor 22,2C; '. Gesch, 'gra/ha, B. 'ufl. S. 233 f. 'gra/hon 47.
4956Vgl. Strom. 1 244,B mit 'nm.; '. Gesch a.a.H. S. 22B ff. 'gra/hon =4.
663
91.
1. Deshalb gerade haben wir also mehr Sorgfalt und Aufmerksamkeit
ntig, um festzustellen, wie wir vollkommen richtig leben mssen und
was die wahre Frmmigkeit ist.
2. Denn es ist klar, da die Streitfragen daraus entstanden sind, da die
Wahrheit schwer festzustellen und nur mit Mhe zu erlangen ist. Aus
diesen Streitigkeiten sind aber die selbstgeflligen und ehrgeizigen
Irrlehren entstanden, deren Urheber Erkenntnis nicht wirklich erlernt
oder bernommen haben, sondern nur von der <s 95> Einbildung, die sie
besitzen, erfllt sind.
3. Man mu also mehr Sorgfalt auf die Erforschung der wirklichen
Wahrheit verwenden, die allein es mit dem wahrhaft seienden Gott zu
tun hat. Auf die Mhe folgt aber das se Finden und die angenehme
Erinnerung daran. Die Irrlehren sollten uns also veranlassen, uns eifrig an
die Mhe des Findens heranzumachen, statt es ganz aufzugeben.
4. Denn wenn zweierlei Obst vor uns liegt, von dem das eine wirkliches,
reifes Obst, das andere eine mglichst naturgetreue Nachbildung aus
Wachs ist, so mssen wir doch nicht, weil sie einander hnlich sind, auf
beide verzichten; wir mssen vielmehr das wirkliche Obst von dem, das
nur so aussieht, durch verstndige Betrachtung
4957
und wirksames
Nachdenken unterscheiden.
5. Ein anderes Beispiel ist folgendes: Wenn es nur einen einzigen
richtigen Weg, nmlich den kniglichen Weg
4958
gibt, dagegen viele
andere Wege, die teils in einen Abgrund, teils in einen reienden Flu
oder in das gleich am Ufer tiefe
4959
Meer fhren, so wird doch wohl
niemand wegen der Verschiedenheit der Wege ganz aufs Gehen
verzichten; vielmehr wird er die ungefhrliche, knigliche, dem
allgemeinen Verkehr dienende Strae bentzen. Ebenso darf man nicht
ganz auf die Wahrheit verzichten, weil die einen dieses, die anderen jenes
ber sie sagen, sondern man mu um so eifriger die zuverlssige Kenntnis
von ihr zu erjagen suchen.
6. Denn auch unter den Gemsepanzen, die in den Grten gezogen
werden, wchst das Gras mit auf. Sollten deswegen die Grtner auf den
Gartenbau ganz verzichten?
7. Da wir also von Natur mancherlei Mglichkeiten haben, das, was man
sagt, zu prfen, so ist es unsere Picht, ausndig zu machen, was die
folgerichtige Wahrheit ist.
8. Deshalb werden wir auch mit Recht verurteilt, wenn wir dem unsere
Zustimmung versagen, was wir glauben sollten, weil wir das
Widerspruchsvolle und Unziemliche und Unnatrliche und Unwahre
nicht von dem Wahren und Folgerichtigen und Geziemenden und
Naturgemen unterscheiden, whrend wir doch diese
Unterscheidungsmerkmale zur vollen Erkenntnis der wirklichen
Wahrheit bentzen sollten.
4957Vgl. Strom. V11 23,2 mit 'nm.
4958Vgl. ;um. B3,24; Strom. V11 43,7.
4959Vgl. Hom. Hd. 7,823.
664
92.
1. Jener von den Griechen vorgebrachte Vorwand ist also hinfllig. Denn
wer will, wird die Wahrheit auch <s 96> nden knnen; wer aber
unvernnftige Grnde dagegen vorschtzt, der hat keine Entschuldigung,
wenn er verurteilt wird.
4960
2. Denn stellen sie in Abrede oder geben sie zu, da es einen Beweis
gibt?
4961
Ich meine, alle werden dies zugeben mit Ausnahme derer, die die
sinnliche Wahrnehmung leugnen.
3. Wenn es aber einen Beweis gibt, mu man sich auch zu den
Untersuchungen bereit nden lassen und durch die Heilige Schrift
beweiskrftig lernen, wie die Irrlehren auf falsche Wege geraten sind und
wie andererseits allein in der wahren und alten
4962
Kirche die
zuverlssigste Erkenntnis und die wahrhaft beste Richtung zu nden ist.
4. Diejenigen aber, die von der Wahrheit abirren, suchen teils nur sich
selbst, teils auch die Nchsten zu tuschen.
5. Die einen also, die sogenannten eingebildeten Weisen, glauben, die
Wahrheit gefunden zu haben, ohne irgendeinen wahren Beweis zu
besitzen, und tuschen so sich selbst, indem sie zur Ruhe gekommen zu
sein glauben. Ihre Zahl ist nicht gering; es sind das Leute, die der
Untersuchung ausweichen, weil sie frchten, widerlegt zu werden, und
auch vor der Belehrung iehen, weil sie durch sie verurteilt wrden.
6. Die anderen aber, die alle tuschen, die sich an sie wenden, sind ganz
schlechte Leute, die, obwohl sie sich dessen bewut sind, da sie nichts
verstehen, doch mit Wahrscheinlichkeitsschlssen die Wahrheit
verdunkeln. Es ist aber, meine ich, ein groer Wesensunterschied
zwischen den Wahrscheinlichkeitsschlssen und den wirklichen
Beweisen.
7. Wir wissen auch, da die Bezeichnung Irrlehren zur
Unterscheidung von der Wahrheit gebraucht werden mu; denn die
Sophisten rauben, um die Menschen in die Irre zu fhren, Bruchstcke
von der Wahrheit und vergraben sie in die knstlichen menschlichen
Gedankengebilde, die sie selbst erfunden haben, und rhmen sich dann,
Vorsteher zu sein, freilich mehr einer Schulrichtung als einer Kirche.
XVI. Kapitel
93.
1. Wer aber willig ist, sich um des herrlichsten Lohnes willen abzumhen,
wird nicht frher von dem Suchen <s 97> nach der Wahrheit ablassen, als
bis er den Beweis von der Heiligen Schrift selbst erhalten hat.
4960Vgl. G@m B,2.
4961Vgl. z.B. Se%tus ?m/iricus, 'dv. 5ath. V111 334 ff.
49621ch lese mit 5a.or (%%%); vgl. z.B. Strom V11 234,3.
665
2. Nun gibt es gewisse Erkenntnismittel, die allen Menschen gemeinsam
sind, wie die Sinneswerkzeuge; die anderen nden sich dagegen nur bei
denen, die die Wahrheit erstreben und sich in ihr ben, nmlich die auf
Denken und berlegen beruhenden Fhigkeiten, zwischen wahren und
falschen Stzen zu unterscheiden.
3. Das Wichtigste ist aber, da man das unbegrndete Meinen aufgibt,
durch das man sich in die Mitte zwischen genauem Wissen und voreiliger
Einbildung stellt,
4963
und da man erkennt, da jeder, der auf die ewige
Ruhe hoft, auch wei, da der Eingang zu ihr mhevoll und eng
4964
ist.
4. Wer aber einmal die frohe Botschaft gehrt
4965
und, wie es heit, das
Heil gesehen
4966
hat, soll in der Stunde, da er es kennengelernt hat, sich
nicht nach rckwrts umwenden wie Lots Weib
4967
und nicht wieder zu
seinem frheren, den Sinnendingen zugewandten Leben oder gar zu den
Irrlehrern zurckkehren; denn in irgendeiner Beziehung sind diese
streitschtig, da sie den wahren Gott nicht kennen.
5. Denn wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, den wahren Vater
und Lehrer der Wahrheit, der die auserwhlte Seele neu geboren werden
lt und neu erschaft und ernhrt, der ist meiner nicht wert,
4968
womit
er meint, nicht wert, Sohn Gottes und zugleich Schler Gottes und sein
Freund und Angehriger zu sein.
6. Denn niemand, der zurckschaut und die Hand an den Pug legt, ist
fr das Reich Gottes tauglich.
4969
7. Aber, wie es scheint, gilt fr die Masse auch jetzt noch Maria als eine
Wchnerin, weil sie das Kind geboren hat, whrend sie keine Wchnerin
ist (denn manche erzhlen, da sie, als sie nach der Geburt von einer
Hebamme gepegt wurde, als Jungfrau erfunden worden sei).
4970
94.
1. Solcher Art sind fr uns auch die Schriften des Herrn, die die Wahrheit
auf die Welt bringen und doch jungfraulich bleiben, weil sie die
Geheimnisse der <s 98> Wahrheit verbergen.
2. Sie hat geboren und hat nicht geboren,
4971
sagt die Schrift, da sie von
sich selbst und nicht infolge der Verbindung mit einem anderen
empfangen hat.
3. Deshalb hat die Heilige Schrift fr die Gnostiker neues Leben zur Welt
gebracht; die Irrlehren aber, die sie nicht richtig verstanden haben,
verstoen sie, als ob sie kein neues Leben geboren htte.
4963Vgl. Strom. V1 26B,8; V11 233,4; Se%tus ?m/iricus, 'dv. 5ath. V11 272; ?/i>tetos, !iss. 11 24,2.
4964Vgl. 5t 4,28.
4965Vgl. He#r 6,8; 8,6.
4966Vgl. L> B,33; 3,6.
4967L> 24,32 f.
49685t 23,34.
4969L> C,6B. !ie $e%tform mit der Imstellung der +lieder findet sich auch im :ode% Bzae und in der 1tala.
4970Vgl. 0rotevangelium des 9a>o#us 2C f.
4971Vgl. $ertullianus, !e carne :hristi B3; ?/i/hanios, Haer. 33,33; +regorios von ;.ssa, +egen die 9uden /. 333 ed.
-acagni; '. Gesch, 'gra/ha B. 'ufl. S. 337 f. Logion 2=. ;ach $ertullianus stammt der Satz aus dem a/o>r./hen
?zechiel; er geht a#er vielleicht auf Hi B2,23 zur(c>.
666
4. Und obwohl alle Menschen das nmliche Urteilsvermgen in sich
tragen, folgen doch die einen der sie leitenden Vernunft und kommen so
zu festen berzeugungen, die anderen aber geben sich den Lsten hin und
vergewaltigen die Deutung der Schrift im Sinne ihrer eigenen Begierden.
5. Der Liebhaber der Wahrheit
4972
hat aber, meine ich, eine seelische
Strke ntig; denn es ist unvermeidlich, da in die grten Irrtmer die
verfallen, die die grten Aufgaben in Angrif nehmen, wenn sie nicht die
Richtschnur der Wahrheit von der Wahrheit selbst erhalten haben und
besitzen.
6. Da aber solche Leute von dem rechten Weg abgekommen sind, so
irren sie begreiicherweise auch in den meisten Einzelheiten, da sie die
Fhigkeit, zwischen Wahrem und Falschem zu unterscheiden, nicht
haben, die gebt wre, sorgfltig das Ntige zu whlen.
4973
Denn wenn sie
diese Fhigkeit besen, so wrden sie den gttlichen Schriften
gehorchen.
95.
1. Gerade also, wie wenn jemand aus einem Menschen zu einem Tier
wrde, hnlich wie die von Kirke durch Zauber in Tiere Verwandelten,
4974
geht es denen, die der kirchlichen berlieferung verchtlich einen
Futritt gegeben und sich schnell den Meinungen menschlicher Irrlehren
zugewendet haben; sie verlieren die Eigenschaft, Menschen Gottes zu sein
und dem Herrn treu zu bleiben.
2. Wer aber aus dieser Verirrung wieder umgekehrt ist, auf die Heilige
Schrift gehrt und sein eigenes Leben unter die Obhut der Wahrheit
gestellt hat, der wird gleichsam aus einem Menschen zu Gott.
3. Denn zu eigen <s 99> haben wir den Urgrund aller Lehre, den Herrn,
der durch die Propheten und durch das Evangelium und durch die seligen
Apostel auf mannigfache und vielfltige Weise
4975
vom Anfang bis zum
Ende Fhrer in der Erkenntnis ist.
4. Wenn man aber annimmt, da der Urgrund noch etwas anderes
voraussetze, so kann man ihn nicht mehr als wirklichen Urgrund
ansehen. Wer also von sich selbst aus (auf Grund eigener berzeugung)
der Schrift und dem Wort des Herrn Glauben entgegenbringt, der
verdient selbst mit Recht Glauben, da jene durch den Herrn bewirkt
werden, um den Menschen eine Wohltat zu erweisen.
5. Sicherlich verwenden wir Schrift und Wort des Herrn als den
Mastab fr unser Urteil beim Aufnden der Tatsachen. Alles aber, was
dem Urteil unterliegt, ist noch nicht sicher, bevor es beurteilt worden ist;
daher kann auch etwas, was noch Beurteilung ntig hat, nicht
Grundprinzip sein.
4972!er Lei#ha#er der Aahrheit ist der 0hiloso/h; vgl. 0laton, Staat V1 /. 732 !; Strom. V111 B,7.
4973Vgl. He#r 7,28.
4974Vgl. Hom. Hd. 23,B33 ff.
4975He#r 2,2.
667
6. Nachdem wir also mit Recht durch den Glauben das Grundprinzip
ohne Beweise erfat haben, erhalten wir zum beru noch vom
Grundprinzip selbst auch die Beweise fr das Grundprinzip und werden
so durch das Wort des Herrn zu der vollen Erkenntnis der Wahrheit
angeleitet.
7. Denn wir hren nicht auf Menschen, die einfach irgend etwas
behaupten und denen man ebenso eine Gegenbehauptung entgegenstellen
knnte.
8. Wenn es aber nicht gengt, nur einfach das zu sagen, was man meint,
sondern wir das Gesagte auch beweisen mssen,
4976
so warten wir nicht
die Bezeugung durch Menschen ab, sondern beweisen das, worum sich
die Untersuchung dreht, durch das Wort des Herrn, das zuverlssiger ist
als alle Beweise, das vielmehr der einzige wirkliche Beweis ist.
9. Infolge dieser Erkenntnis sind diejenigen, die die Heilige Schrift nur
gekostet haben, glubig, diejenigen aber, die noch weiter fortgeschritten
sind, die Gnostiker, sind grndliche Kenner der Wahrheit; denn auch in
dem gewhnlichen Leben haben die Fachleute etwas vor den Laien voraus
und bertrefen die gewhnlichen Vorstellungen durch ihre Leistungen.
96.
1. So ist es also auch bei uns. Da wir aus der Heiligen Schrift selbst
vollkommene Beweise ber sie selbst entnehmen, gewinnen wir aus
unserem Glauben eine beweiskrftige berzeugung.
2. Und wenn auch die Anhnger <s 100> der Irrlehren es wagen,
prophetische Schriften zu verwenden, so verwenden sie zuvrderst nicht
alle, sodann nicht die vollstndigen Schriften und auch nicht so, wie es
die Gesamtheit und der innere Zusammenhang der Weissagung verlangt;
sie whlen vielmehr nur das aus, was in ihnen mehrdeutig gesagt ist, und
bringen es in Beziehung zu ihren eigenen Meinungen, und indem sie da
und dort einige wenige Worte herausnehmen, so achten sie nicht auf ihre
wirkliche Bedeutung, sondern mibrauchen den einfachen Wortlaut an
und fr sich.
3. Denn fast bei allen Schriftstellen, die sie anfhren, kann man
feststellen, da sie nur auf die Worte achten, whrend sie den Sinn
verdrehen und weder verstehen, wie die Worte wirklich gemeint sind,
noch die ausgewhlten Stellen, die sie tatschlich anfhren, in der
Bedeutung verwenden, die sie wirklich haben.
4. Die Wahrheit wird aber nicht dadurch gefunden, da man die
Bedeutung verndert (denn auf diese Weise kann man alle wahre Lehre in
ihr Gegenteil verkehren) sondern indem man genau berlegt, was dem
Herrn und dem allmchtigen Gott vollkommen angemessen und
entsprechend ist, und indem man jeden Beweis, den man der Heiligen
Schrift entnimmt wieder aus eben der gleichen Schrift bekrftigt.
4976Vgl. Strom. V111 8,2.
668
5. Sie sind daher weder bereit, sich zur Wahrheit zu bekehren, weil sie
keine Lust haben, auf ihre angemate Selbstliebe zu verzichten, noch
sehen sie eine Ntigung, ihre eigenen Meinungen umzugestalten, da sie
die Schriftworte vergewaltigen. So haben sie rasch falsche Lehren unter
den Menschen verbreitet, wobei sie mit fast allen Heiligen Schriften
ofenkundig im Widerspruch stehen und immer wieder von uns, die wir
ihren Anschauungen entgegentreten, widerlegt werden; sie bringen es
aber auch jetzt noch fertig, die einen von den prophetischen Schriften
nicht anzuerkennen, bei den anderen in verleumderischer Weise zu
behaupten, da wir selbst, da wir von einer anderen Natur seien,
4977
nicht
imstande seien, sie (die Schriften) zu verstehen, weil sie nur ihnen
zugnglich seien. Manchmal verleugnen sie auch, wenn sie des Irrtums
berfhrt sind, ihre eigenen Lehrstze, weil sie sich schmen, ofen das zu
bekennen, was sie lehren und womit sie sich, wenn sie unter sich sind,
brsten.
97.
<s 101> 1. Denn dieses Verhalten kann man bei allen Irrlehrern
beobachten, wenn man die Verkehrtheit ihrer Lehrstze angreift. Denn
wenn sie von uns dadurch widerlegt werden, da wir zeigen, wie sie ganz
ofenkundig im Widerspruch zu der Heiligen Schrift stehen, so kann man
sehen, da von den Vorstehern der Irrlehre die eine oder die andere von
zwei Mglichkeiten angewendet wird.
2. Denn entweder miachten sie die aus ihren eigenen Lehren zu
ziehenden Folgerungen oder die Weissagung selbst, vielmehr den Grund
ihrer eigenen Hofnung und ziehen bei jeder Gelegenheit das vor, was
ihnen einleuchtender erscheint als das, was von dem Herrn durch die
Propheten verkndet worden ist und von dem Evangelium, auerdem
aber auch von den Aposteln, mitbezeugt und besttigt wird.
3. Da sie also die Gefahr sehen, die ihnen nicht hinsichtlich eines
einzelnen Lehrsatzes, sondern hinsichtlich der Mglichkeit droht,
berhaupt ihre ketzerische Richtung am Leben zu erhalten, und da sie
ferner nicht wirklich die Wahrheit nden wollen (denn wenn sie die
Schriften lesen, die bei uns gebruchlich und allgemein zugnglich sind,
dann verachten sie sie als wertlos), sondern bemht sind, ber den allen
gemeinsamen Glauben hinauszukommen, so verlassen sie die Wahrheit.
4. Denn da sie die Geheimnisse der kirchlichen Erkenntnis nicht
kennengelernt und die Erhabenheit der Wahrheit nicht erfat haben, da
sie ferner zu trge waren, um bis zu der Tiefe der Fragen vorzudringen,
legten sie die Heilige Schrift beiseite, nachdem sie sie nur oberchlich
gelesen hatten.
4977Vgl. z.B. Strom. 11 23,B; V 3,B.
669
98.
1. Da sie daher auf ihre eingebildete Weisheit stolz sind, fangen sie
fortwhrend Streit an, wobei es sich klar zeigt, da sie mehr darauf
bedacht sind, als Philosophen zu erscheinen, als wirklich Philosophen zu
sein.
2. Deshalb legen sie den Tatsachen keine notwendigen Prinzipien
zugrunde, sondern lassen sich von menschlichen Meinungen beeinussen;
dann ziehen sie aber die aus ihnen
4978
notwendig folgenden Schlsse und
streiten, um nicht des Irrtums berfhrt zu werden, aufs heftigste mit
den Vertretern der wahren Philosophie. Und sie wollen lieber alles
ertragen und setzen, wie man sagt, lieber alle Hebel in Bewegung,
4979
als
da sie ihren Irrtum aufgeben, <s 102> selbst wenn sie infolge ihres
Unglaubens gegenber der Heiligen Schrift zur Gottlosigkeit verfhrt
werden sollten. Der Grund fr dieses Verhalten ist aber, da sie auf ihre
Richtung so stolz sind und da sie in ihren Versammlungen so gern die
vielgenannten ersten Pltze
4980
einnehmen wollen, weswegen sie auch den
Vorsitz bei jenen Trinkgelagen ihrer flschlich so genannten
Liebesmahle
4981
erstreben.
3. Die volle Erkenntnis der Wahrheit aber, die sich bei uns ndet,
gewinnt aus dem, was schon sicher ist, den Glauben an das, was noch
nicht sicher ist,
4982
und dieser Glaube ist sozusagen die Grundlage des
Beweises.
4. Aber jede Art von Irrlehre hat, wie es scheint, berhaupt kein Gehr,
um das zu hren, was frommt, sondern ihre Ohren sind nur fr das
gefnet, was zur Lust hinfhrt. Denn sonst wre auch mancher von den
Irrlehrern wieder auf den richtigen Weg gebracht worden, wenn er nur
der Wahrheit htte gehorchen wollen.
5. Dreifach ist aber der Weg zur Heilung fr die Einbildung, wie fr jede
geistige Erkrankung: zuerst mu man die Ursache erkennen; sodann
feststellen, wie diese Ursache beseitigt werden kann; das dritte aber ist,
da die Seele gebt und daran gewhnt wird, dem zu folgen, was man als
richtig erkannt hat.
4983
99.
1. Denn wie ein getrbtes Auge,
4984
so kann auch die Seele, wenn ihr Blick
durch naturwidrige Lehren getrbt ist, das Licht der Wahrheit nicht
genau unterscheiden, vielmehr bersieht sie sogar das, was unmittelbar
49781ch lese mit 0ohlenz (%%%); vgl. 0lut. 5oral. /. 2222 :.
4979-u dem griechischen 'usruc> vgl. z.B. -eno#. V 6B.
4980Vgl. 5t B3,6; 5> 2B,3C; L> B3,86.
4981Vgl. 0aid. 11 8,3.
4982Vgl. Strom. V111 4,6; 'ristoteles, 'nal. /rior. 11 26 /. 68# 3B f.
4983:hr.si//os Fr. mor. 8C3 v. 'rnim.
49845t 6,B3.
670
vor ihr liegt.
4985
So sagt man, da in trbem Wasser auch die Aale nichts
sehen und man sie deshalb fangen kann.
4986
2. Und wie bse Buben ihren Schulmeister hinaussperren, so sperren
diese Irrlehrer die Weissagungen von ihrer Kirche aus, weil sie die in
ihnen enthaltenen Worte des Tadels und der Ermahnung frchten.
3. Begreiicherweise icken sie gar viele Lgen und Erdichtungen
zusammen, um den Anschein zu erwecken, da sie einen triftigen Grund
<s 103> htten, die Heilige Schrift nicht anzunehmen.
4. Demnach sind sie nicht gottesfrchtig, da sie keinen Gefallen an den
gttlichen Geboten, das heit an dem Heiligen Geiste nden.
5. Und wie man nicht diejenigen Mandeln leer nennt, in denen
berhaupt nichts ist, sondern die, deren Inhalt nichts taugt, so sagen wir,
da Irrlehrer diejenigen sind, bei denen von den gttlichen Ratschlssen
und den berlieferungen Christi nichts zu nden ist, da sie die Urheber
von Lehren sind, die in der Tat ebenso bitter sind wie die wilde Mandel,
abgesehen von den Lehren, die sie nicht von sich fernhalten und nicht
verbergen konnten, weil ihre Wahrheit allzu unbestreitbar am Tage liegt.
100.
1. Wie nun im Kriege der Soldat den Platz nicht verlassen darf, den ihm
der Fhrer angewiesen hat, so drfen auch wir den Platz nicht verlassen,
den der Logos uns zugewiesen hat, den wir zu unserem Fhrer in der
Erkenntnis und im Leben erhalten haben.
2. Die groe Masse ist sich aber nicht einmal darber klar geworden, ob
sie irgendeinem Fhrer folgen mu und gegebenenfalls welchem Fhrer
und in welcher Weise.
3. Denn wie die Rede, so soll auch das Leben des Glubigen sein,
4987
so
da er imstande ist, Gott zu folgen,
4988
der von Anfang an in allem auf
einem geraden Wege dem Ziel zustrebt.
4989
4. Wenn aber jemand gegen den Willen des Logos und damit gegen den
Gottes gehandelt hat, so gibt es zwei Mglichkeiten: Wenn er sich
schwach gezeigt hat, weil pltzlich irgendeine Vorstellung vor sein
geistiges Auge trat, so mu er darnach trachten, da die vernnftigen
Vorstellungen bei ihm stets gegenwrtig sind; wenn er dagegen einer
Gewohnheit unterlegen ist, die schon vorher Macht ber ihn gewonnen
hatte, und er so, wie die Schrift sagt, gemein
4990
geworden ist, so mu
er dieser Gewohnheit vollstndig ein Ende machen und seine Seele dazu
erziehen, da sie der Gewohnheit widersteht.
5. Wenn aber manche auch durch widersprechende Lehren angezogen zu
werden scheinen, so mu man diese allmhlich beseitigen
4991
und sich
4985Vgl. '. Htto, S/rich"@rter der G@mer S. B48.
4986Sacra 0ar. B47 Holl; zu den 'alen vgl. 'ristoteles, Hist. an. V111 B /. 7CBa 6 f.
4987Vgl. 0rotr. 2B3,2 mit 'nm.
4988Vgl. Strom. 11 43,2 mit 'nm.
4989Vgl. 0laton, +esetze 1V /. 426 '; 0rotr. 6C,8; Strom. 11 23B,B.
4990Vgl. ?% 2,4.
4991:hr.si//os Fr. mor. 8C3 v. 'rnim.
671
denen zuwenden, die Friedensstifter
4992
unter den Lehren sind; diese
beschwichtigen <s 104> durch die gttliche Schrift die Furcht der
Unverstndigen und machen durch die bereinstimmung der Testamente
die Wahrheit klar.
6. Aber, wie es scheint, neigen wir uns lieber den gewhnlichen
Anschauungen zu, wenn sie auch in sich widerspruchsvoll sind, als der
Wahrheit; denn diese ist streng und ernst.
4993
7. Und von den drei Seelenzustnden, die es gibt, Unwissenheit,
Einbildung, Erkenntnis,
4994
ist die eine, die Unwissenheit, fr die Heiden
bezeichnend, die andere, die Erkenntnis, fr die wahre Kirche, die dritte,
die Einbildung, fr die Anhnger der Irrlehren.
101.
1. Man kann nun freilich sehen, da diejenigen, die ein wirkliches Wissen
besitzen, um nichts bestimmter die Richtigkeit dessen verfechten, was sie
wissen, als diejenigen, die nur Meinungen haben, die Richtigkeit ihrer
Meinungen,
4995
soweit es wenigstens auf unbewiesene Versicherungen
ankommt.
2. Jedenfalls verachten und verlachen sie einander, und es kommt vor,
da der nmliche Gedanke bei den einen hoch in Ehren steht, bei den
anderen fr verrckt gilt.
3. Und wir haben doch gelernt, da ein Unterschied ist zwischen der
Lust, die man den Heiden zuweisen mu, und der Streitsucht, die man
den Irrlehrern zuerkennen mu, und wieder der Freude, die man als die
Eigenart der Kirche bezeichnen, und dem Frohsinn, den man dem wahren
Gnostiker zuschreiben mu.
4.
4996
Und wie denjenigen, der sich unterweisen lt, Ischomachos
4997
zum Landmann machen wird, Lampis
4998
zum Schifer, Charidemos
4999
zum Heerfhrer, Simon
5000
zum Reiter, Perdix
5001
zum Kaufmann,
Krobylos
5002
zum Koch, Archelaos
5003
zum Tnzer, Homeros zum Dichter,
Pyrrhon zum Meister im Wortkampf, Demosthenes zum Redner,
Chrysippos zum Meister im logischen Denken, Aristoteles zum
Naturkundigen, Platon zum Philosophen, so wird, wer dem <s 105> Herrn
gehorcht und der durch ihn gegebenen Weissagung folgt, nach dem
Ebenbilde des Meisters vollkommen zu einem im Fleische wandelnden
Gott
5004
gemacht.
4992Vgl. 5t 7,C; Strom. 1V 83,B.
4993Sacra 0ar. B46 Holl.
4994Vgl. 0laton, Staat V /. 844 ff.
4995Vgl. 'ristoteles, ?th. ;ic. V11 7 /. 2286# BC
4996?ine hnliche, "aohl aus der gleichen Suelle stammende Lehrerliste #ei 'elianus, Var. hist. 1V 26.
4997Vgl. <eno/hon, Hi>on. V11 ff.
4998Vgl. 0lut. 5oral. /. 4=4 '; B38 F.
4999Vgl. !emosthenes 3,7; 2=,228.226.
5000Vgl. 0linius, ;at. Hist. 38,46; <eno/hon, !e re eUu. 2,2.
5001Vgl. 'risto/hanes, V@gel 2BCB mit Schol.; 0seudoD0lut. 0rov. 'le%. 2B8.
5002Vgl. 'elianus, Var. hist. 1V 26.
5003Vgl. 'then. 1 /. 2C :.
5004Vgl. ?m/edo>les Fr. 22B,8 !iels.
672
5. Von dieser Hhe strzen also die herab, die Gott nicht auf dem Wege,
den er fhrt, folgen; er fhrt aber an der Hand der von Gott
eingegebenen Schriften.
5005
6. Denn wenn es auch unzhlige Arten des menschlichen Handelns gibt,
so lassen sich doch fast alle Verfehlungen auf zwei Ursachen
zurckfhren, auf Unwissenheit und auf Schwche
5006
(beide sind aber
von unserem Willen abhngig; sie nden sich bei denen, die weder lernen
noch andererseits ihre Leidenschaften beherrschen wollen); infolge der
ersteren kommt man nicht zum richtigen Urteil; infolge der anderen kann
man dem richtigen Urteil, zu dem man gekommen ist, nicht folgen.
7. Denn weder kann man richtig handeln, wenn man sich zu einem
falschen Urteil hat verfhren lassen, selbst wenn man vllig imstande ist,
das Erkannte zu tun, noch wird man sich, auch wenn man das richtige
Urteil fllen kann, als untadelig bewhren, wenn man zu schwach zum
Handeln ist.
102.
1. Dementsprechend werden also auch in der Hauptsache zwei Formen
der Erziehung vorgesehen, die den beiden Ursachen der Verfehlungen
entsprechen, bei der einen die bermittlung der Erkenntnis und der
unwiderlegliche Beweis, der aus dem Zeugnis der Heiligen Schrift
entnommen ist; bei der anderen die vernunftgeme bung, die die Folge
der Erziehung durch Glauben und Furcht ist. Beide entwickeln sich aber
zu der vollkommenen Liebe.
5007
2. Denn das Ziel des Gnostikers hier auf der Erde ist, meine ich, ein
doppeltes, einerseits das auf wirkliches Wissen beruhende Schauen
(Teorie) andererseits das ttige Handeln (Praxis) Mchte es also doch
geschehen, da auch diese Irrlehrer sich durch diese Darlegungen
belehren lassen und so zu Verstand kommen und sich zu dem
allmchtigen Gott bekehren!
3. Wenn sie aber wie die tauben Schlangen das Lied nicht hren,
5008
das zwar in neuer Weise vorgetragen wird, aber uralt ist,
5009
so mchten
sie sich jedenfalls von Gott erziehen lassen, indem sie die dem Gerichte
vorhergehenden vterlichen <s 106> Zurechtweisungen ber sich ergehen
lassen, bis sie sich schmen und ihren Sinn ndern, statt da sie sich
durch ihren hartnckigen Ungehorsam mit Gewalt in das Gericht ber ihr
ganzes Tun strzen!
4. Denn es gibt auch Zchtigungen, die sich nur auf einzelne Handlungen
des Lebens beziehen, die man Strafen nennt, in welche die meisten von
uns, die wir aus dem Volke des Herrn in Verfehlungen geraten sind,
hinabgleiten und fallen.
5005Vgl. B$im 3,26.
5006Vgl. Strom. 11 6B; V11 26,B.
5007Vgl. Strom. 11 77,8.
5008Vgl. 0s 74,7 f.
5009Vgl.0rotr. 6,3.
673
5. Aber wie die Kinder von ihrem Lehrer oder ihrem Vater, so werden
wir von der Vorsehung bestraft. Gott rcht sich nicht (die Rache ist
nmlich eine Wiedervergeltung von Bsem) sondern straft, um dadurch
den Bestraften, sowohl der Gesamtheit wie den einzelnen, zu ntzen.
5010
6. Diese Darlegungen setzte ich hierher in der Absicht, die
Lernbegierigen vor der bei ihnen vorhandenen Gefahr der Hingabe an die
Irrlehren zu warnen; ich habe aber diese Worte auch mit Rcksicht auf
die anderen ausgesprochen, weil ich wnsche, sie von der sie
beherrschenden Unwissenheit oder Dummheit oder dem Mangel an
Begabung oder, wie man es sonst nennen soll, zu befreien, und weil ich
bestrebt bin, diejenigen, die nicht ganz unverbesserlich sind,
umzustimmen und fr die Wahrheit zu gewinnen.
103.
1. Denn es gibt Leute, die es von vorneherein ablehnen, auf die zu hren,
die sie zum Erfassen der Wahrheit aneifern wollen; und sie fangen an,
trichtes Zeug zu schwtzen und Schmhreden gegen die Wahrheit
auszustoen, whrend sie sich selbst zutrauen, die hchste Erkenntnis zu
besitzen, obwohl sie nicht gelernt, nicht gesucht, nicht gearbeitet und die
Folgerichtigkeit der Wahrheit nicht gefunden haben; sie verdienen mehr
Mitleid als Ha fr eine so vllige Verkehrtheit.
2. Wenn aber einer noch zu heilen ist, weil er, gleichsam wie Feuer oder
Eisen, das freimtige Wort der Wahrheit ertragen kann, das ihre falschen
Meinungen ausscheidet oder ausbrennt,
5011
der fne uns das Ohr seiner
Seele!
3. Und dies wird dann geschehen, wenn sie nicht in ihrem ungestmen
Leichtsinn die Wahrheit von sich stoen oder in ehrgeizigem Streben
gewaltsam etwas Neues schafen wollen.
4. Denn leichtsinnig sind diejenigen, die, obwohl sie aus der Heiligen
Schrift selbst die fr die Schrift geeigneten Beweise beschafen <s 107>
knnten, das whlen, was ihnen gerade einfllt und was ihren eigenen
Lsten dienlich ist.
5. Ehrgeizig aber sind diejenigen, die die von den seligen Aposteln und
Lehrern in bereinstimmung mit den von Gott eingegebenen Worten
berlieferten Lehren absichtlich durch andere Aufstellungen flschen und
so mit menschlichen Lehren der gttlichen berlieferung entgegentreten,
um ihre Irrlehre zu begrnden.
6. Denn welchen Rang knnten unter solchen Mnnern, ich meine
hinsichtlich der von der Kirche berlieferten Erkenntnis, z. B. Marcion
oder Prodikos und die ihnen hnlichen Leute, die nicht den richtigen
Weg gingen, wohl einnehmen?
7. Denn sie bertrafen doch wohl nicht an Weisheit die Mnner der
frheren Zeit, so da sie etwas zu den Wahrheiten, die jene verkndet
hatten, noch htten hinzunden knnen; sie htten vielmehr zufrieden
5010Vgl. 0laton, 0rotagoras /. 3B3 f.; 0aid. 1 43,3.
5011Vgl. 0aid. 1 68,8; Strom. 1 242,B.
674
sein mssen, wenn sie sich das htten aneignen knnen, was vorher
berliefert war.
104.
1. Unser Gnostiker ist es also allein, der in der Beschftigung mit der
Heiligen Schrift selbst alt geworden ist und an den rechtglubigen Lehren
der Apostel und der Kirche festhlt
5012
und ganz rechtschafen nach den
Geboten des Evangeliums lebt. Er wird aber von dem Herrn dazu
angeleitet, die Beweise, die er sucht, von dem Gesetz und von den
Propheten ausgehend zu nden.
2. Denn das Leben des Gnostikers ist, meine ich, nichts anderes als
Werke und Worte, die der berlieferung des Herrn entsprechen.
3. Aber man sagt: Die Erkenntnis ist nicht Sache aller.
5013
Denn ich
mchte euch darber nicht in Unkenntnis lassen, liebe Brder, sagt der
Apostel, da alle unter der Wolke waren und an geistlicher Speise und
an geistlichem Trank Anteil erhielten,
5014
womit er deutlich zeigen will,
da nicht alle Hrer des Wortes die Gre der Erkenntnis in Werk und
Wort erfat haben.
4. Deshalb fgte er auch hinzu: Aber nicht an ihnen allen fand er
Wohlgefallen.
5015
Wer ist es, von dem er redet? Derjenige, der sagte:
Warum nennt ihr mich Herr und tut den Willen meines Vaters
nicht?
5016
Damit ist die Lehre des Heilands gemeint, die unsere geistliche
Speise
5017
und ein Trank ist der keinen Durst mehr kennt,
5018
Wasser des
Lebens
5019
der Erkenntnis.
5. Ja, sagen sie, aber von der Erkenntnis heit es, da sie <s 108>
auflhe.
5020
Ihnen entgegnen wir: Vielleicht gilt es von der scheinbaren
Erkenntnis, da sie auflht, wenn man annimmt, da das Wort die
Bedeutung von aufgeblasen oder dnkelhaft geworden sein habe.
6. Wenn aber das Wort des Apostels, was wohl eher der Fall ist, die
erhabene und wahrhaftige Gesinnung meint, so ist die Schwierigkeit
behoben; wir wollen aber trotzdem im Anschlu an die Heilige Schrift
das Gesagte besttigen.
105.
1. Die Weisheit, sagt Salomon, hat ihre Kinder aufgeblht.
5021
Nun
te der Herr bei seinem Unterricht den Kindern doch wohl nicht
5012Vgl. B$im B,27.
50132Eor =,4.
5014?#d. 23,2.3 f.
5015?#d. 23,7.
5016Vgl. 5t 4,B2; L> 6,86.
5017Vgl. 2Eor 23,3.
5018Vgl. 9oh 8,28.
5019Vgl. Hff# B2,6; BB,24.
5020Vgl. 2Eor =,2.
5021?>>li 8,22 QSirR; vgl. H. Sthlin, :lemens 'el%. und die Se/tuaginta S. 8= f. !er "ir>liche Sinn des letzten Aortes ist
*hat mit +eist erf(llt, hat #elehrt.,
675
Einbildung ein, sondern Vertrauen auf die Wahrheit und eine erhabene
Gesinnung im Bewutsein des Besitzes der durch die Heilige Schrift
berlieferten Erkenntnis; auf diese Weise macht er sie innerlich erhaben
ber all das, was zur Snde verfhren will; dies bedeutet das Wort sie
hat aufgeblht, insofern die Weisheit durch ihre Lehren denen, die
ihrem Lernen nach Kinder waren, erhabene Gesinnung einpanzte.
2. Dementsprechend sagt der Apostel: Und ich werde nicht die Rede,
sondern die Kraft der mit Geist Erfllten (der Aufgeblhten)
kennenlernen,
5022
ob ihr nmlich hochgesinnt (das ist wahrhaftig; denn
es gibt nichts, was ber die Wahrheit erhaben wre) die Heilige Schrift
versteht.
5023
Denn darin zeigt sich die Kraft der mit Geist erfllten
(aufgeblhten) Kinder der Weisheit.
3. Er sagt gewissermaen: Ich will in Erfahrung bringen, ob ihr mit Recht
auf eure Erkenntnis stolz seid. Denn bekannt ist nach dem Worte
Davids in Juda Gott,
5024
das heit bei den Israeliten, die es ihrer vollen
Erkenntnis nach sind.
4. Denn Juda wird mit Bekenntnis bersetzt.
5025
Mit Recht ist daher
von dem Apostel gesagt: Denn das Gebot: Du sollst nicht ehebrechen,
du sollst nicht stehlen, du sollst dich nicht gelsten lassen! und wenn es
sonst ein Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefat: Du sollst
deinen Nchsten wie dich selbst lieben!
5026
5. Denn man darf niemals so, wie es die Anhnger der Irrlehren tun,
Ehebruch an der Wahrheit begehen und ebensowenig die <s 109>
Richtschnur der Kirche bestehlen, indem man seinen eigenen Begierden
und ehrgeizigen Bestrebungen nachgibt und dadurch seine Nchsten
betrgt, die man mehr als alles andere lieben und dazu erziehen mu, da
sie sich an die Wahrheit selbst halten.
6. Jedenfalls heit es ausdrcklich: Verkndigt unter den Heidenvlkern
seine Taten!,
5027
damit diejenigen, die es zuvor gehrt haben, nicht
gerichtet, sondern bekehrt werden. Fr alle aber, die mit ihren Zungen
Falsches reden,
5028
ist die Strafe schon im voraus in der Schrift festgelegt.
XVII. Kapitel
106.
1. Die also, die sich mit den gottlosen Reden befassen und andere zum
Glauben daran verleiten und auch die gttlichen Worte nicht richtig,
sondern vllig verkehrt verwenden,
5029
kommen weder selbst in das
50222Eor 8,2C.
5023Vgl. L> B8,87.
50240s 47,B.
5025Vgl. +en BC,37; Strom. 1 32,6 mit 'nm.
5026G@m 23,C.
50270s C,2B.
5028?#d. 23,3; 7,23.
5029Vgl. 0laton, +esetze < /. =C2 !; *g@ttlichen, ist von :lemens eingef(gt.
676
Himmelreich, noch lassen sie diejenigen, die von ihnen in die Irre gefhrt
worden sind, zur Wahrheit gelangen.
5030
2. Aber sie haben auch selbst nicht den Schlssel zu dem Eingang,
sondern nur einen falschen Schlssel und, wie man im gewhnlichen
Sprachgebrauch sagt, einen Nachschlssel, mit dem sie nicht die
Haupttre aufschlieen (das ist der Weg, wie wir durch die berlieferung
des Herrn hineinkommen) sondern sie sprengen nur eine Seitentre auf
und durchgraben heimlich die Mauer der Kirche,
5031
bersteigen die
Schranken der Wahrheit und werden die Mysterienfhrer fr die Seele
der Gottlosen.
3. Denn da die menschlichen Zusammenschlsse, die sie veranstaltet
haben, jnger sind als die allgemeine Kirche, davon braucht man nicht
lang zu reden.
4. Denn die Lehrttigkeit des Herrn whrend seines Daseins auf der Erde
beginnt unter dem Kaiser Augustus und Tiberius und schliet mitten
whrend der Regierungszeit eben dieses letzteren;
5032
die Ttigkeit seiner
Apostel einschlielich des Wirkens des Paulus kommt zur Zeit Neros zu
Ende, und erst spter zu <s 110> den Zeiten des Kaisers Hadrianus sind die
Begrnder der Irrlehren aufgetreten und blieben bis zur Zeit des lteren
Antoninus, wie es bei Basileides der Fall ist, wenn er auch als seinen
Lehrer Glaukias bezeichnet, der, wie die Anhnger des Basileides selbst
rhmen, der Dolmetscher des Petrus war. Ebenso behaupten sie auch, da
Valentinus den Teodas gehrt habe; dieser war aber ein Schler des
Paulus gewesen.
107.
1. Denn Marcion, der zur gleichen Zeit mit ihnen lebte, verkehrte mit
ihnen als ein lterer Mann mit Jngeren. Nach ihm
5033
hrte Simon kurze
Zeit Petrus predigen.
5034
2. Da es sich so verhlt, so ist es klar, da diese spter entstandenen und
die der Zeit nach noch jngeren Irrlehren gegenber der ltesten und
wahrhaftigsten Kirche Neuerungen und Flschungen sind.
3. Aus dem Gesagten ist es, meine ich, doch wohl deutlich geworden, da
es nur eine Kirche gibt, nmlich die wahre und wirklich alte Kirche, in
der die nach der Vorsehung Gerechten gesammelt werden.
4. Denn da es nur einen einzigen Gott und nur einen einzigen Herrn gibt,
deshalb besteht das Lob auch dessen, was die hchste Ehre verdient, in
seiner Einzigartigkeit, da es ein Abbild der einzigen Grundursache ist.
Jedenfalls gehrt die Einzigartigkeit zum Wesen der einen Kirche,
whrend jene Leute sie mit Gewalt in viele Sekten zerreien wollen.
5. Wir behaupten also, da die alte und allgemeine Kirche ihrem Wesen,
ihrem Begrif, ihrem Anfang und ihrer berragenden Bedeutung nach nur
5030Vgl. 5t B3,23; L> 22,7B.
5031Vgl. 5t 26,2C; 9oh 23,2 f.
50321ch lese mit $eng#lad (%%%) statt (%%%).
5033!ie Lesart ist verder#t; vielleicht ist mit Ailamo"itz (%%%) statt (%%%) zu lesen.
5034Vgl. '/g =.
677
eine einzige ist. Sie sammelt zu der Einheit eines einzigen Glaubens,
5035
der auf den ihr entsprechenden Testamenten oder vielmehr auf dem einen
zu verschiedenen Zeiten gegebenen Testament beruht, nach dem Willen
des einen Gottes durch den einen Herrn diejenigen, die dem Glauben
bereits zugeordnet sind,
5036
die Gott im voraus dazu bestimmt hat,
5037
da er
vor Erschafung der Welt erkannt hatte, da sie gerecht sein wrden.
6. Aber auch die berragende Bedeutung der Kirche ist, ebenso wie der
Anfang ihres Entstehens, etwas Einzigartiges, da sie alles andere bertrift
und nichts hat, was ihr hnlich oder gleich wre.
108.
<s 111> 1. Darber wollen wir auch noch spter sprechen. Was aber die
Sekten betrift, so sind sie teils nach dem Namen ihrer Grnder benannt
wie die Schule des Valentinus und des Marcion und des Basileides, wenn
sie sich auch rhmen, die Anschauung des Matthias vorzutragen. Denn es
hat nur eine einzige Lehre aller Apostel gegeben, ebenso aber auch nur
eine einzige berlieferung.
2. Andere Sekten sind nach einem Ort benannt wie die Peratiker, andere
nach einem Volk wie die Sekte der Phryger, andere nach einem Verhalten
wie die Enkratiten, andere nach eigenartigen Lehren wie die Doketen und
die Haimatiten, andere nach Grundgedanken und dem, was sie verehrt
haben, wie die Kaianisten und die sogenannten Ophianer, andere nach
den gesetzwidrigen Handlungen, deren sie sich vermaen, wie von den
Simonianern die sogenannten Entychiten.
XVIII. Kapitel
109.
1. Nun wollen wir dieses Buch schlieen. Aber vorher mchte ich noch
fr die, welche die Wahrheit schauen wollen,
5038
aus dem Gesetz ber
die Opfer einen kleinen Lichtstrahl darauf fallen lassen, da die
gewhnlichen
5039
Juden und die Irrlehrer als unrein in Form einer
geheimnisvollen Andeutung von der Kirche Gottes unterschieden
werden.
5040
2.
5041
Die Schrift lehrt nmlich, da die Opfertiere, die gespaltene Klauen
haben und wiederkuen, rein und Gott wohlgefllig sind;
5042
das hat den
Sinn, da die Gerechten durch den Glauben ihren Weg zum Vater und
5035Vgl. ?/h. 8,23.
5036Vgl. Strom. V1 27C,C.
5037Vgl. ?/h 2,8 f.
5038Vgl. 0laton, Staat V /. 847 ?; Strom. 1 C3,3; 11 B8,3; V 26,B.
5039Vgl. ?% 2,4.
5040Vgl. Strom. 111 43,8.
5041-u 23C,B T 223,2 vgl. 1renus V =,B; Barna#as#rief 23,22 (Strom. V 72,8; 0aid. 111 46,2 f.); 0hilon, !e agric. 28B ff.;
;ovat. !e ci#. 9ud. 3.
5042Vgl. Lev 22,3 ff.; !tn 28,6.
678
zum Sohn nehmen (denn darin besteht der feste Stand derer, die
gespaltene Klauen haben) und die Worte Gottes
5043
bei Nacht und am
Tage im Herzen bewegen
5044
und in dem Wissensbehltnis ihrer Seele
berdenken; dieses Nachdenken, das eine gnostische bung ist,
bezeichnet das Gesetz sinnbildlich als das Wiederkuen eines reinen
Tieres.
<s 112> 3. Diejenigen Tiere aber, denen entweder diese beiden Merkmale
fehlen oder doch das eine davon fehlt, scheidet das Gesetz als unrein aus.
Dementsprechend weist es mit den Tieren, die zwar wiederkuen, aber
keine gespaltenen Klauen haben, auf die groe Masse der Juden hin, die
zwar die Worte Gottes im Munde fhren, aber nicht den Glauben und die
Art des Gehens haben, das durch den Sohn zum Vater hinfhrt und auf
die Wahrheit gegrndet ist.
4. Daher ist diese Art von Lebewesen auch der Gefahr des Fallens
ausgesetzt, da sie nicht gespaltene Klauen haben und sie sich nicht auf
den doppelten Inhalt des Glaubens sttzen knnen. Denn niemand, so
heit es, kennt den Vater als der Sohn und wem es der Sohn
ofenbart.
5045
5. Andererseits sind wieder unrein auch jene Tiere, die zwar gespaltene
Klauen haben, aber nicht wiederkuen.
6. Damit weist er auf die Irrlehrer hin, die zwar bei ihrem Gehen die
Fe auf den Namen des Vaters und des Sohnes gesetzt haben, die aber
nicht dazu fhig sind, die genaue Bedeutung der Worte durch feine
Untersuchungen festzustellen und alle Schwierigkeiten zu beseitigen und
sich auerdem um die Werke der Gerechtigkeit nur im ganzen und
groen, nicht mit der ins einzelne gehenden Sorgfalt kmmern, wenn sie
sich berhaupt darum kmmern.
5043Vgl. G@m 3,B; ;um B8,26.
5044Vgl. 0s 2,B.
5045L> 23,BB; 5t 22,B4.
679
110.
1. Solche Leute sind es, zu denen der Herr sagt: Warum sagt ihr zu mir
Herr, Herr und tut nicht, was ich sage?
5046
Ganz unrein sind aber, die
keine gespaltenen Klauen haben und nicht wiederkuen.
2. Euch aber, Megarer, sagt Teognis, zhlt man als dritte nicht
oder als vierte,
Auch nicht als zwlfte; ihr werdet vielmehr berhaupt nicht
gerechnet.
5047
3. Sondern ihr seid wie die Spreu, die der Wind vom Erdboden
aufwirbelt,
5048
und wie der Tropfen, der vom Kruge herabfllt.
5049
<s 113> 4. Damit haben wir diese Vorarbeit vollendet und die Sittenlehre
in kurzer Zusammenfassung vorgefhrt. Dabei haben wir unserem
Versprechen
5050
gem die Funken der Lehren der wahren Erkenntnis
vereinzelt und ohne bestimmte Ordnung mit hereingestreut, so da es fr
einen Uneingeweihten, dem diese Schrift in die Hnde kommt, nicht
leicht ist, ausndig zu machen, was von dem Heiligen darin berliefert
ist.
5051
Darum wollen wir jetzt an die Erfllung unseres Versprechens
5052
herangehen.
111.
.
5053
Unsere Teppiche gleichen aber wohl nicht jenen sorgfltig
angelegten Grten, in denen zur Ergtzung der Augen alles in schner
Ordnung angepanzt ist, sondern eher einer schattigen Berghalde, auf der
Zypressen und Platanen, Lorbeer und Efeu dicht beieinander wachsen
und auf der zugleich auch Apfelbume und lbume und Feigenbume
angepanzt sind, indem wegen der Leute, die das Obst heimlich
wegnehmen und stehlen wollen, mit Absicht Obstbume und Bume
ohne geniebare Frchte untereinander gepanzt sind; ebenso wollte der
eigentliche Inhalt meiner Schrift verborgen bleiben.
2. Wenn der Grtner aus einem solchen Wald die Bume umpanzt und
versetzt, so kann er aus ihm einen schnen Park und einen lieblichen
Hain herstellen.
3. Die Teppiche legen also keinen Wert auf sorgfltige Gliederung oder
auf den sprachlichen Ausdruck, da sie ja mit Absicht auch dem
sprachlichen Ausdruck nach nicht wie die Griechen sein,
5054
sondern die
Lehren in verborgener Weise hineinstreuen und nicht ganz ofen an den
Tag legen wollen, um auf diese Weise die Leser, wenn sich solche nden
sollten, dazu anzuhalten, da sie die Mhe nicht scheuen, sondern sich
5046L> 6,86.
5047!ie Verse geh@ren dem $heognis nicht an; vgl. 0L+ /. B38.
50480s 2,8.
50499es 83,27.
5050Vgl. Strom. 1 76,3.
5051Vgl. Strom. 1 2=,2; V1 B,2 f.
5052!as Aort ist vielleicht verder#t.
5053-u 222,2D3 vgl. Strom. V1 B.
5054Vgl. Strom. 11 3,2; V1 272,B.
680
anstrengen, um etwas zu nden. Denn weil die Fische so verschieden
sind, mssen auch die Lockmittel zahlreich und mannigfach sein.
<s 114> 4. Und nachdem wir dieses siebente Buch der Teppiche zum
Abschlu gebracht haben wollen wir bei dem folgenden Abschnitt unsere
Untersuchung von einem neuen Gesichtspunkt aus beginnen.
5055
5055-u der mit diesen Aorten ange>(ndigten Fortsetzung der *$e//iche, scheint :lemens nicht mehr ge>ommen zu sein;
&edenfalls ist uns nichts davon erhalten. !enn die St(c>e, die in den erhaltenen Handschriften die M#erschrift *'chter
$e//ich, tragen, sind von den (#rigen *$e//ichen, so verschieden da man in ihnen vielmehr Vorar#eiten des
:lemens sehen mu, die zum $eil schon in fr(heren Schriften #en(tzt sind und "ohl gar nicht zur Ver@ffentlichung
#estimmt "aren; vgl. ?inleitung des 2. Bandes der :lemens(#ersetzung S. B=. ?s ist m@glich, da :lemens durch den
'us#ruch der Verfolgung des Se/timus Severus, die ihn veranlate, 'le%andreiea zu verlassen, an der Fortsetzung der
Schrift gehindert "urde.
681