Healthcare: Language Learning Programme 2
Healthcare: Language Learning Programme 2
help2
Healthcare
Healthcare
Projekt Nummer 2018-1-CZ01-KA203-048150.
Dieses Projekt wurde finanziert mit Unterstützung
durch das Programm Erasmus+ der Europäischen
Language Learning
Deutsche Lernbausteine
Deutsche Lernbausteine
Healthcare Language
Learning Programme 2
HELP2
Deutsche Lernbausteine
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt
dieser Veröffentlichung tragen allein die Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin
enthaltenen Angaben.
Die Lernplattform und die App für das Mobiltelefon wurden vom bulgarischen HELP2-Konsortiumspartner, dem E-Learning-
Team der Medizinischen Universität in Varna, entwickelt.
Die Ergebnisse dieses Projekts stehen unter einer CC-BY-NC-SA 4.0-Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/
by-nc-sa/4.0/). Das heißt, dass jeder sie nutzen kann, solange die gesetzlichen Bestimmungen der vorgenannten Lizenz
eingehalten werden.
Erste Ausgabe
Olomouc 2021
© HELP2 Consortium, 2021
© Palacký-Universität Olomouc, 2021
Jede unbefugte oder nicht genehmigte Nutzung der Inhalte stellt eine Verletzung des Urheberrechts dar und kann nach
Maßgabe der nationalen und internationalen Urheberrechtsgesetze zivil- und strafrechtlich verfolgt werden.
ISBN 978-80-244-6001-7 (drucken)
ISBN 978-80-244-6002-4 (online: ipdf)
3
Inhalt
Verwendete Icons
Tipps Übung
Videoclip
6
LESEN SPRECHEN
schreiben Hören
Ein Icon fehlt in der Liste, begleitet Sie aber hoffentlich immer beim Lernen: J
Wir wünschen Ihnen viel Freunde und Erfolg bei der Arbeit mit dem HELP2 Lernprogramm.
Danksagung
Die Projektpartner danken folgenden Personen für ihre Beiträge zur Vorbereitung und Durchführung des
HELP2-Projekts:
Justyna Kowalczys – Stowarzyszenie Angielski w Medycynie (Association for Medical English), Polen, für die
Projektidee im Jahr 2012, für didaktischen Input, Lernbausteindesign und Entwicklung, für sorgfältiges und
gründliches Lektorieren der englischen Lernbausteine;
Zuzana Kafková und Terézia Krčméryová – Slowakische Medizinische Universität in Bratislava, Slowakei,
für Lernbausteinentwicklung und den Gesamtbeitrag zum Projekt;
Aelita Skarbalienė – Klaipeda Universität, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Litauen, für die
Koordination der Entwicklung der englischen Lernbausteine und Organisation von Aktivitäten zur Verbreitung
der Projektinformation;
Gerd Zimmer – Institut für Projektbegleitung und Kompetenzentwicklung - pro-kompetenz e. V.,
Deutschland, für pädagogisch-didaktischen Input, Lernbausteinentwicklung, Koordination der deutschen
Lernbausteinentwicklung, Lektorieren der deutschen Lernbausteine, Qualitätsmanagement und
Unterstützung bei der Projektkoordination;
Lukáš Merz – Palacký Universität Olomouc, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Tschechische Republik,
für die Projektkoordination, Lernbausteinentwicklung, Organisation der Tonaufnahmen, Betreuung der
Projektwebsite, Werbung, Redaktion und Druck;
Anișoara Pop und Adrian Năznean – George Emil Palade Universität für Medizin, Pharmazie, Wissenschaft
und Technologie in Târgu Mureș, Rumänien, für Lernbausteinentwicklung und Pilotierung und die Beiträge
zur Projektinformation via FB;
Andreea Ban – George Emil Palade Universität für Medizin, Pharmazie, Wissenschaft und Technologie in
Târgu Mureș, Rumänien für Qualitätscheck Modul 1;
Ivan Merdzhanov und Ilina Doykova – Medizinische Universität „Prof. Dr. Paraskev Stoyanov” in Varna,
Bulgarien, für die Lernbausteinentwicklung und den Gesamtbeitrag zum Projekt;
Nicole Dourado und Marília Dourado – Coimbra Universität, Portugal, für die Lernbausteinentwicklung und
die Koordination der Erprobung sowohl der deutschen als auch der englischen Lernbausteine;
7
Die Lernplattform und die mobile App wurden von den bulgarischen HELP2-Konsortiumspartnern, dem
E-Learning-Team der Medizinischen Universität in Varna entwickelt: Ilyana Georgieva, Nikolay Dragnev,
Zornitsa Naydenova, Milena Dragneva und Siyana Aleksandrova.
Claudia Merz, Ulrike Strigl, Veronika Schejbalová, Ingeborg Fialová, Eva Hrdinová, Lukáš Merz, Christiane
Malá, Dominika Winterová und Simon Gill haben ihre Stimmen zur Verfügung gestellt, um die Tonaufnah-
men zu machen.
Dankeschön!
Wir danken folgenden Kooperationspartnern für die Unterstützung bei der inhaltlichen Gestaltung einzelner
Lernbausteine:
Barrierefrei Leben e.V. www.barrierefrei-leben.de
www.online-wohn-beratung.de
(Lernbaustein 7 „Hilfsmittel der häuslichen Pflege“)
migra e.V. – Sprache, Bildung und Integration für MigrantInnen in Mecklenburg-Vorpommern
https://www.migra-mv.de/
und
IQ - Netzwerk Integration durch Qualifizierung
Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch
www.deutsch-am-arbeitsplatz.de
(Lernbaustein 1 Arbeiten in „Deutschland – Alten- und Krankenpflege”)
Berufs-Ausbildungs-Zentrum e. V. Selbelang – BAZ e. V.
http://www.baz-selbelang.de/
spezielle Informationen zur kultursensiblen Pflege für die Lernbausteine 8 und 20.
Lernbaustein 1
Arbeiten in Deutschland
Kranken- und Altenpflege
Autor
Gerd Zimmer
EINFÜHRUNG
Unsere Gesellschaften altern. Immer mehr Fachkräfte werden in der Pflege benötigt. In Deutschland gibt
es nicht genug Fachkräfte. Viele gut ausgebildete Pflegekräfte möchten in deutschsprachigen Ländern
arbeiten. Diese Fachkräfte kommen vor allem aus Ost- und Mitteleuropa. Jede Münze hat zwei Seiten.
Wenn diese Pflegekräfte in Deutschland Lücken schließen, so fehlen sie natürlich in ihren Ländern.
Trotzdem nutzen viele die besseren Verdienstmöglichkeiten. Sie wollen auch neue und interessante
berufliche und persönliche Erfahrungen sammeln. Berufliche Mobilität ist ein Merkmal unseres heutigen
Lebens. Wir müssen diese Situation gestalten.
Kommunikationsfähigkeit ist neben der fachlichen Qualifikation und der sozialen Kompetenz ent-
scheidend für den beruflichen Erfolg. Die Akzeptanz am Arbeitsplatz durch die Kollegen und soziale
Integration im Lebensalltag hängen stark von Ihrer sprachlichen und interkulturellen Kompetenz ab. Ihre
Verantwortung gegenüber den Patienten im Aufnahmeland ist hoch. Die Kommunikation muss gelingen.
Zur guten Vorbereitung möchten die im Projekt HELP2 für Lernende der deutschen Sprache erarbei-
teten zehn Lernbausteine einen Beitrag leisten. Schwerpunkt in diesem Lernbaustein sind allgemeine
Informationen, die Ihnen die Aufnahme einer Beschäftigung erleichtern sollen. Diese Informationen
werden verbunden mit dem Training der deutschen Sprache.
HÖREN 1
Wichtige Wörter und Wendungen
Der Wortschatz ist nicht medizinisch, aber Sie brauchen ihn, wenn Sie sich um eine Stelle in Deutsch-
land bewerben wollen. Wir haben versucht, Wörter und Wendungen so praktisch wie möglich für den
Sprachalltag auszuwählen. Sprechen Sie die Wendungen der Tabelle (mehrfach) nach. Nehmen Sie sich
Zeit, um die Bedeutung im Gespräch oder durch Nachschlagen zu erschließen.
die zuständige Behörde finden / der Bescheid ist gebührenpflichtig / die Genehmigung ist
kostenlos
die zuständige Stelle finden
als Pfleger arbeiten / als Pflegerin arbeiten nur vorübergehend und gelegentlich in Deutschland
arbeiten
der Nachweis der Qualifikation eine staatliche Erlaubnis beantragen
die Gleichwertigkeit des beruflichen Abschlusses eine Bewerbung schicken
Zeugnisse einreichen der tabellarische Lebenslauf
einen Deutschkurs machen / eine Weiterbildung der Nachweis der einschlägigen Berufserfahrung
machen
HELP2 Lernbaustein 1 / Arbeiten in Deutschland / Kranken- und Altenpflege 11
Übung 1
Wörter und Wendungen
Sie können diese Übung schriftlich oder mündlich durchführen. Wählen Sie bitte aus der Tabelle richtige
Kombinationen aus und finden Sie für jede Zeile die eine Kombination, die nicht möglich ist. Klären Sie
die unterschiedlichen Bedeutungen der gefundenen Kombinationen.
LESEN 1
Ich möchte in Deutschland arbeiten – brauche ich eine Anerkennung meiner beruf
lichen Qualifikation?
1
Lesen Sie bitte den nachstehenden Text und überprüfen Sie anschließend anhand der angebotenen
richtigen und falschen Aussagen, ob Sie wesentliche Informationen des Textes verstanden haben.
1
https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/ [15.10.2019] adaptiert.
12 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
LESEN 1 / Teil 1
Ich bin Bürger/-in der EU oder des Europäischen Wirtschaftsraums und möchte in
Deutschland arbeiten
Wenn Sie in Deutschland als Gesundheits- und Krankenpfleger/-in tätig sein wollen, brauchen Sie
eine staatliche Erlaubnis. Mit dieser Erlaubnis können Sie die Berufsbezeichnung „Gesundheits- und
Krankenpfleger/-in“ führen und den Beruf ausüben.
Mit Ihrem im Ausland erworbenen Abschluss können Sie in Deutschland die Erlaubnis beantragen.
Wenn Sie Staatsangehörige/-r der Europäischen Union oder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR)
2
sind und nur vorübergehend und gelegentlich in Deutschland arbeiten wollen, benötigen Sie keine staat-
liche Erlaubnis. Ihr Abschluss wird ohne eine individuelle Gleichwertigkeitsprüfung anerkannt. Voraus-
setzung ist, dass das Abschlusszeugnis nach dem EU-Beitritt des Ausbildungsstaates ausgestellt wurde.
Sie müssen die deutsche Sprache auf dem Niveau B2 des Europäischen Referenzrahmens beherrschen.
Weiterhin benötigen Sie einen Nachweis der Straffreiheit. Je nach Situation, müssen Sie diesen Nachweis
durch ein Führungszeugnis aus Ihrer Heimat oder durch ein deutsches polizeiliches Führungszeugnis
erbringen.
Mit der Bescheinigung eines deutschen Arztes weisen Sie nach, dass Sie körperlich und geistig gesund
und damit für die Berufsausübung in der Pflege geeignet sind.
Sie müssen Ihre Tätigkeit der zuständigen Stelle melden. Die zuständige Stelle in Ihrer Nähe für jedes Bundes-
land finden Sie auf dem Informationsportal der Bundesregierung zur Anerkennung in Deutschland:
https://www.anerkennung-in-deutschland.de/tools/berater/de/
Spezifische Informationen für Ihre Tätigkeit als Gesundheits- und Krankenpfleger/-in finden Sie hier:
https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/anerkennung_als_gesundheits_und_kranken-
pfleger.php
Sie können auf dem Portal die Informationen in mehreren Sprachen abrufen.
Übung 2
Welche Aussagen zum Inhalt des Lesetextes sind richtig?
Wenn ich EU-Bürger/-in bin oder aus dem Europäischen Wirtschaftsraum komme und als Gesundheits-
und Krankenpfleger/-in arbeiten möchte:
a. kann ich das ohne Erlaubnis mit meinem Diplom in Deutschland tun, wenn es nur vorübergehend
und gelegentlich sein soll;
b. brauche ich die Tätigkeit niemandem zu melden, wenn es nur vorübergehend ist;
c. muss ich auch eine vorübergehende Tätigkeit melden;
d. muss ich erst eine Prüfung machen;
e. brauche ich eine Erlaubnis, wenn ich uneingeschränkt arbeiten möchte;
f. brauche ich keine Erlaubnis, wenn ich uneingeschränkt arbeiten möchte, aber ein Diplom habe;
g. ist meine Berufsbezeichnung Gesundheits- und Krankenpfleger/-in, wenn ich die Erlaubnis bekom-
men habe;
h. benötige ich Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2 nach dem Europäischen Referenzrahmen;
2
Nähere Erklärungen finden Sie hier: https://tinyurl.com/yhsdvzwa [13.11.2019]
HELP2 Lernbaustein 1 / Arbeiten in Deutschland / Kranken- und Altenpflege 13
i. ist für die Anerkennung nicht die Staatsbürgerschaft entscheidend, sondern das Land, in dem ich
den Abschluss erworben habe;
j. muss ich deutscher Staatsbürger werden;
k. kann ich Beratungsangebote finden, die mich bei der Antragstellung unterstützen.
LESEN 1 / Teil 2
Ich bin NICHT Bürger/-in der EU oder des Europäischen Wirtschaftsraums und möchte
in Deutschland arbeiten
Sie sind nicht EU-Bürger/-in und auch nicht aus einem Land des Europäischen Wirtschaftsraums? Dann
müssen Sie einen Antrag auf Prüfung der Anerkennung stellen. Der Antrag kann unabhängig von Ihrer
Staatsangehörigkeit gestellt werden. Ihr Aufenthaltsstatus ist nicht wichtig für die Antragstellung.
Für die Anerkennung ist nicht die Staatsbürgerschaft entscheidend, sondern das Land, in dem Sie den
Abschluss erworben haben. Wenn Sie also den Abschluss in einem EU-Land erworben haben, wird
dieser anerkannt.
Das Verfahren zur Anerkennung ist in der Regel gebührenpflichtig. Das heißt, Sie müssen dafür bezahlen.
Die zuständige Stelle prüft, ob Ihr im Ausland erworbener Abschluss gleichwertig mit dem deutschen
Abschluss ist. Ist Ihre Qualifikation vergleichbar? Ihr Abschluss wird als gleichwertig anerkannt, wenn
keine wesentlichen Unterschiede zwischen Ihrem Abschluss und dem deutschen Abschluss bestehen.
Hier können Sie die zuständige Stelle für den Antrag finden:
https://www.anerkennung-in-deutschland.de/de/interest/finder/profession
Neben der Ausbildung wird auch Ihre Berufserfahrung berücksichtigt. Können Sie praktische Erfahrungen
in Ihrem Beruf nachweisen? Dann kann das festgestellte Unterschiede ausgleichen.
Bitte fragen Sie, welche Unterlagen Sie wann einreichen müssen. 3
Sie benötigen auch einen Nachweis der Straffreiheit. Je nach Situation, müssen Sie diesen Nachweis
durch ein Führungszeugnis aus Ihrer Heimat oder durch ein deutsches polizeiliches Führungszeugnis
erbringen.
Viele Unterlagen sind nicht in deutscher Sprache abgefasst. Sie müssen dann in der Regel zusätzlich eine
beglaubigte Übersetzung vorlegen.
Nutzen Sie die kostenlosen Beratungsangebote und Hilfe zum Beispiel das Angebot der IQ-Servicestellen
Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung.
3
Die Abkürzung „ ggf.“ bedeutet „gegebenenfalls“, wenn notwendig.
14 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Übung 3
Welche Aussagen zum Inhalt des Lesetextes sind richtig?
Wenn ich nicht EU-Bürger/-in bin und nicht aus dem Europäischen Wirtschaftsraum komme und als
Gesundheits- und Krankenpfleger/-in arbeiten möchte:
a. darf ich in Deutschland nicht arbeiten;
b. muss ich zuerst die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen;
c. muss ich einen Antrag auf Anerkennung meiner Qualifikation stellen;
d. hängt es von meinem Aufenthaltsstatus ab, ob ich einen Antrag stellen kann;
e. wird geprüft, ob mein Abschluss mit dem deutschen Abschluss vergleichbar ist;
f. benötige ich Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2 nach dem Europäischen Referenzrahmen;
g. muss ich Dokumente in beglaubigter Übersetzung einreichen;
h. kann ich Beratungsangebote finden, die mich bei der Antragstellung unterstützen.
Übung 4
Schreiben 1
Welche Wörter fehlen?
Bitte vervollständigen Sie die Sätze mit der korrekten Form der vorgegebenen Wörter
die Hörübungen, das Deutsch, das Führungszeugnis, das Abschlusszeugnis, die Lernplattform, die Fach-
wörter, die Bescheinigung, die Europäische Union, die Erlaubnis, die Tipps, der Studienabschluss, ausüben,
nutzen, interkulturell, bevor, nachdem, nach, außerdem
Wenn ich Bürger der … bin, benötige ich keine staatliche …. Mein … wird anerkannt. Voraussetzung ist, dass
mein … ausgestellt wurde, … mein Land Mitglied der … geworden ist. Ich muss … auf Niveau B2 beherrschen.
Ich kann beim Lernen der deutschen Sprache und zur … Vorbereitung die HELP2 … oder HELP2-App nutzen.
Auf der … finde ich auch nützliche … zum Fremdsprachenlernen. … sind besonders wichtig, damit ich die
Patienten verstehe. Wenn ich dann als Gesundheits- und Krankenpfleger/-in arbeite, werde ich alle neuen
… notieren und … Feierabend lernen. Ich werde auch andere Weiterbildungsmöglichkeiten ….
…ich die Arbeit beginne, muss die … eines deutschen Arztes vorlegen, dass ich gesund und in der Lage
bin, den Beruf …. … muss ich ein … vorlegen.
SPRECHEN 1
Schritte, die ich gehen muss …
Stellen Sie sich bitte vor, dass Sie oder Ihre Kommilitonen sich für eine Tätigkeit in Deutschland inte-
ressieren. Diskutieren Sie in der Gruppe oder mit einem Mitstudenten, was sie hierfür tun müssen.
Formulieren Sie auch unklare Schritte und versuchen Sie, diese gemeinsam zu klären.
Selbstständig Lernende können einen halblauten Monolog halten oder versuchen, einen Gesprächs-
partner oder eine Gesprächspartnerin in den sozialen Medien zu finden. Wenn Sie sich ernsthaft für
eine baldige Arbeitsaufnahme in Deutschland interessieren, wäre ein wirkliches Gespräch mit einer der
Beratungsstellen eine Option. Die Ansprechpartner finden Sie über Links im Lesetext.
HELP2 Lernbaustein 1 / Arbeiten in Deutschland / Kranken- und Altenpflege 15
HÖREN 2
Schwester oder Krankenpflegerin oder Pflegefachfrau oder …?
Im Laufe der Jahre verändern sich Berufe. Hören Sie den folgenden Text über die Berufsbezeichnungen
und vervollständigen Sie anschließend die Informationen.
4
Im Krankenhaus, in einer Reha-Klinik oder in einer Arztpraxis werden die Patienten nach der
„Schwester“ oder dem „Pfleger“ fragen. Die Fachkräfte werden sich dem Patienten als „Schwester
Gabriela“ oder „Pfleger Lukas“ vorstellen. Auf ihren Zeugnissen kann aber die Bezeichnung „Gesund-
heits- und Krankenpfleger oder Gesundheits- und Krankenpflegerin“ stehen. Sind diese Begriffe alle
gleich?
Fachkräfte, die vor 2004 ihre Ausbildung absolviert haben, führen die Berufsbezeichnung „Kranken-
schwester“ und „Krankenpfleger“. Diese Berufsbezeichnungen sind weiterhin gesetzlich geschützt.
Die offizielle und geschützte Berufsbezeichnung für ab 2004 erworbene Abschlüsse ist „Gesundheits-
und Krankenpflegerin“. Für Männer ist dies „Gesundheits- und Krankenpfleger“. Im täglichen Sprach-
gebrauch wird jedoch auch weiterhin die Bezeichnung „Krankenschwester“ bzw. „Krankenpfleger“
verwendet. In der Praxis verwendet man auch die Kurzform der Anrede: „Schwester“ beziehungsweise
„Pfleger“, ruft also nach der „Schwester Gabriela“ oder wird vom „Pfleger Lukas“ zur Behandlung
gebracht.
Seit Januar 2020 gibt es neue Ausbildungsrichtlinien. Ausbildungen dauern laut Pflegeberufegesetz
mindestens drei Jahre. Absolventen schließen ihre Berufsausbildung ab 2023 mit der neuen Berufsbe-
zeichnung als „Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“ ab.
SCHREIBEN 2
Was habe ich verstanden?
Bitte vervollständigen Sie die folgenden Informationen
1 Patienten im Krankenhaus, in einer Reha-Klinik oder auch in der Arztpraxis verwenden für weib-
liche Angestellte die Kurzform der Anrede …
2 Bis 2004 war die offizielle Berufsbezeichnung für Frauen …(1) und für Männer … (2) Diese sind
weiterhin gültig und im allgemeinen Sprachgebrauch werden diese auch weiterhin verwendet
und sind geschützte Berufsbezeichnungen.
3 Die Kurzform für Krankenschwester ist …(1) und für Krankenpfleger … (2)
4 Die Berufsausbildung, die ab 2020 begonnen wird, schließt mit einer neuen Berufsbezeichnung
ab. Diese ist dann für Frauen …(1) und für Männer …(2).
LESEN 2
Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege
Ob in Tschechien, in der Slowakei, in Bulgarien, Litauen oder in Polen – die Ausbildung zur Kranken-
schwester erfolgt an einer medizinischen Hochschule und führt zu einem EU-weit anerkannten akade-
mischen Abschluss. Die Absolventen können anschließend sowohl im medizinischen Bereich als auch
in der Altenpflege eingesetzt werden.
4
“Reha“ ist eine gebräuchliche Abkürzung für „Rehabilitation“.
16 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
1 2
In Deutschland war das bisher anders. Hier gab es bis 2020 unterschiedliche Ausbildungen und Abschlüs-
se in der Pflege. Die unterschiedlichen Ausbildungen führten bis dahin zu einem ungleichen Verhältnis
zwischen Kranken- und Altenpflege. Fachkräfte in der Krankenpflege verdienten zum Teil besser und
hatten ein höheres Prestige. Das lag unter anderem auch daran, dass in der Vergangenheit in Lehrgängen
viele Arbeitslose zu Altenpflegerinnen und Altenpflegern umgeschult wurden.
Dabei haben aber beide Berufsgruppen ähnliche Probleme. Ihr großer Beitrag für die Gesellschaft wird
nicht genug anerkannt. Das betrifft sowohl das gesellschaftliche Ansehen als auch die Bezahlung. Die
hohe emotionale und körperliche Belastung wird nicht ausreichend gewürdigt. Viele Pflegekräfte sind
überlastet und verlassen den Beruf wegen der schwierigen Arbeitsbedingungen und weil sie ihrem
Berufsethos nicht folgen können.
Nun beschreitet auch Deutschland den Weg, die Ausbildungen in der Kranken- und Altenpflege zusam-
menzuführen und die Qualität weiter zu erhöhen.
5
5
Welche Veränderungen bringt die Reform der Pflegeausbildung zum 1. 1. 2020?
Durch die Ausbildung werden übergreifende Kompetenzen zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen
und in allen Versorgungsbereichen entwickelt. Dadurch ergeben sich für Fachkräfte zusätzliche Wechsel-,
Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten. Ein Merkmal der neuen Ausbildung ist die EU-weite Anerkennung.
Bis zum Eintritt der Reform der Pflegeausbildung gibt es drei verschiedene Ausbildungsberufe im Be-
reich der Pflege: „Altenpfleger/-in“, „Gesundheits- und Krankenpfleger/-in“ und „Gesundheits- und
Kinderkrankenpfleger/-in“
Seit 2020 beginnt die Ausbildung in allen Pflegeschulen mit einer 2-jährigen allgemeinen Pflegeausbildung, die nicht
mehr in Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege unterscheidet.
Danach setzen die Auszubildenden entweder die allgemeine Ausbildung mit dem Abschluss „Pflegefach-
mann“ bzw. „Pflegefachfrau“ fort oder sie spezialisieren sich im dritten Ausbildungsjahr und erwerben einen
Abschluss als „Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in“ bzw. als „Altenpfleger/in“.
SPRECHEN 2
Informationen aus Lesetext 2 verwenden
Stellen Sie sich bitte vor, dass Sie einen Gesprächspartner/-in über Besonderheiten zur Ausbildung für
das deutsche Pflegesystem informieren möchten und dies mit der Situation in ihrem Land vergleichen.
Tun Sie dies mit einem Gesprächspartner/-in, der oder die entsprechende Fragen stellt und Ergänzungen
gibt oder präsentieren Sie einen halblauten Monolog.
5
Quelle: Bundesregierung. https://www.make-it-in-germany.com/de/jobs/gefragte-berufe/pflegekraefte/ [16.10.2019] adaptiert.
HELP2 Lernbaustein 1 / Arbeiten in Deutschland / Kranken- und Altenpflege 17
HÖREN 3
Meine Arbeit als Gesundheits- und Krankenpfleger
Lesen Sie zuerst die Aufgabe durch, die Sie nach dem Hören bearbeiten sollen. Hören Sie anschließend
den Text (mehrmals) und machen Sie sich Notizen.
Schreiben 3
Aufgaben nach dem Hören
1. Nennen Sie mindestens sechs Tätigkeiten, die Lukas ausführt.
2. Nennen Sie mindestens eine Tätigkeit, die er nicht selbständig ausführen darf.
3. Nennen Sie mindestens drei Dinge, die Lukas froh und zufrieden machen.
4. Nennen Sie mindestens zwei Dinge, die Lukas nicht gern macht oder die ihn ärgern.
SPRECHEN 3
Informationen über Lukas´ Tätigkeit weitergeben
Stellen Sie sich bitte vor, dass Lukas Ihnen von seiner Arbeit erzählt hat und Sie dies nun einem Freund
oder einer Freundin weitererzählen möchten. Nutzen Sie hierzu Ihre Notizen sowie die Antworten aus
der obigen Übung. Sie können auch das Skript des Hörtextes zur Hilfe nehmen, um Ihren Bericht zu
vervollständigen.
LESEN 3
Arbeiten im ambulanten Pflegedienst
Wir haben bisher über die stationäre Pflege in Krankenhäusern, Reha-Kliniken oder Altenheimen gespro-
chen. Daneben gibt es die ambulante Pflege. Im Folgenden wollen wir uns ansehen, welche wesentlichen
Unterschiede zwischen beiden Bereichen bestehen.
Ambulante Pflege wird auch als häusliche Pflege bezeichnet. Die Pflegekräfte gehen zu den Menschen, die
Pflege benötigen, nach Hause. Oft kümmern sich die Betreuungskräfte auch um Aufgaben im Haushalt.
Sie machen sauber, gehen einkaufen und erledigen andere kleine Besorgungen. Pflegedienste verstehen
die Pflege als Dienstleistung. Patienten sind dann ihre Kunden. Für die Krankenkassen sind diese Kunden
ein Kostenfaktor, für die Pflegedienste ein Geschäftsmodell. Personal verursacht bekanntlich die höchsten
Kosten. Hieraus ergibt sich das Bestreben, diesen Faktor niedrig zu halten. Es ist objektiv zu wenig Personal
in der Pflege vorhanden und das vorhandene Personal soll so effektiv wie möglich eingesetzt werden. Dies
kann zu Widersprüchen in Bezug auf den Anspruch an das Pflegekonzept und der Pflegepraxis führen.
18 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 4
Informationen aus dem Lesetext anwenden
Fassen Sie die Information des Lesetextes zusammen. Tun Sie dies im Gespräch oder als halblauten
Monolog. Vergleichen Sie die Informationen mit der Situation in Ihrem Heimatland. Folgende Fragen
können Ihnen helfen:
1. Was versteht man unter ambulanter Pflege?
2. Welche hauswirtschaftlichen Aufgaben sind oftmals in die Betreuung eingeschlossen?
3. Welche Problematik kann sich ergeben, wenn Pflege als unternehmerische Tätigkeit ausgeübt
wird?
4. Wäre es besser, wenn Pflege nur staatlich organisiert würde?
6
Für Pflegebetriebe, wie Krankenhäuser und Altenheime und auch für die ambulante Pflege wird es immer
schwieriger, ausreichend Fachkräfte zu gewinnen. Die Fachkräftesicherung in den Gesundheits- und Pflege-
berufen ist in Deutschland eine zentrale Herausforderung. Bis zum Jahr 2050 wird mit einem Anstieg der
6
Pflegebedürftigen um über 50 Prozent gerechnet.
HÖREN 4
Unterschiede stationäre und ambulante Pflege
Wir kennen bereits Lukas, der in der stationären Pflege arbeitet. Nun lernen wir Halina kennen, die in
der ambulanten Pflege bei einem Pflegedienst angestellt ist. Wir haben beide danach gefragt, welche
Unterschiede sie zwischen ihren beiden Arbeitsbereichen sehen.
Schauen Sie sich zuerst die Wörter und Wendungen der Sprachecke an. Nach dem Hören sollen Sie
die Gesprächssituationen 5 und 6 bearbeiten. Informieren Sie sich vor dem Hören, worauf Sie achten
sollten.
HÖREN 4
SPRACHECKE – Wörter und Wendungen zur Vorbereitung auf den Dialog
Die folgenden Wörter und Wendungen sollen Ihnen helfen, das Gespräch besser zu verstehen. Nutzen
Sie bei Bedarf ein Wörterbuch. Hören Sie (mehrfach) die Aussprache und sprechen Sie nach.
mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren Auf Station gibt es Lifter und Pflegebetten.
einen Dienstwagen und ein Diensthandy benutzen die barrierefreie Dusche
Schichtdienst haben ein Patient mit fortgeschrittener Demenz
emotionale Zuwendung benötigen mit der Arbeit zurechtkommen
ein schlechtes Gewissen haben ein 13. Gehalt bekommen
Papierkram erledigen müssen im Frühdienst oder Spätdienst arbeiten
6
Die Bundesregierung: Make it in Germany. https://www.make-it-in-germany.com/de/jobs/gefragte-berufe/pflegekraefte/ [16.10.2019]
HELP2 Lernbaustein 1 / Arbeiten in Deutschland / Kranken- und Altenpflege 19
HÖREN 4
Lukas und Halina im Dialog
Hören Sie den Dialog (mehrmals) und machen Sie sich Notizen.
SPRECHEN 5
Welche Unterschiede zwischen stationärer und ambulanter Pflege
werden genannt?
Nennen Sie mindestens 7 Unterschiede. Tragen Sie diese abwechselnd mit einem Gesprächspartner
zusammen. Selbstständig Lernende können einen halblauten Monolog gestalten. Sie können die unten
stehenden Gliederungspunkte nutzen:
Themen des Dialogs: Arbeitsplatz – Schichtdienste – Zeit für Patienten – Dokumentation der Pflege –
Hilfsmittel – Grenzen der ambulanten Pflege – Verdienstmöglichkeiten – Anerkennung
SPRECHEN 6
Unterschiede zwischen stationärer und ambulanter Pflege
in Deutschland
Bitte vergleichen Sie die Situation in Deutschland mit der Situation in Ihrem Herkunftsland bzw. an Ihrem
jetzigen Arbeitsplatz. Recherchieren Sie gegebenenfalls erforderliche Informationen.
3 4 5
Die Jugend genießen – und die Alten nicht vergessen! Wir sind alle einmal alt …
INTERAKTIVE APP
7
Ein Tag Deutsch in der Pflege
Diese Anwendung führt uns einen Tag durch die Pflege. Wir begegnen verschiedenen Gesprächs
situationen. Wir können uns entscheiden, wie wir am besten mit Patientinnen und Patienten, Kolleginnen
und Kollegen kommunizieren.
Das Lernangebot wird erweitert durch zahlreiche Übungen. Diese können Sie nach der Arbeit mit der
App zur Festigung und Erweiterung Ihrer Deutschkenntnisse nutzen.
7
https://www.deutsch-am-arbeitsplatz.de/app.html. Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch im Förderprogramm „Integration durch
Qualifizierung (IQ)“
20 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
HÖREN 5
Sprachecke
Wörter und Wendungen zur Vorbereitung auf die interaktive App
Die folgenden Wörter und Wendungen sollen Ihnen helfen, sich auf die interaktive App vorzubereiten.
Nutzen Sie bei Bedarf ein Wörterbuch. Hören Sie (mehrfach) die Aussprache und sprechen Sie nach.
Arbeiten Sie nun mit der interaktiven App und begleiten Sie Pfleger und Patienten durch einen Tag in
der Pflege in Deutschland. Viel Spaß und Erfolg!
https://www.deutsch-am-arbeitsplatz.de/app.html
LESEN 4
Beschäftigung von Haushalts – und Betreuungskräften in einem
8
Privathaushalt
Thema dieses Lernbausteins ist die Arbeit in der Pflege in Deutschland. Wir haben darüber gesprochen,
welche Schritte zur Aufnahme einer Tätigkeit in der stationären und in der ambulanten Pflege notwendig
sind. Wir haben viel über die Tätigkeiten und den Dienstablauf in deutschen Pflegeeinrichtungen erfah-
ren. Abschließend wollen wir uns einem besonderen Thema widmen. Es behandelt die Beschäftigung
von Haushalts- und Betreuungskräften in einem Privathaushalt.
Wenn Sie pflegebedürftige Menschen fragen, werden die meisten Ihnen diese Antwort geben: Ich möch-
te so lange es geht in meiner Wohnung bleiben. In den Medien gibt es viele schlimme Berichte über
das Leben im Pflegeheim. Viele haben Angst vor einem Heimplatz. Die ambulante Pflege reicht aber
irgendwann nicht mehr aus. Die Anstellung einer Haushalts- und Betreuungskraft zur Versorgung ist
eine mögliche Lösung.
Meist kommen diese Personen aus Mittel- und Osteuropa. Rechtliche Bestimmungen werden oft nicht
eingehalten und Personen arbeiten schwarz in Deutschland. Wir konzentrieren und deshalb auf die
geltenden rechtlichen Bestimmungen.
8
Die folgenden Informationen stammen aus verschiedenen Quellen, die wir sorgfältig geprüft haben. Für Fehler in der Darstellung
oder zwischenzeitlich geänderte Regelungen schließen wir jedoch jede Haftung aus.
HELP2 Lernbaustein 1 / Arbeiten in Deutschland / Kranken- und Altenpflege 21
LESEN 4
Teil 1
9
Rechtliche Bestimmungen – der Haushalt als Arbeitsgeber
Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ermöglicht es, dass EU-Bürger ohne besondere Arbeitserlaubnis in
Privathaushalten angestellt werden dürfen. Für diese Personen gilt deutsches Arbeitsrecht. Es muss
10
mindestens der jeweils gültige deutsche Mindestlohn gezahlt werden . Es muss freie Unterkunft und
Verpflegung gestellt werden. Eine 24-Stunden-Betreuung durch eine einzige Person ist legal nicht mög-
lich. Das deutsche Arbeitsrecht lässt dies nicht zu. Die tägliche Arbeitszeit der Haushalts- und Betreuungs-
hilfe an Werktagen darf durchschnittlich nicht mehr als acht Stunden betragen, die Wochenarbeitszeit
darf 48 Stunden nicht überschreiten. Bei einer Vollzeitanstellung besteht zudem ein Urlaubsanspruch
von mindestens 24 Tagen pro Jahr und Recht auf Freistellung bei Krankheit. Die Einhaltung ist schwer
zu kontrollieren, da die Haushaltshilfe mit in der Wohnung lebt.
Der Haushalt wird zum Arbeitgeber (siehe Fußnote 6). Es sind Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversiche-
rung (Krankenversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung) und Beiträge für die
Berufsgenossenschaft zu zahlen.
Viele Familien möchten diese Formalitäten vermeiden. Sie wollen nicht selbst als Arbeitgeber auftreten
und wenden sich an Vermittlungsagenturen.
SPRECHEN 7
Wenn du als Haushalts – und Betreuungskraft mit einem privaten
Haushalt direkt einen Vertrag machen willst …
Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Freundin über die rechtlichen Rahmenbedingungen informieren möch-
ten. Nutzen Sie die Informationen aus dem Lesetext.
LESEN 4
Teil 2
Rechtliche Bestimmungen – Entsendemodell
Der Pflegebedürftige oder ein Familienangehöriger beauftragt ein ausländisches Unternehmen, eine
Haushaltshilfe zu entsenden. Das Unternehmen entsendet dann eine Betreuungskraft in den Haushalt.
Diese ist beim Unternehmen angestellt. Die entsandte Haushaltshilfe ist also nicht beim Pflegenden
angestellt, sondern bei einem Unternehmen. Mit diesem hat die Betreuungskraft einen Arbeitsvertrag.
Gehalt sowie Steuern und Sozialbeiträge müssen im Entsendeland, also in Polen, der Slowakei … bezahlt
werden.
Rechtlich ist es so, dass trotzdem die Standards des deutschen Arbeitsrechts einzuhalten sind. Das
betrifft zum Beispiel Arbeitszeiten, Urlaub und deutschen Mindestlohn. Aber dieses Recht wird leider
oft nicht beachtet. Der deutsche Auftraggeber kann das kaum prüfen.
9
Hiermit ist gemeint, dass der Pflegebedürftige oder Familienangehörige die Haushalts- und Betreuungskraft anstellen. Sie schlie-
ßen wie der Arbeitgeber eines Unternehmens mit Haushalts- und Betreuungskraft einen Arbeitsvertrag. Daraus ergeben sich
Rechte und Pflichten.
10
Der gesetzliche Mindestlohn wird in vier Schritten bis Juli 2022 auf 10,45 Euro brutto erhöht: 01.01.2021: Erhöhung auf 9,50 Euro,
01.07.2021: Erhöhung auf 9,60 Euro, 01.01.2022: Erhöhung auf 9,82 Euro, 01.07.2022: Erhöhung auf 10,45 Euro
22 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Der deutsche Auftraggeber schließt mit dem ausländischen Unternehmen einen Vertrag und zahlt jeden
Monat einen Betrag an das Unternehmen. Das Unternehmen bestimmt Arbeitsaufgaben und Arbeits-
zeiten, nicht der Auftraggeber. Grundlage ist der Vertrag, den das Unternehmen mit dem Auftraggeber
geschlossen hat. Wenn der Auftraggeber etwas ändern will, muss er das mit dem Unternehmen klären.
Pflegebedürftige oder Angehörige werden Sie möglicherweise nach der A1-Bescheinigung fragen. Diese
Bescheinigung ist ein Nachweis, dass die Betreuungskraft beim Arbeitgeber sozialversichert ist.
Die Entsendefirma muss sich auch um Vertretung bei Urlaub und Krankheit kümmern.
Vermittlungsagenturen in Deutschland arbeiten mit ausländischen Entsendefirmen zusammen.
SPRECHEN 8
Wenn du dich als Haushalts- und Betreuungskraft über eine
Entsendefirma vermitteln lassen willst …
Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Freundin über die rechtlichen Rahmenbedingungen informieren möch-
ten. Nutzen Sie die Informationen aus dem Lesetext.
Quellenverzeichnis
1 https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/ [15.10.2019] adaptiert.
2 Quelle: Bundesregierung. https://www.make-it-in-germany.com/de/jobs/gefragte-berufe/pflegekraefte/ [16.10.2019]
adaptiert.
3 Die Bundesregierung: Make it in Germany. https://www.make-it-in-germany.com/de/jobs/gefragte-berufe/pflegekra-
efte/ [16.10.2019]
4 Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch im Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“, Die IQ Fachstelle
Berufsbezogenes Deutsch ist ein Projekt der passage gGmbH Hamburg. Die Entwicklung des Lernmaterials „Ein Tag
Deutsch – in der Pflege“ wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Europäischen
Sozialfonds finanziert. Das Lernangebot wurde ausschließlich für die nicht-kommerzielle Nutzung konzipiert. https://
www.deutsch-am-arbeitsplatz.de/app.html [06.11.2019]
Bildquellen
1 K2sleddogs: Heather https://tinyurl.com/y332h4y7 (CC BY-SA 2.0) [04.10.2019]
2 Photo by Alla Hetman on Unsplash [04.10.2019]
3 Ulrich Joho: Last station nursing home https://tinyurl.com/y6nvhkkg (CC BY-SA 2.0) [04.10.2019]
4 Filip Pticek: beach party https://tinyurl.com/yxlvarsw (CC BY 2.0) [24.10.2019]
5 vhines200: care home resident, Hoi An. https://tinyurl.com/yxg939lb (CC BY-ND 2.0) [04.10.2019]
HELP2 Lernbaustein 1 / Arbeiten in Deutschland / Kranken- und Altenpflege 23
AUDIOSKRIPT
HÖREN 3
Meine Arbeit als Gesundheits- und Krankenpfleger
Ich heiße Lukas, komme aus der Tschechischen Repu- Schicht- und Wochenenddienste erwähnt. Es ist auch kein
blik und arbeite seit drei Jahren in der Krankenpflege in Highlight, einem Patienten den Po abzuwischen. Aber wer
Deutschland. Viele Aufgaben in der Kranken- und Altenpfle- macht das schon gern? Alte und demente Patienten können
ge sind gleich oder ähnlich. Ich beobachte, berate, betreue ihre Ausscheidungen oft nicht kontrollieren. Das akzeptiere
und pflege die Patienten. Gleichzeitig bin ich die Verbin- ich ohne Probleme. Aber wenn jemand ungewaschen und
dungsstelle zwischen Arzt, Angehörigen und Patienten. Im ungepflegt zu uns kommt … Und besonders schlimm ist es,
Krankenhaus nimmt unsere leitende Stationsschwester an wenn man zum Patienten nicht sagen kann, keine Sorge, wir
der Visite teil. Sie kann so wichtige Informationen an uns bekommen das wieder hin, wenn man weiß, dass es nicht
weitergeben. stimmt. Das darf man nicht zu sehr an sich heranlassen.
Ich sehe und lerne viel. Diagnosen darf ich natürlich nicht Was mich nervt? Manche verwechseln das Krankenhaus
stellen und auch Angehörige und die Patienten selbst nicht mit einem Hotel. Sie möchten sich bedienen lassen auch,
darüber informieren. Das macht der Arzt. Auch die Medika- wenn sie sich zum Beispiel Getränke selbst holen können.
mentenverordnung ist Sache des Arztes. Patienten sagen, Getränke stehen übrigens den ganzen Tag im Flur zur freien
dass ich gut beim Blutabnehmen und beim Spritzen bin. Verfügung, das ist doch toll, oder?
Darüber freue ich mich natürlich. Ich darf subkutan und Die Krankenhausserien im Fernsehen haben sehr wenig mit
intramuskulär spritzen. Intravenöse Injektionen machen unserer Realität zu tun. Wir haben nicht die Zeit für stunden-
die Ärzte bei uns. lange Gespräche. Und es ist auch nicht immer so lustig wie
Wie mein Tag aussieht? Wir arbeiten in Schichten. Früh- im Fernsehen, obwohl wir im Stationszimmer viel lachen. Es
schicht, Spätschicht oder Nachtschicht. Natürlich müssen wäre schön, wenn wir mehr Personal hätten. Wenn ich sehe,
die Patienten auch am Wochenende betreut werden. Wenn dass manche Ärzte nicht mal Zeit zum Mittagessen haben …
ich Wochenenddienst habe, liegen meine Freunde am Gesund ist das nicht.
Strand. Wenn ich morgens auf der Station bin, also Früh- Ich wünsche mir, dass mehr Patienten begreifen, dass sie es
dienst habe, kontrolliere ich Blutdruck, Puls und Tempera- sind, die zuerst Verantwortung für ihre Gesundheit tragen.
tur der Patienten. Das mache ich meist vor dem Frühstück.
Ich liebe bei meiner Arbeit die hohe Eigenverantwortung.
Zu meinen Aufgaben gehört auch, Patienten für die OP,
Worin diese besteht? Ich führe eigenständig ärztliche An-
also auf die Operation, vorzubereiten. Auf die Operation
ordnungen aus und assistiere dem Arzt bei der Arbeit. Wei-
vorbereiten heißt für mich, die Operationsstelle zu rasie-
terhin plane, überwache und dokumentiere ich die Pflege.
ren und den Patienten die Medikamente zu geben, die sie
Auch die Erfolgskontrolle gehört zu meinen Aufgaben. Ich
vor der OP nehmen sollen. Dann bringe ich Patienten zum
sorge dafür, dass Material und Medikamente vorhanden
OP-Trakt. Nach der OP bringe ich die Patienten zurück ins
sind und vereinbare Termine. Patienten und Angehörigen
Zimmer, mache also die Umbettung. Nach der Operation
erkläre ich, wie Pflegemaßnahmen anzuwenden sind und
ziehe ich Patienten Thrombosestrümpfe an. Was mache ich
gebe Hinweise zur Förderung der Gesundheit.
noch? Wundversorgung, Fäden ziehen, Dekubituspflege.
Ich lege auch Urindauerkatheter und Magensonden und Es ist für mich sehr schön zu sehen, dass Patienten Vertrau-
hänge Infusionen an. en zu mir haben und dankbar sind. So ein Lächeln oder ein
Händedruck ist schon sehr schön. Persönliche Worte sind
Klar gibt es auch Dinge, die ich nicht gern mache und je-
für mich sehr viel wert.
der Beruf hat auch Schattenseiten. Ich habe ja schon die
HÖREN 4
Lukas und Halina im Dialog
Lukas: Ich fahre meistens mit dem Fahrrad zur Arbeit, bei Halina: Im häuslichen Pflegedienst arbeiten wir im Früh-
schlechtem Wetter mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auf dienst oder im Spätdienst. Nachts arbeite ich nicht. Aber
Station bleibe ich dann die ganze Schicht über. Wochenenddienste habe ich auch.
Halina: Ich habe keinen festen Arbeitsplatz. Zu meinen Lukas: Die Zeit, die ich für jeden Patienten habe, ist meiner
Patienten nutze ich einen Dienstwagen des Pflegedienstes. Meinung nach nicht genug. Es geht ja nicht nur um die Kör-
Ich habe aber gehört, dass es Dienstauto und Diensthandy perpflege und das Essen. Die Patienten brauchen auch emo-
nicht überall gibt. tionale Zuwendung. Das kann man nicht in Minuten messen.
Lukas: Ich habe Schichtdienst: Frühschicht, Spätschicht oder Ja, und ich bin für alle Patienten auf der Station gemeinsam
Nachtschicht. Und ich arbeite am Wochenende, wenn ich mit den Kollegen gleichzeitig verantwortlich.
Wochenenddienst habe.
24 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Halina: Ich habe einen Zeitplan und eine bestimmte Zeit für wir hier viel mehr Patienten mit fortgeschrittener Demenz
jeden Patienten. Manchmal ist das gut zu schaffen, aber sehr als die häusliche Pflege.
oft reicht die Zeit gar nicht. Das ist sehr unbefriedigend für Halina: Das stimmt. Wir müssen unsere Patienten im Blick
mich. Ich weiß, dass ich manchmal die einzige Person bin, haben und auf Gefahren reagieren. Ich meine, wenn ein be-
die dieser Patient an diesem Tage zu sehen bekommt. Ich stimmtes Stadium der Demenz erreicht wird. Dann geht es
habe dann oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich sage, tut einfach nicht mehr. Es gibt also Grenzen bei der ambulanten
mir leid, ich muss jetzt weiter. Dafür kenne ich die Patienten Pflege. Dadurch muss ich nicht mit ganz schwierigen Fällen
und auch oft die Angehörigen persönlich. zurechtkommen.
Lukas: Kollegen, die vorher in der ambulanten Pflege gear- Lukas: Ich denke, für den Job, den wir machen, verdienen
beitet haben sagen, auf Station ist mehr Papierkram für die wir einfach nicht genug. Was meinst Du?
Dokumentation zu erledigen.
Halina: Aber Ihr verdient immer noch mehr als die meisten
Halina: Das habe ich auch gehört. Leute im ambulanten Pflegedienst. Ich habe weniger Urlaub,
Lukas: Im stationären Bereich haben wir normalerweise al- kein 13. Gehalt und einen niedrigeren Lohn. Bei uns gehen
les, was uns die Arbeit erleichtert, vor allem die körperliche immer wieder Leute deshalb weg. Das muss sich ändern. Für
Arbeit. Da gibt es spezielle Badewannen, Lifter und Pflege- mich sind auch Weiterbildungsmöglichkeiten wichtig. Die
betten. Wie ist das bei Dir? Pflegedienste bieten aber unterschiedliche Bedingungen.
Halina: Nicht so gut. Manchmal ist es schwierig, in der Man muss gut auswählen. Aber ich liebe trotz der Probleme
häuslichen Pflege alles zu machen, was eigentlich not- meinen Beruf.
wendig wäre. Da fehlen Hilfsmittel, wie sie auf der Station Lukas: Ich auch. Und ich glaube, da gibt es auch bei der An-
vorhanden sind wie barrierefreie Duschen oder Lifter. Ein erkennung eine positive Entwicklung.
Pflegebett können Patienten auch zu Hause haben. Viele Halina: Ja, das merke ich auch. Das muss auch sein. Ich muss
haben auch umgebaute Bäder. Da gibt es dann auch eine los. Bis Mittwochabend, Lukas.
barrierefreie Dusche.
Lukas: Tschüss, Halina. Genau. Wir treffen uns dann vor dem
Lukas: Du weißt ja, ab einem gewissen Grad an Demenz kön- Kino.
nen Patienten nicht mehr zu Hause leben. Deshalb haben
Lösungen
Übung 1
Wörter und Wendungen
die zuständige Behörde finden, kontaktieren, aufsuchen, anrufen, aufrufen,
anschreiben
als Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeiten, tätig sein, aufsuchen, beschäftigt sein
die Qualifikation erwerben, aufschreiben, nachweisen, prüfen
die Gleichwertigkeit des beruflichen Abschlusses nachweisen, finden, prüfen
Zeugnisse einreichen, schicken, anschreiben, anfügen, übersetzen,
beglaubigen lassen, prüfen
eine Bewerbung einreichen, schicken, anfügen, schreiben, ablegen, vorlegen
einen Deutschkurs / eine Weiterbildung machen, planen, erwerben, absolvieren, nachweisen,
suchen
die Fachwörter lernen, absolvieren, verstehen, aufschreiben
die Tätigkeit aufnehmen, abnehmen, beginnen, beenden, beschreiben,
nachweisen, anzeigen
die Staatsangehörigkeit nachweisen, aufnehmen, annehmen
die Genehmigung beantragen, anschreiben, erhalten, nachweisen
die beglaubigte Übersetzung machen lassen, vorlegen, ablegen, anfertigen lassen
die gesundheitliche Eignung nachweisen, prüfen, beenden, überprüfen
HELP2 Lernbaustein 1 / Arbeiten in Deutschland / Kranken- und Altenpflege 25
Übung 2
Welche Aussagen zum Inhalt des Lesetextes sind richtig?
a, c, e, g, h, i und k sind richtig.
Übung 3
Welche Aussagen zum Inhalt des Lesetextes sind richtig?
c, e, f, g, und h sind richtig.
Übung 4
Schreiben 1 Welche Wörter fehlen?
Wenn ich Bürger der Europäischen Union bin, benötige Hörübungen sind besonders wichtig, damit ich die Pa-
ich keine staatliche Erlaubnis. Mein Studienabschluss tienten verstehe. Wenn ich dann als Gesundheits- und
wird anerkannt. Voraussetzung ist, dass mein Abschluss- Krankenpfleger/-in arbeite, werde ich alle neuen Fachwör-
zeugnis ausgestellt wurde, nachdem mein Land Mitglied ter notieren und nach Feierabend lernen. Ich werde auch
der Europäischen Union geworden ist. Ich muss Deutsch andere Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen.
auf Niveau B2 / B1 beherrschen. Ich kann beim Lernen der Bevor ich die Arbeit beginne, muss die Bescheinigung eines
deutschen Sprache und zur interkulturellen Vorbereitung deutschen Arztes vorlegen, dass ich gesund und in der Lage
die HELP2 Lernplattform oder HELP-App nutzen. Auf der bin, den Beruf auszuüben. Außerdem muss ich ein Füh-
Lernplattform finde ich auch nützliche Tipps zum Fremd- rungszeugnis vorlegen.
sprachenlernen.
SCHREIBEN 2
Bitte vervollständigen Sie die folgenden Informationen
1 Schwester 3 Schwester (1) Pfleger (2)
2 Krankenschwester (1) Krankenpfleger (2) 4 Pflegefachfrau (1) Pflegefachmann (2)
SCHREIBEN 3
Aufgaben nach dem Hören
1. Nennen Sie mindestens sechs Tätigkeiten, die Lukas 12. Er erklärt Patienten und Angehörigen Pflegemaßnahmen
ausführt. und gibt Hinweise zur Förderung der Gesundheit.
1. Er beobachtet, berät, betreut und pflegt die Patienten.
2. Nennen Sie mindestens eine Tätigkeit, die er nicht aus-
2. Lukas ist Verbindungsstelle zwischen Arzt, Angehörigen führen darf.
und Patienten.
1. Lukas darf keine Diagnosen stellen.
3. Lukas darf Spritzen verabreichen und Blut abnehmen.
2. Lukas darf Angehörige und die Patienten nicht über
4. Morgens kontrolliert Lukas Blutdruck, Puls und Tempe- Diagnosen informieren.
ratur der Patienten.
3. Er darf keine Medikamente verordnen.
5. Er bereitet Patienten für die OP vor, rasiert die Operati-
onsstelle und gibt die Medikamente, die sie vor der OP 3. Nennen Sie mindestens drei Dinge, die Lukas froh und
nehmen sollen. zufrieden machen.
6. Er bringt die Patienten zum OP-Trakt und danach zurück 1. Lukas ist zufrieden darüber, dass Pfleger bei bestimm-
ins Zimmer, macht also die Umbettung. ten Routinen wie Spritzen geben und Blut abnehmen
7. Nach der Operation zieht Lukas den Patienten Throm- geschickter sind als manche Ärzte.
bosestrümpfe an. 2. Lukas macht zufrieden, dass er bei seiner Arbeit hohe
8. Er führt eigenständig ärztliche Anordnungen aus und Eigenverantwortung trägt.
assistiert dem Arzt bei der Arbeit. 3. Er führt eigenständig ärztliche Anordnungen aus und
9. Lukas plant, überwacht und dokumentiert die Pflege. assistiert dem Arzt bei der Arbeit.
10. Er kontrolliert den Erfolg der Pflegemaßnahmen. 4. Lukas plant, überwacht und dokumentiert die Pflege.
11. Lukas trägt Verantwortung dafür, dass Material und 5. Er kontrolliert den Erfolg der Pflegemaßnahmen.
Medikamente vorhanden sind und vereinbart Termine.
26 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
6. Lukas trägt Verantwortung dafür, dass Material und 2. Für Lukas ist es kein Highlight, einem Patienten den Po
Medikamente vorhanden sind und vereinbart Termine. abzuwischen.
7. Er erklärt Patienten und Angehörigen, wie Pflegemaß- 3. Ihn ärgert, wenn jemand ungewaschen und ungepflegt
nahmen anzuwenden sind und gibt Hinweise zur Förde- kommt.
rung der Gesundheit. 4. Es belastet ihn, wenn er keine ermunternden Worte sa-
8. Es macht Lukas froh und zufrieden zu sehen, dass Pa- gen kann, weil er sieht, dass sie nicht wahr wären.
tienten Vertrauen zu ihm haben und dankbar sind. Er 5. Ihn ärgert, dass manche Patienten das Krankenhaus
genießt ein Lächeln oder einen Händedruck. Persönliche mit einem Hotel verwechseln und sich bedienen lassen,
Worte sind für ihn sehr viel wert. auch wenn sie Dinge allein machen können.
4. Nennen Sie zwei Dinge, die Lukas nicht gern macht
oder die ihn ärgern.
1. Schicht- und Wochenenddienste sind belastend.
Lernbaustein 2
Naturheilkunde
Autoren
Aelita Skarbalienė, Rūta Voronova,
Laima Kuprienė, Gerd Zimmer
Universität Klaipėda
www.ku.lt
EINFÜHRUNG
Der Anspruch von HELP2 ist es, Lernende bestmöglich auf die Kommunikation in der Praxis vorzubereiten.
In der Praxis spielt das Thema Naturheilkunde eine oftmals kontroverse, aber letztlich immer größere
Rolle. Viele Patienten kommen mit Fragen, ob es Alternativen zu Medikamenten gibt, deren Einnahme
oftmals mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden ist. Sie fragen, ob alle Untersuchungen mit so
vielen Geräten notwendig sind. Sie möchten wissen, ob es unterstützende Behandlungsansätze gibt.
Und immer mehr Patienten wollen auch wissen, was sie selbst tun können, um gesund zu bleiben oder
wieder zu werden.
Die Positionen zur Naturheilkunde sind in einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Nicht an allen Uni-
versitäten und Hochschulen wird bisher dem Bedarf nach Informationen zur Naturheilkunde Rechnung
getragen. Das Verhältnis von sogenannter Schulmedizin und Naturheilkunde ist weiterhin oft von ge-
genseitiger Skepsis und Spannung gekennzeichnet. Beide Seiten könnten aber sehr viel voneinander
lernen und profitieren, wenn sie Wissen und Praxis der anderen Seite aufnehmen, wenn sie integrativ
arbeiten würden.
HELP2 ist ein Sprachlernmaterial. Der Blick richtet sich auf den Spracherwerb unter Nutzung und
Erweiterung fachlicher Inhalte. Wir wollen Polemik und Diskussion von Einzelpositionen vermeiden. Die
Naturheilpraxis kennt selbst so viele Verfahren, dass wir eine starke inhaltliche Beschränkung vornehmen
müssten, denn dieser Lernbaustein kann keine semesterfüllende Vorlesungsreihe zur Naturheilkunde
ersetzen, wie sie z.B. an der Universität Rostock für Medizinstudenten angeboten wird. Lehrende und
Lernende können in diesem Lernbaustein jedoch sehr viele Ansätze für weitere Recherchen in seriösen
Quellen und für Diskussionen finden.
HÖREN 1
Wichtige Wörter und Wendungen
Die folgenden Wörter und Wortgruppen sind Bausteine für die erfolgreiche Kommunikation zum Thema
dieses Lernbausteins. Sie werden Ihnen helfen, Inhalte zu verstehen und selbst Sätze zu bilden.
VIDEOCLIP 1
Interview – Welches Konzept steht hinter der Naturheilkunde? Teil 1
Eva Apfel ist Journalistin. Sie arbeitet für eine Zeitschrift zur Weiterbildung in der Pflege. Die Patienten
stellen den Pflegekräften immer wieder Fragen zur Naturheilkunde. Eva möchte eine Artikelserie zu
diesem Thema schreiben und trifft sich heute mit Frau Rosa Linde, die als Heilpraktikerin arbeitet.
SPRECHEN 1
Naturheilkunde – ein Einstieg
Eva Apfel nutzt die Gesprächspause, um ihre Stichpunkte zum Gespräch in ihr Handy zu diktieren. Helfen
Sie ihr dabei? Formulieren Sie bitte die Notizen zu ganzen Sätzen aus:
• Deutschland Heilpraktiker Prüfung – medizinische Kenntnisse – Gesundheitsamt mündlich und
schriftlich
• Heilpraktiker darf Diagnose, Behandlungskonzept, keine verschreibungspflichtigen Medikamente
• Infektionskrankheiten gut kennen, Behandlungsverbot für bestimmte Krankheiten
• Naturheilkunde kein einheitliches Konzept. Interpretationen und Zuordnungen unterschiedlich
• Esoterische Ansätze als Naturheilkunde verkauft. Nicht Rosas Ding
• Heilpraktiker kein Heilungsversprechen. Grenzen erkennen
• Naturheilkundliche Praktiken wie Phytotherapie – Ärzte und Heilpraktiker nutzen
VIDEOCLIP 2
Interview – Welches Konzept steht hinter der Naturheilkunde? Teil 2
Rosa Linde kommt zurück in den Raum und setzt sich wieder zu Frau Apfel. Hören Sie nun den zweiten
Teil des Interviews.
30 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 2
Naturheilkunde – ein ganzheitlicher Ansatz
Lassen wir das Interview des Videos noch etwas auf uns wirken und rekapitulieren wir wichtige Informa-
tionen im Gespräch. Sie können die Informationen paarweise oder in der Lerngruppe zusammentragen.
Wenn Sie allein lernen, beantworten Sie bitte die Fragen im halblauten Monolog. Wenn nötig, sehen Sie
das Video mehrmals an. Sie können auch das Videoskript zur Überprüfung nutzen.
1. Wie beschreibt Rosa den ganzheitlichen Ansatz der Naturheilkunde?
2. Welche Vor- und Nachteile sieht Rosa in der medizinischen Spezialisierung?
3. Was meint Rosa mit „Headsche Zonen“?
4. Welche Position hat Rosa zu Medikamenten?
5. Wie erklärt Rosa, dass für die Wirksamkeit vieler naturheilkundlicher Praktiken wissenschaftliche
Nachweise fehlen?
6. Wie ist die Position in Ihrem Studium und in Ihrem gesellschaftlichen Umfeld zur Naturheilkunde?
Ist diese mit Rosas Position vergleichbar? Was ist gleich, was anders?
LESEN 1
Evas Artikel zum Konzept der Naturheilkunde
Noch am Abend schreibt Eva den ersten Artikel für ihre Zeitschrift. Sie verarbeitet die Informationen
aus dem Interview mit Rosa. Den fertigen Artikel schickt sie per E-Mail an Rosa mit der Bitte, den Inhalt
zu prüfen. Rosa entdeckt vier Inkorrektheiten. Finden Sie diese auch? Dann lesen Sie den Artikel und
bearbeiten Sie danach die anschließende Übung.
Entwurf Artikel … Gespräch mit der Heilpraktikerin Rosa Linde über Naturheilkunde …
Im deutschsprachigen Raum gibt es nur in Deutschland Personen, die neben Ärzten naturheilkundliche
Praktiken anwenden. In Deutschland gibt es mehr als 4.000 Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker. Heil-
praktiker dürfen mehr als eine Krankenschwester. Sie dürfen Diagnosen stellen, Untersuchungen durch-
führen und Behandlungskonzepte erstellen und umsetzen. Sie dürfen aber im Unterschied zum Arzt
keine Medikamente verordnen. Sie müssen zum Beispiel Infektionskrankheiten sehr gut erkennen kön-
nen, da sie bestimmte Krankheiten nicht behandeln dürfen. Für die Naturheilkunde gibt es kein allgemein
anerkanntes theoretisches Konzept. Einzelne Praktiken wie die Phytotherapie sind aber fester Bestandteil
der Naturheilkunde. Es ist notwendig, sich zu informieren und auf Seriosität zu achten. Heilpraktiker
müssen eine Überprüfung vor dem Gesundheitsamt bestehen. Sie versprechen nicht Heilung, sondern
Hilfe und sollen ihre Grenzen kennen und beachten. Vorsicht ist bei esoterischen Ansätzen geboten.
Bei Heilpraktikerin Rosa Linde steht die ganzheitliche Betrachtung im Vordergrund. Sie achtet dabei
besonders auf äußere Einflüsse, die auf den ganzen Menschen wirken.
Mit Medikamenten ist es oft leicht, Symptome zu unterdrücken. Alles wieder prima? Gar nicht, denn
ich habe die Ursache nicht erkannt und nicht behandelt. Rosa Linde wirft manchen Schulmedizinern
vor, dass sie Symptome behandeln.
Es gibt viele Diskussionen um den wissenschaftlichen Nachweis zur Wirksamkeit bestimmter Anwendungen.
Frau Linde sagt, dass diese Nachweise oft nicht im Interesse der Pharmaindustrie sind. Es wären viele
teure Studien notwendig. Viele naturheilkundliche Ansätze sind so anders, stellen etablierte Modelle
und Erfahrungen in Frage. Solche ungewöhnlichen Behauptungen zu beweisen, ist sehr aufwändig.
HELP2 Lernbaustein 2 / Naturheilkunde 31
Schreiben 1
Rosas E-Mail an Eva Apfel
Rosa schreibt eine E-Mail an Eva, um sie auf die vier Inkorrektheiten im oben stehenden Artikelentwurf
hinzuweisen. Bitte vervollständigen Sie die Nachricht
1
PS : Wir können uns gern duzen. Wir werden ja nun öfter miteinander zu tun haben und ich finde Sie sehr
sympathisch.
1
SCHREIBEN 2
Für welche Beschwerden würden Deutsche zum Heilpraktiker gehen?
Eva Apfel hat ein wenig im Internet recherchiert. Sie findet sehr viele, zum Teil widersprüchliche, Einträge
zum Thema Naturheilkunde. Gut, dass sie Frau Linde kennengelernt hat. Sie findet, was Rosa sagt, hat
2
Hand und Fuß. Eine Seite wählt Eva für ihren Artikel aus: „WOFÜR DIE DEUTSCHEN ZUM HEILPRAKTIKER
3
GEHEN“ Analysieren wir mit Eva Apfel gemeinsam die Grafik.
1
PS: Ein Postskriptum ist ein Anhang an einen Text. Es wird oft in Briefen oder E-Mail verwendet. Vor dem Text des Postskriptums
steht einleitend die Abkürzung PS mit einem Doppelpunkt.
2
„Etwas hat Hand und Fuß“ – wir benutzen diesen Ausdruck um zu sagen, etwas ist solide, seriös, gut begründet …
3
https://de.statista.com/infografik/10337/nutzung-von-naturheilverfahren/ [18.10.2019]
help2 heAlThcAre lAnguAge leArnIng prOgrAmme 2
Projekt Nr. 2018-1-CZ01-KA203-048150
32 HELP2 HELP2
HEALTHCARE LANGUAGE Modul 2_Naturheilkunde
LEARNING PROGRAMME 2
Analysieren wir mit Eva Apfel gemeinsam die Grafik.3
Bitte verwenden Sie einige der folgenden Wörter und Ausdrücke bei der Grafikanalyse.
Bitte verwenden Sie einige der folgenden Wörter und Ausdrücke bei der Grafikanalyse.
Fast jeder
Fast jeder zweite
zweite Deutsche
Deutsche (46hatProzent)
(46 Prozent) hatNaturheilverfahren
schon einmal schon einmal ausprobiert
Naturheilverfahren
…
ausprobiert …
… Prozent der Befragten gaben darin an, …
✔ …
Wie dieProzent
Grafik zeigt,
der …Befragten gaben darin an, …
✔ Daten
Die Wie diegeben Auskunft
Grafik zeigt, über
… …
✔ dem
Auf ersten geben
Die Daten Platz steht …
Auskunft über …
✔ Auf dem ersten Platz
Den ersten/ … Platz belegt … steht …
✔ Zahl/der
Die Den ersten/Anteil…derPlatz belegt
… lag bei … …
✔
Im Gegensatz/Im Unterschied…
Die Zahl/der Anteil der … lag bei …
✔ im Gegensatz/im Unterschied zu …
Der Anteil der … ist geringer/ höher als der bei …
✔ Der Anteil der … ist geringer/ höher als der bei …
Insgesamt
✔ Insgesamt ist festzustellen, dass … dass …
ist festzustellen,
✔ Dabei
Dabei fällt auf,
fälltdass
auf,…dass …
SPRECHEN 3
Wie
3
ist es in Ihrem Land und bei Ihnen selbst? [18.10.2019]
https://de.statista.com/infografik/10337/nutzung-von-naturheilverfahren/
Nutzen Menschen bei Ihnen die Naturheilkunde? Wissen Sie, wofür? Zu wem können sie gehen? Haben
Projekt Nr. 2018-1-CZ01-KA203-048150. Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die
Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere
Sie Informationen über Erfahrungen von Patienten? Unter welchen Umständen und mit welchen Be-
Verwendung der darin enthaltenen Angaben.
schwerden nutzen Sie / würden Sie selbst Naturheilkunde nutzen? Tauschen Sie sich zu zweit oder in
der Gruppe aus. Allein Lernende gestalten die Übung als halblauten Monolog.
HELP2 Lernbaustein 2 / Naturheilkunde 33
HÖRVERSTEHEN 1
Eva Apfel telefoniert mit Rosa Linde
Sie sollten sich zuerst die unten stehenden Fragen ansehen, die Sie nach dem Hören beantworten sollen.
Hören Sie dann das Gespräch.
1 Welches Problem hat Eva in Bezug auf nachfolgende Artikel zum Thema Naturheilkunde?
2 Was schlägt Rosa vor?
3 Auf welcher Grundlage wollen beide den Vorschlag umsetzen?
LESEN 2
und
SPRECHEN 4
Nachdenken und Sprechen – Rosas Skript
Rosas Skript zum ganzheitlichen Ansatz ihres Behandlungskonzepts
Rosa hat Eva ihr Vortragsskript geschickt. Lesen Sie es bitte. Wenn Sie auf eine Frage stoßen, die mit
einem gekennzeichnet ist, halten Sie kurz inne und antworten Sie auf die Frage. So hat es Rosa
bei ihrem Vortrag auch gemacht, um ins Gespräch mit dem Publikum zu kommen. Antworten Sie also
zuerst. Sie können danach ihre Antwort mit der angebotenen Lösung vergleichen. Sicher finden Sie
weitere Aspekte. Lesen Sie dann anschließend weiter bis zur nächsten Frage. Viel Spaß!
4
Mein ganzheitlicher Behandlungsansatz 1 von Rosa Linde
Vortragsgliederung:
1. Welches Menschenbild hat mein Ansatz zu Krankheit und Gesundheit aus ganzheitlicher Sicht?
2. Ganzheitliches therapeutisches Denken an ausgewählten Beispielen
1. Welches Menschenbild hat mein Ansatz?
Alle Teile des Menschen beeinflussen sich gegenseitig (Körper, Psyche). Alle Teile des Menschen werden
durch die Umwelt beeinflusst. Umwelt ist soziale, natürliche und „künstliche“ Umwelt.
Unter künstlicher Umwelt verstehe ich die vom Menschen geschaffene Umwelt: die Produkte aus Chemie
und Technik.
Unsere soziale Umwelt, unsere Beziehung zu anderen Menschen, positive und negative Erfahrungen
und Gefühle, finden eine Widerspiegelung im Körper. Die Alltagssprache hat dafür viele treffende Be-
schreibungen wie „das geht mir zu Herzen“ gefunden. Kennen Sie weitere Beispiele? 1
Und wo fliegen die Schmetterlinge, wenn wir verliebt sind? 2
4
Dr. Gerd Zimmer, Vortrag EOI Figueires, Katalonien, 25. Oktober 2016, adaptiert für HELP2. (CC-BY-SA 4.0) [18.05.2020]
34 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
2 3 4
Beginnen wir mit dem Wasser. Warum ist es so wichtig für uns? 4
Sprechen wir über einen zweiten Faktor, den Boden. Welche Beziehung hat der Boden zu uns? Welche
Probleme für die Gesundheit können auftreten? 5
Kommen wir zu Luft und Klima. Wir haben Hitzeperioden, die Temperatur steigt überall an. In den
Städten müssen wir Fahrverbote für Autos aussprechen. Welche Auswirkungen haben Klimawandel
und Luftverschmutzung auf die Gesundheit? 6
Ich hatte anfangs auch von einer „künstlichen“ Umwelt gesprochen. Diese ist vom Menschen erzeugt.
Chemie, Technik … Chemische Stoffe sind überall. Neulich habe ich gehört, dass etwa 120 Millionen
chemische Stoffe registriert sind. Diese Stoffe reagieren miteinander, oft unkontrolliert. Wir kennen die
Reaktionsergebnisse nicht. Was passiert dann in unserem Körper, wenn solche Reaktionen stattfinden? Was
brauchen wir wirklich, um uns zu pflegen? Was brauchen wir wirklich zur Reinigung? Ist es nicht seltsam,
dass die Länder mit den höchsten Hygienestandards die meisten Probleme mit Autoimmunerkrankungen
und Allergien haben? Wir brauchen keine antibakteriellen Putzmittel und schon gar nicht solche Kleidung
auf unserer Haut. Ich brauche Wasser, etwas Essig, Alkohol, Seife, Natron … Ich brauche keinen Weichspüler.
Oder die Technik, denken Sie an Energie und Strahlung. Wie sollten wir mit Handy, Mikrowelle und Co.
umgehen?
Es wird viel über Mikroplastik gesprochen. Was macht sie mit unserer Umwelt und mit uns? 7
Unterdrücken von Symptomen einer Erkrankung kann zeitweise und in bestimmten Fällen nötig und
richtig sein. Bei Virusinfektionen zum Beispiel. Wir wollen aber generell URSACHEN einer Krankheit er-
kennen und nicht nur Symptome unterdrücken. Dazu betrachten wir auch den Einfluss der natürlichen
und künstlichen Umwelt.
Ziel ist es, krank machende Faktoren zu erkennen, zu beseitigen und die SELBSTHEILUNG des Körpers
zu unterstützen. Der Patient muss Verantwortung für sich übernehmen, wir helfen ihm.
5 6 7
SPRECHEN 5
Rosa Lindes ganzheitlicher Ansatz bei Diagnosestellung und Behandlung
Teil 1
Eva Apfel ist dabei, den nächsten Artikel zu schreiben. Sie nutzt das Vortragsmanuskript, das ihr Rosa
geschickt hat. Schön interaktiv, denkt sie, aber die Antworten auf die gestellten Fragen stehen hier nicht,
alles Lücken, die Antworten muss ich selbst finden und mit Rosa besprechen …
Sie wissen inzwischen mehr, haben die Antworten gelesen und weitere gefunden. Helfen Sie bitte Eva?
Tragen Sie bitte zu zweit oder in der Gruppe Ihre Antworten zusammen. Selbstständig Lernende nutzen
einen halblauten Monolog. Fangen wir an!
1. Unsere soziale Umwelt, unsere Beziehung zu anderen Menschen, positive und negative Erfahrun-
gen und Gefühle finden eine Widerspiegelung im Körper. Die Alltagssprache hat dafür viele tref-
fende Beschreibungen gefunden. Nennen Sie bitte Beispiele. Nutzen Sie die gleichen, wie in der
deutschen Sprache?
2. Und wo fliegen die Schmetterlinge, wenn wir verliebt sind? Und bei Ihnen?
3. Was zählt Rosa Linde zur natürlichen Umwelt?
4. Warum ist das Wasser für uns so wichtig? Welche Probleme sieht Rosa?
5. Welche Beziehung hat der Boden zu uns? Welche Probleme für die Gesundheit können auftreten?
6. Luft und Klima. Welche Aspekte bereiten unserem Körper Probleme?
7. Welchen Einfluss hat die künstliche Umwelt auf uns, technische und chemische Produkte und
Anlagen? Denken Sie an Energie und Strahlung, an Plastik, an chemische Produkte allgemein …
HÖRVERSTEHEN 2
Rosa Lindes Vortrag „Mein ganzheitlicher Behandlungsansatz“ Teil 2
Eva und Rosa haben noch einmal den Artikel zum ersten Teil des Vortrags abgestimmt. Die offenen Fra-
gen für Eva hätten sie vermeiden können, hätte Rosa nicht das Manuskript, sondern den Mitschnitt des
Vortrags geschickt. Diesen hat sie Rosa nun auf einem Speicherstick mitgegeben. Eva hört sich diesen
zweiten Teil an. Hören Sie mit ihr gemeinsam den Vortragsteil „Ganzheitliches therapeutisches Denken an
ausgewählten Beispielen“. Machen Sie sich Notizen. Anschließend bearbeiten Sie bitte die nächste Übung.
SPRECHEN 6
Wie stehe ich zu den gehörten Informationen?
Eva Apfel hat sich den Vortragsmitschnitt angehört und Notizen gemacht. Sie ist nachdenklich geworden.
Rosa sagt Dinge, über die sie nie nachgedacht hat. Sie kauft zwar fast konsequent Bio-Produkte und isst
wenig Fleisch, aber das mit der Strahlung von Handy, WLAN und Mikrowelle …
36 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Gehen Sie mit Eva noch einmal gedanklich die Informationen durch. Tragen Sie diese zu zweit oder in der
Gruppe zusammen. Wenn Sie allein lernen, führen Sie einen halblauten Dialog. Recherchieren Sie weiter.
Ergänzen und kommentieren Sie bitte die Informationen mit eigenen Gedanken und Informationen. Wie
kaufen Sie ein? Wie halten Sie es mit Handy und Elektrosmog? Diese Stichpunkte können Ihnen helfen:
Zusammenarbeit Schulmedizin und Naturheilkunde – schädliche Substanzen im Körper – Qualität der
Nahrungsmittel – elektromagnetische Wellen, Elektrosmog …
HÖRVERSTEHEN 3
Eva telefoniert mit Rosa
Am Nachmittag telefoniert Eva mit Rosa. Hören Sie das Gespräch. Sie sollen es anschließend mit eigenen
Worten zusammenfassen.
SPRECHEN 7
Was wurde besprochen?
Haben Sie alles verstanden? Resümieren Sie bitte halblaut das Gespräch:
LESEN 3
Rosa Linde zu Margarine, Butter, Cholesterin und Co.
Eva hat Rosa gebeten, noch ein bisschen mehr zur Ernährung aus naturheilkundlicher Sicht zu sagen,
weil es viele Unsicherheiten bei Lesern der Zeitschrift zu Margarine, Butter, Cholesterin … gibt. Lesen
Sie, was Rosa für Eva aufgeschrieben hat.
„Der Mensch ist, was er isst“
Es gibt viel Unsicherheit bei der Ernährung. Leider kaufen einige immer noch nach dem Prinzip ein:
Hauptsache viel, schmeckt und billig. Mit meinen subjektiven Ratschlägen und Hinweisen möchte ich
Ihnen Hilfe zur Entscheidung geben und zum kritischen Nachdenken anregen.
Fleisch: Wir essen zu viel Fleisch, die Hälfte sollte es sein. Das wäre nicht nur toll für uns, sondern auch
für die Umwelt. Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Produktion – Getreide, Soja … wird für die
Erzeugung von Fleisch verwendet. Fleisch macht den Körper sauer. In einem sauren Körper fühlen sich
Krebszellen wohl. Rotes Fleisch füttert Darmbakterien, die Stoffe produzieren, die das Gewebe schädi-
gen, besonders unser Herz.
Industrielle Produktion von Fleisch funktioniert nicht ohne Antibiotika. Dies erhöht das Risiko, dass
sich resistente Bakterien entwickeln. Wissen Sie, dass bei Menschen und Tieren dieselben Arten von
Antibiotika eingesetzt werden? In der industriellen Tierhaltung geschieht das massenweise! Dazu gehört
übrigens auch die Aufzucht des allseits geliebten Lachs. Diese Antibiotikareste gelangen in die Umwelt,
Keime haben Zeit, sich mit diesen Resten zu trainieren, multiple Resistenzen zu entwickeln. Und wenn
wir das Antibiotikum brauchen, dann wirkt es nicht mehr.
HELP2 Lernbaustein 2 / Naturheilkunde 37
Alternative: Wenig gutes (Bio-)Fleisch! Primär Fisch und Geflügel! Verändern Sie die Relation auf Ihrem
Teller, Gemüse ist Hauptbestandteil, Fleisch ist Beilage.
Fertiggerichte: Fertiggerichte enthalten viel Zucker und/oder Süßstoffe, Salz, Konservierungs- und
Farbstoffe. Alles eingefüllt in Plastik oder Aluminium, umweltschädliche und giftige Verpackungen.
Viel Zucker – das schreckt inzwischen Käufer ab. Also nehmen die Hersteller „Fruktose“. „Fruktose“ – das
klingt doch natürlich, das klingt besser als Zucker! Aber: Fruktose-Intoleranz ist die häufigste Nahrungs-
mittelintoleranz in Deutschland (jeder dritte Deutsche). Wir essen zu viel hinzugefügte Fruktose. Die
Folgen sind Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen bis hin zu depressiven Verstimmungen.
Andere Hersteller nehmen sogenannte Zuckerersatzstoffe. Es gibt Studien die zeigen: Diese Stoffe ha-
ben einen negativen Einfluss auf die Darmflora. Dies kann dann wieder Einfluss auf die Entstehung von
Diabetes haben.
Wie ist es mit Gefriergemüse? Gefriergemüse hat mehr Nährstoffe, als das Gemüse, das schon seit Tagen
ohne Kühlung im Regal liegt. Kaufen Sie Bio, wenn Sie können. Weniger ist mehr. Kaufen Sie nur so viel,
wie Sie wirklich frisch verbrauchen können.
Fertigprodukte sind praktisch, weiter nichts! Sie benötigen viele Chemikalien, um Aussehen und Ge-
schmack zu beeinflussen, damit wir nicht merken, was wir da eigentlich an minderwertigen Zutaten
essen. Fertigprodukte enthalten oft viel Fett, denn Fett verbessert den Geschmack, erhöht die Haltbar-
keit und ist billig.
Lassen Sie Tütensuppen, Fertiggerichte, Gemüse in Dosen … im Regal stehen. Sie tun damit etwas für
Ihre Gesundheit.
Achten Sie auf Darmgesundheit. Wissen Sie, dass etwa 80 % des Immunsystems im Darm sitzen? Der
Darm ist auch ein komplexes Nervensystem, wie das Gehirn.
Falsche Ernährung, Medikamente, Schadstoffe und Stress schwächen den Darm, also unsere Immun
abwehr. Wenn der Darm geschädigt wird, dringen schädliche Substanzen direkt in den Körper ein.
Unser Körper reagiert mit Mikro-Entzündungen. Die Entzündungen sind Wirkungsfaktoren für andere
Krankheiten.
Butter oder Margarine? Wie ist das nun mit Ölen und Fetten? Olivenöl, Rapsöl und Leinöl sind wertvolle
Öle. Wie werden Öle aufgenommen? Die Aufnahme erfolgt über die Lymphe. Der Weg führt damit erst
einmal nicht über das Entgiftungsorgan Leber. Wir könnten sagen, das Öl wird direkt ins Herz gegossen.
Wenn wir das wissen, dann sollte es auch das beste Öl sein, das wir finden, oder?
Was ist Margarine? Margarine ist aus meiner Sicht ein Produkt, das auf keinem Tisch stehen dürfte. Die
Margarinelobby hat Millionen ausgegeben, um uns Margarine als gesund zu präsentieren. Im Vergleich
zu Butter ist Margarine ein minderwertiges Produkt, egal, was auf der Packung versprochen wird. Ja
aber der Cholesterinspiegel? Der Cholesteringehalt des Blutes ist unabhängig vom Cholesteringehalt
der zugeführten Nahrung! Essen Sie das Naturprodukt Butter und verwenden Sie Öl und Butter zum
Braten und Backen.
Cholesterin – kommen wir zum Cholesterin. Das ist ein beliebtes hochkontroverses Thema. Zuerst ein-
mal gilt: Cholesterinsenker sind die Goldgrube der Pharmaindustrie. Erst einmal sollte man sagen, dass
unser Körper Cholesterin braucht. Leber und Darm stellen 70–95% des Cholesterins selbst her. Ohne
Cholesterin gibt es keine Sexualhormone und keine stabilen Zellwände. Darüber hinaus wird zu wenig
Cholesterin assoziiert mit Gedächtnisproblemen, Depression und Aggressivität.
Ich habe zu diesem Thema viele Studien gelesen. Meine Schlussfolgerungen sind folgende: Es stimmt
aus meiner Sicht nicht, dass Cholesterin der Hauptrisikofaktor für die Arteriosklerose und damit auch
38 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
für Schlaganfall und Herzinfarkt ist. Der Cholesterinspiegel ist einer von vielen Risikofaktoren, die
Gefäßerkrankungen verursachen können. Die individuelle Disposition muss beachtet werden. Die Höhe
des Cholesterinspiegels ist für mich eine Orientierung. Wer einen erhöhten Cholesterinspiegel hat, kann
kerngesund sein.
Ich habe oben bei der Butter schon gesagt, dass der Cholesterinspiegel im Blut nicht vom Cholesterin-
gehalt der zugeführten Nahrung abhängt. Essen Sie Butter und Bio-Eier ohne Angst. Eier haben auf den
Cholesterinspiegel im Blut keinen Einfluss, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung –DGE – bestätigt.
Es gibt aber Hinweise auf einen direkten Zusammenhang von Kohlehydratanteil der Nahrung, von Mehl
und Zucker, und Cholesterinspiegel. Wer diese Produkte meidet, kann den Cholesteringehalts im Serum
senken. Was uns wirklich hilft, ist Übergewicht abbauen, nicht rauchen, sich viel bewegen.
SPRECHEN 8
Wie stehe ich zu den Informationen?
Gehen Sie noch einmal gedanklich die Informationen durch. Tragen Sie diese zu zweit oder in der Grup-
pe zusammen. Wenn Sie allein lernen, führen Sie einen halblauten Dialog. Recherchieren Sie! Welche
Informationen finden Sie zu Rosas Vortragsinhalten und Gedanken? Ergänzen und kommentieren Sie
bitte die Informationen mit eigenen Gedanken und Informationen.
HÖRVERSTEHEN 4
Ein Telefonat zu Praktiken der Naturheilkunde
Hören Sie das Telefonat und bearbeiten Sie anschließend die folgende Übung.
SPRECHEN 9
Praktiken der Naturheilkunde
Haben Sie das Telefonat gut verstanden? Dann beantworten Sie bitte die folgenden Fragen. Tragen Sie
die Informationen im Dialog oder in der Gruppe zusammen. Wenn Sie allein lernen, antworten Sie bitte
im halblauten Monolog.
1. Zu welchen Themen gab es von den Lesern der Zeitschrift besonders positives Echo?
2. Welche Praktiken übt Rosa aus?
3. Was ist autogenes Training? Wozu dient es und wie ist Rosa dazu gekommen?
4. Welche anderen Praktiken der Naturheilkunde nennt Rosa? Warum möchte sie sich dazu nicht
äußern?
5. Was verabreden beide?
LESEN 4
„Phytotherapie – Heilen mit Pflanzen“ von Rosa Linde
Wenn wir heute das Lager einer modernen Apotheke anschauen, dann können wir uns vorstellen, wie
sich die Versorgung mit Medikamenten im Laufe der Zeit verändert hat. Natürlich waren die Menschen
früher auch krank, aber was hatten sie an Medikamenten zur Verfügung? Mineralien, tierische Produkte
und vor allem Pflanzen! Das Wissen über ihren Nutzen wurde über Jahrhunderte entwickelt, mündlich
HELP2 Lernbaustein 2 / Naturheilkunde 39
und schriftlich weitergegeben. Früher war es die Erfahrung, heute ist die Wirkung vieler Inhaltsstoffe
wissenschaftlich untersucht und belegt. Aber wir nutzen die Potenziale längst noch nicht aus. Auch bei
der Suche nach Alternativen für antibiotische Substanzen gegen multiresistente Keime können sie uns
helfen.
Wir nutzen Heilpflanzen zur Vorbeugung und Behandlung. Wir verwenden sie als Tees oder Tinkturen,
wir stellen Extrakte her. Heilpflanzen helfen uns besonders bei der Behandlung von Alltagsbeschwerden
als Tee oder als Umschlag, oft auch zu Bädern und zur Inhalation. Wir nutzen einzelne Bestandteile, zum
Beispiel die ätherischen Öle, oder die ganze Pflanze. Wir können sichere und standardisierte Drogen in
der Apotheke kaufen. Aber wir nehmen uns damit die Freude am Lernen, am Entdecken beim Sammeln
in der Natur. Wissen über die Pflanzen, wie sie gesammelt, getrocknet, gelagert und genutzt werden,
ist eine Voraussetzung. Und natürlich sammeln wir die Kräuter dort, wo sie möglichst ohne Umwelt-
verschmutzung wachsen konnten.
In einer losen Artikelfolge möchten wir Ihnen in den folgenden Ausgaben der Zeitschrift einige Pflanzen
und ihre Anwendung vorstellen.
Beginnen wir mit meiner Namensvetterin, der Linde.
In der Phytotherapie verwenden wir die Blüten. Aber vor der Blüte, wenn die jungen Blättchen sich ge-
rade entwickeln, dann lohnt es sich, aus den Blättern einen gesunden und wohlschmeckenden Salat zu
bereiten. Darauf freut sich meine Familie jedes Jahr. Wir sammeln die voll aufgeblühten Blütenstände
kurz nach dem Aufblühen. Anschließend werden die Blüten möglichst schnell getrocknet und in ver-
schlossenen Gläsern aufbewahrt. Flavonoide und ätherisches Öl interessieren uns besonders.
Wir bereiten uns den wunderbar duftenden Tee bei Erkältungen zu. Die Abwehrkräfte werden aktiviert.
Wenn wir also durchgefroren nach Hause kommen, so nutzt uns der Tee auch zur Vorbeugung. Es wird
uns nicht schwerfallen, diesen Tee zu genießen. Mit etwas Honig gesüßt, schmeckt er wunderbar.
8 9 10
Ein anderes Heilkraut möchte ich Ihnen besonders ans Herz legen: den Thymian. Thymian wirkt wirklich
in Richtung eines Antibiotikums. Wir verwenden das ganze blühende Kraut. Wenn Sie sich dieses von
ihrer Reise im Mittelmeerraum mitbringen, so ist das ein duftendes Souvenir, das Sie zu Hause zurück-
bringt in den Urlaub. Sie können Thymian aber auch im Garten oder auf der Fensterbank ziehen. Das
ätherische Öl entfaltet eine krampflösende Wirkung und wirkt desinfizierend. Besonders Bronchien,
Lunge sowie Magen und Darm profitieren.
Mit dem Salbei möchte ich diesen Artikel abschließen. Diese Heil- und Gewürzpflanze sollte in keinem
Garten fehlen. Salbei ist eine der ältesten bekannten Heilpflanzen. Für den Tee nutzen wir die Blätter.
Mit ein paar Blüten wird jeder Salat attraktiver. Auch beim Salbei steht die krampflösende und desin-
fizierende Wirkung im Vordergrund. Wenn sich das Zahnfleisch entzündet, wenn es im Hals zu kratzen
beginnt, dann ist ein Salbeitee das Mittel der Wahl. Auch hier kann man mit etwas Honig süßen. Wenn
40 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Sie stillen, sollten Sie keinen Salbeitee trinken, es sei denn, Sie wollen das Stillen beenden. Salbei ver-
wenden wir auch bei starkem Schwitzen, zum Beispiel als Fußbad bei Schweißfüßen.
SPRECHEN 10
Phytotherapie und andere naturheilkundliche Verfahren bei uns
Tauschen wir uns nun noch einmal abschließend aus. Tun Sie dies paarweise oder in der Gruppe. Wenn
Sie allein lernen, wählen Sie bitte den halblauten Monolog.
Resümieren Sie zuerst die Informationen des Lesetextes:
Wäre es nicht interessant, die Verwendung der Heilpflanzen in unseren Kulturen zu vergleichen? Wel-
che Übereinstimmungen und welche Unterschiede gibt es? Wir können das zum Beispiel bei Wikipedia
ausprobieren, indem wir Information zur selben Pflanze in verschiedenen Sprachen aufsuchen. Fremd-
sprachenlernen ist eben toll!
Tauschen Sie sich über Ihre Erfahrungen mit der Phytotherapie in Ihrer Alltagskultur aus. Was wird in
Ihrer Familie verwendet und wofür? Haben Sie persönliche Erfahrungen und Empfehlungen?
Kennen Sie andere naturheilkundliche Verfahren? Wie ist deren Stellung in der medizinischen Praxis, die
Sie kennen? Wie stehen Sie selbst zu bestimmten Verfahren? Wer wendet in Ihrem Land naturheilkund-
liche Verfahren an? Unter welchen Bedingungen? Wie sehen Sie die Perspektive für naturheilkundliche
Verfahren? Sind diese Bestandteil der Ausbildung bzw. sollten sie es sein? …
QUELLENVERZEICHNIS
Wofür die Deutschen zum Heilpraktiker gehen. YouGov statista.
https://de.statista.com/infografik/10337/nutzung-von-naturheilverfahren/ (CC-BY-ND) [18.10.2019]
Dr. Zimmer, Gerd: Vortrag EOI Figueires, Katalonien, Spanien, 25. Oktober 2016, adaptiert für HELP2. (CC-BY-SA 4.0)
[18.05.2020]
BILDQUELLEN
1 Maria Costa Pau: Kontaktfreudiger Schmetterling. (CC-BY-SA 4.0) [18.05.2020]
2 Gerd Zimmer: Acker in der Stadt. (CC-BY-SA 4.0) [21.05.2020]
HELP2 Lernbaustein 2 / Naturheilkunde 41
AUDIOSKRIPTS
VIDEOCLIP 1
Interview – Welches Konzept steht hinter der Naturheilkunde?
Eva Apfel: Frau Linde, Sie sind als Heilpraktikerin in Deutsch- Es gibt verschiedene Interpretationen und Zuordnungen.
land zugelassen. Gibt es hierfür in Deutschland formale Der Begriff Naturheilverfahren wird inflationär in der Me-
Voraussetzungen? dizin gebraucht. Manchmal werden esoterische Ansätze als
Rosa Linde: Ja. Ich musste in einer schriftlichen und münd- Naturheilkunde verkauft. Esoterik ist überhaupt nicht mein
lichen Prüfung medizinische Kenntnisse nachweisen. Die Ding.
Kenntnisüberprüfung erfolgt vor dem Gesundheitsamt. Ich Viele Menschen sehen sich nach „natürlichen Behandlungs-
hatte aber gute Voraussetzungen, weil ich vorher als Kran- ansätzen“ um. Das ruft auch Scharlatane auf die Bühne. Die-
kenschwester gearbeitet habe. Heilpraktiker dürfen mehr se behaupten, mit besonderem Vorgehen, mit besonderen
als eine Krankenschwester. Sie dürfen Diagnosen stellen, Kräften, mit bestimmten Mixturen … heilen zu können. Sie
Untersuchungen durchführen, ein Behandlungskonzept er- arbeiten oft im Verborgenen und machen sich strafbar. Es
stellen und umsetzen … Aber Heilpraktiker haben weniger schadet dem Ruf derer, die seriös mit Verfahren der Natur-
Befugnisse als ein Arzt. Heilpraktiker dürfen keine verschrei- heilkunde arbeiten. Das sind Heilpraktiker und Ärzte. Aber
bungspflichtigen Medikamente verordnen. Sie müssen zum Sie wissen ja, auch bei den Ärzten gibt es solche und solche
Beispiel Infektionskrankheiten sehr gut erkennen können, da und auch bei uns Heilpraktikern ist das nicht anders. Wir
sie bestimmte Krankheiten nicht behandeln dürfen. Wir sind Heilpraktiker dürfen keine Heilung versprechen, das wäre
in Deutschland mehr als 40.000 Heilpraktiker. nicht seriös. Aber wir tun alles, um dem Patienten zu helfen,
Eva Apfel: Und wissen Sie, wie es in der Schweiz und in so wie die Ärzte auch. Ganz wichtig ist für mich, dass wir
Österreich aussieht? unsere Grenzen kennen und dort aufhören, wo schulmedi-
zinische Hilfe notwendig ist.
Rosa Linde: In der Schweiz gibt es die „Höhere Fachprüfung
für Naturheilpraktikerin und Naturheilpraktiker“. In Öster- Eva Apfel: Das ist schon mal sehr interessant. Aber bitte
reich dürfen nur Ärzte die Heilkunde ausüben. sagen Sie, was steht genau hinter dem Konzept der Natur-
heilkunde?
Eva Apfel: Was zeichnet die Naturheilkunde aus, was ist das
grundlegende Konzept? Das Handy klingelt.
Rosa Linde: Zuerst möchte ich sagen, dass der Begriff einen Frau Linde: Guten Morgen. Einen kleinen Moment bitte, ich
falschen Eindruck erwecken kann. Wenn wir von „Kunde“ habe Besuch …
sprechen, könnte man denken, dass es sich um ein gesicher- Entschuldigung, ich bin gleich wieder da.
tes theoretisches Gebäude handelt. So wie Naturkunde.
Aber das gilt für die Naturheilkunde nicht.
VIDEOCLIP 2
Interview – Welches Konzept steht hinter der Naturheilkunde?
Rosa Linde: Entschuldigen Sie. Das war eine Patientin. Wir halten. Ich stelle Ihnen meine Sicht vor. So denken auch die
Heilpraktiker unterliegen nach unserer Berufsordnung der Kollegen, mit denen ich zu tun habe.
Schweigepflicht. Darum bin ich hinausgegangen. Wo waren Wir gehen davon aus, dass äußere und innere Einflüsse
wir stehen geblieben? nicht ein Organ betreffen, sondern den Organismus als
Eva Apfel: Kein Problem, Frau Linde. Wir waren bei der Fra- Ganzes. „Ganzheitlicher Ansatz“ wäre eine Überschrift. Ein
ge, was die Naturheilkunde auszeichnet. Symptom, ein Schmerz, eine Dysfunktion, die sich an einer
Rosa Linde: Ja genau. Was zeichnet die Naturheilkunde aus? Stelle des Körpers manifestiert, kann ihre Ursache ganz
Auch da werden Sie sicher unterschiedliche Antworten er- woanders haben.
42 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Mit Medikamenten ist es oft leicht, Symptome zu unter- oft aus? Es gibt Patienten, die gehen zum Arzt wie in den
drücken. Alles wieder prima? Gar nicht, denn ich habe die Supermarkt. Herr Doktor, das ist mein Problem, gib mir mal
Ursache nicht erkannt und nicht behandelt. Das werfen wir ein Pillchen, damit das wieder in Ordnung kommt. Was, soll
manchmal Schulmedizinern vor, dass sie Symptome behan- ich Sport machen? Ich soll mit dem Rauchen aufhören, mei-
deln, aber nicht die Ursachen der Erkrankung. ne Ernährung umstellen? Ich möchte diese Pillen, die haben
Eva Apfel: OK. Sie sagen also: Wir müssen Ursachen behan- mir doch bisher gut geholfen, die möchte ich wieder. Das ist
deln und nicht Symptome unterdrücken. Aber Ärzte suchen nicht der Ansatz des Heilpraktikers und natürlich auch nicht
auch nach Ursachen … der Ansatz jeden guten Arztes. Der Patient soll Verantwor-
tung übernehmen.
Rosa Linde: Ja, das will ich gar nicht bestreiten. Aber sehen
Sie, es ist toll, dass wir Spezialisten haben. Wir haben den Eva Apfel: Immer wieder wird gesagt, dass für die Wirk-
Orthopäden, die Internistin, den Dermatologen, die Psycho- samkeit bestimmter Praktiken und Verordnungen der Natur-
login … da ist sehr viel spezielles Wissen und Kompetenz. heilkunde der wissenschaftliche Beweis fehlt. Warum gibt
es den denn nicht, wenn es angeblich so gut funktioniert?
Wir dürfen nur nicht vergessen, dass jeder Teil des Organis-
mus mit dem Gesamtsystem verbunden ist. Darmprobleme Rosa Linde: Uff, das ist ein großes Thema. Wissen Sie, was
können Depressionen auslösen. Wird der Psychologe daran so eine wissenschaftliche Studie kostet? Und eine einzelne
denken? Hat das der Internist auf dem Schirm? Für mich gilt Studie würde ja nicht reichen, viele Ansätze sind so anders,
als Leitsatz das Prinzip der Ganzheitlichkeit bei der Diagno- stellen etablierte Modelle und Erfahrungen infrage. Solche
sestellung und der Therapie. ungewöhnlichen Behauptungen zu beweisen, ist wahnsinnig
aufwändig.
Eva Apfel: Macht das nicht auch die Psychosomatik?
Dann sind wieder viele naturheilkundliche Therapien so ein-
Rosa Linde: Ja, hier werden psychische Faktoren ebenfalls fach und gleichzeitig wirksam, dass damit kein großes Geld
berücksichtigt. Das ist ein guter Ansatz für das Ganzheits- zu verdienen ist. Die Pharmaindustrie will aber mit ihren
prinzip, aber eben nur ein Teil davon. Die Umwelt mit ihren Medikamenten verdienen. Mit den teuren Untersuchungs-
vielen Einflüssen muss berücksichtigt werden. Ein Beispiel, geräten und den Untersuchungen selbst wird unendlich viel
wie verbunden und komplex alles ist. Wir gehen davon aus, Geld verdient. Da gibt es eine sehr, sehr starke Lobby. Die
dass die Organe ihre Widerspiegelung auf der Haut haben. haben wir nicht. Im Gegenteil.
Eva Apfel: Organe haben einen Spiegel auf der Haut …? Manchmal frage ich mich, ob jeder Untersucher noch die
Rosa Linde: Genau. Bestimmte Hautabschnitte haben über manuellen Untersuchungstechniken gut beherrscht oder
die Nerven eine Beziehung zu inneren Organen. Das sind lieber gleich zum MRT greift.
die Headschen Zonen. Die Erkrankung des betreffenden Solange wir den Nachweis nicht erbringen können, aber se-
Organs führt zu Schmerzen im korrespondierenden Haut- hen, dass unser Ansatz funktioniert, halte ich es mit dem
gebiet. Das nutzen wir, Ärzte übrigens auch. Zum Beispiel Spruch von Hippokrates: Wer heilt, hat recht.
bei der Diagnostik.
Liebe Frau Apfel, ich muss jetzt leider Schluss machen, in
Andere Heilpraktiker sehen Beziehungen von Organen zu zehn Minuten kommt die nächste Patientin. Wenn Sie möch-
Punkten auf der Fußsohle. Sie stimulieren diese Punkte ten, treffen wir uns gern wieder. Wir können weitere Fragen
durch Massage der Fußsohlen mit einer speziellen Druck- auch telefonisch besprechen. Rufen Sie mich an.
technik oder anderen speziellen Massagetechniken.
Eva Apfel: Vielen Dank, jetzt habe ich eine erste Vorstellung
Eva Apfel: Und Medikamente lehnt die Naturheilkunde ab? darüber, was Naturheilkunde bedeutet. Aber ja, ich hätte
Rosa Linde: Nein. Schauen Sie doch auf die Phytotherapie, noch viele Fragen. Vielen Dank für Ihre Einladung für ein
mein Hauptaktionsgebiet. Aber wie sieht es im Arztzimmer weiteres Gespräch. Ich rufe Sie an.
HÖRVERSTEHEN 1
Rosa Linde: Naturheilpraxis Rosa Linde, guten Morgen ... so viele praktische Dinge, auf die Ernährung, die Luft, den
Eva Apfel: Guten Morgen. Hier ist Eva Apfel. Ich wollte mich Boden, unser Wasser, den Umgang mit Elektrosmog, die
bei Ihnen … bei Dir für die Korrekturen bedanken. chemischen Produkte … Und dann vielleicht noch ein oder
zwei Praktiken der Naturheilkunde …
Rosa: Bleiben wir beim Du? Keine Ursache, Eva. Der Artikel
gefällt mir ansonsten gut. Eva: Das finde ich gut. Vielleicht ein bisschen mehr zur Phy-
totherapie, die ja Dein Schwerpunkt ist und die ja auch von
Eva: Das ist schön. Weißt Du, ich habe im Internet so viel
der Schulmedizin anerkannt ist.
Widersprüchliches gefunden. Ich weiß gar nicht, worüber
ich jetzt wie schreiben soll. Gut, dass ich Dich habe. Rosa: Ja, gern. Ich habe zum ganzheitlichen Ansatz vor ein
paar Wochen einen Vortrag gehalten. Das Manuskript habe
Rosa: An Deiner Stelle würde ich gar nicht in Therapiedetails
ich noch. Soll ich es Dir schicken?
gehen. Ich würde generell noch etwas beim ganzheitlichen
Ansatz bleiben. Was bedeutet es, von der Einheit von Um- Eva: Das wäre ganz toll.
welt, Körper und Psyche auszugehen? Da kommen wir auf
HELP2 Lernbaustein 2 / Naturheilkunde 43
Rosa: Mache ich. Wir können dann ja noch darüber spre- Rosa: Für Dich auch, Eva. Tschüss.
chen, nachdem Du es gelesen hast. Eva: Tschüss, mach’s gut.
Eva: Prima. Dann – einen schönen Tag, Rosa.
HÖRVERSTEHEN 2
Rosa Lindes Vortrag „Mein ganzheitlicher Behandlungsansatz“ Teil 2
Ich habe mich über Ihre vielen Fragen und Anregungen in Wünschen wir zum Geburtstag nicht immer vor allem
der Vortragspause gefreut. Auf einige Fragen möchte ich Gesundheit? Dann sollten wir auch danach handeln! Ich
nun im Folgenden eingehen. komme später noch einmal zur Ernährung zurück.
Viele Besucher des Vortrags haben gesagt, dass sie „natür- Ich gehe davon aus, dass der Mensch ein energetisches Sys-
liche“ Alternativen und Ergänzungen zu chemischen Medi- tem ist. Oft spürt man ja auch die Energie, die von einem
kamenten und zur „Apparatemedizin“ suchen. Menschen ausgeht. Wir sind dann wie elektrisiert, fühlen
Ich sehe mich nicht als Gegnerin der Schulmedizin, sondern uns angezogen oder auch abgestoßen, falls negative Energie
glaube, dass beide dort tätig sein können und müssen, wo es von der Person ausgeht. Ich bin überzeugt, dass wir mit ei-
den größten Nutzen für den Patienten bringt. Es wäre schön, ner bestimmten Frequenz elektrisch schwingen. Ich glaube,
wenn beide Seiten besser zusammenarbeiten würden. Das dass die Aura eines Menschen wirklich existiert. Einige ha-
sehe ich auch für die Zukunft. Immer mehr deutsche Ärzte ben versucht, diese mit Bildern sichtbar zu machen. Ich bin
nutzen die Naturheilkunde. Mich freut, wenn das Fach Natur- überzeugt, dass elektromagnetische Wellen, Elektrosmog
heilkunde auch für Medizinstudenten an der Uni angeboten aus meiner Umwelt, dass all diese Strahlen Einfluss auf mei-
wird. Das trägt zur Diskussion und besseren Information bei. ne Schwingungen haben können.
Vor der Pause hatten wir über Umwelteinflüsse gesprochen. Das Militär hat mit starken Strahlen experimentiert, um da-
Dort möchte ich gern anschließen. mit den Gegner zu manipulieren. Man kann offenbar Angst
und Schmerzen je nach Strahlung erzeugen. Das sind sicher
Wir nehmen viele Stoffe auf, die unserem Körper nicht gut-
sehr starke Strahlen. Aber ab wann wirkt es? Was machen
tun. Bestandteile von Medikamenten, Antibiotika aus der
wir? Wir setzen uns freiwillig immer mehr Strahlung aus,
industriellen Tierhaltung, Geschmacksverstärker, Konser-
ohne dass wir bisher genau wissen, was diese Strahlung mit
vierungsstoffe ... Diese Substanzen müssen wieder hinaus,
uns macht.
über Darm und Urin ausgeschieden werden.
Ich habe ein Smartphone, aber nutze keine Mikrowelle. Ich
Auch das Säure-Basen-Gleichgewicht muss stimmen. Wir
mag keine Kabel in der Wohnung, aber verzichte trotzdem
essen aber zu viel, was Säure produziert, Fleisch, Zucker …
auf Bluetooth.
Der Körper schafft es nicht mehr, das alles über Stuhl und
Ich schalte nachts mein Handy aus oder auf Flugmodus. Ich
Urin abzutransportieren. Wo bleibt es dann?
trage es nicht am Körper, wenn es nicht sein muss, schon
Es wird in den Zellen, im Gewebe, abgelagert. Wir wer- gar nicht in der Brusttasche über dem Herzen.
den sauer. Wir Naturheilkundler sagen aber: Krebs wächst
Als ich neulich eine Freundin besuchte, kam ich dazu, wie
im sauren Milieu. Wenn wir das verhindern wollen, dann
sie ihr Baby gestillt und dabei mit dem Handy gesurft hat.
müssen wir uns entsprechend ernähren. Gemüse, Obst,
Ich wollte es kaum glauben.
wenig hochwertiges Fleisch. Ja, hochwertiges Fleisch, kein
Billigfleisch. Ich empfehle Ihnen, auf Geräte und Funktionen zu verzich-
ten, die nicht notwendig sind.
Wenn wir Gifte in unserer Nahrung nicht wollen, Herbizide,
Insektizide … dann müssen wir eben Bio-Produkte kaufen. Noch einmal zur beliebten Mikrowelle. Die Hersteller
Warum achten wir auf hohe Qualität, wenn wir die beste bestreiten eine Gefahr, Wissenschaftler weisen auf Gefahren
Waschmaschine, den besten Fernseher kaufen wollen? Und hin.
beim Einkauf im Supermarkt gucken wir nach dem billigsten Wir wissen nicht, wie sich die chemische und molekulare
Angebot. Für uns selbst, unseren einmaligen Körper, sind wir Struktur der Lebensmittel in der Mikrowelle verändert. Ich
bereit, das oft schlechteste Angebot zu akzeptieren. vermeide die Gefahr, solange das nicht klar ist.
Stimmt da irgendetwas nicht, ist der Fernseher wichtiger als
unsere Gesundheit?
HÖRVERSTEHEN 3
Rosa: Naturheilpraxis Rosa Linde, guten Tag. Eva: Ja, ging prima. Ich habe auch noch nach Informationen
Eva: Hallo Rosa, ich bin es, Eva. zur Strahlung im Internet recherchiert. Da gibt es die Mei-
Rosa: Hallo Eva, schön Dich zu hören. Konntest Du etwas mit nung von Wissenschaftlern, einige sagen, da ist eine Gefahr,
meinem Mitschnitt des Vortrags anfangen? andere sagen, da ist keine.
44 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Und die Versicherung der Hersteller, die natürlich sagen, Rosa: Weil natürliches Sauerkraut ein Festessen für den
alles kein Problem. Darm ist. Und der Darm ist unser wichtigstes Immunorgan.
Die praktische Konsequenz ist, dass ich keine neue Mikro- Eva: Da sind wir bei meinem Thema. Ich wollte Dich fragen,
welle kaufe und mein Handy nachts auf Flugmodus stelle. ob Du noch ein bisschen mehr zur Ernährung aus naturheil-
Bei Nahrungsmittel habe ich immer schon möglichst Bio kundlicher Sicht sagen kannst. Da gibt es viele Unsicherhei-
gekauft und fast nur weißes Fleisch, Geflügel und Fisch. ten bei unseren Lesern, Margarine, Butter, Cholesterin …
Rosa: Es ist schlimm aber wahr, dass manche Wissenschaft- Rosa: Mache ich gern. Ich schicke Dir mal was zum Lesen.
ler von Konzernen bezahlt werden, damit sie entsprechende Eva: Das ist toll. Du, es klingelt, meine Mutter kommt heute
Gutachten machen … bei den Lebensmitteln … wichtig ist, zu Besuch.
dass Lebensmittel möglichst nicht verarbeitet sind. Als ich
Rosa: Dann viel Spaß, bis bald.
zum Urlaub in der Slowakei war, da gab es wunderbares
Sauerkraut, nicht pasteurisiert, bei uns ist es fast immer Eva: Danke, bis bald.
pasteurisiert und die Milchsäurebakterien sind tot.
Eva: Und warum ist das wichtig?
HÖRVERSTEHEN 4
Rosa: Hallo Eva, so früh? es garantiert zur Diskussion mit kontroversen Meinungen.
Eva: Guten Morgen, Rosa, ja, wir haben eine Beratung in Dazu habe ich keine Zeit und das kann ich auch nicht alles
der Redaktion. kompetent beantworten.
Zu den Artikeln über Umweltfaktoren und vor allem zur Mi- Eva: Ja, das verstehe ich. Gut, machen wir etwas zur Phyto-
kroplastik und zum Thema Ernährung haben wir sehr viele therapie? Und was hast du noch gesagt, was für ein Training?
positive Lesermeinungen erhalten. Rosa: Autogenes Training, ein Entspannungstraining. Au-
Rosa: Das freut mich. Machen wir noch etwas? togenes Training ist ein auf Autosuggestion basierendes
Entspannungsverfahren. Der deutsche Psychiater Johannes
Eva: Die Artikelserie soll erst einmal abgeschlossen werden. Heinrich Schultz hat es aus der Hypnose entwickelt. Das war
Später im Jahr möchten wir die Information vertiefen. Der schon Mitte der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Chefredakteur möchte etwas zum Antibiotikaeinsatz und
der Entstehung multiresistenter Keime machen. Es ist doch Als ich noch Krankenschwester war und nach einem stressi-
ein Wahnsinn, dass Antibiotika so massiv in der industriellen gen Tag abends nicht zur Ruhe kam, da habe ich es gelernt.
Landwirtschaft eingesetzt und viel zu oft bei Kleinigkeiten Du erzeugst selbst die Entspannung von innen heraus. Funk-
von Ärzten verschrieben werden. An diesen Keimen sterben tioniert auch nach der Einheit Psyche und Körper. Hier hät-
weltweit jedes Jahr 700.000 Menschen. Da muss man doch ten wir kein Problem mit Kontroversen. Das Verfahren ist
etwas machen! Das ist ja gefährlicher als Covid-19! eine anerkannte Methode der Psychotherapie.
Aber zurück zu Dir. Uns fehlt jetzt noch etwas zu Praktiken Eva: Klingt interessant. Ich kann oft auch nicht abschalten…
der Naturheilkunde. Rosa: Nächste Woche beginnt ein neuer Kurs, du kannst
Rosa: Ich hatte Dir ja schon gesagt, dass ich mich da nicht öf- gern kommen. Ich schicke dir die Informationen.
fentlich in Eurer Zeitschrift in kontroverse Diskussionen ein- Eva: Prima, ich bin neugierig. Und schreibst du mir eine hal-
mischen möchte. Ich mache Phytotherapie und Anleitungen be Seite zur Phytotherapie?
zum autogenen Training, das würde ich machen. Guck mal, Rosa: Mache ich bis nächsten Montag und du lädst mich
das Internet ist voll von Informationen zur Hydrotherapie, zum Kaffee ein?
zu medizinischen Bädern, zur Traditionellen Chinesischen
Medizin, zu Akupunktur, zur Aromatherapie, Ernährungs- Eva: Abgemacht. Bis bald.
therapie, Fasten, zu Homöopathie … Rosa: Tschüss, Eva, einen schönen Tag.
Das geht gar nicht alles, da bin ich auch nicht kompetent.
Und wenn wir das in der Zeitschrift machen, dann kommt
Lösungen
SCHREIBEN 1
Rosas E-Mail an Eva Apfel
1. In der Schweiz gibt es die sogenannte „Höhere Fachprü- 3. Heilpraktiker dürfen keine verschreibungspflichtigen
fung für Naturheilpraktikerin und Naturheilpraktiker“. Medikamente verordnen.
2. In Deutschland gibt es mehr 40.000 Heilpraktikerinnen 4. Rosa geht davon aus, dass äußere und innere Einflüsse
und Heilpraktiker. nicht ein Organ betreffen, sondern den Organismus als Ganzes.
HELP2 Lernbaustein 2 / Naturheilkunde 45
SCHREIBEN 2
Für welche Beschwerden würden Deutsche zum Heilpraktiker gehen?
Lösungsangebot:
Fast jeder zweite Deutsche (46 Prozent) hat schon einmal der Befragten hierfür naturheilkundliche Heilmethoden in
Naturheilverfahren ausprobiert. Das ist das Ergebnis einer Erwägung ziehen. 35 Prozent würden bei Rückenschmerzen
Umfrage von YouGov und Statista. 13 Prozent der Befragten und 32 Prozent bei Magen-Darm-Beschwerden Naturheil-
gaben darin an, regelmäßig naturheilkundliche Heilmetho- verfahren ausprobieren.
den zu nutzen. Bei schweren Erkrankungen wie Krebs oder Herzleiden
Der häufigste Anlass, für den die Deutschen zum Heilprak- vertrauen die Deutschen jedoch eher der Schulmedizin:
tiker gehen würden, ist dabei die Behandlung einer Mig- Laut der YouGov-Umfrage würden lediglich zehn Prozent der
räne: Wie die Grafik von Statista zeigt, würden 38 Prozent Deutschen hierbei einen Heilpraktiker aufsuchen.
HÖRVERSTEHEN 1
Eva Apfel telefoniert mit Rosa Linde zes einsteigen und auf den Einfluss der Umwelt auf unsere
1 Welches Problem hat Eva in Bezug auf weitere Artikel Gesundheit. Sie würde auch noch eine oder zwei Naturheil-
zum Thema Naturheilkunde? praktiken, die nicht kontrovers diskutiert werden, näher
beschreiben.
Eva hat im Internet recherchiert und sehr viele wider-
sprüchliche Informationen gefunden. 3 Auf welcher Grundlage wollen Sie den Vorschlag
umsetzen?
2 Was schlägt Rosa vor?
Rosa schickt Eva das Manuskript eines Vortrags, den sie ge-
Rosa würde nicht auf bestimmte Therapien und Details
halten hat. Sie wollen dann auf Grundlage des Manuskripts
eingehen, wenn es dazu unterschiedliche Positionen gibt.
wieder sprechen.
Sie würde tiefer in das Thema des ganzheitlichen Ansat-
– Deine Nähe tut mir gut. – Der macht sich vor Angst in die Hose.
– Wenn er sie sieht, schlägt sein Herz schneller. – Er wurde schreckensbleich.
– Sie wurde rot, als er sagte, dass er sie liebt. – Das schlägt mir auf den Magen.
– Dieser Chef macht mich krank! – Da kommt einem die Galle hoch.
– Die Aufgabe bringt mich ins Schwitzen. – Wenn du das machst, wird er sauer.
Welche Beziehung hat der Boden zu uns? Welche Probleme für die Gesundheit können auftreten? / 5
Der Boden bestimmt über den Gehalt an Mineralien, wie Pestizide und Herbizide bringen Gift in die Böden. Auch
wertvoll die Pflanzen für unsere Ernährung sind und den kleinste Plastikteilchen, so genannte Mikroplastik. Die-
Geschmack. Es besteht ein zunehmender Mangel natür se Substanzen gelangen in Pflanzen, Flüsse, Seen und das
licher Mineralstoffe in den Böden durch intensive Nutzung. Grundwasser. Wir nehmen diese Gifte, Arzneirückstände,
Die Pflanzen haben immer weniger natürliche Nährstoffe, Chemikalien mit der Nahrung auf.
die wir aber benötigen.
Luft und Klima. Was meinen Sie, welche Auswirkungen haben Klimawandel und Luftverschmutzung auf
unsere Gesundheit? / 6
Durch den Klimawandel erobern Krankheiten neue Regionen Erhöhte Luftverschmutzung führt zu Atemwegserkrankun-
(Mücken, Zecken …) gen und Herz-Kreislauf-Belastung.
Allergiepflanzen verbreiten sich. Es gibt eine längere Saison Verringerung Ozonschicht führt zu mehr UV-Strahlen – die
für Pollen und neue Pflanzen, die Pollen verbreiten – Haut altert schneller, Hautkrebs wird begünstigt.
Allergien nehmen zu.
Welchen Einfluss hat die vom Menschen erzeugte Umwelt auf uns, zum Beispiel die Technik, denken Sie
an Energie und Strahlung und welche Gefahr sieht Rosa durch chemische Produkte … / 7
Es gibt das sogenannte Aktionspotenzial in Nerven- und Aber was ist mit nicht kontrollierter Strahlung, die immer
Herzzellen, elektrische Impulse. Wir sagen, manche Leute mehr zunimmt? Es gibt immer mehr Strahlung durch Sen-
besitzen eine starke „Aura“, was meinen wir damit? Was demasten, 5G, Bluetooth …
ist eigentlich der „Heiligenschein“ auf Bildern, was soll er Mikroplastik sind Plastikteilchen, die kleiner als 5 mm
darstellen, haben wir das mal gefragt? Soll er Energie dar- sind. Oft sind sie sehr klein und werden zum Beispiel für
stellen? Peeling-Produkte und Zahnpasta genutzt. Sie sind aber
Was passiert bei unseren erregbaren Zellen, wenn elektro- auch in Shampoos und Badezusätzen. Die Zutatenliste
magnetische Strahlung von außen auf sie trifft? Der Einfluss hilft oft nicht. Wir müssen Produkte kaufen, auf denen
von Strahlung, elektromagnetischen Feldern und Elektro- steht „ohne Mikroplastik“, wenn wir etwas für uns und
smog wird kontrovers diskutiert. Es gibt noch wenige For- unseren Planeten tun wollen. Mikroplastik entsteht aber
schungsergebnisse. Oder sind diese nicht erwünscht, weil auch dadurch, dass große Plastikteile durch Wellen und
sie Kaufanreize negativ beeinflussen könnten? Sonne immer kleiner werden. Im Meer sammeln die
Führen elektromagnetische Felder durch Handy, WLAN, kleinen Plastikteilchen Giftstoffe. Dann werden sie von
Mikrowelle… zu Interferenzen mit den Energieflüssen in den Fischen aufgenommen und kommen auf unseren
unserem Körper und können das energetische Gleichgewicht Teller. Mikroplastik ist im Körper, wurde sogar in der
stören? Muttermilch gefunden. Auf der Webseite des BUND –
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, finden Sie
Wir wissen: Der Nervus Vagus kann durch bestimmte Fre-
viele Informationen zu diesem Thema. Zum Beispiel unter
quenzen stimuliert werden – Personen fühlen sich wohl oder
https://www.bund.net/meere/mikroplastik/.
bekommen Angst. Diese Erkenntnis wird als Therapie bei
Depressionen angewandt.
Lernbaustein 3
Geburtshilfe
Wann kommt das Baby?
Autoren
Hana Sobotková, Lukáš Merz
EINFÜHRUNG
Dieser Lernbaustein behandelt das Thema Geburtshilfe. Schwerpunkt ist die Kommunikation mit schwan-
geren Frauen. Ziel ist es, die Sprachkenntnisse von Studierenden und anderen Personen in Gesundheits-
berufen weiter zu entwickeln, damit sie frei und sicher mit den Patienten auf Deutsch kommunizieren
können. Das Modul soll auch zum weiteren Studium motivieren. Die ausgewählten Themen behandeln
Schwangerschaft, Geburt und Betreuung des Neugeborenen. Natürlich können hier nicht alle Bereiche
der Geburtshilfe im Detail berücksichtigt werden, aber die entwickelten Sprachkompetenzen können
als solide Basis für das weitere Studium und die Praxis benutzt werden.
HÖREN 1
Wichtige Wörter und Wendungen
Die folgenden Wörter und Wortgruppen sind Bausteine für die erfolgreiche Kommunikation zum Thema
Geburtshilfe. Sie werden Ihnen helfen, Inhalte zu verstehen und selbst Sätze zu bilden.
LESEN 1
Das Wesentliche kennen
1. L esen Sie den Text und achten Sie darauf, dass Sie die Terminologie und die Vokabeln
verstehen.
Das weibliche Geschlechtssystem besteht aus Organen, die – zusammen mit den männlichen Organen
– für die Fortpflanzung sorgen. Beide Systeme bestehen aus äußeren und inneren Organen und befin-
den sich im Unterbauch und im Becken. Weibliche Organe ermöglichen Eizellenproduktion. Sie bieten
einen Ort für die Befruchtung oder Empfängnis und unterstützen die Entwicklung und das Wachstum
des befruchteten Eies. Sie schützen und nähren es, bis das Embryo und später der Fötus entbunden ist.
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 49
Die männlichen Hoden produzieren Spermien, die beim Geschlechtsverkehr in der Vagina (auch Scheide
genannt) freigesetzt werden. Der folgende Text beschreibt die äußeren und inneren Organe, die das
weibliche Fortpflanzungssystem bilden.
Zu den äußeren weiblichen Genitalien gehören der Scheideneingang und die Klitoris (auch: der Kitzler),
die von Hautfalten umgeben sind, die als innere (kleine) und äußere (große) Schamlippen bezeichnet
werden. Diese Organe bedecken und schützen die Vaginalöffnung und werden zusammen als Vulva
bezeichnet.
Die inneren Organe sind die Scheide, der Uterus (oder die Gebärmutter), die Eileiter und die Eierstöcke.
Die Gebärmutter ist ein hohles, birnenförmiges Organ. Sie hat eine Muskelwand, die sich während der
Schwangerschaft ausdehnen kann, um den Fötus aufzunehmen. Die Gebärmutterhöhle ist mit dem
Endometrium, einer weichen Schleimhaut, ausgekleidet. Der untere Teil der Gebärmutter wird als
Gebärmutterhals (die Zervix) bezeichnet und ragt in die Vagina hinein. Die Scheide ist an der Vaginal-
öffnung befestigt und verbindet die Gebärmutter mit der Körperöffnung.
Auf jeder Seite der Gebärmutter befindet sich ein Eierstock. Die Eierstöcke sind durch Bänder an der
Gebärmutter befestigt. Ihre Funktion ist es, die Eizellen und die Hormone Östrogen und Progesteron
zu produzieren. Normalerweise wird während des Ei-
sprungs nur eine Eizelle aus den Eierstöcken freigesetzt.
Das Ei gelangt dann in die Eileiter, wo es durch Spermien
befruchtet werden kann. Wenn keine Befruchtung statt-
findet, erreicht die unbefruchtete Eizelle die Gebärmut-
ter. Dort zersetzt sie sich und wird während der Periode
zusammen mit dem Menstruationsblut aus dem Körper
entfernt.
Wenn ein Spermium die Eizelle erreicht und eine
Befruchtung stattfindet, wird die DNA der männlichen
und weiblichen Zellen kombiniert. Die befruchtete
Eizelle implantiert sich in die Uteruswand und ein Em
bryo beginnt sich zu entwickeln. Nach 8 Wochen wird es
1
Fötus genannt. Die 9-monatige Entwicklungsperiode des
Fötus wird als Schwangerschaft bezeichnet.
2. Beschriften Sie nun das Bild mit den fett gedruckten Wörtern.
A ............................................................................ F ............................................................................
B ............................................................................ G ............................................................................
C ............................................................................ H ............................................................................
D ............................................................................ I ............................................................................
E ............................................................................
4. Die Flüssigkeit, die monatlich aus dem Körper einer Frau freigesetzt wird, wenn keine
Befruchtung stattfindet ...................................
5. Eine dünne Schicht, die das Innere der Gebärmutter bedeckt ...................................
6. Der Begriff für ein Lebewesen, das sich 8 Wochen im Mutterleib entwickelt hat
...............................
4. V
ervollständigen Sie den Text mit der richten Form des Verbs. Es gibt hier zwei
Verben, die Sie nicht brauchen.
1. Während des Eisprungs wird eine Eizelle von den Eierstöcken ....................................
2. Sollte sich keine Eizelle einnisten, folgt die Menstruation, bei welcher die obere Schicht des Endo-
metriums ................................... wird.
3. Das männliche Fortpflanzungssystem ................................... Spermien.
4. Der Gebärmutterhals/Muttermund ................................... sich während der Geburt.
5. Innere und äußere Schamlippen ................................... die Vaginalöffnung.
6. Eierstöcke ................................... auf jeder Seite der Gebärmutter.
SPRECHEN 1
Wo Probleme liegen könnten
Schauen Sie sich die oben genannten Teile der weiblichen Geschlechtsorgane an. Nut-
zen Sie Ihre Kenntnisse und/oder recherchieren Sie im Internet, um auftretende Stö-
rungen sowie mögliche Behandlungsmethoden zu beschreiben.
Tauschen Sie sich in der Lerngruppe oder paarweise aus. Wenn Sie allein lernen, finden
Sie einen Gesprächspartner oder eine Gesprächspartnerin in den sozialen Medien oder
stellen Sie die Informationen im halblauten Monolog vor.
1 das Scheidenpessar a Ein subkutanes Implantat in der Form eines Kunststoffstäbchens, das bis zu drei
Jahre lang wirkt, kann jederzeit entfernt werden.
2 das Kondom b Eine chirurgische Methode, die die Frau dauerhaft unfruchtbar macht.
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 51
3 die Antibabypille c Wird alle drei Monate als Depot in den Gesäß- oder Deltamuskel der Frau injiziert.
4 das Verhütungsstäbchen d Während des Geschlechtsverkehrs findet der Samenerguss des Mannes außerhalb
der Vagina statt.
5 die Dreimonatsspritze e Die Frau schätzt die fruchtbaren Tage aus dem Zyklus und das Paar enthält sich des
Geschlechtsverkehrs.
6 die Hormonspirale (IUP) f Eine Hülle, meist aus Latex, die ein Mann über dem erigierten Penis trägt, um zu
verhindern, dass Sperma in die Vagina gelangt.
7 die Spermizide g Eine Kappe, die in die Vagina eingeführt wird, um den Gebärmutterhals zu bedecken
und eine Barriere zu formen.
8 die Sterilisation h Frauen nehmen täglich oral eine Pille, die eine Kombination von Hormonen enthält,
die eine Schwangerschaft verhindern.
9 die Kalendermethode i Ein Kunststoffkörper wird direkt in die Gebärmutter eingeführt, und wirkt bis zu
fünf Jahre.
10 Coitus interruptus j Eine chemische Substanz, die man vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide ein-
führt und die Spermien abtötet oder lähmt.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Welche der Methoden sind hormonell? Welche sind mechanisch (sie verhindern das
Eintreten von Spermien in die Gebärmutter)? Welche sind natürlich? Ordnen Sie sie
den entsprechenden Kategorien zu.
Scheidenpessar; Kondom; Antibabypille; Verhütungsstäbchen; Dreimonatsspritze; Hormonspirale (IUP);
Sterilisation; Kalendermethode; Coitus interruptus
Empfängnisverhütung
hormonell mechanisch natürlich
Die Wahl der Empfängnisverhütung hängt von der allgemeinen Gesundheit der Frau, dem Alter, der
Anzahl der Kinder sowie von den religiösen Überzeugungen des Paares ab. Unter strengen Katholiken
ist zum Beispiel nur sexuelle Abstinenz erlaubt. Protestanten hingegen sehen die Geburtenkontrolle
pluralistischer und teilen sich in verschiedene Meinungsgruppen auf. Sowohl der Islam als auch
das Judentum sind in dieser Angelegenheit offener und stützen sich auf das Urteil der Partner. Der
Buddhismus erlaubt eine Empfängnisverhütung, die die Entwicklung von Geschlechtszellen nicht
verhindert.
52 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 2
Was ist die beste Wahl?
Diskutieren Sie in der Lerngruppe oder paarweise. Allein Lernende können die Übung als halblauten
Monolog machen. Welche Verhütungsmethode würden Sie den unten aufgeführten Frauen empfehlen?
Berücksichtigen Sie Vor- und Nachteile. Denken Sie an Wirksamkeit, mögliche Nebenwirkungen, medizi-
nisches Verfahren, Sicherheit der Anwendung, Anforderungen an die korrekte Anwendung, Schutz vor
sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs), Kosten und Verschreibungspflicht, Religion und kulturelle
Akzeptanz.
a) Maya, ein 17-jähriges Mädchen, das einen Partner hatte, jetzt aber Single ist. Sie hat jemanden
kennengelernt, aber sie ist sich nicht sicher, ob er der richtige Mann für sie ist. Sie will besser
vorbereitet sein und möchte jetzt keine Kinder haben.
b) Ava, eine Frau Mitte zwanzig. Sie lebt in einer langfristigen Beziehung, möchte sich aber derzeit
mehr auf ihr Studium konzentrieren und plant noch keine Familie.
c) Julia, eine Frau Mitte dreißig und Mutter von zwei Jungen. Ihr Mann wünscht sich ein kleines
Mädchen, aber sie ist nicht sicher, ob sie ein weiteres Kind will.
d) Luisa, eine strenggläubige Katholikin Anfang vierzig, die mit ihrem Ehemann zusammenlebt. Sie
haben zwei Kinder.
IVF (In Vitro Fertilisation) pränatale Untersuchungen medizinische Hilfe suchen das Geburtsgewicht
LESEN 2
Der Kinderwunsch erfüllt sich
Lesen Sie den Text über Michaela und ihren Ehemann. Vervollständigen Sie den Text
mit den unten stehenden Wörtern.
die Entbindung die ICSI Behandlung der Lebensstil das Bemühen das Spermiogramm
Michaela Novotná und ihr Ehemann heirateten im Jahr 2015. Nach ungefähr sechs Monaten eifrigen
........................... 1 um ein Baby und vielen negativen Schwangerschaftstests, entschied sich das Paar, me-
dizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Untersuchung zeigte, dass Michaela fruchtbar war, aber das
........................... 2 gab Aufschluss über die Spermienqualität und bestätigte, dass ihr Mann eine niedrige
Spermienzahl hatte. Dieses Ergebnis war für beide emotional sehr belastend. Der Mann passte seinen
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 53
........................... 3 an, um die Spermamenge durch Ernährung und Verhaltensweisen erhöhen. Als es ein
Jahr später immer noch nicht klappte, beschlossen sie, IVF zu versuchen. Nach einer ........................... 4,
in der ein einzelnes Spermium direkt in die vorher entnommene Eizelle übertragen wurde, stellte
Michaela fest, dass sie schwanger war. Sie war sehr nervös, als die pränatalen Untersuchungen durch-
geführt wurden, insbesondere das genetische Screening, aber die Ergebnisse waren gut. Sie gebar einen
gesunden Jungen (Geburtsgewicht 3200 g) und die ........................... 5 verlief ohne Komplikationen.
Nun, sehr zur Überraschung des Paares, stellte Michaela fest, dass sie einige Wochen nach der Rück-
kehr aus den Sommerferien erneut schwanger war, diesmal auf natürliche Weise. Obwohl das Paar
kein weiteres Kind plante, freuten sich beide darüber. Jetzt geht Michaela zu ihrer ersten Schwanger-
schaftsberatung.
HÖREN 2
Schwangerschaftsanamnese
Bei der ersten Vorsorgeuntersuchung wird in Deutschland
der Mutterpass ausgestellt. Hier werden Angaben zum
Gesundheitszustand der werdenden Mutter, zum Verlauf
der Schwangerschaft und Komplikationen eingetragen.
Teresa, eine Hebamme, erhebt die Anamnese von Michaela.
Hören Sie das Gespräch und markieren Sie die folgenden
Aussagen als wahr oder falsch. Wenn die Aussage falsch ist,
nennen Sie bitte die richtige Antwort.
SPRECHEN 3
Was ist wichtig bei der Anamnese?
Fassen Sie den Dialog zusammen und heben Sie wichtige Informationen hervor. Sie können die
Informationen paarweise oder in der Lerngruppe zusammentragen. Wenn Sie allein lernen, lösen Sie
die Aufgabe bitte im halblauten Monolog. Was ist Ihre professionale Meinung? Liegt bei Michaela ein
Schwangerschaftsrisiko vor?
54 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 4
Ein Blick in den Mutterpass
Schauen Sie sich die zwei Seiten aus dem Mutterpass an. Die aufgelisteten Aspekte spielen eine Rolle
bei der Risikoabschätzung für Mutter und Kind. Sprechen Sie paarweise oder in der Gruppe über die
Risiken und mögliche Konsequenzen für die Schwangerschaft und stellen Sie passende Fragen, um die
fehlenden Informationen zu gewinnen. (Abkürzungen: SS = Schwangerschaft; ggf. = gegebenenfalls,
wenn der betreffende Fall eintreten sollte).
Selbstständig Lernende lösen die Aufgabe bitte als halblauten Monolog, indem Sie Aspekte auswählen
und darüber sprechen.
SCHREIBEN 1
Den Mutterpass ausfüllen
Formulieren Sie die Fragen, die Teresa stellen sollte, um den Mutterpass auszufüllen.
Alter? ..................................................................
Gewicht vor SS-Beginn?..................................................................
Größe? ..................................................................
Gravida? ..................................................................
Para? ..................................................................
Schwangerschaft festgestellt am? ..................................................................
Letzte Periode? ..................................................................
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 55
Den ganzen Mutterpass, der in Deutschland benutzt wird, können Sie sich unter dieser Adresse an
schauen: https://www.g-ba.de/downloads/17-98-4161/2020-02-20_G-BA_Mutterpass_web.pdf
Eine ähnliche Form ist auch in anderen deutschsprachigen Ländern in Verwendung, z. B. der Mutter-
Kind-Pass in Österreich.
SPRECHEN 5
Michaelas Geburtsplan
In den letzten Jahren wird es immer häufiger, dass eine werdende Mutter einen Geburtsplan erstellen will. Es
geht nicht darum, Hebammen, Krankenschwestern und Ärzten zu sagen, wie sie ihre Arbeit machen sollen. Der
Plan soll die Wünsche der Eltern für den Ablauf der Geburt zusammenfassen. Viele unvorhersehbare Faktoren
kommen ins Spiel, die den Plan ändern können – oftmals in letzter Minute. Daher ist der Begriff „Plan“ nicht
korrekt, da es sich eher um eine Liste von Präferenzen, Richtlinien oder Bedürfnissen handelt, um einen Weg-
weiser. Es ist oft die Aufgabe der Hebamme, der Mutter zu helfen, einen Geburtsplan zu erstellen. Sie sollte
die Mutter über die Geburtsmöglichkeiten und deren Vorteile oder Risiken informieren. Das Ausfüllen eines
Geburtsplans hilft der Mutter auch zu erkennen, was für sie und ihr Baby wichtig ist.
Beantworten Sie erst die folgenden Fragen und denken Sie an die Aspekte in Klammern:
1. Was ist das Ziel eines Geburtsplanes? (Kommunikation – informierte Entscheidung)
2. Warum möchte eine werdende Mutter einen Geburtsplan haben? (Erwartung – Kontrolle – Angst
1
– ideale Geburt vs. Komplikationen)
3. Wo liegen die möglichen Konflikte in einem Geburtsplan? (Interesse von beiden Seiten – Geburts
plan vs. Meinung des Geburtshelfers – Ist der Plan bindend?)
Nachfolgend sehen Sie eine Liste der Elemente, die ein Geburtsplan normalerweise abdeckt. Sortieren Sie
die Wörter und Wendungen zunächst in die Kategorien, in die ein Geburtsplan in der Regel unterteilt ist:
vor der Geburt während der Geburt nach der Geburt eigene Wünsche
Jetzt gestalten Sie mit einem einem Gesprächspartner oder einer Gesprächspartnerin einen Dialog zwi-
schen Teresa und Michaela über diese Themen. Berücksichtigen Sie die Vor- und Nachteile der einzelnen
Einträge. Dann wechseln Sie die Rollen. Wenn Sie allein lernen, gestalten Sie einen halblauten Monolog,
indem Sie entweder Informationen an die Hebamme geben oder als Hebamme die Optionen besprechen.
1
Die Abkürzung vs. ist vom lateinischen „versus“ abgeleitet und bedeutet „gegen“, „gegenüber gestellt“.
56 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SCHREIBEN 2
Einen Geburtsplan schreiben
Wenn Sie die vorherige Übung abgeschlossen ha-
ben, formulieren Sie die Präferenzen von Michaela
in etwa 10 Sätzen. Versuchen Sie, die Präferenzen
als Wünsche und nicht als Forderungen zu formu-
lieren. Verwenden Sie Satzeinleitungen wie „Ich
würde gern ...“, „Wir würden es vorziehen, wenn
...“, „Wenn nicht medizinisch notwendig“, „Wenn
möglich ...“, „Wir hoffen ...“ usw. 4
LESEN 3
Als Hebamme im Kreißsaal
Bevor Sie den Text lesen, stellen Sie sicher, dass Sie die folgenden Wörter und Wendungen verstehen:
der höfliche Umgang sich wichtige Daten Schritte priorisieren Hand in Hand agieren
einprägen
Betreuungsziele den Leitlinien folgen eine Zuständigkeit haben Maßnahmen ergreifen
besprechen und setzen
Für den ersten Eindruck an der Kreißsaaltür gibt es kein zweites Mal
„Auf einen Fehler, der aus nicht Wissen resultiert, kommen zehn Fehler, die durch nicht Hinschauen
gemacht werden.“ James Alexander Lindsay (1856–1931)
Die ersten Sekunden eines Gespräches zwischen einer schwangeren Frau und der sie empfangenden
Hebamme sind entscheidend, wie die werdenden Eltern die weitere Betreuung im Kreißsaal erleben.
Die korrekte Anrede und Begrüßung an der Tür unter Vermeidung von Zeitdruck ist wichtig. Sie hilft, eine
positive Atmosphäre zu schaffen und mögliche emotionale Barrieren abzubauen. Dies ist die Vorausset-
zung für eine gute Zusammenarbeit mit den werdenden Eltern während der Geburt. Jeder Anwesende
wird in Person und Funktion vorgestellt. Und natürlich gilt alles, was zum höflichen und aufmerksamen
Umgang gehört, also die formelle Anrede wie „Guten Tag Frau Meier, guten Tag Herr Meier“ mit Blick-
kontakt und Händedruck.
Beim Eintritt in den Kreißsaal sollten Störungen möglichst ferngehalten werden. Bevor Sie das Aufnahme
gespräch beginnen, sollten Sie sich die persönlichen Daten und verfügbaren Informationen ansehen und
einprägen. Wichtig ist es zu wissen, warum die Schwangere in den Kreißsaal kommt. Die Priorisierung
Ihrer nächsten Arbeitsschritte wird bestimmt durch das Ergebnis früher durchgeführter Untersuchungen
und gestellter Diagnosen.
Es ist wichtig, dass Sie strukturiert vorgehen. Nur so kann der nötige Raum für die so wichtige Zuwendung
bei der bevorstehenden Geburt geschaffen werden. Der Kreißsaalstandard sollte dabei unterstützen
und festlegen:
• In welchem Rahmen finden die jetzt nötigen Untersuchungen statt?
• Welche Untersuchungsgegenstände werden benötigt?
• Wie und von wem werden die Untersuchungen durchgeführt?
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 57
Wir wollen der Schwangeren und ihrem Partner das Gefühl kompetenter Betreuung vermitteln. Des-
halb ist es notwendig, dass die zusammenarbeitenden Berufsgruppen nicht nur Hand in Hand agieren,
sondern der Schwangeren achtsam zuhören. Für die Möglichkeit einer kompetenten Geburtsleitung
liefern die Anamnese und die Befunde aus der Untersuchung wichtige Informationen. Die vorläufigen
Überlegungen zum diagnostischen Vorgehen müssen interdisziplinär ausgetauscht werden. Erst nach
dieser Klärung sind die weiteren Betreuungsziele gemeinsam mit den werdenden Eltern zu besprechen.
Dieses Vorgehen ist die Voraussetzung dafür, dass den werdenden Eltern der Eindruck vermittelt wird:
Hier sind wir bei einem geburtshilflichen Team. Dieses Team weiß, was es tut, und wir sind hier richtig.
Damit dieser Eindruck erhalten bleibt, orientiert sich ein gut funktionierendes Kreißsaalteam an geord-
neten Arbeitsabläufen. Das Team arbeitet nach einer durch Zuständigkeiten gesteuerten Hierarchie
und nach leitlinienorientierten Standards. Dann können die nötigen Maßnahmen bei der Umsetzung
einer gesundheitsgemäßen Geburtsleitung gemeinsam und stets vom richtigen Personal zur richtigen
2
Zeit richtig gemacht werden.
SPRECHEN 6
Zusammenfassung
Selbstständig Lernende können diese Aufgabe als halblauten Monolog gestalten,
ansonsten diskutieren Sie bitte paarweise und/oder in der Gruppe.
1. Was ist die Hauptidee des Textes? Können Sie das in einem Satz zusammenfassen?
2. Welche Aspekte sind für die werdenden Eltern – laut dem Text – im Kreißsaal wichtig?
3. Suchen Sie im Text die Pflichten einer Hebamme im Kreißsaal. Welche Voraussetzungen helfen
ihr, ihre Aufgaben optimal zu erfüllen?
4. Was sind, Ihrer Meinung nach, die wichtigsten Empfehlungen, die vielleicht nicht immer befolgt
werden?
Das Wort Kreißsaal hat nichts mit dem „Kreis“ zu tun. Dieses Wort für einen Entbindungsraum im
Krankenhaus kommt vom veralteten Verb „kreißen“ mit der Bedeutung „gebären, Wehen haben, in
Geburtswehen liegen“, welches ebenso wie „kreischen“ vom mittelhochdeutschen „krizen“ in der
Bedeutung „schreien, stöhnen“ abgeleitet ist.
2
Ein Text von Barbara Kosfeld, Pegasus Zentrum Aachen. Dem HELP2 Project gewidmet und Copyright erteilt. Für den Einsatz auf
Niveaustufe B1/B2 adaptiert.
58 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
HÖREN 3
Und los geht’s!
Bevor Sie den Dialog hören, hören Sie sich zuerst die folgenden Wörter und Wendungen an, klären Sie
die Bedeutung und üben Sie die Aussprache.
Michaelas errechneter Geburtstermin ist da. Ihre Wehen haben gerade angefangen
und sie ist sich nicht sicher, ob sie ins Krankenhaus fahren oder zu Hause warten soll.
Sie beschließt, die Klinik anzurufen. Bevor Sie den Dialog hören, hören Sie sich zuerst
die folgenden Wörter und Wendungen an, klären Sie die Bedeutung und üben Sie die
Aussprache.
• Zeichnungsblutung • Abstand der Wehen • Kindsbewegungen
• Schlafstörungen • Entspannungstechnik • Muttermund geöffnet
• Die Fruchtblase ist geplatzt. • Ernährung • Ehemann
Hören Sie den Dialog und markieren Sie die Aussage als richtig oder falsch. Bei falschen
Aussagen sagen Sie bitte, wie die richtige Antwort lautet. (R/F).
1. Michaelas Termin ist in vier Wochen. Richtig/Falsch
2. Sie hat Brustschmerzen. Richtig/Falsch
3. Der Abstand der Wehen ist 25 Minuten. Richtig/Falsch
4. Der Schleimpfropf ist schon abgegangen. Richtig/Falsch
5. Die Fruchtblase ist geplatzt. Richtig/Falsch
6. Michaela ist in der Austreibungsphase. Richtig/Falsch
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 59
VIDEOCLIP
Was ging schief im Kreißsaal?
Bevor Sie den Videoclip abspielen, hören Sie sich zuerst die folgenden Wörter und Wendungen an, klären
Sie die Bedeutung und üben Sie die Aussprache.
Michaela kam gestern ins Krankenhaus und brachte Emma zur Welt, ein gesundes Mäd-
chen. Es gab jedoch einige Komplikationen. Sehen Sie sich das Video an und wählen
Sie die Aussage aus, die am besten zusammenfasst, was passiert ist.
a) Die Hebamme war besorgt, erinnerte sich jedoch an die Standards der medizinischen Kommu
nikation.
b) Die Hebamme wusste nicht, wie sie dem Arzt die Situation angemessen beschreiben sollte.
c) Die Nachgeburt erfordert eine manuelle Lösung der Plazenta.
SPRECHEN 7
Einen Patientenbericht geben
Beantworten bzw. diskutieren Sie diese Fragen:
Was hat die Hebamme falsch gemacht? Wie hat sie sich verbessert, als sie den Arzt das zweite Mal
anrief? Was sind die Standards für einen Patientenbericht in Ihrem Land?
Erfinden Sie Details zur Situation, zum Hintergrund und zur Beurteilung der Situation eines Patienten.
Erstellen Sie dann einen kurzen Bericht nach der SBA-Kommunikationstechnik (Situation, Hintergrund,
Bewertung), ähnlich dem, den Teresa dem Arzt gegeben hat.
Finden Sie einen Partner und üben Sie die ordnungsgemäße, strukturierte Übergabe des Patienten. Ihr
Partner macht sich Notizen. Dann tauschen Sie die Rollen. Wenn Sie fertig sind, vergleichen Sie Ihre
Notizen.
Die Kompetenzen einer Hebamme unterscheiden sich je nach Land und Region. In einigen Ländern
können Hebammen einige Medikamente selbst verschreiben und verabreichen oder Geburtswunden
selbst nähen. In anderen Ländern ist während der Entbindung jederzeit die Anwesenheit eines Arztes
erforderlich. Einige Länder erlauben auch Hausgeburten, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind:
z. B. bei einer physiologischen Schwangerschaft, mit einer erfahrenen Hebamme dabei, wenn ein Krankenhaus
in der Nähe ist, ein Arzt am Telefon, usw. Finden Sie die genauen Bedingungen in Ihrem Land und versuchen
Sie, verlässliche Informationen über die Situation in den Ländern in Ihrer Nähe zu finden. Bitten Sie nach
Möglichkeit einen Studierenden oder eine Hebamme aus einem anderen Land, die Situation zu vergleichen.
60 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
HÖREN 4
Stillberatung
Hören Sie die folgenden Wörter und Wendungen und versuchen Sie zu erklären, welche Bedeutung sie
im Kontext „Stillen“ haben.
SPRECHEN 8
Stillzubehör – was braucht man?
Beschreiben Sie, wie diese praktischen Helfer Stillprobleme vermeiden können, oder schlagen Sie sie
im Internet nach:
Besprechen Sie zu zweit, wofür dieses Zubehör verwendet wird und wie dieses Utensil das Stillen
unterstützten oder erleichterten kann. Dann wechseln Sie die Rollen.
Versuchen Sie anschließend, die Vorteile des Stillens zu formulieren, um die Mutter zu ermutigen und
ihre Bemühungen zu unterstützen. Erfinden Sie weitere Details, um den Dialog zu ändern und ihn im
Rollenspiel zu gestalten.
Berücksichtigen Sie:
• Vorteile für das Baby
• Vorteile für die Mutter
• praktische Aspekte
• Mutter-Kind-Beziehung
Vorschlag für selbstständig Lernende: Gestalten Sie einen Monolog. Wenn Sie dabei halblaut sprechen,
erhöht dies den Übungseffekt.
SPRACHECKE
Die folgenden Ausdrücke wurden als Bausteine für eine erfolgreiche Kommunikation in Bezug auf das in
diesem Lernbaustein angesprochene Thema ausgewählt. Sie unterstützen Sie bei der Bildung adäqua-
ter fachbezogener Sätze, um den kommunikativen Anforderungen in allen beruflichen Situationen zu
entsprechen.
QUELLENVERZEICHNIS
Diese Quellen waren sehr nützlich und können Sie für ein weiteres Studium der Sprache und der professionellen Kompetenz
dienen:
www.hebammen.at
www.familie.de
www.hebammenverband.de
BILDQUELLEN
1 Photo by Wikipedia. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Female_genital_system_-_Front_view_1.svg. Creative
Commons license. [15. 12. 2019]
2 Photo by Freeimages. https://bit.ly/2typSf8. Public domain. [15. 12. 2019]
3 Mutterpass – https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/frueherkennung-krankheiten/erwachsene/
schwangerschaft-mutterschaft/ [5. 2. 2021]
4 Photo by Tania Carusio, AspettandoViola_6/8, https://bit.ly/3oVj8QJ Creative Commons Lincence [15. 12. 2020]
5 Photo by Nemocnice Sumperk, License für HELP2 erteilt. [16. 09. 2020]
6 Photo by Pixabay. https://bit.ly/2H4PCmu. Public domain. [15. 12. 2019]
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 63
Audioskript
HÖREN 2
Schwangerschaftsanamnese
Hebamme: Hallo, mein Name ist Teresa und ich bin Ihre T: Bestimmt (lacht)… Hatten Sie in Ihrer letzten Schwanger
Hebamme. Dies ist Ihr erstes Hebammengespräch. Wir schaft irgendwelche Schwierigkeiten?
werden jetzt einige Fragen durchgehen und anschließend P: Ich glaube nicht, nein. Ich hatte nur diesen schrecklichen
einige Tests durchführen, um Ihren Gesundheitszustand zu Test auf Diabetes und die Ärzte sagten, dass ich eine spezi-
überprüfen. Können wir anfangen? elle Diät halten sollte.
Patientin: Ja, bitte. T: Also Schwangerschaftsdiabetes… Wir werden uns das
T: Beginnen wir mit Ihrem Namen. Wie ist Ihr Name, bitte? ansehen und die Tests zu gegebener Zeit erneut durch
P: Ich heiße Michaela Novotná. führen. Nehmen Sie irgendwelche Medikamente?
T: Danke. Und wie alt sind Sie? P: Ich habe im letzten Jahr nichts genommen, nur einige
Nahrungsergänzungsmittel.
P: Ich bin einunddreißig.
T: Gut, wir werden über die Ernährung später sprechen.
T: Gut. Haben Sie sich in letzter Zeit gut gefühlt?
Sind Sie allergisch gegen Medikamente?
P: Ich denke, es geht mir gut. Ich bin nur ziemlich müde
P: Ich bin allergisch gegen Amoxicillin. Ich hatte Magen
und mir ist öfters ein bisschen übel.
verstimmungen, nachdem ich es eingenommen hatte. Also
T: Ja, morgendliche Übelkeit ist ziemlich häufig und ganz gab mir mein Hausarzt etwas anderes.
normal. Würden Sie sagen, dass die Übelkeit stark oder
T: In Ordnung, das ist kein großes Problem. Gibt es in Ihrer
anhaltend ist? Beeinträchtigt sie Ihr tägliches Leben wesent-
Familie schwere oder chronische Krankheiten?
lich?
P: Mein Vater hat Diabetes und meine Mutter Bluthoch-
P: Nein, es ist nicht so schlimm, aber es ist ziemlich unan-
druck.
genehm.
T: Und leiden Sie an Krankheiten?
T: Ok, wir werden darauf zurückkommen. Ich denke, ich
könnte Ihnen einige Ratschläge und Tipps dazu geben. P: Nicht, dass ich wüsste, nein.
Nun zu Ihrer Schwangerschaft. Wann hatten Sie Ihre letzte T: Hatten Sie einmal gynäkologische Probleme?
Monatsblutung? P: Ich hatte vor ungefähr fünf Jahren eine Pilzinfektion.
P: Sie begann am 6. Juli. Sonst nichts mehr seitdem.
T: Also sind Sie jetzt in der 11. Schwangerschaftswoche. T: Hatten Sie Operationen?
War Ihre Periode regelmäßig? Und wie lange dauerte sie P: Nein.
normalerweise?
T: Sehr schön. Rauchen Sie und trinken Sie Alkohol?
P: Sie war ziemlich regelmäßig. Und sie dauerte normaler-
P: Ich trinke gelegentlich ein Glas Wein oder Bier, aber ich
weise vier bis fünf Tage.
rauche nicht.
T: Ok ... Jetzt sagen Sie mir, ist das Ihre erste Schwanger-
T: Prima. Was ist Ihr Beruf?
schaft?
P: Ich arbeite als Empfangsmitarbeiterin in einer Bank in
P: Nein, das ist meine zweite. Ich habe einen dreijährigen
Teilzeit.
Sohn... Ich konnte zwei Jahre lang nicht schwanger werden
und dann wurde festgestellt, dass mein Mann eine niedrige T: Leben Sie in einem Haus oder einer Wohnung? Und woh-
Spermienzahl hatte. Wir hatten also IVF und es war erfolg- nen Sie zusammen mit dem Vater Ihres Kindes?
reich. Dieses Mal bin ich ohne medizinische Hilfe schwanger P: Ich lebe in einer Wohnung und ja, ich wohne zusammen
geworden. Wir hatten es nicht erwartet, es ist einfach so mit dem Vater meines Kindes, meinem Ehemann.
passiert, aber wir freuen uns sehr darüber. T: Gut. Und jetzt meine vorerst letzte Frage: Möchten Sie
T: Das ist sehr gut. Lassen Sie mich jetzt nach Ihrer vor an Beratungskursen teilnehmen?
herigen Schwangerschaft fragen. War es eine vaginale Ent- P: Nein, danke. Ich glaube, ich weiß, was ich jetzt tun soll
bindung? und was mich erwartet.
P: Ja. T: Das war schon alles ... Wir werden jetzt einige Tests
T: Zum vorgesehenen Termin? durchführen. Wir messen Ihre Größe und Ihr Gewicht, mes-
P: Nun ja. Er hat sich etwas verzögert und die Ärzte erwo- sen Ihren Blutdruck und nehmen eine Urinprobe. Könnten
gen eine künstliche Geburtseinleitung. Aber am Ende war Sie bitte hier auf die Waage treten? … Danke…
alles in Ordnung. Ich denke, er hat das in meinem Bauch
gehört und hat beschlossen, natürlich auf die Welt zu kom-
men.
64 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
HÖREN 3
Und los geht’s
K: Hallo, Hebamme Karoline. Wie kann ich helfen? K: Und wann haben Sie das letzte Mal gespürt, dass sich
M: Hallo, hier ist Michaela Novotná. Ich habe jetzt Vorwe- Ihr Baby bewegt?
hen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Geburt schon wirk- M: Ich spüre das die ganze Zeit.
lich begonnen hat. Meine erste Geburt war anders. K: Das ist gut. Hatten Sie Komplikationen in dieser Schwan-
K: Gut, Frau Novotná. Wann ist Ihr Geburtstermin? gerschaft?
M: In drei Wochen. M: Nein, hatte ich nicht.
K: Wann haben die Wehen begonnen? K: Sehr schön. Wie ich schon gesagt habe, versuchen Sie,
M: Vor ungefähr fünf Stunden. Ich habe seit dem frühen ruhig zu bleiben. Es scheint, dass Sie sich in einer frühen
Morgen Krämpfe im Bauch. Und quälende Rückenschmer- Phase der Geburt befinden. Sie müssen sich nicht beeilen.
zen. Ich kann es in keiner Position lange aushalten und weiß Versuchen Sie, Entspannungstechniken wie Atemübungen,
nicht, was ich tun soll. Massagen, vielleicht ein Bad anzuwenden. Versuchen Sie
auch, in Bewegung zu bleiben. Es wäre toll, wenn Sie die
K: Ich verstehe. Versuchen Sie, sich jetzt zu beruhigen und
Frequenz und Dauer der Wehen notieren könnten. Wenn
sagen Sie mir, sind die Kontraktionen regelmäßig?
sie länger und stärker werden oder häufiger auftreten oder
M: Ja, das sind sie. Sie kommen ungefähr alle fünfzehn bis wenn die Fruchtblase platzt, kommen Sie ins Krankenhaus.
zwanzig Minuten. Ist jetzt jemand bei Ihnen?
K: Wie lange dauern die Kontraktionen? M: Ja, mein Ehemann.
M: Ungefähr 20 Sekunden. Und manchmal sind sie ziemlich K: Kann er Sie ins Krankenhaus fahren?
stark.
M: Ja.
K: Ist der Schleimpfropf abgegangen? Oder gab es bei
K: Prima. Also beobachten Sie die Kontraktionen und wenn
Ihnen eine Zeichnungsblutung, ich meine, Spuren von Blut
sie alle zehn Minuten kommen und ungefähr dreißig Sekun-
darin?
den dauern, kommen Sie ins Krankenhaus. Wir werden Sie
M: Ja, vor ungefähr einer Stunde. Da war etwas Blut drin. erwarten und den Fortschritt hier überwachen.
K: Das ist ganz normal, keine Sorge. Kam es zum Blasen- P: Danke schön.
sprung, haben Sie das bemerkt?
M: Alles scheint in Ordnung zu sein, machen Sie sich keine
M: Nein, noch nicht. Sorgen. Bis bald.
VIDEOCLIP
Ein Bericht aus dem KreiSSsaal
Hebamme: Ich bin gestern hier in eine interessante Situa- Hebamme: Ich habe versucht, die Konsistenz der Gebärmut-
tion geraten. Ich habe mich deshalb ein bisschen schlecht ter zu fühlen und festgestellt, dass die Gebärmutter ihren
gefühlt. Aber ich möchte die Erfahrung mit Ihnen teilen, Tonus verloren hatte. Sie blutete stark und ich muss sagen,
weil ich denke, alle könnten aus meinem Fehler lernen. Wir dass ich ziemlich besorgt war. Also nahm ich das Telefon und
haben die Patientin, Frau Novotná - wie Sie wissen – gestern rief den diensthabenden Arzt an.
um 20 Uhr auf der Entbindungsstation aufgenommen. Sie „Bitte kommen Sie sofort in den Kreißsaal 3, eine Patientin
hatte den Blasensprung um 21 Uhr und regelmäßige Kontrak- blutet stark nach einer Entbindung.“
tionen im Abstand von etwa fünf Minuten und einer Dauer
Doktor: OK, Teresa, wenn Sie mir den richtigen Patientenbe-
von etwa 60 Sekunden. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Mut-
richt geben können, rufen Sie mich wieder an.
termund auf ungefähr 7 cm geöffnet. Um 22.40 Uhr waren
ihre Kontraktionen 2 bis 3 Minuten voneinander entfernt Hebamme: Ich war darüber schockiert, aber dann wurde
und ihr Muttermund war völlig geöffnet. Sie gebar spontan mir klar, dass er Recht hatte und dass der Patientenbericht
gegen 0:30 Uhr ein Mädchen, die kleine Emma. unvollständig und schlecht war.
Hebamme: Ich habe das Baby an ihre nackte Brust gelegt, Ich rief ihn nach wenigen Sekunden erneut an: „Hier ist Heb-
um die Bindung zu fördern. Dann habe ich eine Decke auf amme Teresa mit einem Notruf aus Kreißsaal 3. Die Patien-
Mutter und Kind gelegt und ließ die Nabelschnur auspul- tin hat eine Uterusatonie mit möglicher Plazentaretention
sieren. Anschließend habe ich das Kind abgenabelt. Als die und ihr ist schwindelig. Ihre Vitalfunktionen sind: Blutdruck
Plazenta ausgeschieden wurde, sagte Frau Novotná: 90/60, Atemfrequenz 45, Temperatur 36,6. Ich mache mir
Sorgen, weil die Plazenta nicht spontan ausgestoßen wurde
Novotná: Mir ist sehr schwindelig. Es tut mir leid, aber ich
und es zu vermehrten Vaginalblutungen kam. Die Patientin
glaube, ich habe eingemacht.
heißt Michaela Novotná, 31 Jahre alt, 170 cm, 75 kg, zweite
Schwangerschaft, zweite Geburt. Sie brachte spontan um
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 65
0:30 Uhr ein Mädchen zur Welt, der Blutverlust ist ungefähr Hebamme: Der Arzt erschien kurz nach meinem Anruf, er
600 ml. Der Zustand der Patientin verschlechtert sich. Ich setzte einige Medikamente ein, begann die Plazenta zu ent-
bitte Sie um Hilfe. Vielen Dank. fernen und behandelte die atonische Blutung. Hoffentlich
Doktor: Das ist viel besser. Bitte informieren Sie das Per- hilft Ihnen diese kleine Geschichte in Ihrer Praxis und denken
sonal im Kreißsaal, setzen Sie die Uterusmassage fort. Ich Sie bitte daran, immer einen guten Bericht zu geben.
bin gleich da.
HÖREN 4
Stillberatung
Teresa: Geht es Ihnen beim Stillen gut? Ist die Milch schon Teresa: Ist das Stillen schmerzhaft?
gut reingekommen? Michaela: Nur am Anfang war der Milcheinschuss ganz
Michaela: Ja, danke, es geht uns ganz gut. Ich glaube, die unangenehm, aber jetzt haben wie eine gute Stillposition
Vormilch wird jetzt langsam schon zur Übergangsmilch. gefunden.
Teresa: Wie ist es mit dem Anlegen? Teresa: Wenn Ihre Brüste geschwollen und schmerzhaft
Michaela: Ja, ganz sicher und bequem. Ich achte darauf, sind, kann dies auf einen Milchstau hinweisen. Der beste
dass Emma einen Großteil des Brustwarzenhofs in ihren Weg, dies zu verhindern, ist das Baby so oft wie möglich zu
Mund nimmt. füttern. Tun Ihre Brüste oder Brustwarzen weh?
Teresa: Das ist sehr gut, Sie sind schon eine erfahrene Michaela: Ein bisschen, die Brustwarzen sind etwas gereizt.
Mutter. Und wie oft stillen Sie? Teresa: Sie sollen zur Pflege eine Salbe verwenden. Ich
Michaela: Ungefähr alle zwei oder drei Stunden, je nach empfehle, noch etwas Milch auszudrücken, die wunden Stel-
Emmas Bedarf. Einen festen Stillplan haben wir nicht aus- len einzucremen und trocknen zu lassen. Haben Sie noch
gearbeitet. Fragen zum Stillen?
Lösungen
LESEN 1
Das Wesentliche richtigmachen
2. 3. 4.
A Endometrium 1. Eisprung 1. ausgestoßen
B Gebärmutter 2. Befruchtung 2. abgestoßen
C kleine Schamlippen 3. Menstruationsblut 3. produziert
D große Schamlippen 4. Endometrium 4. öffnet
E Scheideneingang 5. Fötus 5. schützen
F Vagina 6. befinden sich
G Gebärmutterhals
H Eierstock
I Eileiter
SPRECHEN 1
Wo Probleme liegen könnten
Mögliche Antworten:
• Eierstöcke – Polyzystisches Ovar-Syndrom, Eierstock- • Gebärmutterhals – Gebärmutterhalskrebs, HPV
zysten • Vagina, Scheide – Infektion, Entzündung, Verletzungen,
• Eileiter – Obstruktion/Verstopfung/verklebt Fehlbildung
• Gebärmutter – Endometriose, Fibromyom, Prolaps, • Sexuell übertragbare Erkrankungen, venerische
Fehlbildung Krankheiten
Empfängnisverhütung
hormonell mechanisch natürlich
Antibabypille; Verhütungsstäbchen Scheidenpessar; Kondom; Sterilisation; Coitus interruptus, Kalendermethode;
Hormonspirale (IUP); Dreimonats-
spritze;
LESEN 2
Der Kinderwunsch erfüllt sich
1. Bemühen, 2. Spermiogramm, 3. Lebensstil, 4. ICSI Behandlung, 5. Entbindung
HÖREN 2
Schwangerschaftsanamnese
1. Falsch (Sie leidet an Übelkeit).
2. Falsch (Die Ärzte haben das nur in Erwägung gezogen ).
3. Falsch (Sie ist in der 11. SSW).
4. Falsch (Ihre Mutter leidet an Hochdruck).
5. Falsch (Sie hatte einen Vaginalinfekt).
6. Falsch (Sie hat schon die Erfahrung aus der ersten Schwangerschaft).
SCHREIBEN 1
Den Mutterpass ausfüllen
Mögliche Fragen (können auch anders gestellt werden, z.B., wenn man sich duzt):
1. Wie alt sind Sie? 5. Hatten Sie schon eine Geburt?
2. Wie war Ihr Gewicht, als die Schwangerschaft begann? 6. Wann haben Sie festgestellt, dass Sie schwanger sind?
3. Wie groß sind Sie? 7. Wann war Ihre letzte Periode?
4. Ist das Ihre erste Schwangerschaft?
SPRECHEN 5
Michaelas Geburtsplan
vor der Geburt während der Geburt nach der Geburt eigene Wünsche
Begleitperson; was Dammschnitt; Schmerz Durchschneiden der Nabel- Medizinstudenten anwe-
passiert während der linderung (Epidural- schnur; was passiert mit send; Musik im Kreißsaal;
Wehen; Rasieren des anästhesie oder PDA, der Nabelschnur; das Baby Essen und Trinken; religiöse
Schambereichs; einen systemische Medikation); auf die Brust legen; Stillen Überzeugungen
Einlauf haben; alternative Position während der Ent- (sofort, allein, Nahrung,
Schmerzlinderung (Aroma- bindung (im Bett liegend, nicht stillen); Haut-zu-
therapie, Massage) im Vierfüßlerstand, ste- Haut-Kontakt;
hend, Gebärhocker, Gebär-
stuhl, Wassergeburt); was
passiert beim Kaiserschnitt
(Vollnarkose, lokale Be-
täubung, das Baby bleibt
bei mir/meine Begleitung
nimmt das Baby
HELP2 Lernbaustein 3 / Geburtshilfe 67
HÖREN 3
Und los geht’s!
Teil 1
Zeichnungsblutung Abstand der Wehen Kindsbewegungen
Ehemann Entspannungstechnik
die Fruchtblase platzt
Teil 2
1. Falsch – Der Termin ist in drei Wochen. 5. Falsch – Die Fruchtblase ist noch nicht geplatzt.
2. Falsch – Sie hat Rückenschmerzen. 6. Falsch – Das ist eine vorgeburtliche Phase.
3. Falsch – Der Abstand beträgt 20 Minuten.
4. Richtig
VIDEOCLIP
Was ging schief im KreiSSsaal?
Die richtige Antwort ist: b)
HÖREN 4
Stillberatung
1. Milch 5. schmerzhaft
2. Anlegen 6. hinweisen
3. Mund 7. Salbe
4. Bedarf
Lernbaustein 4
Medikation
EINFÜHRUNG
Dieser Lernbaustein bereitet medizinisches Personal und Studenten medizinischer Fakultäten auf die
Kommunikation im Bereich Medikamente vor. Es werden allgemeine Szenarien vorgestellt, in denen Sie
die geeignete Art des Arzneimittels, seine Form und den Verabreichungsweg auswählen müssen. Eine
Vielzahl von Rollenspielen, Hörverstehensaufgaben und Vokabeltraining nach ICNP®-Standards helfen,
mündliche und schriftliche Kompetenz für die Kommunikation bei der medikamentösen Therapie in der
Kranken– und Altenpflege zu entwickeln.
HÖRVERSTEHEN 1
Hören Sie die professionellen ICNP® Schlüsselwörter für diesen Lernbaustein.
Erschließen Sie die Bedeutung und wiederholen Sie die Wörter, bis Sie mit ihrer
Bedeutung und korrekten Aussprache vertraut sind.
HÖRVERSTEHEN 2
Einführung zu „Medikation“ – ein Gespräch zwischen
einer leitenden Stationsschwester und einer Kranken
pflegeschülerin.
Wenn Sie den Dialog gehört und verstanden haben, füllen
Sie die Lücken in den unten stehenden Aufgaben aus. 1
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 71
3. Erklären Sie die Abkürzungen unten. Sie können das Hörverstehen pausieren oder,
falls nötig, im Audioskript nachschauen.
ID – …............................................................... Injektion
IM – …............................................................... Injektion
IO – …............................................................... Injektion
IP – …............................................................... Injektion
IV – …............................................................... Injektion
SC – …............................................................... Injektion
4. Erklären Sie, wie Sie eine geeignete Dosis eines Arzneimittels berechnen.
Man sollte die folgenden Angaben berücksichtigen: …..........................................................…......................
...............................................................................................................................................................................
SPRECHEN 1
Finden Sie einen Partner oder eine Partnerin und besprechen Sie zusammen die fol-
genden Äußerungen:
– Medikamente können ohne ärztliche Beratung eingenommen werden.
– Patienten sollten immer an der Entscheidung über die Einnahme von Medikamenten beteiligt sein.
– Klinische Studien sind die beste Methode, um die Wirkungen eines neuen Arzneimittels zu
untersuchen.
– Placebo-Behandlung – gibt es sie wirklich?
– Bedeutung der positiven Einstellung des Patienten zur medizinischen Behandlung.
– Ihre Meinung über Komplementärmedizin.
Vorschlag für selbstständig Lernende: Sie können mit einem/einer Gesprächspartner/-in über Skype
oder Social Media zusammenarbeiten oder Ihren Standpunkt als Monolog vorstellen.
SPRACHTIPPS 1
Bitte verwenden Sie einige der folgenden Wörter und Ausdrücke, die sich auf die
Komplementärmedizin beziehen.
LESEVERSTEHEN 1
Lesen Sie den Text und ändern Sie die Wörter in Klammern, um die Lücken auszufüllen
(negative Formen können auch verwendet werden). Dann beantworten Sie die unten
stehenden Fragen.
Management von Medikamenten in der Pflege
Medikamente leisten zwar einen wesentlichen Beitrag zur 1................... (BEHANDELN) von gesundheitlichen
Problemen und der 2................... (VORBEUGEN) von Krankheiten, sie erhöhen die Lebenserwartung und
verbessern die Gesundheit, sie können aber auch Schaden anrichten. Die professionelle Verwendung
von Arzneimitteln erfordert, dass das entsprechende Arzneimittel 3................... (VERORDNEN) wird,
dass es zu einem Preis erhältlich ist, den sich jeder leisten kann und dass es richtig verschrieben, dosiert
und verabreicht wird.
Das Ziel der medikamentösen Betreuung für ältere Menschen ist die Förderung der Lebensqualität.
Alters 4................... (BEDINGUNG) Änderungen in der Physiologie beeinflussen die Art und
Weise, in der der Körper auf Arzneimittel reagiert und diese 5................... (STOFFWECHSEL). Zusätzlich
zu pharmakokinetischen Veränderungen, die als Folge eines normalen gesunden 6................... (ALT)
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 73
auftreten, müssen auch die Auswirkungen der Pathologie berücksichtigt werden. Eine beträchtliche Anzahl
älterer Menschen leidet an mehr als einer chronischen Krankheit. Die gleichzeitige Anwendung mehrerer
Arzneimittel (Multimedikation oder Polypharmazie genannt) tritt aufgrund 7................... (MORBIDITÄT)
chronischer Krankheitsprozesse auf und ist durch Medikamentenschemata gekennzeichnet, die
gleichermaßen komplexe und interaktive Muster haben können. Dies macht die Bewertung unerwünschter
Arzneimittelwirkungen schwierig, zumal die Häufigkeit dieser Reaktionen mit dem Alter zunimmt.
Multimedikation erhöht auch das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen wie Stürze, Verwirrung
und Funktionsverlust. Ältere Menschen leiden häufiger unter Sehstörungen, schlechtem 8...................
(HÖREN) und Gedächtnisverlust und haben veränderte Stoffwechselraten, z. B. die Verringerung
der Nierenfunktion zur Folge. Änderungen in der Physiologie, sowie in Bezug auf soziale Umstände,
können auch zum Risiko von 9................... (WIRKEN) bei älteren Menschen beitragen. Nebenwirkungen
können jedoch 10................... (ERKENNEN) bleiben, da die Symptome den mit dem Alter verbundenen
Problemen, wie Vergesslichkeit, Schwäche oder Tremor, ähneln können. Nebenwirkungen können auch
als 11................... (KRANK) falsch interpretiert werden und zur Verschreibung zusätzlicher Arzneimittel
führen. Diese pharmakokinetischen und pharmakodynamischen 12................... (ÄNDERN), die mit dem
Alter und der Multimedikation bei älteren Menschen einhergehen, erfordern das spezifische 13...................
PHARMAKOLOGIE) Wissen und die Fähigkeiten von Ärzten, Apothekern und kompetenten Gesundheits–
und Krankenpflegern. Es gibt eine Reihe von Best-Practice-Richtlinien für Gesundheits– und Krankenpfleger
im Arzneimittelmanagement in der Altenpflege, die als Mindeststandards für eine sichere Pflege und
kompetente 14................... (PRAKTIZIEREN) gelten sollten. 1
1. Welche Rolle spielen Medikamente bei der Behandlung von
Patienten?
2. Wie unterscheidet sich das Medikationsmanagement je
nach Patiententyp?
3. Wie können sich die wirtschaftlichen Bedingungen auf die
Behandlung des Patienten auswirken?
4. Worauf muss man bei der Einnahme von Medikamenten
bei älteren Patienten achten?
5. Warum ist es wichtig, Arzneimittelnebenwirkungen bei 2
älteren Menschen zu überwachen?
6. Welche Rolle spielt das Gesundheitspersonal im
Medikationsmanagement?
Vorschlag für selbstständig Lernende: Sie können mit einem/einer Gesprächspartner/-in über Skype
oder Social Media zusammenarbeiten oder Ihren Standpunkt als Monolog vorstellen.
Notizen
1 Virostatika Miotika
2 Bronchodilatatoren Hypnotika
3 Abschwellende Mittel/ Beruhigungsmittel/
Dekongestiva Sedativa
4 Diuretika Immunsuppressiva
5 Emetika Abführmittel/
Laxanzien
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 75
6 Expektoranzien Sudorifera
7 Antiseptika Analgetika
SPRECHEN 2
Finden Sie einen/eine Gesprächspartner/-in und gestalten Sie zusammen ein Gespräch
zwischen einer leitenden Stationsschwester (Student/-in A – siehe Seite 87) und
einem/einer Gesundheits- und Krankenpfleger/-in (Student/-in B – siehe Seite 89).
Denken Sie daran, alle Informationen in Ihrem Dialog anzugeben. Bitte verwenden
Sie die Redemittel aus dem Abschnitt „SPRACHTIPPS 2“.
Vorschlag für selbstständig Lernende: Sie können mit einem/einer Geschprächspartner/-in über Skype
oder Social Media zusammenarbeiten oder Ihren Standpunkt als Monolog vorstellen.
SPRACHTIPPS 2
Könnten Sie mir sagen ...? Was ist/sind...? Sollen wir … kontrollieren/überprüfen?
Sollen wir nachsehen?
Ich hätte gerne Informationen zu … Würden Sie mir mit … helfen? Würden Sie mir bitte sagen …?
Wie...? Ich möchte mich vergewis- Ich wäre dankbar, wenn Sie mir (z. B.
sern, ob... das Vorgehen) erklären könnten.
Könnten Sie das bitte Glauben Sie, es ist nötig/ Ich würde gern wissen...
wiederholen? notwendig...
VIDEOCLIP 1
Anwendung eines Medikaments in Form von Augen
tropfen.
Sehen Sie sich zuerst die Schlüsselwörter für diese
Übung an. Anschließend sehen Sie sich den Videoclip
zweimal an und markieren Sie die Aussagen als
richtig (R) oder falsch (F). 3
1 die Pille a Medikamente in Form von trockenen Partikeln, die in Flüssigkeiten gelöst
werden können.
2 die Tablette b Medikamente, die eingeatmet oder in den Mund oder in die Nase gespritzt
werden.
3 die Kapsel c Eine feste Form von Medikamenten, die rektal oder in die Vagina verabreicht
wird, um dort aufgelöst zu werden.
4 die Pastille d Medikament in flüssiger Form, hauptsächlich bei Atemwegserkrankungen
eingenommen, insbesondere bei Patienten mit Schluckbeschwerden.
5 das Zäpfchen/ e Eine feste Form von Medikamenten in runder Form mit einer glänzenden
das Suppositorium Schicht überzogen, um das Schlucken zu erleichtern.
6 der/das Puder f Medikament in flüssiger Form zur Behandlung von Augen-, Nasen- oder
Ohrenerkrankungen.
7 die Salbe g Medikament in einer beschichteten gelatineähnlichen Umhüllung, das
geschluckt wird.
8 die Tropfen h Medikamente, die verwendet werden, um den Rachenraum oder den Mund
zu spülen.
9 der Sirup i Medikament, das durch eine Nadel direkt in einen Muskel, eine Vene, einen
Knochen, die Haut oder zwischen Hautschichten verabreicht wird.
10 das Gurgelwasser j Eine feste pulverförmige Medikamentenform, die in zwei oder vier Teile
unterteilt werden kann (eine … mit Bruchkerben).
11 das Inhalat k Ein halbfestes, streichfähiges und fettiges Medikament, das lokal auf die
Haut oder in die Ohren und Augen aufgetragen wird.
12 die Injektion l Eine aromatisierte Form von Medikamenten, die sich im Mund auflöst.
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 77
VIDEOCLIP 2
Medikamentenverabreichung über die intramuskuläre
Injektion. Sehen Sie sich zuerst die Schlüsselwörter für
diese Übung an. Dann sehen Sie sich den Videoclip an
und ergänzen Sie in den Sätzen die fehlenden Informa-
4
tionen.
die Infektion der oberen die Phiole, die Durchstechflasche die infizierten Injektionsnadeln
Atemwege beseitigen
die Überweisung/der Arztbrief das Medikament verdünnen die Suppuration/die Eiterung
der Ausschlag der Durchfall die Nebenwirkungen
die Bauchlage die Einwegnadel die sterile Gaze
1. Bei dem Patienten wurde eine Infektion der oberen ……………………………… diagnostiziert.
2. Dem Patienten wurden intra......................................... Injektionen verordnet.
3. Die verschriebene Dosis beträgt …...... mg Ampicillin …......zweimal täglich alle …...... Stunden für
…...... Tage.
4. Der Patient hatte vor fünf Jahren Ampicillin-Injektionen, ohne dass …............................. auftraten.
5. Bei einer Injektion muss der Patient in ….................... auf der Liege liegen.
6. Um eine Injektion zu verabreichen, sind eine ….......................... und eine Einmalspritze erforderlich.
7. Die Einstichstelle ist mit einer …................ …......................... abgedeckt.
8. Mögliche Nebenwirkungen können …...................... oder …..................... sein.
1. Ein Medikament, das in der Vagina/der Scheide angewendet wird, ist ein … Medikament.
A rektales B vaginales C aurikulares
2. Ein Medikament, das unter die Zunge verabreicht wird, ist ein … Medikament.
A sublinguales B orales C subkutanes
3. Ein Medikament, das in den Liquor cerebrospinalis/die Zerebrospinalflüssigkeit injiziert wird, ist ein
… Medikament.
A intravenöses B intrathekales C intramuskuläres
4. Ein Medikament, das unter die Haut injiziert wird, ist ein … Medikament.
A intramuskuläres B intradermales/-kutanes C subkutanes
5. Ein Medikament, das zwischen Hautschichten verabreicht wird, ist ein … Medikament.
A intrathekales B intradermales/-kutanes C intravenöses
78 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
6. Ein Medikament, das direkt im Auge angewendet wird, ist ein …medikament.
A Augen- B Nasen- C Ohren-
7. Ein Medikament, das lokal auf eine Hautfläche aufgetragen wird, ist ein … Medikament.
A intradermales/-kutanes B bukkales C transdermales
8. Ein Medikament, das sich zwischen Wange und Zahnfleisch befindet, ist ein … Medikament.
A bukkales B orales C okuläres
SPRECHEN 3
Wählen Sie die Form des Arzneimittels für
a) einen Patienten mit akuter Dermatitis/Hautentzündung – …
b) einen Patienten mit Mittelohrentzündung – …
c) einen älteren Patienten mit Schluckbeschwerden – ...
d) einen Patienten mit hohem Fieber, Erbrechen und Durchfall – ...
e) einen Patienten mit chronischen Halsschmerzen – ...
f) einen Patienten mit Übelkeit und ständigem Erbrechen – …
g) einen Patienten mit Asthma – …
h) einen Patienten mit Erkältung, nicht bettlägerig – …
i) einen Patienten mit Konjunktivitis/Bindehautentzündung – …
j) einen bewusstlosen Patienten in der Notaufnahme – …
Schreiben 1
In Deutschland wird die „6-R-Regel“ strikt beachtet
1. richtiger Patient
2. richtiges Medikament
3. richtige Dosierung
4. richtige Zeit
5. richtige Applikation
6. richtige Dokumentation
Denken Sie daran und füllen Sie die ärztliche Anordnung mit den fehlenden Informa
tionen aus. Es steht Ihnen frei, eine medizinische Situation paarweise zu besprechen,
bevor Sie den Auftrag abschließen.
ÄRZTLICHE ANORDNUNG
Typ der Anordnung, z. B. stat (sofort), einmalige A.,
prn (wenn nötig), Daueranordnung
1 Name u. Versicherungsnummer des Patienten
2 Allergien/Reaktion
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 79
SPRECHEN 4
Füllen Sie die Lücken aus.
Arzt bzw. Ärztin und Gesundheits- und Krankenpfleger/-in verfügen über spezifische
Informationen, die sie austauschen müssen, um ein umfassendes Verständnis
der Patientenmedikation zu erhalten. Finden Sie einen/eine Gesprächspartner/-
in und führen Sie einen Dialog zwischen Arzt / Ärztin (A) und Gesundheits-
und Krankenpfleger/-in (B) auf der Grundlage der Informationen auf den Seiten 88
und 90.
Sie können mit einem/einer Gesprächspartner/-in über Skype oder Social Media zusammenarbeiten
oder Ihren Standpunkt als Monolog vorstellen.
Erklären Sie die folgenden Arzneimittelverordnungen und schreiben Sie sie aus.
1. ASS p.o. 3/d – ………………………………………………….………………….…
2. NPO h.s. – ………………………………………………….………………….…
3. Codeine n.d.E q4h – ………………………………………………….………………….…
4. 500 mg IV q4h T ↑38 °C – ………………………………………………….………………….…
5. Laxativum PR b.Bed. – ………………………………………………….………………….…
6. 50 mg Sir. q.i.d. – ………………………………………………….………………….…
7. SAL lokal 1/d a.A. – ………………………………………………….………………….…
8. IV ASS 1/d – ………………………………………………….………………….…
9. 3 Tab. p.o. Q6h b.Bed. b.starken Schmerzen – ………………………………………………….………………….…
10. 100 mg IM a.M. – ………………………………………………….………………….…
SCHREIBEN 2
Sie sind für das Befolgen und die Dokumentierung der ärztlichen Anordnungen verant-
wortlich. Füllen Sie das bereitgestellte Muster aus. Es steht Ihnen frei, eine medizinische
Situation vor dem Abschluss der Übung mit einem anderen Lernenden zu besprechen.
Allergien: Diät:
Medikation Uhr- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
zeit Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag
Wirkstoff:
Handelsname:
Stärke:
Form:
Einheit:
Wirkstoff:
Handelsname:
Stärke:
Form:
Einheit:
Wirkstoff:
Handelsname:
Stärke:
Form:
Einheit:
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 81
Anmerkungen: A. Bitte geben Sie Ihre Initialen in ein entsprechendes Kästchen ein, wenn das
Medikament verabreicht worden ist.
B. Nennen Sie unten den Grund für die Auslassung oder Ablehnung.
SPRECHEN 5
VORGEHEN BEI DER MEDIKAMENTENVERABREICHUNG. Ordnen Sie die Schritte in der
richtigen logischen Reihenfolge. Nachdem Sie dies getan haben, erklären Sie einem
Gesprächspartner oder einer Gesprächspartnerin eines der Verfahren. Bitte verwenden
Sie die unten angegebenen Tipps 3.
Sie können mit einem/einer Gesprächspartner/-in über Skype oder Social Media zusammenarbeiten
oder Ihren Standpunkt als Monolog vorstellen.
SPRACHTIPPS 3
Zuerst, Erstens Dann Schließlich
Am Anfang Danach Zum Schluss
Der erste Schritt wäre Anschließend Abschließend
Wir beginnen mit Eine Weile danach Am Ende
Im Anschluss daran Nach einiger Zeit Gehen Sie sicher, dass ...
Achten Sie darauf, … (nicht) zu ... Der nächste Schritt ist ... Sobald das gemacht wurde, ...
QUELLENVERZEICHNIS
https://www.asklepios.com/tiefenbrunn/qualitaet/sicherheit-uebersicht/medikamentenvergabe/ [28.05.2019]
https://www.pflege.de/pflegende-angehoerige/pflegewissen/medikamentengabe/ [28.05.2019]
https://www.chip.de/downloads/Medikationsplan-Muster-PDF_100806879.html#&utm_source=focus&utm_
medium=focus&utm_term=medikationsplan&utm_campaign=focus_dl [29.05.2019]
https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/RisikenMelden/NebenwirkungsmeldungHeilberufe/_node.html
[31.05.2019]
https://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/UAW-Meldung/ [31.05.2019]
https://www.pei.de/DE/infos/fachkreise/meldeformulare-fach/meldeformulare-fach-node.html [31.05.2019]
http://kbv.de/media/sp/Beispiel_BMP_2018.pdf [17.06.2019]
https://www.teramed.de/files/file/117-medikamentenplan-pdfword-zum-ausdrucken/ [17.06.2019]
https://www.docmorris-blog.de/2014/8/2/medikamente-abkuerzungsverzeichnis/ [28.07.2019]
http://www.goethe.de/css3/projekte/map_taranasa/PDF/GOETHE_Guide_Krankenhaus.pdf [28.07.2019]
https://de.wikipedia.org/wiki/Arztassistent [02.08.2019]
BILDQUELLEN
1 e-Magine Art: Pillen. https://goo.gl/uA6JQ1. (CC BY 2.0) [09.04.2016]
2 Lars Andreas: Das Auftragen von Augentropfen. https://goo.gl/536LSv. (CC BY 2.0) [09.04.2016]
3 Injektion. http://goo.gl/hJw8lt. (CC BY 4.0) [09.04.2016]
Audioskript
HÖRVERSTEHEN 2
Einführung zu „Medikation“
Lernende: Guten Morgen, mein Name ist Claudia Weber. Lernende: Ja, ich würde gerne wissen, welche Arten von
Stationsschwester: Guten Morgen, ich bin Anna Schmidt. Medikamenten in Ihrer Station verwendet werden.
Ich bin leitende Stationsschwester auf dieser Station und Stationsschwester: In der Station für Innere Medizin
werde in Ihrem klinischen Praktikum Ihre Supervisorin wenden wir Medikamente in fester, flüssiger und halbfester
sein. Das heutige Thema ist die Pharmakotherapie der Darreichungsform an. Um genau zu sein, finden Sie hier:
Patienten. Haben Sie irgendwelche Fragen, bevor wir in die Pillen, Tabletten, Kapseln, Caplets, Pastillen, Granulate,
Patientenzimmer gehen?
84 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Suppositorien und Pulver. Unter den halbfesten Medika- neimittel ist oder derzeit keine anderen Arzneimittel ein-
menten gibt es: Salben, Cremes, Pasten, Lotionen, Linimente nimmt, die interagieren und Nebenwirkungen verursachen
und Gele. Flüssige Medikamente erscheinen in Form von könnten.
Tropfen, Sirup, Suspensionen, Gurgelwasser und Lösungen. Lernende: Muss eine Gesundheits– und Krankenpflegerin
Lernende: Wie werden sie verabreicht? vor der Verabreichung eines Arzneimittels immer einen
Stationsschwester: Das hängt von der Art des Arzneimit- Arzt konsultieren?
tels, der Verordnung des Arztes und den Anweisungen des Stationsschwester: Es ist immer ratsam, das ganze thera-
Herstellers in der Packungsbeilage ab. Unsere Hauptwege peutische Team vor Beginn einer Therapie zu konsultieren.
der Zuführung sind: orale, inhalative, parenterale und Die Verabreichung von rezeptfreien und rezeptpflichtigen
örtliche Verabreichung. Dann gibt es noch die Suppo Medikamenten durch Gesundheits– und Krankenpfleger
sitorien/die Zäpfchen, die wir rektal oder vaginal verab- hängt von den länderspezifischen Regulierungen ab. Eine
reichen. Parenteral bedeutet, dass eine Substanz in Form Gesundheits– und Krankenpflegerin spielt eine wichtige
einer Injektion verabreicht wird und den Verdauungstrakt Rolle bei der Beobachtung der negativen Auswirkungen
nicht belastet. Wir unterscheiden intradermale, intra- von Pharmakotherapie. Sie müssen es melden, wenn Sie
muskuläre, intraossäre, intraperitoneale, intravenöse und bei einem Patienten Nebenwirkungen bemerken. Wenn
subkutane Injektionen. Wir haben auch Medikamente, die das vorkommt, müssen Sie ein Formular online ausfüllen,
über die Schleimhäute oder direkt ins Ohr eingebracht das dann an die Arzneimittelbehörde gesendet wird. Es ist
werden, sogenannte otische Medikamente, oder ins Auge, wichtig, die Reaktion eines Patienten auf ein Medikament
sogenannte Ophthamologika. Ist das klar für Sie? und seine Nebenwirkungen zu überwachen.
Lernende: Na ja... Ich kann mich nicht ganz an alle Arten Lernende: Welchen Medikamentennamen, allgemein oder
von Injektionen erinnern. Kann ich Sie bitten, sie zu wieder international, soll ich verwenden, während ich das Formu-
holen? lar ausfülle?
Stationsschwester: Natürlich. Wir haben sechs Haupttypen Stationsschwester: Eine Gesundheits– und Krankenpfle-
von Injektionen. Es gibt intradermale, intramuskuläre, gerin verwendet immer den gebräuchlichen Namen des
intraossäre, intraperitoneale, intravenöse und subkutane Arzneimittels, da Sie genau angeben müssen, welches
Injektionen. Arzneimittel bestimmte Nebenwirkungen verursacht hat.
Lernende: Danke schön. Und wie entscheiden Sie über die Sie können auch den internationalen Namen angeben, um
Art der Medikamentenabgabe? die aktive chemische Substanz des Medikaments angeben.
Nehmen wir das Beispiel von Paracetamol – dies ist der
Stationsschwester: Die Art der Medikamentengabe
internationale Name eines Stoffes, der in Medikamenten
hängt von den therapeutischen Indikationen ab, das heißt
unter verschiedenen Handelsnamen wie APAP, Panadol,
von der Art der Erkrankung eines Patienten und der Zeit
Paracetamol Aflofarm/Biofarm, Codipar oder Efferalgan
der Resorption. Die Dosierung des Medikaments spielt
enthalten ist. Verstehen Sie, was ich meine?
ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie muss nach den Anwei-
sungen des Herstellers, dem Alter und dem Gewicht des Lernende: Ja. Vielen Dank.
Patienten und manchmal auch ihrem Geschlecht entspre- Stationsschwester: Also dann, gehen wir zu einem Patienten
chend berechnet werden. Wir müssen auch sicherstellen, und ich werde die Pharmakotherapie in der Praxis erklären.
dass der Patient nicht allergisch auf ein bestimmtes Arz-
VIDEOCLIP 1
Anwendung von Augentropfen.
Sprecherin: Ein Patient klagt über Trockenheit und leich- Patient: Bitte schön.
ten Schmerz in seinen Augen. Als er einen Augenarzt auf- Arztassistentin: Könnten Sie bitte Ihre Kontaktlinsen
sucht, wurde ihm die Verwendung von Augentropfen zur entfernen, bevor ich Ihnen die Tropfen gebe? Inzwischen
Wiederherstellung der physiologischen Homöostase an der werde ich meine Handschuhe anziehen und die Tropfen
äußeren Membran seiner Augen verschrieben. Als nächsten vorbereiten.
Schritt wurde der Patient in den Behandlungsraum zu der
Arztassistentin geleitet. Sprecher: Die Arztassistentin überprüft das Medikament,
das Verfallsdatum und die Qualitätsmerkmale. Als Nächstes
Patient: Guten Morgen, ich heiße Peter Frank und mein wärmt sie die Tropfen für bessere Annahme in ihren Hän-
Arzt hat mich hierher überwiesen. den an und zieht Einweghandschuhe an.
Arztassistentin: Guten Morgen. Mein Name ist Ewa Wrońska. Arztassistentin: Sind Sie Peter Frank?
Ich bin Arztassistentin und möchte Ihnen auf Anweisung
des Arztes Augentropfen geben, die ein Austrocknen der Patient: Ja, das bin ich.
Augen verhindern. Ich zeige Ihnen auch, wie Sie dies zu Arztassistentin: Ich überprüfe nur Ihre Identität, damit wir
Hause machen können. Darf ich Ihnen jetzt die Augentrop- keine Fehler machen. Bitte setzen Sie sich auf den Stuhl
fen verabreichen? und neigen Sie den Kopf leicht nach hinten.
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 85
Patient: Ok. Arztassistentin: Herr Frank, wie fühlen Sie sich? Fühlen
Arztassistentin: Wenn Sie zu irgendeinem Zeitpunkt Sie Brennen oder Schmerz?
während oder nach dem Erhalten der Tropfen Schmerzen Patient: Nein, alles scheint in Ordnung zu sein.
oder Brennen verspüren, informieren Sie mich bitte. Ver- Arztassistentin: Es kann zu einer vorübergehenden
suchen Sie bitte, während der Verabreichung der Tropfen Beeinträchtigung Ihres Sehvermögens kommen. Setzen Sie
nicht zu blinzeln. Wenn ich fertig bin, halten Sie bitte Ihre sich also bitte ein paar Minuten in den Warteraum, nachdem
Augen für zwei Minuten geschlossen. Dadurch können sich die Sie den Behandlungsraum verlassen haben. Versichern Sie
Tropfen gleichmäßig im Bindehautsack Ihres Auges sich auch, dass Sie keine Nebenwirkungen bemerken, bevor
verteilen. Sie nach Hause gehen. Bitte denken Sie daran, dass der Arzt
Patient: Ok. Ihnen dreimal täglich Tropfen in beide Augen verschrieben
Arztassistentin: Also, um die Tropfen in Ihr rechtes Auge hat. Waschen Sie sich vorher die Hände, entfernen Sie
zu träufeln, werde ich Ihr Augenlid leicht öffnen und tun, Ihre Kontaktlinsen und neigen Sie den Kopf nach hinten.
was ich gerade beschrieben habe. Geben Sie jedes Mal zwei Tropfen in beide Augen und
halten Sie sie für ungefähr zwei Minuten geschlossen.
Sprecherin: Um die betroffene Stelle richtig zu sehen,
Wischen Sie danach Ihre Augen mit steriler Gaze ab. Sie
nimmt die Arztassistentin eine sterile Gaze zwischen den
können die Gaze in jeder Apotheke ohne Rezept kaufen.
3. und 4. Finger ihrer linken Hand. Als Nächstes drückt sie
Wenn Sie Nebenwirkungen wie Schmerzen oder Brennen
das Augenlid mit Daumen und Zeigefinger nach unten, um
bemerken, informieren Sie bitte Ihren Arzt. Wenn alles in
den unteren Augenwinkel zu öffnen, und drückt den Dau-
Ordnung ist, kommen Sie bitte in einer Woche zurück. Haben
men auf den Backenknochen. Dann nimmt sie die Augen-
Sie alles verstanden, was ich gesagt habe oder soll ich es noch
tropfenflasche in die rechte Hand.
einmal wiederholen?
Arztassistentin: Bitte schauen Sie nach oben und ich werde
Patient: Ich habe alles verstanden, Sie müssen es nicht
zwei Tropfen in Ihr Auge eintröpfeln.
wiederholen. Vielen Dank, dass Sie mir die Tropfen
Sprecherin: Die Arztassistentin gibt die Tropfen 2–3 cm gegeben und die Vorgehensweise erklärt haben. Auf
von der Unterseite des rechten Auges in den mittleren Teil Wiedersehen.
des Bindehautsacks.
Arztassistentin: Wiedersehen.
Arztassistentin: Bitte schließen Sie Ihr rechtes Auge und
ich werde jetzt die Tropfen in Ihr linkes Auge verabreichen.
Sprecherin: Die Arztassistentin wiederholt das Verfahren.
Nach zwei Minuten wischt sie die geschlossenen Augen
mit steriler Gaze ab.
VIDEOCLIP 2
Medikamentenverabreichung über die intramuskuläre (IM) Injektion.
Sprecherin: Zentrum für Medizinische Primärversorgung, Patient: Es tut mir leid, aber ich habe die Häufigkeit der
Behandlungszimmer. Bei einem 40-jährigen Patienten Verabreichung nicht ganz verstanden. Könnten Sie das bitte
wurde eine Infektion der oberen Atemwege diagnostiziert. wiederholen?
Er wird von seinem Hausarzt zum Behandlungszimmer Gesundheits- und Krankenpflegerin: Natürlich. Sie erhalten
geschickt, um ein Antibiotikum in Form einer Muskelspritze fünf Tage lang alle 12 Stunden zweimal täglich eine Injektion.
zu erhalten. Der Patient klopft an die Tür, tritt ein und sagt: Im Moment ist es 8 Uhr morgens, also sollte die nächste
Patient: Guten Morgen. Ich heiße Johann Münzel und wurde Gabe heute um 20 Uhr erfolgen.
von meinem Arzt hierhergeschickt, um eine Ampicillin Patient: Ah, Ok.
injektion zu bekommen.
Gesundheits- und Krankenpflegerin: Warten Sie, bitte, ein
Gesundheits- und Krankenpflegerin: Guten Morgen. Ich bin Moment.
Schwester Magdalena Lewandowska. Bitte lassen Sie mich
Sprecherin: Die Gesundheits– und Krankenpflegerin über-
die Anordnung des Arztes sehen und nehmen Sie auf dem
prüft den Namen und die Dosis des Arzneimittels, das Ver-
Stuhl neben meinem Schreibtisch Platz.
fallsdatum, die Qualitätsmerkmale und spricht dann mit
Sprecherin: Der Patient setzt sich und gibt der Gesund- dem Patienten.
heits– und Krankenpflegerin die Überweisung. Sie liest die
Gesundheits- und Krankenpflegerin: Ich habe Ihre Medika-
Information und gibt die Patientendaten in das medizinische
mente überprüft und alles ist in Ordnung. Stimmen Sie zu,
Dokumentationssystem auf ihrem Computer ein.
das Arzneimittel in der von Ihrem Arzt verordneten Dosis
Gesundheits- und Krankenpflegerin: Gemäß der Anordnung zu erhalten?
des Arztes erhalten Sie zweimal täglich alle 12 Stunden, 500
Patient: Ja, ich bin damit einverstanden.
mg Ampicillin für 5 Tage.
86 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Gesundheits- und Krankenpflegerin: Sind Sie allergisch damit das Arzneimittel absorbiert wird und die Haut sich
gegen Medikamente? Haben Sie jemals Ampicillin erhalten? schließt und nicht blutet.
Patient: Nein, ich bin nicht allergisch gegen Medikamente. Sprecherin: Die Gesundheits- und Krankenpflegerin entsorgt
Ich habe Ampicillin vor fünf Jahren erhalten und hatte keine das benutzte Material und trennt es in normalen und biolo-
Nebenwirkungen. gisch gefährlichen Abfall. Sie zieht ihre Handschuhe aus und
Gesundheits- und Krankenpflegerin: Ok. Ich werde mir wäscht sich die Hände. Die Gesundheits– und Krankenpfle-
das notieren. Jetzt werde ich die Medizin vorbereiten. gerin dokumentiert, dass sie eine Injektion verabreicht hat
Könnten Sie sich bitte bequem auf die Liege legen und und dann spricht sie mit dem Patienten.
Ihre Hose etwas nach unten ziehen, damit ich die Spritze Gesundheits- und Krankenpflegerin: Wie fühlen Sie sich?
geben kann? Ist alles in Ordnung?
Sprecherin: Die Gesundheits- und Krankenpflegerin wäscht Patient: Ja, alles in Ordnung. Vielen Dank. Ich hab’ fast gar
sich die Hände und bereitet das notwendige Hilfsmaterial nichts gefühlt.
vor: die Handschuhe, das Arzneimittel, die sterile Gaze, die Gesundheits- und Krankenpflegerin: Dann können Sie
Lösung zur Hautdesinfektion, die Durchstechflasche mit 0,9 sich aufsetzen und anziehen. Wenn Sie sich nicht wohl
% NaCl (Natriumchlorid) zum Verdünnen des Arzneimittels, fühlen oder Nebenwirkungen wie Ausschlag oder Durchfall
eine Einmalspritze und Einwegnadeln zum Verabreichen der feststellen, kommen Sie bitte in die Klinik zurück oder
Medizin und einen Behälter für infizierte Injektionsnadeln. wenden Sie sich an den nächstgelegenen Arzt. Wenn alles
Anschließend zieht die Gesundheits– und Krankenpflegerin in Ordnung ist, sehe ich Sie um 20 Uhr.
ihre Handschuhe an und bereitet das in 5 ml isotonischer
Sprecherin: Der Patient zieht seine Hosen an und steht auf.
Salzlösung verdünnte Arzneimittel in der entsprechenden
Spritze gemäß den aseptischen Regeln zu. Inzwischen macht Patient: Danke schön.
der Patient sein Gesäß frei und legt sich in Bauchlage auf Gesundheits- und Krankenpflegerin: Auf Wiedersehen.
die Liege.
Gesundheits- und Krankenpflegerin: Die Injektion ist jetzt
fertig. Bitte drücken Sie die Gaze fest auf die Einstichstelle,
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 87
Annex 1
SPRECHEN 2
Student/-in A
Finden Sie einen/eine Gesprächspartner/-in und gestalten Sie zusammen ein Gespräch
zwischen einer leitenden Stationsschwester (Student/-in A) und einem/einer
Gesundheits- und Krankenpfleger/-in (Student/-in B).
Denken Sie daran, alle Informationen in Ihrem Dialog anzugeben. Bitte verwenden Sie
die Redemittel aus dem Abschnitt „SPRACHTIPPS 2".
Student/-in A
1 Patient Hans Zimmer (68)
2 Behandelt wegen
3 Überweisendender Arzt/Abteilung Dr. Moritz/A. für Innere Medizin
4 Typ der Verordnung
5 Wirkstoff Penicillin
6 Handelsname Benzylpenicillin
7 Dosis
8 Tagesmaximaldosis/TMD
9 Weg der Verabreichung IM
10 Häufigkeit der Verabreichung jede 6. St.
11 Anzahl der verbleibenden Ampullen
12 Verfallsdatum
13 Lagerbedingungen
14 Indikation um Streptococcus pneumoniae Bakterien zu bekämpfen
15 Vorsichtsmaßnahmen Asthmaanamnese, Nierenkrankheit, Wechselwirkungen
mit anderen Medikamenten
16 Mögliche Nebenwirkungen
88 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 4
Student/-in A
Arzt/Ärztin und Gesundheits- und Krankenpfleger/-in verfügen über spezifische
Informationen, die sie austauschen müssen, um ein umfassendes Verständnis der
Patientenmedikation zu erhalten. Finden Sie einen/eine Gesprächspartner/-in und
führen Sie einen Dialog zwischen Arzt/Ärztin (A) und Gesundheits- und Krankenpfleger/-
in (B) auf der Grundlage der unten aufgeführten Informationen.
Student/-in A
Patient Typ des Form des Weg der Dosis Indikation
Arzneimittels Arzneimittels Verabreichung
Herr Wirtz Antithrombotikum SC Injektion um tiefe
Venen-
thrombose
(TVT) zu
verhindern
Herr Müller Tropfen 1 Trpf./Tag,
vorzugsweise
abends
Frau Hannes Bronchodilatator inhalativ Asthma
Frau Teufel Sirup 5 ml (1 TL) 3/d
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 89
Annex 2
SPRECHEN 2
Student/-in B
Finden Sie einen/eine Gesprächspartner/-in und gestalten Sie zusammen ein Gespräch
zwischen einer leitenden Stationsschwester (Student/-in A) und einem/einer
Gesundheits- und Krankenpfleger/-in (Student/-in B).
Denken Sie daran, alle Informationen in Ihrem Dialog anzugeben. Bitte verwenden Sie
die Redemittel aus dem Abschnitt „SPRACHTIPPS 2".
Student/-in B
1 Patient
2 Behandelt wegen Lungenentzündung
3 Überweisender Arzt/Abteilung
4 Typ der Verordnung Dauerverordnung
5 Wirkstoff
6 Handelsname
7 Dosis 600 000 Einheiten
8 Tagesmaximaldosis/TMD 2 400 000 Einheiten
9 Weg der Verabreichung
10 Häufigkeit der Verabreichung
11 Anzahl der verbleibenden Ampullen 7
12 Verfallsdatum 01/08/24
13 Lagerbedingungen zwischen 2 – 8 °C
14 Indikation
15 Vorsichtsmaßnahmen
16 Mögliche Nebenwirkungen Allgemeine Überempfindlichkeit, schmerzhafte und
geschwollene Injektionsstelle, schnelle Herzfrequenz
90 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 4
Student/-in B
Arzt/Ärztin und Gesundheits- und Krankenpfleger/-in verfügen über spezifische
Informationen, die sie austauschen müssen, um ein umfassendes Verständnis der
Patientenmedikation zu erhalten. Finden Sie einen/eine Gesprächspartner/-in und führen
Sie einen Dialogzwischen Arzt/Ärztin (A) und Gesundheits- und Krankenpfleger/-in (B)
auf der Grundlage der unten aufgeführten Informationen.
Student/-in B
Patient Typ des Form des Weg der Dosis Indikation
Arzneimittels Arzneimittels Verabreichung
Herr Wirtz injizierbare 1/d
Lösung in
Phiolen
Herr Müller miotisch ophthalmisch Glaukom
Frau Hannes Dosierinhalator vor Ort
verwenden
oder 3/d
Frau Teufel Expektorans/ per os Bronchitis
Expektorantium/
Hustenmittel
Lösungen
HÖRVERSTEHEN 2
1. a) feste Verabreichungsform, z. B. Pillen, Tabletten, 5. Rezeptpflichtige Medikamente werden von Ärzten
Kapseln, Caplets, Pastillen, Granulate, Suppositorien verschrieben und auf Rezept abgegeben.
(Zäpfchen) und Pulver Nicht rezeptpflichtige Medikamente kann man ohne
b) h albfeste Verabreichungsform, z. B. Salben, Cremes, Rezept kaufen.
Pasten, Lotionen und Gele Die Pflegekraft spielt eine wichtige Rolle bei der
c) f lüssige Verabreichungsform, z. B. Tropfen, Sirup, Beobachtung der Nebenwirkungen der Pharmakotherapie.
Lösungen, Suspensionen und Linimente Ein/-e Gesundheits– und Krankenpfleger/-in muss es
2. Hauptwege der Medikamentenverabreichung: oral, melden, wenn er/sie bei einem Patienten unerwünschte
inhalativ, parenteral, örtlich und in Form eines Arzneimittelwirkungen feststellt.
Suppositoriums, über die Schleimhäute instilliert, otische 6. a) N ebenwirkungen – unerwünschte Arzneimittel
und ophthalmologische Medikamente reaktion/Arzneimittelwirkung
3. intradermale (ID), intramuskuläre (IM), intraossäre (IO), b) Weg der Medikamentenverabreichung – Medikamenten
intraperitoneale (IP), intravenöse (IV) und subkutane einnahme
(SC) Injektion c) verabreicht ins Ohr – otisch
4. Anweisungen des Herstellers, das Alter, das Gewicht, das d) verabreicht ins Auge – ophthalmologisch
Geschlecht, mögliche Allergien des Patienten, Einnahme
von anderen Arzneimitteln
HELP2 Lernbaustein 4 / Medikation 91
LESEVERSTEHEN 1
1. Behandlung 8. Hören/Gehör
2. Vorbeugung 9. Wirkungen
3. verordnet 10. unerkannt
4. ...bedingte 11. Erkrankung
5. verstoffwechselt 12. Veränderungen
6. Altern 13. pharmakologische
7. komorbider 14. Praxis
SPRECHEN 2
1 Patient Hans Zimmer (68)
2 Behandelt wegen Lungenentzündung
3 Überweisender Arzt/Abteilung Dr. Moritz/A. für Innere Medizin
4 Typ der Verordnung Dauerverordnung
5 Wirkstoff Penicillin
6 Handelsname Benzylpenicillin
92 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
VIDEOCLIP 1
Anwendung eines Medikaments in Form von Augentropfen.
1. F – Der Patient leidet an Trockenheit und leichtem 5. F – Es kann zu einer vorübergehenden Verschlechterung
Schmerz in den Augen. der Sehfähigkeit kommen.
2. F – Der Patient muss seine Kontaktlinsen entfernen. 6. F – drei Mal täglich, zwei Tropfen.
3. R – Die Gesundheits- und Krankenpflegerin wärmt die 7. F – Der Patient wird sich die Tropfen selbst verabreichen
Tropfen in ihren Händen für bessere Aufnahme an. bis zur Nachuntersuchung in sieben Tagen.
4. R – Die Gesundheits- und Krankenpflegerin bittet den
Patienten, während der Verabreichung der Tropfen
nicht zu blinzeln. Danach solle er die Augen für 2
Minuten geschlossen halten.
VIDEOCLIP 2
Medikamentenverabreichung über die intramuskuläre (IM) Injektion
1. Atemwege, Luftwege 5. Bauchlage
2. muskuläre 6. Einwegnadel
3. 500 mg Ampicillin zweimal täglich alle 12 Stunden für 5 Tage 7. sterilen Gaze
4. Nebenwirkungen 8. Ausschlag, Durchfall
SCHREIBEN 1
Mögliche Antworten
ÄRZTLICHE ANORDNUNG
Typ der Anordnung, z. B. stat (sofort), einmalige A., prn (wenn nötig), Daueranordnung
Daueranordnung
1 Name und Versicherungsnummer des Patienten Katrin Peters; 166751567
2 Allergien/Reaktion ---
3 Datum u. Uhrzeit der Anordnung 15. 10. 2021, 14 Uhr
4 Gültig vom … bis zum ... 16. 10 – 17. 10. 2021
5 Name des Arzneimittels Biofazolin
6 Dosierung 1 g (1 amp)
7 Weg der Verabreichung IV
8 Wann u. wie oft verabreichen? Q12St. (8, 20 Uhr)
Unterschrift des Arztes
SPRECHEN 4
Patient Typ des Form des Weg der Dosis Indikation
Arzneimittels Arzneimittels Verabreichung
Herr Wirtz Antithrombotikum injizierbare SC Injektion 1/d um tiefe
Lösung in Phiolen Venenthrombose
(TVT) zu
verhindern
Herr Müller miotisch Tropfen Ophthalmisch 1 Trpf./Tag, Glaukom
vorzugsweise
abends
Frau Hannes Bronchodilatator Dosier-inhalator Inhalativ vor Ort Asthma
verwenden
oder 3/d
Frau Teufel Expektorans/ Sirup per os 5 ml (1 TL) 3/d Bronchitis
Expektoran-tium/
Hustenmittel
Erklären Sie die folgenden Arzneimittelverordnungen und schreiben Sie sie aus.
1. ASS p.o. 3/d – Aspirin per os/oral dreimal täglich 6. 50 mg Sir. q.i.d. – 50 mg Sirup viermal täglich
2. NPO h.s. – keine orale Einnahme nach dem 7. SAL lokal 1/d a.A. – Salbe lokal einmal täglich am Abend
Schlafengehen 8. IV ASS 1/d – intravenös Aspirin einmal täglich
3. Codeine n.d.E q4h – Codeine nach dem Essen alle 9. 3 Tab. p.o. Q6h b.Bed. b.starken Schmerzen –
4 Stunden 3 Tabletten per os alle 6 Stunden bei Bedarf bei
4. 500 mg IV q4h T ↑38 °C – 500 mg intravenös alle starken Schmerzen
4 Stunden, wenn die Temperatur über 38 °C ist 10. 100 mg IM a.M. – 100 mg intramuskulär am Morgen
5. Laxativum PR b.Bed. – Laxativum per rectum bei Bedarf
SCHREIBEN 2
Mögliche Antworten:
Diagnose: akute dekompensierte Herzinsuffizienz
MEDIKATIONSPLAN für: Markus Brunner geb. am: 18. 08. 1955
Seite 1 von 2 ausgestellt von: Dr. Johann Bauer ausgedruckt am: 15. 10. 2021
Wirkstoff: 8:00 A A A A A A A A A A
Furosemidum
Handelsname: 12:00 A A A A A A A A A A
Stärke: 20mg
Form: IV 16:00 A A A A A A A A A A
Einheit: Ampulle
Wirkstoff: 8:00 A A A A A A A A A A
Enoxaparin
Handelsname:
Stärke: 80mg
(0,8 ml)
Form: SC
Einheit: Ampulle 20:00 A A A A A A A A A A
Wirkstoff:
Rosuvastatinum
Handelsname:
Rosuvastatin
Stärke: 20mg
Form: oral
Einheit: Tablette 20:00 A A A A A A A A A A
Anmerkungen: A. Bitte geben Sie Ihre Initialen in ein entsprechendes Kästchen ein, wenn das Medikament
verabreicht worden ist.
B. Nennen Sie unten den Grund für die Auslassung oder Ablehnung.
SPRECHEN 5
VORGEHEN BEI DER MEDIKAMENTENVERABREICHUNG
SCHRITT-FÜR-SCHRITT-ANLEITUNG DER MEDIKAMENTENVERABREICHUNG
AUGE OHR TRANSDERMAL
1 Ziehen Sie die Einweghand 1 Ziehen Sie die Einweghand 1 Ziehen Sie die Einweghand
schuhe an. schuhe an. schuhe an.
2 Helfen Sie dem Patienten zu 2 Erwärmen Sie die Ohrentropfen 2 Entfernen Sie das alte Pflaster,
einer sitzenden oder auf dem auf Körpertemperatur. wenn es eins gibt.
Rücken liegenden Position.
3 Bitten Sie den Patienten den 3 Bitten Sie den Patienten sich 3 Falls nötig, reinigen Sie die Haut
Kopf nach hinten zu neigen. auf die Seite zu liegen, sodass vor dem Aufkleben vorsichtig
das erkrankte Ohr nach oben mit sauberem Wasser (ohne
gerichtet ist. Reinigungsmittel) und tupfen
Sie sie trocken.
4 Bitten Sie den Patienten, nach 4 Gleichen Sie die Krümmung des 4 Finden Sie eine Stelle auf dem
oben und zur Seite zu sehen. Gehörgangs aus, indem Sie die Rücken oder einem Arm des
Ohrmuschel nach oben und Patienten, die keine oder wenig
nach hinten ziehen. Haare hat.
5 Ziehen Sie das untere Augenlid 5 Geben Sie die Tropfen ins Ohr. 5 Trocknen Sie die Stelle ab.
nach unten.
6 Geben Sie die richtige Anzahl 6 Bitten Sie den Patienten, den 6 Legen Sie die Dosis auf das
von Tropfen in die Innenecke Kopf für mindestens fünf Pflaster oder Verbandsmaterial
unter das untere Augenlid. Minuten zur Seite zu neigen. auf oder wenden Sie ein trans
dermales Pflaster an. Lassen Sie
es nicht Ihre Haut berühren.
96 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
7 Bitten Sie den Patienten jetzt 7 Sie können einen Wattebausch 7 Decken Sie die Stelle mit einem
die Augen zu schließen. Durch verwenden, um sicherzustellen, speziellen Verband ab und
Blinzeln werden die Tropfen im dass das Medikament im Ohr kleben Sie es sorgfältig, damit
Auge verteilt. bleibt. es nicht abfällt.
8 Trocknen Sie die überschüssige 8 Nach fünf Minuten in das andere 8
Flüssigkeit mit einem Tuch ab. Ohr einträufeln.
Lernbaustein 5
Altenpflege
Autor
Ivan Merdzhanov
HÖREN 1
Schlüsselwörter
Die folgenden Wörter und Wortgruppen sind Bausteine für die erfolgreiche Kommunikation zum Thema
dieses Lernbausteins. Sie werden Ihnen helfen, Inhalte zu verstehen und selbst Sätze zu bilden.
Hören Sie die Schlüsselwörter für diesen Lernbaustein. ErschlieSSen Sie die Bedeu-
tung und wiederholen Sie die Wörter, bis Sie mit ihrer Bedeutung und korrekten
Aussprache vertraut sind.
den Verband beim Toilettengang die Nahrung reichen Spritzen geben den Rücken
wechseln helfen abtrocknen
Medikamente geben zum Bad begleiten die Zahnprothese den Blutzucker eine Infusion
reinigen messen anlegen
beim Ausziehen den Puls fühlen und das Kopfkissen hoch- die Wunde das Blut abnehmen
helfen messen stellen versorgen
HÖREN 2
Ein Tag im Altersheim
Sabine erzählt über ihren Arbeitstag im Altersheim.
Aufgabe: Hören Sie die Erzählung von Sabine und kreuzen Sie die passende Ergänzung
a, b oder c an.
HELP2 Lernbaustein 5 / Altenpflege 99
SPRECHEN 1
Mein Tagesablauf
Erzählen Sie Ihrer Partnerin/Ihrem Partner über Ihren eigenen Tagesablauf. Berück-
sichtigen Sie dabei folgende Stichpunkte:
• Aufstehen, Frühstück
• Der Weg zur Arbeit/zur Uni – Bus, Auto, Stau usw.
• Bei der Arbeit – Aufgaben, Schichtwechsel, Kollegen; in der Uni bzw. im Klinikum – Aufgaben,
Beobachtungen, Tutoren
• Kommunikation mit den Patienten – Beispiele
• Pausen, Gespräche usw.
• Der Abend – zu Hause, mit Freunden oder Nachtschicht
Notieren Sie sich die Inhalte aus der Erzählung Ihrer Partnerin/Ihres Partners und fassen Sie mündlich
die Information in 5 Sätzen zusammen.
LESEVERSTEHEN 1
Der Beruf „Altenpfleger/-in“
Da die Bevölkerung in Deutschland immer älter wird, ist Pflegepersonal für Senioren sehr gefragt. Für
die Ausbildung zum Altenpfleger und zur Altenpflegerin ist es von großer Bedeutung, dass man das
Bedürfnis hat, den Menschen zu helfen. Man muss akzeptieren, dass alte Menschen oft auf fremde
100 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Aufgabe 1: Lesen Sie die Aussagen zum Text „Der Beruf ‘Altenpfleger/-in’“ und kreuzen
Sie die jeweilige Lösung RICHTIG oder FALSCH an.
1 In Deutschland werden sehr wenig Arbeitsplätze für Pflegerinnen bzw. Pfleger angeboten. RICHTIG FALSCH
2 Die Senioren haben große Schwierigkeiten bei der Gestaltung ihres Alltags. RICHTIG FALSCH
3 Wegen der Aufgaben zur Körperhygiene und Nahrungszufuhr vernachlässigen die Alten- RICHTIG FALSCH
pfleger die Kommunikation und die gemeinsamen Aktivitäten mit den Senioren.
4 Die Ärzte messen den Puls, den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel. RICHTIG FALSCH
5 Bei Verletzungen übernehmen die Pflegenden die Verabreichung der Arzneien, den RICHTIG FALSCH
Verbandwechsel oder sie legen eine Infusion an.
6 Die Dokumentation über die Pflegemaßnahmen und den gesundheitlichen Zustand der RICHTIG FALSCH
Patienten wird von den Pflegerinnen bzw. Pflegern geführt.
7 Bei komplizierter Lebenssituation sollte sich das Pflegepersonal nach Rücksprache mit RICHTIG FALSCH
dem zuständigen Arzt zurückziehen.
8 Die Pflegenden informieren regelmäßig die Angehörigen über den Verlauf der RICHTIG FALSCH
Pflegemaßnahmen und den Gesundheitszustand der alten Menschen.
Aufgabe 2: Lesen Sie den Text „Der Beruf ‚Altenpfleger/-in‘ “ und ordnen Sie die Wörter
bzw. Ausdrücke den jeweiligen Erklärungen zu.
1 auf etwas/jemanden angewiesen sein A etwas Besonderes, Auffälligkeit
2 mit etwas/jemandem umgehen B zu essen, zu trinken, zum Einnehmen geben
HELP2 Lernbaustein 5 / Altenpflege 101
1 2 3 4 5 6 7 8
G
SPRECHEN 2
Gespräch über den Beruf „Altenpfleger/-in“
Aufgabe 1: Warum ist die Nachfrage nach
Pflegep ersonal so groß? Suchen Sie nach
Argumenten und diskutieren Sie mit einem
Partner oder Partnerin.
Beispiel: Der Anteil der Senioren in der Gesell-
schaft steigt und sie benötigen entsprechende
Pflege. Woran liegt das?
Aufgabe 2: Welche Aufgaben erfüllt das Pflege-
personal in den Pflegeheimen? Erzählen Sie
in der Form eines Monologs, indem Sie den
Lesetext als Grundlage nehmen.
HÖREN 3
Gespräch mit einer Patientin
Sie hören das Gespräch zwischen der Pflegekraft und Frau Schulz. Markieren Sie die
passende Ergänzung der Aussagen – a, b oder c.
1. Frau Schulz … 4. Der Blutdruck von Frau Schulz …
a) musste oft auf die Toilette. a) ist sehr hoch.
b) hat sehr gut geschlafen. b) ist 175/95.
c) hatte keinen guten Schlaf. c) zeigt normale Werte.
2. Die Temperatur von Frau Schulz ist … 5. Frau Schulz …
a) 36,7 Grad. a) hat wenig Appetit.
b) 37,6 Grad. b) hat Hunger.
c) 38,5 Grad. c) hat starken Durst.
3. Frau Schulz … 6. Die Pflegekraft …
a) hatte starken Durchfall. a) hilft Frau Schulz beim Waschen.
b) hatte Verstopfung. b) hilft Frau Schulz, zum Waschbecken zu gehen.
c) hatte normalen Stuhlgang. c) kann Frau Schulz nicht helfen.
102 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
A. B. C. D. E. F.
Körperpflege Ernährung Mobilisation Lagerung Messen und Pflegemaßnahmen
Dokumentieren
Aufgabe 2: Formulieren Sie die Fragen und Anweisungen, indem Sie die passenden
Verben ergänzen.
1. Können Sie allein zum Waschbecken ……?
2. Hier ist Ihr Rasierapparat. Können Sie sich selbst ….?
3. Würden Sie bitte das Nachthemd …., damit ich Sie waschen kann.
4. Ich stelle das / den Kopfteil etwas höher. Können Sie so besser ……..?
5. Würden Sie sich bitte mit diesem Handtuch …. ?
6. Können Sie Ihre Zahnprothese selbst …..?
7. Würden Sie sich bitte auf das Bett …..
8. Können Sie sich allein die Zähne ……..?
HELP2 Lernbaustein 5 / Altenpflege 103
abtrocknen aufstehen gehen liegen reinigen putzen setzen legen ausziehen rasieren
SCHREIBEN 1
Anweisungen
Schreiben Sie 10 Anweisungen
der Pflegeleiterin an die Pflegerin
Heike, indem Sie die Ausdrücke aus
der vorigen Übung benutzen.
Beispiel: Würden Sie bitte den Verband
von Frau Schmid wechseln?
VIDEOCLIP
Pflege zu Hause
Aufgabe 1: Schauen Sie sich das Video an. Ergänzen Sie die Informationen über die
Pflegekraft Regina Schmidt und ihre Patienten.
1 2 3 4 5 6 7 8
SPRECHEN 3
Mobile Pflegeversorgung
Erzählen Sie Ihrer Partnerin/ Ihrem Partner über die Patienten von Regina Schmidt:
Name, Erkrankungen, Zustand. Wenn Sie selbstständig lernen, gestalten Sie halblaut
einen Monolog.
Welche pflegerischen Tätigkeiten werden von Regina durchgeführt?
Gestalten Sie halblaut einen Monolog zu diesem Thema.
Benutzen Sie dabei die Informationen aus dem Videoclip und den vorangehenden Aufgaben.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
SCHREIBEN 2
Anweisungen
Mithilfe der Informationen aus der vorigen Übung und aus anderen Internetquellen formulieren Sie
Fragen bzw. Aussagen, die die unten angeführten Aspekte betreffen:
Bedürfnisse erfragen – z.B. „Möchten Sie vielleicht mit den anderen im Gemeinschaftsraum
fernsehen?“
Essenswünsche besprechen – z.B. „Was möchten Sie abends essen?“
Interesse / Empathie zeigen – z.B. „Wie alt war Ihre Frau denn und woran
ist sie gestorben?”
Optimismus ausdrucken – z.B. „Ich verstehe Ihre Enttäuschung, aber wir finden eine passene
Lösung“.
Hilfe anbieten – z.B. „Brauchen Sie Hilfe beim Waschen?“
SPRECHEN 4
Kommunikation mit Pflegebedürftigen
Erarbeiten Sie mit einem Partner oder einer Partnerin einen Dialog zu einem der
vorgegebenen Themen und spielen sie diesen mit verteilten Rollen. Benutzen Sie dabei
die Fragen und Ausdrücke aus den vorangehenden Übungen. Selbstständig Lernende
können einen halblauten Monolog halten oder versuchen, einen Partner oder eine
Partnerin in den sozialen Netzwerken zu finden.
106 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
HÖREN 4
Interview mit einer Pflegekraft
Aufgabe: Sie hören das Gespräch zwischen einer Reporterin und Frau Michaela Nowak,
einer gelernten Altenpflegerin, über die Situation in den Pflegeheimen. Markieren Sie
die richtigen Aussagen.
Der Kontakt mit Menschen, die Gespräche und die Dankbarkeit der Patienten sind das Besondere im Beruf des
Altenpflegers.
Viele Menschen sind sehr gut über die Altenpflege informiert.
In diesem Beruf ist die seelische Sorge vielleicht wichtiger als die Körperpflege.
Die Pflegekraft sollte die Interessen der pflegebedürftigen Personen kennen.
Die klassische Musik ist wichtig für die Therapie der männlichen Patienten.
Die Ausbildung umfasst die ganzheitliche Pflege der alten Menschen.
Die Zeit für eine Insulinspritze beträgt eine halbe Stunde.
Die Pflegekräfte kümmern sich nur um die Grundbedürfnisse der Patienten, weil sie überbelastet sind.
Die Probleme der Altenpflege sind mit der Ausbildung des Personals verbunden.
Die bessere Bezahlung ist eine Möglichkeit zur Lösung der Probleme mit dem fehlenden Personal.
SPRECHEN 5
Herausforderungen in der Altenpflege
Mithilfe der Informationen aus dem Interview und aus
anderen Internetquellen diskutieren Sie mit einem Ge-
sprächspartner oder einer Gesprächspartnerin zum
Thema „Herausforderungen in der Altenpflege“. Wenn
Sie selbstständig lernen, geben Sie Antwort auf die
Fragen in einem halblauten Monolog. Gehen Sie auf
die folgenden Fragen ein:
• Was macht diesen Beruf für viele Leute so faszinie
rend?
• Warum wächst die Bedeutung des Berufes?
• Worin bestehen die Probleme in der Altenpflege
in Deutschland / in Ihrem Land?
• Wie sieht die Zukunft dieses Berufes aus?
LESEVERSTEHEN 2
Pflegende Angehörige
Aufgabe 1. Lesen Sie den Text und kreuzen Sie die passenden Ergänzungen a, b, c oder
d an.
HELP2 Lernbaustein 5 / Altenpflege 107
Altern in Deutschland
In Deutschland sind mehr als 20 Prozent der Bevölkerung über
1
65 Jahre – etwa 17,5 Millionen – und nach den neuesten (…0…)
2
gibt es in Deutschland etwa 14.500 Alten- und Pflegeheime .
Grundsätzlich gibt es drei Arten: bei der ersten Art sind die
Bewohner im Haushalt selbstständig, (…1…) sich selber um ihre
Bedürfnisse und benötigen nur minimale Unterstützung; im
zweiten Fall benötigen die Bewohner ebenfalls keine besondere
Unterstützung, können sich jedoch bei der Reinigung, Einkauf
von Lebensmitteln und bei der (…2…) auf externe Hilfe verlassen.
Der größte Teil der Altenheime gehört zur dritten Art, die stati-
onäre Versorgung für pflegebedürftige Senioren bietet, welche
auf 24-Stunden-Hilfe (…3…) sind.
Nur 690 dieser Altenheime sind kommunal, und mehr als die Hälfte der Häuser wird von Wohltätig-
keitsorganisationen finanziert. Die durchschnittlichen monatlichen Kosten in einem solchen Pflegeheim
3
variieren (…4…) anerkanntem Pflegegrad und betragen durchschnittlich ca. 1.700 € . Rentner zahlen
ihren Aufenthalt oft selbst, und ein Teil der Kosten wird durch eine Versicherung (…5…). Die Höhe des
persönlichen Beitrags hängt auch von der finanziellen Situation der Person ab.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensformen der deutschen Senioren stark verändert. Die
4
(…6…) Mehrheit – 2,6 Millionen der 3,4 Millionen, die besondere Pflege benötigen – lebt unabhängig
und denkt überhaupt nicht (…7…), in ein Heim zu ziehen. Die optimale Lösung sind Wohneinrichtungen,
die speziell für ältere Menschen gebaut wurden und in denen die Möglichkeit einer barrierefreien
Bewegung besteht. Dort hat jeder seine eigene Wohnung, in der die Voraussetzungen für Komfort und
Sicherheit älterer Menschen geschaffen werden.
Eine Alternative zum Leben in einem Altenheim kann der Aufenthalt in der eigenen Wohnung sein (speziell
(…8…), an die Bedürfnisse angepasst), in der alle erforderlichen Dienstleistungen über die Anbieter von
Altenpflege und Pflegehilfe (…9…) werden können – medizinische Einrichtungen, soziale Organisationen,
Reinigungsunternehmen. Hier geht es nicht nur um regelmäßige Besuche von Sozial- und Gesundheitsper-
sonal, sondern vielmehr darum, dass der Assistent den älteren Menschen auch im Haushalt hilft, egal ob
beim Reinigen, Waschen oder Bügeln, wobei in solchen Häusern auch Essen bereitgestellt wird. Diese Häuser
verfügen (…10…) Notrufsysteme für medizinisches Personal. Hilfe kann zu jeder Tageszeit gesucht werden.
Beispiel:
0. a. Film b. Reaktionen c. Angaben d. Häuser
1. a. sprechen b. kümmern c. verfügen d. bereit
2. a. Haushaltsführung b. Investition c. Bügeln d. Kochen
3. a. erwartet b. übertragen c. ausgleichen d. angewiesen
4. a. aus b. als auch c. je nach d. heraus
5. a. verloren b. abgezogen c. gedeckt d. gefunden
6. a. übergewogene b. überwiegende c. aufgebrachte d. aufbrechende
7. a. daran b. dafür c. darauf d. dazu
8. a. erzwungen b. gemeldet c. gespielt d. ausgestattet
9. a. gelesen b. erbracht c. rechnen d. genommen
10. a. über b. auf c. von d. durch
1
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1365/umfrage/bevoelkerung-deutschlands-nach-altersgruppen
2
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/201876/umfrage/anzahl-von-pflegeheimen-nach-traegerschaft-in-deutschland//
3
https://www.pflege.de/altenpflege/pflegeheim-altenheim/kosten/
4
https://www.pflegehilfe.org/docs/press/studie-belastung-pflegender-angehoeriger-vollstaendige-studie.pdf
108 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SCHREIBEN 3
Fragen zum Text „Altern in Deutschland“
Aufgabe 2. Beantworten Sie bitte schriftlich die Fragen. Vergleichen Sie Ihre Antworten
mit den angegebenen Lösungen.
Wo werden die meisten Pflegebedürftigen versorgt?
Von wem werden die meisten Pflegeheime finanziert?
Wovon hängt die Höhe der Pflegeheimbeiträge der Senioren ab?
Wie viele Senioren wohnen nicht in einem Altenheim?
Welche Alternativen zum Pflegeheim haben sich in den letzten Jahren entwickelt?
Welche Hilfe leisten die Assistenten zu Hause?
SPRACHECKE
Die folgenden Ausdrücke und Sätze wurden als ein Teil der notwendigen Elemente
für eine erfolgreiche Kommunikation in Bezug auf das in diesem Lernbaustein ange-
sprochene Thema ausgewählt. Sie unterstützen Sie bei der adäquaten fachbezogenen
Gesprächsführung.
1. die Wunde versorgen
2. Die Schmerzen klingen ab.
3. den Kompressionsverband anlegen
4. Maßnahmen ergreifen
5. für die pflegebedürftigen Personen sorgen
6. Die Demenz schreitet fort.
7. Die Füße schwellen an.
8. die Medikamente verabreichen
9. Brauchen Sie Hilfe beim Waschen?
10. Würden Sie sich bitte auf das Bett setzen?
11. Würden Sie sich bitte mit diesem Handtuch abtrocknen?
12. Soll ich Ihnen das Kopfteil höher stellen?
13. Können Sie sich selbst rasieren?
14. Können Sie sich allein die Zähne putzen?
15. Ich muss Ihnen den Blutdruck messen.
16. Ich gebe Ihnen eine Insulinspritze.
17. Soll ich Ihre Zahnprothese reinigen?
18. Haben Sie Schlafstörungen?
19. den Alltag bewältigen
20. die Essenswünsche erfragen
1 den Blutzucker
2 das Bett
3 mit dem Handtuch
4 die Medikamente
5 die Maßnahmen
6 das Blut
7 die Wunde
8 die Spritzen
9 die Zahnprothese
10 die Essenswünsche
Richtig Falsch
1. Frau Winkelmann hat keine starken Schmerzen mehr.
2. Frau Winkelmann hat keinen Appetit.
3. Die Pflegekraft bespricht mit der Patientin den Essensplan für die nächste Woche.
4. Zum Frühstück möchte Frau Winkelmann Kaffee.
5. Die Patientin isst zum Frühstück ein Brötchen.
6. Abends wird Frau Winkelmann zwei Scheiben Schwarzbrot und Käse essen.
7. Frau Winkelmann möchte gerne auch Wurst essen.
8. Am Freitag wird die Patientin Hühnerfrikassee mit Reis und grünem Salat essen.
9. Jeden Tag kann Frau Winkelmann zwischen drei Menüs wählen.
10. Morgen isst Frau Winkelmann Rührei mit Spinat und Kartoffeln.
QUELLEN VERZEICHNIS
1 Alle Bilder: MU-Varna – Archive, CC licence
2 Statistisches Bundesamt. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Pflege/_inhalt.html
Besucht am 11. 03. 2020.
110 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Audioskript
HÖREN 2
Ein Tag im Altersheim
Ich bin Sabine, bin 25 Jahre alt und seit fast 3 Jahren hier Rente bleiben kann, das ist mir klar. Zeitdruck erlebe ich
im Haus tätig. Morgens ziehe ich mich um und kann dann permanent, ja, gerade wenn viele Leute klingeln. Oder
ins Dienstzimmer gehen. Dort gucke ich am PC in der Doku letztens ist eine Kollegin krank geworden, da war ich in
nach, ob was Besonderes mit meinen Patienten passiert ist, der Mittagszeit alleine. Bin erstmal die Klingeln abgelaufen
oder ob es Abweichungen in der Therapie oder im Essens- und machte eins nach dem anderen in Ruhe. Es bringt auch
plan gibt. Dann starte ich mit der Pflege… nichts, sich zu stressen, es macht die Sache nicht leichter.
Ich helfe Frau Hübner beim Anziehen und Waschen. Ich Nach dem Mittagsschläfchen holen wir die Leute wieder
begleite sie ins Badezimmer, sie findet sich eigentlich gut raus. Wir reichen Essen aus, manchmal duschen welche
zurecht. Ich bin meistens bis zum Mittag noch in der Pflege, nachmittags. Alle zwei Tage kommt Arztvisite, wir müssen
das heißt bis 12 Uhr. Dann helfe ich ein bisschen, das Essen auch dabei helfen. In der übrigen Zeit verteilen wir die
anzureichen und verteile die Tabletts auf die Zimmer. Frau Wäsche oder sortieren Pflegemittel ein. Montags bis freitags
Hübner bringe ich später einen Kakao und helfe ihr beim ist immer auch Nachmittagsprogramm. Z.B. dienstags ist
Aufstehen und an den Tisch zu gehen. Ich arbeite mit vie- Kochgruppe, donnerstags – Bingo. Das wird vom Sozialdienst
len Patienten, finde das interessant, da sie echt viel erlebt organisiert und manchmal kommen Ehrenamtliche, die sich
haben. Ja, man lernt manchmal auch tolle Leute kennen. Es dann mit den Bewohnern beschäftigen.
macht einfach Spaß. Vor dem Abendessen müssen die Kolleginnen noch Tropfen
Es ist ja auch ein Beruf, der körperlich und psychisch geben, Blutzucker messen und Medikamente verteilen.
anstrengend ist. Das ist ein Job, in dem ich nicht bis zur
HÖREN 3
Gespräch mit Patientin
Pflegende: Guten Morgen, Frau Schulz. Haben Sie heute S.: Kann ich denn jetzt aufstehen? Ich möchte zu meiner
Nacht gut geschlafen? Freundin, Frau Lehmann, sie wartet wahrscheinlich auf mich.
Frau Schulz: Ja, endlich habe ich einmal durchgeschlafen, Aber ich fühle mich noch etwas unsicher auf den Beinen.
musste nur einmal auf die Toilette. Würden Sie mich bitte zum Waschbecken begleiten?
Pfl.: Das ist ja schön. Und jetzt wird Fieber gemessen. Ich Pfl.: Soll ich Ihnen auch beim Waschen helfen?
gebe Ihnen gleich das Thermometer. S.: Nein, es geht schon.
Pfl.: So, da bin ich wieder. Na, Frau Schulz, 36,7 ist ja sehr Pfl.: Sie bekommen dann auch bald Frühstück. Danach helfe
schön und auch der Puls ist mit 80 gut. Hatten Sie denn ich Ihnen zum Ausgehen. Ich sage Frau Lehmann Bescheid,
normalen Stuhl? dass sie kommen. Was soll ich Ihnen zum Frühstück bringen,
S.: Ja, ganz normal. Frau Schulz?
Pfl.: So, nun messe ich noch den Blutdruck. Können Sie bitte S.: Ich nehme diesmal kein Brötchen, sondern zwei Scheiben
den Ärmel des Nachthemdes etwas hochschieben? Knäckebrot, Käse und Wurst.
S.: Wie sind denn meine Werte? Pfl.: Was möchten Sie denn zum Frühstück trinken?
Pfl.: Sehen Sie? Ganz in Ordnung – 145/90, da können wir S.: Schwarzen Tee, aber ohne Zucker.
recht zufrieden sein. Haben Sie denn Appetit? Pfl.: Sehr gut! Dann bis bald, Frau Schulz.
S.: Etwas, aber vor allem habe ich Durst. S.: Bis bald!
Pfl.: Ich verstehe... Wir bringen Ihnen gleich etwas Tee und
Wasser.
VIDEOCLIP
Pflege zu Hause
SPRECHER: Regina Schmidt arbeitet in einem privaten Pflege (Patientin 1)
unternehmen und versorgt als ambulante Pflegekraft fast SPRECHER: Frau Hessen ist 70, hat hohen Blutdruck und
30 pflegebedürftige Patienten zu Hause. Ihr Arbeitstag be- kann nicht gut schlafen. Regina versucht, Frau Hessen zu
ginnt um 6 Uhr, und sie fährt mit ihrem Auto zum ersten beruhigen.
Patienten.
HELP2 Lernbaustein 5 / Altenpflege 111
REGINA: Guten Morgen Frau Hessen. Und wie geht es Ihnen REGINA: Keine Angst, ich öffne das Fenster ja nicht ganz,
jetzt? ich kippe es nur. Und nun messe ich Ihnen den Blutdruck.
FRAU HESSEN: Ich bin müde und habe Kopfschmerzen. Na REGINA: Ok, 155 zu 90. Die obere Grenze ist ein bisschen
ja, ich habe diese Nacht kein Auge zugetan! erhöht, aber es ist nicht so schlimm. Die Medikamente neh-
REGINA: Haben Sie bereits ein Schmerzmittel genommen? men Sie doch regelmäßig, nicht wahr?
FRAU HESSEN: Ja … aber diese Pillen helfen nicht. Gestern FRAU HESSEN: Ja, heute Morgen auch.
habe ich eine genommen, aber danach konnte ich nicht ein- REGINA: Sehr gut, Frau Hessen. Und hier – die Schmerzta-
schlafen. blette. Sie können diese gleich nehmen, mit etwas Wasser.
REGINA: Ich denke, Sie hatten doch schon ein paar Stunden Nach einer halben Stunde fühlen Sie sich schon besser.
Tiefschlaf. Vielleicht hat das Schmerzmittel ein bisschen FRAU HESSEN: Danke, Regina.
geholfen. REGINA: Gern geschehen, aber jetzt muss ich zu den ande-
FRAU HESSEN: Gibst du mir heute noch so eine Tablette? ren Patienten gehen. Auf Wiedersehen, Frau Hessen.
REGINA: Ja, aber erst später. Ich werde ein Fenster öffnen, FRAU HESSEN: Tschüss, Regina.
so dass Sie mehr Sauerstoff bekommen.
FRAU HESSEN: Aber dann wird es mir ja zu kalt!
(Patientin 2)
SPRECHER: Frau Rohde ist 75, war bis vor kurzem im Kran- REGINA: Oh nein, hat er sich wehgetan?
kenhaus und braucht seitdem einen Kompressionsverband. FRAU ROHDE: Er hat mich gerufen. Gleich nach dem Sturz
REGINA: Na, guten Morgen Frau Rohde. Wie geht es Ihnen hat Herr Wilke Schmerzen an der Hüfte gehabt. Daraufhin
heute? rief ich seinen Hausarzt an, der dann auch gleich vorbei
FRAU ROHDE: Mir geht‘s nicht gut. Mein Fuß ist angeschwol- kam und ihn ins Krankenhaus eingewiesen hat. Ich hab‘
len, glaube ich und er tut mir weh. schnell das Nötigste zusammengepackt und er wurde
mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Dort
REGINA: Lassen Sie mich mal sehen …
haben sie ihn geröntgt und konnten nichts feststellen.
FRAU ROHDE: Oh, es ist schmerzhaft … Auch Herr Wilke gab immer weniger Schmerzen an, darum
REGINA: Klar, wir müssen den Kompressionsverband etwas haben sie ihn wieder nach Hause geschickt, ohne neue
lockerer anlegen. Ich mache es gleich. So … Und wie fühlen Arztanordnungen.
sie den Fuß jetzt, Frau Rohde? REGINA: Ok. Das ist ja nochmal gut gegangen. Hat er noch
FRAU ROHDE: Moment … Ja, es ist viel besser. Danke, Regina. Schmerzen?
REGINA: Bald werden die Schmerzen abklingen. Und nun FRAU ROHDE: Nein, nichts. Herr Wilke konnte sich am
die Augentropfen. Jetzt, bitte, die Augen schön aufmachen. Abend auch nicht mehr daran erinnern.
Ja, so ist es gut. (Regina verabreicht Frau Rohde Augentrop- REGINA: Seine Demenz schreitet fort und er ist zunehmend
fen). Und jetzt muss ich nach Plan zu Ihrem Nachbarn, Herrn verwirrter. Deshalb gehe ich jetzt zu ihm. Auf Wiedersehen,
Wilke. Frau Rohde!
FRAU ROHDE: Oh, gestern war bei ihm einiges los! FRAU ROHDE: Auf Wiedersehen! Bis Freitag.
REGINA: Was denn, was ist passiert?
FRAU ROHDE: Gestern früh um neun ist Herr Wilke auf dem
Weg von der Küche ins Wohnzimmer gestürzt.
HÖREN 4
Reporterin: Heute im Studio haben wir zu Gast Frau Michaela Nowak: Man hört das, aber ich denke, die Leute, die das
Nowak, eine gelernte Altenpflegerin, mit der wir über die sagen, die haben keine Ahnung, wovon sie reden. Manche
Probleme und Perspektiven dieses Berufes sprechen wer- denken vielleicht, dass die Pflege sich nur auf den Körper
den. Was macht die Altenpflege so besonders, Frau Nowak? bezieht. Das stimmt ja nicht. Wichtig ist dabei das Mensch-
Nowak: Das ist der Kontakt mit den Menschen, besonders liche. Die Pflege bedeutet nicht nur Körperpflege, sondern
die Nähe und das Vertrauen. Die Sicherheit, da fühlen sich auch Pflege der Seele. Das ist gar nicht schwer, man redet
die Menschen wie zu Hause. Und diese Dankbarkeit, die mit den Leuten, führt ein kleines Gespräch. Und wichtig ist,
sie für uns haben, ein leichtes Lächeln oder ein zitternder dass man nicht nur Standardfragen wie: „Wie geht’s?“ oder
Händedruck, der sagt: „Danke, es ist so schön, dass sie bei „Haben Sie gut geschlafen?“ stellt, sondern fünf oder zehn
uns sind“. Minuten mit dem Patienten über die Familie oder über ihre
Erlebnisse redet.
Reporterin: Was sagen Sie Menschen, die die Altenpflege
als unangenehme Körperpflege wahrnehmen? Reporterin: Welche Aufgaben hat eine Pflegekraft?
112 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Nowak: Wir versuchen, unsere Patienten so lange wie mög- Nowak: Wir sind ja völlig überlastet und überarbeitet. Des-
lich in ihrer Unabhängigkeit zu unterstützen. Während mei- halb kümmern wir uns nur oft noch um die Grundbedürf
ner Ausbildung habe ich gelernt, mich um den Menschen als nisse der alten Menschen. Wir müssen in kurzer Zeit viele
Ganzes zu kümmern. Ich kenne viel über die Biographie des Dinge erledigen – wir waschen die Patienten, wir helfen
Patienten und kann mit ihm über Themen sprechen, die ihn ihnen, sich anzuziehen, wir bringen sie auf die Toilette und
interessieren, darüber, was er von diesem Lebensabschnitt füttern sie sogar, wenn es nötig ist. Oft können wir dies
erwartet. Wenn die alte Dame gerne strickt, dann lobe ich jedoch nicht so machen, wie wir es selbst machen möch-
gerne ihre Arbeit, und für den alten Herrn im Nebenzimmer ten, da es an Personal mangelt und wir es schnell machen
schalte ich einen Radiosender mit klassischer Musik ein, weil müssen.
er sie mag. Reporterin: Wie sieht die Zukunft der Altenpflege aus?
Reporterin: Um wie viele Menschen kümmert sich denn Nowak: Es geht darum, dass endlich der Beruf von der Politik
normalerweise eine Pflegekraft im Altenheim? aufgewertet werden muss, damit er attraktiver wird. Über
Nowak: Es ist schwierig zu sagen. In einigen Schichten bessere Bezahlung muss der Beruf für mehr Leute attraktiv
betreue ich mehr als 25 Patienten – das ist wirklich viel, werden, so dass auch die vielen unbesetzten Stellen besetzt
aber leider ist es jetzt eher normale Praxis. Ich habe nur werden können. Damit lässt sich der Arbeitsdruck verringern
ein paar Minuten für die Toilette und fast keine Zeit, auf und der ganzheitliche Ansatz der Pflege besser umsetzen.
die Bedürfnisse der Menschen zu achten. Die Anzahl der Es geht nicht um Angst junger Leute, es geht darum, die
Patienten, die ich pro Stunde betreue, hängt von der Bedingungen zu verbessern. Es geht darum, dass es zu viele
jeweiligen Tätigkeit ab. Beispielsweise dauert die Insulin private Pflegeanbieter gibt, die ihre Angestellten ausbeuten
injektion nur fünf Minuten, während man eine halbe Stunde durch Arbeitsdruck, Pflege darf nicht den Profitinteressen
für die Grundversorgung braucht. untergeordnet werden.
Reporterin: Warum wird es so problematisch in ihrem Beruf?
Lösungen
LESEN 1
Ein Tag im Altersheim
1. b; 2. a; 3. c; 4. b; 5. c; 6. c; 7. a; 8. b
HELP2 Lernbaustein 5 / Altenpflege 113
LESEVERSTEHEN 1
Altenpfleger
Aufgabe 1
1 FALSCH 5 RICHTIG
2 RICHTIG 6 RICHTIG
3 FALSCH 7 FALSCH
4 FALSCH 8 RICHTIG
Aufgabe 2
1 2 3 4 5 6 7 8
G H F E B C A D
HÖREN 3
Gespräch mit einer Patientin
1. b); 2. a); 2. c); 3. c); 4. c); 5. a); 6. b); 7. c); 8. a)
Aufgabe 2
Formulieren Sie die Fragen und Anweisungen, indem Sie die passenden Verben ergänzen.
1. gehen 6. reinigen
2. rasieren 7. legen, setzen
3. ausziehen 8. putzen
4. liegen 9. setzen
5. abtrocknen 10. aufstehen
SCHREIBEN 1
Anweisungen
1. Helfen Sie bitte Frau Schulz beim Füße waschen. 6. Helfen Sie bitte Herrn Schade beim Ausziehen.
2. Würden Sie bitte das Bettlaken glattziehen und das Kopf- 7. Würden Sie bitte schon das Essen und die Getränke
teil hochstellen? verabreichen?
3. Könnten Sie bitte den Puls messen und die Infusion an- 8. Schütteln Sie bitte das Deckbett auf.
legen? 9. Haben Sie schon die Essenswünsche der Patienten
4. Würden Sie bitte Frau Zimmermann ins Labor begleiten? notiert?
5. Messen Sie bitte den Blutdruck und die Temperatur. 10. Sie sollten Frau Lock zum Bad begleiten.
114 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
VIDEOCLIP
Aufgabe 1
Regina Schmidt … ist [ambulante Pflegekraft].
versorgt 30 Patienten [zu Hause].
beginnt um 6 Uhr ihren [Arbeitstag].
Frau Hessen … hat [Schlafstörungen].
bekommt [Schmerztabletten].
leidet an [hohem Blutdruck].
Frau Rohde … war im [Krankenhaus].
hat einen [Kompressionsverband].
bekommt [Augentropfen].
Herr Wilke … hatte [Schmerzen] an der Hüfte.
ist gestern um 9 Uhr [gestürzt].
wird [immer verwirrter].
Aufgabe 2
1 2 3 4 5 6 7 8
G E F H C A D B
HÖREN 4
Interview mit einer Pflegekraft
1. 6.
2. 7.
3. 8.
4. 9.
5. 10.
LESEVERSTEHEN 2
Aufgabe 1
1. b 6. b
2. a 7. a
3. d 8. d
4. c 9. b
5. c 10. a
SCHREIBEN 2
Fragen beantworten
Aufgabe 2
1. in den Heimen mit stationärer Versorgung 4. 2,6 Millionen
2. von Wohltätigkeitsorganisationen 5. Wohnkomplexe für Senioren und eigene Wohnung
3. vom Pflegegrad 6. beim Reinigen, Waschen, Bügeln, Kochen
HELP2 Lernbaustein 5 / Altenpflege 115
Autor
Ivan Merdzhanov
EINFÜHRUNG
In diesem Lernbaustein lernen Sie die Struktur des Arzt-Patienten-Gesprächs sowie der Pflegeanamnese
kennen. Eine Vielzahl von Leseverstehens-, Hörverstehens- und Wortschatzaufgaben helfen Ihnen,
Ihre fachsprachlichen Kenntnisse zu verbessern und Ihre kommunikative Kompetenz im Bereich der
Anamneseerhebung zu entwickeln.
HÖREN 1
SCHLÜSSELWÖRTER
Die folgenden Wörter und Wortgruppen sind Bausteine für die erfolgreiche Kommunikation zum Thema
dieses Lernbausteins. Sie werden Ihnen helfen, Inhalte zu verstehen und selbst Sätze zu bilden.
Hören Sie die Schlüsselwörter für diesen Lernbaustein. ErschlieSSen Sie die Bedeu-
tung und wiederholen Sie die Wörter, bis Sie mit ihrer Bedeutung und korrekten
Aussprache vertraut sind.
HÖREN 2
Aufnahmegespräch
Einführung zum Anamnesegespräch – ein Gespräch zwischen einer Krankenschwester
und einer Patientin.
Aufgabe: Hören Sie das Aufnahmegespräch und vervollständigen Sie die Tabelle.
Geburtsdatum
Geburtsort Weimar
Überweisender Arzt
Angehörige/ Tel.: Sohn, Tel.: ..................
Größe
Gewicht 65 kg
SPRECHEN 1
Aufnahmegespräch
Aufgabe 1: Welche Informationen fehlen in der Tabelle? Formulieren Sie die entspre-
chenden Fragen.
Aufgabe 2: Finden Sie einen Gesprächspartner oder eine Gesprächspartnerin und spielen
Sie einen ähnlichen Dialog zwischen der aufnehmenden Krankenschwester und einer
Patientin oder einem Patienten.
Die Angaben in der Tabelle helfen Ihnen.
1,67 m Dortmund verheiratet Robert 21. 01. 1969
Michaela Dierks 58 kg Sekretärin Dr. Lorenz 038 782 0915
Aufgabe 3: Fassen Sie nun die erhaltenen Informationen in einem kurzen Bericht für
den Arzt zusammen.
LESEVERSTEHEN 1
Anamnesearten
1. Lesen Sie den Text und ergänzen Sie die passen-
den Wörter. Die Liste für die Wortauswahl finden
Sie am Ende dieser Übung.
Unter Anamnese verstehen wir die Schilderung der aktuellen
Beschwerden und der Vorgeschichte von Erkrankungen aus
der ……1…… des Patienten. Bei Kleinkindern oder bei Personen,
die nicht in der Lage sind, sich über ihren Zustand zu äußern
1 (Bewusstlosigkeit, Demenz, Erinnerungslücken usw.) sind
Angaben von Verwandten, Freunden oder auch von zufälligen
Augenzeugen bei Unfällen im Sinne einer ………2…….. wichtig.
Im Rahmen dieses Gespräches sollte man eine gute Arzt-Patient- ……3…….. herstellen. Der Arzt sollte den
Patienten ermutigen, sein Problem möglichst detailliert darzustellen.
120 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Später wird der Arzt in bestimmten Bereichen genauer ………4…….., um die Krankheitsgeschichte zu
vervollständigen, bzw. die bestehenden Vermutungen zu bestätigen oder zu verwerfen. Zunächst fragt
der Arzt nach der aktuellen Erkrankung:
2. Verbinden Sie die Begriffe bzw. Ausdrücke mit den jeweiligen Synonymen bzw.
Erklärungen.
1 2 3 4 5 6 7 8
Zuzuordnende Antworten:
A. Stechend, manchmal auch krampfartig.
B. Vor einem Jahr wegen Lungenentzündung.
C. Ja, ich habe seit drei Jahren Diabetes.
D. Nein, aber manchmal huste ich, wenn ich Erdbeeren esse.
E. Ich habe nicht gemessen, aber ich glaube – nicht.
122 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 2
Anamnesebogen
1. Lesen Sie oben stehenden Anamnesebogen und formulieren Sie mögliche Fragen des Arztes.
2. Arbeiten Sie in Gruppen und vergleichen Sie die Ergebnisse.
HÖREN 3
Ein Arzt-Patienten-Gespräch
Sie hören das Gespräch zwischen Frau Werner und ihrer Hausärztin in vier Abschnitten. Lösen Sie nach
jedem Abschnitt die entsprechende Aufgabe.
Richtig Falsch
1. Frau Werner versucht ihren Blutdruck jede Woche zu messen.
2. Die Patientin hat seit 5 Jahren Diabetes.
3. In der Familie hat niemand Diabetes.
4. Die Todesursache bei der Mutter war ein Schlaganfall.
5. Ihre Eltern hatten keine Blut- und Kreislauferkrankungen.
6. Die Patientin war früher starke Raucherin.
7. Frau Werner hat in letzter Zeit viel zugenommen.
8. Frau Werner hat einen übermäßigen Appetit.
9. Die Patientin nimmt regelmäßig Arzneimittel gegen Hypertonie ein.
10. Frau Werner ist allergisch gegen Nüsse.
SCHREIBEN 1
Patientenvorstellung
Schreiben Sie eine kurze Vorstel-
lung der Patientin. Gehen Sie dabei
auf die wichtigsten Ergebnisse des
Anamnesegesprächs ein. Beginnen
Sie etwa so:
Die Patientin, Gudrun Werner, 70 Jahre,
wurde gestern wegen Luftnot und Brust-
schmerzen in unsere Klinik aufgenommen.
…
3
HELP2 Lernbaustein 6 / Anamnesegespräch 125
Patient: Ich hatte auf einmal Kopfweh. Arzt: plötzlich aufgetretene Kopfschmerzen
Patient Arzt
Ich kann seit drei Tagen nicht mehr einschlafen.
Ich kriege seit einem Monat immer schlechter
Luft.
Nein, ich rauche nicht.
Gegen den Zucker bekomme ich Metformin und
es hilft mir.
Mir ist immer wieder übel.
Ich habe früher mal Heroin gespritzt.
Pflegeanamnese
Die Pflegeanamnese ist in der Regel eine ausführliche, strukturierte Datenerhebung mit dem Ziel, das
Allgemeinbefinden eines Menschen einzuschätzen und daraus dessen individuellen Pflegebedarf zu ermit-
teln. Sie dokumentiert den Aufnahmezustand des Pflegebedürftigen und stellt somit den Ausgangspunkt
für die Pflegeplanung und den folgenden Pflegeprozess dar. Sie wird vom Pflegepersonal erhoben und der
Inhalt ist abhängig von der Pflegeeinrichtung.
126 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
VIDEOCLIP
Aufgabe 1: HÖREN – Pflegeanamnese
Schauen Sie den Videoclip mit dem Pflegeaufnahmegespräch und markieren Sie die
passenden Informationen a, b oder c im Anamnesebogen:
Aufgabe 2: Ordnen Sie die Anamnesebestandteile den jeweiligen Fragen der Kranken-
pflegerin zu.
Anamneseelemente Fragen
1. Aufnahmegrund A. Benötigen Sie eine spezielle Diät?
2. Einweisungsdiagnose B. Wen sollen wir im Notfall benachrichtigen?
3. Familienstand C. Warum hat Ihr Arzt Sie zu uns eingewiesen?
128 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
SPRECHEN 3
Einen Anamnesebogen ausfüllen
Finden Sie einen Gesprächspartner oder eine Gesprächspartnerin und erarbeiten Sie ein Gespräch
zwischen der Pflegekraft und dem Patienten Walter Schuster. Verwenden Sie danach die Gesprächs
informationen, um den Pflegeanamnesebogen auszufüllen. Der Bogen wird auf der nächsten Seite fort-
gesetzt.
Adresse: ...............................................................................................................................
Kontaktperson: ................................................................. Telefon: ...................................
Angehörige: ............................................................................................... Besuch: JA NEIN
MEDIZINISCHE BETREUUNG
HELP2 Lernbaustein 6 / Anamnesegespräch 129
PFLEGERISCHE MASSNAHMEN
Ernährung Körperpflege
Diät: …………………………… Hilfe beim Waschen JA NEIN
Vegetarisch JA NEIN Hilfe beim Duschen JA NEIN
Vegan JA NEIN Inkontinenz JA NEIN
Fleisch JA NEIN Urininkontinenz
Schweinefleisch JA NEIN Stuhlinkontinenz
SCHREIBEN 2
Bericht
Schreiben Sie einen kurzen Bericht für Ihre
Kollegin, die die Betreuung des Patienten
übernimmt. Erfassen Sie dabei die wichtigsten
Informationen, die für die Pflegekraft relevant
sind.
5
130 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRACHECKE
Die folgenden Wörter, Ausdrücke und Sätze wurden als Bausteine für eine erfolg
reiche Kommunikation in Bezug auf das in diesem Lernbaustein angesprochene Thema
ausgewählt. Sie unterstützen Sie bei der adäquaten fachbezogenen Gesprächsführung.
Patient/-in: Alter:
Vorname: Name: Giesecke Familienstand:
Einweisung durch: Kinder: keine
Gewicht: ............... Größe: ............... Beschwerden:
Frühere u. Begleiterkrankungen: keine Begleitende Symptome:
Allergien: Auslöser: unklar
Operationen: Qualität der Schmerzen:
Wichtige Krankheiten in der Familie: Schlaf:
Vater: keine Medikation: Verhütungsmittel
Mutter: Alkohol: Rauchen: Nein
Geschwister: Bruder – keine Geschlechtsverkehr: keine Probleme
Station: Orthopädie Behandelnder Arzt:
HELP2 Lernbaustein 6 / Anamnesegespräch 131
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
BILDQUELLEN
1–4, 6 MU-Varna Archive, CC Licence
5 Nutzungserlaubnis liegt vor/ Usage permit is available
Audioskript
HÖREN 1 – SCHLÜSSELWÖRTER
die Beschwerden abfragen die Übelkeit verschweigen
den Aufnahmebogen ausfüllen die Hausärztin aufsuchen
den Auslöser ermitteln vegetative Anamnese
Anamnese erheben/ durchführen das berufliche Umfeld
Grunderkrankungen und Leitsymptome nennen/notieren sich hinlegen
HÖREN 2 – Aufnahmegespräch
Einführung zum Anamnesegespräch – ein Gespräch zwischen einer Krankenschwester
und einer Patientin.
K.: Guten Tag, mein Name ist Alina und ich bin Stations- K.: Oh, Entschuldigung, das war mein Fehler. Also Scheffler
schwester hier auf der Station. mit zwei F.
P.: Guten Tag. P.: Genau.
K.: Ich möchte mit Ihnen jetzt das Aufnahmegespräch füh- K.: Sehr gut. Wie alt sind Sie? Ihr Geburtsdatum bitte.
ren und die Daten noch ergänzen. Sitzen Sie bequem, oder P.: 27. 07. 1977, also bin ich 42 Jahre alt.
wollen Sie sich noch hinlegen?
K.: 27. Juli 1977. Und Ihr Geburtsort?
P.: Nein, das ist in Ordnung.
P.: Weimar.
K.: Wenn es Ihnen zu anstrengend ist, sagen Sie bitte
K.: Aha, hier in der Nähe also. Sind Sie verheiratet, Frau
Bescheid.
Scheffler?
P.: Kein Problem.
P.: Nein, geschieden.
K.: Zuerst muss ich noch ihre Angaben in den Aufnahme
K.: Können wir Ihren Mann telefonisch ansprechen, wenn
bogen notieren. Wie heißen Sie?
wir Fragen haben?
P.: Ich heiße Karina Scheffler.
P.: Am besten rufen Sie bitte meinen Sohn an, über sein
K.: Katharina Scheffler? Mit Ä und zwei F? Handy: 0173 78870371. Ich wiederhole noch einmal: 0173
Nein, nicht Katharina, sondern Karina, mit K. Und Scheffler 788 70 371.
mit E und zwei F. S-C-H-E-F-F-L-E-R. K.: Wie ist sein Name, bitte.
134 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
P.: Oliver, Oliver Rohde, das ist der Familienname meines P.: Ich bin 1,72 m groß. Mein Gewicht kenne ich nicht so
geschiedenen Mannes. genau, ungefähr 65 kg.
K.: Wer hat Sie zu uns ins Krankenhaus überwiesen? K.: Vielen Dank. Ich habe alles notiert. Nun, wir warten auf
P.: Frau Dr. Karin Otto, unsere Hausärztin in der Erfurter den Arzt, der mit Ihnen die Anamneseerhebung durchführen
Straße. wird.
K.: Jetzt muss ich noch Ihre Größe und Ihr Gewicht wissen.
HÖREN 3
Hörtext – 1. Abschnitt
ÄRZTIN: Guten Tag, Frau Werner. ÄRZTIN: Ja, ich sehe schon hier den Arztbericht von Ihrer
PATIENTIN: Guten Tag, Frau Doktor. Hausärztin. Sie sind zu uns ins Krankenhaus überwiesen wor-
den, auch wegen Schmerzen in der Brust … Nur um schnell
ÄRZTIN: Ich bin Doktor Selle und bin Assistenzärztin hier
die Daten abzugleichen – Sie sind Gudrun Werner, geboren
auf der Kardiologie. Ich würde gerne heute die Anamnese
am …
durchführen.
PATIENTIN: …. 26.07.1948
PATIENTIN: Das ist sehr schön.
ÄRZTIN: In Ordnung. Sie sind, wie gesagt, hier wegen Be-
ÄRZTIN: Wie geht es Ihnen heute?
klemmungsgefühlen und Brustschmerzen. Ich würde Ihnen
PATIENTIN: Na ja, etwas besser, aber die letzten Wochen einige Fragen stellen und dann die nächsten Schritte planen.
waren ziemlich schlimm. Vor allem nachts hatte ich immer
PATIENTIN: Ja, okay.
so … Luftnot, ich bin dann aufgestanden, da wurde es leicht
besser, aber … ich bin nicht sehr zufrieden.
Hörtext – 2. Abschnitt
ÄRZTIN: Wie ist es denn bei Ihnen Frau Werner? Wenn Sie ÄRZTIN: Und wie ist das denn, spüren Sie manchmal, fühlen
unter Belastung arbeiten, z. B. im Garten, ist es bei Ihnen Sie sich manchmal ein bisschen aufgeschwemmt, haben Sie
öfters so, dass Sie Luftnot haben? geschwollene Beine?
PATIENTIN: Ja, doch, vor allem wenn ich mich ab und zu mal PATIENTIN: Ja, Ich habe in letzter Zeit gemerkt, dass beide
bücke, dann ist das schon doch ziemlich schlimm. Und dann Beine doch anschwellen, ich lege sie schon hoch, aber das
atme ich ziemlich schnell und meine Nachbarin sagt schon geht nicht so schnell zurück.
immer: Du musst dich mal setzen. Das ist ja nicht gerade ÄRZTIN: Ist Ihnen sonst noch was aufgefallen?
angenehm.
PATIENTIN: Ja, meine Nachbarin meinte, ich bin manchmal
ÄRZTIN: Es ist dann besser, wenn Sie aufrecht stehen, ja? blau im Gesicht.
PATIENTIN: Ja, es wird immer etwas besser. ÄRZTIN: In Ordnung, Frau Werner.
ÄRZTIN: Haben Sie auch ab und zu so einen stechenden
Schmerz in der Brust oder so ein Beklemmungsgefühl?
PATIENTIN: Ja, das habe ich oft. Auch wenn ich sitze, dann
tritt das auf und das zieht sich bis in die Arme hinein. Und
auch manchmal in den Rücken.
Hörtext, 3. Abschnitt
ÄRZTIN: Messen Sie regelmäßig den Blutdruck, Frau Wer- ÄRZTIN: Und wenn wir schon bei der Familie sind, sind viel-
ner? leicht bei Ihren Eltern, Großeltern oder in der nähren Ver-
PATIENTIN: Ja, eigentlich jeden Tag. Und er ist inzwischen wandtschaft Schlaganfälle oder Herzinfarkte aufgetreten?
über 140 gestiegen. PATIENTIN: Mein Vater hat Wasser in den Beinen zuletzt
ÄRZTIN: Gibt es bei Ihnen weitere Krankheiten, von denen gehabt und hatte auch Beklemmungsgefühle in der Brust.
ich wissen sollte? Und meine Mutter ist an einem Schlaganfall gestorben.
PATIENTIN: Ja, seit etwa 5 Jahren habe ich auch Diabetes ÄRZTIN: Hmm. Und … vielleicht ist erhöhter Cholesterin-
und musste dann natürlich aufhören zu rauchen. spiegel in der Familie bekannt oder haben Sie keine Infor-
mation?
ÄRZTIN: Ja, verständlich. Ist es bei Ihnen öfter in der Familie
so, dass Diabetes da vorgekommen ist? PATIENTIN: Ich weiß nicht. Damals hat man nicht so darauf
geachtet.
PATIENTIN: Ja, mein Vater hatte in den letzten Jahren Dia-
betes, aber bei meiner Mutter ist da nichts vorgekommen. ÄRZTIN: Rauchen Sie Frau Werner?
HELP2 Lernbaustein 6 / Anamnesegespräch 135
PATIENTIN: Ich rauche nicht mehr, aber früher habe ich ÄRZTIN: Können Sie mir sagen, welche Medikamente Sie
ziemlich viel geraucht. zurzeit einnehmen, Frau Werner?
ÄRZTIN: Wie viele? Ungefähr am Tag? PATIENTIN: Also, gegen meinen hohen Blutdruck nehme
PATIENTIN: Etwa eine halbe Schachtel am Tag. ich, das heißt wohl Norvasc … und noch Ramipril.
ÄRZTIN: OK, eine halbe Schachtel am Tag. Wie ist es denn ÄRZTIN: Ja, das ist richtig.
bei Ihnen in der Nacht? Schwitzen Sie viel in der Nacht? PATIENTIN: Und dann habe ich Tabletten gegen Diabetes.
PATIENTIN: Ja, ich habe manchmal richtige Schweißausbrü- Da muss ich mal nachschauen, wie das heißt, Met .. Me…
che. Dann muss ich aufstehen und ein bisschen im Zimmer ÄRZTIN: Metformin?
herumlaufen. Da fühle ich mich dann etwas besser. PATIENTIN: Ja, genau.
ÄRZTIN: Haben Sie in letzter Zeit viel Gewicht verloren? ÄRZTIN: Sie müssen noch kein Insulin spritzen, das ist ja
PATIENTIN: Das kann ich eigentlich nicht sagen. sehr gut.
ÄRZTIN: In Ordnung. Sonst ist bei Ihnen vegetativ alles in PATIENTIN: Ja, das muss ich noch nicht.
Ordnung? Wie ist es mit der Ernährung? Haben Sie über ÄRZTIN: Sind bei Ihnen irgendwelche Allergien bekannt?
mäßigen Appetit oder Durst? PATIENTIN: Nein, ich vertrage eigentlich alles.
PATIENTIN: Nein, das kann ich nicht behaupten. Manch-
mal habe ich mehr Durst als sonst, aber beim Essen hat sich
nichts geändert.
Hörtext, 4. Abschnitt
ÄRZTIN: Frau Werner, Sie sind verheiratet? ÄRZTIN: Wie wir jetzt weiter vorgehen, um das zu bestä-
PATIENTIN: Nein, bin schon seit längerer Zeit geschieden. tigen, wäre, dass wir ein EKG mit Ihnen machen, ein Elek-
trokardiogramm, unter Belastung. Wir würden Sie auf das
ÄRZTIN: Haben Sie Kinder?
Fahrrad setzen, Sie würden ordentlich treten. Dann würden
PATIENTIN: Ja, einen Sohn. Er hat seit längerer Zeit seine wir mal schauen. Dann noch ein Herz-Echo, einfach um zu
eigene Familie. gucken, wie es da um die Gefäße steht.
ÄRZTIN: OK, und die Wohnsituation ist geregelt bei Ihnen, PATIENTIN: Ja …
Sie wohnen in Ihrer eigenen Wohnung?
ÄRZTIN: …und wenn sich das alles bestätigt hat, dann
PATIENTIN: Ja, alles ist in Ordnung. würden wir zu weiteren Schritten greifen. Sie müssen sich
ÄRZTIN: Und Sie sind Rentnerin? natürlich auf eine gewisse Änderung Ihrer Lebensweise ein-
PATIENTIN: Ja, schon seit 5 Jahren. stellen: mehr Sport machen, mehr Bewegung, gesündere
ÄRZTIN: Wo haben Sie mal gearbeitet? Ernährung, weniger oder gar kein Alkohol.
PATIENTIN: Ich habe an der Schule deutsche Literatur PATIENTIN: Wenn es sein muss …
unterrichtet. ÄRZTIN: Wir warten aber erst einmal auf die Bestätigung
ÄRZTIN: Gut, Frau Werner, ich denke, wir haben hier den der Diagnose und würden dann weitersehen.
Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit. In Deutschland PATIENTIN: Gut. Herzlichen Dank. Und … ich muss jetzt ein
ist das ja schon eine Volkskrankheit. Bei Ihnen liegt wahr- paar Tage im Krankenhaus bleiben, zu den Untersuchungen?
scheinlich eine Verengung der Herzkranzgefäße vor. Das ÄRZTIN: Genau richtig.
kann an Diabetes liegen, dass da Gefäßschäden entstehen, PATIENTIN: Erstmal dann vielen Dank für das Gespräch.
oder an Ihren damaligen Rauchgewohnheiten. Oder an den
ÄRZTIN: Gern geschehen, Frau Werner. Auf Wiedersehen.
Lebensumständen …
PATIENTIN: Ja, ich verstehe.
VIDEOCLIP
PFLEGEKRAFT: Schönen guten Tag Frau Werner, ich bin Aufnahmegespräch gesagt, dass ich wahrscheinlich koro-
Schwester Monika und würde gern jetzt mit Ihnen das nare Herzkrankheit habe. Und das ist nicht gerade schön,
Pflegeaufnahmegespräch durchführen. nicht wahr?
FRAU WERNER: Hallo Schwester Monika! PFLEGEKRAFT: Da haben Sie recht. Aber wie alt sind Sie
PFLEGEKRAFT: Bleiben Sie bitte im Bett, ich setze mich zu denn?
Ihnen. Im Arztbrief steht Ihre Einweisungsdiagnose, aber ich FRAU WERNER: Schon 70, ich bin am 26.07.1948 geboren.
würde Sie bitten, diese mir noch einmal zu nennen, damit PFLEGEKRAFT: OK, wie heißen Sie mit Vornamen, Frau Wer-
wir die Informationen vergleichen können. ner? Hier steht ja nur G.
FRAU WERNER: Ich habe Beklemmungsgefühle und Brust- FRAU WERNER: Gudrun
schmerzen. Oft habe ich Luftnot und die Ärztin hat beim
136 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
PFLEGEKRAFT: OK, gibt es jemanden, den wir im Notfall FRAU WERNER: Ja, leider. Ich wache oft nachts auf. Ich
informieren sollten? schwitze manchmal sehr stark. Manchmal nehme ich auch
FRAU WERNER: Ja, meinen Sohn, Wolfgang Werner. Nach eine Schlaftablette. Aber nur ein- oder zweimal im Monat.
der Scheidung lebt mein Mann in Norwegen. Wolfgang Mein Hausarzt meint, ich hätte eine leichte Depression nach
wohnt aber hier in Erfurt und wird mich heute bestimmt der Scheidung. Tabletten nehme ich aber nicht dagegen.
besuchen. PFLEGEKRAFT: Gut, habe ich schon aufgeschrieben. Sie
PFLEGEKRAFT: Hat Ihr Sohn ein Telefon zu Hause oder eine können hier jederzeit ein Schlafmittel bekommen, aber be-
Handynummer? sprechen Sie das bitte nachher mit dem Arzt. Nehmen Sie
FRAU WERNER: Seine Telefonnummer ist die 0361 783 923, regelmäßig Schmerzmittel?
seine Handynummer weiß ich nicht, da muss ich auf meinem FRAU WERNER: Nein, nicht regelmäßig, aber ab und zu schon.
Handy nachschauen. Wenn mir der Arm zum Beispiel jetzt weh tut.
PFLEGEKRAFT: Schon gut, Frau Werner, das machen wir PFLEGEKRAFT: Welche Schmerzmittel nehmen Sie?
später. Wann waren Sie das letzte Mal im Krankenhaus? FRAU WERNER: Ich nehme Nurofen-Tabletten. Sie sind
FRAU WERNER: Na ja, ich habe schon einiges hinter mir. stark, aber helfen gut.
2010 wurde bei mir Brustkrebs diagnostiziert und ich musste PFLEGEKRAFT: Wann hatten Sie das letzte Mal Stuhlgang?
mir die rechte Brust amputieren lassen. Die Lymphknoten FRAU WERNER: Heute Morgen.
waren auch betroffen. Seitdem habe ich manchmal Schmer-
PFLEGEKRAFT: Nehmen Sie regelmäßig Abführmittel?
zen im rechten Arm, oft ist er sehr geschwollen. Ich habe
dann wegen der Lymphknoten Chemotherapie überstehen FRAU WERNER: Manchmal. Einmal im Monat, ungefähr.
müssen, es war sehr schlimm. Danach musste ich auch be- PFLEGEKRAFT: Haben Sie Probleme mit dem Wasserlassen
strahlt werden. Da ging es mir wirklich schlecht. und Stuhlgang?
PFLEGEKRAFT: Es tut mir leid, dass Sie wieder im Kranken- FRAU WERNER: Ja, aber nur mit dem Urin. Ich hätte Urin
haus sind. Aber diesmal ist ja nicht so schlimm. Werden Sie inkontinenz, hat mein Arzt gesagt. Kann ich hier im Kranken-
Besuch bekommen? haus auch Vorlagen bekommen?
FRAU WERNER: Ja, mein Sohn muss viel arbeiten, aber ich PFLEGEKRAFT: Ja, natürlich. Ich bringe Ihnen nachher gleich
bin sicher, dass er Zeit für mich findet. welche aufs Zimmer. Nehmen Sie regelmäßig Medikamente
PFLEGEKRAFT: Es wäre schön, natürlich. Konnten Sie sich ein?
zu Hause bisher gut bewegen? FRAU WERNER: Ja, nur meine Medikamente gegen Diabe-
FRAU WERNER: Na ja, zu Hause komme ich sehr gut zurecht tes und gegen Hypertonie. Der Arzt hat das schon notiert,
und brauche keinen Stock oder Rollator. Mein Hausarzt hat mir glaube ich.
sowas angeboten wegen der Luftnot, aber das ist überflüssig. PFLEGEKRAFT: Klar, haben Sie Allergien oder Unverträg-
PFLEGEKRAFT: Das freut mich, Frau Werner. Benutzen Sie lichkeiten?
aber andere Hilfsmittel – Brille oder Kontaktlinsen, Hörge- FRAU WERNER: Früher hatte ich Heuschnupfen, aber seit
rät, Glasauge, Zahnprothese, Herzschrittmacher oder eine einigen Jahren nicht mehr.
Perücke? PFLEGEKRAFT: Gut, danke für die Informationen. Zum
FRAU WERNER: Glücklicherweise brauche ich solche Sa- Schluss möchte ich Sie noch darauf hinweisen, die Wertge-
chen nicht. Nach der Chemotherapie musste ich Perücke genstände am besten Ihrem Sohn zu geben, da leider auch
tragen, aber jetzt nicht mehr. Ich habe aber eine Zahnpro- hier manchmal gestohlen wird. Wie das Telefon und der
these, eine Vollprothese, oben und unten. Fernseher funktionieren, steht hier in der Anleitung. Haben
PFLEGEKRAFT: Danke, für unsere Pflegerinnen sind diese Sie Fragen dazu?
Informationen wichtig. Noch etwas, Frau Werner. Sind Sie FRAU WERNER: Nein, vielleicht später.
Diabetikerin oder haben Sie andere chronische Erkrankun- PFLEGEKRAFT: Natürlich, Sie können sich jederzeit erkundi-
gen? gen. So, jetzt erst mal danke für Ihre Auskünfte. Meine pfle-
FRAU WERNER: Ja, seit etwa fünf Jahren habe ich Diabetes. gerische Aufnahme ist jetzt fertig. Nachher kommt noch der
Aber mein Arzt hat den gut eingestellt, sodass ich fast keine Stationsarzt zur Visite. Wenn Sie etwas benötigen, können
Probleme damit habe. Mein Blutdruck war früher ein biss- Sie jederzeit klingeln. Die Klingel ist der rote Knopf, da, in der
chen erhöht, aber seit ein paar Jahren ist es nicht mehr so Leiste am Nachttisch. Ich muss jetzt leider weiter, komme
schlimm. Ich esse aber überwiegend vegetarisch und würde aber nachher noch einmal vorbei.
auch hier gerne vegetarisch essen. FRAU WERNER: Ist gut. Bis nachher, Schwester Monika.
PFLEGEKRAFT: Natürlich, ich wollte Sie eben danach fragen.
Ja, haben Sie Probleme mit dem Schlaf, Ein- oder Durch-
schlafstörungen?
HELP2 Lernbaustein 6 / Anamnesegespräch 137
HÖREN 3
Aufgabe zum 1. Abschnitt
• Die leitende Stationsärztin spricht mit der Patientin. • Frau Werner leidet unter Luftnot und Brustschmerzen.þ
• Die Patientin wurde von der Hausärztin überwiesen. þ • Die Ärztin wird die Anamnese erheben. þ
• Die Patientin hat starke Magenschmerzen.
Aufgabe zum 2. Abschnitt
1. bückt 4. anschwellen
2. atmen 5. blau
3. stechenden
Aufgabe zum 3. Abschnitt
1. Falsch 6. Richtig
2. Richtig 7. Falsch
3. Falsch 8. Falsch
4. Richtig 9. Richtig
5. Falsch 10. Falsch
Patient Arzt
Ich kann seit drei Tagen nicht mehr einschlafen. seit drei Tagen bestehende Einschlafstörungen
Ich kriege seit einem Monat immer schlechter Luft. seit einem Monat bestehende progrediente Dispnoe
Nein, ich rauche nicht. Nikotinkonsum wird verneint
Gegen den Zucker bekomme ich Metformin und es hilft mir. mit Metformin eingestellter Diabetes mellitus
Mir ist immer wieder übel. rezidivierende Nausea
HELP2 Lernbaustein 6 / Anamnesegespräch 139
VIDEOCLIP
Aufgabe 1
Aufgabe 2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
D C F B J H K E L A G I
Patient/-in: Alter: 34
Vorname: Sonja Name: Giesecke Familienstand: verheiratet
Einweisung durch: Hausarzt Kinder: keine
Gewicht: ----- Größe: ----- Beschwerden: Schmerzen im linken Bein
Frühere u. Begleiterkrankungen: keine Begleitende Symptome: Schwellung, Wärmegefühl
Allergien: Milchprodukte Auslöser: unklar
Operationen: Armfraktur Qualität der Schmerzen: plötzlich, stechend
Hilfsmittel
der häuslichen Pflege
Autoren
Gabriela Kocourková, Lukáš Merz
Gerd Zimmer
EINFÜHRUNG
Es ist eigentlich ein fast unmögliches Vorhaben, dieses Thema in einem Lernbaustein beschränkter Länge
zu behandeln. Zu umfangreich ist die Liste der Produkte und täglich kommen neue hinzu, alte Hilfsmittel
werden verbessert – das Ganze ist ein Feld für innovative Ideen und Kreativität.
In diesem Lernbaustein wollen wir zuerst kurz streifen, wie die Pflegeversicherung in Deutschland funk-
tioniert. Krankenkasse und Pflegeversicherung sind für die Versorgung mit Hilfsmitteln verantwortlich,
die die Pflege erleichtern oder erst möglich machen. Über diese Hilfsmittel wollen wir sprechen.
Wir werden die Journalistin Eva Apfel und die Expertin für Hilfsmittel Wanda Stock begleiten, um
einige wichtige Produkte kennenzulernen. Wir werden sehen, wie diese eingesetzt werden und was zu
beachten ist. Pflegerin Karoline und Frau Schwarz werden uns in einem Gespräch begegnen, wo es um
die praktische Anwendung von Hilfen in der Pflege geht.
Bei der Vielzahl von Produkten werden sehr viele Fragen offenbleiben. Aber wir haben für Sie eine sehr
1
gute Informationsquelle entdeckt, auf der Sie seriöse Informationen finden werden.
Viel Spaß beim Lernen!
HÖREN
Wichtige Wörter und Wendungen 1
Die folgenden Wörter und Wortgruppen sind Bausteine für die erfolgreiche Kommunikation zum Thema
dieses Lernmoduls. Sie werden Ihnen helfen, Inhalte zu verstehen und selbst Sätze zu bilden.
1;
„Barrierefrei Leben e.V.“ Der Verein unterstützt Ratsuchende über das Portal www.online-wohn-beratung.de. Sie finden hier eine
sehr gute und unabhängige Übersicht über Hilfsmittel. Die Autoren danken dem Vorstand des Vereins für die Möglichkeit, Infor-
mationen umfassend in diesem Lernbaustein zu verwenden.
HELP2 Lernbaustein 7 / Hilfsmittel der häuslichen Pflege 143
LESEN 1
Pflegeversicherung und Leistungen in Deutschland
Schauen wir uns zuerst kurz an, woher in Deutschland die Pflegeleistungen kommen. In Deutschland
zahlen die Menschen Beiträge für eine gesetzliche Pflegeversicherung. Diese Beiträge bezahlen alle, die
einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung angehören. Um noch besser für den Pflegefall
abgesichert zu sein, gibt es private Zusatzversicherungen.
Muss eine Person gepflegt werden, wird zuerst der Pflegegrad bestimmt. Es gibt in Deutschland fünf
Pflegegrade. Abhängig vom Pflegegrad erhalten die Personen Leistungen. Es werden verschiedene Kri-
terien überprüft, um den Pflegegrad zu bestimmen:
1. Wie ist die Mobilität der Person (in der Wohnung)?
2. Wie sieht es mit den kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten aus?
3. Wie eingeschränkt ist die Fähigkeit zur Selbstversorgung (Körperpflege, An- und Ausziehen, Essen
und Trinken, Darm- und Blasenentleerung)?
4. Wie steht es um die Fähigkeit zur selbstständigen Anwendung von Medikamenten, Cremes,
Injektionen, Kathetern, Messgeräten und anderen Hilfsmitteln? Ist die Person fähig, Verbände zu
wechseln und Wunden zu versorgen? Kann die Person zum Arzt gehen und andere therapeutische
Einrichtungen besuchen? Ist die Person dazu in der Lage, eine krankheitsbedingte Diät einzu-
halten?
5. Gibt es Einschränkungen zur Gestaltung des Alltagslebens? Kann die Person den Tag strukturieren?
Hat sie regelmäßige soziale Kontakte?
Die Menschen möchten so lange wie möglich in ihrem Zuhause wohnen. Das Pflegeheim empfinden
viele als Stress, als psychische Belastung. Was folgt daraus? Für die oben genannten Kriterien und die
damit verbundenen Aufgaben in der Betreuung ist Unterstützung notwendig. Wir benötigen Menschen,
die bei der Pflege helfen und Hilfsmittel, die die Pflege leichter oder erst möglich machen. Ziel ist es,
dass die Menschen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben führen können,
möglichst lange in der eigenen Wohnung.
Die Leistungen in Deutschland ermöglichen Hilfe in der eigenen Wohnung durch Pflegekräfte, Leistungen
zum Umbau der Wohnung (barrierefreie Bäder, Treppenlift), oder zum Erwerb von Hilfsmitteln für die
häusliche Pflege.
144 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Aber: Hilfsmittel der häuslichen Pflege (unser Thema!) sind ausschließlich bewegliche Gegenstände.
Das bedeutet, weder Dienstleistungen noch der behindertengerechte Umbau der Wohnung oder der
Einbau eines Treppenlifts gehören dazu.
Die Krankenkassen zahlen in Deutschland für die Hilfsmittel der häuslichen Pflege.
Die Krankenkassen dürfen die Kosten der Hilfsmittel nur übernehmen, wenn sie erforderlich sind, um den
Erfolg einer Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung
auszugleichen.
Bei einigen Hilfsmitteln muss man einen Teil selbst zahlen (z. B. für orthopädische Schuhe)
SPRECHEN 1
Pflege in Deutschland und in meinem Herkunftsland
Arbeiten Sie paarweise oder in der Gruppe und vergleichen Sie bitte die Organisation
der Pflege in Deutschland und in Ihrem Herkunftsland. Selbstständig Lernende sollten
einen halblauten Monolog halten. Leitfragen:
1. Wie wird der Einzelne im Pflegefall abgesichert? Ist die Absicherung Privatsache oder staatlich
organisiert?
2. Gibt es Leistungen für die häusliche Pflege? Wenn ja, wovon sind diese abhängig und welche
Kriterien werden angelegt?
3. Welche Leistungen stehen dem Pflegebedürftigen in der häuslichen Pflege zur Verfügung (Woh-
nungsumbau? Betreuung durch Pflegekräfte? Hilfsmittel?)
Pflegebedürftig ist, wer eine körperliche, geistige oder psychische Behinderung oder eine gesundheitliche
Belastung nicht selbstständig kompensieren kann. Die Pflegebedürftigkeit muss voraussichtlich auf Dauer,
mindestens für sechs Monate, bestehen, und sie muss eine gewisse Schwere aufweisen, die in fünf
Pflegegraden kategorisiert wird. Vom Pflegegrad ist abhängig, ob und in welchem Umfang der Pflegebedürftige
Leistungen von der Pflegeversicherung beanspruchen kann. (§ 14 SGB XI)
QUIZ 1
Hilfsmittel Mobilität
Verbinden Sie Namen und Information zu den Hilfsmitteln mit dem entsprechenden
Bild:
A Gehstützen / Krücken 1 Die pflegebedürftige Person setzt die Füße auf das Hilfsmittel
und hebt (mit Unterstützung der Hilfsperson) den Po etwas an,
um in eine halb stehende Position zu kommen. Die Pflegekraft
kann nun den Pflegebedürftigen um die eigene Achse drehen
und ihn auf die gewünschte Sitzgelegenheit setzen. Das Hilfsmit-
tel kann auch auf dem Bett oder Stuhl genutzt werden.
HELP2 Lernbaustein 7 / Hilfsmittel der häuslichen Pflege 145
1 2 3
Der Rollator ist ein sehr praktisches Hilfsmittel. Der Bewegungsradius kann wesentlich erweitert werden,
weil sich die Person entlasten und sich jederzeit ausruhen kann. Die Gehsicherheit wird erhöht und die
Sturzgefahr vermindert.
LESEN 2
Die Journalistin Eva Apfel sucht Informationen zu Hilfsmitteln
der häuslichen Pflege
Eva Apfel arbeitet als Journalistin für eine Zeitschrift zur Weiterbildung in der Pflege. Sie möchte in
einer Artikelserie Hilfsmittel der häuslichen Pflege vorstellen. Bei der Recherche ist sie auf einen Verein
gestoßen, der Menschen zu Hilfsmitteln berät. Sie schreibt eine E-Mail.
146 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Lesen Sie zuerst die Fragen, die Sie nach dem Lesen beantworten sollen. Lesen Sie dann Evas E-Mail und
die Antwort des Vereins. Beantworten Sie anschließend mündlich oder schriftlich die Fragen.
Auf welche Informationen soll ich mich konzentrieren? Beantworten Sie bitte nach
dem Lesen die folgenden Fragen:
1. Warum wendet sich Eva an diese Einrichtung? Nennen Sie mindestens zwei Gründe.
2. Eva kann Hilfsmittel der häuslichen Pflege und Pflegehilfsmittel nicht unterscheiden. Können Sie
ihr helfen?
3. Was wird Evas größtes Problem beim Schreiben der Artikel sein?
4. Was schlägt Wanda vor? Finden Sie den Vorschlag gut? Wie würden Sie vorgehen?
Evas E-Mail
Eva Apfel, Im Paradiesgarten 2, 18057 Schlangenhausen, E-Mail [email protected], Tel. 01577…
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Eva Apfel. Ich arbeite als Journalistin für eine Zeitschrift zur Weiterbildung in der
Pflege. Wir möchten in einer Artikelserie Hilfsmittel der häuslichen Pflege vorstellen. Bei der
Recherche bin ich auf Ihren Verein gestoßen. Ich habe gesehen, dass Ihre Organisation Ratsuchende
mit Informationen unterstützt. Mir ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Ratgeber unabhängig und ohne
Interesse am Verkauf informieren. Ihre Webseite ist sehr gut strukturiert und erleichtert die Suche.
Ich möchte diese gern unseren Lesern empfehlen.
Ich bin bei der Recherche schon auf ein Problem gestoßen und ein bisschen verwirrt. Ich möchte
über Hilfsmittel der häuslichen Pflege schreiben. Und nun habe ich gelesen, dass es Hilfsmittel und
Pflegehilfsmittel gibt. Ist das nicht dasselbe?
Für die Weiterbildung ist es wichtig, dass unsere Pflegerinnen und Pfleger wichtige Hilfsmittel
kennen. Wenn man im Internet sucht, so scheint es unendlich viele zu geben. Gibt es eine Möglich-
keit, das etwas zu strukturieren?
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich bei meiner Arbeit mit Informationen unterstützen
könnten. Im Voraus herzlichen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Apfel
Erinnern Sie sich an die eingangs gestellte Frage, wie viele Produkte Sie auf einer Rat-
geberseite zu den Hilfsmitteln der häuslichen Pflege finden können?
C) war richtig, es sind ca. 270!
HÖRVERSTEHEN 1
Eva Apfel telefoniert mit Wanda Stock
Eva hat sich die Ratgeberseiten angeschaut und ruft Wanda an. Hören Sie das Telefon
gespräch und konzentrieren Sie sich auf folgende Fragen, die Sie anschließend
beantworten sollen:
1. Im Telefonat geht es um einen „Dschungel“. Erläutern Sie bitte, was hier im übertragenen Sinne
damit gemeint ist.
2. Welches Thema möchte Eva zuerst bearbeiten und warum?
3. Welche Verabredung treffen beide?
SCHREIBEN
Wanda schreibt ein Memo
Wanda informiert kurz auch schriftlich in einem Memo den Vorstand des Vereins. Sagen
Sie im Memo, wer Eva ist, was sie will und informieren Sie über den bevorstehenden
Gesprächstermin.
Memo
Datum:
Empfänger:
Info:
2
https://www.online-wohn-beratung.de/hilfsmittel-fuer-die-haeusliche-pflege/hilfsmittel-finden/
148 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 2
Wanda informiert eine Kollegin
Nach dem Telefonat berichtet Wanda ihrer Kollegin über Evas E-Mail und das Telefonat.
Übernehmen Sie bitte diese Rolle. Wenn Sie möchten, können Sie folgende Stichpunkte
als Gedankenstütze und zur Bildung vollständiger Sätze nutzen. Denken Sie bitte immer
daran, dass halblautes Sprechen den Lernerfolg verbessert:
E-Mail erhalten – Journalistin Zeitschrift für Weiterbildung in Pflege – Artikel über Hilfsmittel in Pflege
– hat Ratgeber des Vereins gefunden – findet gut strukturiert – will Ratgeber Lesern empfehlen - will
unabhängige Information ohne Verkaufsinteresse – bittet um Hilfe – Unterschied Hilfsmittel der Pflege
und Pflegehilfsmittel – Dschungel – 270 Produkte im Ratgeber – heute Morgen Anruf – will mit Thema
„Gehen und Gehtraining“ beginnen - nicht so speziell und betrifft viele – Gesprächstermin nächsten
Dienstag um 3 vereinbart.
“UMSETZEN“ Mit dem Begriff „Umsetzen“ wird in der Pflege der Wechsel von einer sitzenden Position in
eine andere sitzende Position bezeichnet, z.B. vom Sessel in den Rollstuhl oder von der Bettkante auf den
Toilettenstuhl.
HÖREN
Wichtige Wörter und Wendungen 2
Wir wollen Hilfsmittel richtig benennen können. Es ist auch notwendig, dass wir Eigenschaften dieser
Hilfsmittel bezeichnen können und damit verbundene Tätigkeiten. Das bedeutet eine ganze Menge
Sprachmaterial! Bitte hören Sie die folgenden Wörter und Wendungen, die Sie auf das nachfolgende
Video vorbereiten. Sprechen Sie (mehrmals) nach und erschließen Sie die genaue Bedeutung.
sich für jemanden Zeit nehmen die Höhe oder die Länge bestimmen
Heute Morgen habe ich mir Zeit für Dich genommen. Zuerst bestimmen wir die Länge.
die Gehhilfe der Griff, der Handgriff
Die Patientin benötigt eine Gehhilfe. Die Handgriffe bestehen aus unterschiedlichem Material.
gehbehindert sein verschiedene Modelle ausprobieren
Frau Schwarz ist gehbehindert. Probieren Sie verschiedene Modelle aus.
eine Gehbehinderung haben die Gehstütze
Frau Schwarz hat eine Gehbehinderung. Die Gehstütze wird auch Krücke genannt.
die selbstständige Fortbewegung ermöglichen ein Bein oder einen Arm entlasten
Die Gehhilfe ermöglicht die selbstständige Fortbewegung. Mit Gehstock oder Gehstütze entlasten wir das Bein.
der Gehstock, die Gehstöcke das Gehgestell
Der Gehstock gibt mehr Sicherheit beim Gehen. Das Gehgestell hat vier Standfüße.
Gehgestelle dienen zum Gehtraining.
etwas korrekt einstellen das Sturzrisiko verringern
Wir müssen die Höhe korrekt einstellen.
eine Feststellbremse haben der Zimmer-Rollator
Die Feststellbremse muss angezogen werden. Der Zimmer-Rollator ähnelt einem Servierwagen.
HELP2 Lernbaustein 7 / Hilfsmittel der häuslichen Pflege 149
VIDEOCLIP
Wanda und Eva sprechen über Gehhilfen
Eva ist pünktlich zum Gesprächstermin mit Wanda erschienen.
Sie hat Wanda um Erlaubnis gebeten, das Gespräch aufzeich-
nen zu dürfen und will sich auch Notizen machen. Übermorgen
soll sie den Artikel schon an die Redaktion geben. Begleiten
wir die beiden bei ihrem Gespräch über Gehhilfen.
4
QUIZ 2
Videoclip Wanda und Eva sprechen über Gehhilfen
Waren viele neue Wörter im Gespräch? Mit der vorbereitenden Wortliste sollte es
eigentlich geklappt haben. Gucken wir mal mit dem Quiz, ob Sie richtig verstanden
haben. Sagen Sie bitte, ob die Aussage richtig oder falsch ist. Schön wäre es, wenn
Sie bei falschen Aussagen Ihre Entscheidung erläutern würden, also sagen, wie die
richtige Antwort lautet und warum.
HÖRVERSTEHEN 2
TEIL 1 – Pflegerin Karoline besucht Frau Schwarz
Frau Schwarz hat nach einem Schlaganfall und Rückkehr aus dem Krankenhaus noch
starke Bewegungseinschränkungen. Karoline zeigt ihr Hilfsmittel, um ihre Bewegung
in der Wohnung und ihre Hygiene zu verbessern.
150 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Bevor Sie den Dialog hören, hören Sie sich zuerst die folgenden Wörter und Wendungen
an, klären Sie die Bedeutung und üben Sie die Aussprache.
HÖREN
Wichtige Wörter und Wendungen 3
Die Bettpfanne der Rollstuhl
Sie muss eine Bettpfanne benutzen. einen manuellen Rollstuhl benutzen
in physiotherapeutischer Behandlung sein das Umsetzen
beim Umsetzen helfen
die Gehirnfunktionen wieder herstellen das Rutschbrett
Das Rutschbrett ist eine Transferhilfe.
die Badewanne die Bremse, die Bremsen
nicht in die Badewanne kommen die Bremsen feststellen / die Bremsen fixieren
Lesen Sie bitte nun, welche Fragen Sie nach dem Hören des Dialogs beantworten sollen.
Auf welche Informationen soll ich mich konzentrieren? Beantworten Sie bitte nach
dem Hören die folgenden Fragen:
1. Welche Aufgaben hat Karoline, was soll bei Frau Schwarz erreicht werden?
2. Womit hat Frau Schwarz die größten Probleme?
3. Welche Physiotherapie wird bei Frau Schwarz angewandt und was hält Karoline von dieser
Therapie?
4. Was möchte Karoline zuerst mit Frau Schwarz probieren und welche beiden Hilfsmittel hat sie
dazu mitgebracht?
Hören Sie nun den Dialog und beantworten Sie bitte die Fragen.
SPRECHEN 3
Wie war es bei Frau Schwarz?
Karoline ist zurück im Pflegestützpunkt und gönnt sich eine Kaffeepause mit ihrer Kollegin. Diese möchte
gern wissen, wie der Besuch bei Frau Schwarz gelaufen ist.
Gestalten Sie einen Dialog. Wenn Sie allein lernen, gestalten Sie einen halblauten Monolog. Hören Sie
nochmals den Dialog und / oder nutzen Sie das Skript der Hörübung.
HÖRVERSTEHEN 2
TEIL 2 Pflegerin Karoline besucht Frau Schwarz
Wir haben Frau Schwarz und Karoline begleitet und erfahren, wie Frau Schwarz Hilfsmittel nutzen kann,
um ihre Beweglichkeit in der Wohnung zu verbessern. Ob es wohl geklappt hat? Hören wir nun den
zweiten Teil des Dialogs!
HELP2 Lernbaustein 7 / Hilfsmittel der häuslichen Pflege 151
Bevor Sie den Dialog hören, hören Sie sich zuerst die folgenden Wörter und Wendungen
an, klären Sie die Bedeutung und üben Sie die Aussprache.
HÖREN
Wichtige Wörter und Wendungen 4
das Seitenteil jemanden unter den Armen halten
das Seitenteil nach oben oder nach unten schieben
sich hinter jemanden stellen der Badewannensitz
ich vor jemanden stellen Der Badwannensitz ist drehbar.
den Sitz arretieren
die Fußstütze erschöpft sein
Der Rollstuhl hat zwei Fußstützen. Die Patientin ist schnell erschöpft.
die Fußstützen wegnehmen
Hören Sie nun den Dialog TEIL 2 Pflegerin Karoline besucht Frau Schwarz
SPRECHEN 4
„Umsetzen“ und Bewegung mit dem Rollstuhl erklären
Schlüpfen Sie in Karolines Rolle. Erklären Sie einem anderen Studenten Schritt für
Schritt, wie das Umsetzen vom Stuhl auf den Rollstuhl erfolgt, was wichtig ist und wie
eine teilweise halbseitig gelähmte Person den Rollstuhl dann zur Fortbewegung nutzen
kann. Ihr Partner kann Fragen stellen.
Zusatzaufgabe: Wenn Sie es sich zutrauen, erklären Sie auch die Umlagerung vom Rollstuhl auf den
Badewannensitz.
Sie können das Hörskript nutzen. Wenn Sie allein lernen, gestalten Sie die Übung bitte als halblauten
Monolog.
QUELLENVERZEICHNIS
Mit freundlicher Genehmigung des Vereins „Barrierefrei Leben e.V.“
www.barrierefrei-leben.de
152 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
haben wir Informationen der Ratgeberseiten des Vereins zu den Hilfsmitteln der häuslichen Pflege verwendet.
www.online-wohn-beratung.de
Diese Informationen waren für uns sehr hilfreich und wir bedanken herzlich für die Unterstützung.
BILDQUELLEN
Endnotes
1 Gerd Zimmer: privat (CC-BY-SA 4.0) [26.08.2019]
2 Maria Costa Pau: privat (CC-BY-SA 4.0) [01.05.2019]
3 Gerd Zimmer: privat (CC-BY-SA 4.0) [21.05.2020]
4 Gerd Zimmer: Gehstöcke (CC-BY-SA 4.0) [14.03.2021]
Bildquellen Video
1 Gehstock
https://pixabay.com/photos/walking-stick-stick-wood-wooden-4144487/
Image by Onur KIRKAC from Pixabay. Free for commercial use. No attribution required. [2021-03-11]
2 Krücke
https://pixabay.com/photos/walker-crutches-handicap-1006037/
Image by Bruno / Germany from Pixabay Free for commercial use. No attribution required. [2021-03-11]
3 Gehgestell
https://pixabay.com/photos/walker-assistance-senior-elderly-1082410/
Image by Michele P from Pixabay Free for commercial use. No attribution required. [2021-03-11]
4 Rollator
https://pixabay.com/photos/rollator-walker-seniors-mobility-1125950/
Image by moritz320 from Pixabay Free for commercial use. No attribution required. [2021-03-11]
5 Zimmer-Rollator
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Haus-Rollator_aus_Holz.jpg
Matthias Schulte, CC BY-SA 3.0. [2021-03-19]
Audioskript
HÖRVERSTEHEN 1
Eva Apfel telefoniert mit Wanda Stock
Wanda: Wanda Stock, guten Tag? viele. Kann ich Sie besuchen, damit ich mit Ihnen darüber
Eva: Guten Tag Frau Stock, hier ist Eva Apfel. sprechen kann?
Wanda: Hallo Frau Apfel. Na, haben Sie sich schon durch Wanda: Gern, ich bin dienstags und donnerstags am Nach-
den Dschungel gekämpft? mittag im Büro.
Eva: Erst einmal vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ja, da Eva: Kommenden Dienstag um 3?
kann man wohl von einem Dschungel an Hilfsmitteln spre- Wanda: Prima. Bis dann.
chen. Gut, dass Sie das so toll in Ihrem Ratgeber strukturiert Eva: Danke. Bis dann, Frau Stock.
haben. Ich denke, ich möchte mit dem Kapitel „Gehen und
Gehtraining“ beginnen. Das ist nicht so speziell und betrifft
HELP2 Lernbaustein 7 / Hilfsmittel der häuslichen Pflege 153
VIDEOCLIP
Wanda und Eva sprechen über Gehhilfen
Eva: Schön, Frau Stock, dass Sie sich für mich Zeit nehmen. Sprechen wir noch über Rollatoren. Den Rollator haben Sie
Ich hatte ja schon am Telefon gesagt, dass ich in meinem anfangs selbst schon genannt. Er ist ja auch heute überall
ersten Artikel zu Hilfsmitteln über Gehhilfen schreiben zu sehen. Rollatoren kann man draußen und in der Woh-
möchte. nung benutzen. Es geht bei diesem Hilfsmittel darum, das
Wanda: Eine gute Entscheidung, denn diese Hilfsmittel wer- Gehen zu unterstützen und das Sturzrisiko zu verringern.
den ja so oft verwendet! Gehhilfen ermöglichen gehbehin- Standard-Rollatoren werden von den Krankenkassen finan-
derten Personen eine selbstständige Fortbewegung. Wenn ziert und leihweise zur Verfügung gestellt. Wenn ich einen
die Personen eine Gehhilfe nutzen, dann haben sie mehr „Luxus-Mercedes“ möchte, muss ich zuzahlen. Und es gibt
Stabilität und Balance beim Laufen. Da es unterschiedliche inzwischen sehr viele spezielle Modelle: Einkaufsrollatoren,
Gehbehinderungen gibt, gibt es auch verschiedene Formen Reiserollatoren, Parkinsonrollatoren …
von Gehhilfen. Gucken wir uns das an? Eva: Meiner Oma hat der Rollator sehr geholfen. Sie konnte
Eva: Ja, gern. Mir fällt der Stock ein und der Rollator, wenn damit wieder weitere Strecken gehen, weil sie sich jederzeit
ich an Gehhilfen denke. Aber bestimmt gibt es noch mehr … hinsetzen konnte. Sie hat damit ihre Einkäufe gemacht …
Aber sie hat manchmal über Schmerzen in den Handgelenken
Wanda: Genau. Das einfachste Hilfsmittel ist der Gehstock.
geklagt.
Gehstöcke geben mehr Sicherheit beim Gehen. Im Wesent-
lichen unterscheiden sich die Gehstöcke im verwendeten Wanda: Dann waren vielleicht die Griffe zu niedrig ein
Material. Es gibt Holzstöcke und Stöcke aus Leichtmetall. gestellt. Die Regel ist: Die Griffe sollten bei aufrechter
Damit haben sie ein unterschiedliches Gewicht. Das kann für Körperhaltung und locker hängenden Armen auf Hand
die Person wichtig sein. Wichtig ist auch, die Höhe korrekt gelenkshöhe eingestellt werden. Sind die Griffe zu niedrig
einzustellen. eingestellt, beugt sich die Person nach vorn und stützt
sich zu stark auf. Die Handgelenke werden stark belastet.
Eva: Geht das denn auch bei Holzstöcken, dass man die Höhe
Außerdem wird die Schulter nach innen rotiert und es kann
einstellen kann?
zu Schulterschmerzen kommen.
Wanda: Klar, es wird dann ein Teil abgesägt. Wie man die
Wichtig ist auch, dass sich beim Gehen das Becken zwischen
Länge genau bestimmt, steht im Ratgeber unter „Was ist
den Griffen befindet. Am besten ist es, wenn die Einstellung
bei Auswahl und Anwendung zu beachten“. Auch Form und
des Rollators und eine Gangschulung durch einen Physio
Material des Griffs sind unterschiedlich. Der Handgriff ist
therapeuten oder eine Physiotherapeutin erfolgen kann.
besonders wichtig. Die Patienten sollten immer verschie-
dene Modelle ausprobieren. Eva: Meine Oma hatte auch einen Rollator in der Wohnung.
Der war sehr praktisch mit einem Tablett oben drauf. Darauf
Wanda: Wenn mehr Unterstützung notwendig ist, um ein
konnte meine Oma sicher und bequem ihr Essen von der
Bein zu entlasten, dann kommen Gehstützen zur Anwen-
Küche in die Wohnstube transportieren.
dung. Wenn sich zum Beispiel jemand ein Bein gebrochen
hat, dann nutzt er so eine Gehstütze. In der Regel eine Un- Wanda: Genau. Ein Zimmer-Rollator ist meist mit kleinen,
terarmstütze. bremsbaren Rädern ausgestattet, schmal gebaut und in
einem wohnlichen Design, teilweise Holz, gestaltet. Somit ist
Eva: Man kann auch Krücke sagen, oder?
er schmaler und wendiger als Rollatoren, die auch draußen
Wanda: Ja, genau. Umgangssprachlich sagen das die mei- genutzt werden können. Außerdem verfügt das Hilfsmittel
sten. Wir haben jetzt über Gehstöcke und Gehstützen oder meist über Abstell- und Transportmöglichkeiten und ähnelt
Krücken gesprochen. Diese geben Sicherheit und Balance dadurch einem Servierwagen.
und entlasten ein Bein. Aber es gibt ja auch viele Menschen,
Eva: Liebe Frau Stock, das waren schon einmal sehr nützliche
die nach einem Unfall oder einer Erkrankung erst wieder
Informationen. Wir wollen immer nur kurz einen Hilfsmit-
laufen lernen müssen.
telbereich vorstellen. Für diesen Artikel habe ich nun genug
Eva: Ja, zum Beispiel nach einem Schlaganfall … Material.
Wanda: Richtig. Für das Gehtraining gibt es das Hilfsmittel Wanda: Das freut mich. Rufen Sie mich an, wenn Sie noch
„Gehgestell“. etwas benötigen.
Das Gestell wird beim Laufen jeweils Schritt für Schritt nach Eva: Ich würde Ihnen gern den Artikel kurz schicken, damit
vorne gesetzt oder geschoben. Der Nutzer bewegt sich im- Sie noch einmal draufschauen …
mer zwischen den vier Standfüßen. Dadurch ist eine hohe
Wanda: Gern. Dann bis zum nächsten Mal.
Standsicherheit erreicht.
Eva: Vielen Dank, Frau Stock. Auf Wiedersehen.
Klar, weit kann man damit nicht laufen. Aber z. B. kann man
damit vom Bett bis zur Toilette gehen.
154 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
HÖRVERSTEHEN 2
TEIL 1 – Pflegerin Karoline besucht Frau Schwarz
P: Guten Morgen, Frau Schwarz, wie geht's Ihnen? für mich noch fast unmöglich. Wir haben nämlich nur eine
S: Guten Morgen, danke, es geht mir ganz gut. Badewanne und keine Dusche.
P: Ich heiße Karoline und bin ihre Pflegerin von Home P: Klar, das verstehe ich. Heute fangen wir also gleich mit
Assistance. Gemeinsam werden wir die alltäglichen Situati- der Bewegung in der Wohnung an. Wenn es gut geht, könn-
onen üben, wie Anziehen, Umsetzen in den Rollstuhl, später ten wir auch versuchen, eine Möglichkeit für Sie zu finden,
auch Laufen mit einem Rollator, damit Sie möglichst schnell wie Sie in die Badewanne kommen können.
wieder selbstständig werden. S: OK, das wäre toll!
S: Danke sehr, ich bin sehr froh, dass ich unmittelbar nach P: Ich habe einige Hilfsmittel mitgebracht, damit wir pro-
meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus anfangen kann. bieren können, was zu Ihnen am besten passt. Für Ihre
P: Das freut mich auch. Womit haben Sie die größten Bewegung in der Wohnung könnten Sie diesen manuellen
Schwierigkeiten? Was beschränkt Sie am meisten? Rollstuhl benutzen. Er ist ziemlich leicht und schmal. Sie kön-
nen ihn mit dem gesunden Fuß und Arm bewegen. Wenn
S: Ich bin sehr unsicher bei Bewegung in meiner Wohnung,
Sie dann wieder sicher stehen können, könnten Sie Unter-
ein Bein ist nur schwer beweglich. Eigentlich ist für mich
armstützen oder einen Rollator benutzen. Wollen Sie den
freies Laufen jetzt fast unmöglich. Unmittelbar nach dem
Rollstuhl probieren?
Anfall war ich ans Bett gefesselt, ich habe mich im Bett ge-
waschen, eine Bettpfanne benutzt. Das war für mich psy- S: Ja, natürlich! Wie komme ich aber von meinem Stuhl in
chisch sehr belastend. den Rollstuhl? Bis jetzt muss mir mein Mann immer beim
Umsetzen helfen.
P: Ja, das kann ich mir vorstellen. Sind Sie in physio
therapeutischer Behandlung? P: Keine Angst, dazu habe ich auch ein Hilfsmittel mitge-
bracht. Es ist ein spezielles Rutschbrett, eine Transferhilfe,
S: Ja, zurzeit mache ich sehr intensiv Physiotherapie, mit
die Ihnen das Umsetzen vereinfacht. Zuerst stellen wir den
der ich schon im Krankenhaus angefangen habe, die Reflex-
Rollstuhl neben Ihren Stuhl und fixieren die Bremsen.
therapie nach Vojta.
Das Fixieren der Bremsen ist ganz wichtig – der Rollstuhl
P: Das ist ja sehr schön. Diese Therapie ist jetzt für Sie sehr
muss beim Umsetzen immer gebremst sein! Vergessen Sie
geeignet. Sie wird Ihnen helfen, Gehirnfunktionen und
das nie! So sind die Bremsen festgestellt. Jetzt schiebe ich
damit auch die körperliche Bewegung wieder herzustellen.
ein Seitenteil nach unten, so dass es möglich ist, das Brett
S: Das stimmt, nach der Behandlung fühle ich mich immer auf den Stuhl und zugleich auf den Rollstuhl hinzulegen. Fer-
sehr wohl. Auch meine Fortschritte sind deutlich. Selbst- tig. Sind Sie vorbereitet?
ständig bin ich aber keinesfalls. Laufen und Hygiene sind
HÖRVERSTEHEN 2
TEIL 2 – Pflegerin Karoline besucht Frau Schwarz
P … Zuerst stellen wir den Rollstuhl neben Ihren Stuhl und mit dem gesunden Fuß helfen. Seien Sie vorsichtig, dass der
fixieren die Bremsen. Das Fixieren der Bremsen ist ganz Rollstuhl nicht zu einer Seite fährt. So, nun sind wir gleich im
wichtig – der Rollstuhl muss beim Umsetzen immer ge- Bad. Gut, dass die Tür so breit ist.
bremst sein! Vergessen Sie das nie! So sind die Bremsen Sie sind sehr geschickt. Jetzt können wir das Umsetzen in
festgestellt. Jetzt schiebe ich ein Seitenteil nach unten, so die Badewanne probieren. Ich habe wieder ein spezielles
dass es möglich ist, das Brett auf den Stuhl und zugleich auf Hilfsmittel für Sie. Ich habe auf Ihre Badewanne einen
den Rollstuhl hinzulegen. Fertig. Sind Sie vorbereitet? Badewannensitz gelegt. Den kann man so drehen und ar-
S: Ja, es kann losgehen! retieren, dass Sie sicher vom Rollstuhl in die Badewanne
P: Ganz langsam. Wenn Sie Schmerzen bekommen, sagen und zurück kommen können. Wir machen das ähnlich wie
Sie bitte gleich Bescheid! Jetzt versuchen Sie, sich auf Ihren beim Umsetzen vom Stuhl. Stellen Sie zuerst die Bremsen
gesunden Arm und das gesunde Bein zu stützen. Ich stelle des Rollstuhls fest. Halten Sie sich bitte an einem Seitenteil
mich hinter Sie, keine Angst. So, jetzt schieben Sie sich Stück des Rollstuhls fest und versuchen Sie, sich über den gesun-
für Stück langsam über das Brett in den Rollstuhl. Gut ma- den Arm und Fuß hochzuziehen und sich auf den Badesitz
chen Sie das! Toll, nur noch ein Stückchen und Sie sind da! zu setzen. Ich helfe Ihnen und werde Sie unter den Armen
halten. Das kann dann Ihr Mann oder eine andere Person
S: Ach, war das anstrengend, aber es hat geklappt!
auch machen.
P: So, jetzt sitzen Sie im Rollstuhl. Nun wollen Sie auch mit
S: Oh, es geht nicht, ich bin schon erschöpft.
dem Rollstuhl fahren, oder? Ich nehme die Fußstützen weg,
damit Sie den gesunden Fuß nutzen können. So, langsam, K: Kein Problem! Wir versuchen es das nächste Mal wieder.
mit der gesunden Hand bewegen Sie das Rad. Sie können Wir sehen uns in den nächsten zwei Wochen jeden Tag, ich
HELP2 Lernbaustein 7 / Hilfsmittel der häuslichen Pflege 155
komme wieder morgen Vormittag um 10 Uhr. Dann machen S: Ich auch. Vielen Dank, Karoline. Bis morgen.
wir weiter. Ich freue mich, dass es mit dem Rollstuhl so gut K: Bis morgen Frau Schwarz.
geklappt hat.
Lösungen
QUIZ 1
HILFSMITTEL MOBILITÄT
A3, B5, C4, D1, E2
Quiz 2
Videoclip Wanda und Eva sprechen über Gehhilfen
1. Die Aussage ist falsch. Wanda findet das Thema gut 6. Die Aussage ist richtig.
gewählt, weil diese Hilfsmittel von so vielen Personen 7. Die Aussage ist richtig.
verwendet werden. 8. Die Aussage ist falsch. Es geht gerade darum, durch die
2. Die Aussage ist falsch. Gehhilfen ermöglichen geh Nutzung des Rollators die Gangsicherheit zu erhöhen
behinderten Personen eine selbstständige Fort und das Sturzrisiko zu verringern.
bewegung. Wenn die Personen eine Gehhilfe nutzen, 9. Die Aussage ist falsch. Standardmodelle werden leih-
dann haben sie mehr Stabilität und Balance beim weise zur Verfügung gestellt.
Laufen. 10. Die Aussage ist richtig.
3. Die Aussage ist richtig. 11. Die Aussage ist falsch. Ein Servierwagen kann auch
4. Die Aussage ist falsch. Gehstöcke sind aus Holz oder nützlich sein, aber es gibt spezielle Zimmer-Rollatoren,
Leichtmetall. die Sicherheit geben und wie Servierwagen aussehen,
5. Die Aussage ist falsch. Man kann durch Absägen die da sie Transportmöglicheiten bieten.
Länge von Holzstöcken korrigieren.
HÖRVERSTEHEN 1
TEIL 1 – Pflegerin Karoline besucht Frau Schwarz
Antwortvorschläge:
1. Sie wollen alltägliche Situationen üben (Anziehen, Um- 3. Es wird die die Reflextherapie nach Vojta angewandt.
setzen in den Rollstuhl, Laufen mit Rollator, Hygiene). Karoline findet diese sehr gut geeignet.
Frau Schwarz soll schnell wieder selbstständig werden. 4. Karoline möchte, dass Frau Schwarz sich besser in der
2. Frau Schwarz hat die größten Probleme bei der Bewe- Wohnung bewegen kann. Hierfür hat sie einen Roll-
gung in der Wohnung und bei der Hygiene. stuhl mitgebracht und ein Rutschbrett, mit dem Frau
Schwarz vom Stuhl auf den Rollstuhl gelangen kann.
Lernbaustein 8
Interkultureller Lernbaustein 1
Warum brauchen wir interkulturelle
Kompetenz in der Alten –
und Krankenpflege?
Autor
Gerd Zimmer
HÖREN 1
Wichtige Wörter und Wendungen
Die folgenden Wörter und Wortgruppen sind Bausteine für die erfolgreiche Kommunikation zum Thema
dieses Lernbausteins. Sie werden Ihnen helfen, Inhalte zu verstehen und selbst Sätze zu bilden.
interkulturelle Kompetenz in der Alten-und Kran- Zeit für Weiterbildung benötigen / Zeit für
kenpflege entwickeln Weiterbildung finden
einen interkulturellen Konflikt vermeiden Die Krankenpflegeschule organisiert ein kostenloses
Seminar.
den Gebetsraum aufsuchen Weiterbildung kann die Arbeit effektiver machen
und Zeit sparen.
mit ausländischen Kollegen und Patienten sprechen mit dem Verwaltungsleiter der Klinik einen Termin
vereinbaren
falsche Informationen weitergeben / unvollständige das Krankenhausessen ablehnen / eine dringende
Informationen weitergeben Untersuchung ablehnen
ein Auslandspraktikum machen einen Knochenmarkspender finden
Krankenschwestern, Pflegekräfte und Angestellte unter hohem Zeitdruck stehen / unter hohem
der Verwaltung sollen kulturelle Unterschiede Zeitdruck arbeiten
kennen
jemanden aufrufen hohe Anforderungen an Verantwortung und
Sicherheit stellen
ins Arztzimmer gehen / ins Behandlungszimmer sich in den Wartebereich im Krankenhaus setzen
gehen
HELP2 Lernbaustein 8 / Warum brauchen wir interkulturelle Kompetenz in der Alten... 159
SCHREIBEN 1
Wortverbindungen
Mit welchen der angebotenen Verben können Sie sinnvolle Wortverbindungen bilden? Die Verben sind
mehrfach zu nutzen. Die Anzahl möglicher Verbindungen steht in der freien Spalte.
ablehnen, akzeptieren, benötigen, brauchen, entwickeln, kommunizieren, sprechen, reden, suchen,
verweigern
1 2 3 4
LESEN 1
Lernen braucht Zeit … spart Zeit – oder beides?
Bitte lesen Sie den ersten Teil des Textes. Anschließend beantworten Sie bitte die
Fragen.
Die Krankenpflegeschule in Rostock hat ein Seminar organisiert. Das Thema ist “Interkulturelle Kom-
petenz – eine tägliche Herausforderung in Kranken- und Altenpflege“. Kranken- und Altenpfleger,
Angestellte aus der Verwaltung, Auszubildende und Studenten betreten den Konferenzraum. Sie setzen
sich mit ihren Kaffee- und Teetassen, schauen sich um nach bekannten Gesichtern und beginnen ein
Gespräch mit ihren Sitznachbarn.
„Das Seminar ist kostenlos. Ich verstehe gar nicht, warum so wenige Leute kommen”, bemerkt eine
leitende Stationsschwester aus dem Krankenhaus. Ihr Nachbar antwortet: „Na ja, Sie wissen doch, Geld
ist die eine Seite und Zeit ist die andere“. „Das stimmt schon“, erwidert die leitende Stationsschwes-
ter, „aber ich denke, da beißt sich der Hund in den Schwanz. Wir haben keine Zeit für Weiterbildung,
Weiterbildung kann die Arbeit aber effektiver machen, Zeit sparen und Stress vermeiden helfen.“
„Das stimmt, das erwarte ich auch von Weiterbildung, dass sie praktisch ist und dass mir das Gelernte
in der täglichen Arbeit hilft. Ich finde es seltsam, dass es Kollegen gibt, die denken, man brauche keine
160 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Weiterbildung. Wenn ich ein Problem mit dem Auto habe, fahre ich zur Werkstatt. Vom Mechaniker
erwarte ich natürlich, dass er auf dem neuesten Stand ist und weiß, wie mein Auto repariert werden
muss. Erwarten nicht unsere Patienten von uns dasselbe?“
Die leitende Stationsschwester hat keine Zeit mehr um zu antworten, weil das Seminar beginnt. Fast
die Hälfte der Stühle ist noch frei…
SPRECHEN 1
Zeit für Weiterbildung
Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten, ansons-
ten diskutieren Sie bitte paarweise und/oder in der Gruppe.
1. Was meint die Stationsschwester mit der Redewendung: „Da beißt sich der Hund in den Schwanz“?
2. Besuchen Sie Weiterbildungsveranstaltungen? Warum oder warum nicht?
3. Was tun Sie für Ihre Weiterbildung und berufliche Entwicklung?
4. Meinen Sie, dass Angebote für interkulturelles Training wichtig sind? Erläutern Sie bitte Ihre Mei-
nung.
5 6 7
LESEN 2
Herausforderungen am interkulturellen Arbeitsplatz
Lesen Sie bitte nun den zweiten Teil des Textes.
Der Verwaltungsleiter einer Klinik gibt eine kurze Einführung zu den Herausforderungen am interkultu-
rellen Arbeitsplatz. Er nennt verschiedene Beispiele.
Ein Arzt hatte einem syrischen Patienten erklärt, wie die OP am nächsten Tag ablaufen würde. Der
Patient hatte ihn nicht verstanden, aber seine 12-jährige Enkelin war dabei und übersetzte alles in die
Muttersprache des Patienten. War aber die Übersetzung korrekt? Der Arzt konnte das ja nicht prüfen.
Konnte man dieses Vorgehen akzeptieren?
Die Tochter einer älteren Inderin hatte Essen für ihre Mutter ins Krankenhaus gebracht. Die Mutter hatte
das Krankenhausessen zuvor abgelehnt. Die leitende Schwester hatte erklärt, dass es nicht gestattet ist,
einfach Speisen ins Krankenhaus zu bringen. Es entstand ein heftiger und lauter Streit.
Die dringende Untersuchung einer Frau aus Pakistan konnte nicht durchgeführt werden. Es war keine
Ärztin verfügbar und die Patientin lehnte es ab, von einem Mann untersucht zu werden.
Ein arabischer Patient hatte nach einem Gebetsraum verlangt. In der Klinik gab es keinen. Er beschwerte
sich, dass eine Schwester eine Halskette mit einem großen christlichen Kreuz trug.
HELP2 Lernbaustein 8 / Warum brauchen wir interkulturelle Kompetenz in der Alten... 161
Es gab einen heftigen Streit mit einem ausländischen Praktikanten. Er hatte nicht verstanden, was der
Patient ihn gefragt hatte. So gab er eine falsche Information an die Schwester und den Arzt weiter.
Die Seminarteilnehmer waren sich einig, dass interkulturelle Kompetenz und Sprachkenntnisse immer
wichtiger werden. Dies betrifft die Zusammenarbeit zwischen Kollegen aus verschiedenen Ländern
und die Kommunikation mit den Patienten im Krankenhaus und in der Altenpflege. Man war sich auch
einig, dass die Fähigkeit, mit kulturellen Unterschieden umzugehen, zum professionellen Handeln ge-
hört. Krankenhaus und Alten- und Pflegeheim sind Orte, wo ein hoher Zeitdruck herrscht. Gleichzeitig
werden höchste Anforderungen an Sicherheit und Verantwortung gestellt.
Eine Diskussion beginnt. Wie finden wir eine adäquate Antwort auf diese Herausforderungen? Gibt
es „Werkzeuge“, die wir nutzen können, um unsere Arbeit einfacher und effizienter zu machen? Und
wenn ja, wo finden wir diese und können Zeit in unserer täglichen Arbeit finden, um diese kennen-
zulernen?
SCHREIBEN 2
Informationen aus dem Lesetext
Vervollständigen Sie bitte die Sätze mit Informationen aus dem Lesetext 2.
Ein arabischer Patient … (zwei Ergänzungen)
Der Arzt hatte einem syrischen Patienten erklärt …
Die 12-jährige Enkelin des syrischen Patienten …
Der Arzt konnte die Übersetzung …
Eine indische Patientin …
Eine Patientin aus Pakistan konnte nicht untersucht werden, weil …
Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz werden immer wichtiger, weil …
Krankenhaus und Alten- und Pflegeheim sind Orte … (zwei Ergänzungen)
SPRECHEN 2
Über interkulturelle Erfahrungen sprechen
Was denken Sie? Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog
gestalten. Ansonsten diskutieren sie bitte paarweise und/oder in der Gruppe.
Wählen Sie eines oder mehrere der Beispiele für einen interkulturellen Konflikt aus
dem Lesetext.
1. Welche Ursachen hat der Konflikt?
2. Was schlagen Sie vor, um den Konflikt zu lösen?
3. Interkulturalität ist eine Herausforderung. Hat sie auch positive Seiten?
4. Inwieweit stimmen Sie zu, dass interkulturelle Kompetenz zur Professionalität in Ihrem Beruf
gehört?
162 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
VIDEOCLIP 1
Interview nach dem Seminar
Die folgenden Übungen bringen uns unserem Thema der interkulturellen Kompetenz näher. Nach dem
Seminar bittet die Journalistin Eva Apfel zwei Seminarbesucher um ein Interview. Die beiden Teilnehmer
sind Oberarzt Professor Knochenhauer und Stationsschwester Maria Heilige. Eva Apfel stellt Fragen
zum Seminar und zur interkulturellen Weiterbildung, um einen Artikel zu schreiben. Die drei Personen
sitzen an einem Tisch im leeren Seminarraum.
LESEN 3
Interkulturelle Kompetenz in der Pflege
Lesen und entscheiden Sie – was passt am besten zum Inhalt des Interviews?
Eva Apfel schreibt noch am Abend einen Artikel. An mancher Stelle hat sie Zweifel. Welche Formulierung
ist korrekt? Welche Formulierung passt am besten? Helfen Sie ihr?
Wählen Sie bitte für jeden Abschnitt I-V die Formulierung, die am besten den Inhalt des Interviews
wiedergibt.
Interkulturelle Kompetenz in der Pflege von Eva Apfel
I
1. Das medizinische Personal braucht kontinuierliche Weiterbildung, vor allem natürlich auf
medizinischem Gebiet.
2. Oft steht zu wenig Zeit für Weiterbildung zur Verfügung und dann entscheiden sich die Mit
arbeiter für neue Themen wie interkulturelle Kompetenz.
3. Der Arbeitsplatz wird immer mehr interkulturell. Darum muss bei Weiterbildung nicht nur
an Fachthemen gedacht werden, sondern auch interkulturelle Bildung wird immer wichtiger.
II
4. Es gibt immer mehr Personal, das einen anderen kulturellen Hintergrund hat. Deshalb ist
interkulturelle Bildung wichtig.
5. Immer mehr Mitarbeiter und Patienten haben einen anderen kulturellen Hintergrund. Deshalb
sind interkulturelle Bildung und Weiterbildung wichtig.
6. Der berufliche Alltag ist stressig. Da müssen für alle die gleichen Normen gelten. Personen mit
einem anderen kulturellen Hintergrund müssen sich eben anpassen.
III
7. Wenn sich alle an die geltenden Normen und Regeln halten, dann gibt es auch keine Konflikte.
8. Konflikte lassen sich einfach nicht vermeiden. Dazu sind wir alle zu unterschiedlich. Egal, ob
Einheimischer oder Patient mit anderem kulturellen Hintergrund.
9. Wenn ich wichtige Unterschiede in den Normen anderer Kulturen kenne, dann kann ich
Verhalten besser verstehen. Das reduziert die Gefahr von Konflikten.
IV
10. Heutzutage werden kulturelle Normen vor allem über die Medien erlernt.
11. Heutzutage steht das Individuum im Mittelpunkt. Allgemeine kulturelle Normen spielen kaum
noch eine Rolle.
HELP2 Lernbaustein 8 / Warum brauchen wir interkulturelle Kompetenz in der Alten... 163
12. Kulturelle Normen in einer Gesellschaft ändern sich. Wir setzen uns das ganze Leben lang
damit auseinander. Kulturelle Normen sind sehr wichtig für unser Denken und Handeln. Andere
Kulturen haben andere Normen.
V
13. Zum Glück gibt es bei den Menschen in Europa keine kulturellen Unterschiede.
14. Menschen aus Asien und Afrika sind kulturell ziemlich gleich, nur eben anders als wir Europäer
und deshalb gibt es Konflikte mit Einwanderern.
15. Auch die Kulturen in Europa unterscheiden sich. Was für Deutsche eine Norm ist, muss noch
lange keine für einen Portugiesen sein. Und überhaupt, es gibt nicht „die Deutschen“ und „die
Portugiesen“. Aber es gibt allgemeine Normen in den Kulturen. Wenn ich diese kenne und
beachte, kann ich Missverständnisse und Konflikte reduzieren.
HÖREN 2
Was Maria am Morgen in der Klinik beobachtet hat
Schwester Maria und Oberarzt Knochenhauer sind gemeinsam zur Bushaltestelle gegangen. Sie müssen
warten. Maria berichtet ihm über ein Ereignis vom Vormittag.
Vor dem Hören können Sie die Aussagen lesen, die Sie in der unten stehenden Übung finden. Dies kann
Ihnen helfen, sich auf bestimmte Informationen zu konzentrieren. Sie sollen nach dem Hören entscheiden,
ob die Aussagen in der Übung richtig oder falsch sind.
Hören Sie nun Marias Bericht.
Marias Bericht – Welche Aussage ist richtig – R und welche ist falsch – F?
R F
2. Erkan saß allein auf der Bank im Wartezimmer, als Vater, Mutter und Tochter ankamen.
5. Frau Razimus wollte nicht, dass ihre Tochter neben Erkan sitzt.
7. Herr Razimus ist von seinem Platz aufgestanden und der Platz neben Erkan blieb frei.
9. Schwester Heidi hat Familie Razimus und Erkan gleichzeitig ins Arztzimmer gerufen.
12. Als alle aus dem Arztzimmer kamen, haben Erkan und die Familie miteinander gesprochen.
164 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Die Hörübung lehnt sich an das ausgezeichnete interkulturelle Video “Jafar”, von Nancy Spetsioti an. Ihr Video
zeigt eine Situation im Wartebereich eines Krankenhauses in Griechenland. Eine rassistische Familie trifft auf
Jafar, der auf einer Bank vor dem Arztzimmer sitzt. Wenn das Video noch verfügbar ist, sollten Sie es sich
1
unbedingt ansehen: “Jafar” https://tinyurl.com/ya2tfwx9
LESEN 4
Den Text vervollständigen
Lesen Sie und vervollständigen Sie den folgenden Text mit den vorgegebenen Wörtern
Bank, dadurch, Eltern, Film, Kind, Krankenhaus, Mutter, neben (3), Platz, sodass, Vater, vermeiden,
Wartebereich
I A) Die Geschichte beginnt im 1… in einem 2… Auf der 3… sitzt Erkan, ein junger Türke. Hinzu kommt
ein Mädchen mit ihren 4… Das 5… setzt sich zuerst 6… Erkan. Die 7… fordert das Mädchen auf,
den 8… zu wechseln. 9… müsste die Mutter 10… Erkan sitzen. Aber der 11… steht auf, 12… der Platz
13… Erkan frei bleibt. Sie 14… den Blickkontakt mit Erkan.
Behandlungszimmer, Doktor, Knochenmarkspender, Operation, Schwester, stimmt
II B) 1 … Heidi ruft die Familie auf. Auch Erkan soll ins 2… kommen. Der 3… spricht mit der Familie.
Er sagt, dass das Mädchen die Behandlung gut überstanden hat und die Werte nach der 4… sehr
gut sind. Der Vater fragt den Doktor, ob etwas nicht 5… Der Arzt stellt Erkan als 6… vor.
SPRECHEN 3
Was denken Sie?
Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten, ansonsten
diskutieren Sie bitte paarweise und/oder in der Gruppe.
Beschreiben Sie den Gesichtsausdruck der Personen, als Erkan vom Doktor als Knochenmarkspender
vorgestellt wird.
Folgende Adjektive können Ihnen helfen: stolz, bescheiden, beschämt, interessiert, freundlich, lächelnd
Denken Sie, dass die persönliche interkulturelle Erfahrung die Einstellung der rassistischen Familie
ändern kann?
Was tun Sie?
Sie steigen in einen Bus ein. Es gibt zwei freie Plätze. Ein Platz ist nahe am Einstieg, der andere weiter
entfernt am Ende des Busses. Auf dem nahe gelegenem Platz sitzt ein dunkelhäutiger Mann / eine
dunkelhäutige Frau. Welchen Platz wählen Sie?
HELP2 Lernbaustein 8 / Warum brauchen wir interkulturelle Kompetenz in der Alten... 165
SPRECHEN 4
Prof. Knochenhauer telefoniert
Marias Bericht über Erkan und die rassistische Familie hat Prof. Knochenhauer beeindruckt. Als er einen
Freund anruft, berichtet er ihm darüber. Übernehmen Sie die Rolle Prof. Knochenhauers. Stellen Sie sich
auch vor, was geschehen ist, nachdem Erkan und Familie Razimus das Behandlungszimmer verlassen
haben. Die folgenden Wortgruppen können Ihnen helfen, das Ereignis zu erzählen:
Schwester Maria – Krankenhaus – Wartebereich vor dem Arztzimmer – warten auf den Doktor – tür-
kischer Mann – rassistische Familie – nicht neben Erkan sitzen wollen – Schwester Heidi ruft Familie
und Erkan auf – Knochenmarkspender – Verhalten bedauern – sich schämen – sich entschuldigen – sich
bedanken…
SCHREIBEN 3
Ein Leserkommentar
Auch Eva Apfel war am Abend noch aktiv. Sie hat inzwischen ihren Artikel online gestellt. Reaktionen
von Lesern kommen bald. Zumeist sind sie positiv. Aber darunter ist auch dieser Kommentar:
„Das Personal muss professionell arbeiten. Das bedeutet für mich, exzellente medizinische Kenntnisse
und Wissen, wie man die Patienten am besten behandelt. Es gibt weder Zeit noch eine Notwendigkeit
für solchen multikulturellen Unsinn. “ Harry Deutschmann, Germanshausen
Eva beschließt, auf die Meinung des Lesers zu reagieren. Sie hat Platz für maximal 10 Sätze. Eva ent-
scheidet sich, die Antwort nicht selbst zu schreiben. Über Prof. Knochenhauer bittet sie Studenten in
der medizinischen Ausbildung um Argumente. Damit soll die Argumentation authentischer werden.
Helfen Sie ihr bitte? Wenn möglich, präsentieren Sie Ihr Geschriebenes anderen Lernenden, bevor Sie
es an Eva schicken.
SPRACHECKE
Wortliste kultursensible Pflege
Es ist Mittwoch und Eva, Prof. Knochenhauer und Maria sind verabredet. Prof. Knochenhauer musste
leider wegen einer Operation absagen. Maria wird noch Anisoara und Zornitsa mitbringen, zwei Pfle-
gerinnen, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland sind. Die beiden möchten gern zuhören, da sie das
Thema interessiert und sie jede Gelegenheit nutzen, um ihre Deutschkenntnisse weiter zu verbessern.
Maria hat darum für beide eine Wortliste vorbereitet. Die beiden klären die Inhalte und wiederholen
die Wendungen, bis sie diese beherrschen.
die kultursensible Pflege auf jemanden oder auf etwas angewiesen sein
andere Bedürfnisse haben den Intimbereich bedecken
andere Werte haben einen Katheter legen
etwas muss im Vordergrund stehen sich auf den Gebetsteppich knien
nicht in der gewohnten Umgebung sein strenggläubig sein
ein ausgeprägtes Schamgefühl haben Tropfen enthalten oft Alkohol
166 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
VIDEOCLIP 2
“Interview zum Thema kultursensible Pflege“
Akteure: Eva Apfel, Maria Heilige, leitende Stationsschwester. Anisoara und Zornitsa, zwei Pflegekräfte
aus Rumänien und Bulgarien.
Ort: An einem Tisch im Schwesternzimmer.
SPRECHEN 5
Anisoara und Zornitsa tauschen Informationen aus
Die beiden Alten- und Krankenpflegerinnen tauschen sich darüber aus, welche Informationen sie aus
dem Interview gewonnen haben. Beim Verständnis sind Lücken geblieben. Können Sie helfen, diese
zu schließen? Falls nicht, sehen Sie das Video nochmals oder schauen Sie im Skript nach. Arbeiten Sie
paarweise. Selbstständig Lernende übernehmen nacheinander beide Rollen.
Anisoara: Hast du verstanden, wie viele muslimische Patienten wir auf Station haben?
1…
Zornitsa: Und hast du verstanden, was Maria gesagt hat, was soll bei der Pflege im Vordergrund stehen?
2…
Anisoara: Was hat Maria zum Stress bei den Patienten gesagt? Warum haben sie Stress?
3…
Zornitsa: Und wie war das mit dem Schamgefühl? Was sollte man beachten?
4…
Anisoara: Hast du verstanden, was Maria zum Beten gesagt hat? Muslime sollen sich vorher unter
fließendem Wasser waschen können und was noch?
5…
Zornitsa: Haben wir hier schon einen Gebetsraum?
6…
Anisoara: Habe ich richtig verstanden, dass man kein Fleisch und keine Wurst geben darf?
7…
Zornitsa: Und wie war das mit dem Alkohol und Blutplasma?
8…
SPRECHEN 6
Neues Wissen im Seminar präsentieren
Am nächsten Tag ist Deutschunterricht mit Lukas. Er weiß, dass Anisoara und Zornitsa am Abend das
Interview zu kultursensibler Pflege mitgehört haben. Darum bittet er beide, den anderen Studenten
wichtige Informationen vorzustellen. Beide nutzen eine Gliederung für ihre Präsentation.
1. Was bedeutet kultursensible Pflege?
2. Was ist bei der Körperpflege muslimischer Patienten zu beachten?
HELP2 Lernbaustein 8 / Warum brauchen wir interkulturelle Kompetenz in der Alten... 167
Es ist wichtig, dass das medizinische Personal unterschiedliche physische und psychosoziale Bedürfnisse
versteht, die sich aus dem kulturellen Hintergrund ergeben. Das medizinische Personal muss in der Lage
sein, diese Bedürfnisse mit den Bedürfnissen der Gesundheitsversorgung in Beziehung zu setzen. Ihr
Verhalten und Ihre Handlungen als medizinisches Personal, die dies berücksichtigen, haben Einfluss darauf,
wie Patienten mit Krankheiten umgehen und sich erholen. Es herrscht Zeitdruck bei der Pflege. Aber möchte
nicht jeder von uns als Individuum wahrgenommen und respektiert werden? Und gilt das nicht für jeden
Patienten, für den wir Verantwortung tragen?
Zum Schluss möchten wir Ihnen noch folgendes interkulturelles Video empfehlen, solange dieses noch
bei YouTube zur Verfügung steht:
Beurteile ein Buch nicht nach dem schönen Umschlag …
3
https://tinyurl.com/ybrrge5t Viel Spaß!
QUELLENVERZEICHNIS
1. NANCY SPETSIOTY “JAFAR” ANTI-RACIST SHORT FILM https://tinyurl.com/ya2tfwx9 [22.01.2019] Der Autor hat die Idee des
Videos in adaptierter Form aufgegriffen und empfielt das Video den Lernenden, insofern es noch zur Verfügung steht.
2. Für die Informationen zur kultursensiblen Pflege haben wir mit freundlicher Genehmigung Inhalte dieser Webseite
genutzt: https://kultursensiblepflege.de/religion.html Der Autor bedankt sich hierfür beim BAZ Selbelang und dessen
Leiter. Ausführlichere Informationen zum Thema Ernährung finden Sie im Module 19: Nutrition - What's Wrong with
the Irish Stew? im englischsprachigen Teil der HELP2 Plattform.
3. LEONEL ARÉVALO: NO TE DEJES LLEVAR POR LAS APARIENCIAS https://tinyurl.com/ybrrge5t [21.01.2019]
BILDQUELLEN
1 Photo by Tim Mossholder on Unsplash: https://unsplash.com/photos/WE_Kv_ZB1l0 [22.02.2019]
2 Photo by Artem Maltsev on Unsplash: https://unsplash.com/photos/0CvHQ62gwY8 [22.02.2019]
3 Photo by Gaelle Marcel on Unsplash: https://unsplash.com/photos/L8SNwGUNqbU [22.02.2019]
4 Christopher White: Cell Phones Stop Deforestation: http://tinyurl.com/y6lf8rlv (CC BY 2.0) [25.02.2019]
5 Department of Foreign Affairs and Trade: Surgeon Dr Alex Cato. https://goo.gl/KjEiLg (CC BY 2.0) [20.02.2019]
6 Kyle Adams: Nurse Gabi: https://tinyurl.com/y5bp78fq (CC BY 2.0) [22.02.2019]
7 Lucy Horodny, AusAID: Dr Catherine Hamlin with trainee midwives at the Hamlin Fistula Hospital, Ethiopia 2009:
https://preview.tinyurl.com/y2yaftdr (CC BY 2.0) [22.02.2019]
168 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Audioskript
HÖREN 2
Was Maria am Morgen in der Klinik beobachtet hat
Schwester Gisela und ich waren im Schwesternzimmer. Stellen Sie sich das mal vor. Der Mann ist aufgestanden und
Wir haben besprochen, was wir mit der indischen Patientin dann stehen geblieben.
machen, die das Krankenhausessen ablehnt. Da war ja der Der Platz neben Erkan blieb frei. Das ist doch wirklich Ras-
Streit heute Morgen. sismus!
Vom Schwesternzimmer kann ich den Wartebereich sehen. Schwester Heidi hat die Familie ins Arztzimmer gerufen. Und
Da saß Erkan, der höfliche junge Türke. Er ist ja so schüch- Erkan auch. Die haben vielleicht geguckt!
tern, guckt immer nach unten. Schwester Heidi hat mir dann erzählt, wie es weiter ging.
Dann kam Familie Razimus: Frau, Mann und die Tochter. Die Erkan hatte für die Kleine Knochenmark gespendet. Die Ra-
Tochter hat sich neben Erkan gesetzt, daneben die Mutter. zimus kamen ganz betreten wieder aus dem Arztzimmer.
Aber die Mutter wollte die Tochter nicht neben Erkan. Nun Dann haben sie aber mit Erkan gesprochen. Ich würde gern
hätte sie neben Erkan sitzen müssen. wissen, was sie gesagt haben.
VIDEOCLIP 1
Interview nach dem Seminar
Eva: Ich heiße Eva Apfel und arbeite für eine Zeitschrift zur Prof. Knochenhauer: Ich will da jetzt mal sagen, was es für
Weiterbildung in der Pflege. Herr Professor Knochenhauer mich bedeutet. Wir lernen von unseren Eltern und Groß-
und Schwester Maria – darf ich Sie so nennen …? eltern. Wir lernen in Gruppen gemeinsam mit anderen im
Maria: Ja, natürlich … Kindergarten, in der Schule, an der Universität … Eigentlich
hört das nie auf. Wir denken und verhalten uns normaler-
Eva: … das war ein interessantes Seminar. Mir ist aufgefallen,
weise im Rahmen kultureller Normen, die wir gelernt haben.
dass die Hälfte der Stühle leer blieb.
Die geben uns Orientierung. Das hilft uns, in der Gesellschaft
Maria: Ja. Leider sind so viele Stühle leer geblieben. Bei der klarzukommen. Gut zu kommunizieren und angemessen zu
Weiterbildung steht auch immer die Frage, ob ich Zeit habe. handeln.
Habe ich Zeit, oder fehlt sie bei der Arbeit? Da beißt sich oft
Eva: … Und bei einem Menschen, der aus Afrika oder Asien
der Hund in den Schwanz. Weiterbildung kann Zeit sparen.
kommt, ist das dann ja auch so. Aber diese Person denkt
Weiterbildung kann auch Stress vermeiden. Aber oft kommt
anders. Sie verhält sich anders. Sie oder er denkt und verhält
man einfach nicht weg von der Arbeit.
sich so, wie er oder sie es in der Gemeinschaft gelernt hat.
Eva: Liegt es vielleicht auch daran, dass es kein medizini- Eben in einer anderen Kultur …
sches Thema war? Finden alle das Thema denn wichtig?
Prof. Knochenhauer: Genau, so läuft das. Das haben Sie sehr
Prof. Knochenhauer: Interkulturelle Kompetenz wird immer gut formuliert. Aber Sie müssen gar nicht nach Afrika oder
wichtiger. Auch die Fremdsprachen. Das betrifft die Zusam- Asien reisen. Das merken Sie doch schon im Urlaub oder bei
menarbeit zwischen Kollegen. Es gibt immer mehr auslän- Kollegen. Für Leute in Portugal oder in Griechenland können
dische Kollegen. Und es betrifft natürlich die Betreuung der andere Dinge wichtiger sein als für uns in Deutschland.
Patienten. Immer mehr Patienten haben einen anderen
Und Sie wissen ja selbst, es gibt weder die Deutschen, noch
kulturellen Hintergrund. Die Kollegen merken das natürlich.
die Tschechen oder die Polen, wir sind Individuen. Und dann
Es gibt Konflikte, die sie lösen müssen. Die Anforderungen
gehören wir auch verschiedenen sozialen Schichten an. Das
ändern sich. Aber sind wir vorbereitet? Die Kollegen müssen
sind auch unterschiedliche kulturelle Prägungen.
heute mit kulturellen Unterschieden umgehen können. Das
gehört heute zum professionellen Handeln. Es wird immer Also, was ist interkulturelle Kompetenz für mich? Ich kann
wichtiger. interkulturell kompetent handeln, wenn ich grundlegende
kulturelle Unterschiede kenne. Wichtige kulturelle Normen,
Maria: Wir haben hier immer mehr muslimische Patienten.
die anders sind. Ja, solche wichtigen unterschiedlichen Nor-
Auch Patienten mit anderem kulturellen Hintergrund. Sie
men sollte ich kennen.
erwarten, dass wir ihre Bedürfnisse kennen. Sie erwarten
auch, dass wir ihre Bedürfnisse respektieren. Sie haben doch Und wenn ich diese Unterschiede kenne, dann kommt der
die Beispiele gehört, die der Verwaltungsleiter im Seminar zweite Schritt. Dann muss ich lernen, wie ich damit umgehe.
genannt hat. Hätten Sie dafür eine Lösung gehabt? Ich nicht. Eigentlich nicht nur, wie ich damit umgehe, sondern wie
Darum brauchen wir diese Weiterbildung. wir beide damit umgehen können. Ich muss natürlich nicht
alles akzeptieren und mein Partner muss nicht alles akzep-
Eva: Prof. Knochenhauer, was heißt es denn, interkulturell
tieren, was ihn stört. Denn das ist ja bei ihm oder ihr auch
kompetent zu sein?
so, dass etwas irritiert, weil es anders ist. Ziel ist, dass wir
HELP2 Lernbaustein 8 / Warum brauchen wir interkulturelle Kompetenz in der Alten... 169
beide damit gut klarkommen können. Aber erst mal gibt es sich manchmal ganz anders, als ich es erwarte. Auch da
ein Verständnisproblem. Das muss man erkennen und dann hilft mir das Training.
möglichst überwinden. Eva: Schwester Maria, Sie sagen, Sie haben muslimische
Maria: Ich sollte wissen, welche Normen in einer anderen Patienten. Wie ist das denn beispielsweise mit einem mus-
Kultur wichtig sind, wie Professor Knochenhauer sagt. Wenn limischen Patienten? Was ist da denn anders? Was müssen
ich Unterschiede kenne, dann kann ich einzelne Verhaltens- Sie für die Pflege wissen?
weisen besser verstehen. Dann weiß ich erst einmal, warum Maria: Vieles. Sie sprechen das Thema der kultursensiblen
sich jemand so verhält. Ja, das ist wichtig, ich kann besser Pflege an. Das ist ein heißes Thema, das kann ich nicht in
verstehen. Das heißt nicht, dass ich das immer gut finden zwei Sätzen darstellen.
muss. Wenn ich dann aber einen Weg finde, wie ich damit
Eva: Gut, wenn Sie einverstanden sind, würde ich gern
umgehen kann, dann kann ich Konflikte vermeiden. Viel-
dazu ein weiteres Interview für unsere Zeitschrift mit Ihnen
leicht nicht immer vermeiden, aber doch vermindern. Wenn
führen.
ich nicht vorbereitet bin, dann kann ich das nicht verstehen.
Dann entstehen Irritation, Abwehr und Streit. Aber leicht ist Wenn Sie einverstanden sind, könnten Sie einen Termin-
das alles nicht, einfache Lösungen gibt es selten. vorschlag machen?
Ich habe in einem Seminar zum Beispiel gelernt, dass es ver- Maria: Nächsten Mittwoch um 18 Uhr?
schiedene Zeitkonzepte gibt. Wir Deutschen sind ja meist Prof. Knochenhauer: Das passt auch bei mir, ich könnte
überpünktlich. Da soll man sogar fünf Minuten vor dem Ter- auch kommen.
min da sein. Das ist in anderen Kulturen nicht so. Da muss Eva: Prima, rufen Sie mich bitte an, wenn etwas dazwi-
die Aufgabe gemacht werden. Zeit ist nicht so wichtig. Ich schenkommt. Vielen Dank für das interessante Gespräch.
fange später an, bin dann eben auch später fertig. Wichtig ist Maria: Gern
das Ergebnis. Das sind doch sehr unterschiedliche Normen.
Klar, hierüber kann man im deutschen Krankenhaus nicht Prof. Knochenhauer: Sehr gern.
verhandeln. Da gilt unsere deutsche Position. Da muss man Maria: Schicken Sie uns den Artikel?
pünktlich sein. Da muss unsere deutsche Regel gelten. Aber Eva: Ja, gleich morgen, per E-Mail.
bei anderen Dingen muss das nicht so strikt sein. Da kann Maria: Bis Mittwoch
man etwas vereinbaren, mit den beiden Seiten klarkommen.
Da kommt das Thema Toleranz ins Spiel. Eva: Einen schönen Feierabend
Übrigens kenne ich auch deutsche Patienten, deren Verhal- Prof. Knochenhauer: Auf Wiedersehen, ebenfalls.
ten mich wirklich auch irritiert. Selbst Deutsche verhalten
VIDEOCLIP 2
Interview zum Thema kultursensible Pflege
Maria: Hallo Frau Apfel, schön, dass Sie da sind. Ich möchte fremden Ort sein zu müssen, im Krankenhaus oder im Pfle-
Ihnen Anisoara aus Rumänien und Zornitsa aus Bulgarien geheim. Das verursacht doch allein schon Stress.
vorstellen. Beide sind erst seit kurzem bei uns und möchten Eva: Klar. Und fremde Menschen, auf deren Hilfe der Patient
gern zuhören. angewiesen ist...
Eva: Hallo Schwester Maria, ich freue mich, dass es mit der Maria: Ja. Ein muslimischer Patient hat meist ein sehr aus-
Verabredung geklappt hat. Hallo Anisoara, hallo Zornitsa. geprägtes Schamgefühl. Der Körper soll so gut es möglich ist
Maria: Heute sollte ich Ihnen etwas über kultursensible bedeckt sein, vor allem der Intimbereich. Bei der Körperpfle-
Pflege erzählen … ge versorgen männliche Pfleger männliche Patienten und
Eva: Ja, genau, Sie wollten das am Beispiel eines muslimi- weibliche Pflegekräfte weibliche Patienten. Auch, wenn wir
schen Patienten erklären. beispielsweise einen Katheter legen.
Maria: Ja, weil ich es da praktisch und konkret beschreiben Eva: Interessant. Muslime beten doch auch mehrmals am
kann, was kultursensible Pflege bedeutet. Wir haben mo- Tag, wie machen Sie das?
mentan drei muslimische Patienten. Diese Patienten haben Maria: Wir wollen einen eigenen Raum schaffen, haben wir
also einen anderen kulturellen Hintergrund. Für sie gelten aber noch nicht. Die Patienten sollten sich vor dem Gebet
zum Teil andere Werte und Normen. Und sie haben andere waschen können, möglichst unter fließendem Wasser. Da
Bedürfnisse. Das müssen wir wissen. Und das muss bei der muss man ihnen oft helfen. Auch, wenn sie sich auf den
Pflege im Vordergrund stehen. Wir müssen die Bedürfnisse Gebetsteppich knien, brauchen sie oft Hilfe. Manche beten
kennen, damit wir diese berücksichtigen können. auch im Stehen, das ist einfacher. Aber fünf Gebete am Tag,
Sehen Sie, es ist doch schon schwer, nicht in der gewohnten das möchten und sollten sie machen, solange es geht. Der
Umgebung, nicht in der Familie zu sein. Und nicht in der kleine Teppich liegt natürlich in Richtung Mekka.
gewohnten Umgebung zu sein, das bedeutet auch, an einem
170 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Eva: Ich kann mir vorstellen, dass das Pflegepersonal auch viele Medikamente enthalten Alkohol. Daran müssen wir
kulturelle Besonderheiten beim Essen beachten muss? Mus- denken.
lime essen doch kein Fleisch? Eva: Ach du meine Güte, klar, viele Tropfen enthalten Al-
Maria: Sie essen Fleisch, aber Schweinefleisch ist tabu. kohol.
Es ist wichtig, das mit dem einzelnen Patienten zu bespre- Maria: Ja. Und auch bei Produkten aus Blut und Plasma müs-
chen. Einige leben ja schon ganz lange in unserem Land. sen wir aufpassen.
Manche Patienten sind strenggläubig und andere sehen es Maria: Ja, ich komme sofort. Entschuldigung, ein Notfall …
nicht so streng. Erst einmal gilt, kein Schweinefleisch im rufen Sie mich an.
Essen und keinen Alkohol! Wenn Sie an Alkohol denken,
Eva: Vielen Dank … und alles Gute. Ich melde mich.
dann denken Sie sicher an Bier und Schnaps. Aber ganz
LÖSUNGEN
Schreiben 1
interkulturelle Kompetenz in der Alten-und Krankenpflege brauchen, benötigen, entwickeln
über einen interkulturellen Konflikt kommunizieren, sprechen, reden
einen Gebetsraum suchen, aufsuchen, brauchen, benötigen, ablehnen,
akzeptieren, verweigern
mit ausländischen Kollegen und Patienten sprechen, kommunizieren, reden
das Krankenhausessen akzeptieren, ablehnen, verweigern
über das Auslandspraktikum sprechen, reden, kommunizieren
eine Operation (OP) ablehnen, verweigern, akzeptieren
Schreiben 2
Ein arabischer Patient … hatte nach einem Gebetsraum Eine Patientin aus Pakistan konnte nicht untersucht werden,
verlangt (1). Er beschwerte sich, dass eine Schwester eine weil … die Patientin es ablehnte, von einem Mann unter-
Halskette mit einem großen christlichen Kreuz trug (2). sucht zu werden.
Der Arzt hatte einem syrischen Patienten erklärt, … wie die Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz werden
OP am nächsten Tag ablaufen würde. immer wichtiger aufgrund
Die 12-jährige Enkelin des syrischen Patienten … übersetzte … der Zusammenarbeit zwischen Kollegen aus verschie
die Erklärungen des Arztes in die Muttersprache des Pati- denen Ländern und der Kommunikation mit den Patienten
enten. im Krankenhaus und in der Altenpflege.
Der Arzt konnte die Übersetzung … nicht prüfen. Krankenhaus und Alten- und Pflegeheim sind Orte, … wo ein
Eine indische Patientin … hatte das Krankenhausessen abge hoher Zeitdruck herrscht (1) und höchste Anforderungen an
lehnt. Sicherheit und Verantwortung gestellt werden (2).
Lesen 3
Lesen und entscheiden – was passt am besten zum Inhalt des Interviews?
Interkulturelle Kompetenz in der Pflege
I 3; II 5; III 9; IV 12; V 15
HÖREN 2
Marias Bericht
1. Falsch 5. Richtig 9. Richtig
2. Richtig 6. Falsch 10. Falsch
3. Falsch 7. Richtig 11. Richtig
4. Richtig 8. Falsch 12. Richtig
HELP2 Lernbaustein 8 / Warum brauchen wir interkulturelle Kompetenz in der Alten... 171
LESEN 4
Den Text vervollständigen
I A) Die Geschichte beginnt im 1 Wartebereich in einem II B) 1 Schwester Heidi ruft die Familie auf. Auch Erkan soll
2 Krankenhaus. Auf der 3 Bank sitzt Erkan, ein junger Türke. ins 2 Behandlungszimmer kommen. Der 3 Doktor spricht
Hinzu kommt ein Mädchen mit ihren 4 Eltern. Das 5 Kind mit der Familie. Er sagt, dass das Mädchen die Behandlung
setzt sich zuerst 6 neben Erkan. Die 7 Mutter fordert das gut überstanden hat und die Werte nach der 4 Operation
Mädchen auf, den 8 Platz zu wechseln. 9 Dadurch müsste sehr gut sind. Der Vater fragt den Doktor, ob etwas nicht
die Mutter 10 neben Erkan sitzen. Aber der 11 Vater steht auf, 5 stimmt. Der Arzt stellt Erkan als 6 Knochenmarkspender
12 sodass der Platz 13 neben Erkan frei bleibt. Sie 14 vermei- vor.
den den Blickkontakt mit Erkan.
Lernbaustein 9
Interkultureller Lernbaustein 2
Was heißt es,
interkulturell kompetent zu sein?
Autor
Gerd Zimmer
HÖREN 1
Wichtige Wörter und Wendungen
Die folgenden Wörter und Wortgruppen sind Bausteine für die erfolgreiche Kommunikation zum Thema
dieses Lernbausteins. Sie werden Ihnen helfen, Inhalte zu verstehen und selbst Sätze zu bilden.
SPRECHEN 1
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um die Bedeutung der obigen Wörter und
Wendungen im Gespräch und/oder durch Nachschlagen zu erschließen.
SPRECHEN 2
Anziehend oder abstoßend? Was fühle ich?
Wie fühlen Sie sich bei unterschiedlichen Sitten und Gebräuchen? Lösen die unten
stehenden Bilder unterschiedliche Gefühle bei Ihnen aus?
1 2 3 4
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit für Überlegungen zu den unten stehenden Fragen und diskutieren
Sie diese mit einem Gesprächspartner oder einer Gesprächspartnerin.
Selbstständig Lernende können diese Übung als Monolog gestalten. Wenn Sie dabei halblaut sprechen,
erhöht dies den Übungseffekt.
Warum sind wir manchmal fasziniert von Sitten und Gebräuchen, wenn wir ein anderes Land besuchen?
Warum finden wir sie “exotisch” und attraktiv? Und warum sind wir in anderen Fällen “schockiert” von
anderen Verhaltensweisen und Einstellungen? Warum fühlen wir uns unwohl oder bekommen sogar
Angst? Wie kommt das und wovon hängt es ab?
LESEN 1
Kulturelle Identität und gesellschaftliche Umwelt 1
Unser Leben lang setzen wir uns mit der Gesellschaft auseinander, in der wir leben. Damit verbunden
ist, dass wir Werte und Gewohnheiten der Gemeinschaft kennenlernen und in der Regel übernehmen.
Wir lernen, wie wir erfolgreich kommunizieren und handeln. Diesen Prozess der Einordnung in die Ge-
sellschaft nennen wir Sozialisation. Unsere Sozialisation ist nie abgeschlossen. Wir lernen von unseren
Eltern und Großeltern und wir lernen in Gruppen gemeinsam mit anderen im Kindergarten, in der Schule,
an der Universität… Wir lernen auch in informellen Gruppen mit Freunden, in den sozialen Netzwer-
ken, aus den Medien… Die Liste ist endlos. Die Einflüsse, die uns prägen, sind so vielfältig wie unsere
gesellschaftliche Umwelt. Stein auf Stein bauen wir so ein solides Haus von Werten, Überzeugungen
und Orientierungen. Werte bestimmen unsere Motivation, unser Verhalten, bestimmen, was wichtig
176 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
für uns ist. Normen und Werte bestimmen, wie wir handeln. Die Gemeinschaft in der wir leben prägt
uns. Die Gemeinschaft bestimmt unsere Kultur. Dennoch sind wir alle verschieden, auch wenn wir in
derselben Gemeinschaft leben. Und morgen schon haben wir uns wieder verändert… Wir verändern
uns – schneller, langsamer – mit der Welt um uns, die sich durch unser Handeln auch verändert.
SPRECHEN 3
Was prägt meine Einstellungen, mein Verhalten und Handeln?
Fassen Sie mit einem Gesprächspartner oder einer Gesprächspartnerin zusammen, was Sozialisation
bedeutet. Finden Sie mindestens drei Beispiele für den Einfluss unterschiedlicher sozialer Bedingun-
gen auf Verhalten und Handeln.
Selbstständig Lernende können diese Übung als Monolog gestalten. Wenn Sie dabei halblaut sprechen,
erhöht dies den Übungseffekt.
LESEN 2
Kulturelle Identität und gesellschaftliche Umwelt 2
In der Regel halten wir uns an solche sozialen Normen, die uns helfen, erfolgreiche Beziehungen zu an-
deren Menschen zu gestalten. Wir verhalten uns in unserer sozialen Referenzgruppe, der Familie, dem
Freundeskreis so, dass wir in der Gruppe akzeptiert werden und uns in ihr sicher fühlen. Normalerweise
respektieren wir die geltenden Regeln und handeln danach. Wir bewerten das Feedback unserer sozialen
Umgebung und passen unser Verhalten an, wenn es notwendig ist.
Wir alle wissen aber auch, dass wir uns auch entscheiden können, alle diese Regeln und Normen zu igno-
rieren. Es ist uns klar, dass das sehr wahrscheinlich zu negativen Reaktionen führen wird. Trotzdem kön-
nen wir uns entscheiden, gegen bestehende Normen zu kämpfen, um soziale Werte und Strukturen zu
verändern. Unsere Werte und Überzeugungen können uns aktiv werden lassen und im Ergebnis zu bedeu-
tenden positiven Veränderungen führen – denken wir an Nelson Mandela oder Mahatma Gandhi. Auch
diese haben jedoch zuerst die negativen Reaktionen der sie umgebenden Gesellschaft erfahren.
Dies zeigt, dass unser Verhalten, unsere Motivation und unser Handeln keinem einfachen Reiz-Reaktions-
Schema folgen. Wir sind in der Lage, die Konsequenzen unseres Verhaltens und unseres Handelns zu
bewerten und auf dieser Grundlage bewusste Entscheidungen zu treffen. Wir sehen auch, dass es keinen
einfachen Automatismus gibt – andere soziale Umwelt, anderes Verhalten.
Natürlich beeinflussen positives oder negatives Feedback unser Verhalten und unser Handeln. Dennoch
können bei gleichem Feedback Personen völlig unterschiedlich reagieren. Um eine Entscheidung zu treffen,
bewerten wir die Konsequenzen und wie bedeutsam diese für uns und Personen, die uns nahe stehen
sind. Das Ergebnis dieser Bewertung von Handlungsfolgen lässt uns aktiv werden oder passiv bleiben.
HELP2 Lernbaustein 9 / Was heißt es, interkulturell kompetent zu sein? 177
SPRECHEN 4
Gesellschaftliche Normen – akzeptieren oder ignorieren?
Diskutieren Sie mit einem Gesprächspartner oder einer Gesprächspartnerin mindestens
zwei Beispiele der Anpassung oder des Ignorierens von gesellschaftlichen Regeln und
Normen.
Kommen Sie hierbei zu einer positiven oder negativen Bewertung? Wovon hängt dies in Ihren Beispielen ab?
Selbstständig Lernende können diese Übung als Monolog gestalten. Wenn Sie dabei halblaut sprechen,
erhöht dies den Übungseffekt.
Unsere Werte und Orientierungen sind gut in uns verankert. Sie leiten unser Verhalten und erlauben uns,
effektiv in unserer materiellen und sozialen Umwelt zu handeln. Wir brauchen diese internen Strukturen und
sind nicht bereit, diese ohne Grund aufzugeben. Sie können sogar noch über längere Zeit unser Denken und
Handeln leiten, wenn sie nicht mehr für uns von Vorteil sind, z.B., wenn sich die soziale Umwelt, die Kultur
in der wir leben, verändert hat. Wenn wir das begriffen haben, dann haben wir einen SCHLÜSSEL dafür in
der Hand, nicht nur unser eigenes Verhalten, unsere Gefühle und Einstellungen zu verstehen, sondern auch
Einstellungen und Verhalten von Vertretern anderer Kulturen!
7 8 SIESTA!!!
SPRECHEN 5
Nachdenken über kulturelle Unterschiede
Bitte diskutieren Sie mit einem Gesprächspartner oder einer Gesprächspartnerin die
folgenden Fragen:
Selbstständig Lernende können diese Übung als Monolog gestalten. Wenn Sie dabei halblaut sprechen,
erhöht dies den Übungseffekt.
1. Viele finden die spanische “Siesta” sympathisch, weil sie eigenen Werten nicht (völlig) widerspricht.
Sie fühlt sich eher gut an im Sinne von “das Leben genießen können“. Und dieses Gefühl können
wir leicht teilen. Wie ist es aber dann mit dem Stereotyp, dass Griechen und Portugiesen immer
zu spät kommen? Unterscheidet sich unsere Einstellung hierzu von der Einstellung zur spanischen
„Siesta“? Falls ja, können Sie dies erklären?
2. Vor allem aufgrund unterschiedlicher Sozialisation und unterschiedlicher materieller und
sozialer Umwelt gibt es große Unterschiede zwischen Personen. Das trifft auch auf Men-
schen der gleichen Nationalität zu. Bitte finden Sie Beispiele für oder gegen diese These.
178 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Was meinen Sie? Können eine polnische und eine deutsche Krankenschwester mehr an Gemein-
samkeiten haben als die deutsche Krankenschwester mit dem Verwaltungsleiter der Klinik?
3. Stellen Sie sich vor, jemand zieht in ein Land mit anderer materieller und sozialer Umwelt. Diese
Person liest zur Vorbereitung viel über die Unterschiede zwischen der eigenen Kultur und der
des Ziellandes. Wird es nun dieser Person relativ leicht fallen, sich schnell an die neue Situation
anzupassen und sich entsprechend zu verhalten, wenn sie offen ist zu lernen?
LESEN 3
Kulturelles Wissen und interkulturelle Kompetenz
Schauen wir noch einmal zurück, was wir schon besprochen haben:
Das Leben ist bunt und wir suchen nach Orientierung. Hier helfen uns Werte, die wir erworben haben. Sie
sind relativ stabil. Was für uns wichtig und wertvoll ist hilft uns, in unserem kulturellen Umfeld angemessen zu
handeln. In einem anderen kulturellen Umfeld oder wenn wir Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund
und anderen Wertorientierungen begegnen, bemerken wir, dass unterschiedliche Werte zu Unterschieden
im Verhalten führen können. Dieses Wissen hilft uns, Konflikte zu verstehen und zu vermeiden.
Vielleicht haben wir uns gut auf die Begegnung mit einer fremden Kultur vorbereitet. Wir haben recherchiert und
viel über kulturelle Unterschiede gelesen. Wir haben so interkulturelles Wissen erworben. Dies ist wichtig und
hilfreich. Das bedeutet aber noch nicht, dass wir interkulturelle Kompetenz erworben haben. Was ist Kompetenz?
Kurz gesagt bedeutet Kompetenz, dass wir in der Lage sind, in unterschiedlichen Anforderungssituationen
angemessen handeln. Hierzu müssen wir lernen, kulturelle Unterschiede anzuerkennen und angemessen damit
umzugehen. Wir akzeptieren, dass die andere Person auch (andere) Werte und Orientierungen erlernt hat.
Und wir wissen bereits, dass diese Person zuerst versuchen wird, diesen Werten und Orientierungen weiter
zu folgen. Sie wird versuchen, sie zu verteidigen ebenso, wie wir es tun. Es ist nicht möglich, einfach einen
Schalter zu betätigen. Einfach zu sagen, “hör auf damit” oder “ändere das” wird kaum (sofort) erfolgreich
sein, wenn das Verhalten und Handeln für den anderen einen Wert darstellt. Natürlich müssen wir nicht ak-
zeptieren, wenn unsere Normen und Werte verletzt werden. Wir können aber die Bereitschaft zum Lernen
und zur Verhaltensänderung anerkennen und akzeptieren, dass Veränderung normalerweise Zeit benötigt.
SPRECHEN 6
kulturelles Wissen und interkulturelle Kompetenz
Finden Sie bitte einen Gesprächspartner oder eine Gesprächspartnerin und formulieren
Sie mit eigenen Worten die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei interkulturellem
Wissen und interkultureller Kompetenz.
Selbstständig Lernende können diese Übung als Monolog gestalten. Wenn Sie dabei halblaut sprechen,
erhöht dies den Übungseffekt.
LESEN 4
Du machst das anders – aber warum nicht?
Wir wissen von der Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen, dass es verschiedene Wege gibt, ein Ziel zu
erreichen. Unterschiedliches Herangehen akzeptieren zu können, ist noch wichtiger, wenn es um ver-
schiedene Kulturen geht.
HELP2 Lernbaustein 9 / Was heißt es, interkulturell kompetent zu sein? 179
In asiatischen Kulturen beispielsweise steht generell die gute Beziehung im Vordergrund, sie sind bezie-
hungsorientiert. Kulturen des Nordens fokussieren oft darauf, so schnell wie möglich sichtbare Ergebnis-
se zu erreichen, sie sind ergebnisorientiert. Ausreichend Zeit, um sich beim Gespräch kennenzulernen
und Vertrauen zu entwickeln, ist von großer Bedeutung für die eine Seite. Von der anderen Seite kann
das als Zeitverschwendung empfunden werden. Striktes Arbeiten an der Aufgabe kann von der einen
Seite als befriedigend und effektiv gesehen werden, während es die asiatischen Kollegen möglicher-
weise als aggressiv empfinden. Vergleichen wir unterschiedliche Wege zur Bearbeitung einer Aufgabe,
so werden wir meist feststellen, dass sie am Ende zu gleichwertigen Ergebnissen geführt haben. Was
bedeutet das aber? Es bedeutet, einander und unterschiedliche Vorgehensstrategien zu respektieren.
Es bedeutet ferner, es zu vermeiden, Werte zu verletzen, die für die andere Seite von Bedeutung sind.
Aber es gibt natürlich auch Grenzen, nämlich dann, wenn Verhaltensweisen und Handlungen Gesetze
und Regeln verletzen und wichtige soziale Normen brechen.
SPRECHEN 7
Wie würden Sie sich in dieser Situation verhalten?
Wir wollen jetzt das Wissen über Werte, Verhalten, Respekt für Andersartigkeit sowie kulturelle Normen
und Gefühle anwenden. Unten finden Sie die Beschreibung von Konflikten. Wählen Sie ein oder mehrere
Themen aus und besprechen Sie diese. Analysieren Sie, was wahrscheinlich den Konflikt ausgelöst hat
und versuchen Sie, Lösungsangebote zu finden.
Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten, ansonsten diskutieren Sie
bitte paarweise und präsentieren Sie die Ergebnisse wenn möglich am Ende in der Gruppe.
1. Krankenschwestern aus einem kulturell gemischten Team fühlen sich durch einen arabischen Arzt
nicht respektiert.
2. Im Leseraum hat ein muslimischer Patient eine Zeitschrift mit Mohammed-Karikaturen gefunden.
Ein anderer Patient hatte die Zeitschrift dort liegen gelassen. Als er sich im Schwesternzimmer
beschwert, erklärt ihm eine Schwester, dass wir in einer freien Gesellschaft mit Presse- und
Meinungsfreiheit leben. Der Patient erwidert, das habe damit nichts zu tun, sondern mit dem
Respekt vor Werten und religiösen Gefühlen. Muslime würden ja auch keine Zeitschrift mit Jesus
karikaturen veröffentlichen.
3. Die Tochter einer älteren Inderin bringt Essen für ihre Mutter, weil diese das Krankenhausessen
1
verweigert hat.
4. Eine Pflegerin beschwert sich, weil ein Patient aus Marokko versucht hat, sie anzufassen. Ihre Kol-
legin sagt ihr, dass ihr das letzte Woche auch passiert sei – aber mit einem deutschen Patienten.
5. Ein Patient beklagt sich, dass seine Pflegerin eine Kette mit einem großen christlichen Kreuz trägt.
Er fordert, dass das Personal im Dienst religionsneutral auftritt.
6. Muslimische Patienten haben eine Petition an die Krankenhausverwaltung geschickt, in der sie
darum bitten, während des Ramadans zusätzlich warmes Essen nach Sonnenuntergang anzubieten.
Dies wäre aber mit höheren Kosten für das Küchenpersonal verbunden. Kann man eine Lösung
finden?
Nachdem Sie diese Themen diskutiert haben, sind Sie vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass es keine
einfachen Antworten und Lösungen gibt. Und das ist richtig.
1
Im englischen Teil unserer HELP2-Lernplattform finden Sie den Lernbaustein 19 “Nutrition – What´s wrong with the Irish stew”,
der sich mit dem Thema detailliert auseinandersetzt. Im dazu gehörigen Video können Sie auch die indische Patientin kennenler-
nen, die das Krankenhausessen ablehnt, sowie deren Tochter.
180 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
LESEN 5
Es gibt keine einfachen Antworten bei interkulturellen
Herausforderungen!
Vielleicht haben Sie im Gespräch auch das Thema Stereotypen berührt. Stereotypen wie: Araber be-
trachten Frauen als weniger wert und akzeptieren nicht die Gleichstellung von Mann und Frau.
Wie ist es mit den Stereotypen?
Wir haben inzwischen besprochen:
– dass es allgemeine Werte und Verhaltensweisen in einer Kultur gibt. Bedeutet das also, dass
bestimmte Stereotype richtig sind?
– dass individuelle Werte und Verhaltensweisen sich unterscheiden, dass sie sogar gegensätzlich
zwischen zwei Personen derselben Kultur sein können. Bedeutet das nicht: Achtung mit Stereo-
typen und kulturbezogenen Informationen?
– dass wir uns bemühen sollen, Gefühle und Denk- und Handlungsweisen zu respektieren, die
sich von unseren unterscheiden. Voraussetzung ist, dass diese nicht Gesetze und Normen im
Zuwanderungsland verletzen.
Es ist klar, dass wir keinen Sexismus und Rassismus tolerieren, schon gar nicht etwas wie “Ehrenmord”.
Aber wie ist es nun bei den Mohammed-Karikaturen? Hier stehen sich Presse- und Meinungsfreiheit
und die Verletzung religiöser Werte und Gefühle gegenüber. Ist das eine wertvoller als das andere?
Manchmal hilft es, die Perspektive zu wechseln. Wir können auch fragen: Brauchen wir unbedingt
Mohammed-Karikaturen, wenn wir wissen, dass damit religiöse Gefühle verletzt werden? Westliche
Feministinnen kämpfen für ein Kopftuchverbot, weil sie darin ein Symbol der Unterdrückung durch
die Männer sehen. Eine Umfrage in Deutschland zeigte aber, dass die Mehrheit der jungen Frauen mit
2
Migrationshintergrund sich damit wohlfühlen und nicht “befreit” werden wollte. Sind dann diese jungen
Frauen „noch nicht so weit“, dass sie „das Richtige” erkannt haben? Ist es so einfach?
Was sollen und können wir akzeptieren und was nicht? Was wollen wir beispielsweise tolerieren in Bezug
auf Kleidung und religiöse Symbole? Einfache Antworten gibt es nicht! Bevor wir diese Fragen weiter
diskutieren, schauen Sie sich bitte das folgende Video an.
VIDEOCLIP
“Aussehen”
Situation im Video: Frau Tate ist Personalleiterin in einem großen Buchhaltungsunternehmen. Sie achtet
sehr auf ihr Aussehen und ihr Make-up. Sie möchte gern die Buchhalterin Seema fördern. Beide haben
jedoch unterschiedliche Ansichten über die Kleidung am Arbeitsplatz.
HÖREN 2
Sprachecke – Wörter und Wendungen zur Vorbereitung auf das Video
Die folgenden Wörter und Wendungen sollen Ihnen helfen, das Gespräch im Video besser zu verstehen.
Nutzen Sie bei Bedarf ein Wörterbuch. Hören Sie die Aussprache und sprechen Sie nach.
2
Neues Deutschland: Das Kopftuch als Emanzipationsausweis. Seite 2. 18./19.12.2014.
HELP2 Lernbaustein 9 / Was heißt es, interkulturell kompetent zu sein? 181
HÖREN 3
DAS VIDEO “Aussehen” und Übungen
9
https://www.youtube.com/watch?v=03ty9SaUF5k
HÖREN 3 Was habe ich verstanden? Nachdem Sie das Video gesehen haben, sagen Sie
bitte, welche Aussagen richtig und welche falsch sind.
SPRECHEN 8
Einen Standpunkt einnehmen
Bitte finden Sie einen Partner oder eine Partnerin für die nachfolgende Übung.
Selbstständig Lernende können diese Übung als Monolog gestalten. Wenn Sie dabei halblaut sprechen,
erhöht dies den Übungseffekt.
SPRECHEN 9
Rollenspiel
Bitte finden Sie einen Partner oder eine Partnerin für die nachfolgende Übung. Verset-
zen Sie sich in die Position von Seema und Frau Tate. Setzen Sie sich mit dem jeweiligen
Standpunkt auseinander. Versuchen Sie, zu einer Lösung zu kommen.
Selbstständig Lernende können eine Rolle wählen und ihre Position sowie ihre Gefühle einem (virtuellen) Freund/-in
mündlich oder schriftlich erläutern.
10
Seemas Standpunkt:
‘Es geht hier nicht darum zu wählen.
Es geht um Glauben’.
‘Es ist meine Entscheidung, den Hijab zu tragen.
Er schützt mich.’
‘Ich brauche doch mein Haar nicht zu zeigen,
11 um als Finanzmanagerin zu arbeiten.’
SPRECHEN 10
Mein positiver Ansatz zur Konfliktlösung
Einen Lösungsansatz diskutieren. Haben Sie einen Lösungsansatz gefunden? Dann stel-
len Sie diesen bitte zur Diskussion.
LESEN 6
„Wenn du in Rom bist, verhalte dich wie die Römer”?
Das Wissen über kulturelle Normen ist wichtig, um diese zu respektieren. Dieses Wissen hilft, Miss-
verständnisse zu vermeiden und keine Gefühle zu verletzen. Aber wir sollten uns nicht verbiegen oder
uns lächerlich machen, indem wir Vertreter der anderen Kultur imitieren. Letztlich kann dies sogar
zu Missverständnissen führen. Stellen Sie sich vor, dass Sie in Portugal oder Griechenland sind. Diese
Kulturen haben ein anderes Zeitverständnis, das Verspätung eher toleriert. In der Regel wird man dort
aber erwarten, dass wir pünktlich sind, wenn wir aus Deutschland, Österreich, Polen kommen. Und man
wird sich vielleicht besonders bemühen, pünktlich zu sein, um uns nicht warten zu lassen. Wir sollten
HELP2 Lernbaustein 9 / Was heißt es, interkulturell kompetent zu sein? 183
deshalb nicht zu spät kommen. Es kann Konfusion auslösen, wenn sie von uns Pünktlichkeit erwarten
und wir ihr Verhalten imitieren.
Die Redewendung “Wenn du in Rom bist, verhalte dich wie die Römer” ist deshalb ein wenig heikel.
Wenn wir keine Römer sind, sollten wir wissen, wie man sich in Rom verhält, kulturelle Gewohnheiten
und Normen kennen und respektieren. Absurde Imitation sollten wir aber vermeiden.
SPRECHEN 11
Ich möchte Spaß und du… möchtest schlafen.
Kommen wir zur Kultur im eigenen Land zurück. Es gibt in allen Ländern die sogenannte Jugendkultur
als Ausdruck eines Lebensgefühls Jugendlicher, das diese in der Lebensweise Erwachsener nicht wider-
gespiegelt sehen. Aber hat nicht die Jugendkultur im Kontakt mit anderen Lebenskonzepten ähnliches
Konfliktpotenzial, wie wir es vom Zusammenleben mit Ausländern einer anderen Kultur kennen? Kennen
wir nicht alle den Konflikt zwischen denen, die “Party” mit lauter Musik wollen und anderen, die Ruhe,
Frieden und Entspannung suchen? Hier haben wir es mit unterschiedlichen Vorstellungen über Lebens-
qualität zu tun. Individuen setzen unterschiedliche Prioritäten und sind nicht bereit, ihre Vorstellungen
und Werte einfach aufzugeben…
Finden Sie einen Partner oder eine Partnerin zum Gedankenaustausch, oder diskutieren
Sie in der Gruppe: Erinnern Sie sich, wie Sie Konflikte über verschiedene Lebensvor-
stellungen gelöst haben oder hätten lösen können? Wie verhält man sich kompetent
in solchen Konfliktsituationen?
Selbstständig Lernende können eine Rolle wählen und ihre Position sowie ihre Gefühle einem (virtuellen)
Freund/in mündlich oder schriftlich erläutern.
LESEN 7
„Zutaten“ für interkulturell kompetentes Verhalten
Einfach Änderung und Aufgabe bestimmten Verhaltens einzufordern, hat geringe Erfolgsaussichten.
Näher an einer kompetenten Lösung sind wir, wenn wir ruhig und gewaltfrei sprechen, wenn möglich,
Verständnis zeigen, aber auch gleichzeitig Respekt für unsere Werte sowie die anderer Personen
einfordern. Was brauchen wir dazu? Grundlegend sind Konfliktlösefähigkeit und Toleranz. Toleranz
hat sicher Grenzen. Jedoch entwickelte kommunikative Fähigkeit und Wissen und Training, wie man
an Konflikte herangeht, sind feste Elemente interkultureller Kompetenz. Dies sollte sich auch in der
Weiterbildung widerspiegeln.
Wir verstehen Kompetenz als Fähigkeit, sich in wechselnden Situationen angemessen zu verhalten und
den Herausforderungen gemäß zu handeln. Wie wir oben festgestellt haben, wird der Erfolg dabei stark
von unseren Einstellungen, Werten, Motiven und auch unserer Empathiefähigkeit beeinflusst. Fähig-
keiten und Fertigkeiten kommen hinzu. Und wir benötigen Wissen und Hintergrundinformationen, um
kompetent mit (interkulturellen) Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit (kulturell unterschied-
lich geprägten) Kollegen und Kunden umgehen zu können.
Deshalb ist interkulturelle Kompetenz eine soziale Schlüsselkompetenz, die wir am Arbeitsplatz und
im täglichen sozialen Umfeld benötigen, wenn wir Kollegen, Patienten, Nachbarn und anderen „Alltags-
184 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
menschen“ begegnen, die eine andere kulturelle Prägung haben. Sie ist ein Schlüssel für Verhalten und
Handeln, der immer wichtiger wird.
SCHREIBEN 1
„Zutatenliste“ für interkulturell kompetentes Verhalten
Nehmen Sie den oben stehenden Lesetext und die unten stehende Definition als Grundlage, um eine „Zu-
tatenliste“ für interkulturell kompetentes Verhalten zu erstellen. Sie können diese gern erweitern…
LESEN 8
Was bedeutet es, interkulturell kompetent zu sein? Versuch einer
vereinfachten Definition
Es ist schwierig, interkulturelle Kompetenz mit wenigen Worten zu beschreiben. Sie beschreibt die
Fähigkeit, in der Begegnung mit Vertretern einer fremden Kultur angemessen und erfolgreich zu handeln.
In diese Handlungsvoraussetzung fließen Einstellungen und Werte ein. Wir sind in der Lage anzuerken-
nen, dass mein Weg des Denkens und Handelns nicht der einzig mögliche Weg ist und mein Gegenüber
andere Einstellungen, Werte und Handlungsstrategien erlernt hat, die ihm wichtig sind und an denen
er festhalten möchte. Hieraus ergibt sich ein Potenzial in zwei Richtungen – Lernen voneinander und
Konflikt. Bereitschaft zu Perspektivenwechsel, Offenheit, Kommunikationsfähigkeit und Strategien, mit
Konflikten umzugehen, helfen uns. So können wir beide mit Unterschieden effektiv umgehen, Stress
vermeiden und positive Aspekte erkennen und für die weitere Entwicklung erschließen. Wir, also beide,
benötigen auch Wissen über die Kultur des Gegenübers, Wissen über kulturelle Normen, Gewohnheiten,
die Art zu kommunizieren und soziale Kontakte zu gestalten, über Nähe und Distanz, Begrüßungsritu-
ale, Essgewohnheiten, angemessene Kleidung, Zeitverständnis u.a.m. Kulturelle Kompetenz darf dabei
keine Einbahnstraße sein, sondern muss auf beiden Seiten entwickelt werden, damit Zusammenarbeit
und Zusammenleben funktionieren. Suchen Sie nach entsprechenden Lern- und Trainingsangeboten,
vielleicht gibt es diese an Ihrer Einrichtung.
SCHREIBEN 2
Kombinieren wir die Arbeit an sprachlichen und interkulturellen
Fähigkeiten und Fertigkeiten!
Bitte bilden Sie zutreffende Kombinationen (zu jeder Einleitung gibt es mehrere
Kombinationsmöglichkeiten). .
BILDQUELLEN
1 Kevin Dooley: Friendly, evil, or both? (Comic Con 2009). https://goo.gl/Rl4nQI (CC BY 2.0) [26.02.2019]
2 Ramnath Bhat: Rashmi. https://goo.gl/QEvMpZ (CC BY 2.0) [26.02.2019]
3 Photo by Timothy Paul Smith on Unsplash. https://unsplash.com/photos/hDa3mwCReX0 [26.02.2019]
4 Photo by Miguel Bruna on Unsplash. https://unsplash.com/photos/Sa83pEHlR-U [26.02.2019]
5 Raffi Asdourian: Ghandi non-violence please. http://tinyurl.com/y3a42z8k (CC BY 2.0) [26.02.2019]
6 lasanta.com.ec: Nelson Mandela. http://tinyurl.com/y6hask88 (CC BY 2.0) [26.02.2019]
7 Pedro Ribeiro Simões: Siesta. https://goo.gl/EiM1HH (CC BY 2.0) [26.02.2019]
8 Raúl Hernández González: Siesta. https://goo.gl/KwkKsz (CC BY 2.0) [26.02.2019]
9 Copyright: EIW Project members, 2007. Alle Rechte vorbehalten. Die unerlaubte Vervielfältigung, Reproduktion oder
elektronische Speicherung dieser DVD ist ohne die ausdrückliche schriftliche Zustimmung eines EIW-Konsortiumsmit-
glieds nicht gestattet. Video “Aussehen”: Das Video, Fotos, Videoskript und hiermit verbundene Übungen des Euro-
päischen LdV-Projekts “The European Intercultural Workplace (EIW)” die der deutsche EIW-Partner pro-kompetenz
benutzt hat, unterliegen dem Copyright des EIWProjekts 2007–2017. Das Recht zur Nutzung dieser Elemente für die
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Community under the Leonardo da Vinci LLP. 2007. (Copyright EIW consortium). Copyright für HELP2-Partner gewährt
durch EIW und HELP2 Partner pro-kompetenz.
186 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Transkript “Aussehen”
FRAU TATE: Kommen Sie herein. FRAU TATE: Eine junge Frau mit Ihren Fähigkeitenkann es
Hallo Seema. Setzen Sie sich. sehr weit bringen in einer Firma wie dieser. 85% der höhe-
ren Managementebene sind Männer. Die Dinge müssen sich
Wie geht es Ihnen?
ändern. Wir brauchen begabte junge Frauen wie Sie.
SEEMA: Gut, danke.
SEEMA: Mein Glauben ist mir wichtig.
FRAU TATE: Gut. Wie es scheint, machen Sie in der Firma
FRAU TATE: Ihre Karriere auch.
gute Fortschritte.
Wenn Sie das Beste aus Ihren Fähigkeiten machen wollen,
SEEMA: Danke.
müssen Sie lernen, sich anzupassen.
FRAU TATE: Es wird eine Führungsposition in der Finanz-
SEEMA: Ich brauche meinen Hijab nicht abzunehmen, um
abteilung frei.
meine Arbeit zu machen, Frau Tate.
SEEMA: Wirklich?
FRAU TATE: Schauen Sie, Seema, ich bin auf Ihrer Seite.
FRAU TATE: Ich würde mich freuen, wenn Sie die Stelle
SEEMA: Wirklich?
bekämen.
FRAU TATE: Natürlich. Ich habe schon um die Gleichberech-
SEEMA: Das ist fantastisch.
tigung der Frau gekämpft, als Sie noch Schulmädchen waren.
FRAU TATE: Es wäre gut, wenn eine Frau von Ihrem Format
SEEMA: Trotzdem sagen Sie mir, dass ich meinen Hijab
die Verantwortung für das Team bekommt.
abnehmen soll.
SEEMA: Danke.
FRAU TATE: Als Frau respektiere ich natürlich ihr Recht
FRAU TATE: Ich denke, Sie würden sich gut machen. zu wählen.
SEEMA: (leise) Danke, Frau Tate. SEEMA: Es geht hier nicht darum zu wählen. Es geht um
FRAU TATE: Als Buchhalterin, da war das Kopftuch kein Glauben.
Problem. Aber wenn Sie die Stelle als Abteilungsleiterin FRAU TATE: (zur Kamera) So wie ich das sehe, wird ihr
bekämen, müssten Sie eventuell Ihr Aussehen verändern. Glauben von Männern dominiert – und nur zu deren Vorteil.
SEEMA: Wie bitte? SEEMA: (zur Kamera) Es ist meine Entscheidung, den Hijab
FRAU TATE: Sie wären dann Managerin, daher wäre es nicht zu tragen. Er schützt mich.
ganz passend, wenn Sie sich so kleideten wie bisher. Warum gewöhnen sie sich nicht an mein Aussehen?
SEEMA: Ich könnte meine Arbeit einwandfrei machen... Ich brauche doch mein Haar nicht zu zeigen,
FRAU TATE: Es gäbe da eine bedeutende Gehaltserhöhung. um als Finanzmanagerin zu arbeiten.
SEEMA: Es geht mir nicht um Geld.
HÖREN 3
Aussagen richtig falsch
Seema möchte nicht als Abteilungsleiterin Finanzen arbeiten. x
Frau Tate möchte Frauen fördern, damit Sie Führungspositionen übernehmen. x
Frau Tate denkt, dass Führungskräfte anders als Seema angezogen sein sollten. x
Frau Tate sagt, dass sie für Frauenrechte eintritt. x
Für Seema ist Glauben wichtiger als Geld. x
Frau Tate ordnet an, dass Seema ihren Hijab ablegen muss. x
HELP2 Lernbaustein 9 / Was heißt es, interkulturell kompetent zu sein? 187
LÖSUNGEN
SCHREIBEN 2
Satzeinleitung Satzergänzung zutreffende Kombinationen
1. Fähigkeit zur Konfliktlösung hilft uns … A. die Art zu kommunizieren und sozi- B, C, E, F, G
ale Kontakte zu gestalten, kulturell
bedingte Standards, Gewohnheiten
zu kennen.
2. Interkulturell kompetent zu sein heißt … B. kulturelle Unterschiede zu kennen A, B, C, D, E, F, G
und mit ihnen umgehen zu können.
3. Interkulturelles Wissen zu erwerben be- C. andere Lösungsstrategien akzeptie- A, E, G
deutet … ren zu können.
D. mehr als nur Wissen über eine
fremde Kultur erworben zu haben.
E. besser auf mögliche Konflikt
situationen vorbereitet zu sein.
F. andere Kulturstandards, wie un-
terschiedliches Zeitverständnis, zu
kennen und mit ihnen umgehen zu
können.
G. Stress zu verringern oder ganz zu
vermeiden.
Lernbaustein 10
Interkultureller Lernbaustein 3
Wie unterscheiden sich Kulturen?
„Wir treffen uns um neun“ –
Meinen wir dasselbe?
Autor
Gerd Zimmer
Einführung
Wir haben die beiden ersten interkulturellen Lernbausteine bearbeitet. Nun haben wir bereits eine Vor-
stellung davon, wie wir uns auf die Arbeit in einer interkulturellen Arbeitsgruppe oder auf den Umgang
mit fremdkulturellen Patienten vorbereiten können. Wir haben verstanden, dass unsere Kultur von der
materiellen und sozialen Umgebung bestimmt wird, in der wir aufgewachsen sind und in der wir leben.
Wissen über andere Kulturen ist wichtig, um Verhaltensweisen zu verstehen. Wissen ist Voraussetzung
für kompetentes Handeln und erfolgreiche Kommunikation. Kultur ist aber doch so bunt, und so bunt
ist alles, was wir lernen könnten. Gibt es Allgemeingültiges, das uns Orientierung geben kann?
In diesem Lernbaustein konzentrieren wir uns wichtige Unterschiede bei Gewohnheiten,
im Verhalten und in der Kommunikation in anderen Kulturen.
Hören 1
Wichtige Wörter und Wendungen
Der Wortschatz ist nicht medizinisch, aber wir brauchen ihn, um diesen Lernbaustein zu bearbeiten und
wir haben versucht, ihn so praktisch wie möglich für den Sprachalltag zu gestalten. Sprechen Sie die
Wendungen der Tabelle (mehrfach) nach. Nehmen Sie sich Zeit, um die Bedeutung im Gespräch oder
durch Nachschlagen zu erschließen.
Kulturelle Normen kennen und beachten Stereotype sind bildhaft und eingängig.
Verhaltensnormen mit Toleranzgrenzen Stereotype vereinfachen Realität.
mit fremdkulturellen Kollegen zusammenarbeiten Vorurteile sind oft negative Stereotype.
Kulturen vergleichen Klischees bedienen Vorurteile.
Unterschiedliches Verständnis zu Zeit und Pünktlichkeit Stereotype können zu Sexismus und Rassismus führen.
Kulturen mit strikten und flexiblem Zeitverständnis Orientierung geben und Unsicherheit reduzieren
zu spät zur Arbeit kommen höflich, friedfertig, kommunikativ, ruhig, optimistisch
ein hohes Konfliktpotenzial haben freundlich, ungeduldig, rücksichtsvoll, schüchtern
einen konstruktiven Lösungsansatz finden einen Termin einhalten/einen Termin verpassen
Kommunikationsstörungen erkennen eine Verabredung haben
Zeit verlieren / jemandem Zeit stehlen
HELP2 Lernbaustein 10 / Wie unterscheiden sich Kulturen?... 191
Unsere materielle und soziale Umwelt formt unsere Einstellungen und unser Denken. Unsere Um-
welt bestimmt auch, wie wir handeln. Einstellungen sind mit Emotionen verbunden. Wir haben eine
mehr positive oder negative Einstellung zu Dingen, Handlungen, Ideen und Personen neben uns…
Wissen Sie, wie andere Ihre Kommunikation und Ihr Verhalten bewerten? Ob es wohl so ist, wie Sie
sich selbst sehen?
Fassen Sie bitte die Aufgabenstellung kurz zusammen. Machen Sie anschließend die
Übung.
Lesen 2
Kulturen unterscheiden sich.
Wie können wir sie vergleichen? Lesen Sie bitte die folgenden Abschnitte.
Es gibt nicht zwei gleiche Personen. Und es gibt keine zwei Personen, deren Werte identisch sind.
Dennoch teilen nicht nur zwei Liebende in der Regel viele Werte. Wir finden gemeinsame Werte,
Einstellungen und Verhaltensweisen bei Menschen, die in einer gemeinsamen sozialen Umwelt leben.
Wir wissen, dass „die Italiener“ anders sind als „die Deutschen“. Aber was genau ist anders? Wie
können wir kulturelle Besonderheiten beschreiben, ohne uns in Einzelheiten zu verlieren? Wissen
Sie eine Antwort?
1
Vorschlag für selbstständig Lernende: Wenn Sie allein lernen, könnten Sie Mitstudenten, Kollegen oder Freunde bitten, die Übung
mit Ihnen zu machen. Sie könnten eine Liste mit den Eigenschaften vorbereiten, die Sie selbst an sich sehen und die Personen
bitten, ihre Zustimmung auf einer Skala von 1–10 zu bewerten.
192 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Wir finden gemeinsame Werte, die von vielen Kann es uns helfen, Gemeinsamkeiten, allgemein
Individuen geteilt werden, wenn diese in einer verbindliche Normen und kulturelle Ausdrucksfor-
vergleichbaren soziokulturellen Umgebung men zu bestimmen? Können wir auf diese Weise
leben. Hierauf beruhen ähnliche Muster des relevante Unterschiede zwischen Kulturen heraus-
Kommunizierens, des Verhaltens und Handels. arbeiten? Schauen wir uns das nun genauer an.
Stopp, das war doch ziemlich theoretisch! Gucken wir noch einmal auf das Gesagte, denn es ist
wichtig.
Schreiben 1
Was sind Kulturnormen und was ist gemeint mit Toleranzrahmen?
Lesen Sie bitte nochmals, wie wir Kulturnormen beschrieben haben, um die Gedanken
gut zu verstehen.
1. Erklären Sie nun bitte schriftlich mit Ihren Worten, was Kulturnormen sind. Wenn möglich, ver-
gleichen Sie Ihre Aussage mit anderen Lernenden.
2. Erläutern Sie, was mit Toleranzrahmen gemeint ist.
Kollektive kulturelle Normen helfen uns. Wir können relle Normen und gemeinsame Praktiken sprechen,
interkulturelles Wissen hierdurch systematisieren. so besteht natürlich die Gefahr einer zu großen
So können wir Kulturen vergleichen. Kulturelle Nor- Verallgemeinerung. Deshalb behalten wir weiter im
men geben uns Orientierung in einem unbekannten Blick, dass es weder die Bulgaren noch die Deutschen
kulturellen Umfeld. Wenn wir über kollektive kultu- gibt.
SPRECHEN 2
Nachdenken über kulturelle Normen und Praktiken in meiner Kultur
Sprechen Sie mit anderen oder im Monolog über Folgendes: Was sind kulturelle Normen und Prak-
tiken in Ihrer Kultur? Denken Sie dabei an Geschlecht, Religion, Folklore, Ernährung und Mahlzeiten,
Zusammenleben (der Generationen), Familientraditionen, Bekleidung… Gibt es gemeinsamen Einstel-
lungen, Werte, verbindliche Kommunikations– und Handlungsmuster? Wenn möglich, diskutieren Sie
Ihre Feststellungen mit anderen. Stimmen diese Ihnen zu? Für welches soziokulturelle Kollektiv gelten
Ihre Ergebnisse? Sind sie im Wandel?
HELP2 Lernbaustein 10 / Wie unterscheiden sich Kulturen?... 193
1 2 3
SCHREIBEN 2
Stereotype – was denken Sie, haben sie ihre Berechtigung?
Die oben stehenden Fotos beziehen sich auf stereotype Beschreibungen von Deutschen, Engländern
und Spaniern. Denken Sie, dass sie wahr sind? Machen Sie sich bitte ein paar Notizen für die Diskussion.
Können Sie weitere Stereotype nennen, bezogen auf Ihr Land oder andere Kulturen, die Ihrer Meinung
nach zutreffen oder falsch sind? Haben Sie persönliche Erfahrungen mit Stereotypen? Haben Sie
Menschen oder Situationen kennengelernt, die nicht so waren, wie Sie es erwartet hatten? Berichten
Sie darüber!
SPRECHEN 3
Sprechen wir über Stereotype
Tauschen Sie sich mit anderen über Ihre Erfahrungen mit Stereotypen aus oder führen Sie einen halb-
lauten Monolog, wenn Sie allein lernen. Nutzen Sie Ihre Aufzeichnungen.
Was meinen Sie, sind Stereotype etwas, das uns nutzt oder das wir ablehnen sollten?
194 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
LESEN 3
Fassen wir Gedanken zu kulturellen Normen und Stereotypen zusammen:
Kulturelle Normen und Praktiken sowie Stereotype Und Stereotype? Auch sie können uns Orientierung
werden unterschiedlich gesehen. Groß ist die Gefahr, geben. Nehmen wir ein typisches deutsches Stereo-
falsche und negative Einstellungen zu bestimmten so- typ, den deutschen Touristen mit Sandalen und wei-
ziokulturellen Gruppen zu verstärken. Dennoch helfen ßen Socken. Natürlich werden sie ihn finden. Aber
uns diese Konzepte. Sie können uns wie Leuchttürme viele Deutsche möchten selbst vor Scham im Boden
Orientierung beim Überqueren eines unbekannten versinken, wenn sie einem Landsmann so gekleidet
Meeres geben. Uns muss nur klar sein, dass das Bild der im Ausland begegnen. Viele Deutsche trinken lieber
Realität stark vereinfacht wird. Kulturelle Normen und Wein als Bier und haben nicht das geringste Interesse
Praktiken, die wir einer Gruppe zuordnen, reflektieren am Münchener Oktoberfest. Es handelt sich hier um
mehr oder weniger gut Gemeinsamkeiten dieses Kollek- Klischees (besonders im Ausland), die mehr oder weni-
tivs. Wenn wir Normen und Praktiken kennen, können ger zutreffen. Hier geht es aber nicht um verbindliche
wir besser kooperieren und kommunizieren. Deutsche Normen. Stereotype vereinfachen und können leicht
gelten beispielsweise als intolerant gegenüber Verspä- zu Vorurteilen werden, vor allem, wenn sie sich mit
2
tung und Nichteinhalten von Terminen. Wenn wir das Sexismus und Rassismus verbinden.
wissen, können wir uns entsprechend verhalten. Das
heißt aber nicht, dass jeder Deutsche pünktlich ist.
SPRECHEN 4
Fragen zu Lesen 3
Nachdem Sie den Text in der Infobox gelesen haben, beantworten Sie bitte die folgenden Fragen. Ver-
gleichen Sie anschließend Ihre Antworten mit den Lösungsoptionen.
1. Warum gibt es bei der Sicht auf kulturelle Normen und Praktiken sowie auf Stereotype unter-
schiedliche Positionen?
2. Welche Informationen können wir aus der Kenntnis soziokultureller Normen ableiten? Wozu kön-
nen wir diese nutzen?
3. Wie charakterisieren Sie Stereotype? Welches Risiko bergen sie?
4 5 6
2
In Lernbaustein 8 finden Sie zwei Videos, die sich mit diesem Risiko beschäftigen.
HELP2 Lernbaustein 10 / Wie unterscheiden sich Kulturen?... 195
Lesen 4
Zeitverständnis
das war eine Menge Theorie! Aber nun haben wir in unserem “Rucksack” viele hilfreiche und notwen-
dige Informationen. Wir wissen mehr über positive und negative Seiten mit Blick auf kulturelle Normen
und Stereotype. Wir sind gut ausgestattet. Beginnen wir nun unsere Exkursion zu einem interessanten
Thema. Nachdem wir uns damit beschäftigt haben, werden wird vielleicht das Verhalten fremdkultureller
Kollegen oder Patienten in einem anderen Licht sehen. Also packen wir es an!
Wir müssen nicht weit reisen, um auf Unterschiede bei kulturellen Normen zu treffen. Europäische
Kulturen unterscheiden sich oft wesentlich und auch soziokulturelle Kollektive im eigenen Land.
Zeit – ein dehnbarer Begriff? Kulturen mit striktem und flexiblem Zeitverständnis
Das Wissen über kulturelle Normen verschiedener sozialer Kollektive hilft uns, besser auf die Begeg-
nung vorbereitet zu sein. Hierin liegt die Bedeutung interkulturellen Wissens. Aber erst interkulturelle
Kompetenz lässt uns in verschiedenen Situationen gute Antworten auf Herausforderungen finden. Wir
wollen nicht nur wissen, sondern auch lernen, wie wir uns verhalten können. Von Reisen wissen wir
vielleicht bereits, dass Verabredungen und Termine unterschiedlich eingehalten werden. Und auch
längeres Warten ist vielen von uns nicht unbekannt.
7 8 9
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen kulturellen Gemeinschaften in Bezug auf das Zeitverständnis.
Wir unterscheiden striktes Zeitverständnis (Pünktlichkeit und Termineinhaltung sind wichtig) und
flexibles Zeitverständnis (Erledigung der Arbeit ist wichtig, aber Flexibilität in Bezug auf Zeitvorgaben
und offene Planung).
Deutsche, Nordamerikaner oder Japaner haben ein striktes Zeitverständnis. Dagegen neigen Griechen,
Portugiesen, Italiener oder Osteuropäer zu einem flexiblen Umgang mit Zeit. Deutsche neigen dazu,
Pünktlichkeit mit Zuverlässigkeit zu verbinden.
Wir finden in arabischen und afrikanischen Kulturen flexibles Zeitverständnis auch in Lateinamerika und
3
Asien (aber, nicht in Japan).
Erinnern Sie sich an die Redewendung “Wenn du in Rom bist, verhalte dich wie die Römer”, die wir im
Lernbaustein 9 besprochen hatten? Hier zeigt die Erfahrung, dass dies uns aufs Glatteis führen würde.
Der Autor erinnert sich an unzählige Diskussionen mit deutschen Studenten in Italien und in Portugal.
Von den Deutschen wurde strikte Pünktlichkeit gefordert und in der Regel mussten sie dann eine halbe
Stunde auf ihre italienischen oder portugiesischen Kommilitonen warten. Es mag schwer einzusehen
sein, aber wenn wir in einem dieser Länder ein Praktikum absolvieren oder arbeiten, sollten Personen
mit striktem Zeitverständnis pünktlich sein.
3
Hierzu u.a.: Gesteland R. Richard. Global Business Behaviour. Piper München. 2002 (in deutscher Sprache)
196 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Vom Vertreter einer Kultur mit striktem Zeitverständnis wird in einer Kultur, die flexibel mit Zeit
umgeht, in der Regel Pünktlichkeit erwartet.
SCHREIBEN 3
Vervollständigen Sie bitte die Sätze und vergleichen Sie diese anschließend mit den
oben stehenden Informationen im Lesetext.
Striktes Zeitverständnis bedeutet… flexibles Zeitverständnis bedeutet…
SPRECHEN 5
Zeit in meiner Kultur
Hat meine Kultur eher ein striktes oder eher ein flexibles Zeitverständnis?
Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten, ansonsten diskutieren
Sie bitte paarweise oder in der Gruppe Folgendes:
Wie beschreiben Sie Ihre Kultur in Bezug auf Zeit – als strikt, als flexibel oder als „irgendwie in der Mitte“?
Kennen Sie Personen mit demselben kulturellen Hintergrund wie dem Ihren, die sich anders als „die
Norm“ verhalten?
Wie ist es in Ihrem (Arbeits-)Umfeld? Sind die Regeln in Bezug auf Arbeitsbeginn und Länge der Pausen
eher strikt oder eher flexibel?
LESEN 5
“TIME IS MONEY – ZEIT IST GELD”!?
Lesen Sie den Text. Anschließend sprechen Sie bitte Wir wagten auch kaum Aussagen zu kommentie-
über Ihre Gefühle beim Lesen. Selbstständig Lernende ren. Und es machte uns nervös, wenn er Dinge aus-
können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten führlich erläuterte, die wir bereits wussten. Unser
oder einen Skype-Partner suchen. Ansonsten Besuch wurde durch ein Telefonat unterbrochen.
diskutieren Sie bitte paarweise und/oder in der Aber während dieses Gesprächs hielt er die Uhr an.
Gruppe. Später rief er selbst einen Kollegen an, um für uns
Einmal habe ich meine Lebenspartnerin, die an einen Termin zu vereinbaren. Natürlich wusste der
chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) leidet, zu Kollege nicht, dass wir dort saßen und für jede Minute
einem hierauf spezialisierten deutschen Arzt begleitet. bezahlen mussten. So zog sich das Gespräch mehr als
Wir waren auf seine Praxis gestoßen, weil er in einem nötig in die Länge.
Artikel ein spezielles Medikament für diese Erkrankung Für uns war die Konsultation sehr eigenartig und auch
beschrieben hatte. Eine Endokrinologin, die meine frustrierend. Wir hatten am Ende eine hohe Rechnung
Partnerin behandelte, hatte ebenfalls zu diesem zu bezahlen.
Medikament geraten. Auf Grund der hohen Kosten Unerwartet war für uns die wörtliche Umsetzung der
wollten wird eine zweite Meinung einholen. Redewendung “Zeit ist Geld” in dieser Arztpraxis.
Zu Beginn des privaten Behandlungstermins infor- Natürlich muss eine Praxis wirtschaftlich arbeiten. Die
mierte uns der Arzt über die finanzielle Abrechnung. Einnahmen müssen hoch genug sein, um Angestellte,
Er sagte uns, dass wir ihn in Abhängigkeit der Konsul- Praxis, Steuern, Investitionen usw. zu bezahlen.
tationszeit zu bezahlen hätten. Der Arzt nutzte eine Andererseits fällt es schwer, medizinische Behandlung
elektronische Uhr, um die Minuten zu messen. Dann als rein “ökonomisches Geschäft” zu betrachten, bei
startete er die Uhr und die Konsultation begann. Wir dem der Ansatz „Zeit ist Geld“ so deutlich sichtbar
trauten uns nicht, irgendeine vielleicht unnötige Frage wird.
zu stellen.
HELP2 Lernbaustein 10 / Wie unterscheiden sich Kulturen?... 197
SPRECHEN 6
“Zeit ist Geld” – soll das auch im Gesundheitswesen gelten?
Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten oder einen Gesprächs-
partner in sozialen Netzwerken suchen. Ansonsten diskutieren Sie bitte paarweise oder in der Gruppe.
Wie sehen Sie für den Bereich der Kranken- und Altenpflege den Gedanken konsequenter Wirtschaft-
lichkeit durch strikte Zeitvorgaben und Zeitabrechnung? Haben Sie selbst eigene Erfahrungen? Wenn Sie
Gelegenheit dazu haben, tauschen Sie sich hierüber mit einer Person aus, die einen anderen kulturellen
Hintergrund hat.
LESEN 6
Wie gehe ich mit Zeit um?
Wie wir sehen, ist Zeit etwas Wichtiges und der obige Lesetext zeigt, wie strikt das Zeitverständnis eines
Deutschen sein kann.
Die meisten von uns werden Situationen kennen, in denen sie unzufrieden waren, wenn sie das Gefühl
hatten, Zeit zu verlieren. Langweilige Meetings, Leute, die uns warten lassen oder endlos reden – wer
kennt das nicht?! Europäer im allgemeinen, mehr vielleicht im Norden als im Süden, teilen die Zeit ein
und planen ihre Aktivitäten.
Andere Kulturen haben ein völlig anderes Verständnis von Zeit und detaillierter Planung:
“Inshallah” ist eine arabische Interjektion und be- In Kulturen mit flexiblem Zeitverständnis beanspru-
deutet „So Gott will“. Diese Wendung wird nicht nur chen Beziehungen und die Kommunikation in einer
von Muslimen, sondern auch von arabischsprachigen entspannten Atmosphäre Zeit. Ausreichend Zeit hier-
Christen und Juden verwendet. Die Zukunft hängt von für ist wichtiger, als einen Zeitplan einzuhalten. Zeit ist
Gottes Willen ab. Welchen Sinn hat es dann, langfris- etwas, was vergeht, sie ist unbestimmt. Es gibt immer
tig und konkret Dinge zu planen und zu verabreden? irgendwie mehr Zeit …
SPRECHEN 7
Wie gehen Sie mit Zeit um?
Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten oder einen Gesprächs-
partner in den sozialen Netzen suchen. Ansonsten diskutieren Sie bitte paarweise oder in der Gruppe.
Welche Situationen fallen Ihnen ein, in denen Sie das Gefühl hatten, dass man Ihnen „Zeit stielt“ oder
Sie „Zeit verlieren“, wie man in Deutschland sagt?
Wie reagieren Sie in diesen Situationen? Wie genau planen Sie Arbeit und soziale Kontakte?
Werden wir nun im Video Zeuge eines interkulturellen Konflikts zum Thema Zeitverständnis.
VIDEOCLIP “Zeit”
Adannaya ist Reinigungskraft in einem Supermarkt. Sie kommt aus Westafrika. Sie ist nicht pünktlich
am Arbeitsplatz. Herr Kulman ist der Personalverantwortliche. Er erwartet sie.
198 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Hören 2 Sprachecke
Wörter und Wendungen zur Vorbereitung auf das Video
Die folgenden Wörter und Wendungen sollen Ihnen helfen, das Gespräch im Video besser zu verstehen.
Nutzen Sie bei Bedarf ein Wörterbuch. Hören Sie (mehrfach) die Aussprache und sprechen Sie nach.
10
4
Welche Unterschiede in der Auffassung zu Zeit und Pünktlichkeit werden im Video deutlich?
5 11
Schauen Sie sich das Video „Zeit“ an. https://bit.ly/3Ca8bAD
SCHREIBEN 4
Nachdenken über das Video
Welches Verständnis von Erledigung ihrer Arbeit und Pünktlichkeit hat Adannaya?
Welches Verständnis von Erledigung der Arbeit und Pünktlichkeit hat Herr Kulman?
4
Dieses Wort müssen Sie sich nicht unbedingt merken. Eine Schickimicki-Mieze bezeichnet umgangssprachlich eine Frau, die betont
modische (und auffällige) Kleidung und Accessoires trägt.
5
Am Ende des Videos ist Adannaya aufgeregt und ihr Englisch ist nicht mehr korrekt. Das sollte sich auch in der deutschen Überset-
zung widerspiegeln, sodass einige wenige von ihr gesprochene Sätze fehlerhaftes Deutsch enthalten.
HELP2 Lernbaustein 10 / Wie unterscheiden sich Kulturen?... 199
SPRECHEN 8
Schildern Sie den Konflikt aus dem Video einer anderen Person
Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten, ansonsten diskutieren
Sie paarweise oder in der Gruppe.
Sie haben die Diskussion zwischen Herrn Kulman und Adannaya verfolgt. Berichten Sie nun, was Sie
über den Konflikt denken. Nutzen Sie Ihr Wissen über striktes und flexibles Zeitverständnis in unter-
schiedlichen Kulturen.
LESEN 7
Striktes oder flexibles Zeitverständnis – eine Herausforderung
6
am Arbeitsplatz
6
Weiterführende und praxisbezogene Informationen zu diesem Thema, die wir auch hier benutzt haben, finden wir u.a. bei Geste-
land R. Richard. Global Business Behaviour. Piper München. 2002 (in deutscher Sprache).
200 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
SPRECHEN 11
Wie hätten Sie sich verhalten?
12
Am Ende des Streits sagt Lars Kulman: “Der Tag fängt ja gut an. Ich kann mir nicht leisten, Adannaya
zu verlieren. Und ich weiß, dass Adannaya den Job wirklich braucht. Ihr Mann arbeitet nicht. Sie hat
drei Kinder zu versorgen. Dummes Mädchen! Warum kann sie nicht pünktlich hier sein?“
Selbstständig Lernende können die Fragen als halblauten Monolog gestalten, ansonsten diskutieren
Sie bitte paarweise oder in der Gruppe Folgendes:
1. Was würden Sie tun, damit Adannaya pünktlich kommt?
2. Hätte Lars Kulman das Gespräch besser führen können?
3. Was kann Lars Kulman tun, um die Beziehung zu reparieren?
SCHREIBEN 5
SPRECHEN 10
Rollenspiel: “Ich bin unglücklich über unseren Streit…“
Entwickeln und spielen Sie ein Telefonat zwischen Herrn Kulman und Adannaya. Herr Kulman ruft Adan-
naya an, um mit ihr über die Ursachen des Streits zu sprechen. Er möchte eine Lösung finden. Nutzen
Sie Ihre Kenntnisse über strikte und flexible Zeitauffassung.
Vorschlag für selbstständig Lernende: Übernehmen Sie die Rolle von Lars Kulman oder von Adannaya. Berei-
ten Sie einen Anruf vor (Monolog), um dem anderen mitzuteilen, dass Sie unglücklich über den Konflikt sind.
Entschuldigen Sie sich. Machen sie einen Vorschlag, wie eine Lösung gefunden werden kann.
SPRECHEN 11
Wie würden Sie sich in dieser Situation verhalten?
Selbstständig Lernende können die Aufgabe als halblauten Monolog gestalten, ansonsten diskutieren Sie
paarweise oder in der Gruppe. Wenden Sie Ihre Kenntnisse über striktes und flexibles Zeitverständnis
an. Versuchen Sie, einen konstruktiven Ansatz zu finden.
Eine philippinische Krankenschwester kommt immer wieder zu spät zur Arbeit. Sie sagt, dass es schwierig
sei, zuerst die Kinder zur Schule zu bringen und dann pünktlich auf Arbeit zu sein. Sie begründet das mit
der schlechten Busverbindung. Die Oberschwester denkt, dass das Problem eine Frage der persönlichen
Planung und Organisation ist.
HELP2 Lernbaustein 10 / Wie unterscheiden sich Kulturen?... 201
SPRECHEN 12
Wie würden Sie sich in dieser Situation verhalten?
Ihr Treffen mit einer griechischen Kollegin soll um 9:00 Uhr beginnen. Um 9:20 kommt sie. Sie strahlt
Sie an, begrüßt Sie herzlich, aber entschuldigt sich nicht.
Quellenverzeichnis
Gesteland R. Richard. Global Business Behaviour. Piper München. 2002.
BILDQUELLEN
1 Andrew Mitchell: Stereotype. https://goo.gl/yfBnf0. (CC BY-SA 2.0) [04.03.2019]
2 Smabs Sputzer Time For Tea https://goo.gl/7EdhFc (CC BY 2.0) [04.03.2019]
3 Photo by Katya Austin on Unsplash https://unsplash.com/photos/xpYdswZuanE [04.03.2019]
4 VSStÖ Linz: Aktion gegen Sexismus in der Werbung http://tinyurl.com/y46bgahh (CC BY 2.0) [04.03.2019]
5 Info-Graz: Tanz-Flashmob gegen Rassismus und Diskriminierung. https://tinyurl.com/yxkoshcc (CC BY 2.0) [05.03.2019]
6 Antti T. Nissinen: Untitled. https://goo.gl/91tmoy (CC BY 2.0) [05.03.2019]
7 Ged Carroll: Wait https://goo.gl/sio3gW (CC BY 2.0) [05.03.2019]
8 Christopher Michel: Waiting. https://goo.gl/db4cdT. (CC BY 2.0) [07.03.2019]
9 Stiller Beobachter: Warten https://tinyurl.com/y3k63l6m (CC BY 2.0) [07.03.2019]
10 Copyright der Fotos: EIW Projektpartner, 2007. Copyright für HELP2-Partner gewährt durch EIW und HELP2 Partner
pro-kompetenz, Deutschland www.pro-kompetenz.de
11 Video “Time”: Das Video, Fotos, Videoskript und hiermit verbundene Übungen des Europäischen LdV-Projekts “The
European Intercultural Workplace (EIW)” die der deutsche EIW-Partner pro-kompetenz benutzt hat, unterliegen dem
Copyright des EIW-Projekts 2007–2017. Das Recht zur Nutzung dieser Elemente für die Erasmus+ Projekt HELP2 wird
durch den EIW Projektpartner pro-kompetenz dem HELP2 Partnerkonsortium für die interkulturellen Lernbausteine
gewährt, für die pro-kompetenz verantwortlich ist. Für das Video: Kein nicht autorisiertes Kopieren, Reproduzieren oder
elektronische Speicherung ohne schriftliche Genehmigung eines der EIW-Projektpartner. Für verbundene Bilder und
Übungen gilt: Reproduktion und Distribution sind erlaubt außer für gewerbliche Zwecke. Das EIW-Partnerkonsortium
ist als Quelle zu nennen.
12 Copyright der Fotos: EIW Projektpartner, 2007. Copyright für HELP2-Partner gewährt durch EIW und HELP2 Partner
pro-kompetenz, Deutschland www.pro-kompetenz.de
202 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
Lösungen
SPRECHEN 3
Sprechen wir über Stereotype!
Mögliche Antwort: Stereotype können uns Orientierung in Pizza bestellt wird, bestätigt nur, was Stereotype eben sind –
fremder Umgebung geben. Ein Stereotyp ist, dass Deutsche ein sehr ungenauer Wegweiser. Stereotype helfen uns, eine
Bier trinken. Also werde ich vorsorglich Bier vorrätig haben, Orientierung in komplexen und unbekannten Situationen zu
wenn ich meine deutschen Kollegen zum Abendessen bei finden. Sie stellen Dinge vereinfacht dar, sind bildhaft und
mir einlade, bei Franzosen oder Italienern würde ich eher eingängig. Medien und rechte Populisten schaffen daraus
ein paar Flaschen Wein besorgen. Stereotype haben mir eine oftmals negative Klischees und Vorurteile. Vorurteile sind
Hilfe für den Einkauf gegeben. Dass dann die Hälfte meiner verbunden mit negativen Stereotypen. Hier müssen wir auf
deutschen Kollegen nach stillem Wasser und Wein verlangt der Hut sein, denn solche Stereotype führen oft zu Sexismus
und beim Treffen mit meinen italienischen Freunden Bier zur und Rassismus.
SPRECHEN 4
Fragen zu Lesen 3
1. Warum gibt es bei der Sicht auf kulturelle Normen und für die Kommunikation in einer kulturellen Gemeinschaft
Praktiken sowie auf Stereotype unterschiedliche Positi- wider. Wenn wir diese Normen kennen, können uns diese
onen? für eine erfolgreiche Interaktion mit Vertretern dieser Kultur
Mögliche Antwort: Das Wissen über soziokulturelle Nor- helfen.
men und Stereotype hilft uns, eine Orientierung in komple- 3. Wie charakterisieren Sie Stereotype? Welches Risiko
xen und unbekannten Situationen zu finden. Sie vermitteln bergen sie?
ein vereinfachtes Bild hinsichtlich der Werte und des Ver- Mögliche Antwort: Stereotype können uns ebenfalls Orien-
haltens in kulturellen Gemeinschaften. Das grobe Raster tierung in einer unbekannten soziokulturellen Umgebung
erzeugt das Risiko von negativen Klischees und Vorurtei- geben. Wenn es um nützliches interkulturelles Wissen geht,
len in Bezug auf ein bestimmtes soziokulturelles Kollektiv. sind Aussagen über soziokulturelle Normen und Stereotype
Individuelle Wert– und Handlungsorientierungen können nicht immer klar abgegrenzt. Stereotype vereinfachen, sind
stark abweichen. bildhaft und einprägsam. Oftmals gehen Stereotype in eine
2. Welche Informationen können wir aus der Kenntnis Richtung, die eine andere Kultur und deren Vertreter herab-
soziokultureller Normen ableiten und wozu können wir würdigt. Vorurteile, Rassismus und Sexismus sind Ausdruck
diese nutzen? negativer Stereotypisierung.
Mögliche Antwort: soziokulturelle Normen spiegeln mehr
oder weniger gut Regeln für das Verhalten, das Handeln und
SPRECHEN 9
Es handelt sich im Folgenden nur um Antwortvorschläge.
Weitere Ideen sind willkommen.
1. Was würden Sie tun, damit Adannaya pünktlich kommt? mit einer materiellen oder immateriellen Anerkennung wür-
Mögliche Antwort: Vielleicht sollten beide den Konflikt aus digen (Prämie, öffentliche Anerkennung vor den Kollegen …).
der Perspektive des anderen betrachten. Warum besteht 2. Hätte Lars Kulman das Gespräch besser führen können?
Lars Kulman auf Pünktlichkeit? Der Bereich der Arbeit ist Mögliche Antwort: Lars Kulman hätte einen besseren Augen-
recht streng reguliert. Herr Kulman erklärt das in der Dis- blick und einen geeigneteren Ort für das Gespräch wählen
kussion. Er muss dafür sorgen, dass alle Angestellten gleich können. Bevor er eine Abmahnung ausspricht, hätte er mit
behandelt werden. Wenn Lars Kulman die Perspektive Adannaya über unterschiedliche Arbeitskulturen sprechen
Adannayas einnimmt, wird er auf ihr flexibles Zeitverständ- sollen. Er hätte ihr erklären können, dass er alle Angestellten
nis stoßen. Danach ist alles in Ordnung, solange die Arbeit gleich behandeln muss und dass die Regeln für Pünktlichkeit
getan wird. Die Stundenanzahl muss erreicht werden, dabei keine Ausnahme zulassen. Es wäre vielleicht hilfreich gewesen,
ist eine gewisse Flexibilität bei Beginn und Ende der Arbeit hätte Lars Kulman zuerst Adannayas Einsatzbereitschaft und
akzeptabel. Wenn sich beide in Ruhe hierüber austauschen, gute Arbeit gelobt. Er hätte sagen können, dass er Adannaya
könnten Sie zuerst über das verschiedene kulturbedingte deshalb als Mitarbeiterin sehr schätzt, aber die Unpünktlichkeit
Zeitverständnis sprechen. Adannaya würde verstehen müs- einfach nicht tolerieren darf. All dies hätten beide in einer ent-
sen, dass für sie keine Ausnahme möglich ist. Lars könnte spannten Atmosphäre besprechen sollen. Er hätte Adannaya
anerkennen, dass Adannaya seine beste Mitarbeiterin ist, auch anbieten können, mit ihr die Verkehrsverbindungen zu
die oftmals länger arbeitet, wenn es nötig ist. Er könnte dies prüfen, um für sie eine geeignete Verbindung zu finden.
HELP2 Lernbaustein 10 / Wie unterscheiden sich Kulturen?... 203
3. Was kann Lars Kulman tun, um die Beziehung zu repa- glücklich über die Diskussion ist. Er könnte sie bitten, mit
rieren? ihm das Problem noch einmal in Ruhe zu besprechen, um
Mögliche Antwort: Lars Kulman könnte die Initiative ergrei- eine Lösung zu finden.
fen und Adannaya anrufen. Er könnte ihr sagen, dass er nicht
SPRECHEN 11
Mögliche Antwort: Dies ist genau dasselbe Problem, das Lars Zeitverständnis thematisiert werden. Es sollte deutlich gemacht
Kulman und Adannaya haben. Es gibt soziokulturelle Gemein- werden, dass in einer Arbeitskultur mit striktem Zeitverständnis
schaften, für die im Vordergrund steht, dass die Arbeit erledigt Pünktlichkeit in der Regel notwendig ist. Es sollte nach einer Lö-
bzw. die erforderliche Stundenanzahl geleistet wird. Dabei ist sung gesucht werden, wie Pünktlichkeit erreicht werden kann.
eine gewisse Flexibilität bei Beginn und Ende der Arbeit akzep- Oftmals bieten Unternehmen heute auch ein Zeitfenster für
tabel. Um eine Lösung zu erreichen, sollte das unterschiedliche den Arbeitsbeginn an. Auch diese Möglichkeit wäre zu prüfen.
SPRECHEN 12
Mögliche Antwort: In Kulturen mit flexiblem Zeitverständ- eigenes Verhalten nicht als unhöflich. Sie sieht daher auch
nis steht die Erledigung einer Aufgabe im Vordergrund. keinen Grund, sich zu entschuldigen. Wenn Sie ein Partner
Beginn und Ende sind weniger bedeutsam. Die Kollegin ist aus einer Kultur mit striktem Zeitverständnis sind, wird von
sicher mit der Einstellung gekommen, jetzt bin ich da und Ihnen wahrscheinlich Pünktlichkeit erwartet (z. B. Stereotyp:
ich widme dir alle Zeit, die wir brauchen. Sie empfindet ihr Deutsche kommen pünktlich).
Audioskript
HERR KULMAN: Adannaya. ADANNAYA: Weil ich zehn Minuten später bin. Die Busse
ADANNAYA: Guten Morgen, Herr Kulman. sind spät, nicht ich.
HERR KULMAN: Guten Morgen. Sie kommen spät. HERR KULMAN: Sie müssen acht Uhr hier sein. Das steht in
Ihrem Arbeitsvertrag.
ADANNAYA: Habe ich etwas Wichtiges verpasst?
ADANNAYA: Zehn Minuten machen für niemanden einen
HERR KULMAN: Sie sind zehn Minuten zu spät.
Unterschied. Ich stehe allein schon seit fünf Minuten hier
ADANNAYA: Zehn Minuten! Sie kontrollieren wohl immer und streite mit Ihnen.
meine Zeit?
HERR KULMAN: Ich spreche Ihnen hiermit eine Abmahnung
HERR KULMAN: Sie müssen acht Uhr hier sein. Nicht unge- aus.
fähr acht Uhr. Punkt acht Uhr.
ADANNAYA: Ich will keine Abmahnung. Denken Sie etwa
ADANNAYA: Ärgern Sie sich nicht. Ich werde die Zeit her- ich bin faul?
ausholen. Sie werden nicht zu kurz kommen.
HERR KULMAN: Adannaya, ich habe nicht gesagt, dass Sie
HERR KULMAN: Darum geht es nicht. faul wären. Sie sind eine gute Arbeitskraft.
ADANNAYA: Kein Grund, wegen 10 Minuten Stress zu ma- ADANNAYA: Also, worum geht es?
chen, Ich werde die kostbaren 10 Minuten aufholen. Ärgern
HERR KULMAN: Ich sage, dass Sie zu spät sind und dass ich
Sie sich nicht, Herr Kulman. Sie werden die 10 Minuten be-
Ihnen eine Abmahnung erteile.
kommen.
ADANNAYA: Fehle ich wegen Krankheit oder faulenze ich?
HERR KULMAN: Ich werde Ihnen eine Abmahnung erteilen
Nein. Ich gehe meiner Arbeit nach. Und ich erledige sie gut.
müssen.
Reicht das nicht?
ADANNAYA: Was Sie nicht sagen!
HERR KULMAN: Worum ich Sie bitte, ist pünktlich zu er-
HERR KULMAN: Ich habe Sie dreimal darum gebeten, scheinen.
pünktlich zu sein.
ADANNAYA: Ich will keine inoffizielle Abmahnung. Ich will
ADANNAYA: Sie veralbern mich, oder? auch keine offizielle Abmahnung. Ich will jetzt endlich mit
HERR KULMAN: Nein, es ist ernst. Ich verwarne Sie. meiner Arbeit anfangen und nicht mit Ihnen diskutieren...
ADANNAYA: Kein Grund dramatisch zu werden, Herr Kul- HERR KULMAN: Okay. Aber wenn Sie nochmal zu spät sind,
man. muss ich eine disziplinarische Maßnahme ergreifen.
HERR KULMAN: Adannaya, ich scherze nicht. Es ist wichtig. ADANNAYA: Da fühlen Sie sich als starker Mann, mit der
Ich kann es nicht verantworten, wenn meine Mitarbeiter Uhr dastehen und die Minuten zählen.
auftauchen, wenn ihnen der Sinn danach steht.
204 HELP2 HEALTHCARE LANGUAGE LEARNING PROGRAMME 2
HERR KULMAN: Wenn ich durchgehen lasse, dass Sie zu HERR KULMAN: Adannaya. Alles, worum ich Sie bitte …
spät kommen, wird jeder denken, dass es in Ordnung ist, ADANNAYA: Die ganze Zeit leiste ich Extra-Arbeit. Die Bau-
unpünktlich zu sein. leute haben ein Chaos und ‘ne Menge zusätzliches Putzen
ADANNAYA: Ich bin Ihre beste Arbeitskraft und Sie spre- verursacht. Habe ich deswegen auf meine Zeit gepocht?
chen mir eine Abmahnung aus?! Habe ich gesagt, dass ich nach Hause gehe? Nein, ich bin
HERR KULMAN: Seien Sie einfach nur Punkt acht Uhr hier dageblieben.
und die Sache ist erledigt. HERR KULMAN: Adannaya
ADANNAYA: Und was ist mit der Schickimicki? ADANNAYA: Ich verschwinde jetzt. Ich werde nicht wieder-
HERR KULMAN : Was? kommen.
ADANNAYA: Mit der jungen Russin. Wenn Sie krank ist, se- HERR KULMAN: Beruhigen Sie sich. Adannaya. Ganz ruhig.
hen Sie darüber hinweg, Herr Kulman? HERR KULMAN: (In die Kamera) Was für ein Start in den
Ich sage nie, dass ich gerade Mittagspause habe, Herr. Ich Morgen! Ich kann es mir nicht leisten, Adannaya zu verlieren.
erledige die Arbeit von der Schickimicki dann gleich mit. Sie Und sie kann es sich nicht leisten, diesen Job zu verlieren.
vergessen das, Herr. Ihr Mann arbeitet nicht. Sie hat drei Kinder zu versorgen.
Dummes Ding! Warum kann sie nicht einfach pünktlich sein?
HERR KULMAN: Ich weiß, dass Sie gute Arbeit leisten.
ADANNAYA: Ihr seid doch alle gleich.
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Deutsche Lernbausteine
1. Ausgabe
Olomouc 2021
Nicht zu verkaufen.
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Projekt Nummer 2018-1-CZ01-KA203-048150.
Dieses Projekt wurde finanziert mit Unterstützung
durch das Programm Erasmus+ der Europäischen
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