Handbuch Waldkindergärten in Österreich
Handbuch Waldkindergärten in Österreich
in Österreich
Elementare Bildung im Wald
Autorin: Dipl.-Päd. Katharina Bancalari, MA
Mitarbeit: Mag.a Christiana Glettler PhD; Mag.a Renate Kaplenig; DSA Johanna Schweinberger
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Vorwort
Katharina Bancalari
Seit der ersten Version des Waldkindergarten-Handbuchs aus dem Jahr 2015 hat sich viel
und nichts getan. Überrascht hat uns die hohe Nachfrage nach dieser Unterlage von Personen,
die in der Praxis arbeiten, und anderen, die in der Lehre tätig sind. Waldkindergärten sind
Katharina Bancalari weiterhin vor allem überall dort bekannt, wo es welche gibt. Das Wort Waldkindergarten ist
Wald.Bildung.Management bekannter geworden. Jedoch können sich immer noch wenige vorstellen, wie das gehen soll.
Seit der Covid-19 Pandemie steigt die Nachfrage nach der Bildungsarbeit mit Kindern im
Freien. Dass es funktioniert und vor allem den Kindern, Pädagoginnen und Pädagogen guttut,
zeigen die Waldkindergärten in Österreich, die Stimmen aus der Praxis und die Literatur.
Es gab in den letzten Jahren auch immer wieder Probleme zwischen Waldbesitzer*innen
und Waldkindergarten-Pädagog*innen, die leider auch bis zum Gericht geführt hatten. Da
ist (forstliche) Aufklärungsarbeit notwendig, die vor allem dann gut geleistet werden kann,
wenn es eine positive Verbindung, den offenen Weg der Kommunikation sowie eine von
Anfang an möglichst klare Darstellung der Sachlage gibt. Durch die Praxisbeispiele wird die
Vielfalt der Umsetzungs- sowie Lösungsmöglichkeiten sichtbar. Um dem Vorwurf der Esoterik
sowie der unprofessionellen Arbeit entgegenzuwirken, braucht es weitere fachliche Inputs,
welche beispielsweise den BildungsRahmenPlan, die Schulvorbereitung, Bildung zur Nachhal-
tigen Entwicklung oder naturwissenschaftliches Arbeiten im Waldkindergarten aufzeigen.
Ziel seitens der Waldpädagogik ist es, dass der Wald nicht als Kulisse für die elementare
Bildungsarbeit benutzt wird, sondern Teil dieser Bildungsarbeit ist.
Viel hat sich im Kleinen getan: Es gibt mehr Initiativen, sehr professionell agierende
Pädagoginnen und Pädagogen im Wald, eine gelungene Zusammenarbeit und Anerkennung
für die Arbeit. Österreichweit steckt die regelmäßige pädagogische Arbeit im Wald jedoch
immer noch „in den Kinderschuhen“ und bringt argumentative, finanzielle und formale Her-
ausforderungen mit sich. Immer noch ist von allen Beteiligten ein hoher persönlicher Einsatz
notwendig, die Vernetzung gelingt daher kaum. Nachdenklich macht, dass einige Akteurinnen
und Akteure lieber nicht genannt werden wollen, da sie sich im Verborgenen sicherer fühlen,
sie nicht mit unprofessionellen Angeboten verglichen werden möchten und keine Kraft für
Beratung oder zur Verfügungstellung von Fachwissen mehr haben. Die Arbeit mit den Kindern
im Wald steht für sie im Fokus, bereichert ihr Leben und füllt es aus.
Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, genannt oder ungenannt – ohne Eure
Einblicke, Erzählungen und Euer Fachwissen gäbe es dieses Handbuch nicht.
Diese Version des Handbuchs rückt das Thema „Waldkindergärten in Österreich“ in den
Blickpunkt, indem wir die Erstfassung von 2015 überarbeitet und mit neuen Inhalten erweitert
haben. Es ist uns ein Anliegen, neben der Literaturarbeit, Praxisinformation und dem Fach-
wissen auch einen Einblick in die elementare Bildungsarbeit im Wald zu geben und diese von
unterschiedlichen Seiten zu beleuchten.
Außerdem weist der Untertitel „Elementare Bildungsarbeit“ auf die Arbeit mit den
jüngsten Kindern bis zum Schuleintritt hin, wobei sich die Arbeit in einer Kinderkrippe deutlich
von der Arbeit im Kindergarten unterscheidet. Die pädagogischen Fachkräfte bringen diese
Expertise in die Arbeit im Wald ein, welcher als Ort wiederum andere Voraussetzungen,
spannende Inhalte und Angebote und neue Herausforderungen mit sich bringt.
DEN Waldkindergarten, DIE Waldkinderkrippe gibt es in Österreich nicht, sondern
unterschiedliche Formen und Ausprägungen davon. Eine pädagogische Grundsatzdiskussion
wird hier nicht geführt, sondern mit viel Achtung vor unterschiedlichen Ansätzen gearbeitet.
Den Rahmen geben die Rahmenbedingungen vor, welche in den Bundesländern sowie regional
recht unterschiedlich sind und sich laufend ändern. Der Wald hat viel für die pädagogische
Arbeit zu bieten, ist selbst auch Teil des Prozesses und nicht reine Kulisse für Erfahrung und
Entwicklung. Daher ist für alle Mitarbeiter*innen die Kompetenz in der Pädagogik ebenso
bedeutsam wie die Kompetenz im Wald.
In den folgenden Kapiteln wird auf Waldkindergärten in Theorie und Praxis eingegangen,
Wirkungen beleuchtet und ein Blick auf die österreichischen Waldkindergärten geworfen.
Abschließend sind in dieser Unterlage hilfreiche Mustervorlagen für die Praxis und einiges an
Besonderheiten aus den Bundesländern nachzulesen, da Kindergärten in Österreich den
Gesetzen der einzelnen Bundesländer unterliegen.
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Waldkindergärten in Österreich Elementare Bildung im Wald 5
1 Grundlagen und Wissenswertes
Die Gleichung Waldkindergarten = Kindergarten/Kinderkrippe + Wald + Waldpädagogik scheint ein-
fach und greift dennoch zu kurz. Denn Kinder im Wald stellen nicht nur die Pädagogik auf den Kopf,
sondern auch die Forstwirtschaft. Welche Regeln gelten im Wald? Haben wir ausreichend Wald für alle
Kinder? Wer gibt der Natur eine Stimme? Achtsames Arbeiten und Handeln stehen in allen Bereichen
im Vordergrund sowie das Miteinander. Dazu gehört auch das Wissen über das Tun der anderen,
sodass ein gutes Miteinander gelingen kann. Eines steht fest, wer eine gute Beziehung zum Wald in der
Kindheit aufbaut, den wird der Wald ein Leben lang begleiten. Bleibt der Wald im Leben der Menschen
bedeutsam, so ist die Bereitschaft, sich für den Wald einzusetzen, höher. Die folgenden Seiten schaffen
einen Überblick über wissenswerte Grundlagen und geben einen Einblick in die gelebte Praxis.
1.1 Was ist ein Waldkindergarten? Verwirrend ist in diesem Zusammenhang, dass sich die
Waldkindergärten in Österreich zumeist nicht als Wald-
kindergarten bezeichnen dürfen. Dies hat rechtliche
»Es ist ein Wald mit Betreuern. Der Wald Hintergründe2. Das bedeutet, auch, wenn sie laut
gehört jemandem. Die Betreuer haben sich das Konzept wie ein Waldkindergarten arbeiten, führen sie
andere Bezeichnungen wie beispielsweise Waldspiel-
mit dem Besitzer ausgemacht, ob sie den Wald
gruppe.
verwenden dürfen. Ich glaub, die Sabine hat
etwas dazugezahlt, aber ich weiß es nicht.
Dann haben sie halt Eltern gefragt und dann »Bildung am Lebensanfang könnte die
ist ein Kindergarten zusammengekommen.« derzeitige und zukünftige Gesellschaft
Florian 8 Jahre 1 wirklich verändern.«
Maria Montessori Pädagogin, Ärztin 3
Doch ist es nicht so einfach, es gibt Unterschiede. Diese Der klassische Waldkindergarten
liegen im pädagogischen Zugang, in der Konzeption und
Umsetzung dieser Waldtage mit Kindergartenkindern. Der klassische Waldkindergarten wird meist als der „echte
Waldkindergärten sind kein einheitlich starres Konzept, und richtige“ Waldkindergarten bezeichnet (vgl. Miklitz
sondern deren Ausprägungen sind so vielfältig wie der 2014, Del Rosso 2010, freigeist 2014). Dieser hat
Wald selbst. Gemeinsam haben sie alle den Aufenthalt im abgesehen von einem Stützpunkt, der oft behördlich
Wald. „Sie gehören inzwischen zu den anerkannten vorgeschrieben ist, keine klassischen Kindergartenräume,
pädagogischen Einrichtungen und haben in den letzten jedoch Waldorte und Waldplätze zur Verfügung. Die
Jahren auch in den Regelkindergärten wichtige Impulse Kinder, die Pädagog*innen sowie Betreuer*innen sind an
gesetzt“, schreibt Miklitz (2011), deren Buch zur allen fünf Tagen in der Woche im Freien, bei fast jedem
Basisliteratur für Waldkindergartenarbeit zählt. Wetter. Dabei gelten Schnee, Regen, Nebel und Kälte
Für eine klare Kommunikation ist es notwendig, nicht als widrige Umstände. Nur extreme und auch
sich auf „Formen“ des Waldkindergartens zu einigen. gefährliche Wettervorkommnisse wie Gewitter, Hagel und
Dies geschah auf Grundlage der Literatur und Erfah- Sturm halten die Gruppe ab, in den Wald zu gehen. In
rungswerten aus der Praxis (vgl. Miklitz 2011, S. 17ff; den Stützpunkten oder auch Schutzräumen, welche eine
Del Rosso 2010, S. 40ff; Laumer 2014, S.5). Der Hütte, ein Bauwagen oder ein Haus sein können, werden
Fachausschuss Waldkindergarten des Vereins Waldpäda- auch Werkzeuge, trockene Kleidung und andere Materia-
gogik hat sich auf folgende drei Formen geeinigt, die lien gelagert und aufbewahrt.
hier als Grundlage dienen: Die Betreuungszeiten sind wie in anderen Kinder-
• klassischer Waldkindergarten, gärten geregelt, die Kinder werden gebracht und
• integrierter Waldkindergarten und abgeholt. Der Ablauf des Tages ist auch im Waldkinder-
• weitere Formen wie z.B. Waldkinderkrippen, garten von Ritualen geprägt.
Waldhorte, Waldspielgruppe u.ä.
1 Steirer 2014, S. 13
2 Rechtliche Grundlagen sind in jedem Bundesland anders.
Mehr Information dazu sind im Anhang 6.
3 www.gedankenwelt.de/die-10-besten-montessori-zitate/
6
Wie inzwischen einige Studien belegen, sind die Waldkin- Weitere Formen
dergartenkinder ausreichend, oftmals sogar sehr gut für
die Schule gerüstet (vgl. Gärtner 2011, S. 47ff; Häffner Die weiteren Formen können einerseits die bereits oben
2003; Bayrische Staatsforstforstverwaltung 2009, CD). genannten verwandten oder ergänzenden Bildungsange-
Besonderes Augenmerk wird auf die Ausrüstung der bote wie Waldkinderkrippe, Waldspielgruppe oder
Kinder und auf Elternarbeit gelegt. Der Wald hat keine Nachmittagsbetreuung im Wald sein. Es gehören auch
Räume im herkömmlichen Sinn, dafür Waldplätze, die Kindergärten, die beispielsweise auf einem Bauernhof
unterschiedliche Funktionen haben. Dazu gehören neben integriert sind und manche Tage zusätzlich im Wald
besonderen Plätzen mit Bezeichnungen wie beispiels- verbringen, dazu. Hier spielt die tiergestützte Pädagogik
weise „Wichtelwald“ auch der Regenplatz, wo die Bäume eine Rolle sowie andere Elemente wie Wiese, Wasser und
den Regen gut abhalten. Waldplätze müssen in Abstim- Landwirtschaft. Das bedeutet, dass diese Kinder zumeist
mung mit Waldbesitzer*innen auch Funktionen erfüllen auch alle Tage im Freien sind und nicht in einem Regel-
wie Treffpunkt, Toiletten, Körperpflege und Hygiene, kindergarten. In der Literatur werden auch noch Natur-
Sonnen- bzw. Hitzeschutz sowie Schutz vor Kälte. kindergärten angeführt, welche das Thema Natur in den
Kindergarten durch themenbezogene Projekte hereinho-
len oder auch an anderen Orten wie einem Bauernhof
Integrierter Waldkindergarten stattfinden.
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1.2 Waldkindergarten - Ein Kernstück des Waldkindergartens ist im Begriff des
ein Bereich der Waldpädagogik?! Lernens zu sehen. Im Waldkindergarten hat das freie
Spiel, von Hettich als „Urspiel“ bezeichnet und als ein
Zusammengefasst bedeutet Waldpädagogik ganzheitli- „Spielen im Einklang von Kind und Natur“ beschrieben,
ches Lernen im, über und vom Wald. Eigene sinnliche eine hohe Bedeutung. Spielen ist Lernen, eine Tatsache,
Erfahrungen wecken die Freude und das Interesse am die nicht als selbstverständliches Wissen in der heutigen
Wald. Durch die spielerische Vermittlung von Inhalten Welt angesehen werden kann. Spielen ist die wichtigste
wächst auch das Verständnis für seinen Schutz und seine Tätigkeit des Kindes im Vorschulalter. Die von uns
Pflege. Die Waldpädagogik möchte den Lebens- und Erwachsenen geprägten Spiele entsprechen häufig nicht
Wirtschaftsraum Wald in all seinen Facetten möglichst dem Spiel, das dem eigenen Bedürfnis des Kindes
vielen Personen zugänglich machen - und zwar dort, wo entspringt (vgl. Bolay/Reichle 2011, S. 156ff; Gärtner
die unmittelbare Begegnung stattfinden kann: im Wald! 2011, S. 55ff; Hettich 2014, S. 10).
Es gibt keine einheitliche Definition von Waldpädagogik, Renz-Polster und Hüther verweisen darauf, „auch hier ist
die Umsetzung ist vielfältig und facettenreich. Grund- der Gewinn für die Kinder am größten, wenn sie da selbst
sätzlich orientiert sich Waldpädagogik heute an der aktiv werden können“ (ebd., S. 222) und halten fest:
Bildung für Nachhaltige Entwicklung und somit an den „Die Natur öffnet sich dem Kind, wenn es dort Kind sein
vier Dimensionen der Nachhaltigkeit: der ökologischen, kann.“ (ebd., S. 222). Wenn sich Waldpädagogik an der
ökonomischen, sozialen und kulturellen Säule. Waldpäd- Bildung für Nachhaltige Entwicklung orientiert, so
agogik ist interaktives, handlungs-, erfahrungs- und bedeutet dies laut Stoltenberg (2013, S. 50) „die
erlebnisorientiertes Lernen im und vom Wald. besonderen Bedürfnisse und Lebenssituationen der am
Die folgenden Leitziele können als allgemein gültig Bildungsprozess Beteiligten“ zu berücksichtigen. Dazu
angesehen werden: gehört das eigenständige sich Aneignen der Welt, selbst
• ein gutes Mensch-Wald-Verständnis Gestalter oder Gestalterin im eigenen Lernprozess zu
• ein gutes Mensch-Mensch-Verhältnis sein. Das Spiel in der Natur, im Wald hat hier - wie oben
• verantwortungsbewusst handelnde Menschen ausgeführt - eine große Bedeutung, vor allem, wenn es
gelingt, über die Naturbegegnung hinaus notwendige
Die zusätzlichen Ausbildungen und Professionen der Einsichten für ein Nachhaltigkeitsverständnis zu gewin-
Absolvent*innen des Waldpädagogik-Lehrgangs (Grund- nen. Dieses umfasst die Erkenntnis, Teil der Natur zu
ausbildung laut Richtlinie BMLRT/Forstliche Aus- und sein, dass wir die Natur nutzen und ohne sie nicht leben
Weiterbildung) sind maßgeblich für die unterschiedlichen können und ein achtsamer und sorgfältiger Umgang mit
Ausprägungen und Zielsetzungen von Waldpädagogik der Natur bedeutsam ist. (vgl. ebd., S. 52)
in der Praxis. So kommt es zu Überschneidungen und
Kooperationen mit Outdoorpädagogik, Erlebnispädago- Die Besonderheit der Waldkindergärten liegt in der
gik, Naturvermittlung, Naturpädagogik, Kräuterpädago- Regelmäßigkeit und Selbstverständlichkeit der Naturbe-
gik, Sozialem Lernen und vielem mehr. gegnung, dem selbstverständlichen und regelmäßigen
Lernen und Spielen im Wald.
Bereits 2002 führen Voithleithner u.a. den Waldkinder-
garten als Waldpädagogik-Angebot in Österreich an, die
Erklärung fällt jedoch sehr knapp aus (ebd., S. 21). »Können Sie sich vorstellen, wie es ist,
Ebenfalls 2002 wird im Kongressbericht des 1. Waldpäd- mit Bäumen zu sprechen, mit den
agogik-Kongresses in Österreich der Waldkindergarten
Scharnstein ausführlich vorgestellt. Das formulierte Ziel
Vögeln zu singen, mit Blättern Karten
eines Waldkindergartens ist laut diesem Bericht eindeutig zu spielen? Was es bedeutet, jeden
pädagogischer Art, die Entwicklung des Kindes steht im Vormittag im Wald zu verbringen, ohne
Vordergrund, der Wald ist der integrierte Spiel- und Plastik-Spielzeug und ohne Game Boy,
Entwicklungsraum. „Als Prinzip der Waldkindergartenpä-
dagogik gilt das Spiel.“ (Hubauer u.a. 2002, S. 56).
dafür mit Tschurtschen, Steinen und
Diesem Spiel widmen Bolay/Reichle (2011) in ihrem Moos? Vielleicht können Sie sich an
theoretischen Handbuch zur Waldpädagogik einige Ihre eigene Kindergartenzeit nicht
Seiten, der Waldkindergarten an sich wird nicht erwähnt mehr erinnern. Wir vom Waldkinder-
(ebd., S. 156ff).
garten aber wissen: Jene Kinder, die
wir betreuen, werden diese Zeit ihr
Leben lang in ihren Herzen tragen.«
Sabine Rainer Waldkindergartenpädagogin
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Waldkindergärten in Österreich Elementare Bildung im Wald 11
Wald wirkt – wie Kinder davon Weiter wirkt sich der regelmäßige Aufenthalt in der Natur
profitieren, draußen zu sein unter anderem positiv auf die Motivation, Unabhängigkeit,
das Selbstbewusstsein und die Selbstdisziplin, Kreativität
Eine Vielzahl von Studien und Büchern hat vor allem und sprachlichen Fähigkeiten aus. Auch das Wissen über
im letzten Jahrzehnt auf eine zunehmende Entfremdung Zusammenhänge in der Natur, die Artenkenntnis und
von Kindern von der Natur hingewiesen (vgl. u. a. auch das Wissen über die eigenen Fähigkeiten wird beim
Brämer, Koll & Schild, 2016). Seit Richard Louvs (2005) Aufenthalt in der Natur gestärkt (Raith & Lude, 2014).
einflussreichem Buch „Das letzte Kind im Wald“ Darüber hinaus lässt sich belegen, dass sich Kinder draußen
wird diesbezüglich auch der Begriff Naturdefizitstörung mehr bewegen und dadurch ihre körperlichen Fähigkeiten,
verwendet. Möglicherweise als Reaktion auf diese wie etwa Laufen, Klettern und Balancieren, verbessern,
„Diagnose“ gibt es mehr und mehr Studien, die die was sich in weiterer Folge auch allgemein positiv auf die
positiven Effekte aufzeigen, die der Aufenthalt in Gesundheit der Kinder auswirkt (Miklitz 2011; Bolay &
der Natur auf (junge) Kinder hat. So fassen Raith und Reichle 2011; Gebhard 2013, Raith & Lude, 2014). Auch
Lude (2014) in ihrer Metastudie zusammen, dass Kinder eine österreichische Metastudie, die im Rahmen von
sowohl in ihrer kognitiven, sozialen und emotionalen Green Care WALD erstellt wurde (Cervinka et al., 2014)
Entwicklung als auch in ihrer körperlichen Entwicklung kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Die Grundaussage, dass
vom regelmäßigen Aufenthalt in der Natur profitieren. sich Naturkontakte und -erlebnisse positiv auf die physi-
Wälder spielen in diesem Zusammenhang eine besonders sche sowie psychische Gesundheit und das soziale Wohlbe-
wichtige Rolle, da sie vielfältige Funktionen erfüllen, finden auswirken, wird folgendermaßen weiter präzisiert:
die Kinder beim Spielen unterstützen – genug Raum, um • Erholung von Stress und psychischer Erschöpfung
zu spielen, zu gestalten, zu bauen, zu arbeiten und zu • Anregung zu körperlichen Aktivitäten
entdecken (Stoltenberg, 2014). • Erleichterung sozialer Kontakte
• Stimulierung der persönlichen Entwicklung und
»Meines Erachtens gibt es viel mehr Sinnstiftung (ebd. S. 13)
Gründe, mit Kindern hinaus in die Natur
Weiter gibt es deutliche Befunde, die dafür sprechen, dass
zu gehen als solche, es nicht zu tun.« Kinder durch direkte, multisensorische Naturerfahrung ein
Christiana Glettler Pädagogin, Hochschullehrerin
verstärktes Umweltbewusstsein entwickeln, das sie durch
die Kombination aus Umweltwissen, Werten, Fähigkeiten
Im Detail betrachtet, zeigt sich, dass Kinder ihre sozialen und Einstellungen dazu befähigt, eine nachhaltige Welt
Fähigkeiten stärken (Dyment, 2005; Dyment & Bell, mitzugestalten (Leske & Bögeholz, 2008; Raith & Lude;
2008; Murray & O’Brien, 2005; Palmberg & Kuru, 2000; 2014, Palmberg & Kuru, 2000; Meske, 2011; Aguirre-
Stoltenberg, 2009) und kreativer, aktiver, länger und in Bielschowsky, Freeman & Vass, 2012).
größeren Gruppen miteinander spielen (Chawla, 2002; Studien, die Waldkindergartenkinder mit Kindern aus
Fjørtoft, 2004). Das Vorhandensein von Bäumen ist ein regulären Institutionen verglichen, kamen zu dem Ergebnis,
wichtiges Kriterium für das Ausmaß der Kreativität im dass Waldkindergartenkinder kreativer sind (Lettieri, 2004)
Spiel (Gebhard, 2013). Gebhard (2013) beleuchtet in und dieser Effekt auch bis in die Schulzeit anhält (Häfner,
seinem Buch „Kind und Natur“ von einem psychologi- 2002). In Bezug auf die motorische Entwicklung zeigt sich
schen Standpunkt aus, wie sich der regelmäßige Aufent- hier klar, dass Waldkindergartenkinder ihren gleichaltrigen
halt in der Natur positiv auf die Psyche der Kinder und Peers in der Grobmotorik klar überlegen sind (Lettieri,
deren kognitive Entwicklung auswirkt. Demnach wird 2004; Scholz & Krombholz, 2007). Die ersten Entwick-
unsere Psyche wesentlich von unseren Naturerfahrungen lungsjahre sind körperzentriert. Lernen Kinder die Funktio-
beeinflusst. Diesbezüglich spielen Art und Qualität des nen des Körpers im vollen Umfang kennen, stärkt das das
Naturraums eine Rolle (vgl. ebd. S. 38). Naturaufenthalte Körperbewusstsein (vgl. Kruse, 2013, S. 22). Die anre-
tun uns, laut Gebhard (2013, S. 84ff), deshalb so gut, gende Umgebung und die vielfältigen Bewegungsformen
weil sie einerseits Kontinuität und Sicherheit vermitteln im Waldkindergarten machen all dies möglich. Die Kinder
(der Wald bleibt immer mehr oder weniger gleich) und stärken Ausdauer, Koordination und Balance, aber auch ihr
wir andererseits Wandel in einem für uns nachvollzieh- Selbstvertrauen wächst (ebd., S. 28 & S.37f).
baren Tempo beobachten können (z.B. Blattfärbung, Weitere Studien unter Waldkindergartenkindern
Blattfall, Erscheinen der Frühblüher). Um diese Effekte bestätigen die oben genannten allgemeinen Effekte – die
direkt zu erfahren, braucht es kontinuierliche Naturerfah- Kinder sind motiviert, konzentriert, haben ein gesundes
rung, in der Kinder frei explorieren und ihre eigenen Selbstbewusstsein, profitieren insgesamt in ihrer sozialen,
Schlussfolgerungen ziehen können. Dieses freie Explorie- körperlichen und sprachlichen Entwicklung und zeigen
ren und Spielen ist bedeutsam für die kognitive Entwick- ein tiefgreifendes Verständnis und Respekt für ihre natür-
lung und verbessert die Aufmerksamkeit. Es gibt sogar liche Umgebung (Massey, 2004; Murray, 2004; Murray &
Befunde, die für eine Linderung von ADHS-Symptomen O’ Brien, 2005; O’Brien & Murray, 2006; O’Brien, 2009).
durch ausgedehnte, regelmäßige Naturerfahrungen Grahn und Kolleg*innen (1997) konnten auch nachweisen,
sprechen (vgl. Cervinka, 2014, S. 14). dass Kinder in Waldkindergärten weniger oft krank sind.
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Dies bestätigt auch Kruse (2013) – der regelmäßige »Meine Kinder werden zwar auch noch
Aufenthalt in der Natur stärkt das Immunsystem und manchmal krank. Aber viel seltener und
damit die Abwehrkräfte: Matsch, Erde, Feuchtigkeit,
Waldluft - all das beugt (chronischen) Krankheiten und
dann erholen sie sich viel schneller.
Allergien vor (vgl. S. 37f). Eine Studie von Knight (2009) Früher waren meine Zwei nach dem
bestätigt, dass die positiven Effekte von Waldkinder- Kranksein meist mindestens eine Woche
gärten über die Kinder hinaus auch die Pädagog*innen schlapp und geschwächt. Jetzt sind sie
und sogar die Eltern erreicht. So haben Pädagog*innen in
Waldkindergärten oft eine intensivere Beziehung zu den
nach zwei bis drei Tagen wieder fit.«
Barbara K. Mutter eines Waldkindergartenkindes
Kindern, die sie betreuen, und die Familien der Kinder
bekommen eine stärkere Wertschätzung für Naturräume
und oft auch einen neuen Blick auf tendenziell risiko- »Die Waldkinder sind sozial sehr eng
behaftete Aktivitäten (Murray & O’Brien, 2005; verbunden. Sie haben eine sehr starke
O’Brien, 2009).
Interessanterweise haben Kinder laut Gebhard
Verbindung zueinander und halten
(2013, S. 92) zwar ein ausgeprägtes Bedürfnis nach zusammen. Da gibt es keinen Streit und
Natur, der Ruhe und Freiheit, die Naturräume gewährleis- wenn unterschiedliche Meinungen
ten, sie brauchen aber die Erfahrung mit naturnahen sind, dann schaffen sie es das selber gut
Freiräumen, um den Wald tatsächlich für ihre Spiele zu
nutzen. Dies zeigte sich auch in einer kleinen steirischen
zu regeln.«
Michaela H. Mutter eines Waldkindergartenkindes
Studie (Glettler, 2018), in der deutlich wurde, dass
Kinder, die mit ihren Eltern kaum Zeit in der Natur ver-
bringen, einige Wochen benötigen, um die in einer »Bei den Elternsprechtagen in der Schule
Bildungsinstitution angebotenen Waldfreispielzeiten für erzählen mir die Lehrer auch jetzt noch
sich zu nutzen. Natur allein reicht also nicht, es braucht
schon auch das Engagement der Erwachsenen, gerade
immer wieder begeistert, wie viel meine
in Zeiten, in denen es nicht selbstverständlich ist, dass Kinder über die Natur und die Tiere
Kinder allein im Wald spielen. Abschließend lässt sich die wissen und den anderen erzählen.«
Bedeutung des Waldes für die kindliche Entwicklung Johanna S. Mutter eines Waldkindergartenkindes
mit einem Zitat von Moore und Cooper-Marcus gut
zusammenfassen: „Die Kur für alle Lifestyle-Krankheiten
einer modernen Kindheit erscheint krass offensichtlich
und einfach: Spielen in der freien Natur“ (übersetzt nach
Moore & Cooper-Marcus. 2008, S. 160).
Wie wichtig ist die Natur bzw. der Wald für die
Naturwissenschaft?
Beitrag von Renate Kaplenig und Brigitte Webhofer
Kinder, die mit offenen Augen durch den Wald gehen, Naturwissenschaftliche Versuche im Raum, Sach-
machen Entdeckungen dieser Art und stecken mitten in bilderbücher und Lexika, Experimentierkästen mögen
einem naturwissenschaftlichen Bildungsmoment. ihre Berechtigung in der Arbeit mit Kindern haben,
Naturwissenschaft in elementaren Einrichtungen jedoch sind sie gegenüber den intensiven Erfahrungen
meint die Auseinandersetzung mit der belebten und direkt im Wald nicht konkurrenzfähig. Mit seiner
unbelebten Natur unter der Berücksichtigung chemischer Vielfalt an Materialien, Beschaffenheiten, Strukturen,
und physikalischer Aspekte.12 (vgl. Lück 2006, S. 18) Lebewesen, Sinneseindrücken und Möglichkeiten
Bietet man Kindern den geeigneten Rahmen, z.B. bietet der Wald die ideale Umgebung für experimen-
den Aufenthalt im Wald, entstehen laufend von ihnen telles Handeln.
selbst initiierte naturwissenschaftliche Forschungen. Sie Waldkinderkrippen und Waldkindergärten sind
formulieren intuitive und knifflige Fragen zu verschie- Orte des Forschens der Kinder über Phänomene der
densten Themen der Natur. Dabei schenken Kinder der Natur, sie bieten den optimalen Ort für naturwissen-
unbelebten Natur wie den Steinen, dem Wetter, etc. schaftliche Bildung im frühen Kindesalter.
genau so viel Aufmerksamkeit wie der belebten.
Der/die erwachsene Begleiter*in muss darauf 12 Lück Gisela (2006): Was blubbert da im Wasserglas? Kinder entdecken Naturphänomene.
Herder
achten, dass dabei selbstgetroffene Urteile, wie z.B. 13 Ross Michael Elsohn (2000): Science their way. Young Children. Eric.ed.gov/?id=EJ605504
14 Schäfer Gerd E., Alemzadeh Marjan, Eden Hilke, Rosenfelder Diana (2009):
Chemie als das Giftige, Negative und Biologie als das Natur als Werkstatt. Verlag das netz
Gesunde, Positive zu sehen, nicht unreflektiert an
die Kinder weitervermittelt werden. Der Bereich der
unbelebten Natur soll genauso Beachtung finden
wie die Auseinandersetzung mit der belebten Natur –
die Offenheit und Wertfreiheit der Kinder können hier
zum Vorbild für den Erwachsenen werden. Während
das Vorschulalter nach Psychoanalytiker Erik H. Erikson
dazu prädestiniert sei, die natürliche Wissbegier der
Kinder zu stillen, spielen physikalische, chemische und
biologische Vorgänge bereits ab dem ersten Lebenstag
eine wichtige Rolle. Von Geburt an erkunden Babys über »Woraus besteht
die sinnliche Wahrnehmung und das explorative Spiel Schneckenschleim?«
ihre Umgebung. Es gilt: „Kinder sind Wissenschaftler Marie 3 Jahre
beim Spielen.“13 (vgl. Ross 2000, S. 6)
Die Rolle der Pädagog*in ist nicht die der Wissens-
»Hat ein Regenwurm
vermittler*in, sondern eher begleitend im Weiterdenken
der Ideen der Kinder zu gewissen Fragen und Sachver- Freunde?«
Carlos 5 Jahre
halten. Die Kinder ernst nehmen, ihnen zuhören und sie
aktivieren, selbst weiterzudenken, weitere Fragen zu
stellen und Antworten zu finden, ist die Aufgabe.
14
Waldkindergärten in Österreich Elementare Bildung im Wald 15
Nachhaltigkeit: hier fast alle Feste im Jahreskreis wie Erntedank, Hl.
Ein großer Begriff für kleine Köpfe Martin, Weihnachten, Ostern, Sonnenwenden, Tag- und
Nachtgleiche oder der Tag des Waldkindergartens am
Kaum ein Begriff wird so diskutiert wie die Nach- 3. Mai. Diese Rituale können aber auch gut in den
haltigkeit. Doch wie soll man einen Begriff mit dieser Kindergartenalltag eingebettet sein, zum Beispiel mit
umfassenden Bedeutung Kindern im Alter von 2-6 dem täglichen Befüllen einer Vogelfutterstation.
Jahren erklären?
Viele Waldkindergärten haben als Ziel formuliert, 4. Anbau von Kräutern, Gemüse und Obst:
dass die Kinder das Prinzip der Nachhaltigkeit kennen In eigenen Beeten können die Kinder den Jahreskreis-
lernen sollen. Waldkinder sollen am Ende ihrer Kinder- lauf erleben und bei allen Arbeitsschritten über das Jahr
gartenzeit einen besonderen Zugang zur Natur und hinweg mithelfen. Das beginnt beim Transport der Erde
dem Lebensraum Wald haben und das Prinzip der Nach- in die Beete und geht bis zum winterfest Machen im Spät-
haltigkeit in seinen Grundzügen verstehen. Das stellt herbst. Die Kinder können selber säen, Pflanzen vorzie-
eine große Herausforderung dar. Die Lösung liegt hen, ins Freie setzen. Sie können gießen, Unkraut zupfen
im Erleben des Begriffes Nachhaltigkeit mit allen Sinnen oder aufbinden. Jeden Tag können sie auf Entdeckungs-
und auf allen Ebenen durch die Jahreszeiten hindurch. tour gehen und schauen, welche Pflänzchen ihre Blätter
Die Kinder erleben so alltagsintegriert, dass sie mit ihrem aus der Erde schicken. Und als Belohnung können sie
Lebensraum ressourcenschonend und wertschätzend dann selber die Ernte verarbeiten, denn nichts schmeckt
umgehen können. Das Thema Nachhaltigkeit kann auf so gut wie zum Beispiel Kartoffelchips aus den selber
verschiedenen Ebenen mit den Kindern erarbeitet ausgebuddelten Kartoffeln.
werden. Ein paar erprobte Ideen aus der Praxis dürfen
wir vorstellen. Diese Ideen lassen die Kinder erkennen, 5. Zum Klimabündnis Österreich beitreten oder
wie wichtig es ist, unseren Lebensraum zu achten und zu Naturpark-Kindergarten werden:
beschützen. Das Klimabündnis Tirol beispielsweise betreut, berät und
begleitet Bildungseinrichtungen und Gemeinden in ihrer
1. Upcycling: lokalen Klimaschutzarbeit. Das Klimabündnis wurde
Unter dem Begriff Upcycling versteht man die Wieder- vor 20 Jahren gegründet und ist mittlerweile das größte
verwendung von scheinbar nutzlosen Stoffen und Abfall- kommunale Klimaschutz-Netzwerk Europas. Die globale
produkten, die in neue Sachen umgewandelt werden Partnerschaft verbindet mehr als 1700 Gemeinden aus
und somit wieder einen Wert bekommen. Gemeinsam 20 Ländern in Europa mit indigen Völkern des Regenwal-
mit den Kindern kann man aus alten Sachen die des. Das gemeinsame Ziel ist die Reduktion von klima-
schönsten Bastelarbeiten zaubern: Aus alten Jogurt- schädlichen Treibhausgas-Emissionen und der Schutz des
kübeln werden Osterhennen, aus alten Milchpackungen Regenwaldes.
die Martinslaternen und aus ausgedienten Tennisbällen
wird ein Massagebrett. Der Adventkalender ist aus Die Klimabündnis-Kindergärten und -Kinderkrippen
Nussschalen und aus Stoffresten und Stöcken aus dem haben es sich zum Ziel gesetzt, Kindern ein aktives klima-
Wald bastelt man Puppen für ein Theater. Stoffbeutel gerechtes Verhalten zu ermöglichen und die Natur und
und Mehrwegtaschen werden gesammelt und zur freien die Umwelt kennen zu lernen. Durch die Integration des
Entnahme angeboten. Aus einer ausgedienten Gondel Themas in den Kindergartenalltag können die Kinder
und gebrauchten Büchern kann am Wegesrand ein für durch engagiertes Handeln selbst zu Vorbildern werden.
alle Besucher im Wald zugängliches Bücherregal werden. → www.klimabuendnis.at/schule-kiga/bildungseinrichtungen-im-klimabu-
endnis
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Gesundheitsschädliche Faktoren »Am Waldkindergarten lernt man, dass
im Wald man auch im Regen viel Spaß haben
Die möglicherweise gesundheitsschädigenden Faktoren
kann. Man denkt sich: „Wow, cool,
im Wald, auch als Gefahren im Wald bezeichnet, sind: Matschepfützen und Schlammkuchen!“
Insektenstiche, giftige Pflanzen und Beeren, Tollwutge- Wir waren ganz viel draußen und
fahr, der kleine Fuchsbandwurm sowie die beiden haben ganz viel über die Natur gelernt.
Erkrankungen durch Zecken, Frühsommer-Meningo-
Enzephalitis (FSME) und Borreliose (vgl. Häeffner 2002,
Wir haben auch gelernt, welche Pflan-
S. 49ff). zen giftig sind und welche nicht. Und
Eine gute Aufklärung und Einschulung der Mit- deshalb haben wir mehr gewusst als
arbeiter*innen und der Familien im Umgang mit diesen unsere Eltern.«
Gefahren können die Risiken auf ein Minimum redu- Felix und Emma 9 und 10 Jahre, zwei ehemalige Waldkinder
zieren. Die Einschulung sollte durch erfahrene Waldpä-
dagogen*innen oder Ärzt*innen erfolgen.
Die verbreitetste Gefahr sind die Zecken. Die
meisten Zecken beißen erst, wenn das Kind zur Ruhe
kommt. Deshalb ist wichtig, dass die Eltern ihr Kind
jeden Tag am Abend auf Zecken absuchen. Bei einem
Zeckenbiss muss die Stelle in den nächsten Tagen
gut beobachtet werden. Bei einer Rötung sollte ein*e
Ärzt*in besucht werden, um eine eventuelle Infektion
mit Borreliose abzuklären. Sollte ein Zeckenbiss während
des Kindergartenbesuchs entdeckt werden, sollte die
Zecke sofort entfernt werden. Das Team darf das nur nach
einer Einschulung von einer Ärzt*in und mit der Zustim-
mung der Eltern. (Mustervorlage im Kapitel 5.8)
Eine große Herausforderung sind Genehmigungen, »Mein Sohn war zunächst in einem
Unterstützungen, Förderungen und die Haftung. Um ganz normalen Kindergarten und hatte
Gefahrenquellen ausschließen zu können, sollen
Begehungen des Waldstücks stattfinden, welche schrift-
sich dort auch wohl gefühlt. Nach
lich dokumentiert werden. Eine tägliche Sichtkontrolle der Gründung der Waldkindergruppe
des Waldes durch die Waldkindergartenpädagog*innen haben wir dorthin gewechselt, weil
ist notwendig, darüber muss ein Nachweis erbracht ich das Gefühl hatte, das passe sehr gut
werden können. Die Begehung durch professionelle
Baumpfleger*in oder Forstpersonal, die jährlich ein Gut-
zum Naturell meines Sohnes, denn
achten oder eine Bewertung des Grundstückes vor- er ist immer als Erster draußen und hat
nehmen, ist empfehlenswert oder fallweise sogar von meist sofort einen Stock in der Hand.
der Behörde vorgeschrieben. Als Physiotherapeutin bin ich zudem
Haftpflicht- und Rechtsschutz-Versicherungen für
den Waldkindergarten abzuschließen, ist wichtig. Ratsam
davon überzeugt, dass die Heraus-
ist, mit dem Anbieter der Versicherung des Vertrauens forderungen, die ein Wald mit sich
eine Versicherung auszuhandeln, ein zweites Angebot bringt, viel mehr unserer Anatomie
einzuholen und eventuell mit einem anderen Waldkinder- entsprechen.«
garten zu vergleichen. Marion Leitner Mutter eines Wald-Kindergruppenkindes
Die rechtlichen Unterschiede zwischen den Bundes-
ländern für die Genehmigung von Waldkindergärten als
Betreuungseinrichtung, die unterschiedlichen Richtlinien
18
Waldkindergärten in Österreich Elementare Bildung im Wald 19
Waldkindergartenleben pur – gestaltet, eine Holzkiste, in der Becherlupen, Schnitz-
ein Tag mit dabei messer, Seile und Geschirr aus Holz auf ihren Einsatz
warten, ergeben Strukturen, in denen sich die Kinder
Beitrag von Marietta Rothwangl selbstständig bewegen können. Ein kuscheliges Schaffell
Wenn man aus der Ferne ein leises Quietschen und dient Wickelkindern als Unterlage, in das sie sich
sanftes Rattern hört und Kinderstimmen ein fröhliches schmiegen können und das auch schon mal zum Ein-
„uga-aga uga-aga“ tönen, weiß man: Es ist Waldtag in schlafen verleitet.
der Kindergruppe „Verein Raum für Entfaltung” in Bad Angekommen an unserem Waldplatz, stürzen sich
Vöslau. Jeden Freitag früh läuten die quietschenden die alten Waldhasen, die bereits einige Zeit bei den
Reifen des Leiterwagens, der wortlos die Rucksäcke der Waldtagen dabei sind, gleich in „Projekte“, die sie die
Kinder vom einen Kilometer entfernten Treffpunktplatz letzten Male begonnen haben. Vom Baumhaus bauen,
zum Waldplatz transportiert, unseren Tag im Wald ein. bis hin zu einer Brücke, die als Übergang des kleinen
Eine Pädagogin und zwei Wildnistrainerinnen Bächleins dient, laden viele dieser Arbeiten zum
begleiten 15 Kinder zwischen 2,5 und 6 Jahren gemeinsamen Tun ein. Ähnlich wie in einem Ameisen-
wöchentlich bei ihren Aufenthalten im Wald. staat organisieren sich die Kinder in Eigeninitiative:
Viele Erfahrungen aufgrund von Beobachtungen vom Anführer zum Arbeiter, von der Königin bis zum
und dem Prinzip „Trial-and-Error“ lassen uns in der Soldaten werden Rollen verteilt. Wie von Zauberhand
Begleitung von Kindern zu mehr Naturverbindung entstehen so an vielen Tagen gigantische Kunstwerke,
ständig wachsen. Während ein fester Platz im Wald für praktische Unterkünfte und einzigartige Bewegungsland-
die Kinder sehr viel Sicherheit und Vertrauen vermittelt, schaften. Als wäre es das Natürlichste der Welt, dass
lädt der Waldaufenthalt in wechselnden Gebieten zu die Kinder im Freien ihre Bedürfnisse und Vorstellungen
ständigen Abenteuern ein. Speziell die jüngeren Kinder vom Leben offenbaren, wuseln sie ganz selbstverständ-
profitieren stark von einem gleichbleibenden Platz, lich über den Platz. Spezielle Plätze, die gemeinsam
der sich je nach Jahreszeit unterschiedlich zeigt und an mit den Kindern gestaltet wurden, laden ein, zu jeder
dem sie sich vertrauensvoll als Teil der Natur erfahren Zeit aktiv zu werden und sich der Natur hinzugeben.
dürfen. Feste Einrichtungen wie ein Waldklo, das sich Ein abgegrenzter Bereich dient als Schnitzplatz, um aus
aus einem Loch und einer aus Ästen gebauten Klobrille frischen Ästen Kreatives zu gestalten, eine Zugsäge
20
fordert auf, im Team Nachschub für unsere Wärmequelle immer einen Weg der Entfaltung sucht. Der enge und
am Lagerfeuer zu produzieren, und der Jausenplatz regelmäßige Kontakt mit der Natur vermittelt den
lädt die Kinder zur Stärkung ein. Wilde Pflanzenteile aus Kindern nicht nur eine tiefe Verbundenheit mit allem,
dem Wald verzieren immer wieder unsere Kostbarkeiten was sie umgibt, vielmehr erleben sie sich als Teil
und offenbaren somit gleichzeitig einen Zugang zum von etwas Großem, erfahren sich selbst als Gestalter
essbaren Wald. In klar abgesteckten Grenzen können ihres Lebens und entwickeln daraus eine tiefgehende
sich die Kinder mit flexibel gestalteten Regeln in Wertschätzung für die Natur.
Gemeinschaft oder Individualität erfahren. Rahmenbe- Das zu schätzen, was uns täglich in unserem
dingungen, in denen sich die Kinder frei bewegen engsten Umfeld umgibt, sind wesentliche Teile der Ent-
können, schaffen Verbundenheit, Sicherheit und für die wicklung, die Kinder durch die Begegnung mit dem
kindliche Entwicklung förderliche Prozesse. Während Wald erfahren dürfen. Das Miteinander von lebendigen
die jüngeren Kinder sich gerne an einem lauschigen Ort Vorgängen, seien es nun Waldbewohner, die uns
unter der großen Weide an uns kuscheln und alles begegnen, oder auch Pflanzen, die sich in unserem
aus der Ferne beobachten, sind die Älteren ständig dabei, Umfeld befinden, lassen Kinder zu feinfühligen, sozialen
sich mit dem Wald auseinanderzusetzen. Die Uneben- Verknüpfungspunkten zu ihrer Außenwelt werden.
heiten des Waldbodens laden ein, Bewegungsabläufe zu Unsere Waldtage haben sich als wahre Schöpferinseln
optimieren. Herausragende Wurzeln oder Seile ergeben der kindlichen Entwicklung erwiesen und lassen mich
einen wunderbaren Naturspielplatz, der sich jeglicher in Dankbarkeit auf diese Zeit zurückblicken.
Bewegungsfreude der Kinder annimmt. Äste, Zapfen,
Steine und bunte Blumen sind die perfekte vorbereitete Und sollten regelmäßige Waldaufenthalte nur schwer
Umgebung, in der sich Kinder ihrer Fantasie und zu realisieren sein, dienen Bäume, ein naturbelassener
Kreativität hingeben können. Ob sie nun als Arbeits- Garten oder Grünflächen, die in Fußnähe erreichbar
werkzeug dienlich sind oder selbst zum Kunstwerk sind, als wertvolle Verbindungsglieder zwischen Natur
gestaltet werden, der Wald erfüllt jeglichen kreativen und uns Menschen.
Anspruch der kindlichen Entwicklung. Bäume zu
umarmen oder Betten aus Laub zu bauen, in die man
sich einkuscheln kann, sind wertvolle Angebote, die »Für Kinder ist es mindestens genauso
den Kindern jahreszeitenabhängig zur Verfügung wichtig, was ihre Nase, ihre Ohren
stehen. Während warme Sonnentage den perfekten
Einstieg in die Welt des Waldes bieten, fordern uns
und ihre Hände ihnen erzählen. Sie
Wind, Regen und Kälte immer wieder heraus und rufen „schauen“ mit den Fingern. Sie besehen
förmlich nach einem Unterschlupf. Die Lagerfeuerstelle sich Herbstblätter nicht nur, sondern
als Wärmequelle hat sich an vielen Tagen als Stimmungs- rascheln begeistert mit den Füßen
wandler gezeigt und uns nicht nur zu wohliger Wärme
verholfen, sondern auch zu leckerem Essen. Und ganz
hindurch und schnuppern daran. Sie
nebenbei erlernten die Kinder, wie man das Feuerkind gucken sich eine Kröte nicht nur an,
zum Leben erweckt. In den kalten Wintermonaten sondern wollen ihre warzige Haut
verbringen wir viele Waldtage in unserem Tipi, erzählen befühlen ... Sie begeistern sich am Spiel
Geschichten, rutschen schneebedeckte Hänge hinunter
und erfahren, wie wir unsere Körper mittels Bewegung
mit dem Gleichgewicht, entdecken
wärmen können. Unser Waldplatz gibt den Kindern plötzlich, dass sie eine Menge Zehen-
genau diesen Raum, den die kindliche Entwicklung für spitzengefühl haben, und merken
sich einfordert, um gesund zu wachsen. In Echtzeit beglückt, was sich alles damit anstellen
und in ihrer wunderbaren Vielfalt. Unsere Aufgabe als
Pädagog*innen ist es, ständig kreisend, mit wach-
lässt. Wollen sich Erwachsene einen
samen Augen wie ein Bussard über die Kinder zu Eindruck von einer Sache verschaffen,
wachen, leise, zurückhaltend, beobachtend. Und erst dann kündigen sie an: „Ich werfe
dann langsam nach unten zu gleiten, wenn die Kinder mal ein Auge drauf.“ Kinder müssten
unsere Unterstützung brauchen.
Als würde dem Wald eine magische Energie des
eigentlich sagen: „Ich werfe mich
Friedens und Miteinanders entweichen, erlebten wir drauf!“«
diese Tage als die am wenigsten Konfliktgeladensten. Veronika Straaß Biologin, Schriftstellerin
»Schau, da sitzt
ein Rotkläppchen.«
Rotkehlchen
Paul 4 Jahre
22
»I muss dir sagen was nit wichtig
ist, aber die Vögel am Himmel
haben ein Schwert gemacht!«
»Ich hab gerade mit den
Fliegen in der Form eines Hakens
Vögeln geantwortet – Matthea 4 Jahre
mit meinem Pfeifen!«
Anna 5 Jahre
24
Waldkindergärten in Österreich Elementare Bildung im Wald 25
Inklusion im Waldkindergarten Zwei Kinder versuchen einen schweren Ast an einen
anderen Ort zu tragen. Es gelingt ihnen nicht, weil sie zu
Beitrag von Johanna Schweinberger wenig Kraft haben. Sie holen ein drittes Kind dazu, um
Inklusion bekommt eine sehr hohe Wertigkeit in der zu helfen. Dieses Kind hat die Idee, bis drei zu zählen
pädagogischen Arbeit in Kindergärten. Doch was und gleichzeitig anzuheben. Ein kleines Stück ist dadurch
bedeutet Inklusion in der Praxis eigentlich, und wo möglich, aber immer noch kommen die drei nicht ans
grenzt sie sich von Integration, Exklusion oder gar Ziel. Sie überlegen gemeinsam, wer die stärksten Kinder
Separation ab? Bei der Auslegung des Begriffes und der Gruppe sind und beschließen, diese um Hilfe zu
der Umsetzung in der täglichen Arbeit kann folgende fragen. Eines der drei Kinder bietet sich an, die Starken
Definition eine große Hilfe sein: Als soziologischer zu holen, weil es schnell laufen kann. Die anderen
Begriff beschreibt das Konzept der Inklusion eine zwei bleiben beim Ast und bewachen ihn. Gemeinsam
Gesellschaft, in der jeder Mensch akzeptiert wird und mit den zwei starken Kindern, die noch ein Seil mitge-
gleichberechtigt und selbstbestimmt an dieser teil- nommen haben, gelingt es, den Ast an den gewünschten
haben kann – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Platz zu bringen. Mittlerweile sind fünf Kinder invol-
Herkunft, von Religionszugehörigkeit oder Bildung, viert und freuen sich gemeinsam über ihren Erfolg.
von eventuellen Behinderungen oder sonstigen indivi-
duellen Merkmalen. An diesem einfachen Beispiel erleben die Kinder, dass
jedes von ihnen besondere Talente, Eigenschaften und
»Weil wir sind, wie die Finger einer Hand, Fähigkeiten mitbringt und dadurch zu einem wertvollen
jeder verschieden, jeder für sich und doch eins« Mitglied der Gruppe wird. Die Kinder erleben die
Ralf Wieland Referat Öffentlichkeitsarbeit 15 Vielfalt und Unterschiede als Bereicherung und Stärke
der Gruppe.
In der inklusiven Gesellschaft gibt es keine definierte Der Wald ist für die Kinder ein unvoreingenom-
Normalität, die jedes Mitglied dieser Gesellschaft mener Lernraum für Inklusion. Hier gibt es keine
anzustreben oder zu erfüllen hat. Normal ist allein die Bauecke oder Puppenecke, in denen bevorzugt Mädchen
Tatsache, dass Unterschiede vorhanden sind. Diese oder Burschen spielen. Es haben alle Religionen und
Unterschiede werden als Bereicherung aufgefasst und Kulturen Platz, denn Kinder spielen überall auf der Welt
haben keine Auswirkungen auf das selbstverständliche draußen. Ein Stock ist für ein Kind ein wertvolles
Recht der Individuen auf Teilhabe. Aufgabe der Spielzeug, egal ob es aus Australien, Afghanistan oder
Gesellschaft ist es, in allen Lebensbereichen Strukturen Österreich kommt. Sprachförderung passiert alltags-
zu schaffen, die es den Mitgliedern dieser Gesellschaft integriert, da die Kinder kaum vorgefertigte Spielsachen
ermöglichen, sich barrierefrei darin zu bewegen16. oder Spielangebote haben und sich selbstverständlich
Ziel einer gut gelebten inklusiven Kindergartengruppe über ihre Ideen austauschen, meist im Rollenspiel.
ist es, den Kindern eine Idee für ihr weiteres Leben Der Wald bietet so viel Platz für leise und laute, für
mitzugeben, wie sie in Zukunft aktiv eine inklusive sitzende und laufende, für singende und träumende, für
Gesellschaft mitgestalten können. kreischende und sogar für schlafende Kinder, wie ein
In einem Waldkindergarten soll jedes Kind mit Gruppenraum es nie tun könnte.
seinen Fähigkeiten, Talenten, Stärken und Schwächen Natürlich gibt es auch besonders herausfordernde
willkommen sein und die gleichen Möglichkeiten haben, Situationen, bei denen die Bestrebungen aller für eine
sich zu entwickeln. Alle Kinder sollen, unabhängig gelungene Inklusion eines Kindes auch im Wald an
von Geschlecht, Alter oder Herkunft, von Religions- Grenzen stoßen. Ein wichtiges Kriterium für die Auf-
zugehörigkeit oder Bildung, von eventuellen Behinde- nahme von Kindern mit Handicap ist, welche und wie
rungen oder sonstigen individuellen Merkmalen, die viel Pflege/Unterstützung das Kind braucht, ob das
gleiche Chance auf eine Teilhabe an dem Kindergarten- im Waldkindergarten gewährleistet werden kann und
alltag haben. Das heißt in der Umsetzung auch, dass welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt (zum
nicht jedes Kind gleich viel Unterstützung und Förde- Beispiel eine Stützkraft oder technische Hilfsmittel).
rung benötigt und das Team immer wieder heraus- Gemeinsam mit den Eltern und den Betreuungssystemen
gefordert ist, jedes Kind mit einem differenzierten Blick kann das Team versuchen, Rahmenbedingungen zu
zu beobachten und auf dessen individuelle Bedürfnisse schaffen, die eine möglichst uneingeschränkte Teilhabe
einzugehen. am Alltag im Wald ermöglichen.
Die Umsetzung im pädagogischen Alltag ist nicht
immer so einfach und fordert dem Team viel Kreativität 15 denk!mal-erinnern und gestalten unter dem Motto: „Weil wir sind, wie die Finger einer Hand:
Jeder verschieden, Jeder für sich und doch eins.“ Eine Dokumentation anlässlich des
und Ideen ab. Gerade der Wald spielt uns hier entgegen. Jugendforums denk!mal zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, Herausgeber,
Der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin
Er bringt jedem Kind die gleichen Voraussetzungen, aber 16 Andrea Schöb, www.inklusion-schule.info/inklusion/definition-inklusion.html
auch Widrigkeiten entgegen und fordert die Kinder [Stand: Juli 2013]
26
Waldkindergärten in Österreich Elementare Bildung im Wald 27
Vom Wald in die Schule – vom Im Sinne des ganzheitlichen Lernens spielen hier Tun,
Lernen fürs Leben Erleben und Lernen auf allen Ebenen zusammen. Die
Kinder können sich die Zeit nehmen, die sie benötigen,
Beitrag von Johanna Schweinberger um das Gelernte im Gehirn zu verankern. Ein einfaches
Immer wieder gibt es Bedenken und Skepsis gegenüber Beispiel macht das deutlich: Ich kann einem Kind ein
Waldkindergärten, wenn es um die Schulreife der Bild einer Fichte zeigen und es speichert die Information:
Kinder geht. Eine der ersten Fragen ist meist, ob Wald- Fichte. Ich kann einem Kind eine Fichte im Wald zeigen,
kinder optimal auf die Schule vorbereitet werden den Stamm umfassen lassen, die Nadeln und die Rinde
können. Können Kinder, die so viel Freiraum gewohnt spüren lassen, dran riechen, Harz sammeln und an
sind, stillsitzen und dem Unterricht folgen? Mittler- den Händen kleben haben, Zapfen sammeln, die Rinde
weile ist durch verschiedenste wissenschaftliche abpausen, Fichtennadelhonig machen, …. Das Kind
Studien bewiesen, dass sich der Besuch eines Waldkin- speichert somit die Information Fichte mit vielen
dergartens auf alle Entwicklungsbereiche positiv Verknüpfungen im Gehirn, die es über alle Sinne aufge-
für die Kinder auswirkt und sie keine Probleme beim nommen hat. Dieses simple Prinzip des Lernens ist
Einstieg in den Schulalltag haben. für jeden Lernprozess anwendbar. Am Beispiel geometri-
Als erstes ist festzuhalten, dass Schulvorberei- sche Formen - Kreis lässt sich das sehr anschaulich
tung nicht ausschließlich im letzten Jahr vor der Schule aufzeigen:
an einem gewissen Wochentag stattfindet. Kinder • Die Kinder bekommen die Aufgabe, im Wald
befinden sich in einem stetigen Lernprozess während Kreise zu suchen. Sie werden Verschiedenes
des Kindergartenalltags und sehr viele Inhalte werden finden: Astlöcher, Steine, Baumscheiben, Blüten,
alltagsintegriert in der Zeit bis zum Schuleintritt Nüsse, Beeren, ….
vermittelt. Jedes Kind entwickelt sich in seinem Tempo. • Dann können die Kinder sich gegenseitig die Kreise
Im Alter von zwei bis sechs Jahren passieren wichtige zeigen und mit einem Fotoapparat festhalten.
Entwicklungsschritte, und die Kinder bilden grund- • Anhand von verschiedenen Materialien werden
legende Sozial-, Selbst- und Sachkompetenzen. Aber die Figuren am Waldboden sehr groß hingelegt.
nicht jedes Kind entwickelt diese Kompetenzen im Seile oder Stöcke eignen sich sehr gut.
gleichen Alter und auf die gleiche Art. Im Gegensatz • Durch Bewegungen wie Hüpfen, Gehen, Rennen …
zur Schule, in der meist noch genau vorgegeben ist, in entlang des Kreises wird seine Form oft wiederholt
welcher Schulstufe ein Kind welche Inhalte zu lernen und verinnerlicht. Erst vorwärts, dann rückwärts,
hat, haben wir in der Elementarpädagogik den großen dann rollen, …. Die Kinder haben oft selber tolle
Vorteil, dass sich die Kinder individuell entwickeln Ideen für die Fortbewegungsmöglichkeiten entlang
können. Den Pädagog*innen verlangen die individuelle des Kreises.
Förderung und der differenzierte Blick auf jedes Kind • Dann kann die Figur Kreis anhand eines didakti-
ein großes Maß an Flexibilität und Professionalität ab. schen Spieles wiederholt werden.
Somit sind viele Themen, die Kinder auf die • Eine Bastelarbeit im Anschluss lässt die Kinder den
Schule vorbereiten sollen, bereits im Alltag eingebettet. Kreis anschließend klein nachmachen. Zum
Trotzdem kann es Sinn machen, den Kindern im letzten Beispiel Schneemänner mit dicken Bäuchen, um
Jahr vor der Schule eigene Einheiten anzubieten und Kreise zu zeichnen und auszuschneiden.
damit die Verabschiedung von der Kindergartenzeit • Erst ganz zum Schluss werden Kreise mit dem Stift
und die Vorbereitung auf den neuen Lebensabschnitt auf das Blatt gebracht. Es kann zum Beispiel ein
Schule zu begleiten. Es empfiehlt sich als Team anhand Bild mit vielen verschieden großen und bunten
der pädagogischen Konzeption zu überlegen, welche Seifenblasen gemalt werden.
die geeignete Form der Schulvorbereitung für die
Kinder im jeweiligen Waldkindergarten ist und wie die
Transition vom Kindergarten in die Schule gut begleitet
werden kann.
Die Schulvorbereitung hat sich in den letzten
Jahren sehr verändert. Von den klassischen Arbeitsblät-
tern sind viele Kindergärten weggekommen und
orientieren sich an einem Lernen mit allen Sinnen auf
mehreren Ebenen. Kinder lernen am besten, wenn
sie etwas auch begreifen, riechen, ausprobieren und sich
dabei bewegen können. Diese intensiven Wahrneh-
mungen auf verschiedensten Ebenen verankern das
Gelernte tief im Langzeitgedächtnis.
28
Von den Beispielen lassen sich noch zwei wertvolle Der Wald bietet Pädagog*innen unzählige Möglich-
Tipps für die Schulvorbereitung im Wald ableiten: keiten, ein umfassendes und abwechslungsreiches
• Weniger Anleitung ist meist mehr Lernprozess: Bildungsprogramm zusammenzustellen. Er ist ein sehr
Kinder müssen eigene Erfahrungen machen. geduldiger und vorurteilsfreier Lehrmeister mit
Kinder, die bereits von klein auf ihre eigenen einem sehr großzügigen Raumangebot. Zeit, Platz und
Erfahrungen machen dürfen, können auch später kreative Ideen des Teams bilden ein unbesiegbares
auf ein größeres Repertoire an Handlungsstra- Dreiecksgefüge für eine gelungene Schulvorbereitung.
tegien zurückgreifen. Sie haben eigene Lösungen
entwickelt und ausprobiert. Sie durften ihre
eigenen Grenzen kennen lernen und sie durften »Die Zeit im Waldkindergarten bietet
spüren, was ihnen guttut. Sie halten Belastungen, den Kindern die Möglichkeit, sich
Stress oder Druck besser Stand. Sie können
auch im späteren Leben bei komplexen Aufgaben
aktiv und intensiv mit den Gegeben-
auf diese Erfahrungen zurückgreifen und sie heiten der Natur auseinanderzusetzen.
anwenden. Das freie Bewegen im Gelände sowie
• Time is honey: Kinder sind von Natur aus neu- das Bewältigen vielfältiger Herausfor-
gierig. Sie sind kleine Forscher*innen. Manche
brauchen weniger und andere mehr Zeit, um
derungen im Naturraum fördern die
zu lernen. Es ist wichtig, dass wir es zulassen, dass Selbstständigkeit und das Selbstver-
Kinder diese Neugier ausleben und selbst nach trauen der Kinder. Diese Fähigkeiten
Lösungen suchen, auch wenn die Arbeit dadurch stärken die Kinder beim Start ins
länger dauert oder ein Kind mehrere Anläufe
braucht. Gras wächst nicht schneller, wenn man
Schulleben und während ihrer Zeit
daran zieht. Genauso wenig tun es Kinder. als Schulkind.«
Andrea Tschaffert Volksschullehrerin
30
Formen von Kinderbetreuung in Österreich Durch die Unterschiedlichkeit der Rahmenbedingungen
in den Bundesländern wurden für die praktische Umset-
Die Formen der institutionellen Kinderbetreuung sind zung die Besonderheiten der Bundesländer, die Waldkin-
in den Bundesländern unterschiedlich benannt. Sie dergärten, Waldkinderkrippen und Waldkindergruppen
unterscheiden sich grundsätzlich zumeist in der Alters- betreffen, erhoben und festgehalten (siehe Anhang 6).
struktur der Kinder (vgl. Internetquelle 4).
Für die vorliegende Arbeit sind vorrangig interessant:
• Krippen: Betreuung für Kinder unter drei Jahren BildungsRahmenPlan für elementare
• Kindergärten: sind ein vorschulischer Bildungsort Bildungseinrichtungen in Österreich
für Kinder ab zweieinhalb/drei Jahren bis zum
Schuleintritt Der BildungsRahmenPlan (2009) für elementare Bil-
• Kindergruppen: meist altersgemischte Gruppen mit dungseinrichtungen in Österreich ist bundesländerüber-
einem hohen Maß an elterlichem Mitspracherecht greifend. Er ist „eine Maßnahme der Sicherung der
und elterlicher Mitverantwortung. pädagogischen Qualität“ (ebd. 2009, S. 1). Die Unter-
lage soll allen österreichischen Einrichtungen eine klare
Weiters werden auf der Internetseite des Bundesministe- Anleitung bieten, wie Kinder durch die Pädagog*innen
riums für Familie und Jugend Horte sowie Tagesmütter in elementaren Bildungseinrichtungen bestmöglich
und Tagesväter angeführt (vgl. Internetquelle 4). Nicht gefördert werden sollen (vgl. Internetquelle 5).
explizit aufgelistet werden alterserweiterte Gruppen Das Spiel ist weiterhin die wichtigste Form des
(vgl. Baierl/Kaindl 2011, S. 9). Andere Namensbezeich- selbstbestimmten, lustbetonten Lernens, auch wenn die
nungen für Krippen in den Bundesländern sind Tages- Entwicklung von Kompetenzen und die Lernprozesse
betreuung, Krabbelstube, Krabbelgruppe, Kleinkinder- im frühen Kindesalter große Bedeutung haben (Bil-
krippe, Betreuung von Kleinkindern (vgl. ebd. S. 8, dungsRahmenPlan 2009, S. 1). Neben den inhaltlichen
S.74). Rechtliche Anforderungen an Gruppengröße, Darstellungen unterschiedlicher Felder beinhaltet der
Personalerfordernisse und Qualifikationen der Pädago- BildungsRahmenPlan auch Reflexionsfragen zur Unter-
g*innen und weiterer Betreuer*innen sowie Entlohnung stützung der Einrichtungen sowie Pädagog*innen in
im Rahmen der Kinderbetreuung sind in den Bundes- der Praxis, wenn diese Form mit der Reflexion als Beitrag
ländern unterschiedlich. Für Kindergruppen existieren zur Sicherung der Qualität im Bundesland gewählt wurde
nicht in allen Bundesländern gesetzliche Vorgaben. (BildungsRahmenPlan Umsetzung Salzburg 2010, S.1).
(vgl. Baierl/Kaindl 2011, S. 17ff) Der BildungsRahmenPlan (2009) ist die Grundlage
für die Arbeit in den österreichischen elementaren
Kinderkrippengruppen: Bildungseinrichtungen und umfasst alle institutionellen
• nicht mehr als 15 Kinder - gilt in allen Bundes- Formen der Bildung und Betreuung von Kindern bis
ländern, Durchschnitt in Österreich: 14,2 Kinder zum Schuleintritt. Dieser beschreibt folgende Inhalte
• mindestens eine Pädagogin oder ein Pädagoge, (vgl. ebd. S. 2ff):
meist auch zusätzliche Hilfskraft vorgeschrieben • Pädagogische Orientierung: Bild vom Kind,
• Betreuungsschlüssel von 1:4 bis 1:8 Rollenverständnis der Pädagog*innen sowie die
Prinzipien für den Bildungsprozess
Kindergartengruppe: • Bildung und Kompetenzen sowie Rahmenbedin-
• nicht mehr als 20 bis 25 Kinder - je nach Bundes- gungen für den Bildungsprozess
land, Durchschnitt 19,9 • Bildungsbereiche: Emotionen und soziale Bezie-
• Betreuungsschlüssel von 1:12 bis 1:17 hungen, Ethik und Gesellschaft, Sprache und
(vgl. Baierl/Kaindl 2011, S. 18ff) Kommunikation, Bewegung und Gesundheit,
Ästhetik und Gestaltung sowie Natur und Technik
Die Tabelle18 zeigt, welche Gesetze für welche Arten der • Transitionen, also Übergänge, welche Begleitung
Betreuung in den Bundesländern gelten: brauchen: von der Familie in die Einrichtung,
zwischen elementaren Bildungseinrichtungen, von
Kindergärten Horte Kinderkrippen Alterserweiterte Kindergruppen
der Einrichtung in die Schule
Gruppen • Pädagogische Qualität: Prozess -, Orientierungs-
Burgenland Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz -
und Strukturqualität sowie Qualitätsmanagement
Kärnten Kindergartengesetz Jugendwohlfahrtsgesetz
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Der BildungsRahmenPlan • Transparenz
im Alltag des Waldkindergartens Ein Minimum an Regeln ist für den Aufenthalt im
Wald wichtig. Diese Regeln müssen für die Kinder
Johanna Schweinberger nachvollziehbar sein und Sinn machen. Wenn
Einige einfache Beispiele sollen veranschaulichen, wie es Kinder den Grund für die Regel verstehen, werden
gut gelingen kann, die Bildungsprinzipien des Bildungs- sie sich auch daranhalten. Dass an einem lebenden
RahmenPlans mit dem Wissen, um die besonderen Baum nicht herumgesägt wird, macht auch für
Bedingungen im Wald optimal zu nutzen: Kinder Sinn, da sie verstehen, dass er sonst nicht
mehr weiterwachsen kann.
• Recht auf eigene Erfahrungen
Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie sind Auch bei den Bildungsbereichen lässt sich die positive
kleine Forscher*innen. Es ist wichtig, dass wir es Auswirkung des Waldes auf die optimale Umsetzung
zulassen, dass Kinder diese Neugier ausleben und von Rahmenbedingungen für die Entwicklung von
selbst nach Lösungen suchen. Der Wald ist für Kindern gut aufzeigen:
Kinder ein sehr geduldiger Lehrmeister. Eine
Asthütte darf immer wieder in sich zusammenfal- Emotionen und soziale Beziehungen
len, und die Kinder dürfen sie immer wieder Im Waldkindergarten ist es täglich notwendig, dass
aufstellen, bis sie wissen, wie die Äste am besten die Kinder ein Miteinander leben. Durch Austausch,
platziert werden, damit das Bauwerk gut hält. Kompromisse und Zusammenhalt kommen die Kinder
• Recht auf ungestörte Spielabläufe gemeinsam ans Ziel. Es ist gar nicht möglich, ein
Das Spiel ist die wichtigste Form des Lernens eines Kind zurückzulassen, und die Umstände machen es oft
Kindes. Im Spiel erobern und entdecken Kinder notwendig, sich am langsamsten Kind zu orientieren.
diese Welt. Kinder versinken in ihr Spiel. Dabei So erleben die Kinder die Stärken und Schwächen,
vertiefen sie sich in einen Lerninhalt und nehmen Talente und Fähigkeiten jeder/jedes Einzelnen und
diesen voll und ganz auf. Dem Freispiel wird lernen mit Konflikten konstruktiv umzugehen.
deshalb eine sehr große Bedeutung gegeben. Im
Wald können sich Kinder diese Zeit und den Raum Ethik und Gesellschaft
nehmen, da beides ausreichend zur Verfügung Im Waldkindergarten erleben Kinder die ersten Grund-
steht. züge einer Demokratie. Sie übernehmen Verantwortung
• Sachrichtigkeit für sich, die Gruppe und ihren Lebensraum und haben
Kinder lernen im Wald, selbst zu beobachten und Mitspracherecht in der Gestaltung des Alltages. Beson-
Sachverhalte auch über einen längeren Zeitraum ders hervorzuheben ist, dass sie neben gesellschaftli-
zu erforschen. Es gibt sehr viele Beispiele: Die chen Werten ökologische Werte kennenlernen. Durch
Veränderungen der Flora durch die Jahreszeiten den Aufenthalt im Wald lernen die Kinder schon früh,
hindurch, die Veränderungen des Bodens je nach auf ihren Lebensraum achtzugeben.
Wetter oder das Verhalten von Tieren in der
Nähe von Kindern. Sprache und Kommunikation
• Geschlechtssensibilität Im Waldkindergarten gibt es wenige vorgefertigte
Der Wald kennt keine Puppenecke oder Bauecke. Spielsachen und deshalb laufend Anlassfälle, um zu
Der Wald kennt keine Mädchen- oder Bubenfar- sprechen. Die Kinder müssen sich über ihre Fantasien
ben. Im Wald dürfen rosa Matschsachen genau so und Vorstellungen gegenseitig immer wieder austau-
dreckig werden wie dunkelblaue Matschsachen. schen. Viele Aktionen sind nur über gemeinsame
Matschknödel werden nicht in der Puppenküche, Besprechung möglich: z.B. einen kleinen Baumstamm
sondern in der Pfütze gedreht, und Blumenkronen zu transportieren geht nur, wenn sich eine Gruppe
schmücken jeden Kinderkopf. Im Rollenspiel darf von Kindern zusammentut und ihr geplantes Vorhaben
es zwei Papas und zwei Babys und drei Einhörner bespricht.
geben. In diesem geschlechtsneutralen Rahmen
dürfen Mädchen wie Burschen vorurteilsfrei Bewegung und Gesundheit
verschiedene Rollenbilder ausprobieren und Waldkindergartenkinder entwickeln durch die tägliche
erleben. intensive Bewegung eine ausgezeichnete Grob- und
• Partizipation - Recht auf Mitbestimmung in der Folge auch eine ausgezeichnete Feinmotorik. Die
Die Meinungen, Wünsche, Interessen der Kinder Sinneswahrnehmungen werden im Wald besonders
können im Wald bei der Tagesgestaltung leicht geschärft, da die Umwelteinflüsse immer auf alle Sinne
miteinbezogen werden, da der Wald ohne viel wirken. Zudem entwickeln die Kinder ein starkes
Aufwand als Bewegungsraum, als Kreativraum, als Immunsystem und sind vergleichsweise weniger krank.
Erholungsraum, als Bauraum oder was den Durch die Auseinandersetzung mit den Risiken in
Kindern sonst noch einfällt, genutzt werden kann. der Natur bekommen die Kinder auch einen Bezug zu
gesundheitsfördernden Verhaltensweisen.
34
bei unmittelbaren und mittelbaren Gefahren klären. In der Praxis wird als verlässliche Grundlage für beide
Auch mit den Jagdpächter*innen müssen schriftliche Seiten ein schriftlicher Vertrag zwischen Waldeigentü-
Vereinbarungen getroffen werden. Für eine geeignete mer*in und Waldkindergarten empfohlen.
Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung empfehlen
sich der Vergleich und der Austausch mit anderen Errichtung einer Unterkunft, Aufstellen eines
Einrichtungen. Es obliegt der Verantwortung der Kinder- Bauwagens auf Waldfläche
gartenbetreiber*innen, den Wald auf potenzielle Gefah- Soll als „Basisstation“ des Waldkindergartens im Wald
renquellen regelmäßig zu sichten und abzusichern. eine Unterkunft/Hütte errichtet oder ein Bauwagen
aufgestellt werden, so handelt es sich dabei aus forst-
rechtlicher Sicht um eine sog. „Rodung“ (§ 17 ForstG),
Betreten und Benützen des Waldes für die es einer Rodungsbewilligung bedarf. Entschei-
dend ist hier nicht, ob forstlicher Bewuchs entfernt
Die folgenden Abschnitte beziehen sich auf das Forst- werden muss, sondern dass Waldboden für nichtforstliche
gesetz (ForstG) und wurden von Mag.a Katharina Kaiser, Zwecke in Anspruch genommen wird. Auch bei einer
Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und unbestockten Fläche, wie etwa einer Waldschneise/
Tourismus (Abteilung III / 2 Forstliche Legistik, Rechts- Lichtung, handelt es sich um „Wald“ im Sinne des
politik und Berufsqualifikation) erstellt. Forstgesetzes, wenn diese Fläche in einem unmittelbaren
räumlichen und forstbetrieblichen Zusammenhang mit
Allgemeines Betretungsrecht: dem Wald steht und unmittelbar dessen Bewirtschaftung
Nach dem Forstgesetz darf grundsätzlich jede*r den dient (§ 1a Abs. 3 ForstG). Treffen diese Vorausset-
Wald zu Erholungszwecken betreten und sich dort auf- zungen zu (was gegebenenfalls mit der Forstbehörde
halten. Jede darüber hinausgehende Benutzung, wie abzuklären wäre), so wäre auch für die Errichtung
z.B. Zelten, Befahren oder Reiten bedarf der Zustimmung von Baulichkeiten auf einer solchen Lichtung eine
des Waldeigentümers. Rodungsbewilligung erforderlich.
Generell ausgenommen vom freien Betretungsrecht sind Da für die Errichtung einer Unterkunft bzw. das
• Waldflächen, für die die Behörde ein Betretungs- Aufstellen eines Bauwagens nur eine Kleinstfläche von
verbot verfügt hat, wenigen Quadratmetern betroffen sein wird, kommt
• Waldflächen mit forstbetrieblichen Einrichtungen anstelle eines ordentlichen Rodungsverfahrens (§ 17
(z.B. Holzlagerplatz) und ForstG) das vereinfachte Verfahren der Rodungsanmel-
• Wiederbewaldungsflächen sowie Neubewaldungs- dung gemäß § 17a ForstG zum Tragen. Das bedeutet,
flächen, solange der Bewuchs eine Höhe von 3 m dass die geplante Rodung zunächst bei der nach Lage
noch nicht erreicht hat. des Waldgrundstücks örtlich zuständigen Bezirkshaupt-
mannschaft (als Forstbehörde) anzumelden wäre.
Weiters können Waldeigentümer*innen Waldflächen Es wird auch noch darauf hingewiesen, dass
befristet (z.B. Gefährdungsbereich bei Holzfällung) oder möglichweise auch eine baurechtliche bzw. naturschutz-
dauernd (z.B. Christbaumkultur) sperren, haben dies aber rechtliche Bewilligung für das Aufstellen eines Bauwa-
durch entsprechende Hinweistafeln zu kennzeichnen. gens erforderlich sein könnte. Zuständige Behörden
wären der/die Bürgermeister*in als Baubehörde und die
Zustimmung zur Waldbenützung – Vertrag mit Bezirkshauptmannschaft als Naturschutzbehörde.
Waldeigentümer*in
Waldkindergärten sind in der Regel derart strukturiert, Erholungswalderklärung
dass die Kinder das ganze Jahr über die überwiegende Das Forstgesetz regelt in seinem § 36 das Instrument der
Zeit des Tages im Wald verbringen, wobei es eine feste sog. „Erholungswalderklärung“. Damit kann auf Antrag
Unterkunft (z.B. Bauwagen…) quasi als „Basisstation“ bestimmter Berechtigter (neben Waldeigentümer*in auch
inner- oder außerhalb des Waldes gibt. Auch wenn Land, Gemeinde, Tourismusverbände, Wander- bzw.
das Forstgesetz in § 33 Abs. 1 grundsätzlich ein freies Bergsportorganisationen) bei Vorliegen eines öffentlichen
Betretungsrecht zu Erholungszwecken normiert, ist im Interesses – Lenkung eines Bedarfs an Erholungsraum
Falle eines Waldkindergartens davon auszugehen, dass in geordnete Bahnen oder Schaffung, Erhaltung und
die oben beschriebene Art der Benützung über das bloße Gestaltung von Erholungsräumen in Fremdenverkehrsge-
Betreten zu Erholungszwecken hinausgeht, zumal es sich bieten – Wald zu Erholungswald umgewidmet werden.
um eine regelmäßige und institutionalisierte Benützung Der Vorteil einer solchen Erholungswalderklärung
handelt, diese letztlich auch einen kommerziellen Aspekt besteht u.a. darin, dass mit Zustimmung oder auf Antrag
hat (Eltern bezahlen für den Kindergartenbesuch) und des Waldeigentümers zur Errichtung von Gestaltungs-
möglicherweise durch die regelmäßige Nutzung gewisse einrichtungen im Erholungswald, wie Parkplätze, Spiel-
Beeinträchtigungen des Waldes zu erwarten sind. Daraus und Lagerwiesen, Sitzgelegenheiten, Wander-, Radfahr-
folgt, dass im Sinne des § 33 Abs. 3 ForstG für diese und Reitwege, Hütten und sonstigen Bauten für den
Art der Waldbenützung die Zustimmung des Waldeigen- Erholungsverkehr, Tiergehege, Waldlehr- und Sportpfade
tümers oder der Waldeigentümerin einzuholen ist. sowie Sporteinrichtungen Rodungen oder Ausnahmen
36
Österreichische Bundesforste - Gelungene »Individualität und Vielseitigkeit
Zusammenarbeit und vorausschauendes Planen werden zusehends als Lösung für die
Bereits seit dem Jahr 1996 besteht ein Vertragsverhältnis
zwischen dem Waldkindergarten in Guggenthal, Salz-
vielfältigen Herausforderungen der
burg, und den Österreichischen Bundesforsten. Monika Zukunft gesehen. Die bunte Artenwelt
Eder, Tochter eines Forstarbeiters, war hier als Pionierin des Waldes zu entdecken, fordert und
tätig: Sie entwickelte ein pädagogisches Konzept und fördert die Kinder zugleich und sorgt
investierte in das Gebäude, das „Krämerhäusl“. Heute
betreut die Waldkindergruppe im Guggenthal sowohl eine
für innere Balance. Saubere Luft, gutes
alterserweiterte Gruppe als auch Schulkinder als nach- Trinkwasser, Schutz vor negativen
schulischer Hort. Eingeteilt in zwei Gruppen, erleben die Umwelteinflüssen, Erholungsraum,
Kinder ein abgestimmtes Programm in altersgerechter Nahrhaftes und den genialen Rohstoff
Umgebung.
Holz hält der Wald für uns bereit. All
»Als Waldbesitzerin freut es einen, diese Dinge stehen in einer Abhängig-
dass die Generation von Morgen spiele- keit zueinander. Geht der Wald (Baum-
risch ein Gespür für die Natur ent- und Pflanzenbestand) verloren, so auch
wickelt, sich darin unfallfrei bewegen die anderen, für uns lebensnotwendi-
kann und ein Wissen über den Lebens- gen Wirkungen. Diese Zusammenhänge
raum ansammelt. Das Haus sowie die und das Verständnis für den Lebens-
angrenzenden Wiesen werden belebt, raum „Wald“ zu erzählen und zu prägen
bewirtschaftet und gut genutzt. Und ist eine wichtige Aufgabe.«
Forstwirtschaftsmeister Stefan Achathaler Hallerwald/Adlwang
was gibt es Besseres als Kinderlachen
in unseren Gebäuden und auf unseren
Flächen?«
Anna-Sophie Pirtscher Forstbetrieb Flachgau-Tennengau der
Österr. Bundesforste AG
38
ersten Unterrichtsjahr auf dem Bereich Waldpädagogik. Gemeinsames Graben, Pflanzen, Forschen und Entdecken
Nach einer theoretischen Einführung und dem Kennen- zum Thema Artenvielfalt standen im Fokus. Ergänzend
lernen von elementaren, waldpädagogischen Einrich- wurde im Kindergarten sowie in der Schule an den
tungen ist der nächste Schritt die eigenständige Planung, gleichen Themen altersadäquat gearbeitet. Der Bogen
Durchführung und Reflexion eines Waldtages mit spannte sich vom Philosophieren in der Natur bis hin
Kindern. zur kreativen Gestaltung mit Naturmaterialien.
Die Erwachsenen in der Kolleg-Berufsausbildung
sind durchwegs begeistert von waldpädagogischen Das fachspezifische Seminar „Waldpädagogik“ an der
Konzepten und Zugängen. Jugendliche in dieser Alters- BAfEP Sacré Coeur Pressbaum22 bietet den Schüler*in-
stufe zeigen entwicklungspsychologisch betrachtet nen ein praxisorientiertes Unterrichtsfach, in dem sie
unterschiedliches Interesse an naturbezogenen Themen, die Freude an der Natur erleben können. Theoretische
dennoch gehen wir davon aus, dass ein Bewusstsein Inhalte fließen in eine Reihe methodisch vielfältiger
für waldbezogene Umweltbildung grundgelegt wird. Übungen ein und bieten stets die Möglichkeit einer prak-
Ziel all dieser Einblicke in die Waldpädagogik ist es, die tischen Umsetzung im hauseigenen Wald am Schulge-
zukünftigen Pädagoginnen und Pädagogen für dieses lände. Im Unterricht wird das Bildungspotenzial naturna-
Thema zu sensibilisieren und Handlungskompetenzen her Lebensräume bewusst gemacht. Wald- und Wiesen-
für die Umsetzung in der Berufspraxis zu erwerben. tage sind Fixpunkte im pädagogischen Alltag. Durch das
Somit erhalten viele Kinder die Möglichkeit, die Natur Erleben und eigenständige Planen von Waldaktionen wird
aus erster Hand zu erfahren und echte Spinnen zu den Schüler*innen Methodenvielfalt vermittelt, auf die
entdecken. sie im Berufsalltag zurückgreifen können.
40
EINB L I C K Methoden des situativen Lernens in Realsituationen
Lehrgang Waldpädagogik an der FAST Ossiach – Sammeln und Verarbeiten von Kräutern und Beeren –
oder auch konstruierte Realsituationen wie die Bewäl-
Beitrag Eva Bernsteiner tigung eines steilen Hanges erfordern und fördern
Jeder Mensch – jedes Kind – lernt auf seine ganz handlungs- und lösungsorientierte Kompetenzen.
persönliche, individuelle Art und Weise; unterschiedliche Meditative Methoden, Fantasiereisen: Entspannungs-
Lerntypen sprechen auf unterschiedliche Lernmethoden übungen mit relevanten Inhalten – Der Baum im
an. Im Gegensatz zum Frontalunterricht hat ein Lernen Jahreskreislauf.
mit allen Sinnen (multisensorisches Lernen) den höchs- Kreative Tätigkeiten – Waldtheater, Waldorchester,
ten Lerneffekt. Waldgalerie – fester qualitätsvoller Bestandteil:
In der Waldpädagogik erfolgen persönliche Mandalas, Landart, Naturmalfarben, Musikinstrumente
Erfahrungen und Erlebnisse in und mit der Natur einer- herstellen, Geschichten, Gedichte, szenische Darstel-
seits im Selbstlauf, andererseits wird durch den lungen. Im Wald wird die Fantasie herausgefordert,
gezielten Einsatz verschiedener Methoden der Lernpro- schöpferische Prozesse beeinflussen sämtliche Kompe-
zess verbessert und die Lerneffizienz gesteigert. In tenzen des Persönlichkeitsprofils. Interviews (Befrag-
den Grundmodulen des Lehrgangs Waldpädagogik und ungen/Rollenspiele): Kinder in der Rolle des Reporters,
in Weiterbildungsmodulen wird den Teilnehmer*innen Jägers, der alten Eiche, des Teichfrosches… Mit Sach-
eine Vielfalt an Methoden zur Umsetzung relevanter kompetenz und Befragungstechniken (keine ja-/nein-
Themen an die Hand gegeben, die sich im Idealfall in der Antworten) werden Interviews sinnvoll geführt und
Praxis des Waldkindergartens 1:1 umsetzen lassen. Lerninhalte gefestigt.
Primär werden Inhalte über aktives, selbständiges
Entdecken, Beobachten und Erforschen, spielerische
Aktivitäten und kreatives Gestalten mit möglichst
geringer Anleitung einer Fachkraft erarbeitet. Die Idee
des ganzheitlichen Lernens – einem Lernen mit Kopf,
Herz und Hand (Pestalozzi) – kann nur durch Einsatz
partizipatorischer Methoden erfolgen. Partizipation
meint ein Mitwirken, Teilhaben und Mitbestimmen an
Themen/Lerninhalten und am Bildungsprozess durch
mehrschichtige Bildungs- und Methodenangebote.
Methodenbeispiele
Erlebnispädagogische Methoden zur Förderung sinn-
licher Wahrnehmung wie das Hervorheben oder Außer-
kraftsetzen eines speziellen Sinnes - das Ausschalten
des Sehsinnes zur Wahrnehmung von Kurztrieben unter-
schiedlicher Nadelbäume (Ertasten, Riechen, Schmecken)
schärft die anderen Sinne; selbstbestimmtes, verant-
wortungsbewusstes Handeln in Partnerübungen fördert
maßgeblich soziale Kompetenzen.
Angeleitete spielerische Aktivitäten unterstützen
Lernprozesse, vertiefen das Verständnis vom Ökosystem
Wald und fördern Empathie z. B. im Nachstellen von
Jagdstrategien; im „Baumaufbau-Spiel“ erleben sich
Kinder als funktionelle Schichten der Waldbäume.
Explorative Spiele, intrinsisch motivierte (Tier-)Beobach-
tungen und Experimente – spannende Lernprozesse:
Was passiert, wenn Ameisen auf eine Raupe treffen?
Wie kann ich eine Ameisenstraße mit einem Blatt Papier
„umleiten“? Besonders hier muss die Fachkraft Erläute-
rungen zurückhalten, mit Fragen Denkprozesse anregen,
den Blick auf natürliche Regelkreisläufe lenken, selbst-
bestimmtes Lernen forcieren.
42
Klassischer Waldkindergarten Maria Saal Klassischer Waldkindergarten und
Kärnten klassische Waldkinderkrippe Zillertal
Im Jahr 2003 wurde der Waldkindergarten von Mag. Tirol
Sabine Dörfler und Gabi Wallisch gegründet. Kinder Der Verein Waldkinder Zillertal besteht aus der Wald-
können dort täglich die Natur mit allen Sinnen entdecken. kinderkrippe „Waldwichtel“ und dem Waldkindergarten
Die gesunde körperliche und geistige Entwicklung der „Zwergohreulen“, die gruppenübergreifend arbeiten.
Kinder wird optimal unterstützt. Viel Zeit verbringen die Unsere Pädagogik orientiert sich an verschiedenen Leit-
Kinder im freien Spiel. Hier sind selbstgesteuerte und gedanken. Die Wald- und Naturpädagogik, die autonome
aus einem unabhängigen Impuls entstandene Erfahrun- Pädagogik, der lebenspraktische Ansatz, Lernen mit allen
gen möglich, die der individuellen Lernbiographie des Sinnen und der Lebensweltbezug von Kindern bilden
Kindes dienen. Der Jahreskreis mit seinen Themen und das Grundgerüst unserer Betreuung. Der pädagogische
Festen strukturiert das Kindergartenjahr. Selbstver- Alltag beruht auf einem situativen Ansatz und hat zum
ständlich ist die Vorbereitung auf die Schule Teil des Ziel, die kindliche individuelle Entwicklung ganzheitlich
Konzepts. zu fördern. Der Bezug zum Wald spielt beim Gewinn
→ www.waldkindergarten.co.at sozialer und kommunikativer Fertigkeiten sowie auf allen
Wahrnehmungsebenen eine große Rolle. Am Ende ihrer
Waldkindergarten Maria Saal Zeit bei den Waldkindern Zillertal sollen die Kinder:
Anzahl/Alter der Kinder: max. 25 Kinder, 3-6 Jahre • einen besonderen Zugang zur Natur und dem
Pädagogisches Personal: Lebensraum Wald haben und das Prinzip der
3 Kindergartenpädagoginnen, 1 Assistentin Nachhaltigkeit in seinen Grundzügen verstehen.
Waldbesitzer: Privat- und Bauernwald • fähig sein, ihrem Alter entsprechend für sich und die
Träger/Organisationsform: gemeinnütziger Verein Gemeinschaft im Sinne eines sozialen Miteinanders
Finanzierung: Förderung Land Kärnten, Förderung Verantwortung übernehmen zu können.
Gemeinde Maria Saal, Elternbeiträge, Patenschaften, • ein Bewusstsein für die eigenen Talente, Fähigkeiten,
Sponsoring, Spenden, Eigenleistung Vereinsmit- Stärken und Schwächen entwickelt haben.
glieder/ Team/Eltern • die Grundvoraussetzungen für die Schule nach dem
Bildungsrahmenplan für elementarpädagogische
Einrichtungen in Österreich erfüllen.
→ www.waldkinder-zillertal.at
Waldkinder Zillertal
Anzahl/Alter der Kinder: ca. 36 Kinder.
Maximal 26 pro Tag, 2-6 Jahre
Pädagogisches Personal: 8-köpfiges Team bestehend
aus Elementarpädagoginnen, Waldpädagoginnen,
Sozialarbeiterinnen, Assistenzkräften und einer Försterin.
Waldbesitzer: Gemeinde Fügen
Träger/Organisationsform: gemeinnütziger Verein
Finanzierung: Land Tirol, Elternbeiträge und Spenden
Waldkindergruppe Sterngartl
Anzahl/Alter der Kinder: 16 Kinder, 3-6 Jahre
Pädagogisches Personal: 3 pädagogische Fachkräfte
Waldbesitzer: mehrere bäuerliche Waldbesitzer*innen
Träger/Organisationsform:
Verein Waldpädagogik im Sterngartl
Finanzierung: Sponsoringbeiträge, Projekt-Patenschaften,
Elternbeiträgen, öffentlichen Fördertöpfe wie Leader-
Region Sterngartl und Beitragsförderung des OÖ Landes.
44
Integrierter Waldkindergarten: Praxiskindergarten Klassische Wald-Kinderkrippe und
Gruppe 2 der Kath. BAfEP Innsbruck klassischer Waldkindergarten: Kufstein
Tirol Tirol
Der Praxiskindergarten der Katholischen Bildungsanstalt Die erste Waldkinderkrippe in Österreich gibt es seit
für Elementarpädagogik in Innsbruck setzte bereits vor Mai 2014 in Kufstein, gegründet von Sonja und Nicolas
vielen Jahren auf das Erfahren und Begreifen der Natur Mariacher. Die Erweiterung um den Waldkindergarten
mit allen Sinnen. Ein „Tag im Wald“ sollte den Kinder- machte den Wechsel des Standorts notwendig, bei
gartenkindern den Blick für die Natur und Umwelt auf dem sich die Mobilität, die auch weiterhin beibehalten
eine spielerische Weise eröffnen. Seit zwanzig Jahren wurde (alles ist fahrbar), bezahlt gemacht hat.
gibt es nun im Praxiskindergarten der Barmherzigen In der Waldkinderkrippe werden täglich bis zu zehn
Schwestern Innsbruck eine fixe Gruppe namens „Umwelt- Kinder, im Waldkindergarten bis zu 16 Kinder betreut.
spürnasen“. In dieser Gruppe sind die Kinder den Es wird gruppenübergreifend gearbeitet. Die Einrichtung
Kindergartentag lang draußen in der Natur unterwegs. ist von 7 Uhr bis 18 Uhr ganzjährig (25 Tage geschlos-
Dadurch entwickeln die Kinder ökologische Kompe- sen) geöffnet. Mittagessen wird selbst zubereitet. Es gibt
tenzen und lernen, verantwortungsbewusst mit den 5 Abholzeiten: 12, 13, 15, 17, 18 Uhr.
Ressourcen der Natur umzugehen. Der Standort befindet sich im Naturschutzgebiet
Der Donnerstag ist für die Umweltspürnasen zum „Wilder Kaiser“. Treffpunkt ist bei der Abholung und der
Highlight der Woche geworden. Drei Pädagoginnen sind Bringung unten im Tal. Der Weg von 3 km zur Unterkunft
mit den Umweltspürnasen unterwegs, egal ob Wind wird jeden Tag zu Fuß zurückgelegt.
oder Regen, Sonne oder Schnee. Bei der Auswahl unseres → www.waldkindergarten.tirol
Waldortes bestimmen die Kinder wesentlich mit, und
dort angekommen, haben die Kinder die freie Wahl, ob Waldkinderkrippe, -garten Wurzelzwerge
sie eigenständig spielen und entdecken oder bei einem Anzahl/Alter der Kinder: 32 Kinder, 2-6 Jahre
Angebot der Pädagogin mitmachen wollen. Die jungen (Platzsharing nur in der Krippe möglich)
Forscher*innen sind sehr interessiert, kreativ und Pädagogisches Personal: 1 Kindergarten- und Sozial-
motiviert. Die Kinder erleben den Wechsel der Jahres- pädagogin, 1 Sozialpädagogin, 5 Pädagogische Fach-
zeiten und lernen zu beobachten, wie sich die Natur kräfte, 1 Assistenzkraft (Zusatzausbildungen:1 Waldpäd-
verändert. Eine Besonderheit dieser Initiative ist auch, agoge, 4 Naturpädagogen)
dass alle Feste im Jahreskreis und die Geburtstage Waldbesitzer: Stadtwerke Kufstein
ausschließlich im Wald gefeiert werden. Träger/Organisationsform: privater Verein
→ www.kbafep.at/praxisstaetten/kindergarten Finanzierung: Land Tirol, Stadt Kufstein,
Betreuungsgelder
Umweltspürnasen
Anzahl/Alter der Kinder: 20 Kinder, 3-6 Jahre,
Schülerinnen und Schüler im Praktikum
Pädagogisches Personal: eine gruppenleitende Pädago-
gin, eine Biologin, Pädagogin, Waldpädagogin, eine
weitere Pädagogin
Träger/Organisationsform: Praxiskindergarten der
Katholischen Bildungsanstalt für Elementarpädagogik
Finanzierung: Bund und Schulverein der Barmherzigen
Schwestern
46
Bürgermeister Karl Mayr aus Adlwang Mit einfachen „Spielmitteln“, wie es die Natur und der
über Elementare Bildungseinrichtungen Wald bieten, etwas zu schaffen, bringt den Kindern
Erfolgserlebnisse und Selbstvertrauen für ihren weiteren
im Wald Lebensweg. Dies zu fördern, war der Antrieb für uns
Gemeindeverantwortliche, im Wald einen Spiel- und
Die Gemeinde Adlwang ist seit 2017 als besonders Lernplatz zu installieren. Sich in der Natur zu bewegen,
„Familienfreundliche Gemeinde“ zertifiziert. Zusätzlich am Bach zu spielen, in Kontakt mit den Waldbewohnern
hat sie das UNICEF Zusatzzertifikat „Kinderfreundliche zu treten, sind gemeinschaftsfördernd und sensibilisie-
Gemeinde“. Grund für diese Auszeichnungen sind das in ren für einen verantwortungsvollen Umgang mit der
Adlwang besondere Familien- und Kinderbetreuungs- Umwelt. Die Kinder motivieren ihre Eltern. So schließt
angebot. Wir sind ein ländliches Dorf, und wir wollen, sich der Kreislauf.
dass sich dieser Charakter auch im Betrieb unserer Der im Gemeindegebiet liegende Waldkindergarten
Kinderbetreuungseinrichtungen widerspiegelt. „WANAKI“ entstand durch eine Vereinsinitiative. Es ist
Das Leben im Einklang mit der Natur von Kind an die naturnächste Form der Kinderbetreuung. Er wird als
positiv zu vermitteln, sehen wir als wichtige Aufgabe. Sonderform nach den Richtlinien des OÖ Kinderbil-
Die Erfahrungen der Kindheit prägen das spätere Leben. dungs- und Betreuungsgesetzes geführt und wird damit
Spätestens seit Corona sind die Vorteile des Landlebens, auch gefördert. Es gibt Kinder mit besonderen Bedürf-
speziell für Jungfamilien mit Kindern, besonders ins nissen und Eigenschaften, z.B. sehr bewegungsfreudige
Blickfeld gerückt, zumal sich mit der Digitalisierung auch Kinder, für die dieses Angebot maßgeschneidert ist.
die Arbeitswelt verändert. Wir können den Erfolg Die Gemeinde unterstützt den Betrieb insofern, dass sie
unserer Strategie darin messen, dass unser Angebot Gastbeiträge in Höhe der Kosten des eigenen Kinder-
speziell von Jungfamilien sehr stark nachgefragt ist und hauses zahlt. Der Andrang ist stark steigend und sogar
wir innerhalb weniger Jahre mit 39,1 Jahren Durch- Anlass, dass Familien ihren Lebensmittelpunkt in unsere
schnittsalter zu einer der „jüngsten“ Gemeinden in Gemeinde verlegen.
Oberösterreich aufgestiegen sind. Die Gemeinde ist Es ist einfach bewundernswert, wie die Kinder
Betreiberin des Montessori- Kinderhauses. Der Ansatz mit den Tieren und Pflanzen des Waldes umgehen, sie
der Montessori-Pädagogik „Hilf mir, es selbst zu tun“ werden als gleichwertige Spielkameraden und Freunde
stellt das Kind mit seinem natürlichen Lerndrang in den gesehen. Interessant ist auch, wie sich die Beweglichkeit
Mittelpunkt. und die körperliche Fitness positiv verändert.
48
4.1 Ausstattungsempfehlung • Handschuhe unbedingt wasserdicht.
(Gut geeignet sind Matschhandschuhe und
Die richtige Bekleidung ist grundlegend, damit sich die Wollhandschuhe drunter ziehen)
Kinder über Stunden im Wald wohl fühlen. Als Träger • Warme dicke Mützen, Schlupfschal, …
empfiehlt es sich, den Eltern beim Start der Waldkinder-
zeit wertvolle Tipps zu geben. Je nachdem, ob in der Sonstiges:
Unterkunft im Wald für jedes Kind Platz für Reservesa- • Einen Kindergartenrucksack mit einer hohen
chen ist, oder die Eltern diese jeden Tag mitgeben sollen, Tragequalität (gepolsterte Riemen, Brustgurt, …),
werden die Ausstattungsempfehlungen variieren. den das Kind selbst öffnen kann.
Zusätzlich ist es ratsam, dass bei den Waldbesuchen die • Für die Jause eine geeignete Trinkflasche und
Mitarbeiter*innen eine Reservegarnitur für Kinder im Jausenbox
Rucksack mit sich führen. • Sitzunterlage mit ungefähr 40 x 40 cm
Bei der Kleidung hat sich der sogenannte „Zwiebel-
look“ gut bewährt. Mit Matschanzügen - gefüttert oder
ungefüttert - sind die Kinder das ganze Jahr über gut 4.2 Schritte bei der Gründung eines
angezogen. Ein gutes Schuhwerk für Sommer und Winter klassischen Waldkindergartens
gehört zur Grundausrüstung.
W I C H T I G!
Sommer Bevor die Schritte der Gründung angegangen werden, ist
Im Sommer ist es im Wald immer ein bisschen kühler. es unbedingt notwendig mit der zuständigen Fachabtei-
Langärmelige Sachen schützen zudem gut vor Kratzern lungen des Bundeslandes abzuklären, ob ein Waldkinder-
und Zecken. garten überhaupt, unter welchen Voraussetzungen und
• Langärmeliges T-Shirt, T-Shirt, leichte Baumwoll- durch welches Verfahren genehmigt wird.
hosen, dünne Leggins
• Angenehme Sommerjacke (z. B. Softshell, Fleece- Standortsuche
jacke, Walkjacke, ...) • Waldbesitzer*in finden – Genehmigung erhalten
• Feste, wasserdichte Wanderschuhe mit gutem Halt • Vertrag mit Waldbesitzer*in
oder Gummistiefel bei Regen/Matschwetter • Abklärung mit der zuständigen Person vom Forst
• Matschsachen/Regenhose und -jacke
• Kopfbedeckung: Sonnen- oder Regenhut Waldareal festlegen (Bach, Wiese, Wald)
• Sonnenbrille • Toiletten
• Sonnencreme • Wasserplatz
Als Schutz vor Zecken empfiehlt sich, immer eine lange • Waldplatz
Hose zu tragen. Insektenschutz aus der Apotheke, • Jausenplatz
Kokosöl zum Einreiben oder Schwarzkümmelöl zum • Erreichbarkeit im ganzen Areal mit Handy für
Einnehmen werden in vielen Waldkinderforen empfohlen. Notfälle überprüfen
Winter Schutzraum
Im Winter haben sich mehrere Schichten am besten • Die Unterkunft erfordert eine baubehördliche
bewährt. Die äußerste Schicht sollte strapazierfähig, Bewilligung durch die Gemeinde bzw.
wasserdicht und winddicht sein. Bezirkshauptmannschaft.
Wir empfehlen: • Hütte oder mobile Lösung zum Beispiel
• Lange Unterwäsche. Lange Unterhosen oder mit Container oder LKW-Anhängern auf Rädern
Leggins sind einfacher als Strumpfhosen, falls ein • Eine Notunterkunft suchen für die Tage, an
Kind nasse Füße hat, können wir schnell die denen der Besuch im Wald nicht möglich ist
Strümpfe wechseln, ohne das ganze Kind in der (Sturm, starker Schneefall).
Kälte ausziehen zu müssen.
• Je nach Belieben: Jogginghosen und -jacken, Träger
Fleecehosen und -jacken, Walkhosen und -jacken,... • gemeinnütziger Verein mit Statuten; Leitung und
• Matschanzüge mit Gummizügen, die über die Organisation ehrenamtlich oder
Schuhe gespannt werden, wenn es nass ist • Firma oder
• Wasserfeste Schneeanzüge, wenn es schneit • Gemeindekindergarten (Gruppe extern als Wald-
• Wasserdichte, feste Schuhe bzw. gefütterte kindergarten geführt) oder
Gummistiefel. Diese sollten so groß gewählt sein, • land- und forstwirtschaftlicher Betrieb
dass zwei Paar Socken Platz finden
• Warme Strümpfe, Lammfelleinlagen, Einlagen Ansuchen um Bewilligung
nach Belieben • Unterlagen je nach bewilligender Stelle, siehe dazu
Besonderheiten der Bundesländer im Anhang 6
50
Im Gespräch mit … Bianca Schaufler Sie schreiben auf Ihrer Homepage von To-do-Listen,
Bianca und Dominik Schaufler befinden sich inmitten die Sie erstellen. Wie schaut so eine To-do-Liste aus Ihrer
des Gründungsprozesses eines Waldkindergartens auf Sicht aus, wenn jemand einen Waldkindergarten eröffnen
ÖBf Grund in Niederösterreich und berichten im möchte?
Gespräch, was sie bewegt, was es zu bedenken gibt, Eine To-do-Liste für die Gründung eines Waldkindergar-
und was dabei unterstützend und hilfreich ist. tens ist sehr umfangreich. Seit Januar 2021 verbringen
mein Mann und ich fast jeden Abend im „Waldbüro“.
Was waren die persönlichen Beweggründe, einen
Waldkindergarten zu gründen? Wie sind Sie auf die Die wichtigsten Elemente der Organisation:
Teammitglieder gestoßen? Was hält die Gruppe • Kontakt zu Bürgermeister und Gemeinde
zusammen? herstellen
Mein Mann Dominik hat vor Jahren, während seines • Homepage erstellen und Projekt öffentlich machen
Wirtschaftsstudiums, einmal einen Zeitungsbericht von (Werbung)
einem Waldkindergarten gelesen und war davon sehr • Kontakte zu Eltern haben / viele Fragen beant-
begeistert. Da er im Wienerwald aufgewachsen ist, kam worten (erste Anmeldungen entgegennehmen)
dann auch schnell die Idee, so etwas selbst einmal zu • Waldplatz finden und mit Eigentümer*in
gründen. Immer wieder haben wir darüber gesprochen, (in unserem Fall österr. Bundesforste) Verträge
hatten aber dann doch längere Zeit andere Projekte erstellen sowie rechtliche Situation abklären
und Prioritäten gehabt. Mit unserem Umzug von Wien • Land NÖ Kontakt: Tagesbetreuungseinrichtung
zurück in den Wienerwald, nach Gablitz, sowie dem bewilligen lassen
Beginn der Kindergartenzeit unserer ältesten Tochter • Wirtschaftsplan erstellen (Anmeldungen -
holte uns dann der Traum vom Waldkindergarten wieder Kinderanzahl und notwendige Pädagog*innen)
ein. Dann haben wir beschlossen, es einfach anzugehen, • Elternabende planen
und begonnen, den Traum in die Tat umzusetzen. • Pädagog*innen suchen, anstellen; Teammeetings
machen
Unsere Teammitglieder (Pädagoginnen) haben wir • Pädagogisches Konzept erstellen
teilweise schon gekannt (z.B. vom Kinderturnen, von • viele kleine Details bedenken
Sommerlagern, …). Als sie von unserem Projekt • viel handwerkliche Arbeit im Wald
erfuhren, haben sie sich bei uns beworben. Andere
Teammitglieder sind durch Empfehlung und Kontakte Welche Herausforderungen waren einfacher als gedacht?
auf uns zugekommen. Das Team lernt sich erst nach und Und gab es Hürden, die sehr hoch waren?
nach während der Planungsphase kennen. Auch die Die größte Hürde war das Herausfinden der rechtlichen
Eltern der Kinder lernen wir erst im Laufe des Sommers Situation, was ist wo und wie möglich und erlaubt.
kennen, und der Kontakt zwischen den Eltern wird Was muss wo beantragt und bewilligt werden. Und vieles
erst so richtig mit Beginn der Gruppe (Anmerkung der hängt von etwas anderem ab, von dem man noch nicht
Redaktion: 1.9.2021) beginnen. Nach dem Lockdown weiß oder wusste. Einfacher als gedacht war das Finden
im Frühling und dem Onlinestellen unserer Homepage der Pädagoginnen. Begeisterte und Interessierte haben
haben wir einfache „Waldschnuppernachmittage“ sich teilweise selbst bei uns gemeldet.
gemacht, um gleichgesinnte und interessierte Eltern
kennen zu lernen und ihnen von unserem Projekt Welchen Stellenwert bekommt der Wald in Ihrer
zu erzählen. So kamen schnell die ersten Anmeldungen Einrichtung?
der Kinder. Der Wald ist unsere Einrichtung :-). Unsere Kinder
werden täglich zum Waldplatz gebracht. Dort gibt
es eine kleine Hütte, ein Öko-Klo und Aufenthaltsplätze,
Kleine Abenteuer erfahren, die sich die Gruppe gestaltet. Zirka 1,5 Hektar stehen
kreativ sein dürfen, uns dafür zur Verfügung. Das Ziel ist es, den Kindern
ein einfaches Spielen und Aufwachsen im Wald zu
Erlebnisraum für alle Sinne –
ermöglichen.
das ist Waldkindergarten.
Christian Rehrl Bezirksförster Innsbruck Land Hattet ihr Kontakt zu andern Waldgruppen während
der Gründungsphase?
Ja, wir hatten Kontakt zu zwei Obfrauen von Wald-
kindergärten, die wir mit all unseren Fragen gelöchert
haben. Die Kindergruppen sind jeweils ca. 30 Auto-
minuten von Gablitz entfernt. Der Kontakt war viel wert
und hat unsere ersten Fragen geklärt. Eine weitere
Vernetzung mit andern Waldkindergärten wäre dennoch
sehr hilfreich.
52
5 Blick über die Grenzen
Beitrag von Christiana Glettler Tschechien In Tschechien sind die ersten Waldkindergärten
Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt bestätigen die 2010 entstanden. Im Schuljahr 2014/15 gab es jedoch
Bedeutung der Naturerfahrung für Kinder (vgl. auch bereits 120 Institutionen, die waldpädagogisch arbeiteten.
Kapitel „Wald wirkt“ S. 13ff). Während die Grundidee der Michek und Kolleg*innen (2015) beschreiben die Vor-
Waldkindergärten in den 1950er Jahren in Dänemark aus und Nachteile von Waldkindergärten in Tschechien auf Basis
einer Not heraus entstanden war, ist der Gedanke, jungen einer qualitativen Studie. Die Ergebnisse decken sich
Kindern möglichst viel Zeit im Freien zu ermöglichen, dabei überwiegend mit anderen Studien zur Wirkung von
mittlerweile pädagogisch gut fundiert und auch internatio- Waldkindergärten. So sind die Kinder kreativer und zeigen
nal angekommen. In Deutschland entstand 1993 der bessere motorische Fähigkeiten als in Regelkindergärten.
erste Waldkindergarten. Heutzutage gibt es in unserem Interessanterweise werden Waldkindergärten in Tschechien
Nachbarland über 1500 Waldkindergärten. Auch Schweden als Lösung für zu wenige Kindergartenplätze gesehen,
verfügt über mehr als 180 Waldkindergärten. Es gibt da keine Räume benötigt werden. Sowohl Eltern als auch
jedoch mittlerweile auch Waldkindergärten in Großbritan- Politiker*innen, Pädagog*innen, Journalist*innen und
nien, Russland, Japan, Neuseeland, den USA, Kanada Studierende befürworten das Konzept.
und auch Australien (Knight, 2009, 2013; Michek et. al.,
2015; Miklitz, 2011; Moore & Cooper-Marcus, 2008). Slowenien Ähnlich wie in Schottland wird auch in Slowe-
Die Zugänge und Rahmenbedingungen sind jedoch von nien daran gearbeitet, Waldkindergärten attraktiver zu
Land zu Land, und von Kindergarten zu Kindergarten machen, beziehungsweise mehr Kindern regelmäßige Zeit
verschieden. Dieser Text soll Einblicke in die Situation im Wald zu ermöglichen. In einer aktuellen Studie von
außerhalb Österreichs ermöglichen. Nastran (2020) wurden zu diesem Zweck Kindergärtner*in-
nen befragt, was ihnen bei Waldstandorten wichtig ist.
Australien Elliott und Chancellor (2014) beschreiben Der Studie zufolge ist den Pädagog*innen am wichtigsten,
einen australischen Modellversuch – hier mit dem Begriff dass der Wald gut erreichbar ist. Weitere Kriterien sind:
‘Bush Kinder’ bezeichnet –, bei dem eine Kindergarten- Mischwald mit Stockwerkstruktur, Totholz, Wasserflächen
gruppe aus Melbourne jeden Mittwoch all ihre Aktivitäten und Wiesenbereiche. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde ein
in einen nahe gelegenen, naturbelassenen Park verlegte. Waldeignungsmodell entwickelt, das vor allem in der
Dieses Projekt basiert auf einer gemeinsam mit den Eltern urbanen Waldwirtschaft, aber auch in ländlichen Bereichen
entwickelten Vision, die folgende Ziele formuliert: eingesetzt werden kann, um die Nutzung von Waldarealen
Dieses Projekt basiert auf einer gemeinsam mit den Eltern durch Kindergartengruppen zu fördern.
entwickelten Vision, deren Ziele neben einer starken
Verbindung zur Natur und der Wertschätzung von Aktivi- Kanada Eine kanadische Studie aus 2017 (Coe, 2017) legt
täten in und mit der Natur, auch die Gesundheitsförderung den Fokus auf einen sehr speziellen Bereich der Waldkin-
und Steigerung des Umweltbewusstseins, ein starkes dergartenkultur. In ihrem Artikel geht es um Risikomanage-
Gemeinschaftsgefühl sowie kreative, unabhängige und ment und risikobehaftete Aktivitäten in Waldkindergärten –
resiliente Kinder sind. (ebd. S. 47) wie etwa das Klettern auf (hohe) Bäume, den Umgang mit
Axt und Säge oder aber auch Rangeln und Raufen. Die
Schottland In Schottland wurde 2009 eine großangelegte Daten wurden in einem sehr kleinen Waldkindergarten
Machbarkeitsstudie für Waldkindergärten in der Region erhoben, in dem nur 5-6 Kinder jeden Tag anwesend waren
rund um Glasgow durchgeführt (Robertson et. al. 2009). (die Anwesenheit ist nicht verpflichtet). Zum Zeitpunkt der
Ziel der Studie war es, mehr Kindergärten dazu zu bewe- Datenerhebung hatte es zwischen -10 und -27 Grad Celsius.
gen die lokalen Wälder mit ihren Kindern zu nutzen, Während die Kinder durchgehend in Aktivitäten involviert
Herausforderungen zu identifizieren und Lösungswege auf waren, die als „riskant“ eingestuft werden könnten, zeigt
unterschiedlichen Ebenen zu finden. Die Studie identi- die Studie klar, dass den Pädagog*innen bewusst ist, dass
fizierte mögliche Waldbereiche, die sich für die Nutzung diese Tätigkeiten förderlich für die kindliche Entwicklung
durch Kindergärten eigneten, und führte eine groß- sind und sie die Kinder im Sinne eines Risikomanagements
angelegte Befragung der lokalen Kindergärten durch. Der darin begleiten, Herausforderungen zu meistern, die
Großteil der befragten Einrichtungen befürwortete das ihrer Entwicklungsstufe entsprechen. Hier ist natürlich ein
Waldkindergartenkonzept und wollte zumindest verstärkt Betreuungsschlüssel von 1:5/6 sehr unterstützend.
mit den Kindern naturnah arbeiten. Gleichzeitig stellte sich Darüber hinaus lernen aber auch die Kinder von Anfang an,
heraus, dass ein Siebtel der Einrichtungen den Kindern achtsam zu sein, ihre eigenen Fähigkeiten sowie Risiko-
nicht täglich ermöglichte, draußen zu sein, obwohl 70 % situationen richtig einzuschätzen, aber auch auf andere
der Kindergärten einen Wald in Gehdistanz hatten. Als Kinder achtzugeben und sich gegenseitig zu unterstützen.
Haupthindernisse stellten sich Zeitmangel, Transportlogis- Auf diese Art und Weise können die Kinder vielseitig mit
tik- und kosten, Personalmangel, aber auch Erfahrung/ ihrer natürlichen Umgebung interagieren und mit Sicherheit
Wissen in Bezug auf waldpädagogische Aktivitäten heraus. wertvolle Erfahrungen machen.
5. Prozessqualität
a. Spezieller pädagogischer Ansatz
b. Bildungs- und Erziehungsziele und pädagogi-
sche Schwerpunkte im Hinblick auf die Entwick-
lung von Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz
(Bezug zum Bildungsrahmenplan)
c. Tagesablauf, Jahresablauf, Jahres(zeiten)planung
d. Gestaltung von Übergängen (Eingewöhnung,
Schuleintritt)
e. Methoden der Bildungsarbeit und der
kindlichen Lernformen
f. Pädagogische Maßnahmen, Grenzen und Regeln
g. Rahmenbedingungen für Inklusion
h. Dokumentation der pädagogischen Arbeit
i. Sicherheit
j. Zusammenarbeit mit den Eltern
k. Öffentlichkeitsarbeit
l. Fortbildung der Mitarbeiter
m. Austausch mit Experten und Expertinnen sowie
externen Partnerinnen und Partnern
n. Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
o. Qualitätssicherung
Plätze laut Bedarfsbescheid geplante Öffnungszeit der Einrichtung (Montag bis Freitag):
geplante Ferienregelung
Ausgaben Einnahmen
Sonstiges
Sachaufwand Spenden, Sponsoring ...
Betriebskosten
Strom, Wasser, Heizung …
Sonstiges
Kreditrückzahlung, Rücklagen, Steuerberater,
Versicherungen, etc. bitte detailliert angeben
Steuerberater
Lohnverrechnung
Kontoführung, Überziehungsrahmen
Instandhaltung der
Unterkunft und Inventar
Essensgeld
56
Anhang 3
Name, Adresse
Kontaktdaten
und
Name der Eltern/Obsorgeberechtigten
Name
Geburtsdatum Geburtsort
Adresse
Konfession Staatsangehörigkeit
Dieser Vertrag tritt ab dem Eintrittstag des Kindes in den Waldkindergarten in Kraft.
Als Eintrittstag wird der festgelegt.
Mutter Vater
Name Name
Geb.Dat. Geb.Dat.
Beruf Beruf
Adresse Adresse
Telefonnummer/Mail Telefonnummer/Mail
Hat Ihr Kind folgende Impfungen erhalten und wurden sie regelmäßig aufgefrischt?
● FSME Wann wurde das Kind zum letzten Mal geimpft?
● Tetanus
Gibt es irgendwelche Krankheiten, Allergien, Unverträglichkeiten oder Auffälligkeiten, die Ihr Kind aufweist?
1.2 Im Mittelpunkt unserer Pädagogik stehen das Kind und die 4.2 Die zum Kindergartenbesuch verpflichteten Kinder (§ N.N.)
Achtung vor der Individualität und Würde des Kindes. Daher ist es haben den Kindergarten an mindestens vier Tagen der Woche für
ein großes Anliegen, die Kindheit als prägende Lebensphase zu insgesamt 16 Stunden zu besuchen.
wahren, zu schützen und zu pflegen.
4.2 Fehlt ein Kind, sind die Pädagog*innen zu benachrichtigen.
1.3 Es ist uns wichtig, eine gute Zusammenarbeit zwischen Eltern/
Obsorgeberechtigten und Pädagog*innen sicherzustellen. Daher 5. Regelung in Krankheitsfällen
erachten wir die Teilnahme an Elternabenden als wichtig. Darüber 5.1 Bei Erkrankung des Kindes sind die Pädagog*innen unverzüg-
hinaus werden laufend persönliche Gespräche und pädagogische lich über Art und voraussichtliche Dauer der Erkrankung zu
Beratungen angeboten, um die gesunde Entwicklung und die informieren. Gleiches gilt für ansteckende Krankheiten des Kindes
elementaren Bedürfnisse des Kindes zu unterstützen und zu fördern. bzw. in der Familie eines Kindes.
2. Aufnahme 5.2 Kinder, die an ansteckenden Krankheiten leiden, oder bei denen
2.1 In den Waldkindergarten können Kinder ab dem vollendeten 3. Verdacht auf eine ansteckende Krankheit besteht, dürfen den
Lebensjahr bis zum Beginn ihrer Schulpflicht aufgenommen werden. Waldkindergarten erst wieder besuchen oder an Veranstaltungen des
Waldkindergartens teilnehmen, wenn nach dem Urteil der/des
2.2 Kinder, die körperlich, geistig oder seelisch behindert sind, behandelnden Ärztin/Arztes eine Weiterverbreitung der Krankheit
können den Waldkindergarten besuchen, wenn ihren besonderen nicht mehr zu befürchten ist. Dies gilt auch für die Mitarbeiter*innen
Bedürfnissen innerhalb der Rahmenbedingungen eines Waldkinder- des Waldkindergartens.
gartens Rechnung getragen werden kann. Dies ist im Einzelfall
abzuklären. 5.3 In besonderen Fällen werden ärztlich verordnete Medikamente,
die eine Einnahme im Waldkindergarten während der Betreuungszeit
2.3 Vor der Aufnahme müssen die Obsorgeberechtigten mit dem notwendig machen, nur nach schriftlicher Vereinbarung zwischen
Kind mindestens einen Vormittag im Waldkindergarten verbringen, den Obsorgeberechtigten und der pädagogischen Leitung verab-
um die pädagogische Arbeit und das Konzept des Waldkindergartens reicht.
N.N. kennenzulernen. Außerdem soll ein gegenseitiges Kennenlernen
zwischen den Familien und den Pädagoginnen sowie Pädagogen 6. Öffnungszeiten
stattfinden. 6.1 Der Waldkindergarten ist in der Regel von ..................................
geöffnet, mit Ausnahme der gesetzlichen Feiertage und Ferien des
2.4 Der Waldkindergarten N.N. legt die Grundsätze über die Waldkindergartens.
Aufnahme der Kinder in den Waldkindergarten fest.
6.2 Änderungen der Öffnungszeiten bleiben in Absprache mit den
2.5 Die Aufnahme erfolgt nach Unterzeichnung des Betreuungsver- Eltern dem Waldkindergarten N.N. vorbehalten.
trages und nach Angabe aller in den Anmeldeunterlagen angeführten
Informationen. 6.3 Das Kindergartenjahr beginnt jeweils am (Datum) ................und
endet am (Datum) ................ des jeweiligen Folgejahres.
2.6 Die Obsorgeberechtigten verpflichten sich, Änderungen in der
Personensorge sowie Änderungen der Anschrift, der privaten 6.4 Die Ferienzeiten werden vom Waldkindergarten festgelegt und
Telefonnummern und sonstiger für den Waldkindergarten N.N. bekanntgegeben.
wichtige Informationen umgehend der leitenden Pädagogin
mitzuteilen, sodass die Kontaktaufnahme zu den Obsorgeberechtig- 6.4 Zusätzliche Schließungstage können sich für den Waldkinder-
ten jederzeit gewährleistet ist. garten aus folgenden Anlässen ergeben: wegen Krankheit, behördli-
cher Anordnung, Verpflichtung zur Fortbildung, Fachkräftemangel,
3. Betreuung und Aufsicht der Kinder sofern die Vertretung nicht durch eine Elternvertretung oder eine
3.1 Die für den Waldkindergarten N.N. tätigen pädagogischen Springerkraft sichergestellt werden kann, betriebliche Mängel. Die
Mitarbeiter*innen übernehmen die Betreuung der Kinder im Rahmen Obsorgeberechtigten werden hiervon rechtzeitig unterrichtet.
der aktuellen Öffnungszeiten (siehe Punkt 6.) sowie nach den
räumlichen Möglichkeiten und dem pädagogischen Angebot. 7. Versicherung
7.1 In der Zeit, in der das Kind unter der Aufsicht der Pädagog*in-
3.2 Die Kinder bewegen sich vorwiegend im Wald, beziehungsweise nen des Waldkindergartens N.N. steht, ist es unfallversichert.
im Freien, und zum geringen Teil in einem kindgerecht adaptierten
Bauwagen und in unserem Haus, das als Schutzunterkunft und 7.2 Die Unfallversicherung gilt auch auf direktem Weg vom und
Treffpunkt in der Bring- und Abholzeit dient. zum Waldkindergarten.
3.3 Während der Betreuungszeiten sind die Pädagog*innen für die 7.3 Das Betreten des Waldes und der Natur erfolgt auf eigene
ihnen anvertrauten Kinder verantwortlich. Gefahr.
3.4 Das Betreuungsverhältnis beginnt mit der Übergabe des Kindes 8. Kindergartenbeiträge
an die Pädagog*innen und endet mit der Übergabe des Kindes in die 8.1 Der Beitrag pro Kind pro Monat im Waldkindergarten beträgt
Obhut eines Obsorgeberechtigten. Wird eine andere Person mit der (Euro) ..................., begründete Beitragsanhebungen bleiben
Abholung beauftragt, muss dies den Pädagog*innen vorab vorbehalten.
bekanntgegeben werden.
58
8.2 In der Ferienzeit (August) werden keine Beitragszahlungen 11.5 Die Pädagog*innen des Waldkindergartens N.N. sind entspre-
fällig. chend ausgebildet, um Gefahren und Risiken durch Witterung und
den Baumbestand (Astbruch, morsches Gehölz, etc.) entsprechend
8.3 Der Beitrag ist bis zum 5. jedes Monats auf das Konto des einschätzen zu können. Hiervon ausgenommen sind versteckte bzw.
Waldkindergartens N.N. bei der (Bankverbindung) nicht vorhersehbare Gefahrenquellen.
.............................................................................................................
IBAN ............................................. BIC ............................................. 11.6 Für die Haftung bei Unfällen durch den Baumbestand sind die
zu überweisen. Waldbesitzer*innen, wie im Forstrecht vorgeschrieben, nicht haftbar;
auf markierten Wegen sind die Waldbesitzer*innen für die Sicherung
Es wird ersucht die Zahlungen per Dauerauftrag durchzuführen, um derselben zuständig.
den Verwaltungsaufwand zu minimieren.
11.7 Das Land N.N., die Marktgemeinde N.N. und andere Förder-
9. Kündigung stellen sind nicht für Unfälle und Schäden haftbar zu machen, soweit
9.1 Bei einer Abmeldung des Kindes vor Ende des Kindergartenjah- nicht eine unabdingbare anderslautende gesetzliche Regelung eine
res ist für weitere drei Kalendermonate der volle Kindergartenbeitrag entsprechende Haftung ausdrücklich vorsieht.
zu bezahlen.
9.2 Der Waldkindergarten N.N. kann das Vertragsverhältnis mit Unterschrift Eltern/Obsorgeberechtigte
einer Frist von vier Wochen zum Monatsende unter Angabe der
Gründe schriftlich kündigen. Zuvor sind die Obsorgeberechtigten
des Kindes zu unterrichten und anzuhören.
Kündigungsgründe können u.a. sein:
• das unentschuldigte Fehlen eines Kindes über einen Ort, Datum
zusammenhängenden Zeitraum von mehr als vier Wochen
• die wiederholte Nichteinhaltung wichtiger Absprachen und
der Vertragsinhalte Unterschrift f.d. Waldkindergarten NN
• ein Zahlungsrückstand der Kindergartengebühren über drei
Monate trotz schriftlicher Mahnung
10. Haftungsausschluss
Im Falle einer Schließung des Waldkindergartens aufgrund eines
vom Waldkindergarten N.N. nicht verschuldeten bzw. nicht zu
verantwortenden Umstandes bestehen keine Ansprüche gegenüber
dem Waldkindergarten. In diesem Zusammenhang verzichten die
Obsorgeberechtigten bereits jetzt ausdrücklich und unwiderruflich
auf die Geltendmachung etwaiger ihnen gegen den Waldkindergar-
ten N.N. zustehende Ansprüche.
Betreuungsvertrag
abgeschlossen zwischen dem Verein
Mutter Vater
IBAN 4. Kinderkrippen-/Kindergartenordnung
Die Erziehungsberechtigten haben die Kinderkrippen-/Kindergarten-
ordnung zur Kenntnis genommen und verpflichten sich, sich danach
BIC zu richten. Dies beinhaltet das Einhalten von Hol- und Bringzeiten,
sowie die Bekanntgabe über das Fernbleiben des Kindes bei z.B.
Krankheit oder Urlaub. Weiter bestätigen die Erziehungsberechtigten
2.1.2. Der Monatsbeitrag ist 12x im Jahr zu überweisen. Feiertage,
den Erhalt der Vereinsstatuten, der Datenblätter (Angaben zum Kind
Urlaub und Krankheit des Kindes werden nicht ersetzt. und zu den Erziehungsberechtigten) und des Anmeldeformulars.
Die Erziehungsberechtigten erklären sich bereit, alle Formulare
2.1.3. Die Höhe des Beitrages ist der aktuellen Preisliste zu entneh-
auszufüllen, zu unterfertigen und an den Verein zu retournieren.
men. Beiträge können an veränderte finanzielle Gegebenheiten
durch Beschluss des Vorstandes angepasst werden. 5. Urlaub
Laut dem Tiroler Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz muss
2.1.4. Die Eltern verpflichten sich, nach Abschluss dieses Vertrages
jedes Kind mindestens fünf Wochen Urlaub in Anspruch nehmen.
eine Kaution in Höhe eines Monatsbeitrages auf das Vereinskonto zu Zwei Wochen davon am Stück. Urlaub muss angemeldet werden.
entrichten. Diese Zahlung dient als Reservierungsgebühr und wird
bei Inanspruchnahme des Platzes angerechnet. Bei Nichtinanspruch- 6. Krankheiten/Allergien
nahme des reservierten Platzes wird die Kaution nicht rückerstattet. 6.1. Über Allergien und/oder einen besonderen Krankheitszustand
ist im Datenblatt des Kindes zu informieren.
2.1.5. Beizweiwöchigem Zahlungsverzug mahnt der Verein die
ausstehende Summe einmalig ein. Vier Wochen nach Ausstellen 6.2. Bei Fernbleiben des Kindes wegen Krankheit ist die Einrichtung
dieser Mahnung übergibt der Verein den Fall einem Rechtsanwalt, zu informieren.
sollte die Schuld bis dahin nicht auf dem Vereinskonto eingegangen
sein. 6.3. Kinder, die Fieber haben oder eine ansteckende Krankheit,
dürfen nicht in die Kinderkrippe/den Kindergarten gebracht werden.
2.2. Mitgliedschaftsbeitrag Sollte ein Kind eine ansteckende Krankheit haben (Kinderkrankhei-
Mindestens ein Erziehungsberechtigter muss Mitglied im ten, Kopfläuse) muss die Leitung unbedingt informiert werden.
Verein ....................................................................................... sein.
Der jährliche Vereinsbeitrag (01. September – 31. August) beträgt 7. Arztbesuch
.............. Euro und ist unabhängig vom Datum bei Eintritt erstmals Die Erziehungsberechtigten sind damit einverstanden, dass die
zu entrichten. In den darauffolgenden Jahren ist der Vereinsbeitrag jeweilige Betreuungsperson im Falle eines Unfalls oder einer
immer im September zu bezahlen. schwerwiegenden plötzlich auftretenden Erkrankung, mit dem Kind
zum Arzt geht. Die Erziehungsberechtigten werden umgehend
informiert.
60
8. Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten Anhang 5
Eine gute Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten ist für
den Verein sehr wertvoll. Jegliche Unterstützung (Mithilfe bei
Festen/Ausflügen, Spenden, …), die dem Verein und somit den
Muster Einverständniserklärung
Kindern zu Gute kommt, wird dankend angenommen. Es werden hinsichtlich Zecken
jährlich 2 Elternabende und zwei Entwicklungsgespräche stattfinden.
Die Termine dazu werden rechtzeitig bekannt gegeben. Einverständniserklärung Zecken
9. Kündigung
Wie allen bekannt ist, sollte eine Zecke möglichst sofort
9.1. Die Kündigung muss immer schriftlich erfolgen. nach der Sichtung entfernt werden, um die Übertragung
Eine Kündigung des Vertrages seitens der Erziehungsberechtigten gesundheitsgefährdender Krankheitserreger zu vermei-
kann immer zum Monatsende erfolgen. Es ist eine drei monatige den. Die Möglichkeit, dass im Waldkindergarten ein Kind
Kündigungsfrist zu wahren.
eine Zecke aufnimmt ist sehr hoch. Um eine optimale
9.2. Seitens des Vereins kann der Vertrag fristlos gekündigt werden, Gesundheitsvorsorge gewährleisten zu können, ist es uns
wenn, … möglich, im Rahmen der Erste-Hilfe-Leistung die Zecke
zu entfernen. Es ist natürlich nie ausgeschlossen, den
9.2.1… die Erziehungsberechtigten nach der Mahnung ihrer
Körper der Zecke zu verletzen, eventuell den Kopf
Zahlungspflicht nicht nachkommen.
abzureißen. Wir möchten hiermit um eure schriftliche
9.2.2.… das Kind sich oder andere Kinder gefährdet und sich dieses Mitteilung bitten, eine Einverständniserklärung.
Verhalten auch nicht durch intensive Bemühung und Zusammenar-
beit zwischen Erziehungsberechtigten und Pädagog*innen ändert.
● Ja, ich bin einverstanden, dass die Betreuer*innen
… die Erziehungsberechtigten den Verpflichtungen dieses
9.2.3.
des Vereins ..................................................................
Vertrages nicht nachkommen. im Rahmen der Erste-Hilfe-Leistung meinem
Kind .............................................................................
Ich gebe hiermit mein Einverständnis, dass Bilder des im Vertrag eine Zecke entfernen dürfen.
genannten Kindes veröffentlicht (Aushänge, Zeitungen, Internet)
werden dürfen. (Zutreffendes bitte ankreuzen)
● Nein, ich bin nicht einverstanden, dass die
● ja ● nein Betreuer*innen des Vereins .........................................
im Rahmen der Erste-Hilfe-Leistung meinem
Das Einverständnis zur Bildveröffentlichung kann jederzeit ohne
Angaben von Gründen widerrufen werden.
Kind .............................................................................
eine Zecke entfernen dürfen.
Die Erziehungsberechtigten erklären sich mit den in diesem Vertrag
genannten Bedingungen einverstanden.
Gesetzliche Verankerung von Waldkindergärten Wenn ein Waldkindergarten eine Genehmigung erhält,
Waldkindergärten sind im Burgenland nicht gesetzlich kann auch eine finanzielle Förderung durch die oben
verankert. Zur Erprobung neuer Formen der Bildung, genannte Stelle bewilligt werden. Da die Magistrate bzw.
Erziehung, Betreuung und Pflege von Kindern dürfen Gemeinden für die Kinderbetreuung in ihren Städten bzw.
Sonderformen und Pilotprojekte, wie etwa ein Waldkin- Orten zuständig sind, sollte auch an der jeweiligen Stelle
dergarten, auch unabhängig von bestehenden Kinderbe- das Vorhaben präsentiert werden. Eine finanzielle Förde-
treuungseinrichtungen durchgeführt werden. rung kann beantragt werden, eine Entscheidung trifft der
zuständige Stadt- bzw. Gemeinderat.
Zuständigkeit
Bewilligungs- und Aufsichtsbehörde ist die Burgenländi- Niederösterreich
sche Landesregierung.
Gesetzlicher Rahmen
Land Burgenland, Abteilung 7 – Bildung, Kinderbetreuungsgesetz 1996 (NÖ KBG) LGBl. 5065-3, in
Kultur und Gesellschaft Verbindung mit der NÖ Tagesbetreuungsverordnung LGBl.
Hauptreferat Bildung, Referat Kindergärten 5065/2, in der jeweils geltenden Fassung
Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt → www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Lr-
[email protected] NO&Gesetzesnummer=20000774
62
Die Errichtung von Kinderbetreuungseinrichtungen in NÖ Die Art der Umsetzung unterliegt der Methodenfreiheit
ist grundsätzlich bewilligungspflichtig, ebenso ist eine und kann somit waldpädagogischen Leitlinien folgen. Alle
Benützungsbewilligung erforderlich. Eine Bewilligung von „Waldgruppen“ in Niederösterreich werden derzeit in
Kinderbetreuungseinrichtungen mit „Waldschwerpunkt“ Form einer Tagesbetreuungseinrichtung geführt. Die
in NÖ ist nur im Rahmen des oben zitierten NÖ Kinderbe- pädagogische Fachaufsicht aller bewilligten Kindergärten
treuungsgesetzes 1996, LGBl. 5065-3, gemäß § 3, in bzw. Tagesbetreuungseinrichtungen obliegt dem Land
Verbindung mit § 4 der NÖ Tagesbetreuungsverordnung, Niederösterreich bzw. den zuständigen Kindergartenins-
LGBl. 5065/2, möglich Ebenso sind die § 10 und § 12 pektorinnen.
der NÖ Tagesbetreuungsverordnung zu beachten. Eine
Bewilligung nach dem NÖ Kindergartengesetz ist Förderungen
praktisch nicht möglich, daher ist auch die Bezeichnung Wird eine Tagesbetreuungseinrichtung mit einer „Wald-
„Waldkindergarten“ für solche Einrichtungen in NÖ nicht gruppe“ in NÖ geführt, können die dafür vorgesehenen
gestattet. Förderungen für Tagesbetreuungseinrichtungen („Grup-
penförderung“) bei der Abteilung Kindergärten beantragt
Formen der allgemeinen Kinderbetreuung und werden.
Trägerorganisationen in NÖ
Niederösterreichische Landeskindergärten Wird eine Tagesbetreuungseinrichtung (TBE) als „Wald-
(Träger sind Gemeinden oder Gemeindeverbände) gruppe“ noch bis zum Ende des Kindergartenjahres
→ www.noe.gv.at/noe/Kindergaerten-Schulen/Kinder- 2021/2022 errichtet und dabei Betreuungsplätze für
gaerten_h.html Kinder von 0 bis 3 Jahren geschaffen, kann aus einer
Artikel 15a Vereinbarung des Bundes mit den Ländern
Privatkindergärten (Träger: Vereine, Schulen, Niederös- zum Ausbau der „Institutionellen Kinderbetreuung in
terreichisches Hilfswerk, kirchliche Organisationen, Österreich“ eine erhöhte Förderung gewährt werden. Dies
Privatpersonen, Niederösterreichische Landesregierung) Einrichtungen haben allerdings fünf Jahre Behaltefrist
→ www.noe.gv.at/noe/Kindergaerten-Schulen/Kinder- und müssen „VIF-konform (Vereinbarkeitsindikator von
gartenversuchsverfahren.html Familie und Beruf)“ geführt werden.
64
Ablauf, die Arbeitsweise und die Dauer der Sonderform Erforderliche Voraussetzungen
hervorgehen, zu beantragen. Sonderformen unterliegen • Pädagogische Konzeption
in rechtlicher (Oö. Kinderbildungs- und -betreuungsge- • Organisationskonzept
setz) und pädagogischer Sicht der Aufsicht der Bildungs- • Raumkonzept
direktion für Oberösterreich. • Pädagogisches Grundkonzept
• Schriftlicher Nutzungsvertrag mit dem Waldbesitzer
Für Bewilligungen, die nach anderen Materiengesetzen • Ansprechpartner als Beauftragten für das Wald-
erforderlich sind (z.B.: baubehördliche Bewilligung, stück
naturschutzrechtliche Bewilligung, forstrechtliche • Baupolizeiliche Bewilligung für Zusatzräume
Bewilligung, wasserschutzrechtliche Bewilligung, etc.…), • Regelmäßige Überprüfung der Trinkwasserqualität
sind hinsichtlich Bewilligung und Aufsicht die in den bei einem eigenen Wasserzugang
jeweiligen Materiengesetzen vorgesehenen Behörden • Verkehrskonzept für Zu- und Abfahrten
zuständig (in den meisten Fällen Gemeinden und
Bezirksverwaltungsbehörden). Förderung
Dem Rechtsträger sind auf Antrag Fördermittel zu
Bildungsdirektion für Oberösterreich gewähren (z.B.: Förderung in alterserweiterten Gruppen,
Abteilung Präs/7 - Elementarpädagogik Sonderförderung für die Besuchspflicht, Finanzieller
Bahnhofplatz 1, 4021 Linz Zuschuss für Familien).
T +43 732 7720-155 26, F +43 732 7720-21 17 87 Förderungen werden über das Land Salzburg abgewi-
[email protected] ckelt.
→ www.ooe-kindernet.at
Personalstand
• In Waldgruppen ist dieser aufgrund der erschwerten
Salzburg Aufsichtspflicht höher als es das Gesetz vorsieht.
• Betreuungsschlüssel 1:8
Gesetzliche Grundlage • Ausbildungsnachweise der päd. Fachkräfte,
• Salzburger Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz zumindest eine päd. Fachkraft muss eine Ausbil-
2019 dung zum Thema „Wald“ absolviert haben oder
• Salzburger Kinderbildungs- und -betreuungsver- gerade absolvieren.
ordnung 2019
Zuständigkeit
Eine Waldgruppe wird als alterserweiterte Gruppe Amt der Salzburger Landesregierung
geführt, in der maximal16 gleichzeitig anwesende Kinder Abteilung 2 Kultur, Bildung, Gesellschaft und Sport
im Alter von 3 bis 10 Jahren betreut werden können. In Referat 2/01 Kinderbetreuung, Elementarbildung,
begründeten Ausnahmefällen können Kinder ab 2,5 Familien
Jahren aufgenommen werden – Kinder unter 3 Jahren Gstättengasse 10, 5010 Salzburg
sowie Kinder mit inklusiver Entwicklungsbegleitung T 0662/8042-2698
zählen doppelt. [email protected]
→ www.salzburg.gv.at/themen/bildung/kinder
Der Betrieb einer Waldgruppe ist der Landesregierung
von ihrem Rechtsträger spätestens vier Monate vor der
beabsichtigten Inbetriebnahme anzuzeigen.
66
Vorarlberg Baukostenförderung für elementarpädagogische
Einrichtungen
Gesetzlicher Rahmen Beiträge für bauliche Maßnahmen im elementarpädago-
Kindergärten: Vorarlberger Kindergartengesetz: gischen Bereich
→ www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=L- → www.vorarlberg.at/-/beitraege-fuer-bauliche-mass-
rVbg&Gesetzesnummer=20000333 nahmen-im-kindergartenbereich?article_id=230783
68
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Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Bildungs- und Beratungsunterlage trotz
sorgfältigster Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Herausgeberinnen und
Herausgeber, Autorinnen und Autoren ausgeschlossen ist.
Herausgeber
Bundesforschungszentrum für Wald
Seckendorff-Gudent-Weg 8
1131 Wien
Copyright ©2021
Autorin
Dipl.-Päd. Katharina Bancalari
Mitarbeit
Mag. a PhD Christiana Glettler
Mag. a Renate Kaplenig
DAS Johanna Schweinberger
Projektleitung
Mag. Dominik Mühlberger
Visuelle Gestaltung
Gerhard Wolf, www.abart.at
Bildnachweis
Elisabeth Jägermüller 1, 8, 15
BFW 3, 22/23, 52
Josef Bollwein 3
Elisabeth Johann 11
Waldkindergarten Bachhäusl 13
Renate Kaplenig 14, 15, 45
Gemeinfrei 17, 50
Johanna Schweinberger 19, 20, 27, 29, 43, 55
BFW/Silke Bernhardt 25, 48
BFW/Irene Gianordoli 30
Brigitte Webhofer 38
Anja Kieberger 39
Christof Laumer 40
Eva Bernsteiner 41
Waldkindergarten Mittersill 42
Waldkindergarten Bachhäusl 42
Waldkindergarten Maria Saal 43
Waldleos 44
Sterngartl 44
Waldkinderkrippe Kufstein 45
Martina Gächter 46
Barbara Laumer 46
Stefan Achathaler 47
Druck
Gugler GmbH, www.gugler.at
ISBN-978-3-903258-51-8
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen
Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at
Bundesforschungszentrum für Wald
Seckendorff-Gudent-Weg 8
1131 Wien
T +43 (0)1 87838 0
www.bfw.gv.at
www.waldpaedagogik.at
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Emphasizing self-directed play in forest kindergartens allows children to develop critical thinking and problem-solving skills as they explore their environment and create their own play experiences. This type of play fosters creativity, independence, and resilience, as children learn to navigate challenges and experiment with solutions . It also cultivates intrinsic motivation, as children pursue activities driven by their interests and curiosities, leading to deeper engagement and retention of knowledge. This approach contrasts with traditional education, where structured activities and rote learning often dominate .
The forest offers a plethora of resources that make it an ideal learning environment for children. It provides ample space, uncharted areas for exploration, and stimuli for all senses, encouraging children to experience a wide range of physical activities and sensory interactions . The lack of predetermined play materials necessitates the use of imagination and creativity. The forest also presents challenges that foster social cohesion and collaboration among children . Its dynamic nature through seasonal changes promotes continuous learning opportunities, and its neutrality allows for unbiased gender role exploration .
Forest kindergartens potentially lay a strong foundation for future environmental stewardship. The direct interaction with nature enhances children's understanding and appreciation for ecosystems, which can foster a lifelong commitment to environmental conservation . By forming positive early connections with nature, children are more likely to develop attitudes and behaviors that support sustainability and ecological responsibility as they grow . Additionally, experiencing the impact of their actions on their immediate environment builds an awareness that can extend to broader ecological contexts, promoting informed decision-making and advocacy in adulthood. Such settings instill values that encourage environmentally conscious lifestyles and civic responsibility.
In forest kindergarten settings, educators act more as facilitators than instructors. Their role is to create an environment where children can explore and satisfy their natural curiosity. They provide guidance when needed but largely allow children to learn through self-directed play and exploration. This contrasts with traditional classrooms where educators typically follow a structured curriculum and have a more direct teaching approach . Forest educators integrate nature into learning, allowing the environment to organically teach children. This demands flexibility and a deep understanding of the natural world, often necessitating specialized training in environmental education .
Movement and health education in forest kindergartens emphasize natural physical activity through exploration and play in a wide-open environment, contrasting with the structured physical education sessions in traditional settings. The freedom to roam and engage with a diverse landscape helps develop children's gross motor skills and overall physical health through organic and spontaneous activities . The forest’s natural challenges, such as uneven ground and climbing opportunities, promote balance, coordination, and muscle development . This immersive and experiential approach engages children in active lifestyles, fostering a lifelong appreciation for movement and physical well-being.
Forest kindergartens in Austria face various regulatory challenges due to differing regional legal frameworks. In regions like Steiermark and Tirol, there is a lack of specific legal structures for forest kindergartens, requiring these establishments to comply with general kindergarten regulations while seeking special approvals for specific activities . In Tirol, forest kindergartens operate as a childcare experiment needing annual renewals and oversight by multiple authorities . This lack of standardized regulation creates operational uncertainties and necessitates negotiations with local governments and landowners for permissions and infrastructural integration .
Forest kindergarten environments significantly enhance children's social competencies. Daily activities in such settings require children to collaborate and communicate effectively, fostering teamwork and empathy. The necessity for cooperation in activities like transporting logs or building shelters develops negotiation skills and helps children learn to resolve conflicts constructively . Additionally, by working in groups with varying dynamics and interests, children gain exposure to diverse perspectives, enhancing their ability to understand and adapt to others' needs and viewpoints . This nurturing of social skills contributes to their overall interpersonal development.
Forest kindergartens can significantly influence parental perceptions by showcasing the developmental benefits and holistic learning opportunities these environments provide. Observing improvements in their children's physical health, environmental awareness, and social skills can shift parents' views toward valuing less-structured, nature-based learning. Moreover, parental involvement in forest kindergarten activities often results in increased appreciation for outdoor play and a greater understanding of the advantages of a natural learning setting . This can lead to a broader acceptance and advocacy for integrating similar pedagogical approaches in other educational contexts .
Forest kindergartens incorporate democratic values by giving children a voice in the planning and decision-making of daily activities, thus fostering a sense of responsibility and participatory skills. These settings emphasize the importance of every child’s input, shaping activities around their collective interests . Environmental consciousness is instilled by teaching children to respect and care for their environment through daily interactions with the natural world. Children learn to appreciate ecological values by understanding the impact of their actions on their surroundings, promoting sustainable habits from a young age .
Forest kindergartens create a gender-neutral environment by eliminating stereotypical play materials like traditional dollhouses or specific play corners associated with gender roles. The absence of conventional toys means children create their play scenarios using natural materials, promoting gender inclusivity. Both boys and girls equally participate in all types of activities, enabling each child to experiment with different roles and interactions without preconceived notions . This inclusive atmosphere encourages children to engage freely and explore diverse interests collaboratively, fostering social equality from a young age .