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Günther Zuntz - Griechischer Lehrgang. 3, Appendix Grammatica.-Vandenhoeck Et Ruprecht (1991)

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310

GÜNIHER ZUNfZ

Griechischer
Lehrgang
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ZWEITE AUFLAGE

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3743
Z95
1 -3(2)
Günther Zuntz
Griechischer Lehrgang
III

V&R
Günther Zuntz

Griechischer Lehrgang

III
Appendix Grammatica
Summa Grammatica

2., durchgesehene Auflage

VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN


Studienhefte zur Altertumswissenschaft
Herausgegeben von Bruno Snell und Hartmut Erbse

Heft 15/111

CIP-Titelau/nahme der Deutschen Bibliothek


Zuntz, Günther:
Griechischer Lehrgang/ Günther Zuntz. - Göttinben:
Vandenhoeck und Ruprecht
(Studienhefte zur Altertumswissenschaft; H. 15)
ISBN 3-525-25320-6
NE:GT
III.Appendix grammatica. - 2., durchges. Aufl. - 1991

2.Auflage 1991
© Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1983 - Printed in Germany - Ohne
ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder
Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen.
Herstellung: Hubert & Co., Göttingen

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Inhalt

Vorwort 5
Verzeichnis der Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Übersicht über den grammatischen Stoff der einzelnen Lektionen
und der zugehörigen Appendix Grammatica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Lektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Anthologion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
Fasti Graeci . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
Personenregister 294

II

Exercitia 8
Vokabular . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Wortregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247

III

Übersicht über den grammatischen Stoff der einzelnen Lektionen


und der zugehörigen Appendix Grammatica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Appendix Grammatica 15
Summa Grammatica 271
Sachregister: Laut- und Formenlehre- Syntax - Metrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312
übersieht über
den grammatischen Stoff der einzelnen Lektionen
und der zugehörigen Appendix Grammatica':·

TEIL A
Nomen und Elementar-Verb (L. 1-48)

Griechische Lektionen und Exercitia Appendix Grammatica

Einführung Einführung
Griechische Schrift. - Aussprache. Die griechische Sprache: Entwicklung und
Dialekte. - Die heutige >altgriechische<
Schrift (Interpunktion; Vorgeschichte)

1. System der Laute (Vokale ... Kon- Antike Schrift: Abbild der Laute. -Grup-
sonanten). - Leseübungen pierung der Laute: Vokale, Kurz- und
Langdiphthonge; Konsonanten; ·~und i

2. Material zur Illustration des Ge- Lesezeichen. Spiritus und Akzente, gene-
brauchs der Akzente. - Leseübungen rell; die einzelnen Akzentzeichen, ihre
(Aesop, N.T., Sophokles) Bedeutung und Wiedergabe. - Atona. -
Apostrophos, Elision

L.3-7: c:rDeklination; Verbum auf -m (erste Anfänge)

3. Nomen auf -oi;, Singular; Verbum auf Wortarten, Flexion, Deklination, Konju-
-m Sing. Präs. Akt. Ind. (Beispiele für gation etc.: Grundbegriffe, auch Wurzel,
Sprechübungen) Stamm, Kasus, Tempus; Akzentregeln
(Nomen und Verb); Assimilation. -
Wortstellung

4. Plurale zu L. 3 Funktionen der Kasus. Indo-europäische


(IE) Voraussetzungen. - Negation (ou,
µij). - Direkte Fragen

5. Neutra auf -ov. Infin. -nv. Ind. Infin. als Subjekt und Objekt. - Einfüh-
Fut.-Akt. /...uom, /...t~m rung ins Lesen von Versen. Der iambische
Trimeter

6. Adjektiv als Substantiv. Imperfekt Augment: seine Formen. - Regel fürs


Aktiv Wortende. >Sekundäre< und >primäre< En-
dungen (Verb). -Themavokal

':- Die App. Gramm. behandelt prinzipiell, was in der linken Spalte als grammatischer Gegenstand
jeder Lektion angegeben ist, und das schließt immer den Gebrauch neugelernter Formen (Syntax)
ein. Rechts steht nur, was darüber hinausgeht.
8 OBERSICHT OBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF

Griechische Lektionen und Exercitia Appendix Grammatica

7. Zur Wiederholung von L. 3-6 >Hören<, >erfahren<: Konstr. mit Gen. und
Akk. - Augment bei Verba composita. -
>Thematische< Deklination und Konjuga-
tion. - Entwicklung der Kasusendungen;
>Unechte< Diphthonge. - Wortanalyse. -
Metrik: '"' ..., statt - (>longum<)

L. 8-12: a-Deklination

8. Nomina auf -ä (q:>LAta). -Adverb (von ä und TJ. Akzent bei Kontraktion
Adj.) auf -c.oi;

9. Nomina auf -T] (nµiJ). -Artikel 6, 't6, Metrik: Daktylus


f) und Demonstrativpronomen ÖÖE,
't6öE, TlÖE

10. Maskulina der a-Deklination. Adjek- Liste der Enklitika. - Indik. dµ( und q:>TJµ(.
tiva -oi;, -ov, -ä (-TJ) - Metrik: Trochäus; >katalektischer tro-
chäischer Tetrameter<

11. Nomina auf -a.


Komparation der Ad- Bedeutung und Konstruktion von Korn-
jektiva auf -oi;, -ov, -ä (-T]). - Enkli- parativ und Superlativ (griech. Gen. und
tika lat. Ablativ). -Akzentuation der Enklitika

12. Wdhlg. Adjektiva. - Feminina auf >Genera<, d.h. >grammatisches< und >natür-
-oi;. 'Avayvwaµa (Pl. Hippias) liches< Geschlecht. - Krasis, Koronis und
Elision. - Daktylischer Hexameter

13. Adj. >zweier Endungen<. -Pronomen >Relativische Verschränkung<. - Der Arti-


' ,
Relativum, exEi:voi;, &Moi;, OlJ'tOi;, kel als Pronomen (6 µtv ... 6 Öf., 'ta xai
EUlJ'tOÜ 'ta). 7\lloi; CiMov

14. f)µEi:i;, 'ÖµEi:i;, (aim:bv). - Der >Schwa- Personalpronomen (Plur.): 3. Person und
ehe< Aorist (EAuaa Ind., Imper „ In- Reflexivum. - >Stark< und >schwach<. -
fin.) Akzent bei Infinitiv. - >Verbstamm< und
>Tempusstamm<. Zeitstufen und >Aspekt<.
>Irreale< Bedingungssätze. - Die Partikel
av

15. Kontrahierte Substantive der o- und Von vöoi; zu voüi;, von yai:a zu Yii usw.
a-Deklination. - Imperativ, 3. Person

16. Kontrahierte Adjektive: xeuaoüi;, Nachwirkungen von Jot und F. -Formen


Wt:A.oüi;, Euvoui; der Götteranrufung (µa . . . , viJ . . ., nQ6i;
•.• , cI> ..• ). - Metrum: Paroemiacus
OBERSICHT OBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF 9

Griechische Lektionen und Exercitia Appendix Grammatica

17. Perfekt Aktiv. - Infinitive Formen der Perfekt-Reduplikation und


der Bedeutung des Perfekts. - >Bloße< Infi-
nitive und A.c.i. -Abhängige (>indirekte<)
Rede. - >Attraktion< des Prädikatsnomens.
- >Persönliche< Konstruktion und Nega-
tion beim Infinitiv

18. >Attische< 2. Deklination (ö VE<i>c;, >Umspringen der Quantität<. - aÜTll und


LA Ewe;). - oÜ-toc; a{m)

19. Text für Wiederholung. - Verbalad- Einige homerische Formen


jektive. - Drei Homerverse

L. 20-42: Die >Dritte Deklination<(und anderes)


L. 20-33: Konsonantische Stämme

20. Gutturalstämme (-x und -y) Einführung; Vergleich mit Lat. - Akzent-
regel für einsilbige Stämme. - Das >be-
wegliche -V<. - Kurz zum Sprechen der
Verse; >Hiatkürzung<

21. Stämme auf -x


und -yy. - 'tOLOÜ"toc; - Assimilation und Dissimilation von Aspi-
ofoc;; ·waoü'toc;; W<ITE raten. - CÖITTE mit Indikativ (ou) und (häu-
figer) Infinitiv (µT})

22. Dekl.: yuvf], vu1;; Labialstämme. - Dreikonsonantenregel. - Zeitangabe in


Konjunktiv Präs., Aor., Perf. Akt. Gen., Dat., Akk. - Geschichte der Kasus-
endungen. Ny sonans. Konj. in Haupt-
sätzen

23. n-Stämme, Substantiva. - Konjunkti- Spezielle Vokative. - Konj. in Nebensät-


ve, auch von ELµi zen, ohne und mit av: final, generalisie-
rend, futurisch

24. n-Stämme, Adjektive, auch Kompara- XELQW - XELQOVa. - 'ttc; und öanc;; Ö'twv
tive (XELQWV). - 'ttc;- tivoc;, de; - Ev6c; und äna. - Präsens: Bedeutung, z.B. de
conatu

25. r-Stämme, normale (aw'tT}Q, QfitwQ) Optativ: Formentwicklung und Hauptbe-


und spezielle (XELQ, µaQ'tuc;). - Opta- deutung (ohne und mit av). - Hilfen fürs
tiv von EI.µ( Lesen der Verse

26. Spezielle r-Stämme: 3ta-ti)Q, avf]Q. - Ablaut quantitativ und qualitativ; Einwir-
Opt. Präs. und Aor. Aktiv, auch Fu- kung des Akzents. - Bedingungssätze: Po-
tur und Perfekt tentialis, Irrealis (Ursprung aus Wunsch-
10 OBERSICHT OBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF

Griechische Lektionen und Exercitia Appendix Grammatica

sätzen) und >Realis< (>mathematisch<). -


Hexameter und Pentameter: Distichon. -
Länge >natura< oder >positione<

27. Dentalstämme: EMic;, XclQL<; .. . XUQLV aber EMiÖa. - Metrik: Anacreon-


nouc;, Jtaic;, vu~ teus; Glyconeus

28. Dentalstämme: -'ft; -trtc; und Partizip Ober Partizipia allgemein und Part. Perf.
Perfekt Umschreibung von Konj. und Opt. Perf.
Opt. in indirekter Rede und in Finalsät-
zen, wenn das regierende Verb ein Ver
gangenheitstempus ist

29. Dentalstämme: Neutra -'t (ngäyµa; Details (auch über Akzente) zum starken
<p<i>c;). - Der >Starke< thematische Ao- Aorist
nst

30. -nt-Stämme: Substantive und Partizip Formbildung des Partizips. Femin. -ia. -
Präs. und Fut. Akt; oov f:x.O.w und ax.wv. - Einige Verwendungen
von Partizipien: als Adjektive; als Verb-
formen

31. -nt-Stämme: rcäc;. Partizip Aorist Bedeutungsnuancen von rcäc;; furac;, cruµ-
rrac;. - >Partizipialkonstruktionen<; >Gen.
absol utus<. Partikeln (äµa, ... ehe;) bei
Partizipien. - ~(v) >ich war<

32. -s-Stämme: Neutra, Substantive ('ro Imperfekt ~(v) komplett


yEvoc;). - Partizip von starkem Aorist

33. -s-Stämme: Eigennamen und Adjekti- Metrum: Anapäste und >Klageanapäste<


ve: !\ LOYEV11 c; ; TIEQLX.Af}c;; EUyEvtjc;;
yf}Qac;

L. 35-42: Vokalische Stämme


34. Perfekt Passiv Passiv: >Primäre Endungen<. Auch Futur
Perf. Pass. (fotm A.EA.uµtvov). - Metrum:
über >Komische Trimeter<

35. y-Stärnme. 1) Substantive auf -'Ü (i'.x- IE Wechsel von längeren und kürzeren
füic;); 2) Adjektive auf iJ/E (Tjöuc;) Stammformen. Femin. -ia(L. 30.8). -Zum
Verse sprechen (kurz)

36. Präsens Medio-Passiv; Futur Medium >Medium< und >Passiv<: Bedeutung und
(ohne Optativ) Entwicklung (mit Beispielen). -Zum Ver-
sesprechen (kurz)
UBERSICHT OBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF 11

Griechische Lektionen und Exercitia Appendix Grammatica

37. i-Stämme, Substantive (n6A.t;, µav- IE Wechsel Et!t am Ende des Stamms.
tu;) >Umspringende Quantität< (L. 18.2)

38. Medio-Passiv: Imperfekt; Optative; Medio-Passiv: >Sekundäre Endungen<.


starker Aorist Aorist Medium, stark oder (L. 40)
schwach, und Aorist Passiv (L. 43). - Par-
tizip und andere Formen als Ergänzung bei
>Sich erinnern<, >anfangen<, >aufhören<,
>sich freuen<, >hören<. Zu >Aspekt< (L.14)
und zum Verselesen (kurz)

39. Substantive auf -EU~ (ßam/...ru~, Stammende -T)l', -TJF, -EU. Wandlungen
erioEu;, ZEu;) der Endungen

40. Plusquamperfekt Aktiv und Passiv.


Schwacher Aorist Medium

41. Substantive: -u-Stämme; nflxu;, nQtoßu;, JtQrnßutT);, JCQEOßEUttl~. -


äotu, nQfoßu;. -yQau;, vau;, ßou;. Komposita (Verba und Nomina): ihre
- ßoUAEUW, ouµßouAEUW (Aktiv und Formen (bes. Augment) und Bedeutung
Medium)

42. Substantive auf -w (nEL'Öw); al.öw~,


flQw;. - ÜÖOOQ, -ato~. - u[6~, u[fo~. -
µtya~, rcoA.u~

43. Aorist Passiv, stark und schwach. - Die >Stammformen< der Verba. - Es stellt
Futur Passiv sich das Problem des Aorist >Passiv<- mit
lauter aktiven Formen

44. Lesestück: Plato, Euthyphron (An-


fang)

45. System der Adjektive, mit ihren Ad-


verbien und Steigerung

46. System der Pronomina (auch ihre Verwendung)

47. 1. Pronominaladverbia. II. Die Zahl-


wörter 1-4. III. Dual von Nomina
und Verben

48. Die Zahlwörter (Numeralia)


12 UBERSICHT ÜBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF

TEIL B
Das Verbum (L.49-86)

Griechische Lektionen und Exercitia Appendix Grammatica

L. 49-55: Verba vocalia


49. Präs. -Eoo: Aktiv

50. Präs. -Eoo: Medio-Passiv Pass. von intransitiven Verben (q:rl}ovo'Ü-


µm); Konstruktion der Verba curandi

51. Präs. -aw : Aktiv

52. Präs. -aoo: Medio-Passiv


! (51-52 -<iw)

53. Präs. -6w zu Medium und Passiv

54. Präs. -i]w

55. Alle Vokalstämme Mehr zu Medium und Passiv, mit Stamm-


formen

L. 56-62: Konsonantstämme
L. 56-59: Verba muta
56. Dentalstämme Nachwirkungen des j. - Dativ nach öµm-
o~, 6 airw; u.dgl.

57. Gutturalstämme Assimilation (für Perf. Pass.). -Konstruk-


tionen bei ÖQXW und Jtauoo

58. Labialstämme Dissimilation: 'tQE<pw - 'Ü'QE'\jJw. - Akk. bei


nützen, schaden . . . ; figura etymologica;
doppelter Akk.

59. Alle Muta (Wdhlg.)

L. 60-62: Verba Liquida


60. Stämme auf -1 und -r >Substantivierung< von Partizipien und
ganzen Sätzen. - Funktionen von Partizi-
pien

61. Stämme auf -m und -n Griech. Aktiv wo deutsch Passiv. - Be-


merkenswerter Gebrauch von griech. Da-
tiv und Genetiv
ÜBERSICHT OBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF 13

Griechische Lektionen und Exercitia Appendix Grammatica

62. Muta und Liquida (Wdhlg.)

l. 63-86: Sogen. >unregelmäßige Verben<


l. 63-67: Thematisches Präsens

63. Präsens: Verbstamm mit Reduplika- Ablautstufen. - Metrik: Trimeter in Tra-


tlon gödie und Komödie. Glykoneen

64. Präsens: Verbstamm mit -axw oder


-tOXW

65. Präsens: Verbstamm mit Reduplika- Konstruktionen von füöaaxw und µ€µvT]-
tion und -oxw µm

66. Präsens: Verbstamm mit n-Erweite- Partizip bei xaµvw, q:yfravw, XULQW u.ä.
rung

67. Präsens: Verbstamm mit -avw Genetiv bei Verben. - Partizip bei i:uy-
xavw, A.avfravw, ögfu u.a. -ou und µfi. -
Volkstümliche Glykoneen

L. 68-70: Aorist
68. Aorist:schwach; ohne -s-; mit kurzem Bedeutung des Aorist. >Aspekt<. >Gno-
Vokal; stark; T)yayov; EoXOV; Aug- misch<. Zeitverhältnis?
ment Et-

69. Wurzelaoriste Ein Beispiel von Satzanalyse

70. >Aorist Passiv< Stark, schwach; Ablaut. >Wucherndes<


Sigma; Entstehung und Bedeutung des
. Aorist Passiv

L. 71-72: Futur
71. Futur: verschiedene Typen Fut. >atticum< und >doricum<. - Kurzvo-
kal: -s-Stämme. - Satzanalysen: griechi-
sche Partizipien: deutsche regierende Ver-
ben

72. Futur: Stämme auf -F. Fut. doricum.


Stamm erweitert mit -l'}. Fut. Med.
und Passiv
14 UBERSICHT ÜBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF

Griechische Lektionen und Exercitia Appendix Grammatica

L. 73-74: Perfekt
73. Perfekt: verschiedene Typen, auch
foLxa, Eiwöa, E<nrJXa - EataµEV
u.dgl.

74. olöa Perfekt und tlöov Aorist Attractio relativi. Objekt bei Verben des
Wissens

75-84: Verben mit athematischem Präsens


75 öuvaµaL,
' i<.ELµaL, öEL'XV'Uµat,
, 0 u-
µm

76. ÖEllcvuµt, ö/...A.uµL (Aktiv)

77. Präsens -wvµL E;ov: Panicipium absolutum

78. L<Tt'Y)µt. - Präpositionen bei einem Ka-


sus

79. W dhlg.; speziell: bdataµm und E<p(- Genetivus panitivus kann im Satz alle Ka-
maµm. nCµ.itA.TjµL. - Präpositionen sus vertreten. - Mehr über Participium ab-
bei zwei Kasus und rn( solutum (L. 77)

80. füöwµL. - naQ<i und 1CQO~

81. 't(ÖTjµL. - aµ<p( und JtEQt 't(ÖTjµL mit Akk. oder - häufiger - Dativ-
Lokativ

82. LTjµL. - 'ÖJt6 und >uneigentliche Präpo-


sitionen< wie eh~, XUQLV, e;w, äµa
83. ELµ(, dµt, qrriµ( dµt. als Futur: warum und inwieweit

84. W dhlg. aller athematischen Präsentia

85. <ptgw, ÖQÜ>, A.tyw, EQXoµm

86. OLQEW, 'tQfxW, foiHw


ZUR EINFÜHRUNG

1. Die Sprache

Im Zentrum dieses Lehrgangs steht das >klassische Griechisch<. So nennen wir die Spra- 0.1
ehe, welche die klassischen attischen Autoren des S. und 4. Jahrhunderts v.Chr. schrie-
ben. Es bestehen gewiß erhebliche Unterschiede zwischen den frühesten und den späte-
sten unter ihnen und noch größere zwischen Prosatexten und der stilisierten und tradi-
tionsgebundenen Sprache der hohen Dichtung. Aber gegenüber älterer Dichtung- zumal
Homer- einerseits und der späteren Gemeinsprache (von der das Neue Testament einen,
freilich problematischen, Begriff gibt) andererseits: gegenüber solchen Extremen bildet
das >klassische Attisch< eine deutlich charakterisierte Einheit.
Dies zumal auch im Vergleich mit anderen Dialekten. Wie jede Sprache so wurde auch 0.2
das Griechische in fast zahllosen Dialekten, von Dorf zu Dorf verschieden gesprochen.
Dazu müssen für unsere Zwecke die folgenden Andeutungen- ein unzulängliches, aber
unentbehrliches Minimum - genügen.
Lokale Verschiedenheiten lassen sich zusammenfassen als Spielarten von drei oder vier
Hauptdialekten, deren Schichtung eine Folge der Vorgeschichte Griechenlands im 3. und
2. vorchristlichen Jahrtausend ist. Das >Attische< - gesprochen in Athen und überhaupt
auf der Halbinsel Attika - ist eine eigenartige Form (vermutlich die älteste) des ionischen
Dialekts, der auf den Inseln von Euböa bis Chios und Samos sowie in der Mitte der Klein-
asiatischen Westküste (Milet!) herrschte. Nördlich davon - von Thessalien im Westen
bis nach Lesbos und der gegenüberliegenden Küste- istaeolisches Sprachgebiet und dori-
sches südlich, von der Peloponnes über Kreta bis Rhodos und Knidos. Die übrigen Dia-
lekte faßt man zusammen als Nordwestgriechisch, dem Dorischen nahe verwandt.
Dorisch ist die Sprache der klassischen Chorlyrik (Pindar; auch die Chorlieder der atti- 0.3
sehen Tragödie); Herodot der Historiker und die klassischen Ärzte (>Hippokrates<)
schreiben ionisch. Aeolisch ist die individuelle, lesbische Lyrik (Sappho und Alkaios, um
600 v.Chr.), und die uralte homerische Kunstsprache ist ionisch auf einer älteren, aeoli-
schen Basis.
Nach der Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Großen (gest. 323 v.Chr.) 0.4
bewirkte sein Wille und der kulturelle Vorrang Athens, daß das Attische Hauptgrundlage
jener >gemeinsamen< Weltsprache (>Koine<) wurde, in der man sich überall, von der
Rhone bis zum Indus und vom Dnjepr bis zum Nil, verständigen konnte. -
Daher war das Prinzip des vorliegenden Lehrgangs durchführbar: eine Auswahl von ori-
ginalen Texten aus sieben Jahrhunderten brauchte nicht zu einem hoffnungslosen
Mischmasch von Formen und Stilen zu führen, eben weil die Grundlage des klassischen
Attisch nie aufgegeben wurde; sie wurde vielmehr neu gestärkt durch den bewußten
Klassizismus der römischen Kaiserzeit. Was Epiktet und Mark Aurel im 2. Jahrhundert
n.Chr. schrieben, wäre (ungeachtet einzelner Neuerungen) im Athen des 4. Jahrhunderts
v.Chr. ohne weiteres verstanden worden. Dagegen stelle man sich eine deutsche Antho-
logie vor mit Zitaten vom Nibelungenlied bis hinab zu Bert Brecht!
Ich habe daher aufgenommen, was an Früherem und Späterem Aristoteles vermutlich ak-
zeptiert hätte. Wo diese Grenze überschritten ist, wird dies in Anmerkungen bespro-
chen.
16 ZUR EINFÜHRUNG

0.5 II. Die Schrift


(ein heutzutage gebrauchtes >altgriechisches Alphabet<)

Groß Klein Name Laut

A a ö:A.<pa, Alpha ä, a
B ß ßf}-ra, Bäta b
r y yaµµa, Gamma 1 g
~ ö ÖEA-ra, Delta d
E c E 'VLA6v, Epsilon 2 e
z ~ ~f}-ra, Dsäta 3 ds 3
H T) ~-ra, Äta a
0 {t &rj-ra, Thäta 4 th
„ -s
1 L tcö-ra, Iota I, 1
K X. x.6.mta, Kappa 1 k
A A. A.6.µßöa, Lambda 1
M µ µü, My m
N V vü, Ny n
-- ; ;i, Ksi ks
0 0 Ö µLx.Q6v, Omikron 2 ö
II j[ rti, Pi p
p Q Qffi, Rho r
c (~) .C (o, <;) oiyµa, Ssigma 6 ss (ß)
T T -raü, Tau t
y '\) ü 'VLAOV, y psilon 2 ü, ü(u) 7
<I> <p <pi, Phi 4 f (ph)
X X xi, Chi 8 eh
'P 'l'i, Psi ps
Q (ro) "'
(l) wµEya, Omega ö9

0.6 Bemerkungen zur Alphabettafel


(1) Sprich >Gam'ma, Kap'pa. Griechische Doppelkonsonanten sind eben dies: zwei Kon-
sonanten. Der erste beendet eine Silbe, mit dem zweiten beginnt die nächste.
(2) Die Bedeutung der Namen wird unter Lektion 1 erklärt.
(3) Also nicht wie deutsches Z ! Sondern weiches d mit weichem (stimmhaftem) s. Daraus
konnte sich die spätere Bedeutung eines bloßen, stimmhaften s entwickeln; und von da-
her ist auch verständlich, daß ~oft die Verbindung s + d darstellt.
(4) s.u. 8.
(5) Immer der Vokal; nicht Jot. Sprich also z.B. >l-onier< (nicht >Jonier<).
(6) Die Zickzackform des >großen< Sigma ist die ältere; die runde schreibt sich leichter und
kam deshalb seit dem 4. Jh. v.Chr. in Gebrauch. Die verschnörkelte Doppelform des
>kleinen< Sigma- c; am Wortende, sonst o- ist eine unnütze Erfindung von Renaissance-
Druckern, in Nachahmung ganz später mittelalterlicher Handschriften. - Aussprache:
ZUR EINFÜHRUNG 17

immer scharf- oiyµa bedeutet >Zischen<!-; auch wenn 't folgt (ot(yµa) oder n (mu:uöw)
oder X (oxoli.i]); also nie wie deutsches sch !
(7) Die alte Aussprache des u, z.B. bei Homer, war u, und diese galt weiterhin, wo das u
Teil eines Diphthongs war (z.B. EU). Aber im Attischen entwickelte sich u zu ü (wie im
Französischen), und diese Aussprache blieb gültig, bis - im MA- alle hellen langen Vo-
kale zu >i< wurden. Also sprich ü für u.
(8) Wenn Deutsche oder Engländer ein p oder k oder t aussprechen, tun sie das mit >Aspi-
ration<, d.h. einem Ausstoßen von Atem - sie können nicht anders. Umgekehrt z.B.
Franzosen und Italiener: sie können diese Laute nur ohne Aspiration produzieren. Die
Griechen - im Altertum - konnten beides; sie sprachen p und ph, t und th, k und kh.
Wenn wir Modemen diese Unterschiede nicht verwischen wollen, müssen wir konse-
quent tun, was ohnehin längst weithin Brauch ist, nämlich für diese drei aspirierten Kon-
sonanten, die in Griechenland seit dem MA übliche Aussprache annehmen. Dort entwik-
kelte sich cp (ph) zu f; X (kh) zu dem Laut, den wir eh schreiben, und 1't (th) zu dem Laut,
der auch im Englischen entstand. Deutsche sollten also fortfahren, cp wie f auszusprechen
und Xwie eh; und sie sollten sich entschließen, für 1't die Aussprache von engl. th in think
oder thing anzunehmen.
(9) Die Form, die wir >kleines W< nennen, verdrängte seit ca. 300 v.Chr. die schwierige äl-
tere (Q), aus der sie durch Heraufziehen der beiden >Füße< entstanden war. Eben diese
Bequemlichkeit empfiehlt ihren Gebrauch auch als >großes Omega<. - Aussprache: lang,
offen (wie engl. law, franz. mort).

III. >Große< und >kleine< Buchstaben; Interpunktion 1 0.7

Neuerern westeuropäischem Brauch folgend verwenden wir - wie im Lateinischen -


Großbuchstaben (>Majuskeln<) als Initialen von Namen und (meist) auch am Anfang von
(größeren oder kleineren) Abschnitten, im übrigen durchweg >Minuskeln<, und zwar
ohne die einzelnen Buchstaben miteinander zu verbinden.
Auch die Interpunktion in heutigen griechischen Texten beruht auf einer Angleichung 0.8
dessen, was in spätmittelalterlichen Handschriften üblich wurde, an modernen, westeu-
ropäischen Brauch.
Punkt und Komma setzt man wie im Deutschen; aber ein Punkt über der Linie(') dient als
Kolon (>Semikolon<), dagegen unser >Semikolon< (;) als Fragezeichen. Ausrufungszei-
chen werden nicht gebraucht und Anführungszeichen nur selten.
TioAAOt xmto(· rtffÜQOl aya1'toL: Viele (sind) schlecht; wenige gut.
Ti; d.; 'OöuooEu~ dµL: »Wer bist du?« »Ich bin Odysseus«.
~EÜQO EA.1't€. TC AEyEt;: »Komm her!« »Was sagt er?«.

IV. Unsere heutige >altgriechische Schrift<: ein historisches Produkt 0.9

Könnten wir Euripides oder Plato eine moderne Ausgabe ihrer Werke vorlegen : sie
könnten sie nicht entziffern. Sie schrieben ihre Werke ohne Interpunktion, ohne Wort-
trennung, ohne Akzente (sie kannten ihre Sprache und brauchten solche Hilfsmittel

1 Die Regeln für den Gebrauch der Akzente lassen sich von den Beispielen ablesen; sie werden zu
Lektion 2 dargelegt.
18 ZUR EINFÜHRUNG

nicht). Minuskeln, wie wir sie schreiben und drucken, hatten sie nie gesehen, noch auch
sonst jemand in den nächsten tausend Jahren; ihr Alphabet bestand ausschließlich aus den
>großen< Buchstaben. In den nächsten Jahrhunderten entwickelte sich, als Gebrauchs-
und Schnellschrift, aus den steifen Majuskeln die bequeme, >fortlaufende< Kursive, und
aus einer ihrer vielen Formen schufen byzantinische Mönche, wohl um A.D. 800, die
Minuskeln, von denen unsere heutigen >kleinen< Buchstaben sich herleiten, wenn auch
mit weitem Abstand. Auch im Altertum änderte sich die Schrift dauernd, zumal die Kur-
sive; alte Formen, die in repräsentativen Inschriften beibehalten wurden (wie L und Q),
verschwanden aus der Alltagsschrift und auch aus der anspruchsvolleren literarischen
Buchschrift. Aber >große< und >kleine< Buchstaben, Majuskeln und Minuskeln, zu vermi-
schen: das ist keinem Griechen, keinem Römer und keinem mittel alter liehen Schreiber je
eingefallen.
Damit soll keineswegs eine resolute Rückkehr zur Schreibweise des fünften vorchristli-
chen Jahrhunderts empfohlen werden. Wir danken den alexandrinischen Gelehrten, daß
sie die Verse abteilten in der klassischen Dichtung, die sie durch ihre Ausgaben für uns
retteten; und ihren byzantinischen Nachfolgern, daß sie jedes Wort, das sie uns überlie-
ferten, durch Akzent und Spiritus eindeutig verständlich machten (selbst wenn dabei
Zweifelhaftes unterlaufen ist). Aber was an mittelalterlichem Ballast den Zugang zum
Echten erschwert, sollte nicht länger mitgeschleppt werden. Das meiste der Art sind wir
längst los; man vergleiche nur einen Druck des 16. oder 17. Jh.s mit einem heutigen. Aber
einiges hängt uns noch an 2 •

0. 10 2 Die drei Formen des Sigma - archaisches Fossil und spätbyzantinische Schreiberfloskeln - sind so
nützlich wie ein vollentwickelter Kropf. Dem Beispiel des größten Philologen folgend, beabsich-
tigte ich, sie durch das einfache >Sigma lunatum< (C, c) zu ersetzen. Aber die „ Verhältnisse« er-
laubten es nicht.
APPENDIX GRAMMATICA L. 1 19

LEKTION 1

System der Laute


1. Vorbemerkung über ihre schriftliche Überlieferung 1.1

Die Laute der Sprache sind uns überliefert durch die Buchstaben des Alphabets; Platon
braucht das gleiche Wort (crtOtXEiov) für beide: ihm war der Laut A gleichbedeutend mit
dem Buchstaben A; denn - wie die Alten überhaupt- las er laut (oder hörte ein Buch vor-
lesen). Jeder weiß, daß unser Alphabet das der Römer ist; daß die Römer das ihre von den
Griechen lernten und die Griechen das ihre von den Phöniziern. Nicht jeder weiß die Ge-
nialität des Mannes zu schätzen, der (?um 800 v. Chr.) das griechische U ralphabet aus
dem phönizischen entwickelte. Die semitischen Alphabete haben bekanntlich Zeichen
nur für Konsonanten. Jener unbekannte Grieche nun verwendete als Vokale die phönizi-
schen Zeichen für Konsonanten, die im Griechischen nicht existierten; z.B. deutete er
gleich den ersten Konsonanten, >Aleph<, um in den Vokal >A<, und das konsonantische
Jot in den Vokal Iota. Das war viel mehr als eine bloße Verschönerung. Es war jetzt, erst
jetzt, möglich, jedes Wort in seiner Lautgestalt eindeutig wiederzugeben ; jener Grieche
erfand die erste Lautschrift. Die semitischen Alphabete dagegen sind vieldeutige Zeichen
für Silben, nicht für Wörter und nicht für Laute.
Wenn aber das lateinische Alphabet, und mithin das unsere, von dem griechischen her- 1.2
stammt: woher die Unterschiede? Warum z.B. steht das Zeichen H im Griechischen für
>ä<, bei uns aber für >h<? Warum ist X dort >kh<, bei uns aber >ks<? Und warum hat das la-
teinische ein F, das griechische aber nicht?
Dergleichen erklärt sich aus der Geschichte des griechischen Alphabets. Seine Urform
verästelte sich in viele Lokalformen mit erheblichen Verschiedenheiten; und diejenige,
von der das lateinische sich ableitet, ist eine andre als die, welche >gemeingriechisch<wur-
de, nämlich die Attische. Im Attischen hatte X- eins der vier von den Griechen den phö-
nizischen hinzugefügten Zeichen - die Bedeutung >kh<; in dem >westgriechischen<Alpha-
bet aber, welches in Rom angenommen wurde, bedeutete es >ks<. Das Zeichen H bedeutet
von altersher den Hauchlaut >h<, und dabei blieb es im Westen. Der ionische Dialekt aber
verlor schon früh alle Aspiration von Vokalen (also wie das heutige Französisch und Ita-
lienisch); daher wurde dort das Zeichen H frei. Es wurde umgedeutet zu >ä<(Äta). Das io-
nische Alphabet, mithin auch dieser neue Buchstabenwert, wurde 403 v.Chr. offiziell in
Athen eingeführt und wurde daher >gemeingriechisch<1 .
Der lateinische Buchstabe F schließlich geht zurück auf das griechische Zeichen F, ge-
nannt >Digamma<nacb seiner Form oder >Wau<(nicht >V au<) nach seiner Bedeutung; es
bezeichnete nämlich >konsonantisches U< = 'l = w (s.u. Nr. 12). Dieser Laut, und daher
das Zeichen, hielten sich nicht in Ionien und Athen, wohl aber im Westen. Daher konnte
es, leicht umgedeutet (>f< statt >W<), in Rom übernommen werden.
Diese Andeutungen müssen hier genügen 2 • Wir gehen über, von den Schriftzeichen, zu
den Lauten, welche sie bezeichnen.

1 Wer das >h<noch sprach- wie die Athener - konnte es nun nicht mehr ausdrücklich schreiben - bis
der Spiritus asper erfunden wurde.
2 Wen der Gegenstand interessiert, findet reichere, verläßliche Information bequem in Der Kleine
Pauly, Lexikon der Antike, dtv (auch sonst empfohlen), Bd. V, 26ff. (mit weiterer Literatur.)
20 APPENDIX GRAMMATICA L. 1

1.3 II. Gruppierung der Laute

A. Vokale
1. Einzelvokale
a) immer kurz: E, o (A.f:yE, A.6yo~).
b) immer lang: l], w (yi\, 'Pci:Jµl]).
c) lang oder kurz: a, l, u (ä, a, 1, 1, u, Ü) 3 (also a wie in Maler und alle, i wie in mir und
mich, ü wie in Mühle und Müller).

1.4 2. Diphthonge
D.h. zwei Vokale, die zusammen eine Silbe bilden. Sie bestehen aus l oder u zusammen
mit einem anderen vorangehenden Vokal 4 • Dies kann sein:

a) ein kurzer Vokal, nämlich a, E, 0 oder i.)

Resultat: at, El, ot, 'UL und au, EU, ou.


Bei der Aussprache unterscheide m (äi) und El (ei; nicht wie dt. >Ei<); sprich EU (e 0 ; nicht
wie dt. eu = oi), ou = u (franz. ou), Ul = ui (franz. lui).
Diphthonge mit kurzem ersten Vokal nennt man einfachheitshalber >Kurzdiphthonge<,
obwohl jeder Diphthong, als ganzes, selbstverständlich lang ist. Akzente und Spiritus
werden je auf den zweiten Vokal gesetzt.
1.6 b) ein langer erster Vokal, nämlich ö., l] oder w
Resultat: die sogenannten >Langdiphthonge< l]U und, selten, wu, sowie ö.t, l]L und WL. In
nachklassischer Zeit wandelte l]'U (ä 0 ) sich allmählich, in Aussprache und Schrift, zu E'U
(eu).
Das Iota nach langem Vokal wurde in der archaischen und klassischen Zeit, und bis gegen
das Ende der hellenistischen, gesprochen - nicht weniger als nach kurzem. Unterscheide
also sorgfältig m (ai) und äL (äi), El (e;) und l]L (ä;) sowie m (ö;) und wt (öi). Erst in der rö-
mischen Zeit (seit dem 1. Jh. v.Chr.) wurde das Iota nach langem Vokal weniger und we-
niger gesprochen und darum auch nicht mehr geschrieben. Spätere Versuche, es wieder
einzuführen, verursachten Konfusion.
1.7 Heutzutage wird das Iota in einem Langdiphthong folgendermaßen geschrieben:
1. nach einem Großbuchstaben: auf der Zeile (Iota adscriptum); z.B. "AtÖT}~;
2. nach einem Kleinbuchstaben:
entweder gleichfalls auf der Zeile (Iota adscriptum); z.B. luöw 5 ,
oder man schreibt es, klein, unter den vorangehenden langen Vokal (Iota subscrip-
tum); z.B. ~öw.
In beiden Fällen werden Akzente und Spiritus über den ersten, langen Vokal gesetzt (also
anders als bei den übrigen Diphthongen, einschl. l]U und wv).
Das Iota subscriptum ist eine Erfindung des späten Mittelalters, für welches die Lang-
diphthonge längst allen Sinn verloren hatten. In Übereinstimmung mit dem Brauch der

1.5 3 Die tatsächliche Quantität wird oft durch die Akzente (worüber in L. 2) verdeutlicht; z.B. µü,
&ga, µIooc;, A.uxoc;.
4 Andere Kombinationen erzeugen keine Diphthonge; nicht z.B. aoxvoc; (drei Silben), 6.6gLm:oc;
(vier Silben) und, mit Trema, auch z.B. ö.föLOc; und aünvoc;; denn dies Zeichen C) zeigt an, daß
zwei Vokale nicht zu einem Diphthong zusammenwachsen, sondern zwei Silben bilden.
5 Wo Länge des a nicht (wie hier) bereits aus dem Akzent ersichtlich ist, wird sie in diesem Band
ausdrücklich angezeigt (ä). Dies ist aber nicht allgemein üblich.
APPENDIX GRAMMATICA L. 1 21

klassischen Zeit wird in diesem Lehrgang das Iota adscriptum bevorzugt. Da aber Iota
subscriptum sich noch in vielen gedruckten Texten findet, wird in den griechischen Lek-
tionen Gelegenheit zur Übung beider Formen gegeben 6 •

B. Konsonanten 1.8
1. M utae (Verschlußlaute)

Media Tenuis Aspirata Bildungsstelle


(weich) (hart) (gehaucht)

Guttural: K-Laute
(Palatal) y X X Gaumen
Labial: P-Laute ß 1t qi Lippen
Dental: T-Laute ö "'[ {} Zähne

N .B. y vor Guttural bedeutet >nasales n< und klingt wie das n in dt. sang, Engel. So z.B. in 1.9
U'r'(EAor;, EUU'r'(EALOV (>Evangelium<), ayXlJQU (>Anker<), Eyxor;, /.:uyl; (lat. lynx). Jedes V
vor Guttural innerhalb eines Wortes wird zu y.
2. Liquidae, Nasales 1.10
1 A, Q· µ, v 1
Jedes v vor einem Labial innerhalb eines Wortes wird zuµ: ouv-qiEQW > ouµqJEQW.
3. Sibilantes (s-Laute) 1.11
Sigma und die Doppelkonsonanten{}, 1lJ, !;, d.h. d + s, p + s, k + s.
Einern -oo- in den meisten Dialekten entspricht -n- in lokalem Attisch (Aussprache un-
gewiß), z.B. {}aA.aooa - {}<iA.aua.
4. Konsonantisches u und i (Jt, j) 1.12
Konsonantisches u - unser w oder besser das Englische w (>double U<) oder Lat. v-wurde
durch den Buchstaben F (s.o. Nr. 2) angezeigt, der sich auf vielen Inschriften und Mün-
zen findet; aber ein Buchstabe, der das konsonantische t (Jot) bezeichnete, hat sich bisher
nicht gefunden; was anzeigt, daß dieser Konsonant sehr früh außer Gebrauch kam.

6 Dem byzantinischen Vorurteil zufolge, für welches dies Iota eine nichtssagende graphische Kon-
vention war, wird es bei der Anordnung der Artikel in heutigen Wörterbüchern vernachlässigt;
nicht so dasselbe Iota in >Kurzdiphthongen<. Suche also z.B. atöwc; unter Al, aber <'höw ({löw) un-
ter All..
22 APPENDIX GRAMMATICA L. 2

LEKTION 2

Lesezeichen 1
1. Ober die Akzente

2.1 A. Generell
Spiritus (Hauchzeichen) und Akzente, Erfindungen alexandrinischer Gelehrter, sind un-
entbehrlich für das Verständnis griechischer Wörter und ihrer Geschichte. Für die
Hauchzeichen, Asper und Lenis, genügt, was seit der Einführung bekannt ist 2 • Die Prin-
zipien der Akzentuation sind einfach, ihre Beherrschung ist unerläßlich und bei einiger
Aufmerksamkeit und Übung nicht schwer zu erzielen.
2.3 Die Akzente stehen, wie die Hauchzeichen, über kleinen Buchstaben, aber vor großen.
Die meisten griechischen Wörter habeneinen Akzent; selten, und unter bestimmten Um-
ständen, hat ein Wort zwei Akzente und niemals mehr. Gewisse Wörter haben gar keinen
Akzent. Der Akzent zeigt an, daß der gekennzeichnete Vokal oder Diphthong in anderer
Tonlage als das übrige Wort ausgesprochen wurde. Tonhöhe: nicht Tonstärke!
Akzente stehen auf dem Vokal entweder der letzten Silbe eines Wortes (Ultima) oder der
vorletzten (Paenultima) oder der drittletzten Silbe (Antepaenultima); niemals noch wei-
ter von der Ultima entfernt.
2.4 Es gibt drei Akzente: 1. Akut: a (Hochton); 2. Gravis: a (weniger hohe oder gar normale
Tonlage); 3. Zirkumflex: a oder ä (steigende und fallende Tonverschleifung). Der Akut
und Gravis können auf langen und kurzen Vokalen stehen, der Zirkumflex aber nur auf
langen.
Der Gravis findet sich nur auf der Ultima; der Zirkumflex auf einer der zwei letzten Sil-
ben; der Akut auf einer der drei letzten.
2.5 Treffen Spiritus und Akzent auf demselben Vokal zusammen, so wird der Spiritus unter
dem Zirkumflex, aber vor dem Akut und Gravis geschrieben:
1 Ä., &, "A, a, ä, a, ä 1
2.6 Spiritus und Akzente stehen über dem zweiten Vokal eines Diphthongs:
jAt, d, ol, auch u{ und riu 1
Nur bei Langdiphthongen mit Iota stehen sie über dem ersten Vokal (vgl. L. 1.7):
l"Qt, <l'n, Q>; HL, ~L, TI; Ä.t, (u, ~
7
1

B. Näheres über die Setzung der drei Akzente


2.7 1. Der Zirkumflex findet sich nur auf langen Vokalen oder Diphthongen und nur
entweder a) auf der letzten Silbe (Ultima)
oder b) auf der vorletzten Silbe (Paenultima);

1 Die Interpunktion wurde bereits in der Einführung (8) behandelt.


2.2 2 Nachtrag: Auch jedes anlautende Q wird mit Spiritus Asper geschrieben, z.B. 'P6öos = Rhodus.
Anlautendes Q- Z ungenspitzen-r - wurde also aspiriert. Das gilt anscheinend auch für doppeltes Q
innerhalb eines Wortes; z.B. Pyrrhus wurde folgendermaßen geschrieben: HuQQos. Heutzutage
wird auf diese Schreibweise meist verzichtet.
APPENDIX GRAMMATICA L. 2 23

dies letztere aber nur, wenn die Ultima kurz ist. In diesem Fall (- ..., mit Akzent auf der
Paenultima) muß der Zirkumflex stehen;
z.B. a) ~i}v, ~ßäv·; b) ÖofJA.oc;, 6.cpfptE.
Der Zirkumflex findet sich also nie auf einem kurzen Vokal, niemals weiter zurück als auf
der Paenultima, und niemals auf der Paenultima, wenn die Ultima lang ist.
2. Der Akut findet sich auf langen und kurzen Vokalen und zwar auf 2.8
a) der Ultima oder
b) der Paenultima (auf langer Paenultima aber nur, wenn auch die Ultima lang ist)
und auf
c) der Antepaenultima; dies aber nur, wenn die Ultima kurz ist;
z.B. a) va(, 'Ö'E6c;, VE<Ü<;·
z.B. b) VEl<JlEl, Ä.Eyn, öoul.ou, 6.vfrQWJtou, JtOÖE<;, Ü.Jt(ÖE<;·
z.B. c) avß-gwrroc;, HyoµEv· K6QlV'Ö'oc;, 'AXQO'X.OQLV-froc;· 'AH1;avÖQO<;, 'Al.E1;av-
ÖQOX.6Ä.axEc;.
3. Der Gravis findet sich nur auf der Ultima, und zwar wenn die Ultima an sich den Akut 2. 9
hat und ein anderes Wort direkt (ohne Interpunktion, d.h. Pause) folgt;
z.B. -frE6c;, ß-EOV, aber ß-Eo<; Ä.EyEL.
Kurz gesagt: jeder Akut auf der Ultima wird zum Gravis; es sei denn, daß Interpunktion
direkt folgt.
C. Eine Serie von Termini, absonderlich, aber nützlich 2.10
Ein Wort mit Akut auf der Ultima heißt Oxytonon.
Ein Wort mit Akut auf der Paenultima heißt Paroxytonon.
Ein Wort mit Akut auf der Antepaenultima heißt Proparoxytonon.
Ein Wort mit Zirkumflex auf der Ultima heißt Perispomenon.
Ein Wort mit Zirkumflex auf der Paenultima heißt Properispomenon.
Wörter mit irgendeinem Akzent auf der Paenultima oder Antepaenultima (d.h. nicht auf
der Ultima) werden Barytona genannt.

D. Die Bedeutung der Akzente. Nochmals: Tonhöhe, nicht Tonstärke


Eine Silbe mit Akut wurde bis zu einer Quinte höher ausgesprochen als das übrige Wort; 2.11
bei einer Silbe mit Zirkumflex ging der Ton erst auf-, dann abwärts. Eine Silbe mit Gravis
wurde weniger hoch gesprochen als eine mit Akut, vielleicht sogar auf derselben Ton-
höhe wie das übrige Wort. In der Praxis sollten wir uns bestreben- entgegen unserer an-
geborenen Tendenz, die akzentuierten Silben zu verstärken-, jede Silbe mit dem vorge-
schriebenen Ton zu sprechen; außerdem sollte die Quantität (Länge oder Kürze) der Vo-
kale deutlich wiedergegeben werden.

II. Wörter ohne Akzent (Atona) 2.12


Vgl. griech. Lekt. Einführung IIC3.

6, fl, o[, al (Nominative des Artikels): 4 Artikel


de;, E'1, Ex (in-hinein; in; aus-heraus): 3 Präpositionen
d, wc; (wenn; wie): 2 Konjunktionen
ou, oux, oux (nein, nicht): 1 Partikel
insgesamt: 10 Atona
24 APPENDIX GRAMMA TICA L. 3

Gleichfalls ohne Akzent, ausgenommen unter bestimmten Bedingungen, sind die Enkli-
tika, z.B. µE, fonv; sie werden in Lektion 10 behandelt.

III. Der Apostroph

2.13 Zeichen von Elision


Ein kurzer Endvokal - sehr selten l und niemals u - wird häufig ausgestoßen, wenn das
folgende Wort mit einem Vokal anlautet. Diese Elision wird durch den Apostroph(') an-
gezeigt; z.B. a/.../...O. au, aber aiJ.: ryw; E:rti xaµri/...ov, aber f::rt' övov. Dieses Phänomen
zeigt den griechischen Widerwillen gegen Hiatus, d.h. den Zusammenstoß von zwei oder
mehr Vokalen.
Wenn die elidierte Silbe einen Akzent hatte, so geht dieser verloren bei Präpositionen und
Konjunktionen:
bt' övov (E:rt(), a"M' EYW (a/.../...ci);
sonst aber erhält die vorangehende Silbe den Akut:
EIµ' 'OöuooEuc; (dµ() · aya:tr E01:W (aya{}a).

LEKTION 3

Wortarten
3.1 Die griechische Sprache hat wie Latein, Deutsch usw. zwei Hauptarten von Wörtern:
1. Wörter, die im Satzzusammenhang verschiedene Formen annehmen (man nennt das
>Flexion<); vgl. dt. Haus - Häuser und schreiben- geschrieben; lat. deus- deum und amo
- amat; griech. 1'tE6c; - 1'tE6v und xw/...uw - xwAiJEl;
2. Wörter, die nur in einer ei~zigen Form auftreten; vgl. dt. und, wo; lat. et, ubi; griech.
xa(, :rtoü. Sie sind >unflektiert<.

1. Veränderliche (flektierte) Wörter

3.2 A. Deklination und Konjugation


Bei den veränderlichen (flektierbaren) Wörtern unterscheidet man zwei Arten; nämlich:
1. Das Nomen (Substantiv, mit Adjektiv und Pronomen); z.B. dt. Haus, schön, ich; lat.
domus, pulcher, ego; griech. olxoc;, xa/...6c;, fyw. Die verschiedenen Formen dieser Art
von Wörtern werden Kasus genannt; das System der Kasus heißt >Deklination<.
2. Das Verbum, z.B. dt. ich sage; lat. dico; griech. J..tyw. Die Flexion des Verbums wird
>Konjugation< genannt. Seine Formen verändern sich entsprechend der Person (ich
schreibe, er schreibt), der Zeit (Tempus: ich schreibe, ich schrieb) und der Ausdrucksart
APPENDIX GRAMMA TICA L. 3 25

(Modus: ich schreibe, ich schriebe). Andere Konjugationsformen werden wir später ken-
nenlernen 1 .

B. Analyse dieser Wortarten


ün: der Begriff »Regen« liegt in der Wortwurzel u- ( hü-); die Tatsache, daß es regnet, 3.4
wird durch die Endung -El vermittelt.
UE't6c;: die Wurzel u wird durch die Silbe -H- zum Stamm UE't- des Substantivs un6c;
(>der Regen<) erweitert. Die Endung -oc; zeigt an, daß der Begriff »Regen« das Subjekt
(oder auch das Prädikat) der betreffenden Äußerung ist.

C. Das Nomen
(einschl. Artikel, Adjektiv und Pronomen)
1. Seine Kasus 3.5
avttQw:n:OL: die Form, welche das Subjekt und auch das Prädikat kennzeichnet, heißt
Nominativ 2 •
avttQw:rtON :die Form, welche das Objekt kennzeichnet, heißt Akkusativ 3 •
avttem:n:OY :die besondere Form eines Substantivs, welches ein anderes bestimmt, heißt
Genetiv 4 (z.B. das Haus des Vaters, Napoleons Sieg).
avtteffi:n:QI: die Form, welche eine beteiligte Person anzeigt, heißtDativ 5 (ich erzähle
dir eine Geschichte; das scheint mir eigenartig; sie gibt dem Kind einen
Kuchen).
avttQwrrE: die Form, welche eine angeredete Person (und manchmal eine Sache) kenn-
zeichnet, heißt Vokativ 6 •

Entsprechend gibt es eigene Kasusformen für den Plural, jedoch nicht für die Anrede
mehrerer Personen, d.h. es gibt keinen Vokativ Plural; vielmehr wird dafür der Nomina-
tiv Plural verwendet. Dies gilt auch im Singular für etwa die Hälfte der Nomina.

2. Akzentuierung der Nomina 3.7


Regel 1: Bei der Deklination bleibt der Akzent im allgemeinen wie im Nominativ. Diese
Regel wird aber eingeschränkt durch die allgemeine Akzentregel (o. L.2.7 und 8), z.B.
wenn eine kurze Endung durch eine lange ersetzt wird, ändert sich die Stellung des Ak-
zents oder seine Qualität oder auch beides, z.B. µuttoc;, µuttou; avttewrroc;, avttemrrou.
Regel 2: Eine lange betonte Genetiv- oder Dativendung hat in beiden Numeri den Zir-
kumflex; z.B. 1'.tE6c;, ß'E6v : ß'rnu, 1'.tEfüL.

Unsere grammatikalischen Bezeichnungen beruhen auf der Analyse der griechischen Sprache, 3.3
wie sie seit dem 5. Jh. v.Chr. von den yQaµµm:txo(, lat. grammatici, durchgeführt wurde. Ihre
Terminologie wurde von ihren römischen Nachfolgern ins Lateinische übersetzt, und von den
>jungen< europäischen und orientalischen Völkern übernommen (und oft entstellt); z.B. övoµa -
nomen - Nomen; avtwvuµ(a- pronomen- Pronomen; JtQO-<tEOL~ - praepositio- Praeposition;
Jt'tWOL~ - casus - Kasus usw.
2 m;ci)OL~ ovoµaonxi): casus nominativus. 3.6
3 Jt'tWOL~ ahtanxi): casus accusativus (falsche Übersetzung).
4 Jt'tWOL~ yEvtxiJ: casus genetivus (falsche Übersetzung).
5 Jt'tWOL~ öonxi): casus dativus.
6 Jt'tooot~ xA.rinxi]: casus vocativus.
26 APPENDIX GRAMMATICA L. 3

3.8 J. Zum Nachdenken


Bedenke und vergleiche die folgenden drei Paradigmata (auch ihre Akzente!):

Griechisch Latein 7
Nom. ooq:i6i; q:> tl..6ooq:ioi; philosophus
Ace. ooq:>Ov q:>lAOOOqJOV philosophum
Gen. ooq:ioü q:>tAoo6q:iou philosophi
Dat. ooq:><i>t (-<i>) q:>tAoo6q:>Wl ( -cp) philosophö (vgl. Dat. morti)
Voc. ooq:it q:>LAOOOq:>E philosophe
3.10 Du stellst folgende Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Griechisch und Latein fest:
a) Das griechische o entspricht hier dem lateinischen u (das im Aldateinischen tatsächlich
auch ö lautete). Dies ö ist der charakteristische Vokal dieser »o-Deklination«: Im Vokativ
wird es in beiden Sprachen durch ein kurzes e ersetzt. Vgl. den ähnlichen Wechsel zwi-
schen dem Substantiv A.6yoi; und dem Verb A.tyw;
b) im Akkusativ entspricht dem griechischen -ov das lateinische -um (< öm); die Gene-
tive der beiden Sprachen sind völlig verschieden, aber alle anderen Kasus sind auffallend
ähnlich; besonders
c) der charakteristische sog. Themavokal vor der Endung wird im Dativ gedehnt (im
Griech. auch im Genetiv);
3.11 d) in beiden Sprachen hat der Vokativ faktisch keine Endung; denn das E ist nichts als eine
andere Form des Themavokals. Das ist verständlich, weil die Endungen die verschiede-
nen Beziehungen zwischen den Wörtern anzeigen, welche einen Satz bilden; der Vokativ
jedoch steht für sich und unverbunden. Das gleiche gilt für den Imperativ (AtyE wie Öoü-
1..E).
Solch auffallende Parallelen im Detail und in der Gesamtstruktur fordern eine Erklärung.

4. Der Artikel
3.12 Anders als das Lateinische hat das Griechische einen bestimmten Artikel. Die Formen des
Maskulinum Singular reimen sich mit den Endsilben der Substantive der o-Deklination.
Diesen Silben geht der Konsonant t- voraus - ausgenommen im Nominativ, der mit
Aspiration (»h«) beginnt und außerdem keine Endung (kein -s) und keinen Akzent
hat (s. L. 2.12):
j ö, i:6v, wü, 'tön. ,

3. 13 Der Vokativ hat nie einen Artikel; und die griechische Sprache hat keinen unbestimmten
Artikel entwickelt: Ö 'Ö'E6i; heißt »der Gott« und kann einen bestimmten Gott bezeichnen,
der vorher erwähnt worden ist oder jedenfalls gut bekannt ist; oder es kann auch den ab-
strakten Begriff >Gott<ausdrücken. Ohne Artikel kann ÖE6i; entweder >Gott< im allge-
meinen oder auch >ein<, >irgendein (nicht genau bestimmter) Gott< bedeuten 8 •

3.9 7 Wegen ihrer gleichen Bedeutung und klanglichen Ähnlichkeit könnten auch 'l'tt6~ unddeus hier
verglichen werden, obwohl die Sprachwissenschaftler uns versichern, daß sie nicht auf eine und
dieselbe Wurzel zurückgehen.
8 Belege für das Obengesagte - wie für alles in dieser Appendix - finden sich in der betreffenden
griechischen Lektion.
APPENDIX GRAMMATICA L. 3 27

5. Das Adjektiv: Attribut und Prädikat 3.14


Das Adjektiv wird wie das Substantiv dekliniert (siehe ooqi6; und <JllA6ooqio; oben Nr.
8). Tatsächlich ist der Obergang von der einen zur anderen Wortart fließend: 0Qao1Jµa-
xo; 6 oocp6; kann aufgefaßt werden als »Thrasymachos, der Weise«, oder als »der weise
Thr.«. Wie dem auch sei, das Adjektiv stimmt in der Form mit dem Substantiv überein,
das es näher beschreibt. Also:
a) Wenn das Adjektiv das Prädikat ist, steht es- meistens ohne Artikel- im Nominativ
(da es sich auf das Subjekt bezieht); z.B. 6 A.6yo; xaA.6; (± Eo'tLV: sehr oft steht kein
Hilfsverb, besonders in allgemeinen Aussagen); ooqiO; d (hier schließt, wie in sehr vielen
Fällen, das Verb das Subjekt ein); 6 (naA.mo;) olvo; XQflcrt6; (± EcrtLv);
b) wenn das Adjektiv Attribut ist, stimmt es in Kasus (und Genus und Numerus: siehe
unten) mit seinem Beziehungswort überein. Wenn überhaupt ein Artikel steht, muß je-
denfalls einer vor dem Adjektiv stehen. Z.B.: JtaAmo; otvo;, XQflCJ'tO'Ü fiv{}Qc.lmou - 6
JtaAmo; olvo;, 6 olvo; ö JtaA.m6;; ·w ü XQflcrto'Ü &vfrewnou, 'tO'Ü &vitQwnou 'tO'Ü
XQflCJ'tO'Ü .
Kurz: 6 qi(A.o; >der Liebe, der Freund<
6 <p(A.o; olxo; >das liebe Haus<
6 olxo; <p(A.o; >das Haus ist lieb<

Das Attribut kann ein Substantiv im Genetiv sein, z.B.: 0rnü A.6yo;, 6 'tO'Ü fü:o'Ü A.6yo;,
6 A.6yo; (6) 'tO'Ü itrnü 9 •
6. Das Pronomen 3.16
Bis jetzt haben wir nur die Interrogativpronomina 'tt;; >wer?< und 't(; >was?< (lat. quis?
quid?) kennengelernt. Sie haben immer den Akut (er verändert sich niemals in den Gra-
vis), denn bei der Frage hebt sich die Stimme.

D. Das Verbum
lt. A.tyw, A.tyn;, A.tyn 2. Imperat. A.tye 1 3.17
Diese wenigen Beispiele, nämlich 1. der Singular des Indikativs Aktiv Präsens und 2. ein
Imperativ im Singular, zeigen bereits, daß die Unterscheidung von Person und Zahl, die
im Deutschen zum Teil durch Personalpronomen erfolgt (1. >ich<, 2. >du< usw.), im Grie-
chischen (wie im Lateinischen) allein durch Endungen angezeigt wird.

Akzentuierung von Verbformen 3.18


Grundregel: Der Akzent geht so weit zurück, wie es die allgemeinen Regeln (L. 2. 7- 8)
erlauben: xwA.uw, xwA.ue.

9 In solchen Verbindungen ist die Wiederholung des Artikels häufig, aber nicht notwendig; er fehlt 3 .15
gewöhnlich bei geläufigen Redewendungen wie: •das Volk (Demos) von Athen<(eigentlich: >der
Athener<) oder >der Herrscher der Götter< (Zeus): 6 Öf\µo<; i:wv 'A'lhlva(rov, 6 örnx6TI'l<; trov
füci>v.
28 APPENDIX GRAMMATICA L. 3

II. Unveränderliche (Unflektierte) Wörter

A. Adverbien
3.19 1. Adverbien, die von Adjektiven abgeleitet sind.
Sie enden auf -<0<; 10 ; z.B. xaA.6<; - xaA.&<;, 00<p6<; - omp<b<;
3.20 2. Pronominaladverbien, fragend (interrogativ)
Jto'Ü; wo? · Antwort im Dativ (tv Kog(v{}u:n, lat. Corinthi),
Jtoi; wohin? Antwort im Akk. (d<; K6gwftov, lat. Corinthum),
it6'Ö'EV; woher? Antwort im Genetiv (Ex Kog(v'ftou, lat. Corintho).
(Gr. L. 2 II B)
Bedenke
a) die Beziehung zu der Grundbedeutung der Kasus im Griechischen, wie oben Nr. S
dargelegt;
b) die Beziehungen im Gebrauch der Kasus zwischen dem Griechischen und dem Lateini-
schen, und zwar hinsichtlich ihrer >lokativen< Bedeutung, d.h. ihrer Beziehung auf örtli-
che Lage oder Bewegung.
B. Partikeln
3.21 1. Fragepartikel
~Qa (&g' vor einem Vokal) leitet eine Frage ein.
3.22 2. Verbindende Partikeln
>Konjunktion< xa(: >und<; tE (lat. -que, folgt dem zweiten der miteinander verbundenen
Wörter): >und<; xa( ... xa( ... , tE • • . tE, tE ••• xa( (lat. et .. . und -que ... -que):
>sowohl ... als auch< 11 ; eh<; und Ei., siehe L. 2 II C.
3.23 J. Verneinende Partikeln
Ou steht vor einem Wort, das mit Konsonant beginnt und vor einem Satzzeichen, oux vor
einem Vokal mit Spiritus Asper und oux vor allen übrigen Vokalen. Es bedeutet: >nein,
mc. ht<; O'UtE
„ 12 : >Un d mc
. ht<, O'U'tE
" • . • O'UtE:
„ >We d er ... noc h<(wie
. lat. neque ... neque ).

C. Präpositionen
3.24 sind kleine Wörter, die die Grundbedeutung der Kasus (oben Nr. S) verstärken oder ver-
.. d ern 13 , z. B.
an
E~ (vor einem Vokal), Ex (vor einem Konsonanten): >Von, aus<, mit Genetiv (lat. ex );
rut6 (vor einem Konsonanten), aJt' (vor einem Vokal, jedoch a<p' vor einem Vokal mit
Spiritus Asper): >VOn<, mit Genetiv (lat. a, ab, abs);
bti, f:Jt', E:<p' (mit derselben Unterscheidung): >auf - hinauf<, mit Akkusativ 14 ;
d<;: >in - hinein<, >nach<, mit Akk. (lat. in mit Akk.);
f:v: >in<, mit Dativ (lat. in mit Abl. ).

10 Ein unabhängiges Adverb: EU >gut<.


11 Im Deutschen oft einfach durch >und< wiederzugeben.
12 Nach der oben L. 2.7 aufgestellten Regel würde man auf der vorletzten langen Silbe vor der kur-
zen Endsilbe einen Zirkumflex erwarten. Der Akut ist erforderlich, weil 't€ enklitisch ist: oüu =
oü 1:€.
13 Den Verben vorgefügt (als Präfix) bilden sie Verba composita.
14 Auch mit Genetiv und Dativ, aber mit anderen Bedeutungen, wie wir später sehen werden.
APPENDIX GRAMMATICA L. 4 29

Anmerkung über Assimilation


oux fottv, aber oux ÜH 3.25
otrt' E:yw, aber oüt}' UEt6~
bt' övov, aber Eq:/ i'.:rmov:
Eine Tenuis (x, :rt, t) am Wortende (z.B. oux, an') unmittelbar vor einem >aspirierten<
Vokal (z.B. 6.-, 6-) wird diesem >assimiliert<, d.h. die Tenuis wird selbst zur Aspirata (X,
cp, tt).
Dies ist eine allgemein gültige Regel. Sie gilt ebenso wie zwischen Tenuis und Aspirata
auch zwischen Tenuis und Media, auch innerhalb von Wörtern; z.B. btt<i (septem), aber
(septimus) Eßöoµrn;; s. L.21.3; L. 57.8.

III. Wortstellung

Die Wortstellung im Griechischen ist nicht beliebig, aber viel freier als im Deutschen. 3.26
Auch bei Fragen ist eine Änderung der Wortfolge keineswegs notwendig: die bloße Än-
derung der Stimmlage kann aus einer Aussage eine Frage machen.

LEKTION 4

Plural (1.) von Nomen und Verb


I. Plural von Nomina (o-Deklination) 4.1

Paradigmen (2.)
(Beachte die Verschiedenheiten der Akzentuation. Ihre Ursache ist bekannt)

Nom. ot avttgcmtOl (3.) öouA.m (3.) xaA.o(


Akk. 'tOU~ avttQWJtülJ~ ÖouA.ov~ xaA.ou~
Gen. tci:Jv avttgw:rtwv öouA.wv xaA.ci:Jv
Dat. 'tOL~ avttgwrrm~ Öouf..m~ xaf..ot:~

Zur Beachtung:
1. Außer Singular und Plural hatte die griechische Sprache noch ein System von Endun- 4.2
gen ererbt, welches zur Bezeichnung der Zweiheit diente, zumal von Dingen, welche
normalerweise paarweise erscheinen, wie etwa Hände und Füße. Dieser sog. Dual kam
seit ältester Zeit mehr und mehr außer Gebrauch; in der gesprochenen Sprache der nach-
klassischen Periode wurde er überhaupt nicht mehr verwendet. Wir lassen ihn vorläufig
außer acht und werden ihn später kurz beschreiben.
2. Es gibt keine besonderen Formen für Vokative im Plural (L. 3.5).
3. Nicht für die Aussprache, wohl aber für die Akzentuierung hat die Pluralendung -m 4.3
der Substantiva (u. Adjektiva) die Wirkung eines kurzen Vokals. Daher - nach derbe-
kannten Grundregel (L. 3.7)- behält der Nom. Plur. av{}gwnol den Akut auf seiner er-
30 APPENDIX GRAMMA TICA L. 4

sten Silbe und ÖoüA.ot den Zirkumflex auf der Paenultima, während lange Endungen der
anderen Kasus Änderungen der Akzente (gegenüber dem Nominativ) zur Folge haben:
av{}gom:mc;' öo\J A.mc;.
II. Maskuline Substantiva

4.4 'O (Plural ol.) ist der maskuline Artikel; die Substantiva, mit denen wir uns bislang befaßt
haben, sind Maskulina.
Maskulin sind vor allem - und natürlicherweise - die Wörter, welche männliche Personen
(z.B. ö av{}gomoc;, 6 <ptA.6ornpoc;, 6 ul.6c;) und männliche Tiere (z.B. ö övoc;) bezeichnen
sowie die Namen von Völkern (z.B. o[ "EUT}vEc;, o[ 'Pwµai:m) 1 .

4.5 Eine Möglichkeit, (unbetontes) >mein< und >dein< auszudrücken, besteht darin, die unak-
zentuierten (enklitischen) Pronominal-Genetive µou (>von mir<) und oou (>von dir<) 2 zu
dem betr. Substantiv hinzuzufügen. Wo die Beziehung selbstverständlich ist, findet sich
aber oft nur der Artikel und kein Pronomen: 6 nan)Q: >mein Vater<. Und schließlich sind
wir auch dem Pronomen >dein< begegnet: o6c;, o6v, ooü, o<Öt.

4.6 IV. Weiteres über die Funktionen der Kasus (vgl. L.3.5)

Der Nominativ ist


1. Subjekt: 6 <piA.oc; amicus;
2. Prädikat: oo<p6c; (Eo'tLV) sapiens est.
Der Akkusativ ist
1. Objekt: ovov XELQEL<; asinum tondis;
2. Ziel einer Bewegung: ~A.{}EV 'Afiitvac; (nur in Dichtung ohne Präposition) Athenas ve-
nit; de; olxov domum.
Der Genetiv
1. dient zur Verbindung zweier Substantiva. Dabei zeigt dasjenige im Genetiv den Be-
reich an, in welchem das andere sich befindet, und damit ist das letztere definiert: {}rnü
u[6c; dei filius >Gottes Sohn<; &uµoü öoüA.oc;, ßaQßciQ(l)V ÖoüA.rn;;
2. markiert den Ausgangspunkt einer Bewegung: E~ otxou (e) domo; EX KoQ(v{}ou
Corintho : lat. Ablativ.
Der Dativ
1. zeigt die beteiligte(n) Person(en) an 3 : ovwt µü{}ov AEYEL<; fabulam mihi narra, erzähl
mir eine Geschichte (eigentlicher D.). Oder auch das

t Auch die Namen von Flüssen (z.B. ö NEiA.o~, 6 Eil<pQUtl}~. 6 'Pf)vo~), Winden (ö BoQfo~) und
Monaten (6 JlocmÖEwv).
2 Dazu L. 5.4.
4.7 3 >Dativ-Objekt< und •Indirektes Objekt< sind keine passenden Bezeichnungen. Wenn ich >dir< ei-
nen Taler gebe, bist ·du< nicht ·Objekt< dieses Gebens, weder direkt noch indirekt. Das Objekt,
das gegeben wird, ist der Taler, und >du< bist die Person, die daraus den Nutzen zieht, die >betei-
ligte Person<.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 4 31

2. Instrument (Mittel oder Werkzeug: D. instrumentalis): q:i6vwL q:i6vov A.uw; Dei pro-
videntiä mundus regitur: lat. Ablativ. Oder auch den
3. Ort, wo jemand (oder etwas) ist (oder geschieht: D. locativus): tv OtitWl in urbe: lat.
Ablativ (aber vgl. domi, Corinthi).
Die zweifachen Funktionen des Nominativs wie auch des Akkusativs sind leicht begreif-
lich: sie hängen offenbar jeweils zusammen. Nicht so die zwei Funktionen des Genetivs
und die drei des Dativs; und dazu kommt, daß der lateinische sog. >Ablativ< selbst mehre-
re, und völlig verschiedene, Funktionen hat und daß zwei von diesen ihr Gegenstück im
griechischen Dativ haben, eine dritte aber im griechischen Genetiv.
Diese verwirrenden Beziehungen (vgl. L. 3.10-11)- und, ganz allgemein, die Struktur
und das Funktionieren der griechischen Sprache (wie auch des Latein, des Deutschen und
vieler anderer)- all dies wird verständlich, wenn man erkennt 4 , daß diese Sprachen Glie-
der einer großen Familie sind; einer Familie von verwandten Sprachen, welche von Island
im arktischen Nordwesten durch ganz Europa bis nach Zentralasien und Indien gespro-
chen werden oder wurden. Die Verwandtschaft dieser vielen Sprachen 5 erklärt man sich
durch die Annahme einer gemeinsamen Grundsprache.

V. Indoeuropäische (IE) oder Indogermanische (IG) Grundsprache 4.8

Die >Vergleichende< oder >historische< Grammatik hat all diese Sprachen untereinander
verglichen und ein System ihrer Beziehungen festgestellt. Damit hat sie die Lösung zahl-
loser linguistischer Probleme ermöglicht; darunter auch desjenigen, das uns hier beschäf-
tigt.
Das IE (IG) hatte viel mehr Kasus als irgendeine der von ihm abstammenden Sprachen;
ihre Zahl ging dauernd, aber in verschiedener Weise, in jeder dieser Sprachen zurück. Im
heutigen Englisch gibt es zum Beispiel - mit der einen Ausnahme des sog. >Sächsischen
Genetivs< (father's)- keine Kasusformen mehr. Vereinfachung ist eine Haupttendenz der
Sprachentwicklung. Diese Schrumpfung des Kasussystems führte dazu, daß die speziel-
len Funktionen aussterbender Kasus von den überlebenden übernommen wurden; und
das geschah in verschiedenen Sprachen in verschiedener Weise.
Unter den vielen IE Formen, welche spezielle Beziehungen- und besonders räumliche -
verdeutlichen, war eine, welche Aufenthalt an einem Ort spezifizierte (also auf die Frage
wo? antwortete): sie darf spezifisch als >Lokativ< bezeichnet werden. Seine Funktion
wurde im Griechischen vom Dativ übernommen, im Lateinischen aber von dem sog.
>Ablativ<. Eine andere IE Form, oder >Kasus<, zeigte das Ziel einer Bewegung an (wo-
hin?): sie war damit prädestiniert, unter dem Namen >Akkusativ< auch das Objekt zu be-
zeichnen, auf das sich eine Handlung richtet. Ein weiterer IE >localer< Kasus markierte
den Ausgangspunkt einer Bewegung (woher?), der >Separativ<. Der griechische Genetiv
erbte diese Funktion, während er im Lateinischen als der eigentliche >Ablativ< - der
>Wegbewegungskasus<-weiterlebte. Und schließlich gab es einen IE Kasus, der das Mit-

4 Zuerst wurde dies in vollem Umfange zu Anfang des 19. Jahrhunderts erkannt, und zwar von dem
Dänen R. Rask und dem Deutschen F. Bopp.
5 Ihre Verwandtschaft erweist sich in der Gleichartigkeit ihrer Struktur, z.B. die Kasus von Sub- 4.9
stantiven und die Konjugation der Verba, sowie in der Gemeinsamkeit vieler Wörter; z.B. dt. >Va-
ter•, lat. pater, griech. :rmti)Q, alt-indisch (Sanskrit) pitä (Akzent!) und >Mutter<, mater, µU'tT]Q
(ionisch-attisch µi)'tTJQ ), mata (Akzent!).
32 APPENDIX GRAMMA TICA L. 4

tel oder Werkzeug angab, womit etwas getan wird: den >Instrumentalis<. Diese Bedeu-
tung wurde im Griechischen auch noch auf den Dativ übertragen; im Lateinischen aber,
sonderbarerweise, auf den >Ablativ< 6 • So hat die >historische Grammatik< das Problem der
verschiedenen Bedeutungen der griechischen Kasus aufgeklärt und damit Licht auf die
Anfänge der Sprache geworfen.

4.11 VI. Plural des Verbums (o-Konjugation)


Präsens (Aktiv): Indikativ und Imperativ

Paradigma

Indikativ Pl. 1. xwA.u·oµEv vgl. lat. lauda·mus 8


PI. 2. XWAfrE'tE vgl. lat. lauda·tis
Pl. 3. xwA.U-oum(v) 7 vgl. lat. lauda·nt 8
Imperativ Pl. 2. XWAUE'tE vgl. lat. lauda·te

4.14 VII. Negationen (vgl. L. 3 .23)

1. Bei Aussagen: ov, oux, ovx (wiederum: Hiatvermeidung!), verstärkt: ouxL


2. Bei Befehlen, Wünschen und (darüber später mehr) Bedingungen: µi]; vgl. lat. ne.
Also unterschiedlich:
Oll AEYEL - µi] AEYE
Oll AEyE'tE - µT] AfYE'tE

4.15 VIII. Zusammenfassend über direkte Fragen (L.3.16.21.26)

Sie werden angezeigt durch


1. den bloßen Tonfall; viel häufiger aber außerdem durch
2. ein Fragepronomen, z.B. T(c;, 'tt; oder
3. ein Frageadverb, z.B. JtO'Ü, :rtoi, :rt6'1'.tEv; oder

4.10 6 Spuren der alten, mehr spezialisierten Kasus haben sich im Griechischen, Lateinischen und sonst
erhalten, so z.B. die Endung -i des Lokativs: sie findet sich z.B . in griech. otxol >im Haus, zuhau-
se,, lat. domi und auch in Romae >in Rom<: dies ist nicht ein (abstruser) Genetiv, sondern der ori-
ginale Lokativ (altlat. Romai). Und es versteht sich, daß generell der Ersatz eines aussterbenden
Kasus durch einen andern nicht vom Zufall abhing: immer war eine gewisse Eignung bestimmend
- sei es eine formal-klangliche oder eine bedeutungsmäßige, wie sich schon aus dem Vorangehen-
den entnehmen läßt.
4.12 7 Die Endung -m, wie auch E<n:(, erhält gewöhnlich den Endkonsonanten -n (ny mobilis oder vü
E<pEAXU<n:lx6v), wenn ein Vokal folgt, und auch vor Interpunktion. Dies ist ein weiteres Mittel
zur Vermeidung von >Hiatus<.
4.13 8 In dorischen Dialekten endet die 1. PI. auf -mes und die 3. auf -nti (xwA.uoµEi;, xwA.Uovn), welche
offensichtlich größere Ähnlichkeit mit dem Lateinischen haben. Die vorwiegenden attischen
Formen erfordern nähere Besprechung (L. 6.14 ). Man sieht aber auf einen Blick- wenn man das
Lateinische vergleicht-, daß im Griechischen die 2. PI. des Imperativs in den Indikativ eingedrun-
gen ist.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 5 33

4. eine Fragepartikel, z.B. CxQa (llQ' vor Vokalen).


ÄQa (ebenso wie lat. ne) drückt nicht aus, ob eine positive oder negative Antwort erwar-
tet wird; aber
ÄQ' ou (wie lat. nonne) deutet an, daß eine positive Antwort (>ja<) erwartet wird.

Zum Nach denken 4.16


-0-6Qußov axouw, aber axouELE nov oocp<l>v: Einmal Genetiv, einmal Akkusativ: War-
um? Kannst du den Grund dieser Verschiedenheit erschließen? Wenn nicht, wirst du auf
Lektion 7 warten müssen.

LEKTION 5

1. Neutra der o-Deklination 5.1

Singular vgl. lat.


N. (V.) 'to ÖWQOV donum
A. 'to ÖWQOV donum
G. 'tOÜ ÖcOQOU doni
D. 't<l>t ÖciJQWl (-(!)) dono
Plural
N. (V.) 'tel Ö<l>Qa dona
A. 'tCt Ö<l>Qa dona
G. 'tWV ÖcOQWV donorum
D. wie; ÖciJQmc; donis

Diese Tabelle bestätigt, daß auslautendes -mim Lateinischen mit griechischem -n korres- 5.2
pondiert (s. L. 3.10). Darüber hinaus zeigt sich, daß sowohl im Griechischen wie im La-
teinischen 5.3
1. bei den Neutra Nom. und Akk. gleich sind und
2. im Plural die beiden Kasus auf kurzes -a enden.
Diese zwei Regeln gelten für alle Neutra; sie stammen offenbar vom IE. Das Griechische
- nicht das Lateinische - bewahrt noch eine dritte Regel:
3. Ö<l>Qa JtEi-0-EL; d.h„ wenn das Subjekt ein Neutrum im Plural ist, steht das Verbum
im Singular.
Ursache: die Endung -a zeigte ursprünglich ein >Sammelwort< (Kollektivum) im Singular
an wie z.B. >die Familie<, >die Regierung<, >das Gebirge<. Danach stand das Verbum ver-
ständlicherweise im Singular, obwohl das Sammelwort, inhaltlich gesehen, eine Mehr-
zahl bezeichnete.
34 APPENDIX GRAMMATICA L. 5

5.4 II. Personalpronomina

Singular

1. Person: E:yw · µE, µou, µot


2. Person: ou OE, oou, om

Die >Casus obliqui<(d.h. alle Kasus außer dem Nominativ) von E:yw und ou sind >enkli-
tisch<(d.h. sie tragen keinen Akzent außer unter bestimmten Voraussetzungen. Darüber
mehr in L. 11). Sie werden aber akzentuiert, wenn sie betont sind (z.B. >nicht dir, sondern
mir<), und ebenso nach den meisten Präpositionen. In diesen Fällen wird die 1. Person
obendrein noch mit E- erweitert:
E:µt , E:µoü, E:µoL Aber: ot, ooü, oo(;
z .B. OU'X E:µo(, aÄ.Ä.a oo(; an' E:µoü; UJtEQ ooü (aber JtQ6s; µE).

5.5 III. Das Verbum: Neue Formen 1

1. Präsens Infinitiv: -ELV, z.B. xwÄ.unv, A.tynv.


Er wird häufig verwendet
a) als Subjekt von unpersönlichen Ausdrücken, wie z .B. >es ist gut<xuf...6v (EO'tlv) 2 oder
>es ist notwendig< XQi) (z.B. A.f.ynv XQiJ); .
b) als Objekt, bei bestimmten Verben wie >ich will<(Ct'XOUElV -frtA.w ), >ich lehre<, •ich lerne<
(Ä.Eynv ÖLÖaoxw, µav-fravw), >ich verbiete<, >ich befehle, (xwA.uw, XEAEUW oE i)xnv).
5.7 2. Futur: XEAEUW ~ XEÄ.Euow, XEAEUElV ~ XEAEUOElV, A.Eyw ~ A.tsw, f...tynv ~ A.f.snv.
Das Futur wird durch Einsetzung von -s- (-o-) zwischen Endung und Wortstamm gebil-
det. Bei Wortstämmen, die auf einen Konsonanten enden (wie A.Ey-w), kann die Kombi -
nation mit diesem -s die Schreibweise (A.f.sw, denn y + o = s) oder sogar die Aussprache
des Verbums beeinflussen , wie wir später sehen werden.

IV. Lesen von Dichtung


5.8 1. Grundsätzlich gilt:
Der Rhythmus der griechischen Dichtung wird durch einen geregelten Wechsel von lan-
gen und kurzen Silben bestimmt und nicht (wie bei deutscher Dichtung) durch den
Wechsel von betonten und unbetonten Silben.
Lang (longum) sind Silben, welche entweder
a) einen langen Vokal oder Diphthong enthalten (>von Natur<, >naturä< lang) oder
b) einen kurzen Vokal, auf den zwei (oder mehr) Konsonanten folgen (lang durch >Po-
sition<, >positione<, d.h. eigentlich >durch Satzung<3 •

1 Vorläufig (bis L. 33) wird nur das Aktiv behandelt.


5.6 2 Solche allgemeinen Feststellungen bleiben sehr oft ohne Hilfsverb.
3 In der Dichtung werden derartige >lange Silben<häufig durch das Einsetzen eines vu tq>EA.xuon-
x6v vor einem Konsonanten gebildet (s. L. 4.12 und L. 20.7).
APPENDIX GRAMMATICA L. 6 35

Kurze Silben (breve) enthalten einen kurzen Vokal, auf den höchstens ein Konsonant
folgt; Muta cum Liquida (z.B . .1tA, t{>, xv) hat oft die Wirkung nur eines Konsonanten
(längt also die vorhergehende Kürze nicht), zumal in Komödien.
Z.B. (-=lang, v =kurz): AEYE µm = v v - , A.El;wom =---(denn !;entspricht zwei Kon-
sonanten); n:ai:Q6i;; = - v oder v v.

2. Der iambische Trimeter 5.9


1 2 3
V -1 V - V - 1 V - V - II
Z.B. 1. xaxov qJEQO'UOl xaQn:<'>v ot xaxol qiCA.m.
1 2
V - l-
Z.B. 2. eh 'tEXVOV, llXEti;;;
besteht aus drei Metren (µE'tQa). Jedes Metron besteht aus v - v - ; die erste Silbe eines Me-
tron kann jedoch lang oder kurz sein (>anceps<, Symbol: v-). Außerdem:
Eine allgemeine Regel: Ein Longum entspricht zwei Brevia (- =:; v). Von dieser Freiheit 5.10
macht die attische Tragödie weit weniger Gebrauch als volkstümliche Dichtung und da-
mit auch die Komödie. Dementsprechend sind in Text IID {>6öa, ta und xa/..a...,..., = -.
Folglich besteht jeder der beiden Verse aus drei iambischen Metren (n:oü µm i:O. {>6öa =
- - . . , :--: , usw.) und einem verkürzten (>katalektischen<) iambischen Metron (otA.i:va =
. . ., -;::;) als Versabschluß. Oder, mit anderen Worten, jeder Vers besteht insgesamt aus vier
iambischen Metren, von denen das letzte katalektisch ist; der ganze Vers ist also ein >kata-
lektischer iambischer Tetrameter<.
N.B. Die letzte Silbe jedes Verses ist lang, selbst wenn sie nur aus einem kurzen Vokal be- 5.11
steht, weil am Ende jedes Verses eine Pause (nicht unbedingt eine lange) ist. In unserem
Lied also füllt oE:"A.tva (eigentlich..., - v) die metrische Form von..., - -. Man schreibt des-
halb: V - V•
übe das Lesen griechischer Dichtung nach diesen Regeln. Achte darauf, daß jedes Lon-
gum die Dauer von zwei Brevia hat; betone Silben oder Vokale möglichst wenig, und su-
che vielmehr die Silben mit Akut bzw. Zirkumflex vorschriftsgemäß, also höher auszu-
sprechen und den Gravis weniger hoch. Und vergiß nicht, daß Wörter eine Bedeutung
haben; sobald du dich im Metrum sicher fühlst, gib deshalb jedem Wort den Ausdruck,
den seine Bedeutung verlangt - aber ohne den Rhythmus zu verletzen!

LEKTION 6

1. Einiges über Adjektive


(vgl. L. 3.14)

1. Jedes Adjektiv- ja sogar jedes Wort und jede Wortgruppe-kann einen Artikel vor sich 6.1
haben und so wie ein Substantiv gebraucht werden; z.B. Ö füxmoi;; >der Gerechte<, i:o öL-
xmov >das Gerechte, Gerechtigkeit<, i:a ötxma >die gerechten Dinge; das, was gerecht
ist<. Wo es passend ist, werden Adjektive in diesem Sinne auch ohne Artikel verwandt,
36 APPENDIX GRAMMATICA L. 6

z.B.: 6 füxmo; öLxma 3tQCt'ttEL, >der Gerechte tut Gerechtes•, d.h. >er handelt gerecht<;
aA.A.a aAA.m; xaA.a = alia aliis bona, d.h. >Verschiedene Personen haben verschiedene An-
sichten darüber, was gut ist< (hier ist xaA.a höchstwahrscheinlich als Prädikat anzusehen).
6.2 2. Wie im Deutschen >li~blichanzusehen< oder >ZU sterben bereit<wird auch im Griechi-
schen der Anwendungsbereich gewisser Adjektiva durch einen Infinitiv angezeigt; s.
Text K (Sophokles).

6.3 II. Das Imperfekt Aktiv der Verba auf -w

E:·xwA.u·o·v ama·ba·m
Das Imperfekt gehört zum Präsensstamm; dementsprechend vermittelt es die besonderen
Nuancen des Präsens1, übertragen in die Vergangenheit.

A. Das Augment
6.4 Die Vergangenheit wird allgemein- nicht nur im Imperfekt- gekennzeichnet durch das
Augment. Es findet sich ausnahmslos in Prosa; ist fakultativ in Homer und ihm folgender
Dichtung. Seine Form hängt vom Verbalstamm ab. In der Regel gilt:
1. Einern Stamm, der mit einem Konsonanten beginnt, wird ein E vorangestellt: xwA.vco-
E:xwA.uov.
2. Ein Stamm, der mit einem kurzen Vokal beginnt (oder einem Kurzdiphthong), dehnt
diesen Vokal: 6voµa~co- wv6µa~ov; oixtLQW-WLXttQOV (<!>KttQov). t wird iu i, u > 'Ü, o
> eo, aber E > TJ (E:A..n:i~w - fiA.Jttl;ov) 2 und auch a > TJ (axovco - f1xouov ), und entspre-
chend EL und m > TJL (TI) sowie EU und au > TJU 3 •
3. Ein langer Anfangsvokal wurde, begreiflicherweise, nicht weiter gedehnt, daher 'Ü EL -
'Ücv; f)xco, ~xcv.
Auch bei den meisten Verba composita (wie futo-A.uco) steht das Augment unmittelbar
vor dem Stamm und nicht vor dem Präfix (fut-E·A.uov ). Näheres dazu in der nächstfolgen-
den Lektion.

6.7 B. Konjugation des Imperfekts

Sg. 1. e·A.u·o·v vgl. lat. ama·ba·m 4


2. EAU·E·~ ama·ba·s
3. e·A.u·E(v) ama·ba·t
PI. 1. E:·A.U-o ·µcv ama·ba·mus
2. E·AlJ-E·tE ama·ba·tis
3. e·A.u·o·v ama·ba·nt
(Beachte die Anwendung der Grundregel für die Akzentsetzung bei Verben; s. L. 3. t 8.)

t S. L. 14.7ff.
6.5 2 Von EXW >ich habe<lautet das Imperfekt dxov, bei anderen Verben ist es ähnlich; davon später.
3 In nachklassischer Zeit wurde hier sehr oft nicht gedehnt, vgl. L. 1.6.
6.6 4 Das Lateinische besitzt kein Augment; es kennzeichnet das Imperfekt durch Einfügung der Silbe
-ba- zwischen Stamm und Endung: ama·ba·m.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 6 37

C. Die sekundären Personalendungen 6.8


(Vergleich des Griechischen mit dem Lateinischen)
Zur Erinnerung: IE Schluß-m = lateinisches Schluß-m wird im Griechischen zu -n 5 ;
siehe hier die 1. Person Singular.
Hierzu tritt die Regel:
Kein griechisches Wort kann auf -t enden oder, positiv ausgedrückt:

Griechische Wörter enden auf: 6.9


1. (irgend)einen Vokal oder
2. -n, -r, -s (auf keinen anderen Konsonanten) 6 •

Daher stellen wir Übereinstimmung zwischen dem Griechischen und dem Lateinischen
fest bzw. stoßen auf die IE Wurzel bei den Imperfekt-Endungen der 1., 2., 3. Person Sin-
gular (die 3. hat im Griechischen das Schluß-t verloren) 7 und der 3. Person Plural (zur 1.
Pl. [vgl. Dialekte] und 2. PI. [vgl. Imperativ] s. L. 4.13).
Dies Schema griechischer Endungen 6.10
~,_-n-,-_-s-,->n-1-.c-h-ts_<_;___
m_e_n_,-_-t-e,~-n----.I

erscheint nicht nur im Imperfekt, sondern liegt (mit gewissen Variationen, die wirken-
nenlernen werden) den Endungen fast aller Tempora zugrunde, ausgenommen dem Indi-
kativ des Präsens und den nach ihm gebildeten Formen, von denen wir bisher nur das Fu-
tur kennen. Diese Endungen heißen: >Sekundäre Endungen<.

D. Der Themavokal 6.11


(vgl. L. 3.10 über das Nomen)
1. Zwischen Stamm und Endung hat das Imperfekt folgende Vokale:
1. Pers. Sg. o 1. Pers. PI. o
2. Pers. Sg. E 2. Pers. Pl. E
3. Pers. Sg. E 3. Pers. PI. o
Kurz: ö, e, e; ö, e, ö.
Der o/e-Ablaut (wie in A.f.yw(A.6yor;,) ist vielleicht die verbreitetste Art der >Vokalabstu-
fung<. Dieser (>qualitative<) o/e-Ablaut charakterisiert den Präsensstamm (der auch für
das Imperfekt gilt) dieser, der häufigsten Verbklasse. Man könnte sagen, daß er das for-
male >Thema< angibt. Daher wird er >Themavokal< genannt.
Das ist besonders augenfällig im Imperfekt. Betrachte nun den
2. Indikativ Präsens (im Anschluß an L. 3.17 und L.4.11) 6. 12
1. Pers. Sg. A.U-w vgl. lat. am·o
2. Pers. Sg. Aii-ELr;, ama·s
3. Pers. Sg. AfrEL ama·t
1. Pers. PI. A.U-o·µEV ama·mus
2. Pers. Pl. Aii-E·tE ama·tts
3. Pers. PI. A.U-oum(v) ama·nt

5 S. L. 5.2.
6 Die Endkonsonanten von oux, oux, oütt' wurden zum folgenden Wort gezogen.
7 Das -E von EA\JE ist keine Endung, sondern gehört zum Präsensstamm (ist >Themavokal<, siehe
nächster Abschnitt); es nimmt das bewegliche -v an; darüber vgl. L. 4.12.
38 APPENDIX GRAMMA TICA L. 6

Im Plural lautet die Vokalfolge offensichtlich ö, e, ö - genauso wie bei den sekundären
Endungen des Imperfekts; ebenso im Singular ö, e, e- wo jedoch der Themavokal mit der
Endung zu einem Laut {langer Vokal bzw. Diphthong) verschmolzen ist. Wiederum
wird das Fehlen eines Themavokals im Lateinischen deutlich (vgl. Nr. 5). Bestimme
selbst, was das Lateinische an dessen Stelle besitzt.

6.13 E. Die primären Endungen


Sie heißen >primär<, weil sie, als Endungen des Indikativs Präsens und der nach ihm gebil-
deten Formen (wie Ind. Fut.), als erste begegnen (s. Nr. 12).
Der Singular - wie ein Vergleich mit dem Lateinischen zeigt- spiegelt das im IE Voraus-
gegangene wider: 1. -ö, 2. -s, 3. >nichts< (-t ist abgefallen, s. Nr. 8 u. 9)8 •
6.14 Im Plural (1. und 2. Person s. L. 4. 13) ging die 3. Person ursprünglich auf -ovn (vgl. lat.)
aus. Entsprechend einem allgemeinen Lautgesetz wird -ovn zu -ovcn, darauf -ovm zu
-ÖOl, nach der Grundregel, daß am Wortende ein »n« vor einem » S« mit> Ersatzdehnung<9
des vorangehenden Vokals ausfällt, z.B. A.uovtt > A:uöot. In der Zeit des klassischen At-
tisch lautete offenbar ein gedehntes o wie der Diphthong ou (ausgesprochen wahrschein-
lich nicht wie »OU«, sondern als langes geschlossenes »O«) und wurde daher O'U geschrie-
ben10. So entwickelte sich die primäre Endung der 3. Plur. von JE -anti zu Attisch -ovot.
6.17 Lerne die primären Endungen in ihrer klassischen (und fortdauernden) Gestalt auswen-
dig (mit dem Themavokal, wo er untrennbar mit der Endung verschmolzen ist), denn du
wirst ihnen noch oft begegnen:

j -ö, -eis, -ei 11 -men, -te, -usi(n) 1

Vergleiche diese mit den sekundären Endungen:

1-n, -s, >nichts<11 -men, -te, -n: j

Es wird deutlich, daß beide Systeme sich gegenseitig beeinflußt haben.

Dieselben Regeln wie bei der >O-<oder >thematischen<Konjugation sind bei der >O-<oder
>thematischen< Deklination erkennbar, wie man aus L. 3.8 und 4.1 sieht und wie es die
folgende Lektion zusammenfaßt.

8 Ursprünglich wahrscheinlich 2. -si, 3. -ti.


6.15 9 Dies ist der Fachausdruck (>terminus technicus<) für ein häufiges lautliches Phänomen: Der Ver-
lust eines Konsonanten wird durch die Dehnung des vorangehenden Vokals >ersetzt<.
6.16 10 Die Dehnung von o zu w, d.h. zu einem offenen langen ö (vgl. z.B. das Augment, s. Nr. 6.4),
muß auf ein älteres Stadium in der Geschichte der griechischen Sprache zurückgehen.
APPENDIX GRAMMATICA L. 7 39

LEKTION 7

Hauptzweck: Wiederholung. Präge dir den Inhalt der Lektionen 1-6 fest ein!

Einige Einzelheiten:
1. Gebrauch des Infinitivs

Wie erklärst du dir die Infinitive in der griechischen Lektion, C3; D; F2 und 3; und in C 1
und Fl? Wenn nötig, schlage L. 5.5 nach.
(Obendrein sind F2 und 3 Beispiele einer Konstruktion (L. 6.1 ), bei der mehrere mitein-
ander verbundene Wörter die Funktion eines Substantivs übernehmen.)

II. Konstruktionen und Bedeutung von axouw, µavfravw usw. 7.1

Allgemein gilt: das, was gehört wird, steht imAkkusativ (das Objekt des Hörens); aber:
woher das, was gehört wird, kommt (d.h. der Ursprung oder die Quelle), steht im Gene-
tiv; z.B. 1. "lt6gußov (Lärm) axouw; 2. Ö.XO'UE µou; 3. µ\J"ltov i]xouov a1rtou 1 ; 4. 'tOU qn-
A.oa6c:pou axouw (>ich höre auf den< > >ich gehorche dem Philosophen<).

III. Das Augment bei Verba composita 7.3

1. %w - E"ltuov: auv%w - auvE-&uov,


2. <:pEQW - Ec:pcgov: auµc:pEQW - auvEc:pEQov,
3. yLyvwaxw - f:y(yvwaxov: auyyLyvwaxw - auvt:y(yvwaxov,
4. ÖlayLyvwaxw - Ölcy(yvwoxov,
5. AUW - EA'UOV: a:n:oA.uw - a:n:EJ.„uov.

Bei Verba composita, deren erstes Element eine Präposition ist, steht das Augment vor
dem Verbstamm, aber nach der Präposition. Wenn dabei zwei Vokale aufeinanderstoßen
(4. ÖLaE-, 5. (moE-) wird der Hiat, wie gewöhnlich, durch Elision aufgehoben 2 (L. 2.13);
andrerseits kann die Assimilation, die im Präsens durch das Zusammentreffen gewisser
Konsonanten mag herbeigeführt worden sein (2. und 3.), durch den Einschub des Aug-
ments hinfällig werden (L. 3.25).
Mehr über Composita in L. 17.4 und L. 41.11-14.

IV. Zusammenfassung: Thematische Deklination und Konjugation 7.4

Die o-Konjugation wird auch >thematisch< genannt, weil der Präsensstamm durch den
>Themavokal< c/o gebildet wird, der an den Verbalstamm angehängt wird (A.fro·µt:v, A.u-

1 Nicht selten wird freilich- im Laufe einer leicht verständlichen Entwicklung- auch das tatsächlich 7 .2
Gehörte (also das >Objekt des Hörens<) in den Genetiv gesetzt; z.B. 'Ö6Qußov oder 'ÖoQußou
<ixouw. Ähnlich: µav'Öavw oou (woher das, was gelernt wird, kommt); ta UQlITTa oder z.B. ta
YQ<iµµma µavl'tavw (was gelernt wird).
2 Nicht so bei :itEQ( und :itQ6.
40 APPENDIX GRAMMATICA L. 7

·E·'tE; s. L. 6.11) 3 • Dementsprechend nennt man die o-Deklination auch >thematische De-
klination<, weil sie durch die Zufügung desselben Themavokals zum Stamm charakteri-
siert ist (<ptÄ.6oo<p·o·~, <ptÄ.6oo<p·o·v <pLÄ.6oo<p·E).

7 .6 Die Kasus und ihre Entwicklung


(L. 3.8-11; L. 4.6; L. 5.1-3)

Sg. ÖoüÄ.·o·~ ÖoüA.·o·v öou),:ou 1 öouA.·oot 2 ÖOÜÄ.·E


serv·ö·s serv·ö·m (serv·i) serv·o serv·e
PI. ÖoüA·oL öouA·ou~ 3 öouA·oov öouA·o·t~ 4
serv·(o)i serv·os (vgl. reg·um) serv·1s

1 Gen . Sing. bei Homer: -mo (mo < owo < OO!o): -otO > o~o > oo > ö, geschrieben ou.
2 Dat. Sing.: der Themavokal wird in beiden Sprachen verlängert; zum griech. -l vergleich lat. Dat.
-i in orator-i.
3 Akk. Plur. ou; ursprünglich von -ov; (auch auf lat.; vgl. Akk. Sing.). Am Wortende fällt -n vor -s
aus, m.it Ersatzdehnung des Vokals (L. 6.14). Das dabei entstehende gedehnte Omikron wird ou
geschrieben, ist aber kein echter Diphthong; deshalb wird dieses durch Dehnung entstandene ou
als •unechter Diphthong• bezeichnet.
4 In der Dichtung auch -otm(v) (die ältere Form).

7.7 V. Beispiel einer Wortanalyse (vgl. L.3.4)

Wurzel: -VJ~A- (>dien<)


/
/" / "
Substantiv:_..,.,... ÖoüAov Verbum: EÖO'UAEUOµEv
/ ........

~--i--lv E--1ö7"-1----~----0--jµEVI

~okal Wurzel Erweiterung


(charakterisiert
Wortstamm Kasus- die Wortart
Endung >Verbum•)
~
Verbalstamm Themavokal

Augment Präsensstamm Personalendung

7.5 3 Bei einer bedeutenden Gruppe von Verben wird das Präsens ohne Themavokal gebildet. Sie wer-
den daher >athematische Verben• genannt, oder >Verben auf -µt•, weil die Endung der 1. Person
Sing. Präsens Indikativ Aktiv -µt ist (das naheliegende Beispiel: dµ( >ich bin•). Ebenso gibt es viele
>athematische< Substantive (tatsächlich weitaus die meisten, nämlich alle außer der o-Deklina-
tion).
APPENDIX GRAMMATICA L. 8 41

VI. Lesen von Dichtung 7.8

(Anmerkungen zur griechischen Lektion)


Fl: E{}f>..w yEWQYEiv: '""'"" - '"" - - (iambisch). In Komödien finden sich beim iambischen
Trimeter häufig zwei Brevia statt eines.
F3: :rtOLEiv ='""-.Das Iota in den Diphthongen m und otvor einem Vokal wurde vom 7.9
vierten Jahrhundert an allmählich zum j (konsonantisches t) geschwächt und ist endlich
geschwunden: so wurde :rca/..m6c; = '"" '"" '""und :rtOLEi:v = :rtOEtV = '""-;vgl. lat. poeta.
Siehe auch L.5.10 zu:
Gl: ... (i-)/frtQO<; OE -frEQU-/(:rtEUOEt ... ) = (-)/- - '-' vv/ (- - ... ).
Dies ist eine Illustration zu der folgenden Regel:
In Tragödien, viel häufiger jedoch in Komödien, kann die Stelle eines Longum (in iambi- 7. 10
sehen und trochäischen Metren) von zwei kurzen Silben (Brevia) gefüllt werden.

LEKTION 8

(L. 8-11 behandeln die a-Deklination)

Die a-Deklination umfaßt mehrere, leicht verschiedene, Worttypen, deren Stamm ent-
weder auf -ä oder -a endet. L. 8-10 haben die auf -ä endenden Stämme zum Gegenstand.

1 8.t
I
<päµa, vgl. lat. fama
<pfiµri, vgl. engl. fame
IE ä blieb in den meisten griech. Dialekten ä (ungefähr wie in >haben<), besonders im Do-
rischen. Die Ionier jedoch sprachen es etwas breiter aus, ungefähr wie deutsches >ä<. Die-
sen breiteren Laut drückten sie nicht durch A, a, sondern durch äta, H, TJ, aus (L. 1.2). Sie
sprachen und schrieben also nicht <l>AMA sondern <l>HMH, und nicht Ö. sondern Ti für
den fern. Artikel. Genauso im Attischen, das ja selbst eine Spielart des vielgestaltigen io-
nischen Dialekts ist. Aber:
1 Das Attische behielt ä nach E, t, Q

Entsprechend: < I

att. fi <pfiµri wie ion. fi <pftµri und nicht wie dor. ä cpaµä,
att. fi nµft wie ion. fi nµft und nicht wie dor. Ö. u :µÖ,
aber: I < I
att. Ti -frEä, nicht wie ion. Ti 'Ö'E'ft (dor. ä -frEä),
att. it <pt/..Cä, nicht wie ion. it <pt/..Cri (dor. Ö. <ptA.Cö.),
att. Ti XWQÖ., nicht wie ion. Ti XWQTJ (dor. Ö. XCÜQä).
42 APPENDIX GRAMMATICA L. 8

8.2 Daher gibt es, im Attischen und später, zwei Hauptarten von ä-Stämmen:
1. diejenigen, die -ä als -ä behalten (z.B.: {h:Ö) und
2. diejenigen, deren -ä sich zu fl entwickelt hat (z.B.: cpfiµTJ).
N.B.: Alle Nominative auf -ä und -ri sind feminin.

II

Diese Lektion behandelt die erste Hauptart: Stämme auf -ä.

8.3 A. Paradigmen: IlagaÖEiyµa-ta


Land Freundschaft Göttin vgl. lat.
Sg. N./V. fj XWQä <:pLAtä i'.tEa dea
A. -ri]v XWQÖ'V cptAiäv i'.tEÖV de am
G. -rf)i; xwgä-i; <:pLAiai; i'.tEäi; 3 (deae; familias)
D. -rf]t (l:fl) xwgä-t(-Q.) <:pLAtät(-Q.) ftEfü 3 (-~) deai (-ae)
Pl. N. at xwgm 1 cptA.iat i'.tEa( deai (-ae)
A. -rai; xwgäi; cptA.iäi; i'.tEÖi; deas
G. -rci>v xoogci>v2 cptAtci>v 2 ftEci>V 2 dearum(-asom)
D. -raii; xwgmi; <:pLAtati; i'.tEaii; 3 de(a)is

8.4 1. Was die Akzentuierung betrifft (aber nur in dieser Hinsicht!), wirkt die Endung -m ge-
nauso wie die Endung -OL (L. 4.3), nämlich als wenn-mein kurzer Vokal wäre (Ausnahme :
L. 26.14).
8.5 2. Die Gen. Plur .-Endung -<iJv aller Substantive der a-Deklination hat den Zirkumflex, da sie
aus der Kontraktion der früheren Form (z.B. bei Homer) -awv hervorgegangen ist (siehe die
Grundregel unten). Diese Regel gilt aber nicht für alle Adjektive dieser Deklination, wie sich
in Lektion 10 zeigen wird.
8.6 3. Wie bei der o-Deklination: wenn eine lange Endung im Gen. oder Dat. (beider Numeri)
betont wird, hat sie den Zirkumflex.

8.7 B. Grundregel der Akzentsetzung nach Kontraktion


Ein langer Vokal (bzw. Diphthong), der aus einer Kontraktion entstanden ist, trägt einen
Akzent, wenn einer der ursprünglichen Vokale akzentuiert war. (Kontraktion erfolgt in-
nerhalb eines Wortes, im Gegensatz zur Krasis; darüber L. 12.12.) Wenn der erste der
zwei ursprünglichen Vokale akzentuiert war - das ist der weitaus häufigere Fall-, hat die
kontrahierte Silbe den Zirkumflex (XOOQ6.oov > xoogci>v); wenn der zweite akzentuiert war,
trägt sie den Akut (z.B. fo-rawi; > E:o-rwi;).

8.8 C. Ober die Endungen der Kasus der a-Deklination


Nom. Sing.: keine Endung: -ä ist der Schluß des Stammes.
Regel: Im Griechischen (wie auch im Lateinischen) hat der Nom. Sing.
entweder keine Endung: dea i'.tE6.,
oder die Endung -s: deus ftE6i;.
Akk.Sing.: IE -m > griech. -n: deum i'.tE6v, deam ftEav.
Gen. Sing.: -s, dt.: des Frühlings;, altlat.: pater familias.
APPENDIX GRAMMATICA L. 9 43

Dat. Sing.: i, wie bei der o-Deklination, vgl. lat. deäi (wurde zu deae).
Nom. Plur.: -ai, gemäß -oi der o-Deklination.
Akk. Plur.: -äs aus -ans; ebenso wurde lat. deans zu deäs; vgl. o-Deklination:
-ons zu -ös, geschrieben: -ou~.
Gen. Plur.: -&v, aus z.B. ttEa(o)wv, vgl. lat. deasom > dearum 1 .
Dat. Plur.: -ais, wie -ois der o-Deklination. Daher auch lat. -is.

III. Ergänzung zu L. 3. 19 über das Adverb 8.9

Das Adverb wird durch Anfügung der Silbe -w~ an den Stamm des Adjektivs gebildet.
Sein Akzent:
1. Wenn das Adjektiv endbetont ist, trägt das Adverb den Zirkumflex: -w~, z.B. xa/...6~ -
xa/...w~;
2. sonst hat die vorletzte Silbe des Adverbs den Akut (es wird zu einem >Paroxyton<, s.
L. 2.10); z.B. füxmo~ - füxa(c.o~; aQxaio~ - aQxaCw~.
Praktisch bedeutet das, daß das Adverb dem Gen. Plur. Mask. der Adjektive gleicht, nur
mit -s anstatt -v am Ende:
ÖLxa(c.ov - füxa(w~; xaA.&v - xaA.w~.

LEKTION 9

1. a-Deklination (Fortsetzung): Wortstämme, die auf -TJ ausgehen 9.1

Stämme also, bei denen das lange ä breit (wie deutsches >ä<) ausgesprochen und deshalb als
-T] geschrieben wurde. Dies galt allgemein in ionischen Dialekten; im Attischen aber nur
bei den Substantiven, deren Wurzel nicht auf E, L oder Q ausging. Diese Substantive be-
handeln wir nun. Die Änderung von -ä zu TJ macht sich in dieser Deklination nur im Sin-
gular bemerkbar; der Plural ist in allen Formen der a-Deklination gleich 1 •

Im Griech. fällt ein -s- zwischen Vokalen aus; im Lat. wird es zu -r-(z.B. honos, honosis > hono- 8. 10
ris; vgl. honestus).

1 Die Ursache: Die Endungen -m, -mi; (Nom. und Dat.) sind >Kurzdiphthonge<wie -Ol und -oti; 9.2
der o-Deklination; kurzes aändert sich natürlich nicht; und weder der Gen. -ci>v (von -6.wv) noch
der Akk. -äi; (von -avi; mit Ersatzdehnung, L. 6.15) ist betroffen von der Entwicklung des ä zu ä
(ä >TJ).
44 APPENDIX GRAMMA TICA L. 9

PARADIGMA: IlaQelÖELyµa
Sg. N.V. ll' nµij c:pi] µ11 fama
A. tiiv nµijv c:pt)µ11v famam
G. i:f]<; nµf]i; c:pi]µ11i; fam(ae)
D. 'tf]L TLµf)L c:piJµllL famae
Pl. N. a[ nµa( c:pf]µm famae
A. i:a<; nµel<; c:pijµai; famas
G. 'tÖ>V nµwv qJllµÖ>v famarum (-asom)
D. i:ai:i; nµaii; c:pi}µmi; famis

9.3 II. Der Artikel und ein Demonstrativpronomen

ÖÖE >dieser< deutet auf etwas Folgendes voraus, z.B. EAEYE 'telÖI:: >er sagte Folgendes<.
Mask. l Neut. Fern. Mask. l Neut. Fern.
Sg. N. 0' i:6 '
ll ÖÖE i:6ÖE flÖE
A. t6v i:6 tiJv i:6vfü: 'tOÖE i:ijVÖE
G. toü i:f]<; tOÜÖE tfJOÖE
D. 't:Ö>L tf]l 'tWLÖE tf]tÖE

Pl. N. o[ 'tel at' OLÖE 'telÖE ULÖE


A. -roui; 'tel 'tel<; 'tOUOÖE 't:UÖE 'tciOÖE
G. 'tÖ>V 'tÖ>VÖE
D. i:oi:i; j 'taii; 'tOLOÖE
l 'tULOÖE

Dieses Pronomen setzt sich aus dem Artikel (ursprünglich selbst ein Demonstrativpro-
nomen) und der Partikel ÖE zusammen. Diese Partikel ist >enklitisch<, sie beeinflußt da-
her den Akzent des Artikels nicht (s. L.10 und 11).
9.4 Zur Syntax
Gehören ein Demonstrativpronomen und ein Substantiv zusammen, so steht vor dem
Substantiv der Artikel (wie nach den Attributivregeln) 2 ; z.B.
ÖÖE 6 clV'Ö'QCJJJtO<; oder 6 clV'Ö'QCJJrtoi; ÖÖE,
flÖE fi nµi} oder fi nµT) flÖE.

9.5 III. Lesen von Dichtung

In der Lektion:
Text List ein normaler iambischer Trimeter (L. 5. 9). B2 ist auch ein iambischer Trimeter;
doch beachte, daß in EX.UAEOE (= ·-'~v) die zweite und dritte Silbe, jede für sich genom-
men kurz, zusammen die Stelle eines >Longum< ausfüllen; ein ähnliches >aufgelöstes Lon-
gum< findet sich auch in F2.

2 Diese Regel gilt aber nicht für die Dichtung, bei der die älteren Formen der Sprache weithin erhal-
ten bleiben; siehe z.B. Zitat L. in der griech . Lektion.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 10 45

1 /2/3 /4
BI = - '-'"""' - - - . . .,. . . , - -
Die Folge - . . , . . , bildet einen >Daktylus< (ein daktylisches Metron ). In daktylischen Metren 9 .6
können die zwei >Brevia< (kurzen Silben) von einem Longum ersetzt werden (wie hier im
2. Metron), aber nicht umgekehrt (d.h. - ....,...., oder - -; aber nicht....,...,-).
Also besteht dieser Text aus vier daktylischen Metren und wird folglich ein ·daktylischer
Tetrameter< genannt.
Andere metrische Schwierigkeiten? Lektion 5 nachschlagen!

LEKTION 10

1. Maskulina der a-Deklination

Sie umfassen in der Hauptsache


1. >Nominaagentis<, d.h. Substantive, die eine >handelnde Person<, d.h. einen, >der etwas 10.1
Bestimmtes tut<, bezeichnen. Sie enden auf -nii;, z.B. 1tOtll"CTJi;, eigentlich >Macher< und
xußEQVTJ"Clli; (gubernator) >Steuermann<;
2. Namen von Personen, Familien und Völkern; z.B. 'Ava;ay6gai;, EUQL1t(Ölli;,
'A"CQEtÖ'lli;, Il€goyti;.
Formal unterscheiden sie sich von den Feminina nur im Nominativ, Genetiv und Vokativ 10.2
des Singulars. Der
Nominativ hat die Endung -s (wie in der o-Deklination, -ttE6i;), also anders als die ent-
sprechenden lat. Substantive (vgl. agricola, nauta).
Genetiv: Da der Nominativ dieser maskulinen Substantive auf-sendet, können sie diese
Endung nicht auch, wie die übrigen Substantive der a-Deklination, im Genetiv haben; sie
bezeichnen stattdessen den Genetiv durch die Endung -ou, die (wie das -s im Nominativ)
von der o-Deklination übernommen ist 1 •
Als Vokativ dient der bloße Stamm (eh 'Aval;ay6Qä, eh EUQL1ttÖTl) 2 • Das gilt in derTat für 10.4
alle Substantive der a-Deklination; da aber die femininen Substantive ihren Nominativ
auf dieselbe Weise bilden (keine Endung), zeigen sie (anders als die maskulinen Stämme)
keinen Unterschied zwischen Nominativ und Vokativ.

Namen, die auf -iii; enden, haben oft den >dorischen< Genetiv auf -ä. (aus -äo ), sogar im attischen 10.3
und im nachklassischen Griechisch, z.B. EuQ<in:ai;, Gen. EuQ<il'ta.
2 Aber Substantive mit dem Nominativ -'tTJ'!; wie auch Völkernamen (wie IlEQOTJ'!;) kürzen das -a im 10.5
Vokativ, z.B. eh oi:Qa'tLOYta, eh ÖLxam:Ö., eh TIEQOU. Ferner zieht der Vokativ öfonoi:a seinen Ak-
zent bis auf die erste Silbe zurück (wie z.B. auch Ö.ÖEA<pE; mehr darüber L. 23). eh wird sehr oft im
Attischen dem Vokativ vorangesetzt (es schafft einen Beiklang von Vertraulichkeit), weit weniger
dagegen z.B. bei Homer und im NT. Man akzentuiert wbei Anreden, also zumal vor Vokativen;
w w
dagegen (ro) bei Ausrufen, z.B . TTJ~ avmödai; >O über die Unverschämtheit•, >O welche u .<;
vgl. ooµm (L.16E), tw (L.351IIA).
46 APPENDIX GRAMMA TICA L. 10

10.6
6 veavCäc; •A va;ay6Qäc; IlEQO'% JtOLT]Tf}c; poeta
T
(1) veav(ä 'Ava;ay6Qä IlEQOa JtOLT]tU poeta
tOV veavCäv •A va;ay6Qäv IlEQOT]V 3tOLT]Tf}V poetam
'tOÜ VEUVLOU •Ava;ay6QOU IlEQOOU JtOLT]'tO'Ü poetae
'tOOL VEav(ät 'Ava;ay6Qfü IlEQOT]L JtOLT]Tf}L poetae ( <äi)

E'uQtntÖT]c;
o{ veav(m EiiQtntÖT] IlEQOaL JtOLT]'tUL poetae
'touc; veavCäc; EUQL3ttÖT]V Il€Qoc"ic; 3tOLT]'tÖ.<; poetas
tci>v VEOVLOOV Et'JQt.Jt(Öou IlEQOOOV 3tOLT]tOOV poetarum
toi:c; vEavCmc;"' EUQL3ttÖT]L Il€Qomc;>:· 3tOLT]tai:c;"' poetis

'-· Im poetischen Stil auch -mm(v). Das gilt für alle Dative auf -m~ und -cw;: -OlOl und -mm,
ältere Formen, bewahrt die Dichtung.

Ob der Singular 11 oder ä hat, hängt natürlich von derselben Regel ab, die auch für die fe-
mininen Substantive auf -a gilt (und allgemein im Attischen; s. L. 8.1 ): ä nach E, L, Q, sonst
11· Daher z.B. EuQLJtiö11c;, aber 'Ava;ay6Qrn;.
Was den Plural anbetrifft, erinnere dich an das in L. 9.1-2 Gesagte.

10.7 II. Die Adjektive der a-Deklination

-ä (-11) ist die gewöhnliche Femininendung der Adjektive, die im Maskulinum auf -oc; en-
den, z.B.
öexmoc;, -ov, ÖLxa(ä und LEQ6c;, -6v, tEQÖ., aber
UQLOtrn;, -ov, UQLOtT] und xOLv6c;, -6v, xotvfl -
wie bei den Nomina und allgemein: -a nach E, L, Q; sonst -11.
Beachte ferner:
10.8 1. Die Akzentregel für den Genetiv Plural -wv der femininen Substantive der a-Deklina-
tion gilt nicht für die Adjektive: sie haben denselben Akzent wie die (identischen) masku-
linen Formen; z.B.
öexmoc; Gen. Plur. Mask. ÖLxa(wv Fern. ÖLxa(wv
XOLV6c; XOLVOOV XOLVOOV.
10.9 2. Die Endungen von Substantiven und auf sie bezogenen Adjektiven brauchen keines-
wegs miteinander zu reimen, obwohl dies nicht selten der Fall ist. Die wohlbekannte Re-
gel lautet vielmehr, daß sie in Kasus, Genus und Numerus übereinstimmen; daher z.B.
av'frQWJtoc; ÖCxmoc;, av'frQWJtOLc; ÖLxa(mc;, aber
veavCäc; xaA.6c;, veavCmc; xaA.oi:c;· fJ xaA.Tj XWQä, tf]L XWQÜL tf]L xaA.f]t, usw.

III. Wörter ohne Akzent

10.10 Es gibt zwei Arten kleiner Wörter ohne Akzent:


1. Atona: (s. L. 2.12). Diese zehn einsilbigen Wörter werden niemals akzentuiert- außer
APPENDIX GRAMMA TICA L. 10 47

wenn sie unmittelbar vor einem Enklitikon stehen oder- dies gilt nur für ou - unmittelbar
vor Interpunktion.
2. Enklitika: Diese werden meistens ohne Akzent gebraucht. Sie werden unter bestimm-
ten Bedingungen akzentuiert, die in der nächsten Lektion zusammengefaßt werden. Hier
wollen wir sie zunächst zusammenstellen.

Liste der Enklitika


Ein >fYXAL'tlXOV <(>etwas, das sich anlehnt<) ist ein ein- oder zweisilbiges Wort, das sich so 10.11
stark an das vorangehende Wort anlehnt, daß es nahezu mit ihm ein Wort bildet.
'EyxA.tnxa sind:
1. Der ganze Indikativ Präsens - außer der 2. Pers . Sing. - von
a) dµ( >ich bin< (außer d >du bist<) und
b) cpT)µi >ich sage< (außer cpi}~ >du sagst<).
(Merke: Gewöhnlich schreibt man Enklitika mit einem Akzent , wenn sie allein ohne ein
vorausgehendes Wort stehen, an welches sie sich >anlehnen< könnten.)
Also: dµ(, [d] f:crt((v), foµEv , fotE, do((v), 10.12
cpT)µ( , [cpi}~] cpT)o((v), cpaµEv, cpatE, cpäol(v);
aber ihre Komposita wie ÖJtELµt , OUVELµt, ouµcpT)µ t sind nicht enklitisch.
2. Die »Casus obliqui« (d.h. alle außer dem Nominativ) des Personalpronomens der 1. und
2. Pers. Sing.: µE, µoü, µo( , at, ooü , ao( [und ebenso ihre mundartlichen Varianten]; vgl.
L. 5.4).
3. t(~, tC, immer mit Akut, fragt »wer, welcher? « und »was, welches?«. Dasselbe Wort als
Enklitikon - in allen Kasus und Genera - dient als Indefinitpronomen : 'tl~ 1totT)Li}~ >wel- 10.13
eher Dichter?<: :rtOLTJtit~ n~ >(irgend)ein Dichter< (Einzelheiten später in L. 24).
4. Ein ähnlicher Intonationswechsel bewirkt auch bei Adv erbien einen analogen Bedeu- 10.14
tungswandel (Näheres in L. 47); z.B.
1tO'Ü >wo? <, aber enklitisch 1tOU >irgendwo<,
not: >wohin?<, aber enklitisch :n:o( >irgendwohin<,
n6'Ö'Ev >woher? <, aber enklitisch :n:o'frtv >irgendwoher<,
n6n >wann? <, aber enklitisch :n:otE >irgendwann<,
mi>~ >wie?<' aber enklitisch moi; >irgendwie<, usw.

5. Verbindende oder hervorhebende Partikeln, wie


'tE lat. -que >und<, z.B.: :rtOLT)'ta( n : = poetaeque >und Dichter<,
yE >wenigstens, gerade, eben<,
-ÖE sowohl in der Bedeutung >ZU, nach<, z .B. olx6vÖE >Zum Haus<, (' A{}ftvaCJÖE >)
'A{}ftva~E >nach Athen<,
als auch in ÖÖE, 'tOÖE, ilöE (s. L. 9.3);
aber nicht das kontrastierende, allein stehende öt mit der Bedeutung >aber<, >und<.

IV. Syntax
(zu L. 2 der griechischen Lektion)

Das Subjekt einer Infinitiv-Konstruktion steht im Akkusativ, wenn es nicht zugleich 10.15
Subjekt des regierenden Verbs ist (Einzelheiten hierzu s. L.17).
48 APPENDIX GRAMMATICA L. 11

V. Lesen von Dichtung


Der katalektische trochäische Tetrameter
10.16 Im Lateinischen (und Deutschen) nennt man
. . , - einen >iambischen Versfuß< und
- . . , einen >trochäischen Versfuß<.
Griechische Verse beruhen nicht auf >Versfüßen•, sondern auf >Metren<, µEt'Qa (s. L. 5. 9).
;:; - . . , - ist ein >iambisches Metron< und
- ...., - -c ist ein >trochäisches Metron<.

Beim iambischen Metron ist die erste und beim trochäischen die letzte Silbe ein >anceps< .
Das a'nceps kann kurz oder lang sein. In der Lektion ist das Zitat D3 ein >katalektischer
trochäischer Tetrameter<; d.h. dieser Vers besteht aus vier trochäischen Metren, deren
letztem eine Silbe fehlt: es ist >katalektisch< (L. 5. 10).

1 2 3 4
- . . , 1 - '"' - '"'1- V - ...., 1 - ...., ;:; II
~OÜAE ÖECJJtOt'WV ÖXOUE xai füxma xaÖtxa.

LEKTION 11

1. a-Deklination (Fortsetzung)
11.1 -ö.-Stämme

Sg. N.V. ii ayxuga ancora aA.i]ttELa (Wahrheit~


A. ti}v ayxueav ancoram aA.i]ttELÖ:V
1
G. t'fJS ayxueäs ancorae aA.TJttdfü;
D. t'fJL ayxugät ancorae aA.11ttdch
Pl. N. a[ ayxugm ancorae aA.i]ttHCH
A. t'US ayxugäs ancoras &A.TJttdäs
G. t'WV ayxugwv ancorarum (< asom) llAT]ttELWV
D. -cai:s ayxugms ancons aA.rittECms

So auch z.B. fi µoi:ga, -äs; yE<puga, -äs; €v€gyEta, -äs; Euo€ßHa, -äs.
rSg. N.V. fi Moüoö. Musa t'QME~a (Tisch)
A. l'ilV Moüoav Musam t'QME~av
G. liJs MOUOTJS Musae t'QaJtE~T)S
D. li]t Mo'UOT]t Musae t'QUJtE~T] L
Pl. N. a{ Moüom Musae t'QWtE~aL
A. -cas Mouoäs Musas t'QUJtE~äs
G. -cwv Mouowv Musarum t'QUJtE~WV
D. -cai:s Mouoms Musis t'QaJtt~ms

So auch z.B. fi füiA.aooa (-ua), -ris; yA.wooa, -TJs; ool;a, -TJS·


APPENDIX GRAMMA TICA L. 11 49

Bemerkungen zu den -a-Stämmen : 11.2


1. Im Plural sind die Endungen der -a-Stämme gleich denen der -ä-Stämme, und mithin
der -ri-Stämme (L. 9.2).
2. Im Singular
a) bleibt das kurze ö im Nom. und Akk. erhalten (genau wie das o in der o-Deklina-
tion, z.B. A.6yo;, A.6yov). Z.B. öo;a, öo;av, aber
b) Im Genetiv und Dativ wird der Endvokal gedehnt (auch dies wie in der o-Deklina-
tion: A6you, J..6ywL); das entstehende -ä bleibt -ä nach (E) L, Q, z.B. µo(gä; , E'ÖoEßf:(fü;
aber in allen anderen Verbindungen wird es wie ä ausgesprochen und darum als l1 ge-
schrieben, z.B. yA.ci>t'tTI;, öo;T]L
Beachte also den formalen Unterschied zwischen z.B. Ti Cü..i}ttEta, i:Tiv Cü..i)l'tEtav und Ti
noA.ttE(ä, tilv nOALtE(äv. Der Unterschied liegt in der Quantität-lang oder kurz-des -a
im Nominativ und Akkusativ Singular, während Genetiv und Dativ Singular bei diesen
-a und -ä-Stämmen gleichartig auf -ä; bzw. -äL enden (wegen des Loder Q vor dem -a).
Demgegenüber haben z.B. bei itaA.aooa und ö6sa Genetiv und Dativ Singular (nur die-
se!) T}, wie z.B. µvi)µT], µvi)µT};; dies wird durch den anderen dem -ö vorausgehenden
Konsonanten verursacht.

Zusammengefaßt: 11.3
1. -ö-Stämme:
im Plural: = -ä-Stämme;
im Singular: Nom. und Akk.: -a;
Gen. und Dat.: ä nach (E) L, Q, z .B. ayx'Ugä;, ayxugfü;
aber ri in allen anderen Verbindungen, z.B. ttaA.aoOT};, ita/...aoOT}L.
2. Alle Typen der a-Deklination (Feminina)
(für die Mask. s. L. 10.6)

Sg. wxri xwgä EvEQYEUl öol;a


tUXTJV xwgäv EvEQYELÖV ö6~öv
tuxri; xwgä; EvEQYELä; oosris
tUXTJL XWQfü EvEQYELÜL ÖOSTJL
PI. at tux- XWQ- EvEQYEL- öos- -m
ta; tux- XWQ- EvEQYEL- öos- -ä;
tWV tU)(- )(WQ- EvEQYEL- öos- -wv
tai; tU)(- )(OOQ- EvEQyEL- ö6s- -a~

II. Komparation der Adjektiva 11.4

Die häufigste (aber nicht die einzige) Form der Komparation:


der Komparativ wird durch Zufügung von :tEQo;, :tEQOV, -tEQä an den Wortstamm ge-
bildet;
der Superlativ wird durch Zufügung von ~tato;, :·wtov, -t<l'tTI an den Wortstamm ge-
bildet.
Bei den Adjektiven der o-Deklination erscheint der Themavokal als -o-, wenn die vor-' 11.5
50 APPENDIX GRAMMATICA L. 11

hergehende Silbe (von >Natur< oder durch >Position<, s. L. 5. 8) lang ist: ÖLxm6'tEQO(!;, µa-
XQO'tEQO(!;, önv6'ta'tO(!;, ÖQß-6'ta'to(!;;
aber als -w-, wenn die vorhergehende Silbe kurz ist 1 , z.B. oo<pW'tEQO(!;, nµtW'tEQOV,
LEQW'tU'tll.
11.6 Als Adverb zum Komparativ dient der Singular des Neutrums; Adverb des Superlativs ist
der Plural des Neutrums, z.B.
ÖLxaCw;, Ötxm6'tEQOV, Ötxm6'ta'ta;
CJO<pci>~, oo<p<irtEQOV, oo<poo'ta'ta.

Bedeutung und Konstruktion von


11. 7 1. Komparativ: >weiser als ich< me sapientior tµoü oo<p<i>'tEQO;: lat. Abl. und griech. Gen.
des Vergleichs stammen von einem alten, IE Kasus der Trennung (s. L. 4.8) ab, welcher
den Begriff >woher< ausdrückte (d.h. >weiser, wenn von mir her gesehen<) 2 •
11.8 2. Superlativ: dient auch als >Elativ< (>sehr<); z.B. oo<poo'ta'to~ bedeutet entweder >der wei-
seste< (im Vergleich mit anderen) oder auch >sehr weise< (an sich).

11.9 III. Akzentuation der Enklitika (s. L. 10.10-14)

Sie hängt
1. von dem Akzent des vorhergehenden Wortes ab und
2. manchmal auch davon, ob das Enklitikon selbst eine (z.B. µoü) oder zwei Silben
(z.B. ECJ'ttv) hat.
Das Enklitikon wird praktisch ein Teil des vorhergehenden Wortes 3 • Resultat:
1. der Akut auf der Schlußsilbe des vorhergehenden Wortes wird nicht zum Gravis, z.B.
ß-EO(!; 'tL~· ÖOn~· tlÖE 4 •
2. Das neuentstandene Wort darf nicht mehr als zwei Silben ohne Akzent haben.
a) Wenn also das vorhergehende >Stütz<-Wort ein Oxytonon oder Perispomenon ist (d. h.
- - .:.. oder - - .:., L.2.10), bleibt der Akzent unverändert:
einsilbiges Enklitikon zweisilbiges Enklitikon
ß-EO(!; 'tE ß-E6; Eo'tLV
itEO'Ü 'tE ß-EO'Ü Eo'tLV
b) Wenn das Stützwort den Akzent so weit von der Endung entfernt trägt, wie überhaupt
möglich, d.h. wenn es entweder ein Proparoxytonon,.:.. - -, oder ein Properispomenon,
- .:. -, ist (z.B. ävfrQW3tO~ oder Öo'ÜÄ.O(!;), steht noch ein weiterer Akzent auf seiner letzten
Silbe, und zwar ein Akut 5 • Das Enklitikon bleibt ohne Akzent, z.B.
ävitQW3tO~ 'tE ävitQW3t6; foi:tV
öoüÄ.6~ 'tE öoüÄ.6~ fonv

1 Offenbar aus einer Neigung, eine Aufeinanderfolge mehrerer kurzer Silben zu vermeiden.
2 fJ (vgl. lat. quam, dt. •als<) wird viel seltener gebraucht.
3 Häufig werden die zwei Wörter sogar als eines geschrieben, z.B. öaw; (•wer auch immer<) und (s.
L. 9.3) ÖÖE, 'tOÖE, f\ÖE.
4 Wenn die letzte Silbe k~in Enklitikon wäre, müßte die vorletzte den Zirkumflex tragen: vorletzte
Silbe lang, letzte kurz.
5 Dies ist der einzige Fall eines griechischen Wortes mit zwei Akzenten.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 12 St

c) Nach einem Paroxytonon (-.:.. -, z.B. avttQ<.iJJtou) bleibt ein einsilbiges Enklitikon
ohne Akzent, ein zweisilbiges Enklitikon dagegen erhält einen Akut (Gravis) auf seiner
letzten Silbe (bzw., wenn diese lang ist, einen Zirkumflex: nur bei nvwv):
avttQWJt01J tE· avttQWJt01J E<Jttv· avttQcimwv tlVWV
Beachte, daß in keinem dieser Fälle ein einsilbiges Enklitikon einen Akzent hat. ferner:
Enklitika und Atona sind aber akzentuiert, und zwar fast immer mit dem Akut, ll.10
1. wenn zwei oder mehrere hintereinander stehen. Nur das letzte bleibt dann unakzentu-
iert, z.B. EL rwu "ti~ oo( cprimv;
2. am Anfang eines Haupt- oder Nebensatzes, z.B. cprioiv 6 öoüA.o~, Ecrtl µm <p(Ao~;
3. nach Elision 6 : atOXQOV ö' Ecrt(v (a. öE. Ecrttv), rr,6A.A.' f:cn(v (n:oA.A.a fonv);
4. wenn sie betont sind: ovx tµoi aA.A.a oo( 7 , EcrttV 8 6 ttE6~, ßouAOV"taL µtv öuvav"tm ö'
ou (>sie wollen wohl, können aber nicht<).

LEKTION 12

Grammatischer Hauptzweck: Wiederholung


1. Wiederholung der Formen (soweit bekannt) und des Gebrauchs der Adjektive; vgl. 12. 1
L. 3.14 und L. 6.1. Beachte besonders die Verwendung der Adjektive wie in L. 9 Cl
Ti <ptA.ta avayxaiov und L. 12 C4 mcnov Y'fl.
2. Eine besondere Funktion des Artikels (s. L. 9.3): er kann irgendein Wort oder irgend-
eine Wortgruppe - innerhalb des Satzes - zum Substantiv machen: z.B. ta xaA.a, "ta
<piA.wv, 'tO XQTlO"ta JtQcl"t"tELV. Dazu (neu):
3. Nicht alle Substantive auf -o~ sind Maskulina. Die Feminina auf -o~ bieten uns die Ge- 12.2
legenheit zu einer allgemeinen Betrachtung über die

Genera der Substantive


Das Griechische, wie das Lateinische und das Deutsche, hat die IE Unterscheidung von
drei Genera bei Nomina bewahrt; Maskulinum, Femininum, Neutrum.
Substantive, die den Artikel 6 haben, sind Maskulina,
Substantive, die den Artikel Ti haben, sind Feminina,
Substantive, die den Artikel t6 haben, sind Neutra.

6 Generell vgl. L. 2.13.


7 Die akzentuierten Kasus von f.yw haben das€- vom Nominativ übernommen, bei der 2. Person 11 .11
dagegen gibt es keinen solchen Unterschied zwischen akzentuierten und enklitischen Formen des
Pronomens. Genetiv f.µoü und ooü (mit Zirkumflex!), Dativ E:µo( und oo( (mit Akut!) sind die ak-
zentuierten Formen, vgl. L. 5.4.
8 YEonv wird dementsprechend auch akzentuiert, wenn es bedeutet >es ist möglich< oder >erlaubt<, 11.12
und ebenfalls nach unmittelbar vorhergehenden einsilbigen Wörtern wie z.B. W\; E<n:LV, oüx
fonv, 'tOü-r' EITTlV, OJJ..' EITTLV. Mit anderen Worten: dµ( ist nur enklitisch, wenn es Kopula ist,
also Subjekt und Prädikat verbindet (z.B. l:6A.cov ooq>Ü\; fITTLV), und selbst dann nicht immer.
52 APPENDIX GRAMMATICA L. 12

Darüber hinaus gibt es keine Regel oder Erklärung, die diesen problematischen Gegen-
stand erschöpfend und befriedigend deuten könnte; man kann jedoch einige verallgemei-
nernde Feststellungen machen. Wir betrachten zunächst die Bedeutung der betr. Nomi-
na:

1. Grammatisches und natürliches Geschlecht (vgl. L. 4.4)

12.3 1. Nomina, die eine männliche Person oder ein männliches Tier bezeichnen, sind Masku-
lina; Nomina, die eine weibliche Person oder ein weibliches Tier bezeichnen, sind Femi-
nina; Nomina, die eine geschlechtslose Sache bezeichnen - aber nicht alle- sind Neutra 1 .
Darüber hinaus sind:
12.4 2. Maskulina
a) Völkernamen (o{ 'Ath}vaim, o{ TIEQOat),
b) die meisten Flußnamen (6 NEiA.oc;, 6 ' Pi'jvoc;) und Namen von Winden und Mona-
ten2.
3. Feminina sind die Namen der
a) Länder (ti ALßvri, Ti 'Aola, Ti 'EM.<ic;),
b) Inseln (fi l:LXEA(a, Ti ~f}A.oc;),
c) meisten Städte (fi rm1Qnt, Ti 'Pci>µl], a[ 'Aitr)vm)3,
d) meisten Bäume (s. Nr. 8).
12.5 4. Neutra auf -LOV sind Verkleinerungsformen (Diminutiva) wie im Deutschen: z.B. 'tO
aVÖ'Qci>mov >das Männchen<, 'tO rtmfüov (>das Kindchen<; vgl. >das Mädchen<).
Diese Regeln erfassen nur einen Bruchteil aller Substantive; eine viel größere Zahl kann
überhaupt nicht entsprechend ihrer Bedeutung in eine der Gruppen eingeordnet werden.
Verallgemeinerungen sind aber möglich im Hinblick auf

II. Geschlecht und Form

12.7 Von den Typen der Substantive, die uns bis jetzt begegnet sind, sind die, welche im
1. Nom. Sing. auf -a enden, alle Feminina (L. 8.2),
2. Nom. Sing. auf -ri enden, alle Feminina (L. 9.1),
3. Nom.Sing. auf -ac; enden, alle Maskulina (L.10.1),
4. Nom.Sing. auf -ric; enden, alle Maskulina (L.10.1),
5. Nom.Sing. auf -ov enden, alle Neutra (L.5.1),
6. Nom. Sing. auf -oc; enden, die meisten Maskulina, aber vgl. den nächsten Abschnitt.

1 Z.B. 'tO EQYOV, 'tOÖÖ>QOV. Auch 'tO'ttxvov, lat. infans (neut.), dt. >das Kind<: es ist noch nicht Frau
noch Mann.
2 Aber z.B. 1) l:Tu!;, der Fluß der Unterwelt.
12.6 3 Aber z.B. Ta MfyaQCl (d.h. [große] >Wohnhäuser<, 'tO µfyaQOv), 6 ' AxQaya; (Agrigentum): der
Name des Fluß(gott)es ; 'tO •AQyo; (äQYo; ist vielleicht ein altes Wort, das >Ebene• bedeutet); o{
~EAqx>t (Delphi; bezeichnete ursprünglich vielleicht die Einwohner).
APPENDIX GRAMMATICA L. 12 53

Eine besondere Spielart:


III. Feminina auf -oi;

1. Die meisten lassen sich in eine der Gruppen im obigen Abschnitt 1 einordnen: 12.8
Gruppe 1 : Ti 1taQittvoi;; 3a : Ti Aiyunto<;; 3b : Ti ßf)Aoi;, Ti Ku:itQO<;, Ti Na~o;;
3c : Ti K6Qtv6o~; 3d : Ti 'X\>7tftQtooo~, Ti nMitavo~.
2. Einige Wörter auf -rn; werden in Übereinstimmung mit 11 als Mask. und Fern. ge- 12.9
braucht (sog. >communia<), z.B. 6 '6-E6<; und Ti '6-E6<; 4 , und viele, die Haustiere bezeichnen,
z.B. 6 bt:itoi; >Pferd, Hengst<, Ti t1moi; >Stute< 5 ; ebenso 6 övo; >Esel< und Ti övoi; >Eselin<
und 6 ßoüi; >Stier, Ochse< (lat. bös), Ti ßoui; >Kuh<).
3. Andere Feminina auf -o;: Ti vf)oo; >Insel<: wie die Namen der Inseln, und ohne ersieht- 12.10
liehen Grund Ti v6ooi; >Krankheit<, Ti ßCßAo<; >Buch< 6 , Ti 6ö6i; >Straße, Weg<.
Zwei weitere Bemerkungen zur griech. Lektion:

IV. Krasis, angezeigt durch Koronis 12.12


<l>yaitt taA.A.a

Ein Vokal oder Diphthong am Ende eines Wortes (>auslautend<) - zumal eines Artikels
oder Relativpronomens-wird oft kontrahiert mit einem Vokal oder Diphthong am An-
fang des folgenden Wortes (>anlautendem<). Diese Art von Kontraktion - wieder ein Pro-
dukt der griechischen Hiatusscheu - nennt man >Krasis< (>Mischung<), während >Kon-
traktion< im prägnanten Sinn innerhalb eines Wortes stattfindet.
Krasis wird angezeigt durch ein Häkchen, ', genannt >Koronis<, welches dem Spiritus le-
nis gleichsieht (natürlich setzt man nicht zweimal das gleiche Häkchen auf einen Buchsta-
ben).
Bei Krasis geht der erste Akzent verloren; der zweite steht, wo er ohnehin auf dem zwei-
ten der kontrahierten Elemente stehen würde.
Beispiele:
chyaitt (eh ayaitt), aut6<; (6 aut6<;), taut6 (to aut6 ), xayatt6i; (xai ayait6i;)7, Öyw (&
i:yw), toüvoµa (to övoµa), :JtQOUQYou (n:Q<) EQYOU, vgl. n:QO'UAEyov = n:gotl..Ej'ov),
ftvi]Q (6 avi]Q), x&v (xai tav), ·xö.v (xai Ev).
Bei der Elision (L. 2.13) dagegen - angezeigt durch Apostroph - wird nicht kontrahiert;
vielmehr fällt ein kurzer Endvokal vor vokalischem Anlaut aus.

4 Die Athener nennen die Göttin Athene Ti {}E6i; (und nicht fi {}E6.).
5 Das Fern. ist häufiger, da die Griechen, wie wir, vorwiegend Stuten verwendeten; daher heißt Ti
Üt:noi; in kollektivem Sinne >Reiterei<.
6 Ursprünglich Ti ßußA.~, vom Namen der phönizischen Stadt Byblos, fi BußA.oi;, woher ßußA.oi;, 12.11
d.h. Papyrus (6 und Ti :rt6.:nuQOi;) nach Griechenland eingeführt wurde. Daher 'tO ßußA.Cov, 'tO ßt-
ßA.i'.ov, Ti ßi'.ßA.oi;.
7 Das L von xa( geht bei Krasis verloren (es wurde zwischen Vokalen zu j).
54 APPENDIX GRAMMATICA L. 13

12.13 V. Lesen von Dichtung

1 2 3 4
- - 1-vv 1- v"vl - v vl-
cbc; alEl 'tOV öµotov ayEt -0Eo; cbi; 'tOV Öµmov .
Ein >daktylischer Hexameter<: das Metrum des Epos (Homer), das aus sechs Daktylen
besteht (L. 9.6), davon der letzte katalektisch. Der Einschnitt('') nach öµmov (t . Mal)-
Wortende innerhalb des 3. Metrums- ist eine der zwei Caesuren, die für dieses Metrum
typisch sind. Die andere steht nach der ersten Länge des 3. Metrums (und nicht, wie hier,
nach dessen erster Kürze); so gleich im ersten Vers der Ilias. Dem deutschen Leser sind
beide Formen aus Goethes Epen vertraut.

LEKTION 13

13.1 1. Adjektiva mit zwei Endungen


Genau wie manche Substantive als Mask. und Fern. dienen (z.B. 6 ßE6i;, Ti -B-E6i;, s.
L. 12. 9), dienen auch gewisse >thematische< Adjektiv-Formen (also solche mit o-Stamm)
sowohl als Maskulina wie auch als Feminina; sie haben also keine >3. Endung< (-ä) für das
Femininum. Dies gilt für:
1. Komposita allgemein, z.B.
aÖtxoc;, aÖtxov 1 (aber füxmoi;, ötxmov, Ötxa(a),
a-B-6.va'to;, a-0ava'tOV 1 (aber ßvri't6;, ßvr}'tOV, ßvrrrt)),
€vöol;oi;, €vöol;ov >berühmt<,
Jtagavoµo;, -ov >gegen das Gesetz<, >gesetzlos<, >Gesetzesübertreter<;
2. einige andere Adjektiva, z.B.
ßagßagoi;, -ov, EQ'fjµoc;, -ov 2 , <pg6vtµoc;, -ov, µcögo;, -ov 2 •

13.4 II. Einige Pronomina

A. Das Relativpronomen
ist identisch mit dem Artikel (s. L. 9.3), außer daß
t. alle Formen mit >H <(Spiritus Asper) anstatt >T< beginnen, z.B. ö, al; (vgl. mit dem Ar-
tikel t6, 'tatc;);

13.2 1 AÖLxoi;, lat. iniustus, dt. >ungerecht<. Diese verneinende Vorsilbe a- wird >a privativum<ge-
w

nannt.
13.3 2 Später teriµo i;, -ov (TJ teriµoi; >die Wüste<) und µwe6i;, -6v.
Einige dreisilbige Adjektiva auf -oi; der Form....,_.., (z.B. EQf)µoi;, aber nicht z.B. füxmoi;) waren
bei Homer und in der übrigen alten Dichtung auf der vorletzten Silbe betont. Der Akzent ver-
schob sich dann auf die erste Silbe - wir wissen nicht genau, wann; scheinbar begann die neue Aus-
sprache in Attika schon im späteren 5. Jh. So wurden EQf)µoi;, öµoioi; (L. 7B), lxyeoixoi; (L. 23
II C), yeA.oioi; (L. 51 1 A) zu t:eriµoi;, öµowi;, ayQoLxoi;, yt A.moi; und auch 'tO 'tQOJtai:ov zu i:e6-
:rtmov (L. 51 1F). Die jüngere Akzentuierung galt in der hellenistischen Zeit und gilt noch heute.
APPENDIX GRAMMATICA L. 13 55

2. alle Formen akzentuiert sind, und zwar im Nom. und Akk. mit dem Akut (der in der
Praxis normalerweise zum Gravis wird), z.B. öv, ot, aber im Genetiv und Dativ mit dem
Zirkumflex, z.B. rot, chv;
3. der Nom. Sing. Mask. die Endung -s (ö~) hat.

IlaQaÖEtyµa
Singular Plural
Mask. Neut. Fern. Mask. Neut. Fern.

ö~
öv
ov
rn i']
i']v
"1~
N.
A.
G.
Ol
u
O'U~

chv
fil
'
at
fo;
chv
rot (cP) "1t <n) D. ol~ al~

B. Einige Demontrativpronomina (und verwandte Wörter) 13.5


t. ÖÖE, i:6ÖE, tjÖE >dieser<(s. L. 9.3);
2. EXELVO~, Exdvo, Exdvri 3 >jener< (vgl. mit lat. ille).
Alle Formen wie bei den Adjektiven auf -os (z.B. <pO,.o~), außer daß Nom. und
Akk. Sing. Neutr. die Endung -o (EXELVO) haben (nicht -ov: cpCA.ov).
Dieses -o ist der Überrest der IE Endung des neutr. Pronomens (dagegen das griechische
-ov, lat. -um, bei Substantiven wie ÖÖ>QOV und donum). Bedenke lat. quis, quid im Ver-
gleich mit griechisch n~, n: das IE Pronomen hatte hier die Endung -d.
Kein griechisches Wort kann auf -d ausgehen: dieser Endkonsonant ging verloren. Ur-
sprünglich müssen die griechischen Endungen -tid, -hod gewesen sein. Wie EXEi:vo~ und
ö~ auch:
3. aUo~, aUo, ö.A.A.ri >ein anderer<(lat. alius, aliud, alia); 13.6
4. GU'tO~, UU'tO, au'ti) >Selbst< (lat. ipse).
In begrenztem Umfange wird dieses Pronomen auch als Personalpronomen (3. Person)
verwendet (s. unten).
N.B. 1. aui:o 'tO ÖOOQOV (oder 'tO ÖÖ>QOV aui:o) = >das Geschenk selbst<; aber: 'tO aui:o 13.7
ÖOOQOV (i:aui:o ö. durch Krasis) = >dasselbe Geschenk<. xal aut6~ = >auch er<, >er glei-
chermaßen<, >ebenfalls<, vgl. lat. et ipse, ipse quoque.
N. B. 2. Beim Pronomen o'Üi:o~ >dieser<(s. L.18) lautet das Neutrum in ähnlicher Weise
'tO'Ü't0 4 •

C. Personalpronomina (Singular) 13.8


(Vgl. oben L. 5.4; L. 10.11)
t. Person: tyw, €µE, €µoü, €µo( (enklit. µE, µou, µm),
2. Person: cru, OE, OO'Ü, oo( (auch enklit.),
3. Person : aui:6~ 5 , oder eher a'Öi:6v, a'Ö'tO'Ü, airt'f}~. usw. d.h. nur in den >Casus obliqui<
(allen Kasus außer dem Nom., in dem die Person durch die Endung des Verbums und oft
auch durch ein Subjekt-Substantiv hinreichend angezeigt wird).

3 Auch xEivoi; (ohne anlautendes E-).


4 Toirt' txeivo = >das ist's<.
5 Auch, wenn betont, txeivoi; oder oi'.itoi;.
56 APPENDIX GRAMMATICA L. 13

Von den gleichen Stämmen abgeleitet: die >Possessiva< Eµ6t;, -6v, -ii >mein<, o6i;, o6v, m1
>dein<.

13.9 D. Reflexiv (>Ich ... mich<, >du ... dich•, >er ... sich• usw.)
Die Person oder Sache, die durch einen casus obliquus dieses Personalpronomens ange-
geben wird, ist identisch mit dem Subjekt desselben Satzes (>direkt reflexiv•). Das Refle-
xivum der 3. Person kann sich auf das Subjekt eines übergeordneten Satzes beziehen (>in-
direkt reflexiv<), aber in solchen Fällen sind die einfachen Formen von a\rt6i; ebenso ge-
wöhnlich.
Sing. 1. Person: Eµmn6v, EµauTfiv, usw. (lat. me ipsum)
2. Person: oEaut6v (oau't6v), oEaU'tTJV (oauTfiv), usw. (lat. te ipsum)
3. Person: Eau'tov (ain6v), €au'tijv (au'ti}v), usw. (lat. se ipsum)6
Plur. s. L.14.2.

13.11 E. Einige besondere Anwendungsweisen der Pronomina


1. TILOtElJ(t) oli; AEyni; (selten JtLITTEUW 'tOUtoti;, a AEyni;) >Ich glaube, vertraue deinen
Worten<: sog. >attractio relativi<, sowie Verschmelzung des Relativpronomens mit seinem
Beziehungswort: sog. >relativische Verschränkung<.
13 .12 2. Der Artikel war usprünglich ein Demonstrativpronomen. In der Dichtung wird er von
Homer an so verwendet; in der Prosa erhält sich dieser frühere Gebrauch in den folgen-
den Ausdrücken:
o µEv ... o ÖE ... >der eine ... , der andere ... <
'tO µtv ... 'tO ÖE ... >einerseits ... andererseits ... •, >teils ... teils ... <
'ta µtv . . . ta öt .. . >einerseits ... andererseits ... <, >teils . .. teils ... <
'tf}t, 'tf}tÖE >dort<; >SO<
'tf}L µtv ... 'tf}L ÖE ... >in dieser Hinsicht ... und in jener ... <
'tOV xai 't6v 7 >diesen oder jenen< (Herrn Soundso)
'tO xal t6 >dies und das<
'ta xal 't6. >dies und das<
JtQO 'tO'Ü (itQO'tO'Ü) >vorher<, >früher<
13.13 3. alla aA.A.mi; xaA.6: (lat. alia aliis pulchra) >manche mögen dies, andere jenes< (>die Ge-
schmäcker sind verschieden<).
aA.A.o µtv ... aA.l..o öt ... (lat. aliud ... aliud) >das eine ... das andere ... <

13.10 6 Das anlautende he- im Griechischen entspricht offenbar dem lat. se: IE anlautendes s- wurde im
Griechischen zu h- (Aspiration, Spiritus Asper); airto x.a{}' ufrt6 (fou't6): >es selbst für sich
selbst<, d.h. >allein<, ,für sich genommen<.
7 Fast immer im Akkusativ.
APPENDIX GRAMMATICA L. 14 57

LEKTION 14

1. Das Personalpronomen (Plural) 14.1


1. Person 2. Person 3. Person
N. i)µ€i<; uµdc; (EX€lVOl, -a, -m) 1
A. i)µäc; uµäc; ClU'tOU<;, -a, -ac;
G. Tjµ<i>v uµoov au't<i>v
D. i)µtv uµi:v au'toi:c;, au'tatc;

Die casus obliqui der 1. und 2. Person mit ClU'tOOv, au'toi:c; usw. dienen als Reflexiva; z.B. 14.2
Tjµwv au'trov, uµi:v au'tai:c;;
Reflexivum 3. Person: tau'toov (au'twv), tau'tatc; (au'taic;) usw. (L. 13.9).
Von den gleichen Stämmen abgeleitet: die Possessiva TjµE't€QO<;, -ov, -ä >unser<, iiµhE-
QO<;, -ov, -ä >euer<.
II. Der schwache Aorist (s-Aorist oder Aorist 1)

Jakob Grimmnannte (1819) diejenigen Verben >Stark<, die >Stark< genug sind, die Tem- 14.3
pusformen ohne äußere Hilfe zu bilden (d.h. ohne zusätzliche Silben), indem sie ihren
Stamm verändern, besonders durch >Ablaut< (Vokalabstufung s. L.6.11), vgl. >singen,
sang, gesungen< und lat. ago, egi, und diejenigen >schwach<, die Tempusformen durch
Zusätze zu ihrem Stamm bilden, wie >Zerstöre, zerstörte< und lat. deleo, delevi. Der
schwache Aorist sehr vieler griechischer Verben ist ein Tempus, das durch Anhängen ei-
nes -s an den Stamm gebildet wird (wie lat. scribo, scripsi oder dico, dicsi > dixi). Diesem
-s folgt beinahe durchgängig der Buchstabe -a; so daß die Silbe
1-sa- -oa-j
als Kennzeichen dieses Tempus gelten kann. Nur der Indikativ hat das Augment. Also ist
er allein ein Vergangenheitstempus.

14.4

Indikativ
Sg. t. ExooA.u·oa1
T)xouoa 2 EQym!m 3
2. ExooA. u ·oac; T)xouoac; EyQm!Jac;
3. exooÄu·oE(v )4 T)xouoE(v) 4 EQya'l!JE(v) 4
Pl. t. exwÄU-oaµE'V T)xouoaµEV E')'QU'4JClµEV
2. exwA.froa't€ TJXOU<JCl't€ EYQ<i'4Jau
3. txoo/..u·oav 2 T]xouoav 2 EQ')'Cl'4Jav 2
Imperativ
Sg. 2. xoo/..uoON 2 <'ixouo0N 2 YQ<i'4JON
PI. 2. xw/..U-oan: 6.xouoa't€ YQ<i'4Jau
Infinitiv
xw/..ü-om 2 6.xoüom1 yQa'l!Jm

1 Oder manchmal o{rtot >diese<; es wird, wie im Singular (L. 13.8), nur hinzugefügt, wenn es be-
tont ist.
58 APPENDIX GRAMMATICA L. 14

14.6 III. Verbalstamm und Tempusstamm


(Vgl. L. 7.7)

Verschiedene Tempora mit ihren Modi werden von verschiedenen >Tempusstämmen< ge-
bildet. Die Tempusstämme sind Veränderungen der zugrundeliegenden> Verbalstämme<;
z.B.:
AUOO YQ<icpoo
Verbalstamm A.ü- YQU<p-
Präsensstamm AÜE/o- YQU<pE/O
Futurstamm = A'ÜO- YQmp-
Aoriststamm

IV. Zeit und Aspekt

14.7 Daran, daß das Augment nur im Indikativ erscheint, zeigt sich, daß die Bezeichnung der
Vergangenheit die Bedeutung des Aorists nicht erschöpft. Die anderen Modi - von denen
wir bis jetzt nur Imperativ und Infinitiv kennenlernten - haben kein Augment und zeigen
somit keine >Vergangenheit< an. Warum eigentlich gibt es ein zweites Vergangenheits-
tempus neben dem Imperfekt?
Die verschiedenen Tempora drücken durch alle ihre Modi nicht Zeit aus, sondern welche
Art der Handlung oder des Geschehens der Redende vermitteln will 5 ; man nennt das den
>Aspekt< der Handlung. Nur der Indikativ bezeichnetauch eine Zeit 6 - und auch der nicht
immer.
Der Aorist Indikativ im besonderen berichtet etwas in der Vergangenheit Geschehenes,
das als einmaliges Ereignis 7 ohne Berücksichtigung seiner Vollendung oder Dauer be-
trachtet wird 8 . Das Imperfekt andererseits - das ja ein Teil des Präsenssystems ist - be-
schreibt eine versuchte, gewohnheitsmäßige, wiederholte oder andauernde Handlung in
der Vergangenheit, z.B.
Imperfekt Aorist
Oi. KaQXTJÖOVLot €1'.hlov av'Ö'Q003tOlJ;. Xß-E:~ taÜQOV €1'.hloa.
>Die Karthager pflegten Menschenopfer >Gestern habe ich einen Stier geopfert<.
darzubringen<.

14.5 2 Die Regel bleibt gültig, daß bei allen eigentlichen Verbformen der Akzent so weit wie möglich
(aber nicht über das Augment) zurück geht. Der Infinitiv ist keine >eigentliche< Verbform, son-
dern eher ein Verbalsubstantiv (wahrscheinlich ein lokativer Dativ); daher:
a) sein Akzent wird nicht zurückgezogen, und
b) seine Endung -m wird, was den Akzent betrifft, als kurz behandelt. Deswegen der Zirkum-
flex auf z.B. xwA.üom (wie bei a{ <pijµm).
3 fy(>a<p-oa > EyQmpa (<p + o = 'V).
4 >Bewegliches V< wie beim Imperfekt (s. L.4.12; L.6.9).
S Im Deutschen werden solche Nuancen, wenn überhaupt, durch Umschreibungen ausgedrückt;
s. die folgenden >Verdeutlichungen<.
14.8 6 Im Futur jedoch haben alle Modi futurischen Sinn.
14.9 7 Wie das lateinische Perfekt, das überhaupt dem Aorist entspricht.
14.10 8 Deswegen nannten die griech. Grammatiker dieses Tempus >Aorist<, <l6QLO'to;, d.h. unbegrenzt
(vgl. L. 13 D für die Bedeutung von 6 ÖQo;).
APPENDIX GRAMMA TICA L. 14 59

Im allgemeinen kann die durch den Präsensstamm (der das Imperfekt einschließt) ausge- 14.11
drückte Bedeutung mit einer Linie, die des Aorists mit einem Punkt verglichen werden.

Einige Verdeutlichungen 14.12


A. Präsens:
1. YQ<iq:>EL a) >er schreibt (gerade)<
b) >er schreibt<, >er ist ein Schreiber<, >Schriftsteller<
c) >er fängt an (versucht) zu schreiben<, >will schreiben<
2. T) <pLAta ÖQE't'i] EITTW >Freundschaft ist eine Tugend< (zeitlose, allgemeine
Feststellung)
B. Imper{ekt: Aorist: 14.13
1. EYQUq:>E >er schrieb gerade<; >er war EyQU'4JE >er schrieb<; >er griff zur
ein Schriftsteller<; >er Feder<; >er schickte sich an,
versuchte zu schreiben< zu schreiben<
2. eßaotAEUE >er herrschte< (eine längere tßaotAEUOE >er war König<, >er wurde
Zeit) König<
3. UXOUE 'tÖ>V (allgemeine Regel) axouoov ö (ein besonderer Fall)
ooq:i<i>v AESW
4. In der griech. Lektion, Abschnitt M:
JtOLEiv: warum das Präsens? und XEAEÜom: warum Aorist?

V. Ein Typ von Bedingungssätzen (Irrealis, nicht erfüllte Bedingung) 14.14

Deutsch: >Wenn sie recht hätten, hätte ich unrecht<.


>Wenn sie recht gehabt hätten, hätte ich unrecht gehabt<.
Der Sprechende will hier ausdrücken, daß nach seiner Meinung der bedingende Satz
(wenn-Satz) nicht mit den Tatsachen übereinstimmt und folglich der im Hauptsatz (be-
dingten Satz) behauptete Schluß nicht zutrifft; er ist >irreal<. Um das auszudrücken, ver-
wendet er (wie im Lat.: si diceres, errares) zweimal den Konjunktiv.
Anders im Griechischen. Es gebraucht im Haupt- und Nebensatz den Indikativ, fügt
aber im Hauptsatz (dem bedingten Satz) die Partikel av hinzu. Somit:
a) Irrealis der Gegenwart: (Indikativ) Imperfekt und Imperfekt mit av,
z.B. >Wenn du redetest, würde ich zuhören< d EAEyEc;;, Tjxouov av.
Aber: >Wenn du geredet hättest, hätte ich zugehört< ist Typ
b) Irrealis der Vergangenheit: Indikativ Aorist und Aorist mit av,
z.B. d EAEsac;;, i}xouoa äv 9 •
Sieh dir die weiteren Beispiele im letzten Abschnitt der griechischen Lektion an.
Die Partikel av, die bevorzugt an zweiter Stelle ihres Satzes steht und niemals an erster, 14.16
schränkt die Gültigkeit der Aussage des Verbs ein (etwa wie im Deutschen >sollte, wür-
de<); sie kann unvollkommen mit >möglicherweise, unter bestimmten Umständen, even-
tuell< umschrieben werden 10 . Sie verbindet sich niemals mit dem Präsens Indikativ und
kaum je mit dem Indikativ Futur.

9 Diese scharfe Trennung gilt nicht für Homer; und sogar im Attischen gibt es Fälle, in denen Typ 14.15
a) in der Vergangenheit Liegendes ausdrückt; besonders wenn das Verb eine wiederholte oder
andauernde Handlung anzeigen soll (siehe dazu Abschnitt IV oben).
10 Anderer Gebrauch von av später.
60 APPENDIX GRAMMATICA L. 15

LEKTION 15

15.1 1. Die 3. Person Imperativ

Sing. (>laß ihn ... <,>er soll ... <)Tempus-Stamm + -tw; vgl. lat. laudato; Plur. (>laß sie
... <, >sie sollen ... •):Tempus-Stamm + -vtwv; vgl. lat. laudanto; z.B.
Präsens (Stammauslaut -E/ o):
Sing. xwA.uEi:w, YQU<phw; Plur. xwA.u6vtwv, yQa<p6vtwv.
Aorist (Stammauslaut -oa):
Sing. xwA.uo<ii:w, yQaipfrtw; Plur. xwA.uo<ivtwv, yQa'!'<ivtwv.

Die Neigung der griechischen Sprache, den Hiat (L. 2.13) zu beschränken, führte allmäh-
lich und häufig (aber nicht durchgehend) zur >Kontraktion< aufeinander folgender Voka-
le. Das gilt für die kontrahierten Substantive und Adjektive der o- und a-Deklination.

15.2 II. Kontrahierte Substantive der o- und a-Deklination

A. Kontrahierte Substantive der o-Deklination


Eine Grundregel für die Kontraktion:
-EO und -oo > ö (geschrieben ou: ein unechter Diphthong 1);

d.h.: grundsätzlich behält bei Kontraktion ein dunkler Vokal die Oberhand.

15.3 Einige Substantive (und Adjektive-s. L. 16) mit-o oder -E vor dem ThemavokalE/o kon-
trahieren die aufeinanderstoßenden Vokale 2 im Attischen - nicht aber bei Homer und an-
deren frühen Dichtern und nur teilweise im nachklassischen Griechisch (s. griechischer
Text B, C 1, Fl usw.). Die hauptsächlichen Substantive, die hierher gehören, sind:
6 vorn;, att. voüc; >Sinn<, >Verstand< (Plural im klassischen Griechisch ungebräuchlich);
6 rt/...6oc;, att. rt/...oüc; >Seefahrt< (und zusammengesetzte Substantive, z.B. :rtEQbt/...ouc;);
to 60tfov, att. 60toüv >Knochen<.
IlaQaÖE(yµa'ta
Sg. N. (nA.Ooc;) :rcA.oüc; (60tfov) OOtOÜV
A. (rtA.6ov) rtA.oüv (60tfov) 60toüv
G. (rtA.6ou) rtA.oü (60tfou) OOtOÜ
D. (rtf...6<0L) JtAWL (ÖOtEWL) OOtOOL
(n/...cp) (öotcp)
Pl. N. (Jt/...6m) nA.ot (60tta) 60ta 3
A. (:rc/...6ouc;) JtA.oüc; (60tEa) 60ta 3
G. (JtAQ(.l)V) n/...cöv (ÖOttwv) OOtCÖV
D. (JtA.6otc;) JtA.otc; (60tEmc;) ÖOtotc;

1 s. L. 7.6.
2 Ursprünglich stand zwischen den beiden Vokalen ein >konsonantisches U< (w = F s. L. 1.12). Viele
der gleichen Art wurden aber nie kontrahiert; z.B. vfo~ aus vtfo~, vgl. lat. nov us, engl. new.
APPENDIX GRAMMATICA L. 16 61

Kontraktionsprinzipien 15.4
a) Zu oo und EO > ou s. Nr. 2.
b) Ein langer Vokal (w) oder Diphthong (ot) absorbiert ein vorhergehendes o oder E.
Zur Akzentuierung
a) Die >einfachen< (nicht zusammengesetzen) Substantive haben durchgehend den Zir- 15.6
kumflex auf der letzten Silbe (sie sind Perispomena).
b) Die zusammengesetzten Substantive (wie JtEQt:rtA.ouc;) behalten durchgehend den Ak-
zent auf derselben Silbe wie im Nominativ (z.B. :rtEQL:rtAou, :rtEQt:rtA.wv) 4 .

B. Kontrahierte Substantive der a-Deklination


'Attr1va (< 'A{hivaä < 'A{)-qva(ä): -dv, -de;, -dL (-Q.): Kasus: wie bei ttEa, aber immer
Perispomenon (d.h. Zirkumflex auf der letzten Silbe). Ähnlich:
Ti µvd >mina< (die babylonische Silbereinheit; 100 Drachmen in attischem Geld):
Kasus: Singular wie bei 'Aß-l'}vd; Plural µvai:, µvdc;, µv<i>v, µvai:c;.
fi yf] (< yd < yaä < ya(ä = f AIA):Kasus wie z.B.beii) nµiJ, aber der Akzent immer Pe-
rispomenon: yf]v, yf]c;, yf]t (yfJ). Plural ungebräuchlich.
'EQµflc; (< EQµEäc; < 'EQµEiäc;): 'EQµflv, 'Egµoü, 'Egµflt (-fl); ebenfalls durchgehend
Perispomenon. Kasus: Singular wie z.B. EUQLJttÖflc;, Plural wie alle Substantive der a-
Deklination. 'Egµai: bedeutet >Hermespfeiler<, >Hermen<.

LEKTION 16

1. Kontrahierte Adjektive 16.1

Es gelten im Prinzip die gleichen Kontraktionsregeln wie bei den Substantiven.

A. Dreiendige Adjektive 16.2


Zwei Gruppen, nämlich
1. Adjektive, die von solchen Substantiven auf -oc; abgeleitet sind, die Stoffe (hauptsäch-
lich Metalle) und Farben bezeichnen, wie 6 o(Öf!QO<; >Eisen<, 6 xaA.x6c; >Bronze<.
Unkontrahierte Formen bei Homer (und daher-wie immer-auch in späterer Dichtung):
CJLÖYJQE(t)oc;, -ov, CJLÖflQE(t)Ti [-t(()ä]; xaA.xE(t)oc;, -ov, -ri(-ä); dementsprechend: XQU-
CJE( L)oc; (6 XQUCJ6c; >Gold<), UQYUQE( l )oc; (6 agyugoc; >Silber<); auch JtOQ<JlUQEOc;, -ov'
JtOQcpUQEfl (f] JtOQ<JlUQa >Purpurschnecke<); im Attischen (und später) kontrahiert: möri-
goüc;, CJlÖflQO'ÜV, CJLÖflQä; xaA.xoüc;, -O'ÜV, -fi; ... J'tOQcpUQO'Ü<;, -O'ÜV, -ä: Nr. 4.

3 Die Kontraktion EU> ä ist nicht normal (und wurde daher nicht immer durchgeführt); norma- 15.5
!erweise wird w zu YJ. Da aber alle anderen Neutra im Nom. und Akk. Plural-a haben, wurde es
auch hier als notwendig empfunden.
4 Während die Grundregel lautet, daß der Akzent bleibt, wo er vor der Kontraktion war, zeigen die 15. 7
Ausnahmen hier (z.B. J"CEQLJ'tA6wv > J'tEQÜtA.wv) eine Tendenz an, die Akzente der verschiedenen
Kasus aneinander anzugleichen.
62 APPENDIX GRAMMATICA L. 16

2. Adjektive auf -nA.6oi; (kontrahiert: nA.oüi;), Vielfachheit anzeigend; z.B. 'tQLJtA6oi;


(kontrahiert: 'tQLJ'tAoüi;) >dreifach<; dementsprechend fünA.6oi; (ÖtJtAoüi;) >zweifach<;
futA.Ooi; (futA.oüi;) >einfach<, >einfältig<: Nr. 4.

16.3 Drei charakteristische Details:


a) Die kontrahierten Formen sind alle (wie die Substantive) Perispomena (Zirkumflex auf
der Endsilbe)- auch da, wo die zugrunde liegende unkontrahierte Form auf der drittletz-
ten Silbe betont war (aQyUQEO<;). Der Grund liegt in einer Neigung zur Vereinheitli-
chung, vgl. L. 8.7 und 15.7.
b) Das -ä des Femininums (-T\ in epischem Ionisch) wandelt, bzw. wandelt sich nicht, zu
T\ in den kontrahierten Formen entsprechend der attischen Grundregel (>E, L, Q<); daher
z.B. UQyuQä, aber XQUofj, fut/,fl.
c) Im Singular haben Nominativ und Akkusativ des Maskulinums und Neutrums die
kontrahierten Endungen -oüi; und -oüv. Im übrigen sehen alle kontrahierten Kasus aus
wie die Normalformen - abgesehen von den Akzenten.

16.4 Die attischen (kontrahierten) Formen


Stamm XQ\JCJEO- XQUCJE1l llQyuQETJ
Mask. Neut. Fern. Fern.
Sg. N. XQ\JOOÜ<; XQtJCJOÜV XQUofj llQyuQä
A. XQtJCJO'ÜV XQUofjV UQyuQÜV
G. XQUCJO'Ü XQUofj<; <lQYUQä<;
D. XQUCJWL XQ'UoflL agyuQäL
Pl. N. XQUOOL XQ\JOÜ XQUoat llQyuQai:
A. XQUCJO'Ü<; XQUCJä xeuoäi; llQyuQä.<;
G. XQUCJ<ÖV XQUCJWV aQyuQ<ÖV
D. XQUCJOi:<; XQUoai:<; llQyugati;
Die Kasus von änA.oüi;, fünA.oüi;,usw. sind wie die von XQUCJoüi;; also auch N.A. Plur.
Neut. anA.ä, fünA.ä.

16.5 B. Zweiendige (zusammengesetzte) Adjektive (vgl. L.15.3-4)


E'Üvoui;, E'Övouv ,freundlich, wohlgesonnen<, und ähnlich
ävoui;, öuovoui;, EunA.oui;, Wi:A.oui; usw. (anders fütA.oüi;, s. Nr. 2-4!).
Sg. M./F. N. Pl. M.F. N.
~
N. EUVOU<; EUVO'UV E\JVOL ruvoa
A. EÜVO\JV ruvoui; E'Üvoa
G. "
E'UVO\J E\JV(l)V
"
D. EÜVWL (EÜvcp) EWOL<;

Zwei Besonderheiten
a) diese zusammengesetzten Adjektive behalten durchgehend den Akzent auf derselben
Silbe wie im Nominativ. Sie sind - im Gegensatz zu den nicht zusammengesetzten, drei-
endigen Adjektiven - nicht Perispomena. Das gleiche gilt für die zusammengesetzten
Substantive (siehe L. 15.6).
APPENDIX GRAMMA TICA L. 16 63

b) Im Nominativ und Akkusativ Plural des Neutrums findet keine Kontraktion statt: EÜ-
voa - im Gegensatz zu den neutralen Substantiven (Öm:Ci) und den dreiendigen Adjekti-
ven (XQUOÖ, artA<i).

Ursprung dieser Formen 16.6


Diese Kontraktionen sind ein weiterer Beleg für die Neigung, den >Hiat< zu beseitigen.
Die älteren, >offenen< Formen wie XQUoEO; und cIQytJQELTI entstanden aus der (normalen)
Ableitung von Adjektiven aus Substantiven durch die Hinzufügung eines -i an den
Stamm; z.B. xeuo6;, Stamm XQUOE/o, Adjektiv XQUOE·L·oi;. Obwohl dieses -i bei Homer
und der nachfolgenden Dichtung weithin erhalten blieb, wurde es im übrigen Sprachge-
brauch allmählich ein Konsonant (j; Jot), und dieser Konsonant wurde allmählich nicht
mehr gesprochen und hinterließ einen Hiat: XQUOELoi; > xevoEoi; 1 (> xeuooiH;); &Qyu-
QELfl > -eEri (> -efl > -ea 2 ).
N6oi;, rtA.6oi; und lutwoi; (> lutA.oüi;) entstanden auf dieselbe Weise, nämlich durch den
allmählichen Verlust eines >konsonantischen u< (•w<, als F, Digarnrna, geschrieben, s.
L.15.3). In beiden Fällen wurde der entstehende Zusammenstoß von Vokalen aufgeho-
ben durch Kontraktion.

II. Formen der Götteranrufung 16.7

1. >Bei Athena, höre auf mich!<: rtQ<)i; ('tf];) 'Afrr1va;, axouo6v µou.
2. >Bei Athena, ich werde kommen<: vil ('tfiv) 'Afhiväv, il!;ro.
3. >Bei Athena, ich werde nicht kommen<: (ou) µa ('tfiv) 'Afhivav, oux i')!;co.
4. >Ü Athena, höre (erhöre) mich!<: <l> 'A'fhivä, <'ixouo6v µou.
5. >Ü welch liebliche Göttin!<: W'tf]; bta<pQOfü'tou ß'rnü (L. 34111; so, im Gen., auch z.B.
(ro) Tf}; avmÖEta;, >Unverschämtheit!<).

III. Lesen von Dichtung

Ein Sprichwort-Metrum:
xaA.o; rtA.6o; tv yaJ.:fiVflL. 16.8
Dieses Beispiel zeigt uns ein Metrum, das für Sprichwörter (rt<IQOLµ(m) typisch ist und
daher >Sprichwort-Vers<, TiaQOLµLax6v, Paroemiacus, genannt wird. Es ist, in Überein-
stimmung mit seinem Zweck und seiner Verwendung, ziemlich frei und variabel. Es be-
steht aus drei langen Silben, vor und zwischen denen eine oder zwei Silben stehen 3 , und
einer Abschlußsilbe nach dem letzten >Longum<.
Sein vollständiges Schema ist demnach:

In den folgenden Lektionen werden uns viele rtaQOLµCm und Paroemiaci begegnen.

1 In L. 7. 9 bemerkten wir die gleiche Entwicklung bei :rto(t)ew und :rto(t)Tj'tT); poeta.
2 Vgl. Nr. 3b.
3 Wenn es zwei sind, sind sie beide kurz; wenn eine, kann sie kurz oder lang sein.
64 APPENDIX GRAMMA TICA L. 17

LEKTION 17

1. Das Perfekt

17.1 A. Seine Form


a) Das schwache 1 oder -x-Perfekt; z.B. );u·w, A.E-J,:u·x·a (A.€A.uxa), hauptsächlich bei Ver-
balstämmen, die auf Vokal enden;
b) das starke 1 Perfekt, z.B. yQcicpw, y€·yQacp·a (y€yQacpa), hauptsächlich bei Verbal-
stämmen, die auf Konsonant enden.
Die Endungen sind im Indikativ identisch mit denen des Aorists; Ausnahme: 3. Plur.:
-äm(v) (< -avn) gegenüber Aor.: -av; vgl. 6.14. Neu: die Infinitiv-Endung -€vm.

17.2 Indikativ Infinitiv


schwach stark
1. A.€·A.u·x·a y€·yQacp·a
2. A.€·A.u·x·ai; y€·yQacp·ai;
3. A.€·A.u·x·E(v) 2 yf-yQacp·E(V )2 AE·A.u·x·€vm
1. AE·A.frx·aµEV yE·yQcicp·aµEv
2. AE·A.frx·a-tE yE·yQ<icp·a'tE
3. AE·A.\J·x·ö.m(v)2 yE·yQci<p·Ö.OL(V ) 2 yE·yeacp·€vm

Der Tempus-Stamm des Perfekts (vgl. L. 14.6) AE·A.u·x- (schwach) oder yE·yQacp- (stark)
ist charakterisiert durch
a) am Ende: die Erweiterung mit -k (nur die schwachen Formen);
b) am Anfang: Reduplikation (vgl. lat. curro, cucurri; do, dedi; pendeo, pependi).

B. Die Formen der Perfektreduplikation 3


17.3 Reduplikation findet nur dort statt, wo der Verbalstamm entweder mit
a) einem Konsonanten (außer Q), z.B. :n:möruro - :n:rnatÖEUxa, oder mit
b) >muta cum liquida< 4 , z.B. yQcicpw - y€yQacpa, beginnt.
In beiden Fällen wird der erste Konsonant wiederholt und mit angehängtem E vor den
Verbalstamm gesetzt, z.B. AE·/...ux-, yE·yQacp-.
17.4 N.B. 1 Wenn das Verbum ein Kompositum ist, das eine oder mehrere Präpositionen vor
dem Verbalstamm hat, steht die Reduplikation (wie das Augment) vor dem Verbal-
stamm, d.h. nach den Präpositionen, z.B. ÖLa·A.uro, fü·t·A.uoa, ÖLa·At·A.uxa; ouy-yQ<lqxo,
ouv·€·yea'lJa, ouy·y€·yQa<pa (L. 7.3). Wenn das Präfix des Kompositums nicht eine Prä-
position ist, wird es als Teil des Verbalstammes empfunden, und auf dieser Basis wird re-
dupliziert, z.B. (öumux-fti; >unglücklich<) öumuxoo, EÖuo'tiiXT]Oa, ÖEÖumuxTJxa.

1 Vgl. L.14.3.
2 >Bewegliches Ny< (>Ny ephelkystikon<) (L. 4.12).
3 Es gibt außerdem auch Verben, die durch Reduplikation im Präsens gekennzeichnet sind, und ein
einzelnes Verbum mit Reduplikation im Aorist (ayw, T)yayov). Darüber später.
4 Wenn nötig, s. L.1.8-10 (Mutae sind y, x, x; ö, 't, {}; ß, n:, <p; Liquidae sind A, µ,V, Q).
APPENDIX GRAMMATICA L. 17 65

N.B. 2 Wenn der anlautende Konsonant des Verbums eine Aspirata (<p, tt, X) ist, wird er 17.5
mit der entsprechenden Tenuis redupliziert (>Dissimilation<), z.B. %w - i:tfrux.a, <pElJYW
- rrtcpEUya, XOQEUW - XEXOQEUxa.
c) In allen anderen Fällen, d.h. bei Verben, die mit einem Vokal oder Diphthong begin- 17.6
nen oder mit zwei oder mehr Konsonanten (die nicht muta cum Liquida sind), ist die Re-
duplikation praktisch identisch mit dem Augment (s. L. 6.4), z.B.
ayyf>../...w - llYYEAXa; m::f>../...w (>ich schicke<) - Em::a/...xa;
EM(~w - YJMlxa; CJTQfftEUW (>ich führe einen Feldzug<) - EotQci'tEuxa;
EUQtoxw - riüerixa 5 ; ~ll'tEW (>ich suche<) - E~ll'tflXU (~ = öa).
N.B. 3 Sonderfall: Verben, die mit Q- beginnen, verhalten sich, als ob dieses Q- zwei Kon- 17.7
sonanten wären; daher haben diese Verben das Augment anstatt der Reduplikation, und
das Q wird verdoppelt, z.B. QtJttW (>ich werfe<), Imperfekt EQQl1t'tOV, Perfekt EQQL<pa.

C. Bedeutung des Perfekts


Im Gegensatz zum Augment - das auf Indikative beschränkt ist - haben alle , Modi< des 17. 9
Perfekts die Reduplikation. Dieses sein formales Hauptmerkmal ist ein Hinweis auch auf
die Bedeutung des Perfekts.
Die Funktion und Bedeutung des griechischen Perfekts ist völlig verschieden von der des
lateinischen Perfekts oder des französischen Passe defini (welche beide vielmehr dem
griechischen Aorist entsprechen). Das griechische Perfekt bezieht sich in eigentümlicher
Weise auf einen Jetzt-Zustand (und sollte daher eigentlich Perfectum Präsens genannt
werden).
Die charakteristische Reduplikation vermittelt ein Gefühl der Intensität (>Sag es zwei-
mal<). Dementsprechend drückt es bei einigen Verben einfach
1. Intensität aus, z.B. 17.10
JtEJttOtEUxa >ich glaube fest<, >ich bin überzeugt<; ähnlich
xtxgayEv >er schreit< (das Präsens xga~w wird wenig gebraucht), oder
yfyrjtta und XEXOQT)Xa >ich bin voller Freude<.
Weitaus häufiger jedoch erhält dieser Begriff der Intensität eine spezifische Bedeutung
und drückt einen
2. Zustand aus, der jetzt erreicht ist und aufrechterhalten bleibt; und zwar meist als Er- 17.11
gebnis einer vorangegangenen Handlung, z.B.
TJÜQTJXU >ich habe es gefunden (und halte es jetzt in Händen)<;
yfyQaq:ia >ich habe es geschrieben< (>- und da steht es!<);
VEVlXtjxaµEv >wir (haben die Schlacht gewonnen und) sind (daher jetzt) Sieger<;
Jtt<prnya >ich (bin verbannt worden und) lebe (daher) jetzt im Exil<, oder >ich (bin ent-
kommen und) bin jetzt in Sicherheit<.
Zusatz : Es gibt auch ein Vergangenheitstempus zu diesem Präsens-Perfekt: das sog.
Plusquamperfekt. Seine Formen sind etwas kompliziert und es wird nicht häufig ge-
braucht; daher verschieben wir seine Besprechung bis Lektion 40.
Eine Sammlung von Beispielen in der zweiten Hälfte der griechischen Lektion, von denen
die meisten schon bekannt waren, diente zur Illustration des Infinitivs.

5 Wie das Augment TJU (L. 6.4) wurde in nach klassischer Zeit auch die Reduplikation TJO sehr oft 17.8
wie EU ausgesprochen und daher auch so geschrieben, z.B. wurde TjÜQTJXO zu EÜ(.lTjXO.
66 APPENDIX GRAMMA TICA L. 17

II. Der Infinitiv

A. Seine Eigenart
17.12 Der Infinitiv ist ein >Verbalsubstantiv< (L.14.5). Er ist >verbal<, insofern er:
a) in verschiedenen Tempora existiert: AUElV, AUOElV, Aüam, AEAVXEVat;
b) Objekte regieren kann: rljv aAirttEtaV AEYElV;
c) durch Adverbien (und nicht Adjektive) erläutert wird: xaAÖ>~ Atynv, und manchmal
als Imperativ dient: µrifü:v äyav CJ1tEUÖElV >nichts zu sehr beeilen!<.
Er ist ein Substantiv, insofern er
a) mit dem Artikel (im Neutrum) gebraucht wird: "CO 1tOlELV (aber nur im Singular); dazu
auch mit Präpositionen: füa "CO AfyElV;
b) mit oder ohne Artikel alle syntaktischen Funktionen eines Substantivs erfüllen kann
(als Subjekt, Objekt, Genetivattribut usw.), z.B. xmgo~ ("Cou) AEynv (tonv).

B. Sein Vorkommen
Er ist insbesondere häufig (vgl. L. 5.5):
17. 13 a) (mit oder ohne Artikel) als Subjekt unpersönlicher Ausdrücke6 : AtyELv ÖEi. xaAE1COV
(ton) ("CO) :rtOlEiv;
17.14 b) (ohne Artikel) als Objekt vieler Verben 6 ; besonders Verben
1. des Wollens: t{}t}.w yEWQyEi:v, Befehlens: AEYELV XEAEUW, Hoffens: f)l;Elv tA.1CC~w,
und ihrer Gegensätze, z.B. atÖEtv XWAUW; und
2. des Sagens, Denkens, Glaubens, z.B. A.tyw, q:>T)µL, voµi~w, JtLCJ"CEUW.

C. Substantive (und Pronomina) bei Infinitiven


17.15 1. Wenn ein abhängiger Infinitiv ein Subjekt hat, das nicht das Subjekt des regierenden
Verbs ist, steht das Subjekt des Infinitivs im Akkusativ:
a) Af:yEtv OE ÖEL
b) AEYELV OE XEAEUW.
In Wirklichkeit ist der Akkusativ in Fällen wie b) (oben) das persönliche Objekt des
Hauptverbs (>ich fordere dich auf<), das durch das sachliche Objekt ergänzt wird, nämlich
den Infinitiv (>zu sprechen<); es ist jedoch verständlich und gerechtfertigt, daß das erstere
eher als Subjekt des Infinitivs (>du sprichst<) empfunden werden konnte. Daher konnte
allmählich das Gefühl entstehen, daß das Subjekt von Infinitiven im Akkusativ stehen
muß (wenn das auch im Widerspruch stehen mochte zu der weiterhin gültigen Grundbe-
deutung der Kasus).
Dies scheint die Wurzel der Konstruktion des >Akkusativ mit Infinitiv< zu sein (A.c.i.).
17.16 2. Wenn das Subjekt eines abhängigen Infinitivs nicht besonders angegeben ist, ist es
identisch mit dem Subjekt des regierenden Verbs:
f)l;Elv f:A.1CC~w. füÖElV µavttcivEL. (Wie im Deutschen.)

6 Diese beiden Anwendungsweisen haben Parallelen im Deutschen (>Es ist schwer zu sagen<, >Ich
wünsche zu sprechen<).
APPENDIX GRAMMATICA L. 17 67

Zuweilen wird das Subjekt des Infinitivs auch in diesem Fall ausdrücklich genannt; z.B.
weil es betont ist. Es steht dann im Nominativ:
a"lrto~ f}l;nv D.rc(~w (dagegen EArc(~w atrtov f}l;nv).
Diese Regeln gelten genauso für das Prädikat (mit dvm o.ä.):
al;LO~ dvm voµCtw (dagegen a;tov dvm voµCtw aut6v).
Eine weitere Illustration:
Myw füxmo~ dvm, aber J..tyw a\rtov 7 füxmov dvm.
Myn füxmo~ dvm, aber J..tyn a\rtov 7 füxmov Elvm.
Demgemäß stehen in einer Form der

D. Indirekten Rede 17.17


die Hauptsätze der originalen direkten Rede im >Infinitiv mit Akkusativ< (Text II D3 und
G2); eine andere Form (längst bekannt) läßt die direkte Rede unverändert und verbindet
sie mit dem Hauptverbum durch ött oder w~ (Text II D4).
Zusatz 1 (zu Nr. 13a, oben) 17. 18
Wo der Infinitiv das Subjekt eines unpersönlichen Ausdrucks ist, kann das Substantiv
(oder Pronomen) beim Infinitiv nicht auf ein >Subjekt des Hauptverbums< bezogen wer-
den - weil dies Hauptverb kein Subjekt hat. Infolgedessen steht hier das Subjekt oder
Prädikatsnomen des Infinitivs im Akkusativ:
f\Qa E~EcrtL yEwQyov dvm;
Wenn jedoch das Prädikatsnomen sich auf einen anderen Teil des Satzes bezieht (ein Sub-
stantiv oder Pronomen), wird es oft von diesem >angezogen<, >attrahiert<, d.h. in densel-
ben Kasus gesetzt:
E;Ea-t( am yEWQYWL (oder auch yEWQy6v) dvm.
Zusatz 2 (vgl. Text II E2) 17.19
Eine persönliche Konstruktion wird gewöhnlich einer unpersönlichen vorgezogen, wo
immer es möglich ist:
füxmo~ /..tyELV Elµ( >Ich bin berechtigt zu ... < (statt >es ist gerecht, daß ich ... <).
Zusatz 3 17.20
Die Negation bei Infinitiven ist (wie allgemein: s. L. 4.14):
ou in echten Tatsachenfeststellungen und daher insbesondere nach Verben des Sagens:
ou 1trnmrixtvm -r;outo J..Eyn,
aber viel häufiger µij, nämlich überall dort, wo in der Äußerung ein Wunsch, ein Wille
oder irgendeine persönliche Anteilnahme enthalten ist:
EArc(~w (oder auch z.B. voµ(~w) µfi f\~ELv au-r;6v.

7 Jemand anders - nicht der Sprecher!


68 APPENDIX GRAMMATICA L. 18

LEKTION 18

18.1 1. Die sog. attische Deklination

Einige häufig gebrauchte Substantiva und Adjektiva der o-Deklination haben im Atti-
schen besondere Formen, die weithin - aber nicht restlos - im nachklassischen Griechisch
außer Gebrauch kamen zugunsten der älteren unkontrahierten Formen (die ohnehin
vonHomer in alle spätere Dichtung eindrangen).
Typisch sind:
6 /..a6c;, >Menge<, >Volk< (Plur. >Männer<, >Leute<), attisch 6 AEwc;; daher
MEVEAaQ(; Menelaos, attisch MEVEAEwc;;
6 vä6c; >Tempel<, attisch 6 VE<i>c;; und das Adjektiv
tA.äoc;, tA.äov >gnädig<, >huldvoll<, ,freundlich<, attisch i'.f..Ecuc;, LAEWV.

18.2 Entstehung (Metathesis quantitatum)


Das ursprüngliche -a (am Ende des Stammes)wurde im Ionisch-Attischen, wie immer, zu
-ri; und - vocalis ante vocalem breviatur 1 - dieses fJ wurde vor dem folgenden Vokal all-
mählich gekürzt. Das Ergebnis waren Wörter, die aus zwei kurzen Silben bestanden.
Obwohl es solche Wörter gibt {'frE6c; = '-""' ), besteht doch eine Neigung, diese Form zu
vermeiden. Sie führte zur Dehnung des zweiten Vokals: o zu w. So wurde vri6c; zu VE<i>c;.
Die ursprüngliche Folge >lang - kurz<, - ....,, wurde >kurz - lang<, . . , -. Man nennt diesen
Vorgang >Metathesis quantitatum< oder >quantitative Metathese< (>Umkehrung der
Quantitäten<, >Austausch von Länge und Kürze<). Der neue lange Vokal w setzte sich in
allen Kasus durch. Dabei sog er soviel wie möglich von den ursprünglichen Endungen in
sich auf; die Neutra jedoch - nur Adjektive - behielten ihr charakteristisches -a im No-
minativ und Akkusativ Plural.
18.3 So auch 6 A.aywc; (kontr. < /..aycu6c;).
18.4 Diesem Deklinationstyp wird eine sehr eigenartige Akzentuation zugeschrieben: der
Akzent, so heißt es, war durchweg der Akut, und dieser blieb durchweg auf der gleichen
Silbe; nämlich auf der Ultima von Substantiven, aber auf der Zweitletzten (Jtf..E:wc;) oder
drittletzten (l'.A.Ecuc;, MEVEAEcuc;) bei Adjektiven und Namen. Dies involviert erstaunliche
Verletzungen von Grundregeln der griechischen Akzentuation.
18.5
-ao > -l}O > -EW
(N .B.: Keine besonderen Vokativformen)
ö vä6c; MEvE:/..äoc; t/..äoc; tA.äov
M./F. N.
s. N. VEWc; MEVEAE<Uc; LAEWc; LAECUV
A. VEWV MEVEAECUV LAECDV
G. VEW MEVEAE(l) LAECD
D. VEWL (-4>) MEVEAE<Ut ( -cp) LAECDL (-cp)
Pl. N. VEWL (-cV) i'.AEWL ( -cp) i'.AEa
A. VEWc; LAE<Uc; LAEa
G. VEWV LAECDV
D. VEWLc; (cpc;) LAEWtc; (-cpc;)
APPENDIX GRAMMATICA L. 18 69

II. Das Demonstrativpronomen o'Ütoc;


Bedeutung:
ÖÖE, t6ÖE, ilöE (L. 9.3) weist auf das hin, was gegenwärtig oder nahe ist oder unmittelbar 18.7
bevorsteht (>das folgende<), - lat. hie;
EXEivoc; (L. 13.5) auf das, was weit entfernt ist, - lat. ille;
o'Üi:oc; steht dazwischen und drückt aus, was nicht besonders nahe ist und (bzw. oder) was
schon erwähnt worden ist; z.B. EXEivoc; µi:v taüta EAEyE, EycJJ ÖE tUÖE· (Der Erzähler hat
einen anderen Sprecher zitiert und setzt jetzt an, seine eigene Rede zu zitieren.) otii:oc;
wird auch gebraucht, um Menschen anzureden (griech. Lekt. Abschnitt K): oo o'Ü'l:oc; >du
da!<
Formen 3 : o{n:oc; ist eine Weiterentwicklung des >Artikels< (der selbst ursprünglich ein 18.8
Demonstrativpronomen war: L. 9 .3); dementsprechend:
Wo der Artikel
anlautendes H hat (6, iJ, ot, ai), gilt dasselbe für die entsprechende Form des Pronomens
7 „ 7 7 )
( outoc;, aUTll, OU'l:OL, autaL ;

anlautendes T hat (z.B. 1:f)c;, 'l:WV), gilt dasselbe für die entsprechende Form des Prono-
mens (z.B. 1:UU1:'Y}c;, i:o\Jtwv);
einen o-Laut hat (z.B. 6, 'l:Oic;), hat das Pronomen ou in seiner ersten Silbe 4 (z.B. oÜ'l:oc;,
i:omotc;);
einen a-Laut hat (a oder 'Jl; z.B. ij, n1v, ta), hat das Pronomen au in seiner ersten Silbe
(z.B. aÜ"CTl, i:a\J'l:'Y}V, i:aüta).

Singular Plural
7
N. outoc; tO'ÜtO a'Üt'fl OTI'l:OL taüta a{n:m
A. 'tOÜ'tOV 1: a\J 'tl'J V 'tOU'l:OU<; 1:mhac;
G. LOU'l:OU 'l:UUtT')c; 1:0U1:WV
D. 'l:OUWJ L (-q>) 'tUU't'Y}L (-TI) 'l:OULO tc; tailtmc;
(Wie bei allen Pronomina gibt es keine besonderen Vokativformen.)
Warnung: Verwechsle nicht Formen von o'Ütoc; und au1:6c; (L. 13.6), insbesondere wo sie 18. 9
durch Krasis (L. 12.12) einander ähnlich werden; z.B. 6 öoü/...oc; oÜ'l:oc; >dieser Sklave<, 6
öoüA.oc; au1:6c; ( = 6 UU1:6c;) >derselbe Sklave< und 6 ÖoüA.oc; aut6c; >der Sklave selbst<; Ti
'l:tµT] aim) >dieselbe Ehre<, Ti nµT] aün1 >diese Ehre<; und so z.B. toüm und tau1:6, tain:a
und 1:au1:a, usw.
O{n:oc; 6 ITTQULLW'l:'Y}c; - i:ac; n:aQ'Ö'tvouc; i:a\Jtac;: Wie bei ÖÖE (L. 9.4) und EXEi:voc; 18.10
(L. 13.5), wo das Pronomen oÜtoc; mit einem Nomen verbunden ist, hat das Nomen ei-
nen Artikel.

1 >Ein langer Vokal neigt dazu, gekürzt zu werden, wenn er unmittelbar vor einem anderen Vokal
steht. <
2 Die wenigen Adjektive dieser Klasse haben kein besonderes Femininum, ausgenommen nA.tw;, 18.6
1CAEWV >Voll< (lat. plenus), fern. n:A.€ä. Ähnlich ist die Deklination von ij ew; >Morgenröte< und der
Name des Königs Mivw;; aber Akkusativ t:ijv ew, t:ov M(voo (manchmal auch t:ov A.ayw).
3 Denke daran, daß die meisten griechischen Pronomina die IE-Endung -o(d) im Nominativ und
Akkusativ Singular des Neutrums bewahrt haben.
4 Dementsprechend lautet der Genetiv Plural in allen drei Genera wut:wv, während alle anderen
Kasus des Femininums au haben.
70 APPENDIX GRAMMATICA L. 19

LEKTION 19

1.

AlleVarianten der o- und a-Deklination sind jetzt behandelt worden, ebenso alle regulä-
ren Verbformen im Indikativ Aktiv (und einige andere). Falls du irgendeinen Punkt die-
ses Gebietes noch nicht vollkommen beherrschst, hole das jetzt nach!

II. Verbaladjektive

19. t Alle Partizipien sind eigentlich Verbaladjektiva; gewöhnlich bezeichnet dieser Begriff je-
doch nur zwei Arten von Adjektiven, die unmittelbar von einem Verbalstamm gebildet
werden (d.h. ohne den Einschub der Merkmale einer bestimmten Zeitstufe, darüber s.
L. 14.6) durch die Anfügung der Suffixe -'t6i; bzw. -'tfoi; (mit Neutrum -ov und Femini-
num -ä).

A\J"'t·6i;, -6v, -i) (vgl. laudatus, -um, -a) 1. >gelöst< (>befreit<)


2. >lösbar<
1
J..u·"t€·oi;, -ov, -ä (vgl. das lat. Gerundium )>zu lösen, man muß lösen< (>befreien<)

19.2 A. Die Verbaladjektive auf -'t6i; (-'t6v, -'tfV


Dies ist ursprünglich ein Partizip Passiv wie lat. laudatus und bezeichnete dementspre-
chend prinzipiell einen Zustand, der aus einer Handlung entspringt, welche das Verb
ausdrückt; z.B. XQUJt't<O •ich verberge<, XQUJt't6i; (-6v, -i)) >verborgen<.
Da es spezifische Participia Passiva des Präs., Fut., Aor. und Perf. gab, wurden die For-
men auf -'t6i; immer weniger in dieser Grundbedeutung gebraucht. Mit negativer Bedeu-
tung - durch ein vorangesetztes >a-privativum<, das unserem Präfix un entspricht 2 -
wurde es jedoch häufiger gebraucht, z.B. (A.ouw >ich wasche<) aJ..ou'toi; •ungewaschen<.
Obwohl diese Adjektive in der Regel passive Bedeutung haben, begegnen manche auch
mit aktivem Sinn, z.B. (rrg<inw •ich tue<, vgl. >Praxis<, >praktisch<): UJtQUX'toi; (a) >nicht
getan, bewirkt; ungetan<; (b) (•nicht tuend, nicht bewirkt habend<)= >unwirksam, erfolg-
los<.
Am häufigsten aber drücken sie eine Möglichkeit aus, z.B.:
A\J't6i; (>was gelöst werden kann<), >lösbar<; im negativen Sinn:
aA.u'toi; •unlösbar<; daher z.B. auch
av(x.trtoi; (a) >Unbesiegt<, (b) (>was nicht besiegt werden kann<), >Unbesiegbar<
- denn wer nicht besiegt worden ist, wird leicht für unbesiegbar gehalten; ebenso wird
das, >was noch nicht getan worden ist<, arrgax'tov, für >Untunlich< oder >unmöglich< ge-
halten.

1 Vergleichbar der Bedeutung, nicht aber der Form nach.


19.3 2 Von Ursprung ist es tatsächlich dasselbe Präfix: ein >vokalisches< -n- (verwandt mit der Negation
non) ergibt griech. -0.-, lat. in-, und un- in germanischen Sprachen: bedenke und vergleiche die
Wörter >Atheist<, äitrn~, >iniustus< und >ungerecht< (äÖLxo~): L. 13.1.
APPENDIX GRAMMATICA L. 19 71

B. Das Verbaladjektiv auf -tfoc; (--rfov, --ttä) 3 19.4

drückt ein >Sollen< oder >Müssen< aus. Es wird, was transitive Verben angeht, auf zwei
verschiedene Arten gebraucht:

1. ttEQwtEU'tfoc; Ö t}i;;6c;,
2. ttEQwtEU'tEoV (-tEÖ.) 'tOV t}i;;6v

Bei beiden Konstruktionen wird die Kopula (fotCv) nicht selten hinzugefügt, öfter aber
fehlt sie.
1. Die erste dieser Konstruktionen ist- natürlicherweise- nur bei Verben, die ein Akku-
sativobjekt regieren, möglich (>transitive<Verben); wenn das --rfoc;-Adjektiv in passivem
Sinne gebraucht wird, ist es Prädikat:
ö 'fti::oc; -0-EQwtEU'tfoc; (± EO'ttv): deus colendus (est): der Gott muß verehrt werden;
o[ 'Ö'EOl -0-EQwtEUtfol (± do(v): dei colendi (sunt);
bnmoA.fi YQwt'tEä( ± fotCv): epistola scribenda (est): ein Brief muß geschrieben werden .
Wenn die handelnde Person bezeichnet werden soll, wird sie im Dativ hinzugefügt, der
nach unserer Definition >die beteiligte Person< bezeichnet, s. L. 3.5); z.B. ö ttEoc; Eµol -0-E-
Qwtrn-rfoc; (>der Gott ist für mich ein zu Verehrender<, deus mihi colendus est, ich muß
den Gott verehren). Bei dieser Konstruktion liegt die Betonung eher auf dem Subjekt
(>der Gott - und niemand anderes<).
2. Bei allen Verben wird das Neutrum im Nominativ (Singular oder nicht selten Plural, 19.5
z.B. ttEQwtEU'tEoV oder 'Ö'EQaJtEU'tEa) in quasi >aktivem< und unpersönlichem Sinn ge-
braucht: yQmt'tfov (foi:Cv) >es muß geschrieben werden<, >man muß schreiben<. Bei dieser
>aktiven< und unpersönlichen Konstruktion kann das Verbaladjektiv eine Ergänzung in
dem zu dem Verb hinzutretenden Kasus erhalten, z.B.: t}i;;gaitrn-rfov i:ouc; ttwuc;, ygaJt-
i:fov µOl E1tlO'tOATJV, i:'f)l tUXTJl ÖOUAEU'tEoV, axouoi:fov µo( <JOU. Hier liegt die Betonung
eher auf dem Verb (>verehren - und nichts anderes<).

C. Einige weitere Beispiele 19.6


itmöi::uw >ich erziehe< erudio, doceo
JtatÖEU1:6c; (1 . erzogen - nicht gebräuchlich) eruditus, doctus
2. erziehbar qui erudiri (doceri) potest
<lJtaCöi::ui:oc; unerzogen, ungebildet ineruditus, indoctus
JtatÖEU'tfoc; einer, der erzogen werden soll erudiendus, docendus
oder muß
:n:oici> >ich mache< facio
JtOlTJ'tOV 1. das Gemachte factum
2. >machbar<, möglich quod fieri potest
was gemacht werden muß faciendum
es muß gemacht werden
A.Eyw >ich sammle, sage< lego (colligo); dico
4
A€Xt6c; 1. gesammelt, ausgewählt (e-)lectus
2. sagbar5 quod dici potest
3 Beachte, daß diese Endungen immer unkontrahiert bleiben- also anders als z.B. otÖllQEa > otöri-
QÜ, L.16.1-4).
4 Spätere (nachklassische) Bedeutung auch: >was gesagt worden ist<, AEX't6v, -ia AEX"t6..
5 'Exdvcm :n:6.v-ia AEX't6.: ,für ihn ist alles sagbar<, d.h. >er ist fähig, alles zu sagen<.
72 APPENDIX GRAMMA TICA L. 20

AE'X:tfov was gesagt werden muß dicendum


es muß gesagt werden
~ µcixTJ ,die Schlacht<, µaxoµm (L. 36.15) >ich kämpfe<
aµaxo<;
1. (Pass.) (>wer nicht bekämpft werden kann<) unbesiegbar, unbekämpfbar
2. (Akt.) nicht kämpfend, kampflos
6 xog6<; (chorus) >Tanz<, >Tanzgruppe<, XOQEUW >ich tanze<
ax6gE1.rto<;
1. nicht tanzend
2. wer nicht tanzen kann oder darf
Merke auch axouO"t6<; und öxouO"tfo<; (öxouw); ÖtÖax't6<;, -'tfo<; (füö<ioxw); tUQE'tÜ<;,
-'tfo<; (EUQLOxw); JtQOX'tOV, -'tfoV, MQOXtO<; (.7tQU't'tw); <pUAUX'tfo<;, Ö<pUAOXtO<; (cpu-
A.cioow).
III. fgaµµanxa nva 'Oµl]gtxci
(Anmerkungen zu Abschnitt III)

19.7 1. Der Genetiv Singular der o-Deklination; siehe


1. atytoxoto, 2. 'IA.(oo (u. ßiou);
Die Entwicklung der Endung (der>:- bedeutet, daß diese Form noch in keinem griech.
Originaltext gefunden, sondern erschlossen ist):
::- -osyo > '~ -oiso > -oto > -oo > ou ( == ö).
19.8 2. Der Genetiv Plural der a-Deklination; siehe
/ I
2 . .rru A.äwv, 2. ~ xmäwv:
Das lange -ä am Stammende ist noch nicht (wie später im Attischen) mit dem Omega des
Endungsanfangs kontrahiert.
J. ä und l]: siehe
19.9 1. 'Aß11va(T] und XOUQT], 3. oi'.T], toLT], yEvfii:
ä wurde im Ionischen durchgängig zu T] (auch nach E, t, g).
19.10 4. 'A&r1va(ri (< 'Afrr]vatä >) 'Afrr]vaä > 'Afrr]vä.
19.11 5. XOUQT] (< x6gFri), att. XOQT] >Jungfrau, Tochter<; vgl. xo'ÜQO<; (< x6Qfo<;), an. XOQO<;
(selten in Prosa) >Junge, junger Mann<.
6. Für xai avÖQcl>;v ..., __ s. L. 18.4 und 20.8.

LEKTION 20

1. Die >dritte< Deklination

20.1 1. Stämme müssen entweder auf einem Vokal (einschl. Diphthong) enden oder auf einem
Konsonanten. Bisher haben wir die (miteinander eng verbundenen) Deklinationen von
Nomina behandelt, deren Stamm auf dem Themavokal o/E endet, und a-Stämrne (-ä., -fl,
-a), also solche wie 'Ö'E6<;, EQYOV, VEW<;; 'Ö'Eci, <pr)µfl, ß-W..aooa; CtQyuQOüc;, ruvouc;,
'EQµijc;, und ein paar ähnliche.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 20 73

Die übrigen Typen - also Stämme, die auf einen Konsonanten enden, oder auch auf t, u
oder einen Diphthong - haben im großen und ganzen eine und dieselbe, die sog. >dritte<
Deklination 1 • Aber die Verbindung der verschiedenen Endungen mit so vielen verschie-
denen Stammauslauten bewirkt doch recht erhebliche Variationen. Für deren Verständ-
nis und Beherrschung ist es unerläßlich, die einzelnen Typen der Reihe nach zu überblik-
ken.
2. Wir beginnen mit Stämmen, die auf eine M uta (L. 1. 8) enden, und zwar zunächst den 20.2
Gutturalia k und g, und wir vergessen nicht, daß jeder Guttural mit -s ein x, erzeugt. s,
6 cpu!..as, rnu cpuA.axoi; 2 >der Wächter< (vgl. lat. dux, ducis)
~ als 3 , i:f)i; aty6i; >die Ziege< (vgl. lat. lex, legis)

Die Mehrzahl der Gutturalstämme sind Feminina; es gibt auch viele Maskulina (zumal 20.3
solche, die auf -as enden, wie <puA.as), aber keine Neutra. Alle Gutturalstämme haben im
Nom. Sing. die Endung -s (Ausnahme: yuvij, L. 22.1).

3. IlAPA~EirMA TA 20.4
Stamm cpuA.ax- vgl. lat. aty- vgl. lat.
Sg. N.V. (6) cpuA.al; dux (~) all; rex
A. cpuA.ax·a duc·em aly·a reg·em
G. <puA.ax·oi; duc·is aty·6i; reg·1s
D. <puA.ax·t duc·i aty·( reg·1
PI. N. <puA.ax·Ei; duc·es aty·Ei; reg· es
A. cpuA.ax·ai; duc-es aly·w; reg·es
G. <pUAUX'WV duc·um al.y·wv reg· um
D. qiuA.ast(v) duc·ibus aU;C(v) reg·ibus

4. Die Kasuszeichen der dritten Deklination sind also: 20.5


Sing. -i;, -a, -oi;, -t,
Plur. -Ei;, -ac;, -wv, -m(v ),
und sie alle - ausgenommen nur der Gen. Plur. - sind kurz .
5. Regel für die Betonung von Nomina der dritten Deklination 20.6
Die Grundregel bleibt gültig: Soweit möglich, bleibt der Akzent, wo er im Nominativ
steht (oben: das linke Paradigma). Dieser Regel entzieht sich aber ein - recht häufiger -
Spezial/all: Substantiva, die im Nominativ nicht mehr als eine Silbe haben (einsilbige
Stämme also) betonen im Gen. und Dat., Sing. und Plur„ die Endung; mit Akut auf den
kurzen Endungen, aber -wv im Gen. Plur. (oben: das rechte Paradigma). Ausnahmen wie
:rca(Öwv, c.Oi:wv, <p6nwv, 1tavi:oov - rräm, övi:oi; - övi:oov werden sich zeigen in L. 27.4,
29.3a, 30.12, 31.1, 69.12.

Dies ist ähnlich wie im Lateinischen, wo konsonantische Stämme - wie rex, regis, regum - und -i-
Stämme - wie civis, civium - in der dritten Deklination zusammengefaßt sind. Im Griechischen
aber unterscheidet man keine selbständige vierte und fünfte Deklination; lat. dies, diei (-e-Stamm)
findet keine Entsprechung im Griechischen, und -u-Stämme (griech. -u) stellen sich zur dritten
Deklination.
2 Da die Deklinationsform eines Substantivs nicht eindeutig aus dem Nominativ hervorgeht, ist es
nötig, immer die Genetivform hinzuzufügen.
74 APPENDIX GRAMMATICA L. 21

20.7 II. Zusammenfassung über das bewegliche Ny (v E<pEAxucrnx6v)

Normalerweise findet es sich vor Vokalen und starker Interpunktion, jedoch auch vor
Konsonanten, zumal in poetischen Texten.
Es findet sich nach kurzen Vokalen und es gibt nur 2 Typen, nämlich
-OL(v) und -E(v). Also:
1. nach der Endung -cn(v) von
a) Nomina; Dat. Plur., z.B. cpuA.al;L(v), ail;C(v), 'toicn(v);
= Lokativ Plur., z.B. 'AßitVTJm(v) (in Athen),
b) Verben: 3. Pers. Sing., z.B. cprio((v), auch EO'tt(v);
3. Pers. Plur., z.B. <päoC(v), EloC(v),
und besonders in Formen wie A.uoum(v), A.uoouoL(v), AEAuxam(v);
c) dem Zahlwort >Zwanzig<: Etxom(v);
2. nach der Endung -E bei Verben in den Formen:
EAUE(v), EA'UOE(v), /..EA.uxE(v).

III. Versesprechen

In dem unwahrscheinlichen Fall, daß beim Sprechen der zitierten Verse sich, mangels me-
trischen Verständnisses, Schwierigkeiten ergeben könnten, schlage nach:
für B4 (Paroemiacus): L. 16.8,
für Cl und G 1 (daktylischer Hexameter) 4 : L. 12.13,
für G2 und J(iambischer Trimeter): L. 5. 9.

LEKTION 21

1. Fortsetzung der >dritten< Deklination

Weitere Gutturalstämme: -X und -yy


21.1 1. Ö övul;, 'tO'Ü övuxrn;: Stamm: övux-: der Stamm endet auf aspiriertem Guttural.
X + 0 = X + 0 = y + 0 > l;;
Nom. Sing. övux·~ > övul;,
Dat. Plur. övux·m(v) > övul;l(v).
In den anderen Kasus bleibt das X erhalten; z.B. Gen. övux·o~.

3 Nach den hellenistischen Grammatikern akzentuierte man in Attika als und yA.aüs mit Zirkum-
flex, im übrigen Griechenland jedoch mit Akut. Sie bemerkten auch, daß ein langes ü (z.B. in
xfjQus, -üxo~) und langes l (z.B. in <poivts. -i:xo~ die Palme) vor dem s im Nom. Sing. und
Dat. Plur. gekürzt wurde; daher der Zirkumflex auf dem Nom. Sing.
20.8 4 Ö.yyEAOl T}öt = - V V (!) - v; xal CtVÖQ<i>V = V(!) - -:
Regel: Ein langer Vokal, oder Diphthong, im Auslaut eines Wortes wird, besonders bei Homer,
oft gekürzt, wenn das folgende Wort mit einem Vokal anlautet (>Hiatkürzung<)i vgl. L 18.2.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 21 75

2. Ti l:<p(y;, l:<pLyy6i;: Stamm: l:cpLyy-: der Stamm endet auf -yy mit nasalem GutturaP. 21.2
Das zweite der zwei -y's verbindet sich mit dem o und ergibt; = x. Der Stamm von Sub-
stantiven auf -y; im Nominativ endet immer auf -y; z.B.
OUAmy;, OUAfttyyoi; ... OUAftty;L,
<paA.ay;, <paA.ayyoi; ... q:iaA.ay;Lv.
Hier, wie meist bei der dritten Deklination, treten nur im Nom. Sing. und im Dat. Plur.
leichte Veränderungen auf, wo nämlich das -s der Endung unmittelbar auf den Konso-
nanten am Ende des Stammes folgt; dadurch entsteht im vorliegenden Fall x aus gs (;aus
yo).

II. Assimilation und Dissimilation, zumal von Aspiraten

Prinzipiell besteht 21.3


1. bei Konsonanten in unmittelbarem Kontakt eine starke Tendenz zur »Anähnlichung«,
Assimilation;
Ergebnis u.a. X't, yö, x'fr; J"t"t, ßö, <p'Ö'2 ; z.B. i:nni >Sieben<, aber
eßöoµoi; >der Siebente<; ox"tw octo, aber öyöooi; octavus; dagegen
2. bei Konsonanten in benachbarten Silben, aber nicht in unmittelbarem Kontakt, eine 21.4
starke Tendenz zu » Verunähnlichung«, Dissimilation.
Beides zeigt sich besonders stark bei Aspiration:

1. Assimilation 21.5
Wir wissen seit Lektion 3, daß eine nicht aspirierte Muta, die unmittelbar vor aspiriertem
Vokal zu stehen kommt, zur Aspirata wird; z.B.
bt' övov aber E<p' LJ"tJ"tOV; cm' övou aber ll<p' tnnou
Ebenso wird Tenuis vor Aspirata zu Aspirata: x + 'fr > x'fr; n + 'fr > <p'Ö'; s. L. 57.8 u. 9.
2. Dissimilation 21.6
Diese beobachteten wir in L. 17.5 in ihrer Wirkung auf Reduplikation:
ne<prnya - <pEuyw; "tE'Ö'uxa - -&uw:
wo zwei sukzessive Silben mit einer Aspirata beginnen würden, wird meist (nicht immer)
eine von diesen - die erste - durch die parallele Tenuis ersetzt (<p > n, 'Ö' > "t, X> x). Das
gleiche zeigt sich auch bei andern Verbalformen und bei einigen Nomina; so bei
Tt 'Ö'QC;, "tQLX6i;, Nom. Plur. "tQ(XEi;, Dat. Plur. 'Ö'QL;C(v).
Anscheinend bestand ursprünglich Aspiration am Anfang und am Ende des Stamms
('~'Ö'QtX-). Sie wurde reduziert durch Dissimilation am Anfang des Stamms ('tQLX-)· In den
Formen jedoch, bei denen die zweite Aspiration im; absorbiert wird (Nom. Sing. und
Dat. Plur.) lebt die erste neu auf ('Ö'Qt;, 'Ö'QL;Cv).

Wie bei Ö.'rfEAO';,, O.yxuQ<X; s. L. 1.8; vgl. lat. lanx, lancis und phalanx, phalangis.
2 Jedes dieser Paare von Konsonanten wird an gleicher >Artikulationsstelle< geformt; daher geht
Media mit Media, Tenuis mit Tenuis, usw.
76 APPENDIX GRAMMA TICA L. 21

21.7 III. Einige Pronomina

1. Frage und Antwort


n:oi6i; fonv; >wie (beschaffen) ist er?< (qualis?):
·wt6oÖE 3 oder l'OLOÜl'oc; >SO (beschaffen)< (talis).
n:6ooi; Eol'LV; >wie groß ist er?< (quantus?):
l'OOOOÖE 3 oder tOOOlrtoi; >SO groß< (tantus).
n:6om do(v; >wie groß, oder >wie viele sind sie?< (quanti?, quot?):
'tOOOLÖE oder l'OOOÜtOl >SO groß< oder >SO viele< (tanti, tot).

21.8 2. Korrelati.on (Zuordnung)


ofoi; (oder verallgemeinernd on:otoc;), l'OLOOÖE oder tOto'Ül'Oi; >wie< (beschaffen) ... - so
(beschaffen)< (qualis - talis);
öom (oder verallgemeinernd 6n:6om ), l'OOOLÖE oder toooÜ'tOL >wie viele - so viele< (quot-
tot oder quami - tanti) .

21.9 3. Ihre Deklination


Die Kasus von 'tOLOOÖE und l'OOOOÖE sind durchweg wie diejenigen der Adjektive auf -oc;,
-ov' -a (TJ), wie ayaß-6c;, -6v' -i} und öµmoi;, -ov, -a, mit der enklitischen Partikel -ÖE am
Ende. Entsprechend heißt auch der Nom. und Akk. Sing. im Neutrum 'tOLOVÖE und to-
o6vÖE.
Merke: Die angefügte Partikel -ÖE ist enklitisch (L. 10.14). Die Akzentuierung dieses
Pronomens erfolgt entsprechend dieser Tatsache (L. 11. 9); z.B. l'Ooi}ÖE, toL<iöE, woo(ÖE
gegenüber l'otofrcrn;, toooütm, tooaü'tm.

21.10 4. Die Kasus von totoütoc; und i:oooütoc;


sind diejenigen von oÜtoi;, wobei tm-bzw. too-den Anlaut h- oder t- ersetzen, z.B. (vgl.
L.18.8)
OÜ'tO<; tOLO'Ütot; tOOOÜtoc;,
i:oütov tOLO'ÜtOV 'tOOO'Ül:OV,
tOÜtO 'toLOÜtO tOOO'Ü'tO,
taül'a tota'Ül'a i:ooaül'a,
aüi:ri tmautri tooafrtri,
aÜtm totaül'm tooaüi:m,
i:aircmc; l'mafrrmc; tooautmi;.
Merke: Analog den Formen tOLOVÖE und too6vÖE des Neutrums begegnen die Formen
tmoütov und tOOOÜl'OV, mit Schluß -n, tatsächlich öfter als die eigentlichen Pronominal-
formen auf -o (wie in toüto und ExEi:vo, die sich nie mit -v am Wortende finden).

21.11 5. Die Bedeutung dieser Pronomina


Tmoütoi; und tm6<JÖE, toooütoi; und 'too6oÖE unterscheiden sich voneinander wie o'Ö-
toi; von ÖÖE (L. 18.7). Im großen und ganzen weisen die auf -ÖE endenden Pronomina
vorwärts, auf etwas Zukünftiges, während die mit oÜtoi; gebildeten - die öfter gebraucht
werden - auf schon Erwähntes oder sonst Bekanntes zurückdeuten; 'tOLOÜ:t6i; €onv

3 Die Kurzformen i:oioi; und t6ooi; werden in der Poesie gebraucht (gr. L. 19 III.3 ), aber nur selten
in Prosa.
APPENDIX GRAMMATICA L. 22 77

>solch ein Mann ist er< (wie beschrieben worden ist); aber f...f:yEL TmciÖE >er sagt folgendes<
(was gleich berichtet werden wird).

IV. Zwei Konstruktionen der Partikel WOTE >SO daß, daher<

1. Ö><nE mit Indikativ, Negation ov 21.12


berichtet objektiv, daß ein Faktum (Ereignis, Handlung, Situation) infolge eines anderen
geschah (entstand): unser Beispiel B3 (Ende: E<puyov). Diese Feststellung kann in einem
grammatisch unabhängigen Hauptsatz erfolgen; in diesem Fall braucht man im Deut-
schen das Bindewort >daher<.

2. WO'tE mit Infinitiv, Negation µi) 4 21.13


impliziert eine Stellungnahme (Urteil) über die berichtete Folgeerscheinung; es deutet an,
daß diese sachlich notwendig, beabsichtigt, wahrscheinlich oder natürlich war. Da sol-
ches offenbar für so ziemlich alle Folgeerscheinungen gilt, ist diese Konstruktion viel
häufiger (unsere Beispiele B3 (axouElV >hören konnten< oder >mußten<); F; G; I 2).
Die fragliche Folge kann, muß aber nicht bereits eingetreten sein; z.B. wenn von einer
Absicht die Rede ist. In dieser speziellen Weise dient Ö><nE (neben Eq/ WttE u.ä.) mit Inf.
z.B. auch zur Einführung der Bedingung, unter welcher ein Abkommen getroffen wird.

LEKTION 22

1. Weiteres zur dritten Deklination

A. Zwei eigenartige Gutturalstämme


1. Ti yuvf}, yuvmx6~ 22.1
Alle Kasus (auch der Vok. cb y(Jvm[x]) 1 werden vorn Stamm yuvmx- gebildet, ausge-
nommen der Nom. Sing., welcher die Endung-ä (> YJ) von der a-Deklination übernahm.
Der Grund dafür liegt auf der Hand. - Wie der Nom. Sing. haben auch Gen. und
Dat. Sing. und Plural von Y"vtl Endbetonung (wie einsilbige Stämme, L. 20.6); haupt-
sächlich doch wohl nach dem Vorbild von 6.vflQ >Mann< (L. 26.1).
Die Formen sind demnach:
Sing. yuvf}, yuvaixa, yuvmx6~, yuvmx(, cb y(Jvm;
Plur. yuvaixE~, yuvaixa~, yuvmxwv, yuvml;t(v).

4 In der Tragödie und bei Xenophon wird oo~ ebenso verwendet.

Erinnere dich: 1. Wo es überhaupt eine eigene Form für den Vokativ gibt, dient dafür der bloße
Stamm; und 2. Kein griechisches Wort kann auf -k enden. Daher also <l> yuvm[x]; mit Zurückzie-
hung des Akzents wie z.B. in eh aÖEAqJE und eh Öfoitota (L. 10.5; mehr in L. 23).
78 APPENDIX GRAMMA TICA L. 22

22.2 2. Ti vu1;, vuxt6c;


Nur der Nom. Sing. scheint gleichartig mit z.B. y/...au1;. Tatsächlich aber ist vu; ein
-t-Stamm (L. 27), wie z.B. lat. nox, noctis, vgl. engl. night, dt. >Nacht<. Hier wirkt eine
Phonetische Regel:
22.3 Im Griechischen fällt bei den meisten Drei-Konsonanten-Gruppen2 der mittlere Konso-
nant aus. So bei der Deklination von w; 3 • Der Stamm vuxt- bleibt unverändert in den
Kasus, deren Endungen mit einem Vokal beginnen, wie z.B. vuxta, VUX"tt, vUXtEc;,
VUX:tOOV.
Im Nom. Sing. und Dat. Plur. steht aber der Konsonant -s nach dem Stamm. Resultat:
-=-vuxi:c; > w;; '=-vuxto( > vu;L
22.4 Hierbei eine Bemerkung über die
Bedeutung der Kasus bei Zeitangaben:
a) vuxi:6c;- >nachts<; d.h. >bei Nacht< (und nicht bei Tage): Gen. (wie z.T. im Deutschen;
vgl. abends, nachts);
b) Ev VUX'tt - >in der Nacht<; d.h. zu einer gewissen Zeit in der Nacht; mit Dativ (wie im
Deutschen: in der Nacht);
c) ti}v vux:ta- >die Nacht hindurch<; also Zeitdauer: Akk. (wieder wie im Deutschen >sie
marschierten einen Tag und eine Nacht<).

22.5 B. Stämme auf Labiale (Lippenlaute)


1 IlEAO'P, IlEA.mtoc;; "AQa'lJ, "AQaßoc; 1

Erinnere dich, daß ß, :rt, cp +o> '\j.I ergibt.

Stamm "AQaß- Ar ab- Aethiop- AHHmt-


Sg. N .V. "AQa'V Arabs Aethiops Aifüo'lJ
A. "AQaßa Arabern Aethiopem Atfüo:rca
G. "AQaßoc; Ara bis Aethiopis Atfüo:rcoc;
D. "AQaßL Arabi Aethiopi Ai:tHom
PI. N. "AQaßEc; Ara bes Aethiopes Atfüo:rcEc;
A. "AQaßac; Ara bes Aethiopes AHHo:rcac;
G. 'AQ<ißc.ov Arabum Aethiopum ALth6:rcoov
D. "AQa'\j.lt(v) Arabibus Aethiopibus AL{}(o'PL(v)

22.6 C. Die Kasus-Endungen und ihre Vorgeschichte


Zusammenfassung und Fortführung 4
Sing.
Nom. Endung -s oder mil<; z.B. -frE6c;, cpuA.a;, "AQa'lJ - -frEc:i 5 ; vgl. lat. deus, dux (d.h.
duc-s) und dea.

2 Nicht bei allen; nicht z_B. in CtQX'tO~ >Bär<und äQl;OJ (Futur von ÖQXOJ). Die Regel gilt aber gene-
rell für -s- zwischen Konsonanten; z.B. bei EX KoQ(vfrou gegenüber E:l; 'AßTivcöv.
3 Ähnlich: 'tO y6."A.a, yo.Aax'to~ (Milch), vgl. lat. lac, lactis.
4 Dir ist gewiß gegenwärtig, was sich hierüber bereits ergeben hat; im Fall einer Gedächtnislücke
aber vgl. L. 3.8-11; L. 4.6; L. 5.2-3; L. 7.5-7; L. 8.5-6; L.19.7-8.
5 Beispiele für >ni/, in der dritten Deklination werden in der nächsten Lektion erscheinen.
APPENDIX GRAMMATICA L. 22 79

Gen. -o~ (<puA.axo~) vgl. ttEä~, lat. ducis, engl. father's, dt. Vaters;
Dat. -t (<pu/...axL) vgl. A.6yffiL, ao<j)Cäl (lat. duci).
Die griech. Dativfonn ist von Ursprung ein Lokativ 6 ; vgl. z.B. MaQafüi>vt >bei, in Ma-
rathon<; OLXOL >ZU Hause<; lat. Romae (aus Romai) >in Rom<; domi bellique >in Krieg und
Frieden<.
Plur.
Nom. -E~ (<puA.axE~) vgl. lat. duces 6 , engl. houses;
Gen. -ffiV (<puA.axffiV) vgl. ttEciJv, lat. ducum (von -om aus -öm) 7 ;
Dat. -m(v) (<puA.asL(v)): ursprünglich ein Lokativ Plur.; z.B. 'Ath)VTJm(v) >in Athen<;
'OA.uµit(am(v) >in Olympia<.
Akk. Sing. und Plur.
Vergleiche und bedenke:
fiE6v deum deös (< -ns) 8
fiEav deam deäs (< -ns)
vafrn1v nautam vain:ä~ nautäs (< -ns)
cpu/...axa ducem <puA.axa~ duces (< -ns)
vux-ta noctem VUX't<'i~ noctes (< -ns)
Atfüorra Aethiopem Atfüorrrn; Aethiopes (< -ns)
Bedenke ferner (und vgl. 19. 3) :
EXQ'tOV övoµa aÖLxo;
9
septem decem centum nomen intustus
Du wirst schließen: IE -n- zwischen Konsonanten sowie nach einem Konsonanten am 22.7
Wortende und vor Konsonanten am Wortanfang wird im Griechischen zu Ci (dies gilt
auch, wo ein griechischer Endlaut -n sich von JE -m herleitet) . Damit ist der Konsonant n
zu einem Vokal geworden; der sogenannten >Ny Sonans<, welcher in heutiger Grammatik
oft Q geschrieben wird; z.B.
<pÜAaXI) (von IE -m) > q:n)Aa:xa; <puAaXI)S > <pÜAaxa~9 •

II. Verbum: Der Konjunktiv 22.8


A . Seine Formen
Der Konjunktiv des Praesens hat die Endungen des Indikativs mit Längung des Thema-
vokals (soweit möglich; z.B. das -(1} der 1. Person Sing. Indik. läßt sich nicht weiter län-
gen). Dabei wird
E zu 11 (auch wenn das E Teil eines Diphthongs ist: EL >fit),
0 zu (I},
-oum(v) zu -(l}m(v).

6 Dagegen ist lat. -i echte Dativendung, und lat. Nom. PL -es (statt es) kommt von i-Stämmen -ies >
-es.
7 Du erinnerst dich, daß der IE-Endkonsonant -mim Griechischen zu -v wird.
8 s. L. 8.8.
9 Im übrigen, wenn du griech. fl; mit lat. sex und engl. six vergleichst, und griech. fiµt- mit lat.
semi-, was erschließest du betr. die Vertretung von IE anlautendem s- im Griechischen? (vgl.
L.13.10).
80 APPENDIX GRAMMA TICA L. 23

Es gibt keinen Konjunktiv des Futurs. Der Konjunktiv des Aorist hängt die Endungen
des Konj. Präs. an seinen Stamm (lD.„uo·a, l..uo·w); das gleiche geschieht im Perfekt (Ml..u-
x·a, AEAUx·w ), wo aber diese Formen recht selten gebraucht werden.
Es ergibt sich, für den

Konjunktiv
Präsens:
Sg. 1. A.U-w
2. A.U-YJL; (-n;)
3. t..U-rit (-TI) Aorist: A.uow, AUOflL; usw.
PI. 1. A.uwµEv Perfekt: AEAUXW, AEAU'X.flL~ usw.
2. AUfl'tE (Alternativformen werden uns bald
3. A.frwot(v) begegnen)

22.9 B. Bedeutung des Konjunktivs im allgemeinen


Der Konjunktiv vermittelt den Bedeutungsgehalt des Verbums in dem Licht einer ge-
fühls- und willensmäßigen Empfindung; als etwas (noch) nicht Faktisches, sondern als
ein Gewolltes oder - wenn negativ - Gefürchtetes und zu Verhinderndes. Demgemäß
wird der Konjunktiv immer mit µi} (nicht ou) verneint.
Einzelheiten des Gebrauchs werden sich nach und nach zeigen.

22.10 C. Gebrauch des Konjunktivs in Hauptsätzen


1. In der 1. Person (Sing. und Plur.) drückt er einen Willen aus, z.B.
A.tywµEv (A.El;wµEv) >wir wollen sagen; laßt uns sagen<; ygacpwµEV (yQ<i'iJWµEV) >wir
wollen schreiben; laßt uns schreiben<; µft MywµEV (Ml;wµEv) >laßt uns nicht sagen<.
Dasselbe in einer Frage:
't( A.tyw; i:( AEl;w; >Was soll ich sagen?<; ÖQa xwA.u(o)wµEV; >Sollen wir hindern?<.
22. lt 2. Als verneinter Imperativ (nur im Aorist), im Verbot an die 2. Person, z.B.
AÜE - µTi AÜE, aber A.üoov - µT] A.uorit; ·;
AUEtE - µij AUEtE, aber t..uoatE - µij AUOfl'tE.
22.12 Wie immer - außerhalb des Indikativs- liegt der Unterschied zwischen Präsens und Ao-
rist nicht in der Zeitstufe, sondern im Aspekt: das Präsens gibt eine generelle Regel, der
Aorist bezieht sich auf einen bestimmten Fall.

LEKTION 23

23.1 1. Dritte Deklination: n-Stämme (Substantiva)

"EUriv·E;, Öa(µov·E1;; vgl. lat. daemon·es, homin·es

(meistens Maskulina, einige Feminina, keine Neutra).


APPENDIX GRAMMATICA L. 23 81

1. Nominativ Singular
wird ohne -s gebildet, d.h. er ist gleich dem Stamm. Wenn aberder Vokal vordem -nkurz
ist, wird er im Nom. Sing. gedehnt (dieser Kasus endet also immer auf einen langen Vokal
vor dem -n); und zwar wird E > T} und o > w; z.B.
Gen. "tf)<; cpQEVO<;: Nom. T\ cpQi]v, oder
Gen. "toü Öa(µovoc;: Nom. 6 Öa(µwv,
Gen. toü i}yEµ6voi;: Nom. 6 T]yEµWv .
Der Vokal kann natürlich durchgängig lang sein; so z .B. bei:
6 "EUT}v, i:oü "E/.../...T}voi;; l) Baßu/...ti>v, "tTJ<; Baßu/...oovoc;.
2. Vokativ 23 .2
Regel: Wenn der Nom. Sing. auf der letzten Silbe betont wird (>Oxytonon<), dient der
Nominativ als Vokativ (der infolgedessen einen langen Vokal hat); z.B. eh Baßu/..<i>v, eh
T]yEµ<i>v, eh cpQftv; sonst (d.h. bei >Barytona<, s. L.2.10) ist der Vok. gleich dem Stamm;
z.B. eh Öatµov, eh "EJ..J..riv.
Besondere Fälle 23.3
'A.:rt6Uwv, -wvoi;: Vok. eh ~Ano)J„ov 1 ; TiooEtÖoov, -oovoi;: Vok. eh Il6ouöov 1 •
3. Dativ Plural 23.4
Vor der Endung -ot fällt das -n des Stammes spurlos aus; z.B. i:ot<; "EUT}[n]otv, 'tat<;
cpQE[n]o(v, 'tote; öaiµo[n]mv, tot<; T]yEµ6[n)otv.
Das ist eine Ausnahme, da vor -s ausfallendes -n in der Regel Ersatzdehnung bewirkt; wie
wir z.B. beim Akk. Plur. -frwu<; (aus -frE6-ns) sahen (L. 6.14).

II. Ober den Konjunktiv (Forts.)

A . Der Konjunktiv von dµ( 23.5


stimmt mit den Endungen des Konj. Präs. von /..U-w, /..U-T}t<; ... überein; alle Formen ha-
ben Zirkumflex 2 :
eh, ~tc;, ~t, ehµEv, ~tE, cbm(v)

B. Konjunktiv in Nebensätzen 23.6


1. Konjunktiv ohne av
Die Bedeutung und Konstruktion solcher Nebensätze erklärt sich aus ihrer Entstehungs-
geschichte. Bedenke die folgenden Beispiele (zusammen mit IIA und Jl der griech. Lekt.
23 und L.22 III):
a) >Was soll ich sagen? (Da) bin ich in Verlegenheit<: i;( /...t1;w; oux EXW =>ich weiß nicht,
was ich sagen soll< (dasselbe, in eins gezogen). So auch
b) >Plane (ja) nichts übles! (daß du ja nichts ... ). (Darum) bin ich voll Furcht<: µft n
ßou/..EUOT}t<; xax6v· cp6ßoi; µ' EXEL = >ich fürchte, daß du ... planst<;

1 Einige oft gebrauchte Vokative ziehen ihren Akzent zurück: aÖEA<JJE, öto:n:o-m (L. 10. 5 ), <l> yuvm
(L. 22.1); so auch <l> oörtEQ (L. 25.1 ).
2 Nur der Indikativ von dµ( ist enklitisch (bis auf El).
82 APPENDIX GRAMMA TICA L. 23

c) >Plane (ja) nichts übles! (daß du ja ... ). Das ist mir wichtig<: µij n ßouf...EU<JT}tc; xax6v·
('tofrto) µtf...EL µot = >mir liegt daran, daß du ... planst<;
d) >Plane (ja) nichts übles! (daß du ... ). (Dagegen) bin ich auf meiner Hut<: µfi n ßou-
AEU<JT}Lc; xax6v· cpu/...a-x.i}v EXW = >ich bin auf der Hut, daß du ... planst<;
e) >Plane (ja) nichts übles! (daß du ja ... ). (Deshalb) habe ich dies geschrieben<: µij n ß.
xax6v· rnüi:o ytygmpa = >ich habe dies geschrieben, damit du nicht .. .<
Endlich, gleicher Art, aber positiv (d.h. Absicht und Zweck statt Abwehr und Besorg-
nis):
f) 1'.va mITTEU<JT}'!E ytygacpa -roürn: >daß (damit) ihr glauben möget, habe ich dies ge-
schrieben<.
Das letzte also ,final<, d.h. Ausdruck von Zweck oder Absicht 3 .
Beachte also, daß es der Konjunktiv ist und nicht eine Konjunktion (i'.va oder ön:wc;), was
einen Satz zum Finalsatz macht; an sich bedeuten \'.va >WO<, und ön:wc; >wie< (s. Nr. 8; vgl.
lat. ut).
23.7 Die Empfindung einer beherrschenden Sorge oder Furcht (daher Konj.) erklärt auch den
Gebrauch der Negationen in den folgenden idiomatischen Ausdrucksweisen:
µij: µT] aygotx6ngov tll: >es ist vielleicht (wohl) etwas unhöflich<
OU µij: ou µi} ayQOLXOl:EQOV tlL: >ich fürchte nicht, daß . . . <; >es ist gewiß nicht ... <
µT) ou: µT) oux ayQOLXO'!EQOV fit: >schwerlich .. .< ,>wahrscheinlich nicht ... <

23.8 2. Konjunktiv mit av 4


Siehe den Kasten mit der Überschrift fQaµµanx6v (IIK) in der griechischen Lektion
und erwäge auch die folgenden Gegensätze:
Nebensätze im
Indikativ Konjunktiv mit av
eingeleitet mit
Ö, 0 >WaS<: dem Relativpronomen: ö av, &. äv >was auch immer<
(gr. L. II E3; F)
1'.va >WO<: einer lokalen Konjunktion: i'.va av >WO auch immer<
(El 5 )
Ö"tE >wann<: einer temporalen Ö'!aV (Ö'!E UV) >Wann auch immer<
Konjunktion: (E2)
Ei. >ob<, >wenn<: einer fragenden und EclV (Ei.+ av) >falls jemals<6
konditionalen Konjunktion
Links: tatsächliche, objektive Feststellung; rechts: besorgte, gefühlsbetonte, verallge-
meinernde >Auch-immer-Sätze<. Eine Äußerung im Konjunktiv mit äv hat einen Ein-
schlag des Nachdrücklichen, Subjektiven, Emotionellen.
Die letztgenannten vier Fälle, insbesondere Bedingungssätze mit EclV, hängen sehr oft
von einem Hauptverb im Futur (II E3; G2; H2 usw.) oder einem (gleichwertigen) Impe-
rativ ab (II 12).

3 Wenn das Hauptverb in der Vergangenheit steht, findet sich - in sonst ähnlichen Sätzen - auch
eine andere Konstruktion (L. 28.11).
4 Nur in abhängigen Sätzen! Für ö.v vgl. L. 14.16.
S " Iva 0.v ist immer lokal (>wo auch immer<, ubicumque), niemals final!
6 Beachte, daß e6.v
oft zu av zusammengezogen wird; wo denn die Konjunktion von der Partikel
sich fürs Auge nicht mehr, wohl aber fürs Ohr unterscheidet und mit dem folgenden Konjunktiv
ein Bedingungsgefüge einführt.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 24 83

LEKTION 24

n-Stämme (Fortsetzung): Adjektiva und Pronomina


1. Adjektiva
Zumal 24.1
a) von Öa(µwv, Öa(µovoi; abgeleitet: 1. ömµ6vwi;, -ov, -(ä; 2. E'ÖÖa(µwv, d1ömµov,
Gen. EUÖa(µovoi; (ein zusammengesetztes Adj., also keine besonderen Feminin-For-
men).
So auch: öuoÖa(µwv, öuoömµov und xaxoÖa(µwv, xax6ömµov. Ähnlich
b) von CJlQTlV, <pQEV6i;: cUCJlQWV, E'ÖcpQOV, EU<pQovoi; ; äcpQWV, a<pQOV, OCJlQOVOi;; 24 .2
öuo<pQWV, öuo<pQOV, öuocpQovoi;; ooocpQWV, ocöcpQOV, oci>cpQovoi;.

Stamm: EUÖatµov-
Singular Plural
N. EuÖa(µcov EUÖaLµov E'ÖÖa(µovEi; E'ÖÖa(µova
A. E'ÖÖa(µova E'ÖÖa(µovai;
G. ruÖa(µovoi; EUÖatµ6vwv
D. E'ÖÖa(µOVL E'ÖÖa(µom(v)
V. E'ÖÖmµov -
Derartige Adjektive ziehen den Akzent möglichst weit zurück; s. vor allem Vok. und Neutr.

c) Gleichartig ist die Deklination von Komparativen auf -cov, -ov und -iwv, -i:ov (eben- 24.3
falls ohne separate Formen fürs Femin.) wie
ÖµE(VCOV, aµEtVOV, ÖµEtVOVoi; >besser< (edler); (UQLO'toi; >beste<)
ßEA.'t(wv, ßEhwv, >besser<(wünschenswerter); (ßEAnmoi;)
(für die übrigen s. das Vokabular und - später - L. 45.6).
Bei diesen Komparativen existierte, neben dem Stammauslaut -n, in vorliterarischer Zeit 24.4
die Alternative -s. Vor vokalischen Endungen fiel dies -s- aus und hinterließ, nach Kon-
traktion, zwei Endungen, die - als Alternativen - im Attischen eher häufiger gebraucht
wurden als die >regulären<n-Formen: nämlich -eo (für -ova/ -ooa) und -oui; (für -ovEi;/-
ooEi;; danach auch im Akk. Plur.).
Somit ergibt sich das Paradigma:
24.5
Neut. Neut.
N. xax(wv XO.'X.lOV xaxfovEi; xax(ova(xaxLüJ)
(xax(oui;)
A. xax(ova (xax(w) xax(ovai;
G. xax(ovoi; xmu6vwv
D. xax(ovL xax(om(v)

II. Pronomina 24.6

Das Pronomen ni;, in seinen verschiedenen Formen, ist ein -n-Stamm; es hat keine be-
sonderen Formen für das Feminin.
84 APPENDIX GRAMMATICA L. 24

a) t(c;, t(: dasFrage-(lnterrogativ-)pronomen (lat. quis, quid)- >wer?, was?< (in direkten
und indirekten Fragen; immer mit Akut). Es wird auch adjektivisch verwendet; z.B. i:Cc;
yuvi); i:(vEc; yuvaixEc;; >welche Frauen?<.

N. 'ttc; i;( 'tLVEc_;; i:(va 1


A. 'tLVU i:(vac;
G. i:(voc; i;(vwv
D. l:LVL 'ttot(v)

24.7 b) Dasselbe Wort, aber anders akzentuiert, nämlich enklitisch: das Indefinitpronomen
(lat. aliquis, aliquid) >jemand, etwas<; z.B. EA.EyE nc;· EA.Ey6v nvEc;. Auch dies wird adjek-
tivisch verwendet: yuvi) nc; >(irgend) eine Frau<; yuvaix€c; nvEc; >irgend welche (gewisse)
Frauen<.
24.8 c) Das Indefinitpronomen (b) zusammen mit dem Präfix öc;, ö, 11 (dem Relativpronomen)
bildet öonc;, neutr. ön. Beide Wortteile werden dekliniert. Der zweite Wortteil bleibt
ohne Akzent; der erste behält den seinen (wobei überraschende Formen wie oünvoc; und
cbvnvwv entstehen).

Singular Plural
N. "
oonc; Neut. 3
i\nc; OltLVEc_;; Neut.b "'
Ull:LVEc_;;
ön änva
,,
A. övnva "
T]VLLVU ouonvac; "
aoi:Lvac;
7
G. oünvoc;b rionvoc; ilivnvwvb
D. chLLLVLb ~LLl'VL olonm(v)b alonm(v)
(a) ön wird häufig ö n, oder sogar Ö, n geschrieben, um das Relativpronomen von der
Konjunktion Ö'tt (daß) zu unterscheiden. Tatsächlich waren die beiden ursprünglich ein
und dasselbe Wort (und vermutlich wurden sie auch gleich ausgesprochen); vgl. dt.
>das<, >daß<.
(b) Alternativformen für
o{mvoi; (Gen. Sing. Mask. und Neutr.): öwu,
dimvt (Dat. Sing. Mask. und Neutr. ): Ö'tWL,
divnvwv (Gen. Plur. M., F. und N.): Ö'tWV,
ofonm(v) (Dat. Plur. Mask. und Neutr.): öi:0ti;;
außerdem wird
änva (Neutr. Plur. Nom. und Akk.) häufig durch das kürzere ä.na ersetzt.

d) Dieses Pronomen wird folgendermaßen gebraucht:


24. 9 1. als verallgemeinerndes Relativpronomen, mit Indikativ; z.B. µax<iQLOc;, öoi:tc; cpO„ov
EXEL >glücklich ist jeder, der einen Freund hat<; d .h. öonc; deutet auf eine Gruppe oder
Klasse 2 ; vgl. lat. quisquis;
24.10 2. als indirektes Interrogativpronomen, (also) nur in abhängigen Sätzen; z.B. AEYE µOL
öonc; d >sag mir, wer du bist< 3 •

1 Alternative, akzentuierte Form für (enkl.)indefinites nva ist äua (N.A. Plur. Neut.): L. 46.26.
2 Bei der mehr gefühlsbetonten Konstruktion: öi; ö.v . . . steht das Verbum im Konjunktiv
(L. 23.8).
3 i:ii;, ohne Erweiterung (also wie in der direkten Frage) ist eine völlig normale Alternative.
APPENDIX GRAMMATICA L. 25 85

III. Das Zahlwort >Eins< 24.11

Mask. Eli;, Neutr. €v, Fern. µ(a (Eins) und die negativen Formen ouÖE(i; (niemand), ou-
ÖE'v (nichts), ouöeµ(a und µT)ÖEti;, µT)ÖE'v, µT)ÖEµ(a (Stamm E-v) stammen von v' sem (Ab-
laut v' sm) ab (vgl. lat. semel, simplex). Daraus entwickelte sich Fern. (s)mia und
Nom. Mask. (mit der Endung-s) >:· sems > ::- hens > hes (mit Ersatzdehnung)= di;; denn
gedehntes E wird Et geschrieben (vgl. ou = ö ).
N. EV µia ouöEii; ouötv ouÖEµ(a
A. µiav ouötva ouöeµ(av
G. E:v6i; µtäi; OUÖEµtäi;
D. EVL µüil OUÖEµtäl
otiÖEti; und µT]ÖEii; werden wie di; akzentuiert, ausgenommen im
Nom. Sing. Mask.: Eli;: ouÖEti;.

Eine Anmerkung über die Bedeutung des Präsens 24.12


(zu IIIB der griech. Lekt.)
Af.y' ö /..f.yEti; >sag, was du zu sagen wünschst! <, d.h. >sag, was du auf der Zunge hast!<,
>heraus mit der Sprache!<.
Wie in L. 14.8ff. bemerkt wurde, mag die Bedeutung des Präsens mit einer Linie vergli-
chen werden (ist >linear<). Die Handlung, von der es berichtet, mag unvollendet sein,
fortschreitend, versucht, beabsichtigt, wiederholt usw. Das sogenannte Praesens de co-
natu ist eine von diesen Nuancen.

LEKTION 25

1. r-Stämme

A. Normale Substantive
ai)Q, Qi)-rwQ; lat. aer, orator 1
Meistens Maskulina; besonders die vielen Nomina agentis auf -T]Q (z.B. aw-ri)Q) und -WQ 25.1
(z.B. QYJ-CWQ). Die Nominative auf -T]Q haben den Akzent gewöhnlich auf der letzten Sil-
be, jene auf -WQ aber auf der vorletzten. Die Deklination der r-Stämme (wie die der n-
Stämme) ist sehr regelmäßig und problemlos:
Nominativ Singular: Keine Endung; der letzte Vokal immer lang; z.B.
CJW-ri)Q, CJWn)Qoi;; clYJQ, clEQoi;; QYJ-CWQ, QTJ-COQOi;.
Vokativ: Wie bei denn-Stämmen (L. 23.2): diejenigen, die auf der letzten Silbe betont
werden (d.h. hauptsächlich die auf -TJQ) gebrauchen den Nominativ und haben daher ei-
nen langen Vokal; die anderen (in der Hauptsache auf -WQ) gebrauchen den Stamm (und
haben infolgedessen einen kurzen letzten Vokal); z.B.

1 Das Griechische hat nur einen Stamm, der auf die andere Liquida, -1, endet: 6 äA.c;, aMc;, lat. sal, 25.2
salis (vgl. L. 22.6 Anm. 9), dt. >Salz<. Seine Deklination bietet keinerlei Probleme.
86 APPENDIX GRAMMATICA L. 25

<l> Qf]toQ, aber <h ai)Q (vgl. cb öaiµov, cb q:JQijv). Ausnahme: cb oci>'tEQ1 .
Dativ Plural: das -r bleibt auch vor der Endung -m(v) erhalten; z.B.
toii; QTJ'tOQot(v), 'toii; oco'tfJQm(v).

Stamm QTJ'tOQ- vgl. lat. {hiQ-a


Sg. N. Qft'tWQ orator {}i)Q
A. Qft'tOQ·a orator-em tn\e·a
G. {n)'tOQ·oi; orator·1s {hiQ·6i;
D. Ql)'tOQ·L orator·1 {hiQ·(
V. QTJ'tOQ orator (Nom.)
PI. N. Ql)'tOQ'Et; orator-es tnjQ·Ei;
A. Qft'tOQ·ai; orator·es tn\e·ai;;
G. QTJt6Q·Wv orator·um {hiQ·ci>v
D. Ql)'tOQ'OL(V) orator·ibus thie·oC(v)
(a) Beachte die Wirkung der Akzentregel für einsilbige Stämme (L. 20.6).

B. Zwei eigenartige Substantive


25.4 1. fi XELQ, XELQ6i; usw. >die Hand<, Dat. Plur. XEQO((v). In der Poesie wird die kürzere
Form des Stammes auch in anderen Kasus gebraucht (z.B. XEQa, XEQL, XEQEi;).
25.5 2. 6 µ<iQ't'Ui;, µ<lQ't'UQOi; >Zeuge<, Dat. Plur. µ<lQ't'Uot(v). Dies ist der einziger-Stamm mit
der Endung -s im Nom. Sing. Vor dem -s der Endung im Nom. Sing. und auch im
Dat. Plur. - nur in diesen zwei Kasus, und nur bei diesem Wort - fällt das -r des Stammes
aus. Es ist ein Schulbeispiel von >Dissimilation< (L. 21.4):
In diesen beiden Kasus endeten die beiden aufeinanderfolgenden Silben auf -r (mar - tyr;
in den anderen Kasus - vor einem Vokal - wird das zweite -r zur dritten Silbe gezogen).
Diese Wiederholung klang unangenehm für attische Ohren (obgleich nicht für Leute, die
andere Dialekte sprachen; und sogar wir sagen heute >Märtyrer<, nicht >Märtyser<) und
wurde durch den Ausfall des zweiten -r beseitigt.

II. Der Optativ


25.6 Außer Indikativ und Konjunktiv hat das griechische Verb vom Indoeuropäischen her
noch einen dritten Modus, den Optativ, bewahrt. Wie sein Name anzeigt, diente er dazu,
einen Wunsch auszudrücken 3 ; in anderem Zusammenhang drückte er aber auch eine
Möglichkeit aus 4 ; was sein könnte oder nicht (Einzelheiten s.u.).

A. Der Optativ von Etµ(


25.7 1. Die Fonnen
Singular altlate inis eh a Plural
1. ElTJ'V s1e·m s1·mus fl·µEV (ftTJ·µEv)
2. dr1·i; s1e·s s1·us d ·n (ft'll·'tE)
3. EL'll·(t] s1e·t si·ent d·EV('t] (Et11·oav)
(a) Der klassische lat. Konjunktiv sim, sis, sit ... (von siem ... ) ist offensichtlich ur-
sprünglich ein Optativ.

25.3 2 Der Akzent - wie bei gewissen anderen Vokativen - zurückgezogen (L.23.3).
3 Im Unterschied zum Konjunktiv, der einen Willen ausdrückt (L. 22. 9 und L. 23.6).
4 Im Unterschied zum Indikativ, der einfache Tatsächlichkeit ausdrückt.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 26 87

2. Formbildung: Sekundäre Endungen (L. 6.10), denen im Sing. -Lfl, im Plur. nur -L vor- 25.8
ausgeht. Die Unterscheidung des Sing. und Plur. durch die Vokalabstufung (>quantita-
tiven Ablaut<) Lfl/t ist altererbt (IE; vgl. lat. ); aber die Angleichung des Plur. an den Sing.
(dtiµEv etc.) ist, obwohl nicht ursprünglich, doch bereits im klassischen Attisch häufig.
Die Wurzel ist es/s (vgl. lat. est und sum ); die ursprünglichen griech. Formen wären
dann gewesen: '~EOL'flV, ::·i:mrii;, ::·Emfl(t), >:·i:mµEV, ::-Emn:, ':·i:mEv[t], wo dann das -s-
zwischen Vokalen wie gewöhnlich ausfiel.

B. Hauptbedeutungen des Optativs


Der Optativ
a) ohne av: 25. 9
1. drückt einen Wunsch aus; oft verbunden mit d (d y6.Q, d'Ö'E); Negation: µiJ: (d'Ö'E) Etriv
>wenn ich doch wäre<; (d'frE) µi} Etflc; >wenn du doch nicht wärst ... <
2. das Verb in indirekter Rede kann (muß jedoch nicht) im Optativ stehen; aber nur wenn 25.10
das Hauptverb in einem Vergangenheitstempus steht: EA.EyE cbi; Etri ... (oder: fotf v ... ).
b) mit ö.v: 25.11
stellt eine bescheidene oder zögernde Behauptung auf: drii; av >du könntest sein<, AEyOL 5
ni; av (dicat quis) >es könnte jemand sagen<; oft in Fragen: rrwc; äv Etriv; >wie könnte ich
sein?< n&~ av Aiyot; >wie könnte er sagen?< Verneinung oux: oux av d11 >Cr könnte
(würde) nicht sein<; f1Q' OUX Ö.V E'tl"]; >könnte (würde) er (es) nicht sein?<

III. Versesprechen

Es dürfte jetzt ohne weiteres klar sein (Optativ), daß 1 C3 und II B2 Paroemiaci (Sprich- 25.12
wortverse) sind (vgl. L.16.8):
avv Öa(µovL ;ml. XEQU XLVEL = - - V V - V V - v,
und alle andern iambische Trimeter: z.B.
1 AS: ZEü oci>tEQ, ELJtEQ fotl öuvat6v owt~E µE.
-1 v- v vvl- - vv

LEKTION 26

1. Einige eigenartige r-Stämme 26.1

Wörter, die sehr häufig verwendet werden, bewahren oft alte Eigenheiten. Dies gilt im
Griechischen u.a. von Wörtern, die fundamentale Familienbeziehungen ausdrücken:
avfig, Jtati)Q, µiJtllQ, 'fruy6.triQ 1 •

5 Diese Form des regelmäßigen Verbs ist hier aus der nächstfolgenden Lektion vorweggenommen.

1 Außerdem auch iJ ya<n:f)Q (Bauch). Deklination wie :rmTT)Q.


88 APPENDIX GRAMMA TICA L. 26

Ihre eigenartigen Formen zeigen quantitativen Ablaut 1 des Stammes, und der Ablaut
selbst hängt mit dem Akzent zusammen 3 , wie folgt:

A. IlagaöECyµa-ta
Sin_g_ular Plural
Stamm anr- patr- anr- patr-
N. avfJg Jtati]Q UVÖQE<; n:atEQE<;
A. avöga JtatEQa avöeac; n:atEQac;
G. CtVÖQO<; JtatQ6c; OVÖQ<ÖV JtfftEQWV
D. UVÖQ( :rtfftQt avöe<im(v) n:atQ<im(v)
V. UVEQ Jt<ltEQ
Dies sind die attischen Formen, die auch in der späteren Gemeinsprache (Koine) beibehal-
ten wurden 4 • Die Deklination von µi)UfQ und ßuy<l'tTfQ ist gleich der von :rtm:i]Q, abgese-
hen vom Akzent im Nom. Sing.

26.2 Zur Erklärung:


B . n:ati]Q: Ablautstufen
Formen des Ablaut Resultat im Griech.
Stamms (quantitativ)
patr Schwundstufe n:atQ6c;, :rtatg(, JtatQaOL
pater Grundstufe JtU'tEQa, :rtU'tEQEc;, :rtU'tEQac;,
n:atEQWV (!); Jtcl'tEQ (!)
patär Dehnstufe

Man sieht: wenn der Akzent nicht auf die Lautgruppe tr fällt, erscheint diese Gruppe in
der Schwundstufe; wenn sie aber vokalisiert ist (Grund- oder Dehnstufe), dann ist sie
auch akzentuiert5 •
26.3 C. &vfig: Ablautstufen
anr Schwundstufe av(ö)g6c;, öv(ö)gC: im Att. hat sich diese Form des Stamms
auf die meisten Kasus ausgebreitet: avöga, avöeac; ...
aner Grundstufe Vok. aVEQ (aVEQoc; ... usw. bei Homer)
anär Dehnstufe avfig

Dieselben Prinzipien wie oben, doch mit Unterschieden im Detail. Die Einfügung des
>Aussprechkonsonanten< -d- zwischen n und r war eine physiologische Notwendigkeit;
vgl. dt . >Fähnrich - Fähndrich<.

26.4 D. Dativ Plural


:rta'tQam(v), avöeaat(v ), -&uyatg6.m(v):
von ::·patrsin usw. (Schwundstufe): das r zwischen zwei Konsonanten wurde vokalisch
( r = ra) wie die Ny sonans (s. L. 22.6-7) in EXU't6v (lat. centum).

2 Wir sind dem quantitativen Ablaut bereits beim Optativ begegnet (L.25.8), dem qualitativen
beim Themavokal (L. 6.11 ).
3 Das ursprüngliche System wurde jedoch durch die Einwirkung verschiedener Analogien affiziert
und beeinträchtigt - wie sich an den Paradigmen ablesen läßt.
4 In der Dichtung (und in andern Dialekten) finden sich viele, leicht begreifliche Varianten zu diesen
Paradigmen, z.B. CtVEQOS, CtVEQL usw. und rtm:EQOS, :rta-tEQL, :rtCltQWV.
5 Ausgenommen im Vokativ, wo - wie so oft - der Akzent zurückgezogen ist.
APPENDIX GRAMMATICA L. 26 89

Offenbar haben (oder hatten) der Gen. und Dat. Sing. und Plur. ihren Akzent prinzipiell
auf der letzten Silbe (vgl. die Akzentregel für einsilbige Stämme, L.20.6); demgemäß
mußte in diesen Kasus der Ablaut in der Schwundstufe erscheinen (s.o.).
Danach ersieht sich leicht, inwieweit auch im Attischen die ursprünglichen Formen
durch verschiedene Analogien verändert worden sind. Im Dat. Plur. hat z.B. das vokali-
sierter den Akzent von der letzten Silbe auf sich gezogen: avÖQCtOL, JtfftQciot, vgl. A.aµ-
:rtciOL, EAJtLOL.

II. Optativ der o-Verben 26.5

Präsens s- (schwacher) Aorist


Sg. t. A.U-m·µt A.U-om·µt
2. A.frm·i; A.u·om·i; (A.froEL·ai;)
3. A.frot A.from (A.froEL·E[v])
PI. 1. A.frovµEV A.U-om·µEV
2. AfrOV'l:E A.from·i:E
3. A.frovev A.from·ev (A.froEL·av)
Fut. Afro·otµL, ...
Perf. AE·A.frx·otµl, . . .

B. Bildung des Optativs 6


1. Der charakteristische Vokal 26.6
(>Bildevokal<, >Üptativzeichen<) ist -l (im Sing. und Plur.; also nicht wie bei dµ(, L. 25.8,
mit Ablaut Lfllt 7 ).
2. Sekundäre Endungen 26.7
außer der 1. Person Sing.: -µt. Dies ist die Endung der 1. Person bei athematischen Ver-
ben (wie dµ(, s. L. 7 .5). Daß sie sich im Optativ vieler -w-Verben findet, ist erstaunlich.
3 . .Optative der verschiedenen Tempora 26.8
a) Präsens: der Themavokal -o- bildet zusammen mit dem charakteristischen - l- den
Diphthong -OL-, welcher für den Opt. Präs. kennzeichnend ist.
b)Futur: Die Endungen des Opt. Präs. (-otµL, -mi; usw.) werden an das charakteristische 26.9
-o- des Futurs angehängt. So entstand der Opt. Put. /...uootµL, /...uomi; usw.
c)Perfekt: In gleicher Weise werden die Endungen des Opt. Präs. an den Perfekt-Stamm 26. 10
angehängt. Die so entstehenden Formen (z.B. A.eA.uxotµt, yEyQacpmµt) werden aber nicht
viel gebraucht.
d)Starker Aorist 8 : Dieselben Endungen werden auch an den Stamm von starken Aoristen 26.11
angehängt. So ergeben sich Optative wie Präs. cpEuyoo - cpEuyotµt; Aorist Ecpuyov - cpu-
ymµt.

6 Selbstverständlich ohne Augment! Das gibt's nur im Indikativ.


7 Wir werden diesem Ablaut jedoch wiederbegegnen bei der großen Gruppe der sog. Verba vocalia
(L. 49ff.).
8 Vorweg hier erwähnt; das Nähere in L. 29.
90 APPENDIX GRAMMATICA L. 26

26. 12 e) Schwacher Aorist (-s-) (s. L. 14.3-4): Die charakteristische Silbe -oa- des schwachen
Aor. bildet zusammen mit dem -t- des Opt. die für den Aor. Opt. charakteristische Silbe
om. An diese werden die üblichen Endungen (-µt, -i;;, usw.) gehängt. So entsteht der
schwache Aorist A.uomµi, A.uomi;; ... ; nmÖEuomµi, nmöEuomi;; ... ; YQ<hpmµi,
YQ<hvmi;; ...
26. 13 Die drei Alternativendungen: Sing. 2. P. -oEtai;;
3. P. -OEttv
Plur. 3. P. -oEtav
setzen auch die Grammatiker in Verlegenheit. Bei Homer und im klassischen Attisch
werden sie häufiger gebraucht als die normalisierten Fonnen.
4. A.uom: A.üom - xwA.uom: xwA.uom
26. 14 Die Regel: »Bei Verbformen wird der Akzent so weit wie möglich zurückgezogen«
(L. 3.18) gilt nicht für den Infinitiv (der keine eigentliche Verbfonn ist), und die Regel:
»Für den Akzent gelten die Endungen -m und -m als kurz« (L. 8.4) gilt aus guten Grün-
den (s. Nr. 8 u. 12) nicht für den Optativ. Daher sind A.uom, xwA.uom Optative; aber A.ü-
om, xcoA.uom Infinitive.

III. Ursprung und Vielfalt der Bedingungssätze

26.15 1. >Wenn er (doch) käme!<: El EA'Ö'Ot: Wunsch.


2. >Es würde (dürfte) schön sein<: xaA.ov ä.v ELfJ: Aussage (potential).
Zusammen gesprochen bilden 1. und 2. einen Bedingungssatz oder ein >Bedingungsgefü-
ge< >potentialer< Nuancierung: >Wenn er käme, würde (dürfte) es schön sein<, El EA'Ö'Ot,
xaA.ov äv dfJ: der Vordersatz ist jetzt als eine Möglichkeit charakterisiert (>falls er kom-
men sollte<), und der Nachsatz ist durch die Partikel av in das gleiche >potentielle< Licht
gerückt. Diese Nuance also ist ausgedrückt durch den Optativ im Vordersatz und Opta-
tiv mit äv im Nachsatz; das ganze erwachsen aus der ursprünglichen >Wunschbedeutung<
des Optativs.
Beispiele für diese Spielart des Bedingungsgefüges sind in unserer griech. Lekt. II A2 und
6; B2; C 1 ; E; F.
26.16 Statt eines >Potentialis< kann, durch andre Tempora und Modi, eine andere Nuancierung
des Gefüges angezeigt werden. Wenn etwa eine Bedingung als definitiv nicht realisiert
charakterisiert wird (also der >Wunsch< - Vorläufer der >Bedingung< - unerfüllbar war),
ergibt sich ein >irreales< Gefüge; und da ein unerfüllbarer Wunsch im Griechischen (wie
auch im Englischen) durch den Indikativ eines Vergangenheitstempus ausgedrückt wurde
(L. 14.14), wird der >Irrealis< im Bedingungsgefüge angezeigt durch: Indikativ der Ver-
gangenheit plus Indikativ mit av; z.B.
1. >Wenn du (doch) gekommen wärest!<: Ei. ~A'Ö'Ei;;.
2. >Es wäre schön gewesen<: xaA.ov uv ~v.
Beides zusammenhängend gesprochen:
>Wenn du gekommen wärest, wäre es schön gewesen<: EL ~A'Ö'Ei;;, xaA.üv av ~V.
Oder, unser Beispiel II DS variierend: El ~oav n:A.ouowi, E'ÖtJov av: >Wenn sie reich wä-
ren, würden sie opfern< (sie sind es aber nicht, also ... ).
26.17 Es gibt Varianten und Übergänge zwischen >Potentialis< und >Irrealis<; lebende Sprache ist
APPENDIX GRAMMATICA L. 26 91

nicht rigide wie die Distinktionen der Logiker. Solche Varianten sind in unserer Lektion:
II Bl und DS. Weil diese Bedingungsgefüge aus Wunschsätzen entstanden sind, ist in al-
len bedingenden Sätzen (der >Protasis<) die Verneinung µi} (aber nicht so in den bedingten
Hauptsätzen, der >Apodosis<); z.B. (L. 14K):
·~ El µiJ yag ~v Xgumn:n:o;, oüx äv ~v l:i:oa.
Andrerseits mag ein Sprecher keinerlei Wunsch fühlen, seiner Äußerung irgendwelche 26.18
emotionale (den Hörer beeinflussende) Färbung zu geben. In diesem, dem sog. >realen<
oder, besser, >mathematischen< Fall, präsentiert er den Sachverhalt völlig unpersönlich,
also im einfachen Indikativ: >Wenn es regnet, wird man naß<, oder, um nochmals unser
Beispiel zu variieren:
d ~EAO'UOLV (oder auch: ouö' d ~EAO'UOlV), itüom EXO'UOlV: >Wenn sie wollen, können sie
opfern< (oder: >auch wenn sie wollen, können sie nicht opfern<); oder, nach II Cl, d
AUE'tE aui:6v, E'Üyvwµovti; EO'tE: >Wenn ihr ihn befreit, seid ihr verständig<. Das gleiche
als Potentialis: d AUOL'tE a1rt6v' EUY. av Elfl'tE;
als Irrealis: d EAUE'tE aui:6v' EUY. äv ~'tE.

IV. Zum Versesprechen

Der normale iambische Trimeter, IIF, kann wohl keine Schwierigkeit bereiten. Bei der 26.19
Analyse des epischen (daktylischen) Verses IBt beachte, daß der unkontrahierte Genetiv
MouoÖcov aus drei langen Silben besteht (>naturlang<) und daß die beiden vorangehenden
Monosyllaba >lang durch Position< sind; denn auf ihren kurzen Endvokal folgen jeweils
zwei Konsonanten. Andrerseits werden die langen Endvokale der beiden folgenden Wör-
ter gekürzt durch die auf sie folgenden Vokale (L.18.4), und schließlich ist das A am An-
fang des Gottesnamens gelängt, wie häufig in poetischen Texten. Demnach wäre die Ana-
lyse dieses daktylischen Hexameters wie folgt:

1 2 3 4 s 6
--1- vvl 1- - II
'Ex yaQ Mouoawv xal Exriß6A.ou 'An:6A.A.wvo;.
Sprich den Vers nach diesem Rhythmus, und vergiß dabei nicht die Akzente und die in-
haltliche Bedeutung!
Der erste der zwei Verse des Theognis (II G) ist ein ebensolcher, normaler daktylischer 26.20
Hexameter; der zweite ist leicht verschieden; als wären die zwei Kürzen nach dem 3.
Longum ausgefallen; mit anderen Worten: die erste Hälfte dieses Verses - 2 112 Metra -
wird wiederholt. Dieser Vers wird genannt: >Fünfmesser<, >Pentameter<:
d öt n XEi:voi; tµo(,
-vv-vv-

öl; i:6oov a'Ö'toi; EXOL.


Hexameter plus Pentameter zusammen bilden das sog. >Distichon<, den >Doppel-Vers<;
die Form, die für >Elegien< und für die meisten >Epigramme< gebraucht wird.
92 APPENDIX GRAMMA TICA L. 27

LEKTION 27

1. Nomina: Dental-Stämme

d, t, th 1: Ö, t, -lt 1

27.1 Grundregel:
Ein Dental vor -s fällt spurlos aus.
(Vgl. lat. laus (':· lauds ), laudis; miles ('~ milets ), militis.)
Z.B.
::- EA.3ttÖi; > E/...Ji:(i;, ,, XclQLt<; > XclQL<;,
::· E/...Ji:(Ömv > E/...Ji:(mv, >:- XUQLtmv > XUQLOLV.

Stamm EQWt-
Sg. N.V. 6 EQCO<; f] E/...Ji:ti; fJ XclQL<;
A. EQWta E/...Ji:töa XUQLV
G. EQCOtoi; E/...Ji:töoi; x<iQLtoi;
D. EQWtL E/...Ji:tfö XUQLtL
PI. N. EQWtE<; E/...Ji:tÖE<; XclQLtE<;
A. EQWtai; E/...Ji:Cöa<; XUQLta.<;
G. EQ<i>twv E/...Ji:töwv XUQLtWV
D. EQCOm(v) EArttm(v) XUQLm(v)

Erhebliche Besonderheiten
27.2 1. Barytona - also Wörter, die auf der vorletzten oder drittletzten, nicht aber auf der letz-
ten Silbe betont sind-, Barytona auf -L<; und -ui; im Nominativ enden im Akkusativ auf
-LV bzw. -uv, auch wenn sie Dentalstämme sind (also nicht -LÖa oder -Lta usw.); z.B. EQL<;
-EQtv, xciQt<;-XUQLV, "AQ'tEµt~-"AQtEµtv, ÖQVi:~-ÖQVtV, XOQU<;-XOQUV (aber tA.nl.~-
E/...Ji:(Öa: Nominativakzent auf der Endsilbe!).
Der Grund: Diese Nominative klangen wie i- (bzw. y- )Stämme (also wie rtOAL·i; bzw.
rtf]xu·i;, L. 35 und 37), welche natürlich im Akk. die Endung -v haben (rt6AL'V und rtf]xu·v
wie -frE6'v): die Klangähnlichkeit im Nominativ erzeugte, durch >falsche Analogie<, Ak-
kusative, die sich ebenso mit denen der Vokalstämme reimten. Wo aber die Akzente ver-
schieden waren, gab es offenbar diese Klangähnlichkeit nicht.
27.3 2. Die Eigenart von 6 rtovi;, rtoö6i; (lat. pes, pedis) liegt darin, daß der Stammvokal im
Nom. Sing. gelängt ist.
27.4 3. Bei 6 (TJ) rtai:<;, nmö6i; >Kind, Sohn, Junge<(bzw. >Tochter, Mädchen<) beachte den
Vok. <l> rtai: 2 (also bloßer Stamm und nicht, wie bei den andren t-Stämmen, der Nomina-
tiv) und den Akzent des Gen. Plur. 'tÖ>V rta(Öwv (aber Dat. rtmo().
4. Auch f] vti;, vux.t6i; >Nacht<und to yaA.a, yciA.ax.toi; >Milch<sind t-Stämme; vgl. oben,
L. 22.2 und 3.

1 Stämme auf --D (selten) s. L. 28 .


2 Gleichartig: eh · AQ'tEµL.
APPENDIX GRAMMATICA L. 28 93

II. Verse zu sprechen

Beim Sprechen der wohlvertrauten Trimeter (C3; Et .3; L2) vernachlässige nicht die Ak-
zente über der Beachtung der Quantitäten!
Der Vers der Paroemia (Cl) ist eben ein Paroemiacus (L.16.8),und das darauf folgende 27.5
Zitat von Anakreon (C2) ist ein, Versus Anacreonteus<, mit dem du vertraut sein dürftest
dank seinen Nachahmungen im Lateinischen und in unserer Literatur:

Und der Rhythmus der kurzen Hymnenverse (P2) wird sich von selbst ergeben, wenn 27.6
nur die longa und brevia beim Sprechen richtig unterschieden werden. Es sind >Glykone-
en<; ein Versmaß, dem du in lateinischer Dichtung begegnet sein magst. Seine Kennzei-
chen:
die vorletzte Silbe ist immer kurz; in der Mitte des Verses steht eine Doppelkürze; die er-
sten zwei Silben können lang sein oder auch kurz; allerdings ist eine kurze erste Silbe sel-
ten; in dieser Normalform hat der Glykoneus acht Silben.
Sein Schema ist also: ;:; ~ - '""' ._, - ._, v.

LEKTION 28

1. Dentalstämme (Fortsetzung; einschl. Partizip Perfekt)

1. -it-Stämme 28.1
(Selten, außer) 6 ÖQvii;, ÖQVtito<; (Vogel). Kasus regelmäßig (wie L. 27.1-2), auch
Akk. Sing. ÖQVtV; aber ÖQVtita findet sich recht häufig. Plur. Dat. tot<; ÖQVLm(v); neben
den -it-Formen oft auch Nom. und Akk. ÖQVEl<;, Gen. 6gvfo>V (L. 37) 1 . ,
2. Weibliche Substantive auf -TT]i;, -tT}toi; 28.2
Sie sind abgeleitet von Adjektiven, und bezeichnen Qualitäten; z . B.~ VEOtT}<;, VEOTT]tO<;
(von vfoi;) >Jugend, Neuheit< ; ~ taxut'i)<;, -tf]to<; (Akzent!) >Geschwindigkeit, Schnellig-
keit< (von taxu<; >schnell<); Ti xax6tT}<;, xax6TT]tO<; (von xax6<;) >Elend, Not< (eine
schlechte Lage).
3. (6) n:Evr]c;, JtEVT)tO<; >arm, der Arme<; Dat. Plur. (tot<;) JtEvT]OL(v). 28.3
Dieses Wort kann sowohl als Substantiv wie auch als Adjektiv (ohne besondere Fern.-
und Neutr.-Formen) klassifiziert werden ; vgl. (6) <p(Ao<;, (6) tx'frg6i;.
4. Partizip Perf Akt. 28.4
a) Seine Form: AEAux·w<;, AEAux·6<;, AEAux·uta;
YEYQacp·ffi<;, yEygacp·6<;, YEYQacp·uta.
Mask. - und Neutr. -Formen auf -W<;, -6<; (Gen. -Otoc;) sind t-Stämme (vgl. EQW<;, EQW-
to<;). Das Fern . auf -a wird wie aA.f)itELa dekliniert (L. 11.1-2). Der ins Auge springende

1 Regelmäßig auch iJ XO(>l.'~ , XOQU'lto~ (Helm), Akk. XOQ'IJV, auch x6Qu'lta.


94 APPENDIX GRAMMATICA L. 28

Unterschied zwischen Mask./Neutr. und Fern. beruht wesentlich auf Ablaut (s. L. 26.1);
die Erklärung ist für Anfänger etwas kompliziert 2 •
28.6 Mask. Neutr. Fern.
Stamm AEAUXO't-(* -XFOT-) AEAUXULÖ.- c::· -umö.)
Sg. N.V. AEAuxci>i; AEA'UXOt; AEAUX"ULa
A. AEA.ux6i:a AEAux·vi:av
G. AEAux6i:oi; A.EA.uwutäi;
D. AEAUXO'tL AEAUX"U(ät
PI. N. AEAUXO'tEi; AEAux6i:a AEAux·vi:m
A. AEAux6i:ai; AEAUX"Üläi;
G. AEAux.6'twv AEAUX•lJtWV
D. AEAux6m(v) AEAux·vCmi;

28.7 b) Bedeutung dieser Partizipien


Ein Partizip ist ein Verbaladjektiv. Es ist ein Adjektiv, insofern als es die verschiedenen
Formen eines solchen hat (d.h. Kasus, Numerus und Genus); es ist >verbal<, insofern es
seine Bedeutung von einem Verb, und zwar von einem bestimmten Tempus-Stamm eines
Verbs ableitet.
28.8 Die Bedeutung des griechischen Perfekts ist bekannt seit L. 17. 9-11. Demgemäß ist:
:rtE!tLCJ'tEUxci>i; - (Intensives Perfekt); >einer, der einen festen Glauben hat.
ÖEÖwxci>i; - >einer, der gegeben hat< und deshalb jetzt als >Geber< dasteht.
riuerix.wi;- >einer, der (etwas) gefunden hat< und deshalb jetzt als >Finder< oder >Erfin-
der< dasteht.
28.9 c) Ein besonderer Gebrauch dieser Partizipien
In Verbindung mit dem Konjunktiv cb, ~Li;, ~L usw. und dem Optativ ELl]V, Etrii;, Etri usw.
dient das Perfekt Partizip als Konjunktiv und Optativ des Perfekt: z.B. AEAux.ooi; eh .•.
(Konj.) und AEAux.roi; ELflV ... (Opt.). Diese Formen werden häufiger als AEAUX.W und
AEAUX.OLµL gebraucht.

28.10 II. Einige weitere Verwendungen des Optativs

1. In der griechischen Lektion zeigen IID, E, G, daß das Verbum in indirekter Rede im
Opt. stehen kann (nicht muß), wenn das Hauptverbum in der Vergangenheit steht (das
wissen wir seit L. 25.10).
28.11 2. Ebd. IIF zeigt, daß dieselbe Regel für Finalsätze gilt. Der grundsätzliche Konjunktiv
(L. 23.6) wird in abhängigen Sätzen oft durch den Optativ ersetzt, wenn das Hauptver-
bum ein Vergangenheitstempus 3 ist.

28.5 2 Die Ursachen der Unterschiede sind: a) Ablaut; b) der Vokal-Konsonant u/w (u/F), der ur-
sprünglich am Beginn der Endung stand; c) Wechsel s/t (o/'t) an ihrem Auslaut (diese Tatsachen
sind hauptsächlich durch Vergleich mit Sanskrit-Parallelen aufgeklärt worden). Daraus ergeben
sich folgende Ablautstufen:
Dehnstufe: nur im Nom. Sing. Mask.: -ro<;;, AEA\JX~ (* -wös),
Grundstufe: nur im Nom. (Akk.) Sing. Neutr.: -o<;;, A.EA.ux6<;; (* -wös),
Grundstufe: die übrigen Mask. und Neutr.: -O't, A.EA.ux6w<;;, usw. (':. -wöt),
Schwundstufe: alle Femin.: -us; -us +ja (Femin. Suffix)> -\JOL<l > -uta, AEAuxui:a, usw.
28.12 3 Also Imperfekt, Aorist lndik. und Plusquamperfektum (die oft - warum? - als >Nebentempora<
bezeichnet werden).
APPENDIX GRAMMATICA L. 29 95

LEKTION 29

1. Weitere Dentalstämme: Neutra auf -'t

Merke: Im Unterschied zu den Maskulina und Feminina bilden diese den Nom.Sing. 29.1
ohne die Endung -s. Es gibt
1. viele solche Nomina, die von Verben abgeleitet sind, z.B. yQaµµa (yQa<pw > >:·yQa<p-
µa) und rtQäyµa (rtQ<luw). Das -'t am Ende des Stamms fällt im Nom. Sing. aus (war-
um?)1, z.B. yQaµµa[-c:J, rtQäyµa[-c:], und im Dat.Plur. (warum?)2, z.B. yQaµµa[t]CJL,
JtQciyµa[-c:]mv. Hierher gehört auch -c:o rtaQaÖayµa, toü JtaQaÖEtyµa-c:o~;
2. einige ähnliche Nomina, die nicht von Verben abgeleitet sind, z.B. -c:o owµa )Körper<;
-c:o aIµa >Blut<;
3. zwei Nomina- und es gibt andere vergleichbare-, die im Nominativ die Endung -s zu 29.2
haben scheinen 3 : -c:o q.iw~, q.iw-c:6~ >Licht< und to ou~, cb-c:6~ >Ohr<.
Stamm cbt- 29.3
Sg. N.A. to rtQäyµa o'Ö~
G. toü rtQayµato~ cht6~
D. tWL JtQciyµau cb-c:(
3
Pl. N.A. ta JtQayµata Wta
G. l:WV JtQayµa-c:wv cl}t{J.)Va

D. l:OL~ rtQciyµam( v) cboL(v)

(a) Die Akzentuierung ist hier gegen eine allgemeine Regel (L. 20.6), so auch bei tfüv
<p<i>twv (ta <p<l>ta ist der nachklassische Plur. von to <p<l>i;); vgl. tfüv Jta(Öwv (L. 27.4).

II. Der starke Aorist

Zur Unterscheidung von >Stark< und >schwach<, und zum schwachen - oder s-Aorist s. 29.4
L.14.3. Viele griechische Verben haben einen JE starken Aorist 4 bewahrt. Seine Merk-
male sind
1. eine vom Präsens (und anderen Tempora) verschiedene Form des Stammes, die ent-
steht durch
a) Ablaut (Vokalabstufung), wie bei E<puyov : <pEuyw; EALJtov: AE(Jtw; oder
b) Erweiterung des Verbstamms im Präsens, wie bei i:'. µaitov : µavitavw; riilQov: EU-
QLCJXW; €ßaA.ov: ßciA.A.w; und schließlich
c) existieren einige häufig gebrauchte Verben nur im (starken) Aorist, aber nicht im

t L.6.9.
2 L.27. t.
3 Tatsächlich jedoch sind sie ursprünglich s-Stämme, die sich veränderten und zu Dentalstämmen
wurden, aber ihr -s im Nominativ (nur dort) behielten. So auch einige Maskulina wie 6 EQwi;, EQW-
toi; (L.27.t) und 6 ytA.wi;, ytA.wtoi; >Gelächter< (Vok. L.59G).
4 Aber Verben, die sow ohl den schwachen als auch den starken Aorist aufweisen, sind äußerst sel-
ten ; s. später L. 58.2 und L. 61 .3.
96 APPENDIX GRAMMATICA L. 29

Präsens; wie ~J...-frov, EA-frEiv >kam<; dnov, EUtEiv >sagte<; döov, LÖEiv (rILÖov, FLÖEiv,
vgl. lat. video) >sah< 5 ;
2. die Hinzufügung des Themavokals o/E zum Stamm (d.h. wie beim Präsens der Verben
auf -w);
29.6 3. Endungen, die
a) im Indikativ >sekundäre< sind (L. 6.10); daher fallen die Endungen mit denen des
Imperfekts zusammen: E<puyov: E<pEUyov; €ßci/...oµEv; €ß6.A.A.oµEv; eµa-frE: E:µciv{}avE;
in allen anderen Modi mit den entsprechenden Formen des (thematischen) Präsens
identisch sind; z.B. ß6.A11tc;: ß6.A.A.11Lc;; µ6.-frmµEV: µav-fravOLµEv; E'ÖQEiv: EVQLCJXELV.
29.7 Merke: Die Infinitivendung -Eiv des starken Aorists trägt immer den Zirkumflex (z.B.
<puyEiv, aber<pEUyELv); ferner haben fünf Verben in der 2. Pers. Sing. Imperativ den Akut
auf der Schlußsilbe: EA-frE >komm!<; LÖE >sieh!<; A.aßt >nimm!< 6 ; drtE >sage!<; cUQE >finde!<.
(Diese Wone wurden besonders häufig gebraucht; daher konnten sie alte Eigentümlich-
keiten bewahren; Vergleichbares in L. 32.5.)
Als Endergebnis stellt man fest, daß beim starken Aorist

bis auf den Stamm


der Indikativ dem Imperfekt und
die anderen Modi (beinahe durchweg) dem Präsens
des >normalen< Verbs gleichen 7 •

29.9 Präsens: µav-fr<ivw


Aorist 1. Pers. Sing.: Eµa-frov, µaß-w, µ6.-frmµL, -, µa-&Ei:v
Präsens: <pEUyW
Aorist 3. Pers. Sing.: E<puyE, <pUYflL, <puym, <puyttw, <puyEiv
Aorist: l}A.-frov
2. Pers. Sing.: ~Aß-Ec;, EAfu]tc;, EAß-OLc;, E:A.ß-t, EA.-frEiv
Aorist: döov
2. Pers. Plur.: ELÖEtE, tör11:E, tömtE, töEtE, LÖEi.v
Aorist: dnov
3. Pers. Plur.: dnov, ElrtWCJLV, EUtOLEV, Etrt6vtwv, drtEiv

Alle aktiven Formen des regelmäßigen Verbums (außer den Partizipien) sind jetzt behan-
delt worden. Wiederhole und präge sie dir ein!

29.5 5 Die Grammatiker stellen solche Aoriste mit Präsentien (und anderen Tempora) von anderen Wur-
zeln, aber ähnlicher Bedeutung zusammen und erhalten so mehr oder weniger vollständige kom-
binierte Paradigmen; z.B. bezeichnen sie "A.f.yw als das Präsens des Aorists d:n:ov (wie dem engli-
schen •went< das Präsens •go< zugeordnet wird). übersieht: L. 85f.
6 VE"A.aßov vom Präsens "A.aµßavc.o (L. 67) wie fµai>ov von µav-Davro; aber beachte den regelmäßi-
gen Akzent auf µ<i'ÖE.
29.8 7 Abgesehen von einigen wenigen Verschiedenheiten der Akzentuation (s. Nr. 7). - Die Endungen
des schwachen Aorists drangen schrittweise in den starken ein; speziell die Formen t:&ms und d-
1ta'tE (als 2. Pers. zu dn:ov) erscheinen häufig schon in klassischen Texten; in später Volkssprache
wird dJta usw. (wie e"A.uoa) zur Regel.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 30 97

LEKTION 30

-nt-Stämme
1. Substantiva

Stämme auf -nt sind sehr häufig. Ihre Formen zeigen, gegenüber den anderen Dental- 30. t
stämmen, einige Besonderheiten. Als Repräsentanten mögen dienen:
A.twv, A.fovtQ(;, '.::EVoq:><i>v, '.::EVoq:><i>vtoc;, y(yac;, y(yö.vroc;.
Alle Substantiva dieses Typs sind Maskulina.

Bildung der Formen dieses Typs 30.2


Wir wissen bereits, daß in der dritten Deklination -t- vor -s spurlos ausfällt; z.B.
XclQt['t]OL, tQta[ö]ot (L. 27.1); ebenso-n- vor-s; z.B. Öa(µo[v]ot (L. 23.4); wir bemerken
jetzt, daß
-nt- vor -s mit Ersatzdehnung (L. 6.15) ausfällt.

Dabei wird: 30.3


a vor dem ausgefallenen -vt zu ä: Nom. Sing. y(ya(vt]c;, Dat. Plur. y(ya(vtJm,
o vor dem ausgefallenen -Vr zu ö, geschr. ou: Dat. Plur. ::· A.fovtot > Mouot (ähnlich A.t-
youm < ::·A.tyovm, L. 6.14).
Nominativ Singular wird folgendermaßen gebildet: 30.4
nach a mit der Endung -s: ö y(yä[vi:]c;;
nach o ohne Endung, jedoch mit Dehnung des Stammvokals (falls kurz); dabei wird o zu
w, z.B. 6 YEQWV, YEQOvtoc; (bei '.::EVoq:><l>v, '.::EVoq:><l>vLoc; ist der Vokal ohnehin lang).
Ausnahme: ööouc; (< ':· 6ö6vtc;) 6ö6vtoc; >Zahn<, lat. dens, dentis (aber im Ionischen ist
der Nom. Sing. ööc.l>v).
Vokativ: ähnlich wie bei n-Stämmen (L. 23.2) und r-Stämmen (L. 25.1 ): 30.5
Wenn der Nom. Sing. ein Barytonon ist, dient der Stamm als Vokativ; z.B. <b YEQOV[i:]1.
Wenn der Nom. Sing. auf der Endsilbe betont ist, dient er als Vokativ; z.B. <l> '.::Evoq:i<i>v.

Stamm: '.::EVOq:>WVL- YEQOVt- OÖOV't- ytyav't- 30.6


Sg. N. '.::Evoq:i<i>v YEQWV 6506<; (-ffiv) y(yäc;
A. 2EVoq:><i>vi:·a ytQovi:·a ? y(yavt·a
G. 2EVoq:><i>vi:·oc; ytQovi:·oc; öö6v't·oc; y(yav't·oc;
D. '.::EVOq:>WV't'l YEQOV't'L ÖÖ6v't·t y(yav't·t
V. 00 BEVO<p<i>V ? ?
YEQOV
Pl. N. YEQOV't·Ec; ÖÖOV't·Ec; y(yav't·Ec;
A. YEQOV't·ac; 6ö6v't·ac; y(yavi:·ac;
G. YEQ6vt·wv OOOVT,•(t)V ytyavt·wv
D. YEQOUOL(v) 6öoüm(v) y(yäm(v)

Abgesehen von diesem sehr häufigen Beispiel finden sich freilich nicht leicht Belege für diese Form
des Vokativs.
98 APPENDIX GRAMMATICA L. 30

30.7 II. Weitere Stämme auf -ont: Partizipien

(Generelles über Partizipien: L. 28. 7)

A . Formbildung
1. Partizip Präs. Akt. der w-Verben
Der Stamm endet auf -vt 2 nach dem Themavokal o. So ergibt sich z.B. A.U-o·v['t] - wie
A.fov[ 't]-;
a) Maskulinum und Neutrum
Nom. Sing. Mask. : Der Themavokal wird gedehnt: A.frwv['t] wie A.Ewv['t];
Nom . Sing. Neutr. = Akk.: der bloße Stamm: A.üov['t];
Nom. und Akk. Plur. Neutr.: wie immer: -ö.; also A.uovta;
Dat. Plur. Mask. = Neutr. : A.uoum(v), wie A.foum(v), von *A.uovtm(v).
30.8 b) Feminina
Die Feminina aller aktiven Partizipien (auch im Perfekt; s. L. 28.5) werden - oder wur-
den ursprünglich - durch die sehr häufige Endung
1 -ia (= -ya = -ja)
von Adjektiven und Substantiven gebildet. Das j (Jot) verschwand, affizierte aber die
vorhergehende Silbe. tj wurde zunächst zu einem Zischlaut: tj > ts ; z.B. '' A.uovtja >
::- A.uov'toa.
Das -nt- in * A.uoV'toa fiel nach dem -o- aus, mit Ersatzdehnung, welche das kurze ö in ein
langes ö (geschrieben ou) verwandelte. Die Entwicklung entspricht genau der im
Dat. Plur. Mask. desselben Partizips: >:· A.uoV'toa > A.uouoa - ':· A.uovtm > A.uouot (Nr.
2).
Demnach ist die Deklination des Femininums dieser Partizipien identisch mit der von
Substantiven auf -a wie füiA.aooa, ß'aA.aoori~ (L. 11.1-3 ). Beachte bsonders den Genetiv
(Akzent!) und Dativ Plur. :
Gen. Plur. A.u6V'twv (Mask., Neut.) ; A.uouo&v (Fern.)
Dat. Plur. A.uouot(v) (Mask., Neut.); A.uouomi; (Fern.)

30.9 Stamm :n:mÖEUOV't-


Mask. Neut. Fern.
Sg. N.V. :n:mÖEUWV JtULÖE'ÜOV :n:atÖEUO'UOa
A. J'taLÖEUOV'ta :n:mÖEuouoav
G. n:mÖEUOV'toi; :n:mÖE'UOUCJ'YI\;
D. :n:mÖEUOV'tL :n:mÖE'UOUCJ'YI t
Pl. N. :n:mÖEUOV'tEi; JtaLÖEUOV'ta :n:mÖEUO'UOaL
A. J'taLÖEUOvtai; :n:mÖEUouoai;
G. :n:mÖEU6vtwv :n:mÖE'UO'UOWV
D. :n:mÖEUO'UmV n:mÖEUouomi;

Beachte, daß J'tatÖEUO'UotV a) 3. Plur. lndik. und b) Dat. Plur. des Partizips ist;
und daß J'taLÖEUOV'ta a) Akk. Sing.Mask. und b) Nom. und Akk. Plur. Neutr. des glei-
chen Partizips -ist.

2 Vgl. dt. >lösend<, >hörend<.


APPENDIX GRAMMATICA L. 30 99

2. Das Partizip Futur Aktiv 30.10


ist gleich dem des Präsens, nur daß das charakteristische -s- zwischen Stamm und Endung
eingesetzt ist; also wie A.uco - J..uoco (lndik.)
so Partizip AU(l)V - A.uo(l)V; A.üov - A.uoov; A.uouoa - J..uooucm,
und z.B. Gen. Sing. A.uoovtoc;, A.uoouoric;; Nom. Plur. A.uoovuc;, J..uoovta, J..uoouom;
Dat. Plur. A.uooum(v), J..uoouomc;.
N. B. Der Akzent der Partizipien bleibt - wie bei Substantiven und Adjektiven - nach 30.11
Möglichkeit dort, wo er im Nominativ steht; er wird nicht, wie bei allen eigentlich verba-
len Formen, zurückgezogen. Demgemäß heißt z.B. der Nom. und Akk. Neutr. Sing.
XWAUOV.
3. Das Partizip von Elµ(: >seiend< 30. 12
Alle Formen sind gleich den betr. Endungen von z.B. A.ucov oder J..uocov.
Beachte aber,
daß der Akzent in allen Kasus auf dem Stamm 3 steht, z.B. oov, övtoc;, o'Öof)c;, oum, oü-
omc;, övtcov.
Dies gilt auch für die Partizipien der Komposita von dµ(, z.B. JtaQWV, Jt<lQOV, Jta.QoiJoa,
JtaQOV'tE<;, JtaQ6vta, JtaQoüom, JtaQ6v-rwv (obwohl sie im Indikativ den Akzent zu-
rückziehen, z.B. JtUQEtµt, WtEtµt, ouvnµt).
Ausnahme: Der Gen. Plur. des Femininums: ouoci>v, JtaQOUOÖ>V, ouvouoci>v: diese sind
Perispomena wie bei allen Substantiva und Adjektiva der a-Deklination.

Stamm OV't- 30.13


Sg. PI.
N. OOv "
ov ouoa ÖV'tE<; övta o'Öom
A. OV't<l o'Öoav Övtac; oüoac;
G. övtoc; ouoric; ÖV'tCOV ouoci>v
D. Övtt OÜOf)t o'Öm(v) o'Öomc;

EXOJV und axcov (Akzent!) 30.14


f:xwv (FExoov), f:x6v, f:xouoa (>freiwillig, absichtlich<). Die Formen reimen sich mit de-
nen von z.B. JtaQoov; also etwa f:xwv, f:x6vtoc;, Dat. PI. f:xoum· f:xouoa, f:xouoric;,
Gen. PI. f:xouoci>v, Dat. PI. E:xoimmc;;
QX(l)V (Homer. cHxwv < aff.x.(l)V), cl'XOV, äxouoa (>unwillig, gezwungen<). Die Formen
reimen sich mit denen von A.ucov; z.B. cl'XCOV, axovtoc;, Dat. Pl. clXOUOL" axouoa, axouo-
f)<;, Gen. PI. axouoci>v, Dat. PI. axouomc;.
Nach Form und Gebrauch sind auch dies Partizipien. Ein zugehöriges Verb (mit der Be-
deutung >wollen<) ist im Griechischen nicht erhalten, wohl aber im Alt-Indischen.

B. Einige Verwendungen von Partizipien (vgl. L. 28.7) 30.15


Da sie Verbaladjektiva sind, werden sie den Adjektiven entsprechend gebraucht (jedoch
auch auf einige andere Weisen: s. nächste Lektion); z.B. als Attribut zum Subjekt: so in
der griech. Lekt. IIA2 und 5 (das Subjekt ist häufig im Verbum selbst enthalten; so in At

3 - und nicht auf den Endungen des Gen. und Dat. Mask. und Neutr„ wie man bei diesem einsilbi-
gen Stamm erwarten dürfte (L. 20.6). Es gibt aber andere Ausnahmen von der Regel (s. L. 27.4).
100 APPENDIX GRAMMATICA L. 31

und B2), oder auch als Attribut zum Objekt (E6) oder mit Bezug auf einen Genetiv (Bl;
E4) oder einen Dativ (B3). Mit Artikel dient das Partizip häufig als Substantiversatz
(A3.4.6; B4; Fl.2) 4 •
Da sie aber auch Verbformen sind, können die Partizipien andrerseits wie andere Formen
desselben Verbs ein Objekt regieren (A6; B2; D). Sie lassen sich auch durch Partikeln und
Adverbia 5 näher bestimmen (AS; Ft und 2; Gl).

LEKTION 31

1. Weitere nt-Stämme (mit vorausgehendem a-)

A. näc;, näv, näoa >jeder<, >alle(s)<


31. 1 1. Formbildung \/ navt-
a) Maskulinum und Neutrum
Nom. Sing., Mask.: Endung -s: na[vc]c; > näc;, mit Ersatzdehnung;
Nom. und Akk. Sing., Neut.: der bloße Stamm (keine Endung): nav[-r]; übernimmt aber
das ä des Mask. : näv;
Dat. Plur.: na[v-r]m(v) > näm(v) (Ersatzdehnung).
Die übrigen Kasus: Stamm + Endung, unverändert.
b) Femininum
wird mit der typischen Endung -ia (s. L. 30.8) gebildet:
::- pantja > '~ pantsa > näoa, dekliniert wie -0-al..aooa.
Akzente: Mask. Neut. nav-r6c;, nav-ri regelmäßig (s. L. 20.6); aber :7tciv-rwv, :rcäot(v) un-
regelmäßig wie övtwv, na(Öwv (s. L. 27.4).

Stamm :rcavt- navcja- n:avc- n:av-rja-


Mask. Neut. Fern. Mask. Neut. Fern.
N. :rtäc; rcäv nö.oa JtclV"tE<; rcav'ta Jtäom
A. m1v'ta Jtö.oav n:av-rac; naoac;
G. navc6c; Jtcioric; JtclvtWV naowv
D. nav-ri JtclO'lll n:äm(v) :rtciomc;

31.2 c) Wie Jtäc;:


futäc;, futav, fötäoa (verstärktes :rcäc;: >jeder einzelne<, >überhaupt alles<), und ouµJtäc;,
ouµttäv, oiiµnäoa (•alle bzw. alles zusammen<);
- ausgenommen: 1. das kurze a in futöv und oiiµttav, und 2. die Akzentuation; denn der
Akzent geht so weit wie möglich vom Ende zurück: z.B. futavtEc; und ouµnavtoc;, aber
01.lµttciv-rwv.

4 Das Partizip 6 ÜQXWV, o{ UQXOvtE~ (der Archon, Archonten) entwickelte sich zum Titel für hohe
Beamte in Athen und anderen Städten.
5 Umgekehrt dient das Part. Dat. Neutr. Tc'i>t Övtt als Adverb (•tatsächlich, eigentlich<).
APPENDIX GRAMMATICA L. 31 101

2. Bedeutungsnuancen von rrfö; 31.3


(mit und ohne Artikel) zeigen sich in den folgenden Beispielen:
Jtäi; CtV'frQCOJtOi; >jedermann<
6 3täi; avttQC03tOi;, >der ganze Mensch<
1tfö; 6 a., 6 a. rräi; >der Mensch als Ganzes<
Iläoa xci>Qa >jedes Land<
Ti rräoa XWQa, rräoa fJ X· ~ >das ganze Land<
T) XWQa (ouµ- )rräoa ~ >das Land im Ganzen<
Jtäv EQYOV >jedes Werk<
miv 'tO fQYOV' ~ >das ganze Werk<,
'tO Jtäv EQyov ~ >das Gesamtwerk<
JtQV'tEi; av'frQCOJtOL >alle Menschen, die es gibt, tout le monde<
JtclV'tEi; ol. aV'frQ. ~ >alle (erwähnten oder in Frage
ol avttQ. JtclV'tEi; ~ kommenden) Menschen<
3täi; UQtttµ6i; >jede Zahl<
6 3täi; UQt'frµ6i; >die Gesamtzahl, Summe< (merke: nur in dieser Stellung)
Die verschiedenen Stellungen des Artikels bewirken feine Abschattungen der Bedeutung, 31 .4
die sich nicht immer auf eine allgemeine Regel bringen lassen. Und Platos '\l'UX'i) 3täoa (C2
in der griech. Lekt.) ist, darüber hinaus, nicht gleichbedeutend mit dem gebräuchlicheren
3täoa '\jJuxiJ.
B. Das Partizip des schwachen (-s-)Aorists 31.5
/..:uoäi;, /.;üoav, /..:uaäaa reimt sich mit o\Jµ3täi;, aUµJtav, ouµJtäoa1,
weil es gleichfalls ein nt-Stamm ist, dem ein -oa-, das Merkmal des Aorists, vorangeht
(L.14.3). Dementsprechend:
1. fällt auch hier -nt vor -s aus, mit Ersatzdehnung;
2. hat der Nom. Sing. Mask. die Endung s: '" /...uoaV'ti; > /...uoäi;;
3. besteht der Nom. und Akk. Sing. Neut. aus dem bloßen endungslosen Stamm:
/...üoav['t];
4. entsteht das Fern. durch Anfügung von -ja an den Stamm:
•'< /...uoaV'tja > >:· /...uoavoa > /...uoäoa.

All dies ist von der Deklination von y(yai; (L. 30.6), von /...ucov (L. 30. 9) und von 3täi;
(hier, Nr. 1) bekannt. Daher dürfte das folgende Paradigma überflüssig sein.

Stamm 3taLÖEUCJUV't- ::· 3tatÖEUoavtj_a


Mask. Neut. Fern.
Sg. N.V. rrmöEuoai; 3tatÖE'Üoav 3tmÖEuoäoa
A. 3tatÖEuoaV'ta Jtmöruoaoav
G. JtatÖEuoaV'toi; JtatÖEUOUCJ'lli;
D. JtatÖEUOOV'tl JtatÖEUOUCJ'll L
PI. N. rrmöEuoavni; rrmÖEuoav'ta rrmöruoaom
A. JtaLÖEUOOV'tai; nmöEUoaoai;
G. 3taLÖEUOUV'tCOV nmörnoaooov
D. 3tatÖEuoäm(V) Jtmörnoaomi;
102 APPENDIX GRAMMATICA L. 31

31.6 II. Weitere Anwendungen des Partizips

1. Der Genetivus absolutus und das sog. Partici.pium coniunctum


Der Genetiv bezeichnet einen Bereich (s. L.3.5 und 4.6), und dient damit vor allem zur
näheren Bestimmung eines anderen Nomens: Vaters Haus, die Mannschaft des Schiffes.
Der Genetiv kann in ähnlicher Weise ein Verb bestimmen: >er arbeitete an der gleichen
Stelle<: griech. airwü, oder >nachts< (>des Nachts<): griech. vuxt6;. Diese adverbialen
Genetive haben somit lokativen Charakter2 , und es macht wenig Unterschied, wenn die-
sem lokativen Genetiv ein Attribut hinzugefügt wird - sei es ein Adjektiv (>dunkle
Nacht<) oder ein Partizip: >(es) Nacht seiend<: vuxto; oucrri;. Ähnlich:
'Üovto; >während es regnet (oder regnete)<, kurz für üovto~ toü 'Ö'EOÜ. Der adverbiale Ge-
netiv mit einem Partizip ist sehr häufig im Griechischen (verhältnismäßig selten ohne Par-
tizip). Er heißt >Genetivus absolutus< und entspricht dem lat. Ablativus absolutus.
Beide haben tatsächlich nichts besonders >Absolutes< an sich; das Partizip ist ein Attribut
zu diesen adverbialen Genetiven (oder, im Lat., Ablativen), wie das >Partizipium con-
iunctum< ein Attribut im Nominativ zum Subjekt oder Prädikat bzw. im Akkusativ zum
Objekt usw. ist3 •
31.7 Wie die anderen Modi- mit Ausnahme allein des Indikativs- zeigt das Partizip als solches
keine absolute oder relative Zeitstufe an 4 • Eine relative Zeitbedeutung ergibt sich jedoch
oft durch den von verschiedenen Tempora ausgedrücktenAspekt, besonders durch die li-
neare Bedeutung des Präsens im Gegensatz zur punktuellen des Aorists; z.B.
yga<poov atÖEL: >er schreibt und singt dabei<; >er singt beim Schreiben<;
yg6'4Ja; euÖEL: >er ist fertig mit Schreiben und singt (jetzt)<; >nachdem er geschrieben hat,
smgt er<.
Wenn das Hauptverb in die Vergangenheit oder Zukunft gesetzt wird, verändert sich
gleichmäßig die Bedeutung des Partizips, und zwar so, daß das relative Zeitverhältnis un-
verändert dasselbe bleibt.

31.8 2. Nähere Bestimmung der Partizipien durch Partikeln


Die Leistung eines Partizips für den Textzusammenhang wird - viel öfter im Griech. als
im Lat. - durch Partikeln verdeutlicht; z.B.
än axouoaoa: >da ich ja, (weil) ich (du, sie) gehört habe (hatte)<;
ä.µa füöwv: >zugleich singend<; >während (er, sie, es) gleichzeitig singt (sang)<;
xaiJtEQ öoüA.ov Övta: >Obwohl er ein Sklave ist (war) ... <;
µE'ta;u E:crfüovto; airtoü: >zwischen seinem Essen<; >während er aß<.
Besonders vielfältig sind- von unserem Blickwinkel aus gesehen - die Sinnschattierungen
der
Mit anderen Worten: das Neutr. A.üoav hat das regelmäßige kurze (x wie in ai>µnav und nicht das
unregelmäßige lange ä wie in 3t<lv. Parallelen hierzu sind offensichtlich die Neutra der Partizipien
des Präsens und des Futurs, A.üov und A.üoov.
2 Im wesentlichen werden IE-Lokative durch griech. Dative repräsentiert (Ev 'Aßf]vm<;); aber es
gibt andere Äquivalente (z.B. 'Aßfivrlatv).
3 Bedenke nebeneinander: 'AQLO'tEtÖou UQXOvto<; o[ 'Aßr)vatm EvLXTJOUV und 'AQLO'tELÖTJV UQ-
xovta ol 'Aßrivaim Wauµa~ov . Das erste: eine Erläuterung zum Verb (adverbiale Bestimmung),
im Genetiv; das zweite: sein Objekt, im Akkusativ; beide mit einem Partizip als Attribut.
4 Dasselbe gilt für das Lateinische. Die griechische Sprache hat aber weit mehr Partizipien und da-
durch mehr Variationsmöglichkeiten .
APPENDIX GRAMMA TICA L. 32 103

3. Partikel w~ (>wie<) 31.9


Im großen und ganzen drückt sie einen subjektiven Zweck oder eine subjektive Ansicht
aus 5 • Beispiele sind hier klarer als Definitionen:
w~ A.uowv JtOQELµL: >Ich bin hier (wie einer, der ... will) mit der Absicht zu ... <;
w~ l.txouovto~ (µou) AEyE: >du kannst sprechen in der Annahme, daß ich zuhöre<;
w; <pOVEUOa~ TCOQEO'tlV: >Hier ist er. Er gibt an, den Mord begangen zu haben< (-und das
kann wahr oder bloß vorgegeben sein);
TIJTC'tEl~ µE <h~ ÖoüA.ov Övta: >... als ob ich ein Sklave wäre< oder >weil du weißt, daß ich
ein Sklave bin<.
Ergänzung: das Imperfekt >ich war< (1. Pers. Sing.) 31.10
fi: die ältere Form; < Homer ta und fia, von•:- esa < •:- esm (lat. eram);
fiv: unter Anfügung der sekundären Endung-V (€A.uov);mitdem Ergebnis, daß nun die 1.
und die 3. Pers. Sing. gleich lauten. Beide Formen wurden im klassischen Attisch ge-
braucht.

LEKTION 32

1. Substantiva: s-Stämme 32.1

a) Begreife den fundamentalen Unterschied


zwischen und
ö ö6A.o~, 'tO'Ü ö6A.ou (List) 'tO yEvo~, 'tOÜ yEvou~ (Geschlecht)
lat. dolus, doli lat. genus, generis
Mask. (auch Fern.): -o;, -ou Neutr.: -o;, -ou;
thematische oder o-Dekl. >3.< Dekl., s-Stamm
--o; ist Endung -o; ist Stamm-Ende

Neutra auf -o; sind oft von Adjektiven abgeleitet (vgl. L. 28.2); z.B. 'to xaA.A.o~ < xaA.6~·
'tO µEyE-6-o~ < µEya~· 'to ßaQO~ < ßaQu; (~schwer<). Viele andere sind jedoch primäre
>Wurzel-Substantiva<, z.B. 'tO µEA.o; >das Lied< und 'tO 'tEAo; >das Ende<.
b) Entwicklung ihrer Deklination 32.2
Bei den s-Stämmen stand o/E vor dem Endlaut -s; und zwar
im Nom. und Akk. Sing. -o: yEvo~ (lat. genus),
in allen anderen Kasus -E: '' yEvrno~ (lat. •:- genesis).
Im Griechischen fiel -s- zwischen Vokalen (>intervokalisches S<) schon vor der homeri-
schen Zeit aus; im Lateinischen wurde es zu -r- (L. 8.10). Der so entstandene Hiat blieb
erhalten bei Homer und in späterer Dichtung (z.B. Gen. yEvEo~); wurde aber durch Kon-
traktion beseitigt im Attischen und in späterer Prosa (z.B. yEvou~).

5 Auch eine Vorstellung, Sorge oder Erwägung.


104 APPENDIX GRAMMATICA L. 32

Doppeltes -s- (-s- nach dem Stamm-Endlaut) im Dat. Plur. bleibt bei Homer unverändert
bestehen, während in der Prosa eines eliminiert wurde: y€vwmv > yE'VEOLV.

32.3 Kontraktionsergebnisse:
EO > ö (als ou geschrieben; s. L. 15.2); z.B. Gen. Sing. ytvrn; > ytvou;;
EW > w (w behält bei allen Kontraktionen die Oberhand); z.B. Gen. Plur. yEVEWV >
yEV&v;
Ea >Tl (s. L.15 .5); z.B. Nom. und Akk. Plur. yE'VEa > y€vri;
Ei:> El (die ursprünglich getrennten Vokale werden zu einem Diphthong); Dat. Sing. yf.-
VEl > YEVEl.

32.4 Stamm yEVE/o;


lat. Homer attisch
Sg. N.A.V. genus y€voc; ytvo;
G. genens yf.vE[o)o; yf.vou;
(-s-)
D. genen yf.vE[o)l YEVEl
PI. N .A. genera yf.vE[o)a YEVfl
(-s-)
G. generum yEvf.[o]wv YEVWV
D. generibus yEvEOOl(v) y€vEoL(v)

II. Partizipien der starken Aoriste


32.5 Beispiel:

Aor.: ALJtwv, ALJt6v, A.tJtoüoa; Gen. A.tJt6vm;, ALJtouori;


Präs.: A.EiJtwv, AEi:Jtov, AELJtouoa; Gen . A.Einov·to;, A.nnouori;

Sie sind -v't-Stämme wie fast alle aktiven Partizipien und werden (wie alle Modi des
starken Aorists, s. L. 29.4) mit dem Themavokal gebildet. Infolgedessen sind die
Endungen der Partizipien des starken Aorists und des Präsens gleich. Die Formen
unterscheiden sich jedoch durch:
a) ihre Stämme, z.B. AELJt-: A.tJt- und µavfrav-: µa'ft-, und
b) ihren Akzent, da die Partizipien des Aorists immer auf der Silbe nach der
Wurzel akzentuiert sind (A.m<i:>v usw.).

Singular Plural
N. töwv tö6v töoüoa LÖOV'tE; tö6V'ta töoüom
A. i.ö6vra töoüoav tö6vra; töouoa;
G. tö6no; töouori; LÖOV't(l)V LÖOUOÖ>V
D. tö6vn tÖOUOTJl töoü0t(v) töouom;

Die andern Modi des starken Aorists (L. 29)


döov töw tömµt töE'' LÖEiv
döE; . . . töriL; . . . töm; . . . i.ÖE'tW
::- Häufige und alte Nebenform bei diesem Verb: l.öoü.
APPENDIX GRAMMATICA L. 33 105

Weitere Beispiele: 32.6


Indik. Konj. Partiz.
Ecpuyov cpuyw cpuywv, cpuy6v,cpuyoüoa
(vgl. J..uoov, J..üov, J..uouoa)
~J..frov [J..frw EAßoov, EAß6v, (J..ßoüoa;
Akk. Sing. (J..fr6vta, f:J..ß6v, EAßoüoav
[µafrov µafrw µafrwv, µafr6v, µafroüoa;
Gen. Plur. µafr6vtoov, µafrouoci>v
;
ElJtOV EtJtOO ELJtwv, dn6v, dnoüoa;
Dat. Plur. Et:rtoüm, ELJtouoau;

Nachtrag: das Imperfekt >ich war< 32.7


S. L. 31.10 für die 1. Person Sing. Die (ursprüngliche) Endung der 2. Person Sing. -ofra
wird später durch Parallelformen erklärt werden. Die übrigen Formen sind schon be-
kannt.
~ (~v), ~ofra, ~v, ~µEV, ~tE, ~oav

LEKTION 33

1. Weiteres-Stämme

A. Eigennamen, die von Substantiven auf -s abgeleitet sind 33.1


Z.B.
to yE\rrn; >Geschlecht<, z.B. Diogenes, Hermogenes;
to µEvoc; >Stärke<, z.B. Anaximenes, Eumenes, Theramenes;
tü XQ<itoc; >Stärke, Macht<, z.B. Sokrates, Polykrates;
tO tEAoc; >Ende, Vollendung<, z.B. Aristoteles, Praxiteles.
Ihre Formen stimmen im großen und ganzen mit denen der entsprechenden Substantive
überein (L. 32.1-4). Aber
1. gegenüber dem o/E-Ablaut der Nomina haben die Namen vor dem Schluß-s durchweg
den e-Laut. Dieser ist (oder war vor der Kontraktion) überall-E-, bis auf den Nominativ,
wo er zu ri gedehnt ist: ~WXQ<itTjc;;
2. der Vokativ besteht (wie immer) aus dem bloßen Stamm und zieht den Akzent zurück:
W ~WXQUtEc;.

Stamm ~LOYEVEO­
N. ~LOYEVfl<;
V. (cb) ö LOYEVES
A. ::- ÖLOYEVE[o)a > ÖLOYEvf11, vgl. N.Pl:ta YEVfl < >:· YEVEOa.
G. ,, ÖLOYEvE[o]oc; > ötoyEvouc;, vgl. G.S. toü ytvouc; < >:· ytvrnoc;.
D. ::- ~LOYEVE(o)t > ÖLOYEVEL, vgl. D.S. t&L ytvEL < ':· yEVEOL.
106 APPENDIX GRAMMATICA L. 33

33.2 B. Ein Sonderfall


Eigennamen, die von to x/..fo<; (x/..tFor;) >Ruhm< abgeleitet sind,
wie Perikles, Sophokles, Herakles.
Der Stamm des zweiten Teils dieser Namen hat zwei Konsonanten, wund s, verloren; der
dadurch entstandene zweifache Hiat wurde im Attischen und in späterer Prosa durch
Kontraktion - teilweise sogar zweifache Kontraktion 2 - reduziert. Der Hiat tritt jedoch
nicht nur bei Homer und seinen Nachfolgern, sondern auch in der attischen Komödie
hervor (z.B. eh TIEQL'X.AEE<;).

Stamm l:ocpO'X.AEF E<; -


Poetische (ältere) Form Prosa
N. l:ocpox/..€ [F]ric; l:ocpoxA.i')c;
V. l:ocp6xAE(F]E<; (<l>) l:ocp6xf..Etc; 3
A. l:ocpox/..e[F]E[ o ]a l:ocpoxAtä 4
G. l:ocpox/..t [F] E[o] oc; l:ocpox/..fouc; 2
D. l:ocpox/..t [F] E[o] L l:ocpoxAEi:2

33.4 C. Adjektiva
Z.B.
EuyEVi]c;, -t<;; Eutux~;. -tc;;öuotux~;. -tc;;
aJ..ri'fhl;, -t;; uyt~;, -tc;; EuxJ..E~c;. -t;.

33.5 Beachte, daß


1. die meisten von ihnen Komposita sind (wie die Namen, oben Nr. 1und2); infolgedes-
sen sind alle zweiendig; d.h. sie haben keine besonderen Formen für das Femininum;
2. die meisten auf der letzten Silbe des Stamms betont sind 5 ;
3. was die Bildung ihrer Kasus angeht,
a) im Singular
der bloße Stamm als Vokativ sowie als Nom. und Akk. Neutrum dient. Die übrigen Ka-
susendungen sind wie oben unter A (bis auf die - soeben erwähnten - Akzente).
b) im Plural
Nom., Mask. (und Fern.) >:·-toEc; > -EE<; >Eie; (langes€, auch hier EL geschrieben; vgl.
Anm. 3);
Nom., Neut. ·~ -foa > ta > i') (vgl. ytvri, L. 32.3);
Akk. Mask. (und Fern.) = Nom., -Etc; (Lekt. 35 wird zeigen, warum);

1 Nach dem Vorbild der Namen der a-Deklination, wie z.B. E'ÖQuttÖT}~, Akk. -t]v, lautet von ca.
400 v.Chr. an der Akkusativ oft Litoyfvt]v, :I:co?<Q6.t"J]v.
33.3 2 Merke, daß dort, wo F ausfiel, nur Vokale ähnlicher Klangfarbe kontrahiert wurden; z.B.
- xA.t[FJri~ > -xi..t;~ und -xA.t[F]t[o]t > 'XAEL, aber -xAt[F]t[o]o~ > -xAtw~ > -xA.fou~.
3 t + t > E, geschrieben tt (wie ö durch ou angezeigt wird: s. L. 6.14). Das beobachteten wir
(L. 24.11) bei d~ (>einer<), aus * ~~.
4 -ö. (nicht -T} wie in .::itoyEvrj), da der Vokal t vorausgeht. Dasselbe gilt für die Adjektive mit s-
Stämmen.
5 Die wenigen anders betonten (Barytona) neigen dazu, ihren Akzent so weit wie möglich zurück-
zuziehen; z.B. au't6.Q'X'l~ >sich selbst genügend, unabhängig<, Neut. aÜ'tUQ'Xt~, Gen. Plur.
QU't6.QXCOV.
APPENDIX GRAMMATICA L. 33 107

Gen. -füv (* -Eorov > -Erov > -füv, wie bei "tfüv yEVfüv);
Dat. -Em(v) < -Eom(v), vgl. 'tot; yEvEOL(v).
IlaQ6.ÖELyµa a' 33.6
Stamm: EU"(EVEO- (>edelgeboren<, vgl. oben ÖLOyEvr]i; >Zeusgeboren<)

Mask. Fern. Neut. Mask. Fern. Neut.


N. ruyEVfii; EUYEVEi;
A. EiJyEVf]
G. EUyEVoüi; EU"(EVÖ>V
D. EU"(EVEL ruyEVEot(v)
V. EUyEVEi;

So die meisten Adjektive dieser Art (vgl. aber Anm. 5).


Die von "tO xMoi; >Ruhm< abgeleiteten weichen auf ähnliche Weise ab wie die Formen von 33.7
l:o<poxA.f)i; (oben, B) sich von denen von ÖLOyEvr]i; (A) unterscheiden und aus demselben
Grund. Nämlich
a) sie kontrahieren -Ea zu -ä (und nicht zu -ri)6 und
b) das ursprüngliche erste E ihres Stammes bleibt unkontrahiert.
IlaQcIÖELyµa ß'
Stamm: EUXAE(F)Eo-

N. EUXAETJi; EUXAEEi; EUXAEEii; EUXAEä 6


A. EUXAEä 6
G. EUXAEO'Üi; EÜXAEOOV
D. EUXAEEL EUXAEEot(v)
V. EUXAEEi; -
so auch CxXAETJi;, ÖUCJXAEi]i;.

D. Substantive auf -ai; 33.9


Diese wenigen Substantiva weichen von dem Normaltyp (ytvoi;) dadurch ab, daß ihr
Stamm vor dem Schluß-s ein -a (und nicht Elo) hat. Daher verlief die Vokalkontraktion
nach Verlust des -s- anders; wie das Folgende zeigt:
"tO yftQai; (Stamm: 'Y'leao-) >Greisenalter<; vgl. ö yterov (L. 30.6).

N.A.V. yftQai; > 'Yfteai;


G. 'YiJea[o]oi; > 'YiJeroi;
D. yi]Qa[o]L > Y'leät

So 'to yteai; >Ehrengeschenk<; "tO xetai; >Fleisch<; 'tO xteai; >Horn<. 33. 10
Von XQEai; gibt es den Plural XQEä, XQEOOV, XQEÖOL(v); ebenso von yteai;: yf.Qä, YEQÖ>V,
yteam(v).

6 Nach diesem Vorbild gibt es ähnliche Formen, bei denen andere Vokale (als E) vorangehen; näm- 33.8
lieh Loderu: z.B. uyLä (neben iiyLft) und EU<puä (neben EÜ<puft)>wohlgewachsen<, >Von Natur gut<,
von EÜ<pui}c;, -tc;.
108 APPENDIX GRAMMATICA L. 34

KEQai; wird wie yi)Qai; dekliniert, wenn es den >Flügel< einer Armee (lat. cornu) bezeich-
net; z.B. bti. XEQwi; >in einer Linie< oder öd;ui>L XfQÜL >auf dem rechten Flügel<; sonst
wird es als regelmäßiger t-Stamm behandelt (L. 29.1)- als wenn sein Schluß-s die Endung
des Nominativs wäre: XEQatoi;, XEQatt, XEQata, usw.

II. Zum Verselesen

33.11 Die Verse aus Eur. Hec. (IC4) sind Anapaeste ('-' v-) einer besonderen Art; sog. >Klage-
anapaeste<, bei denen für alle, oder doch fast alle, Doppelkürzen je ein Longum steht.
Daher enthält der ganze, oder doch fast der ganze, Gesang nur lange Silben. Also
-1- -1- -1- -
ÖElAa(a ÖEtAUlo'U yrlQWi;
33. 12 Dagegen ist in Polyxenas erstem Anapaest das normale Longum in zwei Kürzen aufgelöst
(- .......... :da steht also sozusagen ein Daktylus für den Anapaest;-vv fürvv-). Demnach ist
das Metrum ihres ersten Verses:
- vvl- -J- -lvv-1
OUXEtL OOL Jtai:i; aö'· OUXEtL Öf] ...
Den sprachlichen Stil angehend, wurde gewiß bemerkt, wie hohe Dichtung hier die alte
Ausdruckskraft der Kasusformen bewahrt:
önA.a(a ÖELAafou yrlQWi; >unselig wegen/in unseligem Alter<
Auch bewahren die lyrischen Partien der Tragödie die Dialektfärbung der dorischen
Chorlyrik, in der sie wurzeln; z.B. in Ö.ÖE, att. i\ÖE.

LEKTION 34

34.t 1. Das Perfekt Passiv

Der Perfektstamm ist im Passiv, ganz wie im Aktiv, durch Reduplikation des Anlauts
charakterisiert (L. 17.3-8); der passive Stamm ist jedoch immer stark (also keine Erweite-
rung des Stammauslauts durch -k-); z.B. AEAU- (A.uw), ÖEÖE- (ÖE<o), JtEJtmÖEU- (rrm-
ÖEuw), ßEßO'UAE'U- (ßouAEUW).

34.2 A. Das Partizip


1. Endungen: -µtvoi;, -µtvov, -µtvri, dekliniert wie !;tvoi;, !;tvov, !;EVY); der Akzent steht
immer auf dem -E-.
2. Gemäß der grundsätzlichen Bedeutung des Perfektums (L. 17.9-11) ist:
a) ein Sklave ÖEÖEµEvoi; einer, der gefesselt worden ist, und der daher jetzt in Fesseln liegt;
b) ein Sklave AEAUµEvoi; einer, der losgebunden worden ist, und daher jetzt frei ist;
c) ein Mann JtEJtmÖEU µtvoi; ist erzogen worden. Daher ist er jetzt ein wohlerzogener oder
gebildeter Mensch;
APPENDIX GRAMMATICA L. 34 109

d) ein Kind AEAO'UµEvov ist gewaschen worden, und ist jetzt sauber;
e) ein Mann ßEßovJ...rnµtvoc; hat die Sache überlegt und ist jetzt entschlossen.
Das letzte Beispiel beweist, daß diese Formen nicht immer >passive< Bedeutung haben; sie
können, ihrer Bedeutung nach, auch als sog. >Medium< klassifiziert werden. Darüber
wird in den folgenden Lektionen noch Näheres zu erfahren sein.

3. Futur Perfekt 34.3

EO'tm AEAuµE\'ov Zusammen mit dem Futur des Hilfsverbums dµ( (L. 36.7) vermag
Emm ÖEÖEµEva das Partiz. Perf. ein Futur Perfekt zu bilden, welches einen >perfek-
ten< (von lat. perficio: >vollkommen< oder >vollendet<) Zustand in der Zukunft bedeutet.
Also etwas ganz anderes als das lat. Futur II.

4. Der Konjunktiv und Optativ des Perf. Pass. (oder Medium) werden ebenso umschrie-
ben, z.B. AEAuµtvoc; eh, ~L<;, ~t; JtEitmörnµEvoc; Et-r1v, dT]c;, ELT]; ßEßovl.rnµEvm cbotv;
µEµVT]µEvm ELEV.
In Lektion 28. 9 begegnete uns die gleiche Art von Umschreibung im Perfekt Aktiv (dort
ist dies aber nicht, wie im Passiv, die einzige Möglichkeit, einen Konjunktiv oder Optativ
auszudrücken).

B. Andere Modi

1. AEAUCJ'Ö'm
JtEJtatÖEüo'Ö'm Die Endung des Infinitivs ist -o'Ö'm. Der Endlaut -m hat für die Ak- 34.4
zentuierung die Wirkung eines kurzen Vokals (wie gewöhnlich; vgl.
L. 8.4 und 26.14 ). Der Akzent dieser Infinitive steht immer auf der vorletzten Silbe.

2. AEAu·oo, µtµvri·oo Imperativ: die Endungen sind: 2. Person Sing. -oo, 2. Person 34.5
AEAv·o'Ö'E, µtµvri·o'Ö'E Plur. -o'Ö'E.

Es gibt auch Imperative der 3. Person: Sing. AEAfrottw, Plur. AEAfro'Öwv (später
-CJ'Öwoav).
MtµVl)oo, µEµVT]O'Ö'E >erinnere dich<, >erinnert euch!<zeigt dieselbe nicht-passive Bedeu-
tung wie das Partizip (oben) ßEßouA.Evµtvoc;: das >Medium<.

C. Der Indikativ 34.6

/...tA.u- Sg. 1. -µm


1tE1tatörn- 2. -om Akzent 1. Plur.
ÖföE- 3. -i:m AEJ...frµE'Ö'a, JtEJtmÖEfrµE'Ö'a
µEµVl)- Pl. 1. -µE'Ö'a ÖEÖE·µE'Ö'a, µEµvi)·µE'Ö'a
ßEßoiJAEU- 2. -O'Ö'E ßEßoUAEUµE'Öa
3.-vi:m
Akzent: wie bei allen echten Verbalfomen wird er möglichst weit von der Endung zu-
rückgezogen. Auch hier hat dabei der Enddiphthong -m die Wirkung eines kurzen Vo-
kals (Nr. 4).
110 APPENDIX GRAMMATICA L. 35

34.7 Präge dir diese primären Endungen des Passivs ein (vgl. L. 6.13)
-µaL, -aat, -'taL, -µd}a, -a'frE, -VtaL

und erwäge ihre Ähnlichkeit bzw. Verschiedenheit gegenüber dem Aktiv (primär und se-
kundär; griech. und lat.):

34.8 Primär: -w, -w;, -EL, -µEV, -tE, -01.J(JL (-VtL)


Lat.: -o, -s, -t, -mus, -tlS, -nt
Sekundär: -v, -~. -(t), -µEV, -'tE, -v(t)
Lat.: -m, -s, -t, -mus, -us, -nt

34.9 II. Zum Versesprechen

Die Verse aus einer Komödie des Philemon (III) zeigen die bekannten Eigenheiten des
>komischen< iambischen Trimeters:

1 -~ 1 -
1. Doppelkürzen sowohl für ein longum: o[ cpLAOOOcpOL und JtAOÜ'tOV uy(ELaV wie für ein
- - v~v - lv
breve: t( niya'fr6v EITTLV, .:-0 - ~ - 1-
sogar zweimal in einem Metrum: Ev ayQCÖL ÖLa'tQtßwv.

2. Die erste Silbe jedes iambischen Metrums kann bekanntlich kurz oder lang sein (sie ist
>anceps< ). Du findest sie hier lang z.B. in:
1 - -1- -
V. 1 o[ ... ~fltoümv; V. 4 vüv ... dQi]V'fl; V. 8 aÜ'tfl ...

3. Und schließlich: In der Komödie längt muta cum Liquida eine vorangehende kurze
Silbe nicht; z.B.
- ....., ._. ...., -
V. 3 Ev ayQCÖL und V. 5 t'f]~ EJtacpQOfü'tOlJ . . .
Wenn du diese Verse selbständig sprechen willst, analysiere sie selbst! Schreibe den Text
ab; bezeichne jede Silbe als- oder...,; sieh, wie dielonga undbrevia sich auf die drei iambi-
schen Metra verteilen - und dann sprich die Verse entsprechend deiner Analyse!

LEKTION 35

Alle konsonantischen Stämme sind nun behandelt worden und von den Vokalstämmen
diejenigen auf -a und e/o (thematisch). i- und y-Stämme stehen noch aus 1 • Wir beginnen
mit den y-Stämmen.

1 Auch einige wenige, die - wenigstens scheinbar - auf w/o enden (L. 42).
APPENDIX GRAMMATICA L. 35 11 t

1. y-Stämme

A. Substantiva auf -ü 35.1


t. Ihre Formbildung
a) Die Kasus
Nom. Sing. hat die Endung -s; z.B. ö i.xfüic; >Fisch<, ö oüc; (uc;) 1 >Eber, Keiler<, Ti i.oxuc;
>Stärke<, Ti 'EQLvuc; (Rachegöttin).
Akk. Sing.: -vv (wie es einem Vokalstamm zukommt; vgl. 'Ö'E6v, 'Ö'Eav).
Akk. Plur.: -üc; (wie es einem Vokalstamm zukommt; von -uvc;; vgl. 'Ö'rnuc; < -ons).
Vokativ: -ü (d.h. der Stamm). Wenn dem -u ein Vokal folgt, wird es gekürzt (txM>oc;
usw.) und analog dazu auch im Dat. Plur. (i.xWmv); daher erscheint das lange -ü nur im
Nom., Akk. und Vok. Sing. und im Akk. Plur„ z.B. i.xfüic;, txfüiv, i.xfüi, 'touc; tx'Ö"üc;.
b) Der Akzent ist immer auf dem u - außer, wo die Regeln für die Betonung einsilbiger
Stämme gelten, wie z.B. bei oüc; und µüc; (cru6c;, µuci>v usw.).
Im Akk. Plur. hat das -ü (verstärkt durch Ersatzdehnung) immer den Zirkumflex ('touc;
txfüic;, i:ac; 'EQtvüc;).
Des weiteren wird berichtet, daß das lange ü, zumindest in Attika, in einigen Wörtern mit
Zirkumflex, in anderen mit Akut ausgesprochen wurde, z.B. i.xfüic;, l.x'Ö"üv, txfüi (so
crüc;), aber i.oxuc;, i.axuv, taxu (so 'EQLvuc;).
2. IlAPA.llElfMATA 35.2
Stamm tx-&ü- 'EQLVÜ-
Sg. Pl. Sg. Pl.
N. ö txfüic; i.X'Ö'UE<;a TJ 'EQLVU<; 'EQLvUE<;
A. i.x'Ö"üv tx'Ö'üc;b 'EQLVUV 'EQLVÜ<;
G. txß-Uoc; txß-Uwv 'EQLVuoc; 'EQLVUWV
D. txß-Ut txß-Um(v) 'EQtvUt 'EQLVUOL(v)
V. txfüi ('EQtvU<;)c
(a) Nom. Plur. selten -üc;.
(b) Akk. Plur. oft -uac;.
(c) D.h. der Nom. (Aisch. Sept. 70 und 988). Von dem theoretisch korrekten Vokativ
'EQLVU kann ich kein Beispiel finden .

B. Adjektive auf -iJ (iJIE) 3


Z.B. i:axuc; >schnell<, ßQaöuc; >langsam<, ßQaxuc; >kurz<, ßaQuc; >schwer<, yA.uxuc; >süß<, 35.3
1)öuc; >süß, angenehm<.
1. Ihre Formbildung
a) Bei diesen Adjektiven wechselt u mit E:
-u erscheint nur im Nom. Akk. und Vok. Sing. des Mask. und Neut„ also z.B. T)öuc;,
t)öuv, i}öu;
alle anderen Formen haben -E am Stammende, z.B. t)öfoc;, 'f)ÖEi:a, T)ÖEL<; usw.; auch das
Adverb: l)ötwc;.

2 Beide Formen (vgl. ~!; mit lat. sex) tauchen früh und spät auf. Vgl. lat. sus, dt. >Sau<.
3 Es gibt auch einige wenige Substantive auf -u/E (L. 41.1 ).
112 APPENDIX GRAMMATICA L. 35

35.4 b) Der Grund für diesen Wechsel


Aus indoeuropäischer Vorzeit gab es bei diesen Stämmen (wie bei anderen, s. L. 37ff.)
den Wechsel von einem längeren Stammende (nämlich -EU) zu einem kürzeren (bloßem
-u: >quantitativer Ablaut<). Die kürzere Form -u ist auf die soeben angeführten drei For-
men beschränkt; die längere veränderte sich vor Vokalen notwendig zu -ew, -EF, und das
Digamma ging wie immer verloren. Das übrigbleibende -E wurde als der charakteristische
Vokal dieser Art von Adjektiven betrachtet und daher sogar vor einem Konsonanten bei-
35.5 behalten, nämlich im Dat. Plur., z.B. f]öEm, und auch im Akk. Plur. Der letztere lautete
also ursprünglich '~f)öevs, was auf dem üblichen Wege (wie 'Ö'E6vs > 'ftrnus) mit Ersatz-
dehnung sich zu f}ÖES entwickelte und bald f]fü:i.i; geschrieben wurde. So entstand ein dem
Nom. Plur. gleicher Akk. Plur., z.B. Nom. f]ÖEi.i; < ::·T)öEFEi;, Akk. f]ÖEi.S < ::· i]ötvi;.
Nach diesem Vorbild glich sich auch der Akk. Plur. der s-Stämme an den Nom. an
(L. 33.4); z.B. ElJYEVEi.i; und cmcpEi.S wie f]ÖEi.i; und ßaQEi.i;: Akk. Plur. = Nom. Plur.
35.6 c) Kontraktion
Der durch den Verlust des Digamma entstandene Hiat wurde dort reduziert, wo durch
den Zusammenfall zweier e-Laute ein langes E entstand (das dann bald El geschrieben
wurde); z.B. f]ÖEES (so im Homer) wurde zu f]ÖEi.i;; sonst aber blieb der Hiat bestehen,
z.B. in f]öfoi;, Tiötwv, Tiöea (also wie L. 33.3). Außerdem entwickelte sich der Dat. Sing.
von i]öti: (so Homer) zu f]öEi., mit Diphthong.

35.7 d) Das Femininum dieser Adjektive


wird gebildet- wie dasjenige vieler andrer Adjektive, Substantive und auch (aktiver) Par-
tizipien - mit der charakteristischen Endung -jä (L. 30. 8). Dabei wurde z.B. i]ötF La zu
i)ÖEi.Fa (Fund l tauschten ihre Plätze: ein sehr häufiges Phänomen) und, nach Verlust des
Digamma, zu TtÖEi.a.
Die Kasus dieser Feminina sind gleich denen aller ä-Stämme, also z.B. wie von aA.(J'Ö'ELa
(L. 11.1), oder vom Partizip des Perfekts wie AEAuxui.a (L. 28.6).
35.8 e) Akzentuierung
Fast alle Adjektiva dieser Gruppe sind auf der letzten Silbe des Stamms akzentuiert (z.B.
i]öui;, f)öEi.a, f)öEmv). Es gibt ein paar Ausnahmen, z.B. flµLoui;, ftµLou, f)µCoELa >halb<,
vgl. lat. semi-.

35.9 2. TIAPA~ElfMA

Stamm fiöu-/fjÖEF-
Singular Plural
Mask. Neut. Fern. Mask. Neut. Fern.
N. f]öus T)öu i]öEia TJÖEL~ T)öta lJÖEi.m
A. f]öuv T)ÖEi.av f)fü:Cai;
G. f)öfoi; f)öECrn;; iJöEwv TJÖELOOV
D. i}ÖEi. TtÖE(fü f)ötm(v) T)öECmi;
V. fiöu'= - iJöEi:a

* Ich könnte keine Belegstelle für diesen Vokativ zitieren; aber nach Analogie der -ü-
Stämme (N r. 1) wird er jedenfalls nicht ohne guten Grund so angesetzt.
APPENDIX GRAMMATICA L. 36 113

II. Zum Verselesen

Von den tragischen Versen in Abschnitt III der griechischen Lektion sind A2 und B1
iambische Trimeter (so auch in Abschnitt IIA2 und 3 sowie C3); die anderen sind Ana-
paeste, wie neben Al und 3 angegeben.

LEKTION 36

1. Das Präsens Passiv (oder Medium) samt Futur Medium


(ausgenommen die Optative)

A. Formbildung 36.1
1. Die Endungen sind die gleichen wie im Perfekt (L. 34), also für
lndik. und Konj.: -µm, -om, -tat usw.
I mper. : -oo, -otho, -ofü:, -othov
lnfin.: -o-ltm
Partiz.: -µcvos, -ov, -ri
2. Der Akzent wird möglichst weit zurückgezogen - wie prinzipiell bei echten Verbfor- 36.2
men.
3. Unterschied gegenüber dem Perfekt 36.3
Das >thematische< Präsens unterscheidet sich vom Perfekt Passiv - welches durchweg
>Stark< gebildet ist - dadurch, daß es >schwach< ist; d.h. zwischen Stamm und Endung
steht (oder stand ursprünglich) der Themavokal EI o in der üblichen Reihenfolge (L. 6.11):
o, E, E; o, E, o; z.B. /..U-o·µm, A.U-E·tm und A.1J-f:·o-ttm, A.u·6·µEvo<;.
An zwei Stellen, wo ein -s- zwischen Vokalen ausfiel, entstanden dadurch neue Formen:
a) 2. Person Sing. Indik. (und daher auch Konj.): -rnm > -Em > -f'IL (n); z.B. /...U-E·om
> A.uEm (so bei Homer) > A.urit (A.un) 1 ;
b) 2. Person Sing. Imper.: -wo> -EO> -ou (d.h. ö ); z.B. A.U-E·oo > A.U-E·o (so bei Ho-
mer) > A.uou.
4. Der Konjunkti·v ist gebildet wie im Aktiv. Er hat die gleichen primären Endungen wie 36.5
der Indikativ; vor ihnen stehen gelängte Varianten, rilw, des Themavokals E/o; z.B.
A.u ·w·µm, A.U-ri·tm.
5. Auch das Partizip zieht den Akzent zurück; A.u6µEvo<; (gegen Perf. A.EA.uµtvo<;) . 36.6
6. Das Futur (es gibt weder Konj. noch lmper. davon) ist gleich dem Präsens, aber mit -s- 36.7
zwischen Stamm und Endung; z.B. A.U-o·oµm A.U-o·rn-ltm, A.u·o·6µEvo<;.
So das Futur von EI.µ( >ich bin<: fooµm, EO'flL ... foEo-ltm, fo6µEvo<;;aber 3. Pers. Sg. ln-
dikativ: fotat (< EOOEtat Homer); vgl. L. 34.3.

Die Kürzung dieser Endung zu -EL ist eine Eigentümlichkeit des attischen Dialekts im 4. und 3. Jh. 36.4
v.Chr. (häufig bei Platon, Demosthenes und Menander); die Form ßouA.EL (an Stelle von ßouA.T]L)
findet sich sogar noch früher .
114 APPENDIX GRAMMATICA L. 36

Stamm A.u·E/o-
36.8
Indik. Konj. Im per.
Sg. 1. A.fro·µm A.frw·µm
2. A.U-rit A.u·rit A.U-ov
3. AfrE·i:m A.u·wrm A.v·f:·a'Ö'w
Pl. 1. A.u·6·µE'Ö'a A.v·o}'µE'Ö'a
2. AfrE·CJ'Ö'E AU-ri ·o'Ö'E A.frE·o'Ö'E
3. A.U-o·vi:m /..U-w-vi:m /..u·f:·o'Ö'wv
Infin. AfrE·o'Ö'm f Partiz. A.u·6·µEVo;, -µEVOV' A.u·o·µEvr]
Futur: Indik. A.U-o·oµm, A.fro·rit ...
Infin. A.u·o·Eo-frm
Partiz. A.v·o·6µEVo;, -ov, A.u·o·oµf:vri

36.9 B. Bedeutung des Passivs (und Mediums)


Keine Sprache würde eine vollständige Formenreihe entwickeln,, bloß um sagen zu kön-
nen: »ein Kuchen ist von Mutti gebacken worden« als Alternative für »Mutti hat einen
Kuchen gebacken«. Das sogenannte >Passiv< ist nur eine der vielen Nuancen, die durch
diese Formenreihe - welche das Griechische vom IE her bewahrt hat - ausgedrückt wer-
den. Ihre Bedeutungen unterscheiden sich von denen des Aktivs in ähnlicher Weise, wie
die anderen Modi sich vom Indikativ unterscheiden. Das Aktiv teilt eine Tatsache oder
Tätigkeit als objektives Faktum mit; das Medium zeigt dabei noch ein persönliches Inter-
esse des Subjekts oder sonst eine besondere Beziehung zu diesem an.
Wenn diese Beziehung darin besteht, daß das Subjekt durch die Handlung selbst betrof-
fen wird (also >direktes Objekt< der Handlung wird), nennen Grammatiker diese Struktur
>Passiv<; z.B. - um das Gemeinte durch einen deutschen Satz zu verdeutlichen - in >das
Kind ist gewaschen worden<.
Der Endeffekt ist der gleiche (oder sollte es doch sein), wenn das Kind >sich selbst gewa-
schen hat<. Im Deutschen haben wir hierfür die erwähnte, besondere Ausdrucksweise; im
Griechischen aber werden beide Möglichkeiten durch 6 Jtai:; A.EA.ovi:m ausgedrückt. Im
letzteren Fall nennen die Grammatiker jedoch dieselbe Form >Medium< (µfoov)2.
36.10 Ebenso könnte l:QEJtOYtaL ausdrücken, daß z.B. Soldaten (von dem Feind) >herum ge-
dreht<, d.h. in die Flucht geschlagen werden: Passiv; oder auch, daß sie >sich selbst dre-
hen<, d.h. die Flucht ergreifen: Medium. Diese Art des Mediums - bei der das Subjekt
zum Objekt seiner eigenen Handlung wird, ist nicht häufig. Die Anteilnahme des Sub-
jekts, welche das Medium ausdrückt, ist verschiedenartig und ergibt verschiedene Bedeu-
tungsnuancen. Im einzelnen wird sich das im Fortgang des Studiums klären.
36.11 Hier folgen einige typische Beispiele:
1.a) cpuA.attw - >ich bewache<
cpuA.anoµm - >ich werde bewacht< (bin Objekt, z.B. als Gefangener: Passiv)
<pvA.ai:toµa( 'tt - >ich bewache (bewahre) mich selbst gegen etwas< = >ich hüte mich
vor etw.<, oder auch: >ich bewahre, beachte etw. intensiv<(>mir liegt viel daran<), d.h.
>ich beachte, befolge< (eine Regel, ein Gesetz: Medium)

2 Nämlich >in der Mitte< zwischen Aktiv und Passiv; eine logische Distinktion, die auf alexandrini-
sche Grammatiker zurückgeht.
APPENDIX GRAMMATICA L. 36 115

b) A.uoo - •ich löse, befreie< 36.12


A.uoµm - >ich werde gelöst, befreit< (Passiv)
A.uoµm 'tÖV 1mi:öa - >aus meinem Interesse, mit meinem Willen, löse ich meinen
Sohn< = •ich löse ihn aus, kaufe ihn frei< (Medium)
In ähnlicher Weise zeigen gewisse Media an, daß ich - aus meinem Interesse und Willen - 36.13
etwas durch andere tun lasse; z.B.
c) 'tOV Jtai.Öa ÖLÖaoxoo noMa - •ich lehre meinen Sohn vielerlei<
'tOV Jtai:öa ÖLÖaoxoµm 1tOAAa - >ich lasse< - denn mir liegt daran - •andere meinen
Sohn vielerlei lehren< (Medium) 3
d) 'ljJEuÖoo - >ich täusche< 36. 14
'4'EUÖE'tat - •er wird getäuscht< (Passiv)
'ljJEUÖE'tat - >er täuscht< (für sich selbst - um etwas für sich zu erreichen), d.h. er lügt
(Medium); und auch: >er täuscht sich<, d.h. irrt, wird >enttäuscht< (Medium)
Meistens erhellt aus dem Zusammenhang, ob eine Form passiv oder medial zu verstehen
ist. Bei vielen Verben wird nur eine von diesen Alternativen gebraucht.
2. Manche Verben werden nur im Medium gebraucht (und nicht im Aktiv), z.B. ßouA.o- 36. 15
µm •ich will,, Euxoµm >ich bete<, und vor allem die meisten Verba, die ein Gefühl (Emo-
tion) ausdrücken z.B. Tjöoµm, EUcpQa(voµm >ich freue mich< 4 •
3. Noch andere Verba haben zwar Aktivformen, werden aber meist im Medium ge- 36.16
braucht. Anscheinend erzeugt dies eine Andeutung von Intensität, z.B.
1tOAt'tEUOO - •ich bin ein Bürger<, aber
1tOAl'tEUoµm - >ich betätige mich als Bürger<
ITTQU'tEUOO - >Soldat sein<, aber
ITTQanuoµm - >ins Feld rücken< oder >mit der Armee vorrücken<
Bei vielen Verben mit einer Aktivform im Präsens findet sich für das Futur ausschließlich 36.17
dasM edium; z.B. axouoo- axouooµm, cpEuyoo- cpEu!;oµm und viele andere. Dies Futur
(-ooµm)- seiner Form halber >Futurum Medium< genannt- hat bei den meisten Verben
•aktive< Bedeutung (axouooµm >ich werde hören<, A.uooµm •ich werde loskaufen<). Spä-
ter werden wir jedoch bei einigen Verben einer >passiven<Bedeutung eben solcher For-
men begegnen.
Der Grund, warum aktive oder mediale Formen verwendet werden, ist nicht immer deut-
lich (es hängt auch vom Dialekt ab); warum z.B. Tjöoµm und Eucpgaivoµm, aber xa(Qoo?
Warum ßouA.oµm, aber r-6-EA.oo ?5
Bei gewissen Formenreihen im Aorist und Futur wurde im Lauf der Zeit passive bzw. 36.18
mediale (vielmehr: aktive) Bedeutung mehr oder weniger fest (dies wird sich in den näch-
sten Lektionen zeigen). Am Ende dürfte sich bestätigen, daß der wesentliche Unterschied
nicht zwischen Aktiv und Passiv lag, sondern zwischen dem >objektiven<Aktiv und dem
>subjektiven< Medium.

3 ÖLÖ<iaxoµm und 3tmÖruoµm haben manchmal die gleiche Bedeutung wie das Aktiv. Da betont
dann die mediale Form nur die Anspannung und das Interesse des Lehrenden. Andrerseits können
beide voll •passive< Bedeutung haben (•ich lerne< bzw. >Werde erzogen<).
4 Sinnlos, sie >Deponentia< zu nennen: sie haben keine aktiven Formen >deponiert<, d.h. >abgelegt<,
sondern waren von Anfang eben nur >Media-. Wenn man sie spezifisch benennen will, sollten sie
>Media tantum< heißen. ·
5 Vgl. lat. moneo, aber adhortor.
116 APPENDIX GRAMMATICA L. 37

II. Versesprechen

36.19 Die Verse in dieser Lektion gehören alle zu bekannten Typen:


Theognis (C): ein Distichon (daktylischer Hexameter und Pentameter); das Metron, wel-
ches er in allen seinen Elegien gebraucht (L.26.20);Hesiod (Nl): ein Hexameter (dakty-
lisch);Euripides (N2): ein normaler iambischerTrimeter; so auch die fvci>µm (Dt und 2).

LEKTION 37

Substantiva: i-Stämme
37.1 Nom.Sing. hat die Endung -s; z.B. Jt6A.v;.
Viele solche Substantiva sind von Verben abgeleitet; z.B. Ti JtQä!;t.; (JtQ<ioooo), Ti qrum;
(cpuoo ), Ti µ<iß'lim; (µav{}<ivoo, Wurzel V µa{}). Sie sind Feminina, außer ö µ<ivn;
>Seher<. Ihre

A. Deklination
37.2 entspricht derjenigen der li-Stämme (L. 35.3ff.).
1
-l wechselt mit -E :
-t. nur im Nom.Akk. Vok.Sing.: Jt6A.1.;, Jt6A.tv, Jt6A.t.;
-Ein allen anderen Kasus; z.B. Dat.Sing. :rt6A.Et (< rr6A.Ei:), Dat.Plur. :n:6A.Emv.
37.4 Der Grund für diesen Wechsel
Wie u/Eu bei den ü-Stämmen, so gab es hier einen uralten Wechsel - >quantitativen Ab-
laut< - zwischen t und -Et; nämlich
-tim Nom.Akk. und Vok. Sing.; -Et in den anderen Kasus
Vor Vokalen wurde das -i des Diphthongs konsonantisch (j) und fiel infolgedessen aus;
z.B.
Nom. Plur. >:· :rt6A.EjE; > >:· rr6A.EE; > Jt6A.Et; (EE >t = Et),
Dat. Sing. ::- Jt6A.Ejt > JtOAEt > JtOAEt.
Das führte zu der Empfindung, daß -E der charakteristische Vokal auch der übrigen
Kasus sei, und deswegen findet es sich auch im Dat. Plur. JtOAEOt(v) und Akk. Plur.
37 .5 '' it6A.Ev; > it6A.t; (Ersatzdehnung), geschrieben it6A.EL;. So entstand ein Akk. Plur., der
mit dem Nom. Plur. identisch ist, ganz wie bei den u-Adjektiven (L. 35.5).

B. Eigenartige Formen des Gen. Sing. und Plur.


37.6 Tf); n:6A.Eoo; (Akzent!), 'tWV JtOAEWV (Akzent!).

37.7 Ursprung dieser Formen


Homer hat oft einen Gen. Sing. auf -rio;, z.B. Jt6A.110;; d.h. der Vokal >e<erschien bei die-
sen Wörtern in allen drei möglichen Abstufungen; nämlich

3 7 .3 1 t- wird im ionischen Dialekt beibehalten (Homer): n6A.t.c;, n6Atoc;, n6A.tt:c; ...


APPENDIX GRAMMA TICA L. 38 117

>Schwundstufe<: JtOAlt;,
>Grundstufe<: E, z.B. JtOAEOLV,
>Dehnstufe<: TJ, (L. 26.3) JtOATJOt;.
Dieser homerische Genetiv erfuhr im Lauf der Zeit ein >Umspringen derQuantität<(>Me-
tathese<) aus demselben Grund und auf dieselbe Weise, wie in der sog. Attischen zweiten
Deklination (L. 18.2) 'VTIOt; zu VE<.Üt; wurde. Dabei blieb der Akzent an seiner früheren
Stelle. So entstand eine Form, welche einer Grundregel der griechischen Akzentuation
widerspricht, eben Jt6A.rioi; > JtOAEWt;. Nach diesem Vorbild wurde dann auch der Gene-
tiv Plural JtOAEWV ausgesprochen.

Stamm 3toA.t/E(t)
Sg. Pl.
N. :1t6A.ti; n:6Af;u;
A. n6A.tv n:6A.sti;
G. JtOAEWt; JtOAEWV
D. n6A.n JtOAEOt{v)
V. :1t6A.l -

LEKTION 38

1. Das Medium (Passiv)

Imperfekt; Optativ (Präs. und Fut.); starker Aorist 38.l


Alle diese haben sekundäre Endungen.
Vgl. L. 6.8 für die sekundären Endungen im Aktiv;
L. 34.7 für die primären Endungen im Passiv (Perfekt);
L. 36.3 für die primären Endungen im Passiv (Präs. und Fut.).
Wie im Aktiv, zeigen sich die sekundären Endungen deutlich im Imperfekt: 38.2

E-A.u·6·µriv
E·A.u·ou
E·A.U-E·'to
t·A.u·6·µd}a
E·AfrE·crltE
t·A.U-o·vto
Du siehst: 38.3
1. Die Endung der 2. Plur. im Imperfekt ist gleich derselben im Präs. Indik. und Impera-
tiv: -Oß-E;
2. die Endung der 1. Plur. ist identisch im Imperfekt und Präs. Indik.: -µEß-a. Dies beides
galt auch fürs Aktiv (L. 6.17).
3. Vergleicht man die 2. Pers. Sing. des Perfekt Imperativs, MA.uoo, mit den analogen
Formen im Präs. Imperativ (A.uou) und im Imperfekt (tA.uou), so sieht man, daß in den
118 APPENDIX GRAMMATICA L. 38

beiden letzteren das -s- zwischen dem Themavokal und dem Vokal der Endung ausgefal-
len ist 1 :
':· A.urno > AUEo (so bei Homer) > /...uö = l.uou; also analog zur 2. Sing. der primären
Reihe (z.B. Präs. Indik. AUT)L < l.urnm gegenüber dem Perf. MA.uom); vgl. L. 36.3.
Ebenso E:l.uov < EAUEOO.
Es ergibt sich die Reihe der sekundären Endungen des Passivs:
38.5 1-µriv' -oo, -'tO, -µE-6-a, -oitE, -V'tO 1

Präge sie dir ein!


Ein Vergleich der primären Endungen mit den sekundären zeigt, daß sie (wie auch im Ak-
tiv) grundsätzlich ähnlich sind; darüber hinaus zeigt sich auch eine gewisse Ähnlichkeit
mit den aktiven Endungen.
38.6 Dieselben sekundären Endungen dienen für den Optativ:
Optativ Präsens: Wie im Aktiv endet der Stamm auf -OL (d.h. Themavokal mit dem cha-
rakteristischen -L- des Optativs; s. L. 26. 6):
/...u·o(·µriv
l.frm·o
AfrOL"to
l.u·o(·µdta
1.u·m·o-6-E
AfrOL'VtO
Offensichtlich ist auch hier in der 2. Sing. das -s- zwischen Vokalen ausgefallen: A.umo <
A.umoo; vgl. AEAuoo Imperativ Perfekt gegenüber A.uou Imperativ Präsens.
38.7 Optativ Futur: wie immer wird das Futur durch die Präsensformen mit einem zwischen
Stamm und Endung eingesetzten -s- gebildet:
A.uooCµriv, A.uoow usw.
38.8 Starker Aorist
Wie im Aktiv und aus demselben Grund (L. 29.6-7) sind die Endungen des Indikativs
gleich denen des Imperfekts und die der anderen Modi gleich denen des Präsens; z.B.
Indikativ Konjunktiv
Imperfekt Aorist Präsens Aorist
EyLyv6µriv fycv6µriv yiyvwµm ytvwµm
EAfLn:6µriv EAtn:6µriv AELJtT)'taL A.Cn:ri"tm
38. 9 Man sieht: Die Formen unterscheiden sich nur im Stamm .
Aber (wie im Aktiv, L. 29.7 und 32.5) in zwei Formen ist der Akzent verschieden: Impe-
rativ y(yvou, aber yEvoü, und Infinitiv y(yvw-6-m, aber ycvfo-6-m. Dies gilt für alle star-
ken Aoriste Med.
38.10 Die Bedeutung dieses starken Aorists wurde mehr und mehr auf das >nicht-passive<be-
schränkt; d.h., er wurde immer weniger für Sätze verwendet, in denen das Subjekt auch

38.4 1 Warum nicht ebenso im Perfekt? Im Perfekt wurde das -s- zwischen Vokalen (f..O.:uom, nrnaC-
öruom) beibehalten nach dem Vorbild der Konsonantstämme. Denn nach einem Konsonanten
fiel das -s- natürlich nicht aus: z .B. 2. Pers. Sing. Perf. f]yyEf..om (ö.yytUw); nrnEµ'\j.lm (ntµnw ;
'\j.I = no); rtE<p\Jf..a!;m (<puf..aoow; !; = xo) . Das gleiche gilt für das Futurum: f..uow nach yQa'\j.lw,
und für den schwachen Aorist: tf..uoa nach tyQa'\j.la.
APPENDIX GRAMMATICA L. 38 119

das direkte Objekt der von dem Verbum ausgedrückten Handlung war. Um diese Nu-
ance auszudrücken, entwickelte die Sprache ein neues System von Formen; den von den
Grammatikern so genannten >Aorist Passiv< (L. 43.1-S-); demgegenüber wird dieser
starke Aorist passenderweise als >Aorist Medium< bezeichnet.

Stamm yryv- yLyv- 38.t 1


Imperfekt Aor. Indik. Präs. Opt. Aor. Opt.
Sg. 1. EYLyv6µriv EyEV6µriv yLyvoiµ11v yEVoCµriv
2. Eyiyvou Eytvou y(yvow ytvmo
3. EyLyvE·ro Eyf:vET.0 y(yvOlT.O yf:vOLT.O
Pl. 1. EyLyvoµd}a EyEVOµE'fra yLyvo(µE'Ö'a yEvoiµEÖa
2. EytyvEO'Ö'E Eyf:vEOiJE yCyvowÖE yf:voto'Ö'E
3. f,y( yvovT.o EYEVOVT.O y(yvotVT.O YEVOLVT.O

Imperativ
Starker Aor.: YEVO'Ü, yEVfoitw, ytvrnitE, yEvfo{}wv;
vgl. das Präs.: yiyvou, yLyvfo-0-w, yiyvrn'Ö'E, yLyvfofüov.
Infinitiv
Starker Aor.: yEvfo-0-at;
vgl. das Präs.: yiyvrn-0-at.
Partizip
Starker Aor. : yEv6µEVO~, yEv6µEVov, yEvoµEVTI;
vgl. das Präs.: ytyv6µEvo~, ytyv6µEVov, ytyvoµtvri.
Ebenso beispielsweise der Imper. Präs. von J.:uw: Ä:uou, J...ufo-0-w; Infin. Präs. J...urn-0-m; 38.12
Partiz. Präs. J...u6µEvo~, J...u6µEvov, Ä.uoµtvri.
Die meisten Verba mit Vokalstamm (f...uw eingeschlossen) haben jedoch keinen starken
Aorist. Sie haben schwache Aorist-Formen im Medium (L. 40.5) ebenso wie im Aktiv
(L. 14.3).

II. Syntactica

A. Das Partizip als Ergänzung gewisser Verben und 38.13


andere Konstruktionen derselben
~edenke Sektion I Ader griechischen Lektion und besonders auch die hier folgenden Va-
rianten:
Mtµvrioo avÖQWJtO~ Wv Mtµvrioo 'A'frrivoov.
Mtµv11µm /...tywv Mtµvriµm ÖT.L EÄ.Eyov.
Mtµvriµai oou Ä.tyovT.o~ Mtµvriµm ÖT.t EAEYE~.
Auch:
Xaigw ~ vEvtxrixw~ XaiQw ~ ~ T.fjt VLXTJL.
'Höoµm 5 "Höoµm 5 l ön tvix.rioa.
Und:
Ilauw autov f...tyovta = Ilauw auT.ov T.O'Ü f...6you.
Ilauw T.OV Ä.6yov >ich beende das Gespräch, mache der Diskussion ein Ende<.
Ilauoµm /...Eywv = Ilauoµm T.oü Ä.6you >ich höre a,uf zu sprechen, beende meine Rede<.
120 APPENDIX GRAMMA TICA L. 39

38.14 Das Gegenstück hierzu:


(ÜQXW >ich bin der erste<; ÖQXW 'tWv 'Afu]v&v >ich herrsche über Athen<.)
VAQXW -roü A.6you >ich eröffne die Besprechung<.
VAQxoµm A.tyoov = VAQxoµm -roü A.6you >ich beginne meine Rede<.
v AQXE'tat f....tyELV >er fängt an zu sprechen< (vorher tat er etwas anderes).

38. 15 Du siehst: Verben, die bedeuten: anfangen und aufhören, sich freuen (und betrübt sein)
und sich erinnern, haben oft ein Partizip als Ergänzung.
38. 16 Wir mögen uns hier auch an die verschiedenen Konstruktionen von axouoo erinnern (be-
kannt seit L.7.1):
UX.OUOO OE Af:yOVLa >ich höre (kann wahrnehmen), daß du redest<;
ax.ouoo OO'U A.tyov-roi; >ich höre bei deiner Rede zu, höre auf deine Worte<; aber
UX.OUOO OE Af:yELV ~
axouw ön Af:yEti; ~ >ich höre (erfahre, werde benachrichtigt), daß du sagst<.

38.17 B. Aspekt
Die Präsens- und Aorist-Formen in Sektion 1 E und G bekräftigen, was seit L.14.7ff.
über die verschiedenen Aspekte dieser Tempora bekannt ist. In E 1 z.B. bittet Oedipus die
Athener nicht bloß, >nicht schlecht zu werden<; vielmehr sollen sieso handeln, daß sie ih-
ren guten Ruf nicht verderben; und Elektra bittet (in E2) den Orest nicht nur, >ein Mann
zu werden< oder >ZU sein<; vielmehr soll er so handeln, daß er sich dadurch als Mann er-
weist.
Es wird sich lohnen, wenn du selbst in ähnlicher Weise die anderen Zitate interpretierst.

C. Reflexivpronomen
Sektion 1 F2-3 illustrieren das Reflexivpronomen, das du seit L. 13. 9 und L. 14.2 kennst.

III. V erselesen

1 C2 sind langsame Anapäste der Art, die zu L. 33 besprochen wurde; G 1 daktylisch; alles
übrige einfache Iamben.

LEKTION 39

Substantiva: -Eu-Stämme
39. 1 1. Ihr Nominativ
Endbetont (Oxytona): Endung -s; also -Eui;. Sie sind durchweg Maskulina und bezeich-
nen
a) die Ausübenden gewisser Berufe und Tätigkeiten; z.B. 6 yQaµµa'tEuc; >Schreiber<
(yQ<i<pw), i.JtJtEU<; >Reiter< (tJtJtoi;), 6.AtEU<; >Fischer< (T) äA.c; >Salz, Meer<), voµE'Uc; >Hirte<
(v€µw >weiden<), ß<rotA.Euc; >König< (ein nicht-IE-Wort);
APPENDIX GRAMMATICA L. 39 121

b) die Einwohner gewisser Städte; z.B. 'EQE'tQLEUS und XaA.xtÖEUS (Eretria und Chalkis
auf Euboea); außerdem gibt es
c) einige Eigennamen auf -EUS; z.B. 'Ax.tAAEUS, IlflAEiii; (auch diese vorgriechisch).
2. Ihre Deklination 39.2
Epische Formen wie ßacrtAftES und ßacrtA.f}i: zeigen: Der Stamm endete primär auf -riu.
Vor Vokalen - d.h. vor den meisten Endungen - wurde dies -riu zu -T]F, und das F
schwand im Ionisch-Attischen;
vor Konsonanten - d.h. vor -s im Nom. Sing. und Dat. Plur. - wurde riu gekürzt zu EU; so
auch im Vokativ (bloßer Stamm).

Stamm ,:. ßacrtAT]U- > ßamA.ru- (vor -s), bzw. ßamA.ri(F)


Singular Plural
Homer klass. u. nachklass. Homer klassisch nachklass.
N. ßaotAEUS ßaotAfiES > ßaotA.fji; ßamAELS
A. ßamA.fja > ßaotAEä ßamA.fjas > ßaotA.EäS ßamA.Eis
G. ßamA.fjos > ßaotAEWS c· ßamA.i1wv) > ßaotAEWV
D. ßaoilfji: > ßaotAEL ßaotAEÜ ot(v)
V. ßaotAEÜ

Akk. und Gen., Sing. und Plur.: >Umspringen der Quantität< wie in n6AEWS und VEWS 39.3
(L. 37.6); aber der Akzent bleibt normal.
Dat. Sing.: -fji: > Ei; vgl. Dat. :n:6A.Et und yEvEL (L. 37.4 und 32.3).
Nom. Plur.: das Eder Endung -ES wurde sozusagen aufgesogen in das vorangehende ri
(fjEi; > fti;).
Die so entstandenen Endungen von Nom. und Akk. Plur., -fti; und .:.Eäi;, wurden begreif- 39.4
licherweise als ungewöhnlich empfunden, und daher wurden diese Kasus in nachklassi-
scher Zeit an die entsprechenden der i-Stämme angeglichen (n6A.ti; ... :n:6AELS, :n:6AELS),
mit welchen sie bereits die charakteristischen Genetive (-EWS und -Ewv) gemeinsam hat-
ten.

3. Spezialfälle 39.5
a) Bei Namen, welche vor dem -EU C -riu) noch einen Vokal haben (wie IlELQatEUS, Pi-
raeus, und 'EQE'tQtEui;), findet sich oft- nicht immer- Kontraktion mit der Endung; z.B.
IlELQatCi, IlEtQatÖ>S, IlEtQatd (st. -EWS etc.) und 'EQE'tQtCii;, 'EQE'tQtÖ>v (neben 'EQE-
'tQLEai; etc.).
b) ZEui;, eh ZEü - ~ca, ~1.6i;, ~tt 39.6
Die so verschiedenen Formen erklären sich aus der Doppelheit der IE Wurzel (Ablaut):
Grundstufe::- djeu (für Nom. und Vok.; dj > t); Schwundstufe::- diw (für die übrigen Ka-
sus; vgl. lat. divus und L. 35.4 und 37.4).
122 APPENDIX GRAMMATICA L. 40

LEKTION 40

Medium: Weitere Tempora mit sekundären Endungen:


Plusquamperfektum und schwacher Aorist

1. Plusquamperfektum

40.1 1. Bedeutung. Wir wissen aus L. 17, daß das griechische Perfekt kein erzählendes Tempus
ist, sondern vielmehr ein Tempus der Gegenwart, welches entweder ,intensive< Bedeu-
tung hat (nEJ'tLO'tEU'Xa >ich glaube fest<) oder - viel häufiger - einen gegenwärtigen Zu-
stand anzeigt (meist als Resultat einer vorangegangenen Handlung): A.O.uµm >ich bin (be-
freit und) frei<.
Das Plqu. setzt diese Nuancen in die Vergangenheit (EAEAU'tO >er war in Freiheit<; a[
onovöai, H.EAUV'tO >der Waffenstillstand war außer Kraft<). Es zeigt also nicht, wie im La-
teinischen und Deutschen, eine Handlung an, welche einer anderen, vergangenen vor-
ausging (>Vorvergangenheit<: dafür braucht das Griechische einfach den erzählenden Ao-
rist). Demnach wurde das Plqu. im Griechischen nicht häufig gebraucht. Immerhin be-
gegnet es zu allen Zeiten, von Homer bis zur Klassik, im N. T. und noch später.
40.2 2. Form
Augment: Die Vergangenheit wird, auch im Plqu., durch das Augment angezeigt (wo-
rüber bereits in L. 6). Es steht also vor dem Perfektstamm, d.h. der Reduplikation:
E"AE·Auµ11v.
Endungen: Wie das Perfekt Medium(= Passiv) die primären Endungen am besten be-
wahrt (sintemal es ein >athematisches< Tempus ist), so bewahrt das Plqu. die sekundären
am besten.
Also z.B. E:·xf·xco/...U-MHN, btf·nmÖEfrMHN, E:·ßE·ßouA.EfrMHN.

H.EA.il·MHN EAEAfrME0A
EAEAu ·l:O EAE/...u·l:0E
EMA.uTO E:A.tA.u ·NTO
(AEAuµEvo~ ~v) (AEAUµEVOL ~oav)

40.3 II. Exkurs: Das Plusquamperfekt Aktiv

findet sich noch weniger häufig als das Medio-Passiv, aber doch nicht so selten, daß es
gänzlich vernachlässigt werden könnte. Seine Bildung zeigt sogar eine markante Ent-
wicklung; und zwar, wie meist, vom Variablen zum Stereotypen.
Perfekt und Plqu. hatten IE einen eigenen Satz von Endungen. Davon ist uns im griechi-
schen Aktiv bisher nur die Endung -a der 1. Pers. Sing. Perf. begegnet; ihre zufällige
Ähnlichkeit mit dem -a (aus -Q) des Aorist führte zu weitgehender Angleichung des Per-
fekts an den Aorist.
40.4 Eigenart und Entwicklung der Formen des Plqu. Aktiv begreifen sich am leichtesten beim
Vergleich der folgenden Paradigmen.
APPENDIX GRAMMATICA L. 40 123

Homer klassisch-attisch 4. jh. u. später

Sg. 1. EAEAux-ri (< -Ea) EAEAUX'ELV


2. EAEAUX 11~"' EAEAUX·EL~ ~------~>
3. EAEAux·Et (< -n:) EAEAUX'EL
l (N. T.)

PI. t. H.EA.ux·EµEvl H.EA.ux·EtµEv


2. EAEAUX'E'tE ------->~ EAEAUX"EL'tE
>-·

3. EAEAUX·Eoav EAEAux·Etoav
::- Auch (älter) -rim'>u Merke dir diese Formen!

III. Der schwache (s-)Aorist, Medium 40.5

Die gleichen sekundären Endungen wie im Plqu. Med.-Pass. dienen wie für den starken
(L. 38) auch für den schwachen Aorist Med„ und zwar im Indikativ und Optativ; jedoch
- wie auch sonst - mit lautlichen Änderungen in (nur) der 2. Pers. Sing.
Kennsilbe -oa
Indikativ: E·AU'(JfrMHN, t·xwA.u·oa·MHN, btmörn·o<l-MHN.
Sg. 1. tA.uoa-MHN 40.6
2. tA.uo-Q (< tA.uoao Homer, < ::- tA.uoa-l:O)
3. tA.uoa-TO
Pl. 1. tA.uoa-ME0A, 2. tA.voa-l:0E, 3. tl„uoa-NTO
Optativ: der Aorist-Stamm am Ende durch -i erweitert:
Sg. 1. A.uoa·(-MHN 40.7
2. A.uoa·t-0 (< ':· A.vom-l:O)
3. A.uoa·t-TO
Pl. 1. A.uoa·C-ME0A, 2. A.uoa·t-l:0E, 3. A.uoa·t-NTO
Die übrigen Modi 40.8
Im Konjunktiv finden sich - wie im Aktiv und weiterhin - die primären Endungen des
thematischen Konjunktivs Präsentis direkt an das -s des Aorists angehängt:
1A.uo-wµm, A.uo-rit, A.vo-ri'tm etc. j
Infinitiv: die gleiche Endung wie im Präsens (und durchweg): -crfrm
z.B. A.uoao-0-m, xwA.uoao-0-m, n:mÖEuoao-0-m, ßouA.ruoao-0-m.
Imperativ: Die 2. Pers. Sing. hat (wie auch im Aktiv) eine überraschende Endung, näm-
lich -l:AI (i.e. -o + m?). Das -m der Endung rechnet auch hier für den Akzent als kurz;
daher akzentuiert z.B. A'Üom, x.6.>A.uom, na(ÖEuom, ßouA.Euom.
Unterschiedliche Akzentuierung: Die Regel, daß die Endungen -ot und -m für den Ak- 40.9
zent als kurz rechnen, gilt nicht für den Optativ Aktiv. Daher die unterschiedliche Ak-
zentuierung von A.üom und xcl>A.uom (Imp. Med. ), aber A.uom und xwA.uom (Opt. Akt.)
und A.üom und xwA.üom (Inf.Akt.); alles im Aorist (L.26.14).
Im übrigen hat der Imperativ die gewöhnlichen Endungen. Also:
xcl>A.uom, xwA.uoao-0-w, xwA\ioao-0-E, xwA.uoaofü.ov'0 •
0
' Später (hellenistisch) -oaoi}-woav.
124 APPENDIX GRAMMA TICA L. 41

Partizip: die normalen Endungen, also:


1....A_u_o_a_µ_cv_o_c;_,-A-uo_a
__-µcv_o_v_,_A_u_o_a_µ_Evl]__,j

40.10 N.B. Wie bereits zu Lektion 38.10 bemerkt, entwickelte die griechische Sprache noch ei-
nen anderen Satz von Aoristformen (L. 43 ), welcher hauptsächlich •passive< Bedeutung
(d.h. Wirkung auf das Subjekt) anzeigte. Damit wurden die beiden >mittleren<Aoriste -
stark: Eycv6µriv und schwach: EAuoaµriv - mehr und mehr auf die übrigen Nuancen des
Mediums beschränkt. Deshalb werden diese letzteren als >Aoriste M edii<dem >Aorist Pas-
sivi< gegenübergestellt.

LEKTION 41

1. Einige eigenartige Substantiva: Stämme auf -u

41.1 A. Substantiva auf-\.!


Wie die Adjektiva auf-uc; (L. 35.3) und die Substantiva auf-L<; (L. 37.2) zeigen auch einige
wenige Stubstantiva, deren Stamm auf -u endet, die Nachwirkung eines uralten Ablauts
mit, und ohne, E vor dem Stammende (also EU/u). Zwischen Vokalen mußte das u sich,
wie immer, in konsonantisches u, w = F wandeln und dann ausfallen.
Auch hier zeigt das u sich nur im Nom., Akk. und Vok. Sing.; im übrigen aber ist das
Endergebnis nicht durchweg wie bei den Adjektiven auf -uc;, weil - im Attischen und der
darauf basierenden späteren Gemeinsprache - im Gen. Sing. und Plur. das Paradigma von
JtOAL<; diese u-Stämme beeinflußte.
41.2 Die Paradigmen:
1. 6 :n:fJxuc; ·Arm, Elle<
Sing. nfJxuc;, :n:fJxuv, :n:ijxEw<;, :n:i)xEL;
Plur. 1tTJXEL<;, JttlXEL<;, 1ti}XEWV, 1tTJXWL(v).
Also ganz wie :n:6AL<;, aber mit u statt L.
41.3 2. i;o aO'tu >die Stadt< (als Wohnort - nicht als •politische< Gemeinschaft)
Sing. aO'tu, UO'tEW<;, UO'tEL;
Plur. UO'tfl, aoi:Ewv, aITTEOL(v).
Nom. Akk. Plur. OO't'YJ < aoi:Ea (Homer) < ,:. aITTEFa.
41.4 3. JtQEoßuc; - JtQEOßU't'YJ<; - JtQEOßEUi:i}<;
Der Singular JtQfoßuc; (:n:Qfoßuv, JtQfoßEwc;, JtQEoßEt, eh JtQEoßu) >alt, ehrwürdig< 1 erhält
sich in der Dichtung; in Prosa sagt man meist 3tQEOßU't'YJ<;, -ou (Fern. JtQEOßünc;, -töoc;).
41.6 Der Plural ol (i:ouc;) 3tQEoßEL<; (:n:Qfoßrn>V, JtQEoßEmv) >die Gesandten< bleibt allgemein
im Gebrauch; daneben aber steht seit klassischer Zeit ö JtQEOßEU'ti)<; >der Gesandte<mit
Plural ot JtQEOßEu'taL

41.5 1 Komparativ :rtQEOßtrtEQO~, Superlativ JtQEOßutm:o~ . Als Amtsbezeichnung ist der Komparativ
(>Presbyter<) nachklassisch; vgl. klassisch o( YEQOVtEI;, Ti yEQOUo(a; lat. senatus.
APPENDIX GRAMMATICA L. 41 125

B. Substantiva mit Stamm auf u-Diphthong


(außer -Eu, L. 39)
1. yQäüi; 2. väüi; 3. ßoüi;
1. Die Deklination von y{_>a'Üi; ist völlig regelmäßig; nur bedenke man, daß äu = äu vor 41.7
Vokal zu äw = äF werden mußte und daß das F dann ausfiel. Also muß ä, nicht äu, vor
vokalisch anlautenden Endungen stehen. Akk. Plur. yQaüc; aus ::-yQauns. Also:
Sing. YQaüc;, yQaüv, yeä6i;, yQät, <h yQaü;
Plur. yQäEi;, yQaüi;, yQäfuv, yQauo((v).
2. Die Kasus von vaüi;, vgl. lat. nävis, sind im Prinzip analog; aber 41.8
a) ä wurde ionisch-attisch zu 'l; z.B. VT]t (in yQät war das lange ä durch das vorherge-
hende Q geschützt);
b) umspringende Quantität im Gen. Sing. und Plur. (wie bei Jt6A.u;), d.h. VEWS und VEÖ>V
aus vrioi; und vriwv; also:
Sing. vaüc;, vaüv, vEwc;, VTJl;
Plur. vflEc;, vaüi;, vE<i>v, vauo((v).
3. Die gleiche Entwicklung wie bei yQaüi;, aber mit ou und oF statt au und aF, bei dem 4 t. 9
Stamm ßou/ ßoF, vgl. lat. bös, bövis; also:
Sing. ßoüc;, ßoüv, ßo6c;, ßot;
Plur. ß6Ec;, ßoüi;, ßo<i>v, ßouo((v).

II. Einige Beispiele für Aktiv und Medium

ßouA.oµm •ich will<: kein Aktiv (und kein Passiv); 41.10


ßouÄ.EUW und (häufiger) ßouA.Euoµm •ich erwäge, plane<: Aktiv und Medium;
ouµßouAEUW (nvt) >ich rate jd. <;
ouµßouÄ.Euoµm (tw() >ich bitte jd. um Rat<.

III. Komposita: ihre Eigenheiten (vgl. L. 7. 3) 41.11

Die meisten Komposita - Verba oder auch Substantiva - haben vor dem >Simplex< eine
oder mehrere Präpositionen, die natürlich die Bedeutung des so geformten Worts beein-
flussen (vgl. aber Nr. 13).

A. Verba composita
Z.B. (s. Nr. 10) ßouA.Euoµm >ich erwäge bei mir<; l:YMßouA.Euoµm >ich erwäge mit jd.<,
d.h. >ich frage ihn um Rat<. Eine charakteristische Serie basiert beispielsweise auf
~A'Ö'E >er kam<, >ging<:
1. aJtflA'Ö'E, 2. El;iJA'Ö'E, 3. doi)A'Ö'E, 4. Ötf]A'Ö'E, 5. xaTI]A'Ö'E, 6. µETI]A'Ö'E, 7. TtEQtiJA'Ö'E,
8. 3tQOf]A'Ö'E, 9. TtQOo'f)AitE.
Nicht selten finden sich zwei und sogar drei Präpositionen vor dem Simplex; z.B.
10. ÖLE~flA-0-E, 11. O'UVEJtEl;fiA-0-E.
Im Fall von Hiat wird die Präposition apostrophiert~ s. 1; 4; 5; 6; 10; 11; aber nicht bei
JtEQl und rtQ6; s. 7 und 8.
126 APPENDIX GRAMMA TICA L. 42

Das Augment steht vor dem Simplex - nicht vor dem Präfix; Beispiele s.o. Bei einigen
vielgebrauchten Verben verlor sich aber das Bewußtsein, daß sie Komposita waren; daher
z.B. xaß-euöoo >schlafe<, Imperf. E:x<iß-EUÖov; btC01:aµm >weiß<, Imperf. ijm<J't<iµriv; xa-
fü~oo >Sitze<, Imperf. Excith~ov.
Der Akzent wird- wie immer beim Verbum - zurückgezogen; aber nicht vor das Aug-
ment. Beispiele s.o. Demgemäß z.B. E:!;f)A.ß-E, aber E~EAß-E (der Imperativ hat kein Aug-
ment). So auch z.B. EvEITTl, aber Evf)v.
41.12 Konstruktion: meist wie die der betr. Präposition; z.B. €!;f)A.ß-E Tf}c; XWQac; (tx Tf]c; x.);
µETf}Aß-Ev a\rt6v (TJ. µn' a\rr6v); voüc; EvEO't( µm (Ev E:µo().
41.13 N. B.: Es gibt viele Komposita, bei denen das erste Element nicht eine Präposition ist;
z.B. ÖUCJ'tUXEW, chuxeoo >bin unglücklich<. Bei diesen steht das Augment vor (oder in)
dem ersten Element; z.B. EÖUCJTUXTJOa, T)tuxrixa.

41.14 B. Substantiva composita


Z.B. Ti 6ö6c;: f!;oöoc;, dooöoc;, xciß-oöoc;, µffloöoc; 2 , JtEQLOÖoc;3, nQ6oöoc;, JtQOOOÖoc;,
cruvoöoc; 4 •

LEKTION 42

1. Noch einige eigenartige Substantiva

42.1 A. Nominative auf -w und -wc;


1. Namen auf -w: l:ampw, Aritw, foQycl>, KaA.uipw;
so auch JtELß-w (Iluß-w), fixw ('Hxw).
All diese sind Feminina, betonen die Endsilbe und existieren nur im Singular. Der Stamm
endet(e) auf -oi, daher Vokativ(= Stamm) -oi:: eh IlHfroi:; Nom. -o gedehnt zu -w ; das - i
danach fiel weg: l:ampw.
Vor Vokalen wurde Ol > oj; das j schwand früh; daher
Akk. '~-oja > '~-oa > -oo: l:ampcl>: So wurde Akk. = Nominativ;
Gen. '~-ojoc; > ':·-ooc; > -oüc; (= -öc;): l:ampoüc;;
Dat. >:·-ojL > ::·-oi'. > -oi:: l:ampoi:: So wurde Dativ = Vokativ.
Also z.B. N.A. fixw, Gen. fixoüc;, Dat. fixoi: = Vokativ.
42.2 N.B.: foQyw hat Plur. als n-Stamm: a[ foQy6vEc;, poet. auch Sing. foQy6voc; usw.
42.3 2. T) atöwc;
ist ein s-Stamm (vgl. TO ytvoc;); aber im Nom. ist das o des Stammes gedehnt: atöwc;;
Akk. atöoo (< >:·atö6oa); Gen. atöoüc; (< ::·atö6ooc;); Dat. atöoi: (< ':·atö6m). Der Nom.
dient auch als Vokativ.

2 >Methode<: der >Weg zu etwas<.


3 >Periode<: der >Weg herum<.
4 >Synode<: >Zusammenkunft<, >Verein<.
APPENDIX GRAMMATICA L. 42 127

N. JtEL{ho atöci>c;
A. atöw
G. nEL-frouc; atöouc;
D. 3tEL'froi atöoi
V. JtEL-froi atöwc;
3. 6 iiQwc; 42.4
Stamm: flQWF. Nach Ausfall des w zunächst keine Kontraktion: f]Qwa, f]gcoi: etc.; später
oft Kontraktion im Akk. und Dat. Sing.: i:ov fiQW, 'tWL YJQCOl (f]Qcµ).
N.V. flQcoc; YJQWES
A. flgma (f]gw) T)gwac;
G. i]gmoc; lJQWWV
D. i]gwi: (f]Qcµ) i]gwm(v)

B. Neutra mit Gen. -ai:oc; usw. 42.5


wie ngfryµatoc;, JtQciyµan usw., regulär; also z.B. y6vai:oc;, <pQEan, üöata;
aber verschiedenen Nominativen: i:o y6vu, i:o <pQEUQ, i:o üöcog.
N.A.V. üöwg üöai:a
G. üöai:oc; uöcli:wv
D. üöan üöaot(v)

C. ö ui.6c; 42.6
hat in älterer und klassischer Zeit, außerhalb des Nom. und Akk. Sing., häufige Neben-
formen nach der 3. Deklination; und zwar als u/E-Stamm wie z.B. ijöuc;; auch fehlt das
Iota in älterer Zeit sehr häufig. Also, neben ul6c;, ul6v, ui.o'Ü usw..;
häufiger (ui.6c;, ul6v ), ulfoc;, ulEi:; ulEi:c;; ulEic;, ulEwv, utfotv (ufoc;, UEi: usw.: oft ohne
Iota).

II. Die Adjektiva noA.uc; und µEyac;

Alle Formen gebildet nach der o/E- und a-Deklination; von 42.7
Stamm: noA.A.6- (noAA.iJ-), z.B. noA.A.oü, noA.A.fjc;, ... , JtoMa(, noA.A.ci,
bzw. Stamm µqa/..o (-TJ), z.B. µEyaA.ou, µEya/..ric;, ... , µEyaA.m, µEyaA.a;
außer no/..üc;, noA.uv, noA.u und µ€yrn;, µEyav, µEya; vgl. L. 35.3 ijöuc;.
(Dagegen ist µEA.äc; (< ::·µEA.avc;), µEA.av, µEA.mva (< ::·µt/..avja) >schwarz< ein regulärer
n-Stamm; vgl. L. 24.2.)

III. Metrik 42.8


Text!C: Der Anfang der >alkaeischen Strophe< (>alkaeischer Elfsilber<) v-v--, _...,...,_...,_,,
dem Deutschen vertraut durch Hölderlin. H.s Vorbild war das Aeolium carmen des
Horaz.
Text I F2: '"''"' - '"' - . . , - o: Dies Versmaß des Anakreon (ca. 570- ca. 500 v. Chr.) war Vor-
bild der spätantiken >Anakreonteen<, die in der deutschen Literatur des Rokoko viel
nachgeahmt wurden.
128 APPENDIX GRAMMATICA L. 43

LEKTION 43

1. Aorist Passiv

43.1 A . Der Stamm


Charakteristikum: -TJIE- zwischen Stamm und Endung;
-TJ- in Indik., Im per., Infin.;
-E- in Konj ., Opt., Partizip.

43.2 Von diesem Aorist gibt es zwei Arten:


a) Stark (hauptsächlich Konsonant-Stämme): der charakteristische Vokal TJIE folgt un-
mittelbar auf den Verbalstamm; z.B. E'YQ<i<p"T] (yQ<i<pw), t·cnw.:ri (cnEM.w), t ·<p<iV"TJ
(<pa(vw, V <pav-);
b)Schwach (hauptsächlich Vokal-Stämme):-{}- zwischen Stamm und TJIE; z.B. e·).;()·{}·11,
f:·{}EQaJtEfr{}·TJ, E·<pav·{}·l'J ( !).
1f:/...ufuiv: E<p<ivTJv; €ow{hiv: €cna/..11v; E<-pavfuiv: f:yQ<icp11v: I

Thäta oder kein Thäta: dies ist der ganze Unterschied zwischen schwachem und starkem
Aorist Passivi (es ist - wie wir wissen - ganz anders im Aktiv und Medium des Aorist,
aber genau so im Perfekt Aktiv).

43.3 B. Die Endungen


Alle Endungen des sog. Aorist Passivi sind aktiv!

C. Die Modi
43.4 Indikativ: Sekundäre Endungen (also wie z.B. im lmperf. Akt.), ausgenommen die
3. Plur.: Endung -oav, nach dem Aor. Akt. und ~oav. Also z.B.
€A.frfr-11v, -TJ;, -11 11 -TJµEV , -11-n:, -11oav;
EyQ<i<p-TJV, -11; etc.
Konjunktiv: Endungen des Konj. Präs. Aktiv, kontrahiert mit dem charakteristischen E-,
welches sie absorbieren; daher haben alle Endungen den Zirkumflex. Somit werden sie
gleich dem Konjunktiv von dµ(; z.B.
/...u„fr-w, A.u{}-ftt;, -fit 11 -mµEv, -ftn:, -wm(v);
cnaA.-w, cna/...-ftt~ etc.
Optativ: Gebildet wie z.B. der Optativ von dµ(; es tritt nämlich zum Tempus-Stamm,
im Sing. -Ll'J, im Plur. -l-, und sekundäre Endungen; daher sind die Endungen = dem
Opt. ELTJV, Et11; . .. dµEv (dTJµEV ), etc.; z.B.
/..u·{}-ELTJV, /...u'fr-Ei11;, -ELl'J II -ELµEV (-ELTJµEv) , -EL'tE (-ELTJLE), -EiEV (-d rioav);
otaA-ElTJV, otaA-ELTJ; etc.
Imperativ:
A.u·{}·TJ-n \ /...ufürw.> 11 /...ufui'tE, A.u{}f'vi:wv;
oi:W..·11-fü *, oi:a/...i)i;w 11 oi:O.ATJ'tE, crra/...tvi;wv.
* Die originale Endung -fü der 2. Sing. wird nach{} (d.h. bei allen schwachen Aor. Pass. )
>dissimiliert< zu -n.
APPENDIX GRAMMATICA L. 43 129

Infinitiv: Ä.u·tl·f)-vm; maÄ.·f]-vm (vgl. dvm).


Partizip: Der Stamm endet auf -nt, wie bei allen aktiven Partizipien (außer im Perfekt). 43.5
Akzent auf dem charakteristischen Vokal E-El (außer Gen. PI. Fern.).
Der Nom. Mask. hat die Endung -s, wie z .B. auch beim Part. Aor. Akt.; wie:
"'A.uoavri; > A.uoäi; ( = *y(yavri; > y(yäi;), so
::-i..utlmi; > i..uitEti; ( = A.tiitEi;).
Neutr. Nom. Akk.: Wie ::-A.üoant > A.üoav, so >:·A.uitfot > A.uitEv.
Feminin: Die übliche Endung -jä; daher
wie ''Ä.uoavrt.a > /..uoäoa, so *A.uitmta > A.uitEtoa. Also:
AUitEti; A.u{}Ev Ä.uitELOa AU-6MEi; A.u{}tvra AU-6ELOaL
A.uöma A.u-6Eioav A.utlmai; A.uitdoai;
A.uömoi; AUtlEt<JT]i; A.uttmwv AUÖElOOOv
AU'ÖML AUÖELOT]l A.utlEim(v) A.utlEtomi;

So maAELi;, maA.Ev, maA.Etoa, etc.

II. Futur Passiv 43.6

Von diesem >passiven< Aorist-Stamm hat das Attische ein Futur entwickelt (noch nicht
bei Homer) und an das spätere Griechisch weitergegeben. Sonach steht neben dem vom
Präsens-Stamm gebildeten A.U-o·oµm völlig formgleich A.u·fü}·o·oµm und yQa<p-TJ·o·oµm
neben yQ<hpoµm (yQa<p·o·oµm).
Ein näheres Eingehen auf die Formbildung dieses Futurs erübrigt sich in Anbetracht die- 43.7
ser völligen Formgleichheit. Seine Bedeutung ist vorwiegend >passivisch<, zumal wo ne-
ben ihm ein vom Präsens abgeleitetes steht, z.B. A.uoE'tm >er wird loskaufen•, gegen
A.ufü}oE'taL >er wird losgekauft (oder sonstwie >gelöst•) werden<. Daher wird letzteres in
herkömmlicher Terminologie als >Futurum Passivi< registriert, das andere dagegen als
>Futurum Medii< (über welches bereits in Lektion 36.6 und 17 gehandelt wurde). Also
A.tmoµm, YQ<hpoµm heißen >Fut. Med.<; dagegen
A.ufü}ooµm, yQa<pfiooµm >Fut. Pass.<
- und in sehr vielen Fällen treffen diese Bezeichnungen auch für die Bedeutung dieser
Formen zu. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist dies freilich noch nicht.
Auch was den Aorist anlangt, kann die schematische Unterscheidung: 43.8
tA.uoaµriv: >Medium<, tA.u{}riv: >Passiv<
als i.a. gültig akzeptiert werden; wenigstens für die klassische Epoche. Daß sie nicht ur-
sprünglich ist, zeigt sich schon an den (aktiven!) Endungen. Wie es zu der klassischen
Unterscheidung kam (die nie absolut gültig wurde), wird sich allmählich zeigen.
Hiermit ist das System des Normalverbs komplett. Alle Formen eines Verbums lassen
sich nun erkennen und bestimmen, wenn der folgende Satz (hier am Beispiel von A.uw)
von Stammformen bekannt ist:

A.uw, A.uow, EA.uoa, AEA.uxa, A.EA.uµm, tA.u{}riv

Es ist daher unerläßlich, daß man sich diesen Satz der Stammformen einprägt von jedem
Verb, das man lernt.
130 APPENDIX GRAMMATICA L. 44/45

LEKTION 44

bringt grammatisch nichts Neues.


Benutze die Gelegenheit zur Befestigung des Gelernten!

LEKTION 45

Adjektive
1. Formale Typen

A . o/ ä-Deklination
45.1 1. LEQO<;, -6v ' -a· ayaß-6<;, -6v' -iJ L. 3.14; L. 10.7
2. ß<iQßUQO<;, -ov· aÖtXO<;, -OV L. 13.1
3. WtAO'Ü<;, -O'ÜV, -ri· &QYUQOÜ<;, -oüv, -ä- EUVOU<;, -ouv L. 16
4. lAEW<;, -wv L. 18. l

B. Dritte Deklination
45.2 5. Jtä<;, rtäv, n:äoa· E:xwv, E:x6v, E:xoüoa L. 30.14; L. 31.1
6. fiöil<;, -v, -Eta L. 35.3-9
7. µ€ya<;, µ€ya, µEy<iAf]· rtoAu<;, rtoA.u, rtoA.A.iJ· µtA.ä<;, µtA.av, µtA.mva L. 42.7
8. d JyEvi)<;, -E<; L. 33.4
9. E'ÖÖa(µwv, E'ÖÖmµov· oci><pQWV, oci><pQOV L.24.lf.

C. Seltenere Typen
45.3 10. (ntvri<;, rtfvf]"to<; L. 28.3)
EÜXUQl<;, EUXUQL, EUXUQL"tO<;
EÜEAm<;, E'ÖEArtL, EiltA.möoi;
So äx.aQL<;, E'ÖrtoA.ti;, futoAL<;, u. a.
Im Attischen meist als Dentale (L. 27) dekliniert; aber es findet sich auch z.B. Akk. {mo-
ALv, axaQlV.
11. XUQlEL<;, xaQiEV, XUQLE<Joa; X.UQLEVtO<;, X.UQlEOCJll<;:
-EVt-Stamm; vgl. A.uß-Ei<;, -EV"t0<;1, aber der Dat. Plur. xaQ(Em(v) und das Fern. -EOoa,
-focrrii; sind (aus entwicklungsgeschichtlichen Gründen) verschieden von den analogen
Formen der Partizipia (A.uß-Eim(v), A.uß-Eioa).

1 L. 43.5. Hierher gehört n:tEQOEvta (griech. L. 32 1 C2) von n:tEQOEL~ (tö Tt"t'EQOV >Flügel•).
APPENDIX GRAMMATICA L. 45 131

II. Steigerung (Komparation) 45.4

1. Der häufigste Typ: Stamm + Suffixe.


-tEQO<;;, -ov, -ä Komparativ, -tatoc;;, -ov, -T) Superlativ. So in
a) der o/ä-Deklination:
ÖELVOtEQoc;;, oo<p<l>tEQoc;;: L. 1 l.4f., aber <pO„tEQoc;;, cpO„tatoc;;, yq~m6c;;, YEQaLtEQO<;;,
und neben rcaA.mÜ'tEQO<;; auch rcaA.atl:EQO<;;;
b) der dritten Deklination:
µEA.ac;;, µEA.av: µEA.av-tEQoc;;· ßQaxuc;;, ßQaxu: ßQaxu-nQoc;;·
EUyE'Vi)c;;, EUYEVE<;;: EUYEVEO-l:EQO<;;.
Nach diesem auch bei denn-Stämmen, z.B.
EuÖa(µoov, EÜÖmµov: EUÖmµovEutEQoc;;· 45.5
OW<pQWV, OCÖ<pQOV: OW<pQOVEO'tEQO<;;
(immer mit den entsprechenden Superlativen), und sogar bei den Kontrakta auf -ouc;;,
z.B. EUVOUO'tEQO<;;, -ta-to; und arcAOUO'tEQO<;;, -tato; (aus -OEITTEQO<;;, -oEutai:oc;;).
2. Der weniger häufige Typ: an den Stamm tritt 45.6
-twv,-iov im Komparativ, -Luto;, -ov, -T) im Superlativ; und zwar
a) bei den folgenden >Positiven< (Grundformen):
a 1 ) xax6;, xcixiwv, xaxi:ov, x6:xtuto; >schlecht<; und
a 2 ) mit einiger, entwicklungsbedingter Änderung des Stamms:
T)öu;, i]öfwv, fiölov, fiÖtutoc;; >süß<
taxuc;;, öauwv, {}ai:i:ov2 i:axwi:o; >schnell<
µtya;, µE(~wv, µEi:~ov 3 µ€ytoto; >groß<
tx{}Q6;, txfüwv, €x{}wv 4 EXfüutoc;; ,feind(lich)<
xaA.6;, xall(wv, x6:A.A.wv 5 x6:lltutoc;; >schön<
atoxQ6;, aloxCwv, ataxtov 6 ataxtoi:o; >häßlich<
{>cltfüoc;;, {>Ö.twv, {>füov 7 {>füutoc;; >leicht<
rcoA.u;, 1CAELWV' rcA.Eov 8 1CAELO't0<;; >Viel<
Für die Deklination dieser Formen s. L. 24.3-5, bes. auch für Formen wie 3tAELW
und rcA.Eiouc;;;
b) bei Steigerungsformen, deren Wurzel im >Positiv< nicht existiert (daher wird das Pa- 45.7
radigma in Grammatiken durch ein formal nichtverwandtes aber bedeutungsnahes Ad-
jektiv im Positiv vervollständigt9 ; z.B. (ayaß-6;) ßE/..t(wv, ßEA.ttuto;; s. L. 24.3 10 •

2 V '6'o.x-; ß-axjöv > itaomov; vgl. L. 21.6 (Dissimilation).


3 Aus µty·uov (µfyjwv).
4 Wurzel wie in Horn. to txitoc; (Feindschaft).
5 Vgl. i:o xaA.A.oc;.
6 Horn. i:o alaxoc;; der Positiv ist mit -r erweitert; vgl. Ti A.umi, Adj. AU:ltf1Q6c;.
7 Die Wurzel V (]ä ist im Positiv durch die Silbe -tö (+ Endung -LO<;, vgl. :1t<li:Q·t0c;) erweitert.
8 Vgl. Vokabular, L.24, Anm. 2.
9 So im Deutschen: gut, besser.
10 Die Wurzel von aµEtVWV, ä.µELVOV existiert gar nur im Komparativ.
132 APPENDIX GRAMMATICA L. 45

45.8 III. Adverbia, abgeleitet von Adjektiven

1. Im Positiv: Stamm + -wc; (s. L. 3. 19; L. 8. 9)


Z.B. xaA.6c;, xaA.wc;· füxmoc;, füxa(mc;· 6.nA.oüc;, aJtA.wc;· Jtäc;, navtwc;· oci>cpQmv,
owcpQ6vwc;· Eui:uxflc;, Eui:uxwc;· T]öuc;, i)ötwc;.
Aber E'Ö >gut<, >wohk
45.9 2. Komparativ und Superlativ (s. L. 11.6)
Komparativ: Neutr. Sing. -ov;
Superlativ: Neutr. Plur. -a; z.B.
oocp<i:>c; oocp<i>'t:EQOV oocpci>i:m:a
xax<i:>c; xaxtov xaxLoi:a
T)ötwc; ~Ötov f]Ötoi:a
Eui:uxwc; Eui:uxtoi:EQov Eui:uxtoi:ai:a
OW<pQOVWc; OW<pQOVEITTEQOV OW<pQOVEoi:ai:a
i:axtroc; '6-änov i:axLoi:a
E'Ö aµELVOV ClQlITTO
EU ßtA.i:Lov ßtAi:Loi:a
µaA.a µäA.A.ov µa/..toi:a
ÖA.(yov f}i:i:ov ~xtoi:a

Auch im Positiv dienen manche Neutr. Sing. als Adverbia; so i:axu (neben i:axtwc;), µtya
und 3tOAU (sehr), µt'KQOV und ÖA.(yov (ein wenig) 11 •

45.10 IV. Anwendung (Syntax) der Adjektive

1. Adjektiv gleich Substantiv L. 3.14; L.6.1; L. 12.1


speziell ntvric; (YEQWV) L. 28.3
2. Adjektiv: Attribut oder Prädikat L.3.14-15; L.10.9
3. rräoa rr6A.tc;, Ti näoa n6A.Lc; L. 31.3
4. Adjektiv mit Infinitiv (ÖELvoc; AEyELv) L. 6.2
5. Merke
ooc; (Ö:rt:W<; poet.) µEytoi:oc; >SO groß wie möglich<
W<; 'tOXLO'tU >SO schnell wie möglich< 12 •

11 Die letzten drei bilden keine Adverbia auf -w~.


12 Auch ö 'tt und olov i:axuna. All dies eigentlich >Wie der größte< etc.
APPENDIX GRAMMATICA L. 46 133

LEKTION 46

Diese Lektion dient der Wiederholung der Pronomina.

1. Zur Formbildung der Pronomina 46. t

Wenn man sich den Formenbestand der Pronomina im Griechischen und in anderen IE
Sprachen ansieht, kann man sie in zwei Gruppen unterteilen:

A. Die Personalpronomina (>ich, du<)


Sie unterscheiden nicht, ob die gemeinte Person männlich oder weiblich ist.

B. Die übrigen, >geschlechtlichen< Pronomina


Für diese zweite Gruppe gab es in der IE Grundsprache besondere Endungen, die sich in
manchen Punkten von den Endungen der Flexion des Nomens unterscheiden. Im Grie-
chischen sind nur eine oder zwei von diesen Endungen erhalten. Der Nom. (und Akk.)
Singular des Neutrums endete beim Pronomen nicht auf -m {> v) sondern auf -d (vgl.
lat.: quid, illud etc., L.13.5). Dieses -d mußte im Griechischen abfallen (wie bei oooµa('t)
etc.; s. L. 6. 9) 1 .
Demgemäß bilden alle >geschlechtlichen< Pronomina (einschließlich aut6c; und aA.A.oc;) 46.2
den Nom./ Akk. Sing. des Neutrums auf ::--d (also -o bzw. -L bei i:(c;, i;( etc.).
Diese Regel gilt aber nicht für
1. die quasi-Adjektiva Eµ6c;, E:µ6v, E:µi); o6c; ... , f]µELEQOc; ... , uµtt€QO<; ... , (die man
zwar >Possessivpronomina< nennt, die aber ganz und gar wie Adjektiva gebraucht wer-
den), und
2. die Gruppe der >Korrelativa< (s. Nr. 30 und 31) auf -oc;2 .

II. Die einzelnen Pronomina

Es wird dringend empfohlen, die Paragraphen der früheren Lektionen, auf die jeweils
verwiesen wird, nachzuschlagen.

1 Ferner hatte der Nom. Plur. im Maskulinum die Endung -oi. Von den Pronomina wurde diese
Endung im Griechischen (und auch im Lateinischen) auf den Plural der o-Stämme übertragen (o[
<'iVÖ'QW3tot; die ursprüngliche Endung lautete -es, wie bei den Konsonantenstämmen auch), und
daran wurde dann der Plural der a-Stämme angeglichen (-m). Im Lateinischen ist außerdem noch
die Endung des Genetivs Singular auf -ius ein Überbleibsel dieser alten Pronominalendungen: il-
lius, huius etc.
2 In klassischer und späterer Zeit wurde die pronominale Endung -o in gewissen Fällen an das -ov
der Nomina angeglichen (L. 21.10). In Athen sagte man 'tOLOfrtav und "tOoofrtov öfter als -o, und
"to airt6, >dasselbe<, wurde (übenain6) zu "tClU"t6v. Aber das Neutrum von ou"tO~, aui:6~ und fil.-
Ä.o~ blieb immer "tOÜ"tO, au"t6 und fil.Ä.o.
134 APPENDIX GRAMMATICA L. 46

46.3 A. Die Personalpronomina tyw, au, T)µEi:;, uµEi:; 3


(S. L. 5.4; L.13.8 und L.14.1)
Die akzentuierten Formen EµE, eµoü, tµo( und CJE, ooü, oo( stehen nach Präpositionen
und - wie auch die Nominative Eyci>, cru, T)µEi:;, uµEi:; - wenn die Pronomina irgendwie
besonders betont sind, vor allem in Gegensätzen (so in Al der griech. Lekt. ; für die dritte
Person tritt - wie in diesem Fall - EX.Ei:vo; ein, sonst auch ou'to; oder ÖÖE; s. Nr. 8); also
z.B.
öox.Ei: µm >mir scheint<; E:µol box.Et >es scheint mir< (im Gegensatz zu euch).
46.5 Diese Formen werden manchmal noch stärker betont:
f.ywyE (Akzent!) >ich meinerseits<; z.B.: tµmyE ÖOXEt; ebenso: CJUyE.

46.6
(S. L. 13.6 und 7)
au't6; bedeutet
l. >selbst< (s. die Sätze Bl; B2; BS; B6 erste Hälfte 4 ; Cl),
2. mit dem Artikel oder einem anderen Demonstrativpronomen verbunden >derselbe<
bzw. >dieser selbe<, >eben dieser< (s. B3; B4; B6); oft tritt dabei >Krasis< auf (L.12.12 und
46.7 L.18.9); z.B.
afrr6; (< 6 au't6;); 'taU'tO'Ü (< 'tOÜ au'toü); 'tau'ta (< 'ta au'ta); 'tau't6 (< 'tO au't6).
46.8 3. Im Akk., Gen. und Dativ wird es statt eines Pronomens der 3. Person gebraucht
(s. L.13.8); nicht so im Nominativ: wenn ein Pronomen der 3. Person im Nominativ be-
tont werden soll (»er hat das getan«) steht EX.Etvo;, o{n:o; oder ÖÖE (s. Nr. 3).

C. Das Reflexivpronomen E:µmrr6v etc.


(S. L. 13.9 und L.14.2)
46. 9 Für die 3. Person Plural kommen neben tau'tou;, -a, -a; etc. auch folgende Formen vor:
Akk. mpä; au'tou;, -a; (vgl. Nr. 11),
Gen. mp&v au't&V (= Eau't&v),
Dat. mpimv au'toi:;, -ai:; ( = EUU'tot;, -ai:;).
46.10 Im Gegensatz zum Deutschen steht das griechische Reflexivpronomen oft auch, wenn es
sich auf das Subjekt eines übergeordneten Satzes bezieht (wie im Lat.); z.B.
>Er überredete die Athener, ihn zurückzubringen<: "En:ELOEV 'Ath}vaiou; EUU'tOV xa'ta-
YEtV.
In diesem Fall (man nennt dieses Verhältnis >indirekt reflexiv<) finden sich in der attischen
Literatur aber auch
a) die Formen von einfachem au't6; (so, mehr und mehr, auch später), und
46.11 b) das alte Personalpronomen E(Akk.)5 , oü, ol, Plural: ocpä;, ocp&v, ocp(m{v) (wenn es
weniger betont werden soll, wird es auch enklitisch gebraucht: E, ou, ol, ocpa;, ocpt{v)
(so!)). ·

46.4 3 Im Ionischen (häufig bei Homer) gibt es noch das Enklitikon µtv (>ihn, sie, es<), dorisch (daher in
der Tragödie) VLV.
4 „ Wir sind >selbst<«, d.h. >unter uns<, >allein<.
5 Dieses E (lat. se) ist es natürlich, welches mit airt6v das bekannte ~aui:6v ergibt (vgl. L. 13. 9 zu
eµaui:6v etc.).
APPENDIX GRAMMA TICA L. 46 135

Zu diesem Pronomen:
1. Es wird im Attischen nur indirekt reflexiv (s.o.) verwendet und in nachklassischer
Volkssprache überhaupt nicht.
2. Am häufigsten sind die Dative oI (oi.), mp(m(v), mpL(v).
3. Im Plural existiert auch ein Nominativ ' CJ<JJEi:c;<, der ebenso verwendet wird - >sie sag-
ten, daß sie (selbst) ... <: ~EAEyov ön oc.pEi:c; ... (also auch hier: Rückbeziehung auf das
Subjekt des übergeordneten Satzes).

D. tµ6c;, -6v, _„; a6c;, iJµtcEQOc;, uµEtEQOc; 46.12


(L. 13.8; 14.2)
werden gewöhnlich als Possessivpronomina bezeichnet, den Formen und dem Gebrauch
nach gehören sie zu den Adjektiva.
Ein possessives Verhältnis (eigentlich hat es nicht viel mit >besitzen< zu tun; vielmehr be-
zeichnet es Zu,gehörigkeit zu einer Person oder Sache) kann ausgedrückt werden:
1. durch einen Genetiv, z.B. 46.13
6 'tOÜ KaUiou <p(Aos;; ebenso
6 EXE(vou <p(/...oc; >sein (jenes) Freund<,
6 <pO„oc; autoü >sein (von ihm) Freund<,
6 <p(A.oc; µou >mein (von mir) Freund<
(in der Tat sind ja >mein< und >dein< auch alte Genetive des Personalpronomens).
Bei reflexivem Verhältnis (>ich liebe meinen Freund< etc.) kann auch der Gen. des Refle- 46.14
xivpronomens stehen:
<J'tEQYW tOV E:µamoü <p(A.ov' OtEQYEL 'tOV tauwü <p(/...ov;
2. durch das Possessivpronomen (s.o.): 46.15
6 €µoc; öoü/...oc;, 6 fiµE'tEQOc; öoü/...oc;· ottQyw i:ov E:µov <pC/...ov;
diese Möglichkeit gibt es nur für die 1. und 2. Person, denn es gibt im Griechischen kein
Possessivpronomen der 3. Person (sowenig wie ein Personalpronomen); s. Nr. 8.
3. Wo die Beziehung klar ist, genügt oft der Artikel: 46.16
<pLACÖ tov JtatEQa (>ich liebe meinen Vater<)· <nEQyoµEV tTjv natQ(Öa.

E. Der Artikel ö, t6, it


ist ursprünglich ein Demonstrativpronomen (bei Homer hat er fast nur diese Funktion). 46. 17
Diese demonstrative Funktion ist noch spürbar in Sätzen wie E3 bis E6; mehr (zu gr.
L.13M;N) L.13.12.
Neben 6 gibt es noch eine Form mit Akzent und Nominativ -s, öc; (ein entfernter Ver-
wandter des Relativpronomens). Dieses öc;, Neut. ö, Fern. fj hat demonstrativen Charak-
ter:
xai öc; >und der<; öc; µtv ... öc; ÖE >der eine ... der andere<;
~ ö' öc; >sprach der<; xai fJ >und sie< (gr. L. 41 II C3).
Mit Hilfe des Artikels kann so ziemlich alles substantiviert und dann dekliniert werden; 46.18
z.B. ein Infinitiv (to AEyELV, toü /...tyELv, tCÖL AEyELV >das Sagen<, >des Sagens<, ... ), ein
Adverb, ein Acl, ein ganzer Satz (s. E2); s. L.6.1.
136 APPENDIX GRAMMATICA L. 46

F. OOE, 'tOÖE, TJÖE


(S. L. 9.3 und 4)

G. ou'to~ 'tOÜ'to, aÜ'tf)


(S. L.18.7 und 8)

H. EXELVO~ ExEtVO, EXELVTJ = XELVO~ XELVO, XELVTJ


(S. L. 13.5)
Achte beim Lesen auf den Unterschied im Gebrauch von ou'to;, ÖÖE und ExEi:vo;
(L. 18.7). - Tmoü'to;, i:oooüi:o; und dgl. s. Nr. 30-33.
46. t 9 Von diesen Demonstrativpronomina kommen einige Adverbialbildungen häufig vor (sie
gehören eigentlich zu den Pronominaladverbien, die in der nächsten Lektion behandelt
werden); nämlich:
IDÖE >so, folgendermaßen< 6 , auch: >hier, hierher<;
Tf]tÖE >hier, so, auf folgende Art<;
oüno(;) >so, derart< 6 ;
'ta'U'tflt >dort, so< (in dieser - bekannten - Weise).

!. Verstärkung durch langes· -i


46.20 Demonstrativa können durch angehängtes langes -t verstärkt werden:
Oöi, i:aöt, oui:oo(, i:ou'ti, airtf}i, E:xnvoo(;
Gen.: wui:ovi, 'taU'tf)<Ji, usw.; auch chfü, OU't<Ooi.
Das gleiche -i begegnet manchmal auch bei anderen Wörtern: vuv( >gerade jetzt<; ouxL

K. Das Relativpronomen Ö~ Ö, fJ
(S. L. 13.4 und 11)
46.21 Es gibt im Griechischen Möglichkeiten, Relativsätze zu bilden, die keine genaue deutsche
Entsprechung haben (m<J'tru<O oli; Myn; etc.). Dem Anfänger machen solche Relativ-
sätze - wenn sie ein wenig umfangreicher sind - oft Schwierigkeiten. Es sei deshalb
nochmals auf das reiche Material in Text, Appendix Grammatica und Exercitia der Lek-
tion 13 verwiesen.
46.22 Das Relativpronomen kann durch das enklitische, angehängte -3tEQ verstärkt werden:
Ö<J3tEQ, Ö3tEQ, fptEQ (Akzent!), etwa: >gerade welcher<, >derselbe welcher<.

(S. L. 24.6ff.)
46.23 'tti;, 'ti ist Fragepronomen. Es wird unverbunden wie ein Substantiv verwendet und ent-
spricht dann deutschem >wer, was?< bzw. lat.: >quis, quid?< (z.B. die Sätze Fl-3, Lt, L4,
L6). Es wird auch >adjektivisch< verwendet, d.h. mit einem Substantiv verbunden, wie
deutsch >welcher, welche, welches?< bzw. lat. >qui, quae, quod?< (z.B. LS).
46.24 'tii;, "[(leitet direkte Fragesätze ein ('tii; El; >wer bist du?<) und indirekte (EQ<O'tOO i:i; El >ich
frage, wer du bist<; oitx olöa 'tii; Et >ich weiß nicht, wer du bist<).
46.25 Das Indefinitpronomen i:t;, 'tL unterscheidet sich

6 Mit der Unterscheidung von oüi:w(;) und chöi:: nahmen es Griechen freilich nicht immer genau:
chöE bezieht sich - wie ÖÖE, 'tOÖE, ~ÖE - manchmal auch auf etwas schon Erwähntes.
APPENDIX GRAMMATICA L. 46 137

1. durch den tieferen Ton 7 (es ist enklitisch);


2. durch die Stellung im Satz: Es steht, im Gegensatz zum fragenden "tt;, "tt, höchst selten
an erster Stelle.
Wie das fragende Pronomen "t(;, "t( kann es >substantivisch< verwendet werden - dt. >je-
mand<8 (z.B. die Sätze ES, 12 und Lt 1) - und >adjektivisch< - dt. >(irgend)ein< (z.B.
L2,3,1 t).
Einige Nebenformen werden häufig gebraucht, nämlich 46.26
für nv( (enkl.) auch "tWt (enkl.);
für nv6; (enkl.) auch -cou (enkl.);
für "t(vo;; auch "tOÜ;
für tivt; auch "t<i>t.;
für nva (enkl.) Neutr. Plur. auch ana (nicht enkl.).

M . öon~ Ö"tt, fin;


(S. L. 24.Sf.)
Auch hier gibt es häufige Nebenformen, nämlich 46.27
für o'Ünvo; auch ö·tou, für WL"tLVl auch Ö"tWL,
für änva auch äna.
öo-tt; ist 46.28
1. verallgemeinerndes Relativpronomen, wie dt. >wer (auch immer)<; (z.B. M2, M3);
2. indirektes Fragepronomen (auch "tt;, s. Nr. 24): EQO>t<i> öott; EL
Zu 1. : der verallgemeinernde Charakter kann durch Anhängen von -oüv noch verstärkt 46.29
werden:
ÖITTtooüv, O"tLOÜv, i}nooüv (>irgendeiner, wer es auch sei; ein beliebiger<).

N. Korrelative Pronomina
Gewisse Pronomina stehen, was ihre Bedeutung und Form betrifft, in einer bestimmten 46.30
Beziehung (Korrelation) zueinander. Sie werden deshalb auch als >Korrelativa< bezeich-
net. Zur Gruppe der Korrelativa gehören Fragepronomina (noio;;), Relativpronomina
(olo;), Demonstrativpronomina ("toio;, i:ot.6oÖE) etc.
Es lohnt, sich die Gesetze dieser Korrelationen klarzumachen, zumal die gleichen Ge-
setze auch für viele Pronominaladverbien gelten, die in der nächsten Lektion behandelt
werden.
Hier sollen sie durch eine Tabelle verdeutlicht werden (s. Nr. 31).
Zum Unterschied von direkt und indirekt verwendetem Fragepronomen s. Nr. 24;
zum Unterschied von bestimmtem und verallgemeinerndem Relativpronomen verglei-
che die Verwendung von ö; und ÖO"tt; (Nr. 21und28; dazu die Sätze M2, M3, K3 und
K4). Der Vollständigkeit halber wird noch einmal n;, tt;, ÖO"tt;, ö; dazugestellt, man
erkennt die gleichen Gesetze.

7 Im Lat., das keine Unterscheidung durch Töne kennt, muß meist anders (z.B. durch vorgesetztes
ali-) unterschieden werden; vgl. jedoch: dicat quis.
8 Vgl. immerhin volkstümlichen Gebrauch wie in: >da freut sich wer<.
.,,..
~
~

~
00
Direkt und indirekt Indefinitpronomen Indirektes Fragepronomem Bestimmtes Demonstrativ-
--
verwendetes Frage- (enklitisch) und verallgemeinerndes Relativpronomen pronomma
pronomen Relativpronomen
'tic;; wer? nc; jemand "
OcrtL<; 1. wer(?) öc; der, ÖÖE >der da<
welcher? irgendwer welcher(?) welcher OÜ'tO<; dieser
(irgend)ein 2. wer auch immer (E)xEtvoc; Jener
rcotoc;; wie (be- rcm6c; irgendwie 6rcotoc; 1. wie (be- oioc; wie 'totoc; 1 so (beschaffen)
schaffen)? (beschaffen) schaffen) (?) (beschaffen 'tOLOOÖE ein solcher
>
2. wie auch 'tOLOtrtoc; ""trl
immer (be-
schaffen)
z""
0
:n:6ooc;;2 wie groß? Jtoo6c; 2 irgendwie 6:n:6ooc; 2 1. wie groß (?) wie groß i:6ooc; 1 2 so groß X
öooc; 2 -
groß 2. wie groß 'tO<JOOÖE C'>
~
auch immer 'tOOO'Ü'toc; >
3::
JtO'tEQO<;; wer ÖJtO'tEQO<; 1. wer Ö hEQ0<;3 (von zweien) 3::
(welcher) (welcher) der eine (andere) >
....,
von von beiden (?) OUÖE'tEQOc; keiner von beiden ( ')
-
beiden? 2. welcher >
von beiden t""'
~
EXU'tEQOc; jeder von beiden a-
aµ<po'tEQOL beide
!::.. -
TCflA(xoc; ;4 wie groß? Ö:rtr]A(xoc; 1. wie groß fjA(xoc; so groß wie LflA(xoc; 1 \
(alt) (?) A. , ö so alt
'tfl LXOO_ E ~ so ro ß
wie alt? 2. wie groß so alt wie 'tflALXOU'toc; g
(alt) auch
immer
APPENDIX GRAMMATICA L. 47 139

Anmerkungen zur Tabelle


1 Die einfachen Demonstrativa 'tOioc;, 't6ooc; werden hauptsächlich in der Dichtung gebraucht. In
der Prosa sind die mit dem enklitischen -ÖE gebildeten (z.B. 'tOOOOÖE, 'tOOOVÖE, 'toofiÖE) und die
mit OU'toc; zusammengesetzten üblich (z.B. tOLOÜ'toc;, tOLO'Ü'tO(v), 'tOLairtTJ).
2 1t6ooc; (etc., die ganze Reihe) im Plural bedeutet meist >wie viele?< etc.
3 h°EQOt; und die übrigen in der Klammer stehenden Wörter sind zwar keine eigentlichen Demon-
strativpronomina, gehören aber als mögliche Antworten auf l'tO'tEQOt; immerhin in die Reihe.
4 Die 1tTJA(xoc;-Reihe ist nicht häufig, mit Ausnahme von 'tTJAlXOÜ'toc;, 'tTJALXO'Ü'to(v), 'tT]AlXUU'tTJ .
'tTJA(xoc; begegnet nur in daktylischen Versen. Vgl. ~A.t!;, TjA.Lxoc; >Altersgenosse< und it TJALXLa.

Zur Deklination dieser Korrelativa 46.32


Zur Deklination von 'tt; und ÖcrtL; s. L. 24.6 und 8; ÖÖE L. 9.3; o'Ü'to; L.18.8; 'tOLO'Ü'to;,
'toooü'to;, TilAL'XOÜ'to; L.21.10. -Tm6oÖE, 'tOo6oÖE ('toi:o;, 't6oo;) L.21.9; diese und
die übrigen Korrelativa werden dekliniert wie Adjektiva auf -o;, -ov, -ri (-ä). 46.33

0. illo; und aUftA.ou;


Zu erwähnen ist noch 46.34
illo;, aUo, aUri >ein anderer< (s. L. 13.6 und 13)
und das >Reziprokpronomen<
(Akk. :) aUi]A.ou;, illriA.a, aUftA.a; >einander<,
welches natürlich nicht im Singular und nicht im Nominativ existiert. Entstanden ist es
wohl aus Verbindungen wie aA.A.o~ - aUov (Mask.); cH„A.ri - O.Uriv (Fern.).

P. Weitere Pronomina
E'Xacrto~, Exao'tov, E'XO<J'tll >ein jeder, jeder (einzelne)< 46.35
flektiert wie ein Adjektiv; ebenso
-6v, -i\
n:oörut6~, >woher stammend<,
aUoörut6~, -6v, -i\ >anders woher (stammend),
fremd<, Subst.: >Fremdling<.
OUÖE(~, ouötv, oufü:µ(a ~
und >keiner, niemand<
µT}ÖE(~,
µflÖfv, µflÖEµ(a
flektieren wie d~, EV, µCa >einer, eine, eines< (s. L.24.11).

LEKTION 47

1. Pronominaladverbia

Dies bedrohliche Wort umschreibt einen recht wichtigen und durchaus einfachen Sach- 47.1
bereich, den die Tabelle (s.u.) übersichtlich zusammenfaßt.
Trotz seiner organischen Regelmäßigkeit verwirrt dies Kapitel erfahrungsgemäß manche
140 APPENDIX GRAMMATICA L. 47

Anfänger. Mache dir also den Sachverhalt an einem repräsentativen Beispiel klar; die üb-
rigen ergeben sich dann von selbst 1 •
Wörter, die eine direkte Frage einleiten, beginnen im Deutschen mit W (wer? wie? wo?
was? usw.); im Lateinischen (meist) mitQ (quis? quid? quando? etc.). Dem entspricht im
Griechischen ein n 2 • Natürlich ist ein Wort, welches eine Frage einleitet, kräftig betont.
Machen wir uns die Reaktionen, die ein solches Fragewort auslöst, am Beispiel von Wo?
klar.
1. >Wo ist Fritz?<: direkte Frage, griech. noü; (interrogativ).
2. Gleichgültige (indefinite) Antwort: >Fritz ist (irgend)wo<; unbetont, griech. enklitisch:
3
E<Tt l 1tOU .

3. Die gleiche Frage, abhängig (indirekt): a) >ich frage: wo ist Fritz?<, oder b) >ich frage,
wo Fritz ist<; so auch griechisch: entweder a) noü (wie 1.) oder b) füt0u.
4. Das gleiche Adverb önou leitet eine generalisierende Antwort ein (wir verändern jetzt
die Frage): >Wo setzt es Prügel?< Antwort: >Wo Fritz ist<; önou E:cn(v: (allgemein-defi-
nierend) relativisch 4 •
5. (Wir setzen wieder eine andere Frage ein:)> Wo ist meine Brieftasche?<: Antwort, spezi-
fisch: >Wo Fritz ist<; ou E:onv: definierend-relativ.
Merke die Differenzierung im Griechischen:
Deutsch: >Wo?< Antwort: >(dort) wo< aber griech.: noü; Antwort: ou.
6. Oft werden die Antworten durch Adverbien gegeben, die mit dem Fragewort nicht
wurzelverwandt sind: >WO?<: >dort<, >hier<, >ebenda<; griech. EXEi, Evtaü-fra, autoü;
oder schließlich
7. überhaupt nicht durch Adverbien, sondern durch andere Wortarten oder auch in län-
geren oder kürzeren Wortgruppen:
>Wo ... ?<:>in Marathon<, >auf dem Schwarzen Meer< usw.
:n:oü;: MaQafüi>vt, E:v tä>t Eu;Ecvwt Il6vtwt usw.
47.2 Also: das Pronominaladverb erscheint, je nach seiner Leistung, in vier verschiedenen
Formen:
:rtoü >WO< (direkt und indirekt interrogativ),
nou >irgendwo< (indefinit),
o'Ü >WO< (relativ - nicht fragend 5 ),
önou >WO< (indirekt fragend),
önou >WO (immer)< (verallgemeinernd, relativ);

1 Völlig gleicher Art ist die Korrelation auch von eigentlichen Pronomina, bereits behandelt oben,
L. 21.7; L. 24.6-9 und L. 46.30-33.
2 Wir wollen uns hier nicht ablenken lassen durch die (nur scheinbar abweichende) Entsprechung
von lat. quis - griech. 't(;; lat. ubi steht abseits.
3 Dies ist bekannt seit L. 10.14.
4 Der Unterschied zwischen 3) und 4) ist logisch analytisch, nicht eigentlich sprachlich: im Griechi-
schen wie im Deutschen wird das gleiche Adverb in gleicher Weise gebraucht:
ich frage, wo Fritz ist,
und
wo Fritz ist, setzt es Prügel:
es bedarf einigen Nachdenkens, ehe man die verschiedene Leistung der gemeinsamen drei Wörter
einsieht.
5 Darum ohne den Anfangskonsonanten, der >Fragen• ausdrückt.
direkt und in- indefinit indirekt fragend und relativ demonstrativ
direkt fragend (enklitisch) verallgemeinernd relativ
JtO'Ü; wo? Jtou irgendwo ÖJt01J 1. wo (?) ou l Evß-UÖE hier, hierher
2. wo auch immer tvß-a 1 ~ wo E:vtafröa da, dahin
EXEl dort
Jtoi:; wohin? JtOL irgendwohin 1ÖJtOL 1. wohin (?) 1ol ~ h{}ciÖE hier, hierher
1 wohin tvtaü-tta da, dahin
2. wohin auch immer Evß-a ~
EXELOE dorthin
JtQ{}Ev;
>
"'C
woher? Jtofü~v irgendwoher 1 (m6{}EV 1. woher (?) 1ö{}EV ~ tv{}f:vÖE von hier "'C
2. woher auch immer Ev-ttEv ~ woher EVtE'Ü-ttEV von da tri

EXEHtEV von dort


z
0
Jt6'tE; wann? JtO"tE irgendwann, 1 oJt6tE ÖtE als, wenn tOtE dann, damals
1. wann(?) -><
C)
(ein)mal 2. wann auch immer :;11:1

Jt<i>~; wie? mo~ irgendwie 1 Örtw~ 1. wie(?) w~ ~ Wie OOÖE 2 auf folgende Weise >
a::
2. wie auch immer cOOJ'tEQ~ oütw~ auf diese Weise a::
EXELV(J)~ auf jene Weise >
-1
wie? irgendwie wie da!, so, ()
rtT]L ÖrtT]L ~ 1. wie, wohin, wo (?) 1 ~L ~ (ti))tl)ll~2 -
rtTJL; >
wohin? wohin, wo tTJLÖE hier, dort
(Jtfl)
! t irgendwohin 2. wie (wohin, wo) ~LJtEQ ~
t""'
(rtf)) wo? (rtTJ) ~ irgendwo (ÖrtT]) ~ auch immer taUtT]L
rtT]V(xa; zu welcher 6m1vixa 1. zu welcher Zeit (?) 1T)vCxa a s (zu wel- tT]VtxaÖE ~ zu ieser Zeit """"
Zeit? 2. zu welcher Zeit eher Zeit) tT]VLXa'Üta~ zu der Zeit
auch immer

1 tvfra wird 1. relativ gebraucht und bedeutet >WO< (mit Verben der Bewegung >wohin<); 2. demon-
strativ: >da< (mit Verben der Bewegung >dahin<); auch von der Zeit: >da<, >dann<, .da nun<, >da
eben<; tvtta µev ... tvtta öf. - >hier . . . da,, >an einer Stelle ... an einer anderen<.
2$. L.46.19.

"""
~
.....,
--
~
142 APPENDIX GRAMMATICA L. 47

und es antworten auf die Frage


a) stammverwaDdte Adverbia; oder
b) nicht stammverwandte Adverbia; oder schließlich
c) andere, sinngemäße Wörter und Wortverbindungen.
Wenn dir dies bis zur Selbstverständlichkeit klar geworden ist, wird die Tabelle sich dir
47.3 eindeutig und nützlich erweisen. Um ihren Inhalt völlig zu beherrschen, brauchst du nur
die erste Spalte inne zu haben; und die kennst du ja seit den allerersten Lektionen.

47.4 Für die letzte Spalte - die Antworten - existieren noch Zusammensetzungen mit airc6c;
und aA.A.oc;:
ZU 3COÜ: autoü >daselbst< und 6.Uaxoü >anderswo<;
ZU 3CQ{}EV: aut6{}EV >Von eben daher< und aJ../..o{}EV >anderswoher<;
ZU möc;: autwc; 6 >gerade so< und aA.l..wc; >anders<;
ZU 3CTJL: O.UT]t >auf andere Weise,
anderswo, anderswohin<;
>anderswo<;
zu 1tflVLXa: aut(xa >sogleich<.
47.5 TIT]v(xa ist nicht gleichbedeutend mit 1tOtE. Es fragt nach einem bestimmten Zeitpunkt,
zumal an einem Tage.

II. Die Zahlen 1-4

Von den Zahlen bis 199 haben nur die vier ersten verschiedene Formen für verschiedene
Kasus, die sich freilich mit der Zeit abschleifen.
47 .6 1. Elc;, Ev, µ(a s. L. 24.11.
2. N.A. öuo (hom. auch-älter-ö\Jw; lat. duo), G.D. öuoiv. Auch für G. und D. findet
sich öuo (Horn. auch öuw) schon in klassischen Texten, und der Dat. öuo((v) ist seit Ari-
stoteles gebräuchlich (nach tQtoCv).
3. N.A. 'tQEic;, tQta; G. tQLÖ>v, D . tQtoC(v).
4. N. tETIUQEc;, -a, A. tEL'taQac;, -a, G. 'tETIUQ{t)V, D. 'tEL'taQm(v).
Dem spezifisch attischen -TI- entspricht, hier wie durchweg, -oo- in fast allen anderen
Dialekten und Literaturen (-ctooagEc;).

47.7 III. Der Dual

Der Dual, wie oben L. 4.2 erwähnt, ist ein IE Erbe. Im Lateinischen ist er nicht erhalten;
im Griechischen kommt er im Lauf des 4. Jh.s v.Chr. außer Gebrauch; in vielen Dialek-
ten schon früher. In keiner Literaturgattung findet er sich ausnahmslos an allen in Frage
kommenden Stellen; er ist aber häufig bei Homer und in der klassischen attischen Prosa,
zumal bei Plato.

6 In Prosa roouutwc; bzw. <Oe; ö' aütwc;.


APPENDIX GRAMMATICA L. 47 143

A. Dual von Nomina 47.8


Der Dual bezeichnet prinzipiell nicht jede beliebige Zweizahl, sondern paarweis Zusam-
mengehöriges, seien es Menschen (z.B. Brüder), seien es Körperteile (Augen, Füße) oder
endlich Gegenstände (Schuhe, Beinschienen). Demnach ist nicht zu verwundern, daß
sehr viele Wörter sich nie im Dual finden.
Die Formbildung 47.9
des griechischen Duals ist sehr einfach. Es gibt in jeder Deklination nur zwei Kasusen-
dungen; für Nom. Akk. (Vok.) die eine, für Gen. und Dat. die andere; und diese sind in
den drei Deklinationen weithin identisch oder doch ähnlich.
1. o-Deklination: -w, -mv (begreiflicherweise wie die Kasus von öuo) 47.10
N.A.V.
-w: -cw itECo, -cw wµw (cbµ°'; Schulter)
Vgl. hom. öuw; aµcpw, lat. ambo >beide<; also IE.
G.D. -OlV: "'COLV ttrniv, "'COLV wµmv.
Die Endung (hom. - älter? --oti:v) ist nicht IE und schwer zu erklären.

2. a-Deklination: -a, -mv 47. 11


I
N .A. v. -cw aocpLa-ca, -cw ayx.tiQä
G.D. "'COLV CJO<pLCJ"'COLV, "'COLV ayxUQatV
Du siehst, daß beim Dual eines Femininums der maskul. Artikel normal ist.
Auch -cou-cw, -OLV und "'CWÖE, -coivÖE sowie das Relativum©, oiv werden für alle drei Ge-
nera gebraucht; speziell feminine Formen dagegen kaum je. Somit kann -cm itEW (Dual zu
fi itE6~) das Paar der Eleusinischen Göttinnen Demeter und Kore (Persephone) bezeich-
nen.
3. Dritte Deklination: -E, -OlV 47.12
N.A.v. -cw avöQE -cw XEIQE
G.D. "'COLV OVÖQOlV "'COlV XELQOLV

Merke also, kurz: III. -E, -OLV,


I. -w, -OlV,
II. -a, -OLV.
4. Personalpronomen 47.13
>wir zwei<: vw, vc:i.>Lv; >ihr zwei<: mpw, ocpfütv (vgl. 46.11.3).

B. Dual von Verba 47.14


Dual-Endungen für die 1. Person sind unendlich selten bezeugt. Hier also nur die 2. und
3. Person: >ihr beide<; >sie beide<:
Primär:
2. und 3. Pers. Akt. --cov, AVE'tov; Med. -o-O-ov 7 , AUEaitov;
Sekundär:
2. Pers. Akt. --cov, EAUE'tov; Med. -attov, EAUEcrttov;
3. Pers. Akt. -TI')V, EAUETI')V; Med. -oth]v, E:/..utcrfrriv;

7 Der Aorist Pass. hat natürlich, wie durchweg so auch im Dual, die aktiven Endungen.
144 APPENDIX GRAMMA TICA L. 48

Imperativ:
2. Pers. Akt. -'tov, AUE'tov; Med. -o'frov, A.urn'frov;
3. Pers. Akt. -'tWV, A'UE'twv; Med. -oß-oov 8 , A.vfoß-oov.
Somit kurz gesagt:
die Endung -'tOV (Med. -o'frov), wie in AUE'tOV (A.urnß-ov), steht für alle Tempora, Modi
und Personen, ausgenommen
1. -niv (Med. -oth]v): 3. Person, sekundär; z.B.
EA'UO<itllV, A.voainiv, A'UOl'tT)V, v„u{}ij'tT)V, EA'UOCto{hiv, A.voa(o{hiv, A.voio{hiv: >sie
beide<
und:
2. -twv (Med. -oß-oov): 3. Person, Imperativ; z.B.
A.uoa'twv, A.ufü]'twv (Aor. Pass.), A.uoao-froov, yEVEo'Ö'oov: >sie beide sollen ... <

LEKTION 48

Zahlwörter (Numeralia)
48.l Typen von Zahlwörtern
A. Kardinalzahlen: 1, 2, 3 ...
B. Ordinalzahlen: Der erste, zweite, dritte . . .
C. Zahladverbia: einmal, zweimal, dreimal . . . dazu auch:
D. Zahladjektiva: einfach, zweifach (doppelt), dreifach ...
(einfältig!), zweifältig, dreifältig ...
E. Zahlsubstantiva: Einheit, Zweiheit, Dreiheit ... (Myriade, Million ... )
F. Distributiva: je ein, je zwei, je drei (lat. singuli, bini, terni ... )
Vergleiche ständig die Übersichtstafel am Ende dieser Lektion!

48.2 A. Kardinalzahlen
Zunächst lerne sie von 1-20:
1-4: sind >deklinabel<, i.e. werden dekliniert, haben Kasüs s. L. 24.11 und L. 47.6;
5-100: sind indeklinabel (bleiben unverändert):
5-9: vgl. lat.; merke speziell 7 bna (septem) und EWEa
10: öf.xa, lat. decem.
11-20: 11 und 12 bewahren alte Sonderstellung (12 Götter, 12 Apostel): ivöExa, Öci>ÖE-
xa; 13 und 14 gelten als je drei Wörter, weil 3 und 4 deklinabel sind: 'tQEi:~ (tg(a ... ) xai
öf.xa; danach
15-19: je ein Wort, Akzent auf xa(: :rtEV'tExa(ÖExa;
20: Etxom(v); alte Dialektform Fix.an, vgl. lat. viginti.

8 Das ist freilich auch die Endung des Plurals, mithin ununterscheidbar.
APPENDIX GRAMMATICA L. 48 145

Die übrigen Zehner enden auf -xovm; davor -a- (30 und 40) bzw. -ri- (50-90), und die 48.3
Einer 3-9, z. T. leicht variiert.
Merke speziell 70, 80, 90: rßöoµflxovta, 6yöoflxovta (diese Assimilation kennst du seit
L. 21.3 ), und EvEvftxovta.
100: txa't6v (centum)
Die Hunderter sind deklinabel; so auch alle weiteren Kardinal- (und auch alle Ordinal-) 48.4
zahlen.
Indeklinabel sind also nur 5-100.
Die Hunderter enden auf -ax6mm, -a, -m; davor stehen die Einer 2-9, wiederum leicht
variiert: meist wie bei den Zehnern; merke aber speziell:
Öta'X.O<HOL (200), 'tE'tQU'X.OOtol (400), EJt'tUXOOlOL (700),
Ö'X.'tUXOOLOL ( 800), EvUXO<HOL (900).
1000: xiA.tot., -a, -m 1 48.5
Die Tausender werden anders gebildet als Zehner und Hunderter; es werden nämlich die
Zahladverbia (2x, 3x, 4x; unten, C) vor xCA.tot, -a, -m gesetzt:
ÖL<JX(At.OL (2000), 'tQL<JXlALOL (3000) ... EvUXL<JXLAtol (9000).
10000: µUQLOL, -a, -m 48.6
Zehntausender werden gebildet wie Tausender, mit Zahladverbien:
füoµUQLOL (20000), 'tQLOµUQLOL (30000), t;axtoµuQtOL xal t;axtoxiA.tot (66000).
Zahlen über 100000- und oft auch kleinere- werden am leichtesten mit Hilfe des Zahl-
substantivs fJ µuQt<ii; ausgedrückt; z.B.
'tQL6.xovta JtEvtE µUQt<iÖEi; (350000) 2 •

Zahlenverbindungen 48.7
Ohne Unterschied begegnet die Anordnung
a) von der kleinsten zur größten und
b) von der größten zur kleinsten Zahl.
Bei beiden Ordnungen findet sich xa( zwischen den einzelnen Zahlen;
bei a) immer; z.B. ES xai tS'1xovta xai t;ax6cnm (666);
bei b) stehen die Zahlen oft unverbunden: t;ax6cnm (xai) tsflxovta (xai) ~; 3 •

Zahlzeichen 48.8
Nachklassisch wird das gesamte Alphabet dafür verwendet. Es genügt für 1-999, denn es
wurde durch drei alte Buchstabenzeichen erweitert, welche sonst außer Gebrauch ge-
kommen waren:

1 Daher >Kilo-<!
2 Die Möglichkeit, auch enorm große Zahlen mit dem griechischen System auszudrücken, hat Ar-
chimedes in einer berühmten Schrift (>Die Sandzahl<, 'Paµµi:U]i;) dargetan. - Übrigens sprach man
µuQLOL, wenn man präzise 10000 meinte, aber µuQtOL (Akzent!) zur Angabe einer unbestimmten
großen Zahl (durch das Adjektiv µuQi:oi;, -ov, -ä). So sagen wenigstens antike Grammatiker;
wer's glaubt, zahlt einen Taler.
3 Ähnlich dem lat. duodeviginti etc. gibt es auch im Griech. gelegentlich Angabe einer Zahl mittels
Abziehen vom nächst höheren Zehner; und zwar durch das Partizip von ÖEi •es mangelt< (•ist
not<) ; z.B. tvoi; öfovta "tQUlXOVta tn), •einer fehlt an 30<, also = 29.
146 APPENDIX GRAMMATICA L. 48

S', im Alphabet an der Stelle von F, nach E; in mittelalterlichen Handschriften =6


Zeichen (>Ligat1Jr<) für crr und daher crti:yµa genannt;
c;', im Alphabet nach :rt, das semitische Koph, altgriech. x6mta, unser q; = 90
~', sog. Sampi, nach w eingeordnet; ein wahrscheinlich nicht-semitisches = 900
Schriftzeichen, welches in einigen frühgriechischen Dialekten einen scharfen
s-Laut bezeichnete.
Nach Buchstaben, welche Zahlen von 1-999 bezeichnen, steht ein Akut-artiger Strich:
a' = 1; S' = 6; l' = 10; L<;' = 16; Qc;' = 190; n-qtt' = 999.
Vor Buchstaben, die größere Zahlen bezeichnen, steht links unten ein ebensolcher Strich:
,a = 1000; , ß = 2000; ,x = 20000.
48.9 B. Ordinalzahlen
Alle Ordinalzahlen sind deklinabel nach der o- und a-Deklination, d.h. sie sind >Zahlad-
jektive< (wie unten D).
1.-9. (meist längst bekannt). Einige Eigenheiten. Merke:
i;f;i;agi;o<; (4.); rctµrci;o<; (5.); EX't0<; 4 (6.); €ßöoµo<; und öyöoo<; (7. 8.), wie in tßöoµi)-
xovi;a, öyöm)xovi;a; EVU-to<; (9.), vgl. tvax6mm.
10.-12. ÖEXU'tO<;, tvöExal:O<;, ÖwÖEXU'tO<;.
13.-20. i;g(i;o<; xai ötxai;o;, usw .... , Etxooi;6<;.
Von 20. an enden sie alle auf -1:6<;, -i;6v, -i;iJ (Akzent!) wie aya-&6<;, -6v, -iJ.
Und zwar sind sie durchweg in der Weise geformt, daß -001:6<;, -ocrr6v, -ooi;iJ die En-
dung der betr. Kardinalzahl ersetzt: z.B.
,
l:QlclXOV'ta - l:QLÖ.X.001:0<; EvEvTJXOVta - EvEVflXOcrtO<;
l:QlÖXO<JLOL - 'tQLÖXO<JLOO'tO<; E:vax6oLOL - E:vaxomoo't6<;
I

TQLoxiAwL - 'tQL<JXLALOITTO<; Evaxtaxif...LOL - EvOXLOXLALOO'tO<;


48.10 Verbindung mehrerer Ordinalzahlen
nach den gleichen Regeln wie bei Kardinalzahlen (Nr. 7); z.B.
f) 1CQOOTI} 5 xai dxocrrii xai Erctaxomocrti) oder
Ti Erc'taxomooi;i} (xai) dxoo"ri} (xai) :rtQOOTI} 5 •
48.11 C. Zahladverbien
Nach 1-3, fum;, füi;, 'tQt<;, enden sie alle auf -axL<; (indeklinabel), welches an den Stamm
der betr. Kardinalzahl tritt; z.B.
1CEV'tUXL<;, tva;uc; (!vgl. 6 EVa'toc;), E:wEaxmÖEx<ixt<;, bw'tovtaxtc;, XLAtaxtc;, µugui-
xtc;.
Für ÖL<JXLALOL, ÖtoµUQLOL etc. s. Nr. Sff.
48.12 D. Zahladjektive
1. Für a:rt/...oü<;, ÖL:rtf...oüi;, 'tQL:rtAOÜ<; (lat. simplex, duplex etc.) s. L. 16 - vorwiegend in
nicht-arithmetischen Zusammenhängen;
2. ÖL:rt/...aoLO<;, 'tQLrcf...aowi; etc. bedarf keiner Erklärung 6 •

4 fXtoS neben ES wie EX 'tOÜ neben t;: lnterkonsonantisches -s- fällt aus.
5 Dafür begegnet auch Els x.o.l dx.om:6';, µia x.ai dx.o<J"tlj usw.
6 ötooöi;, -6v, -Ti und 'tQL0065, -öv, -i}, >zweifach<, >dreifach< sind auf diese zwei Zahlen beschränkt.
APPENDIX GRAMMATICA L. 48 147

E. Zahlsubstantive 48.13
fJ µovcic;, öucic;, 'tQL<i<; etc.; s. L.27.t für die Deklination, für weitere Beispiele L.27 D;
L.41 IIC.
Für

F. Distributiva 48.14
hat das Griechische- wie das Deutsche- keine besondere Wortklasse entwickelt, die dem
lat. singuli, bini, terni, etc. entsprechen würde. Es gibt aber verschiedene Wege, diese
Bedeutung auszudrücken, bes. durch Präpositionen; z.B. ava ntvi:E >je fünf<, >in Grup-
pen von fünf< oder xat't' Eva >je einer< oder auch durch ExaITToc; >jeder einzelne<.
Auch für

G. Bruchzahlen 48.15
besaß das Griechische verschiedene sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten; z.B.
i:a 'tQLa µEQfl (3 von 4) = 3 / 4; i:a ntvi:E µEQfl = 5 / 6;

und: i:ci>v JtEv'tE i:O. öuo µtQrt = 2 /s.


Ferner: nach ftµt.ouc; = 11z:
'tO 'tQL'tOV µEQO<; ~ 1

T) 'tQLi:ri µoiQU ~ h'

ÜBERSICHT DER ZAHLWORTER


Kardinalzahlen Ordinalzahlen Zahladverbien
a' 1 de; Ev µ(a JtQÖ>'tO<;, -OV, -fj ruta; einmal
ß' 2 öuo ÖEU'tEQO<;, -OV, -ä öle; zweimal
y' 3 'tQEL<; 'tQLa 'tQ(i:oc;, -ov, -ri 'tQt<; dreimal
I
ö' 4 'tE't'taQE<; 'tE't'tUQa 'tE'tUQ'tO<; 'tE'tQCxXL<;
E' 5 JtEV'tE JtEµJt'tO<; JtEV'tax.1.c;
S' 6 t; EX'tO<; t;fouc;
~· 7 tJti:ci tßöoµoc; EJt'tclXL<;
ri' 8 oxi:c.ü öyöooc; OX'tUXL<;
{)-' 9 ~vvta Evai:oc; h><ixt.c;
L' 10 öbm ötxai:oc; ÖEx<ix.1.c;
t.a' 11 EvÖExa tvötxai:oc; EvÖEXUXL<;
Lß' 12 Ö<iJÖExa öwötxai:oc; ÖWÖEXUXL<;
t.y' 13 'tQEi<; (i:Q(a) xai ötxa 'tQftoc; xai ötxai:oc; 'tQ u1xmöExcix 1.c;
t.Ö' 14 i:tnaQE<; ( -Qa) xai ötxa i:ti:aQi:oc; xai ötxai:oc; 'tE'tQUXat.ÖE'X.clXL<;
LE 1 15 JtEV'tExa(ÖEX.a ntµni:oc; xai ötxai:oc; nEVi:ExmöExax.1.c;
tg' 16 txxa(ÖExa Exi:oc; xai ötxai:oc; usw.
L~ 17 EJti:axa(ÖExa tßöoµoc; xai ötxai:oc;
LT)' 18 6xi:wxa(ÖExa öyöooc; xai ötxai:oc;
Lit' 19 hvEaxa(ÖExa Evai:oc; xai ötxai:oc;
x' 20 dxom(v) ELXO<J't'O<; dxooax.1.c;
L
/....' 30 'tQLU'KOV'tU 'tQLÖXO<J'tO<; 'tQt.aXOV'ta'X.L~
µ' 40 'tE't'taQ<'ixovta 'tE't'tUQU'X.O<J'tO<; usw.
v' 50 JtEV'ttl'X.OV'tU JtEVtr)'X.OITT6<;,
148 APPENDIX GRAMMATICA L. 49

;· 60 tsflxovta tsrpmITT6c;;
o' 70 tßöoµfpmvta tßöoµfl'XOO'tOc;;
J't 1 80 6 yöofpmvta ÖyÖOT)XOITTOc;;
Cf' 90 EVEvJlxovta fvEVflXOO'toc;;
Q' 100 bm't6v E'XU'tOITT6c;; E'XU'tOvtUXL<;
o' 200 ÖUlXOOLOL, -a, -m ÖLÖ'XOOLOO'toc;; ÖLUXOOLclXL<;;
't' 300 'tQLÖXOOLOL, -a, -m 'tQLÖ'XOOLOO'toc;; usw.
u' 400 'tE'tQUXOOLOL 'tE'tQaXOO'LOO'toc;;
<p' 500 J'tEvtC'nc.6oLOL J't€VtUXOOLOITTOc;;
x' 600 tsax6mm tsaxomoITToc;;
'V' 700 tl't'tCtXOOLOL tJ't'tUXOOLOITTOc;;
w' 800 OX'tCtXOOLOL O'X'tU'XOOLOO'tO<;
..,.,.., 900 €vax6owt
/
fvU'XOOLOO'tOc;;
,a 1000 XtALOL, -a, -aL XiALOITT6c;; xiA.taxLc;;
,ß 2000 fücrxiA.tm, -a, -m
L
ÖLoXlALOITT6c;; usw.
,L 10000 µUQLOL, -a, -aL µÜQLOO'toc;; µÜQLclXLc;;
f
,X 20000 füoµÜQLOL usw. usw.

LEKTION 49

Verba vocalia
49.1 »Alle Stämme enden entweder auf einem Vokal (einschl. Diphthong) oder auf einem
Konsonanten« (es können auch mehr Konsonanten oder Vokale sein als einer). Diese
Binsenwahrheit gilt für das Verbum ebenso gut wie für das Nomen (L.20.1); z.B. A.iJ-Co
und A.ty·w oder l'tmÖEU-w und l'tEµJt·w.
Beim Präsensstamm steht zwischen Verbalstamm und Endung der Themavokal 1 (A.Ey·o·
µEV, EAU·E·'tE); die Stämme der meisten anderen Tempora 2 haben einen zusätzlichen Kon-
sonanten zwischen Verbalstamm und Endung (A.U-o·w, EAu·o·a, A.€A.u·x·a, €A.U--lt'T}v). In
der Entwicklung der Sprache ergeben sich sehr wenig Probleme, wenn ein Konsonant auf
einen Vokal folgt (A.6yo-v) oder ein Vokal auf einen Konsonanten (Öa(µov·L), wohl aber
beim Zusammentreffen von Vokalen (yE'VE·oc;; > ytvouc;;) oder von Konsonanten (öa(-
µov·m > Öa(µom). Wir haben die Folgeerscheinungen an den verschiedenen Typen des
Nomens betrachtet und schicken uns an, das gleiche beim Verbum zu tun.
49.2 Wir beginnen mit Verben, deren Stamm auf einen Vokal endet: den >Vokalstämmen<. Bei
diesen ergebei'.i sich aus dem eben erwähnten Grund außerhalb des Präsensstamms wenig
oder gar keine Probleme. Im Präsens-cum-Imperfekt aber stößt der Stammvokal zusam-
men mit dem Themavokal . . .
Das >System des Normalverbums<, welches wir im Vorigen erarbeitet haben, ergab sich
im wesentlichen im Studium von Vokalstämmen - von einer sehr speziellen Art. A.uw,

1 Die Verben mit nicht-thematischem Präsens (L. 7.5) bleiben vorläufig außer Betracht.
2 Ausgenommen starke Perfecta (z.B. yfyQaqi·a, A.tA.u·µm) und Aoriste (z.B. tyQ<iqi"r1v).
APPENDIX GRAMMATICA L. 49 149

Ä:uoµEV; 3tatfü:uoo, 3tatÖEuoµEV; die griechische Abneigung gegen den Zusammenstoß


von Vokalen (Hiat) kam offenbar nicht ins Spiel, wo ein '\J am Stammende stand. Daher
eignete sich dieser Typ am besten für eine erste Übersicht3 • Verben dieses Typus sind aber
keineswegs häufig. Wie, wenn ein anderer Vokal als u vor dem Themavokal steht?
Stämme auf -L sind sehr selten, dabei so unproblematisch wie die auf -\J. Die Langvokale TJ 49 .4
und w sind gleichfalls selten, fordern aber eine kurze Betrachtung - später. Sehr häufig
dagegen findet sich am Stammende einer der Kurzvokale ö:, E, o; und unter diesen Kurz-
vokal-Stämmen wiederum sind Verba auf -Eoo am häufigsten. Dabei ist die Entwicklung
ihrer Formen höchst einfach und konstant. Aus beiden Gründen stellen wir die Verba auf
-Eoo an den Anfang unseres Studiums des Verbums.
Eine wesentliche Eigenheit ist ihnen gemeinsam mit den beiden andern Typen: außerhalb 49.5
des Präsens wird der kurze Stammvokal gelängt, und zwar -E- zu -T)-: qnÄ.Eoo, cptÄ.i}aoo,
ayvotw, ayvoi]croo 4 • Im übrigen gibt es dabei keine Probleme; cptÄ.i}ooo, ECJJLÄ.TJO<l, J'tE-
cp(Ä.rp<.a usw. ist regelmäßig wie Ä.uooo, tÄ.uoa, Ä.EÄ.uxa. Das Wenige, was es bei den Kurz-
vokal-Stämmen an Problemen gibt, beschränkt sich also auf das Präsens (wie immer: mit
dem Imperfekt).
Präsentia. auf -too 49.7
sind häufiger als jede andere Verbklasse; man hat gegen 4000 gezählt. Abgeleitet sind sie,
zunächst, von Nomina, deren Stamm auf den Themavokal E/o endet; d.h. dies ist ur-
sprünglich die Konjugation, welche der o-Deklination entspricht: cp(Ä.o~ -cptÄ.Eoo, äfüxo~
- afüxtw, J'tOvO~ - J'tOVEOO, cptt6vo~ -cpttoVE(.I). Der entstehende Typ war aber so brauch-
bar, daß viele Hunderte solcher Verben auch von anderen Stämmen abgeleitet wurden;
z.B. Ä.mt€oo (Ä.U3tTJ), XQa'tEoo ('to xQO.'to~), ÖUOL'\JXEOO (öumuxi]~), Euömµovtoo (Eu-
öaCµwv). Und schließlich gibt es -Eoo-Verben, welche nicht >Denominativa< sind, sondern
>primär<; so öoxtoo, xilioo, 3tOtEW, JtooÄ.Eoo (>verkaufen<),

Formen der -€00-Präsentia. (Aktiv) 49.8


Wie die ersten Texte in der griech. Lekt. (Al-3) zeigen, wurde der Hia.t beim Zusammen-
stoß von Stammauslaut (-E) und Themavokal (E/o) von Dichtern (wie Pindar; so auch
Homer) und in ionischer Prosa (Demokrit; so auch Herodot) oft beibehalten.
Nicht so im attischen Dialekt und demnach auch nicht in der späteren Gemeinsprache 49. 9
und Literatur, deren Basis das Attische wurde. In diesen wurde der Hiat durch Kontrak-
tion entfernt; in der Weise und entsprechend den Grundregeln, welche wir von der
Formbildung der kontrahierten Nomina kennen (ÖOLfov > Öo'to'Üv, L.15; CxQytJQEOOL >
UQ)"UQOOL, L.16; EuyEvfo; > ruyEVEL~, L. 33). Daher nennt man diese (größere) Gruppe
der Verba vocalia, zur Unterscheidung, gern

Verba contracta
Wo also der Stammvokal -E mit dem Themavokal in der Form -E- zusammentraf, sprach
man ein langes E, welches seit dem 4. Jh. Et geschrieben wurde; bei der Form -o- behielt

3 Konsonantstämmen sind wir allerdings begegnet (A.€y·w, YQ<i<p·w, 3tEµit ·w, µav{}av·w ... ), nicht 49.3
ohne einige der für sie charakteristischen Entwicklungen zu bemerken (A.€~w, EyQU<Jlll, atEµ'ljJE,
~µa'ÖE); doch mit bedachtsamer Aussparung ernsterer Probleme: solche werden der Gegenstand
späterer Lektionen sein.
4 Es gibt einige Ausnahmen: -Ew-Verben, deren Stamm von Ursprung überhaupt nicht auf den Vo- 49. 6
kal endete, sondern auf -s (welches dann ausfiel). Diese dehnen ihr E nicht; so alvtw - alvfow,
fitVEoa und gar xaA.Ew Fut. xaA.<i> (< -fow). Sie werden später in größerem Zusammenhang be-
handelt werden; vorläufig müssen wir diese Eigenheit einfach hinnehmen.
150 APPENDIX GRAMMATICA L. 49

eben dies, wie stets, die Oberhand; das entstehende lange ö wurde, wie wir wissen, eben-
falls durch einen >unechten Diphthong<, nämlich ou, wiedergegeben. Und endlich: wo
der Themavokal zu T) oder w gelängt war (z.B. im Konjunktiv), wie auch, wo in der
49.10 Formbildung ein langer Vokal oder Diphthong entstanden war- (z.B. im Optativ; Partizip
Fern.), wurde der kurze Stammvokal in diese Längen absorbiert. Die verschiedenen
Formen, denen wir in der griechischen Lektion begegnet sind, lassen sich also verstehen
aufgrund der einfachen Formel:

EE > E (EL)
EO > ö (ou)
Langvokal und Diphthong
absorbieren das E

Die sich ergebenden Formen sind so evident, daß ein ausführliches Paradigma unnötig
scheinen könnte; benutze es aber, um sie zu verstehen und sie dir einzuprägen: du wirst
ihnen viel öfter begegnen als dem Präsens von n:mÖEuw! Zwei Dinge mußt du dir aber
vorher klar machen:
49.11 1. Der Akzent bleibt (wie normal), wo er vor der Kontraktion stand: qi0.„EE > qitAEL.
Wenn er auf eine kontrahierte Silbe zu stehen kommt, ist er ein Zirkumflex (qitA.tw >
qitA.&, qitA.foum > qitA.oum); es sei denn, daß eine lange Silbe folgt: dann ist es ein Akut
(<ptAEE'tC.O > qJLAEi'tW).
2. Die Verba contracta bilden den Optativ Präsens nicht in der gleichen, sonderbaren
Weise wie der Typ A.uw (:rmtÖEUW; L. 26. 7), sondern so, wie wir es von EhJV (L. 25. 7) und
vom Aor. Pass. (L. 43.4) kennen, d.h. mit sekundären Endungen und davor dem Ablaut:
~ tri- im Singular, nur -L- im Plural. freilich wurde auch hier der Plural manchmal dem
Singular angeglichen, und im Singular gibt es Formen wie A.uotµt, -otc;, -ot schon bei
Homer (qitA.fotµt usw.).

49.12 Indikativ Konjunktiv


Sg. qitA.-tw > qitA.-& qitA.-tw > qJLA-Ö>
<ptA-EELc; > qJLA-Etc; qJLA-ET)tc; > qitA.-f)tc;
qJLA-EEL > qJLA-Et qJLA-ETJL > qitA.-f)t
PI. qJLA-EOµEv > qJLA-O'ܵEv qJLA-EWµEV > qJLA-<ÖµEV
qJLA-EE'tE > qJLA-El'tE qJLA-ETJ'tE > qJLA-fJ'tE
qJLA-Eo'UOL(v) > qJLA-O'Ü<H(V) qit/...-t wm(v) > qitA.-&m(v)

Abgesehen vom Akzent ist demnach


der Konjunktiv durchweg wie bei /...uw,
der Indikativ durchweg wie bei A.uw, außer in der 1. und 2. Plur.

Optativ Imperativ
Sg. <ptA-EO(T)V > qJLA-ü_LT)V Sg. qi(A-EE > qiiA-EL
<ptA-EOLT)c; > qit/...-o (f1c; qJlA-EE°tW > qJLA-EhW
qJLA-EOLT) > qJLA-OLT) PI. qJLA-frtE > qJtA-EL'tE
PI. qJLA-fotµEV > qJLA-otµEV qJlA-EOV'tO>V > <ptA-OUV'tO>V
qJLA-EoL'tE > qit/...-oin
qJLA-EoLEV > qJLA-OiEV
APPENDIX GRAMMATICA L. 50 151

Partizip Infinitiv
<pl/..-fow ~ -fovtrn;
> <plA-<i>v ~ -oüvto~
<ptAEELV > <plAELV
<plA-fov <plA-OÜV
<pl/..-fouaa > <pLA-oüoa
<plA-EOU<Jll; > <pLA-OU<Jll~

Imperfekt 49.13
Sg. E<pLA-EOV > E<pLA-OUV
E<ptA-EE; > E:qiCA.-El;
E<ptA-EE > E<pLA-Et':-
Pl. E<pt/..-foµEv > E<pLA-oüµEV
E<pLA-frtE > E<pLA-dtE
E<p(A-EOV > E:<pO.„-ouv

•:- Kein >ny mobile<, wie EAUE(v): das steht nur nach kurzen Endungen (-E und -m).

LEKTION 50

1. Medium-Passiv der -Eoo-Verba 50.l

Von Homer zum klassisch Attischen und weiterhin Gültigen die gleiche Entwicklung,
nach den gleichen Lautgesetzen, wie beim Aktiv. Die Formen der folgenden Paradigmen
ergeben sich somit von selbst.

Präsens
Indikativ Konjunktiv
Sg. 1. <pLAfoµat > <pLAoüµm <plAEwµm > <pLAci.Jµm
2. <ptAET]L > <pLAf]L <plAEY]L > <pLAfjt
3. <ptAEnm > <pLAEi:tm <plAET]tm > <pLAirrm
Pl. t. <plAEOµEita > <pt/..ouµEita <pLAEci>µEita > <plACܵEita
2. <ptJ..trnß-E > <pLAEi:oß'E <pLAEY]Oß'E > <pLAf}O'ÖE
3. <ptA.fovtm > <plAOÜvtm <pL/..twvtm > <pLAci.Jvtm

Optativ
• Sg. 1. <pLAEOtµf]V > <pLAo(µf]V
2. <pLAEOLO > <pLAoio
3. <pLAEOltO > <plAOLtO
PI. 1. <pLAEOtµE'Öa > <pLAo(µE'Öa
2. <pLAfotaß'E > <pLAOLo'ÖE
3. <pLAEolvtO > <pLAOLvtO
152 APPENDIX GRAMMA TICA L. 50

Imperativ Partizip
Sg. 2. <pLAEoU > <pLAoÜ <pLAEOµEVoc; > <pLAouµEVoc;
3. <pt/...Efo{}co > <pLAE(o{}w <pLAEOµEVov > <pLAoUµEVov
PI. 2. <pLAEEO{}E > <pLAELo{}E <pLAEoµEvr] > <pt/...ouµEvr]
3. <pLAEEofütlV > <pLAE(o{}(l)V

Infinitiv
<ptA.ü:o{}m > <ptAEto{}m

Imperfekt
Sg. 1. E<pLAEOµT)V > E<ptA.ouµriv
2. E<pLAEOU > E<plAOÜ
3. E<pLAEE'tO > E<plAEL'tO
PI. 1. E<pLAE6µE{}a > E<plAouµE{}a
2. E<plAEEO{}E > E<p LAEto{}E
3. E<pLAEoV'tO > E<pLAOÜV'tO

50.2 Die übrigen Tempora sind ebenso regelmäßig wie im Aktiv, mit Längung des E zu ri; also
z.B. Jtotitooµm, EJtOLfloaµriv, JtEJtotriµm, EJtoti){}riv, Jtotrißiiooµm.

II. Ein Spezialfall bei der Kontraktion

50.3 Einsilbige Stämme kontrahieren nur zu El :


ÖEL, ÖEL'tCll, aber Öf'YIL, ÖEOl, ÖE6µE{}a, töfou etc.;
QEi: aber QEOL; so auch
JtAEtv1, JtAEt, aber JtAEW, EJtAEOV.

50.4 III. Passiv von intransitiven Verben

Das Deutsche (wie auch das Lateinische) bildet kein Passiv von Verben, deren Ergänzung
(Objekt) in einem anderen Kasus als im Akkusativ steht (sog. intransitiven Verben); z.B.
er sieht den Mann (transitiv): der Mann wird gesehen; aber er gibt dem Mann etwas (in-
transitiv): nicht: der Mann wird etwas gegeben; ich erinnere mich der Zeit: nicht: die Zeit
wird ... erinnert.
Im Griechischen sind solche Passiva legitim; z.B.
<p{}ovtw au'tÖ>l (beneide) : <p{}ovEt'tat (gr. L. 1 B1)
xa'ta<pQOVEW au'toü (verachte) : xm:a<pQOVEL'tat (II At)
JtOAEµEW autot~ (bekriegen) : JtOAEµOÜV'tat (II B)
WtLO'tE(I) autotc; (mißtrauen) : WtLO'tOÜV'tCll (II B) 1

1 >ZU Schiffe fahren, segeln<; vgl. 6 nA.oüc; (< nl..6oc;), 1tEQtrtl..ouc;, L. 15.3f. (L. 72.1).
2 Ebenso TtUJ'tEuoµm >mir wird geglaubt<.
APPENDIX GRAMMATICA L. 51/52 153

IV. Verba curandi 50.5

Der Gegenstand (das Ziel, Objekt) von Verba der Bemühung, des Strebens, Sorgens,
Überlegens (Verba curandi), wie
µtAEl µm, tmµEA.foµm, OXOJtfo>; O:rtEUÖELV' ß01JAEUEcr(tm, :rt6:Vta JtQO't'tELV, JtEQL
:rtolloü :rtOLELOÖat,

wird eingeführt mit ömo~ (Negation µi}); das abhängige Verb steht meist im Incl. Fut. (I
J2) 3 , oft aber auch im Konjunktiv (des Willens; oben, L. 22. 9, L. 23.6).

LEKTION 51 und 52

Verba auf -aw 51.t

Verba auf -6.w sind in der Mehrzahl Denominativa, abgeleitet von Nomina auf -ä (ion.
-ri) und auch auf-a, ganz wie -E:w-Verba von Stämmen auf E/o abgeleitet sind. Also z.B.
'ttµ<iw von ttµd (nµi]), ßo<iw von ßoÖ. (ßoi]), vtx<iw von vCxä (vtxT)), 'toA.µ6.w von i:61..µa.
Auch hier gibt es Ableitungen von anderen Stämmen: cmav't<iw (Övi:( >entgegen<), EQ<iw
(EQW~), und >primäre< Verben wie ÖQ<iw, taw, ÖQ<iW.

1. Ihr Präsens

Die Kontraktion der zusammenstoßenden Vokale, welche das Attische dem späteren 51.2
Griechisch vererbte, war bei dieser Klasse viel früher und allgemeiner durchgeführt als
bei den Verben auf -E:w. Im Homer findet sich nur eine verhältnismäßig kleine Zahl un-
kontrahierter -aw-Formen 1 ; eine von ihnen steht über der griechischen Lektion 51. Die
Gesetze, nach denen die Kontraktion verlief, sind höchst einfach und ließen sich von den
ersten drei Sätzen der Lektion ableiten. Nur zwei Möglichkeiten kommen in Frage: das
-a am Ende des Stammes stößt entweder auf einen E-Laut, oder auf einen 0-Laut: im er-
steren Fall ist das Resultat ä 2 , im letzteren w; ist ein Iota involviert, so resultiert ein langer
Diphthong: ät bzw. wt ((t, <p) 3 •
Formelhaft dargestellt:

3 Die vorwiegende Konstruktion mit Ind. Fut. dürfte darin gründen, daß das Erstrebte als zukünf-
tige Tatsache vorgestellt wird. Recht oft findet sich auch örcws mit Fut. Indik. - ohne Hauptverb:
örccos avÖQES liya'frot foeo{}E: >daß ihr euch als brave Männer erweist!<- Bei vielen Konstruktio-
nen mag der Umstand mitgespielt haben, daß Indik. Fut. und Konj. Aor. oft formgleich sind und
an Bedeutung einander nahestehen (A.t!;co: i:( A.t!;co;).

t - wenn auf die schriftliche Überlieferung Verlaß ist. Hier liegt eins der großen Probleme der ho-
merischen Textkritik.
2 Und dieses ä bleibt a; es wird nicht zu Tl!
3 Die Infinitiv-Endung -nv enthält >unechten• Diphthong (n = E); demgemäß entsteht hier kein
!-Diphthong; der kontrahierte Infinitiv heißt nµäv .
154 APPENDIX GRAMMATICA L. 51/52

a + E-Laut (E, EL, f), TJl) > a (<lt = ~),


A + 0-Laut (o, m, w, ou) > w (wt = ~);
dabei wird jeder echte !-Diphthong zu
langem Diphthong (Iota subscriptum)

Die Resultate der Kontraktion sind im Aktiv und Medium so gleichartig, daß die beiden
zweckmäßig nebeneinander gestellt werden.

51.3 Praesens: Indikativ = Konjunktiv


Akt. Med./Pass.
Sg. 1. nµ<i·w > nµ-oo nµ-ooµm < nµCt-oµm
2. nµ<i·w; > nµ ·ätc;((tc;) nµ-ö.L ( ~) < nµ<i·flt (n)
3. nµcl-EL > nµ-<lt ((t) ttµ-ö:tm < 'ttµcl-E'tat
PI. 1. nµ<i·oµEV > 'ttµ-<l>µEV nµ-wµE-tta < nµa·6µE'Ö'a
2. nµ<i·En: > nµ-än nµ·äo'Ö'E < nµcl-EO'Ö'E
3. nµ<i·ouo~v) > nµ-ooo~vl nµ-ciJv'tm < nµCt-ov'tm
Vokalisierung: Ind. = Konj.; Al5t. = Med./Pass.

Optativ: durchweg -on-(-~-)


Sg. 1. nµao(·f1V > ttµOll'flV nµcin·µriv < nµaoi·µriv
2. 'ttµaoi·ric; > nµ<iwric; ttµÖJl'O < ttµ<im·o
3. nµaoi·ri > ttµci:n·11 nµooi·'to < nµ<iot:'tO
PI. 1. nµ<im·µEv > nµön·µEV nµwi ·µE-tta < nµao(·µE'Ö'a
2. nµ<iot·'tE > nµöwtE tLµOOl'O'Ö'E < nµ<im ·o'Ö'E
3. nµaot·EV > nµfut·EV 'ttµWt 'VLO < nµam ·V'to

Der >quantitative Ablaut<, -t11-Singular und -t-Plural, wird allmählich ver-


wischt: Formen mit -Lfl im Plural sind häufig; manchmal finden sich auch Sin-
gulare vom Typ A.umµt, A.umc; ... , ohne l'l·

lm.E_erativ: Vokalisierun_g_ nicht _g_leichmäß~


Sg. 2. 'ttµa·E > 'ttµä, nµoo < nµa:ou ( <E[o]o)
3. nµa·E"tw > nµa'tw ttµ<io-ttw < nµa ·to-ttw
PI. 2. nµ<i·E'tE > nµÜ'tE ttµäo{}E < nµcl-EO'Ö'E
3. nµa·6v'twv >, nµWv'twv nµ<io-ttwv < 'tLµa·to-ttwv

Infin. 'ttµCt-E'v > 'ttµäv nµäo-ttm < ttµa 'E03at

Partizip: durchweg -w-


nµ<iwv, nµ<iov, nµ<iouoa nµa6µEvoc;, ttµa6µEVOV, 'tLµaoµEvl'j
'ttµoov, nµciJoa nµwµEVoc;, -ov, 'ttµooµEvl'j
Gen. nµciJV'toc; , nµ<i>OT)c; ttµooµtvou, nµwµtV'lc;
APPENDIX GRAMMATICA L. 51/52 155

Imperfekt: Vokalisierung nur 2. Sing. verschieden


Sg. 1. t't(µa·ov > h(µ-oov htµ-wµriv < htµa·6µT}v
2. hCµa·Ec; > hCµ·äc; htµ-cö < E:nµa·ou( <Ecro
3. t't(µa·E > ht:µ·ä tnµ-ä'to < tnµa·ELo
PI. 1. tnµa·oµEv > htµ-cöµEv tnµ-wµd}a < t'ttµa·6µdl'a
2. tnµa·ELE > tnµ-ä'tE htµ-äcr6-E < htµa·Ecr6-E
3. ht:µa·ov > hCµ-wv htµ-cövto < htµ<i-ov'to

II. Die übrigen Tempora 51.4

Außerhalb des Präsens stellt sich das lange ä des Stamms wieder her, und wird wie immer
zu ri, außer nach E, L, Q; z.B. 'tLµ<i>, nµi]ow ... , aber ÖQ<i>, BQäow .
Stammformen 51.5
Nicht alle theoretisch möglichen Formen werden tatsächlich gebraucht; z.B.
a) Aktiv-Passiv 4
vtxaoo, vtxi]ooo, tvCxrioa, VEVLXT}Xa, VEVLKl]µm, tvtxi]'fhlv >(be)siegen<
so nµaoo, nµi]ooo . .. s >ehren<
ÖQOOO, ÖQ<iooo, EÖQaoa, ÖEÖQ<lxa, ÖEÖQaµm (Aor. Pass. selten) >tun<
b) nur wenige Formen gebräuchlich: s. taw, tQ<lco im Vokabular.
c) Mediale Formen, aktive Bedeutung, z.B.
µrixavaoµm, µrixaviJooµm, E:µrixavrioaµriv, µEµrixavriµm •ersinnen<
3tELQ<ioµm, 3tELQtiooµm, btEtQÖ.'fhlv, JtEJtELQäµm 6 >versuchen<
X'taoµm, xtijooJ1m, EK'tflCJOµflv, XEK'tflµm >erwerben< ,
ai.ncioµm, alttäooµm, fit'ttäoaµriv >beschuldigen< (seit ca. 400 v.Chr. Tjttta'fhlv, T)t'tt:ö.-
µm Passiv)
iaoµm, iÖ.croµm, i.acr6.µT}v >heilen<; aber seit 4. Jh. Aor. Passiv lÖ.fhi (N . T. auch
'( aµm).

4 D.h. die medialen Formen haben bei dieser Gruppe ausschließlich passive Bedeutung {VL)tci>µm
>ich werde<, VEvt'.xriµm >ich bin besiegt<), und es gibt hier kein Futur und Aorist Medium.
5 Also heißtnµwµm >ich werde geehrt< (und nicht etwa >ich ehre von mir aus<). Merke aber: 1. Fut.
Pass. 'tLµi}ooµm (selten das normale nµrifüiooµm); 2. in attischer juristischer Terminologie (nur
dort!) existiert das Medium nµwµm, nµi)ooµm, tnµriociµ11v, 'tE'tt'.µ11µm. Es bedeutet >einen
Strafantrag stellen<: Plato, Apol. 36b.37a.
6 Auch, seltener, Akt.-Pass. JtELQclW 'tLV6~ (>etwas<) und 'ttv6: >(jemand) versuchen<, >auf die Probe
stellen<: JtELQUW, JtELQ6:0ro, tJtELQ<lO<l, -, JtEJtE(Q<lµm, btELQ6:{hiv.
156 APPENDIX GRAMMATICA L. 53

LEKTION 53

53.1 Verba auf -6ro


Auch diese (kleinere, und innerhalb des Griechischen neugeschaffene) Gruppe besteht
wesentlich aus Denominativa, und zwar aus Verben, welche von Substantiven und Ad-
jektiven auf E/o abgeleitet sind. Ihre Eigenart gegenüber denen auf -EUW und -Ew liegt dar-
in, daß sie wesentlich >Faktitiva< sind. Was das heißt, ersieht sich aus den folgenden
Beispielen:
öouA.6w zum Öo'ÜAO\; machen (aber öouA.Euw ö. sein),
al;l6w als al;lOv setzen (erklären),
öriA.ow etwas ÖfJAov machen,
EAEu{}EQO<O zum EA.ru{}EQO\; machen,
6Q{}6w etwas 6Q{}6v machen, aufrichten,
JtAflQOW etwas JtATJQE\; (!) machen, füllen,
'trutnv6w etwas ta:rtElv6v, niedrig machen,
Ö'\V6<0 etwas Ü'\VO\; geben, es hoch machen.
Immer läßt sich diese spezielle Nuance freilich nicht aufzeigen; bei ~riA.ow, XAflQOW, µa-
crny6w, ITTE<pav6w etwa ist der Effekt der Ableitung etwas anders; Denominativa aber
sind auch sie.
1. Ihr Präsens

53.2 Die kontrahierten Formen lassen sich als Auswirkung der folgenden Regeln begreifen:
1. Wie immer behält der dunkle Vokal die Oberhand; als Resultat kommen also nur ou
(geschlossenes ö) und w (offenes ö) in Frage; aber:
2. Wo immer ein (echtes) l involviert ist, ergibt sich ot.
3. Die Längen ou und w absorbieren das voraufgehende o 1 •
4. Die Länge f1 wird durch das voraufgehende o in w umgewandelt.
5. Die Kürzen E und o verbinden sich mit ihm zu ö, geschrieben ou 2 •
Schematisch dargestellt:

0+ E----
0
+
0 ou
o+ri~
(1)

o+ou~ 0 + (l)~

53.3 Indikativ
Sg. 1. öouA.6-w > öouA.·oo ÖOUA:oüµm < öouA.6·oµm
2. öou).6-n; > öouA.·ot\; öouA.·ot < öouA.6·TJl(< wm)
3. öouA.6·n > öouA.·ot öouA.·oüi:m < öou~6·am
Pl. 1. öouA.6·oµEV > öouA.·oüµEV öouA.·ouµE{}a < öouA.o·6µE{}a
2. öouA.6·aE > öouA.·o'Ü'tE öouA.·oüa{}E < öouA.6·Ea{}E
3. öouA.6·oum(v )> öouA.·oüoL(v) ÖOUA:OÜV'tat < öouA.6·ovtm

1 Also wie in 1CAÖOU > 1CAoÜ und rtA.6wv > rtA.&v, L. 15.3f.
2 Wie immer; s. Grundregel L. 15.2.
APPENDIX GRAMMATICA L. 53 157

Warum ist die Vokalisierung im Plural identisch, im Singular nicht?

Konjunktiv
Sg. 1. öouA.6·w > öouA.·cö ÖOUA:mµm < öouA.6·ooµm
2. öouA.6-11t; > öouA.·oi; öouA.·A.oi < ÖOUAÜ-llt
3. ÖouA6'!l_t > öouA.·oi öouA.·cö'tm < ÖOUAÜ-ll'tat
PI. 1. öouA.6-ooµEv > öouA.·mµfV öouJ...·ci>µd}a < öouJ...o·<i>µEita
2. ÖOUAÜ-ll'tE > öouJ...·m'tE öouA.·cöoitE < öouA.6-11o'frE
3. öouJ...6·wm(v) > öouA.·mm(v) öouJ...·mvtm < öouA.6-Wvtm

Die gleiche Frage wie beim Indikativ.

Optativ: durchweg -ot: warum?


Sg. 1. öouJ...oo( 'f)V > ÖOUAOl'f)V öouJ...0(·µ11v < öouJ...00(·µ11v
2. öouA.00(·11; > öouJ...oC-ri; öouJ...oi·o < öouA.6ot·o
3. öouA.00(·11 > öouJ...0(·11 öouA.oi·'to < ÖouA.6ot·'tO
PI. 1. öouA.6m·µEv > öouA.oi>µfV öou/..o(·µE'fra < öouA.ooC·µE'Ö'a
2. öouA.6ot"tE > öouJ...oi·'tE öouJ...oi·rrfrE < öouA.6m·o'Ö'E
3. öouJ...6m·fV > öouA.oi·fV öouJ...oi·v'to < öouA.6ot·vi:o

Zum Optativ die gleiche Anmerkung wie bei den -aw-Verben, L. 51/52.3.

Imperativ: durchweg -ou: warum?


Sg. 2. öouJ...o·E > öouJ...ou öouA.oü < öouA.6-ou (< E[o]o)
3. öouA.o·E'tW > ÖoUAOU'tOO öoul..ouottw < öoul..o·Errfrco
PI. 2. öouA.6·E'tE > ÖOUAOÜ'tE öouA.oüo'Ö'E < öouA.6·rnitE
3. öouA.o·6v'tcov > ÖoUAOUV'tCOV öou A.ouottcov < öouA.o·fo-0-wv

Infinitiv: -ou-
ÖouA6Ev > öouA.oüv öouA.oüo'frm < ÖOUA6Errfrm

Partizip: durchweg -ou- (außer Nom. Sing. Mask. Aktiv)


öouA.6wv öouA.6ov öouA.6ouoa öouA.o6µEVo;, -6µEVOV, -oµtvri
t t t t t t
öouA.cöv öouA.oüv öouA.oüoa öouA.ouµEVo;, -ouµEVOV, -ouµEVTI
ÖOUAOÜV'to; öouA.ouori; öouA.ouµEvou öouA.ouµfvri;
1' i i 1'
öouA.6ov'to; ÖOUAOOU<Jll~ öouA.ooµEvou öouA.ooµfvri;

lm_E_erfekt: durchwe_g_ -ou-


Sg. 1. töouA.o·ov > EöouA.·ouv EöouA.·ouµ11v < EÖouA.·06µ11v
2. EöouA.o·E; > töouA.·ou~ EÖouA.·oü < EöouA.·6ou
3. (öouA.o·E > töouJ...·ou töouA.·oü'to < töouJ...·6E'to
PI. 1. EÖouA.6·oµEv > töouA. ·oüµEv töouA. ·ouµE'fra < töouA.·o6µEita
2. EÖOUAO'E'tE > töouA.·oü'tE töouA.·oüo'Ö'E < töouA.·6rn'frE
3. töouJ...o·ov > töouA.·ouv töovA.·oüvto < töouA.·6ovto
158 APPENDIX GRAMMATICA L. 53

53.4 II. Die anderen Tempora

Außerhalb des Präsens ist der Stammvokal -o- durchweg zu -w- gedehnt; z.B. 6Q-6'6w -
OQ'Ö'wow, 6µoL6W - öµoul>ow. Der normale Satz der Stammformen ergibt sich dann mit
unproblematischer Regelmäßigkeit; z.B.

a!;L6W 3 a!;LWOW T]!;Cwoa T)!;Cwµm 'l)!;Lw&r}v


6µm6w öµmwow chµo(woa chµo(roxa chµo(ooµm chµm<l>&r}v
ITTEq>av6w cnE:q>avooow EO'ttq>avoooa EO'ttq>avroxa tonq>avwµm ECTtEq>avcl>&r}v

53.5 Wiederum lohnt es sich zu bemerken, daß längst nicht alle technisch möglichen Formen
tatsächlich in Gebrauch waren. Dabei handelt sich's wesentlich um die Leistung der For-
men, die im Präsens und Perfekt >medial< oder auch >passiv< genannt werden. ~ouA.oüµm
z.B. kann (wie unser Text IIA zeigt) sowohl >ich werde versklavt< bedeuten wie auch >ich
mache jd. zu meinem Sklaven<; demnach existien,
neben der >aktiven<: öou/.w, öou/.ooow, töou/.cooa, ötöou/.coxa,
eine >mediale< Stammformenreihe:
öouA.oüµm, öouA.ooooµm, töou/.cooaµriv, ötöouA.ooµm,
und eine >passive<:
öouA.oüµm, öouA.wß-tlooµm, töouA.ooth]v, fü:öou/.wµm .
Nicht so z.B. bei ÖflA.6w. Das Präsens ÖflAOüµm hat nie aktivische (>ich zeige für mich<
o.ä.), sondern nur passivische Bedeutung; demgemäß gibt's keinen Aor. Med. (-06.µflv).
Es gibt das Fut. ÖflAOOCJE'tat: dessen Bedeutung ist aber passivisch (>wird gezeigt werden<).
Also - neben den Formen des Aktivs - nur die passive Reihe (bei Verben wie diesem ist
Anführung der 3. Person sinnvoller als der ersten):
ÖflAOÜ'tm, öriA.roonm 4 , töriA.w&r}, ÖtÖ'f)Äco"tm.
53.6 In gleicher Weise kontrastieren zwei andere unserer Verben: µaonyw und cntq>av&;
denn CJ"tE<pavoü'tm kann bedeuten, daß >er selbst sich den Kranz aufsetzt<, wie auch, daß
ihm dies von einem andern geschieht; µaonyoü'tm aber zeigt nur an, daß jd. gepeitscht
wird (nicht aber, daß etwa jd. sich selbst geißelte oder daß er >Von sich aus< oder >in seinem
Interesse< einen anderen peitschte). Demgemäß bietet sich von ITTE<pav6co, neben den ak-
tiven und passiven Reihen, auch die mediale:
ITTEq>avoüµm, cntq>avcl>ooµm, EITTE<pav(l}(Jaµriv, EITTE<p6.vwµm.
Eine solche existiert bei µaony6w nicht. Wiederum aber dient die (sog. mediale) Form
µaITTty<i>ooµm als Fut. Pass. 5 Auch von 'ta3tttv6w und Ö'\l'ÜW gibt es wohl Aktiv und Pas-
siv, aber kein Medium;'was man recht wohl begreift (wie überhaupt die Ursache solcher
Variation meist einsichtig ist). 3tAT]QOüµm dagegen ist nicht nur passivisch: im Munde ei-
nes Kapitäns kann es bedeuten >ich bemanne mein Schiff< (>fülle< es).
Es ist kein großes Unglück, wenn dir nicht alle diese Einzelheiten sogleich im Gedächtnis
haften. Es ist aber wichtig, sich der Tatsache solcher Variationsbreite bewußt zu sein,
weil sie bei jedem griechischen Text ins Spiel kommen kann.

3 a~L6w >fordern<; ÖµOL6w >vergleichen; o·m1x1v6w •kränzen<.


4 Auch öriA.ro&f)oE'tm.
5 Fut. Pass . µaITTtyw&f)oE'tm begegnet zuerst in der Septuaginta (der griechischen Obersetzung des
Alten Testaments, aus >hellenistischer< Zeit; etwa 200 v.Chr. und später).
APPENDIX GRAMMATICA L. 54 159

LEKTION 54

Verba vocalia: Stämme auf -ri 1 54.1

Wenige, aber viel gebrauchte Verben. Außerhalb des Präsens endet ihr Stamm auf -ri; im
kontrahierten Präsens steht entweder -ri oder -w vor der Endung: w wenn immer ein o-
Laut ins Spiel kam; sonst Tl· Jedes Iota bewirkt Langdiphthong (wL bzw. Tjl) .
Somit ähnelt die Konjugation derjenigen der Verben auf -aw; die 'Tl-Verben haben w( CJJL)
in den gleichen Formen, aber ri(Tll), wo jene ä(fü) haben. Das Paradigma wird dadurch
einfach bis zur Monotonie; aber zur Geschichte dieser Verba ist einiges zu bemerken. Ihre
Form vor der attischen Kontraktion ist z.T. unklar, und ihre Entwicklung nicht einheit-
lich. Im einzelnen:
~w >ich lebe< 54.2
Hom~r, sonstige Dichter und viele Dialekte (s. z.B. griech.
L. 25 I B3) bevorzugen ~ww,
twn~ .. . Außerhalb des Präsens wurde diese Wurzel wenig angewendet: Fut. tiJaw
manchmal schon klassisch; Etrioa, Etrix.a selten und spät. Normalerweise gebrauchte
man außerhalb des Präsens das Synonym ßL6W (ßLwooµm, E:ßCwv (!), ßEßCwx.a), auch
ßwuuw.
XQWµm >gebrauchen< 54.3
Homer XQfoµm (nur einmal!) ; to XQ'ftµa, XQf10t6~ und die ri-Formen des Verbums deu-
ten auf 11-Stamm. Dazu wohl l] XQE(a >Gebrauch, Bedarf<.
XQW >Orakel erteilen<
mit Medium XQWµm >Sich ein Orakel erteilen lassen<; vgl. XQfl0µ6~, XQTlcmlQLOV; Homer
XQELCJJ: wahrscheinlich nur zufälliger Gleichklang mit dem Vorangehenden.
XQiJ >es ist nötig•
wohl gleichfalls nicht verwandt. Ursprünglich ein Substantiv, im Indikativ ohne Hilfs-
verb (wie avayx.ri >es tut not•); Opt. XQElfl < XQll Elf); Inf. XQftvm < XQYJ dvm; Partiz.
XQll öv > XQEWV (t6: >die Notwendigkeit<); Imperf. EXQfiv, öfter XQiiV (< XQll i)v).
3tELVW - 3tELVftV >hungern< 54.4
Homer :rtnvaw. Gegen das attische -ri setzt sich das -a nachklassisch (schon bei Aristote-
les) wieder durch; nicht so, sonderbarerweise, bei önpoo - Öl'tpfjv >dürsten<.

Schematische übersieht: 54.5


Verbstämme auf -ri: Kontraktion
'Y) + 0-Laut > w WL (q>)
; jedes Iota bewirkt Langdiphthong
lJ + E-Laut > lJ 'Y)L (TI)

Präsens: Ind . = Konj. Imperativ Infinitiv


tw, tfll;, tfJL,
~wµEV ... tfJ, tiJtw ... tfJv
XQWµm, XQ'fJL, XQfl'taL, XQWµE'fra .. XQW, XQi]a'frw . . . XQfJo'frm

Stämme auf -ro (wie togffiro >schwitzen <) si nd so selten, und ihre Formen so simpel (durchweg -ro),
daß es genügt, ihre Existenz hier nur kurz zu erwähnen.
160 APPENDIX GRAMMATICA L. 55

Optaciv Partizip
~Wtr]V, ~Wtr];, ~OOtr],
tönµ€V ... twv, ~oooa: ~ci>vro;, toocrri;.
XQ<i>tµr]v, XQWLO, XQWL-ro, XQWLµdta ... XQ<i>µ€Vo;, -ov, XQc.oµfvr]

Imperfekt
E~(.t)V' Etri;. Etri, E~ooµ€V' E~f)"tE, Etc.ov
EXQ<i>µriv, ExQW, ExQf)-ro, EXQ<i>µdta, EXQT)o-0-E, EXQci>vto

54.6 Stammformen
xgwµm, XQflooµm, ExQrioaµriv, XEXQTJµm >gebrauchen< (L. 55.5)
tw, ßtooooµm ... (L.69.15) >leben<
nuvw, rcELvi]oco, ErcElVTIOa, J'tE3tElV11Xa (nachklass. JtELVÖoco, ErcE(väcm) >hungern<
ÖL't'ci>, ÖLtpi}oc.o etc. (so auch nachklassisch) >dürsten<

LEKTION 55

gibt zur Wiederholung und Befestigung aller Typen von Verba vocalia Gelegenheit:
nutze sie!
Ist dir klar, z.B., daß nµi]oco Präs. nµac.o hat, aber q:nA.i]oc.o Präs. <pLAEW, und warum?
Und weshalb {ttjgÖoc.o (von {}riQO.c.o) anders vokalisiert ist als nµi]oco (von nµac.o)? Ähn-
lich im Medium. Warum heißt das Futur JtEtQ(moµm (von JtELQWµm), aber XQi]ooµm
(von XQWµm) und x't'f)ooµm (von x-rooµm)?
Zur Kontraktion: Welche Vokalstämme kontrahieren überhaupt nicht?
55.1 Unter denen, welche (im Attischen und später) prinzipiell kontrahieren, gibt es eine
Gruppe, welche nur teilweise kontrahiert, nämlich die einsilbigen Stämme auf -€c.o 1 : es
heißt nA.tco (unkon trahiert ), aber JtAEL (kontrahiert); gleichartig z.B. öE.co tLv6; >mir man-
gelt etwas<, aber ÖEi µo( nvo;; öfoµa( oou >ich bitte dich<, aber fü:L"ta( oou >er bittet
dich< 2 •
Auf der anderen Seite wissen wir bereits, daß die Grundregel: >Langvokal außerhalb des
Präsensstammes<nicht ausnahmslos gilt (öE.c.o, Ö€ÖEµm; yd.Cic.o, EyEAaoa)3 • Und schließ-
lich kennen wir jetzt einige Verben mit Langvokal in diesen nicht-präsentischen Tempo-
ra, denen kein Kurzvokal im Präsens entspricht (µ€1..EL, µEA.i]oEL). Die Gründe für solche
Varianten sparen wir für später auf; vorläufig heißt es, sich an diese Tatsachen gewöhnen.
55.2 Ähnliches gilt auch für die Bedeutung vieler der nunmehr bekannten Formen. Wie bereits
bemerkt, sind bei weitem nicht alle Formen, die den Regeln nach möglich gewesen wä-
ren, tatsächlich in Gebrauch gewesen; und die Formen, die tatsächlich in Gebrauch wa-
ren, haben ihre Bedeutungsmöglichkeiten verschieden entwickelt. Das gilt für jede Spra-
che, und darin liegt zu einem großen Teil der Charakter und die Lebendigkeit einer jeden.

1 L. 50.3.
2 Dies gilt nicht für das Verb öEw >ich binde<, für welches Formen wie öoüv (Partiz. ), ÖlaÖOuµt:voi;
und dergleichen verläßlich überliefert sind. 3 L. 49.6.
APPENDIX GRAMMATICA L. 55 161

In unserem Zusammenhang handelt es sich hierbei hauptsächlich um die Bedeutung- von 55.3
uns her gesehen >aktivisch< oder >passivisch< oder noch anders- von Formen, diea potiori
als >Medium< oder >Passiv< registriert werden; z.B.
sog. Fut. M ed.: ß01)ooµm >ich werde rufen<,
yEAciooµm >ich werde lachen<; aber
'ttµi)ooµm >ich werde geehrt werden<,
aÖLxi)ooµm >mir wird Unrecht getan werden<;
Aar.Pass.: ft'tTftfuiv >ich wurde besiegt<,
i:qnA.f)fuiv >ich wurde geliebt<; aber
EÖEf)fuiv >ich bat<,
E<poßl]{hiv >ich fürchtete mich<;
Perf. Pass.: ÖEöouA.ooµm >ich bin versklavt< oder auch >ich habe jd. zu meinem
Sklaven gemacht< (L. 53.5),
>er (es) ist gemacht< oder >er hat etw. gemacht< (z.B.
J..Oyov, eine Rede gehalten), aber
XExtllµm >ich habe erworben<, >besitze<,
3tEcpOßl}µm >ich bin voll Furcht<.
Die verschiedenen Kombinationen dieser Varianten innerhalb der Serien von Stammfor-
men lassen sich in (recht zahlreiche) Gruppen einordnen. Wichtiger ist aber, daß man sich
eine Anzahl charakteristischer Stammformenreihen unverlierbar einprägt.
Hier folgt eine Auswahl; sie sind alle aus der Lektüre bekannt. Die unpopuläre Anstren-
gung des Auswendiglernens wird dringend empfohlen4 •

Beispiele von kompletten Stamm/ormen 55.4


A.uoo, A.uooo, EA.uoa, A.tA.uxa, A..tA.uµm, i:A.ufuiv >lösen<
A.uoµm, A.uooµm, tA.uociµriv, A.EA.uµm 5 >loskaufen<
ITTQU'tEuoo 6 , ITTQUtEuooo, EITTQO'tEuoa, EITTQ<i'tEUXa >Soldat sein<
otQa'truoµm, mga'truooµm, EITTQU'tEuoaµriv, EITTQa'tEuµm >zu Felde zie-
hen<
3tOLW (-E(l)), 3tOLf)ooo, f3t0l't'}OU, 3tE:1tOl't'}Xa >machen<
n:owüµm 7 , 3tOLi)ooµm, E3tOLT}oaµriv, 3tE3tO(T}µat >(selbst) machen<
n:md'tat 8 , n:mri-thloELm, btoti){hi, 3tEJt:OL't'}'tm >gemacht werden<

In gleicher Weise komplett sind in Gebrauch die Formen von


nµ& (-aoo)9 , nµi)ooo, htµrioa, tE'ttµT}x.a, 'tEttµT}µm, i:nµl]{hiv >ehren<;
nicht ganz so vollzählig

4 Vgl. auch - und wiederhole - die bereits früher zitierten Sätze von Stammformen.
5 >Ich habe losgekauft< (oder >bin frei<).
6 L. 36. 16: das Medium wird häufiger gebraucht; passivische Bedeutung kommt nicht in Frage
(und doch braucht Pindar einmal die Form EcrtQ<l'tEUÖT) - aktivisch).
7 Medium (aktivische Bedeutung; z.B. 'A.6yov Jt.).
8 Passiv - was natürlich in der 3. Person viel häufiger gebraucht wird als in der 1.
9 ·nµ<i>µm >ich werde geehrt< (Passiv) und >ich stelle einen Strafantrag< (Medium: L. 51/52, Anm.
5), Aor. E'tlµT)o6.µT)v, Perf. 'tE'tlµT)µm. Hierzu gehört das Fut. 't'Lµijooµm (Plato, Apo!. 37b),
welches aber auch als Passiv normal ist (>werde geehrt werden<; 'tlµT)-6i)ooµm ist klassisch sehr
selten).
162 APPENDIX GRAMMATICA L. 55

I I

-th]Qoo (-aw), ihjQäow, EitijQäoa, 'tE&fjeäxa, - , t-th]Qäfhlv >jagen<.


Das Perf. Akt. findet sich selten und das Perf. Med. Pass. nie 10 , wohl aber das Medium
-th]Qci>µm, -th]Qaooµm, t-th]Qaoaµriv >eifrig jagen<.
Keine aktiven Formen, und so gut wie kein Passiv, gibt es z.B. von den Media
ÖE<i>µm (-aoµm ), ttEÖooµm, fflEäoaµriv, 'tEtttäµm 11 >betrachten<,
XQ<i>µm (-i)oµm), xQ'tlooµm, txerioaµ11v, xtxQT1µm 12 >gebrauchen<.
55.5 Keine aktiven Formen, wohl aber passive, gibt es von
alnci>µm (-aoµm), ai:tL<'iooµm, fittLäoaµ11v, fiLti:aµm, T]Ln<iö,,v >Ursache zuschrei-
ben<, >beschuldigen<,
während zu
tci>µm (-<ioµm), i&ooµm, täoaµriv >heilen<
im 4. Jh. ein Aor. Pass. t.att,, trat und ein (seltenes) Perf. Pass. erst zur Zeit des N.T. 13 .
55.6 Einen sog. Aor. Pass. - mit aktiver Bedeutung - haben viele Verba Media, d. h. Ver-
ben mit aktiver Bedeutung, aber ohne aktive Formen; z.B.
alöoüµm (-toµm), atöfooµm, t;Löfoö,,v, TJLÖEoµm sich >scheuen vor< (Akk.), >vereh-
ren< (L. 71. 8),
öeoµm 14 , ÖET)ooµm, töET)ö,,v, ÖEÖEflµm >bedürfen<, >bitten<,
EuA.aßoüµm (-foµm), EuA.aßi)ooµm, riuA.aßi)ö,,v >sich hüten<,
bnµEA.oüµm 15 , bnµEJ..i)ooµm, btEµEA.i)fhlv >sorgen für< (Gen.).
55.7 Gleicher Art sind viele Media, von denen auch das Aktiv gebraucht wird; z.B.
JtOQEUW, JtOQEUow, bt6QEUOa >jd. in Bewegung setzen<, >ihn transponieren<, >ihn rei-
sen, marschieren lassen<;
viel hättfiger:
:7tOQE\Joµm, :7tOQEtJCJoµm 16 , tn:oeru'fhlv, :7tE3tOQEUµm 17 >marschieren<, >reisen<, >ge-
hen<.
n:A.avw (-aw ), (nachklass. nA.avi)ow, btA.avrioa, nEnA.avrixa) >irreführen<;
viel häufiger:
n:A.avci>µm, nA.avi)ooµm 16 , tn:A.avi)ö,,v, JtEn:A.avriµm >irregehen<, >umherirren<.
A.umi> (-tw ), A.uni)ow, tA.un:rioa, AEA.unrixa >jd. schädigen<, >bekümmern<,
A.unoüµm, A.un:i]ooµm 16 , €A.uni)ö,,v, AEAunriµm >sich bekümmern, geschädigt füh-
len<.

10 Dies gilt auch von dem Synonym th]QEuw; dazu griech. Lekt. 52, Anm. 5.
11 Ein Aorist Pass. E'Ö'Eath]v taucht zuerst im N.T. auf. -Andere•Media tantum<(L. 36.15)wie z.B.
µTJxavaoµm (L.5112.5) s. L.56.17.
12 XQ<i>µm heißt nie >ich werde gebraucht<, aber ein Aor. Pass. txQi)oth] >wurde gebraucht< findet
sich einige wenige Male.
13 latm Mk. 5,29 •ist geheilt<.
14 Das unpersönliche ÖEi: µm kann als Aktiv hierzu gelten; sehr selten findet sich auch öt.w >ich be-
darf<. - Das Perfekt ÖEÖb}µm ist selten.
15 Präs. auch buµO„oµm.
16 Selten, spät, Fut. 1tOQE\Jttftooµm, 1tAaVTJttftooµm, Ä.\J1tfJttftooµm, cpoflTJttftooµm.
17 Perfekt erst im 4. Jh. und selten.
APPENDIX GRAMMATICA L. 56 163

<poßw (-tw ), cpoßt1ow, ecpoßrioa >jd. schrecken< 18 )


16
cpoßoüµm, cpoßi]ooµm , tcpoßi]ih]v, n:Ecp6ßriµm >erschrecken<, >sich fürchten< 18 •
Dagegen finden sich (fast) nur >passive< Formen, und >passive< Bedeutung, bei 55.8
iiTT&µm (-aoµm), ~n11&ficsoµm, 19 T]nfi{}riv, 1ln11µm >geringer(ilno.lV) sein•, >unter-
liegen<, >besiegt werden< (un6 mit Genetiv).

18 Bei Homer •fliehen machen•, ,fliehen<.


19 Selbst von diesem Verb findet sich manchmal das Futur T)niJooµm >ich werde unterliegen<!
(L. 72.7; griech. Lekt. 72 II Hl).

LEKTION 56

Verba muta: Dentalstämme


Nach den vokalischen die Konsonant-Stämme: wie früher (L. 20) bei den Nomina, so 56. t
jetzt beim Verbum. Wir beginnen wiederum mit solchen, die auf eine Muta enden, und
zwar auf einen der Dentale d, t, th = Ö, 't, {} (vgl. L. 27).

1. Ihr Präsensstamm 56.2

a) 1. on:EuÖ·w, '\jJEuÖ·w, cpEtÖ·oµm: -ö;


2. n:Eiit·w: -it;
(3. Stämme auf -'t sind nicht häufig).
b) EQt~w (< EQtÖ-), tA.n:(~w (< EA.n:tö-), yuµvatw (< yuµvaö- 1 )
(warum nicht ':-EQ(Öw, ':-EA.n:Cöw, ::·yuµvaöco?).
Verben mit Präsens auf -Ctw und -a~co stimmen in allen übrigen Tempora so völlig mit
solchen auf -öw überein, daß sie zum gleichen Typ gehören müssen. Wie erklärt sich diese
Gleichwertigkeit?

Präsensstamm mit -j 56.3


Wir erwähnten bislang nur diejenige Bildung des Präsens, bei welcher die Endungen
(bzw. der Themavokal) direkt auf den Verbstamm folgen; bei on:tuö·co wie bei n:tµn:·w,
yQacp·w, /..uw und (scheinbar auch) n:mÖEvco.
Viel häufiger stand zwischen Stamm und Präsensendung ein konsonantisches L (j) 2, so bei
den meisten Verba vocalia (contracta), z.B. *cptl..Ejw, ·~nµajw etc. Zwischen Vokalen fiel

1 yuµva;, -aörn; ist nicht nur Nebenform zu yuµv6;, sondern bedeutet auch •trainiert< und ist so-
gar (dialektisch) Synonym für yuµvaotov- freilich nicht vor dem 5. Jh. Die Herleitung der Ver-
ben auf -atw ist in der Tat nicht so simpel, wie es für elementare Zwecke erwünscht wäre (E.
Schwyzer, Griech. Gramm. 1 734). Wir folgen hier der traditionellen Auffassung.
2 Dies zeigt sich an den Nachwirkungen und im Vergleich mit anderen IE Sprachen, zumal dem
Alt-Indischen (Sanskrit).
164 APPENDIX GRAMMATICA L. 56

dies>Jot< früh aus, ohne eine Spur zu hinterlassen 3 • Anders nach einem Konsonanten wie
hier. Neben on:EuÖw - ton:Euoa illustrieren die d-Stämme EAAi~w - l'jAn:Loa und EQi~w -
TJQLoa die Regel: die Media d mit folgendem Jot ergibt~.
Kurz:

Wie gesagt, dies Jot und seine Nachwirkung ist auf den Präsensstamm beschränkt.
56.4 Die so entstandenen praktischen Endungen -i~w und -<i~w wurden an Tausende von
Stämmen angehängt, die keineswegs auf -ö ausgingen; so entstanden Verben wie voµi:~w
(v6µoc;), aywvi~oµm (ay<i>v), avayxa~w (avayxä), 6voµa~w (6voµa't-). Auch in den
anderen Tempora verhalten diese sich nicht anders als die echten d-Stämme.
56.5 c) Stämme auf -'t und-{}
't+ j ~ > 00
{} + j (Att. n)

Tenuis und Aspirata mit Jot ergeben oo (n); z.B.


EQf.oow (< .:-EQE'tjw, vgl. 6 EQETtlc; >Ruderer<) >rudern<,
XQEi:oowv (< *xef.'tjwv, vgl. 'tO XQ<l'toc; >Kraft<) >stärker<,
n:A.<ioow (< >:·n:A.a{}jw, vgl. 6 xoeon:A.a-6-oc; >Verfertiger von Tonfiguren<) >bilden•, >ver-
fertigen<,
xoeuoow (< 'rxoeu-6-jw) >behelmen<, >wappnen<, von "1 x6euc;, x6euaoc; >Helm•
(L.28.1).
So entstanden also Präsentia auf -oow (-neo), die gleichfalls in den übrigen Tempora sich
als Verba muta, und zwar als Dentalstämme, erweisen. Viel öfter freilich wurde einfach
(s. Nr. 4) -(~eo oder -<i~w an den Stamm gehängt; so bei den -'t-Stämmen övoµa~w (St.
övoµa't-) und xaeC~oµm (St. X<iQt't-).

56.6 II. Die anderen Tempora

A. Generell
In den übrigen Tempora stößt der Dental am Ende des Verbalstamms auf den Konsonan-
ten, welcher den Tempusstamm charakterisiert (-o- im Futur und Aor. Akt. und Med.,
-x- im Perfekt Akt.,-{}- im schwachen Aor. Pass.) sowie beim starken Perf. Pass. auf des-
sen konsonantisch anlautende Endungen. Das Endergebnis dieser Kombinationen ließ
sich an den Texten der griechischen Lektion ablesen. Es läßt sich in wenige einfache Re-
geln fassen ( z. T. bereits bekannt: L. 27 .1):
56.7 1. EAn:L[öJc;, EA.n:Cöoc;; so EAn:i~co, f)An:t[ö}oa; ipEuöw, ipru[ö]ow, n:Ei'Ö'w, n:f.n:Et[{}Joo:
1 ein Dental vor -o- fällt spurlos fort J

(so auch bei ·r: ·rot~ ÖQaµa["t]mv und {}:Ti x6Qu[ß]~).


Zunächst wurde der Dental dem s assimiliert: Formen mit -ocr wie n:oooiv (< *n:oöoiv)-
neben n:oo(v - und xoeuooaµ10Voc;, -6-auµaooE'taL (Fut.) finden sich häufig bei Homer:
oben, L. 32.2.

3 Vgl. L.1.12; L.30.8; L.37.4. So auch bei 3tmÖturo < 3tmÖtujro.


APPENDIX GRAMMATICA L. 56 165

2. fiA.m[ö]xa, hprn[ö]xa, :rtbtEL[Ö']xa: ebenso:


1ein Dental vor -x- fällt spurlos fort 4 l
3. TtELcn:fov (< >:·nELihfov), Ertdcrfhi (< ::·EnEiiHh\)5 , nbtEwµm (< *nbtu'frµaL):
1 vor andern Konsonanten wird ein Dental zu o 1

Kurz:

Dental fällt aus vor s und k; 56.8


wird vor andern Konsonanten zu s

B. Zu einzelnen Tempora
1. Futurum 56.9
a) IlE(füo - J'tELOOO, avayx.a~oo - avayx.aooo, CJTtruÖro - mtruooo, :rtEC-froµaL -TtE(ooµm
- TtELoi}iiooµm: diese Formen sind normal aufgrund der vorstehenden Regeln. Ein
Spezialfall ist
b) otx(~oo - olxL<i> (im Unterschied auch zu X't(~oo - X't(ooo ); aber ebenso voµ(~oo - vo- 56.10
µL<i>, xoµ(~(l) - xoµL<i>, und entsprechend im Medium: ayoov(~oµm - ayoovwüµm und
ebenso xaQ(~oµm - XUQLOܵm.
Regel: Mehrsilbige Dentalstämme auf -(~w haben Futurum contractum.
Futurum contractum gleicht in allen seinen Formen dem Präsens eines Verbum contrac-
tum (voµL<i>, voµtEi~ ... wie :rcoL<i>, :rcotEi~ ... , xaQLoüµm, XUQLTJL ... wie :rcowüµm,
TtOLTJL . . . ).
Wir werden solche Futura auch bei einigen anderen Verbklassen finden. Dieser Typ ist
wesentlich attisch (daher auch >Futurum Atticum< genannt)6 • Seine Eigenart liegt darin,
daß als Kennzeichen des Futurums nicht der bloße Konsonant -s- zwischen Verbalstamm
und die Präsensendungen eingeschoben wurde, sondern -es-. Mithin stand sein -s- immer
zwischen Vokalen und mußte daher ausfallen. Somit blieb als Endung-Eoo übrig und ent-
wickelte sich ebenso wie im Präsens. Ein >s-Futurum< also, das sein -s- verloren hat.
2. Aorist 56.12
Zum Aorist ist nichts zu bemerken, als daß im Aktiv und Medium der Dental ausfällt
(~1tEt.[ß-]oa, E'PEU[Ö]oaµriv) und daß er vor dem --fr- des Aor. Pass. sich zu -o- wandelt
(E'PE\Joß-riv).
3. Perfekt 56.13
a) Vor dem -x- des Perfekt Aktiv fällt der Dental aus (:rtE:rtEt[ß-]xa).
Aber die Formen des
b) Perfekt und Plusquamperfekt Passiv müssen verstanden und gelernt werden. Benutze
dazu die folgende übersieht.

4 btEtoa - n:bteLxa, fiA.moa - i\A.mxa usw.: die Perfekta dürften in der Tat in Analogie zu tA.uoa -
A.tA.uxa, btotrioa - n:rnotrixa gebildet worden sein.
5 So auch in n:rnrnJitE (2. Plur. Perf.): das Sigma zwischen zwei Konsonanten in *:rtrnELitoite fiel
aus (L.22.3); das verbleibende erste Theta wurde vor dem zweiten zu Sigma. „Dental + m >
oµ«: Dies ist keine allgemein gültige Regel (man denke nur an Wörter wie toitµ6c;, :rtOQitµ6c;,
~uitµ6c;, n:6i:µoc;, fQEi:µoc;, olöµa); gültig aber im Perf. Pass. in Analogie zu allen anderen For-
men, vgl. Nr. t5f.
6 Bei Homer findet er sich allerdings vielfach, gleichfalls ohne -s-, aber meist nicht kontrahiert; 56.11
z.B. EQEW >ich werde sagen<, ayydt w >Werde melden<, ariµav€w >Werde anzeigen<.
166 APPENDIX GRAMMA TICA L. 56

56.14 Vorbemerkung betr. zwei Einzelheiten:


t. Konj. und Opt. werden stets mit Partizipien und dµ( umschrieben (1tEJ'tELoµtvoi; eh,
driv); ebenso:
2. die 3. Pers. Plur. Indik. (Perf. und Plusquamp.); denn hier würden die Endungen -vtaL
bzw. -vto, eine Folge von drei Konsonanten ergeben'.
56.15 Die übrigen Formen- aus unsern Texten bekannt- ergeben sich nach den bekannten Re-
geln (Nr. 8):
Perfekt Indikativ 3. Plural
*E'!'ruö·µm, t'!'EUÖ·om, E-lpEuÖ·'tm, t'!'Eilö·µE'fta, E'!'EUÖ·c.rltE
t ! ! ! t E'!'ruoµfvo L
, ,
E'!'Euoµm, E'PEUOaL, E'PEUO'tm, t'!'Eiloµdta, t'!'EUc.rltE ELOtV

Infinitiv lm_..e_erativ Partiz~


E'!'Evoitm, E'!'EUOO, E'!'Eilofüo ... E'!'Euoµtvoi;, -ov, -ri
i i i i
-öoitm -öoo, -ÖCJ'Ö'oo -öµtvoi;

Plusquamperfekt
*t'!'EiJÖ·µriv, E'!'EuÖ·oo, E'!'EuÖ·'to, hpEiJÖ·µEß-a, E'!'EUÖ·oß-E
! ! ! ! ! E'!'EUOµfVOL
E'!'EUOµflV' E'PEUOO, E'PEUO'tO, E'PEuoµEß-a, E'!'tuoß-E ~oav

·56.16 Mithin haben Dentalstämme im Perfekt (samt Plqu.) Passiv durchweg -o vor den Endun-
gen. Wir werden sehen, daß dies auf andere Stämme abgefärbt hat.

56.20 Anmerkung zur Syntax (Dativ)


(zur griech. Lektion II G8)
o a\rto<; oo( >derselbe wie du,
Bei Adjektiven und Verben, welche Ähnlichkeit, Gleichheit oder Ungleichheit ausdrük-
ken (öµmoi;, 6µ0t6w, &v6µot.0<;, [ooi;, lo6oo, avLooi;), steht der (die, das) Verglichene im
Griechischen wie im Deutschen und oft im Lateinischen im Dativ - doch wohl dem
originalen Dativ der >beteiligten Person< (Öµot0c; 'tci>t na:tQI.).
Und ebenso bei 6 aÜ't6<; >derselbe<.

7 Lautgesetzlich würde bei z.B. *imtEt'Öv"tm das v zu a vokalisiert werden (wie in txm6v <
*kotum); mithin die End~ng -a'tm entstehen. Diese findet sich in der Tat oft bei Homer,
manchmal auch in (älterem) Attisch„ Da sie aber eher auf einen Singular zu de\lten scheint, hielt
sie sich nicht, sondern wurde, wie oben angegeben, durch Umschreibung ersetzt.
8 Starker Aorist.
9 >Ich vertraue<, starkes intransitives Perfekt Aktiv.
10 Andere Tempora selten und nachchristlich. Zum Ablaut oJtouöi] - oxE\JÖro vgl. <p"YTJ-<pruyw.
Vgl. onouöa~co (Nr. 8, mit Anm.)
11 Später (nicht Homer) als mtE\JÖco von Ti o1touöfi abgeleitet. Futur Aktiv oxouöaoco nachklas-
sisch, Aor. Pass. E01touÖa<J'Örj nachchristlich.
12 Futur (f:A.mci>) hellenistisch; andere Tempora noch später. Ähnlich EQ(~w.
13 Perf. Aktiv erst nachchristlich.
III. Beispiele von Stammformen: Dentalstämme
(zum Lernen!)
56. 17 1 1. 1tE(füo .1tEloW E1tELOa .1tE1tELXa überreden
.1tEtß-oµm 1tELofrfiooµm E.1tEicrfhiv 1tE1tELoµm überredet werden
.1tdß-oµm .1tEtooµm Emß-6µriv 8 .7trnmß-a9 sich überreden lassen, jd. gehorchen >
~
~
nnofrfiooµm E.1tEtoß-riv (mit Dativ) tT1
2. OtcE'ÖÖw otcEuow fo.7trnoa 10 eilen, etwas ernstlich betreiben ztj
3. '\PEVÖW '\PEuow E'\PEUOa (Akt. nicht häufig) täuschen .....
'\PEUÖoµm '\PEUooµm E'Prnoaµriv E'\PEuoµm lügen (täusche in m. Interesse) ><
G)
'PEUÖoµm "1rnofrfiooµm E'PEU~V E'\PEUoµm getäuscht werden, sich irren ~

4. q>Eiöoµm q>Eiooµm E<pELoaµriv scltonen (mit Genetiv) >


~
56. 18 1 5. .1tAO't'tW (nA.aow) E1tAaoa ntnA.aoµm EitA.acrfhiv formen E::
6. UVU)"XO~(l) avayxaow TJVOyxaoa TIVOj"XOXQ ftvayxaoµm TJV<lj"XOcrfhiV zwingen >
~
.....
7. yuµva~w yuµvaow fyUµvaoa yfY(lµvaxa yfY(lµvaoµm Eyuµva<rfhrv trainieren (")

8. onouöa~w 11 onouöaooµm fonouöaoa fonouöaxa E<mouöa<Ttm ernstlich betreiben >


9. tA..1ti~w 12 T)A.1tLoa hoffen t""
V'I
10. voµi~w voµLci> E\16µLoa VEV6µLxa VEV6µLoµm E\loµi~v meinen
°'
11. otxi~w olxLci> WLXLoa - 13 WLXLoµm cinxCo{hiv gründen
13
12. x'ti~w X'tiow fxnoa - Exnoµm EX'tio{hiv gründen
13. aywv(~oµaL ayWVLOܵm ftYWVLOOµflV TtYOOVLOµm Wettkämpfen
56. 19 1 f4. OWL~W: y' (J(l) I wohlbehalten; Adj. o<i:lc; und ocöoc;; Subst. OW'ti)Q. Die Erweiterung der Wurzel mit-(~- ist auf das Präsens
beschränkt; doch finden sich Spuren davon auch im Perf. Pass.
o<i>L~W o<i>ow EO(.t)(Ja OEOWXa otowµm toro{hiv erhalten, retten
(OfO(.t)(JµaL)
(otow Loµm) a-
-"'
168 APPENDIX GRAMMATICA L. 57

LEKTION 57

1. Verba muta: Gutturalstämme

57.1 Wir kennen längst Gutturalstämme wie /...f:y·w, Ötoox ·w und äQx·w (jetzt auch äYX·W) und
wissen seit L. 20.2, L. 21.1 - vielmehr seit unseren ersten Schreibübungen-, daß Guttu-
rale vor -s (nicht etwa, wie Dentale, verschwinden - JtE(Öw, JtE(ow-, sondern) mit dem -s
den Doppelkonsonanten bilden, der im lat. Alphabet >X< geschrieben und im griech.
Normalalphabet durch das Zeichen E, ;, angezeigt wird. Also, wie bei 'tfrn; 'tETityrn;,
q:ru/...a; q:ru/...axoi;, övu; övuxoi;, so /...f:yw, /...t;w, ll..E;a; füwxw, öiw;w, Eölw;a; äQxw,
äQ;eo, ~Q;a; ö€xoµm, ö€;oµm, töE;aµ11v.

A . Präsens
In der gegenwärtigen Lektion fanden wir nun, daß
57.2 zu cpu/...a;w, tcpu/...a;a das Präsens cpu/...aoow (-nw) heißt;
zu 'taQa;w, haQa;a das Präsens 'taQ<ioow, aber
zu m(;w, ECJ'tt;a das Präsens m(~w.
Man schließt leicht, daß es auch bei den Gutturalstämmen zwei Arten der Präsensbildung
gab, nämlich auf-ö und auf-jö, und daß, wie bei den Dentalen, Tenuis und Aspirata, d.h.
x und x, mit j > -oo (-n) ergeben, und Media, d.h. y, mit j > ~-
57.3 Wiederum aber- wie bei den Dentalen - ist die Sprachentwicklung keineswegs durchweg
diesem Prinzip gefolgt; sie ist vielmehr in sehr vielen Fällen durch (eigentlich unpassende)
Analogien bestimmt worden.
Merke dir also als wesentlich:
57.4 1. Präsentia auf -ooeo (-nw) und -~eo sind nicht etwa Stämme auf-o oder -'t oder-~; sie
sind vielmehr verkleidete Guttural- oder Dentalstämme; und zwar folgendermaßen:
2. ein Präsens auf
a) -0000 ( -noo) kann Dental sein: Jt/...aoooo, Jt/...aow; ist aber meist Guttural: cpu/...aaaw,
cpuA.a;w (cpuA.a;, cpuA.axoi;); so 'taoow, 'ta;w; JtQ<loow, :rtQa;oo (obwohl -y-: 'tay6i;,
:rtQäyoi;);
b) -tw (-Cteo, -atw) kann Guttural sein: mCtw, CJ't(;w; ist aber meist Dental: t/...:rtC~w,
fi/...:rttoa (t/...:rttö-); so x't(~w, x-t(ow; voµCtw, voµui>; övoµatw, 6voµaooo.
57.5 Umgekehrt mußt du dir der verschiedenen Möglichkeiten bewußt sein, wenn du das zu
einem anderen Tempus gehörende Präsens erschließen willst, z.B. E.1tmoa, .1tE.1tmxa
können zu Präs. Jta(w gehören, aber auch zu .1taCtw; das Präsens zu rnEtoa ist .1tE(Öw, zu
ECJEtoa aber OELW. Ein Aorist auf -;a kann ein Präsens auf -xw anzeigen (tölw;a), oder
auf -yw (EA.E;a) oder -xw (fiA.EY;a), ferner auch - oft - eines auf -ooeo (-nw: tcpuA.a;a)
oder - selten - auf -~eo (lmt;a).
Du siehst, wie nötig es ist, die Stammformen vieler Verben im Kopf zu haben.

57.6 B. Andere Tempora


1. Perfekt Aktiv
Viele Guttural-Verba bilden kein Perfekt Aktiv 1 • Bei Homer finden sich darum ganz we-
APPENDIX GRAMMATICA L. 57 169

nige 2 ; im 5. Jh. werden sie häufiger; und Formen, die auch damals noch ungebräuchlich
waren, tauchen manchmal in viel späterer Zeit auf.
Es versteht sich, daß - bei k-Stämmen - kein (>schwaches<) Perfekt mit -x- Erweiterung
des Stammes möglich war; soweit solche überhaupt gebildet wurden, waren sie >Stark<;
z.B. 1tE3tQay·a, 1tE1tAT)y·a, ~Qx·a. Meist wurde dabei der Guttural aspiriert, z.B. bei
Ölooxoo - ÖEfüooxa, <puA.6:0000 - 1tE<piJA.axa, ÖnaA.A.6:0000 - anf)A.A.axa, 'taoooo - 'tE'taxa;
und neben dem intransitiven 1tE1tQaya (z.B. EU n. >es geht mir gut<) steht transitives nE-
JtQUXU >ich habe (etwas) getan<.
2. Perfekt Passiv und Aorist Passiv 57.7
Das gleiche Problem wie bei den Dentalen (L. 56.12-16) mußte sich hier (und bei allen
Konsonantstämmen) bei dem Zusammenstoß des Stammkonsonanten mit dem --tt- des
(schwachen) Aor. Pass. und mit den Personalendungen des Perf. Pass. ergeben.
Die Lautgesetze, denen die Sprachentwicklung dabei folgte, sind bekannt seit L. 3 .25 und
L.21.3 und 5. Das altbekannte Zauberwort, mitdem die meisten dieser Probleme bewäl-
tigt wurden, heißt
3. Assimilation 57.8
Es ist nützlich, diese jetzt in weiterem Rahmen zu betrachten. Wir wissen, daß ein Kon-
sonant vor aspiriertem Vokal oder Aspirata selbst zur Aspirata wird: oux ÜEL (aus oux);
und so denn Elhooxfuiv (aus EÖLoox-) und ilxihiv (aus T)y-).
Wir wissen ferner, daß EJt'tci neben Eßöoµo~ steht und ox'too neben öyöoo~. Dies bedeutet
einfach, daß die Muta vor einer Aspirata selbst zur Aspirata wird, vor einer Tenuis zur
Tenuis und vor Media zur Media; kurz: daß die erste sich der >Artikulationsart< 3 der
zweiten angleicht.
Dies ist offenbar eine physiologische Folge des Baus unserer Sprachwerkzeuge: >assimi-
liert< sprechen die verbundenen Konsonanten sich am bequemsten. Und dies gilt nicht
nur für die Verbindung von Mutae (ÖföEX'tm, EÖLwxfui). Formen wie ÖEÖEyµm und 'tE-
'tayµ€vo~ zeigen, daß zum weichenm die (weiche) Mediag sich gesellt. So ergibt sich das

Perfekt Passiv eines Gutturalstammes 57.9


yµ, X't, x-tt; ;. -s- zwischen Konsonanten fällt aus.
Perfekt-Stamm JtE<pUAax-
Indikativ Imperativ Plusquamperfekt
JtE<puA.ayµm JtE<pilA.a;o EnE<pUAayµ11v
JtE<puA.a;m JtE<puA.ax-ttw EJtE<puA.cx;o
JtE<pUAUX'tm JtE<puA.ax-ttE EJtE<pUAUX'tO
JtEcpuA.ayµE-tla JtE<puA.ax-ttoov EJtE<puA.ciyµE-tla
JtEcpuA.ax-ttE EJtE<puA.ax-ttE
JtE<puA.ayµtvm do(v JtE<pUA.ayµEVOL~oav
Infinit.: JtE<puJ..ax-ttm Partizip: JtE<puA.ayµho~, -ov, -T)
Konj .: nE<puA.ayµevo~ <h, /]L~ ... Opt.: JtE<puA.ayµEvo~ ELT)V, dr1~ . . .

1 So m(tro, otµwtro 'tLvaooro, 'taQaooro. Das gleiche gilt weithin auch für Dentalstämme (oben
L. 56.17-18).
2 Aber viele, die formal und in ihrer Bedeutung von dem späteren Typ stark verschieden sind.
3 Dieser t.t. bezeichnet, wie (>weich< oder >hart<oder >gehaucht<) die betr. Muta >artikuliert<wird.
170 APPENDIX GRAMMATICA L. 57

Die einfachen Formen des (fast immer schwachen)Aor. Pass. sind aus den folgenden Bei-
spielen zu ersehen:

57.10 C. Beispiele von Stammformen: Gutturalstiimme

Wurzel
äyw ö.y ä!;w fiyayov 4 (fixa} fiyµm ilxihrv treiben, führen
Ö.QXW Ö.QX dQ!;w T)Q!;a (fiexa) 5 fieyµm fi~v erster sein
fü<.Oxw füwx öui>!;w tfüw!;a (bt:öiwxa )5 (öefüwyµm )6 töui>x&r)v verfolgen
t'>..f:yxw f;..eyx tl.ey!;w TJAE)'!;a tl.ijl.E)'µm 7 ~A.tyx&r)v kritisieren
fxw (s)EX (~!;w ~axov etc.: L. 68) halten, haben
cpeuyw <peu/uy cpru!;oµm ~<puyov necpeuya fliehen
öexoµm öex öe!;oµm EÖE!;ciµT)V ötöE)'µm _8 auf-, annehmen
aMciO(J(I) 9 ill..ay ill..a!;w f}Ua!;a - 10 f)Uayµm fiUax&r)v ändern
i\MaYTJV
(n:At')oow) 1 1 TCATJY rcl.i)!;w fa>-11!;a TCETCATJYU tttnl.T)yµm tn:J.ijYTJv schlagen
'tUQUO(J(I) 'taQUX mQa!;w h<lQa!;a 'ttcaQayµm haQ<ix&r)v verwirren
'tclOOW Tay T<l!;w ha!;a (Tttaxa) 12 Tf'tayµm hax&r)v hinstellen
<pUAaOO(I) cpul.ax cpu>.a!;w tcp\JJ.a!;a (necpul.axa) 12 necp\JAayµm tcpuMx&ri bewachen
atCtw atly atC!;w ~att!;a ~attyµm brandmarken
ocpa~w 13 mpay ocpa!;w focpa!;a focpayµm EO<JlclYTJV schlachten
ocp<inw

57.11 II. Syntax


lxQxco, ö.Qxoµm; :rcauw, nau~µm

(griech. Lekt. 1 B-D)


UQXCO
Grundbedeutung >Erster sein< (vgl. L. 38.14); mithin mächtiger, mehr hervorragend als
andere: also >herrschen über .. ,<Verständlich, daß die somit Verglichenen im Genetiv
stehen. UQXEL noU&v >er herrscht über viele< (ist der erste im Vergleich mit vielen); vgl.
ßamA.Eu~ IlEQO<i'>v, <lQXCOV 'toi:l O'tQU'toü 14 •
Aus der gleichen Grundbedeutung fließt die Bedeutung anfangen; und zwar
Aktiv: ClQXCO ich fange an, setze etwas in Gang, was dann andere weiterführen mögen
(griech. Lekt. 1 C3 noAiµou ä.Qxov-rcc;);

4 Aor. Akt.: der einzige mit (attischer) Reduplikation; Perf. Akt. nachklass. und selten.
5 Perf. Akt. nachklass. und selten.
6 Perf. Pass. zuerst in Ev. Mt. 5, 10.
7 Perfekt mit attischer Reduplikation {73 .11 ).
8 Aor. Pass. spät und selten.
9 Durchweg, für -oow, spezifisch attisch (auch boeotisch und kretisch)-nw (so z.B. die Komödie,
Plato, Demosthenes); aber -oow (wie Homer) Tragödie und Thukydides.
10 In Komposita manchmal Perf. Akt., z.B. (in:t')AJ.axa.
11 Das Simplex wird im Präsens klass. nicht gebraucht (man sagt naiw oder 'tU1t'tro); wohl aber
txnl.t')ooro, welches in der übertragenen Bedeutung >erschrecken< Aor. Pass. mit Ablaut t!;t-
1tAclYTJV hat. - Vom Perf. Pass. abgeleitet das Fut. Pass. 1trnA.f(;E'tm (griech. Lekt. II Jl).
12 Perf. Akt. spätklass. und selten.
13 g-Stamm, daher -t-; aber attisch meist -TI-.
14 Gleichermaßen T)yfoµm (vorangehen), mit Genetiv >führen< (auch mit Dativ: >beteiligte Person<:
>Führer sein für jd.<).
APPENDIX GRAMMATICA L. 58 171

Medium: (tQXoµm ich fange etwas an, das ich selbst weiterführen werde (f)Q;a.To TO'Ü 1.6-
you >er begann seine Rede<).
Wenn ausgedrückt wird, daß etwas >beginnt<, wird das Medium viel öfter gebraucht als
das Aktiv.
Wenn jemand etwas beginnt, kann das Begonnene auf viele verschiedene Weisen ausge-
drückt werden:
1. durch ein Nomen im Genetiv: (tQXE'tE TOÜ 3toMµou 15 >ihr laßt den Krieg ausbrechen<;
btEL"tEQ rum; ~Qyµm TOÜ n:6vou 'toUTOtl >nachdem ich einmal diese Mühe auf mich ge-
nommen habe<;
2. oder durch einen Infinitiv (wie im Dt. und Lat.): llQXOVtO 1tOAEµEtv;
3. oder durch ein Partizip: T)Q;a.To Af.yoov.
Außerdem merke äQxf)v (tQXW >ich bekleide ein Amt<.
nauoo 57.12
Jtauoo Ti)v µltXTJV, µa.xoµtvoui; >ich mache dem Kämpfen (anderer) ein Ende<;
n:a.uoo a.ÜTÜV Tf)<; µaxrii; >ich mache ihn aufhören mit Kämpfen<;
1tO.Uoµm µltXTJ<;, µa.xoµEVO<; >ich höre auf ZU kämpfen<.
Auch intransitiv - nur Imper. Präs. Akt. - na.fü: >halt!<;
n:aüE, :n:a.üio TO'Ü l.6you >hör auf mit deinem Gerede!<

LEKTION 58

1. Verba Muta: Labialstämme 58. t

Bl.f.rtoo, AEtrtoo, TQLßoo, YQ<i<poo: wir kennen längst Stämme, die auf Labiale auslauten; er-
sahen aus Beispielen, daß Stämme auf -pt (wie ßl.<inToo - ßl.<i'tpoo, xAf.JtToo - xMlpoo,
XQU1t"too- XQU'tpoo) keine t-Stämme sind (so wenig wie <ptiA<iTTOO - <pul.a;oo ), sondern La-
bialstämme mit eigenartigem Präsens.

A. Präsens
Die zuerstgenannten Beispiele sind offenbar wiederum Präsentia auf -oo, während dieje-
nigen auf -1tTOO sich aus -jö entwickelt haben.

B. Die übrigen Tempora 58.2


1. Futur und Aorist, Aktiv und Medium
K'\JxA(l)lp - Kuxl.oono<;; "AQa.lp - "AQa.ßoi;: wir wissen, daß jeder Labial mit -s > ps er-
gibt, geschrieben lp, analog dem ; aus Guttural plus s.

15 Warum der Genetiv? Die weite Bedeutungssphäre des Genetivs erlaubt verschiedene Antwor-
ten, deren keine voll befriedigt. Ist er beibehalten von der Nuance des >Erster-seins<, des >Herr-
schens über<? Oder wird der >Bereich<gedacht, innerhalb dessen das >Anfangen<sich abspielt?
Also >echter< Genetiv? Oder >ablativischer<?
172 APPENDIX GRAMMATICA L. 58

Also - wie bekannt - ßA.rnw - ßA.E'Poo - fßA.E'\im,


tQißoo - 'tQi'Pw - f°tQt'Pa,
YQacpw - YQ<i'PW - EyQa'iJa.
Genau so also auch z.B. ßA.Cm'too - ßÄa'Pw - tßA.a'iJa,
xA.rn'too - XÄi'Pw - btÄ.f'Pa, und
XQV:7t'too - XQV'PW - EXQU'iJa.
So auch im Medium, z.B. 'tQatoµm - tQE'iJoµm - hQE'P<iµriv
µE'tn:7tEµn:oµm - µE'tn:7tEµ'iJoµm - µE'tE:7tEµ'Paµriv
YQci<p0µm - yQa'Poµm - EyQmvaµriv.
Ein starker Aorist - wieder ein alter Bekannter (L. 29 .4) - ist uns nur bei Ä.EL:7tW - D..1Jtov
(auch Med. E:Ä.tn6µriv) begegnet, und nur 'tQbtoµm hat einen starken Aorist hQa:7t6µriv
>ich wandte mich< 1 (z.B. zur Flucht) neben seinem schwachen Aorist hQE'iJ6.µ'flV >ich
wendete< (durch meine Anstrengung) z.B. die Feinde, d.h. >schlug sie in die Flucht<.
58.3 2. Perfekt Aktiv
ytyQa<pa, 'tEtQt<pa, XExQU<pa, ßtßJ..mpa: die Labiale bilden starkes Perfekt Akt. (ohne
-k-), mit- meist - aspiriertem Stammauslaut; und zwar mit Ablaut -o-, wenn der Stamm
einen e-Vokal (oder e-Diphthong) enthält; z.B. ntµnw- ntnoµ<pa, xJ..Emw - xtxÄ.o<pa,
'tQatW - 'tEtQO<pa; auch Ä.Einoo - MA.mna (!).
58.4 J. Aorist Passiv
Meist stark, d.h. ohne --fr-; z.B. hQißriv, tßA.aßriv, EYQ<i<prtv; dabei Ablaut -a-:
txJ..cinriv, hQ<irtT)V, ECTtQ6.<prtv, wenn der Stamm einen e-Laut enthält. Bei vielen gibt es
alte, schwache Nebenformen wie hQi<pth), tßJ..ci<pth), und einige sind ausschließlich
schwach. Bei diesen gilt dann die Regel: >Aspirata vor Aspirata<, also -<p{}-, z.B.
Entµ<pth)v, EÄ.Ei<pth)v und sogar fflQE~V (sie, von tQE<pw) neben hQa<prtv, zur Unter-
scheidung von E'tQE<p'Ö'T)v (neben hQMflV) von tQE:7tW.
Davon abgeleitet, in normaler Weise,
Futur Passiv: z.B. rtEµ<p{hlooµm, tQa<pijooµm, ßJ..aßijooµm .
58.5 4. Perfekt Passiv (samt Plusquamperfekt)
Das bekannte Problem des Zusammenstoßes von zwei (in der 2. Pers. Plur. sogar drei)
Konsonanten (L. 56.14 und L. 57 .7). Wir kennen die Regeln für die daraus folgende Ent-
wicklung (L. 57. 8):
a) Angleichung der Artikulationsart der ersten Muta an die der zweiten;
b) jeder Labial mit s ergibt 'iJ; und fügen hinzu:
c) ein Labial vor -m assi~iliert sich dem -m, ergibt also -µµ.
Obersicht:
jeder Labial (ß, n, <p) + o > '4' (ßEßÄ.a'Pm < -ßom)
+ 't > :7tt (ßtßÄ.a:7ttat < -fhm)
+ -fr > <p-fr (f3€ßJ..a<p{tE < -ß-frE < -ßo6E)
+ µ > µµ (XEXÄEµµat < -nµm).

1 Aktives ~'tQrutOV, intransitiv, begegnet bei Homer und ihm folgender Dichtung.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 58 173

Aus diesen elementaren phonetischen Tatsachen ergibt sich das


Perfekt Passiv eines Labialstammes
Perfekt-Stamm
Indikativ ln~erativ Plu~uam..e_erfekt
ytyQaµµm YEyQO'\VO EyEyQaµµT}V
ytyQa'\Vm YEYQ<l<p'Ö'oo EYEyQO'\VO
ytyQrut'tm YEyQCl<pitE EyEYQwt'to
YEYQ<lµµEita YEYQ<l<pitcov E:yEyQaµµEita
YEyQCl<pÖE EyEyQCl<p'ftE
, „
YEYQaµµtvm doiv yEyQaµµevm rioav
Infinit.: YEYQ<l~m Partizip: YEYQaµµtvoc;, -ov, -T}
Konj. : yEyQaµµtvoc; cb, ~L<; •.. Opt.: YEYQaµµtvoc; Eiriv, Ei'.flc; . . .

5. Ein Sonderfall: 'tQE<poo, ÖQE'\VW 58.6


Perf. Akt. 'tE'tQO<pa, aber Pass. 'tfflQaµµm:
Wie bei Ti ÖQi;, 'tQLX6c; (oben, L. 21.6) ein Fall von Dissimilation von Aspiraten. Die
Wurzel war offenbar ÖQE<p-, dissimiliert zu 'tQE<p-, außer in den Formen, in welchen die
zweite Aspirata (<p) zur Tenuis (n:) wurde. In dem (recht seltenen) schwachen Aor. Pass.
E:itQE<p'Ö'T}v freilich wurde das originale it- nicht dissimiliert1 .
Aus dem gleichen Grund hat itruri;w den Aor. Pass. haqniv (vgl. 6 'tci<prn; >Grab<). In al- 58.7
len anderen Tempora ist die zweite Aspirata der Wurzel ::--tta<p- eliminiert und daher die
erste erhalten.
C. Beispiele von Stammformen: Labialstämme 58.8
1. YQ<l<pw YQ<l'\Vw E"(Qaipa ytyQa<pa yfyQaµµm E:yQciqniv schreiben
2. AEl3tW AE('\VW EAL:J'tOV A.tA.m:na AEAELµµm EAEf<p'Ö'T}v (ver )lassen
3. 3tE!J.3tW :n:tµ '\VWEn:Eµipa n:t:noµqia :nrnEµµai E:n:tµqiitT}v senden
4. iQtßro 'tQt\j/W f:tQt\j/a 'tE'tQ'i:<pa tE'tQ'Lµµm hQTßriv reiben
5. itcim;oo füi'\Vw Eitaipa i:titaµµ<:u haqniv begraben
6. xÄrni:oo x.At'\Vw ExAE'\Va XExAO<pa X.EXAEµµm EX.Acl:JtT}V stehlen
7. XQU3t't(l) 'KQU'\VW EXQuipa (XEX.QU<pa 3 ) 'KEX.QUµµm EXQU<p'Ö'T}v verbergen
8. O'tQE<pW O'tQE'PW EO'tQEipa (Eo'tQo<pa 3 ) EO'tQaµµm EO'tQcl<pflV drehen
9. 'tQE:rt:oo 'tQE'\VW hQEipa 4 'tE'tQO<pa i:t-rQaµµm hQWtT}V5 wenden
10. 'tQE<pW ÖQE'\VW EitQEipa 'tEtQO<pa 'tEÖQaµµm f'tQclqJTJV 6 nähren

II. Zur Syntax


Einiges zum Akkusativ 58.9
Unterschiede im griechischen und deutschen Gebrauch beruhen prinzipiell auf größeren
oder kleineren Verschiedenheiten der Auffassung; dabei kann der Deutsche sich oft dem
Griechischen nähern durch einfache Variierung der Wiedergabe einer griechischen Äuße-
rung.
2 Hast du das Scholion zu Text II Gt in der griechischen Lektion beachtet?
3 Nicht klassisch.
4 hQrutov poet.
5 Auch hQE<pihjv.
6 Auch E'ÖQE<pihjv.
174 APPENDIX GRAMMA TICA L. 58

1. Der Akkusativ als Objekt


Z.B. erinnert uns der Text II Hl der griechischen Lektion daran, daß der Grieche sagt
Ö><pEAW OE und ßA.rut'tO> OE: er faßt also die affizierte Person als Objekt der Handlung,
während der Deutsche durch den Dativ sie als >beteiligte (involvierte) Person• charakteri-
siert - wenn er die Verben >nützen• und >schaden• gebraucht. Setzt er stattdessen >fördern•
und >schädigen•, so werden Auffassung und Konstruktion der griechischen gleich.
58.10 So auch bei den bedeutungsverwandten Ausdrücken E'Ö bzw. xaxci>c; rrmEiv 'tlVa: Beim
deutschen >Gutes•, bzw. >Böses tun• entspricht wieder ein Dativ dem griechischen Akku-
sativ; mit >fördern< und >schädigen• könnte man sich auch hier dem Griechischen nähern.
So wiederum mit den ähnlichen Ausdrücken EU bzw. xaxci>~ AEYElV nva: >Gutes• bzw.
>Schlechtes über jd. reden•. Sage stattdessen >loben< (oder >preisen•) und >schmähen•, und
der Unterschied verschwindet.
Ein letztes Beispiel: <pEuyw 'tOU<; rroAEµ(ou~ bzw. rltv XOOQ<lV: >ich fliehe vor den Feinden•
bzw. >werde aus dem Land (des Landes) verbannt<. Mit >fliehe die Feinde< bzw. >muß das
Land verlassen< verschwinden die Verschiedenheiten der Syntax.
Wichtig ist dabei nicht, wie man >übersetzt<, sondern, daß man die Bedeutung der griechi-
schen Formen richtig versteht. Also erinnere dich:
ch<pEAci>, ßA<m'tw 'ttvcl.,
EU rrm<i>, xaxorrmci> nva (so aÖl'X.Ü> nva),
E'Ö /...f,yw, xaxci>~ A.f.yw nva,
<pEUYW 'tlVcl ('tt).
58.11 2. Figura etymologica
L. 56 II K l: aywv(~ou i:ov xaA.ov ayci>va, vgl. ebd. K5;
L. 57 II B5: aA.A.rtv CtQXfJV oufü:µ(av ~Q;a:
Ofter als wir ergänzt der Grieche ein Verbum durch ein Nomen des gleichen Stamms im
Akkusativ (man nennt das figura etymologica ). Der Akkusativ hat in der Regel ein Attri-
but bei sich (wie hier); andernfalls würde die Zufügung inhaltlos 7 •
In anderen Fällen ist die Ergänzung nicht etymologisch, doch aber sinnverwandt; z.B.
L.17 I E2: o[ rrQ6yovm xaA.a~ vEVtxftxam µaxac; 8 •
58.12 3. Doppelter Akkusativ
ß(Öaox.t µE: >lehre mich<: Das Akkusativ-Objekt ist hier die Person;
XQlJ µavitcl.vELv xai. ÖtÖaoxELv 'ta agto'ta: >das Beste lehren•: Das Akkusativ-Objekt ist
die Sache. Füge beides zusammen:
i:a UQt<rta füöaoxt µE: >lehre mich das Beste•:
Im Griechischen wie im Deutschen stehen jetzt zwei Akkusativ-Objekte, Person und Sa-
che bezeichnend, bei diesem Verb: >Doppelter Akkusativ•.

7 Es gibt einige feststehende Ausdrücke dieser Art ohne Attribut, z.B. <puA.a.xa~ <puA.aoonv >Wache
stehen•, <p6Qov <pfQELV >Tribut zahlen<.
58.13 8 Man nennt solche Akkusative auch >inneres Objekt<. Bedenke aber, daß es sich um intransitive
Verben handelt. Jedenfalls bietet sich der Akkusativ-der >Wohin-Kasus<- für diesen Gebrauch
ebenso natürlich an wie als Objekt transitiver Verben und als >Akkusativ der Beziehung< (>Accusa-
tivus Graecus<), wie l:\JQO~'toy€vo~ •ein Syrer in Bezug auf Abstammung (der A. nach)<, L. 321 A
und Bt und voodv 'tO ofuµa. >krank sein am Leibe<. Vgl. L.6.2.
APPENDIX GRAMMATICA L. 59/60 175

So in der griechischen Lektion


II A2: o\Jötv OE XQ'Uipoo: >ich werde dir nichts verheimlichen< (>Vor dir verbergen<): Hier
hat das Deutsche eine andere Konstruktion. Vgl.
L. 561 Dl: 't(va öoxEic;:rtE(OEtv'taÖE; wieder zwei Akkusative, zwei Objekte, Person und
Sache bezeichnend. Wie würde dies auf Deutsch ausgedrückt werden? Gleicher Art ist
OWTI'JQ(av OE ahro: >ich bitte dich um ... < Logisch etwas anders ist
L. 58 1 Bl: MO.rrrnc; YQ6.<pE'taL aU'tOV YQUcpflV aoEßEtm;: Zwei Akkusative: einer ist das
direkte Objekt (die Person bezeichnend), der zweite das >innere Objekt< (s. Nr. 11).
L. 58 II B4: Ti]vö' eO.oµev 66.:rt"touoav: >diese haben wir gefangen, begrabende• (>als sie
begrub<): Hier ist der zweite Akkusativ Attribut zum ersten (wofür man überflüssiger-
weise den t.t. >Participium coniunctum< erfunden hat).
L. 5 8 II B 1: ßava'tov 'tTJV ~'Y)µ(av Ö.:rtELAi}oac;: >den Tod als Strafe androhend<: Der zweite
Akkusativ ist Erweiterung des Prädikats; ganz ebenso in
L. 581 Hl: 'to'ilc; 'tQ01touc; anA.oüc; EXOO. Vgl. ebd. H2 und bekannte Ausdrücke wie <pLAOV
OE EXOO, OW't'f}Qa a\J'tov voµ(~w: Deutsch: >habe zum .. .<, >halte für .. ,< Griechisch:
>Doppelter Akkusativ<.
Es ist wichtiger, daß dir diese Gebrauchsweisen des Akkusativs vertraut werden als die
logischen Differenzen zwischen ihnen und die verschiedenen Möglichkeiten, sie in der
Muttersprache wiederzugeben.

LEKTION 59

Wiederholung aller Verba muta

LEKTION 60

1. Verba liquida

Verba, deren Stamm auf eine Liquida(/ oder r) endet (ayyEA-, xaßaQ-) und >Verba nasa- 60.1
lia< (-m oder -n, z.B. VEµ- oder µev-) verhalten sich fast durchweg gleich. Hier zunächst
die Verba liquida.

A. Bildung der Tempora


1. Das Präsens 60.2
ayytA.A.oo neben äyyfl...oc; und Fut. ayyE'A.ro,
mtUw neben cm6moA.oc; und Aor. Pass. E:ma.A.riv,
o<pal..A.oo neben Fut. o<paA.ro und Aor. Pass. E:o<paA.riv,
ßWJ..oo neben ouµßoA.ov und Aor. Akt. EßaA.ov,
176 APPENDIX GRAMMATICA L. 60

btayyOJ„oµm neben ruayyfA.tov und Aor. Med. E3tTJYYELAa'to


zeigen: Verbstämme auf -A. enden im Präsens auf -U.
Die Ursache: Das Präsens aller Verba auf-/... wurde auf-jö (-iw) gebildet;-lj wurde zu -11.
60.3 <pi}ELQW neben qi'ftoQO. und Fut. ~EQÖ>,
OJ'tELQW neben OJ'tEQµa und Fut. OJ'tEQÖ>,
xa'fta(Qw neben xa'ftaQ6c;, xa'ftaQµ6c; und Fut. xa'ftaQÖ>,
a[QW neben Fut. CxQÖ> und Aor. Pass. fiQ'ftriv
zeigen: Stämme auf -Q zeigen im Präsens ein Iota vor dem -Q.
Die Ursache: Auch diese wurden auf -joo gebildet; das Jot nach dem -r wandelte sich zum
Iota vor ihm (wie in TtÖE'La < *T]ötFja und µtA.mva < *µtA.avja, L. 35.7).
60.4 Somit ist der Präsens-Stamm stets verschieden von den Stämmen der anderen Tempora.
Nur das Präsens ÖEQOO ist mit der bloßen Endung -oo (ohne Jot) gebildet; die (recht selte-
ne) Nebenform ÖELQW dagegen, in Analogie zu allen übrigen Liquida, mit Jot.
60.5 2. Das Futurum
ayytUw, V Ö..Y'(EA-: ö.Y'{EAÖ>; O'tEAAW, V O'tEA-: O'tEAÖ>;
mpW.A.w, V oqiaA.-: oq>W..<l>; ßaUoo, V ßa/..-: ßa/..oo;
<pi}ELQOO, V <pi}EQ-: <pi}EQÖ>; ÖEQ<O, V ÖEQ-: ÖEQÖ>;
xa'Ö'a(QOO, V xa'ftaQ-: xa'ftaQÖ>; a[Qoo, V Ö..Q-: Ö..QÖ>; also
>Futurum contractum< (auch >Fut. atticum< genannt), wie zu den mehrsilbigen Stämmen
auf -(~oo in L. 56.10 erklärt. Nach dem Verbalstamm Endungen, welche denen des Prä-
sens der Verba contracta gleichen: O'tEAÖ>, O'tEAEL<; ... wie J'tOLÖ>, J'tOtE'Lc; ... aus >:·-t[o]w,
'~-t[o]Etc;: ein -s-Futurum, das sein -s- eingebüßt hat.
So auch im Medium, z.B. EJ"tayytUoµm- bta"'('(EAoüµm (< ::·tJtayyEl..t[o]oµm), atQo-
µm - CxQo'Uµm (< '=·ö..Qt[o]oµat), konjugiert wie Jtotouµm, J'tOtfJt ... Kurz gesagt also:
Verba Liquida haben s-Futur ohne -s-, Futurum contractum.
60.6 3. Aorist Aktiv und Medium
ayyt/...A.oo, (*ih'YEAOa >) tl"'('(ElAa; O'tEAAW, ('~EO'tEAOa >) EO'tELAa;
mpaUoo, c=·toqiaA.oa >) EO<JlTJAU; [ßO.Uw, EßaA.ov: starker Aorist];
<pi}ELQW, ('~Eq>'ftEQoa >) Eq>'ftEtQa; ötgoo, (':"EÖEQOa >) EöHga;
xa'fta(Qw, ("'txa'ftaQoa >) E:xa'ftriga;,atQw, (::·~Qoa >) ~ga; 1
EJ'tClY'fEAA.oµm, C:-E1tTJYYEAoaµriv >) E3tlJYYEtA.aµriv;
atQoµm, (':·fJQo<iµl]V >) TJQUµTjv 1 •
Zu allermeist: schwacher, d.h. s-Aorist, welcher - nach der Liquida - sein -s- verloren
hat. Dafür ist aber der vorangehende Vokal gelängt (>Ersatzdehnung<) 2 •

"' .
60.7 1 Der Aorist von CllQCO hat T] nur im Indikativ-wo es Augment ist-, sonst aber a (frQ<.0, äQClLµt etc.
und CtQWµm, CtQa(µriv etc.). Das kommt daher, daß die kurze Form dieses Verbs das Endprodukt
einer langen Entwicklung ist: seine Wurzel war ursprünglich \1 &.FEe-: daher Präsens <ifEQLo.> >
ö.FE(Qro > Ö.tLQ<.O (so Homer)> ai'.Q<.0. Die entsprechenden alten Formen des Futurs (afEQO& >
Ö.EQ&) und des '\orists (i\fEQOCl > fiEQCl = fJELQCl, Konj. 0.FEQoW > Ö.EtQCO) wurden analog kon-
~rahiert zu Fut. CtQÖ> und Aor. ~QCl , Konj. CtQCJJ etc.; immer mit lt. Entsprechend Med. T]Q6.µriv,
äQwµm etc.
2 Also anders als bei W..c;, W..6<; (L. 25.2) und Qt]'tWQ- QTJ'tOQOLV (L. 25.1 ), anders auch als beim Perf.
Pass. eben dieser Verba liquida (z.B. T)yyEA.om, Nr. 10).
APPENDIX GRAMMATICA L. 60 177

Dabei wird
E > E = Et: m:OJ„w - EcrtELA.a, EITTELA.aµriv.
a > 11 : xatlaCew - txafrriea, haÖt}eaµriv.
Also auch hier: s-Aorist ohne -s-.
Beispiele der Modi:
i')yyEtAa, ayyEtAW, ayydA.mµL, Ö."(YELAOV, ayyEtAm, ayyE(Afö;,, -Ö.V, -äoa.
txa'Ö'r)ea,xafrfiew,xafrfieaLµt,xa'Ö'r)Qov,xaßftQat,xafrfjea~,xat}f}Qav,xafrfjeäoa
EJtflYYELA.aµriv, btayyECA.wµm, tnayyEt.A.aCµriv, ErtayyELA.m, bcayyECA.ao'ftm, btayyn-
A.aµEVo~, -ov, -ri;
~Qa, Ö.QW, CtQmµL, UQOV' X'tA.; fieaµriv' agwµm, clQaiµriv' X'tA.
N .B. ßaUw hat starken Aorist: tßaA.ov, tßa/..6µriv.
4. In den übrigen Tempora (Perf. Akt. und Pass., Aor. Pass.) 60.8
zeigen einsilbige E-Stämme Ablaut auf -a-; z.B.
m:tUw - tm:aA.xa, tm:aA.µm, tm:aA.11v,
(aber Q"(YEAAW - TtY'fEAXa, i')yyEJ..µm, TJYYEA{hiv)
cp'ftdgoo - tcp'ftaexa, tcp{}aeµm, tcp{}agriv.
5. Perfekt Aktiv 60.9
(von vielen dieser Verben selten, von manchen gar nicht bezeugt) meist >Schwach<(mit
-x-); z.B.
6.yytA.A.oo - i\yyEA.xa; m:tUw - Em:aA.xa
cptlEtQW - Ecp{}aexa; atew - ltgxa.
Neben fütcp{}aexa findet sich das starke Perfekt ÖLtcp{}oga 3 •
6. Perfekt Passiv (Medium) 60.10
Völlig regelmäßig; jedoch bedenke:
a) Sigma zwischen Konsonanten fällt aus (wie immer), z.B. also ftyyEA.[o]'ftE,
t;yyt/..[o}ftm, ExExatlae[o]tlE, Ecp{}ae[o]tlE, tcp{}ae[o]tlm;
b) 3. Plur. wird- wie gewöhnlich bei Konsonanten-Stämmen- umschrieben (>periphra-
stisch gebildet<), z.B. tocpaA.µtvm Elo(v (cbotv, EiEV, ~oav).
Also z.B.
TjyyEA.-µm, -om, -'tm ... ; fjyyEA.µtvo~ cb (~L~ , f}t ... );
T]yyEA.µtvo~ Etriv (ElT)~, Etri .. . ); ftyyeA.oo, i)yytA.[o]tlw ... ; fiyytA.'ftm.

7. Aorist Passiv 60.11


ist schwach bei mehrsilbigen Stämmen, z.B. iJyytA.ß-r], Exatl<iQtlf),
und stark bei einsilbigen Stämmen, z.B. töaeri, to<paA.ri, tcp'fr<iQTJ.
Davon abgeleitet Futur Passiv, z.B. ayyeA.frfjonm, xa-ftaQiti}OE'tm, ÖaQytOE'tm. Aber
alew hat Aor. Pass. i')Q'Ö'r) (weil orig. zweisilbig aE(QW),
ß<iA.A.oo hat vom Perfekt an den abgelauteten Stamm ßA.rJ- (ßtßA.rixa ... ),
daher Aor. Pass. EßA.T){}ri.

3 Das Simplex ~<p{}oQCl selten und spät; aber Ölecpf}oQ<l >habe verderbt, zerstört< ist klassisch nor-
mal; während dasselbe später vielmehr mit intransitiver Bedeutung (>bin ruiniert<) gebraucht wird.
178 APPENDIX GRAMMATICA L. 60

60.12 B. Beispiele von Stammformen

ITTEAAW O't:EAW Em:FLA.a f.o-rnha EoTaA.µat EOTUAT]V senden


ayyfi1.AW a:yyEAw i]yynA.a (ijyyEA.xa) 4 i]yyEA.µm fiyy€A.{hiv melden
oc:paAl..w ocpaA.w Eo<pT]Aa (fo<paA.xa) 4 fällen
ocpaA/...oµm oqiaA.i]ooµm EO<pUAT]V fo<paA.µm fallen
ßaAA.w ßa"Aw Ej3aA.ov j3EßA.rixa ßEßA.riµm E:ßA.i]{hiv werfen
füQW ÖEQW EÖELQU ÖEÖaQµat EÖUQT]V schinden
(ÖdQW)
01TElQW OJtEQW EoJtELQU EoJtagxa fo1taQµm EoJtUQT]V saen
<pßEtQW 5 <pfüQw E<pßELQU (r<pf>agxa) 4 tc:pf>agµm E((J-fiUQT]V verderben
xaßa(QW xa-ßagw EX<i"Öl}QU xExaßagµm E:xaßag{hiv reinigen
ULQW ~Qa (ägw . . . ) ~gxa ~Qµm lJQ{hiV heben
al'.goµm CtQOܵat

60.13 II. Einzelnes zur Syntax

Beachte in der griechischen Lektion u.a.:


1. In I F4 die Substantivierung des Fragesatzes Jtci:Jc; ÖEt ~flv durch den vorgesetzten Arti-
kel; dies Ganze verbunden mit dem Infin. ocpaÄ.A.rn'frm durch die Präposition JtEQl mit
Genetiv. Substantivierte Infinitive (oben, L.17.12) auch in I F7 und II C2; und die spe-
zielle, und uralte, Fähigkeit des Infinitivs, einen Zweck oder Vorsatz auszudrücken (auch
im Deutschen noch lebendig) in I BS XllQUOOELV und xa{tflgm II E4 (>sie sollten reini-
gen<); vgl. z.B. griech. L. 62 D2.
2. In II Fl die >Figura etymologica< xa'fragµov xaß-atQElV: Verb und Objekt von gleicher
Wurzel; das Objekt mit dem - unerläßlichen - Attribut (s. L. 58.11).
60.14 3. Die verschiedenen Funktionen von Partizipia, z.B.
a) in III A 1, mit Artikel, fast wie unabhängige Substantiva (>die Sieger< oder >die gesiegt
haben< usw.), im Dativ;
b) in I B4, ebenfalls selbständig, mit Artikel und Objekt ö ÖEX6µEvoc; uµö.c;, als Subjekt
- wo das Deutsche einen Nebensatz brauchen dürfte; vgl. II E2;
c) oft- gleichwie ein Adjektiv- als Attribut zu einem Subjekt, Akkusativ-Objekt usw.
Erwäge die Leistung solcher >Participia coniuncta< und wie dies auf Deutsch auszu-
drücken wäre, z.B. in I B8; I C2; I F3; II A2 und 3;
d) in II F2 muß logische Analyse (nicht so der spontan Sprechende) ein Subjekt im Ak-
kusativ (etwa touc; -0-Uovta<; oder ijµö.c;) ergänzen, zu welchem das Partizip xa'frllgaµE-
vouc; Attribut wäre; im Deutschen wäre mit Zufügung von >man< eine dem Griechi-
schen ähnliche Satzkonstruktion möglich.
Eine instruktive Kollektion verschiedener Partizipien begegnet in dem Zitat aus Platos
>Gesetzen< (II Fl); eines als Attribut zum >Akkusativ des inneren Objekts< (wie die Figura
etymologica auch genannt wird), in i:ov JtQOo'flxovi:a xa-ttagµ6v; ein zweites als Attribut
zum Subjekt, in Jtauoac;: dies ein Participium coniunctum, welches das Akkusativ-Ob-
jekt aui:ftv regiert und auch die Genetiv-Bestimmung tgoq.if]c;. Und dieser Genetiv hat
seinerseits das Partiz. Perf. ÖLEcp'fragxuta\; zum Attribut.

4 Selten, nicht klassisch.


5 Das Kompositum ömcp{}EtQW (Perf. öu~qrftoQa s. Anm. 3) wurde viel häufiger gebraucht als das
Verbum simplex.
APPENDIX GRAMMATICA L. 61 179

In II Bund III A6 stehen Partizipien im Genetiv als >adverbiale Bestimmungen< zum gan- 60.15
zen Satz - was wir >absolute (d.h. unabhängige) Genetive< nennen. Dergleichen läßt sich
im Deutschen nicht nachbilden: wir brauchen ein Verbum finitum in einem Neben- oder
gar Hauptsatz (>als er sagte•; >nachdem das Heer vernichtet war<).
Es dürfte sich lohnen, in gleicher Weise sich die Funktion der Partizipien in anderen Sät-
zen (I C2; Dt; E4) begrifflich klar zu machen.

LEKTION 61
1. Verbstämme auf -m und -n (Nasalia)

A. Formbildung
Im Prinzip wie die eigentlichen Liquida (-1, -r; L. 60); praktisch bleibt zu bemerken: 61. l
1. Präsens
a) Stamm + w: veµw, µE\lw;
b) Stamm + jw: (weit häufiger): Effekt wie bei r-Stämmen: Jot fällt aus; dadurch ergibt
sich bei
a) vorangehendem a und E ein i-Diphthong (a > m, E > EL):
qm(vw (< "'q:;<h·jw; vgl. xattaCgw < >:·xattaQjw), µwCvw (< •:·µuiv·jw); x"tECvw 1
(< *x'tf'v·joo; vgl. q:;ttEtQW < ''"q:;ttegjoo );
ß) vorangehendem t und u eine Längung:
I I I /

::·xA.tv·jw > XALV(l) (t > i:); *aµuv· jw > aµüvw (u > ü).
2. Futurum contractum (s-Futur ohne s) 61.2
qmvfü, µLClVCÖ, X'tEVCÖ, XQLVÖ>, aµuvffi; <JIUVO'ܵm, aµuvoüµm;
aus '~q:;aveaw, *q:;aveaoµm etc.;
konjugiert wie JtOLCÖ und n:otoüµm.
3. Aorist Aktiv und Medium (s-Aorist ohne s) 61.3
s nach m und n fällt aus mit Ersatzdehnung; dabei wird
a nach (E) l, (Q) zu> ä: E,:t(äva (< *tµCavaa);
a sonst zu > 11: E<JITJVCl, futEq:;rivaµriv (< „, -q:;avmiµ11v);
E > E, geschrieben EL: €µEtva, EX'tELva1 , EvELµ<iµriv (< *EX'tEvaa, ... );
t > i: €xA.iva (< *€xA.tvaa);
u > ü: h<ix;uva (< *hax;üvaa).
So wird also z.B. auch *EvEµaa > EvELµa, *Tjµwaa > ilµüva, "'flµuva<iµT)v > fiµüv<iµriv,
und Formen mit und ohne -s- bleiben identisch; z.B.
€µEtva, -a~, -E ... wie €A.uaa, -a~, -E ... ;
µE(voo, -riL~, -riL ... wie A.uaw, -riu;, -T]L ... ;
µE(vmµL, au;, m (-ELa~, -ELE) ... wie A.uamµL, -m~, -m (-n(l(;, -ELE);
µEtvov, µELVCt'too ... wie A.iJaov, A.ua<i'tw ... ;

1 Das Simplex X'tEtvc.o, vorwiegend in Dichtung gebraucht, findet sich selten in Prosatexten: dort
ist futoxuivw normal.
2 Neben EX'tEtVa findet sich in poetischen Texten häufig der starke Aorist (mit Ablaut a < E, vgl.
L. 60.8) EX'tavov; von WtOX'tEtVW in Prosa fast nur der schwache Aorist WtEX'tELVa.
180 APPENDIX GRAMMATICA L. 61

µdvm wie A:üom;


µEtva~, µdvav, µEivaoa wie A:uoa~, A:üoav, A.uoaoa, und
µE(vavto~, µELV<iCJT]~ wie A.uoavm~, A.uocioT]~.

Ebenso im Medium, z.B.


T]µuvciµT]v, T]µuvw ... wie üuo<iµT]v, E:A.uooo ... ;
aµuvwµm, aµUVT]L ... wie A.uowµm, AUCJT]L ... ;
aµuvatµTtV, aµuvmo . . . wie AlJ<Ja(µf)V, AU<JaLO . . . ;
aµuvm, aµuvam'.tw ... wie A.üom, A.uoam'}w ... ;
aµuvao{}m wie AU<Jaottm; aµuvaµEVO~ .. , wie AuoaµEVO~ ,
61.4 Wo der Effekt von Ersatzdehnung (im Aorist) identisch ist mit der Nachwirkung des ver-
lorenen Jot (im Präsens)-nämlich bei Stämmen mit E, L oderu vor dem Nasal-, wird der
Konjunktiv des Aorists ununterscheidbar vom Präsens:
Präsens: "''X'tEvjw > 'X'tEtvw : Aor.: ::-xttvow > xu(vw;
Präsens: ''x'tEvjTtL~ > 'X'tELVTtL~ : Aor.: ::-x'tEVCJT]L~ > 'X'tELVTJL~ etc.
So auch Konj. O.µi,vw und xA.tvw, und E'X'tELVE: Imperfekt = Aorist.
61.5 4. Perfekt Aktiv
>Schwache< Bildung (mit -k-) nach -n ergäbe (*-vxa >) -yxa; ist aber selten. 'An:o:rtt-
<payxa findet sich manchmal; daneben, in hoher Poesie, die starke Bildung Jt:Eq:>TJVa >er-
schien<, und von µa(voµm >rasen< (Yµav; vgl. T) µav(a) das Perf. Akt. µtµriva. Von
MO'X'tELVW (aber nicht vom Simplex) ist das starke Perfekt futtx'tova normal. Sonst an-
dere Bildungen, z.B. durch Erweiterung des Stamms mit 'Y): vEVtµrixa, µEµEVT]xa 3 •
61.7 5. Perfekt Passiv
-vµ (in -µm, -µEtta, -µtvo~) > oµ: n:t<paoµm, µEµL<ioµEtta, µEµLaoµtvo~, nach dem
Vorbild der Dentalstämme (yi::yuµvaoµm, hpi::uoµi::tta L. 56).
Die 2. Person Singular -vom, -voo wird von antiken Grammatikern gelehrt, findet sich
aber (bei n-Stämmen) kaum; vielmehr >Umschreibung< (>Periphrasis<, wie in der 3. Plur.),
z.B. JtE<paoµtvo~ d. Die 3. Plur. wird bei allen V.muta und liquida periphrastisch gebil-
det (L. 56.14), z.B. µEµLaoµEvot Elo(v (-VLm ist 3. Pers. Sing.!), fioav. lnterkonsonanti-
sches -s- fällt aus wie immer; also lnfin. :rtE<p<iv[o]ttm.

Perfekt
Indikativ Konjunktiv Plusquamperfekt
n:t<pao·µm Jl:E<paoµE\lo~ ili, ~L~ ... f·Jt:E<pUCJ·µT]V
~----=-~-'--~~~....:......=c~~~---1

Optativ
JtE<pav·om :rtE<paoµtvo~ ELTJV ELTJ~ .. . EJtE<pav·oo
n:t<pav·'tm 1---~~~~~~~~~~---I
e·:rtt<pav·'to
Infinitiv
:rtEcpao·µEtta Jt:E<p<ivttm
f---'-~~~~~~~~~----l
e·JtE<p<io· µEtta
Imperativ
nt<pav·tti:: nt<pavoo, :rtE<p<ivttw, tnt<pav·tti::
n:i::cpao·µtvm Ei'.o(v ntcpavftE, JtE<p<ivttwv :rti::<paoµtvm ~oav

61.6 3 xf..ivm >beugen< hat Perf. xi§xf..txa (nachklassisch) vom kürzeren Stamm xf..t- (vgl. fyxf..tnx6v),
der im Präsens (und von dort auch im Futur und Aorist) mit -n erweitert ist (vgl. Ti xf..LVTJ). Ähn-
lich auch XQLVOJ; darüber später (L. 66.6).
APPENDIX GRAMMATICA L. 61 181

6. Aorist Passiv 61.8


Soweit ein solcher überhaupt gebildet wird, wiegt >schwache< Bildung - mit -ß-- - vor; so
in E:cpavihjv, E:µtavfh1v, YJU<pQavfu]v. Neben E:cpavihjv >wurde gezeigt< steht ein intransi-
tiver starker Aorist E<pclVYJV >erschien<4, und auch YJU<pQ<ivihjv ,freute mich< ist eher in-
transitiv5.
Davon, wie gewöhnlich, abgeleitet ein
Futur: µtavth)ooµm, EU<pQav'Öi)<mµm, cpavf]ooµm.

Stammformens. S. 182. 61.9

II. Zur Syntax

A. Griechisches Aktiv: Deutsches Passiv 61.10


Al Mmvafü:; ncvttta WtExTELVav:
nEV{)EiJ; foto TCÖV Mmvaöwv futt{)avEv:
Passiv-Formen von Wt:ox'tELVW begegnen bei Homer, aber kaum je im Attischen: dort
sagte man statt dessen >durch (>unter<) jd. sterben<, mit U1t6 + Genetiv wie bei Verben im
Passiv. Ähnliches kennen wir von anderen Verben und stellen es hier zusammen.
Statt passiver Formen gebrauchte man im klassischen Attisch und später intransitive Ak-
tiva, besonders bei den folgenden Verben:
EU AEYEL µE: EU axouw uit' aU'tOÜ;
xaxcö; AEYEL µE: xaxw; axouw fot' aU'tO'Ü;
c{, (xaxcö;) itmw au't6v: E'Ö (xaxcö;) mioxn (>erfährt er<) im' E:µou;
6 Öf]µo; E:xßaA.A.Et (>wirft heraus, verbannt<) t:oiJ; O'tQa'tY)you;: oi. O'tQU'tT)yoi cpEuyoumv
'Öito 'tOÜ Öftµou (auch E:xitt:rt'tOUOLV ,fallen heraus<);
MtA.ri'to; YQ<icpE'tm (öu.i>xn) ~wxQ<i'tYJ: ~wxQ<i'tY); imo McA.ft'tou cpEuyn 10 •

B. Bemerkenswerter Gebrauch des Genetivs und Dativs 61.11


I H3 UÖL'XOL {)Eci>V.
II G4 E:µa(vov'to 't<ÖL ~wvuowt.
Der >Dativ der beteiligten Person< zeigt hier die Gottheit an, der eine kultische Handlung
dargebracht wird; wie auch z.B. bei rux.oµm und XOQEUW.
Mit einer anderen Nuance zeigt der gleiche >eigentliche< Dativ eine beurteilende Person
an; wie an einer allbekannten Paulus-Stelle (1.Kor. 14,11), so z.B. auch bei Sophokles:
imAias (1282.1363) bedeutet tvfüxa uµi.v >gerecht für euch<, d.h. >in eurem Urteil<, und
bei Homer (Il. 23,595, ähnlich Od. 4,807) ist Öa(µootv UAL'tQ6; (vgl. aA.nftQt0; in L. 58
III E) ein Frevler >im Urteil der Götter<.

4 Der erste Text der griechischen Lektion zeigt, daß dieser Unterschied der Bedeutungen nicht
ausnahmslos gilt.
5 So auch fitaxuv{hiv zu ataxuvoµm >schäme mich•, mit dem Futur ataxuvth']ooµm (mehr dar-
über L. 70.10).
10 PI. Apo!. 35d; vgl. Text III B2 aL't(av E~E'tE >ihr werdet beschuldigt werden<.
B. Beispiele von Stammformen 00
N
-
Verbalstamm 1 Fut. Aor. Akt. Perf. Akt. Perf. Pass. Aor. Pass.
t. vtµco VEµ- VEµÖ> Evnµa (-VEVEµf!XO f vtvtµriµm EvEµi)'ÖT]V zuteilen
2. µtvoo µEV- µEV<Ö iµnva µEµEvflxa l)leil)en
3. aµi>vco aµuv- aµuv<Ö ilµüva helfen
aµiivoµm &µuvoüµm fiµuvaµriv sich wehren
L
4. i:axuvoo taxuv- i:axuv& Etaxüva beeilen
5. XtE(VOO'r X'tEV- XtEVW i·x-tELVa -EX'tOVa s. 61.10 töten >
"'tl
E'Ktavov ""t'l1
6. cpa(voo cpöv- cpavoo E<pflVO (1tE<payxa) 6 :rtEcpaoµm E:q:iavih]v heUmacnen z
cpa(voµm (iocprivaµriv) 1CE<pf1Va JtE<paoµm E<JlUVTfV scheinen ö
S1 cpavoüµm
l cpavfiooµm ><
C')
7. Eucpga(voo EU<pQÖV- EU<pQÖV<Ö flU<JlQÜVa erfreuen :x:i
EÜ<pQa(voµm s1 Eucpgavoüµm riuq:igavih]v sich freuen >
~
l EU<pQavßilooµm ~
8. µa(vco 8 µav- Eµriva rasen machen >
""i
µa(voµm 6 rasen ()
~ 1 (µavoüµm.) µtµriva Eµavriv -
l (µavftooµm) >
9. µm(vco µu"iv- µu"ivoo E:µCäva (µEµ(ayxa )6 µEµ(aoµm E:µtavfhiv beflecken t""'
10. _.Q!lµa(vco ~av- oriµav<i> E:oi)µriva (oEoi)µayxa) 6 otoi)µaoµm E:oriµavfhiv bezeichnen °'-
t 1. xAfvco xA.t(v)- 9 XALVOO ixA.i:va (xtxA.txaf XExAtµaL E:xAL{v)ß'tlv l>eugen

6 Formen in Klammern sind selten und/oder spät; Formen mit - am Anfang sind nur für Komposita (nicht für das Simplex) bezeugt.
7 Vgl. Anm. 1 und 2.
8 Präsens des Simplex erst in der Kaiserzeit bezeugt, aber €xµa(voo (>von Sinnen bringen<) ist klassisch.
9 Oben, Anm. 3.
APPENDIX GRAMMATICA L. 62/63 183

Der oben zitierte Genetiv dagegen - ein >eigentlicher< Genetiv, also ein >Genetiv des Be-
reichs< - meint offenbar: ungerecht, frevelnd >im Bereich der Götter<; da wäre also ein re-
ligiöses Vergehen bezeichnet. Das ist kultische Formel. Die hochadlige Familie der Alk-
meoniden wurde im 6. Jh. aus Athen verbannt, weil sie politische Gegner am Altar der
Stadtgöttin getötet hatte. Das war ein ayoi; 'tf)i; örnü - ein Frevel (natürlich nicht >der
Göttin<, sondern) >im Bereich<, mithin >an< der Göttin. Als UAt'tijQlOL 'tf)i; ßrnü wurden
die Alkmeoniden verbannt. Wir kennen diese offizielle Formel aus Thukydides (1 126, 11 ;
auch ebd. 2) und Aristophanes (Equ. 445); es ist fast dieselbe wie in unserer oben zitier-
ten, viel jüngeren Inschrift.

LEKTION 62

Gelegenheit zur Wiederholung der Verba muta und liquida

LEKTION 63

1.

Was die Formenlehre anlangt, so behandelt der Rest dieses Lehrgangs 63.1
»Unregelmäßige Verben«
Es gibt keine »unregelmäßigen« Verben. Es gibt aber viele, und wichtigste, Verben, wel-
che ein Tempus, und oft mehrere Tempora, nach anderen »Regeln« bilden als etwa /..uw,
ß/..rut'tW, ayyfA/..w. Sie werden im folgenden unter die verschiedenen Tempora subsu-
miert, beginnend mit dem Präsens. Wenn ein hierher gehöriges Verb auch in anderen
Tempora Besonderheiten hat, werden diese meist bereits hier erwähnt, aber auch bei den
betreffenden Tempora wiederholt; ganz ohne Willkür geht es dabei nicht ab 1 .
Wir beginnen mit Verben, deren Präsensstamm, gegenüber dem Verbstamm, Redupli- 63.2
kationen des Anfangskonsonanten zeigt. Solche Reduplikationen kennen wir als nor-
mal vom Perfekt, bei welchem -E- zwischen den beiden Konsonanten steht (Ä.E·/..vxa,
߀·ßÄ.aµµm). Beim Präsens ist sie recht selten, und der Zwischen-Vokal ist nicht -E- ,
sondern -t- (y(·yvoµm; n(·Jt'tW ).

1 Wir werden z.B. finden, daß, bei verschiedenen Präsens-Typen, etwa das Futurum von der Dehn-
stufe gebildet wird (cp{h'jooµm) oder das Perfekt Aktiv mit o-Ablaut (wie in 1tEµJtW -1trnoµqm,
vgl. dt. treffe - getroffen) oder der Aorist Passiv mit a-Ablaut (wie in q:>'ÖEiQW - Eq:>'ÖO.Qll, vgl. dt.
treffe - traf).
184 APPENDIX GRAMMATICA L. 63

Präsens mit Reduplikatron


63.3 1. y(yvoµm >werden, geschehen<
Die Wurzel Vyv erscheint auf zwei verschiedenen Ablautstufen:
a) Schwundstufe rN: ytrNoµm; rNr)mrn; (•echtbürtig, echt<);
b) Grundstufe rEN/rON: rENoc;; ExrONoc;, EittrONoc; (>Nachgeborner<, >Epigone<);
und so Aorist (>stark<): €rEN6µflV und Perfekt {stark): yErONa.
Beachte, daß dies Perfekt aktive Form hat (•intransitive<, wie z.B. 3tEcpriva >bin erschie-
nen< von q:>a(voo >mache sichtbar< und µEµflVa >rase< von µa(voo >mache rasend<); sowie
den >qualitativen Ablaut< E/o.
Die übrigen Tempora zeigen die gleiche Grundstufe rEN- erweitert durch fl, also
fENH-; so Fut. YEviiooµm und (seit 5. Jh.) Perf. yEyEvtiµm, sowie die jüngeren Formen
(seit 4. Jh.): Aorist: fyfvii'fhiv; davon Futur: YEVrJßiiooµm. Die beiden letzten sind in
herkömmlicher Terminologie >Passiva<; offenbar aber gibt es kein Passiv von >werden<.
Die jüngeren Formen YEVflßiiooµm, EyEVi}'fhiv, YEYEvr]µm sind gleichwertig mit den älte-
ren yfviiooµm, EYEVOµflV, ytyova, welche in Gebrauch bleiben.
Die Stammformen sind also:
y(yvoµm, YEviiooµm, EYEVOµflv, yF,yova, (yEyEvtiµm)
II (später auch YEVflßiiooµm €yfvii'fhiv).
In nachklassischer Zeit wurde das zweite y in y(yvoµm oft nicht gesprochen, dafür aber
I I
das L gelängt: ytyvoµm > ytvoµm. Ebenso wurde ytyvci>oxw (L. 65.3) > ytvci>oxw.
63.4 Warnung: Unterscheide die Abkömmlinge der nahverwandten Wurzeln VyEv- und (de-
ren >causativ<) VyEVv-; zumal
yEVvaw >Zeugen< (auch: >gebären<), >erzeugen, hervorbringen<, und
y(yvoµm, ... EyEV6µflv >werden, geschehen<;
also z.B. to yEVvci>µEVov >das Gezeugte, Kind<; aber to yEV6µEvov >Was geschehen ist<;
€yEVi]'Ö'r} >es wurde, geschah<: fyfVvii'fhi >wurde geboren<;
ft yEvEmc; >das Werden, Ursprung, Entstehung<: Ti YEV'\ltlOL<; >das Erzeugen, Gebären<
(spät auch >Geburt<).
Doch ta yEvtma >Geburtstagsfeier<; yEVVatoc; >edel, vornehm<: to yEvtiµa >Geschehnis<:
to yfvV'lµa >Abkömmling, Sprößling<.
63.5 2. Jtt:ittco >fallen<
Auch die Wurzel V J'tt erscheint in
a) Schwundstufe ITT: J'ttilTw; so auch in to IlTEQOV >Flügel< und, erweitert mit w, im
Perfekt JtEllTwxa; dazu auch Ti IITcöotc; und to IIT<i>µa >Fall<;
b) Grundstufe IIET: so in JtEtoµm >fliegen<, lat. peto.
Die Form IIET- begegnet- für die übrigen Tempora- in den meisten Dialekten (z.B.
EJ'tE'tOV >fiel< bei Pindar). Aber im Ionisch-Attischen wurde IlET zu> IlE:I erweicht
(warum? ist ungewiß). Daher der starke Aorist: t:rtEOOV und das Futur (Medium!) XE·
ooüµm: ein Futur contractum wie xaQtoüµm, q:iavoüµm; wahrscheinlich aus •xEo·
fooµm > J'tEofoµm(L. 72.3).
So ergeben sich die Stammformen:
11 Jtin:too 2 , J'tEOOܵm, EJCEOOV, J'tEJttooxa.

2 Die Länge des Iota wird von der antiken Grammatik bezeugt. Sie ist überraschend und schwer zu
erklären; vielleicht nach dem Vorbild von Q&t'too •werfen<?
APPENDIX GRAMMA TICA L. 64 185

3. tL'X'tW >zeugen, gebären• 63.6


Wurzel Vt'X; wiederum in
a) Schwundstufe: TK, und
b) Grundstufe: TEKffOK (auch in to TEKvov, 6 TOKo;).
a) Wiederum im Präsens: tCTKw; thxw wandelte sich, durch bequeme Umstellung der
Konsonanten, zu tCxtw; dies empfahl sich auch durch den (scheinbar >richtigen•) An-
klang an "tE'XVOV' tE!;w, usw.
b) In allen anderen Tempora: Futur: Med. tE!;oµm und (weniger häufig) Akt. tE!;w;
starker Aorist: t'texov und, mit Ablaut, das Perfekt: tEtoxa.
Also die Stammformen:
II tCxtw, t€!;oµm (tt;w), hexov, t€toxa 3 •

II. Zum Verselesen (Metrik)

A. Sprechverse (Iamben) 63.8


Die Texte 1D; II A 1; D2; E 1. 2 und F sind iambische Trimeter der strengen Art, die in der
Tragödie Gesetz ist (in II D2 eine >aufgelöste Länge<, JtEQ( = . . . . . . für ein Longum: legitim
aber nicht häufig).
Demgegenüber zeigen Komödienverse in 1 E die Freiheit des volkstümlichen Verses. E3
allerdings könnte in einer Tragödie stehen; und solche regelmäßigen Verse werden jetzt
gewiß ohne Anstoß gelesen 4 • In E4 ist ein longum, >aufgelöst< wie in II 02:

n6U' ayaiM. am; aber Doppelkürzen wie am Anfang von E2 ("' . . . - '"'-)und gar in Et
<l>; e!;CXJtCVll; (- - ............ -) sind tragischem Stil zuwider.

B. Singverse (Glykoneen) in II EJ 63.9


Die normalisierte Form dieses Verses (Horaz': Sie te diva potens Cypri - ~ - ............ - ~ ~)
ist seit L. 27.6 bekannt. Euripides beläßt ihm hier volkstümliche Freiheit, mit einer
>aufgelösten Länge< ganz am Anfang und wechselnder Stellung der charakteristischen
Doppelkürze.
Solche Beobachtungen sind nutzlos, wenn sie nicht zum lauten rhythmischen Sprechen
helfen.

LEKTION 64

1. Verba auf -oxco und -(axw

Gegenüber dem Verbstamm zeigt sich der Präsensstamm durch das Element -sc- erwei- 64. t
tert, und endet prinzipiell auf -Loxco nach Konsonanten (z.B. E'ÖQ·(axw) und auf -axco
nach Vokalen (z.B. i}ßa·axw); aber 6.Jtoitvri·Laxco fügt sich dieser so natürlichen Regel
nicht.

3 Passive Formen, z.B. ~EX'Ötl •wurde geboren<, gibt es erst in nachchristlicher Zeit. 63. 10
-4 Ebenso gewiß auch der leichtfließende >katalektische iambische Tetrameter< 1 G.
186 APPENDIX GRAMMATICA L. 64

A. Präsens: Stamm erweitert mit -ox


64.2 Vorbemerkung: Im Lateinischen hat die Endung -sco wesentlich >inchoative< Bedeutung
(>Wachsen< und >Werden<); z.B. in cresco, cognosco, senesco. Im Griechischen ist diese
Nuance nur wenig bemerkbar, so in:
64.3 1. Y"lQ<i-oxoo >werde alt• ('to yfJQa~).
Die übrigen Tempora wie bei normalen Verba auf -aoo (a > ä: nicht ri, weil r vorangeht).
Also Fut. )'TIQÖooo (auch Med.: Y"lQ&ooµm), EYllQäoa, yEyi]Qäxa.
2. Neben fißa·oxoo >wachse heran• (fi i\ßrt)
steht das Präsens fißaoo >bin jung< (>in reifer Jugend<) 1 , von welchem die übrigen Tempora
normal gebildet sind (fißi)ow, etc.).
Selbst bei diesen Modellverben war, wie unser Text I B2 zeigt, die Unterscheidung zwi-
schen >inchoativer< (-oxoo) und zuständlicher Bedeutung (-oo) schon in klassischer Zeit
nicht strikt2 •
Auch neben Y"lQ<ioxoo gibt es, immerhin seit Xenophon und Aristoteles, ein Präsens
Y"lQ<ioo, und ähnlich steht - schon klassisch -
64.4 . 3. <paoxoo neben <pr)µ( (<päµ(; vgl. <pÖ:µä-qn1µri) 3 •
Hier ist von >inchoativer< Bedeutung keine Spur; vielmehr gibt die Stammerweiterung
eine Nuance der Intensität: >ich sage mit Nachdruck<, >erkläre<. Freilich kann <prtµ(, un-
erweitert, auch ebendiese Bedeutung vermitteln; und die anderen Tempora, <pi)ow und
E<prJoa 4 , können ohnehin ebenso gut dem Präs. <paoxoo wie <prtµt zugeordnet werden.
Mehr L. 83.16.
64.5 4. Jtaoxoo
Die überraschend verschiedenen Tempusstämme erklären sich, wenn man bedenkt, daß
neben to Jtci'Ö'o~ das Subst. 1tEV'Ö'o~ >Leiden< steht, und neben 1tcioxoo das Verb JtEV'Ö'Eoo
>betrauern< (und der mythische Name IlEVÖru~). a neben EV/ov weist zurück auf den
Konsonanten n, und die verschiedenen Formen dieses Verbs gehen sämtlich zurück auf
die Wurzel v' 1tnß', verschieden vokalisiert. Nämlich:
a) Schwundstufe YJtQ.ß' >rmit-: Aor. E1ta'Ö'ov (stark), Präs. '~mHtoxoo > 1tciaxoo 5 ;
b) Grundstufe, mit e/o Ablaut:
1. v'nEVß--: Fut. *1tEvfrooµm > ::·nevoooµm > ::·nevooµm > neooµm = 1CE(ooµm
(Ersatzdehnung wie z.B. in J.:u'Ö'E(~ < *A.uß-tvt;);
c) 2.v'Jtovß--: Perf. JtEJtovß-a (stark).

1 tiß<ioxwv adolescens; Tjß<i>v (T)ßi)oac;) iuvenis.


2 Vielleicht interessiert den einen oder anderen Leser die folgende lJlustration. In einem Lexikon
(Moeris) der Kaiserzeit, welches den Wortgebrauch der klassischen >'AntxOL< dem der zeitgenös-
sischen >''EU11vr~· gegenüberstellt, heißt es: 'Hßäv 'Arnxo(, axµ<i~nv (von axµi] Höhepunkt)
"EU11vr~. T)ßaox.nv öf: btl 'tWV mxlöwv 'tWv aQXoµtvwv T)ßäv, cb~ btl 'tO 3tAfLO'tOV •A ntxoL Die
Einschränkung cb~ bei 'tO JtA.Ei:mov (>meistens<) salviert den Lexikographen. Offenbar war ihm
wie uns bewußt, daß fißaoxw mit der gleichen Bedeutung wie T)ßaw vorkam.
3 Auffälligerweise begegnet der Präsens Indikativ qiaoxw kaum je: da war <prjµ( bequemer. Aber alle
anderen Modi des Präsens werden gebraucht; am häufigsten Inf., Part. und Imperfekt.
4 Der Indikativ dieses Aorists wird selten gebraucht; das kürzere (starke) Imperfekt E<Jl'YIV wird
weitaus bevorzugt.
5 -ito- > o-, wie in n:d{}w, Jtri[it]ow; -xw > -xw ist Nachwirkung der Aspiration in n:a{}-.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 64 187

Also Stammformen:
II 1tCtCJX(J.), 1tE(aoµm 6 , ~nattov, ittnovfra >erfahren<, >erleiden<.
B. Präsens: Stamm erweitert mit -Lax 64.6
1. EUQtO'X(J.)
Es gibt kein Präsens "'EUQE(J.). Aber die übrigen Tempora werden von dem Verbalstamm
EUQE- abgeleitet. Dabei merke
a) Aor. Akt. (und Med.) stark: T)VQOV (T1UQ6µriv);
b) Aor. Pass. flUQEt}riv, mit -E-.
c) Wie bekannt, wurde riu in nachklassischer Zeit zu EU; also z.B. T)VQOV > EVQOV,
T)ÜQT)X.a > EÜQT)X.a.
Also:
II E'ÖQ(OX(J.), EUQTJO(J.), T)VQOV, T)ÜQT)xa, T)ÜQT)µm, flUQE'Ö'r}V >finden<.
2. O'tEQLO'X(J.) 64.7
Alle Tempora regelmäßig von (ano-)<rtEQE(J.). Beide Formen des Präs. waren nebenein-
ander im Gebrauch; die E(J.)-Form, in Prosa, normalerweise mit der Präposition (d.h. wie
futoßvf]Loxw, so aitocrtEQEm); auch die anderen Tempora haben in Prosa meist Uito-.
3a. <ivä/...(axco < ':·<ivaf a/...(ox.co, V Fa/... 64.8
Alle Tempora regelmäßig von aväA.6ro. Im Präs. überwiegt die -toX(J.)-ßildung seit
dem 4.Jh. Das Augment - nach der Präposition av(a) - ist 11 < ä.
3b. Das eigenartige Simplex Medium <i/...(ax.oµm 7
dient als Passiv zu alQE(J.) 8 • Auch hier werden die Tempora wie von dem 6w-Präs. gebildet
(welches von diesem Simplex nicht gebraucht wird). Sonderbar sind die aktiven- und of-
fenbar intransitiven - Formen des Aorists und Perfekts; die Form ihres Augments erklärt
sich aus dem (ursprünglichen) anlautenden Digamma: f.Fa). .(J.)v, FEFa/...(J.)xa > EÖJ...cov 9 ,
t&A.(J.)x.a. Zumal im ionischen Dialekt wird dies ta > fi: fiA(J.)V, fiA.wxa.
Stammformen:
'\. , .~
a) QVÜAt0)(.(J.),t
L - ... , .
.t. ;;.'\. ,
UVUJ\.CJJO(J.), L ''\.
UVT)f\.(J.)Oa, L ;'\.
UVT)f\.(J.)X.a, L ''\.
UVT)l\.CJJµaL, L
UVT)l\.COv .,v >au fw en d en<
uVUf\.Q(J.)
b) <i/...(ax.oµm, <iA.cl>aoµm, EfxA(J.)V (ilA(J.)V), UtA.coxa (il/...wxa) >genommen werden<
4. ßvf]Loxw (in poetischen Texten); Uitotlvi)Loxw (in Prosa). 64.9
Aber Perfekt i:tttVT)xa (durchweg ohne Präposition). Die verschiedenen Formen der
Wurzel V t}v in den verschiedenen Tempora erklären sich wie bei den Verben in L. 63;
a) Schwundstufe: ttv-; b) Grundstufe: ttav- (vgl. ttavai:o~);
a) mit TJ-Erweiterung (wie z.B. bei yEVi)aoµm, oben L.63.3) > ttVT);
Präsens: ßvf]·LOX.(J.), Uitoßvf]LoX(J.), Perfekt: i:t·ttVT)·xa.
b) Futur (contractum - wie bei den normalen Verba liquida; Medium):
(ano-)t}avoüµm; Aorist (stark): (Uit-)tttavov.
Zum Perfekt: Die häufigen, kürzeren Formen wie i:Etlvämv (i:Eßvf]xamv), i:Ethiavm
(i:EttVT)x.tvm), i:EttvEcl>~ (i:EttVT)xw~) werden L. 73.13 behandelt.

6 Vergiß nicht, daß ein gleichlautendes Futur von n:Ef60> existiert!


7 Ein Aktiv *W.Coxc.o wurde im Altertum nicht gebraucht.
8 Daneben werden aber auch passive Formen von alQEC.O gebraucht.
9 Wurzelaorist wie ~'(VON (L. 69. 15).
188 APPENDIX GRAMMATICA L. 65

Stammformen:
II futottvr)toxw, futoitavoüµm, futtitavov, "ttfrvr]xa >sterben<
P.S. Es ist bereits bekannt (L. 61.9), daß (futo-J6vfltoxw (mit foto, EX, n:aQ<i) als Passiv
(>getötet werden<) dient.

II. Metrum

64.10 A
Theognis 1 C: wohlbekannt (wie z.B. L. 32 II E; L. 26 II G; oben, L. 26.20): Distichon;
sein erster Vers (daktyl. Hexameter) = A3; der zweite (Pentameter) = Al.
B
Die Komödienverse 1 G wären auch in Tragödien möglich; nicht so II C2; warum?
c
Euripides, II Jl; Singverse wie L. 63 II E3 (oben, L. 63. 9): freie Glykoneen.

LEKTION 65

65.1 1. Präsens: Stamm mit Reduplikation am Anfang und ox-Erweiterung am Ende

vyvw: yt·yvw·oxw; VµVT1: µ1:µvt1·oxw; vöa: fü·öa·oxw


Das Präsens dieser Gruppe von Verben zeigt die beiden Charakteristika kombiniert, wel-
che wir einzeln in den beiden vorangehenden Lektionen beobachteten: Reduplikation
und -oxw.
Die übrigen Tempora werden naturgemäß von der unerweicerten Wurzel gebildet 1 •
65.2 Zum einzelnen
Eyvwv, yvoofü, yvcövm, yvoCri~. fyv(J.)(Jav
an:EÖQäv, CvtEÖQä, lvtoögävat
t starker Aorist
Die Endungen folgen direkt (ohne Tempuszeichen oder Themavokal) auf die Wurzel.
Die urtümlich einfachen Formen der sog. Wurzel-Aoriste werden in L. 69 des näheren
betrachtet.
65.3 t. yL"yvwoxw: v yvw- (fi yvc'i>OL~; Ti yvwµri)
Wie in lat. co·gno·sco. yvwooµm: Fut. Med., wie so oft besonders bei Verben, die gei-
stige Tätigkeit oder Bewegung anzeigen. EyY(J.)(Jµm, lyvwoitl)v, yv(J.)(J"t6~: -s- eingedrun-
gen in Analogie zu den Verba muta (Dentalia) wie yu µva~w -yEy(Jµvaoµm oder JtE({}w -
n:rnELoµm: sog. >>wucherndes Sigma« (L. 70.5).
Die Stammformen sind also:
ytyvoooxw, yvooooµm, fyvwv, Eyvwxa, Eyvwoµm, lyvwo~v >erkennen<
II (yi:vwoxoo s. L. 63.3)
1 Außer bei ÖLÖ<loxco; s. Nr. 5.
APPENDIX GRAMMATICA L. 65 189

2. i:1:tQci.>oxw: v'i:Qw- (Homer 'tQ<i>W; to 'tQaüµa, ion. 'tQ<i>µa) 65.4


Kein Perf. Akt. vor dem späten Altertum; sonst normal:
II i:ti:Q<i>oxw, tQO>ow, hQ(J)(Ja, -, 'tEtQWµm, EtQci.>fu]v >Verwunden<
3. ÖL ·ö<ioxw: v' öa 65.5
Bei diesem Verb wurden die Reduplikation und das -ox, oder wenigstens der (aspirierte)
Guttural, als zum Stamm gehörig behandelt (auch bei Ableitungen wie 6 ÖLÖaoxaJ.oi; <
>:·füöcixoxaA.oi;, Ti füöaxfl); daher sind alle Tempora wie reguläre Verba muta (Gutturalia)
geformt: füöcioxw, füö<isw, EöCöasa, füöaxi:6i; wie Ötci>xw, füci.>1;w, l:füwsa (als wäre
das Präsens >:·füöaxw). Also:
II füöaoxw, füöal;oo, Efüöasa, fü:füöaxa, öt:füöayµm, EÖtöaxfuiv >lehren<
4. ci:ito·ÖL·ÖQ<ioxoo: y' ÖQä 65.6
(niemals das Simplex ohne die Präposition). Zum Aorist oben, Nr. 2. Futurum Medium;
sonst kein Medium und selbstverständlich kein Passiv. Also:
II ci:itoÖLÖQÖoxw, cinoÖQftooµm, cinEÖQÖV, futoÖEÖQäxa >entlaufen<
5. µL·µvijoxw 2 : v' µvri (ft µvi}µri) 65.7
Das Aktiv in Prosa nur als Kompositum mit ava- oder imo-; dagegen das Perfekt µtµvri-
µm >ich erinnere mich, habe im Gedächtnis< (Perfektum Präsens) ist immer Simplex (ohne
Präposition).
N.B.: Eµvijoßt]v etc. heißt >ich erinnerte mich, gedachte, erwähnte<: es ist nicht passiv!
Davon Futur µvriofrfiooµm; in Dichtung auch µvi)ooµm.
Also die Stammformen:
µtµvi}oxoo, µvi]ooo, tµvrioa, (in Prosa ava- und u:ito-) >jd. erinnern<
II µtµvfjoxoµm, (µ'V'i)ooµm) µvricrlhlooµm, Eµvi}oßt]v, µEµvriµm >sich erinnern<

II. Syntactica die zitierten Verben betreffend

1. Yl yvci.>oxoo 65.8
a) Aspekte der Tempora: Präsens: y(yvoooxf (I Al) >lerne kennen<, >bemühe dich zu er-
kennen< (ähnlich A2-4); (AS) >kannst du verstehen, was du liest (am Lesen bist)?<; Ao-
rist: EyvUJV (C) >bemerkte<; Eyvw (D) >lernte kennen<; yvotrii; (F2) >erkennen<; Perfekt:
tyvooxa (Fl) >ich (habe es aus diesem- seiner Folterung- erkannt und) weiß es jetZt< 3 •
b) Verwendung in Satzzusammenhang: mit Akk. Objekt: yv<i>th oaui:6v; mit Neben- 65. 9
satz: µfi yvoirii; öi; d (F2); beides kombiniert: At; mit Partizip: ytyvci>oxw aVÖ'QCOJtOi;
WV (A2): >daß ich<; (ytyvci.>oxw aV'Ö'QC0:7tOV ÖV'ta UU'tOV >daß er<); mit Infinitiv:
owcpQOVftV EyvUJV (F3) >entschloß mich, beschloß<.
2. ÖLÖ<ioxoo (vgl. L. 36.13) 65. 10
Wie im Deutschen (>ich lehre dich Griechisch<) steht das, was gelehrt wird, im Akkusativ
- und die Person, die belehrt wird, gleichfalls. Also findet sich ÖLÖ<ioxco mit einem einfa-
chen Akkusativ (II A 1 ; B 1 : das Gelehrte, und B2: der Belehrte) und auch mit doppeltem
Akkusativ (B3 und B4; vgl. L. 58.12). Über die Möglichkeit des Deutschen hinaus kann

2 Im Attischen, und später, selten oder nie -T)toxw (also nicht wie ßv'f)toxw ).
3 ~EyvwxE in dem Demokritzitat E4 ist schwierig. Wenn echt, muß es >kannte< bedeuten. Vielleicht
schrieb Demokrit fyvw (adgnovit übersetzt Cicero).
190 APPENDIX GRAMMATICA L. 66

im Griechischen auch der am Lernenden bewirkte Effekt in Form eines Akkusativ-Ob-


jekts ausgedrückt werden: Lmtta (B3 ), Qtl'tOQac; (B4) (>so daß sie Rhetoren bzw. Reiter
werden<); so oocp6v (II AS).
Das Medium füöaoxoµm, Fut. füöasoµm ... kann bedeuten 1. >Ich lasse mich belehren,
lerne< (At), und 2. >Ich lasse einen anderen (z.B. meinen Sohn) etwas lehren (lernen)< (B3
und 4).
65.11 3. WtOÖLÖQfrCJXCJJ
Aspekt ist hübsch illustriert durch II H3: Präsens >Versuchen zu entlaufen< und Aorist
>entkommen<, und durch H4: er >ist weg< (otxE'tm), denn er ist uns >endgültig entwischt<
(än:oÖEÖQax<i>c;). Die Person, der jd. entläuft, steht im Akkusativ, zumal wenn sie durch
ein Pronomen bezeichnet wird (Ht); aber bei >entlaufen< von einem Ort oder aus einer
Schlacht steht eine Präposition (ä.n:6, E:x, 1tClQO, alle mit Genetiv).
'Hµtv am Ende von H4 ist ein echter >Dativ der beteiligten Person•; nicht als sog. >indirek-
tes Objekt< (L. 4.7), sondern adverbial; ein sog. >Dativus ethicus<, wie im Deutschen: >das
ist mir eine schöne Geschichte<.
65.12 4. {moµLµvf]oxro, -µLµvf]oxoµm ... µtµVT)µm
a)Aspekt, besonders charakteristisch: Präsens (II Et) Aktiv: >rufe eindringlich ins Ge-
dächtnis (Bewußtsein)•; (G) >was wir uns jetzt ins Gedächtnis (Bewußtsein) zurückru-
fen< (vgl. F5). Aorist: (F2) das bloße Faktum des >Ermahnens< und (F3) >Gedenkens<;
aber Perfekt: (E3; F6; G Ende) >im Gedächtnis haben (behalten)<.
65.13 b) l m Satzzusammenhang: Der Gegenstand der Erinnerung steht im Genetiv, z.B. Ft
(Akkusativ ist möglich bei Neutrum eines Pronomens); gern mit Partizip (F3) oder
Nebensatz (F6); die ermahnte Person natürlich im Akkusativ; gern mit folgendem Ne-
bensatz (Ö'tL Et).

LEKTION 66

66.1 1. Präsens: Verbalstamm plus -n


(z.B. 'ttµ-v·w, Fut. 'tEµ-&)

In den verschiedenen Tempora haben diese Verben verschiedene Ablautstufen.


Die einzelnen Verben

1. öaxvw
Stamm öax-; Ablaut (gelängt) örix- außer im Präsens und Aorist Aktiv. (Kein Perfekt
Aktiv).
Aktiv Aorist stark: EÖaxov. Im übrigen die Tempora wie bei normalen X-Stämmen; z.B.
ÖL<i>xw; aber Futur Med. öf)soµm (sonst kein Medium). Also:
11 öaxvw, öfisoµm, EÖaxov, -, ötöriyµm, Eöfixih'Jv >beißen<

66.2 2.lhtµvw, 'tEµ&, E'tEµov, 'tf'tµrixcx, 'tf'tµriµm, hµf)ihjv >schneiden<


Wurzel: Grundstufe: TEM/TOM: im Präsens, Futur und Aorist Aktiv; auch in 'toµij
Schnitt (Anatomie) und choµoc;, ov;
APPENDIX GRAMMATICA L. 66 191

Schwundstufe: TM: erweitert mit -11, in den übrigen Tempora; auch in Ti 'tµf]cw; das
Schneiden, 'tO 'tµf)µa Abschnitt;
Futur Aktiv: normaler m-Stamm, wie vtµw, vEµci>; Aorist Aktiv: normaler m-Stamm,
aber stark (also wie öaxvw - EÖaxov, nicht wie vtµw - EvELµa).
3. xaµvw 66.3
hat im Prinzip die gleiche Struktur wie 'tEµvw; aber
a) seine Bedeutung schließt passive Formen aus, und
b) es hat Futur Medium (wie öaxvw):
Grundstufe: KAM: Präsens, Futur, Aorist;
Schwundstufe: KM: mit -11 Erweiterung, im Perfekt. Also:
11 xaµvw, xaµouµm, faaµov, xtxµrixa >schwach sein<

4. cpthivw: v' cp{tö; Ablaut (gelängt): v'cp{tri 66.4


Kein Passiv. v' cptta: Präsens ( +-v ), schwacher (s-) Aorist, Perfekt;
v' cp-frri: Futur (Medium!) und alternativer starker (>Wurzel-<) Aorist (L. 69):
II cpttavw, cpßiiooµm, ~ Ecptt'J')v, Ecpttaxa >schnell sein<
~ €cpttaoa
5. Jtivw: v'pi/o, d.h. Vokalwechsel i/o wie in ding/dong, pi/po 66.5
(Vgl. dt. will: wollte). Jeder der beiden Vokale begegnet kurz und auch lang; also Jtt,
Jtihto, mo; vgl. 'tO Jtci>µa >Trunk<; 'tO Jtoi:i)QLOV >Trinkgefäß<; 'tO cruµJt6mov; lat. pötus,
pötare; >Pokal<; Verbaladjektiv Jtoi:6~ >trinkbar<, Substantiv o Jt6to~ >Trunk<.
Das lange i- nur im Präsensstamm - ist erklärlich als Nachwirkung eines Jot; angenom- J
men, daß das Präsens auf -jö (und nicht einfach auf -w) gebildet war. So auch bei XQLVW,
J

xA.ivw, u.a.
Präsens: v' + n (? nj) > Jtlvw; Futur Med.: n:ioµm: ursprünglich ein (kurzvokalischer)
Konj. Aor.; Aorist Akt. (stark): bttov. Perfekt Akt. (schwach): Jtrnwxa; Perfekt und
Aorist Passiv: mit -o- (also -w- nur im Perfekt Aktiv).
Es ergeben sich die Stammformen:
II Jtfvw, Jtroµm, €n:tov, JtEJtooxa, JtEJtoµm, tn:6-frriv >trinken<
Diese Verben haben demnach, alle fünf, starke Aoriste (allerdings steht schwaches Ecp-
ttaoa neben starkem €cp{triv).
Anders sind die folgenden:

6. xQivw: YxQt; vgl. Ti xQfm~. 66.6


Präsens: v' + n (nj): ':·xQ(vjw > xQtvw.
N.B.: das zusätzliche -n hat andere Tempora affiziert (die also wie z.B. µtvw (L. 61) kon-
jugiert werden); nicht aber Perfekt (Aktiv und Passiv) und Aorist Passiv. Daher:
Futur (contract.) xQtvw (< •:·xQLVEow; vgl. µEvw); Aorist Aktiv EX.Qiva (< ::·ExQtvoa):
schwach. Die übrigen Tempora regulär von v'xQt. Also:
XQLVW, X.Qtvw, Ex.giva, xf:xQtxa, xtxgtµm, EXQtttT)v •scheiden, richten<
II WtOXQLVoµm, WtOXQtVoüµm, WtEX.QLVaµriv, CtJtOXEXQtµm >antworten<
( WtEXQL-frriv nach-klassisch)
Für xJ..(vw (formal sehr ähnlich) s. L. 61.6 und 9(11), für ßaCvw (< ßa·v·jw) L. 69.

7. acp·tx·vt·oµm: v'tx 66.7


Bei diesem Verb ist der Präsensstamm nicht (wie bei Nr. 1-6) einfach mit -n erweitert,
sondern mit -vE; die auf ihm beruhenden Formen - Präsens und Imperfekt - gleichen
demnach denen aller regulären Verba auf -Ew, z.B. alöoüµm, alQouµm, n:moüµm.
192 APPENDIX GRAMMATICA L. 66

Die übrigen Tempora normal von v'lx-, mit starkem Aorist. Also:
II (xcptxvfoµm, acpi'.soµm, Öcptx6µT}V, <xcpiyµm >ankommen<
N .B.: In Prosa erscheint dies Verb nur als Kompositum mit der Präposition Ö3t6; nicht so
in Dichtung, wo das Simplex oft- nicht immer- die spezielle Bedeutung >jd. als Hilfefle-
hender, txtn,;, angehen• hat 1 .

II. Syntax

66.8 Partizipia bei xaµvoo, cp{}avoo u.a.


(einfache Konstruktionen, die aber im Deutschen nicht einfach nachgeahmt werden kön-
nen)
1. xaµv(J) >ich mühe mich, bin (werde) schwach, erschöpft,
krank<
xaµv(J) 3t0l00v i:oirco >ich werde schwach dies tuend<; d.h. •ich mühe
mich ab mit diesem Tun<
ExaµE nmcöv i:oi.li:o >er mühte sich ab mit dieser Tätigkeit•, d.h. >er
machte etwas•, oder >er erschöpfte sich bei, durch
diese Tätigkeit<
xExµrixE 1tmoov (1toti}oa;) i:oüi:o >er ist erschöpft durch diese Tätigkeit, ist krank
davon< 2
66. 9 2. cp{}UV(J) >ich eile, bin schnell<
cp{}aV(J) 1tOlWV 'tL, 3tQLV ... >ich tue etwas schnell, ehe . .. <
cp{}av(J) oE 1toui)v n >ich< (>komme dir zuvor, ... tuend<, d.h.) >tue es
früher als du< oder >bevor du es tun kannst<
66. 10 3. Ähnlich - bereits bekannt - das Partizip, z.B. bei
naüE cp/...vaQcöv >höre auf, Unsinn zu reden!
xai'.QOO (ftöoµm) EOfüwv >ich freue mich, zu essen•, d.h. >ich esse gern•
ai.axwoµm /...f_y(J)v >ich schäme mich, zu sagen<
öfüxEhe /...uovi:E; i:a; on:ovöa; >ihr tut Unrecht, den Vertrag zu kündigen<
xa/...&; 1tOlEi; fixwv >du tust wohl daran, zu kommen< oder >du tust
wohl daran, daß du kommst<
4. Erwäge, inwiefern das griechische Partizip jeweils dem Gesagten angemessen ist; z.B.
bei >ich bin vergnügt essend<, d.h. >während ich esse<. Dementsprechend ist also
ai.oxuvoµm /...f.ywv >ich sage (es) mit einem Gefühl von Scham<; aber
ai.axuvoµm AEYELV >ich schäme mich (es) zu sagen< (und will es des-
halb nicht sagen)

1 S. Vokabular.
2 Daher o[ xaµ6vtE~ (>die Kranken, Ermüdeten<) auch (metaphorisch) >die Toten<.
APPENDIX GRAMMATICA L. 67 193

LEKTION 67

1. Verba: Präsensstämme mit n-Erweiterung 67.1


Fortsetzung: Verba auf -civw
(Ihre Wurzeln enden auf Konsonanten.)

Merke:
1. Alle diese Verba haben starken Aorist (Akt. bzw. Med.).
2. Alle - außer A.avitcivw - haben Futur Medium.

A. Präsensstamm = Wurzel + av- 67.2


(aµag't·av·w: atait·av·oµm)
Stammformen
6.µ<XQ'tc:ivw, 6.µ<XQti)croµm, i\µ<XQ'tOV, fiµagrrpm, 1]µ6.Qlllµal, f]µ<XQti)'Ö'r]v (ver-)fehlen
at<J'Ö'c:ivoµm, alcrlH}croµm, fi1,CJ'Ö'6µ11v, T)i,CJ'Ö'llµm wahrnehmen
Außerhalb des Präsens und des starken Aorist sind die Wurzeln mit -ri erweitert.

B. Präsensstamm: wie A; dazu noch ein zusätzlicher 67.3


Nasal vor dem Endkonsonanten der Wurzel
Der zusätzliche Nasal- normalerweise -v- (v' µait: µa·v·it·av·w) wird, wie immer, vor ei-
nem Guttural zu -y- assimiliert (v' nJ'x: w ·y·x·av·w) und vor Labial zu -µ- (v' A.aß: A.a·µ-ß·
av·w).
Bei den Verben dieser Gruppe - außer µavitavco - erscheint die Wurzel in verschiedenen
Tempora auf verschiedenen Ablautstufen. Fast alle dehnen sie im Futur, viele auch im
Perfekt.
Stammformen 67.4

µovöavw µm'h)ooµm i'µaöov µEµfrthpm erfahren, verstehen,


lernen
A.aµßcivw Aipjloµm i'A.oßov FLAfl<pO Ei:A.11µµm tAl)q:>Öflv ergreifen, nehmen
A.av,'tavw A.i]ow i'J.attov J.rh]''ta bin verborgen, (tue
etw. ) unbemerkt
TUY)(CtVW uu;oµm huxov TfTUXT]XU treffen, erlangen
Jtuvttavoµm Jtf\!ClOµUL f:Jtu{}oµriv m' JtUOµUL (er-)fragen, erfahren

Bemerkungen zu den einzelnen Verben der Gruppe B:


µavfüivw 1 67.5
Außerhalb von Präsens und Aorist ri-Erweiterung wie bei Gruppe A.
A.aµßavco 67 .6
2
Ablaut a/11 des Wurzelvokals; also v'A.aß/A.'Y)ß , d.h. der Vokal erscheint in kurzer (Präs.;
Aor.) und langer Form (Fut., Perf., Aar. Pass.). Das eingefügte-µ-(< -v-) des Präsens
drang in nachklassischer Zeit auch in das Futur (A.i)µ'4Joµm) und den Aor. Pass.
(f:A.i)µ<pfrrlv) ein.
1 Passiv äußerst selten im - unpersönlichen - Präsens; sonst unerhört.
2 Ursprünglich V släb. Aus dem - ansonst verschwundenen - s- erklärt sich die Form des Perfekts
':·sesläbha > ELAY)<pa und ':·sesläbmai > ELAY)µµm.
194 APPENDIX GRAMMATICA L. 67

67 .7 A.av{}avw
Der gleiche Ablaut, in gleicher Verteilung; alsov'A.a{}/A.ri{}. Fut. ::·_A:f1{}·ow > A.i]oco (wie
''ÖQVt-frs > ögvts): Dental vor -s- fällt aus. Perf. stark: AEAfl{}a (wie auch EtA.ricpa).
67.8 rcuv{}avoµm
Ablaut EU/u (wie in <pruyco: E<puyov); also: v'm:u{}/rcu-fr; der Diphthong aber nur im Fu-
tur: rcru[{}]ooµm 3 ; sonst rciJ{}; Perfekt: ::·rctrru{}µm; -{}µ- > -oµ- wie z.B. in rcfanoµm
(< rctrcn{}µm) und l:mA.tA.rioµm (cf.~ A.i]{}ri); es ist eben ein Dentalstamm (wie oben,
L. 56. 15).
67.9 tUYXUVCO
Der gleiche Ablaut, EU/u, wie beim vorigen, in gleicher Verteilung. Also: v'nux!tux·
'tEUX- nur im Fut.: xo > ~: tru~oµm (< ::·'truxooµm) (Homer: -ra n :uxEa >Waffen<);
später auch Perf. tEtwxa; sonstv'tux-; vgl.~ tUXfl· Perfekt: mit -ri-Erweiterung (vgl.
Gruppe A; auch µav{}avco) und schwach wie ~µcigtrpw, µEµci{}rixa (und oft: L. 73.6).

II. Syntax

67. 10 A. Der Genetiv als >Objekt< bei gewissen Verben


Da der >eigentliche< Genetiv den Bereich anzeigt, innerhalb dessen eine Person (Ding, Be-
griff: Substantiv) oder eine Handlung (Geschehen, Zustand: Verb) sich situiert, begreifen
sich leicht Fügungen wie 6 :rt(>ci>tos tci.>v 'EA.A.i]vcov (mithin Gen. des Teils) und <'iQXELV
tci>v 'EA.A.i]vcov oder µEQO<; orvou und µEtEXELV toü orvou. So auch fofünv tci>v agtcov
und TCLVELV toü orvou (>des Weines trinken<) 4 .
67 .11 Da der griechische Genetiv außerdem die Funktion des IE Ablativ übernommen hat (des
>Woher-Kasus<), versteht man, daß µav{}avco oou bedeutet >ich erfahre, lerne (etwas)von
dir<; axouco oou >ich höre von dir (auf dich)<; wo also die Genetive nicht das Objekt, son-
dern den Ursprung anzeigen; allenfalls, in gleichem Sinn, auch alo{}avoµm a1rroü fü-
öovtos >ich nehme wahr, daß er singt<(und danach dann sogar auch autoü yaµoüv'tos, s.
I Ft).
67. 12 Deutsche Analogien lassen auch z.B. in µvi]µcov tci.>v ngoy6vcov und µrµvfto{}m 'tffiv
'A{}riva(cov und l:mA.av{}avrn{}m oW<pQOoUVfl<; die Genetive nicht verwunderlich er-
scheinen (>eingedenk der Vorfahren; gedenke der Athener; vergiß mein (Genetiv) nicht<,
L. 65 .13); sie stammen aus IE - und sind doch nicht leicht erklärt. Weitere ähnliche Fälle,
die keine deutschen Analogien haben, verdienen eben deshalb besondere Aufmerksam-
keit:
Mit dem Genetiv werden verbunden Verba - und Nomina - mit der Bedeutung
67. 13 1. des Begehrens (vgl. >des Lichts begierig<), desSorgens und anderer Gemütsbewegungen
(Affekte), z.B. bn{}uµEiv, EQÖV nvoi;5, rrnvf]v, Öt'l!Ji)v nvos, l:mµEAEi:o{}a( nvoi;; dazu,
mit Akk. der Person, {}auµatnv, µaxaQ(~nv, l:nmvEiv, µwdv, EAEEiv ttvci ttvos; mit
Dat. der Person cp{}ovEiv, µtµcprn{}m, ÖQyCtrn{}a( nv( nv6s;
67. 14 2. des Erreichens, Erlangens, Berührens - und Verfehlens, z.B. 'tUYXUVELV nv6i;, A.aµßci-
vrn{}a( tlVO<;, ÜJttrn{}a( 'tLVO<;, 'l!JaUElV tLVO<;, - aµaQ'tclVELV 'tlVÜ<;;

3 Homer auch Präs. l'tEul'toµm .


4 Doch auch tofünv äQi:ov, 1tlVElV olvov >Brot essen<,> Wein trinken<(weniger einen einzelnen Akt
als vielmehr eine Sitte oder Gewohnheit anzeigend).
5 Aber <ptAEiv uva!
APPENDIX GRAMMA TICA L. 67 195

3. des (Er-)füllens und Voll-seins und des Entleerens, Ermangelns und Sparens (>voll sü- 67.15
ßen Weines<, :rtAi}Ql)<; otvou; >ermangeln der Weisheit<) :rtAl)QO'Üv nvoi;, ytµnv nv6i;,
ÖEiofta( nvoi;, ÖEi µo( "ttvoi;; <pE(Öwfta( nvoi; 6 : >schonen, sparen< vgl. 57 . 12.
Der Genetiv in dieser Verwendung wird nicht unpassend als >Genetivus objectivus<be-
zeichnet.

B. Weitere Verba mit Partizip; vgl. L. 66.8-10 67.16


t·wxE nagoov >er traf, da-seiend< ->es traf sich, daß er da war<, >er war zufällig (gerade) da<;
E.A.aftE :rtagoov >er war verborgen, daseiend< - >er war unbemerkt da<.
In diesen Verbindungen qualifizieren die regierenden Verben - vom Sinn her betrachtet -
die Haupthandlung, welche durch das Partizip ausgedrückt wird: >er war da< - >zufällig<
oder >unbemerkt<; in der Tat ist E"t'UXE :n:agwv oft gleichbedeutend mit nagTjv.
Ähnlich - und bereits bekannt: 67 .17
E.<p{}l) nagrov >er war früher da<;
f]önm fofüwv •er ißt mit Genuß<;
atoxuvnm A.tywv >er sagt mit einem Gefühl von Scham<;
wörtlich: >er schämt sich, sagend<; >er freut sich, essend<; etc.
Die Gewichtsverteilung zwischen Partizip und Hauptverb ist z.B. verschieden - auch
längst bekannt und auch typisch griechisch - in
x<iµvn EQyat6µEvoi; >er wird müde bei, müht sich mit der Arbeit<, >er arbeitet hart<;
rra'ÜE <pAuag&v >hör auf mit deinem Gerede<;
XU"tEAi}<p~ (taA.w) xM:rttwv >er wurde gefaßt beim Stehlen<; und

(bei den folgenden Beispielen ist das Partizip Objekt oder doch Attribut zum Objekt)
riüeEv aüwui; xaftEuÖOV"ta<;;
~xouo<i aou cl.töov"to<; (>ich hörte dich singen<);
ögw a'Ü"tov flxov"ta (>ich sehe ihn kommen<).
Die griechische Auffassung und Wiedergabe der verschiedenen Situationen bleibt sich
gleich; die deutsche (und mithin deren sprachliche Wiedergabe) variiert.

C. Negationen 67.18
(L. 4. 14; 17.20; 22. 9; 25. 9 und 11; 26.17)
Grundregel:
ou verneint: ein Faktum, in Aussagen; ist objektiv;
µi} verbietet, wehrt ab: ein Vorgestelltes, noch-nicht-Faktum; es ist wunsch- oder wil-
lens-betont: subjektiv.
Im Hinblick auf diesen Grundunterschied werden die meisten Fälle von ou und µi} ein-
deutig verständlich sein 7 , z.B. in dieser Lektion I Bl µi} AclAEt: Verbot, gegenüber I Fl
ouö' 6 yEC"twv: ein Faktum ist ausgesagt. In II C4 ou beim Optativ: oux äv A.aßou; >du
dürftest (sie, das Mädchen) schwerlich gewinnen<; µTj A.<ißot<; wäre (negativer) Wunsch:
>mögest du sie nicht gewinnen<.

6 Aber lat. parco tibi!


7 Zumal wenn beherzigt wird, daß Griech. überall µt'] hat, wo Lat. ne gebraucht (freilich auch noch
in anderen Fällen, s.u.).
196 APPENDIX GRAMMATICA L. 68

Wir wissen aber bereits, daß im Griechischen der Gebrauch von µi) sich mehr und mehr
ausbreitete und warum es zumal in Bedingungssätzen zur Regel wurde. Das gilt auch, wo
die Bedingung implicite, und nicht durch die Partikel >wenn<, angezeigt wird. Oft z.B.
durch ein Partizipium.
Instruktiv dafür ist Ev.Joh. 3, 18 (L. 66 J2): o µi] mfftEUWV >wenn einer (oder >Wer<) nicht
glaubt< ist Bedingung (negativ); aber vorher: ou XQLVE'taL (wer glaubt,) >Wird nicht gerich-
tet<: das wird als Tatsache hingestellt. Auch in Goethes Leitsatz (L. 60 II A)
::-•o µil ÖaQEi~ clV'Ö'QW:TtO~ ou :TtaLÖEUE'tat
hat das Partizipium Bedingungscharakter (>Wenn einer nicht . .. <), daher µi).
67.19 In L.67 hat der Relativsatz in I B2 Bedingungscharakter (und zwar generellen: >wer im-
mer<, >jeder, der .. .<): daher µT] :rtECih]-rm.
Schließlich zwei Infinitive: (1 B4) µ'Y)ÖEv aµaQi:dv und (I C2) µi] cmavtäv: beim Infinitiv
ist die Negation µi) zur Regel geworden- außer, wo der Infinitiv eine rein faktische Aus-
sage wiedergibt. Oux f]xEL wird als abhängiger Satz natürlich zu f....f,yw ainov oux flxELv;
denn f.....a. µi] flxELv würde bedeuten: >daß er nicht kommen soll<.

67.20 III. Zum Lesen der Verse

Jambische Trimeter wie I Al und 2; D; Fl und 2 usw. und daktylische Hexameter wie 1
B4 dürfen jetzt keine Schwierigkeit mehr machen.
In der Versparabel vom Krebs (III A) steht das Metrum neben dem Text. Die letzten zwei
Verse sind wohlbekannte Glykoneen (L. 63.9); die zwei ersten sind identisch, aber um
eine Silbe am Anfang kürzer. So ähnelt ihr Fall dem Sprichwortvers (Paroemiacus, oben
L. 16.8: der hat dagegen gewöhnlich eine Silbe mehr am Ende): ein neuer Hinweis, daß
der Vers der Kunstdichtung seine Wurzel in volkstümlicher Dichtung hat.
Die Verse zum Blindekuhspiel (II CS) sind gleichfalls eine Variante des Paroemiacus: mit
lauter langen Silben.

LEKTION 68

Aorist (Aktiv und Medium)


In den folgenden Lektionen (L. 68-73) wird vervollständigt und systematisiert, was im
einzelnen zumeist längst bekannt ist.

1. Formbildung

68.1 Zwei Haupttypen (vorläufig):


A. Schwacher oder s-Aorist (fA.uoa) und
B. starker Aorist (EAL:rtov).
APPENDIX GRAMMATICA L. 68 197

A. Schwacher oder s-Aorist


(Aktiv: EAuoa; Medium: 0.uoaµriv; L.14.3-5 und L.40.5-10)
Zwischen Verbstamm und Endung steht die charakteristische Silbe
1-oa- j
z.B. in EAuoa'tE, E>„uoaoÖE.
(Die wenigen Abweichungen von dieser Regel werden sich sogleich erklären.)
Ursprung dieser Bildung: 68.2
Charakteristikum ist das zum Verbstamm zugefügte -s (IE: vgl. lat. scripsi, dixi). Auf
dieses folgten im Indikativ Aktiv die sekundären Endungen; zumal
Sing. 1. (z.B.) .:-{A.uo·n > EJ..uoa (vgl. septem: bna)
Plur. 3. (z.B.) ::·EA.uo·nt > El..uoav (vgl. EAuov).
Daher wurde -a als der charakteristische Vokal für den Aorist empfunden; bekräftigt
durch das -a des Perfekts. Die 3. Sing. wurde differenziert gegenüber der 1. Sing. durch
-E, nach Imperf. (EAUE) und Perfekt (AEAUX.E).

Aktiv, Modi: 68.3


L. 22.8 (Konj.), L. 26.5-14 (Opt.),L. 31.5 (Partiz.), L. 14.4 und 15.1 (Imperativ und In-
finitiv). Der Ursprung der Endung -ov im Imperativ Aor. Akt. (Auoov, äyyELAov) ist
dunkel - ebenso wie im Medium -m (Ä:üom, ayyELA.m: 40.8).
Indik. Medium:
E:A.uoaµriv, EÄ.uow ... und Modi: L. 40.5-10.
Besonderheiten:
1. s-Aorist ohne -s- 68.4
Bei Verba liquida, weil -s nach 1, m, n, r ausfiel (mit Ersatzdehnung); z.B. ilYYELAa, EÖEL-
ga, EµELva, iltoxüva, ExQiva, EVELµa; i]yyELÄ.aµriv, i]µuvaµriv, 6.nExQtvaµriv (L. 60.6;
L. 61.3).
So auch E)"Ylµa (zu yaµEw >heiraten< - vom Manne gesagt), E:yriµaµriv (zu yaµouµm >hei-
raten<-von der Frau gesagt), als ob der Präsensstamm auf -m endete (wievEµw ); demnach
>!·fyaµoa > E)"Ylµa und ':·E:yaµoaµriv > E)"Ylµaµriv.

2. Kurzvokal-Aoriste 68.5
(Scheinbare) Vokalstämme, deren Vokal im Aorist (u.a.) nicht gelängt ist. Sie sind ur-
sprünglich s-Stämme (s. I.E der griechischen Lektion), die als solche natürlich ihren Vo-
kal nicht dehnten. Das Stamm-s ging aber verloren, daher dann Paradigmen wie yEÄ.aw -
EyEAaoa und 'tEAEW- h€A.rna (älter y€/..aooE, 'tEÄ.rnoE). Ähnlich E:µaxEoaµriv zu µaxo-
µm sowie E:x.a/..rna und iltVEoa (E:n-, nag-) zu xaÄ.EW und atvEW, die aber kaum s-
Stämme waren; so auch WÄ.Eoa und wµooa zu ö/../..uµt und öµvuµt (L. 76).

B. Starker - und zwar starker thematischer Aorist 68.6


(L. 29.5-9; L. 32.5-6; L. 38.8- 12)
Zwischen Stamm und Endung dieses Aorists steht der Themavokal olE (wie beim Präsens
auf -w ).
Der Stamm solcher Aoriste ist immer verschieden vom Präsensstamm des gleichen Verbs,
meist kürzer; z.B. µaÖ·Ei:v: µavöav·ELv; Atn·Ei:v: AE(n·ELv; i;gan·EoÖm: 'tQEJt·rnöm.
198 APPENDIX GRAMMATICA L. 68

Die Endungen:
Im Indikativ die sekundären: EALn:·o·v, EALJt·E·~; H.tn:·6·µriv, H.Cn:ou (< -:n:·E·oo) ... Ab-
gesehen vom Stamm gleicht daher der Indikativ dem Imperfekt.
In den übrigen Modi gleichen die Ausgänge dieses Aorists den entsprechenden des Prä-
sens; z.B. A.tmo (AE(mo), A.moCµriv (A.nn:oCµriv), etc.
Aber an 4 Stellen ist dieAkzentuation verschieden; z.B. Al:n:Eiv, Al1COOV (: AELJtElV, AE(Jtoov)
und: AlJtOÜ, /,.mfoßm (: AELJtou, AELJtEaßm). Außerdem haben 5 spezielle Imperative, in
der 2. Pers. Sing., Akut auf der Endsilbe: töE, EUQE, EA'frE, ELJtE, /,.aßE.
68.7 Ein Sonderfall: äyw Imperfekt ~yov, Aorist fjyayov (Infinitiv ayayEi:v): also ein Aorist
mit Reduplikation der ganzen ersten Silbe (und nicht nur des ersten Buchstabens); vgl.
L. 73, die >attische< Reduplikation im Perfekt einiger Verben.
68.8 Für beide Aoriste (z.T. auch Imperfekt und Perfekt):Augment (z. T. auch Reduplikation)
Ei'.- (nicht T)-) haben:
I
Utw >lasse<, El'.wv, El'.äoa, däxa, ELäµm, dfö'h1v
Efü~w •gewöhne<, El'.fü~ov, El'.füoa, dfüxa (dw'fra ·bin gewohnt<),
dfüoµm, dfüo'fh]v
EA.xw 1 , ziehe<, dA.xov, dA.xuoa, EtA.xuoµm, dA.xuo'frriv
En:oµm ,folge<, lmperf. dJt6µriv (Aor. f:on:6µriv, lat. sequor)
EQyatoµm >wirke<, >tue'•SdQya~6µriv,\Ei'.Qyaoaµriv, dQyaaµm
t
( (auch T]gy-) (f}Qy-)

Diese Verben begannen ursprünglich mit einem Konsonanten; meist F(w). Nach dessen
Ausfall ergab sich notwendig Et; z.B. bei
FEfü~w (to FEßo~), EFtfü~ov > dfü~ov,
FEQY<i~oµm (to FtQyov), E:FEgyaoaµriv > Ei'.Qyaoaµriv (EFE > EE > E, geschrieben n).

68.9 Ein Sonderfall: EXW


Wurzel ax (Schwundstufe), OEX (Grundstufe). Anlautendes s- wird im Griechischen be-
kanntlich zu h- (sex - Es). Also: Präs. ':·aEXW > hEXW (Dissimilation) EXW; Imperf. foExov
> EEXOV > Elxov; aber Fut. ::-oEsw > hEsw = Esw (kein Grund für Dissimilation).
Die übrigen Tempora von der Schwundstufe: Aorist: (stark) E·ax·ov (>bekam, erhielt<;
lmperat. axt~ >halt!<); so Med. E:oxoµriv. Die Schwundstufe in den verbleibenden Tem-
pora mit -TJ erweitert: oxri-; also die Stammformen:
EXW, axftow 2 , foxov, foxrixa, foxriµm >halten, haben<.
68.10 Davon, mit Präsensreduplikation (vgl. yL·yvoooxw, y(·yvoµm) raxw, aus >!·sioxw >
':·hL<Jxw; dies, erweitert im Präsens, und mit Präfix fot6, ergab
umoxvfoµm, un:ooxiJooµm, UJtE<JXOµTjv' un:taxriµm >Versprechen<.

II. Bedeutung des Aorists

68.11 Was seit L. 14. 7 und L. 31. 7 bekannt und beim Lesen dauernd beachtet worden ist, läßt
sich kurz etwa so zusammenfassen:

1 Ein Präs. E:huco wird nicht gebraucht und Perf. Akt. EtA.xuxa so gut wie nie. Auch die anderen
aufgeführten Perf. Akt. sind selten und nicht alt.
2 Daneben E!;w, Med. E!;oµm normal (aber Aor. Pass. EOJ(E'Öl}V sehr selten).
APPENDIX GRAMMATICA L. 68 199

Zeitstufe: Nur der Indikativ versetzt die berichtete Handlung (Geschehnis, Situation
usw.) in die Vergangenheit - und auch der nicht immer (s.u.).
Die eigentliche Leistung der griechischen sog. >Tempusstämme< ist Verdeutlichung des
Aspekts des Berichteten: Sie dienen dem Sprechenden zu vermitteln, wie er die Eigenart,
Verlauf, Qualität des Verbal-Inhalts auffaßt oder aufgefaßt wissen wilP.
Gegenüber dem >linearen< Präsens läßt sich der durch Aoriststämme vermittelte Aspekt 68.13
als >punktuell< bezeichnen. Das heißt: Das betreffende Geschehen oder Tun wird durch
den Aorist als eine Einheit vermittelt, ohne Rücksicht auf Dauer oder Vollendung.
Im Gegensatz zum Präsens ergeben sich die folgenden hauptsächlichen Bedeutungsnuan-
cen:
1. Handlung oder Geschehen schlechthin als Tatsache: Eßao(ArnoE >er war König<.
2. Ingressiv: Eßao0.EUOE >er wurde König<, >trat die Regierung an<.
3. Effektiv: Eqruyov >ich entkam<.
An sich drücken also die griechischen Tempora (außer im Indik.) keine relative oder ab- 68.14
solute Zeitstufe aus 4 • Sehr oft, zumal beim Partizip, wird aber die >punktuelle<, abge-
schlossene Handlung der eines anderen Verbs vorangehen: EA'ft<l>v E~ijtEl (~rrrEi) >nach-
dem er gekommen war .. ·' (>er ist gekommen und sucht nun<).
Speziell: 68.15
Der >gnomische Aorist< drückt eine (aus früherer Erfahrung gewonnene?)Rege/ aus: un-
sere Beispiele I F3 und II JS.

III. Zur Interpretation der Homerzitate 68.16

Bei dem ersten der Homer-Texte (I Et) beachte die Ausdruckskraft des Wörtchens xa(
(»Wenn du uns denn schon vernichten willst, dann wenigstens ... «);bei dem nächstfol-
genden, wie die Adjektiva <pO.o~ und n6tvta, >lieb< und >hehr<, nicht momentane und in-
dividuelle Gefühle ausdrücken: sie weisen vielmehr auf Empfindungen, wie sie unter
rechtschaffenen (d.h. richtig beschaffenen) Menschen objektiv und typisch bestehen.

3 Diese wesentliche Leistung der griechischen Verbalstämme wurde von der neueren Sprachwissen- 68.12
schaft hauptsächlich im Vergleich mit slawischen Sprachen erkannt, welche (anders als das Deut-
sche) diese Ausdrucksmöglichkeit des IE Verbs bewahrt haben (im Englischen leisten Alternati-
ven wie 1 wrote, was writing, have been writing ähnliches). Die griechische Grammatik von Bor-
nemann-Risch behandelt dies Kapitel ausgezeichnet und im Detail (§ 206ff.).
4 Es gibt daher nicht, wie im Lat., eine bindende consecutio temporum.
200 APPENDIX GRAMMATICA L. 69

LEKTION 69

69.1 1. Wurzelaoriste (stark, athematisch) 1

Die Texte der griechischen Lektion zeigen uns Verbformen höchst einfacher Art: E·ßriv,
E-<nri, E·cpu; ßfjL, otfjL; ßai;, ßav: Verbstamm und Endung, ohne Zwischenglieder: noch
einfachere Bildungen lassen sich (wenigstens in unserem Sprachsystem) nicht denken.
Und zwar ist bei diesen Verben offenbar der Aorist primär und zentral. Wieviel elementa-
rer ist doch etwa ßavtai; als ßaCvovtai; und ßEßrix6tai;, oder yv<i>·vm als yL·yvw·ox·nv
und yv<i>·tE als yvyvw·ox-E·tE !
Eine ähnliche Simplizität fanden wir in der vorangehenden Lektion beim >starken thema-
tischen Aorist< (etwa bei Eµa-0-ov gegenüber µav-0-avoo, llUQE gegenüber EUQLOXEL). Dort
stand freilich immerhin der Themavokal zwischen Stamm und Endung (µa-fr·E·tE, aber
yvw·u). Das war unvermeidlich, denn dort endeten die Wurzeln auf Konsonanten: da
war eine vokalische Verbindung mit der Endung physiologisch erfordert. Jetzt aber ist
die Rede von Stämmen, die vokalisch auslauten: da erübrigt sich die zusätzliche Verbin-
dung. Auch präsentieren sich diese Verbstämme im Aorist in ihrer einfachsten, einsilbi-
gen Form, sind in derTat die jeweiligen Wurzeln, unerweitert. Daher werden diese Aori-
ste mit Recht kurz als >Wurzelaoriste< bezeichnet.
Dies ist also sprachliches Urgestein (was der Vergleich mit dem Indischen bestätigt); dies
Urgestein ist aber vom Strom der Zeit reduziert und affiziert worden. Der folgende
überblick über die einzelnen Modi wird das beiläufig zeigen; und es sind ja recht wenige-
aber vielgebrauchte - Verben, die diese elementare Formbildung bewahrt haben.
69.3 Ihre Wurzelvokale sind lang; kurz nur vor -vt (z.B . yv6vtoi;) und im Optativ
(z .B. yvoirii;).
Unsere repräsentativen Beispiele:
für A-Laut: VÖQä./a (-ÖLÖQ<ioxoo >entlaufen<':·)
v'ßÖ/ri (ßa(vw 2 >gehen<); v'cnÖ/T] (l'.otl}µL >stellen<) 3
für 0-Laut v'yvoo/o (yLyvci>oxoo >erkennen<)
für Y-Laut Vcpü/i) (cp\Joo >wachsen lassen<, >(er-)zeugen<)
':· N.B. futoöu\.>aoxw: immer mit der Präposition!
69.6 Indikativ
Die bekannten sekundären Endungen folgen direkt auf den langen Stammvokal. Nur 3.
Plural -oav: die Endung übernommen vom schwachen Aorist, wohl zur Unterscheidung
von 1. Singular 4 • Also:

69.2 1 Es handelt sich hier um Aoriste Aktiv. Bei Homer (weniger auch in späterer Dichtung) haben sich
gleichartige mediale Aoriste erhalten, wie A.frt0 (att. EAUomo ), ötxw (töt1;mo ), ytvco (EYEVE'tO );
für das Attische s. L. 80.5.
69.4 2 Das Simplex ßatvw wird im Präsens nur selten gebraucht; gewöhnlich sagt man ßaöL~w. Aber
Composita wie €xßa(vw und croµßatvw finden sich häufig auch im Präsens.
69.5 3 Lat. stare; dt. >stehen, stellen< (das griech. Präsens mit Reduplikation: *otO'tl"!µL, vgl. lat. sisto;
L. 78). tßriv und EITTflV re;men durchweg; daher zitieren wir vorwiegend nur das erste. Ebenso
reimt z.B. töüv >versank< mit E<p'Üv; töuoa mit E<puoa; ö\Jw mit <p\Jw.
69.7 4 Man erwanet 3. Plural Formen wie z.B. tßäv ( '~ -nt); Ecrt<lv, tyvov, und solche sind in der Tat in
der Dichtung und in verschiedenen Dialekten erhalten geblieben.
APPENDIX GRAMMATICA L. 69 201

-EÖQä- -·v
€ßä > att. EßYJ- -·s;
Eyvw- -·[t]
EcpÜ- -·µEV
-·TE
-·l:AN
Konjunktiv 69.8
Hier hat die >thematische< (o-)Konjugation den Wurzelaorist völlig >überfremdet<: ihre
Endungen, die sich vom Präsens über alle Konjunktive verbreitet haben, gelten auch hier;
und zwar werden sie mit dem Wurzelvokal kontrahiert, genau wie im Präsens der Verba
vocalia. Nur das u kontrahiert nicht; bei cpuw so wenig wie bei Ä.uw.
Demgemäß ist der Konjunktiv
(a.rto-) -ÖQ<i>, -Ö(>ats;, -ÖQCxl ... = dem Konjunktiv uµw, nµäts;, nµät ... ,
crrw, OTi)t .. . = dem Konjunktiv sei>, si)ts;, si)t ... ,
yvw, yvci>ts;, yvwt .. . = dem Konjunktiv [ÖQW, (ÖQ<i>ts;, löQfüt ... ,

aber cpuw, cp'Ul]ts;, cpill]t . . . = dem Konjunktiv Ä.uw, Ä.Ul]t~, Ä.Ul]t,

mithin ununterscheidbar vom Präsens. - Der

Optativ 69.9
zeigt die Normalform. Also nicht jene sonderbare Eigenart, der wir zufällig - bei A.uw
und .rtmfü:uw - zuerst begegneten (mit -µt als 1. Sing. und ohne Ablaut); sondern viel-
mehr die charakteristische >Abstufung< von -tri- als Kennzeichen des Optativs im Singu-
lar, aber bloßem -t- im Plural; gefolgt wiederum von den sekundären Endungen. Formen
also, wie wir sie kennen von den Verba vocalia (cptÄ.OLTJV - cptA.oi:µEv), vom Optativ von
dµ( (driv - Ei.µEv) und vom Aorist Passiv (A.u-frECriv - A.u-frEtµEv).
Wie bei all diesen, so verwischte sich auch hier die Differenzierung von Singular und Plu-
ral: Von ca. 400 v.Chr. an häufen sich Formen wie yvoil]µEV (statt yvoi:µEV) und ßatl]µEv
(statt ßaiµEv).

-öga- -iri·v
ßa- -(11·0
ota- -Cri·[t]
yvo-
> ----
-t·µEv (-(T]·µEv)
-i·tE (-LT)'TE)
I -i:·EV (-Cri·l:AN)

Ein Optativ von Ecpuv findet sich selten.

Imperativ 69.10
2. Sing. -fü: bekannt vom Aorist Passiv (z.B. cpavrifü >erscheine!<), differenziert zu -Tt
nach dem{} der schwachen Aoriste (Ä.uitl']n). Ansonst die normalen Endungen: -TW, -TE,
-vTwv. (Selten von am~ÖQäv; noch seltener von cpuw.)

~~- ~ ~~~
yYW- ' -TE
aber ßavtwv, otaVTwv, yv6vtwv
202 APPENDIX GRAMMATICA L. 69

69. 11 Infinitiv
Seine Endung -vm ist bekannt von d vm und vom Aor. Pass. (A.v{tt)vm), vgl. auch Perf.
AEAuxtvm. Also:

1-ÖQä.vm, yv<i>vm, ßiivm, oti]vm, qyüvm 1

69.12 Partizip
Das normale Kennzeichen -nt schließt sich an den kurzen Stammvokal. Wie immer, fällt
-nt- aus mit Ersatzdehnung, wenn die darauffolgende Kasusendung mit -s- beginnt; also
z.B . ß&c; (< >:· ß&vrc;), ßaoa (< >:· ßavroa < ::·ßantja), Dat. Plur. ßäm (< >:· ßo:v-rm), oder
yvouc; (< ':·yvovrc;), yvoüoa (< ':·yvovroa < >:·yvontja), Dat. Plur. yvoüm (< ':·yvovrm).
Aber Neutr. ß<'iv, yv6v (< >:· ßant, >:· yvont) und ßÖv'toc;, yv6v·roc;, usw.
I

-ÖQ?c;, -ÖQÖV, -ÖQäoa, Gen. -ÖQÖV'tO<;, -öQ<iOTJc;


,
,/,
mäc; o'tav, mäoa, Gen. mÖv'toc;, O'täOTJ<;
yv?uc;, yv6v, yvoüoa, Gen. yv6v'toc;,
, "(VOUOTJ<;
,/, .L
cpüc;, cpuv, cpüoa, Gen. cpuv"toc;, <p'UOTJ<;
Akzent durchweg auf der Wurzelsilbe; die Regel L. 20.6 gilt nicht für Partizipien; vgl.
30.12.

69.13 Varianten von Form und Bedeutung


Wie unsere Texte zeigten, gibt es von mehreren dieser Verben neben dem starken Wurzel-
aorist auch schwache s-Aoriste; diese vermitteln dann gegenüber der intransitiven des
starken Aorists eine transitive und faktitive Bedeutung. So:
Eo"tTIOa >ich stellte (hin)< : EO"tTIV >ich trat (hin)•,
€ßriou >ich machte gehen< : EßflV >ich ging<,
Ecpvoa >ich (er-)zeugte< : Ecpuv >ich bin (gezeugt; von Natur)<,
Eöuoa >ich versenkte< : Eöuv >ich versank<.
69.14 Die Wurzel \lßa von ßaCvro (< >:·ßanjo) hat außerdem das Synonym ßaöL~w und, durch
Reduplikation, auch das transitive Verbum ßtßa~oo >ich mache gehen< hervorgebracht.
69.15 Stammformen
(Die meisten der Verben mit Wurzelaorist haben mediales Futur.)

futoÖtÖQÖox.w anoöQÖooµm futEöQäv anoÖfÖQäxa entlaufen


ßaivw ßijooµm Eßflv ߀ßrixa gehen
(ta"tTlµL . . . EO'tflV s. L. 78)
~w, ßton:uw 5
ßu.Oooµm Eßioov leben
ytyvoooxw 6 yv<i>ooµm Eyvwv Eyvwxa erkennen
öuw 7 öuooo EÖuoa umhüllen, eintauchen
öuoµat öuooµat EÖuv ö€öuxa tauchen, versinken
cpuoo cpuow Ecpvoa zeugen, hervorbringen
cpuoµm cpuooµm Ecpuv n€cpvxa erzeugt werden, wachsen
Aor. Ecpßliv (von <pttavw, L. 66.4) wie EßTJv
Aor. taA.wv (von aA.foxoµm, L. 64.8) wie EyvOOV

5 Das Präsens ~t6w begegnet nur selten. ~Tjv: L. 54.2ff.


6 L. 65.3.
7 S. Vokabular L. 41, Anm. 3.
APPENDIX GRAMMATICA L. 69 203

II. Syntaktisches

1. Text I GJ: Häufung von Infinitiven (Satzanalyse)


Es lohnt, sich die Struktur dieses (platonischen) Satzes gründlich klar zu machen. 69.16
Was ist sein Prädikat - d.h. was wird von seinem Subjekt ausgesagt? (Daß es große Tor-
heit sei: Das Prädikat besteht- abgesehen von dem nichtssagenden Hilfszeitwort- aus ei-
nem Substantiv mit seinem adjektivischem Attribut; als Prädikat charakterisiert durch
den Nominativ).
Was ist das Subjekt dieser Aussage; d.h. was ist's, das als >große Torheit< bezeichnet wird?
(Alles, was den drei Prädikatswörtern vorangeht; zusammengefaßt durch den voranste-
henden Artikel, welcher die ganze folgende Reihe von Wörtern als logische Einheit ein-
führt: zusammen zeigen sie einen - sagen wir - >Entkommens-Fehlschlag< an.)
Ist diese lange Reihe von Subjektswörtern gegliedert? (Ja. Sie ist zunächst zweigeteilt: (a)
negativ und (b) positiv, verkoppelt durch >nicht - sondern<, µf) - aU<i ).
Was für Formtypen sind Bedeutungsträger in den beiden Hälften dieses langgedehnten
Subjekts? (Infinitive). Welche zwei dominieren die Antithese formal? (Die sachlich in-
haltlosen qualifizierenden Infinitive >können< und >sein<, öuvaa-frm und dvm.)
Welche Wörter vermitteln den sachlichen Inhalt dieser antithetischen Struktur? (a) der
Infinitiv >entlaufen< OOtOÖQÖ.Vm, dem Infinitiv >können< zugeordnet, und, ihm gegen-
über, b) das Adjektiv >ertappt< - wörtlich >sichtbar< - welches dem Hilfszeitwort >sein<
Substanz leiht).
Dies Ganze - sieben Wörter Subjekt (d.h. Gegenstand der Aussage) plus drei Wörter
Prädikat (Urteil über das Subjekt) - ergäbe denn eine generelle, und ziemlich unsinnige
Aussage (>nicht entlaufen können, sondern ertappt werden, ist große Torheit<). Wir ha-
ben aber ein Wort noch nicht berücksichtigt; das Partizip aJtoÖLÖQ<iOXOV'ta. Was leistet
es?
Es gibt der scheinbaren Allgemeinaussage Sinn und Beziehung. Das Ganze ist nicht blasse
Allgemeinheit: es bezieht sich auf eine konkrete Situation. Dabei ist der Unterschied der
Aspekte entscheidend: anoÖtÖQ<iaxov'ta: Präsens: >wenn einer wegzulaufen versucht<,
gegenüber dem Aorist cmoögavm: >und dabei nicht entkommen kann<.
Und warum steht dies sinngebende Partizip im Akkusativ? (Weil es Subjekt zum Infinitiv
>entlaufen können< ist. Wir haben früher gesehen (L.17.15), daß und warum Subjekte
beim Infinitiv im Akkusativ stehen.)
2. Text 1 GB: Griechischer Indikativ gegenüber deutschem Konjunktiv 69.17
'OA.Cyou onxoµllv: dt. ,fast wäre ich davongerannt< (tat es aber nicht):
Bei qualifizierten Verneinungen (öA.Cyou, µtXQOÜ - ,fast<, >beinahe<) setzt der Grieche,
ebenso wie bei unqualifiziertem ou, realistisch den Indikativ; ebenso der Römer: paene
dixi: gr. öA.Cyou dnov oder ÖA.(you EÖEflOU ElJtEiV, aber dt. ,fast hätte ich gesagt•. So auch
bei der Vergangenheit: gegenüber dt. >fast hätte ich vergessen< und >beinahe wäre ich getö-
tet worden< steht gr. 6/...(you btEAa-fr6µT]V und µtXQOÜ tötriaa a:rto'l'tavEiv. Ebenso reali-
stisch-> richtig< der Indikativ bei Verben desSollens und Müssens; z.B. EÖEL oder EXQf)V OE
tA.ß-EiV, gegenüber dt. >du hättest kommen sollen<. Das >Sollen< (u.ä.) wird ja dabei nicht
qualifiziert.
204 APPENDIX GRAMMATICA L. 70

LEKTION 70

Der (sog.) Aorist Passiv


70.1 A. Stark und schwach: die gleichen Formen
Seit L. 43 kennen wir seine Formen - aktive Endungen, sonderbarerweise - und wissen,
daß es starke und schwache Aoriste Pass. gibt, die sich nur durch Einfügung- oder Feh-
len - eines {} am Ende des Stammes unterscheiden. Beiden gemeinsam ist das T) vor der
Endung: EyQacp·ri·v und t/..:u·it·ri·v. Schwach sind begreiflicherweise hauptsächlich die
Stämme, die auf einen Vokal ausgehen, aber auch viele Muta (btEµcp{}riv, Evoµ(oi}riv) und
Liquida (ftyyO„{}riv, bm{}ag'\'hiv). Das charakteristische lange T) ist im Konjunktiv mit
den Endungen des Präsens(!)-Konjunktivs kontrahiert (vgl. L. 69.8) und wandelt sich zu
kurzem E im Optativ und vor -nt (vgl. L. 69.3); also z.B. A.ufüö, A.uth)L; ... , aber A.u-
{}E(T)V, A.u{}ECT);, und A.u{h'rrw, aber A.uittvtwv.
Formelhaft dargestellt:
stark schwach
Incl. tßA.aßri bttµcpihi
Konj. ßA.aßf]t rtEµ<p{h)t
Opt. ßA.aßEt'l JtEµcp{}E('l
Im per. ßA.ltßTJfü rctµ<p'\'hin
Inf. ßA.aßf]vm rtEµ<p{h)vm
Part. ßA.a߀vtES rtEµcp{}tvtES
ßA.aßEiom rtEµcp{}Eiom

70.2 B. Vorkommen und Eigenarten starker Aoriste Passiv


Wir wissen längst, daß (wie natürlich) viele Konsonantenstämme - freilich nicht alle 1 -
starken Aor. Pass. haben; z.B. noch EXOJtT)V (x6rctw ), hgCßriv (tgißw ), haq:rr1v
({}6.m:w), i]A.A.ayriv (aA.A.6.ttw), Eocpayriv (ocpattw), btA.t)yriv (rcA.t)uw); und daß einsil-
bige Stämme mit dem Stammvokal -E- dabei den (>qualitativen<) Ablaut -a- zeigen; so
z.B.
ot€Uw fota.A.T]V; tQE<pW hQCt<vTJV;
ÖEQW - EÖCtQT)V; 'XAEJtt(l) - E'XAUJtT]V;
OJtELQW - torcltQTJV; Ölacp{}E(Qw ÖLEcp{}6.QT)V;
so auch die Komposita t;ErcA.ayriv und xa-tEJtACtyr}V (von rcA.ftttw) sowie btayri (von
rct)y-vuµL) und EQQCtyr} (von (>t)y·vuµl).

70.3 C. Formale Besonderheiten


a) Quantitativen Ablaut des Stamms zeigen ßaUw und xaA.Ew: tßA.11'\'hiv und txA.i){}riv:
die Wurzeln ßaA.- und xaA.- sind auf die Schwundstufe (ßA.- und xA.-) reduziert und diese
dann mit -T] erweitert (worüber bald mehr); so übrigens auch im Perfekt (s.u. L. 71 die
Stammformen); vgl. L. 68. 9.

1 Nicht z.B. Dentalstämme; s. Nr. 5.


APPENDIX GRAMMATICA L. 70 205

b) Kurzvokal-Aoriste: Wir kennen solche im Aktiv (L. 68. 5). Warum EUQCox.w im Aor. 70.4
Pass. l'JUQtfrr]v lautet (gegenüber -ri- auch im Perfekt), ist nicht klar; daß aber btatVEW
und rcagmvtw im Aor. Pass. -ritvt-th]v lauten, stimmt zu den meisten übrigen Stamm-
formen2. Von ötw, Öi}ow >binden< ist Öf.ÖEµat seit L. 34 bekannt; dem entspricht der Aor.
Pass. Eötfrr]v.
c) Sigma vor der Endung: Bei Verben auf -EW, die in Wahrheit alte s-Stämme sind (oben 70.5
L. 68.5) erhielt sich sowohl der kurze Vokal als auch das -s- im Aor. Pass. und oft auch im
Perfekt Pass. So bei:
"tEAEW < t'EAEl s]w (t'Et'EAEOµm, hEA.fo{hiv);
yEA.aw < yEA.a[ s]w (EyEA.aofrriv, yEA.acn:6s);
atötoµm < atötls]oµm (i}töfo&r}v).
Vor allem aber war bei Verben mit Dentalstämmen (oben, L. 56.8 und 14) ein -s- vor dem
-{}- des Aor. Pass. (€rcdo{hiv , E'!Jruo{hiv, fivayx.ao&r}v, i:voµCo{hiv) und auch im Perf.
Pass. (rcbtnoµm, vEV6µt0t'm) entstanden. Dies -s- >wucherte<: es wurde zugefügt auch
bei einer Anzahl von Verben, welche weder s- noch Dental-Stämme waren. So bei
ax.ouw (Jix.ouoµm, i}xoum'tr]v, axouo-r6s: Akustik!);
omiw (forcaoµm, forcao{hiv, o.7taot'6S: Spastik!);
XQiW (i:xgio{hiv, XEXQL(o)µm, XQt.Ot'OS (!));
x EAEuw (xEx.tA.nmµm, txEA.tilo{hiv, xü.rno-r6s);
ytyvwoxw (tyvwoµm, Eyvwo-th]v, yvwot'6s ; aber yvc0µ11);
(ava-)µtµvi)oxw (€µvi)ofrr]v; aber µtµv11µm, µvi)µf});
ög<iw (€ögao{hi, ögaon)gws).
Man nennt dies >parasitisches< oder >wucherndes Sigma<.

D. Entstehung und Bedeutung des Aorist Passiv 70.6


Vergleiche Wurzelaorist und Aorist Passiv:

Eßriv, -ris . . . ßw ßiJts . . . ßaC11v, ßai11s . ßijfü, ßip;w . . .


Eot'clAl'JV' -11s . . . Ot'a/...w, -fJLS . otaA.Eif}V, -EL'YJS ... o"tCtAT]fü, otaf...ijt'w ...
ßijvm ßfts, ß&v, ßaoa
o-raf...T1vm ot'aA.Eis, -tv, -E[oa

Die Identität der Bildung des (aktiven) Wurzelaorists und des Aorist Passiv ist augenfäl-
lig. Freilich- das -11- in tßriv, ßijfü, ßf]vm ist Teil der Wurzel; es ist ursprünglich ä und
daher seine Kurzform -ö.- (ßairiv, ßavtwv ). Bei Eot'cit,l'JV, otci/...T]fü, ITTa/...i'jvm dagegen ist
das -T}- Erweiterung der Wurzel und seine Kurzform -E- (ot'aAELTJV, o-raAEvt'wv) glei-
chermaßen.
Erweiterung von Wurzeln mit -11 ist uns längst bekannt, auch aus anderen Tempora. Wir 70.7
kennen z.B. Perfekta wie µEµ t v·ri·x.a und VEvtµ·ri·xa (Wurzeln v' µEV und v'vEµ; L. 61.6),
auch TEt'µ·ri·xa (Yt'µ) und xtx.µ ·ri·x.a (v'x.µ; L. 66.2) sowie ßtßA.·ri·xa, ßtßA.·ri·µm (v'ßA.,
L. 60.12) und TEtux-ri·xa (v' 'tUX, L. 67.9). Ferner Futura wie µa{}·i}·ooµm (µav{}avw,
v' µa{}), mit Perfekt µEµci{}·ri ·x.a (L. 67.4 ), und yEv·ij·ooµm (v' yEv, L. 63.3); auch ÖE[ -
ÖE·ij·oEt und öfoµm - ÖE·ij·ooµm (ebenso µt/...A.w - µEM.·i]·ow, µtA.Et - µEf..·i] ·oEL),

2 Sonderbarerweise aber -ri- im Perf. Pass .


206 APPENDIX GRAMMATICA L. 70

L.55.6; und endlichPräsentza: ihi"fJ·toxw, 'tEitv·ri·xa, Vßv, L.64.9) und txw-ax-i]·ow,


fox·ri·xa, (V<JX, L. 68.9). Und wir mögen hinzufügen QEW - QU"f)·ooµm >fließen< 3 •
Man beachte: diese Wurzeln enden - oder endeten doch ursprünglich - alle auf Konso-
nanten: an die ließen sich konsonantische Endungen nicht direkt anhängen: da war das
vokalische Bindeglied erfordert.
70.8 Dasselbe -TJ - diente zur Bildung des passiven Aorists. Die Wurzeln der sog. Wurzelaori-
ste enden alle auf einen Vokal. Die starken Aor. Pass. sind, formal gesehen, Wurzelaori-
ste, deren (konsonantische) Wurzeln durch dieri-Erweiterung befähigt wurden, die glei-
70. 9 chen Endungen anzunehmen. Nach dem auf diese Weise das Formsystem des sog. Aorist
Passiv - zunächst sollten wir vielleicht sagen: >eines aktiven T]-Wurzelaorists< - sich gebil-
det hatte, wurden endlich auch vokalisch auslautende Stämme, durch Zufügung eines -ß-,
befähigt, sich diesen Satz von Formen zuzueignen (der >schwache Aor. Pass.<)4 •
70. t 0 Das wäre denn der Ursprung und formale Charakter des schwachen und des starken, sog.
Aorist Passiv - durchweg im Rahmen und in der Entwicklung aktiver Formstruktur. Wie
konnte daraus ein selbständiges >Passiv<entstehen? Oder existiert das nur in den Köpfen
System-konstruierender Logiker? Da erwäge man Form und Bedeutung, zunächst, der
folgenden Formen (immer im Vergleich mit EßTJV, EO'tTJV, Ecpß-Tjv):
a) Stark.---,.---~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~--,

vxaQ- EXclQTJV ,freute mich< (xaCQw)


\/µav- Eµcivriv >raste< (µaCvoµm)
\/cpav- EcpciVTJV >erschien< (cpa(voµm)
V'tQEJt/'tQrut- EtQcl3tTJV >wandte mich< ('tQE:n:w)
\/:n:ay htT]y- E:n:ciYTJV >wurde hart< (m)yvuµt)
V f}ay I QTJY- EQQciyriv >zerbrach< (Qi}yvuµt)
V QEUl·QU- EQQUT)V >floß< (QEW)
b) Schwach
\/ßouA.- EßouA.i}ß-T]v >wollte< (ßouA.oµm)
YyEv- E:yEVi}ß-Tjv >wurde< (yCyvoµm)
Vöuv- E:öuvi)ß-T]v >konnte< (öuvaµm)
VEUqJQOV- TJUcpQavß-T]v >freute mich< (EUcpQai'.vw)
\/T]ö- fjoß-T]v >freute mich< (f}öoµm)
Vµvri- Eµvijoß-T]v >erinnerte mich< (µtµvfJoxw)
\/atox- flL<JXuvß-TJv >schämte mich< (aloxuvoµm)
\!cpoß- Ecpoßi}ß-T]v >fürchtete mich< (cpoßtw)
\!aya- i}ycioß-T]v >bewunderte< (ayaµm)
VA.Ey- füEA.t xß-riv >unterredete mich< (öwA.Eyoµm)
Vot- onijß-T]v >vermemte< (otoµm)
70.11 Hier handelt es sich durchweg um intransitiv-aktive Bedeutungen ; >passiv<ist in solchen
Fällen die Bedeutung so wenig wie die Form. Dagegen aber bedeutet EO'tclATJV >ich wurde
gesendet< und nichts anderes; ebenso €x6:n:riv >ich wurde geschlagen<, E:xwA.uß-T]v >Wurde
gehindert<, EYQcicpT)V >wurde geschrieben (angeklagt)<und so tausendfach: unzweideuti-
ges Passiv. Dabei sind's die gleichen, starken und schwachen, aktiven Formen.
Es hilft wenig, hier von >echtem Passiv<zu reden und andrerseits von >Deponentia Me-
dia<, >Deponentia Passiva< und >Media Passiva<. Solche Versuche um logische Gliederung

3 Das Nähere in L. 72.3-4.


4 Alle diese Formen finden sich bereits bei Homer, aber ganz überwiegend mit intransitiver- nicht
>passivischer<....: Bedeutung.
APPENDIX GRAMMATICA L. 71 207

helfen wenig beim Lernen; sie erschöpfen die Vielfalt der Phänomene nicht und stellen die
Tatsachen und ihre historische Entwicklung auf den Kopf.
Besser macht man sich klar, daß das, was im System unter verschiedene Rubriken
kommt, sich sachlich nahestehen kann; z.B.
Wer >sich wendet<, mag von einem andern gewendet worden sein.
Wer >sich freut<, mag von einem andern erfreut worden sein.
Wer >sich erinnert<, mag von einem andern erinnert worden sein.
Wer >sich schämt<, mag von einem andern beschämt worden sein.
Wer >sich fürchtet<, mag von einem andern erschreckt worden sein.
Manchmal ist es nur eine Sache unserer Sprachgewohnheit. Z.B. wer ftuiifrrl übersetzt •er
wurde besiegt<, dem ist das Griechische ein >Passiv<; wie aber, wenn wir sagen >er verlor<
oder >er zog den Kürzeren<? Im Griechischen selbst hat sich die Bedeutung dieser Formen
oft, aber nicht durchweg fixiert: rnngafrrl bedeutet bald >er versuchte<, bald >er wurde
versucht<; EO'tQcl({)ll >er wendete sich<, aber auch >er wurde (herum-)gedreht<.
Immerhin - mit der Zeit, und zumal nachdem ein kompletter Aorist Med. entwickelt war 70.12
(aus dem aktivischen: n.uoa > El-.uoaµ11v), konnten die meisten der hier betrachteten
Formen als >Passiv< fixiert werden; bei einer erheblichen Minderzahl aber blieb die ältere,
intransitiv-aktive Bedeutung lebendig, welche dem formalen Charakter dieses Aorists
entsprach. 'Exagriv und tcpavriv sind eben doch einer Art mit ۧflv und Ecpfrliv -
und EA.u{hiv.

LEKTION 71

1. Das Futurum

Es ist nicht - wie Aorist, Präsens, und Perfekt - ein ursprüngliches und eigenständiges 71.1
Formensystem. Die Endungen stammen durchweg vom >thematischen< Präsens; der cha-
rakteristische Konsonant -s- vor ihnen - wohl sicher - aus dem Aorist. Und zwar aus des-
sen Konjunktiv; A.uow ist ja (in der ersten Person Sing.) sowohl Incl. Fut. wie Konj. Aor. 1
Daher gibt es keinen Konjunktiv des Futurums; er würde, bei den meisten Verben, unun-
terscheidbar sein von dem Konj. Aor.
Anders als bei allen andern Tempora haben alle Modi des Futurums zeitliche Begren- 71.2
zung, verlegen also das Gesagte in die (absolute oder relative) Zukunft. Infolgedessen
sind die sog. Aspekte beim Futur formal nicht angezeigt, sondern aus dem Zusammen-
hang zu erschließen (z.B. ßamAEUOEl >er wird König werden< oder >sein< oder ·bleiben<).
Im formalen gibt es, nach dem Gesagten, beim Futur keine fundamentalen Probleme; 71.3
doch aber eine erhebliche Menge von Variationen im Gefolge der Variationen von

1 Mvt)ooµm ouÖE A.O.f}coµm 'Ait6AA.covoi;: so beginnt ein Homeride seinen Hymnus: „Ich werde
(will) Apolls gedenken und (ihn) nicht vergessen.« Mvt)ooµm ist Futur (L. 65. 7) - und A.aß'COµm
... Aorist Konjunktiv? Der Form nach gewiß (L. 67.1und4), dem Sinne nach gewiß nicht; denn
dann wäre ja µT]ÖE gefordert statt ouöe. Sogar dies Medium wird also als dem Futur gleichwertig
empfunden. Vgl. dazu n(oµm, Fut. zu Jttvw, von Hause aus ein Konj. Aor. (L. 66.5 und 68.5).
208 APPENDIX GRAMMATICA L. 71

Stamm- und T empusformen. Die meisten von diesen sind in früheren Zusammenhängen
begegnet; das in L. 71 und 72 vorgelegte (z.T. altbekannte) Material gibt Gelegenheit zu
einer systematisierenden übersieht.
Es gibt immerhin zwei (oder g~r drei) verschiedene, wenn auch nahe verwandte, Typen
des Futurums 2 • Die meisten Verben zeigen den charakteristischen Konsonanten -s- am
Ende des Verbalstamms unerweitert (A.U-w, A.U-o·w); bei einer Minderzahl aber ist er um
den kurzen Vokal -E- erweitert, oder war es doch ursprünglich. Und zwar stand der
Kurzvokal entweder vor dem -s- c·ayyEA.·fo·w > ayyEA.oo, >Fut. Atticum<) oder nach ihm
(':·:rcA.ru·o€·oµm > nA.rnooüµm, >Fut. Doricum<). Das -s- zwischen den zwei Vokalen fiel
aus; Kontraktion folgte. Wir behandeln zunächst den ersten Typus:
71.4 Stammerweiterung durch bloßes -s. Dabei bedeutet die oberflächliche Verschiedenheit
bei
A.uoco, YQcl'\l'CO, A.tl;w
keine formale >Variation<, sondern nur verschiedene Schreibung des gleichen s-Lauts. In
der Tat dankt das -s- in A.\Joco (d.h. generell bei Vokalstämmen, auch im s-Aorist) sein
überleben - zwischen Vokalen! - dem Vorbild eben der Konsonantstämme, A.U-oco nach
AEL~CO (~ = :rtCJ).
71.5 Bei sehr vielen Verben aber präsentiert sich das Futur nicht einfach als Doppelgänger des
Präsens, nur um das -s- erweitert. Das ist uns bekannt von Hunderten von Fällen; hier,
zur Erinnerung, nur einige repräsentative Beispiele. Für den häufigsten Typ stehe
<pLATJCJCO, 'fhle&aw, ÖOlJAWCJCO,
mit langem Stammvokal im Futur, wie in allen Stammformen, gegenüber dem kurzen des
Präsens. Bei Dentalstämmen wie
71.6 rtdß-co - :rtEiow, rtEtß-oµm - JtEtooµm, Ötxa~co - Ötxaaw,
ist der Dental vor -s lautgesetzlich geschwunden. Vor allem aber kennen wir aus dem vor-
angehenden Studium des Präsens und des Aorists viele Fälle, bei denen der Präsensstamm
71.7 sich vom Verbalstamm gründlich unterscheidet; sei's durch Erweiterung, sei's durch Ab-
laut oder noch andres; und das Futur hat, wie alle Tempora, normalerweise den Verbal-
stamm zur Basis. So ergeben sich dann gründliche Verschiedenheiten zwischen Präsens
und Futur. Zur Erinnerung daran seien hier erwähnt die Futura A.i)ow (A.avfrcivco, L. 67),
tE\Jl;oµm (tuYX,civw, L. 67), rtEuooµm (:rtuvfravoµm, L. 67), :rtE(ooµm (naaxw, L. 64),
n(oµm (n(vw, L. 66), tQCÜow (n-rQCÜoxw, L. 65.4), yvcüooµm (ytyvcüox co, L. 65.3).
71.8 Der soeben, in Nr. 5, erwähnten Grundregel für Vokalstämme scheinen sich einige Ver-
ben ZU entziehen : ai.vtw (mit Komposita)- atvfow , clQXECJ.> - aexfow, al.öfoµm- atÖE-
ooµm, yEA.aw - yEA.<iooµm. Dies sind aber in Wahrheit keine Vokalstämme, sondern alte
s-Stämme, die ihr -s eingebüßt haben. Das wissen wir von al.öwi; seit L. 42.3, von al.v€w
seit L. 68.5 und 70.4; für yEA.<iw erweisen es der Aor. Pass. EyEA.<iofu}v, das Verbaladjek-
tiv yEA.aot6i; und der Aorist €y€A.aooE bei Homer. Und s-Stämme haben andere Entwick-
lungstendenzen als die Vokalstämme.
71. 9 Hier aber darf man sich verwundern, daß ein unzweifelhafter s-Stamm wie tEAECO sich an-
ders verhält: sein Futur lautet gleich dem Präsens, tEAOO. Dasselbe gilt für xaA.fü - xaA.fü
(Homer. Aor. €x<iAEOoE) und yaµoo - yaµfü. Das Futur dieser Verben ist scheinbar be-
handelt worden wie das ähnlich klingender Liquida: xaA.fü und tEAOO wie ayyEA.oo; yaµoo

2 Es handelt sich um die - formal gleichartigen - Futura des Aktiv und Medium. Auf das Passiv, so-
wie auf einige seltenere Formen, kommen wir am Ende der nächsten Lektion zurück.
APPENDIX GRAMMATICA L. 71 209

wie VEµw (L. 60.5; 61.2). Für diese Annahme spricht auch, daß sie weder als Vokal- noch
als s-Stämme fixiert sind: auch der Aorist Eyr]µa (< "'Eyaµoa vgl. EvEtµa) entspricht ei-
nem m-Stamm, und xaA.too hat neben der Wurzel V xaA.- deren Schwundstufe VxA.-,
erweitert mit -ri zu xA.ri- im Perfekt und Aor. Pass.
Damit sind wir auf den zweiten Grundtypus des Futurums geführt, eben das >Futurum 71.10
contractum< (auch >Atticum< genannt), welches wir seit L. 56.11, L. 60.5 und 61.2 als
normal bei Verba liquida sowie bei mehrsilbigen Stämmen auf -(~oo kennen. Danach ge-
nügt hier dieser Hinweis; einige Beispiele (wie o{x(~w - olxtw [gegen X't(~oo - Ktfooo),
xaQ(~oµm - xaQtoiJµm, xn(voo - X'tEVW) stehen in der griech. Lektion. Daß aber µaxo-
µm sich verhält wie tEAEOO - mit Fut. contr. sowie kurzem Vokal im Aorist-, aber mit ri
im Perfekt und ganz ohne e-Laut im Präsens: dies mag einen wohl Wunder nehmen.
Futurum Doricum (oben Nr. 3) s. L. 72.3.

Stammformen 71.11

a[vfo> 3 atvfow ftlVrna sprechen, zustimmen


l:;cmvfo.> e;cmvfooµm rni)lvrna EJtfjlvExa EJt'Y)lVT}µm E:1t'Y)lvt&r,v billigen, preisen
JtUQaLVEW Jtaemvfow :1tUQT)LVEOa JtOQT)LVEXa :1taQi}lV'Y)µm JtUQT}LVE-th}V zureden
aextw aexfow ftexrna genügen
yaµtw yaµw EY'Y)µa ycyciµ11xa heiraten (Mann)
yaµfoµm yaµoüµm EY'Y)µaµriv ycyaµriµm heiraten (Frau)
YEAclW yEA.aooµm f.ytA.aoa -EyEAcio&r,v lachen
xaA.tw xaM> txW..rna xtxA.rixa xtxA.riµm l:xA.fj{hiv rufen
futoxe(voµm -XQtvoüµm -EXQLVUµ'Y)V -XEXQlµm antworten
(später: -xed}iJooµm-EXQt&r,v)
µcixoµm µaxoüµm tµaxrnaµlJv µEµax11µm kämpfen
uA.tw tEAW htA.rna tEtEAEXa tHEAEOµm EtEA.fot}riv vollenden

II. Syntactica
A. Partizip in Fragesätzen
Die Bedeutung der partizipialen Wortgruppen in dem Platozitat II B der griech. Lektion 71.12
zu erfassen, ist an sich nicht schwer; sei's, daß sie sich in aufmerksamem Lesen direkt er-
schließt, sei's, daß man sie sich durch langsames Nachübersetzen, Wort für Wort (>Inter-
linearversion<) selbst klar macht:&~ ... acpt;oµEvo; >als ein zu wem Kommender?<, xai
'tLS YEVTJOOµEVo; >und wer zu werden erwartend?<, <l>; t(vt ÖV'tt ... >als Wer Seiendem?<,
usw. Wer dann aber den recht erfaßten Sinn in annehmbarem Deutsch wiederzugeben
wünschte, müßte gewiß die Gewichtsverteilung in diesen Sätzen umkehren. Im Original
sind ja diesmal die Partizipia zusammen mit den Fragepronomina Hauptsinnesträger.
Das ist deutschem Sprachgebrauch nicht gemäß; der Deutsche würde etwa sagen: »Zu
wem erwartest du zu kommen? Und was (für einer) erwartest du zu werden? Wer, ver-
meinst du, sei Protagoras, daß du ihm Geld zahlen willst?«

Satzbau
In dem Zitat aus Xenophon (I E4) spiegelt und verdeutlicht die Struktur des Satzes in völ- 71.13
liger Balance die Struktur des Gedankens. Die einleitende Frage stellt das Thema: Könn-
ten die Athener ihre frühere Tüchtigkeit wiedergewinnen? Was müßten sie dazu tun? Das

3 Das Simplex nicht oft in Prosa. Vgl. 6 alvo~ >Erzählung, Fabel<.


210 APPENDIX GRAMMATICA L. 72

Partizip (mit Fragepronomen) 't( 3tOLOüvtq; ist das Reizwort, durch welches die folgende
Diskussion ausgelöst wird. Ihr Inhalt ist, kurz gesagt: Dafür wäre dreierlei erforderlich,
nämlich 1. atöc.O;, 2. körperliche Ertüchtigung und 3. Gehorsam gegenüber dem Staat.
Drei parallele rhetorische Fragen erweisen - jeweils mit Hinweis auf den tatsächlichen
Zustand der athenischen Bevölkerung - ein jedes dieser drei Erfordernisse als unerfüllbar.

LEKTION 72

Futur (Forts.)
A. Stämme auf -F
72. t Sowenig wie ai.vtw und 'tEMW sind n:A.tco und n:vtw echte Verba vocalia der Art von <pL-
A.tco und 3tOLEW. War bei jenen ein (später geschwundenes)-s Ursache von scheinbar irre-
gulären Eigenheiten,so endeten diese auf -u; ihre Wurzeln sind vpleu und Vpneu. Zwi-
schen Vokalen wurde das u, wie immer, zu w, Fund fiel aus; daher z.B. n:A.tw (< 3tAEFco ),
aber btA.euoa 1 •
Beide Verben haben Fut. Med. 2 : JtAEuooµm, :n:vruooµm.
72.2 Gleicher Art sind xa(w (xaw )3 und xA.a(co (xA.aw )3 • Ihre Wurzeln sind V kau und V klau;
so erhalten vor Konsonanten, z.B. in Fut. xauoco und Aor. faA.auoa. Das Präsens ist,
wie meist, mit -jö gebildet, und kawjö ('~xaF·Lco), *klawjo (*xA.aF·Lw) wurden, wie
normal, zu *xalFw und '~xA.a(Fco. Zwischen den Vokalen fiel das F, wie immer, aus. Da-
her xa(co und xA.a(üJ., Formen, die bis ins späte Altertum gültig blieben.
Normal sind danach auch die Futura; xA.a(w, als >emotionales< Verb, hat Fut. Med. Also
xauoco, aber xA.auooµm.
Zu beiden Verben gibt es Verbaladjektive mit >wucherndem Sigma< (L. 70.5): x.auo't6;
(vgl. >kaustisch<) (unser Text E3) und x.A.auITT6;; aber x.au't6; und x.A.au't6; finden sich
auch, zumal in älteren Texten.

B. Dorisches Futurum
72.3 In dorischen Dialekten wird, wie gesagt (L. 71.3), das Futur durch Zufügung von -OE-
zum Verbalstamm gebildet, mit folgender Kontraktion 4 • Im Attischen begegnen einige
wenige Futura dieser Art; alle im Medium. Es heißt immer :n:EOoüµm (3tl3ttco, L. 63.5);
nächstdem am häufigsten sind 3tAEuooüµm (3tAEW) und <pEU;oüµm (<peuyw, L. 57.10,6);
aber 3tAEuooµm und <peu;oµm sind mindestens ebenso häufig. Gelegentlich liest man
auch Jt:veuooüµm (rrvtw) und x.A.auooüµm (x.A.aiw ).

1 Für das Präsens dieser beiden Verben gilt, was für alle einsilbigen -fo:i-Verbalstämme gilt: sie kon-
trahieren, wenn überhaupt, nur wo sich EL ergibt. Also :rtAEi:, :rtvEi:, aber JtAfoµEv, JtVfoµEv. So
auch ÖEi:, aber ÖE6µeita.
2 Aktives Futur findet sich spät und selten; desgleichen auch A.or. und Perf. Pass.
3 Antike Grammatiker lehren, spezifisch attisch sei xÖ.w und xA.Ö.w (d.h. das Iota wurde dort zu Jot
und fiel dann aus). Die erhaltenen Handschriften bestätigen das für die Komödie, viel weniger für
andere Autoren; gegenteilig für die Tragödie.
4 Z.B. esö:i (< *esEW < *tx·at·w), att. EsW, von E)(W; öosätE (< *öosfrtE < *öox·oE·E'tE), att. ö6-
SE'tE, von ÖOXEW.
APPENDIX GRAMMATICA L. 72 211

C. Stammerweiterung mit -'Yl


Solche kennen wir längst, bes. von der Besprechung des Aorist (L. 70. 7). Zumal der sog. 72.4
Aorist Passiv ist ja gebildet durch Einfügung von -ri- zwischen Verbstamm und aktiver
Endung: EXOQ·ri·v, EyQ<icp·f1·v, hQfut·ri·v (und danach dann EAirfh1v). Die Erscheinung ist
keineswegs auf einzelne Tempora beschränkt; vielmehr ist die Einfügung eines -ri- ein
durchgängig häufiges Mittel zur Verbindung von (bes. konsonantischem) Stammauslaut
mit konsonantisch anlautenden Formelementen.
Wenn wir denn hier an einige Futura erinnern, welche auf diese Weise gebildet sind, ist
damit angedeutet, daß auch andere Stammformen so gebildet sind:
µtf...Et - µEf...iJon; µtf...f...w - µEf...f...iJow; ÖEt - Öt:iJot:t; öfoµm - ÖEiJooµm; ßouf...oµm -
ßm.if...iJooµm; l:{ttf...w - E:l'.tEf...iJow; olµm - otiJooµm; y(yvoµm - yEVilooµm (VyEv);
µav-ttavw - µa{hlooµm (Yµa-tt).
Kombination der hier und oben, Nr. 1 besprochenen Züge begegnen in der Stammbil-
dung des Verbs QEW. Seine Wurzel ist YQE'll, mit kürzerem Ablaut V{>u (genau wie bei
den Adjektiven vom Typ T)öus;, T)öfos;, oben, L. 35.4); vgl. -ro QE'ܵa (>Fluß< - >Rheuma-
tismus<!). Vor Vokalen wird der Diphthong EU zu EF und verliert sein Digamma; daher
Präs. (>tFw > QEW wie rr.f...tFw > rr.f...tw. Die übrigen Tempora sind von der Schwundstufe
QU- gebildet, welche durch das Bindeglied -fl- mit den Endungen verbunden ist5 .

D. Futurum Medium
Wir wissen seit L. 36.17, daß mediales Futur sich nicht nur bei Verben findet, die im Prä- 72 5
sens aufs Medium beschränkt sind (wie ßouf...oµm- ßou/...flooµm; ~yfoµm- ~yiJooµm),
sondern auch bei vielen aktiven Präsentia; und dies oft bei Verben, welche Gemütsbewe-
gung oder gedankliche Anspannung ausdrücken, aber auch - unvorhersehbar - bei vielen
andern; und zwar mit aktiver Bedeutung. Wir erinnern hier (wie in der Lektion) an
a) axouooµm, ßm)ooµm, YEA<iooµm, yvci>ooµm, xf...auooµm, µa{hlooµm, JT.Etooµm,
und
b) aµUQTil<JOµm, (mo{tavoüµm, OJT.UV'tiJooµm, ßiJooµm, xaµoüµm, /...'fl'tpoµm, JT.E-
CJOܵm, rr.ioµm, rr.f...Euooµm, rr.vEucmµm, QuiJooµm, myiJooµm, tEii;oµm, cpEusoµm
(-oüµm),
und besonders fooµm (dµ(, L. 36.7).
Derselbe Formtyp hat aber auch gar nicht selten passive Bedeutung; z.B. bei
aÖtxiJooµm, f...tsoµm, µvflµOVEUCJoµm, nµi)ooµm, WQJEAi)ooµm.

E. Futurum Passivum
Abgeleitet vom Passiv Aorist. Und von diesem wissen wir jetzt genug, um uns nicht zu 72.6
verwundern, daß z.B.
f...u{hlooµm, rr.mörnß-i]ooµm, yQacpi)ooµm
und sehr viele der Art eine eigentlich >passive< Bedeutung vermitteln; daß aber, wo dieser 72.7
Aorist >aktiv< ist, dies auch von der Bedeutung des abgeleiteten Futurums gilt; z.B. bei
EU<pQav{ti)ooµm, ~o{ti)ooµm, l:xrr.f...ayi)ooµm, cpavfiaoµm, cpoßri{ti)ooµm (L. 55,
Anm. 16).

5 Die Wurzel lautete ursprünglich- wie das Indische zeigt - mit s- an, welches im Griechischen zu
h- wurde (septem - btta). Daher die Schreibung Q- und die Doppelung nach dem Augment, z.B.
EQQEOV. Das gleiche gilt für alle griechischen Wörter, die mit Q- anfangen.
212 APPENDIX GRAMMATICA L. 73

Gelegentlich gibt's gar beide Formen (D und E) vom gleichen Verb mit der gleichen Be-
deutung; so bei
r11:n)ooµm und T]-rnißiiooµm >werde zurückstehen, unterliegen< (L. 55.8).

72.8 F. Perfektfutur (Mediale Formen)


Selten, aber ausdrucksvoll - entsprechend der Bedeutung des betr. Perfekts (Intensität
oder Zustand); aktivisch oder passivisch; z.B.
Aktiv: XEXQ<il;oµm >werde gewaltig schreien<,
JtEJtauonm >wird durchaus nachgiebig sein<;
Passiv: JtEJtQ<il;nm >wird erledigt sein<.
Vgl. L. 68 II K4 AEAilonm und L. 57 II Jl nrnt..T);nm.

72.9 G. Stammformen
nA.tw JtAEuooµm 7 enA.Euoa 1tEJtAEuxa6 zu Schiffe fahren
JtVEW JtVEuooµm 7 tnvrnoa -TCEJtVEUxa 8 blasen, atmen
xa(w xauow txauoa xtxauµm txau'61]v verbrennen
xA.aCw x/...auooµm fxA.auoa xtxA.auµm (be-)weinen
QEW (>ut'looµm EQQUT)V EQQUT)Xa fließen
<pEuyw <pEu;oµm 7 E<puyov JtE<pEuya fliehen
XULQW XaLQTJOW EXOQT)V XEXUQT)Xa sich freuen
µtA.f:L µEATJOEL EµEAT)OE (µEµEAT)XE selten) (mir) ist wichtig,
(µoi nvoc;) (µtµT)AE poet.) ich sorge, bemühe mich um
µtA.A.w µelli)ow EµtAAT)OU ich bin im Begriff zu; zaudere
ßouA.oµm ßouA.i]ooµm tßouA.i]'61]v ßeßouA.riµm wollen

LEKTION 73

Das Perfekt
73 .1 Perfekt Aktiv und Medio-Passiv sind, nach Form und Bedeutung, bekannt seit L. l 7
bzw. L. 34 1 . Im folgenden - wie auch in der griechischen Lektion - wird an das Bekannte
kurz und systematisch erinnert und einige Details hinzugefügt.
Das Perfekt ist charakterisiert durch seine Endungen und seinen Stamm.
Die Endungen sind im Medio-Passiv die gleichen- primäre und sekundäre-wie bei den
anderen Tempora. Für das Aktiv hatte das JE ein besonderes Perfekt-System, welches im
Griechischen aber weithin an den Aorist und das Präsens angeglichen wurde. Erhalten
blieben - mehr oder weniger generell - die

6 Selten Pass. rtE1CAE\10µ€vos; ganz spät Fut. 1CAEuo-6i)ooµm.


7 Auch >Fut. doricum< -oüµm.
8 > - < vor einer Verbform bedeutet: »nur in Komposita«.

1 Zu beiden das Plusquamperfektum in L. 40.


APPENDIX GRAMMATICA L. 73 213

Indik. 1. Sing. -a (/-..0.uxa);


2. Sing. -tta (erhalten nur in olotta >du weißt< und ~oita >du warst<);
3. Sing. -E (MA.uxE: die Gleichartigkeit, hier und in der 1. Sing., mit dem
Aorist führte zur generellen Angleichung);
Imper. 2. Sing. -'l'tt (-rtßvafü; vgl. Aor. Pass.);
Inf. -tvm (vgl. Elvm, ßf]vm und unten L. 81 nittvm);
Partiz. -w~, -6~, -uta (oben L. 28.4ff.);

und, schließlich, problematische Ausgänge des Plqu. (L. 40.4).


Wohl zur Differenzierung gegenüber Aorist und Imperfekt entstand die 3. Plur. -äm(v),
aus >:·-anti.
Das übrige ist bekannt.
Der Stamm der Perfekta ist prinzipiell, und abgesehen von der Reduplikation, der reine 73.2
Verbstamm (über Ablaut und ri-Erweiterung sogleich, Nr. 6f.), an den die Endungen
ohne Zwischenglied angehängt sind (yEyQmp·a, A.€/...u·µm).
Eine Neubildung, dem Griechischen eigentümlich, ist das
schwache Perfekt Aktiv 73.3
mit Zufügung von -x zum Stamm (bei Homer fast nur bei Singularen). Ursprünglich ein
Mittel, Vokalstämme mit vokalischen Endungen zu verbinden (A.€/...u·x·a), drang es auch
in Konsonantstämme ein: durchweg bei Dentalen (1tE1tEt[it·]xa; L. 56.13), auch bei
mehrsilbigen Liquida (i')yyEA.xa; L.60.10), selten und spät bei Nasalen (emo1t€qiayxa,
L. 61.7), weniger selten mit -ri-Erweiterung (Nr. 6), z.B. µEµtvrixa.
Dies bedeutet, daß
starkes Perfekt Aktiv 73.4
sich hauptsächlich bei Verba muta findet- außer bei Dentalen; also bei Labialen (ytyga-
<pa) und Gutturalen (1t€qiruya) und auch bei den übrigen Konsonantstämmen; also Li-
quida (füt<pitoga) und Nasalia (emEKtova); freilich findet sich bei vielen dieser Verben
ein PP,rf. Akt. überhaupt nicht oder doch nur selten und spät. Ober Wandlungen des
Stamms s. Nr. 7. Intransitiva s. L. 63.3, auch n:tngaya, n:€n:otöa, dwöa (mehr s. Nr.
11). - Beim
Perfekt M edi.o-Passiv 73.5
(immer stark) wird konsonantischer Stammauslaut oft affiziert beim Zusammenstoß mit
konsonantischen Endungen. Dies wurde des Näheren besprochen oben, L. 56-61; für
>wucherndes s<: L. 70.5.
Stammerweiterung mit -ri 73.6
dient, wie längst bekannt (L. 70.7; 72.4), oft zur Verbindung von konsonantischen
Stämmen mit konsonantischen Endungen 2 . So auch im Perfekt; sei's nur bei diesem einen
Tempus (wie bei xtxµrixa, µEµtvrixa, 'tnuxrixa, µEµaxrii:m), sei's in Übereinstimmung
mit anderen (XEXUQ'Y)Xa, EQQ\Jrixa, yrytvriµm). Also z.B. µEµait11·xa wie riuwxri·xa
und ßEßoiJA.·ri·µm wie A.EA.un:ri·µm - wahrscheinlich doch eben nach dem Vorbild der
€00-Verben.

2 Wie besprochen z.B. in L. 63.3; 66.3; 67.2.5. 9 und zumal, im Zusammenhang des Aor. Pass„ in
L. 70.7, und des Futurs in L. 72.4. Einige Beispiele auch in der gegenwänigen L. 73.
214 APPENDIX GRAMMATICA L. 73

73.7 Stammänderung: 1. durch Aspiration


Aspiration des Auslauts findet sich bei vielen Guttural- und allen Labialstämmen (also bei
-'X, -y, -rt, ß) - soweit sie überhaupt ein Perfekt bilden; z.B. JtE<piJA.axa, JtErtQaxa
(L. 57.6) und xtxo<pa (x6rtno), tE'tQt<pa (tQCßro), ßtßA.a<pa (ßA.Cuttw; L. 58.3); und na-
türlich bei Aspirata-Stämmen wie ytyQa<pa, XEXQU<pa 3 •
73.8 2. durch Ablaut
E/o: Labiale A.drtw - MA.mJta, tQE<pw - tEtQo<pa- tE'Ö'Qaµµm (L. 58.3
und 6), XAEJttW - x.txA.o<pa;
Dentale rtELitw - JtEn:ott}a; auch tmx.a und E[c.o{}a, s. Nr. 10.
Nasale und -Q dJ'CO'X.tElVW - <'vttx.tova (L. 61.5),
ÖLa<p{}ELQW - ÖtE<p{}OQU (L. 60. 9).
(Vergleichbar, mit langen Vokalen, Qi]yvuµm - EQQffiyU, L. 76.12)
E/a: Liquida (einsilbige) ITTfilw - EO'taAXa, EO'taAµm,
<pt}-ELQW - t<p{}aQxa, E<p'Ö'aQµm
(auch Aor. Pass., L. 60.8; L. 70.2).
3. Aspiration und Ablaut
E/o: Labiale JtEµrtw - JtEJtoµ<pa,
(L. 58.3) tQErrW - tEtQO<pa,
x.A.rntw - x.Ex.A.a<pa.
4. Andere Ablaute
a/ri µa(voµm - µtµriva,
<pa(voµm - JtE<pflVU; vgl. A.aµßavw - dA.ri<pa (L. 67 .6);
ähnlich, gleichfalls aktiv-intransitiv
t/o-w y(yvoµm - ytyova (L. 63.3); auch
JtlrttW - JtEJttW'Xa (L. 63. 5),
JtLVW - 1tEJtWXU (L. 66.5),
tLX'tW - 'tE'tOXU (L. 63. 6).
Das allen Perfekta gemeinsame 4 Kennzeichen ist die
73. 9 Reduplikation
(Vgl. lat. dedi, cecini, pepuli: also ein IE Formelement.)
Wem klar ist, welche Varianten der Perfekt-Reduplikation jedes der Beispiele im ersten
Abschnitt der griechischen Lektion exemplifiziert (einschl. Eyvwxa, xfatriµm, Jtrntw-
x.a), der braucht oben L. 17.3-7 nicht nachzuschlagen . Einige Varianten bedürfen der
Besprechung:
1. Reduplikation d-
Wir wissen, warum einige Verba d-, nicht t- oderf]-, als Augment haben (oben, L. 68.8).
Aus dem gleichen Grund- weil nämlich vor ihrem Anlaut ein Konsonant, a oder F, aus-
gefallen ist - findet sich d- auch ein paarmal als Reduplikation; teils bei den gleichen
Verba (z.B. taw: daoa, daxa; EQY<i~oµm, EtQYaoaµT)v, ELQyaoµm), teils nur als Re-

3 Aber z.B . tE't<lQaxa (i:aQ<loow) und tEi:aqJa (fi-6.n:tw) gibt es m.W. nur bei Grammatikern und
~QXO erst im 2. Jh. n.Chr.
4 Außer olöa, L. 74.
APPENDIX GRAMMATICA L. 73 215

duplikation (z.B. A.aµßavw - EtA'l']qia, dAT]µµm (L. 67.6, Anm.); ÖLaAtyoµm -ÖLEtAEy-
µms.
2. Andere Nachwirkungen von F
Von aÄ.(oxoµm kennen wir (L. 64.8) Aor. E&/...wv, Perf. EÖA.wxa, gleichfalls verursacht
durch anlautendes F-. Das gleiche gilt für ÖQUW •sehen<: Imperf. EWQWV, Perf. EOQaxa
(später EWQaxa), aus ::-FEF6Qaxa. Auch ELQ'l']X.a, ELQ'l']µm (unten, L. 85.10). Ferner:
dw{ta und foLxa: 73. 10
1. To t{toc;; >Gewohnheit<, d.h. Ff:ftoc;;,Y Fd}-, ursprünglich Vswedh (lat. sue·sco, sue·vi).
Mit Ablaut E/o, Reduplikation und Dehnung des o sowohl als des Ewird *se·swodh·a zu
dw{ta >bin gewohnt<;
2. v'dx >gleich< (z.B. in Ti dxwv >Bild<) aus '"°FELx. Mit Ablaut e/o und Reduplikation
wird "'·f €:Fmx·a zu foLxa >bin gleich<. Neben dessen regulärem Partizip Emxwc;; steht
dx.wc;;, ELx6c;;, dxui:a (d.h. nicht redupliziert?), Gen. dx.6't0c;;; häufig gebraucht bes. im
Neutrum Etx.6c;; >was (dem Erwarteten, Richtigen) gleicht<, also >wahrscheinlich<, >ein-
leuchtend< ist. Dazu Adverb dx.6'twc;; >Wie zu erwarten<, >einleuchtendermaßen<, und da-
von abgeleitet dx.ci~w, d.i. a) >Vergleichen<, b) >Vermuten< (•als wahrscheinlich erachten<),
und rnLELx.i]c;; (•wie anzunehmen<) •passend<, >anständig<, >ziemlich<.
3. Attische Reduplikation 73. 11
'Ax.i]x.oa, Perf. zu ltx.ouw, von ltx.i]x.oFa, ist längst bekannt: die erste Silbe - nicht nur
der erste Laut - ist redupliziert und der Vokal der (nun) zweiten gelängt.
Diese sog. attische Reduplikation - ähnlich der Aorist-Reduplikation in f]yayov - aya-
ydv - findet sich auch bei
EÄ.i}A.uß-a
ÖMoÄ.a
ÖÄ.ci>Ä.Ex.a
öµci>µoxa
>hin gekommen, bin hier<
>bin verloren<
>habe verloren<
>habe geschworen<
(ölluµm),
(ÖMUµL),
(öµvuµL, öµvuw),
!
({ii-..ttov - alt f]A.uttov - f:A.ttEi:v);

L. 76

EAi]A.cyµm >bin widerlegt< (EAEY'f..W) und, mit >wucherndem< Q,


tyQi}yoQa >bin wach< (EYELQW).
Plqu. von diesen Verben ist selten: dATJÄ.ou1tEL (Homer), ÖÄ.wÄELV, auch cbA.wAELV, 6µw-
µ6x.ELv (? cbµ- ), E;EAijAEyx.'to, EYQTJYOQELV.
Perfekt mit Wurzelabstufung 73.12
Z.B. 'tEß-vrix.a - 'tEttvaµEv.
Wir kennen vergleichbare Abstufungen zwischen - zunächst - Singular und Plural beim
Optativ von dµ( (Et11v- dµEv, L. 25.7), von Verba vocalia (:rtow(riv-:rtmoi:µEV, L. 49.11)
und beim Aor. Pass. (A.uttELllV -A.uß-Ei:µEV, L. 43. 4); die engste Parallele ist freilich der Ao-
rist einiger athematischer Verben (tt}rixa - Eß-EµEv, L. soff.). Denn bei den hier ZU be-
sprechenden Perfekten handelt es sich nicht nur um den >quantitativen Ablaut< des
>Stammcharakters< zur Unterscheidung von Singular und Plural. Darüber hinaus steht bei
den drei hier betrachteten Verben dem charakteristischen -x- des schwachen Perfekts im
Singular dessen Fehlen im Plural gegenüber: es sieht aus, als wären bei diesen Perfekten
die Möglichkeiten schwacher und starker Bildung kombiniert. Auch ist diese Differen-
zierung nicht auf den Indikativ beschränkt. Vom Optativ ist sogar nur die starke Form
'tEttvatriv bezeugt, ebenso tEttvafü für den Imperativ. Und im Infinitiv und Partizip

5 Auch <JlJ'/J...f,yw >sammeln< hat O'UVELAE)'µm; aber das Simplex AEyw hat AEAE)'µm!
216 APPENDIX GRAMMATICA L. 73

wetteifern die beiden Möglichkeiten: neben 'tE'Ö'vavm steht tE~xE:vm, neben 'tE'Ö'YEci>~,
'tEßvE<i>'to~ (aus 'tEfhrr]ci>~, -11ön;o~) gleich häufig 'tE~Kci>~, 'tEthrr]K6'to~. Auch in den
Plural des Indikativs drängt die längere Form, 'tEßviixaoLv, sich früh ein.
Bei diesen Perfekten kommen offenbar ältere Bildungsprinzipien mit jüngeren zusam-
men, und es ist nicht leicht, die Tatsachen in einer eindeutigen historischen Theorie zu
kombinieren.
Man wird sich an die im folgenden aufgefühnen verschiedenanigen Formen gewöhnen;
das Verständnis für ihre Struktur dürfte dies erleichtern 6 •
Neben den schwachen Formen von
73.13 E<J'tllXa 't~xa ßEfhpm 7 (wie xmoC11xa) finden sich 8 im
Ind. Ecnaµev E<naTE tcnacnv
tEitvaµEV TE'Öv<icnv
ßEß<imv
Konj. tcn<i> E<n<i>µEV EO'tcOOLV
j3Ej3cOOLV
Opt. EO'tQLT]V
nßvaC11v I
Imper. Ecnafü EO'tU't(O
'tEttvaih
/
'tEßvd'tW
Inf. Eo'tavm Partiz. tcnci>~, -6~. -<i>oa
/
"tE{}vavm 'tEttvE<i>s, -6s, 'tEitvE<i>aa
߀ßÖvm ßEßci>~, ßEß<i>cJa
73.15 ötföa, neben ötömxa, unterscheidet sich von den vorangehenden insofern, als die star-
ken Formen auch im Singular des Indikativs begegnen:
Ind. ötföa (ötfüa~) öfötE ÖE:ÖLµEv ötÖt'tE ÖEÖCacnv
Konj. ÖEÖ(w ÖEölT}t ÖEöewcnv
Im per. ötfüfü
Inf. ÖEÖLEvm Part. ÖEÖui>s, ÖEÖLuia.
Zu fü'.füa war ein komplettes starkes Plusquamperfekt in Gebrauch (töEöeELV- tötfüµEV
... ) und einige starke Plqu.-Formen begegnen auch von den drei anderen Verben, z.B.
Ecnaoav, ßtßaoav, hEßvaoav. Daneben gab es die normalen Plqu. zu den schwachen
Perfekta, also z.B. dcrn1xEL, hE{}vfiXEL, i:ßEßt1xn, i:öEÖo(xEL, und zu den beiden ersten
auch Futura (Perfektfutur, L. 72.8): Eo'ttl1;EL, 'tE{}vfi1;n (>wird stehen<, >Wird tot sein<).
73.16 Einige Stammformen

axouw axouooµm ftxouoa. O.xi)xoa. i'jxouoµm l}xouofrriv hören


ßa.(vw ßi)ooµm Eßl}V ßtßTJXO. gehen
ÖLa.Atyoµm ~Öta.A.t!;oµm ö tEl.txfrriv ÖLELAEyµm sic.h unterreden
öta.A.Exfrfiooµm
EYELQW EYEQÖ> ilYElQ<l EyTJYEQµa.t l}ytefrriv wecken
EyQTJYOQO. bin wach
rA.a.uvw9 EA<i> i')A.a.oa. -rl.iJl.a.xa. H.iJA.a.µm iJA.6:~v treiben
EA.tyxw rA.ty!;w TJAEy!;a. - EAi}AEyµa.t l}A.tyxfrriv kritisieren,
widerlegen
X<lAW xal..w EXQAEO<l xtxA.rixa xtxA.riµm txA.i]frllv rufen
XEXQ<'.tl;oµm ltvtxea.yov xtxeäya. schreien
(xea~w)10 (KQ<i!;w) (EKQa.!;a)
APPENDIX GRAMMATICA L. 74 217

LEKTION 74

1. olöa und döov

Aus der IE Wurzel v'vid- (Ind. veda, lat. video, dt. wissen, engl. to wit) sind im Griechi- 74. t
sehen zwei, trotz der Verwandtschaft, völlig getrennte Verben entstanden - getrennt so-
wohl formal wie in ihrer Bedeutung; nämlich
1. der Aorist e[öov, töoo (< 'tF töov, flöw) - ein normaler starker Aorist, von der unver-
änderlichen v'Ftö, Bedeutung >sehen< wie lat. video.
2. Das Perfekt (ohne Reduplikation) olöa (Foi:Öa) >ich weiß< 1 , bei welchem die gleiche 74.2
Wurzel in verschiedenen Graden auftritt; nämlich
in ihrer kürzesten Form (Schwundstufe) v' Ftö,
und gedehnt (Grundstufe) v' Fnö;
(genau wie im heutigen Deutsch: >wissen - weiß<, und mit der gleichen Bedeutung) die
letztere Form zudem mit dem üblichen Ablaut o/E, also als v'Fmö und v'Fetö.
Die Verteilung dieser drei Formen ist wohl verständlich: Die Kurzform F LÖ- steht im In-
dikativ-Plural, der Dehnform des Singulars gegenüber: olöa: toµev (aus *flöµev). Das
ist also genau wie bei den in der vorigen Lektion besprochenen Perfekta, Typ ~cmpm -
icnaµev. Und wie bei diesen findet sich auch im Imperativ nur die kurze Form; wie bei
~cnafü und 'ttßvath, so bei tcrlh (aus *flöih).
Alle übrigen Formen des Perfekts sind von der e-Form der Wurzel (V etö-) gebildet: Konj.
elö<i>, Opt. elödriv, Inf. döf\rm, Partiz. döws; dazu auch ein normales Futur Medium:
dooµm (< *dö·ooµm) .
Schließlich gibt es dazu auch ein Plqu.; mit Augment und mit Abstufung zwischen Singu-
lar und Plural, in alten Texten auch mit variablen Endungen, die im Lauf der Zeitverein-
heitlicht werden (zu -Et- im Singular gegenüber -E- im Plural).
Das Ergebnis: 74.3
2
(in der Mitte die klassischen Formen; ältere darüber, jüngere darunter)

Perfektum Präsens wie lat. növi; ähnlich gr. fyvwxa. Formal entspricht gr. olöa dem lat. vidi.
Aber der Grieche >weiß, was er >gesehen hat<; sein >ich weiß,, olöa, ist nicht nur formal ein Perfekt 73. 14
zu dem Aorist döov.
2 Diese allerdings im Ionischen schon früh (z.T. bei Homer).

6 Manche der alten starken Formen halten sich bis ins N. T.


7 Die bekannte spezifische Bedeutung des gr. Perfekts zeigt sich besonders deutlich an diesen Ver-
ben: EoU]XEV >er steht<, Ö€Öotxa >ich bin voll Furcht<, 'tEßvrjXEV >er ist tot<. Und ߀ß1']XEV heißt
nicht nur >er ist fort , dahin•, sondern auch >er (es) steht sicher, festgegründet<.
8 Einige äußerst seltene alte Formen bleiben unerwähnt.
9 Alle T empora wie von €/...<iw (das in der Poesie gebräuchlich bleibt). Das Futur, gleich dem (kon-
trahierten) Präsens auf -<iw, findet sich so noch bei ßtß<i~w >gehen machen<, ßtß<i>, -fw;, und b ei
oxEÖ<ivvuµt (oxEÖ<i>, OXEÖfü~, L. 77). Es ist ein >Futurum atticum• (L. 71) wie xaA.w, -Ei~ und
'tEA<i>, -Et~, aber auf -aw, nicht -€eo . Das Präsens €/...auvro ist eine Art n-Erweiterung der Wurzel
V €A.a-, etwa wie ~<ivw zu E~aoa, v' <p'Ö'a.
10 Die Formen in Klammern sind selten oder spät. In der griechischen Bibel (Psalm 27, 1; Act.
24,21) gibt es schließlich sogar einen Perfekt-Aorist €x€xQa;a.
218 APPENDIX GRAMMATICA L. 74

[Ö·µEV
3
Ind. olö·a, ola·ita olö·E(v) fo·µEV [a·'tE
--
[a·äm(v)
olöac; o[öaµEV o[Öa'tE
o[Öaa1.(v)
Lo-µEVat
Konj. dö·w, ~ etc. Opt. dö·EC!]v, -ECT)c;, etc. lnfin. dö·evm
tö·ui:a
lmper. [a·ih, fo·yw, fo·n, fo·ywv Part. Elö·wc;, -6c;, Etö·uia; Elö·6Yoc;~ dö·uCac;
- - - - ----rcTtwaav
ilto·ta4
Plqu. ft1.ö-ri' ft..ö·riaita TtLÖ·EL ft1.Ö·EµEV fttÖ·E'tE TtLÖ·Eaav
fitÖElV fttÖEL<; --
Fut. daoµm, etc.

74.4 Demnach können bei den zwei Derivaten der gleichen Wurzel V vid nie zweideutige For-
men entstehen. Beim Aorist Elöov ist das E- Augment, findet sich also nur im Indikativ:
der ist aber bei olöa - foµEv unverwechselbar anders. Alle übrigen mit dö- beginnenden
Formen gehören demnach zu olöa (Ablaut). Alle übrigen Formen von Elöov beginnen
dagegen mit tö-: das gibt es so nicht bei olöa, denn da haben die wenigen alten tö-Formen
sich in {o- verwandelt. Und schließlich kann es natürlich kein Plqu. geben und kein Futur
von dem Aorist Elöov; dooµm und f}tÖT) (fjtÖEtv) müssen also zu olöa gehören.

II. Syntactica

74.5 Die griechische Lektion enthält u.a. Beispiele von Konstruktionen, deren Prinzipien be-
kannt sind, deren Anwendung aber den Lernenden vielleicht doch noch überrascht; näm-
lich

A. Attractio relativi
In B 1 : asLm 'tTJ<; EAEU'Ö'EQ(ac; fic; 'XE'X'tT)OÖE: das Relativpronomen steht nicht im Akkusa-
tiv, den sein regierendes Verb eigentlich verlangt: es ist angezogen, >attrahiert< worden an
das Substantiv, auf das es sich bezieht (nicht nur in Genus und Numerus, wie immer,
sondern auch im Kasus )5 ;
C3: oufü:v cbv Hyoumv: wieder steht das Pronomen im Genetiv und nicht in dem logisch
>richtigen< Akkusativ. Es bezieht sich auf einen imaginären Genetiv 'tOU'tWV (>nichts von
dem, was<) und ist von diesem attrahiert worden; jenes attrahierende Pronomen (das >Be-
ziehungswort<) aber ist fortgefallen; und das ist bei solchen Strukturen die Regel.
So mag man sich das von unserm Standpunkt aus rational erklären. Gewiß aber hat kein
Grieche, der so sprach, dabei so kompliziert empfunden. ÜÖÖEv wv A.tyoumv (Genetiv
von >O AEYOUOLV<): >nichts von was sie sagen<: das können wir doch wohl fast so unmittel-
bar nachempfinden, wie es gesprochen wurde?

3 Aus ~-olö·{}a- und so all die o statt ö vor anderen Konsonanten, z.B. >:· töfü, *tÖ'tE, *tönti > toam.
4 Wieder eine e-Erweiterung der Wurzel!
5 Vergleichbar sind Attraktionen wie in GS, wo das Prädikatsnomen o<i>q>QOotV an den Dativ i)µi:v
attrahiert ist; ansonst - beim Infinitiv - der Akkusativ stehen würde (L. 17.18); s. auch L. 71.12
und die Exercitia zu L. 13.
APPENDIX GRAMMATICA L. 75 219

B. Das Objekt von Verben des Wissens 74.6


Das Thema dieser Lektion - olöa, auvmöa - bedingte die Vorführung einer Vielfalt
möglicher Konstruktionen. Es lohnt sich, sie zu überblicken und sich nachdenkend klar
zu machen, welcherlei Nuancen sie ausdrücken. Hier nur eine Andeutung:
Das Objekt ist oft- eben ein Objekt; will sagen: ein Nomen im Akkusativ. So in CS olöE
i:ov ß-ava'tov; D5 döEi'r1 6 tEXVTJV - und an vielen anderen Stellen;
oder es wird ausgedrückt durch einen relativischen oder fragenden Nebensatz, eingeleitet
durch ä. (G4; CS etc.), ötl (B2, G4 etc.), tC (D4), d (A4; CS etc.);
oder schließlich durch Partizipien in verschiedenen Kasus (B2; C2; Ft etc.); vgl. dazu
oben L.38.13-16; auch L.65.9, L.66.10, L.67.16-17.
Wer die Lektion daraufhin durchgeht und sich klar macht, was jede Konstruktion an ih-
rer Stelle leistet und warum jeweils diese (oder jene) gewählt wurde und keine andere: der
darf für sein Verständnis des Griechischen Gewinn erwarten.

LEKTION 75

Das athematische Präsens


A. Von >Media tantum<(L. 36.15)
Das Präsens aller bisher behandelten Verben war - ungeachtet ihrer vielfältigen Verschie- 75. t
denheiten- thematisch gebildet 1 ; d.h. zwischen ihrem Präsens-Stamm und den Endun-
gen steht der Themavokal o/E (A.U-o·µEv, µavß-av ·E·tE, Ey(yvwax·o·v; tQEJt·6·µEßa, nuv-
ßav·6·µEßa, EQX·E·o'Ö'E, EJtE/..aß·o·vto ).
In den folgenden zehn Lektionen (L. 75- 84) aber werden wir uns auf die Verben konzen-
trieren, in deren Präsens (samt Imperfekt) die Endungen direkt an den (Präsens-)Stamm
treten, ohne Zwischenfügung des Themavokals olE, was offenbar nur bei Stämmen, die
auf einem Vokal enderi, möglich war.
Es handelt sich also um eine Vervollständigung unserer übersieht ü her die verschiedenen
Bildungen des Präsensstamms in L. 63-67: dort studierten wir die verschiedenen thema-
tischen Formen; die athematischen wurden aus praktischen Gründen auf hier verspart 2 •
Außerhalb des Präsens bieten die betr. Verben nichts Neues: soweit sie überhaupt andere
Tempora bilden, fügen diese sich-wenn auch in verschiedenen Formen-in den aus dem
Vorangehenden wohlbekannten Rahmen 3 •

6 Der Optativ (statt Indikativ): angeglichen an ~QÖm . Auch eine >attractio<!

1 Unvermeidliche und längst bekannte Ausnahmen (welche uns bald zustatten kommen werden)
sind EI.µ( und <p11µ( (L. 10.11 ).
2 Vgl. aber Anm. ~- am Anfang der griech. Lekt. 68.
3 Beachte also, daß es bei den vielberufenen Verba auf -mi sich nur um deren Präsens handelt; und 75.2
von dem sind drei Viertel, oder eher neun Zehntel, längst bekannt - wie sich sogleich zeigen
wird. Nur die >drei großen Verba auf -mi<haben auch im Aorist Besonderheiten. Wer aber aus
L. 69 den Wurzelaorist kennt, wird selbst dort längst Bekanntes finden .
220 APPENDIX GRAMMATICA L. 75

75.3 Die Endungen dieser Präsentia sind im Medio-Passiv die gleichen wie bei den themati-
schen Verben; nicht so im Aktiv. Daher beginnen wir mit solchen athematischen Verben,
die nur im Medium existieren; sog. >media tantum< wie XELµm >ich liege< und öuvaµm
>ich kann< .(Stamm - hier gleich Wurzel - XEt- und öuva-).
Die bekannten Endungen - primäre im Präsens, sekundäre im Imperfekt - treten also
unmittelbar an diese Stämme (Wurzeln): öuva·µm, ExäµT)v. Dies ist offenbar genau wie
beim Perfekt Passiv der thematischen Verben: öuva·µm, -om, -'tat wie A.O„u·µm, -om,
-'tm. Diesem Perfekt gleicht das athematische Präsens auch darin, daß das -s- der Endun-
gen -oaL und -oo (obschon zwischen Vokalen) erhalten bleibt: öuvaom, xdoo, EXEL00 4
wie A.tA.uom, A.tA.uoo, E:A.tA.uoo.
75.5 Nicht dagegen teilen diese athematischen Präsentia die Besonderheiten des Perfekt-Ak-
zents. Es heißt (lnfin.) öuvao-6-m (aber AEAuoßm) und (Partiz.) öuvaµEVrn; (aber AEAuµt-
voc;)5.
Demnach ist die Konjugation dieser Media so vertraut, daß ausführliche Paradigmen sich
erübrigen. Zur Illustration hier der
75.6 Indik. aya- \ -µm
öuva- J -oat
bti:o-ta- , -'tQL
EQU- ) ~ -µEßa
XQEµa- -oßE
XEL- -V'tat
(xait-) ~-' '
(N.B. Akzentverschiebung in 1. Plur.)

Konjunktiv und Optativ


Von XELµm und xafrrlµm finden sich Optative (xrntµTJV und xaito(µTJV) überaus selten
und Konjunktive (xtwµm und xaßwµm) nicht viel öfter6 • Bei den übrigen Verben schei-
nen sie in ihrer Akzentuation von der parallelen thematischen Konjugation beeinflußt zu
sein, zumal von deren (sehr ähnlich lautendem) Aorist 7 •

Konj. öuvwµm, ÖUVT)L, ÖuVT)-cm ...


bti:o'twµm, E:l'ttCJ'tT)t, rnCCJ'tT)-cm ..

Opt. öuvaCµriv, öuvmo, öuvm-co . . .


rnw'tatµriv, bti:oi:mo, E:l'ttCJ'tatm .
vgl. A.uoat:µTJV, A.uomo usw.

75.4 4 Ausnahmen : i::Mvw (< -aoo) und fptLITTCJJ (Imperfekt), auch Imperativ bt[cnm (aber btCmaoo
findet sich oft in Dichtung). In nachklassischer Zeit wird auch der Imperativ x6:6ou >Setze dich<
gebräuchlich; klassisch hieß es xa'Ö'r)oo.
5 xa{hiµm und xdµm haben auch der Bedeutung nach Perfekt-Charakter; daher denn XEi:µm
auch von z.B. Gesetzen und Bräuchen gebraucht wird, die einmal >gesetzt worden<sind und da-
her jetzt >liegen<, d.h. >gültig sind<. Und nur Kleinigkeiten wie der Akzent des Partizipiums hin-
dern uns, diese beiden Verben formal als >Perfekta ohne Reduplikation<zu bezeichnen, wie das
Aktiv olöa; was freilich auch durch Sprachvergleichung nicht empfohlen wird.
6 Modi von xatW;oµm (auch xafütoµm) >Setze mich, sitze< treten oft an die Stelle solcher von
xaß-r]µm.
7 Mindestens im Konj. dürfte man ja eine Nachwirkung der Kontraktion des Stammendes mit der
Endung erwarten, wie bei xal'tmµm so auch bei *öuva·mµm etc. ; tatsächlich aber finden wir
öuvwµm, ÖUVllL usw . wie A.uowµm, AUOTJL usw.
APPENDIX GRAMMATICA L. 75 221

Weiterhin:.....-.,..---~~~~-:-~~---:-~~~,..-----:-~~~~~~~----:-~-.

lmper. (E::rtt<Jtaoo >) bt(O"tW, E:motaoß-w, bt(otaoth~ , E:motaofüov


X.El<JO, 'XEl<J'tlw, XEi<Jß'E, 'XEtoß'wv
xa'fhioo,'XafrfJoß'w,'Xcl'fh]<Jß-E,XafrfJoß-wv

Infin.
Öilva- ~
btCota- .Q.
-ouat
X.El-
xm'h)-

Paniz. öuvaµEvo~, öuvaµEVov, öuvaµEVYJ


x.a-OfiµEVO~, xa-OfiµEVOV, xa'fh]µEVY] usw.

Imperfekt 75.7
Das Augment: EJttotaµm ist ursprünglich ein Kompositum (Vsta, lat . Stare; wörtlich >auf
etw. stehen< - geistig; vgl. dt. >verstehen<, eng. >understand<); aber das ist längst verges-
sen. Daher das Augment am Anfang der Präposition (und nicht nach ihr) : T]motaµriv.
Es ist ähnlich mit x.a'fhiµm, aber weniger extrem. Das Simplex ~µm bleibt in der Poesie
lebendig; in der Prosa wird nur x.a{hiµm gebraucht. Daher findet sich das Augment je
länger je mehr vor der Präposition: E:xafrfiµriv; aber das (eigentlich korrekte) xafrfiµriv ist
häufig genug. Also (s. aber Anm. 4):

E:öuva- -µriv
T]mo'ta- -oo
-'tO USW.
(mit regulärem Akzentwechsel).

Die übrigen Tempora


Für die übrigen Tempora siehe die folgenden Stammformen. Sie sind rar. Ein annähernd 75.8
komplettes Paradigma bildet nur öuvaµm; und selbst da erscheint das Perfekt erst im 4.
Jh. Ähnlich der Aor. von bt(01;aµm. Beachte, daß, wo überhaupt in der Prosa ein Aorist
erscheint, dieser die sog. >passive< Form (nicht aber passive Bedeutung) hat 8 •

Stammformen 9 75.9

Präsens Imperfekt Futur Aorist Perfekt


<'iyaµm TJYclµT]V T]yaoth)v bewundern
öilvaµm töuv<lµT]v 10 öuvr)ooµm töuvr){hiv 10 ( ÖEÖilVYJµm) können
E:rttITTaµm T]moniµT]v btt<TtiJooµm (T)moti){hiv) wissen
EQaµm TJQ6.µT]V EQao-Ofiooµm T)Q6.o'fhiv lieben 11
xa{hiµm (E)xa-OfiµTJV (xatti}c10µm Sp.) sitzen 12
X.Eiµm E'XELµT]V X.Etooµm liegen
X.Qtµaµm E:xQEµaµriv XQEµi)ooµm hangen 13

8 Vgl. oben L. 70 .10. - Bei Homer und ihm folgenden Dichtern sind aber die medialen Aoriste
ftyaoaµ'l'}v, f:öuv'l'}o<lµ'l'}v, i}Qaoaµ'l'}v nicht ungewöhnlich.
9 Eingeklammerte Formen sind selten; höchst Seltenes wird nicht erwähnt. Sp. = spät (nicht klas-
sisch). Für die Aoriste vgl. L. 70.10.
10 Augment auch f]- (nach ß-0„w, Eß'O„w - i}{W„rioa).
222 APPENDIX GRAMMATICA L. 75

75.10 B. Von Verben au/-vuµt (Medio-Passiv)


~E(xvu·µm, µE(yvu·-rm, Cttt6A.A.u·om, tni)yVlno- die Medio-Passiva, die im zweiten Teil
der griechischen Lektion begegnen, sind von völlig gleicher Art wie öuva·µm, xa'fhi·-rm,
btCma·om, EXEL"TO im ersten Teil, nämlich athematische Präsentia.
Man stelle sie nur gegenüber:
ÖE(xvu·µm gegen A.fro·µm, aber mit xa'fhi·µm und A.f:A.u·µm,
µE(yvtnm gegen A'U-E·-rm, aber mit EJt(crta·-rm und A.f:A.u·-rm,
bti)yvu ·-ro gegen EA'U-E·-ro, aber mit Exn·-ro und tA.EA.u·'to:
da sieht man, was athematisches Präsens bedeutet. Und daran ändert natürlich auch der
Umstand nichts, daß die neu zitierten Präsentia auch ein aktives Formsystem haben (wel-
ches wir in der nächsten Lektion studieren werden), während Öuvaµm etc. Media tantum
sind: beide Typen sind eben athematische Präsentia mit den gleichen Merkmalen: kein
E/o Bindevokal, Bewahrung des -s- in ÖE(xwom, öEixvuoo (Imper.) und EÖE(xwoo (wie
in öuvaom etc. und A.f:A.uom etc.), und der Akzent ist ÖE(xvuoitm, önxwµEvoi; wie bei
öuvaoitm, öuvaµEvoi; (und nicht wie beim Perf. Passiv).
75.11 Im einzelnen der Formbildung besteht aber ein erheblicher Unterschied; denn
Konjunktiv und Optativ sind >thematisch< gebildet, d.h. dem Modell A.uwµm, A.uoCµriv
angeglichen; also
Konj. önxvuwµm, ÖEtxvu'Y)t ... (gegen öuvwµm ... )
Opt. ÖELxvuoCµriv, ÖELXvumo ... (gegen öuvaCµriv ... ).
Dies ist Teil eines größeren historischen Prozesses: das athematische Präsens beginnt aus-
zusterben. Vor unseren Augen verliert es allmählich seine Eigenart: es wird >überfremdet<
vom thematischen (o-)Präsens. Das läßt sich beim Aktiv im einzelnen verfolgen; beim
Medio-Passiv ist es im Konj. und Opt. vom Beginn unserer Überlieferung an eine vollzo-
gene Tatsache: es gibt für diese beiden keine athematischen Formen, während solche in
den anderen Modi des Passivs sich behaupten.
75. 12 »Im Konj. und Opt. wie A.t'mµm; im übrigen wie öuvaµm und MA.uµat«: danach bedarf
es gewiß keines einschläfernden, detaillierten Paradigmas für das Präsens ÖE(xwµm und
Konsorten?
75.13 Die andern Tempora
ÖE(xvvµm, µE(yvu'tm, ni)yvv'tm; dazu
ÖEi!;m, ÖEt!;aoitm, ÖEiyµa, att6ÖEL!;ti;, JtUQUÖELyµa, also YÖEL'X (lat. dico);
µtµEt'X'tat, µnxittv, µ(E)i!;ti;, also v'µ(E)ty;
ttEJtfly6i;, €nayri (Ablaut, L. 70.10), also v'mw.
Offensichtlich sind diese drei Wurzeln zur Bildung des Präsensstamms mit der Silbe -V1J
erweitert worden; in derselben Weise wie die Präsentia aµaQ'tclVW, aioitavoµm u.a.
durch Zufügung von -av zur Wurzel der betr. Verba entstanden. Aber die Präsentia auf
-avw, -avoµm sind thematisch gebildet, die auf -wµi, -vuµm dagegen athematisch.
Das 1J der Stammerweiterung -vu- ist im Medio-Passiv durchweg kurz.

11 Wenn die hier zitierten Tempora, wie billig, zum Präs. EQaµm gestellt werden, ist EQCLW auf das
Präsens (mit Imperf. TJQWV) beschränkt. Dessen Passiv ist selten- ausgenommen das Part. Ö EQffi-
µevoc;, ii EQWµEVT].
12 S. Anm 6.
13 (auf-)hängen, transitiv, XQEµavvuµL, L. 77.4-9.
APPENDIX GRAMMATICA L. 76 223

Diese drei Verben sind also einfach Mutastämme, und zwar Gutturale, wie füooxw, ayw, 75.14
/..:f)yoo, Exn:A.i)noo (L. 67). Dieser ihr Normalcharakter ist im Präsens verdeckt durch die
Erweiterung der Wurzel; er tritt klar hervor in den übrigen Tempora (s.u. die Stamm-
formen). Also z.B.
ÖE(xvuµt, öd!;w wie fücl>xoo, Ötoo!;w, und
µEµELyµm, µtµEt!;m, µtµEtKtat wie
ÖEöiooyµm, ÖEöioo!;m, ÖEöLoox'tm, etc.
Beachte die intransitiven, aktiven Perfekta n:rnriya >bin fest< und öA.wA.a >bin verloren< -
zu diesen gibt es keine Passiv-Perfekta- sowie den Aor. >Pass.< Ertclyr]V >wurde hart<, mit
Ablaut (L. 70).
"OUuµm schließlich hat Eigenheiten, denen wir früher begegnet sind, und die wir hier-
unter zusammenstellen:

Stammfonnen (Medium-Passiv) 75. 15

Präs. 1Il'!.E_e rf. Futur Aorist Perfekt


ÖE(xvutm f:ÖE(xvurn önxfriioEtm i:öECXfrri ÖfÖELXtm gezeigt werden
rmÖE(xvuµm ErrEÖELxvuµriv EJttÖEC~oµm btEÖEL~aµriv E:mötöELyµm vorführen
µ(E)(yvutm 14 rµEiyvuto (µEi~Hm) f:µECxfui µtµEtxtm sich mischen
(µtyijoEtm) f:µtYll
f:m)yvuto nayr)oHm f:rraYll rrEJtllYE fest werden
(L. 70.10) (L. 73.4)
öA.A.uµm: das Simplex nur poet.
arr6A.A.utm ami>A.Auto UJtOAEi:tm ami>AEtO (arr )6A.wA.E zu Grunde
(L.73.11) gehen

LEKTION 76

Athematisches Präsens (Forts.)


Aktiv der Verba auf -vvµL
A. Das Präsens 76.t
Auch das Aktiv dieses Typus von Verben - es handelt sich immer nur um das Präsens! -
treffen wir im Prozeß der >Überfremdung< durch die thematische Formbildung; aber ein
Teil seiner Eigenart hält sich doch lange über die klassische Periode hinaus.
Diese Eigenart zeigt sich
1. in der athematischen Bildung selbst: fü:(xvu·µEv (gegenüber A.fro·µEv), EÖE(xvu·µEv
(gegenüber EAU-o·µEv);
2. in der Bewahrung einiger besonderer Endungen. Wir betrachten diese zuerst. Es han- 76.2
delt sich nur um

14 µn y- und µt y - finden sich nebeneinander; Futur nicht oft.


224 APPENDIX GRAMMATICA L. 76

a) den Singular des Indikativs: ÖE(xvü·µt, ÖE(xvü-;, ÖE(xvü·m(v). Diese Endungen:


[ -µt, -;, -m(v)lwaren einstmalsfmi, ''-si, *-ti j
- was sich im weiteren erweisen wird. Ein Blick auf die altbekannten -µm, -om, -'tm
und -µriv, -oo, -'to zeigt die fundamentale Gleichartigkeit;
76.3 b) den Infinitiv: önxvu-vm. Infinitive auf -vm sind immer auf der vorletzten Silbe be-
tont . Die Endung r.;;;;-i
~
kennen wir von d·vm, ßfJ-vm, A.ußij·vm; ähnlich ÄEA.ux·E\lm.
Diese Endungen sind charakteristisch für alle athematischen Präsentia.
Die athematische Bildung anlangend:
76.4 Wie im Medio-Passiv ist die >Überfremdung< durch die thematische Bildung, Typ A.uco,
komplett im Konjunktiv und Optativ ; da gibt es nur
Konj. ÖELxv6co, önxwrit; ... wie A.uw, A.urit; ... , und
Opt. ÖELXvUOtµL, ÖELXvU0t; ... wie A.uotµL, Auot; ... ,
also keine athematischen Formen.
76.5 Bei den übrigen vom Präsensstamm gebildeten Formen hält athematische Bildung sich
länger. Dabei sind die Endungen die gleichen wie bei der thematischen Konjugation;
wenn trotzdem die Wortenden einiger athematischen Formen mit thematischen nicht
reimen, liegt das eben daran, daß jene den Themavokal o/E nicht haben.
Es handelt sich um:

76.6 Plural des Indikativs


ÖE(xvü·µEv' ÖELXVÜ„tE, ÖELxvÜ·äm(v).
Das ä vor der normalen 3. Plur. -m(v) findet sich bei allen athematischen Präsentien.
Seine Herkunft wird sich bald ze~gen (L. 78 .9); ~gl. Perf. Af:A.uxäOLV.
Das -u der Stammerweiterung -vu ist l<1:ng im Singular des Indik. Akt. 1 Sonst kurz;
das gleiche gilt für das Imperfekt. Also eine ähnliche Differenzierung der Numeri durch
>quantitativen Ablaut<(>Abstufung<, >Gradation<) wie bei den Optativen Etriv- dµEV, qn-
A.oCriv - <ptÄ.oIµEv, Äu'Ö'Et'Y)V - /..u'Ö'EtµEV. In allen übrigen Formen des Präsens ist dieser
Stammvokal kurz (L. 75.13).
Auch diese Eigenheit werden wir bei allen athematischen Präsentien wiederfinden.

76.7 Imperfekt
Endungen (wie gesagt) wie bei o-Verba - außer
l3. Plur. -oav !
- gewiß vom s-Aorist (e/..uoav): Also:
EÖE(xvü·v, EÖdxvü-;, EÖEixvü-,
EÖE(xvu:.!:!_EV, EÖE(xvü„tE, E:ödxvü·.LAN
Vgl. e/..u·o-v, e/..u·E·;, 'KtA.
76.8 Imperativ
1 fü:Cxvü ,
2 önxvU--rco, ödxvu·LE, ÖELxw·v-rcov 1
Vgl. AU-E, A.u ·t ·-rco, x-rA..

1 Auch (nur) in der 2. Sing. des Imperativs Akt. (ÖE(xvü). Dies kehrt analog bei fast allen athemati-
schen Präsentien wieder. Es gibt dafür vielfache Erklärungen - die eben durch ihre Vielheit an
Glaubwürdigkeit einbüßen .
2 S. Anm. 1.
APPENDIX GRAMMATICA L. 76 225

Partizip 76.9
Wie gewöhnlich, ein -nt-Stamm.
Nom. Sing. Mask. hat Endung -s wie Aorist Akt. (t...uaä;) und Pass. (f...u{}E(;); wie letzte-
rer mit Akzent auf der letzten Silbe des Nominativs. Wie immer fällt -nt- vor -s aus, mit
Ersatzdehnung. Also önxvÜ; (< >:· öELXvUvt;). Femin. -ja wie immer: *ÖELXv6vt·ja >
>:·öELxvuv'toa > ÖELx.vüoa. Das Resultat reimt (nicht zufällig) mit c:p-Ü;, qn)vto;, dem Par-
tizip des Wurzelaorists fc:püv (cpuw, L. 69.12):
I '
ÖElxV'U·;, ÖELxvU-v, ÖELXvü·oa, Gen. ÖELxv\J-vro;, ÖElxvü·ori;
vgl. cp{,;, cpw, cpüoa, qn)vto;, epUCJ1l;.
Man präge sich diese Formen gut ein: Sie kehren bei allen athematischen Präsentien wie-
der.
Fortgang der Angleichung an das thematische Präsens 76. 10
Thematische Formen wie ÖELXvUW (st. -vuµL), ÖELXV'UE (lmper.), EÖELXV'UE finden sich
schon bei Hesicxl. Die klassische attische Dichtung (Tragödie und Aristophanes) meidet
sie, so auch (meist) Plato; aber in der sonstigen Prosa des 4. Jh. (z.B. Xenophon und Red-
nern) und der Komödie werden sie häufig. Andererseits begegnen aber athematische
Formen noch im N. T.

B. Die übrigen Tempora dieser Verben 76. 11


Wie gesagt (L. 75.14), sind ÖE(x.vuµl, µE(yvuµl, sruyvuµL, n:i]yvuµL, Qi}yvuµL Guttural-
stämme wie Ölci>xoo und l...i]yoo, deren Stämme im Präsens mit -vu erweitert sind; in den
anderen Tempora haben sie nicht mehr und nicht weniger Eigenheiten, als andere Verba
muta. "Oµwµl und ölluµL (< -=·öA.vuµL) sind Liquida und haben das für diese normale
Futurum contractum (L. 60.5); für den Aorist s. L. 68.5, für das Perfekt L. 73.11.

Stammformen (vgl. L. 75 .15) 76. 12

ÖE(x.vuµt (L. 75), öEC1;oo, EÖEL1;a, (ÖEÖELXa nachklass.) ... >zeigen<


(föt- )6lluµL (L. 75 ), WtOAÖ>, WtWAEOCl, an:oA.cüf...Exa ... >ruinieren<
Jti]yvuµL (L. 75), Jti]1;w, En:111;a ... >festmachen<
{>i]yvuµL, Qi}1;oo, EQQT}1;a >Zerbrechen< (trans.): EQQWyE, EQQOYTJ (intr.: L. 70.10; 73.8)
ÖµvuµL, Öµo\Jµm, ffiµooa, Öµffiµox.a >Schwören<
µ(E)iyvuµL, µ(E)C1;w, Eµ(E)L1;a, µtµ(E)Lyµm tµ~E)Cxfhiv >mischen<
(µCcryoo )3 Eµ'i:YT]V
~EuyvuµL, sru1;oo, E~ru1;a, E~EUyµm, E~Euxfhiv >Verbinden<

3 µi.ayco (< ''µi.y·oxco) ist von V µLy gebildet wie ÖLÖaoxw von (bt)öax. Im Epos wird ausschließ-
lich dies Präsens gebraucht (oft auch bei Thukydides). Die klassische attische Dichtung meidet es
sowie das thematische µLyv(Jw; beide werden in der Prosa des 4. Jh . immer häufiger. Im N.T. be-
gegnet keine der drei Präsensformen dieses Verbs .
226 APPENDIX GRAMMATICA L. 77

LEKTION 77

1. Athematisches Präsens (Forts.)

A. Präsens auf -wuµt


77.1 An sich sind Präsentia auf -wuµt kaum verschieden von solchen auf -vuµt. Es handelt
sich in derTat um die gleiche Erweiterung der Wurzel, im Präsens, durch-vu. Das zweite
-v- entstand durch Assimilation: die (unerweiterten) Wurzeln der betr. Verben endeten
auf -s, und -sn- wurde zu -nn 1 .
Daraus erklärt sich dann auch, daß XEQawuµt und oßtvvuµt sich im Präsens zwar ebenso
verhalten wie ÖE(xvuµt und öµvuµt, aber in den übrigen Tempora anders: Sie sind eben
nicht, wie diese, Mutastämme, sondern s-Stämme wie l:EAEW und yEA.aw (oben, L. 68.2;
70.5; 71.8) - oder verhalten sich doch wie solche.
77.2 Bei Ewuµt, oßtvvuµt, oxEÖavvuµL ist das ganz deutlich. Bei Ewuµt ist das anlautende h-
(Spiritus asper) der Nachfahre eines w- (F); die Wurzel ist, oder war, v'ves- wie in Lat.
vestis 2 ; daher das Futur foow (< ::·Ffo·ow), das wir bei Homer fanden (auch Aor. fooa
und fooaµT)v) und das dauernd gültige Perf. Med. t)µqi(rnµm: Mit der Präposition
aµqit-; denn das Simplex findet sich fast nur bei Homer und nie in Prosa: dort wurde das
Kompositum so ausschließlich gebraucht, daß-wie im Fall von bd<Ttaµm und xa-th]µm -
die Präposition als Teil des Stammes empfunden und dementsprechend augmentiert
(fiµqii:rna) und redupliziert wurde.
77.3 Bei oßtvvuµt. erkennt man das ursprüngliche -s am Ende der Wurzel aus dem homeri-
schen Aorist oßtoom, dem häufigen Aor. Pass. toßtoih]v und dem Verbaladjektiv
aoßEO'tO~ (>Asbest<!); ebenso bei OXEÖavvuµt. am Perfekt Pass. EoxEöaoµm, Aor. Pass.
EOXEÖaoih]v und Verbal Adj. oxEÖao't6~.
77.4 Anders steht es offenbar mit XEQ<iwuµt; denn XEXQaµm, EXQ<i'th1v und das abgeleitete
Substantiv ö xQa'tijQ deuten keineswegs auf ein -s am Ende der Wurzel. Da ist offenbar,
für das Präsens, -vvuµt (mit -w-) als gegebenes Suffix verwendet worden. Im Falle von
XQEµ<iwuµL haben wir dafür den einfachsten Beweis; denn neben diesem (erweiterten)
Aktiv steht ja das gleichfalls athematische (und unerweiterte) Medium XQEµaµm (L. 75),
ohne -s. Und doch heißt der Aor. Pass. EXQEµaofrri, mit -s- (gegenüber EXQ<ifrriv, ohne
-s-): man sieht, wie Analogien, scheinbare und wirkliche, hin- und herwirken 3 •
77.5 Auch bei dem (seltenen) Präsens gwwuµt dürfte Analogiebildung vorliegen; denn die
Ableitungen iQQWµat. und T) gwµri zeigen, daß die Wurzel vokalisch endete. Trotzdem,
der Aor. Pass. wiederum mit -s-: EQQwofrriv: >falsche< Analogie 4 •

1 Wie in IlEAOl'tOVVl100~ aus TI€A.ono~ vf)oo~ .


2 Griech. Elµa (< *Ffoµa) entspricht genau.
3 Wucherndes oder parasitisches Sigma: L. 70.5; L. 72.2.
4 Betr. t;wvvuµt darf man schwanken: die Ableitung i) t;<.OVTJ (nicht r.·t;wovT) > t;<i>VV'l1) spricht gegen
ein wurzelhaftes -s; andererseits haben Perf. und Aor. Passiv (freilich schlecht bezeugt) Sigma:
~t;cooµm, tt;<i>o'Ö'T)v, und neben iJ t;<i>VTJ steht 6 t;(J}(J'ti}Q (>Leibgun•, >Wehrgehänge•), gleichfalls
mit Sigma.
APPENDIX GRAMMATICA L. 77 227

über
B. Die außer-präsentischen Tempora
ist damit das meiste bereits gesagt. Erwähnt sei noch: 77.6
1. die -wuµt-Verben bilden kein Perfekt Aktiv 5 ; mehrere auch kein Futur;
2. soweit sie ein Futur bilden, erhält sich bei einsilbigen Stämmen das -o-; entstehendes 77.7
-oo-wird im Lauf der Zeit vereinfacht (auch im Aorist); also €oow (Homer), von VFrn
und o߀oow (> oßfow), von Voßrn, wie atv€ow und agx.€ow (L. 71 .8); bei mehrsilbigen
dagegen fiel das -s- (-ss-?) aus und es ergab sich ein Futurum contractum wie bei x.a/..w
und 'tEAÖ> (L. 71. 9), und hierzu stellte sich auch das alte Kompositum aµcpLEWlJµL (Nr. 2),
entgegen seinem alten Simplex, mit dem Fut. aµcpLÖ> (< aµcpLEOW ). Die Vokalisierung
dieser Futura hing naturgemäß vom Endvokal der Wurzel ab: aµcpub, aµcptEi<; ... (von
-muµt) wie xaA.fü, x.a/..Eic; ... (mithin wie Präs. nmfü, 1totEi<; ... ); dagegen XQEµfü,
XQEµfüc; ... und ox.EÖfü, oxEÖfüc; ... (von -awuµt) wie Präs. nµw, nµfüc; ...
3. Aorist: von allen Verben auf -wuµt bildet nur o߀wuµt einen (intransitiven) Wurzel- 77.8
aorist: Eoßriv >erlosch< (wie EßT'JV, L. 69); ansonst normale schwache s-Aoriste, z.B.
l)µcpCrna, auch €oßrna (>löschte<).
Stammformen 77. 9
(klassische Formen in der Mitte; ältere darüber, jüngere darunter) (-oßfow bedeutet:
diese Form ist nicht im Simplex bezeugt, wohl aber für Komposita)
XEQCtW XEQUOOU
XEQUVV'Uµt EXEQaoa XEXQܵm EXQÖ'Ö'Tjv mischen
XEQUVVUW XEXEQaoµaL EXEQ<io'Ö'Tjv
XQEµcivvuµL fXQFµaoa EXQEµ6.0t'}'YIV hängen (tr. )6
XQEµavvt'.Jw, XQEµaw
OXEÖ<ivvuµt OXEÖÖJ l:oxtöaoa foxtöaoµm E:oxEÖcio&qv zerstreuen
fo(o)w fo(o)a foµm (Homer)
Evvuµm -foooµm fo(o)aµriv dµm
aµ<ptfvv'UµL aµqnw tjµcp(rna ljµcp(rnµm kleiden
oßfooa
oßtvvuµt -oßfow Eoßrna löschen
oßEvvUW foßriv foßrnµm
~wvvuµL fl;woµm gürten

EQQWµm stärken
QWOW EQQWOa

II. Zur Syntax


Beachtenswert in Teil 1 der griechischen Lektion: 77.10
t. in ClO, t;ov: das Partizip, (Akk. ?) Neutr„ von E;Eonv: absolut gebraucht: >da (wäh-
rend, obwohl) es freisteht<;

5 xau:oßipmatv bei Aischylos (Text 1 Gt) ist eine hochpoetische Ausnahme, eben darum von
mächtiger Ausdruckskraft; t~wxa (von ~wvvuµt) erscheint nicht vor dem Beginn unserer Zeit-
rechnung.
6 KQEµaµm >hangen< (intrans.), L. 75.8.
7 Das Präsens ionisch, attisch nicht bezeugt.
228 APPENDIX GRAMMATICA L. 78

2. der charmante Potentialis, ausgedrückt durch den Optativ mit 6.v, in dem Xenophon-
Zitat H; gleicher Art - >bescheidene Behauptung• - bei Plato, D3, <paiµf:v O:v;
3. in Et: der Präsensstamm - hier das Imperfektum - eine fortlaufende, unvollendete
Handlung ausdrückend (de conatu): >wir bemühten uns, es zusammenzurühren, und es
wollte sich nicht verbinden<.

LEKTION 78

1. Verba mit athematischem Präsens (Forts.)


78.1 Das Verb LOTI]µt

Die sogenannten >drei großen Verba auf-mi<, 'tL'Ö'r)µL, füöcoµL, LT)µt, stehen traditionell im
Geruch besonderer Schwierigkeit. Das Verb LOTI]µt bietet sich zur Vorbereitung auf >die
drei< an; denn sein Formsystem ist dem ihren nächstverwandt. Sieht man sich nun aber
l'.OTI]µt des Näheren an, so zeigt sich, daß sein Formsystem nichts grundsätzlich Unbe-
kanntes bietet; das Neue reduziert sich darauf, daß ein -u am Ende des Stammes (wie bei
ödxvuµt) selbstverständlich zu anderen Lautbildern führt als ein -a (v'ma-). Anderer-
seits wird sich zeigen, daß >die drei< über LO'tT)µt hinaus nichts Neues bieten, außer einem
Grüppchen von drei oder vier Formen im Aorist Aktiv. Das wird sich dann ohne
Schmerzen bewältigen lassen.

A. Das Präsens
78.2 1. Der Präsensstamm
dieser vier Verben ist anders gebildet als bei denen, die in den letzten drei Lektionen be-
handelt wurden: athematische Bildung auch hier; d.h. die Personalendungen treten (ohne
Bindevokal) direkt an den Stamm. Dieser aber ist dem Verbalstamm (der Wurzel) gegen-
über anders differenziert; nämlich durch eine Erweiterung am Anfang, und nicht am
Ende der Wurzel: kein -vu wie bei Ö€L'wvu·µt, sondern Reduplikation des Anfangskon-
sonanten; mit zwischengeschaltetem -i- wie bei Yt'YVoµm (L. 63.2) und Öt·Öaoxco
(L. 65.1 ). Das sieht man am deutlichsten bei fü·öooµt und -c(·'Ö'r]µt.
78.3 Bei dem Präsens Lo'tf]µt der Wurzel v'ma/ä (L. 69.3 und 5; ä > ri) ist das anlautendes-
der Reduplikation, wie immer, in h- übergegangen: wie sex > t~ und septem > m-ca, so
'~si·stämi > 1'.0TI]µt.
78.4 Der Wurzelvokal (-a) ist-im Präsens!-durchweg kurz (z.B. tmö.µm)-außer, beim Ak-
tiv, im Singular des Indik. (to'tT)µt) und des Imperfekts (LOTIJV) sowie beim Imperativ, 2.
Sing. Lo'tT). Das ist also genau wie beim -u der Verben auf -vuµt 1 und gilt überhaupt für
alle Verben auf -µt.
78.5 2. Das Medio-Passiv
Da die Endungen beim Medio-Passiv bekanntlich durchweg die gleichen sind wie bei den
thematischen Präsentien, ist bei diesem besonders wenig zu bemerken. Die bekannten

1 L. 75.13; L. 76.6 und Anm. 1.


APPENDIX GRAMMATICA L. 78 229

Endungen treten also direkt an das -ö. des Stammes wie bei öuvaµm, äyaµm, bt(<naµm
(L. 75). Also z.B. I nfin. t<nao-ttm wie öuvao-ttm und Partizip L01;aµevoi; wie öuvaµevoi;;
und zumal der ganze Indikativ (t<naµm, tai;aom ... wie öuvaµm, öuvaom ... ) und
das Imperfekt (io-caµriv - das Iota als Augment gelängt - to-caoo ... 2 wie EXE(µflV,
fxnoo . . . oder Eönxvilµriv, EÖE'.Lxvuoo ... ). Auch bei dem Imperativ to-caoo
(t<naoÖ'w ... ) bleibt das intervokalische -a- erhalten 3 •
All dies gilt analog auch für die >drei Großen<. Ebenso - im Unterschied zu den bisher be-
trachteten Verben auf -µt - die folgende geringfügige Verschiedenheit in der Bildung von
Konjunktiv und Optativ 78.6
lJ (und t) - das wissen wir längst - werden nie mit einem folgenden Vokal kontrahiert
(darum heißt es xwl..uoµev, während qitl..foµEv zu qitl..oüµev wurde). Demgemäß konnte
der Konjunktiv zu ÖE(xvuµm nur ÖEtxvuwµm lauten - denn er wird ja durchweg vom
Präsens Konj. der eo-Konjugation übernommen (L. 75.11). Wir sahen aber (L. 75.6 mit
Anm. 7), daß auch die Media tantum öuvaµm und E1tLO'taµm - obgleich sie Vokal-
stämme sind - Konjunktive bilden wie durchschnittliche eo-Präsentia mit konsonanti-
schem Stamm: öuvwµm wie ntµiceoµm, nicht wie nµwµm.
Hier verhalten sich totaµm - und die anderen drei - anders: der vokalische Stammauslaut
(im Konj. anscheinend selbst gelängt) wurde offenbar in den Modus-Vokal absorbiert;
jedenfalls spricht die Akzentuation dafür; denn im Gegensatz zu öuveoµm und rnto'tw-
µm steht bei ihnen der Akzent durchweg auf diesetn 4 • Vom Akzent abgesehen, sind aber
die Formen identisch. Also:
Konj. Lotwµm, i.oTi}L, toTI)tm .
(gegenüber öuveoµm, ÖUvflt, öuvritm ... )
Opt. Lota(µriv, t<naio, i.otai-co ...
(gegenüber öuva(µT]v, öuvmo, öuvm'tO ... )
3. Das Aktiv 78.7
bietet prinzipiell nichts Neues; man versteht und meistert seine Formen, wenn man das
bereits Bekannte sinngemäß auf die v'ota anwendet:

-µt, -i;, -at im Indik. Sing. ;

-vm im Infinitiv
l
Endungen: verschieden vom eo-Präsens nur

vgl. L. 76.2.

Vokalabstufung (quantitativer Ablaut, Gradation): a: a > ri: a; vgl. L. 76.6:


11 im Singular des Imperfekts und des Indik. Präs.; dagegen a im Plural, und sonst durch-
weg im Präsens, Akt. und Pass.

~ .
Also z.B. das Imperfekt:
.
Smg. io'tl]v, ion1i;,
~ tt
.
LCJ'tfl,
Cl
78.8

Plur. iotaµev, i<natE, io-cö.oav 5 •

2 Also nicht kontrahiert wie EMvw und T]n:i:<nw (< -aoo), L. 75.4.
3 Also wie bei Öebwuoo, xdoo usw., und nicht kontrahiert wie bei tn:t:<nw, L. 75.4.
4 Es ist nicht sicher, ob diese Regel auch für Komposita gilt. Bekümmere dich also nicht zu sehr,
wenn du etwa in einer Textausgabe aqll<nai:i:o findest, in einer anderen eupt<nmi:o.
5 Vgl. L. 76.7.
230 APPENDIX GRAMMATICA L. 78

Modi des Präsens


78.9 Indikativ: Aufgrund von Nr. 7 ergibt sich:
Sing. i'.crrriµt, LotT]r;, Lcr"CT]Ot(v),
Plur. i'.maµEV, i'.man, [o-cäm(v).
Die 3. Plural. -ämv offenbar kontrahiert aus *lma·amv. Hier dürfte der Ursprung dieser
für alle athematischen Präsentien charakteristischen Endung liegen 6 .
Beachte, daß bei diesem Verb mehrere Formen des Präs. Ind. und des Imperfekts sich nur
in der Quantität des anlautenden L- unterscheiden.
78.10 Konjunktiv: wie beim Medio-Passiv: die Normalendungen des thematischen Konjunk-
tivs sind übernommen. Sie alle tragen den Akzent; doch wohl infolge von Kontraktion
mit dem Stammauslaut. Also:
Konj. tfftci>, lmf)tr;, tmf)t ... usw.
78.11 Optativ: ist verschieden von Ä:uotµL, A.uotr; . . . , mithin auch von Öüxvumµt, -mr;
(L. 76.4 ), und gleicher Art mit <ptAOLT]V, <ptAOLT]t; ... , A.u'frE(T]V, Ä.u'frELT]t; ... , EtT]V, dT]i;
.. „ mit der charakteristischen Gradation von -LT]- im Sing. zu -t- im Plural. Das ergibt
- nach dem -a des Stamms und vor den sekundären Endungen -
Sing. [ma(T]V, [ma(T]r;, totaLT],
Plur. lmai:µEV, [mai:tE, [otai:EV.
Läßt man bei diesen Formen das anlautende i.- fort, so ergibt sich der Konj. und Opt. des
Aorists ECTt'YIV (L. 69. 9). Woran liegt das?
78.12 Imperativ 2. Sing.: tcrrri.
Woher der lange Auslaut? Ist es die lange Form des Stammvokals? Oder Kontraktion von
fotaE, d.h. einer thematischen Form wie Ä.'ÜE 7 ? Die übrigen Formen haben, nach kurzem
-ö., die üblichen Endungen:
[o-cano, i'.otati::, [otcivnov.
Infinitiv: [otcivm 8 •
Partizip: -nt, wie immer9 : I I
Nom. ''tO"tavtr; > lmär;, i.otav; Fern. lotaoa (< '~tmavtoa < ''[mantja),
Gen. [mav1or;, [mÖ011r;,
Dat. Pl. [maot(v), [o-caomr;.

78.13 B. Die übrigen Tempora


leiten sich völlig normal von der Vma- her. Wie bei allen Vokalstämmen erscheint der
Stammvokal außerhalb des Präsens in gedehnter Form: otijow (wie nµi}ow von ttµaw).
Eine Ausnahme macht nur der Aor. Pass. fotci'frT]v mit kurzem Vokal1° (und natürlich
das davon abgeleitete Fut. ota{}iiooµm).
Dies Verb hat nicht weniger als vier Aoriste hervorgebracht. Sie müssen nach Form und
Bedeutung sorgfältig unterschieden werden:

6 L. 76.6.
7 Vgl. L. 76, Anm. 1.
8 L. 76.3.
9 L. 76.9.
10 Parallelen dazu: L. 70.2 und 4.
APPENDIX GRAMMATICA L. 78 231

Aktiv schwach EITT'llOCl: ich stellte (hin)


Med. schwach tITT'llmiµriv: ich stellte >Von mir aus< (hin);
Pass. schwach E:ITTaßtlv: ich wurde gestellt 11 ;
Akt. stark EITT'TIV: intr. ich trat hin, stellte mich (L. 69 .13 ).
Merke also: XQtITTo~ avEITTfl, aber 6 {}Eo~ &vEITTllOE XQLITT6v.
Intransitiv ist auch das 78.14
12
Perfekt Aktiv: EITTfli<.Cl >ich• (>habe mich gestellt< und daher) >stehe• (L. 73 .13 ). Daher
gibt es, bis in sehr späte Zeit, von dieser-sonst so produktiven- Wurzel kein Perfekt Pas-
siv.
78.15
So erg_ibt sich ein höchst einfacher Satz von Stamtnformen:
LaTT]µt ITTTJOCO EITTTJOCl EITT"tlxa EITTaßtlv

und z.B. EOtTjV (ich stehe!)
xafüm;aµm xa-taoU'tooµm 'X.Cl'tEITT"tlOCtµllV xa'tEo'taßtlv
'X.Cl'tEITTflV x.a{tfo'tT}Xa

II. Präpositionen

A. Vorbemerkung
" IO'tllµt und die anderen drei >großen Verben auf -µt< haben sich in ihrer archaischen 78. 16
Struktur deshalb behauptet, weil sie fundamentale und weitgreifende Bedeutungsinhalte
vermitteln (>setzen•, >stellen•, >geben<) und daher ständig gebraucht wurden. Aus demsel-
ben Grunde gibt es von diesen Verben viele Komposita, welche diese weiten Bedeutungs-
bereiche spezifizieren und so verdeutlichen. Komposita entstehen bekanntlich (aller-
meist) dadurch, daß dem Verbum simplex eine Präposition vorgefügt wird, welche mit
ihm zur Einheit des Verbum compositum zusammenwächst 13 • Um die so erzeugte Be-
deutungsnuance zu erfassen, muß man mit den betreffenden Präpositionen vertraut sein.
Präpositionen sind uns von Anfang an oft begegnet; jetzt bedürfen wir einer umfassenden
Übersicht. Eine solche suchen wir in dieser und den folgenden Lektionen zu gewinnen 14 •
Die meisten Präpositionen sind alte Ortsadverbien; sie verdeutlichen also etwa, wo (wo- 78.17
her, wodurch) das Gesagte situiert war. Notwendigerweise wurden sie dabei oft mit ei-
nem besonderen Teil der Aussage verbunden; sei es mit einem Nomen (>aus dem Haus•),
sei es mit einem Verb (>aushalten•). Dabei war ihre Stellung innerhalb der Aussage zu-
nächst frei, und diese Freiheit zeigt und erhält sich besonders in der Dichtung. Da spricht
dann der normierende Grammatiker von >Postposition•, wenn eine >Präposition< hinter
(statt vor) einem Nomen steht (frEWv uno ), und dabei soll >Anastrophe•, Zurückziehung
des Akzents, stattfinden (futo, nicht fuc6 ) 15 • Oder, wenn eine Präposition ein Verbum

11 Nach dem, was wir über den Ursprung des Aar. Pass. wissen (L. 70.6), wird es nicht wunder-
nehmen, wenn auch Emafuiv oft mit intransitiver Bedeutung begegnet, also fast gleichbedeutend
mit E<nTJV.
12 Aus >:·se-stäka, wie LO"tTjµt aus *si-stämi; vgl. L. 73.13-15.
13 Das gibt es, wie im Griechischen so im Deutschen, selten im Englischen.
14 Die im folgenden angestrebte Obersicht wurde angebahnt oben, L.3.24; 7.3; 41.11.
15 Bekannt seit gr. L. 33 II D3, vgl. L. 58IIG1. -In Wahrheit dürfte der Akzent auf der ersten Silbe
der ursprüngliche sein (es handelt sich nur um zweisilbige Präpositionen, mit Ausnahme von
t'.tµcp( und t'.tvti); der Akzent ging verloren - das bedeutet der normale Gravis auf der Endsilbe-,
als die selbständigen >Adverbia• zu bloßen >Präpositionen• wurden.
232 APPENDIX GRAMMA TICA L. 78

qualifiziert, ohne doch mit ihm zum Kompositum verwachsen zu sein (xffta ßoü~
ficrlhov, nicht ß. xa"t'i]crthov ), so heißt das >Tmesis<, als wäre sie vom Verb >abgeschnitten<
(l'tµvw ).
Tatsächlich haben sich diese alten, verdeutlichenden Adverbien auf die von den Gramma-
tikern anerkannte Norm hinentwickelt: in der Prosa gibt es >Postposition< nur bei 1tEQ( 16
und überhaupt keine >Tmesis<, sondern eben >Präpositionen< vor Substantiven und
>Komposita<, deren erstes Element eine Präposition 17 ist.
78. 18 Da die Kasusendungen selbst ursprünglich lokale (oder ähnliche) Beziehungen ausdrück-
ten, war in älterer Zeit ein viel geringerer Bedarf an Präpositionen als später; denn wie die
Zahl der Kasus schrumpfte und mithin die verbleibenden immer vielfältigere Beziehun-
gen anzeigen mußten, wurde es mehr und mehr nötig, spezielle Beziehungen durch spe-
zielle Präpositionen zu verdeutlichen. Ein Beispiel: >nach Athen< wurde bei Homer und
ihm folgender Dichtung durch den bloßen Akkusativ ausgedrückt; in der Prosa nie ohne
die Präposition El~. Umgekehrt finden sich alle die späteren >Präpositionen< bei Homer
als selbständige Adverbien (z.B. cruv öuo EQxoµtvw >Wenn zwei zusammen gehen<): das
gibt es später nur in wenigen, gewissermaßen >versteinerten< Ausdrücken, wie 1tQO~ öt
>Und dazu noch< und CxVa >auf!<
78. 19 Von örtlicher zu zeitlicher Beziehung ist der Fortschritt früh und natürlich (>im< Haus,
>im< Frühling); mit dem Fortschritt rationalen Denkens wird auch die durch Präpositio-
nen verdeutlichte Beziehung abstrakter. Ein Beispiel: >Hektar starb unter (im6) Achill<
verblaßt zu >Hektar wurde von Achill getötet<; endlich, und früh, ergibt sich so die Re-
gel: »für von beim Passiv (d.h. zur Bezeichnung des Urhebers) braucht der Grieche im6
c. Gen.« (Vok. 41 IIB). In vielen Fällen ist freilich der sinnliche Ursprung einer übertra-
genen Bedeutung nicht so offenbar.
78.20 Seit dem allerersten Beginn dieser Studien wissen wir vorn >Wohin-< und >Wo-< und >Wo-
her-Kasus<; damit wird selbstverständlich, daß viele Präpositionen mit präziser Eigenbe-
deutung nur einzelne bestimmte Kasus verdeutlichen konnten; etwa d~ den (Richtungs-)
Akkusativ, Ev den lokativen Dativ, E; und cm6 den (Woher-)Genetiv. Andere unter die-
sen ehemaligen Adverbien hatten weniger präzise Bedeutungen und konnten sich dem-
nach mit verschiedenen Kasus assoziieren. Manches bleibt rätselhaft: warum fordert der
Begriff >mit< einen Dativ - doch wohl den >Sociativus< der beteiligten Person-, wenn der
Grieche ouv sagt, aber den Genetiv bei µEl'cl?
78.21 Wir beginnen unsere

B. Obersicht
(von allermeist längst Bekanntem) mit den Präpositionen, die sich mit nur einem Kasus
assoziieren (von >regieren< ist die Rede nicht), und zwar zunächst

1. Präpositionen beim Genetiv


E~ (Ex), cm6, aV"t"(, 1tQ6

E~ (Ex vor Konsonant; denn »-s- zwischen Konsonanten fällt aus« 18 ; lat. ex)
E~ 'Afu]voov
Ex "t'f]~ olx(a~
f:x. 1toA.A.ou XQ6vou >seit langer Zeit<

16 Auch diese nicht bei den Rednern. Wohl aber findet sich oft ein Attribut zwischen einer Präposi-
tion und >ihrem< Nomen, z.B. füa µfoou wü rraeaöeioou.
17 Es gibt auch Verba composita mit zwei, sogar drei Präpositionen.
18 L.22.3.
APPENDIX GRAMMATICA L. 78 233

hßaM.co >hinauswerfen<
tsfotaµm >heraustreten<
E!;EQY<l~oµm >(völlig) ausarbeiten<

Ti Esoöoc;· Ti btcrcamc;
00t6 (lat. und deutsch ab) 78.22
ÖJt' 'A{hiv&v (z.B. >entfernt sein von< ... )
acp' tmto'U >Vom Pferd herab<
acp' OU >Seitdem<
WtOXQ(voµaL >antworten<
a:rmßaM.co >wegwerfen<, >verlieren<
a<p(CJ'taµm >abfallen<
a:rtEQY<l~oµm (wie t;-, oben)

Ti rutÖXQLmc; Antwort
avt( (lat. ante; aber die Grundbedeutung >VOr<, >entgegen< ist im Griechischen nur bei 78.23
Verben erhalten; mit Nomina ist sie eng spezialisiert)
EV avfr' tv6c; >eins für (>vor<) das andre<
6ö6v'ta avti 6ö6v'toc; >Zahn um Zahn<
avnÖ(ÖWµL >eines anstelle (für, >VOr<) e. andres geben<
UVfüCJ'taµm >Sich entgegenstellen<
Tj avt('ftrnLc; (>Antithese<)
:rtQÖ (lat. pro, welches sich anders entwickelt hat; IE Grundbedeutung >VOrn<, >VOr< 78.24
[> >für<])
3tQO 'tWV :rtuÄ.wv, .'tel :rtQO :rtoÖ&v
1tQÜ TjµEQac; >vor Tag<(-esanbruch)
3tQO JtfftQ(Öoc; >für das Vaterland<
öoüA.oc; :rt:QO öouA.ou >ein Sklave für den anderen<
:rtQoßaCvco >vor(wärts)gehen<
:rt:QoölöcoµL (prodere) >verraten< 19
:rtQOla'taµm >vorstehen< 19
:rt:QOÄ.Eyw >vorhersagen<
ö :rtQÖÄ.oyoc; (>Prolog<)

2. Präpositionen beim Dativ


tv, auv (!;uv)
Ev (lat. und deutsch in) 78.25
Ev OLxWL, EV V'UX'tt 20
Ev 'tOU'tCOL >Zur gleichen Zeit<
Ev OOL >während<

19 Der 1tQOÖ6'trg; (proditor) gibt das Eigne vor, fort, weg für das Feindliche; der 1tQOO'tUTI}~, Vor-
steher, steht (schützend) vor dem (den) Eignen; der 1tQO<pTJTI}~ spricht >hervor<, >heraus<, als
Sprecher und Mittler eines Gottes.
20 Ober Ev VUX'tt, V'UX't6~, 'ti)v v\Jxta als Zeitbestimmungen L. 22.4.
234 APPENDIX GRAMMATICA L. 78

EvvOEOO >bedenken<, >einsehen<


tµß<il.A.oo >hineinwerfen<; >einfallen<
EvEO'tLV >es ist drin, ist möglich<
EvEO'tT]XEV >es steht drin, bevor<
Ti mma >Einsicht<, >Gedanke<
78.26 ;uv {oUv)21
;uv yuvm1;i xai nmo(v
ol ouv aimin >sein Gefolge<
CJUV ß-Ecl>L, CJUV 'tWL ÖLxa(on
cruµßw..A.w >zusammenwerfen<; >Vergleichen<, >Vermischen<
cruUtyoo >Sammeln<
cruv(<J'tTlµL >zusammenstellen<
cruvf.xw >zusammenhalten<
'tO CJ"UµßoA.ov (>Symbol<)
3. Präpositionen beim Akkusativ
Ei'.;, ava
78.27 Ei'.; (älter auch E<;, d.h. ~ oder E, aus Ev<;)
El<; 'tfJV Jt0Atv 22
Ei'.; ad >für immer<
Ei'.<; 'tO ÖEOV >fürs Nötige<
d<; ÖooÖExa >bis zu (ungefähr) 12<
doßaA.A.w (wie tµß<iA.A.w)
ELOOQUW >anblicken<
ElCJ1tQanw >eintreiben< (Geschuldetes)
Ti ELCJOÖO<; >Eingang<

78.28 ava 23 (deutsch an, engl. on; vgl. avoo oben); Grundbedeutung: (an-) hinauf
Ö.va 'tOV 1tO'taµ6v >flußaufwärtS< 24
av' 'EA.A.aöa >über Gr. hin<
ava 1tEV'tE >je 5<
ava A.6yov >entsprechend<
avaßaCvoo >hinaufgehen<
avaßaA.A.oo >aufschieben<
UVLO'tl)µL >aufstellen<


avanvtw >aufatmen<
avaßam;· Ti av01tvoi}
Also merke: e1;, &1t6, av't(, 1tQ6; E:v und ouv; Et;, ava, je mit nur einem Kasus.
21 ;uv ist die ältere Form (lat. cum); beide finden sich bis zum Ende des 5. Jh.s. Thukydides z.B.
bevorzugt ;uv; nach 400 v.Chr. fast nur ouv, das aber seinerseits durch µE'ta zurückgedrängt
wird. Isokrates z.B. braucht nur µE'ta, nie ouv; ebenso im N.T. der Hebräerbrief, im Gegensatz
zu Paulus.
22 Daher >lstambuk
23 In alter Dichtung findet sich ava auch bei Dativen, z.B. ava OX~3t'tQWt >Oben am Stabe<, ava
vauo(v >auf Schiffen<. 24 Vgl. xma mit Akk., L. 79.7.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 79 235

LEKTION 79

1. Wesentlich zur Befestigung der bisher behandelten


athematischen Präsentia

Speziell:
A. rn(ITTaµm und E<p(ITTaµm 79.1
Zwei Verben, Komposita der gleichen Wurzel mit der gleichen Präposition; daher viele
ähnliche Formen; Identität aber nur im Futur. Man wird Verwechslungen vermeiden,
wenn man sich ihre ganz verschiedene Struktur und Bedeutung klar macht - und durch
Übung.
btiotaµm (L. 75.7)
v'sta; die Präposition dieser vorgefügt; das ganze längst als eine Stammeinheit empfun-
den, mit dem Augment (i]-) an deren Anfang; im übrigen bleibt die Präposition unverän-
dert.

Bedeutung: >wissen<, >verstehen< (etw. zu tun).


Viel gebraucht werden nur Präsens mit Imperfekt; nicht selten, und seit Homer, das Fu-
tur; Aor. seit Plato; ein Perfekt gibt es nicht (>Wissen< ist >Perfekt<); also (nochmals):
btfotaµm, EmoTiJooµm, i]moTiJ{hiv; Imperf. i]mot6.µriv.
Dagegen:
E<ptITTaµm (L. 78.3ff.) 79.2
Das Medium zu E<pt<JtT}µt >draufstellen<; auch >daran-<, >darüber-< (als >Vorgesetzten<).
v'sta- im Präsens redupliziert; >:·sista- wird> hista-. Das Iota ist also im Präsens nicht Teil
der Präposition. Vor ihm führt das anlautende h- zur Aspiration der apostrophierten
Präposition: bn- > E:qi-- im Präsens; sie wird wiederhergestellt im Futur: bn-oTiJooµm.
Also:
EqJLITTaµm, bnoTiJooµm, btfotT}v 1 , E<pEotT}Xa; Imperf. E<piITTaµriv.
Bedeutung: >sich an, neben, vor (an die Spitze von) etw. stellen<.

B. Zwei Präsentia wie i'.OtT}µt


:rt(µ:rtAT}µt und :rt(µ:rtQT}µt; v' :rtAT} und v' :rtQT} 79.3
V:rtAT}: :rtA'fiQT}\;, :rtAT}QOW, :rtAfj'Ö'o~; lat. plenus >voll< :rtA'fi'Ö'ELV, :rtAT}frVELV >voll sein<
VJtQT}: ö JtQT}Ot'f]Q >feuriger (brennender) Blitzstrahl<
Zu beiden gibt es komplette und regelmäßige Serien von Stammformen, die auf Präs.
:rtA.fi{}w und :rtgfi{}w zu deuten scheinen .
. . . :rtA.fiow, En:A.rioa, :rtEJtAT}Xa, :rtE:rtAT}oµm, btA.ftofrriv füllen

1 Soweit ein medialer Aorist von tO'tflµt gebildet wird (wie tmrioaµriv, Xa'tEITTflOCiµriv, L. 78.13 ),
hat er wohl immer transitive, >aktive< Bedeutung (>stelle, errichte etc. etwas von mir aus<). Für ei-
nen solchen Aorist des Kompositums Eq>LITTflµL habe ich keinen Beleg. Für das Perf. Med.-Pass.
s.L.78.14.
236 APPENDIX GRAMMATICA L. 79

Es gibt ein Präs. :n:A.ft'frw, fast nur bei Dichtern 2 - aber es ist intransitiv; es bedeutet >voll
sein<. Für die transitive Alternative >füllen< gibt es, neben :n:A.riQ6w, das athematische
:n:tµ.rcA.TjµL.
79.4 ... :rtQiiow 3 , EJtQT]Oa, - JtEJtQT](o)µm, E:n:Qf)oth]v (ver)brennen (trans.)
Das Präs. rtQf]'Ö'w >verbrennen< begegnet immerhin einmal in der Ilias 4 ; aber es hat sich
nicht durchgesetzt; attisch (und später) sagt man JtLµJtQTjµL.
Es leuchtet nicht unmittelbar ein, daß diese zwei Präsentien gleichen Typs sind wie tcrtri-
µL. Bei diesem hat sich der reduplizierte Konsonant auf bloßes h- reduziert; bei jenen ist
er erhalten. Darüber hinaus haben die zwei ihre Reduplikation noch mit einem Nasal ver-
stärkt; etwa wie A.aµßavw zu VA.aß- und A.avthivw zu VA.aß--: so mµ.rc- statt m:n:- 5 • Im
übrigen aber sind sie völlig gleicher Art: rtLµJtATjOl wie tcmim; mµ.rcQavm wie lm:avm;
bttµJtATJV wie io-triv, e:n:(µ.rcQaoav wie io-taoav.

II. Präpositionen (Forts.)

79.5 A. Vier Präpositionen bei Genetiv und Akkusativ:


Öla, xa'ta, u:n:EQ, µna

Durch ihre definitiven Bedeutungen waren diese vier Präpositionen geeignet, die glei-
chermaßen definitiven Bedeutungen des Woher- und Wohin-Kasus zu spezialisieren.
79 .6 1. Öla >durch<
(gewiß verwandt mit dem lat. Präfix dis-; vgl. ÖlaXQLvw - discerno, Öla<pEQW - differo [<
disfero]; also wohl Grundbedeutung >entzwei<, >auseinander<; vielleicht auch mit griech.
Ö(~ >Zweimal< verwandt):
a) beim Genetiv: durch - hindurch
ÖLa :rtuA.ci>v >durchs Tor<
Öla µ€ori~ 'tfl~ Jt6AEWt; >mitten durch die Stadt<
ÖLa vux't6~ >die Nacht hindurch<, >bei Nacht< 6
öu1 JtaV't6~ >durchweg<
Öla ßiou >lebenslang<
ÖLa X.Q6vou (>durch<, daher:) >nach (langer) Zeit<
ÖL' ayy€A.ou >durch< Boten
Öla 'tUX,EWV >Schnell<
ÖLaßaCvw >durchschreiten<, >(hin) überschreiten<; so
ÖL€Qx.oµm >(hin)durchgehen<
ÖLaßaA.A.w >verleumden< (>hindurchwerfen<)
ÖLLO't'Y)µL >auseinandertreten lassen< 7 , >trennen<
Öta<pEQW >verschieden sein<

2 In attischer Prosa geläufig ist nur die Phrase aµq>i :JtA.i)'froucmv ayoQ<lv als Zeitangabe: >um die
Zeit, wenn der Markt voll ist<.
3 In Prosa fast immer Kompositum: Eµ- und xata-.
4 II. 9,589 (Imperfekt). Auch andere Tempora desselben Verbs begegnen bei Homer.
5 Es scheint, daß dieses zusätzliche µ- oft wieder verschwand, wenn - im Kompositum - ein glei-
ches ihm unmittelbar voranging; also: Dissimilation, z.B. Eµ:Jtl:ltAflot, aber EvE:Jttµ:JtAfl.
6 Also wie vuxt6~ oder auch vuxta (L. 22.4).
7 Unser Text L. 84 F3.
APPENDIX GRAMMATICA L. 79 237

öwµaxoµm >bis zur Entscheidung (>durch<) kämpfen<


Ötaqrf}ELQW (>durch und durch<) >Verderben<
Ti Öta<p<>Qa· Ti öiaqrf}oQa
b) beim Akkusativ: durch =wegen
(räumlich: Öta öwµa'ta, Öta vux.'ta: nur in der Dichtung) 8
übertragen: einen Grund angebend9 :
Öta 'tL; Öta 'tOÜ'tO
ÖL' ilµäc; >Unsertwegen<
Öla ~11µ00\'tEvr]v >durch Schuld des D.<
2. x.a'ta >hinab< Gegenteil von ava; dazu X.U'tW >Unten, nach unten<: Gegensatz avw 79.7
(L. 78.28)
a) beim Genetiv: (her)unter (von)
x.a't' 'OA.uµ:n:ou >vom Olymp herab<
x.a'ta yf)c; >unter der< (auch: >Unter die<) >Erde< (als Gegensatz zu t:n:t yi)c;)
A.tynv x.a-ta nvoc; >gegen jd. reden< (>von oben herab<) 10
b) beim Akkusativ: abwärts (> über-hin, entlang, gemäß)
x.a'ta 'tOV Jto'taµ6v >flußabwärts< 11
x.a'ta yf)v x.at x.a'ta l'taA.aooav >Zu Wasser und zu Lande<
x.a't' tx.Eivov 'tOV XQ6vov >um jene Zeit<
xa'ta 'touc; v6µouc; >den Gesetzen entsprechend< (>entlang<)
xa'ta IlA<x'tc.ova >nach, entsprechend [den Worten, der Meinung des] Plato<
x.a'ta miV'ta 'tQ6Jtov >auf jede Art<
xa'ta ßQaxu >allmählich<
xa'ta JtEvtE >je 5<
x.a't' avÖQa >Mann für Mann<
X.Cl'tO O<päc; ClU'tOU<; >Unter sich<
x.a'ta µf)va >monatlich<
xal't' ~X.OO'tTJV fiµEQav >täglich<
x.a'taßaCvw >heruntergehn< (x.a'taßaOLc;: avaj3amc;)
xa'taßaA.A.c.o >niederwerfen<
x.a'taJtLµJtQTJµt (>nieder-<) >Verbrennen<
;m'tayEA.aw >verlachen< (>von oben herab<); vgl. xa'tTJYOQEW
x.a'tayc.o (>herab-<) >zurückführen< (fi x.al'toöoc; >Rückkehr<)
xafüo'tTJµt (>nieder-<) >hinstellen<, >einsetzen<
3. ÜJtEQ über (lat. super, deutsch über) 79.8
a) beim Genetiv: über, über - hinaus, für
UJtEQ 'tf)c; x.ooµric; >über dem Dorf< (>oberhalb<); 'ta UJtEQ yf)c;; fatf:Q x.E<pa/..f)c;

8 Im späteren Sprachgebrauch hat sich aber die Phrase öu1 <Tt6µa EXELV >im Munde führen, bere-
den< erhalten, neben öu1 <Tt6µawc; txnv (wie auch öu1 XEtQ6c;, ÖQYilc;, ahCac;, EXELV, >in der
Hand halten<, >zürnen<, >beschuldigen<).
9 Unser Text 1 C4 öux ri)v avayxa(av tQo<pt)v >weil der Körper notwendigerweise ernährt werden
muß<.
10 Aber auch xai}' uµci>v fyxcl>µtov u.ä. (Demosth. u.a.), also xat<l >herab auf,= •in bezug auf<; so
Ev xata navtwv (Pl.) >eines das für alle gilt< (vgl. m. Akk.).
11 Vgl. ava (L. 78.28).
238 APPENDIX GRAMMATICA L. 79

UJ"CEQ Al.y(Jm:ou >jenseits Ägyptens< (wo?: über - hinaus)


UJ"CEQ Tf); rca'tQtÖo; ,für das Vaterland<
urcEQ ooü >für dich< (auch = >Statt deiner<, >in deinem Interesse<)
b) beim Akkusativ: über - hinweg, hinaus (wohin?, auch wo?)
UJ"CEQ 'HQaXAEta; crti)A.a~ >jenseits der Säulen des H.<
urc€e 'ta JtEv'tipmvta E'tTI yEyovoo~ >über 50 J. alt<
UJtEQ öuvaµtv >über Vermögen<
uJtEQßaCvoo >Überschreiten<
urcEQßa/.../...w >übertreffen< (Tj uJtEQßoA.i} >Übermaß< - •Hyperbel<)
fotEQEXW >übertreffen<
U1tEQf]Öoµm >sich übermäßig freuen<
79.9 4. µE'ta 12 inmitten von (deutsch mit)
a) mit Genetiv: (zusammen) mit
µE'tCt ooü, µn' chtöf);, µdt' f)öovf};,
ol µE'ta Kueou, µaxEo{}m µE'ta 't&v mJµµaxoov (>im Bunde mit ... <) 13
b) mit Akkusativ: nach, zu (hin in die Mitte von .. .)
[räumlich: nur poet., bes. Homer: hin - zu:
i'.xovrn µEta Tewa;, twµEv µE'ta Jtatö' tµ6v, EßTJ µna Nfo'toga (•ihn zu holen<),
1tAELV µE-ca xaA.x.6v (ebenso)]
nach
Rang: µE'ta toü-cov (mit > neben > nächst >) >nach ihm<
x.aAALO'tO; µEt" 'AxtA.A.Ea
Zeit: µE-ca 'taÜ'ta (mit > nächst >) >nach diesem<, >danach<
µE'tCt -cov {}(iva'tov >nach dem Tode<

>mit<->haben<
(>teilhaben<)
! ~::~;~µ~:cvw
,
µE'tEXW
µELaµEAEt µo(
l
µE{}' T)µEQUV (nach Tagesanbruch >) >bei Tage<

nvo;

(Änderung)

µELantµnoµa( ~
,
µE'tEQXOµm
,
l µEfüo'triµt
µE'taßW..A.w
µE'taVOEW
nva
>umstellen<, >ändern<
>Sich ändern<
>seine Meinung ändern<
(>nach<)
µE-ca('ttO~; µE'taßoA.iJ, µnaµEAEta, µE'tUVOta, µnao'taot;, µnaµ6Q<pWOL~.

12 Beispiele: L. 781 Ct und II M. In der epischen Dichtung findet sich µE't<l häufig auch beim Dativ
(und selten beim Genetiv!): µn' aitav<l'tüLOL itEOLOl >inmitten von, unter, den u. Göttern<; µE'ta
XEQOLV ~XCJ.YV >in der Hand haltend< (auch mit Akkusativ, µE'ta xEiea~). Dagegen kommt µna mit
Genetiv erst allmählich in Gebrauch, verdrängt aber seit ca. 400 v .Chr. ~uv/ouv.
13 Aber •gegen (= mit) jd. kämpfen< ist µ<ixoµa( nvt!
APPENDIX GRAMMATICA L. 79 239

B. Eine Präposition bei drei Kasus:


bt( bei Gen., Dat., Akk. 79.10
Grundbedeutung: auf
Für diese Präposition begegnen in dieser Lektion (1 Al und 3; II A2 und 6) und sonst
(z.B. L. 751L1) instruktive Beispiele. Gerade bei ihr werden Möglichkeiten und Grenzen
rationaler Erklärung des Sprachgebrauchs deutlich.
Wir kennen längst die Sprichwörter acp' tmtou bt' övov und cm' övou tcp' trotov und ver-
stehen, warum br,( hier beim Wohin-Kasus steht. Ebenso verständlich ist der Dativ - als
Lokativ auf die Frage wo? - bei bti "ti'jt tQrutE~flL >auf dem Tisch< (oder >der Bank<) und
der Akk. bti tT)v Katcivriv in L. 79 1 A2 - offenbar wieder der >Richtungskasus<.
Andererseits ist uns bti n)<; tQU3tEtTJ<; für >auf dem Tisch< längst bekannt; ebenso bti yf)c;
>auf der Erde< (auch in L. 79 II A6). Wie erklärt sich dieser Genetiv? Gewiß nicht als >Wo-
her<-Kasus; schwerlich auch als >eigentlicher< Genetiv (>des Bereichs<); da doch z.B.
btAEUOUV mi ME)'clQWV >Sie segelten auf M. ZU< (L. 791 A3) offenbar eine Wohin-Bewe-
gung anzeigt. Dieser überaus häufige Genetiv bei E3tL ist vielleicht gleicher Art mit dem
Genetiv bei Verben des Treffens, Erlangens, Begehrens und Verfehlens (L.67.10-15)-
und ebenso schwer zu erklären. Oft können wir nur feststellen, daß bestimmte Verbin-
dungen sich zum Ausdruck bestimmter Nuancen verfestigt haben 14 • Um das Empfinden
für diese Nuancen zu stärken, empfiehlt es sich, beim Lesen dauernd aufzumerken 15 -
und viele charakteristische Beispiele im Kopf zu haben. Hier folgt eine Auswahl.
E3ti beim Genetiv 79.11
bei tl)<; tQrutEtl1<; 15 >auf dem Tisch<
bd yf)<; >auf der Erde<
E3tL 'Ö'aAclOCJl)<; >auf dem Meer< (aber E3tL 'ÖaAclOCJl)L >am Meer<)
E3ti VE<i><; >Zu Schiff<
tcp' l'.:n::n:ou >ZU Pferde<
E3tL µtä<; ayXUQU<; >an (nur) einem Anker<
:n:A.Eiv t:n:i MEy<iQWV, t:n:' 'Ao(ac; >in Richtung auf ... <
t:n:' otxou >heimwärts<, >nach Hause<
€:n:i KUQOU ßaotAEUovtrn; ,zur Zeit ... <
t:n:' tµoü >ZU meiner Zeit<
€:n:i tcöv tQt<ixovta >Zur Zeit der (unter den) 30 Tyrannen<
E:n:i l:QLWV µaQ'tUQWV >Vor (in Gegenwart von) drei Zeugen<
tcp' E:aui:oü >auf eigene Faust< (>bei sich selbst<)
ö bti i:wv 63tltnwv >der Kommandant der H.<
bti beim Dativ
E3tl "ti'jt 'tQU3tE~TJl 15
rni n)L XECJlUAfll >auf dem Kopf< (auch Gen.)
E3tL 'tflL 'ÖaAaOCJl)L >am Meer<
E3tL i:flt WQät >an (vor) der Tür<

14 Dies übrigens in verschiedenen Dialekten in überraschend verschiedener Weise.


15 Z.B. dürfte der Dativ bei btl 'tf]L 'tQW'tf~lll in der Diogeneslegende (L. 84 Dt), gegenüber dem
normalen Genetiv, damit zusammenhängen, daß es bei ersterem sich nicht um einen gewöhnli-
chen Eßtisch handelt, sondern um die >Bank<, >auf der• man Geld >liegen hat•.
240 APPENDIX GRAMMATICA L. 79

bt' ao<paAE(fü >ZUr Sicherheit<


<p6voc; bd <p6vwt >Mord auf (nach) Mord<
e<p' fiµiv EITTLV >es steht bei uns<, >ist in unserer Macht<
bei O'tQatruµat( E:mtv >er steht an der Spitze ... < (auch Gen.)
bt' UQE't'f)L ß-auµa~nm >für ... , wegen ... < (L. 56 II E3)
X,ULQW bti . . . >. . . über . . . <
bti 'tOU'tWL >Unter dieser Bedingung<
bti 'tQLU'X.Ovta µvaic; >unter (der Bedingung einer Zahlung von) 30 Minen<
so L. 33 I D2 bei Qt]toic; ytQaotv
bei beim Akkusativ
e<p' tmtov >auf das Pferd<, bei 'tO ÖQoc; >auf den Berg<
bti Katavriv >nach, gegen K.< 16
bti J'tOAirv XQ6vov >auf lange Zeit<
EJ'tl mioav ti)v 'Aoiav >Über ganz A. hin<
EJ'tl 'tO J'tOAU >weithin<, >meistens<
bei 'tofrto >ZU diesem Zweck<
EA'Ö'Eiv E:qi' 'ÜÖWQ >nach, um Wasser< (zu holen); vgl. µEta
Komposita
rnayytl..A.oµm >ankündigen< 'tO E:miyyEA.µa >Ankündigung<
bnßaivw >besteigen< ö lomßfrt11c; >Schiffsoldat<
E:mßouA.E\Jw >Böses planen< i] rntßouA.fJ >Intrige<
EJ'tLÖE(xvuµm >demonstrieren< Ti EJ't(Önstc; >Demonstration<
rntÖT)µEw >besuchen< t) E:möriµCa >Besuch<
rndroµtw >begehren< t) E:mß-uµ(a >Begierde<
bnµtA.oµm >sorgen< (für) t) E:mµtA.na >Fürsorge<
betoQXEW >falsch schwören< EJ'ttOQXO<;, -ov >meineidig<
beLITTEAAW >auftragen< iJ E:motoA.fJ >Auftrag<, >Brief<
E<pt<J'tT)µL >an die Spitze stellen< ö E:mma'tT)c; >Vorsteher<
e<p(maµm >an die Spitze treten<
EJ'tLITTaµm >wissen< Ti emcnT}µri >Wissen<
Adjektiva, z.B. EmÖELK'tLK6c;, rntcnT}µwv' btaq>QÜÖL'toc;,
E:mxß-ovwc;.

III. Bemerkungen zur Syntax

79.12 A. Zum Genetiv


1. bei >Voll< und >leer<, ,füllen< und >leeren< (L. 79 IB und Cl; auch, in II D, >beraubt<): s.o.
L.67.15.
79.13 2. L. 79 I A2: EtEµov tf]c;yf)c;: der partitive Genetiv als Objekt, weil eben die Vorstellung
des >Teils< überwiegt (sie verwüsteten nicht das ganze Land); also Genetiv anstelle eines
Akkusativs. Man setze diese Phrase ins Passiv: so kommt der gleiche Genetiv an die Stelle

16 Text 1 A2: in AJ segeln die Athener ~~ K., denn die Stadt ist mit ihnen verbündet: sie kommen
>hinein<; nicht so, in A2, die Syrakusaner: die gelangen bestenfalls bis an die Mauern von K.;
darum btL
APPENDIX GRAMMATICA L. 80 241

des Subjekt-Nominativs; m.a.W. dieser Gen. part. kann die Stelle aller Kasus einneh-
men. An der realen Struktur der Sätze ändert sich damit so wenig wie an der wesentlichen
Leistung der verschiedenen Kasus; es ist eine komprimierende Art der Rede und Auffas-
sung; vgl. gr. L. 57 II A.

B. Participium absolutum, Neutrum 79.14


(Weiterführung von L. 77 .10)
Im Nom. - oder ist es der Akk.? - Sing. von unpersönlichen Ausdrücken:
L. 79 II A3 öo;av >da (obwohl, weil, wenn) es scheint (schien)<
von öoxEi: >es scheint<. So
von ÖEi - öfov >da (. . . ) es nötig ist (war)<,
von f;rnnv - t;ov >da (. . . ) es gestattet ist<,
von 3tQOoi}X€L - 3tQOoTJXOV >da ( ... ) es sich ziemt)<.
So auch
ÖUVU'tOV Öv >da (. . . ) es möglich ist<,
öf)J...ov öv >da ( ... ) es offenbar ist<,
aLCJXQOV öv >da( ... ) es schändlich ist< u.ä.

LEKTION 80

1. Verba mit athematischem Präsens (Forts.) 80.1

füöwµt
Wir stellen füöwµt an die Spitze der >drei großen Verba auf -µt<, weil es deren formale
Charakteristika am deutlichsten zeigt.
Stammbildung
Die Wurzel ist \/do, lat. do, >geben<, uns von einigen Ableitungen (öwow, ÖEÖwxa, ii ö6-
m~) längst bekannt. Wie bei allen Vokalstämmen tritt der Vokal teils in seiner Kurzform
auf (o; z.B. Aor. Pass. tö6frriv, daher Fut. Pass. öofrftooµm), teils als Länge (w1; z.B.
Fut. Akt. öwaw, daher Fut. Med. öwooµm).
Der Präsensstamm 80.2
Athematisch; die Endungen treten also, ohne verbindenden Themavokal, direkt an den
Stamm. Dieser aber ist nicht einfach gleich der Wurzel (wie bei EC·µ( und öuva·µm): der
Präsensstamm präsentiert sich als eine erweiterte Form der Wurzel. Und dies nicht (wie
bei ÖE(x·vv·µt, L. 75.13) durch eine Zufügung am Ende, sondern (wie bei LcrtT)µt, L. 78.2)
durch Verdoppelung (Reduplikation) des Anfangskonsonanten mit zwischengeschalte-
tem Iota: fü·öwµt (wie bei yt·yvwoxw und y(·yvoµm).
Wie bei allen athematischen Verben ist der Stammvokal im Präsens prinzipiell kurz, z.B.

1 Ausnahmsweise auch ou, s. Nr. 12 und 13.


242 APPENDIX GRAMMATICA L. 80

in füöoµEV, ÖLÖ6µt'fta; durchweg so im Präs. Pass. (füöoµm) 2 und auch im Perf. Pass.
(öeöoµm).
Da es unproblematisch ist, beginnen wir auch hier mit dem

A. Medio-Passiv (Präsens und Aorist)


Da die üblichen Personalendungen, wie beim Perfekt, direkt an den Stamm treten, unter-
scheidet sich der
80.3 1. Indikativ Präsens
vom Indikativ Perfekt nur im Vokal der Reduplikationssilbe (ÖL-: ÖE-) und vom Präs.
ÖE(xvuµm wie vom Perf. A.O„uµm nur durch die Verschiedenheit des Stamms. Die An-
deutung wird genügen: hier gibt es kein neues Paradigma 3 :
Indikativ
Präsens füöoµm, füöoom, füöo'tm . . . , wie
Perfekt ö€öoµm, öEöoom, Ö€Öo'tm . . ., wie
Perfekt A.EA.uµm, A.EA.uom, A.EA.u'tm ... , wie
Präsens ödxvuµm, ödxvuom, ÖE(xvu'tm .. .
(und nicht wie A.uoµm ... ).
80.4 2. Gleichartig im Imperativ
Präsens öiöooo, ÖLÖ6ofü.o . . . , vgl.
Perfekt öeöooo, ÖEÖ6o{}w ... , vgl.
Perfekt A.eA.uoo, A.EA.uofü.o ... , vgl.
Präsens ÖE(xvuoo, ÖELxviJo{}w . . .
(und nicht wie A.uou, A.ufo{}w ... ).
Ebenso auch - abgesehen von der Eigenart des Akzents im Perfekt - im
Infinitiv und beim Partizip
Präsens öeöoo{}m ÖLö6µEVo~:
Perfekt ÖEÖ6o{}m ÖEÖoµtvo~:
Perfekt A.EA.uo{}m AEAuµtvo~:
Präsens ödxvuo{}m önxviiµEVo~
(nicht wie AUEo{}m). (nicht wie A.u6µEvo~).
Die verbleibenden Modi betrachten wir praktisch zugleich mit dem
80.5 3. Aorist;
denn die >drei großen Verba auf -µL< haben starke Aoriste, und solche - das wissen wir
längst - reimen in ihren Endsilben mit den Modi des Präsens und, im Indikativ, mit dem
Imperfekt. Sie bestehen einfach aus dem unerweiterten Stamm und den Endungen, sind
also mediale >Wurzelaoriste<, wie E<J'tTIV, Eyvwv etc. (L. 69) aktive Wurzelaoriste sind;
und da der Präsensstamm dieser Verben sich von ihrem Verbstamm nur durch die Redu-
plikation unterscheidet, würde folgen, daß die Formen des Aorists von füöoo{}m dem

2 Uber einige Abweichungen im Aktiv durch Gradation (öLöooµt/öLöoµev) oder lautgesetzliche


Entwicklung (ÖLöou~ < >:·füMvt~) s. Nr. 11und15-auch dies in Übereinstimmung mit den üb-
rigen athematischen Präsentia.
3 Vgl. durchweg i'.maµm, L. 78.5-6. -Tatsächlich begegnen speziell mediale Formen desSimplex
ölöooµt sehr selten, häufig aber Komposita, zumal Wt:oöi'.öoµm, und natürlich auch mediale Prä-
sens-Formen mit passiver Bedeutung.
APPENDIX GRAMMATICA L. 80 243

Präsens (bzw. dem Imperfekt) gleich wären- nur eben ohne die Vorsilbe fü-. Dies Axiom
bewährt sich in der Tat; es hat aber eine
4. Ausnahme, 80.6
die wir uns vorweg einprägen wollen (sie ist auch für die anderen beiden >Großen< gültig):
die 2. Person Endung -oo bleibt erhalten beim Präsens, d .h. beim
Imperativ füöooo und Imperfekt Efüöooo 4 ;
im Aorist aber fällt das -s- aus und das -o kontrahiert mit dem Stamm zu ö, geschrieben
ou, also
Aorist Imperativ Öoü 5 (< ':·öooo) und Indikativ EÖou 5 (< •:-Eöooo).
5. Neben den bereits erwähnten Modi des Präsens stünden demnach gleichartig vom 80.7
Aorist Med.
das Partizip -ö6µEvrn;, -ö6µEVov, -öoµEv'rl (z.B. futoö6µEVo;), Präs. ÖlÖ6µEVo;;
der Infinitiv -ö6o'frm (z.B. aJCoö6o'frm), Präs. füöoo'frm;
der Imperativ -öoü, -Ö6oöw ... (z.B. Cx.n:6öou), Präs. füöooo, füö6ofüu ...
Von den Modi bleiben zu erwähnen, für Präsens und Aorist, noch
6. Konjunktiv und Optativ 6 80.8
Hier zeigen sich- wie bei tm:aµm (und den beiden anderen >Großen<)- die Normal-En-
dungen kontrahiert mit dem Stammauslaut. Das resultierende c.o (durchweg im Konj .)7
und Ol (durchweg im Optativ) tragen durchweg den Akzent. Also, schematisch:
Konjunktiv
Präs. füöwµm, ÖtÖön, ÖtÖci>'tm ... (c.o durchweg; akzentuiert)
Aor. öwµm, Öci>t, Öci>'tm .. . (w durchweg; akzentuiert)

Optativ
Präs. ÖLÖo(µ'Y)V, füöoio, ÖLÖOL'tO ... (m durchweg; akzentuiert)
Aor. öoCµriv, öoio, ÖOt'tO ... (m durchweg; akzentuiert)
7. Schließlich stellen wir Imperfekt und Aorist Indikativ vollständig untereinander: 80.9
Imperf. EÖLÖ6µriv, f:ö(Öooo, EfüÖo'to, EÖtÖ6µE'Ö'a, Efüöoo'Ö'E, EöiÖoV'to
Aor. Incl. EÖOµ'Y)V, E~OY, EÖO'tO, eö6µE'Ö'a, EÖOO'Ö'E, EÖOV'tO

B. Aktiv (Präsens und Aorist) 80.10


Das soeben beim Medium beobachtete Verhältnis zwischen Präsens und Aorist - in gro-
ber Formel:
»Präsens = Aorist + ÖL-« oder »Aor. = Präs. - Öt- «
besteht im großen und ganzen auch im Aktiv. Dabei nehmen aber die Indikative des Prä-
sens und des Aorist Sonderstellungen ein, und deshalb betrachten wir diese zuerst. Der

4 Ebenso (wie immer) beim Plusquamp. töf.öooo.


5 Ich wüßte keine Belegstelle für dies Simplex; s. aber oben Anm. 3.
6 Vgl. L. 78.6 für fomµm.
7 Warum durchweg w, also anders als bei öouA.6w (oben L. 53)? Das ist keineswegs aufgeklärt; vgl.
L. 78.6 und 10; es könnte Angleichung an den Aorist Aktiv mit seinem langen Stammvokal sein
(s. Nr. 15).
244 APPENDIX GRAMMATICA L. 80

80.11 Indikativ des Präsens


hat nicht mehr und nicht weniger als die Kennzeichen, die allen athematischen Präsentien
gemeinsam sind; nur erscheinen sie bei einem o-Stamm etwas anders als bei ÖE(xvuµt (-u)
oder LCJ'tllµL (-a). Es handelt sich, wie sattsam bekannt 8 , um
a) spezielle Endungen und
b) >Abstufung< oder >qualitativen Ablaut< zwischen Singular und Plural (letzteres gilt
auch für das Imperfekt, das wir deshalb sogleich anschließen).
So begreift sich der Präsens Indikativ: Ablaut m/o
Ö(Öm·µL
ölöm·~
ölöoo·ot
Ö(Öo·µEV
Ö(Öo„tE
ÖLÖO-äot(v)

80.12 Beim Imperfekt überrascht- und ist nicht leicht erklärt-, daß der gelängte o-Laut als ou
erscheint und nicht als 009 :
Imperfekt: Ablaut ou/o
EÖlÖou·v
tfüöou·~
töiöou·[]
f:Ö(Öo·µEV
EÖlÖo·tE
f:öCöo·~AN

80. 13 Der Aorist


Von allen Verben auf -µL haben nur öiöooµt, t('Ö'r]µt und 1'.11µL auch im Aorist Aktiv einige
eigenartige Formen. Die meisten allerdings sind-wie im Medium- identisch mit den ent-
sprechenden Formen des Präsensstamms (nur ohne Reduplikation); die Abweichungen
begegnen
a) im Indikativ:
Denn dieser zeigt im Aorist
1. >Abstufung< (wie im Präs. Incl., auch Imperfekt) mit langem Vokal (oo) im Singular
und kurzem (o) im Plural und
2. im Singular zwischen Stamm und Endung ein überraschendes

Der Indikativ Aorist lautet also

föooxa, EÖooxa~, EÖooxE, EöoµEv, töoi:E, EÖooav

Mithin ist der Singular - nur dieser- gleich dem Perfekt ÖEÖmxa (nur mit Augment statt
der Reduplikation), aber ganz ungleich sowohl dem Präsens wie dem Imperfekt (mit dem
der Plural aber in gewohnter Weise übereinstimmt) 10 .

8 L. 76.2 und 6; L. 78.7.


9 Vgl. Anm. 7.
APPENDIX GRAMMATICA L. 80 245

b) Zwei weitere Formen enden verschieden im aktiven Präsens und Aorist, nämlich
1. die Infinitive:

1 Präsens ÖLoovm Aorist öoüvm 11


2. die 2. Sing. des Imperativs - eigenartig in beiden Tempora: 80.14
Präsens füöou Aorist ö6~ 12
Die soeben (Nr. 12-14) aufgeführten Eigentümlichkeiten kehren, wie gesagt, analog
wieder bei tfth]µL und tr]µL. In den übrigen Formen stimmen Präsens und Aorist überein
( ± ÖL-), und auch dies gilt für die beiden anderen Verben.

Somit lassen sich die übrigen Modi für beide Tempora in einem Schema darstellen. 80.15
Der Stammvokal ist kurz im Optativ und Partizip, wie auch in der 3. Plural des Impera-
tivs: ö6vtwv. Dies ist wie beim Wurzelaorist; überhaupt erweisen alle diese Formen des
Aorists sich, bei Vergleich, als identisch mit den entsprechenden des Wurzelaorists 13 . .
Kein Wunder, dies ist ja ein >Wurzelaorist<: seine Modi bestehen aus nichts als> Wurzel
plus Endung< (und das Präsens - abgesehen vom Indikativ- ist offenbar aus ihm entwik-
kelt). Und wie dort wird auch hier im Konjunktiv der lange Stammvokal mit der Endung
kontrahiert:
öoo, öoot~, öoo wie yvoo, yvoot~, yvoo .
Also:

Konjunktiv Optativ Imperativ Partizip


(fü)öoo (fü)öoiri·v füöou: ö6; (fü)öou;
(fü)öoo·t; (ÖL)Öo(ri·~ (ÖL)Ö6tw (ÖL)Ö6v
(ÖL)Öoot·(] (Öt)Öo(ri·[] (ÖL)Öoüoa
(ÖL )Ö<i>·µEV (ÖL )Öoi:·µEV (fü)ÖOtE
(ÖL)Öoo·tE (Öt)Öoi:·tE (ÖL )ö6vtcov (ÖL)Ö6vto~
(ÖL )öw·m(v) (ÖL)öoi:·EV (Öt)ÖOUOT]~

Infinitiv: ÖLÖ6vm: öoüvm

C. Die übrigen Tempora 80.16


Die übrigen Tempora sind normale Ableitungen von der Wurzel Yöo/w. Der Vokal ist
lang im Futur (Aktiv und Medium) und im Perfekt Aktiv; sonst kurz. Stammformen:

10 Mit seinem -x- erinnert dieser Aorist durchaus an das schwache Perfektum (L. 73.3); zumal auch,
mit seiner >Gradation< (•Abstufung<) an Perfekta wie EITTT]X<l- fomµEV und tE'Övr)xa - tf:{}vaµEV
(L. 73.13). Trotzdem ist keineswegs gegeben, daß diese überraschenden Aorist-Formen aus dem
Perfekt stammen; die umgekehrte Beziehung hat eher größere Wahrscheinlichkeit. Wieder ein
nicht sicher gelöstes Problem.
11 Sowohl -vm (z.B. elvm) wie -Evm (? < Hvm; z.B. ttvm >gehen<) sind legitime athematische ln-
finitivendungen, und Öoüvm läßt sich verstehen als< T.· öotvm oder< *öoFtvm. Aber warum
die verschiedene Bildung in Präsens und Aorist?
12 Das Präsens deutet auf Zufügung des Themavokals (*öi:ÖoE wie *öouAoE?); das -; im Aorist
kehrt wieder bei Imper. <JXES >halte!< (L. 68. 9) - und ist hier wie dort ein Rätsel.
13 L. 69.8 und 9.
246 APPENDIX GRAMMATICA L. 80

füöwµL, öroow, Eöwxa, ötöwxa, ötöoµm, ~ö6fu]v geben


speziell fürs Medium z.B.
futoÖCÖo'tm, futoörooE'tm, futtöo'to, (futoötöo'tm), (CutEÖ6'frr]) verkaufen

II. Präpositionen (Forts.)

80.17 Zwei weitere Präpositionen bei drei Kasus: JtaQa und JtQOc;
Bei diesen beiden Präpositionen erweist sich die Möglichkeit rationaler Erklärung der
Bedeutungsvarianten als weniger prekär als bei bti (L. 79.10).
In ihren Grundbedeutungen sind JtaQa und JtQOc; einander ähnlich. Beide vermitteln die
Vorstellung von Nähe, die dann durch die Eigenbedeutung der Kasus qualifiziert wird.
Dabei deutet JtaQa eher auf die nächste Umgebung, oder Sphäre, des betr. Nomens,
während JtQ6c; dessen Inhalt, oder Realität, selbst ins Spiel zu bringen scheint. Sonach
erweisen sich diese beiden als auswechselbar in einigen elementaren Gebrauchsweisen,
vermitteln aber doch weithin verschiedene eigene Nuancen. Das zeigt sich schon beim
Vergleich der allereinfachsten Beispiele:
J'taQa:
1. Ö.yyE/...oc; JtaQa ßamf...Ewc; (>von ... her•)
2. µtvw JtaQa ßam'A.Ei (>bei•)
3. ~Aß-E J'tUQCl ßam'A.€a (>ZU<).
J'tQOc;:
Nur beim Akkusativ könnte hier allenfalls JtQ6c; anstelle von J'taQa begegnen; und selbst
da dürfte z.B. J'tOQEUEoß-m J'tQÜc; ßamA.ta eher ein feindliches Vorgehen anzeigen (>gegen
den K. marschieren<)- eine Nuance, die bei JtaQa nicht in Betracht käme. Ein lokaler Da-
tiv J'tQoc; Tf]t ß-aA.aOCJTjl >(nahe) beim Meer<findet sich gewiß, aber kaum je mit einem ner-
sonalen Nomen, und überhaupt ist der Gebrauch von J'tQ6c; beim Dativ viel beschränkter
als der von naea. Und ein lokaler Genetiv nQ<)c; ßamA.twc;, synonym mit naQa ß.,
dürfte sich kaum je finden; dieser Ausdruck würde etwas anderes bedeuten, nämlich
etwa >im Interesse< oder >in der Manier des Königs<.
So bliebe denn für den, der sich in den Bedeutungsbereich der Präpositionen eingewöh-
nen will, auch hier kein besserer Weg, als Aufmerksamkeit bei der Lektüre und Aneig-
nung von - nicht zu wenigen - Beispielen:
APPENDIX GRAMMATICA L. 80 247

80.18
1Genetiv]

Ö.YfEAOr;_. ~AßE naQcl ßamMwi; 14 n(>Oi; ßam/..Ewi; dµt >ich stehe auf
naQa ßam/..€wi; µuQLOÖEr;, TJ'Ö'toµ6A.ouv Seiten des K .<
>vom K. her liefen Z. über< n(>Oi; 'tOÜ Jto'taµoü >auf der Seite
Ö<i>Qa naQ' Tiµci:>v >G. von uns< zum Fluß hin<
n(>Or;, EOJtEQar;. >im Westen<

n(>Oi; na-rQ6r;, t. >Vom Vater (etc.)


her< (überkommen)
n(>Or;, KuQou 2. >nach Vaters (etc.)
Art<
n(>Oi; növ EXOVtWV 3. >im Interesse des
Vaters< (etc.)

Ti naQ<l tfuv ßE<i>v ßoijßEw >Hilfe von JtQor;. ßE<i>v öµvuµt >bei den Göttern
den Göttern< schwören<
ahEiv naQa ßE<i>v >von den nQor;, toü ooü 't€x.vou >bei deinem Kind<
Göttern erbitten< (flehe ... ich)

~
Eµaßov 1taQcl IlQW'tayOQOU >ich tµaßov n(>Oi; IlQWTay6QOU (ebenso;
T)x.ouoa habe gelernt (erfahren), f1x.ouoa wohl eine Nuance mehr
EÖtöaxßTJv gehört, wurde belehrt, EötöaxßTJv persönlich-direkte Einwir-
EAaßov bekam von P.< t/..aßov kung als bei JtaQ<i; daher
bes. bei Passiv: Gr. L. 64 II K)

[ DativJ

naQa ßamAEt µ€vw >ich (ver-)bleibe


beim König<
fIQW"t. naQ' tµol x.a"taAUEL >P. wohnt
in meinem Haus<
naQa ti')t ßaA.<ioCJTtL >am Meer< 1tQÜi; ti')L ßaA.aOCJTtL >dicht am Meer<
naQ' 'Aßf)va(mr;, >bei den Athenern< 1tQOr;, a'Öti')L ti')t. n61..EL >dicht an der
'tel naQ' T)µi:v >die Zustände bei uns<, Stadt selbst<
>unsere Lage<
:rtQor;. toit"tmr;_. (zu diesem) >dazu noch<;
>obendrein<
naQa Ötöaox.al..wt nmöEunm >er wird
bei (durch - im Hause) einem L.
erzogen<

14 IlaQ<l mit Gen. >von her<: nur von Personen (nicht z.B. von Orten).
248 APPENDIX GRAMMATICA L. 80

Akkusativ

a) >ZU< (hin, bis, nahe bei) a) >ZU< (in Richtung auf . . .), >gegen<
i\sw JtaQ<l OE >ich werde zu dir µuQLaÖE<; TJUtoµ6A.ouv JtQO<; KüQOV
kommen< >liefen zu K. über<
ÖE'ÜQO, JtaQ' EµE xa-taXELao >komm, E1COQEU6µEtta JtQO<; ßaaLAEa >mar-
leg dich neben mich< schierten gegen den K.<
a<pLXOµEVOl JtUQO IlQWtay6QaV >bei EUtE JtQO<; µE >ZU mir<(hin)
P. angekommen< µaxrni'.tm JtQO<; IlEQoac;, ömm
(klassisch nur bei Personen; nicht so 1tQO<; afüxouc; >gegen<
Koine: JtQ6c;) EfuEßEiv nQC>c; ttwuc; >fromm gegen
die Götter<
itQÜ<; BOQQÖ.V 15 >in Richtung Nord<;
so JtQO<; EaJtEQUV
1tQO<; tt<iA.aoaav (in Richtung) >aufs
Meer zu<
~v :rcQC>c; Ea1tEQav i'JÖTJ >gegen Abend<

b) >an< - >entlang< b) >in bezug, Richtung auf ... 16


n:aQa ti]v i'.t<iA.aaoav >am Meer ta JtQO<; tov Jt6AEµov >was für den
entlang< Krieg benötigt wird<
JtaQ' OMTJAa >an einander entlang< 1tQO<; t(; >WOZU?<
(>parallel<!) JtQÜ<; taüta >mit Bezug auf dies<,
JtaQa ta (J)J..a ~ona (entlang, neben) >daraufhin<
>im Vergleich mit den anderen OX01CEL 1tQO<; OEUUtOV >betrachte mit
Tieren< Bezug auf dich (bei dir) selbst<
JtaQa JtoA.u (>an vielem entlang<) µi) j'[QO<; X.<iQtv MyE >rede nicht auf
>bei weitem< Gunst hin, um Gunst<
JtaQa µLxQÜv <iJt€ttavE ,fast wäre er Ev JtQO<; Ev >eins zu einem< (gestellt,
gestorben<; (aber auch:) zum Vergleich)
JtaQ' oA.Cyov WtE<pUyE >fast wäre er v€µELV €xaai:ov JtQO<; EXciatT)V >je
nicht entkommen< einen je einer zuordnen<
JtaQa tOOO'ÜtO >Um so viel<, >in OVÖQWJtO<; JtQO<; {}EQV JtLÖTJXO<; >im
solchem Abstand< Vergleich zu (zum Gott hin)
JtaQ' öA.ov i:ov ßCov >das ganze Leben einem Gott ein Affe<
lang<

c) >entlang< - und >Vorbei< JtaLÖEUELV JtQO<; OQEtTJV >Zur Tugend<


JtaQa tafrta >darüber hinaus<, JtLVELV JtQÜ<; i)öovfJv >zum Vergnü-
>außerdem noch< gen<, >nach Belieben<
JtaQ' EA.Jt(Öa >Über Erwarten< (hinaus), 1tQO<; <pLALUV a<pLTJµL >in Freundschaft
>entgegen der Erwartung< (freundschaftlich) entlassen<

15 Der Genetiv, 1tQO~ BOQQCt, wird mit der gleichen Bedeutung gebraucht - wie überhaupt der
Grieche vielfach (s.o. Genetiv) ein Woher empfindet, wo uns das Wohin natürlich ist.
16 Vgl. gr. L. 78 11 Gt.2.
APPENDIX GRAMMATICA L. 81 249

:rtaQa yvooµriv i 1 ~ >entgegen verständiger


:rtaQa öosav ) Meinung, Erwartung<
(>paradox<!)
:rtaQa 'tOU~ v6µou~ >gesetzwidrig<
:rtaQO. 'rijv 6.sta.v >nicht nach Verdienst<

Komposita
J'tUQc:i: J'taQaxaA.<i> >herbeirufen< (Sp. >bitten<) 80.19
:rt<iQELµl >zugegensein<
J'tO.QLO'tfl µL >danebenstellen<
J'taQUß<iUw >nebeneinanderstellen<, >vergleichen<
J'taQaßa(vw (>über-hinweggehen<) >übertreten< (z.B. v6µov)
:rtaQU'tQEJ'tW >etwas umkehren<
JtaQafüöwµl >übergeben<, >Überliefern< (tradere)
i) J'taQ<iÖool~ >Übergabe<, >Tradition<; 'tO JtaQaöoi;ov
JtQO~: JtQOoc:iyw >heranführen< 80.20
JtQOCJEQX,Oµm >herangehen<
JtQoofüöooµt (noch) >dazugeben<
JtQOOEUXoµm >anbeten<
JtQOOayOQEUELV >anreden<
JtQOCJ'tcl't'tW >anordnen<, >befehlen<
:7tQOOEXW ('tov voüv) >aufmerken<
:7tQOoi}xEL >es kommt zu<, >gebührt sich<
i:o JtQ6owrrov >Angesicht< (>was dich ansieht<)

LEKTION 81

1. Verba mit athematischem Präsens (Forts.)

't({hiµt
Wer füöwµL beherrscht, für den bietet 't({hiµl kein Problem: die Formbildung ist die glei- 81.1
ehe; lautliche Verschiedenheiten sind bedingt durch die Verschiedenheit der Wurzel.

A. Die Wurzel v'th:/ri-:

~ (P f)
t
a) redupliziert: 'tl"Ö'E/fl- (Präs.) (D' . .1 . l .~. '.A...
1ss1m1 auon; vg . uuoo: 'tEuuxa
)

'tE·u, 1- er.
gleichartige Dissimilation im Aor. Pass.: E''tE·{hiv (< ''E"fi-E·frtiv).
b) Lange und kurze Formen des Wurzelvokals:
1. Wo füöwµt eo hat, hat i:Cfrtiµt ri: z.B. Eöwxa - E{hixa,

17 n:aQa yv<i>µtJV kann, je nach Zusammenhang, auch bedeuten >gegen die eigene Meinung<, >wider
besseres Wissen<.
250 APPENDIX GRAMMATICA L. 81

2. Wo öeöooµL o hat, hat tC{hiµL E: z.B. EöoµEV - E{kµEV,


3. Wo öeöooµL ö (geschr. ou) hat, hat t('\h]µL E: (geschr. El): z.B. Öoüvm - itEtvm 1 .

81.2 B. Die Stammformen


Der Stammvokal ist kurz: im Aor.Pass. (daher auch Fut.Pass.) und-prinzipiell-im Prä-
sens und Aor. Akt. und Med.
Der Stammvokal ist lang: im Fut. Akt. (daher auch Fut. Med.) und Perf. Akt.
81.3 N.B. Ein Perfekt Passiv von dieser Wurzel kam nicht (oder fast nicht) in Gebrauch. Ge-
wöhnlich diente statt dessen das athematische Präsens XEtµm >liegen<, >gelegen {placiert)
sein< (oben, L. 75, bes. Anm. 5); denn was an einen Ort >gestellt worden< ist, das >liegt•
(usw.) dort. Also:

ltCih]µL, fulow, E'\h]xa, tEih]xa, (xEtµm), hEih]v setzen, stellen!

speziell fürs Medium z.B.

{m:otmEtm, {m:ofuloE'tm, UJtEitEto zugrundelegen, ansetzen


(uJtOXELtm es ist vorausgesetzt, angenommen)

C. Präsens und Aorist


81.4 a) Medium
Präsens und Aorist
Indik. 'tmEµm, -oaL, -'taL, etc.
wie A.O.uµm, -om, -tm, etc. (Indikativ)
Imperfekt EtLitEµ'Jlv, hLitrno, hmno ... ~ +-- EitEµ'JlV, fflou, EitEto . . .
wie Plqu. EAEÄ.Uµ'Jlv, EAEAuoo, EÄ.EÄ.uto ...
Konj. nitwµm, n{}i]L, nÖ'f)tm ... ~ +-- itwµm, '6f]L, '6f]tm ...
-
Opt. tlitELµ'JlV, tLitEto, nitEtto ... ~ +-- itECµriv, fü:to, itEtto ...
-
Imper. 'tmrno, n-ftfo{tm ... ~ +-- itoü, ittoitw . . .
Infin. tC{}rn{}m ~ +-- {}toitm
Partizip tl itEµEVo;, -ov, -Tl ~ +-- itEµEvo;, -ov, -Tl

81.5 b) Aktiv
Präsens und Aorist
Indik. tt'\h]µL, 'tt{}ri;, ttfu]m
tmEµEV, t(-ftEn, nittam(v) (Indikativ)
2
Imperfekt Ei:Cfu]v, h(t}w;, htitEL €-ftrixa, €-ftrixrn;, titl}xE(v)
h({}EµEv, h({}EtE, hCitrnav ~ +-- EitEµEv, EitEtE, EitEoav
Konj. tl-ftÖ>, tLßfJL;, tdtf)l ... ~ +-- {}&, ßilL;, ßilt · . ·
Opt. tlitEL'JlV, n-ftEtf);, tLitELfl ... ~ +-- itEL'JlV, itdri;, itEL'Jl ...
Imper. 'tLitEL, nitE'tw, tLitEtE ... ~ +-- itE;, ithw, tttn . . .
Infin. nitEvm ~ +-- ttEtvm
PartizT_ l'Litd;, ntttv, nitEtoa ~ +-- iteC;, ttEv, itEioa
Gen. nitEVtO\;, nitELCJT]\; ~ +-- itEvto;, itELCJT]\;
APPENDIX GRAMMATICA L. 81 251

II. Präpositionen bei drei Kasus (Fortsetzung) 81.6


aµ<p(, JtEQ(

'Aµ<p( und JtEQ( zeigen, als Grundbedeutung, beide die Lage >Um etw. herum< an: diese
Gleichartigkeit hat bewirkt, daß eines der beiden, nämlich JtEQL, im Gebrauch das andere
verdrängte; so kommt aµ<p( z.B. bei Aristoteles und im N.T. überhaupt nicht mehr vor.
Von Ursprung her bestand gewiß ein Unterschied der Bedeutung. 'Aµ<p( ist etymologisch
verwandt mit aµ<pw, lat. ambo >beide<, und bedeutet dementsprechend, zunächst als Ad-
verb, >auf beiden Seiten<; JtEQL dagegen ist >rings um<. Aber dieser Unterschied verwischte
sich früh; schon Homer gebraucht die beiden als Synonyme.

A. 'Aµ<p( >Um< 81.7


Mit Genetiv und Dativ: nicht in att. und späterer Prosa; in Dichtung: mit Gen. z.B.
MyEtV, µaxEOßm aµ<p( nvoi; >Um< etwas; mit Dat. z.B. &µ<pi oo( >in deiner Nähe<;
<poßEi:oßm aµ<pi yuvmx(; 6.µ<pi owµan (L. 76 1 F2).
Mit Akkusativ: ist aµ<p(, mit der Bedeutung >um- herum<, >in der Gegend von< in Dich-
tung ziemlich häufig; z.B. 6.µ<pi JtuA.ai; >an, bei den Toren<; in Prosa aber hat nur Xeno-
phon es oft; z.B.
&µ<pi 'tCt ÖQta >an den Grenzen<, aµ<pi ÖELAT}V >gegen Abend<, aµ<pi ayOQCtV rr/..flt}ouoav3,
aµ<pi 'tou; Öt<JXtA(oui;;
also bei ungefähren Zahl- und Zeitangaben, wo andere J'tEQL gebrauchen.
Plato sagt einmal aµ<pi ~lXEA(av >überall in Sizilien<, und oft ol aµ<pi "AVU'tOV, TIQW'ta-
y6QaV u.ä., >A. und sein Anhang< (wie seit Homer gebräuchlich). Sonst aber meidet att.
Prosa - im Gegensatz zu att. Dichtung - diese Präposition auch beim Akkusativ.
Komposita 81.8
aµ<ptßatVW >Umschreiten<, >beschützen<
aµqnßaA.A.w >Umwerfen< (z.B. Kleid), >Umarmen<
aµ<ptEVVUµt (oben, L. 77.2.7.9)
aµ<ptxaAuJt'tW >umhüllen<
6.µ<p(cnaµm >um-herumstehen<
aµ<p(ßo/..oi;, -OV >ringsum angegriffen<, >Ungewiß<, >Zweideutig<
aµ<ptöt~wi; >sehr geschickt< (>doppelt-rechtshändig<)
aµ<p(Aoyo;, -ov >Umstritten<

B. J'tEQL >Um< 81.9


Mit Genetiv: kaum je in ursprünglich-räumlicher Bedeutung; unendlich oft übertragen
zur Bezeichnung des Gegenstandes, >Um< welchen es sich bei einer Tätigkeit oder Fähig-
keit handelt (bei manchen Nuancen begegnen auch andere Kasus; s.u.); z.B.

1 Die letzte Regel gilt nicht für den Konjunktiv, der (wie überall) seine wund Tl vom thematischen
Präsens (l.uw, AUT}l~) übernimmt (also n'fhlw > n6w usw.); noch auch für das Kontraktionspro-
dukt ou < rn; also Aor. Med. mau(< '~mm< '~fttrno) wie N>ou (< *föoo < *föooo).
2 Die Endungen des Sing. Imperf. sind anders als bei L<JTI'lµl (L. 79.8) und noch problematischer als
bei ölöwµL (L. 80.12). Schrittweise Angleichung an Verba auf -E:w?
3 L. 79, Anm. 2.
252 APPENDIX GRAMMA TICA L. 81

AEyEtV JtEQL nvoi; (um) >Über etwas sprechen<


<poßEtoi'tm JtEQ( nvoi; (um) >für etwas fürchten< (auch Dat.)
ßouA.EilEoi'tm JtEQi 'tf}'!; ELQTJVTI'!; (um) >über den F. ratschlagen<
µaxrni'tm JtEQi Tf]i; na'tQtöo; (um) >für das V. kämpfen< (auch Dat.)
(µcix.ri JtEQi EAEU{}EQta; L. 34 D2)
0EO<pQ<lcrtou IlEQi <pU't<i>v [cnoQia >Ths. Forschung (um) über Pflanzen<
oo<po; JtEQi "tOU'tcov >kompetent hierfür< ~ h Akk
JtEQi 't<i>v {}E(cov >in religiösen Fragen< ~ auc ·
speziell:
JtEQi JtoMo'Ü (nA.Etovo;, naV't6;) Jtowüµm >hoch (höher, über alles) schätzen< 4
Mit Dativ: viel weniger gebräuchlich. Nie z.B. bei den klassischen attischen Rednern;
nicht selten dagegen z.B. bei Plato und Thukydides, zumal zur Bezeichnung des Gegen-
standes, >Um< den es sich bei einer Bemühung, Kampf, Sorge handelt; wie z.B.
X.tVÖUVEUCO JtEQi 'tf}L JtOAEL >Um die Stadt kämpfen<
ÖEÖL6u; JtEQi 't<i>L X,COQtCOL (um) >für die Festung fürchtend<
Mit Akkusativ:
räumlich: z.B.
va'Üi; anfo'tELA.av JtEQi "ri]v IlEA.onovvrioov >Um die P. herum<
dies häufiger von Situation als von Bewegung; z.B.
ffitx.ouv JtfQi n:ä.oav 't'flv l:tx.EA.tav <l>oivtx.t::; >Um ganz S. herum wohnten Ph.< (an den
Küsten)
und hiernach sehr oft zur Bezeichnung eines Bereichs; z.B.
'ta JtEQi 'tOv •ttQax.A.€a >was sich im Bereich des H. zutrug<
dies vermittelt eine andere Nuance als der gleiche Ausdruck im Gen.:
'ta JtEQi 'tOÜ •ttQax.Mou; >die (Geschichten ... ) von H.<
Ähnlich
'ta JtEQL 'tf]v MunA.iJvriv >Angelegenheiten im Bereich von M.<
o[ JtEQi cptA.ooo<p(av <'ivi'tQWJtOL >Leute (interessiert) an Philosophie<
i')v 'tL JtEQl T)µä.; aµaQtclVCOOLV >Wenn sie sich in bezug auf uns verfehlen<
Ferner, ganz wie mit aµcpt:
JtEQi tov a'Ö"tov X.QOVOV >um dieselbe Zeit<
JtEQi µtoa; vux.'ta; >um Mitternacht<
JtEQi Eßöoµi)xoV'ta >Um (circa!) 70<
also bei ungefähren Zahl- und Zeitbestimmungen; und
ot JtEQi KüQOV >K. und sein Gefolge<.
81. t 0 Komposita
Wenn ich >um jd. herumkomme<, dürfte ich ihm überlegen sein: so erklären sich wohl die
verschiedenen Nuancen, die JtfQL- bei Komposita zum Ausdruck bringt; z.B.

4 Auch der bloße Genetiv, ohne Präposition, findet sich bei dieser Phrase (dann also einfacher >Ge-
netiv des Preises•).
APPENDIX GRAMMA TICA L. 82 253

Jt€QltO"tl']µt >etwas herumstellen<


Jt€QL'tifh}µt >etwas herumlegen<
Jt€QlEQXOµm >Um etwas herumgehen<
JtEQtyiyvoµai nvo; >komme um etwas herum<; >gewinne die Oberhand über jd.<;
>überlebe<
Jt€QtELµt >bin übrig<; >übertreffe<
Ti JtEQioöo~ >Umlauf<
6 JtEQUtU'to; >das Umhergehen<
Ti JtEQLJthELa >Umschwung<, >Umschlagen<
JtEQtxaQiis, E; >hocherfreut<

III. Eine syntaktische Anmerkung zu 'tL-6-flµt 81.11

In der griech. Lekt. steht:


I AS ... n{}tamv E; ofjµa; vgl. E3 ELS aM.riv µoi:QUV n{}tv-rE;;
III Bl ... ds -r'flv m)QUV emonfü:vm; aber:
I A6 ... -rdn)vm EV 'A-rnxf}t; vgl. D2 EV CtQE'tfiS µtQEl 'ttfh};;
1 D3 ... oÜJtEQ E't({}n; (aber n:oi: D2) und D4 't({}Eoo ÖJtl')t ßouAEL
Im Deutschen stellt man eine Vase >auf den Tisch<, d.h. man hat die aufs Ziel gerichtete
Handlung vor Augen (>wohin?<). Der Römer empfindet anders; er hat den Erfolg der
vollzogenen Handlung bereits im Auge: dann wird die Vase >auf dem Tisch< stehen
(>wo?<); er setzt demnach nicht den Zielkasus (Akk.), sondern den Situations-Lokativ
(>Ablativ<)5 •
Unsere Beispiele zeigen, daß im Griechischen beides begegnet. Manchmal glaubt man zu
empfinden, warum der Akk. bevorzugt wurde, aber der lokativische Dativ (also wie lat.)
ist häufiger und immer legitim.

LEKTION 82

1. Verba mit athematischem Präsens (Forts.)

82. t

Dies Verb verdient eine eigene Lektion wegen seiner Häufigkeit und des weiten Bedeu-
tungsfeldes, welches es, und viel mehr noch seine Komposita, decken. Formal ist es prin-
zipiell gleich öeöwµt und 'ttfu}µt; dem letzteren weithin bis zu reimender Klanggleichheit.
Was an Unterschieden besteht, gründet in der Verschiedenheit der Wurzel.

5 Wer Latein gelernt hat, kennt den Vers: »Bei pono, loco, colloco / fragt der Lateiner immer: Wo?«
254 APPENDIX GRAMMA TICA L. 82

82.2 A. Wurzel
Die Wurzel von i:iih}µL ist v'ih]/E;
die Wurzel von LT]µl ist y'>:·jT]/E.
Da anlautendes Jot (j) im Griechischen zu h (geschr.') wurde, ist die Wurzel von LT]µL in
historischer Zeit v'~/E::
Das sieht man sehr deutlich z.B. an einem Fut. Akt. wie aqrfj<JELV gegenüber dem Aor.
Pass. a<pEtn)vm.
82.3 Das ursprüngliche Jot (j > h) wirkt nach bei
1. dem Augment; z.B. Aor. Pass. -Etih]v (< >:·f:E'Ör]V < "'Ejf:ih]v);
2. der Reduplikation:
a) Präsens: Ll]µL (< •:-jtjT]µL), tEµEV (< •:-jijEµEv);
b) Perfekt: dxa (< ::-EEXa < ::·jEjExa), wie Elµm (< "'EEµm < jtjEµm).

B. Präsens und Aorist


1. Aktw
82.4 Präsens, Indikativ
i'.T]µt, tris, trim usw. reimt mit i:iih]µL, i:iih]s, i:tih]m usw.
nur 3. Plur. kontrahiert: tfxmv wie tmämv - also verschieden von nßf:amv, ÖLÖ6amv.
82.5 In den Modi völlige Gleichartigkeit:
Konj.: wie nfüö, nßiiLS . . . so tcö, lflts .. .
Opt.: wie i:LttELT]V ... nttEiµEV so LELT]V ... ti::iµEv
Imper.: wie i;({}EL, nßEi:oo . . . so LEL, LE'tOO ...
Infin.: wie ntttvm so ttvm
Partiz.: wie ntti::C;, nß-tv, nttEioa . . . so [Eis, ttv, lEi:oa .
82.6 Im Imperfekt ist der Vokal bei der 1. Sing. der gleiche wie bei der 2. und 3. Sing. (so auch
bei ötöooµL, aber abweichend bei i:i'ÖrjµL), nämlich -EL-:
1. Sing. E'tiih]v, aber iELv; dann aber
</ </
wie hmELs, hiß'EL so iELS, iEL undtf r/
wie h[{}EµEV . . . hmrnav so i:EµEV . . . LEOUV.
82.7 Aorist, Indikativ
wie E'Ö'T]Xa . . . Eih]xi:: so ~xa . . . ~XE 1 , und
wie E'Ö'EµEV ... Eß-rnav so dµEv ... doav (< •:·EhEµEV usw.).
82.8 Die Modi des Aorist
sind wiederum gleich dem Präsens, minus Reduplikation (t-); z.B.
Konj.: ©, ~LS ... 2, Opt.: ELT]V ... ElµEv 2 , Infin.: Elvm 2 , etc.
Merke
Imper.: ES, hoo ... wie '6-ts, 'frt'tw ... ; verschieden von
Präs.: LEL, tttoo .. „ welches wie 'tmEL, n'frEi:oo ... (s.o. 5).

1 Nicht zu verwechseln mit ~XE >er kam< (Imperfekt von fixw ).


2 Nicht zu verwechseln mit eh ... , ElTJV •. „ dvm von dµ( >ich bin<.
APPENDIX GRAMMATICA L. 82 255

2. Medio-Passiv
Das Medium reimt mit tt'Ö'Eµm; z.B. 82.9
lnd. LEµm, tE<Jm . .. wie tt'Ö'Eµm, teitEom,
Konj. i.ooµm, [fit ... und (Aor.) cbµm, ~L wie nttwµm ... und ttwµm
Opt. i.ECµriv, [do ... und (Aor.) Ei'.µT)v, do wie nttdµriv ... und ttECµriv 3
lmper. i'.Eoo, lEofüo ... und o'Ü, Eottro ... wie tt'Ö'EOO ... und ttoü
Partiz.
Imperfekt.
.
lEµEvoc;.., . . . und EµEVoc;, wie ntttµEvoc; und tttµEvoc;
i:tµriv, i:rno ... wie tn-6-tµriv, tt('Ö'Eoo ...
Eine Ausnahme: 82.10
Aor. lndik. Etµriv, doo: nicht wie t-6-EµT)v, E'frou (< >:·fflrno).

C. Die übrigen Tempora


sind normale Ableitungen von der Wurzel Vrt/E, und zwar begegnet ri- nur im Fut. Akt.
und Med.; sonst E-.

Stammformen 82. 11
N.B.: Komposita von i'.riµt sind viel häufiger als das Verbum simplex; die Formen mit
> - < finden sich nur in Komposita:

1. Aktiv und Passiv

i'.riµt, iioro, ~xa, -dxa, -dµm, -Etttriv in (schnelle) Bewegung setzen; werfen;
senden; loslassen

2. Medium

hµm, -iiooµm, -Ei'.µriv, -dµm sich schnell bewegen

II. Präpositionen bei drei Kasus (Schluß)

im6 >Unter< 82.12

Das Gegenteil von bd: Ta imo yi)c;: Ta bü yi)c;.


Beispiele werden die Bedeutungsbreite am besten zeigen:

1. Schematisch
a) OL foto X'Ö'OVO<; 'frEOL foto ÖEvÖQ(J)L XEitm UJtO ta ötvöea ~A'Ö'E
die G. unter der Erde er liegt unter einem er ging unter die B. oder
Baum unter den B. entlang
b) i)ttäo'frm um) ßamA.Eroc; dvm urto ßamA.Ei y(yvEo'Ö'm 'Örto ßamA.ta
vom K. besiegt werden unter der Herrschaft unter die H. des K.
des K. stehen (leben) geraten

3 Angleichungen der 3. Pers. Opt. an die w-Konjugation wie z.B. JtQOOL'tO (statt JtQOEI'ro) finden
sich schon in den Handschriften klassischer Autoren und werden später häufiger.
256 APPENDIX GRAMMA TICA L. 82

2. Weitere Beispiele (s. auch griech. Lekt. II L)


a) bei Genetiv
"ExtWQ {m:' 'AXLMEW~ 6.JttitavE (s. L.61.10)
Ta foto toü :rtOLTJ'tO'Ü Ä.Ey6µEVa >die Worte des Dichters<
foto yEA.wto~ >vor Lachen< (griech. Lekt. 66 H2)
'AmoA.oV'to u:rto Ä.tµoü >sie starben Hungers<
'E:rtOQEUOV'tO {mo aaÄ.myyo~ >... unter Trompetenschall<
b) bei Dativ (vgl. aber griech. Lekt. 25 I G samt Anm. 5)
u:n:o JtUV'tt Ä.iitWL CJXOQ3tl0~
u:n:o 'tflL 'Axeo:n:6Ä.EL >Unter (am Fuß) der A.<
u:n:o rcmÖOtQCßTJL :n:mÖtUE'tm >Cr lernt unter einem Trainer<
c) bei Akkusativ
foto vuxta t. >gegen Abend<, 2. >bei Nacht<
foto i:ofrtov tov xeovov >etwa um diese Zeit<
82.13 3. Komposita
a) >Unter<
'Ü Jt ECJ'tL ~ >es ist, liegt, drunter< (>zugrunde<)
fotOXELl:UL
uno't(it'T]µL >darunter-<, >Unterstellen<
fot0Ä.aµßavw >unterstellen<, >annehmen<
uq>CT]µL >herunterlassen<, >nachlassen<(vgl. b)
im:oµtvw >aushalten<
u:rtoµtµvf]axw >jd. erinnern<
b) >heimlich, unbemerkt<
UJtUYELV >langsam vorrücken<
fotoxÄ.EJt'tELV >listig stehlen<
U3tOJtEµ:rtELV >Unbemerkt senden<
Uq>(T]µL >heimlich senden<, >anstiften< (vgl. a)

82.14 III. >Uneigentliche< Präpositionen

So nennt man Wörter, die wie die >eigentlichen<Präpositionen bei Substantiven stehen,
sich aber nicht, wie diese, mit Verben zu Komposita verbinden.
Wir kennen längst viele solche Wörter, wissen z.B., daß die Konjunktion eh~ >wie< - falls
es dasselbe Wort ist- oft mit der Bedeutung >ZU< beim Akk. sich findet (eh~ ßamA.Ea >Zum
König<; nur bei Personen) und daß der Akk. X<iQLV (wie lat. gratiä) zur >Postposition<,
manchmal auch >Präposition<, beim Genetiv erstarrt ist: CJO'Ü X<iQLV 3 >dir zuliebe, deinet-
wegen<; i:Cvo~ XUQLV >weswegen?<
Gleicher Konstruktion, ähnlicher Bedeutung ist EvExa 4 ; z.B. to'Ü (i:Cvo~) EvEXa >weswe-
gen, zu welchem Zweck<, Eµoü yE EvEXa >was mich anlangt, meinethalben<; EvExa:n:E(Qa~
>was Erfahrung anlangt<. Die meisten dieser Wörter sind alte Adverbia (Ort, Zeit, Art
und Weise); viele von ihnen werden auch weiterhin so gebraucht (also auch ohne ein zu-
gehöriges Nomen); fast alle stehen bei Genetiven.

3 Oft auch oi)v XUQLV. Ebenso wird Akk. öixriv gebraucht, z.B. xuvo~ öixriv >wie ein Hund<.
4 Auch EVEXEV, dvExa (-xev), oÜvExa (-xEv).
APPENDIX GRAMMATICA L. 82 257

Eine Liste der häufigsten, in Bedeutungsgruppen 82.15


a) bei Genetiv
m6c; >drinnen< n:oü f:mt.v; : : Evt6c; EITTt.V
f:vtoc; tf)c; ol'X.Cac; em(v 5
Efow >hinein< n:oi: ~A.itEV; : : ~A.itEV Etaco
daw ö6µcov ~AitEV; dann auch: daw ö6µwv f:m(v
EX't6c; >außerhalb< E'X.t6i; em1.v. E'X.toc; tf)c; ot'X.Cac;
E'X.toc; ahCac; >schuldlos<
E'X.toc; toutwv >außerdem<
t!;w >hinaus<, (dann auch:) t!;co ~AitEV, EITTLV, t!;w n:uA.ci>v
>draußen< t!;co tf)i; öl'X.fl<; >nicht zum Prozeß gehörig<
E!;w ah(ac; >frei von Schuld·
f:yyUc; EO'tt.V. f:..rt'Uc; tf)c; n:6AEW<;
€yyiJc; toü tEAEutf)om >nah am Sterben•
ta rr6QQW >das Fernliegende•
JtOQQW tf)c; ö.A11itEiac; >fern von der Wahrheit< 7
µaa!;u >zwischen< n:oA.u to µEta!;u >da ist ein großer Abstand•
µna!;iJ J..f.ywv >während des Sprechens<
tmt. n µaa!;u oocpfac; 'X.al aµafüac;
µT) A.f.!;111.c; JtEQa >sprich nicht weiter!<
:rtEQa öl'X.T)<; >Übers Recht hinaus•
n:f.Qa toü öf.ovtoc; >mehr als nötig•
8
n:€QCiv >jenseits< Ei.i; to n:f.Qav >auf die andere Seite<
JtEQav toi'J 'EA.A.11crn:6vtou >auf der anderen Seite des H.<
9
€vavt(ov >gegenüber<, tmcbi; noA.EµCmc; Evavt(oi;
>entgegengesetzt< tvaVt(ov a:n:avtwv AEyElV >VOr allen< (coram)
touvavt(ov >im Gegenteil., >andererseits<
n:Q6critE(v ), Eµn:QocritE(v) touc; ömoß-EV tc; to JtQ6crß-Ev äyEt.v
(>vorn•) >vor< oi. JtQOOitEV aVÖQE<; >die Männer damals<
EµrtQocritE ituQffiv, :rtQ6oitE nuJ..acov
n:Q6o&v €µoü >früher als ich<
ömoitE(v) >hinter•, >nach• EµJtQooß-t n 0EQµon:vi..wv xat ömoß-Ev
ömoß-Ev €µoü >hinter mir<
ömoß-E tf)c; WQac;

5 Analog der Genetiv in rcoü yiic; fotLv; >WO in aller Welt?< und 6'\PE: Tf)c; 'i}µtQac; >spät am Tage<.
6 Pl. Prot. 356e EL'tE tyyiJc; EhE TCOQQ<O ELYJ; Apol. 38 TCOQQW 'tO'Ü ßiou, {}ava'tOu öt /:;yy(Jr; .
7 JtAY]O(ov und JtOQOW werden gebraucht wie t'r(Uc; und TCOQQW.
8 Natürlich sind TCEQä und JtEQäV nahverwandt; wohl Kasus eines sonst verschollenen Nomens.
Trotzdem decken sich die Bedeutungen nur teilweise; bei den hier zitierten Beispielen wären die
beiden Formen keineswegs austauschbar, und JtEQO kommt bei Homer und sonstiger alter Dich-
tung nicht vor (wohl aber TCEQOV). Ableitungen sind JtEQUW >Überschreiten•, TCEQatvw >vollen-
den<; verwandt 'tO TCEQac; >Begrenzung, Ende<.
9 Neutrum von €vavdor;, -ov, -a; eigentlich >entgegengewandt<.
258 APPENDIX GRAMMATICA L. 82

XQU<pa, A.a{}Qa 10 >im Verbor-rr(vELv A.ci{}Qa


genen, >unbemerkt< XQU<pa 'Ath1va(wv >ohne daß die A. es merkten<
A.a-6-Qa rrai:Q6<;
UXQt(<;), (häufiger) µEXQt {}aA.aoori<; >bis ans Meer<
µExQt(<;) >bis< µEXQL -6-avai:ov,
UXQL 'ti]<; 'tEAE\J't'f]<;
µEXQL<; äv ~xm >bis ich komme<
i.oxu<; ÜvEu -raxov<; >Stärke ohne Schnelligkeit<
ävrn arroÖEL~EW<; >ohne Beweis<
avE\J {}rnü >ohne göttlichen Beistand<
avru E:µo'Ü >ohne mich<, d.h. >ohne mein Wissen
und Willen<
XWQL<; >abgesondert<, >ohne< XWQi<; oi.xo'ÜOLV >sie wohnen separat<
Ti ivuxii XWQi<; 'tO'Ü owµa-ro<;. Tjöovii A.u:rtri<; xmQ(<;
XWQL<; nvwv 6A.Cywv >abgesehen von ein paar
Kleinigkeiten<
TC<; äv E:mo-nlµrt ELrt XWQi<; -ro'Ü A.6you; (Plato)

82.16 b) bei Dativ: nur äµa und öµoü


äµa >zugleich< (zeitlich) J'tciV'tE<; äµa >alle auf einmal<
äµ' EJ'tO<; äµ' EQyov >gesagt, getan<
ä.µ' i)µfQät >mit Tagesanbruch<
~A.-6-Ev äµ' E:µo( >zugleich<, >zusammen mit mir<
äµa 't'f]t ÖETJOEL ElJ'tE A.6yov >zugleich mit seiner Bitte<
6µoü >zusammen< (räumlich) ~v navta 6µoü (im Chaos)
öµoü E:µo( >Zusammen mit mir<

82.17 III. Syntax

Eine besondere Art von doppeltem Akkusativ (L. 58.12)


Text II D µE{}E<; µE ... XELQU >laß mich los ... die Hand<: Das Ganze (>mich<) wird zuerst
empfunden und gesagt, dann der betroffene Teil; sog. Konstruktion xa-6-' ö/...ov xai xai:a
µEQO<;. Diese (psychologisch leicht begreifliche) Form findet sich fast nur in der Dichtung
(dort manchmal auch im Dativ). Das bekannteste Beispiel ist der oft zitierte Hornervers:
»Welches Wort entfloh dir dem Gehege der Zähne« J'toI6v OE E:rto<; <puyEV EQXO<;
öö6vi:mv.

1O XQU<pa, XQU<pä, XQU<pf\ und A.c:l'Ö'Qa, A.6:6'Qä, A.aiJQf]: alle diese Varianten existieren - bei ver-
schiedenen Autoren und Dialekten.
11 Homer auch övrni}E.
APPENDIX GRAMMATICA L. 83 259

LEKTION 83

Verben mit athematischem Präsens (Schluß)


dµ(, dµt, qJflµ(
Systematisch-logisch gehörten diese drei Verben an den Anfang der athematischen Prä- 83. l
sentien und nicht ans Ende dieses langen Kapitels (L. 75- 83); denn sie stellen das athema-
tische Aktiv in Reinkultur dar wie XEiµm und öuvaµm (L. 75) das Medium und wie
Eyvwv, rß11v, Eo'tflV den starken Aorist. Man kann sie auch als >Wurzelpräsentien< be-
zeichnen wie EyvWV als> Wurzelaorist<; denn wie dieser bestehen sie aus nichts als Wurzel
und Endung; während bei "Clß1iµt, füöwµl usw. die Wurzel durch Reduplikation erwei-
tert ist und bei ÖEtxvuµt und Genossen durch Zufügung von -vu.
Welche Begriffe könnten auch elementarer sein, mithin häufiger gebraucht, als >sein<,
>gehen< und >sagen<? Eben darum konnten diese Verben uralte Züge bewahren, die bei al-
len oder doch fast allen anderen geschwunden sind oder wenigstens sich gründlich verän- ·
dert haben 1 . Sie stehen also von allen der IE Urform am nächsten. Keineswegs aber be-
wahren sie diese Urform unverändert, und vor unseren Augen - von Homer bis zur atti-
schen Klassik und weiterhin bis etwa zum Neuen Testament und volkssprachlichen Pa-
pyri- entfernen sie sich weiter von ihr. Was die Einzelbetrachtung sogleich zeigen wird.

A. dµ( - dvm - >sein< 83.2


Alle Formen dieses allerhäufigsten Verbs sind uns stufenweise begegnet, mit Andeutung
auch ihrer Geschichte 2 ; so kann ihr System in raschen Zügen umrissen werden.
Die Wurzel - wie bei all diesen Verben mit >quantitativem Ablaut< (>Gradation<), d.h. in
längerer und kürzerer Form auftretend - ist
\/es/s, d.h. Grundstufe \/es, Schwundstufe Vs.
Der nachdenkende Betrachter der folgenden übersieht wird nur weniger Bemerkungen
bedürfen.

Präsens
Indikativ 83.3
vgl. lat. Urform Zwischenstufen klassisch und später
t--~~--t~~~-+-~~~~~~~~~~~-+-~~

sum 'i-es·mi tµµt aeol. Etµ( (Eµt)


es ':·es·si EaCJL Horn. u.a. (':·tCJL >) d
est •i-es·ti EO'tl 3 Ea"Cl
sumus 'i-s·men foµev foµev
esus ':·s·te EO"CE EITTE
sunt 'i-s·nti Evl:t dor. (dt. sind < '~senti) da(

1 Es schien daher praktisch, den Lernenden nicht am Eingang mit Untypischem zu beschweren.
Andererseits sind viele Formen dieser so häufigen Verben uns längst begegnet; das wird ihre end-
liche Systematisierung erleichtern.
2 Indikativ: L. 10.11-12; Konj. L. 23.5; Opt. L. 25.8; Partiz. L. 30.12; Imperf. L. 31.10; L. 32. 7;
Futur L. 36.7.
3 So akzentuiert, wenn es nicht >Kopula<, >Hilfszeitwort<, ist (für die Betonung der Enklitika dµi
und <p11µi s. L. 11 . 9-11 ). Daß man das unakzentuierte Enklitikon tmi schreibt, wenn es allein
steht (L. 10.11 ), ist eigentlich widersinnig.
260 APPENDIX GRAMMATICA L. 83

Offensichtlich ist im Griechischen das anlautende E- im Plural zugefügt worden nach dem
Vorbild des Singulars.
Die klass. 3. PI. do( ist = ~o( < "'Evo( < *m( < *henti.
83.4 Die 2. und 3. Sing. bewahren die ursprünglichen Endungen -m und -n (L. 76.2; vgl. lat.
laudas, laudat etc.). Bei allen anderen -µt-Verben wurde die Endung -n der 3. Sing. zu -m
erweicht, wie gewöhnlich; vgl. 3. Plur. do( aus m( und z.B. A.uoum aus A.uovtL. Damit
wurde die 3. Sing. tCi'.hlm gleich der 2. Sing. (Endung -m). Zur Unterscheidung erhielt
nun letztere die so weitverbreitete Endung -c; der 2. Sing. der -w-Verben (AuEL<;, EAUE<;
usw.). Daher also der Unterschied zwischen tCth]µt, tCi'.hlc;, 'tt-lh}Ol und EµµL, Eom, E<nL.
83.5 Konjunktiv
Wie bei allen µt- Verben ist der Konjunktiv der w-Verba übernommen und, wie bei
w,
tCi'.hlµt etc., mit der Wurzel kontrahiert. Die vertrauten Formen ~L<;, ~L usw. stammen
also von .::·Eow, *EOT]L<; usw. Das Zwischenglied EW, b}tc; ist bei Homer reichlich erhalten 4 •
- Die Formation des
Optativs,
mit der Abstufung LT]/L der Bildesilbe (welche freilich recht früh aufgegeben wird: dµEV >
ELT]µEV) ist seit L. 25.7-8 wohlbekannt.
Infinitiv
Elvm aus *fo-vm wie EI.µ( aus *Eo·µ( (Ersatzdehnung E für ausgefallenes -s-). Gleichartig
auch das
Partizip
cJ'.>v' öv' ouoa (L. 30.12), bei Homer EOOV' Mv' fouoa, aus >:·esön, *eson, >:·esontja.
83.6 Imperativ
2. Sing. toih ist problematisch. Die Endung -ih ist uns wohl bekannt (qiavrifü L. 43.4;
yvwih L. 69.10; fo{h >wisse<(!) L. 74.2) und kehrt bei den beiden anderen Gliedern dieser
Gruppe wieder (im Unterschied von allen anderen Präsentia auf-µl); aber das anlautende
Iota - in dieser einzigen Form! - bleibt ein Rätsel.
Die übrigen Formen regulär von YE<;:
E<nw, E<nE, E<J'tWV (auch E<n(l)(JaV )5 •
83.7 Imperfekt (wie L.31.10; L.32.7)
Das e- der Wurzel gelängt zu ri- als Augment:

1 ~ (~v), ~m'ta, ~v, ~µEV, ~'tE, ~oav 1

1. Sing. aus .::·esn > ::·esa >Horn. ~a. Dies wirkte wie ein Perfekt (z.B. axipwa); daher
erhielt die
2. Sing. die alte Perfekt-Endung -{}a (L. 73.1) 6 - Die vertraute
3. Sing. ~v ist in der Tat so problematisch (wo sonst gibt es eine 3. Sing. auf -n ?), daß wir
sie besser unbesehen hinnehmen.
3. Plur. Die Endung -oav gewiß von EAuoav (wie auch bei EÖCÖooav usw.).

4 Das lat. Futur ero, eris usw. steht der Urform eher näher, denn bekanntlich wird im Lat. -s- zwi-
schen Vokalen zu -r- (honos, honosis > honoris). Ero ist der alte Konjunktiv Präsens; sim, sis
... ist ja ursprünglich Optativ (oben, L. 25.7).
5 Diese Form schon bei Homer; das volkstümliche Övtwv dagegen findet sich sehr selten in der Li-
teratur.
6 In nachklassischer Zeit (z.B. im N.T.) trat das gewöhnliche -s an ihre Stelle: ~c; statt ~~a.
APPENDIX GRAMMATICA L. 83 261

Futur 83.8
Eooµm regelmäßig wie A.uooµm- außer 3. Sing. Ind. €cnm (wohl nach dem Vorbild von
Präs. lcntv). Dies ist also ein thematisches Medium. Die Vorstufe to·ooµm ... to·oEi:m
ist häufig bei Homer.
Akzente der Komposita 83.9
Wie beim Verbum simplex, z.B. fut<i>, O"UVEiEV, naQ6vtoc;, µE't'ftv.
Aber: im Indik. und in der 2. Pers. Imper. steht der Akzent auf der Präposition: WtEtµt,
E;Ecniv, oilvEtmv; oirvtath, oUVE<J'tE.

B. dµt - Uvm >gehen< 83.10


(lat. ire)
Vorweg: Nur dµt (Akzent!) und d sind buchstabengleich mit dµ( (!)und d von dvm!
Wurzel: Grundstufe: v'Ei.-, Schwundstufe v't-; kurz: v'El/L
Die längere Form nur im Sing. des Indikativs und im Imperfekt; sonst l-. Also:

Präsens
Indikativ 83.11
dµt, d, dm(v)/tµEV, tu, Läm(v)
2. Sing. El < *El·m.
3. Sing. dm< >:·El·n (vgl. oben Nr. 4).
3. Plur. -ä.m(v), wie alle Verba auf -µt (außer dµi), nach ioi:ä.m(v) (L. 78.9); vgl. auch
Perf. 'tEßväotv, tcnämv (L. 73.13).
Modi 83.12
Alle beginnen mit -t (Schwundstufe)!
Konjunktiv
Lffi, LTJL<; ... wie A.uffi, AUTJL<; ...
Beachte den Unterschied gegenüber i&, if)ti; (von tT)µt) Bei der Wurzel yi- gab es nichts
zu kontrahieren: daher die verschiedene Akzentuation.
Optativ 83.13
tmµt, fotc; . . . wie A.umµt, A.umc; . . .
Also Einbruch der thematischen Formbildung; im Unterschied gegen ELTJV, 'Ö'ELTJV,
nÖEL'YjV usw. 7
Imperativ I Hh, hffi, hE, LOvt(J.)V 1
2. Sing.: oben Nr. 6.- 3. Plur.: die Einfügung des Themavokals (wie in AfYOvtCJJV) ist
unter µt-Verben singulär; vgl. dagegen toi:avtCJJV, i:tÖEvtffiV.
Infinitiv: ltvm, vgl. 69.11, 76.3.
Partizip: i.oov, t6v, touoa, Gen. t6vi:oc;, toilOTJ<;.
Imperfekt 83.14
Erklärung der Formen ist z.T. schwierig; zunächst lerne man sie! Wurzel v' El-, mit
Augment fit.-
älter: lita l')t.Et.<J'Ö'a ~ fltEL l}t'tE ~ ~toav
...
JUnger: TJl.ELV l')tEL<; ~ f)tEl'tE ~ f}1.Eoav

7 über die gleiche Entwicklung bei den Verba auf -vuµt s. L. 76.4.
262 APPENDIX GRAMMATICA L. 83

Es ist deutlich, daß die standardisierten Formen dazu dienen, die überkommene Un-
gleichmäßigkeit der älteren Formen zu reduzieren 8 ; weithin bestanden aber beide neben-
einander.
Wer sich die Vergangenheit von olöa >ich weiß< ins Gedächtnis ruft (L. 74.3):
'f]tÖEa, iltörio-ß-a, 'f]tÖEt . ..
wird nicht zweifeln, daß eine Verbindung besteht zwischen diesem Plusquamperfekt und
dem Imperfekt ~ta >ich ging<, wie auch zu ~a >ich war<. Einzelnes bleibt problematisch;
wir bemerken nur noch, daß die 1. Sing. ~ta sich erklärt aus '=·ei·m > ::·ei·n > 'f]i:a (so
Homer).

83.15 Bedeutung von LEvm


Das Präsens von Verben des Gehens und Kommens wird - wie sich leicht begreift - oft
mit futurischer Bedeutung gebraucht (>Morgen reise ich nach Rom<). Das gilt im Griechi-
schen besonders für Elµt. Homer gebraucht es mit Beziehung auf die Gegenwart sowohl
wie auf die Zukunft9 • Für die Modi gilt das auch weiterhin (und das Imperfekt weist aus-
schließlich auf Vergangenes); der Indik. Präs. aber hat im klassischen Attisch, und später,
durchweg futurische Bedeutung; in unseren Texten besonders deutlich in II D3 ÖLE~tµEv
>wir werden reden<. Der Ubergang zeigt sich in C3 Elµt >ich gehe< und Cl ä.mµEv >wir ge-
hen fort<, beides futurisch.

83.16 C. cprjµ( - <pcivm (und <pciox.w - cpi)ow) >sagen<


(Iat. fama; fari >sagen<)
Von der Wurzel
v' <plJ/a
werden reguläres Futur und Aor. Akt. gebildet: cpi)ow, E<pl]Oa (wie <ptA.fiow, E<ptAlJOa) 10,
sowie zwei Präsentien: <pciox.w und cprJµ(- etwa wie fißciox.w und fißciw zur v' fißri/a (vgl.
L. 64.3).
83 .17 Von diesen zweien wird <paoxw weniger häufig gebraucht und dann meist mit mehr em-
phatischer Bedeutung: >ich behaupte, bestätige<, welche auch den anderen beiden Tem-
pora meist eignet (L. 64.4 ). Man sollte demnach als Stammformen zitieren

1 <pcioxw, <pfiow, E<pl]oa (ja) sagen, behaupten !


Allerdings zeigt unser Text III E, daß <pcioxw, <pl]µt und A.Eyw doch auch als Synonyme
gebraucht wurden, und der Unterschied zwischen
<pl)µt und <pcioxw ich sage ja, bestätige, stimme zu,
wie auch zwischen
o'Ü cprJµt und ou <pcioxw ich sage nein, bestreite
ist nicht immer augenfällig. DasPartizip <pcioxwv schließlich dient für beide Präsentien 11 •
83.18 Trotzdem gilt, daß mit der einfachen (nicht >emphatischen<) Bedeutung >Sagen< das
Präsens <pY)µ(
unendlich häufig ist; ebenso sein Imperfekt als dessen Vergangenheitstempus (wie ein

8 Bei Homer finden sich noch andere, die wir hier übergehen.
9 Präsentisch ist tacnv in dem von Plato zitierten Sprichwort (unser Text II D6): es ist ein Hexame-
ter, in der Nachfolge Homers.
10 Bei Homer, sonst aber höchst selten, gibt es auch einige Formen des Mediums; z.B. cpao{}E,
cp6.o-frm, <p6.µEv01;, E<p6.µriv, <p6:to.
11 Das Part. cp<i~, cp6.vto~ (zu <pfJµ() findet sich bei Homer, aber nicht im Att. und auch sonst höchst
selten.
APPENDIX GRAMMATICA L. 84/ 85 263

Aorist, aber ohne Modi). Seine Formen sind meist längst bekannt und bedürfen nach dem
Vorangehenden kaum noch der Erklärung.
Präsens 83. 19
Indikativ: cp'flµ(, cvflc; 12 ••• oben, L.10.11.
Konjunktiv: cpw, cpf)tc; ... (kontrahiert aus cpaw, cp6.'flt<; . .. ).
Optativ: cpa(TJV, cpaC11c; ... wiedriv, dr1c; ... oderßa(T)V, ßaC11c; .. „ (also nicht wie
tmµt, oben Nr. 13).
Imperativ: cpa:th 13 , cpertw, cpau, cpavtwv .
Infinitiv: cpcivm.
Partizip: oben, Anm. 11.
Imperfekt 83.20
E<pTJV, E<pTJcrfra, E<p'Jl, €cpaµEV, tcpa'tE, tcpaoav
Also wie fo'tT)V (warum?)- abgesehen von der Perfekt-Endung der 2. Sing. wie bei ~o{}a,
oben Nr. 7, und fJLEUJ{}a, Nr. 14.
Den Indikativ ausgenommen, könnten alle Formen von <pTJµ( als Aorist registriert wer-
den; sie werden in der Tat als solcher gebraucht (z.B.: Ecpfl - lat. dixit).

LEKTION 84

Gelegenheit zur Befestigung der Verba mit athematischem Präsens


(L. 75-83)

LEKTION 85

1. Kombinierte Stammformen 1 85.t

Wir haben uns kürzlich mit Verben befaßt, die nur - oder ganz vorwiegend - im Präsens
existieren: dµL, q:yy1µC, ElµC, X.Ei:µm. Beim Studium des Aorists erwiesen sich >Wurzel-

12 Ich sehe keinen Grund, mit gewissen antiken Grammatikern qif]L~ zu schreiben. Wer wollte
tC{hi~ oder LITTTJ~ mit einem Iota verzieren?
13 So, entgegen der überwiege nden Tendenz zur H auchdissimilation, vgl. L. 21.6. Als Aor. Im-
perativ (s.o.) soll es qia{H akzentuiert werden, wie dnt, EUQt etc . ; vgl. L. 29. 7.

In vielen deutschen Grammatiken werden die im folgenden zusammengestellten Verben (und oft
noch andere) als >Mischklasse<registriert. Wie bereits oben, L. 29.5, bemerkt, wird diese Grup-
pierung dem ordnenden Grammatiker verdankt. Seinem System ging eine lange, vielfältige und
nie abgeschlossene Entwicklung vorauf, auf die wir im folgenden einige Blicke werfen werden;
vgl. auch L. 54.2 und L. 69.15 (~f)v) und im Vokabular L. 59 a.E. (tfüttoo) und L. 801 D (mvfo-
µm).
264 APPENDIX GRAMMATICA L. 85

aoriste< wie fyv{JJ'V, fo't'Y)v, eßriv als ursprüngliche und vollgültige Systeme, denen erst
allmählich Präsentia - komplizierterer Form - zuwuchsen: yLyvoooxoo, LO't'Y)µL, ßalvoo,
ßaöel;oo (L. 69). Ähnlich im Perfekt (L. 73;74): zu olöa gibt es kein Präsens noch Aorist;
kaum auch zu 'X.E'X.Qaya; und wer EO't'Y)'X.a oder JtEJtod}a sagte, hatte dabei schwerlich
LO't'Y)µL oder JtEL'Ö'OO auch nur im Unterbewußtsein.
Wir kennen auch längst Aoriste, denen nie ein Präsens zugewachsen ist: aus den Wurzeln
von Elöov, ElA.ov, ElJtov, ~A.'ftov sind Aoriste gebildet, aber kein Präsens. Das hängt of-
fenbar zusammen mit der Ausdrucksqualität der drei sog. >Tempora<(Präs., Aor., Perf. ),
dem, was man mit dem Terminus >Aktionsart< oder >Aspekt< andeutet. Z.B. bei ifü:tv
gegenüber ÖQäV: was die v'.ft8 beinhaltet, verlangte offenbar die Form des Aorists,
während für v'.foQ das Präsens angemessen war. Es handelt sich also keineswegs um
Anzeigung verschiedener Zeitstufen (ifü:tv ist ja nicht ,früher< oder >später< als
ÖQäv), sondern um verschiedene Aspekte des weiten Begriffs >sehen<.
85.2 Als >kombinierte Stammformen< faßt also die Grammatik die verschiedenen Wurzeln und
Formen zusammen (oder doch die häufigsten), mit denen die griechische Sprache Nuan-
cen höchst elementarer Begriffe (wie Sehen, Gehen, Essen) spezifizierte. Die meisten die-
ser Formen sind längst bekannt. Daß man sie als >Stammformen< beherrscht, ist unerläß-
lich; die angeschlossenen Bemerkungen sind- wie durchweg- für den, der das Gelernte
auch zu verstehen und auszuwerten wünscht.

85.3 Stammformen
(Klassische Formen - die aber auch früher und später in Gebrauch gewesen sein mögen -
unterstrichen; Älteres darüber, Späteres darunter)
1.
<pEQW, ~otooo ~ ~ f)vEyxov ~ k~vo:x.a, k~vr:'Vµm, ~vE:x.·~v
lotooµm~ l (f]VE'(Xa)~ c.v11 c.u1 ~1 ·1 v•1 tragen

Drei Wurzeln
a) nur Präsens: V<pEQi vgl. lat. fero, engl. to bear, dt. >gebären< ;
b) nur Futur und Verbaladjektiv: \/mo 2 ; Wurzel sonst unbekannt;
c) Aorist; seit 4. Jh. auch Perfekt: VEvEyx: problematisch, wie auch die Varianten VEvEX
und \/tvox 3 •
Der starke Aorist T)vEyxov (nicht bei Homer) hat schon im 5. Jh. Formen neben sich, die
wie >s-Aorist ohne S< aussehen (unser Text D2): T)vcyxa, wohl immer 2. Sing. -m;, 2. Plu-
ral -ai:E, 3. Plural f)vcyxav; etc.
Perfekt: mit attischer Reduplikation; im Aktiv auch Wurzelablaut E/o und Aspiration:
E-v·i)v·o:x.·a.
Der Unterschied zwischen dem >linearen< oder >durativen< Präsens <pEQELV (>beladen sein<)
und dem >punktuellen<oder >effektiven< Aorist EvEYXEi.v (>an einen Ort bringen<) kann
vielleicht durch eine deutsche Parallele illustriert werden: >der Rhein trägt Schiffe< (<pE-
QEL), gegenüber >der Bote brachte den Brief< ((JvcyxE).

2 -a wegen des Verbaladjektivs otcn6c;. Dagegen wird die traditionelle Ableitung von 6 OLO't6c;
>Pfeil< von dieser Wurzel (>der Getragene<) jetzt abgelehnt.
3 Anscheinend Reduplikation einer einsilbigen Wurzel, die mit lat. nanc·iscor verwandt sein könn-
te.
APPENDIX GRAMMATICA L. 85 265

Ableitungen (nur von a)): Ti <pOQCt >das Tragen, Bewegung, Schwung< (>Getragen-wer-
den<); ö <p6QOi; (Tribut, den die attischen Bündner >beitrugen<; L. 59 B2); i:o <poQi:Cov
>Last<, Ti Öta<poQa, Ti µE'ta<poQa; Ti O'Uµ<poQ<i >Geschehen, Unglück<.
2. 85.4
1'
~ o:Jtw:Jta ~
wµµm
OQ<iW, döov,
~ MQaxa, ~ tci>Qaµm, wpfu]v sehen
tci>Qaxa EWQ<ifu]v

Man bedenke die Fülle von Nuancierungen des Begriffs >sehen< in der Muttersprache: se-
hen, blicken, erblicken, schauen, betrachten ... , deren jedes (wie fast alle unsere Ver-
ben) in allen >Tempora< begegnet. Ebenso hat das Griechische hier >Synonyme< - der
Ausdruck ist irreführend -, die ein mehr oder weniger komplettes Formensystem ent-
wickelt haben, wie ßA.Emu >blicken, sehfähig sein< 4 , ß-eaoµm >anschauen<\ <JXOJtEiv -
<JX~ao'ftm >ausschauen< (mehr und mehr auf geistiges >Betrachten<, >Erwägen< zen-
triert). Wenn wir unsere Aufmerksamkeit hier auf diejenigen sinnverwandten Verben
richten, deren spezifische Bedeutung sie auf einen Tempusstamm, oder doch wenige, ein-
schränkte - daher der Grammatiker dann sie zu einem Paradigma zusammenstellen
konnte-, sollten wir doch jene kompletteren Verwandten nicht vergessen. Hier also han-
delt es sich um

Drei Wurzeln 85.6


a) v'FoQ: zunächst (z.B. bei Homer) aufs Präsens beschränkt; dringt seit dem 5. Jh. ins
Perfekt Aktiv (L. 73.9), seit dem 4. Jh. ins Perfekt Passiv, nachklass. sogar in
den Aorist Passiv (z.B. bei Aristoteles) ein;
b) VFLÖ: nur Aorist Aktiv (Homer auch Med., daher Imperativ löou); s. L. 74.1und4;
c) v'cm: Futur, Perfekt, Aorist Passiv; durchweg auf dem Rückzug vor VFOQ.
'löeiv ist >erblicken<, >erkennen<, ein im Moment geschehender Akt des Wahrnehmens;
daher dem Aorist einzig angemessen (das Perfekt Elöf\im- olöa ist der von solchen Ak-
ten herrühende Zustand des >Wissens<).
Die Volt bedeutet Aktivierung der Sehfähigkeit - >sehen, beschauen<; v'FoQ steht dem
nahe (daher die Überschneidungen): etwa >ansehen<, >anschauen< (>durativ<, daher zu-
nächst im Präsens).
An Ableitungen kennen wir:
zu lÖEiv: döoi;, E[ÖwA.ov; töta;
zu VÖ:Jt: Ö'\f>Li; >Sehkraft<, >Anblick<; öµµa (< >:·öJtµa) und Ö<p'ftaA.µ6i; >Auge<;
dagegen gibt es von ÖQ<iw nur wenige, und späte: fi ÖQami; >das Sehen<, >Vision<; 'tO
ÖQaµa (>was man sieht<, >ansieht<) >Schauspiel< (Panorama!).

4 Nicht bei Homer; im Att. noch ohne Perfekt und ohne Passiv; es verdrängt allmählich ÖQ6.w und
ist heute das Verb für >sehen•.
5 Die Gruppe füwQ6~ >Abgesandter zu Orakeln oder Festspielen< und >Zuschauer•, mit abgeleite- 85.5
ten 'ÖEWQEW, 'ÖEOOQ(a(!) etc., stellt mit ihren undeutlichen Beziehungen zu fü6~ >Gott<, {}tä
>Schau< und ÖQaw ein kniffliges Problem.
266 APPENDIX GRAMMATICA L. 85

3.
85.7 A.tyw, (ouvECA.oxa ), AEAEyµaq t/..Ex-fh]v ~ >sammeln<
~ EAEYflV ~
Af:yW, EQW, dnov, ELQTjKa, ELQT}µm, EQQT)-fh]v sagen
(ayoQEUW) (M;w) (EAEsa) (AEAEyµm) (tMx'fhiv)
Myw
Gleich lat. lego, bedeutet zunächst >(ein-)sammeln<, >(zusammen-)lesen<. Von dort bis zu
der generellen Bedeutung >sagen< ist ein langer Weg, der bei Homer nur erst anfängt; an-
dererseits wird die ursprüngliche Bedeutung im klassischen Attisch und später durch das
Kompositum ou/../..tyw ausgedrückt.
Was man sammelt, ordnet man wohl; so wird /..6yoc; zum Ordnungsprinzip und endlich
zu (etwa) >Vernunft<. Man zählt es auch (A.Eyw > J..oy(~oµm); und man gibt Rechenschaft
davon, >zählt es auf<, >erzählt<. Die allmähliche Verbreiterung dieses Bedeutungsbereichs
kann andeutungsweise von unseren Texten abgelesen werden; auch ersieht sich wohl
leicht, warum für >sagen<, >sprechen< außerhalb des Präsens andere Wortwurzeln so sehr
viel häufiger gebraucht wurden als A.tyw.
In gewisser Hinsicht gilt dies sogar auch für das Präsens. «l>riµC und cpaoxw wurden soe-
ben behandelt (L. 83); außerdem gibt es das Präsens
85.8 ayOQEUW 6
'AyEtQW heißt >Zusammenbringen<, >versammeln<; eine ayOQG ist zunächst eine >An-
sammlung<, >Versammlung< von Menschen (also auch, was attisch botATjOta heißt), bald
auch der Ort für eine solche, der >Versammlungs-< oder >Marktplatz<. Was geschieht
dort? t. Man treibt Handel: ayoQ6.~w. >auf dem Markt sein<, spezifiziert sich im 4. Jh. ZU
>kaufen<. Und 2. Man redet zur versammelten Menge: ayoQ<loµm und ayOQEUW bei
Homer; letzteres wird später bevorzugt; ganz überwiegend nur im Präsens: eine Volks-
rede ist eben das Gegenteil von einer >punktförmigen Handlung<.
Viele Komposita; merke bes. cmayOQEUO> etwas >wegreden<, >Versagen< mit der zwiefa-
chen Bedeutung von >verbieten< (m. Infinitiv) und >ermüden< (m. Partizip)'.
85.9 dnov-dn:a (29.8)
Nur Aorist: das Verb zu dem Nomen 'tO bmc;, welches etwas >Gesagtes< bedeutet; und
zwar mehr das >Gelautete<, >ZU Hörende< als desse'n Gehalt: der ist µfrO-o~. Das Verb EEL3tE
bei Homer, von< Ef El3tE, zeigt, daß die Wurzel VFEL3t / FEn war 8 • Also etwa: >ZU hören
geben<, >eine Äußerung tun< - lang oder kurz, >unbestimmt<: Aorist.
Die schwachen Formen auf -a überwiegen im Ionischen; auch im Att. sind Elnac;, dJta-
'tE, dn:av normal; andererseits ist t. Sing. immer dnov, Opt. ELJtOLµL, Inf. dn:Eiv, Part.
dml>v.
85.10 EQW - ELQT}Ka - ELQTJi:m - EQQT)-fh] - QTJßiiOE'tm
Wurzel VFQTj, genauer VFQTj / FEQE 9 ; davon
Ti Qi)mc; (feierliche) >Ansprache<, >Rede<; 'tO {?f)µa
>Gesprochenes<; Ausspruch, Wort; 6
Qtl'tO>Q >Redner<; Verbaladj. QTj'tOV >was ausgesprochen werden darf<; Ö.QQfl'tOV >Unsag-

6 Die anderen Tempora begegnen recht selten im klassischen Att.; früher und später sind sie häufi-
ger.
7 Die Tempora wie bei J..tyw: ÖJtEQ<i>, ÖJtEütov usw.
8 Daher bleibt das d- in den Modi (oben, L.29.7-8), anders als bei ElA.ov, EAW.
9 Die Sprachwissenschaft nimmt nicht an, daß das klangähnliche ~Qoµm, EQEW, EQEEtvw, EQW1:aw,
EQEUVUW >befragen<, •erforschen< (VEQF) mit dieser Wurzel zusammenhängt.
APPENDIX GRAMMATICA L. 85 267

bar<, >geheim<, >schauerlich<. Die Wurzel scheint demnach eine formell-feierliche Äuße-
rung (religiös, politisch, juristisch) anzuzeigen; daraus läßt sich das Vorwiegen des Per-
fekts bei ihr sowie das Fehlen von Präsens 10 und aktivem Aorist begreifen. Die zitierten
Formen sind regelrecht von ihr abgeleitet: ::-fEQEOCJJ - "'"ff.FQflXa - *Ft.FQriµm -
>:·f_fQllfrri.

4.
EQXOµm, dµt, f}/..ß-ov, EAfiAu'fra kommen 85.11
EQXOµm
gibt es klassisch fast nur im Präsens Indikativ, weil der Incl. dµL sich zum Futur entwik-
kelt hatte (L. 83 .15); für die übrigen Modi, auch das Imperfekt, blieb aber ltvm im Ge-
brauch. Das ändert sich, insofern nachklassisch itvm außer Gebrauch kam und EQXEO'frm
an seine Stelle trat; mit dem kuriosen Nebeneffekt, daß sein Präsens, wie früher dµL, auch
futurische Bedeutung annahm (denn was >kommt<, ist noch nicht hier, wird aber, bald
oder später, hier sein). So heißt im N.T. der Messias 6 texoµEvo~ (Lk. 7,19): nicht (prä-
sentisch) als >der, der im Kommen begriffen ist<, sondern (futurisch) als >der, der kommen
soll und wird<.
Jedenfalls indiziert EQX,EO'frm (die Wurzel steht allein) ein kontinuierliches >sich herbewe-
gen<; daher notwendig als Präsens; seine Richtung wird aber durch Präpositionen modifi-
ziert (Öl-, do-, ouvtQxoµm) oder sogar umgekehrt (cm-, E~EQXOµm). über
dµt - ttvm 85.12
(lat. ire) wurde hinlänglich zu L. 83 gehandelt. An Bedeutung höchst ähnlich, deutet es,
wenn nicht durch Präpositionen modifiziert, eher die Bewegung von hier, als hierher an.
Neben beiden steht, bedeutungsähnlich und mit einem ziemlich vollständigen, regelmä-
ßigen Satz von Formen,
JtOQEiloµm, JtOQEilooµm, EJtOQE'tJ{triv 11 >gehen<, >reisen<, >marschieren<; 85.13
und schließlich
EAEvooµm, f}/..ß-ov, €/..fi/..uß-a 85.14
erklärlich aus der längeren und kürzeren Form der VEAEu'fr / EAuß-:
Futur EAEv['fr]ooµm: dies wird im klassischen Att. nicht gebraucht (dµL!), wohl aber frü-
her (z.B. Homer und, ihm folgend, Tragödie) und später (z.B. N.T.);
Aorist ~A'frov: gewiß durch >Synkope< (Zusammendrängung unter dem Einfluß des Ak-
zents, speziell wohl im Imper. EA'frt < EAU'frE; vgl. etwa µiJt'llQlµri-rQ6~) aus ft/..uß-ov (so,
neben ~A.'frov, Homer u.a.); Modi f:/..ß-w, EA'frmµt (so auch Homer);
Perfekt EAfiA.uß-a: normales starkes Perfekt mit sog. attischer Reduplikation (L. 73 .11):
EA·i)/..uß-·a.
Diese Wurzel, im Unterschied zu texoµm, zeigt eine Bewegung an, die ein Ziel erreicht: 85.15
daher bildet sie kein (>lineares<) Präsens. Gleichbedeutend mit ihrem Perfekt (>ich bin ge-
kommen und bin nun da <) ist das >perfektive< Präsens ~xco.
Auch diese Wurzel wird durch Präpositionen modifiziert. Wo dies eine Umkehrung der
Richtung involviert (fut-, E~-, xaTf}A'frE), bleibt dann ein Bewußtsein eines festen Aus-

.10 Bei Homer und Hesiod gibt es einige wenige Präsentien (ELQW ). In der attischen Prosa halten sich
zwei Futura Pass„ abgeleitet vom passiven Aorist und Perfekt: ELQlJOEtm und QTJ'fhloccm.
11 Perfekt sehr selten.
268 APPENDIX GRAMMATICA L. 86

gangspunktes: >fort von uns<, >aus dem Haus<, >von der Berghöhe hinab< oder >aus der
Fremde zurück<.

85.16 II. Zum Text III D

Ein Beispiel Thukydideischen Stils, dessen gedankenschwere Konzentration aus der fol-
genden Paraphrase erhellen wird.
Die Vertreter der total erschöpften Verteidiger von Platää sprechen zu ihren übermächti-
gen spananischen Gegnern - mit geringer Hoffnung auf Erfolg, aber: »die nicht gehaltene
Rede« (also: »Wenn wir unter den gegebenen Umständen nicht redeten«) »könnte (uns)
den Vorwurf eintragen, daß es (unsere) Rettung hätte sein können, wenn sie gehalten
worden wäre. Also wird sie nun gesprochen sein zu (Hörern), die alles (was wir sagen
können) schon wissen (also schwerlich davon beeindruckt werden dürften)«.

LEKTION 86

Kombinierte Stammformen (Abschluß)


1.
86.1 1 aLQECO, ai.Qt)aw, ElA.ov, TJLQflXa, TJLQflµm, fttQEfrtiv 1 nehmen 1
Weder für ai.QEtv noch für EAEtv gibt es überzeugende IE Parallelen. Der griechische Ge-
brauch zeigt aber, daß ersteres die Vorstellung des >nach etwas Greifens< vermittelt, letz-
teres aber die des erfolgreichen, effektiven >Ergreifens<, also >Nehmens<; weshalb ihm der
Aorist gebührt.
86.2 Wir wissen längst, daß das Medium ai.gtoµm >ich nehme etwas für mich (an)< den Begriff
des Wählens ausdrückt. Dabei wiederholt sich die Differenzierung der Wurzeln und
Tempora; was unsere Beispiele 1 E4 und ES illustrieren: >Greife immer nach (dem Ideal)
der Gleichheit< (>verfolge sie<): Präsens, a[QO'Ü; aber - in einer konkreten, momentanen
Situation-: >Nimm dir (von vielem Gebotenem), was du magst!<: Aorist, El..ov. Analog
die Differenzierung in dem Aristophanes-Zitat G: >als ihr dabei waret (euch bemühtet),
einen Strategen zu wählen ... < (T}LQEL<J'Ö'E, Imperfekt); >... trotzdem entschiedet ihr
euch für Kleon< (ELAE<J'Ö'E, Aorist).
86.3 Seit L. 64. 8 wissen wir ferner, daß 6.1..(axoµm, mit seinem aktiven Aorist und Perfekt, oft
als Passiv zu ai.gtco dient - nicht zum Medium ai.Qtoµm >ich wähle<, wohl aber für ver-
schiedene Nuancen des Aktivs: von einer eroberten Stadt heißt es, daß sie EclACOXEV, und
auch von einem ertappten Übeltäter (Text A3) und von einem verurteilten Angeklagten;
z.B. JtQOÖoa(m; (oder ~QOÖO't'Yl~) EclACO, >er wurde wegen Verrats (als Verräter) verur-
teilt<; denn der Grieche spricht von gerichtlicher Verhandlung als von einem Kampf zwi-
schen >Verfolger< (ÖLwxwv, Kläger) und >Fliehendem< (q>ruywv, Angeklagter, L.50.7).

1 Beachte den kurzen Stammvokal, nur im Aor. Pass„ wie bei 'l')UQE'ÖTJV (L. 70.4), und ebenso
schwer zu erklären.
APPENDIX GRAMMATICA L. 86 269

Komposita von a[QEW sind vielgebraucht; zumal av-, <i<p-, Öt-, tf;-, xa~mQEW, je mit 86.4
selbstverständlicher Grundbedeutung, sowie JtQOat.Qfoµm >vorzüglich wählen<, >sich
entscheiden<; wichtige
Ableitung von v'ai.Q ist ULQEmc; >das Nehmen<, >die Einnahme<, vor allem aber >Wahl< be- 86.5
deutend; zumal auch die Wahl zwischen philosophischen Grundanschauungen (ö6yµa-
'ta), z.B. Ti l:"tooi:xfi ULQEOL<; (>Schule<) und Ti ULQE<nc; 'tOOV XQLO'tLav<i>v (danach dann >Hä-
resie<). Ebenso vom Medium abgeleitet ist Ti JtQOUtQE<nc;, was besonders eine persönliche
Lebenswahl und Überzeugung bezeichnet.
2.
[ 'tQEXW, ÖQaµoüµm, EÖQaµov, ÖEÖQaµrixa rennen 86.6
Also zwei Wurzeln: 1. VÖQaµ, 2. v''ftQfX 2 ,
die erste sicher IE 3 - sie hat indische Entsprechungen -, die zweite ungewiß. Unsere
Texte (II 1-3) zeigen den Bedeutungsunterschied zwischen den beiden. TQEXELV ist >in
rennender Bewegung sein<; es ist >linear< oder >durativ<, bezeichnet eine ,fortlaufende
Handlung< und ist demgemäß prinzipiell aufs Präsens beschränkt. ~QaµEtv breitet sich
vom Aorist (schon bei Homer) allmählich aufs Futur und Perfekt aus; diese Wurzel deu-
tete offenbar auf eine zielstrebige Bewegung (war >perfektiv<).
Viele und häufige Komposita; bes. ö.Jto-, JtEQL- und OUV'tQEXELV. 86. 7
Ableitungen: a) 6 'tQoxoc; >Rad<; 'tQoxatoc;, 'tQoxai'.x6c; (Jtouc;) >Trochaeus< (>laufendes<,
schnelles Versmaß);
b) 6 ÖQ6µoc; >Lauf< (> >Rennbahn<); 'tO ÖQaµriµa >das Laufen<.

3. 86.8
eöro, e~w
tofüro, töoµm,
'tQWyW, q><iyoµm

Warum gibt es zu q>aydv und zu ߀ßQ<0xa kein Präsens 4 ? Und warum zu Eofüro keinen
Aorist?
EÖW 86.9
(Homer)= lat. edo, engl. eat, dt. essen; also IE. Die Erweiterung von Eö·w zu *eö·~w (>
E~W) und *tö·{Hw (> t~Cro) ist evident, wenngleich nicht leicht erklärt. Das alte Futur
töoµm- ursprünglich ein Kurzvokal-Konjunktiv nach dem Vorbild von JtLVW - Jti:oµm
(L. 66.5)- bewahrt die unerweiterte Wurzel; die übrigen nicht-präsentischen Formen be-
gegnen, recht selten, zuerst im späten 5. und 4. Jh. 5 Also ein ganz wesentlich präsenti-
sches Wort, das die kontinuierliche Tätigkeit der Speiseaufnahme anzeigt. - Ganz anders
ßtßQ<OXa 86.10
Von Homer bis zum N.T. begegnet nur der Perfektstamm 6 • Nächstverwandt istfi ßoQa
2 Das anlautende -3- - wegen des folgenden Xmeist zu 't- dissimiliert - wird erwiesen durch das vul-
gär-attische Futur '3Qtl;oµm (vgl. 'tQE<pw - -3Qtipw) sowie den höchst seltenen Aorist '3Qtl;m.
3 Der Wurzelaorist futtöQäv (futoÖLÖQcl<JXW, L. 65.6 und L. 69.3-16) ist zweifellos ein früher
Sproß derselben.
4 Ein Präsens ßLßQci><JXW steht in Grammatiken, aber nicht in antiken Texten, wenigstens nicht bis
ins erste nachchristliche Jh.
5 Die Perfekta offensichtlich mit >attischer Reduplikation<. In den Einzelheiten ist der Ursprung
dieser sonderbaren Formen zu kompliziert für eine Beschreibung an dieser Stelle.
6 Der Aor. Pass. tßewfui begegnet allerdings bei Ioniern (Herodot, Hippokrates) und daher dann
in der nachklassischen Koine.
270 APPENDIX GRAMMATICA L. 86

>Fraß< und lat. vorare >verschlingen<; demgemäß behält dies Verb, von Homer bis Plato,
die Bedeutung des >Fressens<, >Verschlingens< und gerade in widerwärtiger Art; gesagt
von z.B. Löwen, Schlangen, Aasgeiern. Dem entspricht die Konzentration aufs Perfekt;
sei's >intensiv< wie bei xfaQaya, sei's >resultativ< (>vollgefressen<).
86.1 t Schon Homer gebraucht aber von derselben Wurzel Ti ßQ<i>m; für (menschliche) >Speise<
(neben Ti n:6m; >Trank<); ebenso wird seit dem 5. Jh. TO ßQfuµa gebraucht (neben TO
moµa) und das Verbaladjektiv ßQw't6; >eßbar< (neben n:ot6; >trinkbar<). Diese Bedeu-
tungsverschiebung macht begreiflich, daß bei Aristoteles ol ßeßQcox6'tE; (xal n:mcox6-
'tE;) einfach Leute sind, die >gegessen (und getrunken)< haben; und so steht dies Partizip
auch im N.T. (Jh. 6,13). Die Beschränkung aufs Perfekt bleibt aber ganz überwiegend
bestehen: dort konnte ßißQwxa erfolgreich mit den nicht eben volkstümlichen Derivaten
der V f:ö konkurrieren.
Eine ähnliche, aber viel erfolgreichere Karriere machte
86.12 'tQcOyW, 'tQoo;oµm, E'tQayov, 'tE'tQCOX'tm >knappem<, magen<
In der Odyssee (6,90) >knappem< die Maultiere der Nausikaa >honigsüße Quecken< am
Fluß; im Athen des Aristophanes >knapperte< man geröstete Mandeln und dgl. zum
Wein; in hellenistischer Zeit (z.B. bei Polybius) war dasselbe Verb zum Synonym für
fotHw avanciert. So konnte dann der johanneische Jesus (6,54-58) den 'tQWYWV µou TflV
ociexa des ewigen Lebens versichern (Homer hätte sich verwundert), und heute ist
TQcOyW das griechische Präsens für >essen<.
86.13 E<payov
endlich ist der (starke) Aorist. Es ist unter so vielen bedeutungsverwandten Wurzeln der
(praktisch) einzige' Aorist, und es ist bis in die hellenistische Zeit nichts als Aorist; erst
dann kommt, nach dem Vorbild von Jttoµm und EÖoµm, ein Futurum q:iciyoµm auf, das
auch im N.T. begegnet, sich aber nicht hielt. Aber der Aorist zu TQcOyW heißt bis heute
86. t 4 E<paya.
Die Bedeutung dieser, von Homer bis heute lebendigen Wurzel ist nicht einfach >essen<,
sondern, wie jeder Text zeigt, >aufessen<, >verzehren<, >hinunterschlucken<; also >effek-
tiv<, >resultativ<: kein Wunder, daß sie weder ein Präsens hervorgebracht hat noch ein Per-
fekt, sich im Aorist aber als unangreifbar stark erwies.

7 Abgesehen von dem - verhältnismäßig kurzlebigen - hQ<Xyov.


SUMMA GRAMMATICA
(Laut- und Formenlehre)

INHALT

LAUTLEHRE
1-5 Die Laute
1. Aspiration, Spiritus 2.-3. i, u, n,
,,.... ,,.... 0
r& 4. Vokale und Diphthonge 5. Konso-
nanten
6-11 Phonetische Fakten
6.-8. Assimilation und Dissimilation von Konsonanten 9. Hiatscheu 10. Er-
satzdehnung 11. Ablaut
12-19 Einige Lautgesetze
12. Griechischer Auslaut 13. Betr. m und n 14.-19. Betr. s (16. Dreikonsonan-
tenregel)
20 Wortanalyse (Wurzel, Stamm, Endung)
21-26 Akzentuation
21.-22. Die Akzente; ihre Setzung 23. bei Nomina 24. bei Verben 25. Ato-
na 26. Enklitika

FORMENLEHRE
27-29 Flektierte und unflektierte Wortarten
30-47 Deklination
30-35 Substantiva
30. Thematische Deklination 31. a-Deklination (m. Dual) 32. Contracta und
>2. attische Deklination< 33. Athematische Deklination 34. Vokalstämme
(Dual) 35. Andere Typen
36-47 Andere deklinierbare Wortarten
36-37. Adjekciva und Partizipien 38. Steigerung 39. Zugehörige Adverbien
40-47 Pronomina
40. Personalpronomina 41. a'Öt6~ 42. Possessiva 43. IE Endungen
44.-46. Demonstrativa 47. Indefinita und lnterrogativa
48-52 Nicht flektierbare Wörter
48. Adverbia 49. Numeralia 50. Partikeln (Konjunktionen, Negationen
u.a.) 51. Präpositionen (alphabetisch) 52. >Unechte< Präpositionen
53-140 Konjugation: das Verbum
53 Personalendungen, Aktiv und Medium, Primär und Sekundär; kein Passiv
272 SUMMA GRAMMATICA

54-56 Modelltyp der Verba mit thematischem Präsens (A.uw, z.T. auch yQ<i<pw), Aktiv (54,
mit Aor. Passiv) und Medium (55); Dual (56)
57-6t Zusätze betr. Verbformen
57. >Starke< und >schwache< Tempora 58. Futura Pass . 59. Augment 60.
Reduplikation 6t. Verbaladjektiva
62-85 Stämme der Verba auf -w und -jw
63-68 Vokalstämme
63. Deren Eigenheiten i.A. 64f. Verba auf -tw 66. auf -aw 67. auf -6w
68. Langvokalstämme (~fiv, xQfi~m u.a.)
69-85 Konsonantstämme (70.-78. Muta, 79.-85. Liquida und Nasalia)
70.-72. Dentalstämme (7t. Stammformen); 73.-75. Gutturalstämme
(74. Stammformen); 76.-78. Labialstämme (77. Stammformen 78. Perfekt
Passiv); 79.-83. Tempora der Liquida und Nasalia (80. >Futurum atticum<
82. >s-Aorist ohne s<) 84. Stammformen 85. Perfekt Passiv
86-tt2 Bildung der Tempora Verbi (mit Stammformen zu jeder Gruppe)
86 (>Unregelmäßige Verben<)
87-94 Das Präsens (auch 113-139)
88. mit Reduplikation des Anlauts 89. Stamm + -ox (cp<ioxoo, EUQ(oxw) 90.
Reduplikation und -ax (yt:yvc.Oaxw) 92.-94. Stämme mit verschiedenen n-Erwei-
terungen (xaµ ·VW, aµaQ't · aVW, AU · V · 'fra -V • W)
95- t 02 Der Aorist
95. Typen des Aorist 96. s-Aorist 97. Starker thematischer Aorist 98.-100.
Wurzelaorist tot. Aorist Passiv t02. Formale Einzelheiten
103-106 Das Futur
t03. Vorgeschichte t04. Formen des Futur Aktiv t05. Futur Medium, auch
Futur Perfekt und Futur Passiv 106. Sonderformen
107-112 Das Perfekt
t07. Eigenheiten t08. Formen der Reduplikation 109. Stamm und Endun-
gen 110. Aspiration, Erweiterungen, Ablaut beim Perfektstamm 111. olöa
112. Stammformen
113-139 Verba mit athematischem Präsens
t t4-115 Athematisches Präsens Medium (xEiµm, ödxvuµm, 'tt'frEµat; auch 130)
1t6-139 Athematisches Präsens Aktiv
117-121 Aktive Wurzelpräsentien: t17.-tt9. Elµ( und cpriµ( 120f. flµL
t22- 136 Athematische Präsentia mit Reduplikation des Präsensstamms
122.-126. tO'tllµL, 'ttfutµL, triµL, füöwµt: gemeinsame Eigenheiten t27.-129. For-
men ihres Präsens und Aorist 130.-132. ihr Medium 133. die übrigen Tempo-
ra 134. Akzentuation 135f. Stammformen
137-139 Athematische Präsensstämme mit Nasalerweiterung (-vuµt)
137. Charakterisierung 138f. Stammformen
140 Kombinierte Stammformen: <ptQw, 6Qaw, A.f:yw, EQxoµm, atQtw, 'tQE'X,W, tmHw
141-144 Tabellen: Präsens und Aorist der wichtigsten Verba auf -µt..
SUMMA GRAMMATICA 273

VORBEMERKUNG
Diese Summa bietet einen systematischen überblick des in diesem Lehrgang Gelernten, bei
dem das Einzelne seinen Platz im Rahmen des Ganzen findet, mit reichlichen Beispielen, Listen
der Typen von Substantiven und Stammformen von Verben. Einzelheiten, welche dabei nicht
erwähnt werden konnten, findet man an den jeweils angezeigten Stellen oder - wie auch alles
Syntaktische - im nachstehenden INDEX.
Für alles Wesentliche aber dient die Summa gleichzeitig als Inhaltsnachweis zur vorstehenden
Appendix Grammatica. Dabei verweisen fette Ziffern (wie 94) auf die Randziffern in dieser
Summa selbst (u.U. mit einer folgenden normalen Ziffer, wie 94.30, auf eine dort zitierte Ein-
zelheit). Gewöhnliche Ziffern dagegen verweisen auf Lektionen und deren Randziffern in der
App. Gramm.; z.B. 23.8 auf Lektion 23, Randziffer 8.

Grundlagen
Geschichte der griechischen Sprache und Dialekte in übersieht: s. App.Gramm. 0.1-4. Schrift
und Interpunktion: 0. 5-10.

Lautlehre
A. Die Laute
1. Das Zeichen für Aspiration (>H<) ist im griechischen Normalalphabet als solches nicht erhal- 1
ten (1.2); statt seiner steht der >rauhe Hauch<, spiritus asper, z.B. 'A, a, für Ha, ha- aber nur im
>Anlaut< (Wortanfang); so auch bei r: 1>, Q(2.2). Der >sanfte Hauch<, spiritus lenis, zeigt an, daß
der betr. anlautende Vokal ohne Aspiration gesprochen wurde; also 'A, a bedeutet A, a (2.6).
2.a),i, und~ bedeutet >konsonantisches< i und u-unser j und w (englische Aussprache). Letzteres 2
wurde, wo erhalten, F (>digamma<, auch >wau<) geschrieben (1.12).
b) Q. und r bedeutet >vokalisches< n und r. Im Griechischen hat ersteres sich ZU a entwickelt 3
(22.7), letzteres zu UQ bzw. QU (26.4).
3. Gruppierung der Laute (1.3-12) 4
l.a) Vokale: lang sind TJ und oo; kurz E und o; a, L, u stehen sowohl für die lange wie für die kurze
Form dieser Vokale.
b) Diphthonge: alle Diphthonge- Einheiten aus je zwei Vokalen- sind lang. Man unterscheidet:

1. Sog. >Kurzdiphthonge< (1.4), bestehend aus einem kurzen Vokal mit L oder u; also ÖL, Et, OL,
iJL und au, EU, ou.
EL steht auch für gelängtes E, und ou für gelängtes o (6.14, 24.11, 33.3). In dieser Verwendung
nennt man sie >Unechte Diphthonge<.
2. Sog. >Langdiphthonge< (1.6), bestehend aus einem langen Vokal mit L oderu; also ät, TJL, OOL
und (nur) TJU.
Für ihre Entwicklung und Schreibung (einschl. >iota adscriptum< und >subscriptum<) s. 1.6-7.
II. Konsonanten (1.8-11): 5
Mutae (Labiales, Dentales, Gutturales); Liquidae und Nasales; Sibilantes.
274 SUMMA GRAMMA TICA

B. Phonetische Fakten
6 1. Assimüation und Dissimilation von Konsonanten (21.3-6; auch 3.25; 17.5; 57.8)
Es besteht eine starke Tendenz bei
a) Konsonanten in unmittelbarem Kontakt, zu Assimilation, d.h. Ausgleich der Artikulation;
also Media mit Media, Aspirata mit Aspirata; usw.; z.B. bc' övov aber Ecp' trutov, brr6~ aber
f:xftQ6~, brra aber Eßöoµo~;
7 n vor Guttural wird selbst guttural, gesprochen wie dt. lang, und wird dann y geschrieben; z.B.
ouyXQiVW < OUV'X.QLVW, a:yyiAo~ - Engel, Lcpiy;- Sphinx (1.8; 21,2);

8 b) Konsonanten in benachbarten Silben, aber nicht in Kontakt, zu Dissimilation; z.B. in ftQ(~­


'tQLX6~, 'tE-frux.a (aber A.O..ux.a) bei Reduplikation; die Endung -fü (z.B. yv&fü) wird -n nach
dem{} des schwachen Aorists (z.B. /..uftrin).
Dissimilation ist besonders häufig bei Aspiraten (>Hauchdissimilation<), aber nicht ohne Aus-
nahmen.

9 2. ,Hiatscheu<
d.h. eine wachsende Tendenz, >Hiatus< (den Zusammenstoß von Vokalen) zu reduzieren. Ihr
dient

a) Zufügung des >beweglichen n< (vü f:cpE/..x.ucm:x.6v) zu den Endungen -E und -CJL (20.7);

b) Elision (2.13; 41.11), angezeigt durch Apostroph ('): ein kurzer Endvokal- selten L, nie u -
fällt oft aus vor vokalischem Anlaut; z.B. ehe' f:µoü, acp' LrutOU (arc6);
c) Krasis (12.12), angezeigt durch Koronis('): das Verschmelzen eines Endvokals mit dem fol-
genden anlautenden Vokal; z.B. <l>ya{}E; < cb ayaftt, 'tUÜ't6 < 'to mh6;
d) Kontraktion von Vokalen innerhalb von Wörtern; z.B. Ö<noüv < Ö<JtEov (15.2-4); cpLAO'Ü-
µev < cptA.foµev (49.8-10); Details s. Index s.v. Kontraktion;

10 3. >Ersatzdehnung< (6.15; 60.6)


Ausfall von Konsonanten wird oft (nicht immer) >ersetzt< (ausgeglichen) durch Längung eines
vorangehenden Vokals; z.B. EµELva < Eµevoa, 'tOU~ ftrnu~ < 'tOV~ fte6v~.

11 4. Ablaut (Vokalabstufung, Gradation)


nennt man gesetzmäßige Varianten des Lautbestandes, durch welche verschiedene Ableitungen
von einer gleichen Wurzel (z.B. A.Eyw- /..6yo~) oder auch verschiedene Formen eines gleichen
Wortes (cptAOLY]V - cpLAoi:µev) gebildet werden.

a) Qualitativer Ablaut: die häufigste Form ist der Wechsel zwischen o und E (Afyw - A.6yo~, /...f,y-
oµev - AtyE'tE: 6.11); andere begegnen z.B. in x.AE3t'tW - f:x./...fut'Y]v (70.2, 73.8) und cpeuyetv -
cpuyetv (29.4), andere in <prJµ( - cpaµtv (10.12) und füöwµL - ölöoµev (80.11).

b) Quantitativer Ablaut, d.h. längere und kürzere Formen von Wurzeln und Stämmen, ist
gleichfalls sehr häufig; z.B. in fiöu~-fjötFw~ (35.3-4), ELYJV-dµev (25.8). Die möglichen drei
Stufen sind illustriert in 26.2.

Für Details s. Index s.v. Ablaut und s.v. Wurzelabstufung.


SUMMA GRAMMATICA 275

C. Einige Lautgesetze
1. Auslautgesetz 12
Griechische Wörter enden entweder auf einen Vokal, oder auf-v, -Q, -~;andere Endkonsonan-
ten fallen ab; z.B. JtQöyµa[t], tl[Ö] (lat. quid), yW..a[xt] (6.9; 27.4).
2. m und n 13
a) IE auslautendes -m nach Vokal wird griech. -v (5.2); z .B. cplA.600<pov-lat. philosophum,
Ö&Qov-donum.
b) Nach Konsonant wird auslautendes -m (-v) griech. zu-a, z.B. ö€xa - decem und QiitoQa -
oratorem (22.6). Ebenso wird anlautendes n- vor Konsonant griech. zu -a (futtoto~ - ungläu-
big, 19.3); ebenso schließlich auch, innerhalb eines Wortes, -n- zwischen Konsonanten; z.B. in
E'X.at6v - lat. cen turn (kQ turn); vgl. oben 3 und 22 .7. Ähnlich können auch l und r silbenbildend
werden, als -a/...-, -A.a- und -ag-, -Qa-, z.B . in JtU"tQ<iCJlv (26.4); der Ablaut E/ a (oben 11) läßt
sich bei vielen Verben als Vokalisierung der Schwundstufe -l- bzw. -r- auffassen, z.B. in ot€A.A.w
- EcrtaA.xa und <pi}ELQW - E<p{}aQxa (60.8; 70.2).
3. I E anlautendes s- 14
wird griech. h- (13.10), z.B. Es (sex) und beta (septem).
4.a) Auslautendes -ns: n fällt aus mit Ersatzdehnung: tov~ 'frE6v~ > tou~ -0-rnii~ (6.14; 7.6). 15
b) Inlautendes -ns-: s fällt aus mit Ersatzdehnung: Ecpf]va < Ecpäva < Ecpavaa (60.7, 61.3).
Abgesehen hiervon:
5. Der mittlere von drei Konsonanten 16
wird oft - nicht immer - ausgestoßen, z.B. in viis (= wx[t]~), Gen. vuxt6~ (22.3). Speziell
6. -s- zwischen Konsonanten 17
fällt aus, z.B. in 1tEcpu/...ax(o]itE und Exto~ (Es) (22.3, 48.9 Anm. 4, 57.9).
7. -s- zwischen Vokalen 18
fällt aus (8.10; 32.2), z.B. ::·yEvEOO~ > yE'VEo~ > yE\lou~. Oft ist aber ein solches -s- erhalten ge-
blieben, oder wiederhergestellt worden, nach dem Vorbild analoger Formen, bei denen das -s-
nicht zwischen Vokalen stand, z.B. A.uaw, EAUOa nach JtEµ'\jJw, rnEµipa. Ebenso: -Ü)- (-f)
zwischen Vokalen fällt aus (16.6, 35.4, 39.2).

8.a)jeder Guttural (y, x, X) mit s ergibt s (= ks), z.B. cpA.6s (y), cpW..ay; ('rf), övu; (x); s. 20.2, 19
21.1.
b) jeder Labial (ß, Jt, cp) mit s ergibt 'lJl (= ps); z.B. ÄQa'tJ (ß), 'frQE'\jJW (cp); s. 22.5, 58.2 .
c) Dental (Ö, i;, 'fr) vors und vor k fällt aus, z.B. EAJt([Ö]~, EAJt(Öo~, ill..Jtt[ö]xa, s. 27.1.

Wortanalyse (3.4; 7.7) 20

V vncp/vlcp: Wurzel: Das kurze Grundelement, Träger der Bedeutung eines Wortes (meist ei-
ner Gruppe von Wörtern).
Stamm: Die Wurzel samt einer Erweiterung, welche Bedeutung und Wortart spezifiziert, z.B.
VLcp·n·(6c;): Substantiv (>Schnee<); VE(cp· E/ o: Verb (>schneien<).
Endung: Das variable Element, welches die Leistung des Stamms im Zusammenhang des Ge-
sprochenen anzeigt, z.B. vLcpn·6~ (Subjekt), VLcpEt·6v (Objekt); VEtcp·n (>es schneit<).
276 SUMMA GRAMMATICA

21 Akzentuation
A. Die Akzente (2. t-12)
Sie bezeichnen Tonhöhe, nicht Tonstärke, von Vokalen:
Akut (6, oi, wt): Hochton,
Gravis (o, oi., on): (tieferen) Grundton,
Zirkumflex (w, cl>t): Tonverschleifung (auf-ab, daher seine ursprüngliche Form /\ ).
Akut und Gravis finden sich auf langen und auf kurzen Vokalen, Zirkumflex nur auf langen.
Akut findet sich auf einer der drei letzten Silben eines Wortes; auf der drittletzten aber nur,
wenn die letzte kurz ist.
Zirkumflex findet sich auf einer der beiden letzten Silben eines Wortes; auf der vorletzten aber
nur, wenn die letzte kurz ist.
N.B. Hieraus folgt: eine betonte lange Paenultima muß den Zirkumflex haben, sofern die Ul-
tima kurz ist (Öoül..o~), andernfalls aber den Akut (öoul..ou).
Gravis tritt ein für Akut auf der Ultima, wo immer ein anderes Wort unmittelbarfolgt(ohne In-
terpunktion= Pause). Meist dürfte er anzeigen, daß die betr. Schlußsilbe keinen eigenen Ak-
zent hat.
22 Für die Akzentuierung haben die Endungen -ot und -m (ausgenommen im Optativ) die Wir-
kung von kurzen Vokalen (4.3 u.a.).
Für weitere Einzelheiten s. (abgesehen vom hier Folgenden) den Index.

B. Akzentregeln für verschiedene Wortklassen


23 1. Nomina (3.7)
Der Akzent bleibt durchweg auf der gleichen Silbe wie im Nominativ - soweit die generellen
Akzentregeln (21) es erlauben, z.B. clVÖ'QW1tO~, clVÖ'QW1tOV, OVÖ'QW1t0t, aber av&Qci.mou,
av'Ö'QW1tWV.

24 2. Bei Verben (3.18)


geht der Akzent soweit zurück, wie die erwähnten Regeln es erlauben; z.B. x.wJ.:uw, x.wA.uE,
EX.WAUE; er geht aber nie über das Augment zurück, z.B. &cpiixE.
Ausnahmen: Infinitive (14.5; 29.7; 34.4), auch Optative (22) und Partizipien (28.4; 32.5; 34.2;
43.5).

25 3. Atona (>Proklitika<, 2.12; 10.10; 11.10)


sind zehn einsilbige Wörter-Artikel, Präpositionen u.ä. - die nicht eigenständig sind, sondern
sich auf das ihnen folgende Wort >lehnen<. Dementsprechend werden sie nicht akzentuiert; es sei
denn, daß ein Enklitikon (26) auf sie folgt. Auf ein solches- welches selbst des >Anlehnens<be-
dürftig- kann das Atonon sich nicht >lehnen<; vielmehr wird es dann selbst zum >Stützwort< und
erhält den Akut, z.B. in cö~ n~, ou q:Jflµt, oiin:w (gleichviel, ob wir das entstehende Lautgebilde
als ein Wort schreiben oder es in zwei Wörter zerlegen) . In allen übrigen Kombinationen aber
bleiben die Atona ohne Akzent.
Für betontes ou s. 10.10.
SUMMA GRAMMATICA 277

4. Enklitika (10.11-14; 11. 9-10) 26


sind eine Anzahl ein- und zweisilbiger Wörter, dien ur unter besonderen Bedingungen Eigenton
annehmen, vorwiegend aberan das nächst vorangehende Wort sich >anlehnen<, so daß sie gewis-
sermaßen mit ihm ein Wort bilden; daher wandelt ein Akut auf der Schlußsilbe des >Stützwor-
tes< sich nicht in Gravis. Am Ende dieses neuen (Doppel-)wortes dürfen - wie am Ende aller
griechischen Wörter - nicht mehr als zwei unbetonte Silben auf den Akzent folgen. In der
Durchführung dieses Prinzips entstehen einige Formen, die bei echten Einzelwörtern unzuläs-
sig wären. Die Regeln für die Akzentuierung dieser Wortverbindungen lassen sich zusammen-
fassen wie folgt:
Ein einsilbiges Enklitikon wird nie akzentuiert; um es aber zu stützen erhalten vorangehende
Wörter vom Typ avi'.tQffircoi; und öoüA.oi; (>Proparoxytona<und >Properispomena<) einen Hilfs-
akzent auf ihrer Endsilbe: avi'.tQffirc6i; ni;, öoüA.Oi; ni;.
Letzteres gilt ebenso vor zweisilbigen Enklitika: O:vi'.tQU>rc6i; EITTLV, öoüA.6i; E<rrtv; und endlich
werden die zweisilbigen selbst akzentuiert (auf ihrer Schlußsilbe), wenn ihr Stützwort ein
>Paroxytonon< ist: avi'.tQci>rcwv f:atfv, avi'.tQc.Orcwv nv&v.

Formenlehre
d.i. übersieht über
A. Nomina und ihre Deklination. Nomina sind 1. Substantiva, 2. Adjektiva, 3. Pronomina, 27
4. ein Teil der Zahlwörter. Nomina erscheinen in verschiedenen Kasus, Numeri und Genera.

B. Nichtflektierbare Worttypen. 1. Adverbia, 2. viele Zahlwörter, 3. Partikeln, 4. Präpositio- 28


nen.

C. Verba und ihre Konjugation. Die verschiedenen Typen von Verba erscheinen in verschiede- 29
nen Personen, Numeri, Tempora, Modi und Genera verbi.
N
'..J
00
Deklinationen (30-47)

1. Substantiva
A. Thematische und verwandte Deklinationen

30 1. Thematische Deklination: - o!E vor der Endung (7. 6)

Nr. Wurzel Erw. Nom. Vok. Akk. Gen. Dat. Nom. Akk. Gen. Dat. genus Bedtg.
1 öouJ..- öoüJ..-o~ 1.m. Sklave
-ot -ou~
2 VY}<J- oft vfia-o~ -E -ov -ou -WL -wv -Ol~ 2. f. Insel
V>

3 Ftey- EQy-ov Nom. -<'i 3.n. Werk c


a::
Dual: N.V.A. Tw cpO.w aötl..cp<f>, G.D. toi:v cp(/..otv aötl..cpoi:v (47.10). a::
>
C)
31 2. A-Deklination (8.8): ä (8.1) und <'i (11.2) vor der Endung :;:d

I I .J.
>
4 &yoQ- &yoe-ä -äv -ä; -fü -ai -a; -ai:; 4.f. Markt a::
,,......... a::
5 JtOAL'tEL- JtOALtE(-ä z0 -av -a~ -aL s.T. Staat >
...,
-m -a~ -m~
6 VlX- -a VLX-T] 3 -l}V -'YJ; -T]L 6. f. Sieg ( ')
,
.....
::J
->
7 aex- aQx-it ....l>l -ftv -il~ -fit -ai -a; -Ö>V -ai:; 7.f. Beginn
8 &J..rit>w- -ja &Aftßn-a 3: -a; -m 8. f. Wahrheit
-av
9 öox- öos-a -T]~ -T]l -m~ 9.T. Schein
-m - a~
10 vau- -tä vairt-T]~ -a1 -l}V -T]l 10.m. Schiffer
-ou
11 VEUV- -(ä vtav(-ä; -a -av -m llm. Jüngling

Dual: N.V.A. tOO ayxueä, tel> aocpLma; G.D. 'tOtV &yxuemv, 'tOtV aoqnmai:v (47.11).

1 Vok. wEuQuttÖTJ, ot{>ancöi:a, Ava!;ay6Qä, ntQoa (10.5).


32 J. Zwei spezielle Typen
a) >Contracta<: 6 vouc; (< v6oc;), to Öotoüv (< 6mfov), 15.3; 'Aitrivä, µvä· 'Egµi}c;, fJ yi}, 15.8.
b) Sog. >zweite attische Deklination<: 6 vEwc; ( < vä.oc;), MEvEAEwc; ( < MEvtA.äoc;), 18.1-5.
33 B. Athematische (>Dritte<) Deklination (Stamm + Endung)
1. Konsonantische Stämme (20.1)
Nr.I Nom. Stamm Vok. Akk. Gen. Dat. Nom. Akk. Gen. Dat. genus Bedtg.
fJ'; fJ'; fJ'; fJ'; fJ'; (/)
12 1 x6A.al; xoA.ax- z .... .... .... .... .... .... x6A.ast 12.m. Schmeichler
0 lll 11.l 11.l II> 11.l 11.l
1
13 1 cr"-os cpA.oy- a a 3 3 3 3 a cpA.ol;( 13. f. Flamme
5· a 3 a 3 3 3
14 1 cpciA.ayl; cpaA.ayy- II> cpci/..ayl;t 14.f. Phalanx
.... + + + + + +
1 :;;:· ,,... CJ'j
('!') Qc
15 1 vul; VUXt- Q< 0 if'I
8 vul;( 15. f. Nacht
if'I if'I < c::
16 1 'Aga'iJ I'AQaß- ÄQU'\1JL 16.mf. Araber s::
1
s::
17 1 cpQf]V 1 cpQEV- cpQEOL 17. f. Verstand >
C)
18 1 Öa(µwv 1 ömµov- !Stamm Öa(µo<JL 1 18. mf. Gottheit ~
1 >
19 1 ßi}Q 1 it'Y)Q- 1 Nom. it'Y)gaC 1 19. m. Tier s::
20 1 QTJTWQ 1 Q'Y)TOQ- 1 Stamm QTJ'tOQOL i 20m. Redner s::
>
~
21 l rcatc; 1 l rcmö- 1 nai: rcmoC 1 21. mf. Kind
()
-
22 1 cptA.6t'Y)c; 1 cptA.otrii:- 1 Nom. cptA.6-c:ri<JLI 22. f. Freundschaft >
23 1EArc(c; 1 EA.rnö- 1 Nom. EArcLOL 1 23. f. Hoffnung
24 1XclQL<; 1 XUQLT- 1 Nom. 1 X<iQLV XCtQLCJL 1 24. f. Gunst
25 1 XQi}µa 1 XQ'Y)µai;- 1 Nom. 1 Nom. Stamm + - a XQ'fiµam 1 25. n. Sache
j 26 J yiyäc; l ytyavi:- l ? J Sta~m Stamm 1Stamm yCyäm 1 26. m. Riese
+ +
27 1 YEQWV 1 YEQOV-C:- 1 YEQOV 1 a. E<; 1 ac; YEQOllCJL 1 27. m. Greis
28 1 ytvoc; 1 yEv o!Eo- 1 Nom. N om. 1ytvouc; 1 ytvEL ytvri Nqm. YEVWV YEVECJL 28.n. Geschlecht
29 1 rrai;i]Q 1 patr- 1 nciTEQ rcai:tga 1 rcatg6c; 1 rcatg( jtal:EQE<; rcattgac; JCU'tEQWV 1 jtQ't(>clCJL 1 29. m. Vater
30 1 avf]Q 1 anr- 1 OVEQ UVÖQU 1 UVÖQÜ<; 1 CtVÖQ( UVÖQEc; avögac; avög&v 1 avögaml 30. m. Mann N
........

34 2. Vokalische Stämme (35.1) N
00
0
Nr. l Nom. 1 Stamm iVok. 1 Akk. 1 Gen. 1 Dat. 1 Nom. Akk. Gen. 1 Dat. genus Bedtg.
31 l rt6A.Lc;; l noA Llrt( E)- l n6AL 1 3tOALV 1 3tOAEWc;; 1 3tOAEL l rr6AELc;; 3tOAEL<;; 3t6AEWV 1 it6AEOL 31. f. Stadt
32 l laxuc;; l taxii- 1(taxu) l laxuv 1 taxuoc;; 1 taxur ! taxuEc;; toxüc;; (toxuoov) 1 (toxum) 32.f. Kraft
33 l n'ijxuc;; 1 m1x u/E- 1 ? 1 n'ijxuv 1 m)xEooc;; 1 m)xu 1 m1XEL<;; 1tTJXEL<;; 3tllXEWV 1 1tTJXEOL 33.m. Elle
34 1 aotu 1 &ot 'U/E- 1 Nom. l Nom. 1 Ö.OtEOO<;; 1 Ö.O'tEL 1 UO'tTI Nom. ClO'tE(l)V 1 UOtEOl 34.n. Stadt
35 1y6vu 1 y6v u/at- 1 Nom. 1 Nom. 1 y6vatoc;; 1 y6van 1 y6vata Nom. yovai:oov j y6vam 35.n . Knie
36 1 btrrEtic;; 1 t3t3t E'IJ/E- 1 L3tJtEÜ 1 bmtä 1 tmt€ooc;; l 1.rcn:Ei 1 tnJt'ijc;; l.n:n€äc;; LJtJtEWV 1 LJtJtEÜOl 36.m. Reiter
1
37 1vaüc;; 1 vci(11)u- 1 (vaü) 1 vaüv 1 vewc;; 1 VlJL 1 vf)Ec;; vaüc;; VEWV 1 vauo( 37. f. Schiff
Dual: N.V.A. tw Ö.VÖQE, tw XELQE; G.D. i:oi:v &vögoi:v, toi:v XELQoi:v (47.12) fJ)

c;s::
1 Einsilbige Stämme dieser Deklination betonen im Gen . und Dat. die Endung (20.6; Ausnahmen wie na(Öc.ov, näOL s. ebd .).
;s::
>
C'.l
:::-:i
>
;s::
;s::
35 3. Einige weniger zahlreiche Typen >
....,
()
1. Stämme auf -ac;;, Gen. -wc;; (y'ijgac;;, xtgac;;), s. 33.9. -
>
2. Stämme auf -oo (i}xw, alöwc;;, f\gwc;;), s. 42.1-4.
SUMMA GRAMMATICA 281

II. Adjectiva und Partizipia 36

Adjectiva - s. die übersieht 45.1-3 - werden dekliniert wie die entsprechenden Substantiva.
Zwei mindere Ausnahmen von dieser Regel s. 10.8 (Akzent im Gen. Plur. bei o/ä-Stämmen)
und 41.1 (Eigenheiten der Substantiva auf u/E).
Partizipien sind Adjectiva verbalia (28.7); für ihre Deklinations. 30.9 und 13 (A.uwv, wv), 32.5 37
(A.LJtoov), 31.5 (A.uom;), 43.5 (A.m'tdc;), 28.4 (A.El..uxwc;), 34.2 (A.El..uµtvoc;).
Steigerung (Komparation) der Adjektiva (>Positiv<, >Komparativ< und >Superlativ<): 45.4: ent- 38
weder durch µa/..Aov, µW..tcna oder durch Endungen; und zwar entweder
a)-'tEQO<;, ov, ä und-ta'toc;, ov, T), z.B. oo<pW'tEQoc;, oo<pwtatoc;, OW<pQOVEatEQoc;, futA.oucna-
'to<;: so die meisten, 45.4-5; oder
b) -(wv, LOV und -Lcnoc;, ov, T); so z.B. ftötwv - ilfücnoc;, ßEA.t(wv - ßEA.ncnoc;, O.µdvwv (!) -
UQLatoc;; s. 45.6-7.
Adverbia, abgeleitet von Adjektiven (ausgenommen di), z.B. xaA.6c;- xaA.wc;, fiöuc;-f)öEwc;, 39
:n:ac; - mivi:wc;: 45.8.
Steigerung (Komparation) dieser Adverbia, z.B. ao<pwc;- ao<pW'tEQOV - aoqxina'ta, xaA.ci>c; -
XaAALOV - X.aMLata, taXEW<; - 'ftattOV - tUXLata, dJ - aµELVOV - clQLata; 45.9.

III. Pronomina (summiert L. 46)


(O.vi:wvuµ(m) stehen >für Nomina< (etwa: >ich< für >der Sprecher<, >mein< für >des Sprechers<, 40
>dieser< für >der Mann dort<).

1. Personalpronomen
f:yw .. ., m) . .. , Plur. f)µEi<; ... (13.8; 14.1). Ein altes Pronomen der 3. Person,€ (Akk.), Plur.
o<pac;, wird in klassischer Zeit nur >indirekt reflexiv< verwendet; daher tritt, wo erfordert, ÖÖE,
EX.Eivoc;, o'Ütoc; (auch autaü ... ) für die 3. Person ein: 46.3 und 8. >Reflexiv< (>direkt< und >indi-
rekt<) bedeutet Beziehungen wie >ich - mich< oder >er - sich<; solche werden angezeigt durch
E:au'taü (autoü), E:autoi:c; (autoi:c;) u.ä., also Verbindungen von Personalpronomina mit
a'Ötoc_;, aUtO, OUnl >Selbst< (13.6-7; 46.6-8); merkeÖ a'\Jt6c_;(aut6c_;) >derselbe<, tO aUtO ÖÖ>QOV 41
>das gleiche Geschenk<, aber auto to ÖWQOV oder tO ÖWQOV aut6 >das Geschenk selbst<.

2. Possessivpronomen (46.12- 16) 42


Persönliche Beziehung ausdrückend (und keineswegs nur >Besitz<). 'Eµ6c;, -6v, -iJ, und so a6c;,
fiµEtEQoc;, uµitEQO<; (13.8; 14.2; auch hier nur 1. und 2. Person) sind nach Form und Bedeutung
eigentlich Adjektiva (6 f:µOc; :n:a'tiiQ wie 6 O.ya{}Oc; :n:ati)Q). >Mein Vater< ist also (6) EµOc; :n:aTiiQ
oder auch 6 :n:a'tiig µou oder einfach 6 rrati)Q; außerdem kann reflexive Beziehung (>ich liebe
meinen Vater<) ausgedrückt werden durch den Genetiv des Reflexivpronomens (atEQYW tov
tµautoü :n:a-tEQa).
Die folgenden Pronomina bewahren im Nom. und Akk. Neutr. einen Zug der IE speziellen 43
Deklination dieser Wortklasse. Diese Kasus endeten IE auf -d (lat. id, illud, aliud). Dies -d
mußte griech. lautgesetzlich ausfallen (6. 9); daher Wortenden wie aut6, t6, illo, 1:(: 13.5-6;
46.1-2.
282 SUMMA GRAMMATICA

44 3. Demonstrativpronomina (46 .17-20)


Der Artikel (9.3; 13.12) ist ein altes >hinweisendes< Pronomen (>der dort<, >jener•) und blieb als
solches in der Sprache der Dichtung in Gebrauch. Seine charakteristische Deklination

Masc. Neut. Fern. Masc. Neut. Fern.


N.
.
0 T)' Ol' aL' N.
't6 'ta
A. t6v 'tijV 'tOU<; 'ta<; A.
G. i:oü 'tf)<; i:wv G.
D. l:WL i:i}l i;o[<; tai:<; D.

ist das Modell für ÖÖE (9.3) und- abgesehen nur von der Endung -s im Nom. Sing. Masc. - für
das Relativum Ö<; (13.4), für aui:6i; (s. 41) und wJ„oi;, für EXELVO<; (13.5), und zumal für o'Üi:rn;,
welches seinerseits Nachbilder bekam (18.7):

7 l'
45 N. OU'to<; "
aUtT) OUl:OL a'Ütm N.
tO'Ül:O 'taüi:a
A. 'tO'Ül:OV i:au'tT)V tOU'tOU<; i:aui:ai; A.
G. 'tOU'tOU taui:rii; 'totmov G.
D. 'tOUl:WL i:autT)L toui:OL<; taui:m<; D.

46 So:
i:moütoi;, 'tOlOÜ'to, i:mau'tT) (21.10) >solch•, >ein solcher•, >derartig•;
'tOOOÜ'tO<;, 'tOOO'Ü'tO, i:ooaUTil >SO groß< (Plur. meist >SO viele<);
TrlALXOÜ'tO<;, TrlAlXOÜ'tO, 'tT)AtXaUTil >SO alt<, >SO groß<.
Neut. Nom. oft 'tOLoüi:ov, 'tOOOÜ'tov, TrlALxoüi:ov.
Gleicher Bedeutung: i:m6oÖE und 'tOOOOÖE, dekliniert wie o/a-Adjektive. Unerweitertes i:oio<;
und t6oo<; begegnet vorwiegend in Dichtung (21.7).
47 4. Indefinit- und Fragepronomen (46.23-8)
TC<;, t( >wer?<, >was?< (keine separaten Feminin-Formen), Dekl. (24.6):

N. i:(<; i;( 'tLVE<; 't(va


A. t(va i:(va<;
G. 'tLVO<; i:Cvwv
D. tLVL 'tLOL

Alternativformens. 46.26.

Akzentuiert wie vorstehend (unveränderlich Akut auf der ersten Silbe) fragt t(<;, i;( >wer?•,
>was?< in direkter und auch indirekter Frage. Das gleiche Wort unakzentuiert, enklitisch, ist >in-
definit•, unbestimmt: >irgendwer•, >ein (gewisser)• (24.6-8). Dies Enklitikon, angehängt an das
Relativö<;, also öan<;(24.8; Nebenformen 46.28), leitet indirekte Fragen ein (24.10; 46.8). Eben
dies öan<;, ön (Ö n, auch Ö, 'tt) dient auch als verallgemeinerndes Relativpronomen (>wer im-
mer<, 24.9; 46.28-29).
Die Beziehung (>Korrelation•) zwischen diesen Pronomina, z.B. bei >Wer?- irgendwer- jener<
oder >wie viele? - unbestimmt viele - so viele< ist illustriert 46.31.
SUMMA GRAMMA TICA 283

Unveränderliche (nicht flektierte) Wörter (3.19-24)

A. Adverbia 48
Sie gehören >Zum Verb< (daher griech. EmQQytµa-ta), denn sie zeigen an oder fragen, wie, wann,
wo usw. eine berichtete Handlung (Geschehnis usw.) stattfand. Es gibt
1. Adverbia abgeleitet von Adjektiven (xa/..6i; - xa/..ci>i;); über diese s.o. 39;
2. selbständige Adverbia verschiedener Art; z.B. E'Ü >gut<; JtQWL >früh<, Ö'iJE >spät<; EOW >innen<,
ESW >außen<; ExEt ·dort<, EXEt{}EV >von dort<, u.ä. Besonders häufig ist die Gruppe der>Korrelati-
va, wie z.B. >Wo?- irgendwo- dort<, oder >woher?- irgendwoher-von dort<, oder >Wie?- ir-
gendwie- so<; ganz analog den soeben (47) erwähnten >korrelativen< Pronomina, und wohl des-
halb >Pronominaladverbia< genannt; s. 47.1-5.

B. Numeralia (47.6 und 48) 49


Gewisse Gruppen der Zahlwörter werden dekliniert.

C. Partikeln (3.21-23) 50
Manche können (3 .22; 10.14) gesondert als Konjunktwnen registriert werden, z.B. xa(, tE, ÖE,
&JJ..a, ÖtE, andere als N egatwnen: ov, µyt, o'ÖtE, o\Jöt . . . (67 .18); wieder andere leihen dem
Gesprochenen Farbe und Nachdruck, z.B. UQa, yt, öij, to(, JtEQ; &ea endlich und~ leiten Fra-
gen ein. Ausrufe (Interjektionen) wie w,iw, cpru, wµ0t (10.5) bedürfen keiner Besprechung.

D. Präpositionen 51
ein- oder zweisilbige Kurzwörter, welche die Funktion der Kasus von Nomina spezifizieren
und auch mit Verben sich zu Verba composita verbinden. Sie sind des näheren besprochen in
78-82; hier eine gedrängte übersieht (alphabetisch):
(In ( ): Grundbedeutungen; auch: Kasus in Prosa ungebräuchlich)

Präposition Bedeutung Kasus Beispiele


1 (um- herum)
um, bei A. aµcpl :rtuA.ai;, aµcpl :rtA.1)\'touoav ayogciv' OL aµcpl
'Avutov
(G.) (poet. µax.EoÖm aµcpl TQotrii;)
(D.) (poet. cpoßEi:o\'tm aµcpi yuvmx()
2 ava hinauf, A. ava tOV JtOtaµ6v, av' 'EA.A.aöa, ava A.6yov, ava
über - hin JtEvtE
(D.) (poet. ava vauo(v, ava ox1):rttQWL)
anstatt G. 6ö6vi:a avi:l 6ö6vtoi;
4 a:rco von - her
284 SUMMA GRAMMATICA

5 ÖLci (durch)
wegen A. füa 'tov :n:6A.Eµov, fü' T]µä.c;, füa toüto
durch G. ÖLa µtcrrii; 'tf)c; 1t0AEW<;, ÖL• ayyEA01J, ÖLa ßto1J
6 de; (ec;) in - hinein A. de; ti}v olx(av' de; aE(, di; TIUnwva tyxooµtov
7 Ev m D.
8 t!; (ex) aus G.
9 bt( auf A. tq>' btnov, t:n:i. Katcivriv nA.Ei:v, tni nä.oav 'Ao(av
G. tqi' t:n:nou, tni yijc;, t:n:i Tf}i; 'tQant~ric;, t:n:i. Katavric;
D. t:n:i Tf)L tQCl1tE~flL, Eq>' Tjµi:v' tn' aoq>aAELfü
10 xatci A. xata Tov :n:oTaµov nA.Ei:v, xata Touc; v6µouc;,
xa'ta TIA.<i'twva
G. xata yijc;, xata TIA.cl'twvoi;
11 µna (inmitten von)
(zu) nach A. (poet. µE'ta TQ&ac;) µna 'tafrm, µE'ta {}(xva'tov
mit G. µE'ta ooü, µE't' <l:itöfli;,_ µEW fiöovfli;
~~~~~~~~~~~---!

12 JtClQCt (>nahe<)
zu; entlang A. JtaQa ßamA.ta, JtaQa 'tov JtO'taµ6v, JtaQ' aUriA.a,
JtaQa ö6!;av
von G. JtClQO ßaotA.Ewi;, ClL'tElV 'tl JtClQO '6EÖ>V
bei D. JtClQO ßaotAEl, JtClQO 'tflL {}aA.aOOTjL
13 JtEQ( (um - herum)
um- herum A. JtAEiv JtEQi. TIE/..on6vvriaov, ot JtEQi KüQov,
3tEQi µfoac; vux'tai;
über G. /..tyEtV 1tEQi Tf)c; ELQTJVfl<;, JtEQL TIA.citwvoi;
um, für D. ÖEÖOLxa JtEQL 'tflL JtOAEL
14 n:Q6 vor (für) G.
15 JtQ6c;
zu, gegen A. JtQoi; ßaoLAEa, n:Qoc; ot /..€yw, 'ta nQbi; 'tov n6/..Eµov
von - her G. JtQO<; ßamA.Ewi; dµC, i]xouaa n:Qbc; l:WXQ<'x'toui;, JtQO<;
{}f<i)V
bei D. n:eoc; Tf)L {}a/..a<JOTjL, JtQO<; 'tOU'tOL<;
16. !;uv-ouv mit (samt) !;uv yuvm!;i XClt rtmo(, crUV '6EÖ>l, crUV 'tÖ>t ÖLxafo.>t
17. un€Q (>über<)
über - hinaus A. un:te 1IQax/..Eiac; O'tf)/..ac;, un:EQ öuvaµtv
über; für G. un:te yiji;, fotEQ ti}c; na'tQtöoc;, UJtEQ aoü
18. {m:6 (>unter<)
unter - hin A. foto yijv ~A.'6Ev, imo vux-ta, foto 'tov au'tov XQ6vov
unter, durch G. 'ta foto yiji;, vtxri'6Eii; foto ·EUf)vwv, foto oa/..:rr.iyyrov
unter D. im:o yijt, foto Tf)t axQon6A.n, nmörn'6Eii; im:o na'tQt

52 Sog. >Unechte< Präpositionen, wie EvEXCl, XUQLV, <l>c; (?), tyyui;, E!;w, JtEQCl, A.ci'6Qa, avrn, äµa:
82.14-16.
SUMMA GRAMMATICA 285

Konjugation: Das Verbum


1. System der Personalendungen 53

Aktiv
Typ S.1 2 3 PI. 1 2 3
thematisch -(t) -w; -EL
1. Akt. primär
(6.17; 76.2) athematisch -µL -Ol 2 -nl -µEV -'tE -m1

II. Akt. sekundär (6.10) -V -~ -[ t] -v[t]


Meaium
1. Med. prim(ir (34.7) -µm -Oal 2 -'taL -V'tm
-µEßa -crfrE
2
II. Med. sekundär (38.5) -µT]V -00 -'tO -V'tO

1 -OL < -vot < -vn; daher ist der vorangehende Vokal immer lang (Ersatzdehnung). 2 Diese For-
men haben sich im Lauf der Zeit mehr oder weniger geändert (55; 117; 36.3; 38.3).

>Primäre< Endungen hat nur der Indikativ des Präsens (samt den von diesem abgeleiteten Kon-
junktiv und Futur) sowie der Ind. Perf. Med.;
>sekundäre< haben alle sonst in Frage kommenden Modi (also nicht Infinitive und Partizipien).
Es gibt keine besonderen Endungen für das >Passiv<, welches selbst eine Bedeutungsvariante des
>Mediums< ist (36. 9). Der >Aorist Passiv< hat aktive Endungen (101; 43.1; 70.6).

II. Modelltyp des >thematischen< Verbs: Auw (u. z.T. YQ<lcpw) 54


(d.h. Verb mit >thematischem< Präsens (olE zwischen Stamm und Endung)

A. Aktiv (samt Aor. Pass.)


1. Indikative
Tempus AG Tempusstamm Sg.l 2 3 Pl. 1 2 3 Endung
2
Präs. 6.12 1..ü- o/E) -(J.) -El~ -EL 1 -oum 1. Akt.
Fut. 5.7 1..ü·a- o/E) -o·µEV -E"'tE
Imp. 6.7 t·l..u- olE) -ov -E~ -€ -ov II.Akt.
Aor. Pass. 3
43.4 t·l..u·'fr·1i- -V -~ -- -µEV -'tE
E-YQU<p-T]- -aav II.Akt.
Aor.Akt. 14.4 t·l..ü-a-{_aj_
Perf. 3 17.2 AE·l..u·x-(a) -a4 -a·~ -E -a·µEV -a·'tE -ä.m2

YE'YQ<l<p-( a) I.Akt.
Plusq. 40.3 ÜE·Ai:J-x- -T] -ri~ -EL -E·µEV -E''tE -E·aav II. Akt.
Akzente konnten in dieser Tabelle nicht gesetzt werden, weil sie sich in verschiedenen Formen
verschieben. Grundregel: oben 24.

1 Im Sing. ist der (gelängte) Themavokal mit den Endungen verschmolzen. 2 -oum < -ovoL < -ovn
(6.14): -äoL < -avn (17.2; 73.1). 3 Aor. Pass. und Perfekt >schwach< und >Stark< (14 .3; 17.1; 43.2;
73.3). 4 Aor. -a < -n; Perf. -a ist originale Perfektendung; daher die Angleichung dieser Tempora
(68.2; 73.1).
286 SUMMA GRAMMATICA

2. Konjunktive (auch von dµC)


(Endungen in allen Tempora wie im Präs. Incl„ aber mit gelängtem Vokal)
Präs. 22.8 /..u- w/ri)
-
-(.l) -flL; -TIL -w·µEV -rp:E -(.l)Ol 1 I.Akt.
Aor. Akt. 22.8 /..uo- will)
Aor. Pass. 43.4 A.u·ß- -Ö> -fJL; -f]L -Ö>µEV -fJtE -Ö>OL 1. Akt.
yQaq>-
(dµ() 23.5 ... 3
eh
flL; ~L wµev fltE WOL
3
1. Akt.
3 3

Perf. 28.9 /..e·/..u·x- A.e/..uxw usw. kommt vor, aber >Periphrasis<


ye·yQaq>- wie A.e/..uxro; cb ist gebräuchlicher
Akzente hier einheitlich gültig wie angegeben.

3. Optative (auch von ELµ()


(Zum Tempusstamm wird -l bzw. -Lll zugefügt; so ergeben sich Diphthonge: OL, m, EL)

Tempus AG Modusstamm Sg. 1 2 3 Pl. 1 2 3 Endg.


Präs. 26.5 /..froL-
Fut. 26.9 A.U-o·m- -µL 1 -; -- -µ€\' -tE -€\' 1. Akt.
Aor. Akt. 26.12 /..U-o·m-
Aor. Pass. 43.4 AU"{hC- l)/E) -riv -ll; -ri -(Et)µEV 2 -(fi:)tE -(Et)EV
yQaq>·E(- _!l_/E}_ II. Akt.
(El.µC) 25.7 ... ElTJV etri; etri EiµEV 2 ehe
T
El€V
Perf. 28.9 A.e·A.U-x·oL- AEAvxmµL usw. kommt vor, aber >Periphrasis<
ye·yQ6.q>·oL- wie A.Ef..uxro; EtT)V ist gebräuchlicher

1 Eine athematische Endung in thematischer Konjugation! 2 Später auch -EtT)µEV und ELT)µEV usw.

4. Imperative

Modusstamm 2 3 2 3
Präs. 3.17 A.u- e/o) -E -E·tw -E·tE -o·vtwv 2
Aar.Akt. 68.3 A.u·o-:_(_al -ov 1 -a·'tw -U''tE -a·VLwv 2
Aor.Pass. 43.4 Au·ß- .!J.fEl :!]_'tt 3 -ri ''t(l) -fl'tE -E'V't(.l)V
l.9'._av- _!l_/~4 -=!t{h
1 Ursprung dieser Endung ist dunkel. 3 Dissimilation der Endung -fü, s. 98.
2 Nachklass . A.uEi:woav und A.uoai:cooav. 4 Eq>avT) >erschien<: 61.8.

5. Infinitive
Präs. 5.5 f..v-
-ELV
Fut. 5.7 A.U-o-
Aor. Akt. 14.5 /..ü-o- -aL
Aar.Pass. 43.4 /.. u·it.:.fi- -VaL
YQaq>·fJ-
Perf. 17.2 /..e/..u·x- -Evm
YE)'QUq>-
SUMMA GRAMMATICA 287

6. Partizipien
Präs . 30.7 A.ü-o- A.'uwv, 1-.-uov 1 , A.'uouoa l ; A.'uovtoi; . . .
Fut. 30.10 A.ü·o·o- A.uowv, A.uoov, usw.
Aor. Akt. 31.5 A.ü-o·a- -nt A.uoäi;, A.ucmv 3 , /.:uoäoa 2 ; A.uoavtoi; ...
Aor. Pass. 43.5 A.i:dh- A.uttECi;, A.u{}€v, A.u-ttdoa; A.u-ttEvtoc; ...
yeaq:i·E- yQa<pE(i;, yeaq:iEv, yeaq;Eioa; yeaq;Evtoc; . . .
Perf. 28.4 AEAu·x- -OS AEAux-wi;, -6c;, -uia; AEAux6toc; ...
YEYQU<p- -ot YEYQa<p-c.Oi;, -6i;, -ui:a; yEyQa<p6toi; . ..

1 Deklination wie yEQWV, Nr. 27. 2 Deklination wie ö6!;a, Nr. 9. 3 Deklination wie yiya~, Nr. 26.

B. Medium (36. 9) 55
1. Indikative: Endungen (I. Med. und II. Med.) s.o.

Tempus AG Tempusstamm Sg. 1 2 3 Pl. 1 2 3 Endung


Präs. 36.1 A.ü- Elo) -o·vtaL I. Med.
-o·µm -T}l 1 -E·tal
Fut. 36.7 A.ü·o- E/o) -o·µE-tta -E·o{}E
Imp. 38.2 E·AÜ- f/O) -o·µriv -ou -f·to -o·vto II. Med.
Aor. 40.6 E·A.ü-o-(a) -a ·µriv -w -a·to -a·µf{}a -a·o{}E -a·vto
Perf. 34.6 AE'AU- -µm -OCXL -'tctl -vtaL I.Med.
-µE{}a -o{}E
Plusq. 40.2 E'AE'AU- -µriv -oo -i:o -vto II.Med.

1 Yjl > El ist spezifisch attisch im 4. Jh. : 36.4.

2. Konjunktive: Gleich dem Indikativ, aber mit gelängtem Themavokal


Präs. 36.5 AU- -w·µm -T}l -ri·i:m -w·µf{}a -ri·o{}f -w·vi:at I.Med.
Aor. 40.8 A.u·o-
Perf. 34.4 AE'AU- > Periphrasis<: AEAuµEvoi; <l>, tiLi; usw.

3. Optative: L zugefügt zum Tempusstamm ergibt Modusstamm auf -ot und -m.
Präs. 38.6 A'U'OL-
Fut. 38.7 A.u·o·m- -µriv -0 -i:o -µE{}a -o{h: -vto II.Med.
Aor. 40.7 A.u·o·m-
Perf. 34.4 AE'AU- •Periphrasis<: AEAUµEvoi; ELT}V, Ei'.rti; usw.

4. Imperative (34.5) und 5. Infinitive (36.1)

Tempus AG 2. Sg. T.-Starnm 3. Sg. 2. Pl. 3. Pl. ~nfin.


Pr~s. 36.3 /...frou AU 'E-
Aor. 40.8 A.U-o·m A.u·oa- -a-ttw -o{}E -ofüuv -o{}m
Perf. 34.5 AEAU'OO AEAU- (o-ttwoav)
288 SUMMA GRAMMATICA

6. Partizipien (36.1)
Präs. 36.6 A.u·o-
Fut. 36.7 A.u·o·o- -µEVo;,
Aor. 40.9 A.u·o·a.- -ov, -11
Perl. 34.2 AE·A.u-

7. Stammformen (43.9)
~~~~~~~~~~~~~~~~~~-----,

A.uoo, A.uooo, fA.uoa., HA.mm, A.EA.uµm, fA.ufrriv

56 C. Dual (47.14)
Endungen: meist -·wv (Aktiv) und -afrov (Med. ), z.B. A.uuov, AUEafrov (>ihr beide<, >sie beide<);
aber -TTJV, -o{hiv für sekundäre Endungen, 3. Person, z.B. fA.uoci'triv, E:A.uoaofrriv (>sie beide<),
und -'tOOV nur für 3. Pers. Akt. Imperativ, z.B. A.uoa'toov (>sie beide sollen<).

57 D. Vier Zusätze über Verbformen


a) >Starke< und >schwache< Tempora
>Schwache< Tempora sind gebildet mit Zusätzen zum Stamm (A.EA.u·x·aµEV), >Starke< ohne solche
(YEYQciqi·a.µEV) und meist mit Änderungen des Stamms (bes. Ablaut, z.B. AELJtOµEV- EAtJtoµEv).
Die vorstehenden Tabellen enthalten Beispiele des starken wie auch des schwachen Perfekt Ak-
tiv und Aorist Passiv. Das >thematische< Präsens ist eben als solches >schwach<; das starke, mit-
hin athematische, s.u. 75ff. Das Perfekt Medium (Passiv) ist immer stark. So bleiben noch die
starken Aoriste Aktiv und Medium; denn loA.uoaµEv und E:A.uoaµd}a sind >schwach< i.A. der
eingeschobenen Silbe -cm-.
Starke Aoriste wie EAtJtov sind gebildet ohne diese charakteristische Silbe; sie haben aber zwi-
schen Stamm und Endung den Themavokal o/E. Daher gleichen ihre Indikative dem Imperfekt
von A.uoo, und ihre übrigen Modi denen des Präsens; sie unterscheiden sich von diesen in der
Form des Stamms. Also z.B. EAL3tOV- A.t3tOOV gegenüber EAEIJtOV- AEt:rtwv, und EAt:rt6µ11v- A.t-
Jtoiµriv gegenüber E:A.wt6µ11v-AELnoiµ11v. Das Näheres. 29.4; 32.5; 38.8. -Absolut >Stark< sind
die sog.
Wurzelaoriste (98) •. gebildet- abgesehen vom Augment- nur aus Stamm und Endung (also auch
ohne Themavokal); z.B. EO'tflV- O'tOO, EqJ'UV - qiüva~; so auch z.B. Eö6µ11v- öoiµriv- ö6µEvo~
(131).
58 b) Drei (recht seltene) Formen des Futurs Passiv
1. A.EA.uµEvo; fooµm (34.3); 2. AEA1fooµm (72.8); 3. A.1„fhlooµm (43.6; 72.6)- alle mit den En-
dungen des Präs. Medium.
59 c) Augment und Reduplikation
Nur Indikative (Imperfekt, Aorist und Plusq.) werden durch das Augment als Vergangenheit
charakterisiert; bei Homer und ihm folgender Dichtung wird es oft nicht gesetzt. Näheres über
seine Formen s. 6.4; ferner 97 (EI.-).
60 Reduplikation charakterisiert das griech. Perfekt. Näheres über seine Form s. 17.3, auch 73. 9
und 11. Reduplikation findet sich auch bei bestimmten Typen des Präsens (63.2; 65.1; 78.2) und
bei einem Aorist (f1yayov, 68.7).
SUMMA GRAMMA TICA 289

d) Verbaladjektiva (19.1-6) 61
1. A.ut6s;, -6v, -iJ a) >gelöst< (solutus), b) >lösbar<;
2. A.utfoc;, -fov, -Eä >ZU lösen<, >muß gelöst (befreit) werden<.

III. Die Stämme der Verben mit thematischem Präsens 62


Das thematische Präsens endete - ursprünglich - entweder auf bloßes -ö, -eis usw. oder - viel
häufiger- auf-jö, also mit -j- zwischen dem Ende des Stamms und dem Themavokal; z.B. A.frw,
aber ':·ßaot.Aru·j·w > ßamlruw, ':·nµ<i-j·w > nµaw, ':·ayyO.·j·w > ayyf.Uw (56.3).

A. Vokalische Stämme (49.2) 63


Stämme auf -u: s. 54ff; gleicher Art sind die (seltenen) auf -L. Es bleiben die auf -a, -e, -o. Sie zei-
gen generell folgende Eigenheiten:
a) Wenn der Stammvokal im Präsens kurz ist, erscheint er in den übrigen Tempora gelängt; und
zwar Ci > TJ (ä nach Q), E > TJ, o > w.
b) Die meisten dieser Stämme endeten ursprünglich auf -jö; das -j- zwischen Vokalen ver-
schwand aber schon vorgriechisch.
c) Der Optativ Präs. Aktiv endet nicht, wie bei A.uw, auf-µl, -c; ... , sondern-wie bei ELTJV und
A.ufrELTJV - auf -LTJV, -LTJ<;, -LTJ, Plur. -LµEV, -Ltf, -LEV (49.11). N.B. Gilt nur für das Präsens!
d) Der Hiat, im Präsens, zwischen den Vokalen am Stammende und dem folgenden Themavokal
wird beseitigt durch Kontraktion, durchweg in attischer Prosa und der ihr folgenden Koine,
nicht durchweg bei Homer und ihm folgender Dichtung (49.8).

1. Stämme auf -EW (49-50) 64


Zunächst Ableitungen (-jö) von Nomina auf f/o (>Denominativa<) wie cpCA.oc; > <pLAEjw > <pLAEW
> cpLA.cü; nach diesem Modell Tausende von anderen (z.B. ruömµovf.w), außerdem einige
nicht-abgeleitete, wie J'tOLEW (49.7).
Stammformen:
II n:mf.w, nott1ow, rno(T)oa, nrno(rixa, nrno(riµm, btmi)fuiv (49.5; 50.2; 55.4).
Kontraktion im Präsens (mit Imp.) nach der Regel (49.10):
11 ff> EL, EO> ou, von langem Vokal oder Diphthong wird das E absorbiert.
Daher Formen wie:
Aktiv, Präs. Ind. J'tOLÖJ ... nmoüµEV (49.12), Konj. nm& ... nm&µEV, Opt. JtOLOtT]V ...
n:moi:µEV (-o(f]µEV) (ib.), Imper. JtO(EL . . . n:owuvtwv, Inf. J'tOLE~V, Part. nm&v, nmoüv,
JtOLOÜOa (ib.); fmperf rno(ow, EnOLEL<; ... (49.13).
Medium, Präs. (50.1). Ind. nmoüµm ... n:mätm; Konj. n:m&µm ... n:mij·mL, Opt. n:m-
oCµriv ... nmoi:'to, Imper. n:oLoü ... nmE(crfrw, Inf. nmEi:crfrm, Part. nmouµEVoc;, n:owu-
µEVTJ; lmperf E:cpLA.ouµriv ... E:cpLA.Ei:to.
Besonderes: 65
a) Einsilbige Stämme kontrahieren nur, insoweit -EL- resultiert (50.3; 55.1); z.B. öd aber ÖEOL.
b) Einige wenige Verba auf -EW dehnen ihren Stammvokal außerhalb des Präsens nicht. Sie sind
in Wahrheit altes-Stämme; z.B. nagmvEw, Fut. nagmvf.ow (71.8).
290 SUMMA GRAMMATICA

66 2. Stämme auf -aw (5112)


Zunächst Denominativa abgeleitet von Nomina auf-ä(bzw. att. -ri), z.B. VLx<iw < •:·v1,xa·j·w <
v(xä (att. v(xri); danach auch von anderen Stämmen, z.B. EQUW < EQW~; auch >primitive< (nicht
abgeleitete) wie OQUW und ÖQUW (51/2.1). Das originale -ä ist nur im Präsens gekürzt.
Stammformen (5112.5) z.B.
vLxaw, vtxftaw, EVLXfl<JU, vevCxrixa, vevCxriµm, EVtxitth'Jv >(be-)siegen<
II 1tELQaoµm, 1tELQ<iooµm, EnELQ<ith'Jv, nrnELQaµm >versuchen<

Kontraktum im Präsens nach der Regel (51/2.2):


Ia mit jedem E-Laut > ä (nicht ri!),
Ia
1 mit jedem 0-Laut > w;
jedes echte Iota erzeugt langen Diphthong (äL bzw. WL).
Also nicht das Iota des >Unechten< Diphthongs EL (für gelängtes E), daher Infin. -äv < -aELV =
aE'v. Daher Formen wie (51/2.3):
Aktiv, Präs. Ind. nµci>, nµfü~ ... 'tLµci>atv; Konj. = Ind., Opt. 'tLµWLflV ... 'tLµÖ>LEV, Imper.
T(µä ... nµciwtwv, Inf. i;tµäv, Part. nµci>v (m.n.), nµci>oa, 'tLµci>vi;o~, 'ttµw011~; Imperf.
hCµwv, E'f(µa~ . . . ;
Passiv, Präs. Ind. = Konj. 'tLµci>µm, nµät ... , Opt. nµcinµriv, nµcino ... , Imper. nµw ...
nµacrltwv, Inf. nµäcrltm, Part. nµci>µEVo~; Imperf. Enµwµriv, htµw, Enµäto ...

67 3. Stämme auf -6w (53)


Auch diese sind zunächst Denominativa, abgeleitet von Nomina auf o/E wie diejenigen auf -tw;
charakteristisch sind >Faktitiva< (53.1).
Stammformen (53.4) z.B.
II ast.600, astci>aw, fisCcooa, fJs(ooxa, fJs(wµm, fistci>th'Jv >fordern<
Kontraktion im Präsens nach der Regel (53.2):
Langer Vokal ('YI und w) mit dem o wird zu w.
Kurzer Vokal (E und o) mit dem o wird zu ou; auch o + ou > ou.
Mit jedem (echten) L-Diphthong entsteht m.
Es ergeben sich Formen wie folgt (53.3):
Aktiv, Präs., lnd. öouA.w ... öou/...oüatv, Konj. öou/...W ... öouA.ci>otv, Opt. öouA.oi:riv ...
öou/...oi:EV, lmper. öouA.ou ... öouA.o'Uvtwv Inf. öouA.oüv, Part. öouA.ci>v, öouA.oüv, öouA.oüoa
... öou/...o'ÜV'ta~. öouA.oüvta, öouA.ouaa~;
Imperf EÖOu/...ouv, Eöou/...ou~ ... ;
Medium, Präs. Ind. öouA.oüµm, öouA.oi: .. „ Konj. öouA.wµcn, öou/...oi: . . . , Opt. öouA.oi:µriv,
öou/...oi:o .. „ lmper. öou/...oü, öouA.ouo{}w .. „ Inf. öou/...oücrltm, Part. öouA.ouµEVo~ ... ;
Imperf töouA.oiJµl)v, EÖou/...oü ...

68 4. Langvokalische Stämme (54)


Stämme auf -w sind selten und unproblematisch (durchweg -w, s. 54 Anm. 1); so bleiben die
wenigen, aber wichtigen auf -ri.
Präsenskontraktion resultiert bei diesen in -w, sofern ein o-Laut involviert ist; sonst (also mit
II e-Laut) in -ri; jedes -L- bewirkt Langdiphthong (flL oder wt).
Zw >leben< wird hauptsächlich nur im Präsensstamm gebraucht (Horn. ~ci>w), vgl. 69.15;
X.QÖ>µm, XQ'fiooµ.m >gebrauchen< (u.a.) sowie die Stammzeiten von 1tELvTJV >hungern< und ÖL'i'flv
>dürsten< s. 54.6.
SUMMA GRAMMATICA 291

Attische Präsensformen: Öl'\j.rf]t Präs. Ind., Öl'l!JWL'Y] Opt.; so 1tELvi}L und Part. :n:nv<i>aa, lmperf.
btEivwv; vgl. 54.4. Die Formen von ~f)v und xQf)attm s. 54.5 und 55.5; Stammformen von an-
deren Vokalstämmen s. 51/2.5 (-aw), 53.4 (-&o), 55.4-8 (alle Typen).

B. Konsonantische Stämme 69
I. Stämme endend auf Muta (56.1)
Auch diese Präsentia enden teils auf -ö, teils - ursprünglich - auf -jö (vgl. 62). Das früh ge-
schwundene -j- hat die vorangehenden Konsonanten affiziert (56.3). Auch außerhalb des Prä-
sens stößt der Endkonsonant des Stamms mehrfach auf Endungen, die mit Konsonanten begin-
nen. Die phonetischen Konsequenzen lassen sich in kurzen Regeln summieren.

1. Stämme auf Dental (56) 70


- also auf ö, 't, ~und auch- Folge von [j] - auf -~w sowie eine Minderzahl auf -aaw (att. -'t'tW).

Phonetische Regeln (56.3-8)


a) ö + j > ~; ~ und i: + j > aa (att. 't't).
b) Dental vor a und 'X. fällt aus.
c) Dental vor anderen Konsonanten > a.
Viele Verba dieser Klasse entstanden dadurch, daß die bequemen Endungen -i~w und -a~w an
andere Stämme angehängt wurden; z.B. OL'X.L~(l), auch xaei~oµm ( XOQL't-!).

Beispiele von Stammformen (mehr 56.17-19) 71


2
1 ip E1'.i öw '4' E1'.i [ö] aw f.iptu [ö] aa Eiprnoµm E'l!J E'liatt'Yjv täuschen
2 JtE(-frw JtELOW EJtELOa JtfJtELX.a JtfJtELOµat EJtELatt'YjV überreden
·-1
2
3 nl..a't'tw (nA.aaw) f.nA.aaa JtEJtAaaµm btA.aatt'Y]v formen
4 yuµva~w yuµvaow Ey(Jµvaaa yEy(Jµvax.a yey(Jµvaoµm Eyu µvaatt'Yjv üben
5 voµ(~w voµui> 1 Ev6µtoa vEv6µLx.a vEV6µtoµm EvoµCatt'Yjv memen
2
6 xt(~w 'X.t(aw f.x.naa f.x.'twµm tx.'t Catt'Yjv gründen
7 xae(~oµm xaei.oüµm i txaeLoaµ11v XfXUQLaµm e. Gefallen tun
2
8 <peiöoµm <pEiooµm EqJELOOµ'Y]V schonen

1 Mehrsilbige Stämme auf -L!;w haben >Futurum contractum< (56.10).


2 Wo keine Form eingetragen ist, da ist keine überliefert - jedenfalls nicht bis zum Ende der klassischen
Zeit. In ( ) : selten, spät, zweifelhaft.

Im Perfekt (mit Plusq.) Medio/Passiv steht bei diesen Verben-den Dentalstämmen- entspre- 72
chend den erwähnten phonetischen Regeln (70) durchweg ein s am Ende des Stamms bzw. am
Anfang der Endung; z.B. yEy(Jµvaoµm, yquµvaom, yeyüµvamm ... , yeyuµvacrltm, tyE-
yuµvaoµf]v, eyey(Jµvaoo usw„ s. 56.15.

2. Stämme auf Guttural (57) 73


II Präsentia:
wieder auf -ö und -jö. x und X + j > ao (n); y + j > ~
analog zu 70; auch hier aber viele Bildungen durch einfaches Anhängen einer bequemen Endung
an andere Stämme (z.B. 1tQaaow, taocrw, s. 57.4a). Die Formen der übrigen Tempora sind be-
dingt durch 17 (-s-), 19.a (;)und 57.8 (Assimilation). Danach können hier nur die Doppelkon-
sonanten 'X.'t, xß- 1 yµ und; entstehen.
292 SUMMA GRAMMATICA

74 Beispiele von Stammformen (mehr 57.10)


1 füwxw füwl;w E:füwl;a ÖEfüwxa 1 ÖEfüwyµm 1 E:füwxihJv verfo!Ken
1
2 UQXW UQSW l}Qsa TiQxa TjQyµm llQX'Ö'r]V vorangehen
3 oi:(~w ITTtl;w EO'ttsa EITTtyµm stechen
4 c:pul..cioow c:puA.cil;w E:c:pul..asa nEc:pul..axa nE<pUA.ayµm E:c:puA.6.xih]v bewachen
5 JtQclCJ(J(l) itQcisw btQal;a nrnQaxa JtE1CQayµm EnQciXihJ tun
JtE1CQaya
6 ruxoµm Eusoµm l T)Ul;ciµT)v j T)uyµm 1 laut sagen
1 Nachklassische Formen.

75 Perfekt (mit Plusq.) Aktiv ist bei den meisten Verben dieser Klasse ungebräuchlich; wo vorhan-
den, meist mit Aspiration des Stammendes.
Die Formen des Perfekts Passiv ergeben sich aus den generellen phonetischen Regeln; also z.B.
TiQYµm, TiQsm ... i}Qyµtvm fto(v, Imper. i\Qxihov, Inf. /iQx-ltm, Plusq. i\QYµT)v . .. /iQxto,
usw.; im Einzelnen 57.9.
76 3. Stämme auf Labial (58)
Präsenti.a auf -ßw, -nw, -c:pw und, sonst gleichartig, auf -1C'tW; letzteres also offenbar aus -jö.
Für die übrigen Tempora gilt (aufgrund von 6, 17, 19, wie in 73):
II ß, n, c:p + a > '4J; + 't > n't; + ß > c:pa; + µ > µµ.
Außerdem ist ihr Aorist Akt. und M ed. meist schwach (-oa); stark nur bei AEL1CW und tQEm.o.
Perfekt Akt. immer stark; mit Ablaut e;o, wenn der Stamm einen e-Laut enthält (58.3).
Aorist Pass. meist stark; dann mit Ablaut e;a, wenn der Stamm einen e-Laut enthält (58.4).
Es ergeben sich Stammformen wie die folgenden (mehr: 58.8):
77
t JtEµJtW 1CEµ'\VW EJtEµ'tpa nEnoµc:pa 1CE1CEµµm E:ntµc:pih]v schicken
2
2 tQtßw tQt'tpW EtQt'\Va tE'tQtc:pa tEtQLµµm hQCßriv reiben
3 ßA.an'tw ß A.<i'4' (JJ EßA.a'tpa ßtßA.ac:pa ßtßl..aµµm f:ß/..6.ßTJVl schädigen
4 XAE1Ct(1) XAE'tpW btA.E'\Va xExl..oc:pa XExAEµµm E:xA.am1v 2 stehlen
5 'tQE<pW 1 it'QE'tpW Eit'QE'\Va tEtQO<pa tEßQaµµm EtQCt<pT)V nähren
f:{}Qtc:pihjv
6 'tQEnoµm tQE'tpoµm EtQE'tpCtµT)V 'tE°tQaµµm EtQWtT)V 2 (von sich) wenden
hQanoµriv

1 Beachte die Dissimilationen der V 'frQEcp (58.6). 2 Neben den starken Aor. Pass. existieren viel-
fach alte, schwache Formen; so EtQicpth)v, eßA.acpth)v, EXAEcpÖT)v, EtQEcpth)v.

78 Ein Beispiel für das Perfekt Passiv:


Incl. 'tELQtµµm Plusq. EtE'tQtµµriv Imper. tEtQL'\VO, tE'tQ(c:p{}w
tEtQt'tpm ETEtQL'tpO tEtQtc:p{}E, tng(c:p{}wv
, ,
tEtQtntm E'tEtQ L:Tt'tO
tE'tQtµµEit'a EtEtQ(µµE{}a Inf. tEtQi:<pit'm
tEtQtc:p{}E EtEtQt<pßE Pan. tEtQtµµtvo~
tEtQtµµEvot Eto(v tEtQtµµtvot Tioav -µEvov
-~
SUMMA GRAMMATICA 293

II. Stämme endend auf Liquida und Nasal (60 und 61) 79
Die> Verba Liquida< (auf -1 und -r) und> Verba nasa/ia, (auf-m und -n) verhalten sich fast durch-
weg gleichanig. Ihre Fonnbildung:
Präsens: Bei !-Stämmen durchweg, und bei den übrigen ganz überwiegend, Nachwirkung des
ursprünglichen -jö:
a) lj > ll; z.B. •:·ayyO..jw > 6.yyO..A.w (60.2);
b) bei nj und rj: Längung eines vorangehenden t und u, z.B. *xQfvjw > XQlvro und *aµÖvjro
> aµww; vorangehendes a oder E dagegen wurden durch das schwindende j in i-Diphthonge
(ai und ei) verwandelt; z.B. *µuivjro > µtcdvro und *EyEQjro > EYetQro; so ßatvro >gehe<
< *ßavjro(61.l).
Futurum: Alle Verben dieser Gruppe haben >Futurum atticum< oder >contractum< (56.10); z.B. 80
zu cn:O..A.w, Fut. crttl.<i> < crttl.Ero < *crtEAECJ(l); also ein >s-Futur ohne S<, konjugiert wie die Prä-
sentia auf -Ew (:rtot<i>), auch im Medium, z.B. zu E'Ö<pQa(voµm, Fut. E'Ö<pQUvoüµm (auch EU-
<pQav61Jaoµm (60.5; 61.2).
Aorist Akt. und Med. »S nach Liquida oder Nasal fällt aus mit Ersatzdehnung« (vgl. 15); dem- 81
nach haben alle Verba dieser Klasse >s-Aorist ohne S<, mit Dehnung des vorangehenden Vokals,
I
z.B. zu a<pillro, Aor. ECJ<pt')ACl < 'rEa<paAoa; zu ÖEQ<O, EÖELQCl < •!·föEQOa (EL = e); zu aµuvo-
µaL, i}µüvaµriv < 'rfiµwaaµriv (60.6; 61.3).
Perfekt Akt.: bei Liquida recht selten; wenn überhaupt, meist schwach (-xa), s. 60. 9. Bei Nasa- 82
lia verschiedene Bildungen (61.6); z.B. stark (µEµT)va) oder mit Erweiterung des Stamms (µE-
µEvr]xa).
Perfekt Pass.: normal wie A.D..uµm; aber a) Regel 17 kommt ins Spiel wie bei allen Konsonant-
stämmen (z.B.t)yytl.[o]-frE); b) -v (nur dieses) wird vorµ zu a (z.B. :rtE<paaµm, :rtE<p6.oµdt-a, zu
<pa(vro) nach dem Vorbild der Dentalstämme (72); c) die Endungen -om und -ao (2.Sing.),
heißt es, lassen das Vorangehende unveränden (etwa in n:E<pavam, t)yytl.oo, 61.7), aber solche
Formen sind überaus selten überliefen.
Einsilbige Liquida-Stämme mit e-Vokal (wie ÖEQ<O, crtfiloo) haben in Perf. Akt. und Pass. so- 83
wie im Aor. Pass. Ablaut-0: (z.B. Ecrta.A.xa, ötöaQ'tm) und meist auch starken Aor. Pass. (z.B.
EÖOQTl, E<TtaATJ), 60.8. Im übrigen, für Aorist Pass., stark und schwach, s. 60.11 und 61.8.

Stammfonnen (mehr: 60.12 und 61. 9) 84

Präs. Stamm Futur Aar.Akt. Perl.Akt. Perf. Pass. Aor. Pass. deutsch
1 ÖtQW ÖEQ- ÖEQW EÖELQ<l ötöaQµat EÖUQYIV schinden
2 01t€lQW OrtEQ- 01t€QW Eo1tELQO Eol't0QX0 1 fonaeµm EOl'tUQYIV säen
3 xat}a(QW xattaQ- xat}aQ<i> Ex<il'h]Q<I xEx<it}ai;.>µm txafüiQl'h]v rem1gen
4 otfilw ot&..- cn&..w EotELAO -EO'taAXa -fotaAµm fo:tW..riv senden
5 vtµui V€µ- VEµW €vnµa -VEVEµrixa 1 VEVEµ'lµat EvEµi)l'hjv zuteilen
6 X'tELVW XtEV- X'tEVÜ> EXULVU -fatova töten
7 tnayyfiloµm ayyEA- rnayyEAoiJµm rnriyynA<iµriv Eni)Y)'EAµat Em)yyt"A.thjv ankündigen
8 futcxpa(voµm <pav- futcxpavoüµm CutE<p'l'IVclµ'lV futE<pav{hiv darlegen
futcxpavfJooµm
1 Nachklassische Formen .
294 SUMMA GRAMMA TICA

85 Perfekt Pass. mit Plusq. (60.10; 61.7)


a) für Liquida (sonst wie J...O„uµm) merke nur: z.B. ötöaeµm: öEöae(o]fü:, fü:öae[o}ßw und
-wv, ÖEÖ<iQ[o]ßm, EöEöae(o]ßE;
b) für Nasalia z.B.
Incl. JtEcpaoµm IPlusq. rnEcp<ioµriv Imper. ntcpavoo(?), JtEcp<ivßw
JtEcpavom (? bctcpavoo ( ?) rctcpavßE,JtEcpavßwv
ntcpavrm
nEcpaoµEßa EJtEcpaoµE'fra
ntcpavßE EJtrcpavßE Inf. rcEcpavttm
rcEcpaoµtvot Jt Ecpaoµtvo L Part.rcEcpaoµtvo~, -ov, -ri
d.o(v ~oav

Zu x/...(vw- XE'XAt.µm s. 92.22, 2'.U 'XQLV(l)- 'XE'XQLµm 92.23, zu arew- ~ea- aew 60.7 u. 12(10);
zu ßaCvw < ::· ßa·n·jw 100.
N.B. Bei diesen n-Stämmen sind daher -vtm und -V'tO im Perfekt Endungen der 3. Sing. (nicht
Plural)!

86 IV. Bildung der Tempora verbi


Im III. Kapitel wurden die verschiedenen Formen der Tempora gemustert, insoweit sie durch
verschiedenen Auslaut des Stamms bedingt wurden: €cpCJ...rioa gegenüber cpLAEW, EyQatpa:
YQ<icpw, EO'taAxa: O'tEAAw, EvEtµa: vtµw. Bei vielen anderen Verben sind die Tempora durch
andere Variationen differenziert; z.B. durch Ablaut (63.1). Diese Varianten werden im folgen-
den der Reihe nach registriert; für die detaillierte Erklärung der Formen und ihre Bedeutung
wird auf AG verwiesen.

87 A. Präsens
Das Präsens gibt keineswegs immer (wie im Falle /...um- EAuoa) die elementarste Form des Verb-
stamms; man denke nur an Eµattov gegenüber µavßavw oder TJUQOV: EUQ(oxw. Hier folgt eine
gedrängte Übersicht von Verben mit verschiedenen Änderungen - durchweg Erweiterungen -
des Verbstamms im Präsens.
88 1. Reduplikation (63)
Reduplikation des Anlauts- mit e-ist normal beim Perfekt (A.E·A.uxa, 17.3); einige Verba haben
Reduplikation - mit I - im Präsens; vgl. lat. gi·gno, si·sto:

Nr. v Präsens Futur Aorist Perfekt deutsch


1 p(e)t rc( ·rr'tw rcEooüµm ErcECJOV JtEJttWxa fallen
2 t(e)k 'tL"XtW 'tf~(l) fl"EXOV 'tE'toxa zeugen,
gebären
3 g(e)n y(·yvoµm yEvfJooµm €yEv6µriv ytyova werden
€yEvi)'fhlv 1 ytyEvl')µm1
1 Nachklassische Formen.
SUMMA GRAMMATICA 295

2. -ox-Erweiterung (64) (-axw und -(axw) 89


Vgl. lat. cre·sco, sene·sco etc. - Abgesehen von miax.w und artofrvrltoxw flektieren die hier fol-
genden Verben außerhalb des Präsens als normale Vokalstämme.

4 YflQU YflQUCJXW YllQaow yEyfjgaxa altern


(-ooµm)
5 Tißa fißaaxw ~ß11aa ilßrixa heranwachsen,
. .
tißaw Jung sem
6 pQit rtdooµm Ertaitov rtErtovita erleiden,
erfahren
7 <pa (ja) sagen
8 EUQ (11 / E) EUQLCJX(l) finden 90

9 itQ (imo)frvrltaxw -itavoüµm -titavov sterben


10 CJ'tEQ('l fE) CJ'tEQLCJXW CJ'tEQi)CJW EaTEQflCJU ECJTEQflXU berauben
(cmo)<nEQEW ECJ't EQi]{}riV ECJ'tEQYJµat.
11 FaJ..(w) avä.A.-(oxw avi]A.wxa aufwenden
-600 avi)A.wµm
ta.A.wxa genommen
werden

3. Reduplikation plus ax-Erweiterung (65) 91


also Kombination der Charakteristika von 88 und 89. ~LÖaaxw behält diese Präsenserweiterun-
gen in allen Stammformen und wird dadurch ein Gutturalstamm wie 74.

Nr. v Präsens Futur Aor.Akt. Perf. Akt. deutsch


Pass. Pass.
12 'tQW 'tL'TQW'CJXW 'tQWOW ELQWoa verwunden
hgw{}riv TETQWµat.
13 yvw ytyv<l>oxw yv<l>ooµm i:yvwv i:yvwxa erkennen
tyv<l>o{}riv i:yvwoµm
I
14 ÖQä artofüögäaxw -ÖQaooµm -Eögäv -ötögäxa entlaufen
15 öa füöaaxw ötöa;w tfüöa;a ÖEfüöaxa lehren
tfüöax{}riv ötfüöayµm
16 µV'Y] µtµvi]oxw µvi]ow "
EµV'Y)OU ermnern
µtµvi]oxoµm µ vrio{}i]ooµm tµvi]oit'Y]v µtµvriµm sich erinnern
Für die >Wurzelaoriste< i:yvwv und rutEÖQaV s. 69.

4. Präsens-Stamm mit n-Erweiterung (66) 92


Die folgenden Verben zeigen ihre Wurzeln - teils vokalisch, teils konsonantisch endende- m it
(bloßem) -v erweitert. Am Ende stehen zwei, welche diese Erweiterung auf das Futur und den
Aorist Akt. übertragen haben.
296 SUMMA GRAMMATICA

Nr. v Präsens Futur Aor. Akt. Perf. Akt. deutsch


Pass . Pass.
17 öax öax·vro öfJsoµm Eöaxov beißen
EöiJx-fhiv ötöriyµm
18 trp t€µvw nµ& hEµov t€tµrixa schneiden
hµi]-fhiv t€tµriµm
19 xrp xaµvw xaµoüµm "
Exaµov xfaµrixa schwach werden
20 cp{} a/ri ~civw cp~ooµm Ecpihjv E~axa schnell( er) sein
E~aoa
21 m/o :rt(VW rcCoµm bnov :rtE:rtwxa trinken
E:rt6th} :rtE:rtfftm
22 xA.'l xA:tvw xA.tv& EXALVU x€xALxa 1 beugen, biegen
EXAi-fhiv xtxA.tµm
,
23 XQl XQLVW 'XQlVÖ> EXQtva 'XE'XQL'Xa sondern
ExQC-fhiv XE'XQtµm
1 Nachklassische Form.

93 4a. Stammerweiterung mit -vE und -av


Durchweg starker Aorist und Futurum Medium
24 sik (acp)(xvfoµm -rsoµm -txoµriv acptyµm ankommen
versprechen
Ti µ6.Qtrixa verfehlen
ftµciQtritm
27 atoö(ri) at~civoµm at~ooµm wahrnehmen

94 4b. Präsensstamm erweitert mit -v und einem zweiten NaHl ( 67)


Die Verben dieser Gruppe haben starken Aorist und-außer A.av{}avro-Futurum Medium. Die
Stämme von allen - mit Ausnahme von µav{}avc.o - erscheinen in verschiedenen Tempora auf
verschiedenen Ablautstufen.

28 µa{} µavttavw µa{}f]ooµm eµa{}ov µEµaih]xa lernen


29 A. a/riß A.aµßavro A.i]'tpoµm fA.aßov EtA.ricpa nehmen
EAi]cp-fhiv ECA.riµµm
30 A. a/ritt A.av{}avw A.i]oro eA.aöov A.EA.ri{}a verborgen sein
31 t rn/ux tuyxavw tEusoµm "
EtUXOV tEtuxrixa treffen
32 :rt EU/u{} rcuv{}avoµm :rtEuooµm E:rtu{}6µriv :rtE:rtuoµm erfragen

95 B. Aorist (68- 70)


Sekundäre Personalendungen - außer im Konjunktiv
1. Drei Arten von Aorist (Aktiv und Medium)
a) Schwach (Zusatz von -s vor der Endung) und athematisch (kein o/Ezwischen Stamm und En-
dung); z.B. A.uw - El..uoa - EAuociµriv ; YQ<icpro - EyQmpa - EyQa\j)aµriv.
SUMMA GRAMMATICA 297

b) Stark (kein zusätzlicher Konsonant) und thematisch (olt zwischen Stamm und Endung);
z.B. µavß-6.voo (94.28) - E·µaö·o·v; J'tUVÖavoµm (94.32) - btuö·6·µ11v.
c) Stark (keine Erweiterung des Stamms) und athematisch (kein Zusatz zwischen Stamm und
Endung); z.B. yLyvoooxco- E·yvoyv (91.13); ßaCvw- E·ßT)'V (79): der sog. >Wurzelaorist< (Aktiv;
fürs Medium s. 69.2 und 80.5).
Im Konjunktiv übernehmen alle die Endungen des thematischen Präsens.
Zuaj %
Ursprung dieser Bildung: oben 13, mehr: 68.2.
Modi: oben 54 und 55; 68.3.
>S-Aoriste ohne -s-<: V. liquida, 81; 68.4 (auch fyr]µa: vgl. 71.9).
>Kurzvokal-Aoriste< wie Et:O..toa, tµaxEo6.µT)v s. oben 65, unten 106; 68.5; 71. 12.
Zu b)
Oben 57; 68.6. Beispiele hier 88 und 90-94. 97
Einige Formen haben eigenartige Akzentuation (A1Jttiv, ALJ'tOOV, ALJ'tOÜ, AIJtfoÖm und EUQE, l.öf.
usw.), s. 68.6.
Ein Sonderfall ist Aor. ilyayov, mit Reduplikation (60), von ayoo; Stammformen 57. 10(1).
Augment EI.-, meist aus €Ft-, z.B. ELQyaoaµriv (< >:·tFq~yaoaµT)v, vgl. 'tO FEfJYOV >Werk<); so
dfü~ov von f,fü~co, auch daoa, schwacher Aorist, von U1w: 68.8. Auch dxov < ::·EsExov.
Stammformen von EXW: 68.9; sie machen diejenigen von umox.vfoµm (93.25) begreiflich.
Zurj ~
Wurzelaorist: 69. Einsilbige Langvokalstämme verbunden- ohne Zwischenglied - mit den se-
kundären Endungen. Der lange Vokal ist gekürzt im Optativ und vor-nt; z.B. yvoCriv, yv6V'tEi;.
Modi:
Ind. EßTJv, EßTJi; . . . EßT)oav· Eyvcov, Eyvooi; ... Eyvoooav· E<püv, f<püi; ... f<puoav: 69.6;
Konj. Der Langvokal kontrahiert mit den Endungen des thematischen Präsens Konj. (A.uoo, A.u-
T)Li; ... ), nicht kontrahiert bei u-Stämmen; z.B. crt&, crtf]Li;, crtfjL . . . (von EcrtTJV), yvw, yvöui;,
yvön . . . , aber <puoo, <pUT)ti; . . . (gleich dem Präsens): 69.8;
Opt. gebildet wie ELT)V, A.u'Ö'ECT)v, <pLAOLT)V (63c; 25.7); z.B. yvo(TJV ... yvoiµtv, ßatT)V .. . ßai-
µEV: 69.9;
Imper. 1.Sing. -fü, wie im Aor. Pass. e.g. <pavrifü, also z.B. yvroÖL . . . yv6V'twv, ßf]fü . . .
ßav'twv: 69.10;
Infin. -vm, z.B. yvwvm, crtf]vm, <püvm: 69. 11;
I I

Partizip (-nt zum Stamm, wie gewöhnlich); z.B. ßäi;, ßav, ßäoa- ßav'toi;, oderyvoui;, yv6v,
yvoüoa - yv6V'toi;: 69. 12.
Bedeutungsunterschied von schwachem und Wurzelaorist, wo beide zum gleichen Wort existie- 99
ren: transitiv/intransitiv, z.B. EcrtT)oalEITTT)V, E<puoa/f<puv: 69. 13.
Stammformen: yLyvwoxco und aJ'toÖd>Qaoxw s. 91.13/14; <p'Ö'avco 92.20. ßaCvoo: V ßa + njö 100
wie 92.21-23, vgl. <pa(voo 84.8; daher:

33 ßa(voo ßi)ooµm EßT)V ßEßTJXU


34 <puoµm <puooµm "
E<pUV J'tE<püxa

Mehr: 69.15.
298 SUMMA GRAMMATICA

101 2. Aorist Passiv (53, 54; 43, 70)


Gleicher Art, in Form und Bedeutung, wie (98) EßTJv-ßfjvm sind z.B. tµavriv- µavi}vm >rasen<
(µa(voµm, 61.9[8]), EQQUT]V - QUfjvm >fließen< (QE(l), 72.4), tqiavriv - <pavfjvm >erscheinen<
(qia(voµm, 61.9[6]): Konsonantstämme, die durch Zufügung von -T]- befähigt wurden, Stamm
und Endung zu verbinden (70. 7). Das so entstandene Aoristsystem - sekundäre Endungen mit
vorangehendem e-Laut (YJ/E)-wurde dann für vokalisch anlautende Stämme brauchbar gemacht
durch Einfügung eines -ß- vor jenem -ri- (t<poßrrß·riv, Eßou/..t1·ß·T]v, t/..U-ß·riv). Und schließlich
wurde der so entstandene Satz von Formen (-ß'T]v, -ß'T]i; ... -ßfjvm) auch an konsonantischen-
dende Wurzeln gehängt (YJU<pQ<ivßT]v, btEµ<pß'T]v).
Die so entstandenen Sätze werden traditionell als (>starke< bzw. >schwache<) Passivaoriste regi-
striert, und in der Tat hat sich >passive< Bedeutung (36.6) bei der Mehrzahl der Verben allmäh-
lich durchgesetzt; viele aber bewahrten die ältere, aktiv-intransitive Bedeutung (Ex<iQT]V,
i)ofrtiv, füE/..txfrtiv). Das Nähere hierzu s. 70.6-12.
102 Formale Einzelheiten s. 70.2-3 (Ablaut wie in cn€/../..(l) - Em:<iAT]V und xa/..Ew - f:x/..fiß'T]v);
70.4-5 (Kurzvokal-Aoriste wie T]UQEß'T]v und EÖEß'tiv); 70.5 (>wucherndes Sigma< wie in axo\J(l)
- ~xouofrtiv, XQCw - EXQCofrtiv).

103 C. Futurum (71 und 72)


Das Futur ist Abkömmling von Aorist und Präsens. Vom Aorist stammt der entscheidende
>Tempuscharakter<, das -s- zwischen Stamm und Endung, welches die actio verbi in die Zukunft
versetzt; und zwar vom Konjunktiv des Aorist, dem Modus des Willens (was einer will, liegt in
der Zukunft; vgl. engl./ will als Futurum); eben darum gibt's keinen Konjunktiv Futuri. Alles
übrige stammt vom Präsens (71.1-2).
104 Beim normalen -s-Futurum gibt es Variationen je nach dem Verhältnis zwischen Präsensstamm
und Verbstamm: /..uw-/..uow, aber z.B. /..avßavw-/..t1o(l), :rt<icrx(l)-:rtELooµm, :rtOLE(l)- :rtotfto(l)
usw. Und außerdem gibt es das >attische< und das >dorische< Futur. Das >attische< oder >Futurum
contractum<(80) ist die Regel bei Verba liquida (ayy€/../..w - ayyE/..w; µ€v(l) - µEVW, 80) und bei
mehrsilbigen Stämmen auf -(~(!) (voµ(~(l) - voµul>, 56.10); seine Formen gleichen dem Präsens
der Verba auf -E(l) (71.3 und 10). >Dorisches< Futur wie in :rtt:rt't(l)- n:Eooüµm und <pEUY(l)- <pEU-
;oüµm (72.3) ist im Attischen sehr selten.
105 Futurum Medium begegnet bei vielen Verben, die im übrigen aktive Formen haben (z.B. axOU(l)
- axouooµm, 36.17; 72.5); andererseits haben solche Futura nicht selten passive Bedeutung
(nµt1ooµm, aÖtxfiooµm, 72.5).
Futur Perfekt, z.B. XEXQa;E'tm, JtE:rtQ<i;nm, 72.8.
Futur Passiv: Drei Formen: oben 58; 72.6.
106 Formale Besonderheiten einzelner Verben finden Erklärung in den angegebenen Kommentaren
zu den hier folgenden
SUMMA GRAMMATICA 299

Stammformen

35 btmvtw btmvfooµm ErtTJLVECJa EJtTJLVEXa


36 yaµtw yaµ& (der Mann) heiraten
yaµtoµai yaµoüµai yEyaµriµm (d. Frau)
3 7 XaAE(l) XaAW f:xaAECJa xtxA.rixa
3 8 'tEAEW 'tE'tEAEXa 'tE'tEAECJµm hEA.fofu}v leisten
39 ]tAf(l) rtA.rucroµm rnAEUCJa JtEnAEuxa segeln
rtAEUOOܵat
40 xa(w xavaw Exaucra xtxauµm txaufu}v verbrennen
41 gtw EQQUT)Xa fließen
42 xatQW XEXOQTJXO s. freuen
4 3 (J)E'Öyw (J)EU~oµm E(J)uyov JtE(J)Euya fliehen
(J)EU~oüµm
44 µaxoµai µaxoüµai kämpfen
45 ßouA.oµai ßouA.i]croµai E:ßouA.i]fu}v wollen
Mehr 71.11; 72.10.

D. Perfekt (53; 54; 73; 74) 107


Zum Perfekt - einem Gegenwartstempus ( 17. 9) - gehört als dessen Vergangenheit das Plus-
quamperfekt (40.1-4). Formal ist es charakterisiert durch 1. Reduplikation des Anlauts mit -E
(vgl. 88): so alle, außer olöa; 2. eigene Personalendungen im Aktiv: so IE, aber griech. nur in
Resten erhalten; 3. durch Ablaut und andere Änderungen des Stamms: so bei gewissen Grup-
pen.
Zu 1: Reduplikation (s. 17.3) 108
Beispiele: A.t·A.uxa und yt-yQa(J)a, aber 'td}uxa; ÖLaA.E·A.uxa, aber ÖE·ÖuITTUXTJXa; nt·nvrnxa,
aber E"CJXErt'tat; f:·~i]'tT)Xa, °f""PEUCJ'to, E"QQWCJO, €·mxa (F€:Fmxa).
Ausnahmen von den durch diese Beispiele illustrierten Regeln: E·yvwxa, nE-n:twxa, xt·xn1µm,
µt·µVT]µat, e·6Qaxa (FEF6Qaxa, 73.9; 85.6).
Reduplikation d- (vgl. 97 und 73.9): ELATJ(J)a (67.4), ELQTJXO, dw-fra (73.10), ELQyacrµm, ÖLEL-
AEYµm, CJUVELAEYµm.
Attische Reduplikation der ersten Silbe, mit Längung des folgenden Vokals: wenige Verba, z.B.
axouw - axijxoa - TtXTJXOELV, ~A.-frov (ilA.u-frov) - EA'fiAu-fra, EYELQW - f:yfjyEQµm - EYQTJYOQa
(73 .11).
Zu 2: a) Stamm und Endung (73.1-2) 109
Das Perfekt Medio-Passiv ist immer stark (MA.u·µm); ebenso IE das Aktiv (yEyQa(J)·a). Das
Griechische fügte hinzu das schwache Aktiv mit Einfügung von -x-: MA.u·x·a, n:En:Et{'fr]xa
(73.3).
b) Reste eigener Aktiv-Endungen
1. Sing. -a (A.tA.ux·a); 2. Sing. --fra (olcr·-fra); 3. Sing. -E (A.tA.ux·E); Imper. 2. Sing. (selten) -fü
(i:t-frvafü); Infin. -E'Vm (AEAux:E'Vm); Partiz. -cl>;, -6;, -ui:a (28.4).
300 SUMMA GRAMMATICA

110 Zu 3: Wandlungen des Stamms im Perfekt (73.6-12)


a) Aspiration am Stammende (73.7): bei Guttural- und Labialstämmen: m:q>'\JA.axa, ßEßAaq>a.
b) Erweiterung mit -T) (73.6): µrµci'fr11·xa, ßEffouA.·T)·µm.
c) Ablaut (73.8): AEtmo - MA.oma, nEW-oo - nEnml'.>a, &.nox-tEtvoo - &.ntxi:ova, q>a(voµm -
1tEq>T)Va, n(vw - nrnwxa.
d) = a) + c): 1tEµrtW - nrnoµq>a, XAEn't(l) - XExAoq>a.
e) Wurzelabstufung (73 .12): z.B. ßEßrixa - ßEßämv, tE1'.>vlixa - i:dtvcivm, ECJTI}xa- EITTci'rtE(;,
ÖEÖOLxa - ÖEÖLa.
111 Ein Perfekt ohne Reduplikation: olöa •ich weiß< (74.2)
(hier nur die klassisch-attischen Formen; Genaueres s. 74.3)
Ind. olöa, ola&a, olöE, i'.oµEV, LITTE, roamv.
Konj. ELÖ<i>, ELÖi}l(; ... Opt. dödriv, dÖEtT)(; ...
Imper. rofü, LITTOO, LITTE, lITTWV.
Inf. döf:vm. Pan. döci>~, Elö6;, döui:a - Elö6to~, ELÖu(a~ . . .
Plusq. T]Löri, flLÖT)o'fra, fitÖEL, filÖEµEV, flLÖE'tE, f1töwav.
Fut. d(ö]ooµm.

112 Stammformen
46 axouoo axouooµm f1xouoa axi}xoa f1xouoµat ~xouofrriv hören
47 t<iw tciooo daoa daxa daµm EL<ifrriv lassen
48 xtcioµm xn)ooµm EX'tT)ociµriv XEX'tT)µm erwerben
arbeiten
Mehr 90.9 (&.no'frvi}Loxw); 73.16.

113 V. Verba mit athematischem Präsens (75-84)


Es gibt thematische und athematische (starke) Aoriste (95), d.h. solche mit und andere ohne den
verbindenden Themavokal o/E; z.B. EALJt'O'V und Eßrrv. Ebenso gibt es thematische und athe-
matische Präsentia, z.B. Afro·µm (und alle bisher behandelten) einerseits und andererseits z.B.
xäµm, öuva·µm, tC'frE·µm. Beide Klassen gibt's im Aktiv sowohl wie im Medium.

114 A. Das athematische Präsens Medium (75)


ist unproblematisch. Die gleichen Endungen wie beim thematischen Präsens (mit Imperfekt),
-µm, -am, -'t'UL ... bzw. -µl')v, -ao, -to ... , folgen ohne Bindevokal direkt auf den Stamm-
wie im Perfekt Passiv: wie l.EA.uµm, -am . . . und €.AEA.uµriv, -oo, so XEi:µm, xEi:om und
EXELµT)v, EXELOO oder tmeµm, i:mwm und hL'frEµT)v, ht'freoo; mit Beibehaltung des Sigma in
der 2.Sing. (die Besonderheiten des Akzents im Perfekt kehren aber hier nicht wieder; der Inf.
ist z.B. t('frrn'frm und das Partizip n'frEµEVo;). Die
115 Media tantum (75.3-8)
XEi:µm (liegen), öuvaµm (können), EJ"t(ITTaµm (wissen), usw. (s. die Stammformen 75.9) sind
>Wurzelpräsentien<(Medium) in derselben Weise, wie €ßriv, €yvwv usw. >Wurzelaoriste< sind:
sie bestehen nur aus dem Stamm (z.B. XEt-, öuva-) und den bekannten Endungen; z.B. XEi:--rm,
SUMMA GRAMMATICA 301

öuva·<rfrE, bt(cna·<J'frm, xa{h)·µevoc;, EXQEµa·i:o (75.6). Ihre Konjunktive und Optative sind
den thematischen angeglichen: öuvwµm, ö-Uvrit ... wie /..-Uwµm, /..-Urit ... und öwa(µT]V, ö-U-
vmo . . . wie /..uaa(µflv, /..'\Jaaw . . . Außerhalb des Präsens findet sich bei den meisten dieser
Verben ein Futur, bei mehreren ein Aorist- >passiv<in Form, >aktiv< in Bedeutung-, ein Perfekt
-selten und spät-nur bei ö-Uvaµm. Und ein Detail: Die Endung-ao, in der Dichtung oft beibe-
halten, wird bei öwaµm und bticnaµm in klassischer Prosa kontrahiert: eö-Uvw, ~Jtiai:w,
btCai:w (poet. bcCcnaoo, Imperativ); vgl. 75.7; 79.t. Stammformen 75.9 und 15.

B. Das athematische Präsens Aktiv (76-84) 116

hatte im Indikativ und Infinitiv eigene Endungen, die allmählich denen des thematischen Prä-
sens angeglichen wurden. Ihre ursprüngliche Form und deren Entwicklung zur klassischen
Norm erkennt man beim Vergleich zweier

Aktiver Wurzelpräsentien
dµ( >ich bin<und cpriµ( >ich sage< (83.2-9) und 16-19). 117

Indikativ
Vorstufen Klassisch
dµ(
EOOL

Ecnt
E:aµtv <pöµtv

do( <päa( (< <pövi:()


V es (lat. esse) v <p ä/ a (lar. färi, fäma)
1. Die ursprünglichen Endungen: -mi, -si, -ti (vgl. -µm, -am, -i:m); -men, -te, -nti haben sich
entwickelt zu -µt, -c;, -m; -µEV, -'tE, -äm (vgl. 83.3/4).
2. Längere Formen im Singular stehen kürzeren im Plural gegenüber (>Ablaut<) .
Beides gilt für den Indikativ aller athematischen Präsentia.
Konjunktiv: wie bei allen athematischen Präsentia, übernommen von der o-Konjugation, mit 118
l Kontraktion des vokalischen Stammendes mit der vokalischen Endung (außer bei t und u):
cb (< ::·gaw), ~tc;, ~t . . . (23.5),
<pw (< ':·<paw), cpf\tc;, cpf\t - <pwµEV, cpf\n, <pwmv.
Optativ ELflV, El'.11c;, ELl] - dµEV, EhE, dEV (2 5. 7);
<pa(T]V, <paCric;, <pa(T) - <pai:µev, <pai:i:E, <paiEV:
Die charakteristische Form, wie bei Verba vocalia, Aor. Pass. und Wurzelaoristen, wiederum
(117) mit der Differenzierung, zwischen Singular und Plural durch Ablaut, die freilich mehr und
mehr vernachlässigt wird ( Etriµev . . . , <pa(rJµEV . . .) . So die meisten athematischen Präsentia.
Imperativ, 2. Sing. fo-frt - <pa-frt (<pafü ?) :
wie Aor. Pass. und manche Perfekta (109), z.B. tcrltt (! < oiöa, 111); aber nicht so die anderen
Gruppen von athematischen Präsentia.
Imperativ, das übrige: Ecnw, EITTE, EO"t(l)'V (Ecnwaav); <pai:w, <p<in, <pavtwv:
So ganz allgemein.
302 SUMMA GRAMMATICA

Infinitiv Elvm - cpavm:


Endung -vm: so alle athematischen Präsentia; vgl. 98 yvw-vm.
Partizip wv, öv, ouaa (30.12)- cpaaxwv ... (83.18):
-nt-Stämme wie alle Partiz. Präs. Akt.
119 Imperfekt~ (~v), ~afta, ~v - ~µfV, ~i:E, ~aav (83.7),
EcprjV, Ecprja-&a, Eq:>Tl - Ecpö.µEV, Eq:>Ö.i:E, Eq:><'ioav (83 .19).
Andere Tempora: dµ( Fut. Eaoµm ... EITTm (83.8); q:>l"jµ( s. 83.17.
Akzentuierung der enklitischen Indikative: s. 10.11und11.10 und 12.
Merke bes. die Differenzierung durch Ablaut von Singular und Plural im Indikativ, Imperfekt
II und (meist) Optativ des Aktivs athematischer Präsentien.
120 Analog diesen beiden im Formprinzip, aber stärker von thematischer Bildung beeinflußt, ist das
dritte >Wurzelpräsens<:
dµt. - i.tvm •gehen<, v' nh, lat. ire (83.10-15).
Ind. Elµt, El, Elm - l:µEV, LLE, l:am(v).
Imperativ tih, hw, hE, i,6vi:wv.
In/in. LEVat.
121 Imperfekt (83.14) ~ta, ilnafra, fllEL - ~LµEV, ~ti:E, ~taav.
Die übrigen Modi nach /..:uw:
Konj. i'.w, Lf'IL~ ...
Opt. l:otµt, tot~ . . .
Part. [wv, i.6v, loüaa - t6vi:o~, {ouori~ ...

Zum Imperfekt
Die 2. Sing. zeigt in 119 und 121 die alte Perfektendung--&a (73.1) angehängt an die normale En-
dung-~: nicht so die übrigen athematischen Präsentia. Die 3. Plur. übernimmt die Endung -aav
des schwachen Aorists: so bei allen athematischen Präsentien.

122 C. µt-Verba mit Präsensreduplikation (78-82)


Wie y(·yvoµm (88) und ·n-tQWCJ'X.W (91), so fü·öwµt., t(·'Öllµt usw. - Die Wurzeln dieser Verba:
LO'tT)µt (< s(o'tT)µt): v' mä/a > CJ'tT)/a (78.3); füöwµt: v' öw/o (80.1); t('Öllµt: v' 'Öll/E (81.1);
t1iµt. (< *j(jflµt.): V Lfl/E (82.2).
123 Sie zeigen alle soeben angeführten Eigenheiten des Aktivs der athematischen Präsentia:
1. Eigene Endungen im Indikativ (-µL, ~ ... )und Infinitiv (-vm), 117f.;
2. Gradation (Ablaut) zwischen Singular und Plural im Indikativ (tC{}riµt. - i:(-frEµEV), Optativ
(n-frELflV - tt-&EiµEV) und Imperfekt (Ei:C-frriv - Et(-frEµEv) (117-9);
3. die Endung -oov in der 3. Plur. des Imperfekts - und auch des Aorists;
4. Konjunktiv übernommen von der ö-Konjugation (118), und zwar mit Kontraktion von
Stammende und Endung; also Ä:uw, /..:urit.~ und so i:w, LTJL~, aber n-&<i>, tdtfjt.~ (118);
5. Optativ wie Verba vocalia und ELflV; z.B. 'tLfrELflV, 'tt-frELf'I~ - tt.-frEiµfV.
124 Darüber hinaus zeigen diese Verben, im Präsens: Imperativ, 2.Sing.: L<J'tll, ttfrEL, LEL, füöou
( anschei:.end aus ':·tai:aE, '~'tt-frEE usw „ nach Ä.ÜE, Ä.fyE, n:o(EL < n:otEE); Partizip: normale -nt-
Stämme, mit Endung -; im Nom. Sing. Masc., z.B. iatä;, ' iatavto~; ÖLÖoo~, öt.OOvto~;
SUMMA GRAMMATICA 303

Aorist: es sind durchweg >Wurzelaoriste<. VEcnriv (von tcnriµt) ist bekannt (98; 69). Die übrigen 125
sind gleicher Art, aber mit zwei unbegreiflichen
Eigenheiten: 1. -x- zwischen Stamm und Endung im Singular des Indikativs (80.13): E{hixa -
fflEµEV, eöwxa- eöoµEV, ~xa- dµEV (mit Gradation; äußerlich wie das Perfekt EITTYJXU-EITTU-
µEV, 73.13); 2. Endung -c; der 2.Sing. des Imperativs: -frtc;, Ec;, ö6c; (80.14).
Die Formen der einzelnen Verben sind aufgeführt und besprochen in AG: 126

i'.cnriµt 78.7-12 (Akt); 78.5-6 (Med.);


'ttihiµt 81.5 (Akt.); 81.4 (Med.);
triµt 82.4-8 (Akt.); 82.9-10 (Med.);
ölöwµt 80.11-15 (Akt.); 80.3-9 (Med.).

Im folgenden wird ein deutender, konzentrierter überblick über alle vier Verben geboten; als
Repräsentant der letzten Gruppe (137-39) von athematischen Verben ist ÖE(xvuµt (75; 76) hin-
zugefügt, soweit dessen Formen Altes bewahren.
Eine vollständige Liste aller Präsens- und Aoristformen steht am Ende dieser Summa (141-44).
Da sowohl Präsens wie Aorist stark und athematisch sind, unterscheiden diese beiden sich nur
im Stamm - redupliziert oder einfach -, wo immer die Endungen identisch sind. In solchen
Modi können daher die Formen von Präsens und Aorist kombiniert vorgeführt werden. Zu-
nächst aber die, bei denen das nicht möglich ist:

Präsens 127

Indikativ Imperfekt Imperativ, 2. Sing.


'tt{}ri/E-
1 -µt f:'t("frEtfE- -V2 I 'tL'frEt, tEL, ölöou, tcnri, ÖE(xvü
-LYJ/E- -c; lEL/e- J -c;
ÖLÖw/o- > < -m tölöou/o- > < [t} Infinitiv
im:ri/a
ÖEtxvu/u-1
-µEV
-'tE
i'.cnri/a-
föE(xvu/u
-µEV
-'tE
.,LE-
n-fr€-
}
1 , -am 1 -l:AN füoo- > -VUL
[01:6.-
I
ÖEtXvU-

1 Aber kontrahiert: to-täOL, i:äm. 2 1. Sing. meist hCihjv, tTJV.

Aorist 128
(emrioa und EÖEt;a sind normale s-Aoriste; für EITTYJV [intrans. J s. ll5)

Sing.
Indikativ

~~·x t ~~c; l Imperativ. 2. Sing.


-frEc;, Ec;, ö6c;

Plur.
eöw·x- ~ -E Infinitiv
{}Ei:-
d-
öou-
l -Val
304 SUMMA GRAMMATICA

129 Präsens und Aorist: gemeinsame Formen


(Präsensreduplikation in Klammern)

- Konjunktiv
(n)-tt-
(t)'-1
(t)ITT-
(Öl)Ö-
l -ci>, -f)t; ... wie ©, ~t; ... (118) oder ßci>, ßf)t; ... (98)

-ci>, -ci>ti;, -ci>t ... wie yvci>, yvci>ti; ... (98; 69. 8)

Optativ

(n)&-
t ,_
()' 1
(t)ITTa-
! -LT]V, -tri; ...
wie
ElTJV, dTJ; ... (118)
AU-ttELTJV, -ELTJ; .. . (54)
ßatriv, ßaCri; ... (98)
(Öl)Öo- "(VOLTJV, yvo(TJ; ... (98)

1 Lies (Aor.) cb, ~L; ... und ElT]V, dT]; ...

!
Imperativ Partizip
(3.Sing., 2. u . 3. Pl.
-t(1) (n)tt- t -Ei;, -tv, -Ei:oa; -tv-w;, -EtOfl;

l
(n)iiE-
({)t- (t)'l-
(t)ITTa- -LE (t)ITT- -a;, -av, -aoa;-avto;, -aori;
(fü)öo- -vtWV (fü)ö- -ou;, -6v, -oüoa; -6vtoi;, -ouori;

1 Lies Et;, Ev, Eloa . ..

130 Das Medium


auch der >Drei Großen Verba auf-µt< ist prinzipiell gleich dem Perfekt (mit Plusq.) von AUW (AE-
Auom - öuvaom - Tt-ttE·om - ötöo·om: 114; 115. Folgendes bleibt zu bemerken:
131 1. Da die Aoriste dieser drei Verben stark sind (Wurzelaoriste), unterscheiden sie sich vom Prä-
sens bzw. Imperfekt nur durch die Abwesenheit der Reduplikation; z.B. €(tt)-tt€µTJV,
(Tt)füöµm, (n){}tµEVo; (81.4).
Ausnahme: (80.6): Das -o- der Endung-oo, sonst beibehalten, fällt aus im Aorist, mit folgender
Kontraktion, wie beim Imperf. tAuou < ::·tJ-uEoo. Also Präs. tLttrno (Imper.) und hLttrno (Im-
perf.), ab,er Aor. E-ttou und -ttoü; ebenso tölöooo: EÖou (80. 9) usw. Nur doo, Ind. Aor. zu LTJµt,
behielt sein -ao, weil es sonst mit dem Opt. do zusammengefallen wäre. Merke also die Aor.
Imperative {}oü, o'Ü, öoü und die parallelen Indikative E-ttou und töou.
132 2. Konjunktive und Optative kontrahieren ihre Stammenden mit den Endungen der themati-
schen Modi (daher andere Akzentuierung als z.B. bei öuvwµm und öuvmo, 105); z.B. Konj.
(n)-ttci>µm, (n)-Oi}t . .. und ( Öl)Öwµm, (ÖL)Öci>t ... (80.8); Opt. (t)EtµT]v, (l)Ei:o und (ÖL)ÖotµT]v,
(fü)öoio ... (80.8).

133 Die übrigen Tempora


Es gibt keine >athematische Konjugation<. Es gibt athematische Präsentia; unter diesen bilden
die Verba mit Präsensreduplikation auch athematische starke Aoriste im Aktiv (128f.) und Me-
dium (131). In den übrigen Tempora verhalten sie sich wie normale Vokalstämme. Dabei ist ihr
Stammvokal lang im Singular Indikativ Aktiv von Präsens, Imperfekt und Aorist (123; 80.13)
sowie im Futur und Perfekt Aktiv; sonst kurz (speziell auch im Präsens Med.); s. die folgenden
Stammformen (135f.).
SUMMA GRAMMA TICA 305

Anmerkung betr. Akzentuation: Es gelten die allgemeinen Regeln (24). Für Konj. und Opt. s. 134
123.4f. und 132. Partizipien akzentuieren die Stammsilbe, z.B. ('n)'frEti;, (n)'frtvtoi;, (n){h::ioa;
Infinitive auf -vm haben ihren Akzent unmittelbar vor dieser Endung. Komposita s. 24; also
z.B. cnptTJµL, lX<pEi;, aber acpfptE; fut6öoi; (denn die erste Silbe einer zweisilbigen Präposition
wird nicht betont). Die Imperative {}oü, oü, öoü behalten ihren Akzent nach einsilbiger Präpo-
sition (acpoü), verlieren ihn nach zweisilbiger (fut6öou).

Stammformen 135

50 ITTTJ/a LITTT)µt <Tti]ow EITTTJOU (Aktiv) stelle


t-
i'.maµm ITTa{h)ooµm foi:a'frriv (Passiv) werde gestellt
mi)ooµm EO'tflOCtµT]V (Medium a) stelle (m. Interesse) 79.2
EITTT)V EITTTJXU j (Medium b) stelle mich, trete
51 {)ri/ E 'tt{}riµt {h)ow Efrrtxa 'tE{}rixa (xEiµm) htfrrtv setze
1
~xa -sende
1
52 (j)i]/E i'.T]µt fiow -dxa -dµm •-Ei'.frrtv
53 öw/o ötöwµt öwow EÖwxa öEöwxa ötöoµm tö6frrtv gebe

1 D.h. >nur in Komposita<.

Präsensreduplikation erweitert mit Nasal (79.3 und 4) 136

54 :rc/...ri/a Jtt(µ):rcAT)µL 1 :rc/...T]ow rn/...rioa :rt:EnATJXU :rcEJtAT)oµm t:rcJ..i)o{}riv füllen


55 JtQT]/a n:C(µ)JtQT)µt 1 :rcgi)ow E'1:Qf10U :rtEJtQfl( o)µat E:rcQiio'frriv verbrennen

1 Häufiger f:µniJtA.TjµL und f:µn(JtQT]µL, aber Simplex nCµnA.- und JtLµJtQ- .

D. Athematischer Präsensstamm mit Nasalerweiterung am Ende (75-77) 137

(Verba auf -vuµt und -vvuµt)


Vgl. thematische Präsensstämme mit n-Erweiterung wie öawvw (92) und aµaQu1·vw (93). Es
sind verschiedenartige Konsonantstämme, erweitert- nur im Präsens- mit -vu. Diese Gruppe
ist am stärksten dem Einfluß der thematischen Konjugation erlegen. Formen wie ÖEtXvUW (st.
ÖE(xvuµt), Oj)EWl.JE (st. oßtwü), ooµvuov (st. ffiµvüv), XEQOWUWV (st. XEQUWui;) begegnen mit
wachsender Häufigkeit seit Hesiod. Im Konjunktiv und Optativ war der Übergang früh und
endgültig: es heißt nur ÖEtXVUT)t und ÖEtxvuot, ÖEtxvfrrp:m und ÖELXVUot'tO (wie AUT)t, /...uot
usw.). Die übrigen athematischen Formen bleiben aber weithin bewahrt, jedenfalls in der höhe-
ren attischen Literatur; teilweise auch noch im N.T.
Klassisch also ist- abgesehen von Konj. und Opt. - das athematische Medium (ÖE(xvuµm wie
/...tA.uµm, auch im N.T.) und im Aktiv der Ind. (ÖE(xvuµt wie 'tt{}riµt 127), Imperativ ÖE(xvü
(76.n.2), Infin. ÖELxvuvm, Part. ÖEtxvui;, ÖEtxvuv, ÖELxvüoa, Gen. ÖEtxvuvwi;, ÖEtxvuorii;
(76.2-9), Imperfekt EÖE(xvüv ... töECxvuoav (76.7).
Die Bildung der Formen außerhalb des Präsens entspricht der Eigenart der betr. Verbstämme.
Stammformen V.>
0
O"

138 1. Gutturalstämme und Liquidastämme (Verba auf -vuµt) (75; 76)


Nr. V Präsens Futur Aorist Perf.Akt. Perf. Pass. Aor.Pass. deutsch
56 ÖELX ÖEt'KV'UµL ÖEL1;ffi Eön1;a (ÖEOELXO) ÖEÖEtyµm töEixih]v ze~en
57 tE'UY teuyvuµt tru1;(1) EtEu1;a tteuyµm ttEuxih]v verbinden
58 µ(E)ty µECyvuµt 1 µet1;(1) EµEt1;a µtµetyµm tµdxih]v mischen
59 mw/nay . n'llyvuµt n:'lll;co fn:ri1;a fest, hart machen
n:f)yvu-rm n:ayfjoe-rm bt~ 1tEJt__!lYE hart werden
60 QY)Y/Qay Qi)yvuµt Qtlf;O> EQQY)1;a zerbrechen (tr.)
tll
Qi)yvu-rm QOy{jOE"taL tQQclYY) EQQffiYE brechen (intr.) c
E!:
61 6A. -öUuµt 2 -6A.<i> -<i'>A.eoa -6A.c.OA.exa ruinieren E!:
-öUu-rm -6A.d-rm -<i'>AE"to -ÖAcoAE zugrunde gehen >
G')
62 6µ öµvuµt öµoüµm <i'>µooa öµcl>µoxa schwören :;:a::i
>
E!:
1 Die Verteilung von µny- und µty- ist ungewiß, außer in Aor. Pass. tµtyrJV und wahrscheinlich Präs. µt:ty- . 2 In Prosa immer lutoA.-. =:
>
~
.....
139 2. s-Stämme und Analoges (Verba auf -vvuµt) (77) ()
>
63 1 Feo aµq>tEvV'UµL aµq>t& T]µq>Ceoa T]µq>CEoµm kleiden
1
64 l oßEo oßtvvuµt -oßtoffi Eofkoa toßtoih]v löschen
65 1oxtöao oxeöavvuµt OXEÖÜ> toxtöaoa toxtöaoµm toxEöaoih]v zerstreuen
66 1 tffi( o) tc.Ovvuµt (toooffi) ftwoa ftwoµm (ttc.Ooih]v) gürten
67 1 X(E)QO XEQGVVUµt EXEQaoa xtxQaµm txQaih]v mischen
l
68 IXQEµa xQEµavvuµt XQEµ<i> txQtµaoa btQEµaoih]v hängen
69 IQW (QcOVVUµt) (Qc.000>) EQQWCJa EQQ0>µm tQQcOo'ÖT]V stärken
Klassische Perfekta Aktiv überaus selten. In ( ) seltene und späte Formen.

1 Auch Wurzelaorist (98) toßriv >erlosch<. 2 Kein Perf. Pass., aber Wurzelpräsens XQEµaµm (75.9) >hange<.
140 Kombinierte Stammformen (85; 86) (hier nur die klassischen Formen)
70 1
1. Q)EQ ofow ijvEyxov
2. m(o) cpEQW ofooµm llVEYXU hftvoxa EvfivEYµat TJVEXfhiv tragen
3. EVE(y)x
1'
71 11. Fog (OJtWJta) wµµm
2. OJt OQclW Ö'Poµm Elöov Meaxa E<i>Qaµm wcpfhiv sehen
3. Ftö
72 11. AEY EQ<i> ElJtov EtQrpm ELQT)µm EQQT)fhiv
2. F(E)Qll /...Eyw (/...E~w) (E/...E~a) (/...E"AEYµat) (€/...Exfhiv) sagen
3. FELIErt
73 11. EQX (€/...Eimoµm) gehen, V>

2. E/...(u)ß EQXOµm flµL ~/...ßov t"AT)/...u{}a kommen


c
~
74 11. ULQE/ T) ULQEW a[gi)ow El/...ov tllQTJXU fltQE&r]v nehmen ~
TlLQTJµm >
2. (s)EA C)
:;.::i
75 11. ßQEX 'tQEXW ögaµoüµm EÖQaµov ÖEÖQ<iµ11xa rennen >
2. ögaµ ~
a:::
76 l 1. EÖ ßtßewxa ßEßewµm (€ßeoofhiv) essen, >
~
2. cpay Eofüw eöoµm ecpayov Eöi)öoxa Eöi)ÖEoµm (Tjötofhiv) fressen ( ')
3. ßew
-
>

V>
0

"
308 SUMMA GRAMMATICA

141 DIE WICHTIGSTEN VERBA AUF -µL-


PRÄSENS UND IMPERFEKT AKTIV

Verbalstamm ÖELX öoo/o


Präsensstamm ÖEtxvü/u ÖLÖoo/o
Sg. 1. ötix-vü·µt t-cmyµt öi·öoo·µt i:i-th)·µt t11·µt
2. ötix-vfrc; t·atr]·c; öi·öoo·c; 'tt-th)·c; t-rrc;
3. ÖEix-vü·m(v) t·atr]·m(v) fü·öoo·m(v) i:i-th)·m t11·m(v)
PI. 1. ötiwvu·µtv t·cna·µtv öi·öo·µtv i:(itt·µEV t·t·µtv
2. ÖELXW"'tE t·cna"'tE öi·öo·i:t 'tt itE"tE L"E"'tE
3. ÖEtwvD·äot(v) L·cnäm(v) fü·oo·äm(v) n itt·äm(v) i·äm(v)
;;
Sgl. . ÖELX-VU·oo I
l·cnw fü·öw nitw
>
...... 2. ÖELXW1')Lt; L·<J"tiitc; ÖL'Ö<l.lLt; i:t{}i]tc;
.....
~
§ 3. ÖEtx·v611t {·<J"tiit ÖL'ÖWL nitf}t
I
·2 PI. 1. Öttx-vU·oo·µtv t·cnw·µtv fü·öw·µtv nitW·µtv t·w·µtv
I
0
~
2. ÖEL'XW1']"tE {·<J"tii"'tE övöw·u~ TLitf\"'tE i:fl·'tE
3. Öttx"VÖ·oo·m(v) t·cnw·m(v) fü·öw·m(v) nitW·m(v) t·w·m(v)
Sg. 1. Öttx-vU·m·µtI
l·cna·iri-v Öt·öo·iri-v 'tL itt -('YI "V L'E"lfl"V
2. Öttx-vU·m·c; [·cna·iri·c; ÖL·ÖO·iri·c; 1:LitE'Lfl"<; i·E-iri·c;
-~ ..... 3. ÖEtx-vÖ·m {·cna-tri ÖL·Öo·iri 'ttitdri {·dri
(11 I
..... PI. 1. Öttx-vU·m·µtv [·cna·i·µtv övöo·i·µtv nitE·i·µtv {·E-i-µEV
0..
0 2. ÖEtx-vti·m·'tE i·cna·i·i:t ÖL·ÖO·i"'tE 'tL itE·i"tE {·t-i: "l:E
I
3. ÖELX"V'Ö·m·tv {·cna·i·EV ÖL·Öo·i·EV ttitt·i·tv {·E·i·EV
>
...... Sg. 2. ÖE(x-vü l'.·<mJ fü·öou i:(itEL l"EL
.....
(11
I
1..
Q)
3. ÖEtx-vU·i:oo t·cna·i:oo ö1:oo"'too 'tL itE"'tW t·t·'t(l)
E" Pl. 2. ÖEL'XW"'tE t·cna"'tE fü·ÖO"'tE 'tLitE"'tE l"E"'tE
/ I
........ [·t-vi:oov
3. ÖELX "V'Ö "V'tOOV l ·cnö.·vi:oov ÖL ·ö6·vi:oov 'tL itE"V'tOOV

Infinitiv Öttx-vu·vm
z ÖL·Ö6·vm
1 T f 1
nitEic;, -ittv [·Eie;, -tv
Partizip ÖEL'XVUI"',
• / ::i
-VUV [·cnä;;, -cnö.v ÖL ·öout;, -ö6v
-vi'.l -vi: ·oc; -a-vi:·oc; -6-vi:·oc; -t-vi:·ot; [·€-vi:·ot;
ÖELX'VÜOU
I
l·cnäaa fü·öoüaa nitEioa t·Eioa
I
-ämic; -OUOTI<; -EiOTI<; [·EtCJll<;
-!!
Sg. 1. f:·ÖELX'VÜ"V L'atl]"V t·fü·öou·v
!!
2. f:·ÖELX'VÜ·c; ~·atr]·c; t·öL·öou·c;
3. f:·öEix-vü ~·atr] t·öL·öou
Pl. 1. f:·ödx-vU·µtv i>cnö.·µEV t·öL·öo·µtv
2. f:·ÖELXW"'tE " f:·Ö(·ÖO"'tE
i·cnö.·tE
3. f:·ÖEix -vU-oav ~·cnö.·oav E:·öi·öo·oav
SUMMA GRAMMATICA 309

PRÄSENS UND IMPERFEKT MEDIUM 142

Prä~ensstam.m ÖEL'X.vU- l.O"ta- ÖLÖo- LE-


Sg.1. ÖE(x:vu·µat t·m:a·µaL öl·öo·µm t(-frE·µat L·E·µm
2. ÖEL'X."VU"CJUL t·O"ta·om fü·öo·om t(-frE·om t·E·om
>
·~ 3. ödx.-vu·tm L·<J'ta "'tUL fü·Öo"'tm t(-frE"'tat l"E"'tUL
.....
~
t·O"ta·µE{}a tL-fte·µE{}a l·e·µE{}a

- Pl. t. ÖELx·vU-µE{}a ÖL·oo·µE{}a


""8 2. ÖEt'X."VU"O'ÖE t·O"ta·O'ÖE Ö(·ÖO·crltE tL-frE·cJ'&E t·E·cJ'&E
3. ÖE(x.·vu·vtm
.
l "O'tU "Vtat
-
Ö(·ÖO"Vtat tL-frE"Vtat l"E"VtUL

. ::
Sg. t.
2.
ÖELXW·oo·µat
ÖElX.W1']L .vm:w·µaL
-
L"O"tTIL
ÖL·Ö<i>·µat
fü·öcin
tL -6cö-µa1.
tdn)1.
[·ci>·µat
L"f)L
~ 3. ÖELXW1']"'tUL hrtf} "'tUL ÖL ·Ö<i>"'tUL tL1}"ij"'tat l-f)"'taL
- c::~ PI. 1. öEtx.-vu·w·µE{}a l·O"t<i>·µE{}a ÖL·&o·µE{}a "tL1M>·µE"f}a t·w·µE{}a
0 2. ÖEL'X.W1']"0'ÖE l ·o·tfrcr6E ÖL·öci>·cJ'&E tt-fhl·CJ'6E {-f)·crftE
~
3. ÖEL'X.W"W"VtUL L·crtOO.ivtaL ÖL ·Ö<i>-vtUL tt-66>-vtm [·ci>-vtUL
Sg. t.
2.
ÖELX -vu·o( ·µ11v
ÖELxw·m·o
t·ota·(·µ11v
l·O"ta·t·o
ÖL·Öo·C·µ11v
ÖL·öo·t·o
tt1td·µ11v
"tL-ÖE·L·O .-
t·E·L·O
3. ÖEL'X.W"OL"'tO [·ota·i:·to fü·öo·i:·to tL-ÖE L"'tO
0
[·E°L"'tO
Pl.1. ÖELx-vu·o(·µE{}a l·ota-L·µE{}a ÖL·Öo-l·µE{}a tL-ÖE·(·µE"f}a l·d·µE{}a
2. ÖELXW·m·cr6E l·O"ta·t·cr6E ÖL·ÖO·i:·CJ'6E tL-ÖE·L·O'ÖE [·E-i:·crftE
3. ÖEL'X.W"OL"VtO i:O"ta·i:-vto fü·öo·i:-vto tL -frE·L "VtO l·E"L-vto
.:: Sg.2 . ödx-vu·oo t·ota·oo öC·öo·oo t(-frE·CJO t·E·oo
....
~ 3. öE1.xw·crltw · t·CJ"ta·m~w ÖL·oo·crltw tt-frt·a6oo l·t·cr6w
Q)
~ PI. 2. ödx-vu·cr6E t·O"ta·cr6E Ö(·ÖO·CJ'6E i;(-frE·CJ'6E t·E·crftE
- 3. ÖE1.xw·aöwv l·O"ta·crttwv fü·öfrcrltwv tL -frt·CJtkov t·t·crltwv
Infinitiv
Partizip ÖELX."VU·µEVO~
ÖELxw·µEVOV
l·m:a·µEVo~
[·cn<i·µEVOV
ÖL ·Ö6·µEVO~
ÖL"ÖÜ-µEVOV
tL-ÖE·µEVO~
tL -frt·µEVOV
. ,
t·E·µEVOV
ÖE1.x.-vu·µfvti
t--~---.~~--t~~~~~---1~
l·cna·µfvti ö vöo·µtvti tL -ÖE·µivr] [·E·µfvti
Sg.1. t·öE1.xw·µ11v f·m:6.·µ11v t·fü·ö6·µ11v t""t1.1tt·µ11v
SC
.... 2. t·ÖE(x-vu·oo &:cna·oo t·öC·öo·oo E"'tt-'ltE·oo L"E"OO
~ t·ÖE(X."VU"'tO
1(
L·m:a·to t·fü·ÖO"'tO E"'t( -'ltE"'tO "
l"E"'tO
't: 3.
~ Pl. t. f·ÖELX -viJ·µE"f}a i ·cna·µE"f}a t·fü·oo·µE{}a E"'tL -'ltt·µE{}a t·t·µE{}a
t·öEix-vu·cr6E i·cna·crttE t·Ö( ·Öo·CJ'6E E"'tL1'tE·cr6E "
i:·E·CJ'6E
- 2. ~
3. e·ÖELX"Vu·vto "
i:·cna-vto t·öC ·öo-vto E·t(-ftE"VtO L'E"VtO
310 SUMMA GRAMMATICA

143 AORIST AKTIV


(EöEL;a, EÖEL~aµriv wie D..ucra, -craµriv = rno(riaa, -craµriv. Ebenso ECJ'tTIOa, tCJ'tTIOUµT)V; für
ECJ'tTIV, cnci> ... s. 98.)

Tempusstamm öw/o {)ri/E Tj/t


Sg.1. t·öw·x·a t-{hi·x·a ~-x·a
2. t·öw·x·a\; t-0-ri ·x ·ac; ~-x·ac;
........> 3. f·Öw·x·E(v) e-{hi·x·E(v) ~-x·E(v)
~
Pl. 1. f·Öo·µEV E-itE·µEV fl·µEV
. --
~

-
T
-0
c 2. E·Öo·'tE E-t>E1:E EL''tE
3. €·öo·IAN E-itE·IAN El·IAN
T
Sg.1. Öci> 'frei> w
>
...
...... 2. ÖÖ>L<; {H]t<; ~L\;
~
e 3. ÖÖ>L {H]t ~L
::l T
·2 Pl. 1. Öci>·µEV 'frciJ·µEV w·µEV
0
~
2. ÖÖ>''tE {HJ·'tE ~''tE
3. öci>·m(v) 'frci>·m(v) <ll·m(v)
Sg.1. öo·t'Y)"V 'frE·tT)-V " V
E"LT)'
2. öo·(TJ·<; 'frE·tT) "\; "
E'Lfl'<;
......0...
-~ 3. öo·(TJ 'frdT)
CIS E'LTJ
Pl. t. Öo·i:·µEV ÖO{T)·µEV 'frE·i:·µEV 'frE·tfl ·µEV ElµEV "
E"LT)'µEV
0 2. Öo·i:·'tE Öo·Cri·'tE 'frE·i:·'tE 'frE·LTJ"'tE d·'tE 0
"
ELTJ 'tE
0

3. Öo·i:·EV öo·(TJ·l:AN 'frE"i:·EV 'frdrrIAN f"l·EV E·tri·IAN


Sg.2. ÖÜ-<; 'frt·c; "E'\;
....CIS>
......
3. ÖO"tW 'frt·"tw "
E''tW
V""' Pl.2. ÖÜ-'tE 'frt~ ·n: "
E''tE
-s-
Infinitiv
Partizip
3. ÖO"VLWV
öou-vm
'frE 'VLWV
'frEl'Vat
"E'VLWV
d-vm
Öouc;, ö6v' ÖOV'tO\; 'frEt<;, 'frtv, -&mm;; EL<;, Ev, MO<;
öoüoa, öouOTJ<; 'frEi:oa, -frctOTJ<; ELOa,
T
ELOll<;
"

Außerhalb des Indikativs finden sich viele dieser Formen nur in Komposita, zumal bei triµt; dies
aber sehr häufig.
SUMMA GRAMMATICA 311

AORIST MEDIUM 144

T em_E_usstamm öo
Sg.1. €·Ö6·µ'flV E-ftE·µ'flV d·µ'flV
2. t·öou €-ttou El·oo
> r·öo..,;o El..,;o
.fJ 3. E·'ftE"tO
..!II: Pl. t. t·ö6·µdta t-ttt·µEtta EL·µE'fta

-
~
c:: 2.
3.
Sg.1.
f·Öo·crftE
E'ÖO"V'tO
öci>·µm
E-ftE·ottE
E-ftE"V'tO
tt&·µat
E{·crftE
El"V'to
ch·µm
oon 'frf]L ftL
3. ÖW"tUL 'frf]..,;m ft"tUL
PI. 1. öcfrµEtta füo·µEtta ch·µEtta
2. Öci)·cr\tE 'frf]·crftE fi·o'ftE
3. ÖW"V'tUL '6&"V'tm W"V'tUL
Sg. l. Öo·(·µ'flV '6E·(·µ'flV E·[·µT}V
2. öo·i:·o '6E·t·o d·o
>
......
......
rg 3. öo·i:·i:o -ttE'l"tO E.f.'to
PI. 1. öo-l·µEtta -ttE·(·µE'fta E·i·µE'fhl
0 2. Öo·i>cr\tE t>E·i:·crltE E·{·CJttE
3. Öo·i: "V'tO -ttE·t "V'tO E'{ "V'to
Sg.2. öou -ttoü
3. ö6-crltco -ttt·ottco
Pl.2. Ö6·crltE {tt·cr\tE
3. oo·ottcov ttt·cr\tcov
Infinitiv
Partizip oo·µEVO~, -OV {tt·µEVo~, -OV
öo·µEvr] {tE·µEvr}

Viele dieser Formen begegnen nur in Komposita, zumal von L'flµL, dies aber sehr häufig.
312

Sachregister
Laut- und Formenlehre - Syntax - Metrik

Es wird, wie folgt, zitiert : Ap.Gr. nach Lektion und Randnummer, z.B.: 23.4; Summa Grammati-
ca: SG und Randnummer, z.B.: SG 43.

1. Laut- und Formenlehre


a: a< l} 22.7; SG 3 SG 98; stark, athemat. Aktiv 69.1-15;
a, ä und T}: 1.3; 8.1; 19.9-11; SG 4 80.15; stark, athemat. Med. 69.2; 80.5;
Ablaut: >qualitativ< und >quantitativ< 26.1-4; Passiv SG 54; SG 101-102; SG 70
SG 11; qualitativ: E/o (Themavokal) 6.11; Apostroph: 2.13; SG 9 (b); s.a. Elision
58.3 (Perfekt); 63.3; 73,8;; SG 110; E/a Artikel: 2.12; 9.3; 46.17; SG 44
58.4 (Aor. Pass.); 60.8; 70.2; SG 83; T}IW Artikulationsart: 57.8(3)
73.8; a/ri 73.8; t/o(w) 73.8; quantitativ: Aspirata: 1.8
(Gradation; s. auch Wurzelabstufung) Aspiration: Einl. 6(8); 1.2; SG 1; s.a. Assimi-
25.8; 26.1-4; 35,4; 37.4 u. 7; 41, 1; 63.3; lation
70.3; 76.6; 78.7; 80.11 u. 13; 83.2 u. 10 Assimilation und Dissimilation: 3.25;
Adjektiv: 3.2(1); alle Typen (Übersicht) 21.3-6; 57.8; SG 6-8 (Ausnahmen:
45. 1-3; SG 36; s.a. Steigerung 58.4,6,8)
Adverb: von Adj. (-ooi;) 3.19; 8.9; 45.8; Neu- athematische Deklination: 7.4; SG 33; s.a.
trum als Adv. 45.9; Dat.: s. Vok. L.36 Deklination
Anm. 1; Akk.: s. Vok. L.38 Anm. 1; SG athematische Konjugation: 7.4; s.a. Konjuga-
39; SG 48; s.a. Pronominaladverb, Steige- tion
rung Attisch: 0 . tf, 0. 4
Aktiv: SG 53 Attische Reduplikation 73.11
Akzent: 2.1-12; SG21; Bedeutung(Ausspra- Attisches Futur: s. Futur
che) 2.11; bei Diphthongen 2.6-7; bei Eli- Augment: 6.4-6; 7.3; 4.11-13 (bei Komposi-
sion 2.13; bei Kontraktion 8.7; 49.11 ta); 68.8-9 (Ei.-); SG 59
(Ausnahmen 15.7; 16.3); - ci>v (Gen. Plur.) Auslaut: (Wortende) Griech. Regel 6. 9; SG
8.5; vor -OL und -m 4.3; 8,4; 14.5; 26.14; 12
40.9; SG 22; bei Atona 2.12; 10.10; 11.10; Aussprache: 0. 5-6; 2.11
SG 25; der Enklitika 11. 9-12; SG 26; Ein-
fluß (IE) auf Wortform 26.4 Buchstaben: s. Alphabet; Aussprache; Laute;
Akzentregeln: für Nomina 3.7; SG 23; 18.3 Groß- und Kleinbuchstaben Einl. 7-9
(Att.Dekl.); 20.6 (3.Dekl.); 69.12 (Parti-
zip); für Verben 3.18; 14.5 (Infin.); SG 24; Dativ~ PI. -OLOL, -mm (o-u.a.-Dekl.) 7.6;
für Verba composita 41.11; 83. 9 (-ELµt); für 10.6 s.a. Deklination
starken Aorist 29.7; 68.6; für Präpositio- Dehnstufe: 26.2-3
nen 78.17; zurückgezogen in einigen Voka- Deklination: 3.2; 20.1; SG 27; Akzentregeln
tiven 23.3 Anm.; 25.3; 33.1; Änderungen 3.7; SG 23; thematisch (-o-) 7.5-6; SG 30;
im Lauf der Zeit 18.3 (EQ'Y]µoi;, µci>QO\;); a-Stämme SG 31 (L. 8- 11); kontrahiert SG
20.3 (yA.aü!; - yA.au!;; xi]Qu!;); allgemeine, 32 (L.15-16); >2. attische< SG 32 (L.18);
verletzt bei einigen Nomina 37.7 (n6A.ti;); >Dritte< SG 33-34; Definition 20.1; Kasus-
18.3 (tA.Eoo\;); 11.9 (vor Enklitika) zeichen 20.5; deren Entwicklung 22.6-7;
Alpha Privativum (Q): 13.2; 19.3; 22.7 Akzentregel 20.6; Konsonant-Stämme SG
Alphabet: Einl. 5- 7; 9-10; 1.1-2; lat. 1.2 33 (L. 20-33); Vokal-Stämme SG 34
Aorist: 68-70; SG 95-102; sein Name 14.10; (L. 35-42); s.a. Kasus
schwach, Aktiv (-s-) 14.3-5; 68.1-5; SG Demonstrativpronomen: s. Pronomen
54; SG 57; SG 95-96; schwach, Med. (-s-) Dental: 1.8; SG 19c; SG 70; vor -s 27.1; 56.7;
40.5-10; SG 55; -s-Aorist ohne s SG 81; vor -k 56.7(2); vor anderen Kons. 56.7(3);
60.6; 61.3; 68.4; Kurzvokal-Aoriste SG vor -j 56.3
65; 68.5; stark, themat., Aktiv 29.4-9; Deponentia: 36.15; s. Media tantum
32.5-6; 68.6; SG 95; stark, themat., Med. Dialekt: Einl. 2-4
38. 8-11; stark, athemat. (Wurzelaorist) Digamma: (= ~) 1.2 u. 12
SACHREGISTER 313

Diphthong: 1.4-7; SG 4b; >unechte< 7.6(3); Imperativ: -w SG 54(4) (Akt.); SG 55(4)


TJU >EU 1.6; 6.4; 17.8 (Med.); -µt SG 128-29 (Akt.); SG 131
Dissimilation: s. Assimilation (Med.)
Dreikonsonanten-Regel: 22 .3; SG 16; SG 17 Imperfekt: ein Modus des Präsens 6.3; thema-
Dual: 4.2; 47.7-8; Deklination 47.8-13; SG tisch SG 54(1); 55(1); athematisch SG 121;
31; SG 32; Konjugation 47.14; SG 56 76.7
Infinitiv: -w SG 54(5) (Akt.); SG 55(5)
E: e geschrieben El (unechter Diphthong) (Med.); -µL SG 118 (Akt.); SG 115 (Med.)
24.11; 33.3; SG 4 Interpunktion: Einl. 8
Elision: 2.13; SG 9(b); 41.11 (bei Komposita) Iota adscriptum, - subscriptum: 1.7
Endungen: s. Kasus, Deklination; Persona-
lendungen: -w Konjugation SG 53; Akt. Kasus (allgemein): das IE System (mit In-
primär 6.13-17; sekundär 6.10; Med. strumentalis, Lokativ, Separativ =Ablativ)
(Pass.) primär 34.7; sekundär 38.5; dor. 3.2; 5-6; 4.6-7; Bezeichnungen 3.6; En-
4.13; -µt Konjugation SG 117; 76.2; s.a. dungen (o-Dekl.) 3.8 u. 10; 5.1-3; 7.6; En-
Konjugation dungen (a-Dekl.) 8.8; Plural 9.2; Endun-
Enklitika: 10. 11-14 (Liste); 11. 9-12 (Akzen- gen (3. Dekl.) 20.5; 22.6-7; s.a. Deklina-
te); SG 26 tion
Ersatzdehnung: 6.15; SG 10; bei [n]s 6.14 Koine (Gemeinsprache; Hellenist.): Einl. 4
(Ausnahme 23.4); 7.6(3); bei [ntJs 30.2; Komparation: s. Steigerung
31. 1; bei [l]s, [r]s 60.6; bei [m]s, [n]s 61.3 Komposita (Nomina und Verben): 41.11-14
Konjugation: 3.2(2); SG 29; thematisch SG
Flexion: 3. lf.; s. Deklination, Konjugation 54-56 (Modell); athematisch SG 113-139;
Futur: SG 54(1) (Akt.); SG 55(1) (Med.); SG SG 141-144 (Modell); 7.4; 75.1-2 u. 10
58 (Pass.); SG 103-106; 5.7; 71.1-11; Fut. Konjunktion : s. Partikeln
Med. bei Präs. Akt. 36.17; 72.5; Fut. Atti- Konjunktiv: (-w) Akt. 22.8; SG 54; Konj.
cum (contractum) 56.10-11 (Dental); 60.5 Perf. auch 28.9 (Akt.); 34.3 (Pass.); Präs.
(Liqu. SG 80); 61.2 (Nas.); 71.3; 73.16(9); Med. 36.5; 75.11; Aor. Med. (stark) 38.8;
Fut. Doricum 71 .3; 72.3; SG 104 Aor. Med. (schwach) 40.8; Aor. Pass.
(stark + schwach) 43.4; (-µt) SG 118
Genetiv: 4.6; dor. Gen. 10.3; homer. -oto, Konsonanten: 1.8-12; SG 5; konsonantisches
-oo 19.7; homer. Gen. Pl. -<iwv 19.8 i und u (= j, w; w = F) 1.2; 1.12; SG 2
Genus: (Geschlecht) der Substantive 12.3-10; Kontraktion: - EE > EL 33.3; -EO> ou 15.2; oo
20.3 (Guttural-); 23.1; 25.1 (Nasal-); 28.2 > ou 7.6(3) (oo > (J) 6.16); OE> ou 53.2; EU

(-nis); 19.1 (-µa); 32 .1 (-os); 37.1 (-ti;); >Tl 32.3


39.1 (-Eui;); 42.t (-w) Krasis - Koronis: 12.12; SG 9(c)
Geschlecht: (grammat. u. nat.) 12.3-1-0; s.
Labial: 1.8
Genus
Ländernamen: 12.5
Grammatik: Geschichte der Terminologie
Laute und Schrift: 1.1
3.3; 6; SG 40; SG 48
Lautgesetze: SG 12-19
Griechisch: s. Sprache
Liquida: 1.1 O; s.a . r
Grundstufe: 26.2
Lokativ: 4.8
Guttural: 1.8-9; vgl. Assimilation
Media: 1.8
Hauchdissimilation: 21.4-6 Media tantum: 36.15; 75.3-9
Hauchzeichen: (Spiritus) 1.2; SG 1; Medium: SG 53
Gr. L. Einführung II A Metathesis quantitatum: s. Vokal
Hiatus: 2.13; 1.5; 4.12; >Hiatscheu< SG 9 Mischklasse: ( = kombinierte Stammformen)
85; 86; SG 140
i-Stämme: Subst . 37; Adj. 45.3; Verb 49.4 Mod~s: 3.2(2); SG 29; s.a. Konjunktiv, Op-
~: (= j) 1.12; SG 2; -ja femin. Endg. 30.8; tativ
35.7; -jw Präsens 56.3; j nach Dental 56.3 Muta: 1.8-9
u. 5; nach Guttural 57.2-3; nach Liquida
60.2-3; nach Nasal 61.1 Q (vokalisches n): 22.7; SG 3
IE (= Indo-Europäisch, Indo-Germanisch): n mobilis: (vü tq>EAXUOl:LXÖV) 4.12; 20.7;
3.8-11; 4.6-10 49. 13; SG 9(a)
314 SACHREGISTER

Nasal: v, µ 1.10; SG 13; v > µ 1.10; -v < m terte Stämme SG 87-94; Wurzelpräsentien
3.10; 5.1; SG 13(a); n vors 6.14; 7.6; 23.4; 83.1-3; SG 117-119
SG 15(a); nt vors 30.2 Pronomen: 3.2(1); eigene Deklination 13.5
Nebentempora: 28.12 (-o); 46.1-2; übersieht 46.1-35; SG
Negation: s. Partikeln 40-47; adjektivartig: ö:Uo~ 13.6; tµ6~,
Nomen: 3.2(1); SG 27; s.a. Deklination 06~ 46.2; a'ÖT6~ 13.6-8; 46.6-8; SG 41;
Nomina agentis: s. Wortbildung aUiJA.ou~ 46.34; demonstrativ: ÖÖE 9.3;
Nominativ: Pl. -OL Nomina < Pronomina hEi:vo~ 13.5; a'ÖT6~ 13.6-7; SG 41; oüw~
46.2 18.7.:..9; SG 45; indefinit (unbestimmt): TL~
(enklit.) 10.13; 24.6-7; interrogativ (Fra-
gepr.): Tl~ 3.16; 10.13; 24.6-7; 46.23-26;
ö: geschr. w SG 4; 6.16; geschr. ou 6.14; 7.6; SG 47; ÖOTt~ 24. 8-9; 46.27-29; korrelativ:
33.3; eh und w 10.5 (noi:o~ - tot0ü1:0~) 21.7-11; 46.2;
Optativ: Akt.: ELT)V 25.6; A.t'iOLµt, -omµt 46.31-32; Personalpron.: tyoo, oli 5.4;
26.6-13; Praes. bei Verba contracta 11.11; + aui:6~ 13.8; Plur. 14.1; 46.3-5;
49.11(2); SG 63(c); Perf. auch 28.9; Med. SG 40; possessiv: 4.5; 46.12-16; SG 42; re-
u. Pass.: Perf. 34.3; Praes. 38.6; 75.11; Fut. flexiv: 13.9; 14.1-2; 46.9-11; SG 40; rela-
38.7; stark. Aor. Med. 38.11; schw. Aor. tiv: 13.4 + 11; 24.8; SG 44
Med. 40.7; Aor. Pass. 43.4 Pronominaladverb: Übersicht 47.1-4; fra-
gend (noü;) 3.20; fragend/ indefinit 10.14;
WÖE, Ti'jtÖE 46.19
Partikeln: fragend (aQa) 3.21; verbindend
(Konjunktion) xa(, 'tE 3.22; d, ci>~ 2.12; r (> Qa, aQ): 26.4; SG 3
verneinend ou, µi) 3.23; 4.14; enklitisch Q: Q- 2.2; 17.7; 72.4; -QQ- 2.2; 72.4
10.14 Reduplikation: SG 60; Präs. 63.2; 65.1; 78.2;
Partizip: allgem.: 28.7; 30.11; SG 37; Akt.: Aor. 68.7; Perf. 17.3-7; 73.9; Attische
(Verba auf -w) Perf. 28.4-6; Präs. 30.7-9; 73.11
Fut. 30.10; schw. Aor. 31.5; st. Aor.
s - o (Sigma): Schreibweisen und Aussprache:
32.5-6; (-µt) SG 118; SG 124; Med. u.
Einl. 5(6) u. 10; 1.11; -oo-(gemeingriech.)
Pass.: (-w) Perf. 34.2; Präs. 36.1; st. Aor.
/ -tt- (att.) 1.11; 57.10; IE s- (Anlaut)> h
Med. 38.11; schw. Aor. Med. 40.9; Aor.
(griech.) 13.10; SG 14; -s- zw. Konsonan-
Pass. 43.5
ten fällt aus SG 17; -s- zw. Vokalen fällt aus
Passiv: 36. 9ff.; SG 53
8.10; 32.2; 38.3-4; SG 18; s nach n fällt aus
Perfekt: 73; SG 107-112; Reduplikation
60.6; 61.3 (Inlaut); SG 15; Guttural/Labial
17.3-8; 73.9; SG 108; attisch 73.11; SG
+ s 1.11; Dental vors fällt aus 27.1; 56.7
108; Wandlungen des Stamms 73.6-12; SG
Schrift: s. Alphabet
110; Akt. (st. + schw.) 17.1; 73.2- 4; SG
schwache Tempusformen: s. stark/schwach
109; Med.-Pass. (st.) 34.1-6; 73.5; SG 109;
Schwundstufe: 26.2-3
Akt.-Endungen 73.1; SG 109; intrans.
Spiritus (asper/lenis): s. Hauchzeichen
Akt. zu trans. Präs. 73.4; 75.14; V. muta:
Sprache, Griech.: Dialekte Einl. 2-4; Ge-
Dentalst.: Akt. 56.7; Med. 56.13-16; SG
72; Gutturalst.: Akt. 57.6; Med. 57.7-9;
schichte Einl. 1-4; s. Attisch, Koine
Städtenamen: 12.5
SG 75; Labialst.: Akt. 58.3; SG 76; Med.
Stamm, Wurzel, Endung: 3.4; 7.7; Verb-
58.5- 7; SG 78; V. liquida: Akt. 60.8-9;
stamm+ Tempusstamm 14.6; Erweiterung
Pass. 60.10; SG 82-83; V. nasalia: Akt.
mit -T) 70.7-8; 67.2 + 5; 70.3; 73.6 (Perf.
61.5-6; Pass. 61.7; SG 85
SG llOb); wucherndes Sigma 70.5
Plusquamperfekt: Akt. 40.3-4; Pass. 40.1-2;
Stammformen: 43. 9; kombinierte Stammf.
SG 107
85; 86; SG 140
Postposition: 78.17
stark/schwach: 14.3; s.a. Tempus
Präposition: allgem. 3.24; 78.16-20; SG 51;
Steigerung des Adjektivs: -TEQoi;, -taTo~
>uneigentl.< Präp. 82.14- 16
11.4-6; -(oov, - LOTO~ 24.3- 5; übersieht
Präsens: thematisch (-w) SG 54 (Aktiv); 55
45.4-7; SG 38; des Adverbs 11.6; 45. 9; SG
(Med.); athematisch (-µt) 75-84; SG 113;
39
SG 141 u. 143 (Modell, Akt. u. Pass.); SG
Substantiv: 3.2(1); s.a. Deklination
114-139; verschiedene Stämme, thema-
tisch (-w und -Lw SG 62); vokalisch SG Tempus: 3.2; 14.7; stark/schwach: 14.3; SG
63-68; konsonantisch SG 69-85; erwei- 57; st. Aor. 29.4- 9; 68.6; 69. 1-15; 38.8-11
SACHREGISTER 315

(Med.); 43.2 (Pass.); st. Perf. Akt. 17.1; Wortbildung: 3.4; Nomina: n . agentis 10.1
57.6; 58.3; 73.4; Pass. 34.1; Tempusstamm (-UJ<;); 25.1 (-l)Q, -WQ); Subst. abgel. v.
7.7; 14.6 Adj. 28.2 (-UJ<;); v. Verben 29.1 (-µa); Fe-
Tenuis: 1.8 minina -jö 11.1; 30.8 (Part.); 35.7 (Adj.);
thematische Deklination: 7.5; SG 30 Komposita 41.11; Adjektiva: abgel. v.
thematische Konjugation: 7.5; SG 54 Subst. 16.6 (Stamm + i); 24.1-2 (von n-
Themavokal: 3.10; 6.11; 29.4(2) Stämmen); 33.4 (von s-Stämmen); von
Tmesis: 78.17 Zahlwörtern 16.2; Verba: primär 49.7;
-n-/-oo-: s. s - o 51/2.1; abgel. v. Nomina 7.7 (-E·üco); 49.7
(-Ew); 51/2.1(-6.w);53.1(-6w);56.4 (-Ctw,
unflektierte Wörter: 3.19-24; SG 29 -atw); -jö 56.3; 57.2-4 (-oow); Kompo-
sita 4.1.11
Verbaladjektiv: -'t6<; und -'tto<; 19.1-6; SG 61 Wortende: 6. 9; s. Auslaut
Verbum: 3.2(2); SG 53-140; versch. Typen Wurzel (V): 3.4; 7.7
s.a. unten S. 317; >unregelmäßige< V. 63.1; Wurzelabstufung: s. auch Ablaut; Nomina:
Verba composita 7.3; 17.4; 41.11-13; ein- 35.4; 37.4; 41.1; 42.5-7; 24.4-5 (Kompa-
zelne Verben s. Wortregister rative); Verba: Optativ Akt. 25.8 (ELTlv);
Vokal: Quantität 1.3; SG 4; -ot und -m in 43.4 (Aor. Pass.); 49.11(2) (V. voc.); 69.9
Deklination u. Konjugation 4.3; 14.5; (Aor.); 78.11; 80.15; Perf. Akt. 73.12;
26.14; 40.9; Kürzung 18.2; 18.4; 35.1; 74.2; athem. Präs., lmperf. (Aor.) 76.6;
39.2; Metathesis quantitatum 18.2; 37.1; 80.11 u. 13
Zusammenstoß von Vok. 1.5, s.a. Kon- Wurzelaorist: 69; SG 98
traktion; s.a. Endungen, Konjugation, Wurzelperfekt: 73.2; 74.2
Stamm, Wurzelabstufung Wurzelpräsens: 83.1-3
Vokativ: kein Plural 3.5; keine Endung 3.11;
kein Artikel 3.13 Zahlwörter (Numeralia): 48; übersieht
48.16; Bruchzahlen 48.15
Wortanalyse: 3.4; 7.7; SG 20 Zahlzeichen: 48.6
Wortarten: 3.lff.; SG 27-29

2. Syntax
Ablativ(> Genetiv) 4.8 und Wortgruppen aller Art 6.1; 12.1;
Adjektiv 3.2; 45.10; Adj. = Substant. 3.14; 46.18; 60.13; Art. zeigt Absicht(Zweck) an
6.1; 28.3; Adj. als Attribut 3.14; 10. 9; Adj. 60.13; kein unbestimmter Artikel 3.13 (s.
als Präd. 3.14; 12.1 (Neutr.) aber Pronomen, indefinit)
Adverb SG 48; s.a. Pronominaladverbia Aspekts. Verbum (a)
Akkusativ: direktes Obj. 3.5; 4.6; 58.13; in- Attraktion 17.18 (Kasus beim Infinit.); s.a.
neres Obj. 58.11 u. 13; Ziel einer Bewe- Pronomen, relativ
gung 3.20; Akk. der Beziehung (acc. Grae- Attribut 3.14-15; Adjektiv 10.9
cus) 58.13; als Subj. b. Inf. 17.15-18; Akk. Ausruf 16.7; 18.7
quasi Adverb s. Vok. L. 38 Anm. 1; Akk.
griech./andere Konstruktionen im Dt. Bedingungs-(Konditional-)Sätze: Irrealis
58.9-10; 81.11; doppelter Akk. 58.12 u. 14.14-16; Ea.v (generalisierend, futurisch)
14; 65.10-11; accusativus cum infinitivo 23.8; Ei, (mathematisch, objektiv) 23.8; Po-
17.15-18 tentialis (Optativ) 26.15; alle Arten
Aktivs. Verbum (b) 26.15-18
Anrufung 16.7 Befürchtung 22.9; 23.6
Aorist s. Verbum (a)
Artikel 3.12-13; 17.12-20; Art. als Demon- Dativ: Grundbedeutungen 3.5; 4.7 (Lokativ,
strativ 13.12; 46.17; nicht bei Vokativ 3.13; Instrumentalis); Dat. ethicus 65.11; Dat.
Art. bei Attribut 3.14-15; Art. (selten) bei als Adverbs. Vok. L. 36 Anm. 1; Dat. bei
Präd. 3.14-15; Art. bei Pronomina 9.4; »gleich, ungleich« u.ä. 56.20; Dat. bei Ver-
13.7; Art. bei Infinit. 17.12(b); Art. bei ben 67.13(1)
nö.<; 31.3-4; Art. substantiviert Wörter Dual 47.7-14
316 SACHREGISTER

Figura etymologica 58.11; 60.13 Präpositionen SG 51-52; 78.17-20 (Ur-


Finalsätze: Konjunktiv 23.6(2); Optativ 28.11 sprung)
Frage 4.15; 24.10; 46.23-29; 47.1; SG 47 Präsens s. Verbum (a)
Pronomen: Übersicht 46 ; SG 40-47; demon-
Genetiv: Hauptbedeutungen 3.5 u . 20; 4.6; strativ 46.18-20; 18. 7; 21.11; dem. Pr. und
67 .10-11; Gen. beim Komparativ 11. 7; Artikel 9.3; 13.12; dem. Pr. mit Artikel
Gen . beim Adj. 61.11; Gen. bei Verben 9.4; 13.7; 18.10; (s.a. korrelativ); indefinit
7.1; 38.13; 57.11 u. 12; 67.10-15; Gen. 10.12; 24.7; 46.25-26; interrogativ 10.12;
partitivus 67.10; Gen . als Subj. 79.13; Aus- 24.10 (indirekt); 46.23-24; korrelativ
ruf 16.7(5) 21.11; 46.31; Personalpronomen 13.8;
gnomischer Aorist 68.15 46.3-5; possessiv 46.12-16; reflexiv 13. 9;
Götteranrufung 16.7 14.2; 46.9-11; relativ: attractio relativi-
relativische Verschränkung 13.11; 74.5;
Haupt- und Nebensätze 23.6 Relativsätze, verallgemeinernd 23 .1O;24. 9;
46.27-29
Indikativs. Verbum (c) Pronominaladverbia 3.20; 10.14; 47.1-5; SG
Indirekte Rede 17.17; 28.10 48
Infinitivs. Verbum (c)
Instrumentalis(> Dativ) 4.6-8 Relativische Verschränkung 13.11; 74.5
Irrealis 14.14; 26.16-18
Satz s. Haupt- und Nebensätze
Komposita: Konstruktion 41.12 Satzanalyse (Beispiele) 69.16; 71.12-13
Konditionalsätze s. Bedingungssätze Separativ (> Genetiv) 4.8
Konjunktionen 3.22 Steigerung 11. 7
Konjunktivs. Verbum (c) Subjekt 3.5; Subj. im Akk. 17.15; Subj. im
Gen. 79.13
Lokativ(> Dativ) 4.8 u. 10 Superlativ 11.8

Tmesis 78.17
Mediums. Verbum (b)
Mittel oder Werkzeug 4.6
Unpersönliche Ausdrücke 17.13
Möglichkeit s. Potentialis
Verbaladjektive -t6<;, -tfo<; 19.1-6
Nebensätze 23.6
Verbum s.u.
Nebentempora 28.12
Vokativ 3.11 u. 13; 10.5
Negationen 67.18-19; ou, µfi 4.14; 23.7;
beim Konjunkt. µi] 22. 9; beim Optativ
Wortarten 3.1-4; 3.12-24; SG 25-27
25. 9 u. 11; beim lnfin. 17.20; 67.19; im
Wortstellung 3.26
Vordersatz von Bedingungssätzen 26.17;
Wunsch 25.6 u. 9(1)
bei (bedingendem) Partizip 67.18
Nomen 3.2-7; SG 27
Zeitangaben: Bedeutung von Gen., Dat„
Nominativ 3.5; 4.6
Akk. 22.4
Zusammengesetzter Satz (Periode) s. Haupt-
Objekt 3.5; 4.6; 58.11 (inneres Obj.); indi-
und Nebensatz
rektes Obj. 4.7; Obj. im Genetiv 67.10;
79.13
Optativs. Verbum (c)
oratio obliqua 17.17; 28.10 Verbum
Ortsbestimmung 3.20; 47.3
a) Tempora
Partikeln 3.21- 23; 10.14; SG 50; Partikeln Aspekt - Tempus - Zeit 14.7; Präsens (u.
beim Partizip 31.8; s.a. Negationen Aor.) 14.8-11; 22.10-12; 31.7; 65.8 u. 11;
Partizip, Partizipialkonstruktionen s. Ver- Präs. de conatu 24.12; Futur 14.8; 71.1-2;
bum (c) Fut.Med./Pass. 43.6-7; Fut. Indik. bei
Passiv s. Verbum (b) Verb. curandi 50.7; Fut. + Ö1tW<; 50.7; Imper-
Potentialis 25.11; 26.15- 18; 77.10(2) fekt 6.3; 14.7; Aorist 14.7; 68.11-15;
Prädikat 3.5 u. 14; 5.3(3) Aor.Med./Pass. 40.10; Aor.Pass. 70.9-12;
SACHREGISTER 317

gnomischer Aor. 68.15; Perfekt 17.9-11; lnf. absolut: Vok. L. 82 Anm. 1; Inf. nach
. 34.2; 40.1; Perf. Akt. intrans. zu trans. Präs. WO'tE 21.13; Subjektz. Inf. 17.15-18; Präd. z .
63.3; Perfekt-Futur 34.3 (lat. 14.9); Plus- Inf. 17.15-18; Inf. bei Verben s. (d); Partizip
quamperfekt 40.1 28.7; 30.15; 60.14; Zeitstufe 31.7; Part. Perf.
28.8; 34.2; Part. in Fragesätzen 71.12; Part.
b) Genus Verbi absolut. 77.10; 79.14; Part. als Subst.
Aktiv - Medium - Passiv 36.9-16; 53.5-6; 30.15(4); 60.14(a) u. (b); Part. bei Verben s.
55.4; 57.11-12; Akt. griech./Pass. deutsch (d); Partizipialkonstruktionen: Part. con-
61.1 O; Medium u. Passiv (Entwicklung u. Be- iunctum u. Genetivus absolutus 31.6-9;
deutung) 36.9-18; 38.10; 43.6-8; 53.5-6; 58.14; 60.14-15; Part. mit Partikeln 31.8;
55.3-4; 72.5; Medium: viele Verba d. Ge- Part. mit eh~ 31. 9
mütsbewegung 36.15 (u. 17); Passiv mit fot6
61.10; 78.19; Pass. u. intrans. Verb. 50.4; d) Verba verschiedener Bedeutungsklassen:
Deponentia 36.15(2) ihre Konstruktionen
V. d. Affekts 67.13; anfangen u. aufhören
c) Modi 38.13; 57.11; befehlen 17.14; verba curandi
Indik./Konjunkt. 23.8; nach WO'tE 21.12; ln- 50.5; 67.13; entlaufen 65.11; erfahren, hören
dik. griech./Konjunkt. deutsch 69.17; Jndik. 7.1 u. 2; 38.16; 67.11; erinnern 38.13;
26.18; Indik. bei Irrealis 14.14; 26.16; Kon- 65.12-13; erkennen 65.9; erlangen, erreichen
junktiv: Bedeutung allg. 22. 9; Konjunkt. in 67.14; ermüden 66.8; fliehen 58.10; s. freuen
Hauptsätzen 22.10.12; in Nebensätzen: ohne 38.13; fürchten 22.9; 23.6; glauben 17.14;
0.v (Wille, Zweck, Sorge, Befürchtung) 23.6; Gutes/Böses antun/reden 58.10; lehren
mit O.v (verallgemeinernd, gefühlsbetont, 65.10; loben 67.13(1); nützen/schaden 58.9;
„wann auch immer•) 23.8; Konjunkt. nach sagen 17.14; s. schämen 66.10; setzen, stellen
µt1, µij ou, ou µTj 23.7; Optativ ohne 0.v 25.6; 81.11; tadeln 67.13(1); voll sein 67.15; wissen
25.9-10; mit 0.v 25.11; Opt. in indir. Rede 74.6; wollen 17.14; zuvorkommen 66.9;
25.10; in Finalsätzen 28.11; Infinitiv 17.12; Verba composita (Konstruktion) 41.12; V.
60.13(1); Inf. als Subj. 17.13; 69.16; Inf. als mit Inf. 17.13-14; V. mit Part. 66.8-10;
Obj. 17.14;substantivierterlnf. 60.13;69.16; 67.16-17; V. mit Gen. etc. s. d.

3. Metrik
Grundsätzliches 5.8-11 Iambischer Trimeter 5. 9; 7.8; 63.88 ('"''"'statt'"'
Alkaeische Strophe 42.8 in Komödien); 7.10; 9.5 ('"''"'statt - )
Anakreonteen 27.5; 42.8 Iambus und Trochäus 10.16
Anapäste (und Klageanapäste) 33.11-12 Kürze (breve) 5.8
anceps 5.9; 10.16 Länge (longum) 5. 8
Caesuren 12 .13 (Hexameter) Metron 5. 9; 10.16
Daktylus 9.6; Hexameter: 12.13; 26.19; Pen- muta cum liquida 5.8; 10.16
tameter 26.20 Paroemiacus 16.8; 25.12
Distichon 26.20 Quantität (metrische der Silben) 5.8
Elegie 36.19; s.a. Distichon Trochäischer Tetrameter 10.16
Fuß u. Metron 10.16 Versfuß 10.16
Glykoneen 27.6; 63. 9 Vokalkürzung (Hiatkürz.ung) 20.8 (vgl. 7.9;
Hexameter 12.13; 26.19 18.4)
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Die Entdeckung des Geistes
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(Studienhefte zur Altertumswissenschaft 1). 4., neubearbeitetc Auflage 1982. IV,
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Plaudereien. (Kleine Vandenhoeck-Reihe 1010). 7. Auflage 1987. 70 Seiten, kar-
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Tyrtaios und die Sprache des Epos


(Hypomncmata 22). 1969. 63 Seiten, broschiert

Der Weg zum Denken und zur Wahrheit


Studien zur frühgriechischen Sprache. (Hypomnemata 57). 1990. Unveränderter
Nachdruck der l. Auflage von 1978. '127 Seiten, kartoniert

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Vol. 1: Didascaliae Tragicae, Catalogi Tragicorum et Tragoediarum. Testimonia et Frag-
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XII, 363 Seiten, Leinen

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stützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft , seit 1980 im Auftrag der Akade -
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V&R Vandenhoeck&Ruprecht · Göttingen


Albrecht Dihle
Die Vorstellung vom Willen
in der Antike
1985. 178 Seiten, Paperback
Sammlung Vandenhoeck

Anders als alle modernen europäischen Sprachen hat das Altgriechische nicht die
Möglichkeit, den Willen des Menschen unabhängig von seiner Entstehung in rationa-
len oder irrationalen Schichten der Seele auszudrücken. Dieses Buch versucht zu-
nächst zu zeigen, wie die Vorstellungen vom Handeln des Menschen aussehen, die
diesem Sprachgebrauch entsprachen, und wie diese Vorstellungen in der griechischen
Philosophie auf den Begriff gebracht wurden. Sodann geht es um die Frage, wie der
neuere Willensbegriff in der frühchristlichen Theologie gebildet werden konnte . Die
gegenüber dem griechisch-antiken Weltverständnis grundsätzlich verschiedene Auf-
fassung, welche die biblische Tradition vom Verhältnis des Menschen zu einem souve-
ränen Schöpfergott hegte, fand in dem Maße Ausdruck in distinkten Lehren vom gött-
lichen und menschlichen Willen, in dem der Inhalt dieser Tradition mit den Mitteln
griechischer Philosophie ausgelegt wurde. Erleichtert wurde dieser Vorgang dadurch,
daß Vorstellungen von Gott , Welt und Mensch, die den jüdisch-christlichen ähnlich
waren , sich auch außerhalb dieser Tradition in der Spätphase der griechisch-römischen
Kultur geltend machten.

Inhalt: Kosmologische Vorstellungen im 2. Jahrhundert n. Chr.: Griechische und biblische Kos-


molgie; Die Philosophie der Barbaren; Alte und neue Philosophie ; Gehorsam und Einsicht /
Menschliches Handeln aus der Sicht der Griechen /: Das psychologische Vokabular ; Die zwei-
geteilte Psychologie ; Menos ; Vorsätzliches Handeln als Thema der Philosophie ; Söphrosyne !
Menschliches Handeln aus der Sicht der Griechen II: Platons »Charmides«; Ethik und Epistemo-
logie; Aristoteles' Theorie des Handelns; Nacharistotelische Theorien / Paulus und Philon:
Wahlfreiheit und Erkenntnis; Wahlfreiheit und Wille; Göttlicher und menschlicher Wille: Paulus;
Philon / Philosophie und Religion in der Spätantike: Das Freiheitsproblem in der Gnosis; Das
Freiheitsproblem in der Philosophie; Philosophie und Offenbarung; Das Freiheitsproblem in der
christlichen Theologie; Neuplatonische Ontologie; Das Problem des göttlichen Willens in den
dogmatischen Kontroversen des 4. Jahrhunderts; Gregor von Nyssa / Die Willens/ehre Augustins:
Göttlicher und menschlicher Wille bei Augu s t~n ; Anwendungen des neuen Willensbegriffs ;
Voluntas im älteren Latein; Voluntas in der römischen Rechtswissenschaft; Hermeneutischer
und psychologischer Willensbegriff.

V&R Vandenhoeck&Ruprecht · Göttingen


ISBN 3-525-25320-6

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