Arbeit und Familie Thema 3 /A2/B1 Leicht
Elternzeit
A
Mütter und Väter haben in Deutschland das Recht, nach der Geburt eines Kindes
unbezahlt frei zunehmen und danach wieder an ihre Arbeitsstelle
zurückzukehren. Da sie in der Elternzeit kein Geld verdienen, hilft der Staat und
zahlt den jungen Eltern 14 Monate lang 67 Prozent ihres letzten Einkommens.
Immer noch nehmen vor allem Frauen Elternzeit, doch die Anzahl der Männer ist
in den letzten Jahren gestiegen. Die meisten jungen Väter gehen nur zwei Monate
in Elternzeit, die Mütter dagegen meistens zwölf. Meist, weil die Männer besser
verdienen, aber auch, weil die Männer befürchten, nach der Elternzeit im Beruf
Nachteile zu haben.
B
Stefan Meier ist 28 Jahre alt und Finanzberater in einer Bank. Nach der Geburt
seiner Tochter haben er und seine Frau beschlossen, sich die Elternzeit zu teilen:
Erst blieb die Mutter sieben Monate mit der kleinen Ella zu Hause, dann der
Vater. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen.
Warum wolltest du so lange Elternzeit nehmen?
Ich finde gerade die Anfangszeit mit einem Kind sehr wichtig. Das sind die
spannendsten Phasen, wenn es laufen und sprechen lernt. Diese Zeit erlebt man
nur einmal, und ich wollte sie ganz intensiv miterleben.
Und wie ist es für dich, mit dem Baby zu Hause zu sein?
Zuerst habe ich immer, wenn meine Frau zur Arbeit gegangen ist, gedacht: „Oh
je, jetzt bin ich gleich allein mit dem Baby.“ Wir haben uns aber schnell
eingewöhnt. Es ist natürlich auch stressig und für mich selbst bleibt keine Zeit.
Aber es ist toll, so viel Zeit mit Ella zu verbringen. Da sind immer wieder diese
wunderbaren Momente: Wenn sie lächelt oder in sich versunken spielt. Oder als
sie sich das erste Mal an einem Stuhl hochgezogen und hingestellt hat. Das
werde ich nie vergessen.
Wie verbringt ihr den Tag?
Wir haben unsere Routine: vormittags Hausarbeit machen, spielen, einkaufen.
Nachmittags gehen wir spazieren, treffen mal Bekannte, die auch Kinder haben,
oder machen kleine Ausflüge.
Hast du Angst, dass du im Beruf Nachteile haben wirst, wenn du nach so
langer Zeit zurückkommst?
Darüber denke ich gar nicht nach. Mein Fokus liegt auf der Familie und nicht auf
dem Job. Wenn man ein Karrieremensch ist, dann ist so eine Elternzeit nicht gut.
Aber ich möchte nach meiner Rückkehr sowieso nur noch 80 Prozent oder
weniger arbeiten, weil ich auch dann noch viel Zeit mit Ella verbringen möchte
1
C
Im Homeoffice
Viele Berufe können mittlerweile von zu Hause ausgeübt werden. Das Internet
macht es möglich. Einige Firmen bieten das aktiv an. So sparen sie Kosten für
Büroplätze. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Familie hat das Homeoffice
einige bedeutende Vorteile. Aber auch Nachteile.
Positiv
– Der Arbeitsweg von der Dusche ins Arbeitszimmer ist kurz. Fahrtzeiten fallen
weg und lassen mehr Zeit für die Familie.
– Wer zu Hause arbeitet, kann sich seine Zeit frei einteilen und auch mal während
der Arbeitszeit für die Kinder da sein. Diese Zeit muss man aber nacharbeiten.
– Die zeitliche Flexibilität kombiniert mit einer hohen Selbstständigkeit sorgt für
Zufriedenheit.
Negativ
– Gerade weil man zu Hause ist, könnte die Kinderbetreuung zu viel Zeit in
Anspruch nehmen und das Nacharbeiten zum Stress werden.
– Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen.
– Der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen und der Erfahrungsaustausch mit
ihnen fehlen.
D
Arbeiten in Teilzeit
In Deutschland arbeiten heute mehr Frauen als früher – aber die meisten nicht in
Vollzeit. Sie arbeiten in Teilzeit. Das heißt: Sie sind nicht ca. 40 Stunden bei der
Arbeit, sondern weniger, zum Beispiel 20 oder 30 Stunden. Warum? Lesen Sie
hier:
Claudia, 32 Jahre, Verkäuferin Ich arbeite nur am Vormittag, von 8 bis 12 Uhr.
Um 13 Uhr kommen meine beiden Töchter aus der Schule. Dann koche ich,
mache sauber und habe Zeit für sie.
Anne, 34 Jahre, Architektin Ich habe seit vier Jahren mittwochs und freitags frei.
An diesen Tagen habe ich viel Zeit für meine Tochter und meinen Sohn. Sie sind
beide sieben Jahre alt. Wir machen zusammen Hausaufgaben, ich bringe Luisa
zum Tanzen und Paul zum Sport. Manchmal gehen wir auch Eis essen.
Katharina, 27 Jahre, Sekretärin Wir wohnen auf dem Land. Der Kindergarten
hier hat nur fünf Stunden am Tag geöffnet. Deshalb kann ich nicht mehr als vier
Stunden am Tag arbeiten. Das geht erst wieder, wenn mein Sohn in der Schule
ist.
2
E
Mein Kind in der Kita
– Eine Mutter erzählt „Mein Sohn Johann ist zweieinhalb Jahre alt. Seit er zehn
Monate alt ist, geht er in eine Kindertagesstätte. 20 Kinder, drei Erzieherinnen.
Johann war von Anfang an gern dort. Die Erzieherinnen sind sehr nett, die Räume
sind groß, es gibt viel Platz und auch einen Garten. Nur die Öffnungszeiten
passen nicht zu unseren Jobs. Mein Mann ist Grafiker und kommt nie vor 18 Uhr
aus dem Büro. Ich habe ein kleines Modegeschäft und bis 19 Uhr geöffnet. Die
Kita schließt aber schon um 17 Uhr, freitags sogar um 16 Uhr.
Wir müssen jede Woche organisieren, wie wir das machen. Meistens hole ich ihn
schnell ab und schließe mein Geschäft für die Zeit. Zum Glück ist es nur zwei
Straßen von der Kita entfernt. Sonst würde es gar nicht gehen.
An diesen Tagen ist Johann bei mir im Geschäft, bis mein Mann kommt. Das ist
nicht schön, aber anders geht es nicht. Wir haben schon überlegt, zu einer
Tagesmutter zu wechseln, die Kinder bis 19 Uhr betreut. Oder eine Kita zu
suchen, die länger geöffnet hat. Aber davon gibt es nicht viele und man muss
jahrelang auf einen Platz warten. Außerdem mag Johann seine Kita so sehr. Er hat
dort seine Freunde. Also müssen wir weiter jede Woche organisieren.“