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Bolter 2012

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Schreiben als Kulturtechnik

Grundlagentexte
Herausgegeben
von Sandro Zanetti

. '

1 .

Suhrkamp
'. ;-i , ,,-n v, .. --
: j 1!
jay D. Bolter wir einen Widerhall, werden wir entdecken, inwieweit diese neue
·I
1,
Das Internet in der Geschichte Art des Schreibens ältere Formen weiterführt. Solche Resonan-
zen. können uns zu verstehen helfen, inwiefern das elektronische
1,
der Technologien des Schreibens
Schreiben radikal mit der Vergangenheit bricht - und inwiefern es
sie konsequent fortsetzt.
Historisch hat sich jede Ökonomie des Schreibens in Zusam-
. •ne Technologie der symbolischen Repräsenta- menhang mit bestimmten Genres und Stilen definiert. Die Papy-
Der COmputer 1st e1 . 'T' h 1 •
d K munikation, kurz - eme 1ec no og1e des Schrei-
. n undd er om rusrolle war mit der antiken Rhetorik und Historiographie verbun-
no htziger Jahren machte der Personal C omputer (PC) den; der Kodex mit der mittelalterlichen Enzyklopädie, marginalen
bens. In en ac hl A .
. --r hnologie einer großen Za von utoren wie Lesern in Anmerkungen, Glossarien und illustrierten religiösen Texten; die
diese 1ec amerika un d Japan verfü• gbar. H eute erorrnet „a: das In-
Europa, Nord . . b c . d Drucktechnik schließlich mit der Novelle und der Zeitung. Diese
ternet neue Formen der Pubhkat10n: es errelt as elektronische Genres und Stile drücken unterschiedliche kulturelle Einstellun-
1 Schreiben aus dem individuellen Computer und verbreitet es über gen bezüglich der Organisation von menschlichem Wissen und
1 ein die gesamte entwickelte Welt umspannendes Netzwerk aus Ma- Erfahrung aus. Technologien des Schreibens waren durchgängig
1
schinen. Das World Wide Web im Internet ist ein methodisches bedeutsam für die abendländischen Ideen des Wissens und der
Verfahren, welches das elektronische Schreiben schließlich in die Subjektivität.
Lage versetzt, sich von Schreibweisen gedruckte Publikationen
deutlich zu unterscheiden. Eine neue Okonomie des Schreibens,
ein neues Zusammenspiel von technischen Geräten und den Wei- Technologische Bedingungen und elektronisches Schreiben
sen, mit ihnen umzugehen, beginnt sich auszubreiten.
Betrachten wir den Computer und das Internet als eine neue Die kulturellen Implikationen des elektronischen Schreibens
Technologie des Schreibens, so können wir' sie in einen historischen hervorzuheben, fordert den Vorwurf des technologischen Deter-
Kontext einordnen. In der älteren und neueren Geschichte Europas minismus heraus. Sollen wir behaupten, daß Technologien einen
zählten zu diesen Technologien die . Papyrusrolle der Antike, der kulturellen Wandel bestimmen - zum Beispiel, daß unsere Kultur
Kodex der Spätantike und des Mittelalters und das gedruckte Buch sich durch die Computer, mit denen wir schreiben, verändert hat?
von der Renaissance bis heute. In jedem Zeitalter waren um diese In zeitgenössischen historischen und kulturellen Untersuchungen
Grundtechno!ogien · eme · Anzahl· untergeordneter oder unterstut· „ s~ellt eine solche Behauptung ein Anathema dar. Gleichwohl ist es
zender
. RahTechnologien · gruppiert,· deren Beziehung zueman • der sic ·h schwer, dem Vorwurf gänzlich zu entgehen. In diesem Essay scheint
im „ d men der weiteren · Ökonomie des Schreibens permanent die Position des Determinismus notwendigerweise durch, weil wir
veran erte Zu d' d' das Thema der elektronischen Kommunikation in einen breiteren
w-, h ·d . iesen untergeordneten Technologien gehörten ie
ac s- un die St . afi 1. dl' h kulturellen Kontext stellen. Diese rhetorische Verschiebung unter-
Version d b eint e m der antiken Welt, unterschie 1c s~e
bens imeneuroes ...e enso
h vergang „ 1·1chen wie monumentalen Schre1· stellt, daß die elektronische Kommunikation in gewisser Weise die
1 afi en M·1ttelalter und alles vom Manusknpt · u.. ber
d1e. ersten Hpa1sc Ursache darstellt - und der kulturelle Wandel ihre Wirkung. Und
1 diese Rhetorik von einander bedingender Ursache und Wirkung
f
räten währen~~ e/rucke zu Schreibmaschinen und Diktierg~-
verschiedenen Eer rhunderte des Buchdrucks. Dabei sind die
VerfahrensweiseJ~cd en - ~ehr als schlicht durch Material- u~d
ist schlicht zu nützlich, als daß sie übergangen werden sollte. Der
vorliegende Aufsatz argumentiert daher so, als ob die Druckerpres-
se die Entwicklung der Novelle ermöglicht hätte und als ob die
pkar~tiken gekennze· uhrch eme ganze Reihe von Lese- und Schre1~-
t10 · ic net Wienn wu · die elektronische Komm uni· Internet-Kommunikation geholfen hätte, neue intellektuelle und
n Innerhalb d' .·
ieses histo · h h „ ren soziale Gemeinschaften zu definieren.
318 nsc en Kontextes untersuchen, 0
319
\ - ,_. .... ·-
e ist dabei die nach dem Verhält .
. fassen dere Frag Kul o· n1s a.11 ,
Die um d 1i chnologien zur tur. 1e meisten G . er zu ändern, welche im Computer gespeichert sind. Es ist leichter,
Wissenschaften unchafcleer_ anders selbstverständlich als Ing e'.stes. Hypertexte zu verfassen, in denen der Anwender sich schnell von
·a1 ·ssens . en1eur
einem verlinkten Textabschnitt oder einem digitalisierten Bild zu
und S01.1 wi_ chafcler -würden diese Frage durch Zuhilfi e
·mrw1ssens uk • • b enah
und Na . Ar des sozialen Konstr nv1smus eantwone s·· einem anderen bewegen kann. Dabei üben Hard- und Software
me irgendeiner tdaß die Kultur die Technologie bestimmtn. te auch gewisse Zwänge aus. Die Beständigkeit eines Textes oder die
h n davon aus, . d d' , und Autorität seines Autors zu garantieren ist nicht einfach. Ähnliches
ge e k h Die radikale Version avon, 1e Steve Wool 1
nicht umge e rt.
en lautet, d
aß w·1ssenschaft und Technologar. läßt sich freilich auch gegenüber früheren Technologien behaup-
nd an dere verUet , k g1e ten: jede übte spezifische Zwänge aus und eröffnete bestimmte
u d •ger gan"zlich soziale Konstru te darstellen Für .
mehr O er wem . b • . · sie Möglichkeiten. Das Drucken erleichterte den Vertrieb (nahezu)
. daß d r Erfolg neuer Maschmen (e enso wie neuer wissen- identischer Kopien und begünstigte dadurch den Sinn für die All-
g11t, e d h . . h.
schaftlicher Theorien) nicht urc eme wie auc immer geartete gemeinheit und Beständigkeit geschriebener Texte. Zugleich er-
0
b'ektive Berufung auf die Natur bewertet werden kann. Keine schwerte es der Druck, sich als Autor der eigenen Texte überhaupt
J
Maschine arbeitet objektiv besser als d'IeJemge,
. · d'1e sie· ersetzt. Statt
erst durchzusetzen - zumindest im Vergleich zur Ökonomie des
dessen sind ihre Arbeitsweise und damit ihr Erfolg einzig von ge- handschriftlichen Kodex. Der Möchtegern-Autor mußte zunächst
sellschaftlich gesetzten Kriterien bestimmt. In unserem Fall würde einen bereitwilligen Drucker finden, der die recht substantielle In-
die These der gesellschaftlichen Konstruktion bedeuten, daß die vestition übernahm, den Text zu setzen und die Bögen zu drucken.
Technologien des elektroaischen Schreibens nur aufgetaucht sind, In solchem Maße beeinflussen, wenn nicht bestimmen, Technolo-
um die ihnen inhärentenlQualitäten wie Interaktivität, Flexibilität gien der Repräsentation den kulturellen Ausdruck.
Y. \ und Instabilität auszubilden. Diese Qualitäten sind tatsächlich so- Die Grenzen, welche die Schreibtechnologien ziehen, sind weit.
ziale Konstrukte; und unsere Kultur hat entschieden, welche Qua- , Innerhalb dieser weiten Grenzen sind Kulturen frei, ihre eigenen,
litäten sie dem elektronischen Schreiben zuordnen und wie sie ihre partikularen Konstruktionen zu gestalten. Dies gilt auf entspre-
Implikationen bewerten will. chende Weise auch für den elektronischen Text, dessen Flexibilität
In dieser radikalen Form kann die These der sozialen Konstruk- und Interaktivität unsere Kultur hervorheben oder abschwächen
tion der Technologie nur zu einer Rhetorik der Ausschließung kann. So erlaubt beispielsweise die erste Generation der World
führ~n. Computerwissenschaftler und Programmierer beispielswei- Wid.e Web-Browser ihrem Anwender nicht, die Texte zu ändern,
se konnten einer Rhetorik kaum zustimmen welche ihre Arbeit die er ansteuere. Diese auf die Lekcüremöglichkeit eingeschränk-
als arbiträr erscheinen ließe. Sie müssen davo~ ausgehen, daß die ten Browser könnten der Standard bleiben; sie könnten aber auch
nKoetzwerkspe-zi?sche Hard- und Software bestimmte Formen der durch Programme ersetzt werden, welche einen aktiven Eingriff in
mmumkauon tats" w· h er Texte gestatten. Durch ebendiese Geste kann unsere Kultur sich
Tech 1 . ac ic errektiver gestaltet als vorangegangene dafür entscheiden, die Dekonscruktion der Autorschaft in elektro-
no og1en Allerdi k" • d lbe-
se der s •a1 · Ko ngs onnre eine moderatere Version er nischen Texten weiterzuführen - oder aber fortzufahren, auf den
Argum 1
oz1 en n k . st ß Das
ru tton auf größere Akzeptanz sto en. .
C traditionellen Rechten des Autors zu bestehen. Tatsächlich prak-
l{
ent autete h' da h I g1e
die Kultur ni h her nn so: Obwohl die Computertee no tizieren Teile unserer Kultur derzeit beides zugleich: postmoderne
\_des Schreiben~ dt \ s~lut determiniert, macht sie gewisse Weise~ Schriftsteller und Kulturtheoretiker haben den Angriff auf den
0
ben kann eini ~ e1nfacher als andere. Das elektronische Schrei· Autor zu ihrer gemeinsamen Sache erklärt, während Herausgeber
. ge seiner Eig h ft d' kt von
se'.ner Hard- und So ensc a en mehr oder weniger ire ck und Anwälte des geistigen Eigentums darauf insistieren, daß die
wie auch zum h dsftwh~re ableiten. Im Vergleich zum Buchdru .Autorschaft im Internet den gleichen Schutz verdient wie die im
an c nftl• h . h TeJCte
tc en Manuskript ist es le1c ter, 1 Ein Browser, zu deutsch: Schmökerer, ist ein Computerprogramm, welches zur
Steve Wool
L
I
gar, Science, 'T1 e 'try !de Darstellung der grafischen Oberfläche des World Wide Web benötigt wird.
"' " a, Chichescer 1988.
321
1
. 1Raum für die These der sozialen Kon
Druck- Es gi'bt v1e d elektronischen Teehno1ogie gewiss struk . _1,on
·
des Interne , aft
t ohne er J o· .1 e tntnn .
bzusprechen. a: ie soz1a e Konstruk . s,.
des Vokabulars postmoderner Theorien, der sozialen Konstruktion 1
sehe Eigens
. eh enß adiese Eigenschaften auszuarbenen. . tton 1.
st
bedienen oder desjenigen einer traditionellen Geschichte der Tech-
nologie? Eine der gegenwärtig geläufigen Strategien besteht darin,
schlicht der -~~~ze 'Position (radikaler noch als die starke , , die Rhetorik des Poststrukturalismus zu bemühen: den dezemrier-
. .
Eme ra K truktion) würde behaupten, daß die Orient· 0n ten und unbeständigen Text, den Tod des Autors und die Befreiung
der sozt·aien ons b l . S terun
h d Wirkung selber o so et 1st. olch eine O . . g des Lesers. Wie George Landow3 anmerkt, ist das, was diese Rhe-
an Ursac e un d" Kul d B hd nen11e.
es uc rucks mitsarn 'h torik mit der elektronischen Technologie verbindet, der Begriff des
rung 1.st charakceristisch für ie . tur Ar t1_
. auf konsistenten, 1mearen gumenten. Der Wun h Hypertextes.
rer InsIStenz , , häl" . . d" . sc
rsache-Wirkungs- ver tmssen 1Il 1z1erc eine A
nac h kl aren U . . h d rt zu
denken, die viele poststrukturahsttsc e un postmoderne Theo ..
d ) .. . h rt Hypertextualität und das Internet
tiker (Derrida, Foucault, Lrocar etc. _ganz1IC v_erworfen haben.
Die meisten dieser Theoretiker haben _sich zwar__ mcht_auf den Hy.
Ein signifikantes Merkmal des elektronischen Schreibens im und
pertext als ihr Paradigma be~gen, gleichwohl füge? steh ihre Stra-
aus dem Internet ist seine Hypertextualität: seine Fähigkeit, einzel-
tegien, gedruckte Texte und ihre Kultur zu analysieren, scheinbar
ne Elemente in arbiträren Strukturen miteinander zu verbinden, sie
genau in einen hypertextuellen Rahmen. Der Hypertext scheint
zu verlinken und den Leser leicht von einem zum anderen Element
für lineare Argumentationen nicht geschaffen zu sein. Er erscheint
zu führen. Im Internet wird der Hypertext durch das Verbindungs-
vielmehr als geeignetes Medium, ein Argument als eine Folge von
protokoll des World Wide Web realisiert. Einzelne Hypertexte gab
Bedingungen und möglichen Konsequenzen darzustellen. Die es auch schon vor der Zeit des World Wide Web, obschon sie wenig
Konsequenzen können sich sogar gegenseitig widersprechen. Auf Verwendung fanden. Die meisten Benutzer von PCs wgen einfa-
diese Weise könnte der Hypertext die Annahme nahelegen, daß so- che Textverarbeitungsprogramme vor, welche den Text in linearer
wohl die These der sozialen Konstruktion als auch der technologi- Form darstellten, zumeist als kontinuierliche Zeilenfolge. Und die
sche Determinismus jeweils überzeugende Erzählmuster bereithal- meisten Autoren stellen ihre Dokumente immer noch mit Hilfe
ten. Es kann nicht darum gehen, diese Muster auf irgendeine Weise solcher Textverarbeitungsprogramme her, wenn auch ihre Lektü-
miteinander zu versöhnen, sondern darum, sie in einem Netzwerk re im World Wide Web heute oft hypertextuell wird. Mehr noch:
mögli~her Erklärungen nebeneinander gelten zu lassen . Je mehr die Autoren beginnen, Dokumente für das World Wide
. Wir haben bislang noch keine angemessene und weithin akzep- Web herzustellen, desto mehr wird von ihnen auch erwartet, hy-
n~ne ~etorik des Internet entdeckt; ja, möglicherweise benötigen pertextuelle Strukturen zu bedenken und zu produzieren. Während
~r zwei Rhetoriken. Zunächst gibt es einen Bedarf nach einer prak- einzelne Computerprogramme einer recht schmalen Gruppe von
ttschen Rheto ·k ·
. s· .
n im inne emer Reihe von Konventionen r r
fü' eich Geisteswissenschaftlern und kreativen Autoren die mögliche Be-
ver1mkte World W'd 1 e W,eb -Sttes
. d I net· deutung des Hyper-textes verdeutlicht haben, läßt das World Wide
k0 . . und andere Formen er nter
mmumkauo S0 I h · · rcen Web den Hypertext zu einem zentralen Genre kultureller Kommu-
Wi d . n. c e Konventionen werden die favon st e f
ege es Wissens · d' b dar nikation avancieren. In gewisser Hinsicht ist das Web die Erfüllung
es ein al . in ieser neuen Welt bestimmen. Sodann e_ .
er an yttsche Rh "k . d1sz1- des Versprechens des Hypertextes. Ein isolierter, für sich stehender
plinären Ko n eton , eines Vokabulars sowie eines ka Hypertext ist ein Selbstwiderspruch, weil ein Hypertext immer
ntextes · halb . ·fi nz
des Internet .. ' inner dessen sich die kulturelle Signi -_
er1autern l"ß o· b . ·e swe 1 über sich hinausgreifen möchte und Verbindungen mit anderem
se mit Sicherh . A a t. tesen Bedarf empfinden eispi_ 1 ·n Text herstellen will. Das implizite Telos ist ein einziger, alles umfas-
Essays zu beschreib etc utore d' d h M d1ut11 1
n, te as neue elektronisc e e . des 3 George Landow, Hypertext. The Covergmce of Contemporary Criticai Theory and
Buchdrucks gesch ~nbversuchen, welche für das ältere Med 10 '.11 Technology, Baltimore 1992.
32 2 ne en u n d gesta1tet worden sind. So II en wir 005
323
1
...:......__
,, . ..
.,_ ,
')'
• er Ted Nelson, der in den sechziger Jahrei
der Hypertext, wie „ 1· h h b i die digitalisierten Bilder durch verschiedene Bildbearbeitungspro-
sen H t pt·a"gte 4 ursprung tc vorsc we te.
d B ·ff,, ypertex << , gramme ihrem ursprünglichen Kontext entnommen und verändert
en egn •fi h Qualitäten des Hypertextes sind mittlerweile werden können. Mit anderen Worten: Bilder unterliegen dem glei-
Die spezt sc en eh d d
. R 'h Fachleuten untersu t wor en, zu enen auch chen Prozeß der Dekonstrukcion und Rekonstruktion wie Elemen-
von emer et e v011 . I k . . .. H
I ml't seinem Bemag » ntera t1v1tat- ypertextua-
2:
Mi ke San db one . d . d d b . . . , te des verbalen Textes. Auch in noch einem anderen Sinn kann ein
. .. 'r.
11tat- rsalität« gehört. 5 Entscheiden sm a et die E1gen- computerisiertes Bild hypertextuell werden: Es kann als Quelle oder
iransve d I i" . .. E' H
schaften der Verängerbarkeit und er nter it vttat. m yperrexr Ziel eines Links dienen. Eine Deutschlandkarte im World Wide
· · Sammll.1'112g miteinander verbun ener Elemente; die Ver- Web kann so konfiguriert werden, daß ein Symbol, welches Mün-
ist eme . R 'h „ 1· h L k
bindungen, seine Links, mar~i~ren eme ~1 e mog 1c .er e _türen. chen repräsentiert, auf eine Seite führt, welche die Stadt beschreibt,
Jede dieser Lektüren wird realisiert durch eme Interaktt~n zw1sc~en während ein Symbol für Berlin mit einer anderen Seite verbunden
dem Leser und der verlinkten Struktur. Hypertexte verandern sich, ist. Die Landkarte wird so Teil eines Beziehungsgeflechts, in dem
indem sie auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Lesers und jeder ein Bildelement im Zuge der wiederholten Verschiebung auf ein
neuen Lektüre reagieren. Im World Wide Web zum Beispiel klickt anderes verweist. Bilder nehmen so am Prozeß der lntertextualität
der Leser auf sogenannte »anchor-links«, unterstrichene Sätze oder teil. Spätestens seit den sechziger Jahren haben Poststrukturalisten
Teile einer Grafik. Durch die Wahl eines »anchors« (dt.: Anker) . wie Jacques Derrida in seiner Grammatologie und Nelson Goodman
6
aktiviert der Benutzer den Link, der ihn oder sie auf eine andere in seinem Buch über die Sprachen der Kumt behauptet, daß Bilder
Seite leitet. So wird der Text in einem Umsetzungsprozeß zwischen wie Wörter arbiträr sind und dadurch intertextuell. Auch in dieser
dem Leser und dem oder den (abwesenden) Autor/en, welche die Hinsicht scheint der elektronische Text in seinen operationellen
entsprechenden Links in den Text eingebaut haben, erst hergestellt. Begriffen Strategien zu implizieren, für die poststrukcuralistische
Die Eigenschaften der Veränderbarkeit und der Interaktivität Autoren auf einer theoretischen Ebene seit Jahrzehnten eintreten.
unterscheiden den elektronischen Hypertext vom gedruckten Buch Auf der anderen Seite findet man Vorläufer des elektronischen
wie vom noch früheren handgeschriebenen Kodex. Metaphorisch Hypertextes allerdings bereits im gedruckten Buch ebenso wie in
gesehen mag auch ein gedrucktes Buch jedesmal, wenn wir es lesen, noch·früheren Technologien. Einige Arten von Büchern sind ihrer
Iein anderes sein, weil wir als Leser uns verändert haben. Das Buch
selber aber bleibt die gleiche physikalische Abfolge von Zeilen und
Seiten. Metaphorisch betrachtet stellt ein gedrucktes Buch für jeden

Natur nach hypertexcuell, beinhalten sie doch eine Menge Verwei-


se, welchen der Leser in einen anderen Abschnitt oder von einem
Band zum nächsten hin folgen kann. Die Enzyklopädie ist dafür
~ser ~ine andere Erfahrung dar, faktisch jedoch besteht die Interak- vielleicht das beste Beispiel. Seit ihrem Anfang in der römischen
tion emes Lesers mit seinem Buch in nichts anderem als darin, Seiten Antike stellt die Enzyklopädie ein Buch dar, welches viele Bücher
~zublättern, die immer in der gleichen Reihenfolge angeordnet umfaßt; ihr Ziel bestand in Zusammenführungen, und so hat sie
bleiben. Der Leser kann über Seiten oder ganze Kapitel hinwegse- häufig eine ganze Abfolge signifikanter Texte in sich vereint. Als
hen; und ofi: tut er dies auch. Gleichwohl ist solch ein Überfliegen Genre war die Enzyklopädie häufig, vielleicht immer darauf ausge-
h·· fi k · b richtet, umfassend zu sein - und das Internet ist jetzt die elektroni-
~u g „ eme esonders gute Lektürestrategie, da das Argument bzw.
die Erzählung des Textes eine bestimmte Leseordnung voraussetzt. sche Verwirklichung dieses enzyklopädischen Ziels. Einige Enzy-
7
Sandb~the weist in dem zitierten Aufsatz darauf hin, daß Bilder klopädien - wie zum Beispiel die Encydope · ·a Britannica - sind
ebenso wie Wörter hypertextualisiert werden können, insofern als bereits im Web verfügbar.)
4 Ted Nelson L1·t M. h' A 6 Jacques Derrida, Grammatologie, Frankfurt am Main 1974; Nelson Goodman,
5 M'k • erary ac mes, 1984 (das Buch wurde vom ucor selbst verlegt).
h\ e San~bothc, »Inreraktivität-Hypcrtcxrualität-Transvcrsalität. Eine medien- Sprachen der Kunst, Frankfurt am Main 1973.
f g.~sophischc
81 Analyse des Inrernct«, in: Stefan Münker, Alexander Roesler
• Mythos Internet, Frankfurt am Main
1997, S.
56-82.
7 Die Encyclopedia Britannica ist zu finden unter (www.britannica.com) (letzter
Zugriff 2.2.2012).
324
325
Es 'b · mer noch eine weitaus größere Menge
g1 t 1m . halb D'
geschriebenen
. Tinte schwärzte. Im 19.Jahrhundert stellte sich E . T.·A . H orrmanns
a:.
Maten•aJsau ßerhalb des Internet als mner. . . ie .meisten der 1·e- außergewöhnliches Buch Lebensansichten des Katers Murr dem Le-
a1 edruckten Bücher und die meisten Bi1der smd noch nicht ser als eine durcheinandergeratene Kombination zweier Erzählun-
:n;~ digitalisiert. Aus · Gr~nden ihrer yertraulichkeit. ebenso gen da~, der ein vermeintlicher Fehler während des Druckvorgangs
wie aufgrund ihres kommerzielle~ Werts ?ibt_ es zud~i:11 eine gro- vorangmg. Im 20. Jahrhundert haben eine Anzahl wichtiger mo-
ße Anzahl digitalisierter Informationen, die mcht frei 1m Internet derner Autoren (am offensichtlichsten der britische Schriftsteller
verfügbar sind. Nichtsdestotrotz ist die Rhetorik des Internet eine Ford Madox Ford, Virginia Woolf und James Joyce) Techniken des
) inklusive: d3.:5J:i:~~.yleJ~xtt4igi"t~fü!~~~~sf.h~1,1 ~nd sie mit~in- Bewußtseinsstroms oder der literarischen Anspielung verwendet,
l ander verbinden. Die Enthusiasten des Hypertext und des Internet um die konventionelle Erzählweise zu unterbrechen. Elektronische
spreclien.von diesem Prozeß der Inklusion, als wäre er unvermeid- Hypertexterzählungen wie Michael Joyces afternoon und Stuart
bar - als wäre es lediglich eine Frage ·der Zeit, bis das World Wide Moulthrops Victory Garden stehen in der Nachfolge dieser und vie-
Web zur universalen Enzyklopädie und Bibliothek wird. Vielleicht ler anderer literarischer Vorgänger, zu denen jüngst auch Borges
sind wir diesem enzyklopädischen Traum.eines universal verfügba- und Cortazar zählen.
ren Textes durch die Realisierung des Internet näher als je zuvor. Es Was den elektronischen Hypertext von seinen Vorgängern un-
ist gleichwohl weit wahrscheinlicher, daß die Übersetzung von In- terscheidet, ist nun genau die technologische Differenz zwischen
formationen in das Internet den Kriterien anderer Übersetzungen dem Druckverfahren und dem Computer. Das gedruckte Buch hat
innerhalb der Geschichte des Schreibens folgen wird '""" beispiels- eine vorgegebene Leserichtung. Der Leser geht davon aus, daß er
weise dem Übergang von der Majuskel zur Minuskel im Mittelalter am Anfang des ·Buchs beginnen und Seite für Seite, Kapitel für
oder vom Manuskript zum gedruckten Buch in .d er Renaissance. Kapitel bis zum Ende lesen soll. Hypertextuelle Autoren im Buch-
Explizite oder implizite Entscheidungen werden über den Wert der druck von Sterne bis zu Cortazar arbeiten gegen diese offensicht-
zu übersetzenden Texte gefällt werden; und viele Texte, die nicht liche Ordnung. Ihr Werk ist durch die überraschende Zurückwei-
länger aktuellen kulturellen Bedürfnissen entsprechen, werden au- sung der Konventionen der gedruckten Seite bestimmt: Auf der
ßen vor bleiben. Diese Texte werden aus unserem Blickfeld rücken anderen Seite sind die ordnenden Konventionen des elektroni-
und nicht länger Eingang in unseren kulturellen Dialog finden, schen Hypertext weit weniger zwingend. Hypertextuelle Links sind
ohne daß sie sich physikalisch auflösen und verschwinden. Den ein Bestandteil des Mediums, und so stellen Texte, welche solche
enzyklopädischen Anspruch des Internet allerdings werden diese Links verwenden, für ihren Leser weder ·eine Überraschung dar,
Texte gar nicht tangieren, da sie ja per Definition im elektronischen noch definieren sie sich, indem sie aus Protest gegen unterstellte
Zeitalter nicht mehr als gültige Information gelten. Konventionen arbeiten. Die Abschweifungen und Vervielfältigun-
Neben der Enzyklopädie und der enzyklopädischen Vision gen des Hypertcxt werden im elektronischen Medium so >natür-
gibt es weitere wichtige Resonanzen zwischen dem elektronischen lich<, wie sie im Druck >unnatürlich< waren.
Hypertext und früheren Genres. Selbst in der Blütezeit des Buch- Das soll nicht heißen, daß der elektronische Hypertext auf einen
drucks gab es Autoren, welche die Grenzen des Druckmediums Schlag alle vorangegangenen Konventionen einer geordneten Dar-
ausreizten. Sie stellten - zum Teil äußerst populäre und einflußrei- stellung von Ideen hinfällig macht. Lineare Organisationsformen
che - Werke her, welche Eigenschaften des Hypertext antizipierten. sind auch im Internet noch immer gebräuchlich. Ganze Aufsätze,
I~ I8. Jahrhundert verwendete Laurence · Sternes Tristram Shandy verfaßt für eine gedruckte Publikation, werden oft als einzelne Seite
emen erzählerischen Stil, dessen Wirkung auf innertextuellen Ab- im World Wide Web zugänglich gemacht. Andere Aufsätze sind in
sc~weifungen und hypertextuellen Anspielungen beruhte. Sterne einige wenige Seiten aufgeteilt, deren Schluß miteinander verlinkt
spielte mit den Konventionen des Buchdrucks, indem er Kapitel ist, um so zu den Kapiteln gedruckter Versionen ein elektronisches
Äquivalent zu schaffen. Es ist zum gegenwärtigen frühen Zeitpunkt
1
bewußt falsch numerierte, einige Seiten leer ließ und andere mit
326 327
. . . . ne :> t:t:l \....L U.~ .... .... --
.
dureh aus smnvo ,
11 daß die neue Schreibtechnik
d" fü• d"
dazu verwendet Autorschaft und
. d ,vr k · Umlauf zu bringen, 1e r te vorangegangene
wer e m . Üb .
wir elektronisches Schreiben
T,ech,m"k verran c_nt wu·rden · Während
. emer
. ergangszett
. werden für
den Druck geschriebene Werke m em~ dem ~ed1~~ Buch~ruck _ Trotz solcher Eigenschaften verspricht der Hypertext, die Natur des
· er noch verwandte Form transferiert. Spater durfte dasjenige Textes und vor allem das Verhältnis des Autors zu seinem Werk
=erial, welches dies erforderlich erscheinen läßt, >übersetzt< und zu verändern. Oft wird behauptet, der Hypertext unterminiere die
wahrhaft hypertextuell gestaltet werden. Genau diese Karriere ha- Autorität des Autors. Wenn der Leser die Reihenfolge der Lektü-
ben Bücher während der ersten Dekaden des Buchdrucks gemacht. reepisoden durch die Wahl verschiedener Links bestimmen kann,
Gutenbergs Bücher sowie die anderer Drucker wurden zunächst hat er auf eine dem traditionellen Autor durchaus vergleichbare
Manuskripten so ähnlich wie möglich gestaltet. Gutenberg kopier- Weise die Kontrolle über den Text gewonnen. Im Internet findet
te die Buchstabenformen der Schreiber mit ihren Ligaturen und sich der Zusammenbruch der Kontrolle des Autors auf vielfache
ihrer durch zahlreiche Abweichungen gekennzeichneten Ortho- Weise anschaulich bestätigt.
graphie. Seine Druckseite war so voller Tinte wie die Seite eines Nehmen wir zum Beispiel das C~tigbt._ Obwohl Verleger
Schreibers. Es bedurfte einiger Generationen an Druckern, die mo- und andere Unternehmen hartnäckig versuchen, sich das Copy-
derne Buchseite zu erschaffen. Elektronische Texte im Internet sind right über elektronisches Material zu sichern, können sie doch nur
derzeit in einer vergleichbaren Übergangsphase und suchen wohl schwer die Internet-Anwender dazu bringen, solche Versuche ernst
noch nach ihrer endgültigen Erscheinungsform. zu nehmen. Anwender verletzen das Copyright, indem sie lässig
Es geht dabei nicht nur darum, daß alte Strukturen in der Form Zeitungsartikel in Newsgroups eintippen oder Bilder aus Maga-
einzelner Dokumente im Internet überleben. Viele, vielleicht die z.inen und Videos einscannen und ins Netz speisen. Sie betrach\
meisten Websites folgen einem hierarchischen Arrangement. Links ten das Internet als ein neues Medium, auf welches alte Regeln\
auf einer Hauptseite sind als ein Set von Menüpunkten entwik- sich nicht mehr anwenden lassen. Der Schutz des Urheberrechts\
kelt, die zu weiteren, untergeordneten Seiten mit eigenen Menüs war zur Zeit des Buchdrucks sinnvoll. Es ließ sich durchsetzen, •
führen. Die Hierarchie ist eine klassische Struktur des mittelal- da die Technologie der Druckerpressen relativ teuer in ihrer An-
terlichen Manuskripts und vor allem des gedruckten Buchs mit schaffung und recht schwierig in ihrer Benutzung war. Ein Werk
seinen Abschnitten, Kapiteln und Abteilungen. Die hierarchische zu editieren erforderte viel Mühe und schien schon deshalb einen
Organisationsweise mag tief im westlich-analytischen Denken ein- wichtigen Augenblick in der Geschichte eines Textes zu indizieren.
geschrieben sein oder aber lediglich ein Überbleibsel der Ära des Das Urheberrecht reflektiert diese Mühe. Tatsächlich entstand die
Buchdrucks darstellen. Auf jeden Fall ist es kaum überraschend, Idee des Copyright erst im Zeitalter des Buchdrucks. In der Anti-
daß jene, die im Zeitalter des Drucks schreiben und lesen gelernt ke beispielsweise galt es fast als Kompliment, sich die Worte eines
haben, hierarchische Aufsätze leicht verstehen und in ihrer intel- anderen Autors anzueignen. Eine solche Aneignung bedeutete, den
~ektuellen Reinheit als angenehm empfinden. Darüber hinaus sind Rang des ursprünglichen Autors anzuerkennen. Umgekehrt haben
Ja auch die Dateistrukturen der Computer nach hierarchisch ange- Schriftsteller gelegentlich ihre Abhandlungen oder Briefe promi-
?rdneten Verzeichnissystemen organisiert. Auch aus diesem Grund nenten, aber bereits verstorbenen Autoren zugeschrieben. Selbst
1st nach der Einführung des Buchdrucks setzte sich die Idee des Urhe-
es_ nu~ normal, wenn Seiten im Web, die ja nichts anderes als
Dateien In einem Computer sind dessen organisierte Struktur re- berrechts nur langsam über einen Zeitraum von dreihundert Jah-
flektieren. ' ren durch: die grundlegenden Gesetze wurden in England erst im
18.Jahrhundert beschlossen. Martha Woodmansee hat darauf hin-
gewiesen, daß die Idee des Urheberrechts auch einem neuen Ver-
ständnis des Autors als einer kreativen und originellen Begabung
\
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'eh s D romantische Begriff
entspn t. er ah h d
des Autors oder des Poeten
. . d M
. 18 und frühen 19.J r un ert, JUSt m em omenc wüßten die >Autoren< selbst der populärsten und einflußreich:
entsrand 1m · ·a1 p · h '
als das Urheberrecht als Gesetz und als soz1 e rax1s_ eranreifte. Videospiele zu nennen. Noch die kreativsten Designer von Ce
W, das Urheberrecht nun aber derart eng mu der Technik putersystemen oder Websites sind außerhalb der Gemeinsd
des B:;drucks verbunden ist, so stellt si~h die Frage, ob es .!m der Hacker und Enthusiasten unbekannt. Wie viele der Millior
elelmonischen Zeitalter überleben kann. Sicher haben wir die Ara Computeranwender könnten die Namen der Entwickler der Ta~
des Copyright noch nicht hinter uns. Wie auch andere Bestandteile lenkalkulation Excel oder des Bestseller-Spiels Myst nennen? I
Produkte selbst sind wichtiger als ihre Autoren, und diese Produl
unseres Rechts und unserer Politik sind Urheberrecht und geistiges
stellen Resultate einer hochgradig kooperativen Organisation da
Ei!!entum
i, immer noch durch ihre Betonung individueller Hand-
lung und Autonomie gekennzeichnet, die aus dem 18. Jahrhundert
stammt. Urheberschutzgesetze anerkennen und bestärken den ro-
Elektronische Gemeinschaft
mantischen Begriff der Originalität, wonach ein literarisches Werk
seinen Wert der Tatsache verdankt, daß es den kreativen Geist seines Die elektronische Kommunikation und das Interner stellen die il
Autors ausdrückt. Jedes Werk macht seine strikte Unabhängigkeit dividuelle Kreativität des Autors in Frage. In einem allgemeinere
von anderen Werken geltend, indem es seine ausschließliche Ab- Sinn tragen sie zur weithin anerkannten Krise individueller Ident
stammung von seinem Schöpfer-Autor behauptet. Demgegenüber täc innerhalb der wesclichen Kulcur bei. Der gegenwärtige Wandc
erkennt das dektronische Schreiben im Internet die beziehungsrei- ist möglicherweise nur eine Krise, mißt man ihn an den Standard
che Verflechtung von Texten an. Ein Text ist mit anderen verbun- der Aufklärung, welche das Individuum als unabhängig Handeln
den deran, daß sich sein Sinn erst aus der Verbindung vollständig ·den wertschätzte. Die Fragmentierung des aufgeklärten Selbst is
erschließL Jeder Text wird durch ein Netz von ausdrücklichen oder von einer Anzahl postmoderner Denker untersuche worden, zt
unterschwelligen Interaktionen bestimmt. denen vor allem Lyocard und Baudrillard zählen. Die Kommunika-
Daruber hinaus enthalten immer mehr Dokumente im World tion im Neczwerk definiert einen neuen sozialen Raum, in dem de1
Wide Web in zunehmendem Maße multimediale Elemente, vor Prozeß der Fragmentierung manifest wird. Das Interner träge zu1
allem digitale Videosequenzen. Der Einbau digitaler Videos mache Fragmentierung des Individuums auch dadurch _bei, daß es einen
ddmonische Dokumente zu Filmen, die immer schon äußerst kol- neuen Begriff von Gemeinschaft zu entwickeln hilft.
laboranv sind_ Es isc ein spez.ifisches Merkmal des Einflusses von Es wurde häufig behauptet, daß das Interner eine virtuelle Ge-
.._ Romantizi.smen, daß unsere Kultur den Begriff der Autorschaft meinschaft bildet. Und es stimmt: Das Interner isc eine neue und
auch auf Filme anwendet und den Regisseur als »Autor« bezeich- ungewöhnliche Gemeinschaftsform, wie zuletzt Florian Rötzer
net. Allerdin~ beginnt sich diese kulturelle Haltung auch gegen- und andere anhand des Projekts Telepo/is9 gezeigt haben. Allerdings
über dem konventionellen, linearen Film heute zu ändern. Die formt das lncernec nicht eine Gemeinschaft; es gibt vielmehr so
viele Gemeinschaften, wie es spezielle Interessen gibt, organisiere
gr~ßen Regisseure der letzten Generation (wie Bergman, Fellini,
in Gruppen, vermittele durch eigene Computerprogramme. Jede
Hitchcock und Go<l;ud) sind nicht durch Figuren ähnlicher Sea-
Newsgroup oder Mailingliste, jede IRC-Gruppe und jedes MUD''
ltur e ~ worden. Es scheine eine wachsende Akzeptanz der kol-
1 laboranven Nacur des Kinos zu geben. Im Bereich elektronischer
9 ukpoliJ -Aussu/Jung und Symposium übn- du intnalttiw und wrnetzU Stadl fand.
Produktionen - sei es im Internet oder auf CD-ROM - hat der My- veranstaltet vom Gocrhe-lnsrirut Luxemburg und organisien vom Medienlabor
thos des Autors sowieso kaum Anwendung gefunden. Nur wenige München, als deurscher Ikitrag zu Lwcnnburg. KMltumadt Europos 95 im Novem-
ber 1995 in Luxemburg sc:m. Als ein Nachfolgeprojekt wurde Anfang 1996 die dek-
rronische Zeitschrift ukpolis. Da, Maiwn der Net%ftultur ({www.heise.de/tp) ,
C, Martha1Woodrnansee, •lhe Genius and the Copyright«, in : Eightunth Cnm,ry letzter Zugriff 2 . 2 . 2012) ins Leben gerufen (Anm. d. Obers.).
S,u,1,,, 7,4 (!984), S.415-448.
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11 • F m v·rrueller Gemeinschaft. dEin ka Anwender
od M0010 ist eme or 1 als Netzwerk organisierten Gemeinschaft wie der Bosniens oder des
er h' d G meinschaften angehören, un er nn seine Mittleren Ostens zu verstehen, wo die Verbindung zum Land und
'1 kann versc ,e enen e · 'h „ 1· h h · I d·
. . h ft b .b halten solange sie I m nutz 1c sc eint. n 1- zu ethnischen Gemeinschaften selbst dann nicht leichtherzig ge-
M1tgl1edsc a e, e ' h d' rr 'I ah I h
. . d finieren sich durc 1e 1e1 n me an so c en brochen werden, wenn die Konsequenzen desaströs sind.
v1duen im 1nrernet e d . d' D fi ..
Gememsc • h c.
arten, wobei ihre Teilnahme un somit 1e e n1t1on
. .J _ I Diese Beschreibung nun suggeriert möglicherweise, daß ein In-
·.h "-lb mporär und damit kontingent lSt. Benutzer ucs nter- dividuum in einer Kultur elektronischer Netzwerke autonom sei.
11 1 res .x: srce h d wie
ihre Identität ebenso leic ht änS crn
. I'hre Subsknp-.
1."
net ,wnnen . . . I Und es stimmt: Der einzelne kann wählen, sich neu zu bestimmen,
· erschiedener Newsgroups oder i re p1tznamen 1n emze nen indem er elektronische Verflechtungen aufbaut oder bricht. Tat-
uon v r. • I ko . . .h
Chacgruppen. Die GemeiN_c~,.~.n 1m .n«;r~et nsmuieren s,c 1ltchlich muß er sich auf diesem Wege selbst bestimmen, da er nicht
durch eine wandelnde MulupllZltat des md1v1dueJlen Selbst. länger über traditionellere Möglichk.ciren verfügt, Gleichwohl l$t
Die Unbc.ständigk:it der Internet-Gemeinschaften llißt sich al6 ,eine Autonomie in anderer Hir11icht äußem beschränkt. Das auf-
Reflex auf die Jnscabilic.äc kontemporärer physischer Gemeinschaf- geklärte Individuum war autonom, sofern es (im cheorctuchen,
ten vemehcn, vor allem in Nordamerika, wo Individuen ihre Johh, nicmal, im praktischen Sinne) 1ich alll den Zwangen der Tradition
W'l,hnungcn, Belbsc ihre religiösen. Überzeugungen recht einfach befreit hatte und ,ich 1tatt cle.ssen auf die Vermögen der eigenen
wcdudn. In Nordaimrika, und vieJleicht auch mehr und mehr in Vernunft vcrlu,cn konnte, Du po,cmodcrne, n.er1,gewirkre Stlb.n
J'!:4JroP'. , wird die Idee der Gemein,chaft immer weniger aw einer kann unabhängig von externen EinflU,,cn überhaupt nichc agieren,
lokaJen Pm pektive, in. der man verwurzelt wäre, vemamfcn, alb E, bnn ,ich ,eine Lötung vom Netzverbund nicht einmal wün-
:ws der eina wzialen Netzwerk., dem man sich freiwillig ZU-Ordner. 1".hcn, da c, ,eine Identität der partikularen Verknüpfungen eine,
Aufgrund eine!J 601.chcn Vemändni.sse, hängen die M.cn,chen wr jeweiligen Augenblick, verdankt, Da, Netzwerk ncllr eine Traditi-
Aufr«hterhalwng ihrer Gcmciruchaft von Tran.sporc,. und Kom- on dar, ohne die da, Individuum nicht handlunS§f'ahig in.
muni/mionliu:dinologien ab. In die,em Sinnt lwntligicrc da,i In- Natürlich: EI wäre übertrieben zu behaupten, daß die elekcroni-
terna nu:ht mit u itgenön i.t:ehen Gcmeln,chafüformen. Vielmehr ,che technologle für die dramatiJchen W'L iaJcn Veränderungen des
erlcid11.erc c, ds:n Umg;tng mir einer dcrarc entwurzelten ldu von fragmentierten Selbtt und der Neczwcrk-Guellschaft veranrwort•
Gcr-ntirnd1aft m
i1UOV1eit, als JndMduen beginnen, nach Jobh, lieh ,ei, Gleichwohl ,cheint e, eine Korrc, pondenz zwiJchen diesen
Haw;&,,-n und ~lfnt Ehq,arcntrn im Netz zu 1ud 1en. Veränderungen auf der einen und dem Aufnieg der Popularität und
, IJ~ l11tt;rne,; fß§C,dut dit GcmdOM:hafr hypertextudl. Eine du Elnflu11e• elckcroniJcher Kommunikation auf der anderen Sei-
~ &1t,k,,Gerru:inM:/1aft fat ein Gewd,e at11 Links - zum BciNpicl te zu geben. Veränderungen der Technologien dea Schrei bens sind
tkn VüJ.u~ions;;tranw:n in einer Ncw,group; ,ie ln ein Hypercat eng mit Veränderungen der Art und Wci,c der Selbstbestimmung
&,cuhafu:n indMdudler Sumkribenu:n, MöglJt;herwcin bc, verknüpfe, da wir un• selber in und durch Akre der Repräsentation
r;nnu, fndirii4Utn, die d~ fo ttmec benutr.cn, 1/ch NCJbc:r a-11hyper• und der Kommunikation vemehen . D:u clekcroni,che Schreiben
f4:%wd1 w tmpfindttn - a4 Summe du Un~ all der untc:rNCbicdli- reff.ektiert die Pragmcntlcrung der individuellen Identität - und
d-1eo <;uneiu~1aften, dtm:n ~Je zu einem bmimrnren Zeitpunkt e1 wird im foagmenderren Selb, t reflektiert. Auf die glekhe Wei-
a~~rtn, 1'~ l"'hi.Him hin trag1t.dicr Zwang, d.cr jemanden an ,c waren unrer8Chledlkhc Selbnbenlmmungen In der Renaissance
1 1
tlt~ ' 11 1'1-Jt l,it,det, ,lic ~ im:n fo wn.:ffen nkfo langer entgcgcn- und der Moderne dem Zeln1Jrer des Buchdrucks angemessen. Du
hn,,,or, Darin bt:~cdn ein Grund, warum eine Jn einem hohen gedruckte Selb,c war elne recht stabile Figur, und die sogenann-
Amr,iaf. ;,.LN t¾ ~ :or1t 1k ,,rl}itifaiertt: Gc:rnein«:hafr wfo die Nordamc- te ,Gelehrtenrepublik, der Buchdruck-Ära war elne Gemeinschaft
rib• der:m r,n/41.: Sd,vAcr1gkeiten hat, den KJ,nflik t in einer nicht autonomer Autoren und Leier, die von der Beständigkeit des ge-
„ 11.d · l'o 1 · druckten Wort# abhing. fnnerh:db der lirerarl,chen Gemeinschaf-
ru, Mulil UM:r IJ 1111ypm i
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II f'/Ülnet ~h/ Ur.tt; ~MLJ/J• und
ten der Antike wie des Mittelalters entsprachen das Individuum
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..V/~'' fru Mu1t, Ute, IJurirµ,fü Of}jet;t OriemaJ (A nm. d, Ühcrt.J.
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. B .h zu Traditionen den weniger strengen und ternet letztlich die Wissensstrukturen der Kultur des Buchdrucks
und seme ezie ung b d P 11
. h .,-, hniken des Kodex zw. er apyrusro e. In der auflöst, bedeutet dies doch keineswegs eine Rückkehr zur Kultur
mechamsc en iec l d b . . l . b .
·d al al Kultur Griechen an s e1sp1e swe1se desttmmte vorliterarischer Dörfer. Das Internet mag helfen, eine Kultur wech-
res1 u en or en . . h p „ .
·eh das Ind'IV!·duum über seme rhetonsc
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e rasenz, • un gemein- selnder Identitäten und temporärer Bedeutungen entstehen zu
schaftliches Verständnis und geteilter Smn waren eme Frage des lassen. Doch diese postmoderne Kultur ähnelt gewiß kaum den
unmittelbaren Konsenses, den ein einzelner Sprecher erreicht, der vorliterarischen Kulturen von Ong oder McLuhan.
sein Publikum ansprach und zu beeinflussen vermochte. Darüber hinaus ist die Kultur des Internet selbst noch nicht
Zeitgenössische Kommunikationstechnologien helfen dabei, vollständig ausgebildet - zum Teil, weil das Internet noch nicht
die Lokalisierung von Sinn und Bedeutung in unserer Kultur zu vollständig als ein Raum der Schrift artikuliert ist. Zum gegenwär-
bestimmen. In der Ära des Buchdrucks fand ein Individuum Sinn, tigen Zeitpunkt basiert das Internet zum großen Teil auf schrift-
indem es wettstreitende Geltungsansprüche überprüfte, so wie ein licher Kommunikation - nicht unbedingt auf der beständigen
schweigender und geduldiger Leser ein Argument auf einer Druck- Niederschrift einer gedruckten Seite, aber doch auf alphabetischem
seite bewertet. Im Internet deutet sich ein anderes Paradigma an. Schreiben. Die elektronische Post, die sogenannte E-Mail, war die
Sinn ist in der Interaktion zwischen den verschiedenen Mitglie- erste weit verbreitete und populäre Anwendung des Internet, und
dern einer Netzwerk-Gemeinschaft lokalisiert; er wird durch einen die meisten elektronischen Briefe waren fast ausschließlich alpha-
Prozeß der Konstruktion und des Austauschs konstituiert, wie ihn betisch. überholt wird die E-Mail in ihrer Bedeutung gegenwärtig
das Geben und Nehmen einer Serie von Beiträgen zu einer News- durch das World Wide Web. Die Attraktivität des World Wide Web
group illustriert. Sinn konstruiert sich gemäß der Bedürfnisse ei- erklärt sich nicht nur durch seine Hyperlinks, sondern auch durch
ner Gemeinschaft. Das Internet scheint die ideale technologische seine Kombination von Wörtern und Grafiken. Das Web zeigt die
Umgebung für eine Vielzahl verschiedener Philosophien zu sein, mögliche Integration von Multimedia im Internet. Es ist heute be-
welche die Idee der soziaJen Konstruktion von Sinn und Wissen reits möglich, Grafiken, Animationen und digitalisierte Videos auf
· thematisieren. Websites zu betrachten. Schon bald wird interaktives Video vielen
Anwendern gestatten, sich wechselseitig über das Netz zu sehen.
Am Ende werden alle Medien (vom Buchdruck zum Video) auf
dem Bildschirm in der gleichen gepixelten Form erscheinen.
Unmittelbarkeit und Vermittlung
Nichtsdestoweniger bricht die Unterscheidung von Wort und
Die Vorstellung, elektronische Medien würden eine neue Form der Bild im elektronischen Schreiben nicht vollständig zusammen.
Oder besser: Die Unterscheidung kollabiert - nur, um sich im-
Gemeinschaft definieren, geht zurück zumindest auf die späten
sechziger Jahre, als Marshall McLuhan die Formel vom »Global mer wieder aufs neue zu bestätigen. Auf der einen Seite stellt das
World Wide Web die vielleicht beste Möglichkeit einer Integrati-
Village« prägte.11 McLuhan hatte dabei wohl an die Kultur eines
•primitiven, Dorfs gedacht, dessen Zusammenhalt sich durch ein on der Medien seit dem mittelalterlichen, illustrierten Kodex dar.
flexibles System aus oraler Poesie, dem Erzählen von Geschichten, Gleichzeitig stellen digitale Grafiken und Videos Medien dar, die
der Rechtsprechung usw. herstellt. Er hat die Annahme nahegelegt, immer wieder auf ihrer Differenz zum verbalen Text bestehen. Der
Grund dafür ist die Tatsache, daß Grafiken und Videos anders als
daß die neuen Medien auch eine neue Ära der Oralität einleiten.
verbaler Text ihren Betrachter mit einer unvermittelten Wirklich-
Walter Jackson Ong hat diese Behauptung neuerdings in seinem
Buch Orality and Literacy12 wiederholt. Doch selbst wenn das In- keit in Berührung zu bringen scheinen. Der naive Glaube an die
1 l!nmittelbarkeit des Bildes hat eine lange Geschichte, deren Spur
1 Vg). Marshall McLuhan, Brucc R. Powcrs, The Global Vi/lage. Der ITT-g der Medi- sich von der Erfindung der perspektivischen Malerei bis in die Ge-
12 mges,ll.rchaft in "4J 21.Jahrhundert, Paderborn 1995.
Walcer Jackson Ong, Oralität und Literalität, Opladcn 1987. genwart hinein verfolgen läßt. Auch heute wird selbst der raffinier-
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ls t.rzan 11.:1 "'J ,-~··. II 11 P , . ,,,,, .....
-r d-• World Wide Web in Versuchung geführt, den Unabwendbarkeit dieses Schwankens jene Qualität darstellt, der
ceste Becracht.. ..., . . das Internet seine ausgcuichnetc Stellung in der Geschichte der
k lexen Charakter einer Website zu vergessen, um sich auf d;i.1
o~phe oder bewegte Bild als direkte Abbildung der Wirklichkeit Technol.ogien des Schreibens verdankt.
scausc Ph'lI osop h.en und 1,;. Au, dem EngliJchen von Stefan Münker
zu kon1,cntrieren. Trotz der Anstrengung von
teraturcheoretikern des :z.o.Jahrhunderts werden Fotografie, Film,
Fernsehen und nun auch das digitale Video wegen ihrer (vermeint-
lichen) Unmittelbarkeit geschätzt.
Aufgrund der Massenwirkung des digitalen Videos mag es tat-
skhlich eine Rlickkehr zu einer gewissen Art von oraler Kultur ge-
ben. Aber, wie gesagt, dies wird nicht die Oralität vorliterarischcr
Kulturen oder die residuale Oralität der klassischen Antike sein.
Schließlich bedeutete Oralität in früheren Kulturen die Resonanz
der gesprochenen Rede. Die Oralität von digitalem Radio oder
Video aber wird eher derjenigen des Fernsehens der vergangenen
Jahnchntc tlhneln. Im Fernsehen besteht das Ziel darin, die lllu-
sion der Pr:iscnz, des unmittelbaren Kontakts zwischen dem Zu-
schauer und der visuellen Szenerie aufrechtzuerhalten. Es bedarf
eines steten Klangteppichs aus Geräuschen und Sprache, um diese
Illusion zu nähren: Fernsehen und Video verabscheuen die Abwe-
senheit von Ton oder Bild. Doch Reden im Fernsehen haben selten
anhaltende Wirkung, taugen sie doch kaum als Fokus für das Inter-
esse des Zuschauers. lm televlsionären Umfeld muß eine Rede den
Schein der Unmittelbarkeit eines Bildes verstärken, nicht von ihm
ablenken. Eine solche TV-Oralirät stellt eine mögliche Zukunfr des
Internet: dar. Enthusiasten erzählen bereits die Geschichte von der
Verwandlung des Internet in ein interaktives Pernsehen, in dem der
Zuschauer nicht nur passiv zuschauen, sondern an qualitativ hoch·
wertlgen, digitalen Produktionen intera,ktiv partizipieren kann.
Mag sein. Keinesfalls jedoch wird das interaktive Fernsehen
schon die ganze Geschichte sein - und das schon deswegen, weil
c~ dle_Te~hnologie. des Internet mit sich bringt, daß es nicht •~ur
~me cmz1ge Gesduchte geben kann. Die Illusion der Präsenz wird
tm Internet neben c:Lnfallsreichercn und intelligenteren Formen
hypcrtcxruellcr Kommunikation existieren in denen Wort und
Bild auf selbstbezügliche Art miteinander ln,teragleren werden. Die
Kultur des Internet wird vom Schwanken zwischen Unmitcelbar-
keit V~~mittlung, zwischen der augenscheinlichen Einfachheir
des di~1tahs1enen Bildes und der Komplexicäc des Hyperrext ge·
kcnnze1chncc sein. Und es isc gut möglich, daß die Häufigkeit und 33 7
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