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10 Anatomische Grundlagen 2014

Das Dokument beschreibt die anatomischen Grundlagen des Kraniosakral-Systems und des Nervensystems beim Pferd. Es erläutert die Knochen des Schädels, die Einteilung des Nervensystems in zentrales und peripheres System sowie die funktionelle Einteilung in willkürliches und unwillkürliches Nervensystem.

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10 Anatomische Grundlagen 2014

Das Dokument beschreibt die anatomischen Grundlagen des Kraniosakral-Systems und des Nervensystems beim Pferd. Es erläutert die Knochen des Schädels, die Einteilung des Nervensystems in zentrales und peripheres System sowie die funktionelle Einteilung in willkürliches und unwillkürliches Nervensystem.

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10 Anatomische Grundlagen

10.1 Zu den Knochen des Hirnschädels zählen:


Kraniosakralsystem ● Os occipitale (Hinterhauptsbein)
● Os sphenoidale (Keilbein)
Das Kraniosakralsystem besteht aus: ● Os interparietale (Zwischenscheitelbein)
● Meningealmembranen (Dura mater, Pia mater, ● Os parietale (Scheitelbein)
Arachnoidea) und den daran befestigten Kno- ● Os frontale (Stirnbein)

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chenstrukturen, Wirbelsäule und Sakrum ● Os ethmoidale (Siebbein)
● bindegewebigen Strukturen ● Os temporale (Schläfenbein)
● Liquor cerebrospinalis

● Strukturen, die Liquor produzieren und beinhal- Zu den Knochen des Gesichtsschädels zählen:
ten wie Ventrikel und Duraschlauch ● Os nasale (Nasenbein)
● Os lacrimale (Tränenbein)

● Os zygomaticum (Jochbein)
10.2 ● Maxilla (Oberkiefer)

Das Nervensystem ● Os incisivum (Zwischenkieferbein)

● Os palatinum (Gaumenbein)

Das kraniosakrale System ist eng verflochten mit ● Os pterygoideum (Flügelbein)

dem Nervensystem und hat auf dieses große Aus- ● Vomer (Pflugscharbein)

wirkungen. Das Nervensystem kann nach seiner ● Mandibula (Unterkiefer)

Topografie und Funktion eingeteilt werden. So un- ● Os hyoideum (Zungenbein)

terscheidet man topografisch das periphere und


das zentrale Nervensystem, nach der Funktion Die Schädelknochen sind meist platte Knochen,
werden somatisches (willkürliches) und vegetati- die durch Nähte verbunden sind.
ves (unwillkürliches) Nervensystem voneinander In der Kraniosakraltheorie werden die Knochen
getrennt (▶ Abb. 10.1). Der Parasympathikus, der nach ihrer Bewegungsart unterschieden und zwar
zum vegetativen Nervensystem zählt, wird auch in die Knochen der Mittellinie und die Knochen
als kraniosakrales System bezeichnet, da sich seine der Peripherie.
Kerne im Hirnstamm und im Sakrum befinden.
Durch die kraniosakrale Therapie werden die
10.3.1 Knochen der Mittellinie
Funktionen des Parasympathikus und des Sym-
pathikus, der im Rückenmark verläuft und eben- Zu den Knochen der Mittellinie gehören:
falls Teil des vegetativen Nervensystems ist, beein- ● Os occipitale

flusst. ● Os sphenoidale

● Os ethmoidale

● Vomer
10.3
Der Schädel des Pferdes Diese Knochen machen eine Flexions-Extensions-
Bewegung. Hierbei greifen die einzelnen Knochen
Der Schädel des Pferdes besteht aus 22 Knochen wie ein Zahnrad ineinander und aktivieren sich
(▶ Abb. 10.2, ▶ Abb. 10.3, ▶ Abb. 10.4, gegenseitig. Wenn ein Rädchen blockiert ist, sind
▶ Abb. 10.5). Seine Form variiert bei den verschie- es die folgenden auch (▶ Abb. 10.6).
denen Säugetieren und beim Menschen. Vor allem
bei Pflanzenfressern, also auch beim Pferd, ist der
Gesichtsschädel deutlich größer als der Hirnschä-
del.
Das Nervensystem
topografische Einteilung

zentrales Nervensystem peripheres Nervensystem


Gehirn und Rückenmark 12 Hirnnerven und 31 Spinalnervenpaare
funktionelle Einteilung

willkürliches Nervensystem unwillkürliches Nervensystem


(animalisches, somatisches Nervensystem) (autonomes, vegetatives Nervensystem mit Sympathikus und Parasympathikus)
Aufgaben: Aufgaben:
Wahrnehmung und Integration von Reizen Gesamtheit, der dem Willen und dem Bewusstsein entzogenen Nerven und
Reize werden von den Sinnesorganen aufgenommen und zum Ganglien.
Rückenmark weitergeleitet, wo die Umschaltung und Regelung der Lebensfunktionen wie Atmung, Verdauung, Stoffwechsel
Weiterleitung zum Gehirn erfolgt.
Steuerung von Bewegung

▶ Abb. 10.1 Einteilung und Bestandteile des Nervensystems.


intramurales System Sympathikus=thorakolumbales System Parasympathikus=kraniosakrales System
Geflechte vegetativer Sitz: In den Seitenhöhlen von C8-L2 oder L3. Sitz: Kerne im Hirnstamm und im Kreuzbeinbereich
Nervenfasern und Ganglien Bestandteile: des Rückenmarks.
in der Wand der Hohlorgane Nervenzellen in den Seitenhörnern des Rückenmarks Bestandteile:
(Herz, Magen, Darm, Blase, rechter und linker Grenzstrang mit Nerven, präganglionäre Neuronen und Ganglien der Hirnnerven
Uterus) Geflechten und Ganglien II, VII, IX und X (N. vagus–dieser ist der Wichtigste)
Aufgaben: Die Nervenfasern treten über die Vorderwurzel zum postganglionäre Neurone und Axone zu Mund, Auge,
Autonome Regelung Grenzstrang aus, von wo aus die Fasern zu Nasenhöhle sowie Axone zu den Baucheingeweiden
der Magen-Darm-Bewegung. den Erfolgsorganen ziehen. Aufgaben:
Eigenständige Tätigkeit. Aufgaben: Gegenspieler des Sympathikus, also
Mobilisierung der Energie, die zur Selbsterhaltung Energiespeicherung und Erholung.
nötig ist (Kampf und Flucht). Verlangsamung von Atmung und Herzschlag,
Beschleunigung von Atmung und Herzfrequenz, Blutdrucksenkung, Aktivierung von Darm- und
Blutdruckanstieg, Erweiterung der Bronchien, Blasentätigkeit.
Hemmung von Blasen- und Darmentleerung.
10.3 Der Schädel des Pferdes

Kraniosakrale Osteopathie
131

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10 – Anatomische Grundlagen
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▶ Abb. 10.2 Schädelknochen des Pferdes. Seitenansicht.


1 Os nasale (Nasenbein) 2 Os frontale (Stirnbein, Jochfortsatz) 3 Os parietale (Scheitelbein) 4 Os interparietale (Zwischen-
scheitelbein) 5 Os occipitale (Hinterhauptsbein) 5 a Condylus occipitalis 5 b Proc. paracondylaris des Os occipitale
6 a Os temporale (Schläfenbein) 6 b Mastoid (Teil des Os temporale) 7 Os zygomaticum (Jochbein) 8 Maxilla (Oberkiefer)
9 Os incisivum (Zwischenkieferbein) 10 Mandibula (Unterkiefer) 11 Os lacrimale (Tränenbein)

10.3.2 Knochen der Peripherie 10.3.3 Schädelknochen und ihre


Zu den Knochen der Peripherie gehören:
Bewegungen
● Os temporale Synchondrosis sphenobasilaris (SSB)
● Os frontale
Das Zentrum der Bewegung der Schädelknochen
● Maxilla
ist die Synchondrosis sphenobasilaris (SSB), die
● Mandibula
membranöse Verbindung zwischen Os sphenoida-
● Os palatinum
le und Os occipitale. Die vorderen Schädelknochen
● Os parietale
werden durch das Os sphenoidale, die hinteren
● Os lacrimale
durch das Os occipitale beeinflusst.
● Os nasale

● Os zygomaticum
Läsionen
● Os hyoideum
Die SSB gewinnt zusätzlich durch ihre räumliche
Nähe zur Sella turcica, in der sich die Hypophyse
Diese Knochen machen eine Innen- und Außen- befindet, an Bedeutung. Die Sella turcica liegt
rotation. Dabei dehnen sie sich nach außen und oberhalb der SSB. Somit können sich Läsionen der
verschmälern sich (▶ Abb. 10.7). SSB nicht nur auf den gesamten Bewegungsappa-
rat, sondern auch auf hormonelle und immunolo-
gische Funktionen auswirken.
10.3 Der Schädel des Pferdes
133

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9 16
3
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Kraniosakrale Osteopathie
2 6
8 7 6a
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▶ Abb. 10.3 Schädelknochen des Pferdes. Medianschnitt.


1 Os incisivum (Zwischenkieferbein) 2 Os nasale (Nasenbein) 3 Os frontale (Stirnbein) 4 Os occipitale (Hinterhauptsbein)
5 Schuppenteil des Os temporale 6 Os sphenoidale (Keilbein) 6 a Flügel des hinteren Teils des Os sphenoidale 6 b Korpus
des vorderen Teils des Os sphenoidale 6 c Korpus des hinteren Teils des Os sphenoidale 7 Os ethmoidale (Siebbein)
8 Concha nasalis dorsalis (dorsale Nasenmuschel) 9 Os parietale (Scheitelbein) 10 Concha nasalis ventralis (ventrale Nasen-
muschel) 11 Maxilla (Oberkiefer) 12 Vomer (Pflugscharbein) 13 Mandibula (Unterkiefer) 14 Lamina perpendicularis (senk-
rechte Platte des Os palatinum) 15 Os pterygoideum (Flügelbein) 16 Os interparietale (Zwischenscheitelbein)

Os occipitale (Hinterhauptsbein) Bewegung


● Das Os occipitale macht eine kippende Bewe-
Das Os occipitale liegt an der Nackenwand des
gung um eine transversale Achse, bei der sich
Schädels und umschließt das Foramen magnum
der Korpus nach dorsal hebt.
(Hinterhauptsloch). Es besteht aus:
● In der Flexionsphase gehen die lateralen Teile
● Squama occipitalis (Hinterhauptschuppe) mit
(Condylus occipitalis und Proc. paracondylaris)
Crista nuchae (Genickkamm)
leicht nach außen.
● Partes laterales mit Condyli occipitales
● Der Korpus wird leicht gedehnt (▶ Abb. 10.8).
● Proc. paracondylaris

Knöcherne Verbindungen
Aus dem Os occipitale treten die Hirnnerven IX– ● Os sphenoidale
XII aus. In diesem Gebiet befindet sich der Kopfteil ● Ossa temporalia
des sympathischen Nervensystems. Restriktionen ● Ossa parietalia
zwischen dem Os occipitale und dem Atlas (1.
Halswirbel) machen sich somit im peripheren Ner- Muskuläre Verbindungen
vensystem als Störungen des Bewegungsapparates ● Lig. nuchae (Nackenband)
sowie als vegetative Störungen bemerkbar. ● M. temporalis (Schläfenmuskel)
● M. longus capitis
● M. splenius capitis
10 – Anatomische Grundlagen
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10
7

▶ Abb. 10.4 Schädelknochen des Pferdes. Ansicht von ▶ Abb. 10.5 Schädelknochen des Pferdes. Ansicht von un-
oben. ten.
1 Os occipitale (Hinterhauptsbein) 2 Os parietale (Scheitel- 1 Os occipitale (Hinterhauptsbein) 2 Os temporale (Schlä-
bein) 3 Os interparietale (Zwischenscheitelbein) 4 Os tem- fenbein) 3 Korpus des hinteren Teils des Os sphenoidale
porale (Schläfenbein) 5 Os frontale (Stirnbein) 6 Os lacri- 4 Os zygomaticum (Jochbein) 5 Maxilla (Oberkiefer) 6 Vo-
male (Tränenbein) 7 Os zygomaticum (Jochbein) 8 Os na- mer (Pflugscharbein) 7 Os incisivum (Zwischenkieferbein)
sale (Nasenbein) 9 Maxilla (Oberkiefer) 10 Os incisivum
(Zwischenkieferbein)

● M. semispinalis capitis (Squama occipitalis/


5.–6. Halswirbel)
3
● M. rectus capitis dorsalis major und minor
● M. occipitohyoideus (Hinterhaupts-Zungenbein- 2
Muskel) 1
4
● M. occipitomandibularis (Teil des M. digastri-
cus)
● M. obliquus capitis cranialis ▶ Abb. 10.6 Flexionsbewegung der inneren Schädel-
knochen.
1 Os occipitale 2 Os sphenoidale 3 Os ethmoidale 4 Vomer
10.3 Der Schädel des Pferdes
135
Läsionen
Alle Restriktionen des gesamten Fasziensystems
des Körpers wirken sich auf die Bewegung des Os
occipitale und damit auf die SSB aus. Da am Os oc-
cipitale viele Muskeln ansetzen, sind die Auswir-
kungen von Muskelverspannungen sehr vielfältig

Kraniosakrale Osteopathie
und nur schwer zu differenzieren.
M. longus capitis, M. rectus capitis und M. sple-
nius capitis können bei einseitigem Hypertonus
zur Seitneigungsläsion, bei beidseitigem Hyper-

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tonus zur Flexionsläsion und zur Kompression des
Atlantookzipitalgelenks führen. Bei einseitigem
Hypertonus des M. occipitohyoideus kommt es so-
wohl zur Schiefstellung des Os hyoideum als auch
zu Seitneigungsläsionen der SSB. Hypertone Mm.
occipitomandibularia können sowohl zu Kompres-
sionen des Kiefergelenks als auch zur totalen Kom-
pression der SSB führen.
Hypertone Muskeln und Faszien können eine
Kompression des N. vagus und damit vegetative
Störungen verursachen.

k Praxistipp
Bei allen Läsionen der SSB ist es ratsam, zusätz-
lich die am Os occipitale ansetzenden Muskeln zu
entspannen.

Die Symptome können vielfältig sein, z. B. Proble-


me bei der Biegung des Halses, Schiefhaltung des
▶ Abb. 10.7 Außenrotation der äußeren Schädelknochen. Kopfes, Headshaking.

Os sphenoidale (Keilbein)
Das Os sphenoidale des Pferdes besteht, wie das
2 des Menschen, aus einem Körper (Korpus) und
den Flügeln (Alae), die sich jeweils in einen vor-
deren und einen hinteren Teil aufgliedern. Die ein-
zelnen Teile sind:
● Corpus ossis basisphenoidalis

1 ● Ala ossis basisphenoidalis


4
3 ● Corpus ossis presphenoidalis

● Ala ossis praesphenoidalis

● Proc. pterygoideus

Das Os sphenoidale bildet den rostralen Abschnitt


▶ Abb. 10.8 Os occipitale.
der Schädelbasis. Es ist wie ein Keil zwischen Os
1 Korpus 2 Squama occipitalis 3 Condylus occipitalis
4 Proc. paracondylaris occipitale und Os ethmoidale eingefügt. Zwischen
den vorderen Flügeln befindet sich ein Teil der in-
neren Stirnbeinplatte sowie die Siebbeinplatte mit
der Crista galli (Hahnenkamm). Die Außenflächen
10 – Anatomische Grundlagen
136

der vorderen Flügel (Alae ossis praesphenoidalis)


Muskuläre Verbindungen
● M. temporalis, der durch seine breite Fächerung
sind an der Bildung der Augenhöhlen beteiligt. Der
Fasern zum Os frontale, Os parietale und Unter-
kaudale Rand der hinteren Flügel (Alae ossis ba-
kiefer besitzt.
sisphenoidalis) bildet die rostrale Begrenzung des
● M. pterygoideus medialis und M. pterygoideus
Foramen lacerum. Die Schädelhöhlenfläche des
lateralis verbinden den äußeren Keilbeinflügel
Corpus ossis basisphenoidalis formt die Sella turci-
mit Oberkiefer und Unterkiefer.
ca.

Bewegung k Praxistipp
Aufgrund der mechanischen Anordnung ist eine
● Das Os sphenoidale bewegt sich um eine trans-
Prüfung des Kiefergelenks bei allen Läsionen der

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versale Drehachse.
SSB sinnvoll.
● Der kaudale Teil bewegt sich in der Flexion nach
dorsal.
● Der kraniale Teil geht nach ventral. Läsionen
● Die Keilbeinflügel dehnen sich in der Flexion Muskuläre Dysbalancen der Kaumuskeln führen
nach lateral und bewegen dadurch direkt das Os nicht nur zur Kompression des Kiefergelenks, sie
temporale. Die Bewegung der Keilbeinflügel übt behindern auch die Bewegung des Os sphenoidale.
außerdem eine große Wirkung auf das Os fron- Da Os sphenoidale und Os occipitale über die
tale und die Siebbeinzellen aus (▶ Abb. 10.9). SSB verbunden sind, wirken sich Läsionen des Os
sphenoidale auch auf das Os occipitale aus. Die
Knöcherne Verbindungen Symptome können vielfältig sein. So können z. B.
● Os occipitale Headshaking, Probleme bei der Bewegung des Hal-
● Ossa temporalia ses und am Zügel sowie Rückenprobleme auftre-
● Ossa parietalia ten.
● Ossa zygomatica
● Os frontale
● Os ethmoidale
Os temporale (Schläfenbein)
● Ossa palatina Das Os temporale besteht aus:
● Vomer ● Squama temporalis (Schläfenbeinschuppe)

● Proc. zygomaticus

● Proc. mastoideus (Warzenteilfortsatz)

● Proc. styloideus
1 ● Pars tympanica (Paukenteil)

● Pars petrosa (Felsenteil)

Der Proc. styloideus ist besonders zu erwähnen. Er


4
dient als Ansatz für den M. styloideus, der vom Os
2 temporale zum Os hyoideum zieht, und den M.
stylopharyngeus, der vom Os temporale zum Ra-
3
5 chen zieht.

Bewegung
● Die Squama temporalis bewegt sich in der Flexi-
▶ Abb. 10.9 Os sphenoidale. Der Korpus des Os sphenoi-
on exzentrisch um eine schräge, vom Ohr zur
dale macht eine Flexion-Extension. Die Flügel gehen in die
Außenrotation. SSB verlaufenden Achse. Diese diagonale Achse
1 Ala ossis praesphenoidalis 2 Ala ossis basisphenoidalis bewirkt eine kiemenartige Öffnung in der Flexi-
3 Korpus des hinteren Teils des Os sphenoidale 4 Korpus onsphase, das heißt der kaudale Teil der Schup-
des vorderen Teils des Os sphenoidale 5 Proc. pterygoideus pe „öffnet“ sich nach lateral, der Proc. zygomati-
cus geht nach innen.
10.3 Der Schädel des Pferdes
137

us capitis, der beim Pferd besonders stark aus-


medial geprägt ist. Am Proc. stylohyoideus setzen M. sty-
1 lohyoideus und M. styloglossus an. Sie stellen die
2 Verbindung zum Os hyoideum her.
Studien am menschlichen Schädel lassen ver-

Kraniosakrale Osteopathie
muten, dass der Proc. styloideus und der M. stylo-
3 hyoideus mit einem Kanal versehen sind, der als
4
Drainage für den Innenohrbereich dienen könnte.
lateral
Ein hypertoner Muskel könnte somit zum Lymph-
stau im Innenohr und/oder Gleichgewichtsproble-

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men führen.
▶ Abb. 10.10 Os temporale.
1 Korpus 2 Squama temporalis 3 Proc. mastoideus 4 Pars a Anatomischer Zusammenhang
tympanica Durch seine vielen Verbindungen ist das Os tempora-
le sehr empfänglich für muskuläre Verspannungen im
Hals- und Nackenbereich.
● Gleichzeitig findet eine kippende Bewegung
nach vorne statt. Der Proc. zygomaticus kippt
nach ventral, der Proc. mastoideus nach oben Läsionen
(dorsal, ▶ Abb. 10.10). Bei Blockierung des Os temporale kann es zu rezi-
divierenden Ohren- und Gleichgewichtsproble-
Knöcherne Verbindungen men kommen. Ein Hypertonus des M. sternoce-
● Os hyoideum phalicus kann die Bewegung des Os temporale be-
● Os parietale hindern, ein hypertoner M. temporalis kann so-
● Os frontale wohl zur Verkeilung der Sutura squamosa
● Os occipitale (Schuppennaht) als auch zur Kompression der SSB
● Os zygomaticum führen. Ein einseitiger Hypertonus kann eine Tor-
sion und/oder eine Seitneigungsläsion verursa-
Muskuläre Verbindungen chen. Die mangelnde Zusammenarbeit zwischen
● M. temporalis Spanner und Heber des Gaumensegels kann Atem-
● M. masseter (Kaumuskel) geräusche wie z. B. Kehlkopfpfeifen unterhalten.
● M. brachiocephalicus. Die Ursprungssehne ent- Symptome können Zahnfehlstellungen sowie
springt am Proc. mastoideus und steht mit den Kauprobleme und Kiefergelenksprobleme sein.
Sehnen des M. splenius capitis und M. longissi- Wenn der Proc. styloideus durch hypertone Mus-
mus capitis in Verbindung. Der Ansatz befindet keln betroffen ist, kann es zum Lymph- oder Li-
sich am Schultergelenk. quorstau im Kopfbereich kommen. Das kann sich
● M. splenius capitis. Er setzt teils an der Crista als Kopfschmerzen, Ohrenprobleme oder Gleich-
nuchae des Os occipitale und am Proc. mastoi- gewichtsstörungen äußern. Bei länger bestehen-
deus des Os temporale an und zieht zu den dem Lymphstau können Allergien und Infekte der
Querfortsätzen des 3., 4. und 5. Halswirbels. Nebenhöhlen die Folge sein.
● M. tensor veli palatini (Spanner des Gaumense-
gels)
Os parietale (Scheitelbein)
● M. levator palatini (Heber des Gaumensegels)
● Ohrmuskeln Das Os parietale ist paarig angelegt und bildet zwi-
● M. styloglossus und stylopharyngeus schen Os occipitale und Os frontale das Dach des
Schädels. Zwischen den kaudalen Anteilen liegt
Wichtige Muskeln sind mit dem Os temporale di- das Os interparietale, rostral vereinigen sich beide
rekt verbunden. Am Os temporale direkt setzt der Teile zur Sutura sagittalis (Pfeilnaht). An der Sutu-
M. temporalis und am Os zygomaticum der M. ra squamosa liegt das Os temporale wie eine
masseter an. Am Warzenfortsatz ist der M. spleni- Schuppe über dem Os parietale.
10 – Anatomische Grundlagen
138
Bewegung Bei Headshaking sollte an ein blockiertes Os
● Die physiologische Bewegung des Os parietale
frontale gedacht werden. Ebenso bei Problemen
ist die Innen- und Außenrotation.
mit der Beizäumung.
● In der Flexion senkt sich das Schädeldach.
● Die Seiten gehen leicht nach außen
(▶ Abb. 10.11). Os frontale (Stirnbein)
Das Os frontale spielt im kranialen System des
Knöcherne Verbindungen Pferdes eine wichtige Rolle. Seine Bewegungen
● Os interparietale. Es ist ursprünglich paarig an- werden direkt auf die großen Keilbeinflügel und
gelegt und liegt zwischen den Scheitelbeinen damit auf die SSB übertragen und können bei
und rostral vor dem Os occipitale. An seiner In-

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einer Blockierung zu einer totalen Kompression
nenseite bildet es als Proc. tentoricus das knö- der SSB führen. Es ist außerdem wichtig wegen
cherne Tentorium cerebelli (Kleinhirnzelt). des Ansatzes der Falx cerebri (Hirnsichel) an seiner
● Os occipitale Innenseite: Die intrakraniellen Membranen stehen
● Os sphenoidale in direkter Verbindung zur Dura mater spinalis.
● Os frontale Auswirkungen eines blockierten Os frontale kön-
● Os temporale nen somit die gesamte Wirbelsäule betreffen.
Es besteht entwicklungsgeschichtlich aus 2 Hälf-
Muskuläre Verbindungen
ten, die aber verknöchert sind. Jede Hälfte hat eine
● M. temporalis
geringe Beweglichkeit um eine vertikale Achse.
● M. parotidoauricularis (Niederzieher der
Ohrmuschel) Bewegung
● M. parietoauricularis (Schläfenbein- ● In der Flexion senkt sich das Stirnbeindach und
Ohrmuschel-Muskel) die Seiten gehen nach außen.
● M. scutuloauricularis ● Gleichzeitig entsteht ein Zug an der Crista galli
nach hinten (▶ Abb. 10.12).
Läsionen
Wenn das Os parietale in seiner Flexion einge- Knöcherne Verbindungen
schränkt ist, hat dies direkte Auswirkung auf das ● Os sphenoidale
Os temporale. In diesem Fall muss erst das Os pa- ● Os ethmoidale
rietale gelockert werden. Ebenso wie das Os fron- ● Os parietale
tale wird auch das Os parietale durch membranöse ● Os zygomaticum
Restriktionen beeinflusst und kann bei Draina- ● Os nasale
gestörungen beteiligt sein. ● Os lacrimale
● Oberkiefer

▶ Abb. 10.11 Os parietale. ▶ Abb. 10.12 Os frontale.


1 Os parietale 2 Os temporale
10.3 Der Schädel des Pferdes
139
Muskuläre Verbindungen
● M. temporalis 2
● M. interscutularis (Zwischenschildchenmuskel)
● M. frontoscutularis (Stirnbein-Schildchen-Mus-
kel) setzt mit einem Teil am Os frontale und mit 1
einem Teil am Os zygomaticum an und zieht

Kraniosakrale Osteopathie
3
zum Schildchen.

Läsionen
Ein blockiertes Os frontale ist durch seine direkte
Verbindung zum Os ethmoidale und dem Sinus

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frontalis bei Herden in diesen Höhlen beteiligt.
Eine Deblockierung des Os frontale kann dazu füh-
ren, dass die nervale Versorgung verbessert wird
und gestautes Sekret aus der Stirnhöhle abfließt.
Wenn das Os frontale in seiner Außenrotation
eingeschränkt ist, wird zusätzlich der große Keil-
beinflügel und dadurch die Beweglichkeit der SSB
4
blockiert. Die Folge kann eine totale Kompression
sein.
Restriktionen der intrakranialen Membranen,
aber auch fasziale Spannungen außerhalb des
Schädels können durch Blockierung des Sinus sa-
gittalis die Drainage des Kopfes behindern. Es ▶ Abb. 10.13 Os nasale.
kommt zum venösen Stau. 1 Os nasale 2 Os lacrimale 3 Maxilla 4 Os incisivum
Symptome sind Stauungszustände wie Kopf-
schmerzen, Ödeme, Gleichgewichtsstörungen und
rezidivierende Nebenhöhleninfekte. Muskuläre Verbindungen
● M. nasi lateralis
Os nasale (Nasenbein)
Läsionen
Das Os nasale besteht wie das Os frontale aus 2 Eine Läsion des Os nasale hat meist eine traumati-
Knochen. sche Ursache (Sturz, Schlag, gewaltsames Zerren
am Halfter). Meist ist die Sutura internasalis blo-
Bewegung ckiert. Aber auch jede Verbindung zu den angren-
● Als Knochen der Peripherie macht das Os nasale zenden Knochen kann verkeilt sein und muss
eine Innen- und Außenrotation, wobei, wie durch Suturen-Techniken (S. 165) gelöst werden.
beim Os frontale, beide Teile eine Außenrotation Bei rezidivierenden Nasennebenhöhleninfekten
um eine vertikale Achse vollziehen. muss an das Os nasale gedacht werden.
● Gleichzeitig macht der gesamte Knochen eine
kippende Flexions-Extensions-Bewegung
Maxilla und Os incisivum
(▶ Abb. 10.13).
(Oberkiefer und Zwischenkieferbein)
Knöcherne Verbindungen Der Oberkiefer bildet den größten Teil des Ge-
● Os frontale sichts, des Gaumendachs und der Nasen- und
● Os lacrimale Maulhöhlenwand. Er besteht aus 2 Knochen, die
● Os ethmoidale durch die Sutura palatina mediana getrennt sind.
● Oberkiefer Er wird in den an der Außenseite gelegenen Kor-
pus und die nach ventral ragenden Proc. alveolaris
10 – Anatomische Grundlagen
140

eingeteilt. Vom Proc. alveoaris geht als horizontal Os lacrimale (Tränenbein)


liegende Platte der Proc. palatinus aus. Das Os lacrimale bildet mit Os frontale, Os nasale,
Das Os incisivum (beim Menschen das mit dem Os zygomaticum, Os temporale und Os parietale
Gaumen verwachsene Os intermaxillare genannt), die Augenhöhle. Es werden eine Außen- oder An-
bildet die Spitze des Gesichtsschädels. Es wird in gesichtsfläche und eine Augenhöhlenfläche unter-
den Korpus mit den Schneidezähnen, den Proc. schieden. Die Angesichtsfläche trägt den Proc. la-
nasalis und den Proc. palatinus unterteilt. crimalis rostralis, der Canalis nasolacrimalis (Trä-
nennasengang) befindet sich in der Augenhöhlen-
Bewegung fläche.
● Der Oberkiefer dehnt sich in der Flexion, wobei

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sich die dorsalen Teile zusammen mit dem Os Bewegung
zygomaticum nach lateral bewegen. ● Das Os lacrimale macht eine Rotationsbewegung
● Der Zahnbogen weitet sich. um die eigene vertikale Achse. Die Bewegung
● Das Os incisivum weitet sich, wobei es eine Ro- wird vom Os sphenoidale beeinflusst.
tationsbewegung um eine eigene Achse macht. ● Es rotiert leicht nach außen.
Es folgt der Bewegung von Oberkiefer und Os ● In der Flexionsphase weitet sich der Canalis na-
nasale. solacrimalis.
● Die dorsalen Teile machen durch die Abflachung
der lateralen Teile eine Außenrotation. Beide Knöcherne Verbindungen
Hälften machen eine Rotationsbewegung nach ● Os frontale
innen. ● Os sphenoidale
● Os zygomaticum
Knöcherne Verbindungen
● Unterkiefer Muskuläre Verbindungen
● Os nasale ● M. levator labii superioris (entspringt an der
● Os zygomaticum Verbindungsstelle von Oberkiefer, Os lacrimale
● Os lacrimale und Os zygomaticum)
● Os palatinum ● M. levator nasolabialis (Nasen-Lippen-Heber)

Muskuläre Verbindungen Läsionen


● M. buccinator mit Pars buccalis, von dem ein Teil Es können Symptome auftreten wie z. B. tränende,
in den M. orbicularis oris (Ringmuskel des Mun- eitrige Augen und eine verstopfte Nase.
des) übergeht, und dem Pars molaris, der größ-
tenteils vom M. masseter bedeckt ist. Os zygomaticum (Jochbein)
● M. masseter
● M. pterygoideus medialis (innerer Kaumuskel) Das Os zygomaticum besteht aus einem Korpus,
● M. caninus (Eckzahnmuskel) aus dem kaudal der Proc. temporalis (Schläfenfort-
satz) hervorgeht. Der Proc. zygomaticus (Jochfort-
Läsionen satz) des Os temporale bildet mit dem Jochfortsatz
Vor allem eine Läsion des Os zygomaticum und des Os frontale den Augenhöhlenrand. Das Os zy-
des Os nasale wirken sich auf die Beweglichkeit gomaticum bildet also einen Teil der Augenhöhle.
des Oberkiefers aus. Meist sind es Kompressionen Der gesamte Jochbogen ist der Ursprung des M.
der Suturen durch Traumata, die hier besonders masseter und steht damit in direkter Verbindung
erwähnenswert sind. zu den Halsmuskeln und zum Os hyoideum.
Kieferhöhlenprobleme können mit einem blo-
ckierten Oberkiefer zusammenhängen. Bewegung
● Es reagiert auf die Lateralbewegung des großen
Keilbeinflügels und macht dadurch eine Drehbe-
wegung um eine halbschräge Achse, ähnlich wie
das Os temporale.
10.3 Der Schädel des Pferdes
141

sein. Kiefergelenksprobleme, Kau- und Schluckstö-


rungen können unter anderem mit einer Blockie-
rung des Os zygomaticum im Zusammenhang ste-
hen. Ursachen sind oft zu enge Halfter.

Kraniosakrale Osteopathie
Vomer (Pflugscharbein)
Das Vomer ist ein unpaariger Knochen, der die
Choanen (Nasenmuscheln) durchzieht und in die
Nasenhöhle hineinragt.

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Bewegung
● Es macht in der Flexionsphase, angetrieben vom
▶ Abb. 10.14 Os zygomaticum.
rostralen Teil des Os sphenoidale, eine nach
oben kippende Bewegung.
● Es überträgt die Bewegung auf den Oberkiefer ● Der kaudale Teil kippt nach ventral, der rostrale
(▶ Abb. 10.14). Teil nach dorsal (▶ Abb. 10.15).

Knöcherne Verbindungen Os palatinum (Gaumenbein)


● Os temporale
● Os sphenoidale Das Os palatinum ist zwischen Oberkiefer und Os
● Os lacrimale sphenoidale eingefügt und ist somit deren Binde-
● Oberkiefer glied. Es besteht aus der Lamina horizontalis (Ho-
rizontalplatte), die einen Teil des harten Gaumens
Muskuläre Verbindungen bildet, und einer sagittal stehenden Lamina per-
● M. zygomaticus (Jochmuskel). Er steht in direk- pendicularis (Perpendikularplatte), die einen Teil
ter Verbindung zum M. orbicularis oris. des Nasenrachenraums bildet. Das Os palatinum
● M. zygomaticoauricularis (Jochbein-Ohr- verfügt über eine gute Verformbarkeit.
muschelmuskel)
● M. zygomaticobuccalis Bewegung
● M. masseter. Dieser entspringt am Unterkiefer ● Während der Flexion macht es eine Drehung
und setzt am Os zygomaticum an. Bei beidseiti- um eine transversale Achse, die durch die Bewe-
ger Kontraktion presst er den Unterkiefer gegen gung des Corpus ossis presphenoidalis angetrie-
den Oberkiefer und verursacht Kiefergelenks- ben wird.
blockierungen. ● Dabei bewegt sich der kaudale Teil nach ventral,
der kraniale Teil nach dorsal.
Läsionen ● Gleichzeitig findet eine Außenrotation der late-
Eine blockierte Jochbein-Tränenbein-Naht kann ral gelegenen horizontalen Platten statt
für chronischen Augenausfluss verantwortlich (▶ Abb. 10.15).

▶ Abb. 10.15 Bewegung von Vomer,


Os palatinum und Os pterygoideum.
1 dorsale Choane 2 ventrale Choane
1 6 3 Vomer 4 Os palatinum 5 Os pterygo-
ideum 6 Os ethmoidale 7 Maxilla
2
7
3 4
5
10 – Anatomische Grundlagen
142
Knöcherne Verbindungen ● Die dorsale und die ventrale Nasenmuschel ma-
● Os sphenoidale
chen die Extensions- und Flexionsbewegung ge-
● Os ethmoidale
meinsam mit Os ethmoidale und Vomer.
● Os conchae nasalis ventralis (ventrales Nasen- ● Dorsal trennt die Siebplatte mit der Crista galli
muschelbein)
die Nasenhöhle von der Schädelhöhle. Sie ist
● Oberkiefer
zwischen die Keilbeinflügel eingefügt.
● Vomer
Knöcherne Verbindungen
Muskuläre Verbindungen ● Os sphenoidale
● M. tensor veli palatini ● Os frontale
● M. levator veli palatini

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● Os palatinale
● M. pterygoideus medialis ● Os nasale
● Os lacrimale
Läsionen
● Vomer
Das Os palatinum ist beteiligt bei Infekten der Na-
sennebenhöhlen und der Kieferhöhlen. Kontra-
hierte Mm. pterygoidei können zu Problemen der Mandibula (Unterkiefer)
Eustachischen Röhre führen. Korrekturen sind nur Der Unterkiefer besteht aus dem Corpus mandibu-
energetisch z. B. über die V-Spread-Technik (S. 36) lae mit Pars incisiva (rostrale Schneidezahnantei-
möglich. le) und Pars molaris (kaudaler Backenzahnteil) so-
! Alle Muskeln des Os palatinum sind nur intra- wie den Rami mandibulae (aufsteigende Unterkie-
oral palpabel und auch nicht direkt beein- feräste). Die beiden Äste bestehen aus dem Proc.
flussbar. Eine Korrektur ist beim Pferd nicht coronoideus und dem Proc. condylaris, die mit
möglich, da die Muskeln nur in der Mundhöh- dem Tuberculum articulare, der Fossa mandibula-
le zu erreichen sind. ris und dem Proc. retroarticularis das Kiefergelenk
bilden (▶ Abb. 10.16).

Os pterygoideum (Flügelbein)
Proc. Proc.
Das Os pterygoideum ist eine geschwungene Kno- coronoideus condylaris
chenplatte, die sich an der rachenseitigen Fläche
von Os sphenoidale und Vomer sowie sagittal an
der Perpendikularplatte des Os palatinum anfügt.
Nach ventral ragt der Hamulus pterygoideus (Häk-
chen am Os pterygoideum, das als Umlenkrolle für
Ramus
den Gaumensegelspannmuskel dient) weit hervor
mandibulae
(▶ Abb. 10.15).

Os ethmoidale (Siebbein)
Das Os ethmoidale liegt in der Tiefe des Schädels,
in Höhe der Augenhöhlen. Es grenzt die Nasen-
höhle gegen die Schädelhöhle ab.

Bewegung
Corpus
● Bewegung um eine horizontale Achse (Mitte der
mandibulae
medianen Platte). Der kaudale Teil bewegt sich
nach ventrokaudal, der kraniale Teil nach dorso-
kranial.

▶ Abb. 10.16 Mandibula.


10.3 Der Schädel des Pferdes
143
Bewegung Läsionen
● Die Mandibula macht in der Flexion eine Au- Der M. masseter entspringt am Os temporalis,
ßenrotation, wobei die Front, wie das Os fronta- setzt am Proc. coronoideus des Unterkiefers an
le, nach innen geht. und ist bei Kiefergelenksproblemen beteiligt. Hy-
● Die Seitenteile dehnen sich nach lateral. pertone Mm. masseter können zur Kompression
des Kiefergelenks führen.

Kraniosakrale Osteopathie
Knöcherne Verbindungen Hypertone infra- und suprahyoidale Muskeln
● Oberkiefer wirken nicht nur auf das Os hyoideum, sondern in
● Os temporalis gleichem Maße auf das Kiefergelenk. Kau- und
● Os sphenoidalis über den Proc. pterygoideus, Schluckstörungen und Biss-Anomalien wie Über-
dem Ansatz des M. pterygoideus

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oder Unterbiss können damit in Zusammenhang
stehen.
Muskuläre Verbindungen Hypertone Mm. sternomandibularis können, ge-
● M. pterygoideus lateralis mit 2 Bäuchen meinsam mit den anderen Halsmuskeln, eine Hy-
● M. pterygoideus medialis perlordose der Halswirbelsäule verursachen und
● M. temporalis gleichzeitig zur Behinderung der Kaubewegung
● M. masseter führen. Beim Os temporale wirkt sich dies als Ex-
● M. buccinator (Backenmuskel, Verbindung zwi- tensionsläsion aus.
schen den Alveolarfortsätzen von Ober- und Un-
terkiefer, er liegt unter dem M. masseter)
● M. occipitomandibularis (Hinterhaupt-Unterkie-
Os hyoideum (Zungenbein)
fer-Muskel, Teil des M. digastricus) Das Os hyoideum besteht aus mehreren miteinan-
● M. digastricus der verbundenen, stabförmigen Elementen
● M. sternomandibularis (▶ Abb. 10.17a). Diese sind:
● supra- und infrahyoidale Muskeln ● Stylohyoideum (mittlerer Zungenbeinast)

● Ceratohyoideum (paariges Zungenhorn)

3
5
4
a b

▶ Abb. 10.17 Os hyoideum.


a 1 Stylohyoideum 2 Ceratohyoideum 3 Korpus 4 Proc. lingualis 5 Thyrohyoideum (Nickel, Schummer, Seiferle. Lehrbuch
der Anatomie der Haustiere. Bd. 1, 8. Aufl. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart; 2004)
b Lage.
10 – Anatomische Grundlagen
144

● Korpus zu Gleichgewichtsstörungen kommen kann. Ata-


● Proc. lingualis xieähnliche Störungen können die Folge sein.
● Thyrohyoideum (Kehlkopfhorn) Auch Kehlkopferkrankungen stehen, osteo-
pathisch gesehen, mit dem Os hyoideum und der
Es liegt, nur durch Muskeln gehalten, zwischen Zungenbeinmuskulatur im Zusammenhang. Bei
den Unterkieferästen (▶ Abb. 10.17b). Das Os hyoi- einer hypertonen Zungenbeinmuskulatur kann
deum ist beim Kau- und Schluckakt beteiligt. Kehlkopfpfeifen auftreten.
Beim Koppen sind die paarigen Zungenbein-
Bewegung muskeln und die Brustbein-Unterkiefer-Muskeln
● In der Flexionsphase gehen die hinteren Hörner kontrahiert. Weitere Auswirkungen sind Schluck-

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nach lateral und heben sich. störungen und Reizhusten. Das Pferd bildet beim
● Es macht die Bewegung des Os temporale mit. Fressen kleine „Würstchen“ (Futterknäuel, die am
Das heißt, wenn der kaudale Teil des Os tempo- oberen Ende der Maulspalte herausfallen). Diffe-
rale nach ventral geht, wird das Os hyoideum renzialdiagnostisch sollten aber hier auch die Zäh-
mit dorthin gezogen. ne untersucht werden.
Pferde, die unsicher am Sprung sind, oder Ga-
Knöcherne Verbindungen lopper, die nicht schnell genug aus der Start-
Das Os hyoideum ist rein muskulär, also ohne di- maschine kommen, haben nicht selten ein Prob-
rekte knöcherne Verbindung, rostral mit dem Zun- lem mit dem Os hyoideum.
gengrund, kaudal mit dem Kehlkopf und nach
oben indirekt mit dem Os temporale verbunden.
10.3.4 Membranen
Muskuläre Verbindungen
Die wichtigste Rolle im kraniosakralen System
● M. sternohyoideus (Verbindung zwischen Os
spielen die intra- und extrakraniellen Membranen.
hyoideum und dem Sternum)
Abnorme Spannungen im Duralmembransystem
● M. ceratohyoideus (kleiner Zungenbeinast-Zun-
sind eine der häufigsten Ursachen für Funktions-
genmuskel)
störungen in diesem System. Zugkräfte der an den
● M. thyrohyoideus (Schildknorpel-Zungenbein-
Schädelknochen ansetzenden Muskeln können da-
muskel)
zu führen, dass die Bewegung durch die am Schä-
● M. stylohyoideus (großer Zungenbeinast-Zun-
delinneren anliegenden oder an Schädelknochen
genmuskel)
ansetzenden Membranen ganz oder teilweise ein-
● M. geniohyoideus (Kinn-Zungenbein-Muskel)
geschränkt wird.
● M. sternothyroideus (Brustbein-Schildknorpel-
Muskel) a Anatomischer Zusammenhang
● M. mylohyoideus (Kehlgangsmuskel) Wie eine Welle wird der Kraniosakralrhythmus bis
● M. occipitohyoideus (Hinterhauptsbein-Zungen- zum Ende der Wirbelsäule übertragen und über Fas-
bein-Muskel). Alle Läsionen der Schädelkno- zien und Bindegewebe auf den ganzen Körper weiter-
chen, bei denen das Os occipitale beteiligt ist, gegeben.
wirken sich durch diesen Muskel auf die Stel-
lung des Os hyoideum aus.
Bewegung
Läsionen
Bei der Flexion macht das Membransystem folgen-
Einseitig kontrahierte Muskeln des Kehlkopfes und
de Bewegungen:
der Zungenbeinmuskeln führen zur Rotation, Late-
● Das Os occipitale macht eine Kippbewegung.
ralflexion oder zur lateralen Verschiebung des Os
● Die Falx cerebri senkt sich und bewirkt dadurch
hyoideum. Es wird vermutet, dass durch ein schief
die Außenrotation des Os parietale und Os fron-
gestelltes Os hyoideum falsche Lageinformationen
tale. Ihr anterior-posteriorer Durchmesser ver-
an das Gehirn gemeldet werden und es dadurch
kürzt sich, da an der Anheftungsstelle an der
Crista frontalis ein Zug nach dorsokaudal und
10.4 Fließen des Liquors
145

durch die Kippbewegung des Os occipitale ein den beiden kleinen Keilbeinflügeln, am Felsenbein
Zug nach ventral entsteht. (Pars petrosa ossis temporalis) und am Foramen
● Das Tentorium cerebelli senkt sich, seine latera- magnum.
len Teile gehen nach außen und bewirken so Die Verbindung zwischen Schädel und Sakrum
ebenfalls die Außenrotation des Schädels. ist die spinale Dura mater. Sie liegt im Wirbel-

Kraniosakrale Osteopathie
● Sternum, Zwerchfell und Becken senken sich. kanal. Sie ist die Verlängerung der intrakranialen
● Das Os occipitale macht eine Kippbewegung. Dura und ist nur am Foramen magnum, dorsal am
Dadurch wird ein Zug auf die am Foramen mag- 2. und 3. Halswirbel und ventral in Höhe des 2.
num befestigte Dura mater spinalis ausgeübt. Lendenwirbels befestigt.
Die Dura mater bewegt sich in der Flexion nach Der Liquor cerebrospinalis ist maßgeblich an der

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kranial. Bewegung und Kontrolle des primären Atem-
rhythmus beteiligt und steht unter dauerndem
a Anatomischer Zusammenhang
Druck und dauernder Aktivität. Er ist das Zentrum
Die wichtigste Rolle im kraniosakralen System spielen
für jede Bewegung im Körper.
die Membranen. Abnorme Spannungen und Zugkräf-
te im ganzen Körper wirken sich auf die Membranen
und damit auf den Kraniosakralrhythmus aus. 10.4
Fließen des Liquors
10.3.5 Liquor Die kraniosakrale Osteopathie geht von einer
Das Nervensystem ist von einer klaren, farblosen rhythmischen, fluktuierenden, physiologischen
und eiweißhaltigen Flüssigkeit, dem Liquor cere- Bewegung des Liquor cerebrospinalis aus. Diese
brospinalis, umgeben. Diese Flüssigkeit nimmt freie Fluktuation ist nur möglich, wenn die Menin-
nicht nur die Abfallstoffe des Nervenstoffwechsels gen (Hirnhäute), die 22 Schädelknochen und das
auf, sondern ist auch verantwortlich für die Ernäh- Sakrum beweglich bleiben.
rung des gesamten zentralen Nervensystems. Die Der Liquor cerebrospinalis wird im Plexus cho-
Zusammensetzung des Liquor cerebrospinalis roideus, einem Adergeflecht der Hirnventrikel, ge-
hängt von der Blutzusammensetzung ab. Der Li- bildet. Da die Bildung schneller geschieht als der
quor wird in den Plexus choroideus (Adergeflech- Abfluss, entsteht ein hydrostatischer Druck, der zu
te) der 4 Hirnkammern gebildet und fließt durch einer fast unmerklichen rhythmischen Dehnung
Foramen von einem Ventrikel in das darauf folgen- der Schädelnähte führt. Die Bewegung setzt sich
de, füllt die Hohlräume des Gehirns aus und ver- über den Duraschlauch und damit auf die Wirbel-
lässt den Schädel im Duraschlauch. Der Dura- säule, das Sakrum, das Becken und entlang von
schlauch ist die Fortsetzung der Dura mater cra- Nervenbahnen schließlich auf den gesamten Kör-
nialis und wird in der Wirbelsäule zur Dura mater per fort.
spinalis. Strukturelle und funktionelle Veränderungen in
Die Anheftung der intrakranialen Dura ist am einem der Körpersysteme können das Kranio-
Schädeldach relativ schwach, an den Suturen je- sakralsystem beeinflussen. Störungen innerhalb
doch stark ausgeprägt. Die stärkste Verbindung des Kraniosakralsystems haben Auswirkungen auf
finden wir an der Schädelbasis an der Christa galli, andere Körpersysteme.

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