Ds Textsortentraining Loesungen Auflage8
Ds Textsortentraining Loesungen Auflage8
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deutsch
textsortentraining 9
13
bis
1.
–
Lösungen
5.
J g.
B
HS
/ 5.
–8
.K
l.
A
HS
1 ERÖRTERUNG
Ü001 Individuelle Lösungen
Ü004 Lösungsvorschläge:
Pro-Argumente Kontra-Argumente
22 Schwächeren helfen 22 Hilfe könnte missverstanden werden
22 Mitgefühl 22 Man muss auf sich selber schauen
22 Gegen Ungerechtigkeiten ankämpfen 22 Einsatz bleibt unbelohnt
22 Gemeinsam ist man stärker 22 Man gerät selbst unter Druck
22 … 22 …
BH BG BE
Ü007 Der Caritas-Direktor klagt darüber, dass die Menschlichkeit in der heutigen Zeit verloren
X
geht.
Immer wieder kann man in den Tageszeitungen über Fälle von fehlender Zivilcourage
X
lesen.
Weil die Gesellschaft nur noch aus Egoisten besteht, fehlt die Bereitschaft, sich für andere
X
einzusetzen.
Ü008 Lösungsvorschläge:
Thema 1
BH: Zivilcourage kommt nicht aus der Mode.
BG: Jede Gesellschaft kann nur dann funktionieren und die Menschen können nur dann glücklich
miteinander leben, wenn sie aufeinander achten und füreinander einstehen.
BE: Jeder möchte, dass ihr / ihm in einer Notlage geholfen wird.
Thema 3:
BH: Jugendliche sollen auch andere Wege nutzen, um miteinander zu kommunizieren.
BG: Wenn die gesamte Kommunikation unter Jugendlichen nur noch via soziale Netzwerke abläuft,
dann verlernen sie, miteinander direkt zu sprechen.
BE: Immer häufiger sieht man Jugendliche, die sich treffen, dann aber alle wieder nur auf ihr Handy
starren und nichts gemeinsam unternehmen.
Ü009 1. Einleitung (Z. 1–5), Hauptteil (Z. 5–33), Schluss (Z. 34–37)
2. Der Operator des ersten Arbeitsauftrages lautet: Gib mit Hilfe eines Beispiels aus dem Zeitungs-
bericht wieder, … p findet sich nicht im Text der Schülerin; sie geht nur in Zeile 17f. kurz auf
den Vorfall in Berlin ein
Der Operator des zweiten Arbeitsauftrages lautet: Erkläre, welche Herausforderungen und
Probleme … p wird beantwortet im Text der Schülerin
Der Operator des dritten Arbeitsauftrages lautet: Begründe, warum Zivilcourage … p wird im
Hauptteil und Schluss des Textes der Schülerin beantwortet
3. Argumente sind teilweise nach dem 3-B-Schema aufgebaut, zum Beispiel Zeile 9 ff., wo begin-
nend mit der Behauptung „Ich denke, dass die Menschen immer mehr an Zivilcourage verlieren“,
mit Begründung und Beispielen fortgesetzt wird. Teilweise werden aber auch Beispiele aufge
listet ohne passende Behauptungen und Begründungen.
4. Individuelle Lösungen
5. Generell gilt bei der Erörterung, dass es keine „Ich-Formulierungen“ im Hauptteil (z. B. Zeile 26)
geben darf, das „Ich“ kann bei den Beispielen vorkommen und dann im Schluss, wenn die
eigene Meinung verlangt wird.
6. Individuelle Lösungen
7. Beistrichfehler (Z. 11): … in Bedrängnis ist oder Hilfe braucht, reagieren … p kein Beistrich vor
oder, weil ein Gliedsatz gleichen Grades mit oder verbunden wird.
Seite 29 Pyro oder rogge: Geht auf die Jugendsprache ein und gibt Beispiele an.
Bindet und verbindet: Sprache ist ein verbindendes Element und schafft Gruppenzugehörigkeit.
Facebook-Vergewaltigung: Sprache verändert sich andauernd und ist den Einflüssen der Zeit ausge-
setzt.
Gute Sprache, böse Sprache: Wirft die Frage auf, aus welchen Sprachen es akzeptiert ist, Wörter
zu übernehmen, und aus welchen nicht.
Bildbeilage: Jugend definiert sich durch ihre Sprache und schafft dadurch eine klare Abgrenzung
zu anderen.
Musterlösung zu Beispiel 1
Thema: Jugendsprache
Jeder weiß, dass Jugendliche sich anders als Erwachsene ausdrücken und dass sie andere Worte als
die ältere Generation verwenden. Ist diese Jugendsprache nun Ausdruck von Individualität oder
bewusstes Mittel zur Abgrenzung?
Da die Jugendlichen oft eigene Sprachen mit speziellen Wörtern und Phrasen kreieren, die nur in-
nerhalb einer bestimmten Gruppe verstanden werden, führt dies zu Problemen, da die älteren
Mitmenschen mit diesen Begriffen kaum oder gar nichts anzufangen wissen. Doch gefährden Ju-
gendwörter die deutsche Sprache und das Hochdeutsch?
Sprache entwickelt sich im Laufe der Zeit ständig. Besonders die Jugendsprache ist einem perma-
nenten Wandel ausgesetzt, denn sie wird vor allem von Technik, Migration und der Populärkultur
geprägt. Doch auch andere Bereiche der Sprache verändern sich, das ist nicht etwas, das nur auf die
Jugendsprache zutrifft.
Zudem ist Sprache ein Teil der Identität einer jeden / eines jeden, und sie ist auch regional unter-
schiedlich. Auch dieser Fakt ist in allen Bereichen der Sprache, also nicht nur bei der Jugendsprache,
zu finden. So wird in der Steiermark anders gegrüßt als in Kärnten, und in der Skaterszene werden
andere Begriffe verwendet als in der Gothic-Szene.
Somit ist die Kritik an der Jugendsprache, die vor allem ältere Menschen immer wieder betonen, nicht
angebracht, denn nicht nur die Jugendsprache verändert sich, sondern die Sprache im Allgemeinen.
Aus der Sicht eines Jugendlichen ist die Kritik an der Jugendsprache, besonders von der älteren Ge-
neration, nicht nachvollziehbar, denn nur weil Erwachsene die Verknappungen und die Anglizismen
der jungen Erwachsenen häufig nicht kennen, heißt das noch lange nicht, dass es zu Kommunikati-
onsschwierigkeiten zwischen den Generationen kommen muss. Wenn man sich auf seine Ge-
sprächspartnerin / seinen Gesprächspartner, egal, wie alt sie oder er ist, einlässt, dann können auch
Sprachschwierigkeiten sehr einfach aus dem Weg geräumt werden. Außerdem ist zu bedenken,
dass auch viele Jugendliche Wörter, die die Eltern oder Großeltern verwenden, nicht immer verste-
hen. Auch hier fragen sie nach und so kann der Wortschatz erweitert werden und etwas Neues
dazuzulernen ist immer gut, auch, wenn es Ausdrücke der Jugendsprache sind. Auch die Befürch-
tung, dass englische Ausdrücke die deutsche Sprache gefährden, erweist sich als unnötig. Denn
diese gehören zum Alltag, egal ob jung oder alt, dazu und sie sind Zeichen der globalisierten Welt.
Sprache ist ein Verbindungsglied zwischen den Menschen, das zwar einerseits Gruppen voneinander
unterscheidet, aber andererseits Menschen auch miteinander verbindet. Denn auch wenn jede Gruppe
ihre eigenen Wörter hat, haben alle Gruppen viele gemeinsame Wörter. Letztendlich verbindet Sprache
mehr, als sie trennt. Zudem können kleine Sprachbarrieren zwischen den Generationen leicht eingeris-
sen werden, indem man miteinander redet. Bewusst sollte aber allen Sprechenden sein, dass Sprache
auch als Waffe verwendet werden kann, um Menschen auszugrenzen, dem muss gemeinsam, also
generationenübergreifend, entgegengewirkt werden mit einer gemeinsamen Sprache! (493 Wörter)
Sie schreien, kreischen, jubeln. Hunderte von Jugendlichen warten, bis endlich die Rollläden des neu
eröffneten Primark hochgehen und sie sich auf die Klamotten stürzen können. Was sind die Ursa-
chen dafür, dass das Einkaufen für viele Jugendliche zum regelrechten Hype geworden ist?
In welchem Zusammenhang stehen Lifestyle und soziale Medien? Jugendliche finden heutzutage
ihre Peer-Gruppen nicht nur in der Schule und im Freundeskreis, sondern zunehmend auch in sozi-
alen Netzwerken oder Blogs. Das Bedürfnis, zu einer Bezugsgruppe von Gleichaltrigen zu gehören,
deren Werte und Normen zu teilen und dadurch die eigene Identität zu stabilisieren, ist groß. Man
definiert sich oft über äußere Merkmale wie Aussehen, Musik- und Filmgeschmack – oder eben
Kleidung. Der sogenannte „Lifestyle“ ist ein Oberflächenphänomen, das wenig mit moralischen
Überlegungen oder Suche nach Lebenssinn zu tun hat. Jugendliche – wie auch Erwachsene – drängt
es in einer Welt der zunehmenden Unsicherheiten, ihr Handeln an konkreten Zielen und erreichba-
ren Bedürfnisobjekten ausrichten zu können. Wichtig ist also, wer einem sagt, was man schön fin-
den und was man anziehen soll.
Soziales Bewusstsein hat dabei oft nur wenig Platz. Ob eine Textilfabrik in Bangladesch, wo u. a. die
Billigprodukte erzeugt werden, einstürzt oder abbrennt, scheint für viele jugendliche Konsumenten
uninteressant. Das Wissen darüber würde nur den Einkaufsgenuss stören. Gegenläufig lässt sich
allerdings auch beobachten, dass in zunehmendem Ausmaß die faire, nachhaltige und umwelt-
freundliche Produktion für die Kaufentscheidung eine Rolle spielt. Je älter und kaufkräftiger der
Konsument, umso wichtiger werden diese Faktoren.
Gesamtgesellschaftlich gesehen, spiegelt das Einkaufsverhalten der Jugendlichen das der Erwachse-
nen. Viele Menschen lassen sich von der Mode, der Wirtschaft, der Werbung diktieren, was sie gut
und interessant finden sollen, was sie „wollen sollen“ und was sie kaufen sollen. Das Dogma der
Wirtschaft vom ewigen Wachstum macht aus unserer Konsumgesellschaft eine Wegwerfgesell-
schaft. Einem Markenwahn unterliegen nicht nur Jugendliche, sondern auch erwachsene Men-
schen, und nicht nur in der Mode, sondern ebenso bei Handy, Auto, Laptop und Rasenmäher.
Die Modeindustrie scheint einen beträchtlichen Einfluss auf die Jugend von heute zu haben. Ist
diese also gänzlich unkritisch und den Einflüsterungen der Modemarken ausgeliefert? Es gibt sicher
nicht wenige, auf die das zutrifft, und diese sind dann die „braven“ Konsumenten von morgen.
Doch man würde vielen Jugendlichen unrecht tun, wenn man dies verallgemeinern würde, denn
„die“ Jugendlichen gibt es nicht. Soziale Herkunft und Alter spielen eine große Rolle, wieweit sie
einem unkritischen und wahnhaften Mode-Hype verfallen oder wieweit ihr Kaufverhalten rational
und ethisch geprägt ist.
Was passiert, wenn sich Jugendliche gegen das herrschende Modediktat stellen? Wenn dies unfrei-
willig passiert, z. B. weil sich der Teenager ein Produkt finanziell nicht leisten kann, ist wohl mit
Frustration – einem Gefühl, nicht dazuzugehören – zu rechnen. Wenn man sich aber bewusst ge-
gen den Kauf eines bestimmten, „angesagten“ Produkts entscheidet, könnte dies auch das Gegen-
teil bewirken: Man könnte stolz auf sich sein, weil man als kritischer Konsument sich eben nicht von
der Modeindustrie manipulieren lässt – das Selbstbewusstsein würde steigen.
Musterlösung zu Beispiel 3
Thema: Beurteilung von Lehrerinnen / Lehrern
Dass LehrerInnen ihren SchülerInnen Noten geben, ist ein selbstverständlicher Vorgang in unserem
Schulsystem. Dass auch umgekehrt SchülerInnen ihre LehrerInnen bewerten, wird immer wieder
einmal in den Raum gestellt. Welche Vor- und Nachteile hätte eine solche LehrerInnenbewertung
und welche Auswirkungen würde sie mit sich bringen?
Die vorliegenden Aussagen der beiden SchülerInnen vertreten zwei gegensätzliche Standpunkte.
Schüler C ist der Meinung, dass eine LehrerInnenbewertung gut wäre, weil dadurch LehrerInnen sich
mehr anstrengen würden, einen guten Unterricht zu machen. Das Prinzip, dass jemand, der gute Ar-
beit leistet, bleiben darf, während jemand, der schlecht arbeitet, seinen Arbeitsplatz verliert, solle auch
für LehrerInnen gelten. So könnten SchülerInnen sich auch gegen „fiese“ LehrerInnen wehren.
Schülerin D dagegen hält die LehrerInnenbewertung für keine gute Idee, da dann auch vielleicht
gute LehrerInnen gehen müssten, weil SchülerInnen schlecht auf sie zu sprechen seien und deswe-
gen ungerechte Noten verteilen würden. Umgekehrt bestünde die Gefahr, dass LehrerInnen sich für
eine gute Benotung „einschleimen“ könnten.
Die Auswirkungen einer LehrerInnenbewertung durch SchülerInnen sind unterschiedlich. Eine posi-
tive Folge könnte sicher der damit verbundene Motivationsschub für LehrerInnen sein. Jemand, der
weiß, dass er auf dem Prüfstand steht, wird sich normalerweise mehr bemühen, den Erwartungen
zu entsprechen. Positives Feedback bei guter Leistung könnte dazu führen, seine Bemühungen
weiter zu verbessern.
Andererseits wären LehrerInnen durch eine SchülerInnenbewertung auch höherem Druck ausge-
setzt. Manche könnten versucht sein, nicht die Leistungen, sondern die Beziehungsebene zu ver-
bessern, eventuell durch Notengeschenke oder indem sie sich bei SchülerInnen Liebkind machen.
Die Nachteile sind offensichtlich: Einerseits würde die Grenze zwischen Sach- und Beziehungsebene
noch mehr verschwimmen. Andererseits wären der pädagogische Auftrag der Lehrkraft und ihr
Rollenvorbild in Gefahr, wenn sie sich von SchülerInnen abhängig macht. Nicht nur die SchülerIn-
nen, sondern auch ihre Eltern könnten Druck auf die Lehrkraft ausüben, bei mangelhafter Leistung
gute Noten einzufordern. Die Lehrkraft wäre erpressbar, wenn ihr Arbeitsplatz gefährdet ist.
Eine LehrerInnenbewertung könnte auch Vorteile haben. Den LehrerInnenn würde auch das zuteil,
was für SchülerInnen selbstverständlich ist: Feedback in Form von Noten.
Positives Feedback in Form von guten Noten würde bedeuten, dass SchülerInnen die Bemühungen
der Lehrkraft anerkennen. Lob tut gut, egal, wer es von wem bekommt. Dies könnte zu höherer
Motivation führen, die Zufriedenheit mit dem LehrerInnenberuf könnte dadurch wachsen.
Aber auch kritisches oder sogar negatives Feedback, also „schlechte“ Noten, könnte eine positive
Auswirkung haben. Die Lehrkraft würde mehr über ihre Schwächen erfahren und könnte an diesen
arbeiten. Es würde also ein Vorgang stattfinden, der in umgekehrter Richtung selbstverständlich ist
und auch oft zum Erfolg führt.
Trotz der genannten Vorteile halte ich eine verpflichtende Bewertung der LehrerInnen durch
SchülerInnen für problematisch, da die Nachteile schwerer wiegen. Die LehrerIn-SchülerIn-Bezie-
hung würde durch eine gegenseitige Beurteilung noch mehr auf die Probe gestellt, als dies bei so
mancher subjektiv empfundenen „ungerechten Benotung“ ohnehin schon der Fall ist. Die Gefahr
einer missbräuchlichen Anwendung aufgrund von Sympathie oder Antipathie wäre groß. Und
LehrerInnen sind auch jetzt schon in der Lage, sich wertvolles Feedback von SchülerInnen zu holen,
wenn sie dies wirklich wollen. Eine verpflichtende LehrerInnenbewertung erscheint also nicht
sinnvoll. (494 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Musterlösung zu Beispiel 4
Thema: Negative Folgen sozialer Medien
Die digitale Gegenwart wird immer unüberschaubarer, für die einen beängstigend, für die anderen
verlockend. Wie wirkt sich das digitale auf das analoge Leben aus? Wie geht man mit der Sucht von
Jugendlichen nach sozialen Netzwerken um?
Im Zeitungsartikel „Chatten, posten, liken: Die Sucht der Teenager nach Social Media“ aus dem
Online-Standard vom 1.3.2018 wird die Sucht von Jugendlichen nach sozialen Netzwerken proble-
matisiert. Einer Studie zufolge sind rund 100.000 Teenager, also ca. 2,6 Prozent aller Jugendlichen
in Deutschland, süchtig nach sozialen Netzwerken.
Als Folgen zeigen sich Schlafmangel, Realitätsflucht oder Streit mit Eltern bzw. auch Entzugserschei-
nungen wie Gereiztheit, Unruhe oder Traurigkeit. Ihr Verhalten ändert sich dahingehend, dass sie über
das tatsächliche Ausmaß der Nutzung lügen, ihr Interesse an Hobbys, Freunden oder Schule verlieren.
Die negativen Auswirkungen eines intensiven digitalen Lebens auf das analoge Leben sind offen-
sichtlich, allen voran die Realitätsflucht: die virtuelle Realität wird wichtiger als die Wirklichkeit.
Diese Flucht aus einer als zunehmend schwierig erlebten sozialen Wirklichkeit hat ihre Ursachen
möglicherweise in einer Überforderung der Jugendlichen. Soziale Anforderungen und eine in vielen
Bereichen unsichere, immer komplexere Welt können zu einem Vogel-Strauß-Verhalten bei den
jungen Erwachsenen führen.
Doch nicht nur Flucht in eine virtuelle Realität ist zu beobachten, sondern auch das Verschwimmen
der Grenzen zur Wirklichkeit. Die Fähigkeit bzw. das Bedürfnis, zwischen „Freunden“ und tatsäch-
lichen Freunden zu unterscheiden, nimmt ab. Der Umgang mit „Netzfreunden“ ist möglicherweise
einfacher als eine konfliktträchtigere face-to-face-Kommunikation. Die beliebige virtuelle Verfüg-
barkeit trägt dazu bei, dem Treffen in sozialen Netzwerken den Vorzug vor einem realen Ort bzw.
einer realen Person zu geben. Das alles kann das Kommunikationsverhalten verändern und die Fä-
higkeit zu freundschaftlichen Beziehungen gefährden.
Wie sollen Eltern damit umgehen, wenn sich die Handysucht ihrer Kinder durch Lügen, Gereiztheit
oder Schlafmangel bemerkbar macht? Wie soll die Schule darauf reagieren, wenn die intensive
Social-Media-Nutzung von Schülerinnen und Schülern zu Konzentrationsmangel, Leistungsabfall
und Defiziten im Sozialverhalten führen?
Die Rolle der Eltern als Vorbild ist zunächst einmal ein sehr wichtige. Da auch nicht wenige Eltern
heutzutage dazu neigen, das Handy bzw. die sozialen Medien missbräuchlich zu verwenden, gibt es
hier Nachholbedarf. Wenn die Eltern einen verantwortungsvollen Umgang damit vorzeigen, gibt es
gute Chancen, dass ihre Kinder diesen ebenfalls lernen.
Zur pädagogischen Verantwortung der Eltern gehört es natürlich auch, Regeln zu definieren und
konsequent Grenzen zu setzen. Je nach Alter der Kinder können Regeln gemeinsam aufgestellt und
deren Einhaltung überprüft werden. Wann, wie lange und unter welchen Bedingungen man sich in
sozialen Netzwerken aufhält, sollte für die Kinder verständlich und nachvollziehbar sein.
In der Schule sind transparente Regeln für den Handygebrauch und eine konsequente Einhaltung
derselben ebenso wichtig. Dazu kommt außerdem die Aufklärung über einen sinnvollen und ver-
antwortungsbewussten Umgang mit dem Internet im Allgemeinen und den sozialen Netzwerken
im Besonderen. Vorbildwirkung und Medienkompetenz der Lehrerinnen und Lehrer spielen dabei
eine große Rolle.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Gefahren einer zunehmenden Digitalisierung der Sozialbe-
ziehungen zwar vorhanden sind, ihnen aber durch Vernunft und Verantwortungsbewusstsein be-
gegnet werden kann. In einer unbekannten digitalen Zukunft könnten das die Leitlinien für unser
Handeln sein. (497 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Ü015 Lösungsvorschläge
Aktuelles Geschehen: Terror durch IS
Äußerung einer Person: „Es gibt kein Budget-Loch!“
Alltagsbeobachtungen: Sprache der Jugend wird immer aggressiver
Entwicklungen: Sehr viele Ehen werden nach kurzer Zeit geschieden.
Ü016 Lösungsvorschläge
Mein Thema lautet … Gesichtsverhüllungsverbot in Österreich
Meine Leserschaft wird sein Die Leserschaft der Internetdiskussion der Presse
…
Meine Informationen Online-Ausgabe der Tageszeitung „Kleine Zeitung“ vom 5.4.2018; Bericht:
stammen aus … „So hält es der Rest Europas mit dem Kopftuch“
Die momentane Situation wiedergeben in Bezug auf Verschleierungsverbote
Europas soll ich …
Mein Blick auf das Thema das Gesichtsverhüllungsverbot in Österreich erläutern
soll …
Eigene Erfahrungen … soll ich in meinen Kommentar einbringen und Gefahren und Chancen des
Gesetzes bewerten
Zum Schluss muss einen Appell an meine Leserschaft richten.
ich …
Die Wortanzahl ist mit … 540 bis 660
vorgegeben.
Ü017 1. Leitfragen
Welches Thema wird in den Materialien auf Seite 39 angesprochen?
Burkaverbot: Unterstützung für Burkaverbot; Wo Burkas verboten sind
Von wem stammt dieser nicht-lineare Text? / Gibt es eine Verfasserin / einen Verfasser?
Statista
Ü018 Lösungsvorschläge:
Einleitungsbeispiel 2: Dieser Kommentar beginnt mit einer kritischen Analyse einer Ist-Situation.
Einleitungsbeispiel 3: Dieser Kommentar beginnt mit einem aktuellen Ereignis.
Einleitungsbeispiel 4: Dieser Kommentar beginnt mit einem originell formulierten, von der Öffent-
lichkeit nicht erwarteten Ergebnis.
Ü019 Lösungsvorschlag:
BH: Jeder soll die Kleidung tragen, die sie / er möchte.
BG: Kleidung ist Ausdruck der Individualität und zeigt nach außen hin, wofür ein Mensch steht.
Wenn jemanden nun ihre / seine Religion so wichtig ist, dass sie / er das auch durch seine Kleidung
ausdrücken möchte, dann soll sie / er das Recht dazu haben.
BE: Wenn man sich tagtäglich die Menschen in der U-Bahn ansieht, dann weiß man, dass Kleidung
ein Statement setzen kann.
Ü020 1. Einleitung (Z. 1–18), Hauptteil (Z. 19–41), Schluss (Z. 42–44)
2. Argumente, die unterstützen: Z. 20–22, 29–32 / Argumente, die entkräften: Z. 23–26
3. Argumente sind oft ohne Begründung, die Beweise sind so gewählt, dass jemand, der nicht
permanent die Zeitung liest, mit einigen Beweisen nichts anfängt
4. Individuelle Lösungen
5. Rhetorische Fragen (Z. 11–18), Übertreibung (Z. 10), Anapher (Z. 5 / 7 / 8 / 10), Ironie (Z. 42ff)
Musterlösung zu Beispiel 1
Thema: „Legalisierung von Drogen“
Lokalaugenschein in Wien an einem lauschigen Samstagabend: Viele junge Menschen sind gut
drauf, freuen sich ihres Lebens. Das ist zumindest das sehr naive offensichtliche Bild, im Hintergrund
wird gedealt, Drogen werden konsumiert und neue Abhängige generiert. Das alles nur an einem
einzigen Abend in einer Stadt, man will sich gar nicht vorstellen, wie die Situation weltweit ist. Und
doch müssen wir uns der Realität stellen, gerade deshalb, weil es immer mehr Menschen gibt, die
Drogen verniedlichen und ihre katastrophalen Folgen verharmlosen. Nein, Drogen sind nicht cool,
nein, Drogen sind nicht ungefährlich und einmal ist definitiv nicht keinmal!
Drogen, egal in welcher Form, sollten definitiv nicht legalisiert werden. Viele Experten und Ärzte
werden nicht müde, vor den Konsequenzen, die Drogen auf den menschlichen Körper, sei es mental
oder körperlich, haben, zu warnen. Leider werden diese in der Öffentlichkeit meist belächelt und als
konservativ abgestempelt, denn es ist einfach gerade en vogue, pro Legalisierung zu sein. Deswe-
gen ist es wichtig, sich fundiert über die Auswirkungen von Drogenmissbrauch zu informieren und
sich selbst ein Bild zu machen. Nicht einfach blind dem Mainstream folgen, sondern sich reflektiert
mit diesem doch so wichtigen Thema auseinandersetzen. Denn es gilt: Hände weg von Drogen,
auch wenn diese Meinung momentan nicht ganz so populär ist. (492 Wörter)
Musterlösung zu Beispiel 2
Thema: „Sollbruchstellen in Elektrogeräten“
Das Wort „Obsoleszenz“ steht für „sich abnutzen, alt werden, aus der Mode kommen“. Wenn
dieser Prozess in der Industrie als Strategie eingesetzt wird, um die Lebensdauer von Produkten
gezielt zu verringern, spricht man von „geplanter Obsoleszenz“. Gibt es so etwas tatsächlich?
Leider ja, lautet die traurige Antwort. Aber wie? Und vor allem warum? Besonders in der Elektronik
industrie werden minderwertige Bauteile eingesetzt, die schneller verschleißen und das Produkt
schneller kaputt gehen lassen, z. B. wärmeempfindliche Bauteile bei Geschirrspülern oder nicht aus-
wechselbare Akkus bei Smartphones. Und wozu das Ganze? Der Kunde soll dazu gebracht werden,
sein Produkt als Modeartikel anzusehen und das alte, auch wenn es noch funktioniert, gegen ein
neueres Modell auszutauschen. Die Wirtschaft muss ja wachsen.
Die Folgen für unsere Umwelt und Gesellschaft? Elektroschrott, der als Wohlstandsmüll auf den
Müllhalden Afrikas, Asiens und Lateinamerikas landet, gigantische Plastikinseln im Meer – die Welt
droht an ihrem Müll zu ersticken.
Nicht zu vergessen die psychischen Auswirkungen unserer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft:
Durch „Mode- und Modellzyklen“ erzeugt die Wirtschaft das Bedürfnis nach neuen Konsumgütern,
das brave Konsumenten befriedigt, indem sie stets das neueste Produkt kaufen. Egal, ob sie es
brauchen oder nicht. Eine konsumistische Lebenshaltung, die Sinnerfüllung im Kaufen findet.
Doch genau darin liegt auch eine Chance. Die Marketingstrategie der geplanten Obsoleszenz kann
uns zu kritischen Konsumenten machen, wenn wir nicht auf sie hereinfallen. Wenn wir Produkte in
Zukunft bewusster prüfen, bevor wir sie kaufen. Und wenn wir uns natürlich die ehrliche Frage
stellen, ob wir ein neues Produkt überhaupt brauchen.
Daher mein Appell an alle „braven“ Konsumenten: Tappen wir nicht mehr in die Marketingfalle der
Wirtschaft. Aber vor allem: Tappen wir nicht mehr in die eigene Falle – die Gier. (330 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Musterlösung zu Beispiel 3
Thema: „Jugendliche Zeitungsleser / innen“
Sex, Smartphone, Drogen? Wenn Sie angefangen haben, diese Zeilen zu lesen, dann haben die drei
Signalwörter ihren Zweck erreicht – nämlich Sie zum Lesen dieses Textes zu bringen. Wollen Sie
außerdem wissen, was Sex, Smartphone und Drogen mit dem Leseverhalten von Jugendlichen zu
tun haben? Dann bitte weiterlesen.
Zeitung, nein danke! Das ist heutzutage die Einstellung vieler Jugendlicher, wenn es ums Zeitungle-
sen geht. Studien zufolge greifen heute nur mehr 25% der Jugendlichen zwischen 12 und 25 zu
einer Tageszeitung. Lauter Lesemuffel? Analphabeten? Keineswegs. Die Informationswege sind
eben andere geworden. Die Tageszeitung hat durch das Internet eine übermächtige Konkurrenz
bekommen. Je „cooler“ eine Tageszeitung – buntes Layout, Cartoons, aussagekräftige Überschrif-
ten – desto eher greifen Jugendliche zu. Dazu gehören übrigens auch die eingangs erwähnten Sig-
nalwörter, die JungleserInnen eher dazu bringen können, einen Artikel zu lesen. Doch bei den so-
genannten „soft news“ (Musik, Stars, Mode) ist das Internet längst die Nummer 1 in der
Info-Landschaft geworden.
Kann man Jugendlichen das Zeitunglesen (wieder) schmackhaft machen? Wahrscheinlich schon. Es
stellt sich die Frage des „Mehrwerts“: Was habe ich vom Zeitunglesen bzw. was kann eine Zeitung
bieten, was das Internet nicht hat?
Ist es die wohltuende Entspannung, die sich entfaltet, wenn man bei Cappuccino und Croissant
seine Zeitung genüsslich Seite für Seite entfaltet? Die Auszeit, die man sich vom umtriebigen Inter-
net gönnt, um in die geistige Welt der Druckerschwärze einzutauchen? Oder die Sicherheit seriöser
Berichterstattung und die intellektuelle Herausforderung anspruchsvoller Kommentare? Oder viel-
leicht auch die Tatsache, dass es „cool“ sein kann, eine Zeitung zu lesen, wenn alle anderen auf
dem Smartphone wischen?
Wenn es gelänge, diese oder andere Mehr-Werte des Zeitunglesens für Jugendliche sichtbar zu
machen, dann könnten wir Sokrates getrost sagen: Sollen sie den Luxus lieben und ihren Eltern
widersprechen, aber dumm sind sie nicht – weil sie Zeitung lesen. (650 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Musterlösung zu Beispiel 4
Thema: „Typisch Frau / Typisch Mann?!“
Ob Männer wirklich nicht zuhören und Frauen wirklich schlecht einparken, wie das ein beliebter
Ratgeber behauptet, ist wissenschaftlich noch nicht ganz geklärt. Dass Frauen sich beruflich aber
öfter um Kinder kümmern, während Männer lieber Häuser bauen, steht fest. Wie ist das mit der
beruflichen Gleichberechtigung?
Offenbar gibt es noch immer typische Männerberufe und typische Frauenberufe: Im Gesundheits-
und Sozialbereich arbeiten zurzeit vor allem Frauen, während in Berufssparten wie Baugewerbe
oder Land- und Forstwirtschaft eindeutig die Männer dominieren. Einer dieser – immer noch – klas-
sischen Frauenberufe ist die Betreuung von kleinen Kindern: die Kindergartenpädagogin. Da hat
man sich in Wien etwas getraut: Seit September 2018 arbeiten 30 – männliche – Zivildiener in
Wiener städtischen Kindergärten. Da diese jungen Männer sehr gut ankommen, will man diese Zahl
in den nächsten Jahren auf 100 steigern. Man will damit „eingefahrene Geschlechterrollen auf
brechen“. Ein ambitioniertes Vorhaben!
Endlich setzt man nun auch das in der Politik um, was schon seit vielen Jahren selbstverständlich ist:
dass Kinder weibliche und männliche Rollenvorbilder brauchen – und das schon so früh wie mög-
Doch es geht auch anders. Das zeigen Männer, die als Krankenpfleger oder Kindergartenpädagoge
ihre berufliche Erfüllung finden, ebenso wie Frauen als KFZ-Mechanikerin oder Tischlerin. Was
könnte man zuhause oder in der Schule tun, damit das keine Ausnahmen bleiben?
Der erste Schritt ist die Bewusstseinsbildung der Erwachsenen. Eltern könnten ihre eigenen Ge-
schlechterrollen bewusster reflektieren – und sie dann hin und wieder auch bewusst verändern.
Dass der Papa auch kochen, Windeln wechseln und die Wäsche waschen kann, zeigen Jungväter
zwar schon immer öfter, müsste aber noch selbstverständlicher werden. Dass die Mama den Rasen
mäht, am Computer arbeitet oder das Ikea-Regal zusammenschraubt ebenso. Vieles ist dann doch
nicht so „typisch Frau, typisch Mann“, wie es scheint.
Die Schule könnte den SchülerInnen ihr eigenes Geschlechtsrollenverständnis bewusster machen.
Die Reflexion der Geschlechterrollen gehört dazu ebenso wie die Thematisierung von Homo- oder
Transsexualität. Mit Offenheit und Sensibilität könnte so eine vorurteilsfreie Betrachtung von „Män-
nerberufen“ und „Frauenberufen“ gelingen. Das alles wird jedoch wenig nützen, wenn es kein
gesellschaftliches Umdenken gibt – wenn die sogenannten „weiblichen“ Berufe nicht auch finanzi-
ell den „Männerberufen“ gleichgestellt werden.
Und wenn alles gut geht, wird es in einigen Jahren selbstverständlich sein, dass Männer zuhören
können und im Kindergarten die Kleinen aufs Töpfchen setzen und dass Frauen einparken können
und die großen Brummis lenken. Alles fließt! (495 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Ü026 Ich muss an den Autor des Artikels über das Thema „Erziehung der Kinder in der heutigen Zeit“
schreiben.
Ich muss eine Stellungnahme schreiben, weil ich die Argumente aus dem Artikel aufgreife und er-
gänze bzw. sie ablehne.
Ü028 Unterstreichungsvorschläge:
22 Beschreibe die Kernaussage …
22 Analysiere die Stichhaltigkeit zweier im Artikel enthaltener Argumente
22 Begründe …
Ü029 Lösungsvorschlag:
2. Abschnitt: Ich muss im Text nachlesen, ob die Argumente nach dem 3-B-Schema aufgebaut
sind und zwei Argumente genauer analysieren, d.h., ob sie schlüssig sind.
3. Abschnitt: Meine Meinung soll ich nun begründet (also mit den 3Bs) darlegen.
Ü030 BH: Viele Lehrer behaupten, dass die Schule die Institution ist, wo die Kinder erzogen werden.
BG: Die Zeit, die die Kinder in der Schule verbringen, ist oft viel mehr, als sie im Elternhaus sind.
BE: Schülerinnen und Schüler sind oft bis 17.00 Uhr in der Tagesbetreuung und sehen ihre Eltern
erst spät am Abend.
BH: Eltern meinen, dass die Schule einen Bildungsauftrag habe und ihr Kind auch dort erzogen
werden solle.
BG: Die Eltern suchen sich die Schulen aus, die ihren Erziehungsidealen am nächsten kommen, und
treffen eine ganz gezielte Schulwahl.
BE: Am Tag der offenen Tür werden oft Fragen genau in diese Richtung von den Eltern gestellt und
sie erwarten dann auch, dass ihre Kinder danach erzogen werden.
BH: Die Zeit, die Eltern mit ihren Kindern verbringen, wird immer weniger.
BG: Da die Eltern meist beide berufstätig sind, haben Vater und Mutter nur noch wenig Zeit, sich
um die Kindererziehung zu kümmern. Sind sie einmal mit ihren Kindern zusammen, dann wollen sie
diese Zeit genießen und nicht mit „pädagogischen Dingen“ verschwenden.
BE: Die Eltern meiner besten Freundin kommen meist nach 22.00 Uhr nach Hause, da schläft das
Kind schon und somit bleibt für gemeinsame Aktivitäten nur noch das Wochenende über.
Musterlösung zu Beispiel 1
Thema: „Scripted-Reality-Shows“
Doch was bitte sind eigentlich Scripted-Reality-Shows? Das sind Fernsehformate, die hauptsächlich
am Nachmittag gesendet werden und das Zielpublikum dieser TV-Sendungen sind vor allem
Hartz-IV-Empfänger und gestresste Hausfrauen und Mütter. Die Handlungen dieser Sendungen sind
von Script-Writern ausgedacht, nichts wird dem Zufall überlassen und hauptsächlich werden The-
men wie zerrüttete Familienverhältnisse dargestellt. Die ZuseherInnen sollen sich denken, Gott sei
Dank, bei mir im Leben geht es nicht so schlimm zu!
Diese TV-Formate sind bei den ZuseherInnen beliebt, ob Sie es glauben oder nicht, denn sie stellen
eine Flucht aus dem eigentlichen, meist tristen Alltag dar und das Fernsehpublikum kann sich am
gezeigten Unglück ergötzen und sich freuen, dass es selbst doch viel geringere Probleme hat. Zu-
sätzlich dazu spricht viele an, dass diese Sendungen nach dem Motto „Show, don’t tell.“ gedreht
werden. Das bedeutet, dass die Geschichte über Worte erzählt wird, ein aktives Zusehen ist gar
nicht mehr nötig. Das hat den Vorteil, dass man sich beim Zusehen nicht anstrengen muss und das
mag ein gewisses TV-Publikum, sich einfach berieseln zu lassen.
Liebe Grüße,
Simone Wagner (17, Wien) (330 Wörter)
Musterlösung zu Beispiel 2
Thema: „Fastfood und seine Folgen für Jugendliche“
Ihr Artikel „Der Fluch von Fastfood“ vom 21.12.2015 hat mich wirklich betroffen gemacht. Wie
ungesund Fastfood ist, weiß doch inzwischen wirklich jeder. Umso bedenklicher finde ich die Ent-
wicklung, die Sie in Ihrem Artikel beschreiben.
Die bittere Wahrheit: Immer mehr Jugendliche konsumieren regelmäßig Fastfood. Warum das so
ungesund ist, ist schnell erklärt: Regelmäßiger Fastfood-Konsum reduziert das Sättigungsgefühl –
man isst mehr. Limonaden und Cola sind stark überzuckert. Das alles steigert das Risiko, an Zucker-
krankheit oder Fettleibigkeit zu erkranken. Auch sogenannte Light-Produkte sind keine Lösung,
denn deren oft problematische Inhaltsstoffe begünstigen Heißhungerattacken. Und was auch zu
denken gibt: Immer weniger Jugendliche essen Obst oder Gemüse.
Was also tun? Die Schule hat hier eine wichtige Vorbildfunktion. Stark zuckerhaltige Snacks und
Limonaden müssten aus dem Schulbuffet bzw. aus Getränke- und Essautomaten verbannt werden.
Es gibt gesunde und schmackhafte Alternativen!
Wasser als Durstlöscher sollte aufgewertet werden. Die Schule könnte den Schülern als gesunden
„Snack“ auch Gratis-Äpfel zur Verfügung stellen. Wenn man nicht Ernährungslehre im Stunden-
plan hat, sollte man Gesundheitsworkshops und -projekte anbieten. Auch ein Gesundheitscoach
zur Ernährungsberatung der Schüler wäre eine gute Idee.
Sicher spielen die Eltern als Vorbild aber eine noch größere Rolle. Oft wird zuhause leider nicht mehr
richtig gekocht, sondern nur mehr Dosen- und Fertigfutter aufgewärmt. Auch wenn viele Elterntei-
le heutzutage beide berufstätig sind – so viel Zeit, um den Kindern ein selbst gekochtes Essen auf
den Tisch zu stellen, sollte sein. Gute Kochshows oder Kochbücher zeigen, dass schmackhafte und
gesunde Küche nicht mehr zeitaufwändig sein muss!
Sollte man Fastfood und Light-Produkte überhaupt verbieten? Das wäre deswegen keine gute Idee,
weil Verbotenes noch interessanter ist. Also nicht grundsätzlich verbieten, sondern aufklären. Le-
bensmittel, die stark zucker- oder fetthaltig sind, müssten deutlich gekennzeichnet werden, z. B.
Musterlösung zu Beispiel 3
Thema: „Lebensplanung, Lebenseinstellung“
Mit großem Interesse habe ich Ihren Online-Artikel „Sinn statt Status: Wie zwei Karriere-Aussteiger
ihr Glück im Job fanden“ vom 24.2.2018 gelesen.
Sie beschreiben darin sehr erfrischend die Lebenswege zweier junger Erwachsener, die aus ihrem
bisherigen Beruf ausgestiegen sind und sich neuen Aufgaben zugewendet haben: die 29-jährige
Julia Arndorfer, die nach einem gut dotierten Job in einer Personalberatung auf einer Radreise das
„Serendipity“-Prinzip (offen sein für das Ungeplante) und dadurch sich selbst entdeckt habe; und
den 30-jährigen Peter Hackmair, der seinen tollen Fußballprofi-Job aufgegeben habe, um auf einer
Weltreise „sich selbst zu verlieren und (…) wiederzufinden“. Ihr neues Leben sei sinnvoller und
befriedigender als das alte, meinen beide.
Eine interessante Geschichte! Es scheint so, als ob man seine Lebensträume nicht mit dem her-
kömmlichen Berufsalltag verbinden könnte. Träume zu haben, ist etwas Schönes. Man sollte sie
aber auch an die Realität anpassen können – man muss sie nicht gleich aufgeben, wenn’s hakt.
Viele Menschen haben eine Supermarkt-Mentalität entwickelt: Ich will einen interessanten Job, der
mich ausfüllt, gut bezahlt, viel Freizeit, und außerdem noch eine nette Familie, Haus, Hund und
All-inclusive-Urlaub auf den Malediven. Doch das Leben funktioniert nicht wie ein Supermarkt –
man sollte Abstriche machen können. Viele und große Wünsche auf der einen Seite, eine geringe
Frustrationstoleranz bezüglich Beruf auf der anderen Seite: Da kann das Aussteigen schon zum
(Über-)Lebenskonzept werden.
Bemerkenswert finde ich, dass beide Aussteiger auf Status und Geld in ihrem neuen Leben wenig
Wert legen. Nicht ein dickes Auto und eine tolle Wohnung zähle, sondern „sich selbst treu zu blei-
ben“. Hundert Prozent ja! Natürlich braucht man in unserer Gesellschaft Geld als materielle Basis,
um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Doch glücklich macht es nicht. Dazu sind Aner-
kennung und Wertschätzung von anderen Menschen notwendig. Ebenso wie Selbstwertschätzung
und das Gefühl, meinem Leben durch meine Aktivitäten Sinn zu geben.
In diesem Sinn möchte ich das Schlusswort den beiden glücklichen Aussteigern überlassen: „Ver-
traue darauf, dass vieles sich ergibt. Und sei offen dafür.“
Mit großem Interesse habe ich den Artikel „Was heißt hier nachhaltig?“ vom 2.3.2018 in Ihrem
Online-Forum gelesen. Wirklich interessante Überlegungen, die hier von Saskia Blatakes zum Begriff
„Nachhaltigkeit“ angestellt werden.
Der „Club of Rome“ hat schon 1972 vor dem ausufernden Wachstum gewarnt, und diese Warnun-
gen sind heute noch immer aktuell. Wir steuern auf einen Kollaps zu, wenn wir weiterhin kurzfristig
und verantwortungslos denken. Wenn wir weiter wie bisher egoistisches Konsumdenken vor Klima-
und Umweltschutz stellen. Da gebe ich Papst Franziskus mit seiner Kritik ganz Recht! Und auch dass
der Begriff „Nachhaltigkeit“ oft auch gar nichts mehr bedeutet, sondern inflationär und als Worthül-
se in Werbetexten verwendet wird, ist problematisch.
In Wirklichkeit ist mit diesem Begriff leider oft nur noch kommerzieller Gewinn verbunden. Zum
Beispiel in der Autoindustrie, wo ein neues Modell, das etwas weniger Benzin verbraucht als das
alte, schon als umweltfreundlich gepriesen wird. Oder wo Billigmode-Ketten in reißerischen Marke-
ting-Aktionen nur ankündigen, auf „Bio“ umzusteigen, weiterhin aber umweltschädigend agieren.
Alles nur Augenauswischerei! Wir Konsumenten lassen uns Sand in die Augen streuen und fallen
auf billige Werbeslogans herein. Selbst schuld, wenn wir auf sogenannte „umweltfreundliche“
Produkte wegen schön applizierter grüner Blätter und Herzen hereinfallen, könnte man sagen.
Was brauchen wir, um einen wirklich nachhaltigen Lebensstil zu führen? Kritikfähigkeit gegenüber
scheinökologischen Rattenfängern, die nur Geld im Auge haben. Bewusstsein für die Produkte, die
tatsächlich umweltfreundlich und nachhaltig produziert werden. Dass Billigmode oder Billigfleisch
wahrscheinlich nicht dazu gehören, scheint logisch. Echte Bio-Qualität hat ihren Preis. Statt 5 Billig-
T-Shirts von Primark kann man sich vielleicht nur ein T-Shirt leisten, das aber von einer garantiert
ökologisch produzierenden Qualitätsmarke.
Der persönliche Lebensstil könnte umweltbewusster werden. Mit dem Fahrrad einkaufen (statt mit
dem Auto), Plastik vermeiden, Müll trennen, keine umweltschädigenden Billig-Urlaubsflüge! Wir
sollten uns hier bei der Nase nehmen und ernsthaft überlegen, was wir alles wirklich brauchen.
Wenn wir diese Erde auch den nächsten Generationen halbwegs intakt überlassen wollen, müssen
wir bereit sein zu verzichten. Handeln wir jetzt!
Ü039 Lösungsvorschläge:
Ich kann meine Rede vor meinen Mitschülerinnen / Mitschülern halten.
Ich kann meine Rede vor meiner Familie halten.
Ich kann meine Rede in meinem Freundeskreis halten.
Ich kann meine Rede in einem Verein halten.
Ü040 Ich muss eine Rede zum Thema sinnvolle Zeitgestaltung halten.
Mein Publikum sind meine Mitschülerinnen / Mitschüler, sie werde ich mit du ansprechen.
Ü045 Lösungsvorschläge:
Ein Witz: „Haben Sie drei Sekunden Zeit?“
Ein persönliches Beispiel: Ich bin wohl das beste Beispiel dafür, dass es Menschen gibt, die alles
„auf den letzten Drücker“ machen. Manchmal frage ich mich, ob mir eine sinnvolle Zeitgestaltung
nicht helfen würde, dass …
Eine provokante Aussage: Keiner scheint mehr Zeit zu haben, überall hetzen wir uns hin, von
Termin zu Termin …
Eine eigene Idee: Wer kennt denn nicht die Redewendung „Die Zeit fliegt“ …
Ü046 Lösungsvorschläge:
Argument 1:
BH: Die Kinder und Jugendlichen werden durch die Schule gezwungen, sich ihre Zeit sinnvoll einzuteilen.
BG: Sie bekommen von der Schule einen Stundenplan und einen Schularbeits- und Testkalender
vorgegeben und müssen sich daran orientieren. Nur wenn sie sich an diese Struktur halten, können
sie positive Noten erhalten.
BE: Viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler tragen sich sofort ihre gesamten schulischen Ter-
mine in ihren Terminkalender ein, damit sie planen können, wann sie für welchen Test bzw. welche
Schularbeit lernen können bzw. müssen.
Ü047 1. Absätze gehören nach Einleitung und Hauptteil gemacht. Einleitung: Zeile 1–8, Hauptteil: Zeile
8–28, Schluss: 28–45
2. Der Operator des ersten Arbeitsauftrages lautet: Beschreibe, wie … Wird im Text der Schülerin
ab Zeile 8 beantwortet.
Der Operator des zweiten Arbeitsauftrages lautet: Vergleiche deine Sichtweise … im Zeitungs-
artikel genannt werden. Der Vergleich mit den im Zeitungsartikel genannten Argumenten fehlt
im Text der Schülerin.
Der Operator des dritten Arbeitsauftrages lautet: Begründe deinen Standpunkt … Wird im Text
der Schülerin ab Zeile 28 beantwortet.
3. Ist danach aufgebaut, meistens ist aber die BG länger als 2 Sätze.
4. individuelle Lösungen
5. Z. 1: investieren, Z. 9: Meine Antwort: …, Z. 14: Dann haben wir zu uns selbst gesagt: …,
Z .17: festgestellt, 19: erkannt haben, haben wir beschlossen …, Z. 24: umgegraben haben,
Z. 26: kostspielig, Gehirnzellen, Z. 35: Wir werden aus dem Hinterhalt …
6. direkte Ansprache (Z. 2), rhetorische Frage (Z. 9), Einbau eines Zitats (Z. 15), Einschub (Z. 18),
umgangssprachliche Wendungen (Z. 19), Provokation (Z. 26), Personifikation (Z. 28ff), Appell
(Z. 31ff.), Hoffnung wecken (Z. 39ff.)
Seite 97 Fakt 1: Über eine Million junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren lebt in Österreich. Fast die
Hälfte davon sucht Selbstverwirklichung im Beruf.
Fakt 2: Eine große Mehrheit, 80%, will neben der Arbeit genug Zeit für Familie und Hobbys haben.
Fakt 3: Die gute Beziehung zu den Eltern ist wichtig – viele junge Leute zwischen 20 und 24 leben
noch bei diesen.
Fakt 4: Partnerschaft spielt nur eine kleine Rolle, Freundschaften sind da schon wesentlich wichti-
ger. 94% nützen soziale Netzwerke!
Fakt 5: 69% der 15–24-Jährigen finden Politik kaum bis gar nicht interessant.
Redewendung / Zitat 1:
Fangt an zu gehen!
Redewendung / Zitat 2:
Lebt eure Werte!
Musterlösung zu Beispiel 1
Thema: „Jugendliche und ihre Einstellungen und Werte“
Vor ein paar Tagen haben wir Informationsmaterial zum Thema „Werte der Jugend“ bekommen.
Ich möchte euch nun heute ein paar Daten und Fakten zu diesem Thema präsentieren und euch
meine Meinung dazu mitteilen.
Der Befund des Jugendforschers Philipp Ikrath ist wirklich interessant. Die Hauptaussage für mich:
Junge Menschen leben heutzutage in einer großen Verunsicherung. Klingt gar nicht gut. Was ist
damit gemeint? Der Optimismus voriger Generationen fehlt, der Glaube an den sozialen Aufstieg
Bevor ich dieser Sichtweise meine eigene entgegenstelle, noch ein paar harte Fakten und Zahlen:
Über eine Million junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren lebt in Österreich. Fast die Hälfte
davon sucht Selbstverwirklichung im Beruf. Eine große Mehrheit, 80%, will neben der Arbeit genug
Zeit für Familie und Hobbys haben. Die gute Beziehung zu den Eltern ist wichtig – viele junge Leute
zwischen 20 und 24 leben noch bei diesen. Partnerschaft spielt nur eine kleine Rolle, Freundschaf-
ten sind da schon wesentlich wichtiger: 94% nützen soziale Netzwerke! Vielleicht erschreckend:
69% der 15–24-Jährigen finden Politik kaum bis gar nicht interessant. Soweit die Faktenlage
Ich möchte der Sichtweise des Jugendforschers Ikrath laut entgegnen: So sind wir nicht. Sie irren
sich, Herr Ikrath! Nicht in allen, aber doch in vielen Punkten sehe ich die Welt der Jugendlichen und
jungen Erwachsenen anders. Meine Erfahrungen in meinem eigenen Umkreis – vielleicht auch eure
– sind oft andere, z. B. beim Thema „soziale Netzwerke“. Immer öfter erlebe ich, dass Jugendliche
sich aus den sozialen Medien ausklinken. Zum Teil in Form einer zeitweiligen Auszeit, weil sie wieder
mehr „allein“ sein wollen, mit echten Freunden oder mit sich selbst. Zum Teil für immer und radikal,
weil sie nicht mehr von dieser Darstellungssucht getrieben sein wollen.
Was schon zu denken geben könnte: das politische Desinteresse, das uns, meine lieben Mitschüle-
rinnen und Mitschüler, zugeschrieben wird. Das ist aber nur auf den ersten Blick erschreckend,
wenn ein bestimmtes Politikverständnis vorausgesetzt wird. Politik ist für mich – und für viele von
uns – aber nicht nur Parteipolitik. Da wirft man uns, vielleicht gar nicht zu Unrecht, eine zynische –
ich würde eher sagen, eine desillusionierte – Haltung vor. Viele von uns sind enttäuscht von der
politischen Streit-Unkultur und der egoistischen und kurzsichtigen Haltung vieler „erwachsener“
Politiker!
Dem halte ich entgegen: die „Fridays for Future“ mit der 16-jährigen Greta Thunberg als Vorbild für
ein neues Umweltbewusstsein. Wir wollen uns engagieren, wenn es um etwas geht! Viele von uns
haben ein soziales Gewissen, das sich dadurch ausdrückt, dass wir biologisch und ökologisch be-
wusster leben – und nicht nur darüber reden. Auch Veganismus kann ein politisches Statement
sein!
Was ich grundsätzlich über die Werte der Jugend noch sagen möchte, liebe Zuhörerinnen und Zu-
hörer: Werte und Einstellungen ändern sich, so wie sich die Welt verändert. Logischerweise und
notwendigerweise! Wir leben heute in einer anderen Welt als unsere Eltern oder Großeltern. Da
kann man einiges dran mögen, anderes nicht. Aber wir kommen nicht darum herum, uns in dieser
Welt zurechtfinden zu müssen. Und natürlich wollen wir sie auch selbst gestalten. Das wird uns aber
schwergemacht, wenn wir ständig mit „früher“ verglichen werden. Wenn uns eingeredet wird,
dass unsere Werte nicht gut genug sind. Wie sollen wir so Eigenständigkeit entwickeln? Selbstver-
trauen? Wie sollen wir so unseren eigenen Weg finden? Es ist auch unsere Welt, und wir wollen sie
auch bewohnen. Nur wenn ihr uns vertrauensvoll loslasst, werden wir selbst gehen lernen.
Musterlösung zu Beispiel 2
Thema: „Schönheitsideale der Jugendlichen“
Einmal Nasebrechen, Fettabsaugung, Bauchdeckenstraffung und bitte alles zum Mitnehmen. So,
oder so ähnlich scheint es in vielen Operationssälen der Nation gerade zuzugehen. Doch woher
kommt dieser Drang, schön sein zu wollen und wer bestimmt in unserer Gesellschaft, was schön
ist? Ich spreche heute im Zuge des Elterninformationsabends vor Ihnen aus Sicht einer Schülerin,
damit Sie nicht nur die nackten Zahlen in Bezug auf Schönheitsoperationen kennen, sondern auch
wissen, welcher enorme Druck besonders auf jungen und weiblichen Erwachsenen lastet.
Alleine, wenn man sich nur diese wenigen Fakten durch den Kopf gegen lässt, sollte man ins Grü-
beln kommen. Und ich hoffe, viele von Ihnen beginnen nun auch nachzudenken! Warum riskieren
jährlich 40.000 Menschen alleine in Österreich eine Operation? Eine einfache, aber nicht sehr reflek-
tierte Antwort darauf ist, dass sich diese Menschen in ihrem Körper nicht wohlfühlen und sie sich
mithilfe dieser Eingriffe schöner fühlen wollen. Doch wer bitte definiert, was schön ist? Die Filmin-
dustrie? Die Modeindustrie? Die sozialen Medien? All diese Medien prägen das momentane Bild
von Schönheit. Junge Menschen, die anscheinend den perfekten Body haben und die teuerste
Kleidung tragen, schreien den Menschen fast schon ins Gesicht: So müsst ihr sein! Solch ein Leben
müsst ihr leben! Doch genau hier liegt der große Trugschluss, diese Bilder, Filme und Videos sind
verfälscht und spiegeln nur eine Scheinwelt wider. Diese Scheinwelt scheint aber für viele so verlo-
ckend zu sein, dass sie sich operieren, nur, um dann auch ein perfektes Foto posten zu können und
somit den Teufelskreislauf weiter anzuheizen.
Besonders erschreckend ist, dass sich gerade junge Mädchen auch ein Vorbild an ihren Müttern
nehmen und gemeinsam mit ihnen zum Beauty-Doc gehen. Hier sollte man sich fragen, was bitte
diese Mütter ihren Kindern mit auf den Weg geben? Problemlösungsstrategie Operationssaal? Das
kann doch nicht wirklich die Antwort auf tiefliegende Probleme sein! Es ist selbstverständlich, dass
man mit seinem Körper nicht zufrieden ist, aber es gibt viele andere, natürliche und kostengünstige
Varianten, wie man mit sich und seiner Umgebung ins Reine kommt. Vielleicht reicht es einfach
schon, sich mit Freundinnen auszutauschen und zu erfahren, dass auch diese ihren Körper nicht als
perfekt betrachten und dass auch das schönste Top-Model nicht makellos ist. Gerade liebe Mütter
im Publikum, belächeln Sie nicht die Sorgen Ihrer Kinder, sondern reden Sie mit ihnen. Erzählen Sie
von Ihren Sorgen und Ängsten und stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihrer Sprösslinge!
Liebes Publikum, bitte beherzigen Sie Folgendes: Jeder Makel und jede sogenannte „Problemzone“
macht uns doch erst so einzigartig und hebt uns aus der Masse hervor! Individualität statt Konfor-
mität und Gleichklang! Deshalb lieber den eigenen Körper im Sinne der Gesundheit fit halten, an-
statt in die Natur mit einer nicht notwendigen Operation einzugreifen.
Musterlösung zu Beispiel 3
Thema: „Deutsch-Matura“
Sagt, wie habt ihr‘s mit der Literatur? Diese Gretchenfrage möchte ich heute euch als Schüler und
Schülerinnen und Ihnen als Lehrer und Lehrerinnen stellen. Wie soll in Zukunft der Deutschunter-
richt bzw. die Deutschmatura aussehen? Welchen Stellenwert soll Literatur haben?
Wie ich kürzlich in einem PRESSE-Artikel lesen konnte, haben Germanisten und Autoren die bishe-
rige Deutschmatura-Praxis in Frage gestellt. Die Zentralmatura scheint sich, zumindest im Fach
Deutsch, im Wesentlichen zu bewähren. Doch gibt es einige Schräubchen, an denen man noch
drehen könnte. Was wir auch von Ihnen, sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, immer wieder hören:
Die Literatur kommt im Unterricht momentan zu kurz.
Soll Literatur im Unterricht und bei der Matura wieder mehr Gewicht bekommen? Sollen unter-
schiedliche Schultypen unterschiedlich viele Deutschstunden oder sogar eine andere Deutschmatura
haben? Wenn Literatur nicht mehr bei der Matura geprüft werde, werde sie auch im Unterricht zur
Nebensache – lautet ein Argument. Sollen zwei – statt wie bisher eine – Aufgabenstellungen litera-
risch sein? Soll die Literaturfrage verpflichtend sein? Viele Fragen, über die ich im Folgenden zum
Nachdenken anregen möchte.
Seien wir doch ehrlich: Der Deutschunterricht ist momentan in erster Linie Textsortentraining. Wir
trainieren Textsorten, um „maturafit“ zu sein. Die Literatur kommt dabei eindeutig zu kurz!
Wer kennt sie schon, die ursprüngliche Gretchenfrage aus Goethes „Faust“: „Nun sag, wie hast
du‘s mit der Religion?“ So fragt Gretchen ihren Heinrich Faust. Ist noch Zeit im Unterricht, Klassiker
wie Goethes „Faust“, Kafkas „Prozess“ oder Brechts „Mutter Courage“ zu lesen? Leider nein!
Werke werden besprochen, einzelne Textstellen daraus gelesen. Aber die gesamten Werke? Keine
Zeit, wie müssen Erörterungen, Kommentare und Leserbriefe üben, heißt es. Auch wenn uns das
ewige Textschreiben schon zum Hals heraushängt!
Man wirft uns Jugendlichen oft Engstirnigkeit oder Desinteresse vor. Wir hätten nur mehr Facebook
oder Whats-App im Kopf. Netflix und Youtube statt Kino und Theater. Keinen Text verstehen, der
über Twitter-Länge hinausgeht ... So arg schaut`s zum Glück nicht aus. Aber es stimmt: Viele gibt‘s
nicht unter uns, die von sich aus gern lesen. Manchmal hilft ein bisschen sanfter Druck, um eine
Herausforderung anzunehmen, ein Buch zu lesen. Den Film „Das Parfum“ kennt doch wohl jeder
von euch. Ich hätte nicht gedacht, dass das Buch noch viel besser ist. Lesen war in dem Fall das
wahre Kino im Kopf. Diese Erfahrung wird mich wohl auch in Zukunft auf Literatur neugierig ma-
chen.
Wie könnte also, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ein Deutschunterricht ausschauen, der die Litera-
tur wieder mehr berücksichtigt? Die wichtigste Frage meines Erachtens: Wird nur das von uns Schü-
lerinnen und Schülern ernst genommen und gelernt, was auch bei der Matura geprüft wird?
Ich könnte jetzt einfach behaupten: Nein, natürlich nicht! Es kommt auf das persönliche Leseinter-
esse an. Und das könnten gute Lehrerinnen und Lehrer bei – fast – jeder Schülerin / jedem Schüler
wecken. Aber ganz so einfach ist es nicht: ein dichter Stundenplan, v.a. In der BHS, Schularbeiten,
Tests, Prüfungen, Hausübungen, Diplomarbeit, VWA, immer mehr Lernstoff. Wie soll man da noch
Zeit und Energie zum Lesen fi
nden?
Aus meiner Sicht könnte man daher der Literatur wieder mehr Gewicht geben – auch bei der
Deutsch-Zentralmatura. Zwei von drei Fragen könnten literarisch sein. Man würde sich im Deutsch
unterricht zwangsläufig wieder mehr mit Literatur beschäftigen. Und dieser würde dann durchaus
auch interessanter ablaufen: literarische Diskussionsrunden, literarische Projekte, Theaterwork-
shops, Theaterbesuche. Eintauchen in erdachte Welten, in vergangene Zeiten, Figuren wie Werther
Daher möchte ich meinen Schlussappell an die richten, die heute gar nicht hier im Publikum sitzen,
an die Lehrplangestalter und -reformer: Gebt der Literatur wieder mehr Platz! Und: Nicht alles, was
wichtig ist, lässt sich als Kompetenz abprüfen.
Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, lassen Sie nicht locker in Ihrem Bemühen, uns Literatur nahe-
zubringen.
Und an meine lieben Mitschülerinnen und Mitschüler folgende Botschaft aus eigener Erfahrung:
Lesen ist wirklich Kino im Kopf.
Ich bedanke mich herzlich für Ihre und eure Aufmerksamkeit! (660 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Musterlösung zu Beispiel 4
Thema: „Gesellschaftliche Herausforderungen“
Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, sehr geehrter Herr Professor/sehr geehrte Frau Professor,
Integration, Asyl und Abschiebung sind Schlagworte, die mittlerweile in aller Munde sind. Auch im
Geschichtsunterricht haben wir uns kürzlich mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Umso mehr
freut es mich, heute über dieses Thema sprechen zu dürfen.
Ich werde mich in meiner Rede immer wieder auf den Artikel „Perfekt integriert – aber uner-
wünscht“ aus der Online-Ausgabe der Tageszeitung „Die Presse“ beziehen, welcher die Situation
einer tschetschenischen Familie, die kurz vor ihrer Abschiebung steht, schildert.
Die sechsköpfige Familie Tikaev lebt seit 2011 in Wien, sie mussten ihr Heimatland verlassen, da sie
politisch verfolgt wurden. Obwohl sie als perfekt integriert gelten, stehen sie nun kurz vor der Ab-
schiebung in ihr Heimatland. Ihr momentaner Aufenthaltsort – das Grundversorgungsquartier Hen-
ry Dunant in Schwechat – wird als äußerst trostlos beschrieben. Die Familie ist verzweifelt.
Versuchen Sie sich in die Lage dieser Familie hineinzuversetzen! Wie würden Sie sich fühlen, wenn
Sie sich in Österreich ein Leben aufgebaut haben, Ihre Kinder eine österreichische Schule besuchen,
perfekt Deutsch sprechen und plötzlich von einem Tag auf den anderen alles anders ist? Sie wären
bestimmt verzweifelt und wütend.
In den Medien wird ständig darüber berichtet, dass Menschen abgeschoben werden. Oft leben sie
schon jahrelang in Österreich und haben sich perfekt integriert. Auch in unserer Schule musste
letztes Jahr ein Mitschüler, ebenfalls aus Tschetschenien, Österreich verlassen. Sie erinnern sich be-
stimmt daran, dass Mitschülerinnen und Mitschüler, Lehrerinnen und Lehrer alles versucht haben,
um die Behörden umzustimmen, damit er und seine Familie bleiben können. Leider ohne Erfolg!
Obwohl der junge Mann sozusagen als Musterbeispiel von Integration galt, er hatte ausschließlich
gute Noten, wurde sein Asylbescheid abgelehnt. Auch er durfte sich viele Jahre lang Hoffnung ma-
chen und sich mit seiner Familie ein neues Leben aufbauen, doch schlussendlich interessierte das die
Behörden nicht.
Natürlich können nicht alle, die in Österreich Zuflucht suchen, bleiben. Hierbei unterschiedet die
Gesetzeslage auch zwischen Flüchtlingen, die ihr Heimatland verlassen müssen, weil ihnen dort
Gefahr droht und Migrantinnen/Migranten, die ihr Land freiwillig verlassen. Die erstere Gruppe
unterliegt der Genfer Flüchtlingskonvention, ihnen muss, wenn die Gründe berechtigt sind, Asyl
gewährt werden. Klingt doch alles fair, oder? Das Grundproblem ist, dass die Behörden sich viel zu
lange Zeit lassen können, ihre Entscheidung über Bleiben oder Nichtbleiben zu treffen. Mein Vor-
schlag an die verantwortlichen Entscheidungsträger wäre nun, die Asylverfahren zu beschleunigen.
So könnte man verbindliche Regelungen einführen, dass innerhalb eines halben Jahres eine Ent-
Darum appelliere ich an uns alle: Verschließen wir nicht die Augen vor diesem Problem, setzen wir
uns für eine Änderung des Asylrechts ein, indem wir beispielsweise bei den nächsten Wahlen gut
überlegen, welcher Partei wir unsere Stimme geben!
Danke, dass ich über dieses Thema sprechen durfte, und ich hoffe, manche zum Nachdenken ge-
bracht zu haben. (492 Wörter)
Autorin der Musterlösung: Nicole Eisinger-Müllner
Ü053 2) Ich untersuche den formalen Aufbau des Textes und setzte ihn mit dem inhaltlichen Aufbau in
Verbindung.
3) Ich muss die sprachlichen Besonderheiten des Textes herausarbeiten und in Verbindung zum Text
setzen.
Ü057 1. Einleitung (Z. 1–5), Hauptteil (Z. 5–27), Schluss (Z. 28–30)
2. Der Operator des ersten Arbeitsauftrages lautet: Gib … wieder. Wird im Text der Schülerin ab
Zeile 5 beantwortet.
Der Operator des zweiten Arbeitsauftrages lautet: Untersuche den formalen Aufbau … zum
inhaltlichen Aufbau. Wird im Text der Schülerin ab Zeile 16 beantwortet.
Der Operator des dritten Arbeitsauftrages lautet: Analysiere die sprachlichen … Wird im Text
der Schülerin ab Zeile 21 beantwortet.
3. Alle drei Analysen werden angesprochen, aber die formale Analyse kann ruhig noch ausgebaut
werden. Auch bei der sprachlichen Analyse kann noch mehr auf die rhetorischen Mittel einge-
gangen werden.
4. Individuelle Lösungen
5. erschienenen (Z. 1), österreichische (Z. 2), die sich gern mit ihrer Sprache beschäftigen (Z. 4),
haben (Z. 5), schnelllebig (Z. 9), Textes (Z. 15) belegt statt unterlegt (Z. 17), dass (Z. 20), ironische
(Z. 21), unterstreichen (Z. 27)
6. Individuelle Lösungen
7. gehört in keine Textanalyse: … obwohl ich ja ganz anderer Meinung bin. (Z. 21)
Problematik des Input-Textes: Achtsamkeit (Jomo), neuer Trend, andere Trends (Yolo, Fobo) be-
reits überholt, sparsamer mit den eigenen Ressourcen umgehen, Verzicht auf soziale Netzwerke,
digitale Geräte (Handy), zu wenig Achtsamkeit kann langfristig zu Depression und Burnout führen
Musterlösung zu Beispiel 1
Thema: „Lebenskonzepte“
Die am 16. 01. 2019 in der Online-Ausgabe der Tageszeitung „Die Presse“ erschienene Glosse
„Jomo statt Fomo: Jetzt bleiben wir zu Hause“, geschrieben von Sabine Hottowy, beschäftigt sich
mit dem Thema „Achtsamkeit“, welche seit kurzem in unserer Gesellschaft eine zunehmend große
Rolle spielt.
In ihrer Glosse spricht die Autorin einen neuen Trend an, welcher Jomo genannt wird. Dieses Kürzel
steht für „Joy of missing out“, übersetzt bedeutet das, dass man mit seiner Zeit und seinen Ressour-
cen achtsamer umgehen soll und auch einmal abschalten muss. Sabine Hottowy führt unter ande-
rem den dänischen Psychologen und Philosophen Svend Brinkmann an, der in seinem Buch „Pfeif
drauf!“ festhält, dass ein zu ausuferndes Sozialleben langfristig zu Stress, Einsamkeit und Depressi-
on führe. Er plädiert für mehr Zurückhaltung und Mäßigung.
Bereits in der Überschrift wird das Thema angesprochen, auch wenn die Leserinnen und Leser zu
diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, was mit den beiden Begriffen „Jomo“ und „Fomo“ gemeint
ist. Ersterer wird anschließend im Lead der Glosse erklärt.
Von Anfang an versucht die Autorin das Interesse zu wecken, indem sie die Leserinnen und Leser
mit zahlreichen Fragen konfrontiert, wie zum Beispiel in Z. 4 „Wer ist zum Jahreswechsel im Bett
geblieben?“. Im darauffolgenden Absatz führt sie andere Lebenskonzepte an, die dem Gegenteil
von Enthaltsamkeit entsprechen und bereits als überholt gelten. Hier wird auch noch einmal der
Begriff „Jomo“ anhand von Beispielen erklärt. In den beiden weiteren Absätzen der Glosse wird
unterstützend zu ihren Ausführungen auf den Experten Svend Brinkmann verwiesen und auf die
Notwendigkeit, auch auf digitale Geräte von Zeit zu Zeit zu verzichten.
Die Ironie spielt naturgemäß in dieser Glosse eine große Rolle und dient dazu, die Leserschaft indi-
rekt zu beeinflussen. So verwendet die Autorin zahlreiche Fragen, auf die sie sich gleich selbst die
Antwort gibt: „Wer ist am Morgen vielleicht sogar mit Buchstaben im Gesicht aufgewacht, weil er
vor lauter Gesellschaftsabstinenz in einem Magazin eingeschlafen ist? Sehr brav.“ (Z. 5–8) Weiters
macht sie sich auch über die ständige Erfindung neuer Kürzel lustig: „Und ein passendes Kürzel
macht schon die Runde: Jomo“ (Z. 12) Auch finden sich immer wieder Ellipsen, wie zum Beispiel in
Da das Zielpublikum dieser Glosse jugendliche Leserinnen und Leser sind, bedient sich die Autorin
auch deren Sprache, um ihnen das neue Lebenskonzept Achtsamkeit (Jomo) näherzubringen. Ge-
nerell versucht Sabine Howottony mehr Bewusstsein zu schaffen und das eigene Verhalten kritisch
zu reflektieren. (476 Wörter)
Autorin der Musterlösung: Nicole Eisinger-Müllner
Musterlösung zu Beispiel 2
Thema: „Umgang mit der Vergangenheit“
In der Glosse „Im Rahmen der Realität“ von Severin Groebner, erschienen am 24.2.2017 in der
Online-Ausgabe der „Wiener Zeitung“, geht es um eine mögliche Umbenennung des Heldenplat-
zes und die daran anknüpfenden Überlegungen des Autors zur Darstellung von Realität im Zusam-
menhang mit dem politischen Umgang mit der Vergangenheit.
Das von Severin Groebner beschriebene Kernthema ist der Vorschlag von Kulturminister Drozda,
den Wiener Heldenplatz in „Platz der Demokratie“ oder „Platz der Republik“ umzubenennen. Er
begrüßt diesen Vorschlag, angesichts der „wirren Zeiten, in denen wir leben“, als „vernünftig“
(Z.3–5). Es werden einerseits auffällige Politiker wie Trump oder Erdogan kritisch unter die Lupe ge-
nommen, andererseits wird die Umbenennung weiterer Orte in Wein ironisch in den Raum gestellt.
Im Text dominiert an vielen Stellen die Ironie, z. B. Z.11f. („Sonderurlaub in einem türkischen Ge-
fängnis“); Z.17–19, wo der „Realismus“ eines Trump mit den philosophischen Traktate(n) von Obe-
lix“ verglichen wird; weiters Z.19–21 oder Z.44–46.
Zu dieser Ironie tragen auch intellektuell klingende Begriffe wie „philosophische Traktate“, „post-
kognitive Pippi-Langstrumpf-Philosophie“ (Z.22f) oder „Altpapiercontainerfüllmaterial“ (Z.26) bei,
die einfache Zustände hochtrabend-übertrieben beschreiben. Dazu kommen Wortspielereien wie
„führende Hitzköpfe beziehungsweise hitzköpfige Führer“ (Z.5f) oder „benamsen“ (Z.42) und, als
Kontrast zu den schein-wissenschaftliche Fremdwörtern, Umgangssprache: „Also, wem gefällt…“
(Z.17), „Wo er denen doch so gerne Geld gibt.“ (Z.54f.) oder „draufgehen“ (Z.30).
Zweimal fallen – im Gegensatz zur sonst durchgehenden Ironie – ernst gemeinte Wertungen auf:
Die Intention des Autors ist es einerseits, populistische, autoritäre und antidemokratische Politiker
kritisch zu beleuchten und sich ironisch über sie lustig zu machen. Der Titel der Glosse „Im Rahmen
der Realität“ könnte im Zusammenhang mit Trumps (dem Erfinder der „fake news“) vermeintli-
chem „Realismus“ (Z.18) und mit fragwürdiger journalistischer Berichterstattung (Z.25–28) auf die
Problematik verzerrter Wirklichkeitsdarstellung hinweisen.
Andererseits macht sich der Autor einen Spaß daraus, dem Leser in ausführlicher Weise phantasie-
volle Umbenennungs-Namen vorzulegen, um so vielleicht die „politisch korrekte“ Umbenen-
nungs-Praxis zu karikieren. Und nicht zuletzt gibt er mit seiner ernst gemeinten Wertung (Z.2 bzw.
Z.33f) seine Sympathie für den Drozda-Vorschlag zu erkennen. (493 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Musterlösung zu Beispiel 3
Thema: „Gesellschaft und Wirtschaft“
Gertraud Leimüller beschäftigt sich in ihrer am 07.12.2017 in der Online-Ausgabe der Tageszeitung
„Salzburger Nachrichten“ erschienenen Kolumne „Was Achtsamkeit im Geschäftsleben zu suchen
hat“ damit, welche Auswirkungen achtsames Umgehen mit sich und der Umwelt für Folgen auf die
Wirtschaft und die Gesellschaft im Allgemeinen hat.
Die zentrale Aussage der Kolumne ist, dass, obwohl Achtsamkeit gerade im Trend liegt, diese große
positive Auswirkungen einerseits auf die Menschen und andererseits auf die Wirtschaft hat. Denn
nur, wer selbst auf sich achtet und dem Körper das gibt, was ihm guttut, ist auch ein wertvoller,
ideenreicher und strapazierbarer Mitarbeiter, der für das Unternehmen und für die Gesellschaft
Leistungen vollbringen kann.
Dieser Achtsamkeits-Trend ist zwar gerade in aller Munde und wird als die Neuigkeit schlechthin
verkauft, aber die Idee, auf seinen Körper und seinen Geist zu achten, ist schon wesentlich älter und
geht schon auf den Buddhismus und die Benediktiner zurück.
In formaler Hinsicht ist die Kolumne „Was Achtsamkeit im Geschäftsleben zu suchen hat“ typisch
für diese Textsorte aufgebaut: Sie besitzt eine reißerische Überschrift, einen prägnanten Lead und
einen in sich schlüssigen, nicht allzu langen Hauptteil. Die acht Abschnitte des Hauptteils führen die
Leserinnen und Leser von der aktuellen Gegenwart in die Vergangenheit, nur damit sie am Ende
wieder zurück in die Gegenwart gebracht werden.
Sprachlich ist die Kolumne von Leimüller einfach zu verstehen, denn die Journalistin verwendet
viele Begriffe der Gegenwartssprache (z. B. „Trend“ (Z.3), „Hype“ (Z.20)) und aus dem Bereich der
Technik, der heute Teil der Alltagswelt der Leserinnen und Leser ist (z. B. „Smartphone-Besitzer“
(Z.12), App-Entwickler“ (Z.10)). Zusätzlich dazu ist der Text in einer gehobenen Alltagssprache ver-
fasst, dies macht es möglich, dass eine breite Leserschaft die Botschaft des Texts versteht. Meta-
phern wie beispielsweise „... dass in den vergangenen Jahren Yoga-Studios wie die sprichwörtlichen
Schwammerl aus der Erde geschossen“ (Z.15–17) oder „Achtsamkeit überwindet die Entkoppe-
lung, die sich in dieser Welt zunehmend breitgemacht hat ...“ (Z.52–53) ermöglichen zusätzlich,
dass sich die Leserinnen und Leser ein gutes Bild der beschriebenen Situation machen können. Mit
Fragen wie „Was nützt es, achtsam zu sein?“ (Z.1–2) werden die Leserinnen und Leser auch immer
wieder direkt angesprochen und sie können einen persönlichen Bezug zum Thema aufbauen.
Um ihre Argumente ihrer Leserschaft näherzubringen, verwendet die Autorin einerseits sehr plaka-
tive Beispiele aus der Gegenwart, andererseits beruft sie sich auf Traditionen und Altbewährtes. So
versucht sie ihr Lesepublikum von ihren Argumenten zu überzeugen und es auf ihre Seite zu ziehen.
So verbindet sie aktuelle Lifestyle-Trends mit relativ konservativen Werten. Außerdem spricht sie
nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Arbeitnehmer an, somit bezieht sie beide Seiten der Arbeits-
Definition Regionalkrimi:
Ein Regionalkrimi ist ein Subgenre des Kriminalromans. Regionalkrimis werden auch als Heimatkrimi
oder Lokalkrimi bezeichnet. Ihre Handlung spielt in einer bestimmten Region, meist einer Stadt.
Bezeichnend für einen Regionalkrimi ist ein mehr oder weniger mit seiner Heimat verbundener Er-
mittler. Oft werden heimatliche Charaktertypen und Klischees verarbeitet.
Musterlösung zu Beispiel 4
Thema: „Faszination Kriminalliteratur“
Im Artikel „Regionalkrimis: Resi, hol mi mit dem Thriller ab!“ von Michael Wurmitzer, der am
27.12.2018 im Online-Standard erschienen ist, geht es um das Aufkommen eines relativ modernen
literarischen Genres: des regionalen Kriminalromans.
Auf unterhaltsame Weise erklärt der Verfasser dem Lesepublikum, warum sich die „Regiokrimis“
heutzutage so großer Beliebtheit erfreuen. Überschaubarkeit, das einfache Leben, skurriles Personal
und ländliche Idylle sind die Ingredienzien der neuen regionalen Spannungsliteratur. Im Unterschied
zum Thriller geht es beim Regiokrimi mehr ums Menschliche, den Unterhaltungsaspekt. Zudem
kann der Leser / die Leserin mit folkloristisch gefärbten Krimis, die am Meer spielen, auch sein / ihr
Fernweh stillen. Und was dieses Literaturgenre offenbar besonders attraktiv macht: Die Reihenbil-
dung („Ein Wien-Krimi“ statt „Der Wien-Krimi“) gibt dem Kunden immer mehr vom Gleichen und
vermittelt in einer verwirrenden Welt Vorhersehbarkeit.
Formal ist der Text in 6 etwa gleich lange Absätze mit 5 Zwischenüberschriften gegliedert. Inhaltlich
kann man 4 Sinnabschnitte erkennen: Die Einleitung (Z.1–13) weckt Interesse und führt ans Thema
heran, dann wird das Phänomen „Regiokrimi“ beschrieben und werden diverse Autoren und Auto-
rinnen dieses literarischen Genres genannt (Z.14–59). Im nächsten Abschnitt (Z.60–103) beschäftigt
sich der Verfasser mit der Produktion und den Marketingstrategien auf dem Buchmarkt, um darauf-
hin (Z.104–122) den Regiokrimi-Rezipienten genauer unter die Lupe zu nehmen. Immer wieder wird
im Text eine Expertenmeinung zitiert, nämlich die des Literaturagenten Günther Wildner (z. B. Z.25–
27, Z.56–59, Z.85–93).
Sprachlich sticht als Erstes der Titel des Textes ins Auge: „Resi, hol mi mit dem Thriller ab!“ Die ös-
terreichisch-bayrische Namensform „Resi“ und das dialektale Personalpronomen „mi“ (mich) berei-
Welche Bedeutung der Autor dem Genre des „Regiokrimis“ beimisst, ist nicht so eindeutig. Einer-
seits deutet die häufig verwendete Ironie darauf hin, dass er sich darüber bzw. über dessen Leser
und Leserinnen lustig macht. Auch die marktkonforme Fließbandproduktion der Genreliteratur, die
„genau auf diese Lücke hin produziert“ (Z.64f.) und zum „binge-reading“ (Z.119) und letztlich zu
„Kundenbindung“ führt, wird kritisch betrachtet.
Hin und wieder lässt der Autor auch Sympathie für die Regiokrimis und Verständnis für deren Leser-
schaft durchblicken, so zum Beispiel wenn er den Literaturagenten Günther Wildner zitiert, der
meint, das Genre würde zu Unrecht von manchem Buchhändlern geächtet. Oder wenn er Über-
schneidungen mit dem literarischen Krimi anerkannter Autoren wie Wolf Haas oder Alfred Komarek
feststellt. Die Frage, ob das Böse auf dem Kürbisacker „Symptom einer Globalisierungverunsiche-
rung“ (Z.47) sein könnte, lässt der Verfasser offen und zeigt so auch ein gewisses Verständnis für
die Leserschaft dieses Genres, die in einer verwirrenden Welt wenigstens beim Lesen hin und wieder
festen Boden unter den Füßen spüren wollen.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Regionalkrimi ein aufstrebendes und gut vermarktetes lite-
rarisches Genre ist, das im Zuge der Renaissance des Heimatbegriffs einen interessanten Zuwachs in
der Literaturlandschaft bildet. (660 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Ü063 Was ist das eigentliche Thema dieses Textes? Träume und Hoffnungen, die im wahren Leben zu wenig
Beachtung bekommen, Misskommunikation in einer
Beziehung, Sprachlosigkeit
Was will der Autor mit dem Text aussagen? Die Partnerin / Den Partner und seine Wünsche und
Vorstellungen ernst nehmen. Wenn etwas verändert
werden soll, dann soll man auch darüber reden.
Wie passen die Überschrift und der Inhalt Unerreichbarkeit mancher Wünsche, das Sich-Nicht-Trauen,
zusammen? etwas in die Tat umzusetzen, der immer gleiche Alltag
Wie werden die Personen in diesem Text Von den beiden Hauptfiguren erfahren die Leserinnen und
dargestellt? Gibt es hier Besonderheiten Leser die Namen: die Frau heißt Hildegard und ihr Mann
bezüglich ihrer Namen? Haben sie über- Paul; sie werden immer nur mit Personalpronomen
haupt Namen? angesprochen, distanziert, kalt, einerseits voller Hoffnung,
andererseits nicht fähig, aus dem eigenen Leben auszubre-
chen
Welche Orte spielen eine Rolle? Wohnung, Restaurant, Traumziel
Kann ich sie in Verbindung zu den Personen klare Zuordnung, die Räume (= Aufgaben) sind anschei-
setzen? nend auch in der Beziehung klar aufgeteilt
Wann findet das Geschehen statt? Zeit der Handlung: wenige Stunden am Abend
Wie wird Spannung aufgebaut? Spannungsaufbau: kaum Spannung, obwohl man immer
Wo ist der Höhepunkt oder Wendepunkt der hofft, dass der Mann seine Träume in die Tat umsetzt; soll
Geschichte? das langweilige Leben widerspiegeln
Welche Merkmale hat die Textsorte, die Merkmale der Textsorte: direkter Einstieg, etwas Alltägli-
vorliegt? Kann ich diese im Text nachweisen? ches wird dargestellt, einfache Sprache, offenes Ende
Ü064 Peter Bichsel thematisiert in seiner 1963 erstmals veröffentlichten Kurzgeschichte „San Salvador“
die Träume und Hoffnungen der Bürgerinnen und Bürger. Er berichtet davon, dass es schwierig ist,
aus dem Alltag auszubrechen und etwas Neues zu beginnen. Die Handlung spielt in der Gegenwart
in einer unbekannten, vermutlich deutschen Stadt.
Ü067 Der Autor benennt seine Kurzgeschichte „San Salvador“ steht für die Hoffnung von Paul, das ist sein
San Salvador, der Hauptstadt von El Traumland, hierhin will er fliehen, weg vor der Kälte, hin in die
Salvador. Wärme Südamerikas.
Die Gefühle und Gedanken der Haupt Die Innensicht der Hauptperson stellt dar, wie sie sich fühlt,
figur werden immer wieder genannt. welche Gedanken sie sich gerade macht und warum sie in der
momentanen Situation so unglücklich ist.
Die Kurzgeschichte ist in einfacher, leicht Die Leserin / der Leser hat keine Problem, das Gelesene zu
verständlicher Sprache geschrieben. verstehen, die Sprache ist so gewählt, dass es hier – im Gegen-
satz zu den Hauptpersonen – zu keinen Missverständnissen führt.
Ü068 1. Einleitung (Z. 1–2), Hauptteil (Z. 3–48), Schluss (Z. 48–57)
2. Der Operator des ersten Arbeitsauftrages lautet: Beschreibe, wie … Wird im Text ab Zeile 11
ausführlich beantwortet.
Der Operator des zweiten Arbeitsauftrages lautet: Untersuche den Aufbau … die sprachlichen
Mittel … Der Aufbau wird in der Einleitung angedeutet, die sprachlichen Mittel werden im
Hauptteil untersucht.
Der Operator des dritten Arbeitsauftrages lautet: Deute den Inhalt … und setze dich … ausein-
ander. Die Deutung findet sich im Text ab Zeile 46, mit Bezügen zur Gegenwart setzt sich der
Text nicht auseinander.
3. Alles sehr ausführlich vorhanden, teilweise sind die drei Analysepunkte vermischt und nicht nach
der Reihe
4. Individuelle Lösungen
5. Zum Beispiel Z. 14, Z. 15–18, Z. 25ff., Z. 34ff., Z. 36ff., Z. 45ff., Z. 48ff.
6. Die Zitate sind als aktiver Teil in die Interpretation eingebettet und ergänzen die Aussage. Sie
gehören zur Interpretation dazu und sind keine „Fremdkörper“.
7. Individuelle Lösungen
Seite 141 Merkmale der Kurzgeschichte: alltägliche Situation / unmittelbarer Einstieg / Personen werden
nicht vorgestellt / Handlung besitzt einen Wende- oder Höhepunkt bzw. eine Pointe / Schluss bleibt
offen / Personen sind oft Außenseiter in der Gesellschaft / Geschehen oft mehrdeutig / einfache,
sachliche Sprache / Alltagssprache / einfacher Satzbau / Fremdwörter kommen selten vor
Zusammenfassungsvorschlag: Ein Mann, der aus dem Gefängnis geflohen ist, traut sich nach drei
Monaten wieder auf die Straße. Er hat einen gefälschten Pass und einen neuen Namen und möch-
te das Land verlassen. Bei einer Routinekontrolle wird er aufgehalten und nicht erkannt. Als er aber
zum hunderttausendsten Besucher einer Ausstellung gekürt wird, sagt er automatisch seinen rich-
tigen Namen und wird von den Polizisten verhaftet.
Bildhafte Ausdrücke: u. a. schrilles Quietschen der Bremsen (Z. 1), eine Welle von Schwäche (Z. 5),
die Autos auf der Straße waren zu einer langen Kette aufgefahren (Z. 13), Platzregen von Gesich-
tern (Z. 14), fahle Ovale (Z. 15), mitzuschwimmen in dem Strom (Z. 16), Stimmen, abgerissene Ge-
sprächsfetzen (Z. 16), Motoren summten (Z. 18), ein Strom flutender Gesichter (Z. 19), zerfielen in
einzelne Gestalten, einzelne Schritte (Z. 28), der Wind brachte einen brackigen Lufthauch (Z. 29),
ein breites Lichtband fiel quer vor ihm über die Straße (Z. 30), ein Musikautomat begann aus der
Ecke zu hämmern (Z. 33), über gezogen jaulenden Gitarrentönen hörte er (Z. 37), fiel eine Wagen-
tür schlagend zu (Z. 39)
Satzbau und Satzkonstruktionen: Es sind sowohl lange, komplizierte Sätze zu finden als auch
immer wieder Kurzsätze.
Bezug zur Überschrift: „Die Probe“ bezieht sich auf die Momente, wo jemandem nicht klar ist,
dass sie / er nun auf die Probe gestellt wird. Der Name, den man von Geburt hat, bleibt im Unbe-
wussten und ist das Erste, was einem einfällt, wenn man dazu gefragt wird.
Musterlösung zu Beispiel 1
Die Kurzgeschichte „Mechanischer Doppelgänger“ von Hermann Kasack kritisiert die mechanische
und verstandeslose Lebensweise zahlreicher Menschen.
Hermann Kasack schildert in seiner Kurzgeschichte, dass ein Geschäftsmann in seinem Büro von
einem Mann namens Tobias Hull besucht wird, der sich als mechanischer Doppelgänger des echten
Tobias Hull vorstellt. Dieser sei in Wirklichkeit Chef einer Fabrik, welche mechanische Doppelgänger
herstelle. Im weiteren Verlauf dieses Gespräches erklärt der mechanische Doppelgänger die Vorteile
eines solchen und, dass bereits viele Menschen von solchen Doppelgängern ersetzt werden würden,
ohne dass es jemand bemerke. Abschließend kündigt der mechanische Doppelgänger für den
nächsten Tag den Besuch eines Angestellten der Firma Hull an, um Maß für den mechanischen
Doppelgänger des Geschäftsmannes zu nehmen. Dieser erscheint jedoch nie. Der Geschäftsmann
versucht durch seinen Bericht die Aufmerksamkeit der Tobias-Hull-Gesellschaft zu erregen, da er
mittlerweile vermutet, bereits viele mechanische Doppelgänger getroffen zu haben. Kasacks Kurz-
Wenn man nun die Kurzgeschichte hinsichtlich ihrer formalen Struktur analysiert, fällt sofort auf,
dass sie von einem Icherzähler – dem namenlosen Geschäftsmann – geschildert wird. Formal ent-
spricht diese Erzählung den Kriterien einer typischen Kurzgeschichte, beginnt sie doch mit einem
direkten Einstieg und einem offenen Ende. Auch ist die Handlung auf nur einen Schauplatz be-
schränkt und es treten nur drei Personen in Aktion: der Geschäftsmann, der mechanische Doppel-
gänger und die Sekretärin. Als eine wichtige Schlüsselstelle kann jene in Zeile 16 bezeichnet wer-
den, als der mechanische Doppelgänger dem verblüfften Geschäftsmann eröffnet, dass er
ausgestopft sei. Die Pointe erfahren die Leserinnen und Leser am Ende dieser Erzählung, als der
Geschäftsmann davon berichtet, dass er bereits vielen mechanischen Doppelgängern begegnet sei.
(Z. 57f.)
Die Kurzgeschichte ist sprachlich überwiegend durch einen Dialog gekennzeichnet, welcher an ein
Verkaufsgespräch beziehungsweise an eine Produktvorstellung erinnert. Dies wird durch die präzise,
genaue Ausdrucksweise, gemischt mit Verkürzungen, verdeutlicht. Diese finden sich beispielsweise
in den Zeilen 17 bis 27. Eine weitere Auffälligkeit in dieser Kurzgeschichte ist der Wechsel zwischen
Präteritum und Präsens. So kann hier beobachtet werden, dass die erzählte Geschichte im Präteri-
tum geschildert wird, wohingegen die Eigenvorstellung des mechanischen Doppelgängers (Z. 15f.)
und die gegenwärtige Einsicht des Erzählers (Z. 13, 57f.) im Präsens beschrieben werden. Durch
zahlreiche Wiederholungen, wie zum Beispiel des Wortes „Oh“, wird die mechanische, teils ver-
standeslose Sprechweise des Doppelgängers zum Ausdruck gebracht. Den Satzbau betreffend ist
festzuhalten, dass sich besonders in der Produktpräsentation zahlreiche direkte Anreden finden und
auch gehäuft die Anrede „Sie“ Verwendung findet. Um die Gefühle und Empfindungen des Icher-
zählers zu verdeutlichen, verwendet der Autor wiederholt Ellipsen, wie beispielsweise in Zeile 2 bis
3: „Anscheinend ein Ausländer. Immer diese Störungen. Irgendein Vertreter. Oder?“
Hermann Kasacks Kurzgeschichte kann generell als Kritik am menschlichen Verhalten gesehen wer-
den. Viele haben ihre individuelle Persönlichkeit bereits verloren und sind austauschbar geworden,
wie es auch in den Zeilen 21f. geschildert wird. Der heutige Mensch zeigt durchaus Züge des me-
chanischen Doppelgängers. Auch wenn sich unsere Gesellschaft mit ihrem Pluralismus rühmt, er-
kennt man bei genauerer Betrachtung, dass das Leben vieler Menschen eher mechanisch verläuft.
Als Beispiele können hierfür nicht nur die Monotonie in der Arbeitswelt und das Freizeitverhalten
angeführt werden, sondern auch die Nachahmung sogenannter Idole. Viele der sogenannten heu-
tigen Stars sind austauschbar, welches zahlreiche Castingshows verdeutlichen.
In den Leserinnen und Lesern soll die Bereitschaft zur kritischen Reflexion des eigenen Verhaltens
geweckt werden. So kann man sich die Frage stellen, was den Menschen wirklich ausmacht, näm-
lich seine Einmaligkeit und seine Unverwechselbarkeit. Genau diese beiden Eigenschaften kann ein
mechanischer Doppelgänger nie ersetzen. Wie auch in der Kurzgeschichte gesagt wird, ist der
Mensch letztendlich nie durch Automaten ersetzbar (Z. 44f.) (597 Wörter)
Autorin der Musterlösung: Nicole Eisinger-Müllner
Musterlösung zu Beispiel 2
„Die Probe“
Die von Herbert Malecha verfasste Kurzgeschichte „Die Probe“ ist erstmals 1954 erschienen und han-
delt von dem Versuch, seine eigene Identität zu unterdrücken und sein wahres Ich zu verheimlichen.
Jens Redluff, ein von der Polizei gesuchter Krimineller, befindet sich auf der Flucht. Seit einiger Zeit
wird er steckbrieflich gesucht und er ist kurz davor, mit einem gefälschten Pass das Land zu verlas-
sen. Nach wochenlangem Verstecken traut er sich an diesem Abend wieder auf die Straßen und
geht, zuerst in der Sicherheit der Dunkelheit, dann immer mutiger, herum. Er besucht sogar eine
schummrige Bar. Hier wird er von zwei Polizisten kontrolliert und er zeigt ihnen seinen gefälschten
Pass. Die Beamten entdecken nichts Bedenkliches und lassen ihn in Ruhe. Durch diese „Probe“
Die Kurzgeschichte „Die Probe“ weist alle typischen Merkmale dieser Textsorte auf. Die Geschichte
beginnt mit einem direkten Einstieg, es gibt nur wenige handelnde Personen, einen einzigen Erzähl-
strang und das Ende ist offen. Obwohl eine Kurzgeschichte meist nur einen Höhepunkt bzw. Wen-
depunkt hat, ist dieser Text hier anders gestaltet: Die Geschichte hat zwei Höhepunkte. Der erste
Höhepunkt ist in der Bar, als Redluff aufgefordert wird, seine Papiere herzuzeigen und die Beamten
diese nicht weiter beachten. Der zweite, nämlich der Ausspruch seines richtigen Namens, findet erst
ganz zum Schluss statt und ist gleichzeitig auch der offene Schluss dieses Textes.
Herbert Malecha benutzt in seinem Text eine sehr detaillierte Sprache, damit sich die Leserinnen und
Leser ein sehr exaktes Bild der Lage machen können. Er erzählt sehr genau und verwendet viele
Adjektive, um das Geschehen zu verdeutlichen. Ein Beispiel dafür ist folgender Satz: „Er durfte jetzt
nicht schwach werden, nur weiterlaufen, unauffällig weiterlaufen zwischen den vielen auf der hel-
len Straße.“ (Z.12–14). Der Autor wechselt immer wieder zwischen langen, sehr komplexen Sätzen
und kurzen Sätzen ab, somit wird die Leserin / der Leser immer tiefer in das Geschehen hineinver-
setzt. Dies kann man beispielsweise an folgenden Sätzen erkennen: „Ein breites Lichtband fiel quer
vor ihm über die Straße, jemand kam aus dem kleinen Lokal, mit ihm ein Dunst nach Bier, Qualm
und Essen. Redluff ging hinein.“ (Z.63–65). Besonders genau schildert Malecha die verschiedenen
Sinneseindrücke, wie z. B. das Hören und das Sehen („das schrille Quietschen der Bremsen (Z.1),
„Der Wind brachte einen brackigen Lufthauch vom Hafen her.“ (Z.61–62)). In diesem Text sind
ebenfalls viele Metaphern zu finden, die einerseits die Gefühlslage der Hauptfigur gut widerspie-
geln und andererseits die allgemeine Situation treffend schildern (z. B. „Die Autos auf der Straße
waren zu einer langen Kette aufgefahren.“ (Z.25–26), „Die Spannung in ihm zerbröckelte, die eisi-
ge Ruhe schmolz.“ (Z.126–127). Zusätzlich zu den detailreichen Schilderungen fügt der Autor auch
immer wieder direkte Reden, wie „Ihren Ausweis, bitte!“ (Z.106) und Gedanken der Hauptfigur,
wie „Wovor hab ich denn eigentlich Angst, verdammte Einbildung, wer soll mich denn schon erken-
nen in dieser Menge, sagte er sich.“ (Z.42–44) ein, die die Handlung direkt vermitteln.
Der Titel der Kurzgeschichte „Die Probe“ verrät eigentlich schon zu Beginn, was passieren wird.
Doch die Handlung endet nicht nach der bestandenen Probe, also der Ausweiskontrolle in dem
Lokal, sondern sie geht weiter. Nun fühlt sich die Hauptperson sicher und achtet nicht mehr ganz
so genau darauf, was eigentlich alles passieren könnte. Daher besteht Redluff die zweite Probe
nicht und er kann sich nicht durch seinen gefälschten Pass aus der Affäre ziehen. Seine wahre Iden-
tität enthüllt er in jenem Moment, als seine Gefühle und Emotionen ihn steuern und er nicht ratio-
nal handelt. Im Endeffekt kann er seinem wahren Ich nicht entkommen. (621 Wörter)
Musterlösung zu Beispiel 3
„Faust. Vorspiel auf dem Theater“
Im „Vorspiel auf dem Theater“ aus seinem Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ lässt Goethe drei
Protagonisten über den Sinn und Zweck eines gelungenen Theaterstücks diskutieren.
Der Direktor vertritt als Unternehmer eine pragmatische Ansicht, die v.a. den wirtschaftlichen Erfolg
im Auge hat. Für den Dichter dagegen steht der künstlerische Aspekt einer Theateraufführung im
Mittelpunkt. Kunst soll nicht weltlichen Interessen dienen, sondern zeitlos sein. Die Lustige Person
sieht den Zweck des Theaters in der Unterhaltung des Publikums.
Der vorliegende, gekürzte Dramenausschnitt stellt einen Dialog zwischen den drei Protagonisten in
Versform (145 Verse, im Original 210 Verse) dar. Das Metrum ist ein vier- oder fünfhebiger Jambus,
als Reimform wechseln einander Paarreim, Kreuzreim und umschließender Reim ab. Als Hauptspre-
Der Direktor hat Freude am Massenandrang und am wirtschaftlichen Erfolg. Das Publikum ist für ihn
in erster Linie eine „Menge“ (V.6, 18, 59), die sein Theater füllt. Seine Sichtweise von Theater ist pro-
saisch – er spricht von „Brettern“ (V.8) und „Bude“ (V.19) – und betrachtet sein Publikum illusionslos.
Gelangweilt und übersättigt kommt das „Volk“ (V.12), um Zerstreuung zu finden. Die Zuschauer sind
„kalt“ und „roh“, bestenfalls als „Gönner“ zu betrachten, die die Kasse füllen (V.81–97).
Trotz dieser Geringschätzung will er es bei Laune halten, „sodaß die Menge staunend gaffen kann“
(V.64), und alle Mittel einsetzen, die das Requisitenlager zu bieten hat: Prospekte, Maschinen, Him-
melslichter, Wasser, Feuer, Felsenwände, Tiere und Vögel (V.137–141).
Eine radikale Gegenposition zu der des Direktors nimmt der Dichter ein. Er wehrt sich gegen das
„wogende Gedränge“ (V.31), gegen die „Pfuscherei“ (V.79) im Namen des wirtschaftlichen Erfolgs
und stimmt in erhebenden Worten ein Loblied auf die wahre Kunst an: Sie führe den Dichter zur
„Himmelsenge“, wo ihm „reine Freude blüht“ (V.33f.). Er schwelgt in Vorstellungen von „Lieb und
Freundschaft“, „Herzens Segen“ und „Götterhand“. Ihre Aufgabe sei es, das „Echte“ für die Nach-
welt zu bewahren (V.35–40).
Die „Lustige Person“ stellt in diesem Streitgespräch einen Schauspieler der leichten Muße, einen
Komödianten, dar. Nicht die Nachwelt ist wichtig, sondern der Erfolg des Augenblicks, die „Mit-
welt“ soll ihren „Spaß“ haben (V.48), „Narrheit“ ist das Motto (V.59). Sinn der Kunst sei es, die
Menschen zu „erquicken“ und „aufzubauen“. Zu diesem Zweck rät er, „ins volle Menschenleben“
hineinzugreifen und den Zuschauer mit „bunten Bildern“ zu verwöhnen (V.109–115).
Das Theaterverständnis der Lustigen Person ähnelt oberflächlich dem des Direktors: beide wollen
das Publikum unterhalten. Der Direktor tut dies jedoch nur um des wirtschaftlichen Erfolgs wegen,
der Lustigen Person liegt das psychische Wohlergehen der Zuschauer am Herzen. Diese sollen „er-
schütternde“ Gefühle erleben, mit dem Schauspieler mitlachen und mitweinen, letztlich auch eine
kathartische Wirkung erleben können (V.55, V.115).
Die beiden konträren Standpunkte des Direktors bzw. des Dichters zum Thema Kunst führen zu
einer auch heute höchst aktuellen Frage: Ist Kunst dazu da, um Geld zu verdienen, oder soll sie um
ihrer selbst willen ausgeübt werden?
In der herkömmlichen Unterhaltungsindustrie ist sicher die Position des Direktors die populärere.
Massenproduktionen, die den Geschmack des breiten Publikums bedienen, nehmen heutzutage
den größten Teil auf dem Film- und Buchmarkt ein. Der Direktor aus dem „Vorspiel“ hätte seine
große Freude daran zu sehen, wie das „Volk“ auch im 21. Jahrhundert „mit Stößen sich an die
Kasse ficht“ und „sich fast die Hälse bricht“ (V.23–25), um ans Konsumentenziel zu gelangen. We-
niger Freude hätte er wohl, wenn er merken würde, dass es meistens gar nicht mehr um Kunst, und
schon gar nicht mehr um Theaterkunst geht.
Auch kann man damit heutzutage damit sicher nicht reich werden. Staatliche Förderung macht es
den zeitgenössischen Theaterdirektoren und -regisseuren relativ leicht, massen-untaugliche, aber
künstlerisch anspruchsvolle Produktionen auf die Bühne zu stellen – woran wiederum der Dichter
seine Freude hätte. Der Publikumsgeschmack ist zwar wichtig, doch – anders als zu Goethes Zeiten
– nicht überlebenswichtig.
Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage könnte also lauten: Unterhaltung – nicht Kunst – für
die Massen, um Geld zu verdienen. Und Kunst um der Kunst wegen – die allerdings im luftleeren
Raum ohne reales Publikum nicht möglich ist. (660 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Musterlösung zu Beispiel 4
„Der Graben“
Das Gedicht bzw. der Song „Der Graben“ von Kurt Tucholsky aus dem Jahr 1926 thematisiert die
Sinnlosigkeit des Krieges und seine fatalen Auswirkungen auf die Menschen.
Formal ist das Gedicht in 6 Strophen gegliedert. 3 Strophen (1, 2, 6) bestehen aus je 6 Verszeilen
und sind im Kreuzreim- bzw. Paarreimschema verfasst. Das Versmaß ist ein 5- bzw. 6-hebiger Tro-
chäus. In den Strophen 3, 4 und 5 gibt es freie Rhythmen, sie sind wesentlich kürzer (3 bzw. 2
Verszeilen).
Hinsichtlich der sprachlichen Gestaltung fällt zunächst einmal die Wahl der Verben auf. Die meisten
haben entweder eine positive oder eine negative Konnotation, z. B. schenken (V.9), spielen (V.14),
Hände geben (V.23) bzw. wegnehmen (V.5, 11), hin sein (V.16, 17), schuften (V.22). Adjektive bzw.
Adverben sind auffällig wenige vorhanden, z. B. leise (V.4) oder schwer (V.22). Im Hinblick auf den
Nominalwortschatz sticht am auffälligsten der Begriff „Graben“ ins Auge, der insgesamt 7-mal
vorkommt und somit als Leitwort fungiert. Es bildet in den Strophen 1, 2 und 6 jeweils den Refrain
und wird doppelt verwendet, was eine Intensivierung des Ausgesagten bewirkt.
Weiters auffällig im Bereich des Wortschatzes sind die Wortfelder „Familie“ bzw. „Krieg“, die das
Gedicht thematisch sehr prägen. Auf der einen Seite stehen die familiären Bezeichnungen „Mutter“
(V.1, 6, 21), „Vater (V.7, 8, 21), „Junge“ (V.7, 12) und „Söhne“ (V. 21), die sehr oft als Anrede ver-
wendet werden, z. B. „Junge, kannst du noch an Vater denken?“ (V.7), und dadurch Emotionalität
erzeugen. Demgegenüber stehen die zum Teil sehr bildhaften und eindringlichen Begriffe aus dem
Wortfeld „Krieg“: „Fahnen“ (V.13), „Militärkapellen“ (V.14), „Todestanz“ (V.185, „Vaterland“ (V.
19), „Todesröcheln und Gestöhne“ (V.20). Der Kontrast zwischen diesen beiden Wortfeldern er-
zeugt eine Spannung: auf der einen Seite die sehr positiv konnotierten Familienbezeichnungen, auf
der anderen Seite die Insignien des Krieges, die mit Zerstörung und Tod verbunden sind. So wird die
Spannung, die sich schon bei den Verben findet, im Bereich der Substantive noch deutlicher und
intensiver ausgedrückt. Auch ohne Adjektive wird in diesem Gedicht eine sehr dichte, emotional
aufgeladene Atmosphäre erzeugt, die den Verlust, den Mütter, Väter und Söhne durch die Schre-
cken des Krieges erleiden müssen, deutlich macht.
Ein sehr auffälliges Wort ist der Begriff „Immortellen“ (V.18). Ein Immortellenkranz, also ein Kranz
aus Trockenblumen, wurde früher, wahrscheinlich auch noch zu Tucholskys Zeit, als Trauerschmuck
auf Gräbern verwendet. Die „Immortelle“ („die Unsterbliche“) hat ihren Namen von ihrer langen
Haltbarkeit, da sie auch in getrocknetem Zustand noch ihre Farbe behält und daher „unsterblich“
erscheint. Dieser Begriff steht als poetisches Symbol dafür, dass trotz Tod „etwas“ überlebt, in Kon-
trast zu dem sich damit reimenden, militaristischen Begriff „Militärkapellen“ (V.14).
Der Autor wendet sich an die Familienmitglieder von Kriegsopfern und beschwört Erinnerungen an
leidfreie Zeiten in der Kindheit. Dieses friedliche Bild wird durch die schrecklichen Gegenbilder von
„Todestanz“ und „Todesröcheln“ zerstört, und am Ende erfolgt ein Aufruf zum Frieden.
Natürlich – und leider – ist dieses Gedicht auch heute noch aktuell. Wir werden täglich von Nach-
richten ereilt, die uns die Existenz des Krieges auf dieser Welt leidvoll vor Augen führen. In vielen
Ländern dieser Welt wird Krieg geführt, jeden Tag. Als ein Beispiel sei der Krieg in Syrien herausge-
griffen, dessen Folgen wir auch in Europa seit einigen Jahren drastisch spüren. Die Millionen Kriegs-
flüchtlinge, die in vielen europäischen Ländern Asyl gefunden haben, erzählen genau die gleichen
traumatisierenden Geschichten, wie sie im Gedicht beschrieben werden. Traurigerweise muss man
feststellen, dass Tucholskys Aufruf, sich die „Bruderhand“ zu reichen, bis heute – fast 100 Jahre
später – keinen Widerhall gefunden hat. (657 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Musterlösung zu Beispiel 1
Thema: „Hass im Internet“
In dem Interview Grundlose Aggression macht mich aggressiv, das am 18.01.2019 in der
Online-Ausgabe der Salzburger Nachrichten erschien, nimmt der Kabarettist Thomas Maurer zum
Hass im Internet und der Rolle, die Politik und Medien dabei spielen, kritisch Stellung.
Seiner Meinung nach bewirken soziale Medien ein Absenken der Hemmschwelle: Solange Men-
schen sich als Außenseiter fühlen, halten sie sich zurück, sobald sie sich aber in der Mehrheit wäh-
nen, gibt es keine Hemmung mehr bei den Hass-Postings. Es ist zwar richtig, dass in Österreich eine
„Geschichte des Hasses“ existiert, v.a. im Hinblick auf die Zeit des Nationalsozialismus, aber das
lässt sich nicht auf die Gegenwart übertragen.
Grundsätzlich sollte man auch den ziellosen Hass vom konstruktiven Zorn unterscheiden, was aller-
dings für die Hass-Poster nicht zutrifft. Das andauernde Posten und Warten auf eine Antwort macht
latent abhängig. Die schlimmsten Postings auf Maurers E-Mail-Account kommen meistens von
durchschnittlichen Mittelschicht-Bürgern, die nicht unmittelbar von Ausländern bedroht sind. Wenn
darüber Zorn aufkommt, sind Ironie und Witz für einen Kabarettisten ein guter Selbstschutzmecha-
nismus.
Populistische Politiker wie Trump, die den Wahrheitsgehalt von Nachrichten in Frage stellen, bewir-
ken, dass immer mehr Menschen den etablierten Medien misstrauen und dadurch zur Destabilisie-
rung beitragen. Statt der medialen Verbreitung einer verbindlichen Wahrheit gibt es dann nur mehr
Einzelmeinungen, und auch seriöse Nachrichtensender wie CNN können oder wollen dies nicht
mehr leisten.
Maurer beklagt auch die Rolle der Journalisten, die es ignorieren, wenn Kabarettisten wie z. B. die
„Staatskünstler“ Missstände aufdecken, und später bedauern, von gewissen Sachverhalten nichts
Musterlösung zu Beispiel 2
Thema: „Gesunde Ernährung“
Im Zeitungsartikel „Mit diesem Ernährungsplan retten Sie die Menschheit“ aus der Standard-Online-
Ausgabe vom 19.01.2019 geht es um einen neuen Ernährungsplan, der zu einem Gewinn sowohl
für die Umwelt als auch für die Ernährung des Menschen führt.
Die Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, und die Art ihrer Produktion stünden in einem engen
Zusammenhang mit der Gesundheit des Menschen und des Planeten, meint Tim Lang, Professor an
der University of London. Er und andere Forscher haben eine Studie veröffentlicht, in der sie eine
ideale Diät zur weltweiten Umstellung der Ernährung entwickelt haben – die „planetary health
diet“. Sie besteht vor allem darin, den Fleischkonsum zu reduzieren – nur eine Portion rotes Fleisch,
Hühnerfleisch oder Fisch pro Woche – und den Konsum von Gemüse, Obst, Nüssen, Hülsenfrüch-
ten, Milchprodukten und Getreide zu erhöhen. Bei einer solchen Ernährung würde sich der Weltver-
brauch von Fleisch und Zucker halbieren, der von Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen ver-
doppeln.
Die Vorteile, die sich aus einer solchen Ernährungsumstellung für die Umwelt ergäben, wären
enorm: Die jetzt für Tierfutter verwendeten Anbauflächen wären dann für Gemüse und Hülsen-
früchte nutzbar, wodurch nicht nur Treibhausgasemmissionen reduziert und Wasser gespart würde,
sondern auch eine größere Artenvielfalt erhalten bliebe.
Aus diesem neuen Ernährungsplan würden auch die Menschen Nutzen ziehen: Man könnte ernäh-
rungsbedingten Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes oder Herzinfarkten vorbeugen und da-
durch viele Millionen frühzeitiger Tode jährlich verhindern. Die Forscher sind der Ansicht, dass nur
durch eine radikale Umstellung der Nahrungsmittelproduktion sowie eine Veränderung der Essge-
wohnheiten die Ernährung der zukünftigen Weltbevölkerung, die bis 2050 auf zehn Milliarden
Menschen ansteigen soll, gewährleistet sein wird. Das globale Ernährungssystem müsse radikal
verändert werden, meint Professor Lang von der Londoner Universität. (270 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser
Musterlösung zu Beispiel 3
Thema: „Schulprobleme der Gegenwart“
In ihrem Leitartikel „Mehr Unterstützung für die Schwachen – und für die Spitze“ aus der On-
line-Ausgabe der Tageszeitung „Die Presse“ vom 28.01.2019 setzt sich Bernadette Bayrhammer
einerseits mit den Herausforderungen, die die Schulen der Gegenwart bewältigen müssen, ausein-
ander, andererseits beschäftigt sich die Journalistin mit möglichen Lösungen für die Schulprobleme.
Die Autorin nennt verschiedene Probleme, die im Zusammenhang mit Schule aktuell in Österreich
auftreten. Besonders streicht sie hervor, dass es Schulen mit vielen Schülerinnen und Schülern mit
Migrationshintergrund schwerer hätten, Schülerinnen und Schüler mit Defiziten gezielt zu unter-
stützen, denn es fehle an finanziellen Ressourcen. Christian Klar, Schulleiter an einer sogenannten
Brennpunktschule, betont, dass Sozialarbeiter und Schulpsychologen fehlen würden. Er meint, dass
Bernadette Bayrhammer verweist in ihrem Leitartikel auf verschiedene Lösungsstrategien, die es be-
reits für diese Probleme gibt. Besonders wichtig ist allen Beteiligten zu betonen, dass eine langfristi-
ge, speziell finanzielle Förderung der Schulen nur über die Parteigrenzen hinweg möglich sei. Gerade
im Fall der Schulpolitik sollten Bund und Länder an einem Strang ziehen und nicht gegeneinander
arbeiten, schließlich gehe es ja um die bestmögliche Ausbildung der Zukunft von morgen. Einerseits
sollten die leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler gefördert werden und andererseits die
Spitzenschüler gefordert werden, damit das österreichische Schulsystem für alle Schülerinnen und
Schüler ein ideales werde. Auch dürften in dieser Diskussion die Lehrerinnen und Lehrer nicht verges-
sen werden, die dringend gut ausgebildetes Unterstützungspersonal bräuchten. (289 Wörter)
Musterlösung zu Beispiel 4
Thema: „Verbrechensvorbeugung“
Im Bericht „Predictive Policing – Ein Thema, zwei Meinungen“, der auf der Website der Bundeszen-
trale für politische Bildung www.kinofenster.de am 11.10.2017 erschien, geht es um die Möglich-
keit einer digitalen Verbrechensvorbeugung. Dabei werden Pro- und Contra-Argumente von Rainer
Wendt, dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, und Anna Biselli, Redakteurin
einer Plattform für „digitale Freiheitsrechte“, einander gegenübergestellt.
Anna Biselli sieht beim Predictive Policing Gefahren für den Datenschutz und kritisiert die mangeln-
de Transparenz der Überwachungsprogramme. Die beiden grundlegenden Menschenrechte – Un-
schuldsvermutung und Privatheit – würden in Frage gestellt. Da durch die Software Fehler passieren,
entstünden ernste Probleme. Zum Beispiel würden in den USA Afroamerikaner / -innen eher ver-
dächtigt und bis zu vier Mal häufiger verhaftet, da durch Software-Rückkopplungsschleifen sich
Vorurteile manifestieren würden.
Fehler bei der Datenauswertung, z. B. falsche oder veraltete Daten, könnten für die Betroffenen
schwere Folgen haben. Biselli kritisiert, dass die Algorithmen proprietär (d.h. herstellergebunden)
und intransparent seien. Könnte vielleicht langes Warten am Bahnsteig schon auffälliges Verhalten
sein? Da man nicht so genau wisse, was verdächtig macht, passe man sein Verhalten an und dies
führe zu Abschreckung. Sie sieht durch Predicitve Policing einen gefährlichen Eingriff in die Persön-
lichkeitsrechte und hält es für besser, statt alle generell zu verdächtigen, Kriminalitätsursachen wie
soziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen. (320 Wörter)
Autor der Musterlösung: Werner Rasser