LEBENDE FREMDSPRACHE
(Volksschule)
„Lebende Fremdsprache“ wird in der 1. und 2. Schulstufe als verbindliche Übung und in der 3. und 4.
Schulstufe als Pflichtgegenstand geführt.
Bildungs- und Lehraufgabe (1. bis 4. Schulstufe):
Der Fremdsprachenunterricht in der Grundschule verfolgt das Ziel, grundlegende sprachliche
kommunikative Kompetenzen zu entwickeln, die in lebensnahen, kindgerechten und kognitiv anregenden
Situationen erlernt und angewandt werden. Zentral ist der Aufbau von Sprachhandlungsfähigkeit zur
Bewältigung alltagsnaher, sehr einfacher sprachlicher Situationen unter Einsatz elementarer sprachlicher Mittel
und altersgerechter Sprachlernstrategien.10 Vorangegangene Sprachlernerfahrungen der Schülerinnen und
Schüler werden dabei miteinbezogen.
Der Fremdsprachenunterricht soll Freude und Interesse am Sprachenlernen wecken und zum Gebrauch
einer Fremdsprache – auch als Brückensprache zu Deutsch und anderen Erstsprachen der Schülerinnen und
Schüler – motivieren. Der Unterricht ermöglicht gerade auf dieser Altersstufe nachhaltige Anregungen für
lebenslanges Sprachenlernen, die Entwicklung interkulturellen Bewusstseins und die Auseinandersetzung mit
der eigenen Identität, die durch die Begegnung mit einer fremden Sprache neue Impulse erhält. In der
globalisierten, mehrsprachig geprägten Welt7 ist es die Aufgabe von Schule und Gesellschaft, interkulturelle
Handlungsfähigkeit auszubauen, an den Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit und kultureller Vielfalt der
Schülerinnen und Schüler anzuknüpfen und die Entwicklung einer positiven Haltung gegenüber sprachlicher
Diversität zu fördern.
Didaktische Grundsätze (1. bis 4. Schulstufe):
Ziel des Fremdsprachenunterrichts in der Primarstufe ist der Aufbau von basaler kommunikativer
Handlungskompetenz, daher stehen die kommunikativen Fertigkeiten im Vordergrund. Die Kompetenzbereiche
Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben werden jedoch nicht isoliert, sondern in Kombination miteinander und
mit multisensorischer und medialer Unterstützung erarbeitet.
Die Erarbeitung des Laut- und Schriftbildes erfolgt schrittweise und zielt auf den Aufbau phonologischer
Bewusstheit ab. Einzelne Laute in einem Wort werden mit der Zeit immer klarer herausgehört, wiedergegeben
und zugeordnet. Diese Fertigkeit hilft beim Erlernen neuer Wörter und bildet die Grundlage für das Lesen und
Schreiben.
Die Lehrerin oder der Lehrer vermittelt einen Grundwortschatz und verfolgt systematisch die sprachliche
Entwicklung der Schülerinnen und Schüler. Die strukturellen Merkmale der Fremdsprache werden auf dieser
Altersstufe anhand entsprechender Inhalte und Aufgaben implizit erworben. Gestik, Mimik, Haltung, Bewegung
sowie geeignete Methoden und Materialien unterstützen die Vermittlung und das Verständnis.
Abwechslungsreiche Arbeits- und Sozialformen ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, die
Fremdsprache so oft wie möglich in für sie inhaltlich bedeutsamen Situationen und Kontexten anzuwenden,
wobei gelungene Kommunikation Vorrang hat gegenüber fehlerfreiem Sprachgebrauch. Die Lehrerin oder der
Lehrer agiert als Sprachvorbild und kommuniziert vorrangig in der Zielsprache. Der Einsatz audiovisueller und
digitaler Medien6 schafft zusätzliche Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit authentischen
Sprachvorbildern sowie für Sprach- und Kulturbegegnungen.
Die bearbeiteten Themenbereiche beziehen sich auf die Lebens- und Erfahrungswelt der Schülerinnen und
Schüler und werden in den verschiedenen Schulstufen wiederkehrend und vertiefend behandelt. Sie
thematisieren das persönliche Umfeld und Befinden (Familie und Freundeskreis, Freizeit und Schule, Wohnen
und Umgebung, Körper und Gefühle) sowie gesellschaftliche und kreative Bereiche (Jahresablauf und Feste, Welt
und Wirtschaft13, Natur und Technik, Kinderliteratur und Medien, Welt der Fantasie und Kunst). Die
Fremdsprache ist auf allen Schulstufen auch in anderen Gegenständen (mit Ausnahme von Deutsch)
phasenweise als Unterrichts- und Arbeitssprache einzusetzen.
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Die Förderung metasprachlicher Kenntnisse (über Sprache sprechen) wird durch Vergleiche mit anderen
Sprachen, wie Erstsprachen der Kinder, Zweitsprache, andere Fremdsprache oder Dialekte erzielt. Dabei werden
Strategien und Erfahrungen aus bisherigen Sprachlernprozessen und Sprachbegegnungen berücksichtigt.
Dieser Lehrplan greift folgende übergreifende Themen auf: Medienbildung6, Politische Bildung7, Sprachliche
Bildung und Lesen10, Wirtschafts-, Finanz- und Verbraucher/innenbildung13
Zentrale fachliche Konzepte (1. bis 4. Schulstufe):
Zentrale fachliche Konzepte bilden den Kern eines Unterrichtsgegenstandes und strukturieren es. Dem
Fremdsprachenlernen in der Grundschule liegen folgende drei fachliche Konzepte zugrunde:
Kommunikation und Wirkung
fokussiert auf das sprachlich angemessene Interagieren in alltagsnahen Kommunikationssituationen. Der
Zweck der Kommunikation steht im Vordergrund. Schülerinnen und Schüler verstehen, dass Äußerungen immer
in einen bestimmten Kontext eingebettet sind.
Bedeutung und Form
fokussiert auf unterschiedliche Funktionen, die Sprachhandlungen haben können. Das Konzept verschränkt
die rezeptiven (Hören, Lesen) und produktiven (Sprechen, Schreiben) Kompetenzbereiche mit den Strukturen
und Normen einer Sprache. Schülerinnen und Schüler erkennen die Bedeutung verschiedener sprachlicher Mittel
(Aussprache/Intonation, Wortschatz, Strukturen) für die praktische Nutzung der Sprache.
Kultur und Gesellschaft
betrachtet Sprache als beziehungsgestaltendes Element10 und ermöglicht, die eigene Lebenssituation in
einer bestimmten Kultur bzw. Gesellschaft darzustellen und in Beziehung zu anderen Kulturen zu setzen.
Schülerinnen und Schüler erkennen den Wert der Fremdsprache als Brückensprache und gehen offen und
respektvoll mit anderen Kulturen um. Dieses Konzept steht in engem Zusammenhang mit dem übergreifenden
Thema Interkulturelle Bildung.
Die fachlichen Konzepte sind miteinander zu vernetzen, altersgemäß zu bearbeiten und bei der Auswahl
und Vermittlung von Themen und Inhalten zu berücksichtigen.
Kompetenzmodell und Kompetenzbereiche (1. bis 4. Schulstufe):
Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen des Europarates (GeR 2001 und GeR-
Companion Volume 2018) mit den Kompetenzstufen A1 bis C2 bildet die Grundlage für die Kompetenzmodelle
der Lehrpläne für lebende Fremdsprachen in der Primar- und Sekundarstufe. Der Lehrplan für die Grundschule
orientiert sich an den Kompetenzstufen pre-A1 und A1; A1 wird in der Sekundarstufe weiter ausgebaut und
gefestigt. Die Kompetenzbeschreibungen der 4. Schulstufe dienen als Bezugspunkt für die 5. Schulstufe.
Kompetenzen sollen in den Bereichen Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben erworben werden. Die
erforderlichen sprachlichen Mittel (Wortschatz, Strukturen, Aussprache/Intonation) sind integrativer Bestandteil
der vier genannten Kompetenzbereiche. Diese sind nicht hierarchisch, sondern miteinander vernetzt zu denken.
Hören
ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung der Sprechkompetenz und fokussiert auf das
akustische und semantische Erfassen einzelner Laute, Wörter und Wortgruppen und auf das Verstehen von
Äußerungen in vertrauten alltagsnahen Sprechsituationen.
Sprechen
erfolgt nach dem GeR als „zusammenhängendes Sprechen“ (monologisches Sprechen) sowie „an
Gesprächen teilnehmen“ (miteinander reden) und führt von sehr einfachen, kurzen Äußerungen hin zur
Fertigkeit, kurze Informationen zu geben und ein (sehr) einfaches Gespräch zu führen, wenn es in einen klar
definierten, vertrauten Alltagskontext eingebettet ist.
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Lesen
entwickelt sich auf der Ebene einzelner Wörter und Wortgruppen hin zum Verstehen einfacher Aussagen
und Sätze unter Berücksichtigung der Interessensentwicklung des Kindes.
Schreiben
fokussiert das Abschreiben und Übertragen einzelner Wörter und Wortgruppen bis hin zum Schreiben sehr
einfacher, kurzer Sätze nach Vorgabe. In der Primarstufe liegt der Schwerpunkt auf den Kompetenzbereichen
Hören und Sprechen. Dem Lesen und Schreiben kommt im Laufe der einzelnen Schulstufen größere Bedeutung
zu.
Kompetenzbeschreibungen und Anwendungsbereiche, Lehrstoff (1. bis 4.
Schulstufe):
1. Schulstufe:
Kompetenzbereich Hören
Die Schülerinnen und Schüler können
– Wörter und kurze Äußerungen (Fragen, Aussagen, Anweisungen) zu vertrauten Themen und Inhalten
erfassen und verstehen, wenn sehr langsam, klar und deutlich mit multisensorischer Unterstützung
gesprochen wird (gegebenenfalls unter Nutzung audiovisueller und digitaler Medien).
Kompetenzbereich Sprechen
(zusammenhängendes Sprechen und an Gesprächen teilnehmen)
Die Schülerinnen und Schüler können
– mit multisensorischer Unterstützung Laute und bereits erarbeitete Wörter und Phrasen bei möglichst
verständlicher Aussprache und Intonation bewusst mit- und nachsprechen.
– und mit bereits erarbeiteten sprachlichen Mitteln sowie auf Basis ihrer bisherigen sprachlichen
Erfahrungen zu vertrauten Themen und Inhalten interagieren.
Kompetenzbereich Lesen
Die Schülerinnen und Schüler können
– kurze Wörter und Phrasen ganzheitlich wiedererkennend mitlesen und verstehen, wenn Laut- und
Schriftbild erarbeitet wurden.
Kompetenzbereich Schreiben
Die Schülerinnen und Schüler können
– erste Wörter nach Vorbild schreiben, wenn Laut- und Schriftbild erarbeitet wurden.
2. Schulstufe:
Kompetenzbereich Hören
Die Schülerinnen und Schüler können
– Wörter und kurze Äußerungen (Fragen, Aussagen, Anweisungen) zu vertrauten Themen und Inhalten
erfassen und verstehen, wenn sehr langsam, klar und deutlich mit multisensorischer Unterstützung
gesprochen wird (gegebenenfalls unter Nutzung audiovisueller und digitaler Medien).
– aus kurzen Hörtexten mit geringem Wortschatz zu vertrauten Themen und Inhalten Informationen
erfassen und verstehen, wenn sehr langsam, klar und deutlich mit multisensorischer Unterstützung
gesprochen wird.
Kompetenzbereich Sprechen
(zusammenhängendes Sprechen und an Gesprächen teilnehmen)
Die Schülerinnen und Schüler können
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– mit multisensorischer Unterstützung Laute und bereits erarbeitete Wörter und Phrasen bei möglichst
verständlicher Aussprache und Intonation bewusst mit- und nachsprechen.
– mit bereits erarbeiteten Wörtern und Phrasen über vertraute Themen und Inhalte sehr kurze
Informationen geben.
– mit bereits erarbeiteten sprachlichen Mitteln zu vertrauten Themen und Inhalten unter Einhaltung
elementarer Gesprächsregeln kurze Dialoge führen.
Kompetenzbereich Lesen
Die Schülerinnen und Schüler können
– kurze Wörter und Phrasen ganzheitlich wiedererkennend lesen, verstehen und mit einem situativen
Kontext in Verbindung bringen, wenn Laut- und Schriftbild erarbeitet wurden.
Kompetenzbereich Schreiben
Die Schülerinnen und Schüler können
– kurze Wörter und Phrasen nach Vorbild schreiben und Unterschiede zwischen Laut- und Schriftbild
wahrnehmen.
3. Schulstufe:
Kompetenzbereich Hören
Die Schülerinnen und Schüler können
– kurze Äußerungen (Fragen, Aussagen, Anweisungen) zu vertrauten Themen und Inhalten erfassen und
verstehen, wenn langsam und deutlich gesprochen und gegebenenfalls multisensorisch unterstützt
wird (gegebenenfalls unter Nutzung audiovisueller und digitaler Medien).
– aus kurzen Hörtexten mit geringem Wortschatz zu vertrauten Themen und Inhalten Informationen
erfassen und verstehen, wenn langsam und deutlich gesprochen und gegebenenfalls multisensorisch
unterstützt wird.
Kompetenzbereich Sprechen
(zusammenhängendes Sprechen und an Gesprächen teilnehmen)
Die Schülerinnen und Schüler können
– erarbeitete Wörter und kurze Äußerungen bei möglichst verständlicher Aussprache und Intonation
bewusst mit- und nachsprechen, allenfalls mit multisensorischer Unterstützung.
– mit erarbeiteten Phrasen und Äußerungen über vertraute Themen und Inhalte kurze Informationen
geben, allenfalls mit multisensorischer Unterstützung.
– mit erarbeiteten sprachlichen Mitteln zu vertrauten Themen und Inhalten unter Einhaltung von
Gesprächsregeln kurze Dialoge führen, allenfalls mit multisensorischer Unterstützung.
Kompetenzbereich Lesen
Die Schülerinnen und Schüler können
– kurze Wörter und Phrasen ganzheitlich wiedererkennend lesen, verstehen und mit einem situativen
Kontext in Verbindung bringen.
– kurze Texte in einfacher Sprache (Dialoge, Kinderbücher, Sach- und Gebrauchstexte ua.) zu vertrauten
Themen und Inhalten mitlesen sowie wesentliche Informationen erfassen und verstehen.
Kompetenzbereich Schreiben
Die Schülerinnen und Schüler können
– Wörter und Phrasen nach Vorbild schreiben, das fremdsprachliche Schriftbild bewusst wahrnehmen
und in Beziehung zu ihren eigenen Sprachen setzen.
– kurze Texte zu vertrauten Themen und Inhalten mit einzelnen Wörtern ergänzen und verändern.
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4. Schulstufe:
Kompetenzbereich Hören
Die Schülerinnen und Schüler können
– kurze Äußerungen (Fragen, Aussagen, Anweisungen) zu vertrauten Themen und Inhalten erfassen und
verstehen, wenn langsam und deutlich gesprochen und gegebenenfalls multisensorisch unterstützt
wird (gegebenenfalls unter Nutzung audiovisueller und digitaler Medien).
– aus kurzen Hörtexten in einfacher Sprache zu vertrauten Themen und Inhalten Informationen
erfassen, Details verstehen und gegebenenfalls mit ihrem Weltwissen in Beziehung setzen, wenn
langsam und deutlich gesprochen und gegebenenfalls multisensorisch unterstützt wird.
Kompetenzbereich Sprechen
(zusammenhängendes Sprechen und an Gesprächen teilnehmen)
Die Schülerinnen und Schüler können
– erarbeitete Wörter und alltägliche Äußerungen bei möglichst verständlicher Aussprache und
Intonation mit- und nachsprechen, allenfalls mit multisensorischer Unterstützung.
– mit erarbeiteten alltäglichen Äußerungen über vertraute Themen und Inhalte kurze Informationen
geben, allenfalls mit multisensorischer Unterstützung.
– mit erarbeiteten sprachlichen Mitteln zu vertrauten Themen und Inhalten unter Einhaltung von
Gesprächsregeln kurze Gespräche führen, allenfalls mit multisensorischer Unterstützung.
Kompetenzbereich Lesen
Die Schülerinnen und Schüler können
– kurze Sätze lesen und verstehen.
– Texte in einfacher Sprache (ua. Geschichten, Sach- und Gebrauchstexte.) zu vertrauten Themen und
Inhalten lesen sowie wesentliche Informationen erfassen und Details verstehen.
Kompetenzbereich Schreiben
Die Schülerinnen und Schüler können
– Wörter und Phrasen sowie sehr einfache Sätze nach Vorbild schreiben.
– kurze Texte in einfacher Sprache zu vertrauten Themen und Inhalten auf Basis ihrer entwickelten
Schreibbereitschaft mit einzelnen Wörtern und Phrasen ergänzen und verändern.
Anwendungsbereiche
Anwendungsbereiche haben repräsentativen Charakter und bezeichnen handlungsorientierte
Themenfelder. Sie konkretisieren und präzisieren die Kompetenzbereiche und richten sich nach der aktuellen,
tatsächlichen Lebenswelt und den Interessen der Schülerinnen und Schüler sowie nach den Möglichkeiten
innerhalb des angestrebten Sprachniveaus.
Im Sprachunterricht gilt allgemein das Prinzip der sukzessiven Erweiterung der Lebenswelt. Themen werden
daher innerhalb der gesamten Primarstufe wiederkehrend und vertiefend behandelt und im Sinne des
Transferlernens auf ähnliche Situationen angewendet. Im Laufe der Primarstufe wird der Blick von der
persönlichen Lebenswelt um einzelne Aspekte der fremdsprachlichen Kultur erweitert, und die Wahrnehmung
und Akzeptanz von kulturellen Unterschieden wird gefördert.
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Bildungs-,Berufs- und Entrepreneurship Education Gesundheitsförderung
Lebensorientierung
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Informatische Bildung Interkulturelle Bildung Medienbildung
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Politische Bildung Reflexive Geschlechterpädagogik und 9Sexualpädagogik
Gleichstellung
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Sprachliche Bildung und Lesen Umweltbildung für nachhaltige Verkehrs- und
Entwicklung Mobilitätsbildung
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Wirtschafts-, Finanz- und
Verbraucher/innenbildung
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