Günther Zuntz - Griechischer Lehrgang. 3, Appendix Grammatica.-Vandenhoeck Et Ruprecht (1991)
Günther Zuntz - Griechischer Lehrgang. 3, Appendix Grammatica.-Vandenhoeck Et Ruprecht (1991)
GÜNIHER ZUNfZ
Griechischer
Lehrgang
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ZWEITE AUFLAGE
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1 -3(2)
Günther Zuntz
Griechischer Lehrgang
III
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Günther Zuntz
Griechischer Lehrgang
III
Appendix Grammatica
Summa Grammatica
Heft 15/111
2.Auflage 1991
© Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1983 - Printed in Germany - Ohne
ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder
Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen.
Herstellung: Hubert & Co., Göttingen
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Inhalt
Vorwort 5
Verzeichnis der Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Übersicht über den grammatischen Stoff der einzelnen Lektionen
und der zugehörigen Appendix Grammatica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Lektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Anthologion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
Fasti Graeci . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
Personenregister 294
II
Exercitia 8
Vokabular . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Wortregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
III
TEIL A
Nomen und Elementar-Verb (L. 1-48)
Einführung Einführung
Griechische Schrift. - Aussprache. Die griechische Sprache: Entwicklung und
Dialekte. - Die heutige >altgriechische<
Schrift (Interpunktion; Vorgeschichte)
1. System der Laute (Vokale ... Kon- Antike Schrift: Abbild der Laute. -Grup-
sonanten). - Leseübungen pierung der Laute: Vokale, Kurz- und
Langdiphthonge; Konsonanten; ·~und i
2. Material zur Illustration des Ge- Lesezeichen. Spiritus und Akzente, gene-
brauchs der Akzente. - Leseübungen rell; die einzelnen Akzentzeichen, ihre
(Aesop, N.T., Sophokles) Bedeutung und Wiedergabe. - Atona. -
Apostrophos, Elision
3. Nomen auf -oi;, Singular; Verbum auf Wortarten, Flexion, Deklination, Konju-
-m Sing. Präs. Akt. Ind. (Beispiele für gation etc.: Grundbegriffe, auch Wurzel,
Sprechübungen) Stamm, Kasus, Tempus; Akzentregeln
(Nomen und Verb); Assimilation. -
Wortstellung
5. Neutra auf -ov. Infin. -nv. Ind. Infin. als Subjekt und Objekt. - Einfüh-
Fut.-Akt. /...uom, /...t~m rung ins Lesen von Versen. Der iambische
Trimeter
':- Die App. Gramm. behandelt prinzipiell, was in der linken Spalte als grammatischer Gegenstand
jeder Lektion angegeben ist, und das schließt immer den Gebrauch neugelernter Formen (Syntax)
ein. Rechts steht nur, was darüber hinausgeht.
8 OBERSICHT OBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF
7. Zur Wiederholung von L. 3-6 >Hören<, >erfahren<: Konstr. mit Gen. und
Akk. - Augment bei Verba composita. -
>Thematische< Deklination und Konjuga-
tion. - Entwicklung der Kasusendungen;
>Unechte< Diphthonge. - Wortanalyse. -
Metrik: '"' ..., statt - (>longum<)
L. 8-12: a-Deklination
8. Nomina auf -ä (q:>LAta). -Adverb (von ä und TJ. Akzent bei Kontraktion
Adj.) auf -c.oi;
10. Maskulina der a-Deklination. Adjek- Liste der Enklitika. - Indik. dµ( und q:>TJµ(.
tiva -oi;, -ov, -ä (-TJ) - Metrik: Trochäus; >katalektischer tro-
chäischer Tetrameter<
12. Wdhlg. Adjektiva. - Feminina auf >Genera<, d.h. >grammatisches< und >natür-
-oi;. 'Avayvwaµa (Pl. Hippias) liches< Geschlecht. - Krasis, Koronis und
Elision. - Daktylischer Hexameter
14. f)µEi:i;, 'ÖµEi:i;, (aim:bv). - Der >Schwa- Personalpronomen (Plur.): 3. Person und
ehe< Aorist (EAuaa Ind., Imper „ In- Reflexivum. - >Stark< und >schwach<. -
fin.) Akzent bei Infinitiv. - >Verbstamm< und
>Tempusstamm<. Zeitstufen und >Aspekt<.
>Irreale< Bedingungssätze. - Die Partikel
av
15. Kontrahierte Substantive der o- und Von vöoi; zu voüi;, von yai:a zu Yii usw.
a-Deklination. - Imperativ, 3. Person
20. Gutturalstämme (-x und -y) Einführung; Vergleich mit Lat. - Akzent-
regel für einsilbige Stämme. - Das >be-
wegliche -V<. - Kurz zum Sprechen der
Verse; >Hiatkürzung<
24. n-Stämme, Adjektive, auch Kompara- XELQW - XELQOVa. - 'ttc; und öanc;; Ö'twv
tive (XELQWV). - 'ttc;- tivoc;, de; - Ev6c; und äna. - Präsens: Bedeutung, z.B. de
conatu
26. Spezielle r-Stämme: 3ta-ti)Q, avf]Q. - Ablaut quantitativ und qualitativ; Einwir-
Opt. Präs. und Aor. Aktiv, auch Fu- kung des Akzents. - Bedingungssätze: Po-
tur und Perfekt tentialis, Irrealis (Ursprung aus Wunsch-
10 OBERSICHT OBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF
28. Dentalstämme: -'ft; -trtc; und Partizip Ober Partizipia allgemein und Part. Perf.
Perfekt Umschreibung von Konj. und Opt. Perf.
Opt. in indirekter Rede und in Finalsät-
zen, wenn das regierende Verb ein Ver
gangenheitstempus ist
29. Dentalstämme: Neutra -'t (ngäyµa; Details (auch über Akzente) zum starken
<p<i>c;). - Der >Starke< thematische Ao- Aorist
nst
30. -nt-Stämme: Substantive und Partizip Formbildung des Partizips. Femin. -ia. -
Präs. und Fut. Akt; oov f:x.O.w und ax.wv. - Einige Verwendungen
von Partizipien: als Adjektive; als Verb-
formen
31. -nt-Stämme: rcäc;. Partizip Aorist Bedeutungsnuancen von rcäc;; furac;, cruµ-
rrac;. - >Partizipialkonstruktionen<; >Gen.
absol utus<. Partikeln (äµa, ... ehe;) bei
Partizipien. - ~(v) >ich war<
35. y-Stärnme. 1) Substantive auf -'Ü (i'.x- IE Wechsel von längeren und kürzeren
füic;); 2) Adjektive auf iJ/E (Tjöuc;) Stammformen. Femin. -ia(L. 30.8). -Zum
Verse sprechen (kurz)
36. Präsens Medio-Passiv; Futur Medium >Medium< und >Passiv<: Bedeutung und
(ohne Optativ) Entwicklung (mit Beispielen). -Zum Ver-
sesprechen (kurz)
UBERSICHT OBER DEN GRAMMATISCHEN STOFF 11
37. i-Stämme, Substantive (n6A.t;, µav- IE Wechsel Et!t am Ende des Stamms.
tu;) >Umspringende Quantität< (L. 18.2)
39. Substantive auf -EU~ (ßam/...ru~, Stammende -T)l', -TJF, -EU. Wandlungen
erioEu;, ZEu;) der Endungen
43. Aorist Passiv, stark und schwach. - Die >Stammformen< der Verba. - Es stellt
Futur Passiv sich das Problem des Aorist >Passiv<- mit
lauter aktiven Formen
TEIL B
Das Verbum (L.49-86)
L. 56-62: Konsonantstämme
L. 56-59: Verba muta
56. Dentalstämme Nachwirkungen des j. - Dativ nach öµm-
o~, 6 airw; u.dgl.
65. Präsens: Verbstamm mit Reduplika- Konstruktionen von füöaaxw und µ€µvT]-
tion und -oxw µm
66. Präsens: Verbstamm mit n-Erweite- Partizip bei xaµvw, q:yfravw, XULQW u.ä.
rung
67. Präsens: Verbstamm mit -avw Genetiv bei Verben. - Partizip bei i:uy-
xavw, A.avfravw, ögfu u.a. -ou und µfi. -
Volkstümliche Glykoneen
L. 68-70: Aorist
68. Aorist:schwach; ohne -s-; mit kurzem Bedeutung des Aorist. >Aspekt<. >Gno-
Vokal; stark; T)yayov; EoXOV; Aug- misch<. Zeitverhältnis?
ment Et-
L. 71-72: Futur
71. Futur: verschiedene Typen Fut. >atticum< und >doricum<. - Kurzvo-
kal: -s-Stämme. - Satzanalysen: griechi-
sche Partizipien: deutsche regierende Ver-
ben
L. 73-74: Perfekt
73. Perfekt: verschiedene Typen, auch
foLxa, Eiwöa, E<nrJXa - EataµEV
u.dgl.
74. olöa Perfekt und tlöov Aorist Attractio relativi. Objekt bei Verben des
Wissens
79. W dhlg.; speziell: bdataµm und E<p(- Genetivus panitivus kann im Satz alle Ka-
maµm. nCµ.itA.TjµL. - Präpositionen sus vertreten. - Mehr über Participium ab-
bei zwei Kasus und rn( solutum (L. 77)
81. 't(ÖTjµL. - aµ<p( und JtEQt 't(ÖTjµL mit Akk. oder - häufiger - Dativ-
Lokativ
1. Die Sprache
Im Zentrum dieses Lehrgangs steht das >klassische Griechisch<. So nennen wir die Spra- 0.1
ehe, welche die klassischen attischen Autoren des S. und 4. Jahrhunderts v.Chr. schrie-
ben. Es bestehen gewiß erhebliche Unterschiede zwischen den frühesten und den späte-
sten unter ihnen und noch größere zwischen Prosatexten und der stilisierten und tradi-
tionsgebundenen Sprache der hohen Dichtung. Aber gegenüber älterer Dichtung- zumal
Homer- einerseits und der späteren Gemeinsprache (von der das Neue Testament einen,
freilich problematischen, Begriff gibt) andererseits: gegenüber solchen Extremen bildet
das >klassische Attisch< eine deutlich charakterisierte Einheit.
Dies zumal auch im Vergleich mit anderen Dialekten. Wie jede Sprache so wurde auch 0.2
das Griechische in fast zahllosen Dialekten, von Dorf zu Dorf verschieden gesprochen.
Dazu müssen für unsere Zwecke die folgenden Andeutungen- ein unzulängliches, aber
unentbehrliches Minimum - genügen.
Lokale Verschiedenheiten lassen sich zusammenfassen als Spielarten von drei oder vier
Hauptdialekten, deren Schichtung eine Folge der Vorgeschichte Griechenlands im 3. und
2. vorchristlichen Jahrtausend ist. Das >Attische< - gesprochen in Athen und überhaupt
auf der Halbinsel Attika - ist eine eigenartige Form (vermutlich die älteste) des ionischen
Dialekts, der auf den Inseln von Euböa bis Chios und Samos sowie in der Mitte der Klein-
asiatischen Westküste (Milet!) herrschte. Nördlich davon - von Thessalien im Westen
bis nach Lesbos und der gegenüberliegenden Küste- istaeolisches Sprachgebiet und dori-
sches südlich, von der Peloponnes über Kreta bis Rhodos und Knidos. Die übrigen Dia-
lekte faßt man zusammen als Nordwestgriechisch, dem Dorischen nahe verwandt.
Dorisch ist die Sprache der klassischen Chorlyrik (Pindar; auch die Chorlieder der atti- 0.3
sehen Tragödie); Herodot der Historiker und die klassischen Ärzte (>Hippokrates<)
schreiben ionisch. Aeolisch ist die individuelle, lesbische Lyrik (Sappho und Alkaios, um
600 v.Chr.), und die uralte homerische Kunstsprache ist ionisch auf einer älteren, aeoli-
schen Basis.
Nach der Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Großen (gest. 323 v.Chr.) 0.4
bewirkte sein Wille und der kulturelle Vorrang Athens, daß das Attische Hauptgrundlage
jener >gemeinsamen< Weltsprache (>Koine<) wurde, in der man sich überall, von der
Rhone bis zum Indus und vom Dnjepr bis zum Nil, verständigen konnte. -
Daher war das Prinzip des vorliegenden Lehrgangs durchführbar: eine Auswahl von ori-
ginalen Texten aus sieben Jahrhunderten brauchte nicht zu einem hoffnungslosen
Mischmasch von Formen und Stilen zu führen, eben weil die Grundlage des klassischen
Attisch nie aufgegeben wurde; sie wurde vielmehr neu gestärkt durch den bewußten
Klassizismus der römischen Kaiserzeit. Was Epiktet und Mark Aurel im 2. Jahrhundert
n.Chr. schrieben, wäre (ungeachtet einzelner Neuerungen) im Athen des 4. Jahrhunderts
v.Chr. ohne weiteres verstanden worden. Dagegen stelle man sich eine deutsche Antho-
logie vor mit Zitaten vom Nibelungenlied bis hinab zu Bert Brecht!
Ich habe daher aufgenommen, was an Früherem und Späterem Aristoteles vermutlich ak-
zeptiert hätte. Wo diese Grenze überschritten ist, wird dies in Anmerkungen bespro-
chen.
16 ZUR EINFÜHRUNG
A a ö:A.<pa, Alpha ä, a
B ß ßf}-ra, Bäta b
r y yaµµa, Gamma 1 g
~ ö ÖEA-ra, Delta d
E c E 'VLA6v, Epsilon 2 e
z ~ ~f}-ra, Dsäta 3 ds 3
H T) ~-ra, Äta a
0 {t &rj-ra, Thäta 4 th
„ -s
1 L tcö-ra, Iota I, 1
K X. x.6.mta, Kappa 1 k
A A. A.6.µßöa, Lambda 1
M µ µü, My m
N V vü, Ny n
-- ; ;i, Ksi ks
0 0 Ö µLx.Q6v, Omikron 2 ö
II j[ rti, Pi p
p Q Qffi, Rho r
c (~) .C (o, <;) oiyµa, Ssigma 6 ss (ß)
T T -raü, Tau t
y '\) ü 'VLAOV, y psilon 2 ü, ü(u) 7
<I> <p <pi, Phi 4 f (ph)
X X xi, Chi 8 eh
'P 'l'i, Psi ps
Q (ro) "'
(l) wµEya, Omega ö9
immer scharf- oiyµa bedeutet >Zischen<!-; auch wenn 't folgt (ot(yµa) oder n (mu:uöw)
oder X (oxoli.i]); also nie wie deutsches sch !
(7) Die alte Aussprache des u, z.B. bei Homer, war u, und diese galt weiterhin, wo das u
Teil eines Diphthongs war (z.B. EU). Aber im Attischen entwickelte sich u zu ü (wie im
Französischen), und diese Aussprache blieb gültig, bis - im MA- alle hellen langen Vo-
kale zu >i< wurden. Also sprich ü für u.
(8) Wenn Deutsche oder Engländer ein p oder k oder t aussprechen, tun sie das mit >Aspi-
ration<, d.h. einem Ausstoßen von Atem - sie können nicht anders. Umgekehrt z.B.
Franzosen und Italiener: sie können diese Laute nur ohne Aspiration produzieren. Die
Griechen - im Altertum - konnten beides; sie sprachen p und ph, t und th, k und kh.
Wenn wir Modemen diese Unterschiede nicht verwischen wollen, müssen wir konse-
quent tun, was ohnehin längst weithin Brauch ist, nämlich für diese drei aspirierten Kon-
sonanten, die in Griechenland seit dem MA übliche Aussprache annehmen. Dort entwik-
kelte sich cp (ph) zu f; X (kh) zu dem Laut, den wir eh schreiben, und 1't (th) zu dem Laut,
der auch im Englischen entstand. Deutsche sollten also fortfahren, cp wie f auszusprechen
und Xwie eh; und sie sollten sich entschließen, für 1't die Aussprache von engl. th in think
oder thing anzunehmen.
(9) Die Form, die wir >kleines W< nennen, verdrängte seit ca. 300 v.Chr. die schwierige äl-
tere (Q), aus der sie durch Heraufziehen der beiden >Füße< entstanden war. Eben diese
Bequemlichkeit empfiehlt ihren Gebrauch auch als >großes Omega<. - Aussprache: lang,
offen (wie engl. law, franz. mort).
Könnten wir Euripides oder Plato eine moderne Ausgabe ihrer Werke vorlegen : sie
könnten sie nicht entziffern. Sie schrieben ihre Werke ohne Interpunktion, ohne Wort-
trennung, ohne Akzente (sie kannten ihre Sprache und brauchten solche Hilfsmittel
1 Die Regeln für den Gebrauch der Akzente lassen sich von den Beispielen ablesen; sie werden zu
Lektion 2 dargelegt.
18 ZUR EINFÜHRUNG
nicht). Minuskeln, wie wir sie schreiben und drucken, hatten sie nie gesehen, noch auch
sonst jemand in den nächsten tausend Jahren; ihr Alphabet bestand ausschließlich aus den
>großen< Buchstaben. In den nächsten Jahrhunderten entwickelte sich, als Gebrauchs-
und Schnellschrift, aus den steifen Majuskeln die bequeme, >fortlaufende< Kursive, und
aus einer ihrer vielen Formen schufen byzantinische Mönche, wohl um A.D. 800, die
Minuskeln, von denen unsere heutigen >kleinen< Buchstaben sich herleiten, wenn auch
mit weitem Abstand. Auch im Altertum änderte sich die Schrift dauernd, zumal die Kur-
sive; alte Formen, die in repräsentativen Inschriften beibehalten wurden (wie L und Q),
verschwanden aus der Alltagsschrift und auch aus der anspruchsvolleren literarischen
Buchschrift. Aber >große< und >kleine< Buchstaben, Majuskeln und Minuskeln, zu vermi-
schen: das ist keinem Griechen, keinem Römer und keinem mittel alter liehen Schreiber je
eingefallen.
Damit soll keineswegs eine resolute Rückkehr zur Schreibweise des fünften vorchristli-
chen Jahrhunderts empfohlen werden. Wir danken den alexandrinischen Gelehrten, daß
sie die Verse abteilten in der klassischen Dichtung, die sie durch ihre Ausgaben für uns
retteten; und ihren byzantinischen Nachfolgern, daß sie jedes Wort, das sie uns überlie-
ferten, durch Akzent und Spiritus eindeutig verständlich machten (selbst wenn dabei
Zweifelhaftes unterlaufen ist). Aber was an mittelalterlichem Ballast den Zugang zum
Echten erschwert, sollte nicht länger mitgeschleppt werden. Das meiste der Art sind wir
längst los; man vergleiche nur einen Druck des 16. oder 17. Jh.s mit einem heutigen. Aber
einiges hängt uns noch an 2 •
0. 10 2 Die drei Formen des Sigma - archaisches Fossil und spätbyzantinische Schreiberfloskeln - sind so
nützlich wie ein vollentwickelter Kropf. Dem Beispiel des größten Philologen folgend, beabsich-
tigte ich, sie durch das einfache >Sigma lunatum< (C, c) zu ersetzen. Aber die „ Verhältnisse« er-
laubten es nicht.
APPENDIX GRAMMATICA L. 1 19
LEKTION 1
Die Laute der Sprache sind uns überliefert durch die Buchstaben des Alphabets; Platon
braucht das gleiche Wort (crtOtXEiov) für beide: ihm war der Laut A gleichbedeutend mit
dem Buchstaben A; denn - wie die Alten überhaupt- las er laut (oder hörte ein Buch vor-
lesen). Jeder weiß, daß unser Alphabet das der Römer ist; daß die Römer das ihre von den
Griechen lernten und die Griechen das ihre von den Phöniziern. Nicht jeder weiß die Ge-
nialität des Mannes zu schätzen, der (?um 800 v. Chr.) das griechische U ralphabet aus
dem phönizischen entwickelte. Die semitischen Alphabete haben bekanntlich Zeichen
nur für Konsonanten. Jener unbekannte Grieche nun verwendete als Vokale die phönizi-
schen Zeichen für Konsonanten, die im Griechischen nicht existierten; z.B. deutete er
gleich den ersten Konsonanten, >Aleph<, um in den Vokal >A<, und das konsonantische
Jot in den Vokal Iota. Das war viel mehr als eine bloße Verschönerung. Es war jetzt, erst
jetzt, möglich, jedes Wort in seiner Lautgestalt eindeutig wiederzugeben ; jener Grieche
erfand die erste Lautschrift. Die semitischen Alphabete dagegen sind vieldeutige Zeichen
für Silben, nicht für Wörter und nicht für Laute.
Wenn aber das lateinische Alphabet, und mithin das unsere, von dem griechischen her- 1.2
stammt: woher die Unterschiede? Warum z.B. steht das Zeichen H im Griechischen für
>ä<, bei uns aber für >h<? Warum ist X dort >kh<, bei uns aber >ks<? Und warum hat das la-
teinische ein F, das griechische aber nicht?
Dergleichen erklärt sich aus der Geschichte des griechischen Alphabets. Seine Urform
verästelte sich in viele Lokalformen mit erheblichen Verschiedenheiten; und diejenige,
von der das lateinische sich ableitet, ist eine andre als die, welche >gemeingriechisch<wur-
de, nämlich die Attische. Im Attischen hatte X- eins der vier von den Griechen den phö-
nizischen hinzugefügten Zeichen - die Bedeutung >kh<; in dem >westgriechischen<Alpha-
bet aber, welches in Rom angenommen wurde, bedeutete es >ks<. Das Zeichen H bedeutet
von altersher den Hauchlaut >h<, und dabei blieb es im Westen. Der ionische Dialekt aber
verlor schon früh alle Aspiration von Vokalen (also wie das heutige Französisch und Ita-
lienisch); daher wurde dort das Zeichen H frei. Es wurde umgedeutet zu >ä<(Äta). Das io-
nische Alphabet, mithin auch dieser neue Buchstabenwert, wurde 403 v.Chr. offiziell in
Athen eingeführt und wurde daher >gemeingriechisch<1 .
Der lateinische Buchstabe F schließlich geht zurück auf das griechische Zeichen F, ge-
nannt >Digamma<nacb seiner Form oder >Wau<(nicht >V au<) nach seiner Bedeutung; es
bezeichnete nämlich >konsonantisches U< = 'l = w (s.u. Nr. 12). Dieser Laut, und daher
das Zeichen, hielten sich nicht in Ionien und Athen, wohl aber im Westen. Daher konnte
es, leicht umgedeutet (>f< statt >W<), in Rom übernommen werden.
Diese Andeutungen müssen hier genügen 2 • Wir gehen über, von den Schriftzeichen, zu
den Lauten, welche sie bezeichnen.
1 Wer das >h<noch sprach- wie die Athener - konnte es nun nicht mehr ausdrücklich schreiben - bis
der Spiritus asper erfunden wurde.
2 Wen der Gegenstand interessiert, findet reichere, verläßliche Information bequem in Der Kleine
Pauly, Lexikon der Antike, dtv (auch sonst empfohlen), Bd. V, 26ff. (mit weiterer Literatur.)
20 APPENDIX GRAMMATICA L. 1
A. Vokale
1. Einzelvokale
a) immer kurz: E, o (A.f:yE, A.6yo~).
b) immer lang: l], w (yi\, 'Pci:Jµl]).
c) lang oder kurz: a, l, u (ä, a, 1, 1, u, Ü) 3 (also a wie in Maler und alle, i wie in mir und
mich, ü wie in Mühle und Müller).
1.4 2. Diphthonge
D.h. zwei Vokale, die zusammen eine Silbe bilden. Sie bestehen aus l oder u zusammen
mit einem anderen vorangehenden Vokal 4 • Dies kann sein:
1.5 3 Die tatsächliche Quantität wird oft durch die Akzente (worüber in L. 2) verdeutlicht; z.B. µü,
&ga, µIooc;, A.uxoc;.
4 Andere Kombinationen erzeugen keine Diphthonge; nicht z.B. aoxvoc; (drei Silben), 6.6gLm:oc;
(vier Silben) und, mit Trema, auch z.B. ö.föLOc; und aünvoc;; denn dies Zeichen C) zeigt an, daß
zwei Vokale nicht zu einem Diphthong zusammenwachsen, sondern zwei Silben bilden.
5 Wo Länge des a nicht (wie hier) bereits aus dem Akzent ersichtlich ist, wird sie in diesem Band
ausdrücklich angezeigt (ä). Dies ist aber nicht allgemein üblich.
APPENDIX GRAMMATICA L. 1 21
klassischen Zeit wird in diesem Lehrgang das Iota adscriptum bevorzugt. Da aber Iota
subscriptum sich noch in vielen gedruckten Texten findet, wird in den griechischen Lek-
tionen Gelegenheit zur Übung beider Formen gegeben 6 •
B. Konsonanten 1.8
1. M utae (Verschlußlaute)
Guttural: K-Laute
(Palatal) y X X Gaumen
Labial: P-Laute ß 1t qi Lippen
Dental: T-Laute ö "'[ {} Zähne
N .B. y vor Guttural bedeutet >nasales n< und klingt wie das n in dt. sang, Engel. So z.B. in 1.9
U'r'(EAor;, EUU'r'(EALOV (>Evangelium<), ayXlJQU (>Anker<), Eyxor;, /.:uyl; (lat. lynx). Jedes V
vor Guttural innerhalb eines Wortes wird zu y.
2. Liquidae, Nasales 1.10
1 A, Q· µ, v 1
Jedes v vor einem Labial innerhalb eines Wortes wird zuµ: ouv-qiEQW > ouµqJEQW.
3. Sibilantes (s-Laute) 1.11
Sigma und die Doppelkonsonanten{}, 1lJ, !;, d.h. d + s, p + s, k + s.
Einern -oo- in den meisten Dialekten entspricht -n- in lokalem Attisch (Aussprache un-
gewiß), z.B. {}aA.aooa - {}<iA.aua.
4. Konsonantisches u und i (Jt, j) 1.12
Konsonantisches u - unser w oder besser das Englische w (>double U<) oder Lat. v-wurde
durch den Buchstaben F (s.o. Nr. 2) angezeigt, der sich auf vielen Inschriften und Mün-
zen findet; aber ein Buchstabe, der das konsonantische t (Jot) bezeichnete, hat sich bisher
nicht gefunden; was anzeigt, daß dieser Konsonant sehr früh außer Gebrauch kam.
6 Dem byzantinischen Vorurteil zufolge, für welches dies Iota eine nichtssagende graphische Kon-
vention war, wird es bei der Anordnung der Artikel in heutigen Wörterbüchern vernachlässigt;
nicht so dasselbe Iota in >Kurzdiphthongen<. Suche also z.B. atöwc; unter Al, aber <'höw ({löw) un-
ter All..
22 APPENDIX GRAMMATICA L. 2
LEKTION 2
Lesezeichen 1
1. Ober die Akzente
2.1 A. Generell
Spiritus (Hauchzeichen) und Akzente, Erfindungen alexandrinischer Gelehrter, sind un-
entbehrlich für das Verständnis griechischer Wörter und ihrer Geschichte. Für die
Hauchzeichen, Asper und Lenis, genügt, was seit der Einführung bekannt ist 2 • Die Prin-
zipien der Akzentuation sind einfach, ihre Beherrschung ist unerläßlich und bei einiger
Aufmerksamkeit und Übung nicht schwer zu erzielen.
2.3 Die Akzente stehen, wie die Hauchzeichen, über kleinen Buchstaben, aber vor großen.
Die meisten griechischen Wörter habeneinen Akzent; selten, und unter bestimmten Um-
ständen, hat ein Wort zwei Akzente und niemals mehr. Gewisse Wörter haben gar keinen
Akzent. Der Akzent zeigt an, daß der gekennzeichnete Vokal oder Diphthong in anderer
Tonlage als das übrige Wort ausgesprochen wurde. Tonhöhe: nicht Tonstärke!
Akzente stehen auf dem Vokal entweder der letzten Silbe eines Wortes (Ultima) oder der
vorletzten (Paenultima) oder der drittletzten Silbe (Antepaenultima); niemals noch wei-
ter von der Ultima entfernt.
2.4 Es gibt drei Akzente: 1. Akut: a (Hochton); 2. Gravis: a (weniger hohe oder gar normale
Tonlage); 3. Zirkumflex: a oder ä (steigende und fallende Tonverschleifung). Der Akut
und Gravis können auf langen und kurzen Vokalen stehen, der Zirkumflex aber nur auf
langen.
Der Gravis findet sich nur auf der Ultima; der Zirkumflex auf einer der zwei letzten Sil-
ben; der Akut auf einer der drei letzten.
2.5 Treffen Spiritus und Akzent auf demselben Vokal zusammen, so wird der Spiritus unter
dem Zirkumflex, aber vor dem Akut und Gravis geschrieben:
1 Ä., &, "A, a, ä, a, ä 1
2.6 Spiritus und Akzente stehen über dem zweiten Vokal eines Diphthongs:
jAt, d, ol, auch u{ und riu 1
Nur bei Langdiphthongen mit Iota stehen sie über dem ersten Vokal (vgl. L. 1.7):
l"Qt, <l'n, Q>; HL, ~L, TI; Ä.t, (u, ~
7
1
dies letztere aber nur, wenn die Ultima kurz ist. In diesem Fall (- ..., mit Akzent auf der
Paenultima) muß der Zirkumflex stehen;
z.B. a) ~i}v, ~ßäv·; b) ÖofJA.oc;, 6.cpfptE.
Der Zirkumflex findet sich also nie auf einem kurzen Vokal, niemals weiter zurück als auf
der Paenultima, und niemals auf der Paenultima, wenn die Ultima lang ist.
2. Der Akut findet sich auf langen und kurzen Vokalen und zwar auf 2.8
a) der Ultima oder
b) der Paenultima (auf langer Paenultima aber nur, wenn auch die Ultima lang ist)
und auf
c) der Antepaenultima; dies aber nur, wenn die Ultima kurz ist;
z.B. a) va(, 'Ö'E6c;, VE<Ü<;·
z.B. b) VEl<JlEl, Ä.Eyn, öoul.ou, 6.vfrQWJtou, JtOÖE<;, Ü.Jt(ÖE<;·
z.B. c) avß-gwrroc;, HyoµEv· K6QlV'Ö'oc;, 'AXQO'X.OQLV-froc;· 'AH1;avÖQO<;, 'Al.E1;av-
ÖQOX.6Ä.axEc;.
3. Der Gravis findet sich nur auf der Ultima, und zwar wenn die Ultima an sich den Akut 2. 9
hat und ein anderes Wort direkt (ohne Interpunktion, d.h. Pause) folgt;
z.B. -frE6c;, ß-EOV, aber ß-Eo<; Ä.EyEL.
Kurz gesagt: jeder Akut auf der Ultima wird zum Gravis; es sei denn, daß Interpunktion
direkt folgt.
C. Eine Serie von Termini, absonderlich, aber nützlich 2.10
Ein Wort mit Akut auf der Ultima heißt Oxytonon.
Ein Wort mit Akut auf der Paenultima heißt Paroxytonon.
Ein Wort mit Akut auf der Antepaenultima heißt Proparoxytonon.
Ein Wort mit Zirkumflex auf der Ultima heißt Perispomenon.
Ein Wort mit Zirkumflex auf der Paenultima heißt Properispomenon.
Wörter mit irgendeinem Akzent auf der Paenultima oder Antepaenultima (d.h. nicht auf
der Ultima) werden Barytona genannt.
Gleichfalls ohne Akzent, ausgenommen unter bestimmten Bedingungen, sind die Enkli-
tika, z.B. µE, fonv; sie werden in Lektion 10 behandelt.
LEKTION 3
Wortarten
3.1 Die griechische Sprache hat wie Latein, Deutsch usw. zwei Hauptarten von Wörtern:
1. Wörter, die im Satzzusammenhang verschiedene Formen annehmen (man nennt das
>Flexion<); vgl. dt. Haus - Häuser und schreiben- geschrieben; lat. deus- deum und amo
- amat; griech. 1'tE6c; - 1'tE6v und xw/...uw - xwAiJEl;
2. Wörter, die nur in einer ei~zigen Form auftreten; vgl. dt. und, wo; lat. et, ubi; griech.
xa(, :rtoü. Sie sind >unflektiert<.
(Modus: ich schreibe, ich schriebe). Andere Konjugationsformen werden wir später ken-
nenlernen 1 .
C. Das Nomen
(einschl. Artikel, Adjektiv und Pronomen)
1. Seine Kasus 3.5
avttQw:n:OL: die Form, welche das Subjekt und auch das Prädikat kennzeichnet, heißt
Nominativ 2 •
avttQw:rtON :die Form, welche das Objekt kennzeichnet, heißt Akkusativ 3 •
avttem:n:OY :die besondere Form eines Substantivs, welches ein anderes bestimmt, heißt
Genetiv 4 (z.B. das Haus des Vaters, Napoleons Sieg).
avtteffi:n:QI: die Form, welche eine beteiligte Person anzeigt, heißtDativ 5 (ich erzähle
dir eine Geschichte; das scheint mir eigenartig; sie gibt dem Kind einen
Kuchen).
avttQwrrE: die Form, welche eine angeredete Person (und manchmal eine Sache) kenn-
zeichnet, heißt Vokativ 6 •
Entsprechend gibt es eigene Kasusformen für den Plural, jedoch nicht für die Anrede
mehrerer Personen, d.h. es gibt keinen Vokativ Plural; vielmehr wird dafür der Nomina-
tiv Plural verwendet. Dies gilt auch im Singular für etwa die Hälfte der Nomina.
Unsere grammatikalischen Bezeichnungen beruhen auf der Analyse der griechischen Sprache, 3.3
wie sie seit dem 5. Jh. v.Chr. von den yQaµµm:txo(, lat. grammatici, durchgeführt wurde. Ihre
Terminologie wurde von ihren römischen Nachfolgern ins Lateinische übersetzt, und von den
>jungen< europäischen und orientalischen Völkern übernommen (und oft entstellt); z.B. övoµa -
nomen - Nomen; avtwvuµ(a- pronomen- Pronomen; JtQO-<tEOL~ - praepositio- Praeposition;
Jt'tWOL~ - casus - Kasus usw.
2 m;ci)OL~ ovoµaonxi): casus nominativus. 3.6
3 Jt'tWOL~ ahtanxi): casus accusativus (falsche Übersetzung).
4 Jt'tWOL~ yEvtxiJ: casus genetivus (falsche Übersetzung).
5 Jt'tWOL~ öonxi): casus dativus.
6 Jt'tooot~ xA.rinxi]: casus vocativus.
26 APPENDIX GRAMMATICA L. 3
Griechisch Latein 7
Nom. ooq:i6i; q:> tl..6ooq:ioi; philosophus
Ace. ooq:>Ov q:>lAOOOqJOV philosophum
Gen. ooq:ioü q:>tAoo6q:iou philosophi
Dat. ooq:><i>t (-<i>) q:>tAoo6q:>Wl ( -cp) philosophö (vgl. Dat. morti)
Voc. ooq:it q:>LAOOOq:>E philosophe
3.10 Du stellst folgende Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Griechisch und Latein fest:
a) Das griechische o entspricht hier dem lateinischen u (das im Aldateinischen tatsächlich
auch ö lautete). Dies ö ist der charakteristische Vokal dieser »o-Deklination«: Im Vokativ
wird es in beiden Sprachen durch ein kurzes e ersetzt. Vgl. den ähnlichen Wechsel zwi-
schen dem Substantiv A.6yoi; und dem Verb A.tyw;
b) im Akkusativ entspricht dem griechischen -ov das lateinische -um (< öm); die Gene-
tive der beiden Sprachen sind völlig verschieden, aber alle anderen Kasus sind auffallend
ähnlich; besonders
c) der charakteristische sog. Themavokal vor der Endung wird im Dativ gedehnt (im
Griech. auch im Genetiv);
3.11 d) in beiden Sprachen hat der Vokativ faktisch keine Endung; denn das E ist nichts als eine
andere Form des Themavokals. Das ist verständlich, weil die Endungen die verschiede-
nen Beziehungen zwischen den Wörtern anzeigen, welche einen Satz bilden; der Vokativ
jedoch steht für sich und unverbunden. Das gleiche gilt für den Imperativ (AtyE wie Öoü-
1..E).
Solch auffallende Parallelen im Detail und in der Gesamtstruktur fordern eine Erklärung.
4. Der Artikel
3.12 Anders als das Lateinische hat das Griechische einen bestimmten Artikel. Die Formen des
Maskulinum Singular reimen sich mit den Endsilben der Substantive der o-Deklination.
Diesen Silben geht der Konsonant t- voraus - ausgenommen im Nominativ, der mit
Aspiration (»h«) beginnt und außerdem keine Endung (kein -s) und keinen Akzent
hat (s. L. 2.12):
j ö, i:6v, wü, 'tön. ,
3. 13 Der Vokativ hat nie einen Artikel; und die griechische Sprache hat keinen unbestimmten
Artikel entwickelt: Ö 'Ö'E6i; heißt »der Gott« und kann einen bestimmten Gott bezeichnen,
der vorher erwähnt worden ist oder jedenfalls gut bekannt ist; oder es kann auch den ab-
strakten Begriff >Gott<ausdrücken. Ohne Artikel kann ÖE6i; entweder >Gott< im allge-
meinen oder auch >ein<, >irgendein (nicht genau bestimmter) Gott< bedeuten 8 •
3.9 7 Wegen ihrer gleichen Bedeutung und klanglichen Ähnlichkeit könnten auch 'l'tt6~ unddeus hier
verglichen werden, obwohl die Sprachwissenschaftler uns versichern, daß sie nicht auf eine und
dieselbe Wurzel zurückgehen.
8 Belege für das Obengesagte - wie für alles in dieser Appendix - finden sich in der betreffenden
griechischen Lektion.
APPENDIX GRAMMATICA L. 3 27
Das Attribut kann ein Substantiv im Genetiv sein, z.B.: 0rnü A.6yo;, 6 'tO'Ü fü:o'Ü A.6yo;,
6 A.6yo; (6) 'tO'Ü itrnü 9 •
6. Das Pronomen 3.16
Bis jetzt haben wir nur die Interrogativpronomina 'tt;; >wer?< und 't(; >was?< (lat. quis?
quid?) kennengelernt. Sie haben immer den Akut (er verändert sich niemals in den Gra-
vis), denn bei der Frage hebt sich die Stimme.
D. Das Verbum
lt. A.tyw, A.tyn;, A.tyn 2. Imperat. A.tye 1 3.17
Diese wenigen Beispiele, nämlich 1. der Singular des Indikativs Aktiv Präsens und 2. ein
Imperativ im Singular, zeigen bereits, daß die Unterscheidung von Person und Zahl, die
im Deutschen zum Teil durch Personalpronomen erfolgt (1. >ich<, 2. >du< usw.), im Grie-
chischen (wie im Lateinischen) allein durch Endungen angezeigt wird.
9 In solchen Verbindungen ist die Wiederholung des Artikels häufig, aber nicht notwendig; er fehlt 3 .15
gewöhnlich bei geläufigen Redewendungen wie: •das Volk (Demos) von Athen<(eigentlich: >der
Athener<) oder >der Herrscher der Götter< (Zeus): 6 Öf\µo<; i:wv 'A'lhlva(rov, 6 örnx6TI'l<; trov
füci>v.
28 APPENDIX GRAMMATICA L. 3
A. Adverbien
3.19 1. Adverbien, die von Adjektiven abgeleitet sind.
Sie enden auf -<0<; 10 ; z.B. xaA.6<; - xaA.&<;, 00<p6<; - omp<b<;
3.20 2. Pronominaladverbien, fragend (interrogativ)
Jto'Ü; wo? · Antwort im Dativ (tv Kog(v{}u:n, lat. Corinthi),
Jtoi; wohin? Antwort im Akk. (d<; K6gwftov, lat. Corinthum),
it6'Ö'EV; woher? Antwort im Genetiv (Ex Kog(v'ftou, lat. Corintho).
(Gr. L. 2 II B)
Bedenke
a) die Beziehung zu der Grundbedeutung der Kasus im Griechischen, wie oben Nr. S
dargelegt;
b) die Beziehungen im Gebrauch der Kasus zwischen dem Griechischen und dem Lateini-
schen, und zwar hinsichtlich ihrer >lokativen< Bedeutung, d.h. ihrer Beziehung auf örtli-
che Lage oder Bewegung.
B. Partikeln
3.21 1. Fragepartikel
~Qa (&g' vor einem Vokal) leitet eine Frage ein.
3.22 2. Verbindende Partikeln
>Konjunktion< xa(: >und<; tE (lat. -que, folgt dem zweiten der miteinander verbundenen
Wörter): >und<; xa( ... xa( ... , tE • • . tE, tE ••• xa( (lat. et .. . und -que ... -que):
>sowohl ... als auch< 11 ; eh<; und Ei., siehe L. 2 II C.
3.23 J. Verneinende Partikeln
Ou steht vor einem Wort, das mit Konsonant beginnt und vor einem Satzzeichen, oux vor
einem Vokal mit Spiritus Asper und oux vor allen übrigen Vokalen. Es bedeutet: >nein,
mc. ht<; O'UtE
„ 12 : >Un d mc
. ht<, O'U'tE
" • . • O'UtE:
„ >We d er ... noc h<(wie
. lat. neque ... neque ).
C. Präpositionen
3.24 sind kleine Wörter, die die Grundbedeutung der Kasus (oben Nr. S) verstärken oder ver-
.. d ern 13 , z. B.
an
E~ (vor einem Vokal), Ex (vor einem Konsonanten): >Von, aus<, mit Genetiv (lat. ex );
rut6 (vor einem Konsonanten), aJt' (vor einem Vokal, jedoch a<p' vor einem Vokal mit
Spiritus Asper): >VOn<, mit Genetiv (lat. a, ab, abs);
bti, f:Jt', E:<p' (mit derselben Unterscheidung): >auf - hinauf<, mit Akkusativ 14 ;
d<;: >in - hinein<, >nach<, mit Akk. (lat. in mit Akk.);
f:v: >in<, mit Dativ (lat. in mit Abl. ).
III. Wortstellung
Die Wortstellung im Griechischen ist nicht beliebig, aber viel freier als im Deutschen. 3.26
Auch bei Fragen ist eine Änderung der Wortfolge keineswegs notwendig: die bloße Än-
derung der Stimmlage kann aus einer Aussage eine Frage machen.
LEKTION 4
Paradigmen (2.)
(Beachte die Verschiedenheiten der Akzentuation. Ihre Ursache ist bekannt)
Zur Beachtung:
1. Außer Singular und Plural hatte die griechische Sprache noch ein System von Endun- 4.2
gen ererbt, welches zur Bezeichnung der Zweiheit diente, zumal von Dingen, welche
normalerweise paarweise erscheinen, wie etwa Hände und Füße. Dieser sog. Dual kam
seit ältester Zeit mehr und mehr außer Gebrauch; in der gesprochenen Sprache der nach-
klassischen Periode wurde er überhaupt nicht mehr verwendet. Wir lassen ihn vorläufig
außer acht und werden ihn später kurz beschreiben.
2. Es gibt keine besonderen Formen für Vokative im Plural (L. 3.5).
3. Nicht für die Aussprache, wohl aber für die Akzentuierung hat die Pluralendung -m 4.3
der Substantiva (u. Adjektiva) die Wirkung eines kurzen Vokals. Daher - nach derbe-
kannten Grundregel (L. 3.7)- behält der Nom. Plur. av{}gwnol den Akut auf seiner er-
30 APPENDIX GRAMMA TICA L. 4
sten Silbe und ÖoüA.ot den Zirkumflex auf der Paenultima, während lange Endungen der
anderen Kasus Änderungen der Akzente (gegenüber dem Nominativ) zur Folge haben:
av{}gom:mc;' öo\J A.mc;.
II. Maskuline Substantiva
4.4 'O (Plural ol.) ist der maskuline Artikel; die Substantiva, mit denen wir uns bislang befaßt
haben, sind Maskulina.
Maskulin sind vor allem - und natürlicherweise - die Wörter, welche männliche Personen
(z.B. ö av{}gomoc;, 6 <ptA.6ornpoc;, 6 ul.6c;) und männliche Tiere (z.B. ö övoc;) bezeichnen
sowie die Namen von Völkern (z.B. o[ "EUT}vEc;, o[ 'Pwµai:m) 1 .
4.5 Eine Möglichkeit, (unbetontes) >mein< und >dein< auszudrücken, besteht darin, die unak-
zentuierten (enklitischen) Pronominal-Genetive µou (>von mir<) und oou (>von dir<) 2 zu
dem betr. Substantiv hinzuzufügen. Wo die Beziehung selbstverständlich ist, findet sich
aber oft nur der Artikel und kein Pronomen: 6 nan)Q: >mein Vater<. Und schließlich sind
wir auch dem Pronomen >dein< begegnet: o6c;, o6v, ooü, o<Öt.
4.6 IV. Weiteres über die Funktionen der Kasus (vgl. L.3.5)
t Auch die Namen von Flüssen (z.B. ö NEiA.o~, 6 Eil<pQUtl}~. 6 'Pf)vo~), Winden (ö BoQfo~) und
Monaten (6 JlocmÖEwv).
2 Dazu L. 5.4.
4.7 3 >Dativ-Objekt< und •Indirektes Objekt< sind keine passenden Bezeichnungen. Wenn ich >dir< ei-
nen Taler gebe, bist ·du< nicht ·Objekt< dieses Gebens, weder direkt noch indirekt. Das Objekt,
das gegeben wird, ist der Taler, und >du< bist die Person, die daraus den Nutzen zieht, die >betei-
ligte Person<.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 4 31
2. Instrument (Mittel oder Werkzeug: D. instrumentalis): q:i6vwL q:i6vov A.uw; Dei pro-
videntiä mundus regitur: lat. Ablativ. Oder auch den
3. Ort, wo jemand (oder etwas) ist (oder geschieht: D. locativus): tv OtitWl in urbe: lat.
Ablativ (aber vgl. domi, Corinthi).
Die zweifachen Funktionen des Nominativs wie auch des Akkusativs sind leicht begreif-
lich: sie hängen offenbar jeweils zusammen. Nicht so die zwei Funktionen des Genetivs
und die drei des Dativs; und dazu kommt, daß der lateinische sog. >Ablativ< selbst mehre-
re, und völlig verschiedene, Funktionen hat und daß zwei von diesen ihr Gegenstück im
griechischen Dativ haben, eine dritte aber im griechischen Genetiv.
Diese verwirrenden Beziehungen (vgl. L. 3.10-11)- und, ganz allgemein, die Struktur
und das Funktionieren der griechischen Sprache (wie auch des Latein, des Deutschen und
vieler anderer)- all dies wird verständlich, wenn man erkennt 4 , daß diese Sprachen Glie-
der einer großen Familie sind; einer Familie von verwandten Sprachen, welche von Island
im arktischen Nordwesten durch ganz Europa bis nach Zentralasien und Indien gespro-
chen werden oder wurden. Die Verwandtschaft dieser vielen Sprachen 5 erklärt man sich
durch die Annahme einer gemeinsamen Grundsprache.
Die >Vergleichende< oder >historische< Grammatik hat all diese Sprachen untereinander
verglichen und ein System ihrer Beziehungen festgestellt. Damit hat sie die Lösung zahl-
loser linguistischer Probleme ermöglicht; darunter auch desjenigen, das uns hier beschäf-
tigt.
Das IE (IG) hatte viel mehr Kasus als irgendeine der von ihm abstammenden Sprachen;
ihre Zahl ging dauernd, aber in verschiedener Weise, in jeder dieser Sprachen zurück. Im
heutigen Englisch gibt es zum Beispiel - mit der einen Ausnahme des sog. >Sächsischen
Genetivs< (father's)- keine Kasusformen mehr. Vereinfachung ist eine Haupttendenz der
Sprachentwicklung. Diese Schrumpfung des Kasussystems führte dazu, daß die speziel-
len Funktionen aussterbender Kasus von den überlebenden übernommen wurden; und
das geschah in verschiedenen Sprachen in verschiedener Weise.
Unter den vielen IE Formen, welche spezielle Beziehungen- und besonders räumliche -
verdeutlichen, war eine, welche Aufenthalt an einem Ort spezifizierte (also auf die Frage
wo? antwortete): sie darf spezifisch als >Lokativ< bezeichnet werden. Seine Funktion
wurde im Griechischen vom Dativ übernommen, im Lateinischen aber von dem sog.
>Ablativ<. Eine andere IE Form, oder >Kasus<, zeigte das Ziel einer Bewegung an (wo-
hin?): sie war damit prädestiniert, unter dem Namen >Akkusativ< auch das Objekt zu be-
zeichnen, auf das sich eine Handlung richtet. Ein weiterer IE >localer< Kasus markierte
den Ausgangspunkt einer Bewegung (woher?), der >Separativ<. Der griechische Genetiv
erbte diese Funktion, während er im Lateinischen als der eigentliche >Ablativ< - der
>Wegbewegungskasus<-weiterlebte. Und schließlich gab es einen IE Kasus, der das Mit-
4 Zuerst wurde dies in vollem Umfange zu Anfang des 19. Jahrhunderts erkannt, und zwar von dem
Dänen R. Rask und dem Deutschen F. Bopp.
5 Ihre Verwandtschaft erweist sich in der Gleichartigkeit ihrer Struktur, z.B. die Kasus von Sub- 4.9
stantiven und die Konjugation der Verba, sowie in der Gemeinsamkeit vieler Wörter; z.B. dt. >Va-
ter•, lat. pater, griech. :rmti)Q, alt-indisch (Sanskrit) pitä (Akzent!) und >Mutter<, mater, µU'tT]Q
(ionisch-attisch µi)'tTJQ ), mata (Akzent!).
32 APPENDIX GRAMMA TICA L. 4
tel oder Werkzeug angab, womit etwas getan wird: den >Instrumentalis<. Diese Bedeu-
tung wurde im Griechischen auch noch auf den Dativ übertragen; im Lateinischen aber,
sonderbarerweise, auf den >Ablativ< 6 • So hat die >historische Grammatik< das Problem der
verschiedenen Bedeutungen der griechischen Kasus aufgeklärt und damit Licht auf die
Anfänge der Sprache geworfen.
Paradigma
4.10 6 Spuren der alten, mehr spezialisierten Kasus haben sich im Griechischen, Lateinischen und sonst
erhalten, so z.B. die Endung -i des Lokativs: sie findet sich z.B . in griech. otxol >im Haus, zuhau-
se,, lat. domi und auch in Romae >in Rom<: dies ist nicht ein (abstruser) Genetiv, sondern der ori-
ginale Lokativ (altlat. Romai). Und es versteht sich, daß generell der Ersatz eines aussterbenden
Kasus durch einen andern nicht vom Zufall abhing: immer war eine gewisse Eignung bestimmend
- sei es eine formal-klangliche oder eine bedeutungsmäßige, wie sich schon aus dem Vorangehen-
den entnehmen läßt.
4.12 7 Die Endung -m, wie auch E<n:(, erhält gewöhnlich den Endkonsonanten -n (ny mobilis oder vü
E<pEAXU<n:lx6v), wenn ein Vokal folgt, und auch vor Interpunktion. Dies ist ein weiteres Mittel
zur Vermeidung von >Hiatus<.
4.13 8 In dorischen Dialekten endet die 1. PI. auf -mes und die 3. auf -nti (xwA.uoµEi;, xwA.Uovn), welche
offensichtlich größere Ähnlichkeit mit dem Lateinischen haben. Die vorwiegenden attischen
Formen erfordern nähere Besprechung (L. 6.14 ). Man sieht aber auf einen Blick- wenn man das
Lateinische vergleicht-, daß im Griechischen die 2. PI. des Imperativs in den Indikativ eingedrun-
gen ist.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 5 33
LEKTION 5
Diese Tabelle bestätigt, daß auslautendes -mim Lateinischen mit griechischem -n korres- 5.2
pondiert (s. L. 3.10). Darüber hinaus zeigt sich, daß sowohl im Griechischen wie im La-
teinischen 5.3
1. bei den Neutra Nom. und Akk. gleich sind und
2. im Plural die beiden Kasus auf kurzes -a enden.
Diese zwei Regeln gelten für alle Neutra; sie stammen offenbar vom IE. Das Griechische
- nicht das Lateinische - bewahrt noch eine dritte Regel:
3. Ö<l>Qa JtEi-0-EL; d.h„ wenn das Subjekt ein Neutrum im Plural ist, steht das Verbum
im Singular.
Ursache: die Endung -a zeigte ursprünglich ein >Sammelwort< (Kollektivum) im Singular
an wie z.B. >die Familie<, >die Regierung<, >das Gebirge<. Danach stand das Verbum ver-
ständlicherweise im Singular, obwohl das Sammelwort, inhaltlich gesehen, eine Mehr-
zahl bezeichnete.
34 APPENDIX GRAMMATICA L. 5
Singular
Die >Casus obliqui<(d.h. alle Kasus außer dem Nominativ) von E:yw und ou sind >enkli-
tisch<(d.h. sie tragen keinen Akzent außer unter bestimmten Voraussetzungen. Darüber
mehr in L. 11). Sie werden aber akzentuiert, wenn sie betont sind (z.B. >nicht dir, sondern
mir<), und ebenso nach den meisten Präpositionen. In diesen Fällen wird die 1. Person
obendrein noch mit E- erweitert:
E:µt , E:µoü, E:µoL Aber: ot, ooü, oo(;
z .B. OU'X E:µo(, aÄ.Ä.a oo(; an' E:µoü; UJtEQ ooü (aber JtQ6s; µE).
Kurze Silben (breve) enthalten einen kurzen Vokal, auf den höchstens ein Konsonant
folgt; Muta cum Liquida (z.B . .1tA, t{>, xv) hat oft die Wirkung nur eines Konsonanten
(längt also die vorhergehende Kürze nicht), zumal in Komödien.
Z.B. (-=lang, v =kurz): AEYE µm = v v - , A.El;wom =---(denn !;entspricht zwei Kon-
sonanten); n:ai:Q6i;; = - v oder v v.
LEKTION 6
1. Jedes Adjektiv- ja sogar jedes Wort und jede Wortgruppe-kann einen Artikel vor sich 6.1
haben und so wie ein Substantiv gebraucht werden; z.B. Ö füxmoi;; >der Gerechte<, i:o öL-
xmov >das Gerechte, Gerechtigkeit<, i:a ötxma >die gerechten Dinge; das, was gerecht
ist<. Wo es passend ist, werden Adjektive in diesem Sinne auch ohne Artikel verwandt,
36 APPENDIX GRAMMATICA L. 6
z.B.: 6 füxmo; öLxma 3tQCt'ttEL, >der Gerechte tut Gerechtes•, d.h. >er handelt gerecht<;
aA.A.a aAA.m; xaA.a = alia aliis bona, d.h. >Verschiedene Personen haben verschiedene An-
sichten darüber, was gut ist< (hier ist xaA.a höchstwahrscheinlich als Prädikat anzusehen).
6.2 2. Wie im Deutschen >li~blichanzusehen< oder >ZU sterben bereit<wird auch im Griechi-
schen der Anwendungsbereich gewisser Adjektiva durch einen Infinitiv angezeigt; s.
Text K (Sophokles).
E:·xwA.u·o·v ama·ba·m
Das Imperfekt gehört zum Präsensstamm; dementsprechend vermittelt es die besonderen
Nuancen des Präsens1, übertragen in die Vergangenheit.
A. Das Augment
6.4 Die Vergangenheit wird allgemein- nicht nur im Imperfekt- gekennzeichnet durch das
Augment. Es findet sich ausnahmslos in Prosa; ist fakultativ in Homer und ihm folgender
Dichtung. Seine Form hängt vom Verbalstamm ab. In der Regel gilt:
1. Einern Stamm, der mit einem Konsonanten beginnt, wird ein E vorangestellt: xwA.vco-
E:xwA.uov.
2. Ein Stamm, der mit einem kurzen Vokal beginnt (oder einem Kurzdiphthong), dehnt
diesen Vokal: 6voµa~co- wv6µa~ov; oixtLQW-WLXttQOV (<!>KttQov). t wird iu i, u > 'Ü, o
> eo, aber E > TJ (E:A..n:i~w - fiA.Jttl;ov) 2 und auch a > TJ (axovco - f1xouov ), und entspre-
chend EL und m > TJL (TI) sowie EU und au > TJU 3 •
3. Ein langer Anfangsvokal wurde, begreiflicherweise, nicht weiter gedehnt, daher 'Ü EL -
'Ücv; f)xco, ~xcv.
Auch bei den meisten Verba composita (wie futo-A.uco) steht das Augment unmittelbar
vor dem Stamm und nicht vor dem Präfix (fut-E·A.uov ). Näheres dazu in der nächstfolgen-
den Lektion.
t S. L. 14.7ff.
6.5 2 Von EXW >ich habe<lautet das Imperfekt dxov, bei anderen Verben ist es ähnlich; davon später.
3 In nachklassischer Zeit wurde hier sehr oft nicht gedehnt, vgl. L. 1.6.
6.6 4 Das Lateinische besitzt kein Augment; es kennzeichnet das Imperfekt durch Einfügung der Silbe
-ba- zwischen Stamm und Endung: ama·ba·m.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 6 37
Daher stellen wir Übereinstimmung zwischen dem Griechischen und dem Lateinischen
fest bzw. stoßen auf die IE Wurzel bei den Imperfekt-Endungen der 1., 2., 3. Person Sin-
gular (die 3. hat im Griechischen das Schluß-t verloren) 7 und der 3. Person Plural (zur 1.
Pl. [vgl. Dialekte] und 2. PI. [vgl. Imperativ] s. L. 4.13).
Dies Schema griechischer Endungen 6.10
~,_-n-,-_-s-,->n-1-.c-h-ts_<_;___
m_e_n_,-_-t-e,~-n----.I
erscheint nicht nur im Imperfekt, sondern liegt (mit gewissen Variationen, die wirken-
nenlernen werden) den Endungen fast aller Tempora zugrunde, ausgenommen dem Indi-
kativ des Präsens und den nach ihm gebildeten Formen, von denen wir bisher nur das Fu-
tur kennen. Diese Endungen heißen: >Sekundäre Endungen<.
5 S. L. 5.2.
6 Die Endkonsonanten von oux, oux, oütt' wurden zum folgenden Wort gezogen.
7 Das -E von EA\JE ist keine Endung, sondern gehört zum Präsensstamm (ist >Themavokal<, siehe
nächster Abschnitt); es nimmt das bewegliche -v an; darüber vgl. L. 4.12.
38 APPENDIX GRAMMA TICA L. 6
Im Plural lautet die Vokalfolge offensichtlich ö, e, ö - genauso wie bei den sekundären
Endungen des Imperfekts; ebenso im Singular ö, e, e- wo jedoch der Themavokal mit der
Endung zu einem Laut {langer Vokal bzw. Diphthong) verschmolzen ist. Wiederum
wird das Fehlen eines Themavokals im Lateinischen deutlich (vgl. Nr. 5). Bestimme
selbst, was das Lateinische an dessen Stelle besitzt.
Dieselben Regeln wie bei der >O-<oder >thematischen<Konjugation sind bei der >O-<oder
>thematischen< Deklination erkennbar, wie man aus L. 3.8 und 4.1 sieht und wie es die
folgende Lektion zusammenfaßt.
LEKTION 7
Hauptzweck: Wiederholung. Präge dir den Inhalt der Lektionen 1-6 fest ein!
Einige Einzelheiten:
1. Gebrauch des Infinitivs
Wie erklärst du dir die Infinitive in der griechischen Lektion, C3; D; F2 und 3; und in C 1
und Fl? Wenn nötig, schlage L. 5.5 nach.
(Obendrein sind F2 und 3 Beispiele einer Konstruktion (L. 6.1 ), bei der mehrere mitein-
ander verbundene Wörter die Funktion eines Substantivs übernehmen.)
Allgemein gilt: das, was gehört wird, steht imAkkusativ (das Objekt des Hörens); aber:
woher das, was gehört wird, kommt (d.h. der Ursprung oder die Quelle), steht im Gene-
tiv; z.B. 1. "lt6gußov (Lärm) axouw; 2. Ö.XO'UE µou; 3. µ\J"ltov i]xouov a1rtou 1 ; 4. 'tOU qn-
A.oa6c:pou axouw (>ich höre auf den< > >ich gehorche dem Philosophen<).
Bei Verba composita, deren erstes Element eine Präposition ist, steht das Augment vor
dem Verbstamm, aber nach der Präposition. Wenn dabei zwei Vokale aufeinanderstoßen
(4. ÖLaE-, 5. (moE-) wird der Hiat, wie gewöhnlich, durch Elision aufgehoben 2 (L. 2.13);
andrerseits kann die Assimilation, die im Präsens durch das Zusammentreffen gewisser
Konsonanten mag herbeigeführt worden sein (2. und 3.), durch den Einschub des Aug-
ments hinfällig werden (L. 3.25).
Mehr über Composita in L. 17.4 und L. 41.11-14.
Die o-Konjugation wird auch >thematisch< genannt, weil der Präsensstamm durch den
>Themavokal< c/o gebildet wird, der an den Verbalstamm angehängt wird (A.fro·µt:v, A.u-
1 Nicht selten wird freilich- im Laufe einer leicht verständlichen Entwicklung- auch das tatsächlich 7 .2
Gehörte (also das >Objekt des Hörens<) in den Genetiv gesetzt; z.B. 'Ö6Qußov oder 'ÖoQußou
<ixouw. Ähnlich: µav'Öavw oou (woher das, was gelernt wird, kommt); ta UQlITTa oder z.B. ta
YQ<iµµma µavl'tavw (was gelernt wird).
2 Nicht so bei :itEQ( und :itQ6.
40 APPENDIX GRAMMATICA L. 7
·E·'tE; s. L. 6.11) 3 • Dementsprechend nennt man die o-Deklination auch >thematische De-
klination<, weil sie durch die Zufügung desselben Themavokals zum Stamm charakteri-
siert ist (<ptÄ.6oo<p·o·~, <ptÄ.6oo<p·o·v <pLÄ.6oo<p·E).
1 Gen . Sing. bei Homer: -mo (mo < owo < OO!o): -otO > o~o > oo > ö, geschrieben ou.
2 Dat. Sing.: der Themavokal wird in beiden Sprachen verlängert; zum griech. -l vergleich lat. Dat.
-i in orator-i.
3 Akk. Plur. ou; ursprünglich von -ov; (auch auf lat.; vgl. Akk. Sing.). Am Wortende fällt -n vor -s
aus, m.it Ersatzdehnung des Vokals (L. 6.14). Das dabei entstehende gedehnte Omikron wird ou
geschrieben, ist aber kein echter Diphthong; deshalb wird dieses durch Dehnung entstandene ou
als •unechter Diphthong• bezeichnet.
4 In der Dichtung auch -otm(v) (die ältere Form).
~--i--lv E--1ö7"-1----~----0--jµEVI
7.5 3 Bei einer bedeutenden Gruppe von Verben wird das Präsens ohne Themavokal gebildet. Sie wer-
den daher >athematische Verben• genannt, oder >Verben auf -µt•, weil die Endung der 1. Person
Sing. Präsens Indikativ Aktiv -µt ist (das naheliegende Beispiel: dµ( >ich bin•). Ebenso gibt es viele
>athematische< Substantive (tatsächlich weitaus die meisten, nämlich alle außer der o-Deklina-
tion).
APPENDIX GRAMMATICA L. 8 41
LEKTION 8
Die a-Deklination umfaßt mehrere, leicht verschiedene, Worttypen, deren Stamm ent-
weder auf -ä oder -a endet. L. 8-10 haben die auf -ä endenden Stämme zum Gegenstand.
1 8.t
I
<päµa, vgl. lat. fama
<pfiµri, vgl. engl. fame
IE ä blieb in den meisten griech. Dialekten ä (ungefähr wie in >haben<), besonders im Do-
rischen. Die Ionier jedoch sprachen es etwas breiter aus, ungefähr wie deutsches >ä<. Die-
sen breiteren Laut drückten sie nicht durch A, a, sondern durch äta, H, TJ, aus (L. 1.2). Sie
sprachen und schrieben also nicht <l>AMA sondern <l>HMH, und nicht Ö. sondern Ti für
den fern. Artikel. Genauso im Attischen, das ja selbst eine Spielart des vielgestaltigen io-
nischen Dialekts ist. Aber:
1 Das Attische behielt ä nach E, t, Q
Entsprechend: < I
att. fi <pfiµri wie ion. fi <pftµri und nicht wie dor. ä cpaµä,
att. fi nµft wie ion. fi nµft und nicht wie dor. Ö. u :µÖ,
aber: I < I
att. Ti -frEä, nicht wie ion. Ti 'Ö'E'ft (dor. ä -frEä),
att. it <pt/..Cä, nicht wie ion. it <pt/..Cri (dor. Ö. <ptA.Cö.),
att. Ti XWQÖ., nicht wie ion. Ti XWQTJ (dor. Ö. XCÜQä).
42 APPENDIX GRAMMATICA L. 8
8.2 Daher gibt es, im Attischen und später, zwei Hauptarten von ä-Stämmen:
1. diejenigen, die -ä als -ä behalten (z.B.: {h:Ö) und
2. diejenigen, deren -ä sich zu fl entwickelt hat (z.B.: cpfiµTJ).
N.B.: Alle Nominative auf -ä und -ri sind feminin.
II
8.4 1. Was die Akzentuierung betrifft (aber nur in dieser Hinsicht!), wirkt die Endung -m ge-
nauso wie die Endung -OL (L. 4.3), nämlich als wenn-mein kurzer Vokal wäre (Ausnahme :
L. 26.14).
8.5 2. Die Gen. Plur .-Endung -<iJv aller Substantive der a-Deklination hat den Zirkumflex, da sie
aus der Kontraktion der früheren Form (z.B. bei Homer) -awv hervorgegangen ist (siehe die
Grundregel unten). Diese Regel gilt aber nicht für alle Adjektive dieser Deklination, wie sich
in Lektion 10 zeigen wird.
8.6 3. Wie bei der o-Deklination: wenn eine lange Endung im Gen. oder Dat. (beider Numeri)
betont wird, hat sie den Zirkumflex.
Dat. Sing.: i, wie bei der o-Deklination, vgl. lat. deäi (wurde zu deae).
Nom. Plur.: -ai, gemäß -oi der o-Deklination.
Akk. Plur.: -äs aus -ans; ebenso wurde lat. deans zu deäs; vgl. o-Deklination:
-ons zu -ös, geschrieben: -ou~.
Gen. Plur.: -&v, aus z.B. ttEa(o)wv, vgl. lat. deasom > dearum 1 .
Dat. Plur.: -ais, wie -ois der o-Deklination. Daher auch lat. -is.
Das Adverb wird durch Anfügung der Silbe -w~ an den Stamm des Adjektivs gebildet.
Sein Akzent:
1. Wenn das Adjektiv endbetont ist, trägt das Adverb den Zirkumflex: -w~, z.B. xa/...6~ -
xa/...w~;
2. sonst hat die vorletzte Silbe des Adverbs den Akut (es wird zu einem >Paroxyton<, s.
L. 2.10); z.B. füxmo~ - füxa(c.o~; aQxaio~ - aQxaCw~.
Praktisch bedeutet das, daß das Adverb dem Gen. Plur. Mask. der Adjektive gleicht, nur
mit -s anstatt -v am Ende:
ÖLxa(c.ov - füxa(w~; xaA.&v - xaA.w~.
LEKTION 9
Stämme also, bei denen das lange ä breit (wie deutsches >ä<) ausgesprochen und deshalb als
-T] geschrieben wurde. Dies galt allgemein in ionischen Dialekten; im Attischen aber nur
bei den Substantiven, deren Wurzel nicht auf E, L oder Q ausging. Diese Substantive be-
handeln wir nun. Die Änderung von -ä zu TJ macht sich in dieser Deklination nur im Sin-
gular bemerkbar; der Plural ist in allen Formen der a-Deklination gleich 1 •
Im Griech. fällt ein -s- zwischen Vokalen aus; im Lat. wird es zu -r-(z.B. honos, honosis > hono- 8. 10
ris; vgl. honestus).
1 Die Ursache: Die Endungen -m, -mi; (Nom. und Dat.) sind >Kurzdiphthonge<wie -Ol und -oti; 9.2
der o-Deklination; kurzes aändert sich natürlich nicht; und weder der Gen. -ci>v (von -6.wv) noch
der Akk. -äi; (von -avi; mit Ersatzdehnung, L. 6.15) ist betroffen von der Entwicklung des ä zu ä
(ä >TJ).
44 APPENDIX GRAMMA TICA L. 9
PARADIGMA: IlaQelÖELyµa
Sg. N.V. ll' nµij c:pi] µ11 fama
A. tiiv nµijv c:pt)µ11v famam
G. i:f]<; nµf]i; c:pi]µ11i; fam(ae)
D. 'tf]L TLµf)L c:piJµllL famae
Pl. N. a[ nµa( c:pf]µm famae
A. i:a<; nµel<; c:pijµai; famas
G. 'tÖ>V nµwv qJllµÖ>v famarum (-asom)
D. i:ai:i; nµaii; c:pi}µmi; famis
ÖÖE >dieser< deutet auf etwas Folgendes voraus, z.B. EAEYE 'telÖI:: >er sagte Folgendes<.
Mask. l Neut. Fern. Mask. l Neut. Fern.
Sg. N. 0' i:6 '
ll ÖÖE i:6ÖE flÖE
A. t6v i:6 tiJv i:6vfü: 'tOÖE i:ijVÖE
G. toü i:f]<; tOÜÖE tfJOÖE
D. 't:Ö>L tf]l 'tWLÖE tf]tÖE
Dieses Pronomen setzt sich aus dem Artikel (ursprünglich selbst ein Demonstrativpro-
nomen) und der Partikel ÖE zusammen. Diese Partikel ist >enklitisch<, sie beeinflußt da-
her den Akzent des Artikels nicht (s. L.10 und 11).
9.4 Zur Syntax
Gehören ein Demonstrativpronomen und ein Substantiv zusammen, so steht vor dem
Substantiv der Artikel (wie nach den Attributivregeln) 2 ; z.B.
ÖÖE 6 clV'Ö'QCJJJtO<; oder 6 clV'Ö'QCJJrtoi; ÖÖE,
flÖE fi nµi} oder fi nµT) flÖE.
In der Lektion:
Text List ein normaler iambischer Trimeter (L. 5. 9). B2 ist auch ein iambischer Trimeter;
doch beachte, daß in EX.UAEOE (= ·-'~v) die zweite und dritte Silbe, jede für sich genom-
men kurz, zusammen die Stelle eines >Longum< ausfüllen; ein ähnliches >aufgelöstes Lon-
gum< findet sich auch in F2.
2 Diese Regel gilt aber nicht für die Dichtung, bei der die älteren Formen der Sprache weithin erhal-
ten bleiben; siehe z.B. Zitat L. in der griech . Lektion.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 10 45
1 /2/3 /4
BI = - '-'"""' - - - . . .,. . . , - -
Die Folge - . . , . . , bildet einen >Daktylus< (ein daktylisches Metron ). In daktylischen Metren 9 .6
können die zwei >Brevia< (kurzen Silben) von einem Longum ersetzt werden (wie hier im
2. Metron), aber nicht umgekehrt (d.h. - ....,...., oder - -; aber nicht....,...,-).
Also besteht dieser Text aus vier daktylischen Metren und wird folglich ein ·daktylischer
Tetrameter< genannt.
Andere metrische Schwierigkeiten? Lektion 5 nachschlagen!
LEKTION 10
Namen, die auf -iii; enden, haben oft den >dorischen< Genetiv auf -ä. (aus -äo ), sogar im attischen 10.3
und im nachklassischen Griechisch, z.B. EuQ<in:ai;, Gen. EuQ<il'ta.
2 Aber Substantive mit dem Nominativ -'tTJ'!; wie auch Völkernamen (wie IlEQOTJ'!;) kürzen das -a im 10.5
Vokativ, z.B. eh oi:Qa'tLOYta, eh ÖLxam:Ö., eh TIEQOU. Ferner zieht der Vokativ öfonoi:a seinen Ak-
zent bis auf die erste Silbe zurück (wie z.B. auch Ö.ÖEA<pE; mehr darüber L. 23). eh wird sehr oft im
Attischen dem Vokativ vorangesetzt (es schafft einen Beiklang von Vertraulichkeit), weit weniger
dagegen z.B. bei Homer und im NT. Man akzentuiert wbei Anreden, also zumal vor Vokativen;
w w
dagegen (ro) bei Ausrufen, z.B . TTJ~ avmödai; >O über die Unverschämtheit•, >O welche u .<;
vgl. ooµm (L.16E), tw (L.351IIA).
46 APPENDIX GRAMMA TICA L. 10
10.6
6 veavCäc; •A va;ay6Qäc; IlEQO'% JtOLT]Tf}c; poeta
T
(1) veav(ä 'Ava;ay6Qä IlEQOa JtOLT]tU poeta
tOV veavCäv •A va;ay6Qäv IlEQOT]V 3tOLT]Tf}V poetam
'tOÜ VEUVLOU •Ava;ay6QOU IlEQOOU JtOLT]'tO'Ü poetae
'tOOL VEav(ät 'Ava;ay6Qfü IlEQOT]L JtOLT]Tf}L poetae ( <äi)
E'uQtntÖT]c;
o{ veav(m EiiQtntÖT] IlEQOaL JtOLT]'tUL poetae
'touc; veavCäc; EUQL3ttÖT]V Il€Qoc"ic; 3tOLT]'tÖ.<; poetas
tci>v VEOVLOOV Et'JQt.Jt(Öou IlEQOOOV 3tOLT]tOOV poetarum
toi:c; vEavCmc;"' EUQL3ttÖT]L Il€Qomc;>:· 3tOLT]tai:c;"' poetis
'-· Im poetischen Stil auch -mm(v). Das gilt für alle Dative auf -m~ und -cw;: -OlOl und -mm,
ältere Formen, bewahrt die Dichtung.
Ob der Singular 11 oder ä hat, hängt natürlich von derselben Regel ab, die auch für die fe-
mininen Substantive auf -a gilt (und allgemein im Attischen; s. L. 8.1 ): ä nach E, L, Q, sonst
11· Daher z.B. EuQLJtiö11c;, aber 'Ava;ay6Qrn;.
Was den Plural anbetrifft, erinnere dich an das in L. 9.1-2 Gesagte.
-ä (-11) ist die gewöhnliche Femininendung der Adjektive, die im Maskulinum auf -oc; en-
den, z.B.
öexmoc;, -ov, ÖLxa(ä und LEQ6c;, -6v, tEQÖ., aber
UQLOtrn;, -ov, UQLOtT] und xOLv6c;, -6v, xotvfl -
wie bei den Nomina und allgemein: -a nach E, L, Q; sonst -11.
Beachte ferner:
10.8 1. Die Akzentregel für den Genetiv Plural -wv der femininen Substantive der a-Deklina-
tion gilt nicht für die Adjektive: sie haben denselben Akzent wie die (identischen) masku-
linen Formen; z.B.
öexmoc; Gen. Plur. Mask. ÖLxa(wv Fern. ÖLxa(wv
XOLV6c; XOLVOOV XOLVOOV.
10.9 2. Die Endungen von Substantiven und auf sie bezogenen Adjektiven brauchen keines-
wegs miteinander zu reimen, obwohl dies nicht selten der Fall ist. Die wohlbekannte Re-
gel lautet vielmehr, daß sie in Kasus, Genus und Numerus übereinstimmen; daher z.B.
av'frQWJtoc; ÖCxmoc;, av'frQWJtOLc; ÖLxa(mc;, aber
veavCäc; xaA.6c;, veavCmc; xaA.oi:c;· fJ xaA.Tj XWQä, tf]L XWQÜL tf]L xaA.f]t, usw.
wenn sie unmittelbar vor einem Enklitikon stehen oder- dies gilt nur für ou - unmittelbar
vor Interpunktion.
2. Enklitika: Diese werden meistens ohne Akzent gebraucht. Sie werden unter bestimm-
ten Bedingungen akzentuiert, die in der nächsten Lektion zusammengefaßt werden. Hier
wollen wir sie zunächst zusammenstellen.
IV. Syntax
(zu L. 2 der griechischen Lektion)
Das Subjekt einer Infinitiv-Konstruktion steht im Akkusativ, wenn es nicht zugleich 10.15
Subjekt des regierenden Verbs ist (Einzelheiten hierzu s. L.17).
48 APPENDIX GRAMMATICA L. 11
Beim iambischen Metron ist die erste und beim trochäischen die letzte Silbe ein >anceps< .
Das a'nceps kann kurz oder lang sein. In der Lektion ist das Zitat D3 ein >katalektischer
trochäischer Tetrameter<; d.h. dieser Vers besteht aus vier trochäischen Metren, deren
letztem eine Silbe fehlt: es ist >katalektisch< (L. 5. 10).
1 2 3 4
- . . , 1 - '"' - '"'1- V - ...., 1 - ...., ;:; II
~OÜAE ÖECJJtOt'WV ÖXOUE xai füxma xaÖtxa.
LEKTION 11
1. a-Deklination (Fortsetzung)
11.1 -ö.-Stämme
So auch z.B. fi µoi:ga, -äs; yE<puga, -äs; €v€gyEta, -äs; Euo€ßHa, -äs.
rSg. N.V. fi Moüoö. Musa t'QME~a (Tisch)
A. l'ilV Moüoav Musam t'QME~av
G. liJs MOUOTJS Musae t'QaJtE~T)S
D. li]t Mo'UOT]t Musae t'QUJtE~T] L
Pl. N. a{ Moüom Musae t'QWtE~aL
A. -cas Mouoäs Musas t'QUJtE~äs
G. -cwv Mouowv Musarum t'QUJtE~WV
D. -cai:s Mouoms Musis t'QaJtt~ms
Zusammengefaßt: 11.3
1. -ö-Stämme:
im Plural: = -ä-Stämme;
im Singular: Nom. und Akk.: -a;
Gen. und Dat.: ä nach (E) L, Q, z .B. ayx'Ugä;, ayxugfü;
aber ri in allen anderen Verbindungen, z.B. ttaA.aoOT};, ita/...aoOT}L.
2. Alle Typen der a-Deklination (Feminina)
(für die Mask. s. L. 10.6)
hergehende Silbe (von >Natur< oder durch >Position<, s. L. 5. 8) lang ist: ÖLxm6'tEQO(!;, µa-
XQO'tEQO(!;, önv6'ta'tO(!;, ÖQß-6'ta'to(!;;
aber als -w-, wenn die vorhergehende Silbe kurz ist 1 , z.B. oo<pW'tEQO(!;, nµtW'tEQOV,
LEQW'tU'tll.
11.6 Als Adverb zum Komparativ dient der Singular des Neutrums; Adverb des Superlativs ist
der Plural des Neutrums, z.B.
ÖLxaCw;, Ötxm6'tEQOV, Ötxm6'ta'ta;
CJO<pci>~, oo<p<irtEQOV, oo<poo'ta'ta.
Sie hängt
1. von dem Akzent des vorhergehenden Wortes ab und
2. manchmal auch davon, ob das Enklitikon selbst eine (z.B. µoü) oder zwei Silben
(z.B. ECJ'ttv) hat.
Das Enklitikon wird praktisch ein Teil des vorhergehenden Wortes 3 • Resultat:
1. der Akut auf der Schlußsilbe des vorhergehenden Wortes wird nicht zum Gravis, z.B.
ß-EO(!; 'tL~· ÖOn~· tlÖE 4 •
2. Das neuentstandene Wort darf nicht mehr als zwei Silben ohne Akzent haben.
a) Wenn also das vorhergehende >Stütz<-Wort ein Oxytonon oder Perispomenon ist (d. h.
- - .:.. oder - - .:., L.2.10), bleibt der Akzent unverändert:
einsilbiges Enklitikon zweisilbiges Enklitikon
ß-EO(!; 'tE ß-E6; Eo'tLV
itEO'Ü 'tE ß-EO'Ü Eo'tLV
b) Wenn das Stützwort den Akzent so weit von der Endung entfernt trägt, wie überhaupt
möglich, d.h. wenn es entweder ein Proparoxytonon,.:.. - -, oder ein Properispomenon,
- .:. -, ist (z.B. ävfrQW3tO~ oder Öo'ÜÄ.O(!;), steht noch ein weiterer Akzent auf seiner letzten
Silbe, und zwar ein Akut 5 • Das Enklitikon bleibt ohne Akzent, z.B.
ävitQW3tO~ 'tE ävitQW3t6; foi:tV
öoüÄ.6~ 'tE öoüÄ.6~ fonv
1 Offenbar aus einer Neigung, eine Aufeinanderfolge mehrerer kurzer Silben zu vermeiden.
2 fJ (vgl. lat. quam, dt. •als<) wird viel seltener gebraucht.
3 Häufig werden die zwei Wörter sogar als eines geschrieben, z.B. öaw; (•wer auch immer<) und (s.
L. 9.3) ÖÖE, 'tOÖE, f\ÖE.
4 Wenn die letzte Silbe k~in Enklitikon wäre, müßte die vorletzte den Zirkumflex tragen: vorletzte
Silbe lang, letzte kurz.
5 Dies ist der einzige Fall eines griechischen Wortes mit zwei Akzenten.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 12 St
c) Nach einem Paroxytonon (-.:.. -, z.B. avttQ<.iJJtou) bleibt ein einsilbiges Enklitikon
ohne Akzent, ein zweisilbiges Enklitikon dagegen erhält einen Akut (Gravis) auf seiner
letzten Silbe (bzw., wenn diese lang ist, einen Zirkumflex: nur bei nvwv):
avttQWJt01J tE· avttQWJt01J E<Jttv· avttQcimwv tlVWV
Beachte, daß in keinem dieser Fälle ein einsilbiges Enklitikon einen Akzent hat. ferner:
Enklitika und Atona sind aber akzentuiert, und zwar fast immer mit dem Akut, ll.10
1. wenn zwei oder mehrere hintereinander stehen. Nur das letzte bleibt dann unakzentu-
iert, z.B. EL rwu "ti~ oo( cprimv;
2. am Anfang eines Haupt- oder Nebensatzes, z.B. cprioiv 6 öoüA.o~, Ecrtl µm <p(Ao~;
3. nach Elision 6 : atOXQOV ö' Ecrt(v (a. öE. Ecrttv), rr,6A.A.' f:cn(v (n:oA.A.a fonv);
4. wenn sie betont sind: ovx tµoi aA.A.a oo( 7 , EcrttV 8 6 ttE6~, ßouAOV"taL µtv öuvav"tm ö'
ou (>sie wollen wohl, können aber nicht<).
LEKTION 12
Darüber hinaus gibt es keine Regel oder Erklärung, die diesen problematischen Gegen-
stand erschöpfend und befriedigend deuten könnte; man kann jedoch einige verallgemei-
nernde Feststellungen machen. Wir betrachten zunächst die Bedeutung der betr. Nomi-
na:
12.3 1. Nomina, die eine männliche Person oder ein männliches Tier bezeichnen, sind Masku-
lina; Nomina, die eine weibliche Person oder ein weibliches Tier bezeichnen, sind Femi-
nina; Nomina, die eine geschlechtslose Sache bezeichnen - aber nicht alle- sind Neutra 1 .
Darüber hinaus sind:
12.4 2. Maskulina
a) Völkernamen (o{ 'Ath}vaim, o{ TIEQOat),
b) die meisten Flußnamen (6 NEiA.oc;, 6 ' Pi'jvoc;) und Namen von Winden und Mona-
ten2.
3. Feminina sind die Namen der
a) Länder (ti ALßvri, Ti 'Aola, Ti 'EM.<ic;),
b) Inseln (fi l:LXEA(a, Ti ~f}A.oc;),
c) meisten Städte (fi rm1Qnt, Ti 'Pci>µl], a[ 'Aitr)vm)3,
d) meisten Bäume (s. Nr. 8).
12.5 4. Neutra auf -LOV sind Verkleinerungsformen (Diminutiva) wie im Deutschen: z.B. 'tO
aVÖ'Qci>mov >das Männchen<, 'tO rtmfüov (>das Kindchen<; vgl. >das Mädchen<).
Diese Regeln erfassen nur einen Bruchteil aller Substantive; eine viel größere Zahl kann
überhaupt nicht entsprechend ihrer Bedeutung in eine der Gruppen eingeordnet werden.
Verallgemeinerungen sind aber möglich im Hinblick auf
12.7 Von den Typen der Substantive, die uns bis jetzt begegnet sind, sind die, welche im
1. Nom. Sing. auf -a enden, alle Feminina (L. 8.2),
2. Nom. Sing. auf -ri enden, alle Feminina (L. 9.1),
3. Nom.Sing. auf -ac; enden, alle Maskulina (L.10.1),
4. Nom.Sing. auf -ric; enden, alle Maskulina (L.10.1),
5. Nom.Sing. auf -ov enden, alle Neutra (L.5.1),
6. Nom. Sing. auf -oc; enden, die meisten Maskulina, aber vgl. den nächsten Abschnitt.
1 Z.B. 'tO EQYOV, 'tOÖÖ>QOV. Auch 'tO'ttxvov, lat. infans (neut.), dt. >das Kind<: es ist noch nicht Frau
noch Mann.
2 Aber z.B. 1) l:Tu!;, der Fluß der Unterwelt.
12.6 3 Aber z.B. Ta MfyaQCl (d.h. [große] >Wohnhäuser<, 'tO µfyaQOv), 6 ' AxQaya; (Agrigentum): der
Name des Fluß(gott)es ; 'tO •AQyo; (äQYo; ist vielleicht ein altes Wort, das >Ebene• bedeutet); o{
~EAqx>t (Delphi; bezeichnete ursprünglich vielleicht die Einwohner).
APPENDIX GRAMMATICA L. 12 53
1. Die meisten lassen sich in eine der Gruppen im obigen Abschnitt 1 einordnen: 12.8
Gruppe 1 : Ti 1taQittvoi;; 3a : Ti Aiyunto<;; 3b : Ti ßf)Aoi;, Ti Ku:itQO<;, Ti Na~o;;
3c : Ti K6Qtv6o~; 3d : Ti 'X\>7tftQtooo~, Ti nMitavo~.
2. Einige Wörter auf -rn; werden in Übereinstimmung mit 11 als Mask. und Fern. ge- 12.9
braucht (sog. >communia<), z.B. 6 '6-E6<; und Ti '6-E6<; 4 , und viele, die Haustiere bezeichnen,
z.B. 6 bt:itoi; >Pferd, Hengst<, Ti t1moi; >Stute< 5 ; ebenso 6 övo; >Esel< und Ti övoi; >Eselin<
und 6 ßoüi; >Stier, Ochse< (lat. bös), Ti ßoui; >Kuh<).
3. Andere Feminina auf -o;: Ti vf)oo; >Insel<: wie die Namen der Inseln, und ohne ersieht- 12.10
liehen Grund Ti v6ooi; >Krankheit<, Ti ßCßAo<; >Buch< 6 , Ti 6ö6i; >Straße, Weg<.
Zwei weitere Bemerkungen zur griech. Lektion:
Ein Vokal oder Diphthong am Ende eines Wortes (>auslautend<) - zumal eines Artikels
oder Relativpronomens-wird oft kontrahiert mit einem Vokal oder Diphthong am An-
fang des folgenden Wortes (>anlautendem<). Diese Art von Kontraktion - wieder ein Pro-
dukt der griechischen Hiatusscheu - nennt man >Krasis< (>Mischung<), während >Kon-
traktion< im prägnanten Sinn innerhalb eines Wortes stattfindet.
Krasis wird angezeigt durch ein Häkchen, ', genannt >Koronis<, welches dem Spiritus le-
nis gleichsieht (natürlich setzt man nicht zweimal das gleiche Häkchen auf einen Buchsta-
ben).
Bei Krasis geht der erste Akzent verloren; der zweite steht, wo er ohnehin auf dem zwei-
ten der kontrahierten Elemente stehen würde.
Beispiele:
chyaitt (eh ayaitt), aut6<; (6 aut6<;), taut6 (to aut6 ), xayatt6i; (xai ayait6i;)7, Öyw (&
i:yw), toüvoµa (to övoµa), :JtQOUQYou (n:Q<) EQYOU, vgl. n:QO'UAEyov = n:gotl..Ej'ov),
ftvi]Q (6 avi]Q), x&v (xai tav), ·xö.v (xai Ev).
Bei der Elision (L. 2.13) dagegen - angezeigt durch Apostroph - wird nicht kontrahiert;
vielmehr fällt ein kurzer Endvokal vor vokalischem Anlaut aus.
4 Die Athener nennen die Göttin Athene Ti {}E6i; (und nicht fi {}E6.).
5 Das Fern. ist häufiger, da die Griechen, wie wir, vorwiegend Stuten verwendeten; daher heißt Ti
Üt:noi; in kollektivem Sinne >Reiterei<.
6 Ursprünglich Ti ßußA.~, vom Namen der phönizischen Stadt Byblos, fi BußA.oi;, woher ßußA.oi;, 12.11
d.h. Papyrus (6 und Ti :rt6.:nuQOi;) nach Griechenland eingeführt wurde. Daher 'tO ßußA.Cov, 'tO ßt-
ßA.i'.ov, Ti ßi'.ßA.oi;.
7 Das L von xa( geht bei Krasis verloren (es wurde zwischen Vokalen zu j).
54 APPENDIX GRAMMATICA L. 13
1 2 3 4
- - 1-vv 1- v"vl - v vl-
cbc; alEl 'tOV öµotov ayEt -0Eo; cbi; 'tOV Öµmov .
Ein >daktylischer Hexameter<: das Metrum des Epos (Homer), das aus sechs Daktylen
besteht (L. 9.6), davon der letzte katalektisch. Der Einschnitt('') nach öµmov (t . Mal)-
Wortende innerhalb des 3. Metrums- ist eine der zwei Caesuren, die für dieses Metrum
typisch sind. Die andere steht nach der ersten Länge des 3. Metrums (und nicht, wie hier,
nach dessen erster Kürze); so gleich im ersten Vers der Ilias. Dem deutschen Leser sind
beide Formen aus Goethes Epen vertraut.
LEKTION 13
A. Das Relativpronomen
ist identisch mit dem Artikel (s. L. 9.3), außer daß
t. alle Formen mit >H <(Spiritus Asper) anstatt >T< beginnen, z.B. ö, al; (vgl. mit dem Ar-
tikel t6, 'tatc;);
13.2 1 AÖLxoi;, lat. iniustus, dt. >ungerecht<. Diese verneinende Vorsilbe a- wird >a privativum<ge-
w
nannt.
13.3 2 Später teriµo i;, -ov (TJ teriµoi; >die Wüste<) und µwe6i;, -6v.
Einige dreisilbige Adjektiva auf -oi; der Form....,_.., (z.B. EQf)µoi;, aber nicht z.B. füxmoi;) waren
bei Homer und in der übrigen alten Dichtung auf der vorletzten Silbe betont. Der Akzent ver-
schob sich dann auf die erste Silbe - wir wissen nicht genau, wann; scheinbar begann die neue Aus-
sprache in Attika schon im späteren 5. Jh. So wurden EQf)µoi;, öµoioi; (L. 7B), lxyeoixoi; (L. 23
II C), yeA.oioi; (L. 51 1 A) zu t:eriµoi;, öµowi;, ayQoLxoi;, yt A.moi; und auch 'tO 'tQOJtai:ov zu i:e6-
:rtmov (L. 51 1F). Die jüngere Akzentuierung galt in der hellenistischen Zeit und gilt noch heute.
APPENDIX GRAMMATICA L. 13 55
2. alle Formen akzentuiert sind, und zwar im Nom. und Akk. mit dem Akut (der in der
Praxis normalerweise zum Gravis wird), z.B. öv, ot, aber im Genetiv und Dativ mit dem
Zirkumflex, z.B. rot, chv;
3. der Nom. Sing. Mask. die Endung -s (ö~) hat.
IlaQaÖEtyµa
Singular Plural
Mask. Neut. Fern. Mask. Neut. Fern.
„
ö~
öv
ov
rn i']
i']v
"1~
N.
A.
G.
Ol
u
O'U~
chv
fil
'
at
fo;
chv
rot (cP) "1t <n) D. ol~ al~
Von den gleichen Stämmen abgeleitet: die >Possessiva< Eµ6t;, -6v, -ii >mein<, o6i;, o6v, m1
>dein<.
13.9 D. Reflexiv (>Ich ... mich<, >du ... dich•, >er ... sich• usw.)
Die Person oder Sache, die durch einen casus obliquus dieses Personalpronomens ange-
geben wird, ist identisch mit dem Subjekt desselben Satzes (>direkt reflexiv•). Das Refle-
xivum der 3. Person kann sich auf das Subjekt eines übergeordneten Satzes beziehen (>in-
direkt reflexiv<), aber in solchen Fällen sind die einfachen Formen von a\rt6i; ebenso ge-
wöhnlich.
Sing. 1. Person: Eµmn6v, EµauTfiv, usw. (lat. me ipsum)
2. Person: oEaut6v (oau't6v), oEaU'tTJV (oauTfiv), usw. (lat. te ipsum)
3. Person: Eau'tov (ain6v), €au'tijv (au'ti}v), usw. (lat. se ipsum)6
Plur. s. L.14.2.
13.10 6 Das anlautende he- im Griechischen entspricht offenbar dem lat. se: IE anlautendes s- wurde im
Griechischen zu h- (Aspiration, Spiritus Asper); airto x.a{}' ufrt6 (fou't6): >es selbst für sich
selbst<, d.h. >allein<, ,für sich genommen<.
7 Fast immer im Akkusativ.
APPENDIX GRAMMATICA L. 14 57
LEKTION 14
Die casus obliqui der 1. und 2. Person mit ClU'tOOv, au'toi:c; usw. dienen als Reflexiva; z.B. 14.2
Tjµwv au'trov, uµi:v au'tai:c;;
Reflexivum 3. Person: tau'toov (au'twv), tau'tatc; (au'taic;) usw. (L. 13.9).
Von den gleichen Stämmen abgeleitet: die Possessiva TjµE't€QO<;, -ov, -ä >unser<, iiµhE-
QO<;, -ov, -ä >euer<.
II. Der schwache Aorist (s-Aorist oder Aorist 1)
Jakob Grimmnannte (1819) diejenigen Verben >Stark<, die >Stark< genug sind, die Tem- 14.3
pusformen ohne äußere Hilfe zu bilden (d.h. ohne zusätzliche Silben), indem sie ihren
Stamm verändern, besonders durch >Ablaut< (Vokalabstufung s. L.6.11), vgl. >singen,
sang, gesungen< und lat. ago, egi, und diejenigen >schwach<, die Tempusformen durch
Zusätze zu ihrem Stamm bilden, wie >Zerstöre, zerstörte< und lat. deleo, delevi. Der
schwache Aorist sehr vieler griechischer Verben ist ein Tempus, das durch Anhängen ei-
nes -s an den Stamm gebildet wird (wie lat. scribo, scripsi oder dico, dicsi > dixi). Diesem
-s folgt beinahe durchgängig der Buchstabe -a; so daß die Silbe
1-sa- -oa-j
als Kennzeichen dieses Tempus gelten kann. Nur der Indikativ hat das Augment. Also ist
er allein ein Vergangenheitstempus.
14.4
Indikativ
Sg. t. ExooA.u·oa1
T)xouoa 2 EQym!m 3
2. ExooA. u ·oac; T)xouoac; EyQm!Jac;
3. exooÄu·oE(v )4 T)xouoE(v) 4 EQya'l!JE(v) 4
Pl. t. exwÄU-oaµE'V T)xouoaµEV E')'QU'4JClµEV
2. exwA.froa't€ TJXOU<JCl't€ EYQ<i'4Jau
3. txoo/..u·oav 2 T]xouoav 2 EQ')'Cl'4Jav 2
Imperativ
Sg. 2. xoo/..uoON 2 <'ixouo0N 2 YQ<i'4JON
PI. 2. xw/..U-oan: 6.xouoa't€ YQ<i'4Jau
Infinitiv
xw/..ü-om 2 6.xoüom1 yQa'l!Jm
1 Oder manchmal o{rtot >diese<; es wird, wie im Singular (L. 13.8), nur hinzugefügt, wenn es be-
tont ist.
58 APPENDIX GRAMMATICA L. 14
Verschiedene Tempora mit ihren Modi werden von verschiedenen >Tempusstämmen< ge-
bildet. Die Tempusstämme sind Veränderungen der zugrundeliegenden> Verbalstämme<;
z.B.:
AUOO YQ<icpoo
Verbalstamm A.ü- YQU<p-
Präsensstamm AÜE/o- YQU<pE/O
Futurstamm = A'ÜO- YQmp-
Aoriststamm
14.7 Daran, daß das Augment nur im Indikativ erscheint, zeigt sich, daß die Bezeichnung der
Vergangenheit die Bedeutung des Aorists nicht erschöpft. Die anderen Modi - von denen
wir bis jetzt nur Imperativ und Infinitiv kennenlernten - haben kein Augment und zeigen
somit keine >Vergangenheit< an. Warum eigentlich gibt es ein zweites Vergangenheits-
tempus neben dem Imperfekt?
Die verschiedenen Tempora drücken durch alle ihre Modi nicht Zeit aus, sondern welche
Art der Handlung oder des Geschehens der Redende vermitteln will 5 ; man nennt das den
>Aspekt< der Handlung. Nur der Indikativ bezeichnetauch eine Zeit 6 - und auch der nicht
immer.
Der Aorist Indikativ im besonderen berichtet etwas in der Vergangenheit Geschehenes,
das als einmaliges Ereignis 7 ohne Berücksichtigung seiner Vollendung oder Dauer be-
trachtet wird 8 . Das Imperfekt andererseits - das ja ein Teil des Präsenssystems ist - be-
schreibt eine versuchte, gewohnheitsmäßige, wiederholte oder andauernde Handlung in
der Vergangenheit, z.B.
Imperfekt Aorist
Oi. KaQXTJÖOVLot €1'.hlov av'Ö'Q003tOlJ;. Xß-E:~ taÜQOV €1'.hloa.
>Die Karthager pflegten Menschenopfer >Gestern habe ich einen Stier geopfert<.
darzubringen<.
14.5 2 Die Regel bleibt gültig, daß bei allen eigentlichen Verbformen der Akzent so weit wie möglich
(aber nicht über das Augment) zurück geht. Der Infinitiv ist keine >eigentliche< Verbform, son-
dern eher ein Verbalsubstantiv (wahrscheinlich ein lokativer Dativ); daher:
a) sein Akzent wird nicht zurückgezogen, und
b) seine Endung -m wird, was den Akzent betrifft, als kurz behandelt. Deswegen der Zirkum-
flex auf z.B. xwA.üom (wie bei a{ <pijµm).
3 fy(>a<p-oa > EyQmpa (<p + o = 'V).
4 >Bewegliches V< wie beim Imperfekt (s. L.4.12; L.6.9).
S Im Deutschen werden solche Nuancen, wenn überhaupt, durch Umschreibungen ausgedrückt;
s. die folgenden >Verdeutlichungen<.
14.8 6 Im Futur jedoch haben alle Modi futurischen Sinn.
14.9 7 Wie das lateinische Perfekt, das überhaupt dem Aorist entspricht.
14.10 8 Deswegen nannten die griech. Grammatiker dieses Tempus >Aorist<, <l6QLO'to;, d.h. unbegrenzt
(vgl. L. 13 D für die Bedeutung von 6 ÖQo;).
APPENDIX GRAMMA TICA L. 14 59
Im allgemeinen kann die durch den Präsensstamm (der das Imperfekt einschließt) ausge- 14.11
drückte Bedeutung mit einer Linie, die des Aorists mit einem Punkt verglichen werden.
9 Diese scharfe Trennung gilt nicht für Homer; und sogar im Attischen gibt es Fälle, in denen Typ 14.15
a) in der Vergangenheit Liegendes ausdrückt; besonders wenn das Verb eine wiederholte oder
andauernde Handlung anzeigen soll (siehe dazu Abschnitt IV oben).
10 Anderer Gebrauch von av später.
60 APPENDIX GRAMMATICA L. 15
LEKTION 15
Sing. (>laß ihn ... <,>er soll ... <)Tempus-Stamm + -tw; vgl. lat. laudato; Plur. (>laß sie
... <, >sie sollen ... •):Tempus-Stamm + -vtwv; vgl. lat. laudanto; z.B.
Präsens (Stammauslaut -E/ o):
Sing. xwA.uEi:w, YQU<phw; Plur. xwA.u6vtwv, yQa<p6vtwv.
Aorist (Stammauslaut -oa):
Sing. xwA.uo<ii:w, yQaipfrtw; Plur. xwA.uo<ivtwv, yQa'!'<ivtwv.
Die Neigung der griechischen Sprache, den Hiat (L. 2.13) zu beschränken, führte allmäh-
lich und häufig (aber nicht durchgehend) zur >Kontraktion< aufeinander folgender Voka-
le. Das gilt für die kontrahierten Substantive und Adjektive der o- und a-Deklination.
d.h.: grundsätzlich behält bei Kontraktion ein dunkler Vokal die Oberhand.
15.3 Einige Substantive (und Adjektive-s. L. 16) mit-o oder -E vor dem ThemavokalE/o kon-
trahieren die aufeinanderstoßenden Vokale 2 im Attischen - nicht aber bei Homer und an-
deren frühen Dichtern und nur teilweise im nachklassischen Griechisch (s. griechischer
Text B, C 1, Fl usw.). Die hauptsächlichen Substantive, die hierher gehören, sind:
6 vorn;, att. voüc; >Sinn<, >Verstand< (Plural im klassischen Griechisch ungebräuchlich);
6 rt/...6oc;, att. rt/...oüc; >Seefahrt< (und zusammengesetzte Substantive, z.B. :rtEQbt/...ouc;);
to 60tfov, att. 60toüv >Knochen<.
IlaQaÖE(yµa'ta
Sg. N. (nA.Ooc;) :rcA.oüc; (60tfov) OOtOÜV
A. (rtA.6ov) rtA.oüv (60tfov) 60toüv
G. (rtA.6ou) rtA.oü (60tfou) OOtOÜ
D. (rtf...6<0L) JtAWL (ÖOtEWL) OOtOOL
(n/...cp) (öotcp)
Pl. N. (Jt/...6m) nA.ot (60tta) 60ta 3
A. (:rc/...6ouc;) JtA.oüc; (60tEa) 60ta 3
G. (JtAQ(.l)V) n/...cöv (ÖOttwv) OOtCÖV
D. (JtA.6otc;) JtA.otc; (60tEmc;) ÖOtotc;
1 s. L. 7.6.
2 Ursprünglich stand zwischen den beiden Vokalen ein >konsonantisches U< (w = F s. L. 1.12). Viele
der gleichen Art wurden aber nie kontrahiert; z.B. vfo~ aus vtfo~, vgl. lat. nov us, engl. new.
APPENDIX GRAMMATICA L. 16 61
Kontraktionsprinzipien 15.4
a) Zu oo und EO > ou s. Nr. 2.
b) Ein langer Vokal (w) oder Diphthong (ot) absorbiert ein vorhergehendes o oder E.
Zur Akzentuierung
a) Die >einfachen< (nicht zusammengesetzen) Substantive haben durchgehend den Zir- 15.6
kumflex auf der letzten Silbe (sie sind Perispomena).
b) Die zusammengesetzten Substantive (wie JtEQt:rtA.ouc;) behalten durchgehend den Ak-
zent auf derselben Silbe wie im Nominativ (z.B. :rtEQL:rtAou, :rtEQt:rtA.wv) 4 .
LEKTION 16
3 Die Kontraktion EU> ä ist nicht normal (und wurde daher nicht immer durchgeführt); norma- 15.5
!erweise wird w zu YJ. Da aber alle anderen Neutra im Nom. und Akk. Plural-a haben, wurde es
auch hier als notwendig empfunden.
4 Während die Grundregel lautet, daß der Akzent bleibt, wo er vor der Kontraktion war, zeigen die 15. 7
Ausnahmen hier (z.B. J"CEQLJ'tA6wv > J'tEQÜtA.wv) eine Tendenz an, die Akzente der verschiedenen
Kasus aneinander anzugleichen.
62 APPENDIX GRAMMATICA L. 16
Zwei Besonderheiten
a) diese zusammengesetzten Adjektive behalten durchgehend den Akzent auf derselben
Silbe wie im Nominativ. Sie sind - im Gegensatz zu den nicht zusammengesetzten, drei-
endigen Adjektiven - nicht Perispomena. Das gleiche gilt für die zusammengesetzten
Substantive (siehe L. 15.6).
APPENDIX GRAMMA TICA L. 16 63
b) Im Nominativ und Akkusativ Plural des Neutrums findet keine Kontraktion statt: EÜ-
voa - im Gegensatz zu den neutralen Substantiven (Öm:Ci) und den dreiendigen Adjekti-
ven (XQUOÖ, artA<i).
1. >Bei Athena, höre auf mich!<: rtQ<)i; ('tf];) 'Afrr1va;, axouo6v µou.
2. >Bei Athena, ich werde kommen<: vil ('tfiv) 'Afhiväv, il!;ro.
3. >Bei Athena, ich werde nicht kommen<: (ou) µa ('tfiv) 'Afhivav, oux i')!;co.
4. >Ü Athena, höre (erhöre) mich!<: <l> 'A'fhivä, <'ixouo6v µou.
5. >Ü welch liebliche Göttin!<: W'tf]; bta<pQOfü'tou ß'rnü (L. 34111; so, im Gen., auch z.B.
(ro) Tf}; avmÖEta;, >Unverschämtheit!<).
Ein Sprichwort-Metrum:
xaA.o; rtA.6o; tv yaJ.:fiVflL. 16.8
Dieses Beispiel zeigt uns ein Metrum, das für Sprichwörter (rt<IQOLµ(m) typisch ist und
daher >Sprichwort-Vers<, TiaQOLµLax6v, Paroemiacus, genannt wird. Es ist, in Überein-
stimmung mit seinem Zweck und seiner Verwendung, ziemlich frei und variabel. Es be-
steht aus drei langen Silben, vor und zwischen denen eine oder zwei Silben stehen 3 , und
einer Abschlußsilbe nach dem letzten >Longum<.
Sein vollständiges Schema ist demnach:
In den folgenden Lektionen werden uns viele rtaQOLµCm und Paroemiaci begegnen.
1 In L. 7. 9 bemerkten wir die gleiche Entwicklung bei :rto(t)ew und :rto(t)Tj'tT); poeta.
2 Vgl. Nr. 3b.
3 Wenn es zwei sind, sind sie beide kurz; wenn eine, kann sie kurz oder lang sein.
64 APPENDIX GRAMMA TICA L. 17
LEKTION 17
1. Das Perfekt
Der Tempus-Stamm des Perfekts (vgl. L. 14.6) AE·A.u·x- (schwach) oder yE·yQacp- (stark)
ist charakterisiert durch
a) am Ende: die Erweiterung mit -k (nur die schwachen Formen);
b) am Anfang: Reduplikation (vgl. lat. curro, cucurri; do, dedi; pendeo, pependi).
1 Vgl. L.14.3.
2 >Bewegliches Ny< (>Ny ephelkystikon<) (L. 4.12).
3 Es gibt außerdem auch Verben, die durch Reduplikation im Präsens gekennzeichnet sind, und ein
einzelnes Verbum mit Reduplikation im Aorist (ayw, T)yayov). Darüber später.
4 Wenn nötig, s. L.1.8-10 (Mutae sind y, x, x; ö, 't, {}; ß, n:, <p; Liquidae sind A, µ,V, Q).
APPENDIX GRAMMATICA L. 17 65
N.B. 2 Wenn der anlautende Konsonant des Verbums eine Aspirata (<p, tt, X) ist, wird er 17.5
mit der entsprechenden Tenuis redupliziert (>Dissimilation<), z.B. %w - i:tfrux.a, <pElJYW
- rrtcpEUya, XOQEUW - XEXOQEUxa.
c) In allen anderen Fällen, d.h. bei Verben, die mit einem Vokal oder Diphthong begin- 17.6
nen oder mit zwei oder mehr Konsonanten (die nicht muta cum Liquida sind), ist die Re-
duplikation praktisch identisch mit dem Augment (s. L. 6.4), z.B.
ayyf>../...w - llYYEAXa; m::f>../...w (>ich schicke<) - Em::a/...xa;
EM(~w - YJMlxa; CJTQfftEUW (>ich führe einen Feldzug<) - EotQci'tEuxa;
EUQtoxw - riüerixa 5 ; ~ll'tEW (>ich suche<) - E~ll'tflXU (~ = öa).
N.B. 3 Sonderfall: Verben, die mit Q- beginnen, verhalten sich, als ob dieses Q- zwei Kon- 17.7
sonanten wären; daher haben diese Verben das Augment anstatt der Reduplikation, und
das Q wird verdoppelt, z.B. QtJttW (>ich werfe<), Imperfekt EQQl1t'tOV, Perfekt EQQL<pa.
5 Wie das Augment TJU (L. 6.4) wurde in nach klassischer Zeit auch die Reduplikation TJO sehr oft 17.8
wie EU ausgesprochen und daher auch so geschrieben, z.B. wurde TjÜQTJXO zu EÜ(.lTjXO.
66 APPENDIX GRAMMA TICA L. 17
A. Seine Eigenart
17.12 Der Infinitiv ist ein >Verbalsubstantiv< (L.14.5). Er ist >verbal<, insofern er:
a) in verschiedenen Tempora existiert: AUElV, AUOElV, Aüam, AEAVXEVat;
b) Objekte regieren kann: rljv aAirttEtaV AEYElV;
c) durch Adverbien (und nicht Adjektive) erläutert wird: xaAÖ>~ Atynv, und manchmal
als Imperativ dient: µrifü:v äyav CJ1tEUÖElV >nichts zu sehr beeilen!<.
Er ist ein Substantiv, insofern er
a) mit dem Artikel (im Neutrum) gebraucht wird: "CO 1tOlELV (aber nur im Singular); dazu
auch mit Präpositionen: füa "CO AfyElV;
b) mit oder ohne Artikel alle syntaktischen Funktionen eines Substantivs erfüllen kann
(als Subjekt, Objekt, Genetivattribut usw.), z.B. xmgo~ ("Cou) AEynv (tonv).
B. Sein Vorkommen
Er ist insbesondere häufig (vgl. L. 5.5):
17. 13 a) (mit oder ohne Artikel) als Subjekt unpersönlicher Ausdrücke6 : AtyELv ÖEi. xaAE1COV
(ton) ("CO) :rtOlEiv;
17.14 b) (ohne Artikel) als Objekt vieler Verben 6 ; besonders Verben
1. des Wollens: t{}t}.w yEWQyEi:v, Befehlens: AEYELV XEAEUW, Hoffens: f)l;Elv tA.1CC~w,
und ihrer Gegensätze, z.B. atÖEtv XWAUW; und
2. des Sagens, Denkens, Glaubens, z.B. A.tyw, q:>T)µL, voµi~w, JtLCJ"CEUW.
6 Diese beiden Anwendungsweisen haben Parallelen im Deutschen (>Es ist schwer zu sagen<, >Ich
wünsche zu sprechen<).
APPENDIX GRAMMATICA L. 17 67
Zuweilen wird das Subjekt des Infinitivs auch in diesem Fall ausdrücklich genannt; z.B.
weil es betont ist. Es steht dann im Nominativ:
a"lrto~ f}l;nv D.rc(~w (dagegen EArc(~w atrtov f}l;nv).
Diese Regeln gelten genauso für das Prädikat (mit dvm o.ä.):
al;LO~ dvm voµCtw (dagegen a;tov dvm voµCtw aut6v).
Eine weitere Illustration:
Myw füxmo~ dvm, aber J..tyw a\rtov 7 füxmov dvm.
Myn füxmo~ dvm, aber J..tyn a\rtov 7 füxmov Elvm.
Demgemäß stehen in einer Form der
LEKTION 18
Einige häufig gebrauchte Substantiva und Adjektiva der o-Deklination haben im Atti-
schen besondere Formen, die weithin - aber nicht restlos - im nachklassischen Griechisch
außer Gebrauch kamen zugunsten der älteren unkontrahierten Formen (die ohnehin
vonHomer in alle spätere Dichtung eindrangen).
Typisch sind:
6 /..a6c;, >Menge<, >Volk< (Plur. >Männer<, >Leute<), attisch 6 AEwc;; daher
MEVEAaQ(; Menelaos, attisch MEVEAEwc;;
6 vä6c; >Tempel<, attisch 6 VE<i>c;; und das Adjektiv
tA.äoc;, tA.äov >gnädig<, >huldvoll<, ,freundlich<, attisch i'.f..Ecuc;, LAEWV.
anlautendes T hat (z.B. 1:f)c;, 'l:WV), gilt dasselbe für die entsprechende Form des Prono-
mens (z.B. 1:UU1:'Y}c;, i:o\Jtwv);
einen o-Laut hat (z.B. 6, 'l:Oic;), hat das Pronomen ou in seiner ersten Silbe 4 (z.B. oÜ'l:oc;,
i:omotc;);
einen a-Laut hat (a oder 'Jl; z.B. ij, n1v, ta), hat das Pronomen au in seiner ersten Silbe
(z.B. aÜ"CTl, i:a\J'l:'Y}V, i:aüta).
Singular Plural
7
N. outoc; tO'ÜtO a'Üt'fl OTI'l:OL taüta a{n:m
A. 'tOÜ'tOV 1: a\J 'tl'J V 'tOU'l:OU<; 1:mhac;
G. LOU'l:OU 'l:UUtT')c; 1:0U1:WV
D. 'l:OUWJ L (-q>) 'tUU't'Y}L (-TI) 'l:OULO tc; tailtmc;
(Wie bei allen Pronomina gibt es keine besonderen Vokativformen.)
Warnung: Verwechsle nicht Formen von o'Ütoc; und au1:6c; (L. 13.6), insbesondere wo sie 18. 9
durch Krasis (L. 12.12) einander ähnlich werden; z.B. 6 öoü/...oc; oÜ'l:oc; >dieser Sklave<, 6
öoüA.oc; au1:6c; ( = 6 UU1:6c;) >derselbe Sklave< und 6 ÖoüA.oc; aut6c; >der Sklave selbst<; Ti
'l:tµT] aim) >dieselbe Ehre<, Ti nµT] aün1 >diese Ehre<; und so z.B. toüm und tau1:6, tain:a
und 1:au1:a, usw.
O{n:oc; 6 ITTQULLW'l:'Y}c; - i:ac; n:aQ'Ö'tvouc; i:a\Jtac;: Wie bei ÖÖE (L. 9.4) und EXEi:voc; 18.10
(L. 13.5), wo das Pronomen oÜtoc; mit einem Nomen verbunden ist, hat das Nomen ei-
nen Artikel.
1 >Ein langer Vokal neigt dazu, gekürzt zu werden, wenn er unmittelbar vor einem anderen Vokal
steht. <
2 Die wenigen Adjektive dieser Klasse haben kein besonderes Femininum, ausgenommen nA.tw;, 18.6
1CAEWV >Voll< (lat. plenus), fern. n:A.€ä. Ähnlich ist die Deklination von ij ew; >Morgenröte< und der
Name des Königs Mivw;; aber Akkusativ t:ijv ew, t:ov M(voo (manchmal auch t:ov A.ayw).
3 Denke daran, daß die meisten griechischen Pronomina die IE-Endung -o(d) im Nominativ und
Akkusativ Singular des Neutrums bewahrt haben.
4 Dementsprechend lautet der Genetiv Plural in allen drei Genera wut:wv, während alle anderen
Kasus des Femininums au haben.
70 APPENDIX GRAMMATICA L. 19
LEKTION 19
1.
AlleVarianten der o- und a-Deklination sind jetzt behandelt worden, ebenso alle regulä-
ren Verbformen im Indikativ Aktiv (und einige andere). Falls du irgendeinen Punkt die-
ses Gebietes noch nicht vollkommen beherrschst, hole das jetzt nach!
II. Verbaladjektive
19. t Alle Partizipien sind eigentlich Verbaladjektiva; gewöhnlich bezeichnet dieser Begriff je-
doch nur zwei Arten von Adjektiven, die unmittelbar von einem Verbalstamm gebildet
werden (d.h. ohne den Einschub der Merkmale einer bestimmten Zeitstufe, darüber s.
L. 14.6) durch die Anfügung der Suffixe -'t6i; bzw. -'tfoi; (mit Neutrum -ov und Femini-
num -ä).
drückt ein >Sollen< oder >Müssen< aus. Es wird, was transitive Verben angeht, auf zwei
verschiedene Arten gebraucht:
1. ttEQwtEU'tfoc; Ö t}i;;6c;,
2. ttEQwtEU'tEoV (-tEÖ.) 'tOV t}i;;6v
Bei beiden Konstruktionen wird die Kopula (fotCv) nicht selten hinzugefügt, öfter aber
fehlt sie.
1. Die erste dieser Konstruktionen ist- natürlicherweise- nur bei Verben, die ein Akku-
sativobjekt regieren, möglich (>transitive<Verben); wenn das --rfoc;-Adjektiv in passivem
Sinne gebraucht wird, ist es Prädikat:
ö 'fti::oc; -0-EQwtEU'tfoc; (± EO'ttv): deus colendus (est): der Gott muß verehrt werden;
o[ 'Ö'EOl -0-EQwtEUtfol (± do(v): dei colendi (sunt);
bnmoA.fi YQwt'tEä( ± fotCv): epistola scribenda (est): ein Brief muß geschrieben werden .
Wenn die handelnde Person bezeichnet werden soll, wird sie im Dativ hinzugefügt, der
nach unserer Definition >die beteiligte Person< bezeichnet, s. L. 3.5); z.B. ö ttEoc; Eµol -0-E-
Qwtrn-rfoc; (>der Gott ist für mich ein zu Verehrender<, deus mihi colendus est, ich muß
den Gott verehren). Bei dieser Konstruktion liegt die Betonung eher auf dem Subjekt
(>der Gott - und niemand anderes<).
2. Bei allen Verben wird das Neutrum im Nominativ (Singular oder nicht selten Plural, 19.5
z.B. ttEQwtEU'tEoV oder 'Ö'EQaJtEU'tEa) in quasi >aktivem< und unpersönlichem Sinn ge-
braucht: yQmt'tfov (foi:Cv) >es muß geschrieben werden<, >man muß schreiben<. Bei dieser
>aktiven< und unpersönlichen Konstruktion kann das Verbaladjektiv eine Ergänzung in
dem zu dem Verb hinzutretenden Kasus erhalten, z.B.: t}i;;gaitrn-rfov i:ouc; ttwuc;, ygaJt-
i:fov µOl E1tlO'tOATJV, i:'f)l tUXTJl ÖOUAEU'tEoV, axouoi:fov µo( <JOU. Hier liegt die Betonung
eher auf dem Verb (>verehren - und nichts anderes<).
LEKTION 20
20.1 1. Stämme müssen entweder auf einem Vokal (einschl. Diphthong) enden oder auf einem
Konsonanten. Bisher haben wir die (miteinander eng verbundenen) Deklinationen von
Nomina behandelt, deren Stamm auf dem Themavokal o/E endet, und a-Stämrne (-ä., -fl,
-a), also solche wie 'Ö'E6<;, EQYOV, VEW<;; 'Ö'Eci, <pr)µfl, ß-W..aooa; CtQyuQOüc;, ruvouc;,
'EQµijc;, und ein paar ähnliche.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 20 73
Die übrigen Typen - also Stämme, die auf einen Konsonanten enden, oder auch auf t, u
oder einen Diphthong - haben im großen und ganzen eine und dieselbe, die sog. >dritte<
Deklination 1 • Aber die Verbindung der verschiedenen Endungen mit so vielen verschie-
denen Stammauslauten bewirkt doch recht erhebliche Variationen. Für deren Verständ-
nis und Beherrschung ist es unerläßlich, die einzelnen Typen der Reihe nach zu überblik-
ken.
2. Wir beginnen mit Stämmen, die auf eine M uta (L. 1. 8) enden, und zwar zunächst den 20.2
Gutturalia k und g, und wir vergessen nicht, daß jeder Guttural mit -s ein x, erzeugt. s,
6 cpu!..as, rnu cpuA.axoi; 2 >der Wächter< (vgl. lat. dux, ducis)
~ als 3 , i:f)i; aty6i; >die Ziege< (vgl. lat. lex, legis)
Die Mehrzahl der Gutturalstämme sind Feminina; es gibt auch viele Maskulina (zumal 20.3
solche, die auf -as enden, wie <puA.as), aber keine Neutra. Alle Gutturalstämme haben im
Nom. Sing. die Endung -s (Ausnahme: yuvij, L. 22.1).
3. IlAPA~EirMA TA 20.4
Stamm cpuA.ax- vgl. lat. aty- vgl. lat.
Sg. N.V. (6) cpuA.al; dux (~) all; rex
A. cpuA.ax·a duc·em aly·a reg·em
G. <puA.ax·oi; duc·is aty·6i; reg·1s
D. <puA.ax·t duc·i aty·( reg·1
PI. N. <puA.ax·Ei; duc·es aty·Ei; reg· es
A. cpuA.ax·ai; duc-es aly·w; reg·es
G. <pUAUX'WV duc·um al.y·wv reg· um
D. qiuA.ast(v) duc·ibus aU;C(v) reg·ibus
Dies ist ähnlich wie im Lateinischen, wo konsonantische Stämme - wie rex, regis, regum - und -i-
Stämme - wie civis, civium - in der dritten Deklination zusammengefaßt sind. Im Griechischen
aber unterscheidet man keine selbständige vierte und fünfte Deklination; lat. dies, diei (-e-Stamm)
findet keine Entsprechung im Griechischen, und -u-Stämme (griech. -u) stellen sich zur dritten
Deklination.
2 Da die Deklinationsform eines Substantivs nicht eindeutig aus dem Nominativ hervorgeht, ist es
nötig, immer die Genetivform hinzuzufügen.
74 APPENDIX GRAMMATICA L. 21
Normalerweise findet es sich vor Vokalen und starker Interpunktion, jedoch auch vor
Konsonanten, zumal in poetischen Texten.
Es findet sich nach kurzen Vokalen und es gibt nur 2 Typen, nämlich
-OL(v) und -E(v). Also:
1. nach der Endung -cn(v) von
a) Nomina; Dat. Plur., z.B. cpuA.al;L(v), ail;C(v), 'toicn(v);
= Lokativ Plur., z.B. 'AßitVTJm(v) (in Athen),
b) Verben: 3. Pers. Sing., z.B. cprio((v), auch EO'tt(v);
3. Pers. Plur., z.B. <päoC(v), EloC(v),
und besonders in Formen wie A.uoum(v), A.uoouoL(v), AEAuxam(v);
c) dem Zahlwort >Zwanzig<: Etxom(v);
2. nach der Endung -E bei Verben in den Formen:
EAUE(v), EA'UOE(v), /..EA.uxE(v).
III. Versesprechen
In dem unwahrscheinlichen Fall, daß beim Sprechen der zitierten Verse sich, mangels me-
trischen Verständnisses, Schwierigkeiten ergeben könnten, schlage nach:
für B4 (Paroemiacus): L. 16.8,
für Cl und G 1 (daktylischer Hexameter) 4 : L. 12.13,
für G2 und J(iambischer Trimeter): L. 5. 9.
LEKTION 21
3 Nach den hellenistischen Grammatikern akzentuierte man in Attika als und yA.aüs mit Zirkum-
flex, im übrigen Griechenland jedoch mit Akut. Sie bemerkten auch, daß ein langes ü (z.B. in
xfjQus, -üxo~) und langes l (z.B. in <poivts. -i:xo~ die Palme) vor dem s im Nom. Sing. und
Dat. Plur. gekürzt wurde; daher der Zirkumflex auf dem Nom. Sing.
20.8 4 Ö.yyEAOl T}öt = - V V (!) - v; xal CtVÖQ<i>V = V(!) - -:
Regel: Ein langer Vokal, oder Diphthong, im Auslaut eines Wortes wird, besonders bei Homer,
oft gekürzt, wenn das folgende Wort mit einem Vokal anlautet (>Hiatkürzung<)i vgl. L 18.2.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 21 75
2. Ti l:<p(y;, l:<pLyy6i;: Stamm: l:cpLyy-: der Stamm endet auf -yy mit nasalem GutturaP. 21.2
Das zweite der zwei -y's verbindet sich mit dem o und ergibt; = x. Der Stamm von Sub-
stantiven auf -y; im Nominativ endet immer auf -y; z.B.
OUAmy;, OUAfttyyoi; ... OUAftty;L,
<paA.ay;, <paA.ayyoi; ... q:iaA.ay;Lv.
Hier, wie meist bei der dritten Deklination, treten nur im Nom. Sing. und im Dat. Plur.
leichte Veränderungen auf, wo nämlich das -s der Endung unmittelbar auf den Konso-
nanten am Ende des Stammes folgt; dadurch entsteht im vorliegenden Fall x aus gs (;aus
yo).
1. Assimilation 21.5
Wir wissen seit Lektion 3, daß eine nicht aspirierte Muta, die unmittelbar vor aspiriertem
Vokal zu stehen kommt, zur Aspirata wird; z.B.
bt' övov aber E<p' LJ"tJ"tOV; cm' övou aber ll<p' tnnou
Ebenso wird Tenuis vor Aspirata zu Aspirata: x + 'fr > x'fr; n + 'fr > <p'Ö'; s. L. 57.8 u. 9.
2. Dissimilation 21.6
Diese beobachteten wir in L. 17.5 in ihrer Wirkung auf Reduplikation:
ne<prnya - <pEuyw; "tE'Ö'uxa - -&uw:
wo zwei sukzessive Silben mit einer Aspirata beginnen würden, wird meist (nicht immer)
eine von diesen - die erste - durch die parallele Tenuis ersetzt (<p > n, 'Ö' > "t, X> x). Das
gleiche zeigt sich auch bei andern Verbalformen und bei einigen Nomina; so bei
Tt 'Ö'QC;, "tQLX6i;, Nom. Plur. "tQ(XEi;, Dat. Plur. 'Ö'QL;C(v).
Anscheinend bestand ursprünglich Aspiration am Anfang und am Ende des Stamms
('~'Ö'QtX-). Sie wurde reduziert durch Dissimilation am Anfang des Stamms ('tQLX-)· In den
Formen jedoch, bei denen die zweite Aspiration im; absorbiert wird (Nom. Sing. und
Dat. Plur.) lebt die erste neu auf ('Ö'Qt;, 'Ö'QL;Cv).
Wie bei Ö.'rfEAO';,, O.yxuQ<X; s. L. 1.8; vgl. lat. lanx, lancis und phalanx, phalangis.
2 Jedes dieser Paare von Konsonanten wird an gleicher >Artikulationsstelle< geformt; daher geht
Media mit Media, Tenuis mit Tenuis, usw.
76 APPENDIX GRAMMA TICA L. 21
3 Die Kurzformen i:oioi; und t6ooi; werden in der Poesie gebraucht (gr. L. 19 III.3 ), aber nur selten
in Prosa.
APPENDIX GRAMMATICA L. 22 77
>solch ein Mann ist er< (wie beschrieben worden ist); aber f...f:yEL TmciÖE >er sagt folgendes<
(was gleich berichtet werden wird).
LEKTION 22
Erinnere dich: 1. Wo es überhaupt eine eigene Form für den Vokativ gibt, dient dafür der bloße
Stamm; und 2. Kein griechisches Wort kann auf -k enden. Daher also <l> yuvm[x]; mit Zurückzie-
hung des Akzents wie z.B. in eh aÖEAqJE und eh Öfoitota (L. 10.5; mehr in L. 23).
78 APPENDIX GRAMMA TICA L. 22
2 Nicht bei allen; nicht z_B. in CtQX'tO~ >Bär<und äQl;OJ (Futur von ÖQXOJ). Die Regel gilt aber gene-
rell für -s- zwischen Konsonanten; z.B. bei EX KoQ(vfrou gegenüber E:l; 'AßTivcöv.
3 Ähnlich: 'tO y6."A.a, yo.Aax'to~ (Milch), vgl. lat. lac, lactis.
4 Dir ist gewiß gegenwärtig, was sich hierüber bereits ergeben hat; im Fall einer Gedächtnislücke
aber vgl. L. 3.8-11; L. 4.6; L. 5.2-3; L. 7.5-7; L. 8.5-6; L.19.7-8.
5 Beispiele für >ni/, in der dritten Deklination werden in der nächsten Lektion erscheinen.
APPENDIX GRAMMATICA L. 22 79
Gen. -o~ (<puA.axo~) vgl. ttEä~, lat. ducis, engl. father's, dt. Vaters;
Dat. -t (<pu/...axL) vgl. A.6yffiL, ao<j)Cäl (lat. duci).
Die griech. Dativfonn ist von Ursprung ein Lokativ 6 ; vgl. z.B. MaQafüi>vt >bei, in Ma-
rathon<; OLXOL >ZU Hause<; lat. Romae (aus Romai) >in Rom<; domi bellique >in Krieg und
Frieden<.
Plur.
Nom. -E~ (<puA.axE~) vgl. lat. duces 6 , engl. houses;
Gen. -ffiV (<puA.axffiV) vgl. ttEciJv, lat. ducum (von -om aus -öm) 7 ;
Dat. -m(v) (<puA.asL(v)): ursprünglich ein Lokativ Plur.; z.B. 'Ath)VTJm(v) >in Athen<;
'OA.uµit(am(v) >in Olympia<.
Akk. Sing. und Plur.
Vergleiche und bedenke:
fiE6v deum deös (< -ns) 8
fiEav deam deäs (< -ns)
vafrn1v nautam vain:ä~ nautäs (< -ns)
cpu/...axa ducem <puA.axa~ duces (< -ns)
vux-ta noctem VUX't<'i~ noctes (< -ns)
Atfüorra Aethiopem Atfüorrrn; Aethiopes (< -ns)
Bedenke ferner (und vgl. 19. 3) :
EXQ'tOV övoµa aÖLxo;
9
septem decem centum nomen intustus
Du wirst schließen: IE -n- zwischen Konsonanten sowie nach einem Konsonanten am 22.7
Wortende und vor Konsonanten am Wortanfang wird im Griechischen zu Ci (dies gilt
auch, wo ein griechischer Endlaut -n sich von JE -m herleitet) . Damit ist der Konsonant n
zu einem Vokal geworden; der sogenannten >Ny Sonans<, welcher in heutiger Grammatik
oft Q geschrieben wird; z.B.
<pÜAaXI) (von IE -m) > q:n)Aa:xa; <puAaXI)S > <pÜAaxa~9 •
6 Dagegen ist lat. -i echte Dativendung, und lat. Nom. PL -es (statt es) kommt von i-Stämmen -ies >
-es.
7 Du erinnerst dich, daß der IE-Endkonsonant -mim Griechischen zu -v wird.
8 s. L. 8.8.
9 Im übrigen, wenn du griech. fl; mit lat. sex und engl. six vergleichst, und griech. fiµt- mit lat.
semi-, was erschließest du betr. die Vertretung von IE anlautendem s- im Griechischen? (vgl.
L.13.10).
80 APPENDIX GRAMMA TICA L. 23
Es gibt keinen Konjunktiv des Futurs. Der Konjunktiv des Aorist hängt die Endungen
des Konj. Präs. an seinen Stamm (lD.„uo·a, l..uo·w); das gleiche geschieht im Perfekt (Ml..u-
x·a, AEAUx·w ), wo aber diese Formen recht selten gebraucht werden.
Es ergibt sich, für den
Konjunktiv
Präsens:
Sg. 1. A.U-w
2. A.U-YJL; (-n;)
3. t..U-rit (-TI) Aorist: A.uow, AUOflL; usw.
PI. 1. A.uwµEv Perfekt: AEAUXW, AEAU'X.flL~ usw.
2. AUfl'tE (Alternativformen werden uns bald
3. A.frwot(v) begegnen)
LEKTION 23
1. Nominativ Singular
wird ohne -s gebildet, d.h. er ist gleich dem Stamm. Wenn aberder Vokal vordem -nkurz
ist, wird er im Nom. Sing. gedehnt (dieser Kasus endet also immer auf einen langen Vokal
vor dem -n); und zwar wird E > T} und o > w; z.B.
Gen. "tf)<; cpQEVO<;: Nom. T\ cpQi]v, oder
Gen. "toü Öa(µovoc;: Nom. 6 Öa(µwv,
Gen. toü i}yEµ6voi;: Nom. 6 T]yEµWv .
Der Vokal kann natürlich durchgängig lang sein; so z .B. bei:
6 "EUT}v, i:oü "E/.../...T}voi;; l) Baßu/...ti>v, "tTJ<; Baßu/...oovoc;.
2. Vokativ 23 .2
Regel: Wenn der Nom. Sing. auf der letzten Silbe betont wird (>Oxytonon<), dient der
Nominativ als Vokativ (der infolgedessen einen langen Vokal hat); z.B. eh Baßu/..<i>v, eh
T]yEµ<i>v, eh cpQftv; sonst (d.h. bei >Barytona<, s. L.2.10) ist der Vok. gleich dem Stamm;
z.B. eh Öatµov, eh "EJ..J..riv.
Besondere Fälle 23.3
'A.:rt6Uwv, -wvoi;: Vok. eh ~Ano)J„ov 1 ; TiooEtÖoov, -oovoi;: Vok. eh Il6ouöov 1 •
3. Dativ Plural 23.4
Vor der Endung -ot fällt das -n des Stammes spurlos aus; z.B. i:ot<; "EUT}[n]otv, 'tat<;
cpQE[n]o(v, 'tote; öaiµo[n]mv, tot<; T]yEµ6[n)otv.
Das ist eine Ausnahme, da vor -s ausfallendes -n in der Regel Ersatzdehnung bewirkt; wie
wir z.B. beim Akk. Plur. -frwu<; (aus -frE6-ns) sahen (L. 6.14).
1 Einige oft gebrauchte Vokative ziehen ihren Akzent zurück: aÖEA<JJE, öto:n:o-m (L. 10. 5 ), <l> yuvm
(L. 22.1); so auch <l> oörtEQ (L. 25.1 ).
2 Nur der Indikativ von dµ( ist enklitisch (bis auf El).
82 APPENDIX GRAMMA TICA L. 23
c) >Plane (ja) nichts übles! (daß du ja ... ). Das ist mir wichtig<: µij n ßouf...EU<JT}tc; xax6v·
('tofrto) µtf...EL µot = >mir liegt daran, daß du ... planst<;
d) >Plane (ja) nichts übles! (daß du ... ). (Dagegen) bin ich auf meiner Hut<: µfi n ßou-
AEU<JT}Lc; xax6v· cpu/...a-x.i}v EXW = >ich bin auf der Hut, daß du ... planst<;
e) >Plane (ja) nichts übles! (daß du ja ... ). (Deshalb) habe ich dies geschrieben<: µij n ß.
xax6v· rnüi:o ytygmpa = >ich habe dies geschrieben, damit du nicht .. .<
Endlich, gleicher Art, aber positiv (d.h. Absicht und Zweck statt Abwehr und Besorg-
nis):
f) 1'.va mITTEU<JT}'!E ytygacpa -roürn: >daß (damit) ihr glauben möget, habe ich dies ge-
schrieben<.
Das letzte also ,final<, d.h. Ausdruck von Zweck oder Absicht 3 .
Beachte also, daß es der Konjunktiv ist und nicht eine Konjunktion (i'.va oder ön:wc;), was
einen Satz zum Finalsatz macht; an sich bedeuten \'.va >WO<, und ön:wc; >wie< (s. Nr. 8; vgl.
lat. ut).
23.7 Die Empfindung einer beherrschenden Sorge oder Furcht (daher Konj.) erklärt auch den
Gebrauch der Negationen in den folgenden idiomatischen Ausdrucksweisen:
µij: µT] aygotx6ngov tll: >es ist vielleicht (wohl) etwas unhöflich<
OU µij: ou µi} ayQOLXOl:EQOV tlL: >ich fürchte nicht, daß . . . <; >es ist gewiß nicht ... <
µT) ou: µT) oux ayQOLXO'!EQOV fit: >schwerlich .. .< ,>wahrscheinlich nicht ... <
3 Wenn das Hauptverb in der Vergangenheit steht, findet sich - in sonst ähnlichen Sätzen - auch
eine andere Konstruktion (L. 28.11).
4 Nur in abhängigen Sätzen! Für ö.v vgl. L. 14.16.
S " Iva 0.v ist immer lokal (>wo auch immer<, ubicumque), niemals final!
6 Beachte, daß e6.v
oft zu av zusammengezogen wird; wo denn die Konjunktion von der Partikel
sich fürs Auge nicht mehr, wohl aber fürs Ohr unterscheidet und mit dem folgenden Konjunktiv
ein Bedingungsgefüge einführt.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 24 83
LEKTION 24
Stamm: EUÖatµov-
Singular Plural
N. EuÖa(µcov EUÖaLµov E'ÖÖa(µovEi; E'ÖÖa(µova
A. E'ÖÖa(µova E'ÖÖa(µovai;
G. ruÖa(µovoi; EUÖatµ6vwv
D. E'ÖÖa(µOVL E'ÖÖa(µom(v)
V. E'ÖÖmµov -
Derartige Adjektive ziehen den Akzent möglichst weit zurück; s. vor allem Vok. und Neutr.
c) Gleichartig ist die Deklination von Komparativen auf -cov, -ov und -iwv, -i:ov (eben- 24.3
falls ohne separate Formen fürs Femin.) wie
ÖµE(VCOV, aµEtVOV, ÖµEtVOVoi; >besser< (edler); (UQLO'toi; >beste<)
ßEA.'t(wv, ßEhwv, >besser<(wünschenswerter); (ßEAnmoi;)
(für die übrigen s. das Vokabular und - später - L. 45.6).
Bei diesen Komparativen existierte, neben dem Stammauslaut -n, in vorliterarischer Zeit 24.4
die Alternative -s. Vor vokalischen Endungen fiel dies -s- aus und hinterließ, nach Kon-
traktion, zwei Endungen, die - als Alternativen - im Attischen eher häufiger gebraucht
wurden als die >regulären<n-Formen: nämlich -eo (für -ova/ -ooa) und -oui; (für -ovEi;/-
ooEi;; danach auch im Akk. Plur.).
Somit ergibt sich das Paradigma:
24.5
Neut. Neut.
N. xax(wv XO.'X.lOV xaxfovEi; xax(ova(xaxLüJ)
(xax(oui;)
A. xax(ova (xax(w) xax(ovai;
G. xax(ovoi; xmu6vwv
D. xax(ovL xax(om(v)
Das Pronomen ni;, in seinen verschiedenen Formen, ist ein -n-Stamm; es hat keine be-
sonderen Formen für das Feminin.
84 APPENDIX GRAMMATICA L. 24
a) t(c;, t(: dasFrage-(lnterrogativ-)pronomen (lat. quis, quid)- >wer?, was?< (in direkten
und indirekten Fragen; immer mit Akut). Es wird auch adjektivisch verwendet; z.B. i:Cc;
yuvi); i:(vEc; yuvaixEc;; >welche Frauen?<.
24.7 b) Dasselbe Wort, aber anders akzentuiert, nämlich enklitisch: das Indefinitpronomen
(lat. aliquis, aliquid) >jemand, etwas<; z.B. EA.EyE nc;· EA.Ey6v nvEc;. Auch dies wird adjek-
tivisch verwendet: yuvi) nc; >(irgend) eine Frau<; yuvaix€c; nvEc; >irgend welche (gewisse)
Frauen<.
24.8 c) Das Indefinitpronomen (b) zusammen mit dem Präfix öc;, ö, 11 (dem Relativpronomen)
bildet öonc;, neutr. ön. Beide Wortteile werden dekliniert. Der zweite Wortteil bleibt
ohne Akzent; der erste behält den seinen (wobei überraschende Formen wie oünvoc; und
cbvnvwv entstehen).
Singular Plural
N. "
oonc; Neut. 3
i\nc; OltLVEc_;; Neut.b "'
Ull:LVEc_;;
ön änva
,,
A. övnva "
T]VLLVU ouonvac; "
aoi:Lvac;
7
G. oünvoc;b rionvoc; ilivnvwvb
D. chLLLVLb ~LLl'VL olonm(v)b alonm(v)
(a) ön wird häufig ö n, oder sogar Ö, n geschrieben, um das Relativpronomen von der
Konjunktion Ö'tt (daß) zu unterscheiden. Tatsächlich waren die beiden ursprünglich ein
und dasselbe Wort (und vermutlich wurden sie auch gleich ausgesprochen); vgl. dt.
>das<, >daß<.
(b) Alternativformen für
o{mvoi; (Gen. Sing. Mask. und Neutr.): öwu,
dimvt (Dat. Sing. Mask. und Neutr. ): Ö'tWL,
divnvwv (Gen. Plur. M., F. und N.): Ö'tWV,
ofonm(v) (Dat. Plur. Mask. und Neutr.): öi:0ti;;
außerdem wird
änva (Neutr. Plur. Nom. und Akk.) häufig durch das kürzere ä.na ersetzt.
1 Alternative, akzentuierte Form für (enkl.)indefinites nva ist äua (N.A. Plur. Neut.): L. 46.26.
2 Bei der mehr gefühlsbetonten Konstruktion: öi; ö.v . . . steht das Verbum im Konjunktiv
(L. 23.8).
3 i:ii;, ohne Erweiterung (also wie in der direkten Frage) ist eine völlig normale Alternative.
APPENDIX GRAMMATICA L. 25 85
Mask. Eli;, Neutr. €v, Fern. µ(a (Eins) und die negativen Formen ouÖE(i; (niemand), ou-
ÖE'v (nichts), ouöeµ(a und µT)ÖEti;, µT)ÖE'v, µT)ÖEµ(a (Stamm E-v) stammen von v' sem (Ab-
laut v' sm) ab (vgl. lat. semel, simplex). Daraus entwickelte sich Fern. (s)mia und
Nom. Mask. (mit der Endung-s) >:· sems > ::- hens > hes (mit Ersatzdehnung)= di;; denn
gedehntes E wird Et geschrieben (vgl. ou = ö ).
N. EV µia ouöEii; ouötv ouÖEµ(a
A. µiav ouötva ouöeµ(av
G. E:v6i; µtäi; OUÖEµtäi;
D. EVL µüil OUÖEµtäl
otiÖEti; und µT]ÖEii; werden wie di; akzentuiert, ausgenommen im
Nom. Sing. Mask.: Eli;: ouÖEti;.
LEKTION 25
1. r-Stämme
A. Normale Substantive
ai)Q, Qi)-rwQ; lat. aer, orator 1
Meistens Maskulina; besonders die vielen Nomina agentis auf -T]Q (z.B. aw-ri)Q) und -WQ 25.1
(z.B. QYJ-CWQ). Die Nominative auf -T]Q haben den Akzent gewöhnlich auf der letzten Sil-
be, jene auf -WQ aber auf der vorletzten. Die Deklination der r-Stämme (wie die der n-
Stämme) ist sehr regelmäßig und problemlos:
Nominativ Singular: Keine Endung; der letzte Vokal immer lang; z.B.
CJW-ri)Q, CJWn)Qoi;; clYJQ, clEQoi;; QYJ-CWQ, QTJ-COQOi;.
Vokativ: Wie bei denn-Stämmen (L. 23.2): diejenigen, die auf der letzten Silbe betont
werden (d.h. hauptsächlich die auf -TJQ) gebrauchen den Nominativ und haben daher ei-
nen langen Vokal; die anderen (in der Hauptsache auf -WQ) gebrauchen den Stamm (und
haben infolgedessen einen kurzen letzten Vokal); z.B.
1 Das Griechische hat nur einen Stamm, der auf die andere Liquida, -1, endet: 6 äA.c;, aMc;, lat. sal, 25.2
salis (vgl. L. 22.6 Anm. 9), dt. >Salz<. Seine Deklination bietet keinerlei Probleme.
86 APPENDIX GRAMMATICA L. 25
<l> Qf]toQ, aber <h ai)Q (vgl. cb öaiµov, cb q:JQijv). Ausnahme: cb oci>'tEQ1 .
Dativ Plural: das -r bleibt auch vor der Endung -m(v) erhalten; z.B.
toii; QTJ'tOQot(v), 'toii; oco'tfJQm(v).
25.3 2 Der Akzent - wie bei gewissen anderen Vokativen - zurückgezogen (L.23.3).
3 Im Unterschied zum Konjunktiv, der einen Willen ausdrückt (L. 22. 9 und L. 23.6).
4 Im Unterschied zum Indikativ, der einfache Tatsächlichkeit ausdrückt.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 26 87
2. Formbildung: Sekundäre Endungen (L. 6.10), denen im Sing. -Lfl, im Plur. nur -L vor- 25.8
ausgeht. Die Unterscheidung des Sing. und Plur. durch die Vokalabstufung (>quantita-
tiven Ablaut<) Lfl/t ist altererbt (IE; vgl. lat. ); aber die Angleichung des Plur. an den Sing.
(dtiµEv etc.) ist, obwohl nicht ursprünglich, doch bereits im klassischen Attisch häufig.
Die Wurzel ist es/s (vgl. lat. est und sum ); die ursprünglichen griech. Formen wären
dann gewesen: '~EOL'flV, ::·i:mrii;, ::·Emfl(t), >:·i:mµEV, ::-Emn:, ':·i:mEv[t], wo dann das -s-
zwischen Vokalen wie gewöhnlich ausfiel.
III. Versesprechen
Es dürfte jetzt ohne weiteres klar sein (Optativ), daß 1 C3 und II B2 Paroemiaci (Sprich- 25.12
wortverse) sind (vgl. L.16.8):
avv Öa(µovL ;ml. XEQU XLVEL = - - V V - V V - v,
und alle andern iambische Trimeter: z.B.
1 AS: ZEü oci>tEQ, ELJtEQ fotl öuvat6v owt~E µE.
-1 v- v vvl- - vv
LEKTION 26
Wörter, die sehr häufig verwendet werden, bewahren oft alte Eigenheiten. Dies gilt im
Griechischen u.a. von Wörtern, die fundamentale Familienbeziehungen ausdrücken:
avfig, Jtati)Q, µiJtllQ, 'fruy6.triQ 1 •
5 Diese Form des regelmäßigen Verbs ist hier aus der nächstfolgenden Lektion vorweggenommen.
Ihre eigenartigen Formen zeigen quantitativen Ablaut 1 des Stammes, und der Ablaut
selbst hängt mit dem Akzent zusammen 3 , wie folgt:
A. IlagaöECyµa-ta
Sin_g_ular Plural
Stamm anr- patr- anr- patr-
N. avfJg Jtati]Q UVÖQE<; n:atEQE<;
A. avöga JtatEQa avöeac; n:atEQac;
G. CtVÖQO<; JtatQ6c; OVÖQ<ÖV JtfftEQWV
D. UVÖQ( :rtfftQt avöe<im(v) n:atQ<im(v)
V. UVEQ Jt<ltEQ
Dies sind die attischen Formen, die auch in der späteren Gemeinsprache (Koine) beibehal-
ten wurden 4 • Die Deklination von µi)UfQ und ßuy<l'tTfQ ist gleich der von :rtm:i]Q, abgese-
hen vom Akzent im Nom. Sing.
Man sieht: wenn der Akzent nicht auf die Lautgruppe tr fällt, erscheint diese Gruppe in
der Schwundstufe; wenn sie aber vokalisiert ist (Grund- oder Dehnstufe), dann ist sie
auch akzentuiert5 •
26.3 C. &vfig: Ablautstufen
anr Schwundstufe av(ö)g6c;, öv(ö)gC: im Att. hat sich diese Form des Stamms
auf die meisten Kasus ausgebreitet: avöga, avöeac; ...
aner Grundstufe Vok. aVEQ (aVEQoc; ... usw. bei Homer)
anär Dehnstufe avfig
Dieselben Prinzipien wie oben, doch mit Unterschieden im Detail. Die Einfügung des
>Aussprechkonsonanten< -d- zwischen n und r war eine physiologische Notwendigkeit;
vgl. dt . >Fähnrich - Fähndrich<.
2 Wir sind dem quantitativen Ablaut bereits beim Optativ begegnet (L.25.8), dem qualitativen
beim Themavokal (L. 6.11 ).
3 Das ursprüngliche System wurde jedoch durch die Einwirkung verschiedener Analogien affiziert
und beeinträchtigt - wie sich an den Paradigmen ablesen läßt.
4 In der Dichtung (und in andern Dialekten) finden sich viele, leicht begreifliche Varianten zu diesen
Paradigmen, z.B. CtVEQOS, CtVEQL usw. und rtm:EQOS, :rta-tEQL, :rtCltQWV.
5 Ausgenommen im Vokativ, wo - wie so oft - der Akzent zurückgezogen ist.
APPENDIX GRAMMATICA L. 26 89
Offenbar haben (oder hatten) der Gen. und Dat. Sing. und Plur. ihren Akzent prinzipiell
auf der letzten Silbe (vgl. die Akzentregel für einsilbige Stämme, L.20.6); demgemäß
mußte in diesen Kasus der Ablaut in der Schwundstufe erscheinen (s.o.).
Danach ersieht sich leicht, inwieweit auch im Attischen die ursprünglichen Formen
durch verschiedene Analogien verändert worden sind. Im Dat. Plur. hat z.B. das vokali-
sierter den Akzent von der letzten Silbe auf sich gezogen: avÖQCtOL, JtfftQciot, vgl. A.aµ-
:rtciOL, EAJtLOL.
26. 12 e) Schwacher Aorist (-s-) (s. L. 14.3-4): Die charakteristische Silbe -oa- des schwachen
Aor. bildet zusammen mit dem -t- des Opt. die für den Aor. Opt. charakteristische Silbe
om. An diese werden die üblichen Endungen (-µt, -i;;, usw.) gehängt. So entsteht der
schwache Aorist A.uomµi, A.uomi;; ... ; nmÖEuomµi, nmöEuomi;; ... ; YQ<hpmµi,
YQ<hvmi;; ...
26. 13 Die drei Alternativendungen: Sing. 2. P. -oEtai;;
3. P. -OEttv
Plur. 3. P. -oEtav
setzen auch die Grammatiker in Verlegenheit. Bei Homer und im klassischen Attisch
werden sie häufiger gebraucht als die normalisierten Fonnen.
4. A.uom: A.üom - xwA.uom: xwA.uom
26. 14 Die Regel: »Bei Verbformen wird der Akzent so weit wie möglich zurückgezogen«
(L. 3.18) gilt nicht für den Infinitiv (der keine eigentliche Verbfonn ist), und die Regel:
»Für den Akzent gelten die Endungen -m und -m als kurz« (L. 8.4) gilt aus guten Grün-
den (s. Nr. 8 u. 12) nicht für den Optativ. Daher sind A.uom, xwA.uom Optative; aber A.ü-
om, xcoA.uom Infinitive.
nicht rigide wie die Distinktionen der Logiker. Solche Varianten sind in unserer Lektion:
II Bl und DS. Weil diese Bedingungsgefüge aus Wunschsätzen entstanden sind, ist in al-
len bedingenden Sätzen (der >Protasis<) die Verneinung µi} (aber nicht so in den bedingten
Hauptsätzen, der >Apodosis<); z.B. (L. 14K):
·~ El µiJ yag ~v Xgumn:n:o;, oüx äv ~v l:i:oa.
Andrerseits mag ein Sprecher keinerlei Wunsch fühlen, seiner Äußerung irgendwelche 26.18
emotionale (den Hörer beeinflussende) Färbung zu geben. In diesem, dem sog. >realen<
oder, besser, >mathematischen< Fall, präsentiert er den Sachverhalt völlig unpersönlich,
also im einfachen Indikativ: >Wenn es regnet, wird man naß<, oder, um nochmals unser
Beispiel zu variieren:
d ~EAO'UOLV (oder auch: ouö' d ~EAO'UOlV), itüom EXO'UOlV: >Wenn sie wollen, können sie
opfern< (oder: >auch wenn sie wollen, können sie nicht opfern<); oder, nach II Cl, d
AUE'tE aui:6v, E'Üyvwµovti; EO'tE: >Wenn ihr ihn befreit, seid ihr verständig<. Das gleiche
als Potentialis: d AUOL'tE a1rt6v' EUY. av Elfl'tE;
als Irrealis: d EAUE'tE aui:6v' EUY. äv ~'tE.
Der normale iambische Trimeter, IIF, kann wohl keine Schwierigkeit bereiten. Bei der 26.19
Analyse des epischen (daktylischen) Verses IBt beachte, daß der unkontrahierte Genetiv
MouoÖcov aus drei langen Silben besteht (>naturlang<) und daß die beiden vorangehenden
Monosyllaba >lang durch Position< sind; denn auf ihren kurzen Endvokal folgen jeweils
zwei Konsonanten. Andrerseits werden die langen Endvokale der beiden folgenden Wör-
ter gekürzt durch die auf sie folgenden Vokale (L.18.4), und schließlich ist das A am An-
fang des Gottesnamens gelängt, wie häufig in poetischen Texten. Demnach wäre die Ana-
lyse dieses daktylischen Hexameters wie folgt:
1 2 3 4 s 6
--1- vvl 1- - II
'Ex yaQ Mouoawv xal Exriß6A.ou 'An:6A.A.wvo;.
Sprich den Vers nach diesem Rhythmus, und vergiß dabei nicht die Akzente und die in-
haltliche Bedeutung!
Der erste der zwei Verse des Theognis (II G) ist ein ebensolcher, normaler daktylischer 26.20
Hexameter; der zweite ist leicht verschieden; als wären die zwei Kürzen nach dem 3.
Longum ausgefallen; mit anderen Worten: die erste Hälfte dieses Verses - 2 112 Metra -
wird wiederholt. Dieser Vers wird genannt: >Fünfmesser<, >Pentameter<:
d öt n XEi:voi; tµo(,
-vv-vv-
LEKTION 27
1. Nomina: Dental-Stämme
d, t, th 1: Ö, t, -lt 1
27.1 Grundregel:
Ein Dental vor -s fällt spurlos aus.
(Vgl. lat. laus (':· lauds ), laudis; miles ('~ milets ), militis.)
Z.B.
::- EA.3ttÖi; > E/...Ji:(i;, ,, XclQLt<; > XclQL<;,
::· E/...Ji:(Ömv > E/...Ji:(mv, >:- XUQLtmv > XUQLOLV.
Stamm EQWt-
Sg. N.V. 6 EQCO<; f] E/...Ji:ti; fJ XclQL<;
A. EQWta E/...Ji:töa XUQLV
G. EQCOtoi; E/...Ji:töoi; x<iQLtoi;
D. EQWtL E/...Ji:tfö XUQLtL
PI. N. EQWtE<; E/...Ji:tÖE<; XclQLtE<;
A. EQWtai; E/...Ji:Cöa<; XUQLta.<;
G. EQ<i>twv E/...Ji:töwv XUQLtWV
D. EQCOm(v) EArttm(v) XUQLm(v)
Erhebliche Besonderheiten
27.2 1. Barytona - also Wörter, die auf der vorletzten oder drittletzten, nicht aber auf der letz-
ten Silbe betont sind-, Barytona auf -L<; und -ui; im Nominativ enden im Akkusativ auf
-LV bzw. -uv, auch wenn sie Dentalstämme sind (also nicht -LÖa oder -Lta usw.); z.B. EQL<;
-EQtv, xciQt<;-XUQLV, "AQ'tEµt~-"AQtEµtv, ÖQVi:~-ÖQVtV, XOQU<;-XOQUV (aber tA.nl.~-
E/...Ji:(Öa: Nominativakzent auf der Endsilbe!).
Der Grund: Diese Nominative klangen wie i- (bzw. y- )Stämme (also wie rtOAL·i; bzw.
rtf]xu·i;, L. 35 und 37), welche natürlich im Akk. die Endung -v haben (rt6AL'V und rtf]xu·v
wie -frE6'v): die Klangähnlichkeit im Nominativ erzeugte, durch >falsche Analogie<, Ak-
kusative, die sich ebenso mit denen der Vokalstämme reimten. Wo aber die Akzente ver-
schieden waren, gab es offenbar diese Klangähnlichkeit nicht.
27.3 2. Die Eigenart von 6 rtovi;, rtoö6i; (lat. pes, pedis) liegt darin, daß der Stammvokal im
Nom. Sing. gelängt ist.
27.4 3. Bei 6 (TJ) rtai:<;, nmö6i; >Kind, Sohn, Junge<(bzw. >Tochter, Mädchen<) beachte den
Vok. <l> rtai: 2 (also bloßer Stamm und nicht, wie bei den andren t-Stämmen, der Nomina-
tiv) und den Akzent des Gen. Plur. 'tÖ>V rta(Öwv (aber Dat. rtmo().
4. Auch f] vti;, vux.t6i; >Nacht<und to yaA.a, yciA.ax.toi; >Milch<sind t-Stämme; vgl. oben,
L. 22.2 und 3.
Beim Sprechen der wohlvertrauten Trimeter (C3; Et .3; L2) vernachlässige nicht die Ak-
zente über der Beachtung der Quantitäten!
Der Vers der Paroemia (Cl) ist eben ein Paroemiacus (L.16.8),und das darauf folgende 27.5
Zitat von Anakreon (C2) ist ein, Versus Anacreonteus<, mit dem du vertraut sein dürftest
dank seinen Nachahmungen im Lateinischen und in unserer Literatur:
Und der Rhythmus der kurzen Hymnenverse (P2) wird sich von selbst ergeben, wenn 27.6
nur die longa und brevia beim Sprechen richtig unterschieden werden. Es sind >Glykone-
en<; ein Versmaß, dem du in lateinischer Dichtung begegnet sein magst. Seine Kennzei-
chen:
die vorletzte Silbe ist immer kurz; in der Mitte des Verses steht eine Doppelkürze; die er-
sten zwei Silben können lang sein oder auch kurz; allerdings ist eine kurze erste Silbe sel-
ten; in dieser Normalform hat der Glykoneus acht Silben.
Sein Schema ist also: ;:; ~ - '""' ._, - ._, v.
LEKTION 28
1. -it-Stämme 28.1
(Selten, außer) 6 ÖQvii;, ÖQVtito<; (Vogel). Kasus regelmäßig (wie L. 27.1-2), auch
Akk. Sing. ÖQVtV; aber ÖQVtita findet sich recht häufig. Plur. Dat. tot<; ÖQVLm(v); neben
den -it-Formen oft auch Nom. und Akk. ÖQVEl<;, Gen. 6gvfo>V (L. 37) 1 . ,
2. Weibliche Substantive auf -TT]i;, -tT}toi; 28.2
Sie sind abgeleitet von Adjektiven, und bezeichnen Qualitäten; z . B.~ VEOtT}<;, VEOTT]tO<;
(von vfoi;) >Jugend, Neuheit< ; ~ taxut'i)<;, -tf]to<; (Akzent!) >Geschwindigkeit, Schnellig-
keit< (von taxu<; >schnell<); Ti xax6tT}<;, xax6TT]tO<; (von xax6<;) >Elend, Not< (eine
schlechte Lage).
3. (6) n:Evr]c;, JtEVT)tO<; >arm, der Arme<; Dat. Plur. (tot<;) JtEvT]OL(v). 28.3
Dieses Wort kann sowohl als Substantiv wie auch als Adjektiv (ohne besondere Fern.-
und Neutr.-Formen) klassifiziert werden ; vgl. (6) <p(Ao<;, (6) tx'frg6i;.
4. Partizip Perf Akt. 28.4
a) Seine Form: AEAux·w<;, AEAux·6<;, AEAux·uta;
YEYQacp·ffi<;, yEygacp·6<;, YEYQacp·uta.
Mask. - und Neutr. -Formen auf -W<;, -6<; (Gen. -Otoc;) sind t-Stämme (vgl. EQW<;, EQW-
to<;). Das Fern . auf -a wird wie aA.f)itELa dekliniert (L. 11.1-2). Der ins Auge springende
Unterschied zwischen Mask./Neutr. und Fern. beruht wesentlich auf Ablaut (s. L. 26.1);
die Erklärung ist für Anfänger etwas kompliziert 2 •
28.6 Mask. Neutr. Fern.
Stamm AEAUXO't-(* -XFOT-) AEAUXULÖ.- c::· -umö.)
Sg. N.V. AEAuxci>i; AEA'UXOt; AEAUX"ULa
A. AEA.ux6i:a AEAux·vi:av
G. AEAux6i:oi; A.EA.uwutäi;
D. AEAUXO'tL AEAUX"U(ät
PI. N. AEAUXO'tEi; AEAux6i:a AEAux·vi:m
A. AEAux6i:ai; AEAUX"Üläi;
G. AEAux.6'twv AEAUX•lJtWV
D. AEAux6m(v) AEAux·vCmi;
1. In der griechischen Lektion zeigen IID, E, G, daß das Verbum in indirekter Rede im
Opt. stehen kann (nicht muß), wenn das Hauptverbum in der Vergangenheit steht (das
wissen wir seit L. 25.10).
28.11 2. Ebd. IIF zeigt, daß dieselbe Regel für Finalsätze gilt. Der grundsätzliche Konjunktiv
(L. 23.6) wird in abhängigen Sätzen oft durch den Optativ ersetzt, wenn das Hauptver-
bum ein Vergangenheitstempus 3 ist.
28.5 2 Die Ursachen der Unterschiede sind: a) Ablaut; b) der Vokal-Konsonant u/w (u/F), der ur-
sprünglich am Beginn der Endung stand; c) Wechsel s/t (o/'t) an ihrem Auslaut (diese Tatsachen
sind hauptsächlich durch Vergleich mit Sanskrit-Parallelen aufgeklärt worden). Daraus ergeben
sich folgende Ablautstufen:
Dehnstufe: nur im Nom. Sing. Mask.: -ro<;;, AEA\JX~ (* -wös),
Grundstufe: nur im Nom. (Akk.) Sing. Neutr.: -o<;;, A.EA.ux6<;; (* -wös),
Grundstufe: die übrigen Mask. und Neutr.: -O't, A.EA.ux6w<;;, usw. (':. -wöt),
Schwundstufe: alle Femin.: -us; -us +ja (Femin. Suffix)> -\JOL<l > -uta, AEAuxui:a, usw.
28.12 3 Also Imperfekt, Aorist lndik. und Plusquamperfektum (die oft - warum? - als >Nebentempora<
bezeichnet werden).
APPENDIX GRAMMATICA L. 29 95
LEKTION 29
Merke: Im Unterschied zu den Maskulina und Feminina bilden diese den Nom.Sing. 29.1
ohne die Endung -s. Es gibt
1. viele solche Nomina, die von Verben abgeleitet sind, z.B. yQaµµa (yQa<pw > >:·yQa<p-
µa) und rtQäyµa (rtQ<luw). Das -'t am Ende des Stamms fällt im Nom. Sing. aus (war-
um?)1, z.B. yQaµµa[-c:J, rtQäyµa[-c:], und im Dat.Plur. (warum?)2, z.B. yQaµµa[t]CJL,
JtQciyµa[-c:]mv. Hierher gehört auch -c:o rtaQaÖayµa, toü JtaQaÖEtyµa-c:o~;
2. einige ähnliche Nomina, die nicht von Verben abgeleitet sind, z.B. -c:o owµa )Körper<;
-c:o aIµa >Blut<;
3. zwei Nomina- und es gibt andere vergleichbare-, die im Nominativ die Endung -s zu 29.2
haben scheinen 3 : -c:o q.iw~, q.iw-c:6~ >Licht< und to ou~, cb-c:6~ >Ohr<.
Stamm cbt- 29.3
Sg. N.A. to rtQäyµa o'Ö~
G. toü rtQayµato~ cht6~
D. tWL JtQciyµau cb-c:(
3
Pl. N.A. ta JtQayµata Wta
G. l:WV JtQayµa-c:wv cl}t{J.)Va
(a) Die Akzentuierung ist hier gegen eine allgemeine Regel (L. 20.6), so auch bei tfüv
<p<i>twv (ta <p<l>ta ist der nachklassische Plur. von to <p<l>i;); vgl. tfüv Jta(Öwv (L. 27.4).
Zur Unterscheidung von >Stark< und >schwach<, und zum schwachen - oder s-Aorist s. 29.4
L.14.3. Viele griechische Verben haben einen JE starken Aorist 4 bewahrt. Seine Merk-
male sind
1. eine vom Präsens (und anderen Tempora) verschiedene Form des Stammes, die ent-
steht durch
a) Ablaut (Vokalabstufung), wie bei E<puyov : <pEuyw; EALJtov: AE(Jtw; oder
b) Erweiterung des Verbstamms im Präsens, wie bei i:'. µaitov : µavitavw; riilQov: EU-
QLCJXW; €ßaA.ov: ßciA.A.w; und schließlich
c) existieren einige häufig gebrauchte Verben nur im (starken) Aorist, aber nicht im
t L.6.9.
2 L.27. t.
3 Tatsächlich jedoch sind sie ursprünglich s-Stämme, die sich veränderten und zu Dentalstämmen
wurden, aber ihr -s im Nominativ (nur dort) behielten. So auch einige Maskulina wie 6 EQwi;, EQW-
toi; (L.27.t) und 6 ytA.wi;, ytA.wtoi; >Gelächter< (Vok. L.59G).
4 Aber Verben, die sow ohl den schwachen als auch den starken Aorist aufweisen, sind äußerst sel-
ten ; s. später L. 58.2 und L. 61 .3.
96 APPENDIX GRAMMATICA L. 29
Präsens; wie ~J...-frov, EA-frEiv >kam<; dnov, EUtEiv >sagte<; döov, LÖEiv (rILÖov, FLÖEiv,
vgl. lat. video) >sah< 5 ;
2. die Hinzufügung des Themavokals o/E zum Stamm (d.h. wie beim Präsens der Verben
auf -w);
29.6 3. Endungen, die
a) im Indikativ >sekundäre< sind (L. 6.10); daher fallen die Endungen mit denen des
Imperfekts zusammen: E<puyov: E<pEUyov; €ßci/...oµEv; €ß6.A.A.oµEv; eµa-frE: E:µciv{}avE;
in allen anderen Modi mit den entsprechenden Formen des (thematischen) Präsens
identisch sind; z.B. ß6.A11tc;: ß6.A.A.11Lc;; µ6.-frmµEV: µav-fravOLµEv; E'ÖQEiv: EVQLCJXELV.
29.7 Merke: Die Infinitivendung -Eiv des starken Aorists trägt immer den Zirkumflex (z.B.
<puyEiv, aber<pEUyELv); ferner haben fünf Verben in der 2. Pers. Sing. Imperativ den Akut
auf der Schlußsilbe: EA-frE >komm!<; LÖE >sieh!<; A.aßt >nimm!< 6 ; drtE >sage!<; cUQE >finde!<.
(Diese Wone wurden besonders häufig gebraucht; daher konnten sie alte Eigentümlich-
keiten bewahren; Vergleichbares in L. 32.5.)
Als Endergebnis stellt man fest, daß beim starken Aorist
Alle aktiven Formen des regelmäßigen Verbums (außer den Partizipien) sind jetzt behan-
delt worden. Wiederhole und präge sie dir ein!
29.5 5 Die Grammatiker stellen solche Aoriste mit Präsentien (und anderen Tempora) von anderen Wur-
zeln, aber ähnlicher Bedeutung zusammen und erhalten so mehr oder weniger vollständige kom-
binierte Paradigmen; z.B. bezeichnen sie "A.f.yw als das Präsens des Aorists d:n:ov (wie dem engli-
schen •went< das Präsens •go< zugeordnet wird). übersieht: L. 85f.
6 VE"A.aßov vom Präsens "A.aµßavc.o (L. 67) wie fµai>ov von µav-Davro; aber beachte den regelmäßi-
gen Akzent auf µ<i'ÖE.
29.8 7 Abgesehen von einigen wenigen Verschiedenheiten der Akzentuation (s. Nr. 7). - Die Endungen
des schwachen Aorists drangen schrittweise in den starken ein; speziell die Formen t:&ms und d-
1ta'tE (als 2. Pers. zu dn:ov) erscheinen häufig schon in klassischen Texten; in später Volkssprache
wird dJta usw. (wie e"A.uoa) zur Regel.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 30 97
LEKTION 30
-nt-Stämme
1. Substantiva
Stämme auf -nt sind sehr häufig. Ihre Formen zeigen, gegenüber den anderen Dental- 30. t
stämmen, einige Besonderheiten. Als Repräsentanten mögen dienen:
A.twv, A.fovtQ(;, '.::EVoq:><i>v, '.::EVoq:><i>vtoc;, y(yac;, y(yö.vroc;.
Alle Substantiva dieses Typs sind Maskulina.
Abgesehen von diesem sehr häufigen Beispiel finden sich freilich nicht leicht Belege für diese Form
des Vokativs.
98 APPENDIX GRAMMATICA L. 30
A . Formbildung
1. Partizip Präs. Akt. der w-Verben
Der Stamm endet auf -vt 2 nach dem Themavokal o. So ergibt sich z.B. A.U-o·v['t] - wie
A.fov[ 't]-;
a) Maskulinum und Neutrum
Nom. Sing. Mask. : Der Themavokal wird gedehnt: A.frwv['t] wie A.Ewv['t];
Nom . Sing. Neutr. = Akk.: der bloße Stamm: A.üov['t];
Nom. und Akk. Plur. Neutr.: wie immer: -ö.; also A.uovta;
Dat. Plur. Mask. = Neutr. : A.uoum(v), wie A.foum(v), von *A.uovtm(v).
30.8 b) Feminina
Die Feminina aller aktiven Partizipien (auch im Perfekt; s. L. 28.5) werden - oder wur-
den ursprünglich - durch die sehr häufige Endung
1 -ia (= -ya = -ja)
von Adjektiven und Substantiven gebildet. Das j (Jot) verschwand, affizierte aber die
vorhergehende Silbe. tj wurde zunächst zu einem Zischlaut: tj > ts ; z.B. '' A.uovtja >
::- A.uov'toa.
Das -nt- in * A.uoV'toa fiel nach dem -o- aus, mit Ersatzdehnung, welche das kurze ö in ein
langes ö (geschrieben ou) verwandelte. Die Entwicklung entspricht genau der im
Dat. Plur. Mask. desselben Partizips: >:· A.uoV'toa > A.uouoa - ':· A.uovtm > A.uouot (Nr.
2).
Demnach ist die Deklination des Femininums dieser Partizipien identisch mit der von
Substantiven auf -a wie füiA.aooa, ß'aA.aoori~ (L. 11.1-3 ). Beachte bsonders den Genetiv
(Akzent!) und Dativ Plur. :
Gen. Plur. A.u6V'twv (Mask., Neut.) ; A.uouo&v (Fern.)
Dat. Plur. A.uouot(v) (Mask., Neut.); A.uouomi; (Fern.)
Beachte, daß J'tatÖEUO'UotV a) 3. Plur. lndik. und b) Dat. Plur. des Partizips ist;
und daß J'taLÖEUOV'ta a) Akk. Sing.Mask. und b) Nom. und Akk. Plur. Neutr. des glei-
chen Partizips -ist.
3 - und nicht auf den Endungen des Gen. und Dat. Mask. und Neutr„ wie man bei diesem einsilbi-
gen Stamm erwarten dürfte (L. 20.6). Es gibt aber andere Ausnahmen von der Regel (s. L. 27.4).
100 APPENDIX GRAMMATICA L. 31
und B2), oder auch als Attribut zum Objekt (E6) oder mit Bezug auf einen Genetiv (Bl;
E4) oder einen Dativ (B3). Mit Artikel dient das Partizip häufig als Substantiversatz
(A3.4.6; B4; Fl.2) 4 •
Da sie aber auch Verbformen sind, können die Partizipien andrerseits wie andere Formen
desselben Verbs ein Objekt regieren (A6; B2; D). Sie lassen sich auch durch Partikeln und
Adverbia 5 näher bestimmen (AS; Ft und 2; Gl).
LEKTION 31
4 Das Partizip 6 ÜQXWV, o{ UQXOvtE~ (der Archon, Archonten) entwickelte sich zum Titel für hohe
Beamte in Athen und anderen Städten.
5 Umgekehrt dient das Part. Dat. Neutr. Tc'i>t Övtt als Adverb (•tatsächlich, eigentlich<).
APPENDIX GRAMMATICA L. 31 101
All dies ist von der Deklination von y(yai; (L. 30.6), von /...ucov (L. 30. 9) und von 3täi;
(hier, Nr. 1) bekannt. Daher dürfte das folgende Paradigma überflüssig sein.
LEKTION 32
Neutra auf -o; sind oft von Adjektiven abgeleitet (vgl. L. 28.2); z.B. 'to xaA.A.o~ < xaA.6~·
'tO µEyE-6-o~ < µEya~· 'to ßaQO~ < ßaQu; (~schwer<). Viele andere sind jedoch primäre
>Wurzel-Substantiva<, z.B. 'tO µEA.o; >das Lied< und 'tO 'tEAo; >das Ende<.
b) Entwicklung ihrer Deklination 32.2
Bei den s-Stämmen stand o/E vor dem Endlaut -s; und zwar
im Nom. und Akk. Sing. -o: yEvo~ (lat. genus),
in allen anderen Kasus -E: '' yEvrno~ (lat. •:- genesis).
Im Griechischen fiel -s- zwischen Vokalen (>intervokalisches S<) schon vor der homeri-
schen Zeit aus; im Lateinischen wurde es zu -r- (L. 8.10). Der so entstandene Hiat blieb
erhalten bei Homer und in späterer Dichtung (z.B. Gen. yEvEo~); wurde aber durch Kon-
traktion beseitigt im Attischen und in späterer Prosa (z.B. yEvou~).
Doppeltes -s- (-s- nach dem Stamm-Endlaut) im Dat. Plur. bleibt bei Homer unverändert
bestehen, während in der Prosa eines eliminiert wurde: y€vwmv > yE'VEOLV.
32.3 Kontraktionsergebnisse:
EO > ö (als ou geschrieben; s. L. 15.2); z.B. Gen. Sing. ytvrn; > ytvou;;
EW > w (w behält bei allen Kontraktionen die Oberhand); z.B. Gen. Plur. yEVEWV >
yEV&v;
Ea >Tl (s. L.15 .5); z.B. Nom. und Akk. Plur. yE'VEa > y€vri;
Ei:> El (die ursprünglich getrennten Vokale werden zu einem Diphthong); Dat. Sing. yf.-
VEl > YEVEl.
Sie sind -v't-Stämme wie fast alle aktiven Partizipien und werden (wie alle Modi des
starken Aorists, s. L. 29.4) mit dem Themavokal gebildet. Infolgedessen sind die
Endungen der Partizipien des starken Aorists und des Präsens gleich. Die Formen
unterscheiden sich jedoch durch:
a) ihre Stämme, z.B. AELJt-: A.tJt- und µavfrav-: µa'ft-, und
b) ihren Akzent, da die Partizipien des Aorists immer auf der Silbe nach der
Wurzel akzentuiert sind (A.m<i:>v usw.).
Singular Plural
N. töwv tö6v töoüoa LÖOV'tE; tö6V'ta töoüom
A. i.ö6vra töoüoav tö6vra; töouoa;
G. tö6no; töouori; LÖOV't(l)V LÖOUOÖ>V
D. tö6vn tÖOUOTJl töoü0t(v) töouom;
LEKTION 33
1. Weiteres-Stämme
Stamm ~LOYEVEO
N. ~LOYEVfl<;
V. (cb) ö LOYEVES
A. ::- ÖLOYEVE[o)a > ÖLOYEvf11, vgl. N.Pl:ta YEVfl < >:· YEVEOa.
G. ,, ÖLOYEvE[o]oc; > ötoyEvouc;, vgl. G.S. toü ytvouc; < >:· ytvrnoc;.
D. ::- ~LOYEVE(o)t > ÖLOYEVEL, vgl. D.S. t&L ytvEL < ':· yEVEOL.
106 APPENDIX GRAMMATICA L. 33
33.4 C. Adjektiva
Z.B.
EuyEVi]c;, -t<;; Eutux~;. -tc;;öuotux~;. -tc;;
aJ..ri'fhl;, -t;; uyt~;, -tc;; EuxJ..E~c;. -t;.
1 Nach dem Vorbild der Namen der a-Deklination, wie z.B. E'ÖQuttÖT}~, Akk. -t]v, lautet von ca.
400 v.Chr. an der Akkusativ oft Litoyfvt]v, :I:co?<Q6.t"J]v.
33.3 2 Merke, daß dort, wo F ausfiel, nur Vokale ähnlicher Klangfarbe kontrahiert wurden; z.B.
- xA.t[FJri~ > -xi..t;~ und -xA.t[F]t[o]t > 'XAEL, aber -xAt[F]t[o]o~ > -xAtw~ > -xA.fou~.
3 t + t > E, geschrieben tt (wie ö durch ou angezeigt wird: s. L. 6.14). Das beobachteten wir
(L. 24.11) bei d~ (>einer<), aus * ~~.
4 -ö. (nicht -T} wie in .::itoyEvrj), da der Vokal t vorausgeht. Dasselbe gilt für die Adjektive mit s-
Stämmen.
5 Die wenigen anders betonten (Barytona) neigen dazu, ihren Akzent so weit wie möglich zurück-
zuziehen; z.B. au't6.Q'X'l~ >sich selbst genügend, unabhängig<, Neut. aÜ'tUQ'Xt~, Gen. Plur.
QU't6.QXCOV.
APPENDIX GRAMMATICA L. 33 107
Gen. -füv (* -Eorov > -Erov > -füv, wie bei "tfüv yEVfüv);
Dat. -Em(v) < -Eom(v), vgl. 'tot; yEvEOL(v).
IlaQ6.ÖELyµa a' 33.6
Stamm: EU"(EVEO- (>edelgeboren<, vgl. oben ÖLOyEvr]i; >Zeusgeboren<)
So 'to yteai; >Ehrengeschenk<; "tO xetai; >Fleisch<; 'tO xteai; >Horn<. 33. 10
Von XQEai; gibt es den Plural XQEä, XQEOOV, XQEÖOL(v); ebenso von yteai;: yf.Qä, YEQÖ>V,
yteam(v).
6 Nach diesem Vorbild gibt es ähnliche Formen, bei denen andere Vokale (als E) vorangehen; näm- 33.8
lieh Loderu: z.B. uyLä (neben iiyLft) und EU<puä (neben EÜ<puft)>wohlgewachsen<, >Von Natur gut<,
von EÜ<pui}c;, -tc;.
108 APPENDIX GRAMMATICA L. 34
KEQai; wird wie yi)Qai; dekliniert, wenn es den >Flügel< einer Armee (lat. cornu) bezeich-
net; z.B. bti. XEQwi; >in einer Linie< oder öd;ui>L XfQÜL >auf dem rechten Flügel<; sonst
wird es als regelmäßiger t-Stamm behandelt (L. 29.1)- als wenn sein Schluß-s die Endung
des Nominativs wäre: XEQatoi;, XEQatt, XEQata, usw.
33.11 Die Verse aus Eur. Hec. (IC4) sind Anapaeste ('-' v-) einer besonderen Art; sog. >Klage-
anapaeste<, bei denen für alle, oder doch fast alle, Doppelkürzen je ein Longum steht.
Daher enthält der ganze, oder doch fast der ganze, Gesang nur lange Silben. Also
-1- -1- -1- -
ÖElAa(a ÖEtAUlo'U yrlQWi;
33. 12 Dagegen ist in Polyxenas erstem Anapaest das normale Longum in zwei Kürzen aufgelöst
(- .......... :da steht also sozusagen ein Daktylus für den Anapaest;-vv fürvv-). Demnach ist
das Metrum ihres ersten Verses:
- vvl- -J- -lvv-1
OUXEtL OOL Jtai:i; aö'· OUXEtL Öf] ...
Den sprachlichen Stil angehend, wurde gewiß bemerkt, wie hohe Dichtung hier die alte
Ausdruckskraft der Kasusformen bewahrt:
önA.a(a ÖELAafou yrlQWi; >unselig wegen/in unseligem Alter<
Auch bewahren die lyrischen Partien der Tragödie die Dialektfärbung der dorischen
Chorlyrik, in der sie wurzeln; z.B. in Ö.ÖE, att. i\ÖE.
LEKTION 34
Der Perfektstamm ist im Passiv, ganz wie im Aktiv, durch Reduplikation des Anlauts
charakterisiert (L. 17.3-8); der passive Stamm ist jedoch immer stark (also keine Erweite-
rung des Stammauslauts durch -k-); z.B. AEAU- (A.uw), ÖEÖE- (ÖE<o), JtEJtmÖEU- (rrm-
ÖEuw), ßEßO'UAE'U- (ßouAEUW).
d) ein Kind AEAO'UµEvov ist gewaschen worden, und ist jetzt sauber;
e) ein Mann ßEßovJ...rnµtvoc; hat die Sache überlegt und ist jetzt entschlossen.
Das letzte Beispiel beweist, daß diese Formen nicht immer >passive< Bedeutung haben; sie
können, ihrer Bedeutung nach, auch als sog. >Medium< klassifiziert werden. Darüber
wird in den folgenden Lektionen noch Näheres zu erfahren sein.
EO'tm AEAuµE\'ov Zusammen mit dem Futur des Hilfsverbums dµ( (L. 36.7) vermag
Emm ÖEÖEµEva das Partiz. Perf. ein Futur Perfekt zu bilden, welches einen >perfek-
ten< (von lat. perficio: >vollkommen< oder >vollendet<) Zustand in der Zukunft bedeutet.
Also etwas ganz anderes als das lat. Futur II.
4. Der Konjunktiv und Optativ des Perf. Pass. (oder Medium) werden ebenso umschrie-
ben, z.B. AEAuµtvoc; eh, ~L<;, ~t; JtEitmörnµEvoc; Et-r1v, dT]c;, ELT]; ßEßovl.rnµEvm cbotv;
µEµVT]µEvm ELEV.
In Lektion 28. 9 begegnete uns die gleiche Art von Umschreibung im Perfekt Aktiv (dort
ist dies aber nicht, wie im Passiv, die einzige Möglichkeit, einen Konjunktiv oder Optativ
auszudrücken).
B. Andere Modi
1. AEAUCJ'Ö'm
JtEJtatÖEüo'Ö'm Die Endung des Infinitivs ist -o'Ö'm. Der Endlaut -m hat für die Ak- 34.4
zentuierung die Wirkung eines kurzen Vokals (wie gewöhnlich; vgl.
L. 8.4 und 26.14 ). Der Akzent dieser Infinitive steht immer auf der vorletzten Silbe.
2. AEAu·oo, µtµvri·oo Imperativ: die Endungen sind: 2. Person Sing. -oo, 2. Person 34.5
AEAv·o'Ö'E, µtµvri·o'Ö'E Plur. -o'Ö'E.
Es gibt auch Imperative der 3. Person: Sing. AEAfrottw, Plur. AEAfro'Öwv (später
-CJ'Öwoav).
MtµVl)oo, µEµVT]O'Ö'E >erinnere dich<, >erinnert euch!<zeigt dieselbe nicht-passive Bedeu-
tung wie das Partizip (oben) ßEßouA.Evµtvoc;: das >Medium<.
34.7 Präge dir diese primären Endungen des Passivs ein (vgl. L. 6.13)
-µaL, -aat, -'taL, -µd}a, -a'frE, -VtaL
und erwäge ihre Ähnlichkeit bzw. Verschiedenheit gegenüber dem Aktiv (primär und se-
kundär; griech. und lat.):
Die Verse aus einer Komödie des Philemon (III) zeigen die bekannten Eigenheiten des
>komischen< iambischen Trimeters:
1 -~ 1 -
1. Doppelkürzen sowohl für ein longum: o[ cpLAOOOcpOL und JtAOÜ'tOV uy(ELaV wie für ein
- - v~v - lv
breve: t( niya'fr6v EITTLV, .:-0 - ~ - 1-
sogar zweimal in einem Metrum: Ev ayQCÖL ÖLa'tQtßwv.
2. Die erste Silbe jedes iambischen Metrums kann bekanntlich kurz oder lang sein (sie ist
>anceps< ). Du findest sie hier lang z.B. in:
1 - -1- -
V. 1 o[ ... ~fltoümv; V. 4 vüv ... dQi]V'fl; V. 8 aÜ'tfl ...
3. Und schließlich: In der Komödie längt muta cum Liquida eine vorangehende kurze
Silbe nicht; z.B.
- ....., ._. ...., -
V. 3 Ev ayQCÖL und V. 5 t'f]~ EJtacpQOfü'tOlJ . . .
Wenn du diese Verse selbständig sprechen willst, analysiere sie selbst! Schreibe den Text
ab; bezeichne jede Silbe als- oder...,; sieh, wie dielonga undbrevia sich auf die drei iambi-
schen Metra verteilen - und dann sprich die Verse entsprechend deiner Analyse!
LEKTION 35
Alle konsonantischen Stämme sind nun behandelt worden und von den Vokalstämmen
diejenigen auf -a und e/o (thematisch). i- und y-Stämme stehen noch aus 1 • Wir beginnen
mit den y-Stämmen.
1 Auch einige wenige, die - wenigstens scheinbar - auf w/o enden (L. 42).
APPENDIX GRAMMATICA L. 35 11 t
1. y-Stämme
2 Beide Formen (vgl. ~!; mit lat. sex) tauchen früh und spät auf. Vgl. lat. sus, dt. >Sau<.
3 Es gibt auch einige wenige Substantive auf -u/E (L. 41.1 ).
112 APPENDIX GRAMMATICA L. 35
35.9 2. TIAPA~ElfMA
Stamm fiöu-/fjÖEF-
Singular Plural
Mask. Neut. Fern. Mask. Neut. Fern.
N. f]öus T)öu i]öEia TJÖEL~ T)öta lJÖEi.m
A. f]öuv T)ÖEi.av f)fü:Cai;
G. f)öfoi; f)öECrn;; iJöEwv TJÖELOOV
D. i}ÖEi. TtÖE(fü f)ötm(v) T)öECmi;
V. fiöu'= - iJöEi:a
* Ich könnte keine Belegstelle für diesen Vokativ zitieren; aber nach Analogie der -ü-
Stämme (N r. 1) wird er jedenfalls nicht ohne guten Grund so angesetzt.
APPENDIX GRAMMATICA L. 36 113
Von den tragischen Versen in Abschnitt III der griechischen Lektion sind A2 und B1
iambische Trimeter (so auch in Abschnitt IIA2 und 3 sowie C3); die anderen sind Ana-
paeste, wie neben Al und 3 angegeben.
LEKTION 36
A. Formbildung 36.1
1. Die Endungen sind die gleichen wie im Perfekt (L. 34), also für
lndik. und Konj.: -µm, -om, -tat usw.
I mper. : -oo, -otho, -ofü:, -othov
lnfin.: -o-ltm
Partiz.: -µcvos, -ov, -ri
2. Der Akzent wird möglichst weit zurückgezogen - wie prinzipiell bei echten Verbfor- 36.2
men.
3. Unterschied gegenüber dem Perfekt 36.3
Das >thematische< Präsens unterscheidet sich vom Perfekt Passiv - welches durchweg
>Stark< gebildet ist - dadurch, daß es >schwach< ist; d.h. zwischen Stamm und Endung
steht (oder stand ursprünglich) der Themavokal EI o in der üblichen Reihenfolge (L. 6.11):
o, E, E; o, E, o; z.B. /..U-o·µm, A.U-E·tm und A.1J-f:·o-ttm, A.u·6·µEvo<;.
An zwei Stellen, wo ein -s- zwischen Vokalen ausfiel, entstanden dadurch neue Formen:
a) 2. Person Sing. Indik. (und daher auch Konj.): -rnm > -Em > -f'IL (n); z.B. /...U-E·om
> A.uEm (so bei Homer) > A.urit (A.un) 1 ;
b) 2. Person Sing. Imper.: -wo> -EO> -ou (d.h. ö ); z.B. A.U-E·oo > A.U-E·o (so bei Ho-
mer) > A.uou.
4. Der Konjunkti·v ist gebildet wie im Aktiv. Er hat die gleichen primären Endungen wie 36.5
der Indikativ; vor ihnen stehen gelängte Varianten, rilw, des Themavokals E/o; z.B.
A.u ·w·µm, A.U-ri·tm.
5. Auch das Partizip zieht den Akzent zurück; A.u6µEvo<; (gegen Perf. A.EA.uµtvo<;) . 36.6
6. Das Futur (es gibt weder Konj. noch lmper. davon) ist gleich dem Präsens, aber mit -s- 36.7
zwischen Stamm und Endung; z.B. A.U-o·oµm A.U-o·rn-ltm, A.u·o·6µEvo<;.
So das Futur von EI.µ( >ich bin<: fooµm, EO'flL ... foEo-ltm, fo6µEvo<;;aber 3. Pers. Sg. ln-
dikativ: fotat (< EOOEtat Homer); vgl. L. 34.3.
Die Kürzung dieser Endung zu -EL ist eine Eigentümlichkeit des attischen Dialekts im 4. und 3. Jh. 36.4
v.Chr. (häufig bei Platon, Demosthenes und Menander); die Form ßouA.EL (an Stelle von ßouA.T]L)
findet sich sogar noch früher .
114 APPENDIX GRAMMATICA L. 36
Stamm A.u·E/o-
36.8
Indik. Konj. Im per.
Sg. 1. A.fro·µm A.frw·µm
2. A.U-rit A.u·rit A.U-ov
3. AfrE·i:m A.u·wrm A.v·f:·a'Ö'w
Pl. 1. A.u·6·µE'Ö'a A.v·o}'µE'Ö'a
2. AfrE·CJ'Ö'E AU-ri ·o'Ö'E A.frE·o'Ö'E
3. A.U-o·vi:m /..U-w-vi:m /..u·f:·o'Ö'wv
Infin. AfrE·o'Ö'm f Partiz. A.u·6·µEVo;, -µEVOV' A.u·o·µEvr]
Futur: Indik. A.U-o·oµm, A.fro·rit ...
Infin. A.u·o·Eo-frm
Partiz. A.v·o·6µEVo;, -ov, A.u·o·oµf:vri
2 Nämlich >in der Mitte< zwischen Aktiv und Passiv; eine logische Distinktion, die auf alexandrini-
sche Grammatiker zurückgeht.
APPENDIX GRAMMATICA L. 36 115
3 ÖLÖ<iaxoµm und 3tmÖruoµm haben manchmal die gleiche Bedeutung wie das Aktiv. Da betont
dann die mediale Form nur die Anspannung und das Interesse des Lehrenden. Andrerseits können
beide voll •passive< Bedeutung haben (•ich lerne< bzw. >Werde erzogen<).
4 Sinnlos, sie >Deponentia< zu nennen: sie haben keine aktiven Formen >deponiert<, d.h. >abgelegt<,
sondern waren von Anfang eben nur >Media-. Wenn man sie spezifisch benennen will, sollten sie
>Media tantum< heißen. ·
5 Vgl. lat. moneo, aber adhortor.
116 APPENDIX GRAMMATICA L. 37
II. Versesprechen
LEKTION 37
Substantiva: i-Stämme
37.1 Nom.Sing. hat die Endung -s; z.B. Jt6A.v;.
Viele solche Substantiva sind von Verben abgeleitet; z.B. Ti JtQä!;t.; (JtQ<ioooo), Ti qrum;
(cpuoo ), Ti µ<iß'lim; (µav{}<ivoo, Wurzel V µa{}). Sie sind Feminina, außer ö µ<ivn;
>Seher<. Ihre
A. Deklination
37.2 entspricht derjenigen der li-Stämme (L. 35.3ff.).
1
-l wechselt mit -E :
-t. nur im Nom.Akk. Vok.Sing.: Jt6A.1.;, Jt6A.tv, Jt6A.t.;
-Ein allen anderen Kasus; z.B. Dat.Sing. :rt6A.Et (< rr6A.Ei:), Dat.Plur. :n:6A.Emv.
37.4 Der Grund für diesen Wechsel
Wie u/Eu bei den ü-Stämmen, so gab es hier einen uralten Wechsel - >quantitativen Ab-
laut< - zwischen t und -Et; nämlich
-tim Nom.Akk. und Vok. Sing.; -Et in den anderen Kasus
Vor Vokalen wurde das -i des Diphthongs konsonantisch (j) und fiel infolgedessen aus;
z.B.
Nom. Plur. >:· :rt6A.EjE; > >:· rr6A.EE; > Jt6A.Et; (EE >t = Et),
Dat. Sing. ::- Jt6A.Ejt > JtOAEt > JtOAEt.
Das führte zu der Empfindung, daß -E der charakteristische Vokal auch der übrigen
Kasus sei, und deswegen findet es sich auch im Dat. Plur. JtOAEOt(v) und Akk. Plur.
37 .5 '' it6A.Ev; > it6A.t; (Ersatzdehnung), geschrieben it6A.EL;. So entstand ein Akk. Plur., der
mit dem Nom. Plur. identisch ist, ganz wie bei den u-Adjektiven (L. 35.5).
>Schwundstufe<: JtOAlt;,
>Grundstufe<: E, z.B. JtOAEOLV,
>Dehnstufe<: TJ, (L. 26.3) JtOATJOt;.
Dieser homerische Genetiv erfuhr im Lauf der Zeit ein >Umspringen derQuantität<(>Me-
tathese<) aus demselben Grund und auf dieselbe Weise, wie in der sog. Attischen zweiten
Deklination (L. 18.2) 'VTIOt; zu VE<.Üt; wurde. Dabei blieb der Akzent an seiner früheren
Stelle. So entstand eine Form, welche einer Grundregel der griechischen Akzentuation
widerspricht, eben Jt6A.rioi; > JtOAEWt;. Nach diesem Vorbild wurde dann auch der Gene-
tiv Plural JtOAEWV ausgesprochen.
Stamm 3toA.t/E(t)
Sg. Pl.
N. :1t6A.ti; n:6Af;u;
A. n6A.tv n:6A.sti;
G. JtOAEWt; JtOAEWV
D. n6A.n JtOAEOt{v)
V. :1t6A.l -
LEKTION 38
E-A.u·6·µriv
E·A.u·ou
E·A.U-E·'to
t·A.u·6·µd}a
E·AfrE·crltE
t·A.U-o·vto
Du siehst: 38.3
1. Die Endung der 2. Plur. im Imperfekt ist gleich derselben im Präs. Indik. und Impera-
tiv: -Oß-E;
2. die Endung der 1. Plur. ist identisch im Imperfekt und Präs. Indik.: -µEß-a. Dies beides
galt auch fürs Aktiv (L. 6.17).
3. Vergleicht man die 2. Pers. Sing. des Perfekt Imperativs, MA.uoo, mit den analogen
Formen im Präs. Imperativ (A.uou) und im Imperfekt (tA.uou), so sieht man, daß in den
118 APPENDIX GRAMMATICA L. 38
beiden letzteren das -s- zwischen dem Themavokal und dem Vokal der Endung ausgefal-
len ist 1 :
':· A.urno > AUEo (so bei Homer) > /...uö = l.uou; also analog zur 2. Sing. der primären
Reihe (z.B. Präs. Indik. AUT)L < l.urnm gegenüber dem Perf. MA.uom); vgl. L. 36.3.
Ebenso E:l.uov < EAUEOO.
Es ergibt sich die Reihe der sekundären Endungen des Passivs:
38.5 1-µriv' -oo, -'tO, -µE-6-a, -oitE, -V'tO 1
38.4 1 Warum nicht ebenso im Perfekt? Im Perfekt wurde das -s- zwischen Vokalen (f..O.:uom, nrnaC-
öruom) beibehalten nach dem Vorbild der Konsonantstämme. Denn nach einem Konsonanten
fiel das -s- natürlich nicht aus: z .B. 2. Pers. Sing. Perf. f]yyEf..om (ö.yytUw); nrnEµ'\j.lm (ntµnw ;
'\j.I = no); rtE<p\Jf..a!;m (<puf..aoow; !; = xo) . Das gleiche gilt für das Futurum: f..uow nach yQa'\j.lw,
und für den schwachen Aorist: tf..uoa nach tyQa'\j.la.
APPENDIX GRAMMATICA L. 38 119
das direkte Objekt der von dem Verbum ausgedrückten Handlung war. Um diese Nu-
ance auszudrücken, entwickelte die Sprache ein neues System von Formen; den von den
Grammatikern so genannten >Aorist Passiv< (L. 43.1-S-); demgegenüber wird dieser
starke Aorist passenderweise als >Aorist Medium< bezeichnet.
Imperativ
Starker Aor.: YEVO'Ü, yEVfoitw, ytvrnitE, yEvfo{}wv;
vgl. das Präs.: yiyvou, yLyvfo-0-w, yiyvrn'Ö'E, yLyvfofüov.
Infinitiv
Starker Aor.: yEvfo-0-at;
vgl. das Präs.: yiyvrn-0-at.
Partizip
Starker Aor. : yEv6µEVO~, yEv6µEVov, yEvoµEVTI;
vgl. das Präs.: ytyv6µEvo~, ytyv6µEVov, ytyvoµtvri.
Ebenso beispielsweise der Imper. Präs. von J.:uw: Ä:uou, J...ufo-0-w; Infin. Präs. J...urn-0-m; 38.12
Partiz. Präs. J...u6µEvo~, J...u6µEvov, Ä.uoµtvri.
Die meisten Verba mit Vokalstamm (f...uw eingeschlossen) haben jedoch keinen starken
Aorist. Sie haben schwache Aorist-Formen im Medium (L. 40.5) ebenso wie im Aktiv
(L. 14.3).
II. Syntactica
38. 15 Du siehst: Verben, die bedeuten: anfangen und aufhören, sich freuen (und betrübt sein)
und sich erinnern, haben oft ein Partizip als Ergänzung.
38. 16 Wir mögen uns hier auch an die verschiedenen Konstruktionen von axouoo erinnern (be-
kannt seit L.7.1):
UX.OUOO OE Af:yOVLa >ich höre (kann wahrnehmen), daß du redest<;
ax.ouoo OO'U A.tyov-roi; >ich höre bei deiner Rede zu, höre auf deine Worte<; aber
UX.OUOO OE Af:yELV ~
axouw ön Af:yEti; ~ >ich höre (erfahre, werde benachrichtigt), daß du sagst<.
38.17 B. Aspekt
Die Präsens- und Aorist-Formen in Sektion 1 E und G bekräftigen, was seit L.14.7ff.
über die verschiedenen Aspekte dieser Tempora bekannt ist. In E 1 z.B. bittet Oedipus die
Athener nicht bloß, >nicht schlecht zu werden<; vielmehr sollen sieso handeln, daß sie ih-
ren guten Ruf nicht verderben; und Elektra bittet (in E2) den Orest nicht nur, >ein Mann
zu werden< oder >ZU sein<; vielmehr soll er so handeln, daß er sich dadurch als Mann er-
weist.
Es wird sich lohnen, wenn du selbst in ähnlicher Weise die anderen Zitate interpretierst.
C. Reflexivpronomen
Sektion 1 F2-3 illustrieren das Reflexivpronomen, das du seit L. 13. 9 und L. 14.2 kennst.
III. V erselesen
1 C2 sind langsame Anapäste der Art, die zu L. 33 besprochen wurde; G 1 daktylisch; alles
übrige einfache Iamben.
LEKTION 39
Substantiva: -Eu-Stämme
39. 1 1. Ihr Nominativ
Endbetont (Oxytona): Endung -s; also -Eui;. Sie sind durchweg Maskulina und bezeich-
nen
a) die Ausübenden gewisser Berufe und Tätigkeiten; z.B. 6 yQaµµa'tEuc; >Schreiber<
(yQ<i<pw), i.JtJtEU<; >Reiter< (tJtJtoi;), 6.AtEU<; >Fischer< (T) äA.c; >Salz, Meer<), voµE'Uc; >Hirte<
(v€µw >weiden<), ß<rotA.Euc; >König< (ein nicht-IE-Wort);
APPENDIX GRAMMATICA L. 39 121
b) die Einwohner gewisser Städte; z.B. 'EQE'tQLEUS und XaA.xtÖEUS (Eretria und Chalkis
auf Euboea); außerdem gibt es
c) einige Eigennamen auf -EUS; z.B. 'Ax.tAAEUS, IlflAEiii; (auch diese vorgriechisch).
2. Ihre Deklination 39.2
Epische Formen wie ßacrtAftES und ßacrtA.f}i: zeigen: Der Stamm endete primär auf -riu.
Vor Vokalen - d.h. vor den meisten Endungen - wurde dies -riu zu -T]F, und das F
schwand im Ionisch-Attischen;
vor Konsonanten - d.h. vor -s im Nom. Sing. und Dat. Plur. - wurde riu gekürzt zu EU; so
auch im Vokativ (bloßer Stamm).
Akk. und Gen., Sing. und Plur.: >Umspringen der Quantität< wie in n6AEWS und VEWS 39.3
(L. 37.6); aber der Akzent bleibt normal.
Dat. Sing.: -fji: > Ei; vgl. Dat. :n:6A.Et und yEvEL (L. 37.4 und 32.3).
Nom. Plur.: das Eder Endung -ES wurde sozusagen aufgesogen in das vorangehende ri
(fjEi; > fti;).
Die so entstandenen Endungen von Nom. und Akk. Plur., -fti; und .:.Eäi;, wurden begreif- 39.4
licherweise als ungewöhnlich empfunden, und daher wurden diese Kasus in nachklassi-
scher Zeit an die entsprechenden der i-Stämme angeglichen (n6A.ti; ... :n:6AELS, :n:6AELS),
mit welchen sie bereits die charakteristischen Genetive (-EWS und -Ewv) gemeinsam hat-
ten.
3. Spezialfälle 39.5
a) Bei Namen, welche vor dem -EU C -riu) noch einen Vokal haben (wie IlELQatEUS, Pi-
raeus, und 'EQE'tQtEui;), findet sich oft- nicht immer- Kontraktion mit der Endung; z.B.
IlELQatCi, IlEtQatÖ>S, IlEtQatd (st. -EWS etc.) und 'EQE'tQtCii;, 'EQE'tQtÖ>v (neben 'EQE-
'tQLEai; etc.).
b) ZEui;, eh ZEü - ~ca, ~1.6i;, ~tt 39.6
Die so verschiedenen Formen erklären sich aus der Doppelheit der IE Wurzel (Ablaut):
Grundstufe::- djeu (für Nom. und Vok.; dj > t); Schwundstufe::- diw (für die übrigen Ka-
sus; vgl. lat. divus und L. 35.4 und 37.4).
122 APPENDIX GRAMMATICA L. 40
LEKTION 40
1. Plusquamperfektum
40.1 1. Bedeutung. Wir wissen aus L. 17, daß das griechische Perfekt kein erzählendes Tempus
ist, sondern vielmehr ein Tempus der Gegenwart, welches entweder ,intensive< Bedeu-
tung hat (nEJ'tLO'tEU'Xa >ich glaube fest<) oder - viel häufiger - einen gegenwärtigen Zu-
stand anzeigt (meist als Resultat einer vorangegangenen Handlung): A.O.uµm >ich bin (be-
freit und) frei<.
Das Plqu. setzt diese Nuancen in die Vergangenheit (EAEAU'tO >er war in Freiheit<; a[
onovöai, H.EAUV'tO >der Waffenstillstand war außer Kraft<). Es zeigt also nicht, wie im La-
teinischen und Deutschen, eine Handlung an, welche einer anderen, vergangenen vor-
ausging (>Vorvergangenheit<: dafür braucht das Griechische einfach den erzählenden Ao-
rist). Demnach wurde das Plqu. im Griechischen nicht häufig gebraucht. Immerhin be-
gegnet es zu allen Zeiten, von Homer bis zur Klassik, im N. T. und noch später.
40.2 2. Form
Augment: Die Vergangenheit wird, auch im Plqu., durch das Augment angezeigt (wo-
rüber bereits in L. 6). Es steht also vor dem Perfektstamm, d.h. der Reduplikation:
E"AE·Auµ11v.
Endungen: Wie das Perfekt Medium(= Passiv) die primären Endungen am besten be-
wahrt (sintemal es ein >athematisches< Tempus ist), so bewahrt das Plqu. die sekundären
am besten.
Also z.B. E:·xf·xco/...U-MHN, btf·nmÖEfrMHN, E:·ßE·ßouA.EfrMHN.
H.EA.il·MHN EAEAfrME0A
EAEAu ·l:O EAE/...u·l:0E
EMA.uTO E:A.tA.u ·NTO
(AEAuµEvo~ ~v) (AEAUµEVOL ~oav)
findet sich noch weniger häufig als das Medio-Passiv, aber doch nicht so selten, daß es
gänzlich vernachlässigt werden könnte. Seine Bildung zeigt sogar eine markante Ent-
wicklung; und zwar, wie meist, vom Variablen zum Stereotypen.
Perfekt und Plqu. hatten IE einen eigenen Satz von Endungen. Davon ist uns im griechi-
schen Aktiv bisher nur die Endung -a der 1. Pers. Sing. Perf. begegnet; ihre zufällige
Ähnlichkeit mit dem -a (aus -Q) des Aorist führte zu weitgehender Angleichung des Per-
fekts an den Aorist.
40.4 Eigenart und Entwicklung der Formen des Plqu. Aktiv begreifen sich am leichtesten beim
Vergleich der folgenden Paradigmen.
APPENDIX GRAMMATICA L. 40 123
3. EAEAUX·Eoav EAEAux·Etoav
::- Auch (älter) -rim'>u Merke dir diese Formen!
Die gleichen sekundären Endungen wie im Plqu. Med.-Pass. dienen wie für den starken
(L. 38) auch für den schwachen Aorist Med„ und zwar im Indikativ und Optativ; jedoch
- wie auch sonst - mit lautlichen Änderungen in (nur) der 2. Pers. Sing.
Kennsilbe -oa
Indikativ: E·AU'(JfrMHN, t·xwA.u·oa·MHN, btmörn·o<l-MHN.
Sg. 1. tA.uoa-MHN 40.6
2. tA.uo-Q (< tA.uoao Homer, < ::- tA.uoa-l:O)
3. tA.uoa-TO
Pl. 1. tA.uoa-ME0A, 2. tA.voa-l:0E, 3. tl„uoa-NTO
Optativ: der Aorist-Stamm am Ende durch -i erweitert:
Sg. 1. A.uoa·(-MHN 40.7
2. A.uoa·t-0 (< ':· A.vom-l:O)
3. A.uoa·t-TO
Pl. 1. A.uoa·C-ME0A, 2. A.uoa·t-l:0E, 3. A.uoa·t-NTO
Die übrigen Modi 40.8
Im Konjunktiv finden sich - wie im Aktiv und weiterhin - die primären Endungen des
thematischen Konjunktivs Präsentis direkt an das -s des Aorists angehängt:
1A.uo-wµm, A.uo-rit, A.vo-ri'tm etc. j
Infinitiv: die gleiche Endung wie im Präsens (und durchweg): -crfrm
z.B. A.uoao-0-m, xwA.uoao-0-m, n:mÖEuoao-0-m, ßouA.ruoao-0-m.
Imperativ: Die 2. Pers. Sing. hat (wie auch im Aktiv) eine überraschende Endung, näm-
lich -l:AI (i.e. -o + m?). Das -m der Endung rechnet auch hier für den Akzent als kurz;
daher akzentuiert z.B. A'Üom, x.6.>A.uom, na(ÖEuom, ßouA.Euom.
Unterschiedliche Akzentuierung: Die Regel, daß die Endungen -ot und -m für den Ak- 40.9
zent als kurz rechnen, gilt nicht für den Optativ Aktiv. Daher die unterschiedliche Ak-
zentuierung von A.üom und xcl>A.uom (Imp. Med. ), aber A.uom und xwA.uom (Opt. Akt.)
und A.üom und xwA.üom (Inf.Akt.); alles im Aorist (L.26.14).
Im übrigen hat der Imperativ die gewöhnlichen Endungen. Also:
xcl>A.uom, xwA.uoao-0-w, xwA\ioao-0-E, xwA.uoaofü.ov'0 •
0
' Später (hellenistisch) -oaoi}-woav.
124 APPENDIX GRAMMA TICA L. 41
40.10 N.B. Wie bereits zu Lektion 38.10 bemerkt, entwickelte die griechische Sprache noch ei-
nen anderen Satz von Aoristformen (L. 43 ), welcher hauptsächlich •passive< Bedeutung
(d.h. Wirkung auf das Subjekt) anzeigte. Damit wurden die beiden >mittleren<Aoriste -
stark: Eycv6µriv und schwach: EAuoaµriv - mehr und mehr auf die übrigen Nuancen des
Mediums beschränkt. Deshalb werden diese letzteren als >Aoriste M edii<dem >Aorist Pas-
sivi< gegenübergestellt.
LEKTION 41
41.5 1 Komparativ :rtQEOßtrtEQO~, Superlativ JtQEOßutm:o~ . Als Amtsbezeichnung ist der Komparativ
(>Presbyter<) nachklassisch; vgl. klassisch o( YEQOVtEI;, Ti yEQOUo(a; lat. senatus.
APPENDIX GRAMMATICA L. 41 125
Die meisten Komposita - Verba oder auch Substantiva - haben vor dem >Simplex< eine
oder mehrere Präpositionen, die natürlich die Bedeutung des so geformten Worts beein-
flussen (vgl. aber Nr. 13).
A. Verba composita
Z.B. (s. Nr. 10) ßouA.Euoµm >ich erwäge bei mir<; l:YMßouA.Euoµm >ich erwäge mit jd.<,
d.h. >ich frage ihn um Rat<. Eine charakteristische Serie basiert beispielsweise auf
~A'Ö'E >er kam<, >ging<:
1. aJtflA'Ö'E, 2. El;iJA'Ö'E, 3. doi)A'Ö'E, 4. Ötf]A'Ö'E, 5. xaTI]A'Ö'E, 6. µETI]A'Ö'E, 7. TtEQtiJA'Ö'E,
8. 3tQOf]A'Ö'E, 9. TtQOo'f)AitE.
Nicht selten finden sich zwei und sogar drei Präpositionen vor dem Simplex; z.B.
10. ÖLE~flA-0-E, 11. O'UVEJtEl;fiA-0-E.
Im Fall von Hiat wird die Präposition apostrophiert~ s. 1; 4; 5; 6; 10; 11; aber nicht bei
JtEQl und rtQ6; s. 7 und 8.
126 APPENDIX GRAMMA TICA L. 42
Das Augment steht vor dem Simplex - nicht vor dem Präfix; Beispiele s.o. Bei einigen
vielgebrauchten Verben verlor sich aber das Bewußtsein, daß sie Komposita waren; daher
z.B. xaß-euöoo >schlafe<, Imperf. E:x<iß-EUÖov; btC01:aµm >weiß<, Imperf. ijm<J't<iµriv; xa-
fü~oo >Sitze<, Imperf. Excith~ov.
Der Akzent wird- wie immer beim Verbum - zurückgezogen; aber nicht vor das Aug-
ment. Beispiele s.o. Demgemäß z.B. E:!;f)A.ß-E, aber E~EAß-E (der Imperativ hat kein Aug-
ment). So auch z.B. EvEITTl, aber Evf)v.
41.12 Konstruktion: meist wie die der betr. Präposition; z.B. €!;f)A.ß-E Tf}c; XWQac; (tx Tf]c; x.);
µETf}Aß-Ev a\rt6v (TJ. µn' a\rr6v); voüc; EvEO't( µm (Ev E:µo().
41.13 N. B.: Es gibt viele Komposita, bei denen das erste Element nicht eine Präposition ist;
z.B. ÖUCJ'tUXEW, chuxeoo >bin unglücklich<. Bei diesen steht das Augment vor (oder in)
dem ersten Element; z.B. EÖUCJTUXTJOa, T)tuxrixa.
LEKTION 42
N. JtEL{ho atöci>c;
A. atöw
G. nEL-frouc; atöouc;
D. 3tEL'froi atöoi
V. JtEL-froi atöwc;
3. 6 iiQwc; 42.4
Stamm: flQWF. Nach Ausfall des w zunächst keine Kontraktion: f]Qwa, f]gcoi: etc.; später
oft Kontraktion im Akk. und Dat. Sing.: i:ov fiQW, 'tWL YJQCOl (f]Qcµ).
N.V. flQcoc; YJQWES
A. flgma (f]gw) T)gwac;
G. i]gmoc; lJQWWV
D. i]gwi: (f]Qcµ) i]gwm(v)
C. ö ui.6c; 42.6
hat in älterer und klassischer Zeit, außerhalb des Nom. und Akk. Sing., häufige Neben-
formen nach der 3. Deklination; und zwar als u/E-Stamm wie z.B. ijöuc;; auch fehlt das
Iota in älterer Zeit sehr häufig. Also, neben ul6c;, ul6v, ui.o'Ü usw..;
häufiger (ui.6c;, ul6v ), ulfoc;, ulEi:; ulEi:c;; ulEic;, ulEwv, utfotv (ufoc;, UEi: usw.: oft ohne
Iota).
Alle Formen gebildet nach der o/E- und a-Deklination; von 42.7
Stamm: noA.A.6- (noAA.iJ-), z.B. noA.A.oü, noA.A.fjc;, ... , JtoMa(, noA.A.ci,
bzw. Stamm µqa/..o (-TJ), z.B. µEyaA.ou, µEya/..ric;, ... , µEyaA.m, µEyaA.a;
außer no/..üc;, noA.uv, noA.u und µ€yrn;, µEyav, µEya; vgl. L. 35.3 ijöuc;.
(Dagegen ist µEA.äc; (< ::·µEA.avc;), µEA.av, µEA.mva (< ::·µt/..avja) >schwarz< ein regulärer
n-Stamm; vgl. L. 24.2.)
LEKTION 43
1. Aorist Passiv
Thäta oder kein Thäta: dies ist der ganze Unterschied zwischen schwachem und starkem
Aorist Passivi (es ist - wie wir wissen - ganz anders im Aktiv und Medium des Aorist,
aber genau so im Perfekt Aktiv).
C. Die Modi
43.4 Indikativ: Sekundäre Endungen (also wie z.B. im lmperf. Akt.), ausgenommen die
3. Plur.: Endung -oav, nach dem Aor. Akt. und ~oav. Also z.B.
€A.frfr-11v, -TJ;, -11 11 -TJµEV , -11-n:, -11oav;
EyQ<i<p-TJV, -11; etc.
Konjunktiv: Endungen des Konj. Präs. Aktiv, kontrahiert mit dem charakteristischen E-,
welches sie absorbieren; daher haben alle Endungen den Zirkumflex. Somit werden sie
gleich dem Konjunktiv von dµ(; z.B.
/...u„fr-w, A.u{}-ftt;, -fit 11 -mµEv, -ftn:, -wm(v);
cnaA.-w, cna/...-ftt~ etc.
Optativ: Gebildet wie z.B. der Optativ von dµ(; es tritt nämlich zum Tempus-Stamm,
im Sing. -Ll'J, im Plur. -l-, und sekundäre Endungen; daher sind die Endungen = dem
Opt. ELTJV, Et11; . .. dµEv (dTJµEV ), etc.; z.B.
/..u·{}-ELTJV, /...u'fr-Ei11;, -ELl'J II -ELµEV (-ELTJµEv) , -EL'tE (-ELTJLE), -EiEV (-d rioav);
otaA-ElTJV, otaA-ELTJ; etc.
Imperativ:
A.u·{}·TJ-n \ /...ufürw.> 11 /...ufui'tE, A.u{}f'vi:wv;
oi:W..·11-fü *, oi:a/...i)i;w 11 oi:O.ATJ'tE, crra/...tvi;wv.
* Die originale Endung -fü der 2. Sing. wird nach{} (d.h. bei allen schwachen Aor. Pass. )
>dissimiliert< zu -n.
APPENDIX GRAMMATICA L. 43 129
Von diesem >passiven< Aorist-Stamm hat das Attische ein Futur entwickelt (noch nicht
bei Homer) und an das spätere Griechisch weitergegeben. Sonach steht neben dem vom
Präsens-Stamm gebildeten A.U-o·oµm völlig formgleich A.u·fü}·o·oµm und yQa<p-TJ·o·oµm
neben yQ<hpoµm (yQa<p·o·oµm).
Ein näheres Eingehen auf die Formbildung dieses Futurs erübrigt sich in Anbetracht die- 43.7
ser völligen Formgleichheit. Seine Bedeutung ist vorwiegend >passivisch<, zumal wo ne-
ben ihm ein vom Präsens abgeleitetes steht, z.B. A.uoE'tm >er wird loskaufen•, gegen
A.ufü}oE'taL >er wird losgekauft (oder sonstwie >gelöst•) werden<. Daher wird letzteres in
herkömmlicher Terminologie als >Futurum Passivi< registriert, das andere dagegen als
>Futurum Medii< (über welches bereits in Lektion 36.6 und 17 gehandelt wurde). Also
A.tmoµm, YQ<hpoµm heißen >Fut. Med.<; dagegen
A.ufü}ooµm, yQa<pfiooµm >Fut. Pass.<
- und in sehr vielen Fällen treffen diese Bezeichnungen auch für die Bedeutung dieser
Formen zu. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist dies freilich noch nicht.
Auch was den Aorist anlangt, kann die schematische Unterscheidung: 43.8
tA.uoaµriv: >Medium<, tA.u{}riv: >Passiv<
als i.a. gültig akzeptiert werden; wenigstens für die klassische Epoche. Daß sie nicht ur-
sprünglich ist, zeigt sich schon an den (aktiven!) Endungen. Wie es zu der klassischen
Unterscheidung kam (die nie absolut gültig wurde), wird sich allmählich zeigen.
Hiermit ist das System des Normalverbs komplett. Alle Formen eines Verbums lassen
sich nun erkennen und bestimmen, wenn der folgende Satz (hier am Beispiel von A.uw)
von Stammformen bekannt ist:
Es ist daher unerläßlich, daß man sich diesen Satz der Stammformen einprägt von jedem
Verb, das man lernt.
130 APPENDIX GRAMMATICA L. 44/45
LEKTION 44
LEKTION 45
Adjektive
1. Formale Typen
A . o/ ä-Deklination
45.1 1. LEQO<;, -6v ' -a· ayaß-6<;, -6v' -iJ L. 3.14; L. 10.7
2. ß<iQßUQO<;, -ov· aÖtXO<;, -OV L. 13.1
3. WtAO'Ü<;, -O'ÜV, -ri· &QYUQOÜ<;, -oüv, -ä- EUVOU<;, -ouv L. 16
4. lAEW<;, -wv L. 18. l
B. Dritte Deklination
45.2 5. Jtä<;, rtäv, n:äoa· E:xwv, E:x6v, E:xoüoa L. 30.14; L. 31.1
6. fiöil<;, -v, -Eta L. 35.3-9
7. µ€ya<;, µ€ya, µEy<iAf]· rtoAu<;, rtoA.u, rtoA.A.iJ· µtA.ä<;, µtA.av, µtA.mva L. 42.7
8. d JyEvi)<;, -E<; L. 33.4
9. E'ÖÖa(µwv, E'ÖÖmµov· oci><pQWV, oci><pQOV L.24.lf.
C. Seltenere Typen
45.3 10. (ntvri<;, rtfvf]"to<; L. 28.3)
EÜXUQl<;, EUXUQL, EUXUQL"tO<;
EÜEAm<;, E'ÖEArtL, EiltA.möoi;
So äx.aQL<;, E'ÖrtoA.ti;, futoAL<;, u. a.
Im Attischen meist als Dentale (L. 27) dekliniert; aber es findet sich auch z.B. Akk. {mo-
ALv, axaQlV.
11. XUQlEL<;, xaQiEV, XUQLE<Joa; X.UQLEVtO<;, X.UQlEOCJll<;:
-EVt-Stamm; vgl. A.uß-Ei<;, -EV"t0<;1, aber der Dat. Plur. xaQ(Em(v) und das Fern. -EOoa,
-focrrii; sind (aus entwicklungsgeschichtlichen Gründen) verschieden von den analogen
Formen der Partizipia (A.uß-Eim(v), A.uß-Eioa).
1 L. 43.5. Hierher gehört n:tEQOEvta (griech. L. 32 1 C2) von n:tEQOEL~ (tö Tt"t'EQOV >Flügel•).
APPENDIX GRAMMATICA L. 45 131
Auch im Positiv dienen manche Neutr. Sing. als Adverbia; so i:axu (neben i:axtwc;), µtya
und 3tOAU (sehr), µt'KQOV und ÖA.(yov (ein wenig) 11 •
LEKTION 46
Wenn man sich den Formenbestand der Pronomina im Griechischen und in anderen IE
Sprachen ansieht, kann man sie in zwei Gruppen unterteilen:
Es wird dringend empfohlen, die Paragraphen der früheren Lektionen, auf die jeweils
verwiesen wird, nachzuschlagen.
1 Ferner hatte der Nom. Plur. im Maskulinum die Endung -oi. Von den Pronomina wurde diese
Endung im Griechischen (und auch im Lateinischen) auf den Plural der o-Stämme übertragen (o[
<'iVÖ'QW3tot; die ursprüngliche Endung lautete -es, wie bei den Konsonantenstämmen auch), und
daran wurde dann der Plural der a-Stämme angeglichen (-m). Im Lateinischen ist außerdem noch
die Endung des Genetivs Singular auf -ius ein Überbleibsel dieser alten Pronominalendungen: il-
lius, huius etc.
2 In klassischer und späterer Zeit wurde die pronominale Endung -o in gewissen Fällen an das -ov
der Nomina angeglichen (L. 21.10). In Athen sagte man 'tOLOfrtav und "tOoofrtov öfter als -o, und
"to airt6, >dasselbe<, wurde (übenain6) zu "tClU"t6v. Aber das Neutrum von ou"tO~, aui:6~ und fil.-
Ä.o~ blieb immer "tOÜ"tO, au"t6 und fil.Ä.o.
134 APPENDIX GRAMMATICA L. 46
46.6
(S. L. 13.6 und 7)
au't6; bedeutet
l. >selbst< (s. die Sätze Bl; B2; BS; B6 erste Hälfte 4 ; Cl),
2. mit dem Artikel oder einem anderen Demonstrativpronomen verbunden >derselbe<
bzw. >dieser selbe<, >eben dieser< (s. B3; B4; B6); oft tritt dabei >Krasis< auf (L.12.12 und
46.7 L.18.9); z.B.
afrr6; (< 6 au't6;); 'taU'tO'Ü (< 'tOÜ au'toü); 'tau'ta (< 'ta au'ta); 'tau't6 (< 'tO au't6).
46.8 3. Im Akk., Gen. und Dativ wird es statt eines Pronomens der 3. Person gebraucht
(s. L.13.8); nicht so im Nominativ: wenn ein Pronomen der 3. Person im Nominativ be-
tont werden soll (»er hat das getan«) steht EX.Etvo;, o{n:o; oder ÖÖE (s. Nr. 3).
46.4 3 Im Ionischen (häufig bei Homer) gibt es noch das Enklitikon µtv (>ihn, sie, es<), dorisch (daher in
der Tragödie) VLV.
4 „ Wir sind >selbst<«, d.h. >unter uns<, >allein<.
5 Dieses E (lat. se) ist es natürlich, welches mit airt6v das bekannte ~aui:6v ergibt (vgl. L. 13. 9 zu
eµaui:6v etc.).
APPENDIX GRAMMA TICA L. 46 135
Zu diesem Pronomen:
1. Es wird im Attischen nur indirekt reflexiv (s.o.) verwendet und in nachklassischer
Volkssprache überhaupt nicht.
2. Am häufigsten sind die Dative oI (oi.), mp(m(v), mpL(v).
3. Im Plural existiert auch ein Nominativ ' CJ<JJEi:c;<, der ebenso verwendet wird - >sie sag-
ten, daß sie (selbst) ... <: ~EAEyov ön oc.pEi:c; ... (also auch hier: Rückbeziehung auf das
Subjekt des übergeordneten Satzes).
K. Das Relativpronomen Ö~ Ö, fJ
(S. L. 13.4 und 11)
46.21 Es gibt im Griechischen Möglichkeiten, Relativsätze zu bilden, die keine genaue deutsche
Entsprechung haben (m<J'tru<O oli; Myn; etc.). Dem Anfänger machen solche Relativ-
sätze - wenn sie ein wenig umfangreicher sind - oft Schwierigkeiten. Es sei deshalb
nochmals auf das reiche Material in Text, Appendix Grammatica und Exercitia der Lek-
tion 13 verwiesen.
46.22 Das Relativpronomen kann durch das enklitische, angehängte -3tEQ verstärkt werden:
Ö<J3tEQ, Ö3tEQ, fptEQ (Akzent!), etwa: >gerade welcher<, >derselbe welcher<.
(S. L. 24.6ff.)
46.23 'tti;, 'ti ist Fragepronomen. Es wird unverbunden wie ein Substantiv verwendet und ent-
spricht dann deutschem >wer, was?< bzw. lat.: >quis, quid?< (z.B. die Sätze Fl-3, Lt, L4,
L6). Es wird auch >adjektivisch< verwendet, d.h. mit einem Substantiv verbunden, wie
deutsch >welcher, welche, welches?< bzw. lat. >qui, quae, quod?< (z.B. LS).
46.24 'tii;, "[(leitet direkte Fragesätze ein ('tii; El; >wer bist du?<) und indirekte (EQ<O'tOO i:i; El >ich
frage, wer du bist<; oitx olöa 'tii; Et >ich weiß nicht, wer du bist<).
46.25 Das Indefinitpronomen i:t;, 'tL unterscheidet sich
6 Mit der Unterscheidung von oüi:w(;) und chöi:: nahmen es Griechen freilich nicht immer genau:
chöE bezieht sich - wie ÖÖE, 'tOÖE, ~ÖE - manchmal auch auf etwas schon Erwähntes.
APPENDIX GRAMMATICA L. 46 137
N. Korrelative Pronomina
Gewisse Pronomina stehen, was ihre Bedeutung und Form betrifft, in einer bestimmten 46.30
Beziehung (Korrelation) zueinander. Sie werden deshalb auch als >Korrelativa< bezeich-
net. Zur Gruppe der Korrelativa gehören Fragepronomina (noio;;), Relativpronomina
(olo;), Demonstrativpronomina ("toio;, i:ot.6oÖE) etc.
Es lohnt, sich die Gesetze dieser Korrelationen klarzumachen, zumal die gleichen Ge-
setze auch für viele Pronominaladverbien gelten, die in der nächsten Lektion behandelt
werden.
Hier sollen sie durch eine Tabelle verdeutlicht werden (s. Nr. 31).
Zum Unterschied von direkt und indirekt verwendetem Fragepronomen s. Nr. 24;
zum Unterschied von bestimmtem und verallgemeinerndem Relativpronomen verglei-
che die Verwendung von ö; und ÖO"tt; (Nr. 21und28; dazu die Sätze M2, M3, K3 und
K4). Der Vollständigkeit halber wird noch einmal n;, tt;, ÖO"tt;, ö; dazugestellt, man
erkennt die gleichen Gesetze.
7 Im Lat., das keine Unterscheidung durch Töne kennt, muß meist anders (z.B. durch vorgesetztes
ali-) unterschieden werden; vgl. jedoch: dicat quis.
8 Vgl. immerhin volkstümlichen Gebrauch wie in: >da freut sich wer<.
.,,..
~
~
~
00
Direkt und indirekt Indefinitpronomen Indirektes Fragepronomem Bestimmtes Demonstrativ-
--
verwendetes Frage- (enklitisch) und verallgemeinerndes Relativpronomen pronomma
pronomen Relativpronomen
'tic;; wer? nc; jemand "
OcrtL<; 1. wer(?) öc; der, ÖÖE >der da<
welcher? irgendwer welcher(?) welcher OÜ'tO<; dieser
(irgend)ein 2. wer auch immer (E)xEtvoc; Jener
rcotoc;; wie (be- rcm6c; irgendwie 6rcotoc; 1. wie (be- oioc; wie 'totoc; 1 so (beschaffen)
schaffen)? (beschaffen) schaffen) (?) (beschaffen 'tOLOOÖE ein solcher
>
2. wie auch 'tOLOtrtoc; ""trl
immer (be-
schaffen)
z""
0
:n:6ooc;;2 wie groß? Jtoo6c; 2 irgendwie 6:n:6ooc; 2 1. wie groß (?) wie groß i:6ooc; 1 2 so groß X
öooc; 2 -
groß 2. wie groß 'tO<JOOÖE C'>
~
auch immer 'tOOO'Ü'toc; >
3::
JtO'tEQO<;; wer ÖJtO'tEQO<; 1. wer Ö hEQ0<;3 (von zweien) 3::
(welcher) (welcher) der eine (andere) >
....,
von von beiden (?) OUÖE'tEQOc; keiner von beiden ( ')
-
beiden? 2. welcher >
von beiden t""'
~
EXU'tEQOc; jeder von beiden a-
aµ<po'tEQOL beide
!::.. -
TCflA(xoc; ;4 wie groß? Ö:rtr]A(xoc; 1. wie groß fjA(xoc; so groß wie LflA(xoc; 1 \
(alt) (?) A. , ö so alt
'tfl LXOO_ E ~ so ro ß
wie alt? 2. wie groß so alt wie 'tflALXOU'toc; g
(alt) auch
immer
APPENDIX GRAMMATICA L. 47 139
P. Weitere Pronomina
E'Xacrto~, Exao'tov, E'XO<J'tll >ein jeder, jeder (einzelne)< 46.35
flektiert wie ein Adjektiv; ebenso
-6v, -i\
n:oörut6~, >woher stammend<,
aUoörut6~, -6v, -i\ >anders woher (stammend),
fremd<, Subst.: >Fremdling<.
OUÖE(~, ouötv, oufü:µ(a ~
und >keiner, niemand<
µT}ÖE(~,
µflÖfv, µflÖEµ(a
flektieren wie d~, EV, µCa >einer, eine, eines< (s. L.24.11).
LEKTION 47
1. Pronominaladverbia
Dies bedrohliche Wort umschreibt einen recht wichtigen und durchaus einfachen Sach- 47.1
bereich, den die Tabelle (s.u.) übersichtlich zusammenfaßt.
Trotz seiner organischen Regelmäßigkeit verwirrt dies Kapitel erfahrungsgemäß manche
140 APPENDIX GRAMMATICA L. 47
Anfänger. Mache dir also den Sachverhalt an einem repräsentativen Beispiel klar; die üb-
rigen ergeben sich dann von selbst 1 •
Wörter, die eine direkte Frage einleiten, beginnen im Deutschen mit W (wer? wie? wo?
was? usw.); im Lateinischen (meist) mitQ (quis? quid? quando? etc.). Dem entspricht im
Griechischen ein n 2 • Natürlich ist ein Wort, welches eine Frage einleitet, kräftig betont.
Machen wir uns die Reaktionen, die ein solches Fragewort auslöst, am Beispiel von Wo?
klar.
1. >Wo ist Fritz?<: direkte Frage, griech. noü; (interrogativ).
2. Gleichgültige (indefinite) Antwort: >Fritz ist (irgend)wo<; unbetont, griech. enklitisch:
3
E<Tt l 1tOU .
3. Die gleiche Frage, abhängig (indirekt): a) >ich frage: wo ist Fritz?<, oder b) >ich frage,
wo Fritz ist<; so auch griechisch: entweder a) noü (wie 1.) oder b) füt0u.
4. Das gleiche Adverb önou leitet eine generalisierende Antwort ein (wir verändern jetzt
die Frage): >Wo setzt es Prügel?< Antwort: >Wo Fritz ist<; önou E:cn(v: (allgemein-defi-
nierend) relativisch 4 •
5. (Wir setzen wieder eine andere Frage ein:)> Wo ist meine Brieftasche?<: Antwort, spezi-
fisch: >Wo Fritz ist<; ou E:onv: definierend-relativ.
Merke die Differenzierung im Griechischen:
Deutsch: >Wo?< Antwort: >(dort) wo< aber griech.: noü; Antwort: ou.
6. Oft werden die Antworten durch Adverbien gegeben, die mit dem Fragewort nicht
wurzelverwandt sind: >WO?<: >dort<, >hier<, >ebenda<; griech. EXEi, Evtaü-fra, autoü;
oder schließlich
7. überhaupt nicht durch Adverbien, sondern durch andere Wortarten oder auch in län-
geren oder kürzeren Wortgruppen:
>Wo ... ?<:>in Marathon<, >auf dem Schwarzen Meer< usw.
:n:oü;: MaQafüi>vt, E:v tä>t Eu;Ecvwt Il6vtwt usw.
47.2 Also: das Pronominaladverb erscheint, je nach seiner Leistung, in vier verschiedenen
Formen:
:rtoü >WO< (direkt und indirekt interrogativ),
nou >irgendwo< (indefinit),
o'Ü >WO< (relativ - nicht fragend 5 ),
önou >WO< (indirekt fragend),
önou >WO (immer)< (verallgemeinernd, relativ);
1 Völlig gleicher Art ist die Korrelation auch von eigentlichen Pronomina, bereits behandelt oben,
L. 21.7; L. 24.6-9 und L. 46.30-33.
2 Wir wollen uns hier nicht ablenken lassen durch die (nur scheinbar abweichende) Entsprechung
von lat. quis - griech. 't(;; lat. ubi steht abseits.
3 Dies ist bekannt seit L. 10.14.
4 Der Unterschied zwischen 3) und 4) ist logisch analytisch, nicht eigentlich sprachlich: im Griechi-
schen wie im Deutschen wird das gleiche Adverb in gleicher Weise gebraucht:
ich frage, wo Fritz ist,
und
wo Fritz ist, setzt es Prügel:
es bedarf einigen Nachdenkens, ehe man die verschiedene Leistung der gemeinsamen drei Wörter
einsieht.
5 Darum ohne den Anfangskonsonanten, der >Fragen• ausdrückt.
direkt und in- indefinit indirekt fragend und relativ demonstrativ
direkt fragend (enklitisch) verallgemeinernd relativ
JtO'Ü; wo? Jtou irgendwo ÖJt01J 1. wo (?) ou l Evß-UÖE hier, hierher
2. wo auch immer tvß-a 1 ~ wo E:vtafröa da, dahin
EXEl dort
Jtoi:; wohin? JtOL irgendwohin 1ÖJtOL 1. wohin (?) 1ol ~ h{}ciÖE hier, hierher
1 wohin tvtaü-tta da, dahin
2. wohin auch immer Evß-a ~
EXELOE dorthin
JtQ{}Ev;
>
"'C
woher? Jtofü~v irgendwoher 1 (m6{}EV 1. woher (?) 1ö{}EV ~ tv{}f:vÖE von hier "'C
2. woher auch immer Ev-ttEv ~ woher EVtE'Ü-ttEV von da tri
Jt<i>~; wie? mo~ irgendwie 1 Örtw~ 1. wie(?) w~ ~ Wie OOÖE 2 auf folgende Weise >
a::
2. wie auch immer cOOJ'tEQ~ oütw~ auf diese Weise a::
EXELV(J)~ auf jene Weise >
-1
wie? irgendwie wie da!, so, ()
rtT]L ÖrtT]L ~ 1. wie, wohin, wo (?) 1 ~L ~ (ti))tl)ll~2 -
rtTJL; >
wohin? wohin, wo tTJLÖE hier, dort
(Jtfl)
! t irgendwohin 2. wie (wohin, wo) ~LJtEQ ~
t""'
(rtf)) wo? (rtTJ) ~ irgendwo (ÖrtT]) ~ auch immer taUtT]L
rtT]V(xa; zu welcher 6m1vixa 1. zu welcher Zeit (?) 1T)vCxa a s (zu wel- tT]VtxaÖE ~ zu ieser Zeit """"
Zeit? 2. zu welcher Zeit eher Zeit) tT]VLXa'Üta~ zu der Zeit
auch immer
1 tvfra wird 1. relativ gebraucht und bedeutet >WO< (mit Verben der Bewegung >wohin<); 2. demon-
strativ: >da< (mit Verben der Bewegung >dahin<); auch von der Zeit: >da<, >dann<, .da nun<, >da
eben<; tvtta µev ... tvtta öf. - >hier . . . da,, >an einer Stelle ... an einer anderen<.
2$. L.46.19.
"""
~
.....,
--
~
142 APPENDIX GRAMMATICA L. 47
47.4 Für die letzte Spalte - die Antworten - existieren noch Zusammensetzungen mit airc6c;
und aA.A.oc;:
ZU 3COÜ: autoü >daselbst< und 6.Uaxoü >anderswo<;
ZU 3CQ{}EV: aut6{}EV >Von eben daher< und aJ../..o{}EV >anderswoher<;
ZU möc;: autwc; 6 >gerade so< und aA.l..wc; >anders<;
ZU 3CTJL: O.UT]t >auf andere Weise,
anderswo, anderswohin<;
>anderswo<;
zu 1tflVLXa: aut(xa >sogleich<.
47.5 TIT]v(xa ist nicht gleichbedeutend mit 1tOtE. Es fragt nach einem bestimmten Zeitpunkt,
zumal an einem Tage.
Von den Zahlen bis 199 haben nur die vier ersten verschiedene Formen für verschiedene
Kasus, die sich freilich mit der Zeit abschleifen.
47 .6 1. Elc;, Ev, µ(a s. L. 24.11.
2. N.A. öuo (hom. auch-älter-ö\Jw; lat. duo), G.D. öuoiv. Auch für G. und D. findet
sich öuo (Horn. auch öuw) schon in klassischen Texten, und der Dat. öuo((v) ist seit Ari-
stoteles gebräuchlich (nach tQtoCv).
3. N.A. 'tQEic;, tQta; G. tQLÖ>v, D . tQtoC(v).
4. N. tETIUQEc;, -a, A. tEL'taQac;, -a, G. 'tETIUQ{t)V, D. 'tEL'taQm(v).
Dem spezifisch attischen -TI- entspricht, hier wie durchweg, -oo- in fast allen anderen
Dialekten und Literaturen (-ctooagEc;).
Der Dual, wie oben L. 4.2 erwähnt, ist ein IE Erbe. Im Lateinischen ist er nicht erhalten;
im Griechischen kommt er im Lauf des 4. Jh.s v.Chr. außer Gebrauch; in vielen Dialek-
ten schon früher. In keiner Literaturgattung findet er sich ausnahmslos an allen in Frage
kommenden Stellen; er ist aber häufig bei Homer und in der klassischen attischen Prosa,
zumal bei Plato.
7 Der Aorist Pass. hat natürlich, wie durchweg so auch im Dual, die aktiven Endungen.
144 APPENDIX GRAMMA TICA L. 48
Imperativ:
2. Pers. Akt. -'tov, AUE'tov; Med. -o'frov, A.urn'frov;
3. Pers. Akt. -'tWV, A'UE'twv; Med. -oß-oov 8 , A.vfoß-oov.
Somit kurz gesagt:
die Endung -'tOV (Med. -o'frov), wie in AUE'tOV (A.urnß-ov), steht für alle Tempora, Modi
und Personen, ausgenommen
1. -niv (Med. -oth]v): 3. Person, sekundär; z.B.
EA'UO<itllV, A.voainiv, A'UOl'tT)V, v„u{}ij'tT)V, EA'UOCto{hiv, A.voa(o{hiv, A.voio{hiv: >sie
beide<
und:
2. -twv (Med. -oß-oov): 3. Person, Imperativ; z.B.
A.uoa'twv, A.ufü]'twv (Aor. Pass.), A.uoao-froov, yEVEo'Ö'oov: >sie beide sollen ... <
LEKTION 48
Zahlwörter (Numeralia)
48.l Typen von Zahlwörtern
A. Kardinalzahlen: 1, 2, 3 ...
B. Ordinalzahlen: Der erste, zweite, dritte . . .
C. Zahladverbia: einmal, zweimal, dreimal . . . dazu auch:
D. Zahladjektiva: einfach, zweifach (doppelt), dreifach ...
(einfältig!), zweifältig, dreifältig ...
E. Zahlsubstantiva: Einheit, Zweiheit, Dreiheit ... (Myriade, Million ... )
F. Distributiva: je ein, je zwei, je drei (lat. singuli, bini, terni ... )
Vergleiche ständig die Übersichtstafel am Ende dieser Lektion!
48.2 A. Kardinalzahlen
Zunächst lerne sie von 1-20:
1-4: sind >deklinabel<, i.e. werden dekliniert, haben Kasüs s. L. 24.11 und L. 47.6;
5-100: sind indeklinabel (bleiben unverändert):
5-9: vgl. lat.; merke speziell 7 bna (septem) und EWEa
10: öf.xa, lat. decem.
11-20: 11 und 12 bewahren alte Sonderstellung (12 Götter, 12 Apostel): ivöExa, Öci>ÖE-
xa; 13 und 14 gelten als je drei Wörter, weil 3 und 4 deklinabel sind: 'tQEi:~ (tg(a ... ) xai
öf.xa; danach
15-19: je ein Wort, Akzent auf xa(: :rtEV'tExa(ÖExa;
20: Etxom(v); alte Dialektform Fix.an, vgl. lat. viginti.
8 Das ist freilich auch die Endung des Plurals, mithin ununterscheidbar.
APPENDIX GRAMMATICA L. 48 145
Die übrigen Zehner enden auf -xovm; davor -a- (30 und 40) bzw. -ri- (50-90), und die 48.3
Einer 3-9, z. T. leicht variiert.
Merke speziell 70, 80, 90: rßöoµflxovta, 6yöoflxovta (diese Assimilation kennst du seit
L. 21.3 ), und EvEvftxovta.
100: txa't6v (centum)
Die Hunderter sind deklinabel; so auch alle weiteren Kardinal- (und auch alle Ordinal-) 48.4
zahlen.
Indeklinabel sind also nur 5-100.
Die Hunderter enden auf -ax6mm, -a, -m; davor stehen die Einer 2-9, wiederum leicht
variiert: meist wie bei den Zehnern; merke aber speziell:
Öta'X.O<HOL (200), 'tE'tQU'X.OOtol (400), EJt'tUXOOlOL (700),
Ö'X.'tUXOOLOL ( 800), EvUXO<HOL (900).
1000: xiA.tot., -a, -m 1 48.5
Die Tausender werden anders gebildet als Zehner und Hunderter; es werden nämlich die
Zahladverbia (2x, 3x, 4x; unten, C) vor xCA.tot, -a, -m gesetzt:
ÖL<JX(At.OL (2000), 'tQL<JXlALOL (3000) ... EvUXL<JXLAtol (9000).
10000: µUQLOL, -a, -m 48.6
Zehntausender werden gebildet wie Tausender, mit Zahladverbien:
füoµUQLOL (20000), 'tQLOµUQLOL (30000), t;axtoµuQtOL xal t;axtoxiA.tot (66000).
Zahlen über 100000- und oft auch kleinere- werden am leichtesten mit Hilfe des Zahl-
substantivs fJ µuQt<ii; ausgedrückt; z.B.
'tQL6.xovta JtEvtE µUQt<iÖEi; (350000) 2 •
Zahlenverbindungen 48.7
Ohne Unterschied begegnet die Anordnung
a) von der kleinsten zur größten und
b) von der größten zur kleinsten Zahl.
Bei beiden Ordnungen findet sich xa( zwischen den einzelnen Zahlen;
bei a) immer; z.B. ES xai tS'1xovta xai t;ax6cnm (666);
bei b) stehen die Zahlen oft unverbunden: t;ax6cnm (xai) tsflxovta (xai) ~; 3 •
Zahlzeichen 48.8
Nachklassisch wird das gesamte Alphabet dafür verwendet. Es genügt für 1-999, denn es
wurde durch drei alte Buchstabenzeichen erweitert, welche sonst außer Gebrauch ge-
kommen waren:
1 Daher >Kilo-<!
2 Die Möglichkeit, auch enorm große Zahlen mit dem griechischen System auszudrücken, hat Ar-
chimedes in einer berühmten Schrift (>Die Sandzahl<, 'Paµµi:U]i;) dargetan. - Übrigens sprach man
µuQLOL, wenn man präzise 10000 meinte, aber µuQtOL (Akzent!) zur Angabe einer unbestimmten
großen Zahl (durch das Adjektiv µuQi:oi;, -ov, -ä). So sagen wenigstens antike Grammatiker;
wer's glaubt, zahlt einen Taler.
3 Ähnlich dem lat. duodeviginti etc. gibt es auch im Griech. gelegentlich Angabe einer Zahl mittels
Abziehen vom nächst höheren Zehner; und zwar durch das Partizip von ÖEi •es mangelt< (•ist
not<) ; z.B. tvoi; öfovta "tQUlXOVta tn), •einer fehlt an 30<, also = 29.
146 APPENDIX GRAMMATICA L. 48
4 fXtoS neben ES wie EX 'tOÜ neben t;: lnterkonsonantisches -s- fällt aus.
5 Dafür begegnet auch Els x.o.l dx.om:6';, µia x.ai dx.o<J"tlj usw.
6 ötooöi;, -6v, -Ti und 'tQL0065, -öv, -i}, >zweifach<, >dreifach< sind auf diese zwei Zahlen beschränkt.
APPENDIX GRAMMATICA L. 48 147
E. Zahlsubstantive 48.13
fJ µovcic;, öucic;, 'tQL<i<; etc.; s. L.27.t für die Deklination, für weitere Beispiele L.27 D;
L.41 IIC.
Für
F. Distributiva 48.14
hat das Griechische- wie das Deutsche- keine besondere Wortklasse entwickelt, die dem
lat. singuli, bini, terni, etc. entsprechen würde. Es gibt aber verschiedene Wege, diese
Bedeutung auszudrücken, bes. durch Präpositionen; z.B. ava ntvi:E >je fünf<, >in Grup-
pen von fünf< oder xat't' Eva >je einer< oder auch durch ExaITToc; >jeder einzelne<.
Auch für
G. Bruchzahlen 48.15
besaß das Griechische verschiedene sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten; z.B.
i:a 'tQLa µEQfl (3 von 4) = 3 / 4; i:a ntvi:E µEQfl = 5 / 6;
;· 60 tsflxovta tsrpmITT6c;;
o' 70 tßöoµfpmvta tßöoµfl'XOO'tOc;;
J't 1 80 6 yöofpmvta ÖyÖOT)XOITTOc;;
Cf' 90 EVEvJlxovta fvEVflXOO'toc;;
Q' 100 bm't6v E'XU'tOITT6c;; E'XU'tOvtUXL<;
o' 200 ÖUlXOOLOL, -a, -m ÖLÖ'XOOLOO'toc;; ÖLUXOOLclXL<;;
't' 300 'tQLÖXOOLOL, -a, -m 'tQLÖ'XOOLOO'toc;; usw.
u' 400 'tE'tQUXOOLOL 'tE'tQaXOO'LOO'toc;;
<p' 500 J'tEvtC'nc.6oLOL J't€VtUXOOLOITTOc;;
x' 600 tsax6mm tsaxomoITToc;;
'V' 700 tl't'tCtXOOLOL tJ't'tUXOOLOITTOc;;
w' 800 OX'tCtXOOLOL O'X'tU'XOOLOO'tO<;
..,.,.., 900 €vax6owt
/
fvU'XOOLOO'tOc;;
,a 1000 XtALOL, -a, -aL XiALOITT6c;; xiA.taxLc;;
,ß 2000 fücrxiA.tm, -a, -m
L
ÖLoXlALOITT6c;; usw.
,L 10000 µUQLOL, -a, -aL µÜQLOO'toc;; µÜQLclXLc;;
f
,X 20000 füoµÜQLOL usw. usw.
LEKTION 49
Verba vocalia
49.1 »Alle Stämme enden entweder auf einem Vokal (einschl. Diphthong) oder auf einem
Konsonanten« (es können auch mehr Konsonanten oder Vokale sein als einer). Diese
Binsenwahrheit gilt für das Verbum ebenso gut wie für das Nomen (L.20.1); z.B. A.iJ-Co
und A.ty·w oder l'tmÖEU-w und l'tEµJt·w.
Beim Präsensstamm steht zwischen Verbalstamm und Endung der Themavokal 1 (A.Ey·o·
µEV, EAU·E·'tE); die Stämme der meisten anderen Tempora 2 haben einen zusätzlichen Kon-
sonanten zwischen Verbalstamm und Endung (A.U-o·w, EAu·o·a, A.€A.u·x·a, €A.U--lt'T}v). In
der Entwicklung der Sprache ergeben sich sehr wenig Probleme, wenn ein Konsonant auf
einen Vokal folgt (A.6yo-v) oder ein Vokal auf einen Konsonanten (Öa(µov·L), wohl aber
beim Zusammentreffen von Vokalen (yE'VE·oc;; > ytvouc;;) oder von Konsonanten (öa(-
µov·m > Öa(µom). Wir haben die Folgeerscheinungen an den verschiedenen Typen des
Nomens betrachtet und schicken uns an, das gleiche beim Verbum zu tun.
49.2 Wir beginnen mit Verben, deren Stamm auf einen Vokal endet: den >Vokalstämmen<. Bei
diesen ergebei'.i sich aus dem eben erwähnten Grund außerhalb des Präsensstamms wenig
oder gar keine Probleme. Im Präsens-cum-Imperfekt aber stößt der Stammvokal zusam-
men mit dem Themavokal . . .
Das >System des Normalverbums<, welches wir im Vorigen erarbeitet haben, ergab sich
im wesentlichen im Studium von Vokalstämmen - von einer sehr speziellen Art. A.uw,
1 Die Verben mit nicht-thematischem Präsens (L. 7.5) bleiben vorläufig außer Betracht.
2 Ausgenommen starke Perfecta (z.B. yfyQaqi·a, A.tA.u·µm) und Aoriste (z.B. tyQ<iqi"r1v).
APPENDIX GRAMMATICA L. 49 149
Verba contracta
Wo also der Stammvokal -E mit dem Themavokal in der Form -E- zusammentraf, sprach
man ein langes E, welches seit dem 4. Jh. Et geschrieben wurde; bei der Form -o- behielt
3 Konsonantstämmen sind wir allerdings begegnet (A.€y·w, YQ<i<p·w, 3tEµit ·w, µav{}av·w ... ), nicht 49.3
ohne einige der für sie charakteristischen Entwicklungen zu bemerken (A.€~w, EyQU<Jlll, atEµ'ljJE,
~µa'ÖE); doch mit bedachtsamer Aussparung ernsterer Probleme: solche werden der Gegenstand
späterer Lektionen sein.
4 Es gibt einige Ausnahmen: -Ew-Verben, deren Stamm von Ursprung überhaupt nicht auf den Vo- 49. 6
kal endete, sondern auf -s (welches dann ausfiel). Diese dehnen ihr E nicht; so alvtw - alvfow,
fitVEoa und gar xaA.Ew Fut. xaA.<i> (< -fow). Sie werden später in größerem Zusammenhang be-
handelt werden; vorläufig müssen wir diese Eigenheit einfach hinnehmen.
150 APPENDIX GRAMMATICA L. 49
eben dies, wie stets, die Oberhand; das entstehende lange ö wurde, wie wir wissen, eben-
falls durch einen >unechten Diphthong<, nämlich ou, wiedergegeben. Und endlich: wo
der Themavokal zu T) oder w gelängt war (z.B. im Konjunktiv), wie auch, wo in der
49.10 Formbildung ein langer Vokal oder Diphthong entstanden war- (z.B. im Optativ; Partizip
Fern.), wurde der kurze Stammvokal in diese Längen absorbiert. Die verschiedenen
Formen, denen wir in der griechischen Lektion begegnet sind, lassen sich also verstehen
aufgrund der einfachen Formel:
EE > E (EL)
EO > ö (ou)
Langvokal und Diphthong
absorbieren das E
Die sich ergebenden Formen sind so evident, daß ein ausführliches Paradigma unnötig
scheinen könnte; benutze es aber, um sie zu verstehen und sie dir einzuprägen: du wirst
ihnen viel öfter begegnen als dem Präsens von n:mÖEuw! Zwei Dinge mußt du dir aber
vorher klar machen:
49.11 1. Der Akzent bleibt (wie normal), wo er vor der Kontraktion stand: qi0.„EE > qitAEL.
Wenn er auf eine kontrahierte Silbe zu stehen kommt, ist er ein Zirkumflex (qitA.tw >
qitA.&, qitA.foum > qitA.oum); es sei denn, daß eine lange Silbe folgt: dann ist es ein Akut
(<ptAEE'tC.O > qJLAEi'tW).
2. Die Verba contracta bilden den Optativ Präsens nicht in der gleichen, sonderbaren
Weise wie der Typ A.uw (:rmtÖEUW; L. 26. 7), sondern so, wie wir es von EhJV (L. 25. 7) und
vom Aor. Pass. (L. 43.4) kennen, d.h. mit sekundären Endungen und davor dem Ablaut:
~ tri- im Singular, nur -L- im Plural. freilich wurde auch hier der Plural manchmal dem
Singular angeglichen, und im Singular gibt es Formen wie A.uotµt, -otc;, -ot schon bei
Homer (qitA.fotµt usw.).
Optativ Imperativ
Sg. <ptA-EO(T)V > qJLA-ü_LT)V Sg. qi(A-EE > qiiA-EL
<ptA-EOLT)c; > qit/...-o (f1c; qJlA-EE°tW > qJLA-EhW
qJLA-EOLT) > qJLA-OLT) PI. qJLA-frtE > qJtA-EL'tE
PI. qJLA-fotµEV > qJLA-otµEV qJlA-EOV'tO>V > <ptA-OUV'tO>V
qJLA-EoL'tE > qit/...-oin
qJLA-EoLEV > qJLA-OiEV
APPENDIX GRAMMATICA L. 50 151
Partizip Infinitiv
<pl/..-fow ~ -fovtrn;
> <plA-<i>v ~ -oüvto~
<ptAEELV > <plAELV
<plA-fov <plA-OÜV
<pl/..-fouaa > <pLA-oüoa
<plA-EOU<Jll; > <pLA-OU<Jll~
Imperfekt 49.13
Sg. E<pLA-EOV > E<pLA-OUV
E<ptA-EE; > E:qiCA.-El;
E<ptA-EE > E<pLA-Et':-
Pl. E<pt/..-foµEv > E<pLA-oüµEV
E<pLA-frtE > E<pLA-dtE
E<p(A-EOV > E:<pO.„-ouv
•:- Kein >ny mobile<, wie EAUE(v): das steht nur nach kurzen Endungen (-E und -m).
LEKTION 50
Von Homer zum klassisch Attischen und weiterhin Gültigen die gleiche Entwicklung,
nach den gleichen Lautgesetzen, wie beim Aktiv. Die Formen der folgenden Paradigmen
ergeben sich somit von selbst.
Präsens
Indikativ Konjunktiv
Sg. 1. <pLAfoµat > <pLAoüµm <plAEwµm > <pLAci.Jµm
2. <ptAET]L > <pLAf]L <plAEY]L > <pLAfjt
3. <ptAEnm > <pLAEi:tm <plAET]tm > <pLAirrm
Pl. t. <plAEOµEita > <pt/..ouµEita <pLAEci>µEita > <plACܵEita
2. <ptJ..trnß-E > <pLAEi:oß'E <pLAEY]Oß'E > <pLAf}O'ÖE
3. <ptA.fovtm > <plAOÜvtm <pL/..twvtm > <pLAci.Jvtm
Optativ
• Sg. 1. <pLAEOtµf]V > <pLAo(µf]V
2. <pLAEOLO > <pLAoio
3. <pLAEOltO > <plAOLtO
PI. 1. <pLAEOtµE'Öa > <pLAo(µE'Öa
2. <pLAfotaß'E > <pLAOLo'ÖE
3. <pLAEolvtO > <pLAOLvtO
152 APPENDIX GRAMMA TICA L. 50
Imperativ Partizip
Sg. 2. <pLAEoU > <pLAoÜ <pLAEOµEVoc; > <pLAouµEVoc;
3. <pt/...Efo{}co > <pLAE(o{}w <pLAEOµEVov > <pLAoUµEVov
PI. 2. <pLAEEO{}E > <pLAELo{}E <pLAEoµEvr] > <pt/...ouµEvr]
3. <pLAEEofütlV > <pLAE(o{}(l)V
Infinitiv
<ptA.ü:o{}m > <ptAEto{}m
Imperfekt
Sg. 1. E<pLAEOµT)V > E<ptA.ouµriv
2. E<pLAEOU > E<plAOÜ
3. E<pLAEE'tO > E<plAEL'tO
PI. 1. E<pLAE6µE{}a > E<plAouµE{}a
2. E<plAEEO{}E > E<p LAEto{}E
3. E<pLAEoV'tO > E<pLAOÜV'tO
50.2 Die übrigen Tempora sind ebenso regelmäßig wie im Aktiv, mit Längung des E zu ri; also
z.B. Jtotitooµm, EJtOLfloaµriv, JtEJtotriµm, EJtoti){}riv, Jtotrißiiooµm.
Das Deutsche (wie auch das Lateinische) bildet kein Passiv von Verben, deren Ergänzung
(Objekt) in einem anderen Kasus als im Akkusativ steht (sog. intransitiven Verben); z.B.
er sieht den Mann (transitiv): der Mann wird gesehen; aber er gibt dem Mann etwas (in-
transitiv): nicht: der Mann wird etwas gegeben; ich erinnere mich der Zeit: nicht: die Zeit
wird ... erinnert.
Im Griechischen sind solche Passiva legitim; z.B.
<p{}ovtw au'tÖ>l (beneide) : <p{}ovEt'tat (gr. L. 1 B1)
xa'ta<pQOVEW au'toü (verachte) : xm:a<pQOVEL'tat (II At)
JtOAEµEW autot~ (bekriegen) : JtOAEµOÜV'tat (II B)
WtLO'tE(I) autotc; (mißtrauen) : WtLO'tOÜV'tCll (II B) 1
1 >ZU Schiffe fahren, segeln<; vgl. 6 nA.oüc; (< nl..6oc;), 1tEQtrtl..ouc;, L. 15.3f. (L. 72.1).
2 Ebenso TtUJ'tEuoµm >mir wird geglaubt<.
APPENDIX GRAMMATICA L. 51/52 153
Der Gegenstand (das Ziel, Objekt) von Verba der Bemühung, des Strebens, Sorgens,
Überlegens (Verba curandi), wie
µtAEl µm, tmµEA.foµm, OXOJtfo>; O:rtEUÖELV' ß01JAEUEcr(tm, :rt6:Vta JtQO't'tELV, JtEQL
:rtolloü :rtOLELOÖat,
wird eingeführt mit ömo~ (Negation µi}); das abhängige Verb steht meist im Incl. Fut. (I
J2) 3 , oft aber auch im Konjunktiv (des Willens; oben, L. 22. 9, L. 23.6).
LEKTION 51 und 52
Verba auf -6.w sind in der Mehrzahl Denominativa, abgeleitet von Nomina auf -ä (ion.
-ri) und auch auf-a, ganz wie -E:w-Verba von Stämmen auf E/o abgeleitet sind. Also z.B.
'ttµ<iw von ttµd (nµi]), ßo<iw von ßoÖ. (ßoi]), vtx<iw von vCxä (vtxT)), 'toA.µ6.w von i:61..µa.
Auch hier gibt es Ableitungen von anderen Stämmen: cmav't<iw (Övi:( >entgegen<), EQ<iw
(EQW~), und >primäre< Verben wie ÖQ<iw, taw, ÖQ<iW.
1. Ihr Präsens
Die Kontraktion der zusammenstoßenden Vokale, welche das Attische dem späteren 51.2
Griechisch vererbte, war bei dieser Klasse viel früher und allgemeiner durchgeführt als
bei den Verben auf -E:w. Im Homer findet sich nur eine verhältnismäßig kleine Zahl un-
kontrahierter -aw-Formen 1 ; eine von ihnen steht über der griechischen Lektion 51. Die
Gesetze, nach denen die Kontraktion verlief, sind höchst einfach und ließen sich von den
ersten drei Sätzen der Lektion ableiten. Nur zwei Möglichkeiten kommen in Frage: das
-a am Ende des Stammes stößt entweder auf einen E-Laut, oder auf einen 0-Laut: im er-
steren Fall ist das Resultat ä 2 , im letzteren w; ist ein Iota involviert, so resultiert ein langer
Diphthong: ät bzw. wt ((t, <p) 3 •
Formelhaft dargestellt:
3 Die vorwiegende Konstruktion mit Ind. Fut. dürfte darin gründen, daß das Erstrebte als zukünf-
tige Tatsache vorgestellt wird. Recht oft findet sich auch örcws mit Fut. Indik. - ohne Hauptverb:
örccos avÖQES liya'frot foeo{}E: >daß ihr euch als brave Männer erweist!<- Bei vielen Konstruktio-
nen mag der Umstand mitgespielt haben, daß Indik. Fut. und Konj. Aor. oft formgleich sind und
an Bedeutung einander nahestehen (A.t!;co: i:( A.t!;co;).
t - wenn auf die schriftliche Überlieferung Verlaß ist. Hier liegt eins der großen Probleme der ho-
merischen Textkritik.
2 Und dieses ä bleibt a; es wird nicht zu Tl!
3 Die Infinitiv-Endung -nv enthält >unechten• Diphthong (n = E); demgemäß entsteht hier kein
!-Diphthong; der kontrahierte Infinitiv heißt nµäv .
154 APPENDIX GRAMMATICA L. 51/52
Die Resultate der Kontraktion sind im Aktiv und Medium so gleichartig, daß die beiden
zweckmäßig nebeneinander gestellt werden.
Außerhalb des Präsens stellt sich das lange ä des Stamms wieder her, und wird wie immer
zu ri, außer nach E, L, Q; z.B. 'tLµ<i>, nµi]ow ... , aber ÖQ<i>, BQäow .
Stammformen 51.5
Nicht alle theoretisch möglichen Formen werden tatsächlich gebraucht; z.B.
a) Aktiv-Passiv 4
vtxaoo, vtxi]ooo, tvCxrioa, VEVLXT}Xa, VEVLKl]µm, tvtxi]'fhlv >(be)siegen<
so nµaoo, nµi]ooo . .. s >ehren<
ÖQOOO, ÖQ<iooo, EÖQaoa, ÖEÖQ<lxa, ÖEÖQaµm (Aor. Pass. selten) >tun<
b) nur wenige Formen gebräuchlich: s. taw, tQ<lco im Vokabular.
c) Mediale Formen, aktive Bedeutung, z.B.
µrixavaoµm, µrixaviJooµm, E:µrixavrioaµriv, µEµrixavriµm •ersinnen<
3tELQ<ioµm, 3tELQtiooµm, btEtQÖ.'fhlv, JtEJtELQäµm 6 >versuchen<
X'taoµm, xtijooJ1m, EK'tflCJOµflv, XEK'tflµm >erwerben< ,
ai.ncioµm, alttäooµm, fit'ttäoaµriv >beschuldigen< (seit ca. 400 v.Chr. Tjttta'fhlv, T)t'tt:ö.-
µm Passiv)
iaoµm, iÖ.croµm, i.acr6.µT}v >heilen<; aber seit 4. Jh. Aor. Passiv lÖ.fhi (N . T. auch
'( aµm).
4 D.h. die medialen Formen haben bei dieser Gruppe ausschließlich passive Bedeutung {VL)tci>µm
>ich werde<, VEvt'.xriµm >ich bin besiegt<), und es gibt hier kein Futur und Aorist Medium.
5 Also heißtnµwµm >ich werde geehrt< (und nicht etwa >ich ehre von mir aus<). Merke aber: 1. Fut.
Pass. 'tLµi}ooµm (selten das normale nµrifüiooµm); 2. in attischer juristischer Terminologie (nur
dort!) existiert das Medium nµwµm, nµi)ooµm, tnµriociµ11v, 'tE'tt'.µ11µm. Es bedeutet >einen
Strafantrag stellen<: Plato, Apol. 36b.37a.
6 Auch, seltener, Akt.-Pass. JtELQclW 'tLV6~ (>etwas<) und 'ttv6: >(jemand) versuchen<, >auf die Probe
stellen<: JtELQUW, JtELQ6:0ro, tJtELQ<lO<l, -, JtEJtE(Q<lµm, btELQ6:{hiv.
156 APPENDIX GRAMMATICA L. 53
LEKTION 53
53.2 Die kontrahierten Formen lassen sich als Auswirkung der folgenden Regeln begreifen:
1. Wie immer behält der dunkle Vokal die Oberhand; als Resultat kommen also nur ou
(geschlossenes ö) und w (offenes ö) in Frage; aber:
2. Wo immer ein (echtes) l involviert ist, ergibt sich ot.
3. Die Längen ou und w absorbieren das voraufgehende o 1 •
4. Die Länge f1 wird durch das voraufgehende o in w umgewandelt.
5. Die Kürzen E und o verbinden sich mit ihm zu ö, geschrieben ou 2 •
Schematisch dargestellt:
0+ E----
0
+
0 ou
o+ri~
(1)
o+ou~ 0 + (l)~
53.3 Indikativ
Sg. 1. öouA.6-w > öouA.·oo ÖOUA:oüµm < öouA.6·oµm
2. öou).6-n; > öouA.·ot\; öouA.·ot < öouA.6·TJl(< wm)
3. öouA.6·n > öouA.·ot öouA.·oüi:m < öou~6·am
Pl. 1. öouA.6·oµEV > öouA.·oüµEV öouA.·ouµE{}a < öouA.o·6µE{}a
2. öouA.6·aE > öouA.·o'Ü'tE öouA.·oüa{}E < öouA.6·Ea{}E
3. öouA.6·oum(v )> öouA.·oüoL(v) ÖOUA:OÜV'tat < öouA.6·ovtm
1 Also wie in 1CAÖOU > 1CAoÜ und rtA.6wv > rtA.&v, L. 15.3f.
2 Wie immer; s. Grundregel L. 15.2.
APPENDIX GRAMMATICA L. 53 157
Konjunktiv
Sg. 1. öouA.6·w > öouA.·cö ÖOUA:mµm < öouA.6·ooµm
2. öouA.6-11t; > öouA.·oi; öouA.·A.oi < ÖOUAÜ-llt
3. ÖouA6'!l_t > öouA.·oi öouA.·cö'tm < ÖOUAÜ-ll'tat
PI. 1. öouA.6-ooµEv > öouA.·mµfV öouJ...·ci>µd}a < öouJ...o·<i>µEita
2. ÖOUAÜ-ll'tE > öouJ...·m'tE öouA.·cöoitE < öouA.6-11o'frE
3. öouJ...6·wm(v) > öouA.·mm(v) öouJ...·mvtm < öouA.6-Wvtm
Zum Optativ die gleiche Anmerkung wie bei den -aw-Verben, L. 51/52.3.
Infinitiv: -ou-
ÖouA6Ev > öouA.oüv öouA.oüo'frm < ÖOUA6Errfrm
Außerhalb des Präsens ist der Stammvokal -o- durchweg zu -w- gedehnt; z.B. 6Q-6'6w -
OQ'Ö'wow, 6µoL6W - öµoul>ow. Der normale Satz der Stammformen ergibt sich dann mit
unproblematischer Regelmäßigkeit; z.B.
53.5 Wiederum lohnt es sich zu bemerken, daß längst nicht alle technisch möglichen Formen
tatsächlich in Gebrauch waren. Dabei handelt sich's wesentlich um die Leistung der For-
men, die im Präsens und Perfekt >medial< oder auch >passiv< genannt werden. ~ouA.oüµm
z.B. kann (wie unser Text IIA zeigt) sowohl >ich werde versklavt< bedeuten wie auch >ich
mache jd. zu meinem Sklaven<; demnach existien,
neben der >aktiven<: öou/.w, öou/.ooow, töou/.cooa, ötöou/.coxa,
eine >mediale< Stammformenreihe:
öouA.oüµm, öouA.ooooµm, töou/.cooaµriv, ötöouA.ooµm,
und eine >passive<:
öouA.oüµm, öouA.wß-tlooµm, töouA.ooth]v, fü:öou/.wµm .
Nicht so z.B. bei ÖflA.6w. Das Präsens ÖflAOüµm hat nie aktivische (>ich zeige für mich<
o.ä.), sondern nur passivische Bedeutung; demgemäß gibt's keinen Aor. Med. (-06.µflv).
Es gibt das Fut. ÖflAOOCJE'tat: dessen Bedeutung ist aber passivisch (>wird gezeigt werden<).
Also - neben den Formen des Aktivs - nur die passive Reihe (bei Verben wie diesem ist
Anführung der 3. Person sinnvoller als der ersten):
ÖflAOÜ'tm, öriA.roonm 4 , töriA.w&r}, ÖtÖ'f)Äco"tm.
53.6 In gleicher Weise kontrastieren zwei andere unserer Verben: µaonyw und cntq>av&;
denn CJ"tE<pavoü'tm kann bedeuten, daß >er selbst sich den Kranz aufsetzt<, wie auch, daß
ihm dies von einem andern geschieht; µaonyoü'tm aber zeigt nur an, daß jd. gepeitscht
wird (nicht aber, daß etwa jd. sich selbst geißelte oder daß er >Von sich aus< oder >in seinem
Interesse< einen anderen peitschte). Demgemäß bietet sich von ITTE<pav6co, neben den ak-
tiven und passiven Reihen, auch die mediale:
ITTEq>avoüµm, cntq>avcl>ooµm, EITTE<pav(l}(Jaµriv, EITTE<p6.vwµm.
Eine solche existiert bei µaony6w nicht. Wiederum aber dient die (sog. mediale) Form
µaITTty<i>ooµm als Fut. Pass. 5 Auch von 'ta3tttv6w und Ö'\l'ÜW gibt es wohl Aktiv und Pas-
siv, aber kein Medium;'was man recht wohl begreift (wie überhaupt die Ursache solcher
Variation meist einsichtig ist). 3tAT]QOüµm dagegen ist nicht nur passivisch: im Munde ei-
nes Kapitäns kann es bedeuten >ich bemanne mein Schiff< (>fülle< es).
Es ist kein großes Unglück, wenn dir nicht alle diese Einzelheiten sogleich im Gedächtnis
haften. Es ist aber wichtig, sich der Tatsache solcher Variationsbreite bewußt zu sein,
weil sie bei jedem griechischen Text ins Spiel kommen kann.
LEKTION 54
Wenige, aber viel gebrauchte Verben. Außerhalb des Präsens endet ihr Stamm auf -ri; im
kontrahierten Präsens steht entweder -ri oder -w vor der Endung: w wenn immer ein o-
Laut ins Spiel kam; sonst Tl· Jedes Iota bewirkt Langdiphthong (wL bzw. Tjl) .
Somit ähnelt die Konjugation derjenigen der Verben auf -aw; die 'Tl-Verben haben w( CJJL)
in den gleichen Formen, aber ri(Tll), wo jene ä(fü) haben. Das Paradigma wird dadurch
einfach bis zur Monotonie; aber zur Geschichte dieser Verba ist einiges zu bemerken. Ihre
Form vor der attischen Kontraktion ist z.T. unklar, und ihre Entwicklung nicht einheit-
lich. Im einzelnen:
~w >ich lebe< 54.2
Hom~r, sonstige Dichter und viele Dialekte (s. z.B. griech.
L. 25 I B3) bevorzugen ~ww,
twn~ .. . Außerhalb des Präsens wurde diese Wurzel wenig angewendet: Fut. tiJaw
manchmal schon klassisch; Etrioa, Etrix.a selten und spät. Normalerweise gebrauchte
man außerhalb des Präsens das Synonym ßL6W (ßLwooµm, E:ßCwv (!), ßEßCwx.a), auch
ßwuuw.
XQWµm >gebrauchen< 54.3
Homer XQfoµm (nur einmal!) ; to XQ'ftµa, XQf10t6~ und die ri-Formen des Verbums deu-
ten auf 11-Stamm. Dazu wohl l] XQE(a >Gebrauch, Bedarf<.
XQW >Orakel erteilen<
mit Medium XQWµm >Sich ein Orakel erteilen lassen<; vgl. XQfl0µ6~, XQTlcmlQLOV; Homer
XQELCJJ: wahrscheinlich nur zufälliger Gleichklang mit dem Vorangehenden.
XQiJ >es ist nötig•
wohl gleichfalls nicht verwandt. Ursprünglich ein Substantiv, im Indikativ ohne Hilfs-
verb (wie avayx.ri >es tut not•); Opt. XQElfl < XQll Elf); Inf. XQftvm < XQYJ dvm; Partiz.
XQll öv > XQEWV (t6: >die Notwendigkeit<); Imperf. EXQfiv, öfter XQiiV (< XQll i)v).
3tELVW - 3tELVftV >hungern< 54.4
Homer :rtnvaw. Gegen das attische -ri setzt sich das -a nachklassisch (schon bei Aristote-
les) wieder durch; nicht so, sonderbarerweise, bei önpoo - Öl'tpfjv >dürsten<.
Stämme auf -ro (wie togffiro >schwitzen <) si nd so selten, und ihre Formen so simpel (durchweg -ro),
daß es genügt, ihre Existenz hier nur kurz zu erwähnen.
160 APPENDIX GRAMMATICA L. 55
Optaciv Partizip
~Wtr]V, ~Wtr];, ~OOtr],
tönµ€V ... twv, ~oooa: ~ci>vro;, toocrri;.
XQ<i>tµr]v, XQWLO, XQWL-ro, XQWLµdta ... XQ<i>µ€Vo;, -ov, XQc.oµfvr]
Imperfekt
E~(.t)V' Etri;. Etri, E~ooµ€V' E~f)"tE, Etc.ov
EXQ<i>µriv, ExQW, ExQf)-ro, EXQ<i>µdta, EXQT)o-0-E, EXQci>vto
54.6 Stammformen
xgwµm, XQflooµm, ExQrioaµriv, XEXQTJµm >gebrauchen< (L. 55.5)
tw, ßtooooµm ... (L.69.15) >leben<
nuvw, rcELvi]oco, ErcElVTIOa, J'tE3tElV11Xa (nachklass. JtELVÖoco, ErcE(väcm) >hungern<
ÖL't'ci>, ÖLtpi}oc.o etc. (so auch nachklassisch) >dürsten<
LEKTION 55
gibt zur Wiederholung und Befestigung aller Typen von Verba vocalia Gelegenheit:
nutze sie!
Ist dir klar, z.B., daß nµi]oco Präs. nµac.o hat, aber q:nA.i]oc.o Präs. <pLAEW, und warum?
Und weshalb {ttjgÖoc.o (von {}riQO.c.o) anders vokalisiert ist als nµi]oco (von nµac.o)? Ähn-
lich im Medium. Warum heißt das Futur JtEtQ(moµm (von JtELQWµm), aber XQi]ooµm
(von XQWµm) und x't'f)ooµm (von x-rooµm)?
Zur Kontraktion: Welche Vokalstämme kontrahieren überhaupt nicht?
55.1 Unter denen, welche (im Attischen und später) prinzipiell kontrahieren, gibt es eine
Gruppe, welche nur teilweise kontrahiert, nämlich die einsilbigen Stämme auf -€c.o 1 : es
heißt nA.tco (unkon trahiert ), aber JtAEL (kontrahiert); gleichartig z.B. öE.co tLv6; >mir man-
gelt etwas<, aber ÖEi µo( nvo;; öfoµa( oou >ich bitte dich<, aber fü:L"ta( oou >er bittet
dich< 2 •
Auf der anderen Seite wissen wir bereits, daß die Grundregel: >Langvokal außerhalb des
Präsensstammes<nicht ausnahmslos gilt (öE.c.o, Ö€ÖEµm; yd.Cic.o, EyEAaoa)3 • Und schließ-
lich kennen wir jetzt einige Verben mit Langvokal in diesen nicht-präsentischen Tempo-
ra, denen kein Kurzvokal im Präsens entspricht (µ€1..EL, µEA.i]oEL). Die Gründe für solche
Varianten sparen wir für später auf; vorläufig heißt es, sich an diese Tatsachen gewöhnen.
55.2 Ähnliches gilt auch für die Bedeutung vieler der nunmehr bekannten Formen. Wie bereits
bemerkt, sind bei weitem nicht alle Formen, die den Regeln nach möglich gewesen wä-
ren, tatsächlich in Gebrauch gewesen; und die Formen, die tatsächlich in Gebrauch wa-
ren, haben ihre Bedeutungsmöglichkeiten verschieden entwickelt. Das gilt für jede Spra-
che, und darin liegt zu einem großen Teil der Charakter und die Lebendigkeit einer jeden.
1 L. 50.3.
2 Dies gilt nicht für das Verb öEw >ich binde<, für welches Formen wie öoüv (Partiz. ), ÖlaÖOuµt:voi;
und dergleichen verläßlich überliefert sind. 3 L. 49.6.
APPENDIX GRAMMATICA L. 55 161
In unserem Zusammenhang handelt es sich hierbei hauptsächlich um die Bedeutung- von 55.3
uns her gesehen >aktivisch< oder >passivisch< oder noch anders- von Formen, diea potiori
als >Medium< oder >Passiv< registriert werden; z.B.
sog. Fut. M ed.: ß01)ooµm >ich werde rufen<,
yEAciooµm >ich werde lachen<; aber
'ttµi)ooµm >ich werde geehrt werden<,
aÖLxi)ooµm >mir wird Unrecht getan werden<;
Aar.Pass.: ft'tTftfuiv >ich wurde besiegt<,
i:qnA.f)fuiv >ich wurde geliebt<; aber
EÖEf)fuiv >ich bat<,
E<poßl]{hiv >ich fürchtete mich<;
Perf. Pass.: ÖEöouA.ooµm >ich bin versklavt< oder auch >ich habe jd. zu meinem
Sklaven gemacht< (L. 53.5),
>er (es) ist gemacht< oder >er hat etw. gemacht< (z.B.
J..Oyov, eine Rede gehalten), aber
XExtllµm >ich habe erworben<, >besitze<,
3tEcpOßl}µm >ich bin voll Furcht<.
Die verschiedenen Kombinationen dieser Varianten innerhalb der Serien von Stammfor-
men lassen sich in (recht zahlreiche) Gruppen einordnen. Wichtiger ist aber, daß man sich
eine Anzahl charakteristischer Stammformenreihen unverlierbar einprägt.
Hier folgt eine Auswahl; sie sind alle aus der Lektüre bekannt. Die unpopuläre Anstren-
gung des Auswendiglernens wird dringend empfohlen4 •
4 Vgl. auch - und wiederhole - die bereits früher zitierten Sätze von Stammformen.
5 >Ich habe losgekauft< (oder >bin frei<).
6 L. 36. 16: das Medium wird häufiger gebraucht; passivische Bedeutung kommt nicht in Frage
(und doch braucht Pindar einmal die Form EcrtQ<l'tEUÖT) - aktivisch).
7 Medium (aktivische Bedeutung; z.B. 'A.6yov Jt.).
8 Passiv - was natürlich in der 3. Person viel häufiger gebraucht wird als in der 1.
9 ·nµ<i>µm >ich werde geehrt< (Passiv) und >ich stelle einen Strafantrag< (Medium: L. 51/52, Anm.
5), Aor. E'tlµT)o6.µT)v, Perf. 'tE'tlµT)µm. Hierzu gehört das Fut. 't'Lµijooµm (Plato, Apo!. 37b),
welches aber auch als Passiv normal ist (>werde geehrt werden<; 'tlµT)-6i)ooµm ist klassisch sehr
selten).
162 APPENDIX GRAMMATICA L. 55
I I
10 Dies gilt auch von dem Synonym th]QEuw; dazu griech. Lekt. 52, Anm. 5.
11 Ein Aorist Pass. E'Ö'Eath]v taucht zuerst im N.T. auf. -Andere•Media tantum<(L. 36.15)wie z.B.
µTJxavaoµm (L.5112.5) s. L.56.17.
12 XQ<i>µm heißt nie >ich werde gebraucht<, aber ein Aor. Pass. txQi)oth] >wurde gebraucht< findet
sich einige wenige Male.
13 latm Mk. 5,29 •ist geheilt<.
14 Das unpersönliche ÖEi: µm kann als Aktiv hierzu gelten; sehr selten findet sich auch öt.w >ich be-
darf<. - Das Perfekt ÖEÖb}µm ist selten.
15 Präs. auch buµO„oµm.
16 Selten, spät, Fut. 1tOQE\Jttftooµm, 1tAaVTJttftooµm, Ä.\J1tfJttftooµm, cpoflTJttftooµm.
17 Perfekt erst im 4. Jh. und selten.
APPENDIX GRAMMATICA L. 56 163
LEKTION 56
1 yuµva;, -aörn; ist nicht nur Nebenform zu yuµv6;, sondern bedeutet auch •trainiert< und ist so-
gar (dialektisch) Synonym für yuµvaotov- freilich nicht vor dem 5. Jh. Die Herleitung der Ver-
ben auf -atw ist in der Tat nicht so simpel, wie es für elementare Zwecke erwünscht wäre (E.
Schwyzer, Griech. Gramm. 1 734). Wir folgen hier der traditionellen Auffassung.
2 Dies zeigt sich an den Nachwirkungen und im Vergleich mit anderen IE Sprachen, zumal dem
Alt-Indischen (Sanskrit).
164 APPENDIX GRAMMATICA L. 56
dies>Jot< früh aus, ohne eine Spur zu hinterlassen 3 • Anders nach einem Konsonanten wie
hier. Neben on:EuÖw - ton:Euoa illustrieren die d-Stämme EAAi~w - l'jAn:Loa und EQi~w -
TJQLoa die Regel: die Media d mit folgendem Jot ergibt~.
Kurz:
Wie gesagt, dies Jot und seine Nachwirkung ist auf den Präsensstamm beschränkt.
56.4 Die so entstandenen praktischen Endungen -i~w und -<i~w wurden an Tausende von
Stämmen angehängt, die keineswegs auf -ö ausgingen; so entstanden Verben wie voµi:~w
(v6µoc;), aywvi~oµm (ay<i>v), avayxa~w (avayxä), 6voµa~w (6voµa't-). Auch in den
anderen Tempora verhalten diese sich nicht anders als die echten d-Stämme.
56.5 c) Stämme auf -'t und-{}
't+ j ~ > 00
{} + j (Att. n)
A. Generell
In den übrigen Tempora stößt der Dental am Ende des Verbalstamms auf den Konsonan-
ten, welcher den Tempusstamm charakterisiert (-o- im Futur und Aor. Akt. und Med.,
-x- im Perfekt Akt.,-{}- im schwachen Aor. Pass.) sowie beim starken Perf. Pass. auf des-
sen konsonantisch anlautende Endungen. Das Endergebnis dieser Kombinationen ließ
sich an den Texten der griechischen Lektion ablesen. Es läßt sich in wenige einfache Re-
geln fassen ( z. T. bereits bekannt: L. 27 .1):
56.7 1. EAn:L[öJc;, EA.n:Cöoc;; so EAn:i~co, f)An:t[ö}oa; ipEuöw, ipru[ö]ow, n:Ei'Ö'w, n:f.n:Et[{}Joo:
1 ein Dental vor -o- fällt spurlos fort J
Kurz:
B. Zu einzelnen Tempora
1. Futurum 56.9
a) IlE(füo - J'tELOOO, avayx.a~oo - avayx.aooo, CJTtruÖro - mtruooo, :rtEC-froµaL -TtE(ooµm
- TtELoi}iiooµm: diese Formen sind normal aufgrund der vorstehenden Regeln. Ein
Spezialfall ist
b) otx(~oo - olxL<i> (im Unterschied auch zu X't(~oo - X't(ooo ); aber ebenso voµ(~oo - vo- 56.10
µL<i>, xoµ(~(l) - xoµL<i>, und entsprechend im Medium: ayoov(~oµm - ayoovwüµm und
ebenso xaQ(~oµm - XUQLOܵm.
Regel: Mehrsilbige Dentalstämme auf -(~w haben Futurum contractum.
Futurum contractum gleicht in allen seinen Formen dem Präsens eines Verbum contrac-
tum (voµL<i>, voµtEi~ ... wie :rcoL<i>, :rcotEi~ ... , xaQLoüµm, XUQLTJL ... wie :rcowüµm,
TtOLTJL . . . ).
Wir werden solche Futura auch bei einigen anderen Verbklassen finden. Dieser Typ ist
wesentlich attisch (daher auch >Futurum Atticum< genannt)6 • Seine Eigenart liegt darin,
daß als Kennzeichen des Futurums nicht der bloße Konsonant -s- zwischen Verbalstamm
und die Präsensendungen eingeschoben wurde, sondern -es-. Mithin stand sein -s- immer
zwischen Vokalen und mußte daher ausfallen. Somit blieb als Endung-Eoo übrig und ent-
wickelte sich ebenso wie im Präsens. Ein >s-Futurum< also, das sein -s- verloren hat.
2. Aorist 56.12
Zum Aorist ist nichts zu bemerken, als daß im Aktiv und Medium der Dental ausfällt
(~1tEt.[ß-]oa, E'PEU[Ö]oaµriv) und daß er vor dem --fr- des Aor. Pass. sich zu -o- wandelt
(E'PE\Joß-riv).
3. Perfekt 56.13
a) Vor dem -x- des Perfekt Aktiv fällt der Dental aus (:rtE:rtEt[ß-]xa).
Aber die Formen des
b) Perfekt und Plusquamperfekt Passiv müssen verstanden und gelernt werden. Benutze
dazu die folgende übersieht.
4 btEtoa - n:bteLxa, fiA.moa - i\A.mxa usw.: die Perfekta dürften in der Tat in Analogie zu tA.uoa -
A.tA.uxa, btotrioa - n:rnotrixa gebildet worden sein.
5 So auch in n:rnrnJitE (2. Plur. Perf.): das Sigma zwischen zwei Konsonanten in *:rtrnELitoite fiel
aus (L.22.3); das verbleibende erste Theta wurde vor dem zweiten zu Sigma. „Dental + m >
oµ«: Dies ist keine allgemein gültige Regel (man denke nur an Wörter wie toitµ6c;, :rtOQitµ6c;,
~uitµ6c;, n:6i:µoc;, fQEi:µoc;, olöµa); gültig aber im Perf. Pass. in Analogie zu allen anderen For-
men, vgl. Nr. t5f.
6 Bei Homer findet er sich allerdings vielfach, gleichfalls ohne -s-, aber meist nicht kontrahiert; 56.11
z.B. EQEW >ich werde sagen<, ayydt w >Werde melden<, ariµav€w >Werde anzeigen<.
166 APPENDIX GRAMMA TICA L. 56
Plusquamperfekt
*t'!'EiJÖ·µriv, E'!'EuÖ·oo, E'!'EuÖ·'to, hpEiJÖ·µEß-a, E'!'EUÖ·oß-E
! ! ! ! ! E'!'EUOµfVOL
E'!'EUOµflV' E'PEUOO, E'PEUO'tO, E'PEuoµEß-a, E'!'tuoß-E ~oav
·56.16 Mithin haben Dentalstämme im Perfekt (samt Plqu.) Passiv durchweg -o vor den Endun-
gen. Wir werden sehen, daß dies auf andere Stämme abgefärbt hat.
7 Lautgesetzlich würde bei z.B. *imtEt'Öv"tm das v zu a vokalisiert werden (wie in txm6v <
*kotum); mithin die End~ng -a'tm entstehen. Diese findet sich in der Tat oft bei Homer,
manchmal auch in (älterem) Attisch„ Da sie aber eher auf einen Singular zu de\lten scheint, hielt
sie sich nicht, sondern wurde, wie oben angegeben, durch Umschreibung ersetzt.
8 Starker Aorist.
9 >Ich vertraue<, starkes intransitives Perfekt Aktiv.
10 Andere Tempora selten und nachchristlich. Zum Ablaut oJtouöi] - oxE\JÖro vgl. <p"YTJ-<pruyw.
Vgl. onouöa~co (Nr. 8, mit Anm.)
11 Später (nicht Homer) als mtE\JÖco von Ti o1touöfi abgeleitet. Futur Aktiv oxouöaoco nachklas-
sisch, Aor. Pass. E01touÖa<J'Örj nachchristlich.
12 Futur (f:A.mci>) hellenistisch; andere Tempora noch später. Ähnlich EQ(~w.
13 Perf. Aktiv erst nachchristlich.
III. Beispiele von Stammformen: Dentalstämme
(zum Lernen!)
56. 17 1 1. 1tE(füo .1tEloW E1tELOa .1tE1tELXa überreden
.1tEtß-oµm 1tELofrfiooµm E.1tEicrfhiv 1tE1tELoµm überredet werden
.1tdß-oµm .1tEtooµm Emß-6µriv 8 .7trnmß-a9 sich überreden lassen, jd. gehorchen >
~
~
nnofrfiooµm E.1tEtoß-riv (mit Dativ) tT1
2. OtcE'ÖÖw otcEuow fo.7trnoa 10 eilen, etwas ernstlich betreiben ztj
3. '\PEVÖW '\PEuow E'\PEUOa (Akt. nicht häufig) täuschen .....
'\PEUÖoµm '\PEUooµm E'Prnoaµriv E'\PEuoµm lügen (täusche in m. Interesse) ><
G)
'PEUÖoµm "1rnofrfiooµm E'PEU~V E'\PEUoµm getäuscht werden, sich irren ~
LEKTION 57
57.1 Wir kennen längst Gutturalstämme wie /...f:y·w, Ötoox ·w und äQx·w (jetzt auch äYX·W) und
wissen seit L. 20.2, L. 21.1 - vielmehr seit unseren ersten Schreibübungen-, daß Guttu-
rale vor -s (nicht etwa, wie Dentale, verschwinden - JtE(Öw, JtE(ow-, sondern) mit dem -s
den Doppelkonsonanten bilden, der im lat. Alphabet >X< geschrieben und im griech.
Normalalphabet durch das Zeichen E, ;, angezeigt wird. Also, wie bei 'tfrn; 'tETityrn;,
q:ru/...a; q:ru/...axoi;, övu; övuxoi;, so /...f:yw, /...t;w, ll..E;a; füwxw, öiw;w, Eölw;a; äQxw,
äQ;eo, ~Q;a; ö€xoµm, ö€;oµm, töE;aµ11v.
A . Präsens
In der gegenwärtigen Lektion fanden wir nun, daß
57.2 zu cpu/...a;w, tcpu/...a;a das Präsens cpu/...aoow (-nw) heißt;
zu 'taQa;w, haQa;a das Präsens 'taQ<ioow, aber
zu m(;w, ECJ'tt;a das Präsens m(~w.
Man schließt leicht, daß es auch bei den Gutturalstämmen zwei Arten der Präsensbildung
gab, nämlich auf-ö und auf-jö, und daß, wie bei den Dentalen, Tenuis und Aspirata, d.h.
x und x, mit j > -oo (-n) ergeben, und Media, d.h. y, mit j > ~-
57.3 Wiederum aber- wie bei den Dentalen - ist die Sprachentwicklung keineswegs durchweg
diesem Prinzip gefolgt; sie ist vielmehr in sehr vielen Fällen durch (eigentlich unpassende)
Analogien bestimmt worden.
Merke dir also als wesentlich:
57.4 1. Präsentia auf -ooeo (-nw) und -~eo sind nicht etwa Stämme auf-o oder -'t oder-~; sie
sind vielmehr verkleidete Guttural- oder Dentalstämme; und zwar folgendermaßen:
2. ein Präsens auf
a) -0000 ( -noo) kann Dental sein: Jt/...aoooo, Jt/...aow; ist aber meist Guttural: cpu/...aaaw,
cpuA.a;w (cpuA.a;, cpuA.axoi;); so 'taoow, 'ta;w; JtQ<loow, :rtQa;oo (obwohl -y-: 'tay6i;,
:rtQäyoi;);
b) -tw (-Cteo, -atw) kann Guttural sein: mCtw, CJ't(;w; ist aber meist Dental: t/...:rtC~w,
fi/...:rttoa (t/...:rttö-); so x't(~w, x-t(ow; voµCtw, voµui>; övoµatw, 6voµaooo.
57.5 Umgekehrt mußt du dir der verschiedenen Möglichkeiten bewußt sein, wenn du das zu
einem anderen Tempus gehörende Präsens erschließen willst, z.B. E.1tmoa, .1tE.1tmxa
können zu Präs. Jta(w gehören, aber auch zu .1taCtw; das Präsens zu rnEtoa ist .1tE(Öw, zu
ECJEtoa aber OELW. Ein Aorist auf -;a kann ein Präsens auf -xw anzeigen (tölw;a), oder
auf -yw (EA.E;a) oder -xw (fiA.EY;a), ferner auch - oft - eines auf -ooeo (-nw: tcpuA.a;a)
oder - selten - auf -~eo (lmt;a).
Du siehst, wie nötig es ist, die Stammformen vieler Verben im Kopf zu haben.
nige 2 ; im 5. Jh. werden sie häufiger; und Formen, die auch damals noch ungebräuchlich
waren, tauchen manchmal in viel späterer Zeit auf.
Es versteht sich, daß - bei k-Stämmen - kein (>schwaches<) Perfekt mit -x- Erweiterung
des Stammes möglich war; soweit solche überhaupt gebildet wurden, waren sie >Stark<;
z.B. 1tE3tQay·a, 1tE1tAT)y·a, ~Qx·a. Meist wurde dabei der Guttural aspiriert, z.B. bei
Ölooxoo - ÖEfüooxa, <puA.6:0000 - 1tE<piJA.axa, ÖnaA.A.6:0000 - anf)A.A.axa, 'taoooo - 'tE'taxa;
und neben dem intransitiven 1tE1tQaya (z.B. EU n. >es geht mir gut<) steht transitives nE-
JtQUXU >ich habe (etwas) getan<.
2. Perfekt Passiv und Aorist Passiv 57.7
Das gleiche Problem wie bei den Dentalen (L. 56.12-16) mußte sich hier (und bei allen
Konsonantstämmen) bei dem Zusammenstoß des Stammkonsonanten mit dem --tt- des
(schwachen) Aor. Pass. und mit den Personalendungen des Perf. Pass. ergeben.
Die Lautgesetze, denen die Sprachentwicklung dabei folgte, sind bekannt seit L. 3 .25 und
L.21.3 und 5. Das altbekannte Zauberwort, mitdem die meisten dieser Probleme bewäl-
tigt wurden, heißt
3. Assimilation 57.8
Es ist nützlich, diese jetzt in weiterem Rahmen zu betrachten. Wir wissen, daß ein Kon-
sonant vor aspiriertem Vokal oder Aspirata selbst zur Aspirata wird: oux ÜEL (aus oux);
und so denn Elhooxfuiv (aus EÖLoox-) und ilxihiv (aus T)y-).
Wir wissen ferner, daß EJt'tci neben Eßöoµo~ steht und ox'too neben öyöoo~. Dies bedeutet
einfach, daß die Muta vor einer Aspirata selbst zur Aspirata wird, vor einer Tenuis zur
Tenuis und vor Media zur Media; kurz: daß die erste sich der >Artikulationsart< 3 der
zweiten angleicht.
Dies ist offenbar eine physiologische Folge des Baus unserer Sprachwerkzeuge: >assimi-
liert< sprechen die verbundenen Konsonanten sich am bequemsten. Und dies gilt nicht
nur für die Verbindung von Mutae (ÖföEX'tm, EÖLwxfui). Formen wie ÖEÖEyµm und 'tE-
'tayµ€vo~ zeigen, daß zum weichenm die (weiche) Mediag sich gesellt. So ergibt sich das
1 So m(tro, otµwtro 'tLvaooro, 'taQaooro. Das gleiche gilt weithin auch für Dentalstämme (oben
L. 56.17-18).
2 Aber viele, die formal und in ihrer Bedeutung von dem späteren Typ stark verschieden sind.
3 Dieser t.t. bezeichnet, wie (>weich< oder >hart<oder >gehaucht<) die betr. Muta >artikuliert<wird.
170 APPENDIX GRAMMATICA L. 57
Die einfachen Formen des (fast immer schwachen)Aor. Pass. sind aus den folgenden Bei-
spielen zu ersehen:
Wurzel
äyw ö.y ä!;w fiyayov 4 (fixa} fiyµm ilxihrv treiben, führen
Ö.QXW Ö.QX dQ!;w T)Q!;a (fiexa) 5 fieyµm fi~v erster sein
fü<.Oxw füwx öui>!;w tfüw!;a (bt:öiwxa )5 (öefüwyµm )6 töui>x&r)v verfolgen
t'>..f:yxw f;..eyx tl.ey!;w TJAE)'!;a tl.ijl.E)'µm 7 ~A.tyx&r)v kritisieren
fxw (s)EX (~!;w ~axov etc.: L. 68) halten, haben
cpeuyw <peu/uy cpru!;oµm ~<puyov necpeuya fliehen
öexoµm öex öe!;oµm EÖE!;ciµT)V ötöE)'µm _8 auf-, annehmen
aMciO(J(I) 9 ill..ay ill..a!;w f}Ua!;a - 10 f)Uayµm fiUax&r)v ändern
i\MaYTJV
(n:At')oow) 1 1 TCATJY rcl.i)!;w fa>-11!;a TCETCATJYU tttnl.T)yµm tn:J.ijYTJv schlagen
'tUQUO(J(I) 'taQUX mQa!;w h<lQa!;a 'ttcaQayµm haQ<ix&r)v verwirren
'tclOOW Tay T<l!;w ha!;a (Tttaxa) 12 Tf'tayµm hax&r)v hinstellen
<pUAaOO(I) cpul.ax cpu>.a!;w tcp\JJ.a!;a (necpul.axa) 12 necp\JAayµm tcpuMx&ri bewachen
atCtw atly atC!;w ~att!;a ~attyµm brandmarken
ocpa~w 13 mpay ocpa!;w focpa!;a focpayµm EO<JlclYTJV schlachten
ocp<inw
4 Aor. Akt.: der einzige mit (attischer) Reduplikation; Perf. Akt. nachklass. und selten.
5 Perf. Akt. nachklass. und selten.
6 Perf. Pass. zuerst in Ev. Mt. 5, 10.
7 Perfekt mit attischer Reduplikation {73 .11 ).
8 Aor. Pass. spät und selten.
9 Durchweg, für -oow, spezifisch attisch (auch boeotisch und kretisch)-nw (so z.B. die Komödie,
Plato, Demosthenes); aber -oow (wie Homer) Tragödie und Thukydides.
10 In Komposita manchmal Perf. Akt., z.B. (in:t')AJ.axa.
11 Das Simplex wird im Präsens klass. nicht gebraucht (man sagt naiw oder 'tU1t'tro); wohl aber
txnl.t')ooro, welches in der übertragenen Bedeutung >erschrecken< Aor. Pass. mit Ablaut t!;t-
1tAclYTJV hat. - Vom Perf. Pass. abgeleitet das Fut. Pass. 1trnA.f(;E'tm (griech. Lekt. II Jl).
12 Perf. Akt. spätklass. und selten.
13 g-Stamm, daher -t-; aber attisch meist -TI-.
14 Gleichermaßen T)yfoµm (vorangehen), mit Genetiv >führen< (auch mit Dativ: >beteiligte Person<:
>Führer sein für jd.<).
APPENDIX GRAMMATICA L. 58 171
Medium: (tQXoµm ich fange etwas an, das ich selbst weiterführen werde (f)Q;a.To TO'Ü 1.6-
you >er begann seine Rede<).
Wenn ausgedrückt wird, daß etwas >beginnt<, wird das Medium viel öfter gebraucht als
das Aktiv.
Wenn jemand etwas beginnt, kann das Begonnene auf viele verschiedene Weisen ausge-
drückt werden:
1. durch ein Nomen im Genetiv: (tQXE'tE TOÜ 3toMµou 15 >ihr laßt den Krieg ausbrechen<;
btEL"tEQ rum; ~Qyµm TOÜ n:6vou 'toUTOtl >nachdem ich einmal diese Mühe auf mich ge-
nommen habe<;
2. oder durch einen Infinitiv (wie im Dt. und Lat.): llQXOVtO 1tOAEµEtv;
3. oder durch ein Partizip: T)Q;a.To Af.yoov.
Außerdem merke äQxf)v (tQXW >ich bekleide ein Amt<.
nauoo 57.12
Jtauoo Ti)v µltXTJV, µa.xoµtvoui; >ich mache dem Kämpfen (anderer) ein Ende<;
n:a.uoo a.ÜTÜV Tf)<; µaxrii; >ich mache ihn aufhören mit Kämpfen<;
1tO.Uoµm µltXTJ<;, µa.xoµEVO<; >ich höre auf ZU kämpfen<.
Auch intransitiv - nur Imper. Präs. Akt. - na.fü: >halt!<;
n:aüE, :n:a.üio TO'Ü l.6you >hör auf mit deinem Gerede!<
LEKTION 58
Bl.f.rtoo, AEtrtoo, TQLßoo, YQ<i<poo: wir kennen längst Stämme, die auf Labiale auslauten; er-
sahen aus Beispielen, daß Stämme auf -pt (wie ßl.<inToo - ßl.<i'tpoo, xAf.JtToo - xMlpoo,
XQU1t"too- XQU'tpoo) keine t-Stämme sind (so wenig wie <ptiA<iTTOO - <pul.a;oo ), sondern La-
bialstämme mit eigenartigem Präsens.
A. Präsens
Die zuerstgenannten Beispiele sind offenbar wiederum Präsentia auf -oo, während dieje-
nigen auf -1tTOO sich aus -jö entwickelt haben.
15 Warum der Genetiv? Die weite Bedeutungssphäre des Genetivs erlaubt verschiedene Antwor-
ten, deren keine voll befriedigt. Ist er beibehalten von der Nuance des >Erster-seins<, des >Herr-
schens über<? Oder wird der >Bereich<gedacht, innerhalb dessen das >Anfangen<sich abspielt?
Also >echter< Genetiv? Oder >ablativischer<?
172 APPENDIX GRAMMATICA L. 58
1 Aktives ~'tQrutOV, intransitiv, begegnet bei Homer und ihm folgender Dichtung.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 58 173
7 Es gibt einige feststehende Ausdrücke dieser Art ohne Attribut, z.B. <puA.a.xa~ <puA.aoonv >Wache
stehen•, <p6Qov <pfQELV >Tribut zahlen<.
58.13 8 Man nennt solche Akkusative auch >inneres Objekt<. Bedenke aber, daß es sich um intransitive
Verben handelt. Jedenfalls bietet sich der Akkusativ-der >Wohin-Kasus<- für diesen Gebrauch
ebenso natürlich an wie als Objekt transitiver Verben und als >Akkusativ der Beziehung< (>Accusa-
tivus Graecus<), wie l:\JQO~'toy€vo~ •ein Syrer in Bezug auf Abstammung (der A. nach)<, L. 321 A
und Bt und voodv 'tO ofuµa. >krank sein am Leibe<. Vgl. L.6.2.
APPENDIX GRAMMATICA L. 59/60 175
LEKTION 59
LEKTION 60
1. Verba liquida
Verba, deren Stamm auf eine Liquida(/ oder r) endet (ayyEA-, xaßaQ-) und >Verba nasa- 60.1
lia< (-m oder -n, z.B. VEµ- oder µev-) verhalten sich fast durchweg gleich. Hier zunächst
die Verba liquida.
"' .
60.7 1 Der Aorist von CllQCO hat T] nur im Indikativ-wo es Augment ist-, sonst aber a (frQ<.0, äQClLµt etc.
und CtQWµm, CtQa(µriv etc.). Das kommt daher, daß die kurze Form dieses Verbs das Endprodukt
einer langen Entwicklung ist: seine Wurzel war ursprünglich \1 &.FEe-: daher Präsens <ifEQLo.> >
ö.FE(Qro > Ö.tLQ<.O (so Homer)> ai'.Q<.0. Die entsprechenden alten Formen des Futurs (afEQO& >
Ö.EQ&) und des '\orists (i\fEQOCl > fiEQCl = fJELQCl, Konj. 0.FEQoW > Ö.EtQCO) wurden analog kon-
~rahiert zu Fut. CtQÖ> und Aor. ~QCl , Konj. CtQCJJ etc.; immer mit lt. Entsprechend Med. T]Q6.µriv,
äQwµm etc.
2 Also anders als bei W..c;, W..6<; (L. 25.2) und Qt]'tWQ- QTJ'tOQOLV (L. 25.1 ), anders auch als beim Perf.
Pass. eben dieser Verba liquida (z.B. T)yyEA.om, Nr. 10).
APPENDIX GRAMMATICA L. 60 177
Dabei wird
E > E = Et: m:OJ„w - EcrtELA.a, EITTELA.aµriv.
a > 11 : xatlaCew - txafrriea, haÖt}eaµriv.
Also auch hier: s-Aorist ohne -s-.
Beispiele der Modi:
i')yyEtAa, ayyEtAW, ayydA.mµL, Ö."(YELAOV, ayyEtAm, ayyE(Afö;,, -Ö.V, -äoa.
txa'Ö'r)ea,xafrfiew,xafrfieaLµt,xa'Ö'r)Qov,xaßftQat,xafrfjea~,xat}f}Qav,xafrfjeäoa
EJtflYYELA.aµriv, btayyECA.wµm, tnayyEt.A.aCµriv, ErtayyELA.m, bcayyECA.ao'ftm, btayyn-
A.aµEVo~, -ov, -ri;
~Qa, Ö.QW, CtQmµL, UQOV' X'tA.; fieaµriv' agwµm, clQaiµriv' X'tA.
N .B. ßaUw hat starken Aorist: tßaA.ov, tßa/..6µriv.
4. In den übrigen Tempora (Perf. Akt. und Pass., Aor. Pass.) 60.8
zeigen einsilbige E-Stämme Ablaut auf -a-; z.B.
m:tUw - tm:aA.xa, tm:aA.µm, tm:aA.11v,
(aber Q"(YEAAW - TtY'fEAXa, i')yyEJ..µm, TJYYEA{hiv)
cp'ftdgoo - tcp'ftaexa, tcp{}aeµm, tcp{}agriv.
5. Perfekt Aktiv 60.9
(von vielen dieser Verben selten, von manchen gar nicht bezeugt) meist >Schwach<(mit
-x-); z.B.
6.yytA.A.oo - i\yyEA.xa; m:tUw - Em:aA.xa
cptlEtQW - Ecp{}aexa; atew - ltgxa.
Neben fütcp{}aexa findet sich das starke Perfekt ÖLtcp{}oga 3 •
6. Perfekt Passiv (Medium) 60.10
Völlig regelmäßig; jedoch bedenke:
a) Sigma zwischen Konsonanten fällt aus (wie immer), z.B. also ftyyEA.[o]'ftE,
t;yyt/..[o}ftm, ExExatlae[o]tlE, Ecp{}ae[o]tlE, tcp{}ae[o]tlm;
b) 3. Plur. wird- wie gewöhnlich bei Konsonanten-Stämmen- umschrieben (>periphra-
stisch gebildet<), z.B. tocpaA.µtvm Elo(v (cbotv, EiEV, ~oav).
Also z.B.
TjyyEA.-µm, -om, -'tm ... ; fjyyEA.µtvo~ cb (~L~ , f}t ... );
T]yyEA.µtvo~ Etriv (ElT)~, Etri .. . ); ftyyeA.oo, i)yytA.[o]tlw ... ; fiyytA.'ftm.
3 Das Simplex ~<p{}oQCl selten und spät; aber Ölecpf}oQ<l >habe verderbt, zerstört< ist klassisch nor-
mal; während dasselbe später vielmehr mit intransitiver Bedeutung (>bin ruiniert<) gebraucht wird.
178 APPENDIX GRAMMATICA L. 60
In II Bund III A6 stehen Partizipien im Genetiv als >adverbiale Bestimmungen< zum gan- 60.15
zen Satz - was wir >absolute (d.h. unabhängige) Genetive< nennen. Dergleichen läßt sich
im Deutschen nicht nachbilden: wir brauchen ein Verbum finitum in einem Neben- oder
gar Hauptsatz (>als er sagte•; >nachdem das Heer vernichtet war<).
Es dürfte sich lohnen, in gleicher Weise sich die Funktion der Partizipien in anderen Sät-
zen (I C2; Dt; E4) begrifflich klar zu machen.
LEKTION 61
1. Verbstämme auf -m und -n (Nasalia)
A. Formbildung
Im Prinzip wie die eigentlichen Liquida (-1, -r; L. 60); praktisch bleibt zu bemerken: 61. l
1. Präsens
a) Stamm + w: veµw, µE\lw;
b) Stamm + jw: (weit häufiger): Effekt wie bei r-Stämmen: Jot fällt aus; dadurch ergibt
sich bei
a) vorangehendem a und E ein i-Diphthong (a > m, E > EL):
qm(vw (< "'q:;<h·jw; vgl. xattaCgw < >:·xattaQjw), µwCvw (< •:·µuiv·jw); x"tECvw 1
(< *x'tf'v·joo; vgl. q:;ttEtQW < ''"q:;ttegjoo );
ß) vorangehendem t und u eine Längung:
I I I /
::·xA.tv·jw > XALV(l) (t > i:); *aµuv· jw > aµüvw (u > ü).
2. Futurum contractum (s-Futur ohne s) 61.2
qmvfü, µLClVCÖ, X'tEVCÖ, XQLVÖ>, aµuvffi; <JIUVO'ܵm, aµuvoüµm;
aus '~q:;aveaw, *q:;aveaoµm etc.;
konjugiert wie JtOLCÖ und n:otoüµm.
3. Aorist Aktiv und Medium (s-Aorist ohne s) 61.3
s nach m und n fällt aus mit Ersatzdehnung; dabei wird
a nach (E) l, (Q) zu> ä: E,:t(äva (< *tµCavaa);
a sonst zu > 11: E<JITJVCl, futEq:;rivaµriv (< „, -q:;avmiµ11v);
E > E, geschrieben EL: €µEtva, EX'tELva1 , EvELµ<iµriv (< *EX'tEvaa, ... );
t > i: €xA.iva (< *€xA.tvaa);
u > ü: h<ix;uva (< *hax;üvaa).
So wird also z.B. auch *EvEµaa > EvELµa, *Tjµwaa > ilµüva, "'flµuva<iµT)v > fiµüv<iµriv,
und Formen mit und ohne -s- bleiben identisch; z.B.
€µEtva, -a~, -E ... wie €A.uaa, -a~, -E ... ;
µE(voo, -riL~, -riL ... wie A.uaw, -riu;, -T]L ... ;
µE(vmµL, au;, m (-ELa~, -ELE) ... wie A.uamµL, -m~, -m (-n(l(;, -ELE);
µEtvov, µELVCt'too ... wie A.iJaov, A.ua<i'tw ... ;
1 Das Simplex X'tEtvc.o, vorwiegend in Dichtung gebraucht, findet sich selten in Prosatexten: dort
ist futoxuivw normal.
2 Neben EX'tEtVa findet sich in poetischen Texten häufig der starke Aorist (mit Ablaut a < E, vgl.
L. 60.8) EX'tavov; von WtOX'tEtVW in Prosa fast nur der schwache Aorist WtEX'tELVa.
180 APPENDIX GRAMMATICA L. 61
Perfekt
Indikativ Konjunktiv Plusquamperfekt
n:t<pao·µm Jl:E<paoµE\lo~ ili, ~L~ ... f·Jt:E<pUCJ·µT]V
~----=-~-'--~~~....:......=c~~~---1
Optativ
JtE<pav·om :rtE<paoµtvo~ ELTJV ELTJ~ .. . EJtE<pav·oo
n:t<pav·'tm 1---~~~~~~~~~~---I
e·:rtt<pav·'to
Infinitiv
:rtEcpao·µEtta Jt:E<p<ivttm
f---'-~~~~~~~~~----l
e·JtE<p<io· µEtta
Imperativ
nt<pav·tti:: nt<pavoo, :rtE<p<ivttw, tnt<pav·tti::
n:i::cpao·µtvm Ei'.o(v ntcpavftE, JtE<p<ivttwv :rti::<paoµtvm ~oav
61.6 3 xf..ivm >beugen< hat Perf. xi§xf..txa (nachklassisch) vom kürzeren Stamm xf..t- (vgl. fyxf..tnx6v),
der im Präsens (und von dort auch im Futur und Aorist) mit -n erweitert ist (vgl. Ti xf..LVTJ). Ähn-
lich auch XQLVOJ; darüber später (L. 66.6).
APPENDIX GRAMMATICA L. 61 181
4 Der erste Text der griechischen Lektion zeigt, daß dieser Unterschied der Bedeutungen nicht
ausnahmslos gilt.
5 So auch fitaxuv{hiv zu ataxuvoµm >schäme mich•, mit dem Futur ataxuvth']ooµm (mehr dar-
über L. 70.10).
10 PI. Apo!. 35d; vgl. Text III B2 aL't(av E~E'tE >ihr werdet beschuldigt werden<.
B. Beispiele von Stammformen 00
N
-
Verbalstamm 1 Fut. Aor. Akt. Perf. Akt. Perf. Pass. Aor. Pass.
t. vtµco VEµ- VEµÖ> Evnµa (-VEVEµf!XO f vtvtµriµm EvEµi)'ÖT]V zuteilen
2. µtvoo µEV- µEV<Ö iµnva µEµEvflxa l)leil)en
3. aµi>vco aµuv- aµuv<Ö ilµüva helfen
aµiivoµm &µuvoüµm fiµuvaµriv sich wehren
L
4. i:axuvoo taxuv- i:axuv& Etaxüva beeilen
5. XtE(VOO'r X'tEV- XtEVW i·x-tELVa -EX'tOVa s. 61.10 töten >
"'tl
E'Ktavov ""t'l1
6. cpa(voo cpöv- cpavoo E<pflVO (1tE<payxa) 6 :rtEcpaoµm E:q:iavih]v heUmacnen z
cpa(voµm (iocprivaµriv) 1CE<pf1Va JtE<paoµm E<JlUVTfV scheinen ö
S1 cpavoüµm
l cpavfiooµm ><
C')
7. Eucpga(voo EU<pQÖV- EU<pQÖV<Ö flU<JlQÜVa erfreuen :x:i
EÜ<pQa(voµm s1 Eucpgavoüµm riuq:igavih]v sich freuen >
~
l EU<pQavßilooµm ~
8. µa(vco 8 µav- Eµriva rasen machen >
""i
µa(voµm 6 rasen ()
~ 1 (µavoüµm.) µtµriva Eµavriv -
l (µavftooµm) >
9. µm(vco µu"iv- µu"ivoo E:µCäva (µEµ(ayxa )6 µEµ(aoµm E:µtavfhiv beflecken t""'
10. _.Q!lµa(vco ~av- oriµav<i> E:oi)µriva (oEoi)µayxa) 6 otoi)µaoµm E:oriµavfhiv bezeichnen °'-
t 1. xAfvco xA.t(v)- 9 XALVOO ixA.i:va (xtxA.txaf XExAtµaL E:xAL{v)ß'tlv l>eugen
6 Formen in Klammern sind selten und/oder spät; Formen mit - am Anfang sind nur für Komposita (nicht für das Simplex) bezeugt.
7 Vgl. Anm. 1 und 2.
8 Präsens des Simplex erst in der Kaiserzeit bezeugt, aber €xµa(voo (>von Sinnen bringen<) ist klassisch.
9 Oben, Anm. 3.
APPENDIX GRAMMATICA L. 62/63 183
Der oben zitierte Genetiv dagegen - ein >eigentlicher< Genetiv, also ein >Genetiv des Be-
reichs< - meint offenbar: ungerecht, frevelnd >im Bereich der Götter<; da wäre also ein re-
ligiöses Vergehen bezeichnet. Das ist kultische Formel. Die hochadlige Familie der Alk-
meoniden wurde im 6. Jh. aus Athen verbannt, weil sie politische Gegner am Altar der
Stadtgöttin getötet hatte. Das war ein ayoi; 'tf)i; örnü - ein Frevel (natürlich nicht >der
Göttin<, sondern) >im Bereich<, mithin >an< der Göttin. Als UAt'tijQlOL 'tf)i; ßrnü wurden
die Alkmeoniden verbannt. Wir kennen diese offizielle Formel aus Thukydides (1 126, 11 ;
auch ebd. 2) und Aristophanes (Equ. 445); es ist fast dieselbe wie in unserer oben zitier-
ten, viel jüngeren Inschrift.
LEKTION 62
LEKTION 63
1.
Was die Formenlehre anlangt, so behandelt der Rest dieses Lehrgangs 63.1
»Unregelmäßige Verben«
Es gibt keine »unregelmäßigen« Verben. Es gibt aber viele, und wichtigste, Verben, wel-
che ein Tempus, und oft mehrere Tempora, nach anderen »Regeln« bilden als etwa /..uw,
ß/..rut'tW, ayyfA/..w. Sie werden im folgenden unter die verschiedenen Tempora subsu-
miert, beginnend mit dem Präsens. Wenn ein hierher gehöriges Verb auch in anderen
Tempora Besonderheiten hat, werden diese meist bereits hier erwähnt, aber auch bei den
betreffenden Tempora wiederholt; ganz ohne Willkür geht es dabei nicht ab 1 .
Wir beginnen mit Verben, deren Präsensstamm, gegenüber dem Verbstamm, Redupli- 63.2
kationen des Anfangskonsonanten zeigt. Solche Reduplikationen kennen wir als nor-
mal vom Perfekt, bei welchem -E- zwischen den beiden Konsonanten steht (Ä.E·/..vxa,
߀·ßÄ.aµµm). Beim Präsens ist sie recht selten, und der Zwischen-Vokal ist nicht -E- ,
sondern -t- (y(·yvoµm; n(·Jt'tW ).
1 Wir werden z.B. finden, daß, bei verschiedenen Präsens-Typen, etwa das Futurum von der Dehn-
stufe gebildet wird (cp{h'jooµm) oder das Perfekt Aktiv mit o-Ablaut (wie in 1tEµJtW -1trnoµqm,
vgl. dt. treffe - getroffen) oder der Aorist Passiv mit a-Ablaut (wie in q:>'ÖEiQW - Eq:>'ÖO.Qll, vgl. dt.
treffe - traf).
184 APPENDIX GRAMMATICA L. 63
2 Die Länge des Iota wird von der antiken Grammatik bezeugt. Sie ist überraschend und schwer zu
erklären; vielleicht nach dem Vorbild von Q&t'too •werfen<?
APPENDIX GRAMMA TICA L. 64 185
n6U' ayaiM. am; aber Doppelkürzen wie am Anfang von E2 ("' . . . - '"'-)und gar in Et
<l>; e!;CXJtCVll; (- - ............ -) sind tragischem Stil zuwider.
LEKTION 64
Gegenüber dem Verbstamm zeigt sich der Präsensstamm durch das Element -sc- erwei- 64. t
tert, und endet prinzipiell auf -Loxco nach Konsonanten (z.B. E'ÖQ·(axw) und auf -axco
nach Vokalen (z.B. i}ßa·axw); aber 6.Jtoitvri·Laxco fügt sich dieser so natürlichen Regel
nicht.
3 Passive Formen, z.B. ~EX'Ötl •wurde geboren<, gibt es erst in nachchristlicher Zeit. 63. 10
-4 Ebenso gewiß auch der leichtfließende >katalektische iambische Tetrameter< 1 G.
186 APPENDIX GRAMMATICA L. 64
Also Stammformen:
II 1tCtCJX(J.), 1tE(aoµm 6 , ~nattov, ittnovfra >erfahren<, >erleiden<.
B. Präsens: Stamm erweitert mit -Lax 64.6
1. EUQtO'X(J.)
Es gibt kein Präsens "'EUQE(J.). Aber die übrigen Tempora werden von dem Verbalstamm
EUQE- abgeleitet. Dabei merke
a) Aor. Akt. (und Med.) stark: T)VQOV (T1UQ6µriv);
b) Aor. Pass. flUQEt}riv, mit -E-.
c) Wie bekannt, wurde riu in nachklassischer Zeit zu EU; also z.B. T)VQOV > EVQOV,
T)ÜQT)X.a > EÜQT)X.a.
Also:
II E'ÖQ(OX(J.), EUQTJO(J.), T)VQOV, T)ÜQT)xa, T)ÜQT)µm, flUQE'Ö'r}V >finden<.
2. O'tEQLO'X(J.) 64.7
Alle Tempora regelmäßig von (ano-)<rtEQE(J.). Beide Formen des Präs. waren nebenein-
ander im Gebrauch; die E(J.)-Form, in Prosa, normalerweise mit der Präposition (d.h. wie
futoßvf]Loxw, so aitocrtEQEm); auch die anderen Tempora haben in Prosa meist Uito-.
3a. <ivä/...(axco < ':·<ivaf a/...(ox.co, V Fa/... 64.8
Alle Tempora regelmäßig von aväA.6ro. Im Präs. überwiegt die -toX(J.)-ßildung seit
dem 4.Jh. Das Augment - nach der Präposition av(a) - ist 11 < ä.
3b. Das eigenartige Simplex Medium <i/...(ax.oµm 7
dient als Passiv zu alQE(J.) 8 • Auch hier werden die Tempora wie von dem 6w-Präs. gebildet
(welches von diesem Simplex nicht gebraucht wird). Sonderbar sind die aktiven- und of-
fenbar intransitiven - Formen des Aorists und Perfekts; die Form ihres Augments erklärt
sich aus dem (ursprünglichen) anlautenden Digamma: f.Fa). .(J.)v, FEFa/...(J.)xa > EÖJ...cov 9 ,
t&A.(J.)x.a. Zumal im ionischen Dialekt wird dies ta > fi: fiA(J.)V, fiA.wxa.
Stammformen:
'\. , .~
a) QVÜAt0)(.(J.),t
L - ... , .
.t. ;;.'\. ,
UVUJ\.CJJO(J.), L ''\.
UVT)f\.(J.)Oa, L ;'\.
UVT)f\.(J.)X.a, L ''\.
UVT)l\.CJJµaL, L
UVT)l\.COv .,v >au fw en d en<
uVUf\.Q(J.)
b) <i/...(ax.oµm, <iA.cl>aoµm, EfxA(J.)V (ilA(J.)V), UtA.coxa (il/...wxa) >genommen werden<
4. ßvf]Loxw (in poetischen Texten); Uitotlvi)Loxw (in Prosa). 64.9
Aber Perfekt i:tttVT)xa (durchweg ohne Präposition). Die verschiedenen Formen der
Wurzel V t}v in den verschiedenen Tempora erklären sich wie bei den Verben in L. 63;
a) Schwundstufe: ttv-; b) Grundstufe: ttav- (vgl. ttavai:o~);
a) mit TJ-Erweiterung (wie z.B. bei yEVi)aoµm, oben L.63.3) > ttVT);
Präsens: ßvf]·LOX.(J.), Uitoßvf]LoX(J.), Perfekt: i:t·ttVT)·xa.
b) Futur (contractum - wie bei den normalen Verba liquida; Medium):
(ano-)t}avoüµm; Aorist (stark): (Uit-)tttavov.
Zum Perfekt: Die häufigen, kürzeren Formen wie i:Etlvämv (i:Eßvf]xamv), i:Ethiavm
(i:EttVT)x.tvm), i:EttvEcl>~ (i:EttVT)xw~) werden L. 73.13 behandelt.
Stammformen:
II futottvr)toxw, futoitavoüµm, futtitavov, "ttfrvr]xa >sterben<
P.S. Es ist bereits bekannt (L. 61.9), daß (futo-J6vfltoxw (mit foto, EX, n:aQ<i) als Passiv
(>getötet werden<) dient.
II. Metrum
64.10 A
Theognis 1 C: wohlbekannt (wie z.B. L. 32 II E; L. 26 II G; oben, L. 26.20): Distichon;
sein erster Vers (daktyl. Hexameter) = A3; der zweite (Pentameter) = Al.
B
Die Komödienverse 1 G wären auch in Tragödien möglich; nicht so II C2; warum?
c
Euripides, II Jl; Singverse wie L. 63 II E3 (oben, L. 63. 9): freie Glykoneen.
LEKTION 65
1. Yl yvci.>oxoo 65.8
a) Aspekte der Tempora: Präsens: y(yvoooxf (I Al) >lerne kennen<, >bemühe dich zu er-
kennen< (ähnlich A2-4); (AS) >kannst du verstehen, was du liest (am Lesen bist)?<; Ao-
rist: EyvUJV (C) >bemerkte<; Eyvw (D) >lernte kennen<; yvotrii; (F2) >erkennen<; Perfekt:
tyvooxa (Fl) >ich (habe es aus diesem- seiner Folterung- erkannt und) weiß es jetZt< 3 •
b) Verwendung in Satzzusammenhang: mit Akk. Objekt: yv<i>th oaui:6v; mit Neben- 65. 9
satz: µfi yvoirii; öi; d (F2); beides kombiniert: At; mit Partizip: ytyvci>oxw aVÖ'QCOJtOi;
WV (A2): >daß ich<; (ytyvci.>oxw aV'Ö'QC0:7tOV ÖV'ta UU'tOV >daß er<); mit Infinitiv:
owcpQOVftV EyvUJV (F3) >entschloß mich, beschloß<.
2. ÖLÖ<ioxoo (vgl. L. 36.13) 65. 10
Wie im Deutschen (>ich lehre dich Griechisch<) steht das, was gelehrt wird, im Akkusativ
- und die Person, die belehrt wird, gleichfalls. Also findet sich ÖLÖ<ioxco mit einem einfa-
chen Akkusativ (II A 1 ; B 1 : das Gelehrte, und B2: der Belehrte) und auch mit doppeltem
Akkusativ (B3 und B4; vgl. L. 58.12). Über die Möglichkeit des Deutschen hinaus kann
2 Im Attischen, und später, selten oder nie -T)toxw (also nicht wie ßv'f)toxw ).
3 ~EyvwxE in dem Demokritzitat E4 ist schwierig. Wenn echt, muß es >kannte< bedeuten. Vielleicht
schrieb Demokrit fyvw (adgnovit übersetzt Cicero).
190 APPENDIX GRAMMATICA L. 66
LEKTION 66
1. öaxvw
Stamm öax-; Ablaut (gelängt) örix- außer im Präsens und Aorist Aktiv. (Kein Perfekt
Aktiv).
Aktiv Aorist stark: EÖaxov. Im übrigen die Tempora wie bei normalen X-Stämmen; z.B.
ÖL<i>xw; aber Futur Med. öf)soµm (sonst kein Medium). Also:
11 öaxvw, öfisoµm, EÖaxov, -, ötöriyµm, Eöfixih'Jv >beißen<
Schwundstufe: TM: erweitert mit -11, in den übrigen Tempora; auch in Ti 'tµf]cw; das
Schneiden, 'tO 'tµf)µa Abschnitt;
Futur Aktiv: normaler m-Stamm, wie vtµw, vEµci>; Aorist Aktiv: normaler m-Stamm,
aber stark (also wie öaxvw - EÖaxov, nicht wie vtµw - EvELµa).
3. xaµvw 66.3
hat im Prinzip die gleiche Struktur wie 'tEµvw; aber
a) seine Bedeutung schließt passive Formen aus, und
b) es hat Futur Medium (wie öaxvw):
Grundstufe: KAM: Präsens, Futur, Aorist;
Schwundstufe: KM: mit -11 Erweiterung, im Perfekt. Also:
11 xaµvw, xaµouµm, faaµov, xtxµrixa >schwach sein<
xA.ivw, u.a.
Präsens: v' + n (? nj) > Jtlvw; Futur Med.: n:ioµm: ursprünglich ein (kurzvokalischer)
Konj. Aor.; Aorist Akt. (stark): bttov. Perfekt Akt. (schwach): Jtrnwxa; Perfekt und
Aorist Passiv: mit -o- (also -w- nur im Perfekt Aktiv).
Es ergeben sich die Stammformen:
II Jtfvw, Jtroµm, €n:tov, JtEJtooxa, JtEJtoµm, tn:6-frriv >trinken<
Diese Verben haben demnach, alle fünf, starke Aoriste (allerdings steht schwaches Ecp-
ttaoa neben starkem €cp{triv).
Anders sind die folgenden:
Die übrigen Tempora normal von v'lx-, mit starkem Aorist. Also:
II (xcptxvfoµm, acpi'.soµm, Öcptx6µT}V, <xcpiyµm >ankommen<
N .B.: In Prosa erscheint dies Verb nur als Kompositum mit der Präposition Ö3t6; nicht so
in Dichtung, wo das Simplex oft- nicht immer- die spezielle Bedeutung >jd. als Hilfefle-
hender, txtn,;, angehen• hat 1 .
II. Syntax
1 S. Vokabular.
2 Daher o[ xaµ6vtE~ (>die Kranken, Ermüdeten<) auch (metaphorisch) >die Toten<.
APPENDIX GRAMMATICA L. 67 193
LEKTION 67
Merke:
1. Alle diese Verba haben starken Aorist (Akt. bzw. Med.).
2. Alle - außer A.avitcivw - haben Futur Medium.
67 .7 A.av{}avw
Der gleiche Ablaut, in gleicher Verteilung; alsov'A.a{}/A.ri{}. Fut. ::·_A:f1{}·ow > A.i]oco (wie
''ÖQVt-frs > ögvts): Dental vor -s- fällt aus. Perf. stark: AEAfl{}a (wie auch EtA.ricpa).
67.8 rcuv{}avoµm
Ablaut EU/u (wie in <pruyco: E<puyov); also: v'm:u{}/rcu-fr; der Diphthong aber nur im Fu-
tur: rcru[{}]ooµm 3 ; sonst rciJ{}; Perfekt: ::·rctrru{}µm; -{}µ- > -oµ- wie z.B. in rcfanoµm
(< rctrcn{}µm) und l:mA.tA.rioµm (cf.~ A.i]{}ri); es ist eben ein Dentalstamm (wie oben,
L. 56. 15).
67.9 tUYXUVCO
Der gleiche Ablaut, EU/u, wie beim vorigen, in gleicher Verteilung. Also: v'nux!tux·
'tEUX- nur im Fut.: xo > ~: tru~oµm (< ::·'truxooµm) (Homer: -ra n :uxEa >Waffen<);
später auch Perf. tEtwxa; sonstv'tux-; vgl.~ tUXfl· Perfekt: mit -ri-Erweiterung (vgl.
Gruppe A; auch µav{}avco) und schwach wie ~µcigtrpw, µEµci{}rixa (und oft: L. 73.6).
II. Syntax
3. des (Er-)füllens und Voll-seins und des Entleerens, Ermangelns und Sparens (>voll sü- 67.15
ßen Weines<, :rtAi}Ql)<; otvou; >ermangeln der Weisheit<) :rtAl)QO'Üv nvoi;, ytµnv nv6i;,
ÖEiofta( nvoi;, ÖEi µo( "ttvoi;; <pE(Öwfta( nvoi; 6 : >schonen, sparen< vgl. 57 . 12.
Der Genetiv in dieser Verwendung wird nicht unpassend als >Genetivus objectivus<be-
zeichnet.
(bei den folgenden Beispielen ist das Partizip Objekt oder doch Attribut zum Objekt)
riüeEv aüwui; xaftEuÖOV"ta<;;
~xouo<i aou cl.töov"to<; (>ich hörte dich singen<);
ögw a'Ü"tov flxov"ta (>ich sehe ihn kommen<).
Die griechische Auffassung und Wiedergabe der verschiedenen Situationen bleibt sich
gleich; die deutsche (und mithin deren sprachliche Wiedergabe) variiert.
C. Negationen 67.18
(L. 4. 14; 17.20; 22. 9; 25. 9 und 11; 26.17)
Grundregel:
ou verneint: ein Faktum, in Aussagen; ist objektiv;
µi} verbietet, wehrt ab: ein Vorgestelltes, noch-nicht-Faktum; es ist wunsch- oder wil-
lens-betont: subjektiv.
Im Hinblick auf diesen Grundunterschied werden die meisten Fälle von ou und µi} ein-
deutig verständlich sein 7 , z.B. in dieser Lektion I Bl µi} AclAEt: Verbot, gegenüber I Fl
ouö' 6 yEC"twv: ein Faktum ist ausgesagt. In II C4 ou beim Optativ: oux äv A.aßou; >du
dürftest (sie, das Mädchen) schwerlich gewinnen<; µTj A.<ißot<; wäre (negativer) Wunsch:
>mögest du sie nicht gewinnen<.
Wir wissen aber bereits, daß im Griechischen der Gebrauch von µi) sich mehr und mehr
ausbreitete und warum es zumal in Bedingungssätzen zur Regel wurde. Das gilt auch, wo
die Bedingung implicite, und nicht durch die Partikel >wenn<, angezeigt wird. Oft z.B.
durch ein Partizipium.
Instruktiv dafür ist Ev.Joh. 3, 18 (L. 66 J2): o µi] mfftEUWV >wenn einer (oder >Wer<) nicht
glaubt< ist Bedingung (negativ); aber vorher: ou XQLVE'taL (wer glaubt,) >Wird nicht gerich-
tet<: das wird als Tatsache hingestellt. Auch in Goethes Leitsatz (L. 60 II A)
::-•o µil ÖaQEi~ clV'Ö'QW:TtO~ ou :TtaLÖEUE'tat
hat das Partizipium Bedingungscharakter (>Wenn einer nicht . .. <), daher µi).
67.19 In L.67 hat der Relativsatz in I B2 Bedingungscharakter (und zwar generellen: >wer im-
mer<, >jeder, der .. .<): daher µT] :rtECih]-rm.
Schließlich zwei Infinitive: (1 B4) µ'Y)ÖEv aµaQi:dv und (I C2) µi] cmavtäv: beim Infinitiv
ist die Negation µi) zur Regel geworden- außer, wo der Infinitiv eine rein faktische Aus-
sage wiedergibt. Oux f]xEL wird als abhängiger Satz natürlich zu f....f,yw ainov oux flxELv;
denn f.....a. µi] flxELv würde bedeuten: >daß er nicht kommen soll<.
Jambische Trimeter wie I Al und 2; D; Fl und 2 usw. und daktylische Hexameter wie 1
B4 dürfen jetzt keine Schwierigkeit mehr machen.
In der Versparabel vom Krebs (III A) steht das Metrum neben dem Text. Die letzten zwei
Verse sind wohlbekannte Glykoneen (L. 63.9); die zwei ersten sind identisch, aber um
eine Silbe am Anfang kürzer. So ähnelt ihr Fall dem Sprichwortvers (Paroemiacus, oben
L. 16.8: der hat dagegen gewöhnlich eine Silbe mehr am Ende): ein neuer Hinweis, daß
der Vers der Kunstdichtung seine Wurzel in volkstümlicher Dichtung hat.
Die Verse zum Blindekuhspiel (II CS) sind gleichfalls eine Variante des Paroemiacus: mit
lauter langen Silben.
LEKTION 68
1. Formbildung
2. Kurzvokal-Aoriste 68.5
(Scheinbare) Vokalstämme, deren Vokal im Aorist (u.a.) nicht gelängt ist. Sie sind ur-
sprünglich s-Stämme (s. I.E der griechischen Lektion), die als solche natürlich ihren Vo-
kal nicht dehnten. Das Stamm-s ging aber verloren, daher dann Paradigmen wie yEÄ.aw -
EyEAaoa und 'tEAEW- h€A.rna (älter y€/..aooE, 'tEÄ.rnoE). Ähnlich E:µaxEoaµriv zu µaxo-
µm sowie E:x.a/..rna und iltVEoa (E:n-, nag-) zu xaÄ.EW und atvEW, die aber kaum s-
Stämme waren; so auch WÄ.Eoa und wµooa zu ö/../..uµt und öµvuµt (L. 76).
Die Endungen:
Im Indikativ die sekundären: EALn:·o·v, EALJt·E·~; H.tn:·6·µriv, H.Cn:ou (< -:n:·E·oo) ... Ab-
gesehen vom Stamm gleicht daher der Indikativ dem Imperfekt.
In den übrigen Modi gleichen die Ausgänge dieses Aorists den entsprechenden des Prä-
sens; z.B. A.tmo (AE(mo), A.moCµriv (A.nn:oCµriv), etc.
Aber an 4 Stellen ist dieAkzentuation verschieden; z.B. Al:n:Eiv, Al1COOV (: AELJtElV, AE(Jtoov)
und: AlJtOÜ, /,.mfoßm (: AELJtou, AELJtEaßm). Außerdem haben 5 spezielle Imperative, in
der 2. Pers. Sing., Akut auf der Endsilbe: töE, EUQE, EA'frE, ELJtE, /,.aßE.
68.7 Ein Sonderfall: äyw Imperfekt ~yov, Aorist fjyayov (Infinitiv ayayEi:v): also ein Aorist
mit Reduplikation der ganzen ersten Silbe (und nicht nur des ersten Buchstabens); vgl.
L. 73, die >attische< Reduplikation im Perfekt einiger Verben.
68.8 Für beide Aoriste (z.T. auch Imperfekt und Perfekt):Augment (z. T. auch Reduplikation)
Ei'.- (nicht T)-) haben:
I
Utw >lasse<, El'.wv, El'.äoa, däxa, ELäµm, dfö'h1v
Efü~w •gewöhne<, El'.fü~ov, El'.füoa, dfüxa (dw'fra ·bin gewohnt<),
dfüoµm, dfüo'fh]v
EA.xw 1 , ziehe<, dA.xov, dA.xuoa, EtA.xuoµm, dA.xuo'frriv
En:oµm ,folge<, lmperf. dJt6µriv (Aor. f:on:6µriv, lat. sequor)
EQyatoµm >wirke<, >tue'•SdQya~6µriv,\Ei'.Qyaoaµriv, dQyaaµm
t
( (auch T]gy-) (f}Qy-)
Diese Verben begannen ursprünglich mit einem Konsonanten; meist F(w). Nach dessen
Ausfall ergab sich notwendig Et; z.B. bei
FEfü~w (to FEßo~), EFtfü~ov > dfü~ov,
FEQY<i~oµm (to FtQyov), E:FEgyaoaµriv > Ei'.Qyaoaµriv (EFE > EE > E, geschrieben n).
68.11 Was seit L. 14. 7 und L. 31. 7 bekannt und beim Lesen dauernd beachtet worden ist, läßt
sich kurz etwa so zusammenfassen:
1 Ein Präs. E:huco wird nicht gebraucht und Perf. Akt. EtA.xuxa so gut wie nie. Auch die anderen
aufgeführten Perf. Akt. sind selten und nicht alt.
2 Daneben E!;w, Med. E!;oµm normal (aber Aor. Pass. EOJ(E'Öl}V sehr selten).
APPENDIX GRAMMATICA L. 68 199
Zeitstufe: Nur der Indikativ versetzt die berichtete Handlung (Geschehnis, Situation
usw.) in die Vergangenheit - und auch der nicht immer (s.u.).
Die eigentliche Leistung der griechischen sog. >Tempusstämme< ist Verdeutlichung des
Aspekts des Berichteten: Sie dienen dem Sprechenden zu vermitteln, wie er die Eigenart,
Verlauf, Qualität des Verbal-Inhalts auffaßt oder aufgefaßt wissen wilP.
Gegenüber dem >linearen< Präsens läßt sich der durch Aoriststämme vermittelte Aspekt 68.13
als >punktuell< bezeichnen. Das heißt: Das betreffende Geschehen oder Tun wird durch
den Aorist als eine Einheit vermittelt, ohne Rücksicht auf Dauer oder Vollendung.
Im Gegensatz zum Präsens ergeben sich die folgenden hauptsächlichen Bedeutungsnuan-
cen:
1. Handlung oder Geschehen schlechthin als Tatsache: Eßao(ArnoE >er war König<.
2. Ingressiv: Eßao0.EUOE >er wurde König<, >trat die Regierung an<.
3. Effektiv: Eqruyov >ich entkam<.
An sich drücken also die griechischen Tempora (außer im Indik.) keine relative oder ab- 68.14
solute Zeitstufe aus 4 • Sehr oft, zumal beim Partizip, wird aber die >punktuelle<, abge-
schlossene Handlung der eines anderen Verbs vorangehen: EA'ft<l>v E~ijtEl (~rrrEi) >nach-
dem er gekommen war .. ·' (>er ist gekommen und sucht nun<).
Speziell: 68.15
Der >gnomische Aorist< drückt eine (aus früherer Erfahrung gewonnene?)Rege/ aus: un-
sere Beispiele I F3 und II JS.
Bei dem ersten der Homer-Texte (I Et) beachte die Ausdruckskraft des Wörtchens xa(
(»Wenn du uns denn schon vernichten willst, dann wenigstens ... «);bei dem nächstfol-
genden, wie die Adjektiva <pO.o~ und n6tvta, >lieb< und >hehr<, nicht momentane und in-
dividuelle Gefühle ausdrücken: sie weisen vielmehr auf Empfindungen, wie sie unter
rechtschaffenen (d.h. richtig beschaffenen) Menschen objektiv und typisch bestehen.
3 Diese wesentliche Leistung der griechischen Verbalstämme wurde von der neueren Sprachwissen- 68.12
schaft hauptsächlich im Vergleich mit slawischen Sprachen erkannt, welche (anders als das Deut-
sche) diese Ausdrucksmöglichkeit des IE Verbs bewahrt haben (im Englischen leisten Alternati-
ven wie 1 wrote, was writing, have been writing ähnliches). Die griechische Grammatik von Bor-
nemann-Risch behandelt dies Kapitel ausgezeichnet und im Detail (§ 206ff.).
4 Es gibt daher nicht, wie im Lat., eine bindende consecutio temporum.
200 APPENDIX GRAMMATICA L. 69
LEKTION 69
Die Texte der griechischen Lektion zeigen uns Verbformen höchst einfacher Art: E·ßriv,
E-<nri, E·cpu; ßfjL, otfjL; ßai;, ßav: Verbstamm und Endung, ohne Zwischenglieder: noch
einfachere Bildungen lassen sich (wenigstens in unserem Sprachsystem) nicht denken.
Und zwar ist bei diesen Verben offenbar der Aorist primär und zentral. Wieviel elementa-
rer ist doch etwa ßavtai; als ßaCvovtai; und ßEßrix6tai;, oder yv<i>·vm als yL·yvw·ox·nv
und yv<i>·tE als yvyvw·ox-E·tE !
Eine ähnliche Simplizität fanden wir in der vorangehenden Lektion beim >starken thema-
tischen Aorist< (etwa bei Eµa-0-ov gegenüber µav-0-avoo, llUQE gegenüber EUQLOXEL). Dort
stand freilich immerhin der Themavokal zwischen Stamm und Endung (µa-fr·E·tE, aber
yvw·u). Das war unvermeidlich, denn dort endeten die Wurzeln auf Konsonanten: da
war eine vokalische Verbindung mit der Endung physiologisch erfordert. Jetzt aber ist
die Rede von Stämmen, die vokalisch auslauten: da erübrigt sich die zusätzliche Verbin-
dung. Auch präsentieren sich diese Verbstämme im Aorist in ihrer einfachsten, einsilbi-
gen Form, sind in derTat die jeweiligen Wurzeln, unerweitert. Daher werden diese Aori-
ste mit Recht kurz als >Wurzelaoriste< bezeichnet.
Dies ist also sprachliches Urgestein (was der Vergleich mit dem Indischen bestätigt); dies
Urgestein ist aber vom Strom der Zeit reduziert und affiziert worden. Der folgende
überblick über die einzelnen Modi wird das beiläufig zeigen; und es sind ja recht wenige-
aber vielgebrauchte - Verben, die diese elementare Formbildung bewahrt haben.
69.3 Ihre Wurzelvokale sind lang; kurz nur vor -vt (z.B . yv6vtoi;) und im Optativ
(z .B. yvoirii;).
Unsere repräsentativen Beispiele:
für A-Laut: VÖQä./a (-ÖLÖQ<ioxoo >entlaufen<':·)
v'ßÖ/ri (ßa(vw 2 >gehen<); v'cnÖ/T] (l'.otl}µL >stellen<) 3
für 0-Laut v'yvoo/o (yLyvci>oxoo >erkennen<)
für Y-Laut Vcpü/i) (cp\Joo >wachsen lassen<, >(er-)zeugen<)
':· N.B. futoöu\.>aoxw: immer mit der Präposition!
69.6 Indikativ
Die bekannten sekundären Endungen folgen direkt auf den langen Stammvokal. Nur 3.
Plural -oav: die Endung übernommen vom schwachen Aorist, wohl zur Unterscheidung
von 1. Singular 4 • Also:
69.2 1 Es handelt sich hier um Aoriste Aktiv. Bei Homer (weniger auch in späterer Dichtung) haben sich
gleichartige mediale Aoriste erhalten, wie A.frt0 (att. EAUomo ), ötxw (töt1;mo ), ytvco (EYEVE'tO );
für das Attische s. L. 80.5.
69.4 2 Das Simplex ßatvw wird im Präsens nur selten gebraucht; gewöhnlich sagt man ßaöL~w. Aber
Composita wie €xßa(vw und croµßatvw finden sich häufig auch im Präsens.
69.5 3 Lat. stare; dt. >stehen, stellen< (das griech. Präsens mit Reduplikation: *otO'tl"!µL, vgl. lat. sisto;
L. 78). tßriv und EITTflV re;men durchweg; daher zitieren wir vorwiegend nur das erste. Ebenso
reimt z.B. töüv >versank< mit E<p'Üv; töuoa mit E<puoa; ö\Jw mit <p\Jw.
69.7 4 Man erwanet 3. Plural Formen wie z.B. tßäv ( '~ -nt); Ecrt<lv, tyvov, und solche sind in der Tat in
der Dichtung und in verschiedenen Dialekten erhalten geblieben.
APPENDIX GRAMMATICA L. 69 201
-EÖQä- -·v
€ßä > att. EßYJ- -·s;
Eyvw- -·[t]
EcpÜ- -·µEV
-·TE
-·l:AN
Konjunktiv 69.8
Hier hat die >thematische< (o-)Konjugation den Wurzelaorist völlig >überfremdet<: ihre
Endungen, die sich vom Präsens über alle Konjunktive verbreitet haben, gelten auch hier;
und zwar werden sie mit dem Wurzelvokal kontrahiert, genau wie im Präsens der Verba
vocalia. Nur das u kontrahiert nicht; bei cpuw so wenig wie bei Ä.uw.
Demgemäß ist der Konjunktiv
(a.rto-) -ÖQ<i>, -Ö(>ats;, -ÖQCxl ... = dem Konjunktiv uµw, nµäts;, nµät ... ,
crrw, OTi)t .. . = dem Konjunktiv sei>, si)ts;, si)t ... ,
yvw, yvci>ts;, yvwt .. . = dem Konjunktiv [ÖQW, (ÖQ<i>ts;, löQfüt ... ,
Optativ 69.9
zeigt die Normalform. Also nicht jene sonderbare Eigenart, der wir zufällig - bei A.uw
und .rtmfü:uw - zuerst begegneten (mit -µt als 1. Sing. und ohne Ablaut); sondern viel-
mehr die charakteristische >Abstufung< von -tri- als Kennzeichen des Optativs im Singu-
lar, aber bloßem -t- im Plural; gefolgt wiederum von den sekundären Endungen. Formen
also, wie wir sie kennen von den Verba vocalia (cptÄ.OLTJV - cptA.oi:µEv), vom Optativ von
dµ( (driv - Ei.µEv) und vom Aorist Passiv (A.u-frECriv - A.u-frEtµEv).
Wie bei all diesen, so verwischte sich auch hier die Differenzierung von Singular und Plu-
ral: Von ca. 400 v.Chr. an häufen sich Formen wie yvoil]µEV (statt yvoi:µEV) und ßatl]µEv
(statt ßaiµEv).
-öga- -iri·v
ßa- -(11·0
ota- -Cri·[t]
yvo-
> ----
-t·µEv (-(T]·µEv)
-i·tE (-LT)'TE)
I -i:·EV (-Cri·l:AN)
Imperativ 69.10
2. Sing. -fü: bekannt vom Aorist Passiv (z.B. cpavrifü >erscheine!<), differenziert zu -Tt
nach dem{} der schwachen Aoriste (Ä.uitl']n). Ansonst die normalen Endungen: -TW, -TE,
-vTwv. (Selten von am~ÖQäv; noch seltener von cpuw.)
~~- ~ ~~~
yYW- ' -TE
aber ßavtwv, otaVTwv, yv6vtwv
202 APPENDIX GRAMMATICA L. 69
69. 11 Infinitiv
Seine Endung -vm ist bekannt von d vm und vom Aor. Pass. (A.v{tt)vm), vgl. auch Perf.
AEAuxtvm. Also:
69.12 Partizip
Das normale Kennzeichen -nt schließt sich an den kurzen Stammvokal. Wie immer, fällt
-nt- aus mit Ersatzdehnung, wenn die darauffolgende Kasusendung mit -s- beginnt; also
z.B . ß&c; (< >:· ß&vrc;), ßaoa (< >:· ßavroa < ::·ßantja), Dat. Plur. ßäm (< >:· ßo:v-rm), oder
yvouc; (< ':·yvovrc;), yvoüoa (< ':·yvovroa < >:·yvontja), Dat. Plur. yvoüm (< ':·yvovrm).
Aber Neutr. ß<'iv, yv6v (< >:· ßant, >:· yvont) und ßÖv'toc;, yv6v·roc;, usw.
I
II. Syntaktisches
LEKTION 70
b) Kurzvokal-Aoriste: Wir kennen solche im Aktiv (L. 68. 5). Warum EUQCox.w im Aor. 70.4
Pass. l'JUQtfrr]v lautet (gegenüber -ri- auch im Perfekt), ist nicht klar; daß aber btatVEW
und rcagmvtw im Aor. Pass. -ritvt-th]v lauten, stimmt zu den meisten übrigen Stamm-
formen2. Von ötw, Öi}ow >binden< ist Öf.ÖEµat seit L. 34 bekannt; dem entspricht der Aor.
Pass. Eötfrr]v.
c) Sigma vor der Endung: Bei Verben auf -EW, die in Wahrheit alte s-Stämme sind (oben 70.5
L. 68.5) erhielt sich sowohl der kurze Vokal als auch das -s- im Aor. Pass. und oft auch im
Perfekt Pass. So bei:
"tEAEW < t'EAEl s]w (t'Et'EAEOµm, hEA.fo{hiv);
yEA.aw < yEA.a[ s]w (EyEA.aofrriv, yEA.acn:6s);
atötoµm < atötls]oµm (i}töfo&r}v).
Vor allem aber war bei Verben mit Dentalstämmen (oben, L. 56.8 und 14) ein -s- vor dem
-{}- des Aor. Pass. (€rcdo{hiv , E'!Jruo{hiv, fivayx.ao&r}v, i:voµCo{hiv) und auch im Perf.
Pass. (rcbtnoµm, vEV6µt0t'm) entstanden. Dies -s- >wucherte<: es wurde zugefügt auch
bei einer Anzahl von Verben, welche weder s- noch Dental-Stämme waren. So bei
ax.ouw (Jix.ouoµm, i}xoum'tr]v, axouo-r6s: Akustik!);
omiw (forcaoµm, forcao{hiv, o.7taot'6S: Spastik!);
XQiW (i:xgio{hiv, XEXQL(o)µm, XQt.Ot'OS (!));
x EAEuw (xEx.tA.nmµm, txEA.tilo{hiv, xü.rno-r6s);
ytyvwoxw (tyvwoµm, Eyvwo-th]v, yvwot'6s ; aber yvc0µ11);
(ava-)µtµvi)oxw (€µvi)ofrr]v; aber µtµv11µm, µvi)µf});
ög<iw (€ögao{hi, ögaon)gws).
Man nennt dies >parasitisches< oder >wucherndes Sigma<.
Die Identität der Bildung des (aktiven) Wurzelaorists und des Aorist Passiv ist augenfäl-
lig. Freilich- das -11- in tßriv, ßijfü, ßf]vm ist Teil der Wurzel; es ist ursprünglich ä und
daher seine Kurzform -ö.- (ßairiv, ßavtwv ). Bei Eot'cit,l'JV, otci/...T]fü, ITTa/...i'jvm dagegen ist
das -T}- Erweiterung der Wurzel und seine Kurzform -E- (ot'aAELTJV, o-raAEvt'wv) glei-
chermaßen.
Erweiterung von Wurzeln mit -11 ist uns längst bekannt, auch aus anderen Tempora. Wir 70.7
kennen z.B. Perfekta wie µEµ t v·ri·x.a und VEvtµ·ri·xa (Wurzeln v' µEV und v'vEµ; L. 61.6),
auch TEt'µ·ri·xa (Yt'µ) und xtx.µ ·ri·x.a (v'x.µ; L. 66.2) sowie ßtßA.·ri·xa, ßtßA.·ri·µm (v'ßA.,
L. 60.12) und TEtux-ri·xa (v' 'tUX, L. 67.9). Ferner Futura wie µa{}·i}·ooµm (µav{}avw,
v' µa{}), mit Perfekt µEµci{}·ri ·x.a (L. 67.4 ), und yEv·ij·ooµm (v' yEv, L. 63.3); auch ÖE[ -
ÖE·ij·oEt und öfoµm - ÖE·ij·ooµm (ebenso µt/...A.w - µEM.·i]·ow, µtA.Et - µEf..·i] ·oEL),
helfen wenig beim Lernen; sie erschöpfen die Vielfalt der Phänomene nicht und stellen die
Tatsachen und ihre historische Entwicklung auf den Kopf.
Besser macht man sich klar, daß das, was im System unter verschiedene Rubriken
kommt, sich sachlich nahestehen kann; z.B.
Wer >sich wendet<, mag von einem andern gewendet worden sein.
Wer >sich freut<, mag von einem andern erfreut worden sein.
Wer >sich erinnert<, mag von einem andern erinnert worden sein.
Wer >sich schämt<, mag von einem andern beschämt worden sein.
Wer >sich fürchtet<, mag von einem andern erschreckt worden sein.
Manchmal ist es nur eine Sache unserer Sprachgewohnheit. Z.B. wer ftuiifrrl übersetzt •er
wurde besiegt<, dem ist das Griechische ein >Passiv<; wie aber, wenn wir sagen >er verlor<
oder >er zog den Kürzeren<? Im Griechischen selbst hat sich die Bedeutung dieser Formen
oft, aber nicht durchweg fixiert: rnngafrrl bedeutet bald >er versuchte<, bald >er wurde
versucht<; EO'tQcl({)ll >er wendete sich<, aber auch >er wurde (herum-)gedreht<.
Immerhin - mit der Zeit, und zumal nachdem ein kompletter Aorist Med. entwickelt war 70.12
(aus dem aktivischen: n.uoa > El-.uoaµ11v), konnten die meisten der hier betrachteten
Formen als >Passiv< fixiert werden; bei einer erheblichen Minderzahl aber blieb die ältere,
intransitiv-aktive Bedeutung lebendig, welche dem formalen Charakter dieses Aorists
entsprach. 'Exagriv und tcpavriv sind eben doch einer Art mit ۧflv und Ecpfrliv -
und EA.u{hiv.
LEKTION 71
1. Das Futurum
Es ist nicht - wie Aorist, Präsens, und Perfekt - ein ursprüngliches und eigenständiges 71.1
Formensystem. Die Endungen stammen durchweg vom >thematischen< Präsens; der cha-
rakteristische Konsonant -s- vor ihnen - wohl sicher - aus dem Aorist. Und zwar aus des-
sen Konjunktiv; A.uow ist ja (in der ersten Person Sing.) sowohl Incl. Fut. wie Konj. Aor. 1
Daher gibt es keinen Konjunktiv des Futurums; er würde, bei den meisten Verben, unun-
terscheidbar sein von dem Konj. Aor.
Anders als bei allen andern Tempora haben alle Modi des Futurums zeitliche Begren- 71.2
zung, verlegen also das Gesagte in die (absolute oder relative) Zukunft. Infolgedessen
sind die sog. Aspekte beim Futur formal nicht angezeigt, sondern aus dem Zusammen-
hang zu erschließen (z.B. ßamAEUOEl >er wird König werden< oder >sein< oder ·bleiben<).
Im formalen gibt es, nach dem Gesagten, beim Futur keine fundamentalen Probleme; 71.3
doch aber eine erhebliche Menge von Variationen im Gefolge der Variationen von
1 Mvt)ooµm ouÖE A.O.f}coµm 'Ait6AA.covoi;: so beginnt ein Homeride seinen Hymnus: „Ich werde
(will) Apolls gedenken und (ihn) nicht vergessen.« Mvt)ooµm ist Futur (L. 65. 7) - und A.aß'COµm
... Aorist Konjunktiv? Der Form nach gewiß (L. 67.1und4), dem Sinne nach gewiß nicht; denn
dann wäre ja µT]ÖE gefordert statt ouöe. Sogar dies Medium wird also als dem Futur gleichwertig
empfunden. Vgl. dazu n(oµm, Fut. zu Jttvw, von Hause aus ein Konj. Aor. (L. 66.5 und 68.5).
208 APPENDIX GRAMMATICA L. 71
Stamm- und T empusformen. Die meisten von diesen sind in früheren Zusammenhängen
begegnet; das in L. 71 und 72 vorgelegte (z.T. altbekannte) Material gibt Gelegenheit zu
einer systematisierenden übersieht.
Es gibt immerhin zwei (oder g~r drei) verschiedene, wenn auch nahe verwandte, Typen
des Futurums 2 • Die meisten Verben zeigen den charakteristischen Konsonanten -s- am
Ende des Verbalstamms unerweitert (A.U-w, A.U-o·w); bei einer Minderzahl aber ist er um
den kurzen Vokal -E- erweitert, oder war es doch ursprünglich. Und zwar stand der
Kurzvokal entweder vor dem -s- c·ayyEA.·fo·w > ayyEA.oo, >Fut. Atticum<) oder nach ihm
(':·:rcA.ru·o€·oµm > nA.rnooüµm, >Fut. Doricum<). Das -s- zwischen den zwei Vokalen fiel
aus; Kontraktion folgte. Wir behandeln zunächst den ersten Typus:
71.4 Stammerweiterung durch bloßes -s. Dabei bedeutet die oberflächliche Verschiedenheit
bei
A.uoco, YQcl'\l'CO, A.tl;w
keine formale >Variation<, sondern nur verschiedene Schreibung des gleichen s-Lauts. In
der Tat dankt das -s- in A.\Joco (d.h. generell bei Vokalstämmen, auch im s-Aorist) sein
überleben - zwischen Vokalen! - dem Vorbild eben der Konsonantstämme, A.U-oco nach
AEL~CO (~ = :rtCJ).
71.5 Bei sehr vielen Verben aber präsentiert sich das Futur nicht einfach als Doppelgänger des
Präsens, nur um das -s- erweitert. Das ist uns bekannt von Hunderten von Fällen; hier,
zur Erinnerung, nur einige repräsentative Beispiele. Für den häufigsten Typ stehe
<pLATJCJCO, 'fhle&aw, ÖOlJAWCJCO,
mit langem Stammvokal im Futur, wie in allen Stammformen, gegenüber dem kurzen des
Präsens. Bei Dentalstämmen wie
71.6 rtdß-co - :rtEiow, rtEtß-oµm - JtEtooµm, Ötxa~co - Ötxaaw,
ist der Dental vor -s lautgesetzlich geschwunden. Vor allem aber kennen wir aus dem vor-
angehenden Studium des Präsens und des Aorists viele Fälle, bei denen der Präsensstamm
71.7 sich vom Verbalstamm gründlich unterscheidet; sei's durch Erweiterung, sei's durch Ab-
laut oder noch andres; und das Futur hat, wie alle Tempora, normalerweise den Verbal-
stamm zur Basis. So ergeben sich dann gründliche Verschiedenheiten zwischen Präsens
und Futur. Zur Erinnerung daran seien hier erwähnt die Futura A.i)ow (A.avfrcivco, L. 67),
tE\Jl;oµm (tuYX,civw, L. 67), rtEuooµm (:rtuvfravoµm, L. 67), :rtE(ooµm (naaxw, L. 64),
n(oµm (n(vw, L. 66), tQCÜow (n-rQCÜoxw, L. 65.4), yvcüooµm (ytyvcüox co, L. 65.3).
71.8 Der soeben, in Nr. 5, erwähnten Grundregel für Vokalstämme scheinen sich einige Ver-
ben ZU entziehen : ai.vtw (mit Komposita)- atvfow , clQXECJ.> - aexfow, al.öfoµm- atÖE-
ooµm, yEA.aw - yEA.<iooµm. Dies sind aber in Wahrheit keine Vokalstämme, sondern alte
s-Stämme, die ihr -s eingebüßt haben. Das wissen wir von al.öwi; seit L. 42.3, von al.v€w
seit L. 68.5 und 70.4; für yEA.<iw erweisen es der Aor. Pass. EyEA.<iofu}v, das Verbaladjek-
tiv yEA.aot6i; und der Aorist €y€A.aooE bei Homer. Und s-Stämme haben andere Entwick-
lungstendenzen als die Vokalstämme.
71. 9 Hier aber darf man sich verwundern, daß ein unzweifelhafter s-Stamm wie tEAECO sich an-
ders verhält: sein Futur lautet gleich dem Präsens, tEAOO. Dasselbe gilt für xaA.fü - xaA.fü
(Homer. Aor. €x<iAEOoE) und yaµoo - yaµfü. Das Futur dieser Verben ist scheinbar be-
handelt worden wie das ähnlich klingender Liquida: xaA.fü und tEAOO wie ayyEA.oo; yaµoo
2 Es handelt sich um die - formal gleichartigen - Futura des Aktiv und Medium. Auf das Passiv, so-
wie auf einige seltenere Formen, kommen wir am Ende der nächsten Lektion zurück.
APPENDIX GRAMMATICA L. 71 209
wie VEµw (L. 60.5; 61.2). Für diese Annahme spricht auch, daß sie weder als Vokal- noch
als s-Stämme fixiert sind: auch der Aorist Eyr]µa (< "'Eyaµoa vgl. EvEtµa) entspricht ei-
nem m-Stamm, und xaA.too hat neben der Wurzel V xaA.- deren Schwundstufe VxA.-,
erweitert mit -ri zu xA.ri- im Perfekt und Aor. Pass.
Damit sind wir auf den zweiten Grundtypus des Futurums geführt, eben das >Futurum 71.10
contractum< (auch >Atticum< genannt), welches wir seit L. 56.11, L. 60.5 und 61.2 als
normal bei Verba liquida sowie bei mehrsilbigen Stämmen auf -(~oo kennen. Danach ge-
nügt hier dieser Hinweis; einige Beispiele (wie o{x(~w - olxtw [gegen X't(~oo - Ktfooo),
xaQ(~oµm - xaQtoiJµm, xn(voo - X'tEVW) stehen in der griech. Lektion. Daß aber µaxo-
µm sich verhält wie tEAEOO - mit Fut. contr. sowie kurzem Vokal im Aorist-, aber mit ri
im Perfekt und ganz ohne e-Laut im Präsens: dies mag einen wohl Wunder nehmen.
Futurum Doricum (oben Nr. 3) s. L. 72.3.
Stammformen 71.11
II. Syntactica
A. Partizip in Fragesätzen
Die Bedeutung der partizipialen Wortgruppen in dem Platozitat II B der griech. Lektion 71.12
zu erfassen, ist an sich nicht schwer; sei's, daß sie sich in aufmerksamem Lesen direkt er-
schließt, sei's, daß man sie sich durch langsames Nachübersetzen, Wort für Wort (>Inter-
linearversion<) selbst klar macht:&~ ... acpt;oµEvo; >als ein zu wem Kommender?<, xai
'tLS YEVTJOOµEVo; >und wer zu werden erwartend?<, <l>; t(vt ÖV'tt ... >als Wer Seiendem?<,
usw. Wer dann aber den recht erfaßten Sinn in annehmbarem Deutsch wiederzugeben
wünschte, müßte gewiß die Gewichtsverteilung in diesen Sätzen umkehren. Im Original
sind ja diesmal die Partizipia zusammen mit den Fragepronomina Hauptsinnesträger.
Das ist deutschem Sprachgebrauch nicht gemäß; der Deutsche würde etwa sagen: »Zu
wem erwartest du zu kommen? Und was (für einer) erwartest du zu werden? Wer, ver-
meinst du, sei Protagoras, daß du ihm Geld zahlen willst?«
Satzbau
In dem Zitat aus Xenophon (I E4) spiegelt und verdeutlicht die Struktur des Satzes in völ- 71.13
liger Balance die Struktur des Gedankens. Die einleitende Frage stellt das Thema: Könn-
ten die Athener ihre frühere Tüchtigkeit wiedergewinnen? Was müßten sie dazu tun? Das
Partizip (mit Fragepronomen) 't( 3tOLOüvtq; ist das Reizwort, durch welches die folgende
Diskussion ausgelöst wird. Ihr Inhalt ist, kurz gesagt: Dafür wäre dreierlei erforderlich,
nämlich 1. atöc.O;, 2. körperliche Ertüchtigung und 3. Gehorsam gegenüber dem Staat.
Drei parallele rhetorische Fragen erweisen - jeweils mit Hinweis auf den tatsächlichen
Zustand der athenischen Bevölkerung - ein jedes dieser drei Erfordernisse als unerfüllbar.
LEKTION 72
Futur (Forts.)
A. Stämme auf -F
72. t Sowenig wie ai.vtw und 'tEMW sind n:A.tco und n:vtw echte Verba vocalia der Art von <pL-
A.tco und 3tOLEW. War bei jenen ein (später geschwundenes)-s Ursache von scheinbar irre-
gulären Eigenheiten,so endeten diese auf -u; ihre Wurzeln sind vpleu und Vpneu. Zwi-
schen Vokalen wurde das u, wie immer, zu w, Fund fiel aus; daher z.B. n:A.tw (< 3tAEFco ),
aber btA.euoa 1 •
Beide Verben haben Fut. Med. 2 : JtAEuooµm, :n:vruooµm.
72.2 Gleicher Art sind xa(w (xaw )3 und xA.a(co (xA.aw )3 • Ihre Wurzeln sind V kau und V klau;
so erhalten vor Konsonanten, z.B. in Fut. xauoco und Aor. faA.auoa. Das Präsens ist,
wie meist, mit -jö gebildet, und kawjö ('~xaF·Lco), *klawjo (*xA.aF·Lw) wurden, wie
normal, zu *xalFw und '~xA.a(Fco. Zwischen den Vokalen fiel das F, wie immer, aus. Da-
her xa(co und xA.a(üJ., Formen, die bis ins späte Altertum gültig blieben.
Normal sind danach auch die Futura; xA.a(w, als >emotionales< Verb, hat Fut. Med. Also
xauoco, aber xA.auooµm.
Zu beiden Verben gibt es Verbaladjektive mit >wucherndem Sigma< (L. 70.5): x.auo't6;
(vgl. >kaustisch<) (unser Text E3) und x.A.auITT6;; aber x.au't6; und x.A.au't6; finden sich
auch, zumal in älteren Texten.
B. Dorisches Futurum
72.3 In dorischen Dialekten wird, wie gesagt (L. 71.3), das Futur durch Zufügung von -OE-
zum Verbalstamm gebildet, mit folgender Kontraktion 4 • Im Attischen begegnen einige
wenige Futura dieser Art; alle im Medium. Es heißt immer :n:EOoüµm (3tl3ttco, L. 63.5);
nächstdem am häufigsten sind 3tAEuooüµm (3tAEW) und <pEU;oüµm (<peuyw, L. 57.10,6);
aber 3tAEuooµm und <peu;oµm sind mindestens ebenso häufig. Gelegentlich liest man
auch Jt:veuooüµm (rrvtw) und x.A.auooüµm (x.A.aiw ).
1 Für das Präsens dieser beiden Verben gilt, was für alle einsilbigen -fo:i-Verbalstämme gilt: sie kon-
trahieren, wenn überhaupt, nur wo sich EL ergibt. Also :rtAEi:, :rtvEi:, aber JtAfoµEv, JtVfoµEv. So
auch ÖEi:, aber ÖE6µeita.
2 Aktives Futur findet sich spät und selten; desgleichen auch A.or. und Perf. Pass.
3 Antike Grammatiker lehren, spezifisch attisch sei xÖ.w und xA.Ö.w (d.h. das Iota wurde dort zu Jot
und fiel dann aus). Die erhaltenen Handschriften bestätigen das für die Komödie, viel weniger für
andere Autoren; gegenteilig für die Tragödie.
4 Z.B. esö:i (< *esEW < *tx·at·w), att. EsW, von E)(W; öosätE (< *öosfrtE < *öox·oE·E'tE), att. ö6-
SE'tE, von ÖOXEW.
APPENDIX GRAMMATICA L. 72 211
D. Futurum Medium
Wir wissen seit L. 36.17, daß mediales Futur sich nicht nur bei Verben findet, die im Prä- 72 5
sens aufs Medium beschränkt sind (wie ßouf...oµm- ßou/...flooµm; ~yfoµm- ~yiJooµm),
sondern auch bei vielen aktiven Präsentia; und dies oft bei Verben, welche Gemütsbewe-
gung oder gedankliche Anspannung ausdrücken, aber auch - unvorhersehbar - bei vielen
andern; und zwar mit aktiver Bedeutung. Wir erinnern hier (wie in der Lektion) an
a) axouooµm, ßm)ooµm, YEA<iooµm, yvci>ooµm, xf...auooµm, µa{hlooµm, JT.Etooµm,
und
b) aµUQTil<JOµm, (mo{tavoüµm, OJT.UV'tiJooµm, ßiJooµm, xaµoüµm, /...'fl'tpoµm, JT.E-
CJOܵm, rr.ioµm, rr.f...Euooµm, rr.vEucmµm, QuiJooµm, myiJooµm, tEii;oµm, cpEusoµm
(-oüµm),
und besonders fooµm (dµ(, L. 36.7).
Derselbe Formtyp hat aber auch gar nicht selten passive Bedeutung; z.B. bei
aÖtxiJooµm, f...tsoµm, µvflµOVEUCJoµm, nµi)ooµm, WQJEAi)ooµm.
E. Futurum Passivum
Abgeleitet vom Passiv Aorist. Und von diesem wissen wir jetzt genug, um uns nicht zu 72.6
verwundern, daß z.B.
f...u{hlooµm, rr.mörnß-i]ooµm, yQacpi)ooµm
und sehr viele der Art eine eigentlich >passive< Bedeutung vermitteln; daß aber, wo dieser 72.7
Aorist >aktiv< ist, dies auch von der Bedeutung des abgeleiteten Futurums gilt; z.B. bei
EU<pQav{ti)ooµm, ~o{ti)ooµm, l:xrr.f...ayi)ooµm, cpavfiaoµm, cpoßri{ti)ooµm (L. 55,
Anm. 16).
5 Die Wurzel lautete ursprünglich- wie das Indische zeigt - mit s- an, welches im Griechischen zu
h- wurde (septem - btta). Daher die Schreibung Q- und die Doppelung nach dem Augment, z.B.
EQQEOV. Das gleiche gilt für alle griechischen Wörter, die mit Q- anfangen.
212 APPENDIX GRAMMATICA L. 73
Gelegentlich gibt's gar beide Formen (D und E) vom gleichen Verb mit der gleichen Be-
deutung; so bei
r11:n)ooµm und T]-rnißiiooµm >werde zurückstehen, unterliegen< (L. 55.8).
72.9 G. Stammformen
nA.tw JtAEuooµm 7 enA.Euoa 1tEJtAEuxa6 zu Schiffe fahren
JtVEW JtVEuooµm 7 tnvrnoa -TCEJtVEUxa 8 blasen, atmen
xa(w xauow txauoa xtxauµm txau'61]v verbrennen
xA.aCw x/...auooµm fxA.auoa xtxA.auµm (be-)weinen
QEW (>ut'looµm EQQUT)V EQQUT)Xa fließen
<pEuyw <pEu;oµm 7 E<puyov JtE<pEuya fliehen
XULQW XaLQTJOW EXOQT)V XEXUQT)Xa sich freuen
µtA.f:L µEATJOEL EµEAT)OE (µEµEAT)XE selten) (mir) ist wichtig,
(µoi nvoc;) (µtµT)AE poet.) ich sorge, bemühe mich um
µtA.A.w µelli)ow EµtAAT)OU ich bin im Begriff zu; zaudere
ßouA.oµm ßouA.i]ooµm tßouA.i]'61]v ßeßouA.riµm wollen
LEKTION 73
Das Perfekt
73 .1 Perfekt Aktiv und Medio-Passiv sind, nach Form und Bedeutung, bekannt seit L. l 7
bzw. L. 34 1 . Im folgenden - wie auch in der griechischen Lektion - wird an das Bekannte
kurz und systematisch erinnert und einige Details hinzugefügt.
Das Perfekt ist charakterisiert durch seine Endungen und seinen Stamm.
Die Endungen sind im Medio-Passiv die gleichen- primäre und sekundäre-wie bei den
anderen Tempora. Für das Aktiv hatte das JE ein besonderes Perfekt-System, welches im
Griechischen aber weithin an den Aorist und das Präsens angeglichen wurde. Erhalten
blieben - mehr oder weniger generell - die
2 Wie besprochen z.B. in L. 63.3; 66.3; 67.2.5. 9 und zumal, im Zusammenhang des Aor. Pass„ in
L. 70.7, und des Futurs in L. 72.4. Einige Beispiele auch in der gegenwänigen L. 73.
214 APPENDIX GRAMMATICA L. 73
3 Aber z.B . tE't<lQaxa (i:aQ<loow) und tEi:aqJa (fi-6.n:tw) gibt es m.W. nur bei Grammatikern und
~QXO erst im 2. Jh. n.Chr.
4 Außer olöa, L. 74.
APPENDIX GRAMMATICA L. 73 215
duplikation (z.B. A.aµßavw - EtA'l']qia, dAT]µµm (L. 67.6, Anm.); ÖLaAtyoµm -ÖLEtAEy-
µms.
2. Andere Nachwirkungen von F
Von aÄ.(oxoµm kennen wir (L. 64.8) Aor. E&/...wv, Perf. EÖA.wxa, gleichfalls verursacht
durch anlautendes F-. Das gleiche gilt für ÖQUW •sehen<: Imperf. EWQWV, Perf. EOQaxa
(später EWQaxa), aus ::-FEF6Qaxa. Auch ELQ'l']X.a, ELQ'l']µm (unten, L. 85.10). Ferner:
dw{ta und foLxa: 73. 10
1. To t{toc;; >Gewohnheit<, d.h. Ff:ftoc;;,Y Fd}-, ursprünglich Vswedh (lat. sue·sco, sue·vi).
Mit Ablaut E/o, Reduplikation und Dehnung des o sowohl als des Ewird *se·swodh·a zu
dw{ta >bin gewohnt<;
2. v'dx >gleich< (z.B. in Ti dxwv >Bild<) aus '"°FELx. Mit Ablaut e/o und Reduplikation
wird "'·f €:Fmx·a zu foLxa >bin gleich<. Neben dessen regulärem Partizip Emxwc;; steht
dx.wc;;, ELx6c;;, dxui:a (d.h. nicht redupliziert?), Gen. dx.6't0c;;; häufig gebraucht bes. im
Neutrum Etx.6c;; >was (dem Erwarteten, Richtigen) gleicht<, also >wahrscheinlich<, >ein-
leuchtend< ist. Dazu Adverb dx.6'twc;; >Wie zu erwarten<, >einleuchtendermaßen<, und da-
von abgeleitet dx.ci~w, d.i. a) >Vergleichen<, b) >Vermuten< (•als wahrscheinlich erachten<),
und rnLELx.i]c;; (•wie anzunehmen<) •passend<, >anständig<, >ziemlich<.
3. Attische Reduplikation 73. 11
'Ax.i]x.oa, Perf. zu ltx.ouw, von ltx.i]x.oFa, ist längst bekannt: die erste Silbe - nicht nur
der erste Laut - ist redupliziert und der Vokal der (nun) zweiten gelängt.
Diese sog. attische Reduplikation - ähnlich der Aorist-Reduplikation in f]yayov - aya-
ydv - findet sich auch bei
EÄ.i}A.uß-a
ÖMoÄ.a
ÖÄ.ci>Ä.Ex.a
öµci>µoxa
>hin gekommen, bin hier<
>bin verloren<
>habe verloren<
>habe geschworen<
(ölluµm),
(ÖMUµL),
(öµvuµL, öµvuw),
!
({ii-..ttov - alt f]A.uttov - f:A.ttEi:v);
L. 76
5 Auch <JlJ'/J...f,yw >sammeln< hat O'UVELAE)'µm; aber das Simplex AEyw hat AEAE)'µm!
216 APPENDIX GRAMMATICA L. 73
wetteifern die beiden Möglichkeiten: neben 'tE'Ö'vavm steht tE~xE:vm, neben 'tE'Ö'YEci>~,
'tEßvE<i>'to~ (aus 'tEfhrr]ci>~, -11ön;o~) gleich häufig 'tE~Kci>~, 'tEthrr]K6'to~. Auch in den
Plural des Indikativs drängt die längere Form, 'tEßviixaoLv, sich früh ein.
Bei diesen Perfekten kommen offenbar ältere Bildungsprinzipien mit jüngeren zusam-
men, und es ist nicht leicht, die Tatsachen in einer eindeutigen historischen Theorie zu
kombinieren.
Man wird sich an die im folgenden aufgefühnen verschiedenanigen Formen gewöhnen;
das Verständnis für ihre Struktur dürfte dies erleichtern 6 •
Neben den schwachen Formen von
73.13 E<J'tllXa 't~xa ßEfhpm 7 (wie xmoC11xa) finden sich 8 im
Ind. Ecnaµev E<naTE tcnacnv
tEitvaµEV TE'Öv<icnv
ßEß<imv
Konj. tcn<i> E<n<i>µEV EO'tcOOLV
j3Ej3cOOLV
Opt. EO'tQLT]V
nßvaC11v I
Imper. Ecnafü EO'tU't(O
'tEttvaih
/
'tEßvd'tW
Inf. Eo'tavm Partiz. tcnci>~, -6~. -<i>oa
/
"tE{}vavm 'tEttvE<i>s, -6s, 'tEitvE<i>aa
߀ßÖvm ßEßci>~, ßEß<i>cJa
73.15 ötföa, neben ötömxa, unterscheidet sich von den vorangehenden insofern, als die star-
ken Formen auch im Singular des Indikativs begegnen:
Ind. ötföa (ötfüa~) öfötE ÖE:ÖLµEv ötÖt'tE ÖEÖCacnv
Konj. ÖEÖ(w ÖEölT}t ÖEöewcnv
Im per. ötfüfü
Inf. ÖEÖLEvm Part. ÖEÖui>s, ÖEÖLuia.
Zu fü'.füa war ein komplettes starkes Plusquamperfekt in Gebrauch (töEöeELV- tötfüµEV
... ) und einige starke Plqu.-Formen begegnen auch von den drei anderen Verben, z.B.
Ecnaoav, ßtßaoav, hEßvaoav. Daneben gab es die normalen Plqu. zu den schwachen
Perfekta, also z.B. dcrn1xEL, hE{}vfiXEL, i:ßEßt1xn, i:öEÖo(xEL, und zu den beiden ersten
auch Futura (Perfektfutur, L. 72.8): Eo'ttl1;EL, 'tE{}vfi1;n (>wird stehen<, >Wird tot sein<).
73.16 Einige Stammformen
LEKTION 74
Aus der IE Wurzel v'vid- (Ind. veda, lat. video, dt. wissen, engl. to wit) sind im Griechi- 74. t
sehen zwei, trotz der Verwandtschaft, völlig getrennte Verben entstanden - getrennt so-
wohl formal wie in ihrer Bedeutung; nämlich
1. der Aorist e[öov, töoo (< 'tF töov, flöw) - ein normaler starker Aorist, von der unver-
änderlichen v'Ftö, Bedeutung >sehen< wie lat. video.
2. Das Perfekt (ohne Reduplikation) olöa (Foi:Öa) >ich weiß< 1 , bei welchem die gleiche 74.2
Wurzel in verschiedenen Graden auftritt; nämlich
in ihrer kürzesten Form (Schwundstufe) v' Ftö,
und gedehnt (Grundstufe) v' Fnö;
(genau wie im heutigen Deutsch: >wissen - weiß<, und mit der gleichen Bedeutung) die
letztere Form zudem mit dem üblichen Ablaut o/E, also als v'Fmö und v'Fetö.
Die Verteilung dieser drei Formen ist wohl verständlich: Die Kurzform F LÖ- steht im In-
dikativ-Plural, der Dehnform des Singulars gegenüber: olöa: toµev (aus *flöµev). Das
ist also genau wie bei den in der vorigen Lektion besprochenen Perfekta, Typ ~cmpm -
icnaµev. Und wie bei diesen findet sich auch im Imperativ nur die kurze Form; wie bei
~cnafü und 'ttßvath, so bei tcrlh (aus *flöih).
Alle übrigen Formen des Perfekts sind von der e-Form der Wurzel (V etö-) gebildet: Konj.
elö<i>, Opt. elödriv, Inf. döf\rm, Partiz. döws; dazu auch ein normales Futur Medium:
dooµm (< *dö·ooµm) .
Schließlich gibt es dazu auch ein Plqu.; mit Augment und mit Abstufung zwischen Singu-
lar und Plural, in alten Texten auch mit variablen Endungen, die im Lauf der Zeitverein-
heitlicht werden (zu -Et- im Singular gegenüber -E- im Plural).
Das Ergebnis: 74.3
2
(in der Mitte die klassischen Formen; ältere darüber, jüngere darunter)
Perfektum Präsens wie lat. növi; ähnlich gr. fyvwxa. Formal entspricht gr. olöa dem lat. vidi.
Aber der Grieche >weiß, was er >gesehen hat<; sein >ich weiß,, olöa, ist nicht nur formal ein Perfekt 73. 14
zu dem Aorist döov.
2 Diese allerdings im Ionischen schon früh (z.T. bei Homer).
[Ö·µEV
3
Ind. olö·a, ola·ita olö·E(v) fo·µEV [a·'tE
--
[a·äm(v)
olöac; o[öaµEV o[Öa'tE
o[Öaa1.(v)
Lo-µEVat
Konj. dö·w, ~ etc. Opt. dö·EC!]v, -ECT)c;, etc. lnfin. dö·evm
tö·ui:a
lmper. [a·ih, fo·yw, fo·n, fo·ywv Part. Elö·wc;, -6c;, Etö·uia; Elö·6Yoc;~ dö·uCac;
- - - - ----rcTtwaav
ilto·ta4
Plqu. ft1.ö-ri' ft..ö·riaita TtLÖ·EL ft1.Ö·EµEV fttÖ·E'tE TtLÖ·Eaav
fitÖElV fttÖEL<; --
Fut. daoµm, etc.
74.4 Demnach können bei den zwei Derivaten der gleichen Wurzel V vid nie zweideutige For-
men entstehen. Beim Aorist Elöov ist das E- Augment, findet sich also nur im Indikativ:
der ist aber bei olöa - foµEv unverwechselbar anders. Alle übrigen mit dö- beginnenden
Formen gehören demnach zu olöa (Ablaut). Alle übrigen Formen von Elöov beginnen
dagegen mit tö-: das gibt es so nicht bei olöa, denn da haben die wenigen alten tö-Formen
sich in {o- verwandelt. Und schließlich kann es natürlich kein Plqu. geben und kein Futur
von dem Aorist Elöov; dooµm und f}tÖT) (fjtÖEtv) müssen also zu olöa gehören.
II. Syntactica
74.5 Die griechische Lektion enthält u.a. Beispiele von Konstruktionen, deren Prinzipien be-
kannt sind, deren Anwendung aber den Lernenden vielleicht doch noch überrascht; näm-
lich
A. Attractio relativi
In B 1 : asLm 'tTJ<; EAEU'Ö'EQ(ac; fic; 'XE'X'tT)OÖE: das Relativpronomen steht nicht im Akkusa-
tiv, den sein regierendes Verb eigentlich verlangt: es ist angezogen, >attrahiert< worden an
das Substantiv, auf das es sich bezieht (nicht nur in Genus und Numerus, wie immer,
sondern auch im Kasus )5 ;
C3: oufü:v cbv Hyoumv: wieder steht das Pronomen im Genetiv und nicht in dem logisch
>richtigen< Akkusativ. Es bezieht sich auf einen imaginären Genetiv 'tOU'tWV (>nichts von
dem, was<) und ist von diesem attrahiert worden; jenes attrahierende Pronomen (das >Be-
ziehungswort<) aber ist fortgefallen; und das ist bei solchen Strukturen die Regel.
So mag man sich das von unserm Standpunkt aus rational erklären. Gewiß aber hat kein
Grieche, der so sprach, dabei so kompliziert empfunden. ÜÖÖEv wv A.tyoumv (Genetiv
von >O AEYOUOLV<): >nichts von was sie sagen<: das können wir doch wohl fast so unmittel-
bar nachempfinden, wie es gesprochen wurde?
3 Aus ~-olö·{}a- und so all die o statt ö vor anderen Konsonanten, z.B. >:· töfü, *tÖ'tE, *tönti > toam.
4 Wieder eine e-Erweiterung der Wurzel!
5 Vergleichbar sind Attraktionen wie in GS, wo das Prädikatsnomen o<i>q>QOotV an den Dativ i)µi:v
attrahiert ist; ansonst - beim Infinitiv - der Akkusativ stehen würde (L. 17.18); s. auch L. 71.12
und die Exercitia zu L. 13.
APPENDIX GRAMMATICA L. 75 219
LEKTION 75
1 Unvermeidliche und längst bekannte Ausnahmen (welche uns bald zustatten kommen werden)
sind EI.µ( und <p11µ( (L. 10.11 ).
2 Vgl. aber Anm. ~- am Anfang der griech. Lekt. 68.
3 Beachte also, daß es bei den vielberufenen Verba auf -mi sich nur um deren Präsens handelt; und 75.2
von dem sind drei Viertel, oder eher neun Zehntel, längst bekannt - wie sich sogleich zeigen
wird. Nur die >drei großen Verba auf -mi<haben auch im Aorist Besonderheiten. Wer aber aus
L. 69 den Wurzelaorist kennt, wird selbst dort längst Bekanntes finden .
220 APPENDIX GRAMMATICA L. 75
75.3 Die Endungen dieser Präsentia sind im Medio-Passiv die gleichen wie bei den themati-
schen Verben; nicht so im Aktiv. Daher beginnen wir mit solchen athematischen Verben,
die nur im Medium existieren; sog. >media tantum< wie XELµm >ich liege< und öuvaµm
>ich kann< .(Stamm - hier gleich Wurzel - XEt- und öuva-).
Die bekannten Endungen - primäre im Präsens, sekundäre im Imperfekt - treten also
unmittelbar an diese Stämme (Wurzeln): öuva·µm, ExäµT)v. Dies ist offenbar genau wie
beim Perfekt Passiv der thematischen Verben: öuva·µm, -om, -'tat wie A.O„u·µm, -om,
-'tm. Diesem Perfekt gleicht das athematische Präsens auch darin, daß das -s- der Endun-
gen -oaL und -oo (obschon zwischen Vokalen) erhalten bleibt: öuvaom, xdoo, EXEL00 4
wie A.tA.uom, A.tA.uoo, E:A.tA.uoo.
75.5 Nicht dagegen teilen diese athematischen Präsentia die Besonderheiten des Perfekt-Ak-
zents. Es heißt (lnfin.) öuvao-6-m (aber AEAuoßm) und (Partiz.) öuvaµEVrn; (aber AEAuµt-
voc;)5.
Demnach ist die Konjugation dieser Media so vertraut, daß ausführliche Paradigmen sich
erübrigen. Zur Illustration hier der
75.6 Indik. aya- \ -µm
öuva- J -oat
bti:o-ta- , -'tQL
EQU- ) ~ -µEßa
XQEµa- -oßE
XEL- -V'tat
(xait-) ~-' '
(N.B. Akzentverschiebung in 1. Plur.)
75.4 4 Ausnahmen : i::Mvw (< -aoo) und fptLITTCJJ (Imperfekt), auch Imperativ bt[cnm (aber btCmaoo
findet sich oft in Dichtung). In nachklassischer Zeit wird auch der Imperativ x6:6ou >Setze dich<
gebräuchlich; klassisch hieß es xa'Ö'r)oo.
5 xa{hiµm und xdµm haben auch der Bedeutung nach Perfekt-Charakter; daher denn XEi:µm
auch von z.B. Gesetzen und Bräuchen gebraucht wird, die einmal >gesetzt worden<sind und da-
her jetzt >liegen<, d.h. >gültig sind<. Und nur Kleinigkeiten wie der Akzent des Partizipiums hin-
dern uns, diese beiden Verben formal als >Perfekta ohne Reduplikation<zu bezeichnen, wie das
Aktiv olöa; was freilich auch durch Sprachvergleichung nicht empfohlen wird.
6 Modi von xatW;oµm (auch xafütoµm) >Setze mich, sitze< treten oft an die Stelle solcher von
xaß-r]µm.
7 Mindestens im Konj. dürfte man ja eine Nachwirkung der Kontraktion des Stammendes mit der
Endung erwarten, wie bei xal'tmµm so auch bei *öuva·mµm etc. ; tatsächlich aber finden wir
öuvwµm, ÖUVllL usw . wie A.uowµm, AUOTJL usw.
APPENDIX GRAMMATICA L. 75 221
Weiterhin:.....-.,..---~~~~-:-~~---:-~~~,..-----:-~~~~~~~----:-~-.
Infin.
Öilva- ~
btCota- .Q.
-ouat
X.El-
xm'h)-
Imperfekt 75.7
Das Augment: EJttotaµm ist ursprünglich ein Kompositum (Vsta, lat . Stare; wörtlich >auf
etw. stehen< - geistig; vgl. dt. >verstehen<, eng. >understand<); aber das ist längst verges-
sen. Daher das Augment am Anfang der Präposition (und nicht nach ihr) : T]motaµriv.
Es ist ähnlich mit x.a'fhiµm, aber weniger extrem. Das Simplex ~µm bleibt in der Poesie
lebendig; in der Prosa wird nur x.a{hiµm gebraucht. Daher findet sich das Augment je
länger je mehr vor der Präposition: E:xafrfiµriv; aber das (eigentlich korrekte) xafrfiµriv ist
häufig genug. Also (s. aber Anm. 4):
E:öuva- -µriv
T]mo'ta- -oo
-'tO USW.
(mit regulärem Akzentwechsel).
Stammformen 9 75.9
8 Vgl. oben L. 70 .10. - Bei Homer und ihm folgenden Dichtern sind aber die medialen Aoriste
ftyaoaµ'l'}v, f:öuv'l'}o<lµ'l'}v, i}Qaoaµ'l'}v nicht ungewöhnlich.
9 Eingeklammerte Formen sind selten; höchst Seltenes wird nicht erwähnt. Sp. = spät (nicht klas-
sisch). Für die Aoriste vgl. L. 70.10.
10 Augment auch f]- (nach ß-0„w, Eß'O„w - i}{W„rioa).
222 APPENDIX GRAMMATICA L. 75
11 Wenn die hier zitierten Tempora, wie billig, zum Präs. EQaµm gestellt werden, ist EQCLW auf das
Präsens (mit Imperf. TJQWV) beschränkt. Dessen Passiv ist selten- ausgenommen das Part. Ö EQffi-
µevoc;, ii EQWµEVT].
12 S. Anm 6.
13 (auf-)hängen, transitiv, XQEµavvuµL, L. 77.4-9.
APPENDIX GRAMMATICA L. 76 223
Diese drei Verben sind also einfach Mutastämme, und zwar Gutturale, wie füooxw, ayw, 75.14
/..:f)yoo, Exn:A.i)noo (L. 67). Dieser ihr Normalcharakter ist im Präsens verdeckt durch die
Erweiterung der Wurzel; er tritt klar hervor in den übrigen Tempora (s.u. die Stamm-
formen). Also z.B.
ÖE(xvuµt, öd!;w wie fücl>xoo, Ötoo!;w, und
µEµELyµm, µtµEt!;m, µtµEtKtat wie
ÖEöiooyµm, ÖEöioo!;m, ÖEöLoox'tm, etc.
Beachte die intransitiven, aktiven Perfekta n:rnriya >bin fest< und öA.wA.a >bin verloren< -
zu diesen gibt es keine Passiv-Perfekta- sowie den Aor. >Pass.< Ertclyr]V >wurde hart<, mit
Ablaut (L. 70).
"OUuµm schließlich hat Eigenheiten, denen wir früher begegnet sind, und die wir hier-
unter zusammenstellen:
LEKTION 76
76.7 Imperfekt
Endungen (wie gesagt) wie bei o-Verba - außer
l3. Plur. -oav !
- gewiß vom s-Aorist (e/..uoav): Also:
EÖE(xvü·v, EÖdxvü-;, EÖEixvü-,
EÖE(xvu:.!:!_EV, EÖE(xvü„tE, E:ödxvü·.LAN
Vgl. e/..u·o-v, e/..u·E·;, 'KtA.
76.8 Imperativ
1 fü:Cxvü ,
2 önxvU--rco, ödxvu·LE, ÖELxw·v-rcov 1
Vgl. AU-E, A.u ·t ·-rco, x-rA..
1 Auch (nur) in der 2. Sing. des Imperativs Akt. (ÖE(xvü). Dies kehrt analog bei fast allen athemati-
schen Präsentien wieder. Es gibt dafür vielfache Erklärungen - die eben durch ihre Vielheit an
Glaubwürdigkeit einbüßen .
2 S. Anm. 1.
APPENDIX GRAMMATICA L. 76 225
Partizip 76.9
Wie gewöhnlich, ein -nt-Stamm.
Nom. Sing. Mask. hat Endung -s wie Aorist Akt. (t...uaä;) und Pass. (f...u{}E(;); wie letzte-
rer mit Akzent auf der letzten Silbe des Nominativs. Wie immer fällt -nt- vor -s aus, mit
Ersatzdehnung. Also önxvÜ; (< >:· öELXvUvt;). Femin. -ja wie immer: *ÖELXv6vt·ja >
>:·öELxvuv'toa > ÖELx.vüoa. Das Resultat reimt (nicht zufällig) mit c:p-Ü;, qn)vto;, dem Par-
tizip des Wurzelaorists fc:püv (cpuw, L. 69.12):
I '
ÖElxV'U·;, ÖELxvU-v, ÖELXvü·oa, Gen. ÖELxv\J-vro;, ÖElxvü·ori;
vgl. cp{,;, cpw, cpüoa, qn)vto;, epUCJ1l;.
Man präge sich diese Formen gut ein: Sie kehren bei allen athematischen Präsentien wie-
der.
Fortgang der Angleichung an das thematische Präsens 76. 10
Thematische Formen wie ÖELXvUW (st. -vuµL), ÖELXV'UE (lmper.), EÖELXV'UE finden sich
schon bei Hesicxl. Die klassische attische Dichtung (Tragödie und Aristophanes) meidet
sie, so auch (meist) Plato; aber in der sonstigen Prosa des 4. Jh. (z.B. Xenophon und Red-
nern) und der Komödie werden sie häufig. Andererseits begegnen aber athematische
Formen noch im N. T.
3 µi.ayco (< ''µi.y·oxco) ist von V µLy gebildet wie ÖLÖaoxw von (bt)öax. Im Epos wird ausschließ-
lich dies Präsens gebraucht (oft auch bei Thukydides). Die klassische attische Dichtung meidet es
sowie das thematische µLyv(Jw; beide werden in der Prosa des 4. Jh . immer häufiger. Im N.T. be-
gegnet keine der drei Präsensformen dieses Verbs .
226 APPENDIX GRAMMATICA L. 77
LEKTION 77
über
B. Die außer-präsentischen Tempora
ist damit das meiste bereits gesagt. Erwähnt sei noch: 77.6
1. die -wuµt-Verben bilden kein Perfekt Aktiv 5 ; mehrere auch kein Futur;
2. soweit sie ein Futur bilden, erhält sich bei einsilbigen Stämmen das -o-; entstehendes 77.7
-oo-wird im Lauf der Zeit vereinfacht (auch im Aorist); also €oow (Homer), von VFrn
und o߀oow (> oßfow), von Voßrn, wie atv€ow und agx.€ow (L. 71 .8); bei mehrsilbigen
dagegen fiel das -s- (-ss-?) aus und es ergab sich ein Futurum contractum wie bei x.a/..w
und 'tEAÖ> (L. 71. 9), und hierzu stellte sich auch das alte Kompositum aµcpLEWlJµL (Nr. 2),
entgegen seinem alten Simplex, mit dem Fut. aµcpLÖ> (< aµcpLEOW ). Die Vokalisierung
dieser Futura hing naturgemäß vom Endvokal der Wurzel ab: aµcpub, aµcptEi<; ... (von
-muµt) wie xaA.fü, x.a/..Eic; ... (mithin wie Präs. nmfü, 1totEi<; ... ); dagegen XQEµfü,
XQEµfüc; ... und ox.EÖfü, oxEÖfüc; ... (von -awuµt) wie Präs. nµw, nµfüc; ...
3. Aorist: von allen Verben auf -wuµt bildet nur o߀wuµt einen (intransitiven) Wurzel- 77.8
aorist: Eoßriv >erlosch< (wie EßT'JV, L. 69); ansonst normale schwache s-Aoriste, z.B.
l)µcpCrna, auch €oßrna (>löschte<).
Stammformen 77. 9
(klassische Formen in der Mitte; ältere darüber, jüngere darunter) (-oßfow bedeutet:
diese Form ist nicht im Simplex bezeugt, wohl aber für Komposita)
XEQCtW XEQUOOU
XEQUVV'Uµt EXEQaoa XEXQܵm EXQÖ'Ö'Tjv mischen
XEQUVVUW XEXEQaoµaL EXEQ<io'Ö'Tjv
XQEµcivvuµL fXQFµaoa EXQEµ6.0t'}'YIV hängen (tr. )6
XQEµavvt'.Jw, XQEµaw
OXEÖ<ivvuµt OXEÖÖJ l:oxtöaoa foxtöaoµm E:oxEÖcio&qv zerstreuen
fo(o)w fo(o)a foµm (Homer)
Evvuµm -foooµm fo(o)aµriv dµm
aµ<ptfvv'UµL aµqnw tjµcp(rna ljµcp(rnµm kleiden
oßfooa
oßtvvuµt -oßfow Eoßrna löschen
oßEvvUW foßriv foßrnµm
~wvvuµL fl;woµm gürten
EQQWµm stärken
QWOW EQQWOa
5 xau:oßipmatv bei Aischylos (Text 1 Gt) ist eine hochpoetische Ausnahme, eben darum von
mächtiger Ausdruckskraft; t~wxa (von ~wvvuµt) erscheint nicht vor dem Beginn unserer Zeit-
rechnung.
6 KQEµaµm >hangen< (intrans.), L. 75.8.
7 Das Präsens ionisch, attisch nicht bezeugt.
228 APPENDIX GRAMMATICA L. 78
2. der charmante Potentialis, ausgedrückt durch den Optativ mit 6.v, in dem Xenophon-
Zitat H; gleicher Art - >bescheidene Behauptung• - bei Plato, D3, <paiµf:v O:v;
3. in Et: der Präsensstamm - hier das Imperfektum - eine fortlaufende, unvollendete
Handlung ausdrückend (de conatu): >wir bemühten uns, es zusammenzurühren, und es
wollte sich nicht verbinden<.
LEKTION 78
Die sogenannten >drei großen Verba auf-mi<, 'tL'Ö'r)µL, füöcoµL, LT)µt, stehen traditionell im
Geruch besonderer Schwierigkeit. Das Verb LOTI]µt bietet sich zur Vorbereitung auf >die
drei< an; denn sein Formsystem ist dem ihren nächstverwandt. Sieht man sich nun aber
l'.OTI]µt des Näheren an, so zeigt sich, daß sein Formsystem nichts grundsätzlich Unbe-
kanntes bietet; das Neue reduziert sich darauf, daß ein -u am Ende des Stammes (wie bei
ödxvuµt) selbstverständlich zu anderen Lautbildern führt als ein -a (v'ma-). Anderer-
seits wird sich zeigen, daß >die drei< über LO'tT)µt hinaus nichts Neues bieten, außer einem
Grüppchen von drei oder vier Formen im Aorist Aktiv. Das wird sich dann ohne
Schmerzen bewältigen lassen.
A. Das Präsens
78.2 1. Der Präsensstamm
dieser vier Verben ist anders gebildet als bei denen, die in den letzten drei Lektionen be-
handelt wurden: athematische Bildung auch hier; d.h. die Personalendungen treten (ohne
Bindevokal) direkt an den Stamm. Dieser aber ist dem Verbalstamm (der Wurzel) gegen-
über anders differenziert; nämlich durch eine Erweiterung am Anfang, und nicht am
Ende der Wurzel: kein -vu wie bei Ö€L'wvu·µt, sondern Reduplikation des Anfangskon-
sonanten; mit zwischengeschaltetem -i- wie bei Yt'YVoµm (L. 63.2) und Öt·Öaoxco
(L. 65.1 ). Das sieht man am deutlichsten bei fü·öooµt und -c(·'Ö'r]µt.
78.3 Bei dem Präsens Lo'tf]µt der Wurzel v'ma/ä (L. 69.3 und 5; ä > ri) ist das anlautendes-
der Reduplikation, wie immer, in h- übergegangen: wie sex > t~ und septem > m-ca, so
'~si·stämi > 1'.0TI]µt.
78.4 Der Wurzelvokal (-a) ist-im Präsens!-durchweg kurz (z.B. tmö.µm)-außer, beim Ak-
tiv, im Singular des Indik. (to'tT)µt) und des Imperfekts (LOTIJV) sowie beim Imperativ, 2.
Sing. Lo'tT). Das ist also genau wie beim -u der Verben auf -vuµt 1 und gilt überhaupt für
alle Verben auf -µt.
78.5 2. Das Medio-Passiv
Da die Endungen beim Medio-Passiv bekanntlich durchweg die gleichen sind wie bei den
thematischen Präsentien, ist bei diesem besonders wenig zu bemerken. Die bekannten
Endungen treten also direkt an das -ö. des Stammes wie bei öuvaµm, äyaµm, bt(<naµm
(L. 75). Also z.B. I nfin. t<nao-ttm wie öuvao-ttm und Partizip L01;aµevoi; wie öuvaµevoi;;
und zumal der ganze Indikativ (t<naµm, tai;aom ... wie öuvaµm, öuvaom ... ) und
das Imperfekt (io-caµriv - das Iota als Augment gelängt - to-caoo ... 2 wie EXE(µflV,
fxnoo . . . oder Eönxvilµriv, EÖE'.Lxvuoo ... ). Auch bei dem Imperativ to-caoo
(t<naoÖ'w ... ) bleibt das intervokalische -a- erhalten 3 •
All dies gilt analog auch für die >drei Großen<. Ebenso - im Unterschied zu den bisher be-
trachteten Verben auf -µt - die folgende geringfügige Verschiedenheit in der Bildung von
Konjunktiv und Optativ 78.6
lJ (und t) - das wissen wir längst - werden nie mit einem folgenden Vokal kontrahiert
(darum heißt es xwl..uoµev, während qitl..foµEv zu qitl..oüµev wurde). Demgemäß konnte
der Konjunktiv zu ÖE(xvuµm nur ÖEtxvuwµm lauten - denn er wird ja durchweg vom
Präsens Konj. der eo-Konjugation übernommen (L. 75.11). Wir sahen aber (L. 75.6 mit
Anm. 7), daß auch die Media tantum öuvaµm und E1tLO'taµm - obgleich sie Vokal-
stämme sind - Konjunktive bilden wie durchschnittliche eo-Präsentia mit konsonanti-
schem Stamm: öuvwµm wie ntµiceoµm, nicht wie nµwµm.
Hier verhalten sich totaµm - und die anderen drei - anders: der vokalische Stammauslaut
(im Konj. anscheinend selbst gelängt) wurde offenbar in den Modus-Vokal absorbiert;
jedenfalls spricht die Akzentuation dafür; denn im Gegensatz zu öuveoµm und rnto'tw-
µm steht bei ihnen der Akzent durchweg auf diesetn 4 • Vom Akzent abgesehen, sind aber
die Formen identisch. Also:
Konj. Lotwµm, i.oTi}L, toTI)tm .
(gegenüber öuveoµm, ÖUvflt, öuvritm ... )
Opt. Lota(µriv, t<naio, i.otai-co ...
(gegenüber öuva(µT]v, öuvmo, öuvm'tO ... )
3. Das Aktiv 78.7
bietet prinzipiell nichts Neues; man versteht und meistert seine Formen, wenn man das
bereits Bekannte sinngemäß auf die v'ota anwendet:
-vm im Infinitiv
l
Endungen: verschieden vom eo-Präsens nur
vgl. L. 76.2.
~ .
Also z.B. das Imperfekt:
.
Smg. io'tl]v, ion1i;,
~ tt
.
LCJ'tfl,
Cl
78.8
2 Also nicht kontrahiert wie EMvw und T]n:i:<nw (< -aoo), L. 75.4.
3 Also wie bei Öebwuoo, xdoo usw., und nicht kontrahiert wie bei tn:t:<nw, L. 75.4.
4 Es ist nicht sicher, ob diese Regel auch für Komposita gilt. Bekümmere dich also nicht zu sehr,
wenn du etwa in einer Textausgabe aqll<nai:i:o findest, in einer anderen eupt<nmi:o.
5 Vgl. L. 76.7.
230 APPENDIX GRAMMATICA L. 78
6 L. 76.6.
7 Vgl. L. 76, Anm. 1.
8 L. 76.3.
9 L. 76.9.
10 Parallelen dazu: L. 70.2 und 4.
APPENDIX GRAMMATICA L. 78 231
II. Präpositionen
A. Vorbemerkung
" IO'tllµt und die anderen drei >großen Verben auf -µt< haben sich in ihrer archaischen 78. 16
Struktur deshalb behauptet, weil sie fundamentale und weitgreifende Bedeutungsinhalte
vermitteln (>setzen•, >stellen•, >geben<) und daher ständig gebraucht wurden. Aus demsel-
ben Grunde gibt es von diesen Verben viele Komposita, welche diese weiten Bedeutungs-
bereiche spezifizieren und so verdeutlichen. Komposita entstehen bekanntlich (aller-
meist) dadurch, daß dem Verbum simplex eine Präposition vorgefügt wird, welche mit
ihm zur Einheit des Verbum compositum zusammenwächst 13 • Um die so erzeugte Be-
deutungsnuance zu erfassen, muß man mit den betreffenden Präpositionen vertraut sein.
Präpositionen sind uns von Anfang an oft begegnet; jetzt bedürfen wir einer umfassenden
Übersicht. Eine solche suchen wir in dieser und den folgenden Lektionen zu gewinnen 14 •
Die meisten Präpositionen sind alte Ortsadverbien; sie verdeutlichen also etwa, wo (wo- 78.17
her, wodurch) das Gesagte situiert war. Notwendigerweise wurden sie dabei oft mit ei-
nem besonderen Teil der Aussage verbunden; sei es mit einem Nomen (>aus dem Haus•),
sei es mit einem Verb (>aushalten•). Dabei war ihre Stellung innerhalb der Aussage zu-
nächst frei, und diese Freiheit zeigt und erhält sich besonders in der Dichtung. Da spricht
dann der normierende Grammatiker von >Postposition•, wenn eine >Präposition< hinter
(statt vor) einem Nomen steht (frEWv uno ), und dabei soll >Anastrophe•, Zurückziehung
des Akzents, stattfinden (futo, nicht fuc6 ) 15 • Oder, wenn eine Präposition ein Verbum
11 Nach dem, was wir über den Ursprung des Aar. Pass. wissen (L. 70.6), wird es nicht wunder-
nehmen, wenn auch Emafuiv oft mit intransitiver Bedeutung begegnet, also fast gleichbedeutend
mit E<nTJV.
12 Aus >:·se-stäka, wie LO"tTjµt aus *si-stämi; vgl. L. 73.13-15.
13 Das gibt es, wie im Griechischen so im Deutschen, selten im Englischen.
14 Die im folgenden angestrebte Obersicht wurde angebahnt oben, L.3.24; 7.3; 41.11.
15 Bekannt seit gr. L. 33 II D3, vgl. L. 58IIG1. -In Wahrheit dürfte der Akzent auf der ersten Silbe
der ursprüngliche sein (es handelt sich nur um zweisilbige Präpositionen, mit Ausnahme von
t'.tµcp( und t'.tvti); der Akzent ging verloren - das bedeutet der normale Gravis auf der Endsilbe-,
als die selbständigen >Adverbia• zu bloßen >Präpositionen• wurden.
232 APPENDIX GRAMMA TICA L. 78
qualifiziert, ohne doch mit ihm zum Kompositum verwachsen zu sein (xffta ßoü~
ficrlhov, nicht ß. xa"t'i]crthov ), so heißt das >Tmesis<, als wäre sie vom Verb >abgeschnitten<
(l'tµvw ).
Tatsächlich haben sich diese alten, verdeutlichenden Adverbien auf die von den Gramma-
tikern anerkannte Norm hinentwickelt: in der Prosa gibt es >Postposition< nur bei 1tEQ( 16
und überhaupt keine >Tmesis<, sondern eben >Präpositionen< vor Substantiven und
>Komposita<, deren erstes Element eine Präposition 17 ist.
78. 18 Da die Kasusendungen selbst ursprünglich lokale (oder ähnliche) Beziehungen ausdrück-
ten, war in älterer Zeit ein viel geringerer Bedarf an Präpositionen als später; denn wie die
Zahl der Kasus schrumpfte und mithin die verbleibenden immer vielfältigere Beziehun-
gen anzeigen mußten, wurde es mehr und mehr nötig, spezielle Beziehungen durch spe-
zielle Präpositionen zu verdeutlichen. Ein Beispiel: >nach Athen< wurde bei Homer und
ihm folgender Dichtung durch den bloßen Akkusativ ausgedrückt; in der Prosa nie ohne
die Präposition El~. Umgekehrt finden sich alle die späteren >Präpositionen< bei Homer
als selbständige Adverbien (z.B. cruv öuo EQxoµtvw >Wenn zwei zusammen gehen<): das
gibt es später nur in wenigen, gewissermaßen >versteinerten< Ausdrücken, wie 1tQO~ öt
>Und dazu noch< und CxVa >auf!<
78. 19 Von örtlicher zu zeitlicher Beziehung ist der Fortschritt früh und natürlich (>im< Haus,
>im< Frühling); mit dem Fortschritt rationalen Denkens wird auch die durch Präpositio-
nen verdeutlichte Beziehung abstrakter. Ein Beispiel: >Hektar starb unter (im6) Achill<
verblaßt zu >Hektar wurde von Achill getötet<; endlich, und früh, ergibt sich so die Re-
gel: »für von beim Passiv (d.h. zur Bezeichnung des Urhebers) braucht der Grieche im6
c. Gen.« (Vok. 41 IIB). In vielen Fällen ist freilich der sinnliche Ursprung einer übertra-
genen Bedeutung nicht so offenbar.
78.20 Seit dem allerersten Beginn dieser Studien wissen wir vorn >Wohin-< und >Wo-< und >Wo-
her-Kasus<; damit wird selbstverständlich, daß viele Präpositionen mit präziser Eigenbe-
deutung nur einzelne bestimmte Kasus verdeutlichen konnten; etwa d~ den (Richtungs-)
Akkusativ, Ev den lokativen Dativ, E; und cm6 den (Woher-)Genetiv. Andere unter die-
sen ehemaligen Adverbien hatten weniger präzise Bedeutungen und konnten sich dem-
nach mit verschiedenen Kasus assoziieren. Manches bleibt rätselhaft: warum fordert der
Begriff >mit< einen Dativ - doch wohl den >Sociativus< der beteiligten Person-, wenn der
Grieche ouv sagt, aber den Genetiv bei µEl'cl?
78.21 Wir beginnen unsere
B. Obersicht
(von allermeist längst Bekanntem) mit den Präpositionen, die sich mit nur einem Kasus
assoziieren (von >regieren< ist die Rede nicht), und zwar zunächst
E~ (Ex vor Konsonant; denn »-s- zwischen Konsonanten fällt aus« 18 ; lat. ex)
E~ 'Afu]voov
Ex "t'f]~ olx(a~
f:x. 1toA.A.ou XQ6vou >seit langer Zeit<
16 Auch diese nicht bei den Rednern. Wohl aber findet sich oft ein Attribut zwischen einer Präposi-
tion und >ihrem< Nomen, z.B. füa µfoou wü rraeaöeioou.
17 Es gibt auch Verba composita mit zwei, sogar drei Präpositionen.
18 L.22.3.
APPENDIX GRAMMATICA L. 78 233
hßaM.co >hinauswerfen<
tsfotaµm >heraustreten<
E!;EQY<l~oµm >(völlig) ausarbeiten<
Ti Esoöoc;· Ti btcrcamc;
00t6 (lat. und deutsch ab) 78.22
ÖJt' 'A{hiv&v (z.B. >entfernt sein von< ... )
acp' tmto'U >Vom Pferd herab<
acp' OU >Seitdem<
WtOXQ(voµaL >antworten<
a:rmßaM.co >wegwerfen<, >verlieren<
a<p(CJ'taµm >abfallen<
a:rtEQY<l~oµm (wie t;-, oben)
Ti rutÖXQLmc; Antwort
avt( (lat. ante; aber die Grundbedeutung >VOr<, >entgegen< ist im Griechischen nur bei 78.23
Verben erhalten; mit Nomina ist sie eng spezialisiert)
EV avfr' tv6c; >eins für (>vor<) das andre<
6ö6v'ta avti 6ö6v'toc; >Zahn um Zahn<
avnÖ(ÖWµL >eines anstelle (für, >VOr<) e. andres geben<
UVfüCJ'taµm >Sich entgegenstellen<
Tj avt('ftrnLc; (>Antithese<)
:rtQÖ (lat. pro, welches sich anders entwickelt hat; IE Grundbedeutung >VOrn<, >VOr< 78.24
[> >für<])
3tQO 'tWV :rtuÄ.wv, .'tel :rtQO :rtoÖ&v
1tQÜ TjµEQac; >vor Tag<(-esanbruch)
3tQO JtfftQ(Öoc; >für das Vaterland<
öoüA.oc; :rt:QO öouA.ou >ein Sklave für den anderen<
:rtQoßaCvco >vor(wärts)gehen<
:rt:QoölöcoµL (prodere) >verraten< 19
:rtQOla'taµm >vorstehen< 19
:rt:QOÄ.Eyw >vorhersagen<
ö :rtQÖÄ.oyoc; (>Prolog<)
19 Der 1tQOÖ6'trg; (proditor) gibt das Eigne vor, fort, weg für das Feindliche; der 1tQOO'tUTI}~, Vor-
steher, steht (schützend) vor dem (den) Eignen; der 1tQO<pTJTI}~ spricht >hervor<, >heraus<, als
Sprecher und Mittler eines Gottes.
20 Ober Ev VUX'tt, V'UX't6~, 'ti)v v\Jxta als Zeitbestimmungen L. 22.4.
234 APPENDIX GRAMMATICA L. 78
78.28 ava 23 (deutsch an, engl. on; vgl. avoo oben); Grundbedeutung: (an-) hinauf
Ö.va 'tOV 1tO'taµ6v >flußaufwärtS< 24
av' 'EA.A.aöa >über Gr. hin<
ava 1tEV'tE >je 5<
ava A.6yov >entsprechend<
avaßaCvoo >hinaufgehen<
avaßaA.A.oo >aufschieben<
UVLO'tl)µL >aufstellen<
„
avanvtw >aufatmen<
avaßam;· Ti av01tvoi}
Also merke: e1;, &1t6, av't(, 1tQ6; E:v und ouv; Et;, ava, je mit nur einem Kasus.
21 ;uv ist die ältere Form (lat. cum); beide finden sich bis zum Ende des 5. Jh.s. Thukydides z.B.
bevorzugt ;uv; nach 400 v.Chr. fast nur ouv, das aber seinerseits durch µE'ta zurückgedrängt
wird. Isokrates z.B. braucht nur µE'ta, nie ouv; ebenso im N.T. der Hebräerbrief, im Gegensatz
zu Paulus.
22 Daher >lstambuk
23 In alter Dichtung findet sich ava auch bei Dativen, z.B. ava OX~3t'tQWt >Oben am Stabe<, ava
vauo(v >auf Schiffen<. 24 Vgl. xma mit Akk., L. 79.7.
APPENDIX GRAMMA TICA L. 79 235
LEKTION 79
Speziell:
A. rn(ITTaµm und E<p(ITTaµm 79.1
Zwei Verben, Komposita der gleichen Wurzel mit der gleichen Präposition; daher viele
ähnliche Formen; Identität aber nur im Futur. Man wird Verwechslungen vermeiden,
wenn man sich ihre ganz verschiedene Struktur und Bedeutung klar macht - und durch
Übung.
btiotaµm (L. 75.7)
v'sta; die Präposition dieser vorgefügt; das ganze längst als eine Stammeinheit empfun-
den, mit dem Augment (i]-) an deren Anfang; im übrigen bleibt die Präposition unverän-
dert.
1 Soweit ein medialer Aorist von tO'tflµt gebildet wird (wie tmrioaµriv, Xa'tEITTflOCiµriv, L. 78.13 ),
hat er wohl immer transitive, >aktive< Bedeutung (>stelle, errichte etc. etwas von mir aus<). Für ei-
nen solchen Aorist des Kompositums Eq>LITTflµL habe ich keinen Beleg. Für das Perf. Med.-Pass.
s.L.78.14.
236 APPENDIX GRAMMATICA L. 79
Es gibt ein Präs. :n:A.ft'frw, fast nur bei Dichtern 2 - aber es ist intransitiv; es bedeutet >voll
sein<. Für die transitive Alternative >füllen< gibt es, neben :n:A.riQ6w, das athematische
:n:tµ.rcA.TjµL.
79.4 ... :rtQiiow 3 , EJtQT]Oa, - JtEJtQT](o)µm, E:n:Qf)oth]v (ver)brennen (trans.)
Das Präs. rtQf]'Ö'w >verbrennen< begegnet immerhin einmal in der Ilias 4 ; aber es hat sich
nicht durchgesetzt; attisch (und später) sagt man JtLµJtQTjµL.
Es leuchtet nicht unmittelbar ein, daß diese zwei Präsentien gleichen Typs sind wie tcrtri-
µL. Bei diesem hat sich der reduplizierte Konsonant auf bloßes h- reduziert; bei jenen ist
er erhalten. Darüber hinaus haben die zwei ihre Reduplikation noch mit einem Nasal ver-
stärkt; etwa wie A.aµßavw zu VA.aß- und A.avthivw zu VA.aß--: so mµ.rc- statt m:n:- 5 • Im
übrigen aber sind sie völlig gleicher Art: rtLµJtATjOl wie tcmim; mµ.rcQavm wie lm:avm;
bttµJtATJV wie io-triv, e:n:(µ.rcQaoav wie io-taoav.
Durch ihre definitiven Bedeutungen waren diese vier Präpositionen geeignet, die glei-
chermaßen definitiven Bedeutungen des Woher- und Wohin-Kasus zu spezialisieren.
79 .6 1. Öla >durch<
(gewiß verwandt mit dem lat. Präfix dis-; vgl. ÖlaXQLvw - discerno, Öla<pEQW - differo [<
disfero]; also wohl Grundbedeutung >entzwei<, >auseinander<; vielleicht auch mit griech.
Ö(~ >Zweimal< verwandt):
a) beim Genetiv: durch - hindurch
ÖLa :rtuA.ci>v >durchs Tor<
Öla µ€ori~ 'tfl~ Jt6AEWt; >mitten durch die Stadt<
ÖLa vux't6~ >die Nacht hindurch<, >bei Nacht< 6
öu1 JtaV't6~ >durchweg<
Öla ßiou >lebenslang<
ÖLa X.Q6vou (>durch<, daher:) >nach (langer) Zeit<
ÖL' ayy€A.ou >durch< Boten
Öla 'tUX,EWV >Schnell<
ÖLaßaCvw >durchschreiten<, >(hin) überschreiten<; so
ÖL€Qx.oµm >(hin)durchgehen<
ÖLaßaA.A.w >verleumden< (>hindurchwerfen<)
ÖLLO't'Y)µL >auseinandertreten lassen< 7 , >trennen<
Öta<pEQW >verschieden sein<
2 In attischer Prosa geläufig ist nur die Phrase aµq>i :JtA.i)'froucmv ayoQ<lv als Zeitangabe: >um die
Zeit, wenn der Markt voll ist<.
3 In Prosa fast immer Kompositum: Eµ- und xata-.
4 II. 9,589 (Imperfekt). Auch andere Tempora desselben Verbs begegnen bei Homer.
5 Es scheint, daß dieses zusätzliche µ- oft wieder verschwand, wenn - im Kompositum - ein glei-
ches ihm unmittelbar voranging; also: Dissimilation, z.B. Eµ:Jtl:ltAflot, aber EvE:Jttµ:JtAfl.
6 Also wie vuxt6~ oder auch vuxta (L. 22.4).
7 Unser Text L. 84 F3.
APPENDIX GRAMMATICA L. 79 237
8 Im späteren Sprachgebrauch hat sich aber die Phrase öu1 <Tt6µa EXELV >im Munde führen, bere-
den< erhalten, neben öu1 <Tt6µawc; txnv (wie auch öu1 XEtQ6c;, ÖQYilc;, ahCac;, EXELV, >in der
Hand halten<, >zürnen<, >beschuldigen<).
9 Unser Text 1 C4 öux ri)v avayxa(av tQo<pt)v >weil der Körper notwendigerweise ernährt werden
muß<.
10 Aber auch xai}' uµci>v fyxcl>µtov u.ä. (Demosth. u.a.), also xat<l >herab auf,= •in bezug auf<; so
Ev xata navtwv (Pl.) >eines das für alle gilt< (vgl. m. Akk.).
11 Vgl. ava (L. 78.28).
238 APPENDIX GRAMMATICA L. 79
>mit<->haben<
(>teilhaben<)
! ~::~;~µ~:cvw
,
µE'tEXW
µELaµEAEt µo(
l
µE{}' T)µEQUV (nach Tagesanbruch >) >bei Tage<
nvo;
(Änderung)
µELantµnoµa( ~
,
µE'tEQXOµm
,
l µEfüo'triµt
µE'taßW..A.w
µE'taVOEW
nva
>umstellen<, >ändern<
>Sich ändern<
>seine Meinung ändern<
(>nach<)
µE-ca('ttO~; µE'taßoA.iJ, µnaµEAEta, µE'tUVOta, µnao'taot;, µnaµ6Q<pWOL~.
12 Beispiele: L. 781 Ct und II M. In der epischen Dichtung findet sich µE't<l häufig auch beim Dativ
(und selten beim Genetiv!): µn' aitav<l'tüLOL itEOLOl >inmitten von, unter, den u. Göttern<; µE'ta
XEQOLV ~XCJ.YV >in der Hand haltend< (auch mit Akkusativ, µE'ta xEiea~). Dagegen kommt µna mit
Genetiv erst allmählich in Gebrauch, verdrängt aber seit ca. 400 v .Chr. ~uv/ouv.
13 Aber •gegen (= mit) jd. kämpfen< ist µ<ixoµa( nvt!
APPENDIX GRAMMATICA L. 79 239
16 Text 1 A2: in AJ segeln die Athener ~~ K., denn die Stadt ist mit ihnen verbündet: sie kommen
>hinein<; nicht so, in A2, die Syrakusaner: die gelangen bestenfalls bis an die Mauern von K.;
darum btL
APPENDIX GRAMMATICA L. 80 241
des Subjekt-Nominativs; m.a.W. dieser Gen. part. kann die Stelle aller Kasus einneh-
men. An der realen Struktur der Sätze ändert sich damit so wenig wie an der wesentlichen
Leistung der verschiedenen Kasus; es ist eine komprimierende Art der Rede und Auffas-
sung; vgl. gr. L. 57 II A.
LEKTION 80
füöwµt
Wir stellen füöwµt an die Spitze der >drei großen Verba auf -µt<, weil es deren formale
Charakteristika am deutlichsten zeigt.
Stammbildung
Die Wurzel ist \/do, lat. do, >geben<, uns von einigen Ableitungen (öwow, ÖEÖwxa, ii ö6-
m~) längst bekannt. Wie bei allen Vokalstämmen tritt der Vokal teils in seiner Kurzform
auf (o; z.B. Aor. Pass. tö6frriv, daher Fut. Pass. öofrftooµm), teils als Länge (w1; z.B.
Fut. Akt. öwaw, daher Fut. Med. öwooµm).
Der Präsensstamm 80.2
Athematisch; die Endungen treten also, ohne verbindenden Themavokal, direkt an den
Stamm. Dieser aber ist nicht einfach gleich der Wurzel (wie bei EC·µ( und öuva·µm): der
Präsensstamm präsentiert sich als eine erweiterte Form der Wurzel. Und dies nicht (wie
bei ÖE(x·vv·µt, L. 75.13) durch eine Zufügung am Ende, sondern (wie bei LcrtT)µt, L. 78.2)
durch Verdoppelung (Reduplikation) des Anfangskonsonanten mit zwischengeschalte-
tem Iota: fü·öwµt (wie bei yt·yvwoxw und y(·yvoµm).
Wie bei allen athematischen Verben ist der Stammvokal im Präsens prinzipiell kurz, z.B.
in füöoµEV, ÖLÖ6µt'fta; durchweg so im Präs. Pass. (füöoµm) 2 und auch im Perf. Pass.
(öeöoµm).
Da es unproblematisch ist, beginnen wir auch hier mit dem
Präsens (bzw. dem Imperfekt) gleich wären- nur eben ohne die Vorsilbe fü-. Dies Axiom
bewährt sich in der Tat; es hat aber eine
4. Ausnahme, 80.6
die wir uns vorweg einprägen wollen (sie ist auch für die anderen beiden >Großen< gültig):
die 2. Person Endung -oo bleibt erhalten beim Präsens, d .h. beim
Imperativ füöooo und Imperfekt Efüöooo 4 ;
im Aorist aber fällt das -s- aus und das -o kontrahiert mit dem Stamm zu ö, geschrieben
ou, also
Aorist Imperativ Öoü 5 (< ':·öooo) und Indikativ EÖou 5 (< •:-Eöooo).
5. Neben den bereits erwähnten Modi des Präsens stünden demnach gleichartig vom 80.7
Aorist Med.
das Partizip -ö6µEvrn;, -ö6µEVov, -öoµEv'rl (z.B. futoö6µEVo;), Präs. ÖlÖ6µEVo;;
der Infinitiv -ö6o'frm (z.B. aJCoö6o'frm), Präs. füöoo'frm;
der Imperativ -öoü, -Ö6oöw ... (z.B. Cx.n:6öou), Präs. füöooo, füö6ofüu ...
Von den Modi bleiben zu erwähnen, für Präsens und Aorist, noch
6. Konjunktiv und Optativ 6 80.8
Hier zeigen sich- wie bei tm:aµm (und den beiden anderen >Großen<)- die Normal-En-
dungen kontrahiert mit dem Stammauslaut. Das resultierende c.o (durchweg im Konj .)7
und Ol (durchweg im Optativ) tragen durchweg den Akzent. Also, schematisch:
Konjunktiv
Präs. füöwµm, ÖtÖön, ÖtÖci>'tm ... (c.o durchweg; akzentuiert)
Aor. öwµm, Öci>t, Öci>'tm .. . (w durchweg; akzentuiert)
Optativ
Präs. ÖLÖo(µ'Y)V, füöoio, ÖLÖOL'tO ... (m durchweg; akzentuiert)
Aor. öoCµriv, öoio, ÖOt'tO ... (m durchweg; akzentuiert)
7. Schließlich stellen wir Imperfekt und Aorist Indikativ vollständig untereinander: 80.9
Imperf. EÖLÖ6µriv, f:ö(Öooo, EfüÖo'to, EÖtÖ6µE'Ö'a, Efüöoo'Ö'E, EöiÖoV'to
Aor. Incl. EÖOµ'Y)V, E~OY, EÖO'tO, eö6µE'Ö'a, EÖOO'Ö'E, EÖOV'tO
80.12 Beim Imperfekt überrascht- und ist nicht leicht erklärt-, daß der gelängte o-Laut als ou
erscheint und nicht als 009 :
Imperfekt: Ablaut ou/o
EÖlÖou·v
tfüöou·~
töiöou·[]
f:Ö(Öo·µEV
EÖlÖo·tE
f:öCöo·~AN
Mithin ist der Singular - nur dieser- gleich dem Perfekt ÖEÖmxa (nur mit Augment statt
der Reduplikation), aber ganz ungleich sowohl dem Präsens wie dem Imperfekt (mit dem
der Plural aber in gewohnter Weise übereinstimmt) 10 .
b) Zwei weitere Formen enden verschieden im aktiven Präsens und Aorist, nämlich
1. die Infinitive:
Somit lassen sich die übrigen Modi für beide Tempora in einem Schema darstellen. 80.15
Der Stammvokal ist kurz im Optativ und Partizip, wie auch in der 3. Plural des Impera-
tivs: ö6vtwv. Dies ist wie beim Wurzelaorist; überhaupt erweisen alle diese Formen des
Aorists sich, bei Vergleich, als identisch mit den entsprechenden des Wurzelaorists 13 . .
Kein Wunder, dies ist ja ein >Wurzelaorist<: seine Modi bestehen aus nichts als> Wurzel
plus Endung< (und das Präsens - abgesehen vom Indikativ- ist offenbar aus ihm entwik-
kelt). Und wie dort wird auch hier im Konjunktiv der lange Stammvokal mit der Endung
kontrahiert:
öoo, öoot~, öoo wie yvoo, yvoot~, yvoo .
Also:
10 Mit seinem -x- erinnert dieser Aorist durchaus an das schwache Perfektum (L. 73.3); zumal auch,
mit seiner >Gradation< (•Abstufung<) an Perfekta wie EITTT]X<l- fomµEV und tE'Övr)xa - tf:{}vaµEV
(L. 73.13). Trotzdem ist keineswegs gegeben, daß diese überraschenden Aorist-Formen aus dem
Perfekt stammen; die umgekehrte Beziehung hat eher größere Wahrscheinlichkeit. Wieder ein
nicht sicher gelöstes Problem.
11 Sowohl -vm (z.B. elvm) wie -Evm (? < Hvm; z.B. ttvm >gehen<) sind legitime athematische ln-
finitivendungen, und Öoüvm läßt sich verstehen als< T.· öotvm oder< *öoFtvm. Aber warum
die verschiedene Bildung in Präsens und Aorist?
12 Das Präsens deutet auf Zufügung des Themavokals (*öi:ÖoE wie *öouAoE?); das -; im Aorist
kehrt wieder bei Imper. <JXES >halte!< (L. 68. 9) - und ist hier wie dort ein Rätsel.
13 L. 69.8 und 9.
246 APPENDIX GRAMMATICA L. 80
80.17 Zwei weitere Präpositionen bei drei Kasus: JtaQa und JtQOc;
Bei diesen beiden Präpositionen erweist sich die Möglichkeit rationaler Erklärung der
Bedeutungsvarianten als weniger prekär als bei bti (L. 79.10).
In ihren Grundbedeutungen sind JtaQa und JtQOc; einander ähnlich. Beide vermitteln die
Vorstellung von Nähe, die dann durch die Eigenbedeutung der Kasus qualifiziert wird.
Dabei deutet JtaQa eher auf die nächste Umgebung, oder Sphäre, des betr. Nomens,
während JtQ6c; dessen Inhalt, oder Realität, selbst ins Spiel zu bringen scheint. Sonach
erweisen sich diese beiden als auswechselbar in einigen elementaren Gebrauchsweisen,
vermitteln aber doch weithin verschiedene eigene Nuancen. Das zeigt sich schon beim
Vergleich der allereinfachsten Beispiele:
J'taQa:
1. Ö.yyE/...oc; JtaQa ßamf...Ewc; (>von ... her•)
2. µtvw JtaQa ßam'A.Ei (>bei•)
3. ~Aß-E J'tUQCl ßam'A.€a (>ZU<).
J'tQOc;:
Nur beim Akkusativ könnte hier allenfalls JtQ6c; anstelle von J'taQa begegnen; und selbst
da dürfte z.B. J'tOQEUEoß-m J'tQÜc; ßamA.ta eher ein feindliches Vorgehen anzeigen (>gegen
den K. marschieren<)- eine Nuance, die bei JtaQa nicht in Betracht käme. Ein lokaler Da-
tiv J'tQoc; Tf]t ß-aA.aOCJTjl >(nahe) beim Meer<findet sich gewiß, aber kaum je mit einem ner-
sonalen Nomen, und überhaupt ist der Gebrauch von J'tQ6c; beim Dativ viel beschränkter
als der von naea. Und ein lokaler Genetiv nQ<)c; ßamA.twc;, synonym mit naQa ß.,
dürfte sich kaum je finden; dieser Ausdruck würde etwas anderes bedeuten, nämlich
etwa >im Interesse< oder >in der Manier des Königs<.
So bliebe denn für den, der sich in den Bedeutungsbereich der Präpositionen eingewöh-
nen will, auch hier kein besserer Weg, als Aufmerksamkeit bei der Lektüre und Aneig-
nung von - nicht zu wenigen - Beispielen:
APPENDIX GRAMMATICA L. 80 247
80.18
1Genetiv]
Ö.YfEAOr;_. ~AßE naQcl ßamMwi; 14 n(>Oi; ßam/..Ewi; dµt >ich stehe auf
naQa ßam/..€wi; µuQLOÖEr;, TJ'Ö'toµ6A.ouv Seiten des K .<
>vom K. her liefen Z. über< n(>Oi; 'tOÜ Jto'taµoü >auf der Seite
Ö<i>Qa naQ' Tiµci:>v >G. von uns< zum Fluß hin<
n(>Or;, EOJtEQar;. >im Westen<
Ti naQ<l tfuv ßE<i>v ßoijßEw >Hilfe von JtQor;. ßE<i>v öµvuµt >bei den Göttern
den Göttern< schwören<
ahEiv naQa ßE<i>v >von den nQor;, toü ooü 't€x.vou >bei deinem Kind<
Göttern erbitten< (flehe ... ich)
~
Eµaßov 1taQcl IlQW'tayOQOU >ich tµaßov n(>Oi; IlQWTay6QOU (ebenso;
T)x.ouoa habe gelernt (erfahren), f1x.ouoa wohl eine Nuance mehr
EÖtöaxßTJv gehört, wurde belehrt, EötöaxßTJv persönlich-direkte Einwir-
EAaßov bekam von P.< t/..aßov kung als bei JtaQ<i; daher
bes. bei Passiv: Gr. L. 64 II K)
[ DativJ
14 IlaQ<l mit Gen. >von her<: nur von Personen (nicht z.B. von Orten).
248 APPENDIX GRAMMATICA L. 80
Akkusativ
a) >ZU< (hin, bis, nahe bei) a) >ZU< (in Richtung auf . . .), >gegen<
i\sw JtaQ<l OE >ich werde zu dir µuQLaÖE<; TJUtoµ6A.ouv JtQO<; KüQOV
kommen< >liefen zu K. über<
ÖE'ÜQO, JtaQ' EµE xa-taXELao >komm, E1COQEU6µEtta JtQO<; ßaaLAEa >mar-
leg dich neben mich< schierten gegen den K.<
a<pLXOµEVOl JtUQO IlQWtay6QaV >bei EUtE JtQO<; µE >ZU mir<(hin)
P. angekommen< µaxrni'.tm JtQO<; IlEQoac;, ömm
(klassisch nur bei Personen; nicht so 1tQO<; afüxouc; >gegen<
Koine: JtQ6c;) EfuEßEiv nQC>c; ttwuc; >fromm gegen
die Götter<
itQÜ<; BOQQÖ.V 15 >in Richtung Nord<;
so JtQO<; EaJtEQUV
1tQO<; tt<iA.aoaav (in Richtung) >aufs
Meer zu<
~v :rcQC>c; Ea1tEQav i'JÖTJ >gegen Abend<
15 Der Genetiv, 1tQO~ BOQQCt, wird mit der gleichen Bedeutung gebraucht - wie überhaupt der
Grieche vielfach (s.o. Genetiv) ein Woher empfindet, wo uns das Wohin natürlich ist.
16 Vgl. gr. L. 78 11 Gt.2.
APPENDIX GRAMMATICA L. 81 249
Komposita
J'tUQc:i: J'taQaxaA.<i> >herbeirufen< (Sp. >bitten<) 80.19
:rt<iQELµl >zugegensein<
J'tO.QLO'tfl µL >danebenstellen<
J'taQUß<iUw >nebeneinanderstellen<, >vergleichen<
J'taQaßa(vw (>über-hinweggehen<) >übertreten< (z.B. v6µov)
:rtaQU'tQEJ'tW >etwas umkehren<
JtaQafüöwµl >übergeben<, >Überliefern< (tradere)
i) J'taQ<iÖool~ >Übergabe<, >Tradition<; 'tO JtaQaöoi;ov
JtQO~: JtQOoc:iyw >heranführen< 80.20
JtQOCJEQX,Oµm >herangehen<
JtQoofüöooµt (noch) >dazugeben<
JtQOOEUXoµm >anbeten<
JtQOOayOQEUELV >anreden<
JtQOCJ'tcl't'tW >anordnen<, >befehlen<
:7tQOOEXW ('tov voüv) >aufmerken<
:7tQOoi}xEL >es kommt zu<, >gebührt sich<
i:o JtQ6owrrov >Angesicht< (>was dich ansieht<)
LEKTION 81
't({hiµt
Wer füöwµL beherrscht, für den bietet 't({hiµl kein Problem: die Formbildung ist die glei- 81.1
ehe; lautliche Verschiedenheiten sind bedingt durch die Verschiedenheit der Wurzel.
~ (P f)
t
a) redupliziert: 'tl"Ö'E/fl- (Präs.) (D' . .1 . l .~. '.A...
1ss1m1 auon; vg . uuoo: 'tEuuxa
)
'tE·u, 1- er.
gleichartige Dissimilation im Aor. Pass.: E''tE·{hiv (< ''E"fi-E·frtiv).
b) Lange und kurze Formen des Wurzelvokals:
1. Wo füöwµt eo hat, hat i:Cfrtiµt ri: z.B. Eöwxa - E{hixa,
17 n:aQa yv<i>µtJV kann, je nach Zusammenhang, auch bedeuten >gegen die eigene Meinung<, >wider
besseres Wissen<.
250 APPENDIX GRAMMATICA L. 81
81.5 b) Aktiv
Präsens und Aorist
Indik. tt'\h]µL, 'tt{}ri;, ttfu]m
tmEµEV, t(-ftEn, nittam(v) (Indikativ)
2
Imperfekt Ei:Cfu]v, h(t}w;, htitEL €-ftrixa, €-ftrixrn;, titl}xE(v)
h({}EµEv, h({}EtE, hCitrnav ~ +-- EitEµEv, EitEtE, EitEoav
Konj. tl-ftÖ>, tLßfJL;, tdtf)l ... ~ +-- {}&, ßilL;, ßilt · . ·
Opt. tlitEL'JlV, n-ftEtf);, tLitELfl ... ~ +-- itEL'JlV, itdri;, itEL'Jl ...
Imper. 'tLitEL, nitE'tw, tLitEtE ... ~ +-- itE;, ithw, tttn . . .
Infin. nitEvm ~ +-- ttEtvm
PartizT_ l'Litd;, ntttv, nitEtoa ~ +-- iteC;, ttEv, itEioa
Gen. nitEVtO\;, nitELCJT]\; ~ +-- itEvto;, itELCJT]\;
APPENDIX GRAMMATICA L. 81 251
'Aµ<p( und JtEQ( zeigen, als Grundbedeutung, beide die Lage >Um etw. herum< an: diese
Gleichartigkeit hat bewirkt, daß eines der beiden, nämlich JtEQL, im Gebrauch das andere
verdrängte; so kommt aµ<p( z.B. bei Aristoteles und im N.T. überhaupt nicht mehr vor.
Von Ursprung her bestand gewiß ein Unterschied der Bedeutung. 'Aµ<p( ist etymologisch
verwandt mit aµ<pw, lat. ambo >beide<, und bedeutet dementsprechend, zunächst als Ad-
verb, >auf beiden Seiten<; JtEQL dagegen ist >rings um<. Aber dieser Unterschied verwischte
sich früh; schon Homer gebraucht die beiden als Synonyme.
1 Die letzte Regel gilt nicht für den Konjunktiv, der (wie überall) seine wund Tl vom thematischen
Präsens (l.uw, AUT}l~) übernimmt (also n'fhlw > n6w usw.); noch auch für das Kontraktionspro-
dukt ou < rn; also Aor. Med. mau(< '~mm< '~fttrno) wie N>ou (< *föoo < *föooo).
2 Die Endungen des Sing. Imperf. sind anders als bei L<JTI'lµl (L. 79.8) und noch problematischer als
bei ölöwµL (L. 80.12). Schrittweise Angleichung an Verba auf -E:w?
3 L. 79, Anm. 2.
252 APPENDIX GRAMMA TICA L. 81
4 Auch der bloße Genetiv, ohne Präposition, findet sich bei dieser Phrase (dann also einfacher >Ge-
netiv des Preises•).
APPENDIX GRAMMA TICA L. 82 253
LEKTION 82
82. t
Dies Verb verdient eine eigene Lektion wegen seiner Häufigkeit und des weiten Bedeu-
tungsfeldes, welches es, und viel mehr noch seine Komposita, decken. Formal ist es prin-
zipiell gleich öeöwµt und 'ttfu}µt; dem letzteren weithin bis zu reimender Klanggleichheit.
Was an Unterschieden besteht, gründet in der Verschiedenheit der Wurzel.
5 Wer Latein gelernt hat, kennt den Vers: »Bei pono, loco, colloco / fragt der Lateiner immer: Wo?«
254 APPENDIX GRAMMA TICA L. 82
82.2 A. Wurzel
Die Wurzel von i:iih}µL ist v'ih]/E;
die Wurzel von LT]µl ist y'>:·jT]/E.
Da anlautendes Jot (j) im Griechischen zu h (geschr.') wurde, ist die Wurzel von LT]µL in
historischer Zeit v'~/E::
Das sieht man sehr deutlich z.B. an einem Fut. Akt. wie aqrfj<JELV gegenüber dem Aor.
Pass. a<pEtn)vm.
82.3 Das ursprüngliche Jot (j > h) wirkt nach bei
1. dem Augment; z.B. Aor. Pass. -Etih]v (< >:·f:E'Ör]V < "'Ejf:ih]v);
2. der Reduplikation:
a) Präsens: Ll]µL (< •:-jtjT]µL), tEµEV (< •:-jijEµEv);
b) Perfekt: dxa (< ::-EEXa < ::·jEjExa), wie Elµm (< "'EEµm < jtjEµm).
2. Medio-Passiv
Das Medium reimt mit tt'Ö'Eµm; z.B. 82.9
lnd. LEµm, tE<Jm . .. wie tt'Ö'Eµm, teitEom,
Konj. i.ooµm, [fit ... und (Aor.) cbµm, ~L wie nttwµm ... und ttwµm
Opt. i.ECµriv, [do ... und (Aor.) Ei'.µT)v, do wie nttdµriv ... und ttECµriv 3
lmper. i'.Eoo, lEofüo ... und o'Ü, Eottro ... wie tt'Ö'EOO ... und ttoü
Partiz.
Imperfekt.
.
lEµEvoc;.., . . . und EµEVoc;, wie ntttµEvoc; und tttµEvoc;
i:tµriv, i:rno ... wie tn-6-tµriv, tt('Ö'Eoo ...
Eine Ausnahme: 82.10
Aor. lndik. Etµriv, doo: nicht wie t-6-EµT)v, E'frou (< >:·fflrno).
Stammformen 82. 11
N.B.: Komposita von i'.riµt sind viel häufiger als das Verbum simplex; die Formen mit
> - < finden sich nur in Komposita:
i'.riµt, iioro, ~xa, -dxa, -dµm, -Etttriv in (schnelle) Bewegung setzen; werfen;
senden; loslassen
2. Medium
1. Schematisch
a) OL foto X'Ö'OVO<; 'frEOL foto ÖEvÖQ(J)L XEitm UJtO ta ötvöea ~A'Ö'E
die G. unter der Erde er liegt unter einem er ging unter die B. oder
Baum unter den B. entlang
b) i)ttäo'frm um) ßamA.Eroc; dvm urto ßamA.Ei y(yvEo'Ö'm 'Örto ßamA.ta
vom K. besiegt werden unter der Herrschaft unter die H. des K.
des K. stehen (leben) geraten
3 Angleichungen der 3. Pers. Opt. an die w-Konjugation wie z.B. JtQOOL'tO (statt JtQOEI'ro) finden
sich schon in den Handschriften klassischer Autoren und werden später häufiger.
256 APPENDIX GRAMMA TICA L. 82
So nennt man Wörter, die wie die >eigentlichen<Präpositionen bei Substantiven stehen,
sich aber nicht, wie diese, mit Verben zu Komposita verbinden.
Wir kennen längst viele solche Wörter, wissen z.B., daß die Konjunktion eh~ >wie< - falls
es dasselbe Wort ist- oft mit der Bedeutung >ZU< beim Akk. sich findet (eh~ ßamA.Ea >Zum
König<; nur bei Personen) und daß der Akk. X<iQLV (wie lat. gratiä) zur >Postposition<,
manchmal auch >Präposition<, beim Genetiv erstarrt ist: CJO'Ü X<iQLV 3 >dir zuliebe, deinet-
wegen<; i:Cvo~ XUQLV >weswegen?<
Gleicher Konstruktion, ähnlicher Bedeutung ist EvExa 4 ; z.B. to'Ü (i:Cvo~) EvEXa >weswe-
gen, zu welchem Zweck<, Eµoü yE EvEXa >was mich anlangt, meinethalben<; EvExa:n:E(Qa~
>was Erfahrung anlangt<. Die meisten dieser Wörter sind alte Adverbia (Ort, Zeit, Art
und Weise); viele von ihnen werden auch weiterhin so gebraucht (also auch ohne ein zu-
gehöriges Nomen); fast alle stehen bei Genetiven.
3 Oft auch oi)v XUQLV. Ebenso wird Akk. öixriv gebraucht, z.B. xuvo~ öixriv >wie ein Hund<.
4 Auch EVEXEV, dvExa (-xev), oÜvExa (-xEv).
APPENDIX GRAMMATICA L. 82 257
5 Analog der Genetiv in rcoü yiic; fotLv; >WO in aller Welt?< und 6'\PE: Tf)c; 'i}µtQac; >spät am Tage<.
6 Pl. Prot. 356e EL'tE tyyiJc; EhE TCOQQ<O ELYJ; Apol. 38 TCOQQW 'tO'Ü ßiou, {}ava'tOu öt /:;yy(Jr; .
7 JtAY]O(ov und JtOQOW werden gebraucht wie t'r(Uc; und TCOQQW.
8 Natürlich sind TCEQä und JtEQäV nahverwandt; wohl Kasus eines sonst verschollenen Nomens.
Trotzdem decken sich die Bedeutungen nur teilweise; bei den hier zitierten Beispielen wären die
beiden Formen keineswegs austauschbar, und JtEQO kommt bei Homer und sonstiger alter Dich-
tung nicht vor (wohl aber TCEQOV). Ableitungen sind JtEQUW >Überschreiten•, TCEQatvw >vollen-
den<; verwandt 'tO TCEQac; >Begrenzung, Ende<.
9 Neutrum von €vavdor;, -ov, -a; eigentlich >entgegengewandt<.
258 APPENDIX GRAMMATICA L. 82
1O XQU<pa, XQU<pä, XQU<pf\ und A.c:l'Ö'Qa, A.6:6'Qä, A.aiJQf]: alle diese Varianten existieren - bei ver-
schiedenen Autoren und Dialekten.
11 Homer auch övrni}E.
APPENDIX GRAMMATICA L. 83 259
LEKTION 83
Präsens
Indikativ 83.3
vgl. lat. Urform Zwischenstufen klassisch und später
t--~~--t~~~-+-~~~~~~~~~~~-+-~~
1 Es schien daher praktisch, den Lernenden nicht am Eingang mit Untypischem zu beschweren.
Andererseits sind viele Formen dieser so häufigen Verben uns längst begegnet; das wird ihre end-
liche Systematisierung erleichtern.
2 Indikativ: L. 10.11-12; Konj. L. 23.5; Opt. L. 25.8; Partiz. L. 30.12; Imperf. L. 31.10; L. 32. 7;
Futur L. 36.7.
3 So akzentuiert, wenn es nicht >Kopula<, >Hilfszeitwort<, ist (für die Betonung der Enklitika dµi
und <p11µi s. L. 11 . 9-11 ). Daß man das unakzentuierte Enklitikon tmi schreibt, wenn es allein
steht (L. 10.11 ), ist eigentlich widersinnig.
260 APPENDIX GRAMMATICA L. 83
Offensichtlich ist im Griechischen das anlautende E- im Plural zugefügt worden nach dem
Vorbild des Singulars.
Die klass. 3. PI. do( ist = ~o( < "'Evo( < *m( < *henti.
83.4 Die 2. und 3. Sing. bewahren die ursprünglichen Endungen -m und -n (L. 76.2; vgl. lat.
laudas, laudat etc.). Bei allen anderen -µt-Verben wurde die Endung -n der 3. Sing. zu -m
erweicht, wie gewöhnlich; vgl. 3. Plur. do( aus m( und z.B. A.uoum aus A.uovtL. Damit
wurde die 3. Sing. tCi'.hlm gleich der 2. Sing. (Endung -m). Zur Unterscheidung erhielt
nun letztere die so weitverbreitete Endung -c; der 2. Sing. der -w-Verben (AuEL<;, EAUE<;
usw.). Daher also der Unterschied zwischen tCth]µt, tCi'.hlc;, 'tt-lh}Ol und EµµL, Eom, E<nL.
83.5 Konjunktiv
Wie bei allen µt- Verben ist der Konjunktiv der w-Verba übernommen und, wie bei
w,
tCi'.hlµt etc., mit der Wurzel kontrahiert. Die vertrauten Formen ~L<;, ~L usw. stammen
also von .::·Eow, *EOT]L<; usw. Das Zwischenglied EW, b}tc; ist bei Homer reichlich erhalten 4 •
- Die Formation des
Optativs,
mit der Abstufung LT]/L der Bildesilbe (welche freilich recht früh aufgegeben wird: dµEV >
ELT]µEV) ist seit L. 25.7-8 wohlbekannt.
Infinitiv
Elvm aus *fo-vm wie EI.µ( aus *Eo·µ( (Ersatzdehnung E für ausgefallenes -s-). Gleichartig
auch das
Partizip
cJ'.>v' öv' ouoa (L. 30.12), bei Homer EOOV' Mv' fouoa, aus >:·esön, *eson, >:·esontja.
83.6 Imperativ
2. Sing. toih ist problematisch. Die Endung -ih ist uns wohl bekannt (qiavrifü L. 43.4;
yvwih L. 69.10; fo{h >wisse<(!) L. 74.2) und kehrt bei den beiden anderen Gliedern dieser
Gruppe wieder (im Unterschied von allen anderen Präsentia auf-µl); aber das anlautende
Iota - in dieser einzigen Form! - bleibt ein Rätsel.
Die übrigen Formen regulär von YE<;:
E<nw, E<nE, E<J'tWV (auch E<n(l)(JaV )5 •
83.7 Imperfekt (wie L.31.10; L.32.7)
Das e- der Wurzel gelängt zu ri- als Augment:
1. Sing. aus .::·esn > ::·esa >Horn. ~a. Dies wirkte wie ein Perfekt (z.B. axipwa); daher
erhielt die
2. Sing. die alte Perfekt-Endung -{}a (L. 73.1) 6 - Die vertraute
3. Sing. ~v ist in der Tat so problematisch (wo sonst gibt es eine 3. Sing. auf -n ?), daß wir
sie besser unbesehen hinnehmen.
3. Plur. Die Endung -oav gewiß von EAuoav (wie auch bei EÖCÖooav usw.).
4 Das lat. Futur ero, eris usw. steht der Urform eher näher, denn bekanntlich wird im Lat. -s- zwi-
schen Vokalen zu -r- (honos, honosis > honoris). Ero ist der alte Konjunktiv Präsens; sim, sis
... ist ja ursprünglich Optativ (oben, L. 25.7).
5 Diese Form schon bei Homer; das volkstümliche Övtwv dagegen findet sich sehr selten in der Li-
teratur.
6 In nachklassischer Zeit (z.B. im N.T.) trat das gewöhnliche -s an ihre Stelle: ~c; statt ~~a.
APPENDIX GRAMMATICA L. 83 261
Futur 83.8
Eooµm regelmäßig wie A.uooµm- außer 3. Sing. Ind. €cnm (wohl nach dem Vorbild von
Präs. lcntv). Dies ist also ein thematisches Medium. Die Vorstufe to·ooµm ... to·oEi:m
ist häufig bei Homer.
Akzente der Komposita 83.9
Wie beim Verbum simplex, z.B. fut<i>, O"UVEiEV, naQ6vtoc;, µE't'ftv.
Aber: im Indik. und in der 2. Pers. Imper. steht der Akzent auf der Präposition: WtEtµt,
E;Ecniv, oilvEtmv; oirvtath, oUVE<J'tE.
Präsens
Indikativ 83.11
dµt, d, dm(v)/tµEV, tu, Läm(v)
2. Sing. El < *El·m.
3. Sing. dm< >:·El·n (vgl. oben Nr. 4).
3. Plur. -ä.m(v), wie alle Verba auf -µt (außer dµi), nach ioi:ä.m(v) (L. 78.9); vgl. auch
Perf. 'tEßväotv, tcnämv (L. 73.13).
Modi 83.12
Alle beginnen mit -t (Schwundstufe)!
Konjunktiv
Lffi, LTJL<; ... wie A.uffi, AUTJL<; ...
Beachte den Unterschied gegenüber i&, if)ti; (von tT)µt) Bei der Wurzel yi- gab es nichts
zu kontrahieren: daher die verschiedene Akzentuation.
Optativ 83.13
tmµt, fotc; . . . wie A.umµt, A.umc; . . .
Also Einbruch der thematischen Formbildung; im Unterschied gegen ELTJV, 'Ö'ELTJV,
nÖEL'YjV usw. 7
Imperativ I Hh, hffi, hE, LOvt(J.)V 1
2. Sing.: oben Nr. 6.- 3. Plur.: die Einfügung des Themavokals (wie in AfYOvtCJJV) ist
unter µt-Verben singulär; vgl. dagegen toi:avtCJJV, i:tÖEvtffiV.
Infinitiv: ltvm, vgl. 69.11, 76.3.
Partizip: i.oov, t6v, touoa, Gen. t6vi:oc;, toilOTJ<;.
Imperfekt 83.14
Erklärung der Formen ist z.T. schwierig; zunächst lerne man sie! Wurzel v' El-, mit
Augment fit.-
älter: lita l')t.Et.<J'Ö'a ~ fltEL l}t'tE ~ ~toav
...
JUnger: TJl.ELV l')tEL<; ~ f)tEl'tE ~ f}1.Eoav
7 über die gleiche Entwicklung bei den Verba auf -vuµt s. L. 76.4.
262 APPENDIX GRAMMATICA L. 83
Es ist deutlich, daß die standardisierten Formen dazu dienen, die überkommene Un-
gleichmäßigkeit der älteren Formen zu reduzieren 8 ; weithin bestanden aber beide neben-
einander.
Wer sich die Vergangenheit von olöa >ich weiß< ins Gedächtnis ruft (L. 74.3):
'f]tÖEa, iltörio-ß-a, 'f]tÖEt . ..
wird nicht zweifeln, daß eine Verbindung besteht zwischen diesem Plusquamperfekt und
dem Imperfekt ~ta >ich ging<, wie auch zu ~a >ich war<. Einzelnes bleibt problematisch;
wir bemerken nur noch, daß die 1. Sing. ~ta sich erklärt aus '=·ei·m > ::·ei·n > 'f]i:a (so
Homer).
8 Bei Homer finden sich noch andere, die wir hier übergehen.
9 Präsentisch ist tacnv in dem von Plato zitierten Sprichwort (unser Text II D6): es ist ein Hexame-
ter, in der Nachfolge Homers.
10 Bei Homer, sonst aber höchst selten, gibt es auch einige Formen des Mediums; z.B. cpao{}E,
cp6.o-frm, <p6.µEv01;, E<p6.µriv, <p6:to.
11 Das Part. cp<i~, cp6.vto~ (zu <pfJµ() findet sich bei Homer, aber nicht im Att. und auch sonst höchst
selten.
APPENDIX GRAMMATICA L. 84/ 85 263
Aorist, aber ohne Modi). Seine Formen sind meist längst bekannt und bedürfen nach dem
Vorangehenden kaum noch der Erklärung.
Präsens 83. 19
Indikativ: cp'flµ(, cvflc; 12 ••• oben, L.10.11.
Konjunktiv: cpw, cpf)tc; ... (kontrahiert aus cpaw, cp6.'flt<; . .. ).
Optativ: cpa(TJV, cpaC11c; ... wiedriv, dr1c; ... oderßa(T)V, ßaC11c; .. „ (also nicht wie
tmµt, oben Nr. 13).
Imperativ: cpa:th 13 , cpertw, cpau, cpavtwv .
Infinitiv: cpcivm.
Partizip: oben, Anm. 11.
Imperfekt 83.20
E<pTJV, E<pTJcrfra, E<p'Jl, €cpaµEV, tcpa'tE, tcpaoav
Also wie fo'tT)V (warum?)- abgesehen von der Perfekt-Endung der 2. Sing. wie bei ~o{}a,
oben Nr. 7, und fJLEUJ{}a, Nr. 14.
Den Indikativ ausgenommen, könnten alle Formen von <pTJµ( als Aorist registriert wer-
den; sie werden in der Tat als solcher gebraucht (z.B.: Ecpfl - lat. dixit).
LEKTION 84
LEKTION 85
Wir haben uns kürzlich mit Verben befaßt, die nur - oder ganz vorwiegend - im Präsens
existieren: dµL, q:yy1µC, ElµC, X.Ei:µm. Beim Studium des Aorists erwiesen sich >Wurzel-
12 Ich sehe keinen Grund, mit gewissen antiken Grammatikern qif]L~ zu schreiben. Wer wollte
tC{hi~ oder LITTTJ~ mit einem Iota verzieren?
13 So, entgegen der überwiege nden Tendenz zur H auchdissimilation, vgl. L. 21.6. Als Aor. Im-
perativ (s.o.) soll es qia{H akzentuiert werden, wie dnt, EUQt etc . ; vgl. L. 29. 7.
In vielen deutschen Grammatiken werden die im folgenden zusammengestellten Verben (und oft
noch andere) als >Mischklasse<registriert. Wie bereits oben, L. 29.5, bemerkt, wird diese Grup-
pierung dem ordnenden Grammatiker verdankt. Seinem System ging eine lange, vielfältige und
nie abgeschlossene Entwicklung vorauf, auf die wir im folgenden einige Blicke werfen werden;
vgl. auch L. 54.2 und L. 69.15 (~f)v) und im Vokabular L. 59 a.E. (tfüttoo) und L. 801 D (mvfo-
µm).
264 APPENDIX GRAMMATICA L. 85
aoriste< wie fyv{JJ'V, fo't'Y)v, eßriv als ursprüngliche und vollgültige Systeme, denen erst
allmählich Präsentia - komplizierterer Form - zuwuchsen: yLyvoooxoo, LO't'Y)µL, ßalvoo,
ßaöel;oo (L. 69). Ähnlich im Perfekt (L. 73;74): zu olöa gibt es kein Präsens noch Aorist;
kaum auch zu 'X.E'X.Qaya; und wer EO't'Y)'X.a oder JtEJtod}a sagte, hatte dabei schwerlich
LO't'Y)µL oder JtEL'Ö'OO auch nur im Unterbewußtsein.
Wir kennen auch längst Aoriste, denen nie ein Präsens zugewachsen ist: aus den Wurzeln
von Elöov, ElA.ov, ElJtov, ~A.'ftov sind Aoriste gebildet, aber kein Präsens. Das hängt of-
fenbar zusammen mit der Ausdrucksqualität der drei sog. >Tempora<(Präs., Aor., Perf. ),
dem, was man mit dem Terminus >Aktionsart< oder >Aspekt< andeutet. Z.B. bei ifü:tv
gegenüber ÖQäV: was die v'.ft8 beinhaltet, verlangte offenbar die Form des Aorists,
während für v'.foQ das Präsens angemessen war. Es handelt sich also keineswegs um
Anzeigung verschiedener Zeitstufen (ifü:tv ist ja nicht ,früher< oder >später< als
ÖQäv), sondern um verschiedene Aspekte des weiten Begriffs >sehen<.
85.2 Als >kombinierte Stammformen< faßt also die Grammatik die verschiedenen Wurzeln und
Formen zusammen (oder doch die häufigsten), mit denen die griechische Sprache Nuan-
cen höchst elementarer Begriffe (wie Sehen, Gehen, Essen) spezifizierte. Die meisten die-
ser Formen sind längst bekannt. Daß man sie als >Stammformen< beherrscht, ist unerläß-
lich; die angeschlossenen Bemerkungen sind- wie durchweg- für den, der das Gelernte
auch zu verstehen und auszuwerten wünscht.
85.3 Stammformen
(Klassische Formen - die aber auch früher und später in Gebrauch gewesen sein mögen -
unterstrichen; Älteres darüber, Späteres darunter)
1.
<pEQW, ~otooo ~ ~ f)vEyxov ~ k~vo:x.a, k~vr:'Vµm, ~vE:x.·~v
lotooµm~ l (f]VE'(Xa)~ c.v11 c.u1 ~1 ·1 v•1 tragen
Drei Wurzeln
a) nur Präsens: V<pEQi vgl. lat. fero, engl. to bear, dt. >gebären< ;
b) nur Futur und Verbaladjektiv: \/mo 2 ; Wurzel sonst unbekannt;
c) Aorist; seit 4. Jh. auch Perfekt: VEvEyx: problematisch, wie auch die Varianten VEvEX
und \/tvox 3 •
Der starke Aorist T)vEyxov (nicht bei Homer) hat schon im 5. Jh. Formen neben sich, die
wie >s-Aorist ohne S< aussehen (unser Text D2): T)vcyxa, wohl immer 2. Sing. -m;, 2. Plu-
ral -ai:E, 3. Plural f)vcyxav; etc.
Perfekt: mit attischer Reduplikation; im Aktiv auch Wurzelablaut E/o und Aspiration:
E-v·i)v·o:x.·a.
Der Unterschied zwischen dem >linearen< oder >durativen< Präsens <pEQELV (>beladen sein<)
und dem >punktuellen<oder >effektiven< Aorist EvEYXEi.v (>an einen Ort bringen<) kann
vielleicht durch eine deutsche Parallele illustriert werden: >der Rhein trägt Schiffe< (<pE-
QEL), gegenüber >der Bote brachte den Brief< ((JvcyxE).
2 -a wegen des Verbaladjektivs otcn6c;. Dagegen wird die traditionelle Ableitung von 6 OLO't6c;
>Pfeil< von dieser Wurzel (>der Getragene<) jetzt abgelehnt.
3 Anscheinend Reduplikation einer einsilbigen Wurzel, die mit lat. nanc·iscor verwandt sein könn-
te.
APPENDIX GRAMMATICA L. 85 265
Ableitungen (nur von a)): Ti <pOQCt >das Tragen, Bewegung, Schwung< (>Getragen-wer-
den<); ö <p6QOi; (Tribut, den die attischen Bündner >beitrugen<; L. 59 B2); i:o <poQi:Cov
>Last<, Ti Öta<poQa, Ti µE'ta<poQa; Ti O'Uµ<poQ<i >Geschehen, Unglück<.
2. 85.4
1'
~ o:Jtw:Jta ~
wµµm
OQ<iW, döov,
~ MQaxa, ~ tci>Qaµm, wpfu]v sehen
tci>Qaxa EWQ<ifu]v
Man bedenke die Fülle von Nuancierungen des Begriffs >sehen< in der Muttersprache: se-
hen, blicken, erblicken, schauen, betrachten ... , deren jedes (wie fast alle unsere Ver-
ben) in allen >Tempora< begegnet. Ebenso hat das Griechische hier >Synonyme< - der
Ausdruck ist irreführend -, die ein mehr oder weniger komplettes Formensystem ent-
wickelt haben, wie ßA.Emu >blicken, sehfähig sein< 4 , ß-eaoµm >anschauen<\ <JXOJtEiv -
<JX~ao'ftm >ausschauen< (mehr und mehr auf geistiges >Betrachten<, >Erwägen< zen-
triert). Wenn wir unsere Aufmerksamkeit hier auf diejenigen sinnverwandten Verben
richten, deren spezifische Bedeutung sie auf einen Tempusstamm, oder doch wenige, ein-
schränkte - daher der Grammatiker dann sie zu einem Paradigma zusammenstellen
konnte-, sollten wir doch jene kompletteren Verwandten nicht vergessen. Hier also han-
delt es sich um
4 Nicht bei Homer; im Att. noch ohne Perfekt und ohne Passiv; es verdrängt allmählich ÖQ6.w und
ist heute das Verb für >sehen•.
5 Die Gruppe füwQ6~ >Abgesandter zu Orakeln oder Festspielen< und >Zuschauer•, mit abgeleite- 85.5
ten 'ÖEWQEW, 'ÖEOOQ(a(!) etc., stellt mit ihren undeutlichen Beziehungen zu fü6~ >Gott<, {}tä
>Schau< und ÖQaw ein kniffliges Problem.
266 APPENDIX GRAMMATICA L. 85
3.
85.7 A.tyw, (ouvECA.oxa ), AEAEyµaq t/..Ex-fh]v ~ >sammeln<
~ EAEYflV ~
Af:yW, EQW, dnov, ELQTjKa, ELQT}µm, EQQT)-fh]v sagen
(ayoQEUW) (M;w) (EAEsa) (AEAEyµm) (tMx'fhiv)
Myw
Gleich lat. lego, bedeutet zunächst >(ein-)sammeln<, >(zusammen-)lesen<. Von dort bis zu
der generellen Bedeutung >sagen< ist ein langer Weg, der bei Homer nur erst anfängt; an-
dererseits wird die ursprüngliche Bedeutung im klassischen Attisch und später durch das
Kompositum ou/../..tyw ausgedrückt.
Was man sammelt, ordnet man wohl; so wird /..6yoc; zum Ordnungsprinzip und endlich
zu (etwa) >Vernunft<. Man zählt es auch (A.Eyw > J..oy(~oµm); und man gibt Rechenschaft
davon, >zählt es auf<, >erzählt<. Die allmähliche Verbreiterung dieses Bedeutungsbereichs
kann andeutungsweise von unseren Texten abgelesen werden; auch ersieht sich wohl
leicht, warum für >sagen<, >sprechen< außerhalb des Präsens andere Wortwurzeln so sehr
viel häufiger gebraucht wurden als A.tyw.
In gewisser Hinsicht gilt dies sogar auch für das Präsens. «l>riµC und cpaoxw wurden soe-
ben behandelt (L. 83); außerdem gibt es das Präsens
85.8 ayOQEUW 6
'AyEtQW heißt >Zusammenbringen<, >versammeln<; eine ayOQG ist zunächst eine >An-
sammlung<, >Versammlung< von Menschen (also auch, was attisch botATjOta heißt), bald
auch der Ort für eine solche, der >Versammlungs-< oder >Marktplatz<. Was geschieht
dort? t. Man treibt Handel: ayoQ6.~w. >auf dem Markt sein<, spezifiziert sich im 4. Jh. ZU
>kaufen<. Und 2. Man redet zur versammelten Menge: ayoQ<loµm und ayOQEUW bei
Homer; letzteres wird später bevorzugt; ganz überwiegend nur im Präsens: eine Volks-
rede ist eben das Gegenteil von einer >punktförmigen Handlung<.
Viele Komposita; merke bes. cmayOQEUO> etwas >wegreden<, >Versagen< mit der zwiefa-
chen Bedeutung von >verbieten< (m. Infinitiv) und >ermüden< (m. Partizip)'.
85.9 dnov-dn:a (29.8)
Nur Aorist: das Verb zu dem Nomen 'tO bmc;, welches etwas >Gesagtes< bedeutet; und
zwar mehr das >Gelautete<, >ZU Hörende< als desse'n Gehalt: der ist µfrO-o~. Das Verb EEL3tE
bei Homer, von< Ef El3tE, zeigt, daß die Wurzel VFEL3t / FEn war 8 • Also etwa: >ZU hören
geben<, >eine Äußerung tun< - lang oder kurz, >unbestimmt<: Aorist.
Die schwachen Formen auf -a überwiegen im Ionischen; auch im Att. sind Elnac;, dJta-
'tE, dn:av normal; andererseits ist t. Sing. immer dnov, Opt. ELJtOLµL, Inf. dn:Eiv, Part.
dml>v.
85.10 EQW - ELQT}Ka - ELQTJi:m - EQQT)-fh] - QTJßiiOE'tm
Wurzel VFQTj, genauer VFQTj / FEQE 9 ; davon
Ti Qi)mc; (feierliche) >Ansprache<, >Rede<; 'tO {?f)µa
>Gesprochenes<; Ausspruch, Wort; 6
Qtl'tO>Q >Redner<; Verbaladj. QTj'tOV >was ausgesprochen werden darf<; Ö.QQfl'tOV >Unsag-
6 Die anderen Tempora begegnen recht selten im klassischen Att.; früher und später sind sie häufi-
ger.
7 Die Tempora wie bei J..tyw: ÖJtEQ<i>, ÖJtEütov usw.
8 Daher bleibt das d- in den Modi (oben, L.29.7-8), anders als bei ElA.ov, EAW.
9 Die Sprachwissenschaft nimmt nicht an, daß das klangähnliche ~Qoµm, EQEW, EQEEtvw, EQW1:aw,
EQEUVUW >befragen<, •erforschen< (VEQF) mit dieser Wurzel zusammenhängt.
APPENDIX GRAMMATICA L. 85 267
bar<, >geheim<, >schauerlich<. Die Wurzel scheint demnach eine formell-feierliche Äuße-
rung (religiös, politisch, juristisch) anzuzeigen; daraus läßt sich das Vorwiegen des Per-
fekts bei ihr sowie das Fehlen von Präsens 10 und aktivem Aorist begreifen. Die zitierten
Formen sind regelrecht von ihr abgeleitet: ::-fEQEOCJJ - "'"ff.FQflXa - *Ft.FQriµm -
>:·f_fQllfrri.
4.
EQXOµm, dµt, f}/..ß-ov, EAfiAu'fra kommen 85.11
EQXOµm
gibt es klassisch fast nur im Präsens Indikativ, weil der Incl. dµL sich zum Futur entwik-
kelt hatte (L. 83 .15); für die übrigen Modi, auch das Imperfekt, blieb aber ltvm im Ge-
brauch. Das ändert sich, insofern nachklassisch itvm außer Gebrauch kam und EQXEO'frm
an seine Stelle trat; mit dem kuriosen Nebeneffekt, daß sein Präsens, wie früher dµL, auch
futurische Bedeutung annahm (denn was >kommt<, ist noch nicht hier, wird aber, bald
oder später, hier sein). So heißt im N.T. der Messias 6 texoµEvo~ (Lk. 7,19): nicht (prä-
sentisch) als >der, der im Kommen begriffen ist<, sondern (futurisch) als >der, der kommen
soll und wird<.
Jedenfalls indiziert EQX,EO'frm (die Wurzel steht allein) ein kontinuierliches >sich herbewe-
gen<; daher notwendig als Präsens; seine Richtung wird aber durch Präpositionen modifi-
ziert (Öl-, do-, ouvtQxoµm) oder sogar umgekehrt (cm-, E~EQXOµm). über
dµt - ttvm 85.12
(lat. ire) wurde hinlänglich zu L. 83 gehandelt. An Bedeutung höchst ähnlich, deutet es,
wenn nicht durch Präpositionen modifiziert, eher die Bewegung von hier, als hierher an.
Neben beiden steht, bedeutungsähnlich und mit einem ziemlich vollständigen, regelmä-
ßigen Satz von Formen,
JtOQEiloµm, JtOQEilooµm, EJtOQE'tJ{triv 11 >gehen<, >reisen<, >marschieren<; 85.13
und schließlich
EAEvooµm, f}/..ß-ov, €/..fi/..uß-a 85.14
erklärlich aus der längeren und kürzeren Form der VEAEu'fr / EAuß-:
Futur EAEv['fr]ooµm: dies wird im klassischen Att. nicht gebraucht (dµL!), wohl aber frü-
her (z.B. Homer und, ihm folgend, Tragödie) und später (z.B. N.T.);
Aorist ~A'frov: gewiß durch >Synkope< (Zusammendrängung unter dem Einfluß des Ak-
zents, speziell wohl im Imper. EA'frt < EAU'frE; vgl. etwa µiJt'llQlµri-rQ6~) aus ft/..uß-ov (so,
neben ~A.'frov, Homer u.a.); Modi f:/..ß-w, EA'frmµt (so auch Homer);
Perfekt EAfiA.uß-a: normales starkes Perfekt mit sog. attischer Reduplikation (L. 73 .11):
EA·i)/..uß-·a.
Diese Wurzel, im Unterschied zu texoµm, zeigt eine Bewegung an, die ein Ziel erreicht: 85.15
daher bildet sie kein (>lineares<) Präsens. Gleichbedeutend mit ihrem Perfekt (>ich bin ge-
kommen und bin nun da <) ist das >perfektive< Präsens ~xco.
Auch diese Wurzel wird durch Präpositionen modifiziert. Wo dies eine Umkehrung der
Richtung involviert (fut-, E~-, xaTf}A'frE), bleibt dann ein Bewußtsein eines festen Aus-
.10 Bei Homer und Hesiod gibt es einige wenige Präsentien (ELQW ). In der attischen Prosa halten sich
zwei Futura Pass„ abgeleitet vom passiven Aorist und Perfekt: ELQlJOEtm und QTJ'fhloccm.
11 Perfekt sehr selten.
268 APPENDIX GRAMMATICA L. 86
gangspunktes: >fort von uns<, >aus dem Haus<, >von der Berghöhe hinab< oder >aus der
Fremde zurück<.
Ein Beispiel Thukydideischen Stils, dessen gedankenschwere Konzentration aus der fol-
genden Paraphrase erhellen wird.
Die Vertreter der total erschöpften Verteidiger von Platää sprechen zu ihren übermächti-
gen spananischen Gegnern - mit geringer Hoffnung auf Erfolg, aber: »die nicht gehaltene
Rede« (also: »Wenn wir unter den gegebenen Umständen nicht redeten«) »könnte (uns)
den Vorwurf eintragen, daß es (unsere) Rettung hätte sein können, wenn sie gehalten
worden wäre. Also wird sie nun gesprochen sein zu (Hörern), die alles (was wir sagen
können) schon wissen (also schwerlich davon beeindruckt werden dürften)«.
LEKTION 86
1 Beachte den kurzen Stammvokal, nur im Aor. Pass„ wie bei 'l')UQE'ÖTJV (L. 70.4), und ebenso
schwer zu erklären.
APPENDIX GRAMMATICA L. 86 269
Komposita von a[QEW sind vielgebraucht; zumal av-, <i<p-, Öt-, tf;-, xa~mQEW, je mit 86.4
selbstverständlicher Grundbedeutung, sowie JtQOat.Qfoµm >vorzüglich wählen<, >sich
entscheiden<; wichtige
Ableitung von v'ai.Q ist ULQEmc; >das Nehmen<, >die Einnahme<, vor allem aber >Wahl< be- 86.5
deutend; zumal auch die Wahl zwischen philosophischen Grundanschauungen (ö6yµa-
'ta), z.B. Ti l:"tooi:xfi ULQEOL<; (>Schule<) und Ti ULQE<nc; 'tOOV XQLO'tLav<i>v (danach dann >Hä-
resie<). Ebenso vom Medium abgeleitet ist Ti JtQOUtQE<nc;, was besonders eine persönliche
Lebenswahl und Überzeugung bezeichnet.
2.
[ 'tQEXW, ÖQaµoüµm, EÖQaµov, ÖEÖQaµrixa rennen 86.6
Also zwei Wurzeln: 1. VÖQaµ, 2. v''ftQfX 2 ,
die erste sicher IE 3 - sie hat indische Entsprechungen -, die zweite ungewiß. Unsere
Texte (II 1-3) zeigen den Bedeutungsunterschied zwischen den beiden. TQEXELV ist >in
rennender Bewegung sein<; es ist >linear< oder >durativ<, bezeichnet eine ,fortlaufende
Handlung< und ist demgemäß prinzipiell aufs Präsens beschränkt. ~QaµEtv breitet sich
vom Aorist (schon bei Homer) allmählich aufs Futur und Perfekt aus; diese Wurzel deu-
tete offenbar auf eine zielstrebige Bewegung (war >perfektiv<).
Viele und häufige Komposita; bes. ö.Jto-, JtEQL- und OUV'tQEXELV. 86. 7
Ableitungen: a) 6 'tQoxoc; >Rad<; 'tQoxatoc;, 'tQoxai'.x6c; (Jtouc;) >Trochaeus< (>laufendes<,
schnelles Versmaß);
b) 6 ÖQ6µoc; >Lauf< (> >Rennbahn<); 'tO ÖQaµriµa >das Laufen<.
3. 86.8
eöro, e~w
tofüro, töoµm,
'tQWyW, q><iyoµm
Warum gibt es zu q>aydv und zu ߀ßQ<0xa kein Präsens 4 ? Und warum zu Eofüro keinen
Aorist?
EÖW 86.9
(Homer)= lat. edo, engl. eat, dt. essen; also IE. Die Erweiterung von Eö·w zu *eö·~w (>
E~W) und *tö·{Hw (> t~Cro) ist evident, wenngleich nicht leicht erklärt. Das alte Futur
töoµm- ursprünglich ein Kurzvokal-Konjunktiv nach dem Vorbild von JtLVW - Jti:oµm
(L. 66.5)- bewahrt die unerweiterte Wurzel; die übrigen nicht-präsentischen Formen be-
gegnen, recht selten, zuerst im späten 5. und 4. Jh. 5 Also ein ganz wesentlich präsenti-
sches Wort, das die kontinuierliche Tätigkeit der Speiseaufnahme anzeigt. - Ganz anders
ßtßQ<OXa 86.10
Von Homer bis zum N.T. begegnet nur der Perfektstamm 6 • Nächstverwandt istfi ßoQa
2 Das anlautende -3- - wegen des folgenden Xmeist zu 't- dissimiliert - wird erwiesen durch das vul-
gär-attische Futur '3Qtl;oµm (vgl. 'tQE<pw - -3Qtipw) sowie den höchst seltenen Aorist '3Qtl;m.
3 Der Wurzelaorist futtöQäv (futoÖLÖQcl<JXW, L. 65.6 und L. 69.3-16) ist zweifellos ein früher
Sproß derselben.
4 Ein Präsens ßLßQci><JXW steht in Grammatiken, aber nicht in antiken Texten, wenigstens nicht bis
ins erste nachchristliche Jh.
5 Die Perfekta offensichtlich mit >attischer Reduplikation<. In den Einzelheiten ist der Ursprung
dieser sonderbaren Formen zu kompliziert für eine Beschreibung an dieser Stelle.
6 Der Aor. Pass. tßewfui begegnet allerdings bei Ioniern (Herodot, Hippokrates) und daher dann
in der nachklassischen Koine.
270 APPENDIX GRAMMATICA L. 86
>Fraß< und lat. vorare >verschlingen<; demgemäß behält dies Verb, von Homer bis Plato,
die Bedeutung des >Fressens<, >Verschlingens< und gerade in widerwärtiger Art; gesagt
von z.B. Löwen, Schlangen, Aasgeiern. Dem entspricht die Konzentration aufs Perfekt;
sei's >intensiv< wie bei xfaQaya, sei's >resultativ< (>vollgefressen<).
86.1 t Schon Homer gebraucht aber von derselben Wurzel Ti ßQ<i>m; für (menschliche) >Speise<
(neben Ti n:6m; >Trank<); ebenso wird seit dem 5. Jh. TO ßQfuµa gebraucht (neben TO
moµa) und das Verbaladjektiv ßQw't6; >eßbar< (neben n:ot6; >trinkbar<). Diese Bedeu-
tungsverschiebung macht begreiflich, daß bei Aristoteles ol ßeßQcox6'tE; (xal n:mcox6-
'tE;) einfach Leute sind, die >gegessen (und getrunken)< haben; und so steht dies Partizip
auch im N.T. (Jh. 6,13). Die Beschränkung aufs Perfekt bleibt aber ganz überwiegend
bestehen: dort konnte ßißQwxa erfolgreich mit den nicht eben volkstümlichen Derivaten
der V f:ö konkurrieren.
Eine ähnliche, aber viel erfolgreichere Karriere machte
86.12 'tQcOyW, 'tQoo;oµm, E'tQayov, 'tE'tQCOX'tm >knappem<, magen<
In der Odyssee (6,90) >knappem< die Maultiere der Nausikaa >honigsüße Quecken< am
Fluß; im Athen des Aristophanes >knapperte< man geröstete Mandeln und dgl. zum
Wein; in hellenistischer Zeit (z.B. bei Polybius) war dasselbe Verb zum Synonym für
fotHw avanciert. So konnte dann der johanneische Jesus (6,54-58) den 'tQWYWV µou TflV
ociexa des ewigen Lebens versichern (Homer hätte sich verwundert), und heute ist
TQcOyW das griechische Präsens für >essen<.
86.13 E<payov
endlich ist der (starke) Aorist. Es ist unter so vielen bedeutungsverwandten Wurzeln der
(praktisch) einzige' Aorist, und es ist bis in die hellenistische Zeit nichts als Aorist; erst
dann kommt, nach dem Vorbild von Jttoµm und EÖoµm, ein Futurum q:iciyoµm auf, das
auch im N.T. begegnet, sich aber nicht hielt. Aber der Aorist zu TQcOyW heißt bis heute
86. t 4 E<paya.
Die Bedeutung dieser, von Homer bis heute lebendigen Wurzel ist nicht einfach >essen<,
sondern, wie jeder Text zeigt, >aufessen<, >verzehren<, >hinunterschlucken<; also >effek-
tiv<, >resultativ<: kein Wunder, daß sie weder ein Präsens hervorgebracht hat noch ein Per-
fekt, sich im Aorist aber als unangreifbar stark erwies.
INHALT
LAUTLEHRE
1-5 Die Laute
1. Aspiration, Spiritus 2.-3. i, u, n,
,,.... ,,.... 0
r& 4. Vokale und Diphthonge 5. Konso-
nanten
6-11 Phonetische Fakten
6.-8. Assimilation und Dissimilation von Konsonanten 9. Hiatscheu 10. Er-
satzdehnung 11. Ablaut
12-19 Einige Lautgesetze
12. Griechischer Auslaut 13. Betr. m und n 14.-19. Betr. s (16. Dreikonsonan-
tenregel)
20 Wortanalyse (Wurzel, Stamm, Endung)
21-26 Akzentuation
21.-22. Die Akzente; ihre Setzung 23. bei Nomina 24. bei Verben 25. Ato-
na 26. Enklitika
FORMENLEHRE
27-29 Flektierte und unflektierte Wortarten
30-47 Deklination
30-35 Substantiva
30. Thematische Deklination 31. a-Deklination (m. Dual) 32. Contracta und
>2. attische Deklination< 33. Athematische Deklination 34. Vokalstämme
(Dual) 35. Andere Typen
36-47 Andere deklinierbare Wortarten
36-37. Adjekciva und Partizipien 38. Steigerung 39. Zugehörige Adverbien
40-47 Pronomina
40. Personalpronomina 41. a'Öt6~ 42. Possessiva 43. IE Endungen
44.-46. Demonstrativa 47. Indefinita und lnterrogativa
48-52 Nicht flektierbare Wörter
48. Adverbia 49. Numeralia 50. Partikeln (Konjunktionen, Negationen
u.a.) 51. Präpositionen (alphabetisch) 52. >Unechte< Präpositionen
53-140 Konjugation: das Verbum
53 Personalendungen, Aktiv und Medium, Primär und Sekundär; kein Passiv
272 SUMMA GRAMMATICA
54-56 Modelltyp der Verba mit thematischem Präsens (A.uw, z.T. auch yQ<i<pw), Aktiv (54,
mit Aor. Passiv) und Medium (55); Dual (56)
57-6t Zusätze betr. Verbformen
57. >Starke< und >schwache< Tempora 58. Futura Pass . 59. Augment 60.
Reduplikation 6t. Verbaladjektiva
62-85 Stämme der Verba auf -w und -jw
63-68 Vokalstämme
63. Deren Eigenheiten i.A. 64f. Verba auf -tw 66. auf -aw 67. auf -6w
68. Langvokalstämme (~fiv, xQfi~m u.a.)
69-85 Konsonantstämme (70.-78. Muta, 79.-85. Liquida und Nasalia)
70.-72. Dentalstämme (7t. Stammformen); 73.-75. Gutturalstämme
(74. Stammformen); 76.-78. Labialstämme (77. Stammformen 78. Perfekt
Passiv); 79.-83. Tempora der Liquida und Nasalia (80. >Futurum atticum<
82. >s-Aorist ohne s<) 84. Stammformen 85. Perfekt Passiv
86-tt2 Bildung der Tempora Verbi (mit Stammformen zu jeder Gruppe)
86 (>Unregelmäßige Verben<)
87-94 Das Präsens (auch 113-139)
88. mit Reduplikation des Anlauts 89. Stamm + -ox (cp<ioxoo, EUQ(oxw) 90.
Reduplikation und -ax (yt:yvc.Oaxw) 92.-94. Stämme mit verschiedenen n-Erwei-
terungen (xaµ ·VW, aµaQ't · aVW, AU · V · 'fra -V • W)
95- t 02 Der Aorist
95. Typen des Aorist 96. s-Aorist 97. Starker thematischer Aorist 98.-100.
Wurzelaorist tot. Aorist Passiv t02. Formale Einzelheiten
103-106 Das Futur
t03. Vorgeschichte t04. Formen des Futur Aktiv t05. Futur Medium, auch
Futur Perfekt und Futur Passiv 106. Sonderformen
107-112 Das Perfekt
t07. Eigenheiten t08. Formen der Reduplikation 109. Stamm und Endun-
gen 110. Aspiration, Erweiterungen, Ablaut beim Perfektstamm 111. olöa
112. Stammformen
113-139 Verba mit athematischem Präsens
t t4-115 Athematisches Präsens Medium (xEiµm, ödxvuµm, 'tt'frEµat; auch 130)
1t6-139 Athematisches Präsens Aktiv
117-121 Aktive Wurzelpräsentien: t17.-tt9. Elµ( und cpriµ( 120f. flµL
t22- 136 Athematische Präsentia mit Reduplikation des Präsensstamms
122.-126. tO'tllµL, 'ttfutµL, triµL, füöwµt: gemeinsame Eigenheiten t27.-129. For-
men ihres Präsens und Aorist 130.-132. ihr Medium 133. die übrigen Tempo-
ra 134. Akzentuation 135f. Stammformen
137-139 Athematische Präsensstämme mit Nasalerweiterung (-vuµt)
137. Charakterisierung 138f. Stammformen
140 Kombinierte Stammformen: <ptQw, 6Qaw, A.f:yw, EQxoµm, atQtw, 'tQE'X,W, tmHw
141-144 Tabellen: Präsens und Aorist der wichtigsten Verba auf -µt..
SUMMA GRAMMATICA 273
VORBEMERKUNG
Diese Summa bietet einen systematischen überblick des in diesem Lehrgang Gelernten, bei
dem das Einzelne seinen Platz im Rahmen des Ganzen findet, mit reichlichen Beispielen, Listen
der Typen von Substantiven und Stammformen von Verben. Einzelheiten, welche dabei nicht
erwähnt werden konnten, findet man an den jeweils angezeigten Stellen oder - wie auch alles
Syntaktische - im nachstehenden INDEX.
Für alles Wesentliche aber dient die Summa gleichzeitig als Inhaltsnachweis zur vorstehenden
Appendix Grammatica. Dabei verweisen fette Ziffern (wie 94) auf die Randziffern in dieser
Summa selbst (u.U. mit einer folgenden normalen Ziffer, wie 94.30, auf eine dort zitierte Ein-
zelheit). Gewöhnliche Ziffern dagegen verweisen auf Lektionen und deren Randziffern in der
App. Gramm.; z.B. 23.8 auf Lektion 23, Randziffer 8.
Grundlagen
Geschichte der griechischen Sprache und Dialekte in übersieht: s. App.Gramm. 0.1-4. Schrift
und Interpunktion: 0. 5-10.
Lautlehre
A. Die Laute
1. Das Zeichen für Aspiration (>H<) ist im griechischen Normalalphabet als solches nicht erhal- 1
ten (1.2); statt seiner steht der >rauhe Hauch<, spiritus asper, z.B. 'A, a, für Ha, ha- aber nur im
>Anlaut< (Wortanfang); so auch bei r: 1>, Q(2.2). Der >sanfte Hauch<, spiritus lenis, zeigt an, daß
der betr. anlautende Vokal ohne Aspiration gesprochen wurde; also 'A, a bedeutet A, a (2.6).
2.a),i, und~ bedeutet >konsonantisches< i und u-unser j und w (englische Aussprache). Letzteres 2
wurde, wo erhalten, F (>digamma<, auch >wau<) geschrieben (1.12).
b) Q. und r bedeutet >vokalisches< n und r. Im Griechischen hat ersteres sich ZU a entwickelt 3
(22.7), letzteres zu UQ bzw. QU (26.4).
3. Gruppierung der Laute (1.3-12) 4
l.a) Vokale: lang sind TJ und oo; kurz E und o; a, L, u stehen sowohl für die lange wie für die kurze
Form dieser Vokale.
b) Diphthonge: alle Diphthonge- Einheiten aus je zwei Vokalen- sind lang. Man unterscheidet:
1. Sog. >Kurzdiphthonge< (1.4), bestehend aus einem kurzen Vokal mit L oder u; also ÖL, Et, OL,
iJL und au, EU, ou.
EL steht auch für gelängtes E, und ou für gelängtes o (6.14, 24.11, 33.3). In dieser Verwendung
nennt man sie >Unechte Diphthonge<.
2. Sog. >Langdiphthonge< (1.6), bestehend aus einem langen Vokal mit L oderu; also ät, TJL, OOL
und (nur) TJU.
Für ihre Entwicklung und Schreibung (einschl. >iota adscriptum< und >subscriptum<) s. 1.6-7.
II. Konsonanten (1.8-11): 5
Mutae (Labiales, Dentales, Gutturales); Liquidae und Nasales; Sibilantes.
274 SUMMA GRAMMA TICA
B. Phonetische Fakten
6 1. Assimüation und Dissimilation von Konsonanten (21.3-6; auch 3.25; 17.5; 57.8)
Es besteht eine starke Tendenz bei
a) Konsonanten in unmittelbarem Kontakt, zu Assimilation, d.h. Ausgleich der Artikulation;
also Media mit Media, Aspirata mit Aspirata; usw.; z.B. bc' övov aber Ecp' trutov, brr6~ aber
f:xftQ6~, brra aber Eßöoµo~;
7 n vor Guttural wird selbst guttural, gesprochen wie dt. lang, und wird dann y geschrieben; z.B.
ouyXQiVW < OUV'X.QLVW, a:yyiAo~ - Engel, Lcpiy;- Sphinx (1.8; 21,2);
9 2. ,Hiatscheu<
d.h. eine wachsende Tendenz, >Hiatus< (den Zusammenstoß von Vokalen) zu reduzieren. Ihr
dient
a) Zufügung des >beweglichen n< (vü f:cpE/..x.ucm:x.6v) zu den Endungen -E und -CJL (20.7);
b) Elision (2.13; 41.11), angezeigt durch Apostroph ('): ein kurzer Endvokal- selten L, nie u -
fällt oft aus vor vokalischem Anlaut; z.B. ehe' f:µoü, acp' LrutOU (arc6);
c) Krasis (12.12), angezeigt durch Koronis('): das Verschmelzen eines Endvokals mit dem fol-
genden anlautenden Vokal; z.B. <l>ya{}E; < cb ayaftt, 'tUÜ't6 < 'to mh6;
d) Kontraktion von Vokalen innerhalb von Wörtern; z.B. Ö<noüv < Ö<JtEov (15.2-4); cpLAO'Ü-
µev < cptA.foµev (49.8-10); Details s. Index s.v. Kontraktion;
a) Qualitativer Ablaut: die häufigste Form ist der Wechsel zwischen o und E (Afyw - A.6yo~, /...f,y-
oµev - AtyE'tE: 6.11); andere begegnen z.B. in x.AE3t'tW - f:x./...fut'Y]v (70.2, 73.8) und cpeuyetv -
cpuyetv (29.4), andere in <prJµ( - cpaµtv (10.12) und füöwµL - ölöoµev (80.11).
b) Quantitativer Ablaut, d.h. längere und kürzere Formen von Wurzeln und Stämmen, ist
gleichfalls sehr häufig; z.B. in fiöu~-fjötFw~ (35.3-4), ELYJV-dµev (25.8). Die möglichen drei
Stufen sind illustriert in 26.2.
C. Einige Lautgesetze
1. Auslautgesetz 12
Griechische Wörter enden entweder auf einen Vokal, oder auf-v, -Q, -~;andere Endkonsonan-
ten fallen ab; z.B. JtQöyµa[t], tl[Ö] (lat. quid), yW..a[xt] (6.9; 27.4).
2. m und n 13
a) IE auslautendes -m nach Vokal wird griech. -v (5.2); z .B. cplA.600<pov-lat. philosophum,
Ö&Qov-donum.
b) Nach Konsonant wird auslautendes -m (-v) griech. zu-a, z.B. ö€xa - decem und QiitoQa -
oratorem (22.6). Ebenso wird anlautendes n- vor Konsonant griech. zu -a (futtoto~ - ungläu-
big, 19.3); ebenso schließlich auch, innerhalb eines Wortes, -n- zwischen Konsonanten; z.B. in
E'X.at6v - lat. cen turn (kQ turn); vgl. oben 3 und 22 .7. Ähnlich können auch l und r silbenbildend
werden, als -a/...-, -A.a- und -ag-, -Qa-, z.B . in JtU"tQ<iCJlv (26.4); der Ablaut E/ a (oben 11) läßt
sich bei vielen Verben als Vokalisierung der Schwundstufe -l- bzw. -r- auffassen, z.B. in ot€A.A.w
- EcrtaA.xa und <pi}ELQW - E<p{}aQxa (60.8; 70.2).
3. I E anlautendes s- 14
wird griech. h- (13.10), z.B. Es (sex) und beta (septem).
4.a) Auslautendes -ns: n fällt aus mit Ersatzdehnung: tov~ 'frE6v~ > tou~ -0-rnii~ (6.14; 7.6). 15
b) Inlautendes -ns-: s fällt aus mit Ersatzdehnung: Ecpf]va < Ecpäva < Ecpavaa (60.7, 61.3).
Abgesehen hiervon:
5. Der mittlere von drei Konsonanten 16
wird oft - nicht immer - ausgestoßen, z.B. in viis (= wx[t]~), Gen. vuxt6~ (22.3). Speziell
6. -s- zwischen Konsonanten 17
fällt aus, z.B. in 1tEcpu/...ax(o]itE und Exto~ (Es) (22.3, 48.9 Anm. 4, 57.9).
7. -s- zwischen Vokalen 18
fällt aus (8.10; 32.2), z.B. ::·yEvEOO~ > yE'VEo~ > yE\lou~. Oft ist aber ein solches -s- erhalten ge-
blieben, oder wiederhergestellt worden, nach dem Vorbild analoger Formen, bei denen das -s-
nicht zwischen Vokalen stand, z.B. A.uaw, EAUOa nach JtEµ'\jJw, rnEµipa. Ebenso: -Ü)- (-f)
zwischen Vokalen fällt aus (16.6, 35.4, 39.2).
8.a)jeder Guttural (y, x, X) mit s ergibt s (= ks), z.B. cpA.6s (y), cpW..ay; ('rf), övu; (x); s. 20.2, 19
21.1.
b) jeder Labial (ß, Jt, cp) mit s ergibt 'lJl (= ps); z.B. ÄQa'tJ (ß), 'frQE'\jJW (cp); s. 22.5, 58.2 .
c) Dental (Ö, i;, 'fr) vors und vor k fällt aus, z.B. EAJt([Ö]~, EAJt(Öo~, ill..Jtt[ö]xa, s. 27.1.
V vncp/vlcp: Wurzel: Das kurze Grundelement, Träger der Bedeutung eines Wortes (meist ei-
ner Gruppe von Wörtern).
Stamm: Die Wurzel samt einer Erweiterung, welche Bedeutung und Wortart spezifiziert, z.B.
VLcp·n·(6c;): Substantiv (>Schnee<); VE(cp· E/ o: Verb (>schneien<).
Endung: Das variable Element, welches die Leistung des Stamms im Zusammenhang des Ge-
sprochenen anzeigt, z.B. vLcpn·6~ (Subjekt), VLcpEt·6v (Objekt); VEtcp·n (>es schneit<).
276 SUMMA GRAMMATICA
21 Akzentuation
A. Die Akzente (2. t-12)
Sie bezeichnen Tonhöhe, nicht Tonstärke, von Vokalen:
Akut (6, oi, wt): Hochton,
Gravis (o, oi., on): (tieferen) Grundton,
Zirkumflex (w, cl>t): Tonverschleifung (auf-ab, daher seine ursprüngliche Form /\ ).
Akut und Gravis finden sich auf langen und auf kurzen Vokalen, Zirkumflex nur auf langen.
Akut findet sich auf einer der drei letzten Silben eines Wortes; auf der drittletzten aber nur,
wenn die letzte kurz ist.
Zirkumflex findet sich auf einer der beiden letzten Silben eines Wortes; auf der vorletzten aber
nur, wenn die letzte kurz ist.
N.B. Hieraus folgt: eine betonte lange Paenultima muß den Zirkumflex haben, sofern die Ul-
tima kurz ist (Öoül..o~), andernfalls aber den Akut (öoul..ou).
Gravis tritt ein für Akut auf der Ultima, wo immer ein anderes Wort unmittelbarfolgt(ohne In-
terpunktion= Pause). Meist dürfte er anzeigen, daß die betr. Schlußsilbe keinen eigenen Ak-
zent hat.
22 Für die Akzentuierung haben die Endungen -ot und -m (ausgenommen im Optativ) die Wir-
kung von kurzen Vokalen (4.3 u.a.).
Für weitere Einzelheiten s. (abgesehen vom hier Folgenden) den Index.
Formenlehre
d.i. übersieht über
A. Nomina und ihre Deklination. Nomina sind 1. Substantiva, 2. Adjektiva, 3. Pronomina, 27
4. ein Teil der Zahlwörter. Nomina erscheinen in verschiedenen Kasus, Numeri und Genera.
C. Verba und ihre Konjugation. Die verschiedenen Typen von Verba erscheinen in verschiede- 29
nen Personen, Numeri, Tempora, Modi und Genera verbi.
N
'..J
00
Deklinationen (30-47)
1. Substantiva
A. Thematische und verwandte Deklinationen
Nr. Wurzel Erw. Nom. Vok. Akk. Gen. Dat. Nom. Akk. Gen. Dat. genus Bedtg.
1 öouJ..- öoüJ..-o~ 1.m. Sklave
-ot -ou~
2 VY}<J- oft vfia-o~ -E -ov -ou -WL -wv -Ol~ 2. f. Insel
V>
I I .J.
>
4 &yoQ- &yoe-ä -äv -ä; -fü -ai -a; -ai:; 4.f. Markt a::
,,......... a::
5 JtOAL'tEL- JtOALtE(-ä z0 -av -a~ -aL s.T. Staat >
...,
-m -a~ -m~
6 VlX- -a VLX-T] 3 -l}V -'YJ; -T]L 6. f. Sieg ( ')
,
.....
::J
->
7 aex- aQx-it ....l>l -ftv -il~ -fit -ai -a; -Ö>V -ai:; 7.f. Beginn
8 &J..rit>w- -ja &Aftßn-a 3: -a; -m 8. f. Wahrheit
-av
9 öox- öos-a -T]~ -T]l -m~ 9.T. Schein
-m - a~
10 vau- -tä vairt-T]~ -a1 -l}V -T]l 10.m. Schiffer
-ou
11 VEUV- -(ä vtav(-ä; -a -av -m llm. Jüngling
Dual: N.V.A. tOO ayxueä, tel> aocpLma; G.D. 'tOtV &yxuemv, 'tOtV aoqnmai:v (47.11).
c;s::
1 Einsilbige Stämme dieser Deklination betonen im Gen . und Dat. die Endung (20.6; Ausnahmen wie na(Öc.ov, näOL s. ebd .).
;s::
>
C'.l
:::-:i
>
;s::
;s::
35 3. Einige weniger zahlreiche Typen >
....,
()
1. Stämme auf -ac;;, Gen. -wc;; (y'ijgac;;, xtgac;;), s. 33.9. -
>
2. Stämme auf -oo (i}xw, alöwc;;, f\gwc;;), s. 42.1-4.
SUMMA GRAMMATICA 281
Adjectiva - s. die übersieht 45.1-3 - werden dekliniert wie die entsprechenden Substantiva.
Zwei mindere Ausnahmen von dieser Regel s. 10.8 (Akzent im Gen. Plur. bei o/ä-Stämmen)
und 41.1 (Eigenheiten der Substantiva auf u/E).
Partizipien sind Adjectiva verbalia (28.7); für ihre Deklinations. 30.9 und 13 (A.uwv, wv), 32.5 37
(A.LJtoov), 31.5 (A.uom;), 43.5 (A.m'tdc;), 28.4 (A.El..uxwc;), 34.2 (A.El..uµtvoc;).
Steigerung (Komparation) der Adjektiva (>Positiv<, >Komparativ< und >Superlativ<): 45.4: ent- 38
weder durch µa/..Aov, µW..tcna oder durch Endungen; und zwar entweder
a)-'tEQO<;, ov, ä und-ta'toc;, ov, T), z.B. oo<pW'tEQoc;, oo<pwtatoc;, OW<pQOVEatEQoc;, futA.oucna-
'to<;: so die meisten, 45.4-5; oder
b) -(wv, LOV und -Lcnoc;, ov, T); so z.B. ftötwv - ilfücnoc;, ßEA.t(wv - ßEA.ncnoc;, O.µdvwv (!) -
UQLatoc;; s. 45.6-7.
Adverbia, abgeleitet von Adjektiven (ausgenommen di), z.B. xaA.6c;- xaA.wc;, fiöuc;-f)öEwc;, 39
:n:ac; - mivi:wc;: 45.8.
Steigerung (Komparation) dieser Adverbia, z.B. ao<pwc;- ao<pW'tEQOV - aoqxina'ta, xaA.ci>c; -
XaAALOV - X.aMLata, taXEW<; - 'ftattOV - tUXLata, dJ - aµELVOV - clQLata; 45.9.
1. Personalpronomen
f:yw .. ., m) . .. , Plur. f)µEi<; ... (13.8; 14.1). Ein altes Pronomen der 3. Person,€ (Akk.), Plur.
o<pac;, wird in klassischer Zeit nur >indirekt reflexiv< verwendet; daher tritt, wo erfordert, ÖÖE,
EX.Eivoc;, o'Ütoc; (auch autaü ... ) für die 3. Person ein: 46.3 und 8. >Reflexiv< (>direkt< und >indi-
rekt<) bedeutet Beziehungen wie >ich - mich< oder >er - sich<; solche werden angezeigt durch
E:au'taü (autoü), E:autoi:c; (autoi:c;) u.ä., also Verbindungen von Personalpronomina mit
a'Ötoc_;, aUtO, OUnl >Selbst< (13.6-7; 46.6-8); merkeÖ a'\Jt6c_;(aut6c_;) >derselbe<, tO aUtO ÖÖ>QOV 41
>das gleiche Geschenk<, aber auto to ÖWQOV oder tO ÖWQOV aut6 >das Geschenk selbst<.
ist das Modell für ÖÖE (9.3) und- abgesehen nur von der Endung -s im Nom. Sing. Masc. - für
das Relativum Ö<; (13.4), für aui:6i; (s. 41) und wJ„oi;, für EXELVO<; (13.5), und zumal für o'Üi:rn;,
welches seinerseits Nachbilder bekam (18.7):
7 l'
45 N. OU'to<; "
aUtT) OUl:OL a'Ütm N.
tO'Ül:O 'taüi:a
A. 'tO'Ül:OV i:au'tT)V tOU'tOU<; i:aui:ai; A.
G. 'tOU'tOU taui:rii; 'totmov G.
D. 'tOUl:WL i:autT)L toui:OL<; taui:m<; D.
46 So:
i:moütoi;, 'tOlOÜ'to, i:mau'tT) (21.10) >solch•, >ein solcher•, >derartig•;
'tOOOÜ'tO<;, 'tOOO'Ü'tO, i:ooaUTil >SO groß< (Plur. meist >SO viele<);
TrlALXOÜ'tO<;, TrlAlXOÜ'tO, 'tT)AtXaUTil >SO alt<, >SO groß<.
Neut. Nom. oft 'tOLoüi:ov, 'tOOOÜ'tov, TrlALxoüi:ov.
Gleicher Bedeutung: i:m6oÖE und 'tOOOOÖE, dekliniert wie o/a-Adjektive. Unerweitertes i:oio<;
und t6oo<; begegnet vorwiegend in Dichtung (21.7).
47 4. Indefinit- und Fragepronomen (46.23-8)
TC<;, t( >wer?<, >was?< (keine separaten Feminin-Formen), Dekl. (24.6):
Alternativformens. 46.26.
Akzentuiert wie vorstehend (unveränderlich Akut auf der ersten Silbe) fragt t(<;, i;( >wer?•,
>was?< in direkter und auch indirekter Frage. Das gleiche Wort unakzentuiert, enklitisch, ist >in-
definit•, unbestimmt: >irgendwer•, >ein (gewisser)• (24.6-8). Dies Enklitikon, angehängt an das
Relativö<;, also öan<;(24.8; Nebenformen 46.28), leitet indirekte Fragen ein (24.10; 46.8). Eben
dies öan<;, ön (Ö n, auch Ö, 'tt) dient auch als verallgemeinerndes Relativpronomen (>wer im-
mer<, 24.9; 46.28-29).
Die Beziehung (>Korrelation•) zwischen diesen Pronomina, z.B. bei >Wer?- irgendwer- jener<
oder >wie viele? - unbestimmt viele - so viele< ist illustriert 46.31.
SUMMA GRAMMA TICA 283
A. Adverbia 48
Sie gehören >Zum Verb< (daher griech. EmQQytµa-ta), denn sie zeigen an oder fragen, wie, wann,
wo usw. eine berichtete Handlung (Geschehnis usw.) stattfand. Es gibt
1. Adverbia abgeleitet von Adjektiven (xa/..6i; - xa/..ci>i;); über diese s.o. 39;
2. selbständige Adverbia verschiedener Art; z.B. E'Ü >gut<; JtQWL >früh<, Ö'iJE >spät<; EOW >innen<,
ESW >außen<; ExEt ·dort<, EXEt{}EV >von dort<, u.ä. Besonders häufig ist die Gruppe der>Korrelati-
va, wie z.B. >Wo?- irgendwo- dort<, oder >woher?- irgendwoher-von dort<, oder >Wie?- ir-
gendwie- so<; ganz analog den soeben (47) erwähnten >korrelativen< Pronomina, und wohl des-
halb >Pronominaladverbia< genannt; s. 47.1-5.
C. Partikeln (3.21-23) 50
Manche können (3 .22; 10.14) gesondert als Konjunktwnen registriert werden, z.B. xa(, tE, ÖE,
&JJ..a, ÖtE, andere als N egatwnen: ov, µyt, o'ÖtE, o\Jöt . . . (67 .18); wieder andere leihen dem
Gesprochenen Farbe und Nachdruck, z.B. UQa, yt, öij, to(, JtEQ; &ea endlich und~ leiten Fra-
gen ein. Ausrufe (Interjektionen) wie w,iw, cpru, wµ0t (10.5) bedürfen keiner Besprechung.
D. Präpositionen 51
ein- oder zweisilbige Kurzwörter, welche die Funktion der Kasus von Nomina spezifizieren
und auch mit Verben sich zu Verba composita verbinden. Sie sind des näheren besprochen in
78-82; hier eine gedrängte übersieht (alphabetisch):
(In ( ): Grundbedeutungen; auch: Kasus in Prosa ungebräuchlich)
5 ÖLci (durch)
wegen A. füa 'tov :n:6A.Eµov, fü' T]µä.c;, füa toüto
durch G. ÖLa µtcrrii; 'tf)c; 1t0AEW<;, ÖL• ayyEA01J, ÖLa ßto1J
6 de; (ec;) in - hinein A. de; ti}v olx(av' de; aE(, di; TIUnwva tyxooµtov
7 Ev m D.
8 t!; (ex) aus G.
9 bt( auf A. tq>' btnov, t:n:i. Katcivriv nA.Ei:v, tni nä.oav 'Ao(av
G. tqi' t:n:nou, tni yijc;, t:n:i Tf}i; 'tQant~ric;, t:n:i. Katavric;
D. t:n:i Tf)L tQCl1tE~flL, Eq>' Tjµi:v' tn' aoq>aAELfü
10 xatci A. xata Tov :n:oTaµov nA.Ei:v, xata Touc; v6µouc;,
xa'ta TIA.<i'twva
G. xata yijc;, xata TIA.cl'twvoi;
11 µna (inmitten von)
(zu) nach A. (poet. µE'ta TQ∾) µna 'tafrm, µE'ta {}(xva'tov
mit G. µE'ta ooü, µE't' <l:itöfli;,_ µEW fiöovfli;
~~~~~~~~~~~---!
12 JtClQCt (>nahe<)
zu; entlang A. JtaQa ßamA.ta, JtaQa 'tov JtO'taµ6v, JtaQ' aUriA.a,
JtaQa ö6!;av
von G. JtClQO ßaotA.Ewi;, ClL'tElV 'tl JtClQO '6EÖ>V
bei D. JtClQO ßaotAEl, JtClQO 'tflL {}aA.aOOTjL
13 JtEQ( (um - herum)
um- herum A. JtAEiv JtEQi. TIE/..on6vvriaov, ot JtEQi KüQov,
3tEQi µfoac; vux'tai;
über G. /..tyEtV 1tEQi Tf)c; ELQTJVfl<;, JtEQL TIA.citwvoi;
um, für D. ÖEÖOLxa JtEQL 'tflL JtOAEL
14 n:Q6 vor (für) G.
15 JtQ6c;
zu, gegen A. JtQoi; ßaoLAEa, n:Qoc; ot /..€yw, 'ta nQbi; 'tov n6/..Eµov
von - her G. JtQO<; ßamA.Ewi; dµC, i]xouaa n:Qbc; l:WXQ<'x'toui;, JtQO<;
{}f<i)V
bei D. n:eoc; Tf)L {}a/..a<JOTjL, JtQO<; 'tOU'tOL<;
16. !;uv-ouv mit (samt) !;uv yuvm!;i XClt rtmo(, crUV '6EÖ>l, crUV 'tÖ>t ÖLxafo.>t
17. un€Q (>über<)
über - hinaus A. un:te 1IQax/..Eiac; O'tf)/..ac;, un:EQ öuvaµtv
über; für G. un:te yiji;, fotEQ ti}c; na'tQtöoc;, UJtEQ aoü
18. {m:6 (>unter<)
unter - hin A. foto yijv ~A.'6Ev, imo vux-ta, foto 'tov au'tov XQ6vov
unter, durch G. 'ta foto yiji;, vtxri'6Eii; foto ·EUf)vwv, foto oa/..:rr.iyyrov
unter D. im:o yijt, foto Tf)t axQon6A.n, nmörn'6Eii; im:o na'tQt
52 Sog. >Unechte< Präpositionen, wie EvEXCl, XUQLV, <l>c; (?), tyyui;, E!;w, JtEQCl, A.ci'6Qa, avrn, äµa:
82.14-16.
SUMMA GRAMMATICA 285
Aktiv
Typ S.1 2 3 PI. 1 2 3
thematisch -(t) -w; -EL
1. Akt. primär
(6.17; 76.2) athematisch -µL -Ol 2 -nl -µEV -'tE -m1
1 -OL < -vot < -vn; daher ist der vorangehende Vokal immer lang (Ersatzdehnung). 2 Diese For-
men haben sich im Lauf der Zeit mehr oder weniger geändert (55; 117; 36.3; 38.3).
>Primäre< Endungen hat nur der Indikativ des Präsens (samt den von diesem abgeleiteten Kon-
junktiv und Futur) sowie der Ind. Perf. Med.;
>sekundäre< haben alle sonst in Frage kommenden Modi (also nicht Infinitive und Partizipien).
Es gibt keine besonderen Endungen für das >Passiv<, welches selbst eine Bedeutungsvariante des
>Mediums< ist (36. 9). Der >Aorist Passiv< hat aktive Endungen (101; 43.1; 70.6).
YE'YQ<l<p-( a) I.Akt.
Plusq. 40.3 ÜE·Ai:J-x- -T] -ri~ -EL -E·µEV -E''tE -E·aav II. Akt.
Akzente konnten in dieser Tabelle nicht gesetzt werden, weil sie sich in verschiedenen Formen
verschieben. Grundregel: oben 24.
1 Im Sing. ist der (gelängte) Themavokal mit den Endungen verschmolzen. 2 -oum < -ovoL < -ovn
(6.14): -äoL < -avn (17.2; 73.1). 3 Aor. Pass. und Perfekt >schwach< und >Stark< (14 .3; 17.1; 43.2;
73.3). 4 Aor. -a < -n; Perf. -a ist originale Perfektendung; daher die Angleichung dieser Tempora
(68.2; 73.1).
286 SUMMA GRAMMATICA
1 Eine athematische Endung in thematischer Konjugation! 2 Später auch -EtT)µEV und ELT)µEV usw.
4. Imperative
Modusstamm 2 3 2 3
Präs. 3.17 A.u- e/o) -E -E·tw -E·tE -o·vtwv 2
Aar.Akt. 68.3 A.u·o-:_(_al -ov 1 -a·'tw -U''tE -a·VLwv 2
Aor.Pass. 43.4 Au·ß- .!J.fEl :!]_'tt 3 -ri ''t(l) -fl'tE -E'V't(.l)V
l.9'._av- _!l_/~4 -=!t{h
1 Ursprung dieser Endung ist dunkel. 3 Dissimilation der Endung -fü, s. 98.
2 Nachklass . A.uEi:woav und A.uoai:cooav. 4 Eq>avT) >erschien<: 61.8.
5. Infinitive
Präs. 5.5 f..v-
-ELV
Fut. 5.7 A.U-o-
Aor. Akt. 14.5 /..ü-o- -aL
Aar.Pass. 43.4 /.. u·it.:.fi- -VaL
YQaq>·fJ-
Perf. 17.2 /..e/..u·x- -Evm
YE)'QUq>-
SUMMA GRAMMATICA 287
6. Partizipien
Präs . 30.7 A.ü-o- A.'uwv, 1-.-uov 1 , A.'uouoa l ; A.'uovtoi; . . .
Fut. 30.10 A.ü·o·o- A.uowv, A.uoov, usw.
Aor. Akt. 31.5 A.ü-o·a- -nt A.uoäi;, A.ucmv 3 , /.:uoäoa 2 ; A.uoavtoi; ...
Aor. Pass. 43.5 A.i:dh- A.uttECi;, A.u{}€v, A.u-ttdoa; A.u-ttEvtoc; ...
yeaq:i·E- yQa<pE(i;, yeaq:iEv, yeaq;Eioa; yeaq;Evtoc; . . .
Perf. 28.4 AEAu·x- -OS AEAux-wi;, -6c;, -uia; AEAux6toc; ...
YEYQU<p- -ot YEYQa<p-c.Oi;, -6i;, -ui:a; yEyQa<p6toi; . ..
1 Deklination wie yEQWV, Nr. 27. 2 Deklination wie ö6!;a, Nr. 9. 3 Deklination wie yiya~, Nr. 26.
B. Medium (36. 9) 55
1. Indikative: Endungen (I. Med. und II. Med.) s.o.
3. Optative: L zugefügt zum Tempusstamm ergibt Modusstamm auf -ot und -m.
Präs. 38.6 A'U'OL-
Fut. 38.7 A.u·o·m- -µriv -0 -i:o -µE{}a -o{h: -vto II.Med.
Aor. 40.7 A.u·o·m-
Perf. 34.4 AE'AU- •Periphrasis<: AEAUµEvoi; ELT}V, Ei'.rti; usw.
6. Partizipien (36.1)
Präs. 36.6 A.u·o-
Fut. 36.7 A.u·o·o- -µEVo;,
Aor. 40.9 A.u·o·a.- -ov, -11
Perl. 34.2 AE·A.u-
7. Stammformen (43.9)
~~~~~~~~~~~~~~~~~~-----,
56 C. Dual (47.14)
Endungen: meist -·wv (Aktiv) und -afrov (Med. ), z.B. A.uuov, AUEafrov (>ihr beide<, >sie beide<);
aber -TTJV, -o{hiv für sekundäre Endungen, 3. Person, z.B. fA.uoci'triv, E:A.uoaofrriv (>sie beide<),
und -'tOOV nur für 3. Pers. Akt. Imperativ, z.B. A.uoa'toov (>sie beide sollen<).
d) Verbaladjektiva (19.1-6) 61
1. A.ut6s;, -6v, -iJ a) >gelöst< (solutus), b) >lösbar<;
2. A.utfoc;, -fov, -Eä >ZU lösen<, >muß gelöst (befreit) werden<.
Attische Präsensformen: Öl'\j.rf]t Präs. Ind., Öl'l!JWL'Y] Opt.; so 1tELvi}L und Part. :n:nv<i>aa, lmperf.
btEivwv; vgl. 54.4. Die Formen von ~f)v und xQf)attm s. 54.5 und 55.5; Stammformen von an-
deren Vokalstämmen s. 51/2.5 (-aw), 53.4 (-&o), 55.4-8 (alle Typen).
B. Konsonantische Stämme 69
I. Stämme endend auf Muta (56.1)
Auch diese Präsentia enden teils auf -ö, teils - ursprünglich - auf -jö (vgl. 62). Das früh ge-
schwundene -j- hat die vorangehenden Konsonanten affiziert (56.3). Auch außerhalb des Prä-
sens stößt der Endkonsonant des Stamms mehrfach auf Endungen, die mit Konsonanten begin-
nen. Die phonetischen Konsequenzen lassen sich in kurzen Regeln summieren.
Im Perfekt (mit Plusq.) Medio/Passiv steht bei diesen Verben-den Dentalstämmen- entspre- 72
chend den erwähnten phonetischen Regeln (70) durchweg ein s am Ende des Stamms bzw. am
Anfang der Endung; z.B. yEy(Jµvaoµm, yquµvaom, yeyüµvamm ... , yeyuµvacrltm, tyE-
yuµvaoµf]v, eyey(Jµvaoo usw„ s. 56.15.
75 Perfekt (mit Plusq.) Aktiv ist bei den meisten Verben dieser Klasse ungebräuchlich; wo vorhan-
den, meist mit Aspiration des Stammendes.
Die Formen des Perfekts Passiv ergeben sich aus den generellen phonetischen Regeln; also z.B.
TiQYµm, TiQsm ... i}Qyµtvm fto(v, Imper. i\Qxihov, Inf. /iQx-ltm, Plusq. i\QYµT)v . .. /iQxto,
usw.; im Einzelnen 57.9.
76 3. Stämme auf Labial (58)
Präsenti.a auf -ßw, -nw, -c:pw und, sonst gleichartig, auf -1C'tW; letzteres also offenbar aus -jö.
Für die übrigen Tempora gilt (aufgrund von 6, 17, 19, wie in 73):
II ß, n, c:p + a > '4J; + 't > n't; + ß > c:pa; + µ > µµ.
Außerdem ist ihr Aorist Akt. und M ed. meist schwach (-oa); stark nur bei AEL1CW und tQEm.o.
Perfekt Akt. immer stark; mit Ablaut e;o, wenn der Stamm einen e-Laut enthält (58.3).
Aorist Pass. meist stark; dann mit Ablaut e;a, wenn der Stamm einen e-Laut enthält (58.4).
Es ergeben sich Stammformen wie die folgenden (mehr: 58.8):
77
t JtEµJtW 1CEµ'\VW EJtEµ'tpa nEnoµc:pa 1CE1CEµµm E:ntµc:pih]v schicken
2
2 tQtßw tQt'tpW EtQt'\Va tE'tQtc:pa tEtQLµµm hQCßriv reiben
3 ßA.an'tw ß A.<i'4' (JJ EßA.a'tpa ßtßA.ac:pa ßtßl..aµµm f:ß/..6.ßTJVl schädigen
4 XAE1Ct(1) XAE'tpW btA.E'\Va xExl..oc:pa XExAEµµm E:xA.am1v 2 stehlen
5 'tQE<pW 1 it'QE'tpW Eit'QE'\Va tEtQO<pa tEßQaµµm EtQCt<pT)V nähren
f:{}Qtc:pihjv
6 'tQEnoµm tQE'tpoµm EtQE'tpCtµT)V 'tE°tQaµµm EtQWtT)V 2 (von sich) wenden
hQanoµriv
1 Beachte die Dissimilationen der V 'frQEcp (58.6). 2 Neben den starken Aor. Pass. existieren viel-
fach alte, schwache Formen; so EtQicpth)v, eßA.acpth)v, EXAEcpÖT)v, EtQEcpth)v.
II. Stämme endend auf Liquida und Nasal (60 und 61) 79
Die> Verba Liquida< (auf -1 und -r) und> Verba nasa/ia, (auf-m und -n) verhalten sich fast durch-
weg gleichanig. Ihre Fonnbildung:
Präsens: Bei !-Stämmen durchweg, und bei den übrigen ganz überwiegend, Nachwirkung des
ursprünglichen -jö:
a) lj > ll; z.B. •:·ayyO..jw > 6.yyO..A.w (60.2);
b) bei nj und rj: Längung eines vorangehenden t und u, z.B. *xQfvjw > XQlvro und *aµÖvjro
> aµww; vorangehendes a oder E dagegen wurden durch das schwindende j in i-Diphthonge
(ai und ei) verwandelt; z.B. *µuivjro > µtcdvro und *EyEQjro > EYetQro; so ßatvro >gehe<
< *ßavjro(61.l).
Futurum: Alle Verben dieser Gruppe haben >Futurum atticum< oder >contractum< (56.10); z.B. 80
zu cn:O..A.w, Fut. crttl.<i> < crttl.Ero < *crtEAECJ(l); also ein >s-Futur ohne S<, konjugiert wie die Prä-
sentia auf -Ew (:rtot<i>), auch im Medium, z.B. zu E'Ö<pQa(voµm, Fut. E'Ö<pQUvoüµm (auch EU-
<pQav61Jaoµm (60.5; 61.2).
Aorist Akt. und Med. »S nach Liquida oder Nasal fällt aus mit Ersatzdehnung« (vgl. 15); dem- 81
nach haben alle Verba dieser Klasse >s-Aorist ohne S<, mit Dehnung des vorangehenden Vokals,
I
z.B. zu a<pillro, Aor. ECJ<pt')ACl < 'rEa<paAoa; zu ÖEQ<O, EÖELQCl < •!·föEQOa (EL = e); zu aµuvo-
µaL, i}µüvaµriv < 'rfiµwaaµriv (60.6; 61.3).
Perfekt Akt.: bei Liquida recht selten; wenn überhaupt, meist schwach (-xa), s. 60. 9. Bei Nasa- 82
lia verschiedene Bildungen (61.6); z.B. stark (µEµT)va) oder mit Erweiterung des Stamms (µE-
µEvr]xa).
Perfekt Pass.: normal wie A.D..uµm; aber a) Regel 17 kommt ins Spiel wie bei allen Konsonant-
stämmen (z.B.t)yytl.[o]-frE); b) -v (nur dieses) wird vorµ zu a (z.B. :rtE<paaµm, :rtE<p6.oµdt-a, zu
<pa(vro) nach dem Vorbild der Dentalstämme (72); c) die Endungen -om und -ao (2.Sing.),
heißt es, lassen das Vorangehende unveränden (etwa in n:E<pavam, t)yytl.oo, 61.7), aber solche
Formen sind überaus selten überliefen.
Einsilbige Liquida-Stämme mit e-Vokal (wie ÖEQ<O, crtfiloo) haben in Perf. Akt. und Pass. so- 83
wie im Aor. Pass. Ablaut-0: (z.B. Ecrta.A.xa, ötöaQ'tm) und meist auch starken Aor. Pass. (z.B.
EÖOQTl, E<TtaATJ), 60.8. Im übrigen, für Aorist Pass., stark und schwach, s. 60.11 und 61.8.
Präs. Stamm Futur Aar.Akt. Perl.Akt. Perf. Pass. Aor. Pass. deutsch
1 ÖtQW ÖEQ- ÖEQW EÖELQ<l ötöaQµat EÖUQYIV schinden
2 01t€lQW OrtEQ- 01t€QW Eo1tELQO Eol't0QX0 1 fonaeµm EOl'tUQYIV säen
3 xat}a(QW xattaQ- xat}aQ<i> Ex<il'h]Q<I xEx<it}ai;.>µm txafüiQl'h]v rem1gen
4 otfilw ot&..- cn&..w EotELAO -EO'taAXa -fotaAµm fo:tW..riv senden
5 vtµui V€µ- VEµW €vnµa -VEVEµrixa 1 VEVEµ'lµat EvEµi)l'hjv zuteilen
6 X'tELVW XtEV- X'tEVÜ> EXULVU -fatova töten
7 tnayyfiloµm ayyEA- rnayyEAoiJµm rnriyynA<iµriv Eni)Y)'EAµat Em)yyt"A.thjv ankündigen
8 futcxpa(voµm <pav- futcxpavoüµm CutE<p'l'IVclµ'lV futE<pav{hiv darlegen
futcxpavfJooµm
1 Nachklassische Formen .
294 SUMMA GRAMMA TICA
Zu x/...(vw- XE'XAt.µm s. 92.22, 2'.U 'XQLV(l)- 'XE'XQLµm 92.23, zu arew- ~ea- aew 60.7 u. 12(10);
zu ßaCvw < ::· ßa·n·jw 100.
N.B. Bei diesen n-Stämmen sind daher -vtm und -V'tO im Perfekt Endungen der 3. Sing. (nicht
Plural)!
87 A. Präsens
Das Präsens gibt keineswegs immer (wie im Falle /...um- EAuoa) die elementarste Form des Verb-
stamms; man denke nur an Eµattov gegenüber µavßavw oder TJUQOV: EUQ(oxw. Hier folgt eine
gedrängte Übersicht von Verben mit verschiedenen Änderungen - durchweg Erweiterungen -
des Verbstamms im Präsens.
88 1. Reduplikation (63)
Reduplikation des Anlauts- mit e-ist normal beim Perfekt (A.E·A.uxa, 17.3); einige Verba haben
Reduplikation - mit I - im Präsens; vgl. lat. gi·gno, si·sto:
b) Stark (kein zusätzlicher Konsonant) und thematisch (olt zwischen Stamm und Endung);
z.B. µavß-6.voo (94.28) - E·µaö·o·v; J'tUVÖavoµm (94.32) - btuö·6·µ11v.
c) Stark (keine Erweiterung des Stamms) und athematisch (kein Zusatz zwischen Stamm und
Endung); z.B. yLyvoooxco- E·yvoyv (91.13); ßaCvw- E·ßT)'V (79): der sog. >Wurzelaorist< (Aktiv;
fürs Medium s. 69.2 und 80.5).
Im Konjunktiv übernehmen alle die Endungen des thematischen Präsens.
Zuaj %
Ursprung dieser Bildung: oben 13, mehr: 68.2.
Modi: oben 54 und 55; 68.3.
>S-Aoriste ohne -s-<: V. liquida, 81; 68.4 (auch fyr]µa: vgl. 71.9).
>Kurzvokal-Aoriste< wie Et:O..toa, tµaxEo6.µT)v s. oben 65, unten 106; 68.5; 71. 12.
Zu b)
Oben 57; 68.6. Beispiele hier 88 und 90-94. 97
Einige Formen haben eigenartige Akzentuation (A1Jttiv, ALJ'tOOV, ALJ'tOÜ, AIJtfoÖm und EUQE, l.öf.
usw.), s. 68.6.
Ein Sonderfall ist Aor. ilyayov, mit Reduplikation (60), von ayoo; Stammformen 57. 10(1).
Augment EI.-, meist aus €Ft-, z.B. ELQyaoaµriv (< >:·tFq~yaoaµT)v, vgl. 'tO FEfJYOV >Werk<); so
dfü~ov von f,fü~co, auch daoa, schwacher Aorist, von U1w: 68.8. Auch dxov < ::·EsExov.
Stammformen von EXW: 68.9; sie machen diejenigen von umox.vfoµm (93.25) begreiflich.
Zurj ~
Wurzelaorist: 69. Einsilbige Langvokalstämme verbunden- ohne Zwischenglied - mit den se-
kundären Endungen. Der lange Vokal ist gekürzt im Optativ und vor-nt; z.B. yvoCriv, yv6V'tEi;.
Modi:
Ind. EßTJv, EßTJi; . . . EßT)oav· Eyvcov, Eyvooi; ... Eyvoooav· E<püv, f<püi; ... f<puoav: 69.6;
Konj. Der Langvokal kontrahiert mit den Endungen des thematischen Präsens Konj. (A.uoo, A.u-
T)Li; ... ), nicht kontrahiert bei u-Stämmen; z.B. crt&, crtf]Li;, crtfjL . . . (von EcrtTJV), yvw, yvöui;,
yvön . . . , aber <puoo, <pUT)ti; . . . (gleich dem Präsens): 69.8;
Opt. gebildet wie ELT)V, A.u'Ö'ECT)v, <pLAOLT)V (63c; 25.7); z.B. yvo(TJV ... yvoiµtv, ßatT)V .. . ßai-
µEV: 69.9;
Imper. 1.Sing. -fü, wie im Aor. Pass. e.g. <pavrifü, also z.B. yvroÖL . . . yv6V'twv, ßf]fü . . .
ßav'twv: 69.10;
Infin. -vm, z.B. yvwvm, crtf]vm, <püvm: 69. 11;
I I
Partizip (-nt zum Stamm, wie gewöhnlich); z.B. ßäi;, ßav, ßäoa- ßav'toi;, oderyvoui;, yv6v,
yvoüoa - yv6V'toi;: 69. 12.
Bedeutungsunterschied von schwachem und Wurzelaorist, wo beide zum gleichen Wort existie- 99
ren: transitiv/intransitiv, z.B. EcrtT)oalEITTT)V, E<puoa/f<puv: 69. 13.
Stammformen: yLyvwoxco und aJ'toÖd>Qaoxw s. 91.13/14; <p'Ö'avco 92.20. ßaCvoo: V ßa + njö 100
wie 92.21-23, vgl. <pa(voo 84.8; daher:
Mehr: 69.15.
298 SUMMA GRAMMATICA
Stammformen
112 Stammformen
46 axouoo axouooµm f1xouoa axi}xoa f1xouoµat ~xouofrriv hören
47 t<iw tciooo daoa daxa daµm EL<ifrriv lassen
48 xtcioµm xn)ooµm EX'tT)ociµriv XEX'tT)µm erwerben
arbeiten
Mehr 90.9 (&.no'frvi}Loxw); 73.16.
öuva·<rfrE, bt(cna·<J'frm, xa{h)·µevoc;, EXQEµa·i:o (75.6). Ihre Konjunktive und Optative sind
den thematischen angeglichen: öuvwµm, ö-Uvrit ... wie /..-Uwµm, /..-Urit ... und öwa(µT]V, ö-U-
vmo . . . wie /..uaa(µflv, /..'\Jaaw . . . Außerhalb des Präsens findet sich bei den meisten dieser
Verben ein Futur, bei mehreren ein Aorist- >passiv<in Form, >aktiv< in Bedeutung-, ein Perfekt
-selten und spät-nur bei ö-Uvaµm. Und ein Detail: Die Endung-ao, in der Dichtung oft beibe-
halten, wird bei öwaµm und bticnaµm in klassischer Prosa kontrahiert: eö-Uvw, ~Jtiai:w,
btCai:w (poet. bcCcnaoo, Imperativ); vgl. 75.7; 79.t. Stammformen 75.9 und 15.
hatte im Indikativ und Infinitiv eigene Endungen, die allmählich denen des thematischen Prä-
sens angeglichen wurden. Ihre ursprüngliche Form und deren Entwicklung zur klassischen
Norm erkennt man beim Vergleich zweier
Aktiver Wurzelpräsentien
dµ( >ich bin<und cpriµ( >ich sage< (83.2-9) und 16-19). 117
Indikativ
Vorstufen Klassisch
dµ(
EOOL
Ecnt
E:aµtv <pöµtv
Zum Imperfekt
Die 2. Sing. zeigt in 119 und 121 die alte Perfektendung--&a (73.1) angehängt an die normale En-
dung-~: nicht so die übrigen athematischen Präsentia. Die 3. Plur. übernimmt die Endung -aav
des schwachen Aorists: so bei allen athematischen Präsentien.
Aorist: es sind durchweg >Wurzelaoriste<. VEcnriv (von tcnriµt) ist bekannt (98; 69). Die übrigen 125
sind gleicher Art, aber mit zwei unbegreiflichen
Eigenheiten: 1. -x- zwischen Stamm und Endung im Singular des Indikativs (80.13): E{hixa -
fflEµEV, eöwxa- eöoµEV, ~xa- dµEV (mit Gradation; äußerlich wie das Perfekt EITTYJXU-EITTU-
µEV, 73.13); 2. Endung -c; der 2.Sing. des Imperativs: -frtc;, Ec;, ö6c; (80.14).
Die Formen der einzelnen Verben sind aufgeführt und besprochen in AG: 126
Im folgenden wird ein deutender, konzentrierter überblick über alle vier Verben geboten; als
Repräsentant der letzten Gruppe (137-39) von athematischen Verben ist ÖE(xvuµt (75; 76) hin-
zugefügt, soweit dessen Formen Altes bewahren.
Eine vollständige Liste aller Präsens- und Aoristformen steht am Ende dieser Summa (141-44).
Da sowohl Präsens wie Aorist stark und athematisch sind, unterscheiden diese beiden sich nur
im Stamm - redupliziert oder einfach -, wo immer die Endungen identisch sind. In solchen
Modi können daher die Formen von Präsens und Aorist kombiniert vorgeführt werden. Zu-
nächst aber die, bei denen das nicht möglich ist:
Präsens 127
Aorist 128
(emrioa und EÖEt;a sind normale s-Aoriste; für EITTYJV [intrans. J s. ll5)
Sing.
Indikativ
Plur.
eöw·x- ~ -E Infinitiv
{}Ei:-
d-
öou-
l -Val
304 SUMMA GRAMMATICA
- Konjunktiv
(n)-tt-
(t)'-1
(t)ITT-
(Öl)Ö-
l -ci>, -f)t; ... wie ©, ~t; ... (118) oder ßci>, ßf)t; ... (98)
-ci>, -ci>ti;, -ci>t ... wie yvci>, yvci>ti; ... (98; 69. 8)
Optativ
(n)&-
t ,_
()' 1
(t)ITTa-
! -LT]V, -tri; ...
wie
ElTJV, dTJ; ... (118)
AU-ttELTJV, -ELTJ; .. . (54)
ßatriv, ßaCri; ... (98)
(Öl)Öo- "(VOLTJV, yvo(TJ; ... (98)
!
Imperativ Partizip
(3.Sing., 2. u . 3. Pl.
-t(1) (n)tt- t -Ei;, -tv, -Ei:oa; -tv-w;, -EtOfl;
l
(n)iiE-
({)t- (t)'l-
(t)ITTa- -LE (t)ITT- -a;, -av, -aoa;-avto;, -aori;
(fü)öo- -vtWV (fü)ö- -ou;, -6v, -oüoa; -6vtoi;, -ouori;
Anmerkung betr. Akzentuation: Es gelten die allgemeinen Regeln (24). Für Konj. und Opt. s. 134
123.4f. und 132. Partizipien akzentuieren die Stammsilbe, z.B. ('n)'frEti;, (n)'frtvtoi;, (n){h::ioa;
Infinitive auf -vm haben ihren Akzent unmittelbar vor dieser Endung. Komposita s. 24; also
z.B. cnptTJµL, lX<pEi;, aber acpfptE; fut6öoi; (denn die erste Silbe einer zweisilbigen Präposition
wird nicht betont). Die Imperative {}oü, oü, öoü behalten ihren Akzent nach einsilbiger Präpo-
sition (acpoü), verlieren ihn nach zweisilbiger (fut6öou).
Stammformen 135
1 Auch Wurzelaorist (98) toßriv >erlosch<. 2 Kein Perf. Pass., aber Wurzelpräsens XQEµaµm (75.9) >hange<.
140 Kombinierte Stammformen (85; 86) (hier nur die klassischen Formen)
70 1
1. Q)EQ ofow ijvEyxov
2. m(o) cpEQW ofooµm llVEYXU hftvoxa EvfivEYµat TJVEXfhiv tragen
3. EVE(y)x
1'
71 11. Fog (OJtWJta) wµµm
2. OJt OQclW Ö'Poµm Elöov Meaxa E<i>Qaµm wcpfhiv sehen
3. Ftö
72 11. AEY EQ<i> ElJtov EtQrpm ELQT)µm EQQT)fhiv
2. F(E)Qll /...Eyw (/...E~w) (E/...E~a) (/...E"AEYµat) (€/...Exfhiv) sagen
3. FELIErt
73 11. EQX (€/...Eimoµm) gehen, V>
V>
0
"
308 SUMMA GRAMMATICA
Infinitiv Öttx-vu·vm
z ÖL·Ö6·vm
1 T f 1
nitEic;, -ittv [·Eie;, -tv
Partizip ÖEL'XVUI"',
• / ::i
-VUV [·cnä;;, -cnö.v ÖL ·öout;, -ö6v
-vi'.l -vi: ·oc; -a-vi:·oc; -6-vi:·oc; -t-vi:·ot; [·€-vi:·ot;
ÖELX'VÜOU
I
l·cnäaa fü·öoüaa nitEioa t·Eioa
I
-ämic; -OUOTI<; -EiOTI<; [·EtCJll<;
-!!
Sg. 1. f:·ÖELX'VÜ"V L'atl]"V t·fü·öou·v
!!
2. f:·ÖELX'VÜ·c; ~·atr]·c; t·öL·öou·c;
3. f:·öEix-vü ~·atr] t·öL·öou
Pl. 1. f:·ödx-vU·µtv i>cnö.·µEV t·öL·öo·µtv
2. f:·ÖELXW"'tE " f:·Ö(·ÖO"'tE
i·cnö.·tE
3. f:·ÖEix -vU-oav ~·cnö.·oav E:·öi·öo·oav
SUMMA GRAMMATICA 309
. ::
Sg. t.
2.
ÖELXW·oo·µat
ÖElX.W1']L .vm:w·µaL
-
L"O"tTIL
ÖL·Ö<i>·µat
fü·öcin
tL -6cö-µa1.
tdn)1.
[·ci>·µat
L"f)L
~ 3. ÖELXW1']"'tUL hrtf} "'tUL ÖL ·Ö<i>"'tUL tL1}"ij"'tat l-f)"'taL
- c::~ PI. 1. öEtx.-vu·w·µE{}a l·O"t<i>·µE{}a ÖL·&o·µE{}a "tL1M>·µE"f}a t·w·µE{}a
0 2. ÖEL'X.W1']"0'ÖE l ·o·tfrcr6E ÖL·öci>·cJ'&E tt-fhl·CJ'6E {-f)·crftE
~
3. ÖEL'X.W"W"VtUL L·crtOO.ivtaL ÖL ·Ö<i>-vtUL tt-66>-vtm [·ci>-vtUL
Sg. t.
2.
ÖELX -vu·o( ·µ11v
ÖELxw·m·o
t·ota·(·µ11v
l·O"ta·t·o
ÖL·Öo·C·µ11v
ÖL·öo·t·o
tt1td·µ11v
"tL-ÖE·L·O .-
t·E·L·O
3. ÖEL'X.W"OL"'tO [·ota·i:·to fü·öo·i:·to tL-ÖE L"'tO
0
[·E°L"'tO
Pl.1. ÖELx-vu·o(·µE{}a l·ota-L·µE{}a ÖL·Öo-l·µE{}a tL-ÖE·(·µE"f}a l·d·µE{}a
2. ÖELXW·m·cr6E l·O"ta·t·cr6E ÖL·ÖO·i:·CJ'6E tL-ÖE·L·O'ÖE [·E-i:·crftE
3. ÖEL'X.W"OL"VtO i:O"ta·i:-vto fü·öo·i:-vto tL -frE·L "VtO l·E"L-vto
.:: Sg.2 . ödx-vu·oo t·ota·oo öC·öo·oo t(-frE·CJO t·E·oo
....
~ 3. öE1.xw·crltw · t·CJ"ta·m~w ÖL·oo·crltw tt-frt·a6oo l·t·cr6w
Q)
~ PI. 2. ödx-vu·cr6E t·O"ta·cr6E Ö(·ÖO·CJ'6E i;(-frE·CJ'6E t·E·crftE
- 3. ÖE1.xw·aöwv l·O"ta·crttwv fü·öfrcrltwv tL -frt·CJtkov t·t·crltwv
Infinitiv
Partizip ÖELX."VU·µEVO~
ÖELxw·µEVOV
l·m:a·µEVo~
[·cn<i·µEVOV
ÖL ·Ö6·µEVO~
ÖL"ÖÜ-µEVOV
tL-ÖE·µEVO~
tL -frt·µEVOV
. ,
t·E·µEVOV
ÖE1.x.-vu·µfvti
t--~---.~~--t~~~~~---1~
l·cna·µfvti ö vöo·µtvti tL -ÖE·µivr] [·E·µfvti
Sg.1. t·öE1.xw·µ11v f·m:6.·µ11v t·fü·ö6·µ11v t""t1.1tt·µ11v
SC
.... 2. t·ÖE(x-vu·oo &:cna·oo t·öC·öo·oo E"'tt-'ltE·oo L"E"OO
~ t·ÖE(X."VU"'tO
1(
L·m:a·to t·fü·ÖO"'tO E"'t( -'ltE"'tO "
l"E"'tO
't: 3.
~ Pl. t. f·ÖELX -viJ·µE"f}a i ·cna·µE"f}a t·fü·oo·µE{}a E"'tL -'ltt·µE{}a t·t·µE{}a
t·öEix-vu·cr6E i·cna·crttE t·Ö( ·Öo·CJ'6E E"'tL1'tE·cr6E "
i:·E·CJ'6E
- 2. ~
3. e·ÖELX"Vu·vto "
i:·cna-vto t·öC ·öo-vto E·t(-ftE"VtO L'E"VtO
310 SUMMA GRAMMATICA
-
T
-0
c 2. E·Öo·'tE E-t>E1:E EL''tE
3. €·öo·IAN E-itE·IAN El·IAN
T
Sg.1. Öci> 'frei> w
>
...
...... 2. ÖÖ>L<; {H]t<; ~L\;
~
e 3. ÖÖ>L {H]t ~L
::l T
·2 Pl. 1. Öci>·µEV 'frciJ·µEV w·µEV
0
~
2. ÖÖ>''tE {HJ·'tE ~''tE
3. öci>·m(v) 'frci>·m(v) <ll·m(v)
Sg.1. öo·t'Y)"V 'frE·tT)-V " V
E"LT)'
2. öo·(TJ·<; 'frE·tT) "\; "
E'Lfl'<;
......0...
-~ 3. öo·(TJ 'frdT)
CIS E'LTJ
Pl. t. Öo·i:·µEV ÖO{T)·µEV 'frE·i:·µEV 'frE·tfl ·µEV ElµEV "
E"LT)'µEV
0 2. Öo·i:·'tE Öo·Cri·'tE 'frE·i:·'tE 'frE·LTJ"'tE d·'tE 0
"
ELTJ 'tE
0
Außerhalb des Indikativs finden sich viele dieser Formen nur in Komposita, zumal bei triµt; dies
aber sehr häufig.
SUMMA GRAMMATICA 311
T em_E_usstamm öo
Sg.1. €·Ö6·µ'flV E-ftE·µ'flV d·µ'flV
2. t·öou €-ttou El·oo
> r·öo..,;o El..,;o
.fJ 3. E·'ftE"tO
..!II: Pl. t. t·ö6·µdta t-ttt·µEtta EL·µE'fta
-
~
c:: 2.
3.
Sg.1.
f·Öo·crftE
E'ÖO"V'tO
öci>·µm
E-ftE·ottE
E-ftE"V'tO
tt&·µat
E{·crftE
El"V'to
ch·µm
oon 'frf]L ftL
3. ÖW"tUL 'frf]..,;m ft"tUL
PI. 1. öcfrµEtta füo·µEtta ch·µEtta
2. Öci)·cr\tE 'frf]·crftE fi·o'ftE
3. ÖW"V'tUL '6&"V'tm W"V'tUL
Sg. l. Öo·(·µ'flV '6E·(·µ'flV E·[·µT}V
2. öo·i:·o '6E·t·o d·o
>
......
......
rg 3. öo·i:·i:o -ttE'l"tO E.f.'to
PI. 1. öo-l·µEtta -ttE·(·µE'fta E·i·µE'fhl
0 2. Öo·i>cr\tE t>E·i:·crltE E·{·CJttE
3. Öo·i: "V'tO -ttE·t "V'tO E'{ "V'to
Sg.2. öou -ttoü
3. ö6-crltco -ttt·ottco
Pl.2. Ö6·crltE {tt·cr\tE
3. oo·ottcov ttt·cr\tcov
Infinitiv
Partizip oo·µEVO~, -OV {tt·µEVo~, -OV
öo·µEvr] {tE·µEvr}
Viele dieser Formen begegnen nur in Komposita, zumal von L'flµL, dies aber sehr häufig.
312
Sachregister
Laut- und Formenlehre - Syntax - Metrik
Es wird, wie folgt, zitiert : Ap.Gr. nach Lektion und Randnummer, z.B.: 23.4; Summa Grammati-
ca: SG und Randnummer, z.B.: SG 43.
Nasal: v, µ 1.10; SG 13; v > µ 1.10; -v < m terte Stämme SG 87-94; Wurzelpräsentien
3.10; 5.1; SG 13(a); n vors 6.14; 7.6; 23.4; 83.1-3; SG 117-119
SG 15(a); nt vors 30.2 Pronomen: 3.2(1); eigene Deklination 13.5
Nebentempora: 28.12 (-o); 46.1-2; übersieht 46.1-35; SG
Negation: s. Partikeln 40-47; adjektivartig: ö:Uo~ 13.6; tµ6~,
Nomen: 3.2(1); SG 27; s.a. Deklination 06~ 46.2; a'ÖT6~ 13.6-8; 46.6-8; SG 41;
Nomina agentis: s. Wortbildung aUiJA.ou~ 46.34; demonstrativ: ÖÖE 9.3;
Nominativ: Pl. -OL Nomina < Pronomina hEi:vo~ 13.5; a'ÖT6~ 13.6-7; SG 41; oüw~
46.2 18.7.:..9; SG 45; indefinit (unbestimmt): TL~
(enklit.) 10.13; 24.6-7; interrogativ (Fra-
gepr.): Tl~ 3.16; 10.13; 24.6-7; 46.23-26;
ö: geschr. w SG 4; 6.16; geschr. ou 6.14; 7.6; SG 47; ÖOTt~ 24. 8-9; 46.27-29; korrelativ:
33.3; eh und w 10.5 (noi:o~ - tot0ü1:0~) 21.7-11; 46.2;
Optativ: Akt.: ELT)V 25.6; A.t'iOLµt, -omµt 46.31-32; Personalpron.: tyoo, oli 5.4;
26.6-13; Praes. bei Verba contracta 11.11; + aui:6~ 13.8; Plur. 14.1; 46.3-5;
49.11(2); SG 63(c); Perf. auch 28.9; Med. SG 40; possessiv: 4.5; 46.12-16; SG 42; re-
u. Pass.: Perf. 34.3; Praes. 38.6; 75.11; Fut. flexiv: 13.9; 14.1-2; 46.9-11; SG 40; rela-
38.7; stark. Aor. Med. 38.11; schw. Aor. tiv: 13.4 + 11; 24.8; SG 44
Med. 40.7; Aor. Pass. 43.4 Pronominaladverb: Übersicht 47.1-4; fra-
gend (noü;) 3.20; fragend/ indefinit 10.14;
WÖE, Ti'jtÖE 46.19
Partikeln: fragend (aQa) 3.21; verbindend
(Konjunktion) xa(, 'tE 3.22; d, ci>~ 2.12; r (> Qa, aQ): 26.4; SG 3
verneinend ou, µi) 3.23; 4.14; enklitisch Q: Q- 2.2; 17.7; 72.4; -QQ- 2.2; 72.4
10.14 Reduplikation: SG 60; Präs. 63.2; 65.1; 78.2;
Partizip: allgem.: 28.7; 30.11; SG 37; Akt.: Aor. 68.7; Perf. 17.3-7; 73.9; Attische
(Verba auf -w) Perf. 28.4-6; Präs. 30.7-9; 73.11
Fut. 30.10; schw. Aor. 31.5; st. Aor.
s - o (Sigma): Schreibweisen und Aussprache:
32.5-6; (-µt) SG 118; SG 124; Med. u.
Einl. 5(6) u. 10; 1.11; -oo-(gemeingriech.)
Pass.: (-w) Perf. 34.2; Präs. 36.1; st. Aor.
/ -tt- (att.) 1.11; 57.10; IE s- (Anlaut)> h
Med. 38.11; schw. Aor. Med. 40.9; Aor.
(griech.) 13.10; SG 14; -s- zw. Konsonan-
Pass. 43.5
ten fällt aus SG 17; -s- zw. Vokalen fällt aus
Passiv: 36. 9ff.; SG 53
8.10; 32.2; 38.3-4; SG 18; s nach n fällt aus
Perfekt: 73; SG 107-112; Reduplikation
60.6; 61.3 (Inlaut); SG 15; Guttural/Labial
17.3-8; 73.9; SG 108; attisch 73.11; SG
+ s 1.11; Dental vors fällt aus 27.1; 56.7
108; Wandlungen des Stamms 73.6-12; SG
Schrift: s. Alphabet
110; Akt. (st. + schw.) 17.1; 73.2- 4; SG
schwache Tempusformen: s. stark/schwach
109; Med.-Pass. (st.) 34.1-6; 73.5; SG 109;
Schwundstufe: 26.2-3
Akt.-Endungen 73.1; SG 109; intrans.
Spiritus (asper/lenis): s. Hauchzeichen
Akt. zu trans. Präs. 73.4; 75.14; V. muta:
Sprache, Griech.: Dialekte Einl. 2-4; Ge-
Dentalst.: Akt. 56.7; Med. 56.13-16; SG
72; Gutturalst.: Akt. 57.6; Med. 57.7-9;
schichte Einl. 1-4; s. Attisch, Koine
Städtenamen: 12.5
SG 75; Labialst.: Akt. 58.3; SG 76; Med.
Stamm, Wurzel, Endung: 3.4; 7.7; Verb-
58.5- 7; SG 78; V. liquida: Akt. 60.8-9;
stamm+ Tempusstamm 14.6; Erweiterung
Pass. 60.10; SG 82-83; V. nasalia: Akt.
mit -T) 70.7-8; 67.2 + 5; 70.3; 73.6 (Perf.
61.5-6; Pass. 61.7; SG 85
SG llOb); wucherndes Sigma 70.5
Plusquamperfekt: Akt. 40.3-4; Pass. 40.1-2;
Stammformen: 43. 9; kombinierte Stammf.
SG 107
85; 86; SG 140
Postposition: 78.17
stark/schwach: 14.3; s.a. Tempus
Präposition: allgem. 3.24; 78.16-20; SG 51;
Steigerung des Adjektivs: -TEQoi;, -taTo~
>uneigentl.< Präp. 82.14- 16
11.4-6; -(oov, - LOTO~ 24.3- 5; übersieht
Präsens: thematisch (-w) SG 54 (Aktiv); 55
45.4-7; SG 38; des Adverbs 11.6; 45. 9; SG
(Med.); athematisch (-µt) 75-84; SG 113;
39
SG 141 u. 143 (Modell, Akt. u. Pass.); SG
Substantiv: 3.2(1); s.a. Deklination
114-139; verschiedene Stämme, thema-
tisch (-w und -Lw SG 62); vokalisch SG Tempus: 3.2; 14.7; stark/schwach: 14.3; SG
63-68; konsonantisch SG 69-85; erwei- 57; st. Aor. 29.4- 9; 68.6; 69. 1-15; 38.8-11
SACHREGISTER 315
(Med.); 43.2 (Pass.); st. Perf. Akt. 17.1; Wortbildung: 3.4; Nomina: n . agentis 10.1
57.6; 58.3; 73.4; Pass. 34.1; Tempusstamm (-UJ<;); 25.1 (-l)Q, -WQ); Subst. abgel. v.
7.7; 14.6 Adj. 28.2 (-UJ<;); v. Verben 29.1 (-µa); Fe-
Tenuis: 1.8 minina -jö 11.1; 30.8 (Part.); 35.7 (Adj.);
thematische Deklination: 7.5; SG 30 Komposita 41.11; Adjektiva: abgel. v.
thematische Konjugation: 7.5; SG 54 Subst. 16.6 (Stamm + i); 24.1-2 (von n-
Themavokal: 3.10; 6.11; 29.4(2) Stämmen); 33.4 (von s-Stämmen); von
Tmesis: 78.17 Zahlwörtern 16.2; Verba: primär 49.7;
-n-/-oo-: s. s - o 51/2.1; abgel. v. Nomina 7.7 (-E·üco); 49.7
(-Ew); 51/2.1(-6.w);53.1(-6w);56.4 (-Ctw,
unflektierte Wörter: 3.19-24; SG 29 -atw); -jö 56.3; 57.2-4 (-oow); Kompo-
sita 4.1.11
Verbaladjektiv: -'t6<; und -'tto<; 19.1-6; SG 61 Wortende: 6. 9; s. Auslaut
Verbum: 3.2(2); SG 53-140; versch. Typen Wurzel (V): 3.4; 7.7
s.a. unten S. 317; >unregelmäßige< V. 63.1; Wurzelabstufung: s. auch Ablaut; Nomina:
Verba composita 7.3; 17.4; 41.11-13; ein- 35.4; 37.4; 41.1; 42.5-7; 24.4-5 (Kompa-
zelne Verben s. Wortregister rative); Verba: Optativ Akt. 25.8 (ELTlv);
Vokal: Quantität 1.3; SG 4; -ot und -m in 43.4 (Aor. Pass.); 49.11(2) (V. voc.); 69.9
Deklination u. Konjugation 4.3; 14.5; (Aor.); 78.11; 80.15; Perf. Akt. 73.12;
26.14; 40.9; Kürzung 18.2; 18.4; 35.1; 74.2; athem. Präs., lmperf. (Aor.) 76.6;
39.2; Metathesis quantitatum 18.2; 37.1; 80.11 u. 13
Zusammenstoß von Vok. 1.5, s.a. Kon- Wurzelaorist: 69; SG 98
traktion; s.a. Endungen, Konjugation, Wurzelperfekt: 73.2; 74.2
Stamm, Wurzelabstufung Wurzelpräsens: 83.1-3
Vokativ: kein Plural 3.5; keine Endung 3.11;
kein Artikel 3.13 Zahlwörter (Numeralia): 48; übersieht
48.16; Bruchzahlen 48.15
Wortanalyse: 3.4; 7.7; SG 20 Zahlzeichen: 48.6
Wortarten: 3.lff.; SG 27-29
2. Syntax
Ablativ(> Genetiv) 4.8 und Wortgruppen aller Art 6.1; 12.1;
Adjektiv 3.2; 45.10; Adj. = Substant. 3.14; 46.18; 60.13; Art. zeigt Absicht(Zweck) an
6.1; 28.3; Adj. als Attribut 3.14; 10. 9; Adj. 60.13; kein unbestimmter Artikel 3.13 (s.
als Präd. 3.14; 12.1 (Neutr.) aber Pronomen, indefinit)
Adverb SG 48; s.a. Pronominaladverbia Aspekts. Verbum (a)
Akkusativ: direktes Obj. 3.5; 4.6; 58.13; in- Attraktion 17.18 (Kasus beim Infinit.); s.a.
neres Obj. 58.11 u. 13; Ziel einer Bewe- Pronomen, relativ
gung 3.20; Akk. der Beziehung (acc. Grae- Attribut 3.14-15; Adjektiv 10.9
cus) 58.13; als Subj. b. Inf. 17.15-18; Akk. Ausruf 16.7; 18.7
quasi Adverb s. Vok. L. 38 Anm. 1; Akk.
griech./andere Konstruktionen im Dt. Bedingungs-(Konditional-)Sätze: Irrealis
58.9-10; 81.11; doppelter Akk. 58.12 u. 14.14-16; Ea.v (generalisierend, futurisch)
14; 65.10-11; accusativus cum infinitivo 23.8; Ei, (mathematisch, objektiv) 23.8; Po-
17.15-18 tentialis (Optativ) 26.15; alle Arten
Aktivs. Verbum (b) 26.15-18
Anrufung 16.7 Befürchtung 22.9; 23.6
Aorist s. Verbum (a)
Artikel 3.12-13; 17.12-20; Art. als Demon- Dativ: Grundbedeutungen 3.5; 4.7 (Lokativ,
strativ 13.12; 46.17; nicht bei Vokativ 3.13; Instrumentalis); Dat. ethicus 65.11; Dat.
Art. bei Attribut 3.14-15; Art. (selten) bei als Adverbs. Vok. L. 36 Anm. 1; Dat. bei
Präd. 3.14-15; Art. bei Pronomina 9.4; »gleich, ungleich« u.ä. 56.20; Dat. bei Ver-
13.7; Art. bei Infinit. 17.12(b); Art. bei ben 67.13(1)
nö.<; 31.3-4; Art. substantiviert Wörter Dual 47.7-14
316 SACHREGISTER
Tmesis 78.17
Mediums. Verbum (b)
Mittel oder Werkzeug 4.6
Unpersönliche Ausdrücke 17.13
Möglichkeit s. Potentialis
Verbaladjektive -t6<;, -tfo<; 19.1-6
Nebensätze 23.6
Verbum s.u.
Nebentempora 28.12
Vokativ 3.11 u. 13; 10.5
Negationen 67.18-19; ou, µfi 4.14; 23.7;
beim Konjunkt. µi] 22. 9; beim Optativ
Wortarten 3.1-4; 3.12-24; SG 25-27
25. 9 u. 11; beim lnfin. 17.20; 67.19; im
Wortstellung 3.26
Vordersatz von Bedingungssätzen 26.17;
Wunsch 25.6 u. 9(1)
bei (bedingendem) Partizip 67.18
Nomen 3.2-7; SG 27
Zeitangaben: Bedeutung von Gen., Dat„
Nominativ 3.5; 4.6
Akk. 22.4
Zusammengesetzter Satz (Periode) s. Haupt-
Objekt 3.5; 4.6; 58.11 (inneres Obj.); indi-
und Nebensatz
rektes Obj. 4.7; Obj. im Genetiv 67.10;
79.13
Optativs. Verbum (c)
oratio obliqua 17.17; 28.10 Verbum
Ortsbestimmung 3.20; 47.3
a) Tempora
Partikeln 3.21- 23; 10.14; SG 50; Partikeln Aspekt - Tempus - Zeit 14.7; Präsens (u.
beim Partizip 31.8; s.a. Negationen Aor.) 14.8-11; 22.10-12; 31.7; 65.8 u. 11;
Partizip, Partizipialkonstruktionen s. Ver- Präs. de conatu 24.12; Futur 14.8; 71.1-2;
bum (c) Fut.Med./Pass. 43.6-7; Fut. Indik. bei
Passiv s. Verbum (b) Verb. curandi 50.7; Fut. + Ö1tW<; 50.7; Imper-
Potentialis 25.11; 26.15- 18; 77.10(2) fekt 6.3; 14.7; Aorist 14.7; 68.11-15;
Prädikat 3.5 u. 14; 5.3(3) Aor.Med./Pass. 40.10; Aor.Pass. 70.9-12;
SACHREGISTER 317
gnomischer Aor. 68.15; Perfekt 17.9-11; lnf. absolut: Vok. L. 82 Anm. 1; Inf. nach
. 34.2; 40.1; Perf. Akt. intrans. zu trans. Präs. WO'tE 21.13; Subjektz. Inf. 17.15-18; Präd. z .
63.3; Perfekt-Futur 34.3 (lat. 14.9); Plus- Inf. 17.15-18; Inf. bei Verben s. (d); Partizip
quamperfekt 40.1 28.7; 30.15; 60.14; Zeitstufe 31.7; Part. Perf.
28.8; 34.2; Part. in Fragesätzen 71.12; Part.
b) Genus Verbi absolut. 77.10; 79.14; Part. als Subst.
Aktiv - Medium - Passiv 36.9-16; 53.5-6; 30.15(4); 60.14(a) u. (b); Part. bei Verben s.
55.4; 57.11-12; Akt. griech./Pass. deutsch (d); Partizipialkonstruktionen: Part. con-
61.1 O; Medium u. Passiv (Entwicklung u. Be- iunctum u. Genetivus absolutus 31.6-9;
deutung) 36.9-18; 38.10; 43.6-8; 53.5-6; 58.14; 60.14-15; Part. mit Partikeln 31.8;
55.3-4; 72.5; Medium: viele Verba d. Ge- Part. mit eh~ 31. 9
mütsbewegung 36.15 (u. 17); Passiv mit fot6
61.10; 78.19; Pass. u. intrans. Verb. 50.4; d) Verba verschiedener Bedeutungsklassen:
Deponentia 36.15(2) ihre Konstruktionen
V. d. Affekts 67.13; anfangen u. aufhören
c) Modi 38.13; 57.11; befehlen 17.14; verba curandi
Indik./Konjunkt. 23.8; nach WO'tE 21.12; ln- 50.5; 67.13; entlaufen 65.11; erfahren, hören
dik. griech./Konjunkt. deutsch 69.17; Jndik. 7.1 u. 2; 38.16; 67.11; erinnern 38.13;
26.18; Indik. bei Irrealis 14.14; 26.16; Kon- 65.12-13; erkennen 65.9; erlangen, erreichen
junktiv: Bedeutung allg. 22. 9; Konjunkt. in 67.14; ermüden 66.8; fliehen 58.10; s. freuen
Hauptsätzen 22.10.12; in Nebensätzen: ohne 38.13; fürchten 22.9; 23.6; glauben 17.14;
0.v (Wille, Zweck, Sorge, Befürchtung) 23.6; Gutes/Böses antun/reden 58.10; lehren
mit O.v (verallgemeinernd, gefühlsbetont, 65.10; loben 67.13(1); nützen/schaden 58.9;
„wann auch immer•) 23.8; Konjunkt. nach sagen 17.14; s. schämen 66.10; setzen, stellen
µt1, µij ou, ou µTj 23.7; Optativ ohne 0.v 25.6; 81.11; tadeln 67.13(1); voll sein 67.15; wissen
25.9-10; mit 0.v 25.11; Opt. in indir. Rede 74.6; wollen 17.14; zuvorkommen 66.9;
25.10; in Finalsätzen 28.11; Infinitiv 17.12; Verba composita (Konstruktion) 41.12; V.
60.13(1); Inf. als Subj. 17.13; 69.16; Inf. als mit Inf. 17.13-14; V. mit Part. 66.8-10;
Obj. 17.14;substantivierterlnf. 60.13;69.16; 67.16-17; V. mit Gen. etc. s. d.
3. Metrik
Grundsätzliches 5.8-11 Iambischer Trimeter 5. 9; 7.8; 63.88 ('"''"'statt'"'
Alkaeische Strophe 42.8 in Komödien); 7.10; 9.5 ('"''"'statt - )
Anakreonteen 27.5; 42.8 Iambus und Trochäus 10.16
Anapäste (und Klageanapäste) 33.11-12 Kürze (breve) 5.8
anceps 5.9; 10.16 Länge (longum) 5. 8
Caesuren 12 .13 (Hexameter) Metron 5. 9; 10.16
Daktylus 9.6; Hexameter: 12.13; 26.19; Pen- muta cum liquida 5.8; 10.16
tameter 26.20 Paroemiacus 16.8; 25.12
Distichon 26.20 Quantität (metrische der Silben) 5.8
Elegie 36.19; s.a. Distichon Trochäischer Tetrameter 10.16
Fuß u. Metron 10.16 Versfuß 10.16
Glykoneen 27.6; 63. 9 Vokalkürzung (Hiatkürz.ung) 20.8 (vgl. 7.9;
Hexameter 12.13; 26.19 18.4)
Bruno Snelf _ _ _ _ _ __
Die Entdeckung des Geistes
Studien zur E ntste hung des europäischen Denkens bei den Griechen. 6., durchge-
se hene Auflage 1986. 334 Seiten, kartoniert
Gesammelte Schriften
1966. 230 Seiten, kartoniert
Griechische Metrik
(Studienhefte zur Altertumswissenschaft 1). 4., neubearbeitetc Auflage 1982. IV,
76 Seiten , kartoniert
Anders als alle modernen europäischen Sprachen hat das Altgriechische nicht die
Möglichkeit, den Willen des Menschen unabhängig von seiner Entstehung in rationa-
len oder irrationalen Schichten der Seele auszudrücken. Dieses Buch versucht zu-
nächst zu zeigen, wie die Vorstellungen vom Handeln des Menschen aussehen, die
diesem Sprachgebrauch entsprachen, und wie diese Vorstellungen in der griechischen
Philosophie auf den Begriff gebracht wurden. Sodann geht es um die Frage, wie der
neuere Willensbegriff in der frühchristlichen Theologie gebildet werden konnte . Die
gegenüber dem griechisch-antiken Weltverständnis grundsätzlich verschiedene Auf-
fassung, welche die biblische Tradition vom Verhältnis des Menschen zu einem souve-
ränen Schöpfergott hegte, fand in dem Maße Ausdruck in distinkten Lehren vom gött-
lichen und menschlichen Willen, in dem der Inhalt dieser Tradition mit den Mitteln
griechischer Philosophie ausgelegt wurde. Erleichtert wurde dieser Vorgang dadurch,
daß Vorstellungen von Gott , Welt und Mensch, die den jüdisch-christlichen ähnlich
waren , sich auch außerhalb dieser Tradition in der Spätphase der griechisch-römischen
Kultur geltend machten.