Einfc3bchrung-Hieroglyphisch Agyptische Schrift Und Sprache PDF
Einfc3bchrung-Hieroglyphisch Agyptische Schrift Und Sprache PDF
hieroglyphisch-ägyptische
Schrift und Sprache
Propädeutikum
mit Zeichen- und
Vokabellektionen,
Übungen und
Übungshinweisen
Daniel A. Werning
Humboldt-Universität zu Berlin
Berlin 2015
Titelbild: Grabpfeiler mit der Darstellung Sethos’ I. vor dem Gott Osiris (© Staatliche Museen zu Berlin,
Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Inv.-Nr. ÄM 2058, Foto: Sandra Steiß, http://www.smb-
digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=757102; mit freundlicher
Genehmigung).
Bibliographische Angaben
Daniel A. Werning, Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache. Propädeutikum mit
Zeichen- und Vokabellektionen, Übungen und Übungshinweisen, 3. verbesserte Ausgabe, Berlin 2015: eDoc-
Server der Humboldt-Universität zu Berlin (http://edoc.hu-berlin.de), Book on Demand.
Ausgaben
3. verbesserte = 1. veröffentlichte Ausgabe 2015 (mit dem Untertitel Propädeutikum mit Zeichen- und
Vokabellektionen, Übungen und Übungshinweisen),
2. verbesserte und umgestellte, unveröffentlichte Ausgabe, Jahrgang 2013–2014 (ohne Untertitel),
1. unveröffentlichte Ausgabe, Jahrgang 2011–2012 (mit dem Untertitel Ein Lehrskript).
© Daniel A. Werning
Inhalt
Vorwort—VII
Abkürzungen—IX
Zeittafel—X
Abbildungsverzeichnis—X
§1 Schriftsprachstufe—1
§2 Schriftsysteme und Transliteration—2
§3 Das hieroglyphisch-ägyptische Alphabet und „Einkonsonantenzeichen“—7
§4 Interpunktion in der Transkription—10
§5 Nicht-Schreibung von Halbkonsonanten/Halbvokalen—11
§6 Aussprache von Worttranskriptionen—12
§7 Kategorisierungszeichen: „Klassifikatoren“—14
§8 Funktion von Klassifikatoren—16
§9 Wortzeichen: „Logogramme“—17
§10 Überbegriff „Semogramm“—18
§11 Mehrkonsonantenzeichen—19
§12 Phonogramme als Phonetische Komplemente—20
§13 Phono-Repeater—21
§14 Zeichenfunktionsklassen und Multifunktionalität—23
§15 Erman & Grapow, Wörterbuch der aegyptischen Sprache—25
§16 Alternative Transkriptionssymbole—29
§17 Schreibvarianten aufgrund hintergründigen Lautwandels—30
§18 Lautannäherungsschreibungen—33
§19 Moderne Transkriptionen—34
§20 Computer-Kodierung von Transkription nach Manuel de Codage—35
§21 Suche im Thesaurus Linguae Aegyptiae—36
§22 Die Wortart „Substantiv“—37
§23 Genus des ägyptischen Substantivs—39
§24 Numerus des ägyptischen Substantivs—40
§25 Bestimmtheit—42
§26 „Genitiv“-Attribute: „direkter Genitiv“ und „indirekter Genitiv“—42
§27 Umstellung honorum causa—44
§28 Personalpronomina I: „Suffixpronomina“—46
§29 Suffixpronomina an Substantiven—47
§30 Demonstrativpronomina I: Hauptreihen—48
§31 Demonstrativpronomina II: Nebenreihen—50
§32 Verben: die Haupt-Verbwurzelklassen—52
§33 Die Haupttempora: „Imperfektiv“ sḏm(=f), „Anterior“ sḏm.n(=f) und „Subjunktiv“ sḏm(=f)—53
§34 Der verbale Hauptsatz mit Imperfektiv, Anterior und Subjunktiv—55
§35 Der Imperfektiv-Hauptsatz mit S–V–S'–O—57
III
§36 Personalpronomina II: „Enklitische Personalpronomina“—58
§37 Identifikation und Reihenfolge von Aktanten nach Verben—61
§38 Sonderfall sḏm.n(=j)-w(j): Anterior mit Subjekt und Objekt der 1SG—62
§39 Der Subjunktiv als Objekt-Gliedsatz nach rḏ(j) ‘geben, veranlassen’—63
§40 „Perfektiv“ sḏm(=f) und „Posterior“ sḏm.w(=f)—64
§41 Der verbale Hauptsatz mit Perfektiv und Posterior—66
§42 Perfektiv vs. Anterior und dtsch. hörte vs. hat gehört—66
§43 Der Posterior unter Druck—67
§44 Wege zur Bestimmung von Verbalformen—67
§45 Anterior im performativen Gebrauch: der Sonderfall ḏ(j).n(=j) n=k …—69
§46 Negierte Verbalsätze—70
§47 Präpositionen—74
§48 Adverbien—77
§49 Adverbialphrasen als Prädikat: der „Adverbialsatz“—77
§50 Semantisch besondere Adverbialsätze—80
§51 Adverbialsatz und Verbalsatz in Konkurrenz—82
§52 Existenzsätze—83
§53 Adverbiale Substantive—84
§54 Adjektive—84
§55 Adjektive als Attribut—86
§56 Substantivierte Adjektive—87
§57 Adjektive als Prädikat: der „Adjektivalsatz“—88
§58 Indefinitpronomina—89
§59 Anstelle von adjektivischer Steigerung—90
§60 Adjektive im Bahuvrīhi-Kompositum: die „nfr-ḥr-Konstruktion“—91
§61 Personalpronomina III: „Selbständige Personalpronomina“—92
§62 Substantive und Pronomina als Prädikat: „Nominalsätze“—93
§63 Gebrauch des Nominalsatzes—95
§64 Negation des Nominalsatzes—97
§65 Prädikatstypen: Verbalsätze, Adverbialsätze, Adjektivalsätze und Nominalsätze—98
§66 Zahlen—99
§67 Datumsangaben—102
§68 Nominalphrasen—103
§69 Koordination, Disjunktion und Apposition—105
§70 Der „Resultativ“ sḏm—106
§71 Der Resultativ als Hauptsatz—109
§72 Der Resultativ von rḫ ‘kennenlernen’—112
§73 Adjektivische Derivation: die „Nisben“—112
§74 Sonderformen de-präpositionaler Nisben—115
§75 Erkennbarkeit von Nisben—116
§76 Der Imperativ sḏm—117
§77 Das „Negativkomplement“ sḏm.w—120
IV
§78 Adverbiale Nebensätze und parataktische Hauptsätze—122
§79 Verbalsatzkategorien: Tempus, Aspekt und Modus—126
§80 Passive Verbalformen—128
§81 Gebrauch und Erkennbarkeit der passiven Verbalformen—130
§82 Sonderfälle in Bezug auf die Aktanten am Passiv—133
§83 Die finiten „Nominalen Verbalformen“—135
§84 Nominale Verbalformen als substantivische Verbalformen—138
§85 Nominale Verbalformen in der „Emphatischen Konstruktion“—140
§86 Nominale Verbalformen als initialer Nebensatz (Konverben)—142
§87 Erkennung Nominaler Verbalformen—144
§88 Der „Kompletiv“ sḏm.t(=f)—145
§89 Die „konsekutiven“ Verbalsuffixe -jn, -ḫr und -kꜢ—147
§90 Rede- und Rednereinleitungen—149
§91 Dreimal jn, ḫr und kꜢ: ein Überblick—150
§92 Der Infinitiv sḏm—150
§93 Verbalsätze mit Infinitiv: „Periphrastische Verbalsätze“—156
§94 Der pleonastische Infinitiv sḏm.t—158
§95 Partizipien I: das merkmallose „Neutrale Partizip“—158
§96 Partizipien II: das „Distributive Partizip“—161
§97 Besondere Partizipialformen zweiradikaliger Verben—163
§98 Das Posteriore „Partizip“ sḏm.tï.f—164
§99 Spaltsätze—164
§100 Der Relativsatz mit Relativpronomen—166
§101 „Relativformen“: Relativsätze in Verbalform—171
§102 Die sḏm pw jr.n(=f)-Konstruktion—175
§103 Relativsätze mit passiven Partizipien—175
§104 Adjektivische vs. adverbiale Attribute und „Virtuelle Relativsätze“—176
§105 Übersicht über die Verbalformen des Mittelägyptischen—179
Übungen—183
Übung 1: Lesereihenfolge—184
Übung 2: Alphabet und Transkription—185
Übung 3: Zeichenfunktionen—187
Übung 4: Das Wörterbuch der aegyptischen Sprache—189
Übung 5: Substantive und „Genitiv“-Attribute—191
Übung 6: Suffixpronomina und Demonstrativpronomina—193
Übung 7: Haupttempora der Suffixkonjugation—195
Übung 8: Enklitische Personalpronomina und rḏ(j) + Subjunktiv—197
Übung 9: Posterior und Perfektiv—199
Übung 10: Negierte Verbalsätze—200
Übung 11: Präpositionen, Adverbien und Adverbialsätze—202
Übung 12: Adjektive, Adjektivalsätze und Bahuvrihi-Komposita—205
Übung 13: Nominalsätze—208
V
Übung 14: Zahlen—211
Übung 15: Resultativ—211
Übung 16: Nisben—214
Übung 17: Imperativ—217
Übung 18: Adverbiale Nebensätze und parataktische Hauptsätze—219
Übung 19: Passive Verbalformen—222
Übung 20: Nominale Verbalformen—224
Übung 21: Kompletiv und Konsekutivformen—225
Übung 22: Infinitiv und Periphrastische Verbalsätze—227
Übung 23: Partizipien und Relativsätze—229
Übung 24: Relativformen und passive Partizipien—233
Zeichen- und Vokabellektionen—239
Bibliographie—259
VI
Vorwort
Dieses ist eine Einführung in die klassische ägyptische Hieroglyphenschrift und in die klassische ägypti-
sche Literatur- und Religionssprache. Sie richtet sich genauso an Studierende wie an orthographisch oder
linguistisch interessierte ForscherInnen und Laien. Hieroglyphische Schreibungen werden im ersten Ab-
schnitt mittels einer eigens entwickelten Zeichenfunktionsglossierung erklärt. Die Beispielsätze im Gram-
matikteil sind teils modern konstruiert, teils dem reichen Fundus von Beispielsätzen der Einführungsgram-
matiken von James P. Allen (Middle Egyptian, 2000/2010) und Wolfgang Schenkel (Tübinger Einführung in
die klassisch-ägyptische Sprache und Schrift, 2005/2012) entnommen. Diese Beispielsätze werden hier in der
Regel mittels einer Interlinearglossierung nachvollziehbarer gemacht. Neben der Grammatik enthält diese
Einführung 25 Übungseinheiten und eine Liste von ca. 200 zu lernenden Zeichen mit ca. 250 Funktionen
sowie ca. 300 Vokabeln. Die Zeichenlernliste erschließt sukzessive insbesondere die nachweislich eigener
statistischer Forschungen am häufigsten genutzten Zeichen. Die Übungen 7–22 bestehen zum größten Teil
aus Verweisen auf ausgewählte Übungssätze, die in der genannten Einführungsgrammatik von James P.
Allen (2. Auflage, 2010) oder in Erhart Graefes (Mittelägyptische Grammatik für Anfänger, 1997) abgedruckt
sind, angereichert mit Hinweisen zu denjenigen Zeichen und Vokabeln, die nicht Teil des Zeichen- und
Vokabellernpensums sind. Die in der Einführung behandelten grammatischen Phänomene habe ich mit
bestem Bemühen nach didaktischen Erwägungen ausgewählt und angeordnet. Vertiefende Informationen,
die bei einem ersten Durchgang optional übergangen werden können, sind in grau abgedruckt oder mit
dem expliziten Hinweis versehen, dass sie „ggf. zunächst übergangen werden“ können. Einige wenige
seltene Sonderphänomene wurden in dieser Einführung ausgelassen oder nur angedeutet. Die PDF ist mit
zahlreichen internen und einigen externen Hyperlinks versehen. So kann der/die Lernende schnell den
Verweisen auf andere Paragraphen, auf die Übungen und die Zeichen- und Vokabellisten folgen. Die
externen Links wurden sorgfältig überprüft, für deren Inhalt kann ich mich aber natürlich nicht dauerhaft
verbürgen.
Die erste Preprint-Ausgabe dieser Einführung ist 2011–2012 im Rahmen meiner Lehrtätigkeit an der
Humboldt-Universität zu Berlin entstanden. Inspiration und den Mut zur didaktischen Reduktion verdanke
ich der Teilnahme an einem Zertifikatsprogramm am Berliner Zentrum für Hochschullehre. Ich danke an
dieser Stelle auch den Studierenden, den studentischen Hilfskräften und KollegInnen, die ihre Kommentare
zu den Preprints abgegeben haben, insbesondere Dinah Rothenberg, die den Kurs an der Humboldt-Univer-
sität zu Berlin mehrfach begleitet hat, sowie Camilla Di Biase-Dyson, die ihre Erfahrungen mit dieser Ein-
führung insbesondere in die 2. Ausgabe eingebracht hat. Die vorliegende erste veröffentlichte, 3. Ausgabe
ist im Rahmen meiner Anstellung am Exzellenzcluster „Topoi“ entstanden.
VII
Abkürzungen
Glossierungsabkürzungen
Das angewandte Glossierungsverfahren stellt eine vereinfachte Variante der Empfehlungen dar, wie ich
sie mit meinen KollegInnen in Di Biase-Dyson, Kammerzell & Werning (2009) und im Wiki Glossing An-
cient Languages (Werning 2014d) für das Mittelägyptische zusammengestellt habe. So trennt der Doppel-
punkt, weitgehend machanisch, lexikalische und grammatische Bedeutungen, und inhärente Merkmale
werden wie overte markiert (z.B. Land:M.SG). Die sog. „Suffixpronomina“ werden statt mit dem Affix-
Marker „-“ mit „=“ angeschlossen.
Textabkürzungen
IX
Nf. Nominalform NR Neues Reich
nägy. neuägyptisch NS Nebensatz
N.N. Platzhalter für Personenname NumP Nummeralphrase
(nomen nominandum) PP Posteriores Partizip
NP Nominalphrase SKF Suffixkonjugationsform
NPA Neutrales Partizip Aktiv TAM Tempus/Aspekt/Modus
NPP Neutrales Partizip Passiv Vf. Verbalform
Zeittafel
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 (S. 1) Schriftsprachstufen und Textregister der ägyptischen Sprache (© Daniel A. Werning,
CC-BY-SA)
Abb. 2 (S. 2) Ausschnitt aus dem Höhlenbuch im Grab Ramses’ IV. (KV 2, Annex) (aus: Theban
Mapping Project, Image Database, http://www.tmpimagegallery.com/, RIV_DSC_0047)
Abb. 3 (S. 2) Ausschnitt aus dem Totenbuch-Papyrus des Ani (aus: E.A.W Budge, The Papyrus of
Ani, 1913, vol. 3, Scan aus https://archive.org/, Zugriff: 2009)
Abb. 4 (S. 2) Ausschnitt aus der Erzählung des Sinuhe (Sinuhe B 6) (aus: G. Möller, Hieratische
Lesestücke, 1909, Bd. 1, https://archive.org/details/hieratischeleses01ml, Zugriff: 20.10.2015)
Abb. 5 (S. 3) Ausschnitt aus einem Sargtext (CT IV 255b–257a T1Be) (aus: Allen 2010: 6)
Abb. 6 (S. 3) Ausschnitt aus der Lehre des Ptahhotep (Ptahhotep 277–278) (aus: Allen 2010: 6)
Abb. 7 (S. 27) Ausschnitt aus Wb. I, S. 28
Abb. 8 (S. 28) Ausschnitt aus Wb. I, S. 28
Abb. 9 (S. 28) Belegzettel zu Wb. I, S. 28, Belegnummer 1 (DZA 20.123.170)
Abb. 10 (S. 37) Screen shot zu DZA 20.123.170
X
§1 S CHRIFTSPRACHSTUFE
§1 Schriftsprachstufe
(1) In dieser Grammatik wird in die hieroglyphisch-ägyptische Schriftsprache eingeführt, wie sie insbe-
sondere in Texten der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr., d.h. in der oder zeitnah zur Periode des
Mittleren Reiches, bezeugt ist (vgl. die Zeittafel oben). Diese Schriftsprachstufe wird als „Mittelägyptisch“
bezeichnet. Sie unterscheidet sich vergleichsweise wenig vom sog. „Altägyptischen“ des 3. Jt. v. Chr., aber
sehr vom „Neuägyptischen“ ab der zweiten Hälfte des 2. Jt. v.Chr. (Abb. 1).
Es hat sich akademisch eingebürgert, zuerst das Mittelägyptische zu lehren. Einführungen ins Alt- und
Neuägyptische oder Ptolemäische setzen die Kenntnis des Mittelägyptischen und des in diesem Rahmen
gelehrten hieroglyphischen Schriftsystems voraus.
(2) Innerhalb des Mittelägyptischen wird eine frühere Entwicklungsphase als „klassisches Mittelägyp-
tisch“ bezeichnet. Davon wird eine spätere Phase von einigen Forschenden als „Spätmittelägyptisch“
abgegrenzt (Achtung: andere Forschende nutzen diese Bezeichnung gleichbedeutend mit „Neo-Mittel-
ägyptisch“, siehe unten). Im späteren 2. und 1. Jahrtausend v.Chr. wich die gesprochene Sprache immer
stärker vom klassischen Mittelägyptisch ab. Aber auch in dieser Zeit haben ägyptische Schreiber immer
wieder – mit mehr oder weniger großem Erfolg – versucht, die „altehrwürdige“ alt- und insbesondere
mittelägyptische Schriftsprachstufe zu imitieren, wenn sie staatliche und religiöse Texte geschrieben ha-
ben. ForscherInnen sprechen hier von „Neo-Mittelägyptisch“ oder von „Égyptien de tradition“. Insofern
qualifiziert das Erlernen des klassischen Mittelägyptisch zum Verständnis sehr vieler Texte auch nach dem
Mittleren Reich, insbesondere auch zur Lektüre von Totenbuch-Sprüchen, den königlichen Unterwelts-
büchern und hieroglyphischen Texten, die sich an Gebäudewänden und auf Artefakten z.B. in Museen
befinden.
Die Übungs- und Beispielsätze in dieser Einführung schöpfen daher nicht nur aus original klassisch-
mittelägyptischen Texten des Mittleren Reiches, sondern vereinzelt auch aus späteren Texten in Spätmit-
telägyptisch oder Égyptien de tradition, sofern die Passagen nicht gravierend von der klassisch-mittelägyp-
tischen Grammatik abweichen. Die Ausgangslage ist insofern nicht ganz einfach, als dass bei einigen
klassisch-mittelägyptisch wirkenden Texten, deren Schaffung lange Zeit ins Mittlere Reich datiert wurde,
jüngst eine Schaffung im Neuen Reich wahrscheinlich gemacht worden ist.
1
§2 S CHRIFTSYSTEME UND T RANSLITERATION
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 1.2, essay 1); Schenkel (52012: Kap. 1.1.2); zur Sprachstufentabelle: vgl. Junge,
Stichwort „Sprache“ in: Lexikon der Ägyptologie, Kammerzell (1998: 73); zur Textdatierung: Moers et al. (2013),
Stauder (2013); zur Textgrundlagenwahl vgl. Schenkel (2012b: 363–365).
Vergleichbar mit unserer Handschrift vs. Druckschrift, kann ein und dieselbe Nachricht in verschiedenen
Schriftarten geschrieben werden. Im Hieroglyphisch-Ägyptischen des 2. Jahrtausends v.Chr. sind drei
Arten zu unterscheiden: die „hieroglyphische“ Schrift, die „kursiv-hieroglyphische“ Schrift und die
„hieratische“ Schrift. Diese sind grob mit dem heutigen Unterschied zwischen Buch-Druckschrift, hand-
schriftlicher Druckbuchstabenschrift und Schreibschrift vergleichbar.
Beispiel Im standar-
disierenden
Computer-
Schriftsatz:
Abb. 2 Aus dem Höhlenbuch im Abb. 3 Aus dem Totenbuch- Abb. 4 Aus der Er-
Grab Ramses’ IV. (KV 2, Annex) Papyrus des Ani zählung des Sinuhe
(Sinuhe B 6)
Ein charakteristisches Zeichen, anhand dessen man die Schriftart gut identifizieren kann, ist der Henkel-
korb:
2
§2 S CHRIFTSYSTEME UND T RANSLITERATION
Hieratisches
Original
Hieroglyphische
Transliteration
Abb. 6 Aus der Lehre des Ptahhotep (Ptahhotep 277–278)
Während die lateinische Schrift immer in Zeilen und von links nach rechts geschrieben wird, werden
ägyptische Texte, abhängig von der gewählten Schriftart, auch in anderen Richtungen geschrieben: in
Zeilen oder in Spalten, sog. „Kolumnen“, und jeweils zeilen- bzw. kolumnenintern rechts-links-orien-
tiert oder links-rechts-orientiert.
Hieratisch — —
3
§2 S CHRIFTSYSTEME UND T RANSLITERATION
Hieroglyphisch
Die zeilen- bzw. kolumneninterne horizontale Ausrichtung (rechts-links oder umgekehrt) erkennt man an
der Orientierung einzelner nicht-symmetrischer Hieroglyphen. Die einfachste Methode ist es, nach men-
schen- oder tiergestaltigen Zeichen zu suchen. Da wo die Lebewesen hinschauen, ist der Anfang; der
Hintern zeigt in Richtung Ende: rechts-links-orientiert , vs. links-rechts-orientiert , .
Aus praktischen Gründen werden die Originaltexte in der Lehre und in Publikationen zumeist in
Hieroglyphen transliteriert wiedergegeben und quadratweise (dazu unten) in links-rechts-läufige Zeilen
umgesetzt. Zeichen, die kein Quadrat füllen (siehe unten), werden dabei mittig angeordnet. Vergleiche
folgende in eine links-rechts-orientierte Zeile umgesetzte Transliterationen mit den Originalen oben:
Gemessen an der gewählten Zeilenhöhe bzw. Kolumnenbreite hat jedes Zeichen seine prozentuale Stan-
dardgröße. Die Zeichen nehmen in erster Näherung den Platz eines vollen, eines dreiviertel, eines halben
oder eines viertel Quadrats ein. Optional können Zeichen auf bis zu ²⁄₃ ihrer Standardgröße verkleinert
werden und belegen dann Teile eines Neun-Neuntel-Quadrats.
4
§2 S CHRIFTSYSTEME UND T RANSLITERATION
a)
b)
c)
d)
e)
f) …
…. …
Ägyptische Schreiber sind zumeist bestrebt, Hieroglyphen in vollen oder halben Quadraten zu gruppieren.
Wenn bei dieser Anordnung Zeichen unter- bzw. übereinander zu stehen kommen, gilt folgende Leseregel:
Bei links-rechts-orientierter Schriftrichtung wird zuerst das Zeichen gelesen, das das obere linke Teil-
quadrat Nr. 1 belegt, dann – wenn von ersterem verschieden – dasjenige, das das Teilquadrat Nr. 2 belegt,
usw. Bei rechts-links-orientierter Schriftrichtung liest man, entsprechend gespiegelt, von oben rechts nach
links. Vergleiche die folgenden typischen Beispiele:
Links-rechts- 1 2 1 2 3
4 5 6
orientiert: 3 4 7 8 9
: – : – –
: – – : – – –
: – –
: – : – –
: –
: –
Einen Sonderfall bilden kleine Zeichen zwischen den Füßen und der Brust von Vögeln.
Diese können sowohl vor als auch hinter dem Vogel gelesen werden. So kann die
Zeichenkombination nicht nur regelkonform – sondern auch – gelesen
werden.
5
§2 S CHRIFTSYSTEME UND T RANSLITERATION
2 3 2 2 3
2 2 2
1 2 1 2 2
Sonderfall Vögel:
: alternativ – : – –
Rechts-links- 2 1 3 2 1
6 5 4
orientiert: 4 3 9 8 7
: – – : – – –
usw.
Zusätzlich ist zu beachten, dass in (scheinbaren) Quadraten, die sich vertikal in Streifen teilen lassen, alle
vertikalen Streifen separat gelesen werden:
Links-rechts- 1 3 1 4 7
2 5 8
orientiert: 2 4 3 6 9
: – erst dann : – –
: – : – –
: – – : – –
Rechts-links- 3 1 7 4 1
8 5 2
orientiert: 4 2 9 6 3
: – – : – – – –
Eine weitere Unterscheidung betrifft die Anordnung von aufeinander folgenden Kolumnen. Normalerweise
ist die Kolumnenfolge entsprechend der kolumneninternen Orientierung gestaltet, d.h. bei kolumnen-
interner Rechts-links-Orientierung steht die erste Kolumne ganz rechts, die letzte ganz links, und bei
kolumneninterner Links-rechts-Orientierung steht die erste Kolumne ganz links, die letzte ganz rechts. Bei
einigen Texten ist diese Regel aber invertiert: Während die Leserichtung kolumnenintern z.B. rechts-links-
orientiert ist, ist die Kolumnenfolge aber umgekehrt links-rechts-orientiert, d.h. die erste Kolumne steht
ganz links. Diese Gegenläufigkeit von kolumneninterner Orientierung und Kolumnenfolge-Orientierung
wird traditionell als „retrograde Schreibung“ bezeichnet. Präziser wäre aber von „retrogradem Text-
layout“ (D. Werning) zu sprechen.
6
§3 D AS HIEROGLYPHISCH - ÄGYPTISCHE A LPHABET UND „E INKONSONANTENZEICHEN “
Kolumnennummer 3 ← 2 ← 1 1 → 2 → 3
Kolumnenfolge-Orientierung rechts-links-orientiert (←) links-rechts-orientiert (→)
Retrogrades Textlayout findet sich insbesondere häufig bei kursiv-hieroglyphisch geschriebenen religiösen
Texten wie z.B. Totenbüchern.
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 1.4, 1.6–1.9); Schenkel (52012: Kap. 1.3, 3.3.1)
Übung 1: Lesereihenfolge
7
§3 D AS HIEROGLYPHISCH - ÄGYPTISCHE A LPHABET UND „E INKONSONANTENZEICHEN “
Entsprechende
Gängiger Deutsche
kription
Trans- Hieroglyphe Von Hieroglyphe
ägyptologischer ägyptologische
(Einkonsonan- dargestelltes Objekt
Rufname Behelfsaussprache
tenzeichen)
1. Behelfsaussprache-Vokale
Ꜣ Alif (kurzes) a wie in Land X ägyptischer Geier
j Jod ë Schilfrohrblatt
ï Doppelstrich langes i wie in sie ´ , ôô zwei Striche
y Doppelschilfblatt ëë zwei Schilfrohrblätter
Ꜥ Ain (langes) a wie in Hase ¥ Arm
8
§3 D AS HIEROGLYPHISCH - ÄGYPTISCHE A LPHABET UND „E INKONSONANTENZEICHEN “
Entsprechende
kription Gängiger Deutsche
Hieroglyphe Von Hieroglyphe
Trans-
ägyptologischer ägyptologische
(Einkonsonan- dargestelltes Objekt
Rufname Behelfsaussprache
tenzeichen)
6. „T-Laute“
t t(e) t ° Brotlaib
ṯ tsch(e) tsch wie in Quatsch ¼ Strick
d d(e) d ¯ Hand
ḏ dj dj/dsch wie in Dschungel œ Kobra
In einer Handvoll von wichtigen ägyptischen Wörtern hat die Forschung aus bestimmten Gründen bislang
nicht klären können, ob an einer bestimmten Stelle des Wortes ein Ꜣ, ein j oder ein w anzusetzen ist. Man
weiß nur, dass da einer der genannten Konsonanten gestanden haben muss. Hier wird ggf. ein Platzhalter-
Symbol „ʾ“ transkribiert, das auch als „sekundäres Alif“ bezeichnet wird (zu betreffenden Wörtern siehe
§19 (2)). Das ʾ wird wie Ꜣ als (kurzes) a gesprochen und in Wörterbüchern vor Ꜣ einsortiert. Man beachte
sorgfältig den Unterschied zwischen den Transkriptionszeichen Ꜣ (Alif), Ꜥ (Ain) und ʾ (Platzhalter, „sekundä-
res Alif“).
Es ist wichtig, grundsätzlich zu wissen, dass die oben angegebenen (deutschen) ägyptologischen
Behelfsaussprachen nicht in allen Fällen den tatsächlich angenommenen antiken Lautungen der entspre-
chenden Phoneme entsprechen. Die ägyptologischen Aussprachen sind wissenschaftshistorisch begründet
und heutzutage nur noch eine praktische Aussprache-Übereinkunft zwischen ForscherInnen, die teils
nichts mit der wirklichen Lautung zu tun hat (zu den Details siehe ggf. unten).
Achtung: In der englischsprachigen Ägyptologie hat es sich verwirrender Weise eingebürgert, die
Transkription als „transliteration“ zu benennen und die Transliteration (vgl. §2) teilweise als „transcription“.
(2) Die Kenntnis der wirklichen Lautungen der ägyptischen „Phoneme“ ist zwar keine Grundvoraus-
setzung zum Erlernen der hieroglyphisch-ägyptischen Grammatik, ist aber Voraussetzung zum wirklichen
Verständnis einiger orthographischer Phänomene (§5 und §17, §18).
Die Frage, wie die Phoneme einer Sprache in der Schrift wiedergegeben werden, spricht ein komplexes
Problem an. Im Bezug auf das hieroglyphisch-ägyptische Schriftsystem des 2. Jt. v.Chr. ist zunächst fest-
zustellen, dass es – ähnlich wie das arabische und hebräische Schriftsystem – in der Regel nur die
„Konsonanten“ („Mitlaute“, z.B. /t/, /k/, /f/) und einige „Halbkonsonanten/Halbvokale“ ([j]~[i] und
[w]~[u]; siehe §5) eines Wortes wiedergibt, jedoch nicht die „(Voll-)Vokale“ („Selbstlaute“, z.B. /a/).
Phonem-Lautungen werden in der modernen Sprachforschung in Schrägstrichen mit standardisierten
Symbolen, dem International Phonetic Alphabet, angeben (z.B. /i/, /m/, /ʕ/). Während fast alle Sprachen z.B.
ein Phonem /m/ haben, sind andere Phoneme nur in bestimmten Sprachen zu finden, z.B. /ʃ/ (dtsch. sch).
Die im Ägyptischen mit b, p, f, m, n, h, s, k, g und t transkribierten Phoneme entsprechen mehr oder minder
den durch die Zeichen angegebenen Lauten des Deutschen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über
die angenommenen wirklichen Lautungen der übrigen geschriebenen Phoneme.
9
§4 I NTERPUNKTION IN DER T RANSKRIPTION
Literaturhinweise: Schenkel (52012: Kap. 2.1); Kammerzell (2005); Kammerzell, in Hannig (1995: xxiii-lix); Schenkel
(1990); Werning (im Druck, Matres lectionis)
In der Transkription von Wörtern werden auch Symbole benutzt, die Wörter als zusammengehörig oder
umgekehrt Wortteile als trennbar markieren. Dies sind insbesondere:
10
§5 N ICHT -S CHREIBUNG VON H ALBKONSONANTEN /H ALBVOKALEN
Beispiele:
, seltener
ḥ-f-Ꜣ-w-SCHLANGE ḥ-f-Ꜣ-SCHLANGE Schreibungsanalyse
ḥfꜢw ḥfꜢ(w) Transkription
‘Schlange’
(2) In bestimmten Fällen rekonstruieren Forschende heute aus verschiedenen Gründen in bestimmten
Wörtern auch Halbkonsonanten, die in den originalen hieroglyphisch-ägyptischen Schreibungen nie oder
so gut wie nie geschrieben sind.
Beispiele:
11
§6 A USSPRACHE VON W ORTTRANSKRIPTIONEN
, im Mittelägyptischen niemals .
f-Ꜣ-TRAGEN f-Ꜣ-j-TRAGEN
fꜢ(j) fꜢj
‘tragen’
Diskussion: Inwieweit dies gerechtfertigt ist, ist Gegenstand einer andauernden Debatte. Wie noch deutlich
werden wird, hat die Angabe dieser rekonstruierten Halbkonsonanten aber teils mindestens didaktischen
Wert, z.B. zur Unterscheidung von n ‘für’ und n(.ï) ‘von’ (§26) und zur Identifizierung von sog. Verben
„ultimae infirmae“ (§32).
(3) In einigen wenigen wichtigen Wörtern werden die selbstlautenden Nasallaute m und n regelmäßig nicht
geschrieben, deren Vorhandensein durch ihre koptischen Nachfolger eigentlich zu erwarten ist. Dies sind
insbesondere:
,
r-ṯ-MENSCH ḥ-q-t-GEFÄß
r(m)ṯ (> koptisch rwme = rōme) ḥ(n)q.t (> koptisch xnke = hnke)
‘Mensch’ ‘Bier’
In der Transkription wird durch runde Klammern „( )“ angezeigt, dass dies von dem/der heutigen For-
schenden als innerhalb der antiken Orthographie-Regeln begründete, akzeptable Auslassung klassifi-
ziert wird.
(1) Die Transkriptionen ägyptischer Wörter sind teilweise entsprechend der ägyptologische Behelfsaus-
sprache der Transkriptionszeichen (§3 (1)) direkt so aussprechbar:
Beispiele: jrï „iri“, bꜢ „ba“, Ꜣm „am“, bw „bu“, ky „ki“, njs „nis“ , ḏꜢm „djam“.
Dabei müssen aufeinander stoßende gleiche Transkriptionslaute deutlich zweimal hörbar sein:
Beispiele: ꜤꜢm „a'am“, jy „i'i“.
(2) Da aber nur wenige der Transkriptionszeichen behelfsweise als Vokale ausgesprochen werden, wird
als weiterer Behelf im Wissenschaftsalltag an problematischen oder auch nur „unbequemen“ Stellen
einfach ein „e“ eingeschoben:
Beispiele: rn „ren“, mry „meri“, jmn „imen“ , Ꜣpd „aped“, ḥtp „hetep“ , sḏm „sedjem“.
Bei allein stehenden Konsonanten wird in der Regel das „e“ vor den Konsonanten gesetzt:
Beispiele: m „em“, n „en“, r „er“.
(3) Wie generell am Wortende, wird ein w in der Wortmitte meist „u“ gesprochen.
Beispiel: rwḏ „rudj“ (nicht „rewedj“).
12
§6 A USSPRACHE VON W ORTTRANSKRIPTIONEN
(4) Durch die Interpunktionszeichen „=“ und „-“ (§4) verbundene Wörter werden immer separat ge-
sprochen:
Beispiele: ꜤꜢ=f „a'a-ef“ (vs. ꜤꜢf „a'af“), m=sn „em-sen“ (vs. msn „mesen“), m-m „em-em“ (vs. mm
„mem“).
Durch einen Punkt „.“ in Stamm und Endung unterteilte Wortteile werden dagegen meist zusammen
gesprochen:
Beispiele: p.t „pet“ (nicht „ep|et“), mw.t „mut“ (nicht „mu|et“), mꜢꜤ.t „ma'at“ (nicht „ma'a|et“), n.ï
„ni“ (nicht „en|i“), ḫft.ï „chefti“ (nicht „chefet|i“);
Bei bestimmten grammatischen Wort-Ableitungen, wie z.B. bei der nominalen Pluralbildung (§24)
oder bei Adjektivendungen (§54), wird die Wortwurzel hingegen separat mit „e“s angereichert –
offenbar um das gewohnte Lautbild der Wurzel zu erhalten:
Beispiele:
Ꜣpd „aped“ vs. Ꜣpd.w „apedu“ (= „aped“+„u“; nicht einfach „apdu“),
ḥtp „hetep“ vs. ḥtp.t „hetepet“ (= „hetep“+„et“; nicht einfach „hetpet“),
s.ḥtp „se'hetep“ (= „se“+„hetep“; nicht „sehtep“).
(5) Die Transkriptionszeichen in runden Klammern (vgl. u.a. §5) werden bei der ägyptologischen Be-
helfsaussprache grundsätzlich mitgelesen.
Beispiele: r(w)ḏ „rudj“, ḥfꜢ(w) „hefa'u“.
Bei welchen Formen es sich um Ableitungen handelt, wird erst mit zunehmendem Kenntnisstand und
Erfahrung klarer werden. Dasselbe gilt für die Aussprache von w am Wortanfang und für eine Reihe von
extra zu lernenden Sonderfällen von Wörtern, für die sich – inspiriert von ihren koptischen Nachfolgern
– regelwidrige Aussprachen eingebürgert haben (z.B. ntf „entef“ statt „netef“, Ꜥnḫ „anch“ statt „anech“).
13
§7 K ATEGORISIERUNGSZEICHEN : „K LASSIFIKATOREN “
§7 Kategorisierungszeichen: „Klassifikatoren“
(1) Schon in vorangegangenen Paragraphen ist sicherlich aufgefallen, dass bestimmte hieroglyphisch ge-
schriebene Wörter neben der Schreibung des eigentlich gesprochenen Wortes am Ende noch ein weiteres
Zeichen aufweisen. Dieses Zeichen gibt offensichtlich eine Bedeutungskategorie wieder, mit der das
Wort in einer engen Verbindung steht. Dieses hatte schon Jean-François Champollion (1836: Kap. IV) klar
erkannt.
Beispiele:
Schreibungs- Trans-
analyse kription
® : Kategorie [GEFÄß]
Zeichen in dieser Funktion werden sprachwissenschaftlich als „Klassifikatoren“ bezeichnet. Bis vor kur-
zem wurden die Klassifikatoren im hieroglyphischen (und im keilschriftlichen) Schriftsystem noch „Deter-
minative“ genannt. Hieroglyphische Klassifikatoren gibt es nur in der Schrift; sie wurden und werden beim
Lesen nicht mit ausgesprochen. Unter anderem deshalb hat es sich leider eingebürgert, sie in der Tran-
skription nicht mit anzugeben.
14
§7 K ATEGORISIERUNGSZEICHEN : „K LASSIFIKATOREN “
(2) Die folgenden Klassifikatoren sind sehr häufig belegt (Stichprobe: Ptahhotep auf Papyrus Prisse, Bauer
auf Papyrus Berlin 3023/3025 und Höhlenbuch; Werning, Classifiers, in Vorbereitung):
O (Hausgrundriss) RAUM
˜ (Pustel?)
MUMIFIZIERT; EITER
” (eiternde Pustel?)
O (Gott) GOTT
È (Feuer) FEUER
E (Messer) MESSER
V (Fleischstück) KÖRPERTEIL
Listen: Werning (Classifiers; in Vorbereitung), Schenkel (52012: Kap. 3.6.4), Gardiner (31957: §24); zu Versuchen,
Klassifikatoren in der Transkription wiederzugeben, siehe Werning (2011, I: xvii–xviii mit Fn. 1).
15
§8 F UNKTION VON K LASSIFIKATOREN
Klassifikatoren in dieser Funktion beziehen sich jeweils auf das Wort im (mentalen) Wörterbuch, nicht auf
das Wort im Satzkontext. So ist es z.B. trotz der Schreibung des Wortes wn ‘öffnen’ mit dem Klassi-
fikator [TÜR] in einem konkreten Satz unerheblich, ob der Text von der Öffnung einer „Tür“, einer „Truhe“
oder eines „Auges“ spricht. Wir wollen dabei von „lexikalischen Klassifikatoren“ sprechen (E.-S.
Lincke, F. Kammerzell).
Lexikalische Klassifikatoren sind zur korrekten Identifizierung von Wörtern, z.B. im Wörterbuch,
ebenso wichtig wie der lautliche Teil der Schreibung. Aber auch das „Fehlen“ von Klassifikatoren kann ein
wichtiger Hinweis sein. Bestimmte Wörter wurden nämlich regelmäßig ohne Klassifikator geschrieben.
(Solche Wörter gehören meist zum besonders häufigen Basisvokabular.) Es konnten zwar auch eigentlich
mit Klassifikatoren geschriebene Wörter optional vom Schreiber ohne Klassifikator geschrieben werden;
dies war aber aus nahe liegenden Gründen nicht sehr üblich. Wörter, die ohne Klassifikator geschrieben
sind, sind daher zwar nicht immer, aber doch meistens mit dem Wort zu identifizieren, das gemäß Wörter-
buch regelmäßig ohne Klassifikator geschrieben wird.
(b) Im hieroglyphisch-ägyptischen Schriftsystem werden Wörter und Sätze ohne Leerstellen oder
Satzende-Zeichen hintereinander weg geschrieben. Das sich ergebende Problem der Worttrennung wird
unter anderem dadurch abgemildert, dass Klassifikatoren immer am Wortende stehen. Identifiziert der/die
Lesende einen Klassifikator (oder eine Kette von Klassifikatoren), hat er/sie damit gleichzeitig einen
Hinweis darauf, dass ein Wortende erreicht ist.
Beispiel:
16
§9 W ORTZEICHEN : „L OGOGRAMME “
(2) Vergleichsweise selten beziehen sich Klassifikatoren aber doch nicht auf das Wort im (mentalen)
Wörterbuch („lexikalische Klassifikatoren“), sondern auf die Wortbedeutung im konkreten Satzkontext,
genauer gesagt, auf den Referenten des Wortes im Kontext. Wir wollen von „Referenten-Klassifikato-
ren“ (D. A. Werning, E.-S. Lincke) sprechen. Ein Referenten-Klassifikator kann entweder zusätzlich oder
anstelle des lexikalischen Klassifikators stehen.
Beispiele:
Da Referenten-Klassifikatoren an die konkrete Verwendung eines Wortes im Text gebunden sind, sind sie
in Wörterbüchern in der Regel nicht verzeichnet.
(3) Gelegentlich beziehen sich Klassifikatoren nicht nur auf ein einzelnes Wort, sondern auf eine zusam-
mengehörige Sequenz von Wörtern, d.h. auf ganze Phrasen. In diesen Fällen sprechen wir von „Phrasen-
Klassifikatoren“ (D. Werning, E.-S. Lincke, F. Kammerzell). Oft, aber nicht immer, handelt es sich dabei
um Referenten-Klassifikatoren. Im folgenden Beispiel bezieht sich ein Klassifikator auf einen aus mehreren
Wörtern bestehenden Namen bzw. dessen Namensträger:
(Bauer R 1.1)
j-n-p-w-ANUBIS–ḫ:ḫw:w-IMMATERIELL-n–MANN
Ḫw(j).n-Jnpw (zur Umstellung der Wörter vgl. §27)
‘(Name eines Mannes:) Hui-en-Inepu’
Literaturhinweise: Werning (2010, 2011b); Werning (2011, I: §§3–8); Lincke (2011); Lincke & Kammerzell (2012);
Werning (Classifiers, in Vorbereitung).
§9 Wortzeichen: „Logogramme“
Vielen ist sicher wenig präsent, dass wir in westeuropäischen Notationssystemen einzelne Zeichen benut-
zen, die für ganze Worte stehen (F. Kammerzell), z.B. „3“ ‘drei’, „+“ ‘plus’ und „&“ ‘und’, oder auch „♥“
in der Schreibung „I ♥ U“ für ‘I love you’. Wir sprechen hier von sog. „Logogrammen“ (von altgriechisch
lógos [= λόγος] ‘Wort’ und grámma [= γράμμα] ‘geschriebenes’). Solche Logogramme gibt es auch im
Hieroglyphisch-Ägyptischen.
17
§10 Ü BERBEGRIFF „S EMOGRAMM “
Beispiele:
,
zẖꜢ|SCHREIBEN&MALEN rꜤw|SONNENGOTT Schreibungsanalyse
zẖꜢ RꜤ(w) Transkription
‘schreiben, malen’ ‘(der Sonnengott) Re’
Anmerkung: Wir wollen auch bei der Transkription von Logogrammen solche Halbkonsonanten
einklammern, die bei lautlichen Schreibungen desselben Wortes niemals geschrieben belegt sind
(vgl. §5 (2)). So wird ‘(der Sonnengott) Re’ in lautlicher Schreibung immer nur (r–Ꜥ–[SONNE])
geschrieben und daher auch das Logogramm als RꜤ(w) transkribiert.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 1.5, 3.3); Schenkel (52012: Kap. 3.3.3.1).
(1) Da sowohl Logogramme (§9) als auch Klassifikatoren (§7–§8) eine Bedeutung haben, werden sie unter
dem Überbegriff „Semogramme“ (vgl. Semantik ‘Bedeutungslehre’) zusammengefasst.
Einige Forschende nutzen auch die Bezeichnung „Ideogramm“ anstelle von „Semogramm“, andere an-
stelle von „Logogramm“. Aufgrund der Uneinheitlichkeit ist die Bezeichnung daher besser zu vermeiden.
(2) Darauf dass ein Zeichen als Semogramm zu lesen ist, wird im hieroglyphischen Schriftsystem häufig
direkt mittels eines einzelnen Striches ô hinter dem Zeichen hingewiesen. Der Strich ist ein Hinweis an
den/die Lesende/n, dass ein vorausgehendes Zeichen entweder als Logogramm oder (seltener) als Klassifi-
kator fungiert. Wir wollen ihn daher als „Semogramm-Strich“ oder besser: „Semogramm-Index“ bezeich-
nen (vgl. Werning 2009, Werning 2011, I: §6). Der Semogramm-Index hat weder eine Lautung, noch eine
Bedeutung, sondern ist nur ein Lesehinweis (und damit ein Metazeichen).
, ,
zꜢ|SOHN-(Sem.) dp|KOPF/AUF-(Sem.) nṯr|GOTT-(Sem.) Schreibungsanalyse
zꜢ dp nṯr Transkription
‘Sohn’ ‘Kopf; (oben) auf’ ‘Gott’
tꜢ|LAND-(Sem.)-KULTIVIERTES LAND
tꜢ
‘Land’
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§11 M EHRKONSONANTENZEICHEN
Bei Logogrammen für feminine Substantive steht der Semogramm-Index regelmäßig erst nach dem
zusätzlich geschriebenen Feminin-Auslaut ° t:
, ,
ḏrt|HAND:t-(Sem.) ẖt|LEIB:t-(Sem.) Ꜣḫt|HORIZONTLAND:t-(Sem.)
ḏr.t ẖ.t Ꜣḫ.t
‘Hand’ ‘Leib, Bauch’ ‘Horizont(land)’
, ,
r-Ꜥ-SONNE-(Sem.) ḥꜢ:Ꜣ-KOPF-(Sem.) tꜢ|LAND-KULTIVIERTES LAND-(Sem.)
RꜤ(w) ḥꜢ tꜢ
‘(Sonnengott) Re’ ‘hinter, um … herum’ ‘Land’
§11 Mehrkonsonantenzeichen
Neben Zeichen, die für einzelne Konsonanten stehen, den „Einkonsonantenzeichen“ (§3), gibt es im hiero-
glyphischen Schriftsystem eine große Anzahl von Zeichen, die für eine Folge von mehreren Konsonanten
stehen können („Mehrkonsonantenzeichen“), insbesondere für Folgen von zwei oder drei Konsonanten, die
„Zweikonsonantenzeichen“ bzw. „Dreikonsonantenzeichen“. Dies ist vergleichbar mit der Schrei-
bung von „x“ für /ks/ und von „z“ für /t͡s/ im Deutschen.
Beispiele:
, , , , , u.v.a.
wn mn sn mꜢ ꜤḥꜤ
Mehrkonsonantenzeichen wurden aber generell nur „innerhalb“ von Wörtern, soll heißen: nicht über
Wortgrenzen hinweg eingesetzt. Hierfür gibt es eine aufzählbare Anzahl von ganz wenigen Ausnah-
mefällen (F. Kammerzell), auf die unten ggf. gesondert hingewiesen wird. Anders als im Fall von „x“ /ks/,
war es für die Nutzung von Mehrkonsonantenzeichen im Hieroglyphischen unerheblich, ob die Konsonan-
ten im gesprochenen Wort direkt hintereinander kamen oder ob ein Vokal dazwischen war. Nicht für jede
denkbare Kombination von Phonemen (§3) gab es auch ein Mehrkonsonantenzeichen.
Ein- und Mehrkonsonantenzeichen werden zusammenfassend als „Phonogramme“ bezeichnet (von
altgriech. phōnḗ [= φωνή] ‘Laut’ und grámma [= γράμμα] ‘geschriebenes’).
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 3.1, 3.4); Schenkel (52012: Kap. 3.1.1.2).
Listen: Allen (22010: Kap. 3.1, 3.4); Schenkel (52012: Kap. 3.6.2)
19
§12 P HONOGRAMME ALS P HONETISCHE K OMPLEMENTE
Beispiele:
, , ,
ḫpr:r Ꜥnḫ:n:ḫ nṯr:r-t-FRAU/GÖTTIN j-mn:n-GOTT Schreibungsanalyse
ḫpr Ꜥnḫ nṯr.t Jmn(.w) Transkription
‘werden; ‘leben’ ‘Göttin’ ‘(Gott) Amun’
verwandeln’
, ,
z:zꜢ:Ꜣ-HÜTEN s:sḫm:ḫ:m š-t:tꜢ:Ꜣ-IMMATERIELL
zꜢ(w) sḫm štꜢ
‘hüten, bewachen’ ‘mächtig’ ‘geheimnisvoll’
,
z:zꜢ-HÜTEN t:tm
zꜢ(w) tm
‘hüten, bewachen’ ‘zu Ende sein, nicht sein, vollständig sein’
(2) Sonderfälle:
,
wḏ:w-IMMATERIELL ꜤꜢ:Ꜥ
wḏ ꜤꜢ
‘befehlen’ ‘groß, großartig’
20
§13 P HONO -R EPEATER
, ,
mr:m:r-NEGATIV ꜤꜢ:Ꜥ:Ꜣ nn:n:n
mr ꜤꜢ nn
‘krank’ ‘groß, großartig’ ‘dieses’
mꜢ:mꜢꜤ:Ꜥ-t
mꜢꜤ.t
‘Maat; Ordnung, …’
,
n:nw:nw:w ẖn:n:nw:w-RAUM
nw ẖnw
‘dieses, jenes’ ‘Inneres, Zuhause, Residenz’
(3) In klassisch-mittelägyptischen Texten kann der/die Lesende im Regelfall davon ausgehen, dass Einkon-
sonantenzeichen, die um ein Mehrkonsonantenzeichen herum stehen und Teile von diesem zu wiederholen
scheinen, in der Tat als Phonetische Komplemente fungieren, d.h. quasi nicht mitzulesen sind (siehe die
Beispiele oben). Hiervon gibt es eine aufzählbare Menge von lernbaren Ausnahmen: Zweikonsonanten-
zeichen, die im Regelfall nicht komplementiert werden, z.B. das Zeichen y jr. Bei diesen ist ein dazuge-
setztes, scheinbar wiederholendes Einkonsonantenzeichen dann ausnahmsweise wirklich einmal als eigen-
ständiger Konsonant mitzulesen. Vergleiche:
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 3.2); Schenkel (52012: Kap. 3.1.2.1); Werning (Classifiers; in Vorbereitung).
§13 Phono-Repeater
Einige Zeichen werden wie ein Mehrkonsonantenzeichen verwendet, das die Besonderheit aufweist, eine
eigentlich schon davor komplett mit Phonogrammen geschriebene Lautung zu wiederholen. Dabei kann
das Zeichen entweder direkt hinter dem schon geschriebenen Lautteil stehen (dann ähnelt es einem
21
§13 P HONO -R EPEATER
komplett vorn komplementierten Mehrkonsonantenzeichen, F. Kammerzell; vgl. §12), oder, wie Klassifika-
toren, erst nach etwaigen Wortendungen, aber noch vor etwaigen „wirklichen“ Klassifikatoren.
Beispiele:
Direkt folgend, Später folgend,
vor Endungen ohne weitere Endung nach Endungen
, ,
j:b:jb-w-RAUM j:b:jb-DURCH DEN MUND j:b-w-jb-RAUM Schreibungsanalyse
jb.w jb(j) jb.w Transkription
‘Schutzhütte’ ‘dürsten’ ‘Schutzhütte’
Traditionell werden Zeichen in dieser Funktion als „Phonetische Determinative“ bezeichnet. Ich schlage
vor – in bewusster Anlehnung an die Terminologie der Klassifikatoren-Forschung (zur Identifizierung von
„Determinativen“ mit „Klassifikatoren“ vgl. §7) – von „Phono-Repeatern“ zu sprechen (eine Erläuterung
wird in Werning Classifiers, in Vorbereitung nachgeliefert).
Diskussion: Traditionell wird dieses besondere Verhalten von einer älteren Funktion der Zeichen als
Klassifikator in gleichlautenden Wörtern hergeleitet, was ihren traditionellen Namen „Phonetische Deter-
minative“ erklärt. Vergleiche:
Gebrauch als Klassifikator Gebrauch als Phono-Repeater
–
j-b-KALB j:b-w-jb-RAUM
jb jbw
‘Böckchen’ ‘Schutzhütte’
–
jw-Ꜥ-KEULE jw:Ꜥ:jwꜤ-w
jwꜤ jwꜤ.w
‘Keule(?)’ ‘Erbe’
In der Tat lassen sich aber nicht für alle Phono-Repeater entsprechende (ältere) Verwendungen als Klassi-
fikator nachweisen. Ihre häufige Verwendung wie vorn voll komplementierte Mehrkonsonantenzeichen
(a) rückt sie in die Nähe „normaler“ Mehrkonsonantenzeichen. Die Befunde, dass die ihnen vorausgehende
phonologische Doublette nicht nur Teile, sondern immer den vollen Bestand (starker) Konsonanten
wiedergibt und dass der Phono-Repeater und die vorausgehende Dublette optional durch Wortendungen
getrennt werden können (b), heben die (mittelägyptischen) Phono-Repeater aber von allen anderen Mehr-
konsonantenzeichen ab.
22
§14 Z EICHENFUNKTIONSKLASSEN UND M ULTIFUNKTIONALITÄT
Semogramme
Phonogramme (sinntragendendes Zeichen)
(Lautzeichen) Logogramme Klassifikatoren
(Wortzeichen) (Kategorisierungszeichen)
Lautung ja ja —
Bedeutung — ja ja
Anmerkung: Der entscheidende Durchbruch bei der Entzifferung der Hieroglyphen durch Jean-François
Champollion (1822) bestand gerade darin, zu erkennen, dass nicht alle hieroglyphischen Zeichen Semo-
gramme sind, sondern einige auch Laute wiedergeben. Auf der sog. Merenptah-Stele haben z.B. nur ⅓ der
Zeicheninstanzen entweder eine logographische (10 %) oder klassifikatorische (13 %) Funktion; ⅔ der Zei-
cheninstanzen geben einzig und allein Laute wieder (Werning 1998).
(2) Nun ist es aber so, dass viele hieroglyphische Zeichen multifunktional bzw. mehrdeutig sind, soll
heißen: dass sie je nach Verwendungskontext eine von mehreren möglichen Funktionen oder eine von
mehreren möglichen Lesungen haben können.
Dieses ist vergleichbar mit unseren handschriftlichen Zeichen „O“ und „-“. So steht „O“ in „Ofen“ für den
Laut /o/, aber für ‘Null’ in „Tel. 030 2093 98101“; und „-“ steht für ‘minus’ in „6 - 2 = 4“, aber für ‘bis’ in „S. 3-
6“. Vergleichbar ist auch der Gebrauch von h im Deutschen: es steht für den Laut /h/ in heiß, aber in kahl
zeigt es nur an, dass der vorausgehende Vokal lang gesprochen wird (/kaːl/).
Beispiele:
23
§14 Z EICHENFUNKTIONSKLASSEN UND M ULTIFUNKTIONALITÄT
Darüber welche Zeichen wie logographisch gelesen werden können, geben hieroglyphische Zeichenlisten
Auskunft, insbesondere die sog. „Gardiner-Liste“ (Gardiner 31957: 438ff.).
(Die Abschnitte (2) und (3) können ggf. zunächst übergangen werden.)
(2) Es tut sich natürlicherweise die Frage auf, wie man in einem konkreten Fall jeweils entscheiden kann,
welche der verschiedenen Funktionen bzw. Lesungen jeweils zutrifft. Zunächst kann man beruhigend
sagen, dass in der Praxis kaum je ein Zweifel über die zutreffende Lesung eines bestimmten Zeichens in
einem konkreten Text besteht. Wie kann das sein?
vs.
zẖꜢ|SCHREIBEN/zẖꜢw|SCHREIBER-SCHRIFT zẖꜢ|SCHREIBEN/zẖꜢw|SCHREIBER-MANN
zẖꜢ zẖꜢ(.w)
‘schreiben’ ‘Schreiber’
b) Phonetische Komplemente helfen auf die richtige Lesung von Mehrkonsonantenzeichen zu kommen.
Vergleiche:
vs.
Ꜣb/mr:b-t-MENSCHENMENGE Ꜣb/mr:m:r-NEGATIV
Ꜣb.t mr
‘Familie’ ‘krank’
c) Die Mehrdeutigkeit eines Klassifikators stellt für die Identifizierung und Lesung eines Wortes effektiv
nie ein Problem dar, da die genaue Bedeutung für die Identifikation des Wortes nicht ausschlaggebend ist
und der Klassifikator nicht mit transkribiert wird. Siehe beispielsweise:
oder
Ꜥ-n-ḏ-KLEIN/NEGATIV h-r-w-SONNE/HELL
Ꜥnḏ hrw(w)
‘wenig sein, mangelhaft sein’ ‘Tag’
d) Die Funktion als Mehrkonsonantenzeichen erkennt man zumeist daran, dass ein passendes Phonetisches
Komplement dahinter oder davor steht. Vergleiche:
vs.
z:zꜢ/VOGEL:Ꜣ-HÜTEN Ꜣ-p-d-w-zꜢ/VOGEL-MENGE m p-t-FIRMAMENT
zꜢ(w) Ꜣpd.w m p.t
‘hüten’ ‘Vögel im Himmel’
24
§15 E RMAN & G RAPOW , W ÖRTERBUCH DER AEGYPTISCHEN S PRACHE
(3) Kontroverse: Die Abgrenzung von Mehrkonsonantenzeichen und Logogrammen ist fallweise schwierig;
sie ist gewissermaßen eine Frage der Definition. So wird das gut als Zweikonsonantenzeichen in verschie-
denen Wörtern bezeugte Zeichen zꜢ in (zꜢ ‘Sohn’) wegen des Semogramm-Index üblicherweise
abweichend als Logogramm klassifiziert. Ist dies plausibel? Das Zeichen ist ausschließlich in Wörtern
belegt, die die Wurzel nṯr ‘göttlich’ enthalten. Von daher mag man einiges Unbehagen verspüren, das ,
wie es üblicherweise getan wird, in zwar als Logogramm (nṯr ‘Gott’) zu klassifizieren, vor Phonetischen
Komplementen wie in (nṯr.t ‘Göttin’) aber als Mehrkonsonantenzeichen? Ist in (dp=n ‘oben
auf uns’) ein Logogramm (dp ‘oben auf’) in der gleichbedeutenden, alternativen Schreibung (dp=n
‘oben auf uns’) aber bloß ein Zweikonsonantenzeichen (dp)? Jedenfalls könnte man diese unterschiedliche
Klassifizierung durch den Befund bestätigt sehen, dass Phonetische Komplementierung und Semogramm-
Index nie gleichzeitig in einem Wort belegt sind (siehe aber den regelmäßigen Sonderfall des Feminin-t in
§10 (2)). Je nachdem wie man die Funktionsbeschreibung des Striches ansetzt und die Frage beantwortet,
ob Logogramme mit Phonetischen Komplementen versehen werden können, kommt man zu
unterschiedlichen Klassifikationen bei der Funktionsbeschreibung von bestimmten Zeichen. Eine strikte
Zuordnung von Funktionen scheint der antiken Verwendung nicht immer voll gerecht zu werden. Nur die
Erfahrung lehrt im Endeffekt, dass die „gefühlten“ Logogramme (nṯr ‘göttlich’) und (dp ‘oben auf,
zuvorderst’) auch mit Phonetischen Komplementen benutzt werden, das Logogramm zẖꜢ aber nicht.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 3.5); Schenkel (52012: Kap. 3.1); Kammerzell (in: Linke 2011: Anhang 2);
gerade erschienen (hier noch nicht berücksichtigt): Polis & Rosmorduc (2015).
Übung 3: Zeichenfunktionen
Das bis heute immer noch ausführlichste Wörterbuch des Alt- und Mittelägyptischen (und – mit Einschrän-
kungen – Neuägyptischen) ist das Wörterbuch der aegyptischen Sprache von Adolf Erman und Herman
Grapow, kurz: das „Erman/Grapow-Wörterbuch“ oder das „Wb.“. Es steht auch online innerhalb des The-
saurus Linguae Aegyptiae (http://aaew.bbaw.de/tla/) zur Verfügung.
Das Wörterbuch der aegyptischen Sprache ist in einem Gemeinschaftsprojekt maßgeblich an der Preußi-
schen Akademie der Wissenschaften in Berlin entstanden, weshalb man es auch das „Berliner Wörterbuch“
nennt. Die fünf Hauptbände Ägyptisch–Deutsch sind mit Hilfe einer Finanzierung von John D. Rockefeller
Jr. zwischen 1926 und 1931 erschienen.
(1) Transkription
Achtung: Das Transkriptionssymbol-System im Wb. weicht vom System dieser Einführung ab (siehe
detailliert §16). Praktisch bedeutet dies unter anderem, dass man zwischen den Transkriptionen im Wb.
und dem in dieser Einführung benutzten Transkriptionssystem (gedanklich) hin- und rückübersetzen
muss:
25
§15 E RMAN & G RAPOW , W ÖRTERBUCH DER AEGYPTISCHEN S PRACHE
Sortiert sind die Wörter (lexikographisch: Sg. „Lemma“, Pl. „Lemmata“) primär anhand der Transkription.
Dabei werden (in der Regel durch Punkt abgetrennte) Endungen zunächst nicht berücksichtigt. Die
Wörter mit gleichen Wurzelkonsonanten, werden dann entsprechend ihrer Wurzelbedeutung zu-
sammen gruppiert. Erst innerhalb der Wurzelbedeutungsgruppen werden dann die Endungen und andere
Erweiterungen berücksichtigt.
Beispiel:
śn.wj ‘die Zwei’ śn2 ZWEI
śn.nw ‘der Zweite’
śn ‘Bruder’
śn.t ‘Schwester’ śn3 EIN GESCHWISTER
śnw.t **) ‘Geschwister’
śn.t ‘Flaggenmast’ śn4(t) MAST *)
śn
‘riechen, küssen’
śn5 NÄSELN
śn-tꜢ ‘die Erde küssen’
śnꜤ ‘fahrbar machen’ śnꜤ FAHRBAR MACHEN
śnꜤꜤ ‘glätten’ śnꜤꜤ GLÄTTEN
…
*) Wörter mit einer Feminin-Endung -.t sind grundsätzlich primär unter der „Wurzel“ ohne -.t
einsortiert, z.B. ś.t ist bei ś einsortiert, śn.t bei śn.
**) An dem Beispiel śnw.t ‘Geschwister’ sehen Sie, dass die Punktsetzung im Wb. bei bestim-
mten Endungen irreführend ist. Das Wort zerfällt nämlich eigentlich nicht in zwei, sondern in
drei Teile: die Wurzel śn ‘ein Geschwister’, das Derivationsmorphem -w (KOLLEKTIVUM) und die
Feminin-Endung -t (vgl. §22 (2)). Es wäre also eigentlich genauer „śn.w.t“ zu transkribieren (was
aber faktisch kaum ein Ägyptologe/eine Ägyptologin so macht). Die Wörterbuch-Autoren haben
sich dazu entschlossen, den Punkt nur zwischen Derivationsmorphem (-w) und der Feminin-
Endung (-t) zu setzen: „śnw.t“. Einsortiert haben sie das Wort aber nicht primär nach „śnw-“,
sondern nach der Wurzel (śn) ohne Derivationsmorphem (-w), also nach „śn“! Diese Verfahrens-
weise betrifft im Wesentlichen die Endungen -.w.t und -j.t (hier -.yt).
26
§15 E RMAN & G RAPOW , W ÖRTERBUCH DER AEGYPTISCHEN S PRACHE
In dieser Einführung verfahren wir bei der Transkription in der Regel anders. Hier wird der
Punkt direkt nach der Wurzel gesetzt („sn.wt“) – so wie es auch der primären Wörterbuch-Sortie-
rung eigentlich entspricht.
(3) Seitenaufbau
Ein Lemma-Eintrag im Wörterbuch der aegyptischen Sprache enthält typischerweise folgende Bereiche:
eine typische
Transkrip- Übersetzungen und Erläuterungen, Schreibvarianten (Abkürzungen:
hieroglyphische
tion ggf. mit koptischen Nachfolgern a = Altes Reich, n = Neues Reich, …)
Schreibung
Phrasen in
Übersetzungen und Erläuterungen Schreibungen der Phrasen
Transkription
(4) Belegstellen
Hinter den kleinen Zahlen hinter den Bedeutungsangaben im Wb. verbergen sich Textbelege in Form von
Belegzetteln mit Textausschnitten, in denen das Wort benutzt wird.
27
§15 E RMAN & G RAPOW , W ÖRTERBUCH DER AEGYPTISCHEN S PRACHE
(5) Verweis
28
§16 A LTERNATIVE T RANSKRIPTIONSSYMBOLE
Wenn man einen ganzen Wörterbucheintrag (d.h. ein Lemma) zitieren will, gibt man üblicherweise nicht
nur die Seiten (z.B. Wb. I, 28), sondern alle Belegstellennummern des Eintrags an, z.B.:
Wb. I, 28.1–6 → jꜢw ‘Lobpreis’,
ggf. über Seiten hinweg: Wb. III, 197.10–198.2 → ḥtm ‘vernichten, vertilgen u.ä.; vergehen, [u.a.]’
(1) Wie im Falle des Wörterbuchs der aegyptischen Sprache gesehen (§15), benutzten und benutzen For-
schende für bestimmte Konsonanten aus verschiedenen Gründen andere Transkriptionssymbole als die in
§3 angegebenen. Um deren Publikationen richtig verstehen zu können, müssen Forschende diese Alterna-
tiven kennen:
a) Das „emphatische k“ (@) wird neben „q“ alternativ auch „ḳ“ transkribiert. Beide Transkriptions-
zeichen sind einfach gleichbedeutend.
b) Das einfache Schilfblatt ë wird neben „j“ traditionell auch „ı ͗“ transkribiert (i mit einfachem Alif-
Haken anstelle des Punktes).
Achtung: Werke, die das einfache Schilfblatt ë als „ı ͗“ transkribieren, nutzen dann teilweise „j“ für
das doppelte Schilfblatt (ëë); so z.B. das Wb.
Man beachte die unterschiedliche Verwendung des Symbols „j“!
c) Der Doppelstrich ´ oder ôô wird nach 1894 (Erman, Ägyptische Grammatik) erst jüngst wieder mit
dem speziellen Symbol „ï“ transkribiert (Schenkel, Tübinger Einführung). Vorher wurden ´ und ôô
wahlweise entweder genauso wie ëë oder genauso wie ë transkribiert.
(2) In der Tat haben kaum zwei Grammatiken oder Wörterbücher genau dasselbe System. Folgende Syste-
me sollte man ineinander übersetzen können:
29
§17 S CHREIBVARIANTEN AUFGRUND HINTERGRÜNDIGEN L AUTWANDELS
p z z s (!)
s
† s (!) s ś
@ q q ḳ ḳ
(3) Die Tübinger Schule transkribiert die „t-Laute“ nicht mit der traditionellen Behelfsschreibung – das
Symbol d wurde anfangs nur gewählt, weil es damals einfacher zu drucken war als das angemessenere
„ṭ“(„emphatisches t“) –, sondern in Annäherung an ihre wahrscheinliche wirkliche Lautung:
Traditionelle Umschrift t ṯ d ḏ
Tübinger Schule t č ṭ č̣
Wahrscheinliche Lautung /t/ /c/ /tˀ/ /cˀ/
Des Weiteren transkribiert die Tübinger Schule bestimmte rekonstruierte schwache Endkonsonanten von
Verben, die wir als „(j)“ bzw. „(w)“ transkribieren werden (dazu später in §32), als „i ̯“ bzw. „u̯“.
Literaturhinweise: Werning (2007); Kammerzell, in: Hannig (1995: xxiii–lix); Schenkel (52012: Kap. 2.1)
Eine eingebürgerte Orthographie hält sich oft unverändert, obwohl sich die Aussprache der betreffenden
Wörter schon geändert hat (vgl. franz. est ‘ist’, das /ɛ/ gesprochen wird). Diese konservative Tendenz gilt
auch für die klassische hieroglyphisch-ägyptische Orthographie. Trotzdem kann man in einigen Fällen
Schreibvarianten beobachten, die ursächlich mit einem Aussprachewandel zusammenhängen; siehe dazu
§3 (2).
(1) Nach dem Alten Reich können p und † nahezu beliebig wechseln. Effektiv sind also beide Schrift-
zeichen im Mittelägyptischen austauschbar. Aus didaktischen Gründen – einfacheres Erlernen des Alt-
ägyptischen, Organisationsprinzipien von Wörterbüchern und -listen – transkribieren wir die ägypti-
schen Wörter unabhängig von der Schreibung des Wortes mit p oder mit † entsprechend ihrer alt-
ägyptischen Lautung, d.h. „etymologisierend“. Ob das Wort im Altägyptischen ein z oder s enthielt, ist
den Wörterbüchern zu entnehmen.
30
§17 S CHREIBVARIANTEN AUFGRUND HINTERGRÜNDIGEN L AUTWANDELS
Beispiele:
, ab dem Mittleren Reich
AR
alternativ auch
s-r-BEAMTER z-r-BEAMTER
sr sr (etymologisierende Transkription)
‘Beamter’
(2) Im Mittelägyptischen kann t (°) anstelle von erwartetem ṯ (¼) stehen, und d (¯) kann anstelle
von erwartetem ḏ (œ) stehen.
Beispiele:
, später häufig
ṯ-n-nw:w-ṯn-IMMATERIELL t-n-nw:w-ṯn-IMMATERIELL
ṯnw ṯnw (etymologisierende Transkription)
‘jeder’ tnw (lautwandelorientierte Transkription)
{t}〈ṯ〉nw („korrigierende“ Transkription)
, später auch
s-ḏ-t-FEUER s-d-t-FEUER
sḏ.t sḏ.t (etymologisierende Transkription)
‘Feuer, Flamme’ sd.t (lautwandelorientierte Transkription)
s{d}〈ḏ〉.t („korrigierende“ Transkription)
(zu „{ }“ und „〈 〉“ vgl. (4) und (5) unten)
Hintergrund ist der Umstand, dass in bestimmten Wörtern älteres, palatales /c/ (ṯ) zu nicht-palatalem /t/
(t) geworden ist bzw. dass älteres, palatales /cˀ/ (ḏ) zu nicht-palatalem /tˀ/ (d) geworden ist (sog. „Entpalata-
lisierung“).
Sehr viel seltener wird (insbesondere in religiösen Texten) umgekehrt ¼ anstelle von erwartetem °
für t geschrieben.
Beispiel:
, später auch
t-n ṯ-n
tn tn (etymologisierende Transkription)
‘diese’ {ṯ}〈t〉n („korrigierende“ Transkription)
Hintergrund ist hier die gängige antike Praxis, auch noch in solchen Fällen ¼ zu schreiben, in denen sich
der Laut /c/ (ṯ) in der gesprochenen Sprache schon zu /t/ (t) gewandelt hat. Effektiv verallgemeinern die
Schreiber fallweise daraus, dass ¼ auch für t stehen kann.
31
§17 S CHREIBVARIANTEN AUFGRUND HINTERGRÜNDIGEN L AUTWANDELS
ḥqꜢ:q-IMMATERIELL
ḥq(Ꜣ) (etymologisierende Transkription)
‘herrschen’
Diese Schreibung ist ein Hinweis darauf, dass das Ꜣ nicht mehr als markanter Konsonant gesprochen wurde.
(4) Ein auslautendes r wird in bestimmten Wörtern alternativ als rj geschrieben, ähnlich wird Ꜣ fall-
weise als Ꜣj oder Ꜣy geschrieben.
Beispiele:
, später häufig
z-wr:r-FLÜSSIGKEIT s-wr:r-j-FLÜSSIGKEIT
zwr zw{r}j
‘trinken’
, später regelmäßig
ḫpr:r-GOTT ḫpr:r-j-GOTT
Ḫpr Ḫp{r}j (Werning 2013: 243)
‘(Gott) Chepri, Sich Wandelnder’
Hintergrund ist eine Lautentwicklung /ɺ/ ~ /ɾ/ → /j/ bei r, bzw. /ʀ/ → /j/ bei Ꜣ.
In der Transkription wird durch geschweifte Klammern „{ }“ angezeigt, dass die Wiedergabe des alten
Lautes von dem/der heutigen Forschenden als (in diesem Fall übliche) Zuvielschreibung klassifiziert wird.
Dieselbe Klammer markiert in anderen Zusammenhängen wirklich fehlerhafte Zuvielschreibungen.
32
§18 L AUTANNÄHERUNGSSCHREIBUNGEN
, selten
sn:n-t-FRAU sn:n-FRAU
sn.t sn(.t); üblicher aber: sn〈.t〉
‘Schwester’
Hintergrund ist die Verstummung des Auslauts /t/ ab dem späteren Alten Reich; vgl. französisch petit /pətí/.
Im Ägyptischen betrifft dies praktisch meistens auslautendes -.t als Feminin-Kennzeichen bei adjektivi-
schen Formen (vgl. u.a. §55, §26 (2)) oder bei der Infinitiv-Bildung (§92 (2)).
Prinzipiell wäre auch hier, wie oben (1), eher mit runden Klammern anzuzeigen, dass dies als innerhalb der
antiken Orthographie-Regeln akzeptable Auslassung zu klassifizieren ist. Da die Ägypter das t aber trotz
des Schwundes in der Sprache bei Substantiven regelmäßig geschrieben haben, ist es üblicher, in der Tran-
skription durch spitze Klammern „〈 〉“ anzuzeigen, dass dies von dem/der heutigen Forschenden als
orthographischer Auslassungsfehler klassifiziert wird.
§18 Lautannäherungsschreibungen
Besondere Laute, denen kein eigenes Schriftzeichen zugeordnet ist, können durch ein oder zwei andere
Laute angedeutet werden, die dem zu schreibenden maximal ähnlich sind.
/tˀlg/(?), /dlg/(?) , ,
d-Ꜣ-g-MANN d-n-g-MANN d-Ꜣ-n-g-MANN
dꜢg dng dꜢng (oder dlg)
‘Kleinwüchsiger’
Beispiel /ŋ/ (gesprochen wie in dtsch. eng) geschrieben durch ng oder durch gn, vgl. dtsch. ng in Hang
(oder sch in schön, ch in ich, ß < sz):
/ŋw/(?) , seltener
n-g g-n
ng(w) gn(w)
‘Langhornrind’
33
§19 M ODERNE T RANSKRIPTIONEN
(1) Mehrere Zeichen und Wörter werden aufgrund neuerer Forschungen heute anders transkribiert, als
im Wörterbuch der aegyptischen Sprache angegeben (in Klammern sind teils die Forscher angegeben, die für
die jeweiligen Lesungen argumentiert haben).
*) Einige ForscherInnen analysieren die Königsbezeichnung(en) als Folge zweier Nisben: n(.ï)-sw.t ‘Der
von der Binse’ bjt(.ï) ‘Der Bienenhafte’. Die Binse würde dabei auf Oberägypten, die Biene auf Unter-
ägypten hinweisen. Traditionell wird der Titel daher auch mit ‘König von Ober- und Unterägypten’ und
n(.ï)-sw.t als ‘König von Oberägypten’ übersetzt. Dies scheint aber eine spätere, nachträgliche Volks-
etymologie zu sein. Die ursprünglichen Lemmata (j)nzw und (j)nzw-bjt sind wohl nicht so etymologisier-
bar. Schreibung und Transkription lassen sich mit Schenkel (1986) folgendermaßen erklären.
Theoretisch Theoretische
Geschriebene,
erwartete Schreibung Schreib-Variante
umgestellte Folge
(nur wenige Male mit ts für z
(übliche Schreibung)
belegt) (so aber nicht belegt)
→* →
Schreibung: n-z-w * n-t-sw
Lautung: /n-t͡s-w/ * /n-t-sw/
Transkription: nzw
**) Die Lesung mḥr scheint im Wort ‘Pyramide’ plausibel (vgl. Quack 2003). Ob dies aber auch in
‘krank’ und ‘Freund’ der Fall ist, ist fraglich. Möglicherweise ist das Wort defektiv ge-
schrieben (m(ḥ)r)?
***) Die Einwände von (Schweitzer 2011) gegen die Lesung dp sind nicht stichhaltig (was an anderer Stelle
zu zeigen ist). Neben den unzweifelhaften Schreibungen von ‘Kopf’ als im Amduat (Werning 2004: 196)
34
§20 C OMPUTER -K ODIERUNG VON T RANSKRIPTION NACH M ANUEL DE C ODAGE
ist noch folgender, kursivhieroglyphisch geschriebener Beleg hinzuzufügen: ‘Der ein „sakra-
les“ Haupt hat’ (Papyrus BM 9971).
(2) Das Platzhaltersymbol „ʾ“ für „Ꜣ-oder-w-oder-j“ (sog. „Sekundäres Alif“, §3) wird verwendet in:
Zur Kodierung von ägyptologischer Transkription in der elektronischen Datenverarbeitung wurde den-
jenigen Transkriptionssymbolen, die nicht auf Standardtastaturen verfügbar sind, ein einfaches Tasten-
symbol zugeordnet (Manuel de Codage). Groß- und Kleinbuchstaben sind dabei genau zu unterscheiden!
ʾ ' Ꜣ A ḥ H š S ṯ T
ı͗ i ḫ x ḏ D
Ꜥ a ẖ X
35
§21 S UCHE IM T HESAURUS L INGUAE A EGYPTIAE
Diese werden im E-Mail-Verkehr, in Datenbanken und zur einfachen Eingabe von Transliteration in Text-
verarbeitungssystemen benutzt. Beispielsweise schreibt man wḫꜢ in E-Mails als „wxA“, ꜤꜢ als „aA“, und jb,
je nach als Transkriptionsschule, der der/die Forscher/in angehört, als „jb“ (= jb) oder „ib“ (= ı ͗b).
Literaturhinweise: Burman, Grimal, Hainsworth, Hallof & van der Plas (1988).
(1) Der Kodierung im Thesaurus Linguae Aegyptiae (http://aaew.bbaw.de/tla/) liegt dasselbe Transkriptions-
system zugrunde wie Allen, Middle Egyptian. Hinzu kommt aber das „sekundäre Alif“:
ë (j) und ´ (ï) j Sekundäres Alif (ʾ) '
ëë (y) y
Vorgriff: Die schwachen Verb-Endungen (j) (Tübinger Schule: i ̯) und (w) (Tübinger Schule: u̯) wurden als
i bzw. u kodiert (dazu §32).
Verb-Endung (j) bzw. i ̯ i Verb-Endung (w) bzw. u̯ u
Tipp 1: Wenn Sie sich im Bezug auf die Kodierung im TLA bei der Suche nicht sicher sind, können Sie
„weiche Suchen“ verwenden.
Eckige Klammern [ … ]: Suche nach allen Zeichen in den Klammern an der Stelle.
Z.B. findet „[sz]A“ sowohl sꜢ als auch zꜢ; „s[dD].t“ findet sowohl sd.t als auch sḏ.t.
Paragraphen-Symbol § als Platzhalter: Suche nach einem beliebigen Zeichen (inkl. „.“).
Z.B. findet „s§t“ sowohl sꜢt, sjt, swt, … als auch s.t (mit Punkt).
Fragezeichen ? hinter Fakultativem: Sind Sie sich nicht sicher, ob bzw. wo ein Konsonant
oder ein Punkt in dem Wort steckt, können Sie diesen durch ein nachgestelltes Fragzeichen als
optional markieren.
„hA?b“ findet sowohl hꜢb (mit Alif) als auch hb (ohne Alif);
„jA.?w“ findet sowohl jꜢ.w (mit Punkt) als auch jꜢw (ohne Punkt);
„sn.?w.?t“ findet sowohl snw.t als auch sn.wt.
Tipp 2: Wenn Sie unter der geratenen Vollform, z.B. „sn.wt“ nicht fündig werden, versuchen Sie es
unter der geratenen Wurzel (den Anfangskonsonanten), z.B. unter „sn“.
a) ein Titelzettel,
b) mehrere Lemma-Schreibungsvariantenzettel,
c) (fallweise:) Reiterkarte/Tab mit Überschrift,
d) mehrere Lemma-Belegzettel,
e) (fallweise:) Reiterkarte/Tab mit Überschrift,
f) mehrere Lemma-Belegzettel.
36
§22 D IE W ORTART „S UBSTANTIV “
Diese Zettel kann man im Digitalen Zettelarchiv (kurz: DZA) innerhalb des Thesaurus Linguae Aegyptiae
durchblättern.
L: Lemma-Anfang
B: Beleg
Z: Zettel
Jeder Zettel ist durch eine eindeutige DZA-Nummer identifiziert, die unter dem Bild angezeigt wird.
(1) Begriffsbestimmung
In erster Näherung werden solche Wörter grammatisch als Substantiv klassifiziert, die Personen, Objekte,
Dinge u.ä. bezeichnen, oder die an den selben Satzpositionen erscheinen wie typische andere Substantive.
Man spricht hier von „paradigmatischer“ Austauschbarkeit (vgl. dazu auch §68, §49 (3)).
Im Deutschen werden Substantive groß geschrieben. Beispiele: Hund, Haus, Zettel, u.v.m. Neben „ding-
lichen“ Substantiven gibt es aber auch immaterielle Substantive wie Herrschaft, (der) Ruf, (das) Rufen, u.a.m.
Ein Substantiv gehört zur Klasse der Nomina (Einzahl: Nomen). Weitere Unterklassen der Nomina
sind die Eigennamen, wie z.B. Daniel, und die Pronomina (‘Anstelle-von-Substantive’), wie z.B. die Per-
sonalpronomina ich, wir, … und die Demonstrativpronomina dieser, jener, ….
37
§22 D IE W ORTART „S UBSTANTIV “
Das Substantiv ist eine von vier Haupt-Wortarten, die typische „Sachverhalte“ benennen:
a) „Substantiv“: typischerweise eine Person, ein Ding, … (z.B. Hund, Herrschaft) oder ein Verweis
auf solche (z.B. sie, diese).
b) „Adjektiv“: typischerweise eine Qualitätsbeschreibung (z.B. grün, groß)
c) „Verb“: typischerweise eine Aktion (z.B. gehen, schieben)
d) „Adverb“: typischerweise eine Umstandsangabe (z.B. hier, drinnen, zuhause)
(2) Bestandteile
-KOLLEKTIVUM
-PLURAL
-ABSTRAKTUM
Wurzel plus – wenn vorhanden – Derivationsmorphem zusammen werden auch als „Stamm“ bezeichnet.
Derivationsmorpheme und Flexionsmorpheme werden beide auch als „Endungen“ angesprochen.
Literaturhinweise: Metzler Lexikon Sprache (32005); Allen (22010: Kap. 4.1–3); Schenkel (52012: Kap. 5.1.1.1)
38
§23 G ENUS DES ÄGYPTISCHEN S UBSTANTIVS
Endungen Beispiele
Achtung: Fast jedes, aber eben nicht jedes auslautende w oder t ist eine Endung, so z.B. nicht in hrw(w)
‘Tag’, pr(w) ‘Haus’ und ḫt ‘Holz’. Bei den Bildungen auf » .w, »° .wt und ëë° .yt handelt es sich oft um
Kollektiva (Sammelbegriffe) oder Abstrakta (vgl. dtsch. -ung, -heit, -keit). Bei den Bildungen auf .ï (´, ôô)
und .(ï)t (°) handelt es sich um substantivierte Adjektiv-Bildungen (etwa ‘der/die die Eigenschaft x hat’;
vgl. dtsch. -lich(-er), -ig(-er), -haft(-er), -weise(-r), -sam(-er); dazu später §73).
Zur Punksetzung: Dass einige Substantive mit Punkt transkribiert werden, andere aber ohne, erklärt
sich folgendermaßen. Punkte trennen Endungen ab. Das Wort zẖꜢ.w ‘Schreiber’ besteht aus der Wurzel zẖꜢ
‘schreib(en)’ und der Endung w ‘-er’. Vor der Endung steht daher ein Punkt. Umgekehrt bestehen die Wör-
ter prw ‘Haus’ und RꜤw ‘Re’ aber nicht erkennbar aus zwei Teilen, weshalb wir in dieser Einführung hier
keinen Punkt setzen wollen. Andere Forschende vermuten auch bei diesen w-Auslauten eine Endung und
setzen daher auch hier einen Punkt.
Zur Klammersetzung (vgl. §5): Für einige Substantive werden halbkonsonantische Auslaute oder En-
dungen rekonstruiert, die niemals geschrieben belegt sind. Diese werden regelmäßig eingeklammert. Einer
Anregung von Frank Kammerzell folgend, wird in dieser Einführung auch der Punkt ausnahmsweise mit
in die Klammer gezogen, wenn die ägyptische Schreibung überhaupt keinen Hinweis auf die Endung
liefert.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 4.4, 4.8); Schenkel (52012: Kap. 5.1.1.2)
39
§24 N UMERUS DES ÄGYPTISCHEN S UBSTANTIVS
*) Anmerkung: Das w im Fem. Pl. (w)t wird nie mit » geschrieben. Die Transkription (w)t mit (w) ist als
reine akademische Konvention zu verstehen. Korrekter wären eigentlich dieselben Transkriptionen wie im
Singular. Scheinbar pluralische Wörter, die mit »° .wt geschrieben werden, sind eigentlich (ursprünglich)
Kollektiva, was inhaltlich fast auf dasselbe hinaus läuft (vgl. Brüder vs. Brüderschaft, Herren vs. Herrschaf-
ten). In der Tat ist der Unterscheid zwischen Fem. Sg. und Fem. Pl. wohl einer der Vokallänge gewesen (z.B.
Fem. Sg. /at/ vs. Fem. Pl. /āt/, beide konsonantisch nur mit einfachem t geschrieben).
(2) Für die Schreibung der Numeri gibt es verschiedene Strategien, die teilweise kombiniert auftreten.
Plural
s-r-BEAMTER-PLURAL nṯr|GOTT-(Sem.)-PLURAL dp|KOPF-PLURAL
sr.(w) nṯr.(w) dp.(w)
‘Beamte’ ‘Götter’ ‘Köpfe’
40
§24 N UMERUS DES ÄGYPTISCHEN S UBSTANTIVS
Singular
zẖꜢw|SCHREIBER-MANN nṯr:r-t st:t-RAUM
zẖꜢ(.w) nṯr.t s.t
Plural
zẖꜢw|SCHREIBER-MANN-PLURAL nṯr:r-t-PLURAL st:t-RAUM-PLURAL
zẖꜢ.(ww) nṯr.(w)t s.(w)t
‘Schreiber’ ‘Göttinnen’ ‘Plätze’
Diese Schreibstrategie ist im Mask. Pl. häufig und im Fem. Pl. der Regelfall. Im Dual ist sie ganz un-
üblich (die ôô in »ôô und °ôô werden traditionell immer als Einkonsonantenzeichen gewertet, siehe unten).
Die Grammato-Klassifikatoren stehen fast immer am Wortende. Ein etwaiger Semogramm-Index (§10)
bleibt entweder deutlich von dem Grammato-Klassifikator getrennt oder fällt weg.
Plural
r-m-w-FISCH-PLURAL ẖ-r-d-w-KIND-PLURAL
rm.w ẖrd.w
‘Fische’ ‘Kinder’
Singular
Ꜥw|ARM&HAND-(Sem.) jrt|AUGE:t-(Sem.)
Ꜥ(w) jr.t
Dual
Ꜥw|ARM&HAND-w-ï jrt|AUGE:t-ï
Ꜥ(w).wï jr.tï
‘(beide) Arme, (beide) Hände’ ‘(beide) Augen’
Die Schreibstrategie ist im Mask. Pl. bei bestimmten Wörtern üblich, im Fem. Pl. nicht sicher belegt – vgl.
den Kommentar oben –, im Dual häufig. In der Regel wird im Plural gleichzeitig ein Grammato-Klassifi-
kator geschrieben. Ein etwaiger Semogramm-Index fällt im Regelfall weg.
Im Dual mag man ôô / ´ genau so gut als Phonogramm ï wie als Grammato-Klassifikator für Dual
verstehen – insbesondere wenn ôô / ´ ganz am Wortende steht. Traditionell wird es als Phonogramm
identifiziert.
c) Schreibung mit Verdopplung (Dual) bzw. Verdreifachung (Plural) des Klassifikators (geläufig), des
Logogramms (geläufig), des zentralen Phonogramms (gelegentlich) oder der ganzen phonologischen Wort-
schreibung (nach dem Alten Reich unüblich). Beispiele:
41
§26 „G ENITIV “-A TTRIBUTE : „ DIREKTER G ENITIV “ UND „ INDIREKTER G ENITIV “
Singular
r-d-BEIN&FUß r-m-FISCH nṯr|GOTT
rd rm nṯr
Dual/Plural
r-d-(BEIN&FUß):2× r-m-w-(FISCH):3× (nṯr|GOTT):3×
rd.(wï) rm.w nṯr.(w)
‘(beide) Beine’ ‘Fische’ ‘Götter’
Singular
tꜢ|LAND-KULTIVIERTES LAND-(Sem.) sn-n-MANN r-n
tꜢ sn rn
Dual/Plural
(tꜢ|LAND):2×-(KULTIVIERTES LAND):2× (sn):3×-nw-w-(MANN):3× (r-n):3×
tꜢ.(wï) sn.w rn.(w)
‘die Beiden Länder’ ‘Brüder’ ‘Namen’
§25 Bestimmtheit
Im Alt- und Mittelägyptischen gibt es noch keine Artikel, weder „bestimmte“ (dtsch. ‘der, die, …’) noch
„unbestimmte“ (dtsch. ‘ein, eine, …’). Ein ägyptisches Substantiv kann daher prinzipiell bestimmt oder
unbestimmt übersetzt werden:
(1) Bezeichnungen
Sprachen haben unterschiedliche Verfahren ein Besitzverhältnis auszudrücken, z.B. ein konkretes Besitz-
verhältnis wie ‘das Haus des Nachbarn’ oder ein abstraktes wie ‘das Laufen des Motors’. Im Deutschen
kennen wir zwei Verfahren: die Bildung mit dem Fall/Kasus Genitiv, z.B. das Bein des Tisches, und die
Bildung als zusammengeschweißtes Kompositum, z.B. das Tischbein.
Das Ägyptische kennt ebenfalls zwei Verfahren, die traditionell als „direkter Genitiv“ und „indirek-
ter Genitiv“ bezeichnet werden. (Diese traditionellen Bezeichnungen sind in gewisser Weise irreführend,
42
§26 „G ENITIV “-A TTRIBUTE : „ DIREKTER G ENITIV “ UND „ INDIREKTER G ENITIV “
da die ägyptische Sprache eigentlich gar keine Fälle/Kasus besitzt. „Genitiv“ meint hier nur, dass die so
bezeichneten ägyptischen Konstruktionen dieselbe Funktion haben, wie ein Genitiv z.B. im Deutschen.)
Die erste Möglichkeit, die das Ägyptische hat, ein Besitzverhältnis anzuzeigen, ist die mit Hilfe des Ver-
bindungswortes F n(.ï) ‘von’.
Beispiel:
Es ist wichtig, zu beachten, dass eine gute, angemessene deutsche Übersetzung nicht mit ‘von’ gemacht
wird (‘der Name von der Göttin’), sondern mit quasi bedeutungsgleichem Genitiv (‘der Name der Göttin’)
oder mit Kompositum (‘der Göttinnenname’).
Da das Besessene und der Besitzer im Gegensatz zum unten unter (3) vorgestellten Verfahren nur
indirekt, mittels des Verbindungswortes n(.ï) ‘von’ verbunden sind, spricht man traditionell vom „indi-
rekten Genitiv“. Die Form des Verbindungswortes richtet sich nach Genus und Numerus des voraus-
gehenden Substantivs. Man sagt: Sie kongruiert mit dem vorausgehenden Substantiv. Es gibt drei For-
men:
Singular Plural
Maskulinum n(.ï) n.(ï)w
Femininum n.(ï)t
Anstelle von speziellen Dual-Formen (n.(ï)wï, n.(ï)tï) steht im klassischen Mittelägyptisch eine Plural-
Form.
Beispiele: Kongruenz(!)
In späteren Texten steht teils die unmarkierte Form F n(.ï) auch anstelle n.(ï)w von und n.(ï)t.
43
§27 U MSTELLUNG HONORUM CAUSA
Die zweite Möglichkeit, die das Ägyptische hat, ein Besitzverhältnis anzuzeigen, ist ein Kompositum,
vergleichbar dem dtsch. Tischbein. Die beiden Substantive werden einfach direkt hintereinander gesetzt. In
der Transkription werden beide durch einen Bindestrich verbunden. Allerdings ist die Reihenfolge im
Ägyptischen genau umgekehrt im Vergleich zum Deutschen: zuerst wird das „Besessene“ genannt, dann
der „Besitzer“.
Beispiel:
Anmerkung: Das erste Substantiv steht – in der Schrift nicht erkennbar – in einer Form, die etwas weniger
betont ausgesprochen wurde als normal: im sog. „status constructus“, alias „status nominalis“.
Ein Bedeutungsunterschied zwischen dem direkten Genitiv und dem indirekten Genitiv entspricht nicht
genau dem des deutschen Kompositum vs. Genitiv. Das bedeutet konkret, dass z.B. jr.t-nṯr genauso gut mit
‘das Gottesauge’ wie mit ‘das Auge des Gottes’ übersetzt werden kann. Und jr.t n.(ï)t nṯr kann ebenfalls
genauso gut mit ‘das Gottesauge’ wie mit ‘das Auge des Gottes’ übersetzt werden. Ein Bedeutungsunter-
schied zwischen dem „direkten Genitiv“ und dem „indirekten Genitiv“ im Ägyptischen ist noch nicht
befriedigend erforscht.
Da ägyptische Substantive sowohl bestimmt als auch unbestimmt übersetzt werden können, kön-
nen z.B. jr.t-nṯr und jr.t n.(ï)t nṯr wahlweise übersetzt werden als: ‘das Auge des Gottes’, ‘das Auge eines
Gottes’, ‘ein Auge des Gottes’, ‘ein Auge eines Gottes’ oder ‘das Gottesauge’, ‘ein Gottesauge’.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 4.13); Schenkel (52012: Kap. 5.2.3, 5.1.1.4); Werning (Genitive, im Druck);
Jansen-Winkeln (2000)
In ganz bestimmten Sonderfällen werden Wörter, die einen Gott oder König bezeichnen, „honorum causa“,
d.h. ‘aus Gründen der Ehrerbietung’, ausnahmsweise vor anderen Wörtern geschrieben, obwohl sie
in der gesprochenen Sprache erst dahinter kamen. Dies ist ein rein schriftliches Phänomen. In der Tran-
skription wird das vorgezogene Wort, ungeachtet der Schreibreihenfolge im Hieroglyphischen, aber an
der Stelle transkribiert, an der es in der gesprochenen Sprache gestanden hat.
Handelt es sich bei dem zweiten Substantiv einer „direkten Genitiv“-Verbindung um das Wort nṯr ‘Gott’
oder nzw ‘König’, so kann dieses in abgekürzter Form, d.h. als Ð nṯr bzw. ´ (n)zw, ausnahmsweise nicht
44
§27 U MSTELLUNG HONORUM CAUSA
hinter, sondern vor dem eigentlich ersten Substantiv geschrieben werden. Solche Sonderfälle sind in
der Regel im Wörterbuch eigens aufgeführt.
Wichtige Beispiele:
Theoretisch Geschriebene,
(„Korrigierende“)
erwartete umgestellte
Transkription
Schreibung Folge mit Abk.
Statt fast immer ḥm-nṯr ‘Gottesdiener, Priester’
Statt fast immer ḥw.t-nṯr ‘Gotteshaus, Tempel’
Statt fast immer zẖꜢ(.w)-(n)zw ‘Schreiber des Königs’
Statt fast immer zꜢ-(n)zw ‘Königssohn’
Statt fast immer ḥ(j)m.t-(n)zw ‘Königsgemahlin’
(2) In Königsnamen
In Thronnamen und Epitheta (Beiworten), die Götterbezeichnungen enthalten, werden diese – ungeachtet
der Position im gesprochenen Namen – gern an erster Stelle geschrieben.
Beispiele:
Theoretisch Geschriebene,
(„Korrigierende“)
erwartete umgestellte
Transkription
Folge Folge
Statt * immer mry RꜤ(w) Merire (‘Den Re liebt’)
Cheperkare (‘Das Ka des Re
Statt * immer ḫpr kꜢ-RꜤ(w)
hat sich verwirklicht’)
Statt * immer z(j) n(.ï) Wsr.t Sesostris (‘Mann der Mächtigen’)
Dass die Bestandteile des Namens häufig in anderer Reihenfolge gesprochen wurden, als immer geschrie-
ben, wissen wir aufgrund von Wiedergaben dieser Namen in anderen Sprachen, z.B. im Akkadischen oder
später im Griechischen.
45
§28 P ERSONALPRONOMINA I: „S UFFIXPRONOMINA “
(Normalfall);
1. Singular =j , , , … (auf Monumenten); ‘ich, mein, mir, mich’
; , (Sargtexte u.ä.)
2. Mask. =k
=ṯn
2. , ; , ‘ihr, euer, euch’
(bzw. =tn) (vgl. §17 (2))
3. =sn , ; , ‘sie, ihr, ihnen’
In =s und =sn kann statt † immer optional p geschrieben werden (vgl. §17 (1)). In =ṯ und =ṯn kann statt
¼ optional ° geschrieben werden; transkribiert wird aber häufig etymologisierend, d.h. nicht =t bzw. =tn,
sondern die etymologisch zu erwartende Form =ṯ bzw. =ṯn (vgl. §17 (2)).
Der Grammato-Klassifikator ôôô, ª (PLURAL) kann fehlen.
Zum Verweis auf dualische Referenten werden im Mittelägyptischen die Pluralformen verwendet.
46
§29 S UFFIXPRONOMINA AN S UBSTANTIVEN
Vertiefende Anmerkungen:
Die unpersönliche Form =tw bildet sich erst im Laufe der Sprachgeschichte heraus und ist im früheren
Mittelägyptischen noch unüblich.
Das Suffixpronomen der 1SG war sehr wahrscheinlich kein Konsonant, sondern der Vokal /ī/. Als Vokal
bleibt dieses Suffixpronomen im Altägyptischen auch regelmäßig ungeschrieben. Die Schreibung ë ist als
mater lectionis, d.h. als Behelfslesehinweis auf einen Vokal zu verstehen (Werning Matres lectionis, im
Druck). Die übrigen Schreibungen der 1P.Sg. versteht man am besten als Grammato-Klassifikator für
1. PERSON SINGULAR (! und ô) – sowohl für Männer als auch Frauen, Götter, Schlangen, … ! – bzw. als
spezifischer (semantischer) Klassifikator EHRWÜRDIGER (Y), KÖNIG (P), GOTT (O), u.a.m., jeweils an einem
nicht geschriebenen, vokalischen /ī/. Traditionell werden aber alle diese Schreibweisen als =j transkribiert.
(1) Suffixpronomina können sich hinten an Substantive anlehnen. Im Deutschen sind sie in diesem Fall mit
Besitz anzeigenden Personalpronomina (Possessivpronomina) zu übersetzen (‘mein, dein, …’):
ḥ(j)m.t=f Transkription
Gattin:F.SG=3SG.M Interlinearglossierung
‘seine Gattin’
(2) Nach Substantiven im Dual steht ein Dual-Grammato-Klassifikator (´, ôô) gelegentlich, anstatt hinter
dem Substantiv, erst hinter dem Suffixpronomen. Vergleiche z.B.:
Das Suffixpronomen sollte dann mit ï in geschweiften Klammern transkribiert werden, da es sich an der
vorgefundenen Stelle um eine (orthographisch akzeptable) Zuviel-Schreibung handelt (vgl. §17 (4)). Man
bemerke, dass hinter dem ‘seine’ im Beispiel ja nur eine einzelne Person steckt! Der Doppelstrich kann sich
also nicht etwa als Grammato-Klassifikator DUAL auf das Suffix selbst beziehen. Allenfalls könnte man ihn
als grammatischen Phrasen-Klassifikator identifizieren (vgl. §8 (3)).
47
§30 D EMONSTRATIVPRONOMINA I: H AUPTREIHEN
, ,
…n-Reihe (nah)
pn tn nn nn n(.ï)
‘dieser, dieser hier’
‘dieser (hier)’ ‘diese (hier)’ ‘dieses (hier)’ ‘diese (hier)’
…f-Reihe (fern)
pf tf nf nf n(.ï)
‘jener, dieser da’
‘jener’ ‘jene’ ‘jenes’ ‘jene’
…w-Reihe (neutral)
pw tw nw nw n(.ï)
‘dieser, jener’
‘dieser’ ‘diese’ ‘dieses’ ‘diese’
Hinweis: Bei der Übersetzung ist zu beachten, dass das dtsch. Demonstrativpronomen dieser in der Tat
auch ein neutrales Demonstrativpronomen ist. Erst die Hinzufügung von hier macht eindeutig die Nähe
klar. Nichtsdestotrotz lässt man das hier in einer deutschen Übersetzung meist weg.
Die Demonstrativpronomina, insbesondere, aber nicht aussschließlich diejenigen der w-Reihe, werden
auch in einer Weise verwendet, die im Deutschen angemessen mit einem normalen Personalpronomen in
einem Ausruf zu übersetzen ist,
Man spricht dann auch von einem „vokativischen“ Gebrauch (lat. vocare ‘rufen’).
(3) Konstruktionen
i) Die singularischen Demonstrativpronomina (d.h. pn/tn, pf/tf, pw/tw) werden nicht alleine verwen-
det, sondern stehen immer hinter einem Substantiv, das sie näher bestimmen. Ihre Form richtet sich
nach dem Genus und Numerus dieses Substantivs, d.h. es „kongruiert“ mit diesem. Beispiel:
48
§30 D EMONSTRATIVPRONOMINA I: H AUPTREIHEN
nṯr.t tn
Göttin:F.SG DEM.NAH:F.SG (Kongruenz: beide F.SG)
‘diese Göttin’
Vergleiche:
Kongruenz (!)
ii) Die mit n… beginnenden Demonstrativpronomina (d.h. nn, nf, nw) kommen in zwei verschiedenen
Verwendungsweisen vor, die völlig verschiedene Bedeutungen hervorrufen:
a) Meist stehen sie vor einem Substantiv, das sie näher bestimmen. Dabei tritt zwischen Demonstra-
tivpronomen und Substantiv noch das „genitivische“ n(.ï). Obwohl das Demonstrativpronomen und
n(.ï) beide selbst keine Plural-Formen sind, ist die Gesamtbedeutung der Konstruktion dann plura-
lisch. Das Substantiv steht daher in der Regel (aber nicht zwingender Weise) auch im Plural.
Im späteren Mittelägyptisch kann das dem Demonstrativum folgende Substantiv auch im Singular
stehen und/oder das n(.ï) kann ausgelassen sein, z.B.:
Es ist wichtig, die Konstruktion als Ganzes genommen zu übersetzen. Eine Übersetzung der Einzelteile
(z.B. von nn n(.ï) nṯr.(w) als **„dieses von Göttern“) führt nicht zur korrekten Bedeutung.
49
§31 D EMONSTRATIVPRONOMINA II: N EBENREIHEN
b) Vergleichsweise seltener stehen nn, nf oder nw ganz allein. Die Bedeutung ist dann die eines unbe-
stimmten/neutralen „kollektivischen“ Demonstrativpronomens.
Grammatisch handelt es sich dabei um ein Wort im Maskulinum Singular. Vgl. auch die unter a) be-
sprochene Verwendung, wo das n(.ï) immer in der Form M.SG erscheint.
Die singularischen Demonstrativpronomina stehen erwartbarer Weise direkt hinter dem Substantiv, das
sie näher bestimmen, d.h. auch noch vor ggf. vorhandenen „Indirekten Genitiv“-Attributen.
Eine „Direkte Genitiv“-Konstruktion kann hingegen niemals aufgebrochen werden. Die Demon-
strativpronomina stehen daher immer hinter der „Direkten Genitiv“-Verbindung, selbst wenn sie sich auf
das erste der beiden Substantive beziehen. Vergleiche:
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 5.8–10); Schenkel (52012: Kap. 5.1.3), Jenni (2009)
(1) Im Altägyptischen und im nachklassischen, d.h. nach dem Mittleren Reich verfassten, Mittelägyptischen
werden vereinzelt spezielle Plural-Formen der Demonstrativa benutzt. Sie beginnen alle mit jp…. Sie
werden, wie die Singular-Formen, dem Substantiv nachgestellt. Beispiel: nṯr.(w) jpn ‘diese Götter’, nṯr.(w)t
jptw ‘diese Göttinnen’.
50
§31 D EMONSTRATIVPRONOMINA II: N EBENREIHEN
Mask.Pl. Fem.Pl.
(jp…) (jpt…)
…n-Reihe (nah)
‘diese (hier)’ jpn jptn
…f-Reihe (fern)
‘jene, diese da’ jpf jptf
…w-Reihe (neutral)
‘diese, jene’ jpw jptw
(3) In bestimmten dokumentarischen mittelägyptischen Texten des Mittleren Reiches und in mittelägypti-
schen Texten aus der Zweiten Zwischenzeit gibt es neben den oben genannten Reihen noch einige Reihen
von Demonstrativpronomina, die charakteristischerweise einen Konsonanten Ꜣ enthalten. Dieses sind ins-
besondere:
,
…Ꜣ-Reihe (nah)
pꜢ tꜢ nꜢ nꜢ n(.ï)
‘dieser (hier)’
‘dieser (hier)’ ‘diese (hier)’ ‘dieses’ ‘diese (hier)’
…Ꜣy-Reihe (possessiv)
+ Suffixpronomen: pꜢy=… tꜢy=… ― nꜢy=…
‘mein, dein, …’ ‘mein, dein, …’ ‘meine, deine, …’ ‘meine, deine, …’
Anders als bei den anderen Reihen werden die Demonstrativa mit …Ꜣ alle(!) vorangestellt, z.B.:
Die Demonstrativpronomina kongruieren auch hier mit dem Substantiv das sie näher bestimmen.
Kongruenz
Auch hier kann in der pluralischen Konstruktion das Substantiv im Singular erscheinen und/oder das n(.ï)
wegfallen. Die Bedeutung bleibt aber pluralisch. Beispiele:
51
§32 V ERBEN : DIE H AUPT -V ERBWURZELKLASSEN
Die Nutzung von Possessivpronomina mit der Ꜣy-Reihe steht sprachgeschichtlich in Konkurrenz zur direk-
ten Anhängung von Suffixpronomina an Substantive. Vergleiche:
Klassisch Nicht-klassisch
Das Verb ist eine von vier Haupt-Wortarten. Verben benennen typischerweise Handlungen und Gescheh-
nisse. Ägyptische Verben lassen sich anhand der Anzahl und der Art der Konsonanten in verschiedene
Wurzelklassen einteilen. Wichtig sind dabei die folgenden beiden Kriterien:
i) Sind die hintersten Konsonanten „schwache“ Konsonanten, d.h. j oder w?
ii) Sind die hinteren beiden Konsonanten identisch?
52
§33 D IE H AUPTTEMPORA : „I MPERFEKTIV “ SḎM (= F ), „A NTERIOR “ SḎM . N (= F ) UND „S UBJUNKTIV “ SḎM (= F )
Bei Verben ultimae infirmae erscheint der „schwache“, auslautende Halbvokal nur in wenigen, bestimmten
Formen auch in der Schrift. Zu allermeist ist er nicht geschrieben.
Auch im Ägyptischen gibt es verschiedene Zeitformen des Verbs, lat. Tempora. Diese richten sich teils
nach der Wurzelklasse. Daher ist es jeweils wichtig, ein Verb anhand der im Wörterbuch verzeichneten
Standard-Transkription, einer Wurzelklasse zuordnen zu können.
Literaturhinweise (zu diesen und weiteren Wurzelklassen): Allen (22010: Kap. 13); Schenkel (52012: Kap. 7.1.1)
Die drei Haupttempora des klassischen Mittelägyptisch sind der „Imperfektiv“, der „Anterior“ und der
„Subjunktiv“. Das Subjekt steht im Mittelägyptischen (anders als im Deutschen) immer hinter der Verb-
form, z.B. sḏm nṯr ‘der Gott höre’. Handelt es sich beim Subjekt um ein Personalpronomen, so klebt dieses
in Form eines Suffixpronomens (§28) direkt hinten am Verb, z.B. sḏm=f ‘er höre’. Daher spricht man bei
diesen Verbformen auch von der „Suffixkonjugation“.
(1) Bedeutung
i) Der Imperfektiv ähnelt in erster Näherung dem deutschen Präsens, z.B. sḏm=j ‘(und) ich höre’.
ii) Der Anterior ähnelt zwar sprachgeschichtlich in verschiedener Hinsicht dem deutschen Perfekt. Er
kann aber im Deutschen genauso gut mit Perfekt wie mit Präteritum übersetzt werden, z.B. sḏm.n=j
‘(und) ich habe gehört; (und) ich hörte’.
iii) Der Subjunktiv ist eine modal markierte Form. Sie beschreibt Handlungen, deren Realisierung von
bestimmten Umständen abhängt. Der Subjunktiv lässt sich je nach Textzusammenhang (Kontext) in einer
der folgenden Weisen übersetzen: z.B. sḏm=j ‘ich möge hören, ich soll hören, ich will hören’. Im Mittel-
ägyptischen übernimmt der Subjunktiv darüber hinaus die Funktion des Futurs: ‘ich werde hören’.
(2) Formen
i) Der geschriebene Stamm des Imperfektivs entspricht der im Wörterbuch zitierten Verbwurzel-Form.
Ein schwacher Endkonsonant (j) erscheint nicht in der Schrift.
ii) Der geschriebene Stamm des Subjunktivs entspricht nur teilweise der im Wörterbuch zitierten Verb-
wurzel-Form. Ein schwacher Endkonsonant (j) erscheint in der Schrift meist nicht, fallweise wird aber
53
§33 D IE H AUPTTEMPORA : „I MPERFEKTIV “ SḎM (= F ), „A NTERIOR “ SḎM . N (= F ) UND „S UBJUNKTIV “ SḎM (= F )
ein y (ëë) geschrieben; z.B. Wörterbuchform jr(j), Subjunktiv jr oder jry. Bei denjenigen dreikonsonantigen
Verben, bei denen der letzte und der vorletzte Wurzelkonsonant gleich ist, d.h. bei Verben secundae
geminatae, erscheint dieser Wurzelkonsonant in der Schrift aber nur einmal geschrieben, z.B. Wörter-
buchform Ꜣmm, Subjunktiv Ꜣm.
iii) Der Anterior hat eine stammerweiternde Endung (Suffix) F n, die in der Transkription mit einem
Punkt vom Stamm getrennt wird; z.B. Wörterbuchform sḏm, Anterior sḏm.n. Bei Verben, die mit einem
Klassifikator geschrieben werden, erscheint das n in der Regel hinter dem Klassifikator. Der geschrie-
bene Stamm des Anteriors vor dem n entspricht in den meisten Fällen der im Wörterbuch zitierten Form.
Ein halbvokalischer Endkonsonant erscheint niemals in der Schrift. Bei Verben secundae geminatae er-
scheint dieser Wurzelkonsonant in der Schrift in der Regel nur einmal geschrieben.
Beispiele:
Imperfektiv sḏm(=f)
oder
sḏm Ꜣmm jr(j) ḏ(j) (ohne r!) jw(j) oder jj(j)
‘hört’ ‘packt’ ‘macht’ ‘gibt’ ‘kommt’
Subjunktiv sḏm(=f)
oder
sḏm Ꜣm jr(j) oder jry ḏ(j) (ohne r!) jwt (mit extra t!)
‘möge/wird hören’ ‘möge/wird packen’ ‘möge/wird machen’ ‘möge/wird geben’ ‘möge/wird kommen’
Anterior sḏm.n(=f)
oder oder
sḏm.n mꜢ.n jr(j).n ḏ(j).n oder rḏ(j).n jj(j).n oder jw(j).n
‘hat gehört, hörte’ ‘hat gepackt, packte’ ‘hat gemacht, machte’ ‘hat gegeben, gab’ ‘ist gekommen, kam’
(3) Unregelmäßigkeiten
a) Die Subjunktive von jn(j) ‘bringen’ und jw(j)/jj(j) ‘kommen’ lauten nicht jn(y) bzw. jw(y)/jj(y), son-
dern jnt bzw. jwt, mit einem zusätzlichen t.
b) Als Subjunktiv von mꜢꜢ ‘sehen’ erscheint neben dem zu erwartenden mꜢ auch eine Variante in der
Schreibung mꜢn (Transkription ohne Punkt!) ‘möge/wird sehen’, die nur äußerlich dem Anterior
mꜢ.n (Transkription mit Punkt) ‘hat gesehen, sah’ gleicht.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 18.1–3, 19.1–2, 20.1–2); Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.1.1, 7.3.1.1.3, 7.3.1.1.9);
Schenkel (2000), Schenkel (2009), vgl. auch: Schenkel (2002)
54
§34 D ER VERBALE H AUPTSATZ MIT I MPERFEKTIV , A NTERIOR UND S UBJUNKTIV
(1) Das Subjekt (‘wer oder was?’), das direkte Objekt (‘wen oder was?’) und das indirekte Objekt (‘wem?’),
d.h. die sog. Aktanten, folgen alle dem Verb. Anders als im Deutschen gibt es keine Kongruenz
zwischen dem Subjekt und den Verbalformen. (Die traditionelle Bezeichnung „Suffixkonjugation“ ist also
irreführend.) Im Ägyptischen gibt es keine Fälle („Kasus“) wie Nominativ, Akkusativ und Dativ. Subjekte
und Objekte werden auf andere Weise unterschieden (dazu unten mehr).
(2) Das indirekte Objekt (‘wem?’) wird im Ägyptischen indirekt mit der Präposition F n ‘für’ ange-
schlossen. Im Deutschen ist die Kombination von n und direktem Objekt meist einfach als Dativ-Objekt zu
übersetzen, z.B. n nṯr ‘dem Gott’ (eher als ‘für den Gott’).
Achtung: Es besteht potentiell Verwechselungsgefahr zwischen der indirektes Objekt-Präposition F
n ‘für’, dem F n(.ï) ‘von’ vom Indirekten Genitiv (§26) und der Anterior-Endung F -.n (§33).
(3) Der Imperfektiv und der Anterior können im Hauptsatz nicht direkt an erster Satzposition
stehen! Häufig wird die Erstposition durch eine Satz-Partikel ausgefüllt, insbesondere durch:
a) jw (bleibt unübersetzt);
b) ꜤḥꜤ.n ‘dann, darauf’;
c) , jsṯ ‘derweil, dabei’;
d) m=k (M.SG) ‘Siehe, …’, m=ṯ (F.SG) ‘Siehe, …’, m=ṯn (PL) ‘Siehe, …’ (Die Partikel
provoziert die Aufmerksamkeit der/des Zuhörerenden. Die Form beinhaltet selbst ein quasi eigenes
Suffixpronomen, das mit Genus und Numerus des Angeredeten kongruiert. ‘Siehe’ bzw. ‘Seht, …’ ist
als Behelfsübersetzung zu verstehen).
Ganz im Gegensatz dazu steht der Subjunktiv in den meisten Fällen direkt am Satzanfang. Alternativ
kann eine der folgenden Satz-Partikeln davor stehen:
a) ḥꜢ (desiderativ/Wunsch äußernd:) ‘möge doch, würde doch, könnte doch, dass doch’,
b) ḥwï – wie ḥꜢ,
c) jḫ (konsekutiv/folgernd, modal:) ‘so/dann soll, so/dann will, so/dann möge’.
d) selten: kꜢ (konsekutiv/folgernd, futurisch:) ‘so/dann wird, so/dann will, so/dann kann’.
e) selten: m=k (M.SG), m=ṯ (F.SG), m=ṯn (PL) ‘Siehe, …’ bzw. ‘Seht, …’.
Hinter jw, ꜤḥꜤ.n und jsṯ steht hingegen nie der Subjunktiv!
55
§34 D ER VERBALE H AUPTSATZ MIT I MPERFEKTIV , A NTERIOR UND S UBJUNKTIV
Hauptsatz
Kern:
jw rḏ(j).n
(Satz- (Suffixkonjuga-
partikel) tionsform)
Satelliten: jt(j) tʾ n
(Subjekt) (direktes (indir.Obj.-
Objekt) Präposition)
mʾw.t
(indirektes
Objekt)
Beispiele:
[Partikel] [Verbform] [Subjekt dir.Obj. indir.Obj.]
jw sḏm mʾw.t jt(j) ‘Die Mutter hört den Vater’
jw sḏm jt(j) mʾw.t ‘Der Vater hört die Mutter’
sḏm jt(j) mʾw.t ‘Der Vater soll die Mutter hören’
jw sḏm.n jt(j) mʾw.t ‘Der Vater hat die Mutter gehört’
m=k sḏm jt(j) mʾw.t ‘Siehe, der Vater hört die Mutter’
ꜤḥꜤ.n sḏm.n jt(j) mʾw.t ‘Dann hörte der Vater die Mutter’
ḥꜢ sḏm jt(j) mʾw.t ‘Möge der Vater doch die Mutter hören’
jw ḏ(j) jt(j) tʾ n mʾw.t ‘Der Vater gibt der Mutter das Brot’
ꜤḥꜤ.n rḏ(j).n jt(j) tʾ n mʾw.t ‘Dann gab der Vater der Mutter das Brot’
jsṯ rḏ(j).n jt(j) tʾ n mʾw.t ‘Derweil gab der Vater der Mutter das Brot’
(4) Handelt es sich beim Subjekt oder beim indirekten Objekt um Personalpronomina (z.B. ‘ich’ bzw.
‘mir’), so stehen hier die Suffixpronomina:
Substantiv Personalpronomen
Subjekt: jt(j) ‘der Vater ’ → =f ‘er’ (Suffixpronomen)
Indirektes Objekt: n jt(j) ‘dem Vater ’ → n=f ‘ihm’ (Präposition n + Suffixpronomen)
Beispiele:
Handelt es sich beim direktem Objekt um ein Personalpronomen (z.B. ‘mich’), so steht hier ein anderer Typ
von Personalpronomen, der erst später besprochen wird (§36). Bezüglich der Reihenfolge der Aktanten
gelten ferner spezielle Stellungsregeln, die ebenfalls später angesprochen werden (§37).
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 18.4,7,9, 19.3,5–6, 20.3,7); Schenkel (52012: Kap. 7.3.6, 8.2.1, 8.3.1–3)
56
§35 D ER I MPERFEKTIV -H AUPTSATZ MIT S–V–S'–O
(1) Noch häufiger als die oben in §34 genannte Struktur hat der Imperfektiv-Hauptsatz folgende Grund-
struktur, in der das Subjekt dem Verb quasi in duplizierter Form vorangestellt ist:
‘Der Vater gibt der Mutter das Brot; Der Vater pflegt der Mutter das Brot zu reichen.’
Hauptsatz
Verbalsatz
Kern:
jw ḏ(j)
(Satz- (Suffixkonjuga-
partikel) tionsform)
jt(j) Satelliten =f tʾ n
(Subjekt- (ind.O.-
(Subjekt) (dir.Obj.)
Pron.) Präpos.)
mʾw.t
(indir.
Objekt)
[Suffix-
[Par- [Sub- [Imper-
pronomen [Objekt(e)]
tikel] jekt] fektiv]
(kongruent)]
jw jt(j) sḏm=f mʾw.t ‘Der Vater hört die Mutter.’
jw mʾw.t sḏm=s jt(j) ‘Die Mutter hört den Vater.’
jw=s sḏm=s jt(j) ‘Sie hört den Vater.’
Man bemerke, dass das Subjekt hier quasi zweimal steht: einmal vor dem Verb und einmal in Form eines
kongruierenden Suffixpronomens hinter dem Verb.
Ursprünglich hatte diese Konstruktion möglicherweise topikalisierenden Charakter: ‘Der Vater, er hört die
Mutter’. Diese topikalisierende Bedeutung hat die Konstruktion mit Imperfektiv im Mittelägyptischen aber
sicher nicht mehr. Im analogen Falle des Anteriors ist hingegen möglicherweise eine topikalisierende Be-
deutung anzusetzen: jw jt(j) sḏm.n=f mʾw.t ‘Der Vater, er hörte die Mutter’.
57
§36 P ERSONALPRONOMINA II: „E NKLITISCHE P ERSONALPRONOMINA “
(2) Da im Falle von Imperfektiv-Hauptsätzen mit vorangestelltem Subjekt die Bedingung erfüllt ist, dass
die Verbalform nicht an erster Satzposition steht, kann die Partikel vor nominalem Subjekt wegfallen. Ist
das Subjekt jedoch pronominal, bedarf das Pronomen eines Stützelements. Hier muss also schon deshalb
immer eine Partikel stehen.
Vergleiche:
(3) Folgende Formen des Imperfektiv-Hauptsatzes sind also belegt. Ein Unterschied ist kaum klar zu
greifen.
jw sḏm jt(j) mʾw.t ‘Der Vater hört die Mutter.’
jw jt(j) sḏm=f mʾw.t ‘Der Vater hört die Mutter.’
jt(j) sḏm=f mʾw.t ‘Der Vater hört die Mutter.’
jw sḏm=f mʾw.t ‘Er hört die Mutter.’
jw=f sḏm=f mʾw.t ‘Er hört die Mutter.’
Nicht aber Imperfektiv in:
sḏm jt(j) mʾw.t **‘Der Vater hört die Mutter.’
Sondern: ‘Der Vater soll/wird die Mutter hören.’ (Subjunktiv!)
sḏm=f mʾw.t **‘Er hört die Mutter.’
Sondern: ‘Er soll/wird die Mutter hören.’ (Subjunktiv!)
Übung 7: Haupttempora
(1) Formen
Eine zweite Reihe von Personalpronomina bilden die sog. „Enklitischen Personalpronomina“. Auch
diese Pronomina lehnen sich in aller Regel an ein anderes Wort an (– daher „enklitisch“ von altgriech.
ἐνκλίνειν [= enklínein] für ‘(sich) neigen’). Traditionell wird diese Form der Anhänglichkeit in der ägypto-
logischen Transkription aber nicht markiert.
58
§36 P ERSONALPRONOMINA II: „E NKLITISCHE P ERSONALPRONOMINA “
Auch die enklitischen Personalpronomina flektieren nach Person, Numerus und Genus:
, (Sargtexte u.ä.)
ṯw
2. Mask. , , (vgl. §17,2)
(bzw. tw)
‘du, dich’
ṯn
Fem. , (vgl. §17,2)
(bzw. tn)
ṯn
2. , (vgl. §17,2), in best. Texten: , ‘ihr, euch’
(bzw. tn)
3. sn , , in best. Texten: , ‘sie’
Die Pluralformen der enklitischen Personalpronomina sehen geschrieben genau so aus wie die entspre-
chenden Suffixpronomina. Der Grammato-Klassifikator ôôô (PLURAL) fehlt in bestimmten Texttypen gele-
gentlich.
*) In der seltenen Schreibung »ë in der 1P.Sg. ist das ë wohl als Hinweis (mater lectionis) auf einen unbe-
kannten vokalischen Auslaut nach dem » /w/ zu verstehen (wohl */a/ oder */u/, dazu Werning Matres
lectionis, im Druck: Tab. 1). Als Vokal bleibt dieser im Altägyptischen auch in der Regel ungeschrieben: »
w. In den übrigen Schreibungen der 1P.Sg. versteht man ! und ô am besten als Grammato-Klassifikator
für 1. PERSON SINGULAR – sowohl für Männer als auch Frauen, Götter, Schlangen, u.a.m. und Y, P, O und
Vergleichbare als spezifische Klassifikatoren für EHRWÜRDIGER (Y), KÖNIG (P), GOTT (O), usw. (vgl.
Werning 2011, I: §§6, 68). Traditionell werden aber alle diese Schreibweisen als „wj“ transkribiert. Einige
Forschende transkribieren neuerdings einfach „w“ (F. Kammerzell). Quasi als Kompromiss zwischen
Tradition und der neuen Analyse der Schreibungen wollen wir „w(j)“ transkribieren.
59
§36 P ERSONALPRONOMINA II: „E NKLITISCHE P ERSONALPRONOMINA “
Die folgende Tabelle stellt die Suffixpronomina (§28) und die Enklitischen Personalpronomina einander
gegenüber:
=j , , , …; , , , …; w(j)
; , ,
2. Mask. =k , , ṯw (bzw. tw)
3. Mask. =f sw
Unpersönlich =tw ,
1. Plural =n n
(2) Verwendung
i) als direktes Objekt im Verbalsatz (z.B. sḏm=k w(j) ‘Du sollst mich anhören.’),
ii) als Subjekt nach bestimmten Satz-Partikeln (z.B. m=k w(j) sḏm=j ‘Siehe, ich höre.’ (s.u.),
iii) als Subjekt im Adjektivalsatz (z.B. ꜤꜢ ṯw ‘Du bist groß.’ – dazu §57.)
Die Enklitischen Suffixpronomina sind also je nach Konstruktion, in der sie auftauchen, im Deutschen als
direktes Objekt (Akkusativ: „mich, dich, …“) oder als Subjekt (Nominativ: „ich, du, …“) zu übersetzen.
Im Satzmuster [Partikel] [Subjekt] [Prädikat], z.B. im Verbalsatz mit vorangestelltem Subjekt (§35), richtet
sich die Formreihe des Subjektspronomens allein nach der Art der Partikel. Nach bestimmten Partikeln,
wie jw ‘(unübersetzt)’, ꜤḥꜤ.n ‘dann’ und kꜢ ‘so, dann (wird/soll/…)’, steht ein direkt fol-
gendes Personalpronomen als Suffixpronomen, z.B. jw=s …, ꜤḥꜤ.n=j …. Nach den meisten anderen
60
§37 I DENTIFIKATION UND R EIHENFOLGE VON A KTANTEN NACH V ERBEN
hingegen, wie z.B. nach m=k/m=ṯ/m=ṯn ‘siehe, seht’ und jsṯ ‘derweil, dabei’, steht ein direkt
folgendes Personalpronomen als Enklitisches Personalpronomen: z.B. m=k sï …, jsṯ ṯw ….
Vergleiche:
[Par- [Subjekts- [Imper- [Suffix-
[Objekt(e)]
tikel] pronomen] fektiv] pronomen]
jw=j sḏm=j jt(j)=n ‘Ich höre unseren Vater.’
m=ṯn w(j) sḏm=j jt(j)=n ‘Seht, ich höre unseren Vater.’
(1) Gebrauch
(2) Reihenfolge
Im Deutschen variiert die Standardreihenfolge von direktem und indirektem Objekt, je nachdem ob „volle“
Substantive oder Personalpronomina vorliegen. Vergleiche:
Ein vergleichbares Phänomen gibt es im Älteren Ägyptisch. Hier variiert die Reihenfolge von Subjekt,
direktem Objekt und indirektem Objekt hinter dem Verb (§34), je nachdem wie „anlehnungsbedürftig“ und
wie „schwer“ sie jeweils sind. Die leichtesten und anlehnungsbedürftigsten Elemente stehen dabei
zuerst. Die Gewichtsklassen sind dabei idealisiert, d.h. unabhängig von der wirklichen, konkreten Laut-
anzahl der einzelnen Aktanten. Es gilt:
Nur wenn zwei Aktanten der gleichen Gewichtsklasse angehören – konkret: wenn Subjekt und Objekt
beide „richtige“ Substantive sind – greift die sekundäre Folgeregel:
„Subjekt vor direktem Objekt“.
61
§38 S ONDERFALL SḎM . N (= J )- W ( J ): A NTERIOR MIT S UBJEKT UND O BJEKT DER 1 SG
Vergleiche:
Abweichend von dem oben in §34 dargestellten Fall mit ausschließlich nominalen Aktanten steht also pro-
nominales direktes Objekt nicht hinter, sondern vor nominalem Subjekt; und pronominales indi-
rektes Objekt nicht hinter, sondern vor direktem Objekt und/oder nominalem Subjekt.
(3) Als eine praktische Konsequenz für die/den Lesende/n ergibt sich, dass ein auf das Verb folgendes
n + Suffixpronomen entweder die n-Endung des Anterior plus pronominales Subjekt sein kann, oder
aber die „Dativ“-Präposition n + Suffixpronomen. Fast immer ist die Sache aber klar, wenn man den
ganzen Satz und den Kontext genau betrachtet.
Vergleiche:
In Fall a) kann n=s nicht indirektes Objekt sein, da n jt(j) hinten schon indirektes Objekt ist. In Fall b) kann
n= nicht Anterior-Suffix sein, da bei einer angenommenen Lesung **jw jn(j).n=s sw jt(j) mit =s, sw und
jt(j) dann drei Aktanten da wären, ohne dass einer von ihnen das indirekte Objekt wäre; dann hätten wir
mit drei Aktanten zu viele Elemente für nur zwei grammatische Stellen ohne n (Subjekt und direktes
Objekt).
§38 Sonderfall sḏm.n(=j)-w(j): Anterior mit Subjekt und Objekt der 1SG
Sind Subjekt und direktes Objekt beim Anterior beide Personalpronomina der 1SG (z.B. *sḏm.n=j w(j) ‘…
ich habe mich gehört’), so wird das zu erwartende Subjektspronomen =j vor dem enklitischen Personal-
pronomen w(j) in der Regel nicht geschrieben. Es wird aber in Klammern mit transkribiert.
62
§39 D ER S UBJUNKTIV ALS O BJEKT -G LIEDSATZ NACH RḎ ( J ) ‘ GEBEN , VERANLASSEN ’
Beispiel:
(vgl. Allen 2010: 246; Schiffbrüchiger 156)
ꜤḥꜤ.n rḏ(j).n (=j) w(j) ḥr ḫt qꜢ
dann geben:ANT =1SG 1SG auf Holz:M.SG hoch:M.SG
‘Dann platzierte ich mich auf einem hohen Baum.’
Bestimmte Verben nehmen gerne anstelle eines Substantivs einen ganzen Satz als Objekt zu sich.
Vergleiche:
Ich sage die Wahrheit. Objekt: Substantiv.
Ich sage, dass das stimmt. Objekt: Gliedsatz, markiert mit „dass“.
Ich sage: „Es stimmt“. Objekt: Wörtliche Rede, markiert mit Anführungszeichen.
So kann das ägyptische Verb rḏ(j) ‘geben’ als Objekt-Gliedsatz eine Verbalform im Subjunktiv zu sich
nehmen. Die Bedeutung ist in diesem Fall dann ‘veranlassen, (dass etwas geschieht)’. Vergleiche die fol-
genden Sätze:
63
§40 „P ERFEKTIV “ SḎM (= F ) UND „P OSTERIOR “ SḎM . W (= F )
Hauptsatz
Kern:
ꜤḥꜤ.n rḏ(j).n
(Satz- (Suffixkonjuga-
partikel) tionsform)
Kern des Gliedsatzes:
Satelliten des ḥm=f mdw(y)
Hauptsatzes: (Subjekt) (Objekt:
Subjunktiv)
Faustregel:
Wenn eine Verbalform nach rḏ(j) steht, dann ist diese fast immer eine Suffixkonjugationsform im
Subjunktiv. Nicht negiertes rḏ(j) vor sḏm(=f) bedeutet dann ‘veranlassen, (dass etwas geschieht)’,
negiertes rḏ(j) vor sḏm(=f) dagegen meist ‘nicht zulassen, (dass etwas geschieht)’.
(1) Bedeutung
Der Perfektiv sḏm(=f) ähnelt in erster Näherung dem deutschen Präteritum: z.B. jr(j)=s ‘sie mach-
te’.
Der Posterior sḏm.w(=f) ähnelt in erster Näherung dem deutschen Futur: z.B. jr(j).w=s ‘sie wird
machen’.
(2) Formen
Perfektiv sḏm(=f)
oder
sḏm Ꜣm jr(j) rḏ(j) jj(j) oder jw(j)
‘hörte, hat gehört’ ‘packte, hat gepackt’ ‘machte, hat gemacht’ ‘gab, hat gegeben’ ‘kam, ist gekommen’
64
§40 „P ERFEKTIV “ SḎM (= F ) UND „P OSTERIOR “ SḎM . W (= F )
Posterior sḏm.w(=f)
, oder
sḏm(.w) Ꜣmm(.w) jr(j).w, jr(j).y= rḏ(j.w) jw(j.w)
oder jr(j.w)
‘wird hören’ ‘wird packen’ ‘wird machen’ ‘wird geben’ ‘wird kommen’.
oder
Subjunktiv sḏm(=f)
oder
Anterior sḏm.n(=f)
oder oder .
Der Stamm-Schreibungen des Posteriors sḏm.w(=f) und des Perfektivs sḏm(=f) entspricht bei starken
Verben der im Wörterbuch zitierten Verbwurzel-Form (z.B. ḏd, sḏm). Dasselbe gilt für die anderen Wur-
zelklassen, mit folgenden Ausnahmen:
a) Bei Verben secundae geminatae erscheint der Zwillingswurzelkonsonant beim Perfektiv sḏm(=f)
wie beim Subjunktiv sḏm(=f) und Anterior sḏm.n(=f) in der Schrift nur einmal geschrieben (mꜢ).
b) Bei Verben ultimae infirmae erscheint beim Posterior sḏm.w(=f) eine Endung .w alternativ als
y (ëë) (jr(j).w bzw. jr(j).y).
Hinweis: Außer bei Verben ultimae infirmae wird die Posterior-Endung .w in aller Regel nicht geschrieben.
Insbesondere aus didaktischen Gründen wollen wir die nicht geschriebene Endung aber in Klammern auch
bei anderen Wurzelklassen mit transkribieren, z.B. sḏm(.w)=s ‘sie wird hören’.
a) Das r von rḏ(j) ‘geben veranlassen’ erscheint beim Posterior und Perfektiv ( rḏ(j)), beim
Imperfektiv und Subjunktiv aber regelmäßig nicht ( ḏ(j)).
b) Der Posterior von jw(j)/jj(j) ‘kommen’ erscheint nur mit dem Stamm jw(j) (nicht mit
jj(j)).
c) Die Subjunktive von jn(j) ‘bringen’ und jw(j)/jj(j) ‘kommen’ lauten jnt bzw. jwt mit
einem zusätzlichen t.
d) Als Subjunktiv von mꜢꜢ ‘sehen’ erscheint neben dem zu erwartenden mꜢ auch eine Variante
in der Schreibung mꜢn (Transkription ohne Punkt!) ‘möge/wird sehen’, die nur äußerlich
dem Anterior mꜢ.n (Transkription mit Punkt) ‘hat gesehen, sah’ gleicht.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 20.1–2, 21.1–2,4); Schenkel (52012: Abb. 6 [S. 210], Kap. 7.3.1.1.5, 7.3.1.1.7);
Schenkel (2000)
65
§42 P ERFEKTIV VS . A NTERIOR UND DTSCH . HÖRTE VS . HAT GEHÖRT
(1) Anders als der Imperfektiv sḏm(=f) und der Anterior sḏm.n(=f) können der Posterior sḏm.w(=f) und
der Perfektiv sḏm(=f) wie der Subjunktiv sḏm(=f) im Hauptsatz direkt an erster Satzposition stehen.
rḏ(j.w) ḥm tʾ n nb.t
geben:POST Diener:M.SG Brot:M.SG für Herrin:F.SG
‘Der Diener wird der Herrin das Brot geben’
(2) Optional können bestimmte Partikeln vor Posterior bzw. Perfektiv stehen:
Vor dem Posterior stehen optional dieselben Partikeln wie vor dem Subjunktiv (§34), d.h. ḥꜢ oder
ḥwï ‘möge/würde/könnte doch, dass doch’, jḫ ‘so/dann soll/will/möge’, insbesondere aber auch
kꜢ (konsekutiv/folgernd) ‘so/dann wird, so/dann will, so/dann kann’. Der Posterior steht jedoch, wie
der Subjunktiv, nie mit der Partikel jw!
Vor dem Perfektiv stehen optional dieselben Partikeln wie vor dem Anterior (§34), d.h. insbesondere
ꜤḥꜤ.n ‘dann, darauf’ oder jsṯ ‘derweil’ und jw (unübersetzt).
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 20.4,16, 21.6–7); Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.1.5, 7.3.1.1.7)
§42 Perfektiv vs. Anterior und dtsch. hörte vs. hat gehört
(1) Das Mittelägyptische kennt zwei Verbalformen für die Vergangenheit: Perfektiv sḏm(=f) und Anterior
sḏm.n(=f). Auch das Deutsche kennt zwei Vergangenheitsformen Präteritum er hörte vs. Perfekt er hat
gehört. Die Regeln, wann welche Form benutzt wird, sind aber nicht dieselben. Im Deutschen wird Präteri-
tum sie hörte in erzählender Schriftsprache benutzt, während in gesprochener Sprache Perfekt sie hat gehört
üblicher ist. Im Mittelägyptischen wird fast immer der Anterior sḏm.n(=f) benutzt. Der Perfektiv sḏm(=f)
findet sich nur in negierten Sätzen häufig (§46), sowie ausnahmsweise in gewählter Sprache, z.B. am
Anfang von Erzählungen.
Es ergeben sich zwei praktische Konsequenzen:
a) Ein (nicht negiertes) sḏm(=f) bestimmt man nur dann als Perfektiv, wenn alle andere Möglich-
keiten vom Sinn her ausscheiden.
b) Anterior und Perfektiv, beispielsweise ḏ(j).n und rḏ(j), kann man beide entweder mit ‘gab’ oder
mit ‘hat gegeben’ übersetzen, je nachdem wie es sich in der deutschen Übersetzung „rich-
tiger“ anhört.
66
§44 W EGE ZUR B ESTIMMUNG VON V ERBALFORMEN
(2) Eine Ausnahme von der Regel, dass Perfektiv sḏm(=f) seltener benutzt wurde als der Anterior
sḏm.n(=f), bildet das Verb wnn ‘sein, präsent sein’. Hier wird umgekehrt für eine Vergangenheitsaussage
regelmäßig der Perfektiv wn und nie der Anterior wn.n genutzt. (Ein vergleichbares Phänomen lässt
sich auch in bestimmten hochdeutschen Dialekten beobachten: Gegen die Regel bei anderen Verben ist
dort beim Verb ‘sein’ auch in gesprochener Sprache „er war“ üblicher als „er ist gewesen“.)
Der Posterior sḏm.w(=f) ‘er wird hören’ kommt in mittelägyptischen Texten des Mittleren Reiches nur
noch vergleichsweise selten vor. Nur in Sargtexten trifft man sie häufiger an. Offensichtlich sind nämlich
zwei andere Ausdrucksweisen für zukünftige Handlungen im Mittleren Reich beliebter gewesen: (i) der
Subjunktiv sḏm(=f) ‘er möge/soll hören’, der im Mittelägyptischen auch für futurisches ‘er wird
hören’ (vielleicht mit schwacher Konnotation des Wollens o.ä.) gebraucht wird, und (ii) der sprachge-
schichtlich jüngere Periphrastische Posterior (dazu später §93). In spät- bzw. neo-mittelägyptischen Texten
des Neuen Reiches findet man Formen des Posterior mit solchen des Subjunktivs vermischt.
Als praktische Konsequenz ergibt sich: Ein offensichtlich in die Zukunft weisendes sḏm(=f) be-
stimmt man in der Regel als Subjunktiv sḏm(=f) und nur dann als Posterior sḏm.w(=f), wenn die alternative
Identifikation als Subjunktiv aus morphologischen Gründen ausscheidet, z.B.:
c) wenn wirklich eine w-Endung geschrieben ist, z.B. jr(j).w,
d) wenn beide Konsonanten bei Verben II.gem. geschrieben sind, z.B. mꜢꜢ(.w),
e) wenn die Form von rḏ(j) als , d.h. mit r geschrieben ist,
f) wenn die Form von jw(j)/jy(j) als ohne t geschrieben ist ( wäre Subjunktiv),
g) wenn die Form von jn(j) als ohne t geschrieben ist ( wäre Subjunktiv).
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 21.4); Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.1.5). Zum (Neo-)Mittelägyptischen des NR:
Werning (2011, I: 93, 165 mit Fn. 206), Werning (2013: §14)
In vielen Fällen ist die Zeitform (d.h. das grammatische Tempus) der Verbalform nicht an der Schreibung
erkennbar, weil die relevanten Vokaländerungen nicht in der Schrift erscheinen. Wir müssen daher die
Zeitform über Umwege ermitteln. Zu diesen Umwegen gehören: die Art der benutzen Partikel, die Satz-
konstruktion und – immer wichtig – der inhaltliche Kontext. (In den folgenden Tabellen bedeutet ein
langer „―“: kommt nie vor, ein kürzerer „–“: kommt in aller Regel nicht vor, Angaben in „( )“ bedeuten:
kommt selten vor, „(( ))“: kommt sehr selten vor).
67
§44 W EGE ZUR B ESTIMMUNG VON V ERBALFORMEN
(1) Mit das wichtigste Indiz für die Bestimmung der Verbalform ist die Satzkonstruktion:
–; (erst ((doppeltes
[Partikel Subjekt Verb Aktanten] –
nach MR doppeltes Subjekt))
―
doppeltes ((doppeltes Subjekt
[Subjekt Verb Aktanten] Subjekt) ―
Subjekt))
(2) Genauso wichtig für die Bestimmung der Verbalform ist die ggf. vorhandene Partikel:
m=k/… Siehe/Seht, … ( ) ( ) ( ) ( )
jw (unübersetzt) ( ) ― ―
jsṯ Derweil ( ) ( ) – –
ꜤḥꜤ.n Dann ( ) – – –
ḥꜢ ( ) ( )
Möge/Würde/… doch – –
ḥwï ( ) ( )
jḫ So/dann soll/will/… – – – ( )
kꜢ So/dann wird/will/… – – – ( )
(3) Die Schreibung der Verbalform hilft nur vergleichsweise selten bei der Identifikation (vgl. §33 und
§40):
68
§45 A NTERIOR IM PERFORMATIVEN G EBRAUCH : DER S ONDERFALL Ḏ ( J ). N (= J ) N = K …
a) Einen Perfektiv oder Posterior setzt man nur an, wenn alle anderen Analysen problematisch sind.
b) Steht das Subjekt vor dem Verb (und ein kongruierendes Pronomen hinter dem Verb) ⇒ Imperfektiv
(‘sie hört’).
c) Steht das Verb direkt am Satzanfang ⇒ wahrscheinlich Subjunktiv (‘sie soll/will/wird hören’).
d) Steht die Partikel jw ⇒ wahrscheinlich Imperfektiv (oder, wenn mit n-Endung, Anterior).
e) Steht eine der Partikeln ḥꜢ, ḥwï, jḫ ⇒ wahrscheinlich Subjunktiv (‘sie soll/will/wird hören’).
Literaturhinweise: –
…
ḏ(j).n (=j) n=k Ꜥnḫ ḏd wꜢs nb
ø geben:ANT (=1SG) für=2SG.M Leben:M.SG Dauer:M.SG Heil:M.SG jeglicher:M.SG
(wörtliche Übersetzung: ‘Ich habe dir alles Leben, Dauer und Heil gegeben.’)
(angemessene deutsche Übertragung:) ‘Hiermit gebe ich dir alles Leben, Dauer und Heil.’
69
§46 N EGIERTE V ERBALSÄTZE
(2) Solche wörtlichen Reden werden auf Monumenten zudem gern mit folgender Formel eingeleitet (zum
Infinitiv später, §92):
Redender, z.B.
(es folgt die wörtliche Rede)
ḏ(d)-md(w.w) jn Jmn(.w)-RꜤ(w)
sagen:INF–Worte:M.PL seitens Amun:M.SG-Re:M.SG
(wörtlich: ‘Sagen von Worten seitens Amun-Re: …’)
(angemessene deutsche Übertragung etwa:) ‘Wörtlich gesprochen von Amun-Re: …’
Die Zeichenkombination wird in anderen Kontexten quasi wie ein Anführungszeichen verwen-
det.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 18.7, 14.9); Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.1.1); Werning (2008: 277)
Es gibt zwei verschiedene Negationsmorpheme zur Negation von Verbalsätzen, die im Mittleren Reich
systematisch verschieden geschrieben und benutzt werden:
Transkrip-
Schreibung Negation von
tion
Perfektiv n(j) sḏm=f ‘er hörte nicht, er hat nicht gehört’
;
Anterior n(j) sḏm.n=f (besondere Bedeutung; dazu (3) unten)
n(j) (in
hierat. Imperfektiv **n(j) sḏm=f (nicht sicher belegt)
Texten) Posterior n(j) sḏm(.w)=f ‘er wird nicht hören’
Anmerkung: In altägyptischen Texten ist die Schreibung der zwei Negationen noch anders geregelt; und
im nach-klassischen Mittelägyptisch des Neuen Reiches geht der Gebrauch der zwei Negationen fallweise
durcheinander (Werning 2011, I: §101, Werning 2013: §14).
70
§46 N EGIERTE V ERBALSÄTZE
(2) Konstruktionen
Die Negation steht immer direkt vor der Verbalform. In aller Regel steht davor keine (weitere) Satz-
partikel.
Beispiel:
[Negation] [Verbalform] [Aktanten: Subjekt und ggf. Objekte]
Negierter Verbalsatz
Kern:
n(j) rḏ(j)
(Nega- (Suffixkonjuga-
tion) tionsform)
Satelliten: jt(j) tʾ n
(Subjekt) (direktes („Dativ“-
Objekt) Präposition)
mʾw.t
(indirektes
Objekt)
Entgegen der Erwartung hat der negierte Anterior n(j) sḏm.n(=f) keine Vergangenheitsbedeutung!
Die Bedeutung von n(j) sḏm.n=f ist vielmehr ‘Er hört generell nicht’, ‘Er kann nicht hören’, oder einfach
‘Er hört nicht’. Hier wird negiert, dass der ganze Vorgang überhaupt abläuft, d.h. er läuft generell nicht
ab (und wird auch nicht ablaufen).
Zusatzerläuterung:
(Dieser Abschnitt kann ggf. zunächst übergangen werden.)
Es gibt noch einige wenige andere Sprachen, in denen eine Verbalform, die sich nicht-negiert auf die Ver-
gangenheit bezieht, im negierten Fall keinen Vergangenheitsbezug mehr hat: Beja (Kuschitisch, Afroasia-
tisch) und Tunica (isoliert; U.S.A.). Der Effekt erklärt sich folgendermaßen: Die in Frage stehende Verbal-
form ist im Kern eigentlich keine Vergangenheitsform im eigentlichen Sinne. Sie markiert nicht die Zeit-
lage („Tempus“ i.e.S.) der Aussage, sondern sie markiert den sog. „Aspekt“, genauer „Phasen-Aspekt“,
einer Aussage als „perfektiv“. „Perfektiv“ bedeutet, dass sich die Aussage betont auf die Handlung als
Ganzes bezieht, von Anfang bis – ausdrücklich auch – Ende. Die wichtigsten Phasen-Aspekte sind:
71
§46 N EGIERTE V ERBALSÄTZE
Schematisch Übersetzungsbeispiele
Aspekt Prozessphase < >: Prozess (im Deutschen muss man
[ ]: betrachtete Phase den Sachverhalt umschreiben)
begann zu machen
inchoativ Anfangsphase [<~]~~~~> beginnt zu machen
wird beginnen zu machen
machte gerade; Engl. was doing
progressiv Verlaufsphase <~[~~]~> macht gerade; Engl. is doing
wird gerade machen; Engl. will be doing
machte, hat gemacht; Engl. did
vollständiger
perfektiv [<~~~~~~>] macht generell/üblicherweise; Engl. does
Prozess
wird machen
(vervollständigte)
kompletiv Abschlussphase <~~~~[~>] (vervollständigt)
(wird vervollständigen)
hatte gemacht; Engl. had done
resultativ Postphase <~~~~~~>[_____] hat (jetzt) gemacht; Engl. has done
wird gemacht haben; Engl. will have done
Im nicht-negierten Fall ist eine perfektive Verbalform kognitiv schlecht mit der aktuellen Gegenwart ver-
einbar (sog. „Bounded Event Constraint“). Denn wenn eine Handlung gerade noch abläuft, ist dessen Ende
gerade nicht im Fokus der Aufmerksamkeit. Daher wird man hier keine perfektive Verbalform nutzen, die
ja gerade explizit auch das Ende mit in den Blick nimmt. Umkehrt kann man aber bei vergangenen Hand-
lungen ganz natürlich etwas über den Gesamtprozess von Anfang bis Ende(!) aussagen. Eine perfektive
Verbalform wird daher üblicherweise für Aussagen über die Vergangenheit genutzt (in einigen Sprachen
daneben auch für die Zukunft). Wenn jedoch ausgesagt werden soll, dass eine Handlung in Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft niemals stattfindet, stattgefunden hat bzw. stattfinden wird (‘er hört generell
nicht, er hört nie, er kann nicht hören’), kann man sich sehr wohl explizit auf die gesamte Handlung bezie-
hen wollen. Die Kernbedeutung des Anterior sḏm.n(=f) kann man sich behelfsweise in etwa wie folgt vor-
stellen:
jw jr(j).n=f (PTKL) machen-VON-ANFANG-BIS-ENDE er → ‘er machte, er hat gemacht’
n(j) jr(j).n=f NICHT machen-VON-ANFANG-BIS-ENDE er → ‘er macht (generell) nicht’
Bei der zweiten perfektiv-anterioren Verbalform des Ägyptischen, dem „Perfektiv“ genannten sḏm(=f), ist
dieser Gebrauch allerdings so gut wie nie genauso zu beobachten. Vielmehr verhält sich diese Form wie,
vom Deutschen her gedacht, zu erwarten.
Warum wird in dieser Einführung also die eine perfektive Form „Anterior“ (sḏm.n(=f)), die andere „Per-
fektiv“ (sḏm(=f)) genannt? Nach einer Hypothese rekonstruiert man für das Ägyptische noch vor dem
Altägyptischen neben dem „Imperfektiv“ sḏm(=f) als perfektiver Gegenspieler zunächst noch nicht das
sḏm.n(=f), sondern nur das sḏm(=f). Dieses wird dann sinnvollerweise als „Perfektiv“ bezeichnet. Das
perfektiv-anteriore sḏm.n(=f) hätte sich dann aus der Verschmelzung einer anderen Verbalform, dem Re-
sultativ (§70), und der Präposition n herausgebildet (Werning 2008: §8). Formen, die eine ähnliche Herkunft
72
§46 N EGIERTE V ERBALSÄTZE
haben, werden oft als „Perfekt“, von sprachtypologischen ForscherInnen aber auch als „Anterior“ bezeich-
net (Werning 2008: §3). Ich habe vorgeschlagen, diesem Sprachgebrauch zu folgen.
(4) Gebrauch
Das Gebrauchsmuster der Suffixkonjugationsformen nach Negation unterscheidet sich etwas von Muster
im nicht-negierten Fall. Hauptsächlich liegt das a) an dem besonderen Gebrauch des negierten Anterior
n(j) sḏm.n(=f) für generelle, tempuslose Aussagen und b) an dem Umstand, dass Aussagen über die
gerade ablaufende Gegenwart fast nie in ägyptischen Texten belegt sind (über das, was vor aller Augen
gerade jetzt abläuft, hat man wenig Anlass zu schreiben).
Aus indoeuropäischer Perspektive sah es damals zunächst so aus, als würden „das“ sḏm(=f) und das
sḏm.n(=f) nach der Negation n(j) einfach nur die Funktionen tauschen:
Dieser oberflächliche Über-Kreuz-Befund verbindet sich klassischerweise mit dem Namen des Forschers
Battiscombe Gunn. Der Befund wird daher traditionell als „Gunn’schen Regel“ bezeichnet.
Wie oben erläutert, sind bei dieser scheinbaren Überkreuzung aber (i) zwei verschiedene sḏm(=f)s
beteiligt (Imperfektiv nach jw bzw. Perfektiv nach n(j)); und (ii) die scheinbar gleiche „präsentische“ Bedeu-
tung von jw sḏm(=f) und n(j) sḏm.n(=f) stellt sich als nicht ganz so parallel heraus, wenn man generelles
Präsens und progressives Präsens präzise auseinander hält.
73
§47 P RÄPOSITIONEN
Literaturhinweise: Werning (2008: passim, insb. §§6.2, 8); Allen (22010: siehe Kap. 26.29,1–2, insb. auch Kap. 18.14,
19.11,1, 20.5, 20.15, 21.5); Schenkel (52012: Kap. 7.3.5 mit Abb. 7);
§47 Präpositionen
Präpositionen sind unveränderliche Wörter, die ‘vor’ (lateinisch prae) Substantive ‘gesetzt’ (lat. positum)
werden und die grundlegende Verhältnisse wiedergeben, wie beispielsweise
Bedeutungsbereich Deutsch
spatial (räumlich) in, an, auf, über, unter, vor, hinter, neben, bei, …
temporal (zeitlich) vor, nach, bei, …
kausal (Grund) wegen, aufgrund, …
final (Zweck) zwecks, um … zu, …
komparativ (vergleichend) wie, so wie
konkomitativ (begleitend) mit
instrumental (Hilfsmittel) mit, mittels
Wie z.B. dtsch. mit – vgl. mit dem Messer [instrumental] vs. mit einem Freund [begleitend] – sind einige
ägyptische Präpositionen hochgradig „polysem“ (altgriechisch poly ‘viel’, dtsch. Semantik ‘Bedeutungs-
lehre’).
Kausal Anteil
Präposition Spatial Temporal Andere Bedeutung
/final Präp.
in (Situation/Zustand);
,( ) m (jm) in; von (… her) während mit(tels); (fungierend) als; 32,2 %
aus (Material); von (Gruppe)
n zu (einer Person) wegen (Kasus) DATIV; für; gehörend 21,5 %
an; zwecks, bezüglich; gegen;
,( ) r (jr) zu (… hin); weg von
bis zu
um … zu in Vergleich zu
14,4 %
74
§47 P RÄPOSITIONEN
Kausal Anteil
Präposition Spatial Temporal Andere Bedeutung
/final Präp.
von (jmdm.), vor (jmdm.),
m-Ꜥ(w) im Besitz/unter Kontrolle von
1,0 %
Insbesondere die häufigsten vier Präpositionen sollte man sich gut einprägen. (Die Prozentangaben bezie-
hen sich auf die Belegfrequenz innerhalb der Gruppe der Präpositionen im Thesaurus Linguae Aegyptiae,
Stand 2011.)
(2) Konstruktionen
Eine Präposition kann vor (Voll-)Substantiven und vor Personalpronomina stehen. Man spricht vom
„status nominalis“ bzw. „status pronominalis“. Steht eine Präposition vor einem Personalpronomen,
so steht regelmäßig ein Pronomen aus der Reihe der Suffixpronomina, z.B.:
Ausnahme: Die Präpositionen mj ‘wie’ kommt nicht vor Personalpronomina vor (F. Kammerzell). Statt-
dessen steht im status pronominalis mj-qd= ‘nach Art von, (so) wie’ oder mjt.ï= ‘(gleich) wie’.
Einige der Präpositionen werden im status pronominalis häufig (aber nicht immer) in einer volleren
Form geschrieben als im status nominalis.
75
§47 P RÄPOSITIONEN
Beispiele:
Bemerkung: Dies hängt wohl damit zusammen, dass die Präpositionen vor Substantiven in irgendeiner
Weise weniger akzentuiert ausgesprochen wurden als vor Suffixpronomina (so bei m vs. jm und r vs. jr),
bzw. damit, dass der Auslautkonsonant vor Suffixpronomina markanter und stabiler war als vor Substan-
tiven (so bei ḥr und dp). Im Altägyptischen erscheint die vollere Schreibung nicht nur im status pronomi-
nalis, sondern auch im status nominalis.
(a) ḥr kann sowohl ‘auf’ als auch ‘über’ bedeuten, ḥr-dp (trad. ḥr-tp) sowohl ‘(oben) auf’ als auch
‘über’.
Anmerkung: In den meisten Sprachen wird zwischen einem UNTER-MIT-KONTAKT zwischen beiden beteilig-
ten Objekten und einem UNTER-OHNE-KONTAKT nicht unterschieden; vgl. dtsch. die Katze unter dem Tisch
– Papier unter dem Bücherstapel. Nicht wenige Sprachen machen auch keinen Unterschied zwischen
Kontakt vs. Nicht-Kontakt im analogen Fall von ÜBER-MIT-KONTAKT ‘auf’ vs. ÜBER-OHNE-KONTAKT ‘über’.
Das Ägyptische gehört zu diesen Sprachen (Werning 2014a: §6.3).
(b) Für eine Kopfbedeckung/einen Kopfschmuck ‘auf/um’ einem Kopf/Scheitel wird paradoxer Weise oft
die Präposition m ‘in’ anstelle von ḥr ‘auf’ benutzt: m dp (trad. m tp) ‘auf dem Kopf’, m wp.t ‘auf
dem Scheitel’.
Erläuterung: Bestimmte räumliche Konstellationen, bei denen häufig Körperteile involviert sind, werden
vereinzelt in verschiedenen Sprachen quasi paradox versprachlicht. So kann man für ‘Schuhe an seinen
Füßen haben’ im wallonischen Französisch avoir des chaussures dans ses pieds sagen – wörtl. ‘Schuhe in(!)
seinen Füßen haben’. Im Italienischen kann man für ‘Der Hut ist auf dem Kopf’ sagen Il cappello è in testa
– wörtl. ‘Der Hut ist in(!) Kopf.’ Kognitiv ist das Verhältnis hier aber jeweils genau umgekehrt: Die Füße(!)
sind im Schuh(!) und der Kopf(!) ist im Hut(!) (Werning 2014a: §6.6: „Paradoxical figure–ground reversal“).
Im Ägyptischen gibt es dasselbe Phänomen wie im Italienischen.
(c) Die Präposition / dp (trad. tp) ‘(oben) auf; zuvorderst’ kann ganz allein schon ‘auf dem Kopf
von’ bedeuten: dp=f ‘auf seinem Kopf’.
Anmerkung. Hier wird seine etymologische Verbindung mit dem Substantiv dp ‘Kopf’ besonders deut-
lich (Werning 2014a: §§6.4–6.5).
76
§49 A DVERBIALPHRASEN ALS P RÄDIKAT : DER „A DVERBIALSATZ “
(d) Eine weitere, idiomatische Besonderheit des Ägyptischen ist die Kollokation dp rʾ (trad. tp rʾ;
wörtl. ‘(oben) auf dem Mund’ oder vielleicht eher ‘zuvorderst des Mundes’, Werning 2014a: 238). dp
rʾ entspricht im Deutschen ‘im(!) Mund’ bzw. in bestimmten Kontexten ‘aus dem Mund’.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 8.1–4); Schenkel (52012: Kap. 5.1.6); Werning (2012), Werning (2014a)
§48 Adverbien
Adverbien (im engeren Sinne) sind unveränderliche Wörter, die einen Umstand beschreiben, wie z.B.:
Bedeutungsbereich Deutsch
lokal (örtlich) hier, dort, darin, daran, darauf, darüber, davor, dahinter, …
temporal (zeitlich) vorher, nachher, …
kausal / final (Grund, Zweck) deshalb, darum, …
komparativ (vergleichend) so
u.a.m.
Adverb Deutsch
ꜤꜢ ‘hier’
‘da, dort’
jm
‘darin, daher, damit, …’ (vgl. die Bedeutungen der Präp. m)
jr.ï ‘diesbezüglich, davon, daran’ (vgl. die Bedeutungen der Präp. r)
wr.t ‘sehr’
(1) Im Deutschen kann ein Adverb wie hier oder eine Kombination von Präposition und Substantiv wie auf
dem Meer ein Satzprädikat sein. Allerdings ist dazu immer zusätzlich eine Form von ‘sein’ (z.B. ist, war,
wird … sein) als „Hilfsverb“ nötig, z.B. Das Geld ist hier (Adverb) oder Das Schiff war auf dem Meer (Prä-
position + Substantiv). Dieses Hilfsverb zeigt im Deutschen auch die Zeitlage („Tempus“ i.e.S.) des Satzes
an. Anders als im Deutschen, ist im Ägyptischen – wie in sehr vielen Sprachen der Welt – in solchen Sätzen
das Hilfsverb ‘sein’ (wnn) nicht unbedingt nötig. Subjekt und Adverb bzw. Subjekt und Präposition +
Substantiv können einfach direkt hintereinander gestellt werden. Die Zeitlage der Aussage ergibt sich
dann allein aus dem Kontext. Je nach Kontext ist in der deutschen Übersetzung also ein ‘ist’, ‘war’ oder
– eher selten – ‘wird sein’, ‘möge sein’ zu ergänzen, z.B.:
77
§49 A DVERBIALPHRASEN ALS P RÄDIKAT : DER „A DVERBIALSATZ “
Subjekt Prädikat
sn.t=j jm
Schwester:F.SG=1SG dort(ADV)
‘Meine Schwester ist dort.’
‘Meine Schwester war dort.’
…
Subjekt Prädikat
sn.t=j m pr(w)
Schwester:F.SG=1SG in Haus:M.SG
‘Meine Schwester ist im Haus.’
‘Meine Schwester war im Haus.’
…
Vor Subjekt + Prädikat kann optional noch eine Satzpartikel stehen (z.B. jw (unübersetzt),
m=k ‘Siehe …’, jsṯ ‘dabei’, ḥꜢ ‘wäre doch’) oder die Negation nn ‘nicht’. Ist das Subjekt ein
Personalpronomen, so muss sogar eine Partikel davor stehen und je nach Typ der davor stehenden Partikel
steht dann ein Suffixpronomen (jw=f …) oder ein Enklitisches Personalpronomen (m=k sw …, jsṯ sw …,
ḥꜢ sw …). Die Negation nn gehört zu den grammatischen Wörtern, denen wenn dann ein Enklitisches
Personalpronomen folgt (nn sw …).
Beispiele:
Partikel Subjekt Prädikat Partikel Subjekt Prädikat
jw sn.t=j jm jw=s jm
PTKL Schwester:F.SG=1SG dort(ADV) PTKL=3SG.F dort(ADV)
‘Meine Schwester ist dort.’ ‘Sie ist dort.’
‘Meine Schwester war dort.’ ‘Sie war dort.’
…
Partikel Subjekt Prädikat Partikel Subjekt Prädikat
78
§49 A DVERBIALPHRASEN ALS P RÄDIKAT : DER „A DVERBIALSATZ “
(2) Wenn keine Satzpartikel zum Einsatz kommt, ist nur aus dem Kontext heraus entscheidbar, ob ein Satz
vorliegt (z.B. ‘Fische waren im Fluss’) oder bloß ein erweitertes Substantiv (z.B. ‘Fische im Fluss sind
ein gutes Zeichen’).
rm.w m jtrw
Fisch:M.PL in Fluss:M.SG
‘… Fische im Fluss …’ (kein ganzer Satz)
‘Fische sind im Fluss.’
‘Fische waren im Fluss.’
…
Die Frage entscheidet sich – wie auch in all den anderen Sprachen die auf das Hilfsverb ‘sein’ verzichten
können – in einem konkreten Kontext aber zumeist zwanglos.
Syntaktisch, d.h. dem Satzaufbau nach, verhalten sich im Deutschen wie im Ägyptischen Adverbien wie
hier oder Kombinationen von Präposition und Substantiv wie auf dem Meer ganz gleich; sie stehen in
„paradigmatischem Austausch“ (vgl. auch §68). Vergleiche:
Daher spricht man beide, Adverbien und Kombinationen aus Präposition und Substantiv, sprachwissen-
schaftlich mit einer übergeordneten Bezeichnung an – und zwar als „Adverbialphrasen“ (Abkürzung:
„AdvP“). Adverbialphrasen haben auch eine semantische Gemeinsamkeit: Sie beschreiben Umstände,
unter denen etwas passiert oder in denen sich jemand oder etwas befindet. Dies sind insbesondere:
79
§50 S EMANTISCH BESONDERE A DVERBIALSÄTZE
ii) Situation, in der sich jmd./etwas befindet: Das Segelschiff im Hafen wird gerade gelöscht.
iii) Situation, in der sich jmd./etwas befindet als Prädikat: Das Segelschiff war im Hafen.
Eine der Bedeutungen der Präposition m ist die, eine Rolle oder Funktion zu beschreiben (z.B. ‘Er han-
delte als Gott.’, ‘Als Gott konnte er das tun.’). Im Adverbialsatz ist diese Funktion am besten einfach mit
dem Verb ‘sein’ und ohne Präposition zu übersetzen.
jw sn=j m zẖꜢ(w)
PTKL Bruder:M.SG=1SG als Schreiber:M.SG
(Wörtlich: ‘Mein Bruder fungiert/fungierte/… als Schreiber.’)
‘Mein Bruder ist/war/… ein Schreiber.’
Eine der Bedeutungen der Präposition r ist es, ein Ziel zu markieren. Wenn das Ziel eine Rollen- oder
Berufsbezeichnung ist, ist der Satz am besten einfach mit futurischem ‘sein werden’ und ohne Präposi-
tion zu übersetzen.
80
§50 S EMANTISCH BESONDERE A DVERBIALSÄTZE
Die Präposition n markiert im Verbalsatz das indirekte/„dativische“ Objekt (z.B. n sn=j ‘meinem Bruder’)
oder den Nutznießer einer Handlung (n sn=j ‘für meinen Bruder’). Im Adverbialsatz kann n den Besitzer
markieren. Im Deutschen lässt sich das Verhältnis besser mit ‘gehören (zu)’ + DATIV übersetzen.
jw pr(w) pn n sn=j
PTKL Haus:M.SG DEM.NAH:M.SG DAT Bruder:M.SG=1SG
(Wörtlich: ‘Dieses Haus ist/war/… meinem Bruder.’)
‘Dieses Haus gehört/gehörte/… meinem Bruder.’
In der deutschen Übersetzung ist es fallweise angebracht, sich von der ägyptischen Satzkonstruktion noch
weiter zu entfernen und ‘haben’ zu übersetzen. Man bemerke, dass dann im Deutschen das ägyptische
Subjekt zum deutschen Objekt und das ägyptische Objekt zum deutschen Subjekt wird.
jw pr(w) n sn=j
PTKL Haus:M.SG DAT Bruder:M.SG=1SG
‘Meinem Bruder gehört/gehörte/… ein Haus.’
‘Mein Bruder hat/hatte/… ein Haus.’
Entgegen den normalen Satzstellungsregeln im Adverbialsatz steht ein n + pronominalem Besitzer aus-
nahmsweise fast immer nicht hinter dem Subjekt, sondern zwischen Partikel und Subjekt. Hier ist wieder
die Aktanten-Gewichtshierarchie (§37) am Werk; und hier muss dann auch unbedingt eine Partikel
stehen.
jw n=f pr(w)
PTKL DAT=3SG.M Haus:M.SG
‘Ihm gehört/gehörte/… ein Haus.’
‘Er hat/hatte/… ein Haus.’
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 10.6–8); Schenkel (52012: Kap. 6.4.0, 6.4.3, 6.4.2.2)
81
§51 A DVERBIALSATZ UND V ERBALSATZ IN K ONKURRENZ
Wenn es der Kontext erforderlich erscheinen lässt, konnte man im Ägyptischen die Zeitlage oder die
modale Färbung (z.B. des Wunsches o.ä.) einer Umstandsbeschreibung explizit ausdrücken, indem man
anstelle eines Adverbialsatzes einen Verbalsatz mit Perfektiv, Posterior oder Subjunktiv nutzte. Vergleiche
folgende Sätze:
bꜢ=k m p.t
Ba:M.SG=2SG.M in Himmel:F.SG
‘Dein Ba ist/war im Himmel.’
‘Dein Ba wird/soll/möge im Himmel sein.’
Oder einfach nur ‘… dein Ba im Himmel …’.
jw bꜢ=k m p.t
PTKL Ba:M.SG=2SG.M in Himmel:F.SG
‘Dein Ba ist/war im Himmel.’
Hinweis: Ohne Partikel lässt der einfache Adverbialsatz viele Übersetzungen zu. Mit der Partikel jw sind
hingegen nur Übersetzungen mit Präsens oder Präteritum wahrscheinlich.
jw wn bꜢ=k m p.t
PTKL sein:PFV Ba:M.SG=2SG.M in Himmel:F.SG
‘Dein Ba war im Himmel.’ (explizit: perfektiv)
wn bꜢ=k m p.t
sein:SBJV Ba:M.SG=2SG.M in Himmel:F.SG
‘Dein Ba soll/möge im Himmel sein.’ (explizit: Subjunktiv)
82
§52 E XISTENZSÄTZE
Ein Verbalsatz mit wnn ‘sein’ im Anterior (wn.n ‘ist gewesen’) oder Imperfektiv (wnn ‘ist’) ist hingegen
so gut wie gar nicht belegt. Für Vergangenheitsaussgen wurde regelmäßig der Perfektiv wn anstelle
von Anterior wn.n genutzt. Anstelle eines regelmäßigen Verbalsatzes mit Imperfektiv wnn wurden
einige gesonderte Satzmuster mit unregelmäßigen Formen wn und wn.t genutzt (siehe unten §52).
Literaturhinweise: –
§52 Existenzsätze
Sätze, die die Existenz oder Nicht-Existenz von etwas ausdrücken (‘Es gibt/gab/… …’ bzw. ‘Es gibt/gab/…
… nicht.’), zeigen im Ägyptischen teils besondere Muster, die sich nicht leicht vom übrigen Prädikations-
system heraus verstehen lassen. Überraschend sind insbesondere die möglichen präsentischen Über-
setzungen der Formen wn und n(j) wnt. Die folgende Tabelle gibt typische Konstruktionen
an:
Beispiel:
(Allen 2010: 281)
jw wn ḥfꜢw ḥr wp.t-ḏw pf
PTKL sein:PFV(?) Schlange:M.SG auf Scheitel:F.SG=Berg:M.SG DEM.FERN:M.SG
‘Es gibt eine Schlage auf dem Gipfel jenes Berges.’
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 19.13, 20.16, 21.7); Schenkel (52012: Kap. 4.5.2-3, 6.2.2)
83
§54 A DJEKTIVE
Auch ohne Präposition können bestimmte Substantive als adverbiale Ergänzung fungieren. Das betrifft
insbesondere Zeit-Substantive (und gelegentlich Orts-Substantive). Das Phänomen ist auch im Deutschen
bekannt. So kann im Deutschen das Substantiv Sonntag nicht nur als Substantiv, sondern auch als Adverb
fungieren, vgl. ‘Der Sonntag ist der letzte Tag der Woche’ (Substantiv) vs. ‘Wir treffen uns also Sonntag’
(adverbial). Ägyptische Substantive, die auch adverbial gebraucht werden können, sind z.B.:
Substantivisch Adverbial
ḏ.t ‘(permanente/statische) Ewigkeit’ ‘ewiglich’
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 8.14); Schenkel (52012: Kap. 4.2, Anm. 2)
§54 Adjektive
Adjektive sind Wörter, die eine Qualität oder Eigenschaft beschreiben und die sich typischerweise an
Substantive anlehnen (lat. ad ‘dran’, iecere ‘schmeißen’), wie z.B. in ein alter Mann, die große Göttin. Wich-
tige ägyptische Adjektive sind:
84
§54 A DJEKTIVE
Zu beachten ist aber, dass Adjektive im Alt- und Mittelägyptischen auch als Verben benutzt werden
können, wobei dann in der Regel der Prozess des Erlangens der Eigenschaft gemeint ist (vgl. dtsch.
alt vs. altern). Vergleiche:
Adj. nfr ‘vollkommen’ – Verb nfr ‘vollkommen werden(/sein), sich vervollkommnen’,
Diskussion
Viele ForscherInnen haben angenommen bzw. nehmen an, dass sich Adjektive im Mittelägyptischen mor-
phologisch nicht vom Neutralen Partizip Aktiv (§95) unterscheiden. Nur anhand der Bedeutung lässt sich
die Frage, ob ein Partizip oder ein Adjektiv vorliegt, nicht immer entscheiden; vgl. dtsch. lebendige Sonne
(mit Adjektiv) vs. lebende Sonne (mit Partizip), die beide etwa dasselbe meinen. Der Ansatz einer eigenen
Wortart „Adjektiv“ war folglich im Ägyptischen für fast alle Wörter, wissenschaftlich gesehen, überflüssig
(„Ockhams Rasiermesser“). In ägyptischen Wörterbüchern sind daher bei Adjektiven als Bedeutung
teilweise nicht adjektivische, sondern nur verbale Bedeutungen angegeben: z.B. wꜤb ‘rein sein, rein werden;
reinigen’, aber nicht einfaches ‘rein’. Der scheinbare Gebrauch als Adjektiv ‘rein’ wurde dann als Gebrauch
als Partizip erklärt: jḫ.t wꜤb.t, wörtl. ‘die rein seiende Sache’, bedeutungsgleich mit und übersetzt als ‘die
reine Sache’.
Da sich eine Eigenschaft bezeichnende Lexeme, d.h. semantische Adjektive, aber mindestens pragma-
tisch, d.h. im Gebrauch, von eindeutigen Partizipien unterscheiden, setzen mittlerweile einige ForscherIn-
nen einige der betreffenden Wörter wieder als „Adjektive“ an (Peust 2008: 59–60, Werning 2011, I: §50).
(2) Morphologie
Adjektive können nach Numerus (Zahl) und Genus (Geschlecht) flektieren. Die Endungen sind dieselben
wie die, die bei einfachen Substantiven vorkommen (§24).
*) Das w im Fem. Pl. (w)t wird nie geschrieben! Die Transkription mit (w) ist also reine Konven-
tion. Siehe dazu ggf. die Bemerkungen zur Substantiv-Morphologie in §24. Ob bzw. wann es im
Klassischen Mittelägyptisch gesprochen-sprachlich extra Feminin-Plural-Formen bei Adjektiven
gab, ist noch genauer zu erforschen.
Die lautlichen Endungsschreibungen stehen in der Regel vor dem Adjektiv-Klassifikator. Beim Dual stehen
sie alternativ dahinter. Der Grammato-Klassifikator ôôô (PLURAL) steht immer als letztes. Beispiele:
85
§55 A DJEKTIVE ALS A TTRIBUT
(3) Gebrauch
Wie im Deutschen können Adjektive im Alt- und Mittelägyptischen wie folgt genutzt werden:
a) attributiv (§55), wie in dtsch. die große Göttin,
b) substantiviert (§56), wie in dtsch. die Große,
c) prädikativ (§57), wie in dtsch. Die Göttin ist groß.
oder
d) im „Bahuvrīhi“-Kompositum (§60), vergleichbar dem dtsch. großherzige/r.
Anders als im Deutschen können sie aber nicht adverbial (i.e.S.), d.h. eine Handlung erläuternd, genutzt
werden, wie in dtsch. Die Maschine läuft gut. In dieser Funktion erscheint im Ägyptischen eine besondere
Form, der sog. „Resultativ“ (dazu unten §70).
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 6.1); Schenkel (52012: Kap. 5.1.1.1–3); Peust (2008); Werning (2011, I: §50)
Als Attribut, das ein Substantiv näher bestimmt, steht das Adjektiv hinter dem Substantiv, auf das es
sich bezieht, und es kongruiert in der Regel mit dem Beziehungsnomen in Genus und Numerus.
Substantiv Adjektiv-Attribut (kongruierend)
In der Tat erscheinen aber häufig auch Formen, die scheinbar nicht kongruieren. Wir transkribieren aber
in der Regel idealisiert, d.h. wir nehmen an, dass morphologisch Kongruenz vorliegt, dass diese nur in der
Schrift nicht erscheint. Damit unterstellen wir eine sog. „defektive Schreibung“ (vgl. §5).
86
§56 S UBSTANTIVIERTE A DJEKTIVE
Beim Dual scheint es aber gesichert, dass vertretungsweise auch Plural-Formen (oder gar Singular-
Formen) erscheinen.
Adjektive können in wohl allen Sprachen alternativ als Substantive gebraucht werden. Im Deutschen wird
das durch Großschreibung markiert, z.B. attributiv in die große Göttin – als Substantiv in die Große. Man
spricht dann vom „substantivierten“ Gebrauch. Auch ägyptische Adjektive können substantiviert ge-
braucht werden. Substantivierte Adjektive werden in der hieroglyphischen Schreibung häufig (aber nicht
immer) durch zusätzliche Klassifikatoren markiert, und zwar solche wie sie auch bei Substantiven
vorkommen („Derivationsklassifikation“, vgl. Werning 2009). Die Transkription ändert sich dadurch aber
nicht, z.B. attributiv in nṯr.t ꜤꜢ.t ‘die große Göttin’ – substantiviert als ꜤꜢ.t ‘die Große’.
Beispiele:
Schreibung Substantiviertes Adjektiv
nfr ‘der Vollkommene’
nfr.t ‘die Vollkommene/Schöne’
, nfr.t ‘das Vollkommene’
87
§57 A DJEKTIVE ALS P RÄDIKAT : DER „A DJEKTIVALSATZ “
(1) Auch im Ägyptischen können Adjektive als Satzprädikat fungieren. Anders als im Deutschen, ist im
Ägyptischen – wie in anderen Sprachen der Welt – kein Hilfsverb ‘sein’ nötig. Prädikat (Adjektiv) und
Subjekt (Nominalphrase) und werden einfach direkt hintereinander gestellt, und zwar in dieser Reihen-
folge: Adjektivprädikat—Subjekt. Das Adjektiv erscheint immer in der morphologisch unmarkierten
Form (Singular Maskulinum).
Die Zeitlage der prädikativen Qualitätsaussage ergibt sich theoretisch zwar allein aus dem Kontext. In
den meisten Fällen ist aber Präsens zu übersetzen, da für andere Zeiten oder modale Aussagen andere
Konstruktionen genutzt werden.
Prädikat Subjekt (ohne Kongruenz)
nfr nṯr.t ‘Die Göttin ist vollkommen.’
nfr nṯr.(w) ‘Die Götter sind vollkommen.’
nfr nṯr ‘Der Gott ist vollkommen.’
Ein pronominales Subjekt erscheint in Form eines Enklitischen Personalpronomens (§36), z.B.:
(2) Vor dem Adjektivalsatz steht im Regelfall keine Satzpartikel (wie etwa jw oder m=k). Allerdings kann
nach dem Adjektiv optional ein enklitisches Morphem -wï stehen, das wir (behelfsweise) mit ‘O,
wie …!’ übersetzen:
Prädikat Subjekt
Man beachte, dass dieses -wï von der gleich geschriebenen Dual-Endung .wï funktional völlig verschieden
ist.
(3) Man beachte, dass sich Substantiv+Adjektivattribut und Adjektivalsatz auf vier Weisen unterscheiden:
88
§58 I NDEFINITPRONOMINA
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 7.1–3, 11.4); Schenkel (52012: Kap. 6.2.0–2, 5.1.1.5)
§58 Indefinitpronomina
Bestimmte Wörter werden traditionell als Indefinitpronomina angesprochen, weil sie eine in irgendeiner
Weise unbestimmte (lat. indefinitum) Referenz haben, z.B. dtsch. irgendeine/r, einige, wenige, viele, alle,
jede/r, andere/r, u.a.m. Im Ägyptischen sind einige dieser Wörter wie normale Adjektive zu behandeln, z.B.
ꜤšꜢ ‘zahlreich, viel’. Andere weisen aber bestimmte Besonderheiten auf:
(1) ‘jegliche(r)’
Diese Indefinitpronomina stehen direkt hinter dem Bezugsnomen, noch vor allen (anderen)
adjektivischen Attributen, z.B.:
(j)ḫ.(w)t=s nb.t nfr.(w)t wꜤb.(w)t ‘alle ihre schönen, reinen Dinge’.
Sie werden nur attributiv, insbesondere aber nie substantiviert (‘Jeder’) gebraucht. Ein allein stehen-
des , , ist also nie das Indefinitpronomen, sondern immer das gleich geschriebene Substantiv
‘Herr’, ‘Herren’, ‘Herrin’.
(2) ‘andere(r)’
89
§59 A NSTELLE VON ADJEKTIVISCHER S TEIGERUNG
ṯnw ‘ein jeder, eine jede, …’ steht vor dem Bezugsnomen, z.B.:
nhï ‘einige, einige wenige, ein wenig, …’ nimmt als Substantiv das Bezugsnomen als
„Genitiv“-Attribut (§26) zu sich, z.B.:
r-ḏr= ‘gesamt, ganz’ (wörtl. ursprünglich etwa ‘bis zur Grenze von’),
r-Ꜣw= ‘gesamt, ganz’ (wörtl. ursprünglich etwa ‘entsprechend der Breite von’),
mj-qd= ‘gesamt, ganz’ (wörtl. ursprünglich etwa ‘so wie die Gestalt von’),
mj-qj= ‘gesamt, ganz’ (wörtl. ursprünglich etwa ‘so wie die Gestalt von’).
Sie stehen als Adverbialphrase hinter dem Bezugsnomen und nehmen ein zusätzliches Suffixpro-
nomen zu sich, das mit dem Bezugsnomen kongruiert, z.B.:
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 6.2–3, 6.7); Schenkel (52012: S. 122f, 124f, 131)
Anders als im Deutschen und Englischen gibt es im Ägyptischen keine adjektivischen Steigerungs-
formen wie z.B. dtsch. groß – größer (Komparativ) – am größten (Superlativ). Der Ägypter formuliert
entsprechende Gedanken, indem er einen Vergleichsbezug mit der Präposition r ‘bezüglich, bezo-
gen auf, verglichen mit’ herstellt. Beispiele:
90
§60 A DJEKTIVE IM B AHUVRĪHI -K OMPOSITUM : DIE „ NFR - ḤR -K ONSTRUKTION “
Fallweise erscheint ein Vergleich mir r beim ersten Übersetzungsversuch im Deutschen etwas „schräg“
oder gar unverständlich. Dann sollte man es mit der Umschreibung ‘verglichen (da)mit (wie es bei) … (ist)’
für r versuchen.
In vielen Sprachen gibt es eine Konstruktion, die im Kern aus einem Adjektiv
Bahuvrīhi
und einem Substantiv, z.B. groß und Maul, besteht und die eine in gewisser Die Bezeichnung „Bahuvrīhi-
Weise eigentümliche Bedeutung aufweist, z.B. dtsch. großmäulig(er), attri- Kompositum“ kommt aus
butiv in der großmäulige Klassenkamerad, substantiviert als der Groß- der altindischen Grammatik.
mäulige. Ein Großmäuliger ist weder selbst ein Maul, noch ist er selbst groß Ein bahu-vrīhi, wörtl. ‘viel-
– vielmehr ist er jemand, auf den die Satzaussage ‘das Maul ist groß’ zutrifft, Reis’, ist ‘einer mit viel
er ist ‘einer mit großem Maul’. Reis’, jemand, der viel Reis
Die Konstruktion entspricht hinsichtlich der Satzstellung im Ägypti- hat – ein reicher Mann.
schen zunächst der des Adjektivalsatzes: Adjektiv vor Substantiv. Wäh-
rend im Adjektivalsatz aber das Adjektiv niemals eine Genus- oder Numerus-Endung hat, kann es im Ba-
huvrīhi-Kompositum eine Endung haben. Diese richtet sich aber nicht nach dem folgenden(!) Substantiv,
sondern nach dem Beziehungswort davor.
91
§61 P ERSONALPRONOMINA III: „S ELBSTÄNDIGE P ERSONALPRONOMINA “
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 6.5); Schenkel (52012: Kap. 6.2.4); vgl. auch: Jansen-Winkeln (1994)
Neben den Suffixpronomina (=j, =k, =ṯ, …; §28) und den Enklitischen Personalpronomina (w(j), ṯw, ṯn, …;
§36) besitzt das Ägyptische noch eine dritte Reihe von Personalpronomina: Da diese im Gegensatz zu den
zwei anderen Typen nicht „anlehnungsbedürftig“ sind, werden sie als „Selbständige Personalprono-
mina“ bezeichnet. Sie werden insbesondere in Nominalsätzen verwendet (dazu unten §62).
Die Selbständigen Personalpronomina flektieren nach Person, Numerus und Genus. Ihre Morpholo-
gie ist teilweise transparent: Die Formen der 2. und 3. Person bestehen aus einem Morphem nt… ge-
folgt von einem Suffixpronomen. Davon abweichend steht in der 1. Person Singular jnk.
, , usw.
2. Mask. ntk
‘du’
Fem. ntṯ ,
2. ntṯn , ‘ihr’
3. ntsn , ‘sie’
Anmerkungen: Das Zeichen ì hat hier den Lautwert jn (vgl. auch das Logogramm ¥ jn(j) ‘holen,
bringen’). Der Grammato-Klassifikator ôôô (PLURAL) kann insbesondere in Texten vor dem Mittleren
Reich optional fehlen.
92
§62 S UBSTANTIVE UND P RONOMINA ALS P RÄDIKAT : „N OMINALSÄTZE “
Hinweis zur Aussprache: Entgegen der normalen Ausspracheregeln werden die Pronomina, die mit
nt… beginnen, von vielen FachwissenschaftlerInnen nicht als „net…“ sondern als „ent…“ ausge-
sprochen. Diese Sonderaussprache ist hier von den entsprechenden Koptischen Nachfolgern z.B.
Ntok, sprich ‘entok’, beeinflusst.
*) Die Form der 1. Person Plural ist weder in klassisch-mittelägyptischen, noch in altägyptischen
Texten belegt. Anhand der Neuägyptischen Form jnn ist aber eine mittelägyptische Form * oder
* zu erwarten. In nachklassischen Texten ist ganz vereinzelt die wahrscheinlich künstliche
Form ntn ( ) belegt (Werning 2011, I: 154 mit Fn. 179).
Daneben gibt es noch Reste einer zweiten, älteren Reihe, die morphologisch ursprünglich mit den Enkli-
tischen Personalpronomina zusammenhängen (zusätzliche „Endung“ …t). Bei diesen gibt es im Mittelägyp-
tischen keine Unterscheidung nach Genus mehr.
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 5.5–6); Schenkel (52012: Kap. 5.1.2.3), Quack (2002), Werning (Werning 2011, I:
154–155)
Neben Verben (§34–§46), Adverbialphrasen (Präposition+Substantiv oder Adverb; §49–§50) und Adjekti-
ven (§57), können auch Substantive wie ‘Gott’ als ein Satzprädikat fungieren. Im Deutschen ist dabei
immer eine Form des Hilfsverbs ‘sein’ nötig, z.B. Du bist ein Gott. Anders als im Deutschen, ist im Ägypti-
schen – wie in vielen anderen Sprachen der Welt – kein Hilfsverb ‘sein’ nötig. Diese Sätze werden
üblicherweise als „Nominalsätze“, das Prädikatssubstantiv als „Prädikatsnomen“ bezeichnet.
Nominalsätze machen Identitätsaussagen (z.B. ‘Re ist der Herr des Himmels’) oder Kategorisie-
rungsaussagen (z.B. ‘Re ist ein Gott’). Die Zeitlage ist unmarkiert und wird aus dem Kontext erschlossen.
Für pronominale Prädikatsnomen oder Subjekte (dtsch. ‘Du bist ein Gott.’, ‘Der Dieb bist du.’) werden die
Selbständigen Personalpronomina (jnk, ntk, ntṯ, …; §61) genutzt. Im Kern sind drei Nominalsatzmuster zu
unterscheiden:
a) Die zwei beteiligten Substantive können in bestimmten Fällen (dazu unten §63) einfach direkt hinter-
einander gestellt werden, z.B.:
93
§62 S UBSTANTIVE UND P RONOMINA ALS P RÄDIKAT : „N OMINALSÄTZE “
mk.t=ṯ mk.t-RꜤ(w) ‘Dein Schutz ist der Schutz des Re’. (Allen 2010: 74)
Bei den zwei anderen Satzmustern kommt ein unveränderliches Hilfsdemonstrativum pw zum Ein-
satz (demonstrativische „Kopula“):
b) Im ersten der zwei Satzmuster ist dies, je nach Kontext, im Deutschen mit einem unspezifischen ‘das’
oder ‘es’ oder mit einem unbetonten Personalpronomen ‘er, sie, es (Singular); sie (Plural)’ zu übersetzen,
z.B.:
ḫftï pw ‘Das/Es/Er ist ein Feind’ (entsprechende Frage: ‘Wer ist er/das?’),
sn.w=s pw ‘Das/Es/Sie sind ihre Brüder’ (entspr. Frage: ‘Wer sind sie/die?’).
pẖr.t pw Ꜥnḫ ‘Das Leben ist ein Kreislauf’. (Allen 2010: 74)
(3) Morphosyntaktisch setzt sich das pw im pw-Satz und im Dreigliedrigen Nominalsatz in der Regel hinter
das erste Wort – genauer gesagt, steht pw hinter der ersten untrennbaren Worteinheit. Nicht trenn-
bare Einheiten sind Substantiv + Suffixpronomen (§29) und Verbindungen des Direkten Genitivs (§26).
Trennbar sind hingegen Verbindungen von Substantiv und attributiven Adjektiven (§55) und von Sub-
stantiv und Indirektem Genitiv (§26). In diesen Fällen steht das pw dann nicht nach, sondern zwischen
Substantiv und Attribut (Adjektiv bzw. Indirekter Genitiv). Vergleiche die folgenden (konstruierten) Bei-
spiele:
(*[zẖꜢ(w) jqr] pw →)
zẖꜢ(w) pw jqr ‘Das ist ein geschickter Schreiber’,
94
§63 G EBRAUCH DES N OMINALSATZES
Verbindungen von Substantiv plus Suffixpronomen oder eine Direkter Genitiv-Verbindung kann das pw
aber nicht aufbrechen:
nb-p.t pw RꜤ(w) ‘Re ist der Herr des Himmels’,
(nicht **nb-pw p.t RꜤ(w))
nb=j pw ‘Das ist mein Herr’,
(nicht **nb pw =j RꜤ(w))
(*[nb pn nfr]NP pw →)
nb pn pw nfr ‘Das ist dieser gute Herr’.
(nicht **nb pw pn nfr).
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 7.1, 7.6–11, 7.16); Schenkel (52012: Kap. 6.1)
Die verschiedenen Nominalsatzmuster werden jeweils für ganz bestimmte Arten von Aussagen genutzt.
Zunächst ist entscheidend, ob es sich bei den beteiligten Subjekten und Prädikatsnomen jeweils um Sub-
stantive oder um Personalpronomina handelt.
Nominalsätze mit einem Personalpronomen sind in aller Regel Zweigliedrige Nominalsätze. Das Perso-
nalpronomen steht immer an erster Satzposition.
Einen besonderen Fall bilden solche Nominalsätze, deren Subjekt ein Pronomen der 3. Person ist (‘er,
sie, es’; Plural: ‘sie’). Der entsprechende Satz mit den Selbständigen Personalpronomina ntf, nts bzw. ntsn
wurde nur benutzt, wenn das Pronomen die neue, gewissermaßen „betonte“ Information (sprachwissen-
schaftlich: das sog. Rhema) bildet:
ntf ḫftï ‘Der Feind ist er’ (entsprechende Frage: „Wer ist der Feind?“).
Bei „normalem“, unmarkierten Subjekten in der 3. Person wurde stattdessen ersatzweise ein pw-Satz (§62
(2), b) verwendet:
ḫftï pw ‘Das/Es/Er ist ein Feind’ (entsprechende Frage: „Wer ist das/er?“).
1SG jnk ḫftï ‘Ich bin ein Feind.’ jnk ḫftï ‘Der Feind bin ich.’
2SG.M ntk ḫftï ‘Du bist ein Feind.’ ntk ḫftï ‘Der Feind bist du.’
2SG.F ntṯ ḫftï.t ‘Du bist eine Feindin.’ ntṯ ḫftï.t ‘Die Feindin bist du.’
3SG.M ḫftï pw ‘Es/Das/Er ist ein Feind.’ ntf ḫftï ‘Der Feind ist er.’
3SG.F ḫftï.t pw ‘Es/Das/Sie ist eine Feindin.’ nts ḫftï.t ‘Die Feindin ist sie.’
95
§63 G EBRAUCH DES N OMINALSATZES
1PL jnn ḫftï.w ‘Wir sind Feinde.’ jnn ḫftï.w ‘Die Feinde sind wir.’
2PL ntṯn ḫftï.w ‘Ihr seid Feinde.’ ntṯn ḫftï.w ‘Die Feinde seid ihr.’
3PL ḫftï.w pw ‘Es/das/sie sind Feinde.’ ntsn ḫftï.w ‘Die Feinde sind sie.’
Zwei Substantive können nur in ganz bestimmten Fällen einfach direkt (ohne pw) nebeneinander stehen.
Diese Sonderfälle sind:
a) Die substantivischen Kerne von Subjekt und Prädikatsnomen sind identisch, z.B.:
b) Einer der substantivischen Kerne ist eine Verwandtschaftsangabe oder das Wort rn ‘Name’:
rn n(ï) jt(j)=s YwjꜢ ‘Der Name ihres Vaters war Yuja’. (Allen 2010: 73)
In anderen Fällen mit zwei Substantiven wurde in der Regel der Dreigliedrige Nominalsatz genutzt.
Im Nominalsatz werden auch gern substantivierte Adjektive (§56) benutzt, insbesondere als Prädikats-
nomen, z.B.:
In der Tat bevorzugte es der Ägypter offenbar in der 1. Person sogar, statt eines Adjektivalsatzes
In einer angemessenen deutschen Übersetzung wird man fallweise aber auch so einen Satz jnk + [substan-
tiviertes Adjektiv] einfach als ‘Ich war geschickt’ übersetzen, obwohl er im Ägyptischen ein Nominalsatz
ist.
96
§64 N EGATION DES N OMINALSATZES
Man kann sich fragen, welcher der zwei Hauptteile im Nominalsatz die Kerninformation ist (Rhema, „Prä-
dikat“) und was die bekannte Information ist (Thema, „Subjekt“). So kann der dtsch. Satz
Er ist der Herr des Himmels
je nach (in der Schrift nicht sichtbarer) Betonung
‘Er ist der Herr des Himmels(Rhema)’ (Antwort auf die Frage: „Wer ist er?“)
oder
‘Er(Rhema) ist der Herr des Himmels’ (Antwort auf: „Wer ist der Herr des Himmels?“)
bedeuten. Hierzu gibt es drei wichtige Beobachtungen:
a) Im pw-Satz ist das Substantiv immer Rhema und pw verweist auf das Thema ‘das, es, er/sie’ (siehe
oben), z.B.:
Umgekehrt sind im zweigliedrigen Nominalsatz mit einem Personalpronomen der 3. Person die Per-
sonalpronomen ntf/nts/ntsn immer Rhema, z.B.:
b) In Nominalsätzen mit Personalpronomina steht das Pronomen fast immer an erster Stelle. Bezüglich
der Verteilung von Thema und Rhema sind in der 1. und 2. Person beide Interpretationen möglich, z.B.:
c) Wie im pw-Satz, so ist auch im dreigliedrigen Nominalsatz die NP vor pw in der Regel Rhema, z.B.:
Es scheint hier aber auch Fälle geben, in denen das Verhältnis umgekehrt ist.
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 7.12, 7.14); Schenkel (52012: Kap. 6.1.1, 6.1.3); Loprieno (1995: ch. 5.2);
vgl. auch: L. Stassen, Zero Copula for Predicate Nominals, 2013, http://wals.info/chapter/120
Der Nominalsatz wird mit einer umklammernden Negation … n(j) … js negiert (vgl. franz. ne … pas).
Die Negation legt sich dabei um das erste Substantiv (bzw. die erste Nominalphrase), z.B.:
97
§65 P RÄDIKATSTYPEN : V ERBALSÄTZE , A DVERBIALSÄTZE , A DJEKTIVALSÄTZE UND N OMINALSÄTZE
Diskussion: Laut James P. Allen hat der Satz ohne js eine ganz spezifische Bedeutung. Das nj würde hier
nicht den Satz als ganzes negieren (Prädikationsnegation), sondern nur das Wort, vor dem es steht
(Wortnegation):
nj jnk nb=k ‘Nicht ich bin dein Herr (– sondern jemand anderes ist dein Herr)’.
Andere Forscher stellen die Bedeutungs- bzw. Verwendungsunterschied allerdings anders oder sogar ge-
nau umgekehrt dar.
Anmerkung: Zur Schreibung von n(j) im Altägyptischen und zum Gebrauch von nn anstelle von n(j) im
nach-klassischen Mittelägyptisch siehe §46.
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 11.5, 11.7); Schenkel (52012: Kap. 6.1.0,d); Malaise & Winand (1999: §§480–485);
Loprieno (1995: ch. 5.7).
Wir haben gesehen, dass das Ägyptische für verschiedene Prädikatstypen jeweils ganz verschiedene Satz-
muster nutzt. In einigen steht das Prädikat vor dem Subjekt, in anderen steht das Prädikat hinter dem
Subjekt.
Prädi- Morpho-
kations- syntaktischer Muster (mit Beispiel)
typ Prädikatstyp
(Partikel) – Verb – Subjekt/Objekte (§34, §41, §46)
mꜢ=ṯn RꜤ(w) ‘Ihr möget Re sehen’
jw mꜢ.n=j RꜤ(w) ‘Ich habe Re gesehen’
Verb (Suffix- n(j) mꜢ=j RꜤ(w) ‘Ich habe Re nicht gesehen’
Aktion konjugationsform) n(j) mdw(j).n n=sn RꜤ(w) ‘Re spricht nicht zu ihnen.’
(Partikel) – Subjekt – Verb–Subjektspronomen – Objekte
Nur Imperfektiv (§35):
RꜤ(w) mdw(j)=f n=sn ‘Re spricht zu ihnen.’
(Partikel) – Subjekt – Adverbialphrase (§49)
Adverbialphrase
RꜤ(w) m p.t ‘Re ist im Himmel.’
Umstand (Präpositionalphrase
oder Adverb) nn RꜤ(w) m p.t ‘Re war nicht im Himmel.’
jw=j m zẖꜢ(w) ‘Ich (fungierte als/)war Schreiber.’
Adjektiv(–wï) – Subjekt (§57)
Qualität Adjektiv nfr RꜤ(w) ‘Re ist vollkommen.’
nfr-wï ṯw ‘Oh wie vollkommen bist du.’
98
§66 Z AHLEN
Prädi- Morpho-
kations- syntaktischer Muster (mit Beispiel)
typ Prädikatstyp
Prädikatsnomen – pw – Subjekt (§62, §64)
nb-p.t pw RꜤ(w) ‘Re ist der Herr des Himmels.’
nj nb-p.t js pw RꜤ(w) ‘Re ist nicht der Herr des Himmels.’
Prädikatsnomen – pw (§62–§64)
nṯr pw ‘Das/Es/Er ist ein Gott.’
Identität, Nominalphrase
Kategori- nj nṯr js pw ‘Das/Es/Er ist kein Gott.’
(Substantiv
sierung oder Pronomen) Subjekt – Prädikatsnomen (§62, §63)
Prädikatsnomen – Subjekt
pr(w)=j pr(w)=k ‘Mein Haus ist dein Haus.’ [Wechselsatz]
jt(j)=j RꜤ(w) ‘Mein Vater ist Re.’ [Unveräußerliches]
Ḏdj rn=f ‘Djedi war sein Name.’ [Unveräußerliches]
jnk RꜤ(w) ‘Ich bin Re.’ [mit Personalpronomen]
§66 Zahlen
(1) Begriffsbestimmung
Man unterscheidet „Kardinalzahlen“ (‘eins, zwei, …’) und „Ordinalzahlen“ (‘erster, zweiter, …’). Beide
Zahlentypen können lautsprachlich geschrieben werden (vgl. dtsch. „eins“, „zwei“, …, bzw. „erster“, „zwei-
ter“, …) oder mit einem logographischen Notationssystem (vgl. dtsch. „1“, „2“, …, bzw. „1.“, „2.“, …).
a) Die Kardinalzahlen
Lautsprachlich Notation
Mask. Fem.
‘eine/r’ wꜤ wꜤ.t 1
‘zwei’ sn.w(ï) sn.t(ï) 2
‘drei’ ḫmt.w ḫmt.t 3
‘vier’ fd.w fd.t 4
‘fünf’ dj.w k.B. dj.t k.B. 5
‘sechs’ sjs.w k.B. sjs.t k.B. 6
99
§66 Z AHLEN
Lautsprachlich Notation
Mask. Fem.
‘sieben’ sfḫ.w sfḫ.t 7
‘acht’ ḫmn.w k.B. ḫmn.t k.B. 8
‘neun’ psḏ.w psḏ.t 9
‘zehn’ mḏ.w k.B. mḏ.t k.B. 10
‘zwanzig’ mḏ.tï k.B. mḏ.t.t k.B. 20
‘dreißig’ mꜤbꜢ k.B. mꜤbꜢ.t k.B. 30
‘vierzig’ ḥm.w k.B. ― 40
‘fünfzig’ d(j).yw k.B. ― 50
‘sechzig’ sjs.yw k.B. ― 60
‘siebzig’ sfḫ.yw k.B. ― 70
‘achtzig’ ḫmn.yw k.B. ― 80
‘neunzig’ psḏ.yw k.B. ― 90
‘(ein)hundert’ ― š.t k.B. 100
‘zweihundert’ ― š.tï k.B. 200
‘drei hundert’ ― ḫmt(w)-š.t k.B. 300
usw. ― usw. k.B. usw.
‘(ein)tausend’ ḫꜢ ― 1.000
‘zehntausend’ ḏbꜤ ― 10.000
‘hunderttausend’ ḥfn ― 100.000
‘Million, unzählige’ ḥḥ
Die einzelnen Notationszeichen werden 1× bis max. 9× wiederholt und vom höchsten zum niedrigsten
sortiert. Der Wert ergibt sich durch Addition, z.B. ‘21.609’. Das Substantiv ḥḥ bedeutet
‘Million, Unzählige’ und bezeichnet weniger einen exakten Wert als vielmehr eine supergroße Anzahl.
Für die Notation von Zahlen über 10.000 gibt es alternativ ein Multiplikationssystem, z.B. ‘1.200.000
(= 100.000×12)’.
100
§66 Z AHLEN
c) Die Ordinalzahlen
Maskulinum Femininum
, dp(.ï) ‘erster’ , dp.(ï)t ‘erste’
a) Gesprochensprachlich
Die Kardinalzahlen wꜤ/wꜤ.t ‘eine(r)’ und sn.wï/sn.tï ‘zwei’ sowie alle Ordinalzahlen verhalten sich wie
Adjektive, stehen also hinter dem (nominalen) Gezählten und kongruieren mit dem Gezählten hin-
sichtlich des Genus, z.B. jz.(wï) sn.w(ï) ‘zwei Gräber’ (Urk. I, 147), zp dp(.ï) ‘das erste Mal
(i.e. der erste Sonnenaufgang)’. Vor ‘2’ kann das Gezählte auch im Singular stehen, z.B. zp 2 ‘zwei Mal’,
pꜢ z(j) 2 ‘diese zwei Männer’.
Die Kardinalzahlen ab ‘drei’ stehen in der gesprochenen(!) Sprache dem Gezählten voran, z.B.
fd.w nṯr.(w) ‘vier Götter’ (geschrieben entweder oder ). Diese Zahlen sind grammatisch als
singularische(!) Kollektiv-Substantive einzustufen (wörtlich etwa wie ‘Dreiheit’, ‘Vierheit’, …). Das Ge-
zählte folgt dem Zahlsubstantiv als Apposition (vgl. §69). Die Zahlen (von ‘drei’) bis ‘zehn’, sowie ‘zwanzig’
und ‘dreißig’ kongruieren dabei hinsichtlich des Genus mit dem Gezählten (vgl. den Fall ky ‘anderer’, §58).
Vereinzelt stehen auch Ordinalzahlen dem Gezählten voran und schließen dieses als Apposition oder mit
Indirektem Genitiv an, z.B. dj.nw n(.ï) ḥ(Ꜣ)b ‘das fünfte Fest’ (vgl. den Fall nꜢ n(.ï) ‘diese’, §31).
Die Kardinalzahl ‘1.000’ schließt das Gezählte auch gern mit der Präposition m ‘von’ an: ḫꜢ m tʾ
‘tausend Brote’ (wörtlich etwa ‘eine Tausendschaft von Brot’).
Sowohl die substantivischen Kardinalzahlen, als auch die adjektivischen Kardinal- und Ordinalzahlen
können selbständig als Substantive gebraucht werden, z.B. ḫmt.w pn ‘diese drei’, k(ï).t(ï) š.t
‘andere einhundert’, sn.nw.t=s ‘ihr zweites’, wꜤ ‘einer’ (substantiviert).
b) Notationsschreibweise
In der Notationsschreibweise stehen jedoch alle Kardinalzahlen, d.h. auch die Kardinalzahlen ab ‘3’,
immer hinter dem Gezählten. Gesprochen wurden die Kardinalzahlen ab ‘3’ nichtsdestotrotz immer vor
101
§67 D ATUMSANGABEN
dem Gezählten (vgl. modern geschrieben „$10“ = gesprochen „ten dollars“). Das Gezählte selbst steht in
der Notationsschreibweise geschriebensprachlich nur selten im Plural; meist steht es im Singular (– teils
vielleicht nur geschriebensprachlich). Gelegentlich werden Gezähltes und Zahl zur Verdeutlichung durch
einen mittigen Punkt „•“ getrennt.
Notationsschreibweise Gesprochensprachlich
jḥ.(w) 618 *sjs.w-š.t-mḏ.w-ḫmn.w jḥ.w ‘618 Rinder’
rnp.t 20 *mḏ.t.t rnp.(w)t ‘20 Jahre’
z(j) 10.000 *ḏbꜤ zj(.w?) ‘10.000 Männer’
ḥfꜢw 75 *sfḫ.yw-dj.w ḥfꜢw(.w?) ‘75 Schlangen’
tʾ • 100 *š.t tʾ(.w?) ‘100 Brote’
Die substantivischen Kardinalzahlen ab ‘3’ bilden den Kern der „Numeralphrase“ (NumP). Da diese Zahl-
substantive grammatisch Singulare sind, steht z.B. ein anhängliches Demonstrativpronomen auch im
Singular.
Notationsschreibweise Gesprochensprachlich
hrw(w) 3 pn *ḫmt.w pn hrww(.w?) ‘diese drei Tage’
tꜢ tʾ • 100 *tꜢ š.t tʾ(.w?) ‘diese hundert Brote’
pꜢ tʾ 1000 *pꜢ ḫꜢ (m?) tʾ(.w?) ‘diese tausend Brote’
Mengenangaben, bei denen auch eine Maßeinheit angegeben wird, werden in erweiterter Notations-
schreibweise in der Folge [Gezähltes] – [Maßeinheit] – [Zahl] notiert.
Notationsschreibweise Gesprochensprachlich
‘761 Deben Silber’
ḥḏ dbn 761 *761 dbn(.w?) ḥḏ
(Deben ist ein Gewichtsmaß)
ḥ(n)q.t ds 100 *š.t ds(.w?) ḥnq.t ‘100 Krüge Bier’
§67 Datumsangaben
Die Ägypter hatten keinen absoluten zeitlichen Fixpunkt wie etwa „Christi Geburt“ von dem sie aus gezählt
hätten. Stattdessen wurde die regierende Majestät ( ḥm) und das aktuelle Regierungsjahr ( )
angegeben. Die Lesung von als entweder rnp.t-zp oder rnp.t-ḥsb oder ḥꜢ.t-zp (o.ä.) ist umstritten.
Zu bestimmten Zeiten beginnt das zweite Regierungsjahr eines Königs genau ein Jahr nach der Thron-
besteigung, d.h. am Thronbesteigungsjubiläum; zu anderen Zeiten aber schon am Neujahrstag nach der
Thronbesteigung.
Ein kalendarisches Jahr ( rnp.t) wurde in 3 Jahreszeiten ( tr) mit je 4 Monaten ( Ꜣbd)
mit je 30 Monatstagen ( sw; nicht hrw(w)!) unterteilt. Zu diesen kommen hinten dran 5 Zusatztage,
ägy. ḥr.(ï)w-rnp.t ‘die zusätzlich zum Jahr’, die sog. Epagomen-Tage. Die drei Jahreszeiten hei-
ßen 1) Ꜣḫ.t ‘Achet’, 2) pr.t ‘Peret’, 3) šmw ‘Schemu’. Das Jahr begann nach den Epagomen-
Tagen mit dem 1. Monatstag des ersten Monats (der) Achet(-Jahreszeit).
102
§68 N OMINALPHRASEN
In welche klimatische Jahreszeit die ägyptischen Monate fielen war zu verschiedenen Zeiten unter-
schiedlich. Aufgrund des an den ca. 365¼ astronomischen Jahrestagen fehlenden ¼-Tages verschob sich
der ägyptische kalendarische Jahresanfang von Jahr zu Jahr gegenüber dem astronomischen Jahresanfang
pro Jahrhundert um fast einen Monat. Es ist also in den meisten Jahrhunderten nicht angemessen, die
ägyptischen Jahreszeitennamen z.B. mit ‘Sommer’ zu übersetzen.
Beispiel:
…
rnp.t-zp 6 Ꜣbd 2 Ꜣḫ.t sw 25 ḫr ḥm n(.ï) (n)zw-bjt …
Regierungsjahr 6, 2. Monat (des) Achet, Monatstag 25 unter der Majestät des Königs …
Gesprochensprachlich wohl:
rnpt-zp(?) 6 2nw nï Ꜣḫ(t) sw 25 ḫr ḥm nï nzw-bj(t) …
Die Zahlen des Monatstags werden dabei alternativ auf die Seite gekippt angegeben (z.B. ).
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 9.8–9); Gardiner (31957: 203–206); von Beckerath (1997: Kap. 1.4); Fecht (1985)
§68 Nominalphrasen
(1) Ein Substantiv kann – wie wir in verschiedenen vorangehenden Paragraphen gesehen haben – mehrere
Zusatzinformationen um sich scharen kann, die das Substantiv näher bestimmen, z.B. dtsch. diese Pferde
(Demonstrativpronomen), starke Pferde (Adjektiv), Pferde des Königs (Genitiv-Attribut). Den Kern
(Nukleus) der Wortgruppe bildet dabei das Substantiv (hier Pferde), die Zusatzinformationen (hier: i. diese,
ii. starke, iii. des Königs) sind ihm grammatisch untergeordnet, man spricht von Attributen oder Satel-
liten.
Kern: Pferde
(Substantiv)
Nach der Wortart des Kerns nennt man so eine Gruppe Substantivalphrase bzw. – in Anlehnung an den
Sprachgebrauch im Englischen (noun) sehr viel üblicher – „Nominalphrase“ (Abkürzung: „NP“).
Eine Nominalphrase kann – syntaktisch gesprochen – überall dort stehen, wo auch ein einfaches (un-
erweitertes) Substantiv stehen kann, z.B. [Pferde]NP sind schön. / [Diese starken Pferde des Königs]NP sind
schön. Man spricht hier von „paradigmatischer“ Austauschbarkeit.
Ein einfaches, unerweitertes Substantiv kann man dabei trotz ihrer Eingliedrigkeit auch als maximal
einfache Nominalphrase verstehen.
103
§68 N OMINALPHRASEN
[Substantiv] [Adjektiv]
nṯr.t nfr.t
‘die vollkommene Göttin’
Kern: nṯr.t
(Substantiv)
Satellit: nfr.t
(Adjektiv)
rn n(.ï) nṯr.t
‘der Name der Göttin’
Kern: rn
(Substantiv)
[Substantiv] [Substantiv]
rn-nṯr.t (Man beachte den Bindestrich zur Anzeige des Direkten Genitivs.)
‘der Name der Göttin’
Kern: rn-
(Substantiv)
Satellit: nṯr.t
(„Genitiv“-Attribut)
104
§69 K OORDINATION , D ISJUNKTION UND A PPOSITION
Weitere Satelliten werden wir später kennenlernen (§95–§104: Partizipien wie z.B. in ‘rennende Pferde’,
Relativsätze wie z.B. in ‘Pferde, die im Stall stehen, …’, sog. „Relativformen“, u.a.m.).
(3) Wenn ein Kernnomen mehrere Satelliten hat, tauchen diese in einer festen Reihenfolge auf:
ky direkter
nb Indirekter r-ḏr=f u.ä.
ṯnw Kern- Genitiv
Adjektive Genitiv
nhï n(.ï) nomen Suffix- (n(.ï) + NP) Adverbial-
pn/pf/pw
nn/nw/nf/nꜢ n(.ï) pronomen phrasen
(4) Nominalphrase mit Zahlen ab ‘drei’ (§66), z.B. fd.w nṯr.(w) ‘vier Götter’, bilden einen Sonderfall. Zur
Erinnerung: Hier ist – entgegen der Intuition des/der Deutsch Sprechenden – das Zahlwort der Kern und
das Gezählte ein Satellit des Zahlworts. Da der Numerus des Zahlworts selbst nicht Plural sondern Singular
(oder besser: Kollektiv) ist, sind etwaige weitere Satelliten und Verweise auf die Nominalphrasen auch im
Singular.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 4.10, 4.13–14); Schenkel (52012: Kap. 5.2.0, 5.2.2–3)
Ꜥ(w).wï rd.(wï)
‘beide Arme und beide Beine’
nṯr nṯr.t
‘ein Gott oder eine Göttin’
105
§70 D ER „R ESULTATIV “ SḎM
Alternativ konnte im Älteren Ägyptischen „Disjunktion“ auch explizit ausgedrückt werden, indem
hinter den zwei Substantiven die Phrase rʾ-pw ‘oder’ steht, z.B. nṯr nṯr.t rʾ-pw ‘ein Diener
oder eine Dienerin’.
c) Apposition:
Apposition
Beispiel:
Eine Apposition oder „in Apposition“ ist ein Sub-
… stantiv oder eine komplexere Nominalphrase,
nzw nb=j … das/die einem vorangehenden Substantiv (oder
‘Der König, mein Herr, (hat mich zum Schrei- einer Nominalphrase) hinzugefügt wird und den
ber gemacht).’ Referenten noch einmal auf andere Weise an-
spricht. Gedanklich kann man zwischen Substan-
Kern: nzw tiv und Apposition eine Phrase wie ‘oder auch: …’
(Substantiv) oder ‘welche(r) ist: …’ einfügen, z.B. ‘der König,
(oder auch:) mein Herr, hat mich zum Schreiber
Kern: nb=j gemacht’ bzw. ‘der König, (welcher ist:) mein Herr,
(NP) hat mich zum Schreiber gemacht’. In deutscher
Rechtschreibung wird eine Apposition mit Kom-
Ob bei zwei direkt aufeinander folgenden Substantiven mata abgetrennt.
eine Apposition, eine Koordination oder Disjunktion,
oder ein Direkter Genitiv (vgl. §68) vorliegt, ergibt sich fast immer problemlos aus dem Kontext.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 4.11–12); Schenkel (52012: Kap. 5.2.1, 5.2.5)
(1) Bezeichnung
(2) Bedeutung
Die Bedeutung des Resultativ entspricht in erster Näherung der deutschen Konstruktion [Form von ‘sein’
+ Partizip Perfekt]. Vergleiche:
106
§70 D ER „R ESULTATIV “ SḎM
a) transitives Verb: jṯ(j).tj ‘sie ist/war genommen, sie wird/möge genommen sein’,
b) intransitives Verb: jj(j).tj ‘sie ist/war gekommen, sie wird/möge gekommen sein’.
Die Form gibt einen erreichten Zustand wieder. Im Deutschen können wir besonders gut nachvoll-
ziehen, welchen besonderen Nebeneffekt der Resultativ dabei semantisch hat. Während die Form bei
intransitiven Verben, d.h. solchen, die typischerweise kein direktes Objekt haben (z.B. ‘kommen’), einen
aktiv erreichten Zustand (‘Sie ist gekommen’) wiedergibt, beschreibt sie bei transitiven Verben, d.h.
solchen, die typischerweise ein direktes Objekt haben (z.B. ‘treffen’), einen passiv erreichten Zustand (‘Sie
ist(!) getroffen’).
Dieses ist beim Anterior, der in erster Näherung der deutschen Konstruktion [Form von ‘haben’ +
Partizip Perfekt] entspricht, anders:
a) transitives Verb: jṯ(j).n=s ‘sie hat/hatte … genommen, sie wird/möge … gen. haben’
Bei Adjektiven (z.B. ꜤꜢ ‘groß’) hat der Resultativ wohl ebenfalls einfach statische Bedeutung.
Traditionell wird aber davon ausgegangen, dass die scheinbaren Adjektive wie z.B. ꜤꜢ ‘groß’ im Resultativ
eigentlich keine Adjektive, sondern Verben sind (vgl. dazu Peust 2008), z.B. ꜤꜢ(j) ‘groß sein’, oder – noch
spezieller – dass sie Verben sind, die das Erlangen eines Zustandes beschreiben, in diesem Fall ꜤꜢ(j) ‘groß
werden’. Folglich würde der Resultativ den nach dem Erlangensprozess erreichten Zustand wieder-
geben: ‘ist groß geworden’ → ‘ist groß’. Es ergäbe sich eine subtil verschiedene Interpretation:
(3) Formen
Der Resultativ ist die einzige Verbform des Ägyptischen, die fest mit ihr verbundene Personalendungen
hat. Wir unterscheiden daher bei der Formenbestimmung zweckmäßigerweise zwischen Stamm und
Endung (vgl. das dtsch. Präsens geh-e, geh-st, geh-t).
107
§70 D ER „R ESULTATIV “ SḎM
a) Die Endungen flektieren nach Person, Numerus und Genus. Sie haben folgende Formen:
, ,…
, (lies -kw) *)
, ,…
(aägy.) -.kj , *)
(jṯ(j).t(j)) ‘du bist/warst
2SG -t(j), -tj (vor Klass.),
(jṯ(j).tj) genommen’
*) In der alten Schreibung Ù»ë in der 1P.Sg. ist das ë wohl als Hinweis (mater lectionis) auf den vokali-
schen Auslaut /u/ (dazu Werning Matres lectionis, im Druck). Die seltene Schreibung Ù»ë stellt dann
ein Hybrid aus der alten Schreibung Ùë und der neuen Schreibung Ù» dar, das als kw{j} oder
einfach als kw transkribiert werden sollte.
**) Die Transkription der Endung im 3SG.M mit „ø“, d.h. „Null-Endung“, hat rein didaktische Gründe.
Alternativ kann einfach jede Endung ausgelassen werden. Einige ForscherInnen transkribieren in sol-
chen Fällen „(.w)“.
Die Endungsschreibungen ° t(j) ohne j und ¸/» w stehen vor dem Klassifikator des Verbs, die übrigen
Endungsschreibungen in aller Regel dahinter. Man kann sich die Haupt-Reihe gut rhythmisch als „ku / ti
― u / ti ― win ― tuni ― u /ti“ merken.
108
§71 D ER R ESULTATIV ALS H AUPTSATZ
b) Der Stamm der Verben entspricht in den meisten Fällen den Wörterbuchformen, nur Verben IIae gemi-
natae (z.B. wnn, mꜢꜢ, qbb, …) werden in aller Regel mit nur einem der Zwillingskonsonanten geschrieben,
d.h. z.B. qb. Verben IIIae infirmae (jr(j), mr(j), rḏ(j), …) zeigen in der 3SG.M (-.ø/-.w) und 3PL (-.w)
den Halbkonsonanten (j) gelegentlich als y (ëë), z.B. jry(.w).
~
sḏm.- mꜢ.- jr(j).- ḏ(j).- ~ rḏ(j).-
Seltener: Nur 3SG.M/3PL auch:
Zum Vergleich der Anterior (der sprachgeschichtlich möglicherweise auf den Resultativ + „dativisches“ n
‘für, haben’ zurückgeht; Werning 2008: §8):
~
sḏm.n mꜢ.n jr(j).n ḏ(j).n ~ rḏ(j).n
‘hat gehört, hörte’ ‘hat gesehen, sah’ ‘hat gemacht, machte’ ‘hat gegeben, gab’.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 17.1–3, 17.6); Schenkel (52012: Kap. 7.3.2,a–c); Werning (2008); Werning (Matres
lectionis, im Druck)
(1) In den meisten Fällen steht dem Resultativ sein Subjekt voran. Dabei kongruiert der Resultativ mit
dem Subjekt hinsichtlich Person, Numerus und Genus.
[ggf. Satz- [Resultativ,
[Subjekt] [ggf. indirektes Objekt]
partikel] kongruierend]
jw tʾ rḏ(j).ø n mʾw.t
PTKL Brot:M.SG geben:RES:3SG.M für Mutter:F
109
§71 D ER R ESULTATIV ALS H AUPTSATZ
Hauptsatz
Kernsatz
Kern
jw tʾ rḏ(j).ø
(Satzpartikel) (Subjekt-NP) (Resultativ)
Satellit
Kongruenz n
(„Dativ“-
Präposition)
mʾw.t
(indirektes
Objekt)
Im Fall eines pronominalen Subjekts wird dieses, obwohl es ja quasi schon in der Personalendung des
Resultativ vorhanden ist, ebenfalls „nochmal“ vor dem Resultativ ausgedrückt (Ausnahmen dazu weiter
unten). Pronominale Subjekte brauchen dabei immer eine Partikel als Stütze und erscheinen je nach Parti-
keltyp als enklitisches Personalpronomen oder als Suffixpronomen. Beispiel:
(Allen 2010: 209)
m=k w(j) jjï.kw
AUFM=2SG.M 1SG kommen:RES:1SG
‘Siehe, ich bin gekommen.’
Die Benutzung von Satzpartikeln ist bei nicht-pronominalen Subjekten hingegen optional. In folgendem
Satz steht beispielsweise keine:
(Allen 2010: 209)
ḏꜤ pr(j).ø
Sturm:M.SG hervorkommen:RES:3SG.M
‘Ein Sturm ist/war aufgekommen.’
Wie oben erwähnt, bezeichnen die Resultativsätze einen nach einer Aktion erreichten Zustand:
(Allen 2010: 209)
ḥꜢ tꜢ mḥ.ø m mjt.(ïw)=f
wäre_(doch) Land:M.SG füllen:RES:3SG.M mit solche_wie=3SG.M
‘Ach, wäre das Land doch gefüllt mit solchen wie er.’
‘Ach, wäre das Land doch voll von solchen wie er.’
… oder einen (natürlichen) Zustand von Adjektiven und stativischen Verben:
(Allen 2010: 211)
wn.jn jb=f nfr.ø r (j)ḫ.(w)t nb.t
dann Herz:M.SG=3SG.M vollkommen:RES:3SG.M zu Sache:F:PL jede:F
(Wörtl. ‘Daraufhin war sein Herz vollkommen (geworden) im Vergleich zu Allem.’)
‘Daraufhin war seine Stimmung allerbestens.’
Bei intransitiven Bewegungsverben, z.B. ‘hervorkommen’, hat der Resultativ quasi dieselbe Bedeutung
wie der Anterior. Für entsprechende Aussagen bevorzugte der/die Ägypter/in dabei praktisch immer den
110
§71 D ER R ESULTATIV ALS H AUPTSATZ
Resultativ. Deshalb ist der Anterior bei intransitiven Bewegungsverben so gut wie gar nicht belegt. (Sehr
wohl belegt ist er aber im negierten Fall nach n(j), siehe §46.) So formulierte ein/e Ägypter/in in der
Praxis eine Aussage einer intransitiven, abgeschlossenen oder vergangenen Bewegung wie beispiels-
weise
‘Ein Sturm ist/war aufgekommen.’
so gut wie nie mit dem Anterior
**
jw pr(j).n ḏꜤ
PTKL hervorkommen:ANT Sturm:M.SG
(2) Ausnahmsweise steht der Resultativ in der 1. Person (Sg.) gelegentlich auch ohne extra Personal-
pronomen davor, d.h. selbständig direkt am Satzanfang, z.B.:
(3) Nicht selten steht der Resultativ in der 2. Person selbständig direkt am Satzanfang. In diesen Fällen
wird dann immer ein Wunsch oder Befehl ausgedrückt, z.B.:
jj(j).tj m ḥtp ‘Du mögest in Frieden gekommen sein!’ (d.h. ‘Willkommen!’),
snb.t(j) zp 2 ‘Du mögest gesund sein! Du mögest gesund sein!’ (d.h. ‘Alles alles Gute!’).
(Allen 2010: 218)
Nur in bestimmten Heilswünschen begegnet man dieser Verwendung auch in der 3. Person, namentlich
insbesondere in den folgenden, auf Monumenten häufig belegten Wünschen:
Ꜥnḫ.ø (w)ḏꜢ.ø s(nb.ø) ‘Er möge leben, heil und gesund sein!’,
Ꜥnḫ(.tj) (w)ḏꜢ(.tj) s(nb).tj ‘Sie möge leben, heil und gesund sein!’.
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 17.4–7,9,16–17,20–21); Schenkel (52012: Kap. 7.3.2,d–f, 8.4.1.2)
111
§73 A DJEKTIVISCHE D ERIVATION : DIE „N ISBEN “
Ausnahmsweise hat der Resultativ von rḫ ‘kennenlernen’ meist aktivische Bedeutung und nimmt dann ein
direktes Objekt zu sich. Die Bedeutung lässt sich dann im Deutschen besser mit ‘wissen’ oder ‘kennen’
übersetzen: ‘Ich habe das kennengelernt’ → ‘Ich weiß/kenne das’. Beispiel:
Literaturhinweise: Allen (22010: Kap. 17.8); Schenkel (52012: 236); Peust (2006b)
Die „Nisbe“ (Plural „Nisben“) verdankt ihren Namen einer vergleichbaren, in der Tat sprachgeschichtlich
verwandten, grammatischen Erscheinung im Arabischen ( نسبةnisba).
Die Form zeichnet sich im Ägyptischen durch eine Derivationsendung */iː/ aus, die im Idealfall im
Mittelägyptischen mit ´ (ï) oder ëë (y) geschrieben wird und die an ein Substantiv oder an eine Präposi-
tion tritt und diese/s dadurch zu einem Adjektiv macht. Beispiele:
Funktional ist die Nisbe-Endung vergleichbar mit den deutschen Derivationsendungen (§22 (3)) lich, ig
oder haft in:
west-licher ← West(en),
wunder-licher, wunder-samer ← Wunder,
mitt-iger ← Mitt(e),
inn-iger ← in,
ekl-iger, ekel-hafter ← Ekel,
fieber-hafter ← Fieber.
Wie alle anderen Adjektive des Älteren Ägyptisch können Nisben ohne Veränderung der lautlichen Form
auch substantiviert gebraucht werden, z.B. jmn.t.ï ‘westlicher (Adj.)’ oder ‘Westlicher (Subst.)’, ḥr.ï
‘oberer’ oder ‘Oberer’. Wie bei anderen Adjektiven kann die Substantivierung in der Schrift durch die
Hinzufügung eines Klassifikators kenntlich gemacht werden, der sich auf den Referenten bezieht, z.B. der
Klassifikator O [GOTT] in jmn.t.ï ‘der Westliche’. Ich habe vorgeschlagen, hier funktional von einem
„Derivationsklassifikator“ und semantisch von einem „Referenten-Klassifikator“ zu sprechen (Werning
112
§73 A DJEKTIVISCHE D ERIVATION : DIE „N ISBEN “
2010, 2011b; vgl. §8). Der Klassifikator O [GOTT] in jmn.t.ï ‘der Westliche’ ist also ein „ad-derivativer
Referenten-Klassifikator“.
Einige Nisben sind so häufig, d.h. „etabliert“, dass sie im Wörterbuch einen eigenen Eintrag mit Über-
setzung haben. Bei Nisbe-Ableitungen, die nicht im Wörterbuch stehen, braucht man etwas Phantasie und
Einfühlungsvermögen, um diese richtig zu interpretieren und treffend zu übersetzen. Die substantivierte
Nisbe jmn.t.ï ‘Westlicher’, lässt sich je nach Kontext z.B. treffender als ‘Jenseitsbewohner’ oder ‘Jenseits-
herrscher’ übertragen. Die substantivierte Nisbe ḥr.ï ‘Oberer’ wird meist im Sinne von ‘Meister, Chef,
Oberhaupt, Aufseher’, o.ä., genutzt und sollte dann auch so übersetzt werden.
Für einige Fälle bietet sich eine erste Rohübersetzung mit ‘(der/die) mit, (der/die) hat, (der/die) zu …
gehört, (der/die) von’ an, um auf eine treffende Übersetzung zu kommen, z.B. Ꜥfn.t.ï ‘(der) mit
einem/dem Kopftuch’ (von Ꜥfn.t ‘Kopftuch’), dann schöner: ‘der Kopftuch Tragende’.
Ein Nisbe-Adjektiv kann wie andere Adjektive auch durch weitere Hinzufügung von w oder t als Maskulin
Plural bzw. als Feminin gekennzeichnet werden. Durch Hinzufügung eines weiteren ï zur Pluralform kann
ein Dual markiert werden. Anders als bei Adjektiven mag es aber im Femininum keinen Unterschied zwi-
schen Singular und Plural gegeben zu haben. Vergleiche die häufigsten Endungsschreibungen und die
hypothetischen Lautungen (vgl. Werning 2011, I: §56):
a) Das eigentliche Nisbe-Vokal */iː/ wird im Mittelägyptischen nur im Maskulin Singular einigermaßen
häufig als ´ / ôô ï oder ëë y geschrieben:
Beispiele:
jmn.t ‘Westen’ → jmn.t.ï ‘westlicher’, mit Anzeige des Nisbe-Vokals,
→ jmn.t.(ï)t ‘westliche’, ohne Anzeige des Nisbe-Vokals.
Generell gilt, dass der Nisbe-Vokal */iː/ bei solchen Formen normalerweise nicht geschrieben wird, bei
denen sich die Form – wie wir unten sehen werden – auch durch andere Hinweise als Nisbe zu erkennen
gibt.
113
§73 A DJEKTIVISCHE D ERIVATION : DIE „N ISBEN “
Ein solcher Befund ähnelt dem Phänomen der sog. matres lectionis (Sg. mater lectionis) ‘Mutter des
Lesens’, bei dem ein Vokal in einer an sich vokallosen Schrift behelfsweise mit einem lautlich ähnlichen
Konsonanten angezeigt wird, insbesondere y/j für /i/ und w für /u/.
b) Bei t-endigen Ausgangswörtern wird das Morphem wenn dann mit ´ oder ôô ï geschrieben. Im Mask. Pl.
werden das t und die Pluralendung zusammen mit dem Zweikonsonantenzeichen ~ tw (Gardiner
G4) geschrieben, das teils von Ꜣ-Geier nicht, oder nur schwer, zu unterscheiden ist.
c) Bei n-endigen Ausgangswörtern ist ein vergleichbares Phänomen zu erwarten. Im Mask. Pl. werden das
n und die Pluralendung zusammen mit dem Zweikonsonantenzeichen ì nw geschrieben. Vergleiche das
zentrale Morphem des Indirekten Genitivs n/nt/nw ‘GEN, von’ (§26), das traditionell als Nisbe-Ableitung
der Präposition n ‘(für), zu gehörig’ identifiziert wird:
d) Bei w-endigen, genauer /-Vw/-endigen, Ausgangsnomina wird die Endung */-Vw/ unter dem Einfluss
des folgenden Nisbe-Morphem /iː/ zu /j/ umgewandelt (*/-Vwiː/ → */-Vjiː/) und dann mit ëë y geschrieben.
Fallweise erscheinen aber auch „etymologisierende“ Schreibungen mit »ëë {w}y (vgl. §17 (4)). Das Nisbe-
Morphem bleibt dann ungeschrieben. Die Form ist aber durch den Sekundäreffekt der Umlautung von w
in y als Nisbe erkennbar. Beispiele:
e) Der lautliche Teil der Nisbe-Endung steht vor dem Klassifikator des Ausgangswortes. Der Gram-
mato-Klassifikator PLURAL steht ggf. ganz am Schluss. Beispiele:
f) Die Klassifikatoren des Ausgangswortes fallen insbesondere bei etablierten Nisben häufig weg.
Beispiel:
114
§74 S ONDERFORMEN DE - PRÄPOSITIONALER N ISBEN
g) Die Mask. Sg.-Endung ï kann auch anstelle des Doppelstriches ôô /´ oder des Doppelschilfblatts ëë
ikonisch durch die Verdoppelung eines Logogramms oder eines Klassifikators angedeutet werden
(sog. „Pseudo-Dual“). Beispiele:
h) Nisben können auch von pluralischen Substantiven und Kollektiva gebildet werden. Allerdings ist dieses
zumeist nicht erkennbar, da die Pluralstriche des Ausgangswortes regelmäßig ausgelassen werden und
einfache Plural-Endungen meist nicht phonologisch geschrieben werden. Das folgende Beispiel zeigt die
Ableitung von einem Kollektivum auf wt (das in diesem Fall, im Neuen Reich, im Sinne eines Plurals genutzt
wird.)
Literaturhinweise: Werning (2011, I: §§36–43, 48), Werning (Matres lectionis, im Druck); Schenkel (52012: Kap.
5.1.1.1–3); Allen (22010: ch. 6.1)
Hervorzuheben sind hier die Signalwirkung der Zeichen › jm und + dp.ï, sowie des Phono-Repeaters (§13)
V / W / X jr.ï. (Zur Erinnerung: Die Präposition bzw. Nisbe dp /dp.ï wurde traditionell tp /tp.ï gelesen; §19.)
(2) Auch von sog. „zusammengesetzten“ Präpositionen wie ḥr-jb ‘innerhalb, inmitten (wörtl. beim
Herz)’, ḥr-dp ‘oben auf, über (wörtl. auf/über dem Kopf)’ oder dp-Ꜥ(w).wï bzw. dp-Ꜥ(w) ‘vor
(wörtl. *zuvorderst der Arme/des Arms)’ können Nisben gebildet werden, z.B. / ḥr.ï-dp ‘Ober-
haupt’. Das Nisbe-Morphem tritt dann nicht etwa an die ganze Phrase (**ḥr-jb.ï), sondern an die Präposition
(ḥr.ï-jb). Die traditionelle ägyptologische Praxis hier aufgrund einer engen semantischen Verbindung einen
Bindestrich einzufügen (vgl. §4), führt in diesen Fällen leider potentiell in die Irre. In der Tat sind zusam-
mengesetzte Präpositionen nur semantisch kompakt, bestehen grammatisch aber doch aus zwei selbstän-
digen Elementen.
115
§75 E RKENNBARKEIT VON N ISBEN
Zur Verwirrung trägt hier bei, dass gerade bei zwei der drei oben genannten Fällen Schreibungen belegt
sind, in denen die zu erwartende Schreibreihenfolge zugunsten eines optisch ansprechenderen Schriftbildes
umgestellt wurde: z.B. statt / für ḥr.(ï)w-jb ‘(die) innerhalb, (die) inmitten’, statt /
ḥr.(ï)t-jb ‘(die) innerhalb, (die) inmitten’. In einem späteren Stadium der Sprachgeschichte sind solche
zusammengesetzten Präpositionen teils schon zu einem einzigen Wort geworden („univerbiert“). Denn hier
treten auch Formen mit der Nisbe-Endung am Ende auf, so etwa ḥr.dp.ï im Neuen Reich.
Hervorzuheben ist noch die Nisbe jm(.ï)-rʾ ‘Vorsteher’, die so gut wie immer einfach /
(j)m(.ï)-rʾ oder aber „aenigmatisch“, d.h. spielerisch-rätselhaft, mit der Rinderzunge geschrieben
wird. Letztere Schreibung beruht auf einem Wortspiel. Die Phrase jm.ï rʾ kann auch ‘der/die im Mund ist’
bedeuten und als Hinweis auf die Zunge verstanden werden (die ‘Zunge’ ns hat im Ägyptischen maskulines
Genus). Traditionell wird die Bedeutung ‘Vorsteher’ so erklärt, dass jm.ï rʾ ursprünglich nicht ‘der im Mund
ist’, sondern ‘in dem der „Mund“ ist’, metonymisch: ‘in dem der (Aus)spruch ist’ bedeuten würde (sog.
„umgekehrte Nisbe“). Ich habe jedoch vorgeschlagen, keine „umgekehrte Nisbe“ anzunehmen, sondern eine
„normale“ Nisbe auf Grundlage der Bedeutung ‘als (fungierend)’, die die Präposition m auch haben kann,
konkreter: eine Nisbe mit der ursprünglichen Bedeutung ‘der als „Mund“ (fungiert)’, metonymisch für ‘der
als Sprecher (fungiert)’, anzunehmen (Werning 2014c: 148, Fn. 113).
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 8.6–9, 15); Schenkel (52012: Kap. 5.1.1.1c, 5.2.4); Werning (2011, I: §§36, 42, 44–46)
Wie gesagt, wird das Nisbe-Morphem */iː/ selbst meist nur dann geschrieben, wenn die Form ohne die
Schreibung mit ´ / ôô oder ëë nicht als Nisbe erkennbar wäre. Wie erkennt man die Nisbe also, wenn das
entscheidende Nisbe-Morphem */iː/ nicht als ï oder y geschrieben ist? Im Folgenden einige Merkmale, die
auf Nisben hinweisen:
d) Doppelte °-Schreibung (°°): fast immer feminine Nisbe eines t-endigen Ausgangswortes (-t.(ï)t, vgl.
§73).
jmn.t ‘Westen’ → jmn.t.(ï)t ‘westliche’.
116
§76 D ER I MPERATIV SḎM
g) Einige wenige Nisben sind so lexikalisiert, dass sie einen eigenen Klassifikator haben, z.B.:
, ḥr ‘auf, über, bei’ → ḥr.(ï) ‘oberer, Oberster’.
Sg. , ~
sḏm mꜢꜢ ~ mꜢ jr(j) ḏ(j) jw(j) ~ jj(j)
‘hör(e)!’ ‘sieh(e)!’ ‘mach(e)!’ ‘gib!’ ‘komm!’
Pl. , , , , ~ k.B.
sḏm.(w) mꜢ.(w) jry.(w) ~ jr(j.w) ḏy.(w) ~ ḏ(j.w) jw(j.w) ~ jy(j.w).
‘hört!’ ‘seht!’ ‘macht!’ ‘gebt!’ ‘kommt!’
117
§76 D ER I MPERATIV SḎM
Und in aller Regel wurde, um den Imperativ ‘gib!, gebt!’ auszudrücken, nicht ḏ(j) (dazu Werning 2013:
243), sondern jmj benutzt und zum Ausdruck des Imperativs ‘komm!, kommt!’ nicht jw(j)/jj(j) (dazu
Schweitzer 2008), sondern mj bzw. mj(.w):
Anmerkung: Bei der Partikel m=k / m=ṯ / m=ṯn / / , die im Deutschen traditionell mit
imperativischem ‘siehe!, seht!’ übersetzt wird, handelt es sich nicht wirklich um eine Imperativ-Form von
einem Verb ‘sehen’, sondern wohl um eine Partikel, die in irgendeiner Weise Aufmerksamkeit herstellt.
(2) Konstruktionen
Ein Imperativ zeichnet sich dadurch aus, dass das angerufene Subjekt normalerweise nicht separat
genannt ist. Denn der Imperativ richtet sich immer an die 2. Person (‘du!, ihr!’). Diese ist ihm quasi inne-
wohnend („inhärent“) und braucht daher nicht notwendigerweise explizit wiederholt werden.
jmj tʾ n nb.t
geben.IMP Brot(M) DAT Herrin:F
‘Gib der Herrin das Brot!’
Für die Satzstellung von direktem und indirektem Objekt gilt die übliche Morphemgewichtshierarchie
hinter Verben (§37). Eine orthographische Besonderheit ist in diesem Zusammenhang die zwei Wörter
verschmelzende Zusammenschreibung des Imperativs m ‘nimm!’ mit folgendem n= ‘DAT’ in dem Zwei-
konsonantenzeichen mn (Gardiner Nr. T1). Beispiel:
m n=k tʾ
nehmen.IMP DAT=2SG.M Brot(M)
‘Nimm dir das Brot!’
Um diese Besonderheit auch in der Transkription sichtbar zu machen, kann man optional m und n= durch
einen Bindestrich verbinden (z.B. m-n=k).
(3) Gebrauch
a) Optional kann – wie in dtsch. Gib du der Herrin das Brot! – die im Imperativ schon implizit angerufene
Person zusätzlich explizit genannt werden. Dabei gibt es drei Hauptvarianten:
118
§76 D ER I MPERATIV SḎM
jmj ṯw tʾ n nb.t
geben.IMP 2SG.M Brot(M) DAT Herrin:F
‘Gib du der Herrin das Brot!’.
b) Natürlich ist es auch möglich vor oder nach dem Imperativ-Satz eine „vokativische“ Anrufung hin-
zuzufügen. Beispiele:
jmj tʾ n nb.t ḥm
geben.IMP Brot(M) DAT Herrin:F Diener(M)
‘Gib der Herrin das Brot, (du) Diener!’
ḥm pn jmj tʾ n nb.t
Diener(M) DEM.NAH:M.SG geben.IMP Brot(M) DAT Herrin:F
‘Du Diener! Gib der Herrin das Brot!’
Zum vokativischen Gebrauch der Demonstrativpronomina, in dem sie besser mit einem
Personalpronomen (‘du!, ihr!’) zu übersetzten sind, vgl. oben §30.
c) Für eine Kette von mehreren Befehlen wird eher selten eine einfache Kette von mehreren Imperativen
genutzt. Stattdessen wird die Aufforderungskette mit einem Imperativ begonnen und mit einem Poste-
rior oder Subjunktiv fortgesetzt. In der dtsch. Übersetzung übertragen wir die Kette aber oft besser,
abweichend vom Ägyptischen, als Kette von Imperativen. Beispiel:
119
§77 D AS „N EGATIVKOMPLEMENT “ SḎM . W
d) Gelegentlich kommt hinter dem Imperativ eine enklitische Partikel ~ m(j) vor, die sich hier
behelfsweise mit ‘doch’, ‘bitte’ oder ‘nun’ übersetzen lässt. Beispiel:
(4) Negation
Eine „negierter“ Befehl wird – vergleichbar mit dem englischen don’t give! – mit der Negation , selten
m ‘tu nicht! (engl. don’t)’ gebildet. Das „eigentliche“ Verb folgt der Negation. Es erscheint dabei
immer in einer besonderen Form, der sog. „Negativkomplement“-Form (dazu direkt im Anschluss §77).
Beispiel:
m rḏ(j.w) tʾ n nb.t
nicht_tun.IMP geben:NKOMPL Brot(M) DAT Herrin:F
‘Gib der Herrin das Brot nicht!’
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 16.1–4, 16.6,8, 16.7,6, 19.8,3); Schenkel (52012: Kap. 7.4.2.2).
(1) Vergleichbar dem engl. don’t move, werden im Ägyptischen in einigen Fällen Verneinungen mit vernei-
nenden Hilfsverben (don’t) gebildet, denen das „eigentliche“ Verb folgt (move). Das „eigentliche“ Verb er-
scheint im Ägyptischen dabei in einer ganz speziellen Form, die in der ägyptologischen Philologie als
„Negativkomplement“ bezeichnet wird. Sie steht obligatorisch nach verschiedenen „Negationsver-
ben“, insbesondere nach:
120
§77 D AS „N EGATIVKOMPLEMENT “ SḎM . W
, , ,
sḏm(.w) mꜢꜢ(.w) jr(j.w) ~ jr(j).w rḏ(j.w) ~ rḏy(.w) jw(j.w)
‘hören’ ‘sehen’ ‘machen’ ‘geben’ ‘kommen’
Eine Endung w erscheint nur vereinzelt bei Verben IIIae infirmae geschrieben. Beispiel:
jm(j)=k hꜢ(j).w
nicht_tun.SBJV=2SG.M hinabbewegen:NKOMPL
‘Du sollst nicht herabfallen!’
Aus systematischen Gründen wollen wir die Endung w aber bei allen Verbalklassen in Klammern mit tran-
skribieren.
Anmerkung: Im späteren 2. Jahrtausend, d.h. zum Neuägyptischen hin, wird das Negativkomplement mor-
phologisch durch den Infinitiv (§92) ersetzt.
(2) Ist das Subjekt der aus Negation und Negativkomplement bestehenden Phrase kein „leichtes“ Suffix-
pronomen (wie oben =k), sondern ein „schweres“ Substantiv, so steht es normalerweise erst hinter dem
Negativkomplement. Beispiel:
(3) Eine scheinbare semantische Besonderheit zeigt sich bei der Verneinung von rḏ(j) ‘geben, veranlassen’
plus Subjunktiv-Objektsatz (§39). Es ergibt sich nämlich häufig die Bedeutung ‘nicht zulassen, dass etw.
geschieht’. In der Tat handelt es sich hier aber nur um eine Bedeutungsnuance ‘gewähren’, die rḏ(j) auch
haben kann (‘geben, gewähren, veranlassen’). Beispiel:
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 14.16–17); Schenkel (52012: Kap. 7.4.2.2, 19.11,2–3); Schenkel (2000b).
121
§78 A DVERBIALE N EBENSÄTZE UND PARATAKTISCHE H AUPTSÄTZE
Aus der Perspektive des deutschen Übersetzers ist es sinnvoll im Ägyptischen drei Fälle von Sätzen zu
unterscheiden:
Satztyp Deutsches Beispiel
a) Hauptsätze, Er bog links ab.
Er bog links ab. Dann fuhr er geradeaus.
b) parataktische Hauptsätze, Er bog links ab, und dann fuhr er geradeaus.
Er bog links ab und ø fuhr dann geradeaus. (ohne er!)
c) adverbiale Nebensätze, Er bog links ab, bevor er geradeaus fuhr.
Nachdem er links abgebogen war, fuhr er geradeaus.
Als „parataktischen Hauptsatz“ (oder „Sequentialsatz“) wollen wir den zweiten von zwei gleichgeord-
neten Hauptsätzen bezeichnen (dtsch. mit und verbunden). Als „adverbiale Nebensätze“ sind Nebensätze
zu klassifizieren, die eine Begleitumstandsbeschreibung im weiteren Sinne wiedergeben (zum Begriff
„adverbial“ vgl. §49). Die adverbialen Nebensätze beschreiben z.B. wann, warum oder unter welchen Um-
ständen die Handlung in dem übergeordneten Hauptsatz passiert. Im Deutschen sind dies meist sog. „kon-
junktionale Nebensätze“, d.h. Sätze die eine Nebensatz-Konjunktion enthalten, z.B.:
Mittelägyptisch Neuhochdeutsch
(a) Das Mittelägyptische ist tendenziell hauptsatz- Das Deutsche ist tendenziell nebensatzmarkie-
markierend (F. Kammerzell). rend.
Es markiert parataktische Hauptsätze und adver- Es markiert parataktische Hauptsätze und adver-
biale Nebensätze in der Regel nicht (seltener mit biale Nebensätze mit „Konjunktionen“ wie und
bestimmten Nebensatz-Partikeln wie jsṯ ‘wobei’). bzw. wobei, während, als, so dass usw. Dagegen
Dagegen haben Hauptsätze häufig eine Haupt- haben dtsch. Hauptsätze in der Regel keine Kon-
satz-Partikel wie z.B. jw, ḥꜢ, ꜤḥꜤ.n oder aber die junktion (nur selten sog. Hauptsatz-Konjunktio-
Partikel m=k. nen wie z.B. dann, aber).
122
§78 A DVERBIALE N EBENSÄTZE UND PARATAKTISCHE H AUPTSÄTZE
Mittelägyptisch Neuhochdeutsch
Beispiel: Beispiel:
jw mꜢꜢ=f sï, Er sah sie,
njs=s (adv. Nebensatz ohne Konj./Partikel) als sie rief (mit Konjunktion).
Beispiel:
(b) Das Tempus ist im Hauptsatz und im paratakti- Das Tempus ist in allen Sätzen absolut, d.h.
schen Hauptsatz absolut; aber im adverbialen immer an der Sprechzeit orientiert.
Nebensatz ist das Tempus relativ-zeitlich zur
Handlung des übergeordneten Hauptsatzes
(D. Werning).
Beispiel: Beispiel:
jw mꜢ.n=f sï (Anterior, absolut: Vergangenheit) Er sah sie, (Präteritum, absolut: Vergangenheit)
njs=s (Imperfektiv, relativ: gleichzeitig) als sie rief (Prät., absolut: Vergangenheit).
‘Er sah sie, als sie rief.’
Beispiel:
[keine (Allen 2010: 288)
šn.{w}y=j ḏdf(.w) Partikel] mꜢꜢ=j st
Haare:M.PL=1SG sträuben:RES.M.PL sehen:IPFV=1SG es
‘Meine Haare sträubten sich, als/während ich es sah.’
(Imperfektiv, relativ: gleichzeitig zum Hauptsatz)
123
§78 A DVERBIALE N EBENSÄTZE UND PARATAKTISCHE H AUPTSÄTZE
Mittelägyptisch Neuhochdeutsch
(d) Abgesehen von dem Vorhandensein/Fehlen einer Im Deutschen gilt im Hauptsatz die Regel, dass
Satzpartikel ist die Satzstellung in Haupt- und die flektierte Verbform an Zweitstelle steht. Im
Nebensätzen gleich. Nebensatz steht sie hingegen am Schluss.
(Eine Ausnahme bildet das Imperfektiv-Haupt-
satzmuster jw z(j) mꜢꜢ=f sï mit „doppelter“ Sub-
jektsstelle (§35). Dieses taucht im Nebensatz nicht
auf; siehe Tabelle unten)
(e) Im Ägyptischen wird das Subjekt im paratakti- Im Deutschen kann das Subjekt im paratakti-
schen Hauptsatz auch bei Identität der Subjekte schen Hauptsatz ausgelassen werden, wenn es
bei beiden Sätzen regelmäßig wiederholt. (Einige mit dem Subjekt des Hauptsatzes identisch ist.
wenige Handvoll Gegenbelege „bestätigen die
Regel“.)
Beispiel: Beispiel:
jw mꜢꜢ=f sï, Er sah sie
sḏm=f ḫrw=s. und ___ hörte ihre Stimme.
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die gängigen Satzmuster im Mittelägyptischen:
124
§78 A DVERBIALE N EBENSÄTZE UND PARATAKTISCHE H AUPTSÄTZE
Achtung: Die mit „*)“ markierten jw sind nicht als Hauptsatzpartikel zu analysieren, sondern als bedeu-
tungsleeres Stützelement für das Subjektspronomen („void jw“; siehe unten).
Im Fall von negierten Sätzen sind Haupt- und Nebensätze generell oberflächlich nicht zu unterschei-
den:
(b) Ein Satz ohne Hauptsatzpartikel kann immer (auch) ein parataktischer Hauptsatz (‘und’) oder ein
adverbialer Nebensatz sein (‘wobei’, usw.). In Abhängigkeit von der Verbalform bzw. dem Satztyp eignen
125
§79 V ERBALSATZKATEGORIEN : T EMPUS , A SPEKT UND M ODUS
sich im adverbialen Nebensatz als Faustregel in erster Näherung für die dtsch. Übersetzung folgende Kon-
junktionen:
generell (Imperfektiv/Resultativ/nicht-verbal/…) → ‘wobei/indem’;
Anterior (nur nicht-negiert, vgl. §46) → ‘nachdem’;
Subjunktiv → ‘auf dass/so dass’.
In fast allen Fällen kann der Kontext alternativ eine der Konjunktionen ‘weil’ oder ‘obwohl’ nahe legen.
(c) Ein einfaches Anterior sḏm.n(=f) direkt am Satzanfang kann nur als sequentieller Hauptsatz (‘und’)
oder als adverbialer Nebensatz (vorzeitig: ‘nachdem’) übersetzt werden.
(d) Ein einfacher Imperfektiv sḏm(=f) direkt am Satzanfang kann nur als sequentieller Hauptsatz (‘und’)
oder als adverbialer Nebensatz (gleichzeitig: ‘wobei/indem/während’) übersetzt werden.
Literaturhinweise: Werning (2011, I: §§145, 148, 175; Kap. IV.B); Schenkel (52012: Kap. 4.3.9, 4.6, 6.2.3, 6.4.6, 8.2.2);
Allen (22010: ch. 12.15–18, 17.12,19, 18.11,15, 19.8, 20.10,15, 21.6).
Verbalsätze transportieren neben der Bedeutung des Verbs selbst in der Regel zusätzlich Informationen zur
Zeitlage (Tempus im engeren Sinne), zur betrachteten Phase der Aktion (Phasen-Aspekt) und zur Ein-
stellung des Sprechers bezüglich der Aktion oder zur Bedingtheit der Aktion (Modus). Ägyptische Verbal-
formen transportieren insbesondere folgende Informationen:
Absolutes Tempus liegt im Mittelägyptischen nur im Hauptsatz vor und kann hier als Spezialfall
eines speziell sprechzeit-relativen Tempus begriffen werden.
126
§79 V ERBALSATZKATEGORIEN : T EMPUS , A SPEKT UND M ODUS
c) progressiv (die gerade ablaufende Handlung in der ‘Mitte’ ihres Ablaufs betrachtend),
vgl. ‘er macht das gerade’, ‘he is doing it’;
Mägy. Satzformen, die progressive Aussagen machen (können) sind insbesondere: Periphrastischer
Imperfektiv (dazu später, §93).
(3) Modus:
a) neutral/„indikativisch“ (einfache, nicht-bedingte Handlung);
Zusätzlich kommen auf Wortbildungs-, Flexions-, Phrasen- oder Satzebene fallweise folgende Kategorien
hinzu:
(4) Skopus (Gültigkeitsbereich)
a) generell (immer gültig), z.B. ‘sie liebt es Musik zu machen’.
(5) Quantität (Häufigkeit):
a) iterativ (wiederholte Handlung), z.B. ‘rumhüpfen’,
b) habituell (regelmäßige Handlung), z.B. ‘pflegt zu spenden’, ‘er liest Ø’ (ohne Objekt),
Mägy. Verbformen, die generelle, iterative und habituelle Aussagen machen (können) sind insbeson-
dere: Imperfektiv (§34), negierter Anterior (vgl. §46).
Literaturhinweise: Werning (2008), Werning (2011, I: Kap. IV.B), Malaise & Winand (1999: ch. XX); vgl. auch Winand
(2006).
127
§80 P ASSIVE V ERBALFORMEN
(1) Begriffsklärung
In normalen, sog. „aktiven“ Verbalsätzen ist der Täter/Ausführende/Handelnde (das „Agens“) einer Hand-
lung das grammatische Subjekt und das Opfer/der Erleidende (das „Patiens“) einer Handlung das
grammatische direkte Objekt. Im Deutschen erkennt man das Subjekt am Kasus Nominativ, das direkte
Objekt am Kasus Akkusativ. Im ägyptischen Verbalsatz kann man Subjekt und Objekt nur dann schon rein
oberflächlich unterscheiden, wenn es sich um singularische Personalpronomina handelt. Ein pronominales
Subjekt erscheint als Suffixpronomen (=j, =k, =ṯ, =f, =s), ein Objekt als enklitisches Personalpronomen (w(j),
ṯw, ṯn, sw, sï, st). (Achtung: Pronominale Subjekte vor Verben nach bestimmten Partikeln, wie m=k, (§35)
und Subjekte von Adjektivalsätze (§57) erscheinen aber als enklitische Personalpronomina.)
Viele Sprachen verfügen über ein morphosyntaktisches Mittel, das Agens ungenannt zu lassen und
stattdessen das Patiens zum grammatischen Subjekt zu machen. Man spricht dann von „passiven“
Sätzen (vgl. A. Siewierska, Passive Constructions, 2013, http://wals.info/chapter/107). Vergleiche beispielsweise
das deutsche Passiv:
Das Passiv wird normalerweise verwendet, wenn das Agens nicht genannt werden soll oder kann.
Im Mittelägyptischen wird ein Passivsatz gebildet, indem eine Verbalform der Suffixkonjugation (Imper-
fektiv, Subjunktiv, …) um ein Verbalsuffix -.t(w) erweitert wird:
Das Passiv-Suffix (gesprochen möglicherweise */ta/) wurde entweder kurz t(w) geschrieben (dann vor
dem Verbklassifikator) oder länger , , ( !), , , ( !) tw (dann nach dem Verbklassifikator):
128
§80 P ASSIVE V ERBALFORMEN
Beispiele:
[SUBJEKT/PATIENS: =f]
(Sinuhe B 280f; Allen 2010: 293)
rḏ(j).t(w)=f m-qꜢb šn.yt
geben:POST:PASS=3SG.M in Inneres:M.SG Höflinge:KOLL.F
‘Er wird unter die Höflinge platziert werden.’
[SUBJEKT/PATIENS]
(Sinuhe B 227f; Allen 2014: 287)
n(j) sḏm.tw rn=j m rʾ-wḥm.w
NEG hören:PFV:PASS Name:M.SG=1SG von Mund:M.SG–Berichterstatter:M.SG
‘Mein Name wurde nicht vernommen aus dem Mund eines Herolds.’
‘Mein Name wurde aus dem Mund keines Herolds vernommen.’
Einen orthographischen Sonderfall stellt das t(w)-Passiv des unregelmäßigen Subjunktivs jnt ‘soll/wird
bringen’ dar. Die Form *jnt.tw wird nur mit einem t geschrieben, da das t von jnt und das t des Suffix t(w)
zusammenstoßen: aktiv jnt ‘soll/wird holen’, passiv ebenso jn(t).t(w) oder jn(t).tw
‘soll/wird geholt werden’ (nicht * oder * ).
[INDIR.OBJ.] [SUBJEKT/PATIENS]
(Westcar 8:15f; Allen 2010: 305)
jm(j) jn(t).tw n=j ḫn{r}j
geben.IMP bringen:SBJV:PASS DAT=1SG Gefangener:M.SG
‘Veranlasst, dass mir ein Gefangener gebracht wird!’
Neben den t(w)-Passiven gab es noch einige wenige spezialisierte Passiv-Verbalformen ohne t(w)-Suffix:
insbesondere das „sḏm(.w)-Passiv“ (alias „Perfektiv-Passiv“) ‘wurde gehört’ und das „Posterior-Passiv“
sḏmm(=f) ‘(er) wird gehört werden’. Die folgende Tabelle gibt die Morphologie dieser Formen an:
~ ~ ~
sḏmm (redupl.!) Ꜣmm jr(j.w)~jry(.w) rḏ(j.w) ~ rḏ(j).w nḏrr (redupl.!)
(= Ꜣm(m)m) ~jr(j).w
‘wird gehört- ‘wird gepackt ‘wird gemacht ‘wird gegeben ‘wird gepackt
werden’ werden’ werden’ werden’ werden’
sḏm(.w)-Passiv
~ ~ ~ ~ ~ ~
sḏm(.w) ~ sḏm.w Ꜣm(.w) jr(j.w)~jry(.w) rḏ(j.w)~rḏ(j).w nḏr(j.w)~nḏr(j).w
~jr(j).w ~ḏ(j.w)
‘wurde gehört’ ‘wurde gepackt’ ‘wurde gemacht’ ‘wurde gegeben’ ‘wurde gepackt’
129
§81 G EBRAUCH UND E RKENNBARKEIT DER PASSIVEN V ERBALFORMEN
Anmerkung: Die Formen des sḏm(.w)-Passiv sind möglicherweise nicht zufällig mit denen des Resultativ
der 3. Person Sg. sḏm.ø und Pl. sḏm(.w) ‘ist gehört’ vergleichbar (§70; vgl. die Forschungen von Elsa Oréal).
Beispiele:
[SUBJEKT/PATIENS]
(Schenkel 2012: 228;
n(j) nḥmm dp=f m-Ꜥ(w)=f CT V 62–63b)
NEG wegnehmen:POST.PASS Kopf:M.SG=3SG.M von=3SG.M
‘Sein Kopf wird ihm nicht weggenommen werden.’
[INDIR.OBJ.] [SUBJEKT/PATIENS]
(Allen 2010: 297;
m=k ms(j.w) n=k ẖrd.w 3 Westcar 11:5f)
AUFM=2SG.M gebären:PFV.PASS DAT=2SG.M Kind:M.PL 3
‘Siehe, dir wurden drei Kinder geboren.’
‘Siehe, dir sind drei Kinder geboren worden.’
Anmerkung: Die syntaktisch mögliche Alternativ-Lesung *m=k ms(j).n=k ẖrd.w 3 ‘Siehe, du hast
drei Kinder geboren’ ist hier übrigens auszuschließen, da der Angesprochene männlich ist (=k).
Literaturhinweise: Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.2); Allen (22010: ch. 21.1–2, 21.15).
(1) Satzstruktur
Grundsätzlich verhalten sich die t(w)-Passiv-Formen grammatisch so wie die entsprechenden akti-
ven Formen.
Beispiele:
a) Imperfektiv und Anterior können nur im Nebensatz direkt am Anfang stehen:
jw sḏm=f ‘Er hört’ – jw sḏm.tw=f ‘Er wird gehört’ (Imperfektiv, HS)
sḏm=f ‘wobei er hört/hörte/h. wird’ – sḏm.tw=f ‘wobei er gehört wird/wurde/werden wird’ (Imperfektiv, NS)
b) Inkompatibilität des Subjunktiv und Posterior mit jw, Möglichkeit im Hauptsatz am Anfang zu stehen:
sḏm=f ‘Er soll/wird hören’ – sḏm.tw=f ‘Er soll/wird gehört werden’ (Subjunktiv, HS)
sḏm=f ‘so/auf dass er hören wird’ – sḏm.tw=f ‘so/auf dass er gehört werden wird’ (Subjunktiv, NS)
c) Negation des Subjunktivs mit nn, der anderen Verbalformen mit n(j):
nn sḏm=f ‘Er soll/wird nicht hören’ – nn sḏm.tw=f ‘Er soll/wird nicht gehört werden’ (neg. Subjunktiv)
n(j) sḏm=f ‘Er hörte nicht’ – n(j) sḏm.tw=f ‘Er wurde nicht gehört’ (neg. Perfektiv)
n(j) sḏm.n=f ‘Er hört(!) nicht’ – n(j) sḏm.n.tw=f ‘Er wird(!) nicht gehört’ (neg. Anterior)
Der Posterior-Passiv sḏmm(=f) verhält sich grammatisch wie der entsprechende aktive Posterior
sḏm(.w)(=f). Auch werden beide im Laufe der Sprachgeschichte funktional u.a. durch den Subjunktiv er-
setzt. Das (perfektive) sḏm(.w)-Passiv verhält sich entweder wie der aktive Anterior sḏm.n(=f) oder
wie der aktive Perfektiv sḏm(=f).
130
§81 G EBRAUCH UND E RKENNBARKEIT DER PASSIVEN V ERBALFORMEN
Vergleiche:
d) Inkompatibilität des Posterior-Passiv mit jw, Möglichkeit im Hauptsatz am Anfang zu stehen:
sḏmm=f ‘Er wird gehört werden’ (Posterior-Passiv) vgl. sḏm(.w) =f ‘Er wird hören’ (Posterior)
n(j) sḏmm=f ‘Er wird nicht gehört werden’ (Posterior-Passiv) vgl. n(j) sḏm(.w)=f ‘Er wird nicht hören’ (Post.)
e) sḏm(.w)-Passiv wie Anterior: nach Partikel und negiert als generelles „Präsens“:
jw sḏm(.w) ḫrw ‘Die Stimme wurde gehört’ (sḏm(.w)-Passiv) vgl. jw sḏm.n=f ‘Er hat gehört’ (Anterior, HS)
sḏm(.w) ḫrw ‘nachdem die Stimme gehört wurde’ (sḏm(.w)) vgl. sḏm.n=f ‘nachdem er gehört hat’ (Ant., NS)
n(j) sḏm(.w)=f ‘Er wird(!) nicht gehört’ (sḏm(.w)-Passiv) vgl. n(j) sḏm.n=f ‘Er hört(!) nicht’ (Anterior)
c) sḏm(.w)-Passiv wie Perfektiv: „alter“ Gebrauch, direkt am Satzanfang, auch negiert mit Vergangen-
heitsbedeutung:
sḏm(.w) ḫrw ‘Die Stimme wurde gehört’ (sḏm(.w)-Passiv) vgl. sḏm=f ‘Er hörte’ (Perfektiv, Reliktgebrauch)
n(j) sḏm(.w)=f ‘Er wurde nicht gehört’ (sḏm(.w)-Passiv) vgl. n(j) sḏm=f ‘Er hörte nicht’ (Perfektiv)
Obwohl theoretisch möglich, wurde das t(w)-Passiv praktisch nicht in allen denkbaren Fällen genutzt.
Insbesondere nicht genutzt wurden der nicht-negierte Anterior mit t(w) (*jw sḏm.n.t(w)(=f) ‘(er) wur-
de gehört’) und das nicht-negierte Perfektiv mit t(w) (*sḏm.t(w)(=f) ‘(er) wurde gehört’). Denn bei pro-
nominalem Patiens war der Resultativ beliebter: z.B. jw=f sḏm.ø ‘er ist gehört; er wurde gehört’. Bei
voll-nominalem Patiens war das sḏm(.w)-Passiv beliebter: sḏm(.w) ḫrw ‘die Stimme wurde gehört’.
Es gibt folgende pragmatische Tendenz bei nicht-negierten Vergangenheitsaussagen:
Aktiv Passiv
Intransitive Verben,
Resultativ (§71) —
insb. Bewegungsverben
(pronominales Patiens:) Resultativ (§71)
Transitive Verben Anterior (§34)
(nominales Patiens:) sḏm(.w)-Passiv (§80 (3))
Auch ein Posterior mit t(w) (*sḏm(.w).t(w)(=f) ‘(er) wird gehört werden’) ist nur selten belegt, da zu frü-
heren Zeiten das Posterior-Passiv sḏmm(=f) ‘(er) wird gehört werden’ beliebter war und später der Sub-
junktiv (sḏm.t(w)(=f) ‘(er) möge/soll/wird gehört werden’) die Aufgaben des Posterior übernommen hat.
So kommt es, dass das t(w)-Passiv nur beim Imperfektiv sḏm.t(w)(=f) ‘wird gehört’ und beim Sub-
junktiv sḏm.t(w)(=f) ‘möge/wird gehört werden’ geläufig ist, sowie generell bei negierten Suffixkon-
jugationsformen (Perfektiv n(j) sḏm.t(w)(=f) ‘wurde nicht gehört’, Anterior n(j) sḏm.n.t(w)(=f) ‘wird
nicht gehört, kann nicht gehört werden’ [„Gunn’sche Regel“!], Subjunktiv nn sḏm.t(w)(=f) ‘möge/wird
nicht gehört werden’; jedoch wie im aktiven Fall kein Imperfektiv *n(j) sḏm.t(w)(=f) ‘wird gehört’).
(3) Erkennbarkeit
Dass eine passive Verbalform vorliegt, erkennt man im günstigsten Fall gleich am t(w)-Suffix.
Ansonsten erkennt man es daran, dass im Satz der von der Verb-Bedeutung her geforderte Handelnde
(Agens) hinter dem Verb fehlt. Dieses Profil hat neben den Passivformen sonst nur der der Imperativ,
dem das Agens der 2. Person (‘du, ihr’) inhärent ist, und der Resultativ, bei dem der Patiens (transitive
131
§81 G EBRAUCH UND E RKENNBARKEIT DER PASSIVEN V ERBALFORMEN
Verben) bzw. der Experiencer (Zustandsverben, Adjektivverben) wenn, dann nicht dahinter, sondern davor
steht. Umgekehrt ist eine Verbalform mit Agens nie passiv (– „Passiv“ ist ja gerade über dieses Fehlen des
Agens definiert).
(a) Eine t(w)-Passiv-Form ist so zu analysieren wie die entsprechende t(w)-lose Form (insbesondere
hinsichtlich der Fragen Hauptsatz vs. Nebensatz, Negationsweise, Gunn’sche Regel, u.a.m.).
(b) Mit einem Posterior-Passiv sḏmm(=f) / jr(j).w(=f) ‘(er) wird gehört werden’ ist nur in frühen
Texten (z.B. Sargtexte) zu rechnen, da er ebenso ausstirbt wie der aktive Posterior, funktional durch den
Subjunktiv ersetzt wird (§43). Er ist gut durch die Reduplikation bei 3 rad.- und IV. inf.-Verben (sḏmm bzw.
nḏrr) oder durch ein geschriebenes w oder y (III. inf.) erkennbar.
(c) Das sḏm(.w)-Passiv ‘wurde gehört’ ist hingegen zu allen Zeiten vergleichsweise beliebt und steht
an Stellen, wo man theoretisch einen t(w)-Passiv des Anterior *sḏm.n.t(w) erwartet hätte. Die Form gleicht
der des Resultativ der 3. Person Sg. Mask., wird also meist ohne w geschrieben und ist daher meist nur
durch das auffällige Fehlen des erwarteten Handlungsträgers/Agens zu erkennen.
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 18.6, 19.4, 20.3, 21.1–3,6,8–14); Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.2, 7.3.5).
132
§82 S ONDERFÄLLE IN B EZUG AUF DIE A KTANTEN AM P ASSIV
Sekundär kann auch bei passiven Aussagen das ausgelassene Agens quasi „nachträglich“ doch genannt
werden. Im Mittelägyptischen geschieht dieses ggf. durch ein hinten angefügtes jn ‘von, seitens,
durch’ plus Agens. Beispiele:
[SUBJEKT/PATIENS .kw]
ꜤḥꜤ.n jn(j).kw r jw pn
dann bringen:RES:1SG zu Insel:M.SG DEM.NAH:M.SG
[AGENS]
(Allen 2010: 225;
jn wꜢ.w n(.ï) wꜢḏ-wr Schiffbrüchiger 109f)
AGENS Welle:KOLL.M von:M.SG grüner:M.SG großer:M.SG
‘Dann wurde ich von einer Welle des Meeres zu dieser Insel gebracht.’
Passive Verbalformen werden nicht selten auch ohne Subjekt genutzt, d.h. nicht nur ohne Agens, sondern
auch ohne Patiens, genutzt. Im Deutschen entspricht dies passiven Sätzen mit unbestimmtem ‘es’. Bei-
spiele:
[SUBJEKT/
PATIENS]
(Allen 2010: 305;
ꜤḥꜤ.n jr(j.w) mj wḏ.t nb.t ḥm=f Westcar 5:13)
dann machen:PFV.PASS [ø] wie befehlen:REL-F jede:F Diener:M.SG=3SG.M
‘Dann wurde (es) ausgeführt, entsprechend dem, was Seine Majestät befohlen hatte.’
→ (Übertr.:) ‘Dann wurde dem entsprechend gehandelt, wie Seine Majestät befohlen hatte.’
[SUBJEKT/
[INDIR.OBJ.]
PATIENS]
(Schenkel 2012: 223;
jḫ jn(t).t(w) n=n m zẖꜢ Bauer B1,111)
so_soll bringen:SBJV:PASS [ø] für=1PL als Schrift:M.SG
‘So soll (es) uns in Schrift gebracht werden.’
→ ‘So soll (es) uns schriftlich vorgelegt werden.’
133
§82 S ONDERFÄLLE IN B EZUG AUF DIE A KTANTEN AM P ASSIV
Im späteren Mittelägyptisch ist neben dem t(w)-Passiv-Suffix mit einem unpersönlichen Suffixprono-
men =tw ‘man’ zu rechnen (§28), selten nach Partikeln sogar mit einem enklitischen Personalpronomen
tw ‘man’. Das Personalpronomen =tw wird dabei, anders als das Suffix, immer mit w geschrieben ( , ,
, ). Beispiel:
[SUBJEKT/ [SUBJEKT,
AGENS =tw] kongruent]
… (vgl. Gardiner 1957: §44,
m=k tw ḏd=tw mr(j) Urk. IV, 1090)
AUFM=2SG.M man sagen:IPFV=man wünschen:SBJV
‘Siehe man (Subjekt) sagt (aktiv): „Wenn … will …“.’
In späteren Texten ist daher fallweise uneindeutig, ob es sich bei einem sḏmtw um eine t(w)-Passiv-Form
sḏm.tw handelt, oder um eine aktive Suffixkonjugationsform mit Suffix sḏm=tw. Beispiele:
(Allen 2010: 251;
[SUBJEKT/ Paheri, pl. 9,18)
[INDIR.OBJ.]
PATIENS]
(i) stꜢ.tw n=k tkꜢ(w) m grḥ
entzünden:SBJV:PASS für=2SG.M Flamme:M.SG in Nacht:M.SG
‘Eine Flamme (Subjekt) soll für dich entzündet werden (passiv) in der Nacht’
[SUBJEKT/ [OBJEKT/
[INDIR.OBJ.]
AGENS] PATIENS]
(ii) stꜢ=tw … tkꜢ(w) … …
entzünden:SBJV=man Flamme:M.SG
‘Man (Subjekt) soll eine Flamme (Objekt) für dich entzünden (aktiv) in der Nacht’
‘Auch sind die Frauen ausgetrocknet und (es) kann nicht schwanger geworden werden (passiv).’
→ (Übertragung:) ‘Auch sind die Frauen ausgetrocknet und (sie) können nicht schwanger werden.’
[SUBJEKT =tw]
(ii) … n(j) jwr.n=tw
NEG schwanger_werden:ANT=man
‘Auch sind die Frauen ausgetrocknet und man (Subjekt) kann nicht schwanger werden (aktiv).’
→ (Übertragung:) ‘Auch sind die Frauen ausgetrocknet und (sie) können nicht schwanger werden.’
(Gerade solche analytisch uneindeutigen Fälle haben sprachgeschichtlich wahrscheinlich zu der Heraus-
bildung des Personalpronomens =tw geführt.)
Praktische Faustregel: Wir gehen generell von t(w)-Passiv-Formen aus (sogar wenn das Patiens fehlt!),
es sei denn, der Text ist sehr jung (Zweite Zwischenzeit und später).
134
§83 D IE FINITEN „N OMINALEN V ERBALFORMEN “
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 19.4, 21.9); Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.2).
Die sog. „Nominalen Verbalformen“ sind eine Besonderheit des Ägyptischen. Ihr Einsatzbereich lässt sich
kurz kaum mit einfachen Worten beschreiben.
Unten wird gezeigt, dass sie – linguistisch gesprochen – verwendet werden:
a) als Verbalform in syntaktisch nominalen/substantivischen Satzbau-Stellen („nominaler paradigma-
tischer Slot“);
b) als initiale, morphologisch nominale, aber funktional adverbiale Nebensätze („initiale Konverben“);
c) als sekundäres Rhema in dem als „Emphatische Konstruktion“ benannten Verbalsatz.
Substantiell handelt es sich wohl jeweils um die nicht-flektierten Varianten entsprechender Relativformen
(zu diesen erst später in §101).
Im Mittelägyptischen werden im Wesentlichen nur zwei Nominalformen (Abk. „Nf.“) häufig genutzt:
die Imperfektive Nominalform (= der Nominale Imperfektiv) sḏm(=f) / jrr(=f) und
die Anteriore Nominalform (= der Nominale Anterior) sḏm.n(=f).
Nur noch sporadisch kommen vor:
die Neutrale Nominalform sḏm(=f) / jr(y)(=f) und
die Posteriore Nominalform (/ der Nominale Posterior) sḏm(.y)(=f) / jr(j.y)(=f).
Die Imperfektive Nf. ist bei Verben IIIae infirmae und einigen Verben IVae infirmae klar durch eine
„Reduplikation“ des vorletzten Konsonanten gekennzeichnet: jr(j) ‘machen’ → jrr(=f) ‘dass (er) macht’.
Die Anteriore Nf. sieht bei fast allen Verben genauso aus wie der normale Anterior. Die folgende Tabelle
gibt die Morphologie der Nominalen Verbalformen im Vergleich mit anderen aktiven Suffixkonjugations-
formen wieder:
~
sḏm Ꜣmm jrr (redupliziert!) ḏḏ (redupliziert!) jww ~ jw(w)
‘dass hört’ ‘dass packt’ ‘dass macht’ ‘dass gibt’ ‘dass kommt’
Vergleiche:
Imperfektiv sḏm(=f) / jr(j)(=f)
135
§83 D IE FINITEN „N OMINALEN V ERBALFORMEN “
~ ~
~
sḏm.n Ꜣmm.n jr(j).n rḏ(j).n jj(j).n ~ jw(j).n
‘dass gehört hat’ ‘dass gepackt hat’ ‘dass gemacht hat’ ‘dass gegeben hat’ ‘dass gekommen ist’
Sonderphänomen bei Verben ultimae n (siehe unten):
( )
jmn(.n) ~ jmn.n mꜢ(n).n (~ mꜢꜢ.n)
‘dass verborgen hat’ ‘dass gesehen hat’
Vergleiche:
Anterior sḏm.n(=f) / jr(j).n(=f)
~ ~
Besonderheiten
Die Anteriore Nf. von Verben ultimae n wird optional mit nur einem n geschrieben, da der Stammaus-
laut und das Tempus-Suffix-Konsonant direkt zusammenstoßen (Schenkel 2009). Beispiel: nominales jmn.n
*/jaminna/ entweder jmn(.n), oder voll jmn.n. In der Regel ist es das zweite n, d.h. das
nach dem Klassifikator stehende Tempus-Suffix, das wegfällt. Das Phänomen gibt es beim „normalen“
Anterior nicht, da die betreffenden Konsonanten dort nicht direkt zusammenstoßen (jmn.n **/jamnána/:
immer ).
Die Anteriore Nf. von mꜢꜢ wird unerwarteterweise wie der „normale“ Anterior einfach
geschrieben. Dahinter steht möglicherweise eine Formbildung mit dem Alternativ-Stamm mꜢn statt mꜢꜢ,
der auch im Subjunktiv und Infinitiv als Alternative belegt ist (§33, §92). In der Anterioren Nf. wären dann
die zwei aufeinander stoßenden n regulär nur einfach geschrieben: *maꜢinna mꜢ(n).n (ober-
flächlich gleich, aber sprachlich unterschieden von „normalen“ Anterior **maꜢꜢana mꜢ.n ).
136
§83 D IE FINITEN „N OMINALEN V ERBALFORMEN “
ii) der Gebrauch als thematisches Prädikat in der sog. „Emphatischen Konstruktion“ direkt am Satzan-
fang, d.h. insbesondere ohne Satzpartikel davor (dazu unten §85).
jr(j).n=s … ‘(Unter dem Umstand so-und-so) hat sie gehandelt.’
jrr=s … ‘(Unter dem Umstand so-und-so) handelt sie’;
‘(Unter dem Umstand so-und-so) soll sie handeln’.
iii) der Gebrauch als initialer Nebensatz, auch hier insbesondere ohne Satzpartikel davor (dazu unten
§86):
jr(j).n=s … ‘Nachdem sie gehandelt hat, (passierte das-und-das)’
jrr=s … ‘Während sie handelt, (passiert das-und-das)’
(3) Negation
Die Nominalen Verbalformen selbst können nicht mit n(j) oder nn negiert werden. Stattdessen wird
anders formuliert, indem man die Nominale Verbalform des Negationsverbs / tm (‘nicht tun’)
bildet und das „eigentliche“ Verb in der Form des Negativkomplements (§77) anhängt:
tm.n=f jr(j.w) i) ‘dass er nicht gehandelt hat’, analog Gebrauchsweisen ii) und iii);
tm=f jr(j.w) i) ‘dass er nicht handelt’, analog Gebrauchsweisen ii) und iii).
Man beachte, dass das mit tm negierte nominale tm.n(=f) sḏm(.w) anders als das mit n(j) negierte
verbale n(j) sḏm.n(=f) (§46) seine anteriore Bedeutung nicht „verliert“. Zu Beispielen vgl. §85.
Die Reihenfolge von Subjekt und Negativkomplement ist abhängig von der Art des Subjekts. Wie intui-
tiv zu erwarten, stehen pronominale Subjekte regulär nach der Form von tm und vor dem Negativkomple-
ment. Nominale Subjekte stehen bemerkenswerterweise erst nach dem Negativkomplement (vgl. den
analogen Fall beim Subjunktiv jm(j)(=f) ‘(er) soll nicht’, §77).
tm=f jr(j.w) i) ‘dass er nicht handelt’, analog Gebrauchsweisen ii) und iii);
aber tm jr(j.w) nṯr i) ‘dass Gott nicht handelt’, analog Gebrauchsweisen ii) und iii).
(4) Passiv
Die Nominalen Verbalformen zählen zu dem Typ der Suffixkonjugationsformen. Auch von ihnen können
mittels des Passiv-Suffix ~ .t(w) ~ .tw passive Formen gebildet werden (§80 (2), §81):
Literaturhinweise: Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.1.2,4,6, 7.3.1.2.1), Schenkel (2009); Allen (22010: ch. 25.1–2,5,14)
Werning (2014b: 312 mit Fn. 5); Schenkel (2009).
137
§84 N OMINALE V ERBALFORMEN ALS SUBSTANTIVISCHE V ERBALFORMEN
(1) Beispiele
Nominale Verbalformen erlauben es einem ganzen Satz an Stellen zu stehen, an denen üblicherweise Sub-
stantive stehen. Man vergleiche z.B. die folgenden Fälle:
e) gleichzeitig als Thema und Rhema im sog. (verbalen) „Wechselsatz“ (vgl. den nominalen Wechselsatz,
§63):
[Thema, NP1]
138
§84 N OMINALE V ERBALFORMEN ALS SUBSTANTIVISCHE V ERBALFORMEN
Wie der nominale Wechselsatz zwei identische Kern-Substantive hat (mk.t=ṯ mk.t-RꜤ(w) ‘Dein Schutz ist
der Schutz des Re’), so hat der verbale Wechselsatz zwei temporal identische Nominale Verbalfor-
men, d.h. entweder zwei Imperfektive Nf. oder zwei Anteriore Nf. (oft aber nicht notwendigerweise von
selben Verb), und drückt die Gleichzeitigkeit und Verbundenheit der Aktionen aus.
(2) Konkurrenz
In dieser Funktion als substantivische Verbalformen stehen die Nominalen Verbalformen in arbeitsteiliger
Konkurrenz zum (modalen/nachzeitigen) Subjunktiv (vgl. §39) und zum (typischerweise subjektlosen,
tempuslosen) Infinitiv (dazu später §92):
tm.n=s jr(j.w) ‘dass sie nicht gehandelt hat’ Neg. Anteriore Nominalform
tm=s jr(j.w) ‘dass sie nicht handelt’ Neg. Imperfektive Nominalform
tm=s jr(j.w) ‘dass sie nicht handeln soll’ Neg. Subjunktiv
tm jr(j.w) ‘das Nicht-Handeln’ Neg. Infinitiv
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 25.3–4, 25.12); Schenkel (52012: Kap. 7.3.1.1.2,4,6, 8.3.4.3); Werning (2014b: §6).
139
§85 N OMINALE V ERBALFORMEN IN DER „E MPHATISCHEN K ONSTRUKTION “
(1) Funktion
In einem normalen Verbalsatz, z.B. ‘Ich habe Johann gestern im Kino getroffen’, liegt oft ein natürlicher
informationstechnischer Schwerpunkt auf dem Verb. Die interessanteste, neueste Information, das Rhema
(vgl. §63), ist beim unbetont gesprochenen Satz am ehesten die Handlung ‘habe getroffen’ an sich. Ist dem
Angesprochenen aber bekannt, dass ich Johann getroffen habe, die interessante, neue Information ist aber
wo ich ihn getroffen habe, so muss man im Deutschen den Satzteil ‘im Kino’ besonders betont aussprechen
(‘Ich habe Johann gestern im Kino getroffen’). Zusätzlich kann man die betonte Phrase an den Satzanfang
stellen (‘Im Kino habe ich Johann gestern getroffen’). Die Phrase ‘im Kino’ wird dann zum Rhema.
Im Ägyptischen gibt es nun eine spezielle Satzkonstruktion, die einen vergleichbaren Effekt erzielt: die
sog. „Emphatische Konstruktion“. Diese ermöglicht es, ein verbales Prädikat informationstechnisch aus
der Erstrangigkeit in die Zweitrangigkeit zu deklassieren, d.h. quasi zu „de-rhematisieren“, zugunsten
einer Adverbialphrase (d.h. eines Adverb, einer Präpositionalphrase oder eines adverbialen Neben-
satzes), welche dann zum Haupt-Rhema (d.h. zum informationstechnisch hervorgehobenen Teil des
Satzes) wird. (Genau genommen, ist es oft nur ein Teil der Adverbialphrase, die zum Haupt-Rhema wird.)
Das Satzmuster ist insbesondere bei Fragen mit Frageadverbien beliebt (z.B. ṯnw ‘wo?’) und in Fragen,
in denen ein Fragepronomen in einer Präpositionalphrase steckt (z.B. ḥr m ‘weswegen? (*wegen was?)’).
Satzpartikeln wie jw, ꜤḥꜤ.n, o.ä. werden mit der Emphatischen Konstruktion nicht verwendet. Lediglich
m=k ‘Siehe, …’ und jsṯ ‘derweil’ sind belegt. Die Nominale Verbalform steht also hier direkt am Satzan-
fang.
Beispiele:
140
§85 N OMINALE V ERBALFORMEN IN DER „E MPHATISCHEN K ONSTRUKTION “
jr(j).n ḥm(=j) nw
tun:NMLR.ANT Diener:M.SG=1SG DEM.C
(3) Negation
Die Emphatische Konstruktion als Ganzes wird mit der umklammernden Negation … n(j) … js
negiert (wie auch Nominalsätze, vgl. §64). Die Negation umklammert dabei das erste Wort, d.h. die Nomi-
nale Verbalform. Der semantische Effekt ist, dass quasi das Rhema der Konstruktion negiert wird. Beispiel:
šm(j).n=k Ꜥnḫ.t(j)
weggehen:NMLR:ANT=2SG.M lebendig:RES:2SG
141
§86 N OMINALE V ERBALFORMEN ALS INITIALER N EBENSATZ (K ONVERBEN )
Soll hingegen nur die Verbalaktion in der Emphatischen Konstruktion negiert werden, so wird die Nomi-
nale Verbalform von tm ‘nicht tun’ plus Verb in der Negativkomplement-Form genutzt (§83). Konstru-
iertes Beispiel:
(4) Analyse
Die Emphatische Konstruktion lässt sich plausibel aus einem verkürzten verbalen Wechselsatz (siehe oben
§84) und damit auch aus der nominalen (adjektivischen/substantivischen) Natur der Nominalen Verbal-
formen herleiten (Werning 2011, I: §146; Werning 2014b).
Literaturhinweise: Werning (2011, I: §§145–146), Werning (2014b: §5); Allen (22010: ch. 25.6–10,14); vgl. auch
Schenkel (52012: Kap. 8.5.3).
(1) Funktion
Gelegentlich werden die Nominalen Verbalformen als initiale, d.h. vor dem Hauptsatz stehende
Nebensätze genutzt. In dieser Funktion entsprechen die Nominalformen also einem initialen Nebensatz,
mit relativem Tempus zum folgenden Hauptsatz:
Im direkt folgenden Hauptsatz kann die sonst obligatorische Satzpartikel (z.B. beim Anterior und Imper-
fektiv, §34) weggelassen werden.
Beispiele:
142
§86 N OMINALE V ERBALFORMEN ALS INITIALER N EBENSATZ (K ONVERBEN )
(2) Konkurrenz
In dieser Funktion als initialer Nebensatz stehen die Nominalen Verbalformen in arbeitsteiliger Konkur-
renz zum topikalisierten Nebensatz mit jr ‘betreffs, wenn’:
143
§87 E RKENNUNG N OMINALER V ERBALFORMEN
(3) Analyse
Diese Funktion der Nominalen Vf. ist mit der des deutschen „(ggf. erweiterten) unflektierten Partizips“
vergleichbar, welche linguistisch als „Konverb“-Funktion angesprochen wird (Werning 2011, I: §146;
Werning 2014b: §4):
Zuhause angekommen, schaltete er den Fernseher ein.
Partizip Perfekt → vorzeitig: Er schaltete den Fernseher ein, nachdem er zuhause angekommen war.
Umher suchend, lief er durch den Park.
Partizip Präsens → gleichzeitig: Er lief durch den Park, wobei/während er umher suchte.
In der Tat handelt es sich bei den Nominalen Verbalformen auch um eine unflektierte adjektivische Form,
nämlich um unflektierte Relativformen (§101).
Literaturhinweise: Werning (2014b: §4), Werning (2011, I: 145 mit Fn. 320); Allen (22010: ch. 25.11); vgl. auch
Schenkel (52012: Kap. 4.3.5–6).
Für die Identifizierung von Suffixkonjugationsformen (Abk. „SKF“) als Nominale Verbalformen (Abk.
„Nominale Vf.“) kann man einige Faustregeln formulieren:
(1) Eine SKF mit fragender Adverbialphase (Adverb, Präpositionalphrase) ist eine Nominale Vf.
Erläuterung: Fragende Adverbialphrasen sind natürlicherweise Rhema eines Satzes. Das Ägyptische
nutzt dann in aller Regel die Emphatische Konstruktion (§85).
(2) Eine SKF eines Verbs ult. infirmae mit redupliziertem vorletztem Konsonant ist eine Nominale
Vf. (Satzanfang) oder eine Relativform (Satzmitte, dazu später).
Erläuterung: Reduplikation bei Verben ult. inf. kommt sonst nur bei der Imperfektiven Nf. (§83) vor,
sowie bei der Imperfektiven Relativform (§101).
(3) Ein sḏm.n(=f) von intransitiven Verben, insbesondere von Bewegungsverben, ist eine Nominale Vf.
(Satzanfang) oder eine Relativform (Satzmitte, dazu später).
Erläuterung: Bei intransitiven Verben wird eine normale Vergangenheitsaussage in aller Regel nicht
mit dem Anterior formuliert, etwa **jw jj(j).n=j ‘**Ich habe gekommen’, sondern mit dem Resultativ,
z.B. jw=j jj(j).kw ‘Ich bin gekommen’ (§71).
144
§88 D ER „K OMPLETIV “ SḎM . T (= F )
(5) Ein mit n(j) negiertes sḏm.n(=f) (n(j) sḏm.n(=f), n(j) sḏm.n.t(w)(=f)) ist der normale, verbale Ante-
rior (keine Nominale Vf.). Die o.g. Faustregeln zum sḏm.n(=f) gelten somit nur für den nicht-negierten Fall.
Ein von … n(j) … js umklammertes sḏm.n(=f) ist aber die Nominale Vf. als Teil einer Emphati-
schen Konstruktion.
Erläuterung: a) Das negierte n(j) sḏm.n(=f) steht mit seiner Bedeutung als Negation von zeitlos-gene-
rellen Aussagen (§46) mit anderen Verbalformen in Konkurrenz als die nicht-negierte Form sḏm.n(=f).
b) Die umklammernde Negation n(j) … js ist typisch für Nominalsätze (§64) und die Emphatische
Konstruktion (§85).
(6) Ein sḏm.n(=f) direkt am Satzanfang, d.h. insbesondere ohne Partikel davor, ist keinesfalls ein ein-
facher Anterior-Hauptsatz, sondern eine Nominale Vf. (§85, §86), ein sequentieller Anterior-Hauptsatz
(‘und …’; §78) oder ein adverbieller Anterior-Nebensatz (‘nachdem …’ ; §78).
Erläuterung: Im einfachen Hauptsatz mit Anterior kann dieser nicht direkt am Satzanfang stehen (§34).
(7) Ein scheinbar „präsentisches“ sḏm(=f) direkt am Satzanfang ist keinesfalls ein einfacher Imper-
fektiv-Hauptsatz, sondern eine Nominale Vf. (§85, §86), ein sequentieller Imperfektiv-Hauptsatz (‘und …’;
§78) oder ein adverbieller Imperfektiv-Nebensatz (‘wobei …’ ; §78).
Erläuterung: Im einfachen Hauptsatz mit Imperfektiv kann dieser nicht direkt am Satzanfang stehen
(§34).
(1) Begriffsklärung
Der „Kompletiv“ ist eine Suffixkonjugationsform, die speziell die Abschlussphase einer Handlung in
den Blick nimmt, den Moment, in dem sich die Handlung vollendet, d.h. den „kompletiven“ Phasen-
aspekt (§79). Andere Grammatiken sprechen diese Verbalform meist einfach als „sḏm.t(=f)“ an oder geben
ihr verschiedene andere Namen, z.B. „Terminativ“.
(2) Form
Der Kompletiv zeichnet sich durch ein konsonantisches Suffix t aus. Es wird in der Regel vor dem
Klassifikator geschrieben, selten aber auch danach.
145
§88 D ER „K OMPLETIV “ SḎM . T (= F )
Aktiv
Bei Verben IIIae infirmae ist bei passiver Bedeutung auch eine Stammschreibung mit y belegt: . Ob
es sich bei der passiv zu übersetzenden Form um eine von der aktiv zu übersetzenden wirklich verschiedene
Form handelt, ist nicht ganz klar. (Traditionell werden die wenigen passiv zu übersetzenden Belege bloß
jry.t transkribiert und auf die passive Bedeutung ggf. im Kommentar hingewiesen.) Wahrscheinlich liegt
hier aber das bekannte orthographische Phänomen der Einfach-Schreibung identischer zusammenstoßen-
der Konsonanten, d.h. ein -tt(w) **/VttV/, vor (D. Werning). Dann wäre die Form als jry.t(.tw) zu transkri-
bieren.
Passiv
~
sḏm.t(.tw) jr(j).t(.tw) ~ jry.t(.tw)
‘gehört wurde’ ‘gemacht wurde’.
(2) Gebrauch
Der Kompletiv wird nur noch in ganz wenigen Kontexten genutzt, und zwar:
a) negiert durch : n(j) sḏm.t(=f) ‘(Er) hat noch nicht gehört.’ (Hauptsatz)
‘bevor er gehört hat.’ (adverbieller Nebensatz)
b) nach der Präposition : r sḏm.t(=f) ‘bis er gehört hat.’ (adverbieller Nebensatz)
c) nach der Präposition : ḏr sḏm.t(=f) ‘seit er gehört hat.’ (adverbieller Nebensatz)
‘sobald(?) er gehört hat.’ (adverbieller Nebensatz).
Beispiel:
146
§89 D IE „ KONSEKUTIVEN “ V ERBALSUFFIXE - JN , - ḪR UND - K Ꜣ
(3) Erkennbarkeit
Es ergibt sich für den Kompletiv teils dieselbe Schreibung wie die t(w)-Passiv-Form anderer Suffixkonju-
gationsformen (§81; z.B. Kompletiv sḏm.t vs. t(w)-Passiv des Subjunktiv/Imperfektiv/…
sḏm.t(w)). Da der Kompletiv aber nur hinter n(j), r, und ḏr vorkommt, ist eine Verwechslungsgefahr
eben nur hinter n(j), r, und ḏr gegeben. Zwingt sich nun für das hinter n(j), r, und ḏr eine aktive
Bedeutung auf, ist es sehr wahrscheinlich der Kompletiv (sḏm.t), ist die Bedeutung passiv, so ist es in der
Regel ein t(w)-Passiv (sḏm.t(w)). Natürlich kann es sich nur um einen Kompletiv handeln, wenn die be-
treffende spezifische Bedeutung des Kompletiv (siehe (2) oben) im Kontext der fraglichen Textstelle Sinn
macht.
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 22.12–16); Schenkel (52012: 7.3.1.1.8, 7.3.1.2.6); Zonhoven (1997); Werning (2011,
I: 95, Fn.33).
Bei den „konsekutiven“ Verbalsuffixen handelt es sich um drei Morpheme, jn, ḫr und kꜢ,
die jeweils eine spezifische Form der Folgebeziehung angeben:
zeitliche Folge,
jn Konsekutiv
etwa ‘dann, darauf, so’
notwendige oder obligatorische Folge,
ḫr Obligativ
etwa ‘dann unweigerlich, so muss’ o.ä.
zukünftige Folge,
kꜢ Posterialis
etwa ‘dann wird, dann kann, dann soll’ o.ä.
Sie treten jeweils hinter den Stamm (inkl. Klassifikator) von Suffixkonjugationsformen, z.B.
sḏm.jn=f ‘dann hörte er’. Für die Formen wurden verschiedene Bezeichnungen vorgeschlagen. Wir wollen
von „Konsekutiv“ (sḏm.jn; Kammerzell 1998b), „Obligativ“ (sḏm.ḫr; Kammerzell 1995–1997, Malaise &
Winand 1999) und „Posterialis“ (sḏm.kꜢ; D. Werning) sprechen. Die Suffixe können dabei jeweils hinter
verschiedene Suffixkonjugationsstämme treten (F. Kammerzell), z.B. an den Subjunktiv-Stamm (
jnt.ḫr=f ‘dann muss er holen’) oder an den Posterior-Stamm ( jn(j).w.kꜢ=f ‘dann wird er
holen’). Diese „Konsekutiven Verbalformen“ mag man daher präziser als z.B. „Subjunktiv-Obligativ“
bzw. „Posterior-Posterialis“ benennen. Geläufige Formen sind z.B.:
a) der Perfektiv-Konsekutiv: sḏm.jn=f ‘dann hörte er’
b) der Imperfektiv-Obligativ: sḏm.ḫr=f ‘dann hört er (unweigerlich)’
c) der Imperfektiv-Posterialis: sḏm.kꜢ=f ‘dann wird er hören/hören können’.
Die Form des Stamms lässt sich aber leider in den meisten Fällen nicht schon an der Schreibung, sondern
nur aufgrund der angenommenen Tempus/Modus-Bedeutung identifizieren, so dass man die Forman nor-
malerweise vereinfachend, je nach Suffix, nur als „Konsekutiv“, „Obligativ“ bzw. „Posterialis“ ansprechen
wird. (Traditionell werden die Verbalformen als „Kontingente Tempora“ bezeichnet.)
147
§89 D IE „ KONSEKUTIVEN “ V ERBALSUFFIXE - JN , - ḪR UND - K Ꜣ
(2) Negation
Die Konsekutiven Verbalformen werden nicht etwa direkt mit n(j) oder nn negiert. Stattdessen wird eine
negierte Form gebildet, indem man die entsprechende Form des Negationsverbs / tm (‘nicht
tun’) bildet (z.B. tm.kꜢ) und das ‘eigentliche’ Verb in der Form des Negativkomplements (§77) anhängt, z.B.:
(3) Passiv
Die Konsekutiven Verbalformen zählen zu dem Typ der Suffixkonjugationsformen. Auch von ihnen kön-
nen mittels des Suffix -.t(w) passive Formen gebildet werden (§80 (2)), z.B.:
Die Konsekutiven Verbalformen bilden immer einen Hauptsatz und stehen dort ohne Satzpartikel, d.h.
immer direkt am Hauptsatz-Anfang. Beispiel:
Nicht selten erscheinen sie auch, wie andere Hauptsätze, nach Nominalen Verbalformen, die als initialer
Nebensatz fungieren (§86), oder als zweiter Teil („Apodosis“) einer Wenn-dann-Konstruktion. Beispiel:
Achtung: Bei den Formen und (Variante ) handelt es sich in der Regel nicht um „voll-
wertige“ Konsekutive Verbalformen, sondern um die von diesen etymologisch abstammenden, aber bereits
grammatikalisierten Partikeln wn.jn ‘dann’ (< ‘dann war’) und / wn.ḫr / wnn.ḫr
‘dann’ (< ‘folglich war/ist’?).
148
§90 R EDE - UND R EDNEREINLEITUNGEN
Literaturhinweise: Kammerzell (1995–1997); Werning (2011, I: §§91–92 mit Fn. 218, §§137–139); Allen (22010: ch.
22.1–10); Schenkel (52012: 7.3.1.1.10, 7.3.7.1).
(1) Es gibt zahlreiche verschiedene Wege, direkte Rede einzuleiten bzw. den Redner/die Rednerin einzu-
führen. („N.N.“ steht allgemein für nomen nominandum, einen beliebigen, noch einzusetzenden Eigen-
namen)
a) Perfektiv:
ḏd=f/=s ‘Er/Sie sagte: „…“’,
N.N. ḏd=f/=s ‘N.N.(, der/die) sagte: „…“’
ḏd.jn=f/=s ‘Dann sagte er/sie: „…“’
b) Imperfektiv:
… N.N. ḏd=f/=s ‘N.N. sagt: „…“’
Entgegen der Erwartung scheint der Imperfektiv aber auch direkt am Satzanfang genutzt zu werden:
(2) Daneben gibt es noch mehrere weitere Verfahrensweisen, eine Rede im Nachhinein zu markieren. Diese
sehen oberflächlich häufig wie die Konsekutiv-Suffixe jn, ḫr und kꜢ aus (§89), sind aber
nichtsdestotrotz deutlich von diesen zu unterscheiden. In der Tat wird es sich um Formen von Verben
handeln, die nur in wenigen Formen benutzt werden (sog. ‘Defektivverben’): j ‘sagen’, ḫr(w)
‘sagen (< tönen? < Ton/Geräusch?)’ und kꜢ(j) ‘sprechen’:
j.ø jn N.N.
‘„…“, wurde von N.N. gesagt.’ (Resultativ mit Agens)
j.t(j) jn N.N.
jn N.N. ‘„…“, sagt/sagte N.N.’
, j.n=sn ‘„…“, sagen/sagten sie.’ (Pseudo-sḏm.n(=f))
149
§92 D ER I NFINITIV SḎM
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 15.7, 20.14, 22.17–19); Schenkel (52012: 7.3.4, 7.1.1).
Man beachte, dass die Schreibungen , und ( ) erstens bei den Partikeln, zweitens bei den
Verbalsuffixen (§89) und drittens bei den Rednereinleitungen (§90) auftauchen. In den meisten Fällen han-
delt es sich dabei aber um ganz unterschiedliche Morpheme.
(1) Begriffsklärung
Der Infinitiv ist eine substantivische Form des Verbs, die nichts als die Handlung an sich bezeichnet
(z.B. dtsch. hören, (das) Hören). Insbesondere beinhaltet der Infinitiv keine Informationen zu Tempus, Pha-
senaspekt oder Modus der Handlung. Wie alle anderen Verbalformen des Mittelägyptischen, mit Ausnah-
me des Resultativs, enthält der Infinitiv auch keine Personalendungen.
(2) Form
Beim Infinitiv sind zwei Bildungen zu unterscheiden: Formen mit einer Endung -.t und Formen ohne
Endung. Die Endung -.t erscheint nur bei Verben IIIae infirmae (z.B. ms(j).t ‘gebären’), bei einigen
150
§92 D ER I NFINITIV SḎM
bestimmten Verben IVae infirmae (z.B. ḥms(j).t ‘sich setzen’), sowie – unerwarteterweise – bei 2-radika-
ligen Verben mit sog. „Kausativ“-Präfix s.- (caus. 2-rad., z.B. s.mn.t ‘bleiben lassen, fest sein lassen’, s.ḏd.t
‘erzählen’). Die Endung wird regelmäßig einfach geschrieben und steht immer vor dem Klassifikator.
Bei Verben IIae geminatae ist eine andere Besonderheit zu beobachten: Wenn ein Suffixpronomen
folgt (sog. status pronominalis, mehr dazu unter Punkt 2), erscheint in der Schreibung nur einer der
Zwillingskonsonanten. Dies hat mit der Silbenstruktur des Infinitivs zu tun, die sich offenbar bei antritt
eines (einkonsonantigen?) Suffixpronomens ändert:
Ꜣmm (*ʀamam) ‘packen, das Packen’ status absolutus,
Ꜣmm-nṯr (*ʀamam-načar) ‘das Packen des Gottes’ status constructus,
aber
Ꜣm=f (*ʀammVf) ‘sein Packen’ status pronominalis.
Im Laufe der Sprachgeschichte werden die Infinitive von Verben caus. 2-rad. zunehmend häufig auch ohne
-.t gebildet.
Wie auch die Feminin-Endung -.t (§17 (5)) wird die Infinitiv-Endung -.t auch bei Verben III. inf.
und IV. inf. ausnahmsweise ausgelassen, da es im absoluten Auslaut offenbar nicht mehr in allen Fällen
ausgesprochen wurde. In der Transkription werden diese nicht geschriebenen t-Endungen oft nicht mit
spitzen Klammern als Fehler markiert (s.ḏd〈.t〉 ‘das Erzählen’, jr(j)〈.t〉 ‘das Tun’), sondern als akzeptable,
sprachlich begründete Auslassung (s.ḏd(.t), jr(j.t)).
151
§92 D ER I NFINITIV SḎM
An einen Infinitiv kann (wie an andere Substantive) ein Suffixpronomen (§29) oder ein Substantiv im
Direkten Genitiv (§26 (3)) angeschlossen werden, vgl.
Dabei kann das im Direkten Genitiv angeschlossene Substantiv oder Pronomen entweder das Patiens („di-
rektes Objekt“) oder das Agens („Subjekt“) der Handlung sein (vgl. §80 (1)). Häufig ist es das Patiens.
qd-Ꜥḥ ‘das Bauen des Palastes’, qd=f ‘sein Bauen, das Ihn-Bauen’.
Der ‘Palast’ ist hier Patiens (direktes Objekt).
qd-nzw ‘das Bauen des Königs’, qd=f ‘sein Bauen’.
Der ‘König’ ist hier Agens (Subjekt).
Das Patiens kann alternativ wie bei anderen Verbformen aber auch unverbunden in Form eines Enkliti-
schen Personalpronomens oder in Form eines Substantivs folgen, z.B. jr(j).t st ‘es machen’, jr(j).t n=f
ḥ(n)q.t ‘für ihn Bier machen’. Enklitische Pronomina (außer st ‘es, sie’) kommen am Infinitiv effektiv aber
nur in den (seltenen) Fällen vor, in denen das Agens bereits durch ein Suffixpronomen ausgedrückt ist, z.B.
qd=k sw ‘dein ihn Bauen’. Bleibt das Agens, wie meist, unerwähnt, so bevorzugt der Ägypter eben den
Anschluss des Patiens als Suffixpronomen: qd=f ‘sein Bauen, das Ihn-Bauen’. Ob es sich bei dem ange-
schlossen Pronomen/Substantiv inhaltlich um ein Agens oder Patiens handelt, ist also insbesondere
durch den Kontext zu entscheiden – meistens ist es das Patiens (das „direkte Objekt“) der Verbalhand-
lung.
Selten wird das Agens bei einem Infinitiv alternativ mittels jn ‘von, durch, seitens’ werden (vgl.
§82, §91) oder mittels eines Selbständigen Personalpronomens eingeführt, z.B.:
qd=f jn nzw ‘das Ihn-Bauen vom König’,
qd=f ntk ‘das Ihn-Bauen (von) dir’.
In der 1. Person Sg. erscheint in solchen Fällen in der Regel die Sonderform nnk (< *n(.ï-j)nk):
qd=f nnk ‘das Ihn-Bauen von mir’.
Diese Konstruktion liegt auch der Redeeinleitungsformel ḏ(d)-md(w.w) jn N.N. ‘Worte sagen durch N.N.,
Wörtlich gesprochen von N.N.’ zugrunde (§45 (2)).
(4) Gebrauch
Der Infinitiv kann als substantivische Form des Verbs prinzipiell an allen Stellen im Satz auftauchen, an
denen auch Substantive auftauchen können (vgl. jeweils den Gebrauch Nominaler Verbalformen und des
Subjunktivs).
152
§92 D ER I NFINITIV SḎM
kꜢ(j).n=f ḥꜢq-mnmn〈.t〉=j
planen:NMLR:ANT=3SG.M erbeuten:INF.STC=Herde:F=1SG
153
§92 D ER I NFINITIV SḎM
Beispiel:
… (Allen 2010: 180)
r jn(j).t-Ꜥq.w jm n ẖrd.w=j
zu bringen:INF.STC=Brot:KOLL dort für Kind(M):PL=1SG
(‘… für das Brot-Holen von dort für meine Kinder.’)
‘(Siehe, ich werde gleich ins Niltal aufbrechen,) um von dort Brot für meine Kinder zu holen.’
Die Konstruktion lässt sich oft gut mit ‘ohne’ bzw. ‘ohne (zu) …’ übersetzen.
… (Allen 2010: 173)
nn sk(j).t ḏ.t-ḏ.t
nicht_existent verschwinden:INF:STA Leib:F[SG]=Ewigkeit:F[SG]
(‘…, (wobei) es das Schwinden nicht gibt, (im) Leib der Ewigkeit (vgl. §53)’)
‘(Um heil auf der Erde zu verweilen,) ohne zu schwinden, in Ewigkeit’.
Diese Konstruktion wird üblicherweise als Instanz eines Adjektivalsatzes mit dem Adjektiv nn ‘nicht exis-
tent’ gedeutet (vgl. §57 (4)), z.B. auch mit angeschlossenem Agens: nn sḏm=f *‘Sein Hören gibt es nicht’,
als adverbieller Nebensatz: *‘wobei es sein Hören nicht gibt’ → ‘ohne dass er hört’.
Vergleichbar, aber nicht identisch, mit der Nutzung als Überschrift, kommt in einigen wenigen Erzähl-
Texten eine besondere Nutzung als in den Lauf der Handlung eingebundene abschnittseinleitende Ver-
gangenheitsaussage hinzu.
154
§92 D ER I NFINITIV SḎM
Zu beachten ist ferner, dass es sich bei der t-Endung in den betreffenden Verbklassen nicht um eine Femi-
nin-Endung handelt. Der Infinitiv als solches ist genuslos, d.h. er wird unmarkiert als maskulines Sub-
stantiv behandelt, z.B. *ms(j).t ꜤšꜢ ‘das zahlreiche Gebären’ (nicht **ms(j).t ꜤšꜢ.t).
(5) Negation
Der Infinitiv wird negiert, indem man den Infinitiv des Negationsverbs / tm (‘nicht tun’) bildet
und das ‘eigentliche’ Verb in der Form des Negativkomplements anhängt; z.B. tm sḏm(.w) ‘nicht hören,
das Nicht-Hören’.
(6) Konkurrenz
Der Infinitiv steht in direkter Konkurrenz zu anderen Verbalformen, die an nominalen Positionen im Satz
auftauchen können, insbesondere zu den Nominalen Verbalformen (§83) und dem Subjunktiv (vgl. u.a.
§39). Anders als diese muss beim Infinitiv aber das Agens der Handlung nicht notwendigerweise erwähnt
werden. Daher wird der Infinitiv insbesondere dann genutzt, wenn das Agens ungenannt bleiben soll oder
muss. Soll das Agens umgekehrt ausgedrückt werden, so nutzt der Ägypter vorzugsweise eine Nominale
Verbalform. In modalen Kontexten, z.B. als Objekt von ‘veranlassen’ (rḏ(j), jmj) wird generell der Subjunk-
tiv bevorzugt.
Vergleiche:
ꜤḥꜤ.n wḏ.n=f qd-Ꜥḥ ‘Dann befahl er das Bauen des Palastes/den Palast zu bauen’ (Infinitiv)
ꜤḥꜤ.n mꜢ.n=f qd.n=sn Ꜥḥ ‘Dann sah er, dass sie den Palast gebaut hatten’ (Anteriore Nominalform)
jw=j rḫ.kw qd=sn Ꜥḥ ‘Ich weiß, dass sie den Palast bauen’ (Imperfektive Nominalform)
ꜤḥꜤ.n rḏ.n=f qd=sn Ꜥḥ ‘Dann veranlasste er, dass sie den Palast bauen’ (Subjunktiv)
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 14.1–15, 13.5); Schenkel (52012: Kap. 7.4.1); Malaise & Winand (1999: §973).
155
§93 V ERBALSÄTZE MIT I NFINITIV : „P ERIPHRASTISCHE V ERBALSÄTZE “
i) „Periphrastischer Posterior“
nzw r qd-Ꜥḥ (wörtl. ‘Der König (ist/war/…) zum Bauen ….’)
‘Der König wird einen Palast bauen.’ (vgl. engl. is going to build)
‘Der König muss einen Palast bauen.’ (vgl. engl. is to build)
Ein pronominales Objekt wird meist als Suffixpronomen an den Infinitiv angeschlossen (vgl. §92, 2):
nzw ḥr qd=f ‘Der König baut(/baute) ihn.’
Diese periphrastischen Verbalsätze gleichen strukturell Adverbialsätzen des Musters nzw m ḥw.t-nṯr ‘Der
König (ist/war/…) im Gotteshaus’. Auch syntaktisch verhalten sie sich wie Adverbialsätze:
Hauptsatz (mit/ohne Partikel): jw nzw ḥr qd-Ꜥḥ ‘Der König baut(/baute) einen Palast.’
jw=f ḥr qd-Ꜥḥ ‘Er baut(/baute) einen Palast.’
ꜤḥꜤ.n=f ḥr qd-Ꜥḥ ‘Dann baute(/baut) der König einen Palast.’
nzw ḥr qd-Ꜥḥ ‘Der König baut(/baute) einen Palast.’
Adv. Nebensatz, ohne Partikel: nzw ḥr qd-Ꜥḥ ‘(wobei) der König e. P. baut/baute/bauen wird’
oder mit Suffixpr.-Stütze jw=: jw=f ḥr qd-Ꜥḥ ‘(wobei) er einen Palast baut/baute/bauen wird’
Aufgrund der syntaktischen Gleichheit mit Adverbialsätzen werden diese periphrastischen Verbalsätze
traditionell auch als „Pseudoverbalsätze“ bezeichnet.
156
§93 V ERBALSÄTZE MIT I NFINITIV : „P ERIPHRASTISCHE V ERBALSÄTZE “
Der Periphrastische Posterior jw=f r qd beschreibt wie der Posterior sḏm(.w)(=f) eine nachzeitige Hand-
lung, d.h. eine Handlung in der relativen Zukunft (‘wird bauen, würde bauen, wird bauen werden’). In
einigen Kontexten ist eine Übersetzung mit ‘muss’ angebracht.
Der Periphrastische Progressiv jw=f ḥr qd beschreibt zunächst eine gerade im Ablauf befindliche
Handlung (progressiver Phasenaspekt), ist dabei aber tempuslos, d.h. die Handlung kann in der Gegen-
wart, der Vergangenheit (oder der Zukunft) liegen (engl. ‘he is/was building’, dtsch. behelfsweise ‘er ist/war
dabei zu bauen, er baut/baute gerade’). Etwas später kann er – genauso wie der Imperfektiv sḏm(=f) –
alternativ auch eine regelmäßige, übliche oder generelle Handlung ausdrücken (engl. ‘he builds/built’,
dtsch. behelfsweise ‘er pflegt/pflegte zu bauen, er baut(/baute) generell’). Bei Bewegungsverben wird die
Präposition m bevorzugt; bei den übrigen ist die Präposition ḥr Standard. In dieser späteren Phase sollte
man angesichts des ausgeweiteten Gebrauchs dann besser vom „Periphrastischen Imperfektiv“ spre-
chen.
Beispiele:
a) Periphrastischer Progressiv in einer Rede
c) Periphrastischer Posterior
157
§95 P ARTIZIPIEN I: DAS MERKMALLOSE „N EUTRALE P ARTIZIP “
d) Periphrastischer Prospektiv
Literaturhinweise: Malaise & Winand (1999: ch. 31); Allen (22010: ch. 15); Schenkel (52012: Kap. 8.4.1.1, 8.4.2); zur
Bedeutung ‘bei’ von ḥr siehe Werning (2012: §4.2).
Eine solche pleonastische Prädikation wird als rhetorisches Stilmittel als „figura etymologica“ bezeichnet.
Traditionell wird diese Verbform als „Komplementsinfinitiv“ bezeichnet.
(1) Begriffsklärung
Ein Partizip ist eine adjektivische Form des Verbs. Ein Partizip kann wie ein normales Adjektiv z.B. attri-
butiv bei Substantiven stehen. Da Partizipien sowohl verbale als auch adjektivische Charakteristika haben,
158
§95 P ARTIZIPIEN I: DAS MERKMALLOSE „N EUTRALE P ARTIZIP “
flektieren sie sowohl nach Tempus/Aspekt/Modus/Diathese (wie finite Verben, §79), als auch nach Nume-
rus und Genus (wie Adjektive, §55).
Vergleiche:
Adjektiv
die guten Spieler
die gut-en Spieler
DEF.M.PL.NOM gut-M.PL.NOM Spieler:M.PL.NOM
Partizipien
die laufenden Spieler
die lauf-end-en Spieler
DEF.M.PL.NOM laufen-PTZP.PRÄS.ACT-M.PL.NOM Spieler:M.PL.NOM
Bei den Partizipien sind im Älteren Ägyptischen im Kern zweimal zwei Formenreihen zu unterscheiden:
das hier besprochene „Neutrale Partizip“, einmal Aktiv und einmal Passiv (Abk. „NPA“ bzw. „NPP“),
und das „Distributive Partizip,“ einmal Aktiv und einmal Passiv (dazu §96).
Das „Neutrale Partizip“ (F. Kammerzell) wird auch als „merkmalloses Partizip“ (W. Schenkel) oder tra-
ditionell als „perfektives Partizip“ bezeichnet.
Das Neutrale Partizip ist – anders als im Deutschen – nicht auf ein Tempus festgelegt, d.h. es kann
prinzipiell mit dem dtsch. Partizip Präsens (‘singende’) oder dem Partizip Perfekt (‘gesungen habende’),
oder selten sogar futurisch übersetzt werden (‘singen werdende’). (Aus Gründen, die später ersichtlich
werden, passt meist eine Übersetzung mit Partizip Perfekt.) Häufig kann man die Bedeutung von ägypti-
schen Partizipien in der deutschen Übersetzung aber eleganter mit einem Relativsatz anstelle eines Parti-
zips wiedergeben. Vergleiche analog: ‘der laufende Spieler’ = ‘der Spieler, der läuft’, oder ‘der ausge-
kippte Becher’ = ‘der Becher, der ausgekippt worden ist’.
Beispiel:
Neutrales Partizip Aktiv nṯr mr(j) ‘der liebende/geliebt habende Gott’
= ‘der Gott, der liebt/liebte’;
Neutrales Partizip Passiv nṯr mry ‘der geliebte Gott’
= ‘der Gott, der geliebt wird/wurde’.
(2) Formen
Für die Analyse der Formenbildung ist zweckmäßigerweise zwischen Stamm und Endung zu unterschei-
den. Zur vollständigen Bestimmung der Form müssen beide genau betrachtet werden. Die Stämme des
Neutralen Partizips entsprechen den Wörterbuch-Nennformen mit folgenden Ausnahmen:
159
§95 P ARTIZIPIEN I: DAS MERKMALLOSE „N EUTRALE P ARTIZIP “
~
sḏm- Ꜣm- jr(j)- rḏ(j) ~ ḏ(j) jj(j)-
~ (?)
sḏm- Ꜣmm- jry ~ jr(y) rḏ(y)
Die Endungen entsprechen bei den beiden Neutralen Partizipien den normalen Adjektiv-Endungen (vgl.
§54,2). Es gibt jedoch im Mittelägyptischen keine Dual-Bildungen.
Singular Plural
Femininum ° .t °, ° + ôôô .t *)
*) Traditionell im Fem. Pl. jeweils .(w)t. Das w wird allerdings nie geschrieben! Vgl. dazu die Be-
merkungen zur Substantiv- und Adjektiv-Morphologie (§24, §54). (Ob bzw. wann es im Klassischen
Mittelägyptisch gesprochen-sprachlich extra Feminin-Plural-Form bei Partizipien gab, ist noch
genauer zu erforschen.)
Beispiele:
Wie normale Adjektive so können auch Partizipien substantiviert gebraucht werden (vgl. §56). Ihnen wird
dann gerne, aber optional ein Klassifikator hinzugefügt, der sich auf den Referenten bezieht („Referenten-
klassifikator“).
160
§96 P ARTIZIPIEN II: DAS „D ISTRIBUTIVE P ARTIZIP “
Aktive Partizipien können die vom zugrunde liegenden Verb geforderten direkten (wen?) und indirekten
(wem?) Objekte haben. Im Deutschen lässt sich die Phrase meist eleganter als Relativsatz übertragen:
(5) Negation
Wie viele substantivische und andere adjektivische Verbalformen, werden die Partizipien negiert, indem
man das Partizip des Negationsverbs / tm ‘nicht (sein/tun)’ bildet und das eigentlich zu negie-
rende Verb in der Form des Negativkomplements (§77) daran hängt, z.B. tm pr(j.w) ‘der nicht Hervorkom-
mende; der, der nicht hervorkommt’.
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 23.1–7,9,12,18); Schenkel (52012: Kap. 7.5.1, 7.5.4).
Neben den aktiven und passiven Neutralen Partizipien (§95), verfügt das Ältere Ägyptisch über ein zweites
Paar von Partizipien: die „Distributiven Partizipien“, einmal Aktiv und einmal Passiv (Abk. „DPA“
bzw. „DPP“). Die Distributiven Partizipien sind wie die Neutralen Partizipien ebenfalls prinzipiell tempus-
neutral; sie bezeichnen aber speziell:
a) regelmäßig oder in ungleichen Abständen wiederholte Handlungen („habituelle“ Handlungen),
b) andauernde Handlungen („durative“ Handlungen),
c) Handlungen, die mehrere Objekte (seltener Subjekte) involvieren, d.h. insbesondere Handlun-
gen, die an oder mit mehreren Personen oder Dingen vollzogen werden („distributive“ Handlungen).
Beispiele:
161
§96 P ARTIZIPIEN II: DAS „D ISTRIBUTIVE P ARTIZIP “
(2) Formen
a) Der Stamm des Distributiven Partizips Aktiv und Passiv entspricht den Wörterbuch-Nennformen mit
folgender wichtiger Ausnahme. Bei Verben ultimae infirmae ist der vorletzte Konsonant „redupliziert“:
z.B. mr(j) ‘lieben’ → DPA/DPP-Stamm mrr-.
Zum Vergleich:
Stamm des Neutralen Partizips Aktiv sḏm-/ jr(j)-
~ (?)
b) Die Endungen entsprechen in erster Näherung den normalen Adjektiv-Endungen. Beim Distributiven
Partizip Aktiv gibt es aber vor den Adjektivendungen ein zusätzliches Endungselement ´ / ëë (-ï- / -y-).
Dies wird aber nur im Mask. Pl. häufig geschrieben. In der Tat ist die Endung ëë» ein charakteristisches
Zeichen dafür, dass ein DPA (im M.PL) vorliegt.
Singular Plural
Maskulinum (keine), ´, ëë (.ï), .ï, .y », ëë», ëë, » + ôôô, ëë» + ôôô, ëë + ôôô .(ï)w, .yw, .y(w)
Singular Plural
Femininum ° .t °, ° + ôôô .t *)
162
§97 B ESONDERE P ARTIZIPIALFORMEN ZWEIRADIKALIGER V ERBEN
Beispiele:
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 23.4–7, 10); Schenkel (52012: Kap. 7.5.1); Werning (2011, I: §29); Jansen-Winkeln
(1997).
Zweiradikalige Verben bilden eine NPP-Sonderform, die in Konkurrenz zum regelmäßigen NPP steht.
Diese zeichnet sich insbesondere durch die Reduplikation des zweiten Radikals aus, z.B. ḏd ‘sagen’ →
NPP-Stamm ḏdd- ‘gesagt(er/e/es)’. Aber auch die Endung im Mask.Sg. ist speziell.
Singular Plural
Zweiradikalige Verben bilden eine DPA-Sonderform, die sich durch eine vordere Stammerweiterung
ë j.- auszeichnet, z.B. ḫm ‘nicht wissen’ → DPA-Stamm j.ḫm- ‘nicht wissend(er/e/es)’:
Singular Plural
163
§99 S PALTSÄTZE
Literaturhinweise: Allen (22010: ch. 23.5–7); Schenkel (52012: Kap. 7.5.1), Werning (2011, I: 117 mit Fn. 113).
Anstelle eines aussterbenden, älteren posterioren Partizips nach dem Baumuster der Neutralen und Distri-
butiven Partizipien (M sḏm.j, F sḏm.t.j), bildet das Mittelägyptische eine besondere Art von Verbaladjektiv,
das sich durch die Endungen .tï.f, .tï.s und .tï.sn auszeichnet. Der Stamm entspricht den im Wörterbuch
zitierten Nenn-Formen. Die Form sieht wie eine Suffixkonjugationsform mit einem Suffixpronomen der
(immer!) 3. Person aus, verhält sich aber wie ein Partizip, weshalb wir die Form auch trotzdem als Poste-
riores „Partizip“ (Abk. „PP“) bezeichnen wollen. Da die Endung auf Suffixpronomina-Formen der 3. Per-
son beschränkt ist, wollen wird diese auch ausnahmsweise nicht mit „=“, sondern mit einem Punkt an-
schließen.
Die Endungen werden im Idealfall
M.SG F.SG PL
In den letzteren vier Fällen sollte man das hinterste ï in der Transkription als „(systematisch) falsch“ ge-
schrieben markieren (vgl. §17 (4)): …f{ï} bzw. …s{ï}.
Beispiele:
§99 Spaltsätze
(1) Als Spaltsatz (engl. die „Cleft Sentence“) wird ein Satz vom Typ „Es war Atum, welcher die Welt er-
schaffen hat“ bezeichnet, in dem das Subjekt (‘Atum’) als markiertes Thema am Satzanfang, d.h. als „Topik“,
steht und das Prädikat als Relativsatz (‘welcher die Welt erschaffen hat’) folgt. Im Mittelägyptischen hat
der Spaltsatz folgende Form:
164
§99 S PALTSÄTZE
Topik Prädikat
rḏ(j) tʾ
Neutrales Partizip Aktiv, M.SG
jn ( ) + nominales Subjekt ‘welcher/e Brot gegeben hat’
(vgl. §82) ḏḏ(.ï) tʾ
Distributives Partizip Aktiv, M.SG
oder ‘welcher/e Brot gibt’
jnk, ntk, … (Selbständiges rḏ(j.w)=j/=k/… tʾ
Personalpronomen) (dtsch. Übertragung:) Posterior, kongruierend
‘welcher/e Brot geben wird’
Die Partizipien kongruieren in diesem prädikativen Gebrauch weder im Genus noch im Numerus mit dem
Subjekt (vgl. den Fall des Adjektivalsatzes, §57). Sie erscheinen immer unmarkiert, d.h. in der M.SG-Form.
Wie sonst auch entspricht ein Neutrales Partizip im Spaltsatz statistisch häufiger einer Vergangenheitsaus-
sage, ein Distributives Partizip häufig einer präsentischen oder zeitlosen Aussage, als umgekehrt.
Beispiele:
[Topik] [Prädikat]
(Allen 2010: 338)
jn nṯr jrr(.ï) jqr
AGENS Gott:M.SG tun:PTZP.DISTR.M.SG Vortreffliches:M.SG
(‘Gott (ist/war es), der Vortreffliches zu machen pflegt/pflegte.’; mit DPA)
‘Gott ist es, der den Erfolg bringt.’
[Topik] [Prädikat]
(Allen 2010: 338)
jnk jr(j) ṯn
1SG tun:PTZP.M.SG 2SG.F//2PL
(‘Ich (bin/war es), der dich/euch macht/gemacht hat.’; mit NPA)
‘Ich bin es, der dich/euch geschaffen hat.’
Da die Spaltsatz-Konstruktion Subjekte topikalisiert, d.h. als Thema markiert an den Satzanfang platziert,
ist sie besonders beliebt bei ‘Wer?’-Fragen.
[Topik] [Prädikat]
(Allen 2010: 339)
jn m rf jn(j.w)=f n=j sï
AGENS wer? PTKL bringen:POST=3SG.M für=1SG 3SG.F
(‘Wer (ist/war es) denn, er wird sie mir bringen?’); angemessene Übertragung:
‘Wer wird sie mir denn dann bringen?’
Die Topik-Phrase jn m ‘Wer (ist/war es), …?’ wird auch abkürzend (j)n-m geschrieben.
(2) Der Spaltsatz wird (wie der Nominalsatz, vgl.§64) mit der umklammernden Negation n(j) … js negiert.
165
§100 D ER R ELATIVSATZ MIT R ELATIVPRONOMEN
(3) Verwechselbarkeit
Der Spaltsatz ähnelt einem zweigliedrigen Nominalsatz (§62, §64), von dem er sich aber auch charakteris-
tisch unterscheidet:
a) hinsichtlich der Markierung des nominalen Subjekts, vgl.:
jn (J)tm(w) jr(j) st ‘(Es war) Atum, der es geschaffen hat.’ (Spaltsatz mit jn)
jr(j) pw st (J)tm(w) ‘Atum (war) der, der es geschaffen hat.’ (Nominalsatz mit pw)
nts jrr(.ï) st ‘Sie (war es), die es geschaffen hat.’ (Spaltsatz ohne kongruierendes Partizip)
nts jrr.t st ‘Sie (war) die, die es geschaffen hat.’ (Nominalsatz mit kongruierendem Partizip)
c) hinsichtlich der Kongruenz von Topik und Personalpronomina in der Partizipialphrase, vgl.:
jnk jr(j) nn n jt(j)=j ‘Ich (war es), der dies für („meinen“→) seinen Vater getan hat.’
(Spaltsatz mit voll kongruentem rückbezüglichen Personalpronomen)
jnk jr(j) nn n jt(j)=f ‘Ich (war) der, der dies für seinen Vater getan hat.’
(Nominalsatz mit rückbezüglichem Personalpronomen in der 3. Person).
(1) Begriffsklärung
Relativsätze werden im Deutschen mit einem der Relativpronomina welcher/welche/welches (oder der/die/
das) gebildet. Relativsätze fungieren insofern wie ein Adjektiv oder Partizip, als dass sie attributiv oder
substantiviert gebraucht werden können. Die Verhältnisse im Ägyptischen sind weitgehend analog. (Sie
können hingegen nicht als Prädikat eines Adjektivalsatzes fungieren.)
Attributiv Substantiviert
Relativsatz der Gott, welcher im Tempel ist der, welcher im Tempel ist
(mit Relativpronomen) nṯr nt.ï ø m ḥw.t-nṯr nt.ï ø m ḥw.t-nṯr
166
§100 D ER R ELATIVSATZ MIT R ELATIVPRONOMEN
Singular Plural
, ,( ) nt.ï , nt.(ï)w
Maskulinum
‘welcher’ ‘welche’
nt.(ï)t
Femininum
‘welche, welches’
Singular Plural
, ,( ), ( ) jwt.ï , jwt.(ï)w
Maskulinum
‘welcher nicht’ ‘welche nicht’
jwt.(ï)t
Femininum
‘welche nicht, welches nicht’
Dieses Relativpronomen jwt.ï entspricht generell funktional einer Wortfolge *nt.ï nn (oder seltener *nt.ï
n(j)). Es ist quasi eine Verschmelzung eines Relativpronomens nt.ï mit einer Negation nn/n(j). Man spricht
bei so einer Verschmelzung von einem „Portmanteau-Morphem“.
Mit einem Relativpronomen können theoretisch alle Sätze des Ägyptischen in Relativsätze umgewandelt
werden. Dabei „entfallen“ ggf. die sonst üblichen initialen Satzpartikeln wie jw o.ä. Pronomina direkt hinter
dem Relativpronomen erscheinen im Regelfall als Suffixpronomen (z.B. nt.ï=k …), in der 1. Person Sg. aber
abweichend als enklitisches Pronomen (nt.ï w(j) …).
Beispiele:
Haupt- ‘Sie (war) in seinem Haus.’ ‘Ich (bin) zu ihm gekommen.’ ‘Er hörte (zu).’
satz jw=s m pr(w)=f jw=j jj(j).kw n=f jw sḏm.n=f
In bestimmten Fällen, nämlich wenn sich Relativpronomen und Subjektspersonalpronomen auf dasselbe
Substantiv beziehen und beide direkt hintereinander stehen würden, kann darüber hinaus das Subjektspro-
nomen ausgelassen werden (vgl. auch die Beispiele unten).
167
§100 D ER R ELATIVSATZ MIT R ELATIVPRONOMEN
Adverbialsatz
Attributive Relativsätze stehen im Ägyptischen – anders als im Deutschen – an denselben Stellen, an denen
auch Partizipien oder Adjektive stehen, d.h. hinter dem Bezugsnomen. Das Relativpronomen kongru-
iert dabei mit dem Bezugsnomen. Im Relativsatz selbst gibt es im Normalfall ein weiteres Personalprono-
men, das sowohl mit dem Bezugsnomen als auch mit dem Relativpronomen kongruiert, das sog. „resump-
tive Element“. Dieses Element ist quasi der Angelpunkt, um den sich der Relativsatz inhaltlich dreht.
Um einen Relativsatz intuitiv richtig zu verstehen, sollte man wie folgt vorgehen:
1) Das Relativpronomen übersetzt man je nach Genus und Numerus zunächst mit ‘VON DEM/DER/DE-
NEN GILT:’, den folgenden Satz dann so wie einen Hauptsatz.
2) Man überlegt, welches Element im Relativsatz das passende resumptive Element ist. Dieses
muss in Genus und Numerus mit dem Relativpronomen und ggf. dem Beziehungswort überein-
stimmen.
In bestimmten Fällen scheint dem Satz ein passendes Personalpronomen zu fehlen. Der Satz
scheint dann meist auch syntaktisch unvollständig. In diesen Fällen ist gedanklich in der auffälligen
Leerstelle – meist direkt hinter dem Relativpronomen – ein entsprechendes Personalpronomen
einzusetzen.
3) Man formuliert den Satz in einen adäquaten dtsch. Relativsatz um.
168
§100 D ER R ELATIVSATZ MIT R ELATIVPRONOMEN
b) Resumption mit dem deiktischen Adverb jm ‘dort; darin, davon, damit, …’ (§48)
jw =sn jm ḥnꜤ=f
GRUND =3PL dort zusammen_mit=3SG.M
‘Sie (sind/waren) dort mit ihm zusammen.’
jw =f r pr(j).t m rʾ=s
GRUND =3SG.M zu hervor- von Mund:M.SG=3SG.F
kommen:INF
‘Er/es wird aus ihrem Mund hervorkommen.’
169
§100 D ER R ELATIVSATZ MIT R ELATIVPRONOMEN
n(j) m(j)nj.n =f
NEG anlanden:ANT =3SG.M
‘er kann nicht sterben’.
nṯr.t jwt.(ï)t sn =s
Göttin:F.SG REL.NEG:F Bruder:M.SG =3SG.F
(‘die Göttin, VON DER GILT: NICHT (existent) (ist) ihr Bruder’)
‘die Göttin, welche keinen Bruder hat’.
Vgl. den mit nn zu rekonstruierenden negierten Hauptsatz (hier Adjektivalsatz mit Adjektiv nn ‘nicht
existent’, vgl. §57):
nn sn =s
nicht_existent Bruder:M.SG =3SG.F
(‘Nicht existent (ist) ihr Bruder.’)
→ ‘Sie hat keinen Bruder’.
170
§101 „R ELATIVFORMEN “: R ELATIVSÄTZE IN V ERBALFORM
(1) Begriffsklärung
Das Ägyptische verfügt über spezielle relativische Verbalformen, sog. „Relativformen“, die funktional
vergleichbar sind mit Relativsätzen aus nt.ï + Verbalform. Strukturell gehören sie zu den Suffixkonjuga-
tionsformen. Subjekt und Objekte der Relativform werden genauso angeschlossen wie bei „normalen“, prä-
dikativen Verbalformen.
Es gibt zwei Relativformen, die häufig genutzt werden:
i) die „Anteriore Relativform“ (Abk. „AntRel“) jr(j).n(=f) ‘welchen (er) gemacht hat’,
ii) die „Imperfektive Relativform“ (Abk. „IpfvRel“) jrr(=f) ‘welchen (er) macht’.
Hinzu kommt, nur noch selten genutzt:
iii) die „Neutrale Relativform“ (Abk. „NeutrRel“) jr(y)(=f) ‘welchen (er) macht/mach-
te/machen wird’.
(2) Formen
Die Relativformen bilden jeweils maskuline und feminine Formen. Ob bzw. wann es noch separate
Plural-Formen gegeben hat, ist nicht ganz klar.
Die Formen der Imperfektiven Relativform und der Neutralen Relativform entsprechen den Formen
der entsprechenden passiven Partizipien (§95 (2)). Die Anteriore Relativform entspricht der Anterioren
Nominalform, bildet aber zusätzlich eine feminine Form, in der das Feminin-Morphem .t am Stammende
noch vor dem n-Suffix steht (Mask. jr(j).n, Fem. jr(j).t.n). Meist steht das .t auch noch vor dem Klassifika-
tor des Verbs.
Die Stämme entsprechen also den Wörterbuch-Nennformen mit folgenden Ausnahmen:
a) Imperfektive Relativform: Bei Verben ultimae infirmae ist der vorletzte Konsonant verdoppelt
(Teilreduplikation): z.B. mr(j) ‘lieben’ → IpfvRel-Stamm mrr-.
b) Anteriore Relativform: Bei Verben ultimae geminatae erscheint im Femininum der Zwillings-
konsonant nur einmal geschrieben: z.B. mꜢꜢ ‘sehen’ → AntRel-Form im Femininum mꜢ.t.n.
c) Neutrale Relativform: Bei Verben ultimae infirmae ist der schwache Konsonant (j) optional als
y geschrieben: z.B. mr(j) ‘lieben’ → NeutrRel-Stamm mry-/mr(y)-.
171
§101 „R ELATIVFORMEN “: R ELATIVSÄTZE IN V ERBALFORM
Femininum
~ ~
sḏm.t.n Ꜣm.t.n jr(j).t.n rḏ(j).tn ~ ḏ(j).t.n jj(j).t.n ~ jw(j).t
(Vgl. die Stämme des Distributiven Partizips Passiv sḏm- / jrr- und der Imperf. Nominalform sḏm/jrr.)
Stamm der Neutralen Relativform (NeutrRel) sḏm- / jr(y)- (umstritten; s. Anmerkung oben)
~ ~
sḏm Ꜣmm jry ~ jr(y) rḏ(y) ~ ḏ(y) jj(j)
(Vgl. die Stämme des Neutr. Partizips Passiv sḏm- / jr(y)- und der Neutr. Nominalform sḏm / jr(y).)
Inklusive der Genus/Numerus-Endungen sehen die Formen beispielsweise im Falle von jr(j) ‘tun’ wie folgt
aus:
M.PL ,( ) ,
*jr(j.w).n *jrr.w(w) *jry(.w), jr(j).w
F ,
jr(j).t.n jrr.t jry.t, jr(y).t
Sonderfall: Das auslautende -.w bei der Imperfektiven Relativform wird bei Antritt eines Subjektssuffix-
pronomens =j im Regelfall assimiliert, d.h. in -.y umgelautet: -.w=j > -.y=j.
Beispiele:
Wsr-mꜢꜤ.t-RꜤ(w) ‘Usermaatre,
stp.n RꜤ(w) AntRel:M.SG den Re erwählt hat’
172
§101 „R ELATIVFORMEN “: R ELATIVSÄTZE IN V ERBALFORM
Diskussion:
Die Identifizierung von Vorkommen und Natur der Neutralen Relativform, alias „Clère’sche Relativform“,
ist im Einzelfall nicht alternativlos, die Ordnung der möglichen Belege für die Form in der Tat strittig. So
setzt W. Schenkel (2010) die Form morphologisch als jr(j).w(=f) an und rechnet daneben mit einer weiteren,
posterioren(!) Relativform jr(y)(=f). Wir gehen hier aber systematisch von der Formidentität von der be-
treffenden Relativform und dem Neutralen Passiven Partizip aus und setzen diese daher als Neutrale Rela-
tivform jr(y)(=f) an.
Die Anteriore Relativform bezeichnet Handlungen in der Vergangenheit. Die Imperfektive Relativ-
form bezeichnet im Regelfall Handlungen in der Gegenwart oder generelle/regelmäßige Handlungen („im-
perfektiv“; §79), selten aber wohl auch noch quasi „pluralische“ Handlungen („distributiv“, §95,5). Die
Neutrale Relativform hat keine vergleichbar besondere Bedeutung; oft ist sie aber als Vergangenheits-
aussage zu übersetzen.
Die Relativformen verhalten sich ähnlich wie Relativsätze mit dem Relativpronomen nt.ï. Auch sie stehen
erwartungsgemäß hinter dem Bezugsnomen. Sie kongruieren dabei mit dem Beziehungswort in Genus
und Numerus.
In wohl den meisten Fällen hat eine Relativform eine Bedeutung, welche sich um das Objekt der Rela-
tivform dreht, das in diesen Fällen dann gerade zu „fehlen“ scheint, z.B.:
Zu diesem vergleichsweise häufigen Gebrauch siehe die Beispiele unten unter c).
Allgemein lässt sich die Bedeutung des Relativsatzes mit Relativform ähnlich wie im Falle der Relativsätze
mit Relativpronomen nt.ï ermitteln (vgl. §100). Im Relativsatz gibt es im Normalfall ein weiteres Personal-
pronomen, das sowohl mit dem Bezugsnomen als auch mit der Relativform kongruiert: das sog. „resump-
tive Element“. Dieses Element ist quasi der Angelpunkt, um den sich der Relativsatz inhaltlich dreht. Um
einen Relativsatz mit Relativform intuitiv richtig zu verstehen, sollte man wie folgt vorgehen:
1) Vor der Relativform fügt man je nach Genus und Numerus der Relativform zunächst ein ‘VON
DEM/DER/DENEN GILT:’ ein und übersetzt die Relativform-Phrase dann so wie einen normalen
Hauptsatz.
2) Man überlegt, welches Element im Relativsatz das passende resumptive Element ist. Dieses
muss in Genus und Numerus mit der Relativform und dem Beziehungswort übereinstimmen.
Sonderfall: Häufig scheint dem Relativsatz ein passendes resumptives Element zu fehlen.
Gleichzeitig fehlt der Relativform ein Objekt. In diesen Fällen ist gedanklich ein entsprechendes
Objektspersonalpronomen einzusetzen.
3) Man formuliert den Satz in einen adäquaten dtsch. Relativsatz um.
173
§101 „R ELATIVFORMEN “: R ELATIVSÄTZE IN V ERBALFORM
Beispiele:
b) Resumption mit dem deiktischen Adverb jm ‘dort; darin, davon, damit, …’ (§48)
Die Relativformen können auch ohne vorausgehendes Substantiv, d.h. „substantiviert“, genutzt werden.
Beispiel:
(5) Negation
Wie viele substantivische und andere adjektivische Verbalformen, werden die Relativformen negiert, in-
dem man das Partizip des Negationsverbs / tm ‘nicht (sein/tun)’ bildet und das eigentlich zu
negierende Verb in der Form des Negativkomplements (§77) daran hängt, z.B. tm=f gm(j.w) ‘den er nicht
gefunden hat’.
Zusammenfassend werden also mit tm negiert: die adjektivischen Verbalformen, insb. Partizipien (§95)
und Relativformen, die substantivischen Verbalformen, insb. Nominale Verbalformen (§83), Infinitiv (§92),
der Subjunktiv (nur im Nebensatz; erwähnt in §84), sowie die konsekutiven Verbalformen (§89).
174
§103 R ELATIVSÄTZE MIT PASSIVEN P ARTIZIPIEN
Ein besonderer Spaltsatz (zum Begriff vgl. §99) wird im Mittelägyptischen mit Hilfe der Anterioren Rela-
tivform jr(j).n ‘was … tat’ oder des Passiven Neutralen Partizips jry ‘was getan wurde’, gebildet.
Im aktivischen Fall hat der Spaltsatz das Muster:
[Infinitiv eines Verbs] pw jr(j).n [Subjekt],
im passiven Fall:
[Infinitiv eines Verbs] pw jry,
z.B. sḏm pw jr(j).n=f bzw. sḏm pw jry. Die Elemente pw jr(j).n bzw. pw jry sind dabei
fester, unveränderlicher Bestandteil der Konstruktion; das Verb im Infinitiv und das Subjekt sind variabel.
Wörtlich entsprechen diese Sätze einer Aussage ‘Hören ist/war es, was er gemacht hat’ bzw. ‘Hören ist/war
es, was gemacht wurde’. Die Konstruktion wird offenbar insbesondere zur Einleitung neuer Handlungs-
abschnitte in Erzählungen über die Vergangenheit eingesetzt. Im Deutschen sind solche Spaltsätze daher
adäquat einfach als normale Vergangenheitssätze mit z.B. ‘dann’ zu übersetzen: ‘Dann hörte er.’
bzw. ‘Dann wurde es gehört. / Dann hörte man.’ Beispiele:
[Prädikat] [Subjekt]
(Allen 2010: 178)
jw(j).t pw jr(j).n=f n=j
kommen:INF(M.SG) DEM.C tun:REL.ANT.M.SG=3SG.M für=1SG
(Wörtl. ‘Kommen ist/war es, was er getan hat, zu mir.’), Übertragung:
‘(Dann) kam er zu mir.’
[Prädikat]
(Allen 2010: 173)
jw(j).t pw jry r bꜢk-jm
kommen:INF(M.SG) DEM.C tun:PTZP.PASS.M.SG zu Diener:M.SG=davon
(Wörtl. ‘Kommen ist/war es, was getan wurde, zu Meiner Wenigkeit’), Übertragung:
‘(Dann) kam man zu Meiner Wenigkeit.’
Literaturhinweise: Schenkel (52012: 256 [Kap. 7.3.6.2.2,c]); Allen (22010: ch. 14.14).
Passive Relativsätze wie ‘(der), welcher gerufen wurde’ oder ‘(der), zu welchem die Worte gesprochen
werden’ werden generell mit passiven Partizipien gebildet.
Einfache, objektzentrierte passive Relativsätze wie ‘der Gott, welcher(OBJEKT) gerufen wurde’ werden
als einfache passive Partizipien ausgedrückt:
nṯr mr(y) ‘der geliebte Gott’
= ‘der Gott, welcher(OBJEKT) geliebt wurde’.
175
§104 A DJEKTIVISCHE VS . ADVERBIALE A TTRIBUTE UND „V IRTUELLE R ELATIVSÄTZE “
Mit passiven Partizipien können aber auch kompliziertere passive Relativsätze formuliert werden, die aus
deutscher Perspektive zunächst etwas „verquer“ wirken, z.B.:
nṯr ḏḏ.w n=f tʾ.(w) (wörtl. etwa ‘ein ihm Brote gegebener Gott’)
= ‘ein Gott, welchem(INDIREKTES OBJEKT) Brote gegeben werden’.
Um die Bedeutung in dieser Weise genutzter passiver Partizipien zu begreifen, hilft in diesen Fällen wieder
das bewährte FÜR-DEN/DIE/DAS-GILT-Verfahren (vgl. §100 (3) und §101 (4)).
i) Vor dem passiven Partizip fügt man je nach Genus und Numerus des Partizips zunächst ein ‘VON
DEM/DER/DENEN GILT:’ ein und übersetzt die Partizipialphrase dann so wie einen normalen passi-
ven Hauptsatz.
ii) Man überlegt, welches Element im Relativsatz das passende resumptive Element ist. Dieses
muss in Genus und Numerus mit der Relativform und dem Beziehungswort übereinstimmen.
iii) Man formuliert den Satz in einen adäquaten dtsch. Relativsatz um.
Beispiel:
In dieser speziellen Verwendungsweise können sogar intransitive Verben – die ja normalerweise nicht gut
passivierbar sind (vgl. dtsch. gehen – ??gegangen werden) – als passive Partizipien erscheinen. Um die Be-
deutung herzuleiten, greift man zweckmäßigerweise zu dem Trick, eine eigentlich passive Aussage als
aktive Aussage mit dem unpersönlichen Subjektspronomen ‘man’ zu formulieren.
Beispiel:
(1) In verschieden Paragraphen oben wurden Formen und Konstruktionen besprochen, die syntaktisch ad-
jektivische Attribute bilden können, d.h. die im paradigmatischem Austausch (vgl. §68, §49 (3)) mit einfa-
chen Adjektiven stehen:
176
§104 A DJEKTIVISCHE VS . ADVERBIALE A TTRIBUTE UND „V IRTUELLE R ELATIVSÄTZE “
Im Ägyptischen gibt es nun die Tendenz, unbestimmte Bezugsnomen nicht durch ein solches adjektivi-
sches Attribut, sondern durch ein adverbiales Attribut zu erweitern. So wird z.B., im Gegensatz zu der
bestimmten Phrase ‘die Göttin, welche in der Höhle wohnt’, die unbestimmte Entsprechung ‘eine Göttin,
welche in einer Höhle wohnt’ gern mit einem adverbialen Nebensatz formuliert, wörtlich etwa ‘(eine)
Göttin, wobei sie in einer Höhle wohnt’. Da dem Deutschen solche adverbialen Attribute aber fremd sind,
muss man auch die adverbialen Nebensätze in solchen Fällen im Deutschen wie „richtige“ Relativsätze
übersetzen. Vergleiche die bestimmten Phrasen mit adjektivischen Verbalformen:
nṯr.t ḥms(j).t m qrr.t ‘die Göttin, welche in der Höhle wohnt’ (Partizip),
nṯr.t nt.(ï)t m qrr.t ‘die Göttin, welche in der Höhle ist’ (Relativsatz mit nt.ï)
nṯr.t ḥms(j).tj m qrr.t (‘eine Göttin, wobei sie in einer Höhle wohnt’) (Resultativ-Nebensatz)
‘eine Göttin, welche in einer Höhle wohnt’ (Übertragung als Relativsatz),
nṯr.t ḥms(j)=s m qrr.t (‘eine Göttin, wobei sie in einer Höhle wohnt’) (Imperfektiv-Nebensatz)
‘eine Göttin, welche in einer Höhle wohnt’ (Übertragung als Relativsatz).
In solchen Fällen sprechen wir von „Virtuellen Relativsätzen“, da sie syntaktisch zwar adverbiale Neben-
sätze sind, in der (deutschen/englischen) Übersetzung aber Relativsätzen entsprechen. Die Beobachtung,
ob ein Attribut im Ägyptischen adjektivisch oder adverbial ist, erlaubt sie uns also indirekt etwas über die
Bestimmtheit des Bezugsnomens zu erfahren, d.h. ob ‘die Göttin’ oder ‘eine Göttin’ zu übersetzen ist (vgl.
§25). Dabei weist ein adverbiales Attribut generell auf die Unbestimmtheit des Bezugsnomens hin
(‘eine Göttin’) – wohl aber mit Ausnahme einfacher Präpositionalphrasen wie nṯr.t m p.t ‘eine/die Göttin
im Himmel’. Ein adjektivisches Attribut kann dagegen offenbar nicht nur bestimmt, sondern ebenfalls un-
bestimmt übersetzt werden (‘die/eine Göttin’), wobei letzteres seltener ist. (Die Tendenzen sind erkennbar,
bezüglich der Details besteht aber nachweislich unterschiedlicher Darstellungen des Sachverhalts in ver-
schiedenen Grammatiken noch Forschungsbedarf.)
177
§104 A DJEKTIVISCHE VS . ADVERBIALE A TTRIBUTE UND „V IRTUELLE R ELATIVSÄTZE “
(2) Typische adverbielle Formen, die als Virtueller Relativsatz bei unbestimmten Bezugsnomina fungieren
sind der Resultativ und die prädikativen Verbalformen (Imperfektiv, Anterior, …), jeweils in ihrer Verwen-
dung als adverbieller Nebensatz (d.h. direkt am Nebensatzanfang ohne Partikel o.ä.), aber auch als Neben-
satz fungierende Adverbialsätze und Nominalsätze.
Adjektivische Bestimmt Unbestimmt Adverbiale
Formen oder unbestimmt Nebensätze
‘die/eine Göttin, die …’ ‘eine Göttin, die …’
‘das/ø Bier, das …’ ‘ø Bier, das …’
Adjektiv nṯr.t nfr.t nṯr.t nfr.t(j) Resultativ
Partizip, Neutr. Akt. nṯr.t jr(j).t nṯr.t jr(j)=s Imperfektiv, o.ä.
Partizip, Distr. Akt. nṯr.t jrr.(ï)t nṯr.t jr(j)=s Imperfektiv
„Partizip“, Posteriores nṯr.t jr(j).t(ï).s{ï} nṯr.t jr(j).w=s Posterior
Partizip, Neutr. Pass. ḥ(n)q.t jr(y).t ḥ(n)q.t jr(j).t(w)=s Imperfektiv, o.ä. + t(w),
Partizip, Distr. Pass. ḥ(n)q.t jrr.t ḥ(n)q.t jr(j).t(w)=s Imperfektiv + t(w)
Relativform, Neutr. ḥ(n)q.t jr(y).t=f ḥ(n)q.t jr(j)=f sï Imperfektiv, o.ä.
Relativform, Ipfv. ḥ(n)q.t jrr.t=f ḥ(n)q.t jr(j)=f sï Imperfektiv
Relativform, Ant. ḥ(n)q.t jr(j).t.n=f ḥ(n)q.t jr(j).n=f sï Anterior
Verschiedene Relativ- nṯr.t nt.(ï)t m ḥw.t-nṯr nṯr.t jw=s m ḥw.t-nṯr Adverbialsätze
sätze mit nt.ï/jwt.ï nṯr.t nt.(ï)t ḥr jr(j).t nṯr.t jw=s ḥr jr(j).t Periphrast. Verbalsätze
ḥ(n)q.t nt.(ï)t jr(j).t(j) ḥ(n)q.t jw=s jr(j).t(j) Resultativ
Beispiel:
jw wn nḏs
PTKL sein:PTZP.M.SG klein:M.SG
(‘Präsent seiend ist/war ein Kleiner’; Existenzsatz, vgl. §52)
‘Es gibt einen (unbestimmt) Bürger,’
Ḏdj rn=f
Djedi:M.SG Name:M.SG=3SG.M
(‘wobei sein Name Djedi ist/war’; Nominalsatz als adverbialer Nebensatz)
‘dessen Name Djedi ist,’ (Übertragung als Relativsatz)
‘Es gibt einen Bürger, dessen Name Djedi ist und der in Djed-Snofru wohnt.’
Literaturhinweise: vgl. Schenkel (52012: Kap. 5.2.2,e); Allen (22010: ch. 12.11, 23.19, 12.10).
178
§105 Ü BERSICHT ÜBER DIE V ERBALFORMEN DES M ITTELÄGYPTISCHEN
Ꜣmm.n // Ꜣmm.n
Ꜣm.n
Ꜣmm.n.t(w) Ꜣm.t.n
Anterior anterior
jr(j).n // jr(j).n
jr(j).n
jr(j).n.t(w) jr(j).t.n
Ꜣm-
Resultativ
jr(j)-
sḏm(.w)- Ꜣm(.w)
Passiv jr(j.w)
Ꜣm
Perfektiv
jr(j)
Kompletiv Ꜣmm.t // Ꜣmm.t(.tw)
(AKT // PASS) jr(j).t // jr(y).t(.tw)
Ꜣmm Ꜣmm // Ꜣmm Ꜣmm Ꜣm Ꜣmm(.w)
STPR Ꜣm= Ꜣmm.t(w) Ꜣmm.t Ꜣmm.t Ꜣm.t (TAM-)
jr(j).t jr(y) // jr(y) jr(y) jr(j) jr(j.w) neutral
jr(j).t(w) jr(y).t jr(y).t jr(j).t
Ꜣmm // Ꜣmm.w
Ꜣmm // Ꜣmm.t(w)
Imperfektiv Ꜣmm.t(w) Ꜣmm.t
(AKT // PASS) jrr.w
jr(j) // jr(j).t(w) jrr // jrr.t(w)
jrr.t
Ꜣmm.w Ꜣmm(.ï)
Ꜣmm.t Ꜣmm.(ï)t habituell,
jrr.w jrr(.ï) distributiv
jrr.t jrr.(ï)t
Ꜣmm.j
Ꜣmm(.w)
Ꜣmm.t.j
Posterior
jr(j).w jr(j).j
st.pr. jr(j).y= jr(j).t.j
Ꜣmm.tï.f
posterior
Ꜣmm.tï.s
Ꜣmm.tï.sn
jr(j).tï.f
jr(j).tï.s
jr(j).tï.sn
Posterior- sḏmm, Ꜣmm
Passiv jr(j).w
Subjunktiv Ꜣm // Ꜣm.t(w)
Subjunktiv
(AKT // PASS) jr(y) // jr(j).t(w)
Ꜣm
Imperativ Ꜣm(.w)
(SG, PL) jr(j)
jr(y.w)
179
§105 Ü BERSICHT ÜBER DIE V ERBALFORMEN DES M ITTELÄGYPTISCHEN
n(j) Ꜣm.n
(→ tempuslos!) tm.n … tm.n … sḏm(.w)
Anterior anterior
n(j) jr(j).n sḏm(.w) tm.t.n … sḏm(.w)
(→ tempuslos!)
n(j) Ꜣm(.w)
sḏm(.w)- (auch tempuslos)
Passiv n(j) jr(j.w)
(auch tempuslos)
n(j) Ꜣm
Perfektiv
n(j) jr(j)
Komple- n(j) Ꜣmm.t
tiv n(j) jr(j).t
tmm(.ï) sḏm(.w)
tmm.t sḏm(.w) (TAM-)
tm sḏm(.w) tm … sḏm(.w) tm sḏm(.w) tm sḏm(.w) neutral
tm … sḏm(.w)
tm.t … sḏm(.w) tm.t sḏm(.w) tm.t sḏm(.w)
Imperfek- ((n(j) Ꜣmm)) tm … sḏm(.w)
tm … sḏm(.w)
tiv ((n(j) jr(j))) tm.t … sḏm(.w)
tm sḏm(.w) j.tm sḏm(.w) habituell,
tm.t sḏm(.w) j.tm.t sḏm(.w) distributiv
n(j) Ꜣmm(.w)
Posterior n(j) jr(j).w
st.pr. n(j) jr(j).y=
posterior
tm.tï.f sḏm(.w)
tm.tï.s sḏm(.w)
tm.tï.sn sḏm(.w)
n(j) sḏmm
Posterior-
n(j) Ꜣmm
Passiv
n(j) jr(j).w
nn Ꜣm Subjunktiv
Subjunk- tm … sḏm(.w)
nn jr(y)
tiv
jm(j) … sḏm(.w)
Imperativ m sḏm(.w)
180
§105 Ü BERSICHT ÜBER DIE V ERBALFORMEN DES M ITTELÄGYPTISCHEN
(3) Bezeichnungen
Für die verschiedenen Verbalformen und Konstruktionen des Ägyptischen sind im Laufe der ägyptologi-
schen Philologiegeschichte eine ganze Reihe verschiedener Namen vorgeschlagen worden. Die folgenden
Listen geben hier, unterschiedlich sortiert, einen Überblick:
Andere Bezeichnung Name in dieser Einführung Name in dieser Einführung Andere Bezeichnung
abstrakt-relativische(s) … = Nominale Verbalform Anterior (jr(j).n=f) = accompli
accompli = Anterior (jr(j).n=f) = adverbiales Präteritum
= Perfektiv (jr(j)=f) = Past perfect
adverbiales Futur = Posterior (jr(j)=f) = Perfekt
adverbiales Präsens = Imperfektiv (jr(j)=f) = präsentisches Perfekt
adverbiales Präteritum = Anterior (jr(j).n=f) = Präteritum
Alter Anterior = Perfektiv (jr(j)=f) Anteriore Nominalf. (jr(j).n=f) = nominales Präteritum/…
Aorist = Imperfektiv (jr(j)=f) Distributives Partizip = Imperfektives Partizip
= Imperfektive Nominalf. (jrr=f) Imperfektiv (jr(j)=f) = adverbiales Präsens
Clère’sche Relativform = Neutrale Relativform (jr(y)=f) = Aorist
forme substantive personelle = Imperfektive Nominalf. (jrr=f) = inaccompli
Futur = Posterior (jr(j)=f) = Präsens
Generalis = Imperfektive Nominalf. (jrr=f) Imperfektive Relativf. (jrr=f) = forme relative de l’inaccompli
historisches Perfekt = Perfektiv (jr(j)=f) Imperfektive Nominalf. (jrr=f) = Aorist
imperfektives Partizip = Distributives Partizip = forme substantive personelle
inaccompli = Imperfektiv (jr(j)=f) = Generalis
merkmalloses Partizip = Neutrales Partizip (jr(j), jr(y)) = nominales Präsens
nicht-attributive Relativform = Nominale Verbalform Kompletiv (jr(j).t=f) = Terminativ
nominales Futur = Posterior (jr(j).w=f) Neutrale Relativform (jr(y)=f) = Clèresche Relativform
nominales Präteritum/… = Anteriore Nominalf. (jr(j).n=f) Neutrales Partizip = Merkmalloses Partizip
nominales Präsens = Imperfektive Nominalf. (jrr=f) = Perfektives Partizip
Old Perfective = Resultativ (jr(j).ø) Nominale Verbalform = abstrakt-relativische(s) …
Past perfect = Anterior (jr(j).n=f) = nicht-attributive Relativform
Past perfective = Perfektiv (jr(j)=f) Perfektiv (jr(j)=f) = accompli
Perfekt = Anterior (jr(j).n=f) = Alter Anterior
Parfait ancien = Resultativ (jr(j).ø) = historisches Perfekt
perfektives Partizip = Neutrales Partizip (jr(j), jr(y)) = past perfective
Präsens = Imperfektiv (jr(j)=f) Periphrastischer Verbalsatz = Pseudoverbalsatz
präsentisches Perfekt = Anterior (jr(j).n=f) Posterior (jr(j).w=f) = nominales Futur
Präteritum = Anterior (jr(j).n=f) = adverbiales Futur
Prospektiv = Posterior (jr(j)=f) = Futur
= Subjunktiv (jr(y)=f) = Prospektiv
Pseudopartizip = Resultativ (jr(j).ø) Resultativ (jr(j).ø) = Old Perfective
Pseudoverbalsatz = Periphrastischer Verbalsatz = Parfait ancien
Stativ = Resultativ (jr(j).ø) = Pseudopartizip
Terminativ = Kompletiv (jr(j).t=f) = Stativ
Subjunktiv (jr(y)=f) = Prospektiv
Literaturhinweise: Allen (22010), Gardiner (31957), Kammerzell (1995–1997), Kammerzell (1998b), Loprieno (1995),
Malaise & Winand (1999), Schenkel (31997, 52012).
181
Ü BUNG 1: L ESEREIHENFOLGE
Übungen
Die Übungssätze und -phrasen der Lektionen 1–6 und 23–24 sind fast alle modern konstruiert. Diejenigen
der Lektionen 7–22 sind größtenteils verschiedenen Lektionen der Einführungsgrammatik von James P.
Allen, Middle Egyptian (2. Auflage[!], 2010) oder von Erhart Graefe, Mittelägyptische Grammatik für An-
fänger (1997) entnommen. Dabei sind sie neu arrangiert und teilweise gekürzt worden. Die längeren dieser
Übungssätze bzw. -phrasen sind unten nur verkürzt abgedruckt (zu erkennen an den Auslassungspunkten
„…“ in der hieroglyphischen Schreibung), so dass der/die Lernende den Wortlaut der Sätze jeweils nach-
geschlagen werden muss. Angegeben sind jeweils das erste und letzte mit zu übersetzende Wort. Die
Übungssätze setzen jeweils die Kenntnis der Vokabeln und Zeichenfunktionen (unten ab S. 239) bis zur
betreffenden Lektion voraus. Die übrigen benötigten Vokabeln und Zeichenfunktionen sind in der Regel
jeweils angegeben, wenn die Lesungen bzw. Identifizierung mit einer angegeben Vokabel nicht als Trans-
ferleistung leistbar ist.
183
Ü BUNG 1: L ESEREIHENFOLGE
Übung 1: Lesereihenfolge
(2) Nummerieren Sie dann die Zeichen der folgenden Zeichenfolgen gemäß ihrer Lesereihenfolge:
Jean-François Champollion schaffte mit einer 1822 veröffentlichten Publikation den Durchbruch bei der
Entzifferung der Hieroglyphen, als er unter anderem Schlussfolgerungen aus in etwa folgenden Informa-
tionen und Vermutungen zog:
ii) Auf dem Rosetta-Stein entspricht der hieroglyphische Herrschername dem grie-
chischen PTOLEMAIOS (πτολεμαιος).
184
Ü BUNG 2: A LPHABET UND T RANSKRIPTION
(a)
X (b) (c)
(d) (e)
¸ (f)
p
(g)
± (h)
ë (i)
F
(j)
@ (k)
ëë (l)
¯
(m)
Ä (n) (o)
Ù
(p)
° (q) (r)
‘
(s)
° (noch zu schwierig: Die Kombination weist auf eine weibliche, göttliche Person hin.)
(1) Lesen Sie §3–§7 und lernen Sie die erste Tabelle in §3 (1) zusammen mit den Vokabeln der Zeichen-
und Vokabellektion 2.
(2) Schreiben Sie dann anhand der Transkription die ägyptologische Behelfsaussprache der folgenden
Wörter und Phrasen auf. (Vielleicht haben Sie schon Lust, dabei die Transkription mit den hieroglyphi-
schen Schreibungen zu vergleichen.)
185
Ü BUNG 2: A LPHABET UND T RANSKRIPTION
Tran- Ägyptologische
Übersetzung Hieroglyphische Schreibung
skription Aussprache
186
Ü BUNG 3: Z EICHENFUNKTIONEN
Tran- Ägyptologische
Übersetzung Hieroglyphische Schreibung
skription Aussprache
(3) Optionale Zusatzaufgabe: Geben Sie eine ägyptologische Behelfsaussprache für folgende ägyptische
Eigennamen an und raten Sie welchen eingebürgerten Namensformen diese entsprechen:
Übung 3: Zeichenfunktionen
(1) Lesen Sie die §8–§14 (insb. die nicht ausgegrauten Teile).
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 3.
(3) Bestimmen Sie mit Hilfe der Gardiner-Liste (Gardiner 1957: 438–548) die Zeichenfunktion und die
Gardiner-Nummer der in den folgenden Wörtern vorkommenden Zeichen. Geben Sie die Zeichenfunktio-
nen beispielsweise folgendermaßen an:
187
Ü BUNG 3: Z EICHENFUNKTIONEN
188
Ü BUNG 4: D AS W ÖRTERBUCH DER AEGYPTISCHEN S PRACHE
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 4.
(3) Zitieren Sie die Referenzen der angegebenen Wörterbucheinträge in Erman & Grapow, Wörterbuch
der aegyptischen Sprache (= Wb.) und notieren Sie einige Ihnen wichtig erscheinende Schreibvarianten
aus dem Mittleren Reich und dem Neuen Reich.
Schreibvarianten im
Wb.-Zitat
MR und im NR
Gerechtigkeit, Wahr-
(c) mꜢꜤ.t
heit, Ordnung, Maat
189
Ü BUNG 4: D AS W ÖRTERBUCH DER AEGYPTISCHEN S PRACHE
Schreibvarianten im
Wb.-Zitat
MR und im NR
(e) ḏd sagen
(f) qꜢ hoch
Fluss;
(l) jtrw
(insbesondere:) Nil
190
Ü BUNG 5: S UBSTANTIVE UND „G ENITIV “-A TTRIBUTE
(2) Geben Sie zu folgenden Substantiven die Plural und Dual-Formen in Transkription an:
(a) rm
(b) nṯr.t
(c) tꜢ
(d) ḫt
(e) hrw(w)
(f) pr(w)
(g) zẖꜢ(.w)
(h) ḫft.ï
(i) zꜢ.t
(j) ms.wt
Geburt Geburten
191
Ü BUNG 5: S UBSTANTIVE UND „G ENITIV “-A TTRIBUTE
(a)
(b)
(c)
(d)
(e)
(f)
(g)
(h)
(i)
(j)
(k)
(l)
(m)
Transkription Übersetzung
(Bsp.) nṯr n(.ï) nʾ.t der Gott der Stadt, der Gott einer Stadt, o.ä.
(a)
(b)
(c)
192
Ü BUNG 6: S UFFIXPRONOMINA UND D EMONSTRATIVPRONOMINA
Transkription Übersetzung
(d)
(e)
(f)
(g)
(h)
(i)
(j)
(k)
(l)
(m)
(2) Lernen Sie die Suffixpronomina-Reihe: „=j, =k/=ṯ, =f/=s, =n, =ṯn, =sn“.
(3) Lernen Sie die drei Demonstrativpronomina-Reihen „pn/tn/nn“, „pf/tf/nf“ und „pw/tw/nw“.
(4) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 6.
Transkription Übersetzung
nn n(.ï) sr.(w)
(Bsp.) diese Beamten
oder, weniger genau: nn n(.ï) sr.w
(a)
(b)
(c)
(d)
193
Ü BUNG 6: S UFFIXPRONOMINA UND D EMONSTRATIVPRONOMINA
Transkription Übersetzung
(e)
(f)
(g)
(h)
(i)
(j)
(k)
(l)
(m)
(n)
(o)
(p)
(q)
(r)
(s)
(t)
(u)
(v)
(w)
(x)
(y)
(z)
194
Ü BUNG 7: H AUPTTEMPORA DER S UFFIXKONJUGATION
Transkription Übersetzung
(aa)
(bb)
(cc)
(dd)
(ee)
(ff)
(gg)
(hh)
(ii)
(jj)
(kk)
(ll)
(mm)
(nn)
(oo)
(pp)
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 7.
(3) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Hauptsätze. Notieren Sie dabei jeweils kurz eine Be-
gründung für die Identifikation der Verbformen als entweder „Imperfektiv“, „Anterior“ oder „Subjunk-
tiv“.
195
Ü BUNG 7: H AUPTTEMPORA DER S UFFIXKONJUGATION
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 7 = Allen 2014, Ex. 17, Nr. 5 (Sinuhe B 34)
(c) Siehe Allen 2010, Ex.20, Nr. 3 = Allen 2014, Ex. 18, Nr. 11 (Sinuhe B 96)
mḥ (m) (Î: Phon. mḥ) – ‘füllen (mit)’; qnj (Ÿ: Klass. UMARMEN) – ‘Umarmung; Schoß’; sn (‹: Klass.
NASE) – ‘küssen’
(f) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 12 (Urk. IV, 1278, 8)
(h) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 13 = Allen 2014, Ex. 21, Nr. 5 (Schiffbrüchiger 139)
s.ḏd – ‘erzählen’; bꜢ.w (x: Phon. bꜢw) – ‘Macht, Wirkkraft’ (Kollektivum); jṯy (aenigmatisch: )–
‘Herrscher’
196
Ü BUNG 8: E NKLITISCHE P ERSONALPRONOMINA UND RḎ ( J ) + S UBJUNKTIV
jrf – (enklitische Partikel vergleichbar mit grt; Übersetzung behelfsweise hier ‘so’)
Optionale Zusatzaufgabe:
(m) Piankoff 1946, pl. 80 (Höhlenbuch)
Vergleichen Sie beide folgenden Belege für dieselbe Textstelle und transkribieren Sie beide. Markieren Sie
fehlende Zeichen mit „( )“ bzw. „〈 〉“ (vgl. §17 (5)). Was hat bei dem zweiten Textzeugen wohl an der
zerstörten Stelle gestanden? Im Original zerstörte Zeichen werden in der Transkription mit „[ ]“ um-
schlossen (dazu Schenkel 2012, Kap. 2.5, S. 28f.).
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 8.
(3) Lernen Sie die Reihe der Enklitischen Personalpronomina: „w(j); ṯw, ṯn; sw, sï, st; n; ṯn; sn“.
(4) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Hauptsätze mit Enklitischen Personalpronomina:
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 20, Nr. 20 = Allen 2014, Ex. 18, Nr. 17 (Schiffbrüchiger 18–19)
197
Ü BUNG 8: E NKLITISCHE P ERSONALPRONOMINA UND RḎ ( J ) + S UBJUNKTIV
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 3= Allen 2014, Ex. 17, Nr. 3 (JEA 33, pl.2)
(d) Allen 2010, Ex. 18, Nr. 4 [Teil] (Kahun 30, 41)
zꜢ-Rn=f-snb ZꜢ-nb (Ô: Logogr. zꜢ) – ‘Renefsenebs Sohn, Saneb’ (ein Eigenname; mit Reihenfolgen-Umstel-
lung von zꜢ und Rn=f-snb)
(e) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 22 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 12 (Sethe, Lesestücke, 70,22)
(4) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Hauptsätze mit Gliedsätzen im Subjunktiv.
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 30= Allen 2014, Ex. 21, Nr. 9 (Cheti 1:28f)
zẖꜢ.(w) – ‘Schriften’; r – ‘an; zu; gegen; im Vergleich zu (hier: mehr als)’; nfr.w – ‘Vollkommenheit,
Schönheit’; ḥr (hier mit zusätzlichem, überflüssigen ‘: Transkription ḥr{r}) – ‘Gesicht, Angesicht; Blick,
Aufmerksamkeit’
(2 Sätze)
wr.t – ‘Großes; (hier etwa:) Wichtiges’
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr.13 = Allen 2014, Ex. 21, Nr. 5 (Schiffbrüchiger 139–140)
(5) Zusatzaufgabe: Tauschen Sie in den angegebenen ägyptischen Sätzen aus den Übungen 7 und 8 die
unten angegebenen Nominalphrasen durch entsprechend „gleichwertige“ Personalpronomina aus (z.B.
jw RꜤ(w) ḏd=f ‘Re spricht’ → jw=f ḏd=f ‘Er spricht’). Achten Sie dabei darauf, dass teilweise die
198
Ü BUNG 9: P OSTERIOR UND P ERFEKTIV
Umstellung in der Reihenfolge der Aktanten oder die Hinzufügung einer Partikel notwendig ist, damit
ein richtiger ägyptischer Satz entsteht.
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 9.
(3) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Sätze bzw. Satzketten:
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 20, Nr. 19 = Allen 2014, Ex. 18, Nr. 16 (Schiffbrüchiger 126)
199
Ü BUNG 10: N EGIERTE V ERBALSÄTZE
(h) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 25 = Allen 2014, Ex. 18, Nr. 9 (CT I, 312i)
wn (m: Klass. TÜR) – ‘öffnen’; sbꜢ (1: Phon. sbꜢ) – ‘Tor’; ḥꜤpï, ḤꜤpï (H: Klass. WASSERLAUF) – ‘Über-
schwemmung; (Gott) Hapi’; ḥtp.t (ï: Klass. GEBÄCK) – ‘Opfer’; wnm (F. Kammerzell: wn > wm) (ï: Phon.
wn) – ‘essen; fressen’; Ꜣḫ(j) (r: Logogr. Ꜣḫ(j)) – (Existenzform) Ach, ‘Geist’
(1) Lesen Sie den §46 (grau markierte Teile sind optional).
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 10.
200
Ü BUNG 10: N EGIERTE V ERBALSÄTZE
(3) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Sätze bzw. Satzketten:
m(j)nj (trad. mnj, hier 5 anstelle von Á Klass. PFLOCK) – ‘anlanden; (figurativ:) sterben’
mdw(j) m – ‘böse reden über jmdn./etw.’; zḥ (d: Phono-Repeater) – ‘Rat’; hier 6 irrig für ;.
(f) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 11 (Totenbuch 149b, Nu)
(h) Siehe Allen 2010, Ex. 21, Nr. 6 = Allen 2014, Ex. 18, Nr. 21 (CT VII, 168b)
(i) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 4 = Allen 2014, Ex. 18, Nr. 3 (Bauer B1 86ff)
nw.yt – ‘Wasser; Flut; Welle’; dp(j) (7: Klass. ZUNGE) – ‘schmecken’; ḏw.t – ‘Böses; Übel’ (Kollektivum)
201
Ü BUNG 11: P RÄPOSITIONEN , A DVERBIEN UND A DVERBIALSÄTZE
(j) Siehe Allen 2010, Ex. 21, Nr. 7 (CT VII, 411f)
hh (È: Klass. FEUER) – ‘Gluthauch’; Ꜣ.t (ˆ: Abk.-Strich für Phono-Repeater + Ꜣt) – ‘Zeitpunkt, Augenblick’
(hier negativ konnotiert); šnꜤ.w (|: Phon. šn; W: Phono-Repeater šnꜤ) – Hinderung; Hemmnis’ (Kollekti-
vum); JꜢdw – ‘Jadu (ein mythischer Ort)’
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 11.
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 1 (Sinuhe B 50)
(b) Siehe Allen 2010, Ex.10, Nr. 35 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 22 (Schiffbrüchiger 52)
Ꜣ – eine Modalpartikel, die sich noch an ḥw(ï) anhängt; behelfsweise etwa: ‘doch’
202
Ü BUNG 11: P RÄPOSITIONEN , A DVERBIEN UND A DVERBIALSÄTZE
(h) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 30 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 18 (Sinuhe B 263)
(i) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 38 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 6 (Schiffbrüchiger 67–68)
ḫft-ḥr – ‘vor (dabei einander zugewandt, „vor dem Gesicht“); im Angesicht von’
(m) Siehe Allen 2010, S.115, S.125 = Allen 2014, S. 142 (Mutter und Kind, vo. 2,3)
(p) Siehe Allen 2010, Ex. 11, Nr. 15 = Allen 2014, Ex. 11, Nr. 10 (Bauer B1, 220–211)
(q) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 13 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 10 (Ebers 101, 15)
203
Ü BUNG 11: P RÄPOSITIONEN , A DVERBIEN UND A DVERBIALSÄTZE
(s) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 12 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 9 (Urk. IV, 59,5)
ḥz.wt (¨: Phon. ḥz; ôôô: Gammato-Klass. KOLLEKTIVUM) – ‘Gunst, Lobpreis’ (Kollektivum)
s.gr – ‘Schweigen’
(u) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 20 = Allen 2014, Ex. 8, Nr. 4 (Sinuhe B 193)
(v) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 24 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 15 (Sinuhe B 217–218)
(w) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 11 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 8 (Urk. IV, 2,10)
wꜤ.w – ‘Soldat’
(x) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 3 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 3 (Ipuwer 2,10)
ms (B: Phon. ms) – enklitische Modalpartikel, behelfsweise etwa: ‘wahrlich’; jtrw ( : zusammengesetz-
ter Klass. WASSERLAUF); znf (–ôôô: Klass. BLUT–MASSE) – ‘Blut’
(z) Siehe Allen 2010, Ex. 10, Nr. 42 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 26 (Kahun pl. 11, 21–22)
204
Ü BUNG 12: A DJEKTIVE , A DJEKTIVALSÄTZE UND B AHUVRIHI -K OMPOSITA
(cc) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 26 = Allen 2014, Ex. 8, Nr. 22 (Sinuhe B 105–106)
(Bei einer Szene, in der Amun-Re dem König ein Lebenszeichen reicht:)
(1) Lesen Sie die §54–§60 (als Zusatzinfos markierte Teile sind optional).
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 12.
(3) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Wortfolgen. Sind es jeweils vollständige Sätze oder
bloß Phrasen? Fallweise sind mehrere verschiedene Übersetzungen möglich. Finden Sie möglichst viele.
(e) Siehe Allen 2010, Ex. 7, Nr. 6 = Allen 2014, Ex. 7, Nr. 6
205
Ü BUNG 12: A DJEKTIVE , A DJEKTIVALSÄTZE UND B AHUVRIHI -K OMPOSITA
(g) Siehe Allen 2010, S.71; Ex. 7, Nr. 23 = Allen 2014, Ex. 7, Nr. 23
(l) Siehe Allen 2010, Ex. 7, Nr. 11 = Allen 2014, Ex. 7, Nr. 11
(m) Siehe Allen 2010, Ex. 7, Nr. 39 = Allen 2014, Ex. 7, Nr. 39
(n) Siehe Allen 2010, Ex. 6, Nr. 8 = Allen 2014, Ex. 6, Nr. 1 g)
(o) Siehe Allen 2010, Ex. 6, Nr. 11 = Allen 2014, Ex. 6, Nr. 1 j)
mn.w (ììì: spielerisch für nw) – ‘Monumente’; nzw (Q: Klass. KÖNIG)
(Achtung: Bei der Übersetzung ist zu „improvisieren“.)
206
Ü BUNG 12: A DJEKTIVE , A DJEKTIVALSÄTZE UND B AHUVRIHI -K OMPOSITA
(p) Siehe Allen 2010, Ex. 6, Nr. 3 = Allen 2014, Ex. 6, Nr. 1 c)
Ꜥ.t – ‘Kammer’
(q) Siehe Allen 2010, Ex. 6, Nr. 4 = Allen 2014, Ex. 6, Nr. 1 d)
(r) Siehe Allen 2010, Ex. 6, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 6, Nr. 1 a)
(u) Siehe Allen 2010, Ex. 11, Nr. 20 = Allen 2014, Ex. 11, Nr. 12
207
Ü BUNG 13: N OMINALSÄTZE
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 7, Nr. 9 = Allen 2014, Ex. 7, Nr. 9
(d) Siehe Allen 2010, Ex. 11, Nr. 2 = Allen 2014, Ex. 11, Nr. 2
(1) Lesen Sie die §61–§64 (als Zusatzinfos markierte Teile sind optional).
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 13.
(d) Siehe Allen 2010, Ex. 7, Nr. 34 = Allen 2014, Ex. 7, Nr. 34
208
Ü BUNG 13: N OMINALSÄTZE
(Achtung: Schwanzform!)
mnḫ (`: Phono-Repeater mnḫ) – ‘(trad.) trefflich; ausgezeichnet, hervorragend, hübsch, o.ä.’
209
Ü BUNG 13: N OMINALSÄTZE
ṯꜢz (…: Phon ṯꜢz) – ‘knoten’; pẖr (Q: Phon. pẖr) – ‘umkehren’; ṯꜢz pẖr: ‘– und umgekehrte Formulierung’
(ein Hinweis an den/die Leser/in!)
(t) Siehe Allen 2010, Ex. 7, Nr. 18 = Allen 2014, Ex. 7, Nr. 18
wꜢ.w – ‘Welle’
js – unklare Funktion (Diese Partikel steht u.a. gern in Nominalsätzen hinter den alten Selbständigen Per-
sonalpronomina. Vgl. dazu ggf. Oréal 2011, ch. 3.)
(3) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Sätze. Suchen Sie den betreffenden Namen in Ranke,
Personennamen (ein Scan liegt auf http://www.egyptology.ru/scarcebooks.htm) und notieren Sie die entspre-
chenden Seiten.
210
Ü BUNG 15: R ESULTATIV
(b) Siehe Allen 2010, Ex. 7, Nr. 7 = Allen 2014, Ex. 7, Nr. 7
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 14.
(3) Transkribieren und übersetzen Sie die Phrasen in Allen 2010, Ex. 9, Aufgaben 1 und 2.
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 15.
(3) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Sätze bzw. Satzketten unter der Annahme, dass sie
jeweils mit einem Hauptsatz beginnen:
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 19 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 15
211
Ü BUNG 15: R ESULTATIV
(Die Klammer „[ ]“ umschließen im Original zerstörte Zeichen, die modern rekonstruiert sind.)
hr(w) – ‘zufrieden werden/sein’
hꜢw – ‘Angelegenheiten; Besitz, Habe; Zeit, Zeitalter’; Ꜥḏ (Ó: Phon. Ꜥḏ) – ‘wohlbehalten/un-
versehrt/intakt werden/sein’
(j) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 32 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 24
(k) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 12 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 9
(l) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 3 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 2
(m) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 15 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 12
(o) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 25 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 18
jn – (satzeinleitende Partikel, markiert Satzfragen wie ein vorangestelltes Fragezeichen); s.spd (¯: Phono-
Repeater spd) – ‘ausrüsten, ausstatten, bereiten’
212
Ü BUNG 15: R ESULTATIV
(p) Siehe Allen 2010, Ex.1 7, Nr. 16 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 13
sꜢ(j) – ‘sich sättigen, satt werden’; tḫ(j) – ‘sich betrinken, trunken werden’
(q) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 13 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 10
(r) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 5 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 4
(s) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 31 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 23
mjn – ‘Heute’
(t) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 7 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 5
ḫn(j) r (¸: Phono-Repeater ḫn) – ‘sich niederlassen auf, Halt machen an/bei’; jw (5: Logogr. jw) –
‘Insel’; Km-wr – (Toponym) ‘Kem-wer’
(u) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 27 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 20
šwꜢ.w – ‘Armer, Besitzloser’; ḫpr m – ‘entstehen aus; sich wandeln in, werden zu’; ḫwd (¬: Phon. ḫw) –
‘Reicher’
(v) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 20 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 16
šps.t (Z: Logogr. šps) – ‘Vornehme, Edle’, wꜢ(j) r – ‘in einen Zustand geraten’ (statt X¸ transkribieren
Sie nur X); ḥqr – ‘Hunger’ (statt ‘¸ transkribieren Sie nur ‘)
213
Ü BUNG 16: N ISBEN
(y) Allen 2010, Ex. 17, Nr. 14 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 11
sd m- (¬: Klass. STOFF) – ‘bekleidet sein mit; geschmückt sein mit; sich bekleiden mit’; pꜢq.t (hier Ì für
Í: Phon. pꜢq) – (Bezeichnung für einen Typ Leinenstoff) ‘Pag-Leinen’; gs – ‘salben; sich salben’; dp.(ï)t –
‘Bestes Öl (feines Salböl)’; ḥnky.t (ä: Phon. ḥn) – ‘ein Leinenstoff, *Wäsche, *Bettzeug’
ms – (enklitische Partikel) ‘doch’; qrs (]: Klass. MUMIE) – ‘begraben’; nwy – ‘Wasser (im Ggs. zu Land),
Gewässer’; ḥꜢ.t – ‘Grabschacht’
(bb) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 4 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 3
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 16.
(3) Transkribieren Sie die folgenden Phrasen bzw. Sätze und wählen Sie eine treffende Übersetzung:
214
Ü BUNG 16: N ISBEN
(e) Siehe Allen 2010, Ex. 6, Nr. 5 = Allen 2014, Ex. 6, Nr. 1 e)
(3) Geben Sie mit Hilfe des Wörterbuchs neben den unten angegebenen, treffenderen Übersetzungen eine
wörtliche „Übersetzung“ der betreffenden Nisben an.
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 17, Nr. 1
(b) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 5 = Allen 2014, Ex. 17, Nr. 4
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 3 = Allen 2014, Ex. 17, Nr. 3
jr.ï(w)-ꜤꜢ ‘Pförtner’
215
Ü BUNG 16: N ISBEN
(e) Siehe Allen 2010, Ex. 8, Nr. 20 = Allen 2014, Ex. 8, Nr. 20
(f) Siehe Allen 2010, Ex. 11, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 11, Nr. 1
Jmn.t nb.t-p.t ḥr.(ï)t-jb Jp.t-s.(w)t ‘Amaunet, Herrin des Himmels, residierend in Karnak’
, Var. , Var.
Ḥr(w)-Ꜣḫ.t.ï (Epitheton des Re:) ‘Harachte’
, Var. , Var.
ẖr(.ï)-ḥ(Ꜣ)b ‘Vorlesepriester, Schriftpriester’
, Var.
(j)m(.ï)-rʾ-mšꜤ ‘General’
216
Ü BUNG 17: I MPERATIV
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 17.
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 7 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 7 (Lebensmüder 67-68)
(b) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 1 (CT IV, 128i-129b S1C)
jꜢ.w – ‘Lobpreis’
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 13 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 12 (Neferti 12-13)
(e) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 12 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 11 (Neferti 4)
(f) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 30 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 29 (CT IV, 68b)
(g) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 2 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 2 (Bauer R 1, 3-4)
217
Ü BUNG 17: I MPERATIV
(h) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 31 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 30 (CT VII, 358d-359b B2P)
(i) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 32 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 31 (CT 1, 119d S1C)
(j) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 15 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 14 (Davies, Rekhmire, Pl. 96, 1, 11)
(k) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 10 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 19 (Merikare 4, 7-8)
pgꜢ – ‘öffnen, ausbreiten (hier: die Buchrolle aufrollen)’; šd(j) (A: Phon. šd) – ‘(etwas) lesen, rezitieren’
218
Ü BUNG 18: A DVERBIALE N EBENSÄTZE UND PARATAKTISCHE H AUPTSÄTZE
(r) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 4 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 4 (Bauer R 16, 1-3)
(s) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 34 = Allen 2014, Ex. 15, Nr. 33 (Urk. IV, 20, 9-16)
pꜤ.t – ‘Oberschicht, Volk, Menschheit’; ḥnmm.t – ‘Menschheit, Volk, Anhänger’; rḫy.t – ‘Volk’; ḥr-nb –
‘jedermann’; r nmt.t=f – ‘bei seinem Schritt’
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 18.
(3) Transkribieren Sie die folgenden Sätze bzw. Phrasen, und wählen Sie eine treffende Übersetzung:
(a) Siehe Allen 2010, Ex.12, Nr. 6 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 5
ḏꜤ – ‘Sturm’
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 12, Nr. 25 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 6
219
Ü BUNG 18: A DVERBIALE N EBENSÄTZE UND PARATAKTISCHE H AUPTSÄTZE
(g) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 10, Nr. 23
jz.t – ‘Truppe, Mannschaft’; Ꜥḏ – ‘wohlbehalten sein, unversehrt sein’; nhw – ‘Verlust, Verminderung’
wꜢḥ – ‘setzen, stellen, legen; dauern; zurücklassen’; wš (hier wšꜢ geschrieben) – ‘Zerstörung(?)’
(i) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 17 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 7
grg – ‘Lüge’
ẖꜢy.t – ‘Leichenhaufen’
(k) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 13 = Allen 2014, S. 255
(l) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 16 = Allen 2014, Ex. 17, Nr. 10
(m) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 21 = Allen 2014, Ex. 17, Nr. 13
(n) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 22 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 12
(o) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 10 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 19
220
Ü BUNG 18: A DVERBIALE N EBENSÄTZE UND PARATAKTISCHE H AUPTSÄTZE
(p) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 11 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 20
(q) Siehe Allen 2010, Ex. 20, Nr. 2 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 13
(r) Siehe Allen 2010, Ex. 20, Nr. 22 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 16
s.jqr – ‘auszeichnen’
(u) Siehe Allen 2010, Ex. 20, Nr. 18 = Allen 2014, Ex. 18, Nr. 15
Ḏdj – (Personenname) ‘Djedi’; ḥms(j) – ‘sitzen; sesshaft sein, wohnen’; Ḏd-S.nfr-w(j) – (Toponym) Djed-
Snofru (Pyramidenstadt von Medum)
(Siehe dazu optional §104 (2).)
(v) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 10 = Allen 2014, Ex. 22, Nr. 12
jgp – ‘bewölkt sein, „vernebelt“ sein’; kꜢ.w – ‘(unreife) Früchte’; nh.t – ‘Sykomore, Maulbeerfeigenbaum’
gr – ‘schweigen’
221
Ü BUNG 19: P ASSIVE V ERBALFORMEN
(y) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 30 = Allen 2014, Ex. 21, Nr. 9
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 19.
ḫwz(j) (¥ für ¬: Phon. ḫw) – ‘(Ziegel) stampfen, aufbauen’; mḥr (vgl. §19) – ‘Pyramide’; jnr (u: Klass.
STEIN) – ‘Stein’
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 19 = Allen 2014, Ex. 17, Nr. 11
ḥw(j) – ‘schlagen’; šsm ({ šs; >: Klass. LEDER) – ‘Lederpeitsche; (hier metonymisch:) Peitschenhiebe’
(e) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 18, Nr. 1
222
Ü BUNG 19: P ASSIVE V ERBALFORMEN
(i) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 17 = Allen 2014, Ex. 21, Nr. 6
(j) Siehe Allen 2010, Ex. 20, Nr. 8 = Allen 2014, Ex. 20, Nr. 14
(k) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 14 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 11
gs – ‘salben’; dp.(ï)t – ‘Bestes Öl’ (wörtl. nur Bestes); ḥnk.yt (ª: Phono-Repeater kj; ¬: Klass. TUCH) –
‘Bett, Bettauflage’
(l) Siehe Allen 2010, Ex. 19, Nr. 14 = Allen 2014, Ex. 21, Nr. 7
(m) Siehe Allen 2010, Ex. 21, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 19, Nr. 1
smn – ‘Nilgans’; wḏꜤ (‡: Phono-Repeater wḏꜤ) – ‘trennen, abtrennen; richten’; gbꜢ (ª: Klass. SEITE) –
‘Arm, Oberarm; Seite, Wand’; wꜢḫï (…: Phono-Repeater Ꜣḫ) – ‘Säulenhalle’; ḏꜢḏꜢ – ‘Kopf’
223
Ü BUNG 20: N OMINALE V ERBALFORMEN
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 20.
(b) Siehe Allen 2010, Ex. 25, Nr. 21 = Allen 2014, Ex. 25, Nr. 18
ḥnw – ‘Gefäß’
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 25, Nr. 19 = Allen 2014, Ex. 25, Nr. 16
(f) Siehe Allen 2010, Ex. 25, Nr. 5 = Allen 2014, Ex. 25, Nr. 4
zb(j) (n) (q: Phon. sb) – ‘schicken, führen zu’; skꜢ (W: Klass. PFLUG) – ‘das Pflügen’
(g) Siehe Allen 2010, Ex. 25, Nr. 9 = Allen 2014, Ex. 25, Nr. 7
224
Ü BUNG 21: K OMPLETIV UND K ONSEKUTIVFORMEN
(h) Siehe Allen 2010, Ex. 25, Nr. 14 = Allen 2014, Ex. 25, Nr. 12
(k) Siehe Allen 2010, Ex. 25, Nr. 24 = Allen 2014, Ex. 25, Nr. 23
ḥn – ‘achten(?)’ (Tipp: Imperativ); Ꜥw.t (5 für ‰: Phon. Ꜥwt) – ‘Vieh, Herde’; snn – ‘Abbild’; pr(j).(w) –
(hier: Partizip) ‘die gekommen sind’; rm(j) (~: Klass. WEINEN) – ‘weinen’
(l) Siehe Allen 2010, Ex. 25, Nr. 7 = Allen 2014, Ex. 25, Nr. 5
jr(j) – ‘tun, machen’, hier im Sinne von: ‘kultivieren, anbauen’ (Tipp: m jr(j.w) ist negierter Imperativ);
jt mḥ(ï) – ‘Nordgerste’; ḥꜤpï – ‘Nilflut; (Gott) Hapi’
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 21.
(3) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Haupt- bzw. Nebensätze:
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 22, Nr. 3 = Allen 2014, Ex. 19, Nr. 8
225
Ü BUNG 21: K OMPLETIV UND K ONSEKUTIVFORMEN
(g) Siehe Allen 2010, Ex. 22, Nr. 16 = Allen 2014, Ex. 19, Nr. 13
ḥfꜢ.t – ‘Wurm’
ḫꜢ(j) (Abk. in medizinischen Papyri: ©): ‘(medizinisch) untersuchen’; wbn.w – ‘Wunde, Verletzung’; gmꜢ
– ‘Joch-Schläfenbein’; ḏꜤr – ‘suchen, (genau) untersuchen; blicken auf’; wt(j) – ‘verbinden’
(k) Siehe Allen 2010, Ex. 22, Nr. 10 = Allen 2014, Ex. 19, Nr. 17
wšꜤ (5: Klass. ZAHN) – ‘kauen, verzehren’; jt-mḥ(.ï) – ‘Nordgerste’; zjn – ‘reiben; abreiben’
wꜤr.t (¼: Phono-Repeater wꜤr) – ‘Teil, Abteilung, Verwaltungsbezirk’; Jskn – (Toponym) ‘Isken’
226
Ü BUNG 22: I NFINITIV UND P ERIPHRASTISCHE V ERBALSÄTZE
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 22.
(a) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 24 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 17
s.ms(j) – ‘entbinden’
(b) Siehe Allen 2010, Ex. 14, Nr. 15 = Allen 2014, Ex. 13, Nr. 15
(c) Siehe Allen 2010, Ex. 18, Nr. 5 = Allen 2014, Ex. 17, Nr. 4
(d) Siehe Allen 2010, Ex. 14, Nr. 19 = Allen 2014, Ex. 13, Nr. 19
ḫrw – ‘Stimme, Geräusch, Laut’; ḥs(j) – ‘singen’; šmꜤ (˜: Phon. šmꜤ) – ‘singen, musizieren’; ḫb(j) (G:
Klass. TANZEN) – ‘tanzen’; wꜢg – ‘*jauchzen(?), rufen(?)’
(e) Siehe Allen 2010, Ex. 14, Nr. 27 = Allen 2014, Ex. 13, Nr. 27
(f) Siehe Allen 2010, Ex. 14, Nr. 2 = Allen 2014, Ex. 13, Nr. 2
(ein Spruchtitel)
ḥꜢtï – ‘Herz’
(g) Siehe Allen 2010, Ex. 14, Nr. 13 = Allen 2014, Ex. 13, Nr. 13
(h) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 30 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 22
227
Ü BUNG 22: I NFINITIV UND P ERIPHRASTISCHE V ERBALSÄTZE
(i) Siehe Allen 2010, Ex. 17, Nr. 26 = Allen 2014, Ex. 16, Nr. 19
(j) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 8 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 8
(k) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 4 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 4
ꜤꜢm.w (5: Logogr. ꜤꜢm) – ‘Asiaten’; ḫr (4: Klass. FALLEN) – ‘fallen, (hier:) anheimfallen’; šꜤ.t (L: Phono-
Repeater šꜤt; E: Klass. MESSER) – ‘Gemetzel, Verwundung’; Ṯmḥ.w – ‘Libyer’; ns.wt – ‘Flamme’
(l) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 3 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 3
ꜤḥꜢ.w (2: Klass. PFEIL) – ‘Waffen’; ḥmt (E: Logogr. ḥmt, vgl. §19) – ‘Kupfer; Erz’
(m) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 1 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 1
(n) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 6 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 6
(o) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 9 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 3
(p) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 14 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 14
(q) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 15 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 16
dg(j) (z: Klass. AUGE) – ‘blicken, erblicken’; šꜢj (Ð: Klass. SCHWEIN) – ‘Schwein’; km – ‘schwarz’
228
Ü BUNG 23: P ARTIZIPIEN UND R ELATIVSÄTZE
(r) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 5 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 5
(s) Siehe Allen 2010, Ex. 15, Nr. 7 = Allen 2014, Ex. 14, Nr. 7
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 23.
229
Ü BUNG 23: P ARTIZIPIEN UND R ELATIVSÄTZE
(g) Distributives Partizip Aktiv, Mask. Pl. von ḏd ‘sagen’ (Siehe dazu §86.)
bꜢ.(w) ______ mdw.(w)
(‘die Worte sprechenden Seelen’) = ‘die Seelen, die die Worte zu sprechen pflegen’
(j) Neutrales Partizip Passiv, Fem. Sg. von qd ‘bauen’ (Siehe dazu §86.)
ḥw.t-nṯr ________ n=s
(‘der für sie gebaute Tempel’) = ‘der Tempel, der für sie gebaut wurde’
(3) Interpretieren, analysieren und transkribieren Sie die folgenden Partizip-Formen. Überlegen Sie,
warum jeweils Neutrale oder Distributive Partizip-Formen stehen. (Achtung: Bei den Endungen sind
schwache Konsonanten wie w und y/ï teils im Hieroglyphischen nicht geschrieben. Diese müssen Sie
ggf. in der Transkription in runden Klammern hinzufügen.)
(Bsp.)
(a)
(b)
230
Ü BUNG 23: P ARTIZIPIEN UND R ELATIVSÄTZE
(c)
(d)
(e)
(f)
(g)
(h)
231
Ü BUNG 23: P ARTIZIPIEN UND R ELATIVSÄTZE
(i)
i) Transkribieren und übersetzen Sie die folgenden Sätze und markieren Sie jeweils das „Resumptive
Element“ bzw. markieren Sie die Stelle an der es ausgelassen ist.
ii) Geben Sie zunächst jeweils eine ‘FÜR DEN/DIE/DAS GILT:’-Übersetzung an.
iii) Geben Sie dann eine passende Übertragung in gutes Deutsch an.
iv) Optionale Zusatzaufgabe: Rekonstruieren Sie den/einen dem Relativsatz zugrunde liegenden Haupt-
satz.
(Bsp.)
(a)
(b)
(c)
(d)
(e)
232
Ü BUNG 24: R ELATIVFORMEN UND PASSIVE P ARTIZIPIEN
(f)
(g)
(h)
(i)
(j)
(2) Lernen Sie die Zeichen und Vokabeln der Zeichen- und Vokabellektion 24.
(3) Bilden Sie die in den folgenden Phrasen ausgelassenen Relativformen und Passiven Partizipien:
233
Ü BUNG 24: R ELATIVFORMEN UND PASSIVE P ARTIZIPIEN
Beispiele:
234
Ü BUNG 24: R ELATIVFORMEN UND PASSIVE P ARTIZIPIEN
(a)
______________________________________
= ‘die Frau, der mein Bruder dies gesagt hat’
(b)
______________________________________
= ‘die Frau, deren Bruder dies gesagt hat’
(c)
bw ms(j).n sw (Ꜣ)s.t jm
______________________________________
= ‘der Ort, an dem Isis ihn geboren hat’
(d)
______________________________________
= ‘das Brot, das ihm mein Herr gibt’
(e)
______________________________________
= ‘die Schrift, die der König im Tempel gesehen hat’
235
Ü BUNG 24: R ELATIVFORMEN UND PASSIVE P ARTIZIPIEN
(f)
mj wḏ.t ḥm=f
______________________________________
= ‘wie das, was Seine Majestät angeordnet hat’
(g)
______________________________________
= ‘die Frau, der dies gesagt wurde’
(h)
tʾ ḏḏ.w n=f
______________________________________
= ‘das Brot, das ihm gegeben wird’
(4) Ergänzen Sie die folgende Opferformel. Die fehlenden Textschnipsel sind alle im der Grammatik als
Beispiele erwähnt.
Transkription:
n kꜢ n(.ï) rḫ-(n)zw Snbj mꜢꜤ ḫrw ____________ nb.t-pr(w) Jwwj mꜢꜤ.t ḫrw
Übersetzung:
auf dass er ein Invokationsopfer gewähre, (bestehend aus) Brot und Bier, Rind und Geflügel, Leinen und
236
Ü BUNG 24: R ELATIVFORMEN UND PASSIVE P ARTIZIPIEN
für den Ka des „Bekannten des Königs“ Senebi, gerechtfertigt, ________________ die „Hausherrin“ Juwi,
gerechtfertigt, ________________________.’
(5) Welche Verbalform steckt hinter dem in der zweiten Zeile der Opferformel?
237
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 2
Die Übungen oben (ab S. 184) setzen jeweils die Kenntnis der unten aufgelisteten Zeichenfunktionen und
Vokabeln bis zur betreffenden Lektion voraus. Die zu lernenden Zeichen wurden unter Berücksichtigung
einer statistischen Auswertung der Zeichenfrequenzen in den hieroglyphischen Transliterationen einiger
hieratischer Texte (Sinuhe, Schiffbrüchiger, Amenemope) ausgewählt, die ich 1998 anhand mir damals vor-
liegender digitaler Kodierungen angestellt hatte (vgl. dazu auch Werning 1998). Die Auswahl der Vokabeln
ist durch das Ziel bestimmt, mit den zu lernenden Zeichenfunktionen jeweils gleichzeitig eine häufig beleg-
te Vokabel mit lernen zu lassen, die das betreffende Zeichen so nutzt. Dies sind teilweise Vokabeln, die
häufig in den Übungen vorkommen, und teilweise Vokabeln, die häufig im Thesaurus Linguae Aegyptiae
belegt sind (Stand 2012).
2
X Phon. Ꜣ Ꜣpd Vogel
3
ë Phon. j jtrw Fluss; (insbesondere:) Nil
4
ëë Phon. y ky anderer
5
´ , ôô Phon. ï jr.ï Hüter; Gefährte
RꜤ(w)
6
¥ Phon. Ꜥ
(trad. rꜤ)
(Gott) Re
7
», Var.¸ Phon. w jtrw Fluss; (insbesondere:) Nil
8
¾ Phon. b bw Ort
9
Ä Phon. p p.t Himmel
10
ª Phon. f fꜢ(j) tragen
239
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 3
11
j Phon. m rm Fisch
12
F Phon. n rn Name
RꜤ(w)
13
‘ Phon. r
(trad. rꜤ)
(Gott) Re
hrw(w)
14
R Phon. h
(trad. hrw)
Tag
15
Ô Phon. ḥ ḥnꜤ zusammen mit
16
— Phon. ḫ (j)ḫ.t Sache
17
C Phon. ẖ ẖrd Kind
18
p Phon. z z.t Frau
19
† Phon. s sr Würdenträger; Beamter
20
I,J Phon. š šr(j) klein
21
@ Phon. q qꜢ hoch
22
Ù Phon. k ky anderer
23
± ,Ë Phon. g grḥ Nacht
24
° Phon. t p.t Himmel
25
¼,½ Phon. ṯ r(m)ṯ.(w) Menschen
26
¯ Phon. d rd Bein, Fuß
27
œ Phon. ḏ ḏd sagen
Übung 3: Zeichenfunktionen
Semo-
28
ô gramm-
index Ꜥ(w)
(trad. Ꜥ)
Arm, Hand
Log. Ꜥ(w)
29
¥ Phon. Ꜥ
240
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 4
Log. tʾ tʾ
32
° Phon. t (trad. t)
Brot
Log. ḏr.t
33
¯ Phon. d
ḏr.t Hand
nṯr Gott
34
Ð Log./Phon. nṯr
nṯr.t Göttin
36
¡ Phon. mn
39
3,4 Log. tꜢ
KULTIVIERTES
tꜢ
40
: Klass.
LAND ,
Land, Erde
LAND-
41
8 Klass.
SCHAFT
z(j)
42
! Klass. MANN
(trad. z)
Mann; Mensch
43
_ Klass. FRAU z.t Frau
44
K,L Phon. mꜢ
mꜢꜤ.t
Maat, Gerechtigkeit,
Wahrheit, Ordnung
45
ò,ò Klass. IMMATERIELL
241
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 5
51
O Klass. RAUM
s.t Sitz, Thron; Platz, Stelle
52
À Log. s.t
Phon. st (Ꜣ)s.t
53 (Göttin) Isis
Phon. ʾs, in: , (trad. s.t)
54
À, Phon. ʾs, in:
(W)sr(w)
(Gott) Osiris
Phon. jr , (trad. wsjr)
55
y Phon. r, nur in:
Vater, Vorfahre
jt(j)
57 Quasi-Log. jt(j) (ggf. auch Großvater,
(trad. jt)
Großonkel)
mʾw.t a) Mutter
58
g Phon. mwt
(trad. mw.t) b) (Göttin) Mut
60 Klass. MENGE
sn.w Geschwister (Kollektivum)
61
ì Phon nw
Sohn, Nachkomme
zꜢ
Log. zꜢ (auch: Enkel, Neffe)
63
„ Phon. zꜢ
zꜢ.t
Tochter
(auch: Enkelin, Nichte)
nb
64 × Log. nb
Phon. nb
, ;
Herr
nb.t Herrin
,
242
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 7
69
G Log. mw mw Wasser
Log. ḫt
71
å Klass. HOLZ
ḫt (Mask.!) Holz, Gehölz, (Baum)
Gram.-
klass./Log. 1.SINGULAR ich, mein (Personalprono-
73
ô Semogr.-
Index
=j
men 1SG)
dieser (Demonstrativpro-
74
¶ Phon. pꜢ pꜢ
nomen SG.M)
dieses (Demonstrativpro-
(kompl.) , nn (allein) nomen NAH.SG.C)
75
³³ Phon.
nn
,
nn n(.ï) … diese (Demonstrativprono-
men NAH.PL.C)
dieses (Demonstrativpro-
nw (allein) nomen SG.C)
76
] Phon. nw
nw n(.ï) … diese (Demonstrativprono-
men PL.C)
a) Diener
a) ḥm
a) , b1) seine/ihre Majestät
77
p Phon./Log. ḥm
b)
b1) ḥm=f/=s
b2) ḥm n(.ï)
b2) die Majestät des
(Königs …)
243
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 7
83
¦ , ¥ Log. rḏ(j) / ḏ(j) , rḏ(j)
geben;
(vor zweitem Verb:) veran-
(trad. rd(j))
lassen, gewähren
84
³
85
8 Log./Phon. sḏm sḏm hören
Klass. S
ò,ò
CHRIFT
86 rḫ kennenlernen, wissen
Klass. IMMATERIELL
(kompl.)
87
M, Log./Phon.
mꜢꜢ mꜢꜢ sehen
88
¥ Log. jn(j)
,
jn(j) bringen, holen
244
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 8
m=k (Hauptsatz-Partikel;
, , ; behelfsweise:)
(kompl.)
96 mj, m m=ṯ Siehe!
, Phon. ;
Siehe!
m=ṯn Seht!
, u.ä.
97
©; Klass.
MANUELLE
nḥm fortnehmen; retten
AKTION
¥ (hierat.)
er, ihn
98
´ Phon. sw sw (enklitisches Personalpro-
nomen 3SG.M)
Gesicht; Angesicht; Blick,
99
w Log. ḥr ḥr
Aufmerksamkeit
1a) auf, 1b) über
Log. ḥr
100 ḥr, ḥr= 2) bei
Phon. ḥr ,
3) wegen
RꜤ(w)
101
& Log. RꜤ(w)
(trad. rꜤ)
(Gott) Re
104 $ Phon. ḥḏ
s.ḥḏ
erhellen, beleuchten
(Wurzelklasse: caus. 2-rad.)
Phon. mr ‘Freund’ (Ehrentitel), Höf-
105
a Phon. mḥr (§19)
smr
ling
245
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 9
106
P, Q Phon. mr mr(j) lieben, mögen, wünschen
Klass. IM KÖRPER
Klass. MIT DEM /
107
# DURCH DEN
MUND
mr.wt Liebe, Zugeneigtheit
108
} Phon. Ꜥq Ꜥq eintreten
109
k, Phon. ꜤꜢ ꜤꜢ groß, großartig; alt
112
y Phon. jr jr(j) tun, machen, handeln
113
æ Phon. wn wnn präsent sein, sein
a) zufriedenstellen; befrie-
digen;
114
Ì Phon./Log. ḥtp ḥtp
b) sich niederlassen;
(Sonne:) untergehen
unter/inmitten (einer
115
k Phon. mm m-m
Gruppe)
116
¾ Phon. mj mj wie
Unendlichkeit, (zyklische)
117
n Phon. nḥ nḥḥ Ewigkeit; (adverbial:) (in)
Ewigkeit, unendlich, ewig
118
B Log. wꜢ.t
wꜢ.t
119 Klass. WEG Weg, Pfad
(wꜢ(j).t)
120
y Phon. wꜢ
121
> Log. Ꜣḫ.t Ꜣḫ.t Horizont, (Horizontland)
246
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 10
122
Ø Log. jmn
jmn.t Westen
123
< Klass. ÖDLAND
Ḥw.t-Ḥr(w)
124
X Log. Ḥw.t-Ḥr(w)
X (trad. ḥ.t-ḥr)
(Göttin) Hathor
126
Ö Log./Phon. ḏd ḏd Dauer, Stabilität
136
2, Klass. STERBEN
m(w)t
1) sterben
2) Tod
hierat. 3) Toter
137
Ÿ Abk. für STERBEN
Klass.
247
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 11
138
= Phon. ḏw
142
º Log. jw(j) jw(j)
FORT-
143 Klass. kommen, gehen
BEWEGUNG jj(j)
(oder jy(j))
144
§ Log. jj(j)
145
¿ Log. jṯ(j)
,
jṯ(j)
nehmen, fortnehmen, er-
greifen
KRAFTVOLLE
146
> Klass.
AKTION
a) fürchten
147
Ë Phon. snḏ snḏ
b) Furcht, Angst
Phon. pr herauskommen, herkom-
148
O Log. pr(w)
pr(j)
men (von)
149
L Log. šm(j) šm(j) weggehen, gehen
, Inneres; Zuhause;
150 ẖnw
Residenz
= Phon. ẖn
Log. bꜢḥ
152
¹ Klass. PENIS
m-bꜢḥ vor
Phon. bꜢ
153
w Log. bꜢ
,
bꜢ
(der) Ba (bestimmte
Seelenvorstellung; Seele
des „Individuums“)
154 ꜤꜢ hier
248
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 12
156
ø ,š Log. gs
Phon. gs
gs Seite; Hälfte
158
C Phon. ẖr ẖr unter, mit (tragend)
Ḥr(w)
159
\ Log. Ḥr(w)
(trad. ḥr)
(Gott) Horus
Log. dp 1) hinter
160
v Ph.-Rptr. ḥꜢ
ḥꜢ
2) um … (herum)
161
E Log. jb jb Herz; Verstand, Sinn
1) rein, sauber
162
À Log. wꜤb wꜤb
2) Priester (‘Reiner’)
163
Þ Log. nb(w)
nb(w) Gold
164
D Klass. KORN
Modalpartikel im
166 -wï Adverbialsatz;
behelfsmäßig: ‘Oh wie …!’
167
Ó Phon. ꜤšꜢ ꜤšꜢ zahlreich, viel
168
r Phon. Ꜣḫ Ꜣḫ wirkkräftig; nützlich
ky
169 ; ; k(ï).t(ï) andere(r)
k(ï).w(ï)
172
9 Phon. pḥ pḥtï Kraft, Stärke
249
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 14
173
æ Log. rnp.t rnp.t Jahr
177
K Phon. Ꜣw
ḥfꜢw Schlange
SCHLANGE,
® Klass.
WURM
frisch, gedeihend;
178
¨ Phon. wꜢḏ
wꜢḏ
blau/grün
179
é wꜢḏ-wr
Meer (‘das große
Blaue/Grüne’)
Klass. WASSERLAUF
180
H Phon. mr
Log. ns
181
7 Phon. ns
Aenigm. jm.ï-rʾ
,
ns Zunge; Sprache
mächtig;
sich bemächtigen, Macht
182
è Phon./Log. sḫm sḫm
ausüben;
Macht
183
< Phon. wꜤ wꜤ einer
184
› Phon. ḫꜢ
› ḫꜢ 1.000
dp.ï dp(.ï)
185
+,, Log.
(trad. tp) , (trad. tp.ï)
erster
Klass. PAAR
186
ôô Phon. ï
sn.nw zweiter
250
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 15
187
ƒ, Ph.-Rptr. zp zp Mal (engl. times); Fall
189
¦ Phon. tr
tr Jahreszeit, Zeit(raum)
Klass. ZEIT
190
& Klass. SONNE
Log. RꜤ(w)
Log. sw
191
(nur im Datum) & sw Monatstag
192
., / Log. Ꜣbd Ꜣbd Monat
‘(Götter-)Neunheit’,
193
,, + Phon. psḏ psḏ.t
Götterkollegium, Pantheon
GEFÄß;
194
® Klass. FLÜSSIGES
PRODUKT
ḥ(n)q.t Bier
195
f Phon. ḏꜢ wḏꜢ unversehrt, heil
Ꜥnḫ.ø
Ꜥnḫ (w)ḏꜢ ‘er möge leben, heil und
196 Abk. (w)ḏꜢ.ø
s(nb) gesund sein’
s(nb).ø
197
k Phon. tj Ꜥnḫ.tj ḏ.t ‘sie möge ewig leben’
203
0 Log. mšꜤ mšꜤ Truppe, Heer
251
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 16
207
, [, Phon. tw m(w)t.w Tote (Plural)
,( X)
(dynamisch:) sich legen
208
^ Klass. LIEGEN sḏr (statisch:) liegen, schlafen;
die Nacht verbringen
209
› Phon. jm jm(.ï) Nisbe von m
n(.ï-)s(ï)
210 Er/Sie/Es gehört …
n(.ï-)s(w)
212
† Log. sḫ.t sḫ.t Feld
Log. ḏw
214
= Phon. ḏw
ḏw Berg
215
‡ Log. jꜢb jꜢb.t Osten
zuvorderst; gebietend;
216
é, § Phon. ḫnt ḫnt.ï
wohnend
(Götterbezeichnung)
ḫnt.ï-
217 Gebieter der Westlichen,
jmnt.(ï)w
Chontamenti
218 ḫft(.ï) Gegner, Feind
(trad.) Vorlesepriester;
219
æ Log. ẖr(.ï)-ḥ(Ꜣ)b
æ ẖr(.ï)-ḥ(Ꜣ)b
*Schriftpriester
221
W, V Ph.-Rptr. jrï jr.ï Nisbe von r
252
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 17
222
m Log. ꜤꜢ ꜤꜢ Tür, Türflügel
Phon. 1) lügen
224
[ Ph.-Rptr.
grg grg
2) Lüge, Unwahrheit
(Grußphrase:) sei gegrüßt!,
225
¹ Phon. nḏ j.nḏ ḥr=
seid gegrüßt!
226
9 Phon. šms šms folgen, geleiten
228
A Klass. RUFEN
, ,
j O! (Ausruf)
233
Ø Log. jt
Ø jt Gerste; (allg.) Getreide
234
S Log. jt
235
T, S Klass. GETREIDE
bd.t,
Emmer
später btï
236
ì Log. bd.t
(enklitische Partikel;
nimmt einen kontextuell
237 jr=, (j)r= im Raum stehenden Ak-
,
tanten wieder auf:) (mei-
ner)seits, (deiner)seits, …
253
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 19
241 gr schweigen
242
¨ Phon. ḥz ḥz(j) loben, jdm. gnädig sein
wn(m), wnm
, ,
245
ï, › Phon. wn (Kammerzell: essen, fressen
wn, w{n}m)
249
— Phon. jz
,
jz Grab
254
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 20
256
Ü Phon. km Km.t Ägypten (‘Die Schwarze’)
Ka (bestimmte „Seelen“-
257
™ Log. kꜢ kꜢ
Vorstellung)
Phon. kꜢ
kꜢ.t Arbeit
258
+ Klass. TRAGEN
ABSTRAK-
(kompl.)
259 TUM, KOL-
Klass. Maat; Ordnung,
LEKTIVUM mꜢꜤ.t
Richtigkeit, Gerechtigkeit
Log. mꜢꜤ.t
260
Ð Phon. mꜢꜤ
warum?, weswegen?
265 ḥr m
(wörtl. „wegen was?“)
(enklitische Partikel:)
266 ms
doch, aber, o.ä.
Phon. ḥn
267
ä Klass. PFLANZE
Log. fnḏ
268
‹ Klass. NASE, STIRN
fnḏ Nase
269
Î,Ð Phon. mḥ mḥ füllen
(er)glänzen, aufgehen
Klass. SCHEINEN
270
* Phon./Log. wbn
wbn (Sonne), erscheinen
(Pharao)
255
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 22
276
5 Klass. FERN
277 ḏr seit
Log. ṯꜤw
278
¶ Klass. WIND
jm(.ï)-wt(j) (Beiname des Anubis:)
279
˜ Log. wt(j) (trad. jm(.ï)- Imiut (wörtl. vielleicht: der
wt) als Balsamierer fungiert)
herabbewegen, herab-
281 hꜢ(j)
steigen
282
¢ Phon. ꜤḥꜢ ꜤḥꜢ kämpfen
283
¾ Phon. ḫrw ḫrw Stimme, Geräusch
, hinter, nach;
284
å Phon. ḫt m-ḫt
(während)
Log. ḫt
285
Klass. HOLZ
256
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 23
287
È Klass. FLAMME
288
… Phon. ṯꜢz
ṯꜢz knoten, knüpfen; anfügen
Log. 100
289
v Klass. FADEN
290
¸ Klass. MÄNNLICH
kꜢ Stier
291
Ä Log. kꜢ
292
s.wꜢ(j) (caus.
Klass. KREUZEN vorbeigehen, passieren
III. inf.)
293
Ç Ph.-Rptr. swꜢ
Phon. swꜢ
Einführung des nominalen
294 jn
Topik im Spaltsatz
(Relativpronomen, M.SG)
295 nt.ï
welcher, der
Log. n(j)
296 ¤ Log. nn
Log. jwt
jwt.ï
(Relativpronomen, M.SG +
Negation:) welcher/der +
nicht
Klass. NEGATION
297 ms Kind
298
£ Klass. GÖTTIN nṯr.t Göttin
257
Z EICHEN - UND V OKABELLEKTION 24
Abk. ḥ(n)q.t
307
® Klass. GEFÄß
ḥ(n)q.t Bier
Abk. jḥ(.w)
308 jḥ Rind
(Lapp 1986: 127ff.)
309
Ê Abk. Ꜣpd(.w) Ꜣpd.w Geflügel
Phon. šs(r), sš
310
{ Log. sšr.w
sšr.w Leinen
Klass. KLEIDUNG
311
£ Log. mnḫ.t
mnḫ.t Kleid, Kleidung
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