Organspende Unterrichtsicher
Organspende Unterrichtsicher
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Roberto Rotondo
Rappstr. 9
20146 Hamburg
Tel.: 040/44 80 99 22
Fax: 040/41 35 14 20
Hamburg, 2001
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gestaffelte Preise bei Mehrfach-Bestellung.
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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung sowie der Übersetzung, vorbehalten.
Arbeitsblätter, Folien und Informationsblätter dürfen für Zwecke des eigenen Unterrichts,
Weiterbildungs- oder Fortbildungsangebots bzw. Kurses vervielfältigt werden.
Inhaltsverzeichnis
Lernziele.............................................................................................................................................1
Grundlegende Fragen..........................................................................................................................2
Fragen zur Organspende I...................................................................................................................3
Fragen zur Organspende II.................................................................................................................4
Häufig verwendete Begriffe in der Transplantation...........................................................................5
Begriffsklärung I (Organentnahme und Übertragung)........................................................................6
Begriffsklärung II...............................................................................................................................7
Die Geschichte der Transplantation....................................................................................................8
Das Transplantationsgesetzes – § 3 Organentnahme mit Einwilligung des Organspenders.............11
Das Transplantationsgesetzes - § 4 Organentnahme mit Zustimmung anderer Personen ................12
Das Transplantationsgesetzes - § 8 Zulässigkeit der Organentnahme..............................................13
Das Transplantationsgesetzes - § 10 Transplantationszentren.........................................................14
Das Transplantationsgesetzes - § 11 Zusammenarbeit bei der Organentnahme...............................15
Das Transplantationsgesetzes - § 17 Verbot des Organhandels und § 18 Organhandel..................16
Gesetzliche Regelungen der europäischen Staaten, der USA und Japans .......................................17
Irreversibles Koma - „Hirntod”........................................................................................................19
„Hirntote“ – Noch Lebende oder schon Tote?.................................................................................20
„Hirntote“/OrganspenderInnen - Begriffsverwirrungen...................................................................21
„Hirntote“ – Klarstellung..................................................................................................................22
Wie tot ist die „Hirntote“?................................................................................................................23
Protokoll zur Feststellung des Hirntodes..........................................................................................24
Hirntoddiagnostik: EEG-Aktivität im „Hirntodsyndrom“................................................................31
Ablauf einer Organentnahme (-explantation)...................................................................................36
Vom Umgang mit den „Hirntoten“ bzw. „Restmenschen“...............................................................37
Organentnahmen – Abkehr vom ganzheitlichen Menschenbild der Pflege?....................................38
Die Kosten – Ist die Nierentransplantation die billigere Alternative zur Dialyse?...........................39
Die Kosten – Was bleibt unberücksichtigt?......................................................................................40
Medizinische Folgen der Transplantation........................................................................................41
Soziale und psychische Folgen der Transplantation.........................................................................42
Organhandel am Beispiel Indien.......................................................................................................43
Organhandel – Die „EmpfängerInnen“/KäuferInnen........................................................................44
Organhandel - Die Kosten................................................................................................................45
Nierentransplantationen und Anteil der Lebendspenden..................................................................46
in Deutschland..................................................................................................................................46
Nieren-Lebendspenden in den Bundesländern.................................................................................47
Lebertransplantationen und Anteil der Lebendspenden...................................................................48
in Deutschland..................................................................................................................................48
Lebersegment - Lebendspenden (LLS) in den Bundesländern.........................................................49
Die Warteliste - „Angebot“ und Nachfrage......................................................................................50
Transplantationen in Deutschland....................................................................................................51
Der Tod auf der Warteliste - Sterben, »aus Mangel an Spenderorganen«?......................................52
Ursachen des behaupteten Organmangels........................................................................................53
Lernziele
2
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Die folgenden Fragen sollten zu Beginn der Lerneinheit als Einschätzung und nicht zur Wissenskontrolle verwendet werden.
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Arbeitsblatt 1 Fragen zur Organspende
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Die folgenden Fragen sollten zu Beginn der Lerneinheit als Einschätzung und nicht zur Wissenskontrolle verwendet werden.
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Folie Begriffe
Häufig verwendete Begriffe in der Transplantation
Organtransplantation:
Spenderkonditionierung
Hirntod
Koma
5
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Information 1 Begriffe
Begriffsklärung I (Organentnahme und Übertragung)
Organtransplantation:
Unter dem Begriff Organtransplantation versteht man das operative Einsetzen von lebendem, gesun-
dem Gewebe von einem so genannten hirntoten Menschen, aber auch von so genannten
Lebendspendern in einen lebenden Organismus.
Spenderkonditionierung
Unter Spenderkonditionierung versteht man die spezielle Therapie und Pflege „Hirntoter“ im Hin-
blick auf die Explantation. Das wichtigste bei der Spenderkonditionierung ist die bestmögliche Er-
haltung der zu transplantierenden Organe.3 Es geht nicht mehr darum, die SpenderIn bestmöglich
um ihretwillen zu versorgen.
6
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Information 2 Begriffe
Begriffsklärung II
Der Hirntod:
Laut Transplantationsgesetz (TPG) ist er eingetreten, wenn:
„der endgültige, nicht behebbare Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des
Hirnstamms nach Verfahrensregeln, die dem Stand der Erkenntnisse der medizinischen
Wissenschaft entsprechen, festgestellt ist.“4
Koma:
Es kann unterschiedlich schwer ausgeprägt sein. Im tiefen Koma ist der/die PatientIn durch
schwerste Schmerzreize nicht zu einer willkürlichen, d.h. bewussten Handlung fähig. Unbewusste,
reflektorische Vorgänge sind allerdings provozierbar. Ein Koma kann jedoch je nach Schwere der
Grunderkrankung vollständig ausheilen.
4 Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) vom 5. November 1997
(BGBL. I S. 2631), § 3 Abs. 2.
5 Hoff J. & in der Schmitten J. Wann ist der Mensch tot? Organverpflanzung und Hirntodkriterium. Rowohlt 1. Aufl. März 1994,
S. 169f.
6 Pschyrembel, W. de Gruyter 1982, 254. Auflage, S. 609.
7 Juchli, L. Krankenpflege. Praxis und Theorie der Gesundheitsförderung und Pflege Kranker. Georg Thieme Verlag 6. Aufl. 1991,
S. 543.
8 Vergl.: Schlake H.-R. & Roosen K. Der Hirntod als der Tod des Menschen. Deutsche Stiftung Organtransplantation 1. Aufl. 30.
12/95, S. 10f.
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Folie Geschichte
Die Geschichte der Transplantation
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Information 1 Geschichte
Die Geschichte der Transplantation
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickeln sich die Voraussetzungen zur Transplantation von Or-
ganen in großen Schritten; in nur 60 Jahren auf dem Gebiet der Gefäßchirurgie.
ab 1900 In der westlichen Welt wurden die erste Hautransplantationen ab dem 19. Jahrhundert
vorgenommen.
1902 Wien: H. Ullmann führt die erste Nierentransplantation an einem Hund durch, die als
technisch gelungen bezeichnet wird.
Erste Versuche der Nierentransplantation vom Tier auf den Menschen (Dr. Mathieu
1906 Jaboulay, Lyon, Frankreich).
1933 Erste Nierentransplantation von einem verstorbenen Spender durch Dr. Yu Yu
Voronoy, Russland. Die Spenderniere funktioniert jedoch zu keiner Zeit. Die Emp-
fängerin überlebt 4 Tage.
1944 Erste Beschreibung der immunologischen Voraussetzungen für eine Abstoßung
fremden Gewebes (Medawar).
Anwendung moderner Medizintechnik (künstliche Beatmung seit ca. 19529 und die
externe Herzmassage10) hat zur Folge, dass PatientInnen einen Herz- oder Atemstill-
stand überleben können.
1954 Boston, USA: Dr. Joseph Murray führt die erste als „erfolgreich“ bezeichnete Nieren-
transplantation am 23.12.1954 durch. Die Organverpflanzung erfolgt zwischen ein-
eiigen Zwillingen, also gewebeidentischen Menschen (Isotransplantation).
1955 Erste Lebertransplantation wird im Tierversuch durchgeführt.
1958 Entdeckung des HLA-Systems durch Prof. J. Dausset, Paris, Frankreich (HLA-Sys-
tem = Human Leukocyte Antigen-System - mit seiner Hilfe unterscheidet das Im-
munsystem anhand spezifischer, ererbter Merkmale zwischen fremdem Gewebe und
eigenem).
1959 Zwei französische Ärzte (Molaret und Goulon) beschreiben erstmals den Zustand des
irreversiblen Komas, bei dem das Gehirn durch Sauerstoffmangel irreversibel zerstört
wird und bezeichnen diesen Zustand als „Coma dépassé“.
1963 Die erste Lebertransplantation wird in Denver vorgenommen, bleibt jedoch ohne Er-
folg.
1964 Übertragung von Nieren und Herzen von Schimpansen auf Menschen.
Übertragung von Paviannieren auf Menschen.
Die Operationen misslingen.
1966 Erste Pankreastransplantation durch Dr. R. Lillehei, USA.
1967 Nach mehreren erfolglosen Versuchen wird die erste als „erfolgreich“ bezeichnete
Lebertransplantation am Menschen durchgeführt (Dr. Thomas Starzl, Denver, USA).
Prof. Christian Nethling Barnard führt am 3. Dezember 1967 in Capetown (Süd-
afrika) die erste Herztransplantation durch.
9 Neffe, J.: Die Geister, die wir riefen. In: GEO WISSEN. Ärzte, Technik, Patienten. Nov. 1991, Nr. 4, S. 40.
10 Hoff, J. & in der Schmitten, J.: Wann ist der Mensch tot? Rowohlt 1994, S. 155.
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Information 2 Geschichte
Die Geschichte der Transplantation
1968 Einen Meilenstein in der Geschichte der Transplantationsmedizin stellt im Jahr 1968
der „Report of the Ad Hoc Committee of Harvard Medical School to Examine the
Definition of Brain Death“11 dar, in dem die Anerkennung des irreversiblen Komas
als neue Definition des Todes befürwortet wird.
1970 Entdeckung der „Ciclosporine“ in Bodenproben aus Norwegen (1972: Cyclosporin A
ist immunsuppressiv in Tiermodellen, 1976: Publikation der ersten
pharmakologischen CsA-Studie). Damit wird es möglich, Abstoßungsreaktionen zu
unterdrücken.
1984 Xenotransplantation eines Pavianherzens auf ein Kleinkind „Baby Fae“ durch Dr. L.
Bailey, Kalifornien, USA.
1989 Erste Multi-Organ-Transplantation durch Prof. R. Margreiter, Universitätsklinik
Innsbruck, Österreich.
1992 Lebertransplantation vom Pavian (Xenotransplantation) auf den Menschen. Der Emp-
fänger stirbt nach 2 Monaten an einer Hirnblutung (Dr. T. Starzl, Pittsburgh, USA).
1998 Erste Handtransplantation. In Lyon (Frankreich) werden in einer 13-stündigen Ope-
ration unter Leitung von Prof. Jean-Michel Dubernard erstmals Hand und Vorderarm
eines toten Spenders transplantiert.
2002 Erste Transplantation einer Gebärmutter wurde in Saudi Arabien vorgenommen.
Einer 26-jährigen Frau wurde der Uterus einer 46-Jährigen eingesetzt.12
11 Report of the Ad Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death. Journal of the
American Medical Association (JAMA). Aug. 1968, Bd. 205, Nr. 6, S. 337-340.
12 Sascha Karberg. Erste Transplantation einer Gebärmutter. Netzzeitung vom 07. März 2002. http://www.netzeitung.de
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Arbeitsblatt 1 Transplantationsgesetz (TPG)
Das Transplantationsgesetzes – § 3 Organentnahme mit Einwilligung des
Organspenders
Zweiter Abschnitt 13
Organentnahme bei toten Organspendern
§ 3 Organentnahme mit Einwilligung des Organspenders
(1) Die Entnahme von Organen ist, soweit in § 4 nichts Abweichendes bestimmt ist, nur zulässig,
wenn
der Organspender in die Entnahme eingewilligt hatte,
der Tod des Organspenders nach Regeln, die dem Stand der Erkenntnisse der medizinischen
Wissenschaft entsprechen, festgestellt ist und
der Eingriff durch einen Arzt vorgenommen wird.
(3) Der Arzt hat den nächsten Angehörigen des Organspenders über die beabsichtigte Organent-
nahme zu unterrichten. Er hat Ablauf und Umfang der Organentnahme aufzuzeichnen. Der
nächste Angehörige hat das Recht auf Einsichtnahme. Er kann eine Person seines Vertrauens
hinzuziehen.
Aufgabe:
1. Welche Voraussetzungen müssen ihrer Ansicht nach gegeben sein, bevor ein Organspen-
deausweis ausgefüllt werden sollte?
2. Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem § 3?
3. Präsentieren Sie die Ergebnisse auf Folie, Flipchart oder Stellwand.
13 Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) vom 5. November 1997
(BGBL. I S. 2631).
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Arbeitsblatt 2 Transplantationsgesetz (TPG)
Das Transplantationsgesetzes - § 4 Organentnahme mit Zustimmung anderer
Personen
Zweiter Abschnitt 14
§ 4 Organentnahme mit Zustimmung anderer Personen
(1) Liegt dem Arzt, der die Organentnahme vornehmen soll, weder eine schriftliche Einwilligung
noch ein schriftlicher Widerspruch des möglichen Organspenders vor, ist dessen nächster Ange-
höriger zu befragen, ob ihm von diesem eine Erklärung zur Organspende bekannt ist. Ist auch
dem Angehörigen eine solche Erklärung nicht bekannt, so ist die Entnahme unter den Voraus-
setzungen des § 3 Abs. 1 Nr. 2 und 3 und Abs. 2 nur zulässig, wenn ein Arzt den Angehörigen
über eine in Frage kommende Organentnahme unterrichtet und dieser ihr zugestimmt hat. Der
Angehörige hat bei seiner Entscheidung einen mutmaßlichen Willen des möglichen Organspen-
ders zu beachten. Der Arzt hat den Angehörigen hierauf hinzuweisen. Der Angehörige kann mit
dem Arzt vereinbaren, dass er seine Erklärung innerhalb einer bestimmten, vereinbarten Frist
widerrufen kann.
(2) Nächste Angehörige im Sinne dieses Gesetzes sind in der Rangfolge ihrer Aufzählung
1. Ehegatte,
2. volljährige Kinder,
3. Eltern oder, sofern der mögliche Organspender zur Todeszeit minderjährig war und die Sorge
für seine Person zu dieser Zeit nur einem Elternteil, einem Vormund oder einem Pfleger
zustand, dieser Sorgeinhaber,
4. volljährige Geschwister,
5. Großeltern.
Der nächste Angehörige ist nur dann zu einer Entscheidung nach Absatz 1 befugt, wenn er in den
letzten zwei Jahren vor dem Tod des möglichen Organspenders zu diesem persönlichen Kontakt
hatte. Der Arzt hat dies durch Befragung des Angehörigen festzustellen. Bei mehreren gleichrangi-
gen Angehörigen genügt es, wenn einer von ihnen nach Absatz 1 beteiligt wird und eine Entschei-
dung trifft; es ist jedoch der Widerspruch eines jeden von ihnen beachtlich. Ist ein vorrangiger An-
gehöriger innerhalb angemessener Zeit nicht erreichbar, genügt die Beteiligung und Entscheidung
des nächsterreichbaren nachrangigen Angehörigen. Dem nächsten Angehörigen steht eine
volljährige Person gleich, die dem möglichen Organspender bis zu seinem Tode in besonderer
persönlicher Verbundenheit offenkundig nahegestanden hat; sie tritt neben den nächsten
Angehörigen.
(3) Hatte der mögliche Organspender die Entscheidung über eine Organentnahme einer bestimmten
Person übertragen, tritt diese an die Stelle des nächsten Angehörigen.
Aufgabe:
1. Sie haben nie mit anderen über Transplantation, Organspende oder Ihrer Zustimmung
bzw. Ablehnung bezüglich der Organspende gesprochen. Nach welchen Kriterien sollten
Ihre nächsten Angehörigen dann entscheiden? Schreiben Sie konkret auf, woraus andere
Ihren „mutmaßlichen Willen“ ermitteln können?
2. Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse in der Gruppe.
3. Halten Sie das Gruppenergebnisse auf Folie, Flipchart oder Stellwand fest.
14 Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) vom 5. November 1997
(BGBL. I S. 2631).
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Arbeitsblatt 3 Transplantationsgesetz (TPG)
Das Transplantationsgesetzes - § 8 Zulässigkeit der Organentnahme
Dritter Abschnitt15
Organentnahme bei lebenden Organspendern
§ 8 Zulässigkeit der Organentnahme
(1) Die Entnahme von Organen einer lebenden Person ist nur zulässig, wenn
die Person
a) volljährig und einwilligungsfähig ist,
b) nach Absatz 2 Satz 1 aufgeklärt worden ist und in die Entnahme eingewilligt hat,
c) nach ärztlicher Beurteilung als Spender geeignet ist und voraussichtlich nicht über das
Opera-
tionsrisiko hinaus gefährdet oder über die unmittelbaren Folgen der Entnahme hinaus gesund-
heitlich schwer beeinträchtigt wird, die Übertragung des Organs auf den vorgesehenen Emp-
fänger nach ärztlicher Beurteilung geeignet ist, das Leben dieses Menschen zu erhalten oder
bei ihm eine schwerwiegende Krankheit zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder
ihre Beschwerden zu lindern, ein geeignetes Organ eines Spenders nach § 3 oder § 4 im
Zeitpunkt der Organentnahme nicht zur Verfügung steht und der Eingriff durch einen Arzt
vorgenommen wird.
Die Entnahme von Organen, die sich nicht wieder bilden können, ist darüber hinaus nur zuläs-
sig zum Zwecke der Übertragung auf Verwandte ersten oder zweiten Grades, Ehegatten, Ver-
lobte oder andere Personen, die dem Spender in besonderer persönlicher Verbundenheit of-
fenkundig nahestehen.
Aufgabe:
1. Kann einem nahestehenden Menschen eine Lebendspende verweigert werden?
2. Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse in der Gruppe.
3. Halten Sie das Gruppenergebnisse auf Folie, Flipchart oder Stellwand fest.
15 Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) vom 5. November 1997
(BGBL. I S. 2631).
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Arbeitsblatt 4 Transplantationsgesetz (TPG)
Das Transplantationsgesetzes - § 10 Transplantationszentren
Vierter Abschnitt16
Entnahme, Vermittlung und Übertragung bestimmter Organe
§ 10 Transplantationszentren
16 Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) vom 5. November 1997
(BGBL. I S. 2631).
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Arbeitsblatt 5 Transplantationsgesetz (TPG)
Das Transplantationsgesetzes - § 11 Zusammenarbeit bei der Organentnahme,
Koordinierungsstelle
Vierter Abschnitt 17
Entnahme, Vermittlung und Übertragung bestimmter Organe
§ 11 Zusammenarbeit bei der Organentnahme, Koordinierungsstelle
(4) Die Transplantationszentren und die anderen Krankenhäuser sind verpflichtet, untereinander und
mit der Koordinierungsstelle zusammenzuarbeiten. Die Krankenhäuser sind verpflichtet, den
endgültigen, nicht behebbaren Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und
des Hirnstamms von Patienten, die nach ärztlicher Beurteilung als Spender
vermittlungspflichtiger Organe in Betracht kommen, dem zuständigen Transplantationszentrum
mitzuteilen, das die Koordinierungsstelle unterrichtet. Das zuständige Transplantationszentrum
klärt in Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle, ob die Voraussetzungen für eine
Organentnahme vorliegen. Hierzu erhebt das zuständige Transplantationszentrum die
Personalien dieser Patienten und weitere für die Durchführung der Organentnahme und
-vermittlung erforderliche personenbezogene Daten. Die Krankenhäuser sind verpflichtet, dem
zuständigen Transplantationszentrum diese Daten zu übermitteln; dieses übermittelt die Daten
an die Koordinierungsstelle.
Aufgabe:
Bevor das TPG in Kraft trat, „ging statistisch gesehen noch nicht einmal von jedem zweiten der
1092 bundesdeutschen Krankenhäuser mit Grund- und Regelversorgung eine Organspende-
meldung“18 bei den Transplantationszentren ein. Seit 1997 gibt es o.g. Regelung.
Frage:
1. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
2. Welche möglichen Konflikte können daraus entstehen?
3. Präsentieren Sie die Ergebnisse auf Folie, Flipchart oder Stellwand.
17 Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) vom 5. November 1997
(BGBL. I S. 2631).
18 Baureithel U. & Bergmann A.: Herzloser Tod. Das Dilemma der Organspende. Klett-Cotta 1999, S. 38.
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Arbeitsblatt 6 Transplantationsgesetz (TPG)
Das Transplantationsgesetzes - § 17 Verbot des Organhandels und § 18
Organhandel
Sechster Abschnitt 19
Verbotsvorschriften
§ 17 Verbot des Organhandels
(1) Es ist verboten, mit Organen, die einer Heilbehandlung zu dienen bestimmt sind, Handel zu trei-
ben. Satz 1 gilt nicht für die Gewährung oder Annahme eines angemessenen Entgelts für die zur
Erreichung des Ziels der Heilbehandlung gebotenen Maßnahmen, insbesondere für die Ent-
nahme, die Konservierung, die weitere Aufbereitung einschließlich der Maßnahmen zum Infek-
tionsschutz, die Aufbewahrung und die Beförderung der Organe, sowie Arzneimittel, die aus
oder unter Verwendung von Organen hergestellt sind und den Vorschriften des Arzneimittelge-
setzes über die Zulassung oder Registrierung unterliegen oder durch Rechtsverordnung von der
Zulassung oder Registrierung freigestellt sind.
(2) Ebenso ist verboten, Organe, die nach Absatz 1 Satz 1 Gegenstand verbotenen Handeltreibens
sind, zu entnehmen, auf einen anderen Menschen zu übertragen oder sich übertragen zu lassen.
Siebter Abschnitt
Straf- und Bußgeldvorschriften
§ 18 Organhandel
(1) Wer entgegen § 17 Abs. 1 Satz 1 mit einem Organ Handel treibt oder entgegen § 17 Abs. 2 ein
Organ entnimmt, überträgt oder sich übertragen läßt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren
oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Handelt der Täter in den Fällen des Absatzes 1 gewerbsmäßig, ist die Strafe Freiheitsstrafe von
einem Jahr bis zu fünf Jahren.
(3) Der Versuch ist strafbar.
(4) Das Gericht kann bei Organspendern, deren Organe Gegenstand verbotenen Handeltreibens wa-
ren, und bei Organempfängern von einer Bestrafung nach Absatz 1 absehen oder die Strafe nach
seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2 des Strafgesetzbuchs).
Aufgabe:
1. Sind § 17 und § 18 Ihrer Ansicht nach dazu geeignet, um den Handel mit Organen zu
unterbinden?
2. Sind § 17 und § 18 Ihrer Ansicht nach dazu geeignet, um PatientInnen davon abzuhalten
sich Organe im Ausland zu kaufen?
3. Dürfen Kranke die finanzielle Not anderer Menschen ausnutzen?
4. Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse in der Gruppe.
5. Halten Sie das Gruppenergebnisse auf Folie, Flipchart oder Stellwand fest.
19 Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) vom 5. November 1997
(BGBL. I S. 2631).
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Folie Transplantation
Gesetzliche Regelungen der europäischen Staaten, der USA und Japans zur
Organtransplantation20
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Information Transplantation
Gesetzliche Regelungen der europäischen Staaten, der USA und Japans
Widerspruchsregelung
PatientInnen, die keine schriftliche Ablehnung einer Organspende bei sich tragen, können automatisch als
„OrganspenderInnen“ angesehen werden, wenn der „Hirntod“ festgestellt wird. Wenn keine medizinischen
Einschränkungen vorliegen, kann eine Multiorganentnahme erfolgen. Die Angehörigen müssen nicht
informiert oder gefragt werden und auch AusländerInnen werden in diesen Ländern explantiert.
Erweiterte Zustimmungsregelung
Bei Vorliegen eines „Organspendeausweises“ können Körperteile entnommen werden. Aber auch
Angehörige können einer Entnahme von Körperteilen zustimmen, wenn kein „Spendeausweis“ vorliegt.
Haben „SpenderInnen“ oder die Angehörigen keine Einschränkungen vorgenommen, kann eine
Multiorganentnahme (siehe oben) erfolgen .
Informationspflicht
PatientInnen, die keine schriftliche Ablehnung einer „Organspende“ bei sich tragen, können automatisch als
„OrganspenderInnen“ angesehen werden, wenn der „Hirntod“ festgestellt wird! Allerdings müssen die
Angehörigen informiert werden.
Widerspruchslösung
PatientInnen, die keine schriftliche Ablehnung einer Organspende bei sich tragen, können automatisch als
“OrganspenderInnen” angesehen werden, wenn der “Hirntod” festgestellt wird. Wenn keine medizinischen
Einschränkungen vorliegen, kann eine Multiorganentnahme erfolgen, wobei Hornhäute, Innenohrknöchel,
Kieferknochen, Herz, Lungen, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Magen, Knochen, Bänder und Knorpel,
Haut, Adern und Knochenmark entnommen werden können. Die Angehörigen müssen nicht informiert oder
gefragt werden und auch Ausländer werden in diesen Ländern explantiert!
Erweiterte Widerspruchslösung
PatientInnen, die keine schriftliche Ablehnung einer Organspende bei sich tragen, können automatisch als
“OrganspenderInnen” angesehen werden, wenn der “Hirntod” festgestellt wird. Angehörige "werden
allenfalls als Boten eines vom Verstorbenen zu Lebzeiten erklärten Willens akzeptiert." 21
Enge Zustimmungslösung
Körperteile dürfen nur entnommen werden, wenn zu Lebzeiten ausdrücklich eingewilligt wurde. Angehörige
haben kein Mitspracherecht.
Erweiterte Zustimmungslösung
Bei Vorliegen eines “Organspendeausweises" können Körperteile entnommen werden. Aber auch
Angehörige können einer Entnahme von Körperteilen zustimmen, wenn kein “Spendeausweis" vorliegt.
Haben “SpenderInnen” oder die Angehörigen keine Einschränkungen vorgenommen, kann eine
Multiorganentnahme (siehe oben) erfolgen .
Informationslösung
PatientInnen, die keine schriftliche Ablehnung einer “Organspende” bei sich tragen, können automatisch als
“OrganspenderInnen” angesehen werden, wenn der “Hirntod” festgestellt wird! Allerdings müssen die
Angehörigen informiert werden und sie haben ein Einspruchsrecht gegen die Organentnahme!
Notstandslösung
Eine Organentnahme ist immer - selbst beim Vorliegen eines Widerspruchs - zulässig!
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Arbeitsblatt 1 Hirntodkonzept
Irreversibles Koma - „Hirntod”
Die Anwendung moderner Medizintechnik (künstliche Beatmung seit ca. 195222 und die externe
Herzmassage23) hatte zur Folge, dass PatientInnen einen Herz- oder Atemstillstand überleben konn-
ten. Diese PatientInnen wurden als irreversibel (nicht umkehrbar) komatös eingestuft. Diesen Zu-
stand bezeichneten Mollaret und Goulon 1959 als Coma dépassé, also entgültiges Koma.
Im „Report of the Ad Hoc Committee of Harvard Medical School to Examine the Definition of
Brain Death“24 (1968) wurde die Anerkennung des irreversiblen Komas als neue Definition des
Todes befürwortet. Die bis dahin auch in der Medizin geltende Vorstellung, dass ein Mensch erst
dann als tot galt, wenn sein Herz und die Atmung irreversibel zum Stillstand gekommen sind,
wurde damit aufgehoben.
Das Ad Hoc Committee der Harvard Medical School nannte zwei Gründe, die eine neue Definition
des Todes notwendig erscheinen ließen.
„1. Der medizinische Fortschritt auf den Gebieten der Wiederbelebung und der Unterstüt-
zung lebenserhaltender Funktionen hat zu verstärkten Bemühungen geführt, das Leben auch
schwerstverletzter Menschen zu retten. Manchmal haben diese Bemühungen nur teilweisen
Erfolg: Das Ergebnis sind dann Individuen, deren Herz fortfährt zu schlagen, während ihr
Gehirn irreversibel zerstört ist. Eine schwere Last ruht auf den Patienten, die den permanen-
ten Verlust ihres Intellekts erleiden, auf ihren Familien, auf den Krankenhäusern und auf
solchen Patienten, die auf von diesen komatösen Patienten belegten Krankenhausbetten an-
gewiesen sind. 2. Überholte Kriterien für die Definition des Todes können zu Kontroversen
bei der Beschaffung von Organen zur Transplantation führen.“25
Diese Begründungen wurden jedoch schon einen Monat später von Hans Jonas kritisiert,26 da seiner
Ansicht nach „mit diesem Primärgrund - der Sinnlosigkeit bloß vegetativer Fortexistenz - der Be-
richt strenggenommen nicht den Tod, den ultimativen Zustand selbst, definiert (hat), sondern ein
Kriterium dafür, ihn ungehindert stattfinden zu lassen, z. B. durch Abstellen des Atemgeräts. Der
Bericht aber beansprucht, mit diesem Kriterium den Tod selbst definiert zu haben, und erklärt ihn
kraft dessen Zeugnisses als schon gegeben, nicht erst als ungehindert zuzulassen.“27
Dennoch hat sich die Definition des „Hirntodes“ nahezu weltweit durchgesetzt.
Aufgabe:
1. Diskutieren Sie in Gruppen beide Positionen.
2. Was für ein Menschenbild liegt der Hirntoddefinition zugrunde?
3. Präsentieren Sie die Ergebnisse der Gruppendiskussion auf Folie, Flipchart oder
Stellwand.
22 Neffe, J.: Die Geister, die wir riefen. In: GEO WISSEN. Ärzte, Technik, Patienten. Nov. 1991, Nr. 4, S. 40.
23 Hoff, J. & in der Schmitten, J.: Wann ist der Mensch tot? Rowohlt 1994, S. 155.
24 Report of the Ad Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death. Journal of the
American Medical Association (JAMA). Aug. 1968, Bd. 205, Nr. 6, S. 337-340.
25 Hoff, J. & in der Schmitten, J.: Wann ist der Mensch tot? Rowohlt 1994, S. 157.
26 Jonas, H.: Technik, Medizin und Ethik. Zur Praxis des Prinzips Verantwortung. Insel 1985, S. 219.
27 Ebd., S. 224.
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Arbeitsblatt 2 Hirntodkonzept
„Hirntote“ – Noch Lebende oder schon Tote?
Am 27. Juni 1997 haben sich die Abgeordneten des Deutschen Bundestages entschieden:
Etwas mehr als zwei Drittel hielten den Hirntod für ein sicheres Todeszeichen, ein Drittel war nicht
dieser Ansicht.
Warum soll ein Mensch, der eine irreversible Schädigung des „gesamten“28 Großhirns erleidet, eine
Leiche bzw. tot sein?
Begründungen:
In der Erklärung „Deutscher Wissenschaftlicher Gesellschaften zum Tod durch völligen und
endgültigen Hirnausfall“ heißt es:
„Ein Mensch, dessen Gehirn abgestorben ist, kann nichts mehr aus seinem Inneren und aus
seiner Umgebung empfinden, wahrnehmen, beobachten und beantworten, nichts mehr denken,
nichts mehr entscheiden. Mit dem völligen und endgültigen Ausfall der Tätigkeit seines Gehirns
hat der betroffene Mensch aufgehört, ein Lebewesen in körperlich-geistiger oder in leiblich-
seelischer Einheit zu sein. Deshalb ist ein Mensch tot, dessen Gehirn völlig und endgültig aus-
gefallen ist.“29
In einer Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Ev. Kirche in
Deutschland heißt es:
„Ein hirntoter Mensch kann nie mehr eine Beobachtung oder Wahrnehmung machen, verarbei-
ten und beantworten, nie mehr einen Gedanken fassen, verfolgen und äußern, nie mehr eine Ge-
fühlsregung empfinden und zeigen, nie mehr irgend etwas entscheiden.“30
Einwände von BioSkop:
Die Reduzierung menschlicher Existenz auf Denken, Bewusstsein und Reflexe birgt die Gefahr
der Ausweitung des Hirntodkonzepts auf andere PatientInnengruppen in sich. Beispiel:
In England denken einige WissenschaftlerInnen darüber nach, WachkomapatientInnen, die dau-
erhaft ihr Bewusstsein verloren haben, zur „Organspende“ heranzuziehen. In den USA können
Neugeborene explantiert werden, die ohne voll ausgebildetes Großhirn zur Welt kommen, die
gängige Hirntodkriterien aber ebenfalls nicht erfüllen.
Die Konsequenz von medizinischem Menschenbild und Transplantation: Der Zugriff auf den
Leib anderer wird gesellschaftlich enttabuisiert, Körperteile anderer für sich zu beanspruchen,
wird eine Selbstverständlichkeit.
Aufgabe:
Diskutieren Sie folgende Frage in Kleingruppen!
1. Ist ein Mensch ohne Bewusstsein kein Mensch mehr?
2. Präsentieren Sie die Ergebnisse der Gruppendiskussion auf Folie, Flipchart oder
Stellwand.
28 Die Annahme, dass der gesamte Ausfall des Großhirns zu messen sei, wird von einigen Neurologen allerdings bestritten. Vgl. Dr.
Klein, M.: Hirntod: Vollständiger und irreversibler Verlust aller Hirnfunktionen? Ethik in der Medizin, Springer-Verlag 1995,
7:6-15.
29 Erklärung Deutscher Wissenschaftlicher Gesellschaften zum Tod durch völligen und endgültigen Hirnausfall. Hirntod. Deutsche
Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie, Deutsche Gesellschaft für
Neurologie, Deutsche Physiologische Gesellschaft (Hrsg.). 1. Aufl. 50 Oe 1994, S. 7.
30 Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Ev. Kirche in Deutschland. Organtransplantationen. Sonderdruck
des Arbeitskreises Organspende. 2. Aufl. 200. 8/93, S. 18.
20
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Arbeitsblatt 1 „Hirntote“/OrganspenderInnen
„Hirntote“/OrganspenderInnen - Begriffsverwirrungen
Gemüse
Verstorbene human vegetable beatmete Leichnam
ballung
Leichen Restmensch Neosterbliche
Lagerstätten Gestorbene
natürlicher Brut- Teilsumme von tote Patienten
Aufgabe:
Beantworten Sie folgende Frage!
1. Welche Vorstellungen von „Hirntoten“ und „Organentnahmen“ lösen die o.g. Begriffe bei
Ihnen aus?
2. Halten Sie Ihre Vorstellungen auf einem Plakat fest und stellen Sie es vor.
31 Rotondo R.: Kritik am Hirntodkonzept. In: Neander Kl.-D. (Hrsg.): Handbuch der Intensivpflege. Pflegerische Praxis und me-
dizinische Grundlagen. Ein Lehr- und Arbeitsbuch für Mitarbeiter auf Intensivstationen. Ecomed 5. Erg. Lfg. 6/98. Kap. VIII-
2.8.3. 1-16.
21
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Folie 1 Diagnostik
Hirntoddiagnose: Voraussetzungen
Schritt 1: Prüfung der Voraussetzungen
A) Welche Hirnschädigung liegt vor?
Akute Hirnschädigung:
Primäre (direkte) Hirnschädigung*
(supra- oder infratentoriell)**
oder
sekundäre (indirekte) Hirnschädigung***
keine anderen Ursachen
Ausschluß von:
Intoxikation, Relaxation, metabolischem
Koma, Hypothermie, Hypovolämie,
postinfektiöse Polyneuritis
Hirntoddiagnose
1. Koma
3. Atemstillstand (Apnoe-Test)
____________________________________________________________________________________________________
26
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Folie 3 Diagnostik
Hirntoddiagnose: Beobachtungszeiten
Schritt 3: Nachweis einer unumkehrbaren
Schädigung des Gehirns durch.
a) Beobachtungszeit und/oder
b) Apparative ergänzende Diagnostik
a) Beobachtungszeit
Hirnschädigung
Primär Sekundär
Supratentoriell
Erwachsene
0 Nach 12 h Nach 24 h 72 h 72 h
____________________________________________________________________________________________________
27
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Folie 4 Diagnostik
Null-Linien-EEG
bei infratentorieller Hirn-
schädigung und bei Kindern
bis zum vollendeten 2. Lebens-
jahr obligatorisch
alternativ
Erloschene FEAP
nur bei supratentorieller und bei
sekundärer Hirnschädigung
alternativ
Zerebraler
Zirkulationsstillstand
(ZZST
Diagnose-
zeitpunkt
Sofort
0
EEG: Elektroenzephalogramm, FAEP: frühe akustisch evozierte Potentiale
ZZST: zerebraler Zirkulationsstillstand (z.B. mit Dopplersonographie oder zerebrale
Perfusionsszintigraphie)
____________________________________________________________________________________________________
28
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Folie 5 Diagnostik
Hirntoddiagnose: Elektroenzephalogramm
(EEG) – Messbereiche
II. Kleinhirn
Stammhirn
II. :wird mit der
klinischen
Diagnostik getestet.
____________________________________________________________________________________________________
29
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Folie 6 Diagnostik
Hirntoddiagnose: Darstellung der Gehirndurchblutung
(Diagnostik des „Hirntodes”, die nicht in allen Fällen zwingend vorgeschrieben ist!)
Darstellungsmöglichkeiten: Dopplersonographie, Perfusionsszintigraphie, Zerebrale
Angiographie
Großhirn
Großhirn
Großhirn
„Umschriebene
überlebende Nervenzell-
populationen“ nach Anastomosen
Eintreten des Hirntodes (Gefäßverbindungen)
_________________________________________________________________________________________________________
30
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Information Diagnostik
Hirntoddiagnostik: EEG-Aktivität im „Hirntodsyndrom“
Messbarkeit aller Hirnfunktionen
In der Informationsbroschüre „Kein Weg zurück ...“ des Arbeitskreis Organspende
wird folgende Aussage gemacht:
„Es ist richtig, dass die unübersehbare Vielzahl von Hirnfunktionen nicht durch
klinische oder apparative Untersuchungen in ihrer Gesamtheit erfasst werden kann.
Dies ist aus medizinischer Sicht auch unnötig. Vielmehr soll durch die
Hirntoddiagnostik die Vollständigkeit und Endgültigkeit einer Schädigung des
Gehirns als funktionierendes Ganzes festgestellt werden. Die Gültigkeit dieses
Konzepts ist empirisch begründet, d.h. durch Erfahrung an vielen Tausend von
Hirntod-Fällen belegt. Es erhebt nicht den Anspruch, den Tod jeder einzelnen
Hirnzelle nachzuweisen.“32
Diese Aussage zeigt, dass nicht sicher auszuschließen ist, dass Hirnfunktionen im
Hirntodsyndrom möglich sind. Dies wird auch durch eine Aussage der Deutschen
Stiftung Organtransplantation (DSO) bestätigt, wie das folgende Beispiel zeigt.
31
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Folie 7 Diagnostik
Diagnose Hirntod
Als Todeszeitpunkt gilt die Zeit
und das Datum, an dem die Ärzte
den „Hirntod“ diagnostizieren.
Verlegung in den OP
Organentnahme
____________________________________________________________________________________________________
32
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Folie 1 Multiorganentnahme
— 2 Hornhäute — Gehörknöchelchen
(2 Innenohren mit Hammer, Amboß und
Steigbügel)
— Kieferknochen
—1 Luftröhre
— 2 Lungen oder — 1 Herz,
— Lungenteile — 1 Herzbeutel
— 4 Herzklappen
— 1 Magen
— 1 Bauch-
— 2 Nieren
speicheldrüse
— 1 Leber
— Sehnen
—2 Hüftgelenke
—2 Hände bzw.
—2 Unterarme
— 206 verschiedene Knochen * — 1 Dünndarm
(z.B. Arm- und Beinknochen oder Rippen)
— 1 Dickdarm
— ca. 27 Bänder & Knorpel
— ca. 250 g Knochenmark
— mehr als 35 000 km Adern — ca. 2 m² Haut
* Copyright der Grafik konnte nicht ermittelt werden. Bitte melden Sie sich bei Roberto Rotondo in Hamburg.
____________________________________________________________________________________________________
33
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Folie 2 Organentnahme
20
Herzfrequenz
17
Diastole
15
12
10
È
7
5
2
0
14:00 14:15 14:30 14:45 15:00 15:15 15:30 15:45 16:00 16:15 16:30 16:45 17:00 17:15 17:30 17:45 18:00 18:15 18:20 18:25 18:30 18:45 18:50 19:00 19:15 19:30 Zeit
OP Aorta-Klammer
Quelle: Vgl. H.-J. Gramm, u.a.: Hemodynamic responses to noxious stimuli in brain-dead organ donors. Intensiv Care Medicine, Springer 1992, S. 494.
34
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Folie 3 Organentnahme
1200
1000
Noradrenalin
800 Adrenalin
Dopamin
600
400
200
0
14:00 14:15 14:30 14:45 15:00 15:15 15:30 15:45 16:00 16:15 16:30 16:45 17:00 17:15 17:30 17:45 18:00 18:07 18:15 18:20 18:25 18:30 18:35 18:45 19:00 19:15 19:30
Zeit OP Aorta-Klammer
Quelle: Vergl. H.-J. Gramm, u.a.: Hemodynamic responses to noxious stimuli in brain-dead organ donors. Intensiv Care Medicine, Springer 1992, S. 494.
35
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Information 1 Organentnahme
Ablauf einer Organentnahme (-explantation)
1. Organentnahmen finden in der Regel nachts statt. Mögliche Ursachen:
weil das „normale” OP-Programm nicht gestört werden soll.
weil PatientInnen sich wundern könnten, warum an „Leichen” operiert wird und sie warten
müssen.
2. Krankenpflegekräfte holen die „SpenderIn“ von der Intensivstation ab und bringen sie in den
OP.
3. Die „SpenderIn“ muss auf den OP-Tisch umgelagert werden. Dies kann Bewegungen (sog. Re-
flexe) auslösen und für Verwirrung beim Personal sorgen. Außerdem können Kreislaufprobleme
bei der „SpenderIn“ auftreten, die es „nötig” machen, den Herztod zu unterdrücken, z.B. durch
Wiederbelebung eines „Toten”.
4. Tücher werden auf dem Boden ausgelegt, auf denen der Operateur steht, damit er nicht in dem
Wasser-Blut-Gemisch steht, das während der OP auf dem Boden entsteht.
5. Die „SpenderIn“ wird an Armen und Beinen festgebunden, um Bewegungen zu vermeiden.
6. Die „SpenderIn“ wird desinfiziert und mit sterilen Tüchern abgedeckt.
7. Die „SpenderIn“ bekommt muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxantien) und auch
Narkosemittel, die Schmerzmittel enthalten und von der AnästhesistIn verabreicht werden.
8. Während der Organentnahme müssen die AnästhesistInnen die lebendigen (vitalen) Funktionen
einer SpenderIn aufrecht erhalten, bis das letzte vitale Organ entnommen ist. Je nach Bedarf
müssen sie Medikamente, Flüssigkeiten, Blut oder Frischplasma verabreichen, um für eine aus-
geglichene Stoffwechsellage zu sorgen.
9. Beim Einschnitt in den Körper der „SpenderIn“ kann es zu Blutdruck-, Herzfrequenz und Adre-
nalinanstieg kommen. Auch Rötungen des Gesichts, flächenhafte Hautrötungen und Schwitzen
können eintreten. Bei „normalen“ Operationen werden diese Zeichen als Schmerzreaktionen ge-
wertet. Nicht jedoch bei „Hirntoten“. Um diese Reaktionen zu unterdrücken, werden auch
Schmerzmittel gegeben.
10. Werden Organe aus dem Brust- und Bauchbereich entnommen, wird zunächst ein Schnitt vom
Brustbein zum Schambein vorgenommen.
11. Mit einer Operationssäge wird der Brustkorb durch das Brustbein geöffnet und die Bauch-
deckenlappen werden nach außen geklappt und fixiert.
12. Die Organe werden für die Entnahme vorbereitet (präpariert) und offengelegt.
13. Wichtig ist die Konservierung der Organe. Um sie zu erreichen, werden die Organe auf das
Durchspühlen mit einer konservierenden, gekühlten Flüssigkeit (Perfusionslösung 4ºC)
vorbereitet.
14. Beim Eindringen der kalten Flüssigkeit in den noch „lebenden” Körper, die das Blut aus-
schwemmen soll, kann es zu Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg oder auch Zuckungen kom-
men.
15. Durch den hohen Kaliumgehalt der Perfusionslösung kommt es zum Herzstillstand und die
Ischämiezeit, die Zeit in der kein Blut mehr in den Organen ist, beginnt.
16. Gleichzeitig werden die beiden entstandenen Hautlappen hochgehalten, damit die Operateure
Wasser zum Kühlen der Organe in den Körper hineinschütten und wieder absaugen können.
17. Auch das Blut muss bei dieser Prozedur möglichst vollständig abgesaugt werden.
18. Die künstliche Beatmung wird abgestellt und die Organe entnommen.
36
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Arbeitsblatt 1 Organentnahme
Vom Umgang mit den „Hirntoten“ bzw. „Restmenschen“
1. Pflegekraft:
„Jetzt stellen diese Organentnahmen in dem Sinne etwas Besonderes dar, weil ja erstmal unheimlich
viel Wasser verwand wird, zum Spülen des Bauchraums. Das sind schon so 10 - 15 Liter. Und ...,
dass eine vergleichsweise stärkere Hektik auch herrscht, weil das soll dann auch schnell gehen. Ne,
wegen der begrenzten kalten Ischämiezeit von [Organ X] und [Organ Y]. Sagt man schnell, schnell,
schnell und reinschütten, reinschütten. Äh, dann ..., so dass also da mehr ... Wasser angeboten wird,
sag ich mal, als die Sauger wegschaffen können. [...] Es gibt ja die Möglichkeit, einfach so, so’ n
Mittelbauchschnitt zu machen. Dann kann man die beiden Seiten hochhalten, das Wasser reinschüt-
ten und absaugen.“
Eine andere Schnittführung hat allerdings auch andere Folgen:
„Denn läuft das an den Seiten raus, richtig im Schwall. [...] Und denn läuft es eben bis in die Einlei-
tung und es sind große Flächen auf dem Boden, wo wirklich, ja, literweise rotes Wasser auf dem
Fußboden ist, mit nassen Tüchern und so und alle patschen da drin rum und Schlachtfeld...anblick.
Und man selber hat da nachts um zwei Uhr die Freude, das einigermaßen da zur Seite zu bringen,
dass man überhaupt mit dem Tisch rauskommt und, na gut, dem Reinigungspersonal möchte man
das ja auch nicht so hinterlassen, sondern packt die Tücher schon mal in Säcke und aus den Säcken
läuft das dann raus und so, das ist schon äh ..., ja, wenig ästhetisch.“
2. Pflegekraft:
„Gerade auch von der, von Seiten der Anästhesie, dass die eben einfach die Geräte abstellt, und die
sind dann weg, und alles liegt so da wie wenn, ja, Sie kennen ja dieses Märchen von Dornröschen,
die sich sticht, und alles bleibt stehen, und so sieht das dahinter aus. Weil der Apparat an sich, der
ist nur abgestellt, aber Tubus ist noch drin, es ist alles noch so, wie es ... für eine normale Narkose,
wie es sich für 'ne normale Narkose gehört, und dann ist das Tuch da, das ist so wie eine, eine
Raumtrennung.“
„Nä, so wie, ja sie, sie, sie, das ist ein Theaterstück mit fatalem Ausgang, dies, was Sie aber nicht
erwartet haben. Das ist wirklich - zack!“
„Immer Schweigen ... Also vorher konnte noch so eine tolle Stimmung gewesen sein, äh, Stimmung
jetzt eben, dass man sich auch, es wird weiter geflirtet, es wird weiter, es ist so richtig, wie es halt
im Leben, im Beruf ist, an einem Arbeitsplatz und ist - Schweigen.“
„Das ist einfach so, dass, äh, ... schon so die, dies, dieser Anblick ... glaub' ich schon von sich aus
einfach, das auch einfordert, ohne dass man es selber merkt, ist diese, diese, die Körperhaltung, die
Physiognomie eines Toten einfach so, dass, ich glaub’ der letzte Haudegen verstummt.“34
Diese Aussagen veranschaulichen sehr eindrücklich, dass eine Organentnahme etwas sehr Belasten-
des darstellt und nicht mit anderen OP’s vergleichbar ist.
Aufgabe:
Diskutieren Sie folgende Fragen in Kleingruppen!
1. Was hat „Würde“ mit Organentnahmen zu tun?
2. Präsentieren Sie die Ergebnisse der Gruppendiskussion auf Folie, Flipchart oder
Stellwand.
34 Zitate aus Interviews. In: Rotondo R.: Belastung und Bewältigung von Pflegekräften in der Transplantationsmedizin. Diplom-
arbeit im Studiengang Psychologie der Universität Hamburg 1996.
Klassifikation 428: Krisen, Konflikte, Reaktionen und 890: Spezielle Probleme angewandter Psychologie.
37
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Arbeitsblatt 2: Speziell für Pflegekräfte Organentnahme
Organentnahmen – Abkehr vom ganzheitlichen Menschenbild der Pflege?
1. Georg Feldmann (Krankenpfleger):
„Es ist einfach eine unbegreifliche Sache, dass Tod durch Menschenhand geschieht. Es ist keine
natürliche Todesursache. Ich habe das auch einmal auf einem Fußzettel unter ‘unnatürlicher To-
desursache’ angekreuzt. Das war nicht so beliebt, weil es als eine ‘natürlicher Todesursache’
durch das Unfallgeschehen definiert wird. Das hatte ich damals nicht begriffen, und die haben
sich anschließend über mich dagegen beschwert.”35
2. Eine Krankenschwester aus der österreichischen Klinik von Johanna Weinzierl:
„Wir haben das Kind auf den Operationstisch gelegt, es war drei Jahre alt, und dieses Kind hat
beim Auflegen auf den Tisch die Arme bewegt. Das haben alle gesehen – das Hilfspersonal und
die OP-Schwestern. Dann kam eine ziemliche Hektik auf, und da haben wir gesagt: ‘Das machen
wir jetzt nicht.’ Wir haben das Kind gegen den Willen der Ärzte auf die Intensivstation wieder
zurückgebracht. [...] Das Kind ist dann drei Tage später explantiert worden.”36
Der Anspruch der Krankenpflege auf „ganzheitliche“ Betrachtung des Menschen erfordert es, daß
der für „hirntot“ erklärte Mensch als lebendiger Mensch und nicht als Leiche anzusehen ist und
einer Sterbebegleitung bedarf. In Zusammenhang mit dem Thema Sterbebegleitung wird von
Pflegewissenschaftlern gefordert, dass „sich die Pflege (mehr noch als die Medizin) auf ein
Ganzheitsverstehen besinnen (muss), wie es ihrer Tradition entspricht.“37
Für den Fall, dass auch die professionelle Pflege den „Hirntod“ als den Tod des Menschen
verstehen würde, aber von ihrem „ganzheitlichen“ Menschenbild nicht abrückt, würde die Pflege
nach der Hirntoddiagnostik enden, wie folgende Aussage eines Mediziners belegt:
„Da der hirntote Organspender nach juristischer Diktion verstorben und somit als Sache anzusehen
ist, kann kein Mitarbeiter gezwungen oder verpflichtet werden, bei der Explantation Arbeit zu über-
nehmen, es sei denn, das Krankenhaus hätte diese Nebentätigkeit primär im Anstellungsvertrag oder
durch Anordnung zur Dienstaufgabe erklärt. [...] Bei der Organentnahme bei Hirntoten handelt es
sich nach juristischem Verständnis im Grunde eher um eine Teilsektion, für die das Personal einer
Pathologischen Abteilung zuständig wäre.“38
Aufgaben:
Nehmen Sie Ihre Lehrbücher (z.B. Juchli, Beske, Roper) zur Beantwortung der folgenden
Fragen zu Hilfe.
1. Wie würden Sie das Verhalten der Pflegekräfte einschätzen?
2. Welche Handlungsmaxime für die Mitarbeit bei Organtransplantationen können Sie Ihrem
Lehrbuch entnehmen?
3. Welche Konsequenzen ziehen Sie aus den o.g. Aussagen?
4. Präsentieren Sie die Ergebnisse der Gruppendiskussion auf Folie, Flipchart oder
Stellwand.
35 Bergmann A.: Die Zerstückelung des Hirntoten. In: Psychoanalyse. Texte zur Sozialforschung.. Oliver Decker O. &
Borkenhagen A. (Hrsg.). Pabst Science Publishers, 4. Jahrg. - Heft 6 – August 2000, S. 133.
36 Ebd., S. 137f.
37 Rest, F.: Sterbebeistand, Sterbebegleitung, Sterbegeleit. Kohlhammer 3. Aufl. 1994, S. 28.
38 Sandvoß, G. u.a.: Warum fehlen transplantierbare Organe? Niedersächsisches Ärzteblatt 6/1992. In: Genarchiv/Impatientia e.V.
Organtransplantation. Zur Wegnahme von Körperstücken und ihrem Verbleib. Genarchiv/Impatientia e.V. 1993, S. 46.
38
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Folie 1 Kosten
Die Kosten – Ist die Nierentransplantation die billigere Alternative zur Dialyse?
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), des
Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation e.V. (KfH), der Deutschen
Stiftung Organtransplantation (DSO) und Arbeitskreises Organspende (AKO) sollen
durch eine Transplantation mittel- und langfristig Kosten gespart werden. Andere
Therapieformen sollen teurer sein. Am Beispiel der Nierentransplantation wird die
Kostenanalyse in Informationsbroschüren demonstriert:
39 Arbeitskreis Organspende: Organspende rettet Leben! Antworten auf Fragen. 1. Aufl. 150.8/98, S. 36.
40 Fuchs R.: Tod bei Bedarf. Das Mordsgeschäft mit Organtransplantationen. Ullstein 1996, S. 19.
39
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Folie 2 Kosten
Die Kosten – Was bleibt unberücksichtigt?
41 Schmidt V. H.: Politik der Organverteilung. Eine Untersuchung über Empfängerauswahl in der Transplantationsmedizin. Nomos
1995, S. 144.
40
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Information 1 OrganempfängerInnen
Medizinische Folgen der Transplantation
Für viele „OrganempfängerInnen“ verbessert sich die gesundheitliche Situation nach der Transplan-
tation. Dennoch sind sie nicht „geheilt“, sondern müssen mit negativen körperlichen, seelischen und
sozialen Folgen rechnen.
Die Transplantatabstoßung bleibt eine ständige Bedrohung für „EmpfängerInnen“.
Der Körper erkennt das implantierte Organ als fremd und bekämpft es. Um diese Reaktion sicher
auszuschließen, müssen ständig Gewebeproben entnommen und untersucht werden.
Lebenslänglich muss diese Abstoßung medikamentös verhindert werden – zumindest jedoch bis
zur nächsten Transplantation.
Durch die Medikamenteneinnahmen kommt es zur Abwehrschwäche, erhöhter Infektionsgefahr,
Schwächegefühl, Potenzstörungen, Gliederschmerzen, einem veränderten Aussehen (z.B. durch
aufgeschwemmtes Gesicht und Nacken, Stammfettsucht, Akne und Gewichtszunahme), Müdig-
keit, Zittern, Kopfschmerzen, Empfindungsstörungen oder epileptischen Anfällen. Als
Nebenwirkung der Medikamente können Krebserkrankungen auftreten. Jeder fünfte Todesfall
unter Transplantierten wird durch eine medikamentös bedingte Krebserkrankung
hervorgerufen.42
Die Funktion der Transplantate kann durch Narbengewebe eingeschränkt sein, das sich an den
Gefäßnähten bilden kann.
Auch Gefäßabrisse und lebensbedrohliche Blutungen kommen vor. Folgeoperationen und
-eingriffe werden notwendig, um Narbengewebe und Gefäßabrisse zu behandeln.
Nierenfunktionsstörungen, ein arterieller Bluthochdruck, Magen-Darm-Geschwüre, Stoffwech-
selstörungen und neurologische Störungen können auftreten.
42 Feuerstein G.: Das Transplantationssystem. Dynamik, Konflikte und ethische-moralische Grenzgänge. Juventa 1995, S.77ff.
41
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Information 2 OrganempfängerInnen
Soziale und psychische Folgen der Transplantation
Die Anfälligkeit gegenüber Erregern kann bedeuten, dass die „EmpfängerInnen“ sich von ihrem
sozialen Umfeld absondern müssen.
Folgen: Tag und Nacht muss ein Mundschutz getragen werden. Keine Küsse, kein gemeinsames
Schlafzimmer, keine Tiere, keine Gartenarbeit, keine gemeinsame Toilettennutzung. Der ganze
familiäre Ablauf muss geändert werden.
PatientInnen, die vor der Transplantation sehr krank waren und durch Familienangehörige ver-
sorgt wurden, müssen oder wollen aus der Position des Versorgtwerdens herausgehen, wenn die
Transplantation erfolgreich verlief.
Folgen: Neue Rollenverteilungen können in der Familie entstehen, die häufig nicht akzeptiert
werden, Partnerschaften scheitern.
Schuldgefühle kann es schon vor der Transplantation bei den „EmpfängerInnen“ geben.
Ursache: Die Hoffnung auf den Tod eines anderen Menschen. Schuldgefühle können bei den
„EmpfängerInnen“ nach der Transplantation auftreten, wenn ihnen bewusst wird, dass tatsächlich
jemand für das eigene Weiterleben starb. Manche leben mit dem Gefühl, einem Menschen ein
Organ gestohlen oder sie sogar verletzt oder getötet zu haben.
Viele „OrganempfängerInnen“ beschäftigen sich intensiv mit der mutmaßlichen „SpenderIn“
„SpenderIn“, wobei das Geschlecht, die ethnische Herkunft oder mögliche Vorlieben eine
zentrale Rolle spielen. Vorstellungen, mit einem fremden Organ das Geschlecht gewechselt, die
ethnische Identität oder persönliche Vorlieben übertragen bekommen zu haben, sind nicht selten.
Identitätsstörungen, Persönlichkeitszusammenbruch oder Entfremdungserscheinungen können
auftreten sowie Ängste oder Depressionen.
Zu erheblichen psychischen Komplikationen kommt es, wenn der Übergang in den Transplantati-
onsprozess zu schnell erfolgte und die PatientIn sich nicht genügend mit ihren Problemen oder
ihren gegensätzlichen Gefühlen in bezug auf die Transplantation oder den „Hirntod“
auseinandersetzen konnte oder die Zeit dafür fehlte.
Trotz therapeutischer Begleitung kann es Jahre dauern, bis ein Organ auch psychisch „angenom-
men“ wird. Diese Probleme können zu einem negativen Ausgang der Transplantation (z.B. durch
die Organabstoßung) führen.
42
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Information 1 Organhandel
Organhandel am Beispiel Indien
Was wird verkauft?
Hauptsächlich werden Nieren verkauft. Aber auch andere Organe, z. B. Augen oder Haut werden
angeboten.
„Ein Spender, der mit dem Geld einen bescheidenen Teeladen eröffnet hatte, sagte: ‚Ich wäre auch
bereit, eines meiner Augen oder eine Hand zu verkaufen, wenn man mir den entsprechenden Preis
bieten würde.‘“43
Natürlich ist es nicht auszuschließen, dass mit der Zunahme der Operationstechniken bei der Le-
bendspende auch Teile der Leber, des Pankreas oder der Lunge zum Handel angeboten werden
könnten.
Die folgenden Prozentzahlen beziehen sich auf diejenigen, die nachuntersucht wurden.
Mögliche Folgen:
Blutungen können sofort nach der Entnahme auftreten,
retroperitoneale Infektionen und Lungenembolien (0-7%),
chronische Infektionen der Harnwege (1,9- 16%),
Hernien (3,6%),
Obstruktionen (Verschluss, Verstopfung, Verlegung) der Eingeweide.
7,6% bis 11,4 % der PatientInnen berichten über lokale Wundschmerzen zwischen 1 und 19 Jah-
ren nach der Entnahme.
Es kann zur Proteinurie (30-40%) und lokaler Glomerolosklerose kommen, also zur Schädigung
der verbleibenden Niere.
Unterschiedliche Angaben gibt es zur Hypertension. Das Risiko beträgt zwischen 2,4% und 45%
nach Angaben verschiedener Autoren und Untersuchungen. Andere Autoren sind der Meinung,
dass das Risiko nicht höher ist als bei der allgemeinen Bevölkerung, die sich nicht explantieren
lässt. Außerdem kann eine engere genetische Verwandtschaft zwischen den „SpenderInnen“ das
Risiko erhöhen, dass die „SpenderIn“ die gleiche Nierenerkrankung bekommt wie die „Empfän-
gerIn“.44
Natürlich darf nicht vergessen werden, dass der Verkauf von Teilen des eigenen Körpers sich auch
psychisch auswirken kann (Vgl. S. 40). Die folgende Aussage einer Frau verdeutlicht den Zusam-
menhang zwischen dem möglichen Verlust der Selbstachtung und dem Verkauf des eigenen
Körpers. „Eine zweifache Mutter, die - nachdem ihr Mann seine Arbeit verloren hatte - eine ihrer
Nieren verkauft hatte, stellte fest: »Es gab nur eines, was ich verkaufen konnte, ohne meine
Selbstachtung zu verlieren: eine Niere.«“45
43
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Information 2 Organhandel
Organhandel – Die „EmpfängerInnen“/KäuferInnen
Die „EmpfängerInnen“ kaufen sich die Organe sehr häufig, weil ihnen die Wartezeit auf ein Organ
von einem „Hirntoten“ zu lang erscheint, die Dialyse sie zu sehr belastet, die Verwandten nicht
„spenden“ wollen oder können oder weil ihnen mitgeteilt worden ist, dass sie als „EmpfängerInnen“
nicht in Frage kommen. Oftmals gegen den Rat der Ärzte kaufen sie sich die Organe im Ausland.
46 Daul, A.E. u.a.: Kommerzielle Nierentransplantation in der „Dritten Welt“. Dtsch. med. Wochenschrift 121 (1996), S. 1341-
1344.
47 Abuna, G. M. Sabawi, M. M., Kumar, M.S.A., and Samhan, M.: Commercialism and Rewarded Gifting. The Negative Impact of
Paid Organ Donation. In: Land, W. & Dossetor, J. B.: Organ Replacement Therapy: Ethics, Justice and Commerce. Springer
1991, S. 164ff.
44
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Arbeitsblatt 1 Organhandel
Organhandel - Die Kosten
Die Empfänger zahlten für neue Niere einschließlich der Operation unter 50.000 DM. 68%
bezahlten zwischen 13.000 und 20.000 US-Dollar. Nieren wurden für 1500, eine Netzhaut für 4000
und ein Stück Haut für 50 Dollar angeboten. Beispielsweise wurde darüber berichtet, dass ein Auge
für 8000 DM oder Haut für 30 DM pro Quadratinch angeboten wurden.48
Die Ärzte bekamen 34,2% der Summe, die Kliniken 29%, die „Spender“ 23,4% und die Vermittler
13%.
Nach einer DPA-Meldung vom 27.10.1993 hat die DAK sich geweigert, einem Autohändler den
Kauf einer Niere in Bombay (35.000 US-Dollar) zu bezahlen. Das Sozialgericht Lüneburg wies die
Klage (Aktenzeichen: S 9 Kr 19/93) des Kaufmanns mit der Begründung ab, dass die Kasse aus
„ethisch-moralischen Gründen“ die Zahlung verweigern dürfe, da die „Lebendspende auf Kosten
der Armen ginge und ein Organhandel dadurch begünstigt werde.“49 Zum Zeitpunkt einer Veröf-
fentlichung von DAUL u.a. aus der Uni-Klinik Essen (1996) lag eine Weigerung deutscher Kran-
kenkassen vor, anfallende Kosten zu übernehmen.50 Demgegenüber hat eine private Krankenkasse
die „Kosten für den Trip nach Bombay ... zum größten Teil“ für R. Weber erstattet, der sich im Ja-
nuar 1994 eine Niere für 27.000 DM kaufte.51
Aufgaben:
Lesen Sie sich die Verbotsvorschriften des TPG (§ 17 Verbot des Organhandels) und die
Straf- und Bußgeldvorschriften (§ 18 Organhandel ) durch.
Diskutieren Sie folgende Fragen in Kleingruppen:
1. Ist die Vermarktung des menschlichen Körpers wirklich unausweichlich?
2. Welche Alternativen sehen Sie?
3. Präsentieren Sie die Ergebnisse der Gruppendiskussion auf Folie, Flipchart oder
Stellwand.
48 Pater, S. & Raman, Ashwin. Organhandel. Ersatzteile aus der Dritten Welt. Lamuv 2. Auf. 1991, S. 19.
49 Quelle: DPA am 27.10.1993. Medizin/Urteile: Krankenkasse muss nicht für die Spenderniere bezahlen. Bas397 3 vm 343 vvvvb
dpab0427. Dpa kt/ek pi mr 271532 Okt 93
50 Daul, A.E. u.a. Kommerzielle Nierentransplantation in der „Dritten Welt“. Dtsch. med. Wochenschrift 121 (1996), 1344.
Vgl. Schreiber, und Holznagel. Unkorrigiertes Exemplar des Protokolls. 13. Wahlperiode. Ausschuß für Gesundheit. 67. Sitzung
am Mittwoch, dem 09.10.1996, S. 47.
51 Das Sonntagsblatt. Ich habe ihn mit Geld gelockt. Nr. 44, 3.11.1995, S.3.
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Statistik 1 Transplantation
Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode, Drucksache 14/868, MEIER DRUCK BT 14/868 8
04.05.99
Tabelle 1
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Statistik 2 Transplantation
Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode, Drucksache 14/868, MEIER DRUCK BT 14/868 8
04.05.99
Tabelle 2
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Statistik 3 Transplantation
Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode, Drucksache 14/868, MEIER DRUCK BT 14/868 8
04.05.99
Tabelle 3
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Statistik 4 Transplantation
Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode, Drucksache 14/868, MEIER DRUCK BT 14/868 8
04.05.99
Tabelle 4
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Statistik 5 Transplantation
Die Warteliste - „Angebot“ und Nachfrage
Deutschlant: 1999
Patientenzahl: Niere Leber Pankreas – Niere Herz Lunge Herz-Lunge
Auf Warteliste* 9513 425 147 495 242 38
Transplantiert** 1905 719 209 480 125 20
Leber: 1999
Patientenzahl: Österreich Belgien und Deutschland Niederlande
Luxemburg
Auf Warteliste* 58 60 425 46
Transplantiert** 145 177 719 95
Niere: 1999
Patientenzahl: Österreich Belgien und Deutschland Niederlande
Luxemburg
Auf Warteliste* 764 794 9513 1322
Transplantiert** 386 438 1905 346
Lunge: 1999
Patientenzahl: Österreich Belgien und Deutschland Niederlande
Luxemburg
Auf Warteliste* 22 23 242 58
Transplantiert** 66 28 125 17
Herz: 1999
Patientenzahl: Österreich Belgien und Deutschland Niederlande
Luxemburg
Auf Warteliste* 62 21 495 30
Transplantiert** 94 91 480 43
50
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Statistik 6 Transplantation
Transplantationen in Deutschland
1998 1999 2000 2001 2002
Niere 2 340 2 275 2219 2293 2325
- davon 343 380 346 388 443
Lebendspende
Herz 542 500 418 394 395
- davon 13 15
Herz/Lunge
Leber 722 757 780 755 752
- davon 25 41 90 95 85
Lebendspende
Lunge 131 146 158 125 198
- davon 14 20 ? ? ?
Herz/Lunge
Stand: 04.01.2004
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Statistik 7 Transplantation
Der Tod auf der Warteliste - Sterben, »aus Mangel an Spenderorganen«?
Organspenden in Deutschland
1999 2000 1999-2000 1999 2000 1999-2000
Spender- Spender- Veränderung Realisierte Realisierte Veränderung
meldungen meldungen Organspenden Organspenden in %
in %
Total pro 1 Total pro 1
Mio. Mio.
EW EW
Deutschland 2356 2410 2,29% 1039 12,7 1026 12,5 -1,25%
Baden-
Württemberg 293 290 -1,02% 107 10,2 121 11,6 13,08%
Bayern 322 417 29,50% 148 12,2 177 14,6 19,59%
Mitte 294 305 3,74% 128 11,5 118 10,6 -7,81%
Nord 471 471 0,00% 206 15,8 197 15,1 -4,37%
Nordost 232 248 6,90% 132 17 119 15,3 -9,85%
Nordrhein-
Westfalen 474 425 -10,34 205 11,4 159 8,8 -22,44%
Ost 270 254 -5,93% 113 11,8 135 14,1 19,47%
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Information Statistik
Ursachen des behaupteten Organmangels
„Nur“ etwa 5.000 Menschen erleiden jährlich in der Bundesrepublik Deutschland den „Hirntod“.
Die Krankenhäuser haben im Vergleich zu 1999 im Jahr 2000 mehr mögliche
OrganspenderInnen gemeldet. Allerdings kamen die möglichen OrganspenderInnen aus
medizinischen Gründen „als Spender nicht in Frage”, so Prof. Dr. Martin Molzahn, Vor-
standsvorsitzender der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), die für die Organisation
der Organspende in Deutschland zuständig ist.
Im Jahr 2000 haben Angehörige häufiger eine Organentnahme abgelehnt (Prof. Dr. Martin
Molzahn, (DSO).
Die Zahl der »hirntoten« PatientInnen sinkt zusätzlich mit jeder Verbesserung im Bereich der
Verkehrssicherheit (Airbag, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Anschnallpflicht).
Auch Verbesserungen in der Diagnostik und Therapie von Hirnerkrankungen können Fallzahlen
sinken lassen.
Gleichzeitig steigt die Anzahl derjenigen, die auf die Warteliste gesetzt werden.
Hohes Alter oder eine schwere Erkrankung wie Krebs sind seltener als noch vor Jahren ein
Grund, jemanden nicht auf die Warteliste zu setzen. Auch Säuglinge und Kleinkinder werden
häufiger transplantiert.
Mit einer Zunahme der Transplantationen steigt auch die Zahl der Retransplantationen
Fazit:
Die Kluft zwischen Organnachfrage und -angebot ist ein strukturelles Problem und wird nicht
zu beheben sein. Denn je mehr Transplantationen gelingen, desto eher wird eine Transplantation
zur „Therapie der Wahl“ für weitere Erkrankungen.
Der Sprachgebrauch, dass eine PatientIn „vorzeitig“ gestorben ist, weil sie kein Organ erhalten
hat, verdrängt den Blick auf die eigentliche Todesursache, nämlich eine schwere Nieren-, Leber-
oder eine andere Organerkrankung.
Eine Bringschuld entsteht durch diese Argumente: Wer keinen „Spendeausweis“ hat oder die Zu-
stimmung verweigert, wird für den „vorzeitigen“ Tod eines anderen Menschen verantwortlich
gemacht. Gleichzeitig wird der Eindruck erzeugt, dass jede/r kranke PatientIn, der/die auf ein
Organ wartet, ein Organ bekommen könnte.
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