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Das Dokument beschreibt verschiedene Forschungsaufgaben, die Rudolf Steiner Naturwissenschaftlern gestellt hat. Dazu gehören Experimente zu Kristallisation, Pflanzenwachstum und der Wirkung von Mond und Planeten auf Stoffe. Steiner regte auch Gründungen von Forschungsinstituten an.

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Das Dokument beschreibt verschiedene Forschungsaufgaben, die Rudolf Steiner Naturwissenschaftlern gestellt hat. Dazu gehören Experimente zu Kristallisation, Pflanzenwachstum und der Wirkung von Mond und Planeten auf Stoffe. Steiner regte auch Gründungen von Forschungsinstituten an.

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Weitere Aufgabenstellungen Rudolf Steiners

für Naturwissenschafder
zusammengestellt von Stephan H.-R. Clerc

Nachfolgend sind weitere Aufgabenstellungen Rudolf Steiners, die sich in der an-
throposophischen Sekundärliteratur finden lassen, aufgeführt.

Die EmpfindlicheKristallisationalsReagensauf Bildekräftevon Substanzen


Ehrenfried Ffeiffer berichtet in einer Ansprache vom 27. 2. 1955 in Stuttgart, wie
Rudolf Steiner ihm auf Befragen hin (im Zeitraum von Oktober 1920 bis Frühling
1921) Reagentien auf das Ätherische vorschlägt:
«Um dieses Reagens auf das Ätherische zu finden, sollte man versuchen, Kristal-
lisationsvorgänge zu beobachten unter Zusatz von Pflanzenstoffen und Blut und die
Veränderungen dieser Kristallisationsvorgänge studieren. <WasSie dabei entdecken
werden, kann ich selber noch nicht sagen; Sie werden überrascht sein, wie viel Sie
finden werden» Das ist alles, was Rudolf Steiner zu diesem Thema sagte.... Wenn
ich versuchte, ihn nach der Versuchsanordnung zu fragen, hat er immer wieder ge-
sagt: <DieVersuchsanordnung müssen Sie schon selber finden» ... Dr. Steiner sagte
einmal bei anderer Gelegenheit: <In diesen Dingen müssen Sie sich eben von den
Elementarwesen helfen lassen. Die werden Ihnen das erzählen, was Sie nicht selber
wissen. Nur müssen sich diese Elementarwesen in Ihrem Laboratorium zu Hause
fühlen. Sie müssen also geistig eine solche Atmosphäre vorbereiten, daß diese
Elementarwesen mitarbeiten>»
Ehrenfried Ffeiffer hat dann eher zufällig einmal mit Kupferchloridkristallen ge-
forscht und dabei eine Methode gefunden, mit der er sowohl Pflanzengestaltungs-
kräfte als auch Tag- und Nacht-Einflüsse auf Kristallgestaltungen erfolgreich
nachweisen konnte.

PJlanzenwachstumsversuche
alsAusgangspunktder Potenzforschung
Als ein weiteres Reagens auf Ätherisches, hat Rudolf Steiner im Zusammenhang mit
der Suche nach der Rezeptur eines Heilmittels gegen Tierseuchen der damaligen
Vorsteherin der biologischen Abteilung des wissenschaftlichen Forschungsinstituts
des Kommenden Tags, Lilly Kolisko, Pflanzenwachstumsversuche vorgeschlagen.
Siehe dazu ihren Bericht an Rudolf Steiner vom 30. November 1923 in diesem Heft
auf S. 107.
Damals grassierte in Süddeutschland eine Maul- und Klauenseuche, die auch ei-
nen Gutsbetrieb des Kommenden Tags (Guldesmühle) nicht verschonte. Um für das
Heilmittel die richtige Herstellungsart und Dosis herauszufinden, wurde (zunächst
unter dem Namen «Seuchenabteilung» ) im Mai 1920 aus der Biologischen Abteilung

103
heraus ein eigenes Physiologisch-BiologischesForschungsinstitut gegründet. Lilly
Kolisko schreibt später darüber:
«Auf die Frage nach der richtigen Dosis antwortete Dr, Steiner: <Lassen Sie
Samenkörner in verschiedenen Verdünnungen des Heilmittels keimen. Sie werden
dann eine Kurve bekommen, die Ihnen widerspiegelt den Vitalisierungsvorgang im
Körper der Kuh.s»(L. Kolisko, «Physiologischer und Physikalischer Nachweis der
Wirksamkeit kleinster Entitäten (1923-1959)>>, herausgegeben durch die Arbeits-
gemeinschaft Anthroposophischer Ärzte, Stuttgart, 1960, 1. Kapitel, S. 3).
Mit dieser Experimentalanordnung gelang es Lilly Kolisko, die von der poten-
zierten Substanz ausgehenden Wirkungen ätherischer Bildekräfte bis zur 30. Dezi-
malpotenz nachzuweisen.
Eine Erweiterung dieser Versuchsreihen beschreibt sie in «Mitteilungen des Bio-
logischen Instituts am Goetheanum», Nr. 1, Stuttgart 1934:
«Das Studium der Potenzwirkungen kann verbunden werden mit einem Studium
der Gestaltungskräfte, die in den Stoffen verborgen ruhen. Die Anregung zu diesem
Studium verdanke ich ebenfalls Dr. Rudolf Steiner. Im Jahre 1923 forderte er mich
auf, die <Gestaltungskräfte>zu studieren bei verschiedenen Pflanzen. ... Die An-
regung Rudolf Steiners, Pflanzensäfte auf Filterpapier auftropfen zu lassen, wurde
ausgeführt.» (S. 5, 13)

Mond- und Planetenwirken in Erdenstoffen -


Anfänge der Rhythmusforschung

In Verbindung mit diesen Versuchsreihen ergaben sich dann für Pfeiffer, Kolisko
und andere (siehe z, B. Blatt 8 Schillermappe) erste Experimente auf dem Felde der
Rhythmusforschung: Lilly Kolisko hat die Milzfunktion unter dem Einfluß von zu
unregelmäßigen Zeiten eingenommenen Mahlzeiten untersucht und ihre Ergebnisse
unter dem Titel «Milzfunktion und Plättchenfrage- 1921 veröffentlicht. Dann hat
sie in enger Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner den Einfluß von Mond- und
Planetenrhythmen auf das Pflanzenwachstum untersucht und führte selbständig
diese Arbeiten über Jahrzehnte hinweg weiter. Ferner erforschte sie mit einer von
ihr selbst entwickelten Steigbildmethode (Kapillardynamolyse) Metallsalzlösungen
der verschiedenen Planetenmetalle und verglich die so entstandenen Bilder in bezug
auf die planetarischen Konstellationen der entsprechenden Planeten. Die Ergebnisse
dieser Rhythmusforschungen hat sie regelmäßig veröffentlicht. Die Resultate wer-
den heute in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und der Pharmazie, aber
auch in Pädagogik und Lebenshygiene erfolgreich angewendet.

Gründungen von Forschungsinstituten am Goetheanum


vor und nach der Weihnachtstagung

Diese Physiologisch-Biologische Abteilung, hervorgegangen aus der erwähnten


Seuchenabteilung, einem Zimmer mit Stuhl, Tisch und Streichholzschachtel - laut

104
Rudolf Steiner der Idealzustand einer Laboratoriumsgründung - wurde dann anläß-
lieh der Weihnachtstagung 1923 definitiv vom «Biologischen Forschungsinstitut»
abgetrennt und in «Biologisches Institut am Goetheanum» umgetauft.
Im Jahre 1924 mußten durch die infIationsbedingte Liquidation des Unter-
nehmens Der Kommende Tag A.G. viele andere Versuchsreihen ganz abgebrochen
werden und wurden nur ganz selten - z. B. im Goetheanum oder in Amerika - wie-
der in Angriff genommen.
Die Entstehungsphase eines durch die Initiative von Günther Wachsmuth und
Ehrenfried Pfeiffer im Sommer 1921 begründeten Forschungslaboratoriums am
Goetheanum beschreibt Wachsmuth in seinem Buch «Rudolf Steiners Erdenleben
und Wirken» folgendermaßen (S. 448):
«... es ergab sich ganz selbstverständlich, daß man nach kurzer Zeit des Zusam-
men-Denkens und -WolIens nach einem Raum suchte, wo man experimentieren
könne, um das Gedachte zu erproben und auszuführen. Es taucht manche humorvol-
le Erinnerung auf, wenn ich an diese ersten Anfänge zurückdenke; denn die Geburts-
stunde dieses Laboratoriums vollzog sich in einem primitiven Kellerraum, der den
einzigen Vorteil hatte, Gas- und Wasserleitung aufzuweisen, sonst aber Öde und
Leere am Anfang der Genesis veranschaulichte. Rudolf Steiner hatte uns auf unsere
Bitte hin gestattet, zunächst diesen Raum im Souterrain des Glashauses, wo oben die
farbigen Glasfenster geschliffen wurden, zu beziehen, und wir begannen nun mit
dem primitivsten Schöpfungsakt der Laboratoriumsgründung durch Herbeischaf-
fung einiger zusammengeliehener Tische und Stühle und Anschaffung einer Anzahl
unentbehrlicher Gläser, Retorten, Bunsenbrenner usw. Die Forschungseinrichtung
wies auf die Einsicht in Rhythmus und Leben hin, und so ist mir als eines der ersten
Instrumente ein großes Torricellisches Barometer in deutlicher Erinnerung. Es
diente wegen seiner Unhandlichkeit bald nicht mehr der Luftdruckmessung, son-
dern gab sein Vakuum und sein Quecksilber willig für andere Experimente her,»
Was genau in diesem Laboratorium gemacht wurde, schildert Alla Selawry in
ihrem Buch «Ehrenfried Pfeiffer - Pionier spiritueller Forschung und Praxis. Begeg-
nungen und Briefwechsel - Ein Beitrag zu seiner Biographie», Philosophisch-
Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, Dornach 1987. Sie berichtet dort auf
den Seiten 115-117 über Forschungsaufgaben Rudolf Steiners, an denen Pfeiffer-
zusätzlich zu den in der Schillermappe angegebenen - gearbeitet hat: Er erforschte
z, B. die Beziehung zwischen Giftigkeit von Nachtschattengewächsen und Kelchtie-
fe ihrer Blüten, oder inwiefern das Pflanzenwachstum durch Schallwellen oder kos-
mische Strahlung, die über Metall:f1ächenins Labor hereingespiegelt wurde, beein-
flußt wird. Im Zusammenhang mit Züchtungsfragen hat Rudolf Steiner empfohlen:
«Z. B. einen Samen unveredelter Quecke vorzunehmen, ihn innerlich in sich hin-
einzunehmen, zu erleben und - meditativ - in exakter sinnlicher Phantasie so zu
entwickeln, wie er urbildhaft veranlagt ist. Dabei stellt sich das Urbild der Pflanze
ein, wie sie im Verlaufe der Züchtung werden soll. Wird dieser Gedanke aktiv genug
durchgeführt, so zeigt er dem Ätherorganismus der Pflanze den Weg zu seiner Ver-
wandlung.»
Ebenso versuchte man durch diese Denkaktivität gewisse Formen in wachsenden
Kristallen zu erzielen.

105
Der elektrische Vorgang vollzieht sich in radiärer Richtung
von außen auf den Leiter zu

Ernst Lehrs, der nicht direkt in die Forschungsprogramme des Kommenden Tag
involviert war, berichtet in seinem Buch «Gelebte Erwartung» Mellinger Verlag,
Stuttgart 1979, über eine relativ unbekannte Aufgabenstellung. Das Gespräch fand
im Februar 1923 anläßlich einer Delegiertenversammlung im Gustav-Siegle-Haus in
Stuttgart statt. Es ging darin zunächst um die Experimente, die Lehrs gerade für
seine Doktorarbeit machte (Verteilung von Wechselstrom in einem elektrischen
Leiter, Skineffekt):
«Daraufhin zog Rudolf Steiner aus seiner inneren Rocktasche ein Notizbuch und
einen breiten Zimmermanns bleistift heraus, zeichnete einen Kreis auf das Papier als
Darstellung des Leiterquerschnitts und schraffierte ihn entlang dem inneren Rand,
damit die Schicht andeutend, welche der Strom im Sinne der bestehenden Anschau-
ung allein noch erfüllt. Ob das so gemeint sei, fragte er, was ich bejahte. Und nun
begann er mir zu erklären, was da in Wirklichkeit vorliegt. Was man mit dem Begriff
des «Stromes» bezeichne, gebe es überhaupt nicht. In Wirklichkeit spiele sich nichts
in Richtung des Leiters ab. Der ganze elektrische Vorgang vollziehe sich vielmehr in
radiärer Richtung von außen auf den Leiter zu und in ihn hinein. Je höher die Fre-
quenz, desto weniger tief könne er eindringen und selbst bei Gleichspannung bliebe
in der Mitte noch etwas frei, die Leute würden es nur nicht bemerken. Dem fügte er
hinzu, das sollte ich einmal experimentell nachweisen, damit würde ich die bisherige
Elektrizitätslehre aus dem Sattel heben könnten,»
Im Buch «Mensch und Materie» gibt Lehrs auf Seite 8 in ähnlicher Weise das
gleiche Gespräch wieder:
«Wie groß war daher mein Erstaunen, als er sein Notizbuch und einen großen
Zimmermannsbleistift aus der Rocktasche zog, eine Skizze in das Buch machte und
das von mir genannte Problem als ein damit völlig Vertrauter besprach, und dabei
so, daß sich mir der Ausblick auf eine ganz neue Anschauungsweise der Elektrizität
eröffnete. Ich erkannte sofort, daß, wenn es gelänge, die Elektrizität in diesem Sinne
näher zu verstehen, dies zu einer ganz neuen Art ihrer praktischen Verwendung
führen könnte.»
Abschließend erzählt Lehrs im erstgenannten Buch:
«Spätere Hinweise Rudolf Steiners ließen mich verstehen, daß er die Absicht hat-
te, eine entsprechende Einrichtung am Goetheanum zu schaffen, wo im Sinne des
mit der Neubegründung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft inaugurier-
ten Impulses gearbeitet werden sollte. Wie zu so manchem anderen, ist es dazu nicht
gekommen.»
Siehe zu dieser Aufgabenstellung auch die Schlußworte des Diskussionsvotums
Steiners vom 8. August 1921 (GA 320) und den Aufsatz von Rudolf Cantz,
«Das elektrische Anschlußkabel», Elemente der Naturwissenschaft, Nr, 14, 1971,
S.31-36.

Nachfolgend Brief von Lilly Kolisko (vgl. S. 103) an Rudolf Steiner. Die dort er-
wähnten «Beilagen», mit Ausnahme des «Referates, das im Chemischen Centralblatt

106
erschienen ist», liegen im Archiv nicht vor. - Eine ausführliche Beschreibung der
Arbeit von Lilly Kolisko durch Gisbert Husemann ist publiziert in «Beiträge zu
einer Erweiterung der Heilkunst», hg. von der Medizinischen Sektion am Goethe-
anum und der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte, 31. Jg. Heft 2, März/April
1978.

.DER KOMMENDE TAG·

Wissenschaftliches
Forschungsinstitut
BloIoglsdaeAbteilung

Stuttgart, den 30. Nov. 23


Kanonenweg 44

Hochverehrter Herr Doktor!

Im Nachstehenden möchte ich mir erlauben, einen kurzen Bericht zu geben über
meine letzten Versuche, da Herr Doktor wohl kaum vor Weihnachten nach Stutt-
gart kommen werden.
Sie stellten mir bei Ihrem letzten Hiersein im Oktober die Aufgabe, in allererster
Linie Kurven zu erhalten wo bei intensiver Lichteinwirkung die Gewichtskurve das
entgegengesetzte Bild der Wachstumskurve zeigt. Es sollte gezeigt werden, daß das
Licht der Schwere entgegenwirkt. Es macht mir nun unendliche Freude, Ihnen mit-
teilen zu können, daß ein guter Teil dieser Aufgabe gelöst erscheint. Intensives Son-
nenlicht stand mir zwar nicht zur Verfügung und habe ich meine Versuche einstwei-
len mit elektrischem Lichte ausgeführt, Um die Intensität der Lichteinwirkung zu
vergrößern, ließ ich Tag und Nacht das Licht brennen. Der Versuch wurde in der
Dunkelkammer ausgeführt. Auf einem großen Tisch standen 63 Töpfe (3 Wasser-
töpfe 60 Potenzen mit Eisensulfat 1 Gramm auf 100 ccm =Stammlösung). über dem
Tisch wurde ein großes Holzgestell errichtet, welches in gleichmäßiger Verteilung 6
Glühlampen je 100 Watt stark trug. Die Dunkelkammer besitzt oben ein Fenster,
das auf die Treppe geht und die Luftzufuhr ermöglicht. Die 6 Lampen blieben Tag
und Nacht eingeschaltet und hielten gleichzeitig das Zimmerehen in einer Tempera-
tur von 22° C. Schon nach wenigen Tagen war zu merken, daß die Pflänzchen viel

107
schneller in ihrem Wachstum vorschritten, als wir es sonst bei Tageslicht sehen
konnten. Nach 8 Tagen waren die Pflanzen im elektrischen Licht so groß, wie sonst
nach 14 Tagen. Das zweite Blatt entfaltete sich bereits deutlich. Die Pflanzen sahen
durchaus gesund aus, waren lebhaft grün, aber man hatte deutlich den Eindruck, daß
sie sich streckten, schlank und dünn waren. Die Blattbreite war entschieden geringer
als gewöhnlich im Tageslicht. Nach 14 Tagen wurden die Pflänzchen gemessen und
füge ich eine Photographie der Meßkurve bei (Beilage 1). Die Minima liegen bei der
13., 24., 34., 42., 55., resp. 57. Potenz. Das zweite Blatt war erheblich über das erste
Blatt hinausgeschossen, der Knotenpunkt hielt sich auf normaler Höhe. Ferner ist
auffallend, daß die Kurve des 2. Blattes starke Schwankungen zeigt, das erste Blatt
nur kleine. Das Blattwachstum überragt weit das Wurzelwachstum.
Vergleicht man mit dieser Kurve die Eisenkurven vom vorigen Jahr, welche bereits
publiziert sind, so sieht man, daß das Blattwachstum doppelt so groß ist. Die maxi-
malen Höhen waren 17 cm gegenüber 34 cm bei elektrischem Licht. Nun ändert sich
dadurch beträchtlich das Verhältnis von Blattwachstum zum Wurzelwachstum.
Voriges Jahr konstatierten wir Blatt zu Wurzel = 1 : 2, diesmal würde das Verhältnis
sein (grob gerechnet) Blatt zu Wurzel = 1,4 : 1
Die Wiegekurve (Beilage 2) zeigt als Minima: andeutungsweise die 12., dann die
24.,37.,42.,39.,57., res, 60. Potenz. In der Wurzel die 14.,21.,38.,52.,55. resp. 60.
Potenz. Die Minima haben sich also etwas verschoben gegenüber der Wachstums-
kurve, wenngleich es nicht zu einer direkten Umkehrung gekommen ist. Vergleicht
man nun aber diese Wiegekurve mit der vorjährigen, dann bekommt man ein ganz
überraschendes Resultat.
Eisenversuch 1922 im Tageslicht Gewicht Wurzel: Blatt = 1 : 2
Eisenversuch 1923 im.elektro Licht Gewicht Wurzel: Blatt = 1 : 4
Die Wurzel ist also doppelt so leicht geworden, obwohl sie an Längenwachstum
zugenommen hat. Das Gewicht der Blätter hat für den Tageslichtversuch zum Ma-
ximum 500 mg beim elektrischen Lichtversuch zum Maximum 600 mg. Dem muß
man aber gegenüberstellen, daß das Längenwachstum um 100 % zugenommen hat,
das Gewicht nur um 20 %. Man müßte daher auch für die Blätter eine Abnahme des
speziellen Gewichts feststellen.
Dieser erste Versuch ermutigte mich, nun einen zweiten anzuschließen, der 150
Blumentöpfe umfaßte. Es wurden gleichzeitig drei Versuche angesetzt. 60 Potenzen
Kupfersulfat wie gewöhnlich im Tageslicht. (Da Herr Doktor zum Zwecke einer
Veröffentlichung eine Wiederholung des Kupferversuches bis zur 60. Potenz
wünschten, wählte ich gerade dieses Metall). 60 Potenzen Kupfersulfat in der Dun-
kelkammer bei elektrischem Licht wie oben beschrieben. Dann ließ ich die Dunkel-
kammer unterteilen, so daß noch ein winziger Raum ganz dunkel gehalten werden
konnte. In diesen stellte ich 30 Potenzen mit Kupfersulfat, mehr hatten nicht Raum.
Diese 3 Versuche wurden gleichzeitig potenziert, hatten möglichst auch die gleiche
Zimmertemperatur und differierten nur in der Art der Beleuchtung resp. Nichtbe-
leuchtung. Ich ging dabei von der Voraussetzung aus, daß, wenn das Licht der
Schwere entgegenwirkt, die Dunkelheit ihr gleichgerichtet sein müßte, das heißt die
Pflänzchen müßten schwerer sein, als die im Tageslicht wachsenden. Nach 8 Tagen

108
wurden die 3 Versuche photographiert, nach 14 Tagen gemessen. Der Licht- und
Dunkelversuch an einem Tag, der gewöhnliche Tageslichtversuch am folgenden, da
an einem Tag die Arbeit nicht zu bewältigen war.
Beilage 3 zeigt die Kurve des Tageslichtversuches, welche ganz hervorragend schön
ist. Die 1.-30. Potenz zeigen genau die gleiche Kurvenform wie die veröffentlichte
Kupferkurve. 1. Minimum 15. Potenz, dann Depressionen bei der 25, resp. 29. Po-
tenz. Maximum bei der 27. Potenz. Sieht man nun die Potenzen 31-60 an, so reprä-
sentieren sie eine Wiederholung des ersten Teiles der Kurve. Erst Anstieg, dann
Minimum bei der 42. und 51. Potenz mit nachfolgendem weiteren Anstieg. Interes-
sant ist, daß die Spanne zwischen den ersten zwei Minima (15-16. Potenz) genau so
groß ist wie die Spanne zwischen den zweiten zwei Minima (42-51). Der zweite
Kurventeil stellt also die Wiederholung des ersten vor, aber in verstärktem Maße.
Die Minima sind ausgeprägter, aber auch die Maxima sind größer. Ferner gliedert
sich die Kurve wunderschön in 3 Abschnitte. Der erste reicht bis zur 24. Potenz, der
zweite bis zur 42. und dann folgt der dritte, dessen Ende aber nicht zu sehen ist.
Diese Dreigliederung wird auch vom Knotenpunkt wiedergespiegelt.
Ferner ist noch bemerkenswert, daß für die Potenzen 1-24 das zweite Blatt
(punktiert) unter dem ersten zu liegen kommt, dann bis zur 37. Potenz liegt es über
dem ersten Blatt, von 37-52 wieder drunter, von 52 bis 60 wieder drüber.
Die Wurzel ist für den ganzen Versuch in der Hauptsache länger gewachsen wie
das Blatt.

Beilage 4 zeigt die Kurve des Versuches bei elektrischem Licht. Das erste Minimum
liegt bei der 14. Potenz, das zweite bei der 22., dann folgt noch eine Depression bei
der 26.; Maximum 28. Potenz. Drittes Minimum 35. Potenz, das vierte bei der 52.
Das erste Blatt gibt eine ruhige Kurve, das zweite eine sehr bewegte, ebenso wie bei
dem anderen Lichtversuch mit Eisensulfat. Es werden dadurch die feineren Kurven-
züge verwischt. Gegenüber der Kurve im Tageslicht ist zu bemerken:
Der Knotenpunkt liegt ungefähr ebenso hoch. Das erste Blatt liegt ungefähr in
der Höhe der Tageslichtkurve, das zweite Blatt schießt weit darüber hinaus. Die
Wurzel ist etwas kleiner geworden. Das Verhältnis verschiebt sich nun zu Gunsten
der Blätter. Die Blattlänge übertrifft die Wurzellänge.

Beilage 5 zeigt die Kurve des Dunkelversuches. 1. Minimum bei der 11. Potenz,
zweites bei der 21. Depression bei der 28. resp. 29. Pot. Der Knotenpunkt liegt be-
deutend höher, ebenso ist das erste Blatt erheblich gestreckt. Es ist auch noch länger
als das 1. Blatt beim Lichtversuch. Das zweite Blatt liegt umgekehrt'WiebeimLicht-
versuchunter dem ersten Blatt und zeigt ebenfalls eine bewegte Kurve. Die Wurzel
ist für die ersten 20 Potenzen zurückgeblieben und scheint dann länger werden zu
wollen. Es ist bedauerlich, daß diese Kurve nicht auch auf 60 Potenzen ausgedehnt
worden ist, es war aber aus verschiedenen Gründen unmöglich. Macht man nun den
Versuch, die Lichtkurve und die Dunkelkurve für die 2. Blätter zusammen-
zuzeichnen, (Beilage 6) ergibt es recht interessante Resultate. Teilweise machen die
beiden Kurven die diametral entgegengesetzten Bewegungen, teilweise laufen sie
parallel.

109
Beila~ 7 Gewichtskurve des Tagesversuches stimmt ungefähr mit der Meßkurve
überein.

Beilage 8 Gewichtskurve des Lichtversuches zeigt das Maximum an Gewicht in der


Wurzel bei der 22. und 35. Potenz, eben an den Stellen, wo in der Maßkurve die
Minima liegen. Hiermit scheint hier die gestellte Aufgabe, daß das Gewicht dort ein
Maximum zeigen soll, wo die Messung ein Minimum gibt, gelöst. Für die Maxima
der Meßkurve ist die Umkehrung nicht so deutlich erkennbar, obwohl es noch viele
interessante Einzelheiten in den Kurven zu studieren gibt. Ich möchte aber nur die
Hauptsachen herausheben, um den Bericht nicht zu lange zu gestalten.

Beila~ 9 Gewichtskurve des Dunkelversuches. Maximum an Gewicht in der Wur-


zel bei der 11. Potenz, dann ein kleineres Maximum bei der 21. resp, 23 Potenz, also
ebenfalls an den Punkten, wo bei der Meßkurve die Minima liegen. Meine Voraus-
setzung, daß die Pflanzen, welche im Dunkel wachsen, das größte Gewicht besitzen
müssen, hat sich nicht erfüllt. Vielleicht war meine Voraussetzung irrig, oder aber
die Versuchsanordnung eine ungenügende. Die Pflanzen waren ätioliert und boten
den Anblick eines Stoppelfeldes.

Der Versuch mit Goldchlorid, den Herr Doktor im Oktober stehen sah, hat eben-
falls sehr schöne Kurven geliefert.
Die Kapillaranalysenversuche habe ich fortgesetzt und versucht, durch Kombi-
nation von Jodkalium und Quecksilbernitrat resp. Quecksilberchlorid auch farbige
Quecksilberbilder zu erreichen.
Vielleicht wird es möglich sein, wenn ich zu Weihnachten nach Dornach komme,
Herrn Doktor die Kurven über Gold und die Kapillaranalysenbilder vorlegen zu
dürfen? Ich würde sehr dankbar sein, wenn ich Ihren gütigen Rat für die Fortset-
zung der Arbeit empfangen könnte.
Gegenwärtig habe ich noch 30 Töpfe mit Wasser begossen im Tageslicht und in
elektrischem Licht stehen, um auch die von Ihnen gewünschte große Wasserkurve
bis Weihnachten noch fertig zu stellen.
Zum Schlusse möchte ich mir noch erlauben, eine Abschrift beizufügen eines
Referates das im chemischen Centralblatt am 5. September erschienen ist. Es handelt
sich um sehr interessante Versuche eines Russen mit hohen Verdünnungen. Herr
Dr, Theberat, der Mitglied des Vereins ist, wird ein Recensionsexemplar der Arbeit
über die kleinsten Entitäten an die Redaktion einsenden. Vielleicht sollte man an den
Autor selbst herantreten?
Ich bitte noch um Entschuldigung für den etwas lang gewordenen Bericht und
verbleibe in hochachtungsvoller Verehrung
Ihre ergebene
Lilly Kolisko

110
CHEMISCHES CENTRALBLA'IT

1923 Bd III/IV 5. September

N. P. Krawkow,
Über die Grenzen der Empfindlichkeit des lebenden Protoplasmas,
(Vgl. Schkawera, Ztschr, f. d. ges. exp. Medizin 28.305; C. 1922. III. 896)

Bei Giften mit Gefäßwirkungen zeigt sich, daß sie bei stärkerer Verdünnung einen
Neutralpunkt erreichen, an dem sie wirkungslos sind, bei noch größerer Verdün-
nung aber (bis auf 10) von neuem aktiv werden. Die Wirkung solcher Minimaldosen
ist nach vorhergehender starker Einwirkung z.B. von Adrenalin oder Histamin, sehr
viel deutlicher, ebenso wenn die Lösungen vorher im Brutschrank bis auf 40 Grad
erwärmt und dann wieder abgekühlt werden. Alle in pharmakolog. Dosen Gefäß-
verengungen hervorrufenden Gifte wie Adrenalin, Histamin, Nikotin, Cocain,
Strychnin etc, erweitern diese in minimaler Konzentration, gewöhnlich Erweiterung
zeigende, wie Chlf., Ae., Hedonal usw. verengen sie. Zwischen dem Grade der Ver-
dünnung und der Intensität der Wirkung zeigt sich bei diesen Minimaldosen häufig
ein Mißverhältnis derart, daß mit zunehmender Verdünnung die Wirkung wächst.
Hierin liegt der wesentlichste Unterschied zwischen den Wirkungen minimaler
Giftdosen und der charakteristischen Wirkung pharmako!. Dosen. Die Wirkung der
Gifte verliert in den enormen Verdünnungen ihren spezifischen Charakter: alle Gif-
te beginnen eine gleiche Wirkung auszulösen, ganz unabhängig von ihrer pharma-
kologischen und chemischen Natur. Untersucht wurden Alkaloide, Narkotika der
Fettreihe, Schwermetallsalze, kolloidale Metallsalzlösungen und zwar namentlich
CuSO, Pb(NO J ) 2' Fe2C1 6, AgNO~, HgCI 2, PtCI.., U0 2(SO ..), kolloidale Hg Lösun-
gen, «Infuse» mit Ringer-Lockeseher Lösung aus Cu, Ag, Ni, Al, Au, Pt, Rh, weiter
Radiumemanationen. Sie wirken teils erweiternd, teils verengernd. Aus allen Unter-
suchungen geht hervor, daß das lebende Protoplasma ein erstaunlich empfindliches
Reagens auf solche Minimalen Dosen und Verdünnungen ist, die einstweilen einer
chemischen noch physikalisch-ehern. Analyse zugänglich sind, zumal da über den
Zustand der Stoffe in derartigen enormen Verdünnungen bestimmte feststehende
Vorstellungen noch fehlen. Diese Wirkungen sind jedenfalls nicht materieller Natur,
vielleicht liegt ihnen «elektrische Energie» zugrunde. (Ztschr. f. d. ges. exp. Medizin
34.279-306. Petersburg, Mil.-Med. Akad., Pharmako!. Lab.) Wolff.

CHEMISCHES CENTRALBLA'IT

1922 III 896. G. L. Schkawera,

Über die verschiedenen Stadien der Giftwirkung auf isolierte Organe.


An isolierten Herzen und Gefäßen von Warm- und Kaltblütlern zeigten viele Gifte
in ihrer Wirkung 3 Stadien: 1. Eindringen des Giftes in das Gewebe, 2. Sättigung, 3.
Austritt des Giftes aus dem Gewebe. Diese Stadien unterscheiden sich voneinander

111
bei manchen Giften durch Intensität, bei anderen durch die Art der Wirkung. Die
Intensität der Rk, der Gewebe im Austrittsstadium ist für jedes Gift charakteri-
stisch, tritt nur bei bestimmten Konz. ein und ist in vielen Fällen stärker als während
der ersten 2 Stadien. Das Austrittsstadium ist eine aktive Periode der Giftwirkung.
Die Rk. der Gefäße auf Cocain und Strychnin im Austrittsstadium ist bei
Körpertemperatur ausgesprochener als bei Zimmertemperatur. Nach langdauernder
Durchleitung eines Giftes ist die Rk. der Gefäße im Austrittsstadium stärker als
nach kurzdauernder. Letztere Rk. kann durch Herabsetzung der Konz. des Giftes
abgeschwächt werden. Im Stadium der Sättigung der Gewebe mit einem Gift wird
die Reaktion auf ein anderes Gift verändert, abgeschwächt oder verstärkt. Ein aus 2
Giften zusammengesetztes Gemisch bzw. nach Sättigung mit einem der Gifte eine
andere Reaktion als ohne vorherige Sättigung. (ZtschrJ.d.ges.exp.Med. 28.305-23
30/6. (18.13.) Petersburg, Pharmak.Lab.d.Mi1.Akad.) Lewin.

112

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