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Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH) | DSH-Training

Verstehen und Bearbeiten eines Lesetextes


„Entschuldigung, lächeln Sie?“

FAMILIENNAME: ASGGGGGG…..GGGD VORNAME: VOVO………… GGGGG

Hinter einer Maske bleibt ein Großteil der Mimik verborgen. Wie das auf unser
Miteinander wirkt und warum Menschen je nach Kultur Gesichter unterschiedlich
lesen.
T1 Es sind nicht nur Mund und Nase, die die Maske versteckt. Wenn wir die Maske aufset-
5 zen, verschwinden dahinter viele Muskeln, die für die Mimik unseres Gesichts wichtig sind.
Da ist zum Beispiel der kleine Muskel namens Risorius, der die Mundwinkel zur Seite zieht,
wenn uns etwas peinlich ist. Da ist der Kinnmuskel, der Zweifel ausdrückt, oder der Unterlip-
pensenker, der Ironie signalisieren kann. Und natürlich der Jochbeinmuskel, der unserer
Freude mit einem Lächeln Ausdruck verleiht. Der Verhaltensforscher Markus Studtmann
10 könnte noch weitere Muskeln aufzählen, die nun jedoch durch die Maske verdeckt werden.
Studtmann kennt jede Regung des menschlichen Gesichts. Laien achten selten so bewusst
auf all die feinen Signale der Mimik wie er. Doch gerade diese feinen Bewegungen und Zei-
chen helfen uns normalerweise zu erkennen, was das Gegenüber fühlt.
T2 In Zeiten einer Pandemie verdeckt oft ein Stück Stoff das halbe Gesicht. Können wir da
15 noch verstehen, was in anderen Menschen vorgeht? Hat die Verkäuferin mich verstanden?
Habe ich diesen Blick des anderen Reisenden richtig gedeutet? Lohnt es sich überhaupt noch
zu lächeln? Welche Auswirkungen die Maske auf unsere Begegnungen hat, ist bislang kaum
untersucht worden. Studtmann sorgt sich, dass uns die subtilen Signale verloren gehen
könnten, etwa in Konfliktsituationen: Wenn Menschen sich ärgern, machen sie nämlich nicht
20 unbedingt ein böses Gesicht, wie es oft in Psychologielehrbüchern heißt. „Viele lächeln statt-
dessen und signalisieren dem anderen: Ich bin dir trotzdem noch wohlgesonnen." Wenn die-
se zweite Ebene nicht sichtbar sei, könne das zu Verunsicherung führen.
T3 „Je subtiler die Signale, desto schwieriger sind sie zu erkennen", sagt auch Ursula Hess,
Professorin für Psychologie an der Humboldt-Universität Berlin. Begegnungen zwischen halb
25 vermummten Menschen könnten deshalb anstrengender sein. Doch Hess hat auch eine gute
Nachricht: Grundsätzlich sei der Mundschutz keine allzu große Barriere. „Es ist gar nicht so
schwierig, die Emotionen anderer auch mit Maske wahrzunehmen." In einer Studie, die dem-
nächst veröffentlicht wird, hat sie getestet, wie gut Menschen beispielsweise Ärger, Freude
oder Trauer erkennen können, wenn Mund, Kinn und Nase einer Person verdeckt sind. Dabei
30 zeigte sich, dass sich die Versuchspersonen erstaunlich selten irrten. „Es gab nur geringe
Probleme beim Emotionsverständnis", sagt Hess. Selbst wenn die Mundmuskeln höchst aktiv
sind, braucht man also für viele Gesichtsausdrücke den unteren Teil nicht. Denn auch die
obere Hälfte unseres Gesichts ist ausdrucksstark. Jeder weiß, dass ein intensives Lächeln bis
hinauf zu den Augen ausstrahlt. Und negative Emotionen wie Trauer oder Ärger lassen sich
35 in der oberen Hälfte oft sogar besser erkennen. Nur bei Furcht und Überraschung kam es in
der Studie zu Verwechslungen. Denn in beiden Fällen reißen Menschen ihre Augen weit auf.
Den Unterschied macht hier tatsächlich der Mund: Bei Überraschung hängt er leicht geöffnet
nach unten, bei Angst ist er seitlich verzerrt.
T4 „Natürlich haben sich die Probanden in der Studie Mühe gegeben“, räumt Hess ein. Und
40 sie betrachteten statische Fotos. Bei solchen Experimenten stellt sich immer die Frage, ob sie
Fortsetzung auf der Rückseite
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wirklich die Bedingungen des echten Lebens abbilden. Allerdings stehen uns im Alltag noch
mehr Signale zur Verfügung: Auch Körperhaltung und Stimme liefern Informationen über die
Gefühle eines anderen. „Ein Lächeln beim Reden kann man hören“, sagt Hess. Eine traurige
45 Haltung sehen. „Die Informationen sind alle da – aber wir sind nicht gewohnt, sie zu nutzen",
sagt Hess. „Die Leute vertrauen am meisten dem Gesicht, vor allem dem Mund, weil er so
leicht zu lesen ist."
T5 Dass es anders geht, zeigen viele Millionen Menschen in ostasiatischen Ländern: Wenn
sie verstehen wollen, was andere fühlen, achten sie kaum auf den Mund. Sie trauen ihm
50 nicht. Vor einigen Jahren wies die britische Psychologin Rachael Jack mithilfe von Blickrich-
tungsanalysen nach, dass Menschen aus östlichen Kulturen beim Emotionenlesen andere Ge-
sichtsregionen betrachten als Menschen aus westlichen Kulturen. Die Versuchspersonen
zeigten nicht den im Westen üblichen Dreiecksblick – Auge-Auge-Mund –, sondern ließen den
Mund oft außer Acht und konzentrierten sich vor allem auf die Augen.
55 T6 Eine Erklärung dafür könnte in den kulturellen Normen liegen: In kollektivistisch gepräg-
ten Ländern wie Japan, China oder Korea ist es wichtig, die eigenen Gefühle nicht allzu offen
zu zeigen. Eine spontane emotionale Regung, etwa die Freude über den eigenen Erfolg,
wenn der Freund gerade keinen Erfolg für sich verbuchen kann, gefährdet leicht das harmo-
nische Miteinander. „Deshalb versuchen die Menschen ihre Gesichtsausdrücke sorgsam zu
60 kontrollieren, damit sie in sozialen Situationen neutraler wirken“, sagt der japanische Psycho-
loge Masaki Yuki von der Universität Hokkaido. Die Gefühle werden maskiert, und das geht
mit den Muskeln der Mundregion besser als mit denen rund um die Augen. Sie lassen sich
leichter bewusst steuern – und bei Bedarf zu einem falschen Lächeln verziehen oder in einen
leeren Ausdruck verwandeln. „Deshalb hat der Mund in diesen Ländern nicht denselben In-
65 formationsgehalt wie bei uns“, sagt Markus Studtmann. Die Augen dagegen schon.
T7 Lässt sich daraus ableiten, dass der Mundschutz, den man in Asien ja nicht erst seit der
Corona-Pandemie trägt, die Menschen dort vor geringere Herausforderungen stellt? Yuki
meint dazu: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Japaner kaum Probleme haben, die Gefühle
anderer auch mit Gesichtsmaske zu lesen.“ Ob sich auch Menschen im Westen kurzfristig
70 umgewöhnen können, ist ungewiss, aber Studtmann empfiehlt, dass wir in unserer eigenen
Mimik etwas expressiver werden, damit andere sie unter der Maske besser erkennen. Dabei
seien ältere Menschen womöglich im Vorteil, denn sie haben Falten: „Ausgeprägte Lachfalten
um die Augen senden Signale, die man sehr gut sieht“.
Quelle: Claudia Wüstenhagen | ZEIT Online / 29.7.2020, https://www.zeit.de/wissen/2020-
07/mundschutz-mimik-verhaltensforschung-kommunikation-empathie bearb. und gekürzt | 6.098 Zei-
chen mit Leerzeichen

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