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Ökumenische Konzilien (Zusammenfassung)

Das Dokument beschreibt wichtige Ereignisse in der Kirchengeschichte der Spätantike und des frühen Mittelalters. Es geht um die ersten ökumenischen Konzile, insbesondere das Konzil von Nicäa 325, bei dem das nicänische Glaubensbekenntnis beschlossen wurde. Weiterhin werden Kaiser Konstantin der Große und die Verbreitung des Arianismus thematisiert.

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Ökumenische Konzilien (Zusammenfassung)

Das Dokument beschreibt wichtige Ereignisse in der Kirchengeschichte der Spätantike und des frühen Mittelalters. Es geht um die ersten ökumenischen Konzile, insbesondere das Konzil von Nicäa 325, bei dem das nicänische Glaubensbekenntnis beschlossen wurde. Weiterhin werden Kaiser Konstantin der Große und die Verbreitung des Arianismus thematisiert.

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Kirchengeschichte II

Geschichte der Kirche in der Spätantike und zu Beginn des Mittelalters

1. Ökumenische Synoden und ihre Theologie

Spätantike = Zeitraum zwischen Kaiser Diokletian (284-305) und Kaiser Justinian (527-565)
529: Justinian schließt platonische Akademie in Athen

4. Jahrhundert: eine wichtige Zäsur in der Kirchengeschichte


1) 311: Toleranzedikt von Galerius in Nikomedien
2) 313: Mailänder Vereinbarung → Christentum wird zu religio licita (erlaubte Religion)
3) 325: Konzil von Nicäa (erstes ökumenisches Konzil: Lehrentscheidungen, Organisation und Verwaltung der Kirche)
4) 330: Verlagerung der Reichshauptstadt vom heidnischen Rom in das als zweite Rom geplante Konstantinopel →
entwickeln sich auseinander (Grundlegung des Schismas)
5) 380: Edikt „Cunctos populos“ durch Kaiser Theodosios (379-395) → Nikänisches Christentum allgemein verbindlich
(wichtig für Christentum als Staatsreligion)
6) ab 391: antipagane Maßnahmen → Besuchsverbot der Tempel, Opferverbot, heidnische Kult- & Amtshandlungen

Konstantin der Große (272 – 337)


wird 306 Kaiser im Westreich
312 Sieg über Maxentius durch Eingebung Gottes an Milvischer Brücke bei Rom
324 Alleinherrscher über römisches Reich
337 Taufe und Tod

Quellen über Konstantin durch


Eusebios von Caesarea (Vita)
Laktanz (Tod der Verfolger)
Sozomenos
Sokrates Scholastikos
Theodoret von Kyros

Tetrarchie Carnuntum 308:


Galerius (Augustus im Osten, Thessaloniki)
Maximilian Daia (Caesar im Osten, Antiochien)
Licinius (Augustus im Westen, Sirmium)
Konstantin (Caesar im Westen, Augusta Treverorum)
→ Bürgerkrieg, da anstatt Konstantin (Sohn des letzten Augustus) eigentlich Caesar Severus zum Augustus
aufsteigen sollte

Römisches Reich 305 Eroberung Konstantins:


Mailänder Vereinbarung 313
1. alle Kulte, auch das Christentum, die dem Wohle des Imperium Romanum dienen, sind zuzulassen (religio licita)
2. Rückgabe des Kirchenbesitzes und Unterstützung beim Bau von Kirchen

Gesetzgebung:
Sonntag: gesetzlicher arbeitsfreier Feiertag
Kleriker: Steuerfreiheit
kirchliche Gerichtsbarkeit voll anerkannt
Abschaffung der Strafe des Gladiatorendienstes
Verbot der Gesichtsschändung von Verurteilten

Konstantin und die Kirche:


Donatistenstreit: Bischof Caecelianus von Karthago → wird von Bischof Felix, einem traditor (hatte heilige Schriften
und Gegenstände ausgeliefert) geweiht
Abspaltungen der Gemeinde wählen Maiorinus (später Donatus) zum neuen Bischof, entheben Caecilianus des
Bischofsamtes (wird auf den Synoden von Arles 314 und Rom 315 freigesprochen)
Einmischung des Kaisers in religiöse Angelegenheiten kritisch
Donatisten in nordwestlichem Afrika bis zur islamischen Eroberung

Erstes Ökumenisches Konzil von Nicäa 325


318 Väter
von Konstantin einberufen
Themen:

• Arianischer und Trinitarischer Streit


→ Arius: Christus als aus dem Nichts erschaffenes Geschöpf des Vaters (Christus und Heiliger Geist Gott
dem Vater untergeordnet, ansonsten nicht Monotheismus)
→ 319 von ägyptischer Synode exkommuniziert
→ beklagte Alexander von Alexandrien des Bitheismus und gewann andere Bischöfe, z.B. Eusebius von
Nikomedien und Eusebius von Ceasarea in Palästina
→ 320: Synode in Bithynien für Arius und verlangte seine Aufnahme in die Kirche
→ 324: Synode in Antiochien unter Ossius von Cordoba als Vertreter des Kaisers: verurteilt Arius und
Eusebius von Caesarea
→ Streit → Konstantin beruft Nicäa ein

• Logos als oberstes Geschöpf an der Spitze der


Schöpfung, durch ihn schafft Vater die restlichen
Geschöpfe
• Schöpfung des Logos geschah vor der Zeit, aber
es gibt kein Zeit ohne Logos
keine Akten oder Protokolle erhalten
Grundtext zur Diskussion war Taufsymbol von Syrien-Palästina: man hat antiarianische Wendungen integriert
biblische Wendungen waren nicht genug, um wahren Glauben auszudrücken
Bischöfe einigen sich auf philosophischen Begriff homoousios

Credo von Nicäa 325


“Wir glauben an einen Gott, Vater, Allmächtigen, Schöpfer all des, das sichtbar und unsichtbar ist.
Und an einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, als Ein[zig]geborenen aus dem Vater gezeugt, d. h. aus dem
Wesen des Vaters, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrhaftigen Gott aus wahrhaftigem Gott, geboren, nicht
geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, durch den alles geworden ist, sowohl im Himmel wie auf Erden; der für uns
Menschen und unser Heil herabkam und Fleisch wurde; Mensch geworden, litt er und auferstand am dritten Tage,
fuhr auf in die Himmel [und] wird kommen, zu richten Lebende und Tote.
Und an den Heiligen Geist”.

Homoousios:
John N. D. Kelly: 4 Argumente dagegen:
materialistische Auffassung über Trinität: Vater und Sohn verstanden als Teile einer Substanz
Gefahr des Sabellianismus
Begriff wurde auf Synode von Antiochien 268 abgelehnt, die Paulus von Samosata als Antitrinitarier verdammt hat
Wendung befand sich nicht in der Schrift: die alte Tradition, nur biblische Wendungen in den Taufsymbolen

Paradox von Nicäa


besteht darin, dass die von der Synode durchgeführte Hellenisierung der Glaubenssprache eine Enthellenisierung des
Glaubensinhalts bedeutet hat
„Der Glaube von Nicäa war ein kosmologisches und soteriologisches Bekenntnis. Nur der Schöpfer des Weltalls
könnte die Menschen erretten und dafür musste er wahrer Gott und nicht Geschöpf sein“ (Jaroslav Pelikan)

→ Arius und zwei andere Bischöfe (Secundus von Ptolemais und Theonas von Marmarica) verbannt, weil sie nicht
unterschreiben wollten
weitere Konflikte:
Osterterminstreit seit 2. Jht.: Vertreter Syriens und
Kleinasiens wollen Ostertermin an Bräuche der römischen
und alexandrinischen Kirche anpassen
Schisma des Meletius von Ägypten: „Kirche der Märtyrer“,
wird beigelegt (darf Bischofstitel behalten, aber keine
Amtsausübung), bestand bis ins 5. Jht.

Kanones:
Nicäa hat 20 Kanones erlassen: Klerus, Jurisdiktionskonflikte, Verfolgung von Abgefallenen
→ Kanon 11: ohne Zwang Abgefallene werden 3 lange bei Hörenden sein, 7 Jahre niederknien und 2 Jahre mit dem
Volk an Gebeten teilnehmen, jedoch nicht an Darbringung
→ Kanon 14: abgefallene Katechumenen drei Jahre nur Hörende (Frühphase des K.) und danach dürfen sie an
Gebeten teilnehmen
→ Kanon 7: Bischof von Aelia, Jerusalem, soll geehrt werden
→ Kanon 20: am Tag des Herrn und in den Tagen der Pentekoste sollen Gebete vor dem Herrn stehend verrichtet
werden
mehrere Randgruppierungen (Meletinarer, Novatianer, Paulianisten) werden durch Handauflegung oder Wiedertaufe
in Kirche aufgenommen
Gründung Konstantinopels
hellenistische und römische Tradition: wo militärischer Erfolg wird Stadt errichtet
Sieg über Licinius 324 in der Nähe von Adrianopel
324 – 330: Konstantinopel als Monument des Siegs: zweites Rom
Augusteion, Hippodrom, Forum, Apostelkirche mit zwölf Kenotaphe als Mausoleum, zwei Tempel
weitreichende Konsequenzen für Kirchengeschichte

andere christliche Bauten:


Jerusalem: Grabeskirche
Olivenberg: Himmelfahrtskirche
Betlehem: Geburtskirche
Rom: Lateranbasilica, Vaticanbasilica
→ ist Kaiser Konstantin isapostolos? (apostelgleich)?

heiliggesprochen mit Helena, die das Kreuz Christi


entdeckt hat, Fest am 21. Mai (sein Todestag nach
Eusebios)

Neuorientierung Konstantins
327: erlaubte, dass Arius und seine Gefährten zurückkommen (keine Einheitlichkeit im Osten)
bis Ende seines Lebens: hat arianische Gruppe unterstützt, beeinflusst von Eusebios von Nikomedien

Regierungswechsel 337 (seine Söhne):


Konstans 337-350 (im Westen entschiedener Nizäner)
Konstantinius II 337-361 (im Osten arianisch orientiert)

Nachspiel von Nicäa


→ Synode von Tyrus 335: Absetzung von Athanasius dem Großen und anderen nicäanischen Bischöfen
→ Synode von Rom 341: Julius von Rom nahm die im Osten verurteilten Bischöfe in die Gemeinschaft auf und
forderte ihre Wiedereinsetzung
→ Synode von Antiochien 341: viele Eusebianer, homoousios wird abgelehnt (4 theologische Formeln ohne diesen
Begriff)
später Spaltung der Arianer: Anhomöer (anhomios = unähnlich), Homöher (homios = ähnlich), Homöusianer (homo-i-
ousios = dem Wesen nach ähnlich)

Verbreitung des Arianismus:


Kaiser Julian entzieht Christentum seine Unterstützung; verbannte Bischöfe konnten heimkehren (auch Athanasios
von Alexandrien)
Valens (364-378) hat erneut Nizäner verbannt und arianische Gruppierungen unterstützt
379: Kaiser Theodosius übernimmt Führung des Reichs, erlässt 380 sein Edikt (Cunctos populos), das Christen unter
Berufung auf Damasus von Rom und Petrus von Alexandrien die nizäische Konfession vorschrieb

Goten wurden durch Wulfila Arianer, verbreiteten die Häresie in den Westen, wo mehrere Völker arianisch wurden:
Longobarden, Burgunden, Vandalen
mit Taufe Chlodwigs 498 (König der Franken): orthodoxes Christentum wieder Aufschwung
Filioque in Spanien 589: Folge des arianischen Glaubens
über Alkuin gelangte Zusatz in fränkische Kirche und wurde auch in Rom im Jahr 1014 unter Benedikt VIII in die
lateinische Messe eingefügt

Pneumatomachen:
Streit um Heiligen Geist
Gruppen von Theologen (darunter Macedonius von Konstantinopel), die ihn als geschaffenes Wesen oder einen der
dienenden Geister ansahen (etwas zwischen Gott und Geschöpf)
Athanasios: 4 Briefe an Serapion von Thmuis (358-362): verteigigt seine Gottheit, indem er auf sein Wirken auf die
Schöpfung und Erlösung verwies

Jungnicaener:
die drei Kappadokier führten Kategorie des hypostatischen Seins, der konkreten Verwirklichung ein
eine Ousia Gottes relaisiert sich in den drei Hypostasen: Vater, Sohn und Geist
→ hinsichtlich ihrer Besonderheiten (idiotetes, proprietas) zu unterscheiden, nicht aber hinsichtlich ihrer ousia und der
Gott zukommenden Verehrung (doxa und prokinesis)
Basilius der Große: zog Ausdruck homotimia (von gleicher Ehre), dem homoousios vor, betonte aber dabei das
Gottsein des Hl. Geistes
2. Zweite Ökumenische Synode: Konstantinopel 381 & das Nizäno-
Konstantinopolitanische Symbol
150 Väter, einberufen von Theodosios dem Großen
Themen: Apolinaristen, Trinitätsfrage
Ergebnisse: das NC-Glaubensbekenntnis & 8 Kanones
Teilnehmer u.a. Nektarios von Konstantinopel, Thimoteos
von Alexandrien, Chyrill von Jerusalem, Meletios von
Antiochien, Gregor der Theologe, Gregor von Nyssa,
Amphilochios von Ikonium, viele Pneumatomachen
(verließen Versammlung bald)
Symbol von Konstantinopel: in biblischen und liturgischen
Formulierungen → dritter Artikel

Apollinarismus:
Apollinaris von Laodizea (+ 390): der Logos hat während der Fleischwerdung eine vollständige Menschennatur
angenommen, der angenommenen Menschennatur fehlt ein Teil der menschlichen Seele
Christus sei nicht wie die Propheten ein anthropos entheos (ein Mensch, der Gott in sich trägt), sondern er sei theos
ensarkos (Gott im Fleisch) oder nous ensarkos (fleischgewordene Vernunft)
in Jesus Christus: keine menschliche Vernunft, sondern Gottheit selbst als logos und nous anstelle der natürlichen
Menschenvernunft, regierte so den einzigartigen himmlischen Menschen
in Jesus: menschlicher Leib, menschliche Seele ohne Vernunft und göttliche Vernunft
→ wie kann Christus den Menschen die Erlösung bringen? indem er ihnen die ihnen mangelnde Erkenntnis gibt und
menschliche Vernunft dazu bewegt, sich ungezwungen und frei Christus anzugleichen und über die Affekte zu
herrschen
→ wird auf Synode verdammt: was nicht angenommen wurde, wurde nicht erlöst

8 Kanones:
1. bestätigt Glauben von Nicäa
3. Bischof von Konstantinopel hat zweiten Platz nach Bischof von Rom
5., 7. & 8. Wiederaufnahme der Häretiker in Kirche
Das Nizäno-Konstantinopolitanum als Institution der Kirche
Nizänum erstes bis heute aufbewahrtes deklaratorisches Glaubensbekenntnis; 325 als Richtschnur der
Rechtgläubigkeit gegen die Arianer verfasst
NC 381: wichtigstes Glaubensbekenntnis des 4. Jht., neben dem Romanum (verschiedene Versionen von Rom bis
Spanien, Nordafrika und Thrakien), Hyerosolimitanum, Mopsuestianum, Salamis etc. benutzt wurde
→ auch in orthodoxe Dogmatik übernommen

doppelte Geschichte: 1. lex orandi, lex credendi, modus vivendi (bis 381); 2. lex credendi, lex orandi, modus vivendi
(bis heute)
beide Texte aus Erfahrung und realem Leben der Kirche erwachsen, „wurden zuerst im Martyrium mit Blut
geschrieben“, bevor sie 325 und dann 381 mit Tinte geschrieben wurden
Christen haben trinitarisch gelebt, bevor sie ihre Trinitätslehre schriftlich fixiert haben

aber: keine eindeutigen Beweise, dass das NC auf der Synode entstanden ist, viele Forscher sprechen von einer Kluft
von 70 Jahren
→ Väter auf dem 3. Konzil 431 bestimmen, dass es kein neues Symbol außer dem Nizänum 325 geben darf

keine eindeutigen bezüge auf NC im Werk des Johannes Chrysostomos auffindbar (Heiser 2011)
erste Erwähnung des griechischen Texts erst 451 (Synodalväter von Chalzedon: 150 Väter haben 381 verfasst)
→ heute: Hermeneutik des Verdachts

Vergleich:
Nizäum Nizäno-Konstantinopolitanum
Fall Ancoratus & verschiedene Hypothesen
374: heutiges NC zitiert vollständig von Epifanius von Salamis im Ancoratus (118) → kann nicht 381 entstanden sein
→ Weischer 1978: äthiopische Fassung von Ancoratus beinhaltet Nizänum, nicht NC → NC als Interpolation
→ A. M. Ritter: NC revidiert 381 als Verhandlungstext für Dialog mit Pneumatomachen, damit sie wieder in Kirche
integriert werden können (haben das Konzil aber verlassen) (wichtigster Bewies dafür ist Auslegung zweier Stellen in
Gregor von Nazianz‘ De vita sua und Epistel II an Cledonius)
→ R. Staats: auf Lokalkonzil von Antiochien 379 entstanden: romanische Einflüsse auf Inhalt (Rom → Antiochien →
NC), auf Konzil 381 wurde diese Fassung dann bestätigt
→ S. Gerber: dieselbe Meinung aufgrund einer Analyse durch Teodor von Mopsuestia
→ L. Abramowski: Bearbeitung des Nizänums auf Synode von Rom 378 (Romano-Nicenum), die in Antiochien 379
angenommen wurde
→ V. Drecoll: Bearbeitung des Nizänums, die 381 begonnen hat und 451 auf Chalzedon beendet wurde → inhaltlich
heute anders als auf Konstantinopel 381 (kann Unterschiede aber nicht benennen)

Quellen
Protokolle der Synode nicht überliefert
überliefert: 1) Rechenschaftsbericht der Synodalväter an den Kaiser (9.7.381); 2) Lehrdekret (Tomos) des Konzils
nach dem Synodalschreiben von 382; 3) Dekret des 4. Ökumenischen Konzils & 4) Zeugnisse des Gregor von
Nazianz
→ Herstellung des NC auf Synode 381 angenommen (auch laut Zeugnis der Synodalväter von Chalzedon 451)
Quellen sollen folgendes beinhaltet haben: Einführung, kurze Bestimmungen (+ Text von NC), Ekthesis (Erläuterung
des trinitarischen Glaubens), Anthemastismen (Kanon 1), weitere 7 Kanones

Archetyp stammt aus syrisch-palästinensicher Tradition mit Einschüben aus Romanum via Antiochien

Rezeption:
Aufgabe für die Zukunft:
1. Credo und Liturgie
2. Credo und Taufritual
3. Credo und Glaubensdekrete der Ökumenischen Konzilien
4. Credo und Hymnographie
5. Credo und kirchliche Kunst
→ W. Kinzig (2011): Einfluss des Glaubensbekenntnisses auf Entwicklung des Kirchenjahres

in folgenden Dekreten der Ökumenischen Konzilien:


→ im Taufritual: zuerst einzelne Klauseln, ab 6. Jht. voller Text
→ in Liturgie: Anfang des 6. Jht., dann in Tageszeitgebeten
→ in Hymnographie: Ritualbücher
→ im Kalender: Feste der Ökumenischen Konzilien
→ in kirchlicher Kunst: Credo – Ikonen
NC in der Liturgie
Barberini graecus 336 (8. Jht.) →

Stelle in der byzantinischen Liturgie


1. Gebet der Darbringung
2. Friedenskuss (Priester: Friede allen! Volk: Und mit deinem
Geist! Diakon: Lasst uns einander lieben!)
3. Glaubensbekenntnis (Diakon: Die Türen! Lasst uns aufmerken! Volk: Ich glaube…)
4. Präfations-Dialog zur Anaphora

heutige Liturgie:

Dreifache Architektur des NC:


Ich glaube, Ich bekenne, Ich erwarte das ewige Leben
→ eine Theologie der Erwartung ist angemessener als eine Theologie der Hoffnung
4. Die Auseinandersetzung um Nestorius und die Synode von Ephesus
431
4. Jahrhundert: Verteidigung der Auffassung der Gottheit des Logos gegen Arianer und Verteidigung der ganze
Menschheit Christi gegen die Apollinarier
weitere Diskussionen: Verhältnis von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus (über drei Jahrhunderte diskutiert!)

Ephesos 431: wichtig für Marientheologie und Marienfrömmigkeit


Ehrentitel theotokos: Gottesgebärerin, obwohl Maria in Ephesus gar nicht explizit Thema der Konzilsväter war;
vielmehr christologische Auseinandersetzung antiochenischer und alexandrinischer Schule (Kyrill von Alexandrien,
Didymus der Blinde)

Schriftauslegung:
literaler (buchstäblicher) Schriftsinn vs. übertragener (geistiger: Allegorie, Anagoge, Theoria) Schriftsinn
allegorisch: Jerusalem = Kirche
tropologisch: Jerusalem = Seele des Gläubigen, in der Gott Wohnung genommen
anagonisch: Jerusalem als himmlisches Jerusalem

Antiochenische Schule
Nestorius, Diodor von Tarsus, Theodor von Mopsuestia…
historisch-grammatische Bibelauslegung
Reaktion gegen überbordende Allegorese (v.a. in Alexandrien)

1. Diodor von Tarsus (+ 394)


Asket in Antiochien, Bischof in Tarsus
gegen Arianer und Apollinaristen
betont stark Unterscheidung zwischen Logos und Mensch, um Transzendenz des Logos über alle Zweifel zu heben
„Es war sein primäres Anliegen, für die theologische Reflexion die Gottheit Christi von seiner Menschheit zu
unterscheiden und dennoch die Einheit von Person und Hypostase Jesu Christi festzuhalten, jedoch so, dass dieser
als vollkommener Gott und vollkommener Mensch, ohne Verwandlung und Vermischung der Naturen gedacht werden
muss“

2. Theodor von Mopsuestia (+ 428)


Schüler von Diodor, Vertreter der Unterscheidungs-/ Trennungschristologie
unterscheidet streng zwischen annehmenden Gott und angenommenen Menschen und lehnte eine Vermischung
beider Naturen ab → um Einheit zu bestimmen sprach er von „Einwohnen des Logos im Menschen“ und benutzte
Begriffe wie Einigung (henosis) und Verknüpfung (synapheia)
→ Einheit in Christus nicht ontologisch verstanden, sondern als Nebeneinanderstellung von Gott- und Menschsein
(Hauptargument der Alexandriner gegen antiochenische Schule)
3. Nestorius (+ 451)
hat nach ihm benannten Streit ausgelöst
nicht lange nach 381 in Germanicia Euphratensis (Marasch) geboren, erhielt gute grammatisch-rhetorische
Ausbildung
trat ins Kloster bei Euprepios bei Antiochien ein, wo er Noviziat bei einer von Diodor und Theodor geprägten
Mönchsgemeinschaft absolvierte; stieg durch seinen Eifer und rhetorische Begabung auf → 428 zum Metropoliten der
Reichshauptstadt gewählt
rigoroser Verfolger der Häretiker, führte asketisches Leben
bringt 428 Kaiser dazu, Edikt gegen alle Häresien zu erlassen

→ Der Streit
Apollinaristen (Theotokos, Gottesgebärerin) vs. Widersacher (Anthropotokos: Gebärerin des Menschen Jesu)
→ kommen zu Nestorius, damit er Streit schlichtet → Wortgebrauch klären
→ Vorschlag: Christotokos (Christusgebärerin)
→ Nestorius (Weihnachten 428): Ich trenne die Naturen, aber ich vereine die Anbetung… Nicht ist an sich Gott, was
im Mutterleibe gebildet wurde, nicht ist an sich Gott, was aus dem Heiligen Geiste geschaffen wurde, nicht ist an sich
Gott, was im Grabmal bestattet wurde, denn dann wären wir offenkundige Menschenverehrer und Totenverehrer.
Sondern da in dem Angenommenen Gott ist, heißt der Angenommene, weil mit dem Annehmenden vereinigt, von
dem Annehmenden her mit ihm zusammen Gott“

Proklus von Kyzikus: Parteinahme für Theotokos: Wir predigen keinen vergöttlichten Menschen, sondern einen
Fleisch gewordenen Gott
→ Nestorius warnte seine Hörer vor Übertreibungen einer Frömmigkeit, die der Würde des göttlichen Wortes Abbruch
tun könne. Wer sage, Gott sei aus Maria geboren, der gebe den Verleumdungen der Heiden und der Irrlehre des
Arius neuen Auftrieb. „Ich kann keinen Gott anbeten, der geboren, gestorben und begraben worden ist!“
→ Brief an Coelestin von Rom: Häresie zu behaupten, nach Inkarnation sei menschliche Natur in Jesus nicht mehr
menschlich, sondern göttlich
→ Monophysitismus!

Alexandrinische Schule
1. Kyrill von Alexandrien (+ 444)
theotokos: in Liturgie in Gebrauch, um Einheit von Gott und Mensch in Jesus zu betonen
Osterbrief 429: Verteidigung von Theotokos
wenig später: warnt ägyptische Mönche vor dem verderblichen Einfluss derer, die Gottesgebärerin nicht theotokos
nennen

2. Papst Caelestin (+ 432)


auf römischer Synode 430 verurteilt er nestorianische Theologie, beauftragt Kyrill mit Durchführung der Beschlüsse
Kyrill formuliert „12 Anathematismen“ gegen Nestorius, sprach von physischer Einigung der beiden Naturen
keine Einigung hinsichtlich Würde, Macht oder Anbetung
→ Theodoret von Kyrus antwortet mit Gegenanathematismen
3. Kyrill von Jerusalem
beide Naturen in Hypostase des fleischgewordenen göttlichen Logos vereint: Idiomenkommunikation
Gott nicht in einen Menschen gekommen, sondern wahrhaft Mensch geworden, ohne aufzuhören Gott zu sein

Konzil von Ephesus 431


198 Väter, einberufen von Theodosius II an Pfingsten (7. Juni 431)
Kyrill mit großem Gefolge; in großer Kirche der Gottesmutter in Ephesus
am 22.06.431 eröffnet ohne östliche Bischöfe der Reichsdiözese Antiochien oder westliche Gesandte abzuwarten
→ Nestorius „neuer Judas“ → Häresie, des Bischofsamts enthoben

Johannes von Antiochien und die Orientalen treffen am 26.06.431 ein; halten getrennt eine Synode, erklären 12
Anathematismen für häretisch
setzten Kyrill und Memnon von Ephesus ab
Konzil hatte bereits am 22.06. den 2. und 3. Brief Kyrills an Nestorius anerkannt ohne eine eigene Formel vorzustellen
Orientalen haben eigene christologische Formel, die Einigung beider Naturen ohne Vermischung bezeugt & Maria als
Theotokos nennt

Unionsformel von 433


2 Jahre später: Union von Antiochien (Übereinkunft)
im Frühjahr 433 erklärt sich auch Kyrill bereit, ein Unionssymbol zu unterzeichnen, das an Christologie der
Antiochener von 431 festhält (Ep. 39,4-5 Laetentur coeli: ACO 11,4,17)
sog. Antiochenisches Symbol billigt Titel Theotokos → Jesu als vollkommener Gott und vollkommener Mensch →
Einigung der zwei Naturen
→ Johannes stimmt Verurteilung des Nestorius zu
5. Viertes Ökumenisches Konzil – Chalzedon 451
einberufen von Kaiser Markian
Thema: monophytistischer Streit (Konstantinopler Archimandrit Eutyches 378-454 und Dioskorus (Patriarch von
Alexandrien))
>350 Teilnehmer (größte altkirchliche Synode)
30 Kanones (2-3 gegen Simonie (Ämterkauf), 4-14 Kleriker und Mönche der Hierarchie unterstellt, 15 Amt der
Diakonin, 19-27 Bistumsverwaltung, jede Provinz muss 2x im Jahr eine Synode abhalten, jeder Bischof braucht
Ökonom, vakanter Bischofsstuhl muss innerhalb dreier Monate besetzt werden)
Ergebnisse: Glaubensbekenntnis von Chalcedon, Absetzung des Eutyches

Der monophysitische Streit


→ Eutyches: „Ich bekenne, dass unser Herr vor der Vereinigung aus zwei Naturen bestand, nach der Vereinigung
bekenne ich nur eine Natur“

448: Synode in Konstantinopel


unter Patriarch Flavian → Eutyches wird abgesetzt und exkommuniziert
Synodalen: „Wir bekennen, dass Christus nach der Fleischwerdung aus zwei Naturen besteht, in einer Hypostase und
einer Person, als einen Christus, einen Sohn, einen Herrn bekennen wir ihn“
→ Parallelsetzung des alexandrinischen Begriffs hypostasis (verknüft mit physis) und des antiochenischen Begriffs
prosopon → wichtiger Beitrag zur Differenzierung zwischen physis und hypostasis

→ Papst Leo (440-461) schließt sich dem an, sendet Flavian ausführliche christologische Darlegung einer
Unterscheidung der Naturen auch nach der Einigung und der Einheit der Person

Synode von Ephesus 449 (allgemeines Konzil)


Synodalen, die im Jahr vorher Eutyches verurteilten, durften teilnehmen, hatten aber kein Stimmrecht
ägyptischer Patriarch Dioskorus mit fanatisierten Mönchen und persönlichen Schutztruppen (Parabolani)
→ Eutyches wiederaufgenommen und für orthodox erklärt
Flavian wird abgesetzt und verbannt; Papst Leo nennt die Versammlung Räubersynode
Revision erst ein Jahr später möglich, nach dem Tod von Theodosius II. 450

Synode von Chalzedon 451


seine Schwester Pulcheria (+453) und ihr Mann, General Marcian (450-457) folgten ihm auf den Thron

Die Überzeugung der Unerkennbarkeit des Wesens Gottes ist nach orthodoxer Auffassung der Grund für die
Bevorzugung negativer Epitheta bei der Bestimmung dogmatischer Definitionen. Losskij: a-privatita, die Verneinungen
der Formel von Chalkedon: unvermischt, unverändert, ungetrennt, ungeteilt)
Verklärung Christi Auferstehung Christi (Chora-Kloster)
(Novgorod Ende 15. Jht.)

Deutung: Mandorla, in der Christus steht, wird nach außen immer heller → das Licht, das von Christus ausgeht und
ihn umgibt, ist in seiner Mitte dunkel (= absolute Unerkennbarkeit des Wesens Gottes)
→ ganz anders in westlichen Darstellungen

→ Orthodoxes theologisches Denken geht nicht von den unerkennbaren, unpersönlichen Naturen, sondern von der
erfahrbaren Person, der Hypostase, aus. Erfahren wird Christus nicht als göttliche oder menschliche Natur, sondern
als Mensch gewordene göttliche Person (Hypostase) – Felmy 2011

Horos: „Wir folgen also den heiligen Vätern und lehren alle übereinstimmend: Unser Herr Jesus Christus ist als ein
und derselbe Sohn zu bekennen, vollkommen derselbe in der Gottheit, vollkommen derselbe in der Menschheit,
wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch derselbe, aus Vernunftseele und Leib, wesensgleich dem Vater der Gottheit
nach, wesensgleich uns derselbe der Menschheit nach, in allem uns gleich außer der Sünde, vor Weltzeiten aus dem
Vater geboren der Gottheit nach, in den letzten Tagen derselbe für uns und um unseres Heiles willen (geboren) aus
Maria, der jungfräulichen Gottesgebärerin, der Menschheit nach, ein und derselbe Christus, Sohn, Herr,
Einziggeborener, in zwei Naturen unvermischt, unverändert, ungeteilt und ungetrennt zu erkennen, in keiner Weise
unter Aufhebung des Unterschieds der Naturen aufgrund der Einigung, sondern vielmehr unter Wahrung der
Eigentümlichkeit jeder der beiden Naturen und im Zusammenkommen zu einer Person und einer Hypostase, nicht
durch Teilung oder Trennung in zwei Personen, sondern ein und derselbe einziggeborene Sohn, Gott, Logos, Herr,
Jesus Christus, wie die Propheten von Anfang an über ihn lehrten und er selbst, Jesus Christus, uns gelehrt hat, und
wie es uns im Symbol der Väter überliefert ist.“
→ Person und Hypostase werden gleichgesetzt, Natur und Hypostase unterschieden.
(unvermischt und unverwandelt → gegen Apollinaristen und Eutychianer; ungeteilt und ungetrennt → gegen
Nestorianer)
→ Patriarch von Konstantinopel soll Bischöfe und Metropoliten Ostroms ordinieren

Absage an Chalzedon
457: in Alexandrien wird chalcedonianischer Patriarch Proterios ermordert
Nachfolger: Timotheus Aelurus (457-477) → gemäßigter Monophysitismus (übergeht Chalcedonense, stützt sich auf
Konzil von Ephesos 431 mit Formel mia physis)
470: in Antiochien wird Petrus Fullo (der Walker) monophysitischer Patriarch
in Palästina: monastische Opposition gegen Chalzedon, bestellen Monophysiten Theodosius zum Patriarchen von
Jerusalem (452-453)
460: Kaiser Leo I. (457-474) setzt Timotheus Aerulus ab, 470 auch Petrus Fullo

Henotikon von Kaiser Zeno (474-491)


482: verkündet mit Patriarch Acacius von Konstantinopel ein Religionsgesetz (Henotikon), auch monphysitischer
Patriarch von Alexandrien Petrus Mongus dafür
→ verpflichtet Kirchen auf die drei ökumenischen Konzilien, übergeht Chalcedonense wie die Rede von den zwei
Naturen; überwarf aber auch Nestorianismus und Eutychianismus

Acacianisches Schisma (484 – 519)


Felix II. von Rom (483-492) lehnt kaiserliches Unionsedikt ab → Trennung von Ost- und Westkirche (Acacianisches
Schisma 484-519)
Kaiser Justin (518-527), Papst Hormisdas (514-523) und Patriarch Johannes II. von Konstantinopel (518-520) haben
öffentlich Chalcedonense anerkannt; in byzantinischer Liturgie wurde Chalcedon-Fest eingefügt (erstmals gefeiert am
16.Juli 518)
staatliche Zwangsmaßnahmen unter Justin und Justinian I. (527-565) konnten daran zunächst nichts ändern

Monophysiten bildeten keineswegs geschlossene Einheit


→ Severus von Antiochien (+538):
512-518 Patriarch von Antiochien, vertrat einen gemäßigten Monophysitismus: physis, hypostasis und prosopon für
ihn synonym
Gottheit und Menschheit seien aufgrund der Vereinigung nicht aufgehoben, der Sohn habe im Fleisch gelitten
lehnt aber Formel der zwei Naturen ab, weil sie Einheit Christi und seines Handelns zerstöre

Ägypten: inwieweit ist der menschliche Leib Christi als leidensunfähig zu denken?
Severus: Christus nimmt vor Auferstehung verweslichen Leib an → Julian von Halikarnaß (+527) ab: Leib Christi
unverweslich (seine Anhänger Julianisten: genannt Aphthardoketen)

→ aus verschiedenen Gruppierungen entstanden nationale, autokephale Kirchen


→ Minderheiten, die dort zum kaiserlich-chalcedonensischen Bekenntnis hielten und meist griechischer Herkunft
waren, wurden Melchiten (Kaiserliche) genannt
6. Die altorientalischen Kirchen
1. Assyrisch-apostolische Kirche des Ostens (Nestorianische Kirche)
→ setzt Nestorianismus fort
Schulen in Edessa und Nissibi, Zentrum im Irak (8. Jahrhundert)
bedeutendste Missionen 8 – 13 Jht.
Gemeinschaften erst von Mongolen (9. Jht.), dann von Türken
zerstört
heute assyrisch-christliche Gemeinden im Iran, Irak, Syrien,
Libanon, Indien, Nordamerika und Australien (400.000 Gläubige)

2. Syrisch-jakobitische Kirche
→ Jakob Baradaeus (490-578), monophysitischer Bischof
über 30 Bischöfe geweiht, parallele Hierarchie zu Byzanz
heute: Sitz in Damaskus, Gläubige in Syrien, Libanon, Türkei,
Israel, Europa, Amerika (250.000), Indien (1.000.000)

3. Koptische Kirche
639 von Arabern erobert, 9. Jht. waren Moslems bereits mehrheitlich
fatimidisches Kalifat aus Kairo (969 – 1171) unter Mameluken und
Türken (Toleranz und Verfolgung)
heute Sitz in Kairo, Verfolgung in letzten Jahren
ca. 10 – 18 Millionen, ab 2012 Theodor der II. Patriarch
4. Äthiopische Kirche
16 Millionen, größte altorientalische Kirche der Welt, Sitz in Addis
Abeba
abhängig von Koptischer Kirche: 1959 Autonomie gegenüber den
Kopten
Basilios Patriarch
→ eritreische Kirche seit 1993: 1.700.000 Gläubige (von Kopten
anerkannt)

5. Armenische Kirche
Synode aus Dvin 505 und 552: Ablehnung der Lehren von
Chalzedon
zwischen Byzantinern, Persern und Arabern → massenweise
Auswanderungen nach Kilikien
heute: Karekin II. Katholikos der Armenier, Sitz in
Etschmiadzin

6. Indische Kirche
Malankara orthodoxe Ostkirche, Sitz in Kottayam (1.500.000 Gläubige)
vs. Maronitische Kirche, heute vollständig in Gemeinschaft mit Römisch-katholischer Kirche (1,8 – 3 Mio.)
7. Fünfte Ökumenische Synode – Konstantinopel 553 und Kaiser
Justinian (527-565)
Justinian I. 527 – 565
Titel Justinian der Große, da 1) Corpus Iuris Civilis (seine Gesetzgebung) und 2) Stiftung der Hagia Sophia
→ Kampf um Erbe von Chalzedon, Streit mit Origines, gegen Häretiker, 5. Ökumenisches Konzil von Konstantinopel
(Neuchalzedonismus)

Historiker Prokopius: wollte Kaiserpaar durch Skandalgeschichten und hasserfüllte Verleumdungen bloßstellen
dehnte altes römisches Imperium bis zum Mittelmeerraum aus, sollte von der einen Kirche getragen werden (sah sich
als ihr Schutzherr)

politische Restauration vorübergehend erfolgreich:


532: Ewiger Frieden mit Persern
533-534 Nordafrika durch Beiisar erobert
535-552 Italien
554 Südspanien (Baetica und südliche Ostküste)

bei Justinian: religio vera statt religio licita


Verschärfung der Gesetze gegen die Heiden (Judentum zwar erlaubt, aber eingeschränkt)
Häretikern alle Rechte entzogen
→ ein Staat, ein Gesetz, eine Kirche

versuchte, die Monophysiten im Osten mit den Chalzedonensern von Alt-Rom und Neu-Rom auszusöhnen (kommt
nicht zustande)

Monophysitismus
seine Frau Theodora I. → Monophysitin

Der theopaschitische Streit


470: Petrus Fullo in Antiochien im liturgischen Lobgesang auf den Dreimalheiligen, das Trishagion: Heiliger Gott,
Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, der Du für uns gekreuzigt bist
→ Kaiser Anastasius I. (491-518) hatte Rede vom leidenden Gott in sein Glaubensbekenntnis aufgenommen und in
Konstantinopel verbindlich gemacht
Unus ex trinitate passus est → zunächst gegen die als nestorianisch verstandene Zweinaturenlehre von Chalzedon
→ skythische Mönche in Konstantinopel unter Johannes Maxentius präzisierten dies: „Einer aus der Trinität hat im
Fleisch gelitten“ (suchen Mittelweg zwischen Chalzedonense und Monophysitismus, indem sie Einheit der Hypostase
trinitätstheologisch verankerten und Unterscheidung der Naturen durch Leiden im Fleisch andeuteten)
→ Persona und subsistentia (prosopon und hypostasis) als Synonyme (Hypostase oder Person des Wortes Gottes
habe die menschliche Natur angenommen) → nur eine Hypostase oder Person der zwei Naturen

Drei-Kapitel-Streit
544/545: Justinian erlässt Lehrdekret: verdammt 1) Person und Werk von Theodor von Mopsuestia (→
Nestorianismus), 2) anticyrillische Schriften Theodorets und 3) den Brief des Ibas von Edessa an Maris
→ sollte Chalcedonense von jedem Anschein des Nestorianismus befreien und Monophysiten für sich gewinnen

heftiger Widerstand in Afrika, Italien und Gallien (Theodor und Ibas galten als Kronzeugen der westlichen
Zweinaturenlehre in Chalzedon); Papst Vigilius (537-555) verweigert Unterschrift (wurde dann dazu gezwungen), wird
dann aus Kirchengemeinschaft des Episkopats in Nordafrika ausgeschlossen
Hin und Her, wollten das auf Synode klären, aber Edikt wurde 551 erlassen → Vigilius offen Widerstand, spricht Bann
über Patriarchen Menas von Konstantinopel

→ Konzil von Konstantinopel 553


166 Bischöfe (ca. ein Dutzend aus dem Westen Vigilius nicht)
Ergebnisse: erneute Verurteilung der Drei Kapitel, 14 Anathematismen gegen nestorianische Interpretationen der
Glaubensformel von Chalzedon

Vigilius verurteilt zwar in seinem Constitutum ein Werk Theodors, will aber weder ihn noch Theodoret noch Ibas
anathematisieren
→ nicht Jesus‘ Menschsein soll angebetet werden, sondern der menschgewordene Gott

Vigilius zieht 553 sein Constitutum zurück, um nach Rom zurückkehren zu können, stirbt aber auf der Reise 555

syrischer Bischof Jakob Baradai (542-578) hatte mit Unterstützung durch Theodora neben chalcedonianischem
Episkopat eigene syrische monophysitische Kirche erbaut

Chalzedonense
konnte in zwei Richtungen interpretiert werden:
1) grundsätzlich gleichgewichtige Betonung des wahren Gottseins und des wahren Menschseins Christi (553 auf der
Synode als Nestorianismus deklariert)
2) göttliche Natur in Christus deutliche Prävalenz und Prävenienz

→ Neuchalzedonismus (von skythischen Mönchen entwickelt): ewiger Sohn Gottes vereinigt sich der Hypostase
oder Person nach mit menschlicher Wesenheit oder Natur → bildet nicht physische Einheit, sondern hypostatische
Union (→ menschliche Natur habe nie gesondert von der göttlichen existiert, sondern gründet in ihr = Enhypostasie)
→ 5 Merkmale:
1) Festhalten von zwei bleibenden Naturen in Christus, bei gleichzeitiger Anerkennung, dass göttliche Natur das
primäre Subjekt des Heilshandelns ist und der menschlichen Natur Anteil gibt an eigenen Gütern, jedoch nicht am
eigenen Wesen
2) Trennung von Natur/Wesen (physis/ousia) und Hypostasis (prosopon/persona), wobei jede Natur eine Hypostasis
haben, aber nicht eine Hypostase sein muss
→ Enhypostasierung (Einkleidung in Hypostase) der menschlichen Natur Christi fand in göttlicher Natur, im Logos
statt
→ Gott-Logos, die göttliche Natur in Christus, hat Seine von Ihm gebildete menschliche Natur in sich aufgenommen
3) Rückgriff auf den „ganzen Kyrill“ → auch dritter Brief an Nestorius mit 12 Anathematismen und die äußerst
fragwürdige Mia Physis-Formel, die Kyrill von Apollinaris zugeflossen ist: »eine menschgewordene Natur des Gott-
Logos« angenommen:
→ der erste Teil der Aussage (»eine Natur des GottLogos«) wird auf die göttliche Natur Christi bezogen,
→ der zweite Teil (»menschgeworden«) auf die menschliche Natur Christi, so dass auch hier zwei Naturen
festgehalten sind.
→ Der Vorzug der Formel aber ist, dass durch sie das Ungleichgewicht von Gott und Mensch deutlich wird.
4) Übernahme theopaschitischer Aussagen (wie im Justinianischen Hymnus)
→ »Eingeborener Sohn und Wort Gottes, Unsterblicher, Der Du Fleisch annehmen wolltest um unserer Rettung willen
aus der heiligen Gottesgebärerin und immerwährenden Jungfrau Maria, Der Du Mensch geworden bist, ohne Dich zu
verändern und Der Du gekreuzigt wurdest, Christus, Gott, Der Du den Tod durch den Tod vernichtet hast, Der Du
einer bist aus der heiligen Dreieinigkeit, zugleich verherrlicht mit dem Vater und dem Heiligen Geiste, rette uns«.
5) positive Theologie der Einheit der Person Christi durch die synthesis der zwei Naturen in der einen Hypostase

→ Bekämpfung durch lateinische Kirchen in Norditalien, Gallien, Afrika


8. Augustinus (354 – 430) und seine Theologie
395: Entfremdung der beiden Reichshälften
360 – 380: Einführung des Lateinischen in Gottesdienst des römischen Westens → Westkirche

Im Osten: Themen der johanneischen Theologie (Kosmologie, ontologische Seinsfrage, Metaphysik)


Im Westen: paulinsiche Fragestellungen (ethische, psychologische, rechtliche Themen, Fragen von Schuld, Sühne,
Buße, Vergebung, Kirchenordnung)

Augustinus:
zentrales theologisches Thema: Gnade und Wille (v.a. Fragen nach Sünde, Heiligung und Heil)
löst Themenwechsel von theologisch-kosmologischen Fragen zu Anthropologie und Soteriologie aus

gegen Manichäismus, Donatismus, Pelagianismus (Lehre, nach der Christen allein das Heil erlangen können),
Semipelagianismus

386 Bekehrung
391 Presbyter
396 Bischof von Hippo Regius in Nordafrika
Augustins Gnadenlehre
Zweireichenlehre
kehrt im Herbst 388 wieder in Heimat zurück, lässt sich in Thagaste nieder und führt mit Freunden mönchsähnliches
Leben → entdeckt darin bene vivere, bene orare, bene studere
in Hippo Regius 391 zum Priester geweiht, 396 dort zum Bischof, bleibt dort bis zu seinem Tod am 28.08.430

Monastisches Leben
konnte neuplatonisches Anliegen ex pluribus unum facere mit dem Ideal der Urgemeinde (Apg 4,32: cor unum et
anima una) verbinden
aus ihrem Philosophenkreis in Thagaste wird klösterliche Gemeinschaft, schrieb Regeln dafür auf
→ diese hatten großen Einfluss auf Mittelalter (Regularkanoniker und Augustinerchorherren berufen sich darauf, ihre
Konvente liegen stets bei Kirchen und bestehen aus Klerikern, meist Priestern)
→ Ideal der Regel: innere Einheit der Gemeinschaft (cor unum) in der Liebe (für Augustinus grundlosestes Motiv des
Mönchtums)

Mönchtum
→ für Augustinus: Weggemeinschaft auf einer Pilgerreise → man soll Wanderer individuelle Konditionen schaffen, die
ihm Reise ermöglichen, aber monastische Gemeinschaft soll sich auch als gute Weggenossenschaft bewähren und in
Einheit mit allen Mitgliedern das Ziel erreichen
→ doppelte Zielsetzung: führt zu eigentümlichem Schwanken zwischen Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse und
gewaltsame Unterdrückung der individuellen Wünsche
→ führt auch zu bewusstem Maßhalten
→ vorheriger weltlicher Besitz wird nicht an Arme verteilt, sondern geht in Gemeingut der Kirche über (Güter dieser
Erde nutzen, ohne uns an sie zu binden, ohne dass sie Weiterreise behindern)

Mönche (monachoi): keine Einzelne mehr, sondern Glieder einer Gemeinschaft (→ völlige Einheit), sollen auch die
übrige Menschheit in diese Einheit holen → „neue Führungsschicht der Christenheit, nicht als die aus der Gesellschaft
ausgeschiedene“
→ Mönchtum findet Weg in Lokalkirche zurück; Klerikerklöster übernehmen in ihr die Führung
doppelte Wirkung: 1. monastische Werte und Grundsätze auf Gesamtkirche übertragen (z.B. Zölibat, gewisse
gottesdienstliche Bräuche und Fastenregeln), 2. auch das Mönchtum übernimmt Tendenzen und Zeitströmungen aus
dem Gemeindechristentum (führte innerhalb monastischer Bewegung immer wieder zu Reformbestrebungen)

→ westliches Mönchtum durch Reformbewegungen gekennzeichnet: gegen Manichäer (bis 395), gegen Donatisten
(400-412), gegen Pelagianer (412-430)
→ im östlichen keine

Augustin vs. Donatismus


erste 20 Jahre seiner bischöflichen Tätigkeit
Donatisten: Heiligkeit der Sakramente ist an Heiligkeit der Amtsträger gebunden → akzeptierten Sakramente und
Ordination der in den Verfolgungen abgefallenen Priester nicht

Freiheit und Gnade bei Augustinus


bis heute einflussreich
Reformatoren beriefen sich auf ihn → Luther: fidelissimus interpres apostoli Pauli
bis Augustinus: synergeia, cooperatio

→ Pelagius (350-418/420)
von britischen Inseln
lehrte in Rom, war ab 411 Gegenspieler Augustins im Gnadenstreit
sehr optimistisches Menschenbild

Augustinus:
von Amor sui zu Amor Die
→ Ursünde stammt von Adam (→ Röm 5,12-14), er missbrauchte seine Willensfreiheit und brachte Menschen so in
Bereich der Sünde
→ Erbsünde als Ursünde, die nach und seit Adam durch Geburt einer Generation an die nächste weitergegeben wird
→ großer Einfluss auf katholische Sündenlehre!

Prädestinationslehre
Menschen einerseits durch Adam selbst an Sünde Schuld, bleiben Gott alles schuldig
andererseits hat Gott durch seine unerklärliche Gnade einige zum Heil bestimmt
→ Gottes Gnade bleibt aber ein Geheimnis

Semipelagianismus
übernahm Gnadenlehre Augustins, lehnte seine Prädestinationslehre aber ab
→ innere Gnadenwirkung Gottes gäbe dem Menschen Spielraum, in dem er sich gegen oder für Gott entscheiden
könne
→ wird auf Synode von Orange 529 verdammt (angefeuert durch Cäsarius von Arles), aber keine Aussage zu
augustinischer Prädestinationslehre

De civitate Dei – Geschichtstheologie


hat mit seiner Interpretation des Tausendjährigen Reiches den Chiliasmus (Erwartung des Tausendjährigen Reichs
nach der Wiederkunft Christi) und die apokalyptischen Endzeitspekulationen überwunden (in katholischer Kirche des
Westen weitgehend verschwunden)
auch Überwindung einer Reich-Gottes-Ideologie (die Theokratie der citvitas Dei Gestalt geben wollte)
dank Augustinus wurde westliches Christentum davon abgehalten, einen Gottesstaat auf Erden zu schaffen

Christen auf Erde „Fremdlinge“; „Pilger“, haben hier kein „Bürgerrecht“ → hielt Christen davon ab, sich in Tagespolitik,
heidnische Herrschaftsstrukturen oder selbstsüchtige Gewaltherrschaft der Mächtigen einzumischen
diese Zurückhaltung war bewahrendes Moment → verhinderte, dass christliche Lebensnormen von herrschender
Gesellschaft zu schnell vereinnahmt und verflacht wurden
→ Augustins Konzeption, trotz der Fremdlingschaft der Christen mit nichtchristlichem Staat zur Herstellung und
Bewahrung der pax terrena zu kooperieren, war Errungenschaft → Weltveranwortungsgefühl der Christen
9. Sechstes Ökumenisches Konzil – Konstantinopel 680/681 –
Monenergismus und Monotheletismus
Monenergismus und Monotheletismus unter Kaiser Heraklius (610 – 641)
Nachfolger Justinians: keine erfolgreiche Unionspolitik mit Monophysiten
Awaren und Slawen rücken aus dem Norden bis nach Konstantinopel vor
Perser erobern 611 Antiochien, 614 Jerusalem, 619 Ägypten → Rückoberung durch Heraklius 622 – 630

Heraklius und Patriarch Sergius (610-638) wollen neue Formel formulieren um Einheit mit Monophysiten zu schaffen
Sergius → statt eine oder zwei Naturen in Christus nur eine gottmenschliche Energie (Wirkkraft) (→ Dionysius
Areopagitas)

Patriarch Sophrpnius von Jerusalem (634-638) dagegen! → zwei Naturen in Christus = zwei Energien
10. Der Ikonoklasmus und die 7. ökumenische Synode – Nicäa 787
Die zweite Phase des Ikonoklasmus (815-843)
Der Erlöser unter himmlischen Mächten
Ikone des Heilands zwischen Engelmächten (zutiefst eschatologische Ikone)

Aufschrift im Nimbus: der auf der Ikone Dargestellte ist Gott Selbst – der
Seiende

Entwicklung der Bilderverehrung


v.a. aus Reliquienkult (ab 2./3. Jht) und Heiligenverehrung, „Bild als Symbol“
(3./4. Jht. im Osten)
→ Bild erfasst mit seiner Aussage nicht Wirklichkeit als Ganzes, vereinnahmt
sie nicht
→ wenn jenseitige Wirklichkeit dieses Bruchstück in Besitz nimmt, wird das Symbol zum Träger der Offenbarung

Kreuzesverehrung: Kreuz als Symbol und Signum (Zeichen) der Kraft Gottes

Erste Zeugnisse
312: Eusebios von Caesarea berichtet über farbige Bilder von Petrus, Paulus und sogar Christus
Theodor der Lektor: um 450 soll Kaiserin Eudokia (Gattin des Theodosius II.) die Ikone der Theotokos (angeblich vom
Evangelisten Lukas gemalt) mit aufrecht sitzendem Kind im Arm (Hodegetria/ Wegführerin) von Jerusalem nach
Konstantinopel zu Pulcheria gesandt haben
→ Bilderverehrung setzt im Byzantinischen Reich im 5. Jht. ein → Ikonen werden zu wirksamen Faktoren der
Byzantiner (sogar privat als auch im öffentlichen Leben)

Katakomben in Rom → Entstehung der Bilder im 3. Jht.


Anfänge des Bilderstreits
Ikonoklasten (Bildgegner) vs. Ikonodulen (Bildverehrer)
→ suchen Rechtfertigung der Bilderverehrung bzw. des Bilderverbots in der Bibel und Tradition der Kirche
zwei Richtungen in alter Christenheit:
1. Ablehnung: in ältesten, aus Judentum stammenden christlicher Gemeinden
2. Begrüßung: durch Wertschätzung der symbolischen Bilder in Gedenkkapellen der Märtyrer und Katakomben

eigentlicher Anlass bis heute unbekannt


Faktoren: abergläubischer Ikonenkult, zunehmender Missbrauch der Ikonen in breiter Masse des Volks
→ rief sicherlich eine Gegenreaktion hervor
→ führte zu Präzisierung der Theologie und der Rolle der Ikonen in byzantinischer Kirche und Spiritualität
angeblich musste ein Kelch früher mit Ikonen bemalt sein, um damit die Eucharistie vollziehen zu können

Erste Phase: Kaiser Leo III. (717 – 741) und die Einsetzung des Ikonoklasmus
Reorganisation des Byzantinischen Reichs, auch Unterwerfung der Kirche unter seine Macht
stammt aus dem Osten des Reichs → ablehnende Haltung gegenüber Bilderkult (→ Anlehnung an Araber und Juden)
→ unklar, warum der Kaiser Ikonoklasmus angeleitet hat

zu Beginn seiner Herrschaft keine Ablehnung, sogar Darstellung der Hodegetria auf seinem Siegel
direkter Einfluss der kleinasiatischen Bischöfe (Konstantin von Nakoleia, Thomas von Klaudiupolis → haben Anfang 8.
Jht. Einwände gegen Ikonenverehrung dem Patriarchen Germanos I. (715-730) vorgetragen); aber kein direkter
Einfluss von Arabern feststellbar

1. Kaiserlicher Ikonoklasmus
Kundgebung seit 726: Entfernung religiöser Bilder aus Kirchen oder öffentlichen Plätzen
→ auch ein vom Volk sehr verehrtes Mosaikbild Christi am Chalketor des Kaiserpalastes wurde entfernt
17.01.730: Kaiser erlässt ein Edikt gegen Verehrung der Ikonen
→ Vorwurf des Götzendiensts
→ Patriarch Germanos I. dagegen, wurde im selben Jahr seines Amts enthoben
→ Anastasios (730-753) Patriarch, nachdem er Edikt befürwortete
wenige Vertreter unter Geistlichen, im Volk oder Mönchtum → keine systematische Vernichtung

Kaiser Konstantin V. Kopronymos 741-775 & Konzil von Hiereia 754


10.02.754: Konzil von Hiereia → 338 Bischöfe, bezeichnet sich als 7. Ökumenische Synode obwohl kein Patriarch
daran beteiligt war (wurde vom 2. Nizäischen Konzil als Pseudosynode verdammt)
vollständig erhaltener Horos: untrennbare und unvermischte Einheit der beiden Naturen Christi → durch Darstellung
kommt es zur Leugnung der Gottmenschlichkeit, was Rückfall zu Nestorianismus und Arianismus bedeutet
→ einziges zugelassenes Bild Christi: die Eucharistie
Dekrete:
Gott-Logos auch nach Menschwerdung nicht abbildbar (eine Abbildung – zwei Personen oder Vermischung beider
Naturen)
→ Abbildung entspringt entweder Häresie des Nestorianismus oder der des Monophysitismus
Ablehnung von Ikonen und ihrer Verehrung soll aber nicht heißen, dass Verehrung & Anrufung der Gottesgebärerin
oder der Heiligen abzulehnen ist
→ wer Maria abbildet, macht sie zur Göttin
→ wer Heiligen abbildet, statt sie für die Fürbitten anzuflehen und selbst ein lebendiges Abbild ihrer Tugenden wird,
macht sie zu Götzen und Erfindungen des Teufels

2. Kirchlicher Ikonoklasmus
wichtiger Schritt im Kampf gegen Ikonenverehrung, weil Ikonoklasmus seit 754 nicht mehr nur auf kaiserlichen
Edikten, sondern auch auf Entscheidungen eines für alle verbindlichen „Ökumenischen Konzils“ gestützt

Einberufung der 7. Ökumenischen Synode – Nicäa 787


Umbruch des ikonoklastischen Kurs 780 durch Witwe des Ikonenfeinds Kaiser Leo IV (775-780), Irene (hatte
Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Konstantin VI übernommen)
ließ Ikonenkult wieder zu, ernannte Tarasios zum Patriarchen, bereitete Ökumenisches Konzil im Einvernehmen mit
Papst Hadrian I. vor
→ 7. Ökumenisches Konzil im Herbst 787 in Nicäa, letzte Sitzung in Konstantinopel in Gegenwart Irenes und ihres
Sohns
→ Konzil tagte vom 24. September bis zum 23. Oktober 787 in sieben Arbeitssitzungen
→ immer zwischen 250 und 360 Bischöfen anwesend

Ergebnisse:
→ Verabschiedung des Horos samt den Anathematismen, unterschrieben von 310 Bischöfen
→ 22 disziplinarische Kanones

Der Horos

→ Unterscheidung von Verehrung vs. Anbetung sehr wichtig!

Jesus Pantokrator-Ikone im Katharinenkloster am Berg Sinai, eine der ältesten Ikonen der Christenheit (6. Jht.), war in
Sinai (unter islamischer Jurisdiktion) geschützt, erst in 1960ern entdeckt (→ „zwei Gesichter der Ikone“:
naturalistische (menschliche Natur) vs. abstrakte Darstellung (göttliche Natur))
Anathematismen

→ Horos des 2. Nizänums verurteilt bilderfeindliche Konzil von Hiereia 754


Verehrung (proskynesis) → dem heiligen Kreuz, den Bildern Christi, der Gottesmutter, der Engel, der Heiligen → mit
Lichtern, Weihrauch und Niederwerfen
wahrhafte Anbetung (latreia) → Gott allein

→ um Gefahr eines idolatrischen Vertsändnisses zu vermeiden verwies man auf Theologie Basilius‘ des Großen: dem
Bild erwiesene Ehre geht auf das Urbild über

Leonid Uspenskij:
Bild gründet auf Inkarnation der zweiten Person der Trinität → kein Bruch, kein Widerspruch zum Alten Testament,
sondern seine Erfüllung
→ Existenz des Bildes im NT ist impliziert durch das Verbot im AT → das heilige Bild der Kirche leitet sich vom Fehlen
des Bilds im AT ab
Ahne des christlichen Bilds nicht das heidnische Idol, sondern das Fehlen eines konkreten und direkten Bildes vor der
Inkarnation

Natur und Person


Ikonen-Gegner → gehen von Natur aus
→ entweder es wird allein menschliche Natur dargestellt (nestorianische Trennung)
→ oder man stellt göttliche Natur mit dar (ist aber unmöglich, bedeutet zudem Vermengung der beiden Naturen
Christi)
Ikonen-Verehrer → gehen von konkret erfahrbarer Hypostase aus
→ Person, nicht Natur wird dargestellt
→ in Christus wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol 2,9) → der, der Christus sieht, sieht Gott (Wer mich sieht, der
sieht den Vater – Joh 14,9), und wer Christi Bild sieht, sieht Gottes Bild

weitere Bestimmungen des Konzils:


häufige Annahme: Ansicht (dreidimensionales Bild) sei verboten → stimmt nicht! so ein Verbot wurde 787 nicht
formuliert
→ es gibt viele Plastiken in orthodoxen Kirchen (Isaak-Kathedrale in St. Petersburg; Christus-Erlöser-Kirche in
Moskau)
Ikone vs. Porträt
→ Ikone stellt nicht das vergängliche, zur Auflösung bestimmte Fleisch dar, sondern das verklärte, von der Gnade
erleuchtete, das Fleisch des künftigen Äon
→ es vermittelt mit materiellen, fleischlichen Augen sichtbaren Mitteln die göttliche Schönheit und Herrlichkeit
(Uspenskij)

Johannes von Damaskus: Arten von Ikonen


1. Natürliche Ikonen
natürliches, unveränderliches Bild Gottes, des Vaters, ist der Logos-Sohn

2. Paradigmatische Ikonen
unwandelbare, natürliche Bilder sind auch urbildliche Ideen in Gott, also Vorstellungen von dem, was nach Gottes
Willen geschaffen wird

3. Ebenbildliche Ikonen
der Mensch als Abbild Gottes

4. Andeutende Ikonen
Andeutung der Trinität mit dem Bild der Sonne, dem Licht und dem Strahl

5. Vorzeichnende Ikonen
der Krug mit dem Manna als Vorbild für die Gottesgebärerin

6. Ikonen zum Andenken vergangener Taten und Personen

Das Kontakion vom Fest der Orthodoxie


Kontakion = neben Troparion und Kanon frühe Hymnenform

→ 790/791 – Libri carolini


Kirche des Frankenreichs wurde nicht zum 7. Ökumenischen Konzil eingeladen, hatte in den Libri carolini Karls des
Großen eine eigene Stellung gegenüber der Bilderverehrung
→ verwarf Beschlüsse von Hiereia 754, aber auch die von Nikäa 787 weil Ikonen als Idole erklärt wurden und wegen
Venerationszugeständnis
→ Synode in Frankfurt am Main 794
eigentlich richtige Einstellung gegenüber Ikonen sei demnach: Bilder dürfen nicht zerstört, aber auch nicht verehrt
werden, sie sind nur Schmuck der Kirche und Erinnerung an frühere heilgeschichtliche Beschlüsse
→ wollen Einfluss auf Christentum nehmen

Zweite Phase des Bilderstreits: 815 – 843


→ Nikephorus I. (802-811) und Michael I. (811-813)
Nikephorus verbannte Kaiserin Irene, wird Kaiser, wird dann getötet, sein Schwiegersohn Michael I. übernimmt den
Thron
Widerstand ikonoklastischer Kräfte gegen Beschlüsse des zweiten Nizänums
→ Byzanz verliert unter ihnen viele Schlachten
Kaiser Leo V. (813-820) deutet dies als Folge der ikonenfreundlichen Politik seiner Vorgänger
→ Patriarch Nikephoros wird nach Kleinasien deportiert
815: ein Konzil in Konstantinopel → Verurteilung des 2. Nizänums; erklärt Hiereia wieder für gültig

→ Verfolgung der Ikonodulen dauert noch von Kaiser Michael II. (820-829) bis Kaiser Theophilos (829-842)

Synode in Jerusalem 836


April 836: Patriarch Basileios von Jerusalem, Job von Antiochien, ein Vertreter von Christophoros von Alexandria und
viele Bischöfe, Äbte und Mönche
→ Synodalbrief (wurde wahrscheinlich erst im St. Sabas-Kloster von Mönchen im Stil Johannes‘ von Damaskus
verfasst)
→ versuchte Theophilos zu überzeugen, Ikonoklasmus würde gegen göttlichen Willen verstoßen → Bewahrung und
Herstellung von Gottesmutter- und Christusbildern sei Aufgabe der christlichen Herrscher

Kaiserin Theodora II. (9. Jht.)


→ ihr Mann Kaiser Theophilos (Ikonengegner), führte nach seinem Tod Bilderverehrung wieder ein
→ berief gemeinsam mit Patriarch Methodios I. Synode von Konstantinopel 843 ein → endgültige Wiedereinführung
der Ikonenverehrung → Fest der Orthodoxie (erster Sonntag der Osterfastenzeit)

bereits vorher, im März gab es eine Synode, auf der Beschlüsse von Nicäa 2 bestätigt wurden; ikonoklastischem
Klerus wurde Gelegenheit zum Umdenken gegeben → feierliche Zeremonie der Wiedereinführung der
Bilderverehrung

blieb zwar innerbyzantinisches Problem, führte aber zu sichtbarer Spannung zwischen Rom und Konstantinopel →
beeinflusste Beziehungen byzantinischer Kirche zum Papsttum langfristig
14. Das Erbe der ökumenischen Synoden in der orthodoxen Kirche
Glaubensbekenntnis von Nicäa und Konstantinopel
heute im Wortlaut in Taufe und Liturgie: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.“

christologische Beschlüsse der anderen ökumenischen Konzilien


wurden in ihren Hauptaussagen aufgenommen → alle Gebete können an Christus gerichtet werden

Entscheidung des 7. Ökum. Konzils


überall in orthodoxen Ländern umgesetzt: Bilder des Erlösers Jesus Christus, der heiligen Gottesgebärerin, der
ehrwürdigen Engel und aller Heiligen und Seligen in Kirchen und Häusern, an geweihten Geräten oder Gewändern,
an Wänden oder Tafeln

Sonntage der Kirchenväter:


3 Sonntage im orthodoxen Jahreskalender
→ 7. Sonntag nach Ostern: Fest des ersten Konzils Nicäa 325 der 318 Väter
→ der Sonntag, der dem 16. Juli am nächsten liegt: Fest der 630 Väter des Konzils von Chalzedon 451
→ erster Sonntag nach dem 11. Oktober: Fest der 365 Väter des Konzils von Nicäa 787
ansonsten:
23. Januar: Väter der 6 Ökumenischen Synode
22. Mai: Väter der 2. Ökumenischen Synode
25. Juli: Väter der 5. Ökumenischen Synode
9. September: Väter der 3. Ökumenischen Synode

liturgische Hymnen beschreiben in vielen Troparien die Versammlung der Väter als ein Ereignis, das heute stattfindet
„Die göttlichen Väter haben sich heute versammelt und haben Dich, Christus, als eingeborenen Sohn, ohne Anfang
und eines Wesens mit dem Vater bekannt
→ wird in einem Troparion zu dem ersten ökumenischen Konzil gewidmeten Orthros gesungen
→ Wahrheit wird in doxologischer Weise erfahren

Rezeption im heutigen kanonischen Recht der orthodoxen Kirche


nur 6 Ökumenische Konzilien haben Kanones erlassen:
Nizäa 325: 20 Kanones
Konstantinopel 381: 7 Kanones
Ephesus 431: 8 Kanones
Chalzedon 451: 30 Kanones
Konstantinopel 691/692: 102 Kanones
Nicäa 787: 22 Kanones
→ 2. Kanon des Konzils 691/692 entschied, dass die Kanones von 9 Lokalsynoden und von 12 Heiligen Vätern für die
ganze Kirche einen bindenden Charakter haben sollen
→ Kanones: verbindlicher Charakter in Orthodoxie bzgl. Ethik, Verwaltung und Disziplin, unterteilt in:
1. dogmatische Kanones → selber Wert wie dogmatische Entscheidungen
2. ethische Kanones
3. kultische Kanones
4. juridische Kanones
5. gemischte Kanones

Ikonographie der 7 Konzilien:


ermineia tis zografikis tehnis → vom Athosmönch Dionisios von Furna festgelegt (18. Jht.): Handbuch kirchlicher
Malerei, heute Grundlage orthodoxer Ikonenmaler
→ Anweisungen für das Malen der Synoden in Vorhalle der Kirche zusammen mit Endgericht

Wallachei (16. Jht.)

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