M1: Giovanni Boccaccio über den Ausbruch des „Schwarzen Todes“ 1348
Die meisten literarischen Werke, die den „Schwarzen Tod“ thematisieren, entstanden erst
lange nach den Pandemiejahren 1347-1353. Eine Ausnahme stellt „Il Decamerone“ des
Zeitzeugen Giovanni Boccaccio dar, das wohl zwischen 1350-1353 geschrieben wurde. Ort
der Rahmenhandlung ist ein Landhaus in den Hügeln von Florenz, wohin sich sieben
Mädchen und drei junge Männer vor der Pest geflüchtet haben, die im Frühjahr und Sommer
1348 Florenz heimsuchte. Die Einleitung des Buches ist eine der detailliertesten
mittelalterlichen Quellen über die Auswirkung des „Schwarzen Todes“ in einer Stadt.
Boccaccio berichtete über den Ausbruch der Pest in Florenz:
„Diese Seuche begann bei Männern wie bei Frauen mit Schwellungen in der Leistengegend
oder in den Armhöhlen. Sie entwickeln sich bis zur Größe eines kleinen Apfels oder eines
Hühnereis. Sie breiteten sich über den ganzen Körper aus. Bald darauf erschienen an den
Oberschenkeln oder irgendwelchen anderen Teilen des Körpers schwarze oder purpurrote
Flecken. Die meisten Menschen starben binnen drei Tagen, die meisten ohne Fieber. Manche
glaubten, mäßig zu leben, das würde sie retten. Sie bildeten kleine Gemeinschaften, die sich
völlig absonderten. Sie schlossen sich in Häusern ein, in denen es keine Kranken gab, und
aßen das beste Essen, während andere glaubten, ein sicheres Heilmittel sei, zu trinken und
fröhlich zu sein.“
M2: Die „Große Pest“ in England 1348/49: Chronicon Angliae temporibus Edwardi II et
Edwardi III: Nachdem die sich Pest 1347/48 über das Mittelmeer nach Frankreich und Italien
ausgebreitet hatte, erreichte sie im August 1348 Calais und griff von dort nach England über.
Von den Seehäfen aus breitete sich die Seuche dann bis 1350 über die gesamte Insel aus.
Geoffrey le Baker schildert dies in seiner „Chronicon Angliae temporibus Edwardi II et
Edwardi III“ (Chronik Englands in den Zeiten von Edward II. und Edward III.):
„Zuerst tötete sie fast alle Einwohner der Seehäfen in Dorset und dann die, die im Inland
wohnten. Von dort wütete sie fürchterlich durch Devon und Somerset bis Bristol. Dann
verweigerten die Leute von Gloucester denen aus Bristol das Betreten ihrer Provinz, weil
jeder dachte, dass der Atem jener die unter Menschen lebten, welche an der Pest starben,
ansteckend sei. Schließlich griff sie doch auf Gloucester über und auf Oxford und London und
zuletzt auf ganz England so gewaltig, dass kaum einer von zehn von beiden Geschlechtern am
Leben blieb“.
Quelle: http://www.archive.org/stream/galfridilebaker00gilegoog#page/n7/mode/2up