Stefanie Tophoven/Ulrich Fischer
Ausgewählte Spielformen 2 gegen/mit 2
im Anfängerbereich für die Grundschule und die Orientierungsstufe
Inhalt:
1 Einleitung
2 Vom Spiel „Ball über die Schnur“ bis zum „Kleinfeldvolleyballspiel 2 gegen/mit 2“
2.1 2 mit 2 hintereinander „Ball über Schnur“
2.2 2 mit 2 hintereinander „Ball über Schnur mit Platzwechsel“
2.3 2 mit 2 hintereinander „Ins andere Feld wird gepritscht“
2.4 2 mit 2 hintereinander „Drei Ballkontakte sind Pflicht“
2.5 Übergang zum Spiel 2 mit/gegen 2 nebeneinander“
2.6 Werfen und Fangen noch einmal erlaubt
2.6.1 Möglichkeit A „Nur beim zweiten Ballkontakt Fangen/Werfen erlaubt“
2.6.2 Möglichkeit B „Nur beim ersten Ballkontakt Fangen/Werfen erlaubt“
2.7 Fangen und Werfen nicht mehr erlaubt
3 Literatur
1 Einleitung
Das Spiel 2 gegen 2 stellt die Wettkampfform im Beachvolleyball dar. Es hat aber auch in den
„Gegeneinander“ - und „Miteinander“ - Varianten für alle Leistungsstufen eine erhebliche
Bedeutung im Hallenvolleyball. Innerhalb der Anfängerschulung wird es in der Regel nach den 1
gegen/mit 1 Varianten, als erste echte „volleyballähnliche“ Spielform eingeführt (z. B. Lang et al.,
2007; Kröger, 2010; Papageorgiou & Czimek, 2012; Kittsteiner & Hilpert, 2011), bei der zwei aus
jeweils zwei Spielern bestehende Mannschaften „miteinander gegeneinander“ spielen und in die
die Grundtechniken des Volleyballspiels schrittweise integriert werden.
Auf höherem Niveau eignet sich das Spiel 2 gegen/mit 2 als eine unverzichtbare variantenreiche
und intensive Spielform hervorragend für eine spielnahe Schulung der volleyballspezifischen
Fertigkeiten der Ballbehandlung und des grundlegenden taktischen Verhaltens. Darüber hinaus
kann damit im Training und bei leistungsstärkeren Gruppen im Schulsport die Aufwärmphase
motivierend und spielnah gestaltet werden.
In dem folgenden Beitrag steht ausschließlich das Spiel 2 mit/gegen 2 innerhalb der
Anfängerschulung im Mittelpunkt, die wir dann als abgeschlossen betrachten, wenn Fangen und
Werfen des Balles im Spiel nicht mehr erlaubt sind.
Die Spielformen richten sich vor allem an Lehrkräfte, die Volleyball am Ende der Primarstufe oder
zu Beginn der Orientierungsstufe einführen. Aus der Fülle möglicher Spielformen, haben wir die
ausgewählt, die sich nach unseren Erfahrungen für diese Altersstufen besonders gut eignen.
Im nächsten Newsletter folgen dann Beispiele für Spielvarianten, die für das untere und mittlere
Leistungsniveau geeignet sind.
2 Vom Spiel „Ball über die Schnur“ bis zum „Kleinfeldvolleyballspiel 2 gegen/mit 2“
Organisatorische Voraussetzungen:
Gespielt wird über ein längs durch die Halle 2m bis 2.20m hoch gespanntes Baustellenband (bei
der Darstellung der Spielformen als Netz bezeichnet) auf Feldern (3m bis 5m breit und 6m bis 10m
lang), deren Größe von der jeweiligen Spielvariante und dem Fertigkeitsniveau der Schüler
abhängt.
Falls möglich, ist es zur Reduzierung der Schwingungen sinnvoll, das Baustellenband mehrfach zu
befestigen, außerdem müssen die Füße der Ständer durch kleine Kästen oder Klebeband fixiert
werden. Für alle Varianten, in die volleyballspezifische Techniken der Ballbehandlung integriert
werden, sollten Schulvolleybälle (light Bälle) zur Verfügung stehen.
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2.1 2 mit 2 hintereinander „Ball über die Schnur“
Der wesentliche Vorteil dieser Spielform besteht in der sehr klaren Aufgabenverteilung, die für
Anfänger das Spiel erleichtert. Darüber hinaus können im Vergleich zu der „Nebeneinander-
Variante“ etwas schmalere und damit mehr Spielfelder markiert werden.
Sobald diese Spielform einigermaßen beherrscht wird, sollte allerdings zur Integration der
volleyballspezifischen Entscheidungsprozesse in das Spielgeschehen möglichst schnell die
Aufstellung nebeneinander gewählt werden.
Abb. 1a Abb. 1b Aufstellung und Spielfeld:
- Ein Spieler befindet sich am Netz, der Partner deckt das
Hinterfeld ab.
- Spielfeldgröße etwa 3m breit und 8 bis 10m tief.
Regeln:
- Miteinander spielen, d. h. möglichst viele
Netzüberquerungen ohne Bodenkontakt des Balles
- nur zwei Ballkontakte in einer Mannschaft, das
Spiel wird dadurch deutlich intensiver
- Ball wird beidhändig geworfen und gefangen
- mit dem Ball darf nicht gelaufen werden
D wirft den Ball B dreht sich
Wechsel der Positionen (z. B.):
über das Band mit dem Ball - Ansage durch die Lehrkraft
zur Gegen-seite und wirft - nach einer vorgegebenen Zahl von Netzüberquerungen
(1), A fängt, wirft beidhändig zur - nacheinander spielt jeder mit jedem in der Vierergruppe
möglichst schnell Gegenseite
(„Schockwurf“) zu (3), D fängt Tipps für das Spiel:
B (2), B fängt den den Ball und - Das Fangen und anschließende Werfen sollte von beiden
Ball. wirft zu C (4) Spielern möglichst ohne Pause erfolgen.
usw.
- Je flacher der Hinterspieler ans Netz wirft, umso schneller
wird das Spiel.
- Der Wurf über das Netz kann auch im Sprung erfolgen.
- Zur Intensivierung mit zwei Bällen gleichzeitig spielen.
2.2 2 mit 2 hintereinander „Ball über die Schnur mit Platzwechsel“
Abb. 2a Abb. 2b Abb. 2c
Die Spielform 2.1 bleibt nahezu
unverändert. Allerdings wechseln beide
Spieler nach jeder Netzüberquerung ihre
Positionen (Abb. 2a und 2b) und damit
auch ihre Aufgaben. Die Spieler sollten
sich dabei vorher auf Laufwege
verständigen, damit es keine
Zusammenstöße gibt. Es kann auch
eine Markierung vorgegeben werden,
die von dem Spieler, der ins Hinterfeld
wechselt, zunächst berührt werden
muss, bevor er wieder spielbereit ist.
Zusätzlich können hinter dem Spielfeld
Unmittelbar nach Unmittelbar nach wartende Schüler in den Platzwechsel
dem Wurf von B dem Wurf von C einbezogen werden (siehe Abb. 2c).
übers Netz bewegt übers Netz, B läuft auf die Beschreibung des Ablaufs unter den
sich B ins Hinterfeld bewegt sich C ins Warteposition hinter der Grafiken.
und A kommt ans Hinterfeld und D Grundlinie und F kommt
Netz. kommt ans Netz. auf das Feld.
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2.3 2 mit 2 hintereinander „Ins andere Feld wird gepritscht. “
Abb. 3a Abb. 3b Abb. 3c
Die Spielform 2.2 bleibt nahezu
unverändert. Der Ball muss nun selbst
angeworfen und ins andere Feld
gepritscht werden. Beide Spieler
wechseln nach jeder Netzüberquerung
weiterhin ihre Positionen (Abb. 3a bis c)
und damit auch ihre Aufgaben.
Die Flugkurven des gepritschten Balles
sind rot, die des geworfenen Balles
schwarz markiert worden.
Beschreibung des Ablaufs unter den
Grafiken.
C wirft sich den B fängt den Ball, D fängt, wirft auf C
Ball selbst an dreht sich zum (4) und bewegt sich
und pritscht über Netz, pritscht den zum Netz hin.
das Netz (1) auf selbst C fängt den Ball,
A. angeworfenen Ball dreht sich zum Netz,
A fängt den Ball auf D (3) und pritscht den selbst
und wirft zu B (2) bewegt sich zurück angeworfenen Ball
und bewegt sich ins Hinterfeld. auf B (5) und
zum Netz hin. bewegt sich zurück
ins Hinterfeld usw.
2.4 2 mit 2 hintereinander „Drei Ballkontakte sind Pflicht“
In dieser Spielform ändern sich zwei
Abb. 4a Abb. 4b Abb. 4c wichtige Vorgaben:
a) Es werden nicht zwei, sondern drei
Ballkontakte in einer Mannschaft verlangt.
Das Spiel entspricht damit der
Grundstruktur des Wettkampfspiels, wird
aber auch deutlich bewegungsärmer
(Abb. 4a/b/c).
b) Der am Netz zugeworfene Ball (3/6)
muss direkt über das Netz gepritscht
werden.
Die Zusatzaufgabe mit dem ständigen
Platzwechsel der beiden Spieler bleibt
bestehen.
C wirft sich den B fängt den Ball D fängt den Ball, Beschreibung des Ablaufs unter den
Ball an und und wirft zu A (3). wirft zu C (5), C
fängt und wirft zu Grafiken.
pritscht auf A (1). A pritscht direkt
A fängt den Ball, über das Netz D (6),
wirft zu B ans auf D (4) und D pritscht direkt
Netz (2) und läuft wechselt auf die über das Netz auf
sofort zum Netz. Position von B. B (7) usw.
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2.5 Übergang zum Spiel 2 mit/gegen 2 nebeneinander
Die Spielform 2.4 wird dreifach verändert:
Abb. 5a Abb. 5b a) In der Hintereinander – Aufstellung wird nun
gegeneinander gespielt,
b) gleichzeitig die Spielfeldbreite auf 5m erhöht und
c) die Laufstrecke bei dem Positionswechsel deutlich
verlängert (bis zu einer Markierung hinter dem Feld siehe
Abb. 5b).
Die gemeinsame Auswertung mit den Schülern, wie sich
diese Modifikationen auswirken, könnte etwa folgendes
Ergebnis haben:
Der Hinterspieler muss jetzt ein deutlich breiteres Feld
abdecken. Er hat daher bei vielen Angriffen des Gegners
keine Chance, den Ball zu erreichen. Außerdem ist es durch
die Länge des Laufweges schwierig, wieder rechtzeitig in
Spiel mit drei Ballkontakten auf jeder
Seite, Spielfeld deutlich breiter, nach Position am Netz zu kommen. Besser ist es daher, wenn
dem Ballkontakt verlängerte Lauf- beide Spieler nebeneinander im Spielfeld den Angriff
strecke bei dem Positionswechsel. erwarten und dann situativ entscheiden, wer zum Zuspiel
ans Netz läuft.
2.6 Fangen und Werfen nur noch einmal erlaubt
Als letzten Zwischenschritt vor der Endform des Spiels 2 mit/gegen 2 bieten sich zwei mögliche
Spielformen an.
2.6.1 Möglichkeit A „Nur beim zweitem Ballkontakt Fangen/Werfen erlaubt“
Abb. 6a Abb. 6b Abb. 6c Der von C übers Netz gespielte Ball
darf nicht mehr gefangen werden,
sondern wird zu B, der ans Netz
gelaufen ist, gebaggert oder
gepritscht (Abb 6a). B fängt diesen
Ball und wirft zu A, der ans Netz
vorgerückt ist und direkt ins andere
Feld pritscht (Abb. 6b), gleicher
Ablauf bei C und D, genauere
Beschreibung unter den Grafiken.
Zunächst steht wieder das Spiel
miteinander im Mittelpunkt. Sobald
gegeneinander gespielt wird, kann
C pritscht aus einer B fängt den Ball und D pritscht oder aus der Vorgabe, den Ball in der
netznahen Position wirft den Ball so zu A baggert zu C (5), C Annahme nicht mehr zu fangen, die
ins andere Feld (hier (3), dass dieser fängt und wirft den Notwendigkeit abgeleitet werden,
auf A) (1) und geht direkt über das Netz Ball hoch zu D (6).
sofort zurück in die D pritscht oder
eine Lösung für das Spielen flacher
pritschen kann (4).
Abwehr. Sobald A Anschließend baggert bei zu flach Bälle zu finden und damit die
erkennt, dass er bewegen sich beide zugeworfenen Einführung des Baggerns zu
angespielt wird, ruft sofort zurück in die Bällen direkt über begründen.
er „Ich“. B läuft ans Abwehrposition. das Netz auf A oder Diese Spielvariante wird auch für
Netz, sobald er B (7) usw.
erkennt, dass A
U-12 Volleyballturniere innerhalb des
annehmen muss. A Schulsports/ Vereinssport zugrunde
baggert oder pritscht gelegt (WVV, 2012, S. 100).
auf B (2).
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2.6.2 Möglichkeit B „Nur beim ersten Ballkontakt Fangen/Werfen erlaubt“
Abb. 7a Abb. 7b
Der von C übers Netz gespielte Ball darf von A noch
gefangen und zu B, der ans Netz gelaufen ist,
geworfen werden (Abb. 7a). B pritscht diesen Ball zu
A, der ans Netz vorgerückt ist und direkt ins andere
Feld pritscht (Abb 7b), genauere Beschreibung unter
den Grafiken.
Bei Möglichkeit B ist zwar die Annahmesituation
entschärft worden, dafür muss allerdings
anschließend zweimal hintereinander gepritscht
werden (das erste Mal nach einer Körperdrehung),
ebenfalls eine durchaus schwierige Aufgabe.
Für viele Schüler stellt das Baggern eine relativ
C pritscht aus einer B pritscht direkt zu A
netznahen Position ins
schwierige Technik der Ballbehandlung dar. Man
(3) und A pritscht
andere Feld (hier auf A) ebenfalls direkt über sollte daher u. E. nicht zu lange mit der Einführung
(1) und geht sofort das Netz zu D und C warten.
zurück in die Abwehr. (4). Anschließend Bevor nun Fangen und Werfen nicht mehr „erlaubt“
Sobald A erkennt, dass bewegen sich A und B sind, kann auch eine Variante gespielt werden, in der
er angespielt wird, ruft er beide sofort zurück in
„Ich“. B läuft ans Netz,
die Mannschaften situativ entscheiden können, ob
die Abwehrposition.
sobald er erkennt, dass D fängt den Ball usw. der erste oder zweite Ballkontakt gefangen werden
A annehmen muss. A darf.
fängt den Ball und wirft
hoch auf B (2).
2.7 Fangen und Werfen nicht mehr erlaubt
In der Endform, wenn nur noch die volleyballspezifischen Techniken der Ballbehandlung eingesetzt
werden dürfen, stellt das Spiel 2 mit oder gegen 2 trotz der reduzierten Spielerzahl und
Spielfeldgröße erhebliche Anforderungen an die Schüler:
situationsspezifische Übernahme der unterschiedlichen Aufgaben (Annahme, Zuspiel, Angriff)
von den beiden Spielern
frühe Verständigung über die Ballannahme und das Zuspiel
Annahme in den freien Raum, wenn der Zuspieler seine Position noch nicht erreicht hat
Zuspiel nach einer Laufbewegung und einer Körperdrehung
nach dem Angriff schnelle Rückkehr in die Verteidigungsposition von beiden Spielern
Gerade diese Anforderungen machen das Spiel aber auch so wertvoll für die Schulmethodik und
Trainingspraxis im Verein. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Schüler zwar
gefordert, aber nicht überfordert werden, indem unterschiedlich schwierige Varianten angeboten
werden, die sich an dem oft schwachen technischen Niveau der Schüler orientieren. Hier bieten die
oben dargestellten unterschiedlichen Spielformen zur schrittweisen Integration von Baggern und
Pritschen gute Möglichkeiten der inneren Differenzierung. Darüber hinaus sollten die Mannschaften
über eine längere Zeit selbst entscheiden können, wie sie die Spielregeln verändern, damit ein
attraktives Spielgeschehen erreicht werden kann. Soll schon gegeneinander oder noch miteinander
gespielt werden, ist das einmalige Fangen des Balles noch erlaubt, wie viele Ballkontakte sind
vorgeschrieben, muss eine Zusatzaufgabe ausgeführt werden usw.?
Das Spielgeschehen wird auch durch ein breites (4,5 bis 5m) und nicht zu tiefes Feld (8 bis 10m)
und ein etwas erhöhtes Netz (2.30 bis 2.40m) erleichtert. Die Dominanz der im Vergleich zum
Baggern erheblich sichereren Pritschtechnik lässt sich damit deutlich erhöhen.
5
3 Literatur:
Kittsteiner, J. & Hilbert, G. (2011). Spielend Volleyball lernen - 25 Stundenbilder für Schule und
Verein. Wiebelsheim: Limpert.
Kröger, Ch. (2010). Volleyball - ein spielgemäßes Vermittlungsmodell. Schorndorf: Hofmann.
Lang, H., Schulz. W., Grimm, A., Aichroth, M., Aichroth, E. & Elsäßer A. (2007). Volley – Spielen –
eine Hinführung zum Duo – Volleyball. Schwäbisch Gmünd: Gaiser Print Media.
Papageorgiou, A. & Czimek, V. (2012). Volleyball spielerisch lernen (3. Aufl.). Aachen: Meyer &
Meyer.
Westdeutscher Volleyball - Verband e. V. (Hrsg.) (2012). Volleyball im Schulsport - Handreichung für
den Sportunterrricht ab der Primarstufe (4. verb. Aufl.). Nolte: Iserlohn.