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Brecht Bertolt Geschichten Vom Herrn Keuner 1949

Das Dokument enthält mehrere Kurzgeschichten von Bertolt Brecht. Die Geschichten handeln von philosophischen Themen und beinhalten oft Lehren oder Morallehren. Brecht verwendet die Geschichten, um komplexe Ideen auf unterhaltsame und zugängliche Weise zu erklären.

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BERTOLT BRECHT

KALENDERGESCHICHTEN

IM BERTELSMANN LESERING

KLEINE LESERINO-BIBLIOTUEK- BAND


Illustriert von Oottfrifd

Rasp

Lizenzausgabe fr den Bertelsmann Lesering


mit Oenehmigung des Oebr. Wei Verlages. Berlin

Prinied in Germany

Buch

Nr. 1552

50

INHALT
Der Augsburger Kreidekreis
Buddha vom brennenden Haus

Gleichnis des

28

Das Experiment

30

Ulm 1592

48

Der Mantel des Ketzers

49

Kinderkreuzzug 1939

64

Fragen eines lesenden Arbeiters

72

Der verwundete Sokrates


Mein liruder war ein Flieger
Die unwrdige Greisin
Legende von der Entstehung
Taoteking auf

dem Weg

73

99

100
des Buches

des Laotse in die

Emigration
Geschichten

vom Herrn Keuner

109

113

GESCHICHTEN VOM HERRN KEUNER


Organisation

Herr K. sagte einmal: Der Denkende bentzt


kein Licht zuviel, kein Stck Brot zuviel, keinen

Gedanken

ziiviel.

Form und

Stoff

Herr K. betrachtete ein (ienilde, das einigen


Gegenstnden eine sehr eigenwillige Form verlieh. Er sagte: Einigen Knstlern geht es, wenn
sie die Welt betrachten, wie vielen Philosophen.
Bei der

Bemhiing

um

die

Form geht der

Stoff

einem Grtner.
Er hndigte mir eine Gartenschere aus und hie
mich einen Lorbeerbaum beschneiden. Der Baum
stand in einem Topf und wurde zu Festlichkeiten
ausgeliehen. Dazu mute er die Form einer Kugel
haben. Ich begann sogleich mit dem Abschneiden
der wilden Triebe, aber wie sehr ich mich auch
mhte, die Kugelform zu erreichen, es wollte mir
lange nicht gelingen. Einmal hatte ich auf der
einen, einmal auf der andern Seite zu viel weggestutzt. Als es endlich eine Kugel geworden war,
war die Kugel sehr klein. Der Grtner sagte entverloren. Ich arbeitete einmal bei

<'

tuscht: Gut, das

ist

die Kugel, aber

wo

ist

der

Lorbeer?

113

Freundschaftsdienste

Freunden einen
Dienst zu erweisen, gab Herr K. folgende Geschichte zum besten. Zu einem alten Araber kamen
drei junge Leute und sagten ihm: Unser Vater
ist gestorben. Er hat vms siebzehn Kamele hinterlassen und im Testament verfgt, da der lteste
die Hlfte, der zweite ein Drittel und der jngste
ein Neuntel der Kainele bekommen soll. Jetzt
knnen wir uns ber die Teilung nicht einigen;
bernimm du die Entscheidung! Der Araber
dachte nach und sagte: Wie ich es sehe, habt ihr,
um gut teilen zu knnen, ein Kamel zuwenig.
Ich habe selbst nur ein einziges Kamel, aber es
steht euch zur Verfgung. Nehmt es und teilt
dann, und bringt mir nur, was brigbleibt. Sie
Als Beispiel fr die richtige Art,

bedankten

nahmen

sich

das

Kamele nun

fr

diesen

Kamel mit und


so,

da der

Freundschaftsdienst,
teilten die

achtzehn

lteste die Hlfte, das sind

neun, der zweite ein Drittel, das sind sechs, und


der jngste ein Neuntel, das sind zwei Kamele,
bekam. Zu ihrem Erstaunen blieb, als sie ihre Kamele zur Seite gefhrt hatten, ein Kamel brig.
Dieses brachten sie, ihren Dank erneuernd, ihrem

Freund zurck.
Herr K. nannte diesen Freundschaftsdienst

alten

w^eil er

114

keine besonderen Opfer verlangte.

richtig,

Gesprche

Wir knnen
sagte

nicht

mehr miteinander

sprechen,

Herr K. zu einem Mann. Warum? fragte

der erschrocken. Ich bringe in Ihrer (iegenwart


nichts Vernnftiges hervor, beklagte sich Herr
K. Aber das macht mir doch nichts, trstete ihn
der andere. Das glaube ich, sagte Herr K. erbittert, aber mir macht es etwas.

Weise

am

Weisen

Zu Herrn K. kam
erzhlte ihm von

die

ist

Haltung

und
Nach einer
Weile sagte Herr R. zu ihm: Du sitzt unbequem,
du redest unbequem, du denkst unbe([uem. Der
Philosophieyjrofessor wvirde zornig und sagte:
ein

Phiiosophiepi-ofessor

seiner

Weisheit.

Nicht ber mich wollte ich etwas wissen, sondern


ber den Inhalt dessen, was ich sagte. Es hat
keinen Inhalt, sagte Herr K. Ich sehe dich
tppisch gehen, und es ist kein Ziel, das du, whrend ich dich gehen sehe, erreichst. Du redest
dunkel, und es ist keine Helle, die du whrend
des Redens schaffst. Sehend deine lliiltuiig, interessiert

mich dein

Ziel nicht.

Wenn Herr
Was tun

Sie,

K. einen

wurde Herr

Mensehen

liebte

K. gefragt,

wenn

Sie

einen Menschen lieben? - Ich mache einen Ent-

115

Wurf von ihm, sagte HerrK.,undsorge,daerihni


hnlich wird. - Wer? Der Entwurf? - Nein,
saote Herr K., der Mensch.

Originalitt

Herr K., gibt es Unzhlige,


rhmen, ganz allein grofie Bcher verfassen zu knnen, und dies wird allgemein
gebilligt. Der chinesische Philosoph Dschuang Dsi
verfate noch im Mannesalter ein Buch von hunderttausend Wrtern, das zu neun Zehnteln aus
Zitaten bestand. Solche Bcher knnen bei uns
Heiite, beklagte sich

die sich ffentlich

nicht

mehr

geschrieben werden, da der Geist fehlt.

Infolgedessen werden

Gedanken nur

in

eigner

Werkstatt hergestellt, indem sich der faul vor-

kommt, der

nicht gen^ig davon fertigbringt. Freidann auch keinen Gedanken, der bernommen werden, und auch keine Formidierung
eines Gedankens, der zitiert werden knnte. Wie

lich gibt es

wrenig brauchen diese alle zu ihrer Ttigkeit! Ein

Federhalter und etwas Papier


vorzeigen knnen!

sie

mit
auf

das einzige, was


jede Hilfe, nur

dem kmmerlichen Material, das ein


seinen Armen herbeischaffen kann,

einzelner
errichten

Htten! Grere Gebude kennen sie nicht,


solche, die ein einziger zu bauen imstande ist!

sie ihre
als

ist

Und ohne

116

Erfolg

Herr K.

sali

sagte: Sie

eine Schauspielerin vorbeifjehen


ist

und

schn. Sein Begleiter sagte: Sie

hat neulich Erfolg gehabt, weil sie schn ist.


Herr K. rgerte sich und sagte: Sie ist schn, weil
sie

Erfolg gehabt hat.

Herr

K. und die Katzen

Herr K. liebte die Kcitzen nicht. Sie schienen ihm


keine Freunde der Menschen /.u sein also war er
auch nicht ihr Freund. Htten wir gleiche In;

dann wre mir ihre feindHaltung gleichgltig. Aber Herr K. verscheuchte die Kat'/.en nur imgern von seinem
teressen, sagte er,

selige

Stuhl. Sich zur Rulie

sagte

er;

sie

soll

/.u

ist

eine Arbeit,

haben.

Auch wenn

legen,

Erfolg

Katzen vor seiner Tr jaulten, stan<l er auf vom


Lager, selbst bei Klte, und lie sie in die Wrme
ein. Ihre Rechnung ist einfach, sagte er, wenn
sie rufen, ffnet man ihnen. Wenn man ihnen
nicht mehr ffnet, rufen sie nicht mehr. Rufen,
das

ist

ein Fort.schritt.

Herrn
Als

K.s Lieblingslier

Herr K. gefragt wurde, wi-khes Tiei- er vor


nannte er dt-ii l.lcl.uiti'ii und he-

allen schtze,

ll?

grndete dies
Strke.

Das

ausreicht,

so:

ist

Der Elefant vereint

List mit

nicht die kmmerliche List, die

einer Nachstellung zu entgehen oder

ein Essen zu ergattern,

sondern die

List,

indem man nicht

auffllt,

welcher die Strke fr groe

Unternehmungen zur Verfgung steht. Wo dieses


Tier war, fhrt eine breite Spur. Dennoch ist es
gutmtig, es versteht Spa. Es ist ein guter
Freund, wie es ein guter Feind ist. Sehr gro und
schwer, ist es doch auch sehr schnell. Sein Rssel
fhrt einem

enormen Krper auch

die kleinsten

Speisen zu, auch Nsse. Seine Ohren sind verstellbar: er hrt nur, was ihm pat. Er ^vird auch
sehr alt. Er ist auch gesellig, und dies nicht nur

zu Elefanten. berall ist er sowohl beliebt als auch


gefrchtet. Eine gewisse Komik macht es mglich,
da er sogar verehrt werden kann. Er hat eine
dicke Haut, darin zerbrechen die Messer aber sein
Gemt ist zart. Er kann traurig werden. Er kann
;

werden. Er tanzt gern. Er stirbt im Dickicht.


Kinder und andere kleine Tiere. Er ist
grau und fllt nur durch seine Masse auf. Er ist
nicht ebar. Er kann gut arbeiten. Er trinkt gern
und ^\drd frhlich. Er tut etwas fr die Kunst: er

zorniff

Er

liebt

liefert Elfenbein.

R echtsprechung
Herr K. nannte
lich

118

oft als in gewisser

Weise vorbild-

eine Rechtsvorschrift des alten China, nach

der fr groe Prozesse die Richter aus entfernten


Provinzen herbeigeholt wurden. So konnten sie
nmHch viel schwerer bestochen werden (und

muten

also

weniger unbestechlich

sein),

da die

ortsansssigen Richter ber ihre Unbestechlichkeit

wachten

hung

also

Leute, die gerade in dieser Bezie-

genau auskannten und ihnen belwollten. Auch kannten diese herbeigeholten Richter die Gebruche und Zustnde der Gegend nicht
aus der alltglichen Erfahrung. Unrecht gewinnt
oft Rechtscharakter einfach dadurch, da es hufig
vorkommt. Die Neuen muten sich alles neu berichten lassen; wodurch sie das Auffllige daran
wahrnahmen. Und endlich waren sie nicht gezwungen, um der Tugend der Objektivitt willen
viele andere Tugenden, wie die Dankbarkeit, die
Kindesliebe, die Arglosigkeit, gegen die nchsten
Bekannten zu verletzen oder so viel Mut zu haben,
sich unter ihrer Umgebung Feinde zu machen.
sich

Sokrates

Nach der Lektre

eines

Buches ber die Ge-

schichte der Philosophie uerte sich Herr K. abfllig


als

ber die Versuche der Philosophen, die Dinge

grundstzlich unerkennbar hin/.ustellen. .\]s

die Sophisten vieles zu wissen behaupteten,

ohne

etwas studiert zu hajjen, sagte er, trat der Sophist Sokrates liervor iit der arrogaiitni Hfliaiip-

119

tung, er wisse, da er nichts wisse.

Man

htte er-

wartet, da er seinem Satz anfgen wrde:

denn

auch ich habe nichts studiert. (Um etwas zu


wissen, mssen wdr studieren.) Aber er scheint
nicht weitergesprochen zu haben, und vielleicht
htte auch der unermeliche Beifall, der nach
seinem ersten Satz losbrach, und der zweitausend
Jahre dauerte, jeden weiteren Satz verschkxckt.

Wenn

die Haifische

Menschen wren

Wenn

die Haifische Menschen wren, fragte


Herrn K. die kleine Tochter seiner Wirtin, wren
sie dann netter zu den kleinen Fischen? Sicher,
sagte er. Wenn die Haifische Menschen wren,

wrden

sie

im Meer

fr die kleinen Fische gewal-

mit allerhand Nahrung


auch Tierzeug. Sie
wrden sorgen, da die Ksten immer frisches
Wasser htten, und sie wrden berhaupt allertige Ksten

bauen

Pflanzen

drin,

sowohl

hand

sanitre

Beispiel

ein

lassen,

als

Manahmen

Fischlein

sich

treffen.

die

Wenn zum

Flosse

verletzen

wrde, dann wrde ihm sogleich ein Verband gemacht, damit es den Haifischen nicht wegstrbe
vor der Zeit. Damit die Fischlein nicht trbsinnig
wrden, gbe es ab und zu groe Wasserfeste;
denn lustige Uschlein schmecken besser als trbsinnige. Es gbe natrlich auch Schulen in den

groen Ksten. In diesen Schulen wrden die


120

Fischlein

lernen,

Haifische

schwimmt.

^\^e

man
Sie

in den Rachen der


wrden zum Beispiel

Geographie brauchen, damit sie die groen Haifische, die faul irgendwo liegen, finden knnten.
Die Hauptsache wre natrlich die moralische
Ausbildung der Fischlein. Sie wrden unterrichtet
werden, da es das Grte und Schnste sei, wenn
ein Fischlein sich freudig aufopfert, und da sie
alle an die Haifische glauben mten, vor allem,
wenn sie sagten, sie wrden fr eine schne Zukunft sorgen. Man wrde den Fischlein beibringen,
da diese Zukunft nur gesichert sei, wenn sie Gehorsam lernten. Vor allen niedrigen, materialistischen, egoistischen

mten

und marxistischen Neigungen


hten und es sofort den

sich die Fischlein

Haifischen melden,

wenn

eines von ihnen solche

Neigungen verriete. Wenn die Haifische Menschen


wren, wrden sie natrlich auch untereinander
Kriege fhren, um fremde Fischksten und fremde
Fischlein zu erobern. Die Kriege wrden sie von
ihren eigenen Fischlein fhren lassen. Sie wrden
die Fischlein lehren, da zwischen ihnen und den
P'ischlein

der anderen Haifische ein riesiger Unter-

Die Fischlein, wrden sie verknden, sind bekanntlich stumm, aber sie schweigen
in ganz verschiedenen Sprachen und kimen einander daher unmglich verstehen. Jedem I'i.schlein,
das im Krieg ein paar andere Fischlein. feiudUche,
in anderer Sprache schweigende Fischli-in ttete,
wrden sie einen kleinen Orden aus Seetang anschied

bestehe.

121

heften

und den Titel Held verleihen. Wenn die


Menschen wren, gbe es bei ihnen

Haifische

natrlich auch eine Kunst. Es gbe schne Bilder,

auf denen die Zhne der Haifische in prchtigen


Farben, ihre Rachen als reine Lustgrten, in

denen

es sich prchtig

tummeln

lt, dargestellt

Die Theater auf dem Meeresgrund wrden


zeigen, wie heldenmtige Fischlein begeistert in
die Haifischrachen schwimmen, und die Musik
wre so schn, da die Fischlein unter ihren Kln-

Avren.

gen, die Kapelle voran, trumerisch,

und

angenehmste Gedanken

in

eingelullt,

in allerdie

Hai-

Auch eine Religion gbe es


ja, wenn die Haifische Menschen wren. Sie wrde lehren, da die Fischlein erst im Bauch der
fischrachen strmten.

Haifische

richtig

zu

leben

w^rde es auch aufhren,

schen wren, da

begnnen.

wenn

brigens

die Haifische

alle Fischlein,

wie

Men-

es jetzt ist,

von ihnen wrden Amter bekominen und ber die anderen gesetzt werden.
Die ein wenig greren drften sogar die kleineren
auffressen. Das wre fr die Haifische nur angenehm, da sie dann selber fter grere Brocken zu
fressen bekmen. Und die grern, Posten habenden Fischlein wrden fr die Ordnung unter den
Fischlein sorgen, Lehrer, Offiziere, Ingenieure im
gleich sind. Einige

Kastenbau usw. werden. Kurz, es gbe berhaupt


erst eine Kultur im Meer, wenn die Haifische
Menschen wren.

122

Das Lob
Als Herr K. hrte, da er von frheren Schlern
sagte er: Nachdem die Schler
schon lngst die Fehler des Meisters vergessen
haben, erinnert er selbst sich noch immer daran.

gelobt wurde,

fV arten

Herr K. wartete auf etwas einen Tag, dann eine


Woche, dann noch einen Monat. Am Schlsse
sagte er Einen Monat htte ich ganz gut warten
knnen, aber nicht diesen Tag und diese Woche.
:

Der Zweckdiener
Herr K.

stellte die folgenden Fragen:


Jeden Morgen macht mein Nachbar Musik auf
einem Gramniophonkasten. Warum maclit er

Musik? Ich hre, weil er turnt. Warum turnt er?


Weil er Kraft bentigt, hre ich. Woz,u bentigt
er Kraft? Weil er seine Feinde in der Stadt besiegen

mu,

sagt er.

Warum mu

er Feinde be-

siegen? Weil er essen will, hre ich.

Nachdem Herr

K. dies gehrt hatte, da sein Nach-

bar Musik mache,


Z.U

um

/.u

turnen, turne,

sein, krftig sein wolle,

schlagen,

seine

stellte er seine

um

Feinde erschlage,

Frage:

Warum

um

krftig

seine Feinde zu er-

um

/.u

essen,

it er?

123

F^aterlandsliebe, der

Ha

gegen F'aterlnder

Herr R. hielt es nicht fr ntig, in einem bestimmten Lande 7ai leben. Er sagte: Ich kann
berall hungern. Eines Tages aber ging er durch
eine Stadt, die vom Feind des Landes besetzt war,
in dem er lebte. Da kam ihm entgegen ein Offizier
dieses Feindes

und zwang
O

ihn,

'

vom

OD

Brgersteie

herunterzugehen. Herr K. ging herunter und


nahm an sich wahr, da er gegen diesen Mann emprt war, und zwar nicht nur gegen diesen Mann,
sondern besonders gegen das Land, dem der Mann
angehrte, also da er wnschte, es mchte vom
Erdboden vertilgt werden. Wodurch, fragte
Herr K., bin ich fr diese Minute ein Nationalist
geworden? Dadurch, da ich einem Nationalisten
begegnete. Aber darum mu man die Dummheit
ja ausrotten, weil sie dumm macht, die ihr begegnen.

Hungern
Herr K. hatte anllich einer Frage nach dem
Vaterland die Antwort gegeben: Ich kann berall hungern. Nun fragte ihn ein genauer Hrer,
woher es komme, da er sage, er hungere, whrend er doch in Wirklichkeit zu essen habe. Herr
K.

rechtfertigte

sich,

indem

scheinlich wollte ich sagen, ich

wenn
124

ich

leben

v,dll,

er sagte: Wahrkann berall leben,

wo Hunger

herrscht.

Ich

gebe zu, da

es ein

groer Unterschied

ist,

ob ich

hungere oder ob ich lebe, wo Hunger


herrscht. Aber zu meiner Entschuldigung darf
ich wohl anfhren, da fr mich leben, wo Hunger
herrscht, wenn nicht ebenso schlimm wie hungern,
so doch wenigstens sehr schlimm ist. Es wre ja fr
selber

andere nicht wichtig,


aber

es ist wichtig,

wenn

ich

da ich dagegen

Hunger
bin,

htte,

da Hun-

ger herrscht.

Der

unentbchrliclie

Von einem Beamten,

Amt

Beamte

der schon ziemlich lange in

Herr K. rhmenderweise,
Beamter sei er.
Wieso ist er unentbehrlich? fragte Herr K.
rgerlich. Das Amt liefe nicht ohne ihn, sagten
seine Lober. Wie kann er da ein guter Beamter
sein, wenn das Amt nicht ohne ihn liefe? sagte
Herr K., er hat Zeit genug gehabt, sein .\mt so
weit zu ordnen, da er entbehrlich ist. Wont beschftigt er sich eigentlich? Ich will es euch sagen:
seinem

sa, hrte

er sei unentbehrlich, ein so guter

mit Elrpressung!

Mhsal der

Resten

Woran

arbeiten Sie? wurde Herr K. gefragt.


Herr K. antwortete: Ich habe viel Mhe, ich bereite meinen nclistt^n Irrtum vor.

125

Ertrglicher Affront

Ein Mitarbeiter Herrn K.s wurde beschuldigt, er


nehme eine unfreundliche Haltung zu ihm ein.
Ja, aber nur hinter meinem Rcken, verteidigte
ihn Herr R.

Zwei Stdte

Herr R. zog

die Stadt B. der Stadt A. vor. In der

Stadt A., sagte er, liebt

man

mich; aber in der

war man zu mir freundlich. In der Stadt A.


machte man sich mir ntzlich; aber in der Stadt B.
brauchte man mich. In der Stadt A. bat man mich
an den Tisch; aber in der Stadt B. bat man mich in
Stadt B.

die Kche.

Das Wiedersehen
Ein Mann, der Herrn R. lange nicht gesehen hatte,
begrte ihn mit den Worten: Sie haben sich
gar nicht verndert.
Oh! sagte Herr R. und erbleichte.

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