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01 Die Christliche Metamorphose

Das Dokument behandelt die christliche Orthodoxie und ihre philosophischen Wurzeln im Hellenismus. Es diskutiert verschiedene Aspekte des christlichen Gebets wie seine trinitarischen Grundlagen und die Transformation jüdischer Responsivität durch Jesus. Zentrale Themen sind Ununterschiedenheit, Responsivität und die Verbindung von Liebe und Erkenntnis.

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01 Die Christliche Metamorphose

Das Dokument behandelt die christliche Orthodoxie und ihre philosophischen Wurzeln im Hellenismus. Es diskutiert verschiedene Aspekte des christlichen Gebets wie seine trinitarischen Grundlagen und die Transformation jüdischer Responsivität durch Jesus. Zentrale Themen sind Ununterschiedenheit, Responsivität und die Verbindung von Liebe und Erkenntnis.

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Das ABC christlicher Orthodoxie

1
Die christliche Metamorphose
hellenistischer Philosophie
Das ABC christlicher Orthodoxie

Lex Orandi – Lex Credendi


„Sage mir wie Du betest,
und ich sage Dir was du glaubst“
Gabriel Bunge
A
Ununterschiedenheit

Das spirituelle ABC


“Das Gebet bedarf nicht vieler Worte.
Es genügt, die Hände zu erheben und zu sagen:
‚Herr! Erbarme dich meiner“
Makarius der Ägypter (300-391)
Matthias Grünewald Die Versuchung
Isenheimer Altar des heiligen
1515 Antonius
The Monkey Mind
„Darum hütet euch,
dass ihr euch danach auffasst,
wie ihr dieser oder jener Mensch
in irgendeiner besonderen Weise
seid. … Dass du nicht jener Mensch
bist, dieses ´nicht´ macht
Unterschiedenheit
zwischen dir und jenem Menschen.“
Predigt 46 (DW)
„Alles, was durch Ununterschiedenheit
unterschieden wird,
ist umso mehr unterschieden,
je mehr es un-unterschieden ist“
B
Responsivität

Das spirituelle ABC


“Wie der Böse zwei ist:
etwas anderes das ist,
was er scheint,
und etwas anderes,
was er ist, und nicht
gesehen wird; so ist der
Einfache (Einfältige)
nicht Zweifaches
(nicht zwei)
sondern nur Eins.“
Johannes Climacus
“Wenn die Mutter viele Tage
und Wochen das Kind
angelächelt hat,
erhält sie einmal
das Lächeln des Kindes
zur Antwort.
Sie hat im Herzen des Kindes
die Liebe geweckt,
und indem das Kind
zur Liebe erwacht,
erwacht es zur Erkenntnis:
die leeren Sinneseindrücke
sammeln sich sinnvoll
um den Kern des Du.”
Balthasar 1963, 49
Liebe ist eine Bedingung der
Möglichkeit rationalen Erkennens

Amor ipse intellectus est

B a s i c s III
Doxa
Schein Herrlichkeit
Doxa
Schein Herrlichkeit

wahrer Schein
Kinder sind radikal Orthodox:
Ihr ‚Lobreis‘ (doxazein)
ist kompromisslos
geradlinig (orthos)
Spirituelles ABC

(I)
Ununterscheidenheit
(II)
Responsivität
(III)
Amor-Intellectus
Jesus / Herr
Die christliche
Transformation jüdischer
Responsivität
Höre, Israel,
Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.
Dtn 6,4
„Muster devotionaler Praxis“ (Hurtado, 2005)
die Jesus in die Verehrung des einen Herrn Israels einbeziehen
Herr, erbarme dich meiner!
Palm 41,5
Herr, Jesus Christus,
Erbarme Dich meiner
”Thomas antwortete und sagte zu ihm:
Mein Herr und mein Gott!’” Joh 20,28
“So haben doch wir nur einen Gott,
den Vater. Von ihm stammt alles und wir leben
auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus
Christus. Durch ihn ist alles,
und wir sind durch ihn.“
1 Kor 8.6
Der ‚Lobpreis Gottes‘ als Akt
der ‚Teilhabe‘

“Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten,


müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.”
(John 4:24)

“keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!,


wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.”
(1 Kor 12,3)
Die Selbstverherrlichung Gottes

Und er erhob seine Augen


zum Himmel und sprach:
Vater,
die Stunde ist da.
Verherrliche deinen Sohn,
damit der Sohn dich verherrlicht.
Joh 17,1
Die trinitarischen Fundamente
des christlichen Gebets

„Das Gebet ist etwas Größeres als ein Reden mit Gott
oder ein Sich-Vorstellen von Gott oder von heiligen Gedanken.
In der Tat kann dies, wie der heilige Paulus sagt, keine wirkliche
Erklärung für das Gebet sein, wenn es stimmt, dass wir nicht
einmal wissen, wie wir beten sollen. Aber Paulus fährt fort: ‚der
Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in
Worte fassen können.‘" (Röm 8,26).

John Main (2006), Word into Silence, 36f.


Die trinitarischen Fundamente
des christlichen Gebets

"Diejenigen, die, wie unvollkommen auch immer,


ein gewisses Maß an 'Gebet des Herzens' erreicht haben,
haben begonnen, den Übergang vom 'anstrengenden‘
zum 'selbsttätigen' Gebet zu vollziehen,
aus dem Gebet, das ich spreche, zum Gebet,
das 'sich selbst sagt' oder vielmehr,
das Christus in mir spricht.“
Die trinitarischen Fundamente
des christlichen Gebets

„Denn das Herz ist es sowohl der Ort der Selbsterkenntnis,


an dem wir uns so sehen, wie wir wirklich sind,
als auch der Ort der Selbsttranszendenz,
an dem wir unsere Natur als Tempel
der Heiligen Dreifaltigkeit verstehen.
Das Herz bezeichnet also den Punkt, an dem ‚meine‘
Handlung, ‚mein‘ Gebet, ausdrücklich mit der ständigen
Handlung eines Anderen in mir identifiziert wird.
Es ist nicht mehr das Gebet zu Jesus, sondern das Gebet von
Jesus selbst.“

Bischof Kallistos Ware, Oxford


Der Weg nach Nicäa (325)
Philo von Alexandrien
ca. 20 v. - 45 n. Chr.

1.227 Doch der braucht sich nicht zu fürchten, der in der Hoffnung auf
göttliche Bundesgenossenschaft ruht und zu dem ja auch gesagt wird:
„Ich bin der Gott, der dir an dem Orte Gottes erschien“ (1 Mos. 31, 13).
228 Ist es doch für eine Seele der schönste Ruhm, wenn Gott sie für
würdig hält, ihr zu erscheinen und mit ihr zu verkehren. Aber gehe an
dem, was hier gesagt wird, nicht vorüber, sondern untersuche genau, ob
tatsächlich von zwei Göttern die Rede ist; denn es heißt: „Ich bin der
Gott, der von dir gesehen wurde“, nicht an meinem Orte, sondern „am
Orte Gottes“, wie wenn es sich um einen anderen handelte. 229 Was soll
man nun sagen? Der wahrhafte Gott ist nur einer; die Götter aber, von
denen man in uneigentlicher Redeweise spricht, sind mehrere.
Philo von Alexandrien
ca. 20 v. - 45 n. Chr.

Deshalb hat auch die heilige Schrift an der vorliegenden Stelle den in
Wahrheit existierenden Gott durch (das Wort „Gott“ mit) Artikel
bezeichnet und gesagt: „Ich bin der Gott“, den in uneigentlichem
Sprachgebrauch aber (Gott genannten durch das Wort „Gott“) ohne
Artikel mit den Worten: „der von dir gesehen wurde an dem Orte“, nicht
des Gottes, sondern nur „Gottes“. 230 Sie (die heilige Schrift) nennt aber
Gott (ohne Artikel) hier seinen ältesten Logos, ohne sich abergläubisch
mit dem Gebrauch von Wörtern in acht zu nehmen, sondern nur das
eine Ziel verfolgend, den Sachverhalt auszudrücken. Denn auch an
anderen Stellen, wo sie danach forscht, ob es einen Namen des
Seienden gibt, erkannte sie deutlich, dass er keinen Eigennamen hat (2
Mos. 6, 3), wenn aber einer einen solchen nennt, so tut er es in
uneigentlicher Bedeutung; denn das Sein kann nicht genannt werden,
sondern es ist nur.
(Über die Träume, Werke Bd. 7)
Philo von Alexandrien
ca. 20 v. - 45 n. Chr.

‘Why is it that he speaks as if of some other god, saying that he made


man after the image of God, and not that he made him after his own
image? (Gen 9:6). Very appropriately and without any falsehood was this
oracular sentence uttered by God, for no mortal thing could have been
formed on the similitude of the supreme Father of the universe, but only
after the pattern of the second deity, who is the Word of the supreme
Being; since it is fitting that the rational soul of man should bear it the
type of the divine Word; since in his first Word God is superior to the
most rational possible nature.”

Philo of Alexandria, "Questions and Answers on Genesis". In: Charles


Duke Yonge (Ed.), The Works of Philo: Complete and Unabridged
(Pearbody, Mass: Hendrickson Publishers 1993), 2.62
Philo von Alexandrien
ca. 20 v. - 45 n. Chr.

‘Why is it that he speaks as if of some other god, saying that he made


man after the image of God, and not that he made him after his own
image? (Gen 9:6). Very appropriately and without any falsehood was this
oracular sentence uttered by God, for no mortal thing could have been
formed on the similitude of the supreme Father of the universe, but only
after the pattern of the second deity, who is the Word of the supreme
Being; since it is fitting that the rational soul of man should bear it the
type of the divine Word; since in his first Word God is superior to the
most rational possible nature.”

Philo of Alexandria, "Questions and Answers on Genesis". In: Charles


Duke Yonge (Ed.), The Works of Philo: Complete and Unabridged
(Pearbody, Mass: Hendrickson Publishers 1993), 2.62
Spirituelles ABC

(I)
Ununterscheidenheit
(II)
Responsivität
(III)
Amor-Intellectus
Justin der Märtyrer
100 – 165

„Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen,


ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.“ Psalm 33,6

Stützt sich wie Philo auf den Mittelplatonismus und


entwickelt die Lehre der ‚Logoi Spermatikoi:

Vor dem Kommen Christi hatten die Menschen Zugang zu


Samen des Logos, die ihnen einen fragmentarischen Zugang
zur Wahrheit erschlossen und Heiden wie Heraklit und
Sokrates erlaubten sozusagen Christen vor dem Christentum
zu werden.

Dieser Logos hat Fleisch angenommen und ist jetzt mit seinem
Namen anrufbar.
Justin der Märtyrer
100 - 165

Das ‚Wort‘ ist distinkt vom Vater, weil …

1. Erscheinungen Gottes implizieren, dass Gott einen anderen


aussendet (z.B. Gen. 18)

2. In vielen AT-Passagen Gott mit einem anderen kommuniziert


(‚Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser
Abbild‘, Gen. 1,26).

3. Die Weisheitstradition zwischen einem Erzeuger und


Erzeugtem unterscheidet („Der Herr hat mich geschaffen im
Anfang seiner Wege, vor seinen Werken in der Urzeit“, Spr. 8,
22)
.
“For next to God, we worship and love the Logos
who is from the unbegotten and ineffable God,
since also He became man for our sakes, that
becoming a partaker of our sufferings, He might
also bring us healing.”

Justin Martyr, The First and Second


Apologies, c.13
Andrej Rubljow, Dreifaltigkeitsikone (1411)
1551 im Moskau kanonisiert
Justin der Märtyrer
100 – 165a

4. Tryphon: „Glaubst du, daß Gott dem Abraham unter der Eiche
von Mambre erschienen ist, wie es der Logos erzählt?“ „Ganz
gewiß!“ versetzte jener.
5. „War er“, fragte ich, „einer von jenen drei Männern, welche, wie
der Heilige Geist in der Prophetie berichtet, dem Abraham
erschienen sind?“ Jener: „Nein, sondern Gott war ihm erschienen,
bevor die drei Männer kamen. Daher waren Engel jene drei,
welche der Logos als Männer bezeichnet (…).“
6. Ich entgegnete: „Ist denn nicht der eine von den dreien, welcher
im Zelte war, und welcher die Worte sprach: ‚Auf die Stunde werde
ich wieder zu dir kommen, und Sara wird einen Sohn haben’ 6,
dann, als Sara den Sohn erhielt, tatsächlich wiedergekommen,
und bezeichnet denn nicht auch bei dieser Gelegenheit der in der
Prophetie sprechende Logos ihn als Gott? (…)
Justin der Märtyrer
100 – 165a

‚Gott aber sprach zu Abraham: Nicht hart soll dir sein das Wort,
welches über deinen Sohn und die Sklavin gefällt wurde! Höre auf
jedes Wort, das Sara zu dir sprach; denn nach Isaak soll deine
Nachkommenschaft genannt werden.’ 8. Seht ihr nun ein, daß
nach der Schrift der, welcher vorherwußte, daß Abraham Rat
brauchte (…) daß er Gott war (…) Und Tryphon antwortete: „Ganz
gewiß! aber damit hast du nicht bewiesen, daß es außer diesem
Gott, welcher dem Abraham erschien, und welcher auch den
übrigen Patriarchen und Propheten sich offenbart hatte, noch
einen anderen Gott gibt. Du hast vielmehr bewiesen, daß wir im
Unrecht waren mit der Annahme, die drei Personen, welche bei
Abraham im Zelte waren seien lauter Engel gewesen.“

Dialog mit dem Juden Tryphon, BKV, c. 56.


Justin der Märtyrer
100 – 165a

1. Meine Freunde!“ fuhr ich fort, „noch ein anderes Zeugnis will ich
euch aus der Schrift geben: Vor allen Geschöpfen als Anfang hat
Gott aus sich eine vernünftige Kraft erzeugt, welche vom Heiligen
Geiste auch Herrlichkeit des Herrn, ein andermal Sohn, dann
Weisheit, bald Engel, bald Gott, bald Herr und Logos genannt wird
(…) Alle Attribute kommen derselben nämlich zu, weil sie dem
väterlichen Willen dient, und weil sie aus dem Vater durch das
Wollen erzeugt worden ist.
Justin der Märtyrer
100 – 165a

2. Doch sehen wir denn nicht ähnliche Vorgänge auch bei uns?
Wenn wir nämlich ein Wort (λόγος) aussprechen, erzeugen wir ein
Wort, ohne damit etwas zu verlieren, ohne daß also die Vernunft
(λόγος) in uns weniger wird. So sehen wir auch, daß ein Feuer,
wenn an ihm ein anderes entsteht, nicht deshalb, weil an ihm
etwas entzündet worden ist, verringert wird, daß es vielmehr ein
und dasselbe bleibt; das an ihm entzündete Feuer erscheint
jenem gleich, und doch hat es jenes nicht verringert, an dem es
entzündet wurde
3. Zeuge soll mir sein das Wort der Weisheit, welches selbst Gott
ist, vom Vater des Weltalls erzeugt, welches Logos, Weisheit, Kraft
und Herrlichkeit des Erzeugers ist.
Dialog mit dem Juden Tryphon, BKV, c. 61.
Vom Mittel- zum Neuplatonismus
Plotin
205-270 n

Die Triade
der
Enneaden
Die philosophische Herausforderung
Auch wenn das Eine (Hen) uns
unmittelbar nahe sein mag:
Es bleibt doch unendlich transzendent.
Die Beziehung zwischen Gott und Welt bedarf
einer emanativen Abstiegsbewegung (próhodos),
bei der sich das göttliche Licht sukzessive vermindert.
Der Geist (nous) fungiert dabei als einsehender
Mittler zwischen dem Einen (Hen) und der Welt- oder
Gesamtseele (hē hólē psychḗ) die das Viele mit
Leben erfüllt und es dazu befähigt zu seinem
einenden Grund zurückzukehren (epistrophé,
conersio).
Plotin
Enneaden III.9.3
„Ewig also erleuchtet und fortwährend im Besitz des Lichtes teilt sie es
den nächstfolgenden Wesen mit, und diese wieder werden ewig durch
dieses Licht erhalten und erquickt, genießen vom Leben soviel sie im
Stande sind. Es geht damit zu wie mit dem Feuer; brennt dies inmitten
anderer Dinge, so wird alles erwärmt was dazu im Stande ist. Und doch
ist das Feuer auf ein bestimmtes Maß beschränkt. So lange aber Kräfte,
die kein Maß beschränkt, nicht aus der Zahl des Seienden gestrichen
sind, wie ist es möglich, dass sie sind ohne dass etwas an ihnen Teil hat?
Vielmehr muss ein jedes sein Wesen auch einem andern mittheilen,
oder das Gute wird nicht gut, der Geist nicht Geist, die Seele nicht eben
dieses sein, wenn nicht nach dem Lebendigen auf erster Stufe auch auf
zweiter Stufe etwas lebt, und zwar so lange als jenes Erste existiert.“
(zit. nach Zeno.org)
Beachte
Plotin bezeichnet jedes Glied der Triade
(Hen, Nous, Psyché)
als Hypostase

Im Unterscheid zur späteren ‚


christlichen Tradition betont der Neuplatonismus
aber den Unterschied der drei Hypostasen;
sie erscheinen als abgestufte Emanationen
abnehmender Göttlichkeit.
Vor dem Hintergrund der biblischen Tradition
lässt sich das so interpretieren:
Die Hypostasen des Sohnes bzw. Logos (Nous)
und des Heiligen Geistes (Weltseele)
sind Emanationen abnehmender Göttlichkeit:
Der Sohn ist zwar, ebenso wie der Heilige Geist,
etwas Göttliches; aber er ist weniger göttlich
als der Vater, und der Geist
weniger göttlich als der Sohn.
Der Kontakt mit dem Vater wird durch den Sohn und
den Heiligen Geist genau so vermittelt,
wie bei Plotin das Eine und Gute
durch den Nous über die All-Seele vermittelt wird.
Der Arianismus schlug diesen Pfad ein:
Der Sohn (Logos) ist zwar
der ‘Erstgeborne der Schöpfung’,
und damit göttlich,
aber er wurde vom Vater ‚vor aller Zeit‘
aus dem Nichts erschaffen.
‘“If,” said he, “the Father
begot the Son,
he that was begotten
had a beginning of existence:
and from this it is evident,
that there was a time
when the Son was not.
It therefore necessarily follows,
that he had his substance from nothing.”’

Sozomenos (+451), Historia Ecclesiastica, 1.5.


Die Alterantive des
Sabellius
Begründer des ‚Sabellianismus‘
bzw. ‚monarchistischen Modalismus‘ :
Es gibt nur eine Hypostase (Person)
doch diese manifestiert sich in drei Kräften oder
‚Gesichtern‘ (prosopa)
Diese Gesichter sind ‚Gleichwesentlich‘ (homoousios).
Da die ‚Gesichter‘
sich wirklich manifestieren
erscheint Gott jetzt als wandelbar.
„Obwohl Sabellius behauptete, es gebe
nur eine einzige göttliche Person, glaubte
er dennoch, dass die in der Heiligen Schrift
beschriebene Unterscheidung von Vater,
Sohn und Heiligem Geist eine wirkliche
Unterscheidung sei und nicht nur eine rein
appellative oder nominelle. Das heißt, er
glaubte, dass die eine göttliche Person, die
er erkannte, drei verschiedene Formen
hat, die wirklich unterschiedlich sind und
die nicht verwechselt werden sollten.“
Mosheim (2006), 218
Ein Geschöpf kann ein anderes
Geschöpf nicht heilen.
Wenn Christus nur ein Geschöpf
gewesen wäre, wäre er nicht wert,
angebetet zu werden.

“(E)r wurde Mensch,


damit wir vergöttlicht würden.
Er offenbarte sich im Leib,
damit wir zur Erkenntnis
des unsichtbaren Vaters gelangten;
er ließ sich den Frevelmut seitens
St. Athanasius der Große der Menschen gefallen, damit wir
298-373 die Unsterblichkeit ererbten.”

57
Die Dreiheit ist nicht geworden, sondern eine ewige und
einzige Gottheit ist in der Dreiheit, und nur Eine
Herrlichkeit der hl. Dreiheit gibt es. Und ihr erkühnt
euch, sie in verschiedene Naturen zu spalten. Während
der Vater ewig ist, sagt ihr von dem, der neben ihm sitzt,
vom Wort, daß einmal war, da es nicht war, und während
der Sohn neben dem Vater sitzt, nehmt ihr euch den
Mut, ihn vom Vater zu trennen. Die Dreiheit ist bildend
und schaffend tätig, und ihr nehmt keinen Anstand, sie
zu den Dingen aus dem Nichts herabzuwürdigen; ihr
schämt euch nicht, den Sklavenstand dem Adel der
Dreiheit gleichzusetzen und den König, den Herrn der
Heerscharen, den Untertanen an die Seite zu stellen.
Laßt ab, das Unvereinbare zu vermengen und gar das
Nichtseiende mit dem Seienden!
Mit solchen Reden könnt ihr dem Herrn nicht Ehre und Ruhm,
sondern nur Unehre und Schmach antun. Denn, wer den
Sohn entehrt, entehrt den Vater. Wenn nämlich jetzt in der
Dreiheit die Gotteserkenntnis vollkommen ist, und da die
einzig wahre Gottesverehrung ist, wo die Schönheit und die
Wahrheit ist, so müßte dies immer so sein (…). Es mußte dies
also von Ewigkeit her so sein. Wenn es aber nicht von
Ewigkeit her so war, so könnte die Gottesverehrung auch jetzt
nicht so sein (…). Heiden freilich ist dies eigen, daß sie eine
gewordene Dreiheit annehmen und sie mit geschaffenen
Dingen vermengen. Die gewordenen Dinge nämlich sind einer
Ab- und Zunahme fähig. Der Christen Glaube aber kennt nur
eine unveränderliche, vollkommene und immer sich
gleichbleibende selige Dreiheit.
Orationes conta Arianos I.18 (BKV)
Nicäa 325
Das erste ökumenische
Konzil 60
“Wir glauben … an den
einen Herrn Jesus
Christus (…) Wahrer
Gott von Wahrem Gott,
gezeugt, nicht
geschaffen, eines
Wesens mit dem Vater”

Nicäno-
Konstatinopolitanum,
325/381
“Für die Arianer war das Gebet zum Logos ein unvermeidliches
Element des christlichen Gottesdienstes. Doch durch den
Widerspruch zwischen ihrem dogmatischen Prinzip und ihrer
liturgischen Praxis sagten die Arianer faktisch: ‚Verwerfe die
heidnische Anbetung der Schöpfung und lasse dich dann hin
bewegen zur Anbetung eines Geschöpfs und einer Kreatur.‘“

Pelikan, The Emergence of the Catholic Tradition,


p.199 (übers. JoH)

Nicäa 325
Doxa
Schein Herrlichkeit

Wenn Jesus Christus nur ein höheres Geschöpf wäre,


dann wäre es falscher Schein
ihn als Herrn anzubeten

Nicäa 325
Die Kappadozier:
Basilius der Große (+385)
Makrina (330-379)
Gregor von Nyssa (+385/6)
(= kleiner Bruder von Basilius und Makrina)
Gregor von Nazianz (325-389)
The Foundations of Christian Doctrine

„For the Cappadocians, baptism was in many ways


the most cogent example of what Nazianzen called
‘the spirit of speaking mysteries and dogmas’ …
This can, then, be taken as an enunciation of the principle,
‘The rule of prayer determines the rule of faith
lex orandi lex credendi],’
which in that Latin formulation was a Western principle,
but which in its content was universal throughout patristic
thought and was probably applied even more fully and more
frequently in the Christian East than in the Christian West.”
The Foundations of Christian Doctrine

“As then baptism has been given us by the Savior


in the name of the Father and of the Son and of the Holy Spirit,
so we make our confession of the creed
in accordance with our baptism,
and our doxology in turn in accordance with our creed.’ …
The most nearly appropriate language for rational creatures
to use in acknowledging divine transcendence was not
the language of doctrine at all, not even that of the orthodox
Nicene doctrine, but the language of doxology and worship,
and of silent worship at that, which was how the orthodox
Nicene doctrine of the Trinity was intended to be read.”

Pelikan, Christianity and Classical Culture


Die im Griechischen und im Lateinischen
verwendete Terminologie war unterschiedlich,
was zu einer gewissen Verwirrung führte,
aber diese Verwirrung war nicht unüberwindbar.
In seiner Rede "Über den großen Athanasius"
(Oration 21.35) fasst Gregor von Nazianzus - mit
seiner typischen Betonung des Glaubens statt
der Worte - ihre Position zusammen
und unterscheidet sie so von Sabellianismus und
Arianismus:
‘We use in an orthodox sense the terms one Essence and three
Hypostases, the one to denote the nature of the Godhead,
the other the properties of the Three; the Italians mean the
same, but, owing to the scantiness of their vocabulary, and its
poverty of terms, they are unable to distinguish between
Essence and Hypostases, and therefore introduce the term
Persons, to avoid being understood to assert three
Essences. The result, were it not piteous, would be
laughable. This slight difference of sound [persona, prosopon]
was taken to indicate a difference of faith. Then, Sabellianism
was suspected in the doctrine of Three Persons, Arianism in
that of Three Hypostases, both being the offspring of a
contentious spirit. And then, from the gradual but constant
growth of irritation (the unfailing result of contentiousness)
there was a danger of the whole world being torn asunder in
the strife about syllables.’ Gregory of Nazianzen, Oration 21.35
Gregor von Nazianz (329-90)
“(D)ie Elemente, aus denen der Erlöser entstanden [sind],
eines und ein anderes (one thing and another, a'llo me.n kai...
a‘llo) - wenn tatsächlich das Sichtbare und das Unsichtbare
nicht dasselbe sind, auch nicht das Zeitlose und das Zeitliche -
aber nicht einer und ein anderer (not one subject and another,
a'lloj de a'lloj) - auf keinen Fall! Denn beide sind eins durch
Kombination, wobei Gott zu einem menschlichen Wesen wird
oder ein menschliches Wesen zu Gott wird, oder wie immer
man es ausdrücken mag. Aber ich sage ‚eines und ein anderes‘,
das Gegenteil von dem, was für die Dreifaltigkeit gilt. Denn
dort sprechen wir von ‚dem einen und dem anderen‘ ('one
subject and another’, a'lloj kai... a'lloj), damit wir die Individuen
nicht verwechseln, aber nicht von ‚einem und einem anderen‘
(‚not of one thing and another’), denn die drei sind ein und
dasselbe in der Göttlichkeit.“ Gregor von Nazianz,
First Letter to Cledonius (Ep. 101), SC 208, 44-47 (übes. JoH)
Gregor von Nazianz (329-90)
Unterscheidung qua ‚taxis‘
Beispiel : 1‘ 1‘‘ 1‘‘‘

„Denn weder ist der Sohn Vater – denn nur


einer ist der Vater, doch er ist was der
Vater ist – noch ist der Geist Sohn, weil er
aus dem Vater stammt; denn nur einer ist
Eingeborner, doch er [der Geist] ist,
was der Sohn ist.“
Oratio 31, 9 ; FChr 22,290-291; Herv. JoH
Gregor von Nazianz
(329-90)
Konstantinopel I
Zweites Ökumenisches Konzil, 381

73
Nicänisches Bekenntnis Nicäno-Konstantinopolitanum
Wir glauben an einen Gott, den allmächtigen Vater, den Wir glauben an einen Gott, den allmächtigen Vater,
Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren. den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes,
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist
d. h. aus dem Wesen des Vaters vor aller Zeit,
Gott von Gott[5], Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren
Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem
Vater; durch den alles geworden ist, Vater; durch den alles geworden ist;
was im Himmel und was auf Erden ist;
der für uns Menschen und wegen unseres Heils der für uns Menschen und wegen unseres Heils
herabgestiegen und Fleisch geworden ist, vom Himmel herabgestiegen und Fleisch geworden ist
durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria,
Mensch geworden ist, Mensch geworden ist,
der für uns gekreuzigt wurde unter Pontius Pilatus
gelitten hat gelitten hat und begraben worden ist,
und am dritten Tage auferstanden ist und am dritten Tage auferstanden ist nach der Schrift
und aufgestiegen ist zum Himmel, und aufgestiegen ist zum Himmel,
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen, und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
um die Lebenden und die Toten zu richten; um die Lebenden und die Toten zu richten;
…. und seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Nicänisches Bekenntnis Nicäno-Konstantinopolitanum
…. …..
Und an den Heiligen Geist Und an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht
[der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht = filioque]
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet
und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, katholische (allgemeine) und
apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Hilarius von Poitiers (310-367)
Unterscheidung qua ‚taxis‘
Beispiel : 1‘ 1‘‘ 1‘‘‘

„Denn weder ist der Sohn Vater – denn nur


einer ist der Vater, doch er ist was der
Vater ist – noch ist der Geist Sohn, weil er
aus dem Vater stammt; denn nur einer ist
Eingeborner, doch er [der Geist] ist,
was der Sohn ist.“
Oratio 31, 9 ; FChr 22,290-291; Herv. JoH
Gregor von Nazianz
(329-90)
55. Es ist mir zu wenig (…) von meinem Herrn und Gott,
deinem Eingeborenen, Jesus Christus, die (Behauptung seiner)
Geschöpflichkeit fernzuhalten. Die Einbeziehung dieser
Bezeichnung will ich nicht einmal bei deinem Heiligen Geiste
dulden, der von dir ausgegangen ist und von ihm (Christus)
gesandt wurde. (…) Und deswegen, weil ich dich allein als den
Ungewordenen und den Eingeborenen als aus dir geboren
weiß, will ich doch nicht sagen, der Heilige Geist sei gezeugt,
niemals behaupten, er sei geschaffen.
56. Für mich aber ist unaussprechlich, dessen Worte für mich
unaussprechlich sind. Denn wie darin, daß vor ewigen Zeiten
dein Eingeborener aus dir geboren wurde, alle Mehrdeutigkeit
des Ausdrucks und Schwierigkeit des Erkennens schwindet und
nur dieses Dauer hat, daß er geboren ist: so halte ich es auch
mit vollem Bewußtsein fest, daß aus dir durch ihn (den Sohn)
dein Heiliger Geist sein Dasein hat ….
… wenn ich es auch mit meinem Sinn nicht erfasse. Denn
vor deiner Geistigkeit bin ich schwach, nach dem Worte
deines Eingeborenen: „Wundere dich nicht darüber, daß
ich dir gesagt habe, ihr müßtet von neuem geboren
werden! Der Geist weht, wo er will, und du hörst seine
Stimme; aber du weißt nicht, woher er komme und wohin
er gehe. So ist es mit jedem, der aus dem Wasser und dem
Heiligen Geist geboren ist.” Den Glauben an meine
Wiedergeburt besitze ich zwar und kenne ihn doch nicht;
und was ich (noch) nicht weiß, ist mir schon Besitz. Ohne
daß ich es wahrnehme, werde ich wiedergeboren, mit der
Wirkung der Wiedergeburt. Für den Geist aber gibt es
keine Schranke: er spricht, wann er will und was er will und
wo er will.
Und von wem man den Grund für sein Kommen und Gehen nicht
weiß ― wenn man auch bewußt um sein Hinzutreten weiß ―:
dessen Wesen soll ich unter die Geschöpfe rechnen und mit einer
Bestimmung über seinen Ursprung umgrenzen? Zwar ist alles durch
den Sohn erschaffen, der bei dir, Gott, im Anfang als das Gott-Wort
war, so sagt es dein (Künder) Johannes. Daß alles Sichtbare und
Unsichtbare im Himmel und auf Erden in ihm erschaffen sei, führt
ferner Paulus aus. Und wenn er hervorhebt, es sei alles in Christus
und durch Christus erschaffen, so hat er geglaubt, hinsichtlich des
Heiligen Geistes sei dies eine ihm Genüge tuende Kennzeichnung,
daß er diesen Geist den deinen nennt. Mit diesen, eigens für dich
erwählten Männern bin ich dieser (gleichen) Meinung: Wie ich von
deinem Eingeborenen über die Fassungskraft meiner Einsicht
hinaus nach deren Maßgabe nichts behaupte als nur seine Geburt,
so auch werde ich nach deren Maßgabe über das Meinen
menschlichen Geistes hinaus von deinem Heiligen Geiste nichts
anderes aussagen, als daß er dein Geist sei.
Mir geht es nicht um unnützen Wortkampf, sondern um das
unwandelbare Bekenntnis unbedenklichen Glaubens.
57. Bewahre, ich bitte, unversehrt diese Ehrfurcht meines
Glaubens (…) daß ich immer festhalte, was ich in der
Glaubensregel bei meiner Wiedergeburt feierlich bekannte, als
ich getauft wurde im Vater und Sohn und Heiligen Geist, dich
nämlich, unsern Vater, und deinen Sohn zugleich mit dir
anzubeten; des Heiligen Geistes würdig zu werden, der aus dir
durch deinen Eingeborenen sein Dasein hat! Denn meines
Glaubens ist mir vollgültiger Zeuge, der da sagt: „Vater, alles
meinige ist dein, und alles deinige ist mein”, mein Herr Jesus
Christus, der in dir und aus dir und bei dir immerdar als Gott
bleibt, der gepriesen ist in der Ewigkeiten Ewigkeit. Amen.
Hilarius von Poitiers, "Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit",
XII, 55-57 (BKV)

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