Erstes Buch
Erstes Buch
Buch
1 Ist zwivel herzen nächgebür, Wenn Zweifel nah beim Herzen wohnt,
daz muoz der sele werden sur. das muß der Seele sauer werden. Schande
gesmashct unde gezieret und Schmuck sind beieinander, wo eines
ist, swä sich parrieret Mannes unverzagter Mut konfus gemu-
5 unverzaget mannes muot, stert gehen will wie Elsternfarben. Trotz-
als agelstern varwe tuot. dem, der kann doch noch glücklich sein,
der mac dennoch wesen geil: denn an ihm ist etwas von beiden: vom
wand an im sint beidiu teil, Himmel und von der Hölle. Wer sich mit
des himels und der helle. der Treulosigkeit zusammentut, der hat
10 der unstsete geselle die schwarze Farbe ganz und muß auch
hat die swarzen varwe gar, nach der Finsternis geraten. Und so hält
und wirt och nach der vinster var: der, der fest steht und treu, es mit den
so habet sich an die blanken Weißen.
der mit staeten gedanken. Dieses fliegende Beispiel ist zu flink
is diz vliegende btspel für dumme Menschen, sie bringen es nicht
ist tumben liuten gar ze snel, fertig, ihm nachzudenken; denn es kann
sine mugens niht erdenken: vor ihnen Haken schlagen grade so wie
wand ez kan vor in wenken ein verstörter Hase. Zinn, hinten am
rehte alsam ein schellec hase. Glas, macht trügerisch tanzende Lichter
20 zin anderhalp ame glase und ebenso des Blinden Traum: Die geben
geleichet, und des blinden troum. einem die Haut, die obendrauf schwimmt
die gebent antlützes roum, auf den Bildern. Doch kann dieses
doch mac mit staste niht gesin stumpfe, leichte Scheinen nicht in Festig-
dirre trüebe lihte schln: keit dauern: es macht ein kurzes Glück,
25 er machet kurze fröude alwär. das ist wohl wahr.
wer roufet mich da nie kein här Wer rupft mich da, wo mir kein Haar
gewuohs, inne an miner hant? gewachsen ist, innen an meiner Hand?
der hat vil nähe griffe erkant. Der kennt die Kunst der ganz besonders
sprich ich gein den vorhten och, feinen Griffe. Wenn ich vor solchen N ö -
daz glichet miner witze doch. ten »aua« schreie — das sieht dem Geist,
den ich begreife, ähnlich.
1. zwifel G. herzen nahgebur D. 3. Ja ist Ggg. gesmahet G (sehr oft a für x),
gesmehet D (die erste hand setzt oft e für x). 4. = ist fehlt Ggg. 6. agelstern D, agelsteren
G, agelster gg, agelaster dg, aglester d. 7. danoch G immer. 8. Wan G immer. an
dem G. 9. himeles G. 10. unstete D. 11. = Der hat Ggg. 12. och G, ouch D
meistens. 13. habt D. 15. fügende D. 17. mugens in niht Gg. 18. iz D.
19. schelbich D. 20. anderhalb an dem D. 21. gelichent D, Gelichet die übrigen. 22. di
D. 23. 24. fehlen G. 23. doh D = Ouch gg. 25. Der g, Unde G. machent G.
kuorze D. froude DG. 26. nie dehein D, niene hein G. 27. gewuochs D. innen
an DG. 28. = nahen gg, na:hen G. grif Ggg. 29. spriche ih D. 30. gelichet G.
= minen witzen Ggg. idoch D.
4 I. Buch
2 wil ich triwe vinden Will ich denn dort die treuen Gewißheiten
aldä si kan verswinden, finden, wo sie gekonnt verschwinden wie
als viur in dem brunnen Feuer in brandendem Wasser,* wie Tau
unt daz tou von der sunnen? von der Sonne?
5 ouch erkante ich nie so wisen man, Immerhin, ich kenne niemand, mag er
ern möhte gerne künde hän, noch so klug sein, der nicht gern erführe,
welher stiure disiu mseie gernt was diese Geschichte von den Ihren for-
und waz si guoter lere wernt. dert und was an guter Lehre sie geben
dar an si nimmer des verzagent, will. Was das betrifft, ist sie ganz unbe-
ίο beidiu si vliehent unde jagent, kümmert: mal flieht sie, mal stürmt sie
si entwichent unde kerent, nach vorn, sie zieht sich zurück, sie kehrt
si lasternt unde erent. sich um; die einen stürzt sie in Schande,
swer mit disen schanzen allen kan, die anderen hebt sie empor. Wer da noch
an dem hat witze wol getan, mithalten kann bei sämtlichen Kadenzen,
15 der sich niht versitzet noch verget den hat die Weisheit lieb — das ist der, der
und sich anders wol verstet, sich nicht verhockt und nicht verrennt, er
valsch geselleclicher muot macht was andres: Er versteht sich drauf.
ist zem hellefiure guot, Ein Mut, der an den Seinen zum Ver-
und ist höher werdekeit ein hagel. räter wird, ist gut fürs Höllenfeuer und
20 sin triwe hat so kurzen zagel, ist ein Hagelschlag für allen hohen Wert
daz si den dritten biz niht galt, und Adel. Seine Treue hat einen allzu kur-
fuor si mit bremen in den wait. zen Schwanz: So konnte sie nicht einmal
Dise manger slahte underbint jeden dritten von den Stichen rächen, als
jedoch niht gar von manne sint. sie ins Holz fuhr mit den Schnaken.*
2j für diu wTp stöze ich disiu zil. Wenn ich hier mancherlei Dinge aus-
swelhiu min raten merken wil, einanderklaube, so spreche ich nicht al-
diu sol wizzen war si kere lein von Männern. Auch den Frauen
ir pris und ir ere, stecke ich die Bahn ab: Die aufpassen
und wem si da nach si bereit will, wenn ich ihr rate, wird dann wissen,
minne und ir werdekeit, wohin sie zielen soll mit ihrem Glanz und
ihrer Ehre, und auch, für wen sie nachher
ihre Liebe und ihren Adel bereithalten
soll,
4 f r ö u d und angest vert tä bi. Freude geht mit ihr und Angst. Stellt euch
nu lät min eines wesen dri, nun vor, ich einer w ä r e drei, und jeder
der ieslicher sunder phlege einzelne von denen h ä t t e soviel Kunst, wie
daz miner künste widerwege: ich alleine a u f die W a a g e bringe: Man
5 dar zuo g e h ö r t e wilder funt, m ü ß t e dazu n o c h wilde E r f i n d u n g tun,
o p si iu gerne taeten k u n t b e v o r sie es versuchen k ö n n t e n , euch zu
daz ich iu eine k ü n d e n wil. b e r i c h t e n , w a s ich ganz alleine euch be-
si heten arbeite vil. richten will — den dreien w ü r d e es sauer
ein maere wil i'u n i u w e n , werden.
ίο daz seit von grözen t r i u w e n , E i n e G e s c h i c h t e will ich euch neu vor-
wiplichez wibes reht, f ü h r e n , die erzählt von g r o ß e r T r e u e , von
und m a n n e s m a n h e i t also sieht, weiblichem Weibestum und von eines
diu sich gein herte nie g e b o u c . M a n n e s M a n n h e i t , die so gerade w a r , d a ß
sin herze in d a r an niht b e t r o u c , sie sich vor G e w a l t nie b o g : D a hat sein
15 er stahel, swa er ze strite q u a m , Herz ihn nicht e n t t ä u s c h t . E r w a r ein
sin h a n t da sigelichen n a m Stahl in jedem Streit, w o i m m e r er a u c h
vil m a n e g e n lobelichen pris. h i n k a m . Seine H a n d hat mit dem R e c h t
er k ü e n e , traecliche wis, des Siegers m a n c h e E h r e und viel R u h m
(den helt ich alsus grüeze) an sich g e n o m m e n ; kühn und spät erst
20 er w i b e s ougen süeze, weise w a r der H e l d , den ich so begrüße.
unt da bi w i b e s herzen suht, Süßigkeit in F r a u e n a u g e n , d o c h S i e c h t u m
vor missewende ein wäriu fluht. in ihren H e r z e n w a r er und eine w a h r e
den ich hie zuo hän e r k o r n , Z u f l u c h t s s t ä t t e v o r dem B ö s e n . D e n ich
er ist m a j r e s h a l p n o c h u n g e b o r n , hier im Auge h a b e , der ist von der G e -
25 d e m m a n dirre äventiure giht, schichte her n o c h u n g e b o r e n , von dem
und wunders vil des dran geschiht. m a n diese A b e n t e u e r sagt und die vielen
Si pflegents n o c h als m a n s d o p f l a c , Wunder, die da geschehen werden.
swä lit und welhsch gerihte lac.
des pfliget ouch tiuscher erde ein o r t : E s ist n o c h heute ü b l i c h , wie es d a m a l s
daz h a b t ir äne m i c h g e h ö r t . üblich war, überall, wo französisches
R e c h t gilt o d e r galt, und a u c h auf deut-
scher Erde ist es hie und da so B r a u c h —
d o c h w i ß t ihr das a u c h o h n e m i c h :
1. Der Gg. 3. Diz Ggg. 4. altest d, aldeste D, eltest d — elter Gg. 4. 12. und meistens
solte G. 5. sines DG, oft wo es für den vers unbequem oder unrichtig ist. 6. iungeren G.
unehail g. 8. als] Der Ggg. ir fehlt D. 10. hatz g, hat iz D, hat ez G. alter DG,
eher die übrigen. 11. Ez Gg. 17. Chunge G, kuonige D. 20. Unze G immer. elter
D. 21. fromdiu G. 23. Gagmuret D, Gamuret dg. 26. sceptrum und die D.
27. chunchlicher G. 30. grozen G.
8 I. Buch
1. Gahmuoreth D. ave D, aber die übrigen. 2. Sehtzehen G. 3. = Sehse der Gg, Sehse
die gg. yser G. 5. = An Ggg. von] an D. 8. ehern G. 12. ir DG, fehlt den
übrigen. 14. retet D, ratet G. 15. ihes G. 17. gesellchliche G so meistens. 20. =
Vil mangen Ggg. 21. 22. lip-dip D. 22. riter G. immer. 23. dinen D. 27. sufte G,
suofzete D. 29. duo D. schimflichen D.
I. Buch 11
unt tuost op wir uns scheiden, und du tust es nun erst recht, wenn wir
min vater hat uns beiden uns trennen müssen. Mein Vater hat uns
Geläzen guotes harte vil: beiden große Schätze hinterlassen. Davon
des stöze ich dir gellchiu zil. messe ich dir eine gleiche Hälfte ab, ich
ich bin dir herzenlichen holt, meine es von Herzen gut mit dir. Leuch-
lieht gesteine, rötez golt, tende Steine, rotes G o l d , Leute, Waffen,
liute, wäpen, ors, gewant, Pferde, Kleider, von alledem nimm aus
des nim sö vil von miner hant, meiner H a n d soviel, daß du nach deinem
daz du nach dinem willen varst Willen ziehen kannst und ein Herr
unt dine mildekeit bewarst, bleibst, der seinen Leuten was zu schen-
din manheit ist uz erkorn: ken hat. Deine Stärke ist etwas ganz
wasrstu von Gylstram geborn Besonderes: Wärst du auch im fernen
oder komen her von Ranculat, Gylstram geboren oder von Ranculat her-
ich hete dich immer an der stat gekommen, so hielte ich dich doch hier
als ich dich sus vil gerne hän. bei mir, genausogern, wie ich dich jetzt
du bist min bruoder sunder wän.' hierbehalten möchte. D u bist wirklich
'herre, ir lobt mich umbe nöt, und wahrhaftig mein Bruder.«
sit ez iwer zuht geböt. »Mein Herr, Ihr lobt mich, weil Ihr
dar nach tuot iwer helfe schin. müßt, weil Eure Courtoisie es Euch be-
weit ir und diu muoter min fohlen hat. So laßt denn jetzt auch Eure
mir teilen iwer varnde habe, Treue erscheinen. Wenn Ihr und meine
so stige ich uf und ninder abe. Mutter so gütig sein wollt, mir von der
min herze iedoch nach hoehe strebet: beweglichen H a b e etwas zu geben, so
ine weiz war umbez alsus lebet, steige ich auf und nimmer ab. Mein Herz
daz mir swillet sus min winster brüst, aber strebt immer weiter nach dem Ho-
öwe war jaget mich min gelust? hen. Ich weiß nicht, warum es sich gar so
ich solz versuochen, ob ich mac. lebendig regt, daß mir die linke Brust so
nu nähet min urloubes tac.' schwillt. Ach, wohin jagt mich meine Fal-
Der künec in alles werte, kengier? Ich muß es erfahren, wenn ich
mer denne er selbe gerte; irgend kann. Jetzt k o m m t der Tag, an
dem ich Abschied nehme.«
Der König war mit allem einverstan-
den und schenkte ihm noch mehr, als er
verlangt hatte:
1. fiunf D, Vunf G. 2. Diu G. 4. manch tiure G meistens. 5. und fehlt G, vil gg.
6. wenec] = lutzel Ggg. 7. es fehlt allen außer DG. 8. ouch fehlt G. 9. Do die geföllet
G. 10. des] der G. 11. waren DG meistens. gechleit G. 12. da ne D, Da dg, Al
da Ggg. 14. = Vil nahen sin zuo zir Ggg. viench Ddg, geviench Ggg. 15. Fil Ii roys
g, Filiiroys G, Fili roys gg, Filluroy D, Frue min d. 16. wil du G. 19. gandins D.
21. drane G. 24. = Mines herzen chraft han ich begraben Ggg. 25. di D, das d = Unt
die Ggg. suoze DG. 29. = Daz Ggg.
I. Buch 13
1. fromde auch D, aber von der ersten hand e aus ο gemacht. 2. geloubte G. man des
d, manz D, man daz die übrigen. 3. Gahmuoret D. 5. tschanze deheine G. 6. rümen
D. 7. groze D. lidenliche D, lidelichen d, lidenlichen g, lidechlichen Ggg. 10. niman
D, iemen Gg. 11. Chunge Ggg. 12. = Der Ggg. 13. niwan D. eines der Ddg, er
(der G) benamen Ggg. hohesten G immer. 14. über DG. 20. namen heidinsch D.
21. den] der D. barruch G, Baruoch D, so auch 14, 1. 5. 9. 22. al Dg, fehlt den übrigen.
zuoch DG. 23. sin G. 24. gechrontem Gdgg. 25. Daz alle außer D. Baruoch D,
parruch G. 30. Ez Gg. si DG. krumben D.
16 I. Buch
14 der b ä r u c in für Sünde Der Bäruc gibt ihnen Ablaß für ihre
git wandels u r k ü n d e . Sünden.
Z w e n b r u o d e r von B a b i l ö n , D a w a r e n zwei Brüder aus Babilön,
P o m p e i u s und I p o m i d ö n , P o m p e i u s und I p o m i d ö n , denen n a h m der
5 den n a m der b ä r u c Ninive B ä r u c Ninive weg; die S t a d t h a t t e a b e r
(daz w a s al ir v o r d e m e): schon von alters her der Familie jener
si täten wer mit kreften schin. beiden g e h ö r t : Sie wehrten sich mit aller
dar k o m der j u n g e Anschevin: K r a f t . D a h i n k a m nun der junge Ansche-
d e m w a r t der b ä r u c vil holt, vin, und der B ä r u c w a r ü b e r a u s freund-
ίο ja n a m näch dienste aldä den solt lich zu ihm. J a , da g e s c h a h es, d a ß der
G a h m u r e t der werde m a n . edle G a h m u r e t in seinen D i e n s t für Sold
nu e r l o u b t im daz er müeze h ä n trat.
ander w ä p e n denne im G a n d i n Ihr werdet nichts dagegen haben,
dä v o r g a p , der vater sin. w e n n er sich nun ein neues W a p p e n w ä h l t
15 der herre pflac mit gernden siten und nicht länger jenes führt, das ihm sein
uf sine kovertiure gesniten Vater G a n d i n gegeben hatte. Z u r Hoff-
a n k e r lieht h e r m i n : nung passend, die ihn trieb, führte der
dä näch m u o s o u c h daz ander sin, H e r r A n k e r auf seiner Couvertüre, die
ü f m e schilt und an der w ä t . wurden aus leuchtend w e i ß e m H e r m e l i n
20 n o c h grüener denne ein s m ä r ä t geschnitten. E b e n s o m u ß t e n die übrigen
w a s geprüevet sin gereite gar, W a p p e n z e i c h e n auf dem Schild und a u f
und näch dem a c h m a r d i var. der Kleidung sein. N o c h grüner als S m a -
daz ist ein sidin lachen: ragd f a n d m a n seine ganze A u s r ü s t u n g ,
d a r üz hiez er im m a c h e n grün wie A c h m a r d i : D a s ist ein Seiden-
25 w ä p e n r o c und kursit: s t o f f , n o c h feiner als der S a m t , und dar-
ez ist bezzer denne d e r samit. aus ließ er sich W a f f e n r o c k und Kursit
h e r m i n a n k e r d r ü f genast, machen. Anker aus Hermelin wurden
guldiniu seil dran gedrset. d r a u f g e n ä h t , dazu drehte m a n T a u e von
sin a n k e r heten niht b e k o r t Gold.
ganzes lands n o c h landes o r t , Seine A n k e r hatten aber noch kein
L a n d für ihn g e f u n d e n , j a , nicht einmal
den Z i p f e l eines L a n d e s ,
4. fromdiu G. 8. dur rite G. 9. Oder Ggg. scheffen G. 10. dar nach G. 11.15. sait
D. 13. iehet G. 14. Ich G. 17. maroch G. persya D. 19. Ze tomasch G.
21. unt ze Ggg. 22. gein strite Gg. 23. Von Gg. iegeslichem G, iegelichem dg, ieslich
D. einen G. 28. süs D. = war G, wart gg. 29. tiustirens D, tiostierns G.
18 I. Buch
wan err künde nie gewan, denn er hatte noch nie etwas von ihr ge-
noch dehein sin schifman. hört und ebensowenig jemand von den
si tasten sinen boten kunt, Schiffsleuten.
ez wasre Pätelamunt. Seinen Boten sagten die dort drinnen,
daz wart im minnecliche enboten. es sei die Burg Pätelamunt; das ließen sie
si manten in b ! ir goten ihm ausrichten mit vielen Freundlich-
daz er in hülfe: es wasre in nöt, keiten, und sie beschworen ihn bei ihren
si rungen niht wan umben tot. Göttern, er möge ihnen doch zu Hilfe
dö der junge Anschevin k o m m e n , sie hätten ihn dringend nötig, es
vernam ir kumberlichen pin, gehe bei ihrem Kampf um nichts anderes
er böt sin dienest umbe guot, als um Tod und Leben.
als noch vil dicke ein riter tuot, Als der junge Anschevin ihre Klagen
oder daz sim sageten umbe waz vernommen hatte und ihre N o t , da bot er
er solte doln der vinde haz. ihnen seinen Dienst für Geld, wie es noch
D ö sprach uz einem munde heute oft die Ritter tun, oder, so meinte
der sieche unt der gesunde, er, sie sollten ihm sagen, was sonst sie
daz im wasr al gemeine ihm geben wollten, damit er den Haß
ir golt und ir gesteine; ihrer Feinde auf sich nähme. D a sprachen
des solter alles herre wesen, Kranke und Gesunde wie aus einem
und er möhte wol bi in genesen, Mund: Alles, was sie an G o l d und Steinen
doch bedorfter wenec soldes: besäßen, solle er haben; das alles solle
von Aräbie des goldes ihm gehören, und er werde nicht schlecht
heter manegen knollen bräht. mit ihnen fahren. D o c h hatte es bei ihm
liute vinster sö diu naht mit Schätzen wenig N o t : Er hatte aus
warn alle die von Z a z a m a n c : Arabien so manchen Klumpen G o l d mit-
bt den düht in diu wile lanc. gebracht. Dunkel wie die Nacht waren
doch hiez er herberge nemen: alle diese Leute in Z a z a m a n c . Bei denen
des moht och si vil wol gezemen, hier, dachte er, würde die Zeit ihm lang
daz se im die besten gäben, werden. D o c h immerhin: er befahl seinen
die frouwen dennoch lägen Leuten, für Unterkunft zu sorgen. Es ver-
steht sich von selbst, daß man ihm das
beste Quartier gab, das zu haben war.
D a lagen nun die Damen noch immer
1.2. = fehlen Dd. 1. err] er g, ir Gg, er ir gg. 2. Noch gg, Er noch gg, Weder er noch
G. schefman G. 3. taten alle außer DG. 4. = Si hieze Ggg. 5. inneclichen D,
minnchlihe G. 6. Und Gg. 7. es G, des die übrigen. 9. antschevin G, Anscivin D.
12. Als och noch ein G. 13. seifen G. 14. dulten Gg. viende D immer. 17. w£ere
G, ware D. 20. und fehlt Ggg. 21. = lutzel Ggg. 22. arabi g.
20 I. Buch
zen venstern unde sähen dar: in den Fensternischen und schauten hin-
si n x m e n des vil rehte war, unter. Seine Knappen sahen sie, und es
sine knappen und sin harnas, entging ihnen nicht, wie prächtig seine
wie daz gefeitieret was. Rüstung war. Auf dem Schild von Herme-
dö truoc der helt milte lin trug der generöse Held ich weiß nicht
üf einem hermin schilte wie viele Zobelbälge; es war, so meinte
ine weiz wie manegen zobelbalc: der Marschall der Königin, das Bild eines
der küneginne marschalc großen Ankers. Dieses Zeichen hier zu
hetez für einen anker gröz. erblicken war ihm nicht im geringsten
ze sehen in wenic dar verdröz. ärgerlich, denn seine Augen sagten ihm
dö muosen siniu ouge jehen sofort, daß er diesen Ritter, oder doch das
daz er het e gesehen Blitzen der Erscheinung, schon einmal
disen ritter oder sinen schin. gesehen hatte, und zwar in Alexandria,
daz muost ze Alexandrie sin, als der Bäruc die Stadt belagerte. Da hatte
dö der bäruc dervor lac: es keinen gegeben, der sich mit diesem
sinen pris da niemen widerwac. berühmten Ritter messen konnte.
Sus fuor der muotes riche So hielt nun der große Mann zum all-
in die stat behagenliche, gemeinen Wohlgefallen Einzug in die
zehen soumaer hiez er vazzen: Stadt. Zehn Lasttiere ließ er beladen, die
die zogeten hin die gazzen. zogen dahin durch die Gassen, dahinter
da riten zweinzec knappen nach, ritten zwanzig Knappen. Vor dem Zug
sin bovel man dort vor ersach: sah man sein Dienervolk gehen, die Pagen
garzüne, koche unde ir knaben und die Köche mit ihren Lehrbuben hat-
heten sich hin für erhaben, ten sich da vorne aufgestellt. Prächtig
stolz was sin gesinde: waren die Leute, die ihn begleiteten:
zwelf wol geborner kinde Zwölf adelige Kinder kamen hinter den
da hinden nach den knappen riten, Knappen geritten, mit Eleganz, sehr feine
an guoter zuht, mit süezen siten. junge Leute; es waren etliche heidnische
etslicher was ein Sarrazin, Türken darunter. Hinterdrein führte man
dar nach muos ouch getrecket sin dann
1. zen Dgg, In den Ggg, An den d. 2. nemen D, namen die übrigen. och des Ggg. vil
fehlt Gg. 3. harnasc D, harnasch die meisten. 4. gefettirt waz D. 6. herminen g,
herminem die meisten. 7. lehne G. zobeles pale Gg. 10. Zesehene G. = lutzel
Ggg. dar Dgg, des Gdgg. vrdorz D. 11. Im Ggg. ogen G. 12. het e G, hete Dgg,
do vor hette d. 14. muose G, muse D. 15. Da der barruch vor lach Gg. 18. behanliche G.
19. soumere D, soumaere G. 20. zogetin hin D. 21. Den Gg. zweinzch G, zwenzich
D. 22. Sinen g, Sinenen G. 24. hetin sih D. 27. do D, Die g. 28. An ganzer G.
29. Etelicher G. waz D. 30. muose DG. ouch] er G. getrechet D, gestrecket d,
gedechet gg, gepruovet G, bereitet gg.
I. Buch 21
19 aht ors mit zindäle acht Streitrösser, und da war keines, das
verdecket al zemäle. nicht mit einer Decke aus Zindel ge-
daz niunde sTnen satel truoc: schmückt war. Ein neuntes Roß trug den
ein schilt, des ich e gewuoc, Sattel des Helden. Einen Schild, eben-
5 den fuorte ein knappe vil gemeit jenen, von dem schon die Rede war, trug
derbi. nach den selben reit daneben ein schöner Knappe. Hinter den
pusüner, der man och bedarf, beiden ritt die Blasmusik; die darf bei
ein tambürr sluog unde warf einem solchen Ereignis nicht fehlen. Ein
vil höhe sine tambür. Tambour war auch da, der schlug sein
ίο den herren nam vil untür Tamburin und warf es hoch in die Luft.
dane riten floitierre bi, Lumpig wäre es dem Herrn erschienen,
und guoter videlasre dri. wären nicht auch Flötenspieler mitgerit-
den was allen niht ze gäch. ten; es waren drei, und dazu drei gute
selbe reit er hinden nach, Fiedler. Ohne Eile ging der Zug dahin.
υ unt sin marnasre Der Herr selber ritt hinterdrein, mit ihm
der wise unt der msere. der Kapitän seines Schiffs, der war sehr
Swaz dä was Volkes inne, klug und ein berühmter Mann.
Moere und Moerinne Alles Volk in dieser Stadt, die Frauen
was beidiu wip unde man. genauso wie die Männer, das waren lau-
20 der herre schouwen began ter Neger und Negerinnen. Als der Herr
manegen schilt zebrochen, sich umschaute, sah er eine Menge demo-
mit spern gar durchstochen: lierter Schilde, mit Speeren überall durch-
der was dä vil gehangen für, stochen; viele solcher Schilde hatte man
an die wende und an die tür. an den Mauern und an Türen aufgehängt:
25 si heten jämer unde guft. dort gab es Jammer und Geschrei. In den
in diu venster gein dem luft Fensternischen, zur frischen Luft hinaus,
was gebettet mangem wunden man, hatte man manchem verwundeten Mann
swenn er den arzät gewan, das Bett bereitet, der doch nicht wieder
daz er doch mohte niht genesen, gesund werden konnte, mochte er den
der was bi vinden gewesen. Arzt auch noch so oft kommen lassen.
Die waren bei den Feinden gewesen.
1. von G. zendale Ggg. 4. Einen Ggg. ich fehlt D. 5. den fehlt G. chnape G
oft. 6. der D, Dar dg, Da Ggg. bi nach Dgg, nach bi dg, hinden nach G. = dem
selben Ggg. 7. busuner d, busunsere Gg, bosuner g, pusonr D. noch D. 8. tamburr
D, tamburre g, tambuorer g, tambur Gd. 9. vil fehlt D. sinen Ggg. 11. Da Ggg.
ritten D. floitirre D, floitiera:re Gg, floytere g. 12. guoter Ddg, walscher G, weihscher
gg. 18. mcere Dg, Moure g, Moren g, Meeren d, Mor Gg. Morinne Gg. 19. wib G.
21. zerbrochen G. 22. dur stochen G. 27. gebetet G. manegen D. 28. Swener G.
22 I. Buch
20 sus warb ie der ungerne vlöch. So kann es jedem ergehen, der nicht viel
vil orse man im widerzöch, Lust zum Fliehen hat. O f t begegneten ihm
durchstochen und verhouwen. Pferde — die führte man vorbei — mit
manege funkele frouwen schweren Wunden von Speeren und
5 sach er bedenthalben sin: Schwertern. Viele dunkle Damen sah er
nach rabens varwe was ir schin. links und rechts, rabenfarben war ihr
sin wirt in minnecliche enpfienc; Schimmer.
daz im nach fröuden sit ergienc. Sein Wirt empfing ihn mit viel Liebe.
daz was ein ellens richer man: Der Gast war ihm, wie man noch hören
io mit siner hant het er getan wird, zu seinem Glück ins Haus gekom-
manegen stich unde slac, men. Er war ein großer Held und hatte
wand er einer porten phlac. manchen Stich und Schlag mit seiner
bi dem er manegen riter vant, Hand getan: Er führte den Befehl an ei-
die ir hende hiengen in diu bant, nem von den Toren. Bei ihm daheim fand
15 unt den ir houbet schrunden. Gahmuret viele Ritter, die den Arm in ei-
die heten solhe wunden, ner Schlinge trugen und die zerschrammte
daz si doch täten riterschaft: Köpfe hatten. Es waren Leichtverwun-
si heten läzen niht ir kraft. dete, die doch noch kämpfen konnten; sie
Der burcgräve von der stat hatten ihre Kraft nicht auf dem Schlacht-
20 sinen gast dö minneclichen bat feld lassen müssen.
daz er niht verbsere Der Burggraf der Stadt bat jetzt
al daz sin wille wsere freundlich seinen Gast, er möge, wenn er
über sin guot und über den lip. irgend etwas wünsche, nur ja nichts
er fuorte in da er vant sin wip, verschweigen aus Rücksicht auf Leib und
25 diu Gahmureten kuste, Gut seines Wirtes. Er führte ihn zu seiner
des in doch wenc gelüste, Frau: Die küßte Gahmuret, der aber
dar nach fuor er enbtzen sän. wenig Sehnsucht danach hatte. Dann ging
dö diz alsus was getan, man zum Essen.
der marschalc fuor von im zehant Kaum war das zu Ende gebracht, da
alda er die küneginne vant, eilte der Marschall fort zur Königin.
21 und iesch vil gröziu botenbröt. Ein großes Trinkgeld hoffte er mit sei-
er sprach 'frouwe, unser nöt ner Botschaft zu verdienen. Er sprach:
ist mit freuden zergangen, »Meine Dame, unsere Not hat sich mit
den wir hie haben enphangen, Freuden aufgelöst. Den wir hier in unsern
5 daz ist ein riter so getan, Mauern haben, das ist ein solcher Ritter,
daz wir ze vlehen immer hän daß wir immerfort dankbar zu unsern
unsern goten, die in uns brähten, Göttern, die ihn brachten, beten müssen;
daz si des ie gedähten.' sie meinen es gut mit uns.«
'nu sage mir üf die triwe din, »Jetzt sag es mir doch, bei deiner
ίο wer der ritter müge sin.' Treue, wer kann dieser Ritter wohl sein?«
'frouwe, ez ist ein degen fier, »Meine Dame, das ist ein edler Kämp-
des bäruckes soldier, fer. Er steht beim Bäruc im Sold, ein An-
ein Anschevtn von höher art. schevin und aus hochadeliger Familie.
ävoy wie wenic wirt gespart Das solltet Ihr sehen, wie der sich ausgibt
15 sin lip, swä man in liezet an! und den Leib nicht schont, wenn man ihn
wie rehter dar unde dan losläßt. Da stürmt er vor, dort kommt er,
entwichet unde keret! und zurück und wieder an den Mann und
die vinde er schaden leret. bringt den Feinden Verderben! Ich habe
Ich sach in striten schöne, ihn herrlich kämpfen sehen dort vor Alex-
20 da die Babylöne andria, als die von Babylon den Bäruc
Alexandrie lcesen solten, fortjagen wollten, die Stadt zu befreien.
unde do si dannen wolten Wie viele von denen da niederfallen muß-
den bäruc triben mit gewalt. ten mit Schande! Da tat der Schöne mit
waz ir da nider wart gevalt seinem Leib so große Taten, daß ihnen
25 an der schumphentiure! nichts anderes mehr half als Fliehen. Ich
da begienc der gehiure habe von ihm sagen hören — und das
mit sime libe sölhe tat, muß jeder zugeben, der ihn sieht —,
sine heten vliehens keinen rät.
dar zuo hört i'n nennen,
man solt in wol erkennen,
1. Er Ggg. 2. 3. Frouwe nu ist unser not. Mit frouden zergangen Ggg. 6. = zedanchene
Ggg. 7. 8. Unseren goten dies gedahten. Daz sin uns her brahten G. 11. er ist Dg.
degenfier D, phier G. 12. parruches G. 13. antschevin G, Anscivin D. 14. = lutzel
Ggg. 15. lsezet Dg, lazet Gdgg. 20. Al da Gg. die] bi D. 22. Unt G. 23. barruch
G. 25. tschunfenture G. 26. begie G. 27. sinera G immer. 28. ne fehlt D.
decheinen D, deheinen G. 29. i'n] ich g, ih in G, ich in die übrigen. nenen G. 30. solt
in dgg, solte D, moht in Ggg.
24 I. Buch
1. über alle. den pris zesiner hant. Hat al eine über mangiu lant G. 2. al eine D.
3. oder] unde G. 4. und fehlt Gg. fuog g, fuege die übrigen. spreche Ggg, sprach d,
gespreche Dg, bespreche g. 5. haben doch frid D. al Dg, allen dgg, fehlt Gg. disen
fehlt d. 7. odr D, oder die übrigen. 8. andrs D (die dritte hand setzt sehr oft dr tr br dn
tn bn mn gn hn und dergleichen, welches ich behalte wo es das lesen erleichtert und nicht gegen
den vers ist). 9. Owe Ggg. 12. im er bieten D. 13. geruchet D, Gerucket g. 16. iht
Ggg. 17. Frouwe er ist D. 21. = Unde hie vor Ggg. 22. Biz daz Ggg. ziu fehlt
Gg. 23. ir D, fehlt d = och Ggg. 24. nidr D. 26. ganzer G. 27. Dar an och (doch
g) lutzel des verdarp Gg, Der rede lützel [do] verdarp gg.
I. Buch 25
23 richiu kleider dar getragen: herrschaftliche Kleider her, die zog er an.
diu leiter an. sus hört ich sagen, Ich habe sagen hören, kostbar seien sie
daz diu tiwer wasren. gewesen. Schwere Anker aus arabischem
anker die swasren Gold waren draufgenäht, wie er es wollte.
5 von arabischem golde Dann setzte er, der alles reichlich wert
warn drüfe aiser wolde. war, was die Liebe schenken kann, sich
dö saz der minnen geltes lön auf ein Roß. Einer aus Babylon hatte es
üf ein ors, daz ein Babylon gegen ihn zur Tjost geritten: Den hatte er
gein im durh tjostieren reit: heruntergestochen, das war dem arg ge-
ίο den stach er drabe, daz was dem leit. wesen.
op sin wirt iht mit im var? Was? O b der Wirt mit ihm hinaufgerit-
er und sine riter gar. ten ist? Ja freilich, er mit allen seinen Rit-
ja deiswär, si sint es frö. tern, und sie sind sehr vergnügt dabei. Sie
si riten mit ein ander dö ritten also miteinander dahin, und vor
15 und erbeizten vor dem palas, dem Palas stiegen sie ab. Viele Ritter
da manec riter üffe was: waren dort oben, die alle schöne Kleider
die muosen wol gekleidet sin. trugen. Gahmurets Pagen liefen vor ihm
siniu kinder liefen vor im in, hinein, immer zwei zusammen, die sich an
Ie zwei ein ander an der hant. den Händen hielten. Ihr Herr fand viele
20 ir herre manege frouwen vant, Damen in herrlichen Gewändern.
gekleidet wünnecliche. Der Königin, der großen Dame, brach-
der küneginne riche ten ihre Augen hohen Schmerz, als sie den
ir ougen fuogten höhen ρΐη, Anschevin erblickte. Man mußte ihn lie-
dö si gesach den AnschevTn. ben, wenn man ihn sah, und also Schloß
25 der was sö minnecllche gevar, er ihr Herz ganz auf — ob es ihr süß war
daz er entslöz ir herze gar, oder weh, sie konnte nicht anders. Früher
ez wa;re ir liep oder leit: hatte mädchenhafte Schüchternheit es
daz beslöz da vor ir wipheit. immer verschlossen gehalten. Sie ging ein
ein wenc si gein im dö trat, Stückchen auf ihn zu, sie bat den Gast,
ir gast si sich küssen bat. sie zu küssen.
1. Unde Ggg. selbe fehlt G. bi Ggg. 4. einen alle. kulter Ddgg, gulter Gg.
gesteppet D, gesteppfet mit d = von Ggg. siemit g. 5. bete G immer. 6. liehter dane
G. 7. gelichet D, gelichte G. 8. hete D, het g, het doch d, hete aber Ggg, het aver g.
9. abr Od, ouch dgg, fehlt G. 10. touwigen D. 12. liehtr D. 13. dr durch D, da durch
Gg, dar durch dgg. wol fehlt D. 15. wjere liep G. wer gg, waste D. 18. lat iu
niht] so dg (aber 19. Vor abe ich d, Sein, das ich g), si iu niht Ggg, lat iu niht wesen (sin g) Dg.
19. i'u] ich d, ich iu die übrigen. 20. nahen Ggg, fehlt gg. im] in minem Dgg, an minem
d, minem Gg. 21. iweh D. frouwe Ddg, des Ggg. 22. 26. odr D, oder die übrigen.
24. bewant G. 25. bin G. einech D, asnich g, ein einch Gdgg. 27. Da engegene biut
ich Gg. gein D. 30. Hiet g.
I. Buch 27
2 5 wir solden vinde wenic sparn, Wir würden nicht viel Federlesens mit
sit Vridebrant ist hin gevarn. den Feinden machen, jetzt, da Vridebrant
der lceset dort sin eigen lant. fortgefahren ist, sein eigenes Land zu be-
ein künec, heizet Hernant, freien. Ein König, der heißt Hernant, den
5 den er durh Herlinde sluoc, hat er erschlagen im K a m p f um Herlinde.
des mäge tuont im leit genuoc: Mit den Verwandten dieses Königs hat er
sine wellent si's niht mäzen. jetzt Krieg genug, sie sind voller Erbitte-
er hat hie helde läzen; rung. D o c h hat er Helden hiergelassen,
den herzogen Hiuteger, den Herzog Hiutiger zum Beispiel, der
ίο des ritertät uns manegiu ser uns mit Rittertaten viele Wunden schlägt,
frumt, und sin geselleschaft: und dann noch dessen Leute, die führen
ir strit hat kunst unde kraft, die Waffen mit Kunst und Gewalt. Viele
so hat hie mangen soldier Söldner hat auch Gaschier aus der Nor-
von Normandie Gaschier, mandie, ein kluger Kämpfer und ein gro-
15 der wise degen here, ßer Herr. Noch mehr Leute hat Kaylet
noch hat hie rlter mere von Hoskurast hier, viele wilde Kämpfer
Kaylet von Hoskurast, von weit her. Der Schottenkönig Vride-
manegen zornigen gast, brant und seine vier Genossen brachten
die brsehten alle in diz lant die alle in dies Land und viele Söldner
20 der Schotten künec Vridebrant mit dazu.
und sinre genöze viere Auf der Westseite dort am Meer lagert
mit mangem soldiere. das Heer von Isenhart, da fließen immer-
Westerhalp dort an dem mer fort die Tränen: O b offen vor den Leuten
da lit Isenhartes her oder in der Stille — kein Mensch hat sie
25 mit fliezenden ougen. je anders als weinend gesehen, seit ihr
offenlich noch tougen Herr in jener T j o s t starb. Es ist ein Wun-
gesach si nimmer mer kein man, der, wie sehr sie trauern können: In Gieß-
sine müesen jämers wunder hän bächen verströmt sich der Regen dieser
(ir herzen regen die güsse warp), Herzen.«
sit an der tjost ir herre starp.'
2 8 die er tet üf einen küenen man, Die zielte er auf einen kühnen M a n n , der
der ouch sin ende aldä gewan. auch an diesem O r t sein Ende fand; das
daz was min friunt Isenhart, war mein Geliebter Isenhart. Jeder von
ir ieweder innen wart den beiden mußte ein Speereisen fühlen,
5 eins spers durh schilt und durh den Ιϊρ. das fuhr durch den Schild und durch den
daz klag ich noch, vil armez wip: Leib. Das ist es, was mich weinen macht,
ir beder töt mich immer müet. mich arme Frau. Der Tod dieser beiden
üf miner triwe jämer blüet. Männer tut mir immer weh. Jammer
ih enwart nie wip decheines m a n . ' blüht auf meiner Treue. Ich bin nie eines
ίο Gahmureten dühte sän, M a n n e s Weib geworden.«
swie si wasre ein heidenin, D a k a m es Gahmuret so vor, als wäre
mit triwen wiplicher sin nie — obwohl sie doch eine Heidin war
in wibes herze nie geslouf. — eine Seele mit so viel wahrer Frauen-
ir kiusche was ein reiner touf, treue in ein Herz geschlüpft wie hier. Ihre
υ und ouch der regen der si begöz, Unschuld war ein reines Taufwasser und
der wäc der von ir ougen flöz dazu der Regen, der sie begoß, jener
üf ir zobel und an ir brüst, Strom, der von ihren Augen auf den
riwen phlege was ir gelust, Zobelpelz flöß und an ihre Brust. Trauer
und rehtiu jämers lere. zu begehen war ihre ganze Lust und rech-
20 si seit im fürbaz mere ter J a m m e r ihr Meister.
'dö suohte mich von über mer Sie sprach zu ihm noch weiter: »Da
der Schotten künec mit sinem her: kam dann übers Meer der König der
der was sins oeheimes suon. Schotten mit seinem Heer und suchte
sine mohten mir niht mer getuon mich heim; er war der Sohn von Isenharts
25 schaden dan mir was geschehen Mutterbruder. Sie konnten mir nichts
an Isenharte, ich muoz es jehen.' Schlimmeres mehr tun, als mir geschehen
Diu frouwe ersiufte dicke, war an Isenhart, das muß ich sagen.«
durch die zäher manege blicke Die D a m e schluchzte oft. Durch die
si schamende gastlichen sach Tränen ließ sie immer wieder verschämt
an Gahmureten: dö verjach neugierige Blicke blitzen auf Gahmuret.
D a meldeten
1. Iriu G. 3. ouch fehlt Ggg. 4. = wan fehlt Ggg. het och] hete D. e d, me d,
fehlt D. = da vor Ggg. 5. = Vil mangen Ggg. 6. under alle, nur G von. 7. getreulichiu
gg, getriulich Ddd, getriwu G. 8. Si-er Ddd = Er-si Ggg. und fehlt Gdgg. 9. schench
D. 10. forste D. 11. = Si muote daz ez niht beleip Ggg. 13. sprechent d. sprachen?
diu fehlt D. 14. ir liep Ddg. 20. daz entuon Dg. von witzzen Ggg. 23. gebiet G.
24. darst G, da ist g, das d, dar ist Ddgg. gerrich G. 25. iu gerne swaz G. 26. Si
sprach Dddg, fehlt Ggg. herre DG immer in der anrede. Herre ich getrwes iu harte wol
G. trwe D, getrüwe die übrigen. i'u] ich iu gg = ich Ddd. 27. burcrave G. 28. enbirt
D. 29. sine Ddd = die Ggg. 30. ze fehlt G.
32 I. Buch
l.panchenG. 2. und fehlt G. 3. portn D, borte G. 4. degen Ddd = helt Ggg. 8. vil
fehlt G, so ιid. 11. sehtzehen borten G. 12. Si besch. D. 13. bespart D, gespart dd
= verspart Ggg. 14. wart Ggg. 15. Mit zorne an uns G. zorne D. unde] noch D.
17. Man verloz G. decheine D, deheine G. 18. ahte G. 19. Des chuonen G. 20. Die
uns den schaden hant getan G. habent D. 2 1 . 2 2 . fehlen G. 23. man fehlt G. 24. von
D {allein?), Obe G. iegeslicher G. 26. durstochen G. 27. der den G. 28. dar nach
G. 29. Da engegene haben G. 30. stillen Ggg.
I. Buch 33
31 unser vanen sint erkant, Unsere Fahnen erkennt man daran, daß
daz zwene vinger uz der hant sie zwei Finger einer Hand zum Eid hebt,
biutet gein dem eide, ihr sei nie ein so großes Leid geschehen
irn geschashe nie sö leide wie damals, als Isenhart tot niederfiel —
5 wan sit daz Isenhart lac töt das traf meine Herrin ins Herz —: So
(miner frouwen frumt er herzenöt), also steht, in schwarzer Farbe auf weißen
sus stet diu künegin gemäl, Samt genäht, die Königin dort gemalt vor
frou Belakäne, sunder twäl ihnen, seit wir die Wappen jener sahen,
in einen blanken samit denen die Treue viel Kummer einträgt.
ίο gesniten von swarzer varwe sit Hoch über den Toren stehen unsere Zei-
daz wir diu wäpen kuren an in chen. Und vor den anderen acht Toren
(ir triwe an jämer hat gewin): bekriegt uns dann noch das Heer des
die steckent ob den porten hoch, stolzen Fridebrant, die Getauften, die
vür die andern ähte uns suochet noch übers Meer gekommen sind. An jedem
is des stolzen Fridebrandes her, Tor führt ein Fürst das Kommando, der
die getouften von über mer. zum Kampf hinauszieht unter seiner
ieslicher porte ein fürste phliget, Fahne. Dem Gaschier haben wir einen
der sich strites üz bewiget Grafen weggefangen, der bietet uns ein
mit siner baniere. großes Lösegeld. Er ist der Schwestersohn
20 wir haben Gaschiere von Kaylet: Für alles, was der uns antut,
gevangen einen graven abe: muß jener büßen. Ein solches Glück be-
der biutet uns vil gröze habe, gegnet uns nicht oft. Grüne Wiese ist da
der ist Kayletes swester suon: wenig, lauter Sand ist der Boden, fünf-
swaz uns der nu mac getuon, zehn Turnierbahnen weit vom Graben bis
25 daz muoz ie dirre gelten, an ihre Zelte: da finden viele Tjosten
solch gelücke kumt uns selten. statt.«
Grüenes angers lützel, sandes
wol drizec poinder landes
ist zir gezelten vome grabn:
da wirt vil manec tjost erhabn.'
disiu msere sagt im gar sin wirt. Das alles erzählte ihm sein Wirt. »Da
'ein ritter nimmer daz verbirt, gibt es einen Ritter, der läßt keinen Tag
ern k o m durch tjostieren für. vorübergehen, an dem er nicht hinaus-
op der sin dienest dort verlür reitet zum Tjostieren. Und wenn seine
an ir diu in sante her, galante Herrlichkeit der, die ihn her-
waz hülfe in dan sin vrechiu ger? geschickt hat, zu Ehren dort zugrunde
daz ist der stolze Hiuteger. ginge, was hätte ihm dann seine Kühnheit
von dem mag ich wol sprechen mer, und sein Jagen nach Ruhm geholfen? Das
sit wir hie sin besezzen, ist der stolze Hiuteger. Von dem kann ich
daz der helt vermezzen leicht noch mehr erzählen, nämlich, daß
ie smorgens vil bereite was dieser Held, der ohne M a ß in seinem Ehr-
vor der porte gein dem palas. geiz ist, jeden Morgen, seit wir hier bela-
ouch ist von dem küenen man gert werden, ganz in Eisen bereitstand vor
kleincetes vil gefiieret dan, dem Tor, das dem Palas der Burg gegen-
daz er durch unser schilte stach, überliegt. Und auch, daß sich der Tapfere
des man für gröze koste jach viele Liebespfänder entführen ließ von
so ez die kngierre brächen drabe. uns: Es waren große Kostbarkeiten,* die
er valt uns manegen riter abe. er unseren Rittern durch die Schilde
er laet sich gerne schouwen, stach; das konnte man sehen, wenn die
in lobent ouch unser frouwen. Ausrufer sie nachher herausbrachen. Viele
swen wip lobent, der wirt erkant, unserer Ritter hat er vom Pferd geworfen.
er hat den pris ze siner hant, Er läßt sich gern beschauen, auch unsere
unt sines herzen wunne.' D a m e n rühmen ihn. Wen die Frauen rüh-
dö hete diu müede sunne men, den sieht man höchsten Ruhm in
ir liehten blic hinz ir gelesn. Händen halten, der hat alles, was sein
des bankens muose ein ende wesn. Herz sich wünschen kann.«
der gast mit sime wirte reit, Da hatte die müde Sonne ihre lichten
er vant sin ezzen al bereit. Blitze vollends eingesammelt. Spazieren-
Ich muoz iu von ir spise sagen, reiten mußte ein Ende nehmen. Der
diu wart mit zühten für getragen: Fremde ritt heim mit seinem Wirt: Da
fand er das Essen schon bereit.
Ich muß euch nun von den Speisen, die
es gab, berichten: Die wurden mit hö-
fischen Sitten serviert,
1. seit G. 3. Eren chom hie dur tioste vur G. tiostiren D. 6. dane G, denne D.
7. Huteger D, huteger G, hueteger g. 10. Daz ie der Gg. 11. ie fehlt Ggg. morgens d
= des morgens Ggg. bereit alle außer D. 12. Gein der G. vor dem G, für dem d, für
den d. 13. wart Ggg. 14. cleinotes D, chleinodes G, chlaynoedes g. gefuert D.
17. Swene ez G. chrigirre D, kroyere d, schiere d, kirre g, grogiere g, chroieriere G, kaphare
g. drab-ab D. 19. Ixt Dg, lat die übrigen. 21. bechant Ggg. 22. Der G. 24. Nu
Ggg. 25. hinze ir G immer. 26. banchens D, bankenes G, banechens g, banichen g,
banchen g, banicken dd. 29. .. oh muoz iu D.
I. Buch 35
man diende in riterliche. man bediente sie, wie sich's gehört bei
diu küneginne riche adeligen Leuten. Die hohe Königin selber
kom stolzlich für sinen tisch. trat mit Pracht vor seinen Tisch; hier
hie stuont der reiger, dort der visch. stand der Reiher, da der Fisch. Die Köni-
si was durch daz hinz im gevarn, gin war dort hinab gegangen, um selber
si wolde selbe daz bewarn darauf achtzugeben, daß man ihn recht
daz man sin pflsege wol ze frumen: umsorge zu seinem Wohlbefinden. Sie
si was mit juncfrouwen kumen. war mit edlen Mädchen gekommen.
si kniete nider (daz was im leit), Sie kniete nieder — das war ihm arg —,
mit ir selber hant si sneit mit eigener Hand schnitt sie dem Gast
dem riter siner spise ein teil. Speisen vor. Die Dame war glücklich über
diu frouwe was ir gastes geil. ihren Gast. Da reichte sie ihm auch den
do bot si im sin trinken dar Becher zum Trinken dar, sie war sehr auf-
und phlac sin wol: och nam er war, merksam um ihn bemüht.
wie was gebasrde unde ir wort. Er bemerkte alles wohl: ihre Bewe-
zende an sines tisches ort gungen, ihre Worte. Unten am Ende des
säzen sine spilman, Tisches saßen seine Musikanten, und ge-
und anderhalp sin kappelän. genüber sein Kaplan. Schüchterne Blicke
al schemende er an die frouwen sach, warf er der Dame zu, ganz verschämt
harte blüclicher sprach sprach er: »Das war mir bisher fremd in
'ichn hän mi's niht genietet, meinem Leben, daß man für mich solchen
als ir mirz, frouwe, bietet, Aufwand treibt, wie Ihr es, meine D a m e ,
mins lebens mit sölhen eren. tut. Wenn ich Euch etwas zu befehlen
ob ich iuch solde leren, hätte, so hättet Ihr heut abend die Gast-
so w a r hint sän an iuch gegert lichkeit nach meinem M a ß bemessen
eins phlegens des ich wsere wert, müssen; dann aber wärt Ihr nicht herab-
sone wasrt ir niht her ab geritn. gekommen eigens meinetwegen. Meine
getar ich iuch des, frouwe, bitn, Dame, wenn ich es wagen darf, Euch um
So lät mich in der maze lebn. etwas zu bitten: Ihr sollt mich so behan-
ir habt mir er ze vil gegebn.' deln, wie ich es verdiene, Ihr habt mir zu-
viel Ehre angetan.«
1. im Ggg. 3. stolzliche DG. 5. dur daz hin abe gevaren G. 6. wolt ouch Gg. daz
fehlt G. 7. phlege D. wol fehlt G. 8. chomen DG. 9. = Unde Ggg. 13. do
bot (huop D) si im Ddd = Si bot (boten g) im (im och G) Ggg. 16. sines] des G. 17. chape-
lan G. 18. und fehlt G. sine Gdg. spileman G. 19. schäumende D. 20. bluochliche
er D. 21. ich ne D, Ich G. mis D, mich es d, mich sin d = mich Ggg. geniet G.
22. mir D. 23. Mines G. libes D. 25. waere D, ware G. hint dgg, hinte D, hiut
Gg. san dg, sa Ggg, fehlt D. 26. Des Ggg. 27. wahret D, wäret G, oft gegen den vers.
28. Getar ich frouwe iuch des gebiten G. 30. er d, ere Dd = eren Ggg.
36 I. Buch
sine wolt och des niht läzen, Sie wollte es aber gar noch weiter trei-
da siniu kinder säzen, ben und bat auch noch seine Knappen,
diu bat si ezzen vaste. die da saßen, fest zu essen. Dies tat sie,
diz böt si zern ir gaste, um ihren Gast zu ehren. Alle diese edlen
gar disiu juncherrelin Kindlein waren der Königin in Liebe er-
wären holt der künegln. geben.
dar nach diu frouwe niht vergaz, D a n a c h tat die D a m e noch ein übriges
si gieng och da der wirt saz und ging dorthin, w o der Hausherr saß
und des wip diu burcrävin. mit seiner Frau, der Burggräfin. Den Be-
den becher huop diu künegin, cher erhob die Königin, sie sprach: »Dei-
si sprach 'lä dir bevolhen sin ner Fürsorge überlasse ich unsern Gast:
unseren gast: diu ere ist dm. die Ehre hast jetzt du. Ich meine euch
dar umbe ich iuch beidiu m a n . ' beide, wenn ich das sage.«
si nam urloup, dö gienc si dan Sie nahm Abschied; dann ging sie von
aber hin wider für ir gast, jenen noch einmal zurück zu ihrem Gast.
des herze truoc ir minnen last, Sein Herz war schwer beladen von ihrer
daz selbe ouch ir von im geschach; Liebe, und ebenso schwer trug das ihre an
des ir herze unde ir ouge jach: seiner. Davon sprach ihr Herz und auch
diu muosens mit ir phlihte hän. ihr Auge — die mußten ja Liebe und Leid
mit zühten sprach diu frouwe sän mit ihrer Herrin teilen.
'gebietet, herre: swes ir gert, M i t feinem Anstand sprach die D a m e :
daz schaf ich: wand ir sit es wert, »Befehlt, mein Herr; was Ihr auch wün-
und lät mich iwer urloup hän. schen mögt, ich schaffe es herbei, denn
wirt iu hie guot gemach getän, das bin ich Eurem Adel schuldig. Und
des vröwen wir uns über al.' laßt mich jetzt auch von Euch Abschied
guldin warn ir kerzstal: nehmen. Wenn Ihr Euch hier wohlfühlen
vier lieht man vor ir drüfe truoc. könnt, dann sind wir alle sehr glücklich.«
si reit ouch da si vant genuoc. Golden waren ihre Leuchter, die man
Sine äzen och niht langer dö. vor ihr trug, vier Kerzen waren darauf.
der helt was trüric unde frö. D a , wo sie hinritt, gab es auch genug.
Die anderen blieben dann auch nicht
länger beim Essen sitzen. Der Held war
traurig und froh.
3. = Si gg, Sine G. bat] = babte G, bsete gg, hiez g. siu g. 4. ditze D. zeren DG.
7. nith D. 8. gle D. 9. des] sin G. burchravin G, purcravin D. 10. Ir Ggg. pecher
D. 13. beide D. mane G. 14. do gie si Dg, Do fuor si gg, und gieng dd, unde vuor
G. von dan Gd. 15. hin fehlt Ggg. 18. Als Ggg. ougen D. 19. die D, sii dd.
21. Gebiet G. 22. schaffe G. gewert ddgg. 23. und fehlt G, nu g. 24. hie fehlt Dg.
25. froun G. 26. waren D, wahren G. cherzestal G. 27. Vil G. drüfe] uf G.
29. Si G. lenger G. 30. Der helt Ggg, der herre Dg, Gamiret dd. wart trurech G.
I. Buch 37
2. gröz fehlt Ggg. doch D, ouch dd, ouch ein g, ein Ggg. 3. Daz ist G. 6. Dar nach
vil schier daz geschach Ggg. 7. betete G. 9. Do sprach der wirt Ggg. 11. hinte des
wir iu D. 12. Den sinen er zehant gebot G. 13. danne g, von im G. 15. Ir Gg. daz
alle. 17. stuonten D. 18. = Die Ggg. 19. alsus G. 20. ditche G fast immer. en
ungemacht D. 21. = morinne Ggg. 23 — 3 6 , 2 fehlen G. 23. ein fehlt D. 24. chracheten
D. diu D, gar diu gg, alle sin dd, sine g. 29. rechken D. 30. brüst Ddg, brüste gg.
38 I. Buch
3 6 sö die senwen tuot daz armbrust. wie es die Armbrust mit der Sehne tut; so
da was ze draste sin gelust. sehr aufgedreht war da seine Lust.
der herre an allez släfen lac, Der Herr lag im Bett ohne alles Schla-
unz errkös den gräwen tac: fen, bis er ein erstes Grau des Tags er-
5 der gap dennoch niht liehten schin. häschen konnte — der gab da noch kein
do solt och da bereite sin wirkliches Licht. Es mußte aber doch
zer messe ein sin kappelän: schon jetzt sein Kaplan bereit zur Messe
der sane si got und im sän. sein. Der sang sie denn auch gleich für
sin harnasch truoc man dar ze hant: Gott und ihn. Seine Rüstung trug man
ίο er reit da er tjostieren vant. schnell herbei. Er ritt hinaus, um einen
dö saz er an der stunde Kampf zu suchen. Jetzt stieg er nämlich
üf ein ors, daz beidiu künde auf ein Roß, das zeichnete sich dadurch
hurtlichen dringen aus, daß es mit Kraft hineinging in den
und snelleclichen springen. Feind und zweitens ein kühner Renner
15 bekeric swä manz wider zöch. war, folgsam und wendig.
sinen anker üf dem helme hoch Seinen Anker sah man ihn hoch auf
man gein der porte füeren sach; dem Helm zum Tor hin tragen. Da spra-
aldä wip unde man verjach, chen überall Weib und Mann, sie hätten
sine gesashn nie helt sö wünneclich: noch nie einen solchen Helden gesehen,
20 ir gote im solten sin gelich. so sieghaft glänzend; nur ihre Götter seien
man fuort ouch starkiu sper da bi. ihm gleich.
wie er gezimieret si? Auch starke Speere wurden mitge-
sin ors von iser truoc ein dach: führt. Wie er geschmückt war, wollt ihr
daz was für siege des gemach. wissen? Sein R o ß trug eine eiserne Decke,
25 dar üf ein ander decke lac, die es vor Schlägen bewahrte. Darauf lag
ringe, diu niht swa;re wac: eine zweite Decke, ziemlich leicht, die
daz was ein grüener samit. wog nicht viel: Das war ein grüner Samt.
sin wäpenroc, sin kursit Sein Waffenrock, sein Kursit, die waren
was ouch ein grüenez achmardi: auch grün und aus Achmardi, ein Stoff,
daz was geworht dä zAräbi. wie sie ihn dort in Arabien weben.
37 Dar an ich liuge niemen: Und jetzt soll ja keiner sagen, ich lüge:
sine schiltriemen, Seine Schildriemen, soviel dergleichen
swaz der dar zuo gehörte, man halt braucht, die waren alle unver-
was ein unverblichen borte blichene Borten, mit sehr seltenen Edel-
5 mit gesteine harte tiure: steinen besetzt, im Feuer geläutert war
geliutert in dem fiure der Buckel seines Schilds von rotem Gold.
was sin bukel röt golt. Sein Rittertum ließ sich von der Liebe be-
sin dienest nam der minnen solt: zahlen, da wog ein scharfer Kampf nicht
ein scharpher strit in ringe wac. viel.
ίο diu küngin in dem venster lac: In einem der Fenster lag die Königin,
bi ir säzen frouwen mer. bei ihr saßen noch andere Damen. Da
nu seht, dort hielt och Hiuteger, schaut: Dort draußen, wo ihm früher
aldä im e der pris geschach. nichts als der Sieg geschah, hält auch
do er disen riter komen sach schon Hiuteger. Als der den Ritter kom-
15 zuo zim kalopieren hie, men sah, wie er zu ihm hersprengte, da
dö dähter 'wenne oder wie dachte er: >Wann oder wie kam der Fran-
kom dirre Franzois in diz lant? zose in dies Land? Wer hat den Stolzen
wer hat den stolzen her gesant? hergeschickt? Wenn ich den für einen Ne-
het ich den für einen Mor, ger hielte, so wären meine besten Sinne
20 so wser min bester sin ein tör.' blöd.<
diu doch von Sprüngen nicht belibn, Obwohl die doch nicht stehenblieben
ir ors mit sporen si bede tribn beim bloßen Rennen, die Pferde, so trie-
uzem walap in die rabbin, ben jene beiden sie doch noch mit Sporen
si täten riters eilen schin, an, vom Galopp in die carriere. Wieviel
25 der tjost ein ander si niht lugen, Kraft in einem Ritter steckt, das zeigten
die sprizen gein den lüften flugen sie, und keiner von den zweien wurde
von des küenen Hiutegeres sper: lügenhaft um seine T j o s t gebracht. Die
ouch valt in sines strifes wer Splitter flogen in den Himmel — die vom
hinderz ors üf dez gras, Speer des Hiuteger —, doch warf ihn
vil ungewent er des was. selbst der Widerstand, auf den sein Stoß
traf, hinters Roß ins Gras. Die Lage war
ihm ganz unvertraut.
38 Er reit üf in und trat in nider. Jener überritt ihn und trat ihn nieder. Der
des erholt er sich dicke wider, raffte sich aber gleich wieder auf und
er tet werlichen willen schin: zeigte so, d a ß er noch weiterkämpfen
doch stecket in dem arme sin wollte. Doch steckte ihm im Arm die
5 diu Gahmuretes lanze. Lanze G a h m u r e t s , der forderte von ihm
der iesch die fianze. fiance — seinen Meister hatte er ge-
sinen meister heter f u n d e n . funden.
'wer hat mich überwunden?' »Wer ist es, der mich besiegt hat?«
also sprach der küene man. sprach der kühne M a n n .
ίο der sigehafte jach d o sän Da sagte der Bezwinger gleich: »Ich
'ich pin G a h m u r e t Anschevin.' bin G a h m u r e t Anschevin.«
er sprach 'min Sicherheit si din.' Und jener sprach: »Mein E h r e n w o r t
die enphienger unde sande in In. sollst du haben.«
des muoser vil gepriset sin Das n a h m er an und sandte ihn in die
15 von den f r o u w e n die daz sähen, Stadt. D a f ü r gab es viel Lob von den Da-
dort her begunde gähen men, die zugesehen hatten.
von N o r m a n d i e Gaschier, D o r t k a m jetzt herangesprengt Ga-
der ellens riche degen fier, schier aus der N o r m a n d i e , der Starke,
der starke tjostiure. fürchterlich und stolz, ein gewaltiger
20 hie hielt och der gehiure Tjosteur. Und hier stand der schöne Gah-
G a h m u r e t zer anderen tjost bereit, muret, bereit zur zweiten Tjost. Das Eisen
sim sper was daz Iser breit seines Speers w a r breit und sein Schaft
unt der schaft veste. fest. Auf diesem Feld gaben sie, die beide
aldä werten die geste fremd hier waren, einander das, was sie
2j ein ander: ungelichez wac. zu geben hatten: ungleich w o g das. Ga-
Gaschier dernider lac schier lag mitsamt dem Roß am Boden —
mit orse mit alle das k a m vom Fallen in der Tjost —, und
von der tjoste valle, er w u r d e gezwungen, sein E h r e n w o r t zu
und w a r t betwungen Sicherheit, geben, o b ihm das lieb war oder leid.
ez wasre im liep oder leit.
40 (daz sag i'u Qf die triwe min), das sag ich Euch bei meiner Treue, wenn
bestet ir den AnschevTn, Ihr Streit mit dem anfangt, der mir mein
Der mine Sicherheit dort hat. E h r e n w o r t abgenommen hat. Paßt auf,
ir suit merken minen rät, was ich Euch rate, und eine Bitte h a b ich
5 und dar zuo, herre, mine bete, auch, mein Herr. Ich habe es G a h m u r e t
ich hän geheizen G a h m u r e t e versprochen, d a ß ich euch alle zurück ins
daz ich iuch alle wende: Lager schicke, das habe ich ihm in die
daz lobt ich siner hende. H a n d gelobt. Tut es mir zuliebe, haltet
durch mich lät iwer streben sin: Euch zurück, er zeigt Euch sonst Kraft ge-
ίο er tuot iu k r a f t an strite schin.' nug im Kampf.«
d ö sprach der künec Kaylet Da sprach der König Kaylet: »Wenn
'ist daz min neve G a h m u r e t das mein Cousin ist, G a h m u r e t fils du roi
fil Ii roy Gandin, Gandin — mit dem will ich nicht k ä m p -
mit dem läz ich min striten sin. fen. Laßt meinen Zügel los!«
15 lät m i m zoum.' 'in läz ius niht, »Ich lasse ihn nicht los, ehe nicht mein
e daz min ouge alrerst ersiht Auge sieht, d a ß Ihr mit bloßem H a u p t da-
iwer blözez houbet. steht, das meine ist mir noch schwindlig.«
daz mine ist mir betoubet.' Da band er sich den Helm ab. G a h m u -
den heim er im her a b d ö bant. ret aber fand noch weitere Kämpfe.
20 G a h m u r e t mer strites vant. Es w a r da gut die H ä l f t e des Vormit-
ez was wol mitter morgen dö. tags vergangen. Die von der Stadt, die
die von der stat des wären vrö, diesen Tjosten zugeschaut hatten, freuten
die dise tjost ersähen, sich d a r a n . Sie eilten jetzt alle auf ihre
si begunden alle gähen Posten. Er w a r ein Netz, vor ihnen auf-
25 an ir werlichen letze, gespannt: Was druntergeriet, das w u r d e
er was vor in ein netze: gefangen.
swaz drunder k o m , daz was beslagen. »Ein neues R o ß her!« höre ich: darauf
ein ander ors, sus hoere ich sagen, stieg nun der Edle. Das flog nur so dahin
dar Qf saz der werde: und pflügte die Erde
daz flouc und ruorte d'erde,
1. Daz nim G. i'u] ich Gd, ich iu die übrigen. vs G. 2. Ascevin D. 4. nu suit ir
Ggg. 5. Dar zuo höret mine bete G. 6. Gahmuret G. 9. Dur G. stereben G.
12. ist ez D. 13. Fil Ii Roys g, Fillirois G, Fili roys ddg, Fillurois g, Filuroy D. candin G.
15. mirn D, uweren dd = mir den Ggg. ine Dg. lazes iu G, laz ez ddg, lazs D, lazs uch
g, laz iu sin g. 16. daz fehlt Ggg. alreste D. gesiht Gg. 19. im abe bant G.
20. mer Dg, nime G, niht mer ddgg 21. miter G meistens. 24. = Die Ggg. 25. werlich
g, gewarliche G. 28. hoere Dg, horte Gddgg. 30. die alle.
I. Buch 43
42 aht vanen sweimen gein der stat. acht Fahnen, die flatterten der Stadt zu.
die er balde wenden bat Die, so bat er den kühnen, sieglosen
Den küenen sigelösen man. M a n n , möge der schleunigst umkehren
dar nach gebot er im dö sän lassen. Und dann, so befahl er, solle er
5 daz er kerte nach im In. ihm in die Stadt nachkommen.
daz tet er: wan ez solt et sin. Gaschier für seinen Teil zögert nicht,
Gaschier sin kumn ouch niht verbirt; sich ebenfalls dort einzufinden. Da
an dem innen wart der wirt merkte der Herr des Hauses erst, daß sein
daz sin gast was komen üz. Gast ihm entwischt war. D a ß er nicht
ίο daz er niht isen als ein strüz Eisen fraß wie der Vogel Strauß und
und starke vlinse verslant, grobe Feuersteine, das lag nur daran, daß
daz machte daz err niht envant. er keine fand. Sein Z o r n fing an zu knur-
sin zorn begunde limmen ren und brüllte wie ein Löwe. Da riß er
und als ein lewe brimmen. sich die eigenen Haare aus und sprach:
is do brach er üz sin eigen här, »Jetzt bin ich auf meine alten Tage doch
er sprach 'nu sint mir miniu jär noch zu einem Gimpel geworden. Die
nach grözer tumpheit bewant. Götter hatten mir einen starken, edlen
die gote heten mir gesant Gast ins Haus geschickt: Wenn der jetzt
einen küenen werden gast: zusammenbricht, weil er die Last von
20 ist er verladen mit strites last, Kämpfen nicht alleine tragen kann, so
sone mag ich nimmer werden wert, wird mein Name nie wieder edel werden.
waz touc mir schilt unde swert? Was taugt mir dann Schild und Schwert?
er sol mich schelten, swer michs mane.' Keiner wird mich je anders als mit
dö kerter von den sinen dane, Schimpfen daran erinnern können.«
25 gein der porte er vaste ruorte. D a fuhr er hinaus, fort von den Sei-
ein knappe im widerfuorte nen, im gestreckten Galopp zum Tor. Es
ein schilt, üzen und innen dran begegnete ihm aber ein Knappe, der trug
gemalt als ein durchstochen man, einen Schild, eine Arbeit aus Isenharts
geworht in Isenhartes lant. Land, innen und außen bemalt: und das
ein heim er fuorte ouch in der hant, sah aus wie ein durchstochener Mann.
Einen Helm trug er auch in der Hand,
der Knappe,
43 unde ein swert daz Razalic und ein Schwert, jenes, das der starke
durch eilen bräht in den wie. Razalic in den Streit geführt hatte. Davon
Dä was er von gescheiden, hatte er sich trennen müssen, der tapfere
der küene swarze heiden. schwarze Heide. Sein Ruhm glänzte fern
5 des lop was virrec unde wit: und weit in der Welt: Sollte er später un-
starb er äne toufen sit, getauft gestorben sein, so mag der dem
so erkenn sich über den degen bait, kühnen Mann sein Urteil sprechen, der
der aller wunder hat gewalt. Gewalt hat über alle Wunder.
dö der bureräve daz ersach, Als der Burggraf das sah, da wurde
ίο so rehte liebe im nie geschach. ihm so wohl wie noch nie. Er erkannte
diu wäppen errkande, die Waffen, er sprengte zum Tor hinaus.
hin üz der porte er rande. Da sah er seinen Gast halten, den jungen
sinen gast sach er dort halden, — alt war der nicht —, der spähte umher,
den jungen, niht den alden, gierig nach weiteren Kämpfen. Da faßte
υ al gernde striteclicher tjost. ihn Lachfilirost, sein Wirt, und zog ihn
do nam in Lachfilirost, ganz entschieden heimwärts. Er stach
sin wirt, und zöch in vaste widr. dort keinen mehr vom Pferd.
ern stach tä mer decheinen nidr. Lachfilirost, le comte du chateau,
Lachfilirost schahtelakunt sprach: »Mein Herr, Ihr müßt es mir sa-
20 sprach 'herre, ir suit mir machen kunt, gen: Hat Eure Hand den Razalic besiegt?
hat betwungen iwer hant Unser Land ist dann vor Kampf für im-
Razaligen? unser lant mer sicher. Er ist der Herr über alle die
ist kamphes sicher immer mer. Mohren, des treuen Isenhart Männer, die
der ist ob al den Moren her, uns so viel Schaden getan haben. Jetzt ist
25 des getriwen Isenhartes man, unsere Not ans Ende gekommen. Es war
die uns den schaden hänt getan, ein zorniger Gott, der ihnen befahl, uns
sich hat verendet unser not. hier mit ihrem Heer heimzusuchen: Jetzt
ein zornic got in daz gebot, sind ihre Waffen blamiert.«
dazs uns hie suohten mit ir her:
nu ist enschumphiert ir wer.'
1. fuorten in Dg, fuorte in d. 2. chungin Gg. 3. Unde nam in selbe mit ir hant G.
4. entstricht im Gdg. fantalen d = phinteilen oder finteilen Ggg. 6. Die chnapen G.
7. Si Gg. 8. Dur G. 9. chungine G. 10. behalten G. 11. erbeiste D. sihs D.
12. getriwu G. 13. waenet D, wanet G. 14. = Im Ggg. 15. fueret DG. ez] daz D.
16. ih G 22. Dar Ggg = gar Dd. wart im Gg. 24. Da was och wunne mere G.
25. = die fehlt Ggg. giengen von in vur G. 28. werdn suezer D, werden nüwer g, werden
suozen dg, stolzen werden G. 30. ungelich DG. ir beider Gg.
I. Buch 47
Si brähten opfers vil ir goten, Sie brachten ihren Göttern viele Opfer
die von der stat. waz wart geboten dar, die von der Stadt. Was war das noch,
dem küenen Razallge, was Razaltc versprechen mußte, als er
dö er schiet von dem wige? vom Schlachtfeld ging? Nun, er hat es
daz leister durh triuwe: wahr gemacht, denn er war treu; doch
doch wart sin jämer niuwe sein J a m m e r um seinen Herrn Isenhart
nach sime herren Isenhart, wurde immer wieder jung und frisch.
der burcräve des innen wart, Der Burggraf sah ihn, als er kam. D a
daz er kom. dö wart ein schal: wurde viel Lärm um ihn gemacht: Alle die
dar kömn die fürsten über al Fürsten von Zazamanc, aus dem ganzen
üz der küngin lant von Zazamanc: Land der Königin, kamen her, sie spra-
die sageten im des prises danc, chen mit Dankbarkeit von jenes Mannes
den er het aldä bezalt. Heldentaten, die er hier auf seinen Ruhm
ze rehter tjost het er gevalt gehäuft hatte. In rechter Tjost hatte er
vier unt zweinzec riter nidr, vierundzwanzig Ritter heruntergestochen,
und zöch ir ors almeistic widr. und fast immer hatte er deren Pferde fort-
da warn gevangen fürsten dri: führen können. Drei Fürsten waren als
den reit manec riter bi, seine Gefangenen da. Eine Menge Ritter
ze hove üf den palas. ritt mit denen auf die Burg zum Palas.
entsläfen unde enbizzen was, Ausgeschlafen und gefrühstückt und
unt wünnecliche gefeitet wunderschön in den Kleidern, die man
mit kleidern wol bereitet ihm gemacht hatte, war da der Leib des
was des höhsten wirtes Up. ersten Mannes im Staat: Die vorher M ä d -
diu e hiez magt, diu was nu wip; chen hieß, die war jetzt Frau. Sie führte
diu in her üz fuorte an ir hant. ihn heraus zu jenen, sie sprach: »Mein
si sprach 'min ltp und min lant Leib und mein Land gehört jetzt diesem
ist disem riter undertän, Ritter, wenn der Feind es ihm nicht
obez im vinde wellent län.' nimmt.«
dö wart gevolget Gahmurete Und man gehorchte Gahmuret, als der
einer höfschlichen bete. da mit Courtoisie gebot:
2. Als ez von der stat was geboten G. 3. chuenem D. 5. dur G. 6. = was Ggg.
8. = Do der G. burgrave G. des fehlt Gg. 9. kom] was chomen Gg. 10. chomn]
so D. 11. = üz und lande {so Dd) fehlt Ggg. der kuneginne Dgg, dem d. von fehlt
d. 12. = Unde Ggg. Seiten G. 14. heter G. 15. In vier G. 17. gevangener Gg.
18. manec] och mer Gg. 20. Erwachet G. 21. wunchlichen G. gefeit Dgg, gepheit
Gg. 22. harte wol Gg. bereit DGgg. 23. obersten Gg. 24. hiez Dg, was Gdgg.
26. min lip] lute G, min lut g. unde ouch D. min fehlt G. 27. Si disme G. 28. Ob
imz die dgg, Op mirz die G. 30. hoffelichen Dd.
48 I. Buch
1. näher] her Gg. 3. Also Dd = Sam Ggg. = ouch fehlt Ggg. ir fehlt d. min her
Gdg. = Gatschier Ggg, chatschier g. 4. Hutegern D, Hutegeren G. phier G. 6. tiost
D. 8. al ( f e h l t g) stende sprach er Dgg. 12. Ichnehans G. vor Ggg. neheinen G.
13. Ichene G. muoz D, muoze G. ledch G. 15. Si hiez in balde bringen Gg.
17. Beachunt D, beachcunt G. 18. von einer tioste Gg. 20. = der norman Ggg. 21. =
Brahtin er was Ggg. 23. Unde was Ggg. 25. killirriakach G. 27. Als Gg. = er-
sach Ggg.
I. Buch 49
in küssen unde vähen zir. sie möge ihn küssen und in ihre Arme
er sprach 'nu ging ouch her ze mir.' schließen. Er sagte: »Und jetzt geh auch
der wirt in kuste selbe dö: her zu mir«, und da küßte ihn nun der
si warn ze sehen ein ander vrö. Herr des Hauses: Man sah, wie sehr sie
Gahmuret sprach aber sän sich aneinander freuten. Und dann sprach
'öwe junc süezer man, Gahmuret wieder: »Ach, du junger, süßer
waz solte her din kranker lip? Mann, wie kam dein zarter Leib hierher?
sag an, gebot dir daz ein wip?' Sag, hat eine Frau dir das befohlen?«
'die gebietent wenic, herre, mier. »Die befehlen mir nicht viel, mein
mich hat min veter Gaschier Herr. Gaschier, meines Vaters Bruder, hat
her bräht, er weiz wol selbe wie. mich hergebracht — wie und warum, das
ich hän im tüsent riter hie, weiß der besser als ich. Tausend Ritter
unt sten im dienestliche bi. habe ich hier bei seinem Heer und helfe
ze Röems in Normandl ihm mit Treue. In Rouen in der Norman-
kom ich zer samnunge: die, wo man das Aufgebot versammelte,
ich braht im helde junge, habe ich mich eingefunden; ich brachte
ich fuor von Schampän durch in. ihm junge Helden. Aus der Champagne
nu wil kunst unde sin zog ich hin, ihm zu helfen. Jetzt will das
der schade an in keren, Unglück Kunst und Verstand an ihn wen-
irn weit iuch selben eren. den, wenn Ihr Euch nicht selber an ihm
gebietet ir, so lät in min Ehre antut. Ihr braucht nur zu befehlen,
geniezen, senftet sinen pin.' tut es um meinetwillen: Helft ihm von sei-
'den rät nim du vil gar zuo dier. nem Leiden.«
var du und min her Gaschier, »Diese Sache überlasse ich ganz dir.
und bringet mir Kayleten her.' Geh nun du mit meinem Herrn Gaschier,
do würben si des heldes ger, und bringt mir Kaylet her.«
si brähten in durch sine bete, Da taten sie, was der Held wünschte;
dö wart och er von Gahmurete sie brachten ihn, wie er gebeten hatte. Da
minnecliche enphangen, wurde auch er von Gahmuret mit Liebe
und dicke umbevangen aufgenommen und wurde oft umarmt
2. ging D, ginch g, geng G, gene g, gang dgg. 4. zesehene G. 6. = iunge G, iunger gg.
9. = herre vor wench Ggg, vor die gg. mir alle. 13. dienstlichen G. 14. Roms D,
römes G, ruom g, Roymes g, romes d. 15. zir G. 17. Scampane D, schamppony d,
schampanie Gg, tscampanie g, shanpange g. durh D. 19. Den (Ir G) schaden Ggg.
20. iren D. 21. Gebiet G. 22. semften D. 23. den rat nim du vil D und ohne vil d
= Er sprach den rat nim Ggg. ze G. dir g, dir die übrigen. 24. min] nim D.
25. bring dg. mir fehlt Gg. 26. wrden D. 27. dur G. 29. 30. Ditch (Vil dich g)
umbe vangen. Unde minnchliche enphangen Gg.
50 I. Buch
von der küneginne rieh, von der hohen Königin. Mit Liebe küßte
si kuste den degen minnecllch. sie den Helden. Das konnte sie auch in
si mohtez wol mit eren tuon: Ehren tun: Er war ja der Sohn von ihres
er was ir mannes muomen suon Mannes Mutterschwester und hatte
Und was von arde ein künic her. Königsadel in seiner Art.
der wirt sprach lachende mer Der Herr des Landes sprach jetzt wie-
'got weiz, her Kaylet, der mit Lachen: »Gott weiß, Herr Kaylet,
o b ich iu nasme Dolet wenn ich Euch Toledo nähme und Euer
und iwer lant ze Späne, Land in Spanien, so täte ich zwar dem
durch den künec von Gascäne, König von Gascäne einen Gefallen — der
der iu dicke tuot mit Zornes gir, zeigt ja immer wieder, wie sehr er Euch
daz wsere ein untriwe an mir: haßt —, doch wäre das Verrat an mir sel-
wan ir sit miner muomen kint. ber, denn Ihr seid das Kind von meiner
die besten gar mit iu hie sint, Mutterschwester. Mit Euch sind alle die
der riterschefte herte: Besten hier, die Speerspitze an der Ritter-
wer twang iueh dirre verte?' schaft: Wer hat Euch in diesen Krieg ge-
dö sprach der stolze degen junc zwungen?«
'mir geböt min veter Schiltunc, D a sprach der stolze, junge Held:
des tohter Vridebrant da hat, »Meines Vaters Bruder Schiltunc — seine
daz ich im diende, ez wasr sin rät. Tochter ist mit Vridebrant verheiratet —
der hat von slme wibe hat mich gerufen; er forderte mich auf,
hie von min eines llbe dem Vridebrant zu helfen. Und so hat der
sehs tusent riter wol bekant: jetzt von seiner Frau durch meinen Leib
die tragent werllche hant. allein sechstausend renommierte Ritter
ich bräht ouch riter mer durch in: hier stehen, die wissen ihre Waffen zu
der ist ein teil gescheiden hin. führen. Ich hatte ihm noch mehr Ritter
hie wären durch die Schotten mitgebracht; ein Teil von ihnen ist schon
die werllche rotten, wieder fortgefahren. Um den Schotten zu
im kom von Gruonlanden helfen, waren hier wahrhaft kriegerische
helde zen handen, Truppen. Ihm kamen aus Grünland Hel-
den zu Hilfe,
4 9 zwen künge mit grözer kraft: zwei Könige mit großer M a c h t . Sie brach-
die vluot von der rlterschaft ten eine Flut von Rittern mit und viele
si brähten, unde manegen kiel: Segel: D a s war ein Heer, das mir sehr gut
ir rotte mir vil wol geviel. gefiel. Hier war auch M ö r h o l t , um ihm
j hie was och M ö r h o l t durch in: beizustehen, der kämpft mit Kraft und
des strit hat kraft unde sin. Verstand.
Die sint nu hin gekeret: Die alle sind jetzt heimgefahren. Das
swie mich min frouwe leret, tu ich auch mit den Meinen, sobald die
als tuon ich mit den rmnen. D a m e hier es wünscht: Mein Dienst soll
10 min dienst sol ir erschinen: vor ihr glänzen. D u hast mir nicht zu
dune darft mir dienstes danken niht, danken, wenn ich dir helfe, denn die Ver-
wand es diu sippe sus vergiht. wandtschaft zwischen uns befiehlt es so.
die vrävelen helde sint nu din: Die kühnen Helden gehören nun dir. Wä-
wasrn si getoufet sö die min, ren sie nur getauft wie meine Leute und
15 und an der hiut nach in getan, hätten deren Farbe im Gesicht, so könnte
sö wart gekroenet nie kein man, kein M a n n eine Krone tragen, der nicht
ern hete strits von in genuoc. von ihnen Krieg bekäme, mehr, als ihm
mich wundert waz dich her vertruoc: lieb sein könnte. Es nimmt mich wunder,
daz sag mir rehte, unde wie.' was dich herverschlagen hat: Sag mir das
20 'ich k o m gestern, hiute bin ich hie genau, und wie es zugegangen ist.«
worden herre überz lant. »Gestern kam ich an, und heute bin
mich vienc diu künegin mit ir hant: ich hier Herr geworden über das Land:
do wert ich mich mit minne. Mich packte die H a n d der Königin — da
sus rieten mir die sinne.' wehrte ich mich mit Liebe, so rieten mir
25 'ich Wien dir hat din süeziu wer die Sinne.«
betwungen beidenthalb diu her.' »Mit zarten Waffen deiner Liebens-
'du meinst durch daz ich dir entran. würdigkeit allein hast du, so scheint mir
vaste riefe du mich an: fast, die Heere auf beiden Seiten besiegt.«
waz woltste an mir ertwingen? »Ach so, du meinst, weil ich dir aus-
lä mich sus mit dir dingen.' k a m . Laut genug hast du mich angerufen:
Was wolltest du denn mit solcher Gewalt
von mir? Jetzt kannst du gerne friedlich
mit mir handeln.«
1. Zwene chunge mit ir chraft Gg. 3. = Si vuorten Ggg. 4. rote G immer. 5. morolt
Gd. durh G. 9. also Dgg. 10. Ir sol min dienst schinen Gg. dienest D. ll.solt
Gg. dienest D. diens? 12. wandez D. 13. = Die frechen Ggg. 14. getouft D.
15. hüt g, hiute D, hüte G. nach in] so G. 16. Sone G. dechein D, dehein G.
17. Dune hetest strites im genuoch Gg. strites D. 20. gester Gg. 22. vie G. 24. mir
die Dd = mine Ggg. 25. wsene DG. din] diu D. manlich wer Gg. 27. dur G.
28. ruoftestu Ggg. 29. wolteste G, woldest g, woldest du D.
52 I. Buch
50 'da erkant ich niht des ankers din: »Da wußte ich doch von deinem An-
miner muomen man Gandin ker nichts. Gandin, der Mann meiner
hat in gefüeret selten üz.' Tante, hat ihn nicht oft umhergetragen.«
'do rekante abr ich wol dinen strüz, »Ich dagegen kannte deinen Strauß
5 ame Schilde ein sarapandratest: sehr wohl, dazu am Schild ein Sarapan-
din strüz stuont hoch sunder nest. drenhaupt; hoch stand dein Vogel Strauß
Ich sach an dinre gelegenheit, und hockte nicht im Nest. Ich sah dir an,
dir was diu Sicherheit vil leit, daß das Ehrenwort, das jene zwei Männer
die mir täten zwene man: mir gaben, dich sehr geärgert hat: Die
ίο die hetenz da vil guot getan.' gaben da doch ihr Bestes.«
'mir waere ouch lihte alsam geschehen, »Mir hätte es auch leicht genauso er-
ich muoz des eime tiuvel jehen, gehen können; das müßte ich selbst einem
des fuor ich nimmer wirde vrö: Teufel zugeben, der mich mit alledem,
het er den pris behalten so was er sonst treibt, nicht freuen könnte:
υ an vrävelen helden sö din lip, Wenn er so, wie dein Leib es tat, den Sieg
für zucker gaszen in diu wip.' bei gewaltigen Helden behalten hätte —
'din munt mir lobs ze vil vergiht.' den fräßen die Frauen für Zucker.«
'nein, in kan gesmeichen niht: »Dein Mund lobt mich gar zu sehr.«
nim anderr miner helfe war.' »Aber nein, Schmeichelei ist mir ganz
20 si riefen Razalige dar. fremd, mit allem andern aber wollte ich
mit zühten sprach dö Kaylet dir gerne nützlich sein.«
'iuch hat min neve Gahmuret Sie riefen den Razalic her. Da sprach
mit siner hant gevangen.' Kaylet mit Anstand: »Euch hat mein Cou-
'her, daz ist ergangen. sin Gahmuret mit seiner Hand besiegt.«
25 ich hän den helt da für rekant, »Mein Herr, so war es. Und ich habe
daz im Azagouc daz lant erklärt, daß in Zukunft das Land Aza-
mit dienste nimmer wirt verspart, gouc dem Helden nie den Gehorsam ver-
sit unser herre Isenhart weigern werde, da nun einmal unser Herr
aldä niht kröne solde tragen, Isenhart dort nicht König sein kann. Sie,
er wart in ir dienste erslagen, in deren Dienst er getötet wurde,
5 1 diu nu ist iwers neven wip. ist jetzt die Frau Eures Cousins. Für ihre
umbe ir minne er gap den lip: Liebe gab er den Leib hin: Das alles hat
daz hat min kus an si verkorn. der Kuß ihr vergeben — ich habe den
ich hän herren und den mag verlorn. Herrn und meinen Verwandten für immer
5 wil nu iwer muomen suon verloren. Wenn nun der Sohn von Eurer
riterliche fuore tuon, Mutterschwester wie ein Edelmann an
daz er uns wil ergetzen sin, uns handeln will, indem er uns für jenen
so valt ich im die hende min. einen neuen Herrn gibt, so biete ich ihm
Sö hat er richeit unde pris, meine gefalteten H ä n d e hin. D a n n hat er
ίο und al da mite Tankanis Herrschaft und Ehre und alles, was
Isenharten gerbet hat, Tankanis dem Isenhart vererbte, der dort
der gebalsemt ime her dort stät. balsamiert ausgestellt ist in seinem Heer.
alle tage ich sine wunden sach, Alle Tage sah ich seine Wunden an, seit
sit im diz sper sin herze brach.' ihm dies Speereisen hier das Herz zerriß.«
15 daz zöch er üzem buosem sin Das zog er da aus seinem Busen hervor —
an einer snüere sidin: an einer seidenen Schnur trug er es —,
hin wider hiengz der degen snel und der tapfere M a n n steckte es wieder
für sine brüst an blözez fei. ein: Es hing vor seiner Brust auf bloßer
'ez ist noch vil hoher tac. Haut.
20 wil min her Kyllirjacac »Es ist jetzt noch hoher Tag. Wenn
inz her werben als i'n bite, mein Herr Kyllirjacac so freundlich sein
sö ritent im die fürsten mite.' will, als mein Gesandter dort im Heer
ein vingerlin er sande dar. eine Botschaft auszurichten, so werden
die nach der helle warn gevar, die Fürsten mit ihm reiten.«
25 die körnen, swaz da fürsten was, Einen Ring gab er ihm mit. Und jene,
durch die stat üf den palas. die gezeichnet waren mit den Farben der
dö lech mit vanen hin sin hant Hölle, alles was es dort an Fürsten gab,
von Azagouc der fürsten lant. die kamen durch die Stadt zum Palas
ieslicher was sins ortes geil: hinauf.
doch beleip der bezzer teil D a vergab seine H a n d die Länder der
Fürsten von Azagouc mit der Fahne als
Lehen. Und jeder freute sich, der einen
Zipfel davon erwischt hatte. D o c h blieb
das Beste
3 — 8. hier Ggg, nach 53,14 g = fehlen Dd. 3. Dar naher G, In aber g. 5. Unde enph. Gg.
ir herre Gg. 7. iegelichen ane G. 9. = protizalas gg, portizalas gg, prozitalas G. 12. leh
er D. 14. = An Ggg. 15. Lahfillarost d = Lafil Ii rost gg, Lafiz rios (roy g) Gg, Lac filli
roys g. schahtelakunt d, schachtelacunt D, tschahtelakunt g, tschatelacunt G, scatelacunt
gg. 18. Hiuteger mit iu D. 19. Gaschieren D, Gatschieren G. = den norman Ggg.
20. Unde G. = stan Ggg. 21. lie si ledch G. dur Gg. sine G. 22. dancheten
D. 23. Huteger Dg, Hutegeren Gg, -gern dgg. der D. schoten-spoten G. 25. =
diz Gg. 27. zuchet D. 29. Diu gezierde Ggg. 30. Sin froude stuont do phandes Gg.
I. Buch 55
5 3 er stet hie selbe ouch ame re. nun ist er hier ausgestellt auf der Bahre.
unvergolten dienst im tet ze we.' Sein Rittertum, das ohne Lohn blieb,
üf erde niht sö guotes was, brachte ihn an ein bitteres Ende.«
der heim, von arde ein adamas Es gab auf Erden keinen Schatz, der
5 dicke unde herte, einem Helm gleichkam, von Art ein Ada-
ame strife ein guot geverte. mas, ein starker, harter D i a m a n t , in der
do lobte Hiutegeres hant, Schlacht ein guter Freund. Und dieses
swenner koeme in sines herren lant, wunderschöne Ding, so schwor die H a n d
daz erz wolde erwerben gar des Hiuteger, werde er sich, sobald er ins
ίο und senden wider wol gevar. Land seines Herrn käme, ganz gewiß ver-
daz teter unbetwungen. schaffen und es hierher bringen lassen.
nach urloube drungen Dieses Versprechen tat er völlig ohne
zem künege swaz da fürsten was: Zwang.
dö rümten si den palas. Was dort an Fürsten war, die drängten
15 swie verwüestet wasr sin lant, sich alle bei dem König, um Abschied zu
doch künde Gahmuretes hant nehmen, dann verließen sie den Palas.
swenken sölher gäbe solt Sosehr sein Land auch vom Krieg ver-
als al die boume trüegen golt. wüstet war, so konnte doch die H a n d des
Er teilte gröze gäbe. Gahmuret solche Reichtümer unter seine
20 sine man, sine mäge Ritter verschleudern, als o b das G o l d auf
nämen von im des heldes guot: allen Bäumen wüchse. G r o ß e Geschenke
daz was der küneginne muot. teilte er aus. Seine M ä n n e r , seine Ver-
der brütloufte hohgezit wandtschaft, alle bekamen etwas von
hete da vor manegen grözen strit: dem Helden; das war auch ganz im Sinn
25 die wurden sus ze suone bräht. der Königin.
ine hän mirs selbe niht erdäht: Bevor man Hochzeit feiern konnte,
man sagete mir daz Isenhart hatte es da viele schwere Kämpfe gege-
künecliche bestatet wart, ben; die tilgte man jetzt in einer letzten
daz täten dien erkanden. Sühne, und zwar so: Ich habe es mir nicht
den zins von sinen landen, selber ausgedacht, man hat es mir gesagt,
daß Isenhart bestattet wurde wie ein
König; das taten seine Freunde. Den Z i n s
von seinen Ländern,
1. stat D ouch Dd = noch gg, fehlt Gg. an dem G. 2. ze fehlt Ggg. 5. Ditch G.
6. An Ggg. 7. Hütegers DG. 8. swenne er choeme D. 9. erweben G. 10. wider
senden Gg. 11. umb. D. 14. romten G. 15. verwuost G. daz Gg. 18. truogent
D. 21. von im] da Gdg. chunges Gg, herren gg. Ii —26. fehlen Gg. 23. bruotloufte
D. 27. saget Ggg. uns Gg. 28. bestatt D. 29. die in DG.
56 I. Buch
swaz der gelten m o h t ein jär, soviel die S u m m e für ein ganzes Jahr
den selben liezen si da gar: betrug, ließen sie da. D a s taten sie aus
daz täten se u m b ir selber m u o t . freien Stücken. Gahmuret befahl, daß
G a h m u r e t daz gröze g u o t seine Leute diesen g r o ß e n S c h a t z behalten
sin volc hiez behalden: und ü b e r ihn verfügen sollten: er w u r d e
die m u o s e n s sunder walden. nicht zu seinem G u t geschlagen.
s m o r g e n s v o r der veste A m nächsten M o r g e n zogen alle die
r ü m d e n z gar die geste. fremden Krieger vor der B u r g ab. Sie nah-
sich schieden die da w ä r e n , men Abschied voneinander, die da w a r e n ,
und fuorten m a n e g e b ä r e n . und führten m a n c h e B a h r e mit sich fort.
daz velt herberge stuont al bloz, Kahl stand das Feld, da w o h n t e n keine
w a n ein gezelt, daz w a s vil gröz. R i t t e r mehr, bis a u f ein einziges Z e l t , das
daz hiez der k ü n e c ze schiffe t r a g n : w a r sehr g r o ß . D a s ließ der König a u f sein
d ö b e g u n d e r m v o l k e sagn, S c h i f f tragen: Seinen Leuten sagte er, er
er woldez füern in A z a g o u c : wolle es nach A z a g o u c bringen lassen.
mit der rede er si b e t r o u c . D a m i t hat er sie a b e r belogen.
da w a s der stolze küene m a n , D e r stolze, k ü h n e M a n n blieb dort,
unz er sich vaste senen began, bis ein Sehnen wild ü b e r ihn k a m . Es g a b
daz er niht riterschefte vant, hier keine ritterlichen A b e n t e u e r m e h r für
des w a s sin freude sorgen p h a n t . ihn, deshalb h a t t e n Unzufriedenheit und
D o c h w a s im daz swarze wTp T r a u e r die H a n d auf sein G l ü c k gelegt.
lieber dan sin selbes lip. Und doch hatte er die s c h w a r z e Frau
ez e n w a r t nie wip geschicket baz: m e h r lieb als seinen eigenen L e i b . N i e g a b
der f r o u w e n herze nie vergaz, es eine Frau m i t einem besseren Wesen;
im enfüere ein werdiu volge mite, das H e r z dieser D a m e blieb niemals ganz
an rehter kiusche wiplich site. allein, i m m e r h a t t e es edle Begleitung:
von Sibilje üzer stat w e i b l i c h e Sitte, die aus der R u h e einer rei-
w a s g e b o r n den er dä b a t nen Seele k o m m t .
dan kerens zeiner wile, Aus der S t a d t Sevilla s t a m m t e der, den
der het in m a n e g e mile er da eines Tages b a t , mit ihm fortzu-
reisen. D e r hatte ihn früher s c h o n m a n -
che M e i l e
1. gefueret D. er] unde Ggg. 4. Sprach nu helt ez lise Gg. suit heln D. 7. Den
mach niht genahen Gg. 9. zescheffe G. 14. hetse G. 17. butel G. 18. schreip ir
manns G. 21. enbiut G. 23. dur G. 24. frouwe vor niht Ggg. ine D, ichne G.
diches G. 27. doch] sus Ggg. dir] din G. 28. zweiger G. 29. an dem fast alle
außer G. libe Gg. 30. Des war G.
58 I. Buch
erst erborn von Anschouwe. Von Anschouwe ist sein Vater. Ein Vasall
diu minne wirt s!n frouwe: der Liebe wird er sein und im Kampf ein
so wirt ab er an strite ein schür, Hagelschlag: ein böser Nachbar seinen
den vinden herter nächgebür. Feinden. Mein Sohn soll erfahren, daß
wizzen sol der sun min, sein Großvater Gandin hieß, der starb als
sin an der hiez Gandln: Ritter im Kampf. Ein solches Ende hatte
der lac an riterschefte tot. auch dessen Vater gefunden, der hieß Ad-
des vater leit die selben not: danz: Sein Schild blieb sehr selten heil.
der was geheizen Addanz: Vom Vater her war er ein Bertüne, er und
sin schilt beleip vil selten ganz. Utepandragün waren Kinder zweier Brü-
der was von arde ein Bertün: der, die beide auch hier aufgeschrieben
er und Utepandragün sind: Der eine, das war Lazaliez, Brickus
wären zweier bruoder kint, hieß der zweite. Der Vater der beiden hieß
die bede alhie geschriben sint. Mazadän, den hatte eine Fee nach Feimur-
daz was einer, Lazaliez: gän entführt, die hieß Terdelaschoye: Er
Brickus der ander hiez. war um ihr Herz ein Eisenband. Von den
der zweier vatr hiez Mazadän. zweien her kommt die Art, die bei uns
den fuort ein feie in Feimurgän: in der Familie liegt und die uns fort und
diu hiez Terdelaschoye: fort so glänzend leuchten macht. Jeder
er was ir herzen boye. von uns seit Mazadän trug eine Krone,
von in zwein kom geslehte min, und jeder hatte Adel und Ehre genug.
daz immer mer glt liehten schin. Meine Dame, wenn du dich taufen
ieslicher sider kröne truoc, läßt, vielleicht kannst du mich dann doch
und heten werdekeit genuoc. noch wiedergewinnen.«
frouwe, wiltu toufen dich, Dagegen hatte sie nicht das geringste
du maht ouch noch erwerben mich.' einzuwenden. »Ach, wie schnell ist das
Des engerte se keinen wandel niht. getan! Wenn er nur wiederkommen will
'öwe wie balde daz geschiht! — sofort kann das geschehen sein.
wil er wider wenden,
schiere sol ichz enden.
I. erst] Und ist g, fehlt G, Er ist die übrigen. geboren alle außer D. 3. aber er DG, aber
g. 4. ein herter Ggg. 6. ene G, en g. 8. watr D. 9. = adanz Ggg, ädanz g.
I I . Unde was Ggg. britün G, bertün hat immer D allein. 12. utepandragün D, utp. gg,
urp. g, uterp. gg, upandragun G. 13. wahren zwaier gebruodr kint D. 16. Brickus Ddg,
Bricurs gg, pricurs G. 17. Der vater hiez ouch mazadan G. 18. ein feie in D, ein feyo
hiesz d = ein Ggg, frauwe g. vaimurgan gg, femurgan gg, fein murgan g, phimurgan G =
Morgan Dd. 19. diu hiez] In d. terdilatschoi G, terdelastoye d, Terre de lascöye D,
derdelashoie g, der da latschoy g, diu Dalahsoy g. 20. böye D, böige G. 21. in] den Ggg.
geslaht G, daz geslehte die übrigen außer D. 23. sider Dg, sit gg, sunder Gg, sin g, ein d.
25. wil du DG. 26. ouch noch] noch wo' G. 27. gerte G. sie keinen g, si deheinen
gg, si chein D, sü do kein d, si do Gg, sie g. waldel D. 28. ouwe D. wie schiere Gdg.
30. Vil balde Gg, Vil schier gg.
I. Buch 59
w e m hat sin m a n l i c h i u zuht Wer bin ich, d a ß ich nun von ihm, der
hie läzen siner m i n n e fruht? doch ein E h r e n m a n n ist, verlassen bin
ö w e lieplich geselleschaft, und allein mit der F r u c h t seiner Liebe?
sol m i r nu riwe mit ir k r a f t Weh über die S t u n d e n , da wir in L i e b e
i m m e r twingen minen lip! beieinander w a r e n ! M u ß jetzt die Reue
sime g o t e ze e r e n , ' sprach daz wip, mit G e w a l t meinen Leib für i m m e r in
'ich m i c h gerne toufen solte ihrer Z a n g e halten — seinem Gott zu
unde leben swie er w o l t e . ' E h r e n « , sprach die Frau, »will ich mich
der j ä m e r g a p ir herzen wie. gerne taufen lassen und so leben, wie im-
ir freude vant den dürren zwic, mer er es wünschen k ö n n t e . «
als n o c h diu turteltübe t u o t . Als ein b ö s e r Feind w a r J a m m e r in ihr
diu het ie den selben m u o t : H e r z g e b r o c h e n . I h r G l ü c k w a r a u f den
swenne ir an trütscheft g e b r a s t , dürren Z w e i g g e k o m m e n , es tat, wie die
ir triwe k o s den dürren ast. T u r t e l t a u b e tut. Es liegt in deren Art, d a ß
diu f r o u w e an rehter zit genas sie nicht anders k a n n : W e n n sie den L i e b -
eins suns, der zweier v a r w e was, sten verloren hat, dann zieht ihre T r e u e
an dem g o t Wunders w a r t enein: sie hin zum dürren Ast.
wiz und s w a r z e r v a r w e er schein, Als die rechte Z e i t g e k o m m e n w a r , da
diu küngin kust in sunder t w ä l b r a c h t e die D a m e einen S o h n zur Welt,
vil d i c k e an siniu b l a n k e n m a l . der war von zweierlei Farbe; an ihm
diu m u o t e r hiez ir kindelin wollte Gott ein W u n d e r wirken: Weiß
Feirefiz Anschevin. schien seine Haut und schwarz. Die
der w a r t ein w a l t s w e n d e : Königin k ü ß t e ihn sogleich sehr oft a u f
die t j o s t e siner hende seine w e i ß e n Male. Die Mutter nannte
m a n e c sper z e b r ä c h e n , ihr Kindlein Feirefiz und A n s c h e v i n . D e r
die schilde dürkel s t ä c h e n . w u r d e später ein g r o ß e r Waldvernichter
Als ein agelster w a r t gevar — ich rede von den Speeren, die seine
sin h ä r und o c h sin vel vil gar. H a n d in T j o s t e n z e r b r a c h , und von all
nu wasez o u c h über des järes zil, den Schilden, die er d u r c h l ö c h e r n sollte.
daz G a h m u r e t gepriset vil W i e eine Elster w a r er g e f ä r b t , sein H a a r
g e n a u s o wie die H a u t a m ganzen L e i b .
Es w a r d a m a l s s c h o n länger als ein
J a h r her, d a ß G a h m u r e t sich
1. Was von den g, Wart Gg. datze G. 2. da fehlt Dg. signuft g, die gunst D. 4. snelen
G. 5. Do sach er einen (ein g) segel roten Gg. einen sidinen D. 6. Den truogen
chochen Gg. ouch Dgg, fehlt Gdgg. 10. swer D, Swier G, Swie g, Swie er dgg, sit er
Wackernagel. mach dur G. 13. Ein fehlt g, unde ein D. einen Ddgg, den G, fehlt gg.
und fehlt gg. zwo DG. 14. muge ir grozes Wunders G. 16. mir Gdgg, im Dgg.
18. Sin mer der b. eine wer G. 19. wrde swenner D, Wenne wurde er d = Ware swenner
Gg, were so er gg. Wer er wider komen zu ir g. choeme DGdg, wider chom gg, kem
wider g. 21. in truoch D, in trüge dgg, truege in g, warf in G, wurf in g. 22. abe
Ggg. 26. im g.