IT Governance, Risk, and Compliance
Lecture: Master Business Information Technology, FS19
LB4.2; SW7 - IT Governance & Ethics II
Alexander Schmid
© BFH W / IT GRC / FS19
Learning Objectives
After this lecture, you are able to …
a) explain the roots of ethics as an independent scientific discipline and are familiar with selected
thought leaders, representatives, and aspects of the terminology.
b) describe the role of values in ethics and morale.
c) critically analyze and discuss ethical dilemmas in the use of Information Technology for private and
business purposes.
© BFH W / IT GRC / FS19 3
Ethics as a Discipline – A brief History
© BFH W / IT GRC / FS19 4
Ethics as a Discipline: The Greek Classics
Socrates (469-399 BC)
▶ First moral philosopher
▶ “I know that I know nothing”
▶ Dialogues (Politics, Knowledge)
▶ Focus on the pursuit of virtue
(rather than wealth) Aristotle (384-322 BC)
▶ Student of Plato
▶ Ethics as practical discipline
(Nicomachean Ethics)
▶ Ethics as ‘science of a good, just,
moral, and virtuous life’
Plato (427-347 BC) ▶ Virtues as habits, instantiated (or
▶ Student of Socrates debilitated) through action
▶ Written dialogues ▶ Pursuit of virtuous life as way to
▶ Dialectics happiness / fortune
▶ Objective justice & politics
▶ Knowledge is virtue
© BFH W / IT GRC / FS19 5
Ethics as a Discipline: Max Weber
*1864 in Erfurt; †1920)
Ethics in Business, as a discipline in social
sciences, roots back to Max Weber with his
comprehensive work
„Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen“
According to Weber, business ethics (Wirtschaftsethik)
is the application of ethical premises and principles
to the area of business. Core values, thereby, are
sind dabei humanitarianism, solidarity, and
responsibility/accountability.
© BFH W / IT GRC / FS19 6
More recently: Peter Ulrich
*1948 in Bern
Advocate of «integrative business ethics»
„Die Subjekte geben ihre Willensfreiheit gleichsam
in der Garderobe ab, bevor sie als Homines
oeconomici, die nicht anders können als
erwerbsorientiert zu denken und zu handeln, die
Bühne des Freien Marktes betreten“.
Fundamental responsibilities of business ethics (acc. to Ulrich):
▶ Critique of a «purely» economic rationality (economism)
▶ Clarification of ethical perspectives of a
sustainable (lebensdienlich) economy
▶ Determination of areas for the application
of a «morale of economic & business activities»
© BFH W / IT GRC / FS19 7
More recently: Prof. Dr. Andreas Suchanek
„How much ‚ethics‘ can businesses afford?“
Lecture: „Wie verhält es sich mit Wirtschaft und Moral?“
Prof. Dr. Andreas Suchanek is lecturing about tensions between ethics and corporate profit.
The lecture was part of a Colloquium Fundamentale: „Ethik heute. Fehlt uns ein Wertekompass?“
of ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft (May 23, 2013).
Video: https://youtu.be/sR0epunjSSk?t=11m34s
(Check from 11:34min: Opinions of business students and managers
on the relationship between ‚Ethics‘ and the daily business of
business)
• „Ethic … are trivialities.“
• „Has nothing to do with practice.“
• „Ethics is something that global
corporations cannot afford.“
© BFH W / IT GRC / FS19 8
Ethics in Research: Ethical Breakdowns
Five factors that can lead managers to overlook unethical behavior in their organizations
a) Ill-conceived goals. Goals set to encourage positive behavior
inadvertently reward bad behavior.
b) Motivated blindness. We may overlook bad
behavior when it serves our own self-interest.
c) Indirect blindness. Unethical behavior
is easier to overlook when it is carried out by a third party.
d) The slippery slope. Lapses in ethical
standards are easy to miss if the standards erode slowly.
e) Overvaluing outcomes. When the ends are
positive, the means are less likely to be scrutinized.
© BFH W / IT GRC / FS19 9
Ethik – Begrifflichkeiten
Zur Ausnahme auf Deutsch
© BFH W / IT GRC / FS19 10
Begriffe …
Moral Tugend
Sittlichkeit
Gerechtigkeit
Ethos
Normen Güter
Glück
Höchstes Gut
Moralphilosophie
Regeln
Werte Gewissen
© BFH W / IT GRC / FS19 11
Begriffe der Ethik: Normen
Normen gelten als kristallisierte Werte, die aber verbindlich und mit Belohnung oder Sanktionen
verknüpft und gegen den Willen eines anderen durchsetzbar sind. Soziale Normen münden in
Rahmenordnungen, Gesetze, informelle oder formelle Regeln usw.
Werte Normen
bestehen situationsunabhängig Regeln, die bei Einhaltung zur
Verwirklichung der Werte führen sollen
Vorstellung darüber, was in einer beziehen Werte in konkreter Form auf
Gesellschaft als erstrebenswert das Handeln
erachtet wird
der sozialen Norm übergeordnet als basieren auf Werten und werden durch
abstrakte Idee diese legitimiert
generelle Orientierung des Handelns meinen gesellschaftlich erwartete (oft
vorgeschriebene) Handlungsweisen
© BFH W / IT GRC / FS19 12
Potentielle Ausrichtungen von Ethik
▶ Gesetzesethik (Orientierung an Vorschriften, Koran, Altes Testament …)
▶ Güterethik: Vermehrung materieller und immaterieller Güter durch rechtes Handeln (welches ist das
„höchste Gut“– Glück, Freiheit, Tugend …?)
▶ Berufsethik (Luther)
▶ Pflichtenethik (Kant: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie
ein allgemeines Gesetz werde.“)
▶ Verantwortungsethik (Max Weber: Welche Folgen hat das Handeln)
▶ Diskursethik (Jürgen Habermas: qualitative Konsensbildung in der Gruppe)
▶ Deskriptive Ethik; Normative Ethik; Metaethik; Spezialethik (nach De George; vgl. Erweiterte Literatur))
© BFH W / IT GRC / FS19 13
Begriffe der Ethik: Moral
▶ Soziologisch definiert als Gesamtheit aller das Urteil und Verhalten der Menschen
beeinflussenden Normen, die wiederum auf dem Wertsystemen beruhen. Man kann auch von
einem moralischen System sprechen.
▶ Psychologisch definiert als Fähigkeit des Individuums, seine kognitiven Prozesse und das
Verhalten auf den Faktor „Gerechtigkeit“, auf das Urteil von „gut“ und „schlecht“, auf die
Einhaltung von Normen und Gesetzen etc. hin zu prüfen. Man kann auch vom moralischen
Urteil und Gewissen sprechen.
© BFH W / IT GRC / FS19 14
Begriffe der Ethik: Moral
Wie lernen wir Moral?
▶ Von Kindheit an … wir lernen Moral als Kind in Stufen (siehe Exkurs: Piaget, Kohlberg).
▶ Moral ist somit an Sozialisierungs- und Imitationsprozesse gebunden und entwickelt sich in
der Auseinandersetzung mit der Umwelt.
▶ Moral ist somit zwar entwickelbar, aber auch störanfällig – da sie immer auch auf andere
Persönlichkeitsstrukturen trifft.
© BFH W / IT GRC / FS19 15
Begriffe der Ethik: Tugend – als ein Begriff der Moral
Tugend (allg.): der Besitz einer positiven Eigenschaft; moralisch vorbildliches Verhalten; eine
Fähigkeit und innere Haltung, Gutes mit innerer Neigung zu tun.
▶ Kardinaltugenden (Klugheit, Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mässigung)
▶ Rittertugenden (Weisheit, Wahrheit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Friedfertigkeit, Starkmut, Glaube,
Mässigkeit, Güte, Demut, Hoffnung und Liebe)
▶ Bürgerliche Tugenden (Sparsamkeit, Fleiss, Reinlichkeit, Pünktlichkeit)
▶ Preussische Tugenden (Mut, Ordnungssinn, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Redlichkeit, Sparsamkeit,
Tapferkeit ohne Wehleidigkeit, Treue, Unbestechlichkeit, Unterordnung, Weltoffenheit, Zurückhaltung,
Zuverlässigkeit, Disziplin, Bescheidenheit, Fleiss, Aufrichtigkeit, Gehorsam)
▶ Christliche Tugenden (gehen auf die zehn Gebote zurück – Glaube, Liebe, Hoffnung ergänzt durch die
Kardinaltugenden)
© BFH W / IT GRC / FS19 16
Begriffe der Ethik: Werte
▶ Werte, Normen, Regeln … dienen der Verhaltensorientierung, sie sind anthropologische
Voraussetzungen für soziales Handeln (gegenüber instinktivem Verhalten).
▶ Machen menschliches Handeln berechenbar, sind wie Landkarten oder Navigationsgeräte in
einem unüberschaubaren Gelände.
▶ Dienen der Stabilisierung von Systemen oder der Persönlichkeit.
„Wert ist eine Auffassung vom Wünschenswerten, die
explizit oder implizit für ein Individuum oder für eine Gruppe
kennzeichnend ist und welche die Auswahl der zugänglichen
Weisen, Mittel oder Ziele des Handelns beeinflusst“
(Clyde Kluckhohn, 1951)
→ Werte sind emotional besetzte Vorstellungen über das gerechtfertigt Wünschenswerte
© BFH W / IT GRC / FS19 17
Begriffe der Ethik: Werte (Klassifikationsbeispiele)
▶ Religiöse Werte (Glaube, Liebe, Hoffnung…)
▶ Ideelle Werte (Vernunft …)
▶ Ästhetische Werte (Sinne, Gefühle, schön, angenehm …)
▶ Kulturelle Werte (Gerechtigkeit, Solidarität …)
▶ Gesellschaftliche Werte (soziale Gleichheit …)
▶ Persönlichkeitswerte (Gesundheit, Unabhängigkeit …)
▶ Naturwerte (Grund und Boden, Natur …)
▶ Praktische Werte
▶ …
© BFH W / IT GRC / FS19 18
GEOLINO Kinderwerte Monitor 2010
© BFH W / IT GRC / FS19 19
GEOLINO & UNICEF Kinderwertemonitor 2014
Familie und Freundschaft sind die wichtigsten Werte für Kinder
© BFH W / IT GRC / FS19 20
GEOLINO Kinderwerte Monitor 2010
© BFH W / IT GRC / FS19 21
EY Studentenstudie 2016: Werte
© BFH W / IT GRC / FS19 22
EY Studentenstudie 2016: Werte
2018 2016
© BFH W / IT GRC / FS19 23
Wertewandel …
1971: Ronald Ingleharts „Silent Revolution“
▶ Transformation der politischen Kultur und der Werteprioritäten der Bevölkerung von
materialistischen (ökonomisches Wohlergehen), zur
▶ physischen Sicherheit - zu postmaterialistischen/ Wachstums-werten (Lebensqualität,
Selbstentfaltung, Selbstverwirklichung)
▶ Boom der spirituellen und Glücksliteratur
▶ Jugend als Träger des Wertewandels vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Prosperität
▶ 1980er Jahre wird als Jahrzehnt des postmaterialistischen Wertewandels angesehen
▶ Heute: Körper-Kultur - „The body is the message.“ – Körper als Kapital – Boom des “Body
Enhancements”
© BFH W / IT GRC / FS19 24
Ronald Inglehart (*1934)
Dreistufentheorie zu Werten
▶ Vormoderne Gesellschaften: Mangelgesellschaft;
Primärziel ist die Sicherung des eigenen Überlebens
▶ Moderne und Industriegesellschaft: Streben nach Leistung, Wohlstand und Sicherheit;
Überwindung der Armut
▶ Postmoderne Gesellschaft: Anstieg des Lebensstandard; Konsum- und
Dienstleistungsgesellschaft; Ziel ist die Selbstverwirklichung
© BFH W / IT GRC / FS19 25
Psychologie Entwicklung des Regel-Bewusstseins Piaget
(*1896, 1980) – Studienaufbau
▶ Untersuchung bei ca. 100 Schweizer Kindern im Vor- und Grundschulalter (Befragung zu
Verständnis der Regeln des Murmelspiels und Beobachtung beim tatsächlichen Murmelspiel).
▶ „Jede Moral ist ein System von Regeln und das Wesen
der Sittlichkeit besteht in der Achtung, welche das
Individuum für diese Regeln empfindet.“
▶ Murmelspiel wurde als Untersuchungsgegenstand
gewählt, weil Einfluss von Erwachsenen noch denkbar
gering ist.
© BFH W / IT GRC / FS19 26
Psychologie Entwicklung des Regel-Bewusstseins – Ergebnisse
Vier Stadien sind zu unterscheiden:
1. Rein motorisches und individuelles Stadium (0-3 Jahre)
Kind spielt allein und nach eigenem Empfinden, entwickelt ritualisierte Schemata, aber noch kein Zusammenspiel mit
anderen
2. Egozentrisches Stadium (2-6 Jahre)
Versuche der Nachahmung der Spielregeln, dennoch spielt man auch im Zusammenspiel mit anderen allein
3. Beginnende Zusammenarbeit (7-10 Jahre)
Jeder versucht nun, Mitspieler zu besiegen -> deshalb bedarf es gegenseitiger Kontrolle und Vereinheitlichung der
Spielregeln, dennoch an einigen Stellen versch. Auffassungen von Regeln
4. Kodifizierung der Regeln (ab 11 Jahren)
Allen Mitspielern sind die Regeln in ihrer Gesamtheit bekannt, kaum noch widersprüchliche Auskünfte über Regeln.
„Interesse für die Regel als solche.“
© BFH W / IT GRC / FS19 27
Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung (*1927, †1987)
Stufe Definition Exemplarische Maxime
Niveau A: Präkonventionelles Niveau (meist bis 9 Jahre)
1: Die heteronome Stufe Gut ist der blinde Gehorsam gegenüber Vorschriften und ggü. "Macht ist Recht!" (eine den Nazis
Autorität, Strafen zu vermeiden und kein körperl. Leid zu erdulden zugeschriebene Parole)
2: Die Stufe des Individualismus, Gut ist es, eigenen oder anderen Bedürfnissen zu dienen und im "Eine Hand wäscht die andere!" (Volksweisheit)
des Zweck-Mittel-Denkens und des Sinne des konkreten Austauschs fair miteinander umzugehen.
Austauschs
Niveau B: Konventionelles Niveau (meisten Jugendlichen und Erwachsenen)
3: Die Stufe gegenseitiger Gut ist es, eine gute (nette) Rolle zu spielen, sich um andere zu "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg'
interpersoneller Erwartungen, kümmern, sich Partnern gegenüber loyal und zuverlässig zu auch keinem andern zu!" (Die Goldene Regel;
Beziehungen und interpersoneller verhalten und bereit zu sein, Regeln einzuhalten und Erwartungen vgl. Lukas-Evangelium 6,31)
Konformität gerecht zu werden.
4: Die Stufe des sozialen Systems Gut ist es, seine Pflichten in der Gesellschaft zu erfüllen, die "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!" (aus
und des verlorenen Gewissens soziale Ordnung aufrecht zu erhalten und für die Wohlfahrt der Bekanntmachung, 17.10.1805 nach Schlacht
Gesellschaft sorge zu tragen. bei Jena an Strassenecken Berlins)
Niveau C: Postkonventionelles Niveau (einige Erwachsene >20 Jahre)
5: Die Stufe des Sozialvertrages Gut ist es, die Grundrechte zu unterstützen sowie die "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll
oder des Nutzens für alle und der grundsätzlichen Werte und Verträge einer Gesellschaft, auch wenn zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."
Rechte des Individuums sie mit den konkreten Regeln und Gesetzen eines (Art. 14 II GG)
gesellschaftlichen Subsystems kollidieren.
6: Die Stufe der universalen Gut ist es, ethische Prinzipien als massgebend zu betrachten, "Handle nur nach der Maxime, von der du
ethischen Prinzipien denen die ganze Menschheit folgen sollte. wollen kannst, dass sie allgemeines Gesetz
wird!" (Kants Kategorischer Imperativ)
© BFH W / IT GRC / FS19 28
Ethik in der Wirtschaftsinformatik
© BFH W / IT GRC / FS19 29
Die dunkle Seite …
IT-Produkte lassen sich
meist für militärische wie für
zivile Zwecke nutzen;
genauso auch
• zum Aufbau einer
freiheitlichen Gesellschaft
oder
• zur Durchsetzung eines
totalitären Systems.
30
Dr.-Ing. Christof Leng, Feb. 2013; GI-Kolumne
© BFH W / IT GRC / FS19
30
Die dunkle Seite: Informatik als Dual-Use-Technologie
Militärische Forschung als Treiber in der Informatik
➢ Kryptografie* Spannungsfeld
➢ Supercomputer** zwischen
militärischer und
➢ Internet*** ziviler Forschung
* sensible Informationen sicher aufbewahren/transportieren, heute ein
kritischen Erfolgsfaktor in der Kriegsführung und im Geschäft erwiesen.
** Simulation von Atombombenexplosionen
*** ursprünglich militärisches Forschungsprojekt
© BFH W / IT GRC / FS19 31
Die dunkle Seite: Informatik als Dual-Use-Technologie
… weitere Beispiele
▶ Selbstfahrende Automobile → Autonome Roboterpanzer
▶ Computerspiele → Kampfsimulatoren
▶ Intrusion Detection Systeme → Nutzung als Zensurinfrastruktur
(Wie) Kann der Export von Software bzw. die
Veränderung von Softwareprodukten
gesteuert/ überwacht werden?
(Wie) Kann die Entwicklung von kritischen
Softwareprodukten gesteuert/ überwacht
werden?
Quelle: Dr.-Ing. Christof Leng, Feb. 2013; GI-Kolumne
© BFH W / IT GRC / FS19 32
Die dunkle Seite: Informatik als Dual-Use-Technologie
… das (oft überraschende) Gefahrenpotenzial der
Informationstechnik und – nicht selten – der naive
Umgang mit diesen Möglichkeiten.
…dass man mit einer Atombombe Millionen von
Menschen töten kann, ist allgemein bekannt. Dass
Informationstechnik für Kriege und Unterdrückung
Maskottchen der Fachschaft
Informatik der TU Darmstadt
heute eine viel grössere Rolle spielt, ist hingegen
weitgehend unbekannt.
Quelle: Dr.-Ing. Christof Leng, Feb. 2013; GI-Kolumne
© BFH W / IT GRC / FS19 33
Die dunkle Seite: Informatik als Dual-Use-Technologie
Technikfolgenabschätzung als Lösung?
Wird i.d.R. weder gefordert noch gefördert, ist
extrem anspruchsvoll →
Entwicklerin/Entwickler und/oder
Wissenschaftlerin/Wissenschaftler sind hier in
einer schwierigen Situation.
→ Als Studieninhalt (Nutzungs- und
Missbrauchsmöglichkeiten) weitgehend
verschwunden; über potentielle Folgen von
Maskottchen der Fachschaft
Informatik der TU Darmstadt Entwicklungen wird heute nicht/kaum mehr
diskutiert.
Quelle: Dr.-Ing. Christof Leng, Feb. 2013; GI-Kolumne
© BFH W / IT GRC / FS19 34
Aktivitäten der in- und ausländischen Geheimdienste
Die digitale Überwachung
Schutz- und Handlungsmöglichkeiten des Einzelnen
„ … plötzlich wird vielen Menschen bewusst, in welchem Masse Nachrichten-dienste die technischen
Errungenschaften der Informatik zur Terror- und Verbrechensbekämpfung einsetzen und wie rasch solche
Eingriffe des Staates zur Gewährleistung von Sicherheit die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen und die
Privatsphäre gefährden können.“
▪ Wer überwacht wie und in welchem Masse unsere Kommunikation?
▪ Wer dringt wie und in welchem Masse in unsere Computer ein?
▪ Wie können wir uns davor schützen?
▪ Auf welcher rechtlichen Grundlage geschieht dies?
Quelle: http://www.gi.de/themen/digitale-ueberwachung.html
© BFH W / IT GRC / FS19 35
Aktivitäten der in- und ausländischen Geheimdienste
Schutz- und Handlungsmöglichkeiten des Einzelnen
→ FAQ-Liste der GI
https://www.gi.de/
Quelle: http://www.gi.de/themen/digitale-ueberwachung.html
© BFH W / IT GRC / FS19 36
Schutz- und Handlungsmöglichkeiten des Einzelnen
→ FAQ-Liste der GI (Beispiel)
Was kann eine Fachgesellschaft wie die Gesellschaft für Informatik (GI) tun?
Zwei neue Vorschläge ergeben sich aus der augenblicklichen Situation:
1. Die GI sollte sich dafür einsetzen, dass es eine Art Ombudsmann für
Sicherheit und Vertrauen in der Informatik gibt, an den sich GI-Mitglieder https://www.gi.de/
(und andere Bürger) wenden können, die sich allein gelassen fühlen.
2. Über ihre Schwestergesellschaften in Europa und weltweit kann sie sich dafür einsetzen, dass
politische Vereinbarungen getroffen werden, die die Bürger eines Landes vor Übergriffen der
Geheimdienste anderer Länder schützen.
Als Reaktion auf die derzeitige Aufmerksamkeit der Medien gibt es eine Initiative (von Prof. Rudolf
Bayer, TU München, angestossen), die sich bemüht, für die bekannten asymmetrischen
Verschlüsselungsverfahren gute und vertrauenswürdige Implementierungen zu finden und diese im
massenhaften Einsatz zu testen. Man hofft, dadurch bei GI-Mitgliedern (und Informatikern allgemein)
zu einer breiteren Anwendung und Akzeptanz von Schutzmassnahmen zu gelangen und Anwender
von Verschlüsselung von dem Verdacht zu befreien, sie täten Verbotenes.
Mehr dazu unter http://www.gi.de/aktuelles/meldungen/detailansicht/article/gi-fellow-bayer-zur-e-mailverschluesselung-ein-
selbstversuch-und-eine-anleitung.html
© BFH W / IT GRC / FS19 37
Schutz- und Handlungsmöglichkeiten des Einzelnen
→ FAQ-Liste der GI (Beispiel)
Kann aus Bestellungen im Internet (etwa bei Amazon oder bei
eBay) auf meine Interessen und Lebensverhältnisse geschlossen werden?
Ja, das ist sogar ein wesentlicher Teil des Geschäftsmodells dieser
Firmen. Der Verkäufer hat eine vollständige Auflistung aller Käufe
und wertet die Liste auch aus; das ist an dem Satz zu erkennen https://www.gi.de/
„Käufer dieses Produkts kauften auch …“.
Aus der Wohngegend wird auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Käufers geschlossen.
Diese personenbezogenen Daten dürfen nach den Datenschutzgesetzen nicht weitergegeben
werden, ohne dass der Kunde zustimmt. Oft enthalten die Geschäftsbedingungen von
Internethändlern allerdings die Bestimmung, dass der Händler die Daten an Kreditauskunfteien
weiter geben darf, wenn es Schwierigkeiten mit der Zahlung gibt.
Einem ausländischen Unternehmen anvertraute Daten deutscher Unternehmen können genauso
wie private Daten Deutscher den zuständigen (ausländischen) nationalen Behörden
weitergegeben werden.
© BFH W / IT GRC / FS19 38
Ethik – Schweizer Informatik Gesellschaft SI
© BFH W / IT GRC / FS19 39
Die Schweizer Informatik Gesellschaft SI
Die SI vertritt die professionelle Informatik: Fachkräfte mit Hochschulabschluss
oder ähnlicher Qualifikation, Bildungs- und Forschungsinstitute sowie
Unternehmen, die einen Beitrag bezüglich Informatik leisten. Sie vernetzt die
Mitglieder und nimmt ihre Interessen in Politik, Bildung, Wirtschaft und
Forschung wahr. Die 4 primären Aufgabenfelder der SI:
1. Koordination des Hochschulbereichs (Bildung und Forschung)
2. Koordination des fachlichen Austausches im nationalen und internationalen
Bereich durch die Fachgruppen der SI,
3. Koordination der Informatik Alumni-Organisationen
4. Förderung des Informatik Nachwuchses auf allen Stufen
© BFH W / IT GRC / FS19 www.s-i.ch 40
SI Ethics Code – 2005
Aufgrund kultureller und situativer Unterschiede kann es keinen global einheitlichen „Code of
Ethics“ geben. Die Ethikrichtlinien der Schweizer Informatik Gesellschaft (SI) beruhen in den
Kernaussagen auf dem Code of Ethics and Professional Conduct der ACM (Association for
Computing Machinery) aus dem Jahr 1992 und wurden aus Schweizer Sicht ergänzt.
Sie definieren die ethischen Verpflichtungen jedes Mitgliedes der SI in der Form von 26
persönlichen Bekenntnissen. Besondere Beachtung wurde dabei den folgenden Themen
gewidmet:
▪ Konkurrenz und fairer Wettbewerb
▪ Vertrauen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer
▪ Ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Informatik
▪ Vermeidung unnötiger und unkontrollierbarer Komplexität.
© BFH W / IT GRC / FS19 41
SI Ethics Code – 2019
1. General Ethical Principles, A computing professional in computing should…
1.1 Contribute to society and to human well-being, acknowledging that all people are
stakeholders in computing.
1.2 Avoid harm.
1.3 Be honest and trustworthy.
1.4 Be fair and take action not to discriminate.
1.5 Respect the work required to produce new ideas, inventions, creative works, and computing
artifacts.
1.6 Respect privacy.
1.7 Honor confidentiality.
https://swissinformatics.org/wp-content/uploads/2019/02/SI-
© BFH W / IT GRC / FS19 42
Code-of-Ethics_2019_DEU.pdf
SI Ethics Code – 2019
2. Professional Responsibilities, A computing professional in computing should…
2.1 Strive to achieve high quality in both the processes and products of professional work.
2.2 Maintain high standards of professional competence, conduct, and ethical practice.
2.3 Know and respect existing rules pertaining to professional work.
2.4 Accept and provide appropriate professional review.
2.5 Give comprehensive and thorough evaluations of computer systems and their impacts, including
analysis of possible risks.
2.6 Perform work only in areas of competence.
2.7 Foster public awareness and understanding of computing, related technologies, and their
consequences.
2.8 Access computing and communication resources only when authorized or when compelled by the
public good.
2.9 Design and implement systems that are robustly and usably secure.
https://swissinformatics.org/wp-content/uploads/2019/02/SI-
© BFH W / IT GRC / FS19 43
Code-of-Ethics_2019_DEU.pdf
SI Ethics Code – 2019
3. Professional leadership principles, A computing professional in computing should…
3.1 Ensure that the public good is the central concern during all professional computing work.
3.2 Articulate, encourage acceptance of, and evaluate fulfillment of social responsibilities by
members of the organization or group.
3.3 Manage personnel and resources to enhance the quality of working life.
3.4 Articulate, apply, and support policies and processes that reflect the principles of the Code.
3.5 Create opportunities for members of the organization or group to grow as professionals.
3.6 Use care when modifying or retiring systems.
3.7 Recognize and take special care of systems that become integrated into the infrastructure
of society.
https://swissinformatics.org/wp-content/uploads/2019/02/SI-
© BFH W / IT GRC / FS19 44
Code-of-Ethics_2019_DEU.pdf
SI Ethics Code – 2019
4. Compliance with the code, A computing professional in computing should…
4.1 Uphold, promote, and respect the principles of the Code.
4.2 Treat violations of the Code as inconsistent with membership in the SI.
https://swissinformatics.org/wp-content/uploads/2019/02/SI-
© BFH W / IT GRC / FS19 45
Code-of-Ethics_2019_DEU.pdf
Ethics - Caselets
© BFH W / IT GRC / FS19 46
Gewissensbits - Fallbeispiele
zu Informatik und Ethik
Seit August 2009 hat die Fachgruppe Informatik und Ethik im Informatik-Spektrum eine
regelmässig erscheinende Kolumne, in der ein Fallbeispiel zur Diskussion vorgestellt wird.
Alle Fallbeispiele werden auch im Blog »Gewissensbits« veröffentlicht, wo sie diskutiert werden.
http://gewissensbits.gi.de
cc-sa, Paulo Brandão. 2008.
"El Alma del Ebro" sculpture
by Artist Jaume Plensa @
© BFH W / IT GRC / FS19 Expo Zaragoza, Spain 47
Further readings
© BFH W / IT GRC / FS19 48
Further readings (I)
see also http://fg-ie.gi.de/links.html
Berleur, J. and K. Brunnstein (eds.): Ethics of Computing. Codes, Spaces for Discussion and Law. Chapman & Hall,
London 1996.
Bittner, Peter, Eva Hornecker. Responsibility and the Work of IT-Professionals: From Academia to Practice. In: Klaus
Brunnstein, Jaques Berleur: Human Choice and Computers. Issues of Choice and Quality of Line in the
Information Society. Boston: Kluwer Academic Publishers, pp. 171-181 (IFIP World Computer Congress 2002,
stream 6, Montreal, Canada).
Capurro, Rafael: Zur Frage der professionellen Ethik.
Fischer, P., Chr. Hubig, P. Koslowski (Hrsg.): Wirtschaftsethische Fragen der E-Economy. Heidelberg: Physica-Verlag,
2002.
Hausmanninger, Th., R. Capurro (Hrsg.): Netzethik - Grundlegungsfragen der Internetethik. München: Wilhelm Fink
Verlag, 2002.
Johnson, D.G.: Computer Ethics. 2nd ed., Prentice Hall, Englewood Cliffs, N.J. 1994
Langford, D.: Business Computer Ethics. Harlow/England: Addison-Wesley, 1999.
Ott, K. und J. Busse: Ethik in der Informatik. Tübinger Studientexte Informatik und Gesellschaft. Universität
Tübingen, Tübingen 1999.
Rödiger, K.-H.: Informationsgesellschaft in - Informatik & Gesellschaft out? in: GI Gesellschaft für Informatik (Hrsg.),
Informatiktage - Fachwissenschaftlicher Informatik-Kongress, Leinfelden 2002, S. 25-33.
Rödiger, K.-H. und R. Wilhelm: Zu den Ethischen Leitlinien der Gesellschaft für Informatik. Informatik-Spektrum 19
(1996), S.79-86.
© BFH W / IT GRC / FS19 49
Further readings (II)
see also http://fg-ie.gi.de/links.html
Rödiger, K.-H., W. Coy, G. Feuerstein, R. Günther, W. Langenheder, B. Mahr, P. Molzberger, H.
Przybylski, H. Röpke, E. Senghaas-Knobloch, B. Volmerg, W. Volpert, H. Weber und H. Wiedemann:
Informatik und Verantwortung, Informatik-Spektrum 12 (1989), S. 281-289.
Bynum, Terrell Ward, Simon Rogerson (eds.): Computer Ethics and Professional Responsibility.
Blackwell Publishers, 2003
Parnas, D. L.: Die Verantwortung der Wissenschaftler in einer sich verändernden Welt. FIFF-
Kommunikation 10 (1993) Nr. 2, S. 21-30.
Severson, R. W.: The Principles of Information Ethics. Armonk/New York, London/England: M. E.
Sharpe, 1997.
Spinello, R. A.: Case Studies in Information and Computer Ethics. Upper Saddle River/New Jersey:
Prentice Hall, 1997.
Spinello, R. A.: Ethical Aspects of Information Technology. Englewood Cliffs/New Jersey: Prentice Hall,
1995.
Spinner, H. F., M. Nagenborg, K. Weber: Bausteine zu einer neuen Informationsethik. Bodenheim,
Berlin: Philo-Verlag, 2001.
Wilhelm, R.: Stand und Perspektiven informatischer Berufsethik. Dissertation. Technische Universität
Berlin, Fachbereich Informatik, Berlin 1994.
Walsham G.: Ethical theory, codes of ethics and IS practice. In: Information Systems Journal, 1996, Vol.
6, No. 1, pp. 69-81.
© BFH W / IT GRC / FS19 50
Links
▶ Ethikrichtlinien der Schweizer Informatik Gesellschaft SI
http://www.s-i.ch/fileadmin/daten/si/SI_Ethik_Richtlinien_V1.pdf
▶ Ethische Leitlinien der GI
http://www.gi-ev.de/wir-ueber-uns/unsere-grundsaetze/ethische-leitlinien.html
▶ IMIA Working Group 04 Data Protection in Health Information Systems (2002). Draft Code of Ethics for Health Information
Professional http://www.imia.org/pubdocs/Code_of_ethics.pdf
▶ ASIS Professional Guidelines
http://www.capurro.de/ethik-reader.html#ASIS%20Professional
▶ American Library Association: Code of Ethics
http://www.capurro.de/ethik-reader.html#American%20Library%20Association
▶ EUSIDIC: Collected Guidelines and Codes of Practice
http://www.capurro.de/ethik-reader.html#Eusidic
▶ "Code of Ethics" der Society of Competitive Intelligence http://www.scip.org/ethics.html
▶ Association of Independent Information Professionals, "Code of Ethical Business Practice“
http://www.aiip.org/ethics.html
▶ American Society for Information Science and Technology
http://www.asis.org/AboutASIS/professional-guidelines.html
▶ International Center for Information Ethics http://icie.zkm.de
© BFH W / IT GRC / FS19 51