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Ernährung bei einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)
Inhalt
Merkblatt Ernährung bei einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) / Februar 2013, aktualisiert Februar 2017
Teil 1: Theoretische Grundlagen
2 Einleitung
2 Was ist eine Laktoseintoleranz?
2 Häufigkeit der Laktoseintoleranz: weltweit – schweizweit
3 Ursachen und Formen
3 Symptome
4 Diagnostik
4 Ernährungstherapie bei Laktoseintoleranz
Teil 2: Laktoseintoleranz im Alltag
5 Laktosegehalt von Milchprodukten
6 Versteckte Laktose
6 Laktosefreie Milchprodukte und Lebensmittel
6 Enzympräparate (Laktase)
6 Calcium
7 AHA-Gütesiegel
8 Schweizer Lebensmittelpyramide
10 Laktoseintoleranz – das merke ich mir
10 Individuelle Beratung und Unterstützung
11 Quellen
11 Impressum
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Ernährung bei einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)
Teil 1: Theoretische Grundlagen Bei einer Laktoseintoleranz gelangt die Laktose
Einleitung also unverdaut in den Dickdarm und wird dort von
Laktose, auch Milchzucker genannt, ist das wich- Bakterien vergoren. Dieser Vorgang führt zur Bil-
tigste Kohlenhydrat in der Milch nahezu aller Säuge- dung von Gasen und Wasseraufnahme im Dick-
tiere (ausser bei Seelöwen und Walrössern) und darm, was zu den typischen Symptomen (siehe
kommt natürlicherweise nur in der Milch und deren Kapitel „Symptome“) führt. Die Laktoseintoleranz
Produkten vor. Laktose spielt in der ersten Lebens- kann angeboren sein oder sich im Laufe des Le-
phase eines Säuglings bzw. eines Säugetiers eine bens entwickeln. Sie ist nicht zu verwechseln mit
überlebenswichtige Rolle. Später, wenn andere der Kuhmilcheiweissallergie.
Nahrungsquellen bevorzugt werden, bildet sich das
Laktose spaltende Enzym (Laktase) zurück, weil es Häufigkeit der Laktoseintoleranz:
nicht mehr in solch grossen Mengen gebraucht wird. weltweit – schweizweit
Die Mehrheit der Weltbevölkerung kann die Laktose
Was ist eine Laktoseintoleranz? nach dem Säuglingsalter nicht mehr richtig verwer-
Bei einer Laktoseintoleranz, auch Milchzuckerunver- ten. Die Laktaseaktivität bildet sich zurück, wenn mit
träglichkeit genannt, wird das Verdauungsenzym Lak- dem Stillen bzw. mit der Schoppenmilch aufgehört
tase nicht genügend oder gar nicht mehr produziert. wird. Wie stark die Laktaseaktivität zurückgeht, ist
Dieser Enzymmangel führt dazu, dass die Laktose individuell verschieden und genetisch bedingt. So
(Milchzucker) im Dünndarm nicht in seine Zucker- finden sich grosse regionale Unterschiede bei der
bausteine Glukose (Traubenzucker) und Galaktose Häufigkeit einer Laktoseintoleranz. Zeigen in nordi-
(Schleimzucker) aufgespaltet werden kann. Nur in schen Ländern, wie in Skandinavien, nur ca. 3 % der
dieser gespaltenen Form, können die Zuckermoleküle Bevölkerung einen Verlust an Laktase, so sind es in
vom Darm ins Blut aufgenommen und als Energie- Afrika fast 100 %. In der Schweiz ist ca. jeder Fünfte
quelle verwendet werden. von einer Laktoseintoleranz betroffen (BAG, 2011).
Weltweite Verteilung der Laktoseintoleranz
Quelle: Rainer Zenz, Wikipedia (Zugriff am 13.9.2012)
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Ursachen und Formen 4. Sekundäre oder vorübergehende
In Abhängigkeit der Ursache einer Laktoseintoleranz Laktoseintoleranz
wird zwischen folgenden Formen differenziert: Diese Form der Laktoseintoleranz entsteht meistens
im Zusammenhang mit Erkrankungen des Verdau-
1. Angeborener, genetisch bedingter Laktasemangel ungssystems wie zum Beispiel Morbus Crohn, Zölia-
Der aufgrund eines Gendefekts angeborene Laktase- kie, akute Darminfektionen oder nach grossen Darm-
mangel ist sehr selten und äussert sich bereits unmit- operationen. Durch die Erkrankung wird die Dünn-
telbar nach der Geburt, sobald das Neugeborene zum darmschleimhaut entzündet oder geschädigt. Da-
ersten Mal mit Muttermilch gestillt oder mit Flaschen- durch wird auch die Produktion der Laktase vermin-
nahrung ernährt wird. Die Symptome zeigen sich in dert. So kann es zu einer vorübergehenden oder in
Form von wässerigen Durchfällen. Diese Form der Lak- seltenen Fällen auch zu einer lebenslangen Laktose-
toseintoleranz bleibt ein Leben lang bestehen. intoleranz kommen.
2. Entwicklungsbedingte Laktoseintoleranz Symptome
Die entwicklungsbedingte Laktoseintoleranz findet Die Intensität der Symptome ist individuell unter-
sich bei Frühgeborenen, die in der 28. bis 32. Woche schiedlich ausgeprägt und wird von verschiedenen
geboren worden sind. Das ungeborene Kind bildet die Faktoren beeinflusst.
Laktase erst in den letzten Schwangerschaftswochen.
Es kann deshalb vorkommen, dass Frühgeborene über Hierzu zählen:
keine ausreichende Enzymaktivität verfügen und die • die Menge der verzehrten Laktose
Laktose der Muttermilch nicht verdauen können. Über • die Restaktivität der Laktase
die Verträglichkeit von Laktose im Erwachsenenalter • die Zusammensetzung der Dickdarmbakterien
sagt diese Form der Laktoseintoleranz jedoch nichts • die Verweildauer der Nahrung im Magen
aus, da sich mit zunehmender Reife die Fähigkeit, • die Verweildauer der Nahrung im Dünndarm
Laktase zu bilden, normalisieren kann.
Die Magenentleerungszeit und Dünndarmtransitzeit
3. Primäre Laktoseintoleranz hängt von der Zusammensetzung der Nahrung ab.
Die primäre Laktoseintoleranz ist ein im Laufe des Le- Flüssiges passiert den Magen-Darmtrakt schneller
bens erworbener Laktasemangel und die häufigste als feste Nahrung. Protein und Fett verlängern die
Form einer Milchzuckerunverträglichkeit. Die Aktivität Verweildauer in Magen und Dünndarm. Je länger
des Enzyms Laktase ist beim Säugling am höchsten. etwas im Magen-Darmtrakt verweilt, desto mehr
Sie geht im Laufe der Kindheit und im frühen Erwach- Laktose kann gespalten werden und wird folglich
senenalter langsam zurück. Der Laktasemangel ist in- besser vertragen.
dividuell unterschiedlich stark ausgeprägt, oft bleibt Die Symptome einer Laktoseintoleranz treten meis-
eine mehr oder weniger grosse Restaktivität erhalten. tens 30 Minuten bis zwei Stunden nach einer lakto-
Diese primäre Laktoseintoleranz ist eigentlich kei- sehaltigen Mahlzeit auf. Auch ein späteres Auftreten
ne Krankheit, sondern Ausdruck einer normalen An- ist möglich. Die Symptome werden unterteilt in syste-
passung an die im Laufe der Entwicklung veränderte mische und darmassoziierte:
Ernährung. Diese Art der Laktoseintoleranz tritt bei
europäischen Kindern in der Regel ab dem 5. Lebens- Darmassoziierte Symptome:
jahr auf. • Blähungen, Blähbauch, Flatulenz (Wind)
• Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe
• Durchfall oder weicher Stuhl
• Übelkeit
• Erbrechen
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Systemische Symptome: Betroffene mit einem Laktasemangel können pro Tag
• Kopfschmerzen etwa 12 g Laktose vertragen (entspricht 2,5 dl Milch).
• Konzentrationsstörungen Eine bessere Verträglichkeit wird dann erlangt, wenn
• Chronische Müdigkeit das Milchprodukt im Rahmen einer Mahlzeit (zusam-
• Muskelschmerzen men mit Protein und Fett) verzehrt wird und wenn
• Gelenkschmerzen die Menge von laktosehaltigen Nahrungsmitteln
• Herzrhythmusstörungen über den Tag verteilt zu sich genommen wird. Ist die
• Aphten (Fieberbläschen im Mund oder an Lippen) Milchzuckerunverträglichkeit auf eine Erkrankung
des Magen-Darmtrakts (siehe Abschnitt „Sekundäre
Diagnostik oder vorübergehende Laktoseintoleranz“) zurück-
Häufig merken oder vermuten die Betroffenen selber, zuführen, steht neben der 3-phasigen Ernährungs-
dass sie Milch oder Milchprodukte schlecht vertragen. umstellung die Therapie der Grundkrankheit im Vor-
Einer der Eckpfeiler der Diagnostik ist deshalb eine dergrund.
ausführliche Befragung des/der Betroffenen (Ana-
mnese). Wird der Verdacht einer Laktoseintoleranz Die 3-phasige Ernährungsumstellung
durch die Anamnese erhärtet, sollte unter Anleitung 1. Karenzphase: Um die Beschwerden abklingen
einer Fachperson während zwei Wochen eine streng zu lassen, wird in einer Diät- bzw. Karenzphase die
laktosefreie Diät eingehalten werden. Es ist wichtig, Laktosezufuhr für etwa zwei Wochen stark einge-
hier auch auf versteckte Laktose-Quellen (siehe Kapi- schränkt. Neben laktosehaltigen Milch und Milch-
tel „Versteckte Laktose“) zu achten. produkten muss auch auf versteckte Laktose (siehe
Diagnostische Untersuchungen werden angewen- Kapitel „Versteckte Laktose“) verzichtet werden.
det, wenn die streng laktosefreie Diät keine verläss-
lichen Ergebnisse zeigt oder wenn die Diät schwierig 2. Testphase: In der Testphase wird die Laktosemen-
durchführ- und kontrollierbar ist. ge schrittweise erhöht, um die individuelle Verträg-
Die zuverlässigste Methode ist der Wasserstoff- lichkeit auszutesten. Dazu wird ein Protokoll der ver-
Atemtest (H2-Test). Daneben gibt es noch den Blut- zehrten laktosehaltigen Lebensmittel und der beo-
Glucose-Test. Dieser ist aber weniger präzise als bachteten Symptome geführt.
der Wasserstoff-Atemtest und wird deshalb heute
kaum mehr angewendet. Zudem kann ein bestehen- 3. Fliessender Übergang in Dauerernährung: Die gut
der Diabetes mellitus das Resultat des Blut-Glucose- verträglichen laktosehaltigen Lebensmittel werden
Tests verfälschen. in die tägliche Ernährung wieder eingebaut. Meist
wird die Menge und die Häufigkeit des Verzehrs ein-
Ernährungstherapie bei Laktoseintoleranz geschränkt. Als Basis für die Dauerernährung dienen
Ist die Unverträglichkeit gegenüber Laktose bestä- die Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyra-
tigt, ist es nur bei einem ausgeprägten Laktasemangel mide der SGE. Bei Bedarf können gewisse laktose-
(angeborener, genetisch bedingter Laktasemangel, haltige Nahrungsmittel durch laktosefreie Spezial-
siehe Kapitel „Ursachen und Formen der Laktosein- lebensmittel ersetzt werden.
toleranz“) notwendig, eine laktosefreie Diät ein-
zuhalten. Die meisten Betroffenen müssen lediglich Diese 3-phasige Ernährungstherapie wird idealer-
auf eine laktosearme Ernährung (8–10 g Laktose/Tag) weise von einer gesetzlich anerkannte/n Ernährungs-
umstellen, weil eine Restaktivität des Enzyms vor- berater/in durchgeführt und begleitet. Diese verfügen
handen ist. Wie viel Laktose vertragen wird, muss entweder über einen HF-Abschluss, einen BSc in Er-
immer individuell ermittelt werden. Hierzu wird eine nährung und Diätetik oder sind SRK-anerkannt.
3-phasige Ernährungsumstellung als Therapieform Tritt während dieser Ernährungsumstellung kei-
eingesetzt. ne deutliche Besserung der Beschwerden auf, soll-
ten weitere Abklärungen erfolgen, z.B. hinsichtlich
Fruktosemalabsorption.
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Teil 2: Laktoseintoleranz im Alltag
Laktosegehalt von Milchprodukten
Milchprodukte enthalten je nach Verarbeitung und ist, gilt als praktisch laktosefrei.
Lagerung unterschiedlich viel Laktose (siehe Eine Sonderstellung bezüglich Laktose nehmen
Tabelle 2). Milch, die kaum verarbeitet wird, enthält Frischkäse und Schmelzkäse ein. Ihnen wird bei der
am meisten Laktose und wird von vielen Betroffenen Zubereitung oft Milchpulver zugesetzt, um die Be-
nicht bzw. nur in sehr kleinen Mengen vertragen. schaffenheit des Produktes zu beeinflussen. Da
Beim Joghurt wird durch den Herstellungsprozess Milchpulver Laktose enthält, ist es sinnvoll, die Zu-
ein Teil der Laktose abgebaut, weshalb er für viele tatenliste von Milchprodukten zu lesen. Auch Sauer-
besser verträglich ist. rahm und Crème fraîche wird oft Milchpulver zuge-
Der Laktosegehalt in gereiftem Käse ist verschwin- setzt.
dend klein. Der Grossteil der Laktose wird bei der In der folgenden Übersicht (Tabelle 1) werden Milch-
Herstellung bereits mit der Molke abgeschieden. Die produkte und ihre Verträglichkeit und allfällige Alter-
restliche Laktose wird fast gänzlich während des nativen aufgelistet:
Reifungsprozesses durch die Milchsäurebakterien
abgebaut. Käse, der mehr als sechs Wochen gereift
Tabelle 1
Milchprodukte Laktosegehalt/Verträglichkeit Alternative
Milch, Buttermilch, Molke Enthalten relativ viel Laktose und Laktosefreie Milch
sind für die meisten Betroffenen
schlecht verträglich.
Rahm (Schlagrahm) Rahm enthält Laktose, wird im Nor- Laktosefreier Rahm
malfall in kleinen Mengen konsu-
miert, daher gut verträglich
Joghurt, Sauermilch Die Laktose ist bereits teilweise Laktosefreies Joghurt
abgebaut und daher besser verträg-
lich für Betroffene als Milch. Aus-
testen lohnt sich.
Quark, Blancbattu, Hüttenkäse, Mittlerer Laktosegehalt, Verträglich- Laktosefreien/-armen Frischkäse
Ricotta, Feta, Mozzarella keit austesten.
Weichkäse (Tomme, Brie) und Enthalten nur Spuren von Laktose
Halbhartkäse (Appenzeller, Tilsiter, und werden gut vertragen
Raclette)
Hartkäse (Emmentaler, Gruyère) Sind laktosefrei und werden gut ver-
und Extrahartkäse (Sbrinz, Parme- tragen
san)
Butter Butter ist praktisch laktosefrei
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Versteckte Laktose Enzympräparate (Laktase)
Unter versteckter Laktose versteht man die Laktose, Neben der Einschränkung der Laktose wird gleichzeitig
welche über Zutaten in der Lebensmittelverarbeitung oft das fehlende Laktaseenzym in Form von Kapseln,
in Lebensmittelprodukte gelangt. Hierzu gehören z.B. Kautabletten oder Pulver eingenommen. Diese En-
Milchpulver, Magermilchpulver, Molke, Molkenpulver zympräparate mit Laktase können die Verträglichkeit
und Milchserum. Sie werden u. a. in Gewürzmischun- von Milchprodukten verbessern. Sie sollten je nach
gen, Süssigkeiten (z.B. Gebäck, Guetzli, Schokolade), Produkt etwa 30 Minuten vor oder direkt mit der
Fertiggerichten, Wurstwaren und Getränken einge- Mahlzeit eingenommen werden (Beipackzettel be-
setzt. Diese Zutaten müssen auf der Verpackung de- achten). Sie ermöglichen Betroffenen mehr Freiheit
klariert werden. Laktose dient auch als Hilfsstoff in und Flexibilität, insbesondere beim Auswärtsessen.
Medikamenten oder homöopathischen Kügelchen. Die Präparate sind ohne Rezept erhältlich und werden
Während der Karenzphase und bei einem angebore- von der Krankenkasse übernommen, sofern eine
nen, genetisch bedingten Laktasemangel muss auch ärztliche Verordnung vorhanden ist.
auf Lebensmittel mit solchen Laktosequellen verzich- Enzympräparate vermögen nur einen Teil der aufge-
tet werden. nommenen Laktose zu spalten, weil sie bereits im
Magen angegriffen und teilweise verdaut werden.
Laktosefreie Milchprodukte und Lebens- Die Effektivität dieser Produkte ist daher individuell.
mittel Beachten Sie die Dosierempfehlungen im Beipack-
Im Handel sind laktosefreie Milchprodukte erhält- zettel oder Ihres behandelnden Arztes.
lich. Laktosefreie Milch, Joghurt, Rahm etc. werden
ebenfalls aus Kuhmilch hergestellt. Um sie laktose- Calcium
frei zu machen, wird der Zweifachzucker Laktose in Calcium ist für unseren Körper ein wichtiger Mine-
seine Bausteine Glukose und Galaktose gespalten; ralstoff und massgeblich beteiligt am Aufbau von
diese nimmt der Dünndarm problemlos auf. Laktose- Knochen und Zähnen. Milchprodukte gehören zu den
freie Milch schmeckt je nach Verfahren etwas süsser, wichtigsten Lieferanten von Calcium. Mit den aktu-
weil Glukose eine stärkere Süsskraft aufweist als ellen Empfehlungen der Schweizer Lebensmittel-
Laktose. pyramide werden 60 bis 70 % des täglichen Calcium-
Laut Verordnung des EDI betreffend die Information bedarfs durch Milchprodukte abgedeckt. Gemäss
über Lebensmittel gilt ein Lebensmittel als laktosefrei, dieser werden täglich drei Portionen Milchprodukte
wenn das genussfertige Produkt weniger als 0.1 g Lak- empfohlen. In der Tabelle 2 (Siehe S. 7) werden ver-
tose pro 100 g oder 100 ml enthält. schiedene Portionengrössen aufgezeigt.
Eine weitere Alternative bei Laktoseintoleranz bie- Die restlichen 30 bis 40 % des Calciumbedarfs werden
ten pflanzliche Milchersatzprodukte wie z.B. Soja- durch den Verzehr aller übrigen Lebensmittel gedeckt.
drink oder Reisdrink. Weil diese Produkte natürlicher- Neben Milchprodukten tragen insbesondere grüne
weise praktisch kein Calcium enthalten, sollte man Gemüsesorten (z.B. Broccoli, Mangold, Spinat), cal-
immer die angereicherte Variante wählen. Ziegen- ciumreiche Mineralwasser, Getreideprodukte und
und Schafmilch sind keine Alternative bei Laktose- Hülsenfrüchte zur Calciumzufuhr bei.
intoleranz, da sie ebenfalls Milchzucker enthalten. Weil ein Grossteil des Calciumbedarfs über Milch-
produkte gedeckt wird, ist es empfehlenswert, auch
mit einer Laktoseintoleranz täglich und im Rahmen
der individuellen Verträglichkeit Milchprodukte zu
konsumieren. Falls normale Milchprodukte gar nicht
vertragen werden, bieten laktosefreie Milchprodukte
eine sinnvolle Alternative.
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Tabelle 2
1 Portion entspricht Calciumgehalt pro angegebener Laktosegehalt pro angegebener
Portion Portion
2 dl Milch oder 250 mg 9.4 g
180 g Joghurt 250 mg 5.7 g
30 g Hartkäse 350 mg <0.5 g
(z.B. Sbrinz, Parmesan)
60 g Weichkäse (Brie, Tomme) 230 mg <0.5 g
200–250 g Quark 200 mg 7.2 g
Quelle: Souci Fachmann Kraut. Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwerttabellen. 7. Revidierte und ergänzte
Auflage, 2007.
Schweizer Allergie-Gütesiegel
Das Schweizer Allergie-Gütesiegel ist ein unabhäng-
iges Label, welches von der Firma Service Allergie
Suisse SA in enger Zusammenarbeit mit aha! Allergie-
zentrum Schweiz entwickelt wurde. Es gewährt
Menschen mit Allergien und Intoleranzen die
Sicherheit, dass das ausgezeichnete Produkt un-
ter Einhaltung strenger Richtlinien produziert und
von unabhängigen Stellen geprüft wurde. Ein ausge-
zeichnetes Produkt ist damit für Menschen mit Al-
lergien und Intoleranzen wesentlich sicherer als
herkömmliche Produkte. Um diese Sicherheit zu
gewährleisten, durchlaufen Produkte einen mehr-
stufigen Zertifizierungsprozess.
1. Ein Fachgremium (wissenschaftlicher Beirat)
prüft, ob ein Produkt die Vorgaben der Reglemente
erfüllt.
2. Führende Ärztinnen und Ärzte prüfen (medizi-
nischer Beirat), ob das Produkt einen Mehrwert
für Menschen mit Allergien oder Intoleranzen
bietet.
3. Eine unabhängige Auditstelle prüft die Produkte
und den Herstellungsprozess vor Ort.
Nur bei einem positiven Prüfresultat aller Gremien
wird das Label erteilt.
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Schweizer Lebensmittelpyramide – mit ergänzenden Empfehlungen bei einer
Laktoseintoleranz
Die Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyra- Eine Ausnahme bilden die Empfehlungen zur Flüssig-
mide gewährleisten eine ausreichende Zufuhr von keitszufuhr, die täglich berücksichtigt werden sollen.
Energie, Nähr- und Schutzstoffen für gesunde Er- Je nach Energiebedarf (abhängig von Alter, Ge-
wachsene. Die folgenden Mengen und Portionen sind schlecht, Grösse, körperlicher Aktivität etc.) gel-
Durchschnittswerte, sie müssen nicht jeden Tag, ten die kleineren, bzw. die grösseren Portionenan-
sondern langfristig eingehalten werden, z.B. über gaben. Kursiv und fett Gedrucktes richtet sich
eine Woche. speziell an Personen mit einer Laktoseintoleranz.
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Getränke Täglich zusätzlich 1 Portion eines weiteren proteinrei-
Täglich 1–2 Liter, bevorzugt in Form von ungesüssten chen Lebensmittels (z.B. Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier,
Getränken, z.B. Hahnen-/Mineralwasser oder Früch- Tofu, Quorn, Seitan, Käse, Quark). Zwischen diesen
te-/Kräutertee. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Proteinquellen abwechseln.
schwarzer und grüner Tee können zur Flüssigkeits- 1 Portion entspricht:
zufuhr beitragen. 100–120 g Fleisch / Geflügel / Fisch / Tofu / Seitan / Quorn
Calciumreiche Mineralwasser bevorzugen (mind. (Frischgewicht) oder
300 mg pro Liter). Insbesondere, wenn wenig 2–3 Eier oder
Milchprodukte konsumiert werden. 30 g Halbhart-/Hartkäse oder
60 g Weichkäse oder
Gemüse & Früchte 150–200 g Quark/Hüttenkäse.
Täglich 5 Portionen in verschiedenen Farben, davon Laktosefreie oder laktosearme Milchprodukte bevor-
3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Früchte. zugen.
1 Portion entspricht 120 g. Pro Tag kann eine Portion
durch 2 dl Gemüse-/Fruchtsaft (ohne Zuckerzusatz) Öle, Fette & Nüsse
ersetzt werden. Täglich 2–3 Esslöffel (20–30 g) Pflanzenöl, davon min-
Grüne Gemüsesorten wie Broccoli, Mangold, Spinat, destens die Hälfte in Form von Rapsöl.
diverse Kohlarten und Blattgemüse sind gute Calci- Täglich 1 Portion (20–30 g) ungesalzene Nüsse, Samen
umlieferanten. oder Kerne.
Zusätzlich können sparsam Butter, Margarine, Rahm
Getreideprodukte, Kartoffeln & Hülsenfrüchte etc. verwendet werden (ca. 1 EL = 10 g pro Tag).
Täglich 3 Portionen. Bei Getreideprodukten Vollkorn
bevorzugen. 1 Portion entspricht: Süsses, Salziges & Alkoholisches
75–125 g Brot/ Teig oder Süssigkeiten, gesüsste Getränke, salzige Knabber-
60–100 g Hülsenfrüchte (Trockengewicht) oder eien und alkoholhaltige Getränke mit Mass geniessen.
180–300 g Kartoffeln oder Je nach Verträglichkeit auf laktosehaltige Süss-
45–75 g Knäckebrot / Vollkornkräcker / Flocken / Mehl speisen und Desserts verzichten oder nur in klei-nen
/ Teigwaren / Reis / Mais / andere Getreidekörner (Tro- Mengen essen.
ckengewicht).
Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier & Tofu
Täglich 3 Portionen laktosefreie Milch/Milchprodukte.
1 Portion entspricht:
2 dl Milch oder
150–200 g Joghurt / Quark / Hüttenkäse / andere Milch-
produkte oder
30 g Halbhart-/Hartkäse oder
60 g Weichkäse.
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Laktoseintoleranz – das merke ich mir Individuelle Beratung
Für Betroffene mit einem Laktasemangel Für eine individuelle Ernährungsberatung empfehlen
• Die persönlich verträgliche Laktosemenge ist in- wir Ihnen, sich an eine/n gesetzlich anerkannte/n
dividuell und sollte mit einer Fachperson ermittelt Ernährungsberater/in zu wenden. Diese verfügen
werden. entweder über einen HF-Abschluss, einen BSc in Er-
• Milch und Milchprodukte innerhalb einer Mahlzeit nährung und Diätetik oder sind SRK-anerkannt. Unter
konsumieren. Mahlzeiten mit einer Proteinbeilage, folgendem Link finden Sie Fachpersonen in Ihrer
Gemüse oder Salat und einer Stärkebeilage (wie Umgebung: www.svde-asdd.ch.
Kartoffeln, Reis, Teigwaren, Brot…) verlangsamen
den Durchlauf der Nahrung im Darm. So bleibt mehr aha! Allergiezentrum Schweiz
Zeit für den Laktoseabbau (= bessere Verträglich- In Ergänzung zur medizinischen Grundversorgung
keit). bietet die Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz den
• Joghurt wird oft besser vertragen als Milch. rund 2 Millionen Menschen mit Allergien, allergischen
• Käse kann oft beschwerdefrei gegessen werden. Atemwegs- und Hauterkrankungen, Asthma und Into-
• Auf versteckte Laktose achten (Zutatenliste auf der leranzen Information, Beratung und Schulungsdienst-
Verpackunglesen!). leistungen. Die Organisation ist zudem Anlaufstelle
• Laktosehaltige Lebensmittel über den Tag verteilt in für Verbände, Behörden, Ausbildungsinstitutionen,
kleinen Mengen geniessen. für Industrie und Gewerbe. Mit Vorträgen, Kursen und
Fortbildungen wird hier Wissen vertieft und Verständ-
Für Betroffene mit einem totalen Laktase- nis gefördert. Die Stiftung aha! ist ein unabhängiges,
mangel gesamtschweizerisch tätiges, von der ZEWO aner-
• Laktosefreie Produkte wählen (auf Schweizer Aller- kanntes Kompetenzzentrum.
gie-Gütesiegel achten).
• Oder alternativ mit Calcium angereicherten Soja- Beratungstelefon aha! infoline
oder Reisdrink konsumieren. Tel. 031 359 90 50
• Calcium- und Vitamin D-Status ärztlich über- E-Mail
[email protected] prüfen lassen und allenfalls mit Präparaten er- Internet www.aha.ch
gänzen.
• Auf versteckte Laktose achten (Zutatenliste auf
Verpackung lesen!).
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Quellen Impressum
• Abrams SA, Griffin IJ, Davila PM: Calcium and zinc © Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE,
absorption from lactose-containing and lactose- aktualisierte Fassung Februar 2017
free infant formulas. Am J ClinNutr 2002; 76:442–46 Alle in diesem Merkblatt publizierten Informationen
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alter: http://www.swiss-paediatrics.org/sites/de- verwendet werden.
fault/files/paediatrica/vol18/n1/pdf/22-24.pdf
• Braegger, C. Gastroenterologie und Ernährung:
Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE
Laktoseintoleranz. Schweizer Zeitschrift für Er-
Eigerplatz 5 | CH-3007 Bern
nährungsmedizin SZE 2008;2:9–11. T +41 31 385 00 00 | F +41 31 385 00 05 | [email protected]
• Eugster G, Lebensmitteling. ETHZ und MAS Ernäh-
rung und Gesundheit ETHZ: Laktation und Stillen; tabula | Zeitschrift für Ernährung
1.2012 Titelthema S. 4 ff Redaktion T +41 31 385 00 17 | www.tabula.ch
• Kasper, H. Ernährungsmedizin und Diätetik. 11. Auf-
lage. München: Urban & Fischer, 2004. Ernährungstests
• Lactosethresholds in lactoseintolerance and gala- www.sge-ssn.ch/tests
ctosaemia: http://www.efsa.europa.eu/de/scdocs/
shop sge | Der Online-Shop der SGE
doc/1777.pdf
T +41 31 385 00 00 | F +41 31 385 00 05 | www.sge-ssn.ch/shop
• Schauder, P, Ollenschläger, G. Ernährungsmedizin
Prävention und Therapie. 3. Auflage. München: Ur-
Folgen Sie uns auf
ban & Fischer Verlag, 2006.
• Wermuth, J., &Braegger C., & Arndt, D., & Mayer, R.:
Laktoseintoleranz. Curriculum, Schweiz Med Fo-
rum 2008; 8(40): 746–750. (Abgefragt am 24. Mai Wissen, was essen. sge-ssn.ch
2012, unter http://www.medicalforum.ch/pdf/
pdf_d/2008/2008-40/2008-40-342.PDF)
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