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Isolde Mozer - Prüfungstraining DSH - 2007 Lösungsbeileger

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Prüfungstraining

DSH Deutsche Sprachprüfung


220005655

für den Hochschulzugang

Hörtexte
Lösungen

_31V4Q_0000220005655 Inhalt_S001 1 19.07.17 11:48


Hörtexte

Modelltest 1
Bitte eine Pizza „Herz-Kreislauf“ nellen Lebensmitteln beschäftigt, haben das Erbgut von
Funktionelle Nahrung bald anhand des Raps und Lein so verändert, dass die Pflanzen drei der
­persönlichen ­Genprofils? be­sonders begehrten Fettsäuren bilden. Das genmanipu­
lierte Leinsamenöl besteht zu mehr als zwanzig Prozent
„Eine Krankheit hat viele Väter, die Mutter ist immer eine aus diesen Fettsäuren. Dieses Öl könnte direkt verwen-
falsche Ernährung“, lautet ein Sprichwort. Die herausra- det werden. Denkbar wäre auch, die Fettsäuren aus dem
gende Rolle der Ernährung für die Gesundheit ist in der Öl zu extrahieren und dann beispielsweise Milchproduk­
Tat allgemein anerkannt. Und das Wissen über das, was ten zuzusetzen.
in einer Mahlzeit steckt und was davon dem Organismus Unzweifelhaft ist der Markt für Functional food im Wach­­
nutzt oder schadet, nimmt fortlaufend zu. War der Blick sen. Die Produkte, die im Supermarktregal inmitten des
über den Tellerrand früher eher beschränkt auf das Zäh- gewöhnlichen Sortiments stehen, werden trotz ihres
len von Kalorien und die Ermittlung von Vitamingehal- zum Teil recht hohen Preises gekauft, denn die Konsu-
ten, befassen sich die Forscher nun zunehmend mit dem menten erhoffen sich, Krankheiten vermeiden und ihr
gesamten Spektrum biologisch aktiver Inhaltsstoffe Wohlbefinden verbessern zu können. Über die Balance
eines Nahrungsmittels. „Lasst eure Nahrung Medizin sein zwischen Gesundheit und Krankheit entscheidet jedoch
und eure Medizin Nahrung“ – nach diesem 2 400 Jahre nicht allein die Ernährung. Einen Einfluss hat, neben
alten Motto von Hippokrates sollen die gewonne­nen Er- ­vielen äußeren Faktoren, ebenso die genetische Ausstat-
kenntnisse vor allem dazu genutzt werden, die Gesund- tung eines Menschen.
heit zu fördern. Für die Nahrungsmittelindustrie und die Jüngsten Forschungsergebnissen zufolge schützen bei-
mit ihr kooperierende chemische Industrie tut sich damit spielsweise Kohlgerichte vor Lungenkrebs – allerdings
ein riesiger Markt auf. gilt dies nur für zehn Prozent der Bevölkerung, die über
Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atem­ eine spezielle genetische Konstitution verfügt. Im
wegserkrankungen – diesen chronischen Leiden will die menschlichen Erbgut gibt es offenbar eine Vielzahl sol-
Nahrungsmittelindustrie mit besonderen Produkten zu cher Gene, die unterschiedlich ausgeprägt sind und da-
Leibe rücken. Als lohnende Zielgruppe ist ebenso das mit auf differierende Ernährungsbedürfnisse hinweisen.
Heer der Fettleibigen ausgemacht, das heute bereits Eine optimale Ernährung sollte deshalb nach Ansicht des
­eine Milliarde Köpfe zählt und neben den überflüssigen Ludwigshafener Ernährungsexperten Martin Jager auch
Pfunden erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigun­ dem Genotyp eines Menschen gerecht werden.
gen mit sich herumschleppt. „Functional food“, also In der Pharmaindustrie arbeitet man schon seit zehn Jah­
funktionales Essen, lautet der Fachbegriff für gesund- ren an Medikamenten, die auf das Genprofil eines Patien­
heitsfördernde Lebensmittel. Per definitionem sollen sie ten zugeschnitten sind. Dieses Konzept soll nun auch auf
einen wissenschaftlich nachgewiesenen gesundheitsför- die Ernährung übertragen werden. Schon wird von einer
dernden ­Nutzen besitzen. Der Konzern Unilever hat kürz­ personalisierten Ernährung gesprochen. In den Verei­
lich beispielsweise eine Margarine auf den Markt ge- nigten Staaten kann man sich nach Angaben von Jager
bracht, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen soll. für 99 Dollar eine Genprofil-Analyse anfertigen lassen,
Der Brotaufstrich ist mit Sterinen angereichert, einem verbunden mit Empfehlungen zur optimalen Ernährung
natürli­chen Inhaltsstoff von Raps. Bei regelmäßigem Ver­ und sinnvollen Nahrungsergänzung. Anhand eines Ab-
zehr kann er den Cholesterinspiegel um mehr als zehn striches von der Mundschleimhaut werden insgesamt 18
Prozent senken, wie in klinischen Studien gezeigt wurde. Gene erfasst. Aus diesem Genprofil wird ein Ernährungs-
Die Zutaten für funktionelle Nahrungsmittel können plan erarbeitet, der alles vermeidet, was für diesen indivi­
durchaus alte Bekannte sein – etwa Lebertran mit seiner duellen Organismus nicht bekömmlich ist, aber der Plan
nachgewiesenen positiven Wirkung auf die Gesundheit. enthält alles, was den betreffenden Organismus stärkt.
Diese wird den sogenannten Omega-Fettsäuren im Auf den Trend zur personalisierten Ernährung baut ein
Fisch­­öl zugeschrieben. Leider fehlt es dem Lebertran an weiteres Projekt des BASF-Chemiekonzerns. Gemeinsam
Wohlgeschmack, und er steht nicht in ausreichendem mit einem neuseeländischen Unternehmen entwickelt
Maße zur Verfügung. Forscher des Chemiekonzerns BASF man ein Vermarktungssystem für entsprechende Geträn­
in Ludwigshafen, wo man sich ebenfalls mit funktio­ ke. An den Automaten, die frisch zubereitete Milchshakes

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0203121 Inhalt S002 2 06.11.2007 15:17:53 Uhr


Hörtexte

ausgeben, soll der Konsument ein Getränk erhalten, das in neuartige Lebensmittel nicht gerade gestärkt. Da­
auf sein Profil zugeschnitten ist. Bevor der Automat die rüber hinaus dürfen auch die kulturelle Bedeutung des
entsprechenden Inhaltsstoffe mischt, muss sich der Be­ ­Essens und die Freude am Essen nicht unterschätzt wer­
nutzer zunächst durch ein Menü von 20 Fragen arbeiten; den. Eine Mahlzeit, die aus Bausteinen modular und in­
er kann sein Profil aber auch auf einer Chipkarte spei­ dividuell zusammengestellt wird, wird mit einem tra­di­
chern. tionellen „guten Essen“ im Kreis der Familie oder Freunde
Der Erfolg von Functional food und personalisierter Er­ nicht konkurrieren können. Gänzlich suspekt dürfte der
nährung, da sind sich die Fachleute einig, wird auch von Trend werden, wenn man in der Pizzeria anstatt der
der Seriosität der Produkte abhängen. „Cholesterinfreies „Capricciosa“ eine „Pizza Herz-Kreislauf“ wählt – und auf
Mineralwasser“, wie es vor einigen Jahren in Deutschland der Rechnung anschließend noch die entsprechende
beworben wurde, hat das Vertrauen der Konsumenten Medikamentenempfehlung aufgedruckt findet.

Modelltest 2
Trauer der Linguisten: das Sprachensterben Linguisten sind um diese Entwicklung besorgt – reprä­
sentiert doch jede Sprache einen Mosaikstein der
Lange vorbei sind die Zeiten, in denen in jedem Wäld­ menschlichen Kultur, menschlicher Erfahrung und über­
chen und an jeder Flussbiegung der Erde ein anderes lieferten Wissens. Schon der Philosoph Wilhelm von
verbales Verständigungssystem herrschte. Vor etwa Humboldt (1767 – 1835), der sich selbst mit Sanskrit,
15 000 Jahren hat die Welt den Höhepunkt sprachlicher Ägyptisch, Koptisch, Chinesisch und Japanisch befasste,
Vielfalt erlebt. Die damals lebenden 10 Millionen Men­ vertrat die Ansicht, in jeder einzelnen Sprache komme
schen hatten, so schätzt man, ungefähr 10 bis 15 000 eine ganz bestimmte Weltsicht zum Ausdruck. Nach sei­
Sprachen zur Verfügung. Die Sprachgemeinschaften be­ nen Worten ist deshalb der Niedergang der Sprachen­
standen aus kleinen Gruppen von etwa 600 Menschen, vielfalt gleichbedeutend mit dem Verlust an Kulturviel­
die von anderen abgeschirmt gelebt haben. Nachdem falt und an Perspektiven, unsere Welt und unser Dasein
der Mensch sesshaft geworden war, reduzierte sich die zu be­­greifen. Ein berühmtes Beispiel stammt aus einer
Sprachenvielfalt zunächst im Schneckentempo. Erst im ­Eskimosprache, die sechzig verschiedene Ausdrücke für
letzten Jahrtausend beschleunigte sich dieser Vorgang Schnee hat: rieselnder, körniger, klumpender, frisch ge­
und hat dramatische Ausmaße angenommen. Allein in fallener, tauender Schnee usw. Sprache ist aber auch ein
den vergangenen 500 Jahren sind mehr als tausend Element der Identität und schafft soziale Verbindlich­
Sprachen ausradiert worden. Verantwortlich dafür wa­ keiten; wem seine Sprache gewaltsam oder subtil weg­
ren vor allem die imperialen Eroberungszüge Europas in genommen wird, der verliert seine Identität.
Amerika und Afrika. Hunderte von Sprachen fielen den Gründe für das Sprachensterben sind vielfältig. Zunächst
Kolonisationsbewegungen und ihren Völkermorden zum und ganz banal zieht der physische Tod einer Sprachge­
Opfer. Und heute, wo die Bevölkerungszahlen so hoch meinschaft natürlich auch den Tod der jeweiligen Volks­
wie nie sind, gehen die synchronen Sprachen immer wei­ sprache nach sich, unabhängig davon, ob es sich dabei
ter zurück. Genaue Zahlen gibt es nicht, denn in entle­ um Naturkatastrophen, um Kriege oder Genozide han­
genen Gebieten der Welt ist die Sprachsituation unüber­ delt. Daneben gibt es das Phänomen der kulturellen An­
sichtlich. Sprachforscher haben sich auf die Zahl von passung an dominante Kulturen: Das ist etwa nach Krie­
6 000 geeinigt. Auch für deren Überlebensfähigkeit gibt gen der Fall, wenn eine Siegermacht die bodenständige
es divergierende Vorhersagen. Einige Linguisten halten Sprachkultur einer besiegten Sprachgemeinschaft ver­
eine fünfzigprozentige Sterbeziffer dieser Sprachen für drängt oder wenn die ansässige Bevölkerung freiwillig,
wahrscheinlich, danach würden ohne Gegensteuerung aufgrund etwa von politischem Druck oder aufgrund
im Jahr 2100 nur noch 3 000 Sprachen existieren. Pessi­ ­sozialer oder ökonomischer Vorteile, die fremde Sprache
mistische Prognosen gehen sogar von 90 % Verlust aus, annimmt. Das Vordringen des Spanischen und Portugie­
das würde bedeuten, dass in hundert Jahren nur noch sischen in Südamerika, des ­Suaheli in großen Teilen Ost­
600 Sprachen überlebt hätten. afrikas oder des Englischen und Angloamerikanischen
fast überall auf der Welt sind Beispiele dafür. Immer wie­

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0203121 Inhalt S003 3 06.11.2007 15:17:54 Uhr


Hörtexte

der wird auch auf die globale, sprachnivellierende Rolle tischen Beschreibungen. Der Name des Projekts stammt
des Fernsehens und anderer Massenmedien hingewie­ übrigens von dem gleichnamigen Stein, der bei dem
sen, die Ausdruck und Folge ­einer weltweit sich annä­ Ägyptenfeldzug Napoleons gefunden wurde. Diese ­etwa
hernden Lebensführung sind. Zwangsläufig müssen 1 000 Jahre alte Tafel aus Basalt kann als das älteste
heute Menschen, die interna­tional agieren wollen, zwei­ sprach­kontrastive Zeugnis gelten, denn auf ihr war ein
sprachig sein. Unbestritten ist Englisch weltweit eine lin­ gleichlautender Text in drei Sprachen eingraviert: in
gua franca, eine Verkehrssprache, die neben der Mutter­ ­De­mo­tisch, der ägyptischen Umgangssprache, in Grie­­
sprache beherrscht werden sollte. chisch und in Gestalt des sakralen Ägyptisch, den
Sprachforscher können wohl kaum den Prozess zurück­ ­Hieroglyphen. Durch diesen Fund gelang es im 19. Jahr­
gehender Sprachenvielfalt aufhalten; aber sie können hun­­dert, das Geheimnis der ägyptischen Bilderschrift zu
retten, was zu retten ist. Zwei Projekte sollen hier ge­ lüften. Die Initiatoren des Rosetta-Projekts denken aller­
nannt werden, von denen eins mit analoger, das andere dings auch über eine andere Entwicklung nach: über
hingegen hauptsächlich mit digitaler Konservierung die Haltbarkeit des elektronischen Datenträgermaterials
­arbeitet. und über die Lesbarkeit digitalisierter Informationen.
Beim ersten Projekt fördert die Volkswagen-Stiftung die Bei der rasanten und unvorhersehbaren Entwicklung
Initiative „Dokumentation bedrohter Sprachen“. Mit Re­ der Computersysteme kann man nämlich nicht selbstver­
korder, Videokamera, Fotoapparat und Notizblock ma­ ständlich davon ausgehen, dass unsere Nachkommen
chen sich die Wissenschaftler zu ihren Feldforschungen die Hard­ware zur Verfügung haben, um heute digitali­
auf den Weg in abgelegene Regionen der Welt. Der akus­ sierte Daten zu decodieren. Zur dauerhaften Spei­che­
tischen Konservierung kommt dabei eine ganz beson­ rung des Basistextes der jüdischen und christlichen Re­
dere Bedeutung zu, denn viele Sprachen sind noch gar ligion haben die Rosetta-Wissenschaftler deshalb ganz
nicht verschriftlicht. Die Aufzeichnungen, die in einem besonde­res Speichermaterial und eine analoge Konser­
elektronischen Archiv gespeichert werden, drängen, vierungsmethode gewählt: In eine Nickeldiskette wird
denn von manchen Sprachen gibt es nur noch verein­ mit einem Laserstrahl das erste Kapitel der Bibel in 1 000
zelte Sprecher. ver­schie­de­­nen Sprachen eingeätzt. Dieser analoge Text­
Im zweiten, dem sog. „Rosetta-Projekt“, arbeiten Wissen­ korpus wird auch noch in 100 Jahren lesbar sein, denn
schaftler hauptsächlich als Redakteure, denn die koope­ dazu braucht man dann nur ein stark vergrößerndes Mi­
rierenden Sprecher einer Sprache stellen ihre Einträge kroskop. So wür­de sich, falls alle anderen Aufzeichnungs­
nach vorgegebenen Kategorien selbst zur Verfügung. systeme ver­sagen, der Kreis schließen, und am Ende
Das Material, das von den Sprechern kommt, besteht aus stünde der Anfang: Denn bekanntlich handelt das erste
Textbeispielen in schriftlicher und akustischer Form, aber Kapitel der ­Bibel, das erste Buch Mose, von der Erschaf­
auch aus sprachanalytischem Material wie etwa gramma­ fung der Welt.

Modelltest 3
Die Spinat-Saga wohl inzwischen bekannt ist, dass auch andere Lebens­
mittel wie etwa Bohnen oder Broccoli einen hohen Eisen­
Spinat ist ein grünes Blattgemüse, dessen Geschmacks­ wert haben. Schokolade enthält im Vergleich zu Spinat
qualität für viele Konsumenten in deutlichem Gegensatz sogar die dreifache Menge an Eisen.
zu seiner behaupteten Nährqualität steht. Spinat empfin­ Wie der Irrtum über den hohen Eisengehalt des Spinats
den viele Menschen als bitter, streng und nicht beson­ entstanden ist, lässt sich heute nicht mehr endgültig klä­
ders wohlschmeckend, und viele haben als Erwachsene ren. Eine Theorie vertritt der englische Krebsforscher T. J.
den Spinatverzehr aufgegeben, nachdem sie als Kinder Hamblin, der 1981 in einem Artikel des „British Medical
häufig mit Spinatbrei gefüttert wurden. Dabei sind viele Journal“ das angebliche Zustandekommen des Irrtums
Eltern der Überzeugung, für das Gedeihen ihrer Kinder nachzeichnete. Danach habe gegen Ende des 19. Jahr­
sei gerade dieses Nahrungsmittel unverzichtbar, denn es hunderts ein amerikanischer Chemiker Spinat auf seine
enthalte besonders viel Eisen. Dieser Mythos vom hohen Inhaltsstoffe untersucht. Beim Notieren seiner Ergeb­
Eisengehalt des Spinats setzt sich hartnäckig fort, ob­ nisse sei ihm aber ein Kommafehler unterlaufen, so dass

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Hörtexte

in seinem Bericht pro 100 g Spinat statt 2,9 mg Eisen die Zeichentrickfilmen zu sehen. Damit wurde das Unter­
stolze Zahl von 29 mg angegeben war. Allerdings ist der nehmen Popeye auch für seinen Erfinder zu einem finan­
Wahrheitsgehalt dieser Forschungsgeschichte ziemlich ziellen Erfolg; denn allein die Trickfilmrechte an Popeye
zweifelhaft, denn Hamblin konnte den Namen des Nah­ brachten in den siebziger Jahren 50 Millionen Dollar.
rungsmittelforschers nicht angeben. – Ein anderer kriti­ ­Popeye war bei den Kindern so beliebt, dass der Verleger
scher Forschungsbericht entdeckte den Fehler in der un­ William Hearst, in dessen Zeitungen die Comicstrips er­
genauen Angabe der untersuchten Materie. Der schienen, den Zeichner Segar dazu aufforderte, seiner
Schwei­zer Physiologe Gustav von Bunge soll nämlich Figur eine zivilisiertere Sprache und freundlichere Um­
den Eisengehalt an Spinatpulver bestimmt und ihn kor­ gangsformen zu verleihen – denn für viele Kinder war
rekt mit 35 mg pro 100 g bestimmt haben – ein Wert, Popeye ein Vorbild. Hearst schrieb an Segar folgendes
der sich durch den hohen Wassergehalt des Spinats er­ Telegramm: „Popeye darf nicht mehr fluchen und nicht
klären lässt. Andere Autoren hätten diesen hohen Eisen­ mehr brutal sein.“ Und so wurden Popeyes Flüche gemil­
wert übernommen, ohne dabei anzugeben, dass er sich dert und seine Faustschläge gedämpft. – Das Vorbild des
nicht auf frischen, sondern auf getrockneten Spinat be­ unglaublich populären Popeye vermochte es, seine Lese­
zieht. Obwohl dieser Fehler bei Nachuntersuchungen ratten aber nicht etwa zur Seefahrt, sondern zum Spinat­
schon in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erkannt essen zu motivieren. So stieg der Spinatkonsum in den
wurde, hielt sich das Märchen vom hohen Eisengehalt, USA alleine im Zeitraum von 1931 bis 1936 um 33 Pro­
und die Spinatfütterung hatte sich schon so verbreitet, zent. Der Kommafehler-Entdecker Hamblin jedoch kom­
dass die Fehlermeldung beinahe ungehört verhallte. mentierte die Kraftquelle Popeyes ziemlich ironisch: „Als
­Ins­besondere aber in Amerika wollte niemand etwas Eisenquelle hätte Popeye besser die Spinatdosen ver­
von einer Korrektur des Nahrungsmittelmythos wissen. zehrt.“
Dort hatte nämlich ein bis dahin einzigartiges Medien­ Die Spinatkampagne in den USA war zugleich Teil des
ereignis seine Wirkung getan und die Amerikaner gegen Ernährungskonzepts während des Zweiten Weltkriegs.
jegliche Kritik an der falschen Spinat-Auffassung immun Dort wurde der Spinatkonsum heftig propagiert, denn
gemacht: Die Rede ist von einer Comicfigur namens man befürchtete, dass die damals auch in den USA
­Popeye, die nur zu Unterhaltungszwecken erfunden wor­ knappen Fleischrationen für die Eisenversorgung der Be­
den war, faktisch aber als Konsum-Animator fungierte. völkerung nicht ausreichen könnten. So wurde folgende
Als Nebenfigur tritt Popeye zum ersten Mal 1929 in dem Parole ausgegeben: „Die Amerikaner sind stark für den
Comicstrip „Thimble Theatre“ auf. Popeye ist eine Erfin­ Sieg, weil sie Spinat essen.“ Nach dem Krieg brachten die
dung des Zeichners Elzie Segar, der für den Zeitungsver­ Sieger den Besiegten nicht nur die Demokratie, sondern
leger William Hearst arbeitete. Popeye wurde bald so auch den Dosenspinat, und zu ihrem Leidwesen wurden
populär, dass er sich zu einem veritablen Comicstar ent­ die deutschen Nachkriegskinder reichlich damit be­
wickelte. Zunächst wird Popeye von zwei Glücksrittern glückt.
angeheuert, die für ihre Fahrt zu einer Glücksinsel eine Wie sehen nun die Fakten aus? Tatsächlich enthält ge­
kompetente Einmann-Crew benötigen. Dann geht es los kochter Spinatbrei nur etwa zwei bis drei Milligramm
mit Popeyes Abenteuern. Popeye, Matrose und Kapitän ­Eisen. Diese Eisengabe kann vom Verdauungstrakt aller­
in einer Person, hat leider nur ein Auge, dafür aber eine dings nicht einmal ganz verwertet werden, da Spinat
obligate Pfeife im Mundwinkel, ein Anker-Tattoo auf dem auch sehr viel Oxalsäure enthält, die das Eisen bindet.
linken Arm, eine keck platzierte Mütze und zu alledem Doch unbestritten ist, dass Spinat bei schonender Zube­
einen unverwüstlichen Vorrat an Sprüchen auf Lager. Im reitung ein gesundes Gemüse ist: Es enthält die Inhalts­
Achten Weltmeer, wo auch die Insel Spinatien liegt, ver­ stoffe Vitamin A und C, Beta-Karotin und viele Mineral­
senkt er unzählige Seeräuberschiffe und kämpft uner­ stoffe. Ansonsten steht die Wissenschaft in puncto Spinat
schrocken gegen böse Zeitgenossen an. Das Geheimnis vor vielen Fragen: Ist der Eisenmangel, den man mit
seiner Stärke ist sein ausgiebiger Spinatverzehr, und in ­Spinat bekämpfen zu müssen glaubt, bei einer ausge­wo­
seinem Schiff gibt es einen großen Frachtraum für Spi­ ge­nen Ernährungsweise wirklich so alarmierend, wie be­
nat­vorräte. hauptet wird? Wie soll der Eisenbedarf überhaupt ermit­
Die Geschichten von dem heldenhaften Popeye wurden telt werden: durch den Hämoglobinwert, durch das
bald in 600 Zeitungen in 25 Ländern gedruckt; und fünf­ Blutserum oder den Serumferritinspiegel? Wie viel Eisen
zig Jahre lang war er in amerikanischen und englischen sollte ein Mensch täglich aufnehmen? Ist es sinnvoll, zur

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Hörtexte

Prophylaxe Eisenpräparate einzunehmen? Denn immer­ sogar zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen


hin belegen zahlreiche Untersuchungen, dass eine medi­ kann. Unter medizinischen Gesichtspunkten hatte
kamentöse Eiseneinnahme zu unerwünschten, teilweise ­Popeyes gewaltiger Spinatverzehr keine bösen Folgen.

Modelltest 4
Vom Wunderstift zum Massenartikel seitig einsetzbar sein und robust, anwendungsfreund­
Zur Geschichte des Kugelschreibers lich, dauerhaft und billig sein, und es sollte nicht von
einer externen, sondern von einer internen Quelle mit
In der modernen Zeit muss alles einfach und schnell ge­ Schreibflüssigkeit versorgt werden müssen. Eine geniale
hen – auch das Schreiben. Vor etlichen tausend Jahren Schlüsselidee bestimmte deshalb die Entwicklung des
mussten sich die Menschen für das Schreiben hingegen modernen Schreibgeräts von Anfang an: Die Spitze des
viel Zeit nehmen. Sie „schrieben“ mit Hammer und Mei­ Schreibgerätes sollte nicht fest sein wie bei einem Blei­
ßel auf Stein. Sie ritzten Buchstaben in weichen Ton, der stift oder einer Feder, sondern sie sollte aus einer sich
später durch Erhitzen gehärtet wurde. Dann schrieb man drehenden Kugel bestehen. Eine Kugel könnte nämlich
mit Tinkturen aus Pflanzensäften auf präparierte Pflan­ verhindern, dass sich die Spitze zu schnell abnutzt und
zenstoffe oder Tierhäute. Später gravierte man mit einem stumpf wird. Gleichzeitig suchte man nach einer Schreib­
Griffel Schriftzeichen auf Wachstäfelchen ein. Als das Pa­ flüssigkeit, die nicht zu dünn und nicht zu dick sein dürf­
pier erfunden wurde, pinselte man darauf mit Tusche te. Warum? Wäre die Schreibflüssigkeit so dünnflüssig
oder mit Tierfedern, die von Zeit zu Zeit gespitzt werden wie Tinte, dann würde sie aus der Röhre auslaufen und
mussten und in Tinte getaucht wurden. Diese verschie­ wäre schnell verbraucht. Wäre sie zu dick, dann würde
denen Techniken benötigten eine hohe Kunstfertigkeit sie austrocknen, und sie könnte innerhalb der dünnen
der Schreiber, sie verlangten einen großen Auf­wand an Röhre nicht bis zur Schreibspitze fließen.
Zeit, Material und technischem Wissen, um allein die Wer nun tatsächlich den Kugelschreiber erfunden hat,
Schreib­unterlagen und die Schreibgeräte herzustellen das lässt sich heute nicht mehr sagen. Unter den vielen
und sie zu erhalten. So beherrschten in diesen Zeiten Erfindern gelang es im Jahre 1938 den ungarischen Brü­
auch nur wenige Menschen die Schreibkunst, denn wer dern Biró, ihrem Kugelschreiber-Patent zum Erfolg zu
konnte es sich leisten, sie zu erlernen oder auch nur die ver­helfen. Jahrelang hatten sie experimentiert, um die
dafür notwendigen Materialien zu beschaffen? richtige Rezeptur für die Schreibflüssigkeit zu finden. Sie
Eine Revolution war deshalb in der Neuzeit die Erfindung mischten schließlich eine Paste auf Ölbasis. Auch die
des Bleistifts und des Füllfederhalters. Sie waren überall winzige Kugel an der Schreibspitze stellte zunächst ein
und ohne großen Aufwand zu benutzen. Alle Bevölke­ großes Problem dar; die Brüder Biró entschieden sich als
rungsschichten konnten sie sich im Prinzip leisten, denn Material für Stahl. In einem wochenlangen Prozess wur­
sie waren relativ billig. Doch auch Bleistift und Füllfeder­ de diese Stahlkugel zwischen zwei Stahlplatten geschlif­
halter hatten entscheidende Nachteile: Die Grafitschrift fen, bis sie so glatt war, dass ihre Unebenheiten geringer
des Bleistifts lässt sich ohne Probleme wieder aus­radie­ als das Hundertstel eines Menschenhaares waren.
ren, sie ist also nicht dauerhaft und deshalb für die Fixie­ Als erstes profitierte das Militär von der Erfindung der
rung von Dokumenten nicht geeignet. Die Füllfeder­ Biró-Brüder. Die Piloten der britischen Luftwaffe ärgerten
schrift hinterlässt zwar dauerhafte Spuren, aber dafür sich nämlich über ihre Füllfederhalter, die in großer Höhe
muss dieses Schreibgerät auch sensibel angewandt wer­ unter dem Luftdruck ausliefen. So nahm die Royal Air
den: Der Füller darf nur in einem bestimmten Winkel auf Force das Angebot der Biró-Brüder an, ihre Erfindung zu
das Papier aufgesetzt werden, und man muss ihn mit testen. Das wurde ein großer Erfolg, und im Jahre 1944
gleichmäßigem Druck über die Schreibunterlage führen kaufte das britische Luftwaffenministerium 30 000 Kugel­
– sonst fließt zuviel Tinte aus der Röhre, und es gibt schreiber. Doch damit war das Unternehmerglück der
Kleckse. Ein anderer Nachteil des Füllers ist, dass er von beiden Kugelschreiber-Erfinder schon zu Ende. Denn ein
einer externen Quelle der Schreibflüssigkeit abhängig ist. amerikanischer Industrieller produzierte schon ein Jahr
So haben schon im 19. Jahrhundert einige Erfinder ver­ später Kugelschreiber, die nur 12,50 Dollar kosteten und
sucht, ein neues Schreibgerät herzustellen. Es sollte viel­ deshalb massenhaft gekauft wurden. Die sich rasch ent­

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Hörtexte

wickelnde Konkurrenz warf immer neue Kugelschreiber hindert. Die Lebensdauer und Schreibleistung einer heu­
auf den Markt, die den Preis immer mehr drückten; sein tigen Mine ist gewaltig: Man kann mit ihr einen 20 000
Tiefpunkt betrug schließlich 50 Cent. Mit dem Ende des Meter langen Strich ziehen.
Zweiten Weltkrieges eroberte der Kugelschreiber von Kugelschreiber gibt es heute in allen Variationen und zu
Amerika aus den Globus. Die besten Werbeträger waren allen Preisen: Vom Luxusstück bis zum billigen, vollauto-
amerikanische Soldaten, die das neue Schreibgerät als matisch produzierten und jährlich millionenfach herge-
Symbol des amerikanischen Fortschritts stolz in Europa stellten Massenartikel aus Plastik reicht die Bandbreite
und Fernost bekannt machten. In den Nachkriegsjahren edler, vornehmer, phantasievoller, verrückter oder billi-
besaßen Kugelschreiber den Schwarzmarktwert von ger Exemplare. Technische Optimierungen scheinen
­Nylonstrümpfen und Camel-Zigaretten. kaum noch möglich oder nötig zu sein. Gegenwärtig
Seit seinen Anfängen hat der Kugelschreiber einige sind schätzungsweise vier Milliarden Kugelschreiber in
technische Verfeinerungen durchgemacht. Die Schreib- Gebrauch; statistisch gesehen besitzt jeder zweite
spitze besteht nun nicht mehr nur aus einer einfachen Mensch auf der Welt einen solchen rollenden Schreib-
Stahlkugel, sondern aus einer Kugel aus härterem Metall. stift. An die Brüder Biró, die mit ihrer Erfindung die
Vier oder fünf haarfeine Kanäle leiten die Schreib­flüssig­ schrift­liche Kommunikation der Menschheit radikal ver-
keit an den äußersten Rand der Kugelschale. Sie bewegt ändert haben, erinnert sich kaum noch jemand. Ihr Na-
sich beim Schreiben; steht sie still, dann verschließt sich me jedoch wurde in manchen Ländern zum Synonym
die Mine. Dadurch wird das Austrocknen der Paste ver- für den Kugelschreiber; er heißt dort einfach „Biró“.

Modelltest 5
Nackte Tatsachen: der Nacktmull, wie er leibt ihrem einzigen natürlichen Feind. Wenn eine Sandboa
und lebt durch die Gänge kriecht, wird sie von kräftig zubeißen­
den Nacktmullen empfangen.
Der nun folgende Vortrag beschäftigt sich mit einer son- Bei den afrikanischen Savannen-Bewohnern gelten die
derbaren, faszinierenden Tierart: den Nacktmullen. Diese zahlreich dort lebenden Nacktmulle als Plagegeister,
Tiere leben in Tunnelsystemen in den Savannen Kenias, denn sie fressen Süßkartoffeln und andere Pflanzen und
Äthiopiens und Somalias. In einer afrikanischen Legende verderben damit die ohnehin schon kargen Ernten. Ein-
heißt es, Nacktmulle versteckten sich wegen ihres Aus- heimische verstehen deshalb nicht, warum Wissenschaft­
sehens vor Scham im Boden. Forscher des 19. Jahrhun- ler die Tiere, die sie eingefangen haben, wieder laufen
derts beschrieben die seltsamen Tiere als dem Maulwurf lassen, während die Afrikaner der Plage durch Wasser,
ähnlich, mit Zähnen wie ein Walross und dem Schwanz Gift oder Rauch beizukommen versuchen. Als exotische
eines Flusspferdes. Und als der deutsche Zoologe Eduard Tierchen haben Nacktmulle jedoch schon den Weg in
Rüppell im Jahre 1842 den Nacktmull erstmals ausgrub, ­einige Zoos Deutschlands geschafft, denn viele Besucher
gab er ihm den lateinischen Namen „Heterocephalus finden die sonderbaren Säugetiere niedlich. In Amerika
glaber“, zu Deutsch „nackter Andersköpfling“. Die kurio­ stehen die Nacktmulle ganz oben auf der Beliebtheits-
sen Säugetiere gehören zu der Familie der Sandgräber. skala. Dort sind die Mulle sogar schon zu Kulttieren ge-
Sie sind nackt, denn sie können, da es in den unterirdi­ worden und tummeln sich als Comic- und Spielfiguren
schen Labyrinthen konstant warm ist, auf eine Wärme­ im Internet und bevölkern als Kuscheltiere amerikani­
regulation verzichten. Ihre Haut ist faltig, weil sich die sche Wohnzimmer.
Tie­re im schmalen Untergrund strecken und lang ma- Auch die Wissenschaft ist von den Nacktmullen faszi-
chen müssen, wenn sie sich im Gewühl ihrer 80 bis 300 niert, denn sie sind nicht nur äußerlich, sondern auch in
Koloniemitbewohner bewegen wollen. Ihre Augen sind ihrem Verhalten eine ganz besondere Spezies. Beispiels-
meist geschlossen, denn in der unterirdischen Dunkel- weise schließen sich Nacktmulle zu Staaten zusammen –
heit gibt es nichts zu sehen. Die riesigen Schneidezähne das tun im Tierreich sonst nur Insekten. Dabei herrscht
im Ober- und Unterkiefer, die ihnen das Aussehen eines eine strikte Arbeitsteilung: die einen Tiere sind Arbeiter,
Kampfhundes im Kleinformat verleihen, dienen als Bag- die anderen Soldaten und an der Spitze regiert eine Herr­
ger und als Waffe. Die Zähne zeigen sie nur der Schlange, scherin: die Königin. Sie ist nicht nur deutlich größer als

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0203121 Inhalt S007 7 06.11.2007 15:17:59 Uhr


Hörtexte

ihre Untertanen, sondern bei ihr liegt auch das Fort­ dass Nacktmulle auf dauerhaften Schmerz nicht reagie­
pflanzungsmonopol. Zu diesem Zweck hält sie sich ­einen ren. Für dieses Schmerzdefizit fand Park zwei Erklärun­
kleinen Harem von etwa drei Männchen. Wenn die Köni­ gen, eine soziale und eine biologische. Wenn die Tiere
gin schwanger ist, kann sie zehn oder mehr Embryos in chronische Schmerzen empfänden, so Park, dann könn­
ihrem Körper tragen. Nahezu alle Koloniebewohner sind ten sie das beengte Leben in der Tiefe, in der die Luft mit
Kinder der Königin, und damit ihr kein anderes Weibchen viel schmerzendem Kohlendioxid gesättigt ist, nicht
ihr Gebärmonopol streitig macht, hält die Königin ihre überstehen. Und auch wenn die Königin manch einem
weiblichen Untertanen auf Trab und stresst sie durch ihrer Untertanen einen Seitenhieb versetzt, so wird doch
Schub­sen und Drängeln. Dadurch wird die Hormonpro­ im Reich der Nacktmulle nicht gekämpft. Denn wer
duktion und das Geschlechtsleben ihrer potentiellen kämpft, trägt Wunden davon, und wenn er diese wegen
­Rivalinnen gehemmt. Während die Königin das stärkste seiner Schmerzunempfindlichkeit nicht spürt, kann er
Tier der Kolonie ist und durchaus achtzehn Jahre lang le­ seine Wunden auch nicht lecken und pflegen. An diesen
ben kann, werden die Arbeiter kaum älter als zwei Jahre unversorgten Wunden würden viele Tiere zugrunde ge­
– ein Ergebnis nicht nur ihrer schweren Arbeit, sondern hen. Und deshalb zeichnet sich das Reich der Nacktmulle
auch der Inzucht. Gelegentlich kommt frisches Blut in die durch besondere Friedlichkeit aus.
Kolonie, wenn Tiere aus ihrer Lebensgemeinschaft flüch­ Dass die kleinen Säugetiere keinen Schmerz empfinden,
ten und sich eine neue Heimat in einer anderen Kolonie liegt am Fehlen eines Stoffes, den jedes andere Säuge­
suchen. Diese Neuankömmlinge werden von der Königin tier in seiner Haut hat: den Neurotransmitter namens
als Liebhaber besonders begehrt. Wenn die Königin übri­ „Substanz P.“, der die Nerven aktiviert, damit sie den
gens vor einer Geburt steht, schwellen sämtlichen Unter­ Schmerz ans Gehirn weiterleiten können. Als Park dieses
tanen – ob männlich oder weiblich – die Brustwarzen an. Defizit entdeckte, hatte er im Nacktmull das ideale Ver­
Wissenschaftler von der amerikanischen University of suchstier für die Schmerzforschung gefunden. Um den
Saint Louis beschäftigen sich als weltweit einziges For­ entstehenden Schmerzmechanismus studieren zu kön­
scherteam mit Nacktmullen in der freien Natur, nämlich nen, überlegte sich Park einen Weg, wie er beim Nackt­
im kenianischen Meru-Nationalpark. Sie untersuchen mull einen Schmerzreiz auslösen könnte, ohne dass die­
dort Geburts- und Sterberaten, Wanderungsbewegun­ ser es merkte. Zu diesem Zweck betäubte Park die Tiere,
gen, Wachstum und soziale Strukturen der Kolonien. dann injizierte er ihnen die Substanz P. und wartete, bis
Viele Tiere fristen ihr Leben jedoch im Labor, wo sie in diese Substanz im Körper der Nacktmulle bis zum Fuß
­einer möglichst authentischen Umgebung gehalten und gewandert war. Daraufhin hielt der Zoologe eine heiße
beobachtet werden: in einem künstlichen Röhrensystem Lampe an die Füßchen der Tiere. Tatsächlich zuckten die
bei Rotlicht und fast vollständiger Dunkelheit. So sieht schmerz­empfindlich gemachten Extremitäten der Nackt­
auch das Labor des amerikanischen Professors Thomas mulle zurück und zeigten damit eine sichere Reaktion
Park von der University of Illinois aus. Park wollte zu­ auf Schmerzempfindung.
nächst nur herausfinden, wie sich die fast blinden Nackt­ Vielleicht wird sich das hässlichste Tier der Welt auf diese
mulle bei all dem Gedränge und Gewühl in dem dunklen Weise noch zum Lieblingstier für die vielen Millionen von
Untergrund bewegen, denn sie können mit der gleichen Schmerzpatienten entwickeln, die auf ein wirksa­mes
Schnelligkeit sowohl vorwärts wie auch rückwärts ge­ Medikament gegen chronische Krankheiten wie Rheuma
hen. Doch dann machte Park eine Entdeckung, die seine und Muskelschmerz warten. Wir werden die Forschungs­
weiteren Forschungen bestimmen sollte: Er stellte fest, arbeiten weiterhin aufmerksam verfolgen.

Modelltest 6
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in ­Weimar einem verheerenden Feuer heimgesucht wurde. Schon
an den ersten spontanen Rettungsaktionen und Spen­
Sie hören einen Bericht über den schwersten Bibliotheks­ denzusagen war das Entsetzen abzulesen, das Wissen­
brand in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, bei schaftler und Kunstliebhaber weltweit erfasste. Ein natio­
dem am Abend des 2. September 2004 das Stammhaus nales Kulturgut war in seinem Zentrum bedroht.
der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar von

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Hörtexte

Wenn man eine Schadensbilanz aufstellt, so ist zunächst werden? Zunächst einmal gibt es nicht von allen Manu­
nicht nur an die beherbergten Bücher, sondern auch an skripten oder Partituren auch Drucke, d.h. viele Werke
das Bibliotheksgebäude selbst zu denken. Das Stamm­ sind oft nur in einzelnen Exemplaren oder überhaupt
haus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist nämlich nur als Unikat, als einziges Exemplar, erhalten. Das galt
nicht nur aktive Bibliothek, sondern auch architektoni­ etwa für die Musikaliensammlung der Anna Amalia und
sches Denkmal. Der Bibliothekssaal spiegelt das Leben der Zarentochter Maria Pawlowna, die 800 Notenhand­
der kulturellen Blütezeit Weimars wider, das deutscher schriften umfasste und zusammen mit 2 100 Notendru­
Kulturmittelpunkt war, als dort große Dichter und Den­ cken fast vollständig verbrannte. Ein weiterer Grund für
ker wie Goethe, Schiller, Herder und Wieland wirkten. Im den wichtigen Stellenwert des originalen Buches ist,
Jahre 1691 ordnete der Herzog von Sachsen-Weimar an, dass Duplikate eine Buchseite nur abbilden. Sie konser­
die fürstliche Büchersammlung zu ordnen und zu ver­ vieren nur den Text. Bei dieser Speicherung gehen viele
zeichnen. Dies gilt als der eigentliche Gründungsakt der materielle Informationen verloren. Nicht erfasst wird da­
Bibliothek. Ihren eigenen Ort bekam sie aber erst, als die bei etwa das Material des Buchdeckels, die Spezifik des
Herzogin Anna Amalia im Jahre 1766 das so genannte Drucks auf dem Einband, die buchkünstlerische Gestal­
„Grüne Schlösschen“, ein fürstliches Wohngebäude in tung, die Art der Druckfarben und Illustrationen sowie
­einer schönen Gartenanlage, für Bibliothekszwecke um­ die Beschaffenheit des Papiers. Beim Papier gehen auch
bauen ließ. Dieser Bau war bis zu dem Feuer relativ un­ die sog. Wasserzeichen verloren – Muster im Papier, die
verändert erhalten. Herzstück des Baus ist der ovale, man nur erkennen kann, wenn man das Papier gegen
zweigeschossige Rokokosaal – ein Gesamtkunstwerk: Licht hält. Alle diese materiellen Merkmale betreffen den
Die beschwingte Rokokoarchitektur mit den beiden Ga­ Text nicht unmittelbar und gehen bei der Kopie eines
lerien beherbergte nämlich nicht nur einen Schatz von Buches verloren. Verloren gehen auch die ideellen Spu­
120 000 Büchern und Landkarten, sondern war zugleich ren, die in benutzten Büchern zu finden sind. Wichtig
ein musealer Raum für Skulpturen, Bilder, Zeichnungen sind dabei vor allem die sogenannten Exlibris. Das sind
und Fresken. Und so gehörte das Stammhaus der Herzo­ kleine, meist kunstvoll verzierte, auf die Innenseite des
gin Anna Amalia Bibliothek, das mit anderen Weimarer vorderen Buchdeckels geklebte Zettel mit dem Namen
Stätten seit 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt, oder dem Monogramm des Eigentümers. Daneben ent­
zu den Favoriten von Kunsttouristen. halten benutzte Bücher oft Anstreichungen und andere
Der Buchbestand der Anna-Amalia-Sammlungen ist ein­ handschriftliche Eintragungen, etwa Kommentare an
zigartig. Bevor die Bibliothek 1991, zum 300-jährigen Bi­ den Rändern der Seiten. Aufgrund dieser Rezeptionsspu­
bliotheksjubiläum, nach ihrer wichtigsten Patronin Anna ren können geistige Produktionsprozesse rekonstruiert
Amalia benannt wurde, trug sie den Namen „Zentralbi­ werden. Diese Zeugnisse geben Auskunft darüber, wer
bliothek der deutschen Klassik“ und offenbarte damit ihr sich mit welchem Stoff auseinandergesetzt und woher
bibliothekarisches Profil: Der Schwerpunkt ihres Be­ er seine Anregungen bezogen hat. Denn wie konnte
stands liegt auf dem Zeitraum von 1750 bis 1850, also man sich vor der Zeit der globalen Vernetzung Wissen
etwa von der Epoche der Aufklärung über die Klassik bis über die Welt verschaffen? Woher hatte z. B. Goethe das
zur Spätromantik. Darüber hinaus bewahrt die Herzogin Material, um die Walpurgisnacht im „Faust“ zu gestalten?
Anna Amalia Bibliothek originale Quellen der Kulturge­ In diesem Fall kennen wir Goethes Inspirationsquelle:
schichte vom 9. bis zum 21. Jahrhundert auf. Im Unter­ Anhand der in Weimar erhaltenen Ausleihlisten lässt sich
schied zu anderen wissenschaftlichen Bibliotheken – ins­ nämlich nachweisen, dass Goethe das erste Buch über
besondere Hochschulbibliotheken – liegt die Priorität in die Ausgrabungen von Pompeji ausgeliehen hat.
Weimar auf der Bestandserhaltung und Restaurierung Die Verlustbilanz nach dem Feuer in Weimar ist gewaltig:
von Originalquellen. Original heißt dabei nicht nur, dass Etwa 50 000 Bücher, vor allem aus dem 17. und 18. Jahr­
Bücher oder Noten in Gestalt von Manuskripten oder hundert, sind auf der zweiten Galerie des Rokokosaals
Autographen direkt aus der Feder des jeweiligen Autors und im Dachgeschoss verbrannt und damit unwieder­
oder Komponisten stammen müssen, vielmehr zählen in bringlich verloren. 28 000 Bücher konnten unbeschädigt
diesem Zusammenhang auch historische Drucke und in Sicherheit gebracht werden. Mit zum Teil schweren
Erstausgaben als Originalquellen. Wasser- und Brandschäden wurden etwa 62 000 Bände
Warum kann in einer Zeit, in der Medien beliebig zu re­ gerettet. Diese Bücher wurden zur Erstversorgung in das
produzieren sind, auf Originalquellen nicht verzichtet Zentrum für Bucherhaltung nach Leipzig gebracht, wo

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Hörtexte

Restauratoren mit der Gefriertrocknung die erste Maß­ riert wurden, gehört die berühmte Weimarer Bibelsamm­
nahme zur Verhinderung von Schimmelbildung ergrif­ lung mit etwa 600 Bibeln, unter denen sich auch die
fen. Schon im Oktober 2004 konnten die ersten, kaum ­Luther-Bibel von 1534 befindet. Die Wiederbeschaffung
beschädigten Bücher wieder nach Weimar zurückkehren. völlig verbrannter oder unrestaurierbarer Bücher wird
Stark beschädigte, durch Rauch, Ruß und Asche ver­ sich über viele Jahre hinziehen und nicht alle Lücken fül­
schmutzte und zum Teil stark verformte Bände müssen len können. An Restaurierungskosten wird je nach Grad
mit hohem Aufwand restauriert werden – und es ist ab­ der Beschädigung für einen einzelnen Band mit Kosten
zusehen, dass dies nicht bei allen Büchern gelingen wird. von 400 bis zu 2.600 Euro gerechnet. Die Beschaffung
Buchkonservatorische Entscheidungen sind gleich nach von Spenden wird für Weimar also ein wichtiges Thema
dem Brand gefallen: Zu den ersten Beständen, die restau­ der nächsten Jahre sein.

Modelltest 7
Regelbrüche als Managementstrategie petenz für innovationsfähige Unternehmen erkannt.
­Mittelständische Marketingerfolge mit Mitschwimmen genügt nicht! Wer die Regeln bricht, ge­
innova­tiven Modellen winnt! Das sind die gängigen Formeln dieses Ansatzes.
Regelbruch als strategische Methode zeigt damit vielen
Reinhold Messner bestieg als erster ohne Sauerstoffge­ Unternehmen in stagnierenden und gesättigten Märkten
rät den Mount Everest im Alleingang. Er brach dabei mit einen strategischen Ausweg.
einer eisernen Regel, die besagte, kein Mensch, und Grundsätzlich gibt es drei Kategorien von Regelbrüchen,
schon gar kein Europäer, könne diese Höhe und die An­ die zu neuen Geschäftsmodellen führen: Regelbrüche
strengungen eines Aufstieges ohne zusätzlichen Sauer­ erster Ordnung bedeuten eine absolute Neuheit am
stoff überleben. Mit dieser Tat bewies Messner, dass Markt. Oft steht ein Patent hinter solchen großen Wür­
Berggipfel auch ohne enormen materiellen Aufwand fen. Sie sind jedoch selten und ohne Frage auch gewagt,
bestiegen werden können. denn es ist unsicher, ob sie tatsächlich erfolgreich sind.
Auch Unternehmen versuchen immer wieder, das „Nor­ Die Adaption erfolgreicher Konzepte aus anderen Bran­
male“ oder den Standard ihres Marktes über Bord zu chen in die eigene Branche ermöglicht Regelbrüche
werfen und sich gegen die Grundsätze der Branche zu zweiter Ordnung. Zu Regelbrüchen dritter Ordnung wird
entwickeln. Durch diese Logikbrüche gelangen sie zu ein Unternehmen durch die Branchenentwicklung ge­
neuen, besseren Geschäftsmodellen. Klassische Bei­ zwungen. Dabei ist es notwendig, die firmeninternen
spiele für diesen Managementansatz sind Designermö­ Überzeugungen und Faktoren zu hinterfragen und dem
bel als Abholware und zum Selbstmontieren bei IKEA, veränderten Marktstandard anzupassen.
preiswerte Uhren mit Designeranspruch von Swatch, Was bedeutet dieses Managementkonzept für die Fami­
Flüge ohne Service und für wenig Geld bei Ryanair, lienunternehmen, insbesondere für mittelständische
­Modefirmen mit bis zu 22 Kollektionswechseln im Jahr Unternehmungen? Zuerst einmal stellen wir fest, dass es
bei H&M und Zara, oder ein reduziertes Warenangebot erstaunlich oft gerade die von den Inhabern geführten
zu Dauertiefstpreisen, etwa bei Aldi und Lidl. Unternehmen sind und nicht die großen Konzerne, die
Alle diese Strategien haben eines gemeinsam: Geltende echte Regelbrüche zustande bringen. Viele der rund
Überzeugungen der Branche, die bis dahin als unver­ 1 200 deutschen mittelständischen Weltmarktführer leg­
zichtbar und erfolgreich galten, werden außer Kraft ge­ ten den Grundstein für ihre internationale Überlegenheit
setzt. Bestehende Überzeugungsmuster werden gebro­ mit einem wirklichen Regelbruch. Meist sind es die er­
chen. Grundsätzlich gilt für jedes Unternehmen: In folgreichen Gründer, die sich irgendwann einmal gegen
stag­nierenden Märkten führen austauschbare Leistun­ die geltenden Überzeugungen der Branche gestellt
gen zwingend zu einer negativen Gewinnentwicklung. ­haben. Dagegen kehrt bei Familienunternehmen mit
D. h. Leistungen dürfen nicht austauschbar sein, sie müs­ langer Tradition zu oft strategische Starre und bedrohli­
sen sich von anderen unterscheiden, damit sich das Un­ cher Starrsinn ein. Diese Kombination kann existenzbe­
ternehmen behaupten kann. Deshalb haben moderne drohend oder doch zumindest wirtschaftlich gefährlich
Managementtheoretiker im Regelbruch eine Kernkom­ werden. Als z. B. Leica in der Fotografie den Trend zur

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Hörtexte

­ igitalisierung übersah, befand sich das Familienunter­


D Bei der Strategie, durch Regelbrüche Wert zu schaffen,
nehmen schnell in einem kritischen Zustand. Große Kon­ trifft man im deutschen Mittelstand aber auch auf das
zerne erholen sich von solchen Versäumnissen aufgrund Modell der Erweiterung. Durch Erweiterung kreierte
ihrer Finanzkraft schnell; den wenigsten Familienunter­ ­etwa „Freßnapf“ ein bahnbrechendes Geschäftsmodell.
nehmen steht aber ein ausreichender finanzieller Spiel­ Auf dem Prinzip des Discounters gegründet, vertreibt
raum zur Verfügung. Für sie ist deshalb ein frühzeitiger der Spezialist für Heimtierbedarf in seinen 900 Filialen in
Regelbruch geradezu ein Muss. Deutschland über 8000 Artikel. Der „Fressnapf“-Gründer
Theoretisch kann jedes Unternehmen zum Champion brach mit dieser Sortimentspolitik die goldene Aldi-Re­
seines Marktes werden. Dazu gehört jedoch der Mut, gel. Sie besagt: Ein Discountladen müsse sich auf einen
ausgetretene Pfade zu verlassen. Der Königsweg zum überschaubaren Warenkorb mit extrem hohen Umsätzen
unternehmerischen Erfolg, der allerdings selten beschrit­ konzentrieren. „Fressnapf“ hat mit seiner Strategie des
ten wird, ist die Neukreation. Besonders kreativ etwa übervollen Warenkorbs den europäischen Markt erobert
war Manfred Bogdahn von der Firma Flexi. Er stellte sich und nimmt heute Platz 3 auf dem Markt des Heimtierbe­
einst die Frage, warum Hundeleinen standardgemäß darfs ein.
­eine fixierte Länge haben müssten. Er brach diese Regel Fortgesetzter Regelbruch ist eine Kunst. Oft sind Regel­
und erfand das Rollhalsband für Hunde. Heute ist Flexi brüche Einzelereignisse, quasi Geistesblitze, die ein
fester Bestandteil im Leben der meisten Hundehalter ­Geschäftsmodell revolutionieren. Solche Geistesblitze
und das Unternehmen ist Weltmarktführer. lassen sich kaum dauerhaft verteidigen, weil sie nachge­
Oft beschreiten Unternehmen den Weg der Reduktion. ahmt werden. Reinhold Messner ist längst nicht mehr der
Damit gelang der Brauerei Oettinger ein durchschlagen­ einzige Bezwinger des „Dachs der Welt“ ohne Sauerstoff.
der Erfolg. Oettinger wurde mit seiner Discountstrategie Lidl folgte Aldi, Robinson Club kopierte und überholte
bei einer Produktion von 6,4 Mio. Hektolitern Bier im Jahr Club Med, Burger King verfolgt McDonald’s. Alle Regel­
2004 zur größten deutschen Brauerei. Während die Kon­ brüche in der Wirtschaft lösen Nachahmer aus und für
kurrenz Wert legt auf hohe Preise, auf Sortenvielfalt und gute Geschäftsmodelle gibt es keinen Patentschutz. Die
auf hohe Marketingausgaben, erzielt Oettinger mit den Erfahrung zeigt, dass langfristiger Erfolg auf der Weiter­
Prinzipien Verzicht, Effizienz und Sparsamkeit Zuwachsra­ entwicklung eines ungewöhnlichen, die Regeln brechen­
ten von 23 % auf dem deutschen Biermarkt. Die Braue­rei den Geschäftsmodells beruht.
Oettinger verzichtet auf ein edles Image, sie wirbt wenig
und wenn, dann nicht auf Hochglanz.

Modelltest 8
Harald Schütz einer phänomenalen, exotischen Blüte heran: Harald
Ein Sprachgenie, das über ­zweihundert Schütz galt als Sprachgenie, Wunderhirn und als wan­
Sprachen beherrschte delndes Sprachlexikon, denn er beherrschte mehr als
zweihundert Sprachen in Wort und Schrift.
Das Kind, das am 10. Januar 1873 in Traunstein das Licht Von Oberbayern zog die Familie nach Frankfurt, als
der Welt erblickte, erhielt den Namen Harald, und viel­ ­Harald fünf Jahre alt war. Das sprachbegabte Kind lernte
leicht wollten die Eltern mit dieser Namensgebung auf während der Schulzeit nicht nur die obligaten alten Spra­
die Verbindung der Familiengeschichte mit dem Norden chen Latein und Griechisch, sondern auch Hebräisch,
hinweisen. Denn schon die Vorfahren der Familie Schütz dazu die neueren Sprachen Englisch und Französisch,
hatten in der Literatur Bedeutendes geleistet und bei Dä­nisch, Holländisch, Russisch und Italienisch. Trotz sei­
der Sammlung der Edda-Gesänge mitgewirkt. Der er­ ner enormen Sprachbegabung wählte Harald Schütz
wachsene Harald Schütz jedenfalls führte die Wurzeln aber nicht eine Philologie als Studienfach, sondern ent­
seiner Familie auf den König Harald Hårfagre von Norwe­ schied sich für Mathematik, Physik und Philosophie.
gen zurück, an dessen Hof es zum guten Ton gehörte, Nach seinem Studium in Jena und Göttingen wurde
sich in vielen fremden Sprachen zu unterhalten. Tausend Schütz zuerst Assistent an der Darmstädter Technischen
Jahre später reifte dieses Familienerbe noch einmal zu Hochschule, dann lehrte er an der Maschinenbauschule

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Hörtexte

in Hagen/Westfalen und richtete dort gegen viele Wider­ Dozent, Schriftführer und Herausgeber der Jahresberich­
stände ein Physikalisches Praktikum ein. Sein Engage­ te tätig war. Diese gelehrte Vereinigung hatte sich die
ment zehrte so sehr an seiner Gesundheit, dass er nach Erschließung und Vertiefung der Kenntnisse vor allem
schwerer Krankheit bereits mit 36 Jahren pensioniert der asiatischen Kulturen zum Ziel gesetzt. Schütz selbst
wurde. Das war sein Glück, denn nun konnte er sich ohne erarbeitete viele Publikationen über philologische und
Einschränkung seiner philologischen Wissbegierde ästhetische Phänomene als selbstständiger Wissen­
­widmen und seine ganze Kraft auf das Studium der Spra­ schaftler. Sein erstes Werk, „Die hohe Lehre des Konfu­
chen konzentrieren. Übrigens hatten ihm seine Sprach­ zius“, enthielt die Ursprache, die Umschrift ins lateini­sche
kenntnisse dazu verholfen, den Kriegshandlun­gen des Alphabet sowie eine wörtliche und dichterische Über­
Ersten Weltkrieges weitestgehend zu entkommen; denn setzung. Es folgten ein umfassendes Werk über „Die
die Militärbehörden erkannten bald seine orientalischen Hauptsprachen unserer Zeit“, die Anweisung „Wie
Sprachkenntnisse und versetzten ihn nach Konstantino­ schreibt man Türkisch?“, dann mit „Die Seele Japans“ eine
pel, wo er als Dolmetscher und Übersetzer bis Kriegs­ Sammlung alter Gedichte.
ende blieb. Dieser Aufenthalt sollte Schütz’ einzige Reise Doch Schütz’ Wirkungskreis galt nicht nur der hohen
in das Ursprungsland einer Sprache bleiben. Kunst. Denn in einer Zeit, in der Deutschland Kolonial­
Als Pensionär kehrte Schütz nach Frankfurt zurück und macht war und die Welt enger zusammenrückte, waren
hat es nicht mehr verlassen. Hier entfaltete er seine rege seine Kenntnisse von Behörden, Botschaften und nicht
Tätigkeit auf den Gebieten der Sprachforschung, die ihm zuletzt von Postbeamten gefragt. Aber auch für Privat­
viel Ruhm und Ehre, viele exotische Besucher und Korre­ personen war Schütz ein gefragter Lehrer. Dabei nahm
spondenzen mit allen Ländern der Welt einbrachte; er der Unterricht manchmal groteske Formen an. Beispiels­
lernte Malaiisch und mehrere afrikanische Sprachen, das weise wollte einmal jemand Punisch lernen, aber der
Arabische war ihm ebenso geläufig wie Romani. Als einer ­Un­terricht konnte nur telefonisch abgehalten werden.
der letzten repräsentierte Schütz den Typus des Privatge­ Schütz erzählte dazu: „Gut, dass niemand zugehört hat,
lehrten: Er war ganz der Wissenschaft zugewandt und man hätte uns vielleicht für ausländische Spione ge­
deshalb materiell so schlecht gestellt, dass er zwei Zim­ halten.“
mer in seiner Wohnung untervermieten musste. Seine Dass Sprachkenntnisse und Humanität Zwillingsge­
mehr als fünfzehntausend Bände umfassende Bibliothek schwister sind – diesen Gedanken hatte Schütz seiner
fiel nach seinem Tod 1941 der Frankfurter Universitäts­ Zeit voraus. Beispielhaft für die Überheblichkeit anderen
bibliothek zu. Außerdem überließ ihr Schütz viele Schrift­ Kulturen gegenüber ist eine Anekdote von der Frau, die
zeugnisse aus aller Welt, die er selbst geschenkt bekom­ Harald Schütz den Haushalt führte. So stand wieder ein­
men hatte: Schriftrollen aus Korea, Aufzeichnungen aus mal Besuch vor der Tür: ein Mann, der aufgrund seines
Japan, tibetanische, indische und andere ostasiatische Aussehens sicherlich nicht aus Europa stammte und hin­
Schriftstücke. Bei all seinem Wissen und bei seinen vielen ter dem sich sicherlich ein hoher Würdenträger aus
internationalen Kontakten blieb Harald Schütz ein be­ einem Kolonialland verbarg. Die Haushälterin meldete
scheidener Mensch. Von sich selbst pflegte Schütz zu diesen Besucher mit den Worten an: „Da draußen ist wie­
­sagen, er beherrsche 199 Sprachen, die zweihundertste, der so ein Wilder!“ Wie entwürdigend Fremde zu Schüt­
seine deutsche Muttersprache, sei zu differenziert, als zens Zeit behandelt wurden, zeigt auch eine Veranstal­
dass er sie in allen Verzweigungen erfassen könne. tung, die als „Exoten-Schau“ bezeichnet wurde und ein
Wie aber bringt es ein Mensch, bei aller Begabung, dazu, Publikumsmagnet war. Zur großen Belustigung des Pub­
so viele Sprachen zu erlernen? Schütz’ Methode war likums wurden in ganz Deutschland Menschen aus fer­
denkbar einfach: Er verschaffte sich die einschlägige lexi­ nen Ländern wie Tiere in Zoologischen Gärten ausge­
kalische Literatur und schrieb in ein Notizheft die jeweili­ stellt. Einmal wurden im Frankfurter Zoo angebliche
gen Ausdrücke in Gruppen geordnet auf. Die Aussprache Sioux­krieger zur Schau gestellt; und während die sen­
erlernte er von Grammophonplatten, soweit sie damals sationshungrigen Frankfurter die fremden Körper, den
verfügbar waren. ­Federschmuck und die Kriegsbemalung dieser Men­
Eine weitere Frucht seiner Frankfurter Gelehrtentätigkeit schen begafften, sprach Schütz mit ihnen – und stellte
war die Gründung des „Frankfurter Vereins für orientali­ dabei fest, dass diese Indianer keineswegs Sioux, son­
sche Sprachen“, für den Schütz zwanzig Jahre lang als dern Pawnees waren.

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Hörtexte

Modelltest 9
Angriff der Aliens Invasive Arten stellen aber nicht nur für den Menschen
Mit aggressiven Strategien erobern exotische eine Bedrohung dar, sondern für das gesamte Ökosy-
Tiere und Pflanzen Europa stem, in das sie eindringen. Denn ihr Auftauchen in
fremden Regionen führt zu einer Homogenisierung der
Vielleicht ist einigen von Ihnen die Figur des Aliens ge- Tier- und Pflanzenwelt. Biologisch wünschenswert wäre
läufig – vielleicht kennen Sie Filme, in denen diese un- aller­­­dings eine biologische Vielfalt, bei der jede Art ihren
heimlichen Wesen aus einer fremden Welt auf die Erde eigenen Lebensraum behält. Warum gelingt es den ein-
einfallen und ihre Bewohner bedrohen. Doch soll es in heimischen Arten oft aber nicht, ihren Lebensraum ge-
dem folgenden Vortrag nicht um Science-fiction gehen, gen die Eindringlinge zu behaupten? Es gibt zwei Eigen-
sondern um Pflanzen und Tiere. Genauer: um Eindring- schaften, die den invasiven Arten zum Erfolg verhelfen:
linge, die mit Hilfe des Menschen in ein funktionieren­des ihre Flexibilität und ihre Fruchtbarkeit. Der chinesische
Ökosystem eindringen und es auf erschreckende Weise Götterbaum etwa ist unempfindlich gegen Luftver-
verändern. schmutzung und er produziert eine große Menge von
Das Aufeinandertreffen von invasiven und einheimi- Samen. Gegen Frühjahrsfröste ist er geschützt, weil sei-
schen Tieren und Pflanzen beschäftigt inzwischen wis- ne Knospen erst spät im Jahr treiben. So wuchert der
senschaftliche Konferenzen. Auf dem Euroscience Open Götter­baum inzwischen nicht nur in den USA und in
Forum in München beispielsweise erzählte ein Umwelt- Süd­ame­rika, sondern auch in London und Berlin.
forscher eine Alien-Geschichte, die sich auf einer ein- Von einer ebenfalls sehr geschickten pflanzlichen Über-
samen, kleinen Insel in Australien abspielte. Dort lebte lebensstrategie berichtete auf dem Münchner Forum
ein Mann mit seiner Katze. Zur großen Verblüffung ihres ­eine Wissenschaftlerin von der Autonomen Universität
Besitzers legte ihm die Katze Abend für Abend einen Barcelona. Feigenkakteen, von Mittelamerika eingewan-
­erbeuteten Vogel vor die Tür. Als sich der Mann die Vögel dert, breiten sich im Mittelmeergebiet übermäßig aus,
genauer ansah, bemerkte er, dass es sich um eine bis da- weil sie riesige Blüten mit viel Nektar bilden. Deshalb ist
hin unbekannte Art des Zaunkönigs handelte. Warum es kein Wunder, dass diese Ernte etwa 40 Prozent aller
aber fielen sie in Scharen seiner Katze zum Opfer? Der einheimischen Insekten anlockt. So bleiben viele der
Mann fand heraus, dass die Zaunkönige auf seiner Insel einheimischen, klein­blütigen Pflanzen unbestäubt und
verlernt hatten zu fliegen, denn sie hatten keine natür- damit unfruchtbar.
lichen Feinde. Nun kam aber die Katze auf die Insel und Auch die Einfuhr der Rotwangen-Schmuckschildkröte
die flugunfähigen Zaunkönige konnten sich vor ihr nicht wirkte sich katastrophal auf das deutsche Ökosystem
in Sicherheit bringen. Als der Mann diese Zusammen- aus. Das amerikanische Reptil wurde ursprünglich impor­
hänge entdeckte, war es bereits zu spät. Die Katze hatte tiert, um häusliche Terrarien damit zu bevölkern. Einige
die Zaunkönige ausgerottet. Be­sitzer wollten dieses modische Tier nach einiger Zeit
Ein Beispiel für eine invasive Art aus dem Pflanzenreich dann doch nicht mehr behalten und „entsorgten“ es in
ist der Riesenbärenklau. Er wurde ursprünglich als Zier- die „Freiheit“. Ausgesetzt vermehrt sich die Schildkröte
pflanze aus dem Kaukasus eingeführt und breitet sich kräftig, sie frisst die Brut der heimischen Fisch- und Am-
nun in Europa rasend schnell aus. Hier gilt er bereits als phibienarten und gehört im Rhein-Ruhr-Gebiet zu den
Gesundheitsgefahr, denn der Kontakt mit seinem Saft zweithäufigsten frei lebenden Reptilien.
führt zu Verbrennungen der Haut. Gefährlich sind auch Im Fall der Rotwangen-Schmuckschildkröte hat der
Malaria-Mücken. Sie infizieren Menschen, die niemals ein Mensch aktiv dazu beigetragen, diese Tierart anzusie-
Malaria-Gebiet betreten haben. Ein Zoologe der Universi­ deln. Oft hilft der Mensch aber passiv. Tiere benutzen
tät Bern berichtet, 70 Europäer seien auf diese Weise be- die Mobilität des Menschen für ihre eigene. Der Reise-
reits angesteckt worden. Die Mücken kommen mit dem weg der Rosskastanien-Miniermotte kann so genaues-
Flugzeug aus Asien nach Europa und finden dort Opfer tens nachgezeichnet werden, und er zeigt, dass auch
und aufgrund der Klimaerwärmung gewohnte Lebens- klei­ne Tiere weite Strecken schnell zurücklegen können.
bedingungen vor. Möglich ist, dass sie sich hier sogar Die Rosskastanien-Miniermotte, deren Larven sich von
dauerhaft niederlassen. Blättern der Kastanienbäume ernähren und auf diese
Weise ganze Alleen kahl fressen, wurde erstmals im Jahre

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Hörtexte

1985 in Mazedonien entdeckt. Mitten im Sommer zeig­ zu Lande und in der Luft: Sie reisen per Schiff, Zug, per
ten dort befallene Kastanienbäume Anzeichen des Pkw und Lkw und mit dem Flugzeug. Insektenlarven
Herbstes: Die Blätter wurden braun und vorzeitig abge­ krie­chen unter die Rinde exportierter Holzstämme,
worfen. Fünf Jahre später war der Schädling bereits nach ­Samen nutzen das Reifenprofil von Import-Autos.
Österreich gewandert und lebt inzwischen in weiten Tei­ Es gibt allerdings auch vom Menschen gewünschte Ein­
len Europas. Der kleine Falter bewältigte diese gewalti­ bürgerungen – oft sind allerdings auch sie, ohne dass
gen Strecken auf denkbar einfachste Weise: als Schwarz­ der Mensch damit gerechnet hat, mit fatalen Folgen für
fahrer. Er lässt sich auf Autos fallen und Hunderte von die heimischen Arten verbunden. So wurden Kanadi­sche
Kilometern weiterkutschieren, steigt dann irgend­wann Grauhörnchen in britischen Parks ausgesetzt, denn die
aus und fliegt zum nächsten Kastanienbaum. Tiere verhielten sich Menschen gegenüber zahmer als
Ökologen betonen, Tiere und Pflanzen hätten schon im­ ihre rotbraunen europäischen Verwandten. Doch diese
mer neue Lebensräume entdeckt und besiedelt, dieses sind kleiner und zarter als die Grauhörnchen, und so
Verhalten sei eine Frage des Überlebens. Beim Auspro­ ­wur­­den die Eichhörnchen in einigen Gegenden Eng­
bieren können sie scheitern oder überleben – auch das lands von den aggressiven Grauhörnchen vollständig
habe es von jeher gegeben. Neu ist jedoch, dass sich mit ver­drängt.
der steigenden Mobilität des Menschen auch die der Solche Fehler sollen in Zukunft vermieden werden.
Tiere und Pflanzen erhöht. Früher kam eine Schnecke nur Doch bevor Wissenschaftler Strategien gegen die Aus­
einige hundert Meter weit, als sie sich am Huf des Schafes breitung aggressiver Arten ausarbeiten, müssen sie die
festsaugte; heutzutage reist sie auf einem Lkw, versteckt einzelnen Arten zuerst erfassen. Eine Datenbank mit fast
in einem Kopfsalat, durch den halben Kontinent. Und wie 4000 ­Aliens ist bereits erstellt – wahrscheinlich gibt es
die Schnecke nutzen Pflanzen und Tiere als blinde Passa­ aber noch viel mehr.
giere die Fortbewegungsmittel des Menschen zu Wasser,

Modelltest 10
Eine Küche für Blaustrümpfe: die Frankfurter Der Frankfurter Generalanzeiger schrieb 1918: „Der Clou
Küche der Wohnung aber ist die Küche. Winzig klein, aber so
raffiniert ausgeklügelt, so praktisch angeordnet, dass
Eines der größten kommunalen Probleme Frankfurts in selbst der größte Blaustrumpf zur begeisterten Köchin
der Weimarer Republik war die Massenwohnungsnot werden muss.“ Architektin dieser Küche war Margarete
einkommensschwacher Schichten. Um die Jahrhundert­ Schütte-Lihotzky, die von Ernst May, dem Leiter des
wende waren viele Landbewohner auf der Suche nach Hochbau- und Siedlungsamtes der Stadt Frankfurt, 1926
Arbeit in die Stadt gezogen und dort in oft äußerst be­ aus Wien geholt worden war. Dort hatte die Innenarchi­
engten und gesundheitsschädlichen Unterkünften tektin bereits Kücheneinrichtungen entworfen, aber erst
unter­gebracht. Im und nach dem Ersten Weltkrieg sta­ in Frankfurt optimierte Schütte-Lihotzky ihre Entwürfe.
gnier­te die Bauproduktion und verstärkte die bereits Sie revolutionierte die Vorstellung von einer modernen
­bestehende Wohnungsnot. Die Stadt Frankfurt wollte Küche in einem solchen Ausmaß, dass sie einen eigenen
diesem Missstand trotz knapper Kassen abhelfen und Namen erhielt: die Frankfurter Küche. Sie ist der Prototyp
ließ Siedlungskonzepte mit seriellen Wohneinheiten ent­ der heute gebräuchlichen Einbauküche.
wickeln: Vom Baukörper bis zu den festen Inneneinrich­ Ausgangspunkt von Schütte-Lihotzkys Überlegungen
tungen wurden standardisierte, normierte Bauteile ver­ war, dass die Küche als ein „Laboratorium“ aufzufassen
wendet, die billig und schnell herzustellen und zu sei, in dem nicht nur hygienische Verhältnisse zu herr­
installieren waren. So entstanden zwischen 1925 und schen hätten, sondern die ausschließlich dem Arbeiten
1930 etwa 12 000 öffentlich geförderte Wohnungen. In vorbehalten sei. Deshalb müsse die traditionelle Wohn­
ihnen lebten zu Beginn der dreißiger Jahre elf Prozent küche, in der nicht nur gekocht, sondern auch gegessen
der Einwohner Frankfurts, versorgt mit Komfort und mit wurde und die das Zentrum des familiären Wohnens dar­
Licht, Luft und Sonne. stellte, aufgelöst werden. Schütte-Lihotzky trennte also
den Küchen- und Wohnbereich und verteilte sie auf zwei

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Hörtexte

Räume, die durch eine Schiebetür miteinander verbun­ frisch lagern ließen – schließlich war der Kühlschrank ja
den waren. So konnte der Grundriss für die Küche erheb­ noch nicht erfunden. Vor allem aber boten die Küchen
lich verkleinert werden. Doch wollte Margarete Schütte- einen für diese Zeit keineswegs übli­chen Komfort. So gab
Lihotzky damit nicht nur die Sparsamkeitsvorgaben des es fließendes kaltes und warmes Wasser, einen Gas- oder
Stadtbauamtes erfüllen; vielmehr verfolgte diese Ent­ Elektroherd, Stromanschluss und manchmal sogar eine
scheidung eine neue Wertvorstellung. Die Architektin Zentralheizung. Die Materialien für Fenster, Türen, Fuß­
wollte die räumlichen und technischen Voraussetzungen böden, Wände, Spülbecken, Ausgüsse und Armaturen
für die Emanzipation der Frau schaffen. Frauen – zu wurden unter Erfordernissen der Hygiene sowie der
­dieser Zeit noch alleine für die Hausarbeit zuständig – leich­ten und schnellen Pflege ausgesucht. Dies war keine
sollten ihre Lebenszeit nicht in der Küche verbringen. leichte Aufgabe für die Architektin.
Vielmehr, so Schütte-Lihotzkys Philosophie, müsste es Nach einer ersten Bestandsaufnahme musste sie nämlich
doch möglich sein, Kapazitäten für berufliche und geisti­ feststellen, dass „vieles fehlt, dass fast kein Bau­be­stand­
ge Aktivitäten zu gewinnen, wenn es gelänge, die häus­ teil oder Material das Ideal erreicht, das gerade für Klein­
liche Arbeit zu erleichtern, zu vereinfachen und zu ratio­ wohnungen allen Anforderungen entsprechen würde“.
nalisieren. Ihre Planungen konzentrierten sich deshalb Schütte-Lihotzkys Entwicklung stieß auf großes interna­
auf die Frage, wie Arbeitsvorgänge in der Küche unter tionales Interesse, schon bald wurde ihre Küche etwa in
minimalem Kräfte- und Zeitaufwand geleistet werden ein französisches Siedlungsprogramm integriert. Doch
könnten. die ersten Frankfurter Siedlungsbewohner konnten sich
Anregungen holte sich Schütte-Lihotzky aus den USA: mit der neuen Küche nur schwer anfreunden – obwohl
Der Patententwurf der Speisewagenküche von Pullman sich die Verantwortlichen sehr darum bemühten, die
und die Kücheneinrichtungen der Mississipidampfer Philosophie der neuen Haushaltsführung zu vermitteln.
hatten solche rationalen Konzepte bereits realisiert. Um In unzähligen Schriften, in Vorträgen, in Radiosendun­
die Bedingungen einer deutschen Hausküche zu eva­ gen und sogar in Filmen wurde für deren Vorzüge gewor­
luieren, erfasste die Architektin die Arbeitsleistungen ben. Eine besondere Ausstellung bei der Frankfurter
in der Küche wie in einer Fabrik. Sie maß mit Meterstab Mustermesse „Der neuzeitliche Haushalt“ zeigte einge­
und Stoppuhr die Griff- und Schrittwege, analysierte sie richtete Küchen bei unterschiedlichem Küchenbetrieb.
und rationalisierte sie. Die einzelnen Bewegungen der Aber die ersten Bewohner der Frankfurter Küchen waren
Hausfrau sollten genau aufeinander abgestimmt sein, an Gemütlichkeit und an den Besitz eigener Möbel ge­
auf alles Überflüssige sollte verzichtet, alle Leerläufe wöhnt. Sie empfanden deshalb die normierte, immobile
sollten vermieden werden. Das verlangte eine optimale Inneneinrichtung nicht als Befreiung von unnötigen
Raumnutzung. Deshalb verbannte Schütte-Lihotzky den Zwängen, sondern als Vorenthaltung individueller Ge­
traditionellen, freistehenden Küchenschrank aus der Kü­ staltung. Die Einfachheit und Zweckmäßigkeit von
che und ersetzte ihn durch fest eingebaute Schrankwän­ Schütte-Lihotzkys Küchen wurden oft gleichgesetzt mit
de, die millimetergenau die Wände ausfüllten und bis an Nüchternheit und Lieblosigkeit. Das Wort vom „Küchen­
die Decke reichten. Statt Klapptüren, die funktionale Be­ knast“ machte die Runde, und viele Karikaturen machten
wegungsabläufe behindern, erhielten die Wandschränke sich über die Frankfurter Küche lustig.
Schiebetüren. Eine zeiteinsparende Maßnahme war auch Doch nachdem die ersten Widerstände überwunden
die Installation zweier Spülbecken anstelle der bis dahin waren, ließ sich der Siegeszug der „Frankfurter Küche“ –
benutzten Spülschüssel: Dort und auf Abtropfgestellen erweitert um zahllose technische Erfindungen – nicht
konnte das Geschirr von alleine trocknen. Lampenschie­ mehr aufhalten. Und als die hochgeehrte Margarete
nen an der Decke sollten das künstliche Licht für gezielte Schütte-Lihotzky im Jahre 2000, kurz vor ihrem 103. Ge­
Arbeiten verfügbar machen. Ebenso optimal wurde das burtstag, starb, fand sie ihr Konzept aus den 20er und
natürliche Licht eingeplant: Die Arbeitsplatte wurde di­ 30er Jahren des letzten Jahrhunderts bestätigt: Einen
rekt unter dem Fenster angebracht. Unter ihr führte ein Haushalt ohne Einbauküche kann sich heute kaum noch
Fach mit einer Öffnung ins Freie, wo sich Lebensmittel jemand vorstellen.

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0203121 Inhalt S015 15 06.11.2007 15:18:09 Uhr


Lösungen

Die Antworten sind meistens nur als eine von mehreren Die Vorschläge für eine Punkteverteilung bei den Prü­
möglichen Antworten zu verstehen. Die Lösungsvorschlä­ fungsteilen Hörverstehen und Leseverstehen (Verstehen
ge für die Textproduktion und die mündliche Prüfung und Bearbeiten des Lesetextes und Wissenschaftssprach­
geben den sog. Erwartungshorizont (den inhaltlichen liche Strukturen) sind folgendermaßen zu verstehen: Die
Rahmen) an. Beim Modelltest 1 finden Sie als Bei­spiel für erste Zahl bewertet inhaltliche Richtigkeit und Umfang
die Textproduktion einen ausformulierten Text. der Antwort, die zweite die sprachliche Leistung.

Modelltest 1
Hörverstehen 7
Das Projekt geht auf den Trend der personalisierten Er­
1
nährung ein. Es wurde ein Getränkeautomat konstruiert,
1. ja; 2. ja; 3. ja; 4. nein; 5. Text sagt dazu nichts; 6. ja; 7. ja;
der frische Milchshakes zubereitet. Bevor er den Milch­
8. Text sagt dazu nichts
shake ausgibt, muss der Konsument 20 Fragen beant­
(Punkte: 32 / 0)
worten, damit der Automat sein Genprofil bestimmen
2 und einen entsprechenden Milchshake zubereiten kann.
Der Text erläutert die Bedeutung der Ernährung für die Der Konsument kann sein Genprofil auf einer Chipkarte
Gesundheit und die Reaktion der Lebensmittelindustrie speichern.
auf das neue Bewusstsein der Menschen. Die Lebens­ (Punkte: 40 / 14)
mittelindustrie entwickelt neue Produkte, die die Ge­ (Gesamtpunktzahl: 200)
sundheit der Menschen gezielt fördern sollen.
(Punkte: 20 / 6)
Leseverstehen
3
Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes
Während traditionelle Nahrung aus natürlichen Lebens­
mitteln besteht, ist „functional food“ mit Stoffen an­ge­rei­ 1
chert, die einen gesundheitsfördernden Nutzen haben. 1. ja; 2. Text sagt dazu nichts; 3. nein; 4. Text sagt dazu
(Punkte: 15 / 5) nichts; 5. ja; 6. ja; 7. nein; 8. Text sagt dazu nichts
(Punkte: 32 / 0)
4
1. Enthält Omega-Fettsäuren; dadurch positive Wirkung 2
auf die Gesundheit. – Transportvorgänge und Arbeitsteilung bei der Produk­
2. Lebertran schmeckt nicht; es gibt ihn nicht in aus­rei­ tion von Erdbeerjoghurt
chender Menge. – Entfernungsintensive Produktion und Konsumtion
3. Ersatz durch genetisch veränderte Fettsäuren von – Qualität aus der Sicht der Hersteller und der Konsu­
Raps und Lein – Omega-Fettsäuren. menten
(Punkte: 24 / 7) – Zentralisierung der Landwirtschaft im Gegensatz zur
regionalen Vielfalt
5
(Punkte: 28 / 7)
Kohlgerichte schützen vor Lungenkrebs – aufgrund der
genetischen Konstitution der Menschen aber nur bei 3
10 % der Bevölkerung. Transporte der Rohstoffe für die Verpackungsmaterialien
(Punkte: 8 / 3) (Punkte: 7 / 3 )

6 4
Der Genotyp wird mithilfe der Genprofil-Analyse ermit­ Der Begriff bezeichnet eine Massenproduktion von Le­
telt. Dabei wird ein Abstrich von der Mundschleimhaut bensmitteln, die zentral an wenigen Orten organisiert ist
gemacht und anschließend werden 18 Gene bestimmt. und dadurch mit wenig Arbeitskräften auskommt. Die
(Punkte: 20 / 6 ) Lebensmittel müssen lange Wege zu den Verbrauchern

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Lösungen

absolvieren. Ermöglicht wird es durch Subventionierung 8. Aus welchem Grund sind denn die vereinheitlichten
der Transportkosten, so dass diese ständig sinken kön­ Massenwaren […] überhaupt so begehrt?
nen. (Punkte: 0 / 80)
(Punkte: 30 / 10)
2
5 1. günstige Transportmöglichkeiten; 2. Qualität; 3. Roh­
– Qualität aus der Sicht der Unternehmen; stoffe der Massenwaren; 4. Vernichtung der regionalen
Qualität = Preis, Haltbarkeit, Transporteignung. Vielfalt und natürlicher Geschmacks- und Qualitäts­un­ter­
– Qualität aus der Sicht der Konsumenten; schiede.
Qualität = Frische. (Punkte: 16 / 4)
(Punkte: 14 / 4) (Gesamtpunktzahl: 100)

6
Die landwirtschaftliche Produktion wird den Erfordernissen Textproduktion
der Industrie durch Züchtung möglichst robuster Roh­­
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, be­
stoffe, die sich für Massenproduktion eignen, angepasst.
grüßte ihn mit den Worten: „Sie haben sich gar nicht ver­
(Punkte: 7 / 3)
ändert.“ „Oh!“, sagte Herr K. und erbleichte.
7 Als sie noch zusammen studierten, waren sie die besten
– natürliche Vielfalt Freunde. Sie wussten alles voneinander. Nach dem Stu­
– Reduktion des Verkehrsaufkommens dium hatten sie zuerst noch einen lockeren Kontakt und
– Verringerung der Schadstoff- und Lärmbelästigung verloren sich dann ganz aus den Augen. Herr B. empfand
– weniger Unfallgefahren das nicht als schlimm, denn er war sich im Klaren darü­
(Punkte: 28 / 7) ber, dass jeder ein neues Leben angefangen hat. Der eine
bekam eine gute Arbeit im Ausland, der andere ist in sei­
8
nem Heimatland geblieben. Seit dieser Zeit haben sie
Die Konsumenten entscheiden, was sie kaufen und
sich nicht mehr gesehen.
­essen, und dadurch beeinflussen sie die Lebensmittel­
Als sie sich durch einen Zufall wieder begegnet sind, war
produktion.
der eine glücklich und der andere traurig. Obwohl sich
(Punkte: 15 / 5)
Herr K. nach Ansicht von Herrn B. visuell nicht verändert
(Gesamtpunktzahl: 200)
hat, so hat doch Herr B. sehr schnell bemerkt, dass sein
Freund etwas Unangenehmes erlebt haben musste. Herr
Wissenschaftssprachliche Strukturen
K. war von Herzen glücklich, dass er seinen Freund wie­
1 dersah, aber er konnte es nicht zeigen. Auch konnte
1. Die weiten Transportwege werden von hohen Umwelt- Herr B. nichts davon wissen, was ihm vor einem Jahr
und Gesundheitsbelastungen begleitet. passiert war. Als ihm Herr B. sagte, er habe sich nicht ver­
2. Dieses Problem wird durch die heutige Subventio­nie­rung ändert, konnte er ihn allerdings auch nicht in Un­kennt­nis
des Güterverkehrs auf der Straße verursacht. lassen. Immerhin war Herr B. sein Freund – auch wenn
3. Steuerliche Erleichterungen und finanzielle Hilfen führen sie immer beim „Sie“ geblieben waren. Wer sonst als
dazu, dass die Frachtkosten ständig gesenkt werden. Herr B. könnte ihm besser zuhören? Also schlug Herr K.
4. Trotz der Verarbeitung von großen Mengen leicht ver- vor, in ein Café in der Nähe zu gehen. Dort fing er an, sei­
derblicher Rohstoffe können sich die Unternehmen preis- ne Geschichte zu erzählen. Vor einem Jahr habe er eine
günstigere Zulieferer suchen. Schiffsreise auf dem Pazifik gebucht …
5. Die Voraussetzung für die Mechanisierung und Zentrali-
sierung der Landwirtschaft wird durch das ausgebaute
Mündliche Prüfung
Verkehrsnetz geschaffen.
6. Die Unternehmen im Nahrungsmittelsektor sehen den 1
Preis, die Haltbarkeit und die Transporteignung als ­Kriterien Zunahme des Übergewichts der Gesamtbevölkerung seit
an, die über die Qualität entscheiden. 1989; Übergewicht bei Männern und Frauen fast gleich
7. Man „veredelt“ die Produkte chemisch und gentech­ (58 % bzw. 56 % im Jahr 2003 gegenüber 41 % bzw. 40 %
nisch, damit sie schön aussehen. im Jahr 1989); Anteil der stark Übergewichtigen: 14 %

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0203121 Inhalt S017 17 06.11.2007 15:18:38 Uhr


Lösungen

Männer, 12 % Frauen; höherer Anteil an Übergewich­ 4


tigen bei Männern in jedem Familienstand; Unterge­ Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
wicht bei ledigen Frauen 8 %. Prüfern und Prüferinnen.
Pro: Aufgrund der gesundheitlichen Aufgeklärtheit der
2
Bevölkerung Berechtigung der Erwartung einer gesun­
Falsche Ernährung: zu fettreich, zu süß, zu viele Kohlehy­
den Lebensführung.
drate; zu wenig Bewegung: körperlich einseitige Lebens­
Contra: Übergewicht nur ein Faktor gesundheitsschäd­
weise (Ausrichtung auf Komfort), weitgehender Wegfall
lichen Zustands; Frage nach der Einbeziehung anderer
bewegungsintensiven körperlichen Einsatzes bei der Ar­
Risikogruppen in erhöhte Krankenkassenbeiträge.
beit, keine ausreichende sportliche Betätigung.

3
Häufig bewusstere Lebensgewohnheiten bei Frauen als
bei Männern; oft „Versorgungsmentalität“ bei Männern
als Ausdruck traditionellen Rollenverständnisses.

Modelltest 2
Hörverstehen 5
1. Die Lebensstile gleichen sich global an. / Weltweit gibt
1
es kaum noch Unterschiede im ­Leben der Menschen.
a) 4; b) 2; c) 5; d) 3; e) 1
2. Viele Sprachen gibt es nur als mündlichen Ausdruck. /
(Punkte: 15 / 0)
Viele Sprachen sind noch gar nicht schriftlich fixiert.
2 (Punkte: 30 / 8)
Sprachgeschichtlich befand sich die Welt vor 15 000 Jah­
6
ren auf dem Höhepunkt der Sprachenvielfalt: Es wurden
1. Text sagt dazu nichts; 2. ja; 3. ja; 4. nein
10 bis 15 000 Sprachen gesprochen.
(Punkte: 12 / 0)
Danach ging die Sprachenvielfalt zurück. Dieser Prozess
(Gesamtpunktzahl: 200)
verlief zunächst langsam und beschleunigte sich seit
1000 n. Chr. dramatisch. Aufgrund von Kolonisa­tionen
und Völkermorden sind seit 1500 n. Chr. 1 000 Sprachen Leseverstehen
ausgestorben.
Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes
(Punkte: 50 / 15)
1
3
1. Die Verhältnisse in Deutschland 1936 haben nicht mehr
Die optimistische Prognose erwartet einen Verlust der
dem olympischen Gedanken entsprochen, weil die Stim­
Hälfte der heutigen Sprachen. Die pessimistische Pro­
mung im nationalsozialistischen Deutschland nicht
gnose geht davon aus, dass in hundert Jahren nur noch
mehr friedfertig war.
600 Sprachen überlebt haben. Das wäre ein Verlust von
2. Die Sportbriefmarken wurden 1936 so gestaltet, dass sie
90 % der derzeitigen Sprachenvielfalt.
politisch nicht angreifbar waren, dabei aber der ganzen
(Punkte: 40 / 12)
Welt die Stärke des nationalsozialistischen Deutschland
4 zeigten.
– physischer Tod der Sprachgemeinschaften (Naturka­ (Punkte: 24 / 8)
tastrophen, Kriege, Genozide)
2
– Anpassung an dominante Kulturen
1. Baillet-Latour ist es gelungen, vom Führer die Zusage
– globale Rolle der Massenmedien
zu bekommen, die nach IOC-Statut sehr kurze Ansprache
(Punkte: 24 / 9)
nicht zu Propagandazwecken zu missbrauchen.

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0203121 Inhalt S018 18 06.11.2007 15:18:39 Uhr


Lösungen

2. hätte […] eine Reihe von Ländern […] die Spiele boy­ Wissenschaftssprachliche Strukturen
kottiert, und die Nationalsozialisten hätten nicht die
1
Mög­lichkeit gehabt, sich positiv zu präsentieren.
1. Sportbriefmarken; 2. eine Reihe von Ländern; 3. sich
(Punkte: 24 / 8)
der Welt als offener, großzügiger Gastgeber zu präsen-
3 tieren.
Um die Olympiade nicht zu gefährden, enthielten sich (Punkte: 9 / 3)
die Nationalsozialisten einer plumpen Propaganda. Ganz
2
verzichten konnten sie darauf jedoch nicht.
1. Die besten Sportler der Welt treffen sich alle vier Jahre
Zurückhaltung äußerte sich in scheinbar neutraler Dar-
an wechselnden Orten, um ihre Kräfte zu messen.
stellung einiger athletischer Disziplinen auf den Brief-
2. Doch nachdem Hitler 1933 die Macht ergriffen hatte,
marken, die zu den Spielen herausgekommen waren –
waren die Verhältnisse im Gastgeberland Deutschland
Winterspiele: 1 Bogen à 3 Briefmarken, Sommer­spiele:
nicht mehr so friedfertig, wie es der olympische Gedanke
2 Bogen à 4 Briefmarken. Insider wussten, dass der Pfer-
voraussetzt.
desport – dargestellt auf der Marke mit dem höchsten
3. Scheinbar unpolitisch, sollten sie nach innen und außen
Wert – Hitlers Lieblingssportart war.
dokumentieren, wie stark das nationalsozialistische
Briefmarken wurden vor und während der Sommer-
Deutschland war.
spiele ausgegeben. Bei diesen (auf dem Olympia-Gelän-
4. Nachdem am 15. September 1935 die Nürnberger Ge-
de und in ausgewählten Sonderpostämtern verkauften)
setze gegen die deutschen Juden verabschiedet worden
Blöcke waren als Wasserzeichen Hakenkreuze geprägt.
waren, meldeten sich bei Henry Graf de Baillet-­Latour
Hakenkreuze gab es auch auf den Sonderstempeln.
mahnende Stimmen aus zahlreichen Ländern.
(Punkte: 40 / 15)
5. Wenn Hitler sich nicht zurückgehalten hätte, hätte
4 wahrscheinlich eine Reihe von Ländern die Spiele boykot­
3. tiert.
(Punkte: 2 / 0) 6. Im Mittelpunkt des Sommer-Markenprogramms standen
zwei Blöcke, die auf dem Olympia-Gelände und in ausge­
5
wählten Sonderpostämtern verkauft wurden.
– kein Boykott des Auslands
7. Die Gestaltung der Blöcke allein müsste geradezu harm­
– Deutschland konnte sich als offener, großzügiger
los genannt werden, wenn nicht eine Reihe von Sonder­
Gastgeber präsentieren
stempeln Hakenkreuze aufgewiesen hätte.
– Teilnahmerekord: 4 066 Athleten aus 49 Ländern
8. Die Zeit der plumpen propagandistischen Selbstdarstel­
– NS-Deutschland als unpolitische, allein dem Sport
lung konnte beginnen, da man auf andere Länder nun kei-
­dienende Arena
ne Rücksichten mehr nehmen musste.
(Punkte: 24 / 8)
(Punkte: 0 / 80)
6
3
1. zur Olympiade 1936:
1. c); 2. a); 3. b); 4. a)
Zurückhaltung/Neutralität; keine direkten Hinweise auf
(Punkte: 8 / 0)
das NS-Regime
(Gesamtpunktzahl: 100)
2. nach der Olympiade 1936:
direkte Propaganda (Briefmarkenblock mit Hitlers Kopf-
bild); keine Rücksicht mehr auf andere Länder Textproduktion
(Punkte: 24 / 8)
1
7 Pro: Gesundheit; Vorbeugung vor Krankheiten; Stim­
1. ja; 2. nein; 3. ja; 4. ja; 5. nein mungs­aufhellung; Gestaltung eines ästhetischen Kör-
(Punkte: 15 / 0) pers; Schaffung von Bedingungen, in denen sich der
(Gesamtpunktzahl: 200) gan­ze Mensch wohl fühlt; Erhöhung des Selbstwerts
durch sportliche Leistungen; Vermittlung von Natur­er­
fahrung; Unterhaltung; Ausgleich für einseitige (sitzen­de
oder stehende) Lebens- und Arbeitsweisen; Aggres­sions-

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0203121 Inhalt S019 19 06.11.2007 15:18:40 Uhr


Lösungen

und Stressabbau; sinnvolle Freizeitgestaltung; Stiftung Additiver Bilingualismus: Erwerb der Zweitsprache ein
von Gemeinschaft; Förderung von Kommuni­kation und ­Ge­winn (ohne Beeinträchtigung der Muttersprache);
Kontakt. ­Beherrschung beider Sprachen auf quasi muttersprach­
Contra: Verursachung von Krankheiten (Verletzungen, lichem Niveau.
Ansteckungsgefahr im Schwimmbad); unangemessener
2
Status als Kult und Ersatzreligion; Gefahr des ­Fanatismus
Vorteile: Toleranz; Sprachgewandtheit; Flexibilität;
und der Sucht; Trend zur Uniformierung: Gruppendruck
­Anpassungsfähigkeit; Konkurrenzfähigkeit auf dem
zum Kauf von Sportartikelmarken; Über­treibung des
­Arbeitsmarkt; „Geheimsprache“ innerhalb der Familien /
Körperdesigns; Beschränkung des Selbstwerts auf den
mit Vertrauten.
Körper; Fixierung auf den Sport: übermäßiges Opfer an
Nachteile: Unzulängliche Beherrschung sowohl der
Zeit.
­Mutter- wie der Zweitsprache: Fehlerhaftigkeit, Unange­
2 messenheit und zu wenig Abstufung.
Massensportarten z. B.: Schwimmen, Ballspiele, Jogging,
3
Rudern, Aerobic, Zweikampfsportarten, Fitnesstraining.
Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
Betonung des Gruppenzusammenhalts (Rudern) und
Prüfern und Prüferinnen.
des Gemeinschaftsgeistes (Ballspiele); Ausrichtung auf
Vorteile: Gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt; Kenntnis
Siegen/Gewinnen (Mannschaftsspiele, Zweikampfsport­
zweier Kulturen; Auisweitung des Horizonts; Erleichte­
arten); Betonung der individuellen sportlichen Leistung
rung im Studium; erweiterter Lektürezugang; mehr
(Aerobic, Fitness); Entertain­ment; Bewegung an frischer
Kommunikationsmöglichkeiten.
Luft (Jogging, Schwimmen).
Nachteile: Für Kinder mangelnde Orientierung, wenn
3 die Muttersprache nicht unangefochten im Mittelpunkt
Eigener Standpunkt. steht; Gefühl des Ausgeschlossenseins oder Auffallens
bei ungenügender Sprachbeherrschung; Zufriedenheit
mit eingeschränktem Sprachgebrauch; Daueranstren­
Mündliche Prüfung
gung und Leidensdruck durch das Fehlen eines selbst­
1 verständlichen Sprachgebrauchs.
Subtraktiver Bilingualismus: Zurückdrängung der Mutter­
sprache zugunsten der Zweitsprache; geringe Bewer­
tung der Zweitsprache durch die Umgebung.

Modelltest 3
Hörverstehen 4
Die Comicfigur Popeye tritt 1929 zum ersten Mal in
1
einem Comicstrip auf. Er wurde zu einem Vorbild und
Vieles, was man über den Spinat zu wissen glaubte, ent­
gleichzeitig zu einem Konsum-Animator: Er war „anders“
sprach nicht der Realität. Eltern glaubten, Spinat enthalte
(einäugig), outsider (Seefahrer, tätowiert, Einzelkämpfer)
besonders viel Eisen und sei daher für das Gedeihen ihrer
und doch stark. Er kämpfte für die Gerechtigkeit und ge­
Kinder unverzichtbar.
gen die böse Welt. Seine Stärke verdankte er dem Spinat,
(Punkte: 20 / 6)
den er in großen Mengen verzehrte. ­Diese Tatsache
2 wirkte sich auf das Essverhalten der Amerikaner aus.
a) 3; b) 4; c) 1; d) 5; e) 2 In den Jahren 1931 bis 1936 stieg der amerikanische Spi­
(Punkte: 15 / 0) natkonsum um 33 Prozent. Während des Zweiten Welt­
kriegs gab es in den USA nicht genügend Fleisch und so
3
wurde der Spinatkonsum als „Ersatz-Eisenquelle“ stark
29 mg; 2,9 mg; 35 mg
propagiert.
(Punkte: 15 / 0)
(Punkte: 40 / 15)

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Lösungen

5 Stimm­bänder, Kehl­kopf ). Paläoanthropologisch gibt


Tatsachen: Eisengehalt im Spinatbrei: 2 bis 3 mg Eisen; es daher keine ­har­ten Fakten über die Sprechfähig­keit
komplette Aufnahme des Eisens durch den Verdauungs- des frühen Menschen.
trakt wegen der Oxalsäure nicht möglich; Spinat enthält (Punkte: 35 / 15)
bei schonender Zubereitung gesunde Inhaltsstoffe:
5
­Vitamin A und B, Beta-Karotin und Mineralstoffe.
1. Für die Aussage über einen gemeinsamen Vorgänger von
Unklarheiten: Möglichkeit des Eisenmangels bei ausge-
Mensch und Menschenaffen liegen keine (empiri­schen)
wogener Ernährung?; Art der Messung des Eisenbe-
Befunde vor.
darfs?; notwendige Menge des Eisens für den Men-
2. Wissenschaftler können durch die Messung des Hirn­
schen?; ­medikamentöse Eisengabe sinnvoll?
volumens und den Nachweis der beiden Sprachzentren
(Punkte: 56 / 15)
im Gehirn feststellen, dass die Vorfahren des Menschen
6 ­gesprochen haben.
1. ja; 2. ja; 3. Text sagt dazu nichts; 4. nein; 5. ja; 6. nein (Punkte: 15 / 5)
(Punkte: 18 / 0)
6
(Gesamtpunktzahl: 200)
– Veränderung der Umwelt aufgrund einer Klimaverände-
rung
Leseverstehen – daraus entstehende Probleme für den Menschen:
1. trockene Umwelt
Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes
2. härtere Nahrung
1 – zwei Lösungen: Urmenschentyp 1: starke Kaumuskula-
– Staunen über die schwarze Hautfarbe von Adam und tur; Urmenschentyp 2: Erfindung von Steinwerkzeugen
Eva – Konsequenz aus der Lösung des Urmenschentyps 2:
– Hypothesen zur schwarzen Hautfarbe teilweise Durchbrechung der Abhängigkeit von der
– Empirie und Spekulation der Paläoanthropologie Umwelt und dadurch Weiterentwicklung zum heuti­gen
– Paläoanthropologische Rekonstruktionsprobleme Menschen.
– Entwicklung des intelligenten Urmenschen (Punkte: 28 / 7)
(Punkte: 30 / 10)
7
2 Dazu gibt der Text keine ausreichende Informationen.
a) Der Text sagt nichts davon, ob der Urmensch, der auf die
(Punkte: 2 / 0) Umweltveränderung mit der Ausbildung einer ­stärkeren
Kaumuskulatur reagierte, die Trockenheit überlebte.
3
Doch die Linie des Urmenschen, der das Problem mit
Die menschlichen Ahnen stammen aus Afrika, wo die
Ver­stand und Geisteskraft und nicht mit körperlicher
Sonneneinstrahlung intensiv war. Die dunkle Hautfarbe
Stärke löste, führt zum modernen Menschen: Er hat ­also
ist ein guter Schutz gegen Ultraviolettstrahlen.
überlebt. Allgemein formuliert: Intelligente bzw. strate-
(Punkte: 15 / 5)
gische Lösungen sind zum Überleben geeignet.
4 (Punkte: 25 / 8)
Fundstücke wie versteinerte Knochen und Zähne sind (Gesamtpunktzahl: 200)
selten, denn die Natur konserviert Fossilien nur unter
­be­stimmten Bedingungen. Vor- und Frühmenschen Wissenschaftssprachliche Strukturen
­zähl­ten zu den seltenen Lebewesen ihrer Zeit. Ketten­
1
glieder in der menschlichen Entwicklung fehlen. Ob es
1. Der menschliche Körper braucht UV-Strahlung, um
einen ­ge­meinsamen Ahnen von Mensch und Menschen-
­Vitamin D zu bilden.
affe ­ge­ge­ben hat, lässt sich durch Funde nicht bestäti-
2. Welche Quellen und Methoden stehen Wissenschaftlern
gen. Kno­chen­funde sagen nichts aus über „weiche“
zur Ver­fü­gung, um die Vorgänger des Menschen zu rekon-
­Körperteile wie Gesichtsoberfläche, Falten, Behaarung,
struieren?
Fett­­polster und Sprechwerkzeuge (Lippen, Zunge,

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0203121 Inhalt S021 21 06.11.2007 15:18:43 Uhr


Lösungen

3. Zu den wichtigsten Quellen zählen nach wie vor 2


verstei­nerte Knochen und Zähne – und diese Funde sind Entwicklung der Erde bereits vor dem Auftreten des
äußerst selten. Men­schen – Periodisierung der Geschichte der Erde in
4. Denn die Natur konserviert Fossilien nur, wenn be­ eine vorgeschichtliche und eine geschichtliche Zeit;
stimmte Bedingungen vorliegen […]. ­Autonomie der Zeit – Einteilung in Jahre, Jahreszeiten,
5. Von vielen Kettengliedern in der vormenschlichen Ent- Stunden, Minuten etc.; menschenunabhängiger Raum –
wicklungsphase fehlen fossile Beweisstücke. Bezifferung der Ausdehnung von Mikro- bis Makrobe­
6. So hat man für fast nichts, was man über die Vorläufer reichen; Schwerkraft – Messen von Gewichten;
des Jetztmenschen zu wissen glaubt, einen Beweis. Geschwin­dig­keit – Angabe von Bewegungsdynamik etc.;
7. Auch den gemeinsamen Ahnen von Mensch und Men- Unergründlichkeit und Unumstößlichkeit der Gesetze
schenaffe kann man durch Funde nicht belegen. von Leben und Tod – gesetzliche Festlegung der Bestim­
8. Gestützt wird die Hypothese des gemeinsamen Ursprungs mung des Beginns des Lebens und medizinische Defini­
dagegen durch die Genforschung, die nachgewiesen hat, tion des Eintritts des Todes.
dass Schimpanse und der heute lebende Mensch zu 98,2 %
3
genetisch identisch sind.
Wissen um die Begrenztheit menschlichen Wissens und
9. Art und Zeitpunkt der Entwicklung intelligenter Wesen
Begreifens; Erfassung der Wirklichkeit als Beschränkung
lassen sich an zwei Urmenschen-Typen nachvollziehen, die
auf das räumlich und zeitlich Erkennbare durch systema­
beide vor 2,5 Millionen Jahren in Afrika lebten.
tisches Beobachten, Messen, Wägen und Zählen (De­
10. Sie waren damit konfrontiert, dass sich das Klima ver­
skription, Quantifizierung, Terminierung); Anmaßung
änderte.
des menschlichen Wissens in Bezug auf das vor, nach und
(Punkte: 0 / 80)
über der Wirklichkeit Liegende (Prä- und Post-Existenz,
2 Metaphysik); Narrheit des Menschen in Bezug auf seinen
1. die Ergebnisse der Paläoanthropologie: selten neue Stolz auf die wissenschaftlichen Errungenschaften und
Funde, sondern Kombination von bereits vorhandenen ihre Auswirkung auf die Zukunft: ironische Kritik Morgen­
Daten und ihre Neubewertung; Erkenntnisse der ver­ sterns an einem optimistischen Wissenschaftsverständ­
gleichenden Anatomie; die Genforschung und die Über­ nis; Unreflektiertheit und Unfähigkeit des Menschen zur
win­dung einer ethnozentrischen Perspektive; 2. ein ge­ Demut und Selbstkritik; durch nichts zu rechtfertigende
meinsamer Ahn ist empirisch nicht belegt; 3. unsere Überheblichkeit des Menschen gegenüber der Umwelt.
Vor­­fah­ren; 4. Ausguss von Schädeln, um das Hirnvolu­
4
men unserer Vorfahren zu messen.
Bestätigend: Naturwissenschaftlicher Wirklichkeitszu­
(Punkte: 12 / 4)
gang als beschränkte Haltung zur Welt; Gefahr der Aus­
3 blendung wissenschaftlich (noch) nicht erklärbarer
1. b); 2. b) Phäno­mene und Prozesse; Konstruktion einer Weltauffas­
(Punkte: 4 / 0) sung nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip; Umweltge­
(Gesamtpunktzahl: 100) fährdung und -zerstörung mithilfe der (wissenschaftlich
vorbereiteten und gestützten) Technik; Behandlung der
Welt als wissenschaftliches Experimentierfeld ohne aus­
Textproduktion
reichende Möglichkeit der Folgeabschätzung.
1 Dementierend: Hervorragende Rolle des Menschen in der
Belustigung des Autors angesichts der übertriebenen Schöpfung aufgrund seiner Seelen- und Vernunftbega­
Selbstgewissheit des Menschen und der Wissenschaft; bung – Beispiel: Fähigkeit zur systematischen Indienst­
Be­hauptung der Unabhängigkeit der Wirklichkeit vom nahme der Natur (Entwicklung von Medikamenten, An­
Menschen, ihrer zeitlichen und räumlichen Eigengesetz­ bau von Nahrungsmitteln etc.); keine Notwendigkeit der
lichkeit; Behauptung vom Bedürfnis des Menschen nach Reduktion der Wissenschaft auf Naturwissenschaft –
Orientierung (Wissenschaft) unabhängig von ­deren Rele­ ­Beispiel: ethische Diskurse und Lösungen für Probleme
vanz für die Realität; Beurteilung dieses ­Bedürfnisses als der Wirklichkeit (Kommunikation, Solidarität, Generatio­
kindisch, unwissend, unreif, närrisch, nicht ernst zu neh­ nenvertrag etc.).
men; Kritik der Rationalität.

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0203121 Inhalt S022 22 06.11.2007 15:18:44 Uhr


Lösungen

Mündliche Prüfung 2
Steigerung der Markenloyalität beim Verbraucher durch
1
Ansprache mehrerer Sinne: 30-prozentige Produktbin­
Sounddesign: Forschung, Entwicklung und Anwendung
dung bei monosensorischen, 60-prozentige Produktbin­
von produktspezifischen Klängen zur akustischen Mar­
dung bei multisensorischen Vermarktungsstrategien;
kierung von Produktqualitäten.
Begründung des Einsatzes von Musik in der Werbung:
Multisensorisches Marketing: Vermarktungsstrategien auf
Verbesserung der Informationsaufnahme und Erzeu­
der Basis der Ansprache mehrerer Sinneseindrücke zur
gung von verkaufsgünstigen Emotionen.
Erhöhung der Markenloyalität; Darstellung der Marken­
identität eines Produkts mithilfe eines opti­schen und 3
eines akustisches Logos (Audiologo). Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
Beispiele für Sounddesign: Knackgeräusche beim Zerbei­ Prüfern und Prüferinnen.
ßen von Cornflakes oder eines Kekses; Zischen einer ge­ Pro Sounddesign: Identifizierbarkeit einzelner Produkte;
öffneten Bierflasche; Geräusch eines laufenden Rasier­ Hinzufügung eines sinnlichen Genusses zum reinen Pro­
apparates; Klang beim Anstoßen eines Weinglases; dukt-Zweck; Beitrag zur Ästhetisierung des Alltags.
Zischen eines Staubsaugers; Klicken eines Autoblinkers; Contra Sounddesign: Gefahr der Gleichsetzung eines
Knirschen von Autositzen; Klacken von Autotüren. akustischen Eindrucks mit der Produktqualität (Beispiel:
Werbeauftritte: Werbespots in Radio und Fernsehen; funktionsfreie Zusatzdüse am Staubsauger zur Erwe­
Handyklingeltöne; Telefonwarteschleifen; Promotions­ ckung des Eindrucks hoher Saugkraft); Abstumpfung
aktionen in Geschäften. der Sinne; Vertreibung der Stille; Erweckung uner­
wünschter Gefühle; Instrumentalisierung der Sinne im
Dienste der Kauf-Animation; Überlagerung der Wirklich­
keit durch die Illusion der schönen Warenwelt.

Modelltest 4
Hörverstehen Gefahr, dass zu viel Tinte aus der Röhre fließt); abhängig
von externer Schreibflüssigkeit.
1
(Punkte: 20 / 6)
Der Text erläutert, wie die Anforderungen der Zeit an
Schnelligkeit und genereller Verfügbarkeit zur Entwick­ 5
lung des Kugelschreibers geführt haben, welche tech­ Drei Optionen reichen, um die Antwort als richtig gelten zu
nischen Überlegungen dafür grundlegend waren und lassen.
welche Auswirkungen das neue Schreibgerät auf Kultur Vielseitig einsetzbar; robust; anwendungsfreundlich;
und Gesellschaft hatte. dauerhaft; billig; unabhängig von externer Schreib­
(Punkte: 20 / 6) flüssig­keit.
(Punkte: 15 / 5)
2
1. ja; 2. nein; 3. nein; 4. Text sagt dazu nichts 6
(Punkte: 8 / 0) Die Idee, die Schreibspitze als Kugel zu gestalten, die sich
drehen soll, erwies sich als genial. Die Kugel verhindert eine
3
zu schnelle Abnutzung/Abstumpfung. Die Schreibflüssig-
Man konnte sie überall und ohne großen Aufwand be­
keit darf nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn sein, damit
nutzen. Sie waren billig, für jeden erschwinglich.
sie nicht austrocknen oder auslaufen kann.
(Punkte: 15 / 5)
(Punkte: 14 / 0)
4
7
Bleistift: nicht dauerhaft (lässt sich ausradieren); ist für
1. Erfolg: Rezeptur für Schreibflüssigkeit (Paste auf Öl­
Dokumente ungeeignet.
basis); Entwicklung der Stahlkugel; 1944 Test durch Royal
Füllfederhalter: sensible Anwendung notwendig (be­
Air Force: Absatz von 30 000 Kugelschreibern.
stimmte Winkelneigung und gleichmäßiger Druck; sonst

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0203121 Inhalt S023 23 06.11.2007 15:18:45 Uhr


Lösungen

2. Misserfolg: billige Konkurrenz (amerikanischer Produ- 5


zent: Kugelschreiber für 12,50 Dollar, massenhafter Ver- Der Autor des Artikels stellt fest, dass die Bekämpfung
kauf ); weitere Konkurrenz – Preis sinkt auf 50 Cent. der Erderwärmung auf dem Wege der Emissionsminde-
(Punkte: 20 / 6) rung nicht greift und deshalb für bestimmte Staaten
­Krisen oder gar Katastrophen (Erwärmung, Verwüstung,
8
Überflutung) zu erwarten seien. Doch trotz dieser Pro­
Die Kugel ist aus sehr hartem Material (härter als Stahl).
gnose wurden keine Pläne zur Schadensvorbeugung
Die Schreibflüssigkeit fließt durch vier bis fünf Kanäle an
ausgearbeitet.
den Rand der Kugelschale. Die Kugel bewegt sich beim
(Punkte: 45 / 15)
Schreiben. Die ruhende Kugel verschließt die Mine und
verhindert das Austrocknen der Paste. Es wird dadurch 6
eine höhere Schreibleistung erreicht: Eine Mine schafft Crutzen rechnet vor: Um die im 21. Jahrhundert zu erwar-
einen 20 km langen Strich. tende Verdoppelung des Kohlendioxidausstoßes in der Luft
(Punkte: 35 / 13) kompensieren/ausgleichen zu können, müssten jährlich
ca. 5 Millionen Tonnen Sulfate in die Stratosphäre geschos-
9
sen werden. Diese Menge entspricht insgesamt weniger als
– 4 Milliarden Kugelschreiber weltweit in Gebrauch
zehn Prozent der Schwefelemissionen, mit denen auf jeden
– jeder zweite Mensch besitzt einen Kugelschreiber
Fall zu rechnen ist. Nur ein bis zwei Millionen Tonnen Sulfate
(Punkte: 8 / 4)
müssten dabei von den Industriestaaten aufgebracht wer-
(Gesamtpunktzahl: 200)
den; umgerechnet auf jeden Bürger betrügen die Kosten
dafür etwa 25 bis 50 Dollar.
Leseverstehen (Punkte: 35 / 0)

Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes 7


Ein Übel mit einem anderen bekämpfen; ein Umweltde-
1
saster gegen ein anderes eintauschen: Schwefelsonnen-
Für die Erde ist es überlebensnotwendig, dem Treibhaus
schirm gegen Emissionsfolgen.
zu entkommen. Da die Erde kurz vor der Katastrophe
(Punkte: 8 / 3)
steht, spricht der Text von der „letzten“ Ausfahrt.
(Gesamtpunktzahl: 200)
(Punkte: 20 / 6)

2 Wissenschaftssprachliche Strukturen
Diese Forderung stellen politisch korrekte Ökologen, die
1
sich auf die Klima-Rahmenkonvention und das ­Kyoto-
1. das Treibhausgas; 2. das Problem mit dem Treibhaus-
Protokoll stützen.
gas.
(Punkte: 13 / 5)
(Punkte: 6 / 2)
3
2
Reduktion der Emissionen (Treibhausgase)
1. Die Welt zu retten braucht gar nicht so schwer zu sein.
(Punkte: 8 / 2)
2. Als Erd- und Planetarforscher bezeichnen sich die Leute
4 um Klaus Lackner und Kurt Zenz House, die in einer Publika­
– Versenkung und Versiegelung des Treibhausgases in tion vorgeschlagen haben, wie man die Krise unorthodox
3 000 Metern Gesteinstiefe (Vision) bewältigen kann.
– drastische Senkung der Emissionen (60 bis 70 %), hö- 3. Als Ingenieure sorgen sie dafür, dass sich etwas wandelt.
her als die Vorgaben der Klima-Rahmenkonvention 4. An ihnen liegt es, wie die Zukunft des Planeten aussieht.
und des Kyoto-Protokolls (Utopie) 5. Die Treibhausgas-Emissionen sollen gesenkt und für
– Sonnenschirm aus Sulfaten zur Verminderung der den Patienten Erde soll ein Rauchverbot erlassen werden.
rückstrahlenden Sonnenenergie (Rebellion) (Punkte: 0 / 30)
(Punkte: 30 / 10)

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0203121 Inhalt S024 24 06.11.2007 15:18:47 Uhr


Lösungen

3 der Benutzung von Bibliotheken; abneh­mende Lektüre-


1. trotz alledem: obwohl es bisher so viele Rettungsvor­ Begleitung durch Eltern.
schläge gab; bis auf weiteres: eine Änderung der Situation
2
ist nicht abzusehen.
Im Deutschunterricht: Vertiefung / Weckung des Interes­
2. Die Wissenschaft fängt langsam an, sich mit dem Plan
ses für Literatur, Förderung der Lust am Lesen durch
B näher zu beschäftigen.
­Erschließung von Zugängen zur Literatur; Deutschunter­
(Punkte: 21 / 6)
richt als einziger Ort dieser Vermittlung wegen weit­
4 gehend mangelnder Leseförderung in der Familie.
Die Industriestaaten sind nicht nur das Problem, sie
3
könnten auch die Lösung sein.
Tendenzieller Rückgang des Lesens im Eltern­haus durch
(Punkte: 4 / 1)
Zunahme des Radio- und Fernsehkonsums; häufig man­
5 gelndes Verständnis für Literatur; begrenzte Geduld für
1. Crutzen beschreibt, wie man […] die Rückstrahlung der Lektüre.
­Sonnenenergie, die auf der Erde eintrifft, künstlich ver­
4
stärken könnte.
Verfügbarkeit: Vorteil Buch – generelle Verfügbarkeit;
2. […] indem man hauchfeine Schwefelpartikeln, die hell­
Nachteil Internet – Abhängigkeit von Geräten und Logis­
gelb reflektieren, mit Ballons oder regelrecht mit „Kano­
tik (Strom- und Internetanschluss);
nen“ in die Stratosphäre, 15 km über unsere Köpfe, schießt
Aktualität: Nachteil Buch – keine Aktualität (Langwierig­
[…].
keit der Buchherstellung); Vorteil Internet – laufende Ab­
3. Crutzen hat den Begriff „Anthropozän“ geprägt und meint
rufbarkeit allerneuester Nachrichten;
damit die moderne geologische Epoche, die von Schad­
Informationstiefe und -breite: Vorteil Buch – leichte Auf­
stoffen, Düngemitteln, Kohlendioxid und anderen Missstän­
nahme schwieriger Zusammenhänge; Verfügung über
den, die vom Menschen erzeugt werden, geplagt wird.
viel Textmenge auf einen Blick; technisch unkomplizier­
4. Etwa fünf Millionen Tonnen Sulfate […] müssten Jahr für
tes Nachblättern; ruhiges Schriftbild; Nachteil Internet –
Jahr in die Stratosphäre gepumpt werden, um die Kohlendi­
keine Eignung als Medium für Hintergrunddarstel­
oxidmenge in der Luft, die sich in diesem Jahrhundert mög­
lungen: begrenzte Textdarstellung durch Bildschirm;
licherweise verdoppeln wird, kompensieren zu können.
Ablenkung beim Suchen u. a. durch Werbung; Vorteil
5. […] die Entwicklung neuer Geostrategien und die Erfor­
­Internet – schnelle Einzelinformations-Recherche.
schung möglicher „Notfallmaßnahmen“ seien dringend
notwendig.
(Punkte: 0 / 30) Mündliche Prüfung
(Gesamtpunktzahl: 100)
1
Thema: Bedeutung des handschriftlichen Schreibens;
Textproduktion ­historische und aktuelle Aspekte: Schreibanlässe;
Schreib­erziehung in der Grundschule; (Bedingungen
1
der) Form­barkeit der Handschrift; gesellschaftliche Be­
Zunahme der Bedeutung von Fernsehen und Radio; Ver­
deutung der Handschrift; Vorzüge der Handschrift ge­
drängung der Kulturtechnik des Lesens aufgrund seiner
gen­über maschinell geschriebenen Texten; allmähliche
hohen Anforderungen (Konzentration, Abstraktion,
­Akzeptanz der Maschinenschrift; Kompromisse.
Gleichförmigkeit); weitreichende Folgen für die Bildung
(schlechte Lernleistungen, Konzentrationsmängel, Ein­ 2
schränkung der Phantasietätigkeit). Ja: Ausdruck der Persönlichkeit – Flüchtigkeit, Genauig­
Befragung von 14- bis 19-jährigen Jugendlichen 1992 keit, Temperament, Sorgfalt, Individualität.
und 2004 zu ihrer Lesesozialisation in Schule und Eltern­ Nein: In manchen Kulturen Verhinderung eines indivi­
haus; Tendenz: Abnahme der Bedeutung des ­Lesens: duellen handschriftlichen Ausdrucks durch Konventiona­
Lektürepraxis der Eltern (60% : 41%); Lesen als Ge­ lität; keine Möglichkeit der Ausbildung einer eigenen
sprächs­stoff zwischen Eltern und Kindern (38% : 27%); Handschrift aufgrund geringer Schreibpraxis.
Interesse am Deutschunterricht (54% : 32%); Rückgang

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0203121 Inhalt S025 25 06.11.2007 15:18:48 Uhr


Lösungen

3 4
Ja: Bei persönlichen Schreiben; in Schreibsituationen Entsprechung von formaler und inhaltli­cher Konzentra-
ohne Verfügbarkeit von PC-Geräten. tion; Zustand innerer Sammlung; ästhe­tischer Akt.
Nein: Geschäftliche Bevorzugung maschinell geschriebe­
5
ner Schriftstücke; Rückgang privater Post; Zunahme des
Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
Schreibens per E-Mail und SMS.
Prüfern und Prüferinnen.

Modelltest 5
Hörverstehen 7
Sie können bei der Entwicklung eines wirksamen Medi-
1
kaments gegen chronische Krankheiten (z. B. Rheuma
a) 4; b) 3; c) 1; d) 5; e) 2
und Muskelschmerz) helfen.
(Punkte: 15 / 0)
(Punkte: 15 / 5)
2 (Gesamtpunktzahl: 200)
Nacktmulle sehen dem Maulwurf ähnlich – sie sind nackt
und haben eine faltige Haut. Aus ihrem Ober- und Unter­
Leseverstehen
kiefer ragen riesige Schneidezähne hervor (, die sie als
Bagger und Waffe einsetzen). Ihre Augen sind fast immer Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes
geschlossen.
1
(Punkte: 40 / 15)
1. Institut für Zuckerindustrie
3 2. Analyse der Zuckerrübe
Plagegeister, weil sie Süßkartoffeln und andere Pflanzen 3. Begründung der Zuckerrübenzucht und der industri-
fressen ➝ verderben die Ernten. ellen Verarbeitung der Zuckerrübe
Gegenwehr: die Afrikaner töten sie mithilfe von Wasser, 4. Einrichtung von lebensmitteltechnologischen Labora­
Gift, Rauch. torien
(Punkte: 24 / 8) 5. Zuckermuseum
(Punkte: 25 / 10)
4
1. ja; 2. nein; 3. ja; 4. nein 2
(Punkte: 12 / 0) 1. Das Berliner Zuckermuseum heute / Das Gebäude
des Instituts für Zuckerindustrie
5
2. Berlin und der Rübenzucker
Schwere Arbeit; Inzucht
3. Das Zuckermuseum als Spiegel der Zuckergeschichte
(Punkte: 16 / 0)
4. Kolumbus bringt den Zuckerrohr nach Mittelamerika
6 5. Afrikaner als Sklaven auf Zuckerrohrplantagen
1. Untersuchung der Bewegung der Nacktmulle: gleiche 6. Ablösung des Kolonialzuckers
Schnelligkeit vorwärts und rückwärts. 7. Rübenzucker: Herstellung, Verbrauch, künstlerische
2. Schmerzunempfindlichkeit der Nacktmulle. Verarbeitung, Gift in Auschwitz
3. Sie kämpfen nicht miteinander – wegen ihrer (Punkte: 35 / 15)
Schmerz­­­unempfindlichkeit wären Wunden für sie gefähr­
3
lich; Fehlen des Neurotransmitters „Substanz P.“ – akti-
1. Honig
viert die Nerven und leitet Schmerzempfindungen an
2. Zuckerrohr/Schilf
das Gehirn weiter.
3. Melasse (Sirup), Kristallzucker
(Punkte: 36 / 14)
(Punkte: 15 / 3)

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0203121 Inhalt S026 26 06.11.2007 15:18:49 Uhr


Lösungen

4 3. […] der Luxusartikel Zucker wurde mit der Zeit zu einem


Bei der Errichtung der Zuckerrohrplantagen in Mittel­ Volksnahrungsmittel.
amerika wurden die einheimischen Indios als Zwangsar­ 4. Als Kolumbus zum zweiten Mal nach Amerika reiste,
beiter eingesetzt. Durch Arbeit, Hunger, Seuchen und brachte er Zuckerrohrsetzlinge von den Kanarischen Inseln
Massentötungen sind fast alle Indios schon nach weni­ nach Westindien.
gen Jahrzehnten umgekommen. Dann wurden 90 Mio. 5. Schon nach wenigen Jahrzehnten waren die Völker der
Menschen aus Westafrika nach Ame­rika deportiert. Auf mittelamerikanischen Indios Opfer von Zwangsarbeit,
dem Weg in die Sklaverei starben bereits 60 Mio. Men­ Hun­ger, Seuchen und dem Gemetzel der Konquista­doren
schen. Die überlebenden Sklaven mussten unter men­ geworden.
schenunwürdigen Umständen arbeiten. 6. Im Berliner Museum sind Dokumente der Barbarei und
(Punkte: 45 / 10) der Fron zu sehen.
7. Weil der Zucker im Inland billig hergestellt werden
5
konnte, konnten ihn bald alle Bevölkerungsschichten
1. akademische Emanzipation der Frauen in Deutschland
­kaufen.
2. Proteste in Europa im Zuge der Aufklärung und der
(Punkte: 0 / 56)
Französischen Revolution / Sklavenaufstände
(Gesamtpunktzahl: 100)
3. neue Arbeitsplätze in Rübenzuckerfabriken, Saison­
arbeiter aus Osteuropa
4. Zucker wird vom Luxus- zum Volksnahrungsmittel Textproduktion
(Punkte: 20 / 8)
1
6 Untersuchungszeitraum: 1955, 1975, 1995, Prognose
1. nein; 2. ja; 3. Text sagt dazu nichts; 4. nein; 5. ja; 6. ja; 2025; globaler Anstieg der Lebenserwartung, Sinken der
7. ja ­Kindersterblichkeit, große Differenz zwischen Entwick­
(Punkte: 14 / 0) lungsländern (E) und Industrieländern (I), z. B. 1955: 48 %
(Gesamtpunktzahl: 200) (E) und 8 % (I); in den E Anstieg des hohen ­Lebensalters
(11/12/16/31 %); in den I und global: kontinuierliche Ab­
Wissenschaftssprachliche Strukturen nahme des mittleren, Anstieg des hohen Lebensalters
(I: 54/68/77/85 %, global: 22/32/43/62 %).
1
1. Berlin; 2. Marggrafs Kohlehydratanalyse der Zucker­ 2
rübe und Achards Begründung der Zucht und industriel­ E: Armut; unzureichende Ernährung; schlecht ausgebau­
len Verarbeitung von Zuckerrüben; 3. die Geschichte der tes Gesundheitswesen; niedriger Hygienestandard; Aids;
Arbeit und die Geschichte der Macht; 4. zwei Drittel der ungenügende Informiertheit der Bevölkerung; schwere
90 Mio. Afrikaner, die nach Amerika deportiert wurden. (nicht mechanisierte/automatisierte), meist lebenslange
(Punkte: 16 / 4) Arbeit.
I: Reichtum; ausreichende, ausgewogene Ernährung;
2
funktionierendes Gesundheitswesen auf hohem Niveau
1. Westen/Europa/Alte Welt; 2. (Mittel-)Amerika/Haiti.
für alle; hoher Hygienestandard; hoher Informations­
(Punkte: 0 / 8)
stand der Bevölkerung; im Wesentlichen leichte, zeitlich
3 begrenzte Arbeit.
1. Rübenzucker; 2. Volksnahrungsmittel; 3. Tote/Gestor­
3
bene/Opfer; 4. Rückfall (in die Barbarei) / Rückschritt.
Verbesserung der Ernährungssituation; Einführung eines
(Punkte: 0 / 16)
bezahlbaren Gesundheitswesens für alle (auch auf dem
4 Land); Aufklärungs- und Informationskampagnen zu
1. Franz Carl Achard begann mit der Zucht und der indus­ ­Hy­giene, Gesundheit und Geburtenbeschränkung; Erhö­
triellen Verarbeitung von Zuckerrüben. hung der Entwicklungshilfe; internationale Zusammen­
2. Doch was „nur“ wie eine naturwissenschaftlich-techni­ arbeit zur Behebung von Armut, zur Anhebung des Le­
sche Pionierleistung aussieht, hatte weltweite Konsequen­ bensstandards und Bildungsniveaus; Schuldenerlass.
zen, die niemand erahnen konnte / die niemand geahnt
hat / die damals niemand ahnte.

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0203121 Inhalt S027 27 06.11.2007 15:18:51 Uhr


Lösungen

Mündliche Prüfung 2
Aufgabe des traditionellen Partnerschafts-/Eltern­
1 a)
modells; ökonomische Unabhängigkeit der Partner;
Haushalte insgesamt ca. 40 Mio.; größerer Anteil der
­Unsicherheit von Partnerbeziehungen; Trennung der
­Einpersonen-Haushalte gegenüber Zweigenerationen-
­Eltern; abnehmende Rolle von Religion und deren Fami-
Haus­halten (38 % zu 31 %); ein Viertel der Haushalte:
lienbild; in Ostdeutschland veränderte politische und
Ehepaare ohne Kinder (24 %); minimaler Anteil von Drei-
gesellschaftliche Situation nach der Wende 1989 (u. a.
generationen-Haushalten (Großeltern/­Eltern/Kinder,
soziale Verunsicherung).
1 %).
3
1 b)
Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
Rückgang der Familienformen mit Kindern: (Gesamt-
Prüfern und Prüferinnen.
deutschland: -9 %, Westen: +1 %, Osten: -22 %); drama-
tischer Wandel der Familienformen von 1996 bis 2004:
Abnahme der traditionellen Familienformen (Westen:
-6 %, Osten: -36 %); Zunahme alternativer Familien­
formen: Westen: +37 %, Osten: +13 %).

Modelltest 6
Hörverstehen 5
50 000 Bücher zerstört, darunter die Musikaliensamm-
1
lung (der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und der
a) 4; b) 2; c) 1; d) 5; e) 3
­Maria Pawlowna mit 800 Notenhandschriften und 2 100
(Punkte: 10 / 0)
Notendrucken); 28 000 Bücher gerettet; 62 000 Bücher
2 mit teilweise schweren Wasser- und Brandschäden;
1. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek wurde von ­Restaurierungskosten pro Buch: 400 bis 2.600 €.
einem großen Feuer zerstört. (Punkte: 32 / 8)
2. Am Bibliothekssaal kann man erkennen, wie prächtig
6
das Leben in Weimar auf dem Höhepunkt seiner kultu-
Direkt nach dem Brand wurden spontane Rettungsaktio­
rellen Bedeutung war.
nen unternommen. Die beschädigten Bücher brachte
(Punkte: 30 / 10)
man zur Erstversorgung ins Zentrum für Bucherhaltung
3 in Leipzig. Stark beschädigte Bücher müssen mit hohem
Zwei Optionen reichen, um die Antwort als richtig gelten zu Aufwand restauriert werden. Die unwiederbringlich zer-
lassen. störten Exemplare will man ersetzen. Für die hohen Kos­
Manuskripte; Autographen; historische Drucke; Erstaus- ten der Schadensbehebung müssen Spenden beschafft
gaben. werden.
(Punkte: 16 / 2) (Punkte: 45 / 15)

4 7
Jeweils eine Option reicht, um die Antwort als richtig ­gelten 1. Text sagt dazu nichts; 2. ja; 3. ja; 4. ja; 5. nein; 6. Text
zu lassen. sagt dazu nichts
materieller Verlust: Material des Buchdeckels; Druck auf (Punkte: 12 / 0)
dem Einband; buchkünstlerische Gestaltung; Art der (Gesamtpunktzahl: 200)
Druckfarben und Illustrationen; Art der Beschaffenheit
des Papiers/Wasserzeichen.
ideeller Verlust: Exlibris; Anstreichungen und handschrift-
liche Notizen (beides Hinweis auf Leser).
(Punkte: 16 / 4)

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0203121 Inhalt S028 28 06.11.2007 15:18:52 Uhr


Lösungen

Leseverstehen 4
1. Obwohl Blake das Spionage-Vorhaben verraten hatte,
Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes
wurde die „Operation Gold“ fast ein Jahr lang aufrecht­
1 erhalten / übermittelten die Sowjetgeneräle keine Des­
1953: Der Bau des Spionagetunnels wird geplant. / informationen durch die abgehörten Leitungen.
­George Blake, der russische Topspion im britischen Ge­ 2. Diejenigen, die von der Spionageaktion nichts wussten,
heimdienst, verrät schon in der Planungsphase das Vor­ waren die Sowjetgeneräle und deren Nachrichtendienst.
haben „Operation Gold“. 3. Die Aufdeckung des Tunnels war auch ein Signal an
Juni 1955 bis April 1956: Die „Operation Gold“ ist elf ­Walter Ulbricht, mit dem ihm Chruschtschow seine Unter­
­Monate lang in Betrieb. stützung zeigen wollte.
Februar 1956: Chruschtschow hält auf dem 20. Parteitag (Punkte: 15 / 6)
der Kommunistischen Partei eine Kampfrede gegen
5
­Stalin.
Sie nutzten die „Operation Gold“ als Propagandamittel:
21./22. April 1956: Ostdeutsche Bauarbeiter und sowjeti­
Sie konnten die Absichten des Westens als unfriedliche
sche Soldaten entdecken den Abhörtunnel. / Sowjeti­
darstellen. Chruschtschow zeigte mit der Aufdeckung
sche Soldaten dringen in den Abhörtunnel ein, ziehen
seine starke Haltung im Kalten Krieg.
sich aber sofort wieder ­zurück.
(Punkte: 17 / 6)
Frühjahr 1956: Die Sowjetunion und die DDR starten eine
Pressekampagne gegen die USA und ihre Verbündeten 6
wegen Kriegstreiberei (weltweites, großes Echo). 1. ja; 2. nein; 3. nein; 4. nein
1997: Ein erstes Stück des Abhörtunnels wird in Sicher­ (Punkte: 8 / 0)
heit gebracht. (Gesamtpunktzahl: 200)
1998: Ein Originalstück des Tunnels wird in Berlin rekon­
struiert. Wissenschaftssprachliche Strukturen
2005: Das letzte Stück des Tunnels wird geborgen.
1
2006: Im Berliner Alliiertenmuseum findet die Sonder­
1. das Aufdecken einer Desinformationskampagne des
ausstellung zur Geschichte des Spionagetunnels statt.
KGB; 2. die „zufällige“ Entdeckung des Spionage-Tunnels;
(Punkte: 72 / 27)
3. die Kontrolle der unterirdischen Leitungen (entlang
2 der Schönefelder Chaussee); 4. die Sprengung des
1. Das langfristige Abhören des Nachrichtendienstes der ­Tunnels.
Roten Armee; (Punkte: 16 / 6)
2. Abhören von 440 000 geheimen sowjetischen Telefon­
2
gesprächen, Mitschrift unzähliger geheimer Telegram­
1. Die Resonanz auf die Ost-Berliner Propaganda war welt-
me; CIA kann sich gegenüber dem US-Parlament als
weit enorm – doch die ertappten Spione in Washington
teure Institution rechtfertigen.
­ließen sich keine Enttäuschung anmerken / haben gar
(Punkte: 12 / 5)
keine Enttäuschung gezeigt.
3 2. Einerseits wäre die CIA nicht unglücklich gewesen, wenn
1. Die Sowjetunion und die DDR beschuldigten die USA ihre „Operation Gold“ weitergelaufen wäre, andererseits
und ihre Verbündeten, diese wollten einen neuen Krieg. war das Auffliegen des Tunnels fast genauso gut.
2. Waren die drei West-Sektoren Berlins tatsächlich ein 3. Der Tunnel bewies selbst skeptischen Parlamentariern,
Ort, von dem aus westliche Agenten daran arbeiteten, dass die CIA ihr schon damals enormes Budget wert war.
dass der Warschauer Pakt, dem am Frieden gelegen war, 4. Im Jahre 2005 konnte man das mit Sicherheit letzte
in den Krieg getrieben werden sollte? Stück der einst 450 Meter langen Stahlröhre bergen.
3. Blake wäre als Spion enttarnt worden, und damit wäre 5. Es ist allgemein bekannt, dass Moskau bereits von dem
sein Wirken beendet gewesen. Vorhaben wusste, bevor man mit dem Bau begonnen hat.
4. Der Plan, eine Invasion der Roten Armee in den West­ 6. Die CIA hätte jede noch so aufwändige Desinformations­
sektor durch eine „Täuschung“ zu verhindern, gelang. kampagne rasch aufgedeckt, weil sie über andere Quellen
(Punkte: 24 / 8) verfügte.

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0203121 Inhalt S029 29 06.11.2007 15:18:53 Uhr


Lösungen

7. Nachdem es heftig geregnet hatte, bekamen Ost-Berli- Mündliche Prüfung


ner Straßenbauarbeiter den Auftrag, entlang der Schönefel­
1
der Chaussee die unterirdischen Leitungen zu kontrollieren.
Internationale Standardisierung der Studiengänge durch
8. Als sie dabei auf die Abzapfkammer stießen, fiel kein
neue Strukturierung und neue Abschlüsse: Bachelor und
Verdacht auf Blake.
Master; quantitatives Ziel: in Deutschland bis 2010
9. Der Moskauer Parteichef Nikita Chruschtschow musste,
­gene­relle Umstellung aller Abschlüsse auf Bachelor und
nachdem er wenige Wochen zuvor im Februar auf dem
­Master (Ausnahme: Staatsexamen); qualitatives Ziel:
20. KP-Parteitag seine Kampfrede gegen Stalin gehalten
­größere Vergleichbarkeit der akademischen Grade in
hatte, dem Politbüro seine harte Haltung im Kalten Krieg
­Europa; geringere Verweildauer der Studenten an den
beweisen.
Hochschulen; höhere Ausbildungszahlen.
(Punkte: 0 / 70)
Bisher in Deutschland: von 230 900 Abschlussprüfun­gen
3 im Jahr 2004: 5 900 als Bachelor, 5 600 als Master; ange­
1. b); 2. c); 3. c); 4. a) strebtes Studienziel im WS 2004/05: 154 000 Bachelor-
(Punkte: 8 / 0) Ab­schlüsse = 8 % aller angestrebten Studienabschlüsse;
(Gesamtpunktzahl: 100) Anstieg gegenüber WS 2003/04: Bachelor + 49 %, Master
+ 29 %.

Textproduktion 2
Kritik: Vernachlässigung wissenschaftlicher Methoden;
1
keine Vermittlung wissenschaftlich selbstständigen
Niedriger Frauenanteil unter den Akademikern; Frauen­
Denkens und Arbeitens; Ausrichtung der Bildung an
anteil an Studienanfängern und Absolventen: kaum die
Renditegesichtspunkten (Humankapitaltheorie); Über­
Hälfte, an Promotionen ca. 40 %, an Habilitationen etwas
tragung betriebswirtschaftlicher Steuerungsmuster auf
mehr als 20 %, an wissenschaftlichem und künstle­
das Bildungswesen; Output-Orientierung: Rankings, Ab­
rischem Hochschulpersonal 30 %, an Professuren ca.
solventenzahlen, Auslastungsquoten; Ausrichtung der
14 %; zum Vergleich: weiblicher Anteil am Hochschul­
­Finanzierung des Hochschulwesens an privatwirtschaft­
personal insgesamt (auch Nichtakademiker: Sekretä­
licher Effizienz – nicht an allgemeinem Wohl.
rinnen, Angestellte der Mensa usw.) 51,2 % und der
Frauenanteil an der Bevölkerung 51,1 %. 3
Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
2
Prüfern und Prüferinnen.
Familie: (finanzielle) Unterstützung des sich weiterbil­den­
den Mannes, Schwangerschaft und damit verbundene
Unterbrechung der akademischen Laufbahn, Haupt-Zu­
ständigkeit für Kind(er); keine selbstverständliche Durch­
setzung des Berufsbildes „Akademikerin“ – im Wissen­
schaftsbetrieb wenige Chancen für Frauen; wenig
Vor­bilder; Mangel an intellektuellem Selbstwertgefühl;
oft niedrigerer Verdienst; wenig Unterstützung in Hoch­
schule und privatem Umfeld; bewusste Entscheidung
gegen die akademische Laufbahn.

3
Beschreibung, wie Akademikerinnen im jeweiligen
Heimat­land angesehen werden.

30 Prüfungstraining | DSH | © 2007 Cornelsen Verlag Berlin. Alle Rechte vorbehalten.

0203121 Inhalt S030 30 06.11.2007 15:18:55 Uhr


Lösungen

Modelltest 7
Hörverstehen 7
1. nein; 2. ja; 3. ja; 4. ja; 5. nein; 6. nein
1
(Punkte: 18 / 0)
Besteigung des Mount Everest ohne zusätzlichen Sauer-
(Gesamtpunktzahl: 200)
stoff ; Beispiel für innovative Leistungen / für Regel-
brüche / Beispiel dafür, dass man mit neuen Ideen etwas
Besonderes schaffen kann. Leseverstehen
(Punkte: 16 / 6)
Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes
2
1
Regelbrüche
a) 3; b) 5; c) 1; d) 2; e) 4
(Punkte: 6 / 2)
(Punkte: 15 / 0)
3
2
1. Selten Regelbrüche, aber eine hohe Finanzkraft, um
– Hirntätigkeit während der Meditation nicht ruhig
Krisen zu bewältigen.
gestellt, sondern extrem angeregt;
2. Wirtschaftlich international überlegen, weil gegen die
– unerwünschte Gefühle werden kontrolliert.
geltenden Überzeugungen der Branche handelnd (1 200
(Punkte: 24 / 6)
deutsche mittelständische Unternehmen in ihrer Bran-
che Weltmarktführer). 3
3. Oft starr/unflexibel und starrsinnig = existenzbedro- Alpha-Wellen: 10 Hertz, bei entspanntem Wachzustand;
hend oder wirtschaftlich gefährlich, weil oft keine aus- Delta-Wellen: niedere Frequenz, im Tiefschlaf;
reichenden finanziellen Ressourcen. Gamma-Wellen: hohe Frequenz, bei der Meditation, bei
(Punkte: 24 / 9) hoher Konzentration.
(Punkte: 24 + 12 / 6 + 0)
4
Jedes Unternehmen kann grundsätzlich wirtschaftliche 4
Erfolge erreichen, unabhängig von seiner Größe, seinem Die Wahrnehmung einer Tasse Kamillentee ist eine All-
Alter und seinen Produkten. Nötige Voraussetzung dafür tagswahrnehmung, die aus mehreren Wahrnehmungs-
ist jedoch der Mut, den gewohnten Weg zu verlassen. details zusammengestellt wird. Bei der Tasse mit Tee
(Punkte: 32 / 10) werden zum Beispiel die Farbe, das Dampfen, das Aroma
und die Form der Tasse identifiziert. Bisher ist unklar,
5
welche Gehirnregion diese fragmentierten Wahrneh-
innovative mungen verbindet.
Strategiemodelle (Punkte: 50 / 15)

5
Verschiedene Tätigkeiten des Gehirns auf lange Dauer
1. Neukreation 2. Reduktion 3. Erweiterung synchronisiert (alle Nervenzellen schwingen mit dersel-
ben Frequenz); die Grenzen von Subjekt und Objekt ver-
Rollhalsband Brauerei Fressnapf
schwinden (alles wird eins).
von „Flexi“ Oettinger
(Punkte: 24 / 6)
b), f ) a), d), g) c), e)
6
(Punkte: 36 + 21 / 12 + 0)
1. nein; 2. nein; 3. nein; 4. ja; 5. nein; 6. Text sagt dazu
6 nichts; 7. ja; 8. ja
wegen Nachahmung / wegen der Nachahmer (Punkte: 18 / 0)
(Punkte: 6 / 2) (Gesamtpunktzahl: 200)

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0203121 Inhalt S031 31 06.11.2007 15:18:57 Uhr


Lösungen

Wissenschaftssprachliche Strukturen Textproduktion


1 1
1. die Neurophysiologie der Erleuchtung; 2. die extrem Beliebtestes Sparziel bei 6- bis 9-jährigen Jungen (•) und
angeregte Gehirntätigkeit bei den Meditierenden; 3. das Mädchen (•): Spielwaren (20 bzw. 17 %); beliebtestes
Vorurteil. Sparziel bei 10- bis 13-jährigen •: Handy sowie PC und
(Punkte: 12 / 4) Zubehör (je 17 %, bei • gleichen Alters 19 % bzw. 5 %);
be­liebtestes Sparziel bei 10- bis 13-jährigen •: Beklei-
2
dung und Schuhe (20 %, bei • gleichen Alters 6 %); am
1. Dass Meditation und mentale Disziplin das Gehirn
wenigsten beliebtes Sparziel bei 10- bis 13-jährigen •:
grundlegend verändern, ist eine These, die praktizierende
Fahrrad mit 3 % (bei •: 12 %).
Buddhisten seit zweieinhalbtausend Jahren vertreten.
2. Denn die Wissenschaft interessiert sich dafür, was im 2
Gehirn bei der spirituellen Einkehr passiert. Ja: Unterhaltung, Spaß, Freizeit (Spielwaren bei Mäd­chen
3. Mit […] modernsten bildgebenden Methoden […] will und Jungen beider Altersklassen; Reisen/­Urlaub bei Mäd­
man das/etwas bisher Vernachlässigte/Vernachlässigtes chen; PC und Zubehör; CD-Player, Stereo­anlage, MP3-
untersuchen: die Neurophysiologie der Erleuchtung. Player; bei Mädchen Fernseher und DVD-Player; bei Jun-
4. Glück ist eine Fertigkeit, die sich wie eine Sportart erler- gen Games/Konsolenspiele); Mobilität und Sportlichkeit
nen lässt / die man wie eine Sportart erlernen kann. (Fahrrad, Sportausrüstung); Aussehen; Kontaktbedürf-
5. Damit dieses Erregungsmuster differenzierter erfasst nisse (Handy); Informationsbedürfnisse (PC, Fernseher).
werden kann, verteilten Gehirnphysiologen 256 Messfüh-
3
ler über den gesamten Schädel.
Vorstellung von Werten entwickeln, wie z. B. Werte des
6. Die Alpha-Wellen mit etwa 10 Hertz treten auf, wenn
Wertvollen, Wichtigen, Besonderen, ­Finanzierbaren;
Menschen/man entspannt und wach sind/ist.
­anschließend Begründung der eigenen Ansicht.
7. Es ist der Forschung bisher noch nicht gelungen, syste-
matisch zu belegen, wann und unter welchen Bedin-
gungen Gamma-Wellen auftreten. Mündliche Prüfung
8. Die Beobachtungen an meditierenden Mönchen kann
1
man auf die Komplexität alltäglicher Wahrnehmungen
Große Unterschiede zwischen Gesamt-BRD (D) und
[…] beziehen.
­alten bzw. neuen Bundesländern (A und N): Konfessio-
9. Stimmte diese Hypothese, dann wären Gamma-Wellen
nalität katholisch-katholisch: D ca. 18 %, A 21 %, N 2 %;
eine übergeordnete Steuerfrequenz zur Zusammenfüh-
evangelisch-evangelisch: D ca. 14 %, A 16 %, N 7 %; kon-
rung und Synchronisation der Tätigkeit von Gehirnregio­
fessionslos: D 16 %, A keine Angaben, N fast die Hälfte;
nen.
islamisch-islamisch: D 9 %, A 10 %, N keine ­Angaben.
10. Mit der synchronen Schwingung aller Nervenzellen
Die in der Grafik dargestellten „Kon­fes­sions­kom­bi­na­
wird alles eins.
tionen“ spiegeln nur die stärksten Gruppen wider.
(Punkte: 0 / 70)
2
3
Darstellung ausgewählter Religionszugehörigkeit (es
1. Im Zentrum der buddhistischen spirituellen Erfahrung
sind nicht alle „Kombinationen“ abgebildet); Fehlen
steht die Auflösung von Subjekt und Objekt. / Die
­anderer Religionszugehörigkeiten; ausschließliche
­buddhistische spirituelle Erfahrung findet ihren Höhe-
­Registrierung von Kindern mit beiden Eltern.
punkt in der Auflösung von Subjekt und Objekt.
2. Mönchsbeobachtungen bilden die Grundlage einer 3
neuronalen Bewusstseinstheorie. / Die Mönchsbeobach- Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
tungen ermöglichen eine Ableitung der neuronalen Prüfern und Prüferinnen.
­Bewusstseinstheorie.
(Punkte: 0 / 14)
(Gesamtpunktzahl: 100)

32 Prüfungstraining | DSH | © 2007 Cornelsen Verlag Berlin. Alle Rechte vorbehalten.

0203121 Inhalt S032 32 06.11.2007 15:18:58 Uhr


Lösungen

Modelltest 8
Hörverstehen 6
Frankfurter Uni-Bibliothek erbte Schütz’ Bibliothek
1
(15 000 Bände) und viele Schriftstücke/Schriftrollen/Auf-
4.
zeichnungen; Gründer des „Frankfurter Vereins für orien-
(Punkte: 5 / 0)
talische Sprachen“ + wissenschaftliche und herausgebe-
2 rische Tätigkeit für den Verein.
1. Es war erwünscht. / Es entsprach den Verhaltensregeln. (Punkte: 20 / 5)
2. Das Familienerbe entfaltete sich zu einer großen
7
Pracht.
Eine Option reicht, um die Antwort als richtig gelten zu
3. Man verglich ihn mit einem Lexikon, weil er sehr viel
­lassen.
wusste.
Krankheit; Armut; Unterstützung des Kolonialismus;
(Punkte: 15 / 10)
Spio­nageverdacht.
3 (Punkte: 15 / 0)
Zwei Optionen reichen, um die Antwort als richtig gelten zu
8
lassen.
1. nein; 2. ja; 3. nein; 4. nein
Namensgebung; literarische und sprachwissenschaft-
(Punkte: 15 / 0)
liche Leistungen der Vorfahren (Mitwirkung bei der
(Gesamtpunktzahl: 200)
Samm­lung der Edda-Gesänge); Kenntnis vieler Sprachen.
(Punkte: 15 / 0)
Leseverstehen
4
– geboren 1873 in Traunstein; mit 5 Jahren Umzug nach Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes
Frankfurt; Schulausbildung; Studium der Mathematik,
1
Physik und Philosophie in Jena und Göttingen
Sachlich: Alle Nennungen, bei denen Fakten aufgeführt
– Assistent in Darmstadt an der Technischen Hochschule;
sind, darunter auch die wissenschaftlichen Begrifflichkeiten
Dozent in Hagen an der Maschinenbauschule: er gründet
und Zusammenhänge.
dort das Physikalische Praktikum
Ironisch: „Alles fließt.“; „Da haben wir den Salat.“; „Ein Volk,
– mit 36 pensioniert
das anscheinend nicht einmal mehr durch Unmengen
– während des Krieges (1914–1918) als Dolmetscher/Über­
von Kokain aus dem Tal der Wehleidigkeit herauszukom-
setzer in Konstantinopel
men vermag.“; „Diese bewundernswerte Empfindlichkeit
– zurück in Frankfurt widmet er sich folgenden Tätigkeiten:
führt dazu, dass man fast alles fast überall nachweisen
Sprachstudium / wissenschaftliche Tätigkeit, Sprach-
kann.“; „Praktisch nichts ist clean.“
unterricht, Mitwirkung im „Frankfurter Verein für orien-
(Punkte: 20 / 0)
talische Sprachen“, Veröffentlichung verschiedener
(wissenschaftlicher + lyrischer) Publika­tionen. 2
(Punkte: 45 / 5) 1. Nach Kokainkonsum entsteht das Abbauprodukt
Benzoylecgonin im Körper des Konsumenten. Diese che-
5
mische Verbindung wird ausgeschieden, gelangt in die
Harald Schütz besorgte sich die Literatur, die für die ent-
Toilette, dann in den Kanal, in die Kläranlage und
sprechende Sprache wichtig war; dazu gehörten insbe-
schließlich in die Flüsse.
sondere Lexika. Um sich den Wortschatz anzueignen,
2. Weil die Überreste von Kokain im Wasser nachweisbar
brachte er die Wörter und Wendungen in eine Ordnung
sind.
und notierte sie in einem Heft. Er versuchte, Grammo­
(Punkte: 25 / 5)
phon­platten zu erwerben, und erlernte nach diesem
akustischen Vorbild die Aussprache. 3
(Punkte: 35 / 15) Überrascht von hohen Ergebnissen; ironischer Kommen-
tar dazu.
(Punkte: 15 / 0)

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0203121 Inhalt S033 33 06.11.2007 15:18:59 Uhr


Lösungen

4 3
1. Aus Italien; 2. Kokainspuren im italienischen Fluss Po; aktuell
3. Probeentnahme und Analyse registrieren den aktuel­ (Punkte: 0 / 5)
len Drogenkonsum.
4
(Punkte: 21 / 0)
1. Manchmal wirkt jemand verdächtig, wenn er allzu auf­
5 dringlich die Spritzigkeit seiner Gedanken zur Schau trägt.
Mithilfe dieses Verfahrens können auch die kleinsten 2. Die chemische Verbindung entsteht im Körper des
Mengen von Benzoylecgonin im Wasser analytisch nach­ Drogen­konsumenten, wenn Kokain abgebaut wird.
gewiesen und hochgerechnet werden. Die verwendete 3. Jeder, der kokst und seine Notdurft auf der Toilette statt
Maßeinheit ist Picogramm pro Milliliter, was einem hinter dem Busch erledigt, hinterlässt somit eine chemische
Gramm von Benzoylecgonin in einer Million Tonnen Fährte.
Wasser entspricht. 4. Die Ergebnisse/Befunde der Chemiker wurden von
(Punkte: 30 / 5) Spiegel Online in dem Satz zusammengefasst […].
5. Deutsche nehmen/konsumieren ungeahnte Mengen
6
Kokain.
Ungenaue Angaben, an welcher Stelle die Kokainreste in
6. Deutschland, so kann man schließen, steckt in einer
das Wasser kamen; Daten nur über den Benzoylecgo­nin-
noch größeren Krise als ohnehin schon angenommen.
Gehalt vom Flussursprung bis zur Stelle der Wasser­ent­
7. Man kann annehmen / Es ist anzunehmen / Es ist
nahme.
wahrscheinlich, dass diese Frage am ehesten italienische
(Punkte: 20 / 5)
Forscher beantworten können.
7 8. Dort interessierte man sich dafür, was vom Kokain im
Bei der Massenspektrometrie wird nur der kollektive Wasser des Po übrig bleibt.
­Kokainkonsum nachgewiesen, nicht jedoch der des ein­ 9. Laut Forschungsbericht in einer wissenschaftlichen
zelnen Drogenkonsumenten. Der bleibt anonym, er wird Fach­zeitschrift führe dieser Fluss ständig das Äquivalent
nicht identifiziert. von vier Kilogramm Kokain pro Tag mit sich.
(Punkte: 25 / 8) 10. Diese Technik erlaubt es, Stoffe noch in einer Menge
aufzuspüren, die sich dem menschlichen Vorstellungsver­
8
mögen entziehen, weil sie so winzig ist.
1. ja; 2. nein; 3. nein; 4. nein; 5. nein; 6. ja; 7. ja
(Punkte: 0 / 60)
(Punkte: 21 / 0)
(Gesamtpunktzahl: 200) 5
Das Verb im Hauptsatz fehlt.
Wissenschaftssprachliche Strukturen (Punkte: 5 / 0)
(Gesamtpunktzahl: 100)
1
1. Die Kokser; 2. die Tatsache, dass die Deutschen unge­
ahnt große Menge Kokain konsumieren; 3. die Analyse Textproduktion
von Flusswasser (mithilfe der Massenspektrometrie zur
1
Messung des Vorkommens von Benzoylecgonin).
Zwei Grafiken zur Ausbildung der Eltern von Uni- und
(Punkte: 12 / 3)
FH-Studenten; Untersuchung der Jahre 1985, 1995 und
2 2004; Rückgänge: Eltern mit Hauptschulabschluss/Lehre
1. Man entdeckte das Geheimnis der Kokser / man ent­ (Uni: 21/13/8 %; FH: 35/24/11 %) und Meisterprüfung
tarnte ihr Geheimnis; 2. Nichts bleibt, wie es ist / alles (Uni: 16/12/5 %; FH: 21/17/9 %); fast keine Veränderung
ändert sich / das Kokain bleibt nicht im Körper; 3. Da beim Anteil der Eltern mit Mittlerer Reife und Lehre;
­haben wir die Bescherung (Ausdruck des Unwillens, deut­licher Anstieg des Elternanteils mit Fachschulab­
­Ärgernisses) / das Problem. schluss; leichter Rückgang der Elternanteile mit FH-Ab­
(Punkte: 0 / 15) schluss; signifikanter Anstieg der Eltern mit Uni-/TU-
­Abschluss (Uni: 25/36/45 %; FH: 9/16/27 %);
Ge­samt­tendenz: Zunahme der Akademiker-Eltern.

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0203121 Inhalt S034 34 06.11.2007 15:19:01 Uhr


Lösungen

2 2
Unmöglichkeit einer Bestätigung oder eines Dementis Verfrüht: Notwendigkeit einer langen Dauer zur Neu­
wegen fehlender absoluter Angaben zum Bevölkerungs- definition der Frauenrolle in allen gesellschaftlichen Be-
anteil der einzelnen Ausbildungsgruppen; spekulative reichen; keine nennenswerten Netzwerkstrukturen von
Annahme: aktuell geringer prozentualer Anteil der Frauen zur Unterstützung des Nachwuchses.
Haupt­­schul-Eltern als Folge der Akademisierung der Nicht verfrüht: Weichenstellung seit Aufnahme des Uni-
letzten Jahrzehnte (Entsprechung: Abnahme der Eltern- Studiums durch Frauen; Kompetenz und intellektuelles
anteile mit Hauptschul- und Meisterprüfungs-Ab- Potenzial von Frauen.
schluss).
3
3 Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
Relevant: Eltern als Vorbilder; frühe intellektuelle und Prüfern und Prüferinnen.
musische Förderung von Kindern zu Hause; intellektu- Pro Quote: Notwendigkeit eines externen Steuerungs­
elles und musisches Klima als Unterstützung der Lernbe- instrumentes zur Auflösung „patriarchaler“ Strukturen in
reitschaft; Zugriffsmöglichkeiten der Kinder auf die Kom­ wissenschaftlichen Institutionen; keine Gewähr der indi-
petenz der Eltern. viduellen Durchsetzung trotz intellektuellen Potenzials
Irrelevant: Möglichkeit des Übersteigens des familiären und inhaltlicher Kompetenz aufgrund exklusiver, männ-
Bildungshintergrundes durch Studienwunsch und lich dominierter Strukturen; kein Ausschluss von Exzel-
­-willen. lenzkriterium und Quote.
Contra Quote: Fragwürdigkeit der quantitativen Lösung
eines gesellschaftlichen Missstandes; Möglichkeit der
Mündliche Prüfung
Benachteiligung qualifizierter männlicher Forscher;
1 Notwendigkeit der Erforschung aller Zusammenhänge;
Bildungsministerium: Unzufriedenheit mit der Situation, Aufdecken der Gründe für das Misslingen einzelner
allerdings keine Position pro oder contra Quote. Steuerungselemente; Notwendigkeit des Verbunds eines
DFG, WGL, Helmholtz-Gemeinschaft = pro Quote; MPG, wirksamen Maßnahmenkatalogs.
FhG = contra Quote.

Modelltest 9
Hörverstehen 3
Die eine Haltung sieht die Niederlassung fremder Arten
1
als Invasion/Bedrohung/Aggression/Gefahr. Die einhei­
Mit dem Wort „Alien“ sind exotische Tiere und Pflanzen,
mi­schen Arten seien auf die jeweiligen Lebensweisen
die sich in Europa niederlassen und die heimi­schen Tiere
nicht vorbereitet, ihnen also schutzlos ausgeliefert. Ge-
und Pflanzen „bedrohen“, gemeint.
fragt seien deshalb Interventionen des Menschen. Ein
(Punkte: 20 / 6)
erster Schritt zur Bekämpfung ist die Erfassung der inva-
2 siven Arten in einer Datenbank, der Strategien der Be-
Drei Optionen reichen, um die Antwort als richtig gelten zu kämpfung folgen sollen.
lassen. Die andere Haltung sieht die Niederlassung als Versuch
„reisende“ Tiere/Pflanzen reisen per … einer natürlichen Erweiterung des Lebensraums von
Malaria-Mücke Flugzeug ­Tieren und Pflanzen, der für die ursprünglichen Bewoh­
ner wie für die Neuankömmlinge positiv oder negativ
Rosskastanien-­Miniermotte Lkw
ausfallen kann. Die Ausweitung der Lebensräume von
Pflanzen-Samen im Reifenprofil von Autos Tieren und Pflanzen wird hier als Folge menschlichen
Insektenlarven in der Rinde von Holz- Verhaltens und menschlicher Mobilität betrachtet.
stämmen (Punkte: 45 / 15)
(Punkte: 27 / 6)

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0203121 Inhalt S035 35 06.11.2007 15:19:02 Uhr


Lösungen

4 4
Drei Optionen reichen, um die Antwort als richtig gelten zu
2. über dem
lassen. 3. Getöse der
1. gequetschtes Meeresboden
1. Götterbaum: unempfindlich gegen Luftverschmut- entfesselten
Gestein rollender
zung; immun gegen Frühjahrsfröste (späte Austrei- Elemente
Tsunami
bung); schnelle und effektive Fortpflanzung (viele
Samen).
2. Feigenkaktee: große Blüten- und Nektarbildung; zieht Entstehung Infraschall auf
40 % der Insekten an, dadurch geringere Bestäubungs- eines elektri- Vibrationen der Wasser-
schen Flusses oberfläche
quote der heimischen Arten.
3. Rotwangen-Schmuckschildkröte: rasche Vermehrung;
gefräßig (frisst die Brut von Fisch- und Amphibienarten). elektrisch gela-
4. Grauhörnchen: kräftiger und größer als das euro- dene Teilchen
päische Eichhörnchen; aggressives Verhalten. in der Luft
(Punkte: 45 / 15)
Wahrnehmung
5
der Tiere
1. ja; 2. nein; 3. ja; 4. nein; 5. nein; 6. ja; 7. ja
(Punkte: 21 / 0)
(Gesamtpunktzahl: 200)
Flucht der Tiere

Leseverstehen
5
Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes Menschen nehmen unbewusst den Infraschall wahr, wie
sich bei den Versuchen mit Orgelpfeifen herausgestellt
1
hat: Die Menschen empfanden Angst bei den tiefen Tö-
Mithilfe der Richterskala wird die Stärke von Erd- und
nen. Doch der Infraschall kann von Menschen nicht aus
Seebeben definiert, indem sie die dort jeweils freige-
der Flut der Wahrnehmungen als Warnsignal herausge-
setzte Energie (numerisch) angibt. Die Magnitudenzahl
filtert werden.
erhöht sich schrittweise um den Faktor 10. Die wahr-
(Punkte: 25 / 6)
scheinlich größte Magnitude ist 9,8.
(Punkte: 30 / 10) 6
1. Text sagt dazu nichts; 2. ja; 3. nein; 4. nein; 5. ja; 6. ja;
2
7. ja; 8. Text sagt dazu nichts
1. Keine Beben mit der Stärke wie der von Indonesien;
(Punkte: 24 / 0)
2004 in Deutschland mehrere Beben der Stärke 2,0.
(Gesamtpunktzahl: 200)
2. Weitgehende Entwarnung (doch man soll „niemals
nie sagen“); geringe Bedrohung durch Tsunamis.
Wissenschaftssprachliche Strukturen
(Punkte: 24 / 8)
1
3
1. Die Entwicklung des seismologischen Messinstrumen-
Exakte, sichere Prognosen sind nicht zu erstellen; wahr-
tariums (im Jahr 1935); 2. ein Beben; 3. die Benennung
scheinliche Vorhersagen gibt es durch historische Auf-
der Stärke eines Bebens.
zeichnungen über Bebenverteilung und -stärke, nicht
(Punkte: 9 / 3)
über exakte Stärke und exakten Ort und Zeitpunkt eines
zu erwartenden Bebens. 2
(Punkte: 18 / 6) Widerspricht Erwartungen; hält Erwartungen für unrea-
listisch; behauptet das Gegenteil von Erwartungen.
(Punkte: 5 / 3)

36 Prüfungstraining | DSH | © 2007 Cornelsen Verlag Berlin. Alle Rechte vorbehalten.

0203121 Inhalt S036 36 06.11.2007 15:19:05 Uhr


Lösungen

3 Studienaspiranten/Studenten; Anerkennung der hohen


1. Seit Menschengedenken gab es kaum eine Naturkata­ individuellen Leistungen durch Nicht-Einforderung
strophe, die so schlimm war wie der Tsunami, der am eines Studienentgelts.
26.12.2004 in Südostasien wütete.
3
2. Mit einer Stärke von 9,0 auf der Richterskala war das
Pro Studiengebühren: Finanzierungsbedarf der Universi­
­Beben, das den Tsunami im Dezember 2004 auslöste, das
tät zur ­Sicherstellung der Lehre angesichts der Knapp­
viertstärkste Beben seit Beginn der Aufzeichnungen.
heit staatlicher Kassen; Unabhängigkeit von Drittmittel­
3. Das weltweite Erschrecken, das das verheerende Na­
förderung und der damit verbundenen Einflussnahme
turphänomen auslöste, wird von besorgten Fragen be­
auf univer­sitäre Prozesse.
gleitet.
Contra Studiengebühren: Soziales Auswahlinstrument;
4. Mit welchen Georisiken müssen andere Teile der Welt
Un­gleichheit der Bildungschancen; Unsicherheit des spä­
rechnen?
teren Einkommens angesichts hoher Akademikerarbeits­
5. Wie lassen sich seismologische Prognosen verbessern?
losigkeit; staatlich verbürgtes Recht auf Bildung für alle.
6. […] die Erdbebenstärke von 2,1 kann mit den Erschüt­
terungen eines beladenen Lkw verglichen werden.
7. Auch die zeitliche Verteilung von Beben kann darauf hin­ Mündliche Prüfung
weisen, wie wahrscheinlich ein ­Beben in einem größeren
1
Zeitintervall ist.
Darstellung der beruflichen bzw. Bildungssituation von
8. So beobachtete in China im Jahr 1975 die Bevölkerung
Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren im 2-
das auffällige Verhalten von Haustieren als Alarmsignal,
Jahresabstand 1996 bis 2004; Jugendliche ohne Berufs­
nachdem sie intensiv geschult worden war.
abschluss konstant bei ca. 11 %; Jugendliche mit Aus­bil­
9. Dort produziert das Getöse der entfesselten Elemen­te
dungsvertrag: Zunahme von 10,7 auf ca. 12 %; Schüler
­einen besonders langwelligen Schall, den Infraschall, der
an berufsbildenden und allgemein bildenden Schulen:
sich mit höhe­rer/größerer Geschwindigkeit als der Tsu­
Steigerung um 2,2 auf 7,6 % bzw. von knapp 15 auf
nami ausbreitet.
18,2 %; Zunahme der Studierenden von 9,4 auf 12 %; Ab­
10. Denn das Alarmzeichen ist auf der einen Seite zu wenig
nahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
signifikant, und es kann auf der anderen Seite aus der Flut
von knapp 28 auf knapp 26 %; leichte Zunahme der ar­
von Wahrnehmungen, mit denen der Mensch ständig kon­
beitslosen Jugendlichen mit Berufsabschluss von 3,5 auf
frontiert ist/wird, nicht herausgefiltert werden.
4,4 %; deutliche Abnahme der Jugendlichen mit Erwerbs­
(Punkte: 0 / 80)
tätigkeit ohne Sozialversicherungspflicht, Haushaltsfüh­
(Gesamtpunktzahl: 100)
rung, Kinderbetreuung, Wehr-, Zivildienst und in berufli­
cher Fort- oder Weiterbildung von 17,3 auf 8,6 %.
Textproduktion
2
1 Für eine ungünstige Bilanz: Weiterhin hohe Zahl von Ju­
Kosten eines Studiums an Universitäten (aufsteigend): gendlichen ohne Berufsabschluss und arbeitslosen Ju­
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 7.000 €, gendlichen; Verdacht der Funktion von Ausbildungen als
Mathematik, Natur-, Ingenieurwissenschaften ca. Verzögerung von Arbeitslosigkeit; leichte Abnahme der
35.000 €, Sprach- und Kulturwissenschaften ca. 45.000 €, sozialversicherungspflichtig beschäftigten Jugend­
Medizin ca. 264.000 €; durchschnittliches Studium an lichen.
­einer Uni 48.000 €; durchschnittliches Studium an einer Gegen eine ungünstige Bilanz: Zunahme der Zahl der Ju­
FH 26.800 €. gendlichen mit Ausbildungsverträgen; hohe Zahl von
Studierenden und Schülern als Indiz höherer Quali­fika­
2
tionsnachfrage; Abnahme der Zahl von Jugendli­chen in
Ausbildungsgerechtigkeit: Eröffnung der Möglichkeit für
„undefinierten“ Situationen.
Studenten aller (auch ärmerer) Schichten zur Aufnahme
eines beliebigen, d. h. auch teuren Studiums; Notwendig­ 3
keit der Ausbildung für die ganze Gesellschaft; Verfü­ Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
gung über den gesellschaftlichen Reichtum für alle ­ Prüfern und Prüferinnen.

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0203121 Inhalt S037 37 06.11.2007 15:19:06 Uhr


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Motivationsmaßnahmen zur Weckung höherer Qualifi­ Einrichtung / zum Ausbau von Ausbildungsstellen; Schaf­
zie­rungswünsche; Anhebung bzw. Ausweitung der Aus­ fung von Stellen durch Abbau gering entlohnter Beschäf­
bil­dungsförderung; finanzielle Anreize für Betriebe zur tigungen; finanzielle Starthilfe für Existenzgrün­dungen.

Modelltest 10
Hörverstehen 7
1. Keine individuelle Gestaltung möglich; Kritik wegen
1
der Einfachheit, Zweckmäßigkeit der Frankfurter ­Küche:
1. nein; 2. ja; 3. ja; 4. nein; 5. Text sagt dazu nichts; 6. nein
zu nüchtern und lieblos („Küchenknast“); ­Karikaturen.
(Punkte: 12 / 0)
2. Schriften, Vorträge, Radiosendungen, Filme; Vorfüh­
2 rung der Küche bei der Frankfurter Mustermesse „Der
– Wohnungsnot wegen erheblichem Zuzug der Land­ neuzeitliche Haushalt“.
bevölkerung in die Stadt; (Punkte: 24 / 6)
– gesundheitsschädliche ­Wohnungen; (Gesamtpunktzahl: 200)
– Stagnation der Bauproduktion im Ersten Weltkrieg;
– knappe öffentliche Kassen.
Leseverstehen
(Punkte: 28 / 12)
Verstehen und Bearbeiten des Lesetextes
3
Serielle Wohneinheiten; standardisierte und normierte 1
Bauteile; billige und schnelle Bauweise. Kloster Internet
(Punkte: 21 / 6) Technik Vogelfeder und Ruß­ per Mausklick,
4 tusche, Buchstabe ­elektronische
1925 bis 1930; 12 000; 11 % für Buchstabe ­Geräte
(Punkte: 9 / 0) Motiv für das Dienst am Werk, Eigeninteresse,
­Kopieren ­Gebet, gottgefällige ­Kosten sparen
5 Tätigkeit
Das innenarchitektonische Konzept der neuen Küche Strafe für das Inquisition, Zauber­ rechtliches Vor­
setzte auf optimale Raumnutzung. Die Küche sollte prak­ Raubkopieren flüche, Höllenstrafen gehen, z. T. noch
tisch sein und den damaligen hygienischen Ansprüchen zu wenig/selten
entsprechen. Aus der Wohnküche, die bis dahin das Zen­
Konsequenzen Verbreitung ­seines wirtschaftliche
trum des Familienlebens gebildet hatte, wurde eine reine des Kopierens Werks Schädigung und
Arbeitsküche. Die Inneneinrichtung sollte die Verkür­ für den Urheber Verletzung des Per­
zung der Arbeitsvorgänge ermöglichen, um die Arbeit sönlich­keits­rechts
zu erleichtern, zu vereinfachen und zu rationalisieren.
(Punkte: 64 / 20)
(Punkte: 40 / 15)
2
6
1. die elektronische Speicherung = Digitalisierung von
Schütte-Lihotzky verfolgte mit ihrem Küchenkonzept
Zeichen, also deren Codierung in Eins und Null; das
ein emanzipatorisches Konzept (Blaustrumpf = emanzi­
Raub­kopieren nur in Bezug auf diese Art des menschlich
pierte Frau). Ihre Küche war für Frauen geplant, die sich
Geschaffenen (nicht also der „analogen“ oder nicht-digi­
neben der Hausarbeit auch anderen – beruflichen und
talisierbaren Werke); 2. kämpft vergeblich dagegen an;
geistigen – Aktivitäten widmen wollten.
3. ein gesprungenes Ei = nicht mehr reparier­bar ➝
(Punkte: 20 / 7)
Kopier­schutz = wenn der Schutz an einer Stelle durch­
brochen ist, so nützt er auch an allen anderen Stellen
nichts mehr.
(Punkte: 36 / 12)

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3 8. „Kopien brauchen Originale“, formuliert das Bundes­


Nach Kants Definition ist das „geistige Eigentum“ Teil justizministerium und weist darauf hin, dass vor der Tech-
seines Schöpfers, andere dürfen es sich also nicht aneig­ nik das Gehirn kommt.
nen („unveräußerlich“). Damit verlegt Kant das Recht am 9. Die Versuche vor allem der Musikindustrie, CDs digital
geschaffenen Werk an den Schöpfer und belässt es nicht, zu verplomben, also technisch vor dem Kopieren zu schüt­
wie im Feudalismus, in der Hand des Auftraggebers (des zen, sind umstritten und nicht zuverlässig.
Fürsten oder des Mäzens), der damit verfahren konnte, 10. Die Aufklärung verstand das Urheberrecht nicht mehr
wie er wollte. Der Schöpfer eines Werks ist also autonom als Privilegium, das von einem Fürsten verliehen wird,
in Bezug auf die Verfügung über sein Werk, und er hofft, ­sondern als Teil des Persönlichkeitsrechts, das universell
aus seinem Werk einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen gültig ist.
zu können. 11. Das Werk war ein Teil seines Schöpfers, aus dem er
(Punkte: 45 / 15) wirtschaftlichen Nutzen ziehen konnte; wenn er Glück
­hatte, konnte er davon leben.
4
(Punkte: 0 / 66)
4.
(Punkte: 8 / 0) 3
(Gesamtpunktzahl: 200) 1 a); 2 b); 3 b); 4 a)
(Punkte: 8 / 0)
Wissenschaftssprachliche Strukturen
4
1 Verbformen (Konjunktiv II) = Zeichen dafür, dass der
1. das Kopieren/Abschreiben von Büchern im Mittelalter; ­Autor nicht über Realität, sondern über etwas, was er sich
2. das Herunterladen von Texten, Musikstücken und vorstellt (gedankliche Konstruktion / Irreales), spricht.
Spielfilmen aus dem Internet; 3. das Raubkopieren; 4. das (Punkte: 5 / 1)
unerlaubte Kopieren unserer Zeit / das Herunterladen (Gesamtpunktzahl: 100)
von Texten, Musikstücken und Spiel­filmen aus dem Inter­
net; 5. das Internet.
Textproduktion
(Punkte: 15 / 5)
1
2
Vorbild für die Gründung: Rating-Plattform in den USA;
1. Das Internet funktioniert ihrer Ansicht nach wie eine
studentische Unzufriedenheit mit hochschulinternen
­gigantische Enteignungsmaschinerie.
Eva­luationen wegen der Nicht-Zugänglichkeit für Stu­
2. Das Urheberrecht soll sicherstellen, dass die Urheber an
denten; Gründung von meinprof.de durch fünf Studen­ten
ihren Werken verdienen.
der TU Berlin im November 2005.
3. Den Schätzungen entsprechend soll die Zahl illegaler
Downloads monatlich eine Milliarde betragen […]. 2
4. […] neun Millionen Menschen sitzen angeblich jeden Tag Bewertungen von Lehrveranstaltungen einzelner Profes­
am Computer und nutzen die Internet-Tauschbörsen, die soren im Internet durch Studenten; Kriterien: Fairness,
alles zur Verfügung stellen, was der Mensch geschaffen hat Un­terstützung, Material, Spaß, Verständlichkeit, Interes­
[…]. se, Verhältnis von Note und Aufwand; Noten von eins
5. Nachdem die Romanverfilmung „DaVinci Code“ in die (sehr gut) bis sechs; Abgabe eines Freitextkommentars
Kinos gekommen war, wurde der Film als Raubkopie zwei und einer Empfehlung; Top- und Flop-Listen.
Millionen Mal aus dem Internet heruntergeladen.
3
6. Wenn die Milliardenklage, die ein Fernsehkonzern ge-
Positives Echo: Mitte 2007 Abgabe von über 240 000 Be­
gen Google/YouTube vor einem US-Gericht erhoben hat,
wertungen für mehr als 30 000 Professoren und über
Erfolg hat / erfolgreich ist, könnte sie/man den globalen
60 000 Kurse; Argumente: Notwendigkeit einer transpa­
Verfall des Unrechtsbewusstseins beim Diebstahl geistigen
ren­ten Leistungskontrolle nach Einführung der Studien­
Eigentums stoppen.
ge­bühren; Verbesserung der Lehre durch öffentliche
7. Es gibt einfallsreiche Kampagnen, die das Raubkopieren
Kon­trolle, dadurch Wettbewerbssituation; Rechtmäßig­
bekämpfen/verhindern sollen.

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0203121 Inhalt S039 39 06.11.2007 15:19:09 Uhr


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keit öffentlicher Kritik an Professoren aufgrund ihrer fährlicher Stoffe (Verunreinigung mit Schwermetallen
Funktion (Gerichtsurteil). und Bakterien); besonderes Risiko bei Verwendung von
Negatives Echo: Skeptische Haltung der Professoren; Autolackfarben (gesundheitsschädliche oder gar krebs­
­methodische Schwächen der Evaluation, keine Möglich­ erregende Stoffe).
keit der Objektivierung der Bewertungen; unterstellter
3
Zusammenhang von (negativer) Bewertung und studen­
Eigener Standpunkt und anschließendes Gespräch mit
tischem Frust; Fragwürdigkeit der Bewertungen auf­
Prüfern und Prüferinnen.
grund der Anonymität der Bewertungen; Gefährdung
Zustimmung: Tätowierung als Aufmerksamkeitsmagnet
der Persönlichkeitsrechte betroffener ­Dozenten; Beein­
der Nacktheit; Bereitschaft der freiwilligen Verletzung
trächtigung schlecht bewerteter Professoren bei der Ein­
des Hautkontinuums im Kampf um Attraktivitätsvorteile;
werbung von Geldern.
Verlagerung von zivilisatorischen Attraktivitätssymbolen
4 (Kleidung) auf biologische (Haut); Assoziation an Stigma­
Darstellung des eigenen Standpunktes. tisierung (wie Einbrennen von Nummern auf die Haut
Berechtigt/geeignet: Oft Unzulänglichkeit der Hochschul­ von KZ-Häftlingen).
didaktik; häufig reine Sachorientiertheit der Professoren Ablehnung: Schmuck als menschliches Grundbedürfnis;
ohne Berücksichtigung der Vermittlungsmethoden; seit jeher keine Beschränkung des Schmückens auf kör­
Schaffung eines Dienstleistungsverhältnisses zwischen per­­externe Objekte (Kleidung); Tradition und Aktualität
Hochschulpersonal und Studenten nach Einführung von des körperlichen Ornaments durch plastische „Gestal­
Studiengebühren. tung“ (Frisur, Dehnung des Halses oder der Lippen durch
Unberechtigt/ungeeignet: Unzulänglichkeit des statis­ti­ Ringe oder Holzstücke, Chirurgie) oder Farbauftrag (Be­
schen Verfahrens bei meinprof.de: keine Repräsenta­tivi­ malung von Finger- oder Fußnägeln, Make-up).
tät der abgegebenen Bewertungen; kein grund­le­gen­der
Aus­schluss von Missbrauch aufgrund der Anony­mität;
Unzulänglichkeit der Kriterien: Fehlen des Kriteriums der
Sachkompetenz oder Betonung des Spaßfaktors oder
Wunsch nach geringem Aufwand für eine gute studen­
tische Zensur; Unterstellung der Beurteilungsfähigkeit
von Studenten gegenüber Breite und Tiefe der Lehre;
keine Ausschlussmöglichkeit psychologisch motivierter
Beurteilung; Förderung einer Konven­tionalität der Lehre
durch breite Zustimmung: Ausrichtung der Qualitätsbe­
urteilung nach dem Massengeschmack der Studenten.

Mündliche Prüfung
1
Benutzung von Tätowiermaschinen mit drei bis fünfzehn
Metallnadeln ohne Hohlraum; Eintauchen der Nadeln in
Farbe; Eindringen der Nadeln in die Haut bis zur Leder­
haut mit fünfzig bis dreitausend Stichen pro Minute;
­Herablaufen der Farbe an der Nadel; Aufnahme und
Konservierung der Farbpigmente in die Lederhaut.

2
Trotz Hygiene in den Tattoostudios (Gebrauch von Ein­
malnadeln, -farbbehältern und -handschuhen und Steri­
lisierung der Maschinengriffe) erhebliche Gesundheits­
risiken durch die Applikation: Verletzung der Haut durch
Stiche, dadurch Infektionsgefahr; teilweise Einsatz ge­

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