(,G(^^
Die
Litteraturen des Ostens
in Einzeldarstellungen.
Bearbeitet
Dr. G. Alexici, Budapest
mann, Knigsberg;
Prof. D. A. Bertholet, Basel
Prof.
Dr.
A. Brckner,
Berlin;
Prof. Dr. C. Brockel-
Prof.
D. K.
Budde,
Marburg; Dr. K. Dieterich, Leipzig; Privatdozent Dr. F. N. Finck, Berlin
Prof. Dr. K. Florenz, Tokyo; Prof. Dr. W. Grube, Berlin; Prof. Dr. P. Hom,
Straburg; Privatdozent Dr. J. Jakubec, Prag; Dr. I. Kont, Paris; Privat
dozent Dr. Jobs. Leipoldt, Halle; Prof. Dr. Enno Littmann, Straburg i. E
Prof. Dr. M, Murko, Graz; Privatdozent Dr. A. Novk, Prag; Prof. Dr. M.
Winternitz, Prag.
Fnfter Band:
Zweite Abteilimg:
Geschichte der lteren sdslawischen Litteraturen.
Von
Dr. M. Murko,
o.
Professor an der Universitt Graz.
Leipzig,
C. F.
Amelangs Verlag.
1908.
LS/ov.U
Geschichte
der
lteren sdslawischen
Litteraturen.
Von
Dr. M.
o,
Murko,
Professor an der Universitt Graz.
5G4174
H-
^-
Leipzig,
C. F.
Arne lngs Verlag.
1908.
^^
^^
'
Alle Rechte vorbehalten.
Pierersche Hofbuchdruckerei Stephan Oeibel
&
Co. in Altenburg.
Vorwort.
Fr meine Gesamtdarstellung der sdslawischen Litteraturen
zuerst die Bezeichnung Geschichte der sdslawischen
Litteratur in Aussicht genommen, unter welchem Titel bereits
war
Paul Jos. Safariks bis 1830 reichende Litteraturgeschichte der
Slowenen, Kroaten und Serben aus dessen Nachlafs von Josef
herausgegeben worden ist. Ich entschlofs
mich jedoch zu einer entsprechenden nderung, um die faktischen
Jirecek (Prag 1864)
Verhltnisse besser zum Ausdruck zu bringen
da wir heute
Slowenen, Kroaten, Serben und Bulgaren als ausgesprochene
nationale Individualitten im slawischen Sden vorfinden.
Der
Charakter dieses aus verschiedenen Grnden besonders schwierigen
,
Werkes blieb jedoch derselbe; ich unternahm es in dieser von
den bisherigen Darstellungen ganz abweichenden Form nicht
etwa deshalb, weil es der Verleger fr zweckmfsig hielt, diese
noch wenig ins Gewicht fallenden Litteraturen in einem Halbband zusammenzufassen, oder gewissen Theorien zuliebe, die
gerade in jngster Zeit wieder aufleben. Vielmehr ist es meine
feste
berzeugung, dafs
die Litteratur der sdslawischen
Zusammenhang, nicht etwa
behandelt werden kann und soll.
wirklich im
Vlker
in Paralleldarstellungen,
Die Wirksamkeit der Slawenapostel Cyrill und Method berhrte in der Tat alle Sdslawen, und die von ihnen begrndete
Boden ihre hohe Ausbildung,
dann zu den Russen und sogar zu den Rumnen bertragen
zu werden.
Es ist aber ganz falsch, wenn z. B. serbische
Litteraturhistoriker nach einem kurzen berblick der Wirksamkeit Cyrills und Methods pltzlich einen Sprung vom Ende des
9. Jahrhunderts zu dem des 12. machen, als mit der Konsolidierung
des serbischen Staates die kirchenslawische Litteratur einen neuen
Litteratur erfuhr auf sdslawischem
um
IV
Mittelpunkt erhielt und allmhlich sogar die litterarische Fhrung-
Doch
berging.
auf die vSerben
hatte
dahin
bis
geradezu die
Mehrzahl der Serben unter bulgarischer und byzantinischer Herrschaft Anteil an der kirchenslawischen Litteratur, die zu besonderer Blte bei den Bulgaren gelangt war, so dafs bei den,
Serben einfach auf bernommener Grundlage weiter gearbeitet
wurde. Diese Wechselbeziehungen kamen noch besonders lebhaft zum Ausdruck vor dem Untergang des letzten mittelalterlichen bulgarischen Reiches und in den Trmmern des serbischen.
Staates,
wo
die
bedeutendsten Vertreter der Litteratur beiden
Vlkern gemeinsam
Litteratur
Diese kirchenslawische Sprache und
sind.
wurde aber schon
in
Methods Zeiten auch zum Eigen-
eines grofsen Teiles der Kroaten in Dalmatien, im Ksten-
tum
lande und auch weiter im Innern von Kroatien, auf
dem
Fest-
lande von Istrien und auf den Inseln des Quarnero, woher noch
am Ausgange
des Mittelalters eine Bearbeitung der Trojasage
zu den Bulgaren und von diesen zu den Russen gelangte.
gibt daher nichts Verkehrteres,
einer
als
wenn der
serbischen Litteraturgeschichte
Mittelschulen
fr
Es
jngste \^erfasser
(Grcic)
gerade die glagolitische Litteratur der Kroaten von seinem Werke
ausschliefst. Wir sehen da bei den kleinen sdslawischen Vlkern
das merkwrdige Schauspiel,
machen,
um
sogar
sondern
stehenden,
gemeinsame Behandlung
man
sie blofs in
Einheimischen
(s.
S.
unverstndliche
1
\'er-
10) erfordert eine
ihrer Litteratur, aber nicht in der Art,
demselben Buch
unterbringt (Surmin).
sogar noch kleiner
sich
Speziell das nicht blofs Fern-
und Kroaten
hltnis zwischen Serben
dafs
dafs sie
grfser zu erscheinen.
in
Das widerspricht
zwei ungleichen Hlften
nicht
blofs
der gegen-
wrtigen Einheit der Litteratursprache der Serben und Kroaten,
sondern auch ihrer historischen Entwicklung, die grofsen Teilen
berhaupt sind
beider Vlker oft und lange gemeinsam war.
die
Begriffe bulgarisch,
ihrer heutigen
Bedeutung
frher aber hatten
sie in
Umfang, der sogar
sehr strittig
in
serbisch,
erst ein
kroatisch und slowenisch in
Produkt des 19. Jahrhunderts,
verschiedenen Zeiten einen verschiedenen
unseren Tagen an mehreren Punkten noch
ist.
Eine von kleinlichen Rcksichten freie und das Wesen der
Litteratur ins Auge fassende Betrachtung und Darstellung derselben wird sich daher mglichst an die chronologische Reihen-
und an die Entwicklungsgeschichte der grofsen, die Mensch
bewegenden Ideen halten und dabei die Rolle, welche die
einzelnen Landschaften bei der bernahme und Ausbildung
derselben spielten, zu bestimmen suchen. So ist die ltere Litteratur
folge
heit
ein
Werk
des Christentums unter berwiegend
dem
auch
byzantinischem
vollstndige Verkncherung
und
mumienhafte Existenz im Sdosten bis ins 18. Jahrhundert zu
verdanken hatte, whrend dem Nordwesten der Humanismus und
die Renaissance, die Reformation und Gegenreformation neues
Leben brachten, das Zeitalter der Aufklrung, der franzsischen
Revolution und der Romantik aber wieder allen sdslawischen
"V^lkern voranleuchtete und sie allmhlich ganz dem europischen
Einflufs,
sie
eine
Kulturleben des 19. Jahrhunderts zufhrte.
Die Darstellung der lteren Periode, in der es in der Tat
gemeinsame sdslawische Litteratur unter berwiegend
eine
byzantinischem Einflufs gab,
Ganzes.
bildet
Von dem Charakter
fr sich ein abgeschlossenes
dieser
ganzen Sammlung und
namentlich von A. Brckners glnzender Geschichte der russischen
Litteratur unterscheidet sich dieser Halbband
stark
denn hier
noch so knapper Fassung, auf die ltere
Litteraturperiode besonderes Gewicht gelegt, weil diese eine welthistorische Bedeutung hat, mag sie auch ihrem Inhalt nach nicht
besonders interessant erscheinen. Ich glaube, dafs namentlich
wird,
wenn auch
in
Byzantinisten und berhaupt Theologen, Philologen und Historiker
Arten der Verlagsbuchhandlung Dank wissen werden, dafs
auf meine Intentionen, ihnen einen kleinen Fhrer zum Ver-
aller
sie
stndnis des lteren sdslawischen Kulturlebens zu liefern, bereit-
Ebenso drfte derselbe als eine Art Einleitung
und rumnischen Litteratur in
dieser Sammlung willkommen sein. Dafs ich dabei immer auch
die Interessen weiterer slawistischer Kreise im Auge hatte, bedarf wohl keiner Begrndung.
Natrlich war es unter solchen
Umstnden nicht mglich, allen Bedrfnissen und Wnschen
innerhalb eines so engen Rahmens ganz gerecht zu werden.
Leider mufste ich sogar von den wichtigsten Litteraturangaben,
die ich im Anhang bringen wollte, Abstand nehmen; sie htten
namentlich deshalb Bedeutung, weil selbst solchen Forschern, die
willig einging.
zur
Geschichte der russischen
schon bestrebt sind
mit russischen Publikationen vertraut zu
werden, die sdslawischen mehr oder weniger unbekannt bleiben.
,
VI
Die wichtigsten bibliographischen Hilfsmittel werden jedoch am
Die in den Anhang verwiesenen Anmerkungen
waren grfstenteils als Fufsnoten gedacht.
Schlufs genannt.
Einen verhltnismfsig breiten
Raum nimmt
stellung der historische Hintergrund ein,
in meiner Dardenn die Litteratur ist
Dafs ich dabei nicht fters irre ging, verKenners der Balkangeschichte, Professor Konstantin Jirecek in Wien. Er war immer
zu ausfhrlichen Aufklrungen und Mitteilungen bereit und las
die Korrektur jedes Bogens zweimal, mancher sogar fters.
Wenn daher namentlich die Chronologie hufig von den blichen
Angaben und selbst von den neuesten Resultaten der einheimischen
Forscher abweicht so ist das in den meisten Fllen auf seine
Mitteilungen zurckzufhren. Ich fhle mich jedoch verpflichtet,
hervorzuheben, dafs die Daten ber Grigorij Camblak (S. 161
162)
keine Glaspflanze.
danke
ich der ausgiebigen Hilfe des besten
auf Jacimirskijs Monographie beruhen.
Aufser K. Jirecek schulde ich herzlichen
Dank noch meinem
hiesigen Kollegen K. Strekelj fr die Durchsicht des Manuskriptes,
fr einzelne Mitteilungen aber den Kollegen
J. Cvijic,
P. Popovic
und J. Radonic in Belgrad B. Conev in Sofia L. Niederle in
Prag und K. Radcenko in Nezin; endlich Herrn Generalmajor
V. Krajnc fr die Mitarbeit beim Sachregister.
,
Wie
ich
mir die Darstellung der neueren Litteraturen nach
zeigt meine bersicht der Sd-
denselben Grundstzen denke,
slawischen Litteraturen
S.
194245
in
der
Kultur der Gegenwart
I,
(Leipzig, B. G. Teubner).
Graz. Ende Mai
1908.
M. Murko.
9,
Schreibung und Aussprache.
Die
alte
und neue
cyrillische
und
werden
die glagolitische Schrift
der Wissenschaft blichen Weise und nach der heutigen
Graphik der lateinisch schreibenden Sdslawen umgeschrieben.
nasaliertes o, franz. on in long; e
Vokale, a
nasaliertes e,
franz. in in fin; e (cyrillisch t) ist ein ursprnglich geschlossenes e,
das noch heute auf weiten sdslawischen Gebieten so gesprochen wird
doch der Umstand, dafs es im glagolitischen Alphabet zugleich ja bezeichnet, lehrt, dafs die Aussprache des e teilweise auch diesem Laut
nahe stand wie noch heute in ostbulgarischen Dialekten (die Umschreibung mit e empfiehlt sich nicht, weil sie zur cechischen Aussprache verleitet); y bezeichnet wie im Russischen einen am harten
Gaumen gebildeten u-Laut mit i-Artikulation der Lippen, der in den
sdslawischen Sprachen bald in i berging (daher z. B. Ryla und Rila);
t ein entrundeter -Laut, wie er etwa im engl, bird vorliegt; b ein
zwischen einem kurzen e und i in der Glitte liegender Laut (die Umschreibung dieser beiden Halbvokale mit , i ist irrefhrend); im
Russischen ist t heute blofs Erweichungszeichen, i. aber zwecklos,
weswegen es in der Transskription weggelassen wird).
ch;c
Konsonanten. h
tsch, s
seh (tonlos,
scharf").
z
franz. j (seh tnend, * weich); c
ts (deutsch z, tz), s
tonloses
(scharfes) s (ss, fs), z
franz. z, tnendes s im deutschen Rose; c
erweichtes c, eigentlich t (daher auf Karten noch die alte Schreibung tj,
z. B. Niksitj
Niksic; das polnische c ist verschieden,'; Ij, nach Danicic im
Wrterbuch der Agramer Akademie I
erweichtes 1, ital. gl nj. nach
Danicic li wie im Polnischen oder n im Bhmischen == erweichtes n,
franz. -ital. gn; gj (z. B. Gjorgje), hufig noch dj geschrieben (z. B. im
Namen Djakovo, aber nicht empfehlenswert, weil wirkliches dj im Serbokroatischen daneben vorkommt', nach Danicic d
erweichtes d v
w
(im Auslaut natrlich f, daher Umschreibungen von bulgarischen
Namen wie Iwanoff), r und I in scheinbar unaussprechlichen Gruppen
nach der
in
'
sind vokalisch.
Die
Namen
erscheinen in der ursprnglichen griechischen oder
Form; nur solche Latinisierungen, die sich vollstndig eingelebt haben, wie z. B. Cyrill fr Kyrill, wurden beibehalten.
Die slawischen Namen werden in der Regel in ihrer alten Form wiedergegeben.
in ihrer slawischen
Inhalt
Seite
I.
Zum
Verstndnis der heutigen ethnojrraphischen und kulAbturellen Verhltnisse.
Kroaten und Serben.
hngiofkeit der Litteratursprachen von historischen und
politischen
II.
Momenten.
Statistische
Historische Notizen ber die
Angaben
Einwanderung der Sdslawen,
ihre Staatengrndungen, Christianisierung ui.d ursprngliche Kultur
Die Slawenapostel Cyrill und Method
Die Anfnge der kirchenslawischen Litteratur in
Mhren und Pannonien
IV. Die ltesten litterarischen Denkmler der Slowenen ...
V. Die altkirchenslawische Litteratur in Bulgarien
1. bersicht.
Die theologische Litteratur
2. Chroniken. Physiologus. Mangel wissenschaftlicher
III.
Litteratur
3.
4.
Die apokrj'phe Litteratur.
Prosadichtungen
Die Bogomilen
....
19
36
36
vo4
57
57
76
82
95
VI. Die slawische Kirchensprache bei den Kroaten an der
adriatischen Kste. Die ltesten Chroniken der Kroaten
und Serben
100
VII. Schlufsbetrachtungen ber das altkirchenslawische Schrift-
tum
108
VIII. Die Litteratur des zweiten bulgarischen Reiches (Mittel-
bulgarische Periode)
IX. Serbien als Mittelpunkt der kirchenslawischen Litteratur
am Ausgange
1.
des Mittelalters
Geschichtliche Bemerkungen und allgemeine Cha-
2.
Die liturgische
3.
bersetzungen auf dem Gebiete der weltlichen
133
133
rakteristik
und
theologische
bersetzungs-
litteratur
Litteratur
4 Originalleistungen auf dem Gebiete der geistlichen
und weltlichen Litteratur
X. Bosnien
112
144
147
155
16^
XI. Die kirchenslawische Litteratur der Kroaten an der Adria
XII. Mittelalterliche romantische Stoffe bei den Kroaten und
181
Serben
XIII. Die Trkenherrschaft und ihre Folgen.
alter der Sdslawen
Das
epische Zeit-
185
Anmerkungen
Die wichtigsten bibliographischen Hilfsmittel.
ZustzeundVerbesserungen
Personen-undSachregister
174
207
220
226
227
I.
Zum
Verstndnis der heutigen etiinograpliischen und kultureilen
Kroaten und Serben.
Verhltnisse.
Abhngigkeit der Litteratursprachen von historischen und
Statistische Angaben.
politischen Momenten.
\'om Gailtal im sdwestlichen Krnten bis zum Schwarzen
Meere und vor die Tore von Konstantinopel, von der Drau in
Ungarn bis zur Bojana und in Makedonien bis nach Saloniki
wohnen gegen 16 Millionen slawischer Bevlkerung, deren Sprache
heute eine ununterbrochene Kette von allmhlich ineinander
bergehenden Dialekten bildet. Aus diesen sind im Laufe der
Zeit drei Schriftsprachen hervorgegangen, die slowenische, die
kroatische oder serbische, daher auch kroatoserbische oder serboFrher war die Zahl
kroatische genannt, und die bulgarische.
dieser Namen viel grfser, da im Westen des Sprachgebietes der
allgemeine slawische
Name
(slovinski
sclava, sclavica, sclavonica. sclavonesca,
slovenski
ital.
einer falschen gelehrten Kombination der illyrische
dem aber noch
verschiedene
(sogar steirisch und krirntisch
Provinzialnamen
!)
lingua
lat.
schiava) oder infolge
dalmatinisch
(ilirski),
wie
aufser-
krainerisch
ragusisch
bos-
Als Trger dieser heute
Schriftsprachen
ziemlich stark ausgeprgten
finden wir aber vier
historische und nationalpolitische Individualitten, die Slowenen,
Kroaten, Serben und Bulgaren. In diesem Sinne gibt es im
slawischen Sden auch drei, beziehungsweise vier Litteraturen.
Einer besonderen Aufklrung bedarf das Verhltnis zwischen
den Kroaten und Serben, das eines der interessantesten sprachlichen, ethnographischen und politischen Probleme genannt werden
nisch, slawonisch gebraucht wurden.
kann.
Von
allen
Merkmalen
eines
\'olkstumes
das sicherste die Sprache, aber gerade diese
gilt
heute als
uns hier vollVersuche, nach gewissen dialektischen
stndig im Stich, denn alle
Murko, Geschichte der sdslawischen
Litteraturen.
lfst
Merkmalen
eine serbische
und
eine kroatische Sprache zu kon-
einem der beiden \'olksund die Sprachwissenschaft hat unter dem Einflufs der auch sonst unhaltbaren
Stammbaumtheorie, die auch hier ihre ste haben wollte, nur
\'crwirrung in diese Frage gebracht (hauptschlich durch Mik-
struieren
oder gewisse
stmme zu
Dialekte
mit
identifizieren, sind klglich gescheitert
und die ihm folgenden deutschen Linguisten;. Auf dem
ganzen Sprachgebiete finden wir im Grunde genommen dieselbe
Volkspoesie, die allerdings nicht berall in gleicher Weise fortlebt, aber auch hierin berhren sich die dem westeuropischen
Kulturleben nherstehenden Kroaten mit den Serben in Syrmien
Trotz der religisen Spaltung in
und im sdlichen Ungarn.
Katholiken, Orthodoxe und Mohammedaner stimmen auch die
nationalen Rechtsrnstitutionen (vgl. vor allem die Zadruga oder
Hauskommunion), die Sitten und Gebruche berein. soweit sie
nicht unmittelbar mit der Religion zusammenhngen; doch sind
selbst diese z. B. anlfslich der hohen Feiertage bei den Christen
an vielen Orten geradezu identisch, so dafs hier bei weitem nicht
solche Unterschiede konstatiert werden knnen, wie selbst zwischen
katholischen und protestantischen Sddeutschen, ganz abgesehen
davon, dafs sich die rmisch-katholische und griechisch-orientalische
(orthodoxe) Kirche viel nher stehen als die katholische und
protestantische. Trotz aller Gegenstze illustriert das Verhltnis
losich
der Religionen
am
besten das
allgemein verbreitete Sprichwort:
ist lieb, mag er welchem
Glauben immer angehren).
In den zahlreichen gemischten
Gegenden herrschen zwischen den Katholiken und Orthodoxen
Beziehungen, von denen z. B. Russen und Polen keine \*orstellung haben, weshalb sie dieselben von ihrem Standpunkte
aus nie richtig beurteilen knnen. Auch die mohammedanisierten
Grundherren von Bosnien und Herzegowina, welche die nicht
zahlreich eingewanderten Osmanen nie leiden konnten und sie
auch vollstndig slawisiert haben (trkische Inschriften auf
Strafsentafeln in manchen bosnisch - herzegowinischen Stdten
drfen nicht in-efhren), fhlen sich mit ihren Bauern als ein
ethnisches Ganzes und der bliche Ausdruck unser \'olkc (nas
narod) hat da einen viel tieferen Sinn als anderswo. berhaupt
brat
je
spielt
so
mio. koje vjere bio (der Bruder
das
dafs in
Wort
unsere eine grofse Rolle
in
verschiedenen Gegenden auch die
der Terminologie,
Sprache
einfach
dem
naski^) genannt wird,
den Parteien stehen oder
dem einen oder anderen Namen ausweichen wollen. Anthropologische Merkmale mssen nach Landschaften 2) bestimmt
werden, denn ein dalmatinischer Serbe steht dem dortigen Kroaten entschieden nher als seinem Namensbruder in Sdungarn
oder Serbien; daher wirken Schdelmessungen nach Kroaten
die unsere (sogar mit
nicht etwa blofs von Leuten,
adverbiellen
die ber
und Serben einfach lcherlich. Bezglich der Rasse, die ebensowenig rein geblieben ist wie anderswo in Europa, mufs man sich
vor Augen halten, dafs in Kroaten und Serben zahlreiche Romanen der adriatischen Kstengebiete und rumnische Wanderhirten, aber auch smanen, Albanesen und Griechen aufgegangen
Fr alle sprachlichen und ethnographischen Fragen ist
sind.
auch der Umstand wichtig, dafs infolge der Trkennot grofse
Wanderungen nach Norden und Westen stattgefunden haben,
was starke Mischungen und Ausgleichungen vorhandener Unterschiede zur Folge hatte.
So wird es begreiflich, dafs niemand ber die Grenzen der
Kroaten und Serben eine halbwegs befriedigende Auskunft geben
kann, da es objektive Merkmale dafr nicht gibt.
oft auf die Schrift,
doch
kommt man
Man
selbst in der
verweist
Gegenwart
damit nicht aus; lateinisch schreiben ja nicht blofs die Kroaten,
sondern auch solche Katholiken im sdlichen Dalmatien, die sich
als Serben bekennen, ebenso die nach Sdungarn eingewanderten
katholischen Bunjevci
und Sokci
die
sich
ber ihre nationale
Zugehrigkeit noch nicht klar sind (die ungarische Statistik, die
im Gegensatze zur sterreichischen Serben und Kroaten getrennt
zhlt,
lfst
diese
Hunderttausende
Nationalitten aufgehen),
und
die
einfach
in
den
anderen
Mohammedaner von Bosnien
und Herzegowina, die man aber deshalb noch nicht fr Kroaten
erklren kann. Die Sache wird noch mehr verwickelt, wenn
man in die Vergangenheit blickt. Die lateinische Schrift kam
fr die
15.
in
Volkssprache berhaupt erst
in
der zweiten Hlfte des
Jahrhunderts in Gebrauch; die glagolitische Schrift, die heute
der Kirche bei einem Teile der Kroaten fortlebt, war ur-
Vlkern gemeinsam und \vurde durch die
den Serben abgelst, sondern auch bei
ausgesprochenen Kroaten in Dalmatien (eine Inschrift von 1185
auf der Insel Brazza, Kopie einer dortigen gleichzeitigen Urkunde
sprnglich
beiden
cyrillische nicht blofs bei
1*
aus Lesina
vom Jahre
1250,
ausdrcklich kroatisch nennt),
sie die
das Statut von Poljica, das sich
und
in
hervorragendsten Geschlechter
Kroatien selbst brauchten
in ihren
Urkunden
bis ins
von der bosnischen Abart der
welche hauptschlich in den
cyrillischen Schrift (bosanc-ica),
katholischen Klstern, deren Angehrige sich heute durchwegs
als Kroaten fhlen, bis zum 18. Jahrhundert und beim mohammedanischen Adel sogar bis auf unsere Tage blich war, ganz ab.
Auch das religise Kriterium ist nicht ganz ausschlaggebend.
Nach den im nahen Orient herrschenden Begriffen und dank der
kirchlichen Organisation bekennen sich heute wohl die meisten
mehr oder weniger gebildeten Orthodoxen des serbokroatischen
Sprachgebietes als Serben ^), doch gab es noch vor kurzem unter
den kroatischen Grenzern und unter den schon seit dem dreifsigjhrigen Krieg bekannten kroatischen Heerscharen auch viele
Ein ausOrthodoxe, die sich heute Serben nennen wrden.
gesprochen serbisches Gefhl zeigen andererseits die allerdings
nicht besonders zahlreichen Katholiken in Ragusa, wo die Majoritt
Der dalmatinischkroatisch ist, und in den Bocche di Cattaro.
Ruhmesblatt
in
der sdslawischen
ragusanischen Litteratur, die ein
Litteraturgeschichte bildet, wollen auch diejenigen Serben nicht
entsagen, die theoretisch vom Abendlande, dem Lateinertum und
dem Jesuitismus nichts wissen wollen, obgleich dieser im niedergehenden Ragusa, das noch am Ende des 18. Jahrhunderts
Katharina II. von Rufsland eine orthodoxe Kirche in seinen
Mauern nicht gestatten wollte, in hoher Blte stand (Russen wie
Lipovskij, N. Petrovskij u. a. bleiben sich da allerdings konsequent).
Ganz hinfllig wird indes die Scheidung nach dem
Glaubensbekenntnis dadurch, dafs Kroaten und Serben in gleicher
Weise trachten mssen, die zahlreichen Mohammedaner zuerst in
Bosnien und Herzegowina fr ihre nationale Idee zu gewinnen,
denn diese knnen nicht durch Ausrottung wie in Montenegro
an der Scheide des 17. und 18. Jahrhunderts oder durch Auswanderung wie in Serbien beseitigt werden.
Sogar die Zugehrigkeit zu staatlichen Gebilden entscheidet
die Frage nicht.
Serbien und Montenegro sind allerdings ausschliefslich serbische Staaten, doch auf Kroatien (mit Slawonien)
liefs sich die ungarische (brigens auch von modernen Geographen
vertretene) Theorie von der politischen Nation nicht bertragen,
16.
Jahrhundert.
Dabei sehe
ich
dafs
SO
es
daselbst
eine
starke
und
einflufsreiche
serbische
der Bevlkerung des Landes) gibt,
wie umgekehrt eine kroatische in Bosnien and Herzegowina da sich
hier auch unter den Katholiken ein modernes Nationalgefhl ausMinoritt (25,5
"/o
brigens ber-
gebildet hat (nicht erst nach der Okkupation!).
lebte der
Name
Trkisch-Kroatien fr das nordwestliche Bosnien
(Sandschak Banjaluka) auf lteren Karten und
in
geographisch-
Der Versuch
womit der serbischen und kroatischen Propaganda die Spitze htte abgebrochen werden sollen,
war am Ende des 19. Jahrhunderts von vornherein aussichtslos,
historischen Schriften
auch die Trkenherrschaft.
mit der bosnischen Sprache,
bte die erwartete
Wirkung
aus und wurde auch
nicht einmal auf die
Mohammedaner
wieder fallen gelassen (1907).
Das merkwrdige Verhltnis zwischen Kroaten und Serben
offiziell
nur durch die geschichtliche Entwicklung zu erklren
wie
im grofsen und ganzen heute sprachlich und ethnisch ein
Volk sind, so waren sie es seit ihrer Einwanderung in ihre
heutigen Wohnsitze, fielen aber hier der grofsen kirchlichen und
politischen Spaltung zwischen dem Morgen- und Abendlande zum
Opfer, jedoch nicht sogleich und nicht ganz.
Zuerst grndeten
in den nordwestlichen Sprachgebieten die Kroaten einen Staat,
dessen Frst Tomislav sich bereits um 925 die Knigskrone, die
lteste der habsburgischen Monarchie, aufs Haupt setzte.
Die
ist
sie
kroatischen Knige, die das frnkische Hofzeremoniell mit seinen
zahlreichen
Wrdentrgern nachahmten, schlssen
sich endgltig
rmischen Kirche und abendlndischen Kultur mit ihrem
Latein an, obgleich auch die Kroaten kurze Zeit zwischen Rom
der
und Byzanz, das noch
die adriatischen Kstenstdte beherrschte,
hin und her pendelten und die slawische Liturgie nach griechischem
den rmischen ersetzt wurde,
Teil bis auf den heutigen Tag bewahrt haben.
Die sdwestlichen Sprachgebiete, mit Dioklea (Montenegro und Oberalbanien) als Mittelpunkt, schwankten aber unter sich befehdenden
Frsten noch durch ganze drei Jahrhunderte zwischen West- und
Ostrom, bis Stefan Nemanja, der in der Nhe von Podgorica
Ritus,
der erst allmhlich durch
zum
Montenegro) katholisch getauft worden war (angeblich 1122
weiter im Osten, im heutigen Novi pazar und Altserbien, den serbischen Staat als Grofszupan von Ras (ungefhr
seit 1171) konsolidierte und aus politischen Grnden die Orthodoxie
(in
oder 1123),
zur Staatsreligion erhob, da er zuerst Schutz bei Byzanz suchte
und dann
sein
Reich auf Kosten desselben erweitern wollte.
Sein
Sohn Stefan der Erstgekrnte neigte wieder zum Abendlande
und holte sich die Knigskrone aus Rom (1217), so dafs erst
Bruder Sava. der vom Athos ber Nika als autound dem Lande seine
Hierarchie gab, den byzantinischen Einflufs auf allen Gebieten
dauernd zur Geltung brachte.
Die Grenzen der beiden Staaten wechselten oft und stark
sein jngster
kephaler Erzbischof zurckkehrte (1219)
zeitweise
Knige
erstreckte
bis
sich
zum Drin
Staatengebilde
in
in
z.
B.
die
Oberhoheit der kroatischen
Albanien^*).
Dazu
Bosnien und Herzegowina,
traten noch
in
denen
neue
bis
zu
ihrem Untergange rmische und schwchere byzantinische Einflsse im Kampfe lagen, meist aber die beiden Kirchen feindliche
Sekte der Bogomilen herrschte.
wenn im
Es war daher absurd,
Jahrhundert nach den Nachrichten des Konstantin
Porphyrogeneta aus dem 10. Jahrhundert
nebenbei bemerkt
aus einer Periode des Tiefstandes des kroatischen Staates
nicht
19.
blofs
Politiker,
die nationalen
Dem
sondern auch Linguisten und Philologen
und sogar sprachlichen Grenzen bestimmen wollten.
wurden dia-
oberflchlichen kaiserlichen Geschichtschreiber
und ethnographische Kenntnisse zugemutet, die er unmglich haben konnte, und man bersah dabei ganz, dafs sich
andere byzantinische Chronisten des 11. bis 12. Jahrhunderts in
lektische
derselben
Lage befanden wie wir heutzutage; denn Johannes
vom Volk der Serben die auch Kroaten ge-
Skylitzes spricht
nannt werden, Zonaras aber umgekehrt
vom Volk
der Kroaten,
das einige auch Serben nennen.
Die beiden Namen waren eben durch den in seinem Umfange wechselnden kroatischen und serbischen Staat*) zur Geltung
gekommen und dabei blieb es auch in den folgenden Jahrhunderten. Die Kroaten traten zwar nach dem Aussterben ihrer
nationalen Dynastie in staatliche Gemeinschaft mit Ungarn (1102),
verstanden es aber unter allen sdslawischen Vlkern allein, durch
alle Jahrhunderte die Kontinuitt ihrer staatlichen Individualitt
zu bewahren und in historisch wichtigen Momenten mit Nachdruck zum Ausdruck zu bringen, so z. B. nach dem Aussterben
der Arpaden (1301), bei der Wahl des Kaisers Ferdinand I. zu
ihrem Knig (1527) und bei der Annahme der Pragmatischen
Sanktion (schon 1712,
bekanntlich auch
in
Ungarn
1723):
staatsrechtlich
heute das in der inneren X^erwaltung.
bilden
in
der
im Kultus und Unterricht autonome Kroatien und Slawonien
innerhalb der Lnder der ungarischen Krone und Dalmatien als
nach dem Ausgleichsgesetze vom Jahre 1867 in sterreichischer
\'erwaltung belassenes Kronland ein Ganzes, was in offiziellen
Titeln, wie in dem des Banus und des kroatischen Landtages,
zum Ausdruck kommt. Die Erinnerungen an diesen historischen
Justiz,
Zusammenhang
des
-dreieinigen Knigreiches spielten zu allen
und trugen namentlich im 19. Jahrhundert zur Entstehung einer gemeinsamen Schriftsprache aller
Zeiten eine wichtige Rolle
Kroaten und naturgemfs auch der Serben
Noch mehr
der serbische
bei.
befrderte die \'erbreitung eines zweiten
Namens
wurde zwar durch die Trken (1389,
die Reste 1459) vernichtet, doch sein Andenken lebte in der
nationalen Kirche und in herrlichen epischen Liedern fort, bis
er im Anfange des 19. Jahrhunderts wieder erstand.
Als dann
Einflsse
der modernen Ideen auch im slawischen
unter dem
Sden die nationalen Einheitsbestrebungen in den Vordergrund
Staat;
er
traten, siegten nicht blofs bei
den Serben, sondern nach einigen
Versuchen mit allgemeinen Bezeichnungen (illyrisch, sdslawisch)
auch bei den Kroaten die geschichtlichen Namen. Infolge der
grolsen Vernderungen, die im Laufe der Zeiten auf der Balkanhalbinsel vor sich gegangen sind, ringen beide gleichberechtigte
Namen allerdings heute teilweise auf ganz anderen Gebieten um
Geltung als ehemals.
An manchen Orten, z. B. in Ragusa,
waren frher beide Namen wenig bekannt, was bei ihrer Natur
ganz begreiflich ist.
Die Geschichte wirkte aber nicht blofs trennend sondern
auch vereinigend auf Kroaten und Serben. Der alte kroatische
und serbische Staat htten bei lngerer Dauer und voller Selb,
stndigkeit wahrscheinlich zwei schrfer geschiedene Kulturtypen
hervorgebracht,
doch die Trkenherrschaft, unter die auch die
Mehrzahl der Kroaten geriet, wirkte nivellierend und hatte eine
starke Rekreation der nationalen Elemente des Volkslebens zur
Folge, um das sich die Trken bekanntlich wenig kmmerten.
Daher erklrt sich auch die grofse ethnographische Frische beider
Vlker. Die sterreichischen Trkenkriege, die Einwanderung
der Serben in sterreichische und venezianische Gebiete zur
Strkung der kroatischen Vormauer des Christentums, die Befreiung Serbiens, die staatliche Ausgestaltung Montenegros und
endlich die sterreichisch-ungarische Okkupation von Bosnien und
der Herzegowina brachten
dann ebenfalls ausgleichende
europische
brigens schon im Mittelalter auch
sdlich der
Einflsse,
die
Save strker waren,
als
man gewhnlich
mittel-
An
meint.
der ganzen adriatischen Kste waren aber immer alte romanische
und spter
italienische Einflsse
sich weit ins Innere,
nicht
etwa
sehr mchtig und
blofs
in
das Tal
erstreckten
der Narenta
und der brigen, dem Adriatischen Meere zustrmenden Flsse,
sondern auch in die Gebirgsgegenden der Herzegowina und
Montenegros. Um fr diese Behauptungen ein besonders charakteristisches
Beispiel
der materiellen Kultur herauszugreifen
er-
Haus der Kroaten und Serben
in den dalmatinischen Kstengebieten und in der grfseren westlichen Hlfte von Montenegro und der Herzegowina das einfeurige Kaminhaus der romanischen Lnder reprsentiert, whrend
whne
ich,
in alle
brigen Gebiete der Kroaten und Serben,
dafs das volkstmliche
bis" in die
sd-
von Montenegro, das oberdeutsche zweifeurige
Kchenstubenhaus der Alpenlnder vorgedrungen ist^).
Alle diese Erwgungen, die im Laufe der Darstellung verstrkt werden sollen, mssen daher zur Vorsicht mahnen, damit
man infolge des erfreulichen Aufschwungs der byzantinischen
Studien die Serben nicht allzusehr fr Byzanz reklamiert, andrerV^ielseits aber die Kroaten ganz dem Abendlande zuspricht.
mehr bilden beide Vlker schon nach ihrer Lagerung auch den
entsprechenden kulturellen bergang von den Slowenen, die
frhzeitig ganz dem romanisch - germanischen Kulturkreis verfallen sind, zu den Bulgaren, bei denen byzantinische und berhaupt orientalische Einflsse am strksten die Herrschaft erlangt
haben. Damit stimmen mit gewissen Vorbehalten auch die Beobachtungen des Erforschers der anthropogeographischen Probleme der Balkanhalbinsel, J. Cvijic*'), welcher einem byzanstliche Spitze
tinisch-aromunischen
(-zinzarischen) Kulturkreis
Ostrumelien, Makedonien,
Thrakien,
Griechenland mit Epirus und
zuweist, einem patriarchalischen
hingegen Bosnien, Herzegowina, Montenegro, Nordund Mittelalbanien, die Gebirgsgegenden Sdalbaniens (bis auf
die Kstengebiete), Serbien mit Altserbien und Nord-
das sdlichste Albanien
_
bulgarien
mit Ausschlufs der stlichen Kste.
entsprechen der geographischen Gliederung und
Diese Grenzen
dem Gebiete
mediterranen und mitteleuropischen Klimas; ebenso decken
des
sie
den Grenzen der Herrschaft der griechischen
und lateinischen Sprache im rmischen Reich "). Auf kleine Gesich so ziemlich mit
biete,
Cvijic
auf die dalmatinischen Stdte,
hauptschlich
den italienischen
Norden von Serbien den mitteleuropischen
in
den Stdten
des
beschrnkt
Kulturkreis und auf noch kleinere im
Inneren
mit
dem
der brigens auch
frheren
byzantinisch-
GeDafs die beiden
letzten Kulturkreise immerhin auf die Kroaten und Serben wirksamer waren, wurde schon angedeutet.
Diesen historischen und natrlichen \'erhltnissen entsprechend
beruhte daher die ltere Litteratur der Serben und Kroaten, inzinzarischen Emdringling (durch die Kirche,
die Kaufleute.
werbetreibenden und Wirte) im Kampfe liege.
sie bei den letzteren berhaupt slawisch war, auf derselben
Seit
Grundlage und hatte immer einzelne Berhrungspunkte.
dem berwiegen der abendlndischen Einflsse machte sich dann
So
fters ein Gefhl der Zusammengehrigkeit bemerkbar.
soweit
wollten
die
slowenischen
Protestanten
mit ihren glagolitischen
und cyrillischen Drucken die Kroaten und Serben, ja sogar die
Bulgaren und die slawischen Trken fr die neue Lehre gewinnen. Ihrem Beispiele folgte die ppstliche Gegenreformation,
die von Dalmatien und Ragusa aus die Hebel zur Wiedergewinnung des Balkans ansetzte. Die universellen Bestrebungen
des Humanismus und der katholischen Kirche legten daher die
Grundlage zur allmhlichen Entstehung einer gemeinsamen Schriftsprache der Kroaten und Serben; speziell die Jesuiten blieben
auch im slawischen Sden ihrem Grundsatze treu dafs in die
,
Litteratur
der
am
meisten verbreitete Dialekt einzufhren
sei.
Als dann im 19. Jahrhundert auch die Serben die reine
Volkssprache zu schreiben anfingen, konnte bald direkt der Grundsatz der Identitt der Schriftsprache
werden.
Am
vernnftigsten
benahm
beider
Stmme
sich aber das
proklamiert
Volk
selbst:
Kmpfe mit den
Trken, wanderten von Altserbien und der Donau nach Westen
und umgekehrt von der Adria nach Osten, Das Volkslied einigt
Volkslieder,
namentlich die epischen ber die
sogar die Bekenner der drei Religionen, denn es zeigt dieselbe
Sprache und Form, sogar den gleichen Gehalt, allerdings in ver-
10
schiedencr Beleuchtung; aber selbst hier stehen sich die Christen
ohne Unterschied und die Trken als vornehme Gegner gegenber, wie es sich fr gute (edle, tchtige) Helden geziemt.
Trotz aller dieser gnstigen Umstnde ist jedoch in der
Litteratur selbst noch immer nicht die gleiche Einigkeit vorAbgesehen von den verschiedenartigen Idealen, die
handen.
darin ihren Ausdruck finden, bildet noch immer die Schrift eine
Auch sind die \'erhltnisse zwischen
allzu starke Scheidewand.
namentlich wenn
Kroaten und Serben nicht immer idyllisch
und politische Instinkte von der Presse und den
Parteien geweckt werden; denn bekanntlich kann es keinen
rgeren Hafs geben als zwischen feindlichen Brdern.
Die moderne Kultur, welche in der Annherung der sdslawischen Stmme im 19. Jahrhundert Grofsartiges geleistet
hat, wird jedoch die bestehenden Gegenstze immer mehr und
,
religise, soziale
mehr
ausgleichen.
So wird
z.
B. der Unterschied in der Schrift
auf den zwischen der lateinischen und deutschen
Schrift bei den
Deutschen herabsinken. Wie die Dinge schon heute liegen, ist
die Frage, ob Serbe oder Kroate, oft nur eine Sache des Gefhles
der grfseren Assimilationskraft der Gesellschaft
^)
der
Wiederbelebung oft sehr alter, historischer Erinnerungen, berhaupt einer geschickten Propaganda; denn im Grunde genommen
sind die letzten Ziele nur ein grfseres Kroatien innerhalb der
habsburgischen Monarchie (daher die den Kroaten gemachten
Vorwrfe des Austriazismus) oder ein grfseres Serbien, in dem
Da aber die Redie fhrende Rolle noch nicht verteilt ist.
alisierung solcher Wnsche noch in der Ferne schwebt und selbst
nach Erfllung der khnsten Trume gerade in den umstrittenen
Gebieten die Anhnger beider Parteien nebeneinander zu leben
gezwungen wren und
noch
in
hherem Grade
die
gleichen
geistigen und materiellen Interessen htten, so wird an ihre ein-
Mnner immer von neuem die Aufgabe herantreten,
den Sieg der Vernunft zu wirken.
Bemerkenswerte \'erhltnisse finden wir auch an den Grenzen
sichtsvollen
fr
der
drei
Litteratursprachen
fr
die
ebenfalls
historische
und
Momente mehr mafsgebend waren als sprachliche MerkNach unseren heutigen linguistischen Kenntnissen wird
politische
male.
auch niemand feste Grenzen zwischen nahe verwandten Sprachen
oder s:ar Dialekten erwarten. In den drei nordwestlichen Komi-
11
von Kroatien (im ehemaligen Provinzialkroatien) finden
wir einen Dialekt, der nach der Mehrzahl der charakteristischen
taten
Merkmale mit dem Slowenischen,
mit seinen nordsthervorragenden Sprachforscher, von Kopitar und Safafik angefangen, und auch Ethnographen wie Czoernig haben daher diese Kroaten sprachHch zu
den Slowenen geschlagen, und ihr interessanter Dialekt, der verhltnismfsig keine geringe Litteratur entwickelt hat und bis 1835
lichen
Dialekten
als Schriftsprache blich
in
speziell
Alle
bereinstimmt.
war, fand leider nicht einmal
Aufnahme
das grofse Wrterbuch der kroatischen oder serbischen Sprache,
das die sdslawische Akademie
der Wissenschaften
in
Agram
Als jedoch 1830 die Frage einer gemeinsamen Schriftsprache aufgeworfen wurde, antwortete J. Derkos, ein junger
Jurist, in seiner lateinischen Broschre Genius patriae (Agram
Wir wollen eine gemeinsame
1832) den Philologen ganz ruhig
Schriftsprache aus den Dialekten dieser drei Knigreiche (d. h.
Kroatien, Dalmatien und Slawonien) seit den Zeiten des Knigs
von Kroatien und Dalmatien, Peter Kresimir, verbindet uns das
festeste Band, eine brderliche und eine gewisse mystische Liebe
(mysticus aliquis
amor) die alle Herzen umschlingt
mit
Krain und Steiermark haben wir dagegen nichts gemeinsam.
Das war die allgemeine Ansicht, die seit 1835 auch in die Praxis
umgesetzt wurde, so dafs wir in Agram das interessante Beispiel
einer Hauptstadt und eines geistigen Zentrums haben, das seinem
ausgebildeten Dialekte entsagte, um eine hhere Kultureinheit
herausgibt.
schaffen zu knnen.
Die geschichtlichen Bande waren in Kroatien so mchtig,
Slowenen nicht einfiel, die dortigen Dialektgenossen
fr sich reklamieren zu wollen.
Anders gestalten sich die Verhltnisse zwischen Serben und Bulgaren.
Aus den Bewohnern
dafs es den
der
sdstlichen Gebiete Serbiens htten ebensogut Bulgaren
gemacht werden knnen, wie aus den angrenzenden bulgarischen
Sopen bis Sofia Serben. In der Tat war im trkischen Ferman
ber
Errichtung
des bulgarischen Exarchats (1870) die
Bistums sogar in Nis, also in der heutigen
zweiten Hauptstadt Serbiens, in Aussicht genon\men.
In beiden
Gebieten mssen jetzt die staatlichen Grenzen erst ihre Wirkung
die
Grndung
eines
auf die Verkehrssprache
liche
ausben und verbrgen auch eine friedEntwicklung. Anders ist es im Gebiete von Skopje (Ueskb),
12
den Serben erst nach langwierigen Bemhungen und
heftigen Kmpfen gelungen ist, einen Bischof zu erringen (Bischof
Firmilijan wurde 1899 gewhlt, aber erst im Frhjahr 1902
und berhaupt im nordwestlichen Makedonien^),
konsekriert)
durch welches sie den Weg zum gischen Meere bei Saloniki
Hier wird der Kampf mit der Kirche und
finden mchten.
wo
es
Schule, mit Priestern und Lehrern, aber auch mit terroristischen
Mitteln gefhrt. Sprachliche Momente und selbst historische verfangen hier wenig. Das alte bulgarische Reich und ebenso das
alte Serbien haben Makedonien beherrscht und Spuren ihrer
Kultur zurckgelassen, die Serben speziell auf dem Gebiete der
Architektur und Litteratur mehr, weil sie erst am Ausgang
Einzelne und nicht geringfgige
des Mittelalters dort waren.
>Serbismen gehen
in
der Tat sehr weit,
wenn auch
die
der dialektischen Merkmale fr die Bulgaren spricht.
Mehrzahl
Doch das
wrde den Bulgaren wenig helfen, wenn sie nicht viel frher
die Serben eine wirksame Propaganda begonnen und sich
nicht vor allem im Exarchat die krftigste Sttze ihrer Nationalitt
errungen htten, so dafs sie in einem autonomen Makedonien
gewifs die Oberhand behalten wrden, wie z. B. seinerzeit in
Ostrumelien. das die Erwartungen der Diplomaten so grndlich
getuscht hat; kme es aber zu einer Teilung, so werden die
als
Grenzen nicht Philologen, denen man das zumutet, oder die sich
das einbilden, sondern Diplomaten und Strategen abstecken und
sich dabei um dialektische Merkmale wahrscheinlich ebensowenig
kmmern wie um wirtschaftliche Bedrfnisse, denen ihre Linien
genug geradezu Hohn sprechen.
Nach den bisherigen Ausfhrungen wird man es begreiflich
finden, dafs sich die Angehrigen der drei sdslawischen Litteratursprachen, die im Vergleich zu den nordwestslawischen Sprachen
und zum Russischen viele gemeinsame Zge haben, ohne grofse
oft
Schwierigkeiten verstndigen knnen. Namentlich fllt ins Gewicht die grofse bereinstimmung in der Lautlehre und im Wortschatz,
welchen nur
die
allzu
vielen
Fremdwrter (deutsche,
der \'olkssprache und
italienische, trkische, griechische u. a.) in
die allzu stark festgehaltenen trkischen in der Litteratur sowie
Besonders nahe stehen
Neologismen zersetzen.
Slowenen den Kroaten und Serben, so dafs bei gnstigeren
Verhltnissen auch sie ihrer Schriftsprache htten beitreten knnen,
ungleichartige
die
13
Bulgaren durch den Verlust der Deklination
und durch den Zuwachs eines nachgesetzten
dieser
Merkmale haben sie mit den Rumnen,
Artikels (einzelne
Neugriechen
gemeinsam) von den anderen mehr
Albanesen und
entfernt haben. Trotzdem verstndigt man sich auch in Bulgarien
whrend
und des
sich
dem
leichter mit
gleich
die
Infinitivs
dieses
dem
Serbokroatischen als mit
auf
die
Ausbildung
der
Russischen,
ob-
modernen bulgarischen
Schriftsprache hauptschlich in der Terminologie grolsen Einflufs
ausgebt hat,
der Schule gelehrt wird und durch die stlichen
in
zu den brigen Sdslawen hinberfhrt.
Die Frage, ob eine grfsere kulturelle Gemeinsamkeit zwischen
den Sdslawen in der Zukunft mglich wre, muls daher entschieden bejaht werden.
bulgarischen Dialekte
Der von Schltzer
gebrauchte
zuerst
ein rein geographischer Begriff,
dem
Name Sdslawen
nicht
immer der
ist
gleiche
Die Russen verstanden und verstehen
Inhalt beigelegt wird.
noch unter Sdslawen meist nur die Bulgaren und Serben, denen
sie ihr lteres Schrifttum zu verdanken haben, whrend man in
Bhmen damit meist die Slowenen, Kroaten und Serben bezeichnet.
In diesem Sinne ist das Wort eigentlich auch bei den
Kroaten aufzufassen, die am meisten fr eine sdslawische Idee
Manchmal denkt man sogar nur an die Kroaten
ttig waren.
und Serben um den beiden Namen auszuweichen. Jedenfalls
empfiehlt es sich
an dem zutreffenden geographischen Begriff
fr alle Sdslawen festzuhalten.
Um die litterarischen Leistungen der Sdslawen richtig zu
wrdigen, mufs man ein wenig auch die Verhltnisse und die
,
Strke
der die Litteratur produzierenden
und konsumierenden
Vlker^") kennen.
Die Slowenen bewohnen
Julischen Alpen, der
die
Hochgebirgslandschaften
der
Karawanken und der Sanntaler Alpen, das
Hochplateau des Karstes, grfsere Talgebiete der Drau, Save
und des Jsonzo und einen kurzen Streifen der adriatischen
Meereskste. Ihr Mittelpunkt ist Krain (nach der Volkszhlung
von 1900 bekannten sich 94,2*^/0 der Bevlkerung zur slowenischen
Umgangssprache) mit Laibach als Kulturzentrum. Diesen Kern
umgibt die slowenische Bevlkerung der sdlichen Steiermark
(31,2 *^o), Krntens (25,1 "/o, hauptschlich im Sdosten), von
Grz (Gradiska ist berwiegend friaulisch-italienisch), des Gebietes
von Triest (auch
die Stadt
14
zhlt
keine geringe Minoritt) und
im sdwestlichen
Ungarn, in Italien (Prfektur Udine) und im Auslande (ber
100000 in Nordamerika, wo auch slowenische Tagesbltter erscheinen) kann man die Zahl der Slowenen auf IV2 Millionen
des nrdlichen
kommt
doch
beziffern,
Mit den Bruchteilen
Istrien.
fr
hauptschlich die in
die Litteratur
sterreich konzentrierte Bevlkerung (ungefhr 1300000) in Betracht.
Bis auf
einige
Hundert Protestanten
in
Krnten und
Ungarn sind die Slowenen durchwegs rmisch katholisch. Dagegen brachten sie es bis in die
neueste Zeit zu keiner grfseren kulturellen Einheit wegen der
einige kalvinische Pfarren in
grofsen territorialen Zersplitterung, durch die
auch heute im
Kunst und
Wissenschaft ufserst geringe oder gar keine Landes- und Staatssubventionen zur \'erfgung stehen.
Einen Adel haben die
Slowenen nicht, ein ^Mittelstand ist namentlich aufserhalb Krains
erst in Bildung begriffen; dagegen stehen ihre Volksmassen,
entsprechend dem allgemeinen Gang der modernen Kultur von
Westen nach Osten, am hchsten unter den Sdslawen.
Eine grofse Mannigfaltigkeit bezglich der horizontalen und
Fortschritt
werden,
behindert
da ihnen
z.
sie
B.
fr
vertikalen Gliederung, des Klimas, der religisen, kulturellen und
von Kroaten und Serben bewohnten Lnder, deren stark entwickelter Partikularismus in der
Vergangenheit und in der Gegenwart daher zum Teil eine natrliche Erklrung findet.
In sterreich bevlkern die Kroaten und Serben den grfseren
Teil des mittleren und sdlichen Istrien (42,6'^'
der Gesamtbevlkerung im Jahre 1900) und ganz Dalmatien (96,65 "/o);
unter der St. Stefanskrone das autonome Kroatien und Slawonien
(2 101 580 bei einer Gesamtbevlkerung von 2 416 304), aufserdem
sdliche Striche Ungarns, namentlich im Banat und in der Backa
politischen Verhltnisse zeigen die
(639 169 ohne
die
den anderen Nationalitten verborgenen
in
ganz Bosnien und Herzegowina
wovon ber 160000 Rumnen im Nordosten abzuziehen sind) und Montenegro (Florinskij
erschliefst fr 1906 235650); in der Trkei Alt -Serbien, doch
bilden in diesem Wiegenlande des alten serbischen Staates orthodoxe Serben nur noch ein Viertel der Bevlkerung (die brigen
sind meist Albanesen
zum Teil slawische Mohammedaner) so-
katholischen Bunjevci und Sokci)
(1895: 1568092); Serbien (1905: 2,717444,
dann
strittige
Gebiete im nordwestlichen Makedonien (Florinskij
erschlielst fr 1906 in Alt-Serbien
in
lich die
tracht
und Makedonien 424000) und
(ber 100 000).
Mit Einschlufs der BruchLndern,
wobei,
wie
bei den Slowenen, namentanderen
das Vilajet Skutari
teile
15
in Amerika in BeGrund approximativer
fluktuierenden Auswanderer
hufig
kommen
bezifferte Florinskij
auf
Gesamtzahl der Kroaten und Serben fr 1906
Seelen.
In bezug auf die Religion
haben die Orthodoxen das bergewicht (nach Florinskij 55*^,'o),
dann folgen die rmischen Katholiken (mit 36 o, dazu kommen
aber nicht blofs 2000 Unierte in Kroatien, sondern schon 1900 in
Kroatien allein 12871) und die Mohammedaner (ungefhr 9^/0).
Katholisch sind Istrien, der grofsen Majoritt nach Dalmatien (nur
Orthodoxer), Kroatien und Slawonien (25,5 "0 Orthodoxer).
16,2
Hchst gering ist dagegen die Zahl der Katholiken im Banat, in
der Barka, in Serbien und Montenegro. Das bunteste Bild bieten
Bosnien und Herzegowina mit 43" Orthodoxer, 35*^/0 Mohamme-
Berechnungen
auf
mehr
als
die
Millionen
'^
daner und 22
"/o
Katholiken.
Aufser dieser durch ihre soziale
Stellung und ihre Zahl (Florinskij erschliefst fr 1906 ungefhr
668000) mchtigen islamitischen Bevlkerung von Bosnien und
Herzegowina gibt es noch gegen 100 000 serbisch sprechende
Mohammedaner
in
Alt-Serbien, die aber mit ihren albanesischen
Glaubensgenossen gleiche
religise, kulturelle
und
politische Ideale
besitzen.
Von
der grfsten Wichtigkeit
ist die Tatsache, dafs ungefhr
und Serben im Rahmen der sterreichischungarischen Monarchie leben und daher ihrem mchtigen Kultur-
64
''
der Kroaten
einflufs auf allen
Gebieten ausgesetzt sind.
es (nach Florinskij)
und Kroaten.
In
der Trkei gibt
dagegen nur noch ungefhr 5
aller Serben
'0
Trotz des teilweise stark ausgeprgten National"^
bewufstseins ist jedoch die Zahl der Bekenner der kroatischen
oder serbischen Nationalitt unbestimmbar, um so mehr als die
Mehrzahl der Mohammedaner noch in ihrer religisen Exklusivitt
verharrt, obgleich sich in Bosnien auch sie nicht blofs publizistisch,
sondern auch litterarisch schon stark bettigen (meist in lateinischer
Schrift).
Das Kulturzentrum der Kroaten bildet Agram, wohin
aber auch die Serben in Kroatien und Slawonien, fr die der
Patriarchensitz Karlowitz und die Klster der Fruska
serbische Athos-Berg)
geistige Mittelpunkte
sind,
Gora (der
immer mehr
Organisation
ihre
verlegen.
16
Eine wichtige Rolle
spielten
neuesten geistigen Leben ihres ganzen Volkes die Serben
sdungarischen
Donauecke mit Neusatz
Erst
Mittelpunkt.
seit
(serb.
Novi
im
in
der
Sad)
als
1870 bildete sich Belgrad zum litterarischen
Zentrum der Serben
aus. Dalmatien hat sich trotz seiner ruhmund knstlerischen Vergangenheit noch zu
keiner besonders bemerkenswerten Pflegesttte der Litteratur aufgeschwungen, obgleich es Kroaten und Serben bedeutende Talente
lieferte.
Montenegro hat zwar im 19. Jahrhundert zwei hervorragende Dichter aus dem frstlichen Hause aufzuweisen doch
im allgemeinen sind die Verhltnisse einer Kunstlitteratur bis auf
vollen litterarischen
Tag
den heutigen
Eine verhltnismfsig starke Pflege
ungnstig.
fanden dagegen Litteratur und Wissenschaft
in Bosnien und Herzeneben Sarajevo auch Mostar zu einem litterarischen Zentrum ausbildet. Trotzdem das Land, welches fr die
Entwicklung der gemeinsamen Schriftsprache der Kroaten und
Serben schon seit Jahrhunderten von grofser Bedeutung war,
erst 1878 der europischen Zivilisation zugefhrt worden ist,
spielte es bereits in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine wichtige Rolle, indem es den endgltigen Sieg der
gowina,
wo
sich
momentan denkbar besten
phonetischen Orthographie,
der
allen Litteratursprachen, auf
dem ganzen Sprachgebiet
In
des
dem von
in
entschied.
herausgegebenen Organ (Glasnik)
ihrer Zeitschrift fr das Schulwesen
der Regierung
Landesmuseums und
in
wird die Gleichberechtigung der lateinischen
und cyrillischen Schrift auf das peinlichste gewahrt, so dafs Artikel und selbst Notizen in beiden Alphabeten abwechseln. Dieses
Verhltnis kann als vorbildlich fr den weiteren Entwicklungsgang der Kultur bei den Kroaten und Serben genannt w^erden.
(Skolski Vjesnik)
Wenn
die allgemeine
die fortschreitende, die
rischen
Bildung grfsere Verbreitung finden und
Gegenstze verwischende Kultur die littera-
immer mehr zum Gemeingut aller Teile
werden die geistig hochbegabten Kroaten und
Erzeugnisse
machen wird,
so
Serben, bei denen mit den knstlerischen Fhigkeiten allerdings
auch die Fehler der Knstler einhergehen, eine bedeutende und
gewifs die strkste litterarische Einheit im slawischen Sden
re-
prsentieren.
Die Bulgaren
die
Kernbevlkerung der stlichen Balkan-
halbinsel, weisen ebenfalls keinen einheitlichen ethnischen Tj^pus
17
sie religis und kulturell viel weniger gespalten
Serben und Kroaten und in ihrer Gesamtheit durch
fnf Jahrhunderte unter der trkischen Herrschaft vereinigt waren.
Die historische Vergangenheit und die geographische Beschaffenheit der dem alten Moesien, Thrakien und Makedonien ent-
auf,
obgleich
sind als die
sprechenden Landschaften von Bulgarien und der Vilajete Adrianopel, Saloniki
und
machen auch da mannigDie Zahl der Bulgaren, die in
Bitolj (Monastir)
fache Unterschiede begreiflich.
der lteren Periode der sdslawischen Litteratur die bedeutendste
Rolle spielten,
war wegen der trkischen Verhltnisse lange ein
Whrend Safafik sie im Jahre 1826
wissenschaftliches Rtsel.
man einige Jahrzehnte spter sogar
von 7 oder 7V2 Millionen (letztere Zahl gaben die Bulgaren
selbst in einer Petition an den Sultan 1856 an). Dafs diese Zahl
sehr stark bertrieben war. lehrten die ersten Volkszhlungen in
dem seit 1878 befreiten und seit 1885 vereinigten Bulgarien und
Im Jahre 1900 gab es im ganzen Frstentum
Ost-Rumelien.
Bulgarien 2 864 735 Bulgaren bei einer Gesamtbevlkerung von
auf 600 000 bezifferte, sprach
718438 ^^^) (darunter ber eine halbe Million echter Trken meist
im Osten, namentlich im Nordosten, dann Griechen an der Kste
des Schwarzen Meeres), d. h. 77 '^'o, was allerdings schon einen
bedeutenden Fortschritt gegenber den 73*^0 des Jahres 1888
Im Jahre 1905 wurden im Frstentum bereits 3205004
bildet.
Bulgaren bei einer Gesamtbevlkerung von 4 035623^^^), also bereits 79,4*^/0, gezhlt. Bulgarien knnen jedoch kaum drei Fnftel
aller Bulgaren als ihr Vaterland bezeichnen, denn gegen zwei
Millionen wohnen ihrer noch in der Trkei, in Rumnien (hauptschlich in der Dobrudscha), in Rufsland (ber 200 000 meist im
sdlichen Bessarabien und auch in der Krim) und sogar im
ungarischen Banat (ber 30000). Doch kommt fr die bulgarische
Nationalitt und Litteratur in Wirklichkeit nur die bergrofse
Mehrzahl der slawischen Bevlkerung der Trkei in Betracht,
die im bulgarischen Exarchat in Konstantinopel einen festen Sttzpunkt hat, weil Bulgarien klger handelte als Griechenland und
sein religises Zentrum daselbst beliefs.
Die Zahl der trkischen Bulgaren ist jedoch unergrndlich.
3
Im Gefolge Niederles
Rumelien,
erschlofs Florinskij fr 1906 in (Trkisch-)
Konstantinopel
und
in
den anliegenden Teilen der
europischen Trkei 661 200 Seelen, in Makedonien aber 1 132000,
Murko, Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
2
18
wobei er die nordwestlichen Gebiete den Serben zusprach. Die
Zhlung Hilmi Paschas im Jahre 1905 ergab jedoch blols 557 734
Bulgaren
Exarchats
obgleich die Anzahl der
allein
gewifs grfser
ist,
Anhnger des bulgarischen
nur 167 001 Serben bei einer
Gesamtbevlkerung von 3171690. Auf diese Weise wrden die
makedonischen Slawen nicht einmal ein Drittel der Bevlkerung
bilden, whrend sie in Wirklichkeit in der Majoritt sind und
den Norden und die Mitte des Landes trotz der an Zahl starken,
aber kulturell schwachen trkischen Minoritt und der im Nordwesten sich ausbreitenden Albanesen sprachlich beherrschen"). Das gleiche gilt fr die Griechen bezglich der
gischen Kste, die aber auch die Bulgaren an zwei Punkten
erreichen, und der an Griechenland anliegenden Gebiete ihre Zahl
wird aber von Trken und Griechen durch die dem griechischen
Patriarchat noch angehrigen Bulgaren (bulgarophone Hellenen
nennen sie griechische Propagandisten, wie Nikolaides, Makedonien, Berlin 1899), Aromunen (Walachen) und christlichen
Albanesen vergrfsert (1905 nach Hilmi Pascha: 647 962). Die
;
im ganzen Lande zerstreuten Mohammedaner (1720007?) sind
Fr uns ist wichtig die Tatsache.
sprachlich nicht einheitlich.
Rodopegebirges in Makedonien
Abhngen
des
dafs es an den
und teilweise im Vilajet Adrianopel ber 350000 bulgarisch
sprechender Mohammedaner (Pomaken) gibt, die zwar religs und
politisch fanatische Trken sind, von den Osmanen jedoch gering
geschtzt werden (man nennt sie in Makedonien bezeichnenderweise j Zungenlose) und sich dem modernen bulgarischen Kultureinflufs, dem ein kleiner Bruchteil in Bulgarien (1900: 20644) schon
heute unterliegt, auf die Dauer nicht werden entziehen knnen.
Dafs aber auch unter den christlichen Slawen Makedoniens die
endgltige Option der bulgarischen oder serbischen Nationalitt
in
weiten Gebieten eine Frage der knftigen politischen Entwicklung
des Landes ist, wurde schon angedeutet. Die sogar von einzelnen
Bulgaren unter der Patronanz gewisser russischer Kreise gemachten Versuche der Bildung einer eigenen Nationalitt und
einer neuen Litteratursprache unter den makedonischen Slawen
blieben erfolglos, und eine Wiederholung derselben wrde auch
in der Zukunft unbedingt ohne Resultat bleiben.
Die Zahl aller Bulgaren hat immerhin schon 5 Millionen
berschritten (Florinskij erschliefst fr 1906 ungefhr 5440000).
19
Mit Ausschlufs der bereits erwhnten Mohammedaner sind die
Bulgaren fast durchwegs orthodox; nur in Bulgarien zhlte man
1900 27000 Katholiken, die meist um Philippopel und Nikopol
gelagert sind. Katholisch sind auch die ungarischen Bulgaren.
In jngster Zeit haben die katholische und protestantische Pro-
paganda nur geringe Resultate erzielt (nach Florinskij gibt es
in Makedonien 4000 Unierte und 2000 Protestanten).
Fr
in
sie
die Litteratur
Betracht, denn
kommt
selbst in
heute eigentlich doch nur Bulgarien
Makedonien sind
die Verhltnisse fr
noch wenig gnstig. Mehr als in Serbien scheinen sich in
aufser der Hauptstadt Sophia auch Philippopel und
Bulgarien
andere Provinzstdte zu geistigen Zentren auszubilden; in Makedonien
die Rolle
spielt
solchen Saloniki.
eines
Die bisherigen
Erfolge der Litteratur und Wissenschaft in Bulgarien zeigen, dafs
und sparsame, wenn auch knstlerisch
weniger veranlagte Bevlkerung einer schnen Zukunft auch in
der Litteratur entgegensehen kann.
seine tchtige, arbeitsame
n.
Historische Notizen ber die Einwanderung
der Sfldslawen, ihre Staatengrndungen, Christianisierung
und ursprngliche Kultur.
Im Widerspruch
mit
einer
alten
sdslawischen Tradition,
und in andere slawische Chroniken
des Mittelalters Eingang gefunden hat, knnen wir die Wiege
der Slawen in historischer Zeit nicht an der Donau, sondern
jenseits der Karpathen, im heutigen Russisch-Polen, Galizien und
in der Bukowina mit den anliegenden Gebieten suchen.
Vom
Gesamtverband sich loslsend setzten sich nach dem Verfall des
hunnischen Reiches, anderen Vlkern folgend und von den nachstrmenden gedrngt, auch slawische Massen nach dem Sden
die schon in die lteste russische
in
Bewegung,
so
dafs
wir
sie
am Anfang
des sechsten Jahr-
Siebenbrgen und in Rumnien
finden; auch vereinzelte bergnge ber die Donau seit dem
zweiten Jahrhundert sind heute wahrscheinlich gemacht slawische
Sldner in ostrmischen Heeren waren nicht selten. Die erste
hunderts
bereits
im
stlichen
Invasion
in
das ostrmische Reich wird beim Regierungsantritt
2*
20
des Kaisers Justinian (527) verzeichnet, doch
auf den Balkan
nicht
am Ende
schon
am Anfang
des
6.
kamen
Ihre plndernden Scharen
des fnften.
ber die ganze Halbinsel bis nach
die
Slawen
wenn
Jahrhunderts,
dem Peloponnes
schwrmten
(Saloniki be-
609, Konstantinopel 626), gelangten 548 an die
Kste
bis
in die Nhe von Dyrrhachium (Durazzo) und
adriatische
lagerten
sie bereits
bereiteten
am Anfang
des
7.
Jahrhunderts unter
dem Kaiser Phokas
Salonae, deren Bevlkerung sich in den Palast Diokletians flchtete und auf diese Weise Spalato grndete, sowie anderen Stdten
Dalmatiens den Untergang. So besiedelten die Slawen auch die
von den Rmern als deliciae mundi gefeierten fruchtbaren Kstenstrecken in der Zone der Olivengrten und Lorbeerwlder und
umgaben durch Jahrhunderte
die alten und neuen Seestdte, die
durch Herkunft und Sprache von ihnen getrennt waren.
die Mitte des siebenten Jahrhunderts war die slawische
Um
der
Kolonisation
Balkanhalbinsel
vollendet.
Noch
frher
vlkerten Sdslawen das Gebiet der Theifs und nach
der Langobarden (568) Pannonien,
zug
von \'enetien;
einen Teil
Bayemherzog Thassilo am
wir
sie
vlker,
Noricum, Istrien und
kmpften sie mit dem
Toblacherfeld in Tirol. Hufig treffen
bereits
595
im Gefolge und unter der Herrschaft trkischer Reiterder
speziell
Awaren
seit
der Mitte des sechsten Jahr-
hunderts, und der Bulgaren (diese berschritten die
die
be-
dem Ab-
gering an Zahl
toren
waren.
Frieden aber
Ihnen
Donau
679),
aber vortreffliche Herrscher und Organisadienten
die
Slawen
als
Fufstruppen,
im
Ackerbauer.
als
Diese slawischen Volksmassen fhren durchwegs den schon
aus ihrer Heimat fr die sdwestliche Gruppe bekannten
Namen
Slowenen, lateinisch Sclaveni, Sclavini, Sclavi, griechisch ^/.KarjVoi,
was einem slawischen
^y.ldoi u. a.
^/.?MVi]vol ^-/JmSivoi,
,
Slovene,
Gesamtbezeichnung fr alle Slawen,
entspricht. Dieser einheimische, allerdings noch nicht befriedigend
erklrte Name jener Stmme, welche zuerst den byzantinischen
und abendlndischen Schriftstellern bekannt geworden sind, wurde
also auch hier verallgemeinert, ebenso wie die erste fr die
Slawen auftauchende wahrscheinlich germanische Bezeichnung
welche auch noch in der deutschen
Venedi Venethi Winidi
Bezeichnung der slawischen Bewohner der Lausitz (Wenden) und
der heutigen Slowenen (Winden, Windisch) fortlebt. Der Name
,
der
jetzigen
21
Slowenen war im slawischen Sden allgemein, speziell auch fr
die bulgarischen und byzantinischen Slawen gebruchlich und
wurde erst allmhlich durch die staatlichen Namen der Bulgaren,
Serben und Kroaten ^^) verdrngt blieb aber im Westen noch
lange bekannt, namentlich in Dalmatien und Kroatien (entstellt
ist er in Slavonien erhalten) und lebt noch heute bei den Slowenen
Die bei
fort (allerdings in der abgeleiteten Form Slovenci ^^)).
Historikern noch stark verbreitete, auf Philologen (hauptschlich
INIiklosich) zurckgehende Gegenberstellung der karantanischen,
pannonischen, dakischen und moesischen Slowenen einerseits und
der Kroaten und Serben andererseits, welche sich nach Konstantin
Porphyrogennetos erst im siebenten Jahrhundert wie ein Keil
zwischen jene eingeschoben haben sollen, ist unhaltbar: die
Byzantiner mit ihrem System von Geschenken, Titeln und Besoldungen hatten sich nach drei Jahrhunderten die politische
,
Theorie zurechtgelegt, dals die beiden Vlker, die
fgen
gern gegen ihre mchtigen Gegner, die Bulgaren,
ausspielten, ihre Wohnsitze als ein Geschenk des Kaisers Heraklius
erhalten htten ^'*).
Ein solcher Dualismus im slawischen Sden
ist weder durch die Geschichte noch durch die Sprache zu rechtfertigen. Dabei mufs allerdings hervorgehoben werden, dafs die
heute ununterbrochene Kette der ineinander bergehenden sdslawischen Dialekte erst ein Werk der Jahrhunderte ist, da frher
wir hinzu
zahlreiche fremde Elemente erst slawisiert
sie
werden mufsten.
nahmen nmlich Besitz von einem alten
historischen Boden
der immer einen Kampfplatz verschiedener
Rassen, Vlker und Kulturen bildete. Sie kamen in die Gebiete
der Thraker, Illyrier und Kelten, die von den Griechen und Rmern
Die Sdslawen
,
noch nicht ganz verdrngt oder entnationalisiert worden waren;
verschiedene germanische Vlkerschaften, die den Slawen voran-
gegangen waren
Mit
liefsen ebenfalls ihre Spuren zurck.
mehreren trkischen Stmmen waren ihre Schicksale innig ver,
knpft.
Trotz
aller
Wandlungen
erhielten
sich
aber in diesen
Lndern Ost- und West-Roms noch immer starke Reste der frher
blhenden geistigen und materiellen rmischen und griechischen
Kultur, deren Ausstrahlungspunkte durch Staat und Kirche
weiter wirksam waren. Am meisten haben die von den Slowenen
besetzten Lnder durch die nach Italien ziehenden Vlker gelitten, doch auf dem Balkan blieb keine geringe Kultur bestehen,
22
und selbst das Christentum erhielt sich latent, was uns die ruhige
und meist ganz im stillen vor sich gegangene Bekehrung der
dortigen Slawen begreiflich macht. Trotzdem teilten die Sdslawen nicht die Schicksale der Germanen
in Italien,
Frankreich
und Spanien. Nur diejenigen Stmme, die in geringer Zahl zu
weit und zusammenhanglos im Westen in die Alpcnlnder und
im Sden nach Griechenland schwrmten, gingen nach Zurcklassung zahlreicher slawischer Ortsnamen zum grfsten Teil in
verhltnismfsig kurzer Zeit in Deutschen und Griechen, deren
natrlicher Strke noch der Staat und die Kirche mit ihrer
hheren Kultur zustatten kamen, teilweise auch in den Albanesen
auf; die brigen hingegen behielten ihre Nationalitt und sogen
sogar zahlreiche eingesprengte Elemente auf, insbesondere die
romanischen, welche von den italienischen Kolonisten oder von
Die von den
den romanisierten Vlkerschaften abstammten.
Slawen in die Gebirge zurckgedrngten Rumnen (Walachen,
Morlakken, Zinzaren, Aromunen) waren als
Maurowlachen
Wanderhirten im spten Mittelalter noch in vielen Balkangegenden stark verbreitet und gelangten selbst bis unter die
Slowenen. Sogar die Lateiner (Latini) der ganz romanischen
Stdte von Dalmatien und Libumien ^^), die lange ihre Sttze
an Byzanz und seiner Flotte, dann an Venedig und Ungarn
hatten, waren schon zu Anfang der Neuzeit im huslichen Leben
ganz slawisch, so dafs wir hier das einzige Beispiel des Vor,
dringens der Slawen nach
Westen
Auf serordentlich
ist
der Slowenen
in
interessant
Friaul
seit
in so spter Zeit besitzen.
auch die Tatsache, dafs die Grenze
den Zeiten der Langobarden un-
gefhr dieselbe geblieben ist^^*).
Diese Resultate haben die Sdslawen nicht blofs ihrer Zahl,
die in solchen Fllen allerdings stark ins Gewicht fllt, sondern
auch der Tchtigkeit ihrer Rasse und der grofsen Anpassungsfhigkeit an ihre hoher stehende Umgebung zu verdanken.
Rmische Kultur hatte sie schon in ihren Sitzen jenseits der
Karpathen teilweise durch ostgermanische Vlker erreicht; insbesondere von den Gothen, die einige Zeit ihre Herren waren,
eigneten
sie
sich schon dort vor allem eine
hhere kriegerische
lernten sie manches
von den Romanen, was verschiedene romanische Fremdwrter beweisen, deren Vorhandensein man bisher zu wenig be-
Organisation und Bewaffnung an.
direkt
Im Sden
23
oder direkt geleugnet hat (z. B. Klaic) anderes wieder
durch germanische Vermittlung, hauptschlich in den frnkischen
achtet
Marken. Starke griechische Einflsse sind namentlich im Sdund seit der Christianisierung von Konstantinopel aus
selbstverstndlich.
Dafs sie auch keine geringe Kultur in die
neue Heimat mitbrachten, beweisen zahlreiche gemeinslawische
osten
Kulturwrter auf allen Gebieten
^^).
Sie liefsen sich bald als vor-
wiegend Ackerbau treibendes Volk dauernd nieder, und dies
machte auch ihre Strke aus. Selbst in der Darstellung eines
modernen Geschichtschreibers ^^) der sich noch immer in der
deutschen und italienischen Volksetymologie Slaven
Sklaven
gefllt, spielen auch die Slowenen vor tausend Jahren neben
ihren deutschen Herren in den stlichen Alpenlndern, die lieber
der Jagd, dieser mehr kriegerischen Bettigung oblagen, sich
auf die Brenhaut legten und andere die Knechtarbeiten ver,
richten liefsen,
vom
Kulturstandpunkte keine so schlechte Rolle
Bergknappen, Grtner, Hopfenbauer und Bienenwirte ^^)
als Holzknechte, Flfser und Alpenhirten.
Man wird
unwillkrlich an Herders idyllische Schilderung der alten Slawen
und an seine Verurteilung der deutschen Machthaber erinnert.
Fr die verhltnismfsig hohe Kulturstufe der alten Sdslawen
zeugen auch die zahlreichen Fremdwrter der Magyaren, welche
diese hauptschlich in der Theifsgegend und in Pannonien entlehnten denn nach Miklosichs ^^) noch wenig modifizierten Forschungen gibt es in der Tat keine namhaftere Seite des sozialen, kirchlichen und staatlichen Lebens, in dessen vielfacher
Beziehung und Verstelung sich die Slawen nicht als Lehrer
der Magyaren erwiesen htten. Nicht minder zahlreich sind die
slawischen Elemente im Rumnischen, dagegen naturgemfs
gering im Neugriechischen. Beachtenswert ist auch der slawische
Einflufs auf die byzantinische Agrargesetzgebung.
Gerhmt wird an den alten Slawen die grofse Lust an Gesang,
Musik und Tanz (ihr Wort fr Tanzen
aksl. plesati
haben sie
jedoch den Gothen entlehnt), ihr argloser und offener Sinn, ebenso
als Salzbereiter,
,
eine bertriebene Gastfreundschaft, die ja ein
archalischen Vlker
Merkmal
aller patri-
Die Reinheit und Treue ihrer Frauen, die
hufig ihren Mnnern im Tode nachfolgten, wird bezeugt. Die
Vorstellung von dem absolut friedlichen und sanften
Charakter speziell der grofsen, schlanken und durchwegs krfist.
24
tigen (Prokopios) Sdslawen wird jedoch durch die Schilderung
ihrer Plnderungszge, ihrer Kriegslisten, ihrer geschickten Be-
lagerung der grfsten befestigten Stdte und der von ihnen verbten Grausamkeiten auf dem Balkan und in den Alpenlndern
grndlich widerlegt, ebenso durch die slawische Piratenherrschaft
im sdlichen Dalmatien und im gischen Meer. Auch die bald
gegrndeten sdslawischen Staaten fhrten nicht wenig Kriege
mit ihren Nachbarn und untereinander. Dieser kriegerische Geist
lebte speziell bei den Serben und Kroaten fort und konnte durch
Allerdings drfen wir
die Verhltnisse noch verstrkt werden.
dabei nicht des Lobes vergessen, das Kaiser Maurikios der
humanen Behandlung der Kriegsgefangenen durch die Slawen
spendet: sie behielten dieselben nicht in ewiger Knechtschaft
wie andere Vlker, sondern nur bis u einer gew^issen Zeit, in
der sie ihnen dann anheimstellten, entweder sich loszukaufen und
zu den Ihrigen zurckzukehren, oder aber bei ihnen als Freie
und Freunde zu verbleiben.
In rmlichen und weit voneinander gelegenen, meist an unzugnglichen Orten (an Flssen, Smpfen) gebauten Htten
wohnten die Slawen mit ihren geringen Bedrfnissen. Die Freiheit liebten sie ber alles, vertrugen keine Herrscher und unterzogen alle Angelegenheiten in behaglichen und unbehaglichen
Lagen einer gemeinsamen Beratung, lebten in Uneinigkeit und
verbanden sich nur in Zeiten der Gefahr zu gemeinsamer Abwehr oder zu einem Angriffszuge. Den etwas bestechenden Vergleich dieser altslawischen Demokratie mit Anarchie darf man
jedoch nur mit Vorbehalt hinnehmen, denn die Sdslawen
grndeten bald unter schwierigen Verhltnissen nicht gering zu
schtzende Staaten.
Wenn
wir von dem wie ein Meteor auftauchenden westslawischen Staate des rtselhaften Samo (623658), der aber
seinen Mittelpunkt in Bhmen hatte, absehen, mssen wir allerdings hervorheben, dafs den ersten und mchtigsten sdslawischen
X'olksstamm-"), die
nicht finnischer
Staat ein sdtrkischer
Bulgaren, gegrndet hat. Die Geschichte Rufslands hat also ein
nur spielte hier die Rolle
Gegenstck im slawischen Sden
der germanischen Warger eine zahlreichere Adelskaste eines
davon
trkischen Volkes, das, von der mittleren Wolga
soll auch der Name Bulgaren (Wolgabewohner) herrhren
,
25
am Schwarzen Meere und an der Donau
von Byzanz provoziert, in die Dobrudscha
einfiel (679), dem ostrmischen Reiche nach hartnckigen Kmpfen
das Land zwischen der Donau und dem Haemus samt dem
grfsten Teil des heutigen Serbien und Altserbien entrifs, dann
auch nach Thrakien und Makedonien, wo sich die Griechen nur
noch am Meere hielten, endlich nach Albanien bis zur adriatischen Kste vordrang, ebenso die Slawen in Siebenbrgen und
in der Theifsebene unterwarf und sogar die Franken diesseits
der Donau zurckdrngte (827), dauernd allerdings nur aus
Syrmien, dessen Gebirge Fruska Gora (= Frankenberg) noch
heute an die Herrschaft Karls des Grofsen erinnern drfte.
Das aus zwei Volksklassen bestehende Herrschervolk ging
im Laufe von mehr als zwei Jahrhunderten in den slawischen
Volksmassen vollstndig auf, ohne irgendwie (namentlich in der
Sprache) nennenswerte Spuren zu hinterlassen; die Mitglieder
kommend, lngere
Zeit
hauste, bis eine Horde,
der regierenden Familie fhren schon in der zweiten Hlfte des
9,
Jahrhunderts slawische Namen, und Symeon (893
dem
die
927),
unter
sdslawische Litteratur ihre erste Blte erlebte,
war
schon ein vollstndiger Slawe; allerdings sind Anzeichen vorhanden, dafs die trkischen Bulgaren auch nach
9.
und sogar noch im
10.
der Taufe im
Jahrhundert ein besonderes Volk blieben.
Infolge der Christianisierung (864)
kam
Bulgarien ganz
in
die
Kultursphre von Byzanz und Symeon, der auch die bulgarische
Grofsmacht zur hchsten Entfaltung brachte, wollte sogar das ostrmische Reich beerben, denn nach der furchtbaren Niederlage der
Griechen bei Achelous (917) legte er sich den stolzen Titel :>Zar2i)
der Bulgaren und 924 auch den eines Autokrators der Rhomer
(Griechen) bei. Dafr war aber whrend des Hhepunktes ostrmischer Machtflle unter der armenischen Dynastie die Zeit
noch nicht gekommen.
berhaupt jagten die beiden grfsten
sdslawischen Herrscher, Symeon und spter der Serbenzar Dusan,
diesem Phantom zu ihrem und der Sdslawen Unheil nach, hnlich wie die deutschen Kaiser der Fiktion des heiligen rmischen
Reiches deutscher Nation die grfsten Opfer brachten. Statt die
Slawen der Balkanhalbinsel und die Fannoniens wenigstens
zwischen der Drau und Sawe mglichst zu einigen, gab Symeon
Byzanz sogar den Anlafs, aufser den Magyaren und Petschenegen
auch das grofsmhrische Reich
die von Bulgarien noch un,
26
abhngigen Serben, die er allerdings vernichtete (924), und die
Kroaten, die hinwiederum ihn aufs Haupt schlugen (925), gegen
so dafs er selbst den mit seinem
sich in Bewegung zu setzen
bulgarischen Reiches einleitete.
Niedergang
des
beginnenden
Tode
Verhngnisvoll war fr die Sdslawen der schon seit der
Spaltung des rmischen Reiches -^) bestehende Gegensatz zwischen
West- und Ost-Rom, der namentlich seit der Kaiserkrnung Karls
des Grofsen zum Ausdruck kam, auf politischem Gebiete. Im
,
Nordwesten hatte
sich nmlich ein zweiter,
zeitweise
mchtiger Staat, der sich nach einigem Schwanken an
gleichfalls
Rom
an-
und sich seine westlichen Gegner, die Franken, zum
Muster nahm, gebildet. Der erste Versuch, in Unter-Pannonien
zwischen Drau und Save einen kroatischen Staat mit Sisek, dem
Knotenpunkt des rmischen Strafsennetzes, als Zentrum zu grnden,
wurde trotz der Siege Ljudevits (818 823), dem sich auch viele
Slowenen anschlssen, von den Franken mit Hilfe der dalmatinischen Kroaten vereitelt; dagegen wurde um dieselbe Zeit am
Adriatischen Meer, wo der rmische Staatsbegriff infolge der
frheren Christianisierung mehr Verbreitung gefunden hatte,
zwischen Spalato und Zengg von dem Bimdesgenossen der
schlofs
Franken, Borna, und unter frnkischer Oberhoheit (788 mufsten
die Byzantiner den Franken ganz Istrien. Libumien und Dalmatien
mit Ausnahme der Stdte abtreten) der Grund zu einem kroatischen
Staate gelegt, dessen Herrscher in Klis (Clissa) bei Spalato, Bihac
Nin (Nona) oder in Belgrad am Meere (Zara vecchia)
Tn diesem Kroatien, das also auf dem Boden des
alten Dalmatien entstand, bekmpften sich byzantinische, frnkische
und rmische Einflsse bis in die zweite Hlfte des 9. Jahrhunderts.
Sedeslav (878 879) war der letzte Frst, der noch ganz zu
Byzanz hielt, um endgltig mit dem frnkischen Reiche zu brechen.
Mit dem Regierungsantritt Branimirs (879 890) vollzog sich aber
ein gnzlicher Umschwung des wachsenden und bereits ganz unabhngigen Reiches zugunsten Roms und des Abendlandes. Tomislav
(um 910 930), der die Magyaren nicht blofs von Dalmatien fernhielt, sondern auch ber die Drau zurcktrieb, vereinigte das heutige
Kroatien und Slawonien (ohne Syrmien) mit einem breiten adriatischen Kstengebiet von der Arsia (slawisch Rasa) in Istrien bis
Antivari (vgl. Anm. 3*). Die Byzantiner veranlafsten sogar ihre
Stdte Spalato, Zara, Trau, Ossero, Arbe und Veglia, sich unter den
bei Trau,
residierten.
27
Schutz ihres Bundesgenossen zu begeben (914), der die dalmatinischen Bischfe wieder mit dem Papste ausshnte. So konnte
sich Tomislav um 925 nach dem Beispiel des von ihm ge-
schlagenen Bulgarenzaren Symeon auch die Knigskrone ^^) auf
das Haupt setzen doch scheint eine solche aus Rom erst Zvonimir
;
(1076
1088)
Gregor VII.
erhalten
in
haben,
zu
Empfang nahm,
d.
der
auch
h. sich als
das
Banner von
Vasallen des rmi-
schen Stuhles bekannte und ihn auch gegen Kaiser Heinrich IV.
Die sdwestlichen Gebiete (im heutigen
sdlichen Dalmatien, in der Herzegowina und Montenegro) sagten
sich jedoch von der Oberhoheit der kroatischen Knige los, und
diese konnten berhaupt nie die Herrschaft ber die ganze
rmische Provinz Dalmatien, die bis in das westliche Serbien
tatkrftigst untersttzte.
und bis zur Sar-Planina gereicht hatte, behaupten, was naturgemfs gewesen wre; denn in Bosnien scheint ihre Macht vorbergehend zwar bis zur Drina dauernd aber nicht ber den
Die Lage des kroatischen
Bosnaflufs vorgedrungen zu sein.
,
Staates
war zugleich
eine
sehr
schwierige.
Das
erstarkte
ost-
rmische Reich hinderte seine Entwicklung zu Wasser und zu
Lande, die Venetianer, die sich als treue Diener (ovXoi) der
Byzantiner auf ihre Erbschaft an der Adria vorbereiteten, taten
das gleiche, die Einflle der Sarazenen brachten den Kroaten
Unglck auch dann, wenn sie zu ihrer Besiegung wesentlich beigetragen hatten im Nordosten entwickelte sich aber der von den
Magyaren innerhalb natrlicher Grenzen gegrndete ungarische
Staat bald zu einem mchtigen Faktor, der die Schicksale Kroatiens ebenso beeinflufste wie spter die Serbiens und Bosniens.
Auch der fters sich bemerkbar machende Dualismus zwischen
den Gebieten diesseits und jenseits des Velebitgebirges und der
Save war dem Reiche nicht frderlich. Dazu kamen fortwhrende
innere Wirren, die durch den Kampf der lateinischen Bischfe
in den romanischen Stdten und der kroatischen Nationalkirche
;
mit ihrem ursprnglich griechisch-slawischen Ritus besonders stark
genhrt wurden, was gleichfalls dem Siege des Staatsgedankens
ber mchtige Persnlichkeiten und ganze Stmme wenig frderlich war.
Aufsere und innere Schwierigkeiten trugen also dazu
bei, dafs nach dem Aussterben der nationalen Dynastie der
ungarische Knig Koloman,
der zuerst seinen auf Ehebndnisse
gegrndeten Rechten mit Gewalt, aber ohne Erfolg, Geltung
verschaffen wollte,
edlen Geschlechtern
28
Grund eines bereinkommens mit zwlf
zum Knig von Kroatien und Dalmatien in
auf
am Meere
(Zara vecchia) gekrnt wurde (1102). Die
Gemeinsamkeit zwischen Ungarn und Kroatien hatte
verschiedene Formen (lange bildete Kroatien eine Secundogeni4ur
der Arpadendynastie), aber immer hielten die Kroaten an dem
Grundsatze fest dafs sie sich der ungarischen Krone freiwillig
Belgrad
staatliche
Der Name Kroatien verblieb
auch weiter in erster Linie den Kstengebieten whrend das
Land zwischen Save und Drau Slavonia (Slovenska zemlja)
hiefs, und wurde erst infolge der Trkenherrschaft auf die Reste
angeschlossen (regna socia) haben.
Kroatiens mit
Agram
als
Mittelpunkt bertragen.
Zwischen Bulgarien und Kroatien finden wir Gebilde, aus
denen der serbische Staat hervorgegangen ist. Der Stamm der
Serben safs im Flufsgebiet der Tara, des Lim und Ibar (Altserbien und Novi pazar). Ihre Frsten bernahmen in der ersten
Hlfte des 10. Jahrhunderts die Fhrung ber die Dynasten in
Zachlumien (Herzegowina), Travunien (bei Trebinje) und Dioklitia
(spter Zeta
Montenegro) die selbstndig oder vorbergehend
mehr oder weniger von Byzanz, Bulgarien oder Kroatien abhngig waren. Im 9. und 10. Jahrhundert wurden die Serben
in Byzanz gegen Bulgarien ausgespielt, aber bereits im 11.
traten sie defensiv und offensiv gegen das ostrmische Reich auf.
Der Schwerpunkt dieses serbischen Staates lag in Dioklitien,
welches das sdliche Dalmatien, Montenegro und die Umgebung
von Skutari, also die rmische Provinz Praevalis umfasste; die
Frsten Michael und sein Sohn Bodin
die bereits den Knigstitel fhrten, residierten in Scodra (Skutari).
Die Stdte dieser
Kstengebiete hatten gleichfalls romanische Bevlkerung, und
der Einflufs der rmischen Kultur und Kirche war auch weit im
Innern mchtig; die katholischen Erzbischfe von Antivari (slav.
Bar) fhren infolgedessen noch heute den Titel eines Primas von
Serbien. Im 12. Jahrhundert brachten jedoch die Komnenen diese
Gebiete wieder unter byzantinische Botmfsigkeit, und so traten
die Grofszupane der Serben des Binnenlandes in den Vordergrund.
Nur die Slowenen brachten es zu keiner bemerkenswerten
staatlichen Organisation. Allerdings lebten sie im 7. und 8. Jahrhundert selbstndig unter einheimischen Frsten und fhrten erfolgreiche Kriege, namentlich gegen die Langobarden in Friaul, zum
,
gegen
Teil auch
8.
die Bayern,
Jahrhunderts gegen die
29
doch riefen
Awaren
sie diese
um
die Mitte des
zu Hilfe, wechselten aber so
nur die Herren und kamen mit ihnen unter die frnkische Oberhoheit (788). Gegen Ende des 8. Jahrhunderts befinden sich schon
alle
Gebiete der Slowenen unter frnkischer Herrschaft, allerdings
noch immer mit einheimischen Frsten, und
teilen weiterhin die
Schicksale der deutschen Alpenlnder.
Auch
bei
den pannonischen Slowenen entstand ein Frstentum,
dem
es beschieden war, keine geringe Rolle in der
der
slawischen Liturgie
und Litteratur zu
mhrischer Flchtling Pribina
Ungarn)
Ludwig
erhielt
nach
Lehen
2*)
Annahme
spielen.
Begrndung
Ein grofs-
Gegend von Neutra in
Christentums vom Knig
(aus der
des
und herrschte in
einem grofsen Teile des heutigen sdwestlichen Ungarn und in
Steiermark bis Pettau, so dafs das Gebiet zwischen der Mur und
Drau noch grfstenteils zu diesem Frstentum gehrte, dessen
Mittelpunkt Mosaburg (heute Szalavar?) am Plattensee lag. In
ein
in
Unterpannonien (847)
diesen steirischen Slowenen, in deren eigenartigem Dialekt nament-
Ortsnamen aus schnen, altslawischen Personennamen ^'^) auffallen, und in den Slowenen und Kroaten im sdwestlichen
Ungarn sind noch die Reste jener pannonischen Slowenen erhalten, bei denen die bedeutendsten lteren Slawisten die Heimat
der altkirchenslawischen Sprache suchten. Die brigen sind an
der Scheide des 9. und 10. Jahrhunderts von den Magyaren, die
wie ein Keil die Nord- und Sdslawen trennten, verdrngt oder
im Laufe der Zeit aufgesogen worden, ebenso wie ihre dakischen
Stammesbrder jenseits der Donau bis nach Siebenbrgen.
Der altslawischen Demokratie machten die neuen staatlichen
Verhltnisse bald ein Ende. Dafs die Slowenen allmhlich ganz
lich
dem
mittelalterlichen Feudalismus verfielen
die
ist begreiflich
neuen Feudalherren waren Deutsche, die einheimischen germanisierten sich im Laufe der Zeit. Auch bei den Kroaten fanden
die frnkischen Institutionen Eingang: die ^upane, die alten
Stammeshuptlinge, werden Grafen hnlich und bekleiden vor
allem verschiedene Hofmter; neben dem hheren Adel finden
wir auch einen niedrigeren, neben Freien auch Unfreie, ja sogar
Sklaven. In Bulgarien, das ohnehin einen bereits slawisierten
Adel hatte, wirkte das Beispiel der byzantinischen Autokratie
und der grofsen Latifundien verderblich. Kein Wunder, dafs bei
,
30
den Bulgaren die erste christliche Sekte der Slawen bereits im
10. Jahrhundert einen stark kommunistischen Einschlag erhielt.
Byzantinische Autokratie und abendlndischer Feudalismus fanden
spter auch in Serbien und Bosnien keine glckliche Nachahmung.
Sogar die Zadruga (Hauskommunion, d. i. die Familiengtergemeinschaft unter einem Oberhaupte)
die als ein Rest der
patriarchalischen Zustnde viel gepriesen wurde, wird von neuen
Wirtschaftshistorikern -^) auf die byzantinische Rauchsteuer zurckgefhrt, welche Serbien und die Trkei bernahmen und so
mehrere Familien dazu verleitet haben sollen, nur einen Herd
zu besitzen. In Kroatien und Serbien wurde die Zadruga in der
Tat noch im 18. und 19. Jahrhundert aus feudalen und militrischen Grnden (in der Militrgrenze selbst von den Franzosen!)
als > nationale: Institution gefrdert und ausgebildet.
,
Dank ihrer Berhrung mit der griechisch - rmischen Welt
gingen die Sdslawen ihren zahlreicheren Brdern im Norden
auch in der Annahme des Christentums voran. Die rmische
Staatskirche lebte an der adriatischen Kste krftig fort, aber
auch im Innern der Balkanhalbinsel war sie nicht ganz erstorben,
wenn sie auch ohne regelrechte Hierarchie blieb. Selbst in den
Alpenlndern
Tiburnia
in
hielt sich
Krnten
das Christentum lange, denn das Bistum
erst
fiel
im Anfang des
7.
Jahrhunderts.
Unter solchen Umstnden konnten seine Heilslehre und seine
hhere Kultur ihre Wirksamkeit auch auf die Slawen ausben,
und die Christianisierung ging auf dem Balkan mit geringen
Ausnahmen ganz friedlich vor sich. Verhngnisvoll gestaltete
sie sich nur fr die Slowenen, gegen welche die Bayernfrsten
Religionskriege
fhrten;
hier
bedeutete
der Sieg des Christen-
tums auch die endgltige Herrschaft der Bayern und Franken.
Die Herzoge Gorazd (kam um 750 zur Herrschaft) und
Hotimir (um 753) hatten als Geiseln in Bayern die Taufe
empfangen und wirkten als eifrige Christen unter ihren Lands-
Dem
Bistum Salzburg gebhrt das grfste Verdienst der
Bischof \'irgilius schickte um 755 den
Regionarbischof Modestus mit mehreren Priestern ins Land.
Schon in einigen Jahrzehnten fand das Christentum allgemeine
Verbreitung, und eine heidnische Reaktion wurde 772 endgltig
unterdrckt. Nach Besiegung der Awaren durch die frnkischen
Heere, mit denen auch die Slowenen und die Kroaten des Saweleuten.
Bekehrung der Slowenen
31
wegen seiner wachsenden
Bedeutung zum Erzbistum erhoben wurde (798), seine Missionre
gebietes kmpften, sandte Salzburg, das
auch nach Unter -Pannonien, so dafs sein Gebiet infolge einer
\'erfgung Karls des Grofsen bis zur Donau reichte, wahrscheinlich
Drau und der Sawe.
Mosaburg am Plattensee wurde die erste Kirche 850 geweiht.
Auch die Bistmer Passau und Freisingen waren unter den
Slowenen ttig. \''on Sden aber wirkte das Erzbistum Aquileia.
allerdings mit keinem besonderen Erfolg, woran das Schisma in
der dortigen Kirche und die hufigen Kriege gegen die Slowenen
die Hauptschuld trugen.
In Istrien gab es noch im Anfang des
mit Einschlufs des Gebietes zwischen der
In
9.
Jahrhunderts Heiden,
Bischfe residierten
2^).
obwohl in den benachbarten Stdten
Als Grenze zwischen den Erzbistmern
Salzburg und Aquileia wurde 811 die Drau bestimmt.
Die bliche Behauptung, dafs unter den Slawen zuerst die
Kroaten das Christentum angenommen haben, ist nicht so sicher,
wie man glauben knnte. Dafs die Regierung des Kaisers
Heraklius, also die erste Hlfte des 7. Jahrhunderts, wie Konstantin
Porphyrogennetos berichtet, dafr nicht in Betracht kommt, gilt
als ausgemacht; sehr fraglich bleibt aber auch die zweite Hlfte
desselben Jahrhunderts und sogar die erste des achten. Richtig
ist nmlich in dem Bericht, dafs die Kroaten auf Wunsch Konstantinopels von rmischen Priestern getauft wurden, auch eine
Hierarchie erhielten (wenn auch keinen eigenen Erzbischof, wie
der Kaiser erzhlt) und bei der Annahme des Christentums sich
schriftlich verpflichteten und dem heiligen Petrus den Eid schwuren,
fremde Lnder mit Waffengewalt nicht zu berfallen, wofr sie
wieder vom Papste gegen andere Vlker unter den Schutz
und
des
heiligen Petrus
Protektorat
des
heiligen Petrus
Gottes
Ppste.
der
Der
sein,
geschichtliche
dafs
ein Kaiser
gestellt
berufen
wurden.
sich
Auf
dieses
spter auch die
Kern des ganzen Berichtes kann nur
von Konstantinopel die ostrmischen
Besitzungen in Dalmatien vor den benachbarten Kroaten sichern
wollte
und
dazu des Papstes und des Christentums bediente.
sich
Politische Motive
spielten also auch bei der Taufe der Kroaten
Die nheren Umstnde, namentlich der schriftliche Vertrag,
setzen aber bereits eine hhere staatliche Organisation bei den
Kroaten voraus, die doch erst fr das Ende des 8. Jahrhunderts
mit.
beglaubigt
ist.
Lehrreich
ist
auch das erwhnte lange Fortleben
7,
'
32
Als fromme christliche Frsten, die
Kirchen beschenkten, werden uns erst aus der Zeit der frnkischen
Oberhoheit Mojslav um 839 und Trpimir 852 genannt. Der
Bischof von Kroatien hatte ursprnglich wohl keinen festen
Sitz, sondern zog mit seinen Frsten und Knigen, deren Kanzler
er war, umher; gegen Ende des 9, Jahrhunderts finden wir in
des Heidentums in Istrien.
den Bischof von Nin (Nona), um die Mitte
Die Mehrzahl der
Bischfe befand sich aber immer in den romanischen Kstenstdten, und die erzbischfliche Gewalt ber ganz Dalmatien und
Kroatien (;bis zum Ufer der Donau) beanspruchte schon um
852 die Kirche von Spalato. die um die Mitte des 7. Jahrhunderts
als Erbin von Salonae in dem ehemaligen Jupitertempel ihren
Mittelpunkt gefunden hatte. Aus diesem Verhltnis werden die
heftigen Kmpfe um die slawische Liturgie im 10. und 11. Jahrdieser Eigenschaft
des 11. Jahrhunderts den Bischof von Knin.
hundert begreiflich.
Der Niedergang der kroatischen Macht und das Erstarken
serbischer Frsten im Sden hatten im 11. Jahrhundert (um 1045)
die Errichtung eines neuen Erzbistums Antivari zur Folge. Dadurch wurde aber die Eifersucht Ragusas geweckt, das am Ende
des
11.
jedoch
ebenfalls
Jahrhunderts
wegen
geordnet wurde
Zara 1154.
I).
Der
dem
erhielt
(wobei
beiden Erzbistmern
zwischen
des Streites
Bischof von Cattaro
einen Erzbischof
Erzbischof von Bari
in
der
Apulien unter-
Ein viertes Erzbistum errichtete Venedig in
Regionalismus blhte also in Dal-
italienische
matien frhzeitig auch auf kirchlichem Gebiete auf. Dazu verloren Antivari und Ragusa bald ihr Binnenland, teilweise sogar
die Kste, da im 12. Jahrhundert die Herrschaft des ostrmischen
Reiches wiederhergestellt wurde und der serbische Staat infolgedessen seinen Schwerpunkt immer mehr nach Osten verlegte, wo er
politischen Grnden dem geistlichen und kulturellen
von Byzanz unterordnete. Auf jeden Fall wurde auch
ein grofser Teil der heutigen orthodoxen Serben von Rom aus
was fr die Frage von
bekehrt und lngere Zeit beherrscht
sehr wichtig ist. Die
Nationalitt
Bildung
der
serbischen
der
sich
aus
Einflufs
ostrmischen und bulgarischen Serben, also die Mehrzahl, erhielten
allerdings das Christentum und seine Kultur gleich von Konstantinopel;
ruberischen
sogar
in
der
Narentaner
Nhe der Kste wurden
erst
unter
Basilios
I.
die
see-
nach 878 von
griechischen Priestern
getauft.
Trav'unien und weiter nach
nur
griechische
33
Priester
In die Gebiete von Zachlumien,
dem Sden kann
zu
ursprnglich
aber derselbe Kaiser
rmischen
Christen
gesendet haben.
Zuletzt nahmen das Christentum die bereits mchtigen Bulgaren
im Jahre 864 oder Anfang 865. also zu einer Zeit, als die
Slawenapostel Cyrill und Method bereits in Mhren wirkten.
Dafs der Bulgarenfrst Boris von Method selbst oder von seiner
Schwester, die als Gefangene in Konstantinopel den christlichen
Glauben angenommen htte, bekehrt worden sei, gehrt in das
Reich der Fabel. Zwischen den beiden christlichen Kaisermchten
und dem ebenfalls bereits christlichen grofsmhrischen Reich
konnten die Bulgaren nicht mehr lange Heiden bleiben, und
Boris bentzte den Friedensschlufs nach einem kaum glcklich
begonnenen Kriege mit Byzanz als geeigneten Moment zur Taufe,
bei der er den Namen seines kaiserlichen Pathen Michael annahm
und von ihm ein kleines Gebiet am Fufs des Balkans als Taufgeschenk erhielt. Seinen Eintritt in die europische Kulturgemeinschaft meldete er auch sogleich durch Boten nach Konstantinopel. Rom und Regensburg. berhaupt verstand er es, diesen
Schritt, der selbst dem Patriarchen Photios unerwartet kam, gehrig
zu verwerten. Als ihm die Griechen nicht gleich eine eigene
an,
Hierarchie zugestehen wollten, trat er mit
dem Papst Nikolaus
I.
Verhandlung (866); dieser schob bei der Beantwortung der
an ihn gestellten 106 Fragen die ber das Recht, einen Patriarchen
zu erhalten, bei Seite, sandte aber gleich zwei Bischfe ins Land,
die natrlich auch den rmischen Ritus mitbrachten.
Boris vertrieb die griechischen Priester und verlangte die Befrderung
des zu ihm geschickten Bischofes Formosus zum Patriarchen.
Dem Papste war jedoch der sptere langjhrige Kandidat auf
die Tiara, ber den Stephan VI. das schmachvolle Totengericht abhielt, nicht genehm.
Ebenso wurde von Hadrian II. der Diakon
Marinus abgelehnt (869). Boris schickte seinerseits den ihm gein
sandten Erzbischof Silvester sogleich zurck. Als daraufhin sein
Gesandter aus Rom unverrichteter Dinge zurckgekehrt war,
mufste er sofort nach Konstantinopel reisen, wo einem Konzil
die
Frage vorgelegt wurde,
oder
unter
den
Antwort der
Murko,
ob die Bulgaren unter den Papst
gehren. Die
Patriarchen von Konstantinopel
orientalischen Vter konnte nicht zweifelhaft sein,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
34
und so schlofs sich Bulgarien zu Anfang des Jahres 870 definitiv
an, woher es nun mehrere Bischfe und einen Erzbischof
yzanz
dem
erhielt,
bei
allen Feierlichkeiten der erste Platz nach
dem
So verlor Rom in einem ohnehin
kritischen Moment Bulgarien und dadurch auch die Serben (in
Patriarchen eingerumt wurde.
weiterer F'olge
noch die Russen) durch Starrsinn
in
Personal-
weder den natrlichen Gegensatz zwischen
Byzanz und dem aufsteigenden Bulgarien gerade im Interesse
seiner Ansprche auch auf das stliche Illyricum -^)
noch den
der
Absetzung
Umschwung
nach
des
Patriarchen
gnstigen
Photios
fragen;
es verstand
fr die Einheit der christlichen Kirche auszuntzen. Alle Versuche,
den Balkan wieder zu gewinnen, blieben damals und in der Folgezeit
Symeon wollte sich als Zar mit einem Erzbischof
vergeblich.
nicht mehr begngen und erhob den Metropoliten von Preslav
zum Patriarchen. Sein frommer, aber schwacher Sohn und Nachfolger
Peter
968) er gleicht Ludwig dem Frommen
Grofsen erhielt fr einen baldigen Friedens-
(927
nach Karl dem
schlufs nicht blofs eine byzantinische Prinzessin zur Frau, sondern
auch die
feierliche
Anerkennung des bulgarischen
Patriarchats.
Dank
diesem politischen Meisterzug des ostrmischen Kabinetts
(Geizer) blieb die bulgarische Nationalkirche endgltig in der
orthodoxen Gemeinschaft, die ihr
in der Folgezeit
nicht
immer
Glck brachte.
Die frhe Christianisierung der Sdslawen trug dazu bei,
dafs wir ber ihre Mythologie noch weniger wissen als ber
die einzelner nordslawischer Stmme.
Selbst jene Forscher, die
im Aufbau eines slawischen Oh^mps nicht mfsig waren, geben
zu, dafs die Sdslawen einen eigenen Priesterstand und eigentliche
Heiligtmer nicht hatten. Die einzige einschlgige Nachricht,
die sich in erster Linie auf die Sdslawen bezieht, lautet bei
Prokopios (De hello gothico, IH. c. 14): Einen Gott, den
Urheber des Blitzes, erkennen sie als alleinigen Herrn aller
Dinge an und opfern ihm Ochsen und allerlei Opfertiere. Ein
Schicksal {e\fiaQ/uevt]v) kennen sie gar nicht und schreiben ihm
auch keine Macht ber die Menschen zu. Aber wenn ihnen, sei
es in einer Krankheit oder beim Auszug in den Krieg, der Tod
bevorsteht, versprechen sie dem Gotte, wenn sie entkommen, fr
die Errettung
sie
sogleich
ein
Opfer
zu
dem Versprechen gemfs, indem
bringen.
sie
Gerettet opfern
meinen, dafs
sie
ihre
DO
Errettung durch dieses Opfer erlangt haben.
Flsse
Nymphen und andere
und
denen allen
vornehmen.
sie
Sie verehren auch
gttliche
Opfer darbringen, wobei
sie
Wesen
(daiuovia),
auch Weissagungen
Sdslawen kein Schicksal gekannt htten,
dem heutigen allgemeinen Glauben an
die den Kindern das Schicksal in die Wiege
weibliche Wesen
legen, und den Personifikationen des Glckes, Unglckes imd
Prokopios kann also nur betont haben, dafs die
Schicksals.
Slawen keine blinden Fatalisten waren. Es ist aber auch ganz
dafs die bis heute nicht versiegende glauben- und
gut mglich
mythenzeugende Kraft diese Wesen erst spter und nicht ohne
Dafs
die
entspricht allerdings nicht
,
Einflufs
der griechisch-rmischen \^orstellungen geschaffen hat.
Als Donnergott, den der heilige Elias beerbt hat, ist Perun trotz
aller Zweifel in jngster Zeit auch fr die Sdslawen wahrscheinlich gemacht worden -^).
In den Nymphen erkennen wir
leicht die schnen,
ewig jungen und weifsgekleideten
den
Menschen meist freundlichen Vilen (auch Samovilen, Samodivi,
Judi der Bulgaren), welche die sdslawischen Quellen, Flsse,
Seen, das Meer, Wlder, Gebirge und auch die Wolken bevlkern.
Bei dem heutigen Stande der Wissenschaft mssen wir es
uns versagen, ber die religisen Anschauungen, Sitten und
Gebruche der alten Slawen aus Volksliedern, Sagen, Mrchen,
Sprichwrtern, aberglubischen Gebruchen, Zaubersprchen und
Rtseln weitgehende Schlsse zu ziehen. Es wurde zwar mit
Recht bemerkt, dafs der Sdslawe namentlich der Bulgare und
auch der Serbe, bei der Ausbung seiner religisen Bruche
mehr einen Heiden als einen Christen verrate ^^), aber es ist auch
eine Tatsache, dafs alle diese Gebruche und Anschauungen auf
das innigste mit dem Christentum
besonders mit seinem Festkalender zusammenhangen. Wenn wir nur bedenken
wie das
Christentum, die grfste Revolution in dem geistigen Leben aller
europischen V^lker, das ganze Fhlen und Denken auch der
Sdslawen grndlich verndert, wie es auch ihm fremde Elemente
namentlich durch die apokr\'phe Litteratur vermittelt hat; wie
orientalische Stoffe und Motive direkt und durch Vermittlung
des Westens zu allen Sdslawen vorgedrungen sind, wie die abendlndische Kultur lngs der ganzen dalmatinischen Kste immer
ein grofses Einfallstor gehabt hat, und wie mitteleuropische Einflsse auch vom Norden aus frhzeitig Eingang auf den Balkan
,
abgefunden haben, so werden wir Bedenken tragen,
in
der traditionellen
Litteratur grlsere Reste der alten Mythologie, berhaupt den
Ab-
glanz alter Zeiten und den Ausdruck des reinen Nationalgeistes
zu suchen. Deshalb werden wir auch dieX'olkspoesie,
Mehrzahl der Sdslawen noch krftig fortlebt und
alte Stoffe
an
in
die bei der
selbst sehr
offenkundig neueren Bearbeitungen bietet,
die Spitze der Litteraturgeschichte stellen,
nicht
wie das noch so
hufig geschieht.
III.
Die Siawenapostel Cyrill und Metbod.
Die Anfnge der kirchenslawischen Litteratur
und Pannonien.
in
Mhren
Auch bei den Slawen gehrt das Schrifttum zu den
Segnungen des Christentums. Die heidnischen Sdslawen, auf
die sich der Bericht des Mnches Hrabr aus dem Anfang
zhlten und wahrsagten nach
nach Annahme der Taufe fhlten sie
aber das Bedrfnis, ihre Sprache mit rmischen und griechischen
Buchstaben zu schreiben. Griechische Inschriften besitzen wir
Doch
in der Tat sogar aus der heidnischen Zeit der Bulgaren.
des 10. Jahrhunderts
bezieht,
Strichen und Einschnitten
niemandem
fiel
es
ein,
die
lateinische
oder griechische Schrift
den slawischen Lauten anzupassen, die Bibel zu bersetzen oder
gar einen slawischen Dialekt zur Sprache der Kirche zu erheben,
wodurch die beginnende Litteratur ihre strkste Sttze erhielte.
Trotzdem der Orient verschiedene liturgische Sprachen kannte,
wollte man bezglich der Slawen in Konstantinopel davon ebensowenig wissen wie in Rom. Merkwrdigerweise wurde diese
Konzession zuerst Rom abgerungen, das aber daraus keinen
dauernden Nutzen zu ziehen verstand.
Das grofse Werk der Begrndung einer slawischen Kirchenund Litteratursprache ist ein Verdienst der Slawenapostel Cyrill
und Method, die aber die Sdslawen und Mhrer nicht mehr. zu
bekehren brauchten, sondern nur ihr Christentum vertieften und
befestigten; in den ltesten slawischen Quellen werden sie daher
ganz richtig Lehrer der Slawen genannt. Obwohl sie die kirchen-
37
slawische Litteratur in einem sdslawischen Dialekt begrndeten,
wirkten sie persnlich nur teilweise auf sdslawischem, meist aber
auf nordslawischem Boden, so dafs sie gerade zu Beginn der Kirchenspaltung noch
schlangen,
um
alle
slawischen Vlker ein gemeinsames
Band
mit welchem ihre Jnger und Nachfolger allerdings
meist nur die sd- und nordstlichen Slawen festhalten konnten.
Immerhin
spielte
die
kirchenslawische
Sprache
die Rolle
des
mittelalterlichen Lateins bei allen orthodoxen slawischen
Vlkern
(also der grofsen Mehrzahl) im ganzen geistigen Leben bis ins
19. Jahrhundert und lebt im Gottesdienste bei den orthodoxen
Serben, Bulgaren und Russen, bei den mit Rom unierten Ruthenen,
auch bei den kleinen Bruchteilen der unierten Bulgaren, Kroaten
und sogar Magyaren, berdies bei einem Teil rmisch-katholischer
Kroaten am Adriatischen Meere noch heute fort, so dafs sie nach
der lateinischen die am meisten verbreitete liturgische Sprache
in
der christlichen Welt
slawische
der
ist.
Eine grofse Rolle spielte die kirchenauch im staatlichen und geistlichen Leben
eine weniger bedeutende bei Albanesen und Li-
Sprache
Rumnen
tauern.
Der Grund zu diesen wichtigen Ereignissen und Folgen
wurde im grofsmhrischen Reiche gelegt, das auch die mit den
nord westslawischen Mhrern eine ethnische Einheit bildenden
Slowaken im nordwestlichen Ungarn und zum Teil auch die
pannonischen Slowenen, also Sdslawen, am rechten Donauufer
umfafste.
Frst Rastislav, der bereits Christ war und seine
(846) Ludwig dem Deutschen zu verdanken
schwer seine Abhngigkeit vom frnkischen Reich
und suchte sich auf jegliche Weise selbstndig zu machen. Zu
diesem Zwecke wnschte er sich auch eine von Salzburg und
Passau unabhngige kirchliche Organisation, die ihm der Papst
bei seinem Verhltnis zum frnkischen Reich nicht gewhren
konnte. Deshalb wandte sich Rastislav nach Konstantinopel, wo
er auch Schutz gegen seine Gegner Ludwig den Deutschen und
Boris von Bulgarien, die bald darauf (864) ein frmliches Bndnis
miteinander schlssen, erwarten durfte. Die slawischen Legenden
der beiden Heiligen, deren von Dmmler und anderen Historikern
hochgeschtzter Wert durch neuere Urkundenfunde nur gewonnen
hat, motivieren die Sendung damit, dafs Rastislav den verschiedenen Lehren der Priester aus Italien, Griechenland und
Thronbesteigung
hatte, ertrug
Deutschland,
die
durch Lehrer
in
38
den Sinn seiner einfachen Slawen verwirrten,
ihrer
Sprache ein Ende machen wollte, ver-
raten aber auch, dafs er einen Bischof verlangte. Kaiser Michael
der Trunkenbold, beziehungsweise sein
III.,
Oheim und Regent Bardas
und der Patriarch Photios, gaben aber eine solche Konzession
aus den Hnden und schickten zuerst nur
eine in Byzanz hiiufig beliebte religis-politische Mission nach
nicht ohne weiteres
Mhren (863 oder 864), fr die sie allerdings die besten Krfte
auswhlten: den frommen Priester Konstantin, der wegen seiner
grolsen Gelehrsamkeit der Philosoph genannt wurde, und seinen
Bruder, den diplomatischen Laienmnch Method.
Konstantin, geboren 826 827, und sein lterer Bruder Method
Shne des zweithchsten militrischen Wrdentrgers
(Drungar) aus der zweiten ostrmischen Hauptstadt Thessalonike
(Saloniki), wahrscheinlich Griechen oder hchstens grzisierte
Slawen, die sich aber ihre vortrefflichen Kenntnisse der slawischen
Sprache in ihrer Vaterstadt, deren Bewohner nach der Legende
alle rein slawisch sprachen ^^), oder sonstwo im byzantinischen
Reich angeeignet haben speziell Method verwaltete spter lngere
Zeit ein nicht nher bekanntes slawisches Frstentum (Thema?).
Konstantin war mit dem 14. Lebensjahre an den Hof nach Konstantinopel gekommen, wo er im Hause des Logotheten die beste
Erziehung genofs und die berhmtesten Lehrer, darunter Photios,
hrte.
Allen weltlichen Freuden war er abhold, und von den
Wrden, die ihm offen standen, befriedigte ihn nur die eines
Lehrers der Philosophie 3-) auf der neu errichteten Hochschule.
waren
Dem
Hofe erwies er bald Dienste im Kampfe gegen die Bilderund nahm an einer Mission an den Khalifen in Bagdad
Beachtenswert ist es, dafs er seinen Lehrer und Freund
feinde
teil.
Photios tadelte, als dieser die Zweiseelenlehre vortrug,
um
die
theologische Gelehrsamkeit des Patriarchen Ignatios auf eine Probe
denn das \'olk drfe nicht auf solche Weise verwirrt
hielt er sich auf dem kleinasiatischen Mnchsberg Olymp, dem Zentrum des damaligen asketischen Lebens,
auf. Ebendahin war Method, nachdem er dem Militr- und Verwaltungsdienst entsagt hatte, schon frher gekommen und wurde
ohne Priesterweihe Hegumenos (Abt) des Klosters Polychronion.
Um 860 gingen beide Brder in einer Mission zu den Chazaren
am Schwarzen Meere, wo sie jdische und mohammedanische
zu
stellen,
werden. Einige Zeit
Glaubensapostel aus
Freunde gewinnen
dem Felde
sollten.
schlagen und fr Byzanz politische
Konstantin hatte dabei Gelegenheit,
seine Sprachkenntnisse zu bewhren und zu erweitern, sonst aber
doch nur durch seine theologische Gelehrsamkeit und BeredsamWichtig war fr ihren spteren Empfang in
keit zu glnzen.
Rom
Auffindung der Reliquien des heiligen Klemens, der als
dem Chersones verbannt worden war (im Jahre 77)
und dort den Mrtyrertod gefunden hatte.
Die beiden Brder waren also fr ihre Mission nach Mhren
in jeder Hinsicht gut vorbereitet. Konstantin .^stellte: auch gleich
eine slawische Schrift zusammen und begann das AprakosSonntagsevangelien) zu bersetzen.
Evangelium (Evangelistar
Es ist nicht ausgeschlossen, dafs er sich schon frher mit solchen
Plnen fr die bereits bekehrten byzantinischen Slawen trug,
aber die Zumutung, dafs er die mhrische Mission selbst arrangiert
habe, um dieselben aufserhalb Byzanz verwirklichen zu knnen,
entspricht nicht seinem Charakter und den \"erhltnissen, welche
diese Sendung Rastislavs als eine spontane und ganz natrliche
begreiflich machen.
Die Brder kamen also, abgesehen von den reichen Geschenken des byzantinischen Hofes fr Rastislav, nicht mit leeren
Hnden nach Mhren, und. das V'^olk konnte die Verkndigung
des Wortes Gottes in der slawischen Sprache in der Tat mit
grofser Freude aufnehmen; denn die in Betracht kommenden
sprachlichen Verschiedenheiten waren im 9. Jahrhundert noch
gering (die Mehrzahl der mhrischen und die slowakischen
Dialekte sind noch heute den Sdslawen leicht verstndlich).
Cyrill und Method begngten sich aber nicht blofs mit slawischen
Predigten, ohne die ja die lateinisch-deutsche Geistlichkeit auch
nicht auskommen konnte, sondern bersetzten bald das ganze
Evangelium, die Apostelgeschichte, die Psalmen und andere fr
den Gottesdienst notwendige Bcher, speziell die Messe. Diese
Neuerung, fr welche auch einheimische Priester gewonnen werden
konnten, stiefs auf den grfsten Widerstand der lateinisch-deutschen
Geistlichkeit. Disputationen mit den Dreiznglern und Pilatusjngern, welche nur die auf dem Kreuze Christi vertretene
lateinische, griechische und hebrische Sprache im Gottesdienst
als zulssig erklrten, halfen da wenig, denn hinter ihnen stand
die frnkische Grofsmacht.
berdies konnten die Brder ihre
die
Papst nach
40
Jnger nicht zu Priestern weihen.
brauchten
sie also eine
stantinopel
oder
Rom
rechnend, konnten
wohin
Zur Krnung
Mit der Macht
suchen.
sie sich
in
Mhren nur
fr
Auf dem Wege nach
Rom
pannonisch-slowenischen Frsten
machten
die
der Tatsachen
Rom
berdies eine Berufung von Nikolaus
sie
Werkes
ihres
Hierarchie und konnten sie nur in Kon-
I.
entscheiden,
erhielten.
Brder
bei
dem
Kocel halt, der sich fr ihre
slawischen Bcher begeisterte und darin 50 Jnger unterrichten
liefs.
Venedig
In
Bischfen,
'^')
hatte Konstantin eine grofse Disputation mit
Mnchen wegen der dreizngigen
und
Priestern
Er
berief sich auf das Beispiel einer grofsen Reihe
Vlker und auf verschiedene Stellen der Heiligen
welche den Gebrauch der slawischen Sprache im Gottes-
Hresie.
orientalischer
Schrift,
dienst rechtfertigen sollten.
In
Rom
ppstlichen
empfing
die
Thron am
14.
Brder bereits Hadrian iL (bestieg den
Dezember 867) mit grofsen Ehren,
die
allerdings in erster Linie den mitgebrachten Reliquien des heiligen
Klemens
galten.
Dieser Papst weihte Method und drei Jnger
und billigte offenkundig die
denn er legte das >slawische
Evangelium auf den Altar des heiligen Petrus und liefs in verschiedenen Kirchen Roms in Anwesenheit der Kenner des orientalischen Ritus slawischen Gottesdienst abhalten. Die Namen der
Kirchen und Personen stimmen so genau zu den historischen
Tatsachen, dafs die Approbation der slawischen Liturgie keinem
Zweifel unterliegt, selbst wenn das nur in der slawischen Methodlegende erhaltene, in das Jahr 869 zu verlegende Handschreiben
an die Frsten Rastislav, Svatopluk und Kocel nicht ganz echt
sein sollte.
Dafs es den Brdern gelang, dem rmischen Stuhle
begreiflich zu machen, welche Wichtigkeit ihre Neuerung fr die
Gewinnung und Festhaltung der slawischen Vlker habe, beweist
zu Priestern,
zwei
zu Lektoren
grofsen Neuerungen der Brder;
vor allem die Errichtung eines pannonischen Erzbistums,
die zu
einem Konflikt mit den ba)'rischen Bischfen und dem frnkischen
Reich fhren mufste.
Das Werk der beiden Brder erlitt jedoch einen grofsen
Stofs durch den allzufrhen Tod Konstantins (14. Februar 869
im 42. Lebensjahre), der kurz zuvor in ein Kloster eingetreten
war und den Namen Cyrill angenommen hatte. Fr das grofse
Ansehen, das er in Rom genofs, spricht aufser dem Zeugnis
41
seines Zeitgenossen Anastasius Bibliothecarius die Tatsache, dafs
ihm beim Begrbnis
lehnte
Peterskirche
in der
Kirche des heiligen Klemens
Method ab
die
Ehren erwiesen
ppstliche
wurden. Er war die Hauptperson Method, dem vor allem die
hohe Bildung des Bruders abging, konnte trotz seiner diplomatischen und organisatorischen Fhigkeiten namentlich den
;
Gegnern nicht
Immerhin
Cyrill
fort.
am
so imponieren.
setzte
auch Method das begonnene Werk, das ihm
Totenbette
warm
ans Herz gelegt hatte,
Auf kurze Zeit kehrte er
mit Erfolg
zum Frsten Kocel am
see zurck, der sich ihn als Erzbischof erbeten hatte.
Platten-
Die
Idee,
Pannonien und Mhren das alte Bistum, das in Syrmium
(heute Mitrovica) bis zur Zerstrung der Stadt durch die Awaren
(582) als Sitz des Exarchen fr Illyricum bestanden hatte, wiederherzustellen
ist
natrlich nicht dem Kopfe des bescheidenen
slowenischen Frsten und frnkischen Vasallen entsprungen,
sondern der Stuhl des heiligen Andronikus sollte einerseits den
Rechtsgrund fr diese 'neue kirchliche Organisation auf einem
Boden bilden der durch die Missionsttigkeit der bayrischen
Bischfe wiedergewonnen und
soweit Pannonien in Betracht
kommt, von Karl dem Grolsen ausdrcklich dem Erzbistum Salzburg zugewiesen worden war; andererseits wollte Rom die Wrde
des Exarchen und apostolischen Vikars fr Illyricum erneuern,
um alle Donauslawen gegen die Ansprche von Konstantinopel
fr
zu behaupten.
Schwerwiegende Grnde und grolse Plne waren also die
zweiten Romreise als
Erzbischof von Pannonien und apostolischer Legat zurckkehrte.
Wegen der \\'irren in Mhren, wo Rastislav von seinem Neffen
Svatopluk an die Deutschen ausgeliefert und auf dem Reichstage
zu Regensburg zum Tode verurteilt, von Knig Ludwig aber
zur Blendung begnadigt worden war, blieb Method am Plattensee wo er nach dem ausdrcklichen Zeugnis seiner Gegner (Libellus de conversione Bagoar. et Carantanorum aus dem Jahre 870,
nicht 873) den Gottesdienst (missas et evangelia ecclesiastiUrsache, dafs Method von seiner kurzen,
cumque
sclavinis
officium)
litteris)
in
abhielt.
slawischer Sprache
Wenn
(noviter
inventis
wir auch das fragliche Send-
Hadrians II. an die Frsten Kocel
Rastislav und
Svatopluk nicht htten, so gengten die hohen Auszeichnungen
schreiben
Methods und
Rom
aus
einer
aber
im
in
dieses Zeugnis,
allen
jenen
42
um
zu beweisen, dafs er
slawischen
Lndern*:
in
der Tat
Lehrerc
als
mit
Jahrhundert auch im Abendlande noch zulssigen,
der spteren rmischen Praxis unerhrten Konzession,
9.
Bedingung geknpft war, dafs bei der Messe das
Evangelium zuerst lateinisch und dann slawisch gelesen werde,
gesendet worden ist. Offenbar erblickte der rmische Stuhl auch
die nur an die
in
der Billigung der slawischen Liturgie das richtige Mittel zur
Verwirklichung seiner Ansprche auf ganz Ilh'ricum, welche
Frage nach der Zerreifsung der kirchlichen Gemeinschaft zwischen
West- und Ostrom durch den Patriarchen Photios (867) trotz des
momentanen Rckschlages (869) besonders brennend geworden
war und durch die Abschwenkung der Bulgaren (im Frhjahr 870)
nach Konstantinopel erhhte Bedeutung erlangt hatte.
Methods Wirksamkeit in Pannonien dauerte jedoch auch
diesmal nicht lange, denn bald wurde er von den benachbarten
in das Land der Suaben verschickt und
gefangen gehalten. Diese unglaublich scheinende
Nachricht seiner Legende fand eine glnzende Besttigung durch
neu aufgefundene Papstbriefe
welche diesen Kampf um den
Besitzstand, um Zehente und andere Benefizien, in einem noch
rgeren Lichte darstellen. Der Erzbischof und Apostolische Legat,
ber den nur der Papst zu Gericht sitzen konnte, wurde vom
Erzbischof von Salzburg und den Bischfen von Passau und
Freisingen (die Legende spricht noch von einem vierten) auf
deutschen Bischfen
dritthalb Jahre
einer Synode abgeurteilt, geohrfeigt, mit einer Reitpeitsche bedroht,
eingekerkert und von
(872
882)
Rom
abgeschnitten.
Als Johannes \^IIL
endlich davon Kenntnis erhalten hatte, sandte er den
Legaten Paulus von Ancona nach Deutschland
welcher die
ppstliche Autoritt gegenber den bayrischen Bischfen und
ihrem Knig mit allem Nachdruck zur Geltung brachte, die
Rechte des Apostolischen Stuhles auf Pannonien
bezglich
Mhrens konnte berhaupt kein Zweifel bestehen
als nicht
verjhrt erklrte und Method wieder in sein Amt einsetzte (873).
Wenigstens seit dem Jahre 874 hielt sich Method hauptschlich
,
in
Mhren
auf,
wo
sich Frst Svatopluk, einer der bedeutendsten
westslawischen Herrscher, selbstndig gemacht hatte, aber immerhin mit den Franken rechnete und einen gewissen Hang zum
deutschen Wesen und zur abendlndischen Kirche zeigte.
Method
stand auch nicht auf
wobei
Method
der
gutem Fufse mit ihm und
seiner L'mgebung,
Strenge keine geringe Rolle spielte. Da
bei seiner Befreiung berdies irgendeine Einschrnkung
seine
sittliche
slawischen Liturgie
zur Pflicht
gemacht worden zu
und wurde 879 in
scheint, so hatte er keine leichte Stellung
sein
Rom
Johannes VIII., der grofse Diplomat^
vom Jahre 879
unzufrieden war und von Byzanz die bergabe der bulgarischen
Kirche zu verlangen begann, konnte ihn leicht davon freisprechen,
da die Lehre, dafs der heilige Geist vom Vater und dem Sohne
(filioque) ausgehe, in Rom selbst noch kein Dogma bildete.
In unzweideutiger Weise wurde auch die Frage der slawischen
Liturgie gelst; denn das denkwrdige ppstliche Schreiben an
Svatopluk (880) belobte (iure laudamus) das bersetzungswerk
Konstantin des Philosophen und erlaubte ausdrcklich auch die
slawische Messe (missas in eadem sclavinica lingua canere) abermals mit der Bedingung, dals das Evangelium zuerst lateinisch
gelesen werde. Demgegenber erhielten auch die Gegner besogar der Hresie angeklagt.
der gerade mit
denkliche
dem
konstantinopolitanischen Konzil
Konzessionen.
Ihr
Fhrer AViching,
dem auch
die
deutschen Zeitgenossen kein gnstiges Zeugnis ausstellten, wurde
Methods Suffragan
in Neitra,
Svatopluk und seine Richter
hielten aber das Privilegium, sich die
lateinisch
zelebrieren zu lassen.
er-
Messe nach Wunsch auch
Intrigen,
wie die V^erbreitung
gegen Method gerichteten geflschten Papstbriefes, Klagen
und dogmatische Streitigkeiten, die Svatopluk mit Recht aus der
Fassung bringen konnten, blieben auf der Tagesordnung.
Trotz aller Widerwrtigkeiten fand Method Mufse und Lust
zur Fortsetzung des Werkes seines Bruders. Mit Hilfe zweier
eines
ischnellschreibender Priester
bersetzte
er
grfsere Teile
des
Alten Testamentes (s. u.), einen Nomokanon (jenen in 50 Titeln,
bestehend aus den kanonischen Regeln des Johannes Scholastikos
und
emem Anhang Zakon
einem Auszug aus den Geund ein Paterikon von bisher
sudn}-]!,
setzen Justinians in 87 Kapiteln),
unbestimmten Umfang (nach Sobolevskij das rmische), also die
fr das kirchliche Leben notwendigsten noch fehlenden Schriften.
Seine Missionsttigkeit erstreckte sich auch auf Bhmen, obwohl
die Taufe des Herzogs Bofivoj durch ihn zweifelhaft ist, und auf
polnisches Gebiet, da er einen Frsten an der Weichsel zu
bekehren suchte (mit der Begrndung, er mge sich freiwillig.
44
Benicht als Gefangener auf fremdem Boden taufen lassen \).
merkenswert ist seine Reise nach Konstantinopel, die in seine letzten
Lebensjahre fllt ^*). Kaiser Basilios I.. der auf die Strkung der
Macht und des Ansehens des ostromischen Reiches in jeder Hinsicht bedacht war, wollte offenbar
etwas ber die
in
Vergessenheit
geratene mhrische Mission erfahren, lud Method zu
mit Wohlgefallen
slawischen Bcher
die
sich,
nahm
entgegen und behielt
von seinen Jngern einen Priester und einen Diakon zurck.
hatte auch er Verstndnis fr den politischen
bersetzungen, die speziell in den byzanslawischen
der
Wert
Wahrscheinlich
tinischen Grenzgebieten gute Dienste leisten konnten.
Am
6.
Kathedrale,
April 885
verschied
Method
und wurde
wahrscheinlich in Velehrad, dessen
in
seiner
Lage aber auch
Es
Mhren, dafs der Trauergottesdienst fr ihn in lateinischer, griechischer und slawischer
Sprache abgehalten wurde. Als seinen Nachfolger bestimmte er
(natrlich konnte das nur ein Wunsch sein) den Mhrer Gorazd.
dem er auch die Kenntnis der lateinischen Sprache nachrhmt.
Doch war fr seine Jnger, deren Zahl mit 200 angegeben wird,
kein Platz mehr in Mhren. Wiching eilte sofort nach Rom, um
Es gelang ihm aber
die Ernennung Gorazds zu hintertreiben.
noch mehr. Stephan V. (VI.) verbot zweifellos fr Mhren
die slawische Liturgie ^5) (im Herbst
das mufs betont werden
885 oder 886), und Svatopluk jagte die Methodianer aus dem
Lande. Nach der unlngst aufgefundenen slawischen Legende
des heiligen Naum wurden einige Jnger Methods sogar gemartert,
andere an Juden als Sklaven verkauft und nach Venedig geschleppt; hier befreite sie der Gesandte Basilios I. und brachte
nicht sicher
ist
(vielleicht bei Urigrisch-Hradisch), bestattet.
ist
bezeichnend fr die Verhltnisse
in
sie
nach Konstantinopel,
gegeben wurde
(also
wo
ihnen
die
vor Ende August
Priesterwrde wieder-
886).
Inkonsequenz Roms in dem kurzen Zeitraum von fnf Jahren. Man mufs jedoch bedenken, dafs Stephan V.
(885891) nach Johannes VIII. (gestorben 882) bereits der dritte
Papst war; bei so hufigem* Regierungswechsel sind auch Programmnderungen begreiflich wie Stephan V. in der Tat auch
Auffllig
ist
die
darin von Johannes VIII. abwich, dafs er das
Symbolum aufnahm. Bei den
Tiara nahm man aber auch
Filioque
leidenschaftlichen
in
das
Kmpfen um
die
zu den unerlaubtesten Mitteln Zu-
45
So ermglichten es die Wirren am ppstlichen Hof, dafs
Anhnger des aus der bulgarischen Mission bekannten Formosus den zweiten Teil des Registers Johannes' VHI. an sich
rissen und die Dokumente der neunten Indiktion sogar vernichteten.
Um so mehr waren daher auch M5'stifikationen gegenber StephanV.
mglich, worin ja Wiching ein grofser Meister war.
Die Hauptschuld drfte aber auch fr die Vorgnge in Rom
Svatopluk treffen, der Wiching grofsgezogen hatte und ihm jetzt
die Zgel ganz frei gab, whrend er Method bei seinen Lebzeiten nur zur Not respektierte, nach seinem Tode aber alle
Rcksichten gegen seine Jnger beiseite schob und sein Werk
flucht.
die
vernichtete.
und
Man
findet es begreiflich, dafs er zu
politischen Spaltungen in
Mhren noch keine
den nationalen
haben
und mit der frnkischen Grofsmacht rechnen mufste aber
allem Anscheine nach fielen doch seine persnlichen Neigungen
und seine offenkundige Antipathie gegen Method mehr ins
wollte
religisen
Gewicht. Da er seinen Oheim als Verrter beerbt hatte, fand er
auch kein Gefallen an einer seiner bedeutendsten Taten, whrend
Method gerade den Urheber seiner Mission in dankbarem An-
denken behalten mufste. Offenbar mangelte ihm auch das Verstndnis dafr, welch ein Bollwerk eine slawische Nationalkirche
gegen das von ihm bekmpfte frnkisch - deutsche Reich werden
konnte. Und man denke sich die weiteren Folgen, wenn sich ihr
Organ als gemeinsame Schriftsprache aus Pannonien und Mhren
nach allen Seiten organisch .weiter verbreitet htte! Hier in
Mitteleuropa
wrden
die
slawischen Vlker auch nie den Zu-
sammenhang mit der Kultur des Abendlandes
verloren haben,
Kirchensprache wre nie zur Schutzmauer des
Stillstandes und Rckschrittes geworden, wie dies spter in der
Gemeinschaft mit der orthodoxen Kirche in der Tat der Fall war
und
die slawische
jedoch bei weitem nicht im
9. und 10. Jahrhundert, denn gerade
damals konnte die griechische Bildung trotz ihres Absterbens
den Slawen mehr bieten als die frnkische. Das mhrische Reich
erfllte vor seinem Untergange durch die Mag)'aren (906) eine
aber dieselbe wre noch viel grfser ausGedanke Rastislavs eine konsequente Durchfhrung erfahren htte. So aber hatten die Slawen von seinem
Fallenlassen grofsen politischen und kulturellen Schaden, den
welthistorische Mission
gefallen,
wenn
grfsten aber
der
Rom
denn die slawische Liturgie, die es auf seinem
Gebiete aufkommen
liefs
und
46
frderte,
wurde zum strksten und
ausgiebigsten Kampfmittel gegen seinen Einflufs im ganzen weiten
slawischen Osten.
Konstantin
dem Philosophen wird
bereits
(Conversio 870, Schreiben Johannes
880)
\'III.
das Zeugnis des Mnches Hrabr
die
Erfindung^
Besonders beachtenswert
einer slawischen Schrift zugeschrieben.
ist
von den Zeitgenossen
(aus
dem Anfang
des 10.
Jahrhunderts), der die slawische Schrift gegenber den Griechen
auch
in
der Weise verteidigte, dafs er ihnen vorhielt,
sie
htten
und ihr
Alphabet erst allmhlich von vielen Mnnern erhalten, whrend
Konstantin allein den Slawen sofort 38 Buchstaben nach dem
lange Zeit
mit
phnizischen
Buchstaben
geschrieben
Muster der griechischen geschaffen habe. Der Wirklichkeit steht
nahe auch der Bericht der Legende, dafs Konstantin vor der
Abreise nach Mhren die slawische Schrift zusammengestellthabe. Nun sind uns aber in ungefhr gleich alten Quellen zwei
slawische Alphabete berliefert das cyrillische, welches mit
der griechischen Unzialschrift geradezu identisch ist. so dafs
griechische und slawische Handschriften des 11. Jahrhunderts
auf den ersten Blick voneinander nicht unterschieden werden
knnen, und das glagolitische (der Name kann bis ins 14.
Jahrhundert hinauf verfolgt werden), das an Schriften des nahen
Orients (Armenisch, Georgisch, Hebrisch) erinnert, sich aber bei
nherer Betrachtung als eine konsequente Stilisierung der griechischen Minuskel- und Kursivschrift, die eben bei den Slawen
schon vor Cyrill im tglichen Gebrauch stand herausstellt. Fr
die zahlreichen, speziell slawischen Laute wurden Zeichen durch
Vernderung und Kombinierung der griechischen hergestellt oder
neue erfunden oder aus einem, vielleicht sogar aus mehreren
:
orientalischen Alphabeten entlehnt,
was
Konstantin nicht so unwahrscheinlich
ist,
Auf
dem hochgebildeten
man manchmal meint.
bei
wie
vollkommen phonetische Schrift ^^) den
Nuancen des von den Brdern beherrschten
Dialektes Rechnung. Von den beiden Alphabeten kann jedoch
nur eines von ihnen herrhren. Heute darf es als vollkommen
ausgemacht gelten, dafs das glagolitische das ltere und von
jeden Fall trug seine
feinsten
lautlichen
Cyrill zurechtgelegte
ist,
nicht aber dasjenige, welches
im Laufe
seinem Namen verknpft und als ein
Man
heiliges Vermchtnis der Slawenapostel betrachtet wurde.
der Jahrhunderte
mit
kann sich
Wahrheit,
zu
die
welchen Schwierigkeiten
sich
diese
glnzendsten Resultaten der slawischen
den
Bahn brechen
Philologie gehrt,
1
mit
vorstellen,
47
mulste.
Palographische, sprachliche und historische Grnde sprechen
Manche
dafr.
glagolitische Buchstaben sind ursprnglicher als
noch nach der linken Hand offen,
nur der Zahlenwert der glagolitischen ist fortlaufend, der der
cyrillischen dagegen durch Einschaltung griechischer Zahlzeichen
die cyrillischen, einige stehen
unterbrochen
schriften
ist
einzelner
mit
eine nicht unbetrchtliche
Anzahl
cyrillischer
Hand-
aus glagolitischen abgeschrieben, was die Beibehaltung
glagolitischer
Buchstaben. Wrter und ganzer Stellen
glagolitischer Schrift
fehler beweisen,
oder nur aus ihr erklrbare Schreib-
whrend wir
fr
den umgekehrten Fall keinen
Beleg haben; ebenso sind nur Palimpseste bekannt geworden,
in denen die glagolitische Schrift mit cyrillischer bedeckt ist.
Auch die Kunstgeschichte lieferte in der jngsten Zeit Beweise,
dafs
manche
cyrillische Initialen
ihren
Ursprung glagolitischen
Mustern zu verdanken haben (typische Beispiele in dem ltesten
cyrillischen Denkmal. Sava's Evangelistar, und in den Blttern
Undoljskijs). In den meist erst in der zweiten Hlfte des 19. Jahrhunderts
ans
Licht
gefrderten
lteren
glagolitischen
Hand-
wir altertmliche grammatikalische Formen und
Wrter, speziell die sogenannten Pannonismen, welche in den
cyrillischen Denkmlern mehr oder weniger beseitigt wurden. Wir
schriften finden
weiter
besitzen
(aus
in
dem Jahre
das Zeugnis
Salona (Spalato) aus
Rufsland,
wo
des Klerikers Nikolaus von
Arbe
1222) fr die Existenz eines glagolitischen Psalters
dem
Zeitalter des Methodius:
selbst in
gleichfalls glagolitische Handschriften abgeschrieben
wurden, haben wir fr das
11. Jahrhundert ein Zeugnis (1047
aus Novgorodj, welches nur so vernnftig gedeutet werden kann,
dafs
die
glagolitische Schrift damals als cyrillisch (kurilovica)
angesehen wurde;
jngst
schn
in
der Kathedrale von Novgorod wurden erst
geschriebene
Freskogemlden entdeckt.
glagolitische
Graffitinschriften
auf
'
"\^on keiner geringen Bedeutung ist auch die Erwgung, dafs
wohl die Verdrngung der wirklich schwer zu begreifenden und
schwer zu erlernenden glagolitischen Schrift durch die viel leichter
fafsliche und bequemere cyrillische erklrt werden kann, nimmermehr aber die Entstehung der glagolitischen nach der cyrillischen,
namentlich nicht
in
An dem
Bulgarien und Makedonien
sphre mit Byzanz,
hat.
48
wo
sich dieser
Wechsel
in
der Berhrungs-
tatschlich vollzogen
wirklichen Erbe Konstantins hielten nur die
byzantinischen Einflufs entrckten Kroaten
dem
an der adriatischen
Kste fest. Die Gegner der slawischen Liturgie auf der Synode
von Spalato 1059/60 wufsten noch, dafs ein gewifser Methodius,
ein Hretiker, die gotische Schrift erfunden habe; man kann
dabei unmglich an die CA-rillische denken, denn eine solche Unwissenheit darf
man den
dalmatinischen Prlaten nicht zumuten,
dafs sie die offenkundige hnlichkeit derselben mit der griechischen
nicht erkannt htten,
um
so mehr, als sie
gerade die Zulssigkeit
der griechischen Sprache, die sie in den Stdten und in den sdlichen Gegenden kennen zu lernen Gelegenheit hatten, neben der
lateinischen
in
der Liturgie
betonten.
Natrlich
kann
von
einem w^esentlichen Unterschied zwischen der runden bulgarischen
und der eckigen ^ kroatischen Glagolica keine Rede sein: denn
diese hat im Zeitalter der Gotik nur die Entwicklung der neben
ihr gebrauchten lateinischen Schrift durchgemacht, wie spter
auch
cyrillische
die
dieselbe
eckige,
ungefllige
Gestalt
an-
genommen hat. brigens ist der allmhliche bergang vom
runden zum eckigen Typus und auch der geographische Zusammenhang mit Makedonien durch neuere Funde (Mihanovicsche
Bltter, Grskovics Apostolus,
durch
die
Boden
sichergestellt
ltesten
Wiener Fragmente von Jagic) und
glagolitischen
worden.
Inschriften
auf
kroatischem
Auch gewisse Eigentmlichkeiten
der alten Denkmler aus Serbien und Bosnien und der bosnischen
cyrillischen Schrift beruhen auf glagolitischer Tradition.
Zu den
schwierigsten und ungemein viel errterten Fragen
nach der Heimat der Sprache, in welcher Cyrill
und Method das slawische Schrifttum begrndet haben. Die
Antwort darauf hat nicht blofs historisches Interesse, sondern
auch eine grolse Bedeutung fr die slawische und vergleichende
Sprachwissenschaft, da die Kirchensprache in ihrer ursprnglichen
gehrt auch
Gestalt
den
die
Ausgangspunkt
Wegen
jedes
Studiums
der
slawischen
hohen Alters und
wegen der Ehrfurcht, die sie als Sprache des Gottesdienstes umgab, wurde sie einige Zeit sogar als die Mutter der slawischen
Sprachen angesehen. Wir wissen heute bestimmt, dafs die Slawen
Sprachen
bildet.
ihres verhltnismfsig
apostel, trotzdem sie hauptschlich in
Mhren wirkten,
eine ent-
49
schieden sdslawische Sprache
schrieben, die vor den anderen
Slawinen nur denV^orzug hat. dafs sie einige Jahrhunderte frher
aufgezeichnet worden ist und ziemHch zahl- und umfangreiche
Denkmale
hinterlassen
hat.
Doch wo wurde
diese
reich
ent-
wickelte und festgefgte Sprache, beziehungsweise dieser Dialekt
denn von einem solchen ist wie bei der Grundlage einer jeden
Litteratursprache auszugehen, gesprochen? Man dachte zuerst
an die Heimat der Slawenapostel; doch im 19. Jahrhundert
wurde durch bedeutende Forscher, wie Kopitar, Safafik in seiner
letzten Periode und Miklosich, die pannonische Hypothese zu
grofsem Ansehen ^^) gebracht, der zufolge die ltesten slawischen
Denkmler die Sprache der pannonischen Slowenen wiedergeben,
die dann Miklosich und Historiker wie E. Dmmler auch auf das
linke Ufer der Donau (hauptschlich in das Gebiet der Slowaken) ^^)
Die slawische Bevlkerung von Bhmen,
verlegen mufsten.
und
Nrdwestungarn
war jedoch gewifs schon im 9. JahrMhren
sprachliche
und
ethnische Einheit, und auch die
hundert eine
frPannonien vorgebrachten und glnzend verteidigten historischen
und
sprachlichen
apostel
Grnde
sind
nicht
stichhaltig.
namentlich der Begrnder des Schrifttums
nur vorbergehend
Die Slawen,
Konstantin,
Pannonien auf und brauchten
dort von ihrem mitgebrachten Dialekt ebensowenig abzuweichen,
wie in Mhren, wenn sie es berhaupt in der Laut- und Formenlehre so konsequent vermocht htten, wie man nach ihrem einDie auf Grund
heitlichen bersetzungswerk annehmen mfste.
der slawischen Fremdwrter im Magyarischen nach Pannonien
verlegten sprachlichen Eigentmlichkeiten haben durch die Erhielten
sich
in
wgung dafs die Magyaren die meisten slawischen Elemente
zum mindesten schon in der Theifsebene aufgenommen haben,
,
und durch das Studium der heutigen bulgarischen Dialekte ihre
Beweiskraft verloren; die lateinisch-deutschen Fremdwrter, die
den wichtigsten Bestandteil der Pannonismen der alten slawischen
Kirchensprache bilden, lehren aber nur. dafs Cyrill und Method
so vernnftig waren, dafs sie die im Lande bereits eingebrgerte
christliche Terminologie annahmen. Mhren und Pannonien sind
also die Heimat der slawischen Liturgie, aber nicht ihrer Sprache
diese brachten vielmehr die Brder aus Konstantinopel mit und
bersetzten die wichtigsten Kirchenbcher schon vor ihrer RomMurko,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
50
Oblak^'-') glaubte in der
reise, also innerhalb dreier Jahre.
>alle charakteristischen phonetischen
Tat
Zge des Altslowenischen
Umgebung von Saloniki <,
gesprochen haben
Legende
der
Brder
nach
dessen Sprache die
aber
auch an andere
man
denkt
haben
gefunden zu
sollen
einen
an
Donaudialekt.
makedonische und ostbulgarische oder gar
byzantinischen
Auf jeden Fall hatten sich die Slawenapostel im
gerade
in
dem
Dialekte der stlichen
Reiche
vder
irgendeinen
angeeignet,
Dialekt
Ihre Kirchensprache
(jezykij slovenbskt
heifst
dem
Gebiete
gesprochen
wurde.
der auf
bulgarischen Dialektengruppe
heutigen
den Quellen immer ^slowenische
in
lingua sclavina, sclavinisca, Sclavorum), da-
her der Ausdruck altslowenisch, der aber insofern Anstofs erregen kann, als frher die pannonische Hypothese und der
Gedanke, dafs
stehe
sie
die
(vgl.
der heutigen slowenischen Sprache
Reihenfolge
in
lexikalischen Werken), damit in
Miklosichs
am
nchsten
grammatischen und
Zusammenhang gebracht wurde.
und noch mehr bedenklich ist der Ausdruck altbulgarische, denn dieses war eine trkische Sprache. Am besten
eignet sich daher die den tatschlichen \'erhltnissen Rechnimg
tragende Bezeichnung ^altkirchenslawische ^Sprache, um so mehr
als sie die Grenzen des heutigen Bulgarischen weit berschritten
und verschiedene Elemente namentlich in ihren Wortschatz aufUnhistorisch
genommen
hat.
Die von den Legenden den Slawenaposteln zugeschriebenen
bersetzungen der notwendigsten Bcher fr das kirchliche
Leben sind auf ihren Umfang hin durch philologische Untersuchungen noch nicht gengend sichergestellt. Man kann nicht
behaupten, dafs das ganze Evangelium und der ganze Apostolus
von ihnen herrhren. Bezglich der Evangelien steht es nmlich
fest,
dafs
die
Bruchstcke
aus
dem Lectionarium
(die ltesten
erhaltenen Handschriften: glagolitisch Cod. Assemanianus, cyrillisch
Savina Kniga
und Ostromir) in die vollstndige bersetzung
und Marianus), die immerhin schon in
Makedonien entstanden sein kann, eingeschaltet worden sind.
(glag. Cod. Zographensis
Man
verlegt
jedoch
selbst
bezglich
des
Psalters
zwei
Be-
nach Mhren und Pannonien. Auf Gnind
sprachlicher Merkmale wird auch die Apokah'pse, die nur in
Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts erhalten ist, der
pannonischen Periode zugewiesen. Method wird die bersetzung
arbeitungen
schon
'
einer griechischen Polemik
51
seines
Bruders gegen
die
Juden zu-
geschrieben (Original und bersetzung unbekannt).
Unrichtig
aber auf jeden Fall die Nachricht der Legende,
ist
Method habe mit
Hilfe zweier schnellschreibender Priester das
ganze Alte Testament mit Ausnahme der Bcher der Makkaber
in sechs Monaten bersetzt. Abgesehen von der physischen Un-
mglichkeit
solchen Arbeit
einer
ist
es
berhaupt
mehr
als
Bcher des Alten Testamentes selbst in den
nchsten Jahrhunderten bersetzt worden sind; denn der Erzbischof Gennadij von Novgorod mufste bei der Zusammenstellung
einer vollstndigen Bibel (1499) nach vergeblichem Herumsuchen
mehrere Bcher aus der lateinischen Vulgata bertragen lassen
(Paralipomenon I. II., Esdrae I. IL, Tobias, Judith, Esther c. 10
bis 16,
Liber sapientiae, Makkaber). berdies ist auch die
Sprache der alten bersetzungen nicht einheitlich und gleich alt.
Method kann daher nur Lektionen des Alten Testamentes aus
verschiedenen Bchern, das sogenannte Paroemienbuch (slaw.
parimejnik), bersetzt haben oder auch Hauptteile des Alten
Testamentes, z. B. den Pentateuch oder die Propheten, fr welche
man (vor allem Evseev) sich auf den Umstand beruft, dafs die
zweifelhaft, ob alle
bersetzung
dem
offiziellen antiochianisch-konstantinopolitanischen
folgt.
Es ist in 'der Tat richtig, dafs alles
von Cyrill und Method bersetzte die Lukianische Redaktion *")
reprsentiert aber der umgekehrte Schlufs, dafs alles Lukianische
Lukianischen Text
in
der
altkirchenslawischen
Litteratur
auf
die
Slawenapostel
brigens bietet die ursprngliche bersetzung des Markus -Evangeliums auch griechische
Lesungen alter aus Alexandria und dem Westen stammender
Handschriften'*^). Abgesehen von nur geringen Freiheiten gaben
die Brder das Original genau wieder, wurden aber dem Geiste
zurckgehe, geht offenbar zu weit.
der slawischen Sprache, namentlich in der Syntax, gerecht,
wovon spteren bersetzern
unterscheiden, die sich so sklavisch an das griechische Original
hielten
dafs sie z. B. auch den substantivierten Infinitiv bersetzten, wobei den fehlenden Artikel das schliche Relativpronomen
ersetzen mufste. Bemerkenswert ist die Reinheit des Ausdruckes
fr christliche Begriffe, mit welchen im Gegensatz zu anderen
durch
sie
sich
ungemein
vorteilhaft
alten bersetzern
verknpft sind.
(z.
B. Ulfilas) keine heidnischen Reminiszenzen
Zu diesem Zwecke
behielten
die
Brder
4*
aller-
52
billig bei und nahmen auch
Pannonicn und Mhren bereits nationalisierte lateinischdeutsche Ausdrcke auf.
dings griechische Wrter mehr als
mehrere
in
Diese Andeutungen besttigen zur
liche Nachricht
der Legende
Griechischen bersetzt haben.
dafs
Genge
die
die selbstverstnd-
Slawenapostel aus
Man mufs
dem
das betonen, weil sich
noch immer selbst gelehrte Mnner finden, w'elche die Existenz
innerer und ufserer Beweise
Andererseits
blieben
die
fr diese
Slawenapostel
Behauptung leugnen*^).
und ihre Schler auf
mhrisch-pannonischem Boden vom abendlndischen Wesen nicht
Method empfahl auf dem Totenbette den Mhrer
unberhrt.
Gorazd zu seinem Nachfolger, weil er in den lateinischen Bchern
Der bersetzer der Psalmen hat wahrmanchmal auch den lateinischen Text eingesehen *^): in
den Nomokanon ist eine bersetzung der Merseburger lateinischen
wohl bewandert war.
scheinlich
Bufsordnung, in das Euchologium Sinaiticum. w^o wir den ltesten
sogar ein althochdeutsches
slawischen Text derselben finden
''*)
Diese
Tatsachen bieten eine
geraten.
(St. Emmeramer) Gebet
.
wichtige Ergnzung zu den lateinisch-deutschen Fremdwrtern,
die man fr die pannonische Herkunft der kirchenslawischen
Sprache zu viel ins Treffen gefhrt hat. Ebenso kann die Entdeckung des russischen Kanonisten Pavlov*'') nicht berraschen,
dafs wir in zwei Scholien zum 28. Kanon des Konzils von Chalkedon auch einen litterarischen Beweis fr die Anerkennung des
rmischen Primates von Seiten ]\Iethods finden.
Fraglich bleibt es, ob auf die Slawenapostel, speziell auf
Method, bereits die Einfhrung des rmischen Ritus zurckgeht.
Aus Konstantinopel brachten die Brder offenbar auch den orien-
und fr sich speziell in Rom,
an das sie sich ausschliefslich hielten (nicht etwa an das Patriarchat
von Aquileja), keinen Anstofs erregen konnte. Die Bewilligung
des slawischen Gottesdienstes wurde von Hadrian II. und Johannes VIII. nur an die Bedingung geknpft, dafs das Evangelium zuerst lateinisch gelesen werde. In Mhren und Pannonien,
wo man die lateinische Messe bereits gut kannte, waren jedoch
weitere Konzessionen auch auf diesem besonders wichtigen GeEs ist charakteristisch dafs in der Methodbiete angebracht.
legende fr die Messe der lateinisch - deutsche Ausdruck mhsa,
der noch heute bei Bhmen, Lausitzer Serben, Polen, Slowenen und
talischen Ritus mit, der damals an
53
Kroaten fortlebt, gebraucht wird und auch in den ltesten
\'on diesen
Bruchstcken eines rmischen Missais vorkommt.
werden die glagolitischen Kiewer Fragmente jetzt (von Vondrak '*" i)
bereits in die Mitte des 10. Jahrhunderts (Jagic mchte hchstens
teilweise
bis in den Anfang des 11. Jahrhunderts hinaufgehen) verlegt und
stammen wegen ihrer ausgesprochenen Moravismen auf reiner
altkirchenslawischer Grundlage entweder aus Mhren oder, wie
Vondrk nachzuweisen sucht, von einem Grofsmhrer, der. wie
auch andere Jnger Methods, auf kroatischen Boden verschlagen
worden sei. Unbedingt kroatischer Herkunft sind die Wiener
Fragmente, die Jagio dem
Jahrhundert zuweist.
Auf jeden Fall besitzen wir also sehr alte Zeugnisse fr die
Existenz des rmischen Ritus auf westslawischem Boden, und es
ist
sehr wahrscheinlich,
12.
dafs diese den Verhltnissen
Rechnung
tragende Neuerung schon in Methods Zeiten im Bereiche Grofsmhrens und Pannoniens zustande gekommen ist. Aufser den
Kiewer Fragmenten gibt es noch drei aus dem Lateinischen berDenkmler (Reden des Papstes Gregor des Grofsen, Leben
des heiligen Benedikt, Pseudoevangelium des Nicodemus), die der
setzte
russische Forscher Sobolevskij*'') nach
Mhren
verlegt, ebenso w^ie
mehrere nach griechischen Originalen angefertigte bersetzungen
der Knige, eine kurze Erklrung der Apo(I. und II. Buch
kalypse des Andreas von Ksarea, Leben des heiligen Johannes
des Mitleidigen, Erklrung der Liturgie, das bereits beim Nomokanon erwhnte Strafgesetzbuch [zakoni, sudnyj], eine Bufsordnung,
einige Gebete) und originelle Schriften, wie z. B. die Legende
Konstantins. Officien zu Ehren der heiligen Cyrill und Method usw.
Doch knnen
einige dieser Arbeiten von Schlern
ihren Nachfolgern erst
am
Methods oder
Adriatischen Meere oder in Makedonien
angefertigt worden sein.
Die verheifsungsvoUen Anfnge der slawischen Litteratur
Mhren fanden durch Methods Tod ein jhes Ende, da seine
Jnger den rgsten Verfolgungen ausgesetzt und die hervorragendsten unter ihnen in roher Weise aus dem Lande gejagt
wurden. Die slawische Liturgie fristete nur noch an einzelnen
Orten, hauptschlich in Ungarn und in Klstern, ihr Dasein fort.
in
Dementsprechend konnte selbst in Bhmen die heilige Ludmila
ihren Enkel, den heiligen Wenzel, in slawischen Bchern unterrichten lassen, und Bhmens Patron bekam bald nach seinem
54
Tode, also wahrscheinlich noch
hunderts, eine kirchenslawische
in
der ersten Hlfte des 10. Jahr-
Legende
in
glagolitischer Schrift,
dann ihren Weg nach Kroatien und Ruisland fand. Im
11. Jahrhundert hatte die slawische Liturgie noch bei den Benediktinern des Sazavaklosters eine Zufluchtssttte, aber Mnchsstreitigkeiten bereiteten ihr auch hier ein Ende (1097). Beachtenswert ist der Umstand, dals bei den Verhandlungen mit Rom um
ein mhrisches Erzbistum (898
900), die trotz der Vorstellungen
des
des bayerischen Episkopates von Erfolg begleitet waren
die
slawischen Ritus keine
Erwhnung
geschah,
whrend
er in der
Stiftungsurkunde des Prager Bistums (ungefhr 972) noch ausIm Jahre 1080 wurde das Ansuchen
drcklich verboten wurde.
des bhmischen Herzogs Vratislav
II,
um
die slawische Liturgie
von Gregor VII. rundweg abgelehnt; sie erfreute sich also immerhin noch 200 Jahre nach ihrer feierlichen Bewilligung keines geringen Ansehens auf mhrisch-bhmischem Boden.
Ob die slawische Liturgie durch Flchtlinge aus Mhren und
Ungarn auch auf das kleinpolnische Gebiet von Krakau gebracht
wurde,
ist
nicht ausgemacht, aber sehr wahrscheinlich.
IV.
Die ltesten litterarischen Denkmler der Slowenen.
Im Zusammenhang mit dem
Slawenapostel und ihrer Schler
in
grofsen bersetzungswerk der
Pannonien und Mhren mssen
auch die Anfnge eines Schrifttums mit sehr unbeholfener Anwendung des lateinischen Alphabetes bei den Slowenen im benachbarten Karantanien betrachtet werden. In den Freisinger
Denkmlern (sie kamen 1803 aus dem Kloster Freising in
die Mnchner Bibliothek) sind uns eine Beichtformel, eine Homilie ber die Beichte und ein Beichtgebet erhalten, die von den
Palographen in das 10. oder 11. Jahrhundert verlegt werden.
Abschriften
stehen also den ltesten erhaltenen glagound cyrillischen Denkmlern an Alter durchaus nicht
nach und reprsentieren die erste bekannte Aufzeichnung irgendeiner slawischen Sprache in lateinischer Schrift; ebenso sind sie
die ltesten Denkmler einer lebenden slawischen Sprache, da
Diese
litischen
sie
oo
unbedingt auf slowenischem Boden geschrieben worden sind und
Merkmale der heutigen slowenischen
verschiedene offenkundige
Sprache (namentlich
fr altkirchenslawisch zd.
urslawisch
Inhaltlich erinnern sie an hnliche althochdeutsche
zeigen.
dj)
Denk-
Emmeramer Gebete beDeutschen Einflufs verrt
auch die ufserst mangelhafte Graphik
im Vergleich damit
und
lernt man das Werk Konstantins besonders hoch schtzen
Rechtschreibung; das zweite und dritte Denkmal sind in der
vorliegenden Gestalt auch von einem Deutschen niedergeschrieben
worden. Da Freising mit den damaligen Slawenlndem sdlich
der Donau, namentlich auch mit Krnten und Krain, mancherlei
mler;
fr Teile
reits die
des dritten
ist
im
Quelle nachgewiesen worden.
St.
wenigstens administrative \'erbindungen hatte,
so
gab
es
fr
Freisinger Geistliche \'eranlassung genug, sich gelegentlich auch
wenn auch in fremder Dizese lebenden
Untergebenen zu bekmmern. Wir haben da ein interessantes
fr das Seelenheil ihrer,
Beispiel, wie deutsche Geistliche auch in slawischen Lndern den
Bestimmungen Karls des Grofsen ber die Pflege der \'olkssprache im Sinne der Beschlsse der Mainzer Synode (813) nach
Mglichkeit Rechnung zu tragen suchten.
Die Freisinger Denkmler stehen allerdings bei den Slowenen
und den brigen westslawischen Vlkern in alter Zeit so ver-
man auch
darin eine Besttigung fr die Beohne das Werk der Slawenapostel undenkbar,
suchen knnte; denn in ihrer Sprache, die wirklich nicht einheitlich ist, glaubte man ohnehin ltere Spuren kirchenslawischer
Beeinflussung gefunden zu haben. Doch abgesehen davon, dafs
dies mit guten Grnden bestritten wird, mssen wir auch den
einzelt da,
hauptung,
Umstand
dafs
sie
in
seien
Betracht ziehen, dafs die drei Denkmler nicht blofs
von verschiedenen bersetzern, sondern auch aus verschiedenen
Gebieten herrhren knnen, sogar aus solchen, die lngst germanisiert worden sind (die Klster Innichen und Kremsmnster wurden
zum Zwecke der Bekehrung der Slowenen in den Jahren 769
und 777 gegrndet!). In der Tat finden wir darin verschiedene
sprachliche Eigentmlichkeiten, die ziemlich vereint heute nur
im ufsersten nordwestlichen Sprachgebiet des Slowenischen, im
Gailtale in Krnten, erhalten sind.
So erklren sich auch jene
dialektischen Merkmale, die nach Bhmen und Mhren hinberfhren, whrend aus dem grolsmhrischen Reiche hineingetragene
56
Slowazismen andererseits oder Kroatismen in Wirklichkeit nicht
nachzuweisen sind.
Wichtig ist aber die Tatsache, dafs das zweite Denkmal zum
Teil in einer altkirchenslawischen Homilie (am Tage eines Aposteln
oder Mrtyrers berhaupt) des heiligen Kliment (Klemens) von
Bulgarien, eines Schlers Methods, der seine Ttigkeit in Makedonien fortsetzte (s. u.), erhalten ist. Man knnte zugeben, dafs
diese Homilie Kliments aus Pannonien oder sogar aus Makedonien
durch \'ermittelung Kroatiens ihren Weg nach Karantanien geaber eine kritische Untersuchung der bereinfunden habe
stimmenden Bestandteile zeigt, dafs eine unbekannte \'orlage als
Quelle beider angenommen werden mufs. In hnlicher Weise
wurden in die Bufsordnung des Euchologium sinaiticum, die ebenfalls Kliment nach griechischen Quellen zusammengestellt haben
,
*^)), das althochdeutsche St. Emmeramer Gebet, das
auch im dritten Freisinger Denkmal vorkommt, und
eine bersetzung des lateinischen Merseburger Pnitenzials hineingearbeitet. So gelangten in die liturgische Litteratur der slawischen
orthodoxen Kirchen Bruchstcke von Beichtformeln und Bufs-
soll
zum
(A^ondrk
Teil
ordnungen, die unbedingt der abendlndischen, speziell der deutschen
Kirche angehren. ]\Iethod oder wenigstens seine Jnger mufsten
eben mit der in Pannonien und Mhren bereits vorgefundenen
Beichtordnung rechnen; die Merseburger Bufsordnung ist wohl
ihrem Kreis bersetzt worden, die fr das \"olk bestimmten
Beichtformeln und Gebete waren aber offenbar als ein Werk der
lateinisch-deutschen Geistlichkeit schon im Umlauf. Gegenseitige
Beeinflussung, ja sogar eine Konkurrenz der lateinisch-deutschen
Geistlichkeit mit der slawischen sind dabei nicht nur nicht ausin
geschlossen,
sondern sogar wahrscheinlich.
war der deutsche
Am
nachhltigsten
Einflufs in Pannonien: in die ohnehin auch
im
den Plattensee knnten
die Vorlagen der Freisinger Denkmler aus Karantanien gekommen und wieder in ihre Heimat zurckgekehrt sein. Auf
heutigen Sinne slowenischen Gebiete
jeden Fall gab es Denkmler, wie
bereits in
Methods
Zeiten.
um
sie
uns Freising bewahrt hat.
o/
V.
Die altkirchenslawische Litteratur in Bulgarien.
I.
bersicht.
Die theologische Litteratur.
Kampfe mit der lateinisch - deutschen Geisthchkeit
Pannonien und Mhren war die slawische Liturgie und mit
Im
slawische
das
Schrifttum,
kirchliche Entfaltung
in
dessen
einer
dauernde
Zufluchtssttte,
christianisierten,
allerdings
einseitig-
kurzen Zeit Bewunderung
im Sden der Sawe und Donau
hervorruft, unterlegen, fand aber
eine
grofse,
sehr
in
ihr
wo ihm
dem kurz zuvor
in
seinem Hhepunkt zueilenden bulgarischen Reich
mchtiger Aufschwung beschieden war.
Hieher flohen auf
Jnger Methods, unter ihnen
auch solche, deren Herkunft aus Pannonien erwhnt wird.
Der bekannteste und auch bedeutendste von ihnen, Kliment
ein
verschiedenen
Wegen
die meisten
gelangte mit einigen seiner Begleiter jedenfalls bald
(Klemens),
nach dem Tode Methods nach Belgrad, dessen Festungskommandant ihn an den Frsten Michael-Boris (entsagte 888 der Regierung) schickte. Am Hofe von Preslav (an Stelle des rmischen
Marcianopolis), am nrdlichen Abhnge des Balkans sdlich von
Sumen (Schumla), wurden die Flchtlinge sehr freundlich aufgenommen aber fr schwerwiegende kirchliche Neuerungen
war dort wo kurz zuvor eine heidnische Reaktion zum Teil
;
noch
trkisch -bulgarisch
sprechender Adeliger ufserst blutig
niedergeschlagen worden war und die junge griechische Hierihre Rechte wahrte
noch kein gnstiger
Darin liegt wohl der Grund, dafs den Flchtlingen der
ufserste Sdwesten des bulgarischen Reiches als Versuchsfeld
angewiesen wurde. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dafs es
Kliment, der Method von Jugend auf begleitete und selbst ein
makedonischer Slawe gewesen sein drfte, in die Nhe der Heimat
der Slawenapostel und der einstigen Statthalterschaft Methods
archie
eiferschtig
Boden.
zog.
so
Der Wirkungskreis Kliments
sehr
punkt,
Avlona,
erstreckte
auf das westliche Makedonien,
als
sich nicht einmal
mit Ochrida als Mittel-
vielmehr auf das sdliche Albanien (im Gebiete von
Argyrokastro und Berat),
Slavinienc gab, die aber bereits im
wo
11.
es
und
noch verschiedene
Jahrhundert fr
12.
die
58
gegangen
slawische Nationalitt verloren
sind.
Auch das
Bistum von Drembica (DebT.rca ? westlich von Kif-evo und nrdlich
von Ochrida) oder Velika in dem Gebiete von Kutmitivica in
der Nhe des chridasees, das Kliment als erster slowenischere
Bischof vom Zaren S3-meon (893) erhielt, wird mit grfserer
Wahrscheinlichkeit in den makedonisch-albanischen Grenzgebieten
als an der Strumica gesucht. Nach einem ufserst erfolgreichen
Wirken fand Kliment seine Ruhesttte (gest. 910) in Ochrida,
das sich dann zum geistlichen Zentrum Makedoniens ausbildete.
Sein Nachfolger wurde sein mhrischer Leidensgenosse Naum, der
aber ber Venedig und Konstantinopel nach Makedonien gelangt
war. In den Gebieten um die Seen von Ochrida und Prespa wurde
das Werk der Slawenapostel von ihren unmittelbaren Jngern
auch auf litterarisch am Gebiete fortgesetzt; hier wurden ihre
Traditionen bezglich der Schrift und Sprache und eines gewissen
Zusammenhanges mit dem Abendlande am besten bewahrt
Makedonien zeichnet sich in der Folgezeit durch einen Konservatismus gegenber Ostbulgarien aus.
An diese Gegenden
knpften sich auch die meisten Erinnerungen an die von der
bulgarischen Kirche hoch verehrten siebenzhligen Heiligen
,
(sl.
sedmoeislenici, sedmopo^etni,
o'i
ayioi enzagid^uoi, d.
s.
C^'rill
und Method, Kliment, Naum, Angelar, Gorazd der Mhrer, den
sich Method als Nachfolger gewnscht hat, und Sjiya), und ihr
Kultus lebt auch bei den orthodoxen Albanesen
Eine
wahre
Bltezeit';
erlebte
aber
die
fort.
kirchenslawische
speziell in Ostbulgarien im goldenen Zeitalter des
Zaren Symeon (893 927). Dieser in Konstantinopel gebildete
sHalbgrieche (so nannten ihn nach dem Zeugnisse Liutprands,
des Gesandten Otto I.
die Griechen selbst)
der von Kindheit
an auch die Werke des Demosthenes und Aristoteles kennen
gelernt hatte, wollte mit Byzanz auch auf dem religis-geistigen
Gebiet konkurrieren. Zu diesem Zwecke slawisierte er nicht
blols die bulgarische Kirche, der er einen unabhngigen Patriarchen gab. sondern organisierte eine lebhafte bersetzerische und
kompilatorische Ttigkeit, griff selbst zur Feder und schmckte
seine prachtvollen Palste und Kirchen am Hofe in Pr^slav auch
mit Bchersammlungen, weshalb er von einem zeitgenssischen
bulgarischen Paneg3'risten ein neuer Ptolemus genannt wird.
Die wohlttigen Folgen dieser Glanzperiode erstreckten sich auf
Litteratur
59
ganze bulgarische Reich vom Schwarzen bis zum AdriaMeere, so dafs auch die Serben daran teilnahmen. Die
festen Grundlagen dieser Zeit konnten durch die schwache
Regierung seines Nachfolgers Peter, durch die Einverleibung
Ostbulgariens in das byzantinische Reich (971) und durch die
das
tischen
gnzliche Vernichtung des makedonisch-bulgarischen Reiches, das
sich nach dem Tode Peters (968) vom Ostreich losgerissen hatte,
durch Basilios II. den Bulgarentter (1018)
nicht erschttert
werden.
Der grausame Sieger schenkte der bulgarischen Kirche mit
,
dem
Sitze
in
Ochrida
sogar ihren territorialen
ihre
Autonomie und
Umfang
aus
dem
10.
stellte
im Westen
Jahrhundert wieder
her (1020). Nach einer seiner Goldbullen zhlten dazu Epiros
und Albanien bis ber Janina hinaus, ganz Makedonien, Nordthessalien, die Rhodope. Sophia, Bi^dyn (Widin) an der Donau,
das Moravatal, Belgrad an der Saw^emndung, Prizren, Ras und
Lipljan am Amselfelde. Getrennt davon blieb die Metropolie von
Durazzo unter der Oberhoheit des Patriarchen von Konstantinopel,
ebenso wie Donaubulgarien (aufser B'i.dyn
Widin), wo dem
Metropoliten von Drster (Silistria) fnf Bischfe untergeordnet
waren. Das Oberhaupt dieser bulgarischen Kirche hiefs aller-
dings nicht
mehr Patriarch, sondern nur
Erzbischof,
der ber-
den Griechen genommen wurde, weshalb die Kirche
von Ochrida seit dem 12. Jahrhundert als ein Bollwerk des
Hellenismus erscheint. So kam die slawische Kirchensprache,
soweit sie berhaupt in Geltung war und blieb
in eine unterdies bald aus
Auf
Weise wurde allmhlich die Entwicklung des geistigen Lebens in slawischer Sprache bei den
Bulgaren unterbunden, und mit dem 12. Jahrhundert endet auch
die sprachliche Vollkommenheit jener Glanzzeit der altkirchenslawischen (altslowenischen, altbulgarischen) Litteratur aus Mhren,
Pannonien und Bulgarien, an deren Werken die slawischen Glieder
geordnete Stellung.
diese
der orthodoxen Kirche noch heute zehren.
Von den Vernderungen
w^urden, ist am
vorgenommen
die
am Werk
der Slawenapostel
wichtigsten die Vertauschung der
glagolitischen Schrift mit der cyrillischen, d.h. mit
dem griechischen
Uncialalphabet, das durch glagolitische Zeichen fr die spezifischen
slawischen Laute bereichert wurde.
wir finden
in
Das berrascht nicht, denn
Bulgarien griechische Inschriften aus der Zeit der
60
heidnischen Frsten und noch eine grolse Grenzinschrift von 903
aus der Zeit Symeons; ebenso waren die griechischen
bis 904, also
Schriftzeichen den Boljarcn (Adeligen), Kaufleuten und anderen
Wenn man
Bulgaren allgemein bekannt.
Symeon und
seine
und andere Bcher haben wollten
man
die
allmhliche Ersetzung
Schnrkelschrift
noch bedenkt,
dafs
Zeitgenossen auch ebenso herrliche Missale
durch
wie die Byzantiner, so wird
der fremdartigen glagolitischen
allgemein
die
bekannte
griechische Uncialschrift naturgemfs finden
mufs diese Reform
im
schon
*'').
Jahrhundert
10.
monumentale
In Ostbulgarien
ganz
die Ober-
herschaft erlangt haben, da sonst der ausschliefsliche Cyrillismus
in
Rufsland
nicht
schliefslich des
begreifich
Athos
wre;
des 12. Jahrhunderts in Gebrauch.
die
fr
slawische
die
litischen^*^)
doch
in
Makedonien
Codices des
Aus
diesen
Sprachwissenschaft
10.
und
11.
ein-
zum Ende
blieb die glagolitische Schrift bis
Gegenden stammen
wichtigsten
glago-
Jahrhunderts, die meist auf
Marianus), auf dem Sinai (Psalter,
Euchologium) und in Jerusalem (Assemanianus) gefunden worden
sind und den Beweis fr einen frhzeitigen Verkehr auch der
slawischen Athosmnche mit Syrien liefeni. Allerdings war neben
der glagolitischen auch die cyrillische Schrift blich denn am
Ostufer des Prespasees wurde eine solche Inschrift des Zaren
Samuel aus dem Jahre 993 gefunden. Fr epigraphische Zwecke
war jedenfalls das Uncialalphabet brauchbarer als die eigenartig
dem Athos Zographensis
(
stilisierte
Kursive,
die
aber lngere Zeit als Bcherschrift ge-
herrscht haben mag.
Dualismus zwischen Ostbulgarien und
Makedonien beobachtet man auch in der Sprache der daselbst
abgeschriebenen und neu bersetzten Denkmler. Trotzdem die
slawischen Abschreiber berall, selbst in Rufsland noch in spten
Jahrhunderten, ungemein konservativ vorgingen, spricht man doch
genauer grammatischer und lexikalischer Unterauf Grund
suchungen mit Recht von zwei Redaktionen der altkirchenslawischen Sprachdenkmler, einer pannonisch- mhrischen und
einer bulgarischen; dabei mufs man aber hauptschlich an OstEinen
hnlichen
wo namentlich viele griechische Wrter ber
und verschiedene Pannonismen beseitigt wurden, whrend
Makedonien ltere Laute und Formen sowie den ursprnglicheren Wortschatz besser bewahrte.
bulgarien denken
setzt
Auffllig
ist
dafs
es,
61
man
in
Bulgarien nicht an
ziellen konstantinopolitanischen Bibeltext festhielt
der bersetzung der kommentierten Propheten
dafs
sie
der alexandhnischen Redaktion
whrend man
ist
dem
offi-
denn bezglich
nachgewiesen,
(des Hes3'chios)
folgt,
Mhren der bersetzung des Paroemienbuches
Der Grund dieser
die lukianische Redaktion zugrunde legte.
Abweichung ist nicht aufgeklrt. Es ist nicht unwahrscheinlich,
dafs man darin nur einen Ausdruck der Emanzipationsbestrebungen von Konstantinopel auch auf kirchlichem Gebiete sehen kann.
in
Unter den namentlich bekannten Schriftstellern Makedoniens
K 1 m e n t nicht blofs zeitlich sondern auch seiner
Bedeutung nach die erste Stelle ein. Aus den Beziehungen
einiger seiner Schriften zu den Freisinger Denkmlern und zur
Merseburger Bufsordnung wissen wir schon, dafs er nicht ausSeine zahlreichen
schliefslich an griechischen Mustern hing.
Predigten auf verschiedene Festtage bilden sogar eine Seltenheit
in der altkirchenslawischen Litteratur, denn sie sind keine bersetzungen, sondern mehr oder weniger selbstndige Arbeiten, die
daher auch durch ihre dem Leben entnommene Sprache hervorragen. Seine volkstmlichen Belehrungen bewegen sich im Gedankenkreis des Evangeliums und entsprechen den Bedrfnissen
seiner jungen Herde
ihm verdanken wir auch den ltesten
slawischen Ausfall gegen teuflische Lieder, Tnze und Zaubereien
in den paneg3'rischen Reden hlt er sich aber an die Praxis der
nimmt
byzantinischen Prediger, deren Rhetorik, verstrkt durch lyrische
Elemente, ihn nicht sehr verstndlich macht.
Kliment schreibt
Legenden
man immer mehr auch
die
beiden panno-
Die Lebensbeschreibungen Cyrills und
Methods sind ihrer Bedeutung wrdige Leistungen, deren
historische Glaubwrdigkeit im Laufe der Jahre nur gewonnen
hat. Eine ursprnglich griechische Abfassung derselben ist wenig
wahrscheinlich, ebenso die Abhngigkeit des Lebens Cyrills von
rmischen Quellen, obgleich sein Kultus von Rom ausging. Beide
Legenden bewahren ein schnes Gleichgewicht zwischen Konstantinopel und Rom, das der Herkunft und der Wirksamkeit
der Slawenapostel entspricht. Besonders die darin bewiesene Anhnglichkeit an den apostolischen Stuhl spricht dafr, dafs ihre
Lebensbeschreibungen bald nach dem Tode der Apostel aus einem
Kreise hervorgegangen sind, in dem ihre Traditionen noch wirk-
nischen
zu.
62
Der Form nach
sam waren.
sind
jedoch
Legenden
beide
so
verschieden, dafs sie meines Erachtens unmglich von demselben
Die ausfhrliche Vita Constantini
folgt offenkundig den Mustern byzantinischer Hagiographie und
enthlt ganze theologische Traktate (Disputationen mit Sarazenen,
Chazaren, Juden und mit der lateinischen Geistlichkeit in Venedig),
Verfasser stammen
whrend
knnen.
die Vita Methodii,
einfach
erreicht,
legendarischer
einen
kaum
die
der vorigen
ein Drittel
chronologischen
mit
Bericht
einiger
Ausschmckung ohne theologische Gelehrsamkeit
Gegen diese Tatsachen fallen meist an und fr sich wenig
beweisende Parallelstellen in wirklichen und angeblichen Schriften
Kliments nicht ins Gewicht. Viel Wahrscheinlichkeit hat die
bietet.
Behauptung,
dafs
das
Leben Konstantins Method
selbst
ver-
weshalb darin auch so wenig von ihm die Rede
Methods Legende, die sich an die vorige unverkennbar anist.
lehnt, kann dann allerdings mit grofser, aber noch nicht zur
Gewifsheit erhobener Wahrscheinlichkeit Kliment zugesprochen
werden, zum mindesten aber einem wohl in Makedonien wirkenden
unmittelbaren Jnger Methods. Das gleiche gilt von einer Lobfafst
habe,
rede auf Cyrill und Method, die den beiden Legenden folgt (enthlt auch Bruchstcke aus dem fraglichen Schreiben des Papstes
Hadrian IL) und einer besonderen auf
C3'rill,
in
der aber noch
Geschichte berwiegt,
mehr als in der ersten die Rhetorik
was allerdings fr Kliment spricht. Von einem Zeitgenossen der
die
unmittelbaren Schler Kliments, einem Geistlichen der Dizese
Devol im westlichen Makedonien, stammt eine kurze Biographie
Naums. die in wchtigen Punkten von der jngeren und griechisch
geschriebenen ausfhrlichen V^ita Clementis abweicht.
Zum
Kreise von Ochrida hatte Beziehungen, lebte aber weiter
im Sden,
wo
sich die
vielleicht in Saloniki,
Slawen
in
abhngiger Stellung befanden,
Konstantin Presbyter,
im Reiche Symeons, wahrscheinlich
in
spter Bischof
Bregalnica (unweit Stru-
Naums, des Gefhrten Kliments, und den
den Slawenaposteln; in einer Notiz wird er ein
Schler Methods genannt) folgend, schrieb er als Priester in
einer Zeit, als die Slowenen noch zum Christentum eilten,
unter dem Titel Belehrendes Evangelium Sonntagspredigten,
mica).
Auf
Lehrern'?
die
einzige
Bitten
(d.
i.
derartige
slawischer Sprache.
systematische
Man
Sammlung
in
altkirchen-
pries ihn lange als selbstndigen
und
63
verstndnisvollen Kompilator; doch stellten sich seine Predigten,
von Anfngen und Schlssen abgesehen
als
wrtliche
ber-
setzungen fertiger, abgekrzter griechischer Reden des Johannes
Chrysostomos (37), des Isidoros von Pelusion (5) und anderer
Kirchenvter heraus
Regel
bildet;
so dafs auch er keine
nur eine Homilie
ist
ganz
sein
Ausnahme von
der
Ein dem
Eigentum.
Werk vorangehendes Gebet
in zwlfsilbigen rhythmischen, durch
verbundenen \^ersen zeigt uns einen der ersten
Versuche einer slawischen Kunstpoesie an der Scheide des 9. und
ein Akrostichon
10.
dem
Da
Jahrhunderts.
Philosophen,
d.
bulgarisch serbischen
-
dieser Konstantin
h.
dem
mit
Schriftsteller
fters
aus
der
mit Konstantin
C)-rill
und einem
ersten
Hlfte
heiligen
des
15. Jahrhunderts, verwechselt wird, so drften noch einige andere
Schriften
namentlich eine Vorrede
zum Evangelium
ihm ge-
hren.
Es
ist
beachtenswert, dafs auch diesen beiden
vom Zaren Symeon
wirkenden Mnnern Aufgaben
auf dessen
Wunsch
den von Ostern
wurden;
Kliment noch vor seinem Tode
bersetzte
bis Pfingsten
in ]sIakedonien
gestellt
reichenden Teil des Triodions (slaw,
von
war
wie man meint
einem nicht genannten bersetzer vorhanden). Dieses liturgische
Buch war allerdings ein Bedrfnis; die bersetzung der polemischen
Reden des heiligen Athanasios von Alexandrien gegen die Arianer
durch den Bischof Konstantin (906) entspricht aber schon der
Sucht Symeons, auch die byzantinische theologische GelehrsamTriodfc als
keit in
Im
Fem.
der Fastenteil
der Sprache seines Volkes zu besitzen.
ostbulgarischen Kreise
Persnlichkeit
Joann Exarch
Symeons
ist
die hervorragendste
(Stellvertreter des Patriarchen oder
Metropoliten) von Bulgarien, der sich durch die Sprache und den
Werke deutlich von Kliment und noch mehr von den
anderen pannonischen Denkmlern unterscheidet. Er vermittelte
den bulgarischen Slawen gleich das Hauptwerk des Johannes von
Inhalt seiner
Damaskos, des grfsten Dogmatikers der griechischen Kirche. Seine
bersetzung des Slovo o pravej vere (= 'Ey.doatg a/.Qii^g tig
ogd^odo^ov nioTeiog) bietet allerdings nur den dritten, aber umfangreichsten Teil der Ilrjt] yro'joecg, und selbst von dessen 100 Kapiteln
nur 48, die ihm eben zur Aufklrung des bulgarischen Volkes
besonders wichtig erschienen.
Allzufeine theologische Details,
darunter auch eine Widerlegung der hretischen Nestorianer und
Eutychianer,
er
liefs
fallen,
64
aber andererseits kurze Er-
fgte
gnzungen aus anderen griechischen
Schriftstellern
und
seine
eigenen hinzu. Seinen Hauptruhm bildet aber ein grofses Original-
werk, richtiger eine Kompilation, der
der
X'ersuch
einer
Sestodnev (Hexaemeron
theologisch -philosophischen
Er bentzte dafr
Schpfungsgeschichte.
Erklrung
die einschlgigen
i,
der
Werke
und des Severianos von Gabalas, zum Teil
auch Theodoretos. Gregorios Theologos und Gregorios von Nyssa,
aus denen manches einfach bersetzt, vieles aber kompiliert wurde.
Am Anfange der sechsten > Redet fslovo) finden wir eine begeisterte Schilderung des glnzenden bulgarischen Hofes in
Prslav
seines Frsten und des Gefolges
seiner Kirchen und
Palste.
In der vierten Rede schmht er die Manicher, die im
Basilios des Grofsen
bulgarischen Geistesleben bald eine so grofse Rolle spielen sollten,
und
anderen Unglubigen
nebst
\venen des Landes.
auch
noch
heidnische
>Slo-
Auch verschiedene Homilien werden ihm
Himmelfahrt und VerEigentum erwiesen sind.
Man rhmte die Werke des Exarchen wegen ihres grofsen
Sprachreichtums und wegen seiner bersetzungskunst. Genauere
Untersuchungen A. Leskiens ^^)) haben jedoch gezeigt, dafs er nur
sehr mfsig Griechisch konnte und die Gedanken der Griechen oft
in ungeheuerlicher Weise mifsverstand, so dals die "E/.caig schon
zur Zeit ihrer Entstehung nicht verstanden werden konnte. Nichtsdestoweniger war dieser bersetzer ein grofser Wortknstler;
zugeschrieben,
von denen zwei (auf
klrung Christi) bisher
die
als sein sicheres
nur blieb er nicht konsequent in der Anwendung der einmal gewhlten Ausdrcke. Das beobachtet man jedoch auch in seinen
Evangelienzitaten, in denen er sich nicht an den berlieferten
Text hlt, was aber mit Recht als Beweis dafr angesehen wird
(von Jagic), dafs der slawische Gottesdienst in Bulgarien noch
keine festen Wurzeln gefafst hatte.
Man mufs jedoch auch die
grofsen Schwierigkeiten wrdigen, mit denen eine berdies allzu
wrtliche bersetzung derartiger Werke der Byzantiner verbunden war, Joann selbst spricht sich darber in einer Vorrede aus, die auch als selbstndiger Artikel im Umlauf war und
zu den ltesten Betrachtungen ber das \'erhltnis der slawischen
Sprache zur griechischen gehrt.
Es
ist
kstlich, dafs
ihm dabei
sogar die bersetzung der Lehre des Dionysios (Pseudo-)Areopagites,
man
solle
mehr Gewicht auf den Sinn
als auf die wirk-
65
bereinstimmung legen, nicht gelungen ist. Man mufs jedoch mehr Fehler und Mifs Verstndnisse als man meint auf verstndnislose Abschreiber und Herausgeber zurckfhren.
liehe
Grigorij Presb^'ter gehrt
arbeiter
Symeons.
zu jener Gruppe der Mit-
die mit der \^ervollstndigung der Bibel betraut
Auf Befehl
Herrn bersetzte
Bcher des Alten Testamentes, welche
Bilder (obrazy) des Neuen Testamentes darstellen. Nach vielen mifsglckten Versuchen wurde diese Notiz in einem grofsen Sammelwerk richtig auf die vorangehenden fnf Bcher Moses und jene
Bcher des Alten Testamentes, welche fr die christliche Typologie besondere Bedeutung haben (Jesus Sirach, Richter, Ruth),
bezogen "'-). Derartige Oktateuche (vosLmiknizije) gibt es in griechischen und slawischen Handschriften mehrere.
wurden.
seines bcherliebenden
er ins Slowenische jene
Symeon selbst trug dazu bei, dafs der heilige Johannes
Chrysostomos (slaw. Joanm. Zlatoust-L) mit seinen Predigten auch
bei den Slawen eine dominierende Stellung gewann. Der rechtglubige Zar bewunderte von allen Kirchenvtern diesen am
meisten und hatte die Gewohnheit, bei der Lektre aller seiner
Werke Exzerpte zu machen, die er im Zlatostruj (Goldbach) vereinigte, wobei er sich aber grofse Beschrnkung auferlegte, damit
der Mensch durch lange Lektre nicht ermdet und faul werde.
Ob die bersetzung von einem Hfling oder gar von ihm selbst,
wenigstens teilweise, herrhrt, ist nicht ausgemacht. brigens
brauchte er sich auch bei der Zusammenstellung seiner Kompilation keiner besonderen Mhe zu unterziehen, da ja hnliche
;
Auszge
vorhanden waren.
In der kirchVlker erfreute sich
das Werk eines grofsen Ansehens und bildete namentlich bei den
Russen das Muster fr viele hnliche Sammlungen aus vergriechische
bereits
lichen Litteratur der orthodoxen slawischen
schiedenen Kirchenvtern.
Den griechischen Katenen entspricht ganz der I z b o r n k
(Codex mit Auswahl; Svjatoslavs aus dem Jahre 1073 (die
i
datierte slawische Handschrift), geschrieben fr
den erwhnten russischen Frsten von Kiew ^^) nach einer Vorlage,
die auf Befehl des Zaren Symeon von einem oder mehreren unbekannten bersetzern um 900 oder bald darauf angefertigt
worden ist. Eine Charakteristik derselben finden wir in der
Zweitlteste
berschrift ^Sammlung aus vielen Vtern:
Murko, Gesrh)c!ite der sdslawischen Litteraturen.
Erklrungen
5
un-
66
verstndlicher Stellen des Evangeliums,
Bcher;
kurz zusammengestellt
Apostolos und anderer
zum Gedchtnis und
fr fertige
Antwort. Im Mittelpunkt dieser theologischen Kompilation stehen
die Fragen und Antworten des Anastasios Sinaites; dazu
kommen zahlreiche Auszge aus den Kirchenvtern des Morgenund Abendlandes von den ltesten Zeiten bis zu den Theologen
des
8.
Jahrhunderts^*), aus den apostolischen Konstitutionen und
Konzilienbeschlssen,
aus der Chronik des Eusebios und sogar
aus den Grammatikern
Michael Synkellos von Jerusalem und
zum Schlufs noch ein Verzeichnis der
Choiroboskos
Georgios
byzantinischen
Herrscher und Herrscherinnen (in
una
rmischen
dieser kurze Chronograph bis
Fassung
reicht
der vorliegenden
,
913 bis 920). Unter den Kirchenso
vtern sind Dogmatiker ebensogut vertreten wie Exegeten
Auch
dafs der Charakter dieser Katene nicht einheitlich ist.
diese Kompilation brauchte Symeon nicht wie eine arbeitsame
Biene von allen Blten (laut poetischer Vorrede) zusammenzutragen, wohl aber whlte er ein fr seine Zeit modernes
griechisches Original, das zum mindesten nicht ber die erste
Hlfte des 9. Jahrhunderts zurckging (nach dem Bruchstck
aus Michael Synkellos zu urteilen). Ein ganz entsprechendes ist
bisher allerdings nicht gefunden worden.
Konstantin und Zoe, das
ist
Auf Grund innerer, hauptschlich sprachlicher Merkmale
werden dem bersetzerkreise Symeons noch andere bedeutende
Leistungen zugeschrieben, wobei allerdings hervorgehoben werden
mufs, dafs man zu weit geht, wenn man ihre Entstehungszeit
auf die Regierungszeit Symeons beschrnkt und nicht auch fr
die folgenden Jahrzehnte einigen Spielraum freilfst.
Im Vordergrunde stehen die Bestrebungen nach Erklrung
und Vervollstndigung der Bibel. Das hervorragendste Buch des
Alten Testamentes, der Psalter, erhielt sogar zwei Kommentare.
Die glagolitische, sdwestliche Schule begngte sich mit einem
ganz drftigen, gegen die Juden polemisierenden, der meist auch
von der slawischen berlieferung (Bologner Psalter, dem bulgarischen von 1337, in Rufsland spter allgemein) dem heiligen
Athanasios von Alexandria, in griechischen Handschriften, die
der slawischen bersetzung sehr nahe stehen, aber Hesychios
von Jerusalem '^^) zugeschrieben wird, und liefs den ursprnglichen
cyrillo-methodeischen Text ganz unverndert; in Ostbulgarien
67
man jedoch zu dem schon mehr grammatisch historischen
Kommentar des Theodoretos aus der antiochenischen Schule, wobei der Text unter dem Einflsse des Kommentars so verndert
griff
wurde, dafs die ursprngliche Redaktion unter diesen Berichtigungen nur durchschimmert, weshalb man auch von einer Neubersetzung des Psalters spricht.
Eine vollstndige und ganz neue bersetzung sogar unter
Zugrundelegung einer anderen, der alexandrinischen Redaktion
(des Hesychiosj, wurde allen Propheten mit ihren Kommentaren
zuteil.
Fr das Buch Daniel ist nachgewiesen dafs zu dieser
neuen bersetzung auch der Kommentar des Hippolytos von
Rom hinzukam, dessen gelesenstes exegetisches Werk, das noch
gegen Anfang des 2. Jahrhunderts angesetzt wird, ganz nur
in dieser altslawischen bersetzung erhalten ist. Es ist wohl kein
Zufall, dafs vom Neuen Testament aufser den fnf ersten Paulusbriefen (Kommentar des angeblichen Oekumenios von Trikka)
auch die Apokalypse einen Kommentar (des Andreas von Ksarea)
,
erhielt.
Im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Danielkommentar
auch die bersetzung der Schrift ber den Antichrist von
demselben Hippolytos und weiter die schon der ltesten russischen
Chronik (Nestor) bekannte bersetzung der Revelation des
steht
von Patara, der sibyllinischen Bcher von Byzanz.
wie der von den Visionen Daniels ausgehende Gedanke
eines der \'ollendung des Reiches Gottes vorangehenden Kampfes
Methodios
Man
sieht,
und eines Gegenbildes des Messias auch
die bulgarischen
Slawen
besonders interessierte, obgleich mit diesen Orakelbchern speziell
die Schicksale
des
byzantinischen Reiches
und
die ostrmische
Kaisersage in Verbindung gebracht wurden. Das war namentlich
bei
den
apokrj-phen
\'isionen Daniels der Fall, die trotz ihres
volkstmlichen Charakters
gewesen zu
sein
scheinen,
bei
den Sdslawen
als die fr
weniger beliebt
Mnchszellen berechnete
Revelation des Methodios, weil jene nur einen politischen, diese
und religisen Charakter trug. Da die
Weg auch nach Deutschland gefunden hat, so kreuzten sich spter bei den Slawen die ursprngliche und die abgeleitete Fassung.
Ganz im Geiste der Byzantiner wurden auch in Bulgarien
die Kirchenvter des 4. bis 5. Jahrhunderts bevorzugt. Von den
5*
aber einen politischen
byzantinische Kaisersage ihren
68
asketischen Schriften des heiligen Basilios wurde die Epistel ber
schrift des
16.
Jahrhunderts
Hand-
(erhalten in einer russischen
die Jungfrauschaft bersetzt
I).
Von den 45 Reden
des Gregorios
Nazianz (im Slawischen fhrt er gewhnlich den BeiBogoslov ^= Theologos) erhielt die kirchenslawische
Litteratur 13 sehr frh, vielleicht noch in Mhren (die russische
von
namen
Handschrift des
11.
Jahrhunderts zeigt noch glagolitische Spuren).
Johannes Chrysostomos
ist
sogar durch die Auswahl einer ganzen
Gruppe seiner Gelegenheitsreden vertreten und zwar der hervorragendsten, der 21 Homilien de statuis, die von einem der
sozialsten Prediger der christlichen Kirche
an das reizbare Volk
der Antiochener gehalten wurden (387), als
Steuern an den Standbildern des Kaisers
sie sich
vergriffen.
besonderen
wegen neuer
und seiner Familie
Fr die jungen slawischen Christen bildete einen
Gewinn die bersetzung der katechetischen Be-
lehrungen des Kyrillos von Jerusalem welcher die Hauptfragen
des christlichen Glaubens und Lebens in populren Unterweisungen
,
behandelte,
die
als
schne,
verstndliche und
warme Herzens-
ergsse eines Seelsorgers gerhmt werden.
Einzelne Homilien aus der ltesten Zeit finden wir
schiedenen Sammelhandschriften, vor allem auch
es
in ver-
in so alten,
wie
der Glagolita Clozianus und der wichtige cyrillische Codex
von Suprasl (aus dem 11. Jahrhundert) sind; dieser enthlt
Homilien von Basilios dem Grofsen, Johannes Chrysostomos (20),
Epiphanios aus C)-pern (1) und auch schon eine des Patriarchen
Bedeutungsvoller ist aber der Umstand, dafs dieses
Photios.
Denkmal welches man aus dem Symeonischen Kreise hervorgehen lfst, Menen (slav. mineja als Femininum singul.) fr
den Monat Mrz (vom 14. bis 31.) bewahrt hat. Die Originale
dieser Heiligenleben sind noch nicht alle aufgefunden worden,
weshalb dieses Werk auch fr die griechische Hagiographie von
Bedeutung ist. berdies drfte es darnach keinem Zweifel unterliegen, dafs die junge slawische Kirche fr ihre Bedrfnisse auch
bezglich der brigen Monate Sorge getragen hat.
,
Der Periode Symeons oder seines Nachfolgers Peter gehrt
Kyrill der Philosoph an (wegen seines Beinamens oft mit
Konstantin- C3"rill verwechselt), dessen Sestodnev (Hexaemeron)
Predigten auf die sechs Wochentage (mit
enthlt
(erhalten
in
einer
Ausnahme
des Sonntags)
russischen Handschrift des 15.
Tahr-
Hunderts).
69
Das Werk, das bisher wenigstens
als Original gelten mufs,
bietet auch Anspielungen auf zeitgemlse Zustnde und tadelt die
\'ielweiberei, hufige Ehescheidungen und Heiraten mit entlassenen
Frauen
(wie
es
seinem Charakter
als
am Mittwoch);
nher Joann dem Exarchen
immer zu
hier
sein
nach steht Kyrill
pflegt,
Kliment.
Makedonien
In dieselbe bergangsperiode, aber nach
grfster Wahrscheinlichkeit
Traktat
des
(o pismeneh'L)
gegen
der
Mnches Hrabr
zu verlegen.
byzantinischen Gelehrsamkeit
Mit
die
ber
die
slawische
dem Rstzeug
bekmpft
ist
mit
Griechen gerichtete
Schrift
der damaligen
der Verfasser
in
sehr
geschickter Weise die Ausflle der Griechen gegen das slawische
Alphabet und die slawischen Kirchenbcher. Da die slowenische
Sprache j mit griechischen Buchstaben nicht gut geschrieben
werden knne, so schickte Gott in seiner Barmherzigkeit dem
Geschlecht der Slowenen den heiligen Konstantin, den Philosophen, genannt Kyrill, welcher ihnen 38 Buchstaben teils nach
griechischem Muster, teils der slawischen Sprache entsprechend
Nach einer Parallele zwischen dem griechischen und
schuf.
slawischen Alphabet wird die gegnerische Behauptung, dafs nur
die jdische, rmische und hellenische Schrift von Gott seien, nicht
mit Stellen aus der Heiligen Schrift, wie in der Vita Constantini
und
und Johannes VIII. sondern
mit
dafs im Paradies und ber die
Sintflut hinaus syrisch gesprochen wurde
bis nach dem bab3'lolonischen Turmbau die Sprachenverwirrung eintrat. Wie Sitten,
Gebruche und Gesetze so verteilte Gott auch die Fhigkeiten
an einzelne \^lker. Den gyptern schenkte er die Geometrie,
den Persern, Chaldern und Assyriern die Astrologie, Magie,
Medizin, Zauberkunde und jegliche menschlische Kunst, den Juden
die heiligen Bcher, den Griechen Grammatik, Rhetorik und
Philosophie. Zuvor hatten aber die Griechen keine Schrift, sondern
schrieben mit phnizischen Buchstaben und erhielten ihr ganzes
Alphabet allmhlich von verschiedenen M nnern. Ebenso bersetzten
in
den Schreiben Hadrians
II.
der Behauptung widerlegt,
Mnner die Heilige Schrift aus dem Hebrischen
den Slawen aber gab e n Mann die Schrift und bersetzte ihnen
die Bcher in wenigen Jahren. Die slawische Schrift ist auch
deshalb heiliger und ehrwrdiger
weil sie ein heiliger Mann
geschaffen hat, whrend die griechische von Heiden stammt.
ihnen erst spt 70
Wenn
70
die bersetzung sei nicht gut geraten,
noch verbessert werde, so geschah hnliches auch bei
den Griechen. Nach diesem interessanten Zeugnis fr die philologisch ergrndete Tatsache, dafs die Kirchenbcher in Bulgarien
weil
eingewendet wird,
sie
reformiert wurden, spielt der bulgarische
aus.
dafs
die
und
schaffen
Mnch noch den Trumpf
Griechen nicht wissen, wer ihnen die Schrift gedie Bcher bersetzt hat; bei den Slawen ist es
aber allbekannt, dafs Konstantin und Method dieses Werk vollbracht haben, denn es leben noch Leute, die sie gesehen haben.
Die Zeit wird richtig mit der Regierung des Kaisers Michael,
des Frsten Boris von Bulgarien, des Frsten Rastic (Rastislav)
von Mhren und des Frsten Kocel am Plattensee bestimmt, doch
die Jahreszahl
Der
er
strittig
(855 oder
863)'^*=).
Zusatz ber lebende Zeitgenossen der Slawenapostel
allerdings
steht
doch
ist
seine
ist
nur
der
in
Ausmerzung
in
ltesten Handschrift
von 1348,
den brigen begreiflich
zeigt,
noch in die ersten Jahrzehnte des
Die Bewahrung der cyrillo10. Jahrhunderts verlegen knnen.
methodischen Traditionen und der Umstand, dafs das Original
unbedingt glagolitisch geschrieben war, sprechen fr Makedonien
dafs
den Traktat
wir
und zwar
nur
fr solche sdliche Gebiete, die lebhafte
Berhrungen mit
den Griechen hatten, und wahrscheinlich garnicht unter bulgarischer
Herrschaft standen; es mufs jedoch zugegeben werden, dafs sich
die griechische Gegnerschaft gegen die slawische Schrift und
ihre Kirchenbcher auch unter dem Klerus am bulgarischen
Hof in den ersten Regierungsjahren Symeons oder aber unter
seinem Nachfolger Peter geltend machen konnte,
ersten byzantinischen Prinzessin auf
griechische Einflufs
und
die Griechen
in
mit
dem
der Residenz
dem
als
mit
besonders mchtig
Patriarchen
der
bulgarischen Thron der
Damian
wurde
der auch ein
Grieche war. an der Spitze die slawische Schrift und Liturgie
fr hretisch zu erklren anfingen. Wegen der Erinnerungen an
Mhren und Pannonien und namentlich wegen der Koseform des
Namens des mhrischen Frsten Rastislav vermutete man im\'^erWestslawen, doch konnte ein solcher nicht ber die
entsprechende griechische Gelehrsamkeit verfgen, die in Frage
fasser einen
stehende Namensform
wrdig
ist
es.
dafs
ist
man
aber ohnehin nicht beweisend.
aus
dem ganzen
Merk-
Traktat nicht ersehen
kann, ob er die glagolitische oder cyrillische Schrift
zum Gegen-
Stande hat;
jedenfalls
glagolitische Schrift
71
der Gedanke verkehrt,
ist
gegen
die
dafs darin die
Anhnger der jngeren
cyrillischen
verteidigt wurde.
Wie
sehr die kirchliche Litteratur nach
man
schon
dem Tode Symeons
daraus,
dafs wir in
von mehr als 150 Jahren nur drei Schriftsteller dem Namen nach kennen. In die Zeit des frommen, aber
schwachen Peter (927 968) fllt die Entstehung der volkstmlichen
gegen den immer mehr byzantinisch werdenden Feudalsta^t und gegen die pomphafte und prunkschtige Kirche sich
auflehnenden Sekte der Bogomilen (s. u.), die doch nicht ohne
litterarischen Widerspruch blieb. \^on dem Presbyter Kozma
sind uns 13 Reden gegen die neu aufgetauchte Hresie der
Bogomilen berliefert. Abgesehen von den wertvollen Angaben
ber das eigentliche Thema bekommen wir auch interessante
Zeugnisse ber die Zustnde unter der zeitgenssichen Geistlichkeit
und ber das Verhltnis der Kirche zum nationalen Leben. Der
feurige Redner klagt nicht blofs ber die Laster dieser Welt,
sondern hlt speziell den Bischfen und Priestern keinen schmeichelhaften Spiegel vor die Augen. Sie leben nicht nach der Heiligen
Schrift, suchen sich durch zgellose Sitten hervorzutun
kleiden
sich reich, fhren Pferdegespanne mit sich, halten Gastmhler
ab, richten falsch, berauben und verfolgen die Schutzlosen.
Sie
sollten sich an den Kirchenvtern ein Beispiel nehmen, namentlich
an Gregorios, Basilios und Joann Exarch. Die Erwhnung des
Hauptvertreters des Zeitalters Symeons lfst uns besonders den
i
.:
Verfall
geriet,
ersieht
Zeitraum
eii.em
grofsen Unterschied
ermahnt
auf
litterarischem Gebiete
fhlen.
Kozma
gar nicht, Bcher zu schreiben,
sondern verlangt nur das Lesen der vorhandenen, die aber versperrt
seine Zeitgenossen
liegen,
zur Nahrung.
statt
in
die
dem Schimmel zum E'rals und den Wrmern
Und viele Menschen eilen lieber zu Spielen
Kirche und ziehen Fabeln und Possen den
Bchern vor. W^as sind das fr Christen, die unter Saitenklang
und Klatschen und zu teuflischen Liedern Wein trinken und an
Glcksgttinnen fsresta) und Trume und an jegliche Lehre des
Satans glauben!
Besondere Beachtung verdient die Tatsache, dafs der erste
(seit 1020), der noch
ein Bulgare war, fr litterarische Arbeiten Verstndnis hatte,
autokephale Erzbischof von Ochrida, Joann
72
denn er trug (man hat die betreffende Notiz hufig falsch auf Joann
Exarch bezogen) einem Presbyter Joann auf, das Leben Antonius
des Grofsen von Athanasios von Alexandria und das Leben des Mr-
Tauromenium Taormina)
Anregung desselben Erzbischofs noch andere litterarische Arbeiten zustandegekommen sind.
Aus der Mitte des 12. Jahrhunderts kennen wir dem Namen
nach Ilarion. Bischof von Meglen (gest. 1164), der nach einem
Bericht des Patriarchen Evthymij von Trnovo (s. u.) Predigten
gegen die in seinem Bistum angesiedelten Manicher und Armenier hielt wegen der Lehren einzelner Sekten stand er auch
in Korrespondenz mit dem Kaiser Manuel L Komnenos.
tyrers Pankratij Tavromenijskyj (von
zu bersetzen.
Man
glaubt, dafs auf
Von
einer grofseren Anzahl
anonymer bersetzungen,
noch unbedingt der altkirchenslawischen Periode angehren,
fehlen nhere Bestimmungen ber ihre Entstehungszeit. Ephrm
die
der S)'rer (slaw. Efrem Syrin),
der bedeutendste Kirchenvater
den Slawen durch eine Parnesis vertreten,
die 106 Reden enthlt.
Von besonderer Wichtigkeit sind die
bersetzungen der Schriften des Methodios, Bischofs von Olympos
(in Lykien), da einige (ber den freien Willen, ber die Auferstehung, an Sistelios, vom Aussatz) ganz, andere (ber das
Leben und die vernnftige Handlung, ber die Unterscheidung
der Speisen, von dem Blutegel) berhaupt nur in der altkirchenslawischen Fassung bekannt sind. Die erhaltenen griechischen
Bruchstcke zeigen jedoch, dafs die slawischen bersetzer sich
seines Landes,
ist
bei
zwar sklavisch an den Wortlaut
so hufig,
ihre X'orlagen
hielten, dabei
krzten;
dafs
dabei
aber dennoch, wie
nicht
immer
die
Schwierigkeiten des Textes mafsgebend waren, zeigt die bersetzung der Schrift ber die Auferstehung, bei der gegen das
Ende
ein
immer mehr verkrzendes Verfahren beobachtet wird.
des Psalmenkommentars des Niketas (slaw.
Eine bersetzung
Nikita) von Heraklea (Thrakien) wird noch in das Jahrhundert (11.)
seiner Entstehung verlegt.
Asketik und Mystik, das Lieblingsgebiet der mnchischen
dem sie mehr erfreuliche Leistungen
als anderswo aufzuweisen haben
wurden den orthodoxen Sdslawen durch bersetzungen bedeutender \\'erke vermittelt. Des
Litteraten von Byzanz, auf
sinaitischen
Anachoreten
Johannes Klimax
(slaw.
Joann L6st-
vicnik) einfach und volkstmlich geschriebenes asketisches W'erk
(Klimax mit
Bezug auf
die Jakobsleiter in 30 Abden 30 Jahren des verborgenen Lebens
des Herrn), des Antiochos von Jenisalem (d. h. Antiochos, Mnch
des Sabbasklosters bei Jerusalem) Pandekten der Heiligen Schrift,
eigentlich nur ein Abrifs der Sittenlehren, welche die Mnchswelt interessieren konnten^ und des Theodoros Studites (Todor
Studit), des Regenerators des byzantinischen Mnchswesens im
Lestvica
schnitten, entsprechend
9.
Jahrhundert, x.Mah'j (kleiner) Katechizis, von dessen 134 An-
sprachen an die iNlnche aber nur 124 in der slawischen bersetzung bekannt sind
ideale
bei
verbreiteten
den Slawen.
die
Das Typikon
byzantinischen
des
Mnchs-
Studionklosters
in
Konstantinopel, das auf Theodoros Studites zurckgeht, fand da-
durch,
dafs
seinen
Weg
es
zum Gemeingut
in die
der Athosklster wurde,
slawischen Klostergrndungen auf
auch
dem Athos
und im bulgarischen Reiche.
Der grofsen Vorliebe
fr die Mnchswelt und ihre Askese
wohl noch in diese Periode zu stellende bersetzung des Paterikons von Sinai oder Limonart (= y/siuojvccQior,
der ursprngliche Titel lautete vfeiuojr) des Johannes Moschos,
der an der Scheide des 6. und 7. Jahrhunderts die Klster des
Orients bereiste und in seinem Werke in bunter Mischung Erlebnisse, Charakterzge und Aussprche zahlreicher Mnche
entspricht auch die
mitteilte.
Die hagiographische Litteratur der Griechen ging zu den
Slawen in die kurzen Auszge der Prologe oder Synaxarien ^^) und
in die umfangreicheren Menologien ber.
Griechische Originale
der fr die Lektre bestimmten Menen (russ. t'etbji minejij,
welche im 9, oder 10. Jahrhundert bersetzt wurden, sollen aus
der Zeit vor Metaphrastes stammen
die leeren Tage wurden
bereits auf sdslawischem Boden unter dem Einflufs der T)'pika
mit griechischen Heiligenleben ausgefllt und das ganze W^erk
;
mit Artikeln historischen Inhaltes bereichert.
zu
in
Auch bersetzungen der liturgischen Menen wurden schon
Ende des 10. oder in der ersten Hlfte des 11. Jahrhunderts
Bulgarien oder auf dem Athos angefertigt, wobei ebenfalls
Redaktion des Klosters Studion in Konstantinopel zur VorIn einer bersetzung dieser Menen fr die Monate
September, Oktober und November (erhalten in einer Moskauer
Handschrift vom Jahre 1095
1097, herausgegeben von Jagicj
die
lage diente.
sind
hauptsiichlich
(nach Jagie der
doros
Hymnendichter Theophanes und Joseph
nicht etwa der Bruder des Theo-
die
Hymnograph,
vertreten
Studites)
Namen
brigens die
74
(die
slawischen
der Dichter unbeachtet).
bersetzer
Jedenfalls
liefsen
kam
zu
den Slawen nur die griechische Kirchendichtung aus der Zeit
der Nachblte und des Verfalls, als die alten Hymnen schon
durch die Kanones verdrngt wurden. Doch selbst von dieser
Poesie haben die orthodoxen slawischen Vlker nur wenig erhalten, denn die bersetzer, die sich keine Vorstellung von der
Schwierigkeit ihres
Werkes machten,
um
buchstabengetreu, ohne sich
hielten sich an das Original
den Sinn, den Rhythmus (brigens
auch modernen Philologen lange verborgen) und den
blieb dieser
poetischen Schmuck, wie es die Akrosticha waren, zu
kmmern.
Diese Arbeit, die ohne das griechische Original hufig unverstndlich ist, bildet ein besonders klgliches Beispiel fr den Stumpfsinn
mancher altslawischer bersetzer, der aber nicht
ihre
Unfhigkeit,
auch
sondern
blofs
durch
durch die blinde Buchstaben-
verehrung im Geiste des byzantinischen Traditionalismus zu
klren
er-
ist.
Eine grofse
Menge
griechischer Kirchenpoesie ist noch durch
Bcher von den Slawen bernommen worden.
Qualitt dieser bersetzungen noch zu wenig ge-
andere liturgische
Man
hat auf die
achtet, aber jedenfalls
stehen
nicht
sie
alle
auf
einer so tiefen
Dafs es unter den Slawen des 9. und 10. Jahrhunderts
die auch fr die Feinheiten der griechischen Hj'mnen
\>rstndnis hatten, zeigen Nachahmungen derselben, von denen
Stufe.
Mnner gab.
aber nur drei in lteren Aufzeichnungen (vor
in
schriften (aus
dem
und durch
dem
14.
Jahrhundert),
spteren russischen und teilweise serbischen Ab-
ber 20 aber
14. bis
17.
viele sprachliche
Jahrhundert) auf uns
gekommen
\'ernderungen. die in rtlichen und
ihre Begrndung haben, sehr entstellt
Immerhin kann man sich aus einer Rekonstruktion
(durch Sobolevskij ^*')) der drei ersten eine \'orstellung von der
ltesten slawischen Kirchenpoesie machen. Als \'erfasser ist nur
zeitlichen Unterschieden
worden
sind.
(s. S. 62) bekannt, der in einem Gebete vor
Belehrenden Evangelium Gott anfleht, er mge ihm
den Heiligen Geist senden, damit er ihn bei der Erklrung der
Worte des Evangeliums erleuchte; aus demselben Grunde wird
weiter die heilige Dreifaltigkeit angerufen, mit deren Preis das
Konstantin Presbyter
seinem
.-
75
anonymen alphabetischen Gebete'<,
Schwung das vorige bertrifft, bittet ein
Snder Christus um Gnade und Beistand im Kampfe gegen die
ihn umgebenden Gefahren und fllt gegen Ende ebenfalls der
Gedicht
schliefst.
In einem
das an Innigkeit und
heiligen Dreifaltigkeit zu Ffsen.
Beide Gebete sind
in
rhyth-
mischen (akzentuierenden), zwlfsilbigen mit einer Csur nach
der fnften Silbe ^') versehenen Versen ohne Reim und Refrain
,
abgefafst,
was doch
ein
Beweis dafr
ist,
dafs der politische
Vers
den Byzantinern schon im 9, und 10. Jahrhundert sehr bekannt war *'). Im ersten Gedicht (es enthlt in der vorliegenden
bei
Fassung 40 Zeilen) ist jeder \'ers, im anderen (72 Verse j jeder
zweite im Anlaut durch die Buchstaben des Alphabetes gebunden;
gegen das Ende ist die Reihenfolge allerdings gestrt, aber die
ersten 25 Buchstaben zeigen deutlich, dafs das zweite Gebet in
ein neuer Beweis fr ihr hheres Alter
glagolitischer Schrift
abgefafst war, weil deren alphabetische Reihenfolge genau eingehalten ist Konstantin hatte aber fr sein Gebet zum mindesten
ein
strt
glagolitisches Muster,
ist,
da die Reihenfolge gerade dort ge-
wo man das Zeichen
Alphabet
fehlt,
erwartet.
fr erweichtes g. das
schiedenen Inhalts gibt es noch gegen zwanzig.
auf den Zaren
Symeon im
dem
cyrillischen
Derartige alphabetische Gedichte ver-
Das Lobgedicht
Izbornik Svjatoslavs von 1073 unter-
scheidet sich von den beiden genannten durch einen
mehr
welt-
und durch den Mangel des Akrostichons.
Das byzantinische Mnchswesen fand bald Eingang in BulSchon sein erster christlicher Herrscher Boris-Michael
garien,
zog sich ins Klosterleben zurck, sein Bruder Duks scheint das
Beispiel befolgt zu haben, dessen Sohn Todor Duksov lebte (907)
in dem von Symeon an der Mndung des Flusses Tiea gegrndeten Kloster und kopierte Bcher. Des mchtigen Reichsgrnders Symeon Nachfolger, Zar Peter, errang sich einen Platz
bereits unter Heiligen und Einsiedlern,
Whrend seiner Regierungszeit tauchten auch schon aus dem Volke Eremiten auf,
die in der Weltflucht und Askese hinter ihren orientalischen
Mustern durchaus nicht zurckblieben.
Der bedeutendste von
ihnen, Joann Rylskyj (starb 946 im Alter von 70 Jahren), spter
der Schutzpatron Bulgariens, bekam im 12, Jahrhundert, als seine
Gebeine noch in Sofia ruhten, eine naiv-volkstmliche Legende,
die im Laufe der Jahre drei slawische und zwei griechische Umlichen Inhalt
76
Joann stammte aus dem Dorfe Skrino
und verlebte seine Jugend
arbeitungen erfuhr.
bei
Sofia (sdstlich von Kstendil)
als
Als er sich nach dem Tode seiner Eltern in ein
Kloster*') begab, nahm er von dem Ochsengespann, das er mit
seinem Bruder besafs, einen Ochsen mit, der ihm aber vom nach-
armer
Hirte.
eilenden
Welt
Doch entsagte
Bruder entrissen wurde.
dafs er das Kloster
so sehr,
mit
er
bald
der
der Einsamkeit auf den
Unter anderem lebte er
und zuletzt sieben Jahre
und vier Monate, dem Sturm und Wind, der Klte und Hitze
ausgesetzt, auf einer 40 Klafter hohen F'elswand, >die oben breit
war wie ein Schild, so dafs ihn Zar Peter, der ihn besuchen
Im folgten drei ebenso
wollte, nur von weitem sehen konnte.
berhmte Eremiten, die in den heutigen bulgarisch serbischen
Prochor am
Grenzgebieten, im nrdlichen Makedonien, lebten
(bei
Kratovo)
Lesnovo
Gavril
auf
(bei
Skopje),
Psinja-Flusse
Hhen der
R3'la- Planina
vertauschte.
hier dritthalb Jahre in einer Felsenhhle
am
und Joakim
des letzteren
doch
haben
archalischen
Sarandopor.
Erhalten
Fassung des
auch die darin
einer
in
sich
14.
ist
nur eine Legende
oder 15. Jahrhunderts,
bezeugten
idyllisch -patri-
Zge aus dem Leben der Balkanslawen innerhalb
wenig gendert. Fr den heiligen Prochor
dieses Zeitabstandes
bezeugt ein Offizium, dafs er auch zur Zeit des Joann Rylskyj
oder bald nach ihm lebte und wirkte; die beiden letzten gehren
2.
dem
11.
bis
Chroniken.
12.
Jahrhundert an.
Physiologus.
Mangel wissenschaftlicher
Litteratur.
Verhltnismfsig grofs ist die Zahl der altkirchenslawischen
bersetzungen der altchristlichen und byzantinischen theologischen
Litteratur,
vom
weltlichen Wissen der Byzantiner gelangte jedoch
und Grundlagen des slawischen
Trger der jungen slawischen
Kultur beseelte, ist nichts so sehr bezeichnend, wie die Auswahl
der bersetzten Geschichtswerke. Von den zahlreichen und be-
sehr
wenig
Schrifttums.
in
die
Fr den
Anfnge
Geist, der die
deutenden Geschichtsschreibern, welche die gleichzeitigen Chronisten des ganzen Abendlandes weit berragen, ist kein einziger von
den Slawen bersetzt worden, weder in dieser Periode noch
spter, als bei Bulgaren und Serben das Interesse fr Geschichte
Auch
wieder erwachte.
77
solche
Historiker,
welche' direkt
die
Slawen behandelten, wie Konstantinos Porphyrogennetos 'a) und
Leon Diakonos, oder wenigstens von ihren Kmpfen mit den ByzanDie
tinern berichteten, werden keiner Beachtung gewrdigt.
der byzantinischen Litteratur blieben den
besten Leistungen
Slawen unbekannt Dagegen fanden starken Ankking wie bei den
I
orientalischen V^lkern die kompilatorischen Arbeiten der Chronisten,
Epoche zu einer grofsen litterarischen
im 9. Jahrhundert hatten.
Weltchroniken, welche die Ereignisse von der Schpfung bis auf
ihre Zeit vom Standpunkte der kirchlichen Interessen und einer
spiefsbrgerlichen Neugierde der Mnche und \'olksmassen betrachteten, vermittelten neben der Bibel historische Kenntnisse
die erst in der byzantinischen
Bedeutung gelangten und
ihre Bltezeit
auch den Slawen.
Die
gypter
xQovoygaqiia
aus Antiochia
in
der sagenhaften Geschichte der
565 oder 573) des Johannes Malalas
(von
bis 563, vielleicht
Syrien,
der
erbrmliche Typus der
byzan-
Mnchschronik (Krumbacher), steht auch hfer an der
Spitze, denn ihre bersetzung fllt unbedingt in das Zeitalter
Symeons, aber fraglich bleibt es, ob sie dem Grigorij Presbyter
(s. S. 65.), mit dessen Oktateuch sie in einem Sammelwerk vereinigt
vorkommt, zuzuschreiben ist. Bei den Bulgaren und Sdslawen
berhaupt ging das Werk wie so manches andere spurlos verloren, aber erhalten blieb es bei den Russen, denen es mindestens
schon am Anfang des 12. Jahrhunderts (in der Ipatius- Chronik
ein Auszug aus dem Jahre 1114) bekannt war, aber auch nur
in zwei Kompilationen, die es wohl noch im Verein mit anderen
und mit der Chronik des Georgios Hamartolos ganz verdrngten,
wie auch das griechische Original durch sptere Kompilationen
tinischen
Der slawische Malalas besafs einige
geschoben wurde.
Bedeutung auch fr das Original, bis dessen erstes Buch
ans Licht gefrdert wurde, verlor sie aber auch seither nicht ganz.
Zum grfsten Ansehen brachte es bei den Slawen die Welt-
beiseite
Zeit grofse
chronik des Georgios Hamartolos Monachos (dieser Beiname steht
in slawischen Handschriften an zweiter Stelle), die ihnen von
den bedeutenderen Werken dieser Art zeitlich am nchsten stand
(von Adam bis auf den Tod des Kaisers Theophilos 842, Fortsetzungen gehen bis 928 und noch weiter) und Belehrung ber
allerlei Fragen bot, die auch ihre Gebildeten interessieren mufsten,
so
ber
die
78
Einfhrung der Gtzenbilder,
die
die
Mythologie
der Griechen, das Mnchswesen, die Entstehung und N'erbreitung
der bilderfeindlichen Ketzerei
den Glauben der Sarazenen usw.
Das theologische Beiwerk und die besondere Hervorhebung des
frommen Sinnes und der Freigiebigkeit der Kaiser mssen auch
das Entzcken der slawischen Mnche hervorgerufen haben. Die
slawische bersetzung ist in lteren kirchenslawischen Hand-
dem Titel Vremenniki-iund
schriften bulgarischer (unter
serbischer Redaktion {Titel
die lteste russische
in
jngeren
Da aber bereits
Werk unstreitig be-
Letovniki.) erhalten.
Chronik (Nestor) das
ntzt hat, so msste die bersetzung mindestens in das 11. Jahr-
Man kann
hundert verlegt werden.
aber mit der grfsten
scheinlichkeit noch hher hinaufgehen,
da dieselbe
Kompilationen vorkommt, die neben Malalas auch andere
der besetzungslitteratur enthalten.
Man
wollte
Wahr-
in russischen
Werke
allerdings
die
was zwar
bersetzung auch nach Rufsland verlegen
mglich, aber nach allen sonstigen Erfahrungen wenig wahrscheinlich wre. Der Streit kann erst gelst werden, wenn eine
denn sprachliche Merkmale
kritische Ausgabe vorliegen wird
werden gengende Anhaltspunkte bieten. Die unglaubliche Ver-
ltere
nachlssigung dieses Werkes ^^
das den Anstofs zur russischen
gegeben hat und auch ber das griechische Original
(die slawische bersetzung gehrt der ersten
von der nur zwei oder drei
kurzen griechischen Redaktion an
Handschriften vorhanden sind) bringen kann, ist sehr zu bedauern.
Schon im Izbornik Svjatoslavs vom Jahre 1073, der auf
Annalistik
manche Aufklrung
Symeon
zurckgellt, finden wir einen Letopistci. (Chronograph),
der die rmischen Kaiser von Augustus bis Konstantin und Zoe
(920) aufzhlte.
Man
knnte diese Kleinigkeit
als die lteste
uns
bekannte bersetzung eines chronologischen Kompendiums ansehen, doch der Historiker Racki setzt sie spter als die des
Malalas an. zu der sie vielleicht als Fortsetzung gedacht war.
Dieses Bruchstck wird auf das yoovoygacf i/.dv oirioiior des
Nikephoros
(slav.
Nikifor) Patriarches
zurckgefhrt.
russischen Handschrift des 13. Jahrhunderts hat sich mit
des
Namens Nikephoros
Adam
nur
bis
dafs
dem
einer
Angabe
von
und darber hinaus erhalten,
weiteren \'erlaufe
auch Ereignisse der
eine kurze chronologische bersicht
Kaiser Michael
in
In
III.
(t 867)
russischen Geschichte eingeflochten sind.
Eine
auch
steht
bekannte Weltchronik unter' dem Titel
des Belehrenden Evangeliums
nher
nicht
Istorikii
79
am Schlufs
des symeonischen bersetzers Konstantin.
\'on alten bulgarischen Chroniken
gefrdert worden
ist
bisher nichts ans Licht
aber es unterliegt keinem Zweifel
dafs sie
vorhanden waren. Zar Kalojan berief sich beim Papste in den
Jahren 1202 und 1204 auf alte einheimische Schriften und Bcher,
um zu beweisen, dafs seine \^orgnger Symeon, Peter und
Samuel die Krone aus Rom erhalten haben; im Jahre 1203
wurden solche Beweise aus dem Bulgarischen ins Griechische
und daraus ins Lateinische bertragen.
Einen Rest solcher
chronologischer Aufzeichnungen kann man in der aus Rufsland bekannten
finden,
Kompilation
wo
Ellinskij
Namen
die
der
Letopisech
lterer
Redaktion
altbulgarischen Frsten und Reste
ihrer Sprache erhalten sind.
Die ebengenannte, in vier Redaktionen bekannte Komderen voller Titel bersetzt lautet: Hellenischer und
rmischer Chronograph
wurde von Raeki ebenfalls nach Bulgarien verlegt und in jngster Zeit von Sachmatov als Bestandeiner
teil
symeonischen ausfhrlichen Enzyklopdie erkkirt,
welche die Chroniken des Georgios und Malalas, biblische Bcher
pilation,
Zusammenhang damit auch ganze Bruchstcke
historischen (im
des Josephus Flavius) und poetischen Inhaltes,
Apokryphen und
den Alexanderroman enthielt. Den Bedem enzyklopdischen 10. Jahrhundert
der Byzantiner wrde es in der Tat vollkommen entsprechen,
wenn man die ganze bersetzungslitteratur in einer Enzyklopdie
von drei bis vier Bnden zu vereinigen gesucht htte.
Die wenig verbreitete Bibel und die Chronisten konnten aber
die Wifsbegierde der frommen Gemter nicht ganz befriedigen.
Entsprechend der abendlndischen Biblia pauperum brachte es
daher im slawischen Mittelalter die historische Pale ja (aus
Prosadichtungen
wie
strebungen Symeons und
/]
[nicht la]
7t a'Kaid,
sc.
dia&yy/.i])
zu grofser Bedeutung, whrend
den Byzantinern, die auch hier das Original lieferten, wenig
gewesen zu sein scheint (bekannt ist nur eine Handschrift des 15. Jahrhunderts).
Diese Palejd stellt eine gekrzte
biblische Geschichte vor, die mit apokr5'phen Erzhlungen und
mit allerlei Erklrungen, fr die namentlich Texte aus kirchlichen
Liedern herangezogen wurden, bereichert worden ist.
Auch
sie bei
verbreitet
Denkmal
80
im slawischen Sden entstanden, nicht spter
Ob auch die kommentierte (russisch
Tolkovaja) Palcja mit ihrer antijdischen Tendenz aus Bulgarien
und aus einer griechischen Vorlage stammt, oder erst das Werk
eines russischen Kompilators genannt werden mufs, ist nicht
ausgemacht.
Von der Art der historischen Kenntnisse waren auch die
naturwissenschaftlichen, die den Slawen bereits um diese Zeit in
ihrer Sprache vermittelt wurden. In Bulgarien oder Makedonien
dieses
als
im
12.
ist
Jahrhundert.
wurde aus dem Griechischen der Physiologus bersetzt, das
Handbuch des Mittelalters, die
Quelle all der wundersamen Geschichten von dem sich selbst
aufopfernden Vogel Pelikan, von dem aus der Asche wiedererstehenden Phnix, von dem merkwrdigen Tiere Einhorn und
anderen seltsamen Wesen, kurz, eine Beschreibung von wirkdie nach
Pflanzen und Steinen
lichen und fabelhaften Tieren
ihren wahren oder angeblichen Eigenschaften religis-symbolisch
gedeutet, d. h. als Typen fr Christus, den Teufel, die Kirche
Der
oder den Menschen aufgestellt werden (Krumbacher).
naturwissenschaftliche Haus- und
Hermeneia, stempelte auch dieses Werk zu einem
und Erbauungsbuch, das aber nicht blofs
die theologische Litteratur und die Kunst des Mittelalters befruchtete, sondern auch die Schule und die Wissenschaft beherrschte.
Im Vergleich zum Abendlande war diese erste (spter kam eine
in Serbien dazu) bersetzung des Werkes (in der ersten griechischen Redaktion) allerdings bei den Sdslawen und bei den
letzte Teil, die
religisen Belehrungs-
Russen wenig
Von
verbreitet.
wissenschaftlicher Litteratur
was
finden wir sonst nichts in
genannten bersetzungen
und Kompilationen, in den wenigen selbstndigen Schriften und
Vorreden Platz gefunden hat. Was von Medizin und Astronomie,
richtiger Astrologie, noch in diese Zeit fllt, gehrt eigentlich
zur apokryphen (s. u.) Kleinlitteratur des Aberglaubens. Bezglich der Rechtswissenschaft wre hervorzuheben, dafs die
bersetzung des Nomokanons in 14 Titeln samt dem dazu gehrigen Sjmtagma, und zwar in der ersten (vorphotianischen)
Ausgabe, vom Kanonisten Pavlov nach Rufsland ins 11. Jahrhundert verlegt wird, was aber aus sprachlichen Grnden immerhin zweifelhaft ist. Auf dem Gebiete der Geographie finden wir
Bulgarien,
nicht
in
den bisher
81
nicht einmal die Beschreibung einer Pilgerfahrt ins heilige Land,
so dafs die jngere russische Litteratur
hier
sowie
deutenden Annalistik der sdslawischen berlegen
ihrer be-
in
ist.
Besonders zu bedauern ist die Tatsache, dafs vom klassischen
Altertum so gut wie gar nichts in den dauernden Besitz der
Slawen bergegangen ist, wenn man von den zweifelhaften Nachrichten der Chronisten
Einzelne
absieht.
Persnlichkeiten,
Symeon und der Mnch Hrabr, standen
Hhe der damaligen griechischen Bildung, die
wie
der Zar
allerdings
der
sich ihre Basis
auf
bewahrte, obgleich auch in Byzanz die Kirchenvter, Martyrien
und Heiligenlegenden eine dominierende Stellung einnahmen.
Die Philosophie diente nur kirchlichen Interessen, und Aristoteles
wurde auch bei den orthodoxen Slawen der Philosoph der Kirche,
dessen Lehre durch die bersetzung der Werke des Johannes
von Damaskos und anderer Kirchenschriftsteller V^erbreitung fand.
Man
darf jedoch das Bildungsniveau der Balkanslawen nicht blofs
lebhafte
Mit Byzanz gab es immer
Beziehungen freundlicher und feindlicher Natur; byzan-
tinische
Prinzessinnen
nach ihrer alten Litteratur beurteilen.
brachten
natrlich
ihren
Hofstaat
mit,
griechischer Klerus stand nach der Einfhrung des Christentums
und spter nach dem Untergang des bulgarischen Reiches an
der Spitze der bulgarischen Kirche
auf dem Athos lebten die
slawischen Mnche ganz im griechischen Milieu.
Den autokephalen > bulgarischen erzbischflichen Stuhl von Ochrida hatte
unter anderen griechischen Schriftstellern auch Theoph3'laktos
von Bulgarien inne, einer der bedeutendsten Theologen des
11. Jahrhunderts und Schler des Psellos, der gegen Aristoteles
Plato zur Geltung brachte, sowie Leo von Achrida. der zur Zeit
der definitiven Kirchenspaltung den litterarischen Kampf mit einem
Schreiben an alle frnkischen Bischfe erffnete, und der
Kanonist Demetrios Chomatianos; slawische Herden hteten auch
Mnner wie Michael Italikos, Bischof von Philippopel, Niketas
von Serr (in Makedonien) u. a. die von dem Vorhandensein
griechischer Bildungszentren auf slawischem Boden Zeugnis ablegen. Es sind sogar Briefe erhalten, die solche Wechselbeziehungen
besttigen. Unter den Adressaten des Patriarchen Nikolaos Mystikos
finden wir auch, den Zaren S^-meon und erfahren, dafs die Griechen
die Bulgaren als ihre Patenkinder betrachteten und deshalb von
ihnen auch kindliche Unterwrfigkeit, nicht aber die Verfolgung
,
Murko,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
82
weitgehender politischer Plne erwarteten. Dafs im 12. Jahrhundert Ilarion, Bischof von Meglen (Makedonien), mit dem Kaiser
Manuel I. Komnenos in Korrespondenz stand, wurde schon erwhnt.
3.
Die apokryphe Litteratur.
Die Bogomiien.
Die Litteratur, welche den jungen slawischen Christen der
Balkanhalbinsel von dem absterbenden Byzanz vermittelt wurde,
trug einen ausschliefslich religisen Charakter. Die zahlreichen
theologischen Schriften, voll von Spekulation und theologischen
Spitzfindigkeiten, konnten aber ebensowenig wie anderswo die
fromme Neugierde und das Gemt eines Volkes befriedigen, das
seinem nationalen Fhlen und Denken entsagen und eine ganz
neue Welt von Vorstellungen in sich aufnehmen mufste. Die
Bcher des Neuen und Alten Testamentes boten auf Schritt und
Tritt Anlafs zu Fragen ber frhere oder sptere Schicksale der
Urvter, Patriarchen und Propheten, des Erlsers, der Muttergottes, der Apostel, Jnger und ersten Mrtyrer ebenso weckten
;
und andere kirchliche Bcher die Wifsbegierde betreffs
der Erschaffung und des Unterganges der Welt, betreffs des
Paradieses und der Hlle, der Widersacher Christi und des Lebens
im Jenseits. Als eine geradezu notwendige Ergnzung finden
wir daher auch bei den Slawen ein bis in das 19. Jahrhundert
blhendes religises Epos in Prosaform, das berdies die Aufgabe
hatte, die teuflischen Lieder des Volkes zu verdrngen. Ebenso
mufste der frhere Glaube mit seinen Gebeten und Wahrsagungen,
mit seinen Zauber- und Beschwrungsformeln einen Ersatz oder
biblische
wenigstens eine christliche
Form
erhalten.
Trotz aller Indizes
und Verbote der lgenhaften (den Originalen entsprechend erscheinen hufig auch die Ausdrcke geheime und verworfene)
Bcher kommt auch bei den Slawen eine ungemein reichhaltige
und stark verbreitete apokr3^phe Litteratur vor, die ihnen vom
Orient und Okzident vermittelt wurde und auf ihren gesamten
\'orstellungskreis, auf ihre Lieder, Legenden, Sagen, Mrchen
und Sprichwrter, auf ihre Sitten und Gebruche den grfsten
Einflufs ausbte.
Verzeichnisse kanonischer und verbotener Bcher finden wir
bereits
an der Wiege der altkirchenslawischen Litteratur. Der
ein allgemeines Verbot
Symeonsche Izbornik Svjatovslavs enthlt
83
lgenhafter heidnischer Bcher und einen Johannes
dem Evange-
zugeschriebenen Index, der 13 Apokryphen des Alten und
Von besonderer Wichtigdes Neuen Testamentes aufzhlt.
listen
elf
war
Taktikon (im griechischen
noch unbekannt, in slawischen Handschriften hufig)
des Mnches Nikon ^') Cernogorec (vom Schwarzen Berge), das
die Quelle fr besonders zahlreiche, in Rufsland geschriebene
Verzeichnisse verbotener Bcher zu sein scheint und mit grfster
keit
fr die slawischen Indizes das
Original
Wahrscheinlichkeit ebenfalls
wird.
13,
Zum
Jahrhundert bekannt.
ihnen in
dem
slawischen Sden zugeschrieben
mindesten war es bei den Russen schon im
Im
12.
und
Jahrhundert finden wir bei
einem Nomokanon (Pogodins) als 60. (nicht authentischen)
14.
Artikel des Konzils von Laodikea ein Verzeichnis mit zweifellos
bulgarischen Zustzen
unter denen die scharfe Polemik gegen
einen hretischen bulgarischen Popen Jeremija als den V^erfasser
einiger Apokrj'phen hervorragt.
Zur grofsen und frhzeitigen Verbreitung der Apokryphen
Sprache trug in der Tat die Sekte der Bogomilen bei, die unter dem Zaren Peter, also gegen die Mitte des
in kirchenslawischer
10.
Jahrhunderts, in Bulgarien auftauchte, durch fnf Jahrhunderte
mchtig beeinflufste und auch
im Abendlande bis zu den P3'renen und dem Niederrhein und
selbst in England zahlreiche Anhnger fand (Manicher, Poblikaner [aus Paulikianer], Patarener, Katharer, woraus das deutsche
Ketzer, Albigenser usw.; sie selbst nannten sich Christen, gute
Christen, bons hommes). Lange vor Hus wurde also aus dem
Sdosten zum ersten Male eine slawische religise Bewegung
nach Westeuropa bertragen; allerdings handelt es sich auch hier
hauptschlich um die Vermittlung und Ausbildung fremder Lehren.
Bulgarien war als nchster Nachbar von Byzanz unter den
Balkanslawen am meisten dem Einflufs des asiatischen Orients
die Geschichte der Balkanstaaten
Dazu wurden unter Konstantin Kopronymos (752) und
Johannes Tzimiskes (970) als byzantinische Grenzwchter armenische und syrische Kolonisten in Thrakien angesiedelt, die
ihren Mittelpunkt auf slawischem Boden um Philippopel hatten.
So kamen wahrscheinlich schon mit dem Christentum Paulikianer,
Euchiten und Messalianer nach Bulgarien, in dem es zur Zeit
seiner Christianisierung von allerlei Glaubensaposteln wimmelte.
Die tiefsten Spuren hinterliefsen die kleinasiatischen Paulikianer
6*
ausgesetzt.
84
Jnger des Apostels Paulus, wie sie spter selbst vorgaben, sondern nach Paulus von Samosata benannt'^)), die den
(nicht
Land
Durch verschiedene Zwischenglieder wurden also den
Bulgaren im Verein mit christlichen Lehren auch persischer
Manichisraus, die ppigste Entfaltung des Gnostizismus, ins
brachten.
Dualismus, syrisch-phnizische Kosmologie, chaldisch-babylonische
Astrologie und Magie vermittelt.
Nach einheimischen Berichten (Kozma s. S. 7L, Synodik des
Zaren Boril) begann unter dem Zaren Peter der Pope Bogumil
(das ist Gottlieb, Kozma fgt hinzu: in Wirklichkeit Bogu ne miU,
das ist Gott nicht lieb) die manichische Hresie c zu lehren.
Inwieweit er selbst die nach ihm benannte Sekte der Bogomilen
(sie selbst nannten sich Christen) organisierte, kann nicht ausgemacht werden, da sich ihre Lehre im fortwhrenden Flufs befand und uns zum Teil nur aus byzantinischen und aus spteren
lateinischen Quellen (ber Bosnien, Dalmatien, Slawonien) bekannt
ist ^^). Auch die Beziehungen zum byzantinischen Sektenwesen sind
noch nicht gengend aufgeklrt, denn die Bogomilen hatten selbst
in
Konstantinopel zahlreiche
ihr
Haupt
her).
Wichtig sind
Kozma
Anhnger (bekannt
Basilios verbreitete
die
dem Ende
aus
die Hretiker
ein sehr
die
Lehre schon
seit
IUI;
aber
viele Jahre vor-
Nachrichten des einheimischen Presbyters
des
10.
Jahrhunderts.
Danach fhrten
sie waren
strenges und ernstes Leben:
sanft und schweigsam, blafs vom Fasten (die Paulikianer ver
warfen das Fasten!), sprachen nichts berflssiges, lachten nicht
laut.
Im Genufs waren sie mfsig, da der von Gott abtrnnige
Teufel oder Mammon, der Urheber alles bels auf dieser Welt,
den Menschen befohlen habe zu heiraten
war
die
Ehe
gestattet).
Fleisch
zu
(bei
essen und
den Paulikianern
Wein
zu trinken
Gott mit Beten und
kein Faulenzerleben wie andere
(vgl. die gnostische Lehre der Enkratiten).
Wachen
dienend
fhrten sie
Andacht verrichteten sie in Husern, wo sie sich
durch vier Tage und Nchte einschlssen. Dabei beteten sie das
Vaterunser, machten aber kein Kreuz, das Gott als Zeichen des
Holzes, auf welches Christus von den Juden geschlagen wurde,
verhafst sein msse. Den blichen Gottesdienst und die Hierarchie
verwarfen sie ganz.
Priester und Bischfe schmhten sie als
Phariser und beschuldigten sie des Mfsigganges, der Unkeuschheit und Trunksucht.
Sie hatten keine Priester, sondern lasen
Menschen
ihre
85
Worte des Herrn und der Apostel, Bcher
fr sich die
in
den
Hnden tragend wie Schweine Goldringe in den Rsseln und
schlugen sich damit auf die Brust. Das Alte Testament verwarfen
sie
ganz.
Sie
wollten nicht
David und
hren, sondern das Evangelium, nicht nach
die
Propheten
dem Gesetze Moses,
dem der Apostel leben. Auch behaupteten sie, die
himmlischen Dinge zu kennen und die Zukunft vorauszusehen,
da sie die Geheimnisse und Tiefen der Bcher verstnden; und
sondern nach
da
sie alle
kirchlichen Vorschriften verschmhten, so bildeten sie
Lehren und verbreiteten verschiedene Fabeln.
Man findet es begreiflich, dafs viele von diesen Grundstzen
beim Volke besonderen Anklang finden mufsten, namentlich wenn
ihre Bekenner noch mit dem Schein des Mart)^riums umgeben
wurden. Besonders charakteristisch sind aber folgende von Kozma
berichteten Zge: Sie lehren Ungehorsam gegen die Obrigkeit,
verdammen die Reichen, verhhnen die ltesten, verunglimpfen
die Bojaren, erklren jene, welche dem Zaren und seinen Beamten dienen, fr schnde vor Gott und wehren den Sklaven, fr
ihre Herren zu arbeiten.
Hier sehen wir deutliche Anklnge
an die alte slawische Demokratie, einen Protest gegen den unter
dem Zaren Peter ganz byzantinisierten bulgarischen Feudal Staat.
Diese Abneigung gegen die weltliche und geistliche Obrigkeit
mufste aber die Lehre der Bogomilen besonders im Laufe der
Zeit populr machen, als der bulgarische Staat von Byzanz unterworfen und die bulgarische Kirche hellenisiert wurde. Es hatte
seine guten Grnde, dafs der Schwerpunkt des Bogomilismus auf
dem Balkan in Makedonien lag, wo berdies der Kern der
slawischen Bevlkerung Bulgariens lebte.
Interessant ist auch
sich neue
die Tatsache,
Jahrhunderts
dafs sich die Sekte
in
schon
zwei Kirchen spaltete:
am Ende
die
des zehnten
bulgarische nherte
sich mehr dem christlichen Standpunkte und lehrte die Existenz
nur eines Wesens, des Guten, das ist Gottes, whrend sie im
Satan kein vom Urbeginn bestehendes Wesen, sondern nur einen
gefallenen Engel erblickte; die Dragovicer Kirche, die sich strenger
an die paulikianische Lehre hielt und Gott und den Teufel als
Wesen betrachtete, hatte ihren Hauptwohl zwischen dem Vardar und dem Ochridasee, so dafs
Makedonien auch auf diesem Gebiete eine konservative Richtung
ursprnglich gleichwertige
sitz
vertritt.
86
Schon an der Scheide des 10. und 11. Jahrhunderts war
der Bogomilen ber die serbischen Gebiete bis an
Lehre
die
adriatische
Kste von Albanien bis Cattaro vorgedrungen.
die
Serbien
wurde
sie jedoch unter dem Grofszupan Stefan NeIn
1171
bis 1195) ausgerottet, fand aber dafr bemanja (ungefhr
sondere Zuflucht in der Herzegowina und namentlich in Bosnien,
wo sie den Schutz der Bane und des Adels genofs und zeitweise
geradezu die herrschende Religion mit besonders ausgeprgter
Organisation bildete. Es ist merkwrdig, dafs die in ihren Anfngen so demokratische Lehre gerade die Machthaber fr ihre
Zwecke ausntzten, wie dies in Oberitalien und in gleicher Weise
aus Antogonismus gegen das Papsttum geschah. Bei den lebhaften
Beziehungen zwischen dem nordwestlichen Balkan und dem Norden
Italiens ist brigens auch eine Rckwirkung nicht ausgeschlossen,
Name
wofr schon der
Patareni spricht.
Im
13.
Jahrhundert
gelangte die Sekte nach Slawonien und Syrmien und selbst
Kroatien machte
weit
sie
in
Ob und wie
den Ppsten viel zu schaffen.
nach Rufsland kam, steht nicht fest.
sie
Bezglich der mehr oder weniger identischen abendlndischen
Sekten mufs hervorgehoben werden, dafs speziell die lombardischen
und sdfranzsischen einen regen Verkehr mit ihren Glaubensgenossen im byzantinischen Reich, in Bulgarien und Bosnien unterhielten und dafs auch ihren Gegnern die Herkunft der Hresie
aus Bulgarien sehr gut bekannt war (vgl. Bulgarorum haeresis,
Schmhwort bougre).
Obgleich der Bogomilismus im geistigen Leben der Sdslawen eine bedeutungsvolle Erscheinung bildet vmd namentlich
durch seine Fernwirkung hervorragt, so mufs doch sein Einfluls
Bulgari, Bugri, das franzsische
auf die slawischen Balkanstaaten als sehr verhngnisvoll bezeichnet
werden, denn er wirkte auf
sie zersetzend,
und die Anhnger einer
ursprnglich nationalen Sekte wurden beim Vordringen der Trken
zu Volksverrtem
sie
begrfsten namentlich in Bulgarien
wo
und in Bosnien wo sie von
einem katholischen Knig verfolgt wurden, die Eroberer als Befreier und nahmen dann grfstenteils ihren Glauben an. Namentlich der Adel von Bosnien und Herzegowina hat meist bogoDie Reste der bulgarischen Bogomilen
milische Vorfahren.
wurden im 17. Jahrhundert von katholischen Missionren bekehrt.
Die katholischen Paulikianer sind heute um Svistov
sie
vor einem orthodoxen Zaren
um
und Nikopol im nrdlichen,
87
Philippopel
im- sdlichen Bul-
garien gruppiert^').
Dafs die Bogomilen die Litteratur stark frderten, unterliegt
keinem Zweifel. Ihr Gegner Kozma stellt ihnen ja das Zeugnis
aus, dafs sie Bcher besonders verehrten und auf ihre Bcherweisheit aufserordentlich stolz waren. Aus Bosnien und Serbien
bekannt
gewordene
Handschriften
bogomilischer Herkunft aus
man
dem
Bcher
neutestamentlicher
oder 15. Jahrhundert zeigen,
14,
und auf ihre genaue
Wichtiger ist jedoch die
litterarische Produktion der Bogomilen.
Schon Kozma schreibt
dem Grnder der Sekte die Erdichtung von Fabeln zu. Ein
russischer Nomokanon (aus Novgorod) aus dem Jahre 1283 nennt
als Verfasser von lgenhaften Fabeln einen Popen Jeremija,
der im Pogodinschen Nomokanon aus dem 14. Jahrhundert direkt
bulgarischer Pope heifst; sptere russisch-serbische Indizes
nennen eine Sammlung alt- und neutestamentlicher Apokryphen,
dafs
an altertmlichen Texten
festhielt
Abschrift grofse Sorgfalt vei^vendete.
die
der bulgarische Pope Jeremija erlogen hat.
bulgarischen Bchern
ist in
Von
hnlichen
einem russischen Prolog des
12.
Jahr-
hunderts die Rede, und noch der Frst Kurbskij, der Gegner Iwans
des Schrecklichen, spricht von bulgarischen oder richtiger Weiberfabeln, wobei er deutlich apokr3'phe Schriften
im Auge
hat.
Fr
den Ruf Bulgariens sind bezeichnend die Worte eines serbischen
Homileten (nach einer Handschrift des 14. Jahrhunderts), der in
seinem Eifer gegen den Aberglauben bemerkt: Viele Lnder
habe ich durchwandert, aber nirgends sah ich so viele Hexen,
Samovilen und Zauberinnen wie in Bulgarien. Demselben Popen
Jeremija werden in der Tat auch lgenhafte Gebete gegen Fieber
(gedacht als personifizierte Wesenj und Nezit-e (irgendwelche
Krankheiten)^^) zugeschrieben.
gariens auch
Man
der Entstehung und
sieht, dafs
bernahme
der Boden Bulin dieses
Gebiet
einschlgiger Apokry^phen besonders gnstig war. brigens haben
kompetente Forscher auch in den Legenden, Liedern und Sprichwrtern der Bulgaren und Serben, der Grofs- und Kleinrussen
deutliche Niederschlge der manichisch-bogomilischen
Lehre nach-
gewiesen.
Die Bogomilen erinnern also wegen ihrer besonderen Verfr die Entstehung und Verbreitung der kirchenslawischen Apokryphen an die reiche und mannigfaltige schriftstellerische
dienste
88
Stammvter, der Gnostiker, aus deren Kreise
Apokryphen im 2. und 3. Jahrhunderte nach Christus
hervorgegangen sind. ber die slawischen bersetzer, KompilaTtigkeit
ihrer
die meisten
toren und eventuell auch Verfasser
kannt,
ja,
ist
jedoch nichts Nheres be-
wir knnen von den bekannten apokrj'phen Schriften
gar keine direkt auf die Bogomilen zurckfhren.
fast
Eine rtselhafte Persnlichkeit
Man
hielt ihn
ist
selbst der
lange Zeit fr identisch mit
Pope Jeremija.
dem Popen Bogumil,
indem man seit Safaf-ik meinte, er habe nach der Sitte seiner Zeit
und namentlich nach dem Brauch der Patarener einen doppelten
Namen, einen einheimischen und einen kirchlichen gefhrt. Diese
Ansicht ist entschieden falsch. Dafr kennen wir heute aus
Handschriften, die von Kroaten (glagolitisch), Serben, Bulgaren
und Russen stammen, genau eine ihm zugeschriebene Sammlung
von Apokryphen, welche die Geschichte des Baumes, aus dem
das Kreuz Christi gezimmert wurde, von Moses an behandelt und
dabei auch Kapitel ber Christus bringt wie er als zehnjhriger
Knabe das Haupt Adams fand und auf dem Wege nach Bethlehem
mit dem Pfluge ackerte, wie ihn Probus, der Sohn des Kaisers
Seleucus (?), des Nachfolgers des Augustus, als Gehilfen beim
Steuereintreiben mitnahm, mit ihm badete und ihn Bruder nannte,
wie Kaiser Abgar durch den Evangelisten Lukas ein Schreiben
an ihn sandte und sein in ein Tuch abgedrcktes Bild erhielt,
wie er im Tempel von Jerusalem zum Priester bestellt wurde.
Die Geburt Christi erwhnt der Verfasser ganz kurz, da er
darber und ber die Kindheit Jesu andersw^o sprechen wollte.
Wir haben es mit einer offenkundigen Kompilation und Bearbeitung von Apokrj^phen des Alten (ber Moses, David, Salomon)
und Neuen Testaments zu tun, die 1283 schon im nordrussischen
Novgorod bekannt waren. Dafs Pop Jeremija eine hnliche
griechische Sammlung wenigstens zum Teil bersetzt habe, wre
:
nicht ausgeschlossen, aber entschieden zu weit geht die
Annahme,
knnte sogar ein griechischer Schriftsteller gewesen sein;
denn dann wre es unbegreiflich, warum russische Indizes seine
Lgen konsequent einem bulgarischem Popen zuschreiben, da
er
man
ber
die
faktischen Verhltnisse
unterrichtet sein konnte.
Richtig
ist
Rufsland
gengend
jedoch, dafs die Kompilation
nichts spezifisch Bogomilisches enthlt,
die
in
eher das Gegenteil,
da
Bogomilen Feinde des Kreuzes, der Priesterschaft und der
weltlichen Obrigkeit
garischen Sekte
waren.
89
Man kann
der Apokryphen berhaupt
aber deshalb der bul-
dieser Kompilation
die \*erbreitung
nicht
absprechen.
oder gar
Die sagenhafte
Geschichte des Kreuzes Christi konnte die Bogoniilen recht gut
interessieren (sie brauchten es deshalb nicht zu verehren)
Priester
Art besafsen auch sie und konnten auch ihre Freude
daran haben, dafs der Sohn eines rechtglubigen Kaisers den
jungen Christus Bruder nannte. berdies wird dabei hervorgehoben, wie gut es sei. sich zu verbrdern, was direkt an die
noch heute bestehende Sitte der Wahlbruderschaft (pobratimstvo)
erinnert, und der demokratischen Gesinnung der Bogomilen entsprach es geradezu, dafs Christus den Stand des Ackermannes
ehrte.
Es gibt auch andere Beispiele, welche zeigen, dafs die
Bogomilen apokrj-phe Litteraturerzeugnisse fr ihre Zwecke ausntzten, aber an ihnen gar keine oder nur geringe nderungen
vornahmen^^). Auch darauf mufs man hinweisen, dafs wir, wie bei
jeder Sekte, aus leicht begreiflichen Grnden auch bei den Bogomilen verschiedene Widersprche finden. Abgesehen von dem
in
ihrer
prinzipiellen Unterschied der beiden bogomilischen Kirchen, wissen
wir
z.
B. von den bosnischen Bogomilen, dafs sie eine geregelte
Hierarchie hatten,
ihren ltesten (ded oder did)
als
den Statt-
und Nachfolger Petri betrachteten und zugaben, dafs der
rmische Papst frher ihr Oberhaupt war, bis Papst Silvester vom
Kaiser Konstantin weltliche Gter annahm und dadurch vom
wahren Glauben abfiel; auch hatten sie kirchenartige Bethuser,
allerdings ohne Glocken, die sie fr Teufelstrompeten hielten,
und zierten ihre Handschriften (vgl. unten) mit vielen Illustrationen,
halter
welche Christus auf
dem Kreuze,
die Evangelisten usw. darstellen.
flufs
die Muttergottes, die Apostel,
Ein Beweis, dafs sich
dem
Ein-
der abendlndischen Kunst im 14. bis 15. Jahrhundert auch
Bogomilen der Balkanhalbinsel nicht entziehen konnten.
\^on anderen Apokr}'phen kann man noch die Erzhlung
von den Bestandteilen Adams, die Vision des Esaias, den Wettkampf Salomons, der nach V'eselovskij als Prototyp der Erzhlung von Salomon und Kitovras (aus griech. /.evTavgo,:) diente,
die Apokalypse des heiligen Paulus, den Streit Christi mit dem
Teufel
die Offenbarung der Muttergottes ber die Leiden in
der Hlle, die kosmogonischen Partien der Disputation der drei
Heiligen (Basilios des Grofsen, Johannes Chrj-sostomos, Gregorios
die
90
Theologos) hauptschlich wegen ihres Inhaltes
in
besondere Be-
ziehung zu den Bogomilen bringen.
Ungemein
fach gedruckte
grofs
'"')
ist
das handschriftliche und auch schon
Material der kirchenslawischen
viel-
Apokryphen und
beruhenden mehr oder weniger volkstmlichen
und kleinrussischen Fassungen und Bearbeitungen ^V). Was den Begriff der slawischen Apokryphen anbelangt, so stellte sich die Moskauer Schule Tichonravovs auf
auf
der
ihnen
sdslawischen,
grofs-
den rein formellen Standpunkt, indem sie die slawischen Indizes
mit ihren Angaben ber lgenhafte Bcher des Alten und
Neuen Testamentes, ber nicht kanonische Heiligenlegenden und
falsche Gebete zum Ausgangspunkt nahm. Allerdings werden in
denselben Verzeichnissen auch entschieden apokryphe Schriften,
wie die Revelation des Methodios von Patara, Golubinaja Kniga
und die Paleja mit ihren zahlreichen Apokryphen, zum Lesen
empfohlen.
Am
meisten
aber
fllt
die
Tatsache
ins
Gewicht,
dem Griechiwurden und daher manche Werke aufzhlen,
dals die slawischen Indizes ursprnglich ebenfalls aus
schen
bersetzt
welche es
(z.
bersetzungen wahrscheinlich nie gab
in altslawischen
B. Eldad und Modad, Moses Himmelfahrt, Psalmen Salomons,
Vision des Elias
slawische
meisten Apostelakten).
daher diejenigen
das
andererseits aber offenkundige kirchen-
u. a.),
Apokryphen verschweigen (Nikodemus-Evangelium.
Den
(Porfirjev,
wirklichen Verhltnissen
Franko
Denkmal im Vordergrunde
das Motiv, das apokryph
ist,
vorkommt und durch
nicht
u. a.) nher,
steht,
d.
die
kommen
fr welche nicht
sondern die Erzhlung oder
h. in
den kanonischen Schriften
die kirchliche Praxis nicht zugelassen
Hierzu werden nicht blofs Chroniken, Chronographen und
namentlich die Paleja, sondern auch Menen, Synaxare, Prologe
und selbst Akathiste als Quellen herangezogen. Natrlich sind
dabei Zweifel und mancherlei Willkr nicht ausgeschlossen, um
Die
so mehr, als die kirchliche Praxis nicht gleichmfsig war.
wird.
russischen Indizes klagen speziell ber unwissende Geistliche, die
nicht kanonische Schriften, Euchologien und
einer erwhnt solche Bcher, die
Nach
man
Nomokanone
fhren;
mit Vorsicht lesen msse.
einer kleinrussischen handschriftlichen Notiz des 16. Jahr-
hunderts wurde das Nikodemus-Evangelium am Charsamstag auch
Diese Methode hat aber auch den Nachin der Kirche gelesen.
teil,
dafs einzelne Denkmler, die entschieden ein
Ganzes
bilden,
91
zerstckelt werden, worunter namentlich die litterarhistorische
und sprachliche Erforschung derselben leidet. Doch gehen alle
slawischen Herausgeber und Forscher ber den blichen Kreis
alt- und neutestamentlicher Apokryphen weit hinaus, so dals sie
auch Heiligenlegenden, Katechismen, Herrenbriefe, Naturphiloallerlei
sophie, Exorzismen, Gebete,
Wahrsagungsbcher ''^^^
Amulette u. . in Betracht ziehen '^).
Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage nach dem Alter
und der Herkunft der kirchenslawischen Apokryphen, die wohl
eine der wichtigsten Aufgaben der nchsten Zukunft auf diesem
Gebiete werden sollte. Es unterliegt keinem Zweifel, dafs zu den
ltesten Erzeugnissen altkirchenslawischer Litteratur auch Apokryphen gehren. Auf Grund verschiedener Erwgungen und
namentlich
des Alters
Periode verlegen:
die
der Handschriften
drfen wir
in
diese
Erzhlung von Salomon und Kitovras,
Bruchstcke der apostolischen Konstitutionen (Pseudoklementinen,
gleichzeitig mit der Einfhrung des Christentums bei den Slawen),
das Nikodemus-Evangelium (fllt vielleicht noch in die pannonischmhrische Periode, behandelt die Leiden, die Auferstehung und
Hllenfahrt Christi), das Protoevangelium Jakobs (Geburt und
Jugend Maria, die Geburt Christi, Flucht nach gypten), das
Thomas-Evangelium (noch aus dem 11. Jahrhundert, ber die
die
Erzhlung des Persers Aphroditian "*)
Jugend Christi)
(Prophezeiungen ber Jesus), die Akten ber Paulus und Thekla
(11. Jahrhundert), die Akten des Johannes (Pseudo-Prochorus),
die Apokalypse der Muttergottes (russ. Chozdenije Bogorodicy
po mukam). Mit der Chronik des Malalas fanden Eingang apokryphe Erzhlungen ber Abraham und ^lelchisedek, die Testamente der zwlf Patriarchen. In der Chronik des Georgios
Hamartolos gab es aufser einer Menge kleiner Erzhlungen ziemlich
,
umfangreiche ber eine Disputation Abrahams mit gyptischen
Weisen, ber die Beerdigung Adams in Jerusalem, Melchisedek,
Moses Tod, Salomon und die Knigin (Zarin) von Jug. Auch
in Prologe und Menen gerieten schon vor dem 12. Jahrhundert
die Paralipomena des
von Patara, die Testamente der zwlf Patriarchen, die Erzhlung des Agapios ber
das Paradies usw. Am meisten trugen aber zur Bewahrung und
Popularisierung der Apokryphen die historische und kommentierte
die Vision des Esaias,
Jeremias,
die Leiter Jakobs,
die Revelation
des Method
Paleja
bei
von denen aber
92
die letztere wahrscheinlich
nur
teil-
Weiter deuten verschiedene
weise heranzuziehen
Litteratur in Serbien und
apokryphe
Anzeichen darauf hin, dafs die
Bulgarien auch im 13. bis 15. Jahrhundert mannigfache Bereicherung erhielt und mit der lteren ihren Weg nach Rufsland
ist
(vgl. S. 80).
Umgekehrt ist es aber auch sehr gut mglich, dafs apokryphe Schriften auch in Rufsland schon in der vormongolischen
Periode von griechischen Geistlichen, spter aber von russischen
Mnchen auf dem Athos und in Konstantinopel bersetzt und
dann zu den Sdslawen verpflanzt wurden. Doch im allgemeinen
fand.
steht
es
fest,
dafs eine riesige Majoritt der russischen
Apo-
kryphen auf sdslawische Vorlagen zurckgeht (Pypin''^)).
Die apokryphe Litteratur bildete lange Zeit einen Stolz der
die darin ein
slawischen Herausgeber und Litterarhistoriker
Heute steht es fest, dafs die
altes nationales Gut erblickten.
kirchenslawischen Apokryphen aus alter Zeit und auch aus
spteren Jahrhunderten einfache bersetzungen sind, natrlich
,
zum
grfsten Teil aus
dem
Griechischen.
Auch
slawischen Texte manchmal das Original,
hier ersetzen die
das gar nicht (Apo-
kalypse Abrahams, Henochbuch als ein selbstndiges Seitenstck
der thiopischen Fassung, eine Erzhlung ber die drei Jnglinge
Erzhlung
ber die Taufe Christi) oder nur teilweise (Petnisakten) bekannt
ist, bringen neue Redaktionen (Apokalypse des Paulus, der Streit
Christi mit dem Teufel) oder zum mindesten neue Details (z. B.
zu den Pseudoklementinen) und sind berhaupt wichtig fr die
Rekonstruktion der Vorlagen (so z. B. hat sie Lipsius fr die
Pseudoevangelien zu wenig ausgentzt).
im Feuerofen, eine Erzhlung des Aphroditian,
Wie
aber der slawische Orient
vom
eine
slawischen Okzident nie
ganz getrennt werden konnte, lehrt auch die apokryphe Litteratur.
Das Nikodemus-Evangelium ist in seiner vollstndigen Fassung
entschieden aus dem Lateinischen bersetzt worden (nur eine
spte kurze Redaktion geht auf ein griechisches Original zurck),
das nun bereits in Mhren (nach Sobolevskij) oder erst im
mag
Laufe des 10. oder 11. Jahrhunderts (im 12. gelangte es ber
Bulgarien bereits nach Rufsland) in einer Gegend geschehen sein,
wo
die glagolitische Litteratur herrschte, also wahrscheinlich bei
den Kroaten,
obgleich auch weitere sdwestliche Gebiete nicht
ausgeschlossen wren.
Auch
ein altes
Gebet an den Teufel von
westslawischer Herkunft
ist
aber
Adams,
93
nachgewiesen worden.
Umgekehrt
Apokryphen (ber die Bestandteile
Apokalypse Abrahams, Geschichte des Kreuzbaumes,
eine
ist
von
Reihe
Apokalypse der Muttergottes, die Disputation der drei Heiligen,
ber die zwlf Freitage) auch in einer kroatisch - glagolitischen
Handschrift aus dem Jahre 1468 bekannt geworden, ja, die viel
umstrittene Kompilation des bulgarischen Popen Jeremija wurde
von Jagic zuerst daraus ans Licht gezogen. Besondere Beachtung
verdient auch eine cyrillische Handschrift von Apokryphen aus
Ragusa vom Jahre 1520; berhaupt findet man in spteren
serbischen und bulgarischen Handschriften hufig dialektische
Merkmale, die auf Ragusa und seine Nachbarschaft hinweisen.
So wird es begreiflich dafs eine Fassung der Apkal3'pse des
Paulus '^^) und einige noch nicht verffentlichte Apokryphen der
genannten Handschrift von Ragusa sogar auf italienischer Vorlage beruhen. Ein russischer Index (aus dem Jahre 1397) wirft
vielleicht nicht umsonst den
Rmern (Rimljany) vor, dafs sie
die Menschen mit geheimen hretischen Bchern als angeblich
alten verlocken
und ein Moskauer Index des 16. Jahrhunderts
stellt
mit dem bulgarischen Popen Jeremija einen Franken
,
>-
Isidorc
(Sidor Frjazin) in eine Reihe.
Zu den orthodoxen Sdslawen gelangten
hundert
druckte
durch mehrere
Werke
der
in der
seit
Volkssprache auch
bosnischen Franziskaner
dem
16.
Jahr-
cyrillisch ge-
verschiedene apo-
kryphe Motive aus dem Abendlande, die dann ihren Weg auch
in die Volkspoesie gefunden haben.
Besonders grofs war aber
der Einflufs abendlndischer Apokryphen lateinischer und deutscher
Herkunft in polnischer bersetzung oder Bearbeitung auf die
Klein- oder Weifsrussen Polens, der sich dann auch in das Moskauer Reich fortpflanzte. Der byzantinischen Tradition zum Trotz
fanden namentlich Passionsgeschichten und Dramen starke Verbreitung, und auch alle Umarbeitungen alter Apokryphen zeigen
den gemeinsamen Zug, dafs sie Christus als Ideal mnnlicher
Schnheit darstellen.
Diese kurzen Ausfhrungen mgen gengen, um aufmerksam
machen, wie mannigfaltig auch die kirchenslawischen Apokryphen sind, was bei der Erforschung ihrer Geschichte und ihres
zu
immer in Betracht
Apokryphen auch an eine
Einflusses auf die slawischen Volkslitteraturen
gezogen werden mufs.
Wie wenig
die
94
Zeitgrenze gebunden sind, lehrt die Tatsache, dafs wir auch sdderselben noch aus dem 18. und dem
Anfang des 19. Jahrhunderts haben, aus Montenegro noch eine
aus dem Jahre 1836. Grofs- und Kleinrussen erbauten sich noch
slawische Handschriften
als
18. Jahrhundert allgemein an den Apokryphen,
im Abendlande bereits den Gegenstand historischer
Kritik bildeten. In der Ukraine fhrte diese Litteratur noch im
im
17. bis
dieselben
18.
Jahrhundert
krftiges Dasein,
ein
dreifsiger Jahre des
Ruthenen wird
gelesen
(ein
sie bis
Beispiel
Kulturpolitik
in Galizien
bis
in
die
Jahrhunderts, und bei den ungarischen
auf den heutigen Tag aus Handschriften
19.
fr
die
Wirkungen
entnationalisierender
!).
Der Umstand,
dafs
Serben und Bulgaren
bis
die
apokrN'phe Litteratur auch bei den
zum Anfang
wurde und
des 19. Jahrhunderts hand-
hohes Ansehen bewahrte,
macht ihren grolsen Einflufs auf die gesamte mndliche Litteratur
Viele Sagen und Lieder, namentlich die Legenden
begreiflich.
haben ihre Quelle in diesen alten, christlichen Erzeugnissen, so
mancher unkirchliche Zug und Aberglaube in dem man frher
verbreitet
schriftlich
ihr
Reste einer nationalen Mythologie suchte, wurzelt in gnostischen
und sonstigen hretischen Vorstellungen, die aus dem heidnischen
Orient stammen.
Von
diesem Gesichtspunkte
ist
die \'olkslitteratur
der Sdslawen noch zu wenig untersucht worden, namentlich von
einheimischen Forschern.
\'iele
schne Volkslieder werden da-
durch nichts verlieren, im Gegenteil, sie werden um so mehr von
den knstlerischen Fhigkeiten ihrer Schpfer aus dem \'olke
Whrend im Abendlande das der gesamten
Welt gemeinsame apokryphe Material frhzeitig eine
knstlerische Bearbeitung im Epos und Drama (lateinisch und in
den Nationalsprachen, auch in der bhmischen und polnischen) fand
und unter anderem auch dem Meisterwerke Dantes als Grundlage
diente, blieb der slawische Orient unter dem Einflufs von Byzanz
Zeugnis
ablegen.
christlichen
auch hier zurck, bis sich endlich der knstlerische Geist im\*olke
selbst die Bahn brach und z. B. Marienlegenden schuf, die den
testen Erzeugnissen bekannter Dichter wrdig zur Seite stehen.
Da aber auch hier der katholische Teil der Sdslawen dieselben
Apokryphen hatte wenn auch meist in fremdsprachigem Gewnde und in vollendeterer Form, so konnte es um so mehr, als
sie wegen der Herrschaft der lateinischen Sprache erst spt die
,
nationale Dichtung
95
zu beeinflussen
anfingen,
Gebiete zu keinem wesentlichen Unterschied
gesehen
von
auch auf diesem
kommen, ganz
ab-
der innigen Berhrung der Serben und Kroaten.
Dafs die apokrj-phe Litteratur auch die Malerei und Bildhauerei
den Sdslawen stark beeinflufste, unterliegt keinem Zweifel
(man vergleiche z. B. die Darstellungen der Hlle und des
bei
Paradieses in Kirchen und Klstern), doch hat
man diesem Gegen-
stand noch zu wenig Beachtung geschenkt.
4.
Prosadichtungen.
Die Leidenschaft der B)-zantiner, Verse zu machen, eigneten
Slawen nicht an und bernahmen in dieser Zeit gar nichts,
spter aber nur wenig von der klglichen Profanpoesie ihrer Lehrer.
\'on bersetzungen und einigen hbschen Nachahmungen der
Kirchendichtung (s. S. 74 75) abgesehen, gab es daher in der altkirchenslawischen Litteratur keine Erzeugnisse in poetischer Form.
Dafr fanden aber von den allen Vlkern des Mittelalters gemeinsamen Prosadichtungen, die bei den Byzantinern meist in
der Vulgrsprache verbreitet waren, einige ihren Weg auch zu
den Slawen.
sich die
Von den
antiken Stoffen erhielten die Sdslawen in dieser
vom trojanischen Kriege,
Periode die Sage
allerdings nur
Dagegen wurden ihnen
die Taten Alexanders des Grofsen, des grfsten Welteroberers des Altertums, auch durch den Roman des Pseudoin
der Fassung der Chronik des Malalas.
Kallisthenes
rein
verkndet; die bersetzung desselben nach der
griechischen
Redaktion
(B'),
in
der
die
Spuren seiner
alexandrinisch-gyptischen, aber immerhin hellenistischen Herkunft
getilgt waren und der sagenhafte Alexander der Geschichte nher
gebracht wurde, gehrt zu den ltesten Denkmlern geschicht-
lichen Inhaltes in Bulgarien, mit denen sie wahrscheinlich in einer
Daraus erklrt sich auch der Umbersetzung immer in Verbindung mit historischen
Werken vorkommt und uns hauptschlich durch die russischen
Chronographen erhalten ist, in denen sie auch Erweiterungen
meist auf Grund schriftlicher Quellen
erfahren hat. Als spter
die bersetzung einer neuen Redaktion, die sogenannte serbische
Alesandrija, in welcher Alexander als Ideal eines christlichen
Enzyklopdie vereinigt war.
stand, dafs diese
'^'')
96
Helden und romantischen Ritters erscheint, nach Rufsland kam,
als Roman betrachtet und in selbstndigen Abschriften
stark verbreitet, whrend die alte bersetzung geradezu die Rolle
eines geschichtlichen Denkmals in den genannten Kompilationen
spielte.
Das konnte um so leichter geschehen, als unser ber-
wurde sie
keine der blichen
setzer
genommen
seine Fehler nicht
liche
Er
hatte.
griechische
Nationalisierungen
Wrter
als
Eigennamen
Werkes
des
z.
B. unverstnd-
auffafste.
Sonderbar
Namen Bukephalos
den
vor-
OriginaP^), erkannte
und machte auch neue, indem er
es sich aus, dafs er sogar
nimmt
dem
folgte wrtlich
^-Rofs
Ochsenkopf (Konb voluja glava) bersetzte, whrend er sonst
manches griechische Wort bernahm als Ganzes ist jedoch seine
;
Leistung achtungswert.
Fr Byzanz und
brigen
kunft
2>der
die
Slawen
ist
es charakteristisch, dafs alle
Erzhlungen orientalischer HerIm Vordergrunde steht Barlaam und Joasaph,
bersetzten
sind.
berhmteste und beste geistliche
Roman
des Mittelalters j
Bekehrung eines indischen Prinzen Joasaph
(Krumbacher),
(Josaphat) durch den strengen Asketen und Einsiedler Barlaam
zum christlichen Glauben und zum Einsiedlerleben schildert, im
Grunde genommen aber nur eine mit dogmatischen Lehren vermehrte Umarbeitung der Lebensgeschichte des Buddha im christder die
Diese feurige Apologie der christlichen
lichen Sinne bietet.
Askese und des Einsiedlerlebens pafste recht gut zum mnchischen
Charakter der altkirchenslawischen Litteratur '^^). Ihre bersetzung mufs aus philologischen Grnden sehr alt genannt werden,
was auch russische Handschriften bezeugen, die sie aus bulgarischen Bchern schpften. Ein alter Text, der auch ber
viele
Streitfragen
des
griechischen
Originals Licht verbreiten
zwar noch nicht herausgegeben, aber dafs es auch
von diesem Denkmal zwei bersetzungen gegeben habe, glaubt
knnte,
man
ist
schon zu wissen.
Von den
orientalischen Rahmenerzhlungen (so nennt man
von Geschichten, die ineinander gearbeitet sind) kam
zu den Slawen in alter Zeit^*^) nur der in die Hlle von Tierverarbeitete,
aus Indien
stammende Frstenspiegel
fabeln
eine Kette
Stephanites und Ichnilates (slaw.
sprnglich die Namen zweier Schakale,
arbeitung Kalilah und Dimnah).
Stefanit
in
Ihnilat.
ur-
der arabischen Be-
Dieses Buch,
das wir in den
97
Litteraturen aller Vlker finden (verarbeitet
im Pancatautra, Fabeln
Bidpai,
Directorium
Philosophen
humanae
vitae des Johannes
des
vermittelte
den Sdslawen die auf der arabischen
von Capua usw.)
Fassung beruhende griechische Bearbeitung des Michael Seth,
die im Jahre 1080 entstanden war.
Schon daraus ersieht man,
dafs die slawische bersetzung hchstens dem 12. Jahrhundert angehren kann; vielleicht stammt sie aber erst aus dem 13. Jahrhundert, in dem sie schon handschriftlich nachgewiesen ist, und
gehrt dann in die serbische Litteraturperiode Makedoniens, was
-ehr gut zu anderen hnlichen bersetzungen und zu der Beobachtung passen wrde, dafs die bulgarisch-russische Gruppe der
Handschriften jnger sei als die serbische. Alle slawischen Texte ^^)
weisen starke Krzungen auf, die aber nicht gleich sind, so dafs
erst der ursprngliche Umfang der slawischen bersetzung hergestellt werden mfste, bevor man ein definitives Urteil ber das
griechische Original, dessen zersplitterte berlieferung ebenfalls
beklagt wird, abgeben kann.
Schon der
erste slawische Heraus-
geber Danicic hat richtig bemerkt, dafs viele volkstmliche Er-
zhlungen der Serben und Kroaten an diese ursprnglich indischen
Geschichten erinnern
Herkunft
ihnen
gibt,
da es aber daneben noch andere hnhcher
so mfsten solche
gekommen
auch auf mndlichem
Wege
zu
sein.
Dafs bei den Slawen orientalische Erzhlungen sogar bewaren als bei den Griechen, zeigt die merkwrdige Tatsache, dafs die bei den Slawen stark verbreitete Geschichte
liebter
vom >w eisen Akyrios
in einer
frdert,
(slawisch Akirij, spter Akir) bisher
selbstndigen griechischen Fassung nicht ans Licht ge-
wohl aber
als ein Teil der
dem Planudes
zugeschriebenen
Biographie Aesops (Kap. 2332) erkannt worden
stellte
sich
diese
Geschichte
als
eine
alte
jdische
Weiter
ist.
Sage vom
Helden Achikar (arabisch Haikar in 1001 Nacht) heraus, die schon
im Buche Tobit, das wahrscheinlich im zweiten oder dritten Jahrhundert v. Chr. geschrieben worden ist, vorkommt und auch in
einer syrischen und arabischen bersetzung bekannt ist.
Diese
Achikargeschichte wurde von einem Griechen auf sop bertragen, doch kennen wir nicht die Mittelglieder, die zur sopbiographie des sogenannten Planudes fhren. Daher verdient die
slawische Fassung^'-) noch immer besondere Beachtung und soll
auch als Beispiel einer orientalischen Erzhlung dienen. Der Inhalt
Murko,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
derselben
schichte)
kurz folgender: Akyrios (er erzhlt selbst seine Ge-
ist
der
98
in
grofser Gunst stehende Ratgeber
Sinagrip (Sanherib?) von Assyrien,
ist
des Knigs
unglcklich, weil er keine
Bei einem Feueropfer
Kinder hat, die ihn beweinen wrden.
Neffen Anadan
seinen
solle
Herrn,
er
hrt er die Stimme des
Liebe
und Sorgfalt
grfsten
an Sohnes Statt annehmen. Mit der
im voraus
Knig
erzieht er seinen Nachfolger, wozu ihn der
und gibt ihm viele Lehren, wie er sich als Hfling
(oberstes Gebot: ber alles, was er beim Knig oder in seinem
Hause sieht, zu schweigen) und im Verkehr mit Menschen benehmen, wie er den Umgang mit Weisen pflegen, den Geist aus
Bchern bereichern, die bsen Frauen fliehen und natrlich auch
Gottesfurcht zeigen, Werke der christlichen Nchstenliebe ben
Mit welchem
und alles Vergngliche gering schtzen soll.
orientalischen Bilderreichtum dabei einzelne Sprche vorgetragen
bestimmt
hat,
werden, mge ein zum Vergleich naheliegendes Beizpiel zeigen:
Besser ist ein Fufs vom Schaf in deiner eigenen, als die ganze
Schulter in fremder Hand, besser
als ein
Ochs
in der
festgehalten, als tausend Vgel,
besser
ist
ein
Gewand
ist
ist
ein Schflein in der Nhe,
ein Sperling in der
die in
Hand
der Luft herumfliegen;
aus Hanfleinwand, das
gewand, das man nicht
Hflichkeit
ist
Ferne; besser
man hat,
als ein
Purpur-
Bezeichnend fr die orientalische
der Ratschlag: Ruft dich jemand zum Gastmahl,
hat.
Ruf wenn er dich zum zweitendann siehst du, dafs er dich hochschtzt, und du wirst
mit Ehren bei ihm eintreten. hnlich ist die Mahnung, auf einer
so erscheine nicht auf den ersten
mal
ruft,
Hochzeit nicht zu lange zu verweilen, damit man nicht vor dem Ende
zur Tr hinausgewiesen werde. Von orientalischer Unaufrichtigkeit
Wenn dein Nachbar sich dir
ihm mit Liebe zu begegnen, damit
er nicht ohne dein Wissen einen Anschlag gegen dich ausfhrt.
Nach zahlreichen derartigen und anderen ethisch hher stehen-
und Schlauheit
zeigt der
Spruch
feindselig zeigt, hre nicht auf,
den Unterweisungen
tritt
Anadan in den Dienst des Knigs. Ohne
Begrndung grbt er sofort seinem
irgendeine psychologische
Ziehvater eine Grube durch hochverrterische Briefe an den Knig
Akyrios wird zum Tode verurteilt und bittet sich
voll Devotion nur die Gnade aus, dafs er in seinem Hause hin-
von gypten.
gerichtet werde,
wo
Tod
whrend Akyrios von einem
aber ein alter Mann, der wirklich den
verdient hatte, an seine Stelle
tritt,
99
Freunde in einem unterirdischen Gefngnis verborgen gehalten
und mit Brot und Wasser gelabt wird. Als der gyptische KnigPharao vom Tode des weisen Akyrios hrt, bedroht er den Knig
Sinagrip, wenn er ihm nicht ein Schlols weder im Himmel noch
auf der Erde< erbaut und einige Rtselfragen beantwortet.
In der Not wird Akyrios hervorgeholt, der zwei Adler mit einem
angebundenen Kfig auffliegen lfst, aus dem ein Kind herunterschreit Bringet Kalk und Steine, die Arbeiter sind bereit
Pharao
und seine Edelleute, die Akyrios noch schlgt, sind beschmt.
Akyrios lst noch alle Rtselfragen (die vom Jahr, den zwlf Monaten und dreifsig Tagen und Nchten, war allerdings nicht schwer)
und dreht auch einen Strick aus Sand, indem er ein Loch gegen
die Sonne in die Wand bohrt und Sand hineinstreut. Der besiegte
Pharao zahlt Tribut, Akyrios wird mit grofsen Ehren behandelt
und hlt dann seinem Adoptivsohn lange, jammervolle Strafreden.
Die Geschichte vom weisen Akyrios wurde im 11. oder
12. Jahrhundert in Makedonien oder sdlichen Bulgarien bersetzt
und zwar nicht direkt aus dem Griechischen, sondern unter Vermittlung des armenischen Textes (A. Grigorjev ^^)). Die zuerst
glagolitisch niedergeschriebene bersetzung verbreitete sich zu
allen Balkanslawen, denn wir finden sie auch in einer kroatischglagolitischen Handschrift (1468) und in einer cyrillischen im
:
katholischen
in
18.
Ragusa
(1520); einer besonderen Popularitt erfreute
aber die an Sentenzen und Belehrungen reiche Erzhlung
sich
Rufsland,
wo
Jahrhundert
sie
im Volkstone umgearbeitet noch im
fleifsig
17. bis
abgeschrieben wurde.
Unbekannt ist bisher auch das griechische Original einiger
Sagen, deren sdslawische Fassung, die mit der grfsten Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt wird, ebenfalls
gekommen
ist,
was aber, nach anderen
wenig zu bedeuten
hat.
noch nicht ans Licht
Beispielen zu urteilen,
Aus dem salomonischen Sagenkreise
gehren hierher die Erzhlungen von S a o m o n und
deren schon bei den Apokryphen gedacht wurde.
1
russischen Texten
mons
ist
Kitovras ein mchtiger Dmon,
In
ovras
einigen
den Salo-
bester Bojar einfngt, indem er ihn durch List berauscht
und einschlfert gefesselt erklrt er Salomon nicht blofs Rtsel,
sondern ist ihm auch beim Tempelbau bis zu dessen Vollendung
behilflich.
Zuletzt wird er von Salomon, der ber seine Kraft
Aufklrung wnscht, befreit und verschluckt den ihm gereichten
;
100
Handring Salomons, worauf er seine Flgel ausbreitet, Salomon
damit schlgt und bis ans Ende der Welt schleudert. Salomon,
von Weisen aufgefunden, frchtete immer Kitovras, vor dem er
sich
durch eine starke Leibwache
spteren Umgestaltungen der Sage
Stadt Lukonja,
wo
in
der Nacht schtzte.
ist
Kitovras Knig
Tage ber Menschen
er bei
einen
Kitovras
(=
in
In
der
herrscht, in der
Kentauros) verwandelt
Nacht sich aber
und Herr ber Tiere ist. Als er von der Schnheit der Frau
Salomons hrt, lfst er sie durch einen Magier entfhren. Salomon
geht als armer Greis verkleidet in das Reich des Kitovras, wird
erkannt und ergriffen, rettet sich aber vor dem Tode, indem er
dreimal in sein Hrn stlst, worauf sein verborgenes Heer herbeiKitovras, die ungetreue Frau und ihre Helfershelfer werden
eilt.
gehngt, das Reich wird vernichtet. Der Raub der Frau wird
in
auch in anderen Varianten erzhlt. Nach Veselovskijs Untersuchungen, der auch das mittelalterliche deutsche Gedicht von
Salomon und Morolf zum Vergleich heranzog, gab es ursprnglich eine slawische Erzhlung, in der nach der Gefangennahme
des Kitovras und nach seinem Wettstreit mit Salomon der
Raub
der Frau Salomons folgte.
Sdslawen den Russen die Sage
dessen Krone und Insignien
nach Byzanz imd von da nach Rufsland gelangt sein sollen. In
allgemeinen Zgen ist die Sage schon im 12. Jahrhundert in
Rufsland nachgewiesen. Dafs auch die byzantinische Kaisersage
durch die bersetzung der Revelation des Methodios von Patarac
zu den Sdslawen kam, wurde schon ervs'hnt.
Ebenso vermittelten
die
vom babylonischen Reich,
Die slawische Kirchensprache bei den Kroaten an der adriatischen Kste. Die ltesten Chroniken der Kroaten und Serben.
Die slawische Liturgie hat offenbar schon zu Methods Zeiten
auch am Adriatischen Meere festen Fufs gefafst wo sie trotz
der widerwrtigsten Schicksale bis auf den heutigen Tag als ein
,
in
der rmischen Kirche einzig dastehendes Privilegium ein aller-
dings kmmerliches Dasein
fristet.
Im heutigen Kroatien zwischen Drau und Sawe
Methods Ttigkeit kaine Spuren
denn
sie
blieb
hinterliefs
da er den
101
Stuhl des heiligen Andronikus in Syrmien, das damals bulgarisch
war
nur dem Titel nach inne hatte
auf das obere Pannonien
und hauptschlich auf das grofsmhrische Reich beschrnkt.
berdiesem Gebiete zur Zeit der Slawenapostel
frnkischer Einflufs mchtig, so dals auch die Flchtlinge aus
Mhren hier keine Zuflucht suchen konnten.
war gerade
dies
in
Anders stand es im Wiegenlande des kroatischen Staates,
im alten Dalmatien. Infolge besonderer Umstnde war auch hier
die slawische Liturgie vorbergehend eine Bundesgenossin Roms.
In den dalmatinisch-liburnischen Kstengebieten, speziell in den
bedeutenderen Stdten, die noch durchwegs eine romanische Bevlkerung hatten, konnte das ostrmische Reich durch die Flotte
Herrschaft oder w^enigstens seinen Einflufs
seine
am
lngsten
weshalb die dalmatinischen Bischfe bei Beginn des Schismas zu Byzanz und zum Patriarchen Photios
aufrechterhalten,
Bei den im Hinterlande wohnenden imd herrschenden
Kroaten trug jedoch nach dem letzten Rckfall unter Sedeslav
-.
S. 26) gerade die Politik des Papstes Johannes VIII. einen
hielten.
glnzenden Sieg davon, da der kroatische Frst Branimir 879
vollstndige
eine
Papst
die
Rom
Schwenkung zu
dalmatinischen Bischfe
kommunikation zur Rckkehr
Whrend der
Androhung der Ex-
vollzog.
unter
den Schofs der rmischen Kirche
von Nin (Nona)
mit der Einladung aus, zur Konsekration nach Rom zu kommen.
Dieser begab sich 880 dahin und erneuerte die Unterwrfigkeitserklrung Branimirs. Unter den Grnden, die Johannes VIII.
in demselben Jahre
zu seiner feierlichen Anerkennung der
slaw^ischen Liturgie bestimmten
spielte gewifs auch die Rckin
aufforderte, zeichnete er den kroatischen Bischof
Slawen Kroatiens eine grofse Rolle. Method selbst
kann damals mit dem Bischof in Rom in Berhrung getreten
sein.
Die Hin- und Rckreise machte er gewifs nicht ber das
sicht auf die
frnkische Gebiet seiner Feinde, sondern ber die Adria, so dafs
auch hier Dalmatien, speziell aber Istrien, in Betracht kommt,
ebenso bei seiner Reise nach Konstantinopel (ungefhr 882 884).
Eine persnliche Einflunahme Methods auf die Ausbreitung der
slawischen Kirchensprache an der Adria ist daher sehr wahrscheinlich; nicht
umsonst donnerten bald darauf die dalmatinischen
In den sdlichen Grenz-
Bischfe gegen den Hretiker Method.
gebieten breitete sich
das
Werk
der Slawenapostel,
vom
bul-
102
garischen Reich aus und erfreute sich
seit
dem
Kaiser Basilios
wohl auch schon der Frderung von Byzanz, whrend nach
Istrien und Liburnien tatschlich auch Flchtlinge aus Pannonien
gekommen sein knnen. Eine noch nicht gengend aufgeklrte
Rolle spielt bezglich der slawischen Liturgie auch das Patriarchat
Aquileja, das mit Hilfe von Byzanz namentlich unter den Slawen
an Bedeutung zu gewinnen suchte. Speziell auf den Patriarchen
Walpert (875 901) sttzte sich Photios, um die sdlichen Westslawen zu gewinnen.
Auch
in
der Folgezeit erfreute sich
die
slawische Liturgie von Seiten des Patriarchats Aquileja zu mindestens einer besonderen Duldung, denn es ist kein Zufall, dafs
sie sich
in
der katholischen Kirche nur auf
dem Boden
seines
Primates erhalten hat.
Von
der grolsen Ausbreitung der slawischen
Liturgie
an
und 11. Jahrhundert
gegen sie gefhrte heftige Kampf. Rom und Byzanz hatten sich
bald wieder ausgeshnt und der Metropolit von Spalato wurde
mit seinen Bischfen abermals ein Sohn der rmischen Kirche.
Unter solchen Umstnden konnte die Nebenbuhlerschaft des
Bischofs von Kroatien, des natrlichen Beschtzers der slawischen
Liturgie, und des Metropoliten von Dalmatien nicht weiter bestehen, und die dalmatinischen Bischfe, die nicht blofs auf ihre
der adriatischen Kste zeigt der im
10.
Stdte beschrnkt sein wollten, erklrten der kroatischen Nationalkirche den Krieg, wobei ihnen die slawische Liturgie als Kampfobjekt sehr zustatten kam.
Johannes X. stellte sich auf die Seite
schon
vielleicht ohne seine Schuld
der Bischfe und hatte
so wenig Kenntnis von den Anschauungen und Taten seines
\^orgngers, Johannes \''IIL, dafs er in einem Schreiben an den
Erzbischof von Spalato (925) ber eine andere Lehre Methods,
den er unter den heiligen Schriftstellern nicht finde, Klage fhrt und
dem kroatischen Knig Tomislav in dem an ihn und den Frsten
Michael von Chulm (Herzegowina) gerichteten Schreiben (echt?
vgl. 3) Vorwrfe macht, weil er am Gottesdienst in barbarischer
oder slawischer Sprache Gefallen finde. Die wichtigsten Beschlsse
der Synode von Spalato, welche der Krnung Tomislavs folgte
(925), drfen daher nicht berraschen: der Bischof von Nona
wurde dem Metropoliten von Spalato untergeordnet und es wurde
bestimmt, dafs kein Bischof einen Priester mit slawischer Sprache
ordinieren drfe; eine Ausnahme wurde nur fr Kleriker und
103
Mnche gemacht und ebenso das Lesen slawischer Messen im
Falle des Priestermangels, aber auch nur mit ausdrcklicher Zustimmung des Papstes gestattet. Dieser Kanon (X) wurde unter
grofsem Widerspruch der Minoritt angenommen, deren Protest
Nona in Rom persnlich Nachdruck verlieh.
Johannes X. besttigte in der Tat den Artikel nicht, doch wurde
infolge einer neuen S3mode
unter seinem Nachfolger Leo VI.
geopfert.
So verlor die
Bistum
Nona
das
Spalato
von
(928),
slawische Liturgie zwar ihre strkste Sttze, wurde aber immerhin stillschweigend geduldet. Die scheinbar schwchliche Haltung
Tomislavs und seiner Nachfolger ist nicht blofs durch die Willfhrigkeit gegenber Rom, dem verschiedene Belohnungen zu
Gebote standen, sondern auch durch Opportunittsrcksichten
gegenber den dalmatinischen Bischfen zu erklren, denn die
Knige mufsten die Herrschaft ber ganz Dalmatien anstreben,
was sie auch erreichten. V^om heutigen nationalen Standpunkt
war ihr oft verurteiltes Mafshalten kein so grofses Unglck,
vielmehr wurde dadurch, dafs keine allzu starke Mauer zwischen
der slawischen und romanischen Bevlkerung aufgefhrt wurde,
der Bischof von
die allmhliche Slawisierung der dalmatinischen Stdte sehr gefrdert, so dafs
Dalmatien das einzige Beispiel eines Vordringens des
slawischen Elementes im spteren Mittelalter nach
Westen
bildet.
Die Gegnerschaft gegen die slawische Liturgie blieb naturgemfs bestehen und ihre Diener mufsten sich manche Zurcksetzung gefallen lassen. Die kritischeste Zeit kam jedoch fr sie
whrend der grofsen Kirchenreformen unter Gregor VIL, der
schon die Politik Nikolaus IL und Alexanders II. leitete. Unter
Nikolaus IL
folgte
der
Krnung des mchtigsten kroatischen
Knigs, Peter Kresimir, abermals eine feierliche Synode der Pr-
von Dalmatien und Kroatien in Spalato (1059/60), welche
nach dem Berichte des Thomas Archidiakonus die vollstndige
Ausrottung der slawischen Liturgie beschlossen haben soll. Zur
laten
Begrndung wurde angefhrt,
wisser
Methodius,
Sprache
viele
dafs die gotische Schrift ein ge-
ein Hretiker,
Lgen gegen den
erfunden
und
in
slawischer
katholischen Glauben
nieder-
geschrieben habe, weshalb er von der gttlichen Vorsehung mit
einem pltzlichen Tod bestraft worden sei! Mag auch der leidenschaftliche Parteignger der lateinischen Bischfe manches bertreiben, doch die von ihm gemeldeten Beschlsse sind wahrschein-
lieh,
denn
sie
Roms, denen
Ambrosius
in
entsprechen vollstndig den Einheitsbestrebiingen
gleichzeitig
die
lateinische Liturgie
des heiligen
der Kirche von Mailand und die ebenfalls lateinische
mosarabische Liturgie
kommt
104
in
Spanien zum Opfer gefallen sind.
Dazu
Gregor VII. dem bhmischen Frsten
dessen Reich die slawische Liturgie noch im Sazava-
die Tatsache, dafs
Vratislav, in
die Bitte um allgemeine Bewilligung dervana temeritas abschlug (1080). Und
die Kroaten auch um diese Zeit eine Aus-
kloster fortvegetierte,
rundweg
dennoch wurde
selben
als
fr
nahme gemacht!
Eine grofse Grung im Volke und Unruhen
Veglia) bestimmten offenbar Alexander IL, dafs er
die Beschlsse der erwhnten Synode milderte (1061 oder 1062),
denn er verbot aufser Priesterehen und der Bart- und Haarpflege
(speziell auf
nur die Ordination solcher Slawen, die nicht lateinisch lesen und
schreiben gelernt haben (nisi latinas litteras didicerint)^*), was
den Dienern der slawischen Liturgie bei ihrer Isolierung nur
ntzlich sein konnte, fr jene Zeit aber immerhin eine harte Mafsregel bedeutete. Auch Gregor VII. wagte also an den Grenzen
des byzantinischen Einflusses keine gefhrlichen Experimente, viel-
mehr wurde unter
seiner Regierung auf der Synode von Spalato
sogar
das
Bistum
Nona, das allerdings jetzt keine be(1075)
sondere Wichtigkeit hatte, feierlich wieder hergestellt.
Trotz gegenteiliger Behauptungen
der slawischen Liturgie
am
ist
daher der Gebrauch
Adriatischen Meere nach den vor-
aber bis zum 13. Jahrhundert
auch nicht anerkannt worden, bildete daher nur ein Gewohnheitsrecht ^^). Das beweist auch die erste ausdrckliche Anerkennung
aus dem Jahre 1248 durch Innocenz IV. Der damalige Bischof
von Zengg, Philipp, kam als Lateiner in einem Bistum, in welchem
liegenden Quellen nie verboten,
der slawische Gottesdienst
allgemein blich war,
in grofse
Verlegenheit und wandte sich an den Papst mit der Bitte, dieser
Sitte in slawischen Landen (in Slavonia) folgen zu drfen.
Der grofse Kanonist erteilte ihm diese Bewilligung ohne Bedenken mit der Bestimmung in illis dumtaxat partibus ubi de
consuetudine observantur praemissa.
Innocenz
IV'.,
der w'egen
seiner Unionsbestrebungen mit den damaligen slawischen Herr-
schern Beziehungen anknpfte,
htte gerade im Interesse seiner
Sache auch eine weitergehende \^erfgung treffen knnen; aber
er hielt sie
offenbar nicht
fr
notwendisr.
Charakteristisch
ist
105
auch die Behandlung eines hnlichen Gesuches der Benediktiner
von Castelmuschio (slaw, Omisalj), das er einfach dem zustndigen
Bischof von Veglia zur Erledigung abtrat (1252)
die
Aus der ersvhnten Korrespondenz
Anhnger der slawischen Liturgie
bereits alles getan hatten,
um
sie
und Roms unbedenklich zu machen.
in
erfhrt
^*').
man
weiter, dafs
zum 13. Jahrhundert
den Augen ihrer Gegner
bis
Die genannten Benediktiner
um die Bewilligung des Gottesdienstes >in slawischer
nach dem Ritus der rmischen Kirche, wie ihn sie
petitionieren
Schrift
und
ihre
Vorgnger
zu beobachten pflegten.
Der
griechische
welcher mit dem Werk der Slawenapostel auch zu den
Kroaten gekommen war, konnte in Dalmatien ursprnglich zwar
keinen Anstofs erregen, da er daselbst lange blich war und
noch die Synode von 1059 die griechische Sprache neben der
Ritus,
im Laufe der Zeit war
Anpassung der slawischen Liturgie an den rmischen Ritus
geboten. brigens waren derartige Bestrebungen sehr alt, da sie
wahrscheinlich bis auf Methods Zeiten zurckgehen (S. 52 53).
Dementsprechend wurden allmhlich auch nderungen an dem
Texte der Kirchenbcher nach der Vulgata vorgenommen. Philolateinischen fr zulssig erklrt hatte, doch
eine
logische Untersuchungen
zeigen in der Tat,
dafs
die
uns be-
kannte Redaktion der kroatisch-glagolitischen Kirchenbcher im
13. Jahrhundert bereits vorhanden warf auch die dialektischen
Merkmale der serbokroatischen Sprache hatten schon bis zu
dieser Zeit Eingang gefunden.
Nichtsdestoweniger bewahrten
auch diese Kirchenbcher das echte literarische Erbe der SlawenIhre Bedeutung fr textkritische und sprachgeschichtUntersuchungen ist allerdings noch nicht gengend gewrdigt worden.
Die Gegner der slawischen glagolitischen Schrift, welche
apostel.
liche
ihren
Erfinder Method
(!)
als
Ketzer erklrten, wurden sogar
bertrumpft mit der Entdeckung der slawischen Priester, dieselbe
stamme vom
heiligen Hieron5'mus, dem grofsen, aus Dalmatien
gebrtigen Kirchenvater, worauf schon Innocenz IV. mit einiger
Skepsis Bezug nimmt.
Dafs auch bei den Kroaten ursprnglich
runde Glagolica blich war und erst allmhlich einen eckigen
Charakter annahm, ist schon erwhnt worden (S. 48). Die Inschrift der Kirche der heiligen Lucia bei Baska auf der Insel
Veglia, die in das Jahr 1100 verlegt wird und das lteste Denkdie
106
mal der serbokroatischen Sprache reprsentiert, weist noch entschieden runde Buchstaben auf, doch macht sich der Einfluls der
lateinischen Schrift, deren Stilentwicklung
kroatische
Glagolica
zweier lateinischer
litischen
folgte,
M (mit
schon
dann auch
durch
die
die ^-eckige
Herbernahme
eckigem Charakter) neben dem glago-
Zeichen bemerkbar.
Von den ltesten Denkmlern der altkirchenslawischen
Sprache wird die Abschrift eines Evangeliums (Codex Marianus)
aus dem 10. Jahrhundert und der Homilien des Glagolita Clozianus
(aus
dem
letztere,
11.
Jahrhundert) auf kroatischen Boden verlegt.
Das
wahrscheinlich auf der Insel Veglia geschriebene Denk-
mal ist jedoch in Bulgarien bersetzt worden (vgl. S. 68); dafs
Beziehungen mit dem slawischen Sden ber Makedonien und
Bosnien vorhanden waren, beweisen verschiedene, einen bergangstypus reprsentierende Denkmler (vgl. S. 48). Selbstndige
bersetzungen sind uns erst aus der folgenden Periode bekannt.
Aus dem Zeitalter der ltesten bhmischen, polnischen und
russischen Chroniken stammt auch die lteste erhaltene sdslawische des Presbyters von Dioklea fpop dukljanski, Presbyteri
Diocleatis
Regnum
hunderts
fr
Slavorum), der
seine Mitbrder
sie
des
um
die Mitte des 12. Jahr-
nach Antivari
bertragenen
Erzbistums Dioklea lateinisch schrieb. In dieser Chronik
ist noch
Erinnerung an die kroatische Herrschaft im alten Dalmatien
von Istrien bis Durazzo (Croatia alba, Weifskroatien auf dem
Gebiete der Kirche von Salona, Croatia rubea, Rotkroatien, auf
dem von Antivari) lebendig, wo sie im Sden auf berwiegend
die
serbischen Gebiet mit der bulgarischen zusammenstiefs.
allgemeine Teil
(bis
Kap.
19)
ber
die
Der
erste
Schicksale Dalmatiens
dem Ende des 5. Jahrhunderts, voll von Gothomanie (libellus
Gothorum quod latine Sclavorum dicitur regnum) und geschichtlich
fast wertos, ist aus dem Slawischen (ex sclavonica littera) bersetzt, so dafs wir auch aus dem Westen der Balkanhalbinsel den
seit
Beweis fr die Existenz slawischer Chroniken besitzen. Die Fortsetzung des Presbyters von Dioklea, welche nur das sdliche
Dalmatien und Rascien (d. i. das alte Serbien) zum Gegenstande
hat, bringt auch viel Sagenhaftes, besitzt aber Wert fr die Geschichte und Geographie dieser Gebiete im 11. und 12. Jahrhundert.
Der Verfasser
sttzt sich hier auf
wahrhafte Berichte
der Vter (patres) und ltesten (antiqui seniores),
schildert in
107
der Tat demokratische slawische Zustnde und
Geschichte
vom
des
mordeten
heiligen
nrdliche
Albanien
(ber gestorum).
nicht so sicher
Vladimir,
sGothenbchlein
13.
der
herrschte,
die
ist.
bentzt fr die
bulgarischen Zaren Vladislav
man
ber
auch
treulos
Montenegro
eine
und
er-
das
geschriebene Quelle
ebenfalls fr slawisch hlt,
was aber
In hnlicher Weise \\'urde das ursprngliche
das mittlere und nrdliche Dalmatien im
fr
oder vielleicht zu Anfang des
14,
Diese
Jahrhunderts ergnzt.
Chronik wurde in einer aus der Krajina bei Spalato stammenden
kroatischen Fassung, deren Originalitt aber fraglich ist, von
dem berhmten Humanisten und kroatischen Dichter Marko
Marulic frei ins Lateinische bersetzt (1510) und 1546 angeblich
wortgetreu aus einem :s>alten: Exemplare in kroatischer Schrift
J. Kaletic in Omi). Es ist jedoch sehr fraglich,
ob dabei an ein glagolitisches Original zu denken ist, denn unter
kroatischer Schrift verstand man gerade in der betreffenden
Gegend auch die cj-rillische, wie das Statut von Poljica beweist;
abgeschrieben (von
ist diese
kroatische Chronik nicht altertmlich,
stimmt ihre Sprache zur Zeit ihrer Abschrift. Beachtenswert ist aber darin der patriotische Schmerz ber den
auf
jeden Fall
vielmehr
Untergang des kroatischen Staates und
der heihge Konstanz,
d.
Schrifttum begrndet
i.
und
die
Anschauung,
die
bersetzt habe (im lateinischen Text: lingua sclavonica).
Zeugnis beweist, dafs den Kroaten
Bewu Istsein
gegangen
dafs
kroatische
Kirchenbcher kroatisch
Konstantin -Cyrill, das
zum
Dieses
Jahrhundert das
fr die Herkunft ihrer Kirchensprache nicht verloren
ist.
Einen grlseren Wert
bis
16.
als fr die
Geschichte haben
beide Chroniken fr die Litteraturgeschichte, denn sie bieten uns
mndlichen Traditionen der Kroaten und Serben, so
epische Volkslieder vor sich zu haben
meint; poetisch ausgeschmckt ist auch die schne Episode von
der Tochter des bulgarischen Zaren Samuel, Kosara, die sich in
den von ihrem Vater eingekerkerten, bereits erwhnten Vladimir
die ltesten
dafs
man
stellenweise
erwirkt und seine Schicksale als
Ebenso haben beide Chroniken ihre Sagengeschichte
den dalraatinisch-ragusanischen Dichtem und Schriftstellern und
verliebt,
Gattin
dessen Freilassung
teilt.
einzelne Stoffe sogar neueren Poeten vermittelt.
Wie sehr die allgemeine Litteratursprache des Abendlandes
auch bei den dalmatinischen Slawen frhzeitig zur Geltung kam.
108
zeigt die Tatsache, dafs alle erhaltenen
Urkunden der kroatischen
Frsten und Knige auch aus der Zeit der nationalen Dynastie
in lateinischer Sprache geschrieben sind.
VII.
ScbluDbetrachtungen ber das altkircbenslawiscbe Scbrifttum.
Sawe und Donau hatte also die von
Mhren und Pannonien ausgestreute Saat
Erst sdlich der
und Method
in
Cyrill
reiche
Frchte getragen, denn der von ihnen zur Kirchen- und Schriftsprache erhobene sdslawische Dialekt fand im Laufe des 10.
und 11. Jahrhunderts dauernde Ausbreitung fast bei allen Balkanslawen; nur die romanischen Stdte des alten Dalmatien und
teilweise auch ihre slawischen Gebiete, namentlich die des Erz-
dem auch
bistums Ragusa,
in
(samt
Bosnien
entzogen
sich
Kirche mit
der
Anhnger der rmischen Kirche
die
spteren Herzegowina)
ihrem Latein
erst
Untertan waren,
berdies machte
diesem Einflufse;
die
rmische
im Laufe der Zeit auch Rck-
eroberungen.
Noch wichtiger aber
ist
die Tatsache,
Liturgiesprache mit ihrer Litteratur
ihrer
wurde
mehr
dafs
als
die slawische
100 Jahre nach
Begrndung ber Byzanz auch nach Rufsland gebracht
noch
lange
bezogen
Russen
die
die
litterarischen Er-
zeugnisse der Bulgaren und Serben, umgekehrt sind aber russische
seit dem 13. Jahrhundert auch im Sden, speziell in Serbien,
nachweisbar; besonders durch die grofse Mnchsrepublik auf dem
Athos, die eine Zentralbibliothek der orthodoxen Welt bildete,
und durch die Klster von Konstaninopel wurde ein solcher
Wechselverkehr gefrdert. So hatten ursprnglich Bulgaren,
Serben
Russen und auch ein starker Teil der Kroaten dieselbe
,
Schriftsprache,
die
aber bei ihrer
gemfs lokale Eigentmlichkeiten
kommt
die \'ertretung
in
grofsen Ausbreitung natur-
den Lauten (hauptschlich
der Nasale und der Halbvokale in Be-
Formen und im Wortschatz annehmen mufste, so dafs
wir schon seit dem 11. Jahrhundert kirchenslawische Hand-
tracht),
schriften bulgarischer, russischer, serbischer
bildet
und kroatischer
(hier
den Unterschied nur die Schrift) Redaktion und im Laufe
109
der Zeit noch verschiedene Schreiberschulen innerhalb derselben
unterscheiden knnen.
Diese litterarische Einheit erhielt jedoch einen grofsen Rifs
11. Jahrhundert, als die Kirchenspaltung zwischen Rom
schon im
und Byzanz zur vollendeten Tatsache wurde.
bemerkbar, dals nur
er sich schon dadurch
ufserlich machte
die
Kroaten an der
ursprnglich slawischen,
d.
wir noch lange auch
Serbien und Bosnien verfolgen knnen,
festhielten
(speziell
in
in
i.
glagolitischen Schrift, deren Spuren
der Kirche) und nur teilweise den ber-
gang zur cyrillischen mitmachten. Abgesehen von diesem Fortwurde aber das bergewicht von Byzanz auf allen brigen
schritt
Gebieten des kirchlichen, staatlichen und kulturellen Lebens geradezu verhngnisvoll, denn infolgedessen wurden auch die Sd-
slawen
und sogar
die
Kroaten und Serben durch zwei KulturKampf zwischen
welten gespalten und in den leidenschaftlichen
Rom
und Byzanz hineingezerrt.
der Stellungnahme zu diesen Folgeerscheinungen wird
auch die Wrdigung der Bedeutung des altkirchenslawischen
Schrifttums vielfach beeinflufst.
Es unterliegt keinem Zweifel,
dafs durch die slawische Kirchensprache die Ausbreitung und
Strkung der christlichen Zivilisation ungemein gefrdert wurde.
Durch sie erhielten die Sdslawen einen bedeutenden Vorsprung
vor den brigen Balkanvlkern, den Albanesen, den Aromunen
und Rumnen; an ihr fand ihre staatliche Unabhngigkeit eine
krftige Sttze. Den Bemhungen der Slawenapostel und ihrer
Jnger haben wir die verhltnismfsig frhzeitige und ungemein
umfangreiche Aufzeichnung einer slawischen Sprache zu verdanken, die den Ausgangspunkt jedes Studiums aller slawischen
Sprachen bildet; die ersten kirchenslawisch - cechischen Glossen
\''on
fallen in das 12. Jahrhundert, eigentliche
Litteraturdenkmler
in
den Nationalsprachen finden wir aber in Bhmen und Polen, also
in Lndern, die so innig mit dem westeuropischen Kulturleben
zusammenhingen, erst im 13. Jahrhundert, d. h. drei bis vier
Neben der
und griechischen
der Reformation in ganz Europa nur die slawische
auch in der Liturgie zur Geltung gekommen; an Alter und Bedeutung ihrer litterarischen Denkmler steht sie zwar hinter den
liturgischen Sprachen des Orients (wie syrisch, koptisch, armenisch,
georgisch) zurck, doch keine derselben kann sich mit ihrer unJahrhunderte
Sprache
ist
spter.
vor
lateinischen
110
gemein starken Verbreitung und mit dem grofsen Umfang
ihrer
Litteratur messen, namentlich der bersetzten, die nicht blofs fr
textkritische Studien
der griechischen Originale von Bedeutung
sondern uns manche sogar allein erhalten hat. Dieser bersetzungslitteratur kann man auch trotz aller ihrer Schwchen die
Bewunderung nicht versagen, wenn man bedenkt, wie lange die
ist,
lateinische Kirche brauchte,
man
z.
B.
um
reden zu lernen, und wie hoch
das Verdienst
Tertullian
anrechnet,
dafs
er
eine
Sprache geschaffen hat; fr die theologischphilosophischen Silbenstechereien, das weitschweifige Pathos und
den leeren, geschnrkelten Wortschwall der B3'zantiner war es
in der Tat nicht leicht den entsprechenden slawischen Ausdruck
lateinische theologische
zu finden.
Dagegen
ist
es verkehrt,
Kulturtypus neben
dem
von einem besonderen slaw^ischen
griechischen und lateinischen des Mittel
Schwche man brigens selbst zugeben
whrend es andere beklagen, dafs sogar die Kultur des
Zeitalters Symeons keinen nationalen Charakter trug und deshalb
dem Volke fremd blieb; die Slawen haben in Wirklichkeit ein-
alters zu sprechen, dessen
mufs^^),
fach die durch fortwhrende Orientalisierung entstellte griechische
Kultur von Byzanz bernommen und in dieses Erbe nur wenig
nnd Beachtenswertes hineingetragen.
Was aber den
Neues
Byzantinismus anbelangt,
so berufen wir uns auf einen solchen
Kenner und Liebhaber der byzantinischen Bildung wie K. Krumbacher ^^), der sogar von ihrer Bltezeit im 12. Jahrhundert sagt,
dafs sie an einem unheilbaren bel krankte: ihr fehlt die Frische
die erhaltende, umgestaltende und stets Neues erzeugende Kraft der Natur; sie gleicht mehr einer sorgfltig hergerichteten Mumie als einem lebendigen Organismus. Und selbst
von dieser Mumie holten sich die jugendlichen Slawen nur Stcke
des Lebens,
einer
ausschliefslich
kirchlichen,
speziell
mnchischen Bildung.
Das Unglck wurde aber noch dadurch vermehrt,
Mehrzahl
dafs die grofse
Sdslawen, von den Russen gar
nicht zu reden, den Zusammenhang sogar mit dieser Quelle verlor, weil die Kenntnis des Griechischen wenig verbreitet war;
die geistigen Errungenschaften des Okzidentes blieben aber dem
selbst der gebildeten
slawischen Orient ohnehin fremd, da die Byzantiner ihre Ab-
neigung gegen die Lateiner auch ihm mitgeteilt haben.
Wie ganz anders gestalteten sich die Verhltnisse im Abend-
lande
Hier verlor
man
infolge der allgemeinen Verbreitimg der
lateinischen Sprache nie den
Altertum
111
Zusammenhang mit dem
klassischen
ermglichte eine Renaissance desselben schon im
brach gerade die kirchliche Exklusivitt und legte
sie
Mittelalter,
im Zeitalter des Humanismus die Grundlagen zur gesamten modernen Kultur. Trotz der Alleinherrschaft des Lateins in der
Kirche, im ffentlichen Leben und in der Wissenschaft erhielten
die Sachsen schon vor, die Franken aber zur Zeit Cyrills religise
Epen (Heliand Otfrids Evangelienbuch) mit nationalen Zgen
,
und im ganzen Abendlande erblhte die L)Tik und das romantische
Epos des Rittertums, Der grfsten Dichtung des Mittelalters,
Dantes Divina Comedia, knnen wir nur bersetzungen ihrer
Elemente, der Apokryphen, entgegenhalten und uns als Philologen damit trsten, dafs die orientalischen Fassungen der Apokryphen und der Prosaerzhlungen den ursprnglichen Charakter
besser bewahrt haben. Noch anschaulicher wirken Beispiele aus
der Kunstgeschichte man vergleiche nur eine Madonna Rafaels
mit einer byzantinischen Ikone, wofr Motive, Behandlung und
Technik durch Malbcher (russisch: podlinniki) geradezu kanonisch
festgesetzt waren. Was die orthodoxen Slawen versumten und
was sie htten leisten knnen, zeigt gerade auf einem kleinen
sdslawischen Gebiete, das in fortwhrender Berhrung mit Italien
:
stand
die
bedeutende dalmatinisch-ragusanische Litteratur der
Renaissance.
Wer
nicht durch religise
und nationale Vorurteile
befangen oder durch allzugrofse, philologische Liebhaberei, die
auf den Inhalt keine Rcksicht nimmt,
stehen
geblendet
ist,
mufs ge-
dafs die kirchenslawische Sprache allmhlich aus einem
Segen zum Fluch der orthodoxen Slawen wurde, denn im Laufe
der Jahrhunderte war sie immer mehr ein Organ des Stillstandes
und Rckganges, und jeder Fortschritt der Nationalsprachen und
einer wirklichen slawischen Kultur auf Grundlage der allgemein
europischen wurde nur durch den Kampf gegen sie und durch
ihre endgltige Zurckdrngung in die Kirche, durch die Emanzipation vom Orient und durch die Annherung an den Okzident
erreicht.
Die Aufdeckung und Schilderung dieses Umwandlungsprozesses, der schon im mittelalterlichen Serbien besonders auf
dem Gebiete der materiellen Kultur beginnt, spielt daher eine
wichtige Rolle auch in der sdslawischen Litteraturgeschichte.
112
VIII.
Die Litteratur des zweiten bulgarischen Reiches
(Mittelbulgarische Periode).
Am Ausgang des 12. Jahrhunderts erhielt die kirchenslawische
Litteratur eine neue Sttze in den slavischen Balkanstaaten, denn
Manuel I. Komnenos (1 143
1 180) war der letzte Kaiser von Byzanz,
welcher den \'crsuch unternahm, die Balkanlnder zu Provinzen
seines Reiches zu machen und 1167 sogar Syrmien, Bosnien und
Dalmatien bis auf Zara und die Inseln noch einmal dem ost-
rmischen Reiche unterordnete; nach seinem Tode wurde jedoch
die Mehrzahl der Balkanslawen fr immer vom politischen Joch
der Byzantiner befreit.
Es
begreiflich, dals sich die
ist
Schwche
des seinem Untergange entgegengehenden byzantinischen Reiches
anfangs am meisten jenes \'olk zu nutze machte, das auf eine
ruhmvolle staatliche und kulturelle \'ergangenheit zurckblicken
konnte.
der
Abermals entstand
(1
186) ein bulgarisches Reich zwischen
Donau und dem Haemus,
das seinen Mittelpunkt in
Tmovo
(Timowa), der "Wiege der alten Sismaniden, hatte. Aus dieser,
an der Jantra herrlich gelegenen Stadt, stammten die Brder
Peter und Joann sen. Nachkommen der alten Bulgarenzaren,
die sich an die Spitze der durch die finanzielle Ausbeutungspolitik
zur Emprung getriebenen Bulgaren und W'lachen (Rumnen)
Peter
stellten.
wurde
zum
Zaren
der Bulgaren und
Griechen
gekrnt, so dafs also schon im Titel die alten Eroberungsplne wieder auflebten. Natrlich wurde in Tmovo auch
ein neuer
gesetzt.
bringen,
Rom
in
von Konstantinopel ganz unabhngiger Erzbischof
Um
ein-
Wrden zu internationaler Anerkenmmg zu
wollte man nach dem Beispiel der alten Zaren bald mit
Verbindung treten, aber erst dem tchtigen Feldherrn
beide
und Staatsmann Kalojan gelang es alle Hindernisse zu berwinden,
so dafs er 1204 von einem ppstlichen Legaten gekrnt und sein
Erzbischof Vasil zum Primas von Bulgarien geweiht wurde. Der
Innocenz III. dafr bezahlte Preis einer Union mit Rom war nicht
grofs, denn abgesehen davon, dafs Ritus und Dogmen davon
unberhrt blieben, wurden die feierlichen Gelbnisse bald vergessen und ein Bndnis der Bulgaren mit Kaiser Vatatzes von
Nika gegen die Lateiner von Konstantinopel hatte zur Folge.
113
dafs 1235 der byzantinische Patriarch
Germanos mit Zustimmung
von Jerusalem, Antiochia und Alexandria die
Erhebung des Erzbischofs von Trnovo zum Patriarchen
der Patriarchen
feierliche
anerkannte.
Die Dizese des neuen bulgarischen Patriarchen war nicht
denn nach frheren Eroberungen im Sdwesten von
gering
vom Zaren Joann sen
Moesien wurden
dem
das zweite bulgarische Reich
und
alle drei
die
IL (1218
grfste
1241),
unter
Blte erreichte
Meere berhrte, ganz Thrakien und Makedonien
von Klokotnica 1230) abermals bulgarisch.
Auch Branicevo Belgrad Nis Pristina und Skopje gehrten
(nach der Schlacht
,
einige Zeit wieder zur bulgarischen Kirche
nur die autokephale
Kirche von Ochrida, die ihre Rechte vor Konstantinopel dadurch
Grndung des Kaisers
wurde auch von den Bulgaren
behauptete, dafs sie vorgab, eine
Justinian
(Justiniana Prima) zu sein,
nicht an-
Anfang des
Jahrhunderts zweimal unter ihre
Herrschaft kam. Bulgarien erreichte, allerdings nur vorbergehend,
fast einen Umfang, wie es ihn unter Symeon hatte; die Nachgetastet, als sie zu
13.
folger Asens II. konnten jedoch die thrakischen und makedonischen
Eroberungen gegen Byzanz und namentlich gegen das aufsteigende
Serbien nicht mehr halten. Neben ulseren Feinden schwchten
Dynastiewechsel (1257, 1323), byzantische Intriguen in der Hauptstadt, Brgerkriege, tatarische Fremdherrschaft, religise Wirren,
schwache Herrscher und zuletzt eine Teilung das ohnehin eingeschrumpfte Reich.
Als die Trken 1365 ihre Residenz aus
Asien nach Adrianopel verlegten, gab es in Bulgarien drei unDer letzte Zar von Trnovo Joann
einige christliche Herren.
Sisman III. wurde schon ein trkischer Vasall (seit 1375), da er
von allen Seiten verlassen war, und mit der Erstrmung seiner
Hauptstadt im Jahre 1393 ging der erste christliche Balkanstaat
vollstndig im Reiche der Osmanen auf. Nach der Schlacht von
Nikopolis (1396), in welcher das Heer des ungarischen Knigs
Sigismund vernichtet wurde, verschwand auch der Rest Bulgariens,
das Reich von Bxdyn (Widdin), dessen letzter Zar Sracimir sofort ^'') (nicht 1398) weggefhrt wurde.
Die bulgarische Kirche
lieferten die Trken dem Patriarchen von Konstantinopel aus; fr
das Reich von Bi^dyn war ihnen darin Joann Sracimir, der von
seinem Bruder in Trnovo auch kirchlich unabhngig sein wollte,
schon vorausgegangen (1381)!
Murko,
Geschichte der sdslawischen Littcraturen.
114
Fr das geistige Leben der Bulgaren und orthodoxen Slawen
berhaupt war der zweihundertjhrige Bestand des zweiten bulgarischen Reiches von keiner geringen Bedeutung. Durch die
nationale Hierarchie
stieg vor allem das
Ansehen und
die Ver-
im
Leben wieder zur Herrschaft gelangte. Ihr festes
Gefge hatte jedoch durch die Unterbrechung des litterarischen
and hheren sozialen Gebrauches gelitten, denn die Volkssprache,
deren Entwicklung ja nicht stillstand, machte nun ihren Einflufs
geltend; namentlich ging der regelrechte Gebrauch zweier Nasale,
der die Denkmler der altbulgarischen Periode auszeichnet, verloren; dieses und andere Merkmale sind charakteristisch fr die
breitung der kirchenslawischen Sprache,
die
natrlich auch
staatlichen
mittelbulgarische Periode, deren Litteratur sich inhaltlich zuerst
dem
Ein zweiter Symeon war
denn nicht einmal der ihm am meisten
hnliche sen II. liefs kenntlichere Spuren zurck; erst in dem
letzten unabhngigen und noch das ganze Reich beherrschenden
1365 oder 1371), den der
Zaren Joann Alexander (1331
mnchische Schreiber des Psalters aus dem Jahre 1337 als Krieger
mit Alexander dem Grofsen und als Glaubensbeschtzer mit
Konstantin vergleicht, erhielt sie einen mchtigen Frderer. Den
ganz
in
alten Geleise fortbewegte.
ihr jedoch nicht beschieden,
Aufschwung
strksten geistigen
Reich berhaupt,
bereits
Vasall
als
der
es
erlebte
das zweite bulgarische
schon seinem Ende entgegenging und
Trken war, und
lieferte
in
dem
letzten
Patriarchen von Trnovo. Euthymij, auch den bedeutendsten Schriftsteller der ganzen mittelbulgarischen Periode.
Die beachtenswerten Strmungen der letzten Jahrzehnte waren jedoch eine
Folge des innigsten Anschlusses an die zeitgenssischen Griechen,
was fr die nationale Kultur kein besonderes Glck war, unter
den obwaltenden Umstnden aber immerhin einen Fortschritt be-
deutete.
Die Bulgaren zeigen unter
dieser ganzen Periode
Byzanz.
allen
die strkste
Dies ufsert sich schon
Balkanslawen auch whrend
Abhngigkeit von
kulturelle
in
der strkeren Autokratie
und
in einer
war
nicht blofs der Sitz des Zaren, Patriarchen
Die Hauptstadt Trnovo
und der Boljaren,
sondern auch das einzige Kulturzentrum, denn in seiner Umgebung
befanden sich auch die zahlreichen Klster und das bulgarische
Zographukloster auf dem Athos spielte im geistigen Leben
weitgehenden Zentralisation.
115
durchaus nicht jene dominierende Rolle wie das
Auch die nationalen Heiligtmer
Trnovo zentralisiert, denn schon der Wiederhersteller
der Bulgaren
Chilandarkloster bei den Serben.
\varen in
des Reiches, Asn L, liefs die Reliquien des heiligen Joann von
Ryla aus Sofia dahin bringen, der grfseren Ehre und Befestigung des Zarenreiches wegen, wie Euthymij in seiner Bearbeitung der Legende des Heiligen ganz richtig hervorgehoben
hat; Kalojan erbeutete solche Palladien in thrakischen und makedonischen Stdten und sen IL holte sich die Reliquien der heiligen
Paraskeva (slawisch Petka) mit Erlaubnis der Franken aus
dem Kstenort Epivatas in der Nhe von Konstantinopel. Diese
Ereignisse waren fr die Litteratur bedeutungsvoll, weil sie den
Anlafs zu den wenigen originellen Leistungen der einheimischen
Noch dem
Schriftsteller boten.
letzten bulgarischen Teilfrsten
Joann Sracimir von Bxdyn verdanken wir drei solche Arbeiten,
da er sich nach dem Falle von Trnovo von den Trken sofort
die dortigen Reliquien der heiligen Philothea und Theophano
erbat. Besonders charakteristisch ist in dieser Hinsicht das Schicksal
der Reliquien der heiligen Paraskeva (Petka), die aus Trnovo
auf kurze Zeit noch nach Widdin
dann zu den Serben nach
Belgrad wo die heilige Petka geradezu eine serbische Heilige
wurde. 1521 nach Konstantinopel und 1641 nach Jassy wanderten,
,
so dafs es eine weitverzweigte Paraskevalitteratur bei Griechen,
Slawen und Rumnen gibt.
Mit dem Niedergang Bulgariens stieg im Lande der Byzantinismus so wie in Serbien.
Die Zaren wurden nach aufsen
immer machtloser die Zahl ihrer Epitheta aber immer grfser
und ihre Urkunden
es sind ihrer sehr wenig erhalten, in
Bulgarien selbst nur eine einzige
bringen nach langen Einleitungen immer mehr hochtrabende Phrasen wie die der byzantinischen Kaiser. Am strksten zeigt sich aber die Abhngigkeit
auf religis-geistigem Gebiet.
Zwischen Byzanz und Bulgarien
gab es ja immer einen regen Wechselverkehr in bezug auf religise Strmungen, was unter anderem auch die Geschichte des
Bogomilismus lehrt.
Dieser Zusammenhang wurde trotz aller
,
politischen
Feindschaften durch
durch
die Herrschaft
der Lateiner
in
unpopulren Unionsbestrebungen der
Ppste und byzantinischen Kaiser und durch die Trkengefahr
in den Kreisen der Geistlichkeit, in der Mnchswelt und in den
8*
Konstantinopel
die
116
"Volksmassen, deren Bildung besonders darniederlag,
befestigt.
Bezeichnend
ist
die
immer mehr
durchaus glaubwrdige Nachricht
und Geschichtsschreibers Johannes Kantakuzenos,
Ankunft seiner Gesandten im Jahre 1351 die Brger
von Trnovo in einstimmige Rufe ausbrachen, dafs man alles
nach seinem Wunsche tun und mit ihm in jeder Hinsicht friedliche
Beziehungen unterhalten msse, denn sonst wrde ihr Zar
Alexander von den Trken vernichtet werden. Andererseits hatte
man in B^'zanz whrend der Siegeslaufbahn des serbischen Zaren
Dusan allen Grund, um die Freundschaft der Bulgaren zu werben.
Besonders wichtig war aber der Umstand, dafs die lebhaften
religisen Kmpfe des 14. Jahrhunderts im byzantinischen Reich
mit dem vollstndigen Siege des mystischen Hesychastentums
fr
endeten,
das auch in Bulgarien der Boden ungemein
des
Kaisers
dafs bei der
gnstig war.
In der Geschichte des Bogomilismus wurde schon erwhnt,
wie stark diese Sekte im bulgarischen Volk verbreitet war und
durch die griechische Herrschaft nur neue Nahrung erhielt. Im
zweiten bulgarischen Reich liefs zwar Zar Boril auf einer Synode
1211 die hartnckigen Bogomilen verbannen und ber ihre Lehre
das
Anathema aussprechen,
sonst herrschte aber
grofse religise Toleranz, namentlich unter
im Lande eine
dem mchtigen sen
II.
Als jedoch schwere Zeiten ber Bulgarien hereinbrachen, gengte
der Bogomilismus ebensowenig wie der geistliche Formalismus
imd
die
Konzentrierung der Aufmerksamkeit auf den ufserlichen
populr wurde der vom Athos
Ritualismus der offiziellen Kirche
ausgehende und aus dem Orient stammende Mystizismus, dessen
Urheber und bedeutende Vertreter vorbergehend persnlich
unter den Bulgaren wirkten. Der aus Kleinasien gebrt'ge Begrnder des Hesychastentums auf dem Athos, der auf dem Sinai
Mnch geworden war. Gregorios Sinaites. suchte gegen Ende
seines Lebens Schutz vor Trken und Rubern bei dem Zaren
Joann Alexander, der ein grofser Gnner der Mnche auf dem
Berge Paroria (an der Grenze des byzantinischen und bulgarischen
Reiches in der sdlichen Umgebung von Jambol) war und sich
seiner besonders annahm; aufser einem grofsen Turm baute er
ihm eine ganze Klosterniederlassung, die er reich beschenkte, so
dafs Gregorios infolge der Ungunst der Verhltnisse von seinem
Ideal des Einsiedlerlebens, das er auf dem Sinai und auf Kreta
gefhrt hatte, abkam.
Fr
dings eine besondere Zelle,
117
sich errichtete er in der
um
Nhe
aller-
der abgeschiedenen Beschaulichkeit
(Hesychia) und inbrnstigem Gebet zu leben.
bildung seiner Lehre erschauten Athosmnche
Bei weiterer Aus-
den gesteigerten
Zustnden der Verzckung, den Blick unbeweglich auf die Herzgrube gerichtet, die Strahlen der Glorie, welche Christus auf
dem Berge Tabor umleuchtet hatte. Dieses ungeschaffene Licht,
das eine gttliche
Wirkung
sei,
bildete
mehr
in
die ufsere
Formel
den Kampf zwischen dem Hauptwortfhrer der Hesychasten
Gregorios Palamas. der gleichfalls aus Kleinasien stammte, und
fr
ihrem Gegner Barlaara, einem gelehrten Mnche aus Kalabrien.
tieferen Grnden hat den richtigsten A. Ehrhard '*") hervorgehoben
dafs der Hesychastenstreit in letzter Linie den
Kampf der abendlndischen rationellen und nchternen Scholastik
mit der morgenlndischen extravaganten, theosophischen M)'Stik
Von den
darstellt.
Es
fllt
jedoch auf,
dafs
es in dieser byzantinischen
Analogien mit der abendlndischen des 13. und 14. Jahrhunderts gibt, wobei Wechselbeziehungen nicht ausgeschlossen
wren. Gregorios Sinaites lernte ja die hhere Beschaulichkeit
(^etogia) von Arsenios, einem Bewohner von Kreta, das damals
den Venezianern gehrte, und sein frhester und nchster Schler
Gerasimos, der seine Lehre den Lateinern predigte und ihre
Sprache vollstndig beherrschte, war aus dem ebenfalls venezianischen Euba gebrtig. Nicht umsonst beschuldigte aber Barlaam
die Hesychasten des Bogomilismus
denn zwischen diesem und
den byzantinischen Mystikern bestanden viel engere Beziehungen,
als man bisher glaubte.
Trotzdem errangen die Hesychasten
einen vollstndigen Sieg, weil Johannes Kantakuzenos ihren Einflufs und ihre Bedeutung fr die Befestigung seiner Herrschaft
ausntzte und weil ihr Gegner Barlaam als Vertreter der okzidentalen Richtung und Parteignger einer Annherung an den
Papst den nationalistischen Kreisen verdchtig war. Es mufs
jedoch betont werden, dafs er gerade seine Mission nach Avignon
(bei dieser Gelegenheit unterrichtete er Petrarca in den Anfangsgrnden der griechischen Sprache) als echter griechischer Patriot
Nh'stik viele
ausgefhrt hat (1339).
auch
Ein vollstndiges bergewicht erlangte das Hesychastentum
Der bein Bulgarien, allerdings nicht ohne Widerstand.
deutendste Schler,
den Gregorios Sinaites unter den Bulgaren
118
und Serben in den Bergen von Paroria hatte, war der Mnch
Thcodosij, gebrtig aus Trnovo. Er fhrte ein unstetes Leben
in
bei
verschiedenen bulgarischen Klstern, wie sein Lehrer, bis er
diesem fand, was er suchte. Gregorios hatte auch an ihm
zum Zaren Joann Alexander, als er
Nach dem Tode des Gregorios nahm
Wahl zum Oberhaupte seiner Gemeinde nicht an, zog sich
Gefallen und schickte ihn
sich
dessen Schutz erbat.
er die
nach Sliven zurck, wanderte nach Thessalonike, auf den Athos
und nach Konstantinopel, verweilte in Mesembria und liefs sich
zuletzt auf dem Berge von Emona (jetzt Kap Emine) hoch ber
den Fluten des Pontus nieder. Von Seerubern vertrieben, fand
er mit Zustimmung des Zaren Joann Alexander eine sichere Zufluchtssttte auf dem Berge von Kilifarovo unweit Trnovo, wo
er
bald viele Schler,
nicht blofs aus Bulgarien,
sondern auch
Ugrien und Wlachien versammelte. Gegen Ende
des Jahres 1356 begab er sich gegen den Willen seines Patriarchen nach Konstantinopel, um sich den Segen des Patriarchen
wahrscheinlich zog ihn aber sein Freund
Kallistos zu holen
aus den Schlerjahren bei Gregorios Sinaites auf Paroria selbst
dahin, um ihn als Werkzeug gegen die Selbstndigkeit des bulgarischen Patriarchats zu bentzen. Als nmlich die kirchlichen
aus Serbien,
Fragen des
14.
Jahrhunderts
in
Konstantinopel geregelt waren,
herrschschtige Patriarch Kallistos die
warf der unnachgibige
alte Frage des Verhltnisses des Patriarchats von Trnovo zu
dem von Konstantinopel auf, mufste aber vorsichtig zu Werke
gehen, um in der Zeit des Kampfes mit Serbien nicht den Zaren
Joann Alexander zu verletzen und um eine Loslsung des bulgarischen Patriarchats von der orthodoxen Kirchengemeinschaft
zu verhten, wie eine solche der Serben gerade unter ihm
stattgefunden hat. Auch Erinnerungen an den Schutz, den der
Zar der Mnchsgemeinde auf Paroria gewhrt hatte, mufsten
Dafs der Mnch Theoeine mfsigende Wirkung ausben.
dosij, ein Antagonist des damaligen Trnovoer Patriarchen (Theodosij IL), der richtige Mann dafr war, zeigt seine nur in einer
slawischen bersetzung^^) bekannte Biographie, die ihm Kallistos
gewidmet hat. Theodosij wird darin im Gegensatz zu dem an,
geblich unwissenden, aber auf der
nationalen Patriarchen
in
Bulgarien
als
hingestellt
Hhe
seiner
Aufgabe stehenden
der einzige Bekmpfer der Hresien
und
als
Anhnger der Suprematie-
bestrebungen
Am
Patriachen
des
wichtigsten
ist
119
von Konstantinopel verherrlicht.
dafs Theodosijs Hauptdie Leitung seiner Gemeinde ber-
aber die Tatsache,
schler, Euthymij, nicht blofs
nahm, sondern auch den Patriarchenstuhl bestieg (um 1375'?). Und
wurde in der vom letzten bulgarischen Patriarchen bersetzten
Anleitung zur richtigen Verrichtung der Liturgie des Johannes
Chrysostomos tatschlich der Patriarch von Konstantinopel, dessen
einige Zeit gar nicht gedacht wurde, an erster Stelle genannt
und sogar die brigen orientalischen Patriarchen gingen dem
von Trnovo voran. Mit dem Siege des Hesychastentums erreichte
also auch der griechische Einflufs in Bulgarien den Hhepunkt'-'-),
was speziell in der litterarischen Wirksamkeit Euthymijs und der
ganzen Schule von Trnovo sehr stark hervortritt.
Der mit der M3'stik verquickte Glaube an Visionen und
Prophezeiungen frderte auch die Entwicklung der Dmonologie
und des Zauberwesens, wofr in Bulgarien ohnehin der Boden
besonders gnstig war. In der bersetzungslitteratur finden wir
hufig Artikel dmonologischen Charakters, aber auch in den
einheimischen Legenden nimmt der obligate Kampf der Heiligen
so
mit
dem Teufel
einen besonders breiten
und Weissagerei wird auch
der die
vom Mnch
Raum
ein.
Der Zauberei
ein gewisser Theodorit beschuldigt,
Theodosij viel bekmpften Lehren des Barlaam
und Akyndinos aus Konstantinopel
nach Trnovo brachte.
Ob
gerade er auch die heidnische Philosophie, namentlich den Neuplatonismus,
verbreitet
habe,
ist
fraglich,
aber
verschiedene
Spuren des Interesses fr das klassische Altertum sind bemerkbar.
Natrlich suchten auch die einheimischen Bogomilen im trben
zu fischen, wurden aber durch ebenfalls b3'zantinische Sendlinge
entarteten Bogomilismus bertrumpft. \'om Athos kamen
Lazar und Kyrill Bosota nach Trnovo. Lazar ging in Adamstracht herum und predigte die Kastrierung der Kinder, K)Till
verhhnte die Heiligenbilder und das Kreuz und bekmpfte die
Ehe. Als einen von den beiden verschiedenen Hretiker erwhnt
Kallistos einen unwissenden Menschen Theodosij, der sich Mnchskleider anlegte und fastend herumvagierte. Durch seine Predigten
eines
ber
die Nutzlosigkeit
der Ehe
scharte
er
eine grofse
Menge
Frauen und Jnglinge und wenige Mnner um
sie alle in Mnchskutten, zog mit ihnen herum, entkleidete sich
ganz und hiefs auch andere dasselbe tun. Am Abend versammelten
sich; er kleidete
120
einem Huschen und feierten Orgien. Mit diesen
wie der Mystizismus offenkundige Analogien in Westeuropa (Adamitcnl) haben, beschftigte sich ein Konzil inTrnovo
sie
sich
in
Sekteil, die
unter
dem
Vorsitz des Zaren und des Patriarchen
um
1350. und
ein zweites 1359/60, das auch die
Rechte der Juden einschrnkte,
die im Vertrauen auf ihre schne Stammesgenossin
der zuliebe
der Zar Joann Alexander seine erste Frau ins Kloster gesteckt
.
hatte, allzukhn das
judaisierende Sekte,
Haupt erhoben. Daneben gab
die
vielleicht
noch
mit
es noch eine
einer
solchen
in
den dreifsiger Jahren des 14, Jahrhunderts im
Zusammenhange steht. Die beiden Konzile brachen jedoch durchaus nicht die !\Iacht der Sekten
namentlich die der Bogomilen
nicht, mit denen Euthymij neue Glaubenskmpfe zu bestehen hatte.
Thessalonike
in
Das
einseitige Interesse
an religisen Fragen endete also
Bulgarien mit einem wahren Chaos.
B3'zanz hatte daran seinen
redlichen Anteil, bot aber in seiner IVh-stik auch ein Mittel,
dasselbe in
geordnetere Bahnen
Leben Bulgariens
zeigt, dafs
im
zu
14.
in
leiten.
Jahrhundert den Orient
selben Fragen bewegten wie den Okzident.
um
Selbst das geistige
Man kann
die-
also nicht
von einem absoluten Stillstand in Byzanz um diese Zeit sprechen,
mufs sich aber allerdings hten, namentlich im bulgarischen
Mystizismus einen Fortschritt
in
der Richtung des Individualismus,
der in Westeuropa zur Renaissance und Reformation fhrte,
zu
denn im Mj'stizismus gab es an und fr sich auch rckschrittliche Elemente und die slawische Rckstndigkeit brachte
es noch mit sich, dafs selbst den fhrenden bulgarischen Geistern
solche ufserungen des in Bj'zanz sich offenbarenden Individualismus, wie der Kultus des persnlichen Ruhmes, der Freundschaft
und der Liebe zur Natur, unbekannt blieben und dafs ihr Mystizismus eine einseitig asketische Richtung annahm. Bulgarien konnte
aber selbst diese Frchte seines engeren geistigen Anschlusses
an Byzanz nicht einmal zur Reife bringen und noch weniger geniefsen.
Mehr Vorteil hatten davon Serbien, die Walachei mit
Siebenbrgen, Moldau und namentlich Rufsland, wohin unmittelbare Schler des Gregorios Sinaites und der Bulgaren Theodosij
und Euthymij die neuen religis-geistigen Strmungen verpflanzten.
So beendete der heilige Romil ^^), nach Theodosij der bedeutendste
bulgarische Schler des Gregorios Sinaites, ein Mystiker von echt
slawischer Weichheit, sein Leben im Kloster Ravanica in Serbien **).
erblicken,
121
Obgleich die Entwicklung der kirchenslawischen Litteratur
zuerst in Bulgarien unterbunden
am
lngsten dauernde
ra
wurde und
die bei
den Bulgaren
der Trken- und Griechenherrschaft
der Erhaltung des bulgarischen Schrifttums besonders ungnstig
war, so besitzen wir doch aus der mittelbulgarischen Periode keine
geringe ^Anzahl von Denkmlern
die
mehr oder weniger
treue
Abschriften der alten Litteraturerzeugnisse, Modernisierungen derselben,
zahlreiche
neue bersetzungen (aus dem Griechischen)
und wenige Originalarbeiten fast durchwegs kirchlichen Charakters
enthalten.
Man kann bei deren Betrachtung die nicht blofs fr
Philologen interessante Beobachtung machen, dafs die grofse
Mehrzahl in den sdwestlichen Gebieten, also in Makedonien,
geschrieben worden ist und dafs ihre sprachlichen und Schreibereigentmlichkeiten bis nach dem Zographukloster auf dem Athos
und nach Donaubulgarien bertragen wurden. Das erklrt sich
dadurch, dafs das erste bulgarische Reich am lngsten in Westbulgarien dauerte, dafs die autokephale bulgarische Kirche in
Ochrida trotz der baldigen Grzisierung ihrer hheren Hierarchie
der slawischen Kirchensprache nicht entbehren konnte, dafs Makedonien die kompaktesten slawischen \'olksmassen aufwies und seit
den Anfngen seines slawischen Schrifttums mehr konservativ,
anderseits aber mehr national blieb.
Wichtig sind auch andere
Tatsachen: die Schreiberschule von Ochrida fhrt allmhlich
zur serbischen Redaktion der kirchenslawischen Schriftdenkmler
hinber und die von Zletovo oder Kratovo ist im philologischen
Sinne eigentlich schon serbisch; eine Wechselwirkung zwischen
dem bulgarischen und serbischen Element beginnt seit der zweiten
Hlfte des 13. Jahrhunderts vor den serbischen Eroberungen in
Makedonien; mit der serbischen Herrschaft erlangt auch in
der Litteratur das serbische Element das bergewicht und bewahrt es am lngsten. So erklrt sich das merkwrdige Mifsverhltnis zwischen Denkmlern bulgarischer und serbischer Redaktion in den bulgarischen Bibliotheken (am schreiendsten ist
es
in
der
Synodalbibliothek
serbischer, 28 bulgarischer
in
Sofia,
die
107 Handschriften
und 19 russischer Redaktion enthlt)
und lehrt zugleich, wie schwer und geradezu unmglich es ist,
nicht blofs Abschriften, sondern auch neue bersetzungen dieser
Periode den Bulgaren oder Serben zuzuweisen, wenn dabei noch
die bulgarisch-serbischen Grenz- und Streitgebiete in Betracht
122
Fr
kommen.
die alten Zeiten hat
aber diese Einteilung nach
um so mehr als fast alle
zum Gemeingut beider Vlker wurden.
Ostbulgarien knpfte man in der Schreibweise mehr an
der ganzen Sachlage berhaupt wenig Sinn,
litterarischen Erzeugnisse
In
die altbulgarische Periode an, aber
am
strksten prgte das Reich
von Trnovo seinen Charakter der mittclbulgarischen Litteratur
erst im 14. Jahrhundert auf, besonders unter Joann Alexander
und seinem Nachfolger Joann Sismaij, die Schriftsteller und Schreiber
protegierten, bersetzungen bestellten und auch fr eine knstlerische
Ausstattung der Handschriften sorgten.
von der bulgarischen Kunst macht
man
Vorstellungen
nach
geschrieben
wurden
Alexander
ein
Werken
Joann
1337
enthlt
bunte
Ornamente,
die
vatikanische
HandPsalter von
schrift einer bersetzung der Chronik des Manasses (nach 1345
geschrieben) und ein Tetrevangelium in London (1356) bieten
die
aber
fr
zahlreiche
letzten
Miniaturen,
garischen Geschichte.
die
sich hauptschlich
Am
darunter besonders viele
Hofe dieses Frsten
findet
zur bul-
man auch
Nachklnge des okzidentalen teratologischen
der im ersten Viertel
des 13. Jahrhunderts
Stiles,
ber Serbien nach
Trnovo gelangte und in der zweiten Hlfte teilweise die nationale
Teratologie in Makedonien verdrngte ^^), das demnach von Ostbulgarien frher in der Kunst beeinflufst wurde als in seinem
Besonderes Gewicht legte man schon unter Joann
Schrifttum.
In der
Alexander auf die sprachliche Richtigkeit der Texte.
Orthographie ging man mglichst weit im Archaisieren, aber
ohne tieferes Verstndnis fr die Feinheiten der alten guten
Vorlagen, sonst klammerte man sich aber ganz an die griechischen
Originale, so dafs es sogar zu Neubersetzungen (eine neue s bersetzung des Evangeliums wird schon unter Joann Alexander erwhnt), richtiger zu einer Revision der Kirchenbcher
war man
nicht blofs auf die
kam
dabei
bereinstimmung des Sinnes bedacht,
sondern musterte auch die slawische Sprache nach der griechischer,
in der man eine Mutter sah, sogar bezglich der Grammatik,
von der sklavischen Nachahmung der berschwenglichen Rhetorik
gar nicht zu reden. Natrlich zeigt sich auch in den Originalleistungen die grfste Abhngigkeit von den Byzantinern. Den
Hhepunkt erreichte die ganze Richtung in Euthymij. dem letzten
Patriarchen von Trnovo, und in der nach seinem Sitz benannten
Schule.
Da
steller
Euth3'mij
ist
und
empfiehlt es sich,
sammenhang
einer
die
123
der vielseitigsten bulgarischen Schrift-
mittelbulgarische Periode
seine Persnlichkeit
und
sein
verkrpert
so
Wirken im Zu-
zu betrachten und an die Spitze der speziellen Dar-
stellung dieses litterarischen Zeitabschnittes zu stellen.
Euthymij war ein Schler des Theodosij, der ihm die Leitung
der von ihm gegrndeten neuen Klostergemeinschaft in der
Nhe
von Trnovo bergab und ihn auch nach Konstantinopel mitnahm,
so dafs er Gelegenheit hatte, zur dortigen kirchlichen Hierarchie
Beziehungen zu treten. Nach dem Tode des Theodosij (zwischen
1367 1368) ging er nach dem Athos, um in der Athanasioslaurr,
in der sich fast alle bedeutenderen Hesychasten (Gregorios Sinaites,
Gregorios Palamas. der Patriarch Philotheos) aufhielten, dann in
in
einem dem Kloster Zographu gehrigen Turm Seiina (gr. ^eh^vov)
frommen bungen und gelehrten Studien zu leben. Von hier
wurde er von dem 1370 aus Avignon zurckkehrenden Kaiser
Johannes Palaiologos, angeblich weil er ihm als ein Mnch mit verborgenen Schtzen denunziert worden sei, nach Lemnos verbannt.
Begnadigt kam er noch einmal nach Konstantinopel, liefs sich
durch verschiedene Anerbietungen nicht zurckhalten,
sondern ging nach Trnovo, in dessen nrdlicher Umgebung er
sich fern vom stdtischen und jeglichen anderen Gewhle eine
Hhle zum Aufenthalt whlte. Infolge Zuzugs zahlreicher Mnche
entstand hier ein angesehenes Dreifaltigkeitskloster, in dem sich
Euth5'mij vor allem der Verbesserung der slawischen Kirchenbcher widm.ete und die auf den Inhalt und die Form gerichteten
Reformbestrebungen seinen Schlern mitteilte. Seinem grofsen
aber
Ruf
hatte er die
Wahl zum
Patriarchen zu verdanken, die nicht
frher als im Jahre 1375 und
nicht spter als im Jahre 1378
hohen Stellung setzte er die Verbesserung
der Kirchenbcher fort und fhrte sie, vom Zaren untersttzt,
zum mindesten im Trnovoer Reich mit Erfolg durch (unwissenden
Mnchen in Trnovo und auf dem Athos wurde das Abschreiben
der Bcher verboten), hob die kirchliche Disziplin und bekmpfte
die noch immer mchtigen und rhrigen Bogomilen und die Irrlehren des Nestorios, Akindynos und Barlaam, sowie den Ikonoklasraus, den ein gewisser Piron aus Konstantinopel brachte und
unter Mitwirkung eines Trnovoer Pseudomnches, Theodosij Fudul,
verbreitete. Von allen Seiten strmten ihm Schler zu, die dann
stattfand.
In dieser
seine Schriften
124
und Lehren auch
die
in
Nachbarlnder trugen.
Nach der trkischen Eroberung von Trnovo, an dessen Verteidigung er in Abwesenheit des Zaren in hervorragender Weise
Anteil nahm, wurde er zum Tode verurteilt, dann aber nach
Makedonien verbannt. Herzzerreifsend war sein Abschied jenseits
des Balkans von
den nach Kleinasien weggefhrten vor-
nehmen Mnnern und Frauen.
Trost spendend und
Glaubens-
treue predigend starb der letzte bulgarische Patriarch unbekannt
wann und wo.
ber Euthymijs Revision der Kirchenbcher
allgemeine Nachrichten.
Jedenfalls
Neuen Testamentes und des
die des Triodions,
Camblak zufolge
und
besitzen wir nur
besorgte er
Psalters,
sofort
die
des
wahrscheinlich aber auch
Oktoechos und Typikons.
Seinem Lobredner
wollte er Texte herstellen, welche den griechischen
Beziehung besser entsprchen, denn
nach der Meinung desselben Lobredners lieferten die ersten (!)
in sachlicher
bersetzer
teils
stilistischer
infolge
mangelhafter
Vertrautheit
griechischen Sprache und Wissenschaft,
teils
infolge
mit
der
der Un-
der eigenen Sprache Bcher, die in bezug auf
Bedeutung und Sinn der Worte mit den griechischen nicht bereinstimmten und auch nicht die erwnschte Gltte und stilistische
Vollendung besafsen, berdies wegen der in ihnen zahlreich enthaltenen Irrtmer und Widersprche mit christlichen Dogmen
Anlafs zu Hresien boten. Euth^-mijs in mancher Hinsicht gewifs berechtigte Bcherrevision ist noch nicht philologisch untersucht worden, aber jedenfalls kann er sich in bezug auf die
Sprache mit den ltesten bersetzern in keiner Weise messen,
denn er ahmte die griechische Sprache sklavisch nach und nahm
zulnglichkeit
ebenso aus der griechischen Schrift unntige Zeichen in seine
Orthographie auf. Noch in einer bulgarischen Handschrift von
1277 finden wir zwei Troparien, die zeigen, dafs diese Lieder
ursprnglich viel besser waren als die spteren sklavischen Nachbildungen.
Wir knnen nicht sagen, dafs uns alle Werke des Euthymij
bekannt wren, ja emige Originalarbeiten sind gewifs verloren
gegangen. Unzweifelhaft sind sein Eigentum die bersetzungen
der
vom
Patriarchen von
Konstantinopel
Philoteos
verfafsten
Anleitung zur richtigen Verrichtung der Liturgie des Johannes
Chrysostomos der Liturgie des Apostels Jakob und einer An,
125
zahl von Gebeten, deren grfster Teil auch den hesychastischen
zum Verfasser hat. Fraglich ist es ob
bersetzungen der Liturgien des Johannes Chrysostomos,
Basilios des Grofsen und der Vorgeweihten gehren.
Die Zeitgenossen bewunderten hauptschlich die beiden Arten
der bisher erwhnten Arbeiten Euthymijs auf Hturgischem GePatriarchen Philoteos
ihm
die
biete, fr
uns begrnden aber seinen Ruf die von ihm selbstndig
je vier Lebensbeschreibungen, Lobreden und
und eine Akoluthie zu Ehren der heiligen Teophano,
Gemahlin des Kaisers Leo VL Die Leben des Joann von Ryla,
Ilarions, des Bischofs von Meglen, der heiligen Paraskeva-Petka
und der heiligen Philothea, sowie die ihnen sehr hnlichen Lobreden auf Konstantin und Helene, Kyriake (slaw. Nedelja), Michael
von Potuka und Johannes, Bischof von Polybotum, haben alle
das Gemeinsame, dafs sie nur Bearbeitungen lterer slawischer
und griechischer Werke nach dem Geschmacke der Zeitgenossen,
wenigstens teilweise des Zaren selbst sind, denn einige gehen
auf seinen ausdrcklichen Wunsch zurck.
Alle Legenden, die
beiden oben zuletzt genannten Lobreden und die einzige berlieferte Akoluthie sind berdies Heiligen gewidmet, deren Reliquien die Zaren nach Trnovo gebracht hatten.
Im Vergleich
zu den einfachen, meist leicht verstndlichen und volkstmlichen
Legenden der Prologe, aus denen Euthymij schpfte, zeichnen
sich seine durch rhetorische Amplifikationen und Wortflechtereien
aus, denn mehr als Metaphrastes nahm er sich die zeitgenssischen
griechischen Hagiographen, namentlich den Patriarchen Kallistos,
zum Muster. Gewisse Vorzge, wie psychologische Schilderungen
und den Sinn fr Naturbeschreibungen, eignete er sich von ihnen
leider nicht an, doch finden wir auch bei ihm neue Zge seinen
Quellen gegenber bekundet er einen gewissen Kritizismus, nur
geht er mit ihnen gar zu frei um, indem er Kanonisches ohne
Bedenken durch Apokryphes vervollstndigt, die Tatsachen bald
verfafsten Schriften:
Episteln
bergeht, bald ergnzt, bald modifiziert, nicht selten deshalb, um
Ausgang zu erreichen und um auch auf die
einen effektvolleren
Gefhle der Leser strker
Helden
pafst er
Litteratur an, so
einzuwirken-,
die
Erlebnisse
seiner
dem allgemeinen Schema der hagiographischen
dafs viele individuelle Zge und charakteristische
namentlich
verloren gehen; das Hesychastentum
dmonologische Elemente, trgt er stets stark hinein und offenEinzelheiten
126
gewisse Tendenzen
in bezug auf das staatliche und das
Leben Bulgariens, wobei es auffllt, dafs er eine bedingungslose Unterwerfung des Zaren unter die Gebote der
Kirche fordert. Euthymij war ein wrdiger Schler der Griechen;
b;irt
religise
seine hagiographischen Arbeiten stehen hoch ber den serbischen
Lebensbeschreibungen des 14. Jahrhunderts, denn er verstand es,
sein Material aus der Heiligen Schrift, namentlich die zahlreichen
verwenden, whrend
Serben ohne ZuSeine Gelehrsamkeit verrt
allerdings wenig Selbstndigkeit, denn die polemischen Reden,
die er Ilarion von Meglen gegen die Bogomilen in den Mund
Zitate, richtig zu
sammenhang aufeinander
es die
huften.
einfach der Panoplia des EuthA'mios Zigabenos entMit den Kunstgriffen der byzantinischen Rhetorik war
Euthymij wohl vertraut.
Seine Lebensbeschreibungen haben
historischen und noch viel mehr litterarischen Wert, denn sie
legt,
sind
lehnt.
waren
eine Neuigkeit nicht blofs fr Bulgarien, sondern auch fr
Serbien und Rufsland.
Die gebildeten Zeitgenossen des Euthymij
einfachen Erzhlung eines
Heiligenlebens, sondern verlangten eine knstlerische, von volkstmlichen Ausdrcken freie und rhetorische Darstellung, denn
unter dem Einflsse des Studiums der griechischen Litteratur
wollten auch sie sich an schn klingenden Worten und Phrasen
begngten
sich
nicht
mehr mit der
berauschen.
Die Episteln Euthymijs behandeln Fragen des kirchlichen
Lebens. So bekmpft er im Sendschreiben an den ugrowlachischen
Metropoliten Anthim die dritte Ehe. Besonders interessant sind
an den spteren Erzbischof von Rufsland, Kiprian,
Mnch auf dem Athos weilte. Unter anderem erfahren wir daraus, welchen Wert Euthymij auf die Bewahrung
der kirchlichen Satzungen und Traditionen legte, was uns seine
orthographische Reform und Verbesserung der Kirchenbcher
erklrt, und finden da eine vollstndige Unterweisung eines
Mnches im Hesychastentum, aus der man ersieht, dafs sich der
byzantinische Mystizismus des 14. Jahrhunderts immer mehr dem
Asketismus nherte. Die Episteln sind auch dadurch beachtenswert, dafs sie die strkste Abhngigkeit von den griechischen
die Episteln
der noch als
Sprachmustern aufweisen. Schlimmer
als ihr schwerflliger,
ungeschickt gebildeten Neologismen strotzender
sklavische
Nachahmung
der
Stil
griechischen Syntax,
ist
dafs
von
die
so
man
in
Euthymijs
selbstndigen
127
Episteln
geradezu Interlinearversionen
dem Griechischen vor sich zu haben meint.
Ein Nachahmer des Euth3^mij war Joasaf,
aus
B-Ldyn, dessen
eine
um
Kompilation
aus
dem Leben
derselben Heiligen und
der heiligen Paraskeve des Trnovoer Patriarchen
er in der Kunst
/
voll
Trken
obgleich
das
besonders tiefen Gefhle
in
hinter
dem
dem
Einnahme von Trnovo durch
die
schicksalschwere Ereignis in ihm keine
wachrief.
dieser Hinsicht Euthymijs
Camblak,
ist,
der Darstellung bedeutend zurcksteht; wert-
seine Schilderung der
ist
Metropolit von
1395 verfasste Lobrede auf die heilige Philothea
ein Trnovoer, der in der
vor Schmerz und Bitterkeit
Mann ist
Grigorij
Ein ganz anderer
bedeutendster Schler
frmlich
Lobrede auf seinen Meister
aufschreit und auch sonst
Tne in der Art des folgenden anschlgt: j>Denn
was kann schlimmer als die Verbannung und schmerzhafter als
die Trennung von den Verwandten sein
die uns durch die Erinnerung an das Vaterland und die Unsrigen das Herz stets mit
einem Stachel durchbohrt. Weniger Lob knnen wir Camblak
wegen der Darstellung des Lebens Euthymijs spenden. Sie ist
oft matt,
zu allgemein und auch ungenau, denn wegen des
grofsen Altersunterschiedes hatte er spter in der Fremde, in
der Moldau oder wahrscheinlich erst in Kiew, zu wenig lebendige
Erinnerungen an seinen Verwandten und war dadurch behindert,
patriotische
dafs
er sich zu stark an des Kallistos Biographie des Theodosij
und hufig einen Parallelismus zwischen dem Leben des
Die bersetzung dieser
und Schlers konstruierte.
Biographie rhrt jedoch nicht von ihm her, sondern von einem
anderen Schler des Euthymij. Ebenso gehrt das Leben des
hielt
Lehrers
Romil, des bedeutenden bulgarischen Schlers des
Gregorios Sinaites, einem anderen Grigorij ''^) an, nicht unserem
heiligen
Camblak
dessen fruchtbare litterarische Wirksamkeit eigentlich
nach Serbien, Rumnien und Rufsland (kam 1406 nach Kiew,
1415 19 Metropolit daselbst) fllt. Seinen Schriften wird nachgerhmt, dafs er mehr Interesse fr die Natur hatte, als sein
Lehrer Euthymij. Ein Freund des letzteren war auch der Kiewer,
spter Moskauer Metropolit Kiprian (gest. 1406), der die neuen
geistigen Strmungen aus dem slawischen Sden zuerst nach
,
Rufsland verpflanzte. Nach Serbien gelangte als der bedeutendste
Vertreter
der Trnovoer Schule der Biograph und Grammatiker
128
Konstantin von Kostenec (s.
am strksten in dem slawischen
u.).
Ihre Orthographie
kam
Rumniens
zur
Schrifttum
Geltung.
Die brige Litteratur der mittelbulgarischen Periode besteht
Ausnahmen aus bersetzungen, die wiederum fast
ausschliefslich theologischen Schriften gewidmet sind, denn wenn
schon in Byzanz um diese Zeit die theologischen Interessen im
Vordergrunde standen so war das in Bulgarien noch mehr der
Fall. brigens ist es in vielen Fllen sehr schwer zu bestimmen,
was in Bulgarien und um diese Zeit wirklich bersetzt
worden ist; schon unter Joann Alexander bearbeiteten und verbesserten nmlich viele Schreiber ltere Vorlagen, Euthymij und
seiner Schule gingen aber in der Modernisierung noch weiter,
da sie nicht einmal mit dem unter dem genannten Mzen geschriebenen Werken zufrieden waren und in den neuen Abschriften
wenigstens ihre orthographischen und sprachlichen Reformen angebracht wissen wollten. Solche Modernisierungen werden aber
fters als neue bersetzungen ausgegebene^), bei denen wohl in
den meisten Fllen das griechische Original nicht von neuem
eingesehen wurde, wie das fr einige bezeugt ist. z. B. fr
Johannes Klimax vom Mnche Daniel im 14. Jahrhundert: aufserdem soll die Chronik des Hamartolos eine Verbesserung erfahren haben, die Fragen und Antworten des Athanasios und
die geistliche Wiese (= Leimonarion) des Moschos sollen aber
neu bersetzt worden sein.
Mit Sicherheit kann man behaupten, dafs die Mehrzahl der
bersetzungen und auch der Abschriften bedeutender Werke ins
14. Jahrhundert fllt.
Fr den Geschmack und die Bedrfnisse
der Zeit sind besonders charakteristisch die fr Joann Alexander
1345 vom Popen Filip und 1348 vom Popen Lavrentij geschriebenen Sammelhandschriften mit Artikeln und Werken (15 und 10)
theologischen, historischen und belehrenden Inhaltes.
Besonders
stark sind darin dogmatische und exegetische Artikel und Erzhlungen ber die sieben ersten Konzilien enthalten, aus denen
mit geringen
man
sich
ber die Hresien,
die Lateiner
gehen nicht
grfseren Wissensdurst
tologische Aufstze.
die
Bulgarien beunruhigten (auch
leer aus),
unterrichten konnte.
Einem
kosmogonische und eschaDafs der Zar und seine Umgebung auch
entsprechen
historische Interessen hatten, zeigt eine Abschrift des Traktates
des Mnches Hrabr
129
ber die slawische Schrift (im Kodex
vom
Jahre 1348) und eine sehr gewandte bersetzung der Chronik
des Konstantin Manasses (im Kodex von 1 345). Diese versifizierte
Chronik, die wie andere poetische Erzeugnisse von den Slawen
in Prosa wiedergegeben wurde, ist das einzige historische Werk,
das sicher unter Joann Alexander bersetzt worden ist. Besonderes
Lob verdient der bersetzer, weil er die Lcken der bulgarischen
Geschichte mit Notizen zu den entsprechenden Jahren von der
Einwanderung der Bulgaren bis zum Untergang des ersten
bulgarischen Reiches auszufllen suchte. In diese mittelbulgarische
gehrt auch die bersetzung der Weltchronik Symeons
Periode
Metaphrasten
des
mit
und Logotheten
Symeon Metaphrastes
dem
(wahrscheinlich
identisch
Bearbeiter der Hagiographien)
jener Fassung, die bereits eine Fortsetzung (von 948
durch Auszge aus Zonaras erfahren hat.
in
Was
967)
im allgemeinen
bemerken wir eine grofse Verbreitung von Erzhlungen
aus den Paterika, von Traktaten und kleineren Artikeln
asketischen und m3'stischen Charakters. Besonderer Vorliebe erfreuten sich solche Asketen und M3'stiker wie Johannes Klimax,
Isaak der Syrer, Symeon Neos Theologos und natrlich Gregorios
betrifft,
die theologische bersetzungslitteratur
so
Sinaites; auch mit Dionysios Areopagites, der ltesten Autoritt
war Euth3'mij sehr gut vertraut. Diese Litteratur
hngt natrlich mit der Ausbreitung des Mystizismus in Bulgarien
im 14. Jahrhundert zusammen, dem wir auch Erzhlungen dmonologischen Charakters, Visionen und Weissagungen zu verdanken
der Mystik,
haben.
Von
bersetzern
Dionysij, der mit
ist
Euthymij
nur
noch
bekannt der Hieromonach
bei Theodosij weilte, ein ausgezeich-
Kenner des Griechischen und Slawischen war und die
griechisch und slawisch fast auswendig wufste.
Er bersetzte den Reden (darunter sechs gegen die Juden)
des Johannes Chrysostomos enthaltenden Margarit.
neter
Heilige Schrift
5.
Von
anderen bersetzungen sind zu nennen
das Hexaemeron
des Severianos von Gabala (slaw. Gevalskyj) ^^), die Panoplia, das
dogmatische Hauptwerk des Euthymios Zigabenos''^), die Schriften
solcher Mystiker wie Symeon Neos Theologos, Niketas Stethatos,
Gregorios Sinaites, Philotheos Sinaites usw.
Murko,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
130
In der hagiographischen Litteratur, die sich einer besonderen
Vorliebe im 14. Jahrhunderte erfreute, wurden solche Legenden
von Daemonologie durchdrungen sind oder dem
durch Einleitungen, Schlsse, Zitate aus der
Heiligen Schrift, Reden der Heiligen und durch ihre Rhetorik
berhaupt entsprachen (z. B. Leben des Symeon Demens, der
Theodora Juliana, Theodosios des Grofsen). Eine einheimische
Erzhlung erhielten die von den Lateinern auf dem Athos
verbrannten Zographos- Mnche (10, Oktober 1276). Unter den
bevorzugt,
die
Zeitgeschmack
bersetzten Legenden befinden sich auch apokryphe, wie ein
Leben der Muttergottes und des heiligen Barbaros. Auffllig
viel apokryphes Material enthlt die fr Anna, die Gemahlin des
Zaren Joann Sracimir von Bxdyn, 1360 geschriebene Sammelhandschrift, die nur auf Frauen bezgliche Legenden und Lob-
reden
bringt.
Apokryph
sind
eigentlich
auch die neuen
ein-
heimischen Legenden dieser Periode ber den Tod Cyrills. ber
Erfindung des bulgarischen Alphabets (Legende von Thessaund ber das Lehramt Kliments (Ochridaer Legende).
Wenn der Pop Jeremija, der Kompilator verschiedener Apokryphen, ins 13. Jahrhundert verlegt wird, so ist das nur eine
die
lonike)
Vermutung; ebenso werden die bersetzungen gewisser Apokryphen, wie die Fragen des Johannes des Theologen, die Prophetie des Jeremias oder die Erzhlung von Lot, auf Grund
der handschriftlichen berlieferung fr diese Periode angesetzt.
In einer \^ision des Propheten Esaias finden wir ein Gemisch
von Ereignissen aus der bulgarischen und byzantinischen, teilweise auch rmischen Geschichte; das griechische Original der-
selben
hat offenbar auch Zustze aus bulgarischen,
nationalen
Traditionen erfahren.
schwach sind neue bersetzungen aus der weltvertreten, denn aufser den bereits erwhnten
Chroniken Symeon des Logotheten und des Manasses ist berhaupt nichts Nennenswertes zu erwhnen. Der Pseudo-Zonarasc
genannte Nomokanon gehrt nicht hierher. Bulgarien spielte
nur die Vermittlerrolle beim bergang der Sammlung des
heiligen Sava von Serbien nach Rufsland.
Dagegen sind zwei
Originalleistungen auf historischem Gebiete erhalten. Das gegen
die Hresien gerichtete Synodikon des Zaren Boril, das
1211 aus dem Griechischen bersetzt wurde, erhielt zur Zeit der
Auffllig
lichen Litteratur
131
Synoden Joann Alexanders und im 15. Jahrhundert starke Zustze, in denen Namen bulgarischer Zaren, Zarinnen, Patriarchen,
Bischfe und Bojaren, die sich fr den orthodoxen Glauben verdient gemacht haben, dem ewigen Gedchtnis berliefert werden.
Das ganze Denkmal ist fr die Litteraturgeschichte wichtig, denn
die erste datierte bersetzung des Trnover Reiches ist mit Rckauf
sicht
geschickt
die
,
und
Kompliziertheit
die
spteren
pilationen weisen auf einen
des griechischen
annalistischen
Originals
Notizen
sehr
und Kom-
hohen Stand der bulgarischen Litteratur
Beachtenswert ist im originalen Teil die grofse Zurckhaltung gegenber den einheimischen Hretikern, den Bogomilen,
denn nur die dogmatischen, nicht aber die ethischen Unterschiede
von denselben werden angemerkt. Eine hervorragende Arbeit
hin.
ist
das Bruchstck einer
Chronik,
die mit
dem Auftreten
der
Asien im Jahre 1296 beginnt und spter bis auf
Mohammed I. (1413) fortgefhrt wurde, wobei namentlich die
1409 eine
fr die Sdslawen verhngnisvolle Zeit von 1371
Osmanen
in
gelungene Darstellung erfahren hat. Der Verfasser, wahrscheinlich
hochstehende
eine
Persnlichkeit
der
bulgarischen
Hierarchie,
erzhlt einfach, ohne rhetorischen Ballast und vor allem objektiv
in dieser
Hinsicht
kann er den zeitgenssischen byzantinischen
Chronisten an die Seite gestellt werden.
In
der poetischen Prosalitteratur
scheinung die
in
ist
eine
merkwrdige Er-
der vatikanischen Handschrift der bersetzung
des Manasses berlieferte
romantische Trojasage,
die aus
ohne Zweifel bei den Kroaten an
der Adria bersetzt worden und bereits unter Joann Alexander
einer
abendlndischen Quelle
auf bisher unbekanntem Wege, aber wahrscheinlich tiber Serbien
nach Bulgarien gelangt ist. Einheimische bersetzungen poetischer
Schriften sind fr diese ganze Periode in Ostbulgarien nicht
nachweisbar; dagegen gehren mehrere nach Makedonien, die
von Bulgaren herrhren knnen, aber am besten mit den brigen
aus der
serbischen Periode Makedoniens im
Zusammenhang
be-
sprochen werden sollen.
Vereinzelt steht der Versuch einer sdslawischen
von der Einnahme Trojas
mengung
Erzhlung
da, in die eine chaotische Ver-
verschiedener Motive eingeschaltet
ist.
Der Verfasser
derselben bentzte byzantinische Quellen: den Trojaroman, den
Digenis Akritas, die Erzhlung von der Gilo oder Giluda und
9*
132
in einer Weise, dals man in
ihm unmglich einen schriftgelehrtcn Griechen erblicken kann.
Da in der serbisch berlieferten Redaktion offenbare Spuren
so schliefst man daraus,
einiger Bulgarismen bemerkt werden
dafs der Autor dieser Kompilation wahrscheinlich ein Bulgare war.
Hierher gehrt vielleicht noch ein Leben sops (slaw.
Ksathio^: als Sklave gekauft wird, im
Josop), der von einem
Dienste seines Herrn allerlei Streiche vollfhrt, den Zaren Digin
und seine Frau sehr gering einschtzt, dafr aber von diesem
zu seinem Haus- und Hofmeister bestellt und zuletzt durch zwei
den Kreis der Salomonsagen, doch
den Tod geschleppt
Die aufserordentliche
Krze dieser letzten Episode (in nicht einmal sechs Zeilen), die
doch einen Niederschlag der ganzen Geschichte vom weisen
Akyrios bildet, und die Kontamination mit dem Helden des
byzantinischen Nationalepos, Basilios Digenis Akritas (s. Serbien),
der Avillkrlich zu einem Zaren erhht wird^***^), zeigen, dafs
Neffen, die er glnzend versorgt hatte,
in
wird, wobei er ihnen eine Strafrede hlt.
wir es wohl mit einer bulgarischen Nacherzhlung und Bearbeitung
von Geschichten zu tun haben, die sich an sops Namen knpften
und Maximos Planudes das Material zu seiner Lebensgeschichte
des auf diese Weise auch bei den Sdslawen populr gewordenen
Fabeldichters lieferten. Diese bulgarische Fassung kann jedoch
schon aus einer Zeit stammen, als die Litteratur nicht mehr in
den Hnden von Schriftgelehrten lag; immerhin war sie schon
im 16. Jahrhundert in Rumnien bekannt. Dasselbe Alter weist
auch die bersetzung einer byzantinischen Umarbeitung der
Oedipossage im christlichen Geiste auf.
Von den byzantinischen Florilegien wurden die dem Johannes
von Damaskos zugeschriebenen Sacra Parallela, d. h. aus der
Heiligen Schrift und aus Kirchenvtern gesammelte Sentenzen,
nicht frher als im 13. und nicht spter als im 14. Jahrhundert in
Bulgarien bersetzt, wobei ein verkrzter und spterer griechischer
Text als Quelle diente. In die Epoche des Euthymij fllt eine
wrtliche, geradezu sklavische bersetzung einer der wichtigsten
byzantinischen
Sammlungen der
Mnches Antonios; doch
Spruchweisheit, der Melissa des
gleich zur russischen keines besonderen
Sden
(s.
unter Serbien).
im VerAnsehens im slawischen
erfreute sich diese bersetzung
133
IX.
Serbien als Mittelpunkt der kirchenslawischen Litteratur
am Ausgange des Mittelalters.
Geschichtliche Bemerkungen und allgemeine
Charakteristik.
I.
Am
Ende
des 12. Jahrhunderts erhielt die kirchenslawische
Litteratur einen neuen Mittelpunkt in Serbien, das
am Ausgange
des Mittelalters auch die politische Vormacht der Balkanhalbinsel
denn das gleichzeitig erneuerte und noch
bildete,
Hlfte
des
13.
wurde durch
dem
viel
die
Schlacht bei \'elbuzd
stabileren
dvnastische Politik
gewiesen.
in der ersten
Jahrhunderts vorherrschende bulgarische Reich
durch
(Kstendil
1330)
von
konsequente und energische
eine
gefhrten Serbien in seine Grenzen zurck-
berdies wurde Bulgarien schon 1393
(die
Reste 1396)
von den Trken vollstndig vernichtet, whrend Serbien selbst
nach der verhngnisvollen Schlacht auf dem Kosovo polje (Amselfeld 1389) als trkischer und dann auch als ungarischer Vasallenstaat (seit 1403) der Litteratur und Kunst noch eine hervorragende Zufluchtssttte bot. Diese Umstnde erklren die Tatsache,
dafs
Fhrung
vom
13. bis
15.
Jahrhundert auch die litterarische
auf Serbien bergmg.
Als die Komnenen im 12. Jahrhundert auf kurze Zeit die
Herrschaft von Byzanz in den slawisch-albanischen Grenzgebieten
am Adriatischen Meere wieder hergestellt hatten, waren die
kleinen serbischen Dynasten gezwungen, den Schwerpunkt ihrer
Bestrebungen in das Innere der Balkanhalbinsel zu verlegen, wo
in den hohen Gebirgszgen der byzantinischen Macht mehr
entrckt waren und, den alten Stralsenzgen sdlich und nrdlich
vom heutigen Montenegro folgend ihre Blicke auf den Osten
sie
ohne den Westen aus dem Auge zu verlieren. Den
fortwhrenden Kmpfen der Teilfrsten um die Oberherrschaft
machte ein Nachkomme der Grofszupanendynastie von Ras,
richteten,
Nemanja (Zupan als kleiner Teilfrst seit 1159, GrofsSupan ungefhr 1171 1195, starb als Mnch Symeon auf dem
Athos 1200) ein Ende; der Stammvater der Dynastie der Nemanjic'i
ist
auch der eigentliche Begrnder des serbischen
Stefan
Staates,
der in Ras (daher Rascien, heute Novipazar),
wo
sich
die die
134
Adria und Bosnien mit den stlichen und sdlichen Balkan-
gebieten verbindenden vStrafsenzge kreuzten, seinen Mittelpunkt
naturgemfs ber Altserbien nach dem Sdosten
Doch machte schon Nemanja auch der griechischen
Herrschaft in Diokliticn ein Ende und besetzte an der Kste
hatte
und
sich
ausdehnte.
Cattaro,
Antivari,
Autonomie
Dulcigno und Skutari, denen er eine grofse
beliefs.
In den erstgenannten einst bulgarischen und spter grfsten-
wieder byzantinischen Gebieten, die allerdings nur einen
orthodoxen Bischof in Ras hatten, sich aber in steter "V^erbindung
mit Saloniki und den Athosklstern befanden, mufste der in seinem
teils
Geburtsorte Ribnica
getaufte
(bei
Podgorica
Nemanja orthodox
in
werden
Montengro)
sich
(liefs
katholisch
angeblich
im
30. Lebensjahre noch einmal taufen) und die Orthodoxie zur
Staatsreligion erheben, um so mehr, als er als byzantinischer
\^asall auf
den Thron
er erst nach
gekommen war (ganz unabhngig wurde
dem Tode
des Kaiser Manuel
I.
1180) und seinem
Reiche Ziele vorzeichnete, die nur auf Kosten des dahinsiechenden
Ost-Rom und des ebenfalls orthodoxen Bulgarien erreicht werden
konnten,
fr
ein
katholisches Serbien neben Kroatien,
Ungarn
und Venedig aber ohnehin kein rechter Platz vorhanden war.
Nemanja verstand es sogar, eine Niederlage, die ihm die Byzantiner
bald nach seiner freundlichen Begrfsung der Kreuzfahrer unter
Friedrich Barbarossa beibrachten. 1190 durch eine Heirat seines
Sohnes und Nachfolgers Stefan (1196
des Alexios
Komnenos
bis 1228) mit einer
zur Befestigung seines
b3^zantinischen Einflusses
auszuntzen.
Tochter
Werkes und
des
Seinem Nachfolger kam
Eroberung von Konstantinopel durch die Lateiner (1204)
Die Orthodoxie stand jedoch noch nicht
ganz fest im Lande, denn sein Bruder Vukan, der ihm anfnglich die westlichen Gebiete streitig machte, befand sich ganz auf
der Seite des Okzidents, und Stefan selbst machte eine Schwenkung
zu Rom, als er eine Nichte des Dogen Enrico Dandolo heiratete
und sich die Knigskrone vom Papste Honorius III. erbat (der
erste Versuch scheiterte 1202 an dem Protest Ungarns), mit
der er von einem ppstlichen Legaten 1217 gekrnt ^^) wurde
(daher der Erstgekrnte; denn die serbischen Herrscher von
Dioklitien fhrten nur vorbergehend den Knigstitel); sptere
Nachrichten und Kombinationen ber eine nochmalige Krnung
die
besonders zustatten.
135
durch Sava sind wenig wahrscheinlich, namentlich kann aber
von einer aus Nika gesandten Krone keine Rede sein. Dieser
war
Rckfall
jedoch von kurzer Dauer,
gemeint war.
wenn
Stefans jngster Bruder Sava,
er berhaupt ernst
der sich auf
dem
Athos ganz den Geist der dortigen Mnche angeeignet und
selbst seinen Vater Stefan Nemanja
der bereits in dem von
ihm gebauten Kloster Studenica (1191 bis 1192) Mnch geworden
war (1195), dahin gezogen hatte (1197), holte nmlich mit Umgehung des autokephalen Erzbischofs von Ochrida, des bekannten
Kanonisten Demetrios Chomatianos, der dagegen im Mai 1220
,
scharf protestierte, fr sich selbst die
Wrde
eines autokephalen
Erzbischofs von Serbien (aller serbischen und maritimen Lnder)
aus Nika.
Hier fgten sich der befreundete Kaiser Theodoros
dem Stefan der Erstgekrnte schon frher Verhandlungen augeknpft hatte, und der Patriarch (es kann nicht
Germanos, sondern Manuel I. gewesen sein) in das unvermeidliche
Schicksal schon wegen ihrer Konkurrenten in Epiros und erwiesen dadurch der Orthodoxie in der Tat einen grofsen Dienst.
Schon frher (1197 1198) hatten Nemanja und Sava auf dem
Athos (slaw. Sveta Gora) das von Seerubern zerstrte Kloster
Chilandar wiederhergestellt, eines der malerischesten des Heiligen
Berges, das bis in die Trkenzeit den geistigen Mittelpunkt des
serbischen Volkes bildete. Im Lande selbst vollendete nun Sava
Nemanjas Werk als tchtiger Organisator auf kirchlichem Gebiete und drckte erst dadurch dem serbischen Reich
seiner
Kultur und speziell auch der Litteratur den eigentlichen Charakter
Laskaris,
mit
auf. obgleich starke
immer mchtig
auf
dem
abendlndische Einflsse auf allen Gebieten
Auch Stefan der Erstgekrnte liefs sich noch
zum Mnche scheren. Dieser Zug zum MnchD^^nastie der Nemanjioi noch fters Nachahmung.
blieben.
Totenbette
tum fand in der
Das Leben Nemanjas und
bildhch fr den
Gang
seiner
Shne
ist
berhaupt vor-
der serbischen Geschichte und fr die Ent-
wicklung der serbischen Kultur. Die orientalische Kirche und
sie bauten
die byzantinische Kultur brachten sie zur Herrschaft
eifrig Kirchen und Klster, vernichteten den Bogomilismus mit
Feuer und Schwert und drngten den Katholizismus auch in
ihren westlichen Gebieten zurck, abgesehen von den autonomen
;
Stdten des Adriatischen Meeres
^^^), verstanden es aber trotzdem,
ihrem jungen Staate durch freundschaftliche Beziehungen auch
136
im Abendlande Ansehen zu verschaffen und sogar die Ppste
durch leere \>rsprechungcn in den Dienst ihrer Politik zu stellen,
worin
ihren Nachfolgern gelehrige Schler fanden, namentDusan, Serbiens grfstem Herrscher.
Charakteristisch ist auch die Tatsache, dafs Nemanja und
sein Sohn als Mnche die Namen der beiden syrischen Hauptheiligen Symeon und Sabbas annahmen, also ihre Blicke ber
Byzanz hinaus nach der Wiege des Christentums richteten und
West-Rom nicht einfach mit Ost-Rom vertauschen wollten. Darin
folgten sie brigens alten makedonischen Traditionen (wichtige
glagolitische Denkmler wurden uns nicht zufllig durch das
Sinaikloster und durch Jerusalem berliefert). Sava baute (nach
den Worten seines Nachfolgers Nikodim aus dem Jahre 1319)
auch seine Kathedrale (in Zica) nach dem Muster der Kirche
des ruhmvollen Sion und des heiligen Sabbas von Jerusalem
sie in
lich in
und
leitete
durch seine Pilgerfahrten nach dem Heiligen Lande
Beziehungen der Serben zu Jerusalem wo Knig
die lebhaften
Milutin ein serbisches Kloster der Erzengel Michael und Gabriel
grndete (1315), und zum Sinaikloster ein. Seinem Beispiele
folgend, fhrte 1319 Erzbischof Nikodim das gottesdienstliche
Typikon von Jerusalem ein, das dann seinen Weg auch nach
Rufsland fand. Auf diese Weise konnte die altertmliche Kultur
und Kunst des Orients durch Vermittelung der Klster unmittelbar, ohne Berhrung von Byzanz, noch spt zu den Sdslawen vordringen (vgl, das syrische Vorbild der von J, Strzygowski verffentlichten Miniaturen des serbischen Psalters der
Mnchener Bibliothek aus dem 15. Jahrhundert). Im Zusammenhange damit steht auch die Tatsache, dafs in den serbischen
Handschriften bis ins 16. Jahrhundert und sogar in den ersten
Drucken neben der byzantinischen Weltra hufig die alexandrinische (versetzt
kommt,
die
Inkarnation Christi
in
das Jahr 5501) vor-
die aulserhalb Afrikas eine grofse Rolle in der historischen
Litteratur der Syrer spielte.
Als sich Stefan zum Knige krnen liels, besafs Serbien
bereits Lipljan, Prizren und sogar Polog im Sden der SarPlanina. also in Makedonien, wohin hauptschlich die Blicke der
spteren serbischen Herrscher gerichtet waren. In dieser Richtung
lagen im heutigen Altserbien und in den benachbarten serbischen
und albanesischen Gebieten auch die vom heiligen Sava ge-
137
grndeten ersten acht Bistmer.
An
der
Adria bekamen
sie
Prevlaka bei Cattaro fr die Zeta (wurde am Ausgang des Mittelalters nach Cetinje bertragen) und fr Zachlumien Ston (ital.
Stagno) auf der Halbinsel Sabioncello, das dann ins Innere ber-
wurde von Dusan und dem Ban
von Bosnien 1333 an Ragusa verkauft) und im 18. Jahrhundert
Dagegen ist es falsch, die Bisseinen Sitz in Mostar erhielt.
tmer von Belgrad und von Branicevo im nordstlichen Serbien
auf Sava zurckzufhren, denn sie stammen schon aus der bulgarischen Periode (s. S. 59, 113), und spter bildeten die Gebiete an
der Save (Mac-va) und an der Donau lange ein Streitobjekt zwischen
Ungarn ^^) und Serbien. Fr die Wiege der serbischen Kultur
ist bezeichnend auch die Lage der ltesten serbischen Klster
(abgesehen vom Chilandar): des heiligen Nikolaus im Tale der
Toplica (mndet sdlich von Nis in die Morava)
Gjurgjevi
Stupovi bei Novipazar, eine Grndung Nemanjas ebenso wie
Studenica, nrdlich davon am Ibar; Ziea, Sitz der ersten Erzbischfe ^*), eine Grndung Stefans des Erstgekrnten in der Nhe
tragen wurde (die Halbinsel
Mndung
Morava (im sdwestlichen
der 1234 Knig
geworden war und 1237 bereits den Leichnam des heiligen Sava
dahin bringen liefs) in der Nhe des heutigen Prijepolje Deeani,
der
Serbien);
des Ibar in die westliche
Mileseva (gegrndet von Vladislav,
erbaut von Stefan Decanski 1327
1335,
in
Altserbien zwischen
und Djakova.
Zum Unterschied von den bulgarischen
Herrschern hatten die serbischen Knige und Zaren gleich vielen
Okzidentalen keine feste Residenz, sondern lebten abwechselnd
in den Lustschlssern des Amselfeldes oder in den Stdten Skutari,
Ras, Prizren, Pristina, und nach der Eroberung von Makedonien
Ipek
in
Skopje (skb) und Prilep.
Serbien hatte also keine solchen
wie es Byzanz oder Preslav und Trnovo waren.
Zum Unterschied von Bulgarien war seine geistige und knstlerische Ttigkeit auf dem Athos konzentriert, was seiner Kultur
einen spezifisch mnchischen Charakter verlieh
der mit den
sonstigen Verhltnissen des Landes nicht im Einklang stand.
Das eigentliche Wachstum des serbischen Reiches begann
Kulturzentren,
erst
gegen Ende des
der geographischen
13.
Jahrhunderts, entwickelte sich aber nicht
Lage entsprechend nach dem Norden und
Nordwesten, denn hier waren die politischen \^erhltnisse nicht
gnstig, wohl aber in den fruchtbaren Ebenen Makedoniens.
Schon Avhrend
der
138
Regierungszeit Stefan Uros IL,
genannt
Milutin (1282
1321), gewann Serbien den entscheidenden Einflufs auf die Schicksale der Balkanhalbinsel; unter Stefan Uros 111.
(13211331) gewann es bulgarische Gebiete (1330 fhrte die
Grenze bereits zwischen Kstendil und Radomir), im Sden beherrschte es das nrdliche Makedonien; endlich eroberte Stefan
der Starke, 1331
Dusan (mit dem Beinamen Silni
1355) ganz
Makedonien bis auf Saloniki, Albanien, Thessalien, Epirus und
Akarnanien, liefs sich 1346 in Skopje (Cskb) zum Zaren (Kaiser)
der Rhomer (Griechen) und Serben krnen (auch die Bulgaren
und Albanesen fhrte er im Titel), erhob den Erzbischof von Pe<'
(Ipek) zum Patriarchen ebenfalls der Serben und Griechen (nur da^
Erzbistum Ochrida behielt seine Rechte
bei),
weshalb er
vom Patri-
dem Bann belegt wurde, und starb
zu einem Zuge nach Konstantinopel,
archen von Konstantinopel mit
wiihrend der \"orbereitungen
In diesem
dessen Erbe das Ziel aller seiner Bestrebungen bildete.
dem
Serben immerhin die Hauptmacht bildeten, ahmte Dusan, der sich mit Konstantin dem Grofsen
verglich, ganz die byzantinischen Einrichtungen nach, was sich
namentlich auch in der Verteilung byzantinischer Titel ufserte.
Diese Primaten wollten aber auch die Macht, und so verfiel Dusans
Reich, dem er keine feste innere Organisation gegeben hatte,
Sein neunzehnjhriger
gleich nach seinem Tode der Anarchie.
Sohn Uros wurde von den Statthaltern verdrngt und starb
halbgriechischen Reich, in
die
1371 ^^5). Mit ihm endete die Dynastie der Nemanjici, ebenso die
Knigs- beziehungsweise Zarenwrde, die nach der Auffassung
der gelehrten Kreise des 14. Jahrhunderts mit Gottes und des
So verlor Serbien
heiligen Sava Segen an sje geknpft war.
seine feste Sttze, als es dieselbe am meisten bentigte denn zur
;
Zeit der grfsten inneren
Wirren
trat
der tatkrftige Murat auf,
fafste, das b3-zantinische Reich durch das trkische
Zwischen der griechischen und serbischen Kirche
erfolgte 1375 eine Ausshnung, w'obei im serbischen Patriarchentitel die Griechen ausgelassen wurden.
Die slawischen Gebiete von Dusans Reich zerfielen in drei
Gruppen. Die erste bildeten die makedonischen Frstentmer,
die schon in der Schlacht von Ornomen an der Marica (1371)
von den Trken vernichtet wurden; die neuen Herren duldeten
aber noch immer drei \'asallen auf einige Zeit, darunter den im
der den Plan
zu ersetzen.
139
Volksliede und in der Sage viel gefeierten sdslawischen National-
(= Knigssohn historisch fhrte er den Titel
Knig) Marko, dessen Feste Prilep im nordwestHchen Makedonien
lag, bis zu seinem Tode in der Schlacht von Rovine (1394), wo
er auf Seiten der Trken gegen die Rumnen der Walachei
kmpfte. Ebenso wurden die Trken schon frh oberste Herren
und schlechte Nachbarn der Gebiete der Zeta (Skutari wurde
1393 1395 trkisch, vorbergehend 1396 1479 venetianisch).
helden Kraljevio
Das
serbische Reich
erhielt sich aber in
seinen natrlichen
Grenzen von den Hhen der Sar-Planina und der Crna Gora bei
Uskb bis zur Save und Donau. Die Residenz des vom Volksliede meist als Zar gefeierten Frsten Lazar war Krusevac, und
von seinen Bauten ragt das Kloster Ravanica (1381) hervor.
Der Hauptstofs wurde den Serben durch die Schlacht von Kosovo
polje (Amselfeld 1389) versetzt, in der Frst Lazar fiel.
Seine
Nachkommen und die des Vuk Brankovic, der im Volkslied unrichtig die Rolle des Verrters spielt, stritten imi reiche und nicht
geringe Gebiete herum, bis 1412 eine Wiedervereinigung derselben stattfand, und verstanden es, die inneren Wirren der Trkei
immerhin so weit auszuntzen, dafs sie Serbien in seinen Grenzen
vor der Kosovoschlacht wiederherstellten. Sogar die Zeta mit
den Stdten Antivari und Budua wurde wiedergewonnen (1423),
whrend die Venezianer Cattaro, Pastrovici, Dulcigno und Skutari
behielten.
Dieses Reich, das sich im Vasallenverhltnis zur
Trkei und die letzten vierzig Jahre auch zu Ungarn befand,
hatte in Stefan Lazarevic und in Georg Brankovic noch zwei
Herrscher aufzuweisen, die sich unter schwierigen \'erhltnissen
bedeutende Verdienste
um
die Litteratur erwarben.
Namentlich
ragt der von den Zeitgenossen sogar mit Ptolemus verglichene
1427) hervor, der sich den Titel eines
Despoten aus Konstantinopel holte (1402j, eifrig Handschriften
sammelte, sich Schreiber und Illustratoren vom Athos kommen
liefs, neue bersetzungen veranlafste und in den von ihm gebauten Klstern Manasija (1407
1418) an der Resava und in
Kalenic beachtenswerte Denkmler der Architektur und Malerei
der Nachwelt berlieferte. Die Handschriften der Resavaschule
erfreuten sich noch im 17. Jahrhundert eines besonderen Rufes.
Stefan Lazarevic (1389
Stefan verlegte
baute
sich
als
nach Belgrad (um 1405), Georg
Smederevo (Belgrad wurde ungarischer
die Residenz
solche
Besitz
und
140
blieb es bis 1521),
der Mittelpunkt Serbiens
so dafs
Donau gelangte. Nach der Schlacht von Varna
und nach der Einnahme von Konstantinopel 1453j wurde
endlich an die
(1444)
auch Serbien eine trkische Provinz (1459). Ein halbes Jahrhundert lang (bis 1503) dauerte der Despotentitel noch in Ungarn
fort,
wohin
sich zu wiederholten
Malen zahlreiche Serben
Nach der Schlacht von Mohdcs (1526) gelangten
unter
die
Herrschaft;
trkische
meisten
die
sie
flchteten.
auch
hier
Erzeugnisse
dei
serbischen Litteratur fanden in den Klstern (manche sind direkte
Kopien der in Serbien z. B. Ravanica) der Fruska Gora in
Syrmien (im stlichen Slawonien), wo im Laufe der Zelt ein
serbischer Athos entstand, ihre Unterkunft.
Der byzantinische Einflufs machte sich in Serbien, dessen
Geschichte hauptschlich die politischen Beziehungen zu Byzanz
ausmachen, sehr stark geltend. Die staatliche, kirchliche, militrische
und administrative Organisation, den Glauben, die
Litteratur, die Bildung und eine Menge Elemente der materiellen
Kultur nahm das serbische Volk aus Byzanz entweder ganz
herber oder propfte sie seinen nationalen Institutionen und
,
Eigentmlichkeiten auf. Natrlich blieben auch die Schattenseiten
des Byzantinismus nicht aus. Speziell auf den Frstenhfen, wo
alle
Finessen
der byzantinischen
Hofintrige
und des Verrats,
Maske der Frmmigkeit, eingedrungen waren
fanden Eingang die Eigenschaften des byzantinischen Des-
versteckt unter der
es
potismus, des grofsen sowohl,
der darnach strebte, ein grofses
Reich zu schaffen und hierzu jedes Mittel fr erlaubt hielt
als
auch des kleinen, dessen Ideal die feudale Unabhngigkeit in der
Provinz war (P3"pin^"^).
,
Der
von Byzanz war jedoch nicht ausschliefslich,
dem Gebiete der materiellen Kultur nicht. Serbien
besafs seit Nemanja eine grfseres Kstengebiet am Adriatischen
Meer von der Mndung des Drin bis etwas nrdlich von der
Einflufs
namentlich auf
Narenta (natrlich mit Ausschlufs von Ragusa und seines Territoriums),
namentlich
Republik
unter
und wurde
vertrieben;
erst
die
serbischer
im
lebhafte
14.
Hafenstadt
Cattaro
Oberhoheit,
(eigentlich
1186
ungefhr
eine
1371)
Jahrhundert durch die Bosnier aus Chulm
Beziehungen
unterhielt
es
zu Dalmatien,
namentlich aber zu Ragusa, das seine Konsuln und Priester (in
der Lieblingsresidenz DuSans Prizren
gab
es
zwei
katholische
141
Kirchen), Kaufleute (solche gab es auch sonst aus Dalmatien und
Zoll- und Bergwerkspchter, berhaupt starke Kolonien
im Lande hatte und ihm selbst Finanzminister lieferte ^"^^j lebhaft waren auch die Beziehungen zu Venedig und Italien berItalien),
haupt
ebenso zu Ungarn
das
Bergleute
schsische
zahlreiche
Land
,
sogar abendlndische Prinzessinnen.
beherbergte auch
fremde Sldner und
selbst
allerlei
Alle diese Umstnde machen
immer mchtig
es begreiflich, dals okzidentale Einflsse in Serbien
waren.
Am
aufflligsten ufsern
12.
sich
Jahrhunderts
stammenden
So
der Kunst.
in
russischen Forschern
den
namentlich
sie
aus
die
Illustrationen
fielen
dem Ende
des
Evangelistars
des
Chulm
(anstofsend an Dalmatien), als
im Schofse der orthodoxen Slawenwelt auf; die byzantinische Komposition ist da, aber es fehlt der
damit verbundene byzantinische Stil, die byzantinische Manier ^^^).
Im Vergleiche zur Pracht seiner romanischen Ornamentik, die
Miroslavs, des Frsten von
etwas Aufsergewhnliches
brigens auch nationale Elemente enthalten
sich
durch Roheit und
bulgarische
die
aber
sucht
lichkeit,
Neues zu
schaffen.
auf
rein
soll ^^^),
unterscheidet
technische Ungeschick-
etwas
Vereinigung
byzantinischer Grundlage
Noch augenscheinlicher
ist
die
und romanischer Elemente auf dem Gebiete der
was dadurch begreiflich wird, dafs die
Baumeister meistens Dalmatiner waren, unter denen wir selbst
einen Franziskaner Vid aus Cattaro finden, der das Kloster
byzantinischer
kirchlichen Architektur,
De(?ani
baute.
romanische
DeCani,
In
Stil
Periode
der
(vgl. die
auch Zica;
der
Kirchen von
andere
sind
Nemanjici
berwiegt
Studenica, Arilje,
mehr oder weniger
der
Gradac,
verfallen,
wie Mileseva), whrend in dem auf das Donaustromgebiet
geschrnkten Serbien seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
ein-
die
Rckkehr zum reinen Byzantinismus erfolgt, wobei aber noch
immer die ufsere Dekoration den romanischen Stil verrt.
Kirchen dieser Art (in Krusevac, Smederevo, Kalenic, Ravanica,
Ljubostinja
Rudenica)
gleichen einander so sehr,
einziger Meister nach demselben
dafs sie ein
Schema gebaut haben knnte
^*).
Auf dem Gebiete der Kunst wurde also erst das unselbstndige
und absterbende Serbien ganz byzantinisch beziehungsweise
orientalisch"').
Auch
in
der Litteratur bemerken wir
um
diese Zeit einen
noch
engeren Anschlufs
142
an
den
byzantinischen Geist
der Er-
starrung, der sich sogar auf sprachhchem und orthographischem
Gebiete offenbart, denn die von Bulgarien aus angeregten Reformen
der Resavaschule waren nur eine schlecht angebrachte unserbische
Altertmelei.
Besonders auffllig
aber die
ist
Nachahmung der
gleichzeitigen potenzierten byzantinischen Rhetorik mit ihrer reich
verschnrkelten und ebenso inhaltsleeren Phrasendrechslerei (der
dafr bliche russische Ausdruck slovopletenie, Wortflech-
Das von seinen westlichen Gebieten
Trken und Ungarn eingekeilte Serbien
terei, ist sehr bezeichnend).
zwischen
losgelste,
klammerte
schon
sich begreiflicherweise
zuvor Bulgarien,
bindung
mit
ohnehin
Byzanz
theologische
auf
an seine Eigenart, die es, wie
engere geistigreligise Ver-
eine
hinwies,
wo
Neigungen
unter
im
den
Palaiologen
Vordergrunde
standen.
brigens begann dieser Prozefs einer verstrkten Byzantinisierung
Serbiens schon mit den Eroberungen Dusans, der berdies das
serbische Element auch auf dem Athos strker zur Geltung
brachte, so dafs die kirchenslawische Litteratur daselbst schon
14,
Jahrhundert
fast
einen
ausschliefslich
hatte; infolge der inneren serbischen
suchten noch mehr Serben Zuflucht
das russische Pantelejmonkloster,
Schutz
in
serbischen
im
Charakter
Wirren und der Trkennot
den Athosklstern, so dafs
das schon Dusan unter seinen
genommen
hatte, und die griechischen des heiligen Paulus,
und Grigoriu (nach manchen auch Philoteu), allmhlich serbisiert wurden. Diese engeren Beziehungen zum Athos,
wo das gegen die Lateiner polemisierende Hesychastentum
blute, mufsten ihre Wirkungen auch auf Serbien ausben.
Man
sieht schon daraus, wie verkehrt es ist zu glauben, dafs die
knstlerischen und litterarischen Bestrebungen der letzten Despoten
eine Renaissance<: im europischen Sinne zur Folge gehabt
htten, wenn der serbische Staat nicht von den Trken vernichtet worden wre "2). -^yer aber die Reaktion zum Byzan-
Dochiariu
tinismus als Renaissance hinstellen will,
einen Mifsbrauch mit
Ob
treibt
zum mindesten
dem Worte.
okzidentale Elemente
in hnlicher Weise auch in der
und mndlichen Litteratur vorhanden sind, hat man
bisher wenig beachtet.
In den \^olksliedern. Sagen und kleinen
Erzhlungen sind sie jedoch offenkundig. Ebenso wurden abendlndische Bearbeitungen bekannter Sagenstoffe (Alexander, Tro-
schriftlichen
143
und sogar Ritterromane
janerkrieg)
der Serben und Kroaten bersetzt
in
(s. u.).
den westlichen Gebieten
Die ltere bersetzungs-
litteratur kommt in dieser Frage wenig in Betracht, denn sie
wurde einfach aus Makedonien und Bulgarien fertig bernommen
und ihre Sprache den serbischen dialektischen Merkmalen entsprechend (die wichtigsten sind u und e fr die nasalen Vokale a
einen Halbvokal) verhltnismfsig nur
Die serbische Redaktion altkirchenslawischer
Denkmler (die Evangelistare Miroslavs, ungefhr 1179 geschrieben, und \'ukans zwischen 1202 bis 1203) weisen noch
Reste der Nasale auf. und noch spter erinnern graphische Eigentmlichkeiten (speziell e fr ja) an die Schreiberschule von
Ochrida (auch sie gebrauchte
allein) und an ihren glagolitischen
Ursprung. Ganz verkehrt ist es, die Anfnge der serbischen
Redaktion auf bekannte Litteraten, etwa auf den heiligen Sava,
den Begrnder des serbischen kirchlichen und geistigen Lebens,
und 0,
wenig
h als
Zeichen fr
modifiziert.
i.
zurckzufhren.
Des Unterschiedes
garischen
Redaktion
zwischen
der
serbischen
der Litteraturdenkmler
indes bewufst, denn fters finden wir Notizen ber
war
und
bul-
man
sich
bersetzungen
aus der bulgarischen Sprache oder aus bulgarischen Exemplaren,
doch war die Mhe der Schreiber dabei nicht besonders grofs,
mgen sie noch so sehr ber die Schwierigkeiten ihrer Arbeit
klagen "^). Manche Schreiber hielten sich aber selbst im 14. Jahr-
So schrieb 1330 im Kloster
berwiegend bulgarischer (die
ersten 68 Bltter serbischer I), zwei Jahre darauf aber ein Menum
serbischer Redaktion (im Auftrag des Wojewoden Oliver) an
demselben Orte ab.
Durch die serbischen Eroberungen wurde auch die serbische
Bchersprache nach Makedonien getragen, so dafs dieses Land
nach seiner bulgarischen Periode auch eine serbische hatte allerdings ist dieser Typus nicht immer streng durchgefhrt, weshalb
man auch von einem makedonischen Mischtypus"*) spricht,
der aber schon in dem Chilandarer Typikon des heiligen Sava
(s. u.) zu finden ist.
Wie auch der serbische Name Verbreitung
fand
zeigt z. B. die Tatsache
dafs der Metropolit Jakob von
Seres (von Dusan 1345 erobert), also im sdstlichen Makedonien,
im Jahre 1360 mehrere Bcher nach dem Sinaikloster an >alle
hundert noch treu an ihre Vorlage.
Lesnovo Stanislav
ein Synaxarion
Brder, die
144
Serben
samt den Griechen % mit der Bitte sandte,
''^).
Sogar fr den
bulgarischen Erzbischof von Ochrida wurde 1466 in Kratovo
ein Nomokanon in serbischer Sprache (pisaniemi. srbbskago ezyka)
geschrieben'^^), da die Hauptkirche nur ein griechisches Exemplar
hatte, und noch im 16. und 17. Jahrhundert wurde Ochrida
sie
mgen
dieselben in Ewigkeit aufbewahren
das serbische Land
verlegt, was auch dadurch zu
Anfang der Trkenherrschaft die serbische
Kirche der von Ochrida unterworfen war (nach 1459 bis 1557).
Die Hauptmasse der serbischen Litteratur bilden ber-
meist
in
erklren
ist,
setzungen,
besonders
dals zu
aber selbst unter diesen sind Originalarbeiten nicht
zahlreich.
Selbstndige Leistungen
hat Serbien nur
den Lebensbeschreibungen
seiner Herrscher und Erzbischfe, die aber ihrem Charakter nach
eigentlich auch zur Hagiographie gehren, in der Annalistik,
Grammatik und Gesetzgebung aufzuweisen. Die Prosa ist fast
Alleinherrscherin, denn selbst poetische Leistungen der B3^zantiner
auf
dem
werden
2.
Gebiete der Hagiographie,
ihres knstlerischen
Die liturgische
Von
in
Gewandes
entkleidet.
und theologische bersetzungslitteratur.
den Abschriften der Bcher der Heiligen Schrift haben
wegen
ihrer altertmlichen Merkmale philologische BeSo geht noch ein im Jahre 1346 fr Branko Mladenovic, den Vater des Vuk Brankovic, in Borac geschriebener
einige
deutung.
Psalter
(samt Zugehr)
mittelbar
auf eine
glagolitische Quelle
zurck.
Sehr auffllig ist die grofse Seltenheit alttestamentlicher
Bcher '"). Um so beachtenswerter ist daher die Tatsache, dafs
das Buch Salomon von einem Mnche Gavriil in Chilandar (1412)
und die vier Bcher der Knige fr den Despoten Stefan
Lazarevic aus dem Griechischen in der Redaktion Lukians bersetzt (1416) und bald darauf von einem Dosithej bei Ljubostinja
abgeschrieben (1418) worden sind.
Auf liturgischem Gebiete bersetzte (1319) der Erzbischof
Nikodim das T3'pikon des heiligen Sabbas von Jerusalem aus
dem Griechischen (s. S. 135). Nach diesem Typikon wurden dann
auch die Synaxarien (kurze Legendenmenaen) und Prologe eingerichtet.
Dabei
ist
wichtig die Tatsache, dafs den Serben schon
145
dem 13. Jahrhundert russische Heilige bekannt waren, wobei
Bulgaren und die Athosklster ^^) die Vermittler spielten.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurden auch die Menaen neu
bersetzt und bildeten in dieser besseren bersetzung die Grundseit
die
'
lage der ersten Drucke in Rufsland.
Eine umfangreiche theologische Litteratur haben die Serben
zum
grlsten Teil
aus der altkirchenslawischen und auch schon
aus der mittelbulgarischen Periode bernommen
und
lexikalische
formelle,
wurden
besserungen
namentlich
stilistische
dabei
von
ausgiebig
den
selten
orthographische,
nderungen und Ver-
alten
bersetzungen
der Resavaschule.
zuteil,
Manchmal
werden von den Schreibern mehrere Texte und sogar das griechische OriginaP'^) verglichen, aber im allgemeinen bewahrten
auch die von den Schreibern gerhmten neuen Exemplare
ziemlich treu das alte Erbgut.
Ganz besonders mufs man aber
die Schreibernotizen ber bersetzungen kritisch prfen.
So
sind unter den bersetzern manchmal die griechischen aus einer
anderen Sprache
^-)
zu verstehen
hufig sind aber nur Ver-
besserungen gemeint. So will der Pope Gavriil
Kommentar
des Olympiodoros
zum Buche Job
in
Chilandar den
bersetzt
haben
(1412), aber er vervollstndigte nur die frhere gekrzte unverstndliche bersetzung aus einem griechischen Exemplar.
Besondere Sorgfalt und leider nicht richtig angebrachte Mhe
der Despot Georg Brankovic auf die Lestvica des
Johannes Klimax, von der er sich aus Konstantinopel und vom
Athos verschiedene griechische und serbische Exemplare kommen
verwendete
liefs, und dazu noch hundertjhrige schriftkundige Mnche vom
Athos berief, die unter dem Vorsitz des Metropoliten Sabatij von
Branicevo die gewnschte vollkommene Redaktion herzustellen
hatten.
In einer Sichtung,
Wrdigung und Verwertung
des reichen
altserbischen handschriftlichen Materials, namentlich der
Sammel-
kodizes, aus denen speziell fr die theologische Litteratur viel zu
man noch
holen wre,
ist
Deshalb
es besonders schwer, die
ist
nicht ber die
Anfnge hinausgekommen.
Frage zu beantworten, in-
wieweit die kirchenslawische Litteratur durch bersetzungen in
Serbien bereichert worden ist. Naturgemfs ist die dogmatische
und polemische Litteratur der Hesychasten
(vertreten sind Gre-
gorios Sinaites, Gregorios Palamas, Neilos Kabasilas, Metropolit
Murko, Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
10
146
von Thessalonike, mehrere Artikel gegen Barlaam) hinzugekommen
und hufig mit lteren asketisch-mystischen Schriften vereinigt
worden. Wir sind zwar ber die religisen Strmungen in Serbien
wenig unterrichtet, aber immerhin sind einige charakteristische Tatsachen bekannt. Schler des Gregorios Sinaites waren auf dem Athos
und Paroria auch serbische Mnche ^2^); der Hauptwortfhrer der
Hesychasten, Gregorios Palamas, den natrlich auch die serbischen
Athosmnche untersttzten, stand in Beziehungen zu DuSan und
wurde von Serben und Dalmatinern aus trkischer GefangenDoch mufs bezglich der serbischen Texte der
schaft befreit.
Hesychastenschriften betont werden, dafs Serben auch Schler
dafs ihre bulder Bulgaren Theodosij und Euthymij waren
garischen Schler auch nach Serbien kamen (der heilige Romil
,
nach Ravanica), und dafs daher auch hier wenigstens teilweise
bulgarische bersetzungen zugrunde liegen knnen. Das gleiche
lteren serbischen Handschriften nicht
die ja im
gegen die Lateiner
13. Jahrhundert von den Byzantinern besonders gepflegt wurde
und im 14. Jahrhundert anlfslich der Unionsbestrebungen, die
auch in Serbien sehr unpopulr waren, ihren Hhepunkt erreichte.
Im allgemeinen kann ber die altserbische theologische
gilt
auch von der
hufig
in
vertretenen
Litteratur
Litteratur gesagt werden,
dafs sie ihrer Herkunft gemfs einen
ganz mnchischen, namentlich asketischen Charakter trgt.
Man
zwar bedeutende Werke der Dogmatik und Exegese verdes Antiochos Pandekten, eine Abschrift des
treten
(z. B.
belehrenden Evangeliums des Bulgaren Konstantin aus dem
findet
Jahre 1286, der Paraenesis Ephrm des S3'rers 1337 in Decani,
der Theologie des Johannes von Damaskos zwischen 1354 bis
1375), aber den Lwenanteil tragen in allen handschriftlichen
Sammlungen
und Mystik^--), die Hagiographie und
Auf den ersten drei Gebieten
ist eine starke Bevorzugung der Mnche von S5n"ien ^-^), speziell
des Sabbasklosters des Berges Sinai ^ 24^ ^^d des Athos augenscheinlich. Unter den Homileten sind zahlreiche ltere und jngere
(bis auf Gennadios, den ersten Patriarchen von Konstantinopel
in der Trkenzeit) Namen sehr hufig vertreten, doch eine alle
weit berragende Stellung nimmt auch in der altserbischen
Litteratur Johannes Chrj'sostomos ein:
seine Reden sind in
mehreren grfseren Handschriften (darunter datierte aus den
die Asketik
die geistliche Beredtsamkeit davon.
147
Jahren 1286, 1344^^^) und in zahlreichen Sammelkodizes vorhanden. Die Fastenreden wurden 1451 auf dem Athos aus der
Sprache von Hellas in unsere slowenische abgeschrieben, aber es
ist
fraglich,
ob damit eine neue bersetzung gemeint ist. Von den
Auszgen des Chrysostomos werden ausdrcklich
griechischen
sApanfismata des Symeon Metaphrastes
^2^)
Die Ho-
genannt.
milien ber die Genesis, die ja einen vollstndigen
Kommentar
der-
wurden als Sestodnevnik (Hexaemeron) unter Stefan
Lazarevic auf dem Athos (im Pauluskloster) bersetzt ^^^) (1426)
selben bilden,
und
fanden
grofse Verbreitung
in
der orthodoxen Slawenwelt.
Dadurch wurde der Sestodnev des Joann Exarch von Bulgarien
beiseite geschoben; derselbe wurde zwar auch bei den Serben
abgeschrieben (auf Athos 1263 von Theodor Gramatik fr den
war aber fr sie wie fr die Russen
Biographen Domentijan)
offenbar zu hoch. Unter demselben Namen Sestodnevnik waren
auch Reden Basilios des Grofsen (6) und Basilios des Jngeren,
des Erzbischofs von Kaesarea (9 Reden), im Umlauf.
,
3.
bersetzungen auf
Von
die
der
dem
Gebiete der weltlichen Litteratur.
weltlichen Litteratur
der Byzantiner haben auch
Serben wenig bernommen, obgleich bei ihnen ein geringer
Fortschritt zu verzeichnen
ist.
Am
strksten
war auch
das Interesse fr die Chroniken, was namentlich
hundert
begreiflich
wird
als
das
serbische
seit
dem
Reich
bei ihnen
14. Jahr-
grofse Er-
oberungen in byzantinischen Gebieten machte. Die bei den
Slawen am meisten verbreitete Mnchschronik des Georgios
Hamartolos wurde bei den Serben noch einmal bersetzt (immerhin verraten die Handschriften noch nicht aufgeklrte mittelbulgarische Spuren), und diese unter dem Titel Letovnik einhergehende bersetzung beruht nach der Behauptung russischer
Forscher auf einem ganz verschiedenen griechischen Original.
Unter solchen Umstnden haben wir den interessanten Fall vor
uns, dafs die alte bulgarische und neue serbische bersetzung
bei den Serben gleichzeitig verbreitet waren
denn im Jahre
1386 wurde im Chilandarkloster ein alter Letopisec und 1387 in
seiner Nhe am Athos, im Pauluskloster, ein Letovnik abgeschrieben. Fr die Wirkungen der Chronik des Georgios Hamartolos ist es bezeichnend, dafs bei den Serben die ltesten ein10*
,
heimischen Annalen an
sie
148
angeschlossen wurden.
Jedenfalls
im
Jahrhundert (nur die Jahreszahl 1334 ist sehr zweifelhaft)
wurde die Chronik des Johannes Zonaras bersetzt, die in
bezug auf den reichlichen Stoff und die selbstndige Bearbeitung
14.
der Quellen
zu
den
Leistungen
besseren
byzantinischen Litteratur gehrt.
dieses
Interessant
ist es,
Zweiges der
dafs der ber-
Daker mit
Decebalus als serbischen Herrn
bezeichnete und Licinius zu einem Serben der Herkunft nachc
stempelte, dagegegen unter den nach Morea vorgedrungenen
setzer (oder wenigstens einige Abschreiber) die alten
den
Serben
identifizierte,
Sklavini (=
^yc?Mr]voi)
den alten einheimischen
Fr den Stand der
Namen
der
serbischen Bildung
Slawen
zu Anfang des 15. Jahrhunderts sind beachtenswert die Klagen
eines Athosmnches Grigorij (aus dem Jahre 1408), der vom
Despoten Stefan Lazarevic eine bersetzung des Zonaras zum
nicht erkannte.
Abschreiben
Abschriften,
erhielt,
aber bemerkte, ihr Text
oder weil
sie
sei
infolge vieler
von rohen Bauern abgeschrieben
wurde, ganz verdorben; er wollte ihn daher verbessern, fand
aber weder Herodot noch Xenophon, weder Arrian noch Dio
noch die Werke des Eusebios Pamphilos, Theodoretos und
Niketas vor, um aus ihnen als Quellen des Zonaras das Richtige
zu schpfen. Er mufste sich daher auf Georgios Hamartolos
beschrnken und mit Zuhilfenahme seines Textes, welcher mit
dem des Zonaras ohnehin sehr nahe verwandt wre, die bersetzung des Zonaras korrigieren. Die starken Krzungen, beziehungsweise Auslassungen,
genommen worden
die
gewifs
erst
in
Serbien
vor-
sind, scheinen jedoch nicht auf diesen Grigorij
zurckzugehen.
ber Geographie und Astronomie wurden den Serben sogar
bessere Kenntnisse vermittelt,
blich waren, denn eine aus
Bildern
berlieferte
als sie
im allgemeinen
dem Ende
Schrift ^2^)
in
Byzanz
des 15. Jahrhunderts mit
bringt Wissenswertes
ber
die
Erde und die Himmelskrper ohne kirchliche Ausdeutungen und
Polemik gegen die alten Systeme (die Kugelgestalt der Erde
wird ausdrcklich verteidigt). Etwas lter und von den spteren
russischen Hausarzneibchern
Schrift ^^^),
die
deutlich
ihre
abweichend
ist
eine medizinische
Herkunft verrt und
Horoskope und hnliche
griechische
Anklnge an Hippokrates bietet.
Produkte des Aberglaubens sind stark vertreten.
viele
Naturwissen-
schaftliche Kenntnisse vermittelte
logus, neben dem
Serben erhalten
In der
149
ein
neu bersetzter P h y s o bersetzung auch bei den
i
die alte bulgarische
blieb.
bernahme
eine wichtige Rolle
byzantinischer Rechtsbcher spielt Serbien
Der
unter den orthodoxen Slawen,
heilige
Sava begngte sich nicht mit dem aus den Zeiten iSIethods
stammenden Nomokanon, sondern fhrte in Serbien eine Synopsis
der Kanones mit den Erklrungen des Aristenos und Zonaras
und das Gesetzbuch des Kaisers Basilios I. vom Jahre 879, das
Prochiron (Gradskyj zakon
ein.
Diesen
6 rtQoxsiQog rf-iog)
Nomokanon. der eine weitere Verschmelzung des kirchlichen und
weltlichen Rechtes bedeutete, konnte Sava in Thessalonike in
einer bersetzung vom Ende des 12. oder vom Anfange des
13. Jahrhunderts bereits vorgefunden haben, wahrscheinlich ist
es jedoch, dafs er selbst die bersetzung anfertigen liefs, denn
die Bulgarismen beziehungsweise Makedonismen einiger Hand-
schriften sprechen durchaus nicht dagegen, da sie allen
Im
Anfngen
Jahrhundert wurde
eine neue bersetzung wenigstens
der serbischen Litteratur eigen sind.
14.
irgendwo in Serbien auch
Kanones der apostolischen Vter und der Konzilien nach
einiger
dem
vollstndigen Text, teilweise mit
Savas Nomokanon
naras, bersetzt.
dem Kommentar
kam
(1262 wurde daselbst eine Abschrift fr
bald nach
Kiew
des Zo-
Bulgarien
angefertigt)
und
nach Rufsland (Kormcaja von Rjazant 1284), wo er noch heute
als 48. Stck der kirchlichen Gesetzessammlung gedruckt wird.
Unter dem Zaren Dusan wurde ein alphabetisch geordnetes Handbuch des Kirchenrechtes, das Syntagma des Mnches Matthaios
Blastares
aus Thessalonike bald nach 1335 bersetzt (vorhanden in einer vollstndigen und einer abgekrzten Redaktion).
Auf Dusans Initiative wird auch eine krzere Redaktion des Gesetzes des Kaisers Justinian zurckgefhrt.
Aufserdem gehen
mit seinem Gesetzbuch
dem > Agrargesetz
(s.
einher.
u.)
mehr
als
zehn Bestimmungen aus
berdies gibt es eine
in
das 14. Jahr-
hundert fallende Kompilation, die mittelbar aus der Ekloga, aus
dem Prochiron und dem Handbuch
(eTcavayioyri) Basilios'
I.
ge-
und einheimische Einschbe aufweist.
Bezglich der aus Byzanz geholten poetischen Erzeugnisse
ist es in einigen Fllen schwer zu bestimmen
ob sie gerade
dafs die
hierher gehren
aber es unterliegt keinem Zweifel
schpft
ist
meisten
dem
seit
150
und
Jahrhundert
14,
hauptsachlich
den
in
worden
makedonisch - serbischen
Grenzgebieten
Fr
sprechen sprachliche, in spteren Ab-
diese Lokalisierung
bersetzt
sind.
schriften hUufig nur durchschimmernde Merkmale und der
stand
dals in diese Periode
griechischen Element
strkere
eine
am
ohne welche besonders die
fllt,
Um-
Berhrung mit dem
meisten
vertretenen bersetzungen aus der vulgr-griechischen Litteratur
Gemeinsam
unverstndlich wren.
dafs die
\'ersdichtungen
freien
in
ist
ihnen auch das Merkmal,
Prosabearbeitungen wieder-
gegeben wurden; zum mindesten gilt das
in denen man bisher darauf geachtet hat.
fr diejenigen Flle,
\'on der lteren hellenisierenden Profanpoesie
Werk
umfangreichste
Georgios Pisides.
des
nur das
ist
das Hexaemeron,
ein philosophisch-theologisches Lehrgedicht ber die Erschaffung
der Welt mit zahllosen Beziehungen auf die Zeitgeschichte (erste
Hlfte des 7. Jahrhunderts), bekannt. Von den jngeren fand
Beachtimg
fallende
die
an
Scheide
die
Dioptra
des
ZrLcalo
(slaw.
11.
und
Jahrhunderts
12.
Spiegel),
den Streit
ein
zwischen Seele und Leib behandelndes Erbauungsgedicht (in fnf
Bchern, also samt den ^ Klagen) des Mnches Philippos Solitarius.
Etwas Unbekanntes
Verse des
ist
eine
Georgios Pamphilos
dogmatische
Panoplia,
(Chilandar Nr. 216).
Mehr Anklang fanden die vulgr griechischen Vers- und
Prosadichtungen. Das trockene, fr byzantinische Zustnde je-
doch sehr bezeichnende
Alexios, der
Lehrgedicht
welchem
in
Sohn des Kaisers Johannes Komnenos, seinen Neffen
unterweist (vor 1142),
ist
in einer schlecht berlieferten kirchen-
auf Makedonien
slawischen,
Spaneas,
hinweisenden bersetzung und
in
einer freien serbischen Bearbeitung erhalten, in der die poetische
Frbung ganz vernichtet
ist,
so dafs sie den Eindruck eines ganz
schmucklosen prosaischen Auszuges macht, der aber schon
einem griechischen Original vorhanden gewesen sein kann.
\'ielleicht
schon
erst in diese Periode
in die
^^**)
ist
altbulgarische,
in
wahrscheinlich aber
eine bersetzung des byzantinischen
Basilios Digenis Akritas zu
Angaben unmglich sind, weil sie nur
ber
Nationalepos
verlegen,
die sichere
in einer spten
Taten des schnen D e v g e n i j erhalten
daher auch fraglich, inwiefern das vorauszusetzende
Original von den bisher bekannten griechischen
russischen Bearbeitung
ist.
Es
bleibt
sdslawische
151
Fassungen abwich. Im Vergleich zur byzantinischen Epope,
welche die Kmpfe des Akriten (Grenzwchter) Digenis mit den
Sarazenen und Apelaten (Raubrittern) zum Gegenstande hat, sind
in der slawischen Fassung die historischen und genealogischen
Tatsachen stark verwischt, dafr aber viele mrchenhafte Zge
eingefhrt das erotische Element tritt so sehr zurck, dafs nichts
brig bleibt, was ber die Grenzen der ehelichen Liebe hinausdafr wurde aber das christliche Element in den nicht
geht
zwischen Sarazenen und Griechen, sondern zwischen Muselmanen
und Christen stattfindenden Kmpfen sehr verstrkt. Mit den
slawischen Lenorensagen hat der Akritenkreis nichts zu tun.
;
Auch der Porikologos
(das
ist
Obstbuch),
eine
kleine
Prosaerzhlung, in der vor einer Versammlung von Baumfrchten
liegt in einer geschickt
Traube Prozefs gemacht wird
bersetzung vor, deren Titel Martyrium des
Traube ist im Slawischen mnnlichen
seligen Grozdij (Grozd
der
nationalisierten
Geschlechtes) sehr ernst klingt,
im Texte aber
um
so gemtlicher
aussieht, als die Parodie des verwickelten byzantinischen
apparates etwas eingeschrnkt worden
mter-
ist.
Hauptschlich nach Makedonien fhren uns im Vergleich zu
frheren Zeiten besonders zahl- und umfangreiche
Sammlungen
von Sentenzen, die nicht blofs aus der Bibel und den Kirchenvtern, sondern auch aus der antiken Litteratur geschpft waren,
so dafs wir darin einigen Ersatz fr den gnzlichen .Mangel an
philosophischen Werken finden. Vor allem sind zu nennen die
Sentenzen des griechischen Komdiendichters Menander, deren
bersetzung einer griechischen Vorlage entstammt, die alphabetisch nach den Anfangsbuchstaben der Verse geordnet war.
Dafs ein derartiges Wei-k in verschiedenen Redaktionen vorkam,
zeigt auch hier die ins 13., vielleicht schon in das Ende des
12. Jahrhunderts fallende slawische bersetzung, die ungefhr
hundert im Griechischen bisher nicht aufgefundene Verse entVon Menander selbst war allerdings schon im Original
hlt.
wenig brig geblieben; noch mehr wurde aber die ganze herbergenommene antike Weisheit durch den bersetzer verwischt,
welcher der Wiedergabe feinerer philosophischer Begriffe oder
poetischer Redewendungen nicht gewachsen war; namentlich
fehlten ihm Worte fr abstrakte Begriffe
so dafs er oft einen
einzigen Ausdruck fr drei oder vier griechische anwendet.
,
Unter dem Titel
152
Makedonien
und
auch
sonst prostammenden Handschrift eines Popen Dragolj
saische Florilegien berliefert, deren Herkunft und Zusammensetzung
Filosofija
schwieriges
ein
orthodoxen Slawentums
Kapitel
sind
der
in
Litteraturgeschichte
Auf jeden
bildet.
einer aus
Fall
Popen Dragolj, dafs schon im slawischen
pilation des
des
KomSden zum
lehrt
die
Teil sehr alte bersetzungen verschiedener Florilegien das Material
zu neuen derartigen Werken lieferten. Auch Sammlungen von
Sprchen Sirachs (die lteste in dem sogenannten Sbornik
S\'jatoslavs von 1076) und Salomos zeigen, dafs die slawische
Litteratur nicht blofs durch bersetzungen, sondern auch durch
Neuschopfungen, allerdings nach dem Muster der byzantinischen
Florilegien, bereichert wurde. Stark verbreitet war im slawischen
Sden auch eines der bedeutendsten byzantinischen Florilegien,
aus dem 11. Jahrhundert stammende Melissa (slaw. Pcela)
des Mnches Antonios; doch ist ihre bersetzung im sdlichen
Rufsland in vormongolischer Zeit angefertigt worden und kam
nicht spter als im 14. Jahrhundert, wahrscheinlich durch bulAuffllig ist die bersetzung
garische Medien, zu den Serben.
die
des Florilegiums eines der heidnischen Philosophie so nahestehenden Schriftstellers wie Euagrios, der gar nicht heilig oder
sondern direkt der Philosoph genannt wird.
hochehrwrdig
,
Speranskij
^^^)
Philosophie
14.
sieht darin einen Reflex des Interesses fr die alte
das
fr
die
religisen
Jahrhundert charakteristisch
einer einzigen
und
rein
ist.
Strmungen Bulgariens im
Da
das
serbischen Handschrift
Werk
jedoch
erhalten
ist,
in
so
kann es sehr gut in die serbische Periode Makedoniens fallen,
wohin die byzantinische Frhrenaissance auch ihre Wellen schlug.
Allerdings fiel die durch dieses und andere Florilegien ausgestreute Saat des klassischen Altertums weder bei den Sdslawen noch bei den Russen auf fruchtbaren Boden, denn hier
bildeten die Florilegien keine Schulbcher wie in Byzanz, sondern
standen in einer Reihe mit der blichen Lektre der Legenden,
Apokryphen und orientalischen Erzhlungen.
Altertum ist in der
slawischen berlieferung der Sentenzen auch dadurch verwischt
worden, dafs die Namen ihrer Urheber durch allgemeine Ausdrcke, wie sein Philosoph oder jemand sagte, ersetzt oder
Die Erinnerung
an
das
klassische
gnzlich fallen gelassen wurden.
So ging der charakteristische
153
Unterschied zwischen gelehrten Zitaten und den Sprichwrtern
berhaupt
allmhlich
Dazu kamen ausgesprochene
verloren.
Sprichwrter der mittelalterlichen Griechen
Werke,
in
denen
sie ja
durch homiletische
zu allegorischen theologischen Deutungen
herangezogen wurden, durch Sammlungen wie die
Maximos Planudes und natrlich auch auf mndlichem Wege
zu den Slawen. Fr die Russen wurde das schon an sicheren,
wenn auch nicht besonders zahlreichen Beispielen nachgewiesen ^^-),
fr die Sdslawen ist es bei den innigen Beziehungen zu Byzanz
selbstverstndlich.
Nur darf man beim Vergleichen der mittelund neugriechischen Sprichwrter mit der Volksweisheit der Sdslawen die hnlichkeit in der Form nicht berschtzen. Krumallzu stark
des
Einteilung der Sprichwrter in zwei verschiedene
Gruppen, eine griechisch-orientalische, in welcher die anekdotische,
auf den einzelnen Fall zugeschnittene Form vorherrscht, und eine
abendlndische, welche die betreffende Wahrheit in Form eines
allgemeinen Satzes enthlt, hat sich berhaupt nicht bewhrt, da
die anekdotische, auf den einzelnen Fall bezogene Ausdrucksweise bei allen Vlkern die ursprngliche gewesen und erst allmhlich der allgemeinen Sentenz gewichen ist ^^^). Dieser Weg
bachers
^^^)
war schon dem
klassischen
Vuk
der Serben,
St.
Sammler der
Volkssprichwrtern
D Serbischen
traditionellen Litteratur
Karadzic, klar, der in der Vorrede zu seinen
*^^)
den Unterschied
zwischen
echten Sprichwrtern und vielen kleinen Erzhlungen genau
beobachtet
und darauf hingewiesen hat, dafs
die Sprichwrter
aus solchen Erzhlungen entstanden sind.
Unbekannt
sind die griechischen Originale einiger in serbischer
Redaktion vorkommender Erzhlungen. Durch ihre Schnheit ragt
hervor die von der Wirtin Theophano, die eine historische
Grundlage besitzt, und die Verschwrung des Johannes Tzimiskes
und anderer Unzufriedener gegen den Kaiser Nikephoros II. Phokas
(963 969) schildert, aber ganz im Tone des Volksmrchens und
alles Unglck Theophano, der Frau des Phokas, zuschreibend. Auf-
auch hier orientalische Stoffe vertreten, namentin einer noch Bulgarismen verratenden
fllig stark sind
lich jdische,
Handschrift,
deren wir
die
gleich drei finden.
Geschichte
ebenfalls
Nach
aus
Makedonien
stammen
knnen,
einer aus einer Chronik geschpften
vom treuen Dienst
Nevrod (Nimrod?) im Lande Evusc
ein
diente
einem Manne
Mann durch
fnfzig Jahre
154
ohne den versprochenen Lohn. Da ging er zu einem Magier
in einer Wstenhhle, um fr sich, eine sitzengebliebene Jungfrau, sieben Miinner und eine grofse Kiche am Wege, die hnliche Schmerzen hatten, Rat zu holen. Weil sie alle ihre Fehler
Einen hnso brachte ihnen dies Glck.
aufrichtig beichteten
,
lichen moralisierenden Inhalt hat >die
Jus
(das
ist
Joas^^'')),
Frage eines Knigs
der in Israel und Samaria herrschte,
an
einen Philosophen Josip (Josef). Der genannte Nachfolger Ahabs
meinte, dafs von allen Verbrechen nur der Mord oder die \'er-
treibung eines Knigs
genug
Beispiele
in
der Geschichte Israels gab es dafr
ohne Begrndung
sei.
Ahab und
Josef
widerlegt
ihn
ihm zur Bekrftigung eine Fabel, wie sich der Br, Wolf und Eber im Land
teilten und den Kater, Fuchs und Igel in Dienst nahmen, dann
mit
dem Hinweis
auf Saul und
erzhlt
aber, trotzdem sie die strkeren Tiere waren, durch die Schlauheit des
Fuchses umkamen, weil auch
sie sich
vom
Neid,
dem
Die Fabel, die an das
serbische Volksmrchen vom Bren, Schwein und Fuchs sehr
stark erinnert, ist ein interessanter Beitrag zur Geschichte von
der Herkunft des Zyklus vom Reineke Fuchs. Die Erzhlung
aus alten Bchern von Asa, Knig in Juda, dem fnften nach
David, bringt eine vollstndige Genealogie dieses Weiberfeindes,
der drei die Frauen verherrlichende Verse aus dem Gottesdienst
Ursprung
alles
bels, leiten
liefsen.
und dafr hart hlsen mufste. Diese Erzhlung,
solcher
die eine offenkundig ltere und viel schnere Redaktion
Kaiser
vom
der abendlndischen Sage
Flle gibt es mehrere
gehrt
eigentJovinianus in den Gesta Romanorum reprsentiert,
entfernen
liefs
lich zu der bei
den Serben sehr stark verbreiteten apokr^-phen
an einer Person des Alten Testamentes hattet
Litteratur, da sie
und
sich direkt als
vom Knig
Trume
Auch
>Zwlf
selbst geschrieben hinstellt.
fr die lange nur aus der russischen Litteratur bekannten
des Knigs (von Jericho) Sakys (auch Sahinsah,
die ihm der Weise Mamer deutet, wurde die
Sahaisa, Tankis),
(von A. N. Veselovskij vermutete) Vorlage
Handschriften gefunden,
in
zwei altserbischen
von denen eine auf eine bulgarische
Alle diese Geschichten zeigen, dafs der >^yeise
Akyrios nicht vereinzelt in der kirchenslawischen Litteratur dasteht; auch braucht wenigstens fr alle nicht eine griechische
Quelle vorausgesetzt zu werden, denn auch auf diesem Gebiete
zurckgeht.
155
konnten sich die Athosmnche ihre X'orlagen direkt aus Palstina
vom Sinai holen, ja einzelne bersetzungen knnen makedonische und serbische Mnche sogar aus anderen Sprachen anoder
gefertigt haben.
Noch nher
Vermittelung durch die
4.
liegt
am Balkan
Originalleistungen auf
aber die Mglichkeit einer
angesiedelten Juden.
dem Gebiete
der geistlichen
und weltlichen Litteratur.
Nicht umsonst schweigen die serbischen Quellen
Vergangenheit Serbiens vor Stefan Nemanja,
nisch
und hretisch erschien;
erst
von der
die ihnen als heid-
der konsolidierte und
ortho-
doxe serbische Staat brachte dem Lande Herrscher und Heilige,
die man nicht blofs in kirchlichen Lobreden und Gesngen,
sondern auch in Biographien feierte, welche allerdings meist fr
Menen und andere Kirchenbcher bestimmt waren. Auf diesem
Gebiete finden wir daher originelle Leistungen,
die
sich
natr-
auch an die byzantinischen Muster anschlssen, und sogar
ausgeprgte litterarische Persnlichkeiten.
lich
Nemanjas beide Shne,
die
sein
Werk
auf staatlichem
und
kirchlichem Gebiete vollendeten, sind auch die ersten serbischen
Der Zeit und auch Bedeutung nach gebhrt der
Vorrang dem jngsten Sprossen des Begrnders der Dynastie
Der
1236).
der Nemanjici, dem heiligen Sava (nach 1171
schwrmerische Jngling Rastko, der von einem Mnche des
russischen Pantelejmonklosters von dem Leben auf dem Athos
gehrt hatte, entfloh im 17. Lebensjahre in das genannte Kloster,
das er dann mit Watopdi vertauschte, wohin ihm nach fnf
Schriftsteller.
Jahren auch sein Vater bereits als Mnch mit einigen seiner
Mitarbeiter folgte. Mit ihren eigenen Mitteln und der erbetenen
Untersttzung Stefans des Erstgekrnten stellten sie das zerfallene
Kloster Chilandar als serbische Lawra (nahm dem Range nach
die vierte Stelle unter
den Athosklstern
einj,
fr die
Sava das
kaiserliche Privilegium persnlich in Konstantinopel 1198 erwirkte,
wieder her;
landes,
sie
sollte
nicht
blofs
zur Aufklrung
ihres Vater-
sondern auch zur Verbreitung des wahren Glaubens in
seinem (berwiegend katholischen) Westen dienen, was einen
Lieblingsgedanken Savas auf dem Athos bildete. Das asketische
Leben daselbst konnte ihn jedoch nicht dauernd fesseln, um so
i-
156
vorbergehend unter die Herrschaft
folgte er dem Rufe seiner
Brder, er mge ihre Thronstreitigkeiten schlichten, und brachte
den unversehrten Leichnam^ seines \'aters nach Studenica, wo
er als Igumen nicht blofs das Klosterleben hob, sondern auch
mehr,
als
die Athosklster
Im Jahre 1207
des Papstes gerieten.
seinem regierenden Bruder mit Rat und Tat zur Seite stand.
Anlfslich der Heirat Stefans mit einer Venetianerin begab er sich
wieder nach dem Athos, kehrte aber aus Nika als autokephaler
Erzbischof Serbiens zurck (um
Residenz Zica
alle seine
1220)
und widmete
in
seiner
Hebung der Orthodoxie und
Kirche. Im Jahre 1229 unter-
Krfte der
der Organisation der serbischen
nahm er eine Pilgerreise nach Palstina und besuchte nach
Niederlegung seiner hohen Wrde (1233), die ihm unter den
streitenden Neffen zur Last w^urde, wieder das Heilige Land,
Alexandria und die gyptischen Wsten, zog nach abermaligem
Aufenthalt in Jerusalem ber Babylon auf den Sinai, kehrte ber
Armenien und Anatolien nach Europa
Jerusalem, Antiochia
zurck und starb in der bulgarischen Residenz Trnovo ri4. Januar
1236). Im folgenden Jahre wurden seine Reliquien nach Mileseva
gebracht, doch wurde dieses Heiligtum der sdstlichen Herzegowina am Ende des 16. Jahrhunderts von den Trken geraubt
,
und vor Belgrad verbrannt.
Savas Bedeutung fr die serbische Kultur
kirchlichen Organisationsttigkeit,
steller
liegt
seine Verdienste
wurden jedoch lange berschtzt,
in seiner
als Schrift-
seine Hauptleistungen
Zuerst (1199) schrieb Sava ein im
Original erhaltenes Typikon fr die zu Chilandar gehrige Einsiedlerzelle des heiligen Sava von Jerusalem in Kareje (Karys,
allerdings auch unterschtzt.
serbische bersetzung
Orahovica), das wahrscheinlich eine ber-
wie die Typika der Klster Chilandar und Studenica.
Sava holte sich das Original fr diese aus dem gut organisierten
Kloster der Muttergottes der Wohltterin (QeoT('r/.ov t/]^ EiSQyhidog)
setzung
in
ist,
Konstantinopel,
in
dem
er abzusteigen pflegte,
und
liefs
ab-
nur den zweiten, auf das Klosterleben bezglichen Teil
bersetzen, da ein eigentliches Typikon mit der gottesdienstlichen
Ordnung offenbar bereits in einer bersetzung vorhanden war.
sichtlich
Der bersetzer war
seiner
Aufgabe
wechselte gleichlautende Worte,
nicht
gewachsen, er ver-
kannte die altkirchenslawische
Sprache nicht gut und brachte volkstmliche Elemente hinein,
157
aber nicht rein serbische, sondern bulgarische oder makedonische.
Ein grfserer Einschub (im I. Kap.) mit Zitaten aus dem Evan-
gehum und dem Apostolos sowie
die Korrekturen sind wahrSavas Werk und wrden beweisen dafs er mit dem
Kirchenslawischen ziemlich gut vertraut war. Der sptere Text
von Studenica soll dem griechischen Originale sogar nher stehen.
Das bezieht sich aber nur auf die bersetzten Bestandteile, denn
das Typikon von Studenica erhielt im Vergleich zu seiner ursprnglichen Zusammensetzung eine wesentliche Bereicherung
scheinHch
durch die Biographie seines Ktitors, des heiligen Symeon, der
schon ein Jahr nach seinem Tode auf dem Athos kanonisiert
worden war. Sava unterzog sich damals der Aufgabe, das nicht bekannte Officium fr seinen Gedenktag zu schreiben, und widmete
ihm auch zwei kurze Kapitel (IL, III.) in dem Typikon von
dem von
Chilandar, die er in
graphie wurde
sind
die
wischt.
Studenica erweiterte.
Diese Bio-
spter als selbstndige Lektre abgetrennt, doch
Spuren des ursprnglichen Zusammenhanges nicht verWahrscheinlich bildete auch die Stiftungsurkunde von
Studenica ursprnglich ein Kapitel seiner Klosterregel,
in
wie das
den byzantinischen Stiftungstypiken der Fall war.
Sava beschrieb (wahrscheinlich bald nach 1207 und vor 1215)
sehr kurz das gottgefllige Leben des Mnches S)-meon, nicht
des
verdienstvollen
Herrschers Stefan Nemanja,
ber den nur
doch kamen darin auch
seine kindlichen Gefhle stark zur Geltung, wie berhaupt seine
ganze Darstellung trotz biblischer Zitate und Vergleiche natrlich,
schlicht und gar nicht legendarisch ist; die vor anderen Biographien
nebenbei einige Nachrichten abfallen;
genauen chronologischen Daten sind jedoch
^^'').
Auf Originalitt machte der erste
serbische Schriftsteller keinen besonderen Anspruch, denn er nahm
eine Stelle aus seinem Typikon von Kareje, zwei Drittel des
Textes der Goldbulle von Chilandar (1198 1199) und mehrere
Stellen und Phrasen aus dem Typikon von Chilandar und mittelbar
sie
auszeichnenden
als sptere Zustze wertlos
aus seinem griechischen Originale herber.
Die sonstige Rolle Savas
in der serbischen Litteratur
charak-
dafs er sich viele Gesetzbcher und
terisiert die Nachricht,
solche ber die Verbesserung des Glaubens vor der Besitznahme
seines
Erzbistums
in
Thessalonike
abschrieb.
Bekannt
ist
sein
Nomokanon mit der bersetzung desProchiron(S.149), Die nicht
158
besonders reichhaltige serbische Epistolographie
leitete ebenfalls
Sava mit einem Sendschreiben aus Jerusalem an den Igumen von
Studenica Spiridon
ein,
dem
er verschiedene
Andenken aus dem
bersendete und seine Reise nach Alexandria
und dem Sinai ankndigte.
Bald nach Sava schrieb (Ende 1214 oder Anfang 1215)
Stefan der Erstgekrnte das Leben '^'*) desselben Mnches
Symeon, aber auch des frheren Unterweisers und Lehrers, des
Herrn und Selbstherrschers seines ganzen serbischen Vaterlandes
und des Kstengebietes. Dementsprechend bietet uns der lteste
Sohn und Nachfolger auf dem Throne eine wirkliche und inhaltsreiche, allerdings ganz kirchlich gefrbte Biographie, die auch
einfach und klar geschrieben ist, aber der weniger gelehrte
Laie steht hinter seinem geistlichen Bruder weit zurck, indem
die
er seinem Vater schon zahlreiche Wunder und Gnaden
ihm namentlich in den Kmpfen gegen seine Feinde zustatten
gekommen seien, zuschreibt und noch hinzufgt, dieselben seien
ebensowenig zu zhlen wie die Sterne am Himmel und der
Sand am Meere, whrend Sava noch kein einziges Wunder erwhnt. Die ihm zugeschriebenen kanonischen und liturgischen
Fragen an Demetrios Chomatianios, Erzbischof von Ochrida,
rhren jedoch nicht von ihm, sondern sicher von seinem Sohne
Radoslav her (K. Jirecek).
Dem Hieromonach des Chilandarklosters Domentijan, der
von seinem Schtzling Theodor Gramatik als grolser Bcherverdanken wir zwei ausfhrliche Bioliebhaber gefeiert wird
graphien, die des heiligen Sava (1253 wahrscheinlicher als 1243)
Heiligen Lande
und des heiligen Symeon frher Nemanja des Ersten, des Erneuerers des serbischen Vaterlandes (1264).
In beiden schrieb
er Stefan den Erstgekrnten grndlich aus, in der zweiten auch
Bezeichnend ist fr diesen Musterkompilator das
der Biographie Nemanjas: im Verhltnis zu Stefan
bringt er gar nichts Neues, im Gegenteil, er drngt alles Ttschliche in den Hintergrund oder lfst es ganz fallen; dafr
sich
selbst.
Verfahren
in
erhebt seinen irdischen
er aber noch mehr Wunder an
Helden berhaupt zu einem himmlischen Wesen und erweitert
seine Vorlage fast um das Dreifache durch biblische und theologische
Zitate
sowie durch einen besonderen Reichtum an
und gewundenen Phrasen. Im Zusammengedrechselten
knstlich
huft
159
hang mit dem ganzen Entwicklungsgang der serbischen Geschichte
dafs Domentijan die Herkunft und die
katholische Taufe Nemanjas verschweigt, an der noch Sava und
steht auch die Tatsache,
keinen Anstofs genommen hatten. Die serbischen Biographien ahmen also auch darin ihre griechischen Muster nach,
Stefan
dafs sie sich fortschreitend
vom
dafr aber als Hagiographen
geschichtlichen Boden entfernen,
immer mehr legendarisch und rhe-
torisch werden.
Von
diesem Gesichtspunkte
ist
auch das \'erhltnis Domen-
unbekannten Mnch Theodosij zu betrachten, der lange ins 14. Jahrhundert verlegt wurde, obgleich
er seine Geschichte*^'*): oder sein Leben **^^ des heiligen Sava
nach den Mitteilungen seiner ehrwrdigen Schler, die mit ihm
tijans
zu
dem
weiter
und wirkten, schrieb. In seiner Wrdigung
wurde man ihm allmhlich gerecht, aber noch immer glaubt
man, er habe Domentijan abgeschrieben, da beide in der Reihenfolge und dem Inhalt ihrer Erzhlung, von wenigen Stellen abgesehen, bereinstimmen, whrend das Umgekehrte der Fall ist.
fasteten, pilgerten
Beide charakterisieren sich selbst am besten, denn nach Theodosij
nach
haben die Athosmnche Sava beauftragt, das Leben
Domentijan die Wunder (Cudotvorenija) des heiligen Symeon
zu schreiben. Genaue Vergleiche zeigen, dafs Theodosij Sava
nher steht, selbstndig und in der Tat viel mehr historisch
(die Glaubwrdigkeit aller seiner Nachrichten ist eine andere
Frage)
Domentijan dagegen lesachlich und natrlich ist
gendarisch, hyperbolisch und rhetorisch, durch welche Eigenschaften auch sein Leben Savas stark angeschwollen ist, dabei
aber an Deutlichkeit und Przision viel verloren hat. berdies
fhrt Theodosij eine ungemein poetische Sprache und verdient
insofern in der Tat ein Romancier des 13. Jahrhunderts genannt
zu werden. Die beiden Athosmnche waren Konkurrenten, und
es ist wohl kein Zufall, dafs Domentijan nur die Biographie des
heiligen Sava in seiner Einzelzelle Kareje schrieb, wo er nach
ihrem Typikon immer htte bleiben sollen, und ebenso charakteristisch ist die Tatsache, dafs Domentijan seine beiden Werke
an den Knig Stefan Uros nach Serbien sandte. Domentijans
Biographien waren fr den serbischen Hof bestimmt, Savas
j>
Biographie
des
Theodosij
behagte
mehr den Mnchen (vgl.
Es ist begreiflich und
Stefans und Savas Biographie Nemanjas).
160
macht den mnchischen Abschreibern (Serben und Russen) sogar
Ehre, dafs sie Theodosijs Biographie des heiligen Sava der des
Domcntijan vorzogen und letztere sogar in Vergessenheit geraten
liefsen, allerdings hufig unter dem Namen Domentijans noch
in der Ausgabe von Danic^ic, Belgrad 1860). Beide Werke haben
wegen der Schilderungen der Pilgerfahrten Savas eine Bedeutung
fr die Palstinalitteratur, die sonst in
dem
alten Schrifttum der
Sdslawen nicht vertreten ist.
Unter solchen Umstnden ist es wenig wahrscheinlich, dafs
Theodosij auch einen kurzen Auszug aus Domentijans Leben
des heiligen Symeon verfafst habe. Solche Auszge waren berhaupt keine Seltenheit. So gibt es auch ein Leben des heiligen
Symeon und Sava nach Domentijan (nicht jnger als 16. Jahrhundert), das Savas zweite Orientreise als eine Fahrt nach Rom
hinstellt, wo er zum sechsten Patriarchen von Serbien und der
Nachbarlnder Ungarn, der Lateiner und Bosniens'< geweiht
worden sei. Diese Fabel ist aufserordentlich charakteristisch fr
Serbiens Beziehungen zu Rom.
Dagegen gehren Theodosij ohne Zweifel andere ebenfalls
populre, fr die Physiognomie eines altserbischen Schriftstellers
charakteristische Werke: ein Kanon fr den heiligen Symeon
(Nemanja), ein Kanon fr den heiligen Sava, ein Hymnus und
ein Panegyrikos fr beide Heilige.
Dagegen
anderer Athosmnch, Theodosije, die
schrieb offenbar ein
Legende des
heiligen Peter
Koriski (von Korisa), dessen Einsiedlerleben auf den Bergen
Prizren in die Zeit Dusans fallen
soll.
Durch
um
die vielen Visionen,
insbesonders durch die sich in einem fort wiederholenden Teufels-
erscheinungen erinnert diese Legende in der Tat an die hagiographische Litteratur der bulgarischen Hesychasten, doch hat
Peter selbst zu ihnen gar keine Beziehungen gehabt. Theodosij
unternahm vom Athos eine Wallfahrt zu den Reliquien des Heiligen,
um sich Nachrichten ber ihn zu holen, und widmete ihm auch
einen Kanon und Hymnen.
Das umfangreichste W^erk der altserbischen Litteratur sind
die panegyrischen Lebensbeschreibungen der serbischen Knige
und Erzbischfe (die Titel Car^stavnik= Kaiserchronik imd
Genealogie rhren von spteren Abschreibern her) des
Rodoslov
letzten Erzbischofs (sein Nachfolger wurde Patriarch von Serbien)
Daniil (Danilo) II. (13231338), eines adeligen Sprlslings,
der
zuerst
sich
als
161
Igumen des Chilandarklosters
dann
als
Bischof und Ratgeber der Knige Milutin und Stefan Decanski
in
hervorragender Weise
schrieb
Auch dieser Staatsmann
dem Athos
nur kirchliche Lob-
bettigte.
wahrscheinlich auf
reden auf die angeblich nur der Frmmigkeit lebenden, Kirchen
und Klster beschenkenden serbischen Herrscher seit Stefan
(12431276), dessen Gemahhn Jelena, eine frnkischec
ausnahmsweise auch eine Biographie erhalten hat,
obwohl sie eine eifrige Katholikin war. Er wollte an Sava und
Stefan den Erstgekrnten anknpfen, aber dieser und seine Shne
Uros
I.
Prinzessin
leer aus, da ihm ber sie offenbar kein Material zur
Verfgung stand. Vollstndig ist dagegen die Reihe der auf
Sava folgenden Erzbischfe, denen auch viel mehr Raum gewidmet wird. Die ersten Regierungsjahre Dui^ans (bis 1337) und
auch schon das Leben seines Vaters beschrieb ein Schler Daniils,
gingen
Herren bezeichnet. Eigentliche Fortnur der geistliche Teil, der nicht blofs eine ausfhrBiographie Daniils selbst, sondern auch einige Notizen ber
den er
fters als seinen
setzer fand
liche
die ersten drei Patriarchen (bis 1376) enthlt.
Wie andere Werke
Wert nur
Dafs es immerhin besser ist
als sein Ruf, zeigt die Biographie des Knigs Stefan Decanski von
Grigorij Camblak (Samblak, Dzamblak), einem aus der Schule
des Euthymij hervorgegangenen Bulgaren (geb. 1364?), der als
in
Ermangelung
hat auch dieses historischen
besserer Quellen.
Igumen des Klosters Decani (heute auf albanesischem Gebiet) dessen
Grnder mit echt byzantinischer Rhetorik pries (1407 1408), dabei
aber auch eine recht hbsche Beschreibung der Gegend von Decani
und eine
Kirche
ufserst interessante Schilderung des
lieferte,
Baues der dortigen
Daten hinter
sonst aber bezglich der historischen
Daniil beziehungsweise seinem Schler zurcksteht.
seligkeit
gegen den Zaren Stefan Dasan
ist
Seine Feind-
nicht auf nationale
Tradition zurckzufhren, sondern auf die Haltung der Athos-
mnche, die sich in der serbischen Patriarchatsfrage auf die Seite
Auffllig konfus
ihres Oberhauptes in Konstantinopcl stellten.
sind seine Nachrichten ber die religisen Streitigkeiten in Konstantinopel, um so mehr, als er schon 1389 auf dem Athos und in der
zweiten Hlfte der neunziger Jahre des 14. Jahrhunderts in der
Hauptstadt selbst weilte, so dafs er sich bessere Vorstellungen von
Barlaam holen und auch von seinem Hauptgegner Palamas, den er
Murko,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
11
162
gar nicht erwhnt, etwas hren konnte.
Camblak kam
auf
An-
regung des Kiewer Metropoliten Kiprijan, eines durch langjhrigen
Aufenthalt auf dem Athos serbisicrten Bulgaren, ber Moldau nach
wo
Sdrufsland,
er eine ulserst lebhafte,
viel gefeierte schrift-
und rednerische Ttigkeit entwickelte und
als Metrovon Kiew (1414 1418) von Konstantinopel heftig bekmpft
wurde. Diesen beiden Mnnern gebhrt hauptschlich das viel gerhmte, aber zweifelhafte Verdienst, dafs sie die in Orthographie und
Sprache archaisierenden und inhaltlich sich an die zeitgenssischen
Produkte der Byzantiner eng anschliefsenden Leistungen der Sdslawen nach Rufsland brachten und eine Reaktion gegen die sich
daselbst entwickelnde volkstmliche Richtung hervorriefen.
Nach Dajil bemerken wir in der serbischen Geschichtschreibung eine grfsere Lcke. Namentlich auffllig ist es, dals
eine so hervorragende und mchtige Persnlichkeit wie Stefan
Dusan nicht einmal einen Lobredner fand; ein neuer Beweis,
dafs die Mnchswelt, namentlich die des Athos, seine eigenmchtige
stellerische
polit
Grndung des
serbischen Patriarchats nicht billigte.
Dagegen
wird nach der Ausshnung der serbischen Kirche mit der griechischen Frst Lazar, der in der Kosovoschlacht (1389) ein
tragisches
Ende
fand, in Gedchtnis-
der Nation gefeiert,
und Lobreden
als
Mrtyrer
so dafs wenigstens dieser gewaltigen Kata-
strophe, die
im Volkslied so stark
Erwhnung
geschieht.
fortlebt,
auch
in
der Litteratur
Die bedeutendste historische Leistung der Sdslawen steht
am Ende der altserbischen Litteraturperiode und verherrlicht
den Despoten Stefan Lazarevic (1389 1427), der sich der
Litteratur am meisten von allen serbischen Herrschern annahm
und
sie
im Lande
litterarischen
selbst
pflegen
liefs.
Bewegung an seinem Hofe
von Kostenec
(Kstendil in
Im Mittelpunkt der
drfte
Westbulgarien
Konstantin
Dorf Kostenec
seiner Gelehrsam-
? ein
wegen
den Maricaquellen)
keit wie der gleichnamige erste Slawenapostel der Philosoph genannt, gestanden haben er war ein bulgarischer Flchtling, der
sich die slawische und griechische Bcherweisheit von einem gewissen Andronik aus der j>Romanija (d. i. Thrakien um Philippopel
und Stara Zagora), einem Schler des Euthymij, und durch
lngeren Aufenthalt auf dem Athos, in Konstantinopel und sogar
in Jerusalem angeeignet hatte. Sein Hauptwerk ist die Biographie
noch
jetzt
bei
163
dem Tode seines nicht kanoGnners im Auftrag des Patriarchen und einiger Magschrieb (1431
1432).
Hier haben wir eine wirkUch
des Stefan Lazarevic, die er nach
nisierten
naten
vor uns. in deren Einleitung wir sogar eine
Geographie Serbiens und eine allerdings sehr bedenkliche Geneadas auf den Kaiser Konstantin
logie seines Herrscherhauses
zurckgefhrt wird, antreffen. Im Vordergrnde seiner Schilderung stehen die trkischen \'erhltnisse, whrend Stefans Beziehungen zu den westlichen Nachbarlndern nur flchtig dargestellt werden; doch gerade dadurch wird das Werk besonders
wichtig, weil die Zeit von 1360
1420 in der byzantinischen
historische Arbeit
Geschichte
geisterte
am
dunkelsten
Lob Belgrads,
die Zuverlssigkeit
Viele Einzelheiten,
ist.
B. das be-
z.
die hufigen chronologischen
der Erzhlung
das Bestreben
Angaben,
berall
die
Wahrheit wiederzugeben, sind Vorzge, derentwegen Historiker
(K. Jire^ek, St. Stanojevic) das
macht
es
sein
Werk
schwulstiger Stil
so
hoch
Leider
stellen.
geradezu ungeniefsbar
Konstantin eignete sich nicht nur die Gelehrsamkeit (er
denn
zitiert
Thukydides, Aristoteles, Plato usw.), sondern auch die besonders
geknstelte Sprache des absterbenden Byzanz an, so dafs er auch
bezglich der Unverstndlichkeit die hchste Stufe der serbischen
Geschichtschreibung erreicht hat.
Unter den serbischen Kirchenfrsten fand den letzten Biographen der Patriarch Jefrem (Patriarch 1375, starb 1399).
Lobreden erhielten noch die letzten Despoten auf ungarischem
Boden Stefan Gjorgjevic und seine Frau Angjelina sowie ihre
Shne Erzbischof Maksim ff 1516) und loan Despot (j 1503).
:
Bis
zum Ende fanden
also
nur die Sprossen des Herrscher-
geschlechtes Beachtung, die schweren Schicksalsschlge, die das
ganze serbische \^olk trafen, erweckten aber keinen Widerhall
in
der Litteratur.
Dafs die panegyrische Litteratur der Serben mit geringen
nicht hoch steht, braucht keiner weiteren Erwgungen.
Schlimmer als ihre mnchische Exklusivitt, ihr Mangel an
historischem Sinn und ihre Phrasenhaftigkeit, die brigens in der
allzu grofsen Abhngigkeit von den zeitgenssischen Byzantinern
ihre Erklrung findet, ist jedoch eine unglaubliche Heuchelei.
So meint der russische Kirchenhistoriker Golubinskij dafs man
von den Serben eine im hchsten Grade ungnstige Vorstellung
11*
Ausnahmen
164
bekommen mUfste, wenn man den Charakter des ganzen Volkes
nach dem Werke des Biographen der serbischen Herrscher
Daniil
beurteilte.
Solche entsetzliche Rhetorik,
solche grenzenlose Schmeichelei
ja
und Lgenhaftigkeit
noch mehr
findet
man
keinem Byzantiner, die darin doch Meister waren.
Nicht minder entsetzt ist ber die serbischen Panegyristen der
slawophile Russe Hilferding, der bei einem sogar folgende
Aufserungen fand: diesem gottesfrchtigen Knig Uros, der
sogar
seinen
bei
geliebten Sohn geblendet
hatte,
oder:
dieser
Knig Uros III. begann Ha fs zu hegen gegen seinen
geliebten Sohn usw. Dieses Pharisertum gehrt in der Tat
zu den schlimmsten Auswchsen des Byzantinismus bei den
fromme
Slawen.
anonym
Meist
auch die zahlreichen Offizien fr die
denn es gab fast keinen bedeutenden
sind
serbischen
Heiligen,
Menschen
in
der serbischen Geschichte,
Heiligen versetzt worden wre
der nicht unter die
Gedenktag in der
Kirche erhalten und seine Stelle im Kalender gefunden htte
Diese liturgischen Stcke wurden spter in
(St. Novakovic).
besonderen Handschriften und Drucken, Srbljak genannt, ge,
nicht seinen
sammelt durch sie blieb das Andenken an die serbischen Frsten
der Kirche und im Volke lebendig.
Grofser Verbreitung erfreuten sich bei den Serben auch die
Heiligenlegenden der Schule von Trnovo und der lteren bulgarischen Periode
deren Erzeugnisse mehrfach modernisiert
wurden.
Etwas spt finden wir bei den Serben auch einheimische
Chroniken (letopisi, rodoslovi). Abschreiber oder Exzerptoren
byzantinischer Chronisten fhlten sich verpflichtet, an die Weltchronik auch Nachrichten ber das serbische Land anzuschliefsen, gingen aber nie ber Stefan Nemanja hinauf; denn
fr die Mnche begann die serbische Geschichte erst mit dem
Herrscher, dem sie vor allem nachrhmen, dafs er die Orthodoxie
befestigt habe ^^^). In den nicht besonders umfangreichen serbischen
Chroniken, deren ber dreifsig bekannt geworden sind, herrscht
eine grofse Mannigfaltigkeit
denn schon ihr allgemeiner mit
Adam beginnender Teil ist mehr oder minder gekrzt oder fehlt
auch ganz ebenso ist der serbische Teil in ausfhrlichen Fassungen vorhanden, in denen der fromme Sinn der Herrscher ge;
in
165
I
feiert
und doch noch manches ber
Regierung gesagt wird, oder
Notizen beschrnken. Die
zu dem Jahre 1371 und 1391,
ihre
in krzeren, die sich auf annalistische
Chroniken reichen bis
wohl noch im 14. Jahrhundert entstanden die jngeren^
aber, die gleich zu Beginn dadurch charakterisiert sind, dafs sie
eine Genealogie Nemanjas enthalten, die bis auf Konstantin den
Grofsen zurckgeht (er gab dem dalmatinischen Serben Likinije
[Licinius] seine Schwester Konstantija zur Frau), mssen in ihren
Anfngen auch schon in die erste Hlfte oder in den Beginn
des 15, Jahrhunderts verlegt werden (ein Embr)^o ist fr 1416
nachgewiesen)
was sehr gut zu den gelehrten Bestrebungen
ltesten
sind also
unter
dem Despoten
Stefan Lazarevie pafst. In seinem dynastischen
waren ja auch die Genealogie und der Nachweis seiner
Abstammung von Nemanja in weiblicher Linie gelegen. Beide
Redaktionen erfuhren Umarbeitungen und Fortsetzungen die in
manchen Handschriften bis ins 18, Jahrhundert reichen. Als
Quellen der serbischen Annalen gelten die panegyrischen Biographien (namentlich die des Theodosij) Typika in denen die
Interesse
Erinnerungstage fr den Ktitor (Stifter des Klosters, der Kirche),
fr den Herrscher oder Erzbischof mit kurzen Notizen emgetragen
waren.
Totenbcher,
Schreibernotizen
vieler AVerke,
offizielle
Akten und auch mndliche berlieferungen, In grfseren Kompilationen fanden auch allerlei andere Artikel Aufnahme
und
namentlich wurden verschiedene Chroniken ausgeschrieben.
Auf jeden Fall gab es derartige Arbeiten schon im slawischen
,
Sden: doch ist es nicht wahrscheinlich, dafs der russische
Chronograph vom Jahre 1512, der eine Weltchronik bis zum
Fall von Konstantinopel und Nachrichten aus der russischen,
bulgarischen und serbischen Geschichte enthlt, auf eine direkte
serbische Quelle zurckgeht, vielmehr stammen seine spten (aus
dem 17. Jahrhundert) und gekrzten (in 100, auch 121 Kapiteln
statt 208) serbischen Fassungen aus Rufsland.
Die serbischen Chroniken sind weder litterarisch
noch
historisch wertvoll und knnen namentlich keinen Vergleich mit
den herrlichen russischen Annalen aushalten. Dafs sie ber
nebenschliche Dinge berichten
dagegen wichtige Ereignisse
bergehen, haben sie mit ihren byzantinischen Mustern gemein.
Immerhin ist auch durch sie manche sonst unbekannte Nachricht
auf uns gekommen. In der geschriebenen Litteratur erhielten sie
,
einiges
166
historisches Interesse
wach
so
dafs wenigstens
manche
Kreise nicht allein auf die poetische Geschichte des V-^olksepos angewiesen waren, das brigens die jngsten Chronikenhandschriften
(namentlich die von Tronosa) schon beeinflufst hat.
Die erste kirchenslawische, wirklich grammatische Schrift,
die acht Redeteile <, die man flschllcli als eine bersetzung
des Joann Exarch dem Johannes von Damaskos zuschrieb, fhrt
ins 14. Jahrhundert und ist wohl in die makedonischen bulgarischAuf
serbischen Grenzgebiete oder auf den Athos zu verlegen.
ieden Fall gehrt auch dieses seinem Titel nur teilweise entsprechende Werk, das sich dann in Rufsland einer besonderen
Verbreitung erfreute (1586 wurde es in Wilna als Grammatik
der slawischen Sprache gedruckt) und die Grundlage zu der
noch heute teilweise blichen grammatischen Terminologie legte,
den Sdslawen an. Wahrscheinlich ist es eine Kompilaton von
Scholien,
nicht
bersetzung eines bestimmten griechischen
die
Nachahmung der Griechen
ist eine sklavische,
Werkes, aber die
und gelegentliche Abweichungen sind ganz konfus.
Auch die bedeutendste grammatische Leistung der Sdslaw^en
verdanken wir Konstantin von Kostenec, dem Biographen
des Stefan Lazarevic.
Er
schrieb seinen Traktat ber die Schrift
(Skazanie o pismeneh)
am
serbischen Hofe nicht vor 1423, als er
Gegner
Grammatik
Er wollte den Serben und Bulgaren
nach Art der Erotemata des Manuel
Moschopulos liefern und im Interesse einer Verbesserung der
Kirchenbcher die Unterschiede zwischen der bulgarischen und
was er am besten dadurch zu
serbischen Graphik nivellieren
noch
eine
hatte.
viele
erreichen
hoffte,
dafs
er
die
bedingungslose
Nachahmung
der
Griechen zum obersten Prinzip ^*-) erhob. Dazu berief er sich auf
die alten Bcher, worunter er die Redaktion von Trnovo ver'
stand,
so dafs wir in seinem Traktat die Grundstze der archai-
Reformbestrebungen des Patriarchen Euthymij, auf
denen auch die Wirksamkeit der vielgerhmten Resavaschule
beruhte, erhalten haben. Die richtige kirchenslawische (slowenische) Sprache suchte er aber nicht bei den Bulgaren oder
Serben, sondern die Slawenapostel htten die feinste und schnste
sierenden
russische
Sprache
gewhlt.
Konstantin
imponierte
also
die
von einem grofsen Volke getragene russische (speziell sd- oder
kleinrussische)
Aussprache des Kirchenslawischen,
die er auf
dem
167
Athos, in Konstantinopel und
in Jerusalem kennen lernen konnte,
ebenso wie drei Jahrhunderte spter den kroatischen Reformatoren
der glagolitischen rmisch-katholischen Kirchenbcher. Neben
den ausfhrlichen und kleinlichen Errterungen ber Buchstaben,
Akzente und andere aus dem Griechischen entlehnte zwecklose
Zeichen finden wir auch Bemerkungen ber Schulzustnde und
Gebruche in Serbien, wie z. B. ber das Blutessen und die
der Wahlbruderschaft (pobratimstvo). Un unchristliche Sitte
glaublich
ist es,
wie schlecht Konstantin, der auf seine byzantinische
Weisheit so stolz war, aus
dem
Griechischen bersetzte;
man
mufs jedoch hervorheben, dafs ihm die Nachahmung des byzantinischen Purismus des 14. Jahrhunderts auch die Aufgabe erschwerte, da er Vulgarismen vermied und fr die schwierigsten
Begriffe wo mglich slawische Termini schaffen wollte, die allerdings wieder den griechischen sklavisch nachgebildet wurden.
Sein Werk erfreute sich bei den Zeitgenossen und Epigonen eines
grofsen Ansehens, um so mehr, als ein hnlicher Gelehrter in den
folgenden Jahrhunderten weder im slawischen Sden noch in
Rufsland auftreten konnte.
Im Gefolge Konstantins schrieb 1 469 VladislavGramatik
im Kloster von Zegligovo bei Skopje eine Sammelhandschrift,
deren Inhalt (unter den theologischen Artikeln Polemik gegen die
Lateiner und die Lehren des Barlaam und Akindynos, Schriften
des Gregorios Palamas
Werke des Euthymij Artikel ber die
Slawenapostel) und Orthographie fr die Schule des Trnover
Patriarchen Euthymij charakteristisch sind. Man darf in Vladislav
keinen gewhnlichen Abschreiber sehen, denn durch zahlreiche
und verstndnisvolle Randnotizen verrt er, dafs er ein gelehrter,
mit der griechischen und slawischen Litteratur wohl vertrauter
,
Mann
war.
Mit der bernahme kirchlich -weltlicher Gesetze der Byzantiner konnte sich Serbien nicht auf die Dauer begngen.
Vom
Zaren Stefan Dusan, dessen Regierung durch solche bersetzungen wie die des Syntagma des Blastares hervorragt, stammt
auch ein auf den Reichstag von 1349 erlassenes (und wahrscheinlich
1354 ebenso ergnztes)
Gesetzbuch,
das die be-
deutendste Leistung der Sdslawen auf diesem Gebiet reprsentiert.
Die Notwendigkeit eines solchen Gesetzbuches stellte sich namentlich nach den Eroberungen grofser byzantinischer Gebiete heraus,
168
denn zwischen dem Recht beider Reiche gab es grofse prinzipielle
Im christlichen Kaisertum von Konstantinopel kannte
Gegenstze.
man
keine schroffen Klassenunterschiede;
ein Adelsstaat mit fest gegliederten Stnden.
Serbien
Die feudale Investitur
des Vlastelin durch Schlachtrofs und Waffen
vom
Landesfrsten,
Zusammensetzung
von Richterkollegien nur aus Standesgenossen, Kompositionen in Geld fr Verbrechen, Ordalien mit
heifsem Wasser und glhendem Eisen, die der byzantinischen
Staatsverfassung ganz fremden Reichstage des Adels und Klerus
und manche andere Einrichtungen bringen das altserbische Rechtsleben mehr den mittel- und nordeuropischen Volksrechten nher.
Es ist daher kein Wunder, dafs bei der Abfassung des serbischen
Gesetzbuches nicht so sehr die systematisch angelegten Nomokanones samt dem darin enthaltenen weltlichen Recht der
B5'zantiner als die Statuten der Stdte des adriatischen Kstenlandes zum Muster dienten (K. Jirecek). Dafs aber dieses Gesetzbuch andererseits als eine Ergnzung der byzantinischen Rechtsbcher zu betrachten ist, beweist sein Inhalt. Das brgerliche
Recht fehlt darin fast ganz, etw-as besser vertreten ist das Sachenrecht mit Bercksichtigung der eigentmlichen Verhltnisse des
die
war dagcjjen
serbischen
Adelsstaates;
dafr
aber
dominiert
das
ffentliche
von Stzen des Kirchenrechtes und
schliefslich das Straf recht. Manche Bestimmungen sind sehr alten
Landesgesetzen, kniglichen Befehlen, Reichstagsbeschlssen und
Rechtsgewohnheiten entnommen
andere stammen aus Mitteleuropa. Dafs aus den griechischen Rechtsbchern wenig geschpft
wurde, zeigt auch die geringe Zahl griechischer juridischer
Termini. Das Denkmal ist historisch und juridisch bedeutungsvoll,
litterarisch steht es indes nicht hoch, denn sein Stil erinnert allRecht
^*^),
ferner eine Reihe
zusehr an griechische Muster.
Der
als
Mzen und durch
Stefan Lazarevic,
haben
soll,
ist
auch
Nach dem Muster
seine Biographie bekannte
Despot
der viele griechische Schriften bersetzt
als selbstndiger Schriftsteller aufgetreten.
byzantinischer
Orakelsprche
schrieb er
Prophezeiung c
die aus verschiedenen historischen
Allusionen zusammengestellt, aber so dunkel ist, dafs man unmglich etwas Sicheres daraus gewinnen kann. Eine Lobrede
(1415)
eine
auf die Liebe (Slovo
Ijubve),
die er wahrscheinlich
whrend
von
seiner Abwesenheit aus Serbien 1402 geschrieben hat, zeugt
litterarischer
169
und wiederholt den
Bildung
Titel in einer Akros-
tichis (krajegranese).
Ein
Litteratur
dastehendes
einzig
ist
Denkmal der
lteren
serbischen
Todtenklage fr den DesBrankovic (14271456); ein ihm
eine regelrechte
poten Gjurgje (Georg)
nahestehender Geistlicher gibt seinem Schmerz und seiner Trauer
vor dem noch unbegrabenen Leichnam in ungemein poetischer
Weise innigen Ausdruck.
"Verse kann man in diesen wenigen poetischen Leistungen
nicht nachweisen. Dafs den Serben der Zwlfsilber ohne poetischen
Schmuck (auch ohne Zsur nach der fnften Silbe) bekannt war,
zeigen die aus dem Jahre 1475 stammenden Stisi^*^) des Schreibers
eines liturgischen Buches, der es in einem Gebet Gott,
der Muttergottes
weiht,
zuletzt
ber
seine
Klage fhrt und eine genaue Zeitangabe
im anderen
schlechte Vorlage
gibt.
Strophengesnge,
aus Sprchen der Heiligen zusammengesetzt, die Safafik
einer von ihm zwischen 1390
140S
angesetzten Prager
^*')
in
Museum-
handschrift sah, sind noch nicht bekannt geworden.
X.
Bosnien.
Ein besonderes politisches Leben unter Banen (bis 1377) und
Knigen fhrte zwischen Serbien. Kroatien und Ungarn Bosnien ^*^),
das im Westen und Osten Eroberungszgen seiner Nachbarn oft
immer nur mit teilweisem
ausgesetzt war, aber
umgekehrt auch
Erfolg,
whrend
ihre Bestandteile bosnischen Besitz bildeten;
hat Stefan Tvrtko,
Bosniens grfster Herrscher (1353
so
1391),
sogar Dalmatien samt Inseln vorbergehend Bosnien angegliedert
(1390). Die serbischen Quellen, die von dem Wirkungsgebiet des
Sammlers des serbischen Landes, Stefan Nemanja, berichten,
schweigen von Bosnien, Hum und Trebinje. Sava grndete zwar
fr Zachlumien ein Bistum, im eigentlichen Bosnien gab es
aber nicht einmal einen orthodoxen Bischof, und selbst spter
residierte er bis zum 15. Jahrhundert in Dabar (heute Banja) an
der Mndung des unteren Lim in die Drina; erst unter den
Trken wurde
dieses
rmischen Kirche
^*^j
Bistum nach Sarajevo bertragen.
machten jedoch die Herrschaft die
Der
zahl-
170
reichen Bogomilen streitig, die sich
hunderts
seit
dem Ende
des 12. Jahr-
des Schutzes der Bane und Knige erfreuten
oder
sie
wie auch den Adel zu ihren Mitgliedern zhlten. Da jedoch
Bosnien seit dem 12. Jahrhundert mehr oder weniger in der
selbst
Machtsphre der ungarisch-kroatischen Knige lag, die als Anhnger der Ppste mglichst viel vom byzantinischen Besitz und
Einflufs auf dem Balkan an sich reifsen wollten, oder direkt in
einem Vasallenverhltnis zu ihnen stand, so mufsten seine Herrscher
Ein Gegenstck zu
diesen Umstnden fters Rechnung tragen.
Ban Stefan Kotromanic, der als Orthodoxer geboren wurde, die Bogomilen beschtzte und zuletzt den
Kmpfe gegen die
katholischen Glauben annahm^*''*) (1340).
Stefan Nemanja bietet der
Schismatiker und Hretiker fllen daher stark die bosnische Geschichte aus, ja
gegen
(Bogomilen) wurden von den
die Patarener
ungarisch - kroatischen Knigen sogar Kreuzzge unternommen,
die allerdings meist nur als
Vorwand
zur Einmischnng in die bos-
nischen Angelegenheiten dienten und daher den von den Ppsten
gewnschten Erfolg nicht haben konnten. Solange sich katholische Truppen im Lande befanden, bekannten sich die Bogomilen
als
Katholiken,
renische Sekte
um
sofort wieder umzufallen,
eigentlich
bis
reirgion bildete, welche Rolle
letzten
zum
dem
so dats die pata-
15. Jahrhundert die StaatsKatholizismus erst unter den
Knigen, die gegen die Trken den Schutz der abend-
lndischen
Christenheit
anriefen
beschieden
war
(seit
1446).
Bosniens unrhmlicher Untergang (1463) wurde auch dadurch
nicht aufgehalten.
Die Herzegowina, die sich erst 1435 selb-
von den Trken erobert.
Mathias Corvinus jagte die Trken noch einmal aus dem nordwestlichen Bosnien hinaus, dessen Festung Jajce dann zwei Jahre
nach der Schlacht von Mohacs bereits unter dem Habsburger
Ferdinand I. verloren ging (1528).
Merkwrdig ist es, wie auch die bosnischen Herrscher ihre
Blicke nach dem Sdosten richteten. So liefs sich der Katholik
stndig gemacht hatte, wurde 1482
Stefan
Linie,
^"'^)
Tvrtko, ein Nachkomme der Nemanjici in weiblicher
zum Knig von Bosnien und Serbien in Mileseva, wo sich
das Grab des heiligen Sava befand, mit der doppelten Krone
Ahnen krnen (1377), fhrte die byzantinischen Hof-
seiner
mter auch in Bosnien ein und nderte sogar den Charakter
seiner Urkunden, indem er den bombastischen Stil der serbischen
171
Herrscher nachzuahmen begann
^*^).
In
hnlicher Weise
legte
Kosaca, ein eifriger Patarener, um sich populr zu
machen, den Titel eines Herzogs (herceg) vom heiligen Sava bei
(vor 17. Oktober 1448)^-*'*), so dafs seit dieser Zeit Chulm und
Sdbosnien Herzegowina genannt wird.
Sowie Bosnien politisch einen Pufferstaat zwischen Orient und
Okzident bildete, so kreuzten sich dort auch in kultureller Hinsicht rmische und byzantinische Einflsse. Zum Unterschied von
Serbien, wo man sich an die Weltschpfungsra der griechischen
Kirche hielt, bediente man sich in Bosnien der Zeitrechnung der
rmischen Kirche, d. h. von Christi Geburt an gerechnet; dagegen bewahrten selbst die Katholiken unter denen schon seit
dem 14. Jahrhundert die Franziskaner, die ihre Klster meist in
den Bergstdten hatten, eine eifrige Ttigkeit entfalteten, die
cyrillische Schrift, welche auch das Grab Katharinas, der Stiefmutter des letzten bosnischen Knigs, in Rom geschmckt haben
solpsoj^
Auch in den Urkunden der Frsten und Adeligen
sich Stefan
macht
sich,
soweit
sie nicht lateinisch
waren, der
mit der griechisch-slawischen Welt bemerkbar,
haltene cyrillische Urkunde aus
haben wir dem bosnischen
nisch),
zeigt
schon
sie
1189, ein Privilegium
Ragusa (doppelsprachig. Original
fr die Handelsrepublik
Doch
dem Jahre
Zusammenhang
ja die lteste er-
Ban Kulin
Eigentmlichkeiten,
zu
latei-
verdanken.
vermuten lassen,
Makedonien hinab
die
dafs sich der Cyrillismus in Bosnien bis nach
im engsten Anschlufs an den lteren Glagolitismus ausgebildet
dem Cyrillismus in Serbien und Bulgarien in manchen
charakteristischen Punkten verschieden war.
Die Bewahrung
einer altertmlichen Orthographie und eigentmliche Schriftzge,
die sich ebenfalls auf alter Grundlage unter dem Einflsse der
hat und von
lateinischen Schrift
(vgl.
namentlich die Ligaturen) weiter aus-
eigentmliche Abart der bosDalmatien bis zum Ende des
18. Jahrhunderts bekannt und auch in den sterreichischen Grenzgebieten, speziell bei den Uskoken (Flchtlingen) blich war.
Die serbisch - bulgarische kirchenslawische Schrift trifft man in
bosnischen Kloster- und Kircheninschriften erst gegen Ende des
16. Jahrhunderts an.
Eigene litterarische Denkmler hat Bosnien nicht hinterlassen, was vor allem durch die grofse kulturelle Abhngigkeit
bildeten
nischen
^^^),
charakterisieren die
Cirilica
die
sogar
in
vom Abendlande
zu
erklren
ist:
Merkwrdig
dem
die
Katholiken
zehrten
Bogomilen begngten
seiner lateinischen Litteratur, die
fr ihre Bedrfnisse mit
172
an
sich aber
kirchenslawischen Erbe.
konservativ
sind
die Handschriften
nischen Bogomilen nicht blofs in der Graphik
(in
der bos-
einigen gibt
es auch noch keine Zeichen ber den Vokalen), sondern auch im
Text, dagegen fortschrittlich in ihrem knstlerischen Schmuck.
So verrt offenkundige glagolitische Herkunft das Evangelium
von Nikolja (am linken Moravaufer in Serbien) das von einem
,
Patarener Hval herrhrt.
Derselbe Hval, der Christ
schrieb
1404 fr.^Hrvoje, den Herzog von Spalato und Wojwoden von
Bosnien (einige Zeit auch Statthalter von Dalmatien und Kroatien),
das ganze Neue Testament und vom Alten die Psalmen (aufbewahrt in Bologna). Diese Zusammensetzung entspricht den
geschichtlichen Nachrichten von der Stellung der bosnischen
Patarener zur Heiligen Schrift. An die Psalmen reihen sich noch
einige Lieder an,
darunter ein apokryphes ber Davids
Kampf
mit Goliath, und die zehn Gebote, welche den Lehren der Sekte
nicht widersprachen.
Patarener schon auf
Man sieht
dem Wege
daraus, dafs sich die bosnischen
zur Anerkennung einiger Bcher
des Alten Testamentes befanden,
was
bei ihren abendlndischen
Glaubensgenossen in viel hherem Mafse der Fall war. \'or den
Evangelien steht eine aus dem Griechischen angefertigte bersetzung einer apokryphen Einleitung des Dorotheus, Bischof von
Tyrus, und eine zweite, dem heiligen Epiphanios, Bischof von
Cypern, zugeschriebene, die eine apokryphe Apostelgeschichte
enthlt.
Zwei apokryphe Artikel leiten auch die Paulusbriefe
in.
Diese Kleinigkeiten zeigen, dafs die Bogomilen in der Tat
zu den Verbreitern der apokryphen Litteratur gehrten. Auffllig sind in dem Kodex von Bologna zahlreiche nicht schlechte
Abbildungen des Erlsers, der Muttergottes und der Heiligen,
welche den Beweis liefern, dafs Patarener wie Hrvoje und sein
unter leicht begreiflichem westeuropischen KulturVerstndnis fr knstlerische Darstellungen hatten, wobei
Schreiber
einflufs
sie
der Bilderverehrung
Eine Abschrift
der
in
noch
der
immer abgeneigt
konnten.
sehr
wurde noch unter dem vorletzten bosnischen,
katholischen Knig Tomas von dem Christen Radoslav
seltenen Apokalypse
bereits
sein
kirchenslawischen Litteratur
fr den Christen Gojsak angefertigt.
173
Selbstndigkeit zeigt Bosnien in seinen slawischen Urkunden,
die
zum Unterschied von Serbien wenig Abhngigkeit vom
Kirchenslawischen zeigen, die \^olkssprache sogar in den Lauten
stark zum Aisdruck bringen und sich namentlich durch ihren
schnen volkstmlichen Stil auszeichnen. In dieser Hinsicht bertrifft Bosnien bis zu einem gewissen Grade sogar Ragusa, das
mit den serbischen und bosnischen Herrschern auch in cyrillischer
korrespondierte,
Schrift
anfangs
ihrem
Amte
denn dessen slawische Kanzler waren
gewachsen und schrieben erst seit
nicht
der Mitte des 14. Jahrhunderts korrekt eine volkstmliche Sprache,
aber im Binnenlande erlernte Elemente, namentlich auch
Reminiszenzen und Muster des orthodoxen Serbien aufweist.
Geradezu eine Spezialitt Bosniens sind seine ungemein zahl-
die
reichen, hufig mit Grabinschriften versehenen
man
schon vor Jahren rund 22 000 zhlte
kunde, stammt auch die lteste Inschrift
aus den Jahren 1203
1204^-^-).
(in
Denkmler, deren
Wie
Visoko)
die lteste
Ur-
vom Ban Kulin
Die Bltezeit der altbosnischen
Denkmler umfafst das 14, Jahrhundert und reicht im
zur Eroberung des Landes durch die Trken. Auch
15. bis
die
In-
ragen durch ihre schne Volkssprache mit ausgesprochenem Lokalkolorit hervor. Besonders bemerkenswert sind
auch ihre knstlerisch zwar nicht hochstehenden, aber eigenartigen Skulpturen; in der Tracht verraten sie deutlich westeuropischen Einflufs, der aus Italien ber Dalmatien und Ragusa
nach Bosnien gelangte; aber kein einziges Grabdenkmal enthlt
welche die relieine symbolische oder allegorische Andeutung
gisen Anschauungen ber das Dasein nach dem Tode zum Ausdruck brchte. Hier wird nur das Leben in seinen lebhaftesten
schriften
Momenten
Jagden, Turnieren, Tnzen
dargestellt.
Ebenso sind in den Inschriften nur Begebenheiten
aus dem Leben, aber niemals Wehklagen ber den Verstorbenen
angebracht. Man knnte glauben, dafs diese westeuropischen
Empfindungen und Begriffe so entgegengesetzten Anschauungen
speziell der Sekte der Bogomilen angehren, deren Bekennern
ja der Tod besonders willkommen war, zumal das Kreuz auf
und
frhlichsten
Denkmlern
Bogomilen
aber Kenner versichern, dafs soauch Katholiken und Orthodoxe daran
gleichen Anteil haben. Man sieht, wie schwach das Christentum
das Volksleben durchdrungen hat, und kann darin auch einen
diesen
wohl
selten ist,
als
174
Grund suchen, warum der Islam unter den Balkanslawen gerade
Bosnien die grfsten Eroberungen machte. Es mufs erwhnt
dafs solche Grabdenkmler auch in den angrenzenden
Gebieten, bis nach Albanien und Kosovopol je, sowie in Serbien
in
werden,
am
sind,
rechten Drinaufer
vorkommen
wie die entschieden
aber noch nicht so erforscht
viel zahlreicheren
bosnischen; dagegen
sind sie in Bosnien selbst in den einst zu Kroatien gehrigen nord-
westlichen Gebieten,
wurden, sehr
wo
einige glagolitische Inschriften gefunden
selten.
XL
Die kirchenslawische Litteratur der Kroaten an der Adrla.
In die Zeit
zeit
die
vom
13. bis
15.
Jahrhundert
fllt
auch die Blte-
der kirchenslawischen Litteratur bei jenem Teil der Kroaten,
in dem adriatischen Kstengebiete das Erbe der Slawenunter den ungnstigsten Umstnden bewahrt und i24S
ausdrckliche Anerkennung der slawischen Liturgie, aber
apostel
die
nach rmischem Ritus erlangt haben. Den Mittelpunkt
des kroatischen Glagolitismus haben wir auf den Quamerischen
Inseln, in Istrien und im kroatischen Kstenland zu suchen; auch
bereits
im nrdlichen Dalmatien war er noch stark vertreten und seine
Auslufer fhren bis in das Gebiet von Makarska und auf die
Insel Curzola. In Kroatien bildete ursprnglich die Kulpa seine
Grenze; dafr urafafste er aber auch einige Gebiete im nordwestErst spter, namentlich im 16. und 17. Jahrlichen Bosnien.
kamen wohl
hundert,
hauptschlich infolge der durch die
Trken
verursachten Wanderungen zahlreiche Vertreter des Glagolitismus
weiter in das Innere von Kroatien und sogar in die slowenischen
Gebiete von Triest und Grz und nach Krain. Auch in der
sdwestlichen Spitze von Ungarn,
um
in
Strigovo,
das mit dalma-
Heimat des heiligen
der
Hieron5'mus zu sein, grndete Graf Friedrich von Cilli
mchtig in die Geschichte der sdslawischen Lnder eingriff, ein
Kloster zu Ehren des angeblichen Erfinders der glagolitischen
tinischen
Orten
die
Ehre
stritt,
die
Schrift.
Besonders interessant
ist
die Tatsache, dafs dieser rmisch-
slawische Ritus, der in den meisten kroatischen Dizesen nur
eine untergeordnete Rolle spielte, sogar nach Bhmen und Polen
175
Die Luxemburger nahmen unter die Mittel zur
Frderung ihrer Plne in Friaul auch den Schutz der slawischen
der fters starke slawische
Kaiser Karl IV\
Liturgie auf
Neigungen hatte, erwirkte sich von seinem Lehrer Klemens VI.
sogar die Erlaubnis, den slawischen Gottesdienst in Bhmen vorlufig an einem Orte einfhren zu drfen (1346), und grndete
verpflanzt ward.
(1347) das Emauskloster in Prag, das er mit reichen Mitteln aus-
1356 bestimmte er eine besondere jhrliche Summe
und zuerst mit
Abschreiben glagolitischer Bcher
kroatischen Benediktinern bevlkerte. Das Kloster ging jedoch
stattete
fr
das
den Hussitenkriegen zugrunde. Von Prag holten sich
Spezialitt, die den alten polnischen Historiker
Dlugosz mit slawischem Stolz erfllt, auch der Knig Ladislaus
Jagiello und seine Gemahlin Hedwig, aber auch in Krakau hielten
sich die Mnche mit slawischer Liturgie nicht lange ber 1470.
schon
(1390)
in
diese
Ganz verkehrt
(z.
B.
1.
Broz),
flsse der
ist
Meinung kroatischer
die
dafs sich in
Litterarhistoriker
Bhmen und Polen
unter
dem
Ein-
Kirchensprache htte eine reiche Litteratur entwickeln
knnen, denn mit der Volkssprache und der lateinischen Schrift
konnte zu dieser Zeit die Kirchensprache
mehr
treten,
am
in
keine Konkurrenz
allerwenigsten in Bhmen, das schon eine stark
gef legte volkstmliche Litteratursprache besafs moderne bhmische
:
Litterarhistoriker (wie
J.
Vlcek) erwhnen daher diese Episode
gar nicht.
Es mufs hervorgehoben werden, dafs selbst bei dem in Rede
stehenden Teil der Kroaten neben der herrschenden glagolitischen
Schrift auch die cyrillische nicht unbekannt blieb. So gibt es glagolitische Sprachdenkmler mit cyrillischen Notizen und cyrillische
mit glagolitischen Randglossen.
Fr den bereits bekannten
wurde auch ein reich
Mefsbuch abgeschrieben,
so dafs dieser bosnisch-dalmatinische Machthaber gegen das Ende
seines Lebens sein patarenisches Glaubensbekenntnis abgeschworen
haben mufs. Auf der Insel Brazza wurde in dem Benediktinerkloster von Povlje eine ungefhr aus dem Jahre 1185 stammende
cyrillische Inschrift entdeckt, und eine derartige dortige Urkunde
aus demselben Jahre (sie war also vier Jahre lter als die lteste
erhaltene cyrillische) hinterlicfs uns ein Kanonikus von Spalato
Hrvoje, den Herzog von Spalato
illustriertes
in
katholisches
einer Abschrift aus
(s.
S. 172),
glagolitisches
dem Jahre
1250.
Das
Statut der sdlich
176
von Spalato gelegenen Poljica
wurde
ebenfalls
ge-
cyrillisch
schrieben, in seinem Text wird aber ausdrcklich der lateinischen
Sprache
machen
die
es
kroatische
begreiflich
Alle diese Beispiele
entgegengestellt.
dafs ein Austausch
litterarischer
Denk-
mler zwischen den Sdslawen auch nach der definitiven Kirchenspaltung des 11. Jahrhunderts nicht ganz aufgehrt hat.
Erst
aus dem 14. Jahrhundert sind schon Spuren auch des Gebrauches
der lateinischen Schrift nachzuweisen,
die
dann
der zweiten
seit
Ausdehnung gewinnt.
Hlfte des 15. Jahrhunderts stark an
Der slawische Ritus und mit ihm
die Kirchensprache hatten
Rckhalt an den Benediktinern, was deren
Traditionen entspricht, und an den P>anziskanern, namentlich an
den Terziariern, die dem niederen Volke, das meist die Glagolitengemeinden bildete, auch im Osten der Adria besonders nahe
standen. Zum Unterschied von der orthodoxen Slawenwelt finden
wir jedoch unter den Schreibern glagolitischer Denkmler sehr
einen
besonderen
hufig weltliche Geistliche vertreten,
Wien aufbewahrte
ja
sogar Laien (vgl. das
in
Knez Novak von Krbava, Palastritters des Knigs Ludwig von Ungarn, aus dem Jahre 1368).
Von den kroatischen glagolitischen Denkmlern brachte es
das Rheimser Evangelium zu grofsem Ruhm. Einige sdwestMissale des
russische cyrillische Evangelienlektionen aus
die
dem
heiligen
Prokop gehrt haben
Prag durch einen grfseren glagolitischen
dem
sollen,
12.
Jahrhundert,
wurden 1395
Teil ergnzt
in
und kamen
der \'erhandlungen
ber einen Anschlufs der
nach Konstantinopel, wo sie
1574 der Kardinal von Lothringen kaufte und dann der Kirche
von Rheims schenkte. Auf diesen mit Gold, Edelsteinen und
Reliquien reich ausgestatteten geheimnisvollen Texte du sacrec
Deshalb
leisteten die franzsischen Knige den Krnungseid.
brachte es das philologisch unbedeutende Denkmal im 19. Jahrhundert zu zwei kostbaren Ausgaben der Franzosen. Grofsen
Wert besitzen dagegen die Handschriften und ltesten Drucke
1451
anlfslich
Bhmen an
die orientalische Kirche
der Missale (gedruckt zuerst in Venedig 1483, also acht Jahre
nach dem ersten lateinischen) und Breviarien, denn diese nach
dem Ritus der rmischen Kirche zusammengestellten Bcher enthalten grofse Teile des Neuen und Alten Testamentes und Lektionen aus Kirchenvtern in bersetzungen, die unbedingt auf
das griechische Original ^^^) und auf die Zeiten Cyrills und Methods
zurckgehen.
Man kann
177
altertmliche Bestandteile,
solche
allmhlich und nur oberflchlich
Vulgata angepalst wurden,
sehr leicht von denjenigen unter-
scheiden, deren nicht besonders gelungene bersetzung aus
Lateinischen angefertigt werden mufste.
erhaltene
Psalter
lter
die
berdies nicht durchwegs der
So
und ursprnglicher
ist
als
z.
B.
dem
der ganz
der altkirchen-
Besonders wichtig sind die Bruchstcke
aus dem alttestamentliche Lektionen enthaltenden Parmienbuch,
denn hier haben die Kroaten die bersetzung der Slawenapostel
slawische Sinaipsalter.
besser bewahrt als die Serben, Bulgaren und Russen.
finden wir in Missalen
und Breviarien Bruchstcke,
berdies
die
in
der
Ebenso
altertmlich sind die in Breviarien berlieferten Legenden, unter
denen die des heiligen Wenzel von Bhmen hervorragt.
Die apokryphe Litteratur liefert schne Beweise, dafs der
Zusammenhang der Kroaten mit den orthodoxen Bulgaren und
Serben infolge der religisen Gegenstze nicht ganz unterbrochen
worden ist. So bewahrt eine glagolitische Handschrift aus dem
Jahre 1468 die ganze dem bulgarischen Popen Jeremija (s. S. 87 89)
zugeschriebene Kompilation von Apokryphen, die angeblich auch
ihm angehrigen Fragen ber die Bestandteile Adams, sodann eine
Erzhlung von Adams Tod und eine das griechische Original am
besten wiedergebende Hllenfahrt der Muttergottes. Im Laibacher
Breviar wurden am Tage der Geburt Christi zu lesende Bruchstcke
des Protoevangeliums Jacobi entdeckt, die gleichfalls der griechischen Vorlage nher stehen als andere sdslawische Fassungen.
Die einheimische, meist aus bersetzungen aus dem Lateinischen oder Italienischen und aus Kompilationen bestehende
geistliche Litteratur ist nicht besonders zahlreich, da sie nur
fr die einfachen Leute, welche die Schriften (natrlich die
Vertreten sind
lateinischen) nicht verstanden, bestimmt war.
Legenden, Visionen, Traktate, Moralisationen, ganz scholastische
Predigten, Gebete, Erklrungen der Messe, Belehrungen ber die
geistlichen Funktionen und Sendschreiben, darunter auch zwei
apokryphe Episteln ber die Tugenden und Wunder des heiligen
Hieronymus, der also auf allen Gebieten den Stolz der Glagoliten bildete.
Eines besonderen Ansehens erfreute sich auch der
heilige Gregor, dem Fragen zugeschrieben werden, welche an
die aus dem Griechischen bersetzte Unterredung der drei
bulgarischen Redaktion berhaupt nicht erhalten sind.
Murko,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
12
178
oder an die abendlndischen Joca monachorum erbersetzungen der Ordensregeln des heiligen Benedikt fr
das Kloster Rogovo bei Zara vecchia (sehr alt !) und des heiligen
Franziskus sowie Satzungen fr Bruderschaften entsprachen den
religisen Verhltnissen, Beachtenswert sind die schnen, in den
Heiligen
innern.
Auf Zeichnungen der Bruderschaften berlieferten nationalen Namen,
die mit altserbischen des Sdostens identisch sind
Die Sprache
prge, bald ist sie
mehr kirchenslawisch,
bald
meist
Falle
(z.
B. Vlkasin).
Denkmler zeigt kein einheitliches Gemehr volkstmlich und dialektisch gefrbt,
aller dieser
in
die
doch fhrt
nordwestlichen
uns auch
sie
Gebiete
der
in diesem
quamerischen
und des gegenberliegenden Festlandes.
Merkwrdig
sich neben sehr alten kirchenslawischen Ausdrcken ganz
moderne italienische Fremdwrter aus. Der Zusammenhang mit
Byzanz ufsert sich noch in ganz allgemein gebrauchten Wrtern
wie koludar (xa)JyQog, Mnch), daraus koludrica (Nonne),
molstir (neben lterem monistir und monastir [uovaoTilgiov]).
Wenig oder gar nicht vom Kirchenslawischen beeinflufst ist
die Sprache der Rechtsdenkmler und Urkunden, in
denen seit der Begrndung der Kirchensprache zum ersten Male
Inseln
nehmen
wieder ein sdslawischer Volksdialekt (der cakavische) in der
schriftlichen Aufzeichnung ganz zur Geltung kam. Fr die GeI
schichte der serbokroatischen Sprache sind daher diese
ihre
Bedeutung auch
fr die Kulturgeschichte,
Denkmler
Nicht gering
viel wichtiger als die gleichzeitigen serbischen.
denn
sie
ist
bewegen
den Hhen des staatlichen Lebens, sondern in den
Schon in den lateinischen und italienischen
Statuten der dalmatinischen Stdte, die sich die Rechtsbcher der
italienischen zum Muster nahmen, gibt es viele volkstmliche
sich nicht in
Tiefen des Volkes.
Elemente und slawische Worte; besonders wichtig aber sind
slawisch
geschriebenen Rechtsdenkmler.
Das
lteste
ist
die
das
Statut von Vinodol, das
Volk
selbst
sein
ein schnes Beispiel bietet, wie das
Gewohnheitsrecht kodifiziert. Im Jahre 1288
versammelten sich die ltesten von Vinodol und aus dem kroatischen Kstenland von Rjecina bis zur Grenze von Zengg (Senj),
>um alle guten, alten, erprobten Gesetze in Vinodol, an die sie
sich selbst erinnern konnten, oder die sie von ihren Vtern und
Grofsvtern gehrt hatten, schriftlich niederzulegen. hnlich
ist das Statut von Vrbnik und bis zu einem gewissen Grade
179
Insel Veglia aus dem Jahre 1388, das spter vererfuhr, namenthch unter venetianischer
Ergnzungen
schiedene
der ganzen
Auch
Herrschaft.
fr andere Orte derselben Insel,
die
dem
in
der kroatischen Geschichte berhmten Geschlechte der Frankopane
Auf
gehrte, sind solche glagolitische Gesetzbcher nachgewiesen.
dem
istrischen Festlande hatten sie auch Orte unter sterreichischer
Herrschaft, wie
Kastav
von Abbazia) und Trsat
das cyrillisch geschriebene
Gemeinde
sdlich
(it.
Castua),
(bei
Veprinac
Fiume).
Am
(in
Nhe
der
ausfhrlichsten
Statut von Poljica,
ist
einer grofsen
von Spalato, das durch seine schne und volks-
tmliche juridische Sprache und oft dramatische Darstellung der
Rechtsflle hervorragt; sein lterer Teil stammt aus
dem
Jahre
Die Urkunden sind meist privatrechtlicher Natur, gewhren daher einen guten Einblick in das Volksleben und sind
auch deshalb interessant, weil ihre Ausstellungsorte am besten
das bereits genannte Geltungsgebiet des Glagolitismus begrenzen.
Die strkste Sttze hatte er an den Conti (slaw. Knezi) Frankopan,
den Besitzern von Veglia, die schon seit 1193 auch im kroatischen
Kstenlande und in der Krbava festen Fufs gefafst hatten. Fr
1440.
die in Istrien
herrschenden Verhltnisse
ist
charakteristisch
die
Tatsache, dafs eine ausfhrliche und fr die Topographie wichtige
Grenzbestimmung aus dem Jahre 1275
kroatisch und
lateinisch,
fr die Herren deutsch niedergeschrieben wurde.
Ein noch ungeschriebenes Kapitel der kroatischen Litteraturgeschichte
bildet
die
erste
sdslawische Kunstpoesie
nach abendlndischem Muster.
schriften
In glagolitischen
Hand-
des 14. und 15. Jahrhunderts sind nmlich viele,
bisher nur
zum
Volkssprache
aber
Teil bekannte geistliche Lieder meist in der reinen
berfiefert,
die
in
ganz Dalmatien Verbreitung
fanden und schon im 15. Jahrhundert auch in lateinischer Schrift
abgeschrieben wurden (so auf Curzola). Erzhlende Lieder wie
eine
Legende vom heiligen Georg
sind selten,
stark vertreten
Lyrik durch Weihnachtslieder, Betrachtungen ber Christi Leiden, Marienklagen, mystische Ergsse
sich nach inniger Verbindung mit Jesus sehnender Seelen und
Hymnen auf Heilige, endlich Grabgesnge, die besonders deutlich
zeigen, dafs diese Poesie hauptschlich den Bedrfnissen der
Bruderschaften diente. Bezeichnend fr die Herkunft dieser Lieder
ist ein Gedicht ber die Schlechtigkeit dieser Welt, das namentist
jedoch
die religise
12*
180
hohe (von den Kardinlen angefangen) und niedere Geistund meint: Viele von ihnen wlirden,
wenn sie in der Welt stnden, Vieh weiden, in Weingrten arbeiten
und ackern, jetzt haben sie aber einen allzu dicken Bauch umgrtet, dem sie, jung und alt, wie Gott dienen. Man sieht auch,
dafs die religise Lyrik von Umbrien durch die Franziskaner
Dem entspricht schon die regellose
in Dalmatien Eingang fand.
Form mancher Gesnge; doch gewhnlich finden wir vollendete
Achtsilber, seltener Zwlf- und Zehnsilber mit Reimpaaren und
hier und da mit Strophengliederung. Zwlfsilber mit paarweisen
lieh die
lichkeit zur Zielscheibe hat
Binnen- und Endreimen, die spter in der dalmatinisch -ragusanischen Kunstdichtung dominieren, finden wir in einer Katharinenlegende, die im 15. Jahrhundert bereits in lateinischer Schrift fr
die
Nonnen des Marienklosters
Was
belangt,
die
so
sei
Zara geschrieben wurde.
in
prosaische bersetzu ngslitteratur
an-
daran erinnert, dafs auch die Kroaten die aus
Makedonien oder Bulgarien stammende alte bertragung der
Geschichte vom weisen Akyrios bewahrt haben. Inderseiben
Handschrift vom Jahre 1468 wurden neben dieser orientalischen
Weisheit auch die Bcher des weisen Kato berliefert.
aus denen
Sie haben jedoch mit dessen moralischen Disticha
die mittelalterliche Jugend so viele Jahrhunderte die Anfangsgrnde der Grammatik, Poesie und Moral kennen lernte (sie
wurden bald darauf von Marulie und dann von M. Buresic bersetzt; das Werk des letzteren wurde 1562 auch gedruckt), wenig
gemeinsam, sondern reprsentieren ein Konglomerat verschiedener
,
meist aus anderen Quellen,
den Sprchen Salomons und
aus Kirchenvtern stammen. Unter anderen moralphilosophischen
Werken ragte der grolse Lucidarius hervor. Diese Enzyklopdie geistlichen und weltlichen Wissens wurde aus dem
Bhmischen bersetzt, bildet also eine Frucht der Berufung
Der Gesichtskreis des berkroatischer Mnche nach Prag.
moralphilosophischer Sentenzen,
aus der Bibel,
setzers,
dessen Sprache
nicht grols,
die
hauptschlich aus
denn er
auf
das mittlere Istrien hinweist,
identifiziert
den Olymp mit der Uc^ka
war
(= Monte
Maggiore), die fr einen Kstenbewohner allerdings sogar bis
an die Wolken reicht. Von den Visionen gehrt hierher die
des irischen Ritters Tundalus (slaw. Dundal), die ber das
Leben im
Jenseits nach einer italienischen Vorlage berichtete.
181
XII.
Mittelalterliche romantische Stoffe bei den Kroaten
und Serben.
Abendlndische romantische Bearbeitungen antiker Stoffe,
Erzhlungen ber die Wunder des Orients, welche die Phantasie
der Kreuzfahrer und ihrer Heimatlnder so lebhaft beschftigten,
und sogar Romane aus den franzsischen Chansons de geste und
dem bretonischen Zyklus fanden ihren Weg zu den Sdslawen
und weiter zu den Russen durch Vermittlung des Ostadriatischen
Kstengebietes. Hier war der Boden fr die Aufnahme der Ideale
des Rittertums besonders gnstig, denn der Feudalismus blhte
nicht blofs in Kroatien, sondern auch in dalmatinisch-bosnischen
Gebieten; auch in die dalmatinischen Stdte und die sdwestlichen
serbischen Besitzungen gelangte der italienische Abklatsch der
hfischen Kultur. Das Verstndnis romanischer Vorlagen bereitete
hier keine Schwierigkeiten.
Aufserdem weisen gewisse Spracheigentmlichkeiten (Wiedergabe der romanischen s und z durch
s imd z, ph und f durch p, zahlreiche Romanismen und auch
Germanismen) direkt darauf hin, dafs eine ganze Gruppe von
Denkmlern an der Adria bersetzt oder auch selbstndig bearbeitet worden ist, denn diese Frage kann nicht genau beantwortet
werden, weil man bisher bei keinem Denkmal die unmittelbare
romanische Quelle angeben kann.
Den Charakter des sdslawischen und russischen Trojaromans
Name rumanac troiski (d. i. Romanzo
von Troja) in einer der ursprnglichsten kroatischen Handschriften.
Wir haben eine entschieden abendlndische und hfische Prosabearbeitung des berhmten Sagenstoffes vor uns; so erklrt z. B.
Paris dem Priamus, er sei nicht gekommen, um ihm fr Geld
oder ein anderes Gut zu dienen
sondern um zu sehen
wie es
mit der Ehre an seinem Hofe und mit der Courtoisie (dvorscina)
bestellt sei; die trojanischen und griechischen Frauen sind dementsprechend Damen im Sinne des Frauendienstes, und Helena
findet sofort an dem ihr von Paris gemachten Antrag nichts
Anstfsiges, denn es gezieme einem Ritter, der eine solche Schnheit gesehen, so zu reden.
Diese slawische Fassung geht so
bezeichnet schon der
eigenartige
nach
Wege,
Ovid und
dafs
man
darin eine selbstndige Bearbeitung
Pindarus Thebanus erblickte
(Dunger);
doch
182
wollen gerade slawische Forscher an eine derartige Kompilation
da sie in der lteren slawischen Litteratur etwas
nicht glauben
Aufsergewhnliches wre. Dieser weitgehende Skeptizismus ist
bisher jedoch nur bezglich der von den Byzantinern bernommenen
Werke
berechtigt;
am
wahrscheinlichsten
ist
allerdings die ber-
setzung eines bisher unbekannten lateinischen oder italienischen
dem eine Erzhlung ber die Jugend des Paris und
Heroiden und Metamorphosen Ovids als Quelle dienten. Be-
Originals,
die
zeichnend fr das altslawische Schrifttum ist die Tatsache, dafs
sogar der Meister der Slawistik, Miklosich, nur an eine griechische
Vorlage dachte und deren bersetzung nach Bulgarien verlegte.
Heute kann es jedoch keinem Zweifel mehr unterliegen, dafs die
slawische bersetzung oder Bearbeitung bei den kroatischen
Glagoliten am Quarnero, wahrscheinlich im kroatischen Kstenwo mehrere Magyarismen eindringen konnten entstanden
land
ist, und zwar zum mindesten in der ersten Hlfte des 14. Jahrhunderts, da sie 1345 bereits fr den bulgarischen Zaren Joann
Alexander im Anschlufs an die bersetzung der Chronik des
Manasses, von der sie sich inhaltlich und sprachlich so stark
unterscheidet, abgeschrieben worden ist.
,
Einer
hundert
neue
besonderen Vorliebe
(eine
erfreute
sich
Handschrift aus Sarajevo
vom
Alexanderroman
Russen,
s.
S. 95), ein
(die
Werk von
serbische
bis
ins
18.
Jahr-
Jahre 1782!) der
Aleksandrija der
solch knstlerischem Wert, dafs
berhmten okzidentalen Bearbeitungen wie der des Pfaffen
Lambrecht und dem Libro de Alejandro khn in eine Reihe
gestellt werden kann. Im Vordergrund steht als Ausgangspunkt
der Taten Alexanders Jerusalem, wo der Prophet Jeremias nicht
es mit
ihm, sondern ihm selbst prophezeit. Das entspricht der
ganzen Weltanschauung des Bearbeiters des Werkes des Pseudokallisthenes (nach der Redaktion C), denn Alexander erscheint
auf seinen Eroberungszgen als ein Verknder des biblischen
Gottes, als ein christlicher Held und seine Ritter als Paladine
im Zwielicht des Romantismus. Eine westeuropische Fassung
mit den charakteristischen Merkmalen der slawischen hat man
bisher nicht gefunden, wohl aber eine wenig bekannte mittelgriechische und ein stellenweise noch mehr bereinstimmendes
neugriechisches Volksbuch, die natrlich unter starkem abendlndischen Einflufs stehen.
In der mittelgriechischen Fassung
von
erblickt
man nun
183
die Quelle einer slawischen bersetzung,
aber nach den sprachlichen Merkmalen unmglich auf
die
dem Athos
oder im Innern von Serbien enstanden sein kann, sondern an der
Kste,
adriatischen
ziehungen
ein
so
Da
zu den griechischen Stdten und Inseln hatten.
griechisches
mfste
deren Seefahrer und Kaufleute genug Be-
Wort
man an
serbischer Sprache
glossiert
wird,
die sdlichsten slawischen Gebiete der
Adria
denken, doch war das
;in
Werk
schon 1389 in Zara in glagolitischer
Schrift (nur so kann die Stelle eines Testamentes ber Alexandri
parvus
in
littera sclaua
aufgefafst werden)
bekannt und
Germanismen auf,
Viel leichter wre die
weist in den meisten Handschriften zahlreiche
noch weiter nach Norden fhren.
Heimat zu bestimmen, w^enn einer der kompetentesten neuesten
Forscher (Sobolevskij) Recht behalten sollte, der in der slawischen
Fassung das Original und in der griechischen eine bersetzung
sieht.
Der Fall wre um so mehr beachtenswert, als wir es in
der Tat mit einer bedeutenden Bearbeitung des Alexanderromanes
in einer Version von der Art der Historia de preliis zu tun haben.
Die Frage kann jedoch mit den bisherigen Beweismitteln, wobei
man sich nur auf einzelne Worte beruft, nicht gelst werden.
Hierher gehrt auch die nur bei den Russen erhaltene Erzhlung vom indischen Reich, das ist die bersetzung
einer unbedingt lateinischen Fassung der Epistel des Presbyters
Johannes, des sagenhaften Beschtzers des Christentums im
die uns
Orient,
der Zeit
der
der
Phantasie
der Kreuzzge
als
der
europischen
eine
Mischung von Kaisertum imd
Gesellschaft
in
Papsttum erschien.
Auch die franzsischen Ritterromane kamen auf ihrem
Siegeszug nach dem slawischen Sden nicht blofs in italienischen
Fassungen, sondern auch in einheimischen bersetzungen. So ist
fr Zara aus dem Jahre 1389 ein Rimancius von Tristan bezeugt und ein anderer ;)Rimancius, der teils lateinisch, teils slawisch
geschrieben war.
In slawischer bersetzung
ist
erhalten eine
Geschichte von Rittern aus serbischen Bchern, namentlich
vom
berhmten Ritter Trysean (Tristan), von Ancalot (Lanzelot),
von Bovo (d. i. Buovo d'Antona, franzsisch Bueves d'Hanstone)
und von anderen vielen edlen Rittern in einer weifsrussischen,
von Polonismen strotzenden Handschrift des 16. Jahrhunderts.
Die wahrscheinlich italienische Quelle des Tristan, der den Gegen-
184
stand der beliebtesten und populrsten Dichtungen des Mittelalters
bildete, gehrte zur Gruppe der franzsischen Prosaromane; doch
weicht das letzte Viertel des weilsrussischen Textes vollstndig
davon ab; da dieser Schlufs der Erzhlung die Tendenz einer
flchtigen Krzung und nationale Farben aufweist, so kann der
Tristanroman erst in Rufsland diese auffllige Gestalt angenommen
haben. Dafr spricht auch der Umstand, dafs der Roman von
Bovo ein ihm .sehr nahe stehendes venetianisches Gedicht (herausgegeben von P. Rajna), also das einzige bekannte Original dieser
Gattung, ziemlich genau, hufig wrtlich in Prosa wiedergibt.
Die Arbeit war fr den sdslawischen bersetzer, den wir vielleicht auf dem Gebiet von Ragusa ^^*) zu suchen haben, und noch
den russischen Bearbeiter nicht leicht, denn die genau
geschilderten Sitten, die Symbole und die Ideale des Rittertums
waren ihnen fremd, und speziell der Frauendienst stand im
grellsten Widerspruch mit den sonst in der sdslawischen und
namentlich in der russischen Litteratur verbreiteten Anschauungen.
Die Poesie der Liebe und Schnheit ging daher vielfach verloren, die Frauengestalten sind stark verblafst, und namentlich
Isolte (sl. Izota) kann man in dem Wirrwarr der Toumiere und
mehr
fr
Abenteuer der Ritter und Prinzessinnen kaum herausfinden. Der
abweichende Schlufs des Tristan ist wahrscheinlich auf das geringe Verstndnis dieser Liebestragdie zurckzufhren. Besondere
Schwierigkeiten bereiteten auch die vielen romanischen Wrter
und namentlich die Namen. Nichtsdestoweniger fand Bovac
unter allen mittelalterlichen romantischen Epen die grfste Verbreitung
in
Rufsland,
so
dafs
er
zum
beliebtesten
Volksbuch
wurde, an dem sich noch der junge Puskin ergtzte, in \'olksmrchen und in volkstmlichen Bilderbogen weiterlebt und selbst
in Bylinen Spuren hinterlassen hat. Kstlich ist es zu sehen, wie
z.
B. die Bezeichnung der ehebrecherischen Mutter des
meltris
und
(lat.
Militrisa
meretrix)
wurde.
in
Rufsland
Vom
zum Eigennamen
grfsten Interesse
ist
Bova
als
Meretris
die Tatsache,
auch die westeuropischen Erzhlungen zuerst durch die Sdslawen vermittelt wurden, bevor
dafs
der
russischen Litteratur
sich der breite
Reich ergofs.
Strom des polnischen Einflusses
in
das Moskauer
185
XIII.
Das epische Zeitalter
Die Tarkenherrschafl und ihre Folgen.
der Sfldslawen.
Byzanz mit seiner die Sdslawen beherrschenden Kultur
ging langsam seiner Auflsung entgegen, aber seine Erben wurden
weder die orthodoxen Bulgaren oder Serben noch die katholischen
Lateiner, sondern die mohammedanischen osmanischen Trken,
die ursprnglich von Byzanz als Bundesgenossen aus Kleinasien
nach Europa gelockt worden waren und sich nach vorbergehenden Streif Zgen auf der Burg Tzympe (1352) und durch die
Einnahme von Kallipolis (1354) daselbst dauernd festgesetzt hatten.
Im Laufe einiger Jahrzehnte stand ihnen schon die ganze Balkanhalbinsel offen, denn die Macht Serbiens, das im 14. Jahrhundert
ihre Geschicke lenkte, wurde durch die Schlacht am Kosovo
polje (1389) gebrochen, ein auserlesenes westeuropisches christliches Heer aber bei Nikopolis aufs Haupt geschlagen (1396).
Die Zertrmmerung des Osmanenreiches in der Riesenschlacht
von Angora (1402) durch Timur, gegen den schon die Serben
unter Stefan Lazarevic tapfer auf selten der Trken mitkmpften,
und die nachfolgenden Familienstreitigkeiten verstanden weder
Byzanz und die Balkanstaaten noch die brigen zunchst interessierten christlichen Mchte auszuntzen, um die eroberungsschtigen Bekenner des Islams aus dem Sdosten von Europa
zu verdrngen, was damals ganz gut mglich gewesen wre.
Auch fr die Folgezeit darf man die Schuld fr das siegreiche
Vordringen der durch ihre militrische Organisation berlegenen
Trken nicht blols den Balkanstaaten zuschieben, die durch den
Byzantinismus, Feudalismus und Partikularismus sowie durch die
religisen
aller
Wirren
zerrttet
und unter
sich uneinig waren.
Ermahnungen der Ppste wurde
die
Trotz
europische Christen-
schon durch die leichtsinnig heraufbeschworene und ungengend vorbereitete Schlacht bei Warna (1444) fast bis zum
Ende des 17. Jahrhunderts in eine blofse Defensivstellung gegen
den die europische Kultur bedrohenden Islam gedrngt und tat
heit
selbst
in
dieser Hinsicht
nicht
ihre Pflicht
(vgl.
bezglich
der
Saumseligkeit der deutschen Frsten blofs die Klagen Luthers),
ganz abgesehen davon,
dafs
manche
christlichen
Mchte
die
186
Trken direkt frderten, wie z. B. die allerchristlichsten Knige
von Frankreich aus Konkurrenz gegen die Habsburger.
Unter solchen Umstnden ist es kein Wunder, dafs nach dem
Falle von Konstantinopel (1453), in dem das trkische Reich
seinen Mittelpunkt erhielt, auch Serbien (1459), Bosnien (1463), die
Herzegowina (1482) und 1498 auch die Zeta, die schon 1482 die
Unabhngigkeit verloren hatte, trkische Provinzen wurden; denn
die Behauptung, dafs das montenegrinische Falkennest nie das
trkische Joch getragen habe, gehrt in das Gebiet der epischen
Fabeln
*^^).
Seit der schrecklichen Niederlage auf
dem Krbava-
auch Kroatien, das in diesen
schweren Zeiten auf sich selbst angewiesen war, da es seine
in verschiedene mitteleuropische Angelegenheiten verwickelten
ungarischen Knige im Stiche liefsen, den unausgesetzten Trkeneinfllen offen und begann beim Kaiser Maximilian und dem Papst
feld
bei
Udbina (1493)
stand
Alexander VI. Schutz zu suchen, was aber grfsere Verluste zuDalmatien nicht verhinderte (1522 Knin und Scardona).
Auf dalmatinischem Boden wurde aber Kroatien ohnehin durch
grolse Erwerbungen Venedigs geschwcht, dem Stdte und
Inseln durch Kufe, freiwillige bergabe, Eroberungen und
erst in
Friedensschlsse zufielen (1409, 1413,
1420, 1433).
Gegen
die
auch zum Adriatischen Meere vordringenden Trken verteidigten
die Kroaten das dalmatinische Festland schon mit Untersttzung
des Habsburgers Ferdinand. Durch die Schlacht von Mohcs
(1526) wurde das durch Oligarchenherrschaft und Thronstreitigkeiten geschwchte Ungarn, das aufhrte, ein selbstndiges Reich
zum grofsen Teile selbst eine Beute der Trken, in
deren Besitz auch Slawonien bis Esseg, das sdliche Kroatien
bis zum Kapelagebirge und das nordwestliche Bosnien bis zur
zu sein,
Una bergingen;
nach dem Urteile der Zeitgenossen der
ganz Kroatiens und des sdlichen
Ungarn, fiel erst 1528. Es waren in der Tat nur traurige berreste Kroatiens (Reliquiae reliquiarum olim regni Croatiae nannten
sie die Stnde selbst), welche 1527 den Habsburger Ferdinand I.
Jajce,
strkste Verteidigungspunkt
zu ihrem Knig erwhlten, dessen Nebenbuhler, Johann Zapolya,
aber auch hier keinen geringen
Auf
Anhang
fand.
Weise waren bereits in der ersten Hlfte des
16. Jahrhunderts nach den Bulgaren auch schon alle Serben und
der grfsere Teil der Kroaten unter der Herrschaft des Halbdiese
187
raondes vereinigt und blieben es ber anderthalbhundert Jahre.
Die Reste Kroatiens glichen aber als Vormauer des Christen-
tums einem bestndigen Heerlager, und fortwhrenden trkischen
Einfllen waren auch Krain und hauptschlich die slowenischen
Gebiete Steiermarks und Krntens ausgesetzt.
An
der adria-
tischen Kste beherrschte, wie einst das ostrmische Kaisertum^
die Republik Venedig mit ihrer Flotte, deren Mannschaft meist
Sdslawen bildeten, die Inseln, befestigten Stdte und einen stellenweise so engen Streifen des Festlandes, dafs man in der Tat vom
Meeresufer das Krhen der Hhne auf trkischem Gebiete hren
konnte, wie das Volk selbst zu sagen pflegte. Das einzige selb-
stndige christliche Staatswesen, allerdings unter trkischer Oberhoheit, auf dem ganzen Balkan bildete die kluge Handelsrepublik
Ragusa, deren unternehmende Kaufleute den Binnenverkehr der
ganzen Halbinsel in die Hnde bekamen und Kolonien bis zu den
Donaumndungen und dem Schwarzen Meere (Warna)
besafsen.
Die Trken beerbten Byzanz nicht blols ufserlich, sondern
bernahmen auch die meisten Einrichtungen von ihm und nderten
an den ethnographischen und sogar religisen Verhltnissen
weniger, als man glauben knnte. Ihre Kolonisationskraft war
bald erschpft, so dafs sie grfsere Gebiete nur im Sdosten der
Balkanhalbinsel besiedelten, namentlich an strategisch wichtigen
Punkten, was z. B. an der Vardarlinie auffllt, durch deren starke
trkische Bevlkerung die makedonischen Slawen heute fast in
zwei Teile gespalten sind. Im Nordwesten kamen osmanische
Einwohner nur in Stdte und wichtige Burgen, wurden aber hier
meiat slawisiert, namentlich in den bosnisch kroatischen Grenzgebieten. Sonst vermehrten sich die
Trken durch christliche
Renegaten, unter denen auf slawischer Seite am strksten die
Bogomilen, namentlich in Bosnien und Herzegowina, die Orthodoxen und Katholiken aber ungefhr nach ihren Prozentverhlt-
>
nissen
in
gleicher
Weise vertreten waren.
In das Gebiet
geschichtlichen Fabeln gehrt die Behauptung
Orthodoxie eine
feste
Mauer gegen den Islam gewesen
ein bosnischer Bcherschreiber
der
dafs speziell die
sei,
denn
des 16. Jahrhunderts klagt aus-
von niemandem geqult, sich von der Orthound ein anderer Bcherschreiber aus Sarajevo gibt 1516 seinem Schmerz ber eine grofse Vermehrung
der Agarener und eine grofse Verminderung der Orthodoxen
drcklich, dafs viele,
doxie abwendeten",
188
Ausdruck. Freiwillig nahmen den Islam Frstenshne und der
Adel an, um ihren Besitz und ihre privilegierte Stellung, deren
sich nur iRechtglubige erfreuen konnten'"^"), zu retten; unter
den slawischen Balkanlndern ragt auch hier Bosnien mit Herzegowina hervor, das den strksten, geradezu mitteleuropischen
Besonders zahlreich waren die
Feudaladel aufzuweisen hatte.
Pseudotrken, welche aus der Blte der alle fnf Jahre fr den
Militrdienst ausgehobenen christlichen Jugend (Janitscharen), aus
Gefangenen (am Ende des
16.
Jahrhunderts finden wir darunter
Kanonikus, den seine Mitbrder
sogar einen tapferen Agramer
und Kaiser Maximilian allzulange nicht losgekauft hatten i'")) und
den in die Harems geschleppten oder auch entlaufenen Mdchen
und Frauen hervorgegangen sind. Die Strke des trkischen
Reiches in seinen besten Zeiten bildete gerade der Umstand, dafs
jedermann zu den hchsten mtern und dadurch auch zu grofsem
Grundbesitz und Reichtum gelangen konnte. Bezeichnend ist die
Tatsache, dafs aus den bosnischen und anliegenden kroatischen
Gebieten vom 15. bis zum 18. Jahrhundert nicht weniger als
whrend die Zahl von anderen
18 Grofsveziere stammten ^''^)
,
hohen und bedeutenden slawischen Wrdentrgern in die Hunderte
geht.
So wird es begreiflich, dafs selbst am Hofe des Sultans
Sulejman (1520 1566), unter dem die trkische Macht den Gipfelpunkt erreichte, die slawische, speziell serbokroatische Sprache
eine wichtige Rolle spielte (die Gesandtschaft Ferdinands
I.
konnte
sich 1530 in Konstantinopel nur in dieser Sprache verstndigen),
dafs wir aus der Kanzlei der Grolsherren und namentlich von
den Wrdentrgern der nrdlichen und westlichen Grenzgebiete
des trkischen Reiches zahlreiche serbokroatische, manchmal von
Bulgarismen durchtrnkte Urkunden (meist in cyrillischer, aber
auch in lateinischer und glagolitischer Schrift) besitzen '^^), und
dafs selbst Johann Zapolya mit dem Trken Mechmedbeg serbisch
korrespondierte. Ebenso war Slawisch die eigentliche Verkehrssprache im Janitscharenkorps.
Diese Tatsachen waren den nordwestslawischen Zeitgenossen
genau bekannt, bildeten sogar einen Stolz ihrer Grammatiker.
Chronisten und Schriftsteller; so werden auch die Bemhungen
der slowenischen Protestanten und ihrer deutschen Protektoren
begreiflich, welche mit Hilfe der cyrillischen und glagolitischen
Drucke nicht blofs alle christlichen Sdslawen, sondern auch die
189
Trken bis Konstantinopel fr die neue Lehre gewinnen wollten.
Unter solchen Umstnden ist es selbstverstndlich, dals die Trken
in Europa mancherlei auch von den Slawen angenommen haben.
Erwhnt sei, dals Bosnien auch Dichter in persischer und trkischer
Sprache lieferte.
Der Konservatismus der Trken ufserte sich besonders in
Das griechische
der Regelung der kirchlichen Verhltnisse.
Patriarchat liefsen sie unangetastet und statteten es noch mit
grofser weltlicher Macht ber seine Glubigen aus.
Dafs die
griechische Kirche dem Marasmus verfiel, daran waren die Trken
nicht schuld, an der Kuflichkeit der Patriarchen-, Bischofs- und
Priesterwrden und an anderen Mifsstnden nur teilweise. Unter
den guten Geschften, die der Phanar mit der Hohen Pforte
auf Kosten seiner christlichen Ausbeutungsobjekte machte, unter
dem nationalen Hochmut und der Intoleranz der Griechen hatte
zuerst nur die grofse Mehrzahl der Bulgaren zu leiden, whrend
die brigen Sdslawen davon ber zweihundert Jahre frei blieben.
Das serbische Patriarchat wurde allerdings vorbergehend dem
Erzbistum Ochrida untergeordnet. Die bliche Behauptung, dafs
dies gleich nach der Einverleibung Serbiens (1459) geschehen
1508 ein Insei, ist nicht bewiesen'^*'); dafr wird aber noch
haber des Thrones des heiligen Sava, Erzbischof Jovan, genannt ^"^). Jedenfalls wurde ein lngerer Kampf um die Autokephalie von Pec gefhrt; um 1530 versuchte sie ein gewisser
Paul wiederherzustellen. Dauernd wurde das serbische Patriarchat
1557 unter sonderbaren Umstnden erneuert. Der mchtige
Mehraed Sokolovic (Sokolli), spter Grofsvezier, in seiner Jugend
Diakon des Klosters Mileseva, ein gebrtiger Herzegowiner,
setzte
den Mnch Makarij, wieder als eigenen
Die Erneuerer waren e'ine merkwrdige
Verwandten
die einen Mohammedaner und
seinen Bruder,
serbischen Erzbischof ein.
Gesellschaft
von
trkische Feldherren, Statthalter und Veziere, die anderen Mnche,
Bischfe und
Erzbischfe, aber alle mit Gefhl fr die alten
Rechte ihrer Nation ^'^^). Begreiflich ist es, dafs sich die Erzbischfe von Ochrida im 15. und 16. Jahrhundert Herren aller
Bulgaren, Serben und der brigen nannten, aber auffllig ist
es, dafs die von Pec ebenfalls auf alle Serben, Bulgaren und
viele andere Lnder oder ebenso auf die brigen Anspruch
erhoben. Die Machtsphre der beiden Kirchen erfuhr in der
190
Trkenzeit sogar eine Erweiterung, denn der von Ochrida war
dem Ende des 14. bis zum 16. Jahrhundert, allerdings mit
Unterbrechungen, auch Rumnien ^''^) untergeordnet. Pec' aber,
das ohnehin ein wenig auf Kosten des Erzbistums Ochrida im
seit
Sdosten erweitert wurde, konnte erst
jetzt die kirchliche
Organi-
und bekam nicht blols die Orthodoxen
in Ungarn, Slawonien, Kroatien und Dalmatien zugewiesen,
sondern trkische Machthaber wollten seit dem 16. Jahrhundert
sation in Bosnien ausbauen
sogar die dortigen Katholiken der Jurisdiktion des Patriarchen
von Pec ausliefern. Man findet es vom Standpunkte der Trkei
auch vollkommen begreiflich, dafs ihr der Patriarch von Konstantinopel und der ebenfalls auf ihrem Territorium ansssige
und von ihr abhngige Patriarch von Pec lieber waren als der
Papst, der nicht mde wurde, die katholischen Mchte gegen sie
aufzustacheln. Ebenso verstndlich ist das Bestreben, die Katholiken aus einem strategisch so wichtigen Gebiet, wie es das
Sandschakat Lika an der kroatisch -dalmatinischen Grenze war,
Die beiden genannten kirchlichen Wrdenzu verdrngen.
trger forderten in der Tat zu wiederholten Malen unbarmherzig
Abgaben auch von den Katholiken ^^*).
Die beiden autokephalen Kirchen, welche dieselben Schwchen
zeigten wie ihr Musterbild am Bosporus, waren jedoch, obgleich
Ochrida eine Sttze des Hellenismus bildete, den Patriarchen
von Konstantinopel und dem Phanar aus finanziellen und nationalpolitischen Grnden ein Greuel.
Immerhin gelang den Phanarioten erst dann, als sie ganz die Oberhand erreicht hatten, die
Vernichtung des autokephalen bulgarischen Erzbistums in Ochrida
und des serbischen Patriarchats in Pec (1767). So lastete endlich auf allen orthodoxen Slawen der Trkei das Joch der
griechischen Kirche,
das
speziell
in
kultureller
Hinsicht
viel
schlimmer war als das trkische und derartige Gefhle weckte,
dafs aus Hafs gegen den habgierigen griechischen Klerus bertritte zum Islam vorkamen, z. B. in Alt-Serbien*^^). Die slawische
Liturgie erhielt sich bei den Bulgaren fast nur in den Drfern,
aber selbst in Serbien gab es zu Anfang des 19. Jahrhunderts
griechische
Bischfe,
die
nur schlecht slawisch kannten.
gesichts der panhellenistischen
Trume war
es ein
Glck
An-
fr die
Balkanslawen, dafs die griechische Bildung auf eine sehr niedrige
Stufe gesunken und nur dadurch zugnglich war, dafs
man
aufser
191
der griechischen Umgangssprache noch die knstlich konservierte
mufste, weshalb die Griechen wenig Assi-
litterarische lernen
milationskraft besafsen und den slawischen
Massen nicht gefhr-
Die ganze Lage der orthodoxen Slawen
unter der Herrschaft der Trken und Griechen macht es aber
auch erklrlich, dafs das religise Leben der Bulgaren und Serben
lich
werden konnten.
geriet und heute vom innigen Glauben
verschieden
ist.
ganr
der Russen
ursprnglich speziell gegen die
waren
selbst
Trken
Die
Annicht besonders intolerant.
Christen
orthodoxen
slawischen
und
bulgarischen
den
dafr
auch
fangs gebhrt ein Verdienst
Harem
Grnden
den
serbischen Frstinnen, die aus politischen
der Sultane zieren mulsten: Thamar, einer Schwester Sismans,
Olivera, die von Konstantin von Kostenec als serbische Esther
gefeiert wird, und Mara, aus dem Geschlecht der Brankovici,
deren Schutz sich namentlich die serbischen Athosmnche er-
in einen tiefen \'erfall
freuten.
Auch den Mnchen
des Rylaklosters erwirkte
sie
die
den bulgarischen Nationalpatron Joann
Rylskyj aus Sofia holen konnten (1469); die Schilderung dieses
Ereignisses durch Vladislav den Grammatiker^^'') zeugt von der
ungewhnlichen Ruhe, die damals in Bulgarien herrschte. An
einer gewaltsamen Bekehrung der slawischen Volksmassen hatten,
abgesehen von strategisch wichtigen Punkten wie z. B. im
Rhodopegebirge, die Trken kein besonderes Interesse, im GegenBewilligung, dafs
sie sich
den Grundherren mufste eine mglichst zahlreiche rechtlose
Raja sehr willkommen sein. Diese selbst fhlte ursprnglich den
Unterschied nicht so stark, weil sie im Grunde genommen nur
die Herren gewechselt hatte. Erst allmhlich machten sich auch
die schweren Folgen der trkischen Wirtschaft bemerkbar, und
seit dem Niedergang der trkischen Macht gegen Ende des
16. Jahrhunderts beginnt auch die Unterdrckung der Christen,
die sofort zu Aufstnden bereit waren, wenn die Trkei nur
irgendwo in einen grfseren Krieg verwickelt wurde. Dieser
Kampflust bedienten sich auch gern die christlichen Mchte,
teil,
Solche Versuche mufsten
schwer bfsen, namentlich wenn
sie mit einem fremden Heere gemeinsame Sache gemacht hatten,
das sich dann zurckzog, wie die sterreicher 1689 aus AltSerbien oder 1697 nach dem Streif zug des Prinzen Eugen nach Bos-
namentlich
sterreich und Venedig.
die trkischen Christen allerdings
192
Die fortwhrenden Wanderungen nach dem Norden und
in solchen Kriegszeiten besonders grolse Di-
nien.
Westen nahmen
So kamen zahlreiche orthodoxe Serben nach
mensionen an.
Ungarn weit ber ihre jetzigen Wohnsitze hinaus, wo sie trotz
des Glaubensunterschiedes allmhlich in der brigen Bevlkerung
aufgingen, und in die sterreichischen und ungarischen Grenzgebiete, whrend andererseits auch die Trkei orthodoxe Grenz-
a^iagzioXog)
wchter (martolosi aus dem griechischen aQ/^tazio'iog
Zahlreiche Katholiken kamen aus Bosnien und der
ansiedelten.
Herzegowina wieder nach Slawonien und in die Donaugebiete
whrend andererseits kroatische Katholiken sich in einem weiten Streifen im westlichen Ungarn bis
nach Niedersterreich und Mhren zerstreuten. So wurden grofse
Teile von ihren Stammeskrpern losgelst, nicht immer zum Vorteil der slawischen Nationalitt; speziell die Serben gaben auf
diese Weise allmhlich den grfsten Teil ihres Stammlandes preis,
in dem der Prozefs des Zurckweichens vor den aus den Bergen
Ungarns (Bunjevci,
Sokci),
herabsteigenden Albanesen
geschlossen
ist.
Auch
die
bis
auf den heutigen
Tag
nicht ab-
grofsen religisen und dialektischen
den sterreichisch-trkischen Grenzgebieten werden
erklrlich; in den nordwestlichen Gebieten von Bosnien und Herzegowina unterscheidet sich noch
heute die bodenstndige mohammedanische und katholische Bevlkerung von der eingewanderten orthodoxen durch den Dialekt
Mischungen
(spricht
in
Wanderungen
aus diesen
fr
r,
die orthodoxe
je,
ije).
Auch
in
Bulgarien
ist
in
jngster Zeit eine grofse dialektische Buntheit, die auf hnliche
Wanderungen, namentlich
zurckzufhren
ist,
infolge der russisch-trkischen Kriege,
aufgedeckt worden, von den bulgarischen
Krim gar nicht zu reden.
und Zustnde waren von der
das geistige Leben aller Sdslawen,
Kolonien in Bessarabien und
in
der
Die geschilderten Ereignisse
grfsten
mgen
Bedeutung
fr
auch teilweise das trkische Joch nur krzere Zeit
Durch den Untergang der
oder gar nicht getragen haben.
Balkanstaaten verlor vor allem die Litteratur die Untersttzung
der Frsten und des Adels, auf deren Schenkungen und fromme
sie
Stiftungen
namentlich die Klster,
fast
die
einzigen Vertreter
der schriftstellerischen und schreiberischen Ttigkeit, angewiesen
waren.
starke
Die erste Folge der Trkenherrschaft war daher eine
Auswanderung der hervorragendsten
geistigen Krfte aus
193
Bulgarien und Serbien nach den Donaufrstentmern Walachei
und Moldau und nach Rufsland. Die beiden rumnischen Frsten-
tmer zeigen
ihrem selbstndigen Auftreten im 14. Jahrja noch bis zum Anfang des 17., ein vollstndig slawisches Aussehen die Alleinherrschaft der slawischen
Kirchen- und Staatssprache ist nicht blofs auf das kulturelle bergewicht des benachbarten Bulgarien zurckzufhren, sondern
auch durch die historische Vergangenheit und die ethnographischen
Verhltnisse (noch im 15. Jahrhundert ist slawische Bevlkerung
nachweisbar) der Gebiete zwischen der Donau und den Karpaten
zu erklren. Die mittelbulgarische Periode fand ihre eigentliche
Fortsetzung in der Walachei und Moldau, fr sie gelten haupthundert
seit
zum
bis
16.,
schlich
die
Worte des serbischen Historiographen Konstantin
von Kostenec, dafs durch
trotz des Verfalls des
aufgeklrt
die Trnovoer Schriften >auch heute,
Zartums, die umgebenden Zaren und Lnder
Die
werden.
Sprache
slawischen Schrifttums Rumniens
und
die
verraten
Orthographie
in
der Tat
des
einen
berwiegend bulgarischen Einflufs (daher walacho-bulgarische
Urkunden u. .), doch hufig wurde im Lande selbst in slawischer
und rumnischer Sprache, in neuester Zeit aber auch von verschiedenen Gelehrten dafr der Ausdruck serbisch (serbische
Chronik, serbische Handschriften, walacho-serbisch)
was
^^'')
gebraucht,
dadurch erklrt, dafs die kirchenslawische Litteratur
zuletzt in Serbien die strkste Pflege fand
von dort kamen nicht
blofs zahlreiche Handschriften, sondern auch der erste Grnder
rumnischer Klster und der Schreiber der ltesten von den bis
sich
jetzt
datierbaren Handschriften rumnischer Herkunft (Evangelium
vom
Jahre 1405), der auf dem Athos gebildete Pope Nikodem,
und noch zu Anfang des 16. Jahrhunderts der Mnch Makarij
und andere serbische Buchdrucker nach der Walachei. Das
slawische Schrifttum Rumniens ist sehr reichhaltig ^'^^) und hat
uns eine Menge sdslawischer Werke aller Arten gut berliefert
neue bersetzungen sind nicht dazu gekommen, wohl aber Originalarbeiten.
Die slawische Litteraturperiode Rumniens wird von
den Einheimischen zu wenig beachtet und gewrdigt, zum Teil
noch aus falscher Scham, die ebenso unvernnftig ist, wie es die
Vernachlssigung
steller
und Werke
Murko,
der
in
lateinischen
Litteraturperioden
Westeuropa wre.
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
13
Schrift-
Von
und
194
der grfsten Wichtigkeit waren die geistigen Strmungen
erhhte
die
litterarische Ttigkeit
Kultur des
russische
14. bis
15.
der Sdslawen
Jahrhunderts.
Seit
fr
der
die
Mitte
des 14. Jahrhunderts folgte den sdwestlichen Gebieten auch das
nordstliche Rufsland in der Unterhaltung lebhafter Beziehungen
zu Konstantinopel und
dem Athos; besonders
in
der byzantinischen
Hauptstadt, die sich als Mittelpunkt der Orthodoxie bei den Russen
Ansehens erfreute, gab es zahlreiche russische
den Bulgaren und auch mit den Serben, namentlich mit denen der Athosklster, in einem regen Schriftenaustausch
Als das zweite Rom in die Hnde der Unglubigen
standen.
gefallen war, kehrte die russische Kolonie in ihre Heimat zurck
und trug so besonders viel zur Verstrkung des sdslawischen Eineines
grofsen
Mnche,
die mit
Noch mehr fllt aber die Auswanderung vieler Sdslawen nach Rufsland ins Gewicht, namentlich der Bulgaren
Kiprian und Grigorij Camblak (S. 126
127, 161) sowie des
Serben Pachomij Logothet, die es in Rufsland als Homileten und
flusses bei.
hagiographische Schriftsteller zu hohem Ansehen brachten und
der russischen Litteratur neue Bahnen wiesen. Von den Sd-
slawen berhaupt bernahmen die Russen im 14. und 15. Jahrhundert eine vernderte Schrift, das geometrische, seltener das
Pflanzenornament an Stelle des teratologischen, die Orthographie
und Sprache der Handschriften, wobei sie teilweise einen Rckschritt
machten, indem
einer den
sie
von ihrer vereinfachten Graphik und
nationalen Eigentmlichkeiten schon
stark
Rechnung
tragenden Sprache zugunsten der archaisierenden und byzantini
sierenden mittelbulgarischen Reformen des Euthymij abwichen.
Mehr Bedeutung hatte die V^erbesserung der Texte, namentlich
aber die Bereicherung durch neue bersetzungen und Originalwerke, die so stark ausfiel, dafs das russische Schrifttum am
Ende des sdslawischen Einflusses geradezu verdoppelt wurde ^^'*).
Diese Vermehrung war aber nicht blofs ufserlich, sondern die
neuen litterarischen Schtze zeichneten sich durch Mannigfaltigkeit aus, befriedigten alle mglichen Bedrfnisse und Geschmacksrichtungen und lieferten russischen Schriftstellern reichliches
Material fr Leistungen,
die
Marksteine
in
der Geschichte des
und staatlichen Lebens Rufslands bilden. So stellte
wahrscheinlich Pachomij den russischen Chronographen zusammen
(1442), dessen sdslawische Bestandteile und Merkmale gewifs
geistigen
195
einem in Rufsland wirkenden Serben zu verdanken sind. Kiprian
und Pachomij verpflanzten auch die byzantinischen staatsrechtlichen Theorien nach Moskau und gaben den dortigen Grofsfrsten den Anstofs zur Annahme der Zarenwrde; Pachomij
mchte man sogar jene Erzhlung zuschreiben, welche Moskau
zum
dritten
Rom
stempelte,
dem
ein viertes nicht folgen sollte.
Sdslawen vor und nach dem Untergange ihrer
grfsten Dienste den Russen, deren
frommen Sinn und Mildttigkeit sie bald darauf selbst stark in
Anspruch nehmen mufsten.
Wie traurig es mit der Kultur im slawischen Sden stand,
lehrt am besten die Geschichte der Buchdruckerkunst in diesen
Gebieten. Nachdem in Venedig schon 1483 ein glagolitisches
Missale fr einen Teil der katholischen Kroaten (vgl. S. 175)
und ein Horologium (1493) erschienen war, liefs der montenegrinische Wojwode Georg (Gjuragjj Crnojevie daselbst auch
eine cyrillische Buchdruckerei herstellen, die er nach Cetinje ber-
So
leisteten die
Staaten noch einmal die
Ob
trug.
das erste serbische Buch, ein Octoechos,
Makarije schon
angenommen wird
lich
im
folgenden
vom Mnche
gedruckt wurde (1494), wie gewhnist nicht sicher
wohl aber ein Psalter
in Cetinje
Jahre.
Georg Crnojevie
wollte
dem
dadurch
grofsen Mangel an Kirchenbchern abhelfen, da die Agarener
(Trken) nicht nur viele Kirchen
verschleppt
sondern auch Bcher
Bezeichnend ist auch das
zerstrt,
haben.
zerrissen
oder
Schicksal
der Urheber der ersten serbischen
Drucke.
Georg
Crnojevie wurde schon 1496 von seinem Bruder mit Hilfe der
Trken aus Montenegro vertrieben begab sich nach Venedig,
woher seine Frau stammte, wurde dort interniert, entfloh und
kehrte nach einigem Herumirren in Italien nach seiner Heimat
zurck, mufste sich aber den Trken ergeben und wurde nach
Kleinasien verbannt; es wird behauptet und ist nicht unwahr
,
wie sein Bruder, den Islam angenommen habe.
ebenfalls in Venedig die Gelegenseiner Kunst zu vervollkommnen
die er dann in
scheinlich, dafs er,
Der Mnch Makarije bekam
heit
sich in
Walachei brachte, wo er 1508 ein Liturgiarium, 1510 einen
Oktoechos und 1512 ein Evangelium (in Trgoviste) druckte. Die
die
Identitt
zwar
des montenegrinischen
nicht
jeden Fall
ganz sicher
gestellt,
war aber der
erste
und
walachischen Makarij
aber hchstwahrscheinlich;
ist
auf
rumnische Drucker ein Serbe.
13*
Dabei
fllt
mehr
Drucke an SchnAusschmckung
es auf, dafs die ersten walachischen
heit die Cetinjer
nicht
196
die
noch berragen, doch
italienische
tinisch-orientalische
in
der
Kunstrichtung, sondern eine
byzan-
ebenso wie im Texte die
mittel-
verraten,
bulgarische Redaktion zur Grundlage diente, so dals das Evange-
lium von Trgoviste als das erste gedruckte bulgarische Buch
Venedig
druckten serbische Bcher
Montenegro und sein Sohn
Vinzenz, welcher sich im fortwhrenden Verkehr mit den in der
Lagunenstadt weilenden norddalmatinischen Kroaten ihren Dialekt
aneignete oder sich die Vorreden von einem von ihnen schreiben
liefs, sodann ein Jakob aus Karaena Reka bei Kstendil, Jerolim
Zagurovir, ein Nobile aus Cattaro, der einen Jakov aus Sofia
Die beiden genannten
beschftigte, und noch zwei Venetianer.
Mnner, die nach unseren heutigen Begriffen aus bulgarischen
Gebieten stammten, sind die einzigen Bulgaren, die berhaupt
mit der Kunst Gutenbergs zu tun hatten, denn die Grenzen ihres
Landes erreichte sie gar nicht. Sonst wurden einige Bcher
noch in Gorazda (zum Teil noch in Venedig vor bertragung
der Buch^ ruckerei) und Mileseva in der Herzegowina, im Kloster
Rujan im Kreise Uzice in Serbien, in Mrksina Crkya^ wahrscheinlich ebenfalls in derselben Gegend, in Belgrad (hier von
einem Ragusaner Trojan Gundulic), in Gracanica auf dem Kosovo
polje und in Skutari (ein Teil eines einzigen Buches ebenfalls in
Venedig) gedruckt. Im ganzen erblickten aber so das Licht der
Welt nur 14 Werke, allerdings in mehreren Auflagen, fast durchwegs liturgischen Inhaltes; eine Ausnahme macht ein Sammelwerk (Zbornik) des Bozidar Vukovic (zuerst 1520) mit dogmatischen, liturgischen und kalendarischen Bestandteilen und einigen
betrachtet wird.
In
selbst
Bozidar Vukovit- aus Podgorica
in
Apokr)'phen, berdies die erste serbische Fibel (1597). Beachtenswert ist der Umstand, dafs das Evangelium immerhin dreimal
gedruckt wurde (1537 in Rujan, 1552
Mrksina Crkva), der Apostolus aber gar
Doch
selbst diese
in
Belgrad,
1562
in
die
in
nicht.
bescheidene Buchdruckerttigkeit,
schweren Zeiten meist Mnchen zu verdanken ist, unter denen
manche nicht blofs Setzer, sondern auch Matrizenschneider und
Schriftgiefser waren, nimmt 1566 ein Ende, dann fielen aber
selbst
die
dem westeuropischen
Serben ganz
in
Kulturleben
so
benachbarten
das Mittelalter zurck und schrieben ihre alten
Werke
bis
zum Ende
Bcher, wenn
sie
197
des 18. Jahrhunderts ab,
ja
sogar liturgische
solche nicht aus Rufsland erhielten,
aus Moskau auch erst nach
was aber
dem Jahre 1563 mglich wurde.
auf dem Athos ein Menum fr den Monat
Februar sogar aus einem gedruckten Moskauer Exemplar des
Auch geschriebene Bcher wurden
Jahres 1 690 abgeschrieben
jetzt aus Rufsland geschickt, so nach Chilandar im Jahre 1549
eine Paleja aus Litauen, 1566 die Propheten aus Moskau, 1563
ist aber
daselbst eine Abschrift des Evangeliums nach einer
Interessant ist die Tatrussischen bersetzung bezeugt ^^^).
sache, dafs sich die Athosklster schon 1669 durch Vermittelung
des Moskauer Patriarchen an unseren Zaren Alexej Michajlovic wendeten"^).
Trotz dieses fters angerufenen Schutzes
der russischen Zaren ging das slawische Element auf dem Athos
zugunsten des griechischen zurck, ja das zuletzt so starke
serbische wurde fast vollstndig verdrngt, und im 18. Jahr-
Noch 1750 wurde
hundert
kam
sogar das Chilandarkloster in die
Hnde der
garen, weil keine serbischen Mnche vorhanden waren.
Bul-
Zum
Teil erklrt sich dies jedoch dadurch, dafs sich die Serben unter-
dessen in gnstigeren V^erhltnissen einen neuen Athos in Syrmien
geschaffen haben.
Auffllig sind in den Schreibernotizen der ge-
schriebenen und gedruckten Bcher die plastischen Schilderungen
Klagen ber die vielen Leiden von
Unglubigen und hufige Ausflle gegen die Sultane.
Fr die Bewahrung der historischen Erinnerungen und des
Nationalbewufstseins sorgte die autokephale serbische Kirche auch
dadurch, dafs sie die fast ausnahmslos kanonisierten Knige,
Zaren und Frsten, kurz die serbischen Herren, im Gottesdienste feierte; die Kanones der nationalen Heiligen wurden zuletzt in einem besonderen Serbenbuch (Srbljak) vereinigt (die
lteste bekannte Handschrift des Mnches Maxim aus dem Jahre
1714, gedruckt zuerst in Rimnik in der Walachei 1761).
Einige Bereicherung erfuhr das Schrifttum der orthodoxen
Sdslawen jetzt hauptschlich aus Rufsland. Ob bei den Serben
in der Trkenzeit neue bersetzungen entstanden sind
wissen
wir wenigstens vorlufig nicht. Bekannt sind einige Originalarbeiten.
Nach Art der alten Biographen schrieb der Patriarch
Pajsij (1614
1646) eine Lebensbeschreibung des letzten Zaren
Uros und dazu eine Lobrede nach den vorhandenen mangelhaften
der trkischen Greueltaten
Seiten der
Quellen und sehr
viel
198
nach der Volksberlieferung, der zufolge der
schwache letzte Nemanjic durch den faktischen Regenten Knig
Vukasin den Mrtyrertod erlitten habe, welche Fabel die kritische
Geschichtsschreibung erst
schaffen konnte.
Aus
in
der jngsten Zeit schwer aus der Welt
der mndlichen Tradition schpften auch eine
Erzhlung von der Kosovoschlacht und ein unbekannter Biograph
des albanesischen und sdslawischen Nationalhelden Skanderbeg,
der sonst von Barletius
Castrioti
(Rom,
abhngig
ist.
De
zuerst
vita,
moribus ac rebus
Georgii
1524
usw.)
dann
1506,
.
wahrscheinlich
Begreifliches Interesse erregte auch das Leben
Besonderer Vorliebe erfreuten sich die Chroniken
mit ihren serbischen Annalen, die meist in den westlichen Gebieten geschrieben und fortgesetzt wurden. Der letzte Verfasser
Mohammeds.
war der in den ungarischen
Grafenstand erhobene Pseudodespot Georg Brankovic, der als
Staatsgefangener in Wien und Eger (gestorben 1711) dazu die
einer derartigen Geschichte der Serben
Mufse fand.
Aus dem Jahre 1704 stammt
endlich die Schilderung
einer serbischen Pilgerfahrt nach Jerusalem
den
Bei
Qr^aavQog des
Bulgaren wurde
Damaskin
die
von Jerotij Racanin.
Predigtsammlung
populre
Studit, eines der bekanntesten griechischen
und stark verbreitet,
Drucken, wie das
Original.
Von der Popularitt, der sich diese Predigtsammlung
auch bei den Bulgaren erfreute, zeugt der Umstand, dafs der
Name ihres Verfassers zu einer Gattungsbezeichnung wurde und
Damaskine auch allerlei andere Belehrungen, Heiligenlegenden
und Apokryphen enthielten. Entstanden ist die ursprngliche
bersetzung in Makedonien, und auch sonst zeigen die Handschriften die den Serben und w^estlichen Bulgaren im 16.
und 17. Jahrhundert gemeinsame Kirchensprache mit serbischer
Frbung aber immer mehr dringen in ganze Gruppen dieser
Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, bersetzt
allerdings nur in Abschriften,
nicht aber in
Handschriften die bulgarischen Volksdialekte ein, so dafs diese
Denkmler
haben.
eine besondere Bedeutung fr die Sprachgeschichte
Aufser einer bulgarischen Redaktion einer serbischen
Chronik finden wir auch poetisch ausgeschmckte Erzhlungen
vom Falle Konstantinopels und im Anschlufs daran vom Bau
der Sophienkirche mit der Prophezeiung einer knftigen Befreiung der byzantinischen Hauptstadt.
Eine
Hebung der sdslawischen
Litteratur durch die Kultur
199
der Trken war ausgeschlossen.
Diejenigen Balkanslawen, welche
den Islam annahmen, eigneten sich allerdings auch seine gesamte
Zivilisation an, die
auch fr die christliche
Umgebung
bedeutungs-
wurde aber ein grofser direkter Einflufs auf die Volksmassen war wegen des religisen Unterschiedes nicht mglich.
berdies war die trkische Litteratur selbst nur ein Abklatsch
der persischen, in ihre Sprache war fast der ganze persische und
voll
arabische Wortschatz eingedrungen,
Volk
seine Dichter nicht verstand.
so dafs auch das trkische
Immerhin knnen wir
in
der
mohammedanisch-slawischen Volkslyrik eine echt orientalische
sinnliche Glut und Farbenpracht bemerken
die natrlich auch
in der christlichen tiefe Spuren zurckliefs.
Von einem absichtlichen Einwirken der Trken auf die slawischen Volksmassen
oder von einem gewaltsamen Entnationalisieren, um modern zu
sprechen, kann jedoch keine Rede sein, im Gegenteil, selbst die
trkische Verwaltung hatte das Prinzip, sich in das Leben der
Raja nicht einzumengen. Deshalb konnten sich namentlich die
abgelegenen Gebirgsgegenden freier entwickeln als in den mittel,
alterlichen
slawischen Staaten;
es
erfolgte
eine
Rckkehr zu
jenen Sitten und Gewohnheiten, welche die mittelalterliche Gesetz-
Brautraub wurde hufiger,
trat wieder in den Vordergrund, man kehrte zu den primitiven Wirtschaftsformen oder
solchen, die ihnen nahe sind, zurck. Was der Anthropogeograph
Cyijid-^.'^^j von den Serben sagt, dafs die Trkenzeit fr sie eine
Periode ethnographischer Rekreation und der Rckkehr zur ursprnglichen ethnographischen Frische bedeute, gilt ebenso fr
die Mehrzahl der Kroaten und selbstverstndlich auch fr die
gebung und Staatsgewalt bekmpften
die Zadruga erstarkte, die Blutrache
Bulgaren.
Man
schliefst
daraus,
dafs
die buerliche christliche
Bevlkerung nirgends vom trkischen Leben strker infiziert
worden sei.
Diese Ausfhrungen sind jedoch nur in ihrem Kerne richtig,
denn der trkische Einflufs war selbst in den patriarchalischesten
Gebieten der Herzegowina und Montenegros nicht unbedeutend.
Vor allem sind die bulgarische und serbokroatische Sprache von
trkischen Elementen namentlich im Lexikon in unglaublicher
Weise infiziert. Es ist auffllig, wie leicht sich die trkischen
beziehungsweise persischen und arabischen Fremdwrter auch in
die Volkssprache der Sdslawen einfgten, was z. B. von den
deutschen
Viele,
in
200
jngster Zeit durchaus nicht gesagt werden kann.
darunter
ganz
unntige,
sind
auch
in
die
Litteratur-
So sind
sprachen bergegangen und werden zhe festgehalten.
Jahre 1699 vom Trkenjoch befreit
worden, lieben es aber noch bis auf den heutigen Tag, ihre
die
Slawonier
schon
im
Sprache mit trkischen Brocken zu
werden
in
der Litteratur
Kredit (veresija
mit
trkische
und selbst
Bezeichnungen
zieren,
volksetymologischer
Uhr und Stunde
in
z.
Agram
B.
Anlehnung an
fr
vera,
den europischen
vorgezogen. Verschiedenen Kleiderverboten zum Trotz wurde
die trkische Nationaltracht oder wenigstens einzelne Bestandteile derselben allgemein blich.
Speziell im z erblickten die
Romantiker des 19. Jahrhunderts geradezu ein Nationalheiligtum,
so dafs ihn zum Beispiel der berhmte Sammler der serbischen
Volkslieder, Vuk St. Karadzic, auch in der Kirche nie herabnahm.
Starke trkische Einflsse sind weiter im Kriegswesen, namentlich in der Ausrstung der Pferde, in der Verwaltung, in den
vjera, Glauben),
(sahat, sat),
(vgl. schon die Worte zanat [Handwerk] und esnaf
und in der Verfeinerung der Lebensweise durch orientalische und selbst abendlndische Gegenstnde, welche die Trken
durch ihre Berhrung mit Mitteleuropa oder mit den Franken
in Konstantinopel und am gischen Meere kennen gelernt hatten,
bemerkbar. Das alles beweisen zahlreiche Fremdwrter auf dem
Gebiete der materiellen Kultur, wofr alte einheimische, oft gemeinslawische Ausdrcke vorhanden waren und noch sind ^"^).
Die Trkenherrschaft spielt aber in der sdslawischen Kultur-
Gewerben
[Zunft])
geschichte
nicht
blofs
wichtige positive Rolle.
eine
negative,
sondern
auch eine sehr
Die grofsen Katastrophen, die ber die
sdslawischen Staaten hereinbrachen, lielsen zwar in der Litteratur
nur geringe Spuren zurck, dafr war aber ihr Einflufs auf die
von Mund zu Mund gehende Sage und Dichtung um so grfser.
Die Trkenzeit
dem sogar
ist
einfach das epische Zeitalter aller Sdslawen,
Slowenen ihre schnsten Balladen zu verdanken
haben. Ein Vergleich mit den Wirkungen der Kmpfe gegen
die Araber auf das spanische und altfranzsische Nationalepos
liegt nahe, doch besteht ein bedeutender Unterschied darin, dafs
die Volksepik der Sdslawen naturgemfs viel jnger ist, dann
aber eine fnfhundertjhrige Geschichte hinter sich hat und in
grofsen Gebieten bis auf den heutigen Tag fortlebt, so dafs wir
die
201
hier schne Parallelen zum Studium des Wesens und der Lebensbedingungen der Volksepik der romanischen und germanischen
Vlker des Mittelalters finden knnen.
Welchen gewaltigen und unauslschlichen EindiTick die
Kmpfe mit den fanatischen Bekennern des Islams, unter denen
auch der schwarze Araber nicht fehlte, auf die Phantasie der
sdslawischen Christen machten, beweist der Umstand, dafs wir
in ihrer ungemein reichhaltigen Epik fast gar keine Erinnerungen
an Personen und Ereignisse der vortrkischen Zeit finden, whrend
sofort in Sage und Dichtung die makedonischen Teilfrsten der
zweiten Hlfte des 14. Jahrhunderts, welche Dusans Reich dem
Untergang weihten und die ersten verhngnisvollen Zusammenstfse mit den Trken zu bestehen hatten
samt ihrem Gefolge
vertreten sind.
So finden wir unter ihnen Knig \'ukasin der
zum Sndenbock des Verfalles des serbischen Reiches und zum
Mrder des Zaren Uros gestempelt wurde, whrend er in Wirklichkeit vor dem natrlichen Tode des letzten Nemanjic in der
Schlacht an der Marica gegen die Trken gefallen war, ferner
Bogdan, seit 1372 trkischer Vasall, den Protesevastos Hrelja
oder Relja den Geflgelten, den Wojvoden Momcilo, der aber
schon im Kampfe gegen den byzantinischen Kaiser Johannes
Kantakuzenos gefallen war (1345), die Jugoviei u. a. Zu den
makedonischen Teilfrsten gehrt auch Vukasins Sohn, Kraljevic
Marko, der Lieblingsheld aller Sdslawen, der es zu solchem
,
Ruhm
brachte, trotzdem er einer der ersten trkischen Vasallen
war; er liefert gleich den Beweis, dafs auch die Volksepik der
Sdslawen unhistorisch ist, denn an seine Persnlichkeit knpfen
sich alle mglichen einheimischen und wandernden Motive der
Volks- und Kunstdichtung anderer Vlker (nur mit seinem Tode
werden nicht weniger als neun verbunden), so dafs von einem
einheitlichen Bilde dieses Helden keine Rede sein kann.
berhaupt brachten es die Sdslawen zu keiner nationalen Epope,
denn ohne Zwang und Einschbe kann man einen Z)'klus nicht
einmal aus den schnsten epischen Liedern herstellen, welche die
verhngnisvolle Schlacht auf dem Kosovopolje (1389) besingen.
Das Volk konnte
sich die schwere Niederlage nicht anders als
durch Verrat erklren, und so wurde von den beiden Schwiegershnen des Frsten Lazar, zwischen deren Frauen der in Volkssagen fters wiederkehrende Streit ber die Vorzge ihrer Mnner
^"^
202
ausgebrochen war, Vuk Brankovic zu einem fluchbeladenen Verrter gestempelt, obwohl er in der Schlacht in hervorragender
Weise seine Pflicht erfllt und sich dann mit den Trken gar
nicht ausgeshnt hat wie Lazars Sohn Stefan. Begreiflich ist es
dagegen, dafs das V^olk dem in der Schlacht gefallenen Frsten
Lazar und dem anderen (historisch nicht sichergestellten!)
Schwiegersohn, Milos Obilic (ursprnglich Kobilie), der den
Sultan Murad gettet hat, seine ganze Liebe zuwendete, wie
die Nachricht von Murads Tode auch in Westeuropa einen viel
grfseren Eindruck machte als die fr die ganze Christenheit so
bedeutungsvolle Niederlage des serbischen Reiches.
Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts geht die Fhrung
den Trkenkriegen auf Ungarn ber, und so steht im Mittelpunkt der sdslawischen Volksepik allgemein der Knig von
Budim (Ofen), seltener der s Knig von Ungarn <, namentlich hufig
1490). Als Heerfhrer ragen
der Knig Mathias Corvinus (1457
in
aber in diesem Zeitalter hervor Johann Hunyadi (in den lteren
Liedern Janko vojevoda, Ugrin Janko, in den jngeren Sibinjanin
:
Janko), der
eine
zweite
Schlacht auf
dem Kosovopol je
(1448j
den Volksliedern vielfach mit der ersten ineinanderflofs, nach ihm sein Schwestersohn Johann Szekely (banovic
Sekula), Michael Szilg5'i (Svilojevic), der fr Mathias Corvinus
zuerst regierende Oheim, und andere ungarische Herren c (ugarska
verlor, die in
gospoda. ugricici),
der Donauflotille,
darunter auch der Corvinische
Peter Dczy (Dojcin Petar).
Kommandant
Auf
serbischer
Seite spielen in diesem ungarisch-serbischen Liederkreis eine be-
sondere Rolle noch der Despot Georg Brankovic.
selbst aber namentlich der
Despot (1471
im Volkslied Zmaj-ognjen Vuk
1485) Vuk
in
Ungarn
Grgurovic,
Drache Vuk), auf
den ganz mrchenhafte Motive bertragen werden, die Brder
Jaksic (Motiv des Bruderzwistes) u, a.
"^
An der Scheide des 15. und 16. Jahrhunderts treten dann
die kroatischen und dalmatinischen Grenzgebiete in den Vordergrund, wo namentlich die von sterreich und Venedig im Kleinkrieg gern verwendeten, oft aber auch wenig willkommenen
Uskoken
(^= berlufer)
dem
(der feuerige
Volksliede zahlreiche Lieblings-
wie Jankovic Stojan, Smiljanic Ilija, od Zadra
(von Zara) Todor, Senjanin (von Zengg) Ivo, Senjanin Tadija.
Den Inhalt solcher Lieder bilden keineswegs grfsere Kriegszge,
helden
lieferten,
203
sondern meist kleine Grenzkmpfe, die aber hufig durch einen
heldenmtigen Zweikampf angesichts der beiden Parteien aus-
getragen werden, berflle auf Wachhuser, Streif- und Raubzge, deren besonders bevorzugte Beute Mdchen und Frauen
bilden, die hufig sehr gern den Glaubensfeinden auf beiden
Seiten zulaufen; fters wird die Braut auch einem friedlichen Hoch-
weggenommen, weshalb man es begreiflich findet, dafs
Valvasor sogar von seinen Krainern gegen Ende des 17. Jahrhunderts berichtet, dafs sie sich zu einer Hochzeit wie zum
Kriege rsten. Es waren berhaupt schwere Zeiten, in denen
man an der kroatischen Grenze tatschlich nur mit den Waffen
in der Hand den Acker bestellen konnte, und es ist kein Wunder,
dafs die Bevlkerung infolge der fortwhrenden bung des
Kriegshandwerkes verwilderte, so dafs das Heldentum hufig auf
beiden Seiten in ein Ruberunwesen ausartete.
Namentlich
wimmelte es in den trkischen Lndern, schon im 16. Jahrhundert
selbst an der grofsen und strategisch so wichtigen Morava-Heerstrafse, von Hajduken (serbokroat. hajduk, bulg. hajdutin aus
dem magyarischen hajd, das ursprnglich einen Soldaten zu
zeitszuge
Fufs, Gerichtsdiener bezeichnete). Diese suchten die Freiheit vor
den trkischen Bedrckern auf den Bergen und besorgten die
ausgleichende Gerechtigkeit zugunsten ihrer Glaubensgenossen,
so dafs sie das Volk, wie das griechische seine Klephten, mit einem
Zauberschimmer umgab und ihre Taten am liebsten im Liede
verherrlichte.
Die grofse Mehrzahl der serbokroatischen und
bulgarischen epischen Lieder vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
ist auf diese Weise entstanden, so dafs man geradezu von einer
Hajdukenepik sprechen kann.
Von den Christen beider Konfessionen eigneten sich auch
die Mojiammedaner namentlich in den bosnisch-kroatisch-dalmatinischen Grenzgebieten die Volksepik an.
Schon 1574 rhmt
der Conte von Sebenico nicht blofs den Heldenmut seiner Untertanen im Vergleich zur Feigheit der italienischen Sldner, sondern
berichtet noch an den Senat von Venedig, dafs auch die Trken
von deren wunderbarer Tapferkeit in ihrem Lande singen. Natrlich feierten die Trken vor allem ihre eigenen Helden und haben
viele und umfangreiche Lieder, die hauptschlich aus der Zeit
ihrer Herrschaft in der Lika in Kroatien stammen, bis auf den
heutigen Tag bewahrt. Der Inhalt und die Art der Fortpflanzung
204
der konservativen Volksepik der bosnischen Mohammedaner, die
gegen Ende des 19. Jahrhunderts ans Licht gezogen wurde,
ungemein an die mittelalterliche Epik des Rittertums,
erst
erinnert
was auch zu den
feudalen Zustnden Bosniens sehr gut pafst
berhaupt darauf fhrt
dafs sich die sdslawische
Heldendichtung hauptschlich in jenen Gebieten entwickelt und
und uns
die den Feudalismus kannten, weshalb sie unter
den Bulgaren nur in Makedonien und in den westlichsten von
den Serben stark beeinflufsten Gebieten in den mehr stlichen
aber gar nicht vorkommt. Nicht umsonst eifern schon alte sdslawische Nomokanones auch gegen den aus dem Deutschen
erhalten hat.
stammenden spilman. und Jongleure waren namentlich beim
bosnischen Adel beliebt. Besonders beachtenswert ist ein Bericht
des an der Kulpa geborenen Kroaten Jurij Krizanic, der im
17.
Jahrhundert den Russen zuerst den Panslawismus predigte
die Gelegenheit bekam, ihnen in Sibirien zu erzhlen,
und dafr
wie bei den Kroaten und Serben in seiner Jugend noch die Nacheines rmischen Brauches^: fortlebte, dafs bei einem
Gastmahl hinter Adeligen und Kriegern Soldaten standen, welche
die Taten der Vorfahren, den Ruhm des Marko Kraljevic, Novak
Debeljak, Milos Kobilic und einiger anderer Helden besangen.
ahmung
In hnlicher Weise
Pascha oder
Aga
Magnaten Peter
um
sich noch im 19. Jahrhundert mancher
von einem christlichen Snger Helden-
Nicht zufllig hat sich schon
lieder vortragen.
des im Jahre 1671
tica) erhalten,
liefs
selbst
in
in
den Papieren
Wiener Neustadt hingerichteten kroatischen
Zrinski ein langzeiliges Heldengedicht (bugars-
das den brigen Aufzeichnungen derartiger Lieder
ein halbes Jahrhundert vorangeht.
Seit
den grolsen sterreichisch-venezianisch-trkischen Kriegen
17. Jahrhunderts, die auch Montenegro die Frei-
gegen Ende des
heit brachten,
boten die
Kmpfe
seiner
Bewohner
bis
zu
den
jngsten Kriegen und Streifzgen Stoff zu neuen Liedern, andererseits
erblhte aber die Heldendichtung auch in Serbien wieder,
zu Anfang des 19. Jahrhunderts Karagjorgje und Milos
Obrenovie mit ihren Genossen dem Lande die Freiheit erkmpften.
Sngern im \*olkstone lieferte Stoffe noch die Okkupation von
als
Bosnien und Herzegowina.
So begleiten Sage
und
diese wird zu wenig beachtet
Dichtung das Vordringen und Zurckweichen der Trken durch
mehr
als fnf
205
Jahrhunderte, und alte und neue Lieder oder
zum
wanderten whrend dieser Zeit, unbekmmert um dialektische und religise Unterschiede, vom Sdosten nach dem Nordwesten und umgekehrt.
Von dem Haupt-
mindesten
Liederstoffe
helden der Kosovoschlacht, Khobilouitz, das
ist
Milos Kobilovic,
hrte der steierische Slowene Kuripei^ic^'^*), der als Sekretr der
kaiserlichen Gesandtschaft 1530 nach Konstantinopel
reiste,
in
Krabaten und der Ende (d. i. Grenze) viel Lieder singen;
1547 begleitete in Spalato bereits das ganze Volk ein MarkoLied, das ein blinder, von seiner Tochter gefhrter Soldat sang.
Reisende des 16. Jahrhunderts sahen in serbischen und bulgarischen
Balkangegenden bereits Ruinen von Burgen, die Kraljevic Marko
und Milos Obilic bewohnt haben sollen. Beim ragusanischen
Humanisten Cerva Tubero ist in den Commentaria seiner Zeit
(1490 1522) schon von einer Verleumdung des Kosovohelden
Milos die Rede, der Ragusaner Benediktiner Mauro Orbini erzhlt aber in seinem Werke II regno degli Slavi (Pesaro 1601)
von der Kosovoschlacht bereits ganz nach der Volkstradition.
Besonders lehrreich ist auch das Zeugnis des Friauler Historikers
Nicoletti, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts von den Grzer
Slowenen um Tolmein berichtet, dafs sie Mathias, den Knig
von Ungarn, und andere Personen dieser Nation in ihrer Sprache
besingen. Kralj Matjaz ist bis auf den heutigen Tag ein Lieblingsheld der slowenischen Volkssage und Dichtung; neben
anderen Motiven klammerte sich an ihn auch die Sage vom
wiederkehrenden Kaiser.
Die Volkspoesie war auch der dalmatinisch -ragusanischen
Kunstdichtung seit dem Ende des 15. Jahrhunderts sehr gut
bekannt und liefs in ihr nicht wenig Spuren zurck, ganz abgesehen von gelegentlichen Aufzeichnungen und zahlreichen Erwhnungen von Helden der Volksepik. Das blieb auch der
modernen Forschung nicht ganz verborgen. Dagegen liefs man
in der romantischen Begeisterung fr die Originalitt der Erzeugnisse des Volksgeistes geradezu unbeachtet die Tatsache,
dafs die hohe Renaissancekultur der dalmatinischen Stdte und
ihre bedeutende Kunstdichtung auch die Volkspoesie in der
strksten Weise beeinflufst haben. Die im hchsten Grade knstlerische Fassung, in der die serbokroatischen lyrischen und
epischen Volkslieder zu
Anfang
des 19. Jahrhunderts der
Welt
206
bekannt geworden sind, ist ein Produkt der Jahrhunderte
vor allem der innigen Berhrung der westlichen Gebiete
Serben und Kroaten mit der romanischen Kulturwelt zu
danken. Wenn schon die neugriechische Volkspoesie auf
Vermengung der griechischen volkstmlichen Richtung mit
romanischen Kulturelementen zurckgefhrt
in viel
^^'')
wird,
so
ist
hherem Grade bezglich der serbokroatischen und
und
der
ver-
eine
den
das
teil-
weise auch der bulgarischen der Fall.
Aus diesen Andeutungen geht schon hervor, dafs die weiteren
auch der durch die Trkennot geschaffenen sdslawischen Volksepik "") nur in der neueren Geschichte der sdslawischen Litteraturen zur Sprache kommen knnen. Dort wird
Schicksale
auch die geistige Entwicklung jener Gebiete, denen das Trkenund Griechenjoch nicht beschieden war, deutlich zeigen, was die
grofse Mehrzahl der Sdslawen dadurch verloren und versumt hat.
Mit der Trkenherrschaft ging aber auch der berwiegende
Einflufs der byzantinischen Kultur allmhlich ganz zu Ende,
trotzdem die Pforte das griechische Patriarchat im hchsten Grade
begnstigte
und
die
Phanarioten zuletzt
Balkanchristen ganz an sich rissen.
Doch
die
Macht ber
die
die siegreichen Ideen
der westlichen Kultur machten davor nicht halt; unter ihrem
Einflufs entwickelte sich weiter auch die Litteratur der Sdslawen, aber nicht
mehr
in
dem abgestorbenen Idiom
sondern in den Nationalsprachen.
der Kirche,
Anmerkungen.
Ragusa antwortete mir 1892 ein Barkenfhrer, als ich ihn
Erklrung dieses Wortes bat: Herr, wir sprechen, wie uns
die Mutter gelehrt hat; ob diese Sprache kroatisch oder serbisch ist,
darber mgen die Herren fgospoda) streiten.'^ Der Ausspruch sagt
In
^)
um
eine
mehr
als ein
Buch ber
diese Frage.
Weg schlug in
der Tat der Generalstabsarzt Dr. A. Weisseinen Untersuchungen ber die einschlgigen
krperlichen Merkmale zu dem Resultat, dafs die Kroaten und Serben
auch in dieser Hinsicht nur als ein Volk aufgefafst werden knnen.
Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 35. Bd., S- 99.
^) Immerhin
war 1900 die Zahl der griechisch - orientalischen
Glaubensbekenner (616518) in Kroatien und Slawonien grfser als die
2)
Diesen
bach ein und
kam
in
Zahl der gezhlten Serben (614443).
^a) Ich halte mich hier und im folgenden an die Darstellung der
kroatischen Historiker Smic'iklas, Klaic, Sisic. K. Jirecek macht mich
aufmerksam, dafs sich die Behauptung von der kroatischen Oberhoheit
im sdlichen Dalmatien und nrdlichen Albanien nur auf die Chronik
des Presb5'ters von Dioclea (s. S. 106) grndet, und hlt die Akten der
Synode von Spalato um 925. denen zufolge an derselben Frst Michael
von Zachlumien (Herzegowina) teilgenommen haben soll, mit Lucius
fr falsch. Eine stillschweigende Zustimmung zu dieser Ansicht finde
ich in Rackis Abhandlung Kroatien vor dem 12. Jahrhundert im
Rad der sdslawischen Akademie, Bd. LVI, S. 140.
*) Falsch
ist die Vorstellung von dem Genus Serbe und der
Spezies Chorwat, wie sie seit Safafik (Geschichte der sdslaw. Litt.
III, 10) oft vorkommt, namentlich in russischen Werken.
^j Vgl.
des Verfassers Abhandlung Zur Geschichte des volkstmlichen Hauses bei den Sdslawen" in den Mitteilungen der Anthround XXXVI.
pologischen Gesellschaft in Wien, Bd.
XXXV
Etnografski Zbornik srpske kr.
Vgl. K. JireCek, Die Romanen in den
akademije, Bd. IV.
Stdten Dalmatiens I, 9 ff.
) In den
gemischten Gebieten sind in der Anziehung fremder
Elemente die Serben wegen ihrer religis-sozialen Exklusivitt im
Nachteil, wie die Russen gegenber den Polen.
)
')
208
**) Aufscr
Skopje gehrt auch Tetovo geographisch eigentlich zu
Alt-Serbien, nicht zu Makedonien. In der Wissenschaft vertritt die
serbischen Ansprche am besten der Belgrader Geograph J. Cvijic.
Weiteren Kreisen ist zugnglich seine Broschre Remarques sur
l'ethnographie de la Maccdoine, Extrait des Annales de g^ographie,
Tome X\', 1906 (N. 81 et 82).
'") Richtige statistische Daten ber die Sdslawen sind schwer zu
erlangen, denn selbst in sterreich-Ungarn gibt die Rubrik Umgangssprache zu mancherlei Mifsbrauch Anlafs. Aufserdem wurden die
letzten Volkszhlungen in verschiedenen Jahren vorgenommen: in
sterreich-Ungarn 1900, in Bosnien und Herzegowina 1895, in Serbien
und Bulgarien allerdings 1905, doch sind die genauen Resultate noch
nicht verffentlicht, so dafs man noch immer auf die Angaben von 1900
angewiesen ist. Unter solchen Umstnden mufs man sich fr ein
gleiches Jahr mit appromaxitiven Berechnungen mittelst eines nicht
immer verlfslichen Zuwachskoeffizienten helfen. Besonders unverlfslich sind alle Daten bezglich der Trkei. Die letzte Statistik fr das
Jahr 1906 gab Prof. T. D. Florinskij in seinem Werke 'Slavjanskoe
plemja" (Kiew 1907), in dem auch die kartographische, ethnographische
und statistische Litteratur verzeichnet ist. Die beigefgte ethnographische Karte der Slawenwelt gengt fr die Sdslawen schon
wegen der Grfsenverhltnisse nur bescheidenen Anforderungen. Vielfach fufst Florinskij auf den Berechnungen des Prager Professors
L.Niederle fr das Jahr 1900 im Slovansk.vPfehled'V (1903, 160163.
^"^) Diese Zahlen bringt L. Niederle im Nrodopisnv Vestnik
ceskoslovansky (1908, S. 30) auf Grund genauer Materialien der Volkszhlung von 1900. Die Zahl der bulgarisch sprechenden Bewohner
des Frstentums ist allerdings noch durch 20 644 Mohammedaner
(Pomaken) zu vermehren. Die abweichenden Angaben von T. Florinskij
und M. Jurkevic (2 887 860:3 744 282) beruhen nach brieflicher Mitteilung Niederles offenbar auf den vorlufigen Resultaten, die spter
immer
eine Korrektur erfahren.
Nach einer Mitteilung des Prof. B. Conev. Das verhltnismfsig starke Anwachsen der Bulgaren erklrt sich durch die grofse
Auswanderung der Trken und Griechen, durch die Assimilationskraft
des jungen Staatswesens und wohl auch durch Fehler der Statistik.
") Unter der grofsen Anzahl mehr oder weniger tendenziser
Schriften ber Makedonien ist das beste Werk Vasil Kancov's
Makedonija, Etnografija i statistika (Sofija 1900). Lehrreich sind die
beigelegten ethnographischen Karten, welche zeigen, dafs der ehemalige bulgarische Schulinspektor in Makedonien die dortigen nichtslawischen Elemente viel zahlreicher und genauer eingezeichnet hat
als alle seine westeuropischen Vorgnger. Das sowie seine genauen,
daher kontrollierbaren statistischen Tabellen sprechen entschieden dafr,
dafs er der Wahrheit mglichst nahe gekommen ist; befangen ist er
hauptschlich den Serben gegenber, deren Existenz in Makedonien
er geradezu leugnet. Seine Zhlung ergab fr das Ende des 19. Jahr'"'>)
209
Hunderts 1032533 christlicher und 148803 mohammedanischer Bulgaren, 400 (!) beziehungsweise 300 Serben, 214329 und 14373 Griechen,
11261 und 3500 Walachen (der Spezialforscher G. Weigand, der die
rumnische Propaganda in Makedonien als Geldverschwendung bezeichnet, in seinem Werk "Die Aromunen [Leipzig 1895] dagegen
nur 62 405 Seelen) bei einer Gesamtbevlkerung von 2258224, darunter
1370949
Christen,
81Q235 Mohammedaner.
Die ebenfalls unerklrten einheimischen Namen Serben (Srbi)
und Kroaten (Hrvati) bezeichneten ursprnglich einzelne Stmme und
kommen auch in nordslawischen Lndern vor: Serben nennen sich die
slawischen Bewohner der Lausitz, Kroaten gab es in Bhmen und
^-)
Polen.
")
Auch
griffenen
dieser Name wiederholt sich bei den im Aussterben beSlowinzen an der Ostsee (im Kreise Stolp der Provinz
Pommern).
Romanen in den Stdten Dalmatiens I, 31.
Ihr eigenartiger romanischer Dialekt, ber den uns teilweise
romanische Fremdwrter im Serbokroatischen aufklren, ist meist im
**)
K. Jire^ek, Die
'')
ganz aber erst im 19. Jahrhundert (mit dem Vegliotischen)
zugrunde gegangen. Die italienische Sprache ist in die dalmatinischen
Stdte durch die Venezianer importiert worden. Vgl. Bartoli, Das
Dalmatische I. 174 f. (in Schriften der Balkankommission. Ling. Abt. IV).
'^a) Fr. Kos, Gradivo za zgodovino Slovencev I,
S. XLI.
'^) Dieses Resultat bleibt bestehen, wenn wir auch aus der linguistischen Palontologie nicht so weitgehende Schlsse ziehen wie ehemals.
^^)
J. Sepp, Ansiedelung kriegsgefangener Slaven oder Sklaven
in Altbayern und ihre letzten Spuren.
Mnchen 1897.
^^) Es ist interessant, folgende Tatsachen, die von einer tausendjhrigen Tradition Zeugnis ablegen, nebeneinander zu stellen: den
alten bayerischen Klstern wurden immer slawische Bienenzchter zugewiesen, und die Bestimmungen des sterreichischen brgerlichen
Gesetzbuches ber die Bienen ( 383, 384) gehen auf den Krainer
Anton Jansa zurck, der unter Maria Theresia die Bienenzucht im
Wiener Augarten lehrte.
') Die slawischen Elemente im Magyarischen.
2. Auflage von
Dr. L. Wagner. Wien und Teschen 1884.
20) Vgl. die kritische Darstellung der ganzen Frage von I. D. Sismanov im Sbornik des bulgarischen Ministeriums fr Volksaufklrung,
Bd. XVI und XVII, S. 505-753.
^*) Die ltere Gestalt des Wortes cari. ist cesart und identisch
mit dem deutschen Kaiser, so dafs beide von Csar abstammen, wie
die gemeinslawische Bezeichnung fr Knig (in den sdslawischen
Sprachen kralj) auf Karl den Grofsen zurckgeht.
2^) Dalmatien und Pannonien fielen Rom, der brige Balkan KonMittelalter,
stantinopel zu.
'-')
Der
Murko,
Knigstitel
wurde von Byzanz
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
nicht anerkannt.
14
-*)
Falsch
ist
die
210
auch von slawischen Historikern gebrauchte
Form
Verwechslung des slawischen
b mit " beruht. Vgl. in alten Urkundenbchern hufig vorkommende
Namen wie Pribidrug, Pribigoj. Pribil, Pribimir, Pribislav (Rat^ki, Documenta, S. '29 Priba (mulier, SmiCiklas, Codex diplom. rpgni Croatiae,
Priwina,
die auf der blichen deutschen
Dalmatiae
et
(o.
c.
Slavoniae
II,
300, 319), Priban, Pribe, Pribic, Pribinja
157, 296), Pribis u. a.
") Vgl. Branoslavci, Bratislavci, Dragotinci (im 19. Jahrhundert
Carolus wieder Dragotin gebildet!), Godomerci,
fr Karl
Ivanjkovci, Radomerje, Radomerscak (Geburtsort Miklosichs), Rado-
wurde
slavci u. .
serbische Zadruga, Zeitschrift fr Sozial- und
-')
J. Peisker, Die
Wirtschaftsgeschichte VII-, Slovo o zdruze (Prag 1899;. Die Ansicht
wurde von Rechtshistorikern, wie O. Balzer. K. Kadlec u. a., stark
bekmpft.
'')
Fr.
Kos
o. c.
XLIX.
Unter Kaiser Diokletian wurde aus Msien, Dakien, Dardanien,
Makedonien, Thessalien, Achaja. Epirus und Prvalis eine Provinz
28)
zum Anfang des 7. Jahrhunderts vegetierte
Bedeutung noch lnger erhalten blieb.
Ivanov in den Izvestija otd. russk. jaz. VIII, 4, 140174.
Illyricum gebildet, die bis
und
in kirchlicher
29)
Von J.
0)
Ivanov.
a. a.
O. 161.
Dafs die nationalen ^'erhltnisse den heutigen vor und in Saloniki entsprachen, ist auch sonst geschichtlich bezeugt.
^2) Nach jM. Bezobrazov war er mehr Aristoteliker als Platoniker
(Izvestija otd. russk. jaz. III, 2, 10721079).
"') Man vermutete, dafs Cj'rill und Method zuerst im benachbarten
Sden Anschlufs suchten, und dachte an das Patriarchat Venedig.
Patriarchen von "Venedig" gab es um diese Zeit noch zwei, in Grado
und Aquileja. In Betracht kme aber nur der letztere: in der Tat
verteidigte Maxentius noch einige Jahrzehnte vor den Slawenaposteln
seine Rechte auf ganz Pannonien und Norikum gegen das Salzburger
Erzbistum, und Theodemar (850871) neigte zu Konstantinopel, doch
mufste fr ihn gerade die slawische Liturgie einen Stein des Anstofses
bilden, den also nur der Papst beseitigen konnte. Vgl. Grud.ea.,im
Katol. Obzornik (Laibach) IX, 920.
^) Viele Historiker haben diese Reise sonderbar gefunden oder
ganz verschwiegen. Bei den damaligen guten Beziehungen zwischen
Rom und Bj^zanz war sie jedoch unbedenklich und scheint sogar mit
Wissen des Papstes unternommen worden zu sein (cum, Deo duce, reversus fueris schrieb Johannes VIII. an ihn 881, X. Kalend. Aprilis).
Dafs Method seinem Vaterlande treu blieb, bewies er auch auf dem
Totenbette, indem er zuerst "den Kaiser segnete.
^^) Das betreffende Schreiben an Svatopluk ist wahrscheinlich unecht, aber eine dem Inhalt nach identische Instruktion fr eine Gesandtschaft an die Slawen kann keine Flschung sein.
^')
Sie
'^)
Die
"^)
daher lehrreich fr die Aussprache des Griechischen
ist
die Mitte des
211
um
Jahrhunderts.
9.
letzte
Fassung gab
ihr Miklosich in der Einleitung zu
seiner Altslovenischen Formenlehre in Paradigmen, Wien 1874.
^) Wattenbach rechnete sogar die Mhrer zu den Sdslawen.
59) Ljubljanski Zvon
1895, S. 309. Vgl. die Darstellung der
in des Verfassers Monographie Vatroslav Oblak< (Wien
4154.
*") Nach Voskresenskijs Untersuchungen (in den Moskauer Ctenija
B. 176) stehen fr die Evangelien nach Tischendorfs Ausgabe des
Neuen Testaments ^8. Aufl.) am nchsten die Cod. EFGHKMSUVllT.
"') Nach Tischendorf nBDLA.
*-) Vgl. W. Szczesniak Mag. Theol., Obrz^dek stowiaaski w Polsce
(Warschau 1904), S. 45.
*^) Die
Resultate der Untersuchungen von M. Valjavec hat
Fr. Pastrnek stark in Frage gestellt im Archiv fr slaw. Phil. XXV,
366 ff.
**) Aufgedeckt von V. Vondrk im Archiv f. slaw. Phil. XVI,
124125.
'') Vizantijskij Vremennik IV,
145, 150 ff.
ganzen Frage
1902), S.
O piivodu Kijevskych Listu (Prag 1904), 46.
Russkij Filol. Vestnik XLIII, 150 ff.
*^) Studie z oboru cirkevneslovanskeho pisemnictvi, 23 ff.
*^) Zufolge unrichtiger Auffassung einer Stelle in der griechischen
Vita Clementis wollte und will man noch die Erfindung einer deutlicheren Schrift Kliment zuschreiben, aber mit Unrecht.
Man gibt diese und auch sptere glagolitische Handschriften
heute meist cyrillisch heraus, denn sonst wrden sie selbst Philologen
*6)
*')
'^*')
wenig
lesen.
5')
Archiv
f.
slaw. Phil.
XXVI, 1-10.
E. Evseev, Izvestija otd. russk. jaz. VIII 3, 356 366.
') Demselben Svjatoslav wird noch ein Sbornik" (Sammelband)
vom Jahre 1076 zugeschrieben, der 48 kleinere, meist moralisch-belehrende Artikel enthlt; nach Golubinskij (Istorija russkoj cerkvi,
Moskauer Ctenija. Bd. 199, S. 919) ist jedoch die Nachschrift einer
dem 11. 12. Jahrhundert angehrigen Handschrift geflscht. Beachtenswert ist darin ein dogmatisches Florilegium unter dem Titel
Stoslovec eines gewissen Gennadios, der bald Erzbischof, bald
Patriarch von Konstantinopel genannt wird. Speranskij (Ctenija, Bd. 213,
S. 506, 514) denkt an den im Jahre 471 gestorbenen Erzbischof; doch
kennen wir kein solches Werk desselben noch eines anderen Schrift^^)
Von
I.
stellers.
") Vgl. das Verzeichnis
im Archiv fr
slaw. Philol. VIII,
357358.
Vgl. V. Jagic, Ein unedierter griechischer Psalmenkommentar,
Denkschriften der Akademie der Wissenschaften, Wien, phil. hist. Kl.,
52. Bd.
14*
'^^)
")
212
Es kommt darauf an, ob man nach der ^gewhnlichen byzanra zhlt, welche 5508 Jahre von der Erschaffung der Welt
tinischen
5500 Jahren, die hier wahrscheinlicher ist,
mit den Ereig^nissen besser im Einklang? steht.
'') Wie die im Slawischen bliche Bezeichnung Prolog fr das
griechische Synaxarion aufgekommen sei, ist dem russischen Kirchenhistoriker Golubinskij (('tenija, Bd. 199, S. 914) zufolge noch nicht aufrechnet, oder nach der mit
da
sie
geklrt.
'*)
Bd.
Sbornik des bulgarischen Ministeriums fr Volksaufklrung,
XVI
*')
und XVII, 314-325.
Die regelmfsige Betonung auf der vorletzten Silbe bleibt fr
mich allerdings
fraglich: ego, tebe, t^be sind nicht wahrscheinlich.
Vgl. K. Krumbacher, Gesch. der byz. Litt. 2, 650, 792793.
') Man braucht die Nachricht
nicht zu bezweifeln (Novakovic,
Prvi osnovi slovenske knjizevnosti, 103), da es Klster in Bulgarien
faktisch schon gab.
**) Bezglich des wichtigsten in Betracht kommenden Werkes
ber die Staatsverwaltung" ist ein Vorwurf allerdings nicht gerechtfertigt, da dasselbe ein Geheimbuch des Kaiserpalastes war und auch
von keinem Byzantiner zitiert wird, ^'gl. Byz. Zeitschr. 17, 165 (von
K. Jirecek hervorgehoben).
*^) Jagic fhrte darber Klage schon im Jahre 1877 (Archiv f.
'')
slaw. Phil.
II, 9).
ist Xikon des Klosters Raithu auf der sinaitischen
Halbinsel, doch die slawischen Handschriften seiner 'Pandekten (verffentlicht im Sbornik der russischen Akademie, Bd. XII) und des
"Taktikons' verlegen ihn nach Palstina, denn sein Beiname entspricht
**)
Gemeint
?v 1(0 00(1
MivQO) der Pariser Hs. 122 (Krumbacher, Gesch.
d.
byz. Lit.
-,
155-156).
Vgl. Byz. Zeitschr. 9. 199.
Einen Auszug aus der grndlichen Abhandlung F. Racki's
ber diesen Gegenstand (Rad der sdslawischen Akademie, Bd. X,
in Bd. VII und VIII behandelt er die Geschichte der Bogomilen) bietet
184.
C. Jirecek, Geschichte der Bulgaren, S. 177
^') Vgl. die Abhandlung von L. Mileti^ im bulgarischen Sbornik
za narodni umotvorenija, Bd. XIX, 1 369.
,
^^) In Stagno in Dalmatien ist nezitak' in der Bedeutung 'Verder in jemanden hineinfhrt, erhalten.
sucher. Teufel, Qulgeist
Glasnik des Landesmuseums fr Bosnien und Herzegowina, Bd. VIII,
S. 539.
**) Vgl. auch zwei derartige abendlndische Bearbeitungen der
Vision des Esaias in Dllingers Beitrgen zur Sektengeschichte des
^)
*)
Mittelalters
II,
166
ff.,
208
ff.
Vgl. D. Bonwetschs Zusammenstellung in Harnacks Geschichte
der altchristlichen Litteratur L 902917. Hierbei mufs hervorgehoben
werden, dafs Bonwetsch gerade sdslawische Kataloge und Publikationen
unbekannt blieben. So sind z. B. nur durch den bulgarischen Sbornik
^")
213
za narodni umotvorenija zahlreiche Apokryphen ans Licht gekommen,
man bis dahin in sdslawischer Fassung gar nicht kannte, namentlich solche ber Personen des Alten Testamentes (Melchisedek, Loth,
Isaak, Ismael, Samuel, David, Salomon), so dafs man nicht mehr in die
\'ersuchung kommen kann, von einer Vernachlssigung alttestamentlicher Apokryphen bei den Sdslawen zu sprechen, was mit Rcksicht
die
auf die Bogomilen mglich wre. Als Ergnzung zu Bonwetsch ist
noch immer zu beachten: E. Kozak, Bibliographische bersicht der
biblisch-apokryphen Litteratur bei den Slawen, Jahrbcher f. protest.
Theologie X\TII, I. 1892. Zu den Sammlungen slawischer Apokryphen
von Pypin, Tichonravov und Porfirjev kam hinzu: I. Franko, Apokrify i legendy z ukrainskych rukopysiv. herausgegeben von der Sevcenko-Gesellschaft der Wissenschaften in Lemberg [u. a, T. Pamjatki
Monumenta linguae necnon litterarum-ukraino-russicarum (ruthenicarum)], Bd. I (1896) Alttestamentliche Apokryphen, Bd. TI (1899)
Apokryphe Evangelien, Bd. III (190'i) Apokryphe Apostelakten (die
erste systenia tische slawische Sammlung), Bd. IV (1906) Eschatologische
Apokryphen. Abgesehen von neuen, aus ruthenischen Handschriften
(hauptschlich aus Galizien und Ungarn) geschpften Materialien bringt
das Werk wertvolle Einleitungen ber die einschlgigen Fragen sowie
Varianten und Anmerkungen zu den Texten. Bd. III bringt an der
Spitze eine Inhaltsangabe der bisherigen Publikation in deutscher
Sprache.
"") Bei Franko fllt namentlich der Reichtum neuer, populrer
Bearbeitungen der alten Apokryphen auf.
'^) Die entsprechenden Benennungen und herausgegebenen Texte
griech. xccIkvtqiov,
sind meist russisch Koljadnik oder Koledarnik
oovrokyior, Lunnik (Mondbuch)
atkrivoSgGromnik (Donnerbuch)
anauoloyiov, Lopatocnik (nach den
/aiof, Trepetnik (Zuckungsbuch)
Schulterknochen der Tiere) u. . Auch der Psalter wurde hufig als
.
Orakelbuch benutzt.
''^)
Von dem Umfange
stellung nach einer
dieser Litteratur
Angabe Frankos machen,
kann man
sich eine
Vor-
dafs er fr dieselbe eben-
Bnde brauchen werde.
Die Grnde, welche bisher fr die russische Heimat dieser
bersetzung vorgebracht wurden, haben wenig Beweiskraft.
falls drei
'*)
'"')
^6)
Istorija russkoj literatury I, 434.
Verffentlicht von Polivka in den Starine
So wurde
XXI, 218221.
Episode von Alexanders Einzug in Jerusalem
wrtlich aus der bersetzung der Chronik des Georgios Hamartolos
genommen, nicht etwas aus der Redaktion C'. Ebenso bietet schon
die lteste uns berlieferte Fassung den Artikel des Palladios ber
Alexanders Aufenthalt bei den "Rachmanen.
"'*)
Nach Istrins Untersuchungen steht am nchsten der Cod. L
in seinem zweiten Teil; von anderen Handschriften der Pariser Codex
Nr. 113 (C) in seiner ursprnglichen Zusammensetzung.
''^)
Josaphat ist als Heiliger auch in die russischen Menen geraten.
'')
die
214
"*') Der
S yntipas (im Abcndlande: die Geschichte von den sieben
Weisen) wurde erst zu Anfang; des 19. Jahrhunderts bei den Bulgaren
und Serben bersetzt. y<,i\. des Verfassers Abhandlun^r Die Geschichte von den sieben Weisen bei den Slawen in den Sitzunjjsberichtcn der Wiener Akademie, phil -hist. Kl. CXXII. Bd.
''^) Die erste Ausgabe veranstaltete nach serbischen Handschriften
Gj. Danicic in den Star ine der sdslawischen Akademie in Agram.
310. Die Ausgabe blieb wie so manche andere sdII (1870), 260
slawische der abendlndischen Geiehrtenwelt ganz unbekannt.
^) In deutscher bersetzung verffentlicht von Jagic, Byz. Ztschr.
I, 107-126.
*'') Archeolog. izvestija
zametki, 3.o3 359. Vgl. Vizant. Vremennik VI, 237.
^*) Starine XII, 232.
Vgl. dazu Rarkis Bemerkungen ber die
Glaubwrdigkeit des Thomas Archidiaconus, ibidem S. 210 211.
^^) So hat Innocenz III. im Jahre 1198 unter dem im Erzbistum
Zara noch erhaltenen Ritus und der Sprache der Griechen offenkundig den slawischen im Sinne, als er einen von Laien zum Erzbischof gewhlten Barbaren (non tam latinus quam barbarus sit
intrusus) nicht anerkannte und dem Kapitel eine Neuwahl auftrug
(Smiciklas, Codex diploihaticus regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae
Dazu stimmt auch die Nachricht, dafs Papst Alexander III.
II, 290).
daselbst im Jahre 1177 in feierlicher Prozession unter Gesngen in
slawischer Sprache (immensis laudibus et cantibus in eorum sclavica
lingua) in die Kirche des heiligen Anastasius gefhrt wurde.
*) Sehr lehrreich ist auch die Tatsache, dafs man im 15. Jahrhundert Dekrete, welche die slawische Liturgie bewilligten, gar nicht
kannte. Den Gegnern der Glagoliten, die sich darauf beriefen, antwortete Nikola Kotoranin, Bischof von Modruse (14611470), ein gelehrter Diplomat und Gesandter des Papstes und des Knigs von
Ungarn, dafs eine Einrichtung, die von den heiligen Vtern belobt
worden sei und seit so vielen Jahrhunderten fr die Menschen bestehe,
keiner Briefe, keiner Bullen und keiner neuen Bewilligung bedrfe.
I. Broz, Crtice iz hrvatske knji2evnosti II, 83.
^'')
Vgl. V. Jagics Einleitung zu Razum i filosofija im Spomenik
der serbischen Akademie, XIII. Bd., S. I II.
8^) (;esch. der byz. Lit.-, 17.
^) Siehe die Abhandlung K. Jireceks im Periodicesko Spisanie
(Sofia 1882), 50.
In Krumbachers Gesch der byz. Litt-, 101.
Zuletzt verffentlicht von V. N. Zlatarski im Sbornik za
narodni umotvorenija, XX. Bd.
^) Das Einvernehmen wurde allerdings bald wieder ganz getrbt,
als Euthymij die Eparchie BT>dyn an Konstantinopel verlor (1381); im
^)
^^)
Jahre 1392 spricht ein Schreiben des Patriarchen Antonios von einem
vollstndigen Bruch mit der bulgarischen Kirche. So wird es begreiflich, dafs in einem zeitgenssischen liturgischen Buch aus Trnovo oder
seiner
Umgebung
radiert
der
Name
215
des Konstantinopeler Patriarchen aus-
ist.
Namen aufmerkRomulus.
^*) Ohne Grund wird auch der serbische Heilige Peter Koriski mit
den bulgarischen Hesychasten in Zusammenhang gebracht.
^') V. N. Scepkin, Bolonskaja psaltyrt, 4447, 5685.
'*) Er nennt sich einen Schler Romils und schrieb sein Werk
als Einsiedler am Fufse des Athos, im Orte 'Melana* (Lj. Stojanovic,
Katalog narodne biblioteke, 103j.
^'')
So soll einer Schreibernotiz zufolge ein Mnch Joann in der
Laura des heiligen Athanasios auf dem Athos mit Hilfe von vier
anderen Mnchen eine Reihe lngst vorhandener Bcher aus dem
Griechischen ins Bulgarische bersetzt haben, darunter das Evangelium, den Praxapostolos, die Liturgie, den Psalter, die Theologie des
Johannes von Damaskos, Johannes Klimax, Isaak den Syrer, des Antiochos Pandekten. Es ist nicht ausgemacht, ob sich diese Notiz auf die
Zeit vor oder nach Euthymij bezieht, denn im ersten Falle htten
wir darin einen Beweis, dafs der Anstofs zu seiner Reform vom Athos
kam. Dafr spricht wohl die serbische Handschrift eines Triodions,
das zwei Mnche 1374 auf dem Sinai schrieben, denn als \'orlage
diente ihnen "ein echtes Athos-Exemplar, ein neues Exemplar in bul^)
sam:
K. Jireifek macht mich auf seinen klassischen
'Pjuti.o;
garischer Sprache (Stojanovic, Stari srpski zapisi i natpisi I. 47). Jedenfalls spielten die Athosklster in der Verbreitung der neuen bulgarischen Redaktion eine wichtige Rolle.
*) Hier scheinen zwei bersetzungen vorzuliegen: eine der Bruchstcke fr Joann Alexander und eine des ganzen Werkes.
^) Wahrscheinlich hierher gehrig, da sie im 15. Jahrhundert auf
dem Athos von einem Bulgaren fr den serbischen Despoten Stefan
Lazarevic abgeschrieben worden ist.
') Das braucht nicht auf eine Verwechselung des griechischen
Baadf log /liY(rri<; mit Bua.n'g zurckzugehen.
'^) Im Knigstitel wurden bis zum 14. Jahrhundert mit den graecisierten Namen 'Dioklitija, Travunija, Zahlumje usw. besonders
aufgezhlt, spter als
zemlje pomorske
(terrae maritimae;
zusammen-
gefafst.
'"'"*)
Obgleich das katholische Element unter der slawischen und
albanesischen Bevlkerung des Landes nicht besonders zahlreich war,
hatte Serbien am Ende des 12. Jahrhunderts doch zwlf und am Ende
des 13. Jahrhunderts nicht weniger als 15 katholische Bistmer (Golu-
binskii,
io3j
Oferk istorii pravoslavnych cerkvej, 525).
Qig Knige von Ungarn legten sich schon
rex Serviae oder Rassiae
'^"*)
1254
seit
1202 den Titel
bei.
Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in Per (Ipek), da Zica
um
zerstrt wurde.
105) Das Volkslied und die Tradition berhaupt
Mrderhand (Vukasin) sterben.
lassen ihn durch
lOB a)
216
Jovan starb 1 503 und den Titel eines Despoten
Wrdentrtr Ivan Berislavic. Fr. Rarki. Knji-
)er letzte Despot
erhielt der kroatische
488.
Geschichte der slaw. Litteraturen I, 194.
'^) Die berall wiederholte, auf Cerva zurckdrehende Nachricht,
Dusan habe 1351 nach Rajrusa 20 Jnglinge zur Ausbildung gesendet, ist aus den Quellen nicht belegt und wird von K. Jirefek berhaupt als unglaubwrdig erklrt, weil damals in Ragusa noch nicht
viel zu lernen war und die Ragusaner einen lngeren Aufenthalt von
2evnik
II,
'"*)
Fremden auch ungern
sahen.
slaw. Phil. XXI, 302 ff.
^"^) Bo2. Nikolajevic, Delo (Belgrad) 1906, Nov.
"") Bo2. Nikolajevic, O srpskoj crkvenoj arhitekturi u srednjem veku. Beograd 1905. M. Valtrovic, Pogled na staru srpsku
i8)
Vgl. Archiv
f.
Glas der serb. Akademie, H. XVII.
So fllt das Kloster Kalenic direkt durch seine arabischmohammedanische Dekoration auf. Stefan Lazarevic kmpfte ja als
crkvenu arhitekturu.
^1^)
Bundesgenosse Bajasids
in Klcinasien.
Mijatovic, Despot Gjuragj Brankovic I (1880), S. 119.
Solchen Anschauungen huldigt sogar der kroatische Historiker Fr. Rafki
in einem berhaupt verzeichneten Bild der serbischen Litteratur zur
"'-)
Vgl.
Zeit der Kosovoschlacht
Bd. XCVII, 66 ff.
im
Rad
der
sdslawischen
Akademie,
^") Auch die Klagen ber die Unverstndlichkeit russischer Vorlagen stellen den mnchischen Schreibern kein gutes Zeugnis aus, sind
aber immerhin begreiflicher.
^^*) Interessant ist es, dafs bei der Zeitbestimmung eines solchen
Kodex aus Lesnovo im Lande Zletovo im Jahre 1353 der Zar von
Bulgarien, Joann Alexander, und der "heilige Zar von Serbien,
Stefan, zugleich genannt werden (Stojanovic, Stari srpski zapisi i
Die Stelle zeigt zugleich, wie der in den Formeln der
natpisi I, 38).
Byzantiner aus der heidnischen sptrmischen Zeit stammende Kaiserkultus auch bei den Serben noch fortlebte (nach K. JireCek).
"') Stojanovic,
o.
c.
I,
S. 42.
"6) Ib. S. 98.
"') Bis auf den Psalter hat die
noch immer reichhaltige Bibliothek
von Chilandar (472 Handschriften) kein einziges alttestamentliches Buch
aufbewahrt; die Belgrader Akademie besitzt die Abschrift des Alten
Testamentes von einem Russen erst aus dem Jahre 1717. Die ersten
acht Bcher des Alten Testamentes und die Bcher der Knige
aus dem 16. Jahrhundert besitzt immerhin das Paulus -Kloster auf
dem
Athos.
^^)
Bezeichnend fr die Hei'kunft wenigstens der meisten russischen
ist der Umstand, dafs der Name Gleb in sd- oder
kleinrussischer Aussprache (sogar ch fr g) und das weiche s als s
(rustskoju) in dem bulgarisch-serbischen Synaxarion von 1330 wieder-
Athosmnche
gegeben wird.
217
^^') Interessant ist eine Klage aus dem Jahre 1370, dafs viele Bcher
wegen Unkenntnis der griechischen Sprache verdorben worden seien.
'-^) Z. B. die Mnche des Sabbasklosters Patrikios und Abramios,
welche die Fastenreden des Syrers Isaak bertragen haben (eine serbische
Hs. aus dem Jahre 1355 in Chilandar).
^-') Darunter wird ein spterer ^serbischer Bischof Jakob angefhrt,
doch bezieht sich (Qiotr sehr wahrscheinlich auf die sdmakedonische
Stadt 7- Zf'otcc, trk. Selfid^e (Drinov).
^-*) Die Werke
des Dionysios Pseudoareopagites
der ltesten
Autoritt der Mystik, samt den Erklrungen des Maximos hat ein
Mnch, Isaija der Serbe, 1371 auf Anregung des Metropoliten Theodosij von Seres bersetzt.
^^) Z. B. Isaak der Syrer, Dorotheos, Archimandrit in Palstina,
,
Antiochos,
^^*)
selbst,
Mnch
des Sabbasklosters, Petros von
Mnch vom Berge
Z. B. Anastasios,
Damaskos
Sinai, Johannes,
u. a.
Abt
da-
Johannes, Mnch des Marienklosters daselbst, Johannes, Abt
von Raithu, usw.
Chilandar Xr. 21, wird falsch dem heiligen Sava zugeschrieben.
Ysl Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. \ 202.
'-'')
Als bersetzer werden die Mnche Benedikt und Jakov genannt, aber nach einer Moskauer Synodalhandschrift (Nr. 61) wurde
die bersetzung 'aus der helladischen Sprache in unsere slowenische
Sprache fr den Popen Benedikt vom Mnche Jakov geschrieben,
nach der anderen (Xr. 62' vom Popen Benedikt aus der griechischen
Sprache in die serbische; andere Handschriften bieten gar keinen
Namen (Karlowitz aus dem Jahre 1451, Chilandar Xr. 81 aus dem
Jahre 14571458).
'") Starine (Agram), Bd. XVI, 4157 (hg. von St. Novakovic).
^-')
^-)
81126
von
'-)
Starine X,
*^*')
Der Mangel sdslawischer Handschriften
(hg.
^'. Jagic).
spricht nicht dagegen,
denn es sind sogar viel jngere sdslawische bersetzungen nur durch
die Russen berliefert.
"') Moskauer Ctenija, B. 213 (1905, 2.), 518519.
^^-) I V. T i m o s e n k o
Vizantijskija poslovicy i slavjanskija parlleli
k nim. Russkij filol. Vestnik, Jahrg. 1894 und 1895.
,
"') Mittelgriechische
Sprichwrter.
Sitzungsberichte der bayer.
Akademie der Wissenschaften, philosoph.-philol. Kl., 1893.
'^*) ber D. C. Hesselings Nachweis s. Byzant. Zeitschr. XII, 646.
*^"*)
V.
Karadzic, Srpske narodne poslovice, Biograd 1900,
Die in Rede stehenden Bemerkungen wurden von Kaim Jahre 1836 zum erstenmal gedruckt.
Ein Traum des Knigs Joas' kommt in einer mittelbulgarischen
S.
S. XI XIII.
radzic schon
''*)
und
in russischen Handschriften vor (Radcenko, Otcet o zanjatijach, 77).
^") Schon von Pavlovic bemerkt. Glasnik der serb. gel. Gesell-
schaft, Bd. 47,
^'*)
Im
286
ff.
Original
xal nointia entspricht.
(K. Jirefek).
2itije
2izi.nt,
was offenbar dem griechischen
i'og
'''*)
Pov^st
in
218
der Handschrift von P.
"") ImOrifiinal: Zitic
podvizi
Src-f^kovir.
Leben und Taten
(im
Mnchs-
standp).
"')
Die zweite Taufe Nemanjas erklrt ein Schreiber des 17. Jahrhunderts dahin, dafs dieser ein Orthodoxer, aber noch nicht getauft
war! (Spomenik XXXVIII, 124.)
^*-) Die Byzantiner ahmte er auch darin nach, dafs er aus den
Anfanjisbuchstaben der einzelnen Kapitel ein Akrostichon bildete, das
die Widmung des Werkes an den Despoten Stefan zum Ausdruck
bringt.
'*')
Justiz
'**)
I,
Auf Dusan
im
scheint auch die
Trennung von Administration und
alten Serbien zurckzugehen.
Verffentlicht von Lj. Stojanovic, Stari srpski zapisi
natpisi
108.
Geschichte der sdslawischen Litteratur III. 221 224.
Bosona als oberes Stromgebiet des Bosnaflusses wird im
10. Jahrhundert von Konstantin Porphyrogennetos erwhnt, in der ersten
Hlfte des 11. Jahrhunderts schon das Bistum ecclesiaBosoniensis.
^*~) Ihre Schwche lag auch darin, dafs um das bosnische Bistum
Ragusa und Spalato herumdie Erzbischfe von Dioclea-Antivari
Das
stritten, bis es 1247 Kalocsa in Ungarn untergeordnet wurde!
Bistum selbst wurde aus Brdo 'heute Bla2uj bei Sarajevo) nach Djakovo in Slawonien bertragen (vor 1252).
'*''*)
K. Jirecek meint, dafs er nur dem Namen nach katholisch
war, wie alle lteren Bane.
'*'*>) Gewhnlich
wird 1483 angegeben, aber Castelnuovo fiel
schon Ende Januar 1482 (nach K. Jirecek).
"^1 L. v. Thallczy, Glasnik des bosnisch -herzegow. Museums
XVIII, 471. Vgl namentlich die erste Urkunde, die er als Knig an
190) mit
die Ragusaner schrieb (Miklosich, Monumenta serbica, 186
'*^)
"*)
den frheren.
A. Ivic, Letopis Matice srpske, Kn. 230. S. 80.
Die oft verffentlichte (s. iMiklosich, Monumenta serbica, 519)
und viel besprochene Inschrift wird von Hil. Ruvarac (Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und Herzegowina III. 379) fr ein
'**)
1^)
Falsifikat erklrt.
'^^) \'gl. die cyrillische Schrift in den westrussischen Gebieten,
welche die Reform Peters des Grofsen vorbereitete.
'^-) C.
Truhelka, Wiss. Mitteilungen aus Bosnien und Herzegowina VII, 215220.
^^^) In Missalen gibt es noch Stellen, wo der Chor auf der einen
Seite griechisch, auf der anderen slawisch singt.
'"^) Hier wurde bereits in lateinischer Schrift auch eine bersetzung der Reali di Francia niedergeschrieben, so dafs also Buovo
zweimal zu den Sdslawen gelangte.
iBfi)
Vgl. Ilarion Ruvarac. Montenegrina -, Zemun 1899; Jov. N.
Tomic, Glas der serbischen Akademie, Bd. 58, 60, 62.
'')
jrewissen
219
Es scheint, dafs in Serbien
Bedingungen fortbestehen
die
Trken den
alten Adel unter
Vgl. St. Novakovic, Glas
liefsen.
der serbischen Akademie, Bd. 42, S. 41.
^^') T. Smit'iklas, Poviest hrvatska II, 95.
"8) Nada (Sarajevo) I, 126 ff.
^^^) Teilweise verffentlicht in den Star ine der Agramer Akademie, Bd. X, XI, XII.
') Es ist bezeichnend, dafs
Geizer in seiner Schrift "Das Patriarchat von Achrida (Leipzig 1902) die ganze Episode gar nicht erwhnt.
'*') Glasnik des bosnisch-herzegowinischen LandesmuseurasXIII,
34, L).
Stojanovic,
Stari srpski zapisi
natpisi
I,
S. 124.
der Rezension der genannten Schrift Geizers,
Bvzant. Zeitschr. 13, S. 198 ff.. 710. Vgl. auch die Rezension von
ff.
J." Radonic. Archiv, f. slaw. Philol. XXV, 468
^') N. Jorga (Geschichte des rumnischen Volkes I, 337, 398) gibt
zu, dafs die Kirche der Walachei und Moldau nach der Union von
Florenz (1439) Konstantinopel verlassen und sich Ochrida untergeordnet
habe, obwohl einige Urkunden darber offenkundige Flschungen sind.
18*) Vgl Stipan Zlatovic, Franovci dr2ave presvet.
Odkupitelja
(Zagreb 1888X 6265, 69; Ilarion Ruvarac, O Pekim patrijarsima
'^-)
K. Jire^^ek
78-79.
Spomenik der serbischen Akademie, Bd. 36,
Vgl. C. Jirecek, Geschichte der Bulgaren, 370 371.
A. J. Jacimirski], Grigorij Camblak, S. 2024.
(U Zadru
'^^)
186)
"^)
in
1888),
Jastrebov,
S. 96.
188) Ygl.
A. J. Jacimirski), Slavjanskija i russkija rukopisi rumynskich bibliotek, Sbornik der II. Abt. der russischen Akademie,
Bd. 79.
'**)
A.
XIV-XVII
"'')
Sobolevskij, Perevodnaja literatura moskovskoj
vekov, Sbornik (wie oben), Bd. 74, Nr. 1, S. 14.
I.
Belege fr diese Angaben bei
Lj.
Stojanovic,
Rusi
Stari srpski
zapisi i natpisi II, S. 163, I, 177, 185, 197.
") Starine IV, 19-24.
"2) Srpski etnografski zbornik, Bd. IV, S.
XLV-XLVII, XXVI,
XXXV-XXXVI.
"3) Vgl. des Verfassers Ausfhrungen ber den Tisch bei den
Sdslawen, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien,
Bd. XXXVI. 113 ff.
''*)
Falsch ist die Namensform Kuripesie, da sie offenkundig auf
die Zusammenrckung eines Imperativs und Nomens (Kuri -f- peC, also
Ofenheizer) zurckgeht.
"^) K. Dieterich, Geschichte der byzantinischen und neugriechischen
Litteratur (Bd. IV dieser Sammlung), 153 ff.
'"*)
Die wichtigsten in Betracht kommenden Fragen sind berhrt
in des Verfassers Rezension "Die serbokroatische Volkspoesie in der
deutschen Litteratur im Archiv
f.
slaw. Philo!.
XXVIII, 351385.
Die wichtigsten bibliographischen Hilfsmittel.
I.
Litteraturgeschichte.
Die Litteraturgeschichte steht bei den Sdslawen nicht auf der
Hhe der
Es
Zeit.
gibt
nicht einmal eine einheimische,
modernen
Anforderungen entsprechende
Gesamtdarstellung irgendeiner sdslawischen Litteratur, wie sie bei den Nordslawen mehrfach vorhanden
ist.
Auch gute Monographien ber einzelne Perioden und Schriftmeisten haben auf diesem
steller sind nicht gengend vorhanden.
Gebiete die Russen geleistet, die ja die litterarischen Erzeugnisse der
Sdslawen besser aufbewahrt haben als sie selbst.
Die erste Litteraturgeschichte der Slowenen (nach den Materialien
von M. <"op), Kroaten und Serben schrieb nach der bio- und bibliographischen Methode der bhmische Slawist Paul Jos. Safafik
whrend seines Aufenthaltes unter den Serben (bis 1833). Dieses grndliche Werk ist leider erst nach seinem Tode erschienen unter dem
Am
Titel:
Geschichte der sdslawischen Litteratur,
3 Bde., Prag
1864 1865. Auch fr die ltere Periode hat das Werk wegen seiner
nach dem Inhalt geordneten Angaben ber die glagolitischen und
cyrillischen Drucke und namentlich ber die serbischen Handschriften
seinen Wert nicht verloren. Die mhrisch-pannonischen und bulgarischen
Grundlagen der Litteraturgeschichte des kroatischen und
V olkes bercksichtigt V. Jagic, Historija knji2evnosti
serbischen
naroda hrvatskoga
srbskoga,
I.
(und einziger) Bd.,
russischer bersetzung von Petrovskij,
Kazant
1871).
Agram
Fr
1867
(in
seine Zeit vor-
treffliche Paralleldarstellungen der bulgarischen, serbokroatischen
und
slowenischen Litteratur gab der Russe A. N. Pypin in der im Verein
mit dem Polen W. D. Spasowicz herausgegebenen Geschichte
der slawischen Litteraturen
(Istorija slavjanskich
literatur),
Bd. (Petersburg 1879), die deutsche bersetzung von Traugott Pech (Leipzig 1880). Die Vorfragen ber das slawische Altertum und die slawische traditionelle Litteratur behandelte im Sinne der
romantischen historischen Schule Gregor Krek, Einleitung in
2. Aufl.,
I.
die slawische
Litteraturgeschichte,
2.
Aufl.,
Graz 1887
(wirkungsvoller war die erste Auflage, Graz 1874); von diesem Werke
sind alle spteren sdslawischen Litteraturgeschichten abhngig.
221
Die beste bulgarische Litteraturgeschichte ist ein Schulbuch:
A. Teodorov, Bxlgarska literatura, Philippopel 1896, 2. abgekrzte und verbesserte Auflage, 1901 fr wissenschaftliche Zwecke
;
wegen der Litteraturangaben mehr zu empfehlen.
Die serbokroatische Litteratur erfuhr eine vortreffliche Darstellung in einem von seinem gelehrten Verfasser leider im Stich gelassenen Schulbuch: Stojan Novakovic, Istorija srpske knji2evnosti, 2. umgearbeitete Auflage, Belgrad 1871. Einen grofsen
Rckschritt bedeutet ein wegen seiner bibliographischen Angaben zu
beachtendes Schulbuch: JovanGrCic, Istorija srpske knjiXevnosti, Neusatz 1903. Der bio- und bibliographischen Methode folgt noch stark
Dr. Duro Surmin in seiner illustrierten Povjest knji2evnosti
hrvatske srpske, Agram 1898.
Fr die in dieser Periode wenig in Betracht kommende slowenische Litteratur existiert eine ausfhrliche, aber nicht immer
verlfsliche Materialiensammlung von Dr. K. Glaser, Zgodovina
slovenskega slovstva. 4 Bde., Laibach 18941898. bersichtlicher ist
ist
die erste
ein
Schulbuch fr die beiden oberen Mittelschulklassen: Dr.
Jakob
Wien 1906.
Fr die mit der sdslawischen im innigsten Zusammenhang stehende
Sket, Slovenska slovstvena
citanka, 2. Aufl.,
russische Litteratur ist das beste, auch Litteraturangaben bietende
Werk von A. N. Pypin, Istorija russkoj literatury, 4 Bde., Petersburg 18981899, 2. noch vom Verf. besorgte Aufl. 1902-1903.
Ein unentbehrliches Handbuch ist Karl Krumbachers Geschichte der byzantinischen Litteratur, 2. Auflage bearbeitet
unter Mitwirkung von A. Ehrhard und H. Geizer, Mnchen 1897.
Dem Werke wre nur zu wnschen, dafs die auch schon jetzt besonders
verdienstlichen slawischen Litteraturangaben bei einer neuen Auflage
eine Vervollstndigung aus den russischen und namentlich aus den
sdslawischen Publikationen erfahren mchten. Zur leichteren Orientierung dient die auch wegen ihrer Wertschtzung des Byzantinismus
von Krumbacher abweichende Geschichte der byzantinischen
und neugriechischen Litteratur von Dr. Karl Dieterich,.
Leipzig 1902 (IV. Bd. dieser Sammlung).
2.
Agram.
Kataloge der Handschriften und alten Drucke.
Bibliothek der sdslawischen
Akademie der Wissenschaften,
nur teilweise beschrieben von N. Ru2icic, Stari srpski rukopisi u
knji2nici jugoslovenske akademije,
Sporne nik der serbischen Akade-
XXXVIII. Bd., 129 ff.
Belgrad. Nationalbibliothek: Ljub. Stojanovic, Katalog narodne
mie,
stampane knjige. Belgrad 1903.
Bibliothek der serbischen Akademie: Ljub. Stojanovic, Katalog
starih stampanik knjiga. Zbirka srpske kraljevske akaderukopisa
Belgiad 1901.
mije.
biblioteke, IV. Rukopisi
stare
222
Bosnien und Her zoj^o w na. Bibliotheken der serbischen Klster
und Kirchen: M. M. Vukieevir, Iz starih Srbulja, Glasnik des
i
Landesmuseums fr Bosnien und Herzeg:owina XIII (1901).
Athos. Chilandar: Sava Chilandarec (d.
Sava Mnch von
i.
Chi-
landar, ein gebrtiger Bhme), Kukopisy a starotisky Chilandarske,
Prag 1896. Vr das Paulus-Kloster bleibt in Kraft die Beschreibung
der slavoserbischen Bcherschtze von Chilandar und des heiligen
Paulus vom russischen Archimandriten Leonid in den Moskauer
('tenija 1875, I, wieder abgedruckt im Glasnik der serbischen gelehrten Gesellschaft, XLIV. Bd., Belgrad 1887.
Bulgarien. Sofija. Nationalbibliothek: Svet. Vulovic, Opis slovenskih rukopisa sofijske biblioteke, .Spomenik der serbischen Akademie, XXXVII. Bd., 1 49.
Svnodalbibliothek: E. Sprostranov,
Opis na rakopisite pri sv. Sinod, Sofija 1900.
R ila-Kl oster: E. Sprostranov. Opis na njkopisite v bibliotekata
pri Rilskija manastir, Sofija 1902 (in Periodicesko spisanie 64).
Rumnien. Vgl. S. 193 und S. 219 Anmerkung 168.
Rufsland. Die zahlreichen Kataloge und Beschreibungen aller Bibliotheken, da es wohl keine gibt, welche nicht sdslawische Werke,
wenn schon nicht Handschriften besfse. Besonders kommen in Betracht die Synodalbibliothek, die des Rumjancovschen Museums und
A. I. Chludovs in Moskau, der Troickaja Sergievskaja Lavra bei
Moskau, der kaiserl. ffentl. Bibliothek in Petersburg, der geistlichen Akademie in Kiew und der Universitt in Odessa.
Beschreibungen oder Notizen ber slawische Handschriften bevon folgenden Bibliotheken:
sitzen wir noch
A. Syrku, Bemerkungen in den Izvestija der Abteilung
und Litteratur der kaiserlichen Akademie in
St. Petersburg, Bd. VII, 4, 325345.
Paris. Nationalbibliothek: N. Ducic, Starine der Agramer Akademie XVI, 116-127.
Prag, Museum des Knigreiches Bhmen, die Handschriften Paul
Jos. Safah'ks, besch. von M. N. Speranskij, Moskauer Ctenija,
Oxford:
P.
fr russische Sprache
168. Bd.
Rom, Vaticana,
XXV, 1-17.
V. Jagic, Analecta Romana, Archiv
f.
slaw. Philol.
Die slawischen Handschriften von Berlin, Prag, Wien (besitzt
einen handschriftlichen Katalog von Fr. Miklosich), Laibach,
g r a m und der beiden Bibliotheken von Belgrad von Gr. \^ o s k r e
senskij im Sbornik der Abteilung fr russische Sprache und
Litteratur der kaiserl. Akademie, XXXI. Bd., Petersburg 1882.
Jerusalem. N. Krasnosehcev, Slavjanskija rukopisi patriarsej biblioteki V lerusalime. Kazani. 1889.
der Mangel eines oder mehrerer Kataloge
der Klster derFruska
(Slawonien), welche die meisten serbischen Hand-
Sehr zu bedauern
des
ist
Patriarchats von Karlowitz und
Gora
in
Syrmien
223
bewahrt haben. Es wre eine dieser Sttten der serbischen
Kultur wrdige Aufgabe, wenn sie die wissenschaftliche Welt auf ihre
Schtze aufmerksam machten.
Schriften
Ein wichtiges Hilfsmittel fr die bersicht der serbischen Handund alten Drucke ist die von Ljub. Stojanovic herausgegebene Sammlung der Schreibernotizen (und Inschriften): Stari
natpisi. 3 Bde., Belgrad 19021905.
srpski zapisi
schriften
3.
Periodische Publikationen und
Bibliographie.
Zeitschriften.
Der
lteren
Litteratur
folgende bibliographische
Franc Simonie,
Laibach 1903
Slovenska
1905.
kommen
meist nur mittelbar zustatten
Werke:
bibliografija.
del:
Knjige (1550
1900).
Ergnzungen im Zbornik Slovenske
]\Iatice
in Laibach.
Ivan Kukuljevic Sakcinski.
Bibliografia
hrvatska
I.
Agram
Dodatak (Nachtrag) 1863
Stojan Novakovic, Srpska bibliografija za noviju knji^evnost (1761
bis 1867). Belgrad 1869. Ergnzungen vom Jahre 18681884
(mit Unterbrechungen) im Glasnik der serbischen gelehrten Gesellschaft, spter im Spomenik der Akademie.
A. Teodorov, Blgarski knigopis I (1641 1877) im IX. Bande des
Sbornik za narodni umotvorenija Sofija 1893. Ergnzungen im
1860.
Periodieesko spisanie.
Fr die jngsten und laufenden Erscheinungen gibt es keine
regelmfsige und systematische Bibliographie, da eine solche weder die
slawistischen Fachorgane (Archiv fr slawische Philologie. Izvestija
otdlenija russkago jazyka i slovesnosti der kaiserlichen Akademie in
Petersburg. Russkij Filologieeskij Vestnik in Warschau) noch die sdslawischen Zeitschriften pflegen. Auch kritische Anzeigen und Referate
sind bei den Sdslawen allzu sehr zersplittert und hufig nur in
belletristisch-belehrenden Zeitschriften zu finden, so dafs ein kritisches
Zentralorgan, in dem die einzelnen Sprachen und die beiden Schriften
gleichberechtigt sein knnten, ein dringendes Bedrfnis der Zukunft
ist.
Die slawische Philologie verfgt auch ber keine Jahresberichte.
Die Enzyklopdie der slawischen Philologie, deren Ausgabe soeben
die Akademie in Petersburg begonnen hat, wird zunchst den grammatischen Disziplinen zugute kommen.
Von bibliographischen Publikationen sind zu nennen:
Pastrnek. Bibliographische bersicht ber die slawische Philologie 18761891. Supplementband zum Archiv f. slaw. Philologie,
Fr.
Eine bersicht des philologischen Inhaltes
Bd. XIII. Berlin 1892.
der serbokroatischen Publikationen in den Jahren 1891, 1892, 1893,
1894 gibt M. Resetar im Archiv f. slaw. Phil. XV, XVI, XVIII.
224
Eine bibliographische bersicht der Litteratur der Sdslawen im
Jahre 1895 von P. D. Draganov in den Izvestija otd. russkap^o
jaz. i slov. 1, 2, 206-293; I, 4. 744778.
Eine Charakteristik
der wichtigsten sdslawischen Zeitschriften bis zum Jahre 1898
gibt V. Jagic, Bibliographische bersicht der slawischen Zeit-
schen Inhalts, Archiv
und ethnographi-
litteraturgeschichtlichen
schriften philologischen,
slaw. Phil,
XX.
Bd.,
625
ff.
Fr die Jahre 1900 und 1901 erschienen pltzlich zwei bibliographische Publikationen, gingen aber beide wieder ein:
SlavjanovCdenie
nur die periodischen PublikaVerzeichnis der Arbeiten auf dem Gebiete
der Sprachwissenschaft, Litteratur, Ethnographie und Geschichte),
herausgegeben von der Redaktion der Izvestija der russ. Abt. der
Akademie, Petersburg 1901, 1903.
Vestnik slovanske filologie a staro2itnosti, herausg. von
L. Niederle, F. Pastrnek, J. Polivka. J. Zubaty, I, IL
Prag 1901, 1902. Verdient vor den russischen Publikationen einen
Vorzug namentlich wegen der kurzen Referate und kritischen BeI
(bercksichtigt
tionen), II (systematisches
merkungen.
Fr
den Mangel einer systematischen
grfsten Teil die beiden Fachorgane
die ltere Litteratur fllen
slawistischen Bibliographie
zum
der Byzantinisten aus:
Byzantinische Zeitschrift,
Leipzig 18921908 (17 Bde.).
herausgeg. von Karl Krumbacher,
Vizantijskij Vremennik, herausgeg. von der
der Wissenschaften unter der Redaktion von
burg 1894-1907 (13
\'.
kaiserl.
Akademie
E. Regel, Peters-
Bde.).
Publikation der Serben und Sdslawen
der Matica Srpska,
seit 1825 in Budapest, seit 1864 in Neusatz), bringt im Bd. 185 (Neu184. Seit jener Zeit bringt
satz 1896) eine Bibliographie der Bnde 1
die reformierte Zeitschrift die besten kritischen Anzeigen, Referate
und bibliographische Notizen ber serbische Litteratur und Geschichte.
Zum Glasnik srpskoga ucenog drustva (der serbischen gelehrten Gesellschaft) in Belgrad bringt ein Generalregister der letzte, 75. Band,
Belgrad 1891. \^on der an ihre Stelle getretenen serbischen kniglichen Akademie (Srpska kraljcvska akademija) kommen seit 1887
hauptschlich Glas (Sitzungsberichte!, Spomenik (Denkschriften),
Zbornik za istoriju, jezik i knjizevnost srpskog naroda (Sammelband
fr Geschichte, Sprache und Litteratur des serbischen ^"olkesl und
Srpski etnografski Zbornik in Betracht; ber ihre Ttigkeit beVon anderen periodischen Publikarichtet Godisnjak (Jahrbuch).
tionen ist wichtig: Godisnjica Nikole Cupica in Belgrad, 1877
bis 1908 (27 Bde.). Fr Referate kommt vor allem in Betracht Srpski
Die
lteste periodische
berhaupt,
Letopis Matice Srpske (Jahrbuch
Knji^evni Glasnik
in Belgrad.
225
Beiden Kroaten arbeiteten Arkiv za povstnicu jugoslavensku
sdslaw. Geschichte), A;?ram, 12 Bde. (1852 ff.), und die Zeit-
(Archiv
f.
Knji2evnik, 3 Bde., Agram 1864 1866, der sdslawischen Akademie der Wissenschaf ten (Jugoslavenska akademija
schrift
Agram vor; von ihren periodischen Publika1867) gehren hierher: Rad (Sitzungsberichte), Star ine
(Texte der lteren Litteratur der Sdslawen), Monumenta historicoiuridica Slavorum meridionalium, Monumenta spectantia historiam Slavorum meriodionalium und Zbornik za narodni ?.ivot i obicaje
ju2nih Slavena (fr volkstmliches Leben und die Bruche der Sdslawen); einen Ttigkeitsbericht bringt Ljetopis seit 18/7. Diebeste
kroatische Zeitschrift Savremenik in Agram.
ber Bosnien und Herzegowina bringt wertvolle Materialien
und Abhandlungen das Organ des Landesmuseums: Glasnik zemaljskog muzeja za Bosnu i Hercegovinu, Sarajevo, 1889 1908. Die
wichtigeren Artikel daraus erscheinen in deutscher Sprache: Wissenznanosti
tionen
umjetnosti) in
(seit
schaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina, Wien, Holder, bisher 10 Bde.
Bei den
liche
Bulgaren wurde
Zeitschrift
die erste
berwiegend wissenschaft-
Periodicesko Spisanie 1870 1876
(Rumnien) herausgegeben und 1882
in Sofija als
in
Braila
Organ der Bul-
garischen litterarischen Gesellschaft erneuert. Eine Flle von Materiaund Abhandlungen bringt Sbornik za narodni umotvorenija,
nauka kni2nina (fr Volkserzeugnisse, Wissenschaft und Litteratur),
in Sofija, von dem 18 Bnde (bis 1901) als Organ des Ministeriums
fr Volksaufklrung (ein Generalregister im Band 16/17), seitdem drei
gleichfalls als Organ der Litterarischen Gesellschaft. Von ihrer Ttigkeit berichtet Letopis na btlgarskoto kni^.evno dru2estvo v Sofija.
Die Grndung einer Akademie steht demnchst bevor. Von den Zeitschriften erfreut sich Blgarska Sbirka des lngsten Daseins.
Die wissenschaftliche Ttigkeit in slowenischer Sprache ist
konzentriert im Letopis fvon 186.5), seit 1899 Zbornik der Slovenska Matica in Laibach. Dazu kommen in Betracht Izvestja
muzejskega drustva za Kranjsko (neben dem gleichlautenden
deutschen Organ Mitteilungen des Museal Vereins in Krain, von 1908
an Carniola) in Laibach und Casopis za zgodovino in narodopisje (Zeitschrift fr Geschichte und Ethnographie) in Marburg. Die
lteste (seit 1881) und angesehenste Zeitschrift ist Ljubljanski Zvon
in Laibach, aufserdem <'as,
in Svet und Slovan.
lien
Dom
Murko,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
15
Zustze und Verbesserungen.
S.
13 Z. 14 anstatt Schltzer
1.
Schlzer.
im Vilajet Kosovo
Kosovu) ber ein Drittel Serben; wenn man nach
Husern zhlt, allerdings weniger, da die Serben zum
Unterschiede von den Albanesen in Hauskommunionen
(Zadruga) leben. Unter den Albanesen gibt es ein Drittel
Nach
S. 14 Z. 2 V. u.
Cvijics Mitteilungen gibt es
(na
entnationalisierter Serben.
S.
S.
64 Z. 7 anstatt Gabalas 1. Gabala.
"
Michael Seth 1. Symeon
97 Z. 4
(vgl.
Krumbacher,
Gesch. der bvz. Lit.^ 615, 896).
1415-1419
anstatt
1414-1418
(vgl. S.
162
S.
127 Z. 7
S.
und VI).
128 Z. 23 mufs es heifsen: die dem Athanasios unterschobenen
Fragen und Antworten.
v.
u.
anstatt Oedipossage
S. 132 Z.
v. u.
138
S. 185
S. 188
S. 199
S. 208
Murat
S.
12
Z. 10
Z. 14
Z. 9
Z. 10
1.
1.
Oedipussage.
Murad.
1.
ganz gut
Mechmed
"
'
infiziert
vielleicht (K. Jirecek).
1.
1.
1.
Mehmed.
beeinflufst.
Von Cvijics Arbeiten werden Osnove za geo9.
grafiju igeologijuMakedonijei Stare Srbije (2 Bde.,
Grundlagen fr die Geographie und
Belgrad 1906
Geologie Makedoniens und Altserbiens) demnchst deutsch
Anm.
S.
211
erscheinen.
anstatt
Anm. 49
in
der
griechischen
1.
in
der
krzeren
griechischen.
S.
216 Anm. 110 hinzuzufgen: P.Pokryskin. Pravoslavnaja cerkovnaja architektura XII XVIII. stol. v nynesnem Serbskom
korolevstve.
S.
Petersburg 1906.
Personen- und Sachregister.
(Mit
Ausschlu von S.
2-JO 2;5.)
Die Anordnung ist auch innerhalb der SchlagT\'orte mglichst alphabetisch. Die Buchstabenreihe bercksichtigt die slawischen Zeichen, so dafs z. . c, s, z als Ganzes
nachfolgen. Bei der Unterscheidung von I und J ergibt sich die Inkonsequenz, dafs
griechische Namen wie Johannes nach der lateinischen und slawischen Aussprache eingereiht sind. Die Hauptstellen sind durch Fettdruck hervorgehoben; nur ausnahmsweise
ist manchmal angemerkt, dafs ein Name auf derselben Seite fter vorkommt.
Abgarsa2:e 88.
Abraham 91 (2), 93.
Abramios, Mnch des Sabbasklosters 21 /.
Achikar 9/; vgl. Akyrios.
Achrida s. Ochrida.
Achtsilber 18u.
in
Jerusalem
Bestandteile 93.
Adrianopel 113.
:
gypter
ra
sop
s.
69.
Zeitrechnung.
Agapios ber das Paradies 91.
Agarener (Trken) 187, 195.
15, 28, 200.
11.
Akathiste 90.
Akrostichis, -on 74, 75, 169, 218.
Gegner der Hesychasten 119, 123, 167.
Akritas s. Digenis.
Akten des Johannes (PseudoProchorus) 91 ber Paulus und
Akindvnos
Thekla
s.
48
Schrift.
Altbulgarisch 50, 59; s. AltkirchenAltfranzsisches Nationalepos 200.
Altertum, klassisches 81, 111, 119,
152.
Altes Testament 43, 51, 85, 144,
172, 177. 213, 216; vgl. Paleja.
Altkirchenslawische Litteratur in
Bulgarien 5/ ff.; ihre Glanzzeit 59; ihr mnchischer Charakter 72, 77, 96: ohne poetische
Erzeugnisse 95; Wrdigung
derselben
108111;
bersetzungen
der
theologischen
Litteratur 76.
Altkirchenslawische Sprache 29,
(Heimat) 48-50, 62 106, 114,
156, 157, 166.
91.
Akvrios, Akir, der weise,
97,
132,
r54, 180.
Albanesen
14, 18, 22, 37, 58, 109,
138, 192.
Albanien 57, 107, 136, 174, 207.
Albigenser 83.
Alexander der Grolse 95, 114.
Alexander IL, Papst 103, 104.
Alexander III., Papst 214.
Alexander \'I., Papst 186.
Alexanderroman 79, 95. 97, 142,
182.
Alt-Serbien
5, 14, 15, 25, 28, 134,
136, 137, 191, 208.
Altslowenisch 50, 59; s. Alt-
kirchenslawisch.
Ambrosius, der hl. 104.
Amselfeld s. Kosovopolje.
Anastasios Sinaites, Theologe 66.
Anastasios, Mnch vom Berge
Sinai 217.
Anastasius Bibliothecarius 41.
Andreas von Ksarea, Exeget
53.
67.
Redaktion
Alexandrinische
der
Propheten 61, 67.
Alexej Michajlovic. Zar von Mos-
kau 197.
cyrilli-
sches und glagolitisches 46
Paroemienbuch.
97, 132.
Agram
Alphabet, slawisches 69;
slawisch.
Adamiten 120.
Adams Beerdigung
91
Sohn des Kaisers Johannes
Komnenos 150.
Alexios,
Andronik
aus der Romanija',
Schler des Euthymij 162.
Andronikus, der hl., von Syr-
mium
41.
101.
15*
228
Ano:elar, Schler Mothods S.
An^jelina, serbische Despotin in
Lngarn l3.
Anna, Gemahlin des Zaren Joann
Sracimir von Bxdyn 130.
Annalen, serbische 165, 198
Assvrier 69.
Astrologie 80. 84.
Anthim, ugrowlachischer Metro-
Athos, Berg fslaw. Sveta Gora) 60,
Astronomie bei den Bulgaren 80
bei den Serben 148.
Athanasios von Alexandria 63, 66,
72.
polit l'2b.
Antiochos,
Mnch
Sabbas-
des
klosters bei Jerusalem 73, 196,
217.
Antivari 28; Erzbistum 32, 106,
134, 139.
Antonios. Mnch, Verfasser der
'']Melissa
152.
Antonios I^^, Patriarch von Konstantinopel 214.
Apokalvpse 50, 172; Abrahams
92,
(Hllenfahrt) der Muttergottes 91, 93 177; des hl. Paulus
84.
Apokryphen 79, 82 ff.. 88, 90-95,
99, 111, 130. 152, 154, 172,
177, 196, 198, 213: alttestamentliche 88,
213;
Begriff
der
slawischen 90; beeinflussen die
Kunst der Sdslawen 95; apo-
93;
kryphe Apostelakten90
A postel
108, 123, 133, 134, 135, 142,
145, 146, 147, 148, 155, 156,
157, 193, 194. 197, 215; Mittelpunkt der serbischen Kultur 137;
Rckgang des slawischen Elementes 197; seine russischen
Mnche Kleinrussen 216; Serbisierung seiner Klster 142;
Verkehr
seiner
slawischen
Mnche mit Syrien 60; Zentralbibliothek der orthodoxen Welt
108.
Awaren 20, 29, 30.
Babylonisches Reich, Sage vom
100.
Balkan- Halbinsel 20, 21, 138, 155,
18/; -Staaten 185, 192.
Barlaam und Joasaph 96.
Barlaam. Gegner der Hesvchasten
117. 119. 123. 146, 16i. 167.
geschichte 172; Kleinlitteratur
des Aberglaubens 80, 87, 148;
Balzer O. 210.
Legenden 130; bersetzungen
Bardas 38.
Bari in Apulien 32.
Barletius, Biograph des Skander-
in Serbien, Bulgarien,
92.
Aphroditian.
des
Rufsland
Persers
Er-
zhlung 91, 92.
Apostelgeschichte, Apostolus 39,
50, 196.
Aquileja, Patriarchat 31, 52, 102,
210.
Arabische Fremdwrter der Sdslawen 199.
Architektur, kirchliche, in Serbien
141.
Arilje in Serbien 141.
Arianer 63^
Aristenos, Kommentator des Nomokanons 149.
Aristoteles 58, 81, 163, 210.
Bar
s.
Antivari.
bes- 198.
Bartoli 209
Basilios I.. Kaiser 44. 102. 149.
Basilios II.. Bulgaroktonos 59.
der Grofse 64, 68, 147.
der Jngere 147.
Haupt der Bogomilen
in
Kon-
stantinopel 84.
Bayern 29, 209.
Beigrad 16, 57, 113, 139, 163, 196,
216.
Belgrad
am Meere
(Zara vecchia)
26.
18, 22, 109,
Bessarabien 17, 192.
Benedikt, der hl. 53, 178.
Benedikt und Takob, Athosmnche
217.
Benediktiner, kroatische 175. 176.
sen, Peter und Joann, Begrn-
Berislavic, Ivan, kroatischer Wrdentrger als serbischer Despot
Armenier
72.
Arrianfos) 148.
Aromunen (Walachen)
209.
des zweiten
Reiches 112.
der
sen
sen
bulgarischen
115.
114, 115, 116.
Asketik 72, 126, 129, 146.
I.
II.
216.
Bezobrazov. M. 210.
iblia pauperum 79.
Bidpai, der Philosoph 97.
Bienenzchter, slawische 209.
229
Bihac bei Trau 26.
Bischof in Dabar 169; Ras 134;
von Cattaro 32; Kroatien 101,
102: Nona 102: Veglia 105;
Zengc: 104.
Bistum in Belgrad 137; Bosnien
Branicevo
(katholisches)
218;
137; Djakovo 218: Freisingen
31; Xis 11; Nona 104; Passau
31; Prevlaka (Cetinje) 137; Salzburg 30; Sarajevo 169; Ston
(Mostar) 137 Tiburnia 30; Zachlumien 169; von Drembica,
Velika 58.
Bistmer, die ersten serbischen
137: katholische in Serbien 215.
Blastares, Matthaios 149.
Blutessen 16/.
Blutrache 199.
Bodin, Frst in Skutari 28.
Bogdan, makedonischer Teilfrst
;
201.
Bogomilen, Bogomilismus 6, 71,
8387. 115, 116, 117, 119, 120.
123, 126, 131,
173. 187, 213.
135,
170,
172,
Bogumil. Pope_84, 88.
Bologna 66, 1/2.
Bonwetsch. D. 212.
(Boris III., Zar von Bulgarien 84, 116.
Boris (Michael), Bulgarenfrst 33,
Boril
37, 57, 70, 75.
Bofivoj, Herzog
von Bhmen 43.
Borna, kroatischer Frst 26.
Bosnien 2. 4, 5. 6, 8. 16, 27. 31,
169-174, 186, 188,218;patarenische, zuletzt katholische Staatsreligion 86, 1 70 rmische Kirche
in B. 108.
;
Bosnische (cyrillische) Schrift 4,
171; Sprache 5; Franziskaner
93.
bougre, franzsisches Schmhwort
88.
ova, Bovo (= Buovo d'Antona)
183, 184, 218.
Branicevo 113, 137, 145.
Branimir, Frst von Kroatien 26,
101.
Brankavic, Georg, Pseudodespot
198; Vuk 139, 144, 202; Brankoviri 191
s. Georg.
;
Brautraub 199.
Bretonischer Zyklus 181.
Breviarien, glagolitische 176, 177.
Broz, I. 175.
Bruderschaften bei den Kroaten
178, 179.
Buchdruckerkunst bei den Sdslawen 1 95 1 96 in der Walachei
;
195.
Buddha 96.
Budim (Ofen), Knig von (Ungarn)
202.
Budua
139.
bugarstica
langzeiliges Heldengedicht 204.
Bulgaren 1, 13, 16-18, 208; die
ursprnglichen 20, 21, sdtrkischer Herkunft 24; kulturell
am strksten von Byzanz abhngig 114; Zar der B. 25, 112,
.
138.
Bulgarien
17.
19,
70; Patriarch
von 34, 58, (in Trnovo) 113, 1 18;
Primas von 112.
Bulgarische Chroniken 79, 131:
Glagolica 48; Kunst 122, 141;
Nationalkirche 34, 58, in Ochrida
59, 121. 135, von Trnovo 113:
Volksdialekte 198; bulgarische
Bcher; fr Apokryphen 87; s.
Redaktion, Dialekte.
Bulgarisches Exarchat 11, 17;
Reich, erstes 2426, 57, zweites
ir2ff.,
makedonisch -bulgarisches
59.
Bulgarisch-serbische Grenzgebiete
76, 121; Streitfrage 1112.
Bulgarismen. Makedonismen der
serbischen Litteratur 149. 153.
Bunjevci 3, 14, 192.
Buresic, M. 180.
Bufsordnung 53; s. Merseburger.
Byzanz 34, 110, .114, 120. 136.
137, 140, 178; bergewicht bei
den Sdslawen 109, Zusammenhang der Kroaten mit B. 185.
Byzantinische
Autokratie
29;
Florilegien 132 Frhrenaissance
152; Hofmfer in Bosnien 170;
Kaisersage 100; Rechtsbcher
149, 168; Titel in Serbien 138.
Byzantinischer Einflufs in Bulgarien 58, 60, 70, 81 in Serbien
140, 142; auf die Sdslawen
206; Mystizismus 126; Traditionalismus 74.
Byzantinisches Mnchswesen in
Bulgarien 7,5.
Byzantinismus HO, 149, 164, 185;
;
im untergehenden Bulgarien und Serbien
sein strkster Einflufs
230
114
117
ff..
122, 124, 141 bis
ff..
142.
Bxdyn (Widdin', Reich von
113-,
Eparchie 214.
Camblak, GriRorij 124, 127, 161,
194.
Carostavnik (Kaiserchronik) 160;
Daniil.
(Zar) aus Caesar 209.
Castriota, Georg 198; s. Skanders.
cari.
beg.
Cattaro 32, 134, 139.
Castelmuschio islaw. Omisalj)
Cerva Tubero 205, 216.
cesarB s. cari..
Cetinje. Buchdruckerei
196.
Chalder 69.
Chansons de geste 181.
Chazaren
10.5.
195,
in
den IsTroaten
den westTssischen Gebieten 218; als
Scheidewand 10.
Czoernig 11.
-4^_J.7i
bei
34, 109. 175;
38.
173,
Christianisierung der Sdslawen
ff.
Christi Streit mit dem Teufel 89,
92.
Chronik, lteste russischef^Xestor)
67, 78; des Presbyters von Dioklea ipop dukljanski' 106 107;
mittelbulgarische 131.
Chroniken 76ff..90, 131, 147-148,
164, 165, 166, 198.
Chronisten des Abendlandes 76.
Chronograph 66, 78, 90
der
russische 194; hellenischer und
rmischer 79 s. Letopishcn.
Chulm (Herzegowina! 102. 171.
Cilli. Graf Friedrich von 174.
Clemens I., der hl, Papst 39, 40,
;
41, 48.
Clemens
VI.. Papst 175.
Clemens, der hl.. Erzbischof von
Ochrida s. Kliment; Vita Clementis 62, 211.
Codex Assemanianus 50, 60 Marianus 60, 106; von Bologna
(Psalter) 66, 172: von Suprasl
68; Zographensis 50, 60.
Conev, B. 208.
Constantin s. Cyrill; Vita Con;
stantini 62, 69.
Courtoisie fdvorsfina) 181.
Crnojevir. Georg, montenegrinischer Wojwode 19.5.
Croatia alba, rubea 106.
Cvijir, J. S. 199. 208.
Cvrill (Konstantin) 62, 68, 111,
130; Cvrill und Method, die
Slawenapostel 33, 36 ff., 48. 49,
51. 53, 5,5. 58, 61, 62, 105, 108,
109. 167, 176, 210; ihre bersetzungen 39; Bewahrung der
cyrillomethodischen Traditionen
in Makedonien 58, 60, 66, 70.
Cyrillismus ^in^ Rufsland 60 ; in
Bosnien 171.
Cvrillisches Alphabet (Schrift) 3,
46 ff., 59, 70, 109; iuBp^nien
4,^
Chilandar, serbisches Athoskloster
115. 135, 137, 144, 147, 155,
197, 216, 217.
Choiroboskos, Georgios 66.
Bogomilen 84, 172.
Christen
Christentum, schwach in Bosnien
30
in
Cakavischer Dialekt 178.
Dabar,
orthodoxes
Bosnien 169.
Bistum
von
Dmonologie 119, 125, 130.
Daker mit den Serben
identifiziert
148.
Dakische Slowenen 21.
Dalmatien 21. 26, 27, 101, 103,
106, 207; Metropolit von 102.
Dalmatinisch-ragusanische Litteratur der Renaissance 111.
Dalmatiner als Baumeister in Serbien 141.
Damaskin Studit
198.
Damaskine, bulgarische Sammelwerke 198.
Damian, Patriarch von Bulgarien
70.
Dandolo. Enrico 134.
Danicic 97. 160. 214.
Mnch
Daniel.
128.
Daniels apoko'phe Visionen 67.
Daniil (Danilo) IL. Erzbischof von
Serbien 160, 162.
Dante
David
94, 111.
88. 213.
Decani, Kloster 137, 141, 161.
ded, did, ltester der Bogomilen
in Bosnien 8*^.
DemetriosChomatianos. Erzbischof
von Ochrida 81, 135, 158.
Demokratie, slawische 24, 29, 107.
Demosthenes
Derkos.
I.
11.
58.
231
Despot, Titel der letzten serbischen
Herrscher 139, 140.
Devgenij s. Digenis.
Dialekt in Provinzialkroatien 1 1
e, bulgarische 49, 50; serbischbulgarische 11 12; mhrische
und slowakische 39 in Bosnien
und Herzegowina, in Bulgarien
192.
Dichter, bosnische, in persischer
und trkischer Sprache 189.
Dietrich, K. 219.
Digenis Akritas 131, 132, 150.
Dio (Cassius) 148.
Dioklea 5, 106.
Diokletian 210; sein Palast 20.
Dioklitien (Zeta, Montenegro) 28,
134, 215; vgl. Dioklea.
Dion}'sij,
Hieromonach 129.
Dionysios Areopagites 64, 129.
Dioptra (slaw. Zn-calo) 150.
Disputation der drei Heiligen 89,
93, 177.
Djakovo. Bistum 218.
Dczy. Peter (Dojcin Petar) 202.
Domentijan, serbischer Biograph
147, 158159, 160; Auszge aus
160.
Dorotheos,
Archimandrit
in
Palstina 217.
Dorotheus, Bischof von Tyrus 172.
DragoviCer Kirche der Bogomilen
Ehrhard, A. 117.
Eldad und Modad 90.
Elias, Vision des 90.
Emauskloster in Prag 175.
Emmeramer Gebet 52, 55, 56.
Enkratiten 84.
Eparchie Btdyn 214.
der Syrer 72, 146.
Epigraphische Denkmler in Bos-
Ephrm
nien 173.
Epiphanias, Bischof
von Cypern
68, 172.
Epistolographie, serbische 158.
Epope, keine, bei den Sdslawen
201.
Epos, nationales byzantinisches
150; religises in Prosaform 82,
204; epische Volkslieder in der
Chronik des Presbyters von
Dioklea 107; episches Zeitalter
der Sdslawen 200 ff.
Eremiten in Bulgarien 75.
Erzhlung ber die drei Jnglinge
im Feuerofen 92 ber die Taufe
Christi 92; vom indischen Reich
183; von Asa, Knig in Juda
154; von den Bestandteilen
Adams 89; von der Einnahme
Trojas 131; von der Gilo oder
Giluda 131; von der Kosovoschlacht 198; von der \yirtin
Theophano 153;
en orientalischer Herkunft 96 vom Falle
;
85.
Dragolj,
152.
Pope,
serb.
Dreizngler
39
Hresie 40.
Kompilator
dreizngige
Drembica Debtrca ?), Bistum
f
Drster
(Silistria),
58.
Metropolit von
59.
Konstantinopels 198.
Erzbischof von Bari 32;
autokephaler, von Ochrida 135, 144;
von Serbien 156; von Pec (Ipek)
138, 189; von Trnovo 112.
Erzbistum Antivari 32; Dioklea
106; grofsmhrisches 54; panno40, 41; Ragusa 108;
Salzburg 31, 210; Syrmium 41;
autokephales bulgarisches", von
Ochrida 113, 138, 189, 190; von
Serbien 135.
Esais, Vision des 89, 91.
nisches
Dualismus,
schichtlich
begrndet
sdslawischer,
geund sprachlich un21; zwischen Ost-
bulgarien und Makedonien 59 ff.,
66 persischer bei den Sdslawen
;
84.
Duks, Bruder des Frsten Boris
75.
Dulcigno 134, 139.
Dundal s. Tundalus.
Durazzo. Metropolit von 59, 106.
Dusan, Stefan. Zar von Serbien
25, 136, 137, 138, 140, 142, 146,
149, 161, 162, 167, 201, 216,
218.
Dmmler, E.
37, 49.
Euagrios 152.
Euchiten 83.
Eutychianer 64.
Euchologium Sinaiticum 52, 56,
60 ;Euchologien, nichtkanonische
90.
Eugen, Prinz von Savoyen 191.
Eusebios, Chronik des 66.
Eusebios Pamphilos 148.
Euthymij, Patriach von Trnovo 72,
114, 115, 119, 120, 122, 123-127,
232
128, 129, 132, 146, 161, 162,
166, 167, 194, 214, 215.
Euthymios Zijjabenos 126, 129.
Evangelium, slawisches 39, 41.
50, 196; von Nikolja 172.
Evsecv, I. E. 51, 211.
Exarchat, bulg^arischcs 11, 16; fr
Illyricura 41.
Fabel vom Br, Wolf und Eber
(persische, arabische)
199
200;
lateinisch-deutsche im Slawischen
49, .52; slawische im Magyarischen 23, i'-K im Neugriechischen.
Rumnischen
2.3.
Friaul 28, 20.5.
Friedrich Barbarossa 134.
Friedrich. Graf von Cilli 174.
Fruska Gora 25; der serbische
Athoberg 1.5, 140, 197.
154.
Ferdinand
I.,
Kaiser
6,
170, 186,
188.
Feudalismus
in
Balkanstaaten
discher bei den
Bosnien 181,
den
sla,wischen
185;
abendln-
Slowenen 29;
in
204; in
Dalmatien 181
188,
Kroatien und
in Serbien 168.
Feudalstaat, bulgarischer byzantinisierter 85.
Fez, nationale Kopfbedeckung 200.
Filioque 43, 44.
Filip, Pop 128.
Firmilijan, Bischof von skb 12.
Flavius, Josephus 79.
Florilegien 151
153; Florilegium
eines Gennadios 211.
Florinskij, T. D. 14, 15, 17, 18,
19, 208.
Formosus, Papst 33, 45.
Frnkisch-deutsches Reich 45.
Frage eines Knigs Jus (Joas) 154;
n ber die Bestandteile Adams
177.
Fragen und Antworten des Athanasios 128.
Fragmente, Kiewer 53; Wiener
53.
Franken 30; trkische Bezeichnung der Europer 200.
Franko, L, 90, 213.
Frankopan-e, Besitzer von Veglia
179.
Franziskaner
als
Sttzen der
slawischen Liturgie an der Adria
176; bosnische 93, 171; dalma-
tinische 180.
Franziskus, der hl. 178.
Frauendienst 181, 184.
Freiheitskmpfe
der
Montenegriner und Serben in der Volks
poesie 204.
Freisingen, Bistum 31, 55.
Freisinger Denkmler 54 ff., 61.
Fremdwrter in den sdslawischen
Sprachen iJ; romanische, bei
den Sdslawen 22; trkische
G, erweichtes, fehlt im cyrillischen
Alphabet 7.5.
Gavril. Eremit auf Lesnovo 76.
Gavriil,
145.
Mnch
in
Chilandar 144,
Gebet an den Teufel
Geizer, H. 34, 219.
92.
Gennadij
Erzbischof von Novgorod 51.
Gennadios, Erzbischof (Patriarch?;
von K.pel 211.
Gennadios IL, Patriarch von K.pel
.
146.
Geographie bei den Serben 148.
Georg Brankovic, Despot von
Serbien 139, 145, 169, 202; vgl.
Brankovic.
Georgios Hamartolos 77, 79, 91,
128, 147, 148, 213.
Georgische Sprache 109.
Gerasimos aus Euba 117.
Germanismen 181, 183.
Germanos IL, Patriarch von K.pel
113.135.
Geschichte des Kreuzbaumes 88.
89, 93; vom treuen Dienst 153.
Gesetzbuch des Zaren Dusan
167-168.
Gesetzbcher, glagolitische, bei
den Kroaten 179.
Gesta Romanorum 154.
Gjorgjevic, Stefan, Despot 163.
Gjurgjevi Stupovi, Kloster bei
Novipazar 137.
Glagolica, bulgarische
und kroa-
runde und eckige 105.
Glagolita Clozianus 68.
tische 48;
Glagoliten 214.
Glagolitische Denkmler 136; Gesetzbcher 179, Inschriften 174,
Kirchenrmisch-katholische
bcher 167, 177; Litteratur der
Kroaten 92, Charakteristik der
Schrift
einheimischen
177;
(Alphabet) 3, 46, 47, 54, 59, 60.
70, 75, 105, 109, 143, 175, 183;
233
Tradition in Serbien und Bosnien 48.
Glagolitismus, kroatischer
171,
174, 179; in slowenischen Gebieten 174.
Gleb, russischer Heilirer bei den
Sdslawen 216.
Glcksgttinnen 71; vgl. Mythologie.
Gotische. Schrift 48, 103.
Gothomanie 106.
Gottesdienst, slawischer 37, 39, 40,
44, 48, 52, 64, 102, 104, 175;
s. Liturgie.
bei
den Sdslawen
166.
.
Gracanica 196.
Gradac in Altserbien 141.
Grado, Patriarch von 210
Gregor der Grofse. Papst 53. 177.
Gregor VII.. Papst 27, 54, 103,
104.
Gregorios von Nazianz (Theologos)
64, 68; von Nyssa 64.
Gregorios Sinaites, Asketiker 116,
117,
146.
118.
Grenzer
120,
123.
129,
145,
(Militr-) 4.
Grenzwchter, orthodoxe, in der
Trkei 192.
Griechen 17. 18, 69, 70; auf dem
autokephalen bulgarischen erzbischflichen Stuhl in Ochrida
81, 190; besafsen wenig Assimilationskraft 191: im Titel der
Zaren von Bulgarien 25, 112,
des Zaren Dusan 138; Griechenloch der trkischen
189, 190.
Slawen 121,
Griechisch, Grundlage der slawi-
schen bersetzungen 52; Aussprache des Griechischen im
9. Jahrh. 211; sklawische Nachahmung des 51, 124, 126; Unkenntnis 217.
Griechische Schrift in Bulgarien
46, 5960, 69.
Grigorij, Athosmnch 148.
bulgarischer Schriftsteller 127.
Hadrian
IL, Papst 33, 40, 52, 59.
Hagiographie 43, 53, 54, 61 62,
68, 73, 75-76, 125-126, 127,
128, 130, 146, 157, 158 ff.
Haikar 97; vgl. Ak^-rios.
Schler Methods 44. 58.
Gorazda, Kloster 196.
Grammatik
Gundulir Trojan, Buchdrucker in
Belgrad 196Gutenberg 196.
Golubinskij, russ. Kirchenhistoriker 133, 211, 212, 215.
r a z d slowenischer Herzog 30
,
Grofsmhrisches Reich 25^ 33, 37,
55, 57 seine Mission 45.
Grofsveziere aus Bosnien und
Kroatien 188. ^
Grofs2upane der Serben 28, 133.
Grguroyic \'uk. Despot 202.
Grskovics Apostolus 48.
Gruden 210.
Gnostiker 88.
Gnostizismus 84, 94.
Gojsak, der Christ 172.
Golubinaja Kniga 90.
Grigori], Presbyter 65, 77.
Grigorjev, A. 99.
Hajduken, ^epik 203.
Halbvokale (T., i>) 108, 143.
Harnack, Kirchenhistoriker 212.
Haus, volkstmliches, der Kroaten
und Serben 8.
Hausarzneibcher 148.
Hauskommunion s. Zadruga.
Hresien in Bulgarien 118, 119,
128.
Hedwig, Knigin von Polen 175.
Heidnisches bei Bulgaren und
Serben 35.
Heilige, die siebenzhligen 58, serbische 164.
Heimat der altkirchenslawischen
Sprache 48 ff.
Heinrich IV., deutscher Kaiser 27.
Heldendichtung, sdslawische
201 ff.
Helena 181.
Heliand 111.
Henochbuch 92.
Heraklius, Kaiser 21, 31.
Herceg (Herzog) vom hl. Sava
davon Hercegovina s.
171:
Herzegowina.
Herder 23.
Herodot 148.
Herzegowina 14,
28, 170, 171, 186;
Bosnien.
Hesseling, D. C. 217.
s.
Hesychasten, tum in Bulgarien
116-119, 123, 125. 126; in Serbien 142, 145, 146, 215.
Hesychia 117.
Hesychios von Alexandria 61, 67.
von Jerusalem 66.
Hexaemeron
s.
Sestodnev.
Hieronymus, derhl. 105, 174, 17/.
russischer
Hilferding,
164.
234
Historiker
Hilmi Pascha 18.
Hippokrates 148.
Hippolytos von Rom 67 (zweimal).
Historia de preliis 183.
Ivan, Despot 163.
Ivanov, T. 210.
Ivic,
A."281.
Iwan der Schreckliche
87.
Izbornik Svjatoslavs 65, 78, 152.
Hofrater, byzantinische in Bosnien 170.
Hohe Pforte 189.
Honorius III.. Papst 134.
Jacimirskii, A. J. 219.
Jagic, \'. 48, 53, 64, 73.
Horoskope 148.
Jakob aus Kamena Reka 196.
Hotimir, slowenischer Herzog 30.
Hllenfahrt (s. Apokalypse) der
Mutter Gottes 177.
Hrabr,
Mnch
129.
36, 46, 6971, 81,
Hrelja oder Relja der Geflgelte,
Protosevastos 201.
Hrvoje, Herzog von Spalato 172,
175.
Hunvadi, Johann 202.
Hus '83.
Hval -der
Christ 172.
Hymnen, griechische in slawischen
Nachahmungen 74.
Ichnilates
s.
Stephanites-
Ignatios, Patriarch v. K.pel 38.
Ilarion, Bischof von Magien 72,
82, 125. 126.
Illvricum 34, 40, 210.
Illyrier 21.
illyrisch, ilirski 1, 7.
Index der Apokryphen 82. 87, 88,
90, 93.
Indisches Reich, Erzhlung vom
183.
Innichen, Kloster 55.
Innozenz III., Papst 112, 214.
Innozenz IV., Papst 104. 105.
Inschriften in Bosnien 173.
loas, Knig s. Frage, Traum.
Ipatius-Chronik 77.
Ipek s. Pec.
Isaak 213.
der Syrer 129, 217.
Isaija der Serbe, Mnch 217.
Isidoros von Pelusion 63.
Islam 174. 185, 187, 188, 190,
195, 199, 201.
Ismael 213.
Isolte (sl. l2ota) 184.
Isonzo 13.
Istorikii, eine Weltchronik 79.
Istrien 20; Topographie von 179.
Istrin, V. M. 213.
Italikos, Michael, Bichof 81.
Bischof Tw;' ZtoibiV 217.
des Apostels, Liturgie 124.
Metropolit von Seres 143.
Jakobs-Leiter 91: -Protoevange-
lium
74, 93,
212, 214, 217.
Jajce 186.
91, 177.
Jakov aus Sofia 196.
Jaksi. Brder (Motiv des Bruderzwistes) 202.
Janitscharen 188.
Janitscharenkorps. hatte slawische
Verkehrssprache 188.
Janko vojevoda (Johann Hunvadi)
202.
Jankovic. Stojan 202.
Jastrebov 219.
Jansa. Anton 209.
Jefrem, serbischer Patriarch 163.
Telena, Gemahlin Uros I. 161.
Jeremija, Pop 83, 87, 88, 93, 130,
177.
Jeremias. Prophet 182.
Prophetie des 130.
Jerusalem 136
Jirecek, K. 158. 163, 168, 207,
208,
219.
212. 214. 215. 216, 217,
am
Sarandopor, Eremit 76.
Aleksander, Zar von Bulgarien 114, 116. 118. 120. 122,
Joakim
Joanl^n)
128. 129, 131. 182, 215. 216.
Toann sen IL. Zar von Bulgarien
113.
Joann. Erzbischof von Ochrida 71.
Exarch von Bulgarien 63 65,
69, 71, 72. 147, 166.
Mnch der Athanasioslaura 215.
Presbyter 72.
Joann Rylskyj (von Ryla), Schutzpatron Bulgariens 75, 76,
125, 191.
Joann Sracimir.
113, 11.5, 130.
Joann Sisman
115.
Zar von Bidvn
III.,
Zar von Trnovo
113. 122.
Joasaf. Metropolit vou BT>dyn 127.
235
Joasaph (Josaphat) 96, 213; vgl.
Barlaam.
Joca monachorum 178.
Johannes VIII.. Papst 42, 43, 44,
45, 46, 52, 6^ IUI, 102.
Johannes X., Papst 102, 103.
Johannes,
217.
Abt vom Berge
Sinai
Abt von Raithu 217.
Bischof von Polybotum 125.
Johannes Chrysostomos 63, 65, 68,
119, 146, 147; seine
124, 125, 129.
der Mitleidige 53.
der Theologe 130.
Liturgie
Karadzic, Vuk Stef. 153, 200, 217.
Karagjorgje, Befreier Serbiens 204.
Karantanische Slowenen 21.
Karl der Gr. 26, 31, 41, 55.
Karl IV., Kaiser 175.
Kastav, Statut von 179.
Katharer 83.
Katharina von Bosnien 171.
Katharinenlegenden 180.
Katholiken 2; in Bulgarien 19; in
Bosnien 170, 172; unter der
Jurisdiktion der Patriarchen von
K.pel und Pec 190.
Katholizismus in Serbien
215; in Bosnien 169 ff.
Evangelist 83.
Johannes Kantakuzenos 116, 117,
Katenen 65
166.
s. Zonaras.
Johannes- Akten 91.
Jongleure in Bosnien 204.
Jorga, N. 219.
Josephos, der Hymnograph 74.
Jovan, Erzbischof von Pec 189.
Jovianus, Kaiser 154.
Juden 69, 120, 129, 155; judaisierende Sekte in Bulgarien 170.
Jugovici 201.
JurkeviC, M. 208.
Justinian, Kaiser 20. 43. 113, 149.
Justiniana Prima, Erzbistum 113.
Kadlec, K. 210.
derselben
slaw. cesari-
Herkunft wie
209
Kaisersage 67, 100
Kalenic, Kloster 139, 141, 216.
Kalilah und Dimnah 96.
Kallipolis 185.
Kallistos L, Patriarch von
118, 119, 125, 127.
K.pel
Kalocsa. Erzbistum 218.
Kalojan. Zar von Bulgarien 79,
112,
ff.
Kato, Bcher des weisen 180.
Kiewer Fragmente
53.
Kilifarovo, Klosterberg bei Trnovo
118.
Kiprian. russischer Metropolit 126,
127, 162, 194, 195.
Kirche, der Walachei und Moldau
190; auto219; griechische
kephale, von Ochrida 113.
Kirchenbcher, slawische, in Bulgarien 70; Revision derselben
122, 123. 124, 126.
poesie, grieKirchendichtung,
chische 74; altslawische 63, 74
bis 75.
Kirchenspaltung
11.5.
Kancov Vasil 208.
Kanones der apostolischen Vter
und Konzilien 149.
zwischen
Rom
und Byzanz 109, 176.
Kirchen- und Litteratursprache,
altslowenische, altbulgarische 50;
ihre Ausbreitung 108-^109; mit
serbischer Frbung bei den Bul
garen 198.
Kirchenslawische Litteratur, zu-
Bulgarien unterbunden
der Kroaten 174 tf., in
erst in
121.
Kaiser,
135,
Kelten 21.
201.
Johannes Klimax 72, 129.
s. Malalas. Moschos.
Johannes Palaiologos, Kaiser 123.
Johannes Presbyters Epistel 183.
Johannes Scholastikos 43.
Johannes Tzimiskes 83, 153.
Johannes von Capua 97.
von Damaskos 63, 81, 132, 146,
Mhren und Pannonien 36, in
einem sdslawischen Dialekt 37,
in Serbien 144 ff., in Bosnien
172; Sprache 108, 114, 166.
Klaic, V. 23, 207.
der
Fassungen
Kleinrussische
Apokryphen 90.
Klemens s. Clemens und Kliment.
Klephten 203.
Kliment, der hl., Bischof in Makedonien 56, 57, 58, 6162, 63, 69;
s.
Clemens.
Klis (Clissa) 26.
Klokotnica. Schlacht von 113.
Knin, Bischof von 32.
236
Kobilovic (Obilicj Milos
204, 205.
Kocel, slowenischer Frst am
Plattensee 40, 41, 70.
Koloman. Knig: von Ungarn 27.
koludar, koludrica, kroatische BeKobilic,
zeichnungen fr Mnch und
Nonneausdem Griechischen 178.
Komnenen 133.
Knig von Budim (Ofen) 202;
e von Ungarn 215.
Konstantija, Schwester des Kaisers
Konstantin 165.
Konstantin der Gr. 89, 114, 138,
163, 165 Konstantin und Helene
125.
;
Konstantin Kopronymos 83.
Konstantin Porphvrogennetos
21, 31, 77, 218.
"
6,
Konstantin, der Philosoph
(=
hl.
Cvrill) 38, 40, 46, 48, 49. 53,
55, 62 (Vita), 63, 68, 69, 70, 107;
s. Cvrill und Method.
Konstantin Presbvter, spter Bischof 6263. 74,' 146.
Konstantin von Kostenec 128, 162
bis 163. 166-167, 193.
Konstantinopel20, 134, 138, 140,
186,
194-,
Erzhlungen
Falle K.pels und
vom
vom Bau
der
Sophienkirche 198.
Konzil von Laodikea 83; Trnovo
120.
Kopitar 11, 49.
Koptische Sprache 109.
Kormcaia (Xomokanon) von Rja-
Krbava, kroatisches Komitat 176.
179, 186.
Kremsmnster, Kloster 55.
Kresimir s. Peter.
Kreuzbaum, Geschichte des
Kreuzfahrer 181.
93.
Krizanic. Jurij 204.
192.
Kroaten (Hrvati) 1, 6; staatlicher
Name 21; ihre Taufe 31; ihr
Bischof 32 ihre kirchenslawische
Litteratur 105 ff.,
174tf.;
ihr
Krim
Name in Bhmen und
Zusammenhang
mit
Polen 209
den Bul-
garen 177, mit Bvzanz 178.
Kroatien 4, 7, 11, 14, 2628, 32,
100,
Bischof von
186, 187;
Kroatien 102; Grofskroatien 10.
Kroatisch fr Kirchenslawisch 107.
Kroatische Glagolica 48; Knigskrone 5; National kirche 27;
Benediktiner in Prag 175.
Kroatischer Glagolitismus 100 ff.,
,174 ff.; Staat 6. 10, 26, 107.
Kroatisches Schrifttum 107.
Kroatismen, angebliche, in den
Freisinger Denkmlern 56.
Kroatoserbisch 1.
Kroatisch oder Serbisch 1, 207.
Kroaten und Serben 1 ff.. 14 ff.,
24, 95, 97, 109.
77. 80, 96, HO,
153, 212, 214.
Krusevac 139, 141.
Kulin, Ban von Bosnien 171, 173.
Kultur, griechische, orientalisiert
1 10 byzantinische 185, 209 vgl.
Krumbacher, K.
zant 149.
Kos, Fr. 209.
Kosaca, Stefan, Herzog von Chulm
und Sdbosnien (Herzegowina)
171.
Kosara, Tochter des Zaren Samuel
107.
auf dem (1389) 133, 139, 162.
185, 198, 201, 205; (1448) 202!
Kotromanovir s. Stefan.
Kozak, E. 213.
Kozma, Presbyter 71, 8485, 87.
Krakau 54. 175 (slaw. Liturgie).
(Knig) aus dem Namen
Karl d. (;r. 20^.
Kralj Matjaz s. Mathias Corvinus.
Kralj
Marko
Marko.
Kratovo, Schreiberschule von 121
s.
hfische,
bei
den Kroaten und
^Serben 181.
Kulturkreise unter den Sdslawen
^8-9.
Kulturpolitik, entnationalisierende
94.
Kosmologie 84.
Kosovo pol je (Amselfeld), Schlacht
Kraljevic
Byzanz usw.
Zletovo.
s.
Kulturtj'pus, slawischer 110.
Kunst, bulgarische 122; in Serbien
141.
Kunstdichtung. Kunstpoesie, erste
Versuche einer slawischen 63,
74
75;
Mangel
einer weltlichen
nach byzantinischem Muster in
Bulgarien 95. in Serbien 144,
150. 169; erste sdslawische
nach abendlndischem Muster
179, 180, 205.
Kurbskij, Frst 87.
Kuripecic, Balkanreisender
falsch Kuripesic 219.
205,
16/
Kyriake
(slaw. Nedelja) 125.
Kyrill Bosota, bulgarischer Adamit
^119.
Kyrillos von Jerusalem 68.
Ladislaus Jagiello,
Polen 175.
von
Knige
Laibach 13, 1/7.
Lambrecht, der Pfaffe 182.
Langobarden
von Ochrida, von Thessalonike
130.
Legenden, pannonische 61: apokryphe
130;
serbisch make-
donische 152.
Lenorensagen, slawische 151.
Leo VI., Papst 103.
Leo von Achrida 81.
Leon Diakonos 77.
Jo-
Prag und Krakau 175,
slowenischen Gebieten 174.
Ljubostinja 141, 144.
Ljudevit, kroatischer Frst 26.
Liutprand, Gesandter Otto I. 58.
Loth 213.
Lucidarius, der grolse 180.
Lucius, dalmatinischer Historiker
207.
Ludmila, die
hl.
53.
Ludwig der Deutsche
der
Fromme
37.
34.
Lukianische Redaktion des A. T.
51, 61. 144.
Luther 185.
Lyrik, religise, altkroatische 179;
aus Umbrien 180.
Macva
Mhren
137.
42. 49, 50.
^lhrische Mission, religispolitische, aus Byzanz 38, 44.
Mhrisches Erzbistum 54, Reich
25:
s.
Grofsmhrisch.
Magie 84.
Magyaren 25, 27, 29, 45; slawische
Fremdwrter derselben 23, 49.
Magyarismen 182.
Makarij, serbischer Erzbischof 1 89.
serbischer
MakarijeJ,
Mnch.
Buchdrucker 193, 195.
Makedonien
s.
Chro-
Letovnik 147.
Libro de Alejandro 182.
Lieder, teuflische 61, 71.
Lika, Sandschak 190.
Likinije(Licinius}, der Serbe 165.
Lipsius 92.
Litauen 197.
-^
15, 17, 18, 58. 60, 70,
76, 85, 113. 136, 137, 138, 151,
152, 187, 208; konservativ 85,
121, vgl. Cj-rill und Method
(Traditionen); serbische Periode
131, 143, 150, 151 ff.
Makedonisch-bulgarisches
Reich
59.
Makedonisch - serbische
Grenz-
gebiete 150.
Makedonische
Litauer 37.
Litteratur, dalmatinisch - ragusanische 111; gegen die Lateiner
146; einheimische glagolitische
der Kroaten charakterisiert 177;
bernahmen
des
hannes Chrysostomos 124, 125,
129 mosarabische 104; slawische
5, 29, 32, 41 ff., 49. 53, 54, 190;
nach rmischem Ritus 52, diese
bei den Kroaten 101 ff., 105,
174, in
110,
112, 128, 142, 146, 167, 185.
Lateinische Schrift 3, 54 (ltestes
slawisches Denkmal in), 109, 171,
17(3, 179, 218.
Lateinische Sprache
im alten
Kroatien 108.
Lateinisch-deutsche Geistlichkeit
in Mhren und Pannonien 39,
42, 55. 57.
Lavrentij. Pop 128.
Lazar, Frst vom Serbien 139,
162, 201, 202.
bulgarischer Adamit 119.
Lazarevic s. Stefan.
Legende vom hl. Georg 179, hl.
Wenzel 53.
Leskien, A., 64.
Lesnovo, Kloster 143.
LetopisecL 78, 147. 194;
nograph.
der Vorgeweihten
125;
Apostels Jakob 124; des
in
20, 22, 28.
Lanzelot 183.
Lateiner (slaw. Latini) 22,
die
Serben von den
Bulgaren 145.
Litteratursprachen, sdslawische
1 ff., 10 ff.
Liturgie, lateinische des Ambrosius
104; des Basilios des Grolsen,
Teilfrsten
201;
Traditionen 136.
Makedonismen in der serbischen
Litteratur 149.
Maksim, serbischer Erzbischof 163.
Malalas, Johannes, Chronist 77,
78, 79. 91.
Malbcher 111.
Manasija, Kloster in Serbien 139.
Konstantin, Chronist
122, 129, 130, 131, 182.
Manasses,
Manichcr 64, 72, 83. 84.
Manuel I. Komnenos, Kaiser
238
72.
82, 112, 134.
Manuel
I.,
Patriarch von K.pel
191.
13;').
Mara Brankovic
Marjjarit 129.
Maria Theresia 209.
Marianus s. Codex.
Marienklayen 179.
Marienlegenden 94.
Marinus, Diakon 33.
Marko
Kraljevic
Micha<l s. Italikos.
Michael Synkellos 66.
Michael von Potuka 125.
Mihanovir.^A. 48.
Mijatovic, r. 216.
Miklosich 2, 21, 23, 49, 50, 182,
210,211.218
Kloster
Mileseva,
137, 141,
bei Prijepolje
170, 189, 196.
1.56.
Milrtir. L., 212.
Militrgrenze 4, 30.
139, 201,
204,
Militrisa
Milos
20.^x
s.
s.
Meretris.
Obilic.
Markus-Evangelium 51.
Martolosi. orthodoxe Grenzwchter
Milutin,
in der Trkei 192.
Maruli. M. 107. 180.
Mathias Corvinus, Knis: von
Ungarn 170, 202, 205.
MatjaX Kralj
Mathias Corvinus
Miroslaw, l'rst von Chulm 1 4
sein Evangelistar 143.
Missale, glagolitisches 175, 176;
s.
Kiewer, Wiener Fragmente.
Mittelbulgarische Periode 112 ff,
114.
20..
Maurikios, Kaiser 24.
Maurowlachen 22; s. Morlakken.
Maxentius. Patriarch von Aquileja
210.
Maxim, Mnch
Mehmedbeg
s.
184;
s.
17.
Mohammedaner
2, 3, 5, 14. 15, 18,
203. 204.
198.
Mohammedanisch-slawische Volks-
aus
it.
mere-
Militrisa.
61.
Mojslav, kroatischer Frst 32.
Moldau 120, 193; vgl. Walachei.
molstir (monastir), byzantinische
Bezeichnung des Klosters bei
Messalianer 83.
Messe, slawische 39, 41, 42, 43,
den Kroaten 178.
Momcilo, Wojwode 201.
52 s. mbsa.
Messias 67.
Metaphrastes s. S^'meon.
Method(ius), der hl. 4144, 45, 47,
Montenegro
48, 50, 51, 52, 53, 56, 62, 100,
101, 102. 105; Methodius, ein
Hretiker 101, 103, 105; Vita
Methodii
62;
Methods Nomo-
149.
Methodios, Bischof von Olympos
72.
Methodios von Patara 67, 90,
91, 100.
Michael
Kaiser 38, 70.
Michael, Frst in Skutari 28, 33.
Frst von Chulm (Zachlumien)
III.,
102, 207.
alt-
lyrik 199.
Name
Merseburger ufsordnung 52, 56.
kanon
in
113.
Mohammeds Leben
90, 145, 197.
73.
Meretris, russ.
193.
Moesische Slowenen 21.
Mohammed I., Sultan 131.
Melissa (slaw. PCela) 132, 152;
Antonios.
Menologien
161.
Mladenovir Branko 144.
Mnchswesen, Dvzantinisches,
Bulgarien 75.
Mnchischer Charakter der
Moesien
188.
Medizin 80.
Melchisedek 91, 213.
Menander 151.
Menen 68, 73,
Knig von Serbien
Menen.
s.
kirchenslawischen Litteratur 96,
der altserbischen 146.
197.
Maximilian, Kaiser 186, 188.
trice
mineja(i)
8. 14, 28 (alter
Zeta). 107. 186, 204.
Moravismen 53.
Morlakken 22.
Mosaburg 29.
Name
Mosarabische Liturgie 104.
Moschos, Johannes. Hagiograph,
73. 128.
Moschopulos,
Manuel,
Gramma-
tiker 166.
Moses 88, Himmelfahrt 90,
Moskau 195
(drittes
Mostar 16.
Motive, orientalische
dernde 201.
Mrksina crkva 196.
Murad
I.,
Tod 91.
Rom), 197.
35;
Sultan 138, 202.
wan-
239
Murko, M. 207, 214, 219.
Mystiker,
Mystik,
116,
146.
117,' 119,
Mystizismus
120,
126,
129,
94.
= Messe
Nasale
II.,
lica 137.
Mythologie der Sdslawen 34
mBsa
Papst 33, 40.
Papst 103.
Nikolauskloster im Tale der Top-
Nikolaus
Nikolaus
(;}
?)
ff
52.
108, 114, 143.
naski (= unser) als Bezeichnung
fr serbokroatisch 3.
Nation, politische 4.
Nationale Namen bei Kroaten und
Serben 178.
Nationalepos, spanisches und altfranzsisches 200.
Nationalkirche, slawische 45;
kroatische 27.
Nationalsprachen, slawische, in der
Litteratur 109. 111, 206.
Naum. der hl.. Jnger Methods
44, 58, 62.
Nedelja (= Kyriake) 125.
Neilos Kabasilas, Metropolit von
Thessalonike 145.
Nemanjici, serbische Dynastie 133,
138, 141.155, 170, 201; S.Stefan
Nemanja.
Nestor, lteste russische Chronik
^67, 78.
Nestorianer 63.
Nestorios, Hretiker 123.
Neugriechisch 23.
Neugriechische Volkspoesie 206.
Neuplatonismus 119.
Neusatz (slaw. Novi Sad)
Neutra 29, 43.
16.
Ne^it 87.
ne^itak 212.
Nicoletti, Historiker 205.
Niederle, L. 17, 208.
Nikephoros II. Phokas, Kaiser 153.
Nikephoros Patriarches 78.
Niketas (unbestimmt, Quelle des
Zonaras) 148.
Niketas Stethatos 129.
Niketas fslaw. Nikita) von Heraklea 72.
Niketas von Serr 81.
Nikodem, Pope 193.
Nikodemus-Evangelium 90
(2),^1,
92.
Nikodim. Erzbischof von Serbien
136, 144.
Nikola Kotoranin, Bischof 214.
Nikolaides 18.
Nikolajevic Boz. 216.
Nikolaos Mystikos, Patriarch 81.
Nikolaus von Arbe 47.
Nikon Cernogorec, Mnch
Klosters Raithu 83, 212.
Nikopolis, Schlacht von 113.
Nin s Nona.
Nis 113.
Nomokanon
43,
53,
des
87,
83,
80,
130; nichtkanonische 90.
Nona
(slaw. Nin),
Bistum
32,
26,
101, 102, 103, 104.
Noricum 20, 210.
Novak Debeljak 204.
Novak, Knez von Krbava 176.
Novakovic, St. 164, 212, 217, 219.
Novgorod
Novipazar
47, 88.
5, 28, 133.
Obilir, Milos 202; s. Kobilir.
Oblak, V. 50, 211.
Obrenovic, Milos 204.
Ochrida, autokephales bulgari-
sches Erzbistum 58, 59, 71, 81,
113, 121, 135, 138, 144, 158,
189, 190, 219; Schreiberschule
von 143.
Ochridaer Legende 130.
Oedipussage 132.
ekumenios von Trikka 67.
sterreich 191.
Offenbarung der Muttergottes ber
die Leiden in der Hlle 89; s.
Apokalypse.
Oktateuch 65.
Hvera, serbische Esther^ 191.
Olymp, kleinasiatischer 38.
Olympiodoros, Exeget 145.
Orakelbcher 67, 213.
Orakelsprche 168.
Orbini Mauro 205.
Ordalien in Serbien 168.
Ordensregeln des hl. Benedikt 178.
Orient und Okzident, der slawische
5 ff., 9, 32, 35, 36 ff.. 39 ff 45,
,
52 ff., 55-56, 58, 86, 89, 92,
93,94-95, 101 ff., 105 ff., 109ff.,
120. 171; bei den Slawen 82.
Erzhlungen 96,
Orientalische
152; Stoffe 153.
Orthodoxe
2,
4;
2,
und Katholiken
187.
Orthodoxie als Staatsreligion in
Serbien 5 ff., 134, 164.
Ortsnamen, slawische 22, 29.
Osmanen
2,
18, 131, 185.
240
Ost-Bulgarien 59, 122.
Ost-Rom
5,
Ostrorair
.">(>.
21, 26, 42.
Ost-Rumclit-n 12,
17.
Otfrids Evangelienbuch 111.
Otto
I.
r)8.
Ovid 181, 182.
Pachomij Logothet 194, 195.
Patrikios,
Mnch des Sabbasklosters 217.
Paul, versuchte eine Wiederherstellung des Patriarchats von
Pec 189.
Paulikianer 83, 84, 86.
Paulus, Apostel 84.
Paulus-Apokalypse 92, 93.
Paulus- und Thekla- Akten 91.
serbischer Patriarch 197.
Palontologie, linguistische 209.
Palstina 155.
Palstinalitteratur 160, 198; s.
Pilgerfahrten.
Paulus von Ancona 42.
Paulus von Samosata 84.
Palamas.
Peisker, J. 210.
Pentateuch 51.
Perser 69.
Persische Fremdwrter bei den
Sdslawen 199.
Perun 35.
Peter, Zar von Bulgarien 34, 59,
71. 75, 76, 83, 84, 85.
Peter der Grofse 218.
Peter Koriski, serbischer Heiliger
160, 215.
Pajsij.
Gregorios,
Hesvchast
117, 123, 145, 146, 161, 167.
Paleja, gekrzte biblische
Geschichte 7980, 90, 91-92.
Palladios 213.
Pamphilos, Georgios 150.
Pani'atantra 97.
Panegyrische Litteratur der Ser-
ben
'163.
Panhellenische Trume 190.
Pankratij von Tauromenium 72.
Pannonien 20, 25, 31, 49, 50, 56,
57, 210.
Pannonische Hypothese 49; Legenden 61 Slowenen 21, 29, 37, 49.
Pannonisches Erzbistum 40, 41.
Pannonisch-m hrische Redaktion
;
60.
Pannonismen 47, 49, 60.
Panslawismus 204.
Papst als Gegner der Trken 190.
Paralipomena des Jeremias 91.
Paraskeva, die hl. 115, 125, 127;
s. Petka.
Paris im Trojaroman 181, 182.
Parmienbuch (slaw. parimejnik)
51, 177.
Paroria, Mnchsberg 116, 146.
Pavlov, Kanonist 52, 80.
Pavlovir 217.
Pec (Ipek) 215; s. Patriarchat.
Peter Kresimir, Knigvon Kroatien
11, 103.
Petka, hl. 11, 125; vgl. Paraskeva.
Petrarca 117.
Petrus-Akten 92.
Petschenegen 25.
Pforte, hohe 189.
Phanar,
ioten. 189, 190, 206.
Philipp. Bischof Von Zengg 104.
Philippopel 19.
Philippos Solitarius 150.
Philosophie 81.
Philothea, die hl. 115, 125.
Philotheos, Patriarch von K.pel
123, 124. 125.
Philotheos Sinaites 129.
Partikularismus der Balkanstaaten
185; der Kroaten und Serben 14.
Passau, Bistum 31.
Pastrnek. Fr. 211.
Phokas, Kaiser 20.
Phonetische Orthographie 16, 46.
Photios, Patriarch 33, 38, 42, 68,
Pastrovici 139.
Physiologus 80, 149.
Pilgerfahrten nach dem heiligen
Patarener 83. 86, 170, 171, 172,
Lande
175.
Paterikon, rmisches 43
101, 102.
von Sinai
73.
Patriarchat, bulgarisches, in Preslav 34, 58; in Trnovo 113, 118;
griechisches in Konstantinopel
18, 33, 189, 190, 206; serbisches
von Pec (Ipek) 138. 162, 189,
190; von Aquilcja 31, 52, 102,
210.
81, 136, 198; vgl. Palstinalitteratur.
Pindarus Thebanus 181.
Piron aus K.pel 123.
Pisides, Georgios 150.
Planudes. Maximos 97, 132, 153.
Plato 81, 163.
Platoniker 210.
Plattensee 29. 56.
Poblikaner 83; s. Paulikianer.
pobratimstvo
241
(.WahlbruderschaftJ
89, 167.
Nomokanon
Pogodins,
83, 87.
Lateiner.
Politischer \^ers 75.
Polivka, J. 1213.
Poljica, Statut von 4, 107, 176,
179.
Polnische Apokr3-phen 93; Historiker 175; polnischer Einflufs im
Moskauer Reich 184.
Polonismen 183.
Pomaken 18, 208.
Pop s. Bogumil, Jeremija.
Porfinev 90, 213.
Porikologos 151.
Polemik
s.
Prag, Bistum 54;
Emauskloster
175, 180.
Presbvter von Dioklea 106, 207.
Preslv 57, 58, 64, 137.
Prespa-See 60.
Priamus 181.
Pribina, unterpannonischer Frst
29; falsch Priwina 210.
Prilep 137, 139.
Primas von Bulgarien 112; von
Serbien 28.
Pristina 113, 137.
Prizren 113, 137.
Prochiron l49.
Prochor am Psinja-Flusse 76.
Prokop, der hl. 176.
Prokopios 34, 35.
Prologe oder Synaxarien 73, 90,
212.
Prosadichtungen,
altbulgarische
95ff
mittelbulgarische 131 ff.;
serbische 150 ff.; romantische bei
Kroaten und Serben 181 ff.
Prosaerzhlungen, griechisch-slawische, ursprnglicher 111.
Prosaische bersetzungslitteratur
der Kroaten 180.
Protestanten, slowenische 9, 14,
188; bulgarische 19.
Protoevangelium Jacobi 91, 177.
Provinzial-Kroatien 11.
Psalter 39; zwei Bearbeitungen
in Mhren und Pannonien 50;
zwei Kommentare 66; von Bologna 66, 172; von Sinai 50, 60;
altertmlich bei den Kroaten 1 77
lateinische Spuren in den Psalmen 52; als Orakelbuch 213.
Pseudoevangelien 92.
Pseudoevangelium des Nicodemus
;
Quarnerische Inseln 174, 182.
Racanin, Jerotij 198.
Racki. Fr. 78, 207, 212, 214, 216
J. 219.
Radoslav, der Christ 172.
Rafael 111.
Ragusa 4, 32, 93, 99, 108, 140,
171, 187, 207, 216.
Ragusanische Litteratur 4, 111.
Radon ic,
Rahmenerzhlungen, orientalische
96.
Raja, trkische 191, 199.
Rajna, P. 184.
Rastislav, Frst von Mhren 37,
39, 40, 41, 45; Koseform Rastic
70.
Ras (heute Novipazar), Bistum 134;
Sitz der serbischen Grofszupane
5, 133; der Knige 137.
Rascien, Rassia {= altes Serbien)
106, 133, 215.
Ravanica, Kloster 120, 139, 140,
141, 146.
Reali di Francia 218.
Rechtsdenkmler
in Bulgarien 80;
Serbien 149, 167168; bei
den Kroaten 178 ff.
Rechtsleben, altserbisches 168.
Redaktion, der Bibel, alexandrinische 61, 67; Lukianische 51,
61, 144; der kirchenslawischen
Denkmler,
pannonisch - mhrische 60; altbulgarische 60, 78,
in
108;mittelbulgarischell4,121ff.,
143; von Trnovo 166; kroatische
105, 108; russische 108; serbische 78, 108, 121, 143.
Redeteile, Schrift ber die acht
166.
Reform der Kirchenbcher in Bulgarien 70; s. Redaktion.
Reformation 120.
Regionalismus, italienischer, in
Dalmatien 32.
Reichstage im alten Serbien 168.
Reim
75, 180.
Reineke Fuchs 154.
Rekrcation, ethnographische, der
Sdslawen
53.
Pseudo-Kallisthenes 95, 182.
Murko,
Pseudo-Klementinen 91, 92.
Pseudotrken 188.
Pseudo-Zonaras 130.
Ptolemus 58, 139.
Puskin 184.
Pypin 92, 140, 213.
Religis,
Geschichte der sdslawischen Litteraturen.
s.
7,
199.
Lyrik, Epos.
16
242
Religise Strmunpen im zweiten
bulgarischen Reich 115ff.
in
mit der kirchenslawischen identi-
Serbien 146.
Reliquien in Bulgarien, zentrali-
Russischer Chronograph 165.
Rufsland 108, 120, 126, 149, 162.
115.
Hrelja.
Renaissance 111, 120,
Ruvarac, I. 218. 219.
Rylakloster 191.
siert
Relja
Renegaten,
14'i, 'JOf).
christliche, als
Trken
187.
Resavaschule 139, 142, 145, 166;
s. Manasija.
Revelation des Methodios von
Patara 67, 90, 91, 100.
Revision der Kirchenbcher in
Bulgarien 122, 124.
Krnungsevangelium
Rheimser
176.
Rhomer
18, 191.
Rhythmus 74.
Ritterromane 143, 183 ff.
Rittertum 111, 181, 184, 204.
Ritus, griechisch-slawischer 27,52,
54, 105; rmisch-slawischer 52
bis .53, 105, 174, 214.
RmischeStaatskirche30; Kirche
in Bosnien 169.
Rmischer Ritus s. Ritus.
Rmisches Primat 52.
Rodoslov
Genealogie 160; s.
Daniil.
Rogovo, Kloster bei Zara vecchia
178.
zweites
194;
drittes
195;
und Okzident.
Romanija (= Thrakien und Stara
vgl. Orient
Zagora) 162.
Romanischer
Stil in
Romanismen 181.
Romanzo von Troja
Serbien 141.
181.
Romantische Stoffe bei Kroaten
und Serben 181 ff.
Romantische Trojasage 131, 181.
Romil (= Romulus)der hl., Schler
des Gregorios Sinaites 120, 127,
146, 215.
Rotkroatien 106.
Rudenica 141.
Rujan, Kloster 196.
Rumnen
Rumnien
22, 37, 109, 139.
19, 128, 132, 190, 193,
195.
Rumnisch
Sabatij, Metropolit von BraniCevo
145.
Sabbas, der hl 136.
Sabbasklost(T bei Jerusalem 146.
Sage
1
0()
vom babylonischen Reich
vom wiederkehrenden
Kaiser 205.
Salomon 88, 213.
Salomon und Kitovras 89, 91, 99;
und die Knigin von Jug 91
und Morolf 100.
Salomonsagen 132.
Salomons Psalmen 90; Sprche
(Griechen) 138.
Rhodope
Rom,
1''7.
1<>4.
s.
166.
fiziert
23.
Ruthenen, ungarische 94.
Russen 94, 191, 194, 216.
Russische Annalistik 78; Chronik
(Nestor) 78; Kultur 194; Sprache
152.
Salonae
(a)
20, 32, 47;
vgl.
Spa-
lato.
Saloniki 12, 19, 20, 50, 210; s.
Thessalonike.
Salzburg 30, 31, 210.
Samo, Begrnder eines westslawischen Staates 24.
Samuel 213.
Samuel, Zar von Westbulgarien
60.
107.
Sarajevo 16, 182. 187.
Saul und Ahab 154.
Sava, der hl-, Erzbischof von Serbien 6, 135, 136, 137, 138, 143,
149, 155-158, 169, 171, 189;
sein Nomokanon 130, 149, 157,
159, 161.
Sava, der hl., Schler Methods 58.
Savas Evangelistar (Savina Kniga)
47, 50.
Sazavakloster 104.
Schlacht von Angora (1402) 185;
(ernomen an der Marica (1371)
138,201; Klokotnica (1230) 113;
Kosovo
pol je (1389) 133, 139,
162, 185, 198, 201, 205, (1448)
202; Mohcs (1526) 140, 170,
186; Nikopolis(1394) 113. 185;
Rovine( 1394) 139; Varna(1444)
140, 185; Velbuzd (Kstendil
1330) 133; auf dem Krbavafeld
(1493) 186.
Schlzer 13.
Scholastik 117.
Schreiberschule von Ochrida. von
Zletovo oder Kratovo 121.
243
Schrift, slawische 46, 109; Traktat
des Mnches Hrabr ber die
69 70, 129; des Konstantin von
166; gotische fr
glagolitische 103; s. C yrill ische,
Kostenec
Glagolitische, LateiflTs^H'e."
Schriftsprachen, drei, der Sd-
slawen 1 ff.
Schule (Euthymijs) von Trnovo
119, 164. 167.
Sclaveni. Sclavini.
Sclavi
vene, Slawen 20 21.
Scodra
= Skutari
= Slo-
Bogomilen.
Senjanin Ivo 202 vgl. Zengg.
Senjanin Tadija 202.
Sentenzen 151.
209.
4, 6, 95, 133, 138, 144,
196, 197; staatlicher Name 21;
1,
nehmen
209;
in
der
Lausitz
teil
am
geistigen
Leben der Bul-
garen 59; vgl. Kroaten.
Serbenbuch
(Srbljak) 164, 197.
ict (trk. Sclfid^e) 217.
Serbien 14, 31, 118. 120, 126,
133 ff Charakteristik des mittelalterlichen 168; trkische Provinz 140, 186; Erzbistum, autokephales 135, 156; kultureHe
j:fn,u
Abhngkeit vom Athos
Beziehungen zu Syrien
137;
136,
143. 146: okzidcntale Einflsse
in
140 143; katholische Bis-
tmer 215; Katholizismus 155;
im ungarischen Knigstitel 215.
Serbische Kirche, autokephale 197.
Serbisches Patriarchat von Pec
162, 189,
(Ipek) 138, 161,
Serbischer Staat
6, 7, 28,
190.
133
ff.,
168.
Serbisch in Rumnien 193.
Serbische Aleksandrija 95 ;_ Annalen 165; Biographen 157 ff.;
Bchersprache
in
Makedonien
Klster,
Heilige
164;
lteste 137; Litteratur 144169;
Originajarbeiten in der Trkenzeit 19/: Periode Makedoniens
152; Redaktion altkirchenslawiDenkmler 108, 143;
scher
143;
Sprache 144.
der
Serbisierung
Athosklster
142.
Serbokroatisch
1,
93.
Ugrien.
(Slawenapostel und ihre Jnger) 58.
Siebenbrgen 25, 120;
Siebenzhlige
106,
Kroaten und Serben.
s.
Heilige
Knig von Ungarn
113.
Silistria (slaw. Drster), Metropolit
von 59.
Silvester, Erzbischof 33.
Papst 89.
Sinai 146, 155.
Sinaikloster 136, 143.
Sinaipsalter 50, 60.
J.
97.
64, 129.
Johann HuSibinjanin Janko
nyadi 202.
Isidor der Franke
Sidor Frjazin
Sigismund,
vgl.
Sepp,
Krumbacher)
Severianos von Gabala
28.
Sedeslav, Frst von Kroatien 26.
Sektenwesen byzantinisches 85
Serben
Serbokroatische Urkunden 188.
Seth, Michael (? Symeon nach
178; vgl.
Sirachs Sprche 152.
Sisek 26.
Skanderbeg 198.
Sklavini 148; vgl. Slowenen.
Skop(l)je
(skb)
138, 208.
Skutari 134,
137,
11,
113,
139,
137,
196;
s.
Scodra.
Skylitzes, Johannes 6.
Slawen, Gesamtbezeichnung aus
Slovene 20; Volksetvmologie
Sklaven 23.
Slawenapostel s. Cy rill und Method.
Slawisch, allgemeiner Narne und
spezieller fr Serbokroatisch
am Hofe
Sulejmans, Verkehrssprache im Janitscharenkorps
188 s. Alphabet, Bienenzchter,
Gottesdienst, Kirchendichtung,
Kirchen- und Litteratursprache,
Kunstdichtung, Lenorensagen,
Liturgie, Messe, Nationalkirche,
;
Ortsnamen, Ritus, Schrift^
Slawische Kirchen- und Staatssprache in Rumnien 128, 193;
Rumniens
Litteraturperiode
193 Termini, griechischen nachgebildet 167; Urkunden in Bosnien und Ragusa 173.
slovenska zemlja 28;
Slavonia
Slawonien 21; s. Kroatien.
Slawonier, lieben trkische Fremdwrter 200.
.Slawonisch 1.
Slovene, einheimiSlowenen
scher Name der Slawen 20;
speziell der bulgarischen 62, 64.
;
16*
Slowenen (Slovenci)
1,
8,
11,
244
12,
1314. 23, 28, 29. 31 allgemeiner
Name der Slawen 20, 21; ihre
Balladen 200; Grenze in Friaul
22; vgl. Slowinzen.
Slowenisch 1 vgl. Altslowenisch,
Altkirchenslawische
Sprache,
;
Liturgie.
86, 133
136, 137, 140, 141,
164, 165, 169, 201,
ff.,
1.59,
1.5.5,
218.
Stefan Tvrtko, Knig von Bosnien
169, 170.
Stefan Uros
Knig von Serbien
159, 161.
Slowenische
Protestanten
9,
14,
188.
Slowinzen
2upan und Grnder der Dynastie
.5,
in
Pommern
Slowaken 37, 49.
Slowazismen 56.
209.
slovopletenie russ.)
Wortflechterei fr byzantinische Phrasendrechslerei 142.
Smederevo 139, 141.
Sminklas T. 207, 214, 219.
Sobolevskij, A. I. 43, 53, 92, 183,
219.
Sokolovic(Sokolli),Mehmed. Grofsvezier 188.
Sophia 19.
Sophienkirche s. Konstantinopel.
Spalato 26; Grndung 20; Kirche
32. 205; Metropolit 102; Synode
48, 103, 104, 207.
kunden von Bosnien 173.
orientalische 35;
Stoffe,
Spanisches Nationalepos 200.
Speranskij, M. N. 152.
Spiridon, Igumen von Studenica
jdische
1,53.
Stojanovic, Lj. 215, 218, 219.
Strzygowski, J. 136.
Studenica, Kloster 135, 137, 141,
156, 157, 158.
Sdslawen 13, 29, 187; ihre Ein-
Name
ff.. 21 ff.
13; ihr Einflufs auf die Russen
108. 162, 194; vgl. Russen, Rufs-
wanderung 19
Spaneas Lehrgedicht 150.
land.
Sdslawisch 7 sdslawische Litteratur-, Schriftsprachen 1 ff., 12 ff.
Staaten 24 ff., Volksepik 201 ff.;
Volkslitteratur 94; s. Kunst-
158.
Sprichwrter 153.
Sracimir, Zar, s. Joann.
Srbljak 164, 197.
Sreckovic, P. 218.
Stanislav von Lesnovo 143.
poesie.
Stanojevir, St. 163.
Statut von Poljica 176, 179; Vinodol, Vrbnik 1 78 der Insel Veglia
179.
Statute der Stdte des adriatischen
;
Kstenlandes 168; der dalmatinischen Stdte 178.
Stefan Decanski, Knig von Serbien 137, 161, s. Stefan Uros III.
Stefan der Erstgekrnte, Knig
von Serbien
Stefan Uros II. Milutin 138.
Stefan Uros III. 138, s. Stefan
Decanski.
Stefan Uros V., letzter Zar von
Serbien 138, 197, 201.
Stephan V. (VI.), Papst 44, 45.
Stephan VI. 33.
Stephanitcs und Ichnilates 96.
Stil, byzantinischer und romanischer in Serbien 141; volkstmlicher in den slawischen Ur-
134, 135,
155, 156, 158, 159, 161.
6,
137,
Sulejman, Sultan 188.
Svatopluk, grofsm hrischer Frst
40, 41, 42. 43. 45, 210.
Svjatoslav, Frst von Kiew, seine
Izbornik v. J. 1073 6566, 75,
82; Sbornik v. 1076 211.
Sveta Gora s. Athos.
Symeon, der hl. 136, 157; s. Stefan
Nemanja.
Svmeon Metaphrastes, Hagiograph
"73,
12;5.
147.
Svmeon Methaphrastes und Logo'thet,
Chronist 129, 130.
Stefan Dusan, Zar von Serbien,
Symeon Neos Theologos
Dusan.
Stefan Kotromanovic, Ban von
Bosnien 170.
Stefan Lazarevic, Despot von Ser-
Svmeon, Zar von Bulgarien
s.
bien 13'. 144. 147, 148,162-163,
165, 166, 168-169, 185, 215,
216, 218.
Stefan Nemanja, serbischer Grofs-
129.
25, 27,
'34, 58. 60, 63, 65, 66, 75, 79,
110, 113, 114.
Svnaxarion 90; s. Prolog.
Synode von Spalato 48, 103, 104;
von 1211 in Bulgarien 116.
Synodikon des Zaren Boril 130.
Syntipas 214.
245
Syrien, Beziehungen Serbiens zu
136, 145; syrische Sprache 109,
Kunst 136; vgl. Athos, Jerusalem. Palstina, Sinai.
Syrmien 25; serb. Athos 140, 197.
Svrmium
(Mitrovica),
Szczesniak, W. 211.
Szekely. Johann, banovic Sekula
des \'olksliedes 202.
Szilagvi. Michael, Svilojevic des
Volksliedes 202.
Sachmatov, A. A. 79.
17, 49,
88,207.
Scepkin, V. X. 215.
estodnev (Hexaemeron)
64,
68,
147.
Sisic 207.
8ismaniden 112.
^ismanov. I. D. 209.
Sokci, katholische Serbokroaten
Theodosij IL, Patriarch von Trnovo
118.
Theodosij von Trnovo, Hesvchast
118. 120, 123, 127, 129, '146.
^ Ungarn 3, 14, 192.
iSopen. serbisch-bulgarische
bevlkerung 11.
Theophanes, Hymnendichter 74.
Theophano. die hl Gemahlin des
Kaisers Leo VT., 115, 125.
Gemahlin des Kaisers Nike.
phoros Phokas 153.
Theophylaktos 'von Bulgarien 81.
Thessalonike 38; s. Saloniki.
Thomas Archidiakonus 103, 214.
Thomas-Evangelium
Thraker 21.
Grenz-
91.
Thrakien 17, 113.
Thukydides 163.
Tiburnia, Bistum 30.
Tichonravov 90, 213.
Timosenko. Iv. 217.
Timur
in
Metropolit von Seres
217.
Erzbistum
41.
Safafik, P. J. 11,
Theodosij,
185.
Tischendorf 211.
Todor Duksov, bulgarischer Prinz
als
Mnch
75.
Todor od Zadra 202.
Strigovo, glagolitisches Kloster in
Ungarn 174.
Totenklage, altserbische 169. _
Tomas, Knig von Bosnien 172.
Tomislav, Knig von Kroatien 5,
Taktikon des Mnches Nikon vom
Traum
spilman 204.
26. 27. 102.
Schwarzen Berge
83.
Tertulian 110.
Testamente der zwlf Patriarchen
91.
Tetovo 208.
Texte du sacre
Thassilo,
Rheimser Evan-
191.
Bayernherzog 20.
Theodemar
Erzbischischof
von
Aquileja 210.
Theodor Gramatik 147, 158.
Theodoretos, Kirchenhistoriker 64,
67, 148.
Theodorit,
Anhnger
des Barlaam
und Akyndinos 119.
Theodoros I. Laskaris, Kaiser 135.
Theodoros Studites 73, 74.
Theodosij,
119.
bulgarischer
Adamit
Fudul,
bulgarischer
Theodosij
Ikonokiast 123.
Theodosij, Mnch, serbischer Biograph 159160. 165.
Mnch,
215,
Triodion 65.
Tristan 183.
Trnovo (Tirnowa), Hauptstadt des
s.
gelium.
Thallczy, L. 218.
Thamar, bulgarische Prinzessin im
Harem
des Knigs Joas 217.
(bei Trebinje) 28, 33,
Travunien
serb.
Hagiograph 160.
zweiten
bulgarischen
Reiches
112, 113, 114. 116, 123, 137,
156, 166, 193, 214; erobert 124.
164;
Konzil
von
120;
Reich
Erzbischof, EuthyRedaktion.
Patriarchat,
mij,
.Schule, Theodosij.
von 131;
s.
Trojasage95; Trojaroman, abendlndischer 131, 143. 181 ff.
Kloster, Chronik des
166.
Trpimir, Frst von Kroatien 32.
Trsat. Statut 179.
Truhelka. C. 218.
Tronosa,
Tryscan s. Tristan.
Tundalus, Vision des 180.
Turniere 184; in Bosnien 173.
Trken, osmanische 86, 113, 114,
11.5,
191,
121, 142, 169, 174, 185,
195, 199, 201, 203,_204;
Erben von Byzanz 187; aus
slawischen Renegaten 187.
als
Trken, slawische ^',
203; s Pomnken.
14.
10,
Trkcnc'infnlle ISh. 187.
TUrkcnluTrschaft 185
icen
ff.;
246
l,
19'J.
ihre Fol-
U)^ff.
Trkcnkriepe, das epische Zeitalter der Sudslawen 'JOO ff.
Trken- und Griechenjoch 121,
189, 100, 206.
Trkische Litteratur 199.
Trkischer Einflufs auf die Sdslawen, in der \'olkslyrik, in der
Rckkehr
zur ursprnglichen
ethnographischen Frische, im
Wortschatz, in der Nationaltracht
199-200.
tterin 156.
186.
bersetzunsren, Cvrills und Methods 39," 50, 51'; ^lethods 43,
51; sklavische 51, /4; aus dem
Griechischen 52 u. - aus dem
Bul^rarischen ins Griechische 79;
aus dem Lateinischen 53 ins Lateinische 107; Modernisierungen
alter 122, 124, 128, 145; Wrdisruns: der altkirchenslawi.schen
:
^110.
Ugrien (= Siebenbrgen) 118.
Ugrin, Tanko = Hunvadi, fohann
'
202.
Ulfilas 51.
Umgangssprache
matien 4. 179; dir kroatischen
Frsten und Knige, lateinisch
108; glagolitische der Kroaten
178. 179; mittelbulgarische 115;
slawische
188;
der Trken
walacho-bulgarische 193.
Uskoken 171, 202.
Uros V. s. Stefan.
Valiavec, M. 211.
\'altrovir, M. 216.
\'alvasor 2(l3.
Varna (Warna)
140. 185.
Primas von Bulgarien 112.
Vatatzes, Kaiser von Nika 112.
Veglia^slaw. Krk)26. 106; Bischof
von 105; Statut von 179; Inschrift bei Baska 105; romani\\isil.
Trkischer Konservatismus 189.
Trkisches Reich 138, 188.
Trkisch-Kroatien 5.
Typika 73, 165; serbische, von
Kareje (Orahovica), Chilandar
und Studenica 156 15/.
Typikon des hl. Sabbas von Jerusalem 136. 144: des Studionklosters in K.pel 73 des Klosters
der Mutter Gottes der Wohl-
Udbina
Urkunden, cyrillische in Bosnien
und Ragusa 171. 173; in Dal-
13,
208;
grie-
chische 191.
Undoljskijs Bltter 47.
Ungarn, ungarischer Staat 27, 137,
139, 141", 142, 169, 186, 202,
215.
Ungarische Krone 28.
Unierte in Kroatien 15; in Makedonien 19.
Union (mit Rom) 112; von Florenz
219.
Unionsbestrebungen 1 04,
Unter-Pannonien 31.
1 1 5, 1
Unterredung (Disputation) der
Heiligen 89, 93, 177.
46.
drei
scher Dialekt 209.
\'ekhrad 44.
Velika, Bistum 58.
Venedi. Venethi 20.
Venedig 141. 176, 186, 187, 191,
1^5,
196, 210.
Venetien 20.
Veprinac, Statut von 179.
\'erbesserung der Kirchenbcher
in Bulgarien 123, 126; s. Revision.
Vers, politischer, der Byzantiner
bei den Bulgaren 75; vgl. Zwlfsilber bei den .Serben 169.
^"ersdichtungen in Prosabearbei-
tungen 150.
Veselovskij. A. X. 81, 100, 154.
Vilen 35; vgl. Mythologie.
Vinodol, Statut von 1/8.
Virgilius, Bischof von Salzburg
30.
\'ision des
Propheten Esaias 130,
212; des Tundalus 180.
Yha. (Tlementis, Constantini, Methodii 62.
hl., Herrscher ber
Montenegro und Nordalbanien
Vladimir, der
107.
\nadislav Grammatik 167, 191. _
Vladislav, KiJnig von Serbien 147.
Vlcek. J, 175.
Vlkasin, Name bei Kroaten und
Serben 178; vgl. ^^ukasin.
Volksbuch vom Bova. s. d
Volksdialekt, der cakavische 178;
bulgarische \'olksdialekte 198.
Volksepik der bosnischen Mohammedaner 203, 2o4; der Sd"
247
200
Slawen
ff.;
Slowenen
der
serbische
beinflufst
Volksepos,
Chroniken 166.
Volksleben 7, 179.
Volkslieder 35; der Kroaten und
Serben 9, 142; der Sdslawen
94; epische, der Sdslawen 107,
139,^201 ff., teuflische 82 (s. Lieder): knstlerische Fassung- der
serbokroatischen lyrischen und
epischen 205.
Volkslitteratur der Sdslawen 94;
manichisch-bogomilische
Niederschlge in der slawischen 87.
Volkslvrik, mohammedanische
199.'
Volkpoesie, der Kroaten und Serben 2 der Sdslawen 36, 205,
206; beeinflufst die Kunstdichtung und umgekehrt 205; neug-riechische 206.
Volkssprache.
beeinflufst
das
Mittelbulgarische 114; in Bosnien 93, 173; bei den Kroaten
179; reine, bei den Serben 9;
;
zersetzt durch
Fremdwrter
12,
trkische 199; Pflege
derselben bei den Slowenen im
Sinne der Mainzer Synode 55.
Volkszhlungen der Sdslawen
20S.
Volkstmliches Haus der Kroaten
speziell
und Serben 8.
Volkstmlicher Stil in bosnischen
Urkunden
173.
53, 211.
des Christentums
8,
187.
Voskresenskij 211.
Vratislav IL, Herzog von
54. 104.
^'rbnik, Statut
von 178.
Erst-
gekrnten 134; sein Evangelistar
143.
s.
Brankovic,
s.
Orakel-
bcher.
Walachei 120, 193, 195; Wlachien
118.
Walachen
22, 209.
Walachische Drucke 196
Walacho-bulgarisch walacho-serbisch 193
Walpert, Patriarch von Aquileia
,
102.
Wandernde Motive 201; Lieder
und Liederstoffe 205.
der Serben
Kroaten 3, 7. 192.
Wanderungen
und
Watten bach 211.
Weisbach, A. 207.
Weigand, G. 209.
Weifs-Kroatien 106.
Weltra, alexandrinische 136; byzantinische 136, 212; vgl. Zeitrechnung.
Wenden
20.
Wenzel, der
hl.,
seine slawische
von Bhmen 53;
Legende 54, 1/7.
Wiching, Bischof von Neitra 43,
44, 45.
Widdin s. B^dyn.
Wiener Fragmente 48, 53.
Winden (= Slowenen), windisch 20.
Winidi 20.
Walachen 112;
s.
Walachen.
Wrdigung
des altkirchenslawischen Schrifttums 109.
148.
Zachlumien fslaw. Hum, Zahlumje)
Herzegowina 28, 33, 169, 207,
215.
Bhmen
Vukan, Bruder Stefan des
Vuk
Wahrsagungsbcher 91
Xenephon
Vondrk, V.
Vormauer
Wahlbruderschaft (pobratimstvo)
89, 167.
200, 205.
Grgurovic,
Karadzic.
Vukasin. Knig von Serbien 198,
201, 215.
Vukovic Bo2idar und Vinzenz, serbische Buchdrucker in Venedig
^196.
Vulgarismen 167.
Vulgata 51, 105, 177.
Vulgrgriechische Litteratur 150.
ZadrugafCHauskommunion)
2,
30,
199, 2ip.
Zagurovic, Jerolim 196.
Zakon graJskyj (= Prochiron) 149
sudnyj 43, 53.
Zapolya, Johann, 186, 188.
Zara 26; Erzbistum 32.
Zara vecchia 26, 28; s. Belgrad
am Meere.
Zarenwrde, russische, Anstofs
zur Annahme von den Sdslawen 195.
Zauber wesen in Bulgarien 119.
Zehnsilber mit Reimen bei den
Kroaten 180.
Zeitrechnung, rmische
nien 171.
in
Bos-
248
Zemlje pomorske
terrae maritimae von Serbien 215.
Zengp (slaw. Senj), Bischof von
104; s. Senjanin.
Zeta (Montenegro, Dioklitien) 28,
139, 186.
Zinzaren 22.
Zlatostruj 65.
Zlatovic, Stipan 219.
Zlatarski, V, N. 214.
Zletovo, Schreiberschule von 121.
Zmaj-ojjnjcn \'uk 202.
Zographos-Mnche, verbrannt 130.
Zographensis s. Codex.
Zographukloster, bulgarisches, auf
dem Athos
119. 121, 123.
148,
6, 129,
Zonaras, Johannes
149.
Zrinski, Peter 204.
Zncalo (-= Dioptra) 150.
Zvonimir, Knig von Kroatien 27.
Zweikampf in der serbokroatischen
\'olkspocsie 203.
Zweiseelenlehre 38.
Zwlf Freitage 93.
Zwlf Trume des Knigs Sakys
154
Zwlfsilber, serbische, ohne Zsur
169; kroatische mit Reimen 180.
Zegligovo, Kloster 167.
Ziea,
Sitz des Erzbischofs von
Serbien 136, 137, 141, 156,
. 215.
Zupan
29, 133.
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1K5