Epistvlae Ex Ponto: Briefe Vom Schwarzen Meer
Epistvlae Ex Ponto: Briefe Vom Schwarzen Meer
EPISTVLAE EX PONTO
BRIEFE VOM
SCHWARZEN MEER
Herausgegeben, in deutsche Prosa
übersetzt, mit Anmerkungen und einem
Nachwort versehen von Hartmut Froesch
PVBLIVS OVIDIVS NASO
EPISTVLAE EX PONTO
BRIEFE VOM SCHWARZEN MEER
PVBLIVS OVIDIVS NASO
EPISTVLAE EX PONTO
BRIEFE VOM
SCHWARZEN MEER
Herausgegeben, in deutsche Prosa übersetzt,
mit Anmerkungen und einem Nachwort
versehen von Hartmut Froesch
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische
Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar
Umschlagsabbildung: Die auf dem Cover wiedergegebene Briefmarke gab die rumänische Post 1957
heraus. Sie zeigt die Ovid-Statue von Ettore Ferrari (1845–1929), von der je ein Exemplar in Sulmo-
na/Italien und Constanţa/Rumänien steht. Oben rechts sind Geburts- und Sterbeort Ovids notiert:
Sulmo-Tomi.
ISBN 978-3-534-40684-5
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Anmerkungen����������������������������������������������������������������������������������������������������������������264
Anhang���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������315
Literaturverzeichnis������������������������������������������������������������������������������������������������������374
5
Vorwort
Meine lange Beschäftigung mit Ovids Exilwerk soll mit der vorliegenden Ausgabe
und Übersetzung der Epistulae ex Ponto einen gewissen Abschluss finden. Natür-
lich denke ich dabei gern an meinen verehrten Lehrer Georg Luck (1926–2013)
zurück, der mich in den späten 60er Jahren des letzten Jahrhunderts an der Bonner
Universität „auf die Spur gesetzt“ hat.
Mein Dank gilt dem Verlagshaus De Gruyter für die lizenzfreie Nutzung des la-
teinischen Textes von J. A. Richmond (1990), Herrn Dr. Jan-Pieter Forßmann, Frau
Svenja Pasche und den Publishing Services der Wissenschaftlichen Buchgesell-
schaft/Darmstadt für die freundliche, sachkundige und geduldige Betreuung des
Buchs, meinem Sohn Michael Froesch und Herrn Wolfgang Hürter/Linz am Rhein
für ihre Hilfe am Computer – und vor allem meiner Frau Renate Froesch, geb. Voß-
schulte, für ihre Geduld und Unterstützung.
Ich widme das Buch meinem Bruder Karl-Heinz Froesch mit Hochachtung für
seine Lebensleistung und meinem Freund Jörg Schüttemeyer (1942–2021) im An-
denken an die vielen gemeinsamen Jahre und für sein stetes Interesse an allem, was
ich geschrieben habe.
7
Epistulae ex Ponto
Liber primus
Briefe vom Schwarzen Meer
Buch I
1 I
2
3
1 Naso Tomitanae iam non novus incola terrae
2 hoc tibi de Getico litore mittit opus.
10
1 An Brutus1
Naso, nicht erst seit kurzem2 Bewohner des Landes von Tomis, sen-
det Dir von der getischen Küste dieses Werk.
Wenn es Deine Zeit erlaubt, Brutus, nimm diese Büchlein aus der
Fremde gastlich auf und verbirg sie bitte an irgendeiner passenden
Stelle (in Deinem Haus). (5) Den Eintritt in öffentliche Bibliotheken3
wagen sie nicht, damit ihr Verfasser sie nicht am Zugang hindert.
Ach, wie oft habe ich gesagt: „Ihr lehrt doch nichts Schlechtes, geht
(unbesorgt hin), anständigen Versen steht ein solcher Ort offen.“
Dennoch gehen sie nicht, sondern glauben, wie Du selbst siehst,
(10) unter einem häuslichen Schutzgeist sicherer zu sein. Fragst Du,
wohin Du sie legen sollst, ohne jemanden zu kränken? Wo meine
„Künste“4 vorher lagen, findest Du nun einen freien Platz. Was da zu
Dir kommt, magst Du Dich angesichts der Neuerscheinung fragen:
Nimm es nur an, was es auch sei, wenn es nur nicht mit Liebe zu tun
hat. (15) Du wirst dieses (Werk), wenn auch sein Titel nicht klagend5
ist, nicht weniger traurig finden als das, was ich vorher veröffent-
licht habe. Die Themen sind gleich geblieben, nur im Titel besteht ein
Unterschied, und der Brief gibt an, an wen er gerichtet ist, (und zwar)
ohne den Namen zu verheimlichen. Auch wenn Ihr es nicht wünscht,
könnt Ihr es doch nicht verhindern: (20) Meine Muse kommt auch
gegen Euren Willen zu Euch, um ihren Dienst zu tun. Was es auch
sei, lege (dieses Werk) zu meinen (übrigen Werken): Nichts hindert
die Kinder eines Verbannten, (ihr Leben) in der Stadt zu genießen,
wenn nur die Gesetze beachtet werden. Du musst nichts befürchten:
Man liest die Schriften des Antonius6 und auch der gelehrte Brutus7
hat jedermann zugängliche Bücherschränke. (25) Aber ich vergleiche
mich nicht tollkühn mit solch großen Namen, habe ich doch keine
bösen Waffen gegen die Götter gerichtet. Obendrein verzichtet kei-
nes meiner Bücher auf den Lobpreis Caesars, was dieser (freilich)
nicht verlangt. Wenn Du wegen mir (als Autor) unsicher bist, gestat-
te den Lobpreis der Götter, (30) streiche meinen Namen und nimm
11
31 adiuvat in bello pacatae ramus olivae:
32 proderit auctorem pacis habere nihil?
33 cum foret Aeneae cervix subiecta parenti,
34 dicitur ipsa viro flamma dedisse viam:
35 fert liber Aeneaden, et non iter omne patebit?
36 at patriae pater hic, ipsius ille fuit.
12
(nur) meine Dichtung an. Im Krieg ist der Zweig des friedlichen Öl-
baums von Nutzen8: Sollte es da (meinem Werk) nicht nutzen, den
Urheber des Friedens9 zum Gegenstand zu haben? Als die Schultern
des Aeneas seinen Vater trugen, habe ihn, so heißt es, gar das Feuer
passieren lassen10: (35) Mein Buch trägt einen Enkel des Aeneas; wird
ihm da nicht jeder Weg offen stehen? Er ist doch der Vater des Vater-
landes11, jener war (nur Vater) des Sohnes.
Oh, ich bereue, wenn einem Unglücklichen etwas geglaubt wird; (60)
ich bereue und leide selbst unter dem, was ich getan habe. Wenn
auch meine Verbannung schmerzlich ist, mehr schmerzt mich meine
13
63 ut mihi di faveant, quibus est manifestior ipse,
64 poena potest demi, culpa perennis erit.
14
Schuld, und diese Strafe zu erleiden ist nicht so schlimm, als sie ver-
dient zu haben. Wenn mir die Götter gewogen sind, unter denen er18
ganz deutlich hervorragt, kann mir die Strafe erlassen werden, die
Schuld aber wird ewig bleiben.
(65) Der Tod, wenn er kommt, wird sicher mit sich bringen, dass ich
nicht (mehr) ein Verbannter bin: Dass ich (aber) nicht gefehlt habe,
wird auch der Tod nicht bewirken. Es muss daher nicht verwundern,
wenn meine nachlassende Geisteskraft vergeht wie ein (nur) durch
Schnee gespeistes Gewässer. Wie ein Schiff unter Wasser vom Wurm
zerfressen und zerstört wird, (70) wie die Welle der Salzflut die Fel-
sen aushöhlt, wie altes Eisen von rauhem Rost allmählich verzehrt
(und) wie ein (gut) aufbewahrtes Buch vom Bücherwurm zerfressen
wird, so spürt mein Herz das beständige Nagen der Sorgen, die es
immerzu aufreiben. (75) Diese Stacheln werden von meinem Herzen
erst mit dem Lebens(ende) lassen und der, der leidet, wird schneller
enden als der Schmerz. Wenn die Götter, denen wir ganz und gar
gehören, mir das glauben, werde ich vielleicht einiger Hilfe für wert
erachtet und an einen Ort versetzt, der vor dem skythischen Bogen19
sicher ist. (80) Bäte ich um mehr als das, wäre es anmaßend.
15
97 II
98
99
1 Maxime, qui tanti mensuram nominis imples
2 et geminas animi nobilitate genus,
3 qui nasci ut posses, quamvis cecidere trecenti,
4 non omnis Fabios abstulit una dies,
5 forsitan, haec a quo mittatur epistula, quaeras,
6 quisque loquar tecum, certior esse velis.
7 ei mihi, quid faciam? vereor, ne nomine lecto
8 durus et aversa cetera mente legas.
9 videris: audebo tibi me scripsisse fateri,
10 audebo et propriis ingemuisse malis,
11 qui, cum me poena dignum graviore fuisse
12 confitear, possum vix graviora pati.
16
2 An Fabius Maximus20
Ich lebe inmitten von Feinden und von Gefahren umgeben, als wenn
mir mit der Heimat (auch) der Friede genommen sei. (15) Sie bestrei-
chen, um die tödliche Wirkung durch eine schwere Verwundung zu
verdoppeln, all ihre Geschosse mit Schlangengift. Damit bewaffnet
umkreisen ihre Reiter die in Angst und Schrecken versetzten Mauern
nach Art eines Wolfs, der eingepferchte Schafe umschleicht. Und der
leichte, einmal mit seiner Pferdesehne gespannte Bogen (20) bleibt
immer (so), ohne daß die Sehne gelockert würde. Gleichsam gespickt
mit geschossenen Pfeilen starren die Dächer, und das Tor hält trotz
seines starken Querbalkens kaum die Angriffe ab. Dazu (kommt noch)
das Aussehen der Landschaft, die weder von Laubwerk noch von Bäu-
men bedeckt ist, und dass ein starrer Winter (sofort) in den (nächsten)
Winter übergeht.
(25) Hier quält mich, der ich unter der Kälte, unter den Pfeilen und
unter meinem Schicksal leide, (schon) der vierte Winter23. Meine Trä-
nen versiegen erst dann, wenn Bewusstlosigkeit sie verhindert und
gleichsam Todesstarre mein Herz umschließt. Glückliche Niobe! Ob-
wohl sie so viele Morde erleben musste, (30) verlor sie das Empfinden
17
31 vos quoque felices, quarum clamantia fratrem
32 cortice velavit populus ora novo.
33 ille ego sum, lignum qui non admittor in ullum,
34 ille ego sum, frustra qui lapis esse velim.
35 ipsa Medusa oculis veniat licet obvia nostris,
36 amittet vires ipsa Medusa suas.
37 vivimus, ut numquam sensu careamus amaro,
38 et gravior longa fit mea poena mora.
39 sic inconsumptum Tityi semperque renascens
40 non perit, ut possit saepe perire, iecur.
18
für ihr Leid, da sie in Stein verwandelt wurde24. Glücklich auch ihr, de-
ren Münder, die den Bruder beklagten, die Pappel mit frischer Rinde
überzog25! Ich aber bin der, dem nicht vergönnt ist, sich in einen Baum
zu verwandeln, ich bin der, der vergebens wünscht, zu Stein zu wer-
den. (35) Träte Medusa selbst mir vor die Augen, würde selbst Medusa
ihre Kräfte verlieren26. Ich lebe (nur noch), um niemals das Gefühl der
Bitternis zu verlieren, und mein Leiden wird mit dem Verlauf der Zeit
(immer) schwerer. Ebenso schwindet die Leber (40) des Tityos nicht,
unverzehrt und immer nachwachsend, damit sie noch oft zerfressen
werden kann27.
Vielleicht aber bleibt, wenn Ruhe (herrscht) und der Schlaf sich ein-
stellt, der ja allgemein (jeden) Kummer heilt, (wenigstens) die Nacht
ohne Qualen: (Doch nachts) erschrecken mich Träume und spiegeln
die wirkliche Lage, und meine Sinne bleiben wach für das, was mich
quält. (45) Entweder kommt es mir vor, als müsse ich sarmatischen28
Pfeilen ausweichen oder als Gefangener meine Hände zur harter Fes-
selung ausstrecken. Ein andermal, wenn mich ein besseres Traum-
bild narrt, sehe ich die verlassenen Dächer meiner Heimat; und bald
spreche ich mit Euch, meine Freunde, die ich verehrte, (50) bald wie-
der führe ich mit meiner lieben Frau ein langes Gespräch. So wird,
sobald ich diese kurze und unwirkliche Freude genossen habe, mein
wirklicher Zustand gerade durch die Erinnerung an das Schöne nur
(noch) schlimmer. Mag auch der Tag auf mein armes Haupt hernie-
der blicken oder mögen die reifbedeckten Pferde der Nacht einher
getrieben werden, (55) mein Herz zergeht unter den ständigen Qua-
len, wie frisches Wachs, wenn Feuer daran gehalten wird.
Oft wünsche ich mir den Tod, (oft) auch verwünsche ich den Tod,
damit nicht sarmatische Erde meine Gebeine bedeckt. Wenn ich be-
denke, wie groß die Milde des Augustus ist, glaube ich, (60) dass mir
Schiffbrüchigem ein freundliches Ufer zugewiesen werden kann29.
Wenn ich (aber) sehe, wie unverändert mein Schicksal bleibt, zer-
bricht mich das, und meine schwache Hoffnung vergeht und weicht
großer Furcht. Dennoch erhoffe oder erbitte ich nicht mehr, als an ei-
19
63 nec tamen ulterius quicquam sperove precorve,
64 quam male mutato vivere posse loco.
65 aut hoc aut nihil est, pro me temptare modeste
66 gratia quod salvo vestra pudore queat.
20
nem anderen Ort (weiter) im Elend leben zu können30. (65) Dies und
nichts (anderes) ist es, was Deine Freundschaft – ohne die Ehrfurcht
(Augustus gegenüber) zu verletzen – für mich in gebotener Zurück-
haltung zu erreichen suchen kann.
21
97 di faciant igitur, quorum iustissimus ipse est,
98 alma nihil maius Caesare terra ferat;
99 utque diu sub eo, sic sit sub Caesare semper
100 perque manus huius tradita gentis eat.
22
zurückhaltender als ich es verdient hätte. Daher mögen die Götter,
deren gerechtester er ist, dafür sorgen, dass unsere segenspendende
Erde nichts Größeres als Caesar trage; und wie lange sie ihm (schon)
untertan ist, soll sie immerfort einem Caesar untertan sein (100) und
möge durch die Hände dieses Geschlechts weiter gereicht werden.
Du aber erhebe anstelle meines Weinens Deine Stimme vor dem mil-
den Richter, als den ich ihn erfahren habe. Bitte nicht darum, dass es
mir gut gehen soll, sondern (nur), dass mein Exil (weiterhin) schlecht,
aber (wenigstens) sicherer38 und weiter entfernt vom furchtbaren
Feind sei (105) und dass ein vor Schmutz starrender Gete nicht mit
blankem Schwert das Leben raubt, das mir die sichtbare Gottheit ge-
schenkt hat. Und schließlich, dass ich nach meinem Tod in friedliche-
rem Boden ruhe und meine Gebeine nicht von skythischer Erde be-
lastet sind, und dass meine lieblos beigesetzte Asche – so hat es ja ein
Verbannter verdient – nicht der Huf (110) des bistonischen39 Pferdes
zertritt und auch nicht, wenn nach dem Tod noch eine Empfindung
bleibt, etwa der Schatten eines Sarmaten40 meine Manen41 in Angst
und Schrecken versetzt.
23
129 ille ego sum, qui te colui, quem festa solebat
130 inter convivas mensa videre tuos,
131 ille ego, qui duxi vestros Hymenaeon ad ignes,
132 et cecini fausto carmina digna toro,
133 cuius te solitum memini laudare libellos
134 exceptis domino qui nocuere suo,
135 cui tua nonnumquam miranti scripta legebas,
136 ille ego, de vestra cui data nupta domo est.
137 hanc probat et primo dilectam semper ab aevo
138 est inter comites Marcia censa suas,
139 inque suis habuit matertera Caesaris ante,
140 quarum iudicio siqua probata, proba est.
141 ipsa sua melior fama laudantibus istis
142 Claudia divina non eguisset ope.
143 nos quoque praeteritos sine labe peregimus annos,
144 proxima pars vitae transilienda meae.
145 sed, de me ut sileam, coniunx mea sarcina vestra est:
146 non potes hanc salva dissimulare fide.
147 confugit haec ad vos, vestras amplectitur aras
148 – iure venit cultos ad sibi quisque deos –
149 flensque rogat, precibus lenito Caesare vestris
150 busta sui fiant ut propiora viri.
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sprecher zu so gütigen Ohren geschickt, dass der Ort meiner Verban-
nung näher am Vaterland liege.
Ich bin es, der Dich verehrt hat und den Dein festlicher (130) Tisch
im Kreis Deiner Gäste zu sehen pflegte. Ich bin es, der Hymenaeus48
zu Euren Hochzeitsfackeln geführt und das Eurer glücklichen Ver-
einigung würdige Lied gesungen hat, (ich bin es), dessen Bücher
Du, wie ich mich erinnere, zu loben pflegtest, ausgenommen die,
die ihrem Verfasser geschadet haben49, und (135) dem Du manch-
mal Deine eigenen Schriften – er hat sie bewundert! – vorgelesen
hast, ich bin es, dem aus Eurem Haus die Ehefrau geschenkt wurde50.
Marcia (Deine Frau), die sie schätzt und seit jungen Jahren immer
geliebt hat, zählte sie zu ihren Vertrauten, und zu den ihrigen zählte
sie früher (auch) die Schwester der Mutter Caesars51, (140) nach de-
ren Urteil sie als tugendhaft gilt, wenn (überhaupt eine Frau ihren)
Beifall findet. (Selbst) Claudia52, die ja besser war als ihr Ruf, hätte,
von ihnen gelobt, göttlicher Hilfe nicht bedurft. Auch ich habe die
vergangenen Jahre ohne zu fehlen verbracht, (wobei) man (lediglich)
die letzte Zeit meines Lebens übersehen muß. (145) Doch ist (jetzt),
um von mir zu schweigen, (die Sorge um) meine Frau Eure schwe-
re Aufgabe: Sie nimmt zu Euch Zuflucht, legt ihre Arme um Eure
Altäre – es wendet sich ja jeder mit Fug und Recht an die Götter,
die er persönlich verehrt – und bittet unter Tränen, dass, nachdem
Caesar durch Eure Bitten milder gestimmt wurde, (150) das Grab
ihres Mannes mehr in der Nähe sei.
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164 III
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1 Hanc tibi Naso tuus mittit, Rufine, salutem,
2 qui miser est ulli si suus esse potest.
26
3 An Rufinus53
Dein Naso sendet Dir diesen Gruß, sofern ein Unglücklicher für je-
manden der „Seine“ sein kann.
27
29 rursus amor patriae ratione valentior omni,
30 quod tua fecerunt scripta, retexit opus,
31 sive pium vis hoc seu vis muliebre vocari;
32 confiteor misero molle cor esse mihi.
33 non dubia est Ithaci prudentia, sed tamen optat
34 fumum de patriis posse videre focis.
35 nescioqua natale solum dulcedine cunctos
36 ducit et inmemores non sinit esse sui.
37 quid melius Roma? Scythico quid frigore peius?
38 huc tamen ex ista barbarus urbe fugit.
39 cum bene sit clausae cavea Pandione natae,
40 nititur in sivas illa redire suas.
41 adsuetos tauri saltus, adsueta leones
42 – nec feritas illos impedit – antra petunt.
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stärker ist als jede Vernunft, (30) hat all das, was Dein Schreiben
bewirkte, wieder zunichte gemacht, magst Du das (auch) als (über-
trieben) anhänglich oder (gar) als weibisch bezeichnen; ich gestehe,
dass ich in meinem Elend (zu) wenig innere Kraft habe. Die Lebens-
klugheit des Mannes aus Ithaka58 steht außer Frage, aber dennoch
wünschte er, (endlich) den Rauch (aus den Herden) seiner Heimat
aufsteigen sehen zu können59. (35) Mit unerklärlichem Reiz zieht
(uns) alle die Heimaterde an und lässt nicht zu, dass wir sie verges-
sen. Was ist besser als Rom? Was ist schlimmer als skythische Käl-
te60? Dennoch zieht sich der Barbar aus jener Stadt dorthin zurück61.
Wenn es der im Käfig gehaltenen Tochter Pandions62 auch gut geht,
(40) strebt sie doch danach, in ihre (heimischen) Wälder zurückzu-
kehren. Stiere zieht es zu den gewohnten Weideplätzen, Löwen in
die gewohnten Höhlen, und ihre Unbändigkeit hält sie nicht davon
ab.
Du hoffst dennoch, dass der Schmerz über mein Exil durch Deinen
warmen Zuspruch aus meinem Herzen weichen kann: (45) Wirke
(eher) darauf hin, dass Ihr (meine Freunde) mir nicht (mehr) so lie-
benswert seid, damit es ein geringeres Leid ist, solche (Freunde) zu
vermissen.
Aber vielleicht wäre es ja möglich, dass ich, wenn ich schon meinem
Geburtsland fern bleiben muss, wenigstens an einem menschliche-
ren Ort leben könnte: Ich liege (aber) einsam am Ufer des äußersten
Randes der Erde, (50) wo der Boden von ständigem Schnee bedeckt
ist. Der Acker trägt hier kein Obst und keine süßen Trauben, am
Ufer grünen keine Weiden, auf dem Berg keine Eichen. Und damit
man die See nicht mehr lobt als das Land: Unter der Wut der Stürme
(und) ohne jeden Sonnenstrahl türmen sich immer die Wogen auf.
(55) Wohin man auch blickt, liegen die Felder da, ohne dass sie je-
mand bebaut, ebenso die öden Fluren, die niemand haben will. Von
rechts wie von links sind Feinde da, die man fürchten muss, und sie
beunruhigen beide Seiten durch ähnliche Gefahr: Die eine ist den
29
61 i nunc et veterum nobis exempla virorum,
62 qui forti casum mente tulere, refer,
63 et grave magnanimi robur mirare Rutili
64 non usi reditus condicione dati:
65 Smyrna virum tenuit, non Pontus et hostica tellus,
66 paene minus nullo Smyrna petenda loco.
67 non doluit patria Cynicus procul esse Sinopeus,
68 legit enim sedes, Attica terra, tuas.
69 arma Neoclides qui Persica contudit armis,
70 Argolica primam sensit in urbe fugam.
71 pulsus Aristides patria Lacedaemona fugit,
72 inter quas dubium, quae prior esset, erat.
73 caede puer facta Patroclus Opunta reliquit,
74 Thessalicamque adiit hospes Achillis humum.
75 exul ab Haemonia Pirenida cessit ad undam,
76 quo duce trabs Colchas sacra cucurrit aquas.
77 liquit Agenorides Sidonia moenia Cadmus,
78 poneret ut muros in meliore loco.
79 venit ad Adrastum Tydeus Calydone fugatus,
80 et Teucrum Veneri grata recepit humus.
81 quid referam veteres Romanae gentis, apud quos
82 exulibus tellus ultima Tibur erat?
83 persequar ut cunctos, nulli datus omnibus aevis
84 tam procul a patria est horridiorve locus.
30
bistonischen Lanzen63 ausgesetzt, (60) die andere den von sarmati-
scher Hand geschossenen Pfeilen.
Komm (mir) nun mit einer Aufzählung von Beispielen64 der Män-
ner der Vorzeit, die ihr Schicksal tapfer ertrugen, und bewundere
die große Seelenstärke des edlen Rutilius65, der von der Erlaubnis
der Heimkehr keinen Gebrauch machte: (65) Smyrna beherberg-
te ihn, nicht der Pontus und ein fremdes Land, Smyrna, das wohl
jedem anderen Ort vorzuziehen ist66. Den kynischen Philosophen
aus Sinope67 schmerzte es nicht, fern der Heimat zu sein, da er sich
ja dich, Attika, zum Aufenthalt wählte. Der Sohn des Neokles68, der
die persischen Waffen mit Waffen geschlagen hatte, (70) erlebte
sein erstes Exil in der Stadt Argos. Aristides69 floh, aus seiner Vater-
stadt vertrieben, nach Sparta, wobei unklar war, welcher (von bei-
den Städten) der Vorrang gebührte. Nach einem Totschlag verließ
der noch jugendliche Patroklus70 Opus und ging nach Thessalien
als Gast des Achill. (75) Verbannt aus Hämonien71 ging der zum
pirenischen Wasser72, unter dessen Führung das heilige Schiff über
das kolchische Meer fuhr73. Cadmus74, der Sohn des Agenor, ver-
ließ die sidonischen Mauern75, um (neue) Mauern an einem bes-
seren Ort zu errichten. Tydeus76, aus Kalydon vertrieben, kam zu
Adrastus (80) und den Teucrus77 nahm das Land auf, das der Venus
lieb ist. Was soll ich noch die Altvorderen aus dem römischen Volk
erwähnen, für die, wenn sie verbannt wurden, Tibur als entferntes-
ter Ort galt78.Wenn ich auch alle durchgehe, zu allen Zeiten wurde
keinem ein Ort zugewiesen so weit von der Heimat entfernt oder
so schrecklich!
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ich mich selbst besser kenne als der Arzt. Wie dem auch sei, Dein
guter Wille kam als großes Geschenk zu mir und wird dankbar auf-
genommen.
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1 Iam mihi deterior canis aspergitur aetas,
2 iamque meos vultus ruga senilis arat,
3 iam vigor et quasso languent in corpore vires,
4 nec iuveni lusus qui placuere iuvant,
5 nec, si me subito videas, agnoscere possis,
6 aetatis facta est tanta ruina meae.
7 confiteor facere hoc annos, sed et altera causa est:
8 anxietas animi continuusque labor.
9 nam mea per longos si quis mala digerat annos,
10 crede mihi, Pylio Nestore maior ero.
34
4 An die Gattin79
Man weiß, dass auf harten Feldern – und was ist stärker als ein
Stier? – die Arbeit die starken Körper der Stiere entkräftet. Ein Bo-
den, der nie gewöhnt ist, sich (einmal) als unbebautes Brachfeld zu
erholen, ermüdet und verliert durch die andauernde Nutzung sei-
ne Kraft. (15) Wenn ein Pferd unentwegt zu den Wettkämpfen im
Zirkus geht, ohne das ein oder andere Rennen auszulassen, wird es
verenden. Ein Schiff, mag es auch noch so fest gebaut sein, wird sich
im Meer in Teile auflösen, wenn es nie im Trockenen (einmal) ohne
umspülendes Wasser war. Auch mich schwächt die unendliche Fol-
ge der Leiden (20) und macht mich vorzeitig zum Greis. Ruhezeiten
tun dem Körper gut, auch der Geist wird durch sie gefördert. Nicht
enden wollende Mühsal hingegen setzt beiden zu.
Sieh, welches Lob der Sohn des Aeson84 noch lange in der Nachwelt
erfährt, weil er in diese Gegend kam. (25) Aber seine Mühsal ist
leichter und kleiner als meine, wenn nicht ein berühmter Name ver-
deckt, wie es wirklich war. Er ist zum Pontus im Auftrag des Pelias85
gefahren, den man kaum innerhalb Thessaliens zu fürchten hatte:
Mich (aber) hat der Zorn Caesars bestraft, vor dem von Sonnenauf-
gang (30) bis zum Untergang beide Seiten der Erde erzittern. Hae-
monien86 liegt näher an der linken Küste des Pontus als Rom, und
35
31 iunctior Haemonia est Ponto, quam Roma, sinistro,
32 et brevius, quam nos, ille peregit iter.
33 ille habuit comites primos telluris Achivae,
34 at nostram cuncti destituere fugam.
35 nos fragili ligno vastum sulcavimus aequor,
36 quae tulit Aesoniden, densa carina fuit.
37 nec mihi Tiphys erat rector, nec Agenore natus
38 quas fugerem docuit quas sequererque vias.
39 illum tutata est cum Pallade regia Iuno,
40 defendere meum numina nulla caput.
41 illum furtivae iuvere Cupidinis artes,
42 quas a me vellem non didicisset Amor.
43 ille domum rediit, nos his moriemur in arvis,
44 perstiterit laesi si gravis ira dei.
36
jener hatte einen kürzeren Weg zurückzulegen als ich. Jener hatte
die führenden Männer Griechenlands als Begleiter, aber bei meiner
Verbannung haben mich alle im Stich gelassen. (35) Ich habe das
weite Meer auf zerbrechlichem Holz durchfahren, (aber) das Schiff,
das den Sohn des Aeson trug, war solide gebaut. Auch hatte ich kei-
nen Tiphys87 zum Steuermann, auch nicht den Sohn des Agenor88,
die mich hätten lehren können, welche Wege ich meiden, welche ich
gehen sollte. Ihn beschützte gemeinsam mit Pallas89die Herrscherin
Juno90 (40), über mein Haupt hielten (dagegen) keine Gottheiten ihre
Hand. Ihm halfen die heimlichen Künste des Cupido91, von denen
ich wünschte, dass Amor sie nie von mir gelernt hätte92. Er kehrte
nach Hause zurück: Ich aber werde in dieser Gegend sterben, wenn
der schwere Zorn des verletzten Gottes andauert.
(45) Also ist das, was ich durchmache, treueste Gattin, härter als das,
was der Sohn des Aeson93 auf sich nahm. Es ist anzunehmen, dass
auch Du, die ich bei meinem Fortgang aus Rom als junge Frau zu-
rückließ, wegen meines Unglücks älter geworden bist. Oh, mögen
die Götter bewirken, dass ich Dich so sehen (50) und Deinem bleich
gewordenen Haar Küsse der Liebe aufdrücken und Deinen hageren
Leib umarmen und (dabei) sagen könnte: „Der Kummer um mich
hat Dich so abmagern lassen,“ und (dass) ich Dir unter unser beider
Tränen von meinem Leid erzählen und mich eines nie für möglich
gehaltenen Gesprächs (mit Dir) erfreuen könnte, (55) und (dass) ich
den (beiden) Caesaren94 sowie der des Caesar würdigen Gattin95,
wahrhaftigen Gottheiten, mit dankbarer Hand Weihrauch streuen
(könnte).
Möge die Mutter des Memnon96 – wenn der Prinzeps besänftigt ist –
(uns) diesen Tag möglichst bald mit rosigem Mund herbeirufen!
37
64 V
65
66
1 Ille tuos quondam non ultimus inter amicos,
2 ut sua verba legas. Maxime, Naso rogat.
3 in quibus ingenium desiste requirere nostrum,
4 nescius exilii ne videare mei.
38
5 An Cotta Maximus97
Naso, einst nicht der letzte unter Deinen Freunden, bittet Dich,
Maximus, seine Worte zu lesen. (Doch) sieh davon ab, darin mein
(früheres) Talent zu suchen, damit es nicht scheint, als wüsstest Du
nichts von meiner Verbannung.
(5) Dir ist bekannt, wie Nichtstun einem kraftlosen Körper zusetzt
(und) wie Wasser verdirbt, wenn es nicht bewegt wird. Und wenn ich
(früher) einige Übung im Dichten hatte, (so) hat sie durch die untäti-
ge Ruhe nachgelassen98. Auch das, was Ihr (hier) lest – wenn Du mir
etwas glaubst, Maximus, – (10) schreibe ich mit widerstrebender und
nur mühsam (dazu) gezwungener Hand. Ich mag meinen Geist nicht
(mehr) auf solche Beschäftigungen richten, und die Muse kommt,
auch wenn man sie anruft, nicht zu den wilden Geten. Doch wie Du
selbst siehst, mühe ich mich ab, Verse zu machen; sie werden frei-
lich nicht angenehmer als mein Schicksal. (15) Wenn ich sie wieder
durchlese, schäme ich mich, sie geschrieben zu haben, weil ich fest-
stelle, dass das meiste – auch nach meinem Urteil als Verfasser – ver-
dient hat getilgt zu werden. Dennoch verbessere ich nichts, (denn)
diese Mühe ist größer als die des Schreibens, und meine kranke Seele
hält keine (solche) Anstrengung aus. Soll ich mich daran machen, die
Feile kräftiger anzusetzen (20) und jedes einzelne Wort vor Gericht
zu rufen? Quält mich das Schicksal zu wenig, wenn nicht der Lixus
in den Hebrus fließt, der Athos sein Laub nicht auf die Alpen wirft?99
Wer eine böse Wunde hat, muss geschont werden; (auch) Rinder ent-
ziehen ihren wund gescheuerten Hals dem Joch.
(25) Doch vielleicht stellt sich – wichtigster Grund für die Mühe –
Erfolg ein, und das Feld gibt die Saat mit hohem Ertrag zurück. Mir
(freilich) hat bis heute kein Werk genutzt, wenn Du alle durchgehst.
(Hätte mir wenigstens keins geschadet!) Du wunderst Dich, warum
ich überhaupt (noch) schreibe. Ich wundere mich selbst (30) und fra-
ge mich oft mit Dir, was ich mir davon verspreche. Vermutlich sagt
39
29 cur igitur scribam, miraris? miror et ipse,
30 et tecum quaero saepe, quid inde petam.
31 an populus vere sanos negat esse poetas,
32 sumque fides huius maxima vocis ego,
33 qui, sterili totiens cum sim deceptus ab arvo,
34 damnosa persto condere semen humo.
40
das Volk mit Recht, die Dichter seien nicht bei Verstand, und ich
bin der stärkste Beweis für diese Meinung, der ich, obwohl ich so oft
vom unfruchtbaren Feld enttäuscht wurde, fortfahre, Samen auf der
schlechten Erde auszubringen.
Was sollte ich auch anderes tun? Mir liegt es nicht, mich trägem
Nichtstun hinzugeben: Untätigkeit ist für mich (wie) der Tod. (45)
Weder gefällt es mir, mich bis zum frühen Morgen bei reichlichem
Wein müde zu trinken101, noch verlockt der verführerische Würfel die
unsicheren102 Hände. Wenn ich dem Schlaf die Stunden gegeben habe,
die der Körper verlangt, wie soll ich die langen Zeiten des Wachens
ausfüllen? Soll ich die Bräuche der Heimat vergessen und lernen (50),
sarmatische Bogen zu spannen und mich zu (dieser) hiesigen Übung
hingezogen fühlen? Meine Kräfte lassen nicht zu, daß ich mir auch
noch solche Beschäftigung zu eigen mache, und mein Geist ist ja stär-
ker als meine schwachen Körperkräfte. Wenn Du recht überlegst, was
ich tun kann, ist (für mich) nichts nützlicher als jene Künste, die kei-
nen Nutzen haben. (55) Durch sie erreiche ich, dass ich meine Lage
vergesse: Es genügt (mir), wenn mein Feld diesen Ertrag bringt.
Euch mag der Ruhm reizen! 103 Verwendet also Sorge darauf, dass die
Dichtungen, die Ihr vortragt, Beifall finden bei den Chören der Pieri-
den104! Mir genügt es niederzuschreiben, was sich ohne Mühe ergibt,
(60) und es gibt keinen Grund für allzu große Anstrengung. Warum
(auch) soll ich meine Gedichte aufgeregt und angestrengt glätten?
41
61 cur ego sollicita poliam mea carmina cura?
62 an verear, ne non approbet illa Getes?
63 forsitan audacter faciam, sed glorior Histrum
64 ingenio nullum maius habere meo.
65 hoc, ubi vivendum est, satis est si consequor arvo
66 inter inhumanos esse poeta Getas.
67 quo mihi diversum fama contendere in orbem?
68 quem Fortuna dedit, Roma sit ille locus.
69 hoc mea contenta est infelix Musa theatro:
70 sic merui, magni sic voluere dei.
42
Soll ich etwa fürchten, dass sie nicht den Beifall der Geten finden?
Wenn es auch großspurig klingt, so rühme ich mich doch, dass es
an der Donau kein größeres Talent als mich gibt. (65) Mir genügt es,
wenn ich erreiche, dass ich in diesem Land, in dem ich (nun einmal)
leben muss, mitten unter den wilden Geten als Dichter gelte. Wozu
soll mein Ruhm bis zum anderen Ende des Erdkreises105 dringen?
Der Ort, den mir das Schicksal zugewiesen hat, sei mein Rom. Mit
dieser Bühne ist meine unglückliche Muse zufrieden, (70) das habe
ich (so) verdient, und die großen Götter106 haben es so gewollt.
Ich glaube auch nicht, dass meine Bücher von hier aus dorthin kom-
men, wohin der Boreas mit erlahmenden Flügeln gelangt107. Wir sind
himmelweit voneinander entfernt, und die Bärin108, die fern von der
Stadt des Quirinus109 steht, sieht die struppigen Geten ganz aus der
Nähe. (75) Ich kann kaum glauben, dass ein Zeichen meiner Arbeit
soviel Land und soviel Wasser überwindet. Angenommen, es werde
gelesen und, was unwahrscheinlich ist, (auch noch) gefallen, nützte
das seinem Verfasser sicher nichts. Was brächte es Dir, wenn Du im
heißen Syene110 gelobt würdest (80) oder dort, wo das indische Meer
Taprobane111 umspült? Möchtest Du höher hinaus? Wenn Dich das
weit entfernte Sternbild der Plejaden112 lobte, was hättest Du davon?
43
94 VI
95
96
1 Ecquid, ut audisti – nam te diversa tenebat
2 terra – meos casus, cor tibi triste fuit?
3 dissimules metuasque licet, Graecine, fateri,
4 si bene te novi, triste fuisse liquet.
5 non cadit in mores feritas inamabilis istos,
6 nec minus a studiis dissidet illa tuis:
7 artibus ingenuis, quarum tibi maxima cura est,
8 pectora mollescunt asperitasque fugit.
9 nec quisquam meliore fide complectitur illas,
10 qua sinit officium militiaeque labor.
44
6 An Graecinus114
Was mich betrifft, so habe ich, sobald ich meine Lage begreifen
konnte – denn lange blieb ich vom Schlag betäubt ohne Bewusst-
sein – auch das als Unglück empfunden, dass Du als Freund nicht
zur Stelle warst, der Du mir eine große Hilfe hättest sein können.
(15) Damals fehlte mit Dir der Trost für mein krankes Herz und ein
großer Teil meiner Zuversicht und meines Denkens. Doch jetzt, so
bitte ich, leiste aus der Ferne die einzige Unterstützung, die es noch
gibt und hilf durch Deinen Zuspruch meinem Herzen, das, wenn
Du einem Freund etwas glaubst, der nicht lügt, (20) eher töricht als
böse genannt werden muss115. Weder kurz noch gefahrlos lässt sich
darlegen, wie es zu meinem Fehltritt gekommen ist: Meine Verlet-
zung fürchtet die Berührung. Worin sie besteht und wie sie mir
zugefügt wurde, lass ab, danach zu fragen; wenn Du willst, dass
sie heilt, lass sie in Ruhe! (25) Wie auch immer, es darf nicht von
einem Verbrechen, sondern (nur) von einer Verfehlung gesprochen
werden: Oder ist jede Verfehlung gegenüber den großen Göttern
(gleich) ein Verbrechen? In meinem Herzen ist daher, Graecinus,
überhaupt nur ein kleiner Funke Hoffnung auf Milderung meiner
Strafe geblieben.
Diese Göttin116 blieb (ja), als die (übrigen) Götter die frevelhafte Welt
verließen, (30) allein auf der den Göttern verhassten Erde zurück. Sie
45
31 haec facit, ut vivat fossor quoque compede vinctus,
32 liberaque a ferro crura futura putet.
33 haec facit, ut, videat cum terras undique nullas,
34 naufragus in mediis bracchia iactet aquis.
35 saepe aliquem sollers medicorum cura reliquit,
36 nec spes huic vena deficiente cadit.
37 carcere dicuntur clausi sperare salutem,
38 atque aliquis pendens in cruce vota facit.
39 haec dea quam multos laqueo sua colla ligantis
40 non est proposita passa perire nece.
41 me quoque conantem gladio finire dolorem
42 arcuit, iniecta continuitque manu,
43 „quid“ que „facis? lacrimis opus est, non sanguine“ dixit;
44 „saepe per has flecti principis ira solet.“
46
bewirkt, dass sogar der an den Füßen gefesselte (Sklave) beim Gra-
ben (auf dem Feld) (weiter) lebt und glaubt, dass seine Beine eines
Tages vom Eisen befreit sein werden. Sie bewirkt, dass der Schiff-
brüchige, obgleich er ringsum kein Land sieht, mitten im Meer seine
Arme bewegt. (35) Oft (auch) hat jemanden die fachkundige Pflege
der Ärzte aufgegeben, doch (selbst) bei versagendem Puls verliert
er nicht die Hoffnung. (Auch) Gefangene im Kerker117, so heißt es,
hoffen auf Rettung, und manch einer, der am Kreuz hängt, macht
(noch) Gelöbnisse. Ganz viele, die (schon) ihren Hals mit der Schlin-
ge umgaben, hielt diese Göttin davon ab, (40) durch Selbstmord zu
enden. Als ich meinen Schmerz durch das Schwert beenden wollte118,
hielt sie auch mich davon ab und legte (mir) fest ihre Hand auf und
sprach: „Was tust Du? Tränen müssen fließen, nicht Blut! Durch sie
lässt sich der Zorn des Prinzeps meist besänftigen.“
(45) Wenn auch meine Hoffnung auf die Güte des Gottes angesichts
meiner Schuld unverdient ist, ist sie doch groß. Graecinus, bitte ihn,
mir nicht (mehr) so abgeneigt zu sein und füge auch Du meinem
Wunsch eigene Worte bei. Ich soll im Sand von Tomis begraben
liegen, (50) wenn ich daran zweifelte, dass Du mir dies versprichst.
Denn eher beginnen die Tauben ihre Türme119 zu meiden (und) wil-
de Tiere ihre Höhlen, Rinder die Wiesen, der Tauchervogel120 die Ge-
wässer, als dass ein Graecinus sich einem alten Freund gegenüber
schlecht verhielt: Ganz so schlimm hat sich nicht alles durch mein
Schicksal verändert.
47
65 VII
66
67
1 Littera pro verbis tibi, Messaline, salutem
2 quam legis, a saevis attulit usque Getis.
3 indicat auctorem locus? an nisi nomine lecto
4 haec me Nasonem scribere verba latet?
5 ecquis in extremo positus iacet orbe tuorum
6 me tamen excepto, qui precor esse tuus?
7 di procul a cunctis, qui te venerantur amantque,
8 huius notitiam gentis habere velint.
9 nos satis est inter glaciem Scythicasque sagittas
10 vivere, si vita est mortis habenda genus.
11 nos premat aut bello tellus aut frigore caelum
12 truxque Getes armis, grandine pugnet hiems;
13 nos habeat regio nec pomo feta nec uvis,
14 et cuius nullum cesset ab hoste latus.
15 cetera sit sospes cultorum turba tuorum,
16 in quibus, ut populo, pars ego parva fui.
48
7 An Messalinus121
Statt meiner Stimme bringt Dir, Messalinus, der Brief, den Du liest,
einen Gruß – weither von den wilden Geten122. Deutet (schon) der
Ort123 auf den Verfasser hin? Oder bleibt, wenn man meinen Namen
nicht liest, unklar, dass ich, Naso, diese Worte schreibe? (5) Hält sich
etwa einer Deiner Freunde am Rand des Erdkreises auf außer mir,
der ich wünsche, einer der Deinen zu sein?
Die Götter mögen verhüten, dass alle, die Dich verehren und lieben,
mit diesem Volk124 Bekanntschaft machen. Es genügt, dass ich zwi-
schen Eis und skythischen Pfeilen leben muss (10), wenn eine Art
Tod überhaupt noch als Leben gelten kann. (Nur) mich soll das Land
mit Krieg, der Himmel mit Kälte bedrängen (und) der drohende
Gete mit seinen Waffen, und (nur mir soll) der Winter mit Hagel
zusetzen. (Nur) mich soll ein Land umgeben, das weder Äpfel noch
Trauben trägt und wo es ringsum nicht an Feinden fehlt. (15) Der
übrigen Schar Deiner Anhänger125 soll es gut gehen, unter denen ich
(ja) – wie (auch) in der Volksmenge126 – ein kleiner Teil war.
Wehe mir, wenn Du Dich durch solche Worte beleidigt fühlst und
(gar) bestreitest, dass ich durchaus einer der Deinen war! Und selbst
wenn dies zuträfe, musst Du verzeihen, wenn ich Falsches vorbringe:
(20) Mein Prahlen schmälert Deinen (guten) Ruf in keiner Weise.
Welcher Mann, der dem Kaiserhaus bekannt ist, bildet sich nicht ein,
dessen Freund zu sein? Verzeih (also), wenn ich gestehe: Du warst
mir ein Caesar!
Dennoch dringe ich nicht ein, wo Zutritt verboten ist, und es ge-
nügt, wenn Du nicht abstreitest, dass Dein Atrium mir offen gestan-
den hat127. (25) Und auch, wenn Du mit mir nicht viel zu tun hattest,
wirst Du nunmehr von einem Mund weniger gegrüßt als früher.
Auch Dein Vater128 hat Freunde wie mich nicht verleugnet, hat mei-
ne Bemühungen unterstützt, (war) ihr Urheber und ihr Licht129. Ihm
49
31 adde quod est frater tanto tibi iunctus amore,
32 quantus in Atridis Tyndaridisque fuit:
33 is nec me comitem nec dedignatus amicum est,
34 si tamen haec illi non nocitura putas;
35 si minus, hac quoque me mendacem parte fatebor:
36 clausa mihi potius tota sit ista domus.
37 sed neque claudenda est, et nulla potentia vires
38 praestandi, ne quid peccet amicus, habet.
39 et tamen, ut cuperem culpam quoque posse negari,
40 sic facinus nemo nescit abesse mihi.
41 quod nisi delecti pars excusabilis esset,
42 parva relegari poena futura fuit.
50
galten – als letzte Gabe zu seiner Bestattung – meine Tränen (30) und
das Gedicht, das mitten auf dem Forum vorgetragen wurde130.
Auch Dein Bruder131, der Dir in so tiefer Liebe verbunden ist, wie sie
zwischen den Atriden und Tyndariden132 bestand, hat meine Gesell-
schaft und Freundschaft nicht verschmäht – falls Du nicht meinst,
dass ihm beides schaden kann. (35) Wenn (aber doch), will ich mich
auch hierin als Lügner bekennen, (und) lieber soll mir Euer Haus
ganz verschlossen sein. Doch es muss nicht verschlossen werden,
und keine Macht ist so stark, bewirken zu können, dass ein Freund
(Eures Hauses) sträflich handle. Wenn ich freilich wünschte, dass
auch meine Verfehlung bestritten werden könne, (40) weiß doch je-
der, dass ich kein Verbrechen begangen habe. Wenn sich aber ein
Teil meines Vergehens nicht entschuldigen ließe, wäre es eine milde
Strafe gewesen, (nur) relegiert133 zu werden.
Doch das sah er selbst, Caesar, der alles durchschaut, dass meine
Verfehlungen (nur) Dummheit genannt werden können. (45) So-
weit mein Verhalten es zuließ und der Sachverhalt es erlaubte, hat
er mich geschont und das Feuer seines Blitzes maßvoll eingesetzt. Er
nahm mir weder das Leben noch mein Vermögen noch die Möglich-
keit (dereinst) heimzukehren, falls sein Zorn durch Eure Fürspra-
che überwunden wird. Freilich bin ich furchtbar gestürzt: Muss man
sich etwa wundern, (50) wenn jemand, den Jupiter traf, keine leichte
Wunde hat? Selbst wenn Achill seine Kräfte zügelte, würde ein Wurf
der pelischen134 Lanze gewaltige Erschütterung verursachen.
Da mir also (sogar) das Urteil des Richters hilft, besteht kein Grund,
dass Deine Tür leugnet, mich zu kennen. (55) Sie wurde zwar, wie ich
zugeben muss, (von mir) nicht so verehrt, wie es sich gehört hätte,
aber ich glaube, auch das gehört zu meinem Schicksal. Dennoch hat
kein anderes Haus meine Verehrung135 erfahren: Ob hier oder dort136,
ich stand immer unter Eurem Lar137. Und wenn man Dein Pflichtge-
fühl bedenkt, hat, auch wenn er Dich selbst nicht verehren kann, (60)
der Freund Deines Bruders bei Dir ein gewisses Recht. (Und) was ist
51
63 quodsi permittis nobis suadere, quid optes,
64 ut des, quam reddas, plura, precare deos.
65 idque facis, quantumque licet meminisse, solebas
66 officii causam pluribus ipse dare.
67 quolibet in numero me, Messaline, repone,
68 sim modo pars vestrae non aliena domus.
69 et mala Nasonem, quoniam meruisse videtur,
70 si non ferre doles, at meruisse dole.
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dazu zu sagen, dass man zwar Männern, die sich verdient machen,
dankbar sein muss, es aber Deiner Stellung entspricht, dass Du Dich
schon (lange) verdient gemacht hast?
53
98 VIII
99
100
1 A tibi dilecto missam Nasone salutem
2 accipe, pars animae magna, Severe, meae.
3 neve roga, quid agam. si persequar omnia, flebis;
4 summa, sat est, nostri si tibi nota mali:
54
8 An Severus139
Empfange diesen Gruß, der Dir von (Deinem) lieben Naso geschickt
wird, Severus, Du, dem in meinem Herzen viel Raum gehört. Und
frage mich nicht, wie es mir geht! Wenn ich (Dir) alles erzähle, wirst
Du in Tränen ausbrechen. Es genügt, wenn Du (nur) das Wesentliche
über mein Leid erfährst:
(5) Ich lebe friedlos (und) ständig unter Waffen, weil die köchertra-
genden Geten grausame Kriegszüge unternehmen. Und von so vie-
len Verbannten bin allein ich im Exil auch Soldat. Die übrige Schar,
und ich missgönne ihr das nicht, lebt sicher und unbehelligt. Damit
Du meine Büchlein mit größerer Nachsicht beurteilst: (10) Diese
Dichtung, die Du vor Augen hast, ist unter Gefechtsbereitschaft ent-
standen.
55
29 nec tu credideris urbanae commoda vitae
30 quaerere Nasonem – quaerit et illa tamen:
31 nam modo vos animo, dulces, reminiscor, amici,
32 nunc mihi cum cara coniuge nata subit,
33 aque domo rursus pulchrae loca vertor ad urbis,
34 cunctaque mens oculis pervidet illa suis:
35 nunc fora, nunc aedes, nunc marmore tecta theatra,
36 nunc subit aequata porticus omnis humo,
37 gramina nunc Campi pulchros spectantis in hortos
38 stagnaque et euripi Virgineusque liquor.
56
(25) Aber wenn ich daran denke, von wo ich wegging, mein lieber
Freund, besteht meine Klage darin, dass zu meinem Leid (noch)
schreckliche Kämpfe hinzukommen146. Seit ich Euch vermisse, ver-
stoßen zum stygischen Ufer147, haben die aufgehenden Plejaden148 vier
Herbste gebracht.149 Und glaube bloß nicht, (30) dass Naso die An-
nehmlichkeiten der Stadt vermisst – auch wenn er sie in Wirklichkeit
vermisst: Denn bald denke ich im Herzen zurück an Euch, meine lie-
ben Freunde, bald kommt mir mit meiner geliebten Frau (auch) meine
Tochter in den Sinn, und dann wieder wende ich mich von meinem
Haus den Plätzen unserer schönen Stadt zu, und meine Seele sieht all
das mit ihren Augen: (35) Jetzt kommen mir die Foren in den Sinn,
jetzt die Tempel, jetzt die mit Marmor verkleideten Theater, jetzt die
Säulenhallen mit ihrem ebenen Boden, jetzt die Wiesen des Marsfelds
in Richtung der schönen Gärten150 und die Teiche, die Wasserläufe und
der Aquädukt der Jungfrau.151
Aber vielleicht sind mir Elendem (ja) die Wonnen der Stadt (nur des-
halb) weggenommen worden, (40) damit ich wenigstens irgendwie
das Land genießen dürfte. (Aber) mein Herz sehnt sich nicht nach den
Äckern, die ich verloren habe, (nicht) nach den prächtigen Feldern im
Pälignerland152, auch nicht nach den auf pinienbestandenen Hügeln lie-
genden Gärten, auf die die mit der Via Flaminia verbundene Via Clodia
blickt153, (45) die ich für wen auch immer bebaut habe (und) in denen
ich selbst – ich schäme mich dessen nicht – Quellwasser auf die Pflanzen
zu gießen pflegte, (und) wo es auch, wenn sie noch leben, einige von
meiner Hand gesetzte Obstbäume gibt, die aber nicht auch von ihr ab-
gepflückt werden können.
Wenn mir doch das Glück beschieden wäre, als Ersatz für ihren Ver-
lust (50) hier wenigstens in der Verbannung die Scholle bebauen zu
dürfen! (Dann) wollte ich selbst, wenn es nur erlaubt wäre, die Ziegen
oben am Fels und selbst, auf den Hirtenstab gestützt, die Schafe weiden.
Ich selbst würde, damit sich mein Herz nicht völlig mit den gewohnten
Sorgen beschäftigt, die das Land bearbeitenden Rinder unter das ge-
bogene Joch spannen (55) und würde die Rufe lernen, welche die ge-
57
61 unde sed hoc nobis, minimum quos inter et hostem
62 discrimen murus clausaque porta facit?
58
tischen Jungstiere verstehen, und ihnen die Drohungen zurufen, die sie
gewöhnt sind. Ich selbst würde mit eigener Hand den Griff des nieder-
gedrückten Pflugs lenken und versuchen, auf dem gelockerten Boden
Samen auszubringen; und ich zögerte nicht, mit langstieliger Hacke
Unkraut zu jäten (60) und Wasser zu gießen, das der schon trockene
Garten aufsaugen könnte.
Doch woher soll mir (all) das (erfüllt werden), wo zwischen mir und
dem Feind die Stadtmauer und das geschlossene Tor (nur) einen sehr
kleinen Abstand schaffen?
Dir aber haben bei der Geburt – worüber ich mich von ganzem Her-
zen freue – die Schicksalsgöttinnen starke (Lebens-)Fäden gespon-
nen. (65) Bald hat Dich das Marsfeld (zu Besuch), bald eine Säulen-
halle mit ihrem durchgehenden Schatten, dann wieder das Forum,
wo Du (nur) wenig Zeit verbringst.154 Dann wieder ruft (Dich) Um-
brien zurück155, (oder) es bringt Dich auch die Via Appia156 zu den
albanischen Feldern157, wenn es Dich auf glühenden Rädern158 dort-
hin zieht. Vielleicht wünschst Du dort, dass Caesar seinen berechtig-
ten Zorn unterdrücken (70) und Dein Landhaus mir Herberge sein
könnte.159 Ach, Du verlangst zu viel, mein Freund: Wünsche beschei-
dener und ziehe, ich bitte Dich, die Segel Deines Wunsches ein! Ich
möchte (nur), daß mir ein näheres und keinem Krieg ausgesetztes
Land zugewiesen wird: (Dann) ist mir ein großer Teil meiner Leiden
abgenommen.
59
94 IX
95
96
1 Quae mihi de rapto tua venit epistula Celso
2 protinus est lacrimis umida facta meis,
3 quodque nefas dictu, fieri nec posse putavi,
4 invitis oculis littera lecta tua est.
5 nec quicquam ad nostras pervenit acerbius aures,
6 ut sumus in Ponto, perveniatque precor.
60
9 An Cotta Maximus160 (über Celsus)
Dein Brief, der mich (mit der Nachricht) vom Tod des Celsus161 er-
reichte, ist sofort von meinen Tränen feucht geworden, und, was
unsagbar ist und was ich für unmöglich hielt, meine Augen haben
Deinen Brief (nur) widerstrebend gelesen. (5) Nichts Bittereres ist an
mein Ohr gedrungen162, seit ich am Pontus bin, und soll, darum bitte
ich, (auch nicht mehr) hierher gelangen.
Sein Bild schwebt mir vor Augen, als wäre er hier, und meine Zunei-
gung (zu ihm) täuscht vor, daß der Verstorbene (noch) lebe. Oft erinne-
re ich mich an seine leichten Scherze, oft auch daran, (10) wie er ernste
Dinge zuverlässig und redlich betrieb. Aber kein Augenblick kommt
mir häufiger in den Sinn als jener, den ich am liebsten nicht überlebt
hätte, als (nämlich) mein Haus plötzlich in gewaltigem Sturz zusam-
menbrach und auf das Haupt seines Herrn fiel.
(15) Er stand mir bei, als ein großer Teil (der Freunde) mich im Stich
ließ, Maximus, und er schlug sich nicht auf die Seite der Schicksals-
göttin163. Ihn sah ich bei meinem Untergang nicht anders weinen,
als wenn sein Bruder auf den Scheiterhaufen gelegt werden sollte164.
Er konnte sich aus der Umarmung nicht lösen und hat mich, der ich
(ganz) niedergeschlagen war, getröstet (20) und vereinigte immer-
fort seine Tränen mit meinen. Ach, wie oft hat er als unwillkomme-
ner Wächter über (meine) bittere Lebenslage (meine) Hände zurück-
gehalten, die schon bereit waren, mein Leben zu beenden. Ach, wie
oft sagte er: „Der Zorn der Götter lässt sich besänftigen; du musst le-
ben und darfst nicht daran zweifeln, dass dir vergeben werden kann.“
61
31 haec mihi verba malae minuerunt taedia vitae;
32 quae tu ne fuerint, Maxime, vana cave!
62
unternehmen, damit du weniger leiden musst.“ Diese Worte ließen
meinen Überdruss an meiner schlimmen Lebenslage kleiner werden.
Maximus, achte darauf, dass sie nicht ohne Erfolg bleiben!
63
63 X
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1 Naso suo profugus mittit tibi, Flacce, salutem,
2 mittere rem si quis, qua caret ipse, potest.
64
10 An Flaccus173
Die lange Schwermut lässt es nämlich nicht zu, dass mein von bit-
teren Sorgen geschwächter Körper seine (gewohnte) Kraft hat. (5)
Ich habe (zwar) keine Schmerzen und glühe nicht unter Fieber, das
mich keuchen ließe, und auch mein Puls geht seinen Weg in gewohn-
tem Rhythmus weiter, (aber) mein Gaumen ist abgestumpft, und der
gedeckte Tisch erregt meinen Ekel, und ich stöhne auf, wenn die
Stunde für eine unwillkommene Mahlzeit anbricht. Man kann mir
vorsetzen, was das Meer, was die Erde, was die Luft hervorbringt,
(10) nichts wird dabei sein, worauf ich Appetit hätte. Nektar und
Ambrosia, den Trank und die Speise der Götter175, könnte mir Juven-
ta176 (persönlich) diensteifrig mit schöner Hand anbieten, dennoch
würden solche Köstlichkeiten meinen abgestumpften Gaumen nicht
reizen und mir nutzlos und schwer lange im Magen liegen.
(15) So wahr es auch ist, würde ich dies nicht einem jeden zu schrei-
ben wagen, damit er mein Leiden nicht Verwöhntsein nennt177. Na-
türlich sind mein Zustand und die Lage meiner Dinge so, dass es gar
Veranlassung zur Verwöhnung geben könnte! Ich wünsche (aber),
dass solche Verwöhnung dem zuteil wird, (20) der vielleicht fürchtet,
dass Caesars Zorn zu milde für mich sei178.
65
30 scis, mihi quam solae paene bibantur aque.
31 non epulis oneror: quarum si tangar amore,
32 est tamen in Geticis copia nulla locis.
33 nec vires adimit Veneris damnosa voluptas:
34 non solet in maestos illa venire toros.
35 unda locusque nocent et, causa valentior istis,
36 anxietas animi, quae mihi semper adest.
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Entstellung nicht durch übermäßigen Weingenuss179 zugezogen: (30)
Du weißt, dass ich fast nur Wasser trinke. (Und auch) Gastmähler
belasten mich nicht; selbst wenn ich Lust darauf hätte: im getischen
Land gäbe es keine Gelegenheit dazu. Auch schädliche Liebeslust
nimmt mir nicht die Kräfte: Sie pflegt ja traurige Betten nicht aufzu-
suchen. (35) Es ist das Wasser und das Land, die (mir) zusetzen, und,
stärker noch als diese, die Seelenqual, die mich nie loslässt.
Wenn Du sie nicht zusammen mit dem Dir ähnlichen Bruder180 lin-
dertest, könnte meine Seele kaum die Last der Trauer ertragen. Ihr
seid für mein gescheitertes Schiff ein rettendes Ufer (40) und leistet
mir Hilfe, was viele ablehnen. Helft mir bitte weiter, weil ich immer
Hilfe brauche, solange sich die Göttlichkeit Caesars beleidigt fühlt.
Er möge seinen gerechten Zorn (nur) mindern, nicht einstellen, da-
rum flehe jeder von Euch seine Götter an181.
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67 Liber secundus
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Buch II
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1 Huc quoque Caesarei pervenit fama triumphi,
2 languida quo fessi vix venit aura Noti.
3 nil fore dulce mihi Scythica regione putavi,
4 iam minus hic odio est, quam fuit ante, locus.
5 tandem aliquid pulsa curarum nube serenum
6 vidi, fortunae verba dedique meae.
7 nolit ut ulla mihi contingere gaudia Caesar,
8 velle potest cuivis haec tamen una dari.
9 di quoque, ut a cunctis hilari pietate colantur,
10 tristitiam poni per sua festa iubent.
11 denique, quod certus furor est audere fateri,
12 hac ego laetitia, si vetet ipse, fruar.
13 Iuppiter utilibus quotiens iuvat imbribus agros,
14 mixta tenax segeti crescere lappa solet.
15 nos quoque frugiferum sentimus, inutilis herba,
16 numen et invita saepe iuvamur ope.
17 gaudia Caesareae gentis pro parte virili
18 sunt mea: privati nil habet illa domus.
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1 (Über den Triumphzug des Tiberius)
an Germanicus182
Sogar bis hier drang die Kunde vom kaiserlichen Triumph, wohin
doch kaum der schwache Hauch des ermatteten183 Südwindes gelangt.
Ich glaubte, es werde für mich im Skythenland nichts Erfreuliches ge-
ben, (doch) nun ist mir diese Gegend weniger verhasst als vorher. (5)
Endlich habe ich, nachdem die Wolken (meines) Kummers vertrieben
wurden, ein Stück heiteren Himmels gesehen und mein Schicksal ver-
drängt. Wollte Caesar auch nicht, dass mir eine Freude zuteil wird,
kann es dennoch sein Wille sein, dass wenigstens diese einem jeden
geschenkt wird. Auch die Götter legen ja Wert darauf, um von allen in
guter Stimmung fromm verehrt zu werden, (10) dass man während ih-
rer Festtage (jede) Traurigkeit ablegt. Also will ich, auch wenn das Wag-
nis sicher tollkühn ist, dies offen zu sagen, diese Freude selbst gegen
sein Verbot genießen. Sooft Jupiter mit nützlichem Regen den Feldern
wohltut, pflegt, gemischt mit der Saat, (auch) die widerspenstige Klette
zu wachsen. (15) Auch ich als unnützes Kraut spüre (das Wirken) der
segenspendenden Gottheit, und oft wird mir ihre – unbeabsichtigte –
Hilfe zuteil. Die Freuden der kaiserlichen Familie sind (auch), soweit
es mir zusteht, die meinen: Dieses Haus hat nichts, was nur ihm allein
gehört.
Dank sei dir, Fama184, durch die ich (20) – wenn auch gefangen
mitten unter den Geten – die Pracht des Triumphzuges miterleben
konnte. Durch dich als Übermittlerin habe ich erfahren, dass kürz-
lich zahllose Völker zusammenströmten, um das Antlitz ihres Herr-
schers zu sehen, und dass Rom, das mit seiner Mauer den riesigen
Erdkreis umfasst, kaum Raum genug für die Besucher hatte. (25) Du
hast mir (auch) erzählt, dass, nachdem viele Tage vorher der Wol-
ken führende Südwind185 andauernde Regenfälle hatte niedergehen
lassen, durch göttlichen Willen die Sonne hell geschienen habe und
so der Tag zu den Gesichtern der Menge passte, und dass nun der
Sieger186 unter weithin hörbarem Lob (30) den gefeierten Soldaten
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31 claraque sumpturum pictas insignia vestes
32 tura prius sanctis imposuisse focis.
33 iustitiam sui caste placasse parentis,
34 illo quae templum pectore semper habet;
35 quaque ierit, felix adiectum plausibus omen,
36 saxaque roratis erubuisse rosis.
37 protinus argento veros imitantia muros
38 barbara cum pictis oppida lata viris
39 fluminaque et montes et in altis proelia silvis
40 armaque cum telis in strue mixta sua,
41 deque tropaeorum, quod sol incenderit, auro
42 aurea Romani tecta fuisse fori;
43 totque tulisse duces captivis addita collis
44 vincula, paene hostis quot satis esse fuit.
45 maxima pars horum vitam veniamque tulerunt,
46 in quibus et belli summa caputque Bato.
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zur Belohnung ihre Auszeichnungen überreicht und, bevor er das
bestickte Gewand187 zum Zeichen seines Ruhmes anlegen sollte,
Weihrauch auf den heiligen Altar gegeben habe. Und den Gerechtig-
keitssinn seines Vaters, der immer in dessen Herzen einen Tempel
hat, habe er reinen Herzens besänftigt188; (35) und überall auf seinem
Weg hätten sich dem Beifall Segenswünsche angeschlossen, und das
Pflaster habe sich durch die frischen Rosenblätter gerötet, (und) bald
seien die (eroberten) Städte der Barbaren in silberner Nachbildung
der echten Mauern mitsamt den bildlich dargestellten Gegnern ein-
her getragen worden, ebenso die Flüsse und Berge und die Kämpfe in
tiefen Wäldern (40) sowie auch Schilde und Speere, eigens in einem
Haufen aufgetürmt; und das Gold der Trophäen, das die Sonne fun-
keln ließ, habe die Häuser des römischen Forums golden glänzen las-
sen: und so viele Anführer hätten Fesseln an ihren gefangenen Häl-
sen getragen, dass sie fast ausreichten, ein (ganzes) feindliches Heer
zu bilden. (50) Der größte Teil von ihnen erhielt das Leben geschenkt
und wurde begnadigt, unter ihnen sogar Bato189, ihr Leiter im Krieg
und ihr Führer.
Warum sollte ich es nicht für möglich halten, dass der Zorn der Gott-
heit auf mich nachlasen könnte, wenn ich sehe, dass die Götter (so-
gar) Feinden gegenüber milde sind?
Die Götter mögen Dir ein langes Leben schenken. Alles andere wird
von Dir selbst kommen, wenn nur (genügend) lange Zeit für Deine
Tatkraft bleibt.
(55) Was ich erbitte, wird geschehen, die Prophezeiungen der Dich-
ter haben (ja) etwas zu bedeuten. Schon gab mir, als ich betete, ein
Gott günstige Zeichen! Auch Dich wird das jubelnde Rom als Sie-
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61 iam nunc haec a me, iuvenum belloque togaque
62 maxime, dicta tibi vaticinante nota:
63 hunc quoque carminibus referam fortasse triumphum,
64 sufficiet nostris si modo vita malis,
65 imbuero Scythicas si non prius ipse sagittas
66 abstuleritque ferox hoc caput ense Getes.
67 quodsi me salvo dabitur tua laurea templis,
68 omina bis dices vera fuisse mea.
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ger mit bekränztem Gespann zur tarpejischen Burg192 hinauffahren
sehen, und der Vater193 wird die frühe Ehrung des Sohnes erleben
(60) und (dabei) Freude empfinden, wie er selbst sie den Seinen194
schenkte. Schon jetzt, Du größter der jungen Männer im Krieg und
im Frieden, beachte das, was ich Dir wahrsage: Ich werde, so den-
ke ich, auch über diesen Triumph in Gedichten berichten, wenn nur
meine Lebenskraft meinen Leiden gewachsen ist, (65) wenn ich nicht
vorher skythische Pfeile mit meinem Blut färbe oder ein wilder Gete
mich mit dem Schwert enthauptet. Doch wenn Dein Lorbeerkranz
noch zu meinen Lebzeiten zum Kapitol195 gebracht wird, wirst Du
sagen können, dass meine Prophezeiung sich doppelt erfüllt hat196.
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96 II
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98
1 Ille domus vestrae primis venerator ab annis,
2 pulsus ad Euxini Naso sinistra freti,
3 mittit ab indomitis hanc, Messaline, salutem,
4 quam solitus praesens est tibi ferre, Getis.
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2 An Messalinus197
Naso, der Euer Haus von Jugend auf verehrt hat198 und (nun) an die
linke199 Küste des Schwarzen Meeres verbannt ist, sendet Dir, Mess-
alinus, von den unbezwingbaren Geten her diesen Gruß, den er per-
sönlich zu überbringen gewöhnt war.
(5) Weh mir, wenn Deine Miene, nachdem Du meinen Namen ge-
lesen hast, nicht mehr so ist, wie sie war, und Du zögerst weiter zu
lesen. Lies (bitte) weiter und verbanne mit mir nicht auch meine
Worte: Meinen Versen ist es erlaubt, in eurer Stadt zu sein.
Ich habe mir nicht eingebildet, selbst wenn der Ossa den Pelion
trüge200, (10) dass ich mit meiner Hand die hellen Sterne berühren
könnte; auch habe ich mich nicht dem wahnsinnigen Zug des En-
celadus201 angeschlossen und Waffen gegen die Götter, die Welten-
herrscher, erhoben, und mein Speer hat auf keine Götter gezielt, wie
es die leichtsinnige Rechte des Tydeus-Sohnes202 tat.
(15) Meine Schuld ist zwar schwer, hat es aber nur so weit getrieben,
mich (selbst) zugrunde zu richten, ohne einen größeren Frevel zu be-
gehen. Ich kann nur unklug und ängstlich genannt werden: Das sind
die beiden richtigen Bezeichnungen für meinen Charakter. Freilich
gebe ich zu, dass auch Du – nachdem ich den Zorn des Kaisers ver-
dient habe – (20) mit Recht unzugänglich für meine Bitten bist; und
bei Deiner großen Ergebenheit dem ganzen Haus des Iulus203 gegen-
über glaubst Du vielleicht, dass auch Du verletzt wirst, wenn einer von
ihnen verletzt wird. Doch selbst wenn Du zu den Waffen greifst und
(mir) schlimme Wunden androhst, wirst Du doch nicht erreichen,
dass ich mich vor Dir fürchte. (25) Ein trojanisches Schiff nahm den
Griechen Achaemenides204 auf, und dem mysischen König half der
Speer vom Pelion205. Und manchmal nimmt ein Tempelschänder zum
Altar Zuflucht und schreckt nicht davor zurück, die beleidigte Gott-
heit um Hilfe zu bitten. Es könnte (nun) jemand sagen, auf dergleichen
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29 dixerit hoc aliquis tutum non esse: fatemur,
30 sed non per placidas it mea navis aquas!
31 tuta petant alii, fortuna miserrima tuta est,
32 nam timor eventus deterioris abest:
33 qui rapitur spumante salo, sua bracchia tendens
34 porrigit ad spinas duraque saxa manus,
35 accipitremque timens pinnis trepidantibus ales
36 audet ad humanos fessa venire sinus,
37 nec se vicino dubitat committere tecto,
38 quae fugit infestos territa cerva canes.
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könne man sich nicht verlassen: (30) Zugegeben, aber mein (Lebens)
schiff fährt (ja) nicht durch ruhiges Wasser! Andere mögen Sicherheit
suchen, (aber nur) das schlimmste Schicksal ist (wirklich) sicher, denn
dann gibt es keine Furcht vor einem noch schlimmeren Ende: Wer
vom aufgewühlten Meer fortgerissen wird, reckt seine Arme und greift
(sogar) nach Dornbüschen und scharfkantigen Klippen. (35) Aus
Furcht vor dem Habicht wagt ein Vogel, mit zitternden Flügeln (und)
erschöpft (von der Flucht) in den Schoß eines Menschen zu fliehen,
und die Hirschkuh, die voller Schrecken die gefährlichen Hunde flieht,
getraut sich ohne Zögern in das nächste Gehöft.
Gewähre, ich bitte Dich, so überaus milde wie Du bist, meinen Kla-
gen Zutritt (40) und schließe meinem ängstlichen Flehen nicht Dei-
ne Tür fest zu und übermittle wohlwollend meine Worte den römi-
schen Gottheiten, die Du nicht weniger verehrst als den tarpejischen
Donnerer206; und übernimm als Anwalt meines Gesuchs meinen Fall,
wenn es auch, wird mein Name genannt, kein erfolgversprechender
Fall ist. (45) Schon fast auf dem Totenbett, zumindest aber als ein
Kranker, der schon kalt wird, werde ich, wenn ich überhaupt zu ret-
ten bin, (nur) durch Dich gerettet werden. Jetzt möge sich Dein Ein-
fluss, den Dir die Zuneigung des göttlichen Prinzeps gewährt, für
meine unglückliche Lage einsetzen, jetzt möge Dir auch der Glanz
der Beredsamkeit nützen, der Deiner Familie eigen ist, (50) (und)
durch den Du (so oft) ängstlichen Angeklagten helfen konntest,
denn in Dir lebt die Sprache Deines redekundigen Vaters207 weiter,
und seine Fähigkeit hat (in Dir) ihren Erben gefunden. Ich bitte sie,
(diese Fähigkeit), nicht, dass sie versuche, mich zu verteidigen: Die
Sache eines Angeklagten, der gestanden hat, ist nicht (mehr) zu ret-
ten! (55) Bemühe Dich (lediglich) darum (zu erfahren), ob Du mei-
ne Tat wenigstens als aus Versehen entstanden entschuldigen kannst
oder ob es keinen Sinn hat, so etwas zur Sprache zu bringen. Die
Verletzung208 ist (nämlich) derart, dass ich es für sicherer halte, sie
nicht (einmal) leicht zu berühren, da sie unheilbar ist.
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61 sic igitur, quasi me nullus deceperit error,
62 verba fac, ut vita, quam dedit ipse, fruar.
63 cumque serenus erit vultusque remiserit illos,
64 qui secum terras imperiumque movent,
65 exiguam ne me praedam sinat esse Getarum
66 detque solum miserae mite, precare, fugae.
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Schweig, meine Zunge! Es gibt nichts darüber hinaus zu sagen. (60)
Ich wollte, ich könnte selbst meine eigene Asche begraben209. Sprich
daher so, als hätte mich kein Irrtum auf Abwege gebracht, damit ich
mich des Lebens erfreuen kann, das er höchstpersönlich mir ge-
schenkt hat210. Und wenn er sich dann aufheitert und jene Miene
ablegt, deren Veränderung sich auf die Länder und das Reich aus-
wirkt, (65) bitte ihn, dass er mich nicht zur wehrlosen Beute der Ge-
ten werden lässt und meiner schrecklichen Verbannung eine mildere
Gegend zuweist.
Der Zeitpunkt für die Bitten ist günstig211: Er selbst ist wohlauf und
sieht, Rom, dass (auch) deine Macht, die er geschaffen hat, in Blüte
steht: Seine Gattin212 ist wohlauf und hütet das Götterpolster213, (70)
(und) sein Sohn214 dehnt das ausonische215 Reich aus; Germanicus216
ist, was seinen Mut angeht, seinen Jahren voraus, und die Lebens-
kraft des Drusus217 steht seiner adligen Herkunft nicht nach. Denke
auch daran, dass liebevolle Schwiegertöchter und Enkelinnen und
Söhne der Enkel und alle anderen Mitglieder des Hauses des Augus-
tus in Blüte stehen (75), auch, dass man kürzlich über die Pannonier
triumphiert hat218, weiter, dass die Arme des gebirgigen Dalmatiens
zur Ruhe gebracht wurden219. Und auch Illyrien hat sich nicht gewei-
gert, die Waffen zu strecken und Caesars Fuß unterwürfig auf seinem
Nacken zu dulden220. Er selbst trug, herrlich anzusehen, auf dem Tri-
umphwagen mit freundlicher Miene (80) seine Schläfen umkränzt
von der phoebischen Jungfrau221. Zusammen mit euch222begleiteten
ihn auf dem Weg die liebevollen Enkel223, würdig ihres Vaters und
der verliehenen Namen224 und jenen Brüdern ähnlich, die der gött-
liche Iulius von seinem erhabenen Tempel aus im Nachbartempel
wohnen sieht225.
(85) Messalinus bestreitet nicht, dass die, denen sich alles unterord-
nen muss, der erste Anlass zur Freude sind. Was nach ihnen kommt,
wird zum Gegenstand eines Wetteifers um die Zuneigung: Hierin
wird er keinem Menschen nachstehen. Er wird vor allem den Tag fei-
81
93 at mihi Sauromatae pro Caesaris ore videndi
94 terraque pacis inops undaque victa gelu.
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ern, an dem der für die Verdienste zuerkannte (90) Lorbeer zu Recht
dem hohen Haupt zukommt.
(95) Doch wenn Du dies hörst und meine Stimme dorthin gelangt,
möge Deine Fürsprache mit schönen Worten zu einem Ortswechsel
führen. Das wünscht auch Dein Vater227, den ich von Jugend auf ver-
ehrt habe, wenn sein beredter Schatten noch etwas empfindet. Das
wünscht auch Dein Bruder228, wenngleich er vielleicht fürchtet, dass
(100) Dir das Bemühen um meine Rettung schaden könnte. Deine
ganze Familie bittet (also) darum, und auch Du selbst kannst nicht
bestreiten, dass ich zum Kreis Deiner Anhänger gehörte. Wenigstens
hast Du mein Talent, das ich so schlecht nutzte, mit Ausnahme mei-
ner „Kunst“229 oft gebilligt. (105) Auch mein Leben kann, abgesehen
von der letzten Verfehlung, für Dein Haus kein Anlass zur Schande
sein. Mögen daher die Penaten230 eurer Familie sich in ihrer Kraft
zeigen und mögen die Himmlischen und das Kaiserhaus mit Dir
sein: Flehe zu der milden, aber mit Recht zürnenden Gottheit (110),
dass ich aus der skythischen Barbarei frei komme. Ich gebe zu, das
ist schwierig, aber wer tüchtig ist, setzt sich (immer) schwer zu er-
reichende Ziele, und mein Dank für einen so verdienstvollen Einsatz
wird (umso) größer sein. Es wird aber nicht Polyphem vom Ätna in
seiner riesigen Höhle oder Antiphates231 Deine Worte hören, (115)
sondern ein sanfter und zugänglicher Vater, der zum Verzeihen neigt
und oft donnert, (aber) ohne den feurigen Blitz, (und) der, wenn
er etwas Schmerzliches anordnet, auch selbst Schmerz empfindet,
(und) dem, wenn er jemanden bestraft, dies beinahe eine Selbstbe-
strafung ist. Dennoch wurde seine Milde durch meinen Fehltritt be-
siegt, (120) und sein Zorn wurde notwendigerweise so groß.
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125 sic tamen haec tempta, si non nocitura putabis.
126 ignosces: timeo naufragus omne fretum.
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Da ich über den ganzen Erdkreis hinweg vom Vaterland entfernt bin
und mir (daher) nicht erlaubt ist, mich (selbst) vor den Göttern nie-
derzuwerfen, trage Du als Priester diese meine Wünsche den Himm-
lischen vor, die Du verehrst, füge aber meinen Worten auch eigene
passende Worte hinzu! (125) Versuche das aber nur dann, wenn Du
glaubst, es werde nicht zum Schaden sein! Verzeih meine Bedenken:
Als Schiffbrüchiger fürchte ich jedes Meer.
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160 III
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162
1 Maxime, qui claris nomen virtutibus aequas
2 nec sinis ingenium nobilitate premi,
3 culte mihi – quid enim status hic a funere differt? –
4 supremum vitae tempus adusque meae,
5 rem facis afflictum non aversatus amicum,
6 qua non est aevo rarior ulla tuo.
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3 An Cotta Maximus232
Es klingt zwar hässlich, wenn man es sagt, doch wenn wir die Wahr-
heit gestehen, bewertet die Masse Freundschaften (nur) nach dem,
was dabei herausspringt. Man kümmert sich eher darum, was vor-
teilhaft, als was ehrenhaft ist, (10) und mit dem Glück steht und fällt
die Treue. Und nicht leicht findet sich unter vielen Tausenden ein
einziger, der der Meinung ist, dass Tugend einen eigenen Wert hat.
Sogar die Ehre, etwas recht getan zu haben, reizt niemanden, und es
verdrießt, umsonst anständig zu sein. (15) Nur was Nutzen bringt, ist
willkommen; nimmt man aber der habgierigen Einstellung die Hoff-
nung auf Profit, ist niemand (als Freund) erstrebenswert. Jeder liebt
hingegen seine Einkünfte und rechnet mit nervösen Fingern aus, was
ihm Ertrag bringt. Jene einst anbetungswürdige Göttin der Freund-
schaft (20) prostituiert sich und sitzt wie eine Hure für Geld da.
Umso mehr bewundere ich, dass nicht auch Du wie durch reißende
Fluten vom verderblichen Einfluss der üblichen schlechten Gesin-
nung mitgerissen wirst: Man liebt nur, wen Fortuna begünstigt; so-
bald sie (uns aber) grollt, vertreibt sie alle aus unserer Nähe.
(25) Ich zum Beispiel war einst von nicht wenigen Freunden umge-
ben, solange günstiger Wind meine Segel blähte; als aber die toben-
den Fluten mit dem Regensturm anschwollen, blieb ich mitten im
Meer auf geborstenem Schiff (allein) zurück. Und wo andere nicht
den Anschein erwecken wollten, mit mir bekannt zu sein, (30) wart
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29 cumque alii nolint etiam me nosse videri,
30 vix duo proiecto tresve tulistis opem.
31 quorum tu princeps; neque enim comes esse, sed auctor,
32 nec petere exemplum, sed dare, dignus eras.
33 te nihil exactum nisi nos peccasse fatentem,
34 sponte sua probitas officiumque iuvat.
35 iudice te mercede caret per seque petenda est
36 externis virtus incomitata bonis.
37 turpe putas abigi, quia sit miserandus, amicum,
38 quodque sit infelix desinere esse tuum.
39 mitius est lasso digitum supponere mento,
40 mergere quam liquidis ora natantis aquis.
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Ihr kaum zwei oder drei, die dem Verbannten zur Seite standen. Du
nahmst unter ihnen den ersten Rang ein; denn es entsprach Dir,
nicht nur mitzuwirken, sondern Vorbild zu sein, nicht nur auf ein
Beispiel zu warten, sondern eines zu geben. Dir, der Du zugibst, dass
nichts geschehen ist, außer dass ich einen Fehler gemacht habe, hilft
(dabei) von selbst Deine Rechtschaffenheit und Dein Pflichtbewusst-
sein (als Freund). (35) Nach Deiner Ansicht braucht Tugend keinen
Lohn und ist um ihrer selbst willen zu erstreben, ohne dass sie äuße-
re Vorteile mit sich bringt. Du hältst es für schändlich, einen Freund
zu verstoßen, weil er in einer beklagenswerten Lage ist und dass er,
weil ins Unglück geraten, nicht mehr ein Freund sei. Es ist mensch-
licher, mit dem Finger das Kinn eines Erschöpfte zu stützen (40) als
den Kopf eines Schwimmers in der Wasserflut unterzutauchen.
Sieh (nur), was der Enkel des Aeacus234 für den gefallenen Freund
tat, (und) glaube (mir), dass mein Leben jetzt ganz wie der Tod ist.
Theseus begleitete Pirithous bis zu den stygischen Gewässern235: Wie
weit ist mein Schicksal vom stygischen Wasser entfernt?236 (45) Der
junge Phoker237 stand dem wahnsinnig gewordenen Orest bei: Auch
bei meinem Fehltritt spielte Wahnsinn keine geringe Rolle238.
Lass auch Du (für Dich) den Ruhm dieser großen Helden zu und –
wie Du es (ja schon) tust – hilf einem Unglücklichen, so gut Du
kannst. Wenn ich Dich recht kenne (und) wenn Du, der Du früher
immer warst, (50) auch jetzt noch bist, und (wenn) Du Deinen Mut
nicht verloren hast, bist Du umso standhafter, je mehr die Schicksals-
göttin wütet, und Du hütest Dich, wie es sich gehört, dass sie nicht
die Übermacht über Dich bekommt239. Und dass Du Dich tapfer
wehrst, das bewirkt der Gegner (gerade) dadurch, dass (auch) er gut
kämpft. Somit nützt und schadet mir ein und dieselbe Ursache240.
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61 ira quidem primo fuerat tua iusta, nec ipso
62 lenior, offensus qui mihi iure fuit.
63 quique dolor pectus tetigisset Caesaris alti,
64 illum iurabas protinus esse tuum.
65 ut tamen audita est nostrae tibi cladis origo,
66 diceris erratis ingemuisse meis.
67 tum tua me primum solari littera coepit
68 et laesum flecti spem dare posse deum.
69 movit amicitiae tum te constantia longae,
70 ante tuos ortus quae mihi coepta fuit,
71 et quod eras aliis factus mihi natus amicus,
72 quodque tibi in cunis oscula prima dedi.
73 quod, cum vestra domus teneris mihi semper ab annis
74 culta sit, esse vetus me tibi cogit onus.
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erschüttertes Haus, das (schon) so wankt, dass man glaubt, es bräche
gleich zusammen, (60) hält sich nur noch, weil Du es mit Deinen
Schultern stützt243.
Freilich war Dein Zorn anfangs berechtigt und Du warst nicht nach-
sichtiger als Er selbst, der sich zu Recht durch mich beleidigt fühl-
te. Und der Schmerz, der das Herz des erhabenen Kaisers getroffen
hatte, sei, so beteuertest Du sogleich, auch der Deinige. (65) Als Du
aber den Anlass meines Unglücks erfuhrst, sollst Du über meine Ver-
irrung gestöhnt haben. Dein Brief hat damals zum ersten Mal244 ver-
sucht mich zu trösten und Hoffnung zu wecken, dass die verletzte
Gottheit umgestimmt werden könne. Damals bewegte Dich die feste
Dauer unserer langen Freundschaft, (70) die bei mir (ja schon) vor
Deiner Geburt begann245, und dass Du, anderen (erst) zum Freund
geworden, mir ein geborener Freund warst und ich Dir schon in der
Wiege die ersten Küsse gab. Weil Euer Haus von mir seit frühesten
Jahren immer verehrt wurde, führt das zwangsläufig dazu, dass ich
Dir eine seit langem gewohnte Bürde bin.
Zum letzten Mal hat uns zusammen das waldreiche Algida249 ge-
sehen und die Tränen aufgenommen, die von den traurigen Wan-
gen strömten, (85) als ich auf Deine Frage, ob die Nachricht wahr
wäre, die ein schlimmes Gerücht von meiner Schuld verbreitet hat-
te, zwischen halbem Geständnis und halbem Abstreiten schwankte,
wobei (aber) meine Furcht ängstliche Zeichen gab. Und wie beim
Schnee, den der regenführende Südwind250 zum Schmelzen bringt,
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91 haec igitur referens et quod mea crimina primi
92 erroris venia posse latere vides,
93 respicis antiquum lassis in rebus amicum
94 fomentisque iuvas vulnera nostra tuis.
95 pro quibus, optandi si nobis copia fiat,
96 tam bene promerito commoda mille precer.
97 sed, si sola mihi dentur tua vota, precabor,
98 ut tibi sit salvo Caesare salva parens.
99 haec ego, cum faceres altaria pinguia ture,
100 te solitum memini prima rogare deos.
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(90) strömten meine Tränen hervor und liefen über die zitternden
Wangen.
Indem Du Dich an all das erinnerst und weil Du siehst, dass mein
Vergehen mit der Entschuldigung eines erstmaligen Abirrens ver-
hüllt werden kann, kümmerst Du Dich um Deinen alten Freund in
seiner Not und hilfst meinen Wunden mit Deinen (wohltuenden)
Zuwendungen. (95) Wenn es noch in meiner Macht liegt, etwas zu
wünschen, erflehe ich für Dich, der sich so sehr verdient gemacht
hat, für dies (Dein Bemühen) alles erdenkliche Gute. Wenn mir aber
nur Deine eigenen Wünsche anvertraut wären, wünsche ich, dass
Deine Mutter251 gesund bleibe und auch der Kaiser gesund bleibe.
Das pflegtest Du immer, wenn Du einen Altar unter Weihrauch mit
dem Fett (des Opfertiers) duften ließest252, (100) als erstes Gebet an
die Götter zu richten.
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126 IV
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1 Accipe conloquium gelido Nasonis ab Histro,
2 Attice, iudicio non dubitande meo.
3 ecquid adhuc remanes memor infelicis amici,
4 deserit an partis languida cura suas?
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4 An Atticus253
Höre die Worte254 Nasos, die von der eisigen Donau kommen, At-
ticus, (Du), an dem ich – davon bin ich überzeugt – nicht zwei-
feln darf. Denkst Du noch immer an einen vom Glück verlassenen
Freund oder lässt Deine Sorge nach und nimmt ihre Aufgabe nicht
mehr wahr?
(5) Mögen mir die Götter nicht so ungnädig sein, dass ich glauben
könnte und für möglich hielte, dass Du nicht mehr an mich denkst.
Mir (jedenfalls) steht Dein Bild immer vor Augen und es kommt mir
vor, als hätte ich Deine Gesichtszüge vor mir.
Ich denke daran zurück, dass ich mit Dir viele ernste Themen be-
sprochen habe, (10) aber auch durchaus Zeit für vergnügliche Scher-
ze blieb. Oft kam es mir so vor, als vergingen die Stunden bei unseren
langen Gesprächen (zu) schnell, oft war ein Tag zu kurz für das, was
ich vortrug, oft hörtest Du ein gerade entstandenes Gedicht an und
hat sich meine neue Dichtung Deinem Urteil gestellt. (15) Was Du
gelobt hattest, das schien mir, als hätte es den Beifall des Publikums
gefunden: Das war die angenehme Belohnung für mein jüngstes
Bemühen. Und damit mein Buch durch die Feile des Freundes ge-
schliffen sei, wurde des öfteren etwas aufgrund Deiner Anregung ge-
strichen.
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29 quam tibi nostrarum veniant oblivia rerum:
30 non ita pars fati candida nulla mei est.
31 ne tamen haec dici possit fiducia mendax
32 stultaque credulitas nostra fuisse, cave;
33 constantique fide veterem tutare sodalem,
34 qua licet et quantum non onerosus ero.
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gestirn258 geben und eine Nacht im Sommer länger dauern als im
Winter und Babylon nicht unter der Hitze, der Pontus nicht unter
der Kälte leiden und die Ringelblume die Rosen von Paestum an Duft
übertreffen259, ehe Du nicht daran denken könntest, wie es um mich
steht: (30) Dann ist mein Schicksal (wenigstens) nicht ganz düster!
Sorge dafür, dass man diese Zuversicht nicht trügerisch nennen und
mein Vertrauen sich nicht als töricht herausstellen kann; nimm Dich
in fester Treue Deines alten Gefährten an, wo es erlaubt ist und so-
weit ich Dir nicht zur Last werde!
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64 V
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1 Condita disparibus numeris ego, Naso, Salano
2 praeposita misi verba salute meo.
3 quae rata sit, cupio, rebusque ut comprobet omen
4 te precor a salvo possit, amice, legi.
5 candor, in hoc aevo res intermortua paene,
6 exigit, ut faciam talia vota, tuus.
7 nam fuerim quamvis modico tibi iunctus ab usu,
8 diceris exiliis indoluisse meis,
9 missaque ab Euxino legeres cum carmina Ponto,
10 illa tuus iuvit qualiacumque favor,
11 optastique brevem salvi mihi Caesaris iram,
12 quod tamen optari, si sciat, ipse sinat.
13 moribus ista tuis tam mitia vota dedisti,
14 nec minus idcirco sunt ea grata mihi,
15 quodque magis moveare malis, doctissime, nostris
16 credibile est fieri condicione loci:
17 vix hac invenies totum, mihi crede, per orbem
18 quae minus Augusta pace fruatur humus.
98
5 An Salanus260
Ich, Naso, sende Dir, meinem Salanus, (diese) Worte, die in unglei-
chem Versmaß261 gesetzt sind, wobei ein Segenswunsch262 voranste-
hen soll. Ich wünsche, dass er gilt und bete, dass mein guter Wunsch
wirklich in Erfüllung geht und von Dir, mein Freund, bei guter Ge-
sundheit gelesen werden kann. (5) Deine Rechtschaffenheit, eine in
dieser Zeit fast erloschene Tugend, verlangt von mir, solche Wünsche
zu äußern. Du sollst nämlich, obwohl ich Dir nur kurze Zeit ver-
bunden war, über meine Verbannung betrübt gewesen sein, und als
Du meine vom „Gastlichen Meer“263 übersandten Gedichte last, (10)
haben sie sich, wie auch immer sie geraten sein mögen, Deiner Gunst
erfreut. Und Du hast gewünscht, dass der Zorn des Kaisers – möge
es ihm wohl ergehen264 – kurz sei, ein Wunsch, den er selbst zuließe,
wenn er davon wüsste. Deinem (mitfühlenden) Wesen entsprechend
hast Du diese liebevollen Wünsche geäußert, und gerade deshalb
sind sie mir willkommen, (15) und dass Du, mein hochgelehrter
Freund265, (noch) mehr von meinen Leiden berührt wirst, das ist, so
glaube ich, durch die (schlimme) Lage hier vor Ort bewirkt: Glaube
mir, Du wirst auf dem ganzen Erdkreis kaum eine Gegend finden, die
sich weniger des Augustusfriedens266 erfreut als diese hier.
99
31 illic, quam laudes, erit officiosa voluntas;
32 cetera materia debilitata iacent.
33 qui si forte liber vestras pervenit a aures,
34 tutelam mando sentiat ille tuam.
35 hoc tibi facturo, vel si non ipse rogarem,
36 accedat, cumulus, gratia nostra, levis.
37 non ego laudandus, sed sunt tua pectora lacte
38 et non calcata candidiora nive,
39 mirarisque alios, cum sis mirabilis ipse
40 nec lateant artes eloquiumque tuum.
100
auf mich zu nehmen: (Aber) die Bedeutung und der Glanz des Er-
eignisses machten meinen mutigen Versuch zunichte (30) und ich
konnte die Bürde meines Vorhabens nicht tragen. Was Du daran
loben kannst, ist mein guter Wille; alles andere liegt vom Gewicht
des Gegenstands erdrückt am Boden. Wenn dieses Werk269 vielleicht
zu Deinen Ohren gelangt ist, gebe ich ihm mit auf den Weg, dass es
sich Deiner Protektion erfreuen möge. (35) Weil Du dem entspre-
chen wirst, selbst wenn ich nicht darum bäte, soll Dir mein Dank als
kleine Dreingabe hinzukommen. Ich verdiene kein Lob, doch Dein
Herz ist reiner als Milch oder Schnee, den noch niemand betreten
hat, und Du bewunderst andere, wobei Du selbst bewundernswert
bist (40) und Dein Können sowie Deine Beredsamkeit (weithin) be-
kannt sind.
Dich bezieht der erste der jungen Männer270, dem Germanien seinen
Beinamen271 gibt, Caesar272, immer in seine literarische Arbeit273 ein.
Du begleitest ihn schon lange, bist ihm von Jugend auf verbunden
und von ihm anerkannt, weil Dein Talent Deinem Charakter gleich-
kommt. (45) Wenn Du vorher eine Rede hältst, wird sofort sein Eifer
geweckt und Du bist dazu da, seine Worte durch Deine eigenen an-
zuregen: Am Ende Deiner Rede274 verstummten die Zuhörer275 und
es schwiegen (auch) für kurze Zeit die Wände (ringsum) ; (nun) er-
hebt sich dieser junge Mann, der den julischen Familiennamen zu
Recht trägt, (50) wie der Morgenstern aus den Fluten des Ostens em-
porsteigt, und während er (noch) schweigend dasteht, sind Haltung
und Miene die eines Redners, und der tadellose Faltenwurf (seiner
Toga) lässt eine kundige Rede erwarten276.(Und) bald, als sich nach
der Pause der göttliche Mund öffnete, könnte man schwören, dass so
die Himmlischen (selbst) zu sprechen pflegen. (55) Und man könnte
sagen: „Das ist Beredsamkeit, wie sie eines Thronfolgers würdig ist“;
solche Adelswürde liegt in der Rede.
Während Du in seiner Gunst stehst und mit dem Scheitel die Sterne
berührst, scheinst Du Dich dennoch verpflichtet, Dich der Schriften
eines verbannten Dichters annehmen zu müssen. Es gibt offenbar
101
63 tu quoque Pieridum studio, studiose, teneris
64 ingenioque faves ingeniose meo.
65 distat opus nostrum, sed fontibus exit ab isdem,
66 artis et ingenuae cultor uterque sumus.
67 [thyrsus abest a te gestata et laurea nobis,]
68 sed tamen ambobus debet inesse calor:
69 utque meis numeris tua dat facundia nervos,
70 sic venit a nobis in tua verba nitor.
71 iure igitur studio confinia carmina vestro
72 ut commilitii sacra tuenda putas.
73 pro quibus, ut maneat, de quo censeris, amicus,
74 comprecor, ad vitae tempora summa tuae,
75 succedatque suis orbis moderator habenis.
76 quod mecum populi vota precantur idem.
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eine Art Übereinstimmung zwischen verwandten Talenten, (60) und
jeder legt auf die Verbindungen seiner Betätigung Wert: Der Grund-
besitzer schätzt den Ackerbauern, der Soldat den, der schreckliche
Kriege leitet, der Matrose den Steuermann eines schwankenden
Schiffs. Auch Du, gelehrt wie Du bist, bist vom Eifer für die Mu-
sen277 erfasst und kunstsinnig meinem Talent gewogen. (65) (Zwar)
unterscheidet sich unsere Arbeit278, doch kommt sie aus denselben
Quellen279, und beide pflegen wir eine edle Kunst. [Der Thyrsus passt
nicht zu Dir und (auch nicht) der Lorbeer, den ich trage]280, aber
dennoch müssen wir beide (für unsere Sache) begeistert sein, und
wie Deine Beredsamkeit meinen Rhythmen Schwung verleiht, (70)
so kommt von meiner Seite Eleganz in Deine Sprache. Mit Recht also
nimmt man an, dass die Dichtkunst Deinem Fach ganz nahe steht
und dass die heiligen Güter unseres gemeinsamen Dienstes bewahrt
werden müssen. Dafür bete ich (und) dass der, auf Grund dessen Du
so geschätzt wirst281, Dir freundlich gesinnt bleibt bis in die letzte
Zeit Deines Lebens, (75) und dass (ihm) einer nachfolgt282, der mit
seinen Zügeln den Erdkreis lenkt. Eben darum flehen mit mir auch
die Gebete des Volkes283.
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98 VI
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1 Carmine Graecinum, qui praesens voce solebat,
2 tristis ab Euxinis Naso salutat aquis.
3 exulis haec vox est; praebet mihi littera linguam,
4 et, si non liceat scribere, mutus ero.
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6 An Graecinus284
Mit einem Gedicht grüßt Naso, der dies gewöhnlich mündlich getan
hat, (seinen) Graecinus traurig vom „Gastlichen Meer“285 her. Dies ist
die Stimme des Verbannten: ein Brief erlaubt mir zu sprechen, und
ich bliebe stumm, wenn ich nicht schreiben dürfte286.
(25) So lebten nicht die Söhne des Strophius289 und des Agamem-
non290 miteinander, so war es nicht um die Freundestreue des Ae-
giden291 und des Pirithous292 bestellt: Die Vergangenheit hat sie be-
wundert und die kommende Zeit wird sie bewundern (und) zum
Beifall für sie hallen alle Theater wider. Weil auch Du in harter Zeit
105
31 dignus es, et, quoniam laudem pietate mereris,
32 non erit officii gratia surda tui.
33 crede mihi, nostrum si non mortale futurum est
34 carmen, in ore frequens posteritatis eris.
35 fac modo permaneas lapso, Graecine, fidelis,
36 duret et in longas impetus iste moras.
37 quae tu cum praestes, remo tamen utor in aura,
38 nec nocet admisso subdere calcar equo.
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zu Deinem Freund hältst, (30) hast Du verdient, unter solchen Hel-
den genannt zu werden; (wirklich) hast Du das verdient, und da Dei-
ne treue Gesinnung Lob verdient, wird mein Dank für Deine mir
erwiesene Freundschaft nicht ungehört bleiben. Glaube mir, wenn
mein Gedicht unsterblich ist, wirst Du oft in der Nachwelt genannt
werden. (35) Bleibe nur dem gestrauchelten Freund treu, Graecinus,
und möge Dein Wille dazu (noch) lange anhalten. Auch wenn Du
(der Freundschaftspflicht) schon nachkommst, setze ich trotzdem
bei (gutem) Wind das Ruder ein. Es schadet (ja) nicht, einem Pferd
(auch) in vollem Lauf die Sporen zu geben.
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66 VII
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1 Esse salutatum vult te mea littera primum
2 a male pacatis, Attice, missa Getis.
3 proxima subsequitur, quid agas, audire voluntas,
4 et si, quidquid agis, sit tibi cura mei.
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7 An Atticus293
(5) Ich zweifle nicht daran, dass Du es bist, aber gerade die Furcht
vor allem, was schlimm ist, bringt mich oft dazu, unnötige Ängste zu
hegen. Hab’ bitte Nachsicht und verzeih (mir diese meine) zu große
Befürchtung: Einen Schiffbrüchigen versetzt auch eine ruhige See in
Angst und Schrecken. Ein Fisch, der einmal von der tückischen An-
gel verletzt wurde, (10) argwöhnt, dass in jeder Nahrung ein eiserner
Hacken versteckt ist. Oft läuft ein Lamm, wenn es in der Ferne einen
Hund sieht, vor ihm davon im Glauben, es sei ein Wolf, und entfernt
sich so dummerweise von seinem Beschützer. Verwundete Glieder
schrecken vor einer noch so sanften Berührung zurück, und (schon)
ein harmloser Schatten jagt überängstlichen Menschen einen Schre-
cken ein.
(15) So nehme auch ich, getroffen von den ungerechten Pfeilen der
Fortuna, in meinem Herzen nur Trauriges wahr. Es ist mir nun klar,
dass mein Schicksal die eingeschlagene Richtung beibehält (und)
stets auf seiner gewohnten Bahn weiter gehen wird; und ich glaube,
die Götter sind darauf aus, dass für mich nichts gut ausgeht, (20) und
dass der Fortuna nur schwer ein Schnippchen geschlagen werden
kann. Ihr liegt daran, mich zu vernichten, und war sie gewöhnlich
(früher) sanft (zu mir), schadet sie mir (nun) in einem fort und fest
entschlossen.
Glaub’ mir, wenn Du mich als einen kennst, der die Wahrheit sagt,
und es in meiner Lage auch keine Selbsttäuschung geben kann: (25)
Man kann schneller die Ähren der Felder am Kinyps295 zählen und
wie viel Thymian an den Hängen der Hybla296 blüht, und eher sicher
109
29 quam tibi nostrorum statuatur summa laborum,
30 quos ego sum terra, quos ego passus aqua.
31 nulla Getis toto gens est truculentior orbe,
32 sed tamen hi nostris ingemuere malis,
33 quae tibi si memori coner perscribere versu,
34 Ilias est fati longa futura mei.
110
sein, wie viele Vögel flügelschlagend in der Luft fliegen und wie viele
Fische im Meer schwimmen297, als dass man sich das ganze Ausmaß
meiner Leiden vorstellen könnte, (30) die ich zu Land und zu Wasser
durchgemacht habe298. Kein Volk auf dem ganzen Erdkreis ist furcht-
barer als die Geten299, und doch haben auch sie meine Leiden be-
klagt; wenn ich Dir diese in entsprechenden Versen ausführlich zu
beschreiben suchte, würde eine Ilias meines Schicksals (sehr) lang!
(35) Ich bin nun aber nicht furchtsam in der Annahme, ich hätte
von Dir etwas zu befürchten300, dessen Liebe mir (schon) tausend-
fach bewiesen wurde, sondern (ich fürchte mich nur), weil jeder Un-
glückliche ein furchtsames Wesen ist und meine Tür seit langer Zeit
für (jegliche) Freude geschlossen ist. Der Kummer gehört schon zu
meinem Alltag, und wie (40) Felsen an einem Wasserfall durch den
fortwährenden Anprall ausgewaschen werden, so werde ich durch
die andauernden Schläge des Schicksals verwundet, und ein neuer
Hieb findet bei mir kaum noch eine (freie) Stelle. Eine Pflugschar
wird bei dauerndem Einsatz nicht stärker abgenutzt und die Via Ap-
pia301 ist nicht mehr vom Rund der Räder abgerieben, (45) als mein
Herz durch die ununterbrochenen Leiden zermürbt wird; und ich
habe (noch) nichts gefunden, was mir helfen könnte.
111
61 recta fides comitum poterat mala nostra levare,
62 ditata est spoliis perfida turba meis.
63 mitius exilium faciunt loca, tristior ista
64 terra sub ambobus non iacet ulla polis.
65 est aliquid patriis vicinum finibus esse,
66 ultima me tellus, ultimus orbis habet.
67 praestat et exulibus pacem tua laurea, Caesar,
68 Pontica finitimo terra sub hoste iacet.
69 tempus in agrorum cultu consumere dulce est,
70 non patitur verti barbarus hostis humum.
71 temperie caeli corpus animusque iuvatur,
72 frigore perpetuo Sarmatis ora riget.
73 est in aqua dulci non invidiosa voluptas,
74 aequoreo bibitur cum sale mixta palus.
112
zu erfahren306, (60) dem Schiff aus Ithaka307 war das Meer nicht so ge-
fährlich (wie meinem). Die rechte Zuverlässigkeit meiner Begleiter308
hätte meine Beschwernisse erleichtern können, (aber) das treulose
Gesindel hat sich an meinem Hab und Gut bereichert. (Auch) kann
der Ort eine Verbannung erträglicher machen309, doch es gibt kein
trostloseres Land unter beiden Polen als dieses (hier). (65) Es ist viel
wert, nahe der Heimat zu leben, mich (aber) hält das äußerste Land,
das Ende des Erdkreises fest. Sogar Verbannten sichert dein Lorbeer,
Caesar, den Frieden310 zu, (aber) das pontische Land ist dem Feind
ganz in der Nähe ausgesetzt. Seine Zeit mit dem Bebauen der Felder
zu verbringen, ist angenehm, (70) (aber hier) lässt der barbarische
Feind nicht zu, den Acker zu pflügen. Ein mildes Klima tut Leib und
Seele gut, doch die sarmatische Küste erstarrt in andauernder Kälte.
Süßwasser bereitet bescheidenen Genuss, (hier aber) trinkt man von
Meersalz durchsetztes Sumpfwasser.
(75) Alles geht mir (hier) ab, doch der Geist überwindet alles; er lässt
sogar den Körper zu Kräften kommen. Will man eine Last tragen,
muss man sich mit gebeugtem Nacken dagegen stemmen oder sie
wird herunterfallen, wenn man zulässt, dass sich die Muskeln ent-
spannen. Auch die Hoffnung darauf, dass der Zorn des Princeps im
Laufe der Zeit nachlassen könnte, (80) bewahrt mich davor, meinen
Lebenswillen aufzugeben und ganz mutlos zu werden.
Und auch Ihr wenigen habt mich durchaus getröstet; Eure Treue hat
sich in meinem Elend erwiesen. Ich bitte Dich, bleibe dabei und ver-
lass nicht mein Schiff auf dem Meer311, steh für mich ein und zugleich
auch für Deine gute Meinung (von mir)312.
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94 VIII
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1 Redditus est nobis Caesar cum Caesare nuper,
2 quos mihi misisti, Maxime Cotta, deos,
3 utque tuum munus numerum, quem debet, haberet,
4 est ibi Caesaribus Livia iuncta suis.
5 argentum felix omnique beatius auro,
6 quod, fuerit pretium cum rude, numen habet.
7 non mihi divitias dando maiora dedisses
8 caelitibus missis nostra sub ora tribus.
114
8 An Cotta Maximus313
(Doch) täusche ich mich, oder gibt es auf dem Porträt Züge, die mir
zürnen, und macht diese finstere Miene (etwa) einen drohenden Ein-
druck?
Schone mich, Du Held, der durch seine Verdienste größer ist als der
unermessliche Erdkreis, und halte die Zügel Deiner berechtigten
Strafmaßnahme kurz! (25) Schone mich bitte, Du unvergängliche
Zier unserer Zeit, den sein fürsorglicher Einsatz zum Herrn der Welt
115
29 perque tori sociam, quae par tibi sola reperta est,
30 et cui maiestas non onerosa tua est,
31 perque tibi similem virtutis imagine natum,
32 moribus adgnosci qui tuus esse potest,
33 perque tuos vel avo dignos vel patre nepotes,
34 qui veniunt magno per tua iussa gradu,
35 parte leva minima nostras et contrahe poenas,
36 daque, procul Scythico qui sit ab hoste, locum.
116
macht. Bei der göttlichen Macht unseres Vaterlandes, das Du mehr
schätzt als Dich selbst, bei den Göttern, die zu Deinen Gebeten nie-
mals die Ohren verschließen, bei der Gefährtin Deines Lagers316, die
sich Dir als einzige ebenbürtig erwiesen hat, (30) und der Deine Er-
habenheit nicht zur Last wird, und bei Deinem Sohn317, der Dir ähn-
lich ist im Ausdruck seiner Tüchtigkeit und durch seinen Charakter
als der Deine erkannt werden kann, und bei Deinen Enkeln318, die
ihres Großvaters und Vaters würdig sind und mit großen Schritten
auf Dein Geheiß hin voranschreiten319 – (35) mildere und verkürze
ein wenig meine Bestrafung und weise mir einen Ort zu, der entfernt
vom skythischen Feind liegt.
117
61 sic homines novere deos, quos arduus aether
62 occulit, et colitur pro Iove forma Iovis.
118
zugleich drei Gottheiten330 in mein Haus eingetreten sind. Glück-
lich (sind die), die nicht (nur) Bildnisse, sondern (die Dargestellten)
selbst, also mit eigenen Augen die wirklichen Gestalten der Götter
sehen. Weil mir das mein böses Schicksal verweigert, (60) verehre
ich Antlitz und Gestalt, wie es der Künstler geschaffen hat. So stellen
sich (ja auch) die Menschen ihre Götter vor, die der hohe Himmel
verbirgt, und an Stelle Jupiters wird ein Bildnis Jupiters verehrt.
Wacht nun darüber, dass Euer Abbild, das bei mir ist und immer (bei
mir) sein wird, nicht an diesem verhassten Ort bleibt. (65) Denn eher
fällt dieses mein Haupt mir vom Nacken und (eher) ertrage ich, dass
meine Augenlider durchbohrt werden und ich erblinde, als dass ich
mir Euch, ihr Götter des Staates, entwenden ließe und ohne (Euch)
sei: Ihr werdet der (sichere) Hafen und der (rettende) Altar meiner
Verbannung sein, um Euch werde ich (bittflehend) die Arme legen,
wenn ich von getischen Waffen umgeben bin, (70) und werde (Euch)
gleichsam als meinen Adlern331 und Feldzeichen folgen.
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94 IX
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1 Regia progenies, cui nobilitatis origo
2 nomen in Eumolpi pervenit usque, Coty,
3 Fama loquax vestras si iam pervenit ad aures
4 me tibi finitimi parte iacere soli,
5 supplicis exaudi, iuvenum mitissime, vocem,
6 quamque potes profugo – nam potes – affer opem!
7 me fortuna tibi – de qua quod non queror hoc est –
8 tradidit, hoc uno non inimica mihi.
9 excipe naufragium non duro litore nostrum,
10 ne fuerit terra tutior unda tua.
120
9 An König Cotys332
Du Spross von Königen, Cotys, dessen edle Herkunft bis auf den Na-
men Eumolpus333 zurückreicht, wenn die schwatzhafte Fama334 schon
zu Deinen Ohren gedrungen ist, dass ich auf einem Landstrich dar-
niederliege, der Dir benachbart ist, (5) gewähre, Du sanftmütigster
der jungen Männer, der Stimme eines Bittflehenden Gehör und hilf
einem Verbannten, soweit Du kannst – denn Du kannst es! Das
Schicksal hat mich Dir anvertraut – das ist es, was ich an ihm nicht
beklage – und wenigstens hierin war es nicht gegen mich. Nimm
mein gescheitertes Schiff an gefahrlosem Ufer auf, (10) auf dass das
Meer nicht sicherer sei als Dein Land.
Es gehört, glaube mir, zum Wesen von Königen, denen zu helfen, die
gestürzt sind, und dies entspricht einem so großen Mann wie Dir.
Das steht (Deinem) hohen Rang gut an, der, auch wenn er sehr hoch
ist, dennoch kaum Deiner Großherzigkeit gleichkommen kann.
(15) Macht wird nie aus besserem Grund geachtet, als dann, wenn
sie Bitten nicht vergeblich sein lässt. Dies verlangt der Glanz Dei-
ner Herkunft, dies obliegt einem Adel, der von den Göttern stammt,
dies rät Dir auch Eumolpus, der berühmte Stammvater (Deines) Ge-
schlechts, (20) und Erichthonius, der dem Eumolpus voranging335.
Dies haben ein Gott und Du gemeinsam, dass ihr beide, um Hilfe
gebeten, denen, die Euch anflehen, zu helfen pflegt.
Wird es noch einen Grund geben, eine Gottheit mit ihr gebühren-
der Verehrung zu würdigen, wenn man nicht der Meinung ist, dass
Götter uns helfen wollen? (25) Wenn Jupiter einem Bittenden gegen-
über seine Ohren verschlösse, wozu fiele dann ein Opfertier (vom
Beil) getroffen vor Jupiters Tempel zu Boden? Wenn das Meer mir
auf der Fahrt keine Ruhe gewährte, wozu sollte ich Neptun sinnlos
Weihrauch opfern? Wenn fruchtlose Felder die Arbeit der Bauern
zunichte machten, (30) wozu nähme Ceres dann die Eingeweide ei-
ner trächtigen Sau an336? Und dem lockigen Bacchus wird der Bock
121
31 nec dabit intonso iugulum caper hostia Baccho,
32 musta sub adducto si pede nulla fluent.
33 Caesar ut imperii moderetur frena precamur,
34 tam bene quod patriae consulit ille suae.
35 utilitas igitur magnos hominesque deosque
36 efficit auxiliis quoque favente suis.
122
als Opfertier nicht seine Kehle hinhalten, wenn kein Most unter dem
Auf und Nieder der Füße fließt. Wir beten darum, dass unser Kaiser
die Zügel des Reichs (weiterhin) lenke, weil er so gut für sein Vater-
land sorgt. (35) Die Vorteile (die man von ihnen hat) machen Men-
schen und Götter groß, denn jeder ist ihnen gewogen, weil sie helfen.
Auch Du, Cotys, hilf als Sohn, der seines Vaters würdig ist, einem
Mann, der in Deinem Bereich (am Boden) liegt! Einen Menschen zu
retten, ist eine Neigung, die zum Menschen gehört, (40) und durch
keine (andere) Eigenschaft lässt sich mehr Sympathie erreichen. Wer
verwünscht nicht den Laestrygonen Antiphates337? Oder wer miss-
billigt den Charakter des gastfreundlichen Alkinoos338? Dein Vater
ist nicht der Mann aus Kassandrea339 und nicht aus dem Geschlecht
von Pherae340 oder (Nachkomme dessen), der einen Künstler mit
Hilfe dessen eigener Kunst röstete341, (45) sondern Du bist, so tapfer
Du auch im Krieg bist und eine Niederlage im Kampf nicht kennst,
nie blutrünstig, wenn einmal Friede geschlossen ist.
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63 haec quoque res aliquid tecum mihi foederis affert:
64 eiusdem sacri cultor uterque sumus.
65 ad vatem vates orantia bracchia tendo,
66 terra sit exiliis ut tua fida meis.
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in ein und demselben Heiligtum. (65) Als Dichter erhebe ich zum
Dichter flehend meine Arme, dass Dein Land mir als Verbanntem
Sicherheit biete.
Ich bin nicht eines Mordes schuldig an die Küste des Pontus gekom-
men oder habe mit eigener Hand schreckliche Gifte gemischt346; auch
wurde mein Siegelring nicht überführt, er habe bei einem unterge-
schobenen Dokument (70) in betrügerischer Absicht seinen Ab-
druck auf (das Wachs) der Banderole gedrückt; ich habe auch nichts
begangen, was mir ein Gesetz verbietet, muss freilich ein schwere-
res Vergehen als all das gestehen. Frage nicht weiter! Ich habe die
dumme „Ars“ geschrieben347; sie ist es, die meine Hand nicht ohne
Schuld sein lässt! (75) Ob ich mir außerdem noch etwas habe zu-
schulden kommen lassen, (danach) frage nicht, damit meine Schuld
allein durch die „Ars“ abgedeckt ist. Was es auch sei, es erfuhr (nur)
den maßvollen Zorn des Richters, der mir nichts wegnahm außer
den Boden der Heimat. Da ich den vermisse, möge (mir) jetzt Deine
Nachbarschaft helfen, (80) sodass ich an diesem verhassten Ort (we-
nigstens) sicher sein kann.
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97 X
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1 Ecquid ab impressa cognoscis imagine cerae
2 haec tibi Nasonem scribere verba, Macer,
3 auctorisque sui si non est anulus index,
4 cognitane est nostra littera facta manu?
5 an tibi notitiam mora temporis eripit horum,
6 nec repetunt oculi signa vetusta tui?
7 sis licet oblitus pariter gemmaeque manusque,
8 exciderit tantum ne tibi cura mei!
9 quam tu vel longi debes convictibus aevi,
10 vel mea quod coniunx non aliena tibi,
11 vel studiis, quibus es quam nos sapientius usus,
12 utque decet, nulla factus es Arte nocens.
13 tu canis aeterno quidquid restabat Homero,
14 ne careant summa Troica bella manu.
15 Naso parum prudens, artem dum tradit amandi,
16 doctrinae pretium triste magister habet.
17 sunt tamen inter se communia sacra poetis,
18 diversum quamvis quisque sequamur iter.
19 quorum tu memorem, quamquam procul absumus, esse
20 suspicor et casus velle levare meos.
126
10 An Macer348
Von Dir geführt habe ich die prächtigen Städte Asiens besichtigt, von
Dir gelenkt haben meine Augen Sizilien kennen gelernt: Wir sahen
den Himmel von den Flammen des Ätna glänzen, die der unter dem
Berg liegende Gigant352 aus seinem Rachen speit, (25) die Seen bei
Henna353 und die übel riechenden Sümpfe des Palikus354 und Kya-
ne355, die der Anapus356 mit seinem Wasser mischt, und nicht fern
davon die Nymphe, die auf der Flucht vor dem Fluss von Elis unter
dem Meer verborgen auch heute noch forteilt357.
127
31 et quota pars haec sunt rerum, quas vidimus ambo
32 te mihi iucundas efficiente vias,
33 seu rate caeruleas picta sulcavimus undas,
34 esseda nos agili sive tulere rota.
35 saepe brevis nobis vicibus via visa loquendi,
36 pluraque, si numeres, verba fuere gradu;
37 saepe dies sermone minor fuit, inque loquendum
38 tarda per aestivos defuit hora dies.
128
kleiner Teil ist das von den Dingen, die wir beide sahen, wobei Du
mir das Reisen angenehm machtest, sei es, dass wir auf einem bunt
bemalten Schiff die blauen Wogen durchzogen, sei es, dass Reisewa-
gen uns auf schnellen Rädern dahin trugen. (35) Oft kam uns der
Weg durch die Abwechslung bei unseren Gesprächen kurz vor, und
wenn man es zählen würde, waren es mehr Worte als Schritte; oft war
der Tag kürzer als unsere Unterhaltung, und zum Sprechen reichten
(auch) die langen Abendstunden der Sommertage nicht aus.
Wenn Dir (all) das wieder in Erinnerung kommt, werde ich Dir,
wenn ich auch fern bin, allzeit vor Augen sein, als hättest Du mich
eben erst gesehen. (45) Obwohl ich mich selbst am Rand der Welt
unter dem nördlichen Pol358 befinde, der immer höher steht als das
wogende Meer, schaue ich Dich dennoch – nur so kann ich es ja –
mit meinem Herzen und spreche oft mit Dir (hier) unter dem kalten
Himmel. Du bist hier, ohne es zu wissen, und bist sehr, sehr oft an-
wesend, obwohl Du abwesend bist (50) und wie auf Befehl kommst
Du mitten aus der Stadt zu den Geten. Gib mir Gleiches zurück und
behalte mich, zumal die Umgebung, in der Du lebst, glücklicher ist
(als meine), dort drüben in Deinem Herzen in Erinnerung!
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Liber tertius
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Buch III
99 I
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1 Aequor Iasonio pulsatum remige primum,
2 quaeque nec hoste fero nec nive terra cares,
3 ecquod erit tempus, quo vos ego Naso relinquam
4 in minus hostili iussus abesse loco?
5 an mihi barbaria vivendum semper in ista,
6 inque Tomitana condar oportet humo?
132
1 An die Gattin359
Du, Meeresflut, die du zum ersten Mal die Schläge von Jasons360 Ru-
dern erfuhrst, du, Land, das (nie) ohne wilde Feinde und Schnee ist,
kommt wohl einmal der Tag, an dem ich, Naso, euch verlassen kann
mit der Anweisung, an einem weniger feindseligen Ort im Exil zu
sein? (5) Oder muss ich (für) immer in diesem barbarischen Land
leben und in der Erde von Tomis bestattet werden?
133
31 te magis est mirum non hoc evincere, coniunx,
32 inque meis lacrimas posse tenere malis.
33 quid facias, quaeris: quaeras hoc scilicet ipsum,
34 invenies, vere si reperire voles.
35 velle parum est: cupias, ut re potiaris, oportet,
36 et faciat somnos haec tibi cura breves.
37 velle reor multos: quis enim mihi tam sit iniquus,
38 optet ut exilium pace carere meum?
39 pectore te toto cunctisque incumbere nervis
40 et niti pro me nocte dieque decet.
41 utque iuvent alii tu debes vincere amicos
42 uxor et ad partis prima venire tuas.
43 magna tibi imposita est nostris persona libellis:
44 coniugis exemplum diceris esse bonae.
45 hanc cave degeneres, ut sint praeconia nostra
46 vera, vide Famae quod tuearis opus.
47 ut nihil ipse querar, tacito me Fama queretur,
48 quae debet, fuerit ni tibi cura mei.
134
Es ist demnach keineswegs verwunderlich, wenn ich auf ein Ende
(all) dieser Dinge dränge (30) (und) immerzu um eine andere Ge-
gend (für meine Verbannung) bitte. Umso verwunderlicher ist es,
dass Dich, meine Frau, dies nicht überzeugt und Du angesichts
meiner schlimmen Lage Deine Tränen zurückhalten kannst364. Du
fragst, was Du tun sollst? Gerade das sollst Du herausfinden und
wirst es auch finden, wenn Du es ernsthaft finden willst. (35) Der
(gute) Wille (allein) genügt nicht: Du musst (sehnlich) wünschen,
dass Du Dein Ziel erreichst, und diese Sorge muss Dir den Schlaf
rauben. Den (guten) Willen haben wohl viele : Wer wäre mir in der
Tat so übel gesinnt zu wünschen, mein Verbannungsort solle keinen
Frieden haben? 365 Dir steht es an, Dich mit ganzem Herzen und
all Deinen Kräften anzustrengen (40) und Dich Tag und Nacht für
mich einzusetzen. Wenn auch andere helfen, musst Du mehr tun als
die Freunde und als meine Frau die erste Stelle bei der Pflichterfül-
lung einnehmen. In meinen Briefen ist Dir eine wichtige Rolle zu-
gedacht: Du wirst (in ihnen) das Musterbeispiel einer guten Ehefrau
genannt366. (45) Du darfst dieser Rolle nicht Unehre machen, und
damit mein Lob (auch) zutrifft, achte darauf, das Wirken der Fama367
zu berücksichtigen. Wenn ich auch selbst über nichts klagte, wird
mich Fama trotz meines Schweigens beklagen, wenn Du Dich nicht
so um mich sorgtest, wie es sich gehört.
Mein Schicksal hat mich dem Publikum (erst richtig) sichtbar (50)
und mich (noch) bekannter gemacht, als ich es vorher war. Kapa-
neus368 wurde durch den Blitzschlag bekannter, (und) Amphiaraus369
bekannt durch sein von der Erde verschlungenes Pferdegespann.
Wenn er weniger herumgeirrt wäre, wäre Odysseus nicht so bekannt,
(und) Philoktet370 wurde (nur) durch seine Wunde weithin berühmt.
(55) Wenn unter solch großen Namen ein Platz für kleine ist, macht
auch mich mein Sturz bekannt.
135
63 utque favere reor plures virtutibus istis
64 sic tua non paucae carpere facta volent.
65 quarum tu praesta ne livor dicere possit:
66 „haec est pro miseri lenta salute viri.“
67 cumque ego deficiam nec possim ducere currum,
68 fac tu sustineas debile sola iugum.
69 ad medicum specto venis fugientibus aeger:
70 ultima pars animae dum mihi restat, ades,
71 quodque ego praestarem, si te magis ipse valerem,
72 id mihi, cum valeas fortius, ipsa refer.
73 exigit hoc socialis amor foedusque maritum,
74 moribus hoc, coniunx, exigis ipsa tuis.
75 hoc domui debes, de qua censeris, ut illam
76 non magis officiis quam probitate colas.
77 cuncta licet facias, nisi eris laudabilis uxor,
78 non poterit credi Marcia culta tibi.
136
viele werden sich über Deinen treuen Einsatz als Ehefrau ihr Urteil
bilden. Glaube mir, sooft Du in meinen Gedichten gelobt wirst, fragt
der, der dieses Lob liest, ob Du es auch verdienst. Zwar meine ich,
dass die meisten Deinen Tugenden Beifall zollen, dass aber (womög-
lich) nicht wenige (Frauen) Dein Handeln zu kritisieren bereit sind.
(65) Du musst beweisen, dass ihre Missgunst nicht sagen kann: „Sie
kümmert sich nicht (richtig) um die Rettung ihres unglücklichen
Mannes“. Und da meine Kraft nachgelassen hat und ich den Wagen
nicht (mehr) ziehen kann, musst Du allein das schwach gewordene
Gespann372 aufrecht halten. Krank und mit schwachem Puls373 wende
ich mich (zu Dir) als Ärztin: (70) Steh mir bei, solange ein Rest Le-
benskraft in mir ist, und was ich auf mich nähme, wenn ich besser bei
Kräften wäre als Du, das tue umgekehrt für mich, da Du ja mehr bei
Kräften bist. Das verlangt die Gattenliebe und der Ehebund, (und)
das, liebe Frau, verlangen Deine eigenen (moralischen) Grundsätze
von Dir374. (75) Du bist auch dem Haus375, von dem Dein guter Ruf
stammt, schuldig, dass Du es weniger durch Deine Aufwartungen als
durch Deine Redlichkeit ehrst. Was auch immer Du tust: Wenn man
Dich nicht als Ehefrau loben wird, wird man nicht glauben können,
dass Du Marcia376 verehrst.
137
95 nec tibi Amazonia est pro me sumenda securis
96 aut excisa levi pelta gerenda manu.
97 numen adorandum est, non ut mihi fiat amicum,
98 sed sit ut iratum, quam fuit ante, minus,
99 gratia si nulla est, lacrimae tibi gratia fient:
100 hac potes aut nulla parte movere deos.
101 quae tibi ne desint, bene per mala nostra cavetur,
102 meque viro flendi copia dives adest,
103 utque meae res sunt, omni, puto, tempore flebis:
104 has fortuna tibi nostra ministrat opes.
138
Und zürne mir nicht, wenn ich so oft in meinen Versen (90) darum
bitte, Du solltest tun, was Du (ja schon) tust, und dass Du Dir selbst
treu bleiben sollst: Ein Trompeter ist es gewöhnt, auch tapfere (Sol-
daten) zu unterstützen, und ein Heerführer feuert durch seine Zuru-
fe auch wacker kämpfende Männer an. Deine Redlichkeit ist bekannt
und für immer bezeugt; möge Dein Mut nicht geringer sein als Deine
Redlichkeit!379
(95) Du musst für mich nicht zur Streitaxt der Amazonen greifen
oder mit leichter Hand ihre Pelta führen!380 Du sollst (bloß) zu der
Gottheit381 beten, nicht, dass sie mir freundlich gesinnt werde, son-
dern (nur), dass sie weniger zürnen möge als früher. Und wenn Du
keine Gnade findest, werden Tränen Dir Gnade bewirken: (100)
(Nur) so – oder überhaupt nicht – kannst Du die Götter bewegen.
Dass es Dir an Tränen nicht mangelt, wird sicher durch mein Elend
verhindert, und da ich Dein Mann bin, gibt es reichlich Anlass zum
Weinen, und, so glaube ich, wie es gerade um mich steht, wirst Du
ununterbrochen weinen. Mein Schicksal stellt Dir diese Hilfe zur
Verfügung.
(105) Wenn mein Tod, was Gott verhüten möge, durch Deinen zu
erkaufen wäre, nähmst Du Dir Admets Frau382 zum Vorbild. Du wür-
dest (auch) Penelope nacheifern, wolltest Du als verheiratete Frau
aufdringliche Freier durch eine fromme List täuschen383. (Und) wenn
Du den Manen384 Deines verstorbenen Mannes als Gefährtin folgen
wolltest, (110) würde Laodamia385 Dich anleiten, so zu handeln,
(und) Dir müsste Iphis’ Tochter386 vor Augen stehen, wenn Du Dich
etwa in einen brennenden Scheiterhaufen stürzen wolltest. Doch Du
musst nicht den Tod suchen, (und auch) der Webstuhl der Tochter
des Ikarius387 ist nicht nötig: Dein Mund muss (nur) die Gattin des
Kaisers anflehen, (115) die durch ihre Tugendhaftigkeit dafür ein-
steht, dass die alten Zeiten unser Jahrhundert, was das Rühmen der
Sittsamkeit angeht, nicht beschämen, (und) die, da sie die Schönheit
der Venus und den Charakter Junos in sich vereinigt, sich als einzige
des göttlichen Lagers388 würdig erwies. Warum also hast Du Angst
139
129 eligito tempus captatum saepe rogandi,
130 exeat adversa ne tua navis aqua!
131 non semper sacras reddunt oracula sortis,
132 ipsaque non omni tempore fana patent.
133 cum status urbis erit, qualem nunc auguror esse,
134 et nullus populi contrahet ora dolor,
135 cum domus Augusti, Capitoli more colenda,
136 laeta – quod est et sit – plenaque pacis erit,
137 tum tibi di faciant adeundi copia fiat,
138 profectura aliquid tum tua verba putes.
139 si quid aget maius, differ tua coepta caveque
140 spem festinando praecipitare meam.
141 nec rursus iubeo, dum sit vacuissima, quaeras:
142 corporis ad curam vix vacat illa sui.
143 [omnia per rerum turbam fastidia perfer:
144 quolibet illa meat, tu quoque oportet eas.]
145 cum tibi contigerit vultum Iunonis adire,
146 fac sis personae, quam tueare, memor,
147 nec factum defende meum: mala causa silenda est!
148 nil nisi sollicitae sint tua verba preces.
149 tum lacrimis demenda mora est summissaque terra
150 ad non mortalis bracchia tende pedes.
151 tum pete nil aliud, saevo nisi ab hoste recedam;
152 hostem Fortunam sit satis esse mihi.
153 plura quidem subeunt, sed sunt turbata timore;
154 haec quoque vix poteris voce tremenda loqui.
155 suspicor hoc damno fore non tibi: sentiet illa
156 te maiestatem pertimuisse suam.
157 nec, tua si fletu scindentur verba, nocebit:
158 interdum lacrimae pondera vocis habent.
140
und fürchtest, zu ihr zu gehen?389 Deine Worte müssen (ja) nicht die
verruchte Prokne390 (120) oder die Tochter des Aietes391 bewegen,
auch nicht eine Schwiegertochter des Aigyptus392 oder die böse Frau
Agamemnons393, auch Skylla394 nicht, die mit ihrem Leib das Meer
bei Sizilien in Schrecken hält, auch nicht die Mutter des Telegonus
395
, die Gestalten verwandeln konnte, und auch nicht Medusa396 mit
ihren von Schlangen gebildeten Haarknoten, (125) sondern die erste
der Frauen, bei der Fortuna unter Beweis stellt, dass sie ein gutes
Auge hat und man ihr zu Unrecht den Vorwurf der Blindheit ge-
macht hat. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang gibt es
mit Ausnahme Caesars nirgends auf der Welt eine größere Majestät
als sie.
Triff für den oft ersehnten Zeitpunkt, Deine Bitte vorzutragen, die
richtige Wahl, (130) damit Dein Schiff nicht bei Gegenströmung
ausläuft! (Auch) die Orakel geben nicht zu jeder Zeit ihre heiligen
Sprüche aus, und selbst die Tempel stehen nicht allzeit offen. Wenn
die Lage so sein wird, wie ich sie zur Zeit vermute, und kein Kummer
die Mienen des Volkes verhärtet, (135) wenn das Haus des Augustus,
das gleich dem Kapitol397 zu verehren ist, froh sein wird – wie es das
(jetzt) ist398 und auch bleiben möge – und vom Frieden erfüllt, dann
mögen die Götter bewirken, dass Dir Gelegenheit gegeben wird vor-
zusprechen, und dann kannst Du annehmen, dass Deine Worte et-
was bewirken. Wenn sie399 (aber) Wichtigeres zu tun hat, verschiebe
Dein Vorhaben und gib acht, (140) meine Hoffnung durch Übereifer
nicht zugrunde zu richten. Andererseits empfehle ich nicht, dass Du
wartest, bis sie ganz ohne Beschäftigung ist: Ihr bleibt (ja) kaum Zeit
sich (einmal) um sich selbst zu kümmern. [Steh Deinen Widerwil-
len bei all dem geschäftigen Treiben (um die Kaiserin) durch: Wohin
auch immer sie sich (mit ihrem Gefolge) bewegt, da musst auch Du
hingehen.]400 (145) Wenn es Dir (aber) gelungen ist, Dich dem Ant-
litz Junos401 zu nähern, denke an die Rolle, die Du zu spielen hast
und verteidige meine Tat nicht: Über einen bösen Fall muss man
schweigen! Deine Worte sollen (vielmehr) nur ängstliche Bitten sein.
Und dann darfst Du den Tränen nicht Einhalt gebieten. Wirf Dich
141
163 e quibus ante omnis Augustum numen adora
164 progeniemque piam participemque tori.
165 sint utinam mites solito tibi more tuasque
166 non duris lacrimas vultibus aspiciant!
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zu Boden (150) und strecke (flehend) die Arme hin zu den Füßen
der Gottheit. Und bitte dann nur darum, dass ich mich vom grau-
samen Feind entfernen darf; dass Fortuna gegen mich ist, sei genug!
Mir fällt noch mehr ein, (was Du sagen könntest), aber meine Furcht
bringt alles durcheinander. Mit zitternder Stimme wirst Du ja kaum
das eine402 sagen können. (155) Ich nehme an, dass Dir dies nicht
schaden wird: Sie wird ja spüren, dass es ihre Erhabenheit ist, die
Dich so überaus ängstlich macht. Und es wird auch nicht schaden,
wenn Deine Worte durch Schluchzen unterbrochen werden: Manch-
mal haben Tränen dieselbe Wirkung wie Worte.
Achte auch darauf, einen passenden Tag für dieses Dein Vorhaben
zu wählen (160) und die richtige Stunde sowie günstige Vorzeichen!
Doch entzünde (vor Deinem Bittgang) das Feuer auf dem heiligen
Altar und opfere den großen Göttern reinen403 Weihrauch und Wein.
Bete vor allen anderen den göttlichen Augustus an sowie seine (ihm)
ergebenen Nachkommen404 und die, die das Lager mit ihm teilt.
(165) Mögen sie sich Dir in gewohnter Weise gnädig erweisen405 und
Deinen Tränen nicht mit strenger Miene begegnen!
143
198 II
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200
1 Quam legis a nobis missam tibi, Cotta, salutem,
2 missa sit ut vere perveniatque precor.
3 namque meis sospes multum cruciatibus aufers,
4 utque sit in nobis pars bona salva facis,
5 cumque labent aliqui iactataque vela relinquant,
6 tu lacerae remanes ancora sola rati.
7 grata tua est igitur pietas; ignoscimus illis,
8 qui cum Fortuna terga dedere fugae.
9 cum feriant unum, non unum fulmina terrent,
10 iunctaque percusso turba pavere solet,
11 cumque dedit paries venturae signa ruinae,
12 sollicito vacuus fit locus ille metu.
13 quis non e timidis aegri contagia vitat
14 vicinum metuens ne trahat inde malum?
15 me quoque amicorum nimio terrore metuque
16 non odio quidam destituere mei.
17 non illis pietas, non officiosa voluntas
18 defuit: adversos extimuere deos.
19 utque nimis cauti possunt timidique vocari,
20 sic appellari non meruere mali.
21 an meus excusat caros ita candor amicos,
22 utque habeant per me crimina nulla, cavet?
23 sint hac contenti venia scierintque licebit
24 purgari factum me quoque teste suum.
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2 An Cotta Maximus406
Das Dir, Cotta, von mir gesandte „Wohlergehen“, das Du liest, sei,
so wünsche ich, Dir tatsächlich übersandt und komme bei Dir an.407
Wenn es Dir nämlich gut geht, nimmst Du viel von meinem Leid weg
und bewirkst (dadurch), dass es (auch) mit mir zu einem großen Teil
gut steht, (5) und wenn auch manche (Leute) wanken und die hin
und her geworfenen Segel fahren lassen, bleibst Du einziger Anker
für mein angeschlagenes Schiff. Deine freundschaftliche Zuneigung
ist daher wohltuend; (aber) ich verzeihe denen, die sich zusammen
mit Fortuna von mir abwendeten und flohen. Auch wenn Blitze
(nur) einen treffen, erschrecken sie doch nicht (nur) einen, (10) und
die Leute, die nahe bei dem Getroffenen waren, beben in der Regel
vor Angst. Und wenn eine Mauer Anzeichen eines baldigen Einstur-
zes aufweist, wird der Platz vor ihr aus Besorgnis und Angst (men-
schen)leer. Wer von (solch) ängstlichen Menschen meidet nicht die
Berührung eines Kranken aus Furcht, er könne sich ein ähnliches
Leiden zuziehen? (15) Auch mich ließen manche Freunde aufgrund
zu großer Schreckhaftigkeit und Furcht und im Stich, nicht (aber)
aus Abneigung mir gegenüber. Es fehlte ihnen nicht an liebevoller
Gesinnung, (auch) nicht an Willen, mir zu helfen: Sie fürchteten, die
Götter gegen sich zu haben!408 Allenfalls können sie übervorsichtig
und ängstlich genannt werden, (20) haben es aber nicht verdient,
dass man sie böse nennt. Oder ist es so, dass mein guter Glaube die
lieben Freunde soweit entschuldigt, dass er bewirkt, dass an ihnen
kein Vorwurf von meiner Seite hängen bleibt? Mögen sie mit dieser
meiner Nachsicht zufrieden sein und wissen, dass ihr Verhalten so-
gar durch mein Zeugnis gerechtfertigt wird.
(25) Ihr wenigen (aber) seid der bessere Teil, die ihr es für nieder-
trächtig hieltet, mir in meiner Notlage nicht beizustehen. Daher
wird mein Dank für eure Verdienste erst dann aufhören, wenn mein
Leichnam zu Asche geworden ist. (Doch) ich täusche mich, (denn)
er wird meine Lebenszeit überdauern, (30) sofern ich noch von einer
145
31 corpora debentur maestis exsanguia bustis:
32 effugiunt structos nomen honorque rogos.
33 occidit et Theseus et qui comitavit Oresten,
34 sed tamen in laudes vivit uterque suas.
35 vos etiam seri laudabunt saepe nepotes,
36 claraque erit scriptis gloria vestra meis.
146
Nachwelt, die an Vergangenes denkt, gelesen werde. (Nur) die Kör-
per gehören nach dem Tod den traurigen Grabstätten, Name und
Ehre aber entkommen den Scheiterhaufen: Sowohl Theseus ist ge-
storben als auch der Gefährte des Orest409, aber dennoch leben beide
zu ihrem Ruhm fort. (35) Auch euch werden unsere späteren Nach-
kommen noch oft preisen, und euer Ruhm wird durch meine Werke
fortbestehen.
Selbst hier kennen euch schon Sarmaten und Geten410, und das bar-
barische Volk lobt solche Gesinnung; und als ich kürzlich über eure
Anständigkeit sprach – (40) ich habe nämlich gelernt, getisch und
sarmatisch zu sprechen411 – da hat ein alter Mann, der unter den Zu-
hörern stand, auf meine Worte hin wie folgt geantwortet:
„Fremdling, auch wir kennen den Begriff ‚Freundschaft‘ gut, wir, die
uns, fern von euch, Pontus und Hister412 umschließen413: (45) Es gibt
einen Ort in Skythien414 – die Alten nannten seine Einwohner Tau-
rer415 – der gar nicht weit vom getischen Gebiet entfernt ist. In dieser
Gegend bin ich geboren – und schäme mich meiner Heimat nicht.
Das Volk dort verehrt die Schwester Apolls416 als Göttin. Ihr Tempel
steht noch heute, gestützt auf mächtige Säulen, (50) und viermal
zehn Stufen führen hinein. Die Überlieferung sagt, dort habe es ein
Standbild der Göttin gegeben, und damit man das weniger in Zweifel
zieht: Der Sockel steht noch da, (allerdings) ohne die Göttin, und der
Altar, der (ursprünglich) von der Art des Steins her weiß war, hat sich
vom darauf vergossenen Blut (der Opfer) verfärbt und ist rötlich (ge-
worden). (55) Die Opferhandlungen führt eine Frau durch, der die
Hochzeitsfackel noch nicht geleuchtet hat und die die jungen Frauen
der Skythen durch ihre edle Herkunft übertrifft. Die Art des Opfers –
so haben es unsere Vorfahren festgelegt – ist derart, dass Fremde,
getroffen vom Schwert der Jungfrau, sterben müssen.
147
61 sceptra tenente illo liquidas fecisse per auras
62 nescioquam dicunt Iphigenian iter,
63 quam levibus ventis sub nube per aethera vectam
64 creditur his Phoebe deposuisse locis.
65 praefuerat templo multos ea rite per annos
66 invita peragens tristia sacra manu,
67 cum duo velifera iuvenes venere carina
68 presseruntque suo litora nostra pede.
69 par fuit his aetas et amor, quorum alter Orestes,
70 alter erat Pylades: nomina fama tenet.
71 protinus inmitem Triviae ducuntur ad aram
72 evincti geminas ad sua terga manus.
73 spargit aqua captos lustrali Graia sacerdos,
74 ambiat ut fulvas infula longa comas.
75 dumque parat sacrum, dum velat tempora vittis,
76 dum tardae causas invenit ipsa morae,
77 „non ego crudelis, iuvenes; ignoscite“, dixit,
78 „sacra suo facio barbariora loco.
79 ritus is est gentis; qua vos tamen urbe venitis
80 quodve parum fausta puppe petistis iter?“
81 dixit, et audito patriae pia nomine virgo
82 consortes urbis comperit esse suae.
83 „alter ut e vobis“ inquit „cadat hostia sacris,
84 ad patrias sedes nuntius alter eat.“
85 ire iubet Pylades carum periturus Oresten;
86 hic negat, inque vices pugnat uterque mori.
87 extitit hoc unum, quo non convenerit illis;
88 cetera par concors et sine lite fuit.
89 dum peragunt iuvenes pulchri certamen amoris,
90 ad fratrem scriptas exarat illa notas.
91 ad fratrem mandata dabat, cuique illa dabantur,
92 – humanos casus aspice – frater erat!
93 nec mora, de templo rapiunt simulacra Dianae
94 clamque per inmensas puppe feruntur aquas.
148
wisse Iphigenie den Weg durch die klaren Lüfte genommen haben;
nachdem sie von leichten Winden in einer Wolke verborgen durch
die Luft getragen worden war, soll Phoebe419 sie in dieser Gegend
abgesetzt haben. (65) Viele Jahre lang hatte sie in gehöriger Weise
dem Tempel vorgestanden, wobei sie die düsteren Opfer nur mit
widerstrebender Hand vollzog, bis zwei junge Männer mit einem
Segel tragenden Schiff ankamen und ihren Fuß auf unseren Strand
setzten. Ihr Alter und ihre Liebe zueinander waren gleich; der eine
von ihnen war Orest, (70) der andere Pylades: So überliefert uns die
Sage ihre Namen. Sie wurden sofort zum grausigen Altar der Trivia420
geschleppt, beide Hände auf ihren Rücken gefesselt. Die griechische
Priesterin besprengte die Gefangenen mit geweihtem Wasser, um
ihnen dann die langen Opferbinden um die blonden Haare schlin-
gen zu können. (75) Und während sie das Opfer vorbereitete und
ihnen die Schläfen mit den Binden umgab, während sie selbst Vor-
wände für ein langes Hinausschieben (des Opfers) erfand, sagte sie:
‚Nicht ich bin grausam, ihr jungen Männer! Verzeiht, ich führe Op-
fer durch, die barbarischer sind als das Land. So ist nun einmal der
Brauch des Volkes hier. Doch aus welcher Stadt kommt ihr (80) oder
welchen Weg habt ihr mit eurem Unglücksschiff verfolgt?‘ So sprach
sie. Und als die heimatliebende Jungfrau den Namen ihres Vaterlan-
des vernommen hatte, wurde ihr klar, dass es sich um Landsleute aus
ihrer eigenen Stadt handelte. Da sagte sie: ‚Nur einer von euch soll
als Opfer am Altar fallen, der andere aber als Bote nach Hause zu-
rückkehren.‘ (85) Zum Sterben bereit fordert Pylades seinen lieben
Orest auf zu gehen; der aber weigert sich, und beide dringen abwech-
selnd darauf zu sterben. Nur dieses eine Mal konnten sie sich nicht
einigen; sonst war das Paar (immer) einer Meinung und ohne Streit.
Während die jungen Männer ihre von wunderbarer Liebe getragene
Auseinandersetzung fortführten, (90) kritzelte sie an ihren Bruder
(daheim) gerichtete Buchstaben hin. Sie übergab die für den Bru-
der bestimmte Botschaft, und der, dem sie übergeben wurde – man
staune über die Zufälle im Menschenleben – war ihr Bruder! Ohne
noch weiter zu warten, entwendeten sie das Standbild der Diana aus
dem Tempel und entfernten sich mit dem Schiff heimlich durch die
149
95 mirus amor iuvenum, quamvis abiere tot anni,
96 in Scythia magnum nunc quoque nomen habet.”
150
endlosen Fluten. (95) Die wunderbare Freundesliebe dieser jungen
Männer genießt, obwohl so viele Jahre (seitdem) vergangen sind, in
Skythien noch heute großes Ansehen.“
Nimm hinzu, dass Dein Herz immer milde gestimmt ist und dass
ein Beweis hohen Adels Dein Charakter ist, (105) den Volesus, der
den Namen Deiner Familie begründet hat422, anerkennen würde, und
den Numa423, (Dein Ahnherr) mütterlicherseits, ganz als den seini-
gen ansähe, und den die, die (später) Deinem Geschlechternamen
Cotta zugerechnet wurden424, billigten, eine Familie, die unterginge,
wenn es Dich nicht gäbe. Als ein solcher Ahnenreihe würdiger Mann
musst Du daran denken, dass Beistand für einen ins Unglück gerate-
nen Freund (110) einem derartigen Charakter entspricht.
151
128 III
129
130
1 Si vacat exiguum profugo dare tempus amico,
2 o sidus Fabiae, Maxime, gentis, ades,
3 dum tibi quae vidi refero, seu corporis umbra
4 seu veri species seu fuit ille sopor:
152
3 An Fabius Maximus425
Wenn Dein Dienst erlaubt, dem verbannten Freund ein wenig Zeit
zu schenken, Maximus, Du Stern der gens Fabia, dann höre mir zu,
wenn ich Dir erzähle, was ich gesehen habe, ob es nun der Schatten
eines Körpers war oder eine wirkliche Gestalt oder (nur) ein Traum-
bild:
(5) Nacht war’s426, und der Mond schien durch die beiden Fenster-
flügel, etwa wie er gewöhnlich zur Monatsmitte scheint. Der Schlaf,
die allgemeine Ruhe der Sorgen, hielt mich umfangen, und meine
müden Glieder waren über das ganze Bett hin gestreckt, als plötzlich
die Luft stark in Bewegung geriet, (wie) von Schwingen gepeitscht,
(10) und das dadurch bewegte Fenster leise knarrte. Aufgeschreckt
stütze ich mich auf meinen linken Ellbogen auf. Fort ist der Schlaf,
vertrieben aus dem zitternden Herzen.
Amor stand da, doch ganz anders427 war seine Miene als sonst früher,
und traurig hielt er sich mit der Linken am ahornen Bettgestell fest,
(15) trug keine Kette am Hals und kein Band im Haar, und es zierte
ihn nicht, wie einst, eine sorgfältig gelegte Frisur: Lose Strähnen428
hingen über sein ungepflegtes Gesicht, und auch seine Flügel schie-
nen mir zerzaust, wie meist die Rücken(federn) der Haustauben in
der Luft (20) durch die Berührung von den vielen Händen derer, die
sie gestreichelt haben.
Als ich ihn erkannt hatte – keinen anderen kenne ich ja besser als
ihn – löste sich meine Zunge und sprach ihn mit folgenden Wor-
ten an: „Amor, du Verursacher der Verbannung deines enttäuschten
Lehrers429, es wäre besser gewesen, ich hätte dich nicht zum Schüler
gehabt! (25) Kommst du jetzt sogar hierhin, wo zu keiner Zeit Friede
herrscht und sich das Wasser der von Barbaren umwohnten Donau
(vor Kälte) zusammenzieht und gefriert? Was bezweckt deine Reise,
außer mein Elend zu sehen, das dich bloßstellt – falls du das nicht
153
29 tu mihi dictasti iuvenalia carmina primus,
30 apposui senis te duce quinque pedes.
31 nec me Maeonio consurgere carmine nec me
32 dicere magnorum passus es acta ducum:
33 forsitan exiguas, aliquas tamen, arcus et ignes
34 ingenii vires comminuere mei.
35 namque ego dum canto tua regna tuaeque parentis,
36 in nullum mea mens grande vacavit opus.
37 nec satis hoc fuerat: stulto quoque carmine feci,
38 Artibus ut posses non rudis esse meis.
39 pro quibus exilium misero est mihi reddita merces,
40 id quoque in extremis et sine pace locis.
154
weißt? Du hast mich als Erster die Gedichte meiner Jugend430 schrei-
ben lassen, (30) und ich habe unter deiner Anleitung dem sechsfü-
ßigen Vers den fünffüßigen beigefügt431. Du hast nicht erlaubt, dass
ich mich im homerischen432 Lied aufschwinge, auch nicht, die Taten
großer Helden zu besingen: Dein Bogen und deine Fackel haben die
vielleicht geringen, doch immerhin vorhandenen Kräfte meiner Be-
gabung geschwächt, (35) denn während ich dein Reich und das dei-
ner Mutter besang, war mein Kopf nicht frei für ein erhabenes Werk.
Doch damit nicht genug: Durch mein törichtes Dichten433 bewirkte
ich, dass du in meinen ‚Künsten‘434 nicht unerfahren sein konntest.
Dafür bin ich Ärmster mit der Verbannung belohnt worden, (40)
und das auch noch am äußersten und friedlosen Rand der Welt.
155
61 sic regat imperium terrasque coerceat omnis
62 Caesar, ab Aenea qui tibi fratre tuus –
63 effice, sit nobis non inplacabilis ira
64 meque loco plecti commodiore velit.“
65 haec ego visus eram puero dixisse volucri,
66 hos visus nobis ille dedisse sonos:
156
Du aber – bei deinen Pfeilen, die alles treffen, (60) bei deinen Fa-
ckeln, die nie ohne verzehrendes Feuer sind, beim Kaiser, der das
Reich lenkt und alle Länder zusammenhält und der dir von Aeneas
her ein Bruder ist443 – wirke darauf ein, dass sein Zorn nicht uner-
bittlich ist und er mir erlaubt, an einem leichter zu ertragenden Ort
Buße zu tun.“
(65) Das ungefähr habe ich dem geflügelten Knaben gesagt, und er
hat mir ungefähr mit folgenden Worten geantwortet:
„Bei meinen Waffen, den Fackeln, und meinen Waffen, den Pfeilen,
bei meiner Mutter und beim Haupt Caesars schwöre ich, dass ich
nur Erlaubtes unter deiner Anleitung gelernt habe (70) und dass in
deinen ‚Künsten‘444 nichts Strafbares steht. Könnte ich doch wie dies
auch die andere (Beschuldigung) abwehren! Du weißt ja, dass es eine
andere Sache gibt, die dir mehr geschadet hat445. Was es auch sei –
an jene Wunde446 soll ja nicht gerührt werden, und du kannst auch
nicht sagen, du seist ohne Schuld; (75) magst du auch dein Vergehen
mit dem Namen ‚Irrtum‘ verschleiern, der Zorn des Richters war der
Verfehlung angemessen. Um dich dennoch zu treffen und im Elend
zu trösten, glitten meine Flügel durch weite Räume (hierher). Diese
Gegend habe ich vor Zeiten erstmals gesehen, als ich auf Bitten mei-
ner Mutter (80) die junge Frau vom Phasis447 mit meinen Geschossen
traf. Dass ich sie jetzt nach langen Jahrhunderten wieder besuche, das
verdanke ich dir, Freund und Mitstreiter in meinem Lager448. Höre
nun auf, dich zu fürchten: Caesars Zorn wird sich legen, und es wird
für dein Anliegen ein milderer Wind wehen. (85) Fürchte auch nicht,
noch lange warten zu müssen: Die Zeit, die wir herbeiwünschen, ist
nahe, und der Triumphzug449 versetzt alles in helle Freude. Wenn
sich dann Kaiserhaus und Nachkommenschaft freuen, wenn Mutter
Livia sich freut, wenn du dich freust, du großer Vater des Vaterlandes
und deines Feldherrn450, wenn das Volk sich beglückwünscht und
über die ganze Stadt hinweg (90) auf jedem Altar duftendes Feuer
brennt, und wenn der erhabene Tempel451 leicht zugänglich ist, dann
ist zu hoffen, dass unsere Bitten etwas ausrichten können.“ So sprach
157
95 si dubitem, faveas quin his, o Maxime, dictis,
96 Memnonio cycnos esse colore putem,
97 sed neque mutatur nigra pice lacteus umor,
98 nec quod erat candens fit terebinthus ebur.
99 conveniens animo genus est tibi: nobile namque
100 pectus et Herculeae simplicitatis habes.
101 livor, iners vitium, mores non exit in altos
102 utque latens ima vipera serpit humo.
103 mens tua sublimis supra genus eminet ipsum,
104 grandius ingenio nec tibi nomen inest.
158
er; (anschließend) löste er sich in leichten Lufthauch auf, oder meine
Sinne wurden wieder wach.
(95) Wollte ich daran zweifeln, dass Du, Maximus, diesen Worten
(Amors) beipflichtest, so wäre das, als glaubte ich, Schwäne hätten
die Farbe Memnons452, doch weder verwandelt sich Milch in schwar-
zes Pech, noch wird zu Terebinthenholz453, was helles Elfenbein war.
Herkunft und Gesinnung stimmen bei Dir überein: Du hast näm-
lich (100) ein edles Herz, aufrichtig wie Herakles454. Missgunst, die-
ses feige Laster, reicht nicht zu Deiner hohen Gesinnung hinauf und
kriecht wie eine Schlange heimlich unten am Boden. Dein edler Sinn
überragt gar Deine Herkunft, und Dein Name stellt Deinen Charak-
ter nicht in den Schatten.
159
129 IV
130
131
1 Haec tibi non vanam portantia verba salutem
2 Naso Tomitana mittit ab urbe tuus,
3 utque suo faveas mandat, Rufine, triumpho,
4 in vestras venit si tamen ille manus.
5 est opus exiguum vestrisque paratibus impar,
6 quale tamen cumque est, ut tueare, rogo:
7 firma valent per se nullumque Machaona quaerunt;
8 ad medicam dubius confugit aeger opem.
9 non opus est magnis placido lectore poetis:
10 quamlibet invitum difficilemque tenent.
11 nos, quibus ingenium longi minuere labores
12 aut etiam nullum forsitan ante fuit,
13 viribus infirmi vestro candore valemus;
14 quod mihi si demas, omnia rapta putem!
15 cunctaque cum mea sint propenso nixa favore,
16 praecipuum veniae ius habet ille liber:
17 spectatum vates alii scripsere triumphum;
18 est aliquid memori visa notare manu.
19 nos ea vix avidam vulgo captata per aurem
20 scripsimus, atque oculi fama fuere mei.
160
4 An Rufinus456
161
31 tamque ego sumpsissem tali clamore vigorem,
32 quam rudis audita miles ad arma tuba.
33 pectora sint nobis nivibus glacieque licebit
34 atque hoc, quem patior, frigidiora loco,
35 illa ducis facies in curru stantis eburno
36 excuteret frigus sensibus omne meis.
37 his ego defectus dubiisque auctoribus usus
38 ad vestri venio iure favoris opem:
39 nec mihi nota ducum nec sunt mihi nota locorum
40 nomina; materiam non habuere manus.
41 pars quota de tantis rebus, quam fama referre
42 aut aliquis nobis scribere posset, erat?
43 quo magis, o lector, debes ignoscere, si quid
44 erratum est illic praeteritumve mihi.
162
hört. Wäre mein Herz auch von Schnee und Eis und noch kälter als
dieser Ort hier, der mir zusetzt, (35) würde der Anblick des auf dem
elfenbeinernen Wagen stehenden Feldherrn alle Kälte aus meinen
Sinnen vertreiben. Da mir dieses (Schauspiel) fehlt und ich (nur)
über zweifelhafte Zeugen verfüge, wende ich mich zu Recht an Deine
geneigte Hilfe: Mir sind weder die Namen der Anführer bekannt460
noch die der Orte; (40) meiner Hand stand kein Stoff zur Verfügung.
Einen wie kleinen Teil des so großen Ereignisses konnten mir Nach-
richten übermitteln oder jemand schreiben? Umso mehr musst Du,
mein Leser, verzeihen, wenn ich mich irgendwo geirrt oder etwas
übergangen habe.
(45) Nimm hinzu, dass meine Leier, die ständig mit den Klagen ihres
Besitzers zu tun hat, sich nur wenig zu frohem Gesang eignet; nach
so langer Entwöhnung wollten sich kaum Glück verheißende Worte
einstellen, auch wenn ich danach suchte, und mich über etwas zu
freuen, kam mir seltsam vor. Und wie die Augen vor ungewohntem
Sonnenlicht zurückschrecken, (50) so war meine Verfassung nicht
auf Freude ausgerichtet.
Dabei habe ich mir keine Zeit gelassen und es war nicht Trägheit, die
mich (zu) spät kommen ließ. Die äußerste Küste des weiten Meeres
hinderte mich: Bis eine Nachricht hierher kommt und in Eile Ge-
dichte entstehen (60) und fertig zu euch gelangen, kann ein Jahr
vergangen sein461. Es bedeutet ja auch viel, ob man als erster Rosen
frisch oder ob man spät fast übersehene pflückt. Wen (also) wundert
es, wenn ich mit aus einem erschöpften Garten gesuchten Blumen
163
61 nec minimum refert, intacta rosaria primus
62 an sera carpas paene relicta manu;
63 quid mirum, lectis exhausto floribus horto
64 si duce non facta est digna corona suo?
164
keinen Kranz flechten konnte, wie er dem Feldherrn zugestanden
hätte, dem er galt.
(65) Ich bitte inständig: Keiner der Dichter soll glauben, dies sei
gegen ihre Gedichte462 gesagt; meine Muse hat (nur) für sich gespro-
chen! Ich stehe mit euch in einem gemeinsamen Kult, ihr Dichter,
wenn Elende an eurem Chor teilnehmen dürfen. Ihr, meine Freunde,
habt mit mir als wichtiger Teil meiner Seele gelebt; (70) auch jetzt in
der Ferne halte ich euch darin in Ehren. So soll meine Dichtung eu-
rem Wohlwollen anvertraut sein; ich kann mich ja nicht selbst dafür
einsetzen. Gewöhnlich gefällt Geschriebenes erst nach dem Tod (des
Autors), denn Missgunst pflegt den Lebenden zu schaden und sie zu
Unrecht mit den Zähnen zu zerreißen. (75) Wenn es eine Art Sterben
ist, unglücklich zu leben, dann wartet die Erde (auf mich), und mei-
nem Schicksal fehlt nur noch das Grab.
Und schließlich: Wird auch das Ergebnis meiner Mühe von allen Sei-
ten getadelt, wird es niemanden geben, der meine Ehrenbezeigung463
tadeln könnte. Wenn (mir) auch die Kräfte fehlen, ist mein (guter)
Wille doch zu loben: (80) Ich denke, dass die Götter damit zufrie-
den sind. Guter Wille bewirkt, dass auch ein Armer an den Altären
willkommen ist und das Opfer eines Lamms nicht weniger gefällt
als das eines Stiers. Auch war ja der Anlass so bedeutend, dem ge-
wachsen zu sein für den erhabenen Dichter der Aeneis464 eine große
Bürde gewesen wäre. (85) Auch konnte das weich fließende elegische
Versmaß mit seinen ungleichen Rädern465 die so schwere Last des
Triumphzuges nicht tragen.
Welches Versmaß ich (nun) wählen soll, darüber bin ich mir nicht im
Klaren: Es steht nämlich ein weiterer Triumph466 über Dich, Rhein,
bevor! Die Prophezeiungen in den feierlichen Wünschen von Dich-
tern sind ja nicht vergeblich: (90) Jupiter467 möge einen (weiteren)
Lorbeerkranz erhalten, während der vorangehende noch grün ist.
Du liest (hier) nicht meine Worte, der ich an den Hister468 verwiesen
bin, den Fluss aus dem die kaum befriedeten Geten trinken, sondern
165
93 ista dei vox est: deus est in pectore nostro,
94 haec duce praedico vaticinorque deo:
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123
166
es ist die Stimme einer Gottheit. Diese Gottheit wohnt tief in mir;
nach Weisung dieser Gottheit verkünde und prophezeie ich folgen-
des:
(95) „Warum zögerst du, den Wagen und den Festzug für den Tri-
umph vorzubereiten, Livia? Der Kriegszug erlaubt dir nunmehr
keine Verzögerung. Das hinterhältige Germanien469 streckt seine
verbrecherischen Waffen. Bald wirst du sagen, dass meine Vorher-
sage Gewicht hat. Glaube (mir), bald wird Gewissheit sein, und dein
Sohn470 wird seine Ehrung verdoppeln (100) und wie schon vorher
mit dem (Triumph)gespann fahren. Nimm das Purpurgewand her-
vor, um es auf die Schultern des Siegers zu legen; der (Sieges)kranz
wird von selbst das gewohnte Haupt kennen.471 Schilde und Helme
sollen von Edelsteinen und Gold strahlen, und die gestutzten Sie-
gesbäume472 die gefesselten Männer überragen. (105) Elfenbeinerne
Städte sollen von Mauern mit Türmen umschlossen sein und (eine
solche) Darstellung 473 wie die Wirklichkeit scheinen. Der schmut-
zige474 Rhein soll sein Haar lang unter Schilfbüscheln475 tragen und
Wasser (führen), das von Blut gerötet ist. Auch verlangen die gefan-
gen genommenen Anführer nach ihren barbarischen Insignien (110)
und ihren Gewändern, die so viel prachtvoller sind als ihre (gegen-
wärtige) Lage […]476 … und was außerdem der unbezwingbare Mut
der Deinen dich (schon) oft vorbereiten ließ (und) was oft noch vor-
zubereiten ist.“
Ihr Götter, nach deren Willen ich Künftiges vorhergesagt habe, be-
stätigt, so bitte ich, meine Worte durch baldige Erfüllung!
167
124 Libri II epistula XI
125
126 (rectius libri III, epistula V)
127
1 Hoc tibi, Rufe, brevi properatum tempore mittit
2 Naso, parum faustae conditor Artis, opus,
3 ut, quamquam longe toto sumus orbe remoti,
4 scire tamen possis nos meminisse tui.
168
P. 2, 11 (besser 3, 5) An Rufus477
(5) Eher werde ich meinen eigenen Namen vergessen, als dass (die
Erinnerung an) Deine Zuneigung aus meinem Gedächtnis weichen
könnte, und eher werde ich meine Seele in den leeren Luftraum ent-
lassen, als dass sich mein Dank für Deine Verdienste verflüchtigte.
Von großer Bedeutung sind, so sage ich, die Tränen, die Dein Antlitz
benetzten, (10) während das meinige vor Schmerzensstarre trocken
blieb; von großer Bedeutung war, so sage ich (weiter), Dein Trost für
ein betrübtes Herz, als Du ihn gleichermaßen mir und Dir spende-
test.
Zwar ist meine Frau schon an und für sich zu loben, doch wird sie
durch Dein Zureden noch besser dastehen. (15) Denn was Kastor
für Hermione war und Hektor für Julus481, das bist Du zu meiner
Freude für meine Frau; sie gibt sich in ihrer Rechtschaffenheit Mühe,
Dir nicht unähnlich zu sein und beweist durch ihren Lebenswandel,
zu Deiner Familie zu gehören. Was sie also auch ohne jeglichen An-
sporn getan hätte, (20) tut sie nun mit Deiner Unterstützung noch
besser. Ein feuriges Pferd, das schon von allein zur Ehre des Sie-
ges laufen will, wird noch kraftvoller laufen, wenn man es antreibt.
Nimm hinzu, dass Du Dich in treuer Sorge um die Angelegenheiten
eines Verbannten kümmerst und Dich nicht beschwerst, eine Bürde
auf Dich zu nehmen. (25) Oh, mögen die Götter es Dir entgelten, da
ich selbst es ja nicht kann; sie werden es Dir entgelten, wenn sie Dei-
ne Treue sehen. Möge Deine Gesundheit noch lange diesen Deinen
Charakter genügend unterstützen, Rufus, Du größte Zier des Landes
von Fundi!
169
29 V (rectius libri III epistula VI)
30
31
1 Quam legis, unde tibi mittatur epistula, quaeris?
2 hinc, ubi caeruleis iungitur Hister aquis.
3 ut regio dicta est, succurrere debet et auctor:
4 laesus ab ingenio Naso poeta suo.
5 qui tibi, quam mallet praesens afferre, salutem
6 mittit ab hirsutis, Maxime Cotta, Getis.
170
5 (besser 3, 6) An Cotta Maximus482
Fragst Du, von wo Dir der Brief gesendet wird, den Du liest? Von
hier, wo sich die Donau483 mit den blauen Gewässern (des Schwar-
zen Meeres) vereint. (Und) sobald die Gegend benannt ist, muss Dir
auch der Verfasser einfallen: Naso, der Dichter, der durch sein Talent
zu Schaden kam (und) (5) der Dir, Maximus Cotta, von den struppi-
gen Geten484 her diesen Gruß schickt, den er lieber persönlich über-
brächte.
Da aber das Schicksal lieber wollte, dass ich die Heimat und Euch
verlasse und unter den barbarischen Geten490 lebe, sende mir bit-
te – das ist ja erlaubt – damit es mir so vorkommt, als wäre ich ganz
171
31 exemploque meo, nisi dedignaris id ipsum,
32 utere, quod nobis rectius ipse dares.
33 namque ego, qui perii iam pridem, Maxime, vobis
34 ingenio nitor non periisse meo!
35 redde vicem, nec rara tui monimenta laboris
36 accipiant nostrae grata futura manus.
172
in Deiner Nähe, (30) Ergebnisse Deines Eifers zum Lesen und folge
meinem Beispiel, falls Du gerade das nicht verschmähst; besser aber
solltest Du selbst mir ein Beispiel geben, denn ich, der Dir, Maximus,
schon längst als gestorben gilt, bemühe mich doch durch mein Talent,
(noch) nicht gestorben zu sein! (35) Gib mir Gleiches zurück: Meine
Hände sollen häufige Zeugnisse Deiner Arbeit empfangen, die mir
(immer) willkommen sein werden.
Sage mir aber, Du junger Mann, der Du von demselben Streben wie
ich erfüllt bist: Wirst Du gerade dadurch an mich erinnert, (und)
wenn entweder Du den Freunden ein eben entstandenes Gedicht
vorträgst (40) oder sie aufforderst – wie Du es oft tust – (ihre Gedich-
te) vorzutragen, fragt man dann nach mir, so wie manchmal Deine
Gedanken, denen entfallen ist, was fern ist, bestimmt ahnen, dass
ihnen etwas abgeht, das zu ihnen gehört, und wird, wie Du viel von
mir sprachst, als ich noch da war, auch jetzt noch der Name Naso
von Dir genannt?
(45) Ich aber will von einem getischen Bogen getroffen sterben – und
Du siehst ja, wie nahe die Strafe für einen falschen Schwur ist491 – wenn
ich Dich nicht fast immerzu vor mir sehe, auch wenn ich in der Ferne
bin. Den Göttern sei Dank: Der Geist gehen kann, wohin immer er
will! Wenn ich auf diese Weise von niemandem erkannt in die Stadt
komme, (50) spreche ich oft mit Dir und freue mich, sooft ich Dich
sprechen höre. Dann fällt es mir schwer zu sagen, wie wohl das tut und
wie strahlend für mein Empfinden diese Stunde ist. Dann kommt es
mir vor, wenn Du mir glaubst, als wäre ich in den Himmel aufgenom-
men und bei den seligen Göttern.
(55) Sobald ich aber hierher zurückkehre, verlasse ich den Himmel
und die Götter; das pontische Land ist nicht weit von der Styx492 ent-
fernt. Wenn ich mich gegen das Schicksal darum bemühe, von hier
zurückzukehren, dann erlöse mich, Maximus, von solch aussichts-
loser Hoffnung!
173
63 VI (rectius libri III epistula VII)
64
65
1 Naso suo – posuit nomen quam paene – sodali
2 mittit ab Euxinis hoc breve carmen aquis.
3 at si cauta parum scripsisset dextra quis esses,
4 forsitan officio parta querela foret.
174
6 (besser 3, 7) An einen Freund493
Naso sendet seinem alten Weggefährten – ja, beinahe hätte er den Na-
men hingeschrieben! – vom „Gastlichen Meer“494 dieses kurze Gedicht.
Hätte aber meine Rechte unvorsichtig geschrieben, wer Du seist, würde
aus der Ehrung vielleicht eine Beschwerde entstehen.
(5) Doch warum verlangst nur Du, was andere für ungefährlich hal-
ten, dass meine Gedichte Dich nicht (beim Namen) nennen? Wenn
Du nicht weißt, wie groß die Milde unseres Kaisers gar noch mitten im
Zorn ist, kannst Du es von mir erfahren: Ich könnte die Strafe, unter der
ich nun leide, nicht herabsetzen, (10) wenn ich Richter über mein Ver-
schulden sein müsste! Er verbietet nicht, dass jemand an einen Freund
denkt und verhindert nicht, dass ich Dir schreibe und Du mir schreibst.
Und es wäre kein Hochverrat, wenn Du einen Freund zu trösten ver-
suchtest und sein hartes Schicksal durch mitfühlende Worte erträgli-
cher machtest. (15) Warum bewirkst Du, indem Du fürchtest, was un-
gefährlich ist, dass solcherlei Respekt die augusteischen Gottheiten495 in
Misskredit bringt?
175
31 cum pereant acie fortissima quaeque, vel ipso
32 iudice delectus Martis iniquus erit.
33 at si forte velis in nos inquirere, nemo est,
34 qui se, quod patitur, commeruisse neget.
35 adde quod extinctos vel aqua vel Marte vel igni
36 nulla potest iterum restituisse dies;
37 restituit multos aut poenae parte levavit
38 Caesar, et in multis me precor esse velit.
176
eigenem Urteil ungerecht sein. Wenn Du aber vielleicht unsere Fäl-
le499 prüfen möchtest, gibt es niemanden, der abstritte, das verdient zu
haben, was er zu ertragen hat.(35) Außerdem: Die Opfer des Meeres,
des Krieges oder der Blitze konnte zu keiner Zeit wieder zum Leben
erweckt werden, (doch) der Kaiser hat (schon) viele wieder aufstehen
lassen oder ihre Strafe etwas gemildert, und ich bitte darum, es möge
sein Wille sein, dass ich zu diesen Vielen gehöre!
Soweit belehrt, gestatte einem dankbaren Dichter, die ihm teuren Namen
in seinen Briefen zu nennen. Es wäre für uns beide unehrenhaft, wenn
Du – obwohl mir durch langen Umgang ganz nahe stehend – nirgend-
wo in meinem Buch (namentlich) zu finden wärest. (55) Damit aber die
Angst davor Deinen Schlaf nicht stören kann, werde ich Dir nicht mehr
Achtung erweisen, als Du zulässt und verheimlichen, wer Du bist, es sei
denn, Du erlaubtest es selbst: Niemand wird gezwungen, ein Geschenk
von mir zu bekommen! Du aber liebe den, den Du ganz offen und ohne
Gefahr hättest lieben können, (60) (wenigstens) heimlich, wenn Dir das
Ganze (zu) gefährlich scheint!
177
63 VII (rectius libri III epistula VIII)
64
65
1 Verba mihi desunt eadem tam saepe roganti,
2 iamque pudet vanas fine carere preces.
3 taedia consimili fieri de carmine vobis
4 quidque petam cunctos edidicisse reor,
5 nostraque quid portet iam nostis epistula, quamvis
6 charta sit a vinclis non labefacta suis.
7 ergo mutetur scripti sententia nostri,
8 ne totiens contra, quam rapit amnis, eam.
9 quod bene de vobis speravi, ignoscite, amici:
10 talia peccandi iam mihi finis erit.
11 nec gravis uxori dicar, quae scilicet in me,
12 quam proba, tam timida est experiensque parum.
178
7 (besser 3,8) An Freunde
Es fehlen mir die Worte für ein so oft wiederholtes Anliegen, und
ich schäme mich schon dafür, dass meine sinnlosen Bitten kein Ende
nehmen. Ich glaube, Ihr seid der immer gleichen Gedichte überdrüs-
sig und wisst alle nur zu genau, was ich wünsche, (5) und was mein
Brief enthält, ist Euch schon bekannt, obgleich das Blatt noch nicht
aus seiner Umschnürung gelöst ist503. Es soll sich daher der Inhalt
dessen, was ich schreibe, ändern, damit ich nicht so oft gegen den
Strom schwimme. Verzeiht, meine Freunde, dass ich große Hoffnung
auf Euch gesetzt habe: (10) Einen solchen Fehler werde ich nicht
mehr machen. Man soll auch nicht (mehr) sagen, ich sei meiner Frau
lästig, die natürlich zu mir steht, aber doch ängstlich ist und wenig
tatkräftig504.
(25) Wir sehen, dass manche Wunden, an die man besser nicht ge-
rührt hätte, durch eine Behandlung schlimmer werden. Wer durch
eine plötzliche Woge verschlungen wird, stirbt einen sanfteren Tod
als der, der seine Arme in aufgewühlter See kraftlos werden lässt.
Warum habe ich mir vorgestellt, ich könne das Land der Skythen505
179
31 cur aliquid de me speravi lenius umquam?
32 an fortuna mihi sic mea nota fuit?
33 torqueor en gravius, repetitaque forma locorum
34 exilium renovat triste recensque facit.
180
verlassen (30) und mich einer glücklicheren Gegend erfreuen? Wa-
rum habe ich gehofft, dass sich jemals etwas an meiner Lage ver-
bessern könnte? Kannte ich das (mir bestimmte) Schicksal so wenig?
Nun gräme ich mich noch mehr, und das ständige Beschreiben der
Gegend506 lässt mich den Schmerz über meine Verbannung immer
wieder neu fühlen.
181
65 VIII (rectius libri III epistula IX)
66
67
1 Quae tibi, quaerebam, memorem testantia curam
2 dona Tomitanus mittere posset ager.
3 dignus es argento, fulvo quoque dignior auro,
4 sed te, cum donas, ista iuvare solent.
5 nec tamen haec loca sunt ullo pretiosa metallo:
6 hostis ab agricola vix sinit illa fodi.
7 purpura saepe tuos fulgens praetexit amictus,
8 sed non Sarmatico tingitur illa mari.
9 vellera dura ferunt pecudes, et Palladis uti
10 arte Tomitanae non didicere nurus.
11 femina pro lana Cerealia munera frangit
12 suppositoque gravem vertice portat aquam.
13 non hic pampineis amicitur vitibus ulmus,
14 nulla premunt ramos pondere poma suo.
15 tristia deformes pariunt absinthia campi,
16 terraque de fructu, quam sit amara, docet.
182
8 (besser 3, 9) An Fabius Maximus509
Ich habe überlegt, welches Geschenk das Land von Tomis Dir als
Zeugnis dafür senden könnte, dass ich stets dankbar an Dich den-
ke. Silber hättest Du verdient, mehr noch glänzendes Gold, doch
üblicherweise freut Dich solcherlei (nur), wenn Du (selbst) es ver-
schenkst. (5) Freilich ist die Gegend hier nicht reich an Metallen, und
die Feinde lassen kaum zu, dass von der Landbevölkerung danach
gegraben wird. Oft säumte ein leuchtender Purpur(streifen) Deine
Gewänder, aber am sarmatischen Meer510 färbt man nicht mit Pur-
pur. Hier haben die Schafe harte Wolle, und die Kunst der Athene511
(10) haben die Frauen von Tomis nicht erlernt. Statt mit Wolle zu ar-
beiten512 zerstoßen die Frauen hier die Gaben der Ceres513 und tragen
auf ihrem Kopf den schweren Wasserkübel. Hier wird die Ulme nicht
von der laubreichen Rebe umrankt514, und Äpfel belasten mit ihrem
Gewicht nicht die Zweige. (15) Die öden Flächen bringen (nur) bit-
teren Wermut515 hervor, und das Land macht durch seine Früchte
deutlich, wie bitter es ist.
Somit gab es nichts an der ganzen linken Küste des Pontus, was ich
Dir bei allem Bemühen senden könnte. Hingegen schicke ich Dir
Pfeile in einem skythischen Köcher516 (20) (und) wünsche, dass
sie sich vom Blut Deiner Gegner rot färben.517 Das sind die „Rohr-
federn“518 dieser Küste, das ihre „Schriftrollen“519, und solcherlei
„Kunst“ herrscht hier, wo ich leben muss! Wenn ich mich auch schä-
me, sie Dir zu schicken, weil sie ja recht wertlos aussehen, bitte ich
dennoch darum, dass Du mit diesem Geschenk vorlieb nimmst.
183
32 IX (rectius libri III epistula X)
33
34
1 Quod sit in his eadem sententia, Brute, libellis
2 carmina nescioquem carpere nostra refers:
3 nil nisi me terra fruar ut propiore rogare
4 et, quam sim denso cinctus ab hoste, queri.
184
9 (besser 3, 10) An Brutus520
Du berichtest mir, Brutus, dass – ich weiß nicht, wer – meine Ge-
dichte kritisiert, weil diese Bücher (immer) die gleichen Gedanken
enthielten: Ich bäte um nichts anderes als einen näheren (Verban-
nungs)ort und jammere (nur) darüber, dass ich von einer Menge von
Feinden umgeben sei.
(5) Oh, von wie vielen Mängeln (meiner Dichtung) wird nur dieser
eine getadelt! Wenn meine Muse nur diesen einen Fehler machte,
wäre es gut! Ich selbst sehe (ja) die Mängel meiner Bücher, wenn auch
jeder seine eigene Dichtung mehr lobt, als sie es verdient. Schöpfer
loben ihr Werk: So hat wohl auch einst Agrius gesagt, (10) dass Ther-
sites schön sei521. Doch solche Blindheit trübt mein Urteilsvermögen
nicht, und ich liebe nicht von vornherein das, was ich schuf.
Du fragst, warum ich denn, wenn ich meine Fehler erkenne, (sie
dennoch) mache und (somit) zulasse, dass in meinen Gedichten die
Vorwürfe (gegen sie schon) angelegt sind. (15) Es ist nicht dasselbe,
Krankheiten zu fühlen und sie zu heilen: Jeder spürt sie, aber nur die
Kunst beseitigt das Übel. Oft habe ich ein Wort stehen lassen, das ich
ändern wollte, doch mein Urteilsvermögen bleibt wirkungslos; oft ist
es (auch) äußerst lästig – warum sollte ich Bedenken haben, Dir das
zu gestehen? – (20) etwas zu verbessern und die Last einer langen An-
strengung auf sich zu nehmen522.
Wenn man schreibt, macht die Arbeit selbst Freude und verringert
die Mühe, und im Wachsen glüht das Werk durch die Begeisterung,
mit der es geschaffen wird, (und) wie das Verbessern in dem Maße
leichter ist, als der große Homer den Aristarch523 überragte, (25) so
schadet es dem Geist durch die hemmende Kälte seiner Bedenken
und hält die Zügel des Pferdes kurz, das zum Rennen drängt524.
185
29 ut mihi conanti nonnumquam intendere curas
30 fortunae species obstat acerba meae,
31 vixque mihi videor, faciam qui carmina, sanus
32 inque feris curem corrigere illa Getis.
186
So wahr mir die gütigen Götter den Zorn Caesars mildern und mei-
ne Gebeine (dereinst) von friedlicher Erde bedeckt werden, steht mit
bei dem Versuch, mir hier und da Mühe zu geben,(30) das bittere
Bild meines Schicksals im Wege und ich scheine mir selbst kaum bei
Sinnen, wenn ich (hier) Gedichte mache und sie inmitten der wilden
Geten zu verbessern suche.
Nichts aber ist meinen Gedichten (aus der Verbannung) mehr zu ver-
zeihen, als dass fast alle ein und dieselben Gedanken enthalten: (35)
War ich fröhlich, habe ich meist Fröhliches gesungen; (jetzt), da ich nie-
dergeschlagen bin, singe ich Trauriges. Die eine wie die andere Stim-
mung spiegelt sich in dem jeweiligen Werk wider. Wovon soll ich auch
schreiben, außer von der Ungunst dieser trostlosen Gegend, und dass
ich darum bitte, an einem angenehmeren Ort zu sterben? Da ich so oft
dasselbe sage, hört mich kaum jemand an, (40) und Worte, die nicht
wahrgenommen werden, haben (natürlich) keinen Erfolg! Wenn es
auch immer um dasselbe geht, habe ich es doch nicht an dieselben ge-
schrieben, und meine immer gleiche Stimme sucht Hilfe bei mehreren.
Oder hätte ich Dich, Brutus, damit der Leser nicht zweimal denselben
Gedanken vorfände, als einzigen Freund anflehen sollen? (45) Das habe
ich nicht für so wichtig gehalten, verzeiht, ihr kundigen Leser, wenn ich
das zugebe. Der Ruhm meines Werkes ist mir weniger wert als mein
Wohlergehen.
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65 Liber quartus
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Buch IV
97 I
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1 Accipe, Pompei, deductum carmen ab illo,
2 debitor est vitae qui tibi, Sexte, suae.
3 qui seu non prohibes a me tua nomina poni,
4 accedet meritis haec quoque summa tuis,
5 sive trahis vultus, equidem peccasse fatebor,
6 delicti tamen est causa probanda mei:
7 non potuit mea mens, quin grata esset, teneri.
8 sit, precor, officio non gravis ira pio.
190
1 An Sextus Pompeius525
Oh, wie oft schon kam ich mir wegen dieser Bücher (10) treulos vor,
weil Du an keiner Stelle (darin) vorkamst! Oh, wie oft schrieb meine
Hand, wenn ich einem anderen schreiben wollte, unbedacht Dei-
nen Namen in das Wachs! Mir gefiel gar mein Versehen bei solchem
Schreibfehler, und nur mit Mühe hat meine widerstrebende Hand
die Korrektur vorgenommen. (15) „Mag er es erfahren! Mag er“, so
sagte ich mir, „sich schließlich gar darüber beklagen! Ich schäme
mich, dass ich diesen Tadel nicht eher verdient habe.“ Reiche mir den
Trank der Lethe526 – wenn es die gibt –, die die Herzen unempfind-
lich macht, ich kann Dich dennoch nicht vergessen; erlaube mir das
bitte, weise meine (20) Worte nicht verächtlich ab und glaube nicht,
dass meine Huldigung Dir zum Vorwurf gemacht werden kann, und
(wenigstens) dieser bescheidene Dank sei (Dir) für so große Ver-
dienste erstattet; wenn das aber nicht geht, werde ich Dir auch gegen
Deinen Willen dankbar bleiben.
Deine Gunst mir gegenüber hielt sich nie zurück, und Deine Kas-
se hat mir großzügige Zuwendungen nicht versagt. (25) Auch jetzt
noch unterstützt Deine durch mein unerwartetes Schicksal in keiner
Weise erschütterte Güte mein Leben und wird das weiter tun. Du
fragst vielleicht, woher ich so großes Vertrauen in die Zukunft habe?
Ein jeder nimmt (doch) das in Schutz, was er geschaffen hat: So wie
191
29 ut Venus artificis labor est et gloria Coi
30 aequoreo madidas quae premit imbre comas,
31 arcis ut Actaeae vel eburna vel aurea custos
32 bellica Phidiaca stat dea facta manu,
33 vindicat ut Calamis laudem, quos fecit, equorum,
34 ut similis verae vacca Myronis opus,
35 sic ego pars rerum non ultima, Sexte, tuarum,
36 tutelaeque feror munus opusque tuae.
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Schöpfung und Ruhm des Künstlers aus Kos527 die Venus ist, (30)
die ihr vom Meerwasser nasses Haar ausdrückt, wie als gold-elfen-
beinerne Wächterin der Burg Akte528 die kriegerische Göttin529 von
der Hand des Phidias530 (dort) steht, wie Kalamis531 Lob wegen der
Pferde zusteht, die er schuf, (und) wie die von Myron532 geschaffene
Kuh einer wirklichen gleicht, (35) so bin ich, Sextus, nicht der ge-
ringste Teil Deiner Dinge und gelte dank Deiner Protektion als Werk
(Deiner Gnade) und Dein Geschöpf533.
193
64 II
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1 Quod legis, o vates magnorum maxime regum,
2 venit ab intonsis usque, severe, Getis,
3 cuius adhuc nomen nostros tacuisse libellos,
4 si modo permittis dicere vera, pudet.
194
2 An Severus534
(15) Freilich steht mir mein Talent nicht (mehr so) zu Diensten wie
früher, sondern ich durchfurche trockenen Sand mit erfolglosem
Pflug. Denn wie Schlamm Wasseradern versiegen lässt und ein Was-
serlauf aufhört, wenn man eingreift und die Quelle verstopft, so ist
mein Sinn durch den Schlamm des Unglücks verdorben, (20) und
meine Verse fließen (nur noch) aus recht dünner Ader. Wenn jemand
Homer gar in dieses Land versetzt hätte, dann wäre, glaube mir, auch
er zum Geten geworden!
195
29 parvaque ne dicam scribendi nulla voluptas
30 est mihi, nec numeris nectere verba iuvat,
31 sive quod hinc fructus adeo non cepimus ullos,
32 principium nostri res sit ut ista mali,
33 sive quod in tenebris numerosos ponere gestus,
34 quodque legas nulli scribere carmen, idem est:
35 excitat auditor studium, laudataque virtus
36 crescit, et inmensum gloria calcar habet.
196
(30) und es macht mir keine Freude (mehr), Worte rhythmisch zu
verbinden, sei es, weil ich davon so gar keinen Nutzen hatte (und)
diese Beschäftigung der Ursprung meines Unglücks ist, sei es, weil es
ein und dasselbe ist, im Dunkeln einen rhythmischen Tanz zu voll-
führen und ein Gedicht zu schreiben, das man niemandem vorlesen
kann: (35) Zuhörer befeuern den Eifer, Lob steigert das Können und
Anerkennung ist ein mächtiger Antrieb.
Wem aber soll ich hier meine Werke vortragen außer blondhaarigen
Corallern541 und sonstigen Völkern, die am barbarischen Hister542 le-
ben? Was aber soll ich allein, und mit welcher Beschäftigung soll ich
die elende Muße nutzlos verbringen (40) und die Zeit totschlagen?
Denn da mich weder der Wein anzieht noch der trügerische Würfel,
wodurch gewöhnlich einsame Zeiten vorübergehen, ohne dass man
es merkt, und da mir auch – was ich wünschte, wenn es die bösen
kriegerischen Einfälle zuließen – die Pflege eines gepflügten Feldes
keine Freude macht, (45) was bleibt mir übrig außer den Musen als
schwacher Trost, Göttinnen, die sich um mich nicht gerade verdient
gemacht haben?
Du aber, der Du mit mehr Glück aus der aonischen Quelle543 trinkst,
liebe Deine eifrige Beschäftigung, die Dir erfolgreicher (als mir) von
der Hand geht544, und widme Dich, wie es Dir zusteht, dem, was den
Musen heilig ist545, und sende mir, dass ich es lesen kann, (50) ein
Ergebnis Deiner jüngsten Bemühung hierher.
197
62 III
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64
1 Conquerar, an taceam? ponam sine nomine crimen,
2 an notum, qui sis, omnibus esse velim?
3 nomine non utar, ne commendere querela
4 quaeraturque tibi carmine fama meo.
198
3 An einen treulosen Freund546
Soll ich mich beklagen oder schweigen? Soll ich (Dir) Vorwürfe ma-
chen, ohne (Deinen) Namen zu nennen, oder möchte ich, dass allen
bekannt wird, wer Du bist? Ich werde Deinen Namen nicht nennen,
damit Du durch meine Beschwerde nicht bekannt und durch mein
Gedicht nicht berühmt wirst.
(5) Solange mein Schiff noch einen festen Kiel hatte, warst Du der erste,
der mit mir fahren wollte. Nun (aber), da Fortuna eine finstere Mie-
ne gezeigt hat, ziehst Du dich zurück, seit Du weißt, dass ich Deine
Unterstützung nötig habe. Du verstellst Dich sogar und willst nicht als
jemand angesehen werden, der mich kennt, (10) fragst (sogar), wenn
Du meinen Namen hörst, wer denn (dieser) Naso sei.
Ich bin es, auch wenn Du das nicht hören willst, der Dir, als wir beide
fast noch Kinder waren, in langer Freundschaft verbunden war; ich bin
es, der als erster immer wieder Deine Ernsthaftigkeit erkannte und als
erster Deine liebenswerten Scherze erlebte; (15) ich lebte mit Dir zusam-
men und gehörte durch den ständigen Umgang (sozusagen) zu Deiner
Familie, ich, der, wenn es nach Dir ging, als einziger Dichter galt. Du
Treuloser, ich bin es, von dem Du jetzt (noch nicht einmal) weißt, ob er
(noch) lebt, und nach dem zu fragen Dir in keiner Weise wichtig war.
Entweder habe ich Dir nie etwas bedeutet (und) Du musst zugeben,
Dich verstellt zu haben, (20) oder aber, Du hast Dich nicht verstellt und
stellt Dich als wankelmütig heraus.
Sag mir doch (wenigstens), ob es einen Grund gibt, mir zu zürnen, der
Dich verändert hat; denn wenn Deine Klage keinen Grund hat, ist die
meine unbegründet. Welches Vergehen (meinerseits) verbietet Dir jetzt,
der gleiche zu sein wie früher? Oder nennst Du (die Tatsache) ein Ver-
gehen, dass ich ins Unglück geraten bin? (25) Wenn Du schon nicht ver-
sucht hast, mich durch Deine Möglichkeiten und Deinen Einsatz zu un-
terstützen, hätte (doch wenigstens) ein Brief mit einigen Zeilen kommen
199
29 quid facis, a! demens? cur, si Fortuna recedat,
30 naufragio lacrimas eripis ipse tuo?
31 haec dea non stabili, quam sit levis, orbe fatetur,
32 quem summum dubio sub pede semper habet.
33 quolibet est folio, quavis incertior aura.
34 par illi levitas, improbe, sola tua est!
200
können! Ich kann es kaum glauben: Es geht das Gerücht, dass Du über
mich in meiner Lage übel sprichst und Deine Worte kein Erbarmen mit
mir haben. Ach, Du Verblendeter! Was tust Du? Warum beraubst Du
Dich selbst, sollte Fortuna sich (einmal) von Dir wenden, (30) des Mit-
leids mit Deinem Scheitern?547 Diese Göttin verrät durch das rollende
Rad548, auf dem sie immer ganz oben mit unsicherem Fuß steht, wie lau-
nisch sie ist. Sie ist unberechenbarer als irgendein Blatt, irgendein Luft-
zug. Nur Dein Wankelmut, Du boshafter Mensch, kommt ihr gleich!
(35) Alle menschlichen Dinge hängen an dünnen Fäden, und was (eben
noch) stark dastand, stürzt plötzlich zusammen: Wer hat (noch) nicht
vom Wohlstand des reichen Krösus549 gehört? Gleichwohl verdankte er
seinem Gegner als Gefangener sein Leben. (Und) der Mann, der eben
noch in Syrakus gefürchtet wurde, (40) konnte (am Ende) durch eine
niedrige Tätigkeit kaum seinen quälenden Hunger stillen550. Was gab es
Größeres als den Großen (Pompeius)551? Dennoch hat er als Flüchtling
demütig um Hilfe bei seinem (ehemaligen) Schützling552 nachgesucht,
und diesem Mann, dem der ganze Erdkreis gehorcht hat, [ a) erging es
schlechter als allen – b) hieb der Ägypter Achillas553 mit dem Schwert das
Haupt ab]554. (45) (Und) der durch den Triumph über Jugurtha und die
Kimbern berühmt war, unter dem, der so oft Konsul war, Rom (so oft)555
siegte, Marius, lag (schließlich) im Schlamm und Röhricht eines Sump-
fes und machte als so bedeutender Mann viel Scheußliches durch556. Die
göttliche Macht treibt ihr Spiel mit dem Schicksal der Menschen, (50)
und die gegenwärtige Stunde bringt kaum verlässliche Gewissheit. Hätte
mir jemand gesagt: „Du wirst an den Strand des Euxinus557 kommen
und fürchten, vom Bogen eines Geten558 getroffen zu werden“, hätte
ich geantwortet: „Geh, trink Säfte, die deinen Verstand klären, und was
sonst noch überall in Anticyra559 wächst!“ (55) Dennoch hat es mich ge-
troffen und ich konnte, was bei Pfeilen von Menschen560 möglich wäre,
nicht denen der höchsten Gottheit561 ausweichen. Sei auch Du auf der
Hut und denke daran, dass das, was Dir erfreulich erscheint, schon wäh-
rend Du sprichst in Trauer und Leid umschlagen kann!
201
60 IV
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1 Nulla dies adeo est australibus umida nimbis,
2 non intermissis ut fluat imber aquis.
3 nec sterilis locus ullus ita est, ut non sit in illo
4 mixta fere duris utilis herba rubis.
5 nil adeo fortuna gravis miserabile fecit,
6 ut minuant nulla gaudia parte malum.
7 ecce domo patriaque carens oculisque meorum,
8 naufragus in Getici litoris actus aquas,
9 qua tamen inveni vultum diffundere causa
10 possim, fortunae nec meminisse meae:
202
4 An Sextus Pompeius562
Kein Tag ist so durchnässt von den aus Süden kommenden Wol-
ken563, dass der Regen ohne Unterlass strömte, (und) kein Ort ist so
unfruchtbar, dass dort nicht fast immer eine nützliche Pflanze zwi-
schen harten Dornsträuchern wüchse. (5) Ein hartes Schicksal be-
wirkt nicht so viel Schlimmes, dass nicht das ein oder andere Erfreu-
liche das Unglück milderte. Sieh mich an, fern von Haus und Heimat
und den Blicken der Meinen, mich, den es als Schiffbrüchigen in die
Gewässer der getischen Küste verschlagen hat, wie es mir dennoch
geschah, dass sich meine Miene aufheiterte (10) und ich nicht (mehr)
an mein Schicksal dachte:
Denn als ich (einmal) allein auf dem Gelblichen Strand einherging,
war mir, als hätte ich hinter mir einen Flügelschlag gehört. Als ich
mich umdrehte, war da keine Gestalt zu sehen, ich hörte aber fol-
gende Worte: (15) „Ich komme zu dir als Botin erfreulicher Nach-
richt, ich, Fama, bin in der Luft über unendliche Strecken (hierher)
geschwebt: Unter dem Konsulat des Pompeius, den du mehr liebst
als alle (anderen), wird das kommende Jahr strahlend und glücklich
sein.“564 So sprach die Göttin und wendete sich, nachdem sie den
Pontus mit dieser frohen Kunde erfüllt hatte, (20) von hier anderen
Völkern zu. Mir aber verging mein Kummer bei (dieser) erfreulichen
Nachricht, und ich vergaß die zu große Unwirtlichkeit der Gegend
hier.
203
31 colla boves niveos cerno praebere securi,
32 quos aluit campis herba Falisca suis.
33 cumque deos omnes, tum quos impensius aequos
34 esse tibi cupias, cum Iove Caesar erit.
204
Deinen Gebeten zugänglich erweisen. […]567 Ich sehe die weißen
Rinder ihren Hals dem Opferbeil hinstrecken, die das Gras der falis-
kischen Weiden568 genährt hat. Und (dann) magst Du Dir die Huld
aller Götter wünschen, besonders inständig aber wird das neben Ju-
piter für Caesar569 gelten.
(35) (Dann) wird Dich die Kurie570 empfangen, und die ordnungs-
gemäß einberufenen Senatoren werden aufmerksam Deinen Worten
lauschen. Nachdem Deine wohlgesetzte Ansprache sie erfreut hat
und dieser Tag wie immer gute Wünsche mit sich gebracht hat571, und
(nachdem) Du den Göttern und Caesar den schuldigen Dank erstat-
tet hat, (40) – er wird Dir Gelegenheit geben, dies oft zu tun! – wirst
Du von dort in Begleitung des ganzen Senats nach Hause gehen, und
Dein Haus bietet den Huldigungen des Volkes kaum genügend Platz.
Weh mir, dass man mich in dieser Schar nicht sehen kann und meine
Augen sich nicht an all dem erfreuen dürfen! (45) Was mir aber er-
laubt ist: Ich werde (Dich) im Geiste aus der Ferne sehen und so das
Antlitz meines Konsuls erblicken. Die Götter mögen bewirken, dass
Dir irgendwann einmal mein Name einfällt und Du sagst: „Ach, wie
geht es dem Armen?“ Wenn mir jemand solche Worte von Dir mit-
teilte, werde ich zugeben, (50) dass meine Verbannung augenblick-
lich besser erträglich (geworden) ist.
205
64 V
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66
1 Ite, leves elegi, doctas ad consulis aures,
2 verbaque honorato ferte legenda viro.
3 longa via est, nec vos pedibus proceditis aequis,
4 tectaque brumali sub nive terra latet.
5 cum gelidam Thracen et opertum nubibus Haemum
6 et maris Ionii transieritis aquas,
7 luce minus decima dominam venietis in urbem,
8 ut festinatum non faciatis iter.
206
5 An Sextus Pompeius572
Eilt nach der Ankunft sofort zum Haus des Pompeius: (10) Keines
liegt näher am Forum des Augustus578. Fragt euch jemand, wie es ja
unter den Leuten vorkommt, wer ihr seid und woher (ihr kommt),
soll er irgendwelche falschen Namen erfahren. Denn wenn es auch,
wie ich glaube, ungefährlich ist, die Wahrheit zu sagen, lösen erfun-
dene Namen sicher weniger Furcht aus.
(15) Selbst wenn niemand euch hindert, wird es euch, sobald ihr die
Schwelle betreten habt, nicht möglich sein, den Konsul anzutref-
fen: Entweder wird er Recht sprechen (und so) seine Bürger leiten,
wobei er hoch auf dem mit Schnitzwerk geschmückten Elfenbein-
thron579 sitzt, oder er wird bei der aufgestellten Lanze580 die Steuern
des Volkes berechnen (20) und nicht zulassen, dass die Einkünfte der
Hauptstadt abnehmen, oder er wird nach Einberufung der Senato-
ren in den Julischen Tempel581 über Angelegenheiten verhandeln, die
einem so großen Konsul anstehen, oder er macht (gerade) Augustus
und seinem Sohn582 die gewohnte Aufwartung und berät sich (mit
ihnen) über seine (ihm) noch wenig bekannten neuen Aufgaben.
(25) Die Zeit, die danach noch bleibt, wird ganz Caesar Germanicus
gehören: Nach den großen Gottheiten (des Kaiserhauses) verehrt er
diesen besonders583.
207
29 quidque parens ego vester agam fortasse requiret.
30 talia vos illi reddere verba volo:
31 „vivit adhuc vitamque tibi debere fatetur,
32 quam prius a miti Caesare munus habet.
33 te sibi, cum fugeret, memori solet ore referre
34 barbariae tutas exhibuisse vias;
35 sanguine Bistonium quod non tepefecerit ensem,
36 effectum cura pectoris esse tui;
37 addita praeterea vitae quoque multa tuendae
38 munera, ne proprias attenuaret opes.
39 pro quibus ut meritis referatur gratia, iurat
40 se fore mancipium tempus in omne tuum.
41 nam prius umbrosa carituros arbore montes
42 et freta velivolas non habitura rates,
43 fluminaque in fontes cursu reditura supino,
44 gratia quam meriti possit abire tui.“
208
Wenn er aber (endlich) von der Vielzahl dieser Geschäfte Ruhe hat,
wird er freundlich seine Hände nach euch ausstrecken und vielleicht
fragen, wie es mir, eurem Vater, wohl geht; (30) ich möchte, dass ihr
ihm wie folgt antwortet:
„Er lebt noch und bekennt, dir sein Leben zu verdanken584, das er vor-
her als Geschenk unseres gnädigen Caesar erhielt. Du habest ihm, so
sagt er oft dankbar, als er in die Verbannung ging, sicheres Geleit im
Barbarenland gegeben; (35) dass kein bistonisches585 Schwert durch
sein Blut warm wurde, sei deiner Besorgnis zu verdanken; außerdem
habest du auch mit mancherlei Unterstützung zu seinem Lebens-
unterhalt beigetragen, damit er nicht seine eigenen Mittel schmälern
musste. Er schwört, um diesen Verdiensten zu danken, (40) dass
er für alle Zeit dein Eigentum bleiben werde586. Denn eher würden
Berge keinen schattigen Baum mehr haben, Meere keine mit Segeln
dahineilenden Schiffe, und Flüsse würden zurück zu ihren Quellen
fließen, als dass sein Dank für deine Verdienste enden könne.“
(45) Wenn ihr (ihm) das ausgerichtet habt, bittet (ihn), er möge das,
was er geschenkt hat587, (weiter) bewahren. Damit wäre dann der
Sinn eurer Reise erfüllt.
209
63 VI
64
65
1 Quam legis, ex illis tibi venit epistula, Brute,
2 Nasonem nolles in quibus esse locis.
3 sed tu quod nolles, voluit miserabile fatum:
4 ei mihi, plus illud, quam tua vota, valet!
5 in Scythia nobis quinquennis Olympias acta est;
6 iam tempus lustri transit in alterius.
7 perstat enim Fortuna tenax votisque malignum
8 opponit nostris insidiosa pedem.
210
6 An Brutus588
Der Brief, den Du liest, Brutus, ist aus jener Gegend zu Dir gekom-
men, in der Naso, wenn es nach Dir ging, nicht sein dürfte. Doch
was Du nicht wolltest, wollte mein leidiges Schicksal: Weh mir, dass
es stärker war als Deine Wünsche! (5) Ich bin (nun schon) die fünf
Jahre einer Olympiade in Skythien; schon geht die Zeit in ein neu-
es Jahrfünft über589. Fortuna bleibt nämlich unnachgiebig und stellt
meinen Wünschen hinterhältig und bösartig ein Bein590.
Ohne Bedenken kann ich beschwören, dass auch Du, mein Brutus,
dasselbe erflehst, (Du), den ich eindeutig (als meinen Freund) wahr-
genommen habe. Wenn Du mir auch (schon) immer aufrichtige Zu-
neigung erwiesen hast, so wuchs diese Zuneigung noch in (meiner)
schweren Zeit, (25) und wer zugleich Deine und meine Tränen ge-
sehen hätte, konnte glauben, dass wir beide (dieselbe) Strafe erleiden
sollten. Von Natur aus hast Du Mitleid mit Leidenden, und keinem
gab (die Natur) ein milderes Herz als Dir, Brutus, sodass man, wenn
211
29 ut qui quid valeas ignoret Marte forensi
30 posse tuo peragi vix putet ore reos.
31 scilicet eiusdem est, quamvis pugnare videntur,
32 supplicibus facilem, sontibus esse trucem.
33 cum tibi suscepta est legis vindicta severae,
34 verba velut tinctu singula virus habent.
35 hostibus eveniat, quam sis violentus in armis,
36 sentire et linguae tela subire tuae.
37 quae tibi tam tenui curta limantur, ut omnes
38 istius ingenium corporis esse negent.
39 at, si quem laedi fortuna cernis iniqua,
40 mollior est animo femina nulla tuo.
41 hoc ego praecipue sensi, cum magna meorum
42 notitiam pars est infitiata mei.
43 inmemor illorum, vestri non inmemor umquam,
44 qui mala solliciti nostra levatis, ero,
45 et prius hic nimium nobis conterminus Hister
46 in caput Euxino de mare vertet iter,
47 utque Thyesteae redeant si tempora mensae
48 Solis ad Eoas currus agetur aquas,
49 quam quisquam vestrum, qui me doluistis ademptum,
50 arguat ingratum non meminisse sui.
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man nicht wüsste, was Du in den Kämpfen auf dem Forum aus-
richten kannst, (30) kaum glauben möchte, dass Deine Worte An-
geklagte bis zur Verurteilung verfolgen können. Freilich ist es Eigen-
schaft eines und desselben (Mannes von Charakter), – wenngleich
sich (diese Haltungen) zu widersprechen scheinen – Bittstellern
gegenüber nachgiebig, (aber) Schuldigen gegenüber unbarmherzig
zu sein. Wenn Du es unternommen hast, ein strenges Gesetz durch-
zusetzen, ist jedes einzelne Wort wie mit Gift getränkt. (35) Deine
Gegner sollen zu spüren bekommen, wie stark Du im Kampf bist,
und sollen den Geschossen aus Deinem Mund ausgesetzt sein. Sie
sind von Dir so gründlich gespitzt, dass alle sagen, das entspreche
nicht Deinem edlen Charakter. Wenn Du aber siehst, dass jemand
Opfer widriger Umstände ist, (40) hat keine Frau ein weicheres Herz
als Du. Das habe vor allem ich erfahren, als ein großer Teil meiner
Freunde abstritt, mich zu kennen. An diese werde ich nicht (mehr)
denken, euch aber niemals vergessen, die ihr durch euren Kummer
mein Leid lindert, (45) und eher wird die Donau, die mir hier allzu
nah ist, ihren Lauf vom „Gastlichen Meer“595 zur Quelle zurückwen-
den, und der Sonnenwagen, als kämen die Zeiten des Thyestischen
Mahls596 wieder, zu den Wassern des Ostens gelenkt werden, als dass
einer von euch, die ihr meine Vernichtung bedauert habt, (50) auf
den Gedanken kommen könnte, ich sei undankbar und dächte nicht
(mehr) an ihn.
213
64 VII
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66
1 Missus es Euxinas quoniam, Vestalis, ad undas,
2 ut positis reddas iura sub axe locis,
3 aspicis en praesens, quali iaceamus in arvo,
4 nec me testis eris falsa solere queri.
5 accedet voci per te non irrita nostrae,
6 Alpinis iuvenis regibus orte, fides:
214
7 An Vestalis597
215
29 at tibi, progenies alti fortissima Donni,
30 venit in adversos impetus ire viros.
31 nec mora, conspicuus longe fulgentibus armis,
32 fortia ne possint facta latere, caves;
33 ingentique gradu contra ferrumque locumque
34 saxaque brumali grandine plura subis.
35 nec te missa super iaculorum turba moratur,
36 nec quae vipereo tela cruore madent.
37 spicula cum pictis haerent in casside pinnis,
38 parsque fere scuti vulnere nulla vacat.
39 nec corpus cunctos feliciter effugit ictus,
40 sed minor est acri laudis amore dolor.
41 talis apud Troiam Danais pro navibus Aiax
42 dicitur Hectoreas sustinuisse faces.
43 ut propius ventum est admotaque dextera dextrae
44 resque fero potuit comminus ense geri,
45 dicere difficile est, quid Mars tuus egerit illic,
46 quotque neci dederis quosque quibusque modis.
47 ense tuo factos calcabas victor acervos,
48 impositoque Getes sub pede multus erat.
49 pugnat ad exemplum primi minor ordine pili,
50 multaque fert miles vulnera, multa facit.
51 sed tantum virtus alios tua praeterit omnis,
52 ante citos quantum Pegasus ibat equos.
216
Dich aber, Du tapferer Nachfahre des großen Donnus608, (30) drängt
es, auf die Gegner loszustürmen. Ohne abzuwarten und weithin
kenntlich durch Deine blitzenden Waffen stellst Du sicher, dass Dein
tapferer Einsatz nicht unbemerkt bleiben kann609, und mit gewalti-
gen Schritten stürmst Du voran gegen die Waffen und die (günstige)
Stellung (des Gegners) und gegen Steinwürfe, die dichter sind als Ha-
gel im Winter. (35) Weder halten Dich die unzähligen von oben ge-
schleuderten Speere auf noch die mit Schlangengift getränkten Pfei-
le. An Deinem Helm stecken bunt gefiederte spitze Geschosse, und
fast keine Stelle an Deinem Schild bleibt unbeschädigt. Auch Dein
Körper kann nicht allen Schüssen glücklich ausweichen, (40) doch
Deine brennende Liebe zum Ruhm überwindet Deine Schmerzen.
So soll Aias bei Troja vor den Schiffen der Griechen den Brandfa-
ckeln Hektors widerstanden haben610. Als Du (schließlich) herange-
kommen warst und es zum Handgemenge kam und man sich Mann
gegen Mann mit wütendem Schwert bekämpfen konnte, (45) lässt
sich nur schwer sagen, was Deine Tapferkeit da vollbrachte und wie-
viele und wen Du auf diese oder jene Art in den Tod schicktest. Dein
Schwert türmte sie aufeinander und siegreich tratest Du sie nieder,
und so mancher Gete lag unter Deinem Fuß. Deinem Beispiel als Pri-
mipilus folgend, kämpfen (auch) die niedrigeren Ränge611, (50) und
die Soldaten bekommen viele Wunden ab, schlagen (aber auch) viele.
Aber Deine Tapferkeit übertrifft so sehr alle anderen, wie Pegasus612
die schnellsten Pferde übertraf.
217
63 VIII
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65
1 Littera sera quidem, studiis exculte Suilli,
2 huc tua pervenit, sed mihi grata tamen,
3 qua, pia si possit superos lenire rogando
4 gratia, laturum te mihi dicis opem.
5 ut iam nil praestes, animi sum factus amici
6 debitor, et meritum velle iuvare voco.
7 impetus iste tuus longum modo duret in aevum,
8 neve malis pietas sit tua lassa meis!
218
8 An Suillius613 (und Germanicus)
Spät zwar kam Dein Brief hierher, Suillius, Du gelehrter Mann, doch
war er mir trotzdem willkommen, da Du darin schreibst, dass Du
mir helfen werdest, falls ergebene Dankbarkeit die Götter im Gebet
besänftigen könne. (5) Selbst wenn Du nichts erreichst, schulde ich
Deiner freundlichen Gesinnung etwas und nenne (schon die Ab-
sicht) verdienstvoll, dass Du mir helfen wolltest. Möge dieses Dein
Verlangen doch für lange Zeit erhalten bleiben und Deine Zuneigung
angesichts meines Geschicks nicht nachlassen!
Ein gewisses Anrecht darauf beruht auf dem Band unserer Ver-
wandtschaft, (10) – von dem ich wünsche, dass es immer unversehrt
bleibe – denn die Deine Frau ist, ist mir fast eine Tochter, und die
Dich Schwiegersohn nennt, nennt mich ihren Mann.
Weh mir, wenn Du beim Lesen dieser Verse Dein Gesicht verziehst
und Dich schämst, mit mir verwandt zu sein! (15) Du kannst aber
hier nichts finden, dessen Du Dich schämen müsstest, außer, dass
Fortuna es gar nicht gut mit mir meinte. Wenn Du meine Herkunft
untersuchst, wirst Du uns von Anbeginn ununterbrochen in einer
Reihe unzähliger Ahnen als Ritter614 finden, wenn Du aber meinen
Charakter prüfen willst, (20) so ist er ohne Tadel, abgesehen von dem
leidigen Fehltritt.
219
29 tunc ego tura feram rapidis sollemnia flammis,
30 et, valeant quantum numina, testis ero.
220
zu den gierigen Flammen bringen (30) und Zeuge für die Macht der
Götter sein.
Germanicus, ich werde Dir keinen Tempel aus parischem Marmor er-
richten; mein Sturz hat meine Mittel erschöpft616. Wohlhabende Häu-
ser und Städte werden Dir Tempel bauen; Naso wird nach seinen Mög-
lichkeiten dankbar sein, also mit einem Gedicht. (35) Ich gebe zu, dass
es nur eine kleine Gegengabe für ein großes (Geschenk) ist, wenn ich
dafür, dass mir Leib und Leben gelassen wurden, nur Worte (zurück)
schenke. Doch wer soviel gibt, wie er vermag, ist ausreichend dank-
bar, und seine Frömmigkeit kommt ans Ziel. Weihrauch, den ein Ar-
mer den Göttern aus einem kleinen Kästchen spendet, (40) gilt nicht
weniger als (Weihrauch) aus einer großen Opferschale, und ein noch
saugendes Lämmchen färbt, wenn es geopfert wird, den tarpejischen617
Altar (mit seinem Blut) ebenso wie der mit faliskischem618 Gras ge-
mästete Opferstier.
221
63 et modo, Caesar, avum, quem virtus addidit astris,
64 sacrarunt aliqua carmina parte tuum.
222
Herrschertugend Deinen Großvater unter die Sterne eingereiht, und
(auch) Dichtungen haben ihren Anteil an seiner Verewigung624.
(65) Wenn also meinem Geist noch etwas an Kraft bleibt, Germani-
cus, wird sie ganz Dir zu Diensten stehen. Als Dichter kannst Du die
Verehrung durch einen Dichter nicht verschmähen, sie hat ja nach
Deiner Überzeugung ihren (besonderen) Wert625. Hätte Dein großer
Name Dich nicht zu Größerem berufen, (70) würdest Du der höchs-
te Ruhm der Pieriden626 sein. Doch Du ziehst es vor, uns Stoff (zu
Dichtungen) zu bieten anstatt (selbst) zu dichten, kannst Dich aber
nicht gänzlich davon losmachen. Denn bald führst Du Krieg, bald
unterwirfst Du Wörter dem Versmaß, und was für andere mühsame
Arbeit ist, wird Dir zum Spiel. (75) Und wie Apoll sich weder mit
der Leier noch mit dem Bogen ungeschickt erweist, sondern seine
göttlichen Hände beide (Arten von) Sehnen bewegen, so fehlt es Dir
weder an den Künsten eines gelehrten Dichters noch an denen eines
Herrschers, sondern in Deinem Geist ist die Muse mit Jupiter eng
verbunden.
Da sie auch mich nicht von jener Quelle verdrängt hat, (80) die der
Huf des gorgonischen Pferdes geschlagen hat627, möge sie uns nützen
und dabei helfen, unseren gemeinsamen Kult zu pflegen und dersel-
ben Neigung zu dienen, damit ich endlich die Küste, die zu nahe bei
den felltragenden Corallern liegt, und die wilden Geten628 verlassen
kann (85) und (wenigstens), wenn mir Armen die Heimat versperrt
bleibt, an einen Ort versetzt werde, der nicht so weit von der aus-
onischen Stadt629 entfernt ist, von wo aus ich (dann) Deine neuesten
Ruhmestaten feiern und ohne kleinsten Verzug berichten könnte,
was Du Großes vollbracht hast!
Dass dieser Wunsch die Götter des Himmels630 berührt, darum bitte,
mein lieber Suillius (90) für mich, der ich ja beinahe Dein Schwieger-
vater bin631.
223
95 IX
96
97
1 Unde licet, non unde iuvat, Graecine, salutem
2 mittit ab Euxinis hanc tibi Naso vadis,
3 missaque di faciant auroram occurrat ad illam,
4 bis senos fascis quae tibi prima dabit,
5 ut – quoniam sine me tanges Capitolia consul
6 et fiam turbae pars ego nulla tuae –
7 in domini subeat partis et praestet amici
8 officium iusso littera nostra die.
224
9 An Graecinus632
Von wo aus es ihm erlaubt ist, nicht von wo aus es ihm Freude macht,
Graecinus, vom „Gastlichen Meer“633 her, sendet Dir Naso diesen
Gruß, und die Götter mögen es einrichten, dass er Dich nach sei-
ner Reise an dem Morgen erreicht, der Dir erstmals zweimal sechs
Rutenbündel634 verleiht, (5) damit – da Du ja als Konsul ohne mich
das Kapitol erreichen wirst und ich kein Teilnehmer Deines Gefolges
sein kann – mein Brief seinen Verfasser am vorgesehenen Tag ver-
trete und die Huldigung Deines Freundes überbringe.
Und (überhaupt): Wäre ich unter einem besseren Stern geboren und
(10) liefe das Rad (meines Wagens) auf einer zuverlässigen Achse,
hätte, was nun meine Hand nur durch Schreiben leistet, meine Zun-
ge geleistet, indem sie ihrer Aufgabe nachgekommen wäre, Dich zu
grüßen; und nach meinen Glückwünschen würde ich Dich unter
freundlichen Worten küssen, und dies wäre für mich eine ebenso
große Ehre wie für Dich. (15) An diesem Tag, das gebe ich zu, wäre
ich so hochgemut, dass kaum ein Haus meinen Stolz fassen könnte;
und während sich die ehrwürdige Schar des Senats an Deiner Seite
bewegte, müsste ich als Ritter dem Konsul voranziehen, und wenn
ich mir auch wünschte, immer ganz nah bei Dir zu sein, (20) wäre ich
andererseits froh, nicht einen Platz gleich neben Dir zu haben635. Ich
würde nicht klagen, auch wenn die Menge mich zerdrückte, sondern
es wäre mir geradezu lieb, von den Leuten eingezwängt zu werden.
Freudig sähe ich mir die Größe des geordneten Zuges an und über
welch lange Strecke sich die dicht gedrängte Menge ausbreitete. (25)
Und damit Du weißt, wie sehr mich die einfachsten Dinge interessie-
ren, würde ich mir ansehen (wollen), wie schön Dein Purpurgewand
ist, und ebenso die Reliefs am Amtssessel und das ganze Schnitzwerk
aus Elfenbein636. Wärest Du (schließlich) zur tarpejischen Burg637 ge-
leitet, (30) hätte der mächtige Gott, der mitten im Tempel thront638,
während das Opfertier auf Dein Geheiß hin fiele, hören können, dass
auch ich ihm still dankte; auch Weihrauch hätte ich gespendet, und
225
31 me quoque secreto grates sibi magnus agentem
32 audisset, media qui sedet aede, deus;
33 turaque mente magis, plena quam lance, dedissem
34 ter quarter imperii laetus honore tui.
226
zwar eher im Geist als aus einer vollen Schale, dreifach, vierfach er-
freut, Dich mit der Amtsgewalt geehrt zu sehen.
(35) Man würde mich hier (auf dem Kapitol) zu den Freunden zäh-
len, die um Dich sind, wenn mir nur ein gnädiges Schicksal das Recht
gäbe, in der Stadt zu sein, und das Schauspiel, das ich mir jetzt allein
im Geist vorstelle, nähme ich dann auch mit (eigenen) Augen wahr.
(Doch) die Himmlischen haben das nicht gewollt, vielleicht gar mit
Recht: (40) Was nämlich könnte es mir helfen, den Grund für meine
Bestrafung zu bestreiten?
Ich will aber meine Phantasie nutzen, die allein von dort nicht ver-
bannt ist, und (mit ihrer Hilfe) Deine gesäumte Toga sowie Deine
Rutenbündel betrachten: Sie allein wird erleben, wie Du im Volk
Recht sprichst; sie wird sich vorstellen können, bei Deinen geheimen
Audienzen dabei zu sein. (45) Bald wird sie glauben, dass Du die
Steuern für die Dauer von fünf Jahren unter der Lanze festsetzt639
und mit größter Sorgfalt alles verpachtest, bald, dass Du inmitten
des Senats wortgewaltig redest und zu erreichen suchst, was das öf-
fentliche Wohl verlangt, (und) bald, dass Du im Namen der Caesaren
ein Dankopfer für die Götter beschließt (50) oder den weißen Hals
fetter Opferstiere triffst. Wenn Du doch, da Du ja schon um Größe-
res batest, darum flehen möchtest, dass sich der Zorn des Prinzeps
auf mich beruhige; auf diese Bitte hin möge die mitfühlende Flamme
vom (mit Gaben) gefüllten Altar hochfahren und ihre helle Spitze ein
gutes Omen für den Wunsch geben.
227
63 sic tu bis fueris consul, bis consul et ille,
64 inque domo binus conspicietur honor.
65 qui quamquam est ingens, et nullum Martia summo
66 altius imperium consule Roma videt,
67 multiplicat tamen hunc gravitas auctoris honorem,
68 et maiestatem res data dantis habet.
69 iudiciis igitur liceat Flaccoque tibique
70 talibus Augusti tempus in omne frui.
71 quod tamen ab rerum cura propiore vacabit,
72 vota, precor, votis addite vestra meis,
73 et, si quem dabit aura sinum, laxate rudentis,
74 exeat e Stygiis ut mea navis aquis!
228
über Deine. Somit wirst Du zweimal Konsul sein, zweimal Konsul
auch er, und man wird euer Haus zweifach geehrt sehen. (65) Wie
groß diese (Ehre) auch ist und wenn auch das Rom des Mars641 keine
höhere Machtstellung als das Konsulat kennt, wird diese Ehre doch
durch das Ansehen dessen vervielfacht, der sie verleiht642, und das
Geschenk hat Anteil an der Majestät desjenigen, der schenkt. Dir
und Flaccus möge es daher vergönnt sein, (70) für immer solche
Wertschätzung des Erhabenen643 zu genießen. Wenn aber Zeit bleibt
von dringender zu besorgenden Geschäften, (dann) bitte, fügt Eure
Wünsche den meinen hinzu, und wenn eine Brise die Segel bläht,
gebt Leine, damit mein Schiff aus dem Wasser der Styx644 frei kommt.
Frag ihn, wie das Land hier aussieht, (frag ihn) nach dem unange-
nehmen skythischen Klima und wie mir die Nähe des Feindes zu-
setzt; (und frag ihn), ob die Pfeilspitzen in Schlangengift647 getaucht
sind (und) ob ein Mensch zum grässlichen Opfer(tier) wird; (85)
(und frag ihn), ob ich lüge, dass der Pontus vor Kälte erstarrt zufriert
und das Eis weite Flächen des Meeres bedeckt.
Wenn er all das bestätigt hat, frag ihn, wie es um meinen Ruf (hier)
bestellt ist und wie ich die harten Zeiten durchstehe: Man hasst mich
hier nicht, und ich verdiente das auch nicht, (90) und auch mein Ge-
müt hat sich nicht zugleich mit dem Schicksal verändert: Jene heite-
re Gelassenheit648, die Du immer (an mir) lobtest, und auch meine
gewohnte bescheidene Zurückhaltung beherrscht noch immer wie
früher meine Miene. So verhalte ich mich (auch) in dieser fernen
Gegend649 – hier, wo ein barbarischer Feind erreicht, dass grausame
Waffen mehr gelten als Gesetze – (95) sodass, Graecinus, schon so
229
95 rem queat ut nullam tot iam, Graecine, per annos
96 femina de nobis virve puerve queri.
97 hoc facit, ut misero faveant adsintque Tomitae,
98 haec quoniam tellus testificanda mihi est!
99 illi me, quia velle vident, discedere malunt,
100 respectu cupiunt hic tamen esse sui.
101 nec mihi credideris: extant decreta, quibus nos
102 laudat et immunes publica cera facit!
103 conveniens miseris et quamquam gloria non sit,
104 proxima dant nobis oppida munus idem.
230
viele Jahre lang weder Frauen noch Männer noch Kinder über mich
in irgend einem Punkt klagen konnten. So kommt es, dass die Men-
schen von Tomis mir in meinem Unglück gewogen sind und mir bei-
stehen, muss ich doch schon dieses Land als Zeugen für mich auf-
rufen! Sie gönnen mir zwar, dass ich fortgehe, weil sie sehen, dass es
mein Wille ist, (100) doch in eigenem Interesse wünschen sie, dass
ich hier bleibe. Du wirst es nicht glauben: Es gibt öffentlich doku-
mentierte Beschlüsse, die mich loben und von Steuern und Diensten
freistellen650! Und obgleich es einem Unglücklichen nicht zusteht,
sich zu rühmen: Benachbarte Städte651 sind mir in gleicher Weise ge-
fällig.
231
127 tu certe scis haec, superis adscite, videsque,
128 Caesar, ut est oculis subdita terra tuis.
129 tu nostras audis inter convexa locatus
130 sidera, sollicito quas damus ore, preces.
131 perveniant istuc et carmina forsitan illa,
132 quae de te misi caelite facta novo.
133 auguror his igitur flecti tua numina, nec tu
134 inmerito nomen mite parentis habes.
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Ohren Caesars663 gelangen: Ihm bleibt nichts verborgen, was auf dem
ganzen Erdkreis geschieht.
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162 X
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164
1 Haec mihi Cimmerio bis tertia ducitur aestas
2 litore pellitos inter agenda Getas.
3 ecquos tu silices, ecquod, carissime, ferrum
4 duritiae confers, Albinovane, meae?
5 gutta cavat lapidem, consumitur anulus usu,
6 atteritur pressa vomer aduncus humo.
7 tempus edax igitur praeter nos omnia perdet:
8 cessat duritia mors quoque victa mea!
234
10 An Albinovanus Pedo667
Dies ist der sechste Sommer668, den ich an der kimmerischen Küste669
unter den mit Fellen bekleideten Geten verbringen muss. Welche
Steine, mein lieber Albinovanus, welches Eisen kannst Du mit mei-
nem Durchhaltevermögen670 vergleichen? (5) (Steter) Tropfen höhlt
den Stein, ein Ring wird durch das Tragen abgenutzt, und der ge-
bogene Pflug scheuert sich durch den Druck auf das Erdreich ab671.
Der Zahn der Zeit wird also alles zugrunde richten – nur mich nicht:
Selbst der Tod lässt auf sich warten, besiegt durch mein Durchhalte-
vermögen!
Man vergleiche auch in keiner Weise die Städte des Lästrygonen676 mit
den Völkern, die die Donau mit ihren Windungen berührt, und auch
der Kyklop übertrifft an Grausamkeit nicht den wilden Piacches677, der
immerfort nur ein kleiner Teil meiner Schrecken ist. (25) Und wenn
auch die grässlichen Ungeheuer an den entstellten Lenden der Skylla678
bellen, sind die Schiffe der Heniocher679 für die Seefahrer gefährlicher.
Auch lässt sich Charybdis680 nicht mit den schrecklichen Achäern681
vergleichen, mag sie auch dreimal das Meer aufsaugen und wieder von
235
31 hic agri infrondes, hic spicula tincta venenis,
32 hic freta vel pediti pervia reddit hiems,
33 ut, qua remus iter pulsis modo fecerat undis,
34 siccus contempta nave viator eat.
35 qui veniunt istinc, vix vos ea credere dicunt.
36 quam miser est, qui fert asperiora fide!
37 crede tamen, nec te causas nescire sinemus,
38 horrida Sarmaticum cur mare duret hiems:
236
sich geben; (die Achäer) fahren zwar auf der rechten Seite (des Schwar-
zen Meeres) ziemlich ungehindert umher, (30) lassen aber (auch) unse-
re Seite nicht in Ruhe.
Hier sind die Felder kahl, hier die Pfeile in Gift getränkt, hier macht
der Winter die Meeresoberfläche sogar Fußgängern zugänglich, so-
dass, wo eben noch ein Ruder die Wogen geschlagen und seine Fahrt
gemacht hat, der Wanderer kein Schiff braucht und trockenen Fußes
vorankommt682. (35) Kommt jemand von euch hierher, sagt er, dass
ihr all das kaum für wahr haltet. Wie schlimm geht es dem, der grö-
ßere Widerwärtigkeiten erträgt, als man glaubt! Glaube mir trotz-
dem! Und ich will Dich auch über die Gründe nicht im Unklaren
lassen, warum der schreckliche Winter das sarmatische Meer zufrie-
ren lässt:
Ganz nah bei uns ist das Sternbild, das uns die Gestalt eines Wa-
gens683 zeigt (40) und außergewöhnliche Kälte mit sich bringt. Von
hier kommt der Boreas684, diese Küste ist seine Heimat, und er
schöpft seine Kräfte vom Pol, der ganz in der Nähe liegt. Der Notus685
aber, der vom entgegen liegenden Pol her weht, ist weit entfernt und
kommt (nur) selten und recht schwach (hierher).
(45) Bedenke auch, dass sich hier Flüsse686 mit dem abgeschlossenen
Pontus vermischen und das Meer seine Kraft durch die große Was-
serzufuhr verliert:
Es strömt hier der Lycus hinein und der Sagaris und Penius, Hypanis
und Cales sowie der Halys, der von vielen Strudeln aufgewühlt ist,
auch der reißende Parthenius und der Steine wälzende Niphates (50)
strömt hinab und Tyras, der langsamste von allen Flüssen, auch du,
Thermodon, den Reiterscharen der Frauen687 vertraut, und (auch du)
Phasis, vor Zeiten Ziel der griechischen Helden688, und mit dem Bo-
rysthenes der ganz klare Dyrapses und Melanthus, der still und lang-
sam dahinfließt, (55) und der (Fluss), der beide Erdteile, Asien und
die Schwester des Cadmus689, voneinander trennt und zwischen bei-
237
61 quin etiam stagno similis pigraeque paludi
62 caeruleus vix est diluiturque color.
63 innatat unda freto dulcis leviorque marina est,
64 quae proprium mixto de sale pondus habet.
238
den verläuft, (schließlich) unzählige andere, unter denen die Donau,
der größte von allen, sagt, sie stehe nicht hinter dir, Nil, zurück!690
(65) Wenn jemand fragt, warum ich dies alles dem Pedo erzähle
und was es mir nützt, es in Verse zu kleiden, werde ich antworten:
„Ich habe mich (damit) von meinem Kummer abgelenkt und mir
die Zeit vertrieben: Diesen Gewinn hat mir die Stunde soeben ge-
bracht. Während ich das schrieb, war ich frei vom üblichen Schmerz
(70) und hatte nicht (mehr) das Gefühl, mitten unter den Geten zu
leben.“
239
93 XI
94
95
1 Gallio, crimen erit vix excusabile nobis
2 carmine te nomen non habuisse meo.
3 tu quoque enim, memini, caelesti cuspide facta
4 fovisti lacrimis vulnera nostra tuis.
5 atque utinam rapti iactura laesus amici
6 sensisses ultra, quod quererere, nihil!
240
11 An Gallio695
(Doch) die Götter wollten es nicht so, die es – grausam (wie sie sein
können) – nicht für Unrecht hielten, Dir Deine sittsame Frau zu ent-
reißen. Kam doch vor kurzem ein Brief mit dieser schmerzlichen
Kunde hierher, (10) und unter Tränen habe ich von Deinem Ver-
lust gelesen. Doch weniger bewandert (als Du), möchte ich mir nicht
herausnehmen, Dich bei (all) Deiner Bildung zu trösten und die Dir
(bekannten tröstenden) Worte697 gelehrter Männer zu wiederholen;
auch vermute ich, dass Dein Schmerz, wenn schon nicht durch den
Verstand, so doch längst durch die Zeit vergangen ist. (15) (Denn)
während Dein Brief hierher kommt und meiner auf dem Rückweg
so viele Meere und Länder durcheilt, vergeht (ja) ein Jahr698! Es ist
nur eine bestimmte Zeit lang angebracht, tröstende Worte zu sagen,
(nämlich) solang der Schmerz noch frisch ist und der Trauernde
noch Trost sucht, doch wenn die Zeit die Verwundung der Seele ge-
lindert hat, (20) wird sie durch den wieder erneuert, der sie zur fal-
schen Zeit berührt. Außerdem – und möge sich mein Wunsch für
Dich erfüllen – kannst Du inzwischen Dein Glück in einer neuen
Ehe gefunden haben.
241
32 XII
33
34
1 Quo minus in nostris ponaris, amice, libellis,
2 nominis efficitur condicione tui;
3 aut ego non alium prius hoc dignarer honore,
4 est aliquis nostrum si modo carmen honor:
242
12 An Tuticanus699
Dass Du, mein Freund, in meinen Briefen nicht genannt wirst, liegt
an der Eigenart Deines Namens; ich würde doch sonst keinem ande-
ren diese Auszeichnung eher zukommen lassen, sofern mein Gedicht
überhaupt eine Ehrung bedeutet:
(5) Der Zwang des Versmaßes und die unglückliche Form Deines
Namens stehen der guten Absicht im Wege, und es gibt keinen Weg,
Dir Eingang in meine Verse zu schaffen700: Es widerstrebt mir näm-
lich, Deinen Namen so auf zwei Verse zu verteilen, dass der erste mit
ihm endete und der zweite mit ihm anfinge („Tūti – cānus“), und es
widerstrebte mir (erst recht), müsste ich Dich da, wo die Silbe lang
ist, mit einer Kürze ansprechen (10) und „Tūticănus“ nennen; auch
in der Form „Tŭticānus“ könntest Du nicht im Vers erscheinen, dass
also die erste Silbe aus einer langen zu einer kurzen gemacht würde,
oder auch, dass die zweite, die jetzt kurz gesprochen wird, verlän-
gert würde („Tutīcanus“). (15) Wenn ich es wagte, Deinen Namen
mit solchen Fehlern zu entstellen, wäre das lächerlich, und mit Recht
zweifelte man an meinem Verstand.
Das (also) war der Grund dafür, dass ich eine solche Widmung auf-
geschoben habe, die meine Freundesliebe (Dir nun aber) mit Zinsen
zuteil werden lässt701: Ich will Dich besingen und Dir, wie auch im-
mer (Dein Name) zu schreiben ist, Gedichte senden, (20) der Du mir
(ja) fast seit meiner Kindheit beinahe noch als Kind bekannt bist und
mir durch so viele Jahre hindurch, die wir beide zählen, nicht weni-
ger lieb bist als ein Bruder seinem Bruder. Du warst mir ein guter
Ratgeber, ein Leiter und Gefährte, als ich in jungen Jahren die mir
noch ungewohnten Zügel in die Hand zu nehmen versuchte702. (25)
Oft habe ich meine Gedichte verbessert, wenn Du daran etwas aus-
zusetzen hattest, oft hast auch Du auf meinen Rat hin etwas gestri-
chen, als die pierischen Göttinnen703 Dich anleiteten, eine Phaeakis704
zu schreiben, die Homers705 Werk würdig wäre.
243
29 hic tenor, haec viridi concordia coepta iuventa
30 venit ad albentis inlabefacta comas.
31 quae nisi te moveant, duro tibi pectora ferro
32 esse vel invicto clausa adamante putem.
33 sed prius huic desint et bellum et frigora terrae,
34 invisus nobis quae duo Pontus habet,
35 et tepidus Boreas et sit praefrigidus Auster,
36 et possit fatum mollius esse meum,
37 quam tua sint lasso praecordia dura sodali.
38 hic cumulus nostris absit abestque malis!
244
Diese seit früher Jugend ununterbrochene Eintracht (30) setzt sich,
bis unsere Haare grau werden, unerschütterlich fort. Wenn Dich all
das nicht rührt, möchte ich glauben, Dein Herz sei von hartem Eisen
oder unzerstörbarem Stahl umschlossen. Doch eher würden (hier)
in dieser Gegend kein Krieg und keine Kälte herrschen, die beiden
(Übel), die der grimmige Pontus mir bietet, (35) und (eher) würde
der Boreas mild und der Auster eiskalt706, und (eher) könnte mein
Schicksal erträglicher werden, als dass Dein Herz sich einem Gefähr-
ten gegenüber hart erwiese, dessen Kräfte nachgelassen haben. Möge
mein Leid von einer solchen zusätzlichen Last verschont sein und
bleiben!
Bei den Himmlischen, unter denen ganz sicher der ist, (40) unter
dessen Herrschaft Dein Ansehen ständig wuchs707, nimm, indem Du
Dich in beständiger Treue um einen Vertriebenen kümmerst, darauf
Einfluss, dass der erhoffte günstige Wind für mein Schiff nicht aus-
bleibt. Fragst Du, was (genau) ich Dir auftrage? Ich möchte sterben,
wenn ich es Dir sagen könnte, sofern jemand, der schon gestorben
ist, noch sterben kann. (45) Ich weiß weder, was ich tun soll, noch
was ich nicht will oder was ich will, und mir ist das, was mir nützen
könnte, nicht klar genug. Glaube mir, Unglückliche verlieren zu aller-
erst ihre geistigen Kräfte, und mit dem Glück verschwinden Urteils-
vermögen und Verstand. Ich bitte Dich (daher), frage Dich selbst, in
welcher Hinsicht Du mir helfen (50) und über welchen Weg Du zu
dem gelangen kannst, was ich wünsche.
245
63 XIII
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65
1 O mihi non dubios inter memorande sodales,
2 qui quod es, id vere, Care, vocaris, ave!
246
13 An Carus708
Du, den ich nicht zu unsicheren Freunden zählen muss, und der Du
nach dem, was Du bist, ganz richtig „Carus“, genannt wirst, sei ge-
grüßt! Von wo der Gruß kommt, könnte Dir sofort neben der Fär-
bung709 die Gedankenführung meines Gedichts verraten, (5) nicht
weil sie (etwa) bewundernswert wäre, sondern (nur) weil sie zweifel-
los nicht alltäglich ist: Wie auch immer, man wird erkennen, dass
ich der Autor bin. Auch ich könnte wohl sagen, was Dein Werk ist,
selbst wenn Du den Titelstreifen von der Stirnseite (der Rolle) ent-
ferntest710. Magst Du auch zwischen noch so vielen Büchern liegen,
man wird Dich erkennen (10) und herausfinden, indem man auf
bestimmte Merkmale achtet. Der Autor wird an geistigen Kräften
erkannt, die ich des Herakles würdig halte, und die eben jenem ent-
sprechen, über den Du selbst dichtest.
Auch meine Muse wird an ihrer eigenen Färbung erkannt und kann
wahrscheinlich durch ihre Fehler auffallen. (15) Seine hässliche
Gestalt machte Thersites711 bekannt, nicht anders als Nireus712, der
durch seine Schönheit auffiel. Und so darfst Du Dich nicht wundern,
wenn meine Gedichte, die ich als fast schon getischer Dichter schrei-
be, Fehler enthalten, Ach, es ist mir peinlich: Ich habe sogar ein Ge-
dicht in getischer Sprache geschrieben (20) und barbarische Wörter
unseren Versmaßen eingefügt713; und ich gefiel (hier damit) – be-
glückwünsche mich dazu! – und begann (schon), inmitten der unge-
bildeten Geten den Namen eines Dichters zu bekommen. Du fragst
nach dem Thema? Du wirst es wohl loben: Ich besang Caesar714; mei-
ne Unerfahrenheit (dabei) wurde durch die Macht dieser Gottheit
ausgeglichen.
(25) Ich trug (den Geten) nämlich vor, der Leib des Vaters Augustus
sei sterblich gewesen, aber sein göttliches Wesen sei in die himm-
lischen Wohnstätten entschwebt. Seinem Vater sei der an Tugend
gleich, der die von ihm oft abgelehnten Zügel der Herrschaft (nur)
247
29 esse pudicarum te Vestam, Livia, matrum,
30 ambiguum, nato dignior anne viro.
31 esse duos iuvenes, firma adiumenta parentis,
32 qui dederint animi pignora certa sui.
248
auf Bitten hin übernommen habe715. Und du, Livia, seist die Ves-
ta716 der sittsamen Frauen, (30) wobei man nicht weiß, ob du deines
Sohnes oder deines Mannes würdiger bist. Es gäbe auch zwei junge
Männer717, sichere Stützen ihres Vaters, die deutliche Beweise ihrer
Tüchtigkeit geliefert hätten718.
249
62 XIV
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1 Haec tibi mittuntur, quem sum modo carmine questus,
2 non aptum numeris nomen habere meis.
250
14 An Tuticanus725
Dies sende ich Dir, über den ich noch vor kurzem Klage geführt
habe, dass er einen Namen trägt, der nicht in mein Versmaß passt.
Du wirst hier, außer dass ich noch einigermaßen gesund bin, nichts
finden, was Dich erfreuen könnte: (5) Doch selbst (die Sorge um)
meine Gesundheit ist mir zuwider, und es ist mein innigster Wunsch,
aus dieser Gegend hier wegzukommen, wohin auch immer. Ich ma-
che mir keine Gedanken darüber, wohin ich aus diesem Land ver-
setzt werde, weil mir jedes willkommener sein wird als das, was ich
vor Augen habe. Leitet meine Segel mitten in die Syrten726, mitten in
die Charybdis727, (10) wenn ich nur dem Land entkomme, wo ich
jetzt bin. Sogar die Styx728, wenn es sie gibt, möchte ich gegen die
Donau tauschen, oder wenn es noch Abgründigeres auf der Welt gibt
als die Styx. Weniger hasst ein bestelltes Feld das Unkraut oder die
Schwalbe die Kälte, als Naso die Nachbarschaft der Geten, die den
Mars verehren.
(15) Wegen solcher Äußerungen sind die Menschen von Tomis mir
böse, und man regt sich im Volk über meine Gedichte auf729. Hört es
denn niemals auf, dass meine Gedichte mir schaden, muss ich denn
immer für meine unvorsichtigen Gedanken büßen? Warum zöge-
re ich, mir die Finger abzuschneiden, um nicht mehr zu schreiben,
(20) und warum bin ich noch immer so von Sinnen, dass mich die
Waffe anzieht, die mir geschadet hat730? Zieht es mich wieder zu den
Klippen von früher und zu den Gewässern, in denen ich Schiffbruch
erlitt?
Aber ich habe doch nichts Böses getan, habe mir nichts zuschulden
kommen lassen, ihr Leute von Tomis, die ich euch doch liebe, auch
wenn mir euer Land verhasst ist. (25) Wer will, kann die Ergebnisse
meiner Arbeit durchsuchen: Meine Briefe haben sich nirgends über
euch beklagt731. Ich beklage die Kälte und die Einfälle, die von al-
251
29 in loca, non homines, verissima crimina dixi;
30 culpatis vestrum vos quoque saepe solum.
31 esset perpetuo sua quam vitabilis Ascra,
32 ausa est agricolae Musa docere senis,
33 et fuerat genitus terra, qui scripsit, in illa,
34 intumuit vati nec tamen Ascra suo.
35 quis patriam sollerte magis dilexit Ulixe?
36 hoc tamen asperitas indice docta loci est.
37 non loca, sed mores scriptis vexavit amaris
38 Scepsius Ausonios, actaque Roma rea est.
39 falsa tamen passa est aequa convicia mente,
40 obfuit auctori nec fera lingua suo.
252
len Seiten zu befürchten sind, und dass der Feind die Stadtmauern
angreift. Gegen die Umgebung, nicht gegen die Menschen habe ich
berechtigt Klage geführt; (30) auch ihr selbst klagt ja oft über euer
Land.
Die Muse des greisen Bauern hat zu verkünden gewagt, dass man
sein Askra zu jeder Jahreszeit meiden muss, und der das schrieb,
war auf dieser Scholle geboren, doch Askra zürnte seinem Dichter
nicht732. (35) Und wer liebte seine Heimat mehr als der kluge Odys-
seus? Dennoch kennt man durch seine eigenen Hinweise die Unwirt-
lichkeit des Ortes733. Und der Mann aus Skepsis734 griff mit seinen
bitteren Schriften nicht das Land, sondern die Sitten Ausoniens735
an und stellte Rom unter Anklage. Aber (Rom) hat die falschen An-
schuldigungen mit Gleichmut ertragen, (40) und dem Verfasser hat
seine böse Zunge nicht geschadet.
Also, wie lieb der Latona die Erde von Delos ist, die allein der Her-
umirrenden einen sicheren Ort bot742, so lieb ist mir Tomis, das mir
nach der Verbannung aus der Heimat (60) bis heute gastfreundlich
253
61 di modo fecissent, placidae spem posset habere
62 pacis et a gelido longius axe foret!
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und treu bleibt. Hätten nur die Götter bewirkt, dass (Tomis) Ruhe
und Frieden haben könnte und weiter vom eisigen Pol entfernt läge!
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96 XV
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1 Si quis adhuc usquam nostri non inmemor extat,
2 quidve relegatus Naso requirit agam,
3 Caesaribus vitam, Sexto debere salutem
4 me sciat: a superis hic mihi primus erit.
5 tempora nam miserae complectar ut omnia vitae,
6 a meritis eius pars mihi nulla vacat.
7 quae numero tot sunt, quot in horto fertilis arvi
8 Punica sub lento cortice grana rubent,
9 Africa quot segetes, quot Tmolia terra racemos,
10 quot Sicyon bacas, quot parit Hybla favos.
11 confiteor: – testere licet, signate, Quirites! –
12 nil opus est legum viribus, ipse loquor:
13 inter opes et me, parvam rem, pone paternas;
14 pars ego sum census quantulacumque tui.
15 quam tua Trinacria est regnataque terra Philippo,
16 quam domus Augusto continuata foro,
17 quam tua, rus oculis domini, Campania, gratum,
18 quaeque relicta tibi, Sexte, vel empta tenes,
19 tam tuus en ego sum, cuius te munere tristi
20 non potes in Ponto dicere habere nihil.
21 atque utinam possis, et detur amicius arvum,
22 remque tuam ponas in meliore loco!
256
15 An Sextus Pompeius743
Wenn es noch jemanden gibt, der mich nicht vergessen hat und fragt,
wie es mir, dem verbannten Naso, geht, soll er wissen, dass ich den
Caesaren744 das Leben, Sextus (aber) mein Wohlergehen verdanke745:
Nach den Gottheiten746 steht er für mich (immer) an erster Stelle. (5)
Denn wenn ich alle Abschnitte meines Lebens betrachte, gibt es keine
Zeitspanne ohne seine Verdienste um mich: Diese sind so zahlreich,
wie in einem Garten mit fruchtbarem Boden die roten punischen
Körner unter der zähen Schale747, wie es Ähren in Afrika gibt748,
Trauben an den Hängen des Tmolus749, (10) Oliven bei Sikyon750, Bie-
nen am Hybla751. Ich erkläre (hiermit) öffentlich: – Du kannst es als
Zeugnis nehmen, und ihr, römische Bürger, besiegelt es!752 – Es be-
darf nicht der Kraft der Gesetze, sind es doch meine eigenen Worte:
Zähle auch mich, wie wenig ich wert bin, zu Deinem ererbten Besitz,
mag ich auch nur ein ganz kleiner Teil Deines Vermögens sein. (15)
Wie Dir Sizilien gehört und das Land, über das Philipp herrschte, wie
Dein Haus unmittelbar am Forum des Augustus753, wie Dein Land-
gut in Kampanien754, das die Augen seines Herrn erfreut, und was
(sonst) Du, Sextus, ererbt oder erworben hast, so gehöre auch ich
Dir, und Du kannst bei aller Trostlosigkeit der Gabe (20) nicht sagen,
Dir gehöre nichts hier am Pontus. Läge es doch in Deiner Macht, und
gewährte man mir doch eine freundlichere Gegend, und könntest
Du doch Dein Eigentum an einen besseren Ort versetzen!
Da dies (aber) bei den Göttern liegt, bemühe Dich, die Gottheiten
durch Bitten mild zu stimmen, die Du in beständiger Ergebenheit
verehrst755. (25) Man kann freilich kaum klar sagen, ob Du, was mei-
ne Verirrung angeht, eher ein Zeuge bist oder mich entlasten kannst.
Ich flehe nicht, weil ich (an Dir) zweifle, doch oft wird ja, wenn man
flussabwärts fährt, die Kraft der Strömung durch Rudern verstärkt.
Ich schäme mich und befürchte, dass durch meine immer gleichen
Bitten (30) in Deinem Herzen ein berechtigter Überdruss aufsteigen
kann. Doch was soll ich tun? Heftiges Verlangen überschreitet (im-
257
31 verum, quid faciam? res inmoderata cupido est:
32 da veniam vitio, mitis amice, meo!
33 scribere saepe aliud cupiens delabor eodem:
34 ipsa locum per se littera nostra rogat.
258
mer) jedes Maß: Verzeih (daher), mein nachsichtiger Freund, (die-
sen) meinen Fehler! Auch wenn ich etwas anderes schreiben will,
gerate ich oft auf die alte Bahn: Ganz von allein sucht mein Brief sein
Thema.
(35) Doch ob Dein Ansehen756 Erfolg hat oder ob mich die unerbitt-
liche Parze757 dazu verurteilt, (hier) unter dem eisigen Pol zu sterben,
mein dankbares Herz wird sich allzeit an Deine Gunst erinnern, und
mein Heimatland wird hören, dass ich Dir gehöre758. Auch jedes an-
dere (Land), das irgendwo unter dem Himmel liegt, wird es verneh-
men, (40) falls meine Muse den barbarischen Geten entkommt, und
wird erfahren, dass Du Ursache und Bewahrer meines Wohlergehen
bist und ich Dir gehöre, auch ohne Waage und Geld759.
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65 XVI
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1 Invide, quid laceras Nasonis carmina rapti?
2 non solet ingeniis summa nocere dies,
3 famaque post cineres maior venit, et mihi nomen
4 tum quoque, cum vivis adnumerarer, erat,
260
16 An einen Missgünstigen760
261
31 cum Varius Gracchusque darent fera dicta tyrannis,
32 Callimachi Proculus molle teneret iter,
33 Tityron antiquas Passer revocaret ad herbas,
34 aptaque venanti Grattius arma daret,
35 Naidas a Satyris caneret Fontanus amatas,
36 clauderet imparibus verba Capella modis,
37 cumque forent alii, quorum mihi cuncta referre
38 nomina longa mora est, carmina vulgus habet,
39 essent et iuvenes, quorum, quod inedita cura est,
40 appellandorum nil mihi iuris adest.
262
Weg des Kallimachos folgte, Passer793 den Tityrus794 zu den frühe-
ren Weiden zurückrief, Grattius795 den Jägern geeignete Waffen gab,
(35) Fontanus796 die von Satyrn geliebten Najaden besang, Capella797
seine Worte in ungleiches Versmaß kleidete, und als es noch (viele)
andere gab, deren Namen alle aufzuzählen ich lange brauchte, deren
Gedichte (aber) im Volk bekannt sind, und als es auch junge Leute
gab, deren Werk noch nicht herausgegeben wurde, (40) weshalb mir
nicht zusteht, sie zu nennen.
(45) Wenn ich so sagen darf, hatten meine Dichtungen hohes An-
sehen und (waren es wert), neben so Großen gelesen zu werden.
Missgunst, hör’ also auf, einen aus der Heimat Vertriebenen her
unter zu machen und streue, du Schonungslose, meine Asche nicht
umher! Alles habe ich verloren, nur das Leben ist mir geblieben,
(50) um mich mein Leid spüren zu lassen und ihm Nahrung zu
geben. Welchen Sinn hat es, das Schwert in die Glieder eines Toten
zu stoßen? Für einen neuen Hieb findet man bei mir keine (freie)
Stelle mehr799.
263
Anmerkungen
Vorbemerkungen
Die Werke Ovids sind kursiv, ohne den Namen des Autors zitiert; für die Tristien
steht nur T., für die Epistulae ex Ponto nur P.
Die prosopographischen Angaben zu den Adressaten der Epistulae ex Ponto sind
möglichst kurz gehalten. Man ziehe jeweils Paulys Realencyclopädie der classischen
Altertumswissenschaft (RE) heran, die Prosopographia imperii Romani, Neube-
arbeitung 1933–2015, zuletzt unter der Leitung von W. Eck, oder den Neuen Pau-
ly, Stuttgart 1996–2012. „Steckbriefe“ der Adressaten auch bei H. Froesch (1968),
S. 90–108 mit der älteren prosopographischen Literatur in Anm. 308, ferner: J.
André (1977), S. XIV–XXXIII; P. Green, The Poems of Exile, S. 293–381; E. Baeza
Angulo (2010), jeweils am Beginn der Anmerkungen zu jedem Brief, ähnlich wie
in der vorliegenden Ausgabe. Hilfreich auch M. Helzle (1989 und 2003) jeweils zu
Beginn des Briefkommentars, sowie R. Syme, History, bes. S. 72–93 und 114–168,
und M. B. Akrigg, The Last Poems, S. 5ff. und jeweils zu Beginn des Briefkommen-
tars (nur zu Buch 4!).
1 Nur aus Ovid bekannt, s. auch P. 3, 9: Somit sind Brutus „Prolog“ und „Epilog“ der
Bücher I–III gewidmet. Als Empfänger des Werkes (V. 2 opus; V. 3 libelli) ist Brutus
vielleicht Besitzer einer bekannten Privatbibliothek, vielleicht ein Buchhändler oder
gar Ovids „Verleger“, d. h. Inhaber einer „Schreibmanufaktur“ zur Herstellung von Ab-
schriften. – Auch P. 4, 6 ist an ihn gerichtet (V. 17f.: Ovid hatte Brutus – vielleicht zur
Vervielfältigung und Verteilung – ein Gedicht über die Apotheose des Augustus ge-
sandt.) Auch T 1, 7 und T. 3, 14 könnten an Brutus gerichtet sein: In T. 1, 7 spricht Ovid
zum ungenannten Empfänger über Abschriften (exempla) seiner Metamorphosen,
denen die letzte Bearbeitung (summa manus) fehle. Der Empfänger möge den Meta-
morphosen sechs Verse voransetzen (V. 35–40), die den Leser darauf hinweisen sollen,
dass der Dichter durch sein Schicksal daran gehindert worden sei, die Mängel zu ver-
bessern. – T. 3, 14 äußert die Bitte, der Empfänger solle sich Ovids Werk annehmen,
auch (V. 25f.) der Tristien. Neben Brutus kann man sich als Empfänger von T. 3, 14 aber
264
auch den Vorsteher einer öffentlichen oder großen privaten Bibliothek vorstellen; da-
rauf könnte u. a. V. 18 hinweisen.
2 Ovid war etwa schon vier bis fünf Jahre in der Verbannung (s. Anm. 23). Die Pontus-
briefe I–III wurden 12–13 n. Chr. verfasst und erschienen kurz darauf in Rom. Buch IV
ist wohl erst posthum erschienen.
3 Vgl. T. 3, 1, 59ff. Die erste öffentliche Bibliothek in Rom wurde – schon von Caesar ge-
plant – 39 v. Chr. von Asinius Pollio im Atrium Libertatis eingerichtet (vgl. Plin. n. h.
7,115 und 35,10), mindestens zwei weitere von Augustus in der Porticus des Apollon-
tempels auf dem Palatin und in der Porticus Octaviae (vgl. Suet. Aug. 29). Vorher und
daneben gab es viele private Bibliotheken, z. B. die der Villa dei Papiri in Herculaneum
oder die des jüngeren Plinius auf seinem Laurentinum (Plin. epist. 2,17). Auch Ovid
selbst hatte natürlich in Rom eine eigene Bibliothek (s. T. 1,1, 105ff.). Nach Tomis wird
er wenigstens eine Art Handbibliothek mitgenommen haben, was allein die vielen my-
thologischen oder geographischen Namen und Begriffe nahelegen. Dass ihm Bücher
in Tomis fehlen (T. 3,14,37f.; 5, 12,53) gehört zur Topik des Bildes vom verbannten
Dichter, das er malt.
4 Gemeint sind die drei Bücher der Ars amatoria, die aus den privaten und öffentlichen
Bibliotheken verbannt worden waren (vgl. T. 1, 1, 111f.; 3, 14, 17). An ihre Stelle sollen
nun die drei Bücher der Epistulae ex Ponto treten, ein Hinweis darauf, dass sie von Ovid
als Einheit gesehen und als Ganzes publiziert wurden.
5 Die vorausgehende Sammlung von Elegien und z. T. auch Briefen aus der Verbannung
trug (T.1, 1, 7) den Titel Tristia („Lieder der Trauer“); die literarische Gattung der Elegie
hat sich nicht geändert, nur die Stimmung (vgl. P. 3, 9, 35 cano tristia tristis). Im Unter-
schied zu den als Briefe sich gebenden Elegien der Tristien nennen die Pontusbriefe
mit zwei Ausnahmen (P. 3, 6 und P. 3, 7) Adressaten (s. P.1, 1, 16f. epistula cui sit non
occultato nomine missa docet). In den Tristien hatte Ovid die Namen der Adressaten
unterdrückt, um diese in den ersten Jahren nach dem Verbannungsurteil nicht zu kom-
promittieren (s. T. 3, 4, 63ff.).
6 Der Triumvir Marcus Antonius, der im Bündnis mit Kleopatra 31. v. Chr. bei Actium
besiegt wurde. Er hatte Augustus Vorwürfe wegen sexueller Exzesse gemacht (s. Suet.
Aug. 69) und eine Schrift über seine eigene Trunksucht (de sua ebritate) veröffentlicht
(s. Plin. n. h. 14, 148).
7 Marcus Iunius Brutus, einer der Caesarmörder, hat u. a. philosophische und historische
Werke geschrieben.
8 Ein Olivenzweig ist bei bestehenden oder drohenden kriegerischen Auseinanderset-
zungen etwa in der Hand eines Parlamentärs ein Zeichen, dass man in friedlicher Ab-
sicht kommt (vgl. Verg. Aen. 8, 111–125; hier V. 116 der ramus paciferae olivae in der
Hand des Aeneas).
9 Anspielung auf die pax Augusta; Augustus hatte zur symbolischen Beendigung der Bür-
gerkriege den Janus-Tempel schließen lassen (vgl. Aug. res gest. 13 und P. 1, 2, 124).
10 Vgl. Verg. Aen. 2, 632: flammae recedunt.
265
11 Im Jahre 2 v. Chr. wurde Augustus der Ehrentitel pater patriae verliehen (s. Aug. res
gest. 35; Suet. Aug. 58). Auch in den Fasti (2, 127f.) hebt Ovid diesen Titel hervor: sancte
pater patriae. Zum Lob des Augustus durch Ovid s. auch T. 2, 61ff.; 5, 11, 23ff.; met. 15,
852ff.; Herrscherlob gehörte zu allen Zeiten zum Repertoire von Dichtern; Ovid ent-
ledigt sich dieser Übung freilich distanziert, bisweilen recht gequält, sodass jeder Leser
solcherlei „Dichterpflicht“ richtig einordnen konnte.
12 Anspielung auf Anhänger des Isis-Kults, ihre bronzenen Schellen (sistra) und Bettel-
praxis, die Apuleius, met. 8, 28,5–29,2 karikiert. Eine berühmte Kultstätte der Isis lag
auf der Insel Pharos bei Alexandria in Ägypten (vgl. am. 3, 9, 33: Aegyptia sistra). Der
Isis-Kult hatte sich trotz anfänglicher Ablehnung auch im römischen Reich etabliert,
zuerst natürlich in den Küstenstädten. Man denke etwa an den Isis-Tempel in Pompeji
vom Ende des 2. Jh. v. Chr., wieder aufgebaut nach dem Erdbeben von 62 n. Chr.
13 Die phrygische Göttin Kybele (magna mater); auch ihr Kult ist schon früh nach Italien
gekommen: 194 v. Chr. wurde in Rom ein Kybele-Tempel auf dem Palatin erbaut.
14 Die Verse 41–44 sind nach Merkel, Luck, Gaertner u. a. eine Interpolation aus dem 4.
oder 5. Jh.
15 Der Dichter als vates (vgl. P. 2, 1, 55; 3, 4, 89).
16 Die Kultbilder der Isis trugen Leinengewänder, ebenso die Priester (vgl. u. a. am. 2, 2,
25; ars 1, 77; met.1, 746).
17 Erblinden oder gar Blendung scheint es im Isis-Kult als „Strafe der Göttin“ gegeben zu
haben (s. Juvenal 13, 93 Strafe für Meineid).
18 Augustus.
19 Ovid beklagt oft die unsichere Lage in Tomis (z. B. T. 1, 11, 26ff.; 2, 187ff.; 3, 14, 38 und
41f.; 11, 9ff.; 4, 4, 51f.; 5, 13ff.; P. 1, 2, 12ff.; P. 4, 7, 11f.). Es gibt keine Gegend, die sich
weniger der pax Augusta erfreut (P. 2, 5, 17f.; 3, 3, 25). Immer wieder bittet Ovid um
einen sichereren und weniger schlimmen Exilsort (z. B. T. 2, 185 mitius exilium; 577
tutius exilium; P. 1, 2, 63f.; 8, 73f.; 2, 8, 36; 3, 1, 85; 3, 3, 59ff.). – Als einziges für seinen
Verbannungsort charakteristisches Geschenk – aus unbekanntem Anlass – für Fabius
Maximus übersendet er einen Köcher mit skythischen Pfeilen (P. 3, 8). Der Bogen ist
ja die typische Waffe der Nomadenvölker an der unteren Donau und in den Ebenen
im Nordwesten des Schwarzen Meeres, ob Ovid sie nun als Skythen, Geten, Sarmaten,
Gelonen, Coraller, Bistonen, Sithonen oder Thraker (vgl. Anm. 342) bezeichnet (vgl.
Verg. Aen. 8, 725; Plin. n. h. 7, 201; Ibis 133; P. 1, 1, 79; P. 1, 2, 83; P. 1, 5, 50; 1, 7, 9; 1, 8,
6; 4, 9, 78 u. ö.). Ovid malt den Schrecken, den diese „barbarische“ Waffe in Tomis ver-
breitet, an vielen Stellen aus (z. B. T. 3, 10, 55 und 63; T. 3, 14, 38; T. 4, 1, 77 und 84; T. 5,
7, 13–16; T. 5, 10, 21f.; P. 1, 3, 57–60; P. 4, 9, 81–83; P. 4, 10, 31; vgl. auch Anm. 363).
20 P. Fabius Maximus – auch Adressat von P. 3, 3 und 3, 8 – aus der berühmten gens Fabia
nahm unter den amici Augusti eine hervorragende Stellung ein (vgl. Tac. ann. 1, 5) und
war über seine Frau Marcia, einer Kusine des Augustus, mit dem Kaiserhaus verbun-
den. Er bekleidete höchste Ämter (z. B. Konsulat 11 v. Chr.) und galt als guter Anwalt
und als Freund und Gönner (patronus) der Dichter; Horaz widmete ihm das vierte
Odenbuch. Ovid war mit ihm befreundet und hatte ihm das Hochzeitslied geschrieben
266
(V. 129ff.). Fabius schätzte Ovids Werke (V. 133f.) und hatte ihm auch seine eigenen
Schriften vorgelesen (V. 135). Ovids dritte Frau (Fabia?) stammte vielleicht aus dem
Haus des Fabius (V. 136ff.); vgl. M. Helzle (2003), S. 75f.; H. Froesch (1968), S. 93ff.
21 Spiel mit dem Namen Maximus (der Größte); ähnlich P. 2, 3, 1; vgl. fast. 1, 603ff.; Spiel
mit dem Namen Carus (der Liebe, der Teure) P. 4, 13, 1f. und wahrscheinlich auch T. 3,
4, 1.
22 479 v. Chr. fielen 306 Männer der gens Fabia in einer Schlacht gegen das etruskische
Veji. Nur ein zur Zeit der Schlacht noch nicht waffenfähiger Junge setzte später das Ge-
schlecht fort, damit dereinst Fabius Maximus Cunctator, Gegner Hannibals im 2. Puni-
schen Krieg (218–201 v. Chr.), geboren werden konnte (s. fast. 2, 195–242; Liv. 2, 50).
23 Es ist der Winter 12–13 n. Chr. (vgl. Anm. 2).
24 Niobe, Tochter des Tantalus, hatte 14 Kinder; sie verachtete Leto (Latona) wegen ihrer
geringen Kinderzahl (Artemis und Apoll). Die göttlichen Kinder töteten Niobes Nach-
kommen durch Pfeilschüsse (vgl. met. 6, 146ff.). Niobe selbst wurde in einen Felsen
verwandelt, aus dem freilich Wasser floss (s. T. 5, 1, 57f.).
25 Gemeint sind die Heliaden, Töchter des Sonnengottes Helios, die den Tod ihres Bruders
Phaeton beklagten und (zum Trost) in Pappeln verwandelt wurden (s. auch met. 2, 340ff.).
26 Die Gorgonen, Medusa und ihre Schwestern, sehen so entsetzlich aus, dass man bei
ihrem Anblick zu Stein wird.
27 Der Riese Tityos wollte sich an Leto (Latona) vergreifen und wurde damit bestraft, dass
Geier oder Adler ständig an seiner Leber fraßen, die aber immer wieder nachwuchs;
vgl. die Prometheus-Sage.
28 Sarmaten: Reitervolk nördlich des Schwarzen Meeres (s. auch Anm. 33).
29 Vgl. T. 1, 5, 36. Immer wieder bittet der Verbannte um einen besseren Exilsort (s.
Anm. 19). Zum Bild des Schiffbrüchigen vgl. P. 1, 10, 39.
30 V.64: vivere posse (leben zu können) in Abweichung von Richmond nach Luck.
31 Auch Horaz (carm. 4,1,13f.) rühmt Fabius Maximus als redemächtigen Anwalt be-
drängter Klienten (s. Anm. 42).
32 Ovids Verbannungsort, das heutige Constanƫa in Rumänien.
33 Geten, Sarmaten, Jazyger sind wie die Skythen Reitervölker nördlich des Schwarzen
Meeres; Ovid unterscheidet die einzelnen Völker nicht voneinander (vgl. Anm. 19); die
fremdländischen Namen der Stämme sollen die barbarische Umgebung kennzeichnen.
„Skythien“ galt den Griechen und Römern ohnehin als „Nordland“! Vgl. auch Anm. 60!
34 Die taurische Artemis (Diana), deren Kultbild Orest in mythischer Zeit aus dem Land
entführt hatte.
35 Hister: Unterlauf der Donau.
36 Italisch, römisch (nach den Ausoniern, Ureinwohnern von Mittel- und Unteritalien).
37 Vielleicht Anspielung auf die Niederlage des Crassus 53 v. Chr., nach der römische Sol-
daten in parthische Gefangenschaft gerieten und Legionsadler verloren gingen. Augus-
267
tus hatte es 19 v. Chr. durch Verhandlungen erreicht, die Gefangenen und die Feldzei-
chen zurück zu holen (vgl. Aug. res gest. 29).
38 S. Anm. 19.
39 Bistonen: thrakisches Reitervolk (s. auch Anm. 33).
40 S. Anm. 28 und 33.
41 Geist oder Seele des Verstorbenen.
42 Vgl. Anm. 31 und P. 2, 2, 50; Horaz sagt (carm.4,1,13f.) von Maximus: namque et nobilis
et decens/et pro sollicitis non tacitus reis. Vielleicht spielt Ovid auf diese Horaz-Stelle an.
Freilich sagt er (fast. 1, 22) auch über die forensische Beredsamkeit des Germanicus
Ähnliches: civica pro trepidis cum tulit arma reis.
43 Ein skythischer Herrscher, der seine Leibwache aus Löwen mit Menschenfleisch fütter-
te, um sie gieriger zu machen.
44 König von Mykene, der die Töchter seines Bruders Thyestes tötete und diesem ihr
Fleisch zum Mahl vorsetzte (vgl. P. 4, 6, 47: Thyesteae mensae).
45 Der thrakische Herrscher Diomedes (vgl. met. 9, 194–196).
46 Anspielung auf die von Vergil (Aen. 6, 853: parcere subiectis) herausgestellte historische
Aufgabe der Römer; vgl. auch T. 2, 43: tu veniam parti superatae saepe dedisti).
47 Augustus hatte 29 v. Chr. nach der Schlacht von Actium, die den Bürgerkrieg beendete,
und später noch zweimal die Tore des Janus-Tempels geschlossen, der in Kriegszeiten
offen stand (vgl. Aug. res gest. 13). Vergil schildert die Schließung von 29. v. Chr. ein-
drucksvoll in der Prophezeiung Jupiters an Venus (Aen. 1, 293f.: dirae ferro et compagi-
bus artis/claudentur Belli portae).
48 Gott der Vermählung; Ovid hatte zur Hochzeit des Fabius und der Marcia (s. Anm. 20)
das Festlied (epithalamium) geschrieben oder vorgetragen, das bei der Heimführung
der Braut gesungen wurde.
49 Die Ars amatoria.
50 S. Anm. 20.
51 Atia Minor, die Frau des L. Marcius Philippus.
52 Die Vestalin Claudia Quinta, die einen zweifelhaften Ruf hatte (vgl. fast.4, 30ff. und Liv.
29, 14, 12), bewies ihre Unschuld dadurch, dass sie 204 v. Chr. ein im Tiberschlamm
festsitzendes Schiff, das ein Kultbild der Kybele nach Rom bringen sollte, nach einem
Gebet an die Göttin mit leichter Hand heraus und in die Stadt zog. Eine später im
Tempel der Kybele (Magna Mater) zu ihren Ehren errichtete Statue überstand zwei
Brände (Tac. Ann. 4, 64, 3).
53 Rufinus, an den zwei der Pontusbriefe gerichtet sind (1, 3 und 3, 4), ist aus anderen
Quellen nicht bekannt. Es wird allerdings vermutet, es könnte sich um C. Vibius Ru-
finus handeln, der mit Tiberius in Dalmatien und am Rhein gekämpft hat. 21 oder
22 n. Chr. war er consul suffectus, später, lange nach Ovids Tod, Statthalter der Provinz
Asia, schließlich Legat des obergermanischen Heeres. Die Vermutung stützt sich, ab-
268
gesehen davon, dass Ovid mehr und mehr Hoffnungen auf Tiberius setzte, vor allem
darauf, dass Ovid ihm (P. 3, 4, 2ff.) ein poetisches Lob des pannonischen Triumphes
des Tiberius (12 n. Chr.) übersandt hatte und einen zweiten Triumph wegen der Siege
am Rhein prophezeite (P. 3, 4, 88ff.). – Ovid grüßt Rufinus vertraut (V. 1 Naso tuus und
P. 3, 4, 2ff.). Rufinus hatte dem Verbannten einen tröstenden Brief geschrieben (V. 3f.),
eine Art consolatio, auf deren offenbar stark „rhetorischen“ Charakter der Dichter recht
reserviert reagiert (V. 11ff. und 61f.).
54 Philoktet, Sohn des Poias, der auf der Fahrt nach Troja von einer Schlange gebissen
wurde und wegen der eiternden Wunde nicht mitkämpfen konnte (vgl. T. 5, 1, 61ff.; 5,
2, 13f.).
55 Machaon, ein Sohn des Heilgottes Asklepios, Arzt der Griechen vor Troja.
56 Styx: Fluss in der Unterwelt.
57 Epidauros am saronischen Golf war ein bedeutendes Zentrum des Asklepios-Kultes.
58 Odysseus, mit dem sich der verbannte Ovid oft vergleicht (z. B. T. 1, 5, 57ff.; 3, 11, 61; 5,
5, 62; P. 2, 8, 41; 3, 1, 53; 4, 10, 9ff.; 4, 14, 55).
59 Vgl. Hom. Od. 1, 57ff. Das Bild vom „heimischen Rauch“ finden wir auch T. 5, 11,
18. Es ist geradezu ein Topos der „Heimwehliteratur“; noch Heinrich Heine sehnt sich
im Wintermärchen „Deutschland“ (XXIV) nach dem „blauen Rauch … aus deutschen
Schornsteinen“. Zu Ovids Sehnsucht nach Rom s. bes. P. 1, 8.
60 Die Kälte Skythiens (vgl. Lucan 1, 18 Scythicum frigus) erwähnt Ovid schon vor seiner
Verbannung (met. 1,64; 2, 224; 8, 788f.). Skythien gilt (seit Herodot 4, 28 oder Vergil,
georg. 249ff.) als Inbegriff nordländischer Unwirtlichkeit und ruft Vorstellungen hervor
wie bei uns das Wort „Sibirien“. Auch die Schilderung des Keltenlandes als „Nordland“
bei Poseidonios v. Apameia (Jakoby, Fr. Gr. Hist. 116) bedient wie Vergil die „Nord-
land-Topik“ bis hin zu Einzelheiten, z. B. das Fahren von Wagen über die gefrorenen
Flüsse (vgl. P. 4, 7, 9f.). Freilich stellt der Verbannte nur die „Winterseite“ des Landes
heraus! Tomis war hingegen als frühere Kolonie Milets (s. T. 3, 9, 1ff.) Ausfuhrhafen für
Getreide! Vom etwas nördlicher liegenden Nymphaion aus wurde gar Wein exportiert
(s. F.A.Z. v. 9.4.1999, S.43), und das Seebad Mamaia (nördlicher Vorort von Constanƫa/
Tomis) wird als Reiseziel in der Zeitschrift „Gymnasium“ (Bd. 72/3, 1965, auf dem hin-
teren Innendeckel wie folgt beworben: „Rumänische Schwarzmeerküste, Sonderflug für
Freunde der Antike. Modernstes Seebad Europas – 5 km Strand mit seidenweichem Mu-
schelsand – täglich 11–12 Stdn. Sonne – 33 führende Hotels in unmittelbarer Strandnähe
… sprachkundige Führung in Konstanza … das Denkmal Ovids … zahlreiche Ausflugs-
möglichkeiten.“ – Ein Verbannungsort hat aber schrecklich zu sein (vgl. auch Anm. 98
und H. Sonnabend, Fremde (2021), S. 249–254)!
61 Auch ein Skythe, den es vielleicht nach Rom verschlagen hatte, liebt seine Heimat (vgl.
P. 3, 2, 43ff.). Die oben folgenden Vergleiche aus dem Tierreich heben die Heimatliebe
als natürliches Phänomen hervor.
62 Mythischer König von Athen; seine Tochter Philomela wurde in eine Nachtigall ver-
wandelt (vgl. met. 6, 426ff.).
269
63 Bistonen: ein thrakischer Stamm; Ovid teilt ihm hier als Nachbarvolk die makedoni-
schen Lanzen (sarissae) zu.
64 Rufinus hatte Ovid in seinem Trostbrief, einer Art consolatio, offenbar auf Verbannte
hingewiesen, die ihr Schicksal tapfer ertragen haben. Ovid antwortet mit einem Katalog
von Verbannten, denen es besser erging als ihm selbst. Es handelt sich also im rhetori-
schen Feld um eine refutatio (exemplorum), eine Widerlegung (von Beispielen).
65 P. Rutilius Rufus, Konsul 105 v. Chr., war 92 v. Chr. angeklagt worden, sich als Provinz-
statthalter bereichert zu haben und zog sich freiwillig ins Exil nach Lesbos, später nach
Smyrna zurück; eine Rückberufung durch Sulla schlug er aus (vgl. Sen. epist. 24,4).
66 Smyrna galt als eine der schönsten Städte der Provinz Asia; zudem war Rutilius dort
Statthalter gewesen!
67 Diogenes (ca. 400–325 v. Chr.) wurde mit seinem Vater wegen Falschmünzerei aus Si-
nope, einer Stadt an der Nordküste der Provinz Asia, verbannt und ging nach Athen,
später nach Korinth.
68 Themistokles, der Sieger von Salamis, wurde durch ein Scherbengericht von seinen
politischen Gegnern 471 v. Chr. verbannt, ging erst nach Argos, dann nach Kerkyra
und schließlich an den Hof des Perserkönigs (vgl. Plut., Them. 23–27).
69 Athener Politiker, der 483/82 v. Chr. für kurze Zeit verbannt wurde.
70 Patroklus aus Opus, Sohn des Menoetus, hatte im Zorn einen Kameraden erschlagen
und ging nach Thessalien, wo er am Hof des Peleus mit Achill erzogen wurde.
71 Alte Bezeichnung für Thessalien.
72 Pirene: Quelle auf der Burg von Korinth.
73 Jason, Sohn des Aeson, der mit der „Argo“ nach Kolchis fuhr, um das Goldene Vlies zu
holen.
74 Sohn des Phönizierkönigs Agenor; er gründete Theben (vgl. met. 3,1ff.).
75 Sidon: Stadt in Phönizien.
76 Tydeus mußte wegen Mordes aus seiner Heimatstadt Kalydon in Ätolien zu Adrastos
nach Argos fliehen.
77 Sohn des Telamon; wurde nach Zypern verbannt, weil er ohne seinen Halbbruder Aiax
von Troja heimgekehrt war. Auf Zypern gab es ein berühmtes Heiligtum der Venus.
78 Stadt in Latium (heute Tivoli), ca. 30 km von Rom entfernt. Als Verbannungsort nennt
Ovid Tibur fast. 6,66f. (vgl. Liv. 3,58,10). Da Tibur aber auch als „Sommerfrische“ der
Stadtrömer galt, wird der Kontrast zu Tomis ganz deutlich!
79 Zu Ovids (dritter) Frau s. Anm. 20 und 80. Auch P. 3,1 ist an sie gerichtet, ebenso T. 1,6;
3,3; 4,3; 5,2; 5,5; 5,11 und 14. In der Anordnung der Briefe des ersten Tristienbuches ist
dem Brief an sie (1,6) die zentrale Stelle reserviert.
80 Ovid ist 43 v. Chr. geboren; der Brief wird allgemein auf das Jahr 12 oder 13 n. Chr.
datiert. Ovids Frau dürfte zu dieser Zeit etwa 35–40 Jahre alt gewesen sein.
270
81 T. 4,10,1 nennt sich Ovid tenerorum lusor amorum – „Spielmann“ zärtlicher Liebeslie-
der. Mit lusus wird das Gegenteil einer ernsthaften Beschäftigung benannt, also Ovids
frühere „leichte“ Dichtung; aber natürlich ist hier auch das Liebesspiel an sich gemeint
(vgl. am. 2,3,13), zumal die (in Vers 47) bei Ovids Fortgang aus Rom genannte junge
Frau (iuvenis) dem iuvenis aus Vers 4 entspricht.
82 Da der Verbannte sich oft mit Odysseus vergleicht (s. Anm. 58) könnte hier eine An-
spielung auf dessen Wiedersehen mit Penelope vorliegen, zumal Ovid T. 5, 5, 31f. dieses
Paar aus der griechischen Sage – in etwas anderem Zusammenhang – mit sich und
seiner Frau vergleicht.
83 Nestor, König von Pylos, soll drei Menschenalter gelebt haben (vgl. T. 5, 5, 62; P. 2, 8,
41).
84 Jason (s. Anm. 73).
85 Halbbruder des Aeson (s. Anm.73).
86 S. Anm. 71; zur „linken“ Küste s. Anm. 199.
87 Tiphys: kundiger Steuermann der Argonauten.
88 Phineus, thrakischer König, der zwar blind war, aber den Argonauten Wege und Zu-
kunft weissagte.
89 Athene.
90 Athene und Hera (Juno) beschützten die Argonauten z. B. bei der Passage des Borsporus.
91 Cupido: Amor. Der Vers spielt vielleicht auf die Liebe Medeas zu Jason, dem Führer der
Argonauten, an.
92 Ovid sieht sich ja als Lehrer der Liebe (vgl. P. 3 ,3, 23f.), hier personifiziert im Gott der
Liebe.
93 Jason (s. Anm. 73).
94 Augustus und Tiberius.
95 Livia.
96 Memnon, ein ägyptischer König, war ein Sohn der Eos (Morgenröte). Eine Memnon-
Statue im ägyptischen Theben soll am frühen Morgen gesungen haben, wenn die ersten
Sonnenstrahlen sie berührten.
97 M. Messala Corvinus (Konsul 31 v. Chr. mit Augustus!) hatte zwei Söhne: M. Valerius
Messala Messalinus, Konsul 3 v. Chr., an den die Briefe P. 1,7 und 2,2, vielleicht auch
T. 4,4, gerichtet sind (s. auch Anm. 121), und dessen viel jüngeren Bruder, der, nach
dem Tod des Vaters von Aurelius Cotta Maximus adoptiert, den Namen M. Aurelius
Cotta Maximus erhielt. Ovid war mit beiden Messala-Söhnen befreundet, besonders
eng mit dem jüngeren (vgl. P. 2, 3, 71: eras aliis factus, mihi natus amicus), an den P. 1,
5 und 9; 2, 3 und 8; 3, 2 und 5, vielleicht auch T. 4, 5 und 5, 9 gerichtet sind und dessen
Dichtkunst P. 4, 16, 41–44 lobend erwähnt wird. Ovid rühmt ihn auch als Redner (P. 3,
5, 7f.). – Cotta Maximus war bei Ovid, als der Verbannungsbefehl eingetroffen war (P. 2,
3, 83ff.; s. auch Anm. 249) und der erste, der ihm ins Exil schrieb (P. 2, 3 ,67).
271
98 Über das Schwinden seiner poetischen Begabung (ingenium) klagt Ovid oft, z. B. T. 3,
14, 33ff.; T. 5, 7, 53ff.; T. 5, 12, 21ff.; P. 4, 2, 15ff.). Das ist natürlich ein „Vorwurf “ an
die Exilsituation. Erst wenn sie beendet wäre, könnte der Dichter wieder der sein, der
er früher war (s. T. 5, 1, 35ff.). Daneben aber wird Ovid – wie viele verbannte oder ge-
flohene Autoren – tatsächlich an mangelnder sprachlicher Anregung oder fehlendem
künstlerischen Austausch gelitten haben. Vielleicht lehnt sich Seneca (consol. ad Polyb.
XVIII 9) an Ovids Klagen an, vor allem an T. 5, 7, 53ff., wenn er in seiner relegatio auf
Korsika (41–49 n. Chr.) schreibt: cogita … quam non facile Latina et homini verba suc-
currant, quem barbarorum inconditus et barbaris quoque humanioribus gravis fremitus
circumsonat: „Bedenke, wie schwer einem lateinische Wörter einfallen, den das rohe
und sogar für etwas gebildetere Barbaren unerträgliche Gegrummel der Einheimischen
umtönt“. – Dasselbe gilt vielleicht für Senecas Charakterisierung Korsikas (cons. ad Hel-
viam VI 5): Quid tam nudum inveniri potest, quid tam abruptum undique quam hoc
saxum? Quid ad copias respicienti ieiunius? Quid ad homines immansuetius? Quid ad
ipsum loci situm horridius? Quid ad caeli naturam intemperantius? „Welcher Ort kann
für so kahl befunden werden, welcher für so allseitig schroff wie dieser Felsen? Welcher
dürftiger im Hinblick auf lebensnotwendige Dinge? Welcher für Menschen unwirtli-
cher? Welcher schauriger, was die Lage angeht? Welcher klimatisch unbeständiger?“
Seneca kann sich aber auch ohne Bezug auf Ovid, aber mit gleicher Intention, nämlich
den Ort der Verbannung als locus horribilis zu zeichnen, über Land und Leute geäu-
ßert haben, wobei zu bedenken ist, dass z. B. der Hauptort Aleria seit dem 1. Jh. v. Chr.
eine römische Stadt mit allen typischen Elementen (Foren, Bäder usw.) war, wie ja
auch Tomis eine alte griechische Gründung mit entsprechender Infrastruktur war. Ein
Verbannungsort muss eben horribilis sein! (Vgl. auch H. Sonnabend, Fremde (2021),
S. 249–256).
99 Lixus: Fluss in Nordafrika; Hebrus: Fluss in Thrakien. Die Flüsse sind, wie der Athos
und die Alpen, weit voneinander entfernt. Der Sinn ist vielleicht: „Leide ich nicht ge-
nug, um solche ἀδύνατα zu schaffen? Ich verbessere nichts, damit zum Schmerz über
das Exil nicht auch noch die Last der Korrektur hinzukommt, als ob zum Laub der
Alpen noch das des Athos käme“. Das folgende Distichon bekräftigt das: Das Joch ist
die zusätzliche Mühe der Korrektur. – Dennoch bleiben Unklarheiten, da manche Her-
ausgeber die Verse 19f. und 21f. nicht als (ironische) Fragen auffassen.
100 Die Musen (vgl. T. 2, 13: doctae sorores).
101 Vgl. P. 4, 2, 41f.
102 Unsicher über das Ergebnis des Wurfs.
103 Anspielung auf die poetischen Bestrebungen des Cotta und des römischen Freundes-
kreises, in dem man gewohnt war, gegenseitig seine neuesten Dichtungen vorzutragen;
zum gegenseitigen Vortrag von neuen Dichtungen oder Texten, einer Praxis, die Ovid
in Tomis vermisst, vgl. vgl. T. 3, 7, 23ff.; 3, 14, 39f.; 5, 12, 53f.; P. 2, 4, 13ff.
104 Die Musen.
105 Ovid fühlt sich so weit von Rom entfernt (z. B. T. 4, 4, 83; 5, 2, 31f.; P. 1, 2, 72; 1, 3, 49;
1, 5, 67 und 73ff.; 1, 7, 5; 2, 2, 121; 2, 7, 66; s. auch Anm. 107 und 183).
272
106 Gemeint sind Augustus und evtl. auch Tiberius.
107 Für den Verbannten liegt Rom (V. 67) auf der anderen Seite des Erdkreises (vgl. P. 1, 5,
67 und Anm. 105), und der Boreas (Nordwind) ist schon müde geworden, ehe er von
Tomis aus in Rom eintrifft.
108 Sternbild des nördlichen Himmels.
109 Name des vergöttlichten Romulus; daher auch die Römer als populus Quirini (Hor.
carm. 1, 2, 46).
110 Stadt in Oberägypten, jetzt Assuan.
111 Ceylon.
112 Auch: „Siebengestirn“, nach den sieben Töchtern des Atlas, die Zeus vor der Zudring-
lichkeit des Jägers Orion rettete, indem er sie an den Himmel versetzte; das Sternbild
diente schon früh als Orientierungshilfe in der Seefahrt.
113 istuc meint in einem Brief den Ort, an dem sich der Empfänger aufhält.
114 C. Pomponius Graecinus (consul suffectus 16. n. Chr.) ist wohl identisch mit dem gleich-
namigen Jugendfreund Ovids, der am. 2, 10, 1 genannt wird. P. 1, 6 und 2, 6 sind an ihn
gerichtet, und mit P. 4, 9 gratuliert ihm Ovid zu seiner Wahl. L. Pomponius Flaccus, der
Adressat von P. 1, 10, ist ein jüngerer Bruder des Graecinus und Konsul 17. n. Chr. Er
hatte kurz vor seinem Konsulat ein militärisches Kommando in der Provinz Moesia, in
deren Vorfeld Tomis liegt (vgl. P. 4, 9, 75ff.). Beide Brüder dürften Beziehungen zum
Kaiserhaus gehabt haben (P. 1, 6, 47 und Suet. Tib. 42), galten Ovid daher als mögliche
Fürsprecher.
115 Vgl. T. 1, 2, 100; T. 3, 6, 33ff.; P. 1, 7, 44. Mit der „Dummheit“ ist (vgl. P. 2, 9, 73) die Ars
amatoria gemeint.
116 Spes (Ẻλπίϛ), die Göttin der Hoffnung, blieb im Gegensatz zu allen anderen Göttern,
die sich auf den Olymp zurückzogen, auf der Erde, als Trost für die Menschen
angesichts aller Übel und Krankheiten, die dem Fass der Pandora entwichen waren (vgl.
Theogn.1135). In Rom genoss die Spes früh kultische Verehrung und war später eng mit
dem Kaiserkult verbunden: Germanicus weihte 17 n. Chr. einen alten Spes-Tempel neu
ein (Tac. ann. 2, 49). – Ein Katalog Hoffender findet sich auch bei Tibull 2, 6, 19ff.
117 In der Regel warteten im Kerker Inhaftierte auf die Hinrichtung; Gefängnisstrafen in
unserem Sinne gab es nicht.
118 Hinweise auf Selbstmordgedanken gehören zur Topik des „Psychogramms“ des Ver-
bannten (vgl. T 1, 5, 6 und P. 1, 9, 21f.).
119 Es gab, etwa bei römischen Landhäusern, eigens aufgesetzte Tauben-Türme (columba-
ria) mit Nischen für die Taubenpaare (s. Plin. n. h. 10, 110; Mart. 12, 31, 6).
120 Helzle (2003), S. 188 nimmt an, es handle sich bei mergus um die Möwe. Bei der Ver-
wandlung des Aesacus (met. 11, 749ff.) wird aber bei der Erklärung des Namens ein
Vogel beschrieben, der eher einem Kormoran o. ä. gleicht.
273
121 S. Anm. 97; das Verhältnis Ovids zu Messalinus war nicht so eng wie das zu dessen
Bruder Cotta Maximus. Das beweist neben der unterschiedlichen Anzahl der Briefe
auch ihr Tonfall: P. 1, 7 klingt über weite Passagen hinweg förmlich, ja – bisweilen bis
zur Unklarheit – gewunden. (S. auch P. 2, 2 und T. 4, 4).
122 Der Brief als sermo absentis bleibt dem Verbannten als einzige Möglichkeit der Kom-
munikation (vgl. z. B. T. 5, 13, 27ff., P. 2, 2, 3f. und besonders P. 2, 6, 3f.).
123 Das eben genannte Land der Geten.
124 Gemeint sind die Geten, aber auch andere Barbarenstämme, z. B. die Skythen V. 9 (vgl.
Anm. 19, 33 und 60).
125 Hinweis auf die große Zahl der Klienten des Messalinus.
126 Vgl. T. 2, 157f.; Ovid ist Teil der Klientel des Messalinus, wie er auch Teil des römischen
Volkes und z. B. Mitglied (pars) im Dreimännerkollegium war (T. 4, 10, 34).
127 Das Bild von Ovid als einem der Klienten des Messalinus wird fortgeführt: Die Klienten
versammelten sich im Atrium des patronus z. B. zur täglichen salutatio (s. V. 26 saluta-
ris; vgl. P. 2, 2, 4; 8, 15).
128 M. Valerius Messala Corvinus (s. Anm. 97) hatte sein Haus einem Kreis von Dichtern
geöffnet („Messala-Kreis“) und förderte neben Ovid (s. T. 4, 4, 27ff.; P. 2, 3, 75ff.) auch
Tibull (s. Tib. 1, 7 und 2, 1, 31ff.).
129 M. Messala Corvinus gab also nicht nur den Anstoß (causa) zu Ovids Karriere, sondern
war auch sein Licht auf dem weiteren Weg der dichterischen Entwicklung, so als wäre
er Ovid mit einer Laterne vorausgegangen.
130 Es handelt sich um die von Ovid verfasste und vorgetragene laudatio funebris (Lobrede
auf den Verstorbenen); Messala Corvinus starb ca. 8 n. Chr., also kurz vor Ovids Ver-
bannung (s. auch Anm. 227).
131 Cotta Maximus (s. P. 1, 5 und Anm. 97).
132 Atriden: Agamemnon und Menelaos; Tyndariden: Kastor und Pollux.
133 Die relegatio war eine mildere Form der Verbannung; der Relegierte musste zwar seine
Heimat verlassen, sein Vermögen wurde aber nicht angetastet, und er behielt seine Bür-
gerrechte (s. V. 47).
134 Achills Lanze war aus Holz vom Berg Pelion in Thessalien gemacht.
135 officium hier: Aufwartung, Gefälligkeit, Dienstbereitschaft, wie sie ein Klient dem Pat-
ron erweist.
136 Im Haus des Vaters oder der beiden Söhne.
137 Der Lar ist der Schutzgott des Hauses, auch der Gäste; er hatte, meist am Herd, einen
kleinen Schrein.
138 Ovid möchte sich irgendwo unter die näheren oder ferner stehenden Freunde oder
Klienten eingereiht wissen.
274
139 Der Adressat des im Herbst 12 n. Chr. geschriebenen Briefes (s. V. 28) darf nicht mit
dem Empfänger von P. 4, 1, dem Dichter Cornelius Severus, verwechselt werden, zumal
Ovid in P. 4, 2, 3 sagt, Cornelius Severus sei bisher namentlich nicht erwähnt worden.
(Das in P. 1, 8 genannte sodalicium muss sich nicht auf „berufliche“ Verbindung be-
schränken, sondern kann, wie z. B. familiaritas, allgemein eine enge, freundschaftliche
Beziehung bezeichnen.) Der Dichter Cornelius Severus wird auch im „Dichterkatalog“
P. 4, 16, 9 genannt (s. Anm. 534) – Über den Empfänger von P. 1, 8 wissen wir nicht
mehr als die Verse 63ff. sagen (s. Anm. 154–158).
140 Die Donau hat in ihrem Unterlauf den Namen Hister.
141 Sammelbezeichnung für Völker am Kaspischen Meer.
142 Vgl. P. 1, 4, 21; heutiger Name: Tulcea, kurz vor dem Donau-Delta. Die Stadt wurde
im Dakerkrieg 12 n. Chr. von den Geten erobert, aber vom König der Odrysen, wahr-
scheinlich Cotys (vgl. P. 2, 9), mit römischer Hilfe zurückgewonnen (vgl. P. 4, 7, 15ff.
und Anm. 597).
143 Thrakischer Stamm in diesem Klientelreich Roms.
144 Cotys (s. P. 2, 9 und Anm. 332).
145 Romulus und Remus waren Kinder des Mars (vgl. Anm. 641).
146 S. V. 5ff.
147 Styx: Fluss in der Unterwelt.
148 Siebengestirn, geht im Herbst auf; vgl. Anm. 112.
149 Ovid hat Rom Ende 8 n. Chr. verlassen müssen; P. 1, 8 ist somit auf den Herbst 12 n. Chr.
zu datieren.
150 Die Agrippa-Gärten.
151 Für seine Thermen beim Marsfeld hatte Agrippa 17 v. Chr. die aqua Virginis gebaut,
die bis heute z. B. den Trevi-Brunnen speist; die Quelle soll ein junges Mädchen (virgo)
entdeckt haben.
152 Ovids Heimat in den Abruzzen östlich von Rom; dort liegt Sulmo, sein Geburtsort (s.
am. 2, 16, 1; T. 4, 10, 1f.).
153 Hier handelt es sich nicht um Ovids väterliche Gärten im Pälignerland, sondern um
einen Garten (bei einem Landhaus?) nördlich von Rom, etwa in Richtung Veji, wo sich
die beiden genannten Straßen gabeln (vgl. T 1, 11, 37; 4, 8, 27).
154 Auf dem Forum ging es mehr um geschäftliche oder politische Dinge.
155 Severus hatte wohl dort ein Landhaus; vielleicht stammt er gar von dort.
156 Straße von Rom nach Süden.
157 Severus hatte wohl auch in den Albaner Bergen (südlich von Rom) ein Landhaus.
158 Die „glühenden Räder“ deuten die Eile an, mit der man dem Treiben in der Großstadt
zu entfliehen suchte.
275
159 Hier ist wieder Ovids Wunsch angedeutet (s. V. 73f.), seine Relegation näher bei Rom zu
Ende bringen zu dürfen, wie es Verbannten in früheren Zeiten erlaubt war (s. Anm. 78).
160 S. Anm. 97.
161 Freund Ovids, der auch beim Abschied des Dichters dabei war (T. 1, 3, 16); vielleicht
der Dichter Albinovanus Celsus, den auch Horaz erwähnt (epist. 1, 3, 15ff.; 8, 1ff.) und
der Sekretär bei Tiberius war.
162 Man las im Altertum meist laut: Cydippe (her. 21, 1f.) liest den Brief des Acontius be-
wußt leise (sine murmure), und noch Bischof Ambrosius (4. Jh. n. Chr.) pflegte leise
zu lesen, was aber seinen Besuchern Rätsel aufgab (Augustinus, conf. 6, 3, 3); s. auch
Anm. 593.
163 Die Göttin Fortuna hatte Ovid ja verlassen.
164 Ovid vergleicht den Abschied von Rom und das Exil oft mit Begräbnis und Tod (z. B. T
1, 3, 21ff.; 3, 2, 53f.) und diktiert sogar seine Grabinschrift (T. 3, 3, 73ff.).
165 Messalinus, s. Anm. 97.
166 Cotta Maximus hätte Celsus die Reise wohl finanzieren müssen (s. V. 39); außerdem
hätte es angesichts der Beziehung der Söhne des hochgestellten Messala Corvinus zum
Kaiserhaus (s. V. 35f.) zu Irritationen führen können, wenn einer aus ihrer Klientel den
Verbannten besucht hätte. Nur Ovids Frau konnte ungefährdet den Wunsch äußern,
ihm ins Exil zu folgen oder ihn dort zu besuchen (s. T. 1, 3, 81ff.).
167 Augustus und Tiberius.
168 Der Verbannte kann keine anderen Grabbeigaben als seine Verse bieten; für die wirk-
lichen Grabbeigaben muss Cotta sorgen (V. 49ff.).
169 In Rom, beim Begräbnis.
170 Amomum: orientalische Gewürzstaude, aus deren Früchten kostbarer Balsam herge-
stellt wurde (s. T. 3, 3, 69).
171 Die Gräber lagen an den Ausfallstraßen der Städte (vgl. T. 3, 3, 70).
172 Aufforderung an Cotta, auch dem Verbannten, der ja für tot gelten kann, Freundschafts-
dienste zu leisten, d. h., sich um sein Schicksal bzw. seine Rückkehr zu kümmern.
173 S. Anm. 114.
174 Vgl. T. 3, 3, 87f.; 5, 13, 1f.; P. 1, 3, 1f.; her. 4, 1f.
175 Vgl. Hom. Od. 5, 92f. und met. 14, 606.
176 Göttin der Jugend, gleichzusetzen der griechischen Hebe.
177 Tiberius war nach Sueton (Tib. 42) Liebhaber üppigster Gelage; man nannte ihn auch
„Biberius“ (Säufer). Flaccus soll mit ihm einmal eine Nacht und zwei Tage durchgezecht
haben, war mithin als Mitglied der Oberschicht an Tafelluxus gewöhnt, wie ihn Sueton
a.O. andeutet. Dass Ovid mit P. 1, 10 das Thema Essen in den Mittelpunkt stellt, kommt
also nicht von ungefähr und schärft (V. 31f.) den Gegensatz zur Lage in Tomis. Hier
276
schmeckt noch nicht einmal das Wasser (V. 35; vgl. T. 3, 3, 7; 3, 8, 23; P. 2, 7, 74; 3, 1, 17;
4, 10, 61f.).
178 Da Ovids Leiden nichts mit Verwöhntsein zu tun haben, sondern echt sind, wünscht er
„solche“ Verwöhnung, also echtes Leid.
179 Lyaeus („Sorgenlöser“): Beiname des Bacchus.
180 Graecinus, s. Anm. 114.
181 Die Brüder hatten wohl unterschiedliche oder abgestufte Beziehungen zu den Mitglie-
dern des Kaiserhauses.
182 Der pannonische Triumph des Tiberius wurde im Oktober 12 n. Chr. gefeiert. Ovids
Gedicht könnte vom Frühjahr oder Sommer 13 n. Chr. stammen. Der Verbannte hat-
te, freilich vergeblich, Hoffnungen auf den von Augustus adoptierten Tiberius gesetzt,
dem er die Nachfolge in der Herrschaft wünschte (P. 2, 8, 37). Mehr und mehr aber
wendete er sich dessen Adoptivsohn und Enkel des Augustus, dem allseits beliebten
Germanicus, zu. Fast alle Briefe an diesem nahe stehenden Personen (P. 4, 4; 5; 8; 10;
13; 15) finden sich erst im 4. Buch der Pontusbriefe. – Im vorliegenden Gedicht wird
nur Germanicus angesprochen (V. 49), der während des pannonischen Aufstands unter
Tiberius gekämpft hatte. Die Schilderung des tiberianischen Triumphs ist somit nur
die Folie für eine Huldigung an Germanicus. – Auch in T. 4, 2 malt sich Ovid einen
Triumphzug aus Anlass eines zu erwartenden Sieges des Tiberius über die Germanen
nach der Varus-Niederlage aus; manche Details wiederholen sich (z. B. die gestreuten
Blumen T.4, 2, 50 – P. 2, 1, 43; die Darstellung der eroberten Städte T. 4, 2, 20 – P. 2, 1,
37f.; die gefesselten Feinde T. 4, 2, 21 – P. 2, 1, 43).
183 Der Wind verliert auf dem weiten Weg nach Tomis seine Kraft. Ovid ist ja an das Ende
der Welt verbannt (s. T. 1, 1, 127f.; 1, 3, 84; 2, 200; 3, 1, 50; 3, 3, 13; 3, 4 b, 52; 3, 13, 12 u.
27; 3, 14, 26; 4, 4, 83; 4, 9, 9; 5, 2, 31f.; 2, 7, 66; 5, 5, 4; P. 1, 2, 71f.; 1, 7, 5; 2, 2, 121; 2, 7,
66, 3, 3, 40).
184 Personifizierung der „Kunde“ aus V. 1 als eine Art Muse.
185 Auster ist die lateinische Bezeichnung für νότοϛ (Notus V. 1). Ovid beschreibt ihn met.
1, 264ff. sehr anschaulich. Am „Turm der Winde“ in Athen (1. Jh. v. Chr.) wird er durch
einen Mann dargestellt, der aus einem Krug Wasser gießt. Zu den Winden ausführlich:
Vitruv, de arch. 1, 6.
186 Tiberius.
187 Die purpurne Kleidung des Triumphators war mit Goldfäden bestickt.
188 Das soll andeuten, dass Tiberius ein bellum iustum geführt hatte. Die iustitia ist wie die
clementia eine Haupttugend des Kaisers (vgl. P. 3, 6, 23ff.). Augustus selbst rühmt sich
(res.gest. 26) mit keinem Volk einen widerrechtlichen Krieg geführt zu haben, wie es
für die Bewilligung eines Triumphzuges vorausgesetzt war. Zur iustitia Augusti s. auch
Anm. 497 und 666.
189 Bato: Einer der pannonischen Anführer; er wurde im Triumph des Tiberius mitgeführt,
danach aber nicht hingerichtet, sondern sogar beschenkt und mit einem Wohnsitz in
277
Ravenna belohnt, da er Tiberius einmal während des Aufstands aus schwierigem Ge-
lände hatte entkommen lassen (Suet. Tib. 20).
190 Die fama aus V. 1.
191 Germanicus hatte unter dem Oberbefehl des Tiberius einige feste Plätze in Pannonien
eingenommen. In Triumphzügen wurden u. a. Tafeln mit den Namen eroberter Städte
und des Eroberers mitgeführt (vgl. auch P. 3, 4, 105f.). Eine ausführliche Beschreibung
eines Triumphzuges (Vespasian/Titus) bietet Flav. Ios. bell Iud. 7, 4–6.
192 Das Kapitol ist der Endpunkt der Triumphzüge; der am Südhang liegende tarpejische
Fels ist nach einer Vestalin Tarpeia benannt.
193 Tiberius, der Germanicus 4 n. Chr. adoptiert hatte.
194 Gemeint ist vor allem Augustus, der sich über den Triumph des Tiberius freut.
195 Dort standen die Tempel von Jupiter, Juno und Minerva; ein Triumphator legte hier
seinen Kranz nieder.
196 In P. 2, 1 sagt Ovid als vates einen Triumph des Germanicus voraus (V. 57ff.). Wenn sich
diese Voraussage erfüllt haben wird, wird er den gemeinten Triumph (V.63) erneut fei-
ern; bis (V. 68) meint also erstens die derzeitige Voraussage, zweitens das erneute Prei-
sen beim Stattfinden des Vorhergesagten; bis könnte aber auch bedeuten, dass erstens
der Triumph wahr geworden sein wird und zweitens Ovid zu dem Zeitpunkt (V. 67 me
salvo) noch lebt, also auch diese Erwartung erfüllt sein wird!
197 S. Anm. 97 und 121. Auch in diesem Brief fällt die Distanziertheit Ovids auf. The-
matisch gibt es Berührungspunkte zu P. 2, 1 (Lob der Kaiserfamilie V. 67ff.; mit Er-
wähnung von Germanicus und Drusus; Triumphzug des Tiberius V. 75ff.). Messalinus
gehörte zur näheren Entourage des Augustus und Tiberius.
198 Vgl. T. 4, 27f.; P. 1, 4, 31; 2, 3, 73f.
199 Westliche Küste, „links“ nach der Durchfahrt durch den Bosporus (Vgl. T. 1, 2, 83; P. 4,
10, 97). Die Konnotation sinister – düster, finster, unglückverheißend ist hier, besonders
aber P. 1, 4, 31, zu bedenken.
200 Die Giganten Otos und Ephialtes türmten die Berge Ossa und Pelion (in der Nähe des
Olymp) aufeinander, um den Himmel zu stürmen und die Götter zu stürzen (s. Hom.
Od. 11, 305ff.; met. 1, 151ff.).
201 Ein Gigant, der versucht hatte, die Götter zu stürzen.
202 Diomedes, der Venus verletzt hatte (s. Hom. Il. 5, 296ff.).
203 Iulus (Sohn des Aeneas), auf den die gens Iulia ihren Gentilnamen zurückführt.
204 Der Grieche Achaemenides war von Odysseus auf Sizilien zurückgelassen worden und
wurde später vom Trojaner Aeneas aufgenommen (s. Verg. Aen. 3, 588ff.).
205 Telephos, König von Mysien, dessen Land die Griechen fälschlich für Troja hielten, war
zwar durch Achills Lanze verwundet worden, wurde aber später durch den Rost eben
dieser Lanze geheilt.
278
206 Tarpeius Tonans: Jupiter, der Gott des Donners und Blitzes, mit seinem von Augustus
wieder aufgebauten Tempel auf dem Kapitol (s. fast. 2, 69f. und Aug. res gest. 19). Hier
wird, wie so oft in den Exilgedichten Ovids, die kaiserliche Familie (V. 41 Romana nu-
mina), vor allem Augustus selbst, mit Jupiter gleichgesetzt. Gleichzeitig wird die Nähe
des Messalinus zum Kaiserhaus betont und ihm sogar (V. 39 mitissime) eine der kaiser-
lichen Haupttugenden (clementia) zugesprochen.
207 S. Anm. 97.
208 Die Verletzung, die Ovid Augustus zugefügt hat.
209 Damit keine Spur mehr von ihm und seinem Vergehen bleibt.
210 D. h. „Sprich so, als hätte ich ein schweres Verbrechen begangen; dann kann ich mich
darüber freuen, mit dem Leben davongekommen zu sein.“
211 Es ist die Zeit um den pannonischen Triumph gemeint (s. P. 1, 1).
212 Livia, die zu der Zeit etwa 70 Jahre alt war.
213 Polsterunterlagen für Götterbilder; hier sorgt sich Livia im Rahmen des Kaiserkultes
gewissermaßen als Priesterin des Augustus um dessen Altar oder Stele.
214 Tiberius, Sohn der Livia aus erster Ehe, 4 n. Chr. von Augustus adoptiert.
215 Ausonia: poetische Bezeichnung Italiens nach den Ausones, den Ureinwohnern Mittel-
und Unteritaliens.
216 Sohn des älteren Drusus, von Tiberius adoptiert.
217 Drusus der Jüngere, Sohn des Tiberius, geboren 14 oder 15 v. Chr.
218 S. P. 2, 1.
219 Dalmatien war schon 34/33 v. Chr. von Augustus erobert worden; vor der Einrichtung
der dalmatischen Provinzen 9 n. Chr. gab es hier Aufstände. Mit den „Armen“ (V.76)
wird das Land personifiziert. Man denke dabei aber auch an die gefesselten Arme von
Kriegsgefangenen im Triumphzug.
220 Augustus hatte Illyrien zwar erobert, doch gehörte es zum Widerstandsgebiet in dem
mehrere Jahre dauernden pannonischen Aufstand, dessen (vorläufiges) Ende der pan-
nonische Triumph des Tiberius feiert; mit Caesar (V.78) ist also Tiberius gemeint.
221 Daphne, die, von Apoll (Phoebus) verfolgt, in einen Lorbeerbaum verwandelt wurde (s.
met. 1, 452ff.).
222 Messalinus und Cotta Maximus (s. Anm. 97) haben mit anderen Kommandeuren, die
den Aufstand bekämpft hatten, am Triumphzug teilgenommen.
223 Germanicus, Adoptivsohn des Tiberius, und der jüngere Drusus (s. Anm. 217) durften
wohl auf dem Triumphwagen mitfahren.
224 Dem adoptierten Germanicus war bei der Adoption der Name Iulius Caesar gegeben
worden; er heißt also Germanicus Iulius Caesar.
225 Der Tempel des mythischen Brüderpaares Kastor und Pollux lag neben dem von Augus-
tus 29 v. Chr. eingeweihten Tempel des Iulius Caesar auf dem Forum (s. Aug. res gest.19).
279
226 S. Anm. 28.
227 Messala Corvinus (s. Anm. 97) war kurz vor Ovids Verbannung gestorben (s. P. 1, 7,
29f. und Anm. 130).
228 Cotta Maximus (s. Anm. 97).
229 Die Ars amatoria.
230 penetralia: innerster Bereich des römischen Hauses mit dem Altar der Hausgötter (pe-
nates). Die „göttliche“ Fürsorge soll von den Penaten und den großen Göttern kom-
men, schließlich vom Kaiserhaus selbst, eine Klimax, die Augustus und Tiberius noch
über die Götter erhebt!
231 Der Kyklop Polyphem (s. Hom. Od. 9, 288ff.; Verg. Aen. 3, 628ff.; met. 14, 165ff.) und
Antiphates, der Herrscher der Lästrygonen (s. Hom. Od. 10, 80ff.; met. 14, 233ff.) töte-
ten und verspeisten Gefährten des Odysseus und ließen sich nicht durch Worte davon
abhalten.
232 S. Anm. 97.
233 S. Anm. 21.
234 Achill, der seinen vor Troja gefallenen Freund Patroklos durch feierliche Leichenspiele
ehrte.
235 Theseus begleitete Pirithous in die Unterwelt zum Fluss Styx, um Persephone zu be-
freien; beide wurden von Hades festgenommen, Theseus später von Herakles befreit.
236 Nur die Toten gelangen zur Styx (s. o. V. 3).
237 Pylades aus Phokien, Freund des Orest; dieser hatte seine Mutter Klytämnestra und de-
ren Verführer Aigistos getötet, wurde darauf von den Erinyen verfolgt und irrte wahn-
sinnig umher. Pylades ließ ihn in dieser Zeit nicht im Stich.
238 Vielleicht ist der furor poeticus gemeint, der Ovid dazu brachte, die Ars amatoria zu
schreiben.
239 Stoischer Grundgedanke, sich dem Schicksal tapfer zu stellen (vgl. Cic. off. 1,6).
240 Der Schicksalsschlag der Verbannung schadet (nocet), hat aber zugleich die (erhoffte)
Anstrengung des Cotta Maximus zur Folge (prodest).
241 S. Anm. 97.
242 Fortuna stellte man sich auch mit verbundenen Augen auf einer Kugel oder einem Rad
stehend vor (vgl. T. 5, 8, 7f.), unberechenbar wie der griechische Καιρόϛ, die Gottheit
des günstigen Augenblicks, ebenfalls auf einem Rad oder einer Kugel vorübereilend.
243 Vergleich des Cotta Maximus mit Atlas, der mit seinen Schultern das Himmelsgewölbe
vor dem Einsturz bewahrt (vgl. T. 5, 13, 8).
244 Zu weiteren brieflichen Kontakten s. z. B. P 1, 9, 1; P. 2, 8, 1ff. (dem Geschenk lag sicher
ein Brief bei); P. 3, 5, 7ff. und 35f.; P. 4, 2, 5f. (zu „normalen“, also Prosabriefen).
245 S. Anm. 97 und 128–130 (letztere zu P. 1, 7, 25ff.).
280
246 Vgl. P. 1, 2, 67 (mit Anm. 31 und 42) und P. 2, 2, 50.
247 Ovid sah Messala Corvinus als Patron an.
248 S. Anm. 97.
249 Helzle konjiziert überzeugend Algida silva statt des allgemein verbreiteten Aethalis ilva
(= Elba). Der mons Algidus liegt an der via Latina in Richtung Tusculum am Beginn des
Weges, der Ovid an die Adria zur Überfahrt – wohl von Brundisium aus – nach Grie-
chenland führen konnte. (Die via Latina geht ja bei Capua in die via Appia über.) Am
Beginn der via Latina gab es Villen der römischen Aristokratie, vielleicht auch eine des
Messala Corvinus, der diese Straße auf eigene Kosten hatte erneuern lassen; dort hätte
Ovid den Cotta Maximus letztmalig (V. 83) treffen können. (Sinnvolle Vermutungen
und Belege bei M. Helzle, 2003, S. 308f.).
250 S. Anm. 185.
251 Aurelia aus der gens Aurelia (s. P. 4, 16, 41ff.).
252 Der Geruch von Fleisch und Fett beim Verbrennen der Opfertiere wurde durch Weih-
rauch erträglicher gemacht. Die Griechen nennen diesen Opfergeruch κνĩσα; von ihm
nähren sich die Götter (vgl. Goethe, Prometheus).
253 An Atticus sind (im Zentrum der Bücher 1–3) P. 2, 4 und P. 2, 7 gerichtet, vielleicht auch
T. 3, 6 und 5, 4; er ist wohl identisch mit dem Adressaten von am. 1, 9 (militat omnis
amans … Attice, crede mihi). Es könnte sich um Antonius Atticus handeln (s. Sen. suas.
2,16), mit dem Ovid eng befreundet war und mit dem er, wie es unter „Kollegen“ (V.33
sodalis) üblich war, seine Dichtungen besprochen hatte (V. 9–18). Nicht auszuschließen
ist aber auch eine Zuordnung an Curtius Atticus aus der engeren Umgebung des Tibe-
rius (s. Tac. ann. 4,58).
254 Der Brief als sermo absentis (vgl. T. 5, 13, 27–30; 3, 7, 1f.).
255 Gemeint ist vielleicht die via sacra (vgl. T. 3, 1, 28).
256 Achill und Antilochus.
257 Unterweltsfluss, aus dem die Verstorbenen trinken, um die Vergangenheit mit all ihrer
Mühsal zu vergessen.
258 Sternbild des Steinbocks.
259 Die Ringelblume hat einen strengen Geruch (Plin. n. h. 21, 28), die Rosen Kampaniens,
wo Paestum liegt, zählten zu den berühmtesten (Plin. n. h. 21, 16).
260 Cassius Salanus war Lehrer des Germanicus (V. 41–56; Plin. n. h. 34, 47) und, auch
selbst dichtend, mit Ovid bekannt (V.7). Er soll Ovids Exilgedichte gelobt haben (V. 9f.),
was sich auf die Tristien beziehen muss. Da er Ovids Verbannung bedauert haben soll
(V. 8), hofft Ovid auf seine Fürsprache bei Germanicus, auf den er ja (s. P. 1, 2 und
Anm. 182) Hoffnungen setzte.
261 Distichen, bestehend aus Hexameter und Pentameter (vgl. T. 2, 220).
262 Bezug zum üblichen Briefanfang s. p. d.(salutem plurimam dicit).
281
263 Euphemistische Bezeichnung des Schwarzen Meeres, das wegen seiner Unberechen-
barkeit auch Axenus (ἄξεινοϛ – ungastlich) hieß (vgl. T. 3, 13, 27f.: Pontus Euxinus falso
nomine dictus; 4, 4, 55f.; 5, 10, 13; Plin. n. h. 6, 1). Der Euphemismus hat bei einer Fahrt
über das Schwarze Meer auch eine fast magische Bedeutung und soll die Wasser- und
Windgötter besänftigen; zur Herkunft der Bezeichnung axenus vom persischen achs-
haenas=dunkel vgl. H. Sonnabend, Fremde (2021), S. 253.
264 Vgl. P. 2, 3, 98.
265 Salanus wird als Lehrer des Germanicus mit doctus bezeichnet, was bei Rhetoren und
Dichtern üblich war. Das Ideal des poeta doctus weist auf Kallimachos und dessen
Streben nach formaler Perfektion hin (vgl. P. 2, 4, 17f. über das „Feilen“ an einer Dich-
tung).
266 S. Anm. 9.
267 Anspielung auf die von Kallimachos bevorzugten poetischen „Kleinformen“ im Gegen-
satz zur epischen Dichtung.
268 S. Anm. 182.
269 Ovid hatte offenbar ein Gedicht über den Triumph (s. Anm. 182) geschrieben und nach
Rom gesandt.
270 princeps iuventutis: Seit Augustus ein Ehrentitel für die „Prinzen“ der kaiserlichen Fa-
milie.
271 Siegerbeiname Germanicus aufgrund der militärischen Erfolge in Germanien.
272 Germanicus.
273 Neben seiner Tätigkeit als Anwalt (s. fast. 1, 21f.) war Germanicus auch literarisch tä-
tig (vgl. P. 4, 8, 67ff.; Suet. Cal. 3, 4); er soll Komödien geschrieben haben und hat
die Φαινόμενα des Arat in Versform lateinisch nachgedichtet, wovon ein Bruchstück
erhalten ist. Ovid widmet Germanicus die Fasten (fast. 1, 3ff.).
274 Ovid spielt hier wohl auf eine öffentliche Deklamation über vorbereitete oder vor Ort
bestimmte Themen an, eine Situation (im Rahmen der Ausbildung des Germanicus?),
in der Salanus vor Germanicus das Wort hatte, also eine Art „Musterrede“ hielt, wie das
seit dem Sophisten Gorgias bekannt ist.
275 Da Germanicus wie ein Gott auftritt (V. 53f.), sind die Zuhörer nur mortales (Sterb-
liche). Bei letzteren könnte es sich (vgl. Anm. 274) um den Freundeskreis des Germa-
nicus handeln, evtl. auch um weitere Schüler des Salanus. Die declamationes werden
nicht in der Öffentlichkeit vor sich gegangen sein, sondern eher in einem Hör- oder
Versammlungsraum beim Palast, einer Stoa oder gar in der Rhetorenschule selbst, wes-
halb hier (V. 48) tecta mit „Wänden“ übersetzt wurde.
276 Haltung, Gestik und Kleidung (z. B. die Anlage der Toga) waren bei offiziellen Reden
bestimmten Konventionen unterworfen (s. Cic. de or. 3, 221f. und ausführlich Quint.
inst. or. 3, 137ff.).
277 Pierides: benannt nach ihrem Vater Pieros oder ihrer Heimat Pierien in Thessalien.
282
278 Dichtung bei Ovid und Rhetorik bei Salanus.
279 Dichtung und Rhetorik sind verwandt (vgl. Cic. de or. 1,70).
280 Der Vers ist in den Codices heillos verdunkelt: Statt abest a te (nach Rothmaler) er-
scheint ein völlig unverständliches sublestate, ein ubi est a te oder ein te oblectat; es gibt
auch die Version thyrus enim vobis, gestate est laurea nobis; statt gestata taucht auch
gustata auf (s. die kritischen Apparate bei Richmond und André). Der Sinn des in V. 68
folgenden sed tamen fordert aber für V. 67 zwei unterschiedliche Betätigungsfelder: Sa-
lanus hat als Rhetor und Lehrer des Germanicus nichts mit dem Thyrsus zu tun, dem
durch einen Pinienzapfen, Efeu- und Weinblättern geschmückten Stab oder Zepter des
Dionysos, einem Symbol für dichterische, ekstatische Inspiration, Ovid hingegen trägt
als Dichter den Lorbeer(kranz) des Apoll.
281 Augustus.
282 Auf Germanicus zu beziehen, aber auch Tiberius ist einzuschließen.
283 Vgl. T. 2, 57–60.
284 S. Anm. 114.
285 S. Anm. 263.
286 S. Anm. 122.
287 In die Adria ragendes Vorgebirge in Epirus auf der Route von Brundisium nach Grie-
chenland (auch: Akrokeraunia); der Name steht, wie Skylla und Charybdis, synony-
misch für einen gefährlichen Ort (vgl. rem. 737–740; Hor. carm. 1,3,20).
288 S. Anm. 239.
289 Pylades (vgl. Anm. 237).
290 Orest (vgl. Anm. 237).
291 Theseus (vgl. Anm. 235).
292 S. Anm. 235.
293 S. Anm. 253.
294 S. Anm. 19 und 33; vgl. auch T. 5, 7, 12 und P. 3, 4, 92; die unsichere Lage wird beson-
ders P. 1, 2, 13ff. hervorgehoben.
295 Fluss in Nordafrika, der unweit von Leptis Magna durch eine fruchtbare Ebene in das
Mittelmeer fließt.
296 Wegen seines Honigs bekannter Berg auf Sizilien in der Nähe von Syrakus; vgl. T. 5, 13,
22.
297 Zu V. 27f. vgl. T. 5, 2, 25f.
298 Anspielung auf Hom. Od. 1, 4 und Verg. Aen. 1, 3.
299 S. Anm. 294.
300 Etwa, dass Atticus sich nicht genug für Ovid einsetzt.
283
301 Wichtigste und starke befahrene Straße von Rom nach Süden, in deren Pflaster noch
heute die Spurrillen der Wagen zu sehen sind.
302 Vgl. T. 1, 1, 56; 2, 2; 3, 3, 74; P. 3, 5, 4.
303 Vielfach wird mit Bezug auf P. 2, 3, 83ff. angenommen, dass sich Ovid zum Zeitpunkt,
als der kaiserliche Verbannungsbefehl erging, auf Elba befunden habe. Siehe dazu aber
Anm. 249! So bleibt es bei dem Hinweis aus V. 54, dass Ovid zu besagtem Zeitpunkt
nicht in Rom war.
304 Vgl. T. 2, 133.
305 Arcturus: helles Gestirn beim Großen Bären; sein Niedergang im Oktober/Novem-
ber bringt Unwetter mit sich. Gleiches gilt für die Pleiaden, das Siebengestirn (s.
Anm. 112). Ovid musste seine Reise über die Adria zu einem Zeitpunkt antreten, zu
dem der Schiffsverkehr dort nachließ; im Dezember befand er sich (T. 1, 11, 3f.) mitten
auf dem Meer!
306 Weil die Seefahrt im Winter weitgehend eingestellt ist.
307 Heimatinsel des Odysseus, mit dem Ovid sich ja so oft vergleicht (s. Anm. 58).
308 Diener, Schiffsbesatzung, Fuhrleute (vgl. T. 1, 5, 63f.; 4, 10, 101).
309 Vgl. P. 1, 3, 65ff.
310 Anspielung auf die pax Augusta, s. Anm. 9.
311 Vgl. T. 5, 6, 7; P. 2, 6, 22, auch rem. 577f.
312 Vgl. T. 5, 6, 16; 5, 14, 20.
313 S. Anm. 97.
314 Augustus und Tiberius (hier in Form silberner Statuetten).
315 Die kaiserliche Trias (Augustus, Tiberius, Livia) entspricht der kapitolinischen (Jupiter,
Minerva, Juno), wobei Minerva als auch kriegerische Göttin (s. P. 4, 1, 32) für Tiberius
und seine militärischen Erfolge steht. Aus P. 4, 9, 105ff. wissen wir, dass Ovid in seinem
Haus in Tomis neben diesen Statuetten auch solche von Germanicus und Drusus ver-
ehrte. Er nennt (P. 4, 9, 106) diese Stelle in seinem Haus sacrum Caesaris, also eine Art
Hausaltar zur täglichen Verehrung (P. 4, 9, 111) des Kaiserhauses.
316 Livia.
317 Tiberius.
318 Germanicus und Drusus.
319 Anspielung auf den cursus honorum (s. Anm. 223 und 270), wozu z. B. die Ernennung
zum princeps iuventutis gehören kann; aber auch andere Ehren sind möglich: Drusus
z. B. (geb. 15 oder 14 v. Chr.) durfte schon in jungen Jahren an Senatssitzungen teil-
nehmen, Germanicus (geb. 15 v. Chr.) wurde wahrscheinlich schon 4 n. Chr. princeps
iuventutis. - Zum gesamten Komplex der beschwörenden Anrufung Ovids (V. 23–34)
vgl. T. 2, 161ff.
320 Tiberius als „Thronfolger“.
284
321 S. Anm. 182.
322 Nestor, der Herrscher von Pylos, lebte drei Menschenalter (vgl. T. 5, 5, 62); die Sibylle
von Cumae 1000 Jahre (vgl. met. 14, 130ff.).
323 Livia.
324 Tiberius.
325 Vgl. P. 2, 2, 73; es handelt sich um Agrippina, die Frau des Germanicus, und Livilla, die
Frau des jüngeren Drusus; Agrippina und Germanicus hatten neun Kinder, darunter
den späteren Kaiser Caligula.
326 9 v. Chr. (in seinem Konsulatsjahr) auf dem Rückmarsch von einem Feldzug an die Elbe
nach einem Sturz vom Pferd.
327 Der Unfalltod wird den Germanen angelastet.
328 Tiberius operierte zwei Jahre nach dem Tod des Drusus in Germanien; man konnte
demnach einen Triumphzug erwarten (vgl. T. 4, 2 und Anm. 182), in dem er im Pur-
purgewand des Triumphators auf dem von Schimmeln gezogenen Wagen stehen würde
(Vgl. fast. 6,724).
329 Nach Sueton (Aug. 45) hatte Augustus verboten, Gladiatoren auf Leben und Tod kämp-
fen zu lassen; auch der Unterlegene wurde mithin ehrenvoll aus der Arena entlassen
(missio honesta).
330 S. Anm. 315.
331 Die Legionsadler durften niemals abhanden kommen oder gar in Feindeshand geraten.
332 Cotys war ein junger Herrscher des Thrakerstamms der Odrysen; von Augustus war er
gemeinsam mit seinem Onkel Rhascuporis 12 n. Chr. als Klientelfürst des römischen
Volkes etabliert worden. Für seinen Teil der Herrschaft wurde ihm das fruchtbare Küs-
tengebiet an der ripa Thraciae zugesprochen (s. Tac. ann. 2, 64). Den Brief P. 2, 9 könnte
Ovid vor der Aufnahme in die Sammlung der drei ersten Pontusbriefe zu eben dieser
Gelegenheit als Gratulation und zugleich Bitte an Cotys gesandt haben, durchaus in
der poetischen Form, da Cotys u. a. wie ein Zunftgenosse angesprochen wird (V. 51ff.;
V 61ff.), also auch poetisch-literarisch tätig war. Ovid versprach sich von Cotys als
dem nächsten südlich von Tomis herrschenden Klientelfürsten Roms Schutz und Hilfe
(V. 3ff.; V. 35ff.), zumal dieser im Gegensatz zu seinem Onkel als milde (Herrschertu-
gend!) und umgänglich galt (V. 5; Tac. ann. 2,64). Ovid mag auf ihn ähnliche Hoffnun-
gen gesetzt haben wie auf Germanicus. (Zu Cotys und dem Kampf um Aigissos s. P. 1,
8, 11ff. und Anm. 140–144 sowie P. 4, 7 an Vitalis.).
333 Mythischer König von Thrakien, Sohn des Poseidon und der Chione, einer Enkelin des
Erechtheus (s. V. 20); s. auch P. 3, 3, 41 und Anm. 435.
334 Personifikation bzw. – schon seit Hesiod – Gottheit der öffentlichen Rede, des Gerüchts
und Geredes (s. met. 12, 39ff.; Verg. Aen. 4, 173ff.).
335 S. Anm. 333.
285
336 Für Ceres, die Schutzgöttin des Getreidebaus und der Fruchtbarkeit, wurden trächtige
Schweine geopfert (s. Cato, de agr. 134), vielleicht weil Schweine den Saatfeldern zu-
setzten; das folgende Ziegenopfer für Bacchus hat wohl ähnliche Bedeutung, da Ziegen
die Weinreben abfressen (s. met. 15, 114).
337 S. Anm. 231.
338 Alkinoos, Herrscher der Phäaken, Vater der Nausikaa, nahm den schiffbrüchigen
Odysseus auf, bewirtete und beschenkte ihn und geleitete ihn nach Ithaka (s. Hom.
Od. 8).
339 Apollodor von Kassandrea in Makedonien, der dort um 300 v. Chr. eine Schreckens-
herrschaft führte.
340 Alexander von Pherae in Thessalien (Mitte des 4. Jh. v. Chr.) herrschte tyrannisch und
unternahm Raubzüge zu den Kykladen und bis zum Piräus.
341 Phalaris, Tyrann von Agrigent (6. Jh. v. Chr.) ließ von Perillos einen ehernen Stier kon-
struieren, in dessen Bauch er Menschen zu Tode röstete, sodass ihre Schreie zum Brül-
len des Stiers wurden. Zur „Einweihung“ des Folterinstruments wurde Perillos selbst
umgebracht (s. ars 1, 653f.; T. 3, 11, 39ff.; P. 3, 7 mit Anm. 501).
342 Wenn auch Orpheus aus Thrakien stammte (s.V.53), galten die Thraker – oft Sammel-
bezeichnung (vgl. Anm. 19) für weitere Völker im Norden und Westen des Schwarzen
Meeres wie Geten, Bistonen, Daker, Bessen – allgemein als roh, trunksüchtig und un-
gebildet, ein Vorurteil, das Ovid in den Exilgedichten gern bedient (z. B. T. 3, 14, 37ff.),
von dem Cotys hier aber freigesprochen wird.
343 S. Anm. 342.
344 Regierungsgeschäfte und militärische Aktionen.
345 Der Weg der Musen, nach ihrer Heimat Pierien in Thessalien (s. Anm. 277).
346 Anspielung auf Medea.
347 Vgl. P. 1, 1, 12; 7, 44; 3, 3, 37f. und Anm. 4.
348 Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Cn. Pompeius Macer, einen Nachkommen
des Theophanes von Mytilene, eines Freigelassenen und Beraters des großen Pompeius.
Augustus hatte Macer, der Autor epischer Werke war (s. V. 13f.; P. 4, 16, 6 und am. 2,
18, 1ff.) die palatinische Bibliothek anvertraut (Suet. Aug. 56). Mit Ovid verband Macer
eine lange Freundschaft. Macer war mit Ovids dritter Frau bekannt, evtl. gar verwandt
(V. 10). Die Freunde hatten gemeinsam Kleinasien und Sizilien bereist (V. 21ff.). – In-
teressant ist die Entdeckung des Akrostichons M A C E R in den jeweils ersten Buch-
staben der ersten Distichen der Briefe 3, 4, (5), 6, 7, (8) 9 des zweiten Buches der Pon-
tusbriefe durch J. Schwartz (1951). Es hebt den Adressaten von P. 2, 10 hervor und legt
somit auch nahe, diesen Brief als Schlussbrief des zweiten Buches anzusehen, wozu es
noch eine weitere Begründung gibt (s. Anm. 479 und ausführlich Froesch 1968). Eine
Verlängerung des Akrostichons hat Schwartz in den Anfangsbuchstaben der jeweils
zweiten Verse der Briefe 3, 4, 6, 7, 8 desselben Buches gesehen (NATAQ= „und Toch-
ter“); M. Helzle, 2003, S. 394 vermutet, Macer könne der geschiedene Mann von Ovids
286
dritter Frau gewesen sein. – Pompeius Macer muss von Aemilius Macer (T. 4, 10, 43f.)
unterschieden werden.
349 Das Porträt, das mit dem Siegelring in das Wachs gedrückt wurde, könnte ja undeut-
lich sein. – Ovid sagt, um auch in der „Buchfassung“ die Authentizität der Pontusbriefe
zu unterstreichen, sie seien eigenhändig geschrieben. T. 3, 3, 1f. wird ausdrücklich ein
fremder Schreiber – Ovids Sekretär? – erwähnt. – Vor der Aufnahme einzelner Pon-
tusbriefe in die Sammlung können sie natürlich als poetische Briefe neben „normalen“
Prosabriefen separat nach Rom gegangen sein.
350 Anspielung auf die Ars amatoria Ovids.
351 Der Musendienst vereint die Dichter wie in einer Kultgemeinschaft.
352 Enkelados, den Athene in der Gigantomachie unter Sizilien begrub, oder der vielköpfi-
ge Typhoeus/Thyphon (s. met. 5, 352f.), auf den Zeus eine Insel schleuderte, die später
Sizilien wurde.
353 Berühmte Stadt in der Mitte der Insel.
354 Kratersee mit Schwefeldämpfen (s. met. 5, 405f.).
355 In einen Fluss verwandelte Nymphe (s. met. 5, 409ff.).
356 Fluss, der südlich von Syrakus ins Meer fließt.
357 Die Nymphe Arethusa floh vor Alpheios, einem Fluss(gott) der Landschaft Elis bei
Olympia, bis nach Syrakus (s. met. 4, 494ff.).
358 Cardo bezeichnet eine Himmelsregion. Der folgende Vers impliziert das Sternbild des
großen Bären, das nie untergeht (s. T. 1, 2, 29), und weist damit auf den Norden.
359 S. Anm. 20, 79, 80, 81, 82.
360 S. Anm. 73.
361 Die Formel pace tua (vgl. met. 7, 705; am. 3, 2, 60) bedeutet „mit deiner Erlaubnis“ oder
„wenn du erlaubst, ohne dass du dich aufregst“; damit ginge aber das Wortspiel pace
tua – si pax est ulla verloren.
362 Vgl. P. 3, 8, 15f.; Plinius (n. h. 27,45 hebt hingegen den pontischen Wermut hervor und
lobt Wermut allgemein (n. h. 27, 45–52), vor allem als Medizin bei allen möglichen Ge-
brechen.
363 Ovid erwähnt die Giftpfeile der nomadischen Stämme des öfteren, z. B: T. 3, 10, 63f.;
P. 1, 2, 15f.; dass sie hier in V. 26 noch feucht sind, soll ihre Gefährlichkeit unterstrei-
chen. Giftpfeile sind in der Literatur seit Homer (Od. 1,152ff.) bekannt. – Zu den Gift-
pfeilen der Skythen vgl. Plin. n. h. 11, 279, zum Bogen als typische Waffe der Nomaden-
völker s. auch Anm. 19. Für Mela (1, 102) ist gar das Schwarze Meer in seiner Form
gekrümmt wie ein skythischer Bogen!
364 Der Vorwurf meint, dass Ovids Frau nicht tränenreich genug (s. V. 149f.; 157f.; 166) bei
Augustus oder Livia (s. V. 113ff.) um einen Ortswechsel fleht, an dem Ovid ja so viel
gelegen ist (s. V. 4f.; 29f.; 85–88; 150).
365 Wieder Anspielung auf die pax Augusta.
287
366 Z. B. T. 1, 6, 26; 4, 3, 72.
367 S. Anm. 334.
368 Einer der sieben Angreifer Thebens, der beim Sturm auf die Mauern die Götter ver-
höhnte und dafür von Zeus mit einem Blitz erschlagen wurde (s. T. 5, 3, 29f.).
369 Wie Kapaneus (s. Anm. 368) einer der Sieben gegen Theben, der aber ursprünglich
an dem Zug nicht teilnehmen wollte. Als die Thebaner ihn hinterrücks durch einen
Speerwurf töten wollten, spaltete Zeus die Erde, und Amphiaraus wurde mit seinem
Streitwagen von der Erde verschlungen.
370 Auf der Fahrt nach Troja wurde Philoktet von einer Schlange gebissen; wegen des Ge-
stanks der Wunde setzten ihn die Griechen in Lemnos aus (s. P. 1, 3, 5 und Anm. 54).
371 Der Dichter Philetas (oder Philitas) von Kos (ca. 300 v. Chr.) ein Vorbild für die rö-
mischen Elegiker, hatte seine Geliebte (oder seine Frau) Bittis (oder Battis) in Elegien
gepriesen (s. T. 1, 6, 2).
372 Bild für ein Ehepaar, das vor einen Wagen gespannt ist, vgl. T. 5, 2, 40.
373 Ovid klagt oft über sein Exil als „Krankheitszustand“, z. B. P. 1, 3, 5ff.; 2, 2, 47f.
374 Vgl. T. 1, 6, wo Ovid seine Frau nach dem Vergleich mit Penelope als exemplum co-
niugis bonae lobt (V. 23ff.). Zwischen T. 1, 6 und P. 3, 1 liegen mehrere Jahre: T. 1, 6
ist etwa noch bei der Überfahrt nach Tomis, also im Winter 8/9 n. Chr. geschrieben,
P. 3, 1 nimmt mit den Versen 133ff. wohl Bezug auf den Pannonischen Triumph, also
etwa vier Jahre später (s. Anm. 182).Vielleicht will Ovid mit den ungewöhnlich harten
Vorhaltungen von P. 3, 1 vor allem der Livia (V. 114ff.) demonstrieren, wie die lange
Verbannung dem Verhältnis des Dichters zu seiner Frau geschadet hat: Das Exil an dem
schrecklichen Ort Tomis schadet nicht nur seiner Dichtkunst (s. Anm. 98) oder seiner
Gesundheit (s. Anm. 373), sondern auch seiner wichtigsten menschlichen Beziehung.
375 Die Familie der Fabier, aus der Ovids Frau (vielleicht) stammte, s. P. 1, 2, 138ff. und
Anm. 20.
376 S. Anm. 20; ein Lob der Marcia findet sich auch fast. 6, 802ff.
377 Es geht darum, dass Ovid seine Frau durch seine Gedichte bekannt gemacht hat (s. u. a.
ihr Lob in T. 1, 6, 35f.).
378 Konkret etwa die Sorge um das Vermögen, das dem Relegierte ja geblieben war (s. T. 1,
6, 5ff.), oder allgemeiner ihre Treue, die soweit ging, dass sie Ovid nach Tomis folgen
wollte (T. 1, 3, 81ff.), und ihr tiefes Mitempfinden (T. 1, 3, 17f. und 91ff.).
379 Vgl. P. 3, 7, 11ff., wo Ovid seine Frau als ebenso redlich wie ängstlich und wenig tat-
kräftig hinstellt.
380 Die Amazonen sind ein kriegerisches Volk von Frauen in Kleinasien; im Trojanischen
Krieg kämpften sie auf Seiten der Trojaner, wobei ihre Königin Penthesilea von Achill
getötet wurde. Die Bewaffnung bestand in Streitaxt und dem typischen „Amazonen-
schild“ (pelta) in Halbmondform.
381 Augustus; Livia wird später (V.114) einbezogen.
288
382 Alkestis, die den Tod ihres Mannes Admet, König von Thessalien, auf sich nahm.
383 Penelope, mit der Ovid ja seine Frau oft vergleicht (z. B. T. 1, 6, 2; 5, 14, 35f.; 5, 5, 51f.;
s. auch Anm. 82), hatte den Freiern weisgemacht, sie müsse vor einer Wiederverheira-
tung ein Leintuch weben. Nachts trennte sie das tagsüber Gewebte wieder auf (s. Hom.
Od. 14, 136ff.).
384 Die Seele eines Verstorbenen.
385 Laodamia war die Frau des Protesilaos, der als erster Grieche vor Troja fiel. Sie beging
Selbstmord, um ihren Mann nicht zu überleben (s. T. 1, 6, 20 und her. 13).
386 Euadne, Tochter des Iphis und Frau des vom Blitz erschlagenen Kapaneus (s. Anm. 368),
warf sich in die Flammen von dessen Scheiterhaufen (s. T. 4, 3, 63).
387 Penelope war eine Tochter des spartanischen Königs Ikarios.
388 D.h. Ehefrau des Augustus zu sein.
389 Vgl. T. 5, 2, 37f., dort mit Blick auf Augustus.
390 Frau des thrakischen Königs Tereus, der ihre Schwester Philomene vergewaltigt hatte;
Prokne rächte sich, indem sie ihren eigenen Sohn tötete und Tereus als Mahl vorsetzte
(s. met. 6, 426ff.).
391 Medea, die ihre Kinder tötete, weil Jason sie verlassen hatte (s. her. 12).
392 Die Danaiden, die ihre Männer, Söhne des Aigyptos, töteten.
393 Klytaimnestra, die ihren Mann nach seiner Rückkehr von Troja mit Hilfe ihres Gelieb-
ten Aigisth tötete.
394 Meeresungeheuer in der Straße von Messina, aus dessen Leib Hundeköpfe wuchsen, die
Seefahrer verschlangen (s. met. 7, 64f.; Hom. Od. 12, 85ff.).
395 Kirke, die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt hatte (s. Hom. Od. 10,
135ff.); Odysseus verbrachte ein Jahr bei ihr. Der dieser Verbindung entstammende
Sohn Telegonos zog später aus, um seinen Vater zu suchen; er verwundete ihn tödlich,
ohne ihn zu erkennen (Oedipus-Motiv!).
396 Medusa, eine der Gorgonen, hatte Schlangen als Haare. Ihr Blick konnte versteinern.
Perseus tötete Medusa und gab ihr Haupt Athene, die es an ihrem Brustpanzer befestig-
te.
397 Auf dem Kapitol standen die Tempel des Jupiter, der Juno und der Minerva; hier ende-
ten die Triumphzüge.
398 Wohl Anspielung auf den Pannonischen Triumph (s. Anm. 182).
399 Livia.
400 Unsichere Verse – und unsichere Übersetzung!
401 Wie Augustus mit Jupiter, so wird Livia mit der Juno gleichgesetzt.
402 Nämlich, dass sein Exilort verändert werden soll (V.151); s. auch Anm. 19 und 29.
403 Weihrauch und Wein ohne Zusätze.
289
404 Tiberius, Drusus, Germanicus.
405 Wieder eine Anspielung auf die Milde (clementia) als Herrschertugend (s. T. 2, 27; P. 2,
8, 51 und Anm. 206.) Diese Tugend wird von Vergil gar als allgemein römische Tugend
hervorgehoben (Aen. 6, 853 parcere subiectis).
406 S. Anm. 97.
407 Spiel mit der Briefformel salutem dicere, salutem mittere (vgl. P.1, 10, 1f. und Anm. 174).
408 Augustus, Tiberius.
409 Berühmte mythische Freundespaare: Theseus und Pirithous, Orest und Pylades (s. auch
P. 2, 6, 25 und Anm. 237).
410 S. Anm. 33.
411 Ovid lebte insgesamt zehn Jahre in Tomis, zur Zeit von P. 3, 2 waren es etwa fünf. Schon
T. 3,14, 47ff. befürchtet er, „pontische Wörter“ könnten sich in sein Werk einschleichen.
Es ist durchaus plausibel, dass er die Sprache(n) der Grenzbevölkerung mehr und mehr
lernte. In P. 4, 1, 19f. schreibt er gar von einem Lobgedicht auf das Kaiserhaus in geti-
scher Sprache.
412 Schwarzes Meer und Donau.
413 Die nun folgende Sage über Diana, Iphigenie und die Freundschaft von Orest und Py-
lades wird auch in T. 4, 4, 63ff. skizziert. In P. 3, 2, 45ff. gibt es vielfache Bezüge zu
Euripides Iph. Taur.
414 Sammelbegriff für das Land zwischen Don und Donau.
415 Volksstamm auf der Krim.
416 Diana: interpretatio Graeca für eine von den Taurern verehrte jungfräuliche Göttin.
417 Asowsches Meer.
418 S. Anm. 263.
419 Diana, Schwester des Phoebus Apollo.
420 Diana als Göttin von Wegkreuzungen, somit der Hekate gleichgesetzt.
421 S. Anm. 36.
422 Volesus, ursprünglich auch Valerius, war zur Zeit der Gründung Roms der sabinische
Ahnherr der gens Valeria, zu der Cotta als Sohn des M. Valerius Messalla Corvinus (s.
Anm. 97) gehörte.
423 Numa Pompilius, zweiter – sagenhafter – König von Rom nach Romulus.
424 S. Anm. 97.
425 S. Anm. 20.
426 Vgl. am. 1, 5, 1ff.: Dort „erscheint“ dem Dichter, der auf seinem Bett ruht, seine Gelieb-
te, Corinna, zur Mittagszeit bei fast geschlossenen Fensterläden und ähnlichen Licht-
verhältnissen. Der Dichter bewundert sie a capite ad pedes, so wie es Philodemos (Anth.
Pal. 5, 132) bei seiner Angebeteten tat, er allerdings a pedibus ad caput. – Hier im Exil
290
erscheint Amor Ovid im Traum mit struppigem Haar und zerzausten Flügeln, somit
passend zum zurückgelegten Flug nach „Sibirien“. Statt der harmonischen Begegnung
von am. 1, 5 geht es nunmehr um Vorwürfe an Amor (V. 23ff.) und Rechtfertigung der
Liebesdichtung (V. 49ff.), Das Exil hat alles auf den Kopf gestellt. Helzle (2003, S. 23)
sieht in der „Enterotisierung“ ein Grundthema der Exilgedichte Ovids und weist immer
wieder darauf hin (z. B. zu P. 1, 3, 35; 1, 5, 21f.; 1, 6, 41f.; 1, 7, 47f.; 1, 8, 21f., 35f. und 39f.;
2, 7, 37f., 41f.; 2, 8, 65f. u. ö.).
427 Auch nach dem Tod Tibulls sieht Amor anders aus als gewöhnlich (am. 3, 9, 7ff.).
428 Aufgelöstes Haar ist ein Zeichen der Trauer; es spielt hier aber auch der Flug Amors in
die unwirtliche Gegend von Tomis eine Rolle (s. Anm. 426).
429 Hier spricht Ovid als praeceptor amoris (ars 1, 7, 17).
430 Zuerst die Amores (s. am. 2, 1, 38), später auch die Ars amatoria (s.V. 37f.).
431 Das Distichon besteht aus Hexameter und Pentameter (vgl. am. 1, 1, 17–30).
432 Maion aus Lydien war angeblich der Vater Homers.
433 Gemeint ist die Ars amatoria (s. P. 2, 9, 73).
434 Gemeint ist wieder die Ars amatoria, von Ovid bisweilen im Plural genannt.
435 Eumolpos („der gut Singende“), Sohn des Poseidon und der Boreas-Tochter Chione und
mythischer König von Thrakien, war Schüler des Orpheus und wurde von ihm in die
Mysterien eingeweiht (s. met. 11, 92f. und auch Anm. 333).
436 Der Flötenspieler Olympos war Schüler des Satyrn Marsyas. Als Marsyas wegen seiner
Hybris Apoll gegenüber bestraft werden sollte, bat Olympos den Gott um Gnade; so
zeigt es ein Sockelbild aus Herkulaneum im Museo Nazionale in Neapel (Abb. und Be-
schreibung in: L. Curtius, Die Wandmalerei Pompejis, Nachdruck der 1. Aufl., Leipzig
1929, Darmstadt 1972, S. 399).
437 Der Zentaur Chiron hatte Achill erzogen (s. fast. 5, 385ff.). Ein Wandbild aus Her-
kulaneum zeigt ihn, wie er Achill im Lyraspiel unterweist (Abb. bei L. Curtius – s.
Anm. 436 – S. 13).
438 Der zweite römische König Numa Pompilius soll Schüler des Pythagoras gewesen sein
(s. fast. 3, 153; 15, 479ff.), doch gab es schon in der Antike vor allem chronologisch be-
gründete Zweifel an diesem Lehrer-Schüler-Verhältnis (vgl. Dion. Hal. 2, 59).
439 Vgl. T. 2, 243f., 249ff., 303f., 345ff., doch auch schon ars 1, 31ff.
440 Vgl. T. 2, 247f.; die Liebesdichtungen sind also nicht für ehrbare Frauen gedacht, die
sich durch gebundenes Haar und lange Stola auszeichnen. „Leichtere“ Damen, aber
auch Sklavinnen, trugen das Haar lose und die kürzere Tunica.
441 Die Bücher der Ars amatoria.
442 Die lex Julia de adulteriis coercendis des Augustus vom Jahr 18 v. Chr. (vgl. T. 2, 251f.).
443 Amor gilt wie Aeneas, der Stammvater der gens Julia, als Sohn der Venus (vgl. Verg.
Aen. 1, 286ff., 9, 640ff.; Suet. Jul. 6,1).
291
444 S. Anm. 434.
445 Ovids Liebesdichtung wird auch in der Forschung nicht als Hauptgrund für die Ver-
bannung angesehen; die Ars amatoria war ja schon seit sieben oder acht Jahren vor der
Verbannung im Umlauf. Die „andere Sache“ – Ovid nennt sie oft error (z. B. T. 2, 207;
P. 3, 3, 75) oder deutet an, etwas mitbekommen zu haben (T. 2, 103; 3, 5, 49f.), über das
er schweigen müsse (T. 2, 208) – bleibt trotz aller möglichen Spekulationen unbekannt.
Am wahrscheinlichsten ist, dass Ovid als „geistiger Wegbereiter“ und schließlich gar
Mitwisser von Verfehlungen der jüngeren Julia, Enkelin des Augustus, verbannt wurde.
Julia wurde 8 n. Chr., also im gleichen Jahr wie Ovid, wegen Ehebruchs ins Exil ge-
schickt (Tac. ann. 3, 24 und 4, 71; Suet. Aug. 65).
446 Die Kränkung des Augustus.
447 Medea, hier benannt nach dem Fluss Phasis, der allerdings im Südosten in das Schwar-
ze Meer mündet.
448 Vgl. am. 1, 9, 1: militat omnis amans et habet sua castra Cupido.
449 Der pannonische Triumph des Tiberius vom Herbst 12 n. Chr. (s. P. 2, 1).
450 Tiberius.
451 Der Jupiter-Tempel auf dem Palatin, wo das Volk das Ende von Triumphzügen miterle-
ben konnte (vgl. P. 2, 1, 25ff.).
452 Memnon, ein äthiopischer König, war als „Afrikaner“ natürlich dunkelhäutig (s. Verg.
Aen. 1, 487; am. 1, 8, 4); nach seinem Tod verwandelte sich gar seine Asche in einen
dunklen Vogel (s. met. 13, 600ff.).
453 Terebinthenholz ist dunkel (s. Plin. n. h. 13, 54).
454 Die Fabier führten ihre Abstammung bis auf Herakles zurück (s. fast. 2, 237; Plut.
Fab. 1, 2).
455 S. P. 1, 2, 69f. (auch 2, 2, 49f. an Messalinus) und Anm. 31 sowie 42.
456 S. Anm. 53.
457 S. Anm. 182.
458 S. Anm. 55.
459 S. Anm. 182; Ovid vermisst nicht das, was bei jedem Triumphzug zu sehen ist (z. B. er-
beutete Kostbarkeiten und das Purpurgewand des Triumphators), sondern (V. 25) das
Charakteristische am pannonischen Triumph (vgl. T. 4, 2, 19ff.; P. 2, 1, 35ff.).
460 P. 2, 1, 45 nennt Ovid freilich Bato (s. Anm. 189).
461 Vgl. P. 4, 11,15f.
462 Die Gedichte anderer zum pannonischen Triumph.
463 Das Gedicht zum pannonischen Triumph, (s. Anm. 182, 268, 456).
464 Vergil (s. auch T. 2, 533). Läse man mit Heinsius Iliados, wäre natürlich Homer gemeint,
aber das geben die Codices nicht her.
292
465 S. Anm. 431.
466 S. T. 4, 2 und P. 2, 1.
467 Augustus bzw. Tiberius.
468 Unterlauf der Donau.
469 Anspielung auf die Vernichtung der Legionen des Varus 9 n. Chr. durch die Germanen
unter Arminius, der ja römischer Offizier und Vertrauter des Varus war.
470 Tiberius.
471 Im Jupiter-Tempel auf dem Kapitol wurden die Triumph-Insignien verwahrt (Purpur-
gewand, vergoldeter Eichenlaubkranz, Zepter).
472 Erbeutete Waffen und Rüstungen wurden nach einem Sieg (vgl. Verg. Aen. 11, 5ff.) oder
im Triumphzug an Baumstämmen und deren Astansätzen aufgehängt bzw. um sie her
um gestapelt (vgl. P. 3, 4, 105f.).
473 S. Anm. 191.
474 squalor, Ungepflegtheit, gilt als Ausdruck der Trauer.
475 Schilf in den Haaren ist ein Attribut in der Darstellung von Flussgöttern (vgl. Verg. Aen.
8, 34 und T. 4, 2, 41f.).
476 Hier hat schon R. Ehwald (1896, S.81)) eine Lücke festgestellt. Dort könnte etwa gestan-
den haben, was Livia „außerdem“ (praeterea V. 111) für die Feier vorbereiten sollte, etwa
das Schmücken des Palastes (vgl. T. 4, 2, 3), Gaben für die Altäre der Götter (vgl. T. 4, 2,
11f.) oder das Festmahl für die Spitzen der Gesellschaft (vgl. Flav. Jos. bell. Iud. 7, 3–7).
477 Rufus ist nur aus diesem Brief bekannt; weitergehende Identifizierungsversuche lau-
fen ins Leere. Rufus stammte aus Fundi in Latium, südlich von Rom an der Via Appia
(V. 28), und war, folgt man den mythologischen Anspielungen V. 15f. (s. Anm.481), ein
Onkel von Ovids Frau und gehörte wohl zu den Patriziern seiner Stadt (V. 28).
478 Die Ars amatoria.
479 Opus bezeichnet hier nicht ein „Werk“ oder ein „Buch“, sondern den vorliegenden Brief
(vgl. T. 1, 9, 2; P. 4, 2, 50). Dem Missverständnis von opus hat der Brief in der Textüber-
lieferung wahrscheinlich seinen Platz am Ende des zweiten Buches zu verdanken (als
P. 2, 11), obwohl dieses Buch durch den Brief 2, 10 Macer gewidmet ist, was durch die
Entdeckung des Akrostichons MACER … durch Schwartz (s. Anm. 348) unterstrichen
wird.
480 Vgl. P. 2, 2, 121.
481 Kastor, Helenas Bruder, war Onkel deren Tochter Hermione; Hektor, der Bruder der
Frau des Aeneas, war Onkel des Aeneas-Sohnes Julus, des mythischen Ahnen der Julier.
482 S. Anm. 97.
483 S. Anm. 140.
484 S. Anm. 33.
293
485 S. Anm. 97 und vgl. P. 4, 16, 41ff.; T. 1, 7, 29.
486 Es handelte sich wohl um eine Gerichtsrede des Cotta Maximus, die dieser einem Brief
an Ovid beigelegt hatte.
487 Man las im Altertum meist laut. (Vgl. Anm. 162).
488 Vgl. P. 3, 4, 51; die Aktualität der Rede kann für den Verbannten ja kein Kriterium sein,
da er sie mit erheblicher Verzögerung erhalten hat.
489 Ovid war Mitglied der centumviri, eines Richterkollegiums in Privatangelegenheiten,
z. B. Erbschaftssachen (s. T. 2, 93f.).
490 S. Anm. 33.
491 Da die Geten Tomis ständig bedrohen (s. Anm. 19), könnte Ovid recht bald „bestraft“
werden, wenn seine Aussage (V.47) falsch wäre.
492 S. Anm. 56.
493 Schon in den Tristien hatte Ovid die Namen der Empfänger unterdrückt, um sie nicht
zu kompromittieren (s. T. 3, 4 b, 63ff.; 4, 5, 13ff.; 5, 9, 1ff. und 25ff.). Der Adressat von
P. 3,7 ist nicht zu identifizieren. Die Anrede (V. 1 suo … sodali) lässt auf alte Freund-
schaft, evtl. auch gemeinsame Verbindung in festen gesellschaftlichen Kreisen (Dichter-
zirkel, Kollegien wie in P. 3, 6 erwähnt, s. Anm. 489) schließen.
494 S. Anm. 263.
495 Augustus und seine Familie.
496 Die Meeresgöttin Leukothea (Ino), „Schutzpatronin“ der Seefahrer, brachte Odysseus
mit Hilfe eines wundersamen Schleiers zur Insel der Phäaken (s. Hom. Od. 5, 333ff.).
497 Im Januar 13 n. Chr. wurde der Tempel der Iustitia Augusta eingeweiht, bildet somit
einen terminus post quem für vorliegenden Brief, wobei zu bedenken ist, dass die Nach-
richt von der Einweihung erst zwei, drei Monate später in Tomis eingetroffen sein dürf-
te. Zur iustitia Augusti s. auch Anm. 188!
498 Vgl. P. 2, 1, 33f.
499 Ovid meint mit nos sich selbst und andere von Augustus Bestrafte.
500 Der ägyptische König Busiris galt als sehr grausam (s. ars 1, 647ff.).
501 Phalaris (s. ars 1, 653f. und Anm. 341).
502 In den Tristien.
503 Die meist auf Papyrus geschriebenen Briefe wurden gerollt, mit einem Band verschnürt
und dann gesiegelt.
504 Vgl. P. 3, 1, vor allem die Verse 31ff.; 65ff.; 85ff.; 95ff.; 114; 119; 129f.; 135ff.; 145ff.
505 S. Anm. 33.
506 Vgl. z. B. T. 2, 187ff.; 3, 10, 5ff.; 3, 5, 63ff.; 5, 7, 43ff.; 5, 10 (ganz); P. 1, 2, 13ff.; 1, 3, 49ff.;
1, 7, 9ff.; 2, 5, 17f.; 2, 7, 63ff.; 3, 1, 5ff.; 4, 7, 1ff.; 4, 9, 81ff.; 4, 10, 31ff. u. ö.
294
507 D. h., solange es nicht am mangelnden Einsatz der Freunde gelegen hat, sondern nur an
der Unnachgiebigkeit des Kaisers.
508 S. Anm. 263.
509 S. Anm. 20 (auch 19 und 22).
510 Der Pontus Euxinus, hier nach dem Nomadenvolk der Sarmaten benannt.
511 Pallas Athene war die Schutzgöttin der Spinn- und Webkunst. Diese Kulturtechnik,
so betont Ovid, ist nicht bis zu seinem Verbannungsort vorgedrungen. Hier trägt man
Felle (s. T. 3, 10, 19; 5, 7, 49; 5, 10, 32), also typisch „barbarische“ Kleidung.
512 Es sei erinnert an das übliche Lob römischer Frauen auf Grabsteinen: bene vixit, lanam
fecit bzw. als lanifica (z. B. CIL I 1007; VI 15346; VI 11602 und 34045).
513 Ceres ist die Schutzgöttin des Getreidebaus (s. met. 5, 642). – Sonst aber klagt Ovid, von Ge-
treide- oder Ackerbau könne in Tomis keine Rede sein (z. B. P. 1, 3, 55f.; 2, 7, 70; 3, 1, 9ff.).
514 In Italien gab es das Hochwachsen von Reben an weitgehend entblätterten Bäumen, vor
allem Ulmen (s. Plin. n. h. 17, 200–203).
515 Vgl. T. 5, 13, 21; P. 3, 1, 23.
516 Vgl. T. 4, 10, 110 und Anm. 19 und 363.
517 Fabius Maximus war als Anwalt bekannt (s. P. 1, 2 mit Anm. 31 und 42), und auch der
Verbannte bittet um seine Hilfe (P. 1, 2, 67f.).
518 Calami sind die Röhren der Flöte, aber auch die üblichen Schreibrohre, die man an-
gespitzt in Tinte tauchte (vgl. Cic. ad Q. fr. 2, 14, 1).
519 Vergleich des übersandten Köchers mit der Schriftrolle, da ein libellus auch eine juris-
tische Klageschrift oder Eingabe bedeuten kann, was ja gut zu Fabius Maximus als An-
walt passt. Schon in P. 1, 2, 15ff. hatte Ovid ihm übrigens von den skythischen Pfeilen
berichtet.
520 S. Anm. 1.
521 Agrios war der Vater des Thersites, des hässlichsten Griechen vor Troja; er war krumm-
beinig, hinkte, hatte verwachsene Schultern und einen spitzen Kopf mit wenig Haar-
wuchs (Hom. Il. 2, 216ff.).
522 Vgl. P. 1, 5, 15ff.
523 Alexandrinischer Philologe (ca. 217/15–143 v. Chr.), der eine bedeutende Homerausga-
be machte.
524 Kaum Anspielung auf den Pegasus, der durch seinen Hufschlag die Musenquelle (Hip-
pokrene) hervorgebracht hatte. Die Vorstellung vom Pegasus als „Dichterross“ ist näm-
lich jünger!
525 Sextus Pompeius war ein Nachfahre des großen Pompeius; an ihn sind P. 4, 1; 4; 5
und 15 gerichtet, vielleicht auch T. 5, 9. Er war eng mit dem Kaiserhaus verbunden,
vielleicht gar verwandt (Cass. Dio 56, 29,5) und Tiberius (Tac. ann. 1,7,2), besonders
aber Germanicus (P. 4, 5, 25f.) zugetan. Im Todesjahr des Augustus war er Konsul. Er
295
hatte Landbesitz in Makedonien (P. 4, 15, 15) und in dem Jahr, in dem Ovid den Weg
in die Verbannung machte, dort wohl eine politische oder militärische Aufgabe. In
dieser Stellung oder Funktion erleichterte und sicherte er Ovids Landweg in Richtung
Thrakien – vielleicht durch eine Eskorte – und unterstützte ihn auch materiell (P. 4, 5,
31ff.). Kein Wunder, dass Briefe an Sextus Pompeius erst im 4. Buch der Pontusbriefe
erscheinen, das erst nach dem Tod des Augustus herausgegeben wurde, vielleicht aus
Ovids Nachlass, wahrscheinlich aber nach ovidischen Anordnungsprinzipien zusam-
mengestellt: vgl. Michael v. Albrecht (2003) S. 236. Da das 4. Buch zu Beginn (4,1)
und – numerischen Anordnungskriterien augusteischer Gedichtbücher entsprechend –
am Ende durch den Brief 4,15 dem Sextus Pompeius gewidmet ist, kann es möglich
sein, dass P. 4,16 nicht von Ovid stammt (s. O. Zwierlein (1999), der Julius Montanus als
Autor vermutet). Hinzu kommt, dass P. 4,15 auch inhaltlich durchaus als „Schlussbrief “
des relegatus Naso (V. 2) angesehen werden kann.
526 S. Anm. 257.
527 Apelles, Maler am Hof Alexanders des Großen, schuf die Venus Anadyomene (s. Plin.
n. h. 35, 87; vgl. am. 1, 14, 33f.; ars 3, 223f.; T. 2, 527f.; ferner Anth. Pal. XVI 178–182).
528 Acte: alter Name für Attika; hier ist die Akropolis gemeint, wo es eine Athene-Statue
des Phidias aus Gold und Elfenbein gab (χϱυσελεφάντινος = ex ebore auroque Plin.
n. h. 34, 54).
529 Pallas Athene.
530 Berühmtester Bildhauer zur Zeit des Perikles (s. u. a. Plin. n. h. 34, 49).
531 Bildhauer, Zeitgenosse des Phidias (s. u. a. Plin. n. h. 34,71).
532 Bildhauer und Bronzegießer zur Zeit des Perikles (s. Plin. n. h. 34,57).
533 Vgl. P. 4, 15, 13ff., auch Anm. 752.
534 Der Adressat darf – entgegen Helzle (1989, S. 59f. und 2003, S. 207f.) – nicht mit dem
Severus verwechselt werden, an den P. 1, 8 gerichtet ist (s. Anm. 139). In P. 4, 2 handelt
es sich um den Dichter Cornelius Severus, der auch im „Dichterkatalog“ P. 4, 16, 9 ge-
nannt wird. Cornelius Severus hat ein bellum Siculum geschrieben (Quint. inst.or. 10,
1, 89), das wohl Teil seines Epos res Romanae war, wohl auch die Königszeit behandelte
(carmen regale P. 4, 16, 9 und P. 4, 2, 1) und vielleicht bis Augustus führte, der sich mit
Hilfe des Agrippa 36 v. Chr. im Bürgerkrieg in zwei Seeschlachten (bei Mylae und Nau-
lochos nördlich von Messana/Sizilien) gegen Pompeius durchsetzte; diese Phase des
Bürgerkriegs könnte im bellum Siculum des Cornelius Severus gefeiert worden sein.
535 S. Anm. 534.
536 S. Anm. 33; struppige, zottelige Haare kennzeichnen einen unzivilisierten, barbarischen
Zustand (s. auch Anm. 541; vgl.T. 5, 7, 18 und 50; 5, 10, 32; fast. 2, 30; P. 1, 5, 74; Tib.
7, 16; Sen. Herc. fur. 539). Ein zivilisierter Mann hat Haar und Bart geschnitten (ars 1,
518).
537 Der ländlichen Gottheit Aristaios, dem Sohn des Apoll und der Nymphe Kyrene, ge-
lang nach einem Bienensterben die Regeneration von Bienenvölkern (s. Verg. georg. 4,
315–558).
296
538 Triptolemos war von Demeter (Ceres) aufgetragen, die Menschen die Kunst des Ge-
treidebaus zu lehren (s. met. 5, 642ff.).
539 Der Phäakenkönig Alkinoos besaß großartige Obstgärten (s. Hom. Od. 7, 112ff.; Verg.
georg. 2, 87).
540 Berg in Böotien, Sitz Apolls und der Musen.
541 Thrakischer Stamm in der Nähe von Tomis am Schwarzen Meer. Blondes oder rötliches
Haar ist charakteristisch für Barbarenvölker (s. Lucan, bell.civ. 2, 51 flavos … Suebos;
3, 78 flavis … Britannis). In P. 4, 8, 83 werden die Coralli außerdem pelliti (felltragend)
genannt. Vgl. auch Anm. 536.
542 S. Anm. 35.
543 Quelle am Helikon, dem Berg der Musen in Böotien (= Aonien); die Musen werden
daher auch Aoniae sorores genannt (T. 4, 10, 39).
544 Vielleicht eine Anspielung auf die res Romanae (s. Anm. 534), in der vielleicht Augustus
positiv figurierte.
545 D. h. der Dichtung.
546 Identifizierungsversuche des Adressaten laufen ins Leere. Auch T. 1, 8 richtet sich an ei-
nen treulosen Freund und bietet manche Parallele (z. B. T. 1, 8, 29 convictus – P. 4, 3, 15
convictor; T. 1, 8, 31f. quid, nisi tot lusus et tot mea seria nosses,/tot nossem lusus seriaque
ipse tua – P. 4, 4, 13f. tua seria nosse solebam … iocis adesse), muss deshalb aber nicht an
ein und denselben Adressaten gerichtet sein. Eine gedankliche Parallele besteht auch zu
einem weiteren Brief an einen Treulosen: T. 5, 8, 87ff. (über die wankelmütige Fortuna),
ebenso P. 4, 3, 30ff. Auch in T. 3, 11, 67f., einem Brief an einen ungenannten Gegner in
Rom, weist Ovid auf die Launen des Schicksals hin.
547 Eine ähnliche Warnung bei Tib. 1, 5, 69f.
548 S. Anm. 242 zu P. 2, 3, 56 (ebenso T. 3, 8, 7f.; 5, 8, 7).
549 Der lydische König Kroisos (6. Jh. v. Chr.), dessen Name bis heute sprichwörtlich für
Reichtum steht, wurde vom Perserkönig Kyros besiegt, doch kurz vor dem Tod auf dem
Scheiterhaufen von ihm begnadigt (her. 1, 86ff.).
550 Der Tyrann Dionysios II (4. Jh. v. Chr.) wurde nach Korinth verbannt, wo er sich als
Lehrer durchschlug. (Das Bild des Lehrerberufs als ars humilis war in der Antike ver-
breitet – und hat sich lange gehalten!)
551 Gemeint ist der bedeutende römische Politiker und Heerführer (106–48 v. Chr.), der
81 v. Chr. den Titel Magnus erhalten hatte. Nachdem ihn Caesar 48 v. Chr. bei Pharsalus
besiegt hatte, floh er nach Ägypten, wo er heimtückisch von Offizieren des Ptolemaios
ermordet wurde (s. Anm. 552, Caes. b. c. 3, 104, 2 und Plut. Pomp. 79f.); die Mörder
sandten Caesar seinen Kopf.
552 Ptolemaios XIII (s. Plut. Pomp. 77ff.).
553 Achillas: Offizier des Prolemaios XIII; das Adjektiv Pharius steht metonymisch für
„ägyptisch“ (nach der Insel bei Alexandria, wo der Leuchtturm stand).
297
554 Die besseren Codices, z. B. B C, haben hier (V.44) eine Lücke; manche deteriores ver-
suchen, sie zu füllen: a) indigus est factus omnibus ille magis (le e bl; ille t) – b) Achillas
Pharius abstulit ense caput (g lo). Zur Lösung b) vgl. Verg. Aen. 12, 382 abstulit ense
caput und 10, 394 nam tibi, Thymbre, caput Euandrius abstulit ensis. (Bei Ovid gibt es
(met. 6, 556f.) die Wendung: linguam/abstulit ense fero.) Wie dem auch sei, V. 44 muss
den Inhalt gehabt haben, dass der große Pompeius jämmerlich endete.
555 totiens kann sich sowohl auf das mehrfache Konsulat des Marius als auch auf mehrfache
Siege Roms beziehen.
556 Marius, siebenmaliger Konsul und bekannt durch seine Siege über Jugurtha (104 v. Chr.)
und die Kimbern und Teutonen (102 und 101 v. Chr.) sowie als Heeresreformer, wur-
de 88 v. Chr. von Sulla aus Rom vertrieben und versteckte sich auf seiner Flucht in
einem Sumpf nahe Minturnae an der Mündung des Liris. Seine weitere Flucht ging
nach Nordafrika, wo er kümmerlich lebte, ehe er wieder nach Rom kam, wo er sich
weiter mit Sulla auseinandersetzen musste, ehe er, alt und krank geworden, verstarb (s.
Plut. Mar. 37ff.). An seinem Lebensende sprach er über die Launen des Schicksals (Plut.
Mar. 45). Auch Cicero spricht vom wechselhaften Schicksal des Marius (parad. 2, 16).
557 S. Anm. 632.
558 S. Anm. 19 und 363.
559 Auf der phokischen Insel Antikyra wurde vor allem Nieswurz (Helleboros) angebaut,
womit u. a. Epilepsie und Geisteskrankheiten behandelt wurden (s. Plin. n. h. 25, 52
und 60).
560 Etwa Pfeile der Barbarenstämme (s. z. B. P. 3, 5, 45; vgl. Anm. 19 und 363).
561 Augustus.
562 S. Anm. 525; der Brief ist als Gratulation zur Wahl des im Januar 14 n. Chr. beginnenden
Konsulats des Sextus Pompeius – Mitkonsul war Sextus Appuleius, s. Tac. ann. 1, 7, 2 –
auf den Herbst 13 n. Chr. zu datieren. Die Wahl fand jeweils im Juli des Vorjahres statt
(s. Cic. fam. 8, 4, 1; Att. 1, 16, 13), und Ovid mag im August oder September 13. n. Chr.
davon erfahren und – eilends – P. 4, 4 geschrieben haben, damit die Gratulation noch
vor Jahresbeginn 14 n. Chr. den künftigen Konsul erreichte (vgl. auch Anm. 715). Das
widerspricht natürlich Ovids Klagen über den langen Weg von etwa einem Jahr für
Nachrichten aus Rom (s. P. 3, 4, 59ff.; 4, 11, 15f.); solche Klage soll also vor allem dazu
dienen, die Isolierung des Verbannten zu verdeutlichen. – Eine mit P. 4, 4 vergleichbare
Huldigung bieten fast. 1, 63ff. (zum Konsulat des Germanicus 12 n. Chr.), z. T. mit ähn-
lichen Gedanken und wörtlichen Gleichklängen (z. B. P. 4, 4, 31f. – fast. 1, 83f.), was
auf die Überarbeitung der fasti durch Ovid im Exil hindeuten kann, aber nicht muss: s.
am. 3, 13, 14 (Ovidius imitator sui!). – Auch P. 4, 9 ist ein Gratulationsbrief, diesmal an
Graecinus zu seiner Wahl zum consul suffectus (16. n. Chr.). Hier wird auch die Wahl
des L. Pomponius Flaccus, Bruder des Graecinus, zum Konsulat 17 n. Chr. gebührend
erwähnt. Wir haben es in P. 4, 9 neben dem Hinweis fast. 1, 223–226 auf die Einweihung
des Janus-Tempels in Rom im Oktober 17 n. Chr. mit der letzten historisch datierbaren
Anspielung Ovids zu tun.
563 Der Auster (Südwind) ist regenreich (s. P. 2, 1, 26 mit Anm. 185; Verg. georg. 1, 462).
298
564 Ovid konnte ja nicht ahnen, dass Augustus in eben dem Konsulatsjahr des Sextus Pom-
peius sterben sollte (19.08. 14 n. Chr.).
565 Janus, der Gott des Ein- und Ausgangs (ianua!), blickt mit seinen beiden Gesichtern
sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft.
566 Die Konsuln zogen bei Amtsantritt am 1. Januar in Begleitung des Senats zum Jupiter-
tempel auf dem Kapitol (= Tarpeiae montes bzw. arces), wo auf Gebete das Stieropfer
folgte.
567 Nach V. 30 nimmt Richmond eine Lücke an, nach V. 32 Ehwald.
568 Die Falisker sind eine Völkerschaft in Etrurien, woher die makellos weißen Opfertiere
kommen. Plin. n. h. 2, 230 meint, dass dort das Wasser die Rinder weiß färbe!
569 Augustus.
570 Amtsgebäude des Senats.
571 Am Neujahrstag werden gute Wünsche geäußert, damals wie heute!
572 S. Anm. 525.
573 Das Distichon (Hexameter mit folgendem Pentameter) ist das Versmaß der Elegie; le-
vis (leicht, unbedeutend) betont den Gegensatz zum Epos oder auch zur tragischen
Dichtung (s. am. 1, 1, 27f. rem. am. 361–396). Der „weichere“ Pentameter nimmt dem
Hexameter seine epische Wucht; epische Dichtung ist gravis (s. met. 10, 150).
574 Das Distichon hat im Hexameter einen „langen“, im Pentameter einen „kürzeren“ Vers.
575 Vielleicht auf den Winter 13/14 n. Chr. gesagt; am 1. Januar 14 n. Chr. hatte Sextus
Pompeius sein Amt angetreten. Wahrscheinlich liegt aber eine Charakterisierung des
„ewigen Winters“ vor, unter dem der Verbannte leidet (s. z. B. T. 3, 2, 8; 4 b 51; 13, 12; 5,
2, 66ff.; P. 1, 2, 24; 3, 37; 7, 9ff.; 2, 10, 48; 3, 1, 14; 3, 4, 33f.; 4, 9, 81 und 85f.; 4, 13, 40).
576 Gebirgskette in Thrakien.
577 Es geht nach der Überquerung der Adria um die Strecke, die von Brindisi nach Rom
über die via Appia zurückzulegen ist. Bei großer Eile waren dafür fünf Tage nötig (Plut.
Cato maior 14; Liv. 36, 21), wenn man sich aber Zeit ließ und unterwegs dies und das
erleben wollte, fünfzehn (Hor. sat. 1, 5).
578 Vgl. P. 4, 15, 16; das forum Augustum wurde 2 v. Chr., also in dem Jahr, in dem Augustus
den Ehrentitel pater patriae erhielt, mitsamt dem Tempel des Mars Ultor, vor dem es
liegt, als wohl erste Baumaßnahme des Augustus in Rom eingeweiht (s. Aug. res gest. 21;
vgl. fast. 5, 549ff.).
579 Die sella curulis ist der amtliche Sessel – ohne Rücken- und Seitenlehnen – für hohe
Beamte, besonders bei der Rechtsprechung; er wies Elfenbein- und Goldverzierungen
auf (s. P. 4, 9, 27).
580 Bei öffentlichen Steuerfestlegungen, Versteigerungen oder Verpachtungen wurde die
hasta censoria als signum venditionis zum Zeichen für den amtlichen Charakter des Ge-
schehens auf dem Forum aufgestellt.
581 Die curia Julia als Sitz des Senats, deren Bau Caesar begonnen hatte.
299
582 Tiberius.
583 Ovid setzte in den letzten Jahren der Verbannung seine Hoffnung auf Begnadigung
mehr und mehr auf Germanicus (s. Anm. 182).
584 S. Anm. 525.
585 S. Anm. 63.
586 Vgl. P. 4, 1, 36 mit Anm. 533, P. 4, 15, 11ff. mit Anm. 752 und T. 5, 9, 11ff. (sehr wahr-
scheinlich auch an Sextus Pompeius gerichtet).
587 Damit meint Ovid seine Existenz (s. o. V. 31f. und Anm. 586); er denkt dabei natürlich
auch an die Einflussmöglichkeiten des Sextus Pompeius (s. Anm. 525) bei Augustus,
Tiberius und Germanicus.
588 S. Anm. 1.
589 Ovid setzt das römische lustrum (Zeitraum von fünf Jahren (vgl. P. 4, 9, 45; 4, 16, 14)
mit der griechischen Olympiade gleich, die, genau genommen, nur vier Jahre umfasst,
aber, da sie ab Juli berechnet wird, das römische Jahr wenigstens ungefähr berührt, das
ab Januar gezählt wird. Zur Gleichsetzung von lustrum und Olympiade vgl. auch T. 4, 8,
33 mit T. 4, 10, 95.
590 Ovid bezeichnet seine Verbannung oft als „Sturz“ (z. B. ruina T. 1, 9 19; 3, 5, 5; 4, 8, 32
oder casus T. 5, 1, 9; 5, 9, 15; s. auch cecidi T. 5, 8, 1).
591 S. Anm. 20; Fabius Maximus starb zwischen dem 15. Mai 14 n. Chr., an dem er laut CIL
VI 2023a,17 für die Aufnahme des Drusus unter die fratres Arvales stimmte, und dem
Todestag des Augustus (19. August 14 n. Chr.).
592 Bloße Annahme Ovids, vielleicht geäußert, um den Nachfolger des Augustus, Tiberius,
zu beeinflussen (s. auch V. 17ff.!).
593 Man las in der Antike meist laut (vgl. Anm. 162); in Dichterkreisen trug man sich neue
Gedichte oder Texte gegenseitig vor (vgl. Anm. 98, 103 und 253). Brutus gilt allgemein
als Ovids „Verleger“ (s. Anm. 1); somit ist es durchaus möglich, dass ihm der Verbannte
das Gedicht auf den zu den Göttern aufgefahrenen Augustus zur Verbreitung anver-
traut hatte.
594 Mit Blick auf Tiberius und Germanicus gesagt.
595 S. Anm. 263.
596 Atreus hatte die Kinder des Thyestes geschlachtet und dem Vater zum Mahl vorge-
setzt. Vor Entsetzen darüber drehte der Sonnenwagen wieder nach Osten um (vgl. ars
1, 327ff.; am. 3, 12, 39). Eous, a, um ist Adjektiv zu Eos – Morgenröte). – Zu den Hin-
weisen Ovids auf ἀδύνατα (unmögliche Vorgänge in der Natur) vgl. auch T. 1, 8, 1–8.
597 (M.) Julius Vestalis: Nachkomme, vielleicht Enkel des C. Julius Donnus (V. 29), Sohn
des M. Julius Cottius, eines von Augustus abhängigen Herrschers der civitates Cottianae
in den Alpes Cottiae. Diese civitates Cottianae hatten sich im Zuge der Unterwerfung
der Alpenvölker durch Augustus (ab 25 v. Chr. bis etwa 15 v. Chr.) „nicht feindlich“
(non infestae) verhalten (Plin. n. h. 3, 138). Vestalis wurde wie viele Söhne von Klientel-
300
fürsten wohl in Rom erzogen und diente in der römischen Armee, wahrscheinlich in
der legio IV Scythica, die ursprünglich in Makedonien, aber seit 9 n. Chr. in Moesien
stationiert war; ihr Beiname erinnert an die Siege über die Skythen (29–27 v. Chr.) un-
ter M. Licinius Crassus. Möglich ist auch der Dienst in der legio V Macedonica, die bis
6 n. Chr. in Makedonien stationiert war und dann nach Moesien verlegt wurde (Lager
Oescus). Vestalis war 12 n. Chr. als primipilus (V. 15 und 49), d. h. ranghöchster der 60
Zenturionen der Legion, unter dem Kommando des P. Vitellius an der Rückeroberung
von Aigissos (s. auch Anm. 142 und 332) beteiligt (V. 21ff. und 53). Anschließend war
er mit Verwaltungsaufgaben im Gebiet südlich des Donaudeltas betraut (V. 1f.), bevor
er 15 n. Chr. unter Germanicus zwei Legionen am Rhein kommandierte. Somit ist P. 4,
7 auf 13 oder 14 n. Chr. zu datieren.
598 S. Anm. 263.
599 Axis bezeichnet hier den nördlichen Pol (s. T. 3, 2, 2).
600 Vgl. T. 3, 10, 23f., wo der gefrorene Wein die Form des Kruges behält.
601 S. Anm. 33.
602 Vgl. T. 3, 12, 29f. und schon Poseidonius v. Apameia (ca. 135–51 v. Chr.) in seiner Be-
schreibung des Keltenlandes (Jacoby, FGr.Hist. 116).
603 Während zur Zeit des Augustus der einfache Legionär 225 Denare pro Jahr erhielt,
bekam ein primipilus als ranghöchster Zenturio mindestens 4500 Denare Jahressold
(neben anderen Einkünften und Vergünstigungen).
604 Zu den Kämpfen an der Donau und um Aigissos (12 n. Chr.) s. Anm. 597 und P. 1, 8,
11ff. mit Anm. 142.
605 Die Geten (s. V. 28 und P. 1, 8, 16).
606 Die Sithonen sind ein thrakischer Volksstamm. In P. 1, 8, 15 werden freilich die Odrysen
genannt, ebenfalls ein thrakischer Stamm. Beide Namen stehen mithin unterschiedslos
für die Thraker allgemein (vgl. Anm. 19).
607 Aigissos, heute Tuldza, liegt etwas südlich des Donaudeltas und war Nachschubha-
fen für die längs der Donau z. B. in Oescus oder Viminacium stationierten römischen
Truppen. Vitellius kam mit seinen Truppen wohl von einem dieser Standorte.
608 S. Anm. 597.
609 Zenturionen müssen sich im Kampf hervortun. Caesar (b. G. 5, 44) erwähnt die beiden
Zenturionen T. Pullo und L. Vorenus, die im Kampf um ihr belagertes Winterquartier
miteinander um die Beförderung zu höheren Zenturionenrängen wetteifern. Von Vor-
enus wird ausdrücklich gesagt, er habe sich auf den Wettstreit eingelassen, weil er „die
Verachtung aller fürchtete“.
610 S. Hom. Il. 15, 674–746; auch Aias war von den Geschossen der Trojaner überwältigt,
fühlte sich schon dem Tode nahe, leistete aber weiter Widerstand.
611 Gemeint sind die pili posteriores, die Zenturionen, die in der militärischen Hierarchie
unter dem pilus primus stehen.
301
612 Das aus dem Rumpf der Medusa, einer der Gorgonen, entstandene unsterbliche ge-
flügelte Pferd, auf dem Bellerophon den Himmel zu erreichen suchte; erst später wurde
der Pegasus Symbolfigur der Dichtkunst, da sein Hufschlag die Musenquelle (Hippo-
krene) hervorgebracht haben soll; vgl. Anm. 524 und 702.
613 P. Suillius Rufus war mit einer Tochter aus einer früheren Ehe von Ovids Frau verhei-
ratet (V. 9ff.). Er gehörte zur Entourage des Germanicus, war z. B. sein Quästor (Tac.
Ann. 4, 31). Nach V. 1f. hat er erst spät Kontakt zum Verbannten aufgenommen, wahr-
scheinlich – aus Karrieregründen? – erst nach dem Tod des Augustus. In späteren Jahren
(24 n. Chr.) wurde er wegen Bestechung verurteilt und auf eine Insel verbannt. Von Ca-
ligula zurückberufen gelangte er unter Claudius als hartnäckiger, frecher Ankläger (Tac.
ann. 11, 1–7) zu großem Einfluss. 53/54 n. Chr. war er Prokonsul von Asien. Unter Nero
wurde er nochmals verbannt, und zwar auf die Balearen, wo er ein behagliches Leben ge-
führt haben soll (Tac. ann. 13, 43). Tacitus lässt kein gutes Haar an ihm: Er habe sich zu
Recht vielseitigen Hass zugezogen, sei gefürchtet, bestechlich und rücksichtslos gewesen
(ann. 13, 42–43). – Der Brief P. 4, 8 ist nur „offiziell“ an Suillius gerichtet. Die Verse 23–88
gelten ausdrücklich Germanicus, der somit an zentraler Stelle des vierten Buches steht.
614 Vgl. T. 4, 10, 7.
615 Germanicus.
616 Vgl. aber P. 4, 5, 37f. und Anm. 525; als Relegierter hatte Ovid ja sein Vermögen be-
halten, das beträchtlich gewesen sein muss, da er zur Oberschicht des Ritterstandes
gehörte. Die „erschöpften Mittel“ sollen seine Lage auch von der finanziellen Seite her
schlimmer darstellen, als sie wirklich war.
617 Altar auf dem mons Tarpeius, dem Kapitol; s. auch Anm. 566.
618 S. Anm. 568.
619 Gemeint ist Homers Ilias.
620 Gemeint sind Dichtungen zum thebanischen Sagenkreis (s. T. 2, 2, 319f.), z. B. die Tra-
gödie „Sieben gegen Theben“ des Aischylos (467 v. Chr.).
621 Vgl. met. 1, 25ff.; hier ordnet ein Gott das Chaos.
622 Der Donnerkeil des Zeus vertrieb die Giganten in die Unterwelt (s. met. 1, 89ff.).
623 Der Zug des Dionysos nach Indien war ein beliebtes Thema der hellenistischen Dich-
tung. Der Sagenkern war schon früh bekannt (vgl. Euripides Bacch. 13ff.), doch scheint
der Indienzug des Gottes nach der Expedition Alexanders des Großen besonders be-
liebt geworden zu sein; die dauernde Wertschätzung des Themas bezeugen noch die 48
Bücher Dionysiaka des griechischen Epikers Nonnos im 5. Jh. n. Chr.; zum Indienzug
des Gottes dort besonders die Bücher 13–40. – Herakles eroberte die Stadt Oichalia,
deren König Eurytos ihm seine Tochter Iole verweigert hatte.
624 Augustus wurden einen Monat nach seinem Tod vom Senat göttliche Ehren zugespro-
chen (divus Augustus). Ovid spielt hier vielleicht auch auf sein eigenes Gedicht zur Apo-
theose des Verstorbenen an (s. P. 4, 6, 15ff.). Erinnert sei aber auch an die Apotheose
des Romulus (fast. 2, 475ff.) oder die Caesars sowie die Gleichsetzung von Jupiter und
Augustus (met. 15, 745ff.).
302
625 Hier spielt Ovid vielleicht auch auf P. 2, 1 an (s. Anm. 182). Zu den literarischen Be-
strebungen des Germanicus s. Anm. 273 und fast. 1, 23f.
626 Die Musen nach ihrer Heimat Pierien in Thessalien.
627 Hippokrene, die Musenquelle auf dem Helikon, die Pegasus mit seinem Hufschlag ge-
öffnet hatte (s. Anm. 524 und 612).
628 Coraller und Geten stehen stellvertretend für die Barbarenstämme der Umgebung.
629 S. Anm. 215.
630 Das Kaiserhaus, hier neben Tiberius besonders Germanicus.
631 S. Anm. 613.
632 S. Anm. 114 und 562.
633 S. Anm. 263.
634 Ein Konsul war von zwölf Liktoren begleitet, von denen jeder als Zeichen der Amtsge-
walt ein Beil in einem Rutenbündel (fasces) trug. Graecinus war consul suffectus für das
Jahr 16 n. Chr. (s. Anm. 562) – nachgewählt für L. Scribonius Libo, der wohl im Zuge
des Prozesses gegen seinen Bruder M. Scribonius Libo Drusus, Prätor 16 n. Chr., in der
Mitte des Jahres sein Amt verloren hatte.
635 Ovid möchte als Freund gern nah bei Graecinus sein, nimmt aber die Aufgabe an, als
Angehöriger des Ritterstandes voraus zu ziehen und nicht nur Teil des „amtlichen“ Ge-
dränges in der Nähe des Konsuls zu sein.
636 Vgl. P. 4, 5, 18 und Anm. 579.
637 Das Kapitol.
638 Jupiter Capitolinus.
639 Vgl. P. 4, 5, 19 und Anm. 580.
640 L. Pomponius Flaccus, Konsul 17 n. Chr., Adressat von P. 1, 10 (s. Anm. 114).
641 Romulus und Remus waren Kinder des Mars (vgl. T. 2, 260; 3, 7, 52; P. 1, 8, 24).
642 Flaccus war von Tiberius aus persönlicher Freundschaft (s. Suet. Tib. 42, 1) und wegen
seiner militärischen Verdienste als Legat in Moesien (12 n. Chr.) zum Konsul nominiert
worden. Seit Beginn der Kaiserzeit wurden die Konsuln auf Vorschlag des Prinzeps ge-
wählt (candidati principis).
643 Tiberius.
644 Ovid ist als Verbannter so gut wie gestorben und schon auf dem Unterweltsfluss Styx,
der oft in den Exilgedichten vorkommt (z. B. T 1, 2, 65f.; 4, 5, 22; P. 1, 8, 27; 2, 3, 44).
645 Mysus, a, um – Adjektiv zu Mysia, einer Landschaft in Kleinasien, deren Name später
auf Moesien übertragen wurde (vgl. P. 2, 2, 26 mit Anm. 205 und Plin. n. h. 5, 125).
646 Stadt südlich des Donaudeltas in der Nähe des heutigen Tulcea/Rumänien; 15 n. Chr.
von den Geten erobert, kurz darauf von P. Flaccus zurückgewonnen.
647 Vgl. T. 4, 1, 77; P. 1, 2, 18; 4, 10, 31 und Anm. 19 und 363.
303
648 Anspielung auf die stoische Tugend der tranquillitas animi.
649 sic ego sum longe … hostis: unklarer Vers und unklare Übersetzung.
650 Vgl. P. 4, 14, 47f. und 53ff.
651 Es handelt sich hier vielleicht um weitere Städte der nördlichen ripa Thraciae, z. B. alte
griechische Kolonien wie Kallatis oder Istros/Histria, sofern mit den proxima oppida
(V. 104) nicht kleinere Nachbarorte im ager Tomitanus (vgl. P. 3, 8, 2) gemeint sind.
Worin deren munera (V. 104) bestanden haben können, bleibt unklar; der Vers deutet
aber darauf hin, dass Ovid über die Stadt Tomis hinaus bekannt war, sich offenbar auch
in der Umgebung bewegen durfte.
652 Augustus; Cotta Maximus hatte Ovid die „Götterbilder“ geschickt (P. 2, 8, 1ff. und
Anm. 315).
653 Tiberius.
654 Livia (s. P. 2, 2, 69 mit Anm. 213 und Vell. Pat. 2, 75, 3).
655 Vgl. P. 4, 6, 15ff. und 4, 8, 63.
656 Germanicus und Drusus d. J.
657 Livia.
658 Tiberius.
659 Zum üblichen Geburtstagsritual vgl. T. 3, 13, 13ff.; 5, 5, 1ff.; auch Tib. 1, 7, 49ff. (Ge-
burtstagsgedicht für Messalla) und 2, 2, 1ff.; zu Geburtstagen hochgestellter Persönlich-
keiten gehörte auch die Veranstaltung von Spielen (ludi; vgl. Dessau, Inscr. Lat. Sel. 154,
14–15 und Tib. 1, 7, 49). Daran ist hier natürlich nicht zu denken. Ovid meint mit ludi
(V. 116) den ihm möglichen Aufwand (s. Anm. 662); daher die Übersetzung „festlich“.
660 Marmara-Meer, die Durchfahrt vom Mittelmeer zum Schwarzen Meer (vgl. met. 13,
407).
661 S. V. 75ff.
662 Es kann sich dabei z. B. um eine Weihrauchspende handeln (V. 111; vgl. T. 3, 13, 16; 5,
5, 11), um Blumenschmuck (vgl. T. 3, 13, 15; 5, 5, 10; Tib. 2, 2, 6), eine Weinspende (vgl.
T. 5, 5, 12; Tib. 1, 7, 50; 2, 2, 8), ein Kuchenopfer (vgl. T. 3, 13, 17; Tib. 1, 7, 54; 2, 2, 8)
oder duftende Essenzen (vgl. Tib. 1, 7, 51; 2, 2, 3 und 7).
663 Tiberius.
664 Der vergöttlichte Augustus.
665 S. P. 4, 6, 17f.; 8, 63f. und 13, 25f.
666 Anspielung auf den Titel pater patriae, der Augustus 2 v. Chr. verliehen worden war (s.
Aug. res gest. 6, 35; Suet. Aug. 58; fast. 2, 127f.; T. 2, 157 und 181; P. 1, 1, 36); mit V. 134
(mite) wird auf die Herrschertugend der clementia angespielt (s. Anm. 188, 206, 405).
667 Albinovanus Pedo, ein Freund Ovids (V. 83; vgl. Sen. contr. 2, 2, 12)), gehörte zur En-
tourage des Germanicus und war unter ihm 16 n. Chr. praefectus equitum in einem
Feldzug in das Gebiet der Friesen (Tac. ann. 1, 60). Der jüngere Seneca (epist. 122)
304
nennt ihn einen guten Erzähler (vgl. Quint. inst.or. 9, 3, 61) Wir wissen von einem The-
seus-Epos (V. 71), von Epigrammen (Mart. Praef.) und einer epischen Dichtung über
aktuelle Ereignisse, nämlich den o. g. Feldzug des Germanicus. Aus diesem Epos zitiert
Seneca d. Ä. eine Stelle (suas. 1, 15) über einen Sturm, den die Flotte des Germanicus
auf der Nordsee erlebte (s. Tac. ann. 2, 23). Pedo wird P. 4, 16, 6 sidereus genannt, was
als Lob aufzufassen ist („strahlend“, „himmlisch“), nicht aber als Hinweis auf ein Opus
über den Sternenhimmel (vgl. Col. 10, 434: Vergil als sidereus vates).
668 Bezeichnet das Jahr 14 n. Chr., da Ovid seit Sommer 9 n. Chr. in Tomis war.
669 Die Kimmerier waren ein Stamm im heutigen Südrussland und auf der Krim; er wan-
derte unter dem Druck der Skythen aus (Her. 1, 6, 4; 4, 11f.); sein Name blieb der Ge-
gend erhalten. – In der Mythologie sind die Kimmerier ein sagenhaftes Volk, das in
Finsternis und schrecklichem Nebel lebt (s. Hom. Od. 11, 13ff.). Diese Konnotation
passt besser zu dem negativen Bild, das Ovid so oft von der Gegend seines Exils zeich-
net, sowie in einen Brief an Albinovanus Pedo, der als Epiker seinen Homer kannte;
man beachte auch die vielen Anspielungen auf die Odyssee (z. B. V. 9–30).
670 Vgl. T. 3, 2, 13f.; P. 7, 75f., doch zum Nachlassen der Kräfte und zu Todesgedanken P. 2,
7, 39ff.; T. 4, 6, 59f.
671 Vgl. ars 1, 473ff.; P. 2, 7, 40ff.; Lucr. de rer. nat. 1, 312ff.
672 Odysseus als πολύτλας (z. B. Hom. Od. 5, 171).
673 Gott der Winde (S. Hom. Od. 10, 2; met. 14, 224). Er beherbergte Odysseus einen Mo-
nat lang und schenkte ihm zur Heimfahrt die in eine Stierhaut eingenähten Winde (s.
Hom. Od. 10, 1–79; met. 14, 223ff.).
674 Die puellae bene cantantes (V. 17), „die schön singenden jungen Frauen“, sind die Sire-
nen, Vögel mit Mädchenköpfen, die an der Südküste Italiens durch ihren Gesang See-
fahrer ins Verderben lockten (Loreley-Motiv!). Odysseus erfreute sich an dem Gesang,
indem er sich an den Schiffsmasten binden ließ, seinen Gefährten aber die Ohren mit
Wachs verschloss (Hom. Od. 12, 154ff.; met. 5, 551ff.).
675 Odysseus und seine Gefährten aßen im Land der Lotophagen die honigsüßen Lotus-
früchte, deren Genuss alles, auch Haus und Heimat, vergessen lässt (s. Hom. Od. 9,
82ff.).
676 Gemeint ist Antiphates, Herrscher der menschenfressenden Lästrygonen (s. Hom. Od.
10, 81ff.; met. 14, 233ff.; P. 2, 2, 114; 2, 9, 41).
677 Zum Kyklopen Polyphem s. Hom. Od. 9, 192–566. Der sonst nicht bekannte Piacches –
die HSS bieten unterschiedliche Namensformen – muss ein grausamer Anführer eines
getischen Stammes gewesen sein, der Tomis immer wieder (V. 24 solet) bedrohte.
678 Ein für die Seefahrer gefährliches Ungeheuer bei Sizilien; es hatte am Unterleib einen
Gürtel von Hundsköpfen (s. Hom. Od. 12, 85ff.; met. 7, 64f.; 14, 59ff.; T. 4, 7, 13).
679 Piraten im Schwarzen Meer (Plin. n. h. 6, 12; 14; 16; Strabo 11, 2, 12–14).
680 Meeresungeheuer (Strudel) bei Sizilien, das dreimal täglich eine Menge Wasser aufsog
(Hom. Od. 12, 104ff.).
305
681 Ebenfalls Piraten in Schwarzen Meer (s. Plin. n. h. 6, 16 und 30; Strabo 11, 2, 12 und 14).
682 Eine „Metamorphose“ der Natur, vgl. met. 1, 285–312.
683 Das nördliche Sternbild des großen Wagens bzw. des Bären.
684 Nordwind (vgl. T. 3, 11, 7f.).
685 Südwind.
686 Es folgt (V. 47–58) eine Aufzählung von Flüssen, die in das Schwarze Meer fließen. Solche
„Kataloge“ gehören zum Inventar vor allem der epischen Dichtung (vgl. z. B. Hom. Il. 2,
484–877; 12, 20ff.; Od. 11, 235–331; Hes. Theog., die weitgehend aus Katalogen besteht,
z. B. V. 337–343 (Flusskatalog, u. a. mit Nil, Alphaios, Mäander, Ister/Donau, Phasis, Ska-
mander); Verg. Aen.7, 641–817; 10, 120–145; met. 1, 579ff.; 2, 241ff. (ein Flusskatalog);
3, 206ff.; 10, 90ff.; 15, 273ff.; fast. 4, 467ff.), sind aber über die alexandrinische Dichtung
auch in die Lyrik gelangt (z. B. Hor. Sat. 1, 10, 78–99; Prop. 2,34, 61ff.; am. 1, 15, 9–30; T. 2,
359–484). – Die Namen der 16 Flüsse, die Ovid aufzählt, sind dem römischen Leser – bis
auf Halys, Phasis und Danuvius – wahrscheinlich unbekannt und sollen die Fremdartig-
keit der Gegend charakterisieren, in der Ovid leben muss. – Die Arbeit am Flusskata-
log soll dem Dichter aber auch die Zeit vertreiben und ihn sein Leiden vergessen lassen
(V. 67ff.). Ferner ist „Katalogarbeit“ im Exil auch Selbstbestätigung des Dichters und Zei-
chen für sein künstlerisches Durchhaltevermögen (vgl. z. B. auch die Kataloge T. 1, 1,
75–86; 1, 5, 19–30; die vielen „Rechtfertigungskataloge“ im 2. Tristienbuch; 5, 12, 23ff.;
P. 2, 6, 29–46;2, 9, 23–38; 4, 8, 49–66; man denke auch an die Halieutika und die vielen
Kataloge der Ibis). Dieser Gesichtspunkt ist für einen Brief an den dichterisch tätigen
Albinovanus Pedo wichtig: Ovid spricht ausdrücklich von seinem Durchhaltevermögen.
Er demonstriert mit dem Flusskatalog – wie insgesamt mit den vielen Katalogen der Exil-
gedichte (dazu sehr gut U. Bernhardt 1986) –, dass er auch unter den schweren Bedingun-
gen der Verbannung sein „Handwerkszeug“ beherrscht und seine „Fingerübungen“ fort-
setzt, ja verstärkt. – Inhaltlich ist der Flusskatalog von V. 45f. und V. 59–64 eingerahmt; es
geht dabei um die Eigenschaft des „abgeschlossenen“ (V. 45) Pontus, der durch die vielen
Zuflüsse eher zufriert (V. 63f.) als ein reines Salzmeer. – Die von Ovid gewählte Anzahl
und Abfolge der Flüsse entspricht nicht den geographischen Gegebenheiten; von den weit
über 40 Zuflüssen ins Schwarze Meer (V. 57 innumeri alii) werden nur einige genannt,
wohl, weil ihre Namen sich dem Versmaß am besten anpassen: V. 47 bietet gleich fünf
Namen in einem Hexameter! Zu schwierigen Namen in Versen s. a. Anm. 700.
687 Die Amazonen (vgl. Prop. 3, 14, 13f.).
688 Die Argonauten unter Führung des Jason fuhren auf ihrer Fahrt nach Kolchis in den
Phasis ein, um sich vom dortigen König Aietes das Goldene Vlies zu holen.
689 Die Schwester des Cadmus ist Europa; bei dem Fluss handelt es sich um den Tanais
(Don) der als Grenzfluss zwischen Europa und Asien galt (vgl. Plin. n. h. 3, 3 und 4, 78;
Mela 1, 10 und 15; 2, 1).
690 Nil und Donau werden oft miteinander verglichen (vgl. Her. 3, 33f.; T. 3, 10, 27f.; Sen.
n. q. 3, 22; Mela 2, 8) und sollen sich gegenüber liegen: Hekataios von Milet (ca. 560–
480 v. Chr.) stellte sich die Erde als Scheibe mit zwei gleich großen Erdteilen (Europa
und Asien) vor; das Mittelmeer bildet dabei die Ost-West-Achse, Nil und Donau bilden
306
die Nord-Süd-Achse, sodass vier etwa gleich große Regionen entstehen. Kritik daran
äußert Herodot (4, 36). Die von Ovid genannten Flüsse lassen sich zumeist ungefähr
identifizieren: Lycus (Turak oder Kelkit-Tshai oder Gülüncsu); Sagaris, in den HSS auch
Sangaris (Sakarya Nehri); Penius (wohl in Kolchis); Hypanis (Bug oder Kuban); Cales
(in Bithynien); Halys (Kisilirmak); Parthenius (Bartinsu); Niphates („Schneefluss“, wohl
aus einem gleichnamigen Gebirgszug Armeniens kommend oder nach Pomponius
Mela 1, 81 aus einem Teil des Taurus-Gebirges); Tyras (Dnjestr); Thermodon (Terme
Ҁayi); Phasis (Rioni); Borysthenes (Dnjepr); Dyrapses (in einigen HSS auch Dyraspes: in
der Nähe des Borysthenes), Melanthus (Meletirmak); Tanais (Don).
691 Plin. n. h. 4, 79 sagt, das Süßwasser der Donau behaupte sich über 40 römische Meilen
hinweg gegen das Salzwasser des Pontus.
692 S. Anm. 667.
693 Theseus blieb seinem Freund Peirithoos auch in Schwierigkeiten treu (vgl. T. 1, 5, 19f.;
1, 9, 31; P. 2, 3, 43).
694 Theseus überwältigte grausame Wegelagerer, die das Passieren des Isthmus von Korinth
unsicher machten (s. met. 7, 440–447).
695 Ovid lobt Gallio als treuen Freund (V. 3ff.) und kondoliert ihm zum Tod seiner Frau
(V. 7f.). Wahrscheinlich handelt es sich um Iunius Gallio, einen durch seine Dekla-
mationen bekannten Redner, den Seneca des öfteren erwähnt (z. B. contr. 1,1; 2;3; 9,1;
praef. 13), dessen Kunst aber bei Tacitus dial. 26,1) als modisches „Geklingel“ (tinnitus)
abgetan wird.
696 Cuspis bedeutet „Spitze“ oder „Speer“. Hier ist der Donnerkeil des Jupiter (Augustus)
gemeint.
697 Anspielung auf das literarische Genus der consolationes.
698 Vgl. P. 3, 4, 59f.
699 Alter Freund Ovids (V. 20ff.), auch poetisch tätig (V. 26ff. und V. 37 sodalis), z. B. Ver-
fasser oder Übersetzer einer Phäakis (V. 27; auch P. 4, 16, 27), einer epischen Dichtung
über den Aufenthalt des Odysseus bei den Phäaken (Hom. Od. 6–8). Tuticanus scheint
Möglichkeiten gehabt zu haben, im Kaiserhaus, zumindest noch zu Lebzeiten des Au-
gustus, wohl auch noch bei Tiberius und Germanicus, ein Wort für Ovid einzulegen
(V. 39ff.). – Auch P. 4, 14 ist an ihn gerichtet.
700 Tūticānus (- ᴗ – ᴗ) passt nicht in den daktylischen Rhythmus (- ᴗᴗ). Das Problem, einen
Namen in einem Vers „unterzubringen“ sprechen auch Lucilius (228) und Horaz (sat. 1, 5,
87f.) an. Zum Problem äußert sich auch Plin. (epist. 8, 4, 3f.). Auch Rut. Nam. (de reditu 1,
419ff.) bedauert, einen Freund nicht unter dessen eigentlichem Namen (V.19 verum nomen)
im Vers unterbringen zu können, sondern nur mit dem Beinamen „Rufus“ (V.421 cogno-
men). Vgl. R. Kassel, Quod versu dicere non est, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik
19, 1975, S. 211ff. – Pomponius Mela (3,30) geht noch weiter: Er nennt einige germanische
Gebirge, es gäbe aber auch solche, deren Namen ein Römer kaum aussprechen könne.
701 Hinweis auf den zweiten Brief an Tuticanus (P. 4, 14); man beachte auch den Plural car-
mina im nächsten Vers. Dieser Hinweis und der umgekehrte Bezug aus P. 4, 14 (V. 1f.)
307
auf P. 4, 12 spricht dafür, dass auch bei einer posthumen Herausgabe des 4. Buches
ovidische Anordnungsprinzipien Beachtung fanden, wie sie in den ersten drei Büchern
zu beobachten sind.
702 Man hat dies manchmal tatsächlich auf Reitstunden bezogen! Es geht aber, wie der
folgende Vers zeigt, um erste Dichtungen Ovids; das Bild der „Zügel“ bezieht sich viel-
leicht auf das geflügelte Pferd Pegasus (s. Anm. 612) oder den Musenwagen.
703 Die Musen (s. Anm. 277 und 345).
704 S. Anm. 699.
705 Als Homers Heimat wird u. a. Mäonien (Lydien) genannt.
706 Boreas: Nordwind; Auster: Südwind.
707 Augustus oder auch schon Tiberius oder Germanicus (s. Anm. 699).
708 Freund Ovids, auch als Dichter tätig (V. 1 sodalis; V. 7–12 ein Werk über Herakles;
V. 43ff. Wunsch Ovids, Carus könne ein Werk über Siege des Germanicus schaffen),
Erzieher der Söhne des Germanicus (V. 47f.). Gegen André (1977, S. XXVII) ist anzu-
nehmen, dass auch T. 1, 5 (V. 3 und 7: carissime … positis pro nomine signis) und T. 3,
5 (V. 18: scis „carum“ veri nominis esse loco) an ihn gerichtet sind. Nach Luck (Tristia
II, S. 184 u. 192) könnte auch T. 3, 4 a an Carus gerichtet sein (V. 1 care). Wenn Ovid
positis pro nomine signis schreibt oder die unverfängliche Anrede „mein Lieber“ oder
„mein Bester“ (care, carissime) an Stelle des wahren Namens zu setzen vorgibt (veri
nominis loco), kann man ihm eine solche Finte in den Tristien zutrauen: Er möchte
einen Adressaten ja nicht durch direkte Nennung kompromittieren, doch könnte sich
Carus als tatsächlich gemeinter Empfänger hinter die übliche freundschaftliche Anrede
zurückziehen, wie sie auch jedem anderen hätte gelten können.
709 Mit color könnten die Tonart oder der Stil gemeint sein, vielleicht aber auch ganz kon-
kret die Farbe der Brief- oder Buchrolle bzw. des Titelzettels: Bei literarischen Texten
oder Geschenkrollen war der titulus oft rubriziert; bei Ovids traurigem Brief ist er wohl
schwarz (vgl. T. 1, 1, 3ff. das ungepflegte Aussehen der Tristienbücher).
710 Vgl. T. 1, 1, 61ff.
711 S. Anm. 521.
712 Schönster Grieche vor Troja, vgl. Hom. Il. 2, 671ff.
713 S. Anm. 700 und vgl. T. 3, 14, 47–50.
714 Augustus, vgl. P. 4, 6, 15ff.; 4, 8, 63f.; 4, 9, 127ff.; vielleicht hat Ovid seine laudatio oder
seine Dichtung über die Apotheose des Augustus in das Getische übersetzt (s. auch
Anm. 624).
715 Tiberius hat sich nach Tacitus (ann. 1, 11–13) und Sueton (Tib. 24) den Bitten des Senats
gegenüber, die Kaiserwürde zu übernehmen, in vorgetäuschter Bescheidenheit mehrfach
verweigert. Die Senatssitzung fand nach dem Tod des Augustus (19. August 14 n. Chr.)
statt. Ovid muss also etwa seit Spätherbst 14 n. Chr. recht genau über die Umstände der
Herrschaftsübernahme informiert gewesen sein, hebt die Weigerung des Tiberius aber
in lobender Absicht als echte Bescheidenheit hervor, da er sich ja vom neuen Herrscher
308
eine Verbesserung seiner Lage erhoffte. – Der Brief wurde im sechsten Winter der Ver-
bannung geschrieben (V. 39f.), also im Winter 14/15 n. Chr.; daraus lässt sich auf die
tatsächliche Dauer einer Nachricht von Rom nach Tomis schließen (vgl. Anm. 562).
716 Göttin der Häuslichkeit.
717 Drusus und Germanicus.
718 Drusus und Germanicus kämpften erfolgreich mit Tiberius in Pannonien (12 n. Chr.),
Germanicus ab 14 n. Chr. in Germanien.
719 Camena: ursprünglich eine weissagende Nymphe, später einer Muse der Dichtkunst
gleichgesetzt.
720 Beifallsbekundung.
721 Ovid meint damit – neben der aktuell vorgetragenen laudatio Caesaris – vielleicht auch
das zweite Tristienbuch, das als „Rechtfertigungsversuch“ an Augustus gerichtet ist.
Vielleicht sind auch insgesamt die „vergeblichen“ Briefe der Tristien und Epistulae ex
Ponto gemeint.
722 Anspielung auf die ars amatoria, das inkriminierte carmen; die zweite Ursache, der er-
ror (vgl. z. B. P. 3, 3, 71ff. cetera und T. 2, 208 alterius facti culpa silenda) wird von Ovid
bekanntlich nirgends klar genannt.
723 Zum „heiligen Bund“ der Dichter vgl. z. B. P. 2, 9, 63f.; 2, 10, 17; 3, 4, 67; 4, 8, 81.
724 Die Kinder des Germanicus aus der Ehe mit Vipsania Agrippina: (Nero) Julius Caesar,
geb. 6 n. Chr.; Drusus Julius Caesar, geb. 7 oder 8 n. Chr.; Gaius Caesar, der spätere
Kaiser Caligula, geb. 12 n. Chr. Dem Carus werden nur die beiden erstgenannten Söhne
anvertraut gewesen sein; der spätere Caligula war ja noch zu klein.
725 S. Anm. 699 und 701.
726 Küstengewässer mit Sandbänken in Nordafrika, für Seefahrer nicht ungefährlich, von
Ovid mit Charybdis und/oder Styx oft als „schlimme Gegend“ genannt (z. B. am. 2, 11,
17ff.; 2, 16, 21ff.; fast. 4, 449f.; T. 5, 2, 73f.; vgl. auch Prop. 2, 9, 33; 3, 19, 5ff.; Mela 1, 35).
727 S. Anm. 680.
728 Fluss in der Unterwelt.
729 Das setzt voraus – sofern es Ovid nicht nur vorgibt –, dass seine Klagen über den Ver-
bannungsort allgemein bekannt sind und missbilligt werden (V. 16 publica ira). – An-
dererseits betont Ovid aber, man verstehe hier kein Latein (T. 5, 7, 53f.; 5, 12, 53f.).
Offenbar gab es aber doch eine „Kommunikationsebene“ z. B. durch Händler, Kaufleute
oder Verwaltungsbeamte in der alten milesischen Kolonie Tomis, vielleicht aber auch
nur einen böswilligen Zuträger als interpres (V. 41).
730 Vgl. T. 5, 7, 34.
731 S. aber z. B. T. 5, 7, 45ff.; 5, 10, 38; P. 4, 13, 22, hingegen P. 4, 9, 95ff. Ovid macht in seiner
Beurteilung der Bevölkerung einen Unterschied zwischen den „barbarischen“ Geten,
Sarmaten usw. und der Stadtbevölkerung von Tomis mit griechischer Tradition. (vgl.
Anm. 736).
309
732 Hesiod klagt (op. 640) über seine Heimat Askra in Böotien, sie sei im Sommer wie im
Winter gleich schlimm und nie zu etwas nütze.
733 S. Hom. Od. 9, 27.
734 Metrodor aus Skepsis in Kleinasien, Anhänger des Mithridates, äußerte sich so feind-
selig über Rom, dass er „Romhasser“ (Mισоρωμαῖоς) genannt wurde; s. Plin. n. h. 34, 34.
735 Ausonius, a, um – italisch (vgl. Anm. 215).
736 Vgl. T. 2, 563f.; hier in V.44 sind aber die Einwohner von Tomis gemeint, vor allem die
griechischer Abstammung (V. 48). – Über die barbarischen Stämme der Umgebung äu-
ßert sich Ovid hingegen oft abfällig (z. B. T. 5, 7, 45f.; 5, 10, 38; P. 4, 13, 22; vgl. Anm. 729
und 731).
737 Vgl. ars 2, 657f. und Plin. n. h. 16, 59.; gemeint ist ein Baumharz aus der Gegend von
Apollonia in Illyrien. An unserer Stelle hat niger – wie bei Hor. sat. 1, 4, 85 und Catull
93,2 – die Bedeutung „übel, böswillig“.
738 Tomis war ja Kolonie Milets.
739 S. T. 4, 10, 3ff.
740 S. P. 4, 9, 101f. und Anm. 650.
741 Ovid war wohl „Schirmherr“ von lokalen festlichen, sportlichen oder religiösen Veranstal-
tungen, vielleicht gar zu Feierlichkeiten zum Geburtstag des Kaisers (Vgl. P. 4, 9, 115f.).
742 Hera hatte allen Ländern verboten, Latona zur Geburt von Apoll und Artemis aufzu-
nehmen; nur die Insel Delos hielt sich nicht an das Verbot (s. met. 6, 186ff. und 333ff.).
743 S. Anm. 525.
744 Augustus und Tiberius.
745 Vgl. P. 5, 31f.
746 Augustus und Tiberius.
747 Körner des Granatapfels, der vor allem in Phönizien vorkommt (vg. Her. 4, 143; Plin.
n. h. 13, 112).
748 Nordafrika, besonders Ägypten, war Getreidelieferant für Rom; segetes sind die „Aus-
saaten“, auch die „Saatfelder“. Da es im vorliegenden Katalog aber um eine größere An-
zahl kleinerer Dinge geht (Körner, Beeren, Oliven) wurde segetes mit „Ähren“ wieder-
gegeben (Metonymie).
749 Berg in Lydien bei Sardes, bekannt durch Weinbau (vgl. Verg. georg. 2,98; Vitruv 8, 3,
12; Plin. n. h. 5, 110).
750 Stadt nordwestlich von Korinth, bekannt durch Olivenplantagen (vgl. Verg. georg. 5,
519).
751 Berg auf Sizilien, bekannt durch Thymian und Honig (vgl. T. 5, 13, 22; 5, 6, 38; P. 2, 7,
26); favi sind „Honigwaben“, hier metonymisch gebraucht für „Bienen“ (vgl. Anm. 748).
310
752 Juristische Termini etwa bei Testamenten; Ovid spielt auf Eigentumsübertragung (man-
cipatio) an (V. 13f.), indem er sich als „Geschöpf “ und „Habe“ des Pompeius hinstellt,
wie er es schon P. 4, 1, 29–36 erklärt hat. Ein mancipium konnte nicht nur eine Sache
sein, sondern z. B: auch ein Mensch, etwa ein Sklave (s. P. 4, 5, 40: Ovid als mancipium
des Pompeius). Da Ovid hier selbst spricht (ipse loquor) bedarf es keines vom Gesetz
geforderten Zeugnisses oder Zeugen, und die Römer können wie die signatores beim
Vertragsabschluss beruhigt ihr Siegel setzen.
753 S. Anm. 578.
754 Pompeius hatte Landbesitz auf Sizilien, in Makedonien und Kampanien.
755 Tiberius, auch Germanicus (s. Anm. 525).
756 Das Ansehen des Pompeius bei Tiberius und Germanicus; s. Anm. 525.
757 Eine der Schicksalsgöttinnen, die über Art und Dauer eines Menschenlebens entschei-
den, indem sie dunkle oder helle, kurze oder lange Lebensfäden spinnen.
758 Vgl. P. 4, 1, 35f.; 4, 5, 39f. und 45 (s. Anm. 587).
759 Bei der mancipatio, dem rechtmäßigen Erwerb von Eigentum, gab es nach Gaius, inst.
1, 119, ein festes Ritual: Der Käufer schlug zum Abschluss des Handels mit einem Geld-
stück an eine Waage (vgl. Hor. epist. 2, 2, 157), eine Erinnerung an frühe Zeiten, in
denen Geld noch abgewogen wurde. – Zur Konstruktion minus m. Abl. vgl. met. 12,
554.
760 Hier ist wohl keine bestimmte Person gemeint, sondern jeder, der Ovids Dichtung ver-
reißt (s. auch V. 47 Livor als personifizierte Missgunst wie schon rem.am. 389ff.).
761 raptus: „durch den Tod entrissen“ (s. P. 1, 9, 1); Ovid ist durch die Verbannung gewis-
sermaßen schon gestorben. Das Exil wird oft mit dem Tod gleichgesetzt (s. Anm. 164).
762 Domitius Marsus hat Epigramme und ein episches Werk über die Amazonen (Mart. 4,
29, 8) geschrieben. Er gehörte wohl zum Maecenas-Kreis.
763 Autor eines Epos über den Bürgerkrieg (Sen. de benef. 6, 3, 1); er wird von Vell. Pat. (2,
36, 3) zusammen mit Vergil hervorgehoben. Quint. (inst. or. 10, 1, 90) sagt, man müsse
ihn ebenso wie Albinovanus Pedo (s. Anm. 765) kennen.
764 S. P. 2, 10 mit Anm. 348.
765 S. P. 4, 10 mit Anm. 667.
766 S. P. 4, 13 mit Anm. 708.
767 Als „unehelicher“ Sohn des Zeus war Herakles der Juno/Hera seit seiner Geburt ver-
hasst. Nach seiner Apotheose heiratete er ausgerechnet Hebe, eine Tochter der Juno;
Hebe erreichte schließlich eine Versöhnung (vgl. T. 3, 5, 41f.).
768 S. P. 1, 8 mit Anm. 139 und P. 4, 2 mit Anm. 534.
769 Ein Priscus ist vielleicht Clutorius Priscus (vgl. Tac. ann. 3, 49ff.; Cass. Dio 57, 20, 3),
der für Tiberius ein Trauergedicht auf den Tod des Germanicus (19 n. Chr.) geschrie-
ben hatte; er fiel danach in Ungnade und wurde 21 n. Chr., also drei oder vier Jahre
311
nach Ovids Tod, hingerichtet. Der zweite Priscus ist ebenso unbekannt wie der im sel-
ben Vers genannte Numa.
770 Julius Montanus, Epiker und Elegiker, gehörte zum engeren Kreis um Tiberius. Für Se-
neca (contr. 7, 1, 27) ist er ein egregius poeta, der jüngere Seneca (epist. 122, 11) spricht
von ihm als Freund des Tiberius; als Dichter sei er tolerabilis. (Zu Montanus als mög-
lichem Autor von P. 4, 16 s. Anm. 525).
771 Elegische Dichtung in Distichen, epische in Hexametern (vgl. Hor. ars 75; Mart. 8, 3, 14;
her. 15,5; amor. 1, 1, 1–4; 2, 17, 21; ars 1, 264; T. 2, 220; 3, 1, 11; P. 2, 5, 1; 3, 4, 85ff.; 4, 5,
1ff.).
772 Vgl. amor. 2, 18, 27ff.; der Autor bleibt unbekannt, es sei denn, was auch möglich
ist, man verbindet die Verse 13–16 miteinander; dann ist natürlich Sabinus gemeint
(Anm. 773), der ja poetische Briefe geschrieben hat.
773 Freund Ovids, der Antwortbriefe auf die Heroiden-Briefe geschrieben hatte (s. amor. 2,
18, 27ff.) Im Hippolytos-Mythos (s. Anm. 774) spielt übrigens ein Brief der Phädra eine
wichtige Rolle und belastete Hippolytos.
774 Troizen: Stadt in der Argolis, Heimat des Theseus und dessen Sohn Hippolytos; Sabinus
arbeitete wohl an einer Dichtung über einen von beiden. (Die Lesart Troezena in V. 15
stammt von Heinsius; Ehwald konjiziert Troesmin, Owen Troesmen; die Manuskripte
liefern z. B. trisomen B;trisom C; trimesem le; troezen e bl; Ehwalds Konjektur Troesmin
verweist – wenig sinnvoll – auf P. 4, 9, 79.).
775 Vielleicht eine „Kalenderdichtung“ ähnlich den Fasten Ovids (vgl. fast.1, 110) oder den
„Werken und Tagen“ Hesiods.
776 Largus ist ein Beiname, der besonders in der gens Scribonia vorkommt; er bedeutet
„reich“, „freigebig“, „großzügig“, hier im literarischen Zusammenhang eher „reich be-
gabt“, „talentiert“. Der so genannte Autor ist unbekannt. Manchmal wird er mit Valerius
Largus identifiziert (s. Cass. Dio 53, 23). – Das Werk, auf das angespielt wird, war wohl
ein Epos über Antenor, der nach dem Untergang Trojas nach Oberitalien (Gallia cisal-
pina) kam (vgl. Liv. 1, 1, 1–3) und Patavia (Padua) gründete (vgl. Verg. Aen. 1, 242ff.).
777 Unbekannter Autor; die Identifizierung mit Q. Sulpicius Camerinus, Konsul 9 n. Chr.,
ist rein spekulativ. Das V. 19 umschriebene Werk gehört in den Bereich der postho-
merischen Themen. Nur der cod. Gothanus membranaceus II 121 (13. Jh.) bietet für
V. 19 domitam … ab Hercule Troiam, was von manchen früheren Herausgebern (z. B.
Schrevelius, Amsterdam 1661; Weber, Frankfurt 1833) vorgezogen wurde. Dann hätte
das Werk des Camerinus die Zerstörung Trojas durch Herakles behandelt, der Hesione,
die Tochter des trojanischen Königs Laomedon, gerettet hatte, aber um seinen Lohn
betrogen worden war.
778 Tuscus ist nicht zu identifizieren; der Name könnte wie V. 25 (Trinacrius … auctor)
auch bloß die Herkunft aus Etrurien oder aus dem römischen Stadtteil vicus Tuscus
meinen. – Bei der Dichtung „Phyllis“ handelte es sich wohl um die Geschichte der
thrakischen Königstochter Phyllis, ihre Liebe zum Theseus-Sohn Demophoon und ihr
tragisches Ende (s. her. 2). – Wenn der Autor seinen Namen der Dichtung „Phyllis“ ver-
dankt, könnte man ihn in Dichterkreisen auch „Demophoon“ genannt haben, womit
312
er vielleicht dem von Properz (2, 22, 2 und 13) pseudonymisch so genannten Freund
gleichzusetzen wäre. – Der Name „Phyllis“ kommt aber auch in der bukolischen Dich-
tung als Name von Hirtinnen vor (z. B. bei Vergil in der dritten, siebenten und zehnten
Ekloge). Tuscus könnte sich mithin auch auf diesem Feld hervorgetan haben.
779 Eine Identifizierung des „Meeresdichters“ ist nicht möglich. Dass es sich um Varro Ata-
cinus und seine Übertragung der Argonautica des Appollonius Rhodios handeln könn-
te, worauf bisweilen T. 2, 439f. bezogen wird und den Ovid am. 1, 15, 21 und ars 3, 335
hervorhebt, ist fraglich, da Varro Atacinus auch durch andere Werke bekannt war.
780 Unbekannter Autor, dessen Werk sich entweder mit einem der Punischen Kriege oder
Kriegen der Römer gegen Juba oder Jugurtha befasste.
781 Unbekannter Autor.
782 Trinacria: älterer Name Siziliens nach der Dreiecksform der Insel (τρεῖς ἄκραι).
783 Dichtung über Perseus.
784 Unbekannter Autor.
785 Tantalides, ae m.: Nachkomme des Tantalos, hier Menelaos; Tyndaris, idos f.: Tochter
des Tyndaros, hier: Helena.
786 Gemeint ist wohl Tuticanus (s. P. 4, 12, 27 und Anm. 699); Maeonius, a, um: „home-
risch“ nach der angeblichen Heimat Homers Maeonien (Lydien).
787 Unbekannter Autor, wohl nicht mit dem Empfänger von P. 2, 11 gleichzusetzen, da es
dort keinen Hinweis auf poetische Tätigkeit gibt.
788 Berühmter griechischer Lyriker aus Böotien (ca. 518–440 v. Chr.).
789 Unbekannter Autor von Tragödien. Kothurne sind die mit dickeren Sohlen versehenen
Schuhe der tragischen Schauspieler im Gegensatz zum flachen Schuh (V. 30 soccus) der
komischen Schauspieler (vgl. Hor. ars 80; rem.am. 375f.).
790 C. Melisssus, ein Freigelassener des Maecenas, Autor von Lustspielen und von Augustus
zum Verwalter der Bibliothek an der porticus Octaviae ernannt (s. Suet. gramm. 21).
791 Varius – wenn die Lesart richtig ist – könnte L. Varius Rufus (ca. 70–12 v. Chr.) sein, ein
Freund Vergils und Herausgeber der Aeneis, Mitglied im Maecenas-Kreis. Er schrieb
u. a. eine gefeierte Tragödie Thyestes (Quint. inst.or. 10, 1, 98). – Gracchus, ein sonst
unbekannter Autor, hat ebenfalls eine Tragödie Thyestes geschrieben (Priscian, gramm.
Lat. 2, 269, 8). Die Vermutung, es könne sich um T. Sempronius Gracchus handeln, ist
abwegig: Dieser war Liebhaber der Augustus-Tochter Julia während deren Ehe mit M.
Agrippa wie auch in der darauf folgenden Ehe mit Tiberius und wurde von Tiberius
in jahrelange Verbannung geschickt und schließlich ermordet (Tac. Ann. 1, 53). – Un-
wahrscheinlich, dass Ovid, der sich in den letzten Jahren seiner Verbannung Tiberius
und Germanicus zuwendete, den Sempronius Grachus hier lobend hervorgehoben hät-
te (vgl. Groag, RE 2 A 2, Sp. 1372).
792 Unbekannter Elegiker in der Nachfolge des Kallimachos; zu molle iter vgl. T. 2, 349:
mollia carmina im Gegensatz zum „harten“ Epos (vgl. Prop. 2, 1, 41: durus versus).
313
793 Unbekannter Autor; vielleicht N. Petronius Passer (vgl. Varro de re rust. 3, 2, 2).
794 Name eines Hirten bei Theokrit (3. 2) und Vergil (ecl. 1).
795 Grattius ist zur Zeit des Augustus Autor einer poetischen Schrift über die Jagd; ca.
500 Verse sind uns erhalten (Grattius, cyneg. 23: carmina et arma dabo venanti et perse-
quar artes/armorum; auf diesen Vers spielt P. 4, 16, 34 an!).
796 Unbekannter Autor offenbar bukolisch-erotischer Gedichte.
797 Unbekannter Autor elegischer (imparibus modis) Dichtungen.
798 Cotta Maximus, s. Anm. 97.
799 Vgl. P. 2, 7, 42.
314
Anhang
Bemerkung zur Übersetzung
Eine Übersetzung ist immer auch ein Stück weit Interpretation! Das muss man wis-
sen, wenn man das Original nicht lesen will oder kann, und es gilt erst recht für
die Prosa-Übersetzung poetischer Texte. Es geht dabei viel zu viel verloren, z. B.
Lautmalerisches, Rhythmen oder Stilfiguren. Aber beim Übersetzen muss man sich
entscheiden und vielleicht gar trösten mit Georg Christoph Lichtenberg, der fragte:
„Ist es nicht sonderbar, dass eine wörtliche Übersetzung fast immer eine schlechte
ist?“ Auch Julius Hammer tröstet (und entschuldigt) jeden Übersetzer: „Eine Über-
setzung ist nur die Rückseite eines schönen Teppichs.“ Mag die vorliegende Über-
setzung der Epistulae ex Ponto Lust darauf machen, die Vorderseite zu studieren!
315
1, 7, 66 Causam … ipse dare Madvig, Luck
1, 8, 20 audaces animos contuderat populi codd. B, C, Riese
1, 9, 46 cui (pro quod) Luck
316
2, 8, 11–17 novum ordinem recte proposuit, Helzle; ordini tradito notam […]
dedi
2, 8, 26 pia (pro tua) Heinsius, Helzle
2, 8, 40 triumphales (pro triumphantis) Luck, Helzle
2, 8, 46 quot (pro quod) cod. of, Helzle
2, 8, 53 - ad nutum (pro adventu) Riese, Helzle
- tincta (pro tuto) Rappold, Helzle
2, 8, 70 ac mea signa, Luck; fortasse fortia signa, Helzle
2, 9, 29 - fallant (pro fallat) codd. bl, be, d
- arva (pro vota) codd. A, B, C
- colonos (pro coloni) Helzle
2, 9, 60 - atque (pro aque) codd. A, B, C, le, e, bl, Helzle, Socas Gavilán
- tuis (pro suis) codd. e, bl, Helzle
- (h)umeris (pro numeris) codd. A, B, C, le, e, bl, Helzle
- onus (pro opus) cod. bl
2, 10, 1 impressa (pro impressae) Burman
2, 10, 25 olentia (pro olentis) codd. A, B, C, le, e, bl
2, 10, 45 extremi: Scaliger, Bentley, Luck, Helzle
317
3, 2, 23 - hac (pro hi) Heinsius, Luck
- scierintque (pro signentque) Merkel, Ehwald-Levy, Lenz, Luck
3, 2, 44 lacunam codd. B, C, a, m et Luck sic complent: Pontus et Hister
3, 2, 63 aethera (pro aera) cod. vb, Luck
3, 2, 96 habet (pro habent) codd. le, bl, Luck
3, 2, 106 maternus (pro materni) codd. A, B, C, le, e, bl, Staffhorst, Pérez
Vega
3, 2, 109 lapso (pro lasso) codd. a, d, h, ot, Luck
3, 3, 62 est post Aenea delevit Luck
3, 3, 73 ille (pro ipse) codd. C, le, e
3, 3, 84 aura (pro hora) codd. B, blv, Luck, André, Pérez Vega
3, 3, 91 templum (pro tempus) codd. bl, a, bh, m, mb, o, Luck, André, Pérez
Vega
3, 4, 20 scripsimus (pro vidimus) codd. B, e, Owen, André, Pérez Vega
3, 4, 21 similis (pro similes) codd. B, e, bl, André, Pérez Vega
3, 4, 71 favori (pro favore) cod. le
3, 7, 6 - charta (pro cera) codd. le,e, bl, Luck, Pérez Vega
- suis (pro meis) codd. C, e, Luck, Pérez Vega
3, 7, 15 detrectat (pro detrectet) cod. le, Luck Heinsio duce
3, 7, 16 subtrahit (pro subtrahat) codd. C, le, e, bl, Luck Heinsio duce
3, 7, 21 cadit (pro iuvat) Luck
3, 7, 39 vobis (pro nobis) codd. le, e, bl
3, 8, 14 suo (pro suos) codd. le, e, Luck
3, 9, 4 queri (pro loqui) codd. ba, d, p, v, Burman
318
4, 3, 44 - [indigus <est factus > omnibus < ille > magis] codd. B², le, e, bl, t
(ille)
- [Achillas Pharius abstulit ense caput] codd. g, lo
4, 4, 31 cerno (pro certae) Owen
4, 4, 34 erit (pro erunt) codd. le, e, bl, Heinsius, Luck
4, 5, 25 ab (pro et) codd. le, e, bl, Luck, Helzle
4, 5, 40 mancipium … tuum (pro mancipii … tui) cod. B²
4, 6, 12 fueram (pro fuero) codd. le, e, bl, Helzle
4, 6, 34 tinctu (pro tinctum) Ehwald, Owen
4, 6, 38 ingenui pectoris (pro ingenium corporis) Akrigg
4, 7, 15 tendisti (pro tenditur) cod. m, Merkel, Staffhorst, Pérez Vega
4, 7, 17 plenus (pro plenis) codd. e, bl, bh, m, o, Ehwald, André, Pérez Vega
4, 7, 54 sint (pro sunt) cod. fr, Kromayer
4, 8, 16 saeva (pro caeca) Riese
4, 8, 71 mavis (pro maius) codd. blv, bh, Luck
4, 9, 73 rudentes (pro rudentis) codd. C, d, t, Luck
4, 9, 93 lacunam post longe ind. Ehwald, Luck cruces posuit: … +sic
hic+ …; totum distichon suspectum habuit Heinsius, Merkel autem
damnavit; secutus sum Owen, André, sed ordinem sententiae
obeliscis mutavi: - … -
4, 9, 103 sit (pro est) cod. G, Ehwald, Owen, André, Luck, Pérez Vega
4, 9, 115 ora (pro ara) codd. C, le, e, bl; Ehwald, Luck ara defendunt
4, 10, 21 urbes Laestrygonis (pro urbem Laestrygonos) codd. le, e, bl
4, 10, 42 polo (pro loco) Meyncke
4, 10, 49 Niphates (pro Cynaspes) codd. mb, n, Verpoorten; cf. Lucan 3, 245;
Sil. It. 13, 765
4, 10, 69 - afuimus (pro abfuimus) Luck
- scripsimus (pro scribimus) codd. le, e
4, 11, 21 tibi (pro mihi) codd. le, e, bl, Owen, Luck
4, 12, 11 nec (pro et) codd. bl, b, g, k, Luck
4, 12, 13 producatur (pro ut ducatur) cod. e, Schrevelius, Luck
4, 14, 4 te (pro me) codd. le, bd, Scaliger, André, Luck, Green, Pérez Vega
319
4, 14, 7 muter (pro mittar) codd. bh, o, v, Merkel, Luck; cf. T. 5, 2, 73
4, 14, 21 devertor (pro devertar) codd. e, bl, Luck, Pérez Vega
4, 14, 31 Ascra (pro Ascre) codd. e, bl, Owen, André, Luck, Pérez Vega
4, 14, 40 obfuit (pro offuit) codd. B, C, Owen, André, Luck, Pérez Vega
4, 16, 15 Troezena (pro +trisomem+) Heinsius, André, (Helzle)
4, 16, 31 Varius (pro Varus) cod. B, Owen, André, Luck, (Helzle), Green,
Pérez Vega
4, 16, 33 versus sanari vix potest; Tityron antiquas Passer revocaret ad herbas
(pro Tityron antiquas Passerque rediret ad herbas) Luck, (Helzle)
320
Elegia flebile carmen (Ov. her. 15, 7):
Beobachtungen zu Ovids Tristia und Epistulae
ex Ponto, Klageliedern des exul poeta
1
Vgl. L. Alfonsi/W. Schmid, Art. Elegie, in: Reallexikon für Antike und Christentum 4
(1959), 1026–1061; P. Speck, Art. Elegie, in: Der neue Pauly, Band 3, Sp. 969–976 (mit
der wichtigsten Literatur); A. Lesky, Geschichte der griechischen Literatur, S. 127ff.; G.
Luck, Liebeselegie (1961), S. 18–42; N. Holzberg, Liebeselegie (2015), S. 4; J. Latacz, Die
griechische Literatur in Text und Darstellung, Band 1, Stuttgart 1991, S. 150ff.; kurzer,
noch immer guter Überblick: K. Jacoby, Anthologie aus den Elegikern der Römer, Heft 1,
2. Aufl. Leipzig 1893, S. 1–6.
2
Vielleicht hängt der Begriff „Elegie“ daher mit dem armenischen Wort „elêgn“ (Schilf-
rohr, Flöte) zusammen. Die antike volksetymologische Deutung von „Elegie“ aus ἒ ἒ
λέγειν („Weh, weh rufen“) ist zwar abzulehnen, deutet aber richtig an, dass sich das „Kla-
gen“ etwa aus Liebesleid oder Trauer zu einem Hauptgegenstand der Dichtung in Disti-
chen entwickelte (vgl. U. Schmitzer, Ovid (2011), S. 207).
321
wenige Zeugnisse. Man denke etwa an die Geschichte von Akontion und Kydippe
aus den Aitia des Kallimachos (frgm. 67ff. Pf.) oder an die Epigramme bzw. Kurz-
elegien der Anthologia Palatina3, soweit sie aus hellenistischer Zeit stammen. Auch
Parthenios (1. Jahrhundert v. Chr.) wäre hier zu nennen, der elegische Dichtungen
verfasst haben soll, von dem aber nur das dem Cornelius Gallus gewidmete Prosa-
werk Ἐρωτικὰ παθήματα („Liebesleiden“)4 erhalten ist.
Beim Eintreten der Dichtung in Distichen in die lateinische Literatur und somit
gleichsam zum Auftakt der „römischen Liebeselegie“ ist der erste gesicherte Name
der des Cornelius Gallus (70/69–27/26 v. Chr.).5
Cornelius Gallus schrieb vier uns nicht erhaltene Elegienbücher Amores, in de-
nen er seine quälende Liebe zu „Lycoris“ besang; der Name steht für die historisch
bezeugte Schauspielerin Volumnia mit dem Künstlernamen Cytheris. Volumnia-
Cytheris war Freigelassene und Geliebte des Volumnius Eutrapelus (Cic. fam. 9,
26), später die Geliebte des Triumvirn M. Antonius, des M. Iunius Brutus und
schließlich des Gallus. Kein Wunder, dass dessen Jugendfreund Vergil (ecl. 10, 6)
die Elegien des Gallus sollicitos amores nennt und V. 10 davon spricht, dass Gallus
in heilloser Liebe dahinschwand (indigno … amore peribat). Properz, der mit Gallus
befreundet war, sagt (2, 34, 91f.), dass Gallus in der Unterwelt die vielen Wunden
(multa vulnera), die ihm die schöne Lycoris (formosa Lycoris) beigebracht hatte, im
Wasser der Styx badet.
Mit Gallus nimmt die römische Liebeselegie ihren Anfang, und – wie die An-
deutungen des Vergil und Properz zeigen – es verstärkt sich das Klagen, das fortan
in Rom und besonders in Ovids Exildichtung als konstitutiver Charakterzug der
„Elegie“ empfunden wurde6.
3
Anthologia Graeca, hg. v. H. Beckby, München 1957/58 (besonders die Bücher 5 und 12).
4
K. Brodersen, Liebesleiden in der Antike. Die „Erotika pathemata“ des Parthenios,
Darmstadt 2000.
5
Zu Gallus u. a.: W. Stroh, Art. C. Gallus, in: Der neue Pauly, Band 3, Sp. 192f.; ders.:
Die Ursprünge der römischen Liebeselegie, Poetica 12, 1983, S. 203–246; N. Holzberg,
Liebeselegie (2015), S. 23; G. Luck, Liebeselegie, S. 47–52; M. Fuhrmann, Geschichte der
römischen Literatur (2005), S. 318–320; B. Kytzler, Reclams Lexikon (2007), S. 138f.
6
Vgl. M. v. Albrecht, Ovid (2003), S. 265f.; W. Kofler, Prekäre Muße, in: F.C. Eickhoff
(2016), S. 190, Anm. 29; W. Stroh, Tröstende Muse (1981) S. 2642–2644; G. Luck, Kom-
mentar (1977), S. 1f.; H. Wulfram, Versepistelbuch (2008), S. 200. Zur Elegie als „Klage-
lied“ s. auch Hor. carm. 1, 33, 1–4, wo der Dichter seinem Freund Albius Tibullus rät, sich
wegen der Untreue der Glycera nicht andauernd in „Klageliedern“ zu äußern:
322
Man denke nur an Properz und seine vielen Klagen über „Cynthias“ Launen und
Untreue: „Cynthia“ wühlt sein Leben so auf, dass man nach Vergils Hinweis zu Gal-
lus auch die Gedichte des Properz sollicitos amores nennen könnte7. Auch Tibulls
Elegien klagen immer wieder8, freilich nicht so oft wie die des Properz. Das gilt auch
für einige Distichen des Catull9.
Ovids Amores enthalten ebenfalls einige für die Liebeselegie typischen Klagen:
In am. 1, 1, 1–30 nimmt Amor Ovid einen Versfuß weg, und sein Pfeil trifft den
Dichter. Schon ruft Ovid aus „me miserum“ (V. 25) und wird fortan Elegien schrei-
ben, in denen er etwa den ersten Streit mit seiner Geliebten und die anschließende
bittere Reue schildert (am.1, 6 und 1, 7). Die Geliebte ist zu seinem Unheil ge-
boren (2, 5, 4) und er fühlt sich von Venus mehrfach gequält (am. 2, 10, 11); am.
3, 7 ist eine Klage über sexuelles Versagen, in am. 3, 11 geht es um Eifersucht und
Verzweiflung (V. 44: me miserum), in am. 3, 14, 39f. um Liebesleid. Wie Vergil die
Galluselegien als solliciti amores kennzeichnet, sagt Ovid vom Liebenden, er sei
sollicitus (am. 1, 13, 38)10.
323
An zwei Stellen im Werk Ovids wird ganz deutlich, dass in seiner Zeit – oder
nach seinem Empfinden – die Elegie vor allem als Medium der Klage verstanden
wurde: In am. 3, 9, 3f. fordert der Dichter die personifizierte Elegie auf, aus Anlass
des Todes Tibulls zum Zeichen der Trauer ihr Haar zu lösen; sie werde ab jetzt
ihren Namen zu Recht führen (ex vero nunc tibi nomen erit), womit eindeutig der
Klagecharakter der Elegie gemeint ist, vielleicht gar in Anknüpfung an die gängige
Erklärung ihres Namens aus ἒ ἒ λέγειν.
Und Sappho (her. 15, 5–8) schreibt an Phaon, der sie verlassen hatte:
Du fragst vielleicht auch, wieso meine Verse (in der Länge) wechseln, da ich
doch mit dem lyrischen Maß vertrauter bin. Meine Liebe verlangt Tränen,
Elegie ist Klagegesang; zu meinen Tränen passt keine Lyra11.
Wie schon diese Stelle aus dem Sappho-Brief zeigt, haben Ovids Heroides, „Briefe“ von
enttäuschten, einsamen, verlassenen, wartenden, verzweifelten Frauengestalten des
Mythos, insgesamt gesehen anklagenden oder klagenden Charakter. Ihre „Klagen“ und
die der jeweilig evozierten Lebenssituation der Absenderinnen geschuldete Epistel-
form ist eine fiktionale Vorstufe zu Ovids eigenen „Klagen“ und Briefen aus dem Exil12.
Im Jahr 8 n. Chr. traf das Verbannungsedikt des Augustus wie ein Blitz Jupiters aus
heiterem Himmel13 den gut 50jährigen Ovid, der es, dem ländlichen Adel des Pae-
11
barbitos (Lyra) ist hier fem.! – Zur Elegie passt nur die Flöte (s. o. Anm. 2).
12
S. H. Rahn, Elegische Epistel (1958) in: M. v. Albrecht/E. Zinn (Hg.), Ovid (1968), u. a.
S. 478f. – Man beachte z. B., dass sich Ariadne (her. 10) als „exul“ bezeichnet und Hyperm-
nestra (her. 14) ihre Grabinschrift entwirft, die mit den Worten „Exul Hypermnestra“ beginnt.
13
Vgl. T. 1, 3, 11; 2, 33f.; 3, 5, 7; 4, 3, 63f.; 5, 3, 29f.; P. 1, 2, 126; 1, 7, 46; 3, 2, 9f.
324
lignerlandes entstammend14, in Rom zu Wohlstand15, ersten Ämtern16 und als eques
Romanus equo publico zu standesgemäßem Ansehen bei Augustus17 gebracht hatte,
der vor allem aber durch seine Dichtung in Stadt und Reich berühmt geworden
war18 und sich schon früh selbstbewusst zu den großen Poeten Roms wie Vergil
oder Catull zählen konnte19. Sein der Dichtkunst gewidmetes Leben war bisher in
angenehmen, glücklichen Bahnen verlaufen20.
Durch die Verbannung21 nach Tomis an den Rand der Welt (ultimus orbis T. 1, 1,
127f.; extremo in orbe T. 3, 1, 50; in extremis partibus orbis T. 3, 3, 3; ultima tellus,
14
T. 2, 109ff.; 4, 10, 1ff.
15
Neben dem väterlichen Besitz bei Sulmo (T. 5, 4, 21; P. 1, 8, 41f.) gab es ein Haus im Zen-
trum Roms beim Kapitol (T. 1, 3, 29f.; P. 1, 8, 33) und Gärten oder ein Gut vor den Toren
der Stadt (T. 1, 11, 37; 4, 8, 27; P. 1, 8, 43f.). Wir wissen auch von Reisen nach Athen,
Kleinasien, Ägypten und Sizilien, z. T. mit längeren Aufenthalten (T. 1, 2, 77f.; P. 2, 10,
21ff.).
16
T. 2, 93ff.; 4, 10, 33ff.
17
T. 2, 89ff. und 519f.; P. 2, 8, 12ff.; vgl. Suet. Aug. 38. – Zur Wertschätzung des Ritterstandes
durch Augustus s. J. Bleicken, Augustus, S. 403f. und 499ff.; I. König (2001), S. 52f.
18
S. z. B. met. 15, 871ff. (Erst nach dem Tod des Augustus hinzugesetzt?); T. 2, 118ff. und
519; 4, 1, 68; 4, 10, 55ff. und 125ff.
Ovids Dichtungen vor der Verbannung lassen sich wie folgt datieren: Amores (erste
Fassung in fünf Büchern) zwischen 25 und 15 v. Chr.; zweite Fassung in drei Büchern
1 v. Chr.; Medea (verlorene Tragödie) 15–8 v. Chr.; Heroides ab 4 v. Chr., erweitert etwa
4–8 n. Chr.; Ars amatoria und Remedia amoris zwischen 1 v. und 2 n. Chr.; Metamor-
phosen bis 8 n. Chr.; Fasti bis 8 n. Chr. (einige Überarbeitungen im Exil). – Zu den Exil-
dichtungen: Tristia zwischen 9 und 12 n. Chr. und zwar in separater Abfolge: Buch 1
im Jahr 9, Buch 2 wohl auch 9; Buch 3 im Jahr 10, Buch 4 im Jahr 11, Buch 5 im Jahr
12 n. Chr. – Epistulae ex Ponto 1–3 als geschlossene Einheit 12–13 n. Chr.; Buch 4 (ca.
13–16/17 n. Chr.) vielleicht aus dem Nachlass von fremder Hand (Gattin? Brutus?) he-
rausgegeben (s. Anm. 525 und 701). Im Exil entstanden die Ibis und die Halieutika. Ovid
erwähnt auch nicht Erhaltenes, z. B. ein Gedicht auf den pannonischen Triumph des Ti-
berius (P. 3, 4, 3ff.), ein carmen zur Apotheose des Augustus (P. 4, 6, 17f.; 4, 9, 131ff.), das
er nach Rom an Brutus gesandt hatte, ferner Gedichte in getischer Sprache zum gleichen
Thema (P. 4, 13, 19ff.); diese Augustus-Gedichte dürften im Spätherbst 14 n. Chr. oder im
Jahr 15 n. Chr. entstanden sein. Ovid starb im Winter 17/18 n. Chr.
19
S. am. 3, 15, 7ff. In T. 4, 10, 41–56 gesellt er sich zu Properz, Horaz, Tibull und Gallus.
20
S. am. 1, 9, 41f.; T. 3, 2, 9ff.; 4, 8, 5ff.; 4, 10, 105f.; 5, 3, 9f.; P. 2, 8, 12.
21
Die Diskussion über die Ursachen der Verbannung (relegatio) ist endlos; wichtige Litera-
tur dazu bei: A. Alvar Ezquerra, Exilio y elegía latína (1997), S. 25f., Anm. 15. Ovid selbst
nennt zwei Gründe: carmen und error (T. 2, 107). Mit carmen (s. P. 2, 9, 73–76) ist die Ars
amatoria gemeint; Ovid wird vorgeworfen, damit „Lehrer des Ehebruchs“ zu sein (obsce-
325
ultimus orbis P. 2, 66), wo die römische Herrschaft und die pax Augusta (s. P. 2, 2,
94; 2, 5, 17f.; 3, 1, 7f. und 38; 3, 3, 25 und 40) sowie die Provinzorganisation (s. T. 2,
199f.) noch nicht fest etabliert waren22, verändert sich für Ovid alles:
In der ersten Elegie der Tristien (T. 1, 1) spricht Ovid das Buch an, das nach der
Ankunft am Verbannungsort noch im Jahr 9 n. Chr. nach Rom gesandt wurde. Es
solle dort in Ovids Haus gehen, wo es seine „Brüder“ antreffe (V. 107), vor allem die
Metamorphosen (V. 117). Ihnen solle es ausrichten:
… dass man auch mein Schicksal, so wie es sich darstellt, unter die Verwand-
lungen aufnehmen kann, denn plötzlich gleicht es dem früheren nicht mehr; es
ist jetzt zum Weinen und war einst heiter. (T. 1, 1, 119ff.)
Auch das Aussehen des Buches spiegelt die veränderte Lage (T. 1, 1, 2–14): Es ist
keine schön eingefärbte Ausgabe mit verzierten Enden des Rollenstabs und geglät-
teten Rändern23 – wie die Amores oder die Ars erschienen sein mögen – sondern
326
eine schmucklose, fleckige Rolle mit ausgefransten Rändern, also, passend zum Los
des Verbannten (fortunae memorem te decet esse meae V. 10), ein Buch in „Trauer-
kleidung“. Die Flecken rühren her von den Tränen des Schreibers; damit haben wir
es mit einem Topos des (elegischen) Trauer- oder Klagebriefs zu tun24.
An ähnlich prominenter Stelle, in der ersten Elegie des fünften Tristienbuches,
betont Ovid erneut den traurigen Charakter seiner Dichtungen im Exil:
Womit sollen sich derzeit meine Bücher beschäftigen, wenn nicht mit Trauri-
gem? Es ist die Flöte25, die zu meinem Begräbnis passt. (T. 5, 1, 47f.)
Das elegische Klagen findet – zum großen Teil als elegische Epistel – in den Tris-
tia und Epistulae ex Ponto Ovids einen ganz besonderen Abschluss: Es klagt kein
„lyrisches Ich“ über sein (Liebes-)Leid26, und niemand diktiert Gestalten des My-
thos, wie z. B. den Heroinen, Klagen über Einsamkeit oder Verlassensein in die
Feder, sondern der Dichter selbst und sein Schicksal, die fortuna poetae (T. 5, 1,
3), wird Gegenstand der Dichtung, und der Mythos wird nur zur Illustration,
zur Folie des eigenen Schicksals gebraucht, etwa wenn Ovid sich immer wieder
mit dem „Dulder“ Odysseus, seine Frau mit Penelope vergleicht27 oder wenn
W. Schubart, Das Buch bei den Griechen und Römern, 3. Aufl., Heidelberg 1962, S. 93ff.;
immer noch instruktiv auch Th. Birt, Die Buchrolle in der Kunst, Leipzig 1907 (Reprint
Hildesheim 1976), S. 210–260.
24
Vgl. z. B. Prop. 4, 3, 3f.; Ov. her. 3, 3f; T. 4, 1, 95f.; 5, 4, 3–6; in her. 11, 3f. sind es, ganz
theatralisch, Blutflecken, in T. 1, 11, 40 spritzt Meerwasser auf das Papier!
25
S. o. Anm. 2 und 11; zur tibia als Instrument bei Bestattungen vgl. fast. 6, 659f.; Hor. c. 3,
7, 30; Prop. 2, 7, 12f.; W. Stroh, Tröstende Musen (1981), S. 2643.
26
So z. B. Prop. 1, 1; 1, 5; 2, 9; 3, 8 oder Ov. amor. 1, 2; 1, 6; 1, 12; 2, 7; 3, 11.
27
S. vor allem T. 3, 11, 59ff.; 1, 5, 57–84; 5, 5, 3f. und 51f.; 5, 14, 35f.; P. 3, 1, 107f. Zur Odys-
seus- und Penelope-Rolle vgl. H. Rahn, Elegische Epistel (1958), in: M. v. Albrecht/E.
Zinn (Hg.): Ovid, 1968, S. 493ff.; H. Froesch (1976), S. 39f.; M. Möller, Ovid und Odys-
seus, in: dies. (Hg.), Excessive Writing (2020), S. 57–76; G. Uhlmann, Ovid im Exil, in:
M. Möller (Hg.), Ovid-Handbuch (2021), S. 44. – Es sei auch erinnert an gelegentliche
Hinweise Ovids auf Aeneas (z. B. T. 1, 2, 7; P. 1, 1, 33–36). Wie Odysseus gilt ja auch
Aeneas als „Umhergetriebener“, der seine Heimat verlassen musste (Verg. Aen. 2, 780:
longa exilia). Ihn verfolgte die ira Iunonis (Aen. 1, 4), weil die Gottheit verletzt war (Aen.
327
der Name des Verbannungsortes Tomis etymologisch aus dem Medea-Mythos
abgeleitet wird28.
Ovid klagt im Exil über sich selbst und seine Lage und entfaltet dies als neue
poetische Dimension:
Wenn aber einer von euch fragt, warum ich so viel Schmerzliches singe: Ich
habe viel Schmerzliches ertragen. Nicht durch Phantasie, nicht durch dichteri-
sches Können habe ich das geschrieben, (sondern) mein eigenes Unglück ergibt
reichlich Stoff (T. 5, 1, 25–29).
Jammervoll wie mein Zustand ist, so jammervoll ist auch meine Dichtung, da
das, was ich geschrieben habe, ganz seinem Gegenstand entspricht (T. 5, 1, 5f.).
Das passt durchaus zur Forderung des Horaz, dass das Gesprochene im Einklang
mit der Lage des Sprechenden stehen soll30. Zu einem Betrübten gehören eben tris-
tia verba (Hor. a. p. 105f.): cano tristia tristis (P. 3, 9, 35).
1, 8: numen laesum). Können Götter wirklich so zürnen (Aen. 1, 11): tantaene animis
caelestibus irae? – Ovid wird durch die ira Caesaris verjagt (z. B. T. 2, 3; 3, 11, 18; P. 3,
7, 39), des „leibhaftigen Gottes“ (P. 1, 2 praesentia numina). Der Zorn des Augustus
als laesus deus (P. 2, 3, 68) wird somit dem einer Gottheit gleichgesetzt (T. 4, 8, 30: ira
numinis).
28
T. 3, 9.
29
Die Kombination ingenium-ars findet sich auch bei Horaz, a. p. 295.
30
a. p. 99ff.
328
3
Stellen wir uns vor, wie Ovid als angesehenes und wohlhabendes Mitglied der römi-
schen Oberschicht, dem ja Bürgerrecht und Vermögen geblieben war (T. 5, 4, 21; 5,
11, 15), seinen Aufbruch nach Tomis organisierte. Was hatte er zu tun?
– Mit seiner Frau, die vielleicht die Absicht geäußert hatte, ihn zu begleiten
(T. 1, 2, 37ff.; 1, 3, 81ff.) wird er Regelungen (mandata T. 1, 3, 59) für die –
noch unbestimmte – Dauer seiner Abwesenheit besprochen haben. Viel-
leicht ging es hierbei auch um den Ungenannten, der es auf Ovids Besitz
abgesehen hatte (T. 1, 6, 13ff.).
– Er wird Freunde zum Abschied empfangen haben (T. 1, 2, 15), um man-
cherlei für die Zeit seiner Abwesenheit zu besprechen.
– Er wird – gerade trotz gegenteiliger Aussage in T. 1, 3, 9f. – zu seiner Be-
gleitung Sklaven oder Freigelassene des Hauses ausgewählt haben, viel-
leicht gar jemanden unter ihnen, der ihm bisher als „Sekretär“ gedient
hatte. Wir lesen ja später (T. 3, 3, 1f.), dass jemand für ihn schreiben muss-
te, als er krank war, sofern ein solcher Hinweis nicht zur Topik der Brief-
literatur gehört (s. Cic. Q. fr. 2, 2).
– Er wird sich um eine Reisekasse und um Kleidung für die Reise und den
Aufenthalt in Tomis gekümmert haben, sicherlich auch um eine Hand-
bibliothek.
– Es musste ferner um Transportmittel und die Reiseroute von Rom zur
Adria, wahrscheinlich zunächst bis Brundisium, gehen. Dafür waren etwa
zehn Tage zu planen (P. 4, 5, 5–8). Im Hafen war ein Schiff oder eine Mit-
fahrgelegenheit zu „buchen“ (T. 1, 2, 41; 1, 3, 84).
– Der künftige briefliche Kontakt von Rom nach Tomis und umgekehrt war
zu besprechen. Wir erfahren ja, dass neben Ovids Dichtungen auch „nor-
male“ Briefpost hin und her ging: z. B. P. 1, 3, 3f.; 1, 9, 1ff.; 2, 3, 67, beson-
ders aber P. 4. 2, 5ff., wo ausdrücklich Prosabriefe (orba numeris epistula)
von Dichtungen (carmina) abgegrenzt werden. Für die Beförderung sol-
cher Briefe gab es in der römischen Oberschicht, wie wir von Cicero wis-
sen, tabellarii, eigene Kuriere, etwa Sklaven oder Freigelassene (fam. 14, 22
ed. Kasten); man konnte aber auch entsprechenden Dienste von „Post“-
Pachtgesellschaften (publicani) über die Hafenmeister (magistri portus) in
329
Anspruch nehmen (Cic. Att. 5, 15, 3) oder selbst einen geeigneten und
vertrauenswürdigen Überbringer suchen (fam. 14, 14 ed. Kasten; Att. 5,
15, 3), etwa einen Händler oder Kapitän.
– Wenn die bestechende These von M. Helzle (2003), S. 308f., zu P. 2, 3, 83f.
zutrifft, liegt es nahe, dass Ovid für den ersten Tag der Abreise ein letztes
Treffen mit Cotta Maximus in der Nähe von Tusculum verabredete.
– Für den ersten und wohl längeren Aufenthalt in Korinth im Winter
8/9 n. Chr. war eine Bleibe zu planen; von Kenchreai aus, dem korinthi-
schen Hafen, war für das Frühjahr 9 n. Chr. ein zweites Schiff vorzusehen
(T. 1, 11, 6).
– Vielleicht war rechtzeitig und diskret – und nicht erst von Samothrake
aus – Kontakt mit Sextus Pompeius, dem Prokonsul von Makedonien im
Jahr 8/9 n. Chr., für den Landweg durch Thrakien aufzunehmen, zu dessen
Freundeskreis Ovid offenbar gehörte und der ihm dann auch tatsächlich
den Weg durch Thrakien erleichterte oder gar durch eine Eskorte sicherte.
(P. 4, 1, 21ff.; 4, 5, 33ff.; 4, 15, 1ff. evtl. auch T. 5, 9). Sextus Pompeius hatte
auch Landbesitz in Makedonien (P. 4. 15, 15).
– Schließlich war den Stadtvätern von Tomis, sofern sie nicht schon „amt-
lich“ von Augustus benachrichtigt worden waren, die Relegation mitzu-
teilen und dort eine angemessene Unterkunft vorzubereiten.
Von all dem erfahren wir kaum etwas Konkretes, wie etwa hier und da bei Cicero,
als er in die Verbannung ging31, sondern müssen fast alles zwischen den Zeilen le-
sen, denn Ovid ist als literarische persona nach Tomis gegangen und hat procul a
patria (P. 1, 3, 84) dem römischen Publikum über fast zehn Jahre hinweg als „ver-
bannter Dichter“ seine „traurigen Lieder“ und elegischen Briefe, die Tristia und
Epistulae ex Ponto, geschrieben.
31
In einem Brief an seine Frau Terentia (fam. 14, 1 ed. Kasten) regelt er die rechtliche Stel-
lung seiner Sklaven im Falle des Vermögensverlustes, in einem Brief an Atticus (Att. 3,
2) wirft er die Frage der Routenplanung auf (de toto itinere ac fuga mea consilium), in
weiteren Briefen (Att. 3, 13 ed. Kasten, 3, 14 ed. Kasten, 3, 16; 3, 21; 3, 22; 3, 23) geht es um
Aufenthaltspläne für die Exilzeit (hierzu O. Seel, Cicero, 3. Aufl. Stuttgart 1967, S. 119f.;
P. Grimal, Cicero, München 1986, S. 246ff.).
330
Das heißt nicht, wir sollten die konkreten Empfindungen des Verbannten miss-
achten, etwa seine Sehnsucht nach Rom32, nach den Rezitationen neuer Gedich-
te im Freundeskreis oder nach seinem Publikum33, nach seiner Frau und seinen
Freunden34, auch nicht sein Gefühl, von der römischen Aktualität abgeschnitten
zu sein35 oder den Verdruss, in einer unwirtlichen, gefährdeten Umgebung leben
zu müssen36. Seine Hinweise darauf, dass er in Tomis und den Nachbarstädten
eine privilegierte Stellung einnahm (P. 4, 9, 101f.) oder dass die Stadt Aigissos zu-
rückerobert wurde und Vestalis, der Adressat des Briefes, sich dabei als primipilus
auszeichnete (P. 4, 7) zeigen, dass die Tristien und Epistulae ex Ponto durchaus
auch Realität spiegeln können, wobei freilich nicht selten ein „realer“ Kern in „po-
etisches“ Gewand gehüllt ist: Die eben erwähnte Darstellung der Eroberung von
Aigissos, besonders aber die Zeichnung des Vestalis (z. B. P. 4, 7, 41f.) hat über-
wiegend epische Züge, die M. Helzle schön nachgewiesen hat (2016, S. 142ff.). Ins-
gesamt gesehen tritt der „biographisch-reale“ Aspekt vor allem in den Tristien, we-
niger freilich in den Epistulae ex Ponto hinter das „literarisch-poetische“ Anliegen
des Dichters zurück37.
Beispielhaft dafür sei auf ein topisches Element der Liebeselegie hingewiesen, das
Paraklausithyron38, die Klage des Liebhabers vor der verschlossenen oder bewach-
ten Tür der Geliebten:
32
z. B. T. 3, 2, 21f.; 3, 12, 17ff.; P. 1, 2, 48; 1, 3, 37; 1, 8, 29ff.; 2, 8, 11ff.
33
z. B. T. 3, 7, 23ff.; 3, 14, 39f.; 4, 1, 89f.; 4, 10, 43ff. und 113; P. 2, 3, 75ff.; 3, 5, 37ff.; 4, 2, 33;
4, 12, 25f.
34
z. B. T. 4, 6, 45f.; 5, 3, 47ff.; P. 1, 2, 49f.; 1, 4, 49ff.; 4, 11, 13f.
35
z. B. T. 4, 2, 17ff.; 3, 12, 17ff.; P. 3, 4, 59f.; 4, 11, 13f.
36
z. B. T. 2, 187ff.; 3, 3, 5–13; 3, 4 b, 47–52; 3, 10 (ganz), 5, 7, 13ff.; 5, 7, 45ff.; P. 1, 2, 13ff.; 1,
3, 49ff.; 4, 7, 5–12; 4, 9, 81ff.
37
Vgl. N. Holzberg (2013), S. 163 und 176f., der den „biographisch-realen“ Aspekt vertritt,
ebenso wie K. Florian (2007). Beide Aspekte stellt B. Chwalek (1996) S. 15–26 gegenüber
(mit entsprechenden Literaturhinweisen), verfolgt aber im Anschluss, wie schon der Titel
seines Buches zeigt, den „literarisch-poetischen“: Ovid habe seine Verbannungssituation
nicht so wahrgenommen wie sein poetisches alter ego (S. 43; s. auch S. 203ff.). Zum Kom-
plex „Realität versus Fiktion“ vgl. auch A. J. Martin (2004), S. 9–30 und M. Helzle, Fiktion
und Realität (2016).
38
Dazu: E. M. Mateo Decabo, Politik der kleinen Form. Paraklausithyron und Recusatio bei
Properz, Tibull, Horaz und Ovid, Heidelberg 2020, bes. S. 78–168 (ganz im Netz: https://
doi.org/10.11588/propylaeum.472).
331
ianua vel domina penitus crudelior ipsa,
quid mihi tam ruris clausa taces foribus?
cur numquam reservata meos admittis amores,
nescia furtivas reddere mota preces?
nullane finis erit nostro concessa dolori,
turpis et in tepido limine somnus erit?
…
o utinam traiecta cara mea vocula rima
percussas dominae vertat in auriculas!
Tür, durchaus grausamer als deine Herrin, warum schweigst du und ver-
schließt dich vor mir mit so harten Flügeln? Warum ziehst du nie den Riegel
zurück und lässt meine Liebe ein, verstehst nicht, dich bewegen zu lassen und
(ihr) mein heimliches Flehen zu melden? Ist meinem Leid denn kein Ende er-
laubt, und muss ich schmachvoll auf der fast kalten Schwelle übernachten? …
Ach, wenn doch (wenigstens) ein schwacher Laut von mir durch eine kleine
Öffnung im Holz dringen und zu den lieben Ohren der Herrin gelangen und sie
umstimmen könnte! (Prop. 1, 16, 17–22; 27f.)
Tür, gib doch endlich meinen Klagen nach und öffne dich für mich allein
(Tib. 1, 2, 9)
Was ich erbitte, ist wenig: Mach, dass die Tür mich durch einen schmalen Zu-
gang, halb nur geöffnet, wenn ich mich seitwärts drehe, einlässt! (Ov. am. 1,
6, 3f.)
332
Durchaus vergleichbar inszeniert der verbannte Ovid Klagen und Bitten39: Er fleht
z. B. immer wieder40 darum, wenigstens einen angenehmeren Verbannungsort zu
bekommen, dass sich also, wenn man so will, die „Tür“ – wie am. 1, 6, 3f. oder Prop.,
1, 16, 27f. – wenigstens einen Spalt breit öffne. Und er bittet Messalinus ausdrück-
lich:
Gewähre, ich bitte Dich, so überaus milde wie Du bist, meinen Klagen Zutritt
und schließe meinem ängstlichen Flehen nicht Deine Tür fest zu! (P. 2, 2, 39f.)
M. Helzle41 bemerkt zu dieser Stelle, dass hier ein Topos der Liebeselegie „enteroti-
siert“ wird: Aus dem exclusus amator wird der exclusus exul:
„Aus der Elegie als Klage des unglücklichen Liebhabers wird nunmehr die Kla-
ge des unglücklichen Verbannten. Das lyrische Ich präsentiert sich nicht mehr
als ein der Kälte und dem Regen ausgesetzter exclusus amator, sondern als
ein in den Dauerfrost und Schnee relegierter exclusus exul, der darum bettelt,
wieder nach Rom oder wenigstens Italien zu dürfen.“42
39
Vgl. A. Wessels, in: M. Möller (Hg.) Ovid-Handbuch (2021), S. 116ff.
40
z. B. T. 2, 577; 3, 5, 53f.; 4, 4, 49ff.; 5, 2, 78; P. 1, 2, 28; 2, 7, 63; 2, 8, 85f.; 3, 1, 85; 3, 3, 64; 3,
9, 3; 4, 8, 85f.; 4, 15, 21f.
41
M. Helzle (2003), S. 192 und 277; vgl. F. O. Copley, Exclusus amator, Madison 1956
(American Philological Association, Monogr. 17); N. Holzberg (2013), S. 163.
42
M. Helzle (2003), S. 17 mit Hinweis auf M. Bonjour (s. Anm. 45), S. 16f.; C. Edwards (s.
Anm. 45), S. 118; C. Newlands, The Role of the Book in Tristia 3, 1 (1997), S. 75.
333
scher Kälte fristen muß. Diese Rolle des exclusus exul spielt er auch in Pont. I 7
an seinen potentiellen Gönner Messalinus.“43
Auch wenn Plutarch schreibt, Cicero habe aus dem Exil in Griechenland mutlos
und traurig wie ein unglücklich Liebender (ὤσπερ οἱ δυσέρωτες) nach Italien hinü-
ber geblickt44, muss man das nicht auf Ovid übertragen und mit P. A. Miller gleich
seine gesamte Exildichtung zum Paraklausithyron erklären45, aber die Feststellung,
dass manche Motive der Liebeselegie in die Exildichtung transportiert werden, ist
statthaft46. M. Helzle weist das mehrfach nach47, etwa bei Ovids Klagen über seinen
Gesundheitszustand in der Verbannung48:
43
M. Helzle (2003), S. 23; vgl. E. Merli, Schlechte Dichtung oder gelungene Inszenierung,
Antike Welt 6 (2017), S. 27; M. Möller, in: dies. (Hg.), Ovid-Handbuch (2021), S. 13; A.
Wessels, in: M. Möller (Hg.), Ovid-Handbuch (2021), S. 116ff.; A. Trautsch, in: M. Möller
(Hg.), Ovid-Handbuch (2021), S. 220.
44
Cic. 32, 5.
45
Nach E. M. Mateo Decabo (s. Anm. 38), S. 89, Anm. 406 mit Hinweis auf: P. A: Miller,
Subjecting Verses. Latin Erotic Elegy and the Emergence of the Real, Princeton 2004,
S. 212, ferner auf: M. Bonjour, Roma interdicta. Transgression de l’interdit dans les
Tristes et les Pontiques d’Ovide, in: J. M. Frécaut/D. Porte (Hg.), Journées Ovidiennes
de Parménie, Brüssel 1985 (Latomus 189) S. 9–23; C. Edwards, Writing Rome. Textual
approaches to the city, Cambridge 1996, S. 118; J.-M. Claassen, Displaced persons (1999),
S, 89. Auch A. Wessels, Tristien, in: M. Möller (Hg.), Ovid-Handbuch (2021), S. 117f.
scheint zu weit zu gehen, indem sie die Tristien insgesamt als Paraklausithyron sieht.
46
W. Stroh, Tröstende Musen (1981), S. 2642ff. sieht in der ovidischen Verbannungselegie
eine Metamorphose der erotisch-werbenden Elegie. Zur Transponierung des erotischen
Vokabulars in die Exildichtung vgl. auch J.-M. Claassen, The vocabulary (1999), S. 134–
171; B. R. Nagle, The Poetics of Exile (1980).
47
z. B. (2003), S. 351 (zu P. 2, 7, 37f.); S. 352 (zu P. 2, 7, 41f.).
48
(2003), S. 24 mit Hinweis auf E. Doblhofer, Exil und Emigration (1987), S. 99–102 und B.
R. Nagle, The Poetics of Exile (1980), S. 61–70.
334
nec vires adimit Veneris damnosa voluptas,
non solet in maestos illa venire toros.
Im Exil fehlt die Liebe; und trotzdem bleiben die physischen Symptome der
Liebeskrankheit erhalten.“
Die zentralen Themen der Tristien und Epistulae ex Ponto – oft als Klagen vorgetra-
gen – lassen sich wie folgt kurz zusammenfassen49:
– Schmerzlicher Abschied von Rom und gefahrvolle Reise nach Tomis
– Unsichere Lage von Tomis am Rand des Imperiums; unsichere Donau-
grenze; ständige Einfälle der Grenzvölker
– Unzivilisierte, barbarische Bevölkerung der Umgebung
– Ewiger Winter, karge Vegetation
– Nachlassende Gesundheit, Todesgedanken
– Sprachliche und kulturelle Isolation; große Entfernung von der Heimat
– Gedanken zum „Einst“ und „Jetzt“
– Abnehmen der dichterischen Fähigkeit; Bitte um Nachsicht
– Sehnsucht nach Rom und Italien
– Hoffnung auf Heimkehr oder einen besseren Verbannungsort
– Preis treuer Freunde und der Gattin; Tadel Treuloser; Betonung der officia
amicitiae
– Bitten um freundschaftliche Hilfe und Fürsprache beim Kaiser(haus)
– Bitte um ein Nachlassen der ira Caesaris; Appell an die clementia Caesaris
– Loyalitätserklärungen dem Kaiser(haus) gegenüber
– Verteidigung, Verharmlosung der inkriminierten Ars amatoria als Spiele-
rei und Bedauern des error
– Probleme des Dichtens im Exil; Trost durch das Schreiben; Betonung der
eigenen Bedeutung als Dichter
49
Vgl. M. v. Albrecht, Ovid (2003), S. 251ff.; a. O. S. 205ff. auch kurze hilfreiche Inhalts-
skizzen aller Tristien und Epistulae ex Ponto.
335
Im ersten Tristienbuch, das auf der „Reise nach Tomis“ z. T. wohl während länge-
rer Zwischenaufenthalte – etwa im Winter 8/9 n. Chr. in Korinth bzw. auf Samo-
thrake – entstand50, und wahrscheinlich nach der Ankunft in Tomis als durch Pro-
log und Epilog (T. 1, 1–T, 1, 11) geschlossene Einheit nach Rom gesandt wurde51,
verabschiedet sich Ovid nicht nur „wirklich“ von Rom, seiner Gattin und seinen
Freunden, sondern legt auch den Grundstein zu einer „Poesie der Trennung“52 und
nähert sich seiner neuen poetischen Existenz als Dichter des Exils. Das eigene „Er-
dulden“ –
Viel erduldete ich vorher auf dem Meer, viel auf dem Land (T. 5, 3, 13)53
– soll Gegenstand seines Dichtens werden. Er entdeckt sich selbst, etwa im Ver-
gleich mit Odysseus54, als poetische Möglichkeit55:
Ihr kundigen Dichter, schreibt statt von Odysseus von dem, was ich durchge-
macht habe, denn ich habe mehr durchgemacht als Odysseus (T. 1, 5, 57f.)
50
Dazu K. Florian (2007), S. 37; U. v. Wilamowitz (1926) in: M. v. Albrecht/E. Zinn, Ovid
(1968), S. 473; G. Luck, Kommentar (1977), S. 9.
51
J. André, Tristes (1968), S. XXIII; H. Froesch (1976), S. 24; K. Florian (2007), S. 38; R.
Syme, History (1978), S. 37.
52
Ausdruck übernommen von M. v. Albrecht, Antike und Neuzeit (2019), S. 15.
53
Vgl. Hom. Od., 1, 4: πολλὰ δ’ὄ γ’ἐν πόντῳ πάθεν ἄλγεα.
54
Zum Odysseus-Vergleich s. vor allem H. Rahn, Elegische Epistel (1958) in: M. v. Al-
brecht/E. Zinn, Ovid (1968), S. 493ff.; M. Möller, Ovid und Odysseus, in: dies. (Hg.),
Excessive Writing (2020), S. 57–76.
55
Vgl. H. Rahn (vorherige Anm.), S. 498ff.
56
Vgl. H. Friedrich, Episches Unwetter (1956); H. O. Kröner, Elegisches Unwetter (1970);
H. Lamarque, Remarques sur la tempête des Tristes, Pallas 19 (1972), S. 75–89; H. Fro-
336
schen stehende „Abschiedselegie“ T. 1, 3, die Goethe so sehr rührte, ist in Motiv-
wahl und Aufbau als episch-dramatische Klage zu sehen57: Es geht zu wie beim
Untergang Trojas (V. 25f.) oder in den Abschiedsszenen der Heroides58.
Die literarische Einbettung der Klagen Ovids59 bedient sich mithin nicht nur, wie
beispielsweise beim Paraklausithyron-Motiv, der (Liebes-)Elegie, sondern greift oft
auf die epische und auch auf die ethnographische Tradition zurück. Das zeigt sich
besonders bei der Charakterisierung von „Skythien“, dem Land der Verbannung60
„unter dem nördlichen Himmelspol“ (T. 3, 2, 1f.), „in unbewohnbarer Kälte“ (T. 3,
4 b, 51):
„Skythien“ (vgl. Hor. c. 4, 5, 25 gelidus Scythes) hatte bei Griechen und Römern
etwa dieselbe Konnotation wie bei uns „Sibirien“, wobei für die antiken Autoren die
verschiedenen Länder im Norden nebst den dort lebenden Völkern (Skythen, Kim-
merier, Sarmaten, Geten, Germanen, Kelten usw.) häufig unter dem Oberbegriff
„Skythien“ ineinander übergehen61 und sich ganz im Norden in Gegenden verlie-
ren, in denen die Luft voller „Federn“ ist.62
esch (1976), S. 33ff. mit Anm. 69–77; A. H. F. Griffin (1985); V. Cristόbal, Tempestades
épicas, Cuadernos de investigaciόn filolόgica 14 (1988), S. 125–148; U. Auhagen (1999).
Man denke vor allem an Hom. Od. 5, 291ff.; 12, 403ff. oder Verg. Aen. 1, 81ff.; 3, 192ff.
und Ov. met. 11, 476–569, aber auch an fast. 3, 587ff., wo Anna, die exul Phoenissa, in
einen Seesturm gerät.
57
Man denke z. B. an Hom. Il., 6, 494ff.; Eurip. Hipp., 1091ff.; s. auch H. Froesch (1976),
S. 26f.; G. Luck, Kommentar (1977), S. 36.
58
Zu den Abschiedsszenen der Heroides: H. Rahn (oben Anm. 54), S. 484ff.
59
Vgl. H. Froesch (1976), S. 22f. Wir dürfen aber auch nicht den Einfluss von Ciceros Brie-
fen auf dem Weg in die Verbannung und aus derselben übersehen! Einige Beispiele bei
H. Froesch (1976), S. 79ff. Vgl. H. Fuchs, Ovid in der Besinnung auf Cicero, Museum
Helveticum 26, 1969, S. 159f.; O. Seel, Cicero, 3. Aufl. Stuttgart 1967, S. 119–138; W.-L.
Liebermann, Trost der Dichtung und Trost der Philosophie: Ovid und Cicero, in: W.
Schubert (Hg.), Ovid (1999), Band 2, S. 685–700, bes. S. 692, Anm. 26.
60
Einige wichtige Partien dazu aus den Exilgedichten: T. 3, 10; 5, 2, 61ff.; P. 1, 3, 47–60; 3,
1, 1–30; 3, 8, 5–16; vgl. Chr. M. Danoff, Art. „Pontos Euxeinos“ (1962), Sp. 938–949; U.
Staffhorst (1965), S. 10–20; H. Froesch (1968), S. 145ff. mit Anm. 498 und (1976), S. 45ff.;
S. Besslich (1972); H. B. Evans (1975); J. J. Gahan (1978); E. Doblhofer (1987), S. 136ff.; B.
Chwalek (1996), S. 44ff.; R. Kettemann, in: W. Schubert (Hg.), Ovid (1999), bes. S. 722ff.;
M. Helzle (2003) S. 77; K. Florian (2007) S. 41ff.
61
Vgl. Plin. n. h. 4, 81: Scytharum nomen usquequaque transiit in Sarmates atque Germanos.
62
Herodot. 4, 6 und 31.
337
Für das tradierte, fast klischeehafte Bild des „Nordens“ oder „Skythiens“ nur drei
Beispiele. Das erste finden wir in den Metamorphosen Ovids, und es enthält in nuce
die entsprechenden Klagen des späteren Verbannten über „Skythien“ (in der Über-
setzung fett hervorgehoben):
Es gibt einen Ort an den fernsten Küsten des eisigen Skythenlandes, eine
traurige Gegend, öde, unfruchtbar und baumlos. Lähmender Frost wohnt
dort und Blässe und Zittern und die dürre Hungergöttin …
(met. 8, 788–791)
Dieses Nordlandbild weist auf Herodot, besonders aber Vergil zurück. (Auch hier
ist in den Übersetzungen das fett hervorgehoben, was sich immer wieder mutatis
mutandis in Ovids Klagen findet.63)
„Ganz schlimm winterlich (δυσχείμερος) ist jedes der genannten Länder; acht
Monate lang herrscht dort unerträgliche Kälte … Das Meer friert zu und
auch der ganze kimmerische Bosporus64. Auf dem Eis machen die Skythen
ihre Feldzüge und fahren mit Wagen …“
(Herodot, 4, 28)
63
Zu Herodots und Vergils Bild von Skythien nur einige Referenz-Stellen aus den Klagen
Ovids: Leben unter dem nördlichen Himmelspol: T. 2, 190; 3, 2, 1f.; 4, 8, 41; 5, 2, 64; P. 2, 10,
48; 4, 13, 40 – Frost, Kälte, Schnee, ständiger Winter: T. 2, 195f.; 3, 4b, 51; 3, 10, 9ff.; 3, 12,
1f.; 5, 2, 65f.; P. 1, 2, 24; 1, 3, 37 und 50; 2, 7, 72; 3, 4, 33f. – Eisbildung, Eisbrücken, Wagen
auf dem Eis: T. 2, 196; 3, 10, 25ff. und 46ff.; 3, 12, 28ff.; P. 1, 2, 79f.; 4, 7, 7ff.; 4, 9, 85f.; 4, 10,
32ff. – kein Grün, keine Bäume und Früchte, keine Landwirtschaft: T. 3, 10, 71ff.; 3, 2, 63; 3,
12, 16; 5, 4, 9f.; 5, 7, 43f.; P. 1, 2, 23; 1, 3, 51f.; 1, 7, 13; 3, 1, 19f.; 4, 10, 31 – eiskalte Winde:
T. 3, 10, 11 und 29; 3, 11, 8; P. 4, 10, 41ff. – Wein in „Stücken“, Wasser aus Eisbrocken: T. 3,
10, 23ff.; 3, 12, 28; P. 4, 7, 8 – wildes Aussehen der Bevölkerung, Kleidung aus Fell, gefrorene
Bärte: T. 3, 10, 19ff.; 4, 6, 47; 5, 7, 17 und 49f.; 5, 10, 32; P. 4, 10, 2.
64
Zwischen Schwarzem und Asowschem Meer.
338
Mit zwei Gegenbildern (Libyen und Skythien) zur Viehwirtschaft Italiens bietet
Vergil den Klagen Ovids über das Land seiner Verbannung den deutlichsten Be-
zugspunkt. Libyen wird vergleichsweise kurz abgehandelt (georg. 3, 339–348). Zu
Skythien heißt es65:
65
Text nach der Ausgabe von F. A. Hirtzel, P. Vergili Maronis opera, 17. Aufl. Oxford 1963
(mit einigen Änderungen der Interpunktion). – Auch Vergil greift natürlich auf ethno-
graphisch-geographische Literatur zurück; dazu: K. Meuli, Scythica Vergiliana, Schwei-
zerisches Archiv für Volkskunde 56 (1960), S. 88ff. Auch bei Agrarschriftstellern finden
sich „Nordland“-Hinweise, z. B. Bei Varro, de r. r. 1, 2, 4: paene sempiternae hiemes/mare
congelatum/sol sex mensibus continuis non videtur.
339
ipsi in defossis specubus secura sub alta
otia agunt terra, congestaque robora totasque
advolvere focis ulmos ignique dedere.
hic noctem ludo ducunt, et pocula laeti
fermento atque acidis imitantur vitea sorbis.
talis Hyperboreo septem subiecta trioni
gens effrena virum Riphaeo tunditur Euro
et pecudum fulvis velatur corpora saetis.
„So ist es aber nicht bei den skythischen Völkern und am Maeotischen
Meer und wo die unruhige Donau gelben Sand mit sich führt, (wo) sich das
Rhodopegebirge66 erstreckt und bis unter den nördlichen Himmelspol biegt.
Dort hält man das Vieh in Ställe gesperrt, und kein Grün erscheint auf dem
Feld, auch kein Laub auf den Bäumen, sondern das Land liegt gestaltlos da
wegen der Schneewehen und der Dicke des Eises, das sich sieben Ellen hoch
auftürmt. Immer ist Winter, immer blasen eiskalt die Nordwest-Stürme.
Selten nur durchbricht die Sonne die grauen Schatten, weder, wenn sie mit
ihrem Rossegespann zum Äther hinaufsteigt, noch, wenn sie ihren Wagen ab-
wärts in die rötliche Flut des Okeanus taucht. Plötzlich wachsen Eisschollen
im strömenden Fluss zusammen, und schon trägt das Wasser auf seinem
Rücken eisenbeschlagene Räder und nimmt, wie vorher Schiffe, nunmehr
große Wagen auf. Immer wieder zerspringen eherne Gefäße, wird die Klei-
dung am Leib steinhart, und man zerhackt mit Beilen den (vorher) flüssigen
Wein. Ganze Seen verwandeln sich in festes Eis, und an den zottigen Bärten
bilden sich starre Eiszapfen. Auch schneit es dabei im ganzen Luftraum: Das
Kleinvieh versinkt (im Schnee), die mächtigen Leiber der Rinder stehen mitten
in Schneewehen, im dichten Rudel frieren die Hirsche unter der ungewohnten
Last, und kaum ragen die Spitzen ihrer Geweihe heraus (…) Die Menschen
selbst genießen in tief in die Erde gegrabenen Höhlen ein sorgloses Nichtstun.
Sie wälzen gestapeltes Eichenholz und ganze Ulmen an die Feuerstellen und
werfen sie hinein. Dort (am Feuer) verbringen sie die Nacht beim Spiel und er-
setzen mit Freude den Wein durch gegorenes Getreide und saure Beeren. Dieses
66
Gebirge in Thrakien.
340
zügellose Volk unter dem Siebengestirn im Norden wird vom Riphäischen67.
Ostwind geplagt und hüllt den Leib in braune, zottige Felle von Rindern.“
(georg. 3, 349–370; 376–383)
67
Gebirge hoch im Norden vor dem Okeanos (vgl. Mela 1, 109 und 117).
68
Geten: T. 4,6, 47; 5,7, 51; 5,13, 1; P. 1,5, 66; 2,7, 31; 3,5, 6 und 28; 3,7, 19; 4, 8, 84 – Sar-
maten: T. 4,8, 16; 5,1, 74; P. 2,2, 93 – Geten/Sarmaten: T. 4,1, 94; 4, 10, 109f.; 5,7, 11ff.; 5,
12, 58; P. 3, 2, 40 – Geten, Kizyger: T. 2, 191 – Geten/Sarmten/Bessen: T. 3,10, 5 – Geten/
Sarmaten/Jazygen: P. 1,2, 76f. – Koraller: P. 4,2, 37; 4,8, 83. Diese und weitere „exotische“
Namen dienen natürlich auch der Charakterisierung der barbarischen Fremde!
69
Vgl. z. B. auch Hor. c. 4, 5, 25 (gelidus Scythes) und Prop. 4, 3, 47f.; Prop. 4, 3, 9 (hiberni
Getae) bezeugt, dass auch die Geten als Volk im eisigen Norden bekannt waren.
70
Vgl. R. Kettemann, in: W. Schubert (Hg.), Ovid (1999), S. 731; B. Chwalek (1996), S. 41;
H. Sonnabend, Fremde (2021), S. 253.
341
vor allem durch den Handel mit Getreide aus dem fruchtbaren Hinterland71. Sogar
Weinbau gab es in der Umgebung72. Als alte milesische Kolonie und späterer Haupt-
ort73 der pontischen Pentapolis (Städtebund von Apollonia, Mesembria, Odessos,
Kallatis und Tomis)74spielte die Stadt mit ihrer überwiegend griechischen Bevöl-
kerung und entsprechender kulturellen Prägung75 auch zu Beginn des römischen
Einflusses76 eine wichtige Rolle und wurde später, wohl unter Domitian, sogar Sitz
der römischen Statthalter der Provinz Moesia inferior77. H. Kettemann hebt hervor,
dass es in der Phylenordnung von Tomis eine φυλὴ Ῥωμέων gegeben habe78, was ja
eine konstante Anwesenheit von Römern voraussetzt.
Durchaus denkbar also, dass Ovid, wie X. Darcos vermutet79, in oder bei der Stadt
ein Haus erwarb oder baute, in dem dann gelegentlich Gäste erscheinen (T. 3,12, 50;
P. 4,9, 117f.) und die Statuetten der kaiserlichen Familie am Hausaltar ihren Platz
finden sollten (P. 4,9, 105ff.). Da ihm sein Vermögen geblieben war, mag der Auf-
71
Vgl. Solinus 21, 3 (ed. Mommsen): … Moesiae, quas maiores nostri iure Cereris horreum
nominabant;J. André, Tristes (1968), S. XXIIIff.; R. Kettemann (vorige Anm.) S. 731 mit
Hinweis auf Chr. M. Danoff, Zur antiken Wirtschaftsgeschichte der westlichen Pontus-
küste bis zur Niederlassung der Römer, Bulletin de l’Institut Archéologique Bulgare 12
(1938), S. 215ff.; B. Chwalek (1996), S. 42.
72
B. Chwalek (1996), S. 42; N. Lascu, Der Dichter Ovid, Constanƫa 1973, S. 87f.; G. Luck,
Kommentar (1977), S. 222; A.V. Podossinov, Ovids Dichtung (1987), S. 105; U. Schmitzer,
Ovid (2011), S. 182f. Zum Weinexport aus dem nördlich von Tomis liegenden Nymphai-
on s. F.A.Z. vom 09.04.1998, S. 43.
73
Nach Th. Mommsen, Römische Geschichte, Band 5, Berlin 1927, S. 283.
74
Vgl. Ovids Fahrt entlang dieser Küstenstädte (T. 1,10, 35ff.).
75
Vgl. B. Chwalek (1996) S. 43; A. V. Podossinov, Ovids Dichtung (1987), S. 204; grund-
legend: Chr. A. Danoff, Art. „Tomi“ (1962) und Art. „Pontos Euxeinos“ (1962).
76
Die griechischen Küstenstädte lagen im Bereich des odrysischen Klientelherrschers Co-
tys (P. 2, 9) und unterstanden – bei einer gewissen Selbständigkeit – verwaltungsmäßig
zunächst dem römischen Statthalter von Makedonien (T. 2, 199; P. 4, 7, 1f.); s. J. Wiesner,
Thraker (1963), S. 165. In Tomis soll es schon zur Zeit des Augustus eine eigene Münz-
prägung gegeben haben: M. Oppermann, Thraker (2007), S. 75f.
77
G. Wesch-Klein, Die Provinzen des Imperium Romanum, Darmstadt 2016, gibt S. 139
aus Versehen Moesia superior an.
78
S. oben Anm. 70, S. 730; vgl. B. Chwalek (1996), S. 43 mit Literaturangaben dort in
Anm. 104.
79
Ovide (2020), S. 263.
342
enthalt in Tomis nicht gar so schrecklich gewesen sein, wie er beklagt80. J. André
meint, Ovid habe sich in Tomis „une vie à la Romaine“ organisieren können81.
Er wurde an einen Ort verbannt, dessen klimatische und kulturellen Bedingun-
gen seinen „Klagen“ ebenso widersprechen wie denen über die „barbarische“ Be-
völkerung82 und die ständige militärische Bedrohung83.
Die Tristien und – freilich weniger deutlich – die Epistulae ex Ponto sind demons-
trative „literarische“ Klagen über das Fernsein von Rom (P. 1, 3, 37: Quid melius
Roma? Scythico quid frigore peius?). Es sind nicht so sehr die Klagen des exul Ovidi-
us, sondern die des exul poeta, der damit zum Chorführer vieler Leidensgenossen
werden sollte84.
Trotz aller literarischer Einbettung bietet das erste Tristienbuch mit der „Abschieds-
elegie“ T. 1, 3 die ergreifendste Klage. Im zweiten Buch, der langen Rechtfertigungs-
und Bittschrift, einem „offenen Brief “ an Augustus, fleht Ovid um einen weniger
von Rom entfernten Verbannungsort und klagt besonders über die unsichere Lage
von Tomis (V. 181–206)85. Im dritten Buch, das wohl im Frühjahr 10 n. Chr. nach
80
Vgl. J. André, Pontiques (1977), S. IX; G. Maisuradze/P. Schollmeyer, Tatsächlich trost-
los?, Antike Welt 6 (2017), S. 30ff.; G. Luck, Kommentar (2007), S. 316f. schließt aus T. 5,
10, 29f., Ovid habe beengt und mit einem Barbaren zusammen gewohnt. Die Verse mei-
nen aber wohl eher die Stadt, wie das vorangehende Distichon und die Folgeverse zeigen;
tectum ist hier kollektiver Singular.
81
Pontiques (1977), S. IX.
82
Etwa T. 5,7, 45: vix sunt homines hoc nomine digni. Weitere Stellen übersichtlich bei R.
Kettemann (oben Anm. 70), S. 725.
83
Beispiele: T. 3,10, 53ff.; 3,11, 13f.; 3,14, 38; 4,1, 69ff.; 5,2, 69ff.; 5,7, 13ff.; 5,10, 15ff.; P. 1,3,
57ff.; 1,7, 9ff.; 1,8, 5ff.; 2,5, 19f. Man denke auch an die Klagen, dass die pax Augusta nicht
bis Tomis reiche (z. B. P. 2,5, 17f.).
84
Vgl. H. Froesch (1987); R. Hexter, Ovid, in: Der Neue Pauly, Suppl. 7 (2010), Sp. 585ff.;
M. v. Albrecht, Ovid (2003), S. 293ff.; D. Wohlleben, in: M. Möller (Hg.), Ovid-Handbuch
(2021), S. 333ff.; U. Schmitzer, Ovid (2011), S. 179f. und 187ff.
85
Die Klagen über die militärische Situation wiederholen sich ständig, z. B. T. 3, 10, 5ff.; 4,
1, 69ff.; 4, 4, 59ff.; 4, 10, 111; 5, 2, 71ff.; 5, 7, 11ff.; 5, 10, 15ff.; P. 1, 2, 13ff. und 73ff.; 1, 3,
57ff.; 1, 7, 9ff.; 1, 8, 5f. und 61f.; 2, 5, 17ff.; 2, 7, 70; 2, 8, 36; 3, 1, 25f.; 4, 7, 11f.; 4, 9, 82; 4,
10, 31; 4, 14, 27f.; vgl. auch oben Anm. 22 zur pax Augusta. Es ist nicht anzunehmen, dass
343
Rom gelangte, Ovid mithin nach überstandener Reise ein Jahr in Tomis war (T. 3,
12, 1) und den ersten Winter überstanden hatte (T. 3, 10), wird dem Dichter sein
Schicksal ganz bewusst:
Es war mir also vom Schicksal bestimmt, tatsächlich nach Skythien zu kom-
men, dem Land, das unter dem nördlichen Himmelspol liegt.
(T. 3, 2, 1f.)
Tomis selbst so bedroht war, dass die feindlichen Pfeile die Straßen der Stadt erreichten
(T. 5, 10, 21f.) oder in den Dächern steckten (P. 1, 2, 21). Die von Ovid erwähnten Kämp-
fe um Aigissos und Troesmis (P. 1, 8 und 4, 7; 4, 9, 75ff.) spielten sich 12 und 15 n. Chr.
etwa 100–150 km nördlich ab (vgl. M. Oppermann, Thraker (2007), S. 68ff.). Wie die
Überzeichnung des Klimas des Verbannungsortes dient auch die der militärischen Be-
drohung einserseits der Charakterisierung eines locus horribilis, will aber andererseits
auch die Pax-Propaganda des Augustus in Frage stellen, der sich ja in seinen Anfang
13 n. Chr. verfassten res gestae (30 und 31) rühmte, die Grenzen des Imperiums bis an
die Donau vorgeschoben und Friedensgesandte von Skythen und Sarmaten empfangen
zu haben, was sich vielleicht aber auf die militärischen Aktionen des M. Licinius Crassus
von 29/28 v. Chr. oder spätere Operationen von Pannonien bis zur Donau beziehen kann.
In P. 1, 2, 71ff. sagt Ovid provozierend deutlich, Augustus habe von den tatsächlichen
Zuständen an der Donau und der Lage von Tomis keine Ahnung. Man fürchte hier nicht
die Soldaten Roms!
344
ei mihi, iamne domus Scythico Nasonis in orbe est?
iamque tuum mihi das pro Lare, Ponte, locum?
Weh mir! Liegt das Haus des Naso nun im skythischen Erdteil?
Pontus, gibst du mir nun dein Land zum festen Wohnsitz? (T. 3, 12, 51f.)
Entsprechend klagt Ovid über alles, was er verlor (z. B. T. 3, 2, 21f.; 3, 3, 9ff.; 3 4 b,
53ff.), über seinen Gesundheitszustand (T. 3, 8, 23ff.) und in T. 3, 10 ganz ausführ-
lich und mit deutlichem Bezug vor allem auf Vergils Georgica (s. o.) über die barba-
rischen Völker der Umgebung, das eisige Klima, die Einfälle der Reitervölker über
die gefrorene Donau und die karge Vegetation. Die folgenden Elegien (T. 3, 11 bis
2, 14) nehmen diese Klagen immer wieder auf und ergänzen sie durch solche über
die sprachliche Isolierung (T. 3, 11, 9; 3, 14, 39f. und 46ff.), den Mangel an Büchern
(T. 3, 14, 37) und das Nachlassen der dichterischen Kraft (T. 3, 14, 25–52). Hinzu
kommen Heimweh (z. B. T. 3, 12, 17ff.) und Todesgedanken (z. B. T. 3, 13, 21f.)),
wie sie schon in T. 3, 3 erscheinen und dort (V. 73ff.) in die Grabaufschrift münden.
Die erste Elegie des vierten Buches nimmt die Klage über die sprachliche Iso-
lierung (V. 89ff.) und die feindlichen Einfälle auf (V. 69ff.). Die zweite bedauert,
dass der Dichter einen römischen Triumphzug nur im Geiste erleben kann. In der
dritten fragt Ovid, ob wohl seine Frau noch an ihn denkt (V. 10), stellt sich ihre
Sorgen vor (V. 23ff.), wehrt mit dreifachem me miserum (V. 49ff.) mögliche Ent-
täuschungen ab und fordert sie nachdrücklich zur Hilfe auf (V. 71f. und 81ff.), was
in einer von Männern dominierten Zeit und Gesellschaft seine Notlage besonders
hervorheben soll. In der vierten Elegie befürchtet Ovid, den Namen des Adressaten
(Messalinus?)86 positis pro nomine signis (V. 7) deutlich zu machen und klagt über
die barbarische Umgebung (V. 51ff.). Die Besorgnis, durch Nennung des Namens
dem Empfänger, einem treuen Freund, zu schaden (V. 15f.) prägt die fünfte Elegie.
In der sechsten klagt Ovid, dass die Zeit seinen Kummer nicht heilen könne, ihm
sein Elend mehr und mehr bewusst werde (V. 25–28), er an Körper und Seele lei-
de (V. 41–44), die Stadt, seine Freunde und seine Frau vermisse (V. 45f.) und ein
Ende des Leids durch den Tod erhoffe (V. 49f.). T. 4, 7 klagt darüber, dass ein alter
Freund schon zwei Jahre lang nicht geschrieben habe, T. 4, 8 über das drohende
86
Vgl. G. Luck, Kommentar (1977) S. 249 und 253; M. v. Albrecht, Ovid (2003), S. 215.
345
Alter im Exil. T. 4, 9 ist die Anklage eines ungenannten Gegners87, verbunden mit
der Drohung, Ovid könne ihn über die ganze Welt und über Jahrhunderte hinweg
als verbrecherischen Schuft (V. 21–26) brandmarken. Mit seiner poetischen Auto-
biographie T. 4, 10 schließt Ovid das Buch ab, das wohl im Frühjahr 11 n. Chr. nach
Rom kam. In den Versen 115ff. betont er die therapeutische Macht der Dichtung88
in seiner Lage:
Dass ich noch lebe und mein hartes Schicksal aushalte und nicht dieses qualvol-
len Lebens überdrüssig werde, danke ich dir, Muse, denn du spendest Trost, du
kommst als Erholung und Heilung für meinen Kummer. Du bist (mir) Führerin
und Weggefährtin, du geleitest mich von der Donau fort und gibst mir einen
Platz mitten auf dem Helikon.
Diese Gedanken nimmt die erste Elegie des fünften Tristienbuches auf:
Damit beantwortet Ovid die Frage des Lesers (V. 25f. Und 35), wieso er so viel
Schmerzliches singe.
87
Auch T. 3, 11 und 5, 8 sind an ungenannte improbi (T. 3, 11, 1; 5, 8, 3) gerichtet, T. 1, 6,
7ff. nennt einen uns Unbekannten, der sich wohl an Ovids Besitz bereichern wollte; vgl.
G. Luck, Kommentar (1977), S. 58ff., 216 und 310. Man denke auch an die Ibis! Dagegen:
W. Kraus, in: M. v. Albrecht/E. Zinn (Hg.), Ovid (1968), S. 148f.
88
S. W. Stroh, Tröstende Musen (1981); M. v. Albrecht, Ovid (2003), S. 268; W.-L. Lieber-
mann, Trost der Dichtung, in: W. Schubert (Hg.), Ovid (1999), S. 685–700.
346
T. 5, 2 ist an die Gattin gerichtet: Ovid ist seelisch krank (V. 7), er lebt von Feinden
umgeben am Ende der Welt in der Barbarei (V. 31f.), fühlt sich verlassen (V. 39).
Wie ein Schutzflehender klagt er in einem Gebet an einem vorgestellten Altar des
Augustus (V. 45–78) über das Klima, die barbarische Sprache und die Kriegsgefahr.
Am Fest der Liberalia im Frühjahr 11 oder 12 n. Chr. wendet sich Ovid mit T. 5,
3 an Bacchus, der ja auch als ein Gott der Dichtung gilt. Früher hatte Ovid mit
anderen Dichtern oft an dem Fest teilnehmen können, jetzt aber lebt er nach über-
standenen Strapazen der Reise im Norden unter Wilden; rundherum klirren die
getischen Waffen (V. 7–12). T. 5, 4, vielleicht – positis pro nomine signis – wegen
V. 29f. an Atticus gerichtet, stellt sich als tränenbefleckter Brief Ovids vor (V. 3–6),
spricht von der Traurigkeit des Verfassers (V. 7), seinem bitteren Schicksal (V. 15)
und erinnert an die Treue und das Mitgefühl des Empfängers und zwei, drei anderer
Freunde (V. 29ff.). Seine Leiden vergessend (V. 5) feiert Ovid in T. 5, 5 in der Ferne
(V. 13) den Geburtstag seiner Frau89. Wenn auch das weiße Gewand, das er zur
Feier anlegt, seinem Schicksal widerspricht (V. 7f.) und es undenkbar schien, dass
er das Fest mitten unter Geten begehen sollte (V. 27f.). Er wünscht, dass durch sein
Leid künftiger Schmerz seiner Herrin (V. 15: domina) abgegolten sei90. Kummer
und Sorgen werden die Gattin freilich so berühmt machen wie Penelope. T. 5, 6
klagt einen ungenannten Freund an, dem Ovid, seit es ihm schlecht erging, zur Last
wurde (V. 5). Der Angesprochene müsse wenigstens auf Ovids Schicksal Rücksicht
nehmen (V. 33), das schlimmer sei als die Klagen darüber (V. 41f.). T. 5, 7 nimmt
in breiter Form91 die bekannten Klagen auf: Der Dichter klagt über die barbarische
89
G. Luck, Kommentar (1977), S. 298 weist auf Ovids eigene Geburtstagsfeier in T. 3, 13 hin
(s. dort S. 225).
90
Man kann nach antiker Vorstellung auch eigene Lebenszeit einem anderen „gutschrei-
ben“ lassen (vgl. Sen. de brev. Vit. 8); G. Luck, Kommentar (1977), S. 209. Die Götter be-
stehen auf einem bestimmten Quantum menschlichen Leids oder menschlicher Lebens-
zeit. Man denke auch an den φθóνoς τῶν θεῶν (z. B. Pind. Isthm. 7, 55; Aesch. Pers. 354;
Soph., El. 1466).
91
G. Luck, Kommentar (1977), S. 305ff. nimmt mit Heinsius und dem Berolinensis Lat. oct.
67, S.XIII an, dass es sich in T. 5, 7 um zwei Gedichte handelt: 7 a (V. 1–24), 7 b (V. 25–6);
vgl. D. Giordano/R. Mazzanti/M. Bonvicini, Tristia, Mailand 1991, S. 426; M. v. Albrecht,
Ovid (2003), S. 314, Anm. 14; P. Green, Ovid (2005), S. 45f. und 283; E. Baeza Angulo,
Tristezas (2010), S. 339ff.; A. Ramirez de Verger, Tristezas (2020), S. 657. Das ergäbe
für das fünfte Tristienbuch die Gesamtzahl von 15 Gedichten, ähnlich wie im dritten
Buch durch die Aufgliederung von T. 3, 4. Zur Vorliebe der römischen Gedichtbücher für
347
Umgebung, (V. 11ff. und 43ff.) und die sprachliche Isolierung (V. 51ff.). Durch sein
dichterisches Schaffen versucht er, sein Leid zu verarbeiten (V. 39ff. und 65ff.).
T. 5, 8 ist an einen Gegner gerichtet (V. 3: improbe). Ovid weist auf sein Leid hin
(V. 1, 5 und 33), erinnert an sein vormaliges Glück (V. 19f.) und warnt vor den Lau-
nen des Schicksals (V. 15ff.).
T. 5, 9 bedauert, dass der Dichter den Namen des Adressaten (Messalinus oder
Sextus Pompeius?)92auf dessen Wunsch hin nicht zu nennen wagt (V. 1ff.; 25f.; 33f.).
Der Angeschriebene habe dem gestürzten, schiffbrüchigen, fast schon gestorbenen
Dichter (V. 15, 17, und 19) beigestanden. T. 5, 10, geschrieben nach dem dritten
Winter am gefrorenen Pontus und an der gefrorenen Donau (V. 1), ist eine ein-
zige lange Klage, vergleichbar mit T. 3, 10 oder T. 5, 7, freilich fokussiert auf die
barbarische Bevölkerung und die feindlichen Einfälle: Ovid hat das Gefühl, schon
zehn Jahre fern der Heimat zu sein (V. 3f.); die Zeit steht still (V. 5ff.). Der Name
„Gastliches Meer“ ist eine Lüge (V. 13). Von überall drohen kriegerische Einfälle
(V. 15f.), außerhalb der schwachen Stadtmauer ist nichts sicher (V. 17f.); tödliche
Pfeile fliegen über die Mauern herein (V. 21f.). Draußen ist Landwirtschaft kaum
möglich (V. 23f.); der Schafhirt trägt Helm, und die Schafe fürchten nicht den Wolf,
sondern den Krieg (V. 25f.). Die Stadtmauer bietet kaum Schutz (V. 27), doch auch
in der Stadt muss man die mit Griechen gemischte Bevölkerung fürchten (V. 27ff.).
Ihr Anblick ist schrecklich (V. 31ff.): Sie tragen Felle, persische Hosen93 und haben
zerzaustes, struppiges Haar. Der Dichter ist hier sprachlich isoliert, wird verspottet,
wenn er Latein spricht (V. 35ff.), oder gar verrückt genannt (V. 41). Auf dem Markt
gibt es blutige Auseinandersetzungen (V. 43f.). Zwei Aspekte seiner Strafe beklagt
der Dichter besonders, einerseits den Verlust der Heimat und der Freunde, anderer-
seits die Tatsache, dass er bei den Skythen leben muss (V. 47ff.). T. 5, 11 richtet Ovid
an seine Frau; er drückt seinen Schmerz aus, weil jemand (V. 1 nescioquis) sie exulis
eine „runde“, durch fünf teilbare Anzahl von Gedichten s. H. Wolfram, Versepistelbuch
(2008), S. 141f. mit Anm. 388; H. Froesch (1968), S. 65ff.
92
G. Luck, Kommentar (1977) S. 313.
93
Vgl. T. 3, 10, 19; 4, 6, 47; 5, 7, 49. Hosen galten der gens togata als barbarisches Kleidungs-
stück (vgl. Verg. Aen. 11, 777 barbara tegmina crurum; Tac. hist. 2, 20: bracae barbarum
tegimen); das Adjektiv Persicus zielt als Sammelbegriff für die (Reiter)-Völker des Ostens
auch auf die Parther, neben den Germanen die gefährlichsten Gegner Roms (vgl. Hor.
c. 1, 12, 53; 3, 2, 3 und 4, 5, 25f., wo die Parther neben Skythen und Germanen genannt
werden).
348
uxorem (V. 2) genannt habe. Darüber hatte sich Ovids Frau wohl in einem Brief an
ihn beschwert (V. 2), wieder, wie auch die nächste Elegie, ein Hinweis darauf, dass
es zwischen Rom und Tomis eine rege Korrespondenz gab. Ovid rät seiner Frau,
alles geduldig zu ertragen (V. 7), er sei ja auch dank der kaiserlichen Milde (V. 20)
kein exul, sondern ein relegatus (V. 21). T. 5, 12 ist an einen Freund gerichtet, der
Ovid brieflich (V. 1) geraten hatte, er solle sich seine traurige Zeit durch dichteri-
sche Betätigung erträglich machen (V. 1). Aber gerade das Leid hindert den Dichter
am Schaffen (V. 9f.). Er lebt in Angst vor den zahllosen Feinden (V. 20), und sein
ingenium hat abgenommen (V. 21f.), ist gar schon ganz gebrochen (V. 31f.). In To-
mis gibt es keine Bücher, kein Publikum (V. 33), ringsum hört man nur barbarische
Laute (V. 55). Ovid hat beinahe schon das Lateinische verlernt und angefangen,
getisch und sarmatisch zu sprechen (V. 57f.). T. 5, 13 klagt über seelischen und vor
allem körperlichen Schmerz, der durch Winter und Kälte verursacht sei (V. 3–7).
Ovid fragt den Adressaten, warum er so selten schreibe (V. 11), aber vielleicht sei
der Brief ja verloren gegangen (V. 16) und Ovids Klage (V. 17 querella) gegenstands-
los. T. 5, 14 ist als Abschluss des Buches an die Gattin gerichtet. Auch wenn das
Schicksal dem Dichter vieles genommen hat (V. 3), wird sie durch seine Dichtung
berühmt werden (V. 4ff.); obwohl sie mit Ovid gelitten habe, werde man sie preisen
(V. 9.f.). Auch Penelopes Treue sei über die Zeiten hinweg bekannt (V. 35f.).
In den Epistulae ex Ponto hören Ovids Klagen als exul poeta nicht auf, auch wenn
die Elegien jetzt durch die Nennung der Adressaten eindeutig in die Epistelform
übergehen, die sich vor allem im fünften Tristienbuch schon ankündigte94:
94
Zum weniger „epistolaren“ Charakter der Tristien vgl. G. Luck, Kommentar (1977), S. 3f.;
zum Übergang der Elegie zur Epistel W. Stroh, Tröstende Musen (1981), S. 2640f.
349
Du wirst dieses (Werk), wenn auch sein Titel nicht klagend ist, nicht weniger
traurig finden als das, was ich vorher veröffentlicht habe. Die Themen sind
gleich geblieben, nur im Titel besteht ein Unterschied, und der Brief gibt an,
an wen er gerichtet ist, (und zwar) ohne den Namen zu verheimlichen. (P. 1,
1, 15–18)
Man hat – seit Schillers Urteil über Ovids Exilpoesie95 – das Klagen des Verbann-
ten negativ gesehen und als monoton empfunden.96 Dabei übersieht man zweierlei:
Zum einen ist die Wiederholung ein formales Charakteristikum von Klagetexten97,
zum zweiten geht es in der griechischen und lateinischen Literatur oft nicht um das
„Was?“, sondern um das „Wie?“. Außerdem treten in den Epistulae ex Ponto Aspekte
hervor, die in den Tristien noch nicht so deutlich erschienen: der Wert der Freund-
schaft, oft verbunden mit Dank und Erinnerung an gemeinsame Zeiten oder der
Bitte um Hilfe, die Rolle der Dichtung im Exil und die Gemeinsamkeit der Dichter,
schließlich das allmähliche Sichabfinden mit der Lage, ja, fast das Heimischwerden
in Tomis. Die Klagen über das Klima oder die feindliche Umgebung nehmen – mit
einigen Ausnahmen98 – deutlich ab und erscheinen meist nur in wenigen Distichen.
Die in den Tristien vielfach zu beobachtende „literarische Einbettung“ (z. B. bei
den Seesturm-Elegien T 1, 2 und 1, 4 oder den „Nordland“-Bildern wie in T. 3, 10)
weicht in den Epistulae ex Ponto mehr und mehr (mit wenigen Ausnahmen wie
etwa der epischen Kampfschilderung in P. 4, 7) einem auf die einzelnen Empfänger
der Briefe ausgerichteten „Realitätsbezug“: Da handelt es sich z. B. um einen Glück-
wunsch zum Konsulat (P. 4, 4 und P. 4, 9), einen Trauergruß zum Tod des Celsus
(P. 1, 9), den Dank für ein Geschenk (P. 2, 8) oder einen Begleitbrief zu einem sol-
chen (P. 3, 8). Zu dem exul poeta ad doctum lectorem gesellt sich nach und nach der
exul Ovidius ad amicos. Das wird in den unten folgenden Skizzen der thematischen
Schwerpunkte der Briefe deutlicher als beim Lesen des gesamten Textes oder der
Übersetzungen.
95
Über naive und sentimentalische Dichtung, in: B. v. Wiese (Hg.), Schillers Werke. Natio-
nalausgabe, Weimar 1943ff., Band 20, S. 450.
96
Vgl. H. Froesch (1968), S. 30–35.
97
Gedanke übernommen von W. Kofler, Prekäre Muße, in F. C. Eickhoff (Hg.), 2016, S. 190,
Anm. 29; vgl. F. Harzer, Ovid (2002), S. 118.
98
z. B. P. 1, 2; 1, 3; 3, 1; 3, 8; 4, 9.
350
Im Gegensatz zu den fünf Tristienbüchern, die separat Jahr für Jahr von
9–12 n Chr. nach Rom gelangten, wurden die ersten drei Bücher der Epistulae ex
Ponto im Jahr 13 n. Chr. herausgegeben und bilden eine mit Blick auf die nament-
lich genannten Adressaten nach „Ehrenplätzen“ symmetrisch komponierte Ein-
heit99:
99
H. Froesch (1968); bis auf die Umstellung von P. 2, 11 zwischen P. 3, 4 und P. 3, 5 wird
die hier aufgezeigte Anordnung positiv registriert, z. B. von J. André, Pontiques (1977),
S. XXXIVff.; G. Luck, in: U. J. Stache/W. Maaz/F. Wagner (Hg.), Kontinuität und Wandel
(1986), S. 117f.; A. Perez Vega, Cartas (2000), S. XXIIIff.; M. Helzle (2003), S. 41f.; E.
Baeza Angulo, Tristezas (2010), S. 57ff.; vgl. auch B. Chwalek (1996), S. 39ff. und H. Wul-
fram, Versepistelbuch (2008), S. 242f. Die Teubner-Ausgabe von J. A. Richmond (1990)
berücksichtigt auch die Umstellung von P. 2, 11, ebenso J. F. Gaertner, Ovid (2005) S. 2ff.
Vgl. auch N. Holzberg, Ovid (1997), S. 193; J. Irigoin, Les Pontiques (1980), S. 19–26;
J. Schwartz, Note brève (1981), S. 144. – Ovids Aussage P. 3, 9, 51ff., er habe gar kein
Gedichtbuch geplant, sondern lediglich jedem Adressaten einen Brief zueignen wollen
und diese Briefe dann sine ordine irgendwie zusammengebracht, erweist sich als Topos
literarischer Bescheidenheit; Plinius schreibt ähnlich im Einleitungsbrief seiner Brief-
sammlung: collegi non servato temporis ordine, neque enim historiam componebam, sed ut
quaeque in manus venerat.
351
1 Brutus (Prolog) 80
2 Fabius 150
3 Rufinus 94
4 Ovids Gattin 58
5 Cotta 86
Buch I
6 Graecinus 54
7 Messalinus 70
8 Severus 74
9 Cotta 56
766 10 Flaccus 44
1 Germanicus 68
2 Messalinus 126
3 Cotta 100
4 Atticus 34
5 Salanus 76 1170
Buch II
1092
6 Graecinus 38
7 Atticus 84
8 Cotta 74
9 Cotys 80
10 Macer 52
732
II 11 → (5) Rufus 28
III 5 → (6) Cotta 58
III 6 → (7) ein Ungenannter 60
III 7 → (8) die Freunde 40
III 8 → (9) Fabius 24
III 9 → (10) Brutus (Epilog) 56
764
352
Das vierte Buch enthält Briefgedichte aus den Jahren 13 bis 16 n. Chr. und ist, wie
allgemein angenommen wird, erst posthum – von Brutus oder vielleicht gar Ovids
Frau100 – herausgegeben worden101.
In T. 4, 1, 85 hatte sich Ovid noch als novus incola der „Frontstadt“ Tomis be-
zeichnet, in der ersten Zeile von P. 1, 1 ist er Tomitanae iam non novus incola terrae,
womit Klage in Resignation umzuschlagen scheint. Brutus soll die drei „Bücher aus
der Ferne“ (V. 3 peregrinos libellos) gastlich aufnehmen und an den Platz legen, an
dem früher die „Ars“ lag (V. 11f.). Die Verbannung schmerzt noch immer (V. 61;
73f.).
P. 1, 2 an Fabius Maximus klagt über die gefährdete Lage von Tomis (V. 13–22;
45f.; 75ff.; 104ff.) und das Klima (V. 23f.). Ovid sehnt sich nach den heimischen
Dächern (V. 48), den Freunden und seiner Frau (V. 49f.). Er bittet Fabius Maximus,
dem er ja das Hochzeitslied geschrieben hatte (V. 129ff.), als Fürsprecher bei Augus-
tus einen näheren Verbannungsort zu erwirken (V. 147f.) und seine Frau in diesem
Anliegen zu unterstützen (V. 147ff.).
Mit P. 1, 3 dankt Ovid seinem Freund Rufinus, an den auch P. 3, 4 gerichtet ist,
für einen Trostbrief (V. 2), der freilich die Not nicht lindert (V. 11ff.): Das Heim-
weh ist zu groß (V. 27ff.), der Verbannte hält sich am Ende der Welt auf (V. 49), in
einem kalten, unfruchtbaren Land und umgeben von Feinden (V. 50–60). Andere
Verbannte (V. 61–82) waren nicht so weit von der Heimat entfernt und nicht an so
schrecklichem Ort (V. 83f.).
P. 1, 4 richtet sich an Ovids Gattin: Der Dichter klagt über die deutlichen Zeichen
des Alterns (V. 1–6). Sein übergroßes Leid wäre ausreichend für die lange Lebens-
dauer eines Nestor (V. 7–10). Der Vergleich mit Jason (V. 23ff.), der ja auch zum
Pontus kam (V. 23), fällt zu dessen Gunsten aus: Jason kam wenigstens nach Hause
zurück, Ovid aber wird hier sterben (V. 43).
P. 1, 5 geht (wie auch P. 1, 9; 2, 3; 2, 8; 3, 2; 3, 5) an Cotta Maximus. Ovid klagt,
seine Dichtkunst schwinde dahin (V. 7ff.), seine Verse entsprächen aber seinem
Schicksal (V. 14), doch er verbessere nichts (V. 17ff.), wundere sich nur, dass er
überhaupt noch schreibe (V. 29f.). Das Schreiben habe wohl therapeutischen Sinn
100
M. Helzle (2003), S. 20, Anm. 40 und S. 44f. mit Anm. 136; vgl. auch dens.: Mr. and Mrs.
Ovid (1989), S. 31–36.
101
Kritischer dazu M. v. Albrecht, Ovid (2003), S. 236; H. Wulfram, Versepistelbuch (2008),
S. 259ff.; O. Zwierlein (1999), S. 388 mit Hinweis auf R. Syme, History (1978), S. 156.
353
(V. 55). Es genüge ihm, so sagt er resigniert, Dichter unter den wilden Geten zu sein
(V. 65f.); Tomis werde so nach dem Willen der Götter zum Rom seiner tränenrei-
chen Muse (V. 68f.):
Mir genügt es, wenn ich erreiche, dass ich in diesem Land, in dem ich (nun
einmal) leben muss, mitten unter den wilden Geten als Dichter gelte. Wozu
soll mein Ruhm bis zum anderen Ende des Erdkreises dringen? Der Ort, den
mir das Schicksal zugewiesen hat, sei mein Rom. Mit dieser Bühne ist meine
unglückliche Muse zufrieden, das habe ich (so) verdient, und die großen Götter
haben es so gewollt. (P. 1, 5, 65–70)
Unwahrscheinlich sei aber, dass seine Bücher nach Rom gelangten (V. 71ff.), und
wenn doch, so nütze das nichts (V. 77f.).
P. 1, 6 richtet sich (wie auch P. 2, 6 und 4, 9) an Graecinus, einen Jugendfreund
Ovids, der schon in den Amores 3, 10 genannt wird. Graecinus hätte helfen können,
als Ovid zu Fall kam, war aber nicht vor Ort (V. 11ff.). Ovid habe sich zwar etwas
zuschulden kommen lassen (V. 25 culpa), aber kein Verbrechen (V. 25 facinus) be-
gangen. Deshalb hoffe er auf die Güte des Augustus (V. 45) und bitte den Freund,
dort für ihn vorzusprechen (V. 47f.).
P. 1, 7 erreicht Messalinus aus dem Land der wilden Geten (V. 2), wo Ovid zwi-
schen Eis und skythischen Pfeilen leben muss (V. 9) und wo es weder Äpfel noch
Trauben gibt (V. 13). Einst habe ihm das Haus des Messalinus offen gestanden, sein
Vater, dem der Dichter eine Totenklage geschrieben habe, sei Förderer seiner Kunst
gewesen (V. 27ff.) und sein Bruder sei ihm Begleiter und Freund gewesen (V. 33).
Das Haus der Messallae möge sich Ovid nicht verschließen (V. 35ff.), der ja kein
Verbrechen begangen (V. 40 facinus), sondern sich nur unbesonnen benommen
habe, wie des Augustus maßvolle Strafe beweise (V. 43ff.). Deshalb möge Messalinus
die Bekanntschaft mit Ovid nicht leugnen (V. 53f.; 67f.).
354
In P. 1, 8 klagt Ovid Severus sein Leid: Er lebe in ständiger Kriegsgefahr (V. 5–10).
Als Beispiel wird der Kampf um Aigissos angeführt (V. 11ff.). Wehmütig denkt
Ovid an seine Freunde, seine Frau, seine Tochter (V. 31f.) und an die herrliche Stadt
Rom mit ihren Märkten, Theatern und Gärten (V. 33ff.), auch an sein verlorenes
Gut (V. 41ff.). Könnte er doch hier in der Verbannung Ziegen und Schafe hüten
oder Rinder vor den Pflug spannen (V:51ff.)! Er würde gar lernen, die Tiere mit ge-
tischen Zurufen zu lenken (V. 55f.) und das Land bebauen (V. 57f.). Doch das alles
geht nicht, weil vor der Stadtmauer die Feinde sind (V. 61f.). Severus lebt glück-
licher (V. 63ff.). Er wünscht wohl, dass der Zorn des Kaisers nachlasse und Ovid
(wieder) Gast seines Hauses sein könne (V. 69f.), aber auch ein näherer, friedlicher
Verbannungsort sei schon Wunsch genug (V. 71ff.).
P. 1, 9 geht wie P. 1, 5 an Cotta Maximus, der Ovid Nachricht über den Tod des
Celsus gegeben hatte (V. 1), eines alten Freundes des Verbannten (V. 7ff.). Celsus
hat Ovid bei seinem Sturz nicht im Stich gelassen (V. 13ff.) und ihn vor Selbst-
mord bewahrt (V. 21f.), nicht zuletzt, weil er auf die künftige Fürsprache des Cotta
bei Augustus hinwies (V. 23ff.). Ovid bedauert, dass er – den ganzen Erdkreis weit
entfernt (V. 48) – Celsus nicht das letzte Geleit geben konnte (V. 47f.). Das aber hat
Cotta (V. 49ff.) als Freundespflicht (V. 50 officium) getan; er möge ebenso pflichtbe-
wusst (V. 55 … quae debet …) auch Ovid zu den schon Verstorbenen zählen (V. 56).
P. 1, 10 ist an Flaccus gerichtet, der auch als Feinschmecker bekannt war102.So
klagt Ovid über seinen Gesundheitszustand (V. 1ff. und 25ff.) und vor allem man-
gelnden Appetit (V. 7ff.)! Im Land der Geten gäbe es kein ordentliches Mahl (V. 32).
Selbst der Schlaf lindere nicht sein Leid (V. 21ff.). Die Freunde seien seine einzige
Hoffnung und mögen weiterhin helfen und beim Kaiser für ihn bitten (V. 39ff.).
Die Germanicus (V. 49) gewidmete erste Elegie des zweiten Buches feiert den
pannonischen Triumph des Tiberius vom Herbst 12 n. Chr. und ist folglich im
Frühjahr/Sommer 13 n. Chr. entstanden103. Ovid hat geglaubt, in Skythien könne
es für ihn nichts Erfreuliches geben (V. 3 nil … dulce), dankt aber der Fama (V. 1
und 19f.) dafür, dass er vom Triumphzug gehört hat und ihn mitten unter den Ge-
ten (in Gedanken) miterleben kann (V. 21f.). Auch Germanicus ist am Triumph
beteiligt (V. 49ff.); ihm prophezeit der Dichter einen eigenen Triumph in der Zu-
kunft (V. 55ff.), den er dann poetisch feiern wird (V. 63), sofern er nicht vorher sei-
102
Vgl. Suet. Tib. 42, 1; M. Helzle, Kommentar (2003), S. 239f.
103
Vgl. M. Helzle, Kommentar (2003), S. 249.
355
nem Leid erliegt oder durch skythische Pfeile und getische Schwerter getötet wird
(V. 64ff.).
P. 2, 2 richtet sich wie P. 1, 7 an Messalinus. Ovid grüßt vom unheilvollen Ufer des
„Gastlichen“ Meeres aus dem Land der wilden Geten (V. 1ff.). Er habe den Zorn des
Kaisers zwar verdient (V. 15 mea culpa gravis) habe sich aber keine größere Schuld
auf sich genommen (V. 16 nullum maius … nefas), sondern sich nur unklug und
furchtsam verhalten (V. 15ff.). Messalinus möge Ovids Tränen und Bitten Zugang
gewähren (V. 39f.)104 und beim Kaiser ein Wort für ihn einlegen (V. 41ff.): Er möch-
te nicht Beute (V. 65 praeda) der Geten werden, sondern einen milderen Verban-
nungsort bekommen. Die Zeit des pannonischen Triumphs ist für eine Vorsprechen
beim Kaiser günstig (V. 67ff.). Glücklich sind die, die den Triumphzug tatsächlich
sehen können; der Dichter aber sieht um sich herum nur Sarmaten, friedloses Land
und eisiges Meer (V. 91ff.). Messalinus möge sich dafür einsetzen, dass er aus dem
wilden Skythien wegkommt (V. 91ff. und 124); Augustus ist ja ein milder, zugäng-
licher Vater (V. 115).
P. 2, 3 an Cotta Maximus ist ganz vom Thema „Freundschaft“ geprägt und zeigt,
dass die Klagen des Verbannten über „Land und Leute“, wie sie in den Tristien vor-
herrschen, in den Epistulae ex Ponto abnehmen; das wird ja in der vorliegenden
Übersicht zu den Themen der Pontusbriefe deutlich: Cotta hat sich nicht von Ovid
abgewendet (V. 5 und 21f.), während doch sonst Freundschaft oft nur auf ihrem
Nutzen hin betrachtet wird (V. 7ff. und 23f.). Früher hatte Ovid viele Freunde, doch
im Unglück sind ihm nur wenige geblieben, vor allem Cotta (V. 25ff.), der einen
Sinn für das officium amicitiae hat (V. 34). Achill, Theseus und Pylades sind bis
zum Ende ihren Freunden treu geblieben (V. 41ff.); Cotta soll es ihnen gleich tun
(V. 47f.). Zwar habe er anfangs die Verletzung des Kaisers verstehen können, als er
aber den Grund erfuhr, habe er über den error (V. 66 errata mea) geklagt (V. 61ff.).
Nachher hat Cotta Ovid aus langer Freundschaft heraus (V. 69ff.) brieflich zu trös-
ten versucht und ihm Hoffnung gemacht, der Kaiser lasse sich versöhnen (V. 67f.).
Ovid ist der Familie des Cotta eng verbunden; Cottas Vater hat seine frühen Dich-
tungen gefördert (V. 71ff.). Kurz nach dem Eintreffen des Verbannungsedikts waren
Ovid und Cotta zusammen (V. 83ff.), Ovid hat ihm seinen error (V. 92) bekannt,
Cotta wendet sich auch jetzt nicht von seinem alten Freund (antiquus amicus) ab
(V. 93f.).
104
Paraklausithyron-Motiv! Vgl. M. Helzle, Kommentar (2003), S. 192f. und 277.
356
P. 2, 4 geht wie P. 2, 7 an Atticus. Ovid hofft, dass der Freund noch an ihn denkt
(V. 3ff.) und erinnert an ernste und heitere Gespräche (V. 9ff.), gegenseitiges Vortra-
gen von Dichtungen (V. 13ff.), gemeinsame Wege durch Rom (V. 19f.). Er erwartet,
dass sein Vertrauen auf das Gedenken und die Treue des Atticus nicht enttäuscht
wird (V. 25ff.).
P. 2, 5 ist an Salanus gerichtet, Rhetoriklehrer des Germanicus (V. 41ff.). Ovids
Bekanntschaft mit ihm war nur kurz (V. 7), doch soll Salanus seine Gedichte ab Eu-
xino Ponto sehr geschätzt haben (V. 9f. und 19ff.). Dass er sich von Ovids Leid rüh-
ren ließ, ist vor allem auf die Bedingungen am Ort der Verbannung (V. 16 condicio
loci) zurückzuführen: Es gibt auf der Welt keine Gegend, die sich weniger der pax
Augusta erfreut (V. 17f.). Ovid legt Salanus sein längeres Gedicht (V. 33 liber) über
den pannonischen Triumph ans Herz (V. 27ff.) und appelliert an die Gemeinsam-
keit (V. 59 concordia; V. 72 commilitium) von Salanus als Meister der Redekunst und
sich selbst als Dichter (V. 59ff.)
P. 2, 6 ist wie P. 1, 6 an Graecinus gerichtet. Ovid grüßt traurig vom „Gastlichen“
Meer (V. 1f.):
Dies ist die Stimme des Verbannten: Der Brief erlaubt mir zu sprechen, und ich
bliebe stumm, wenn ich nicht schreiben dürfte. (V. 3f.)
Graecinus hat Ovids Verfehlung getadelt, doch hätte er ihn früher warnen müssen
(V. 5ff.). Jetzt muss er dem Gescheiterten beistehen (V. 15ff.); einem alten Freund
(V. 19 veteri amico) muss man im Elend (V. 19 in miseris rebus) helfen (V. 19). Dafür
gebührt Graecinus Dank (V. 32); sein Name wird durch Ovids Gedicht unsterblich
(V. 33f.).
P. 2, 7 an Atticus kommt aus dem Land der kaum befriedeten Geten (V. 2
a male pacatis … Getis). Ovid hofft, dass der Freund noch um ihn besorgt ist
(V. 3ff.) und entschuldigt seinen Zweifel daran mit seinem Schicksal und seiner
Gemütslage; beides werde sich wohl nicht ändern (V. 15ff.). Sogar die Geten zei-
gen Mitgefühl mit Ovids Leid (V. 31f.). Der Schmerz ist ihm schon zur Gewohn-
heit geworden (V. 39ff.). Angeblich ist eine Verbannung mit der Zeit leichter
zu ertragen (V. 57), aber Ovid klagt – hier wieder einmal ausführlicher – über
357
die Gefahren auf der Reise (V. 57ff.), den Verbannungsort am Ende der Welt
(V. 63ff.) ohne die pax Augusta in feindlicher Umgebung (V. 67f.), wo Ackerbau
nicht möglich ist (V. 69f.), ständiger Frost herrscht (V. 71f.) und das Wasser un-
genießbar ist (V. 73f.). Er hofft auf die Milde des Kaisers (V. 79f.) und die Treue
der Freunde (V. 81ff.).
P. 2, 8 dankt Cotta Maximus für die nach Tomis übersandten Statuetten der Kai-
serfamilie (V. 1ff.); dadurch kann Ovid sich vom Ende der Welt wieder in Rom
fühlen und den Kaiser sehen (V. 11ff.). Er bittet – vor den Statuetten – um Schonung
(V. 23ff.) und um einen Verbannungsort fern vom skythischen Feind (V. 33ff.). Dem
Tiberius wünscht er Erfolg in Germanien (V. 37ff.) und der kaiserlichen Familie
langes Leben (V. 41ff.). Es möge nicht zugelassen werden, dass die Statuetten als
publica numina (V. 67) in feindlicher Umgebung bleiben (V. 63ff.). Ovid hofft auf
Erleichterung seines Schicksals (V. 72) und es scheint ihm, als nicke ihm das Haupt
des Kaisers freundlich zu (V. 71ff.).
P. 2, 9 richtet sich an Cotys, den thrakisch-odrysischen Klientelherrscher Roms,
dessen Einfluss bis zu den griechischen Küstenstädten am Westufer des Schwar-
zen Meeres reichte (V. 4 und 66). Ovid bittet ihn um Hilfe (V. 5ff.); gute Herrscher
zeichnen sich dadurch aus, dass sie Gestrauchelten helfen (V. 9ff.). Dadurch ähneln
sie Göttern (V. 21ff.). Cotys ist auch dichterisch tätig (V. 47ff.); Orpheus ist mithin
nicht der einzige Sänger in Thrakien (V. 52f.). Ovid beschwört die Solidarität unter
Dichtern (V. 65) und betont, kein Verbrechen begangen, sondern nur die „Liebes-
kunst“ geschrieben zu haben (V. 67ff.). Die Nachbarschaft des Cotys (V. 4 und 79)
möge ihm helfen, an dem schrecklichen Ort (V. 80 inviso … loco) wenigstens sicher
(V. 80 tutus) zu leben (V. 79f.).105
105
Der Leser – und auch Augustus? – soll dadurch berührt werden, dass ein römischer Bür-
ger einen „ausländischen“ Herrscher um Schutz anflehen muss. Ovid sagt provozierend
deutlich, dass er nun zum Schutzbereich (Lager!) des Cotys gehöre (V. 37 fac prosis intra
tua castra iacenti). Wir müsse hierbei einen besonderen Zug römischer Mentalität mit-
bedenken (vgl. W. Moschek, Der römische Limes. Kultur- und Mentalitätsgeschichte,
Speyer 2011, bes. S. 108–168; J. Rüpke, Domi militiae: Die religiöse Konstruktion des
Krieges in Rom, Stuttgart 1990, bes. S. 165ff.): „Draußen“ ist nichts sicher (T. 5, 10, 17 nil
extra tutum), vor den Toren droht Gefahr (T. 4, 1, 81f.). Jeder römische Legionär kennt
die Militärstrafe, außerhalb des Lagers kampieren (extra vallum tendere) zu müssen (Liv.
10, 4, 4; Tac. ann. 13, 36; Frontin 4, 1, 18f. und 21). Jedes Marschlager der Legionen un-
terstreicht das römische Sicherheitsbedürfnis, dem ja auch Flussläufe entgegenkommen,
z. B. die Rhein- und Donaulinie (vgl. T. 2, 192). Das Zufrieren der Donau (z. B. P. 1,2,79f.;
358
P. 2, 10 richtet sich an Pompeius Macer106. Ovid hofft, dass Macer ihn nicht ver-
gessen hat (V. 1ff.), zumal er mit ihm lange verbunden war (V. 9); auch Ovids Frau
war ihm non aliena (V. 10). Als Dichter hat Macer keine „Liebeskunst“ geschrieben,
wie leider Ovid, sondern ein Epos mit posthomerischen Themen (V. 11ff.). Macer
und Ovid haben Asien und Sizilien bereist (V. 21ff.) und angeregte Gespräche ge-
führt (V. 35ff.). Ovid fühlt sich Macer auch gelido sub axe verbunden (V. 45ff.) und
bittet ihn um sein Gedenken (V. 51f.).
Mit der langen Epistel P. 3, 1 an seine Frau eröffnet Ovid das dritte Buch und hebt
die Empfängerin somit ehrend hervor.108 Er klagt, er müsse wohl für immer im Bar-
barenland leben und in Tomis sterben (V. 5f.).; das friedlose Land ist der schlimmste
Teil seiner Strafe (V. 9f.): Hier gibt es keine schönen Jahreszeiten (V. 11ff.), nur Käl-
te, Eis und salziges Wasser (V. 14ff.). Es gibt nur wenige Bäume, nur krächzende Vo-
gelstimmen und Wermutgesträuch (V. 19ff.). Der Feind bedroht die Stadt (V. 25f.),
die abseits jeden Verkehrs liegt (V. 27f.). So kann sich Ovid wieder nur einen Orts-
wechsel wünschen (V. 29f.). Seine Frau soll sich noch tatkräftiger als einige Freunde
für ihn einsetzen (V. 31ff.) und sich ihres Lobes in seinen Gedichten würdig erwei-
sen (V. 43ff.). Sein Schicksal hat ihn berühmt gemacht (V. 49ff.), und so wird auch
3,3,26) nimmt Ovid diesen natürlichen Schutz. Sein Flehen, die Verbannung näher an
der Heimat (P.1, 2, 28 propior patriae) verbringen zu dürfen, entspricht durchaus dem
Bedürfnis des Legionärs, sich im sicheren Lager aufzuhalten: patria altera militaris est
haec sedes vallumque pro moenibus et tentorium suum cuique militi domus ac penates sunt
(Liv. 44, 39,4). In Tomis ist Ovid sozusagen extra vallum (T. T. 2, 187 eiectus in hostes;
P. 3, 9, 4 cinctus ab hoste). Wenn ihn schon Augustus nicht in die „römische“ Sicherheit
zurückholt, soll ihm Cotys wenigstens ein „Marschlager“ bieten! – Der Brief an Cotys
zeigt, dass der exclusus amator bzw. exclusus exul auch die Gestalt des exclusus civis an-
nehmen kann, was die pax Augusta für Tomis mehr als in Frage stellt. Das wird ja auch
schon T. 2, 181–206 deutlich, dem „offenen Brief “ an Augustus: Ovid ist medios eiectus in
hostes (V. 187), die Donau schützt kaum (V. 192 und 203); der Verbannte bittet um einen
sicheren Ort (V. 201 precor supplex ut nos in tuta releges; V. 578 tutius exilium), möchte
mit der Heimat nicht auch noch den Frieden entbehren (V. 202) und nicht als Bürger des
Augustus (tuus civis) in die Hand der Feinde fallen (V. 204ff.).
106
Vgl. Anm. 348 zur Übersetzung von P. 2, 10.
107
S. H. Froesch (1968), S. 139ff.; J. A. Richmond (1990), S. XVIII.
108
Zu den „Ehrenplätzen“ in den ersten drei Pontusbüchern s. H. Froesch (1968), S. 131ff.
359
seine Frau bekannt werden, muss das Lob aber auch dadurch verdienen, dass sie
sich um seine Rettung bemüht (V. 57ff. und 83ff.). Das fordert schließlich die ehe-
liche Gemeinschaft und das Ansehen der Familie (V. 73ff.). Ovid drängt seine Frau,
sich an Livia zu wenden (V. 114) und gibt dazu regelrechte „Regieanweisungen“
(V. 146: fac sis personae, quam tueare, memor – Denke an die Rolle, die Du zu spielen
hast!). Sie solle sich der Kaiserin in einem passenden Augenblick (V. 129, 141ff. und
159ff.) kniefällig unter Tränen nähern (V. 145ff.) und mit zitternder Stimme spre-
chen (V. 154). Vorher aber solle sie den gottgleichen Herrschern Weihrauch und
Wein opfern (V. 161ff.).
P. 3, 2 an Cotta Maximus ist ganz dem Thema „Freundschaft“ gewidmet: Man-
che haben sich von Ovid abgewendet, aber Cotta und wenige andere sind ihm in
der Not treu geblieben (V. 5ff. und 25f.). Ihnen dankt der Dichter und verspricht
ihnen durch seine Gedichte ewigen Ruhm (V. 27ff.). Man kenne sie gar schon im
Land der Sarmaten und Geten (V. 37f.), da Ovid von ihrer probitas berichtet habe.
Er habe ja inzwischen sarmatisch und getisch sprechen gelernt (V. 39ff.). Ein alter
Einheimischer unter den Zuhörern habe gesagt, auch im pontischen Land werde
Freundschaft geschätzt (V. 41ff.) und die Sage des Freundespaares Orest und Pyla-
des vorgetragen (V. 45–96). Die Geschichte habe die Herzen der barbarischen Zu-
hörer (barbara corda) gerührt (V. 99f.). Wenn schon Geten so reagieren, müssen
sich auch die Freunde in Rom bewähren (V. 101f.). Es steht Cotta und seiner Fami-
lie gut an, dem Freund in der Not beizustehen (V. 103ff.).
P. 3, 3 geht wie P. 1, 5 an Fabius Maximus. Ovid schreibt ihm von einem Traum,
in dem ihm Amor erschienen sei, zerzaust und – wohl vom langen Flug – mit-
genommen. (V. 5ff.). Ovid wirft Amor vor, er habe ihn gelehrt, Liebeselegien statt
Epen zu schreiben (V. 29ff.); dafür sei er jetzt verbannt und müsse in friedloser
Gegend in weit entferntem Land leben (V. 39f.). Dabei habe er doch nichts ge-
schrieben, was rechtmäßigen Ehen hätte schaden können (V. 39ff.). Amor möge
Augustus bewegen, den Dichter an angenehmerem Ort büßen zu lassen (V. 59ff.).
Amor habe geantwortet, dass die „Liebeskunst“ nichts Sträfliches enthalte, dass
aber der andere Grund für die Verbannung (V. 71 cetera; V. 75 error) schwerer
wiege. Anlässlich des pannonischen Triumphes werde sich der Zorn des Kaisers
legen (V. 83ff.). Amors Worte werden Fabius Maximus erfreuen und ihn zur Hilfe
bewegen (V. 95ff.).
P. 3, 4 geht wie P. 1, 3 an Rufinus. Ovid bittet um günstige Aufnahme seines Ge-
dichts über den pannonischen Triumph (V. 3ff.), beklagt, sein Talent (ingenium)
360
habe nachgelassen (V. 9) und verlangt Nachsicht (V. 16), da andere den Triumph-
zug sehen konnten, er aber nur durch die fama (V. 20) davon erfuhr. Miterleben
hätte eine detailliertere Schilderung möglich gemacht (V. 21ff.). Außerdem habe
er sich bisher ständig mit Klagen (querelae) befasst (V. 45ff.). Er könne auch der
Forderung nach novitas (V. 51) nicht genügen, da es fast ein Jahr dauere, bis eine
Nachricht zu ihm gelange (V. 59f.). Dennoch appelliert Ovid an die Solidarität der
Dichter (V. 65ff.), wenn auch das Versmaß der Elegie, das er für das Triumphgedicht
gewählt hatte, demThema nicht gewachsen scheint (V. 85f.). Er prophezeit einen
weiteren Triumph, und zwar über Germanien (V. 87ff.) und wendet sich an Livia,
dafür alles vorzubereiten (V. 95ff.)
P. 2, 11 (besser P. 3, 5): Trotz der Entfernung denkt Ovid dankbar an Rufus
(V. 1ff.), einen Onkel seiner Frau (V. 15ff.), der ihr mit Rat zur Seite steht (V. 13f.
und 19f.) und sich auch gewissenhaft um Aufträge des Verbannten (V. 23 absentis
mandata) kümmert.
P. 3, 5 (besser P. 3, 6): Ovid grüßt Cotta Maximus von dort, wo die Donau in
das blaue (!) Wasser des Pontus fließt (V. 1f.); von Eis und Schnee ist nicht – wie
früher so oft – die Rede, nur von den struppigen Geten (V. 6). Cotta hatte Ovid
eine seiner politischen oder anwaltlichen Reden geschickt (V. 7f.), die der Dich-
ter gründlich studierte (V. 9ff.), aber lieber wirklich gehört hätte (V. 15ff.). Doch
er ist vom Schicksal ins Land der grausamen Geten versetzt (V. 27f.), bittet Cotta
aber darum, ihm weitere Beweise seiner Tätigkeit zu senden (V. 29f. und 35f.).
Er fragt, ob im Kreis von literarisch Interessierten von ihm noch die Rede sei
(V. 37ff.) und beteuert, er jedenfalls denke immer an Cotta und stelle sich vor,
mit ihm zu sprechen (V. 45ff.). In Wirklichkeit aber sei er im pontischen Land
nahe der Styx, setze aber darauf, dass Cotta ihm nicht die Hoffnung auf Heim-
kehr nehme (V. 55ff.).
P. 3, 6 (besser P. 3, 7) richtet sich an einen sodalis (V. 1), der als Einziger (V. 5
unus) seine Namensnennung nicht zuließ (V. 2ff.), obwohl er doch die clementia
Caesaris (V. 7) kennen müsste. Eine Korrespondenz wäre ungefährlich (V. 11ff.); der
Kaiser habe doch erst vor kurzem das Bild der Gerechtigkeit in einem Tempel er-
richtet109 und begnadige viele, so hoffentlich auch ihn, Ovid (V. 37f.). In den Tristien
hatte Ovid unter dem Eindruck seines Sturzes noch auf Namensnennung verzich-
109
13 n. Chr. wurde der Tempel der Iustitia Augusta eingeweiht.
361
tet, jetzt aber nenne er dankbar die Adressaten (V. 45ff.), komme aber dem Wunsch
des Ungenannten nach, ungenannt zu bleiben (V. 55ff.).
P. 3, 7 (besser P. 3, 8) richtet sich allgemein an den Leser oder die Freunde. Ovid
beklagt die Monotonie seiner Briefe (V. 1ff.) und will den Freunden und seiner Frau,
die zu wenig für ihn getan habe, mit seinen Erwartungen nicht weiter zur Last fallen
(V. 9ff.). Er sei nun einmal in’s Getenland gekommen und wolle auch hier sterben;
das Schicksal solle seinen Lauf nehmen (V. 19ff.). Warum hat er nur auf Besserung
seiner Lage gehofft? Das Schicksal hat es anders gewollt (V. 29ff.). Freilich leidet er,
und das ständige Beschreiben des Landes der Verbannung lässt ihn sein Exil immer
wieder neu spüren (V. 33f.). Legten aber die Freunde ein gutes Wort für ihn ein,
gäbe es einen, der ihren Bitten nachkommen könne (V. 35ff.).
P. 3, 8 (besser P. 3, 9) geht auf dem „Ehrenplatz“ vor dem Epilog – ebenso wie P. 1,
2 nach dem Prolog – an Fabius Maximus. Bei P. 3, 8 (besser 3, 9) handelt es sich um
ein Begleitbillet Ovids zu einem Geschenk110 an Fabius Maximus, Anlass für den
Dichter, seine Klagen über die barbarische Gegend seiner Verbannung noch ein-
mal in nuce zu äußern. Fast alle literarischen Topoi der Schilderung unzivilisierter
Regionen klingen an; Ovid weiß nicht, was er dem Freund senden könne (V. 1f.):
Silber, Gold und Metalle gibt es in Tomis nicht; der Feind lässt Bergbau nicht zu
(V. 3ff.). Auch Purpurfärberei und Webkunst sind unbekannt; man trägt hier Felle,
und die Frauen der Einheimischen müssen Getreide mahlen und Wasser schleppen
(V. 7ff.). Es gibt keine Trauben, kein Obst, nur Wermutsträucher mit Früchten, die
so bitter sind wie das Land (V. 13ff.). Daher sendet Ovid seinem Freund als typi-
sches „Produkt“ der Gegend einen skythischen Köcher mit Pfeilen, mit denen er
(als Anwalt) seine Gegner treffen soll (V. 17ff.).
Dieses Billet P. 3, 8 (besser P. 3, 9) kommt in seiner Kürze „Geschenkepigrammen“
nahe und ist wahrscheinlich ursprünglich tatsächlich als echtes Gelegenheitsgedicht
separat mit Köcher und Pfeilen an Fabius Maximus gegangen und wurde später, um
den Fabier auch öffentlich zu ehren, in die Sammlung der ersten drei Pontusbücher
aufgenommen111. Das setzt, so ist anzunehmen, eine Abschrift im privaten Archiv
110
Geschenke unter Freunden auszutauschen und mit Begleitbillets, meist in Epigramm-
form, zu versehen, war üblich (vgl. z. B. Martial, 10, 11, 5 ein Kleidungsstück; 13, 48 nicht
Gold und Silber, sondern Pilze; 14, 6 eine Schreibtafel; 14, 10 Papier; 14, 38 ein Bündel
von Schreibrohren, Anthologia Graeca 9, 350, hg. v. H. Beckby, München 1958, S. 215:
Schreibrohre und Papier vom Nil); s. auch H. Froesch (1968), S. 232f. mit Anm. 508.
111
Über die Entstehung der Sammlung H. Froesch (1968), S. 119ff.
362
Ovids in Tomis voraus, lässt vielleicht gar auf eine Art Sekretär schließen, der Ab-
schriften fertigte und archivierte.
P. 3, 9 (besser P. 3, 10): Der Epilog der drei ersten Bücher richtet sich wie der
Prolog P. 1, 1 an Brutus und spricht programmatisch über die Epistulae ex Pon-
to. Jemand habe die Monotonie von Ovids Dichtungen aus dem Exil bemängelt
(V. 1–4). Der Dichter ist sich aber selbst der Fehler bewusst (V. 5ff.), aber Verbessern
ist zu mühsam (V. 13ff.). Man müsse die Eintönigkeit seiner Epistel verzeihen; frü-
her habe er Fröhliches geschrieben, nun sei es Schmerzliches, jeweils entsprechend
der Lebenslage (V. 33ff.). Er habe zwar immer dasselbe geschrieben, aber nicht an
dieselben; es sei ihm darum gegangen, seine Bitten vielen vorzutragen (V. 41ff.). Es
sollte auch kein Gedichtbuch erscheinen, sondern jeder sollte einen Brief erhalten.
Die gesammelten Briefe seien dann sine ordine (V. 53) zur Veröffentlichung ver-
bunden worden (V. 51ff.). Ihr Sinn und Zweck sei der Nutzen (V. 56 utilitas), den
er sich davon versprochen habe, und die den Freunden geschuldete Ehrung (V. 56
officium).
Im vierten Buch sind mit zwei Ausnahmen (P. 4, 6 an Brutus und P. 4, 9 an
Graecinus) die Episteln an Empfänger gerichtet, die in den Büchern 1–3 noch
nicht bedacht wurden112; daneben gibt es zwei Episteln an Ungenannte (P. 4, 3
und P. 4, 16, falls P. 4, 16 von Ovid stammt, woran Zweifel erlaubt sind)113. Hier
eine Übersicht:
112
Vgl. H. Froesch (1968), S. 51ff.
113
Vgl. O. Zwierlein (1999), bes. S. 384ff., der Julius Montanus (P. 4, 16, 11f.) als Autor an-
nimmt; die detaillierten Beobachtungen Zwierleins verdienen Beachtung! Siehe aber
auch unten Anm. 125!
363
1 Sextus Promptus 36
2 Severus 50
3 perfidus 58
4 Sextus Pompeius 50
5 Sextus Pompeius 46
6 Brutus 50
7 Vestalis 54
Buch IV
Das vierte Buch, das N. Holzberg die „Fortsetzung der Fortsetzung“ nennt114, ent-
hält Episteln aus den Jahren 13 bis 16 n. Chr.115 Auch hier erheben sich hier und
da Klagen Ovids, etwa über die gefährlichen Barbaren der Nachbarschaft und das
Klima (P. 4, 9, 75–86; P. 4, 10, 31–34), seinen nachlassenden dichterischen Elan
(P. 4, 2, 15–30), das aussichtslose Andauern seiner Lage (P. 4, 6, 5–8), aber es treten
doch, wie wir sehen werden, andere Themen mehr in den Vordergrund, vor allem
der Dank an gute Freunde und Gedanken zur Dichtung:
114
Ovid (1997), S. 197.
115
Zur Datierung einzelner Episteln s. M. Helzle (1989), S. 31; nach N. Holzberg, Ovid
(1997), S. 189 spielen die ersten fünf Episteln des Buchs vor dem Tod des Augustus (der
in P. 4, 6 thematisiert ist), die übrigen seien den ersten Regierungsjahren des Tiberius
zuzuordnen.
364
P. 4, 1 richtet sich an Sextus Pompeius, dem vielleicht schon T. 5, 9 galt, den Ovid
aber erst spät namentlich zu nennen wagt, dafür aber gleich in vier Episteln, von
denen zwei den Rahmen des Buches bilden (P. 4, 1 und P. 4, 15): Er verdankt Pom-
peius sein Leben116 (V. 2), kann nicht anders, als endlich seinen Namen zu nennen
(V. 3ff.); Pompeius hat sich immer für ihn eingesetzt und auch finanziell geholfen
(V. 21ff.), daher verlässt sich Ovid auch weiter auf ihn (V. 25ff.).
P. 4, 2 gilt dem Dichter Cornelius Severus (V. 1 o vates), mit dem Ovid von Tomis
aus auch in Prosabriefen korrespondierte (V. 5f.). Bisher habe er ihm noch nichts in
Versen geschrieben, das hieße ja, Blätter in den Wald tragen (V. 7–14). Außerdem
habe sein, Ovids, Talent nachgelassen; selbst ein Homer wäre in dieser Gegend zum
Geten geworden (V. 15–30). Das Dichten ohne Publikum sei wie ein Tanz im Dunk-
len (V. 31–38), bedeute aber doch einen gewissen Trost (V. 39–46). Severus, der
glücklicher und erfolgreicher aus dem Musenquell trinke, möge ihm seine neuen
Werke nach Tomis senden (V. 47–50).
P. 4, 3 nennt keinen Empfänger117. Ovid möchte ihn nicht nennen, damit er durch
das Gedicht nicht berühmt werde (V. 1–4). Der frühere gute Freund (V. 5f. und
11ff.) habe sich von ihm im Unglück abgewendet (V. 7ff.), sei treulos geworden
(V. 17 perfide) und soll Ovid gar verhöhnt haben (V. 27f.). Ovid kann sich diesen
Wandel nicht erklären (V. 19ff.) und warnt den Ungenannten mit historischen Bei-
spielen vor den Launen der Fortuna (V. 29–50). Auch er selbst hätte nie geglaubt,
einmal am „gastlichen“ Meer in Furcht vor den Geschossen der Geten leben zu
müssen (V. 51ff.).
P. 4, 4 ist ein Gedicht anlässlich der Wahl des Sextus Pompeius zum, Konsul
des kommenden Jahres 14 n. Chr. (V. 18). Auch im Unglück gibt es ja manchmal
Erfreuliches (V. 1–10): Auf einem Spaziergang am Strand brachte Fama dem Dich-
ter die erfreuliche Nachricht, dass Pompeius Konsul werde (V. 11–22). Ovid stellt
sich alle Vorgänge beim Amtsantritt vor (V. 23–42) und bedauert (V. 43 me mise-
rum), dass er nicht wirklich, sondern nur in Gedanken dabei sein könne (V. 43f.).
Die Verbannung werde leichter zu ertragen sein, wenn Pompeius an Ovid denke
(V. 47–50).
116
Sextus Pompeius hatte als Prokonsul von Makedonien 8/9 n. Chr. Ovids auf dem Weg
durch Thrakien unterstützt.
117
M. Helzle (2003), S. 34f. vermutet, es könne sich um den Vater des Juristen Massurius
Sabinus handeln, dem vielleicht auch T. 1, 8 und T. 5, 8 gelten könnten.
365
P. 4, 5 grüßt dann den Konsul Pompeius (V. 1f.). Der Weg des Gedichts ist weit
(V. 3ff.), es soll aber aus Vorsicht nicht verraten, woher es komme (V. 11ff.). Der
Konsul wird sehr beschäftigt sein (V. 17ff.), auch mit Besprechungen mit Germani-
cus (V. 23ff.). Vielleicht fragt er dennoch nach Ovid (V. 27ff.). Dann möge der Brief
antworten (V. 31ff.): Ovid lebe noch immer und verdanke das dem Pompeius, der
ihm sicheres Geleit auf dem Weg ins barbarische Land gegeben und ihn unterstützt
habe. Solchen Verdiensten gebührt Dank (V. 39ff.), verbunden mit der Bitte, Pom-
peius möge auch weiterhin um Ovid besorgt sein (V. 45f.).
P. 4, 6 geht – wie P. 1, 1 und P. 3, 9 (besser 5, 10) – an Brutus und kommt aus
der Gegend, die Brutus Ovid nicht gewünscht hätte; aber das Schicksal wollte es so
(V. 1–4). Der Dichter lebt schon fünf Jahre in Skythien, und das zweite Jahrfünft
beginnt, da Fortuna es so will (V. 5–9). Fabius Maximus habe sich bei Augustus
für Ovid einsetzen wollen, sei aber vorher verstorben, woran sich Ovid die Schuld
gebe (V. 9–14)118. Augustus habe Ovid verzeihen wollen und Ovid habe Brutus über
den nun Vergöttlichten ein Gedicht gesandt und hoffe auf ein Ende seiner Leiden
(V. 15–20). Brutus, der zwar hart vor Gericht sein könne, sei ihm ein treuer und
mitfühlender Freund (V. 21ff.). Sein Mitgefühl habe Ovid bei seinem Sturz erlebt;
deshalb denke er an ihn und andere treue Freunde in großer Dankbarkeit (V. 39ff.).
P. 4, 7 preist Julius Vestalis, der sich als primus pilus (V. 15 und 49) wahrscheinlich
der 4. skythischen oder der 5. makedonischen Legion bei der Rückeroberung von
Aigissos 12 n. Chr. hervorgetan hatte und später Verwaltungsaufgaben in der unte-
ren Donauregion wahrnahm. Ovid ruft ihn als Zeugen dafür auf, dass seine Klagen
über die Gegend zuträfen (V. 1–4). Er könne das Zufrieren des Pontus und der Do-
nau, das Gefrieren des Weins und die Giftpfeile der Feinde bestätigen (V. 5ff.). Als
primus pilus habe Vestalis bei Aigissos tapfer wie Ajax gekämpft (V. 13–52). Ovids
Gedicht sichert ihm ewigen Ruhm (V. 53f.).
P. 4, 8 geht namentlich zwar an P. Suillius Rufus, den Mann von Ovids Stieftoch-
ter (V. 11f. und 90), richtet sich aber – im Zentrum des Buches – in einer längeren
Apostrophe (ab V. 21) an Germanicus. Ovid vermerkt, Suillius habe sich für ihn
einsetzen wollen (V. 2ff.), vor allem bei Germanicus (V. 21ff.). Ovid kann zu Ehren
des Germanicus zwar keinen Tempel errichten, will ihn aber durch seine Dichtung
118
Tac. ann. 1, 5 berichtet, Marcia, die Frau des Fabius, habe sich die Schuld an dessen Tod
gegeben. M. Helzle (1998), S. 145f. vermutet, Ovid habe mit seiner Bemerkung die Witwe
trösten wollen.
366
auf ewig bekannt machen (V. 31ff.)119. Germanicus, auch selbst Dichter, weiß ja um
den Wert der Dichtung für den Nachruhm (V. 43ff. und V. 67ff.). Ovid wünscht
sich einen näheren Verbannungsort, um die Taten und Dichtungen des Germani-
cus besser preisen zu können (V. 71–88). Suillius möge sich bemühen, dass dieser
Wunsch in Erfüllung gehe (V. 89f.).
P. 4, 9, die weitaus längste Epistel des vierten Buches, gratuliert Graecinus zum
consul suffectus (16 n. Chr.). Der Brief soll die schuldige freundschaftliche Huldi-
gung, das officium amici (V. 7f.), an Ovids Stelle übernehmen, den das Schicksal
daran hindert, mündlich dieser Pflicht nachzukommen (V. 9–12). Ovid stellt sich
seine Rolle bei den Feierlichkeiten vor (V. 13–38). Aber die „Götter“ wollten nicht,
dass der Dichter alles miterleben sollte, vielleicht gar mit Recht (V. 39f.). Doch auch
in der Verbannung kann sich Ovid die künftigen Tätigkeiten des Konsuls vorstellen
(V. 41–50). Er bittet Graecinus, sich für ihn einzusetzen (V. 51–54), will aber nicht
nur klagen, sondern den festlichen Anlass feiern (V. 55f.), zumal es noch einen zwei-
ten Grund zur Freude gibt, denn der Bruder des Graecinus, Pomponius Flaccus,
wird im kommenden Jahr (17 n. Chr.) Konsul werden120, eine zweifache Ehre für die
Familie (V. 57–70). Die Brüder mögen sich für Ovid einsetzen (V. 71–74). Flaccus
könne sogar Ovids Klagen über die gefährlichen Geten und das Klima bestätigen
(V. 77–86), da er vor kurzem bei der Rückeroberung von Troesmis (15 n. Chr.) in
der Gegend war. Flaccus könne auch Auskunft über Ovid selbst geben: Er sei hier
nicht unbeliebt und lebe gefasst und zurückhaltend; die Bewohner von Tomis hätten
nie über ihn geklagt, sondern Wohlwollen gezeigt, ja gewünscht, er bliebe. Es gäbe
sogar in Tomis und den Nachbarstädten amtliche Beschlüsse zur Steuerbefreiung
119
Die Hoffnungen, die Ovid auf Germanicus setzte, zeigen sich ja auch in der Überarbei-
tung und Widmung der Fasten (V. 1–26) im Exil zur poetischen Ehrung des „Prinzen“
(V. 5 officium).
120
Dies ist die letzte historisch fassbare Zeitangabe in Ovids Exilgedichten. – Die Anspie-
lung auf den nun „goldenen Tempel“ des Janus (fast. 2, 123–126) muss sich nicht, wie oft
angenommen (z. B. Schanz-Hosius, Geschichte der römischen Literatur II (1935), S. 210;
E. Martini, Einleitung (1970), S. 10; R. Syme, History (1978), S. 46f.; M. v. Albrecht,
Ovid (2003), S. 28) zwingend auf die Neu-Einweihung dieses Tempels durch Tiberius im
Oktober 17 n. Chr. beziehen, um daraus wegen des langen Nachrichtenweges von Rom
nach Tomis Ovids Leben erst im Jahr 18 n. Chr. enden zu lassen, sondern kann auch
die schon unter Augustus begonnene Restaurierung meinen. (Zum „Tempelprogramm“
des Augustus: P. Zanker, Augustus und die Macht der Bilder, Sonderausgabe München
(1990) S. 107ff.) Für die Zeit von Ovids Tod in Tomis bleibe man daher besser bei der
ungefähren Angabe 17/18 n. Chr.!
367
(V. 87–104). Man kenne hier auch seine Verehrung des Kaiserhauses am häuslichen
Alter (V. 105–116). Das könnten gelegentliche Gäste und wohl auch Flaccus bestä-
tigen (V. 117–120). Vielleicht könne der Kaiser (Tiberius) einmal davon erfahren
(V. 125); der vergöttlichte Augustus bemerke es jedenfalls (V. 127ff.).
P. 4, 10 vom sechsten Sommer des Lebens bei den felltragenden Geten (V. 1f.);
diese Bezugnahme auf P. 4, 12 kann als Indiz einer – wenigstens teilweise – au-
torisierten Anordnung des vierten Buches gesehen werden und richtet sich an
Albinovanus Pedo. Ovid harrt tapfer aus (V. 2–9) und vergleicht sich mit Odys-
seus, dem es freilich besser erging (V. 9ff.). In Tomis sind die Felder kahl und die
Pfeile in Gift getaucht (V. 31). Das Meer friert zu (V. 32–34). Das muss man Ovid
glauben, denn dafür gibt es Gründe: Die Kälte hängt mit dem Nordwind zusam-
men (V. 39ff.) und zahlreiche Flüsse (V. 45–58) tragen mit ihrem Süßwasser zum
Gefrieren bei (V. 59–64). Mit diesem „Exkurs“ (dem Flusskatalog), so sagt Ovid,
habe er seinen Kummer bekämpft und sich die Zeit vertrieben (V. 65–70). Albi-
novanus hingegen schreibe über Theseus und seine Freundestreue, der es nach-
zueifern gelte (V. 71ff.).
P. 4, 11 entschuldigt sich bei L. Junius Gallio dafür, dass er bisher noch nicht
namentlich genannt wurde (V. 1f.), denn Gallio hat den Verlust seines Freundes
Ovid beweint (V. 3–6). Nun muss Gallio, wie Ovid brieflich erfuhr, auch noch den
Tod seiner Frau beklagen (V. 7ff.). Ovid wagt keinen Trostbrief, da Gallio als ge-
bildeter Mann die üblichen Trostworte der Philosophen (V. 12 verba doctorum)
kenne. Die Zeit heilt die Wunden; Ovids Tröstung käme zu spät, da der „Postweg“
ein Jahr dauern kann (V. 13–20). Gallio könne ja inzwischen erneut verheiratet
sein (V. 21f.).
P. 4, 12: Der Name des Empfängers, Tuticanus, passt nicht in das elegische Vers-
maß und verhinderte daher bisher eine literarische Ehrung (V. 3 und 4: honor; V. 5
officium), so sehr sich Ovid auch bemüht habe, den Namen irgendwie unterzubrin-
gen (V. 5–14). Dennoch will er den Freund ehren, den er ja von Jugend an kennt;
man las sich gegenseitig Gedichte vor und verbesserte sie (V. 19–28). Die Freund-
schaft bleibt bis ins Alter bestehen (V. 29–38). Tuticanus möge selbst einen Weg
finden, Ovid zu helfen (V. 39–50).
P. 4, 13 richtet sich an Carus, dem vielleicht auch T. 3, 5 gilt (dort V. 17f.). Carus
ist Rhetoriklehrer des Germanicus (V. 48); er wird als treuer Freund Ovids (V. 1)
sogleich erkennen, von wo der Brief kommt, wie ja auch Ovid ein Werk des Carus
sofort erkenne (V. 2–12). Ovids Gedichte erkennt man an ihren Fehlern; er ist ja
368
fast ein getischer Dichter geworden121 und wird von den ungebildeten Geten ge-
schätzt:
Ach, es ist mir peinlich: Ich habe sogar ein Gedicht in getischer Sprache ge-
schrieben und barbarische Wörter unseren Versmaßen eingefügt. Und ich gefiel
(hier damit) – beglückwünsche mich dazu! – und begann (schon) unter den
ungebildeten Geten den Namen eines Dichters zu bekommen. (V. 19–22).
Das getische Gedicht habe Tiberius, den vergöttlichten Augustus und Livia gefeiert
und die Zuhörer beeindruckt (V. 23–38). Doch Dichten nützt Ovid nichts; er durch-
lebe nun schon den sechsten Winter in der Kälte (V. 39–42). Carus möge in den
künftigen Taten des Germanicus Stoff für seine Dichtungen finden – und sich dafür
verwenden, dass Ovid den Verbannungsort wechseln könne (V. 43ff.).
P. 4, 14 richtet sich mit Bezug auf P. 4, 12 wieder an den alten Freund Carus
(V. 1f.). Es geht Ovid einigermaßen gut, doch wünscht er sich einen anderen Ver-
bannungsort; er zöge gar die Styx der Donau vor (V. 3–14). Die Leute von Tomis
missbilligten aber solche Worte (V. 15–22), dabei liebe er sie, nur das Land sei ihm
verhasst (V. 24ff.). Die Tomiten hätten als wohlgesinnte Griechen (!) sein Schicksal
121
In einem Brief an den Rhetoriklehrer des Germanicus hat dieser Hinweis auch einen
(sprach-)politischen Sinn, wenn man bedenkt, dass sich z. B. Tiberius (Suet. Tib. 71) gar
gegen griechische Fremdwörter wandte; sie sollten lateinisch umschrieben werden. Er
verlangte auch einmal bei Zeugenvernehmung eines Soldaten, er solle lateinisch antwor-
ten. Claudius (Suet. Claud. 16, 2) hatte jemandem das Bürgerrecht entzogen, der nicht
Latein konnte! In seinen memorabilia (II 2, 2) bemerkt Valerius Maximus um 30 n. Chr.,
in früheren Zeiten habe man wegen der Würde des römischen Volkes darauf Wert gelegt,
sogar den Griechen Bescheide (responsa) in lateinischer Sprache zu geben; das Lateini-
sche sollte von allen Völkern geachtet werden! – Und nun ist es so weit gekommen, dass
der größte lebende Dichter Roms in eine barbarische Sprache „auswandert“! (Vgl. H.
Sonnabend, Fremde (2021), S. 254). Sein getisches Gedicht ist nicht von der patria Came-
na (V. 33), der vaterländischen Muse, diktiert! Die Barbaren lachen über das Lateinische
(T. 5, 10, 38), Ovid verlernt es (T. 5, 57f.), stammelt schon getisch und sarmatisch (P. 3, 2,
40).
369
so mitfühlend aufgenommen, wie es sein eigener Stamm, die Paeligner, und seine
Vaterstadt Sulmo nicht besser vermocht hätten (V. 47–50). Man habe ihm hier sogar
Steuerbefreiung gewährt122 und ihn mit einem heiligen Kranz geehrt (V. 51–56)123.
Tomis sei ihm so lieb geworden wie Delos der Latona (V. 57–60). Es müsste freilich
hier Frieden herrschen und das Land weiter entfernt vom Kältepol liegen (V. 61f.).
P. 4, 15 geht am Ende des vierten Buches (wie P. 4, 1 am Anfang) an Sextus Pom-
peius, dem außerdem auch P. 4, 4 und 5 gewidmet sind: Wer nach dem relegierten
Naso fragt, sollte wissen, dass er dem Kaiser sein Leben, Sextus Pompeius aber sein
Wohlergehen verdankt (V. 1–4). Dessen Verdienste sind kaum zu zählen (V. 5–10).
Ovid ist geradezu ein Teil seines Besitzes (V. 11–20); deshalb möge er sich durch
Fürsprache bei den „Göttern“ bemühen, ihn in eine bessere Gegend zu bringen
(V. 21–24). Dass der Dichter immer um dasselbe bitte, sei zu entschuldigen (V. 25–
34). Ob nun die Bemühungen des Sextus Pompeius Erfolg hätten oder Ovid gelido
sub axe (V. 36) sterben müsse, auf jeden Fall werde er ihm als sein Eigentum immer
dankbar sein (V. 35–42).
Ein Blick auf den Adressatenkreis der Episteln 1 bis 15 zeigt, dass mit Sextus Pom-
peius, Suillius, Albinovanus Pedo und Carus vor allem die Entourage des Germa-
nicus hervortritt124, auf den sich Ovids Hoffnungen nach dem Tod des Augustus
richteten. Ganz deutliches Zeichen dafür ist fast im Zentrum des Buches im Brief
an Suillius die Hinwendung an Germanicus selbst (P. 4, 8, 21ff., bes. V. 31ff.), vor
allem aber auch die Tatsache, dass vier der Episteln, davon zwei an hervorgehobener
Stelle, an Sextus Pompeius gerichtet sind, dessen Namen Ovid vor dem Tod des Au-
gustus aus welchen Gründen auch immer nicht zu nennen gewagt hatte, dem aber
vielleicht schon T. 5, 9 galt, wie ein Vergleich von T. 5, 9, 13 mit P. 4, 15, 3 nahelegt.
Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass das vierte Buch der Epistulae ex Ponto
15 Stücke umfasste und P. 4, 16 ein späterer Zusatz von fremder Hand ist.125
122
Vgl. H. Duell, Munera Tomitana, in: Studi in onore di G. Grosso, Turin 1968, S. 135–145.
123
Vielleicht war Ovid in die Priesterschaft eines lokalen (Kaiser?)-Kultes aufgenommen
worden oder „Schirmherr“ eines örtlichen musischen oder sportlichen Agon; vgl. E. Lo-
zovan, Ovide agonothète de Tomes, in: Revue des Études Latines 39, 1961, S. 172–181.
124
Vgl. H. Wulfram, Versepistelbuch (2008), S. 274ff.; R. Syme, History (1978), S. 87ff.
125
Detaillierte Beobachtungen dazu von O. Zwierlein (1999), S. 386–400. Es überwiegt
aber die Meinung, dass P. 4, 1–16 eine ovidische Konzeption spiegele (vgl. z. B. J. André
(1977), S. XXXVI; U. Bernhardt (1986), S. 296ff.; P. Green (2005), S. 378; H. Wolfram,
Versepistelbuch (2008), S. 262ff.).
370
Dieser letzte Brief richtet sich an einen bösen Kritiker der Gedichte Ovids, der
doch unter vielen, vielen zeitgenössischen Dichtern (Dichterkatalog!) einen geach-
teten Rang hatte (V. 5–44). Der Neid solle den Verbannten nicht herabsetzen, dem
nur noch sein Leid Gegenstand (V. 50 materia) des Dichtens war (V. 47ff.). Für
einen neuen Hieb bleibe keine freie Stelle mehr:
O. Zwierlein fragt mit Recht126, ob Ovid so einfallslos gewesen sein könne, als letz-
ten Vers seines Werks diese Wiederholung zu bieten.
Es muss erstaunen, dass es nur wenige zeitnahe Hinweise auf Ovids Verbannung
gibt; aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. liegen uns nur drei direkte Erwähnungen vor,
sieht man davon ab, dass vielleicht Seneca auf Ovids Exilgedichte zurückgreift (s.
Anm. 98 zur Übersetzung von P. 1, 5):
Plinius (23–79 n. Chr.) spielt n. h. 32, 152 auf Ovids im Exil begonnene Ha-
lieutika an: his adiciemus ab Ovidio posita animalia, quae apud neminem alium
reperiuntur, sed fortasse in Ponto nascentia, ubi id volumen supremis suis tem-
poribus inchoavit (Wir fügen noch die von Ovid genannten Namen (von Fischen)
an, die sich bei keinem anderen (Autor) finden, die aber wohl im Pontos leben, wo
er dieses Werk in seinen letzten Lebensjahren begann). Es folgt eine Aufzählung
126
(1999), S. 396ff.
371
von Fischen aus den Halieutika, wobei noch zweimal explizit auf Ovid verwiesen
wird.
Statius (ca. 40–96 n. Chr.) sagt (silvae 1, 2, 252ff.), anlässlich eines von ihm er-
wähnten Hochzeitstags wäre selbst Ovid in Tomis nicht traurig gewesen (nec tristis
in ipsis Naso Tomis)127.
Und schließlich könnte ein Graffito aus Herkulaneum128 darauf hinweisen, dass
Ovids Schicksal oder wenigstens Tomis als Verbannungsort bekannt war.
Erst viel später wird Ovids Verbannung und Tod von Hieronymus (ca. 348–
420 n. Chr.) in seiner Chronik ab Abraham (2003=17 n. Chr.) erwähnt: Ovidius
poeta in exilio diem obiit et iuxta oppidum Tomos sepelitur. (Der Dichter Ovid starb
in der Verbannung und wurde bei der Stadt Tomis beigesetzt.)
Aber die Rezeption der ovidischen „Klagelieder“ von der Antike bis in die neu-
este Zeit ist äußerst vielfältig und bisher noch nicht – vor allem nicht mit ausführ-
lichen Textbelegen – insgesamt dargestellt129; das wäre ein mehrbändiges Projekt für
ein ganzes Forscherteam, vor allem, da seit Ende des 2. Weltkriegs die Betrachtung
von „Exilliteratur“ mehr in den Vordergrund gerückt ist.
Wer die Tristien und Epistulae ex Ponto vorurteilsfrei liest, wird überrascht
von ihrer inhaltlichen variatio130, der Themenvielfalt131 und den vielen poetischen
Glanzlichtern132. Hier beginnt neben der Rom-Sehnsucht und der „Exilliteratur“
des Abendlandes auch der Kampf der Dichtung gegen die Staatsmacht, wie ihn
Ovid im Brief an die Dichterin Perilla aufnimmt:
127
Bei Statius gibt es reiche Bezüge zu Ovids Exilgedichten, vgl. z. B. Cl. Klodt, Ad uxorem
in eigener Sache. Das Abschlußgedicht der ersten drei Silvenbücher des Statius vor dem
Hintergrund von Ovids „Autobiographie“ (trist. 4.10) und seine Briefe an die Gattin, in:
M. Reichel, Antike Autobiographie (2005), S. 185ff.
128
CIL 4, 10595 (1): … morieris Tomi … (… du wirst in Tomis sterben …).
129
Einen ersten Überblick bietet R. Hexter, in: Chr. Walde (Hg.), Rezeption (2010), Sp. 585–
608 (mit Literaturhinweisen). Hilfreiche Ansätze auch in: M. Möller (Hg.), Ovid-Hand-
buch (2021), bei F. Harzer (2002), S. 128ff. oder Chr. Walde, Auferstehungen, in: M.
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leitung (1970), S. 81–98 und natürlich immer wieder in literaturgeschichtlichen Darstel-
lungen, z. B. bei M. v. Albrecht, Ovid (2003) S. 293–205.
130
Vgl. z. B. H. Froesch (1968) S. 145–156; G. Luck, Kommentar (1977) S. 6f.
131
Vgl. M. v. Albrecht, Ovid (2003) S. 231–272.
132
Vgl. N. Holzberg, Ovid (1997) S. 194ff.; H. Froesch (1976) S. 88ff.
372
en ego, cum caream patria vobisque domoque,
raptaque sint, adimi quae potuere mihi,
ingenio tamen ipse meo comitorque fruorque:
Caesar in hoc potuit iuris habere nihil!
Sieh mich an: Obwohl ich das Vaterland, Euch und mein Haus vermisse und
mir (alles) geraubt ist, was man mir wegnehmen konnte, begleitet mich doch
mein Talent und ich freue mich daran: Der Kaiser konnte in diesem Bereich
keine Macht haben! (T. 3, 7, 45–48)
Ovid klagt nicht nur treulose Freunde an, sondern ganz offen auch Augustus. Das
Unglück hat Ovid weithin bekannt gemacht133, und so bleibt bis heute am Bild des
Kaisers ein dunkler Schatten haften134.
133
Vgl. T. 3, 7, 50ff.; 4, 9, 23f.; 5, 1, 13f.; P. 3, 1, 56.
134
Nach W. Marg, Zur Behandlung des Augustus, in: M. v. Albrecht/E. Zinn (Hg.), Ovid
(1968), S. 512.
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richtsreihe für die Mittelstufe, S. 54–63 (Anforderung der kompletten Unterrichtsmate-
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Erfahrung der Sprachnot Ovids und in der deutschen Exilliteratur des 20. Jahrhun-
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gerkriegs und lebt als Fremder in Ländern Südeuropas. Er vergleicht in essayistischer
Form nicht nur seine Lage mit der des heimatfernen Ovid – S. 179: „Ovide, mon compa-
gnon secret, me tient par la main“ – sondern blickt auch auf Stefan Zweig, Thomas Mann
oder Fernando Pessoa.)
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auch zu italienischen und englischen Versionen, bei: M. P. Pagani, The „Metamorphoses“
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nehmen, daß Ovid … auch (Gedichte) schrieb, die geheimzuhalten er genötigt war … Aus
solchen nur vorausgesetzten, unaufgefundenen Elegien besteht dieses Buch.“)
Glei, R. F. (zusammen mit Gutt, N./Grothus, K./Hartmann, J./Nitschke, T./Vogelsang, V.): Epi
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Lange, H.: Staschek oder das Leben des Ovid, in: ders: Theaterstücke 1960–1972, Das neue
Buch 22, 1973, S. 307–340
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letzte Welt. „Unter anderem ein Ovid-Roman“, Latein-Forum/Innsbruck 6, 1988, S. 15–
32; Vollstedt, B.: Ovids Metamorphoses, Tristia und Epistulae ex Ponto in Christoph
Ransmayrs Roman „Die letzte Welt“, Paderborn 1998; Töchterle, K.: Ovid und Rans-
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der Postmoderne. Bemerkungen zu Christoph Ransmayrs Die Letzte Welt, Poetica 26,
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die Stellen sind zum besseren Überblick durch Fett-Druck hervorgehoben.)
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ders.: Ovid und die Musik, Scripta Classica Israelica 15, 1996, S. 174–184
ders.: Römische Poesie. Werke und Interpretationen, 3. Aufl. Darmstadt 2014
ders.: Römische Poesie. Texte und Interpretationen, Heidelberg 1977, darin S. 219–230: Ovid
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ders.: Dichter und Leser – am Beispiel Ovids, Gymnasium 88, 1981, S. 222–235
ders.: Ovids Amores und sein Gesamtwerk, Wiener Studien 113, 2000, S. 167–180
ders.: Große römische Autoren. Texte und Themen, Band 3, Von Catull und Lukrez zu Ovid,
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bewusst nicht aufgenommen; s. dazu u. a. W.-W. Ehlers (1988, bes. S. 145); N. Holzberg
(2013, S. 603f.); D. Little (1990, S. 32–35); B. Chwalek (1995, S. 28ff.); W. Schubert (1992,
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Die Tristien und Epistulae ex Ponto des von Augustus
PVBLIVS OVIDIVS NASO
EPISTVLAE EX PONTO
Übersetzung von Georg Luck, die Epistulae ex Ponto
werden in dieser Ausgabe zum ersten Mal vollständig
in deutsche Prosa übersetzt und mit Anmerkungen und
einem ausführlichen Anhang versehen. Lassen Sie sich BRIEFE VOM
von der inhaltlichen Variation und vielen Glanzlichtern
überraschen und entdecken Sie interessante Bezüge
zu exilierten Schriftstellern späterer Zeiten.
SCHWARZEN MEER
Hartmut Froesch war Lehrer für Latein und Griechisch Herausgegeben, in deutsche Prosa
und Leiter eines Gymnasiums. Seit seiner Dissertation übersetzt, mit Anmerkungen und einem
über Ovids Epistulae ex Ponto als Gedichtsammlung Nachwort versehen von Hartmut Froesch
(1968) hat er sich immer wieder mit dessen Exilge-
dichten beschäftigt. Er publizierte viele Fachaufsätze,
Sachbücher und Übersetzungen.
www.wbg-wissenverbindet.de
ISBN 978-3-534-40684-5