Novene Zum Erzengel Gabriel - 02-05-2020 PDF
Novene Zum Erzengel Gabriel - 02-05-2020 PDF
heiligen Erzengel
Gabriel
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Imprimatur
Dom Raymundo Cardeal Damasceno de Assis
Silz, 4. Mai 2016
Imprimi potest
Rom, 21 de abril de 2016
P. Joachim Welz ORC, Generalprior
© 2019
Alle Rechte dieser Ausgabe liegen beim
Kreuzordenskloster St. Petersberg
6424 Silz, Tirol
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Einleitung
1. Innerer Aufbau dieser Novene
Diese Novene basiert auf den Erscheinun-
gen St. Gabriels vor Zacharias im Tempel
und vor der heiligsten Jungfrau Maria in
Nazareth. Sie ist wie ein geistlicher Weg
durch diese zwei biblischen Begebenhei-
ten, bei denen der Erzengel auf den Plan
trat. Dadurch soll gleichsam unser jetziges
Leben mit St. Gabriel und seiner Aufga-
be in Berührung kommen und Licht und
Kraft von ihm erhalten.
Die ersten Betrachtungen drehen sich
um die Erscheinung an Zacharias. Dabei
kommt unser eigener Widerstand gegen
das, was Gott will, und unser Mangel an
Vertrauen in die Macht und Güte Gottes
ans Tageslicht. Dann führt der Weg der
Betrachtung über den Dialog zwischen
St. Gabriel und Maria zu ihrer Antwort,
die sie im Namen der ganzen Menschheit
Gott gab: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn.
Mir geschehe nach deinem Wort.“ Es ist die
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Antwort, die Gott auch von einem jeden
von uns erwartet. „Mir geschehe“ im Ara-
mäischen, der Sprache Mariens, bedeu-
tet „Amen“. In diesem Wort, das wir am
Ende eines jeden Gebetes sprechen, ist ei-
gentlich der tiefste Sinn christlichen Betens
ausgedrückt.
Geht es bei unseren Gebeten nicht vor al-
lem darum, uns so erheben zu lassen, dass
die Seele bereit und fähig wird, Gott das
tun zu lassen, was Er will? Und wenn uns
Gott erst einmal offen und gefügig für Sei-
nen Willen antrifft, wird Er Sich auch be-
reit zeigen, uns in unseren Anliegen und
Nöten zu erhören.
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Eröffnungsgebet für jeden Tag
O Gott, Du hast den Erzengel Gabriel ge-
sandt, um die Menschwerdung Deines
Sohnes vorzubereiten. Wir bitten Dich,
sende uns auch heute diesen großen Erz-
engel zu Hilfe, damit wir von ihm vor-
bereitet werden, die Gnaden, die Du uns
gewähren möchtest, auf würdige Weise zu
empfangen.
Schau nicht auf unsere Sünden, durch die
wir Deiner Gaben unwürdig wurden. - Wir
bereuen sie von ganzem Herzen und bitten
um Deine Vergebung, damit wir von nun
an ein mit Dir versöhntes Leben führen
können. - Schau vielmehr auf die Antwort
der heiligsten Jungfrau Maria, welche Dir
von St. Gabriel übermittelt wurde: „Siehe,
ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach
deinem Wort“. Wir wollen uns diese Worte
zu eigen machen und sie Dir darbringen
mit der Bitte, Du mögest uns ihretwegen
das gewähren, worum wir Dich in dieser
Novene bitten (…).
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Das bitten wir Dich durch unseren Herrn
Jesus Christus, Deinen Sohn, Der nicht zö-
gerte Mensch zu werden, als Er das „Fiat
Mihi“1 Mariens hörte, und nachdem Er
unsere gefallene Menschennatur wieder-
hergestellt hat, mit Dir und dem Heiligen
Geist als Mensch lebt und herrscht in alle
Ewigkeit. Amen.
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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16
Betrachtung
St. Gabriel wurde zu Zacharias gesandt, um
ihm zu verkünden, dass seine Gebete erhört
worden sind, und in diesem Zusammen-
hang offenbarte er sich selbst mit folgenden
Worten: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht.
Ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden
und dir diese frohe Botschaft zu bringen“
(Lk 1, 19).
Mit diesen kurzen Worten offenbart der
Erzengel seinen Namen und seinen „Ur-
sprung“: woher er gekommen ist, um die-
se gute Botschaft zu bringen. „Ich stehe vor
Gott“ deutet eine große Nähe zu Gott an.
Das Buch der Offenbarung des Johannes
schildert uns, wie vor dem Thron Gottes
die vollkommene Ehrfurcht herrscht und
wie die vier Lebenden Wesen und die vier-
undzwanzig Ältesten unablässig Gott und
dem geopferten Lamm Lob und Dank dar-
bringen für Seine Wundertaten im Werk der
Schöpfung und der Erlösung (Vgl. Offb 4-5).
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Aber „vor Gott stehen“ meint auch, in die Plä-
ne und Ratschlüsse des Allerhöchsten mitein-
bezogen zu werden. Es ist etwas Lebendiges,
Belebendes und zutiefst Inniges. Die Person
wird im Innersten erschüttert, weil Gott sie
berührt. Sie beginnt zu jubeln und gerät außer
sich vor Freude. Alles in ihr ist offen vor dem
Göttlichen Licht und in diesem Licht, das alle
durchdringt, teilt Gott Seinen Heilsplan mit
uns Menschen auf Erden jenen mit, die Ihn im
Himmel umgeben. Und Er betraut sie mit der
Ausführung Seines Ratschlusses. Somit führt
das Stehen vor Gott zu einem Einbezogen-
werden in das Werk der Erlösung.
Siehe wie Gott handelt: Wenn Er an den
Menschen denkt, spricht Er mit dem Engel.
Damit stellt Er absichtlich den Engel zwi-
schen Sich und uns. Wenn wir uns daher
Gott nähern wollen, treffen wir zuerst den
Engel, den Er uns sendet, um uns zu er-
ziehen, zu führen, zu belehren und vorzu-
bereiten. So hat Er an Zacharias gehandelt
und ebenso an Maria, indem Er ihnen den
heiligen Erzengel Gabriel als Boten sandte.
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Bitten wir Gott, Er möge auch uns St. Ga-
briel zu Hilfe senden. Er, der den Eintritt
des Sohnes Gottes in die Welt vorbereitet
und Ihn zur Menschwerdung auf die Erde
begleitet hat, soll und will auch uns Führer
sein auf dem Weg, der von der Erde zum
Himmel führt.
Es empfiehlt sich, nach Möglichkeit während die-
ser Novene eine gut vorbereitete Beichte abzulegen
und die heilige Kommunion zu empfangen, um sich
ganz mit Gott zu versöhnen. Wenn wir so han-
deln, werden wir selber empfänglicher werden für
die Hilfe St. Gabriels, und er wird es leichter haben,
uns zu helfen und uns zu jener wunderbaren Er-
fahrung zu führen, die der hl. Paulus mit den Wor-
ten schildert: „Gott hat Seinen eigenen Sohn nicht
verschont, sondern Ihn für uns alle hingegeben -
wie sollte Er uns mit Ihm nicht alles schenken?“
(Röm 8, 32).
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Bitten
Komm zu uns, St. Gabriel,
du vor dem Thron des Allerhöchsten
Stehender,
der du zu den Menschen gesandt bist,
um ihnen Göttliche Botschaften zu bringen,
die sie zu Gott führen sollen.
Du Träger des Göttlichen Lichtes,
komm und erleuchte unser Leben!
Wo Dunkelheit und Irrtum sind,
zünde das Licht der Wahrheit an.
Wo Zwietracht und Streit herrschen,
lass das stille Licht des Friedens aufleuchten.
Und wo Einsamkeit, Ängste und Leiden
auf uns lasten,
führe uns zu Jesus.
Begleite uns, bis wir Ihn gefunden haben.
Dann werden wir Ihn loben
und Ihm sagen,
wie wertvoll
dein Licht und deine Begleitung waren.
Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.
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2. Tag
St. Gabriel, der Gesandte Gottes
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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16
Betrachtung
St. Gabriel ist der Gesandte: „Im sechsten
Monat wurde der Engel Gabriel in eine Stadt
in Galiläa gesandt“. Dem Zacharias wird er
sagen: „Ich bin gesandt worden, um mit dir
zu reden und dir diese frohe Botschaft zu brin-
gen“ (Lk 1, 19). St. Gabriel kommt aus dem
vertrauten Umgang mit Gott zu uns, weil
Gott ihn sendet. Daraus können wir ler-
nen, dass das Gebet, die innige Beziehung
zu Gott, uns dazu führt, eine Sendung zu
übernehmen, die Gott auch uns anver-
trauen möchte. Unsere Aktivität im Reiche
Gottes, unsere Sendung muss in der An-
betung verankert sein. Denn betend erken-
nen wir den Willen Gottes, den wir dann
auch in die Praxis umsetzen sollen und
wollen.
Einem jeden von uns will Gott mit einer Sen-
dung beauftragen. Er plant unsere Mitarbeit
in Seine Werke ein, auch wenn Er weiß, dass
wir Fehler machen werden und in unserer
Schwäche immer wieder versagen.
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Deshalb lässt sich ein großer Unterschied
feststellen zwischen der Sendung des En-
gels und der des Menschen. Wenn Gott
einen Engel mit einer Aufgabe betraut –
sei es eine große oder kleine, weiß Er, dass
dieser Ihn niemals enttäuschen wird. Er
wird ganz treu die ihm anvertraute Auf-
gabe bis ans Ende erfüllen unter Einsatz
all seiner Kräfte und Fähigkeiten. Ein Irr-
tum oder Mangel an Aufmerksamkeit von
Seiten eines heiligen Engels ist nicht mög-
lich.
In der Sendung des Engels sehen wir auch
noch einen anderen Aspekt, der unsere
Aufmerksamkeit verdient: Gott sendet
Seine Engel auch, weil Er Zusammenarbeit
und Gemeinschaft, ja Brüderlichkeit will
zwischen Menschen und Engeln. Er will,
dass wir schon hier auf Erden zu einer Ver-
trautheit mit jenen kommen, die zur selben
Familie gehören – der Familie Gottes. Sie
sind unsere älteren Brüder!
Das Gespräch der heiligsten Jungfrau Ma-
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ria mit St. Gabriel ist uns ein großes Vor-
bild, wie der Mensch und der Engel auf
vollkommene Weise sich verständigen
können: Der Engel hat ihr die tiefsten Ge-
heimnisse ihres Lebens geoffenbart, und
sie hat schweigend zugehört, um dann,
im Gespräch mit dem Engel das Wort ih-
res Lebens zu entdecken: „Siehe, ich bin die
Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem
Wort.“
So sehen wir, dass die Sendung des Engels
im Gehorsam des Menschen seine Vollen-
dung findet, wie wir es im Leben Mariens
und auch ihres Bräutigams, des heiligen
Josef, sehen können. Auch das Leben St.
Josefs hat sich, in den entscheidendsten
Augenblicken, im blinden Gehorsam ge-
genüber der Stimme des Engels verwirk-
licht.
Nach einem Augenblick der stillen Betrachtung
bete noch die folgende Bitte:
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Bitte
Steig empor, St. Gabriel,
mit dem Weihrauch unserer Gebete
um sie vor den Thron Gottes zu bringen,
und komm wieder
mit Göttlichem Segen
und Gnaden für uns Sünder.
Und lass uns jenes Wort erkennen,
das du vom Allerhöchsten empfingst,
da du bei Ihm für uns eingetreten bist.
Nicht die Neugierde
lässt uns diese Gnade erbitten,
sondern der Durst unserer Seele nach Gott
und das Verlangen,
Seinen Willen zu erfüllen
wie die heiligste Jungfrau Maria.
Wir wollen es dir lohnen
mit heiliger Danksagung.
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3. Tag
Wenn St. Gabriel erscheint
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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16
Betrachtung
St. Gabriel hinterlässt immer einen tiefen
Eindruck, wenn er erscheint. Schon im Al-
ten Testament erschien er dem Propheten
Daniel: „Da kam er auf mich zu. Als er näher-
trat, erschrak ich und fiel mit dem Gesicht zu
Boden. Während er mit mir redete, lag ich ohn-
mächtig da, mit dem Gesicht am Boden. Da be-
rührte er mich und stellte mich wieder auf die
Beine“ (Dan 8, 17-18). Als er dem Zacharias
im Tempel erschien, erschrak dieser, „und
es befiel ihn Furcht. Der Engel aber sagte zu
ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias“ (Lk 1, 12).
Auch Maria „erschrak über die Anrede und
überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe“
(Lk 1, 29), also wegen dem, was der Erzengel
zu ihr gesagt hatte. Jede der Erscheinun-
gen war eine große Herausforderung für
jene, die St. Gabriel sahen. Das bestätigt in
gewisser Weise dessen Namen, denn „Ga-
briel“ bedeutet: „Stärke Gottes“. Wenn St.
Gabriel sich dem Menschen nähert, kommt
dieser in Berührung mit Gottes Kraft.
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Vielleicht ist das der Grund, weshalb der
Mensch bei der Begegnung mit St. Gabri-
el seine äußerste Schwäche ganz deutlich
ganz deutlich zu spüren bekommt. Die Na-
tur des Engels ist höher als die menschliche
Natur, darum erfährt der Mensch in der Ge-
genwart des Engels seine Begrenztheit und
Schwäche. Aber dann kann die Kraft Gottes
zu wirken beginnen. Jesus Selbst lehrt uns
dies, indem Er die Jünger eine ganze Nacht
erfolglos fischen ließ. Als Er Sich dann am
Morgen ihnen nahte und sie noch einmal
hinausfahren hieß, wurden ihre Netze über-
voll (Lk 5, 1-11). Die Allmacht Gottes beginnt
zu wirken, nachdem der Mensch die eigene
Ohnmacht erfahren hat.
Wenn wir leiden und vielleicht sogar mehr
als wir ertragen können, dann hat nicht
die Stunde der Verzweiflung geschlagen,
in der wir aufgeben sollen. Vielmehr ist es
die Stunde der Hoffnung und des Vertrau-
ens, in der wir alles in Gottes Hände legen
sollen wie ein Kind. Vielleicht hat Er dieses
ganze Leiden und dieses Zunichtewerden
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nur zugelassen, um Seine Kraft und Macht
zu offenbaren, die von der Ohnmacht des
Kreuzes aus zu wirken beginnen.
„Das Schwache an Gott ist stärker als die
Menschen“ (1 Kor 1, 26). Die Kraft Gottes ist
so groß, dass Er Selbst in Seiner äußers-
ten Ohnmacht alles tut, was Er will und
zu der Stunde in der Er will. So hat Gott
Sich nicht auf Seinen starken Arm gestützt,
um mit ihm alle Bosheit niederzudrücken,
sondern Er hat diesen starken Arm von
den schwachen und boshaften Menschen
ans Kreuz schlagen lassen. Und diese ge-
kreuzigten Arme haben die Welt gerettet
und an ihnen hängt bis heute das Schicksal
der Welt. Sie haben das Größte aller Wer-
ke Gottes vollbracht.
Übergib St. Gabriel in einem Augenblick der Stille
deine Leiden, Schwächen, Unfähigkeiten und Kreu-
ze, sowie die Anliegen dieser Novene, damit er sie
Gott darbringe und so das machtvolle Eingreifen
Gottes erlange. Danach bete noch folgende Bitten:
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Bitten
Es steige zu Dir auf, Vater,
der Schrei der Armen und Trauernden
und Dein Engel komme zu ihnen herab,
um sie zu stärken
mit der Botschaft der Rettung.
Es steige zu Dir auf, Vater,
unser Gebet wie Weihrauch,
und Dein Engel komme zu uns herab,
mit der ersehnten Hilfe.
Es steigen zu Dir auf, Vater,
unsere Schmerzen und Opfer,
und Dein Engel komme zu uns herab,
um uns die erhoffte Gnade zu bringen.
Es steige zu Dir auf, Vater,
der sanfte Wohlgeruch des Opfers Christi,
und Dein Engel komme zu uns herab,
um jenen, die sich danach sehnen
die Früchte dieses Opfers zu bringen
und die Gabe des Friedens.
Betrachtung
„Eines Tages fiel Zacharias die Aufgabe zu, im
Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubrin-
gen. Während er nun zur festgelegten Zeit das
Opfer darbrachte, stand das ganze Volk drau-
ßen und betete. Da erschien dem Zacharias ein
Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite
des Rauchopferaltars“ (Lk 1, 9-11).
Diese Erscheinung geschieht in einem sehr
schönen Umfeld. Das Volk des Alten Bun-
des betet draußen, während der Priester
im Heiligtum das Rauchopfer darbringt.
Das Gebet des Volkes gelangt zum Thron
Gottes durch das Opfer des Priesters. Und
während der Weihrauch zu Gott aufsteigt,
steigt der Erzengel vom Himmel herab mit
einer Göttlichen Botschaft. So wird deutlich,
dass die Sendung des Engels die Antwort
Gottes auf das Gebet des Volkes ist. Jesus
wird am Ölberg beten, und ein Engel wird
kommen, um Ihn zu stärken (Lk 22, 43). Jahre
später wird die Gemeinde inständig für den
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gefangenen Petrus zu Gott flehen, und Er
wird abermals einen Engel senden, um den
Apostelfürsten zu befreien (Apg 12, 1-18).
Wie dem Zacharias, so nähert St. Gabriel
sich auch uns, wenn wir an der heiligen
Messe teilnehmen, in der ja der Priester
den Leib und das Blut Christi für uns dem
Vater darbringt. Das Kreuzesopfer Christi,
das durch die heilige Messe zu allen Zei-
ten gegenwärtig bleibt, ist unser „Weih-
rauch“, der durch die Hände der Priester
zum Himmel emporsteigt, denn es ist das
„wohlriechende Opfer“ (Eph 5, 2). Wenn
unsere Gebete in Vereinigung mit diesem
Opfer zum Thron Gottes emporsteigen,
erlangen wir die größten Gnaden. Es gibt
viele Gnaden, die wir wegen unserer Sün-
den nicht verdienen würden, aber wegen
der unermesslichen Verdienste des Opfers
Jesu Christi, Der für uns beim Vater ein-
tritt, empfangen.
Wenn wir an der heiligen Messe teilneh-
men, nähern wir uns der himmlischen
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Wirklichkeit, und die Engel kommen uns
näher. Vor dem Altar befinden wir uns in
einer festlichen Versammlung von Engeln
(vgl. Hebr 12, 22). Es ist nicht möglich, sich
Jesus in der Eucharistie zu nahen, ohne da-
durch auch den Engeln näher zu kommen,
die Ihn begleiten und umgeben. Wir sind
eingeladen, uns mit diesen Engeln zu ver-
einen, um mit ihnen Jesus anzubeten und
zu loben, und durch Ihn den Vater. Dieser
Anbetung entspringen die größten Gna-
den für die Kirche, für die Welt und für
uns selber.
Vereine dich in einem Augenblick der Stille mit
allen heiligen Messen, die an diesem Tag gefeiert
werden und opfere sie dem Vater auf in den Anlie-
gen der Novene. Dazu bete folgendes Gebet:
Bitten
Begleite uns, St. Gabriel,
jedes Mal, wenn wir zur Kirche gehen,
um teilzunehmen
an den himmlischen Geheimnissen.
Richte nicht nur unsere Schritte,
sondern jeden Schlag unseres Herzens
auf Jesus,
damit es in Liebe entflammt werde.
Mit diesen Flammen
wollen wir unsere Sünden auslöschen.
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Öffne unsere Ohren,
damit wir den Herrn zu hören lernen
und Sein Wort tief im Herzen aufnehmen.
Wache über unser Herz,
dieses vom Herrn so geliebte Heiligtum,
damit nichts Unreines eindringt,
und wir den Göttlichen Gast
würdig empfangen,
wenn Er anklopft,
um in uns Wohnung zu nehmen
in der heiligen Kommunion.
Und öffne unseren Mund,
damit wir starkmütig Zeugnis geben
für Jesus und Sein Evangelium.
So wird unsere Freude vollkommen werden,
indem wir gemeinsam die Eucharistie leben.
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5. Tag
„Widersetze dich ihm nicht!“
43
Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16
Betrachtung
Als St. Gabriel dem Priester Zacharias die
Geburt eines Sohnes verkündete, gab er sich
dem Zweifel hin. Das ganze Leben hatte er
Gott um einen Sohn gebeten, aber es schien
vergeblich zu sein. Als ihm dann der Erz-
engel mit der außergewöhnlichen Botschaft
erschien: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn
dein Gebet ist erhört worden. Elisabeth, deine
Frau, wird dir einen Sohn gebären, dem sollst
du den Namen Johannes geben“ (Lk 1, 13), da
trat offen zu Tage, dass in seinem Herzen
kein Glaube mehr war: „Woran soll ich erken-
nen, dass das wahr ist?“ (Lk 1, 18)
Daraus sollen wir lernen, den Glauben an
Gott niemals aufzugeben, und stets das
Vertrauen auf Den zu bewahren, Der alles
kann, auch wenn Er unsere Bitten nicht so-
fort erfüllt. Dieses Zögern Gottes kann für
uns sehr schmerzhaft sein, aber es ist gut
für uns, denn durch solche Mittel will Er
unser Herz erziehen und reinigen.
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Durch die Botschaft des Engels war Za-
charias zu einem Leben eingeladen, das
sich nicht mehr auf die menschliche Ver-
nunft stützen sollte, deren Argumente oft
auf einem verletzten Egoismus gründen.
Dieser sucht nur, sich selbst zu rechtferti-
gen. Zacharias sollte diese düsteren Woh-
nungen, in denen sich seine Seele ein-
genistet hatte, verlassen, und sich in die
Arme eines wunderbaren Gottes werfen,
Der bereit war, Wunder in seinem Leben
zu wirken. Aber Zacharias konnte sich zu
diesem Schritt nicht überwinden, zu sehr
war sein Herz verbittert. Obwohl er Pries-
ter war, ließ er sich von Gott enttäuschen.
Jahre hindurch war ja sein Gebet nicht
erhört worden. Und vielleicht war diese
Verbitterung der eigentliche Grund, war-
um ihn St. Gabriel hart bestrafte. Dies soll-
te sein verhärtetes Herz vom Gift der an-
gehäuften Verbitterungen befreien, denn
er musste offen werden für das Geschenk,
das Gott ihm geben wollte. Der Name
„Johannes“ bedeutet ja „Gabe Gottes“.
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So sprach der Erzengel das Urteil: „Weil du
meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfül-
lung gehen, wenn die Zeit dafür da ist, sollst du
stumm sein und nicht mehr reden können, bis zu
dem Tag, an dem all das eintrifft“ (Lk 1, 20). Diese
Vorgangsweise erinnert an die Mahnung be-
züglich des Engels im Buch Exodus: „Achte
auf ihn, und hör auf seine Stimme! Widersetz dich
ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr
euch auflehnt; denn in ihm ist Mein Name gegen-
wärtig“ (Ex 23, 21). Wir lernen hier St. Gabriel
als eine mächtige Persönlichkeit kennen, die
den Namen Gottes in sich trägt und in der
Kraft dieses Namens mit Autorität eingrei-
fen kann. Er kann sogar einem Menschen die
Fähigkeit zu sprechen nehmen.
Als Johannes geboren wurde, löste sich
die Zunge des Zacharias und er begann
sogleich Gott zu preisen. Wenn der Engel
uns zurechtweist, dann geschieht dies nur
zu unserem Besten. Unser Herz soll von
jeglicher Falschheit befreit werden, damit
es die Wundertaten Gottes erkennt und
Ihn lobt und preist.
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Erwäge in einer kurzen Stille die Wunder, die Gott
in deinem Leben und im Leben der Deinen bereits
gewirkt hat und danke Ihm. Dann lies noch folgen-
de Betrachtung:
Der Wert des Schweigens
Lerne aus dem Stummsein des Zacharias,
dass das Schweigen etwas Heiliges ist.
Es ist nicht Strafe, sondern Heilmittel,
das dich wandeln kann:
Die Ablehnung verstummt
vor dem Annehmen des Willens Gottes.
Die Klage wird zu einem Opfer aus Liebe
und der Mangel an Glauben
beginnt mit kleinen, zaghaften Schritten
Dem entgegenzugehen,
Der dir bereits entgegenkommt.
Und mitten in der Wüste deiner Seele
begegnest du dem WORT,
das dir den Mund öffnet.
Und siehe,
es entschlüpft ihm das Lob.
Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.
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Sechster Tag
Zacharias will sich rechtfertigen
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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16
Betrachtung
Als St. Gabriel dem Zacharias während
seines Rauchopfers die Geburt eines Soh-
nes ankündigte, versuchte dieser sogleich
seinen Mangel an Glauben zu rechtfertigen
indem er sagte: „Woran soll ich erkennen,
dass das wahr ist? Ich bin ein alter Mann, und
auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter?“
(Lk 1, 18). Diesem Argument voller Ent-
täuschung, Verbitterung und Traurigkeit,
in dem weder Glaube noch Hoffnung zu
finden waren, antwortete der Erzengel mit
dem einfachen Satz: „Ich bin Gabriel, der vor
Gott steht, und ich bin gesandt worden, um
mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft
zu bringen“ (Lk 1, 19). Welch ein Kontrast
besteht doch zwischen den beiden Aussa-
gen: „Ich bin alt“ und „Ich bin Gabriel.“ „Ich
bin alt“ bedeutet Schwäche, Unfähigkeit
und Müdigkeit, Recht auf Dispensen und
Ausnahmen. „Gabriel“ hingegen bedeutet
„Kraft Gottes“, was mit einer gewissen Ju-
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gendlichkeit verbunden ist, mit Macht, Ei-
fer, Streben nach Gott und dem Wunsch,
den Willen Gottes zu erfüllen.
Der Engel ist was er ist auf vollkommene
Weise. Er lebt in der vollkommenen Aus-
übung aller Fähigkeiten seiner Engelna-
tur. Wenn er erscheint, zeigt er sich oft als
Jüngling. Es ist anzunehmen, dass er diese
Form des Erscheinens wählt, weil sie am
besten seine Freude, Bereitschaft, Begeiste-
rung und Lebendigkeit ausdrückt. So wird
verständlich, dass St. Gabriel weder bereit
war, das Argument „Ich bin alt“ anzuneh-
men, noch es sich zu Herzen gehen ließ.
Darum tröstete er nicht Zacharias wegen
seines hohen Alters, sondern strafte ihn
auf harte Weise. Er erachtete seinen Ein-
wand nicht für wert, darüber zu sprechen.
Zacharias sollte vorerst nicht mehr spre-
chen können.
Es war hart für dieses Herz, das sich hin-
ter dem „Ich bin alt“ vor den Plänen Gottes
versteckte, aus dem Mund des Engels das
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„Ich bin Gabriel“ – „Ich bin die Kraft Gottes“
- zu hören. Damit war klar, dass Gott we-
gen seines vorgerückten Alters nicht von
Seinen Plänen ablassen, noch sie ändern
würde. Er wird nun wegen Seiner Selbst
handeln, denn „Er tut alles, was Ihm gefällt“
(Ps 135, 6), weil „für Gott nichts unmöglich ist“
(Lk 1, 37). Die Begrenzungen der menschli-
chen Natur und unsere Schwächen sind
nicht fähig, Gott an der Verwirklichung
Seiner Pläne zu hindern.
Lies nun betrachtend den folgenden Text und über-
gib St. Gabriel deine und der DeinenArgumente,
Einwände und Widerstände gegen Gott, Seine
Zulassungen und Pläne. Nimm die Botschaft „Ich
bin Gabriel“ tief in dein Herz auf.
Zwiesprache
Ich bin müde und niedergeschlagen.
- Und ich bin Gabriel, die Kraft Gottes.
Ich bin verletzt und enttäuscht.
- Und ich bin Gabriel, die Kraft Gottes.
Ich kann einfach nicht mehr glauben.
- Und ich bin Gabriel, die Kraft Gottes.
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Ich will aufgeben!
- Und ich bin Gabriel, die Kraft Gottes.
Was will Gott eigentlich von mir?
- Dein Ja.
Nach einer kurzen Stille, in der du dieses Zwiege-
spräch mit St. Gabriel fortsetzen kannst, bete noch
folgende Bitten:
Bitten
Nimm meinem Herzen die Angst,
St. Gabriel, „Kraft Gottes“,
du machtvoller Erzengel,
und lehre mich
die Furcht des Herrn,
die nichts fürchtet als Ihn zu beleidigen;
die Liebe zu den Brüdern,
die bereit ist, ihnen zu dienen;
und die Verachtung meiner selbst,
die notwendig ist, um Jesus nachzufolgen.
Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.
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Siebter Tag
St. Gabriel offenbart den Namen
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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16
Betrachtung
St. Gabriel hat Maria nicht begrüßt mit den
Worten: „Sei gegrüßt, Maria“, sondern er
hat sie „du Gnadenvolle“ genannt. Dieses
Wort steht an der Stelle ihres Namens und
drückt deshalb das aus, was sie ist. Dieser
einfache Gruß verrät, dass St. Gabriel eine
tiefe Erkenntnis über Maria besaß, denn
nach biblischem Verständnis bedeutet das
Kennen des Namens, dass man die Person
selber kennt, denn der Name drückt das
Wesen von jemandem oder von etwas aus.
Gott musste St. Gabriel das Geheimnis
Mariens offenbart haben, ihre einzigartige
Berufung, die Mutter Gottes zu werden
und die innigste Mitarbeiterin am Werk
der Erlösung. Der Erzengel sah, dass Ma-
ria, anders als alle anderen Frauen, keine
Sünde hatte durch ein einzigartiges Gna-
denprivileg, und dass sie deshalb wirklich
„voll der Gnade“ ist, ohne jegliche Unrein-
heit wie kein anderer Mensch.
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Wir können uns vorstellen, mit welch großer
Bewunderung er auf Maria schaute, wie er
die große Würde ihrer Gottes-Mutterschaft
klar vor Augen hatte und sie deshalb voll
Ehrfurcht, Freude und Würde ansprach. Da-
rum erschien er ihr nicht wie ein gewaltiger
Engel, dessen bloße Gegenwart den Men-
schen schon erschreckt. Vor Maria zeigte
er sich anders. Der hl. Lukas deutet dies an,
wenn er sagt, dass der „Engel bei ihr eintrat“
und „sie danach verließ“ (Lk 1, 28.38). Diese ein-
fachen Worte vermitteln den Eindruck, dass
es sich um die erste Audienz des Erzengels
bei seiner künftigen Königin handelte.
St. Gabriel verkündete auch den Namen
Jesu („… und Du wirst Ihm den Namen Jesus
geben“), was darauf hinweist, dass er eben-
so Den, Der aus Maria geboren werden
sollte, bereits sehr tief kannte.
Was St. Gabriel schon vor der Geburt über
die Person und die Sendung Jesu ankün-
digen konnte, und was er bereits über das
Leben, die Person und die Sendung Ma-
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riens wusste, das weiß unser Schutzengel
von uns. Er kennt uns wahrlich sehr gut!
Nicht nur, dass er genau wüsste, wer wir
sind, was wir an Gutem getan, welche
Sünden wir begangen und was wir bereits
gelitten haben, auch alles was unser Leben
beeinflusste, sei es positiv oder negativ.
Unser Schutzengel weiß auch, wie wir ge-
mäß dem Plan Gottes sein sollten, denn er
wurde darin eingeweiht. Und er arbeitet
eifrig daran, dass wir Schritt für Schritt so
werden wie Gott uns haben will.
Ahmen wir darum Maria nach in unserer
Beziehung zum Engel, und lassen wir uns
wie sie von diesem „Meister“, den Gott an
unsere Seite gestellt hat, führen. Er sehnt
sich nach unserer Antwort, weil er unser
Ja zu Gott bringen will, wie St. Gabriel ju-
belnd mit dem Fiat Mariens in den Him-
mel zurückkehrte.
Verweile einen Augenblick in der Gegenwart dei-
nes hl. Schutzengels, der dich ja besser kennt als
alle anderen Personen, mit denen du täglich zu-
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sammenlebst, und mehr als alle anderen sich müht
um deine Rettung und Heiligung. Übergib ihm
dein Leben und das Anliegen dieser Novene. Dann
bete die folgende Bitte.
Bitte
Öffne meine Ohren,
du stille Jungfrau von Nazareth,
durch dein Schweigen,
damit ich hören lerne,
die sanfte Stimme meines Engels,
die mich beruhigt und mahnt,
mich antreibt und mir die Richtung weist.
Und lege mir deine Worte in den Mund,
du demütige Magd des Herrn,
damit ihm meine Antwort gefalle.
So wird sich das Tor öffnen
Und der Herr wird eintreten können,
um in mir zu wohnen.
Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.
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Achter Tag
Der Dialog St. Gabriels mit Maria
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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16
Betrachtung
Maria stellte dem Erzengel eine Frage, die
unsere besondere Aufmerksamkeit ver-
dient, weil sie uns einen tiefen Einblick in
ihr Herz gewährt: „Wie soll das geschehen, da
ich keinen Mann erkenne?“ Diese Worte of-
fenbaren, wie aufmerksam und offen Maria
für die Göttliche Botschaft war. Sie war vol-
ler Glauben und bereit für das, was Gott ihr
durch den Engel mitteilen ließ.
Maria zweifelte nicht und fragte auch nicht,
weshalb Gott sie erwählt hat und nicht eine
andere. Sie hinterfragte Gott nicht und floh
auch nicht vor Seinen Plänen unter dem
scheinbar demütigen Vorwand, sie sei un-
würdig oder unfähig für so große Pläne,
oder es gäbe andere Frauen in Israel, die
besser geeignet wären. Auch machte sie
nicht auf ihr zartes Alter aufmerksam wie
einst der Prophet Jeremias (Jer 1, 6). Maria
fürchtete Gott, und so nahm sie demütig
und unterwürfig das an, was Er ihr ankün-
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digen ließ, indem sie mit Leib und Seele zu-
stimmte, die Mutter Gottes zu werden.
Lernen wir aus dem einfachen und demüti-
gen Zwiegespräch Mariens mit St. Gabriel,
niemals an Gott zu zweifeln oder uns vor
Seinem Ruf oder Seinen Bitten zu verber-
gen hinter dem Deckmantel einer schein-
baren, falschen Demut. Es geht um die
Bereitschaft, alles anzunehmen, was Gott
uns bittet, auch wenn es uns unbegreiflich
erscheint. „Bei Gott ist nichts unmöglich“,
erklärte ihr St. Gabriel. Wir wollen uns
dieses Wort tief zu Herzen gehen lassen.
Es soll uns zum Leitstern werden, weil es
unseren Glauben stärkt, unsere Hoffnung
belebt und uns Kraft und Mut verleiht. Es
garantiert uns nicht, dass Gott alles tun
wird, was wir wollen. Die Allmacht Got-
tes ist nicht unsere Dienstmagd, aber sie
begleitet jene, die sich in den Dienst Got-
tes stellen, und zu gegebener Zeit versteht
sie es, Wunderbares und sogar Wunder in
ihrem Leben zu wirken. Sie kann ungüns-
tige Gegebenheiten und Situationen, die
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ohne Ausweg scheinen, umwandeln oder
auch unser Herz stärken, damit es in den
Prüfungen des Lebens stark und stand-
haft bleibt. Ist es nicht wahrhaft traurig,
dass wir so wenig Dem vertrauen, Dem
„nichts unmöglich ist“, dass Er deswegen
jene Wunder, die Er wirken möchte, nicht
tun kann, weil Er Seine Macht an unseren
Glauben gebunden hat? (vgl. Mk 6, 5f).
Wir müssen diese Worte St. Gabriels viel
mehr zu den Schwierigkeiten sagen, denen
wir begegnen, vor allem wenn sie uns über
den Kopf zu wachsen scheinen: „Aber für
Gott ist nichts unmöglich.“ So werden sie zu
einem Schwert, mit dem wir große Schlach-
ten gewinnen können, wie David den Gigan-
ten Goliath besiegt hat in der Kraft Gottes,
„im Namen des Herrn der Heere“ (1 Sam 17,46).
Nach einer kurzen Stille, in der du die Schwierig-
keiten, Probleme und Herausforderungen deines
Lebens und die Anliegen dieser Novene mit diesen
Worten St. Gabriels: „Für Gott ist nichts unmög-
lich“ konfrontierst, bete noch folgende Bitten:
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Bitten
Großer, heiliger Gabriel,
du starker Engel des Lichtes,
erleuchte mich,
wenn die Dunkelheit in mir groß wird.
Sei meine Kraft,
wenn mich die Schwäche überkommt.
Gib mir Mut,
wenn Angst und Verzagtheit mich hem-
men wollen.
Tröste mich
in trostlosen und einsamen Stunden.
Belehre mich,
wenn ich nicht weiß,
wie es weitergehen soll.
Tadle mich,
wenn mein Glaube schwach wird.
Schütze mich,
wenn ich angegriffen werde.
Geleite mich,
zur Begegnung mit Dem,
Der mich schon mit so viel Liebe erwartet.
Es folgt noch die Litanei zu St. Gabriel, S. 18.
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Neunter Tag
Die Antwort der seligen Jungfrau
Maria
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Eröffnungsgebet für jeden Tag, S. 16
Betrachtung
St. Gabriel war der Erste, der die Antwort
Mariens hörte: „Siehe, ich bin die Magd des
Herrn. Mir geschehe, nach deinem Wort.“
Diese Worte verursachten in ihm eine hei-
lige Bewunderung, weil sie von allen mög-
lichen Antworten die weiseste war, und
auf die demütigste Weise gegeben wurde.
Maria hätte auch sagen können: „Ich bin
bereit“ oder: „Es soll mir geschehen, was Gott
will“. Mehr noch: Maria hätte das Angebot
Gottes abschlagen können. Aber zuerst be-
kannte sie sich als Magd: „Siehe, ich bin die
Magd des Herrn.“
Diese Worte ziehen das Wohlwollen Got-
tes auf die Menschheit herab in dem Au-
genblick, da Maria im Namen des ganzen
Menschengeschlechtes Gott die Antwort
gab. Durch sie schaut Gott mit unbe-
schreiblicher Milde auf die ganze Mensch-
heit, auch auf uns.
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Wir können uns kaum vorstellen, mit wel-
cher Bewunderung St. Gabriel die Worte
Mariens aufnahm, und wie er sie gleich-
sam in einer goldenen Schale zum Thron
Dessen brachte, Der ihn gesandt hatte. Und
sie wurden nicht nur vor Gott gebracht,
sondern auch unter den Engeln bestaunt
und erwogen. Diejenige, die erwählt wur-
de, die Mutter des Sohnes Gottes zu sein,
bezeichnete sich als „Magd des Herrn“. Die
künftige Königin der Engel gab jene Ant-
wort, welche Luzifer am Anfang Gott aus
Stolz verweigert hatte. Das bewunderten
sie, und sie verlangen seither danach, die-
se Demut Mariens nachzuahmen. Davon
zeugt die Antwort des Engels an den hl.
Johannes, als dieser ihn anbeten wollte:
„Ich bin nur Mitknecht mit dir und deinen
Brüdern, die das Zeugnis für Jesus festhalten“
(Offb 19, 10).
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