Bias Einstellung
Bias Einstellung
de
BIAS-Einstellung
Edition 5 / Januar 2007
D. Munzinger
Vorwort
Es kann nicht oft genug gesagt werden: Röhrenverstärker arbeiten mit Spannungen bei
denen Lebensgefahr besteht. Auch wenn sie ausgeschaltet und vom Netz getrennt sind,
können Kondensatoren immer noch genügend Ladung gespeichert haben, die zu
schmerzhaften und gefährlichen Verletzungen führen kann. Zusätzlich zur Gefahr für
das eigene Leben besteht bei unsachgemäßer Handhabung auch eine erhebliche
Gefahr für den Verstärker.
Ein gründliche Lektüre dieser Dokumentation vor Arbeitsbeginn ist von daher sehr
sinnvoll. Danach sollte man sich ganz offen die Frage stellen: “Bin ich in der Lage die
Einstellung selbst vorzunehmen oder gehe ich lieber zu einem Fachmann?”
Ehrlichkeit ist hier oberstes Gebot, eine Selbstüberschätzung kann schnell zu fatalen
Fehlern führen.
Ist man sich unsicher, ist der Gang zu einem Techniker auf alle Fälle vorzuziehen.
Die Vakuumröhre hat jedoch sehr viele Vorteile: als Hauptvorteil gilt natürlich der Klang
selbst. Dieser wird als für das menschliche Ohr sehr angenehm empfunden und kann
mit Transistortechnik nur schwierig oder gar nicht nachempfunden werden. Und durch
den einfachen Austausch von Röhren lässt sich der Grundklang des Verstärkers
umfangreich beeinflussen. Auch dies ist mit Transistortechnik kaum möglich und setzt
meist umfangreiche Umbaumaßnahmen voraus.
Erst ein richtig eingestellter Röhrenverstärker bringt den Sound, den man von einem
solchen Gerät erwartet und stellt zudem sicher, dass die Röhren lange ihren Dienst
verrichten und das Gerät keinen Schaden nimmt.
Mit dem Bias wird der Strom, der durch eine Röhre fließt, gesteuert und der Arbeitspunkt
der Röhre definiert um ein sofortiges Ansprechen der Röhre beim Anlegen eines Signals
sowie dessen saubere Übertragung zu gewährleisten. Man kann dies zur Illustration
auch mit der Leerlaufdrehzahl eines Motors vergleichen.
Die Art des Arbeitspunktes und der Einstellung hängt vom Verstärkertyp ab.
Über den Röhrentyp wird die sogenannte Anodenverlustleistung festgelegt. Sie ist zur
Berechnung des Ruhestroms notwendig. Die Bias-Einstellung muss in der Regel auch
nur bei Endröhren, also in der Endstufe selbst erfolgen; Vorstufenröhren werden
normalerweise alle über Kathodenwiderstände automatisch auf einen definierten
Arbeitspunkt eingestellt. Jegliche Einstellarbeiten sollten immer mit angeschlossener
Last durchgeführt werden. Diese Last kann entweder ein Lautsprecher oder eine
Dummy-Last (Leistungswiderstand) sein. Fehlt diese Last besteht die Gefahr, dass der
Ausgangsübertrager zerstört wird.
Sicherheitshinweis
Sicherheitshinweis
Röhrenverstärker
Röhrenverstärker arbeiten
arbeiten mit
mit sehr
sehr hohen
hohen Spannungen.
Spannungen. Da Da die
die
Ruhestrom-Einstellung
Ruhestrom-Einstellung „unter
„unter Spannung“
Spannung“ durchgeführt
durchgeführt werden
werden muss,
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besteht
besteht bei
bei unsachgemäßer
unsachgemäßer Handhabung
Handhabung LEBENSGEFAHR.
LEBENSGEFAHR. Wer Wer keine
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Erfahrung
Erfahrung imim Umgang
Umgang mit
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so hohen
hohen Spannungen
Spannungen hat hat sollte
sollte sich
sich deshalb
deshalb
besser
besser an
an einen
einen Fachmann
Fachmann wenden.
wenden.
Ferner
Ferner wird die Verwendung eines
wird die Verwendung eines Trenntransformators
Trenntransformators empfohlen,
empfohlen,
welcher
welcher zwar
zwar keinen
keinen 100%
100% Schutz
Schutz darstellt,
darstellt, aber
aber zumindest
zumindest eineeine
Trennung
Trennung zum
zum Erdpotential
Erdpotential ermöglicht
ermöglicht sowie
sowie die
die Absicherung
Absicherung durch
durch einen
einen
FI
FI (Fehlerstromschutzschalter).
(Fehlerstromschutzschalter).
Anodenspannung
Um die Anodenspannung des Verstärkers festzustellen, sollte diese direkt am Röhren-
sockel der Endröhren gemessen werden. Bei den gängigen Oktalsockeln wird diese zwi-
schen Pin 3 und Pin 8 mittels eines Voltmeters gemessen. Dadurch wird sicher gestellt,
dass die wirklich anstehende Spannung erfasst wird und keine Verfälschung durch vor-
geschaltete Bauteile erfolgt.
Am einfachsten lässt sich diese Spannung messen, indem man die Endröhren entfernt
und “von ob” im Sockel misst (Messbereich auf Gleichspannung stellen). Die gemessene
Spannung liegt dann im Normalbetrieb – also unter Last - etwas tiefer als im Leerlauf;
bei 450 Volt ohne Last kann man in der Regel von 420-430 Volt unter Last ausgehen.
Die ganzen Werte sind nicht zu eng zu sehen, da die Speisespannung selbst, also die
Spannung aus der Steckdose, von Region zu Region und von Tag- und Nachtzeit
unterschiedlich stark schwanken kann.
Hier noch der Blick von oben auf den Röhrensockel:
Röhrentyp
Die Feststellung des verwendeten Röhrentyps gestaltet sich meist sehr einfach, da
dieser entweder dokumentiert oder auf den Endröhren selbst aufgedruckt ist.
Verstärkertyp
Die Feststellung des Verstärkertyps kann hingegen schon etwas komplizierter werden.
Üblicherweise sollte er in den Unterlagen angegeben sein, die dem Verstärker beiliegen
oder über den Hersteller selbst in Erfahrung gebracht werden. Allerdings gibt es Herstel -
ler, die es mit dieser Angabe nicht ganz genau nehmen. Dies ist aber die Ausnahme.
Allgemein kann man sagen, dass bei Verstärkern mit hoher Leistung eine Gegentakt-
schaltung / Class AB vorliegt, bei Verstärkern mit geringer Leistung meist eine reine
Class A Schaltung Verwendung findet. Falls die Leistung des Verstärkers bekannt ist
kann man hieraus auch ein paar Rückschlüsse ziehen:
Ein 50 Watt Verstärker mit zwei 6L6 oder EL34 ist ebenso wie ein 100 Wattverstärker
mit vier 6L6 oder EL34 Gegentakt. 100 Watt mit zwei KT88 ist ebenfalls sehr extrem und
auf alle Fälle Gegentakt. Ein kleiner Fender-Verstärker mit einer 6V6 und 3 Watt
Leistung arbeite in Class A Betrieb. Den Class A Betrieb findet man sehr oft im
Audio/Highendbereich, weniger im Gitarren- oder Bassverstärkerbereich. Hier wird
heutzutage primär auf Class AB also Gegentakt gesetzt.
Widerstandsmessverfahren
Die Messung des Ruhestroms erfolgt in der Praxis meist unter Zuhilfenahme eines
Messwiderstandes. Dieser Widerstand ist direkt in die Kathodenleitung eingelötet und
hat einen Wert von 1 Ohm / 2 Watt mit sehr geringer Toleranz.
Über diesem Widerstand kann ein Spannungsfall gemessen werden, welche bei einem
1 Ohm Widerstand aufgrund des „Ohmschen Gesetzes“ gleich dem Strom durch die
Röhre ist.
Etwas Theorie...
Das ohmsche Gesetzt besagt
I=U/R
entspricht. Da der Messwiderstand einen Wert von 1 Ohm hat, ist der Spannungsfall, der
über dem Messwiderstand gemessen wird dem Strom gleichzusetzen.
In der Praxis sieht das dann so aus, dass das Messgerät auf einen Spannungs-
Messbereich einzustellen (Beispiel: 200 mV) und parallel zum Messwiderstand
anzusetzen ist. Wird nun ein Wert von 40 mV gemessen, so entspricht dieser auch
genau dem Strom – also 40 mA.
Bewegt sich der gemessene Wert außerhalb des zulässigen Bereiches, muss die
Vorspannung nachgeführt werden bis der Ruhestrom korrekt ist – normalerweise mittels
dafür vorgesehene Potentiometer.
Besitzt man einen Verstärker, der nicht über solch eine Einstellmöglichkeit verfügt, kann
man diese nachträglich einbauen (lassen).
Hilfsmittel
Besitzt man einen Verstärker, bei dem vom Hersteller keine Messmöglichkeit vorgesehen
ist (Messwiderstand in der Kathodenleitung) kann man diese selbst nachrüsten. Dies kann
aber besonders schwierig bei Verstärkern werden, die auf Platinen aufgebaut sind.
In solch einem Fall kann man eine alternative Methode zur Strommessung durchführen,
die sogenannte “Shunt Methode”.
Das hierbei verwendete Amperemeter sollte von sehr guter Qualität sein und der
Innenwiderstand des Messwerkes nahezu Null Ohm betragen, somit quasi einen
Kurzschluss darstellen, da man sich die Tatsache zunutze machen möchte, dass der
Strom immer den Weg des geringsten Widerstandes nimmt. Hierbei muss der
Stromfluss der durch den Übertrager fliesst durch das Messgerät umgeleitet werden.
Wichtig:
Diese Methode sollte nur von Personen durchgeführt werden, die eine entsprechende
Sicherheit im Umgang mit diesen Strömen und Spannungen sowie der Messtechnik
haben, da man hier ganz schnell einen echten Kurzschluss bauen und den Verstärker
schädigen kann. Weiterhin muss wirklich sicher gestellt sein, dass das Verwendete
Messgerät von sehr guter Qualität ist, damit das Messergebnis nicht getreu dem Motto
“wer misst, misst Mist” verfälscht wird – mathematisch könnte man sagen
Zurück Messaufbau:
Das Messgerät wird auf den Amperebereich (200 mA) gestellt und parallel zu einer
Hälfte des Ausgangsübertragers geschaltet - das ist in der Regel jeweils der Anschluss
ganz außen zu dem Anschluss in der Mitte.
Bei manchen Transformatoren ist noch ein zusätzlicher Anschluss vorhanden, der
zwischen dem äußeren und dem mittleren Anschluss liegt und auf die Schirmgitter der
Röhre zurück geht. Dieser Anschluss ist selbstverständlich zu ignorieren!
Wenn das Messgerät wie beschrieben angeschlossen und der Verstärker angeschaltet
ist und nicht auf Standby läuft, wird der Ruhestrom gemessen, der durch den Übertrager
fließt und die Summe aller Ströme pro Röhrenseite darstellt.
Allerdings interessiert jetzt nicht primär die Summe, sondern der Ruhestrom, der durch
eine Röhre fließt, da sich darauf die Berechnungen stützen. Hat man in seiner Class AB
Endstufe nur ein Röhrenpaar so entspricht der gemessene Strom dem Strom durch eine
Röhre; hat man allerdings eine Endstufe mit mehr als zwei Endröhren so ist der
gemessene Wert durch die Anzahl der Röhren pro Seite zu teilen. Bei einer Bestückung
mit vier Röhren wären pro Seite also zwei Röhren zuständig und der Messwert ist durch
zwei zu teilen. Bei 6 Röhren muss durch 3 geteilt werden und bei 8 durch 4.
Die Nachteile
Auf den ersten Blick ist diese Art der Ruhestrommessung einfach und ohne zusätzlich
Hilfsmittel durchzuführen. Allerdings hat sie auch gewisse Nachteile weshalb diese Art
der Ruhestrommessung nicht sonderlich zu empfehlen ist.
Als erstes muss man nochmals betonen, dass das verwendete Messgerät von sehr
guter Qualität sein muss. Ein einfaches Messgerät aus der Fundgrube um die Ecke ist
hierbei die falsche Grundlage. Bei vielen Verstärkern lässt sich die Messspitze nur sehr
schwer oder gar nicht am Transformator befestigen, weshalb man diese mit der Hand
frei halten muss. Dies erhöht selbstredend die Gefahr eines Ausrutschers, was im
besten Fall zu einer defekten Sicherung führt. Zur Not könnte man an den
Ausgangsübertragern ein paar Lötösen anlöten um die Messspitzen zu befestigen.
Zu guter Letzt sollte man sich noch vor Augen halten, dass man hierbei immer den
Gesamtstrom misst und nicht jede Röhre im einzelnen, weshalb Röhren, die ihre Werte
verändert haben – oder auch defekt sind - nicht weiter auffallen.
Misst man z.B. 80 mA über dem Übertrager bei zwei Röhren pro Seite, so kann durch
eine Röhre dennoch 50 mA und durch die andere 30 mA fließen – auffällig ist das bei
dieser Messung erst einmal nicht ...
Dennoch gibt es Leute, die diese Messmethode bevorzugen und diese auch erfolgreich
einsetzen – im Zweifelsfall ist das dem eigenen Geschmack überlassen ...
Summe Ruhestrom [I] = Spannungsfall über Übertrager [U] / Widerstand Übertragers [R]
Aber auch hier gilt, dass der gemessene bzw. errechnete Strom dem Gesamtstrom durch
alle Röhren pro Übertragerseite entspricht und dieser erst nochmals durch die Anzahl der
vorhanden Röhren pro Seite geteilt werden muss, um den Strom pro Röhre zu ermitteln.
Alternativ lässt sich auch der Soll-Ruhestrom mit der Anzahl der vorhandenen Röhren
multiplizieren und das Produkt als Basis für die Einstellung verwenden.
Einstellwerte für Class AB / Gegentakt
Nachdem man sich für eines der Messverfahren entschieden und alles soweit
vorbereitet hat, steht der eigentlichen Einstellarbeit nichts mehr im Weg. Doch der
wichtigste Parameter fehlt noch und zwar der Wert, auf den der Ruhestrom eingestellt
werden soll. Dieser lässt sich entweder einfach errechnen oder aber der weiter unten
aufgeführten Wertetabelle entnehmen.
Wird die Röhre auf die Werte eingestellt, die in dieser Tabelle aufgeführt sind, so kann
man davon ausgehen, dass die Röhre in einem stabilen Bereich arbeitet. Sie wird auch
nicht unnötig stark belastet, was sich auf die Lebensdauer positiv bemerkbar macht. Um
aber das Feintuning durchzuführen, sollte man die Röhre auf verschiedene Werte
innerhalb des zuverlässigen Bereiches einstellen und hören was besser gefällt. Die
Unterschiede können von kalter zu heißer Einstellung je nach Verstärker doch sehr
unterschiedlich sein.
Wie man anhand der Formel sehen kann, ist der Maximalwert auf 70 % der absoluten
zulässigen Leistung definiert. Das bedeutet, dass immer noch ca. 30% Reserve nach
oben besteht. Die Praxis hat gezeigt, dass sich der Klang nur noch sehr gering ändert,
wenn man über diese 70% Grenze geht, sich andererseits die Lebensdauer der Röhren
doch erheblich stärker verkürzt. Dies sollte aber nicht davon abhalten auch mal eine
80% oder 90 % Einstellung zu testen, um dann selbst zu entscheiden.
In der Tabelle ist jeweils ein Wertepaar angegeben, das den minimal und maximal
zulässigen Ruhestrom pro Röhre bei einer bestimmten Anodenspannung definiert.
Beispiel: der verwendete Verstärker arbeitet mit einer Anodenspannung von 500 V und
verwendet EL34 Röhren. Dies würde laut Tabelle einen Einstellbereich von 25 – 35 mA
bedeuten.
Röhrenformeln
Röhrenformeln für
für Push-Pull
Push-Pull //
Gegentaktverstärker
Gegentaktverstärker
Die
Die Berechnung
Berechnung derder Wertebereiche
Wertebereiche für
für
die
die Ruhestromeinstellung
Ruhestromeinstellung hat
hat nichts
nichts
mit
mit Hexerei
Hexerei zu
zu tun,
tun, sondern
sondern erfolgt
erfolgt auf
auf
einfachste Art:
einfachste Art:
AV
AV == Anodenverlustleistung
Anodenverlustleistung in
in Watt
Watt
AS = Anodenspannung in
AS = Anodenspannung in VoltVolt
Minimalwert
Minimalwert [mA]
[mA] == (AV
(AV ** 500)
500) // AS
AS
Maximalwert
Maximalwert [mA]
[mA] == (AV
(AV ** 700)
700) // AS
AS
BIAS-Einstellwerte für Push-Pull / Class AB Verstärker
Anodenspannung [V] [mA] 250 300 350 400 450 500 550 600 MPI[W]
Typ
6550 SED Min. 70 58 50 44 39 35 32 29 35
Max. 98 82 70 61 54 49 45 41
6550 EH Min. 84 70 60 53 47 42 38 35 42
Max. 118 98 84 74 65 59 53 49
EL34 Min. 50 42 36 31 28 25 23 21 25
Max. 70 58 50 44 39 35 32 29
KT77 JJ Min. 50 42 36 31 28 25 23 21 25
Max. 70 58 50 44 39 35 32 29
6L6 25 W Min. 50 42 36 31 28 25 23 21 25
Max. 70 58 50 44 39 35 32 29
6L6 GC 30 W Min. 60 50 43 38 33 30 27 25 30
Max. 84 70 60 53 47 42 38 35
6V6 JJ Min. 28 23 20 18 16 14 13 12 14
Max. 39 33 28 25 22 20 18 16
6V6 Min. 20 17 14 13 11 10 9 8 10
Max. 28 23 20 18 16 14 13 12
KT66 Min. 50 42 36 31 28 25 23 21 25
Max. 70 58 50 44 39 35 32 29
KT88 JJ Min. 84 70 60 53 47 42 38 35 42
Max. 118 98 84 74 65 59 53 49
KT88 Min. 80 67 57 50 44 40 36 33 40
Max. 112 93 80 70 62 56 51 47
EL84 Min. 24 20 17 15 13 12 11 10 12
Max. 34 28 24 21 19 17 15 14
Unter Umständen sind die klanglichen Ergebnisse, die mit einer „heißen“ Einstellung
erreicht werden, sehr gut: der Verstärker klingt voller und dynamischer. Allerdings wirkt
sich dies direkt auf die Lebensdauer der Röhren aus – sie wird sich verkürzen! Wenn
man sich also entschlossen hat, den Verstärker im oberen Strombereich zu betreiben,
muss man auch bereit sein, die Röhren öfters zu wechseln.
Durch eine „kalte“ Einstellung wird das genaue Gegenteil erreicht, allerdings kann es
dann sein, dass der Verstärker etwas dünn und lustlos klingt. Aber im Endeffekt
entscheidet – wie so oft – der eigene Geschmack (und der Geldbeutel)
Class A Verstärker
Verstärker, die auf Basis von Class A aufgebaut sind, sind oft im Audio- und Highend
Bereich anzutreffen. Der Anteil an reinen Class-A Verstärkern bei Gitarren- und
Bassverstärkern ist dagegen eher gering, da im Vergleich zu Class AB nur eine sehr
geringe Ausgangsleistung erzielt wird bzw der Aufwand für hohe Ausgangsleistungen
weit aus aufwenidiger ist als mittels Gegentaktschaltungen.
Anders als bei Class AB wird beim Class A Verstärker ein Arbeitspunkt errechnet, auf
den dann die Röhre eingestellt wird. Dies hängt mit der eigentlichen Funktionsweise
dieser Schaltung zusammen.
Beispiel: wird ein Class-A Verstärker mit einer EL34 betrieben, an der eine
Anodenspannung von 250 V anliegt, so ist die maximale Anodenverlustleistung bei einer
EL34 auf 25 Watt festgelegt.
Somit ist der Ruhestrom dieser Röhre auf 100 mA einzustellen. Das Messen des
Ruhestroms selbst verhält sich analog zu dem bereits vorgestellten Messverfahren.
Stabile Einstellungen
Besonders neue Röhren benötigen eine gewisse Zeit – meist mehrere Betriebsstunden
– bis diese stabil arbeiten und der Arbeitspunkt nicht mehr verläuft. Werden bei einem
Verstärker neue Endstufenröhren eingesetzt, sollte man sich daher mit der Einstellung
ein paar Stunden Zeit lassen, damit man den optimalen und stabilen Arbeitspunkt findet.
Hierzu bietet es sich an, nach dem Röhrentausch die neuen Röhren grob auf den
ermittelten Wert einzustellen und die Endstufe ca. einen halbe Stunde – besser auch
eine Stunde – unter Last zu betreiben.
Röhrenauswahl
Da die auf dem heutigen Markt verfügbaren (Gitarren/Bass)-Röhrenendstufen meist nur
über eine Bias-/Ruhestromeinstellmöglichkeit für alle Endröhren verfügen, ist beim
Röhrenwechsel darauf zu achten, dass wieder ausgemessene Röhren verwendet
werden. Diese Röhren sind von ihren elektrischen Eigenschaft her ähnlich und werden
meist als „matched“ oder „selected“ Sets angeboten.
Als Besitzer eines Verstärkers, der die Ruhestromeinstellung pro Röhre zulässt, ist man
auf diesen Zwang nicht angewiesen und kann unselektierte Röhren verwenden.
Dennoch ist es auch hier ratsam zumindest Röhren zu verwenden, die nahe bei
einander liegen.
Wichtig: Bei einem Röhrendefekt sollte unbedingt der komplette Röhrensatz pro Kanal
ausgetauscht werden - die Wahrscheinlichkeit für weitergehende Defekte am Verstärker
ist sonst stark erhöht!
Der für die Praxis interessante Arbeitsbereich liegt dort, wo die Kennlinie die geringste
Krümmung aufweist und “nahezu” linear arbeitet, aber dennoch nicht die zulässige
Leistung der Röhre überschreitet. Im Diagramm rechts wäre dies der linke Bereich vor
der 25 Watt Linie zum Beispiel auf der -15 V Line ab ca. 120 V Anodenspannung. Im
direkten Vergleich hierzu weist die -5 V Linie eine weitaus stärkere Krümmung im
zulässigen Bereich auf und wird erst jenseits der 25 W Grenze linear, aber da ist es zu
spät und die Röhre ist reichlich überlastet, was sich durch rot glühende Anodenbleche
zeigen sollte.
Doch damit nicht genug, denn jede Röhren, auch wenn diese vom gleichen Typ und
Hersteller ist, verhält sich nochmals etwas anders, als alle anderen Röhren. Sprich die
Arbeitslinien verschieben sich immer etwas zueinander und haben auch nie den
gleichen Verlauf – ähnlich wie bei einem Fingerabdruck: es gibt nie einen genau
gleichen zweiten Abdruck.
Auch andere Bauteile nehmen im Signalweg der Röhre zusätzlich Einfluss auf die
Arbeitsweise, wie zum Beispiel der Ausgangsübertrager, der ohmsche und induktive
Widerstände aufweist. Auch bei den Ausgangsübertragern wird es nie zwei absolut
identische Exemplare geben. Hier weisen selbst die beiden Primärwicklungen bei einem
Gegentaktübertrager normalerweise unterschiedliche Widerstandswerte und
Impedanzen auf.
Wenn für jede Röhre ein Bias-Potentiometer vorhanden ist, lassen sich die Röhren
nahezu auf den gleichen Wert einstellen, wobei auch hier nie eine Punktlandung möglich
ist und sich die Werte mit fortschreitender Erwärmung, Belastung und Alterung der
Röhre auch wieder etwas ändern.
Etwas problematischer wird die Sache bei Verstärkern, die nur ein gemeinsames Bias-
Potentiometer haben. In diesem Fall bietet es sich an, die Röhren auf einen Mittelwert
einzustellen, wobei hierbei mit einer größeren Abweichung zu rechnen ist, was aber –
besonders bei Gitarrenverstärkern – nicht weiter tragisch ist.
In der Praxis können die Endröhren dann schon mal 5 mA auseinander liegen, aber der
Verstärker funktioniert dennoch problemlos. Nehmen wir an der „beste“ Arbeitsbereich
liegt bei 35 – 40 mA, dann sollte man die Röhren so einstellen, dass sich diese alle
innerhalb dieses Arbeitsbereiches befinden. Wichtiger ist hierbei darauf zu achten, dass
die maximale Anodenverlustleistung nicht überschritten wird, da diese um ein Vielfaches
gefährlicher ist als ein paar mA Unterschied im Ruhestrom.
Ein weiteres Problem, das in der Praxis häufig vorkommt ist, dass sich die Röhren nicht
in den zulässigen Arbeitsbereich einstellen lassen, weil der Regelweg des
Potentiometers nicht ausreichend groß ist und die Röhren zu viel Strom ziehen. In
diesem Fall gilt es zu prüfen wie stark der zulässige Strom überschritten wird und dann
abzuwägen, ob dies noch vertretbar ist oder nicht. Wie bereits erwähnt, decken die in
der Wertetabelle weiter vorne aufgeführten Werte einen Bereich von 50 – 70 % der
zulässigen Leistung ab, was bedeutet, dass bis zur absoluten Belastungsgrenze immer
noch 30 % Reserve vorhanden sind. Liegt die Röhre bei einer Belastung von 80 % oder
90 %, befindet sich diese immer noch innerhalb des zulässigen Leistungsbereiches, wird
aber eben schneller abbauen.
Wird hingegen die 100% Grenze überschritten, sollte man die Röhren entweder durch
Exemplare austauschen, die weniger Strom ziehen oder den Bias-Poti bzw. den Zweig
der Bias-Spannung ändern, sodass hier ein größerer Einstellbereich zur Verfügung
steht. Dies bedeutet in der Praxis oft nur den Austausch des Potis und eines weiteren
Widerstandes, ist vom Aufwand gering und die Sache auf alle Fälle wert.