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Max Euwe - Rudolf Teschner - Endspieltheorie Und - Praxis-De Gruyter (1984)

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Max Euwe

Endspieltheorie und -praxis


Max Euwe

Endspieltheorie und -praxis

Mit 214 Diagrammen

Übersetzt von Rudolf Teschner

wDE

G
Walter de Gruyter • Berlin • New York
1984
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Euwe, Max:
Endspieltheorie und -praxis / Max Euwe. — Berlin ; New York :
de Gruyter, 1983.
ISBN 3-11-008444-9

© Copyright 1983 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshand-


lung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J. Trübner, Veit & Comp.,
Berlin 30
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Über-
setzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie,
Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages re-
produziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder
verbreitet werden. Printed in Germany. Satz und Druck: Arthur Collignon, Berlin.
Bindearbeiten: Dieter Mikolai, Berlin. Einbandentwurf: Rudolf Hübler, Berlin
Zum Geleit

Der holländische Mathematiker Dr. Max Euwe (20. 5. 1901 - 26. 11. 1981) hat
sich schon in jungen Jahren den größten Schachspielern seiner Zeit wie Aljechin
und Capablanca in Wettkämpfen als ebenbürtig erwiesen. Trotzdem wirkte es in
der Schachwelt als Sensation, als es ihm im Jahre 1935 gelang, den wegen seines
phantasievollen Angriffsspiels bewunderten Russen Aljechin in einem Marathon-
match mit 9:8 Punkten bei 13 Remispartien zu besiegen und Weltmeister zu wer-
den.
Es ist eine Binsenweisheit, daß ein Spitzenspieler auch ein hervorragender End-
spieler sein muß. In der Schlußphase hat Euwe oft feines Verständnis, Geduld,
Ausdauer und Genauigkeit bewiesen. Er hat gezeigt, daß die erfolgreiche Verwer-
tung eines Endspielvorteils kein trockener Vorgang ist, sondern Phantasie und
Einfallsreichtum verlangt. Ein Kommentator sagte von ihm, er habe „die Prosa
des Endspiels durch poetische Studienpointen ,überspielt'".
Von Hans Kmoch ist Dr. Euwe als „Genie der Ordnung" abgestempelt worden.
Davon profitieren die vielen Leser seiner erfolgreichen Schachlehrbücher. Sie sind
an Übersichtlichkeit und Zuverlässigkeit nicht zu übertreffen. Das vorliegende,
dem Endspiel gewidmete Werk war die letzte literarische Arbeit des holländischen
Großmeisters. Sie beruht auf Band 4 der „Praktischen Schaaklessen" (8. vollstän-
dig bearbeitete Auflage 1980) und vermittelt dem Leser die Kenntnis des moder-
nen, für die Praxis notwendigen Endspielwissens.

Berlin, im Herbst 1983 Rudolf Teschner


Inhalt
Zum Geleit V
Vorbemerkung 1
Einleitung 1
Einige allgemeine Bemerkungen vorab 2

1. Das Mattsetzen des alleinigen Königs (aK) 6


A. Die einfachsten Mattführungen 6
B. Mattführung mit Springer und Läufer 6
C. Mattführung von zwei Springern gegen König und Bauer . . . . 13
D. Leichte Figur und Bauer gegen aK 20

2. Bauernendspiele 23
A. König und ein oder zwei Bauern gegen aK 23
B. König und Bauer gegen König und Bauer 25
1. Bauern auf der gleichen Linie 25
2. Bauern auf angrenzenden Linien 26
3. Der Wettlauf der Freibauern 28
C. König und zwei Bauern gegen König und Bauer 29
1. Doppelbauer 30
2. Gedeckter Freibauer 32
3. Zurückgebliebener Bauer 35
4. Verbundene, noch nicht festgelegte Bauern 37
5. Die weißen Bauern sind vereinzelt, keiner der Bauern ist frei. 40
6. Der überzählige Bauer ist ein Freibauer 42
D. König und zwei Bauern gegen König und zwei Bauern 45
1. Tempokampf 45
2. Gedeckter Freibauer 47
3. Rückständiger Bauer 48
4. Entfernter Freibauer 49
5. Kampf auf verschiedenen Flügeln:
König gegen zwei Bauern 51
E. Mehr Bauern: Beispiele aus der Praxis 53
1. Tempokampf 53
2. Gedeckter Freibauer 54
3. Rückständiger Bauer 55
4. Entfernter Freibauer 55
5. Zwei Kuriositäten 57

VII
3. Endspiele ohne Bauern 60
A. Einleitung: Die Möglichkeiten, aufgeschlüsselt 60
B. Selten vorkommende Endspiele 61
1. Zwei Läufer gegen Springer 61
2. Turm und leichte Figur gegen zwei Springer 62
3. Dame gegen Dame 63
4. Dame gegen Turm und leichte Figur 65
C. Dame(n) und leichte Figur(en) 66
1. Dame und Läufer oder Springer gegen Dame 66
2. Dame gegen zwei Läufer 67
3. Dame gegen zwei Springer 68
4. Dame gegen Springer und Läufer 68
D. Turm(Türme) und leichte Figur(en) 69
1. Turm gegen Läufer 69
2. Turm gegen Springer 71
3. Turm und Läufer gegen Turm 74
4. Turm und Springer gegen Turm 78
5. Dame gegen Turm 79

4. Figur gegen einen oder mehrere Bauern 83


A. Springer gegen Bauer(n) 83
1. Springer gegen einen Bauern 83
2. Springer gegen zwei Bauern 85
3. Springer gegen drei verbundene Bauern 87
4. Springer und Bauer gegen Bauer 88
B. Läufer gegen Bauer(n) 89
1. Läufer gegen einen Bauern 89
2. Läufer gegen zwei Bauern 89
3. Läufer gegen drei Bauern 90
4. Läufer und Bauer gegen Bauer 91
C. Turm gegen Bauer(n) 94
1. Turm gegen einen Bauern 94
2. Turm gegen zwei Bauern 99
3. Turm gegen drei verbundene Bauern 99
D. Dame gegen Bauer(n) 101
5. Figuren und Bauern gegen Figuren 104
A. Springer und Bauer(n) gegen Springer 104
B. Springer und Bauer(n) gegen Läufer 108
C. Läufer und Bauer(n) gegen Springer 111
D. Läufer von gleicher Farbe und Bauer(n) 113
E. Läufer von ungleicher Farbe und Bauer(n) 116
F. Turm und Bauer gegen Springer 120
G. Turm und Bauer gegen Läufer 121
H. Turm und Bauer gegen Dame ' 125

VIII
6. Turm und Bauer gegen Turm 128
A. Verteidigender König vor dem Bauern 128
B. Verteidigender König seitlich zum Bauern 129
1. Bauer auf der 7. Reihe 129
2. Bauer auf der 6. Reihe 131
3. Bauer auf der 4. oder 5. Reihe 136
C. Verteidigender König ist abgeschnitten 137
D. Turm und Randbauer gegen Turm 141

7. Die übrigen Turmendspiele 147


A. Turm und zwei verbundene Bauern gegen Turm 147
B. Turm und f- und h-Bauer gegen Turm 152
C. Turm und zwei Bauern (vereinzelt mit Ausnahme des f- und h- oder
a- und c-Bauern) gegen Turm 160
D. Turm und Bauer gegen Turm und Bauer 161
E. Turm und zwei Bauern gegen Turm und Bauer 165
F. Turmendspiele mit beiderseits mehr Bauern 171

8. Damenendspiele 177
A. Dame und Bauer gegen Dame 177
B. Mehr Bauern auf beiden Seiten 185

9. Endspiele mit leichten Figuren 192


A. Läufer gegen Läufer 192
1. Läufer von gleicher Farbe 192
2. Läufer von ungleicher Farbe 195
B. Läufer gegen Springer 200
1. Guter Läufer gegen Springer 201
2. Schlechter Läufer gegen Springer 205
3. „Gewöhnlicher" Läufer gegen Springer 207
C. Springer gegen Springer 210
D. Zwei leichte Figuren auf beiden Seiten 213
1. Zwei Läufer gegen Läufer und Springer 213
2. Zwei Läufer gegen zwei Springer 215
3. Andere Kombinationen von zwei leichten Figuren 217

10. Die Qualität 219

IX
Vorbemerkung

Das Endspiel ist der Schlußteil der Schachpartie. Das Ergebnis der letzten Ge-
fechtshandlungen ist endgültig, diese bestimmen den Ausgang des Kampfes. Ein
weniger günstiger Verlauf der Eröffnung oder des Mittelspiels ist vielleicht noch
gutzumachen, eine Niederlage im Endspiel ist jedoch unwiderruflich. Ein sorgfälti-
ges Studium des Endspiels ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen.

Amsterdam 1980 Dr. M. Euwe

Einleitung

Es ist schwer zu sagen, welche der drei Phasen — Eröffnung, Mittelspiel oder
Endspiel — für den Ausgang der Partie am belangreichsten ist, sicher ist jedoch,
daß man das Studium der Schlußphase nicht vernachlässigen darf. Wer einmal
Anfänger bei der Arbeit gesehen hat (oder vielleicht einen schwachen Computer),
wird beobachtet haben, daß das schließliche Mattsetzen nach Erreichen großen
materiellen Ubergewichts oft mehr als schwerfällig abläuft. Es ist ein andauerndes,
unüberlegtes Jagen nach dem feindlichen König, anstatt ihn durch die Wegnahme
von Fluchtfeldern zielbewußt in eine Mattstellung zu bringen.
Im allgemeinen kann man sagen, und das gilt auch und vor allem für Spieler höhe-
ren Niveaus, daß einem Schachspieler der Zugang zu den höchsten Regionen ver-
sperrt bleibt, wenn er nicht in der Lage ist, einen erreichten Vorteil im Endspiel
zum Gewinn zu verdichten. Die großen Schachspieler dieses Jahrhunderts sind
ohne Ausnahme hervorragende Endspielkenner.

Wir können den zu behandelnden Stoff im Prinzip wie folgt einteilen:


a. Theoretische Endspiele, das sind Endspiele — im allgemeinen mit wenig Mate-
rial — die bereits durch Experten in näherer oder fernerer Vergangenheit voll-
ständig ausgearbeitet worden sind. Es ist wichtig, den Ausgang dieser End-
spiele im Kopf zu haben und ferner die Art der Spielführung in großen Zügen
zu kennen.
b. Halb-theoretische Endspiele, worunter wir hier Endspiele verstehen — ebenfalls
mit wenig Material — die zu verschiedenen Zeitpunkten in theoretische End-
spiele übergehen können. Bei der Vorausberechnung ist es in diesen Endspie-

1
len von großem Belang, daß man jene Kenntnisse bereit hält, auf die weiter
unten hingewiesen wird,
c. Praktische Endspiele, das sind Endspiele aus der Praxis der Meister. Es geht
dabei um die Einschätzung allgemeiner Regeln und Richtlinien. Bei der Be-
handlung wird der Übergang nach a oder b fortwährend im Auge behalten und
die Möglichkeiten dazu werden sorgfältig erwogen.
Es ist nicht gut möglich, a und b getrennt zu behandeln. Die theoretischen und
beinahe-theoretischen Endspiele bilden zusammen das Hauptthema dieses Bu-
ches.
Der Kürze halber werden wir stets von theoretischen Endspielen sprechen. In
Übereinstimmung mit dem vorhandenen Material werden diese Endspiele über
eine große Anzahl von Kapiteln verteilt.
Um den Umfang dieses Buches einigermaßen zu begrenzen, werden auch die
praktischen Endspiele — obgleich in geringerer Zahl — in den für sie zuständigen
Kapiteln untergebracht. Diese Endspiele dienen ausschließlich zur Klärung und
als Beispiel bestimmter Richtlinien.
Die Endspiele der Meister illustrieren, daß das Endspiel die schwierigste Phase des
Spiels darstellt. In keiner anderen Rubrik werden so viele Fehler oder Ungenauig-
keiten begangen wie just dort. Man sollte das nicht erwarten (weil doch so wenig
Material vorhanden ist); das große Handikap ist jedoch, daß man zu wenig Hand-
haben hat, weil allgemeine Richtlinien fehlen, und diese, wenn es sie geben sollte,
sehr viele Ausnahmen zulassen. Deswegen ist die Zug-für-Zug-Berechnung in der
Form langzügiger Varianten die vorherrschende Methode. In dieser Hinsicht ist
das menschliche Denkvermögen sehr begrenzt (der Computer nicht) und das
merkt man vor allem, wenn eine Partie im Endspiel abgebrochen wird: vor dem
Abbruch größere und kleinere Fehler, danach auf der Basis sorgfältigen Studiums
eine häufig vollendete Abwicklung.

Einige allgemeine Bemerkungen vorab

Zu allererst führen wir den Begriff Mattpotential ein. Ein Spieler hat Mattpotenti-
al, wenn er über das Übergewicht einer oder mehrerer Figuren verfügt, womit der
allein übriggebliebene feindliche König mattgesetzt werden kann. So geben K + D ,
K+T, K+2L oder K + S + L Mattpotential, K+2S, K+S oder K + L jedoch nicht.
Ebensowenig ist K+L+verkehrter Randbauer oder K + B in einer Anzahl von Fäl-
len Mattpotential. Wenn die Gegenpartei außer dem König auch noch Bauern
und/oder Figuren hat, wird das ja oder nein von Mattpotential bestimmt durch den
Unterschied des gegenseitigen Materials.
So haben (wir lassen bei der nun folgenden Aufzählung die Könige auf beiden
Seiten weg): T + 2 L gegen T Mattpotential; ebenso T + L + S gegen T und T + 2 B
gegen T.

2
Das schließt nämlich ein, daß Abtausch des „überzähligen" Materials zu einer
Gewinnstellung für die stärkere Partei führt.
Dagegen haben: D + L gegen D kein Mattpotential, auch nicht D + S gegen D oder
selbst D + 2 S gegen D.
Gehen wir einmal auf den letzten Fall näher ein. Dame und zwei Springer haben
gegenüber der Dame kein Mattpotential, weil die Partie durch Verringerung des
Materials (nach Damentausch) remis ist. Zwei Springer können ja nicht mattset-
zen. Die Frage ist jedoch: Kann die schwächere Partei Damentausch erzwingen?
Im allgemeinen kann im Schach nur die stärkere Partei zwingend auftreten, so daß
dieses Endspiel von D + 2 S gegen D nur in Ausnahmefällen remis werden wird.
Entsprechend der Definition muß Mattpotential zu einem sicheren Gewinn füh-
ren, wenn die schwächere Partei nur noch den König behalten hat. Ferner wird
Mattpotential in ziemlich allen anderen Fällen ebenfalls zum Gewinn führen: Man
braucht ja nur das überzählige Material abzutauschen.
Andererseits will das Fehlen von Mattpotential noch nicht sagen, daß die Partie
remis werden muß. Dazu ein Beispiel.

Stellung 1 Schwarz hat wenig Auswahl; 1. ... Tf2


scheitert zum Beispiel an 2. h7f Kh8 3.
Tc8f.

2. Tc7—e7

In der Partie geschah 2. Ke7? Tf7f! 3.


Kf7: patt. Auf diese Art von Wendun-
gen muß die stärkere Partei fortwäh-
rend achten.

2.... Kh8-g8

Schwarz am Zuge Schwarz wartet ab. Er hält seinen


Turm auf f8, um zu verhindern, daß
Schwarz zieht, Weiß gewinnt (einer sich der weiße König nähert.
Partie Bäsman—Hartston, Southend
1968, entnommen). 3. L d 3 - f 5
Weiß hat kein Mattpotential, denn
Läufer und verkehrter Randbauer Weiß will den Übergang des Königs
können nicht gewinnen. Weiß muß also auf die g-Linie erzwingen.
Turmtausch vermeiden. Es folgt:
3.... Kg8-h8
1.... Kg8-h8 4. K e 6 - e 5

3
Er begibt sich hinter den Rücken des Betrachten wir ferner den Fall von drei
Läufers. leichten Figuren gegen den Turm. Drei
leichte Figuren sind ungefähr ebenso
4.... Kh8-g8 stark wie die beiden Türme. Der Mate-
5. K e 5 - f 4 Kg8-h8 rialunterschied ist also ungefähr ein
Turm, und so gesehen können wir vor-
Schwarz muß abwarten; 5. ... Tf7 geht aussetzen, daß die stärkere Partei
nicht wegen 6. Tc8t Tf8 7. h7f Kg7 8. Mattpotential hat. Andererseits steckt
Tf8: und so fort. keine Vereinfachung durch Tausch
gleichwertiger Figuren in der Stellung.
6. K f 4 - g 5 Tf8-g8t
Es gibt zwei Möglichkeiten.
a. 2 L + S gegen T
Nach 6.... Kg8 7. Kg6 ist das Ende so-
Die stärkere Partei wird danach trach-
fort da (7. ... Kh8 8. Th7f Kg8 9.
ten, den feindlichen König in eine Ecke
Le6t).
zu treiben. Die drei leichten Figuren
7. Lf5—g6 Tg8-f8 bestreichen eine so große Zahl von
Feldern, daß es nicht so schwer sein
Auf 7. ... Tb8 folgt dieselbe Fortset- kann, dieses Ziel zu erreichen. Schachs
zung wie im Text: 8. Lf7 und nun: des Turms werden durch Dazwischen-
I. 8. ... Kh7 9. Le6f Kh8 10. Kg6 usw. stellen pariert. Das Opfer des Turms
(nach 10. ... Tb7 nicht 11. Tb7:? patt, gegen eine leichte Figur braucht die
sondern 11. Te8 matt). stärkere Partei nicht zu fürchten, weil
II. 8. ... Tf8 9. Le6 Tb8 (Zugzwang) die übrigbleibenden Leichtfiguren in
10. Kg6 usw. jedem Falle Mattpotential haben (2L
III. 8. ... Td8 9. Le6 Tf8 10. Kh5! oder S+L).
(nicht 10. Kg6? wegen 10. ... Tf6f!) b. 2 S + L gegen T
1 0 . . . . Tb8 ( 1 0 . . . . Tf2 führt zum Matt: Bei der Behandlung dieses Endspiels
11. T e 8 t Kh7 12. Lg8t usw.) 11. Kg6 muß die stärkere Partei sehr sorgfältig
und gewinnt. zu Werke gehen, denn das Opfer des
Turms gegen den Läufer führt zu ei-
8. L g 6 - f 7 Tf8-b8 nem Remisendspiel (zwei Springer
können nicht mattsetzen).
8. ... Kh7 9. L e 6 t Kh8 10. Kh5! Das In-die-Ecke-Treiben des feindli-
kommt auf dasselbe hinaus (siehe Va- chen Königs sollte wohl gelingen, wo-
riante 3 der vorigen Anmerkung). bei sich der Läufer nicht in der Frontli-
9. L f 7 - e 6 Tb8-f8 nie befinden wird. Gleichwohl kann
aber der Läufer auch aus großem Ab-
Sonst folgt 10. Kg6. stand Aktivität entfalten, und so ist der
Ausgang dieses Endspiels bei sorgfälti-
10. K g 5 - h 5 ! ger Behandlung unzweifelhaft.
Im Gegensatz zu anderen Partiephasen
und Schwarz ist im Zugzwang, wie aus spielt der König im Endspiel eine
Variante 3 beim 7. Zug von Schwarz höchst belangreiche Rolle. Es ist nicht
hervorgeht. schwer, Stellungen zu konstruieren, in

4
denen in einem Bauernendspiel sogar Es macht in vielen Fällen nur wenig
eine Mehrheit von vier Bauern nicht Unterschied, ob die schwächere Partei
für den Gewinn ausricht; wenn nämlich einen oder zwei Bauern zusätzlich hat.
der König der stärkeren Partei nir- In dem soeben angeführten Fall mit
gends einzudringen vermag. zwei Springern kann der zusätzliche
In vielen Fällen kann es von entschei- Bauer allein nur eine negative Wirkung
dender Bedeutung sein, ob der König haben. Es kann aber vorkommen, daß
der stärkeren Partei ein bestimmtes der Springer allein den entscheidenden
Feld zu besetzen vermag. Stoß versetzt, wenn die verteidigende
In Bauernendspielen ist es der König, Partei noch einen Bauern hat, der un-
der sich den feindlichen Freibauern freiweillig mitwirkt, die Bewegungs-
entgegenstellt und die eigenen Bauern freiheit des eigenen Königs zu be-
stützt. In Endspielen mit leichten Figu- schneiden.
ren kann der König bisweilen auf ein Es gibt eine Anzahl ausgezeichneter
starkes Feld kommen und so die feind- Endspielbücher, unter anderem von
lichen Manöver vollständig lahmlegen. Reuben Fine, David Hooper und Paul
In Turmendspielen leistet der König Keres. Wenn man über Endspiele
ausgezeichnete Dienste, sei es, daß er schreibt, ist es bald unvermeidlich, daß
den feindlichen Turm daran hindert, man angesichts der genannten Bücher
auf die erste oder zweite Reihe vorzu- zu übereinstimmenden Feststellungen
dringen (bzw. 8. und 7.), sei es, daß er kommt; vor allem, weil auch diese Bü-
seine Bauern gegen einen bereits ein- cher zu einem nicht unwichtigen Teil
gedrungenen Turm schützt. Selbst in über Untersuchungen und Komposi-
Damenendspielen übernimmt der Kö- tionen aus ferner Vergangenheit be-
nig eine aktive Rolle, indem er stracks richten (müssen).
durch eine Salve von Schachgeboten Eine Anzahl der in diesem Teil gege-
der feindlichen Dame über das Brett benen Vorbilder der theoretischen
spaziert und am oberen Rand die Um- Endspiele ist dem Buch A perfect gui-
wandlung eines eigenen Bauern beför- de to chess endgames" von Hooper ent-
dert. nommen. Ich bin dem Autor für seine
Bei der nun folgenden Einteilung der Zustimmung dankbar, daß viele seiner
Endspiele haben wir uns nicht immer Beispiele, wenn auch auf andere Weise
ängstlich an die gezogenen Grenzen beleuchtet, in diesem Buch einen Platz
gehalten. Wenn es zum Beispiel um die gefunden haben.
Mattführung des blanken Königs geht, In Keres' Standardwerk habe ich eben-
haben wir aus Gründen der Methodik falls allerlei finden können, was für die
in das diesbezügliche Kapitel 1 auch Behandlung ziemlich schwieriger End-
das Endspiel K+2S gegen K + B einbe- spiele von größter Bedeutung ist.
zogen. Darin wird nämlich einer Was die praktischen Endspiele betrifft,
gleichartigen Prozedur gefolgt wie im habe ich (vor allem in den letzten Ka-
Endspiel K + S + L gegen K: das Trei- piteln) aus Fine's „Basic chess endings"
ben des Königs in die Ecke und das schöpfen können sowie aus meiner
Wegnehmen von Fluchtfeidern, über „Endspiellehre", die bei K. Rattmann,
die der König zu entkommen droht. Hamburg, herausgekommen ist.

5
1. Das Mattsetzen des alleinigen Königs (aK)
Wir unterscheiden die folgenden Abschnitte:
A. Die einfachsten Mattführungen
B. Mattführung mit Springer und Läufer
C. Mattführung von zwei Springern gegen König und Bauer
D. Leichte Figur und Bauer gegen aK

A. Die einfachsten Mattführungen


Die folgenden Mattführungen sind elementar: K + D gegen K; K + T gegen K und
K+2L gegen K. Es ist überflüssig, sie hier eigens zu behandeln, da sie höchstens
jeweils 10, 17 und 18 Züge erfordern (erheblich weniger also als die Grenze von
50 Zügen, die nach den F.I.D.E. [Weltschachbund]-Regeln bei „Strafe" des Re-
mis nicht überschritten werden darf). Man braucht in diesen Fällen daher keine
Zeit zu vergeuden, um nach dem absolut kürzesten Weg zu suchen.

B. Mattführung mit Springer und Läufer


Etwas anders steht es mit der Mattführung von K + L + S gegen den aK. Für diese
Mattführung braucht man bei bester Fortsetzung 34 Züge, so daß es in diesem
Endspiel sehr wohl von Belang ist, mit der Anzahl der Züge sparsam umzugehen.
Drei Richtlinien sind bei der Behandlung zu beachten:
1. Der schwarze König wird in die Ecke getrieben, die vom Läufer beherrscht
wird.
2. Springer und Läufer bestreichen soviele Felder wie möglich, wenn diese Figuren
auf derselben Farbe stehen.
3. Bei optimaler Stellung von Springer und Läufer treibt der weiße König seinen
Kollegen in die Mattecke (Springer und Läufer brauchen also vorläufig nicht be-
wegt zu werden — die „Treibarbeit" verrichtet der König).
Beim Nachspielen der auf diesen Regeln basierenden Gewinnführung stellt man
jedoch fest, daß es nicht einfach ist, die ziemlich beschwerliche Prozedur zu voll-
ziehen. Oft wird man erfahren, daß es wohl glückt, den König an den Rand zu
treiben, daß man aber dann in einem bestimmten Moment nicht weiterkommt

6
oder — noch schlimmer — daß der König entschlüpft und das Endspiel wieder ganz
von neuem beginnen muß. Das Matt muß aber in höchstens 50 Zügen erzwungen
werden, und bei fehlerfreiem Spiel kann man es in beliebiger Stellung auch in 34
Zügen schaffen; aber 2 x 34 ist viel mehr als 50. Der Schachfreund sollte es
einmal mit einer Stellung versuchen, in der die Figuren über das Brett verstreut
sind und dem König noch alle vier Brettränder offenstehen. Kleine Ungenauigkei-
ten in der Zugführung kann er sich noch erlauben, aber auch nicht mehr als das.
Das eine und andere macht ein eingehenderes Studium notwendig, und dieses
Studium beginnt — wie durchgehend jedes Studium — mit der Endphase. Man
muß ein Ziel vor Augen haben, noch besser mehr als eins, von wo aus das Matt mit
Sicherheit zu erreichen ist.

Stellung 2 denen aus die Schlußphase zwangsläu-


fig zu erreichen ist.
g§f Ü m
§§ Hf Stellung 3

• • (Standardposition)

m,
• •
m
"C B
ü§ Hf

• #¡ I i " ••
Weiß am Zuge

Dem schwarzen König stehen nur zwei


Felder offen, und dann ist das Matt
schnell und einfach zu erreichen:
H M ¡ü
Weiß am Zuge
1. Sb7—a5 Kbl-al
2. Sa5—c4 Kai—bl
3. S c 4 - a 3 t Kbl-al 1. Lei—d2
4. L g 5 - f 6 matt.
Weiß engt das Gebiet des schwarzen
Viel weiser ist der Leser hiervon nicht Königs weiter ein: es umfaßt nun die
geworden, denn die große Frage bleibt: Felder a l , a2, a3, a4, b l und b2.
Wie bekommt man den König in eine Weiß hätte auch 1. Lb4 spielen und so
so beengte Stellung? das Gebiet am anderen Rand einengen
Wir suchen also nach der vorletzten können; unbedingt nötig war aber we-
Phase und nach mehr Stellungen, von der das eine noch das andere.

7
Weiß hätte auch zuerst seinen König herrscht. Der schwarze König kann
näher heranführen können. dann nicht ausbrechen, und sein Ge-
genüber hat genügend Zeit, sich zu nä-
1.... Kb2-a3 hern. Die Hilfe des Königs ist nur nötig
2. K f 8 - e 7 zum Vollzug des Matts.
Nicht immer ist es möglich, unmittel-
Der weiße König soll das Mattnetz zu- bar die Standardstellung zu erreichen,
ziehen. Sein erstes Ziel ist, die Felder wohl aber beispielsweise die folgende
a3 und a4 dem schwarzen König weg- Abwandlung:
zunehmen.

2.... Ka3-a4 Stellung 4


3. Ke7—d6 Ka4-a3
4. Kd6—c5 Ka3-a4
5. K c 5 - b 6 Ka4-a3
6. K b 6 - b 5 Ka3-b2
7. K b 5 - b 4 Kb2-a2
8. Ld2—cl

So wird dem schwarzen König noch das


Feld b2 versperrt, wonach bald die La-

ge in Stellung 2 entsteht:

8.... Ka2—bl m, W, Hü m§
9. Lei—a3 Kbl—a2
10. K b 4 - a 4 Ka2-bl Schwarz am Zuge
11. K a 4 - b 3 Kbl—al

Das Ziel ist erreicht, Weiß setzt in drei Der Ausgang nach e2 ist versperrt,
Zügen matt. doch der schwarze König kann noch
Hätte Weiß 1. Lei—b4 gespielt, wäre über b3—c4 fliehen. Dieses nun muß
die Mattführung analog verlaufen, der weiße König verhindern.
doch hätte der weiße König dann über
f2 eingreifen müssen, um den König in 1.... Kcl—c2
waagerechter Richtung in die Ecke zu 2. K e 7 - d 6 Kc2-b3
treiben. 3. Kd6—c5 Kb3-c2
Gehen wir von einer willkürlichen Stel-
lung aus, so handelt es sich bei der Ver- Wie nun weiter? Wer sicher zu Werke
folgung des schwarzen Königs darum, gehen will, wird danach trachten,. die
diese Standardstellung zu erreichen Standardposition zu vollenden, indem
(eventuell spiegelbildlich an einer an- er den Springer von f4 nach d4 bringt.
deren Stelle des Brettes). Wo der wei- Allerdings nicht sofort, denn dann ent-
ße Läufer steht, spielt keine Rolle, so- kommt der schwarze König über d3.
lange er nur die Diagonale a5—el be- Daher:

8
4. Kc5—c4 Kc2—dl König nicht rechtzeitig gekommen,
5. Lei—a5 Kdl—c2 weil mit 3. ... K d l der weiße Läufer
6. Sf4-e6 Kc2—dl angegriffen gewesen wäre.
7. Se6-d4 Spiegelbildlich ergeben sich die über-
einstimmenden Stellungen für die an-
Die Standardstellung ist erreicht. dere Ecke.
Dieselbe Lage kann sich auch am an- In einem Spiegelbild von Stellung 3
deren Rand ergeben: S auf d6, Läufer können die weißen Figuren dann bei-
auf der Schrägen el—a5. Der Springer spielsweise wie folgt stehen: Se5, Lh4;
verhindert das Entkommen über aus Stellung 4 wird: Sc5, Ld8, und Stel-
c4—b5 und daher muß der weiße Kö- lung 5: Sc4, La4.
nig rechtzeitig die Felder d3 und e2 be- Zusammengenommen haben wir, in-
herrschen. dem wir über Standardpositionen mit
Variationen verfügen, bereits eine gro-
ße Anzahl Grundstellungen in unserer
Stellung 5 Gruppe erfaßt.
Bevor wir mit schwierigeren Stellungen
beginnen, zuvor noch eine Position, die
in vielen Endspielbüchern als Stan-
dardvorbild erscheint, wie man den
schwarzen König von der verkehrten
Seite in die richtige Ecke treibt.


Ü
• Stellung 6

Schwarz am Zuge

Eine zweite Variation der Standard-


stellung.
Allein über dl—e2 kann der schwarze
König entkommen, doch das kann der
weiße König rechtzeitig verhindern.
l.... Ka3-b2
2. K h 6 - g 5 Kb2—c2 Weiß am Zuge
3. K g 5 - f 4 Kc2—dl
4. K f 4 - e 3 und gewinnt.
Der schwarze König steht in der fal-
Stünde der weiße Läufer in der Aus- schen Ecke.
gangsstellung auf e l , wäre der weiße Die Treibjagd beginnt:

9
1. Sd5-c7f Ka8-b8 9. S e 7 - g 6 Ke8-f7
2. Lgl—f2 10. S g 6 - e 5 f .

Tempozüge spielen in dieser Mattfüh- Die Standardposition ist erreicht.


rung oft eine Rolle. Will man etwas von dieser Mattfüh-
rung haben, dann muß man sie in einer
2.... Kb8—c8 Stellung anwenden können, in der der
schwarze König in der verkehrten Ecke
3. L f 2 - a 7 steht und die weißen Leichtfiguren
willkürlich auf dem Brett verstreut
Das erklärt den vorigen Zug von Weiß: sind. Weiß muß dann dafür sorgen, daß
der Läufer so geführt wird, daß der
3.... Kc8-d8 König nicht weglaufen kann, und da-
nach wird er den Springer heranbrin-
4. S c 7 - d 5 gen.
Auf diese Weise haben wir zwar nicht
Mit 4. Kd6 Kc8 erreicht Weiß nichts. den kürzesten Weg zum Matt gefun-
den, wohl aber den sichersten.
4.... Kd8-e8
Der schwarze König begibt sich „frei-
willig" in die Mattecke, weil 4. ... Kc8 Stellung 7
die Aufgabe von Weiß erleichtert: 5.
Se7f Kd8 6. Kd6 Ke8 7. Ke6 Kf8 (7.
... Kd8 8. Lb6t Ke8 9. Sc6 Kf8 10. Se5
führt bald zu einem Spiegelbild der
Standardposition) 8. Sc6 Kg7 9. Lb6
Kg6 10. Ld8 Kh5 11. Se5 = Standard-
position.
5. K c 6 - d 6 Ke8-f7

5. ... Kd8 6. Se7 führt zu der eben er-


wähnten Variante.

6. S d 5 - e 7 Kf7-f6 Weiß am Zuge

6. ... Ke8 7. Ke6 ist bereits behandelt 1. Sei—d3 Ka8-b8


worden. 2. S d 3 - b 4 Kb8—c8
3. L f 2 - b 6
7. L a 7 - e 3 Kf6-f7
8. Le3—g5 Kf7-e8 Verhindert die Flucht.

Oder 8. ... Kg7 9. Ke6 Kf8 10. Sg6f 3.... Kc8-b8


Kg7 11. Se5 (Standardposition). 4. S b 4 - d 5 Kb8—c8

10
Eine kleine Schwierigkeit: nach 5. Sc7 Steüung 8
würde der König nun via d8 entkom-
men können.
Mit Schwarz am Zuge ginge es beque-
mer, und daraus folgt, daß Weiß besser
daran getan hätte, bei einem seiner er-
sten Züge ein Tempo zu verlieren, zum
Beispiel wie folgt: 1. Sd3 Kb8 2. Le3! <S§>fJ6É wm.
Kc8 3. Lb6 Kb8 4. Sb4 Kc8 5. Sd5 Kb8
6. Sc7 Kc8 7. La7 usw.

m mm rn
Es geht nun zwar auch, jedoch entlang
der anderen Randreihe. s m

5. L b 6 - a 5 Kc8-b8 Weiß am Zuge


6. La5—c7f Kb8-a7
1. Kai—b2 Ke4-d3
6. ... Kc8? 7. Sb6 matt. Ferner folgt 2. Sa8—c7 Kd3—c4?
auf 6 . . . . Ka8 7. Lb6 Kb8 8. Sc7 Kc8 9.
La7 usw. (Stellung 6). Besser ist 2. ... Ke4, welcher Zug spä-
ter besprochen wird.
7. S d 5 - b 6 Ka7-a6
3. Kb3—c2!
8. L c 7 - b 8 und so fort.
Stärker als 2. Se6. Der schwarze König
Beschließt Weiß, den ursprünglichen ist nun vorzüglich eingeklemmt.
„Leidensweg" des schwarzen Königs
zu erzwingen, geht dies wie folgt: 3.... Kc4-b4
4. K c 2 - d 3 Kb4-b3
7. Lc7-b6f
Oder 4 . . . . Ka5 5. Kc4 Ka4 6. Lb6 Ka3
Anstelle von 7. Sb6. 7. Sb5f Kb2 8. Sd4, und Weiß erreicht
mit 9. La5 die Standardposition.
7.... Ka7-a8
5. Lei—g5 Kb3-b2
Oder 7. ... Kb8 8. Sc7 usw.
Oder 5 . . . . Ka4 6. Kc4 Ka5 7. Lf2 Ka4
8. Sd5-e7f Ka8-b8 8. L e i Ka3 9. Sb5f nebst 10. Sd4
(Standardposition).
9. Lb6—gl Kb8—c8
10. L g l - a 7 usw. 6. Lc5—b4 Kb2-b3
7. L b 4 - d 2 Kb3-a4
Wir wollen nun probieren, eine Vor- 8. Kd3—c4 Ka4-a3
stellung von der Mattführung aus einer 9. Sc7-b5f und
willkürlichen Anfangsstellung heraus 10. S b 5 - d 4 (Standard-
zu bekommen. position)

11
Wir betrachten nun eine Abzweigung, 6. L h 2 - g 3
in der Schwarz mehr Widerstand leistet
(von Stellung 8 aus). Ein Tempozug, um Feld d5 für den
weißen König zu bekommen.
1. Kai—b2 Ke4-d3
2. Sa8—c7 Kd3-e4! 6 Kc6-b6

Der schwarze König behauptet sich so- Nach 6. ... Kd7 7. Kd5 Ke7 8. Le5
lange wie möglich in der Mitte. Kd7 9. Ld6 wird der König an den
Rand getrieben und Weiß kann bald
3. Kb2—c3 Ke4-e5 die bei Stellung 6 angegebene Proze-
4. Kc3—c4 dur einschlagen.

7. K c 4 - d 5 Kb6-b7
Stellung 9
Oder 7 . . . . Ka5 8. Kc5 Ka4 9. L e i Kb3
10. Se6 Kc2 11. Sf4 Kdl 12. La5, siehe
Stellung 4.

8. Kd5—c5 Kb7-b8
w.
Nach 8. ... Ka7 9. Kc6 Kb8 10. Lf2
oder nach 8. ... Kc8 9. Kc6 Kd8 10.
Lh4f Kc8 11. Lg5 Kb8 12. Le3 ist der
Übergang zur Stellung 6 erreicht.
www
9. Kc5—c6 Kb8-a7
Schwarz am Zuge
Oder 9 . . . . Kc8 10. Lh4 Kb8 11. Lf2 =
Wir untersuchen hier: Stellung 6.
a. 4. ... Kd6 und
b. 4. ... Ke4. 10. L g 3 - f 2 f Ka7-b8
11. Lf2—e3 usw. Siehe Stellung 6
a. 4.... Ke5-d6 b. (Von Stellung 9 aus.)
5. Lgl—h2f Kd6—c6
4.... Ke5-e4
Es ist nicht möglich, alle Gegenzüge zu
untersuchen. Wir müssen uns auf den Indem er mit seinem König solange wie
beschränken, mit dem Schwarz seinen möglich in der Mitte bleibt, kann
König so weit wie möglich von der Schwarz den längsten Widerstand lei-
Mattecke entfernt hält und so die be- sten.
handelten Standardstellungen vermei-
det. 5. Lgl—d4

12
Eines der Mittel, um den König näher Auf 7. ... Kf5 folgt 8. Le5.
an den Rand zu treiben.
8. Kd5—e5 Kf3-e2
5.... Ke4-f3

5. ... Kf5 6. Kd5 Kf4 kommt auf das- Nach 8. ... Kg2 9. Kf4 K f l 10. Kf3
selbe heraus und 5. ... Kf4 6. Kd3 Kf5 K e l 11. Lc3t hat Schwarz die Wahl
(6. ... Kf3 7. Se6) 7. Ke3 geht schnel- zwischen 11. ... Kd4 12. Se4 = Stan-
ler. dardposition, und 11. ... K f l 12. Sf4
6. K c 4 - d 5 Kf3-f4 Kgl 13. Sh3f K f l 14. Sf2 Kgl 15. Ld4
7. S c 7 - e 6 f Kf4-f3 = Stellung 6.

C. Mattführung von zwei Springern gegen König und


Bauer
Mit zwei Springern ist das Matt des aK nicht zu erzwingen. Ein Bauer kann jedoch
für die schwächere Partei nachteilig sein. Er ermöglicht oft unter bestimmten Um-
ständen, das Matt zu erzwingen.
Das Prinzip ist einfach: Mit zwei Springern setzt Weiß den König patt, wonach der
überzählige Bauer ziehen muß und Weiß eventuell Zeit hat, eine Mattstellung zu
erreichen.

Stellung 10 1. S e 2 - f 4 e3—e2
2. S f 4 - g 6 t Kh8-h7
3. S g 6 - f 8 f Kh7-h8

• ÜP• jjj 4. Sf5—e7


5. S e 7 - g 6
e2—elD
matt.
II W
ü §§ Mit Schwarz am Zuge gelingt es auch;
aber Weiß muß dann eine kleine Vor-
bereitung treffen um ein Tempo zu
verlieren:
HP i§f 4h ¡§¡1 HJ
H M Wt H
Kh8-h7
2. K f 7 - f 6 Kh7-h8
Weiß oder Schwarz am Zuge Nach 2. ... Kh8 3. Ke7 geht es einen
Zug schneller.
Weiß am Zuge setzt in fünf Zügen
matt: 3. K f 6 - e 7 Kh8-g8

13
Oder 3. ... Kh7 4. Kf7 Kh8 5. Sf4 usw. Andernfalls entkommt der König über
f8.
4. K e 7 - e 8 Kg8-h8 2.... Kg8-h8?
5. K e 8 - f 8 Kh8-h7
Richtig ist 2 . . . . Kh7, worauf 2. Kf7 die
6. K f 8 - f 7 Kh7-h8
Flucht verhindern muß und nach 3. ...
Kh8 die Anfangsstellung entsteht, wie-
Damit haben wir die Anfangsstellung
derum mit Weiß am Zuge.
mit Weiß am Zug erreicht.
Mit dem d-Bauer anstelle des e-Bau- 3. K e 7 - f 7 Kh8-h7
ern liegen die Sachen anders. 4. S d 2 - e 4 usw.
Probieren wir es auf eine andere Ma-
Stellung 11 nier.
1. K f 7 - g 6 Kh8-g8
V/ZK/// 2. S f 5 - g 7 Kg8-f8
y / m 3. K g 6 - f 6 Kf8-g8
4. S g 7 - e 6 Kg8-h7!
W///W 4 . . . . Kh8? verliert: 5. Kg6 Kg8 6. Se4.

5. K f 6 - g 5 Kh7-g8!
6. K g 5 - g 6 Kg8-h8

¡3 ¡§ 'WM
MMY/
wyyy//
und Weiß kommt nicht weiter; er hat
drei freie Züge nötig, um gewinnen zu
können und angesichts der vorgerück-
ten Stellung des schwarzen Freibauern
Weiß oder Schwarz am Zuge verfügt Weiß nicht über ausreichende
Zeit.
Weiß am Zug kann nicht gewinnen; Einen besonderen Fall gibt die unten-
wohl aber glückt es mit Schwarz am stehende Stellung.
Zuge.
Schwarz am Zug: Stellung 12
1.... Kh8-h7 §1 M 11 H
2. S d 2 - e 4 d3-d2
3. S e 4 - f 6 f Kh7-h8
iü lü 11'S? I I
4. S f 5 - e 7 d2—dlD H II B •
5. S e 7 - g 6 matt.

Mit Weiß am Zuge erreicht Weiß das


Matt nur bei fehlerhaftem Gegenspiel. • p B p
Wir probieren:
1. Kf7—f6
2. K f 6 - e 7
Kh8-g8
H In J
• •
Weiß oder Schwarz am Zuge

14
Schwarz am Zug. Aus dem Vorhergehenden können wir
zwei Schlüsse ziehen.
1.... Kh8-h7 1. Matt ist nur möglich, wenn der Kö-
2. S f 2 - g 4 f3—f2 nig in die Ecke getrieben werden
3. Sg4-f6f Kh7-h8 kann.
4. S f 5 - e 7 f2—flD 2. Die Chance auf Gewinn ist um so
5. S e 7 - g 6 matt. größer, je weniger weit der schwar-
ze Bauer vorgerückt ist. Dann ist je-
Weiß am Zug. Zunächst ist eine Um- weils Zeit für die Springer, die gu-
gruppierung der Figuren notwendig. ten Felder aufzusuchen.
Danach garantiert eine kleine Finesse In den gegebenen Beispielen war der
den Sieg. schwarze Bauer so weit vorgerückt,
daß Weiß nur zwei freie Züge hatte,
1. K f 7 - g 6 Kh8-g8 was nicht in allen diesen Fällen ausrei-
2. Sf5-g7 Kg8-f8 chend erscheint.
Es geht zuerst darum, den schwarzen
Oder 2.... Kh8 3. Se6 Kg8 4. Sg4 f2 5. König in die Ecke zu treiben. König
Sf6t Kh8 6. Sg5 f l D 7. Sf7 matt. und Springer sind dazu im allgemeinen
nicht imstande, sie können aber wohl
3. K g 6 - f 6 Kf8-g8 den König an den Rand drängen. In
4. S g 7 - e 6 Kg8-h7 einigen Stellungen glückt es dann au-
ßerdem, den König in die Ecke zu be-
Oder 4. ... Kh8 5. Kf7 Kh7 6. Sg4, sie- kommen.
he die vorige Variante.

5. K f 6 - g 5 Kh7-g8 SteUung 13

Wiederum führt 5. ... Kh8 6. Kg6 Kg8


7. Sg4 zu der bereits gegebenen Va-
riante.

6. K g 5 - g 6 Kg8-h8
7. K g 6 - f 7 Kh8-h7
8. Sf2-g4!

Das ist die schöne Pointe, womit die


Flucht des Königs verhindert wird. Ei-
ne zufällige Konstellation macht es
möglich. Weiß am Zuge

8.... f3—f2 Weiß gewinnt durch einige charakteri-


9. Se6-f8f Kh7-h8 stische Manöver.
10. S g 4 - f 6 f2—flD
11. S f 8 - g 6 matt. 1. S c 5 - b 7

15
Verhindert den Abzug des Königs zur Das folgende Endspiel aus der Praxis
entfernteren Ecke. (Turnier zu Hastings 1934/35) gibt ei-
nen Einblick in die Weise des Vorge-
I.... Kc8-b8 hens.
2. S b 7 - d 6 Kb8-a7
3. Kc6—b5!
Stellung 14
Nun ist der schwarze König einge- Lilienthal—Norman
schlossen.

3.... Ka7-a8

Auf 3. ... Kb8 wäre 4. Kb6 gefolgt.


4. K b 5 - a 6 Ka8-b8
5. K a 6 - b 6 Kb8-a8

Hier steht der schwarze König auf ei-


nem Feld, das für den zweiten Springer
mit Schachgebot erreichbar ist.

6. Sh3—f4 h4—h3 Weiß am Zuge


7. S f 4 - d 5 h3—h2
8. Sd5-c7f Ka8-b8 Die Stellung ist für Weiß verhältnismä-
9. Sc7-a6f Kb8-a8 ßig günstig, weil der schwarze Bauer
10. S d 6 - e 8 h2—hlD weit zurückgeblieben ist. Es folgte:
II. Se8—c7 matt.
1. S e 4 - f 2 Kel-fl
Schwarz am Zuge würde mit 1. ... Kd8 2. S f 4 - d 3 Kfl—g2
die Freiheit wählen, womit die direkten 3. K e 3 - f 4 Kg2-h3
Gefahren gewichen wären. Der schwarze König muß so schnell
Dagegen führte 1. ... Kb8? regelrecht wie möglich aus der Ecke weg. Nach 3.
zum Untergang wegen 2. Kd7 Ka7 3. ... Kh2 4. Kg4 Kg2 kann Weiß den an-
Kc7 usw. deren Springer bereits mobilisieren: 5.
Nur in Ausnahmefällen ist es möglich, Sc3 b5 6. Sd5 b4 7. Se3f Kh2 8. Sei b3
daß der König mit Hilfe eines Sprin- 9. Sf3t Khl 10. Kg3 b2 11. Sg4 b l D
gers den feindlichen König in die Ecke 12. Sf2 matt.
treiben kann. Regelmäßig ist die Mit-
wirkung des anderen, vorderhand un- 4. Sd3—el Kh3-h4
beweglichen Springers erforderlich. 5. Sei—g2f
Dieser Springer, obschon unbeweglich,
Beim Hochtreiben des Königs ist so ein
kann dem schwarzen König zuweilen
Springerschach von der Seite oft wir-
eine Anzahl Felder nehmen und damit
kungsvoll.
bei der Einschließung des Königs mit-
wirken. 5.... Kh4-h5

16
Nach 5. ... Kh3? 6. Kf3 entsteht ein gründlich untersucht und ist zu ejner
Spiegelbild von Stellung 13. Anzahl bemerkenswerter Schlußfolge-
rungen gekommen, auf die wir später
6. K f 4 - f 5 Kh5-h6 noch zurückkommen.
7. S g 2 - f 4 Kh6-g7
8. K f 5 - e 6 Kg7-f8
Stellung 15
Nach 8 . . . . Kg8 9. Ke7 Kg7 kann Weiß
wieder den anderen Springer heranho-
len: 10. Sd6 und Matt in wenigen Zü-
gen.

9. S f 4 - h 5 Kf8-e8
13 Im
10. Sh5-g7f
<S|B

Das Schach von der Seite.

10.... Ke8-d8
iff 'Mm iü? ifff
Nach 10. ... Kf8 11. Kf6 entsteht wie-
Weiß am Zuge
der die Variation von Stellung 13.
1. Sf6—d5! Ka4-b3
11. Ke6—d6 Kd8—c8
12. Sg7-e6 Kc8-b7
Der schwarze König begibt sich in die
Höhle des Löwen; aber das war nicht
Der unbewegliche Springer kommt be-
zu vermeiden.
reits zur Geltung.
Nach 1. ... Ka5 2. Sdb4 Ka4 3. Kb6
Kb3 4. Kb5 entsteht eine mit der Text-
13. Se6—c7 Kb7—c8
folge erreichte Stellung.
14. K d 6 - e 7 Kc8-b8
15. K e 7 - d 8 Kb8-b7 2. S d 5 - b 4 Kb3-b2
16. K d 8 - d 7 Kb7-b8
17. S c 7 - a 6 | Kb8-b7 Es führt kein Weg zurück; auf 2. ...
18. S a 6 - b 4 Kb7-b8 Ka4 folgt 3. Kb6 Kb3 4. Kb5.
19. Sb5—d6 b6—b5
20. Sb4—c6f Kb8-a8 3. Kc5—c4 Kb2—al
21. Kd7—c7 b5—b4 4. Kc4—c3 Kai—bl
22. Sd6—c4 b4—b3 5. Kc3—b3 Kbl-al
23. S c 4 - b 6 matt. 6. Sa2—c3! und matt

Wir lassen eine der vielen Analysen Ein hübsches Muster, das an eine
des großen Endspielkomponisten Komposition denken läßt; aber daß so
Troitzki folgen. Dieser hat das Pro- etwas auch in der Praxis vorkommen
blem der zwei Springer gegen Bauer kann, lehrt das folgende Endspiel.

17
Stellung 16 2. ... Kc7 3. Sd8 Kb6 4. Kd6 führt zur
gleichen Stellung, während 2. ... Kc7
Lilienthal—Smyslov (Moskau 1941)
3. Sd8 Kc8 4. Se6 Kb7 5. Kd6 den Pro-
zeß beschleunigt.

mmmmm9m 3. K e 7 - d 6
4. S f 7 - d 8
Kb7-b6
Kb6-b5

m w
/MrMr/m 5. K d 6 - d 5 Kb5-b6

Der schwarze König kehrt zurück, weil


Gefahr droht, daß Stellung 15 entsteht:
5 . . . . Ka4 6. Kc4 Ka5 7. Kc5, und nun:
1. 7. ... Ka4 8. Sc6 Kb3 9. Scb4 und
¡1 H H H wir gelangen zur Abwicklung von Stel-
Schwarz am Zuge lung 15.
2. 7. ... Ka6 8. Se6,
Es folgte:
2a. 8. ... Ka5 9. Sc7 Ka4 10. Sd5 Ka5
1.... Kc7—c8? 11. Sdb4 usw., siehe Stellung 15
2b. 8 . . . . Kb7 9. Kb5 Kc8 10. Kc6 Kb8
Troitzki hat nachgewiesen, daß
11. Sc5 Kc8 12. Sb7 usw. (Stellung 13).
Schwarz mit 1. ... Kb6 hätte Remis
machen können: 2. Kd6 Kb5 3. Kd5
Kb6. Er merkt ferner an, daß Schwarz 6. S d 8 - e 6 Kb6-b5
das Remis sicherstellt, wenn er in das 7. Se6—c7f
Gebiet e8-d7-c6-c5-c4-d4-e4-f4-g5-
h6 eindringt. In der Stellung, die nach Das Schach von der Seite.
3. ... Kb6 entstanden ist, kann Weiß
das nicht auf die Dauer verhindern. 7.... Kb5-b6
Der Nachweis ist nicht einfach zu füh-
ren, aber Troitzki hat diese und viele Nach 7. ... Ka4 8. Kc4 gewinnt Weiß
ähnliche Feststellungen vortrefflich entsprechend der beim 5. Zug gegebe-
nachgewiesen und so wichtige Hinwei- nen Varianten.
se für die Behandlung dieser schwieri-
gen Endspiele gegeben. 8. K d 5 - d 6 Kb6-b7
9. S c 7 - d 5 Kb7—c8
2. Se5—f7! 10. K d 6 - e 7

In der Partie geschah 2. Sd3?, das das


Der schwarze König darf nicht ent-
Remis besiegelte. Der Textzug und die
kommen.
weitere Ausarbeitung sind wieder von
Troitzki.
10.... Kc8-b7
2.... Kc8-b7 11. Ke7—d7 Kb7-b8

18
11. ... Ka6 12. Kc6 Ka7 13. Se7 Ka6 dige Beherrschung ist allein Größen
14. Sc8 führt zu einer Stellung der wie Troitzki gegeben, der ein Lebens-
Textfolge. werk daraus gemacht hat.
Die Gewinnchancen hängen aufs eng-
12. S d 5 - e 7 Kb8-b7 ste mit dem Stand des schwarzen Bau-
13. S e 7 - c 8 Kb7-a6 ern zusammen. Troitzki gibt als äußer-
ste Stellung der verschiedenen Bauern:
Nach 13. ... Kb8 14. Sd6 Ka7 15. Kc6 a4-b6-c5-d4-e4-f5-g6-h4. Donner, der
Ka6 16. Sb7 entsteht ein Spiegelbild diese Endspiele ebenfalls studiert hat,
von Stellung 13. meint, daß der b-Bauer (oder g-Bauer)
zur Not auf b5 (resp. g5) stehen kann.
14. Kd7—c6 Ka6-a5 Ein schwieriges Problem bildete bis vor
15. Sc8-b6 Ka5-a6 kurzem die 50-Züge-Regel. Nach den
16. Sb6—c4 Ka6-a7 Experten erfordert die Mattführung ei-
17. Sc4-d6 Ka7-a6 ne Zügezahl zwischen 60 und 90. Die
18. S d 6 - b 7 Regeln der FIDE schreiben jedoch vor,
daß ein Spieler das Recht hat, Remis
Endlich wieder Stellung 13. Nun kann zu verlangen, wenn er nachweisen
der König nicht mehr aus der Ecke ent- kann, daß während 50 Zügen auf bei-
laufen. den Seiten kein Stein geschlagen und
kein Bauer gezogen worden ist.
18.... Ka6-a7 Dem ist zugefügt worden, daß die Teil-
19. Sb7—c5 Ka7-b8 nehmer eines Turniers vor Beginn des
20. K c 6 - d 7 Kb8-a7 Wettkampfes übereinkommen können,
21. Kd7—c7 Ka7-a8 daß für dieses Endspiel (und eventuell
andere Endspiele) eine Ausnahme ge-
Der schwarze König steht verkehrt und macht wird, indem zum Beispiel die
die Umgruppierung von Stellung 12 ist Höchstzahl der Züge von 50 auf 100
nötig, um mattzusetzen. Es muß also erhöht wird.
folgen: 22. Kb6 Kb8 23. Sb7 Kc8 24. Die Regelkommission der FIDE hat
Kc6 Kb8 25. Sd6 Ka7 26. Kb5 Kb8 27. nun im Kongreß von 1978 die Höchst-
Kb6 Ka8 28. Kc7 Ka7 29. Sb4! a2 30. zahl für die Endspiele „zwei Springer
Sc8f Ka8 31. Sc6 a l D 32. Sb6 matt. gegen Bauer" von 50 auf 100 herauf-
Mit der Behandlung dieser Endspiele gesetzt. Weiter steht dann die obenge-
hat der Leser einen Einblick in die nannte, durch Troitzki gezogene Gren-
Möglichkeiten dieses sehr beschwerli- ze, so daß es hier Endspiele betrifft, die
chen Endspiels erhalten. Die vollstän- theoretisch gewonnen sind.

19
D. Leichte Figur und Bauer gegen aK
Springer und Bauer gewinnen durchweg mühelos gegen den aK; doch es gibt eini-
ge Ausnahmefälle.

SteUung 17 Verteidigt der Springer den Bauern


von der anderen Randreihe (Sa5 deckt
c6), gewinnt die stärkere Partei. Der

m aK kann den Springer nicht schlagen,


weil dann der Bauer durchmarschiert.

Stellung 18

^fe ¡¡¡§ ¡¡¡§

Weiß oder Schwarz am Zuge

Weiß am Zuge gewinnt:

1. K g 2 - f 3 Kc7-d6
2. K f 3 - e 4

Weiß muß seinen Springer oder seinen Weiß oder Schwarz am Zuge
Bauern aufgeben.

2. ... Kd6xe7 Diese Stellung ist gleichwohl eine Aus-


3. Ke4—d5 und gewinnt nahme des soeben Gesagten. Der
Springer deckt den Bauern von hinten,
also kann der aK den S nicht schlagen;
( 3 . . . . Kd8 4. Kd6 Kc8 5. d7 usw., oder
aber der aK kann zwischen a8 und b7
3. ... Ke8 4. Ke6!)
hin und her ziehen, und dagegen kann
Weiß nichts tun, ohne den aK pattzu-
Schwarz am Zug macht remis: setzen (wenn der weiße König auf a6,
b6, c7 oder c8 erscheint).
1. ... Kc7-d6 Es gibt noch einen Ausnahmefall, bei
2. K g 2 - f 3 Kd8xe7 dem S+B gegen den aK nicht gewin-
3. K f 3 - e 4 K e 7 - d 6 usw. nen können.

20
SteUung 19 Die Erklärung ist, daß der Springer
stets von einem schwarzen Feld auf ein

vi m
üi
weißes springt und umgekehrt. Will der
Springer den aK zum Weichen zwin-
gen, dann muß der Springer auf einem
Feld der gleichen Farbe stehen
Hü (Se7—Kc7 oder S e 8 - K c 8 ) . Wenn
Weiß also nach dem ersten Zug auf ei-
IUP nem Feld der verkehrten Farbe steht,
dann bleibt das fortwährend so.
Läufer und Bauer haben es im allge-
meinen bequemer; es spielt keine Rol-
le, von welcher Seite aus der Bauer ge-
deckt wird.
Weiß oder Schwarz am Zuge Es gibt jedoch zwei Ausnahmefälle.

Der weiße König ist eingeschlossen, l. Stellung 20


und der Springer hat die Aufgabe, sei-
nen König zu erlösen.

Weiß am Zuge gewinnt:

1. S h 2 - f 3 Kc8—c7
2. S f 3 - d 4 Kc7—c8
3. S d 4 - e 6

Schwarz muß nun die Einschließung


des Königs aufgeben, wonach Weiß ge-
mächlich gewinnt.

Schwarz am Zuge macht remis: Weiß oder Schwarz am Zuge

1. ... Kc8—c7 Der weiße Bauer ist zuverlässig ge-


2. Sh2-f3 Kc7—c8 deckt, doch Weiß kann nicht verhin-
3. Sf3-d4 Kc8—c7 dern, daß der schwarze König zwischen
4. Sd4-e6f Kc7-c8 a8 und b7 hin- und herpendelt. Er-
scheint der weiße König auf einem
Der Springer kann den König weder Feld, wo er b7 deckt, wenn der schwar-
von c7 noch von c8 vertreiben. Die ze König sich auf a8 befindet, ist
Eselsbrücke lautet: kann der aK auf Schwarz patt.
ein Feld von derselben Farbe gehen, Der einzige Weg, den Weiß noch pro-
auf der der Springer steht, dann macht bieren kann, ist, den Läufer zu opfern,
er remis; sonst verliert er. aber auch das führt nicht zum Erfolg:

21
(weißer K auf c5) 1. Lb8 Kb8: 2. Kc6 Weiß gewinnt wie folgt:
Kc8 3. b 7 t Kb8 4. Kb6 patt.
2. Läufer und verkehrter Randbauer 1. L b 2 - f 6 !
können nicht gewinnen. Diese Regel
gilt nur dann, wenn der aK das Eckfeld
erreichen kann. Wird er aufgehalten, Die einzige Gewinnmöglichkeit be-
liegt der Gewinn natürlich auf der steht darin, dem schwarzen König alle
Hand. Felder zu nehmen und damit den Zug
Ein Beispiel anderer Art ist das folgen- b5—b4 zu erzwingen. Nach 1. Le5?
de. Obschon Weiß nur über einen Kd8 2. Kb5: Kc8 wäre die Stellung
Randbauern mit verkehrtem Läufer glatt remis, denn wenn der weiße Kö-
verfügt, kann Weiß doch gewinnen, nig a4 schlägt, gelangt der schwarze in
weil die schwarzen Bauern der eigenen die Ecke; das gleiche trifft auf 1. Kb5:?
Partei schaden. Nachdem sein König zu.
bewegungsunfähig gemacht ist, ist
Schwarz gezwungen, seinen b-Bauern 1. ... Kc8-b8
vorzurücken, und dadurch wird der 2. L f 6 - e 5 f Kb8-a7
weiße a- zum b-Bauern befördert, wo-
mit der Gewinn gesichert ist. Sonst geht es noch schneller:
a) 2. ... Ka8 3. Kb6 b4 4. ab4: usw.
b) 2. ... Kc8 3. Lc7 b4 4. ab4: usw.
Stellung 21
3. Le5—c7 Ka7-a8
!

Oder 3 . . . . Ka6 4. Lb6 b4 5. ab4: nebst


matt.
• A
All 4. K c 6 - b 6

Das Ziel ist erreicht: Schwarz muß


b5—b4 spielen.

4. ... b5—b4
Weiß am Zuge 5. a3xb4 und gewinnt.

22
2. Bauernendspiele
Wir unterscheiden die folgenden Abteilungen:
A. König und ein oder zwei Bauern gegen aK
B. König und Bauer gegen König und Bauer
C. König und zwei Bauern gegen König und Bauer
D. König und zwei Bauern gegen König und zwei Bauern
E. Mehr Bauern: einige Fälle aus der Praxis

A. König und ein oder zwei Bauern gegen aK


Die Endspiele König und Bauer gegen den aK gehören zu den einfachsten, daher
werden wir uns hier auf König und zwei Bauern gegen den aK beschränken.
Im allgemeinen ist dies eine einfache Sache; es können jedoch besondere Umstän-
de eintreten. Bei Doppelbauern ist der Gewinn gesichert, wenn diese nicht zu weit
vorgerückt sind und wenn der „Vordermann" dieser Bauern nicht unmittelbar
erobert werden kann. Hier eine Illustration der zwei genannten „Wenns".

Stellung 22

• Schwarz am Zuge macht remis durch 1.


... Kg7 mit Eroberung des „Vorder-

• mannes".
Weiß am Zuge kommt ebensowenig
weiter: 1. Kf6 Kf8 2. g7f Kg8 3. g6

• oder 3. Kg6 patt.


Auch ohne Doppelbauern können


kleine Finessen auftreten.

¡¡f ¡Ü i l i§
Weiß oder Schwarz am Zuge

23
Stellung 23 nicht bei vier Linien (siehe Abteilung
2).
(mit einer Variation*)
Noch ein einfaches Beispiel, aus dem
sich ein Aspekt ableiten läßt, der vor
m m if
Ii •
m mmm m • allem in Bauernendspielen fortwäh-
rend an der Tagesordnung ist: daß es
ein Nachteil sein kann, am Zuge zu
sein.

• ¡§§1 • m mm Stellung 24
§§M
iH H ili<Ä>
Weiß am Zuge

Zwei Varianten: 1. e5 Kg6 2. Kg2 Kf5


3. Kg3 Ke5 4. Kg4 Kf6, remis und 1.
Kg2 Kh4 2. Kf3 Kg5 3. Ke3 Kf6 remis.
Anzumerken ist, daß drei Linien von-
einander entfernte Bauern einigerma-
ßen verwundbar sind, während das
nicht der Fall ist, wenn die Bauern Weiß oder Schwarz am Zuge
dichter beieinander stehen und nur
zwei Linien voneinander getrennt sind.
In Stellung 23 stellen wir den weißen Weiß am Zug macht nur remis: 1. Kd2
Bauern e4 nach f4, im übrigen ändert Kd4:, oder 1. Kf2 Kf4:. Ist jedoch
sich nichts. Weiß gewinnt leicht: 1. f5 Schwarz am Zuge, dann gewinnt Weiß:
Kh6 2. Kg2 Kg7 3. h5 Kf6 4. h6. Die Auf 1. ... Kd4: folgt 2. Kf3 und auf 1.
Bauern beschirmen einander indirekt, ... Kf4: 2. Kd3 (der schwarze König
was nicht der Fall ist bei einem Ab- fungiert hier deutlich als der „Esel zwi-
stand von drei Linien, manchmal auch schen zwei Heuhaufen").

*) Man beachte den Unterschied zwischen den Wörtern „Variante" und „Varia-
tion". Variante bezieht sich auf eine andere Zugreihenfolge, Variation auf eine
andere Stellung.
B. König und Bauer gegen König und Bauer
Die zu verfolgende Strategie in diesen Endspielen hängt großenteils ab vom ge-
genseitigen Stand der Bauern.
Wir unterscheiden:
1. Bauern auf der gleichen Linie
2. Bauern auf angrenzender Linie
3. Die übrigen Fälle: Wettlauf der Freibauern

B 1. Bauern auf der gleichen Linie


Wenn die Bauern einander direkt ge- Schwarz hat die Opposition und macht
genüber stehen, wird durchweg eine remis. Keine Rettung bringt die Oppo-
der beiden Parteien am längeren Ende sition, wenn der schwarze Bauer auf
sein und den feindlichen Bauern er- der 6. Reihe geschlagen wird. Denn die
obern. Das braucht gleichwohl nicht Stellung Weiß: Kd6, Bd5, Schwarz
zum Verlust für die schwächere Partei Kd8 ist in jedem Falle für Schwarz ver-
zu führen, nämlich dann nicht, wenn loren, ob mit oder ohne Opposition.
diese in der Lage ist, nach dem Schla- Stellen wir nun im obigen Bild den
gen in die Opposition zu gehen. schwarzen König auf a6 und ändern im
übrigen nichts. Unter diesen veränder-
ten Umständen ist die Partie für Weiß
Stellung 25 gewonnen, weil sein König den Feind
(mit zwei Variationen) in seinen Bewegungen behindern kann.

f
• jj • ÜP
1. Kd7—c6!
Nach 1. Kd6 Kb7 2. Kc5 Kc7 wird die
fü Partie remis; doch nun kommt Schwarz

• • • ¡Ii
m I§ zu spät: 1. ... Ka7 2. Kc5 Kb7 3. Kd4:

¡¡¡"• Kc6 4. Ke5 usw. Man achte darum


stets darauf, daß der König in seinen
Ü §§ Bewegungen oft die Wahl hat. Ein Kö-

• • •
m nig, der von h8 nach h l gehen muß,

• • •
braucht nicht am rechten Rand zu blei-
• J I ben, sondern kann sich die Freiheit er-
lauben, die Route g7-f6-e5-e4-f3-g2-
Weiß am Zuge h l zu wählen, ohne damit Zeit zu ver-
lieren. Der gerade Weg ist hier nicht
Weiß kann nicht gewinnen.
der kürzere, denn alle Wege sind gleich
1. Kd7—c6 Ka7-b8 lang!
2. Kc6—c5 Kb8—c7 Stellen wir nun im Bild 25 den schwar-
3. Kc5xd4 Kc7-d6 zen König auf a5 und lassen wir alles

25
andere wie zuvor. Auch nun gewinnt Es ist deutlich, daß Schwarz nach 1. ...
Weiß: Ka6 zu spät kommt.
1. Kd7—c6!
Wieder dasselbe: der König muß von 2. K c 6 - d 5 Kb4—c3
d7 nach d4, wählt jedoch nicht den ge- 3. Kd5—e4 usw.
raden Weg, sondern versperrt seinem
schwarzen Kollegen den Weg. Nach 1.
Kd6 Kb6 2. Kd5 Kc7 3. Kd4: Kd6 wä- Die charakteristische Stellung: wer am
re die Partie remis geworden. Zuge ist, muß die Deckung seiner Bau-
ern aufgeben. Hier ist es also Schwarz,
1. ... Ka5-b4 und darum verliert er.

B 2. Bauern auf angrenzenden Linien

Wenn Weiß in nachstehender Stellung Es sieht danach aus, daß Weiß schnell
zu schnell zugreift, kann Schwarz in au- gewinnen kann mit 1. Kc3 Ke5: 2.
genscheinlich verlorener Lage remis Kb4, doch Schwarz kann sich besser
machen, indem er seinen a-Bauern an- verteidigen: 1. Kc3 a3! Sowohl nach 2.
bietet. ba3: Ke5: 3. Kc4 Kd6 4. Kb5 Kc7 wie
auch nach 2. b4 Ke5: 3. Kb3 Kd5 4.
Ka3: Kc6 vermag Weiß den Gewinn
Stellung 26 nicht zu erzwingen. Wir müssen also
Eine Komposition von Horwitz (1884) sorgfältiger zu Werke gehen:

1. Kc2—bl! a4—a3

Nach 1. ... Ke5: 2. Ka2 Kd5 3. Ka3


Kc5 4. Ka4: ist die Gewinnführung
einfach.
gip
2. b2—b3 Kd5xe5
3. Kbl—a2 Ke5-d4
4. Ka2xa3 Kd4-c5
^'Wäc&WB
5. Ka3—a4 und Weiß gewinnt.

Das „Abhalten" kann auch in diesen


Weiß am Zuge Endspielen vorkommen.
SteUung 27 Das ist der Tempogewinn, den Weiß
sich durch seinen ersten Zug verschafft
Eine Komposition von Adamson
hat. Der Rest ist einfach.
(1915) Nun ein drittes Beispiel, das eine Art
Übergang bildet zur letzten Kategorie
dieser Endspiele:

/ Stellung 28

i
• •
Weiß am Zuge

Augenscheinlich kann Weiß einfach


gewinnen, indem er den schwarzen a- wm/z. .ww//. mm?/
Bauern in kürzestmöglicher Zeit er-
obert: 1. Kc5 Ke4 2. Kb6, doch Weiß am Zuge
Schwarz spielt 2. ... Kd4, und Weiß
kann den schwarzen Bauern nicht er-
obern, ohne den eigenen zu verlieren.
Weiß kann jedoch wie folgt gewinnen: Diese Stellung sieht hoffnungslos aus
für Weiß: der schwarze König steht viel
1. K c 4 - d 4 ! näher am weißen Bauern als der weiße
am schwarzen. Es folgt jedoch:
Eine bemerkenswerte Art des „Abhal-
tens". Auf der Hand liegt 4. Kd5, aber 1. K a 7 - b 6 Kd2-e3
das bringt nichts ein wegen 1. ... Kf4, 2. Kb6—c5 Ke3-f3
wonach Schwarz ebenso schnell zum 3. K c 5 - d 5 Kf3xg3
weißen Bauern läuft wie Weiß zum
schwarzen.
Auch nach 3. ... f5 4. Ke5 Kg4 5. Kf6
1. ... Kf5-f4 kann Schwarz nicht gewinnen.

Auch nach 1 . . . . Ke6 2. Kc5 Ke5 3. b4! 4. K d 5 - e 5


ist der Sieg für Weiß gesichert.
und Weiß erobert den schwarzen f-
2. b3—b4! Bauern.

27
B 3. Der Wettlauf der Freibauern

Stellung 29 Stellung 30
Aus einer Partie Yates-Marshall
(Karlsbad 1929)
fü §§ §§ H
• 1m é my///m• L
m A'§
fm
• A
••
ABB
m
m m m
il
H
II
m m m
Weiß am Zuge
§|# Weiß gewinnt, weil er nach der Um-
wandlung unmittelbar zuschlagen
Schwarz am Zuge
kann:
1. f5—f6 a4—a3
2. f6—f7 a3—a2
Der schwarze König befindet sich au- 3. f7—f8D a2—alD
ßerhalb des Quadrats des weißen Frei- 4. Df8-b4f Kb2-a2
bauern. Nach 1 . . . . Kc2 2. f4 entwischt 5. Kd2—c2 und gewinnt.
denn auch der weiße Bauer.
Es folgt jedoch: Viel verwickelter ist das folgende Bei-
spiel.
1. ... Kbl—b2! Stellung 31
Aus einer Partie
mit der Drohung 2 . . . . a3, die den wei- Van Scheltinga—Cortlever
ßen zwingt, den a-Bauern unverzüglich (Beverwijk 1947)
unschädlich zu machen.

2. Kb4xa4 Kb2-c3

Nun ist der schwarze König im Qua-


drat. Schwarz hält mühelos remis.
Im folgenden Beispiel erweist sich
nicht allein von entscheidender Bedeu- w
tung, welcher Bauer den Wettlauf ge-
winnt, sondern auch, ob bei gleichzeiti-
gem Eintreffen der Bauern die Um-
wandlung mit Schach geschieht oder
andere Möglichkeiten eröffnet. Schwarz am Zuge

28
Es folgte: Läßt es Schwarz nun auf den Wettlauf
der Freibauern ankommen, wandelt
1. ... Kb4—c4 sich der weiße zwar nicht mit Schach-
gebot um, doch die Folgen sind ebenso
Mehr auf der Hand lag 1 . . . . Kc5, doch schwerwiegend: 4. ... h5 5. f5 h4 6. f6
darauf geschieht 2. Ke6 h5 3. Kf5!. h3 7. f7 h2 8. f8D h l D 9. Da8f usw.
Der weiße König kehrt zurück und er-
obert den schwarzen Freibauern. Auf 5. f4—f5!
den Textzug klappt dieses Manöver
nicht, weil der schwarze König recht- Jetzt würde 5. Ke7 h5 6. f5 usw. nur
zeitig zum weißen Freibauern gelangt. zum Remis führen.
2. K f 5 - e 4 Kc4-b5
5. ... Kc7-d8
2 . . . . Kc5 3. Ke5 Kc6 (sonst läuft derf-
Bauer wieder mit Schach zur Dame) Nicht 5. ... h5 6. f6 Kd8 7. f7 und der
kommt auf dasselbe hinaus. Ferner schwarze König kommt nicht zurecht.
führt 2. ... hS 3. f5 Kc5 4. Ke5 Kc6 4.
Ke6 gleichfalls zu Stellungen, die uns 6. K e 6 - f 7 !
später im Textverlauf begegnen.
6. f6 Ke8 ist nur remis.
3. K e 4 - e 5 Kb5-c6
6. ... h7—h5
Oder 3. ... h5 4. f5 Kc6 (4. ... h4 5. 7. f5—f6 h5—h4
Kf4) 5. Ke6 womit eine Stellung aus 8. K f 7 - g 7 h4—h3
dem Text erreicht ist. 9. f 6 - f 7 und Weiß holt sich die
4. K e 5 - e 6 Kc6-c7 Dame mit Schach.

C. König und zwei Bauern gegen König und Bauer


In den meisten Fällen wird das materielle Übergewicht eines Bauern ausreichend
sein für den Gewinn. Durchweg ist die Gewinnführung einfach; es gibt jedoch
Stellungen, in denen es äußerst schwierig oder gar nicht möglich ist, den vollen
Punkt zu gewinnen.
Wir unterscheiden die folgenden Fälle:
1. Doppelbauer
2. Gedeckter Freibauer
3. Zurückgebliebener Bauer
4. Verbundene Bauern (außer wie in 2 und 3)
5. Vereinzelte Bauern, kein Freibauer
6. Freibauer

29
C 1. Doppelbauer
Stellung 32 Nicht auf b6, denn darauf würde Kb3—
b4 folgen, und ebensowenig auf c6 we-
Eine Komposition von W Bahr gen Kb3—a4. Auch nicht auf c7, denn
dann könnte Schwarz nach Kb3—a4
# ü f § | ¡§§ H§ nicht in die Opposition (nach a6) ge-
WW//
hen, und auch nicht auf a7 aus einem
m§ ganz anderen Grunde. Der weiße Kö-
Iii nig ist dann nämlich in der Lage, über
• / • A B / die andere Seite einzugreifen: 1. Kb3—
''Wik
www? c3 K a 7 - b 7 2. K c 3 - d 2 K b 7 - c 6 3.
K d 2 - e 3 K c 6 - d 6 4. K e 3 - f 4 K d 6 - e 5
5. Kf4—g5 usw.
m
WWW/ Wir sehen hieraus: der schwarze König
muß, um dieser Umgehung entgegen-
treten zu können, sich auf der gleichen
senkrechten Linie befinden wie der
Weiß oder Schwarz am Zuge
weiße König; ferner hat er die Mög-
lichkeit zu beobachten, in die Opposi-
tion zu gehen. Hieraus folgt, daß b7
Weiß am Zuge kann nicht gewinnen, das einzige Feld ist, das beide Forde-
weil der schwarze König imstande ist, rungen erfüllt: steht der weiße König
die Opposition zu behaupten und so zu auf b3, dann muß der schwarze b7 be-
verhindern, daß der weiße König nach treten. Dort steht er in der Fernopposi-
c5 eindringt. tion mit vier Feldern Abstand.
Zu diesem Zweck muß, wenn der wei- Nun ist leicht einzusehen, daß Weiß am
ße König auf b4 erscheint, der schwar- Zuge nicht gewinnen kann, weil der
ze auf b6 oder c6 stehen. Feld c6 reicht schwarze König auf der a- und b-Linie
gleichwohl nicht aus, weil der weiße die Opposition halten kann. Auf den
König dann die bekannte Umgehungs- Linien c, d und e ist die Opposition oh-
bewegung vollführen kann. Also (wei- ne Belang, auf den f- und g-Linien je-
ßer König auf b4, schwarzer auf c6): 1. doch sehr wohl. Fragen wir nach der
K b 4 - a 5 Kc6—c7 2. K a 5 - b 5 K c 7 - d 6 richtigen Stellung des schwarzen Kö-
3. K b 5 - b 6 usw. nigs, wenn der weiße auf c2 steht, dann
Schlußfolgerung: der schwarze König hat dieser die Wahl zwischen c6, c7
muß auf b6 in Opposition gehen, wenn und c8, aber wenn dieselbe Frage ge-
der weiße König auf b4 steht. Daraus stellt wird für den weißen König auf f4,
folgt ferner, daß der schwarze König dann kann allein der schwarze König
nach a6 kommen muß, wenn der weiße auf f6 den Verlust abwenden.
auf a4 steht. Eine einzige Variante: 1. Ka2—b2
Fragen wir nun, auf welches Feld der K a 8 - b 8 2. K b 2 - a 3 K b 8 - a 7 3. K a 3 -
schwarze König gehen muß, sobald der b3 K a 7 - b 7 4. K b 3 - c 3 K b 7 - c 7 ( 4 . . . .
weiße auf b3 steht. Kc6 ist auch gut) 5. K c 3 - d 2 K c 7 - d 6

30
6. K d 2 - e 3 K d 6 - e 7 (6. ... Ke6 tut es 4. K a 3 - b 3
auch) 7. K e 3 - f 4 K e 7 - f 6 8. K f 4 - g 4
Kf6—g6 usw. Das weitere ist nun einfach: 4. ... Ka7
Schwarz am Zuge verliert, weil er nicht 5. Kc3 (Schwenkung), oder 4. ... Kb6
gleichzeitig beide gestellten Forderun- 5. Kb4, oder 4. ... Kc6 5. Ka4, oder 4.
gen erfüllen kann: ... Ka6 5. Ka4. Zu beachten ist, daß in
a. im richtigen Moment die Opposition diesem letzten Fall die Schwenkung
einzunehmen und nach dem anderen Flügel keinen Er-
b. nicht mehr als eine Linie zurückzu- folg hat: 4.... Ka6 5. Kc3? Ka5 6. Kd2
stehen bei einer Schwenkung des wei- Kb4 7. Ke3 Kc3 usw. Auf 7. Ke2 wür-
ßen Königs zur anderen Brettseite. de nicht 7 . . . . Kc3, sondern zuerst 7 . . . .
Kb3! folgen.
1. ... Ka8-b8 Ein zweites, ebenfalls schwieriges End-
2. K a 2 - b 2 spiel, in dem jedoch die Opposition
keine belangreiche Rolle spielt.
Weiß hat einzig und allein darauf zu
achten, daß Schwarz nicht Gelegenheit
erhält, in die Opposition zu gehen (die Stellung 33
gewöhnliche oder entfernte). Darum Eine Komposition von Grigoriev
ist 2. Kb3 fehlerhaft wegen 2. ... Kb7!

• •é
und 2. Ka4 wegen 2. ... Ka7! Wenn
Schwarz einmal die Opposition hat,
kann er sie stets festhalten. Ii 18 •

ÍÍ
2. ... Kb8—c7

2. ... Ka7 und 2. ... Ka8 sind verfehlt,


weil der weiße .König dann über den
j¡¡ ••
anderen Flügel eindringt. Ferner wird
2.... Kb7 beantwortet mit 3. Kb3 (sie-
II

he den folgenden Zug). m
3. K b 2 - a 3 ! Weiß oder Schwarz am Zuge

Mit 3. Kc3 Kc6 würde Weiß den Ge- Schwarz am Zuge verliert ziemlich
winn verspielen, während 3. Kb3 be- chancenlos, weil Weiß die Opposition
antwortet wird mit 3. ... Kb7 (Opposi- hat: 1.... Kd7 2. Kc5 Kc7 3. c3 usw., 1.
tion). Der Textzug beruht darauf, daß ... c5f 2. Ke4 Ke6 3. c3 usw.
Schwarz nun keines der Oppositions- Weiß am Zuge kann nicht gewinnen,
felder a7 oder a5 erreichen kann. wie nachstehend ausgeführt wird.
3. ... Kc7-b7 1. c 4 - c 5 f

Auf 3. ... Kc6 folgt 4. Ka4, und 3. ... Der einzige ernsthafte Gewinnversuch.
Kb6 wird beantwortet mit 4. Kb4. Auf 1. Ke4 folgt 1. ... Ke6; auf 1. Kd3

31
geschieht nicht 1. ... Kc5? wegen 2. Nach 5. Kb3 Kd5 6. Kb4 Kd4 ist es
Kc3 und gewinnt, sondern 1. ... Ke5 gleich remis (7. c3f Kd5 oder 7. c4
nebst 2. ... c5. Ferner wird 1. Kc3 be- Kd3!).
antwortet mit 1. ... c5. 5. ... Ke5-e6
1. ... Kd6-e6 6. K c 4 - b 3 Ke6-d7!
2. Kd4-e4 Ke6-f6
3. Ke4-d3 Kf6-e6! Schwarz muß verhindern, daß Weiß
auf der anderen Seite eindringt.
Es ist lehrreich nachzuprüfen, warum
3. ... Ke5 zum Verlust führt. Es folgt 7. K b 3 - b 4 Kd7—c7
dann: 4. Kc4 Ke4 (oder 4. ... Ke6 5. 8. Kb4—c4
Kb4 Kd5 6. c3 und der weiße König
8. Ka5 Kb7 bringt ebensowenig ein.
erreicht b6) 5. c3! Ke5 6. Kb3! (nach 6.
Kb4 Kd5 ist es remis) 6. ... Ke6 7. 8. ... Kc7-d7
Ka4! (Weiß spielt so, daß er 7. ... Kd5 9. Kc4-d3 Kd7-e6
mit 8. Kb4 beantworten kann) 7. ... 10. Kd3-d4 Ke6-f5
Ke5 8. Ka5 usw. 11. Kd4—c4 Kf5-e6
4. Kd3—c4 Ke6-e5 Weiß kommt nicht weiter (12. Kb4
5. c2—c3 Kd5, oder 12. Kb3 Kd7).

C 2. Gedeckter Freibauer
Im allgemeinen führt der Besitz eines Schwarz am Zuge muß bald das Feld
gedeckten Freibauern auf einfache Art räumen:
zum Gewinn; es gibt jedoch Ausnah- 1. ... Kc5-d5
men, bei denen die Opposition manch- 2. Kc3-d3 Kd5—c5
mal eine Rolle spielt, aber keinesfalls 3. Kd3-e4 Kc5-d6
immer. 4. Ke4-d4 Kd6-c7
Stellung 34
Nach 4. ... Kd7 geht es leichter: 5.
(mit zwei Variationen) Kc5! (hier gerade keine Opposition) 5.
... Kc7 6. b6f Kb7 7. Kb5 usw.
5. Kd4-d5!

Wieder keine Opposition. Mit 5. Kc5


Kb7 6. b6? Ka6 würde Weiß den Ge-
winn verspielen, weil nach 7. Kc6 eine
Pattstellung entstünde.
5. ... Kc7-b6

5. ... Kd7 6. Kc5 Kc7 7. b6f ist einfa-


Weiß oder Schwarz am Zuge cher.

32
6. K d 5 - d 6 Kb6-b7 Weiß gewinnt:
7. Kd6—c5 Kb7—c7
8. H5—b6f und gewinnt. 1. K d 4 - e 4

Weiß am Zuge hat es etwas schwerer: Oder auch 1. Kd3 (analog Stellung 34).
1. Kc3—c2! Kc5-d6 1. ... Kd6-e6
1. ... Kd5 2. Kd3 ist einfacher, ebenso 2. K e 4 - f 4 Ke6-d6
1. ... Kb6 2. Kd3 Kc5 3. Ke4.
Schwarz darf nicht folgen: 2. ... Kf8 3.
2. Kc2-d2! Kd6-e6 c7.
3. Kd2—c3 Ke6-e5 3. K f 4 - f 5 Kd6—c7
4. Kc3—c4 Ke5-d6 4. K f 5 - e 6 Kc7—c8
5. K e 4 - d 4 5. c6—c7!
und weiter wie oben.
Verschieben wir Stellung 34 eine oder Mit 5. Kd6 Kd8 6. c7f vergeudet Weiß
mehrere Linien nach rechts, hat Weiß Zeit. Er lenkt dann mit 6. ... Kc8 7.
es bequemer, weil die bei der vorigen Ke6! in den Text ein.
Aufgabe auftretenden Pattmöglichkei-
ten entfallen. 5. ... Kc8xc7
6. Ke6-e7 Kc7-c8
Wenn wir Stellung 34 eine Reihe nach
7. Ke7-d6 Kc8-b7
oben verschieben, erhalten wir eine
8. Kd6—d7 und gewinnt.
Remisposition. Der schwarze König
begibt sich in die Ecke, und Weiß kann
Verschieben wir zum Schluß die ur-
die verschiedenen Pattstellungen nicht
sprüngliche Stellung 34 sowohl in waa-
vermeiden.
gerechter als auch in senkrechter Rich-
Verschieben wir dann diese letzte Stel-
tung, stoßen wir auf einen Ausnahme-
lung eine oder mehrere Linien nach
fall.
rechts (waagerechter Richtung), sehen
wir eine ganz neue Gewinnmethode.
Stellung 36
(mit einer Variation)
Stellung 35
Schwarz am Zuge verliert ohne weite- Der schwarze König kehrt zur gewöhn-
res: lichen Opposition zurück, sobald dies
möglich ist; 6. ... Kf6? würde nach 7.
1. ... Ke5-f5
Kb5 Kf5 8. Kb4 zum Gewinn für Weiß
2. K d 3 - d 4 usw. führen.

Weiß am Zuge kann nicht gewinnen: 7. K b 6 - b 5 Kd6-d5


8. K b 5 - b 4 Kd5-d4
1. Kd3—c3
Ke3-d3 K de 55 -- ed 55 ! 9. K b 4 - b 3 K d 4 - d 5 remis.
2. K

Der schwarze König darf das Quadrat Rückt der weiße Freibauer vor, kommt
nicht verlassen und kann die gewöhnli- Schwarz rechtzeitig. Zum Beispiel von
che Opposition daher nicht aufrecht der Anfangsstellung an: 1. Kd3 Kd5 2.
erhalten; doch die Schrägopposition h5 Ke5 3. Ke3 Kf5 4. h6 Kg6 5. Kf4
setzt ihn instand, die gewöhnliche Op- Kh6: 6. Kg4: Kg6, remis.
position zu einem günstigen Zeitpunkt Die Möglichkeit mit Schwarz remis zu
wiederzugewinnen. halten, beruht darauf, daß der weiße
König nicht in der Lage ist, auf der
3. K c 3 - b 3 Ke5-d5 rechten Seite einzugreifen.
4. K b 3 - b 4 Kd5-d4 Das trifft auch zu, wenn die Stellung 36
eine Linie nach links verschoben wird
Die seitliche Opposition. (Weiß: Kd3 Bf3 g4, Schwarz: Kd5
Bf4).
5. K b 4 - a 5 Kd4-e5! Weiß kann auch hier nicht gewinnen:
1. Ke2 Ke5 2. Kf2 Kf6 3. Kg2 Kg6!
Die seitliche Fernopposition ist die ein- (vor allem nicht 3. ... Kg5 wegen 4.
zige Möglichkeit, um remis zu errei- Kh3, wonach der schwarze König zu-
chen. rück muß) 4. Kh3 Kg5. Nun muß der
6. K a 5 - b 6 Ke5-d6 weiße König zurück.

34
C 3. Zurückgebliebener Bauer
Dementsprechend sind die Gewinn- Auch 2. ... Kd6 genügt. Schwarz muß
chancen hier etwas kleiner. nur dafür sorgen, daß 3. Kd3 mit 3. ...
Kd5 beantwortet werden kann und 3.
Ke3 mit 3. ... Ke5.
Stellung 37 Weiß kommt nicht weiter und muß sich
mit remis begnügen.
(mit zwei Variationen)
Stellung 37 kann waagerecht und senk-
recht verschoben werden, wobei das
gleiche herauskommt, mit zwei Aus-
nahmen:
a) eine Linie nach links ist immer remis

AH* wegen des Randbauern:


b) zwei Reihen nach oben ist immer
gewonnen unter Berücksichtigung von
a).

Stellung 38

Weiß oder Schwarz am Zuge


H
Schwarz am Zuge verliert:

1. ... Kd5—c6

Auf 1. ... Ke5 folgt 2. c4 usw.

2. K d 3 - e 4 !

Nicht 2. Kd4 wegen 2.... Kd6, wonach


H H H H
Weiß am Zuge
ein Gewinn ausgeschlossen ist.
Weiß am Zuge gewinnt:
2. ... Kc6-d6
3. Ke4—d4 usw. 1. K d 5 - e 5 !

Weiß am Zuge kann nicht gewinnen. 1. c6f sieht verführerisch aus, führt
iber nach 1. ... Kc8! nur zum Remis:
1. K d 3 - e 3 Kd5-e5 2. Kd6 Kb8 3. Kd7 bc6:.
Jedoch nicht 1. ... Kc4? 2. Kd2 Kd5 3. 1. ... Kd7—c8
Kd3 und Weiß gewinnt.
Auf 1. ... Kc6 folgt 2. Kd4, und 1. ...
2. K e 3 - e 2 Ke5-e6 Kd8 wird beantwortet mit 2. Kd6 Kc8

35
3. Ke7 Kb8 4. Kd7 und weiter wie im Weiß hat hier einen Reservezug mit
Text. Ferner scheitert 1. ... Ke8 an 2. dem h-Bauern, und das hat entschei-
c6. dende Bedeutung. Schwarz am Zuge
2. Ke5-e6! verliert.
Nach 2. Kd6 Kd8 scheitert 3. c6 an 3.
1. ... Ke6-e5
... Kc8.
2. . . . Kc8-d8 Nach 1. ... Kf6 2. Ke3 Ke5 3. Kf3 ent-
3. Ke6-d6 Kd8—c8 steht dieselbe Stellung.
4. Kd6-e7 Kc8-b8
5. Ke7-d7 Kb8-a8 2. Kf2-f3!
6. c5—c6!
Genau jetzt. Auf 6. ... bc6: folgt 7. Mit der Opposition kommt Weiß hier
Kc7, und 6. ... Kb8 7. c7f führt eben- nicht weiter (2. Ke3 Kd5 3. Kd3 Ke5).
falls zum Matt. Sie ist nur von Belang, wenn der weiße
Wir merken noch an, daß einige Über- König eine Reihe höher steht.
einstimmung besteht zwischen Stellung
32 und dem Thema, das wir hier be- 2. ... Ke5-f6
handeln. Versetzen wir den Doppel-
bauern in Stellung 32 von d3 nach e3, Schwarz muß nun die vierte Reihe auf-
dann hat Weiß einen rückständigen geben, denn auf 2. ... Kd5 entscheidet
Bauern, der nur im Falle der Opposi- 3. Kg3 und 4. h4.
tion zum Gewinn führt, und das ist ge-
nau so in Stellung 39. Die Schlußfolge- 3. K f 3 - e 4 Kf6-e6
rungen in der Behandlung bleiben
gleichwohl unverändert: Weiß am Zu- Die Opposition, die nach dem folgen-
ge kann nicht gewinnen, und Schwarz den Zug von Weiß jedoch verloren
am Zuge verliert. geht.
4. h2—h3 Ke6-f6
Stellung 39 5. K e 4 - d 5 usw.
Eine Komposition von Kling (1848)
Weiß am Zuge hat es noch etwas
jiüü schwerer:
Hl

in Hü
1. Kf2-g2! Ke6-f6

iA » !
Mit 1. Ke3 Kd5 oder 1. Kf3 Ke5 ist
> < mmy, nicht voranzukommen. Weiß wartet
lJI ü ü
ab.
Schwarz will 2. Kf3 mit 2. ... Ke5 be-
ü antworten, eine Art von „schiefer"
Opposition. Auf 1.... Ke5 folgt 2. Kf3.

Weiß oder Schwarz am Zuge 2. Kg2-g3

36
... Kg6) der weiße König die vierte Nun darf der schwarze König nicht auf
Reihe erreicht und auf die schon ange- die e-Linie wegen 3. h4, während nach
gebene Art gewinnt. anderen Zügen (z.B. 2. ... Kf7 oder 2.

C 4. Verbundene, noch nicht festgelegte Bauern


Wenn die verbundenen Bauern noch Auf 1. ... Ke5 folgt 2. c4 b4 3. Ke3.
beweglich sind, ist der Sieg durchweg
2. K d 3 - e 4 Kc5-d6
sicher.
Oder 2. ... Kc6 3. b4 usw.
Stellung 40 3. K e 4 - d 4 Kd6-c6
(mit zwei Variationen) 4. K d 4 - e 5

Weiß darf nicht zu früh b3—b4 ziehen.


4. ... Kc6—c5
5. b3—b4f
Auch 5. Ke6 gewinnt.
5. ... Kc5—c4
6. K e 5 - d 6 Kc4xc3
7. Kd6—c5 usw.
Stellung 40 kann waagerecht und/oder
senkrecht verschoben werden, ohne
daß Behandlung und Ergebnis Verän-
Weiß oder Schwarz am Zuge derungen unterworfen sind, jedoch mit
der Ausnahme, daß bei Verschiebung
nach links Weiß nicht gewinnen kann.
Weiß am Zuge gewinnt:

1. b 3 - b 4 Kd5—c6 Stellung 41

1 . . . . Ke5 scheitert an 2. c4! Nach 1 . . . .


Kd6 oder 1 Ke6 geht der weiße Kö-

m
nig unverzüglich in die Opposition.

2. K d 3 - e 4 Kc6-d6 •
3. Ke4—d4 und gewinnt.

Mit Schwarz am Zuge gewinnt Weiß


ebenfalls:

1. ... Kd5-c5 Weiß oder Schwarz am Zuge

37
Schwarz am Zuge verliert: winnt Weiß nur, wenn Schwarz am Zu-
ge ist:
1.... Kc5-d5 1. ... Ke5 2. Kc4 (vor allem nicht das
2. K c 3 - d 3 Kd5—c5 auf der Hand liegende 2. Ke3? wegen
3. K d 3 - e 4 2.... f 4 f ! 3. gf4: Kf5) 2 . . . . Ke6 3. Kd4
usw.
und Weiß erobert stetig Raum. Man Weiß am Zuge kann nicht gewinnen,
beachte, daß 3. ... a4 4. b4 Kc4 eben- weil Schwarz die Opposition beibehal-
falls zum Verlust führt: 5. Ke5 Kb3 6. ten kann: 1. Ke3 Ke5 2. Kd3 Kd5 3.
b5 usw. Kc3 Kc5 und nun wird 4. Kb3 sogar
Weiß am Zuge kann nicht gewinnen: mit 4. ... Kd4 beantwortet.

1. K c 3 - d 3 Kc5-d6
2. Kd3—c2 Kd5—c6! Stellung 43
3. K c 2 - d 2 Kc6-d6 Eine Komposition von Sacconi (1924)
Schwarz behauptet die Opposition und
erreicht remis. Weiß verfügt hier nicht
über b3—b4 im richtigen Augenblick,
weil dann der a-Bauer übrig bleibt, der
zum Gewinn nicht geeignet ist.
Untersuchen wir nun die folgende Stel-
¡¡¡Pili
lung.

Stellung 42
am. Sm.
Weiß oder Schwarz am Zuge

4miwA Schwarz am Zuge macht remis:


1. ... Kf5-f4
2. K f 2 - e 2

Oder 2. h3 g5 3. g3f Kf5 4. Kf3 g4f


oder 4. Ke3 Ke5.
2. ... Kf4-e4
Weiß oder Schwarz am Zuge 3. g 2 - g 3 Ke4-f5
4. K e 2 - f 3 Kf5-g5!
Stünde der weiße g-Bauer auf e3, wür-
4. ... g5? 5. h3 führt zum Verlust,
de diese Stellung zur vorigen Gruppe
ebenso 4. ... g6? 5. h4.
gehören und daher in jedem Falle für
Weiß gewonnen sein. Nun aber ge- 5. h2—h3

38
Weiß möchte den schwarzen König Oder 3. ... g6 4. h4 und Schwarz muß
nicht nach h3 lassen: 5. Ke3 Kg4 6. das Feld g5 freigeben.
Kf2 Kh3 7. Kgl g5 8. Khl g4 und 4. K f 4 - e 5 Kg6-g5
Schwarz hat sich selbst pattgesetzt.
5. K e 5 - e 6 Kg5-g6
Nach 5. h4f Kh5 ist es schnell remis: 6.
6. g 2 - g 3
Kf4 g6 7. Kf3 g5.
5. ... Kg5-f5 Zwingt Schwarz, das Feld f7 freizuge-
6. g 3 - g 4 t ben.
6. ... Kg6-g5
Oder 6. h4 g6 7. g 4 | Kf6 mit Übergang 7. K e 6 - f 7 Kg5-h6
zur Textvariante.
Wenn 1. ... g6, dann 8. h3 Kh5 9. Kf6
6. ... Kf5-g5 Kh6 10. g4 usw.
7. Kf3-g3 g7-g6
8. h3—h4f Kg5-f6 8. h2—h3 Kh6-h7
9. Kg3-f3
Auf 8. ... g6 folgt 9. g 4 Kg5 10. Kg7.
Nach 3. Kf4 g5f ist es remis. 9. g3—g4 Kh7-h6
10. h3—h4 Kh6-h7
9. ... Kf6-f7 11. g4—g5 Kh7-h8
12. h4—h5 Kh8-h7
und Schwarz behauptet die Opposition 13. h5—h6 und gewinnt.
(vergleiche Stellung 42).
Weiß am Zuge gewinnt. Ein letztes Beispiel, das aufs neue die
komplizierte Natur dieser augen-
1. K f 2 - f 3 Kf5-g5 scheinlich so einfachen Problematik
zeigt.
Auf 1. ... g6 folgt 2. h4, wonach der
schwarze König weichen muß. Ebenso Stellung 44
nach 1. ... g5 2. h3. Sobald der weiße Eine Komposition von Reichhelm
König auf dem Feld vor dem schwar-
(1873)
zen Bauern steht, ist der Gewinn gesi-
chert.
2. K f 3 - e 4

Die weißen Bauern bleiben solange


wie möglich auf ihrem Platz.

2. ... Kg5-f6

Nach 2 . . . . g 6 3. Ke5 hat Weiß es leich-


ter.
3. K e 4 - f 4 Kf6-g6 Weiß oder Schwarz am Zuge

39
Weiß am Zuge kann nicht gewinnen: Oder 4. Kc3 a4, remis.

1. K a 4 - b 3 Kb6—c5 4. ... Kc5-d5

Mit 1 . . . . Kb5? 2. Kc2! kommen wir zu Schwarz behält die Opposition, remis.
der nachfolgenden Ausarbeitung mit Schwarz am Zuge verliert.
Schwarz am Zuge.
1. ... Kb6-a6
2.Kb3—c2 2. Ka4—b3 Ka6-b5
3. Kb3—c2! Kb5—c5
Nach dem auf der Hand liegenden 2.
Kc3 a4 ist der Gewinn für Weiß eben-
Auf 3. ... Ka4 4. Kc3 Kb5 entscheidet
falls vertan.
5. Kd4! Ka4 6. Kc5 usw.
2. ... Kc5-b5
4. K c 2 - d 3
Nach 2. ... Kc4? 3. b 3 | Kd4 4. Kd2
Ke4 5. Kc3 Kd5 6. Kd3 würde Weiß und nun bekommt Weiß nach jedem
gewinnen. Gegenzug von Schwarz die Opposi-
tion: 4 . . . . a4 5. Kc3, o d e r 4 . . . . Kd5 5.
3. K c 2 - d 3 Kb5—c5 b3, oder 4. ... Kb5 5. b3 Kc5 6. Kc3
4. b 2 - b 3 (vergleiche Stellung 41).

C 5. Die weißen Bauern sind vereinzelt,


keiner der Bauern ist frei

Stellung 45 Das bekannte Resultat: Weiß am Zuge


macht remis, andernfalls gewinnt er.
(mit einer Variation)
Weiß am Zuge:

1. Kc5—c4
B 11 H
Nach 1. d5 ed5: 2. Kd5: Kb6 ist das
Remis vollzogene Tatsache. Ebenso
nach 1. b5 cb5: 2. Kb5: Kd6.

1. ... Kc7-d6
2. Kc4—c!3 Kd6-d5
3. Kc3-d3 Kd5-d6
Weiß oder Schwarz am Zuge 4. Kd3—c4
Augenscheinlich macht Weiß Fort- Weiß aber in der so veränderten Stel-
schritte. lung außerdem einen Tempozug, dann
ist der Gewinn doch möglich.
4. ... Kd6-d7
5. d4—d5
Stellung 46
Nach 5. Kc5 Kc7 würde die Anfangs- ¡¡p IP HP
stellung entstehen.
#11
5. ... Kd7-d6!

Nach 5. ... cd5: 6. Kd5: hat Weiß die


Opposition und gewinnt.

6. d5xc6 Kd6xc6

Weiß am Zuge
Remis.
Schwarz am Zuge.
Weiß gewinnt:
1. ... Kc7-d7
2. d4—d5! 1. K b 4 - b 5 Kb7—c7

Nach 1. ... Ka7 2. Kc6 geht es analog


2. Kb6 Kd6 führt zu nichts. weiter.

2. ... c6xd5 2. K b 5 - a 6 Kc7-c6


3. Kc5xd5 3. c3—c4!

Nun hat Weiß eine zweite Opposition,


Weiß hat die Opposition und gewinnt. und die garantiert den Gewinn.
Hätte Schwarz in der Anfangsstellung
1. ... Kb7 gespielt, wäre 2. b5 mit dem 3. ... Kc6—c7
gleichen Ergebnis gefolgt. 4. Ka6-a7 Kc7-c6
Verschieben wir Stellung 45 eine Linie 5. Ka7-b8 Kc6-c5
nach links, dann kann Weiß auch mit 6. Kb8—b7 und gewinnt.
der Opposition nicht gewinnen, weil
nach der oben ausgeführten Tausch- Ein letztes Vorbild, um diesen Unter-
wendung ein Randbauer bleibt. Hat abschnitt abzuschließen.

41
Stellung 47 1. ... Kc6—c5
2. b2—b3

Auf 2. d3 folgt 2. ... Kd5. Der schwar-


ze König stellt sich vor den gezogenen
Bauern.
2. ... Kc5-b5
3. d2—d4

Nach 3. d3 c5 entsteht eine Position


analog Stellung 45.

3. ... c7—c6
Weiß am Zuge
Ist in dieser Stellung Schwarz am Zuge,
gewinnt Weiß.
Weiß kann nicht gewinnen, obwohl er
über einen gesunden Bauern mehr ver- 4. K c 3 - d 3 Kb5-b4
fügt. 5. Kd3—c2 Kb4-a5!

1. Kc2—c3 Nach 5. ... Kb5 6. Kc3 gewinnt Weiß,


siehe die vorherige Anmerkung.
Auf 1. Kb3 spielt Schwarz 1. ... Kb5
und auf 1. Kd3 folgt 1. ... Kd5. Auch 6. Kc2—c3 Ka5-b5
in diesem Beispiel spielt die Opposi-
tion eine Rolle. Remis; Weiß kommt nicht weiter.

C 6. Der überzählige Bauer ist ein Freibauer

IIII• 11
Stellung 48 Weiß gewinnt, ob am Zuge oder nicht:

m m 1. Ke3-d4 Kf6-f5

IImm• m M 2. Kd4—c5 Kf5xf4


3. Kc5-b5 Kf4-e5
m

f • II• ¡2m8m
4. Kb5xa5 Ke5-d6
5. Ka5-b6

lü Hf11 B
Wenn Schwarz am Zuge ist, kann fol-
J§ gen:
m 1. ... Kf6-f5
2. K e 3 - f 3 Kf5-f6
Weiß oder Schwarz am Zuge 3. K f 3 - e 4 Kf6-e6

42
und nun folgt wieder 4. Kd4 usw. Weiß möchte nicht länger warten; nach
Anzumerken ist, daß Weiß mit 4. f 5 | 4. Ke3 Kb3 5. f4 Ka3: 6. f5 Kb2 7. f6
den Gewinn aus der Hand geben wür- a3 macht Schwarz bequem remis.
de: 4.... Kf6 5. Kf4 Kf7 6. Ke5 Ke7 7.
Kd5 Kf6 8. Kc5 Kf5: 9. Kb5 Ke6 10. 4. ... Kc4-d5
Ka5: Kd7 11. Kb6 Kc8, remis.
Auf 4. ... Kd4 folgt 5. Kf3, wonach
Weiß seinen Bauern mit Unterstützung
Stellung 49 des Königs umwandelt.

5. Ke2-d3 Kd5-e6
6. Kd3—c4 Ke6-f5
7. Kc4-b4 Kf5xf4
8. Kb4xa4 Kf4-e5
9. Ka4—b5 und gewinnt.

AS 9 Der schwarze König kommt einen Zug


zu spät.
Weiß am Zuge kann nicht gewinnen:
mm iiM. mm -w
1. K c 2 - d 2 Kd4—c4
Weiß oder Schwarz am Zuge 2. Kd2—c2

Schwarz am Zuge verliert: Nun würde 2. Ke3 Kb3 3. f4 Ka3: 4. f5


Kb2 nur zum Remis führen. Auch 2. f4
1.... Kd4—c4 bringt nichts ein: 2 . . . . Kd4 3. Kc2 Ke4
4. Kc3 Kf4: 5. Kb4 Ke5 6. Ka4: Kd6.
Oder 1. ... Ke3 2. Kc3 Kf3: 3. Kb4 Der schwarze König kommt rechtzeitig
Ke4 4. Ka4: Kd5 5. Kb5 und gewinnt. nach c7.
2. K c 2 - d 2 Kc4-d4
2. ... Kc4-d4
Das naheliegende 2. ... Kb3 scheitert 3. K c 2 - b 2 Kd4-d3!
an einer kleinen Zufälligkeit: 3. f4
Ka3: 4. f5 Kb2 (nach 4. ... Kb3 hält Nach 3. ... Ke3 4. Kc3 Kf3: 5. Kb4
der weiße König den Freibauern auf: 5. Ke4 6. Ka4: Kd5 7. Kb5 käme Schwarz
Kcl a3 6. K b l ) 5. f6 a3 6. f7 a2 7. f8D wieder zu spät.
a l D 8. Db4f Ka2 9. Kc2 und gewinnt.
4. f3—f4 Kf3-e4
3. K d 2 - e 2 Kd4-c4 5. Kb2—c3 Ke4xf4

Nach 3. ... Ke5 4. Kd3 Kf4 5. Kc3 ge- Weil der weiße f-Bauer ein Feld vorge-
winnt Weiß den Wettlauf. rückt ist, gelingt es noch gerade: 6.
Kb4 Ke5 7. Ka4: Kd6 8. Kb5 Kc7, re-
4. f3—f4 mis. Manchmal ist der Gewinn beque-

43
mer zu verwirklichen, wenn der Frei- Der weiße König hat das Dreieck voll-
bauer etwas näher am Kriegsschau- zogen und damit den schwarzen König
platz steht. „auf den falschen Fuß" gesetzt.

9. ... Kc8-d8
Stellung 50 10. Kd5—d6 und gewinnt.

m m in m
Vjfy
Mit Schwarz am Zuge geht es hier et-
was schwerer.

»m 1. ... Kd6-e5

1 . . . . Kc5 2. Kc3 bringt das Spiel in die

•1 " Ä Bahn der soeben gegebenen Gewinn-

i§ 11 11M führung.

2. K b 3 - a 3 !
Weiß gewinnt, ob am Zuge oder nicht.
Ein anderes Dreieck als eben. Es geht
1. Kb3—c3
darum, den weißen König auf die rech-
te Seite des Bauern zu bringen und da-
Mit 1. Kb4 kommt Weiß nicht weiter:
bei im Auge zu behalten, daß das vor-
1. ... Kc6 2. c5 Kd5.
zeitige Vorrücken des c-Bauern die
7. K d 5 - d 4 ! Kc8-d8 Gewinnchancen zunichte macht. Zum
Beispiel 2. Kc3 Ke4 3. c5 Kd5 4. Kb4
Nach 7. ... Kc7 8. Kc5 Kc8 9. Kb6 ist Ke6 5. Kc4 Ke5! und Weiß kann nichts
es auch aus. mehr unternehmen.

1. ... Kd6—c5 2. ... Ke5-e4


2. K c 3 - d 3 Kc5-d6
Nach 2. ... Kd6 3. Kb4 Kc6 4. Kc3 hat
2. ... Kb4 verliert rasch nach 3. Kd4 Weiß sein Ziel erreicht. Ferner ist 2....
Ka5: 4. Kc5 Ka4 5. Kb6 a5 6. c5 usw. Kd4 schlecht wegen 3. Kb4 und
Schwarz muß den Weg nach c5 freige-
3. Kd3-d4 Kd6—c6
ben.
4. c4—c5 Kc6-d7
5. Kd4-d5 Kd7—c7
3. K a 3 - a 4 !
6. c5—c6 Kc7—c8
Auf 3. Kb4 würde 3. ... Kd4 folgen,
Nach 6. ... Kd8 7. Kd6 können König
und 3. Kb3 würde mit 3 Ke5 beant-
und Bauer es allein schaffen.
wortet werden.
8. Kb4—c4 Kd8—c8
9. K c 4 - d 5 3. ... Ke4-e5

44
Schwarz hat nichts anderes. Nun muß Schwarz das Feld d3 freige-
4. K a 4 - b 3 ben, und damit ist das Problem für
Weiß gelöst.
Das Dreieck ist vollendet.
4. ... Ke5-e4 5. ... Ke4-e5
6. K c 3 - d 3
Auf 4. ... Kd4 folgt wieder 5. Kb4 und
auf 4. ... Kd6 5. Kc3 Ke5 6. Kd3.
und gewinnt (siehe den zuvor ausge-
5. Kb3—c3! führten Gewinnweg).

D. König und zwei Bauern gegen König und zwei


Bauern
Bei diesem Materialverhältnis geht es weniger als in unseren voraufgegangenen
Beispielen um bestimmte (theoretische) Stellungen, ob sie nun eine Regel zeigen
oder eine Ausnahme bilden, sondern um die Vermittlung einer Anzahl von wis-
senswerten Vorgängen, die in Bauernendspielen eine besondere Rolle spielen.
Wir teilen den Stoff wie folgt ein:
1. Tempokampf; 2. Gedeckter Freibauer; 3. Rückständiger Bauer; 4. Entfernter
Freibauer; 5. Kampf auf verschiedenen Flügeln: König gegen zwei Bauern.

D 1. Tempokampf

Stellung 51 Dieses Thema ist nicht neu und


schließt direkt an das Vorgehen bei
(mit zwei Variationen)
den Beispielen des vorigen Abschnittes
an. Man kann jedoch auch hier auf
kleinere oder größere Überraschungen
stoßen.

Weiß am Zug. Es wird dem Leser nicht


¡¡p iif m • i schwerfallen, die Remisfortsetzung zu
finden:
A 0
1. K e l - d l !

§p i ® ^ Die Fernopposition. Weiß kann die


Opposition festhalten und macht mü-
Weiß oder Schwarz am Zuge helos remis.

45
Schwarz am Zug. Es ist einigermaßen Nun kann Schwarz nach 4. Ke4 Ke6
überraschend, daß Schwarz am Zug die Senkrechtopposition handhaben
nicht gewinnen kann. und Weiß kommt nicht weiter: remis.
Zum Schluß eine kleine Überraschung.
1. ... Kd5-e5 Wir plazieren in Stellung 51 den
schwarzen König auf a8 (in der äußer-
sten Ecke) und den weißen König auf
Schwarz hat die Opposition.
c2. Der Stand der Bauern bleibt gleich.
Es scheint, daß Weiß am Zug bequem
2. K e l - d l !
gewinnt, aber auch hier (ebenso wie in
verschiedenen früher behandelten
Weiß muß nur dafür sorgen, daß er 2. Stellungen) handelt es sich um eine op-
... Kd4 mit 3. Kd2 und 2 . . . . Ke4 mit 3. tische Täuschung. Schwarz macht re-
Ke2 beantworten kann, und das ver- mis!
mag er von d l aus gerade so gut wie
von e l aus.
1. K c 2 - d 3 Ka8-b7
2. ... Ke5-d5 2. K d 3 - e 4 Kb7-c6
3. K e 4 - f 5
Das Problem wird dadurch verursacht,
daß Schwarz nicht über das Feld f4 ver-
fügt. Man fragt sich vielleicht, ob der weiße
König seinen Kollegen nicht fernhalten
3. K d l - e l Kd5—c4 kann. Das ist bestimmt möglich, bringt
jedoch nichts ein, denn mehr als einen
Vorsprung von drei Linien kann der
Schwarz probiert etwas anderes. weiße König unmöglich erreichen.

4. Kel—e2
3. ... Kc6-d5
4. K f 5 - g 5 Kd5-e4
Die Schrägopposition. Schwarz kommt 5. Kg5xh5 Ke4-f3
nicht weiter: 4 Kd4, so 5. Kd2. Fer-
ner gibt A.... Kc3 5. Ke3 dem Schwar-
zen keinerlei Gewinnchancen (Dauer- Schwarz kommt gerade zurecht, um
opposition). seinen g-Bauern zu decken und den
Unterstellen wir, daß in Stellung 51 der feindlichen g-Bauern zu erobern. Es
weiße König auf c2 steht (wobei das kann nun folgen: 6. Kg5 Kg3: 7. h5
übrige gleich bleibt) und untersuchen Kf3 8. h6 g3 usw.
wir die Chancen von Weiß, wenn er am Nachträglich ist anzumerken, daß in
Zuge ist. der vorletzten Variation (wKc2, sKd5)
Schwarz auf mehrere Arten das Remis
1. K c 2 - d 3 Kd5-e5 erzwingen kann. Zum Beispiel 1. Kd3
2. K d 3 - e 3 Ke5-f5 Kc5?! 2. Ke4 Kc4 3. Kf5 Kd4 4. Kg5
3. K e 3 - d 4 Kf5-f6! Ke4 5. Kh5: Kf3 usw.

46
D 2. Gedeckter Freibauer
Der Besitz eines gedeckten Freibauern In Stellung 52 (also mit dem schwarzen
legt in diesen Endspielen ein großes Bauern auf g6) ist der schwarze König
Gewicht auf die Waagschale. Das War- bestimmt imstande, genügend Schutz
um ist klar: der verteidigende König zu bieten.
darf das Quadrat des Freibauern nicht
verlassen und ist an einen beschränk- 1. Kcl—d2 Kc6-d5
ten Raum gebunden — um so be- 2. Kd2-e3 Kd5-e5
schränkter, je weiter der Freibauer 3. Ke3-f3 Ke5-f5
vorgerückt ist. 4. Kf3-g3 Kf5-e5

Nicht 4. ... Kg5 wegen 5. c6.


Stellung 52 5. K g 3 - g 4 Ke5-f6
(mit zwei Variationen)
6. K g 4 - f 4 Kf6-e6

6. ... Kf7? verliert wegen 7. Kg5.

®§§>lll§
mim 7. K f 4 - g 5 Ke6-f7
Weiß kommt nicht weiter. Auf 8. Kh6
folgt Kf6 und dann hat Weiß nichts an-
deres als 9. c6 Ke6 10. Kg6: Kd6 11.
Kf6 Kc6: 12. Ke5. Zwar erobert Weiß

wm •
den • schwarzen b-Bauern, doch das
m
m reicht zum Gewinn nicht aus. Mithin
knüpfen wir hieran die Bemerkung,
Weiß am Zuge daß ein derartiges Manöver zuverlässig
zum Gewinn führen würde, stünde der
gedeckte Freibauer ein Feld höher.
Wenn der schwarze Bauer auf h6 stün- In Stellung 52 ist Schwarz gut beraten,
de statt auf g6, gewönne Weiß leicht. seinen g-Bauern soweit wie möglich
Der weiße König läuft zum h-Bauern, zurückzuhalten. Es wird für Schwarz
und der schwarze König ist nicht im- schwieriger, wenn der g-Bauer auf g5
stande, seinen Bauern zu beschützen: steht, und die Stellung geht bereits auf
1. Kd2 Kd5 2. Ke3 Ke5 3. Kf3 Kf5 4. bemerkenswerte Weise für Schwarz
Kg3. Der schwarze König darf nun verloren, wenn der g-Bauer noch ein
nicht weiter, sonst läuft der Freibauer Feld weiter steht. Wir gehen wieder
durch. Der weiße König erobert mit 5. aus von Stellung 52:
Kh4 und 6. Kh5 den schwarzen h-Bau-
ern und begibt sich anschließend auf 1. Kcl—d2 Kc6-d5
den anderen Flügel, um dort nach dem 2. K d 2 - e 3 Kd5-e5
Rechten zu sehen (Stellung 34). 3. K e 3 - f 3 g6-g5

47
Unvernünftig, aber noch nicht tödlich. Bauernendspiele führen oft zu Damen-
endspielen. Es hängt dann von Zufäl-
4. K f 3 - e 3 Ke5-f5? ligkeiten ab, wer gewinnt. Durchweg
ist der Anzug in diesen Fällen von gro-
ßer Bedeutung.
Das einzig richtige ist 4.... Kd5 5. Kf3
Ke5 6. Kg4 Kf6, und der weiße König 14. D c 8 - f 5 f Kf3-e2
muß zurück.
Nicht 14. ... Ke3? 15. Dc5f usw.
5. K e 3 - d 4 g5-g4
15. Df5xb5f Ke2-d2
Erzwungen, weil 5. ... Ke6 6. Ke4 Kf6
7. Kd5 g4 (7. ... Kf5 8. c6) 8. Ke4 zur Andere Möglichkeiten: 15. ... Kf3 16.
Eroberung des g-Bauern führt. Df5f Ke2 17. Dg4f nebst Damen-
tausch und Gewinn; oder 15. ... K e l
6. K d 4 - e 3 Kf5-e5 16. De5f Kd2 17. Dd5f und weiter
7. K e 3 - f 2 Ke5-e6 wie im Text.

16. D b 5 - d 5 | Kd2—el
Nach 1. ... Kf5 8. Kg3 ist es gleich aus.
Die einzige Manier, um den Damen-
8. K f 2 - g 3 Ke6-f5 tausch noch einen Zug aufzuschieben
9. Kg3-h4! Kf5-f4 (16. ... Kc3 17. Dc5f oder 16. ... Ke2
17. Dg2t).
Der schwarze König muß das Quadrat
17. D d 5 - e 4 f
verlassen.

10. c5—c6 g4—g3 und gewinnt, denn Damentausch ist


nicht mehr zu vermeiden.
11. K h 4 - h 3 !
Die Lage ändert sich vollständig, wenn
der gedeckte Freibauer verwundbar ist.
Dieser Zug führt zur Gewinnstellung in Man stelle dazu in Stellung 52 den
dem bald folgenden Damenendspiel. schwarzen b-Bauern nach a6 (statt b5)
und Weiß hat überhaupt keine Ge-
11. ... Kf4-f3 winnchance, weil Schwarz in der Lage
12. c6—c7 g3—g2 ist, den weißen Damenflügel mit 1. ...
13. c7—c8D g2—glD a6—a5 aufzulösen.

D 3. Rückständiger Bauer
Wenn wir den gedeckten Freibauern in ständigen Bauern, der ebensoviele
Stellung 52 zwei Felder senkrecht zu- Nachteile mit sich bringt wie der ge-
rückversetzen, hat Weiß einen rück- deckte Freibauer Vorteile.

48
Stellung 53 Das einzige, das Weiß noch versuchen
kann. Bei passivem Spiel dringt der
schwarze König unter Opfer des f-Bau-

BAB ern über c4 ein: 2. Kf3 Ke5 3. Ke3 Kd5


4. Kd3 f4 5. Ke2 Kc4 6. Kd2 f3 usw.
B
BA 2. ...
3. b 4 - b 5
b5xc4
c4—c3

IUP Wv Nicht 3 . . . . Ke6?, um den weißen Frei-


bauern aufzuhalten, wegen 4. b6 Kd6
5. b7 Kc7 6. Ke3, und der weiße König
macht einen der schwarzen Bauern un-
Weiß oder Schwarz am Zuge schädlich und kommt noch gerade
rechtzeitig, um den anderen zu stop-
Weiß am Zuge macht leicht remis: 1. c4 pen.
Ke6 2. c5 Kd5 3. Kf5: Kc4 4. Ke5 Kb4: 4. K f 4 - e 3
5. Kd6 usw.
Schwarz am Zuge gewinnt. Mit 4. b6 c2 rettet sich Weiß ebenso-
wenig, weil sich der schwarze Bauer
1. ... b7—b5! mit Schachgebot umwandelt.

Nun hat Weiß praktisch einen Bauern 4. ... f5-f4f!


weniger.
Der Gewinnzug: 5. Kd3 f3 6. b6 f2 7.
2. c3—c4 Ke2 c2 8. b7 f l D j 9. K f l : c l D f usw.

D 4. Entfernter Freibauer

Stellung 54 Unter „entfernt" ist hier nicht „vorge-


rückt" zu verstehen, sondern weit vom
Kriegsschauplatz entfernt.

Der weiße f-Bauer ist weiter entfernt


als der schwarze d-Bauer, und Weiß
A B * gewinnt denn auch leicht.
A B
1. f4—f5 Kd5-e5
2. f5-f6 Ke5xf6
3. Kd3xd4 Kf6-e6
4. Kd4—c5 Ke6-d7
Weiß am Zuge 5. Kc5xb5 usw.

49
Es ist vornehmlich eine Frage des rich- Feld c l zu erreichen, und der schwarze
tigen Abzählens. König kommt in 5 Zügen nicht weiter
als b4.
Auch mit Weiß am Zuge wird die Par-
Stellung 55 tie remis:
(mit zwei Variationen)
1. K e 4 - f 4 Ke6-d5
2. K f 4 - g 4 Kd5xd4
3. K g 4 - h 5 Kd4—c5
M m m m
Der weiße König hat wieder sechs Zü-
ge nötig, um c l zu erreichen, und der
schwarze König kommt in fünf Zügen
bis b3, also gerade um einen Zug zu
spät.
Plazieren wir in Stellung 55 den
schwarzen Bauern auf h7, dann ge-
winnt Schwarz mit oder ohne ersten
Weiß oder Schwarz am Zuge Zug:

1. Ke4-f4 Ke6-d5
Schwarz hat den entfernten Freibau- 2. Kf4-g5 Kd5xd4
ern, doch der Gewinn bleibt unsicher, 3. Kg5-h6 Kd4—c5
weil nach dem Bauernabtausch ledig- 4. Kh6xh7 Kc5-b6
lich a-Bauern übrigbleiben; hinzu 5. Kh7-g6 Kb6xa6
kommt, daß der schwarze a-Bauer 6. Kg6-f5 Ka6-b5
noch auf seinem ursprünglichen Feld 7. Kf5-e4 Kb5—c4
steht. gewinnt.
Schwarz am Zuge kann nicht gewin-
nen:
Stellen wir zum Schluß in Stellung 55
1. ... Ke6-d6 die a-Bauern auf a5 und a6, dann kann
Schwarz am Zuge nicht gewinnen,
Oder 1. ... Kf6 2. Kd5 h5 3. Ke4! Je- während Weiß am Zuge verliert:
der Zug des h-Bauern kann bei dem
darauf folgenden Wettrennen der Kö- 1. Ke4-f4 Ke6-d5
nige ein Tempo Unterschied ausma- 2. Kf4-g4 Kd5xd4
chen und so das Remis herbeiführen: 3. Kg4-h5 Kd4—c5
4. Kh5xh6 Kc5-b5
2. K e 4 - f 5 Kd6-d5
3. K f 5 - g 6 Kd5xd4 Weiß kommt zu spät. Ist Schwarz am
Zuge, kann Weiß auf 1. ... Kd6 mit 2.
Wir zählen weiter: der weiße König hat Kf5! fortsetzen mit Gewinn eines Tem-
noch sechs Züge nötig, um das rettende pos.

50
D 5. Kampf auf verschiedenen Flügeln:
König gegen zWei Bauern

Stellung 56 nicht gewinnt, wenn die schwarzen


Bauern zwei Linien dichter beieinan-
Eine Komposition von der stehen.
Kling und Horwitz
Stellung 57

mm MM ||ip

AB'"VI

Weiß am Zuge
Weiß am Zuge
Der schwarze König hat die Aufgabe,
die verbundenen Bauern von Weiß zu Weiß kann nicht gewinnen:
stoppen und kann dies tun, indem er
zwischen c7 und b6 pendelt (oder wenn 1. K f 3 - g 4 Kc7-d6
das Feld d6 frei ist zwischen c7 und
d6).
Auch auf 1. Ke4 folgt 1. ... Kd6. Um
Der weiße König muß den Kampf auf- seine Bauern stützen zu können, müßte
nehmen mit zwei voneinander entfern- der weiße König einen großen Umweg
ten Freibauern. Zu beachten ist, daß machen, der viel zu lange dauert.
der weiße König nicht nur imstande ist,
diesen Kampf zu bestehen, sondern au-
2. K g 4 - f 4 h6-h5
ßerdem noch die Chance sieht, beide
3. K f 4 - f 5
schwarzen Bauern unschädlich zu ma-
chen: 1. Kf4 Kb6 2. Kf5 Kc7 3. Kf6
Kb6 (die schwarzen Bauern müssen Auf 3. Kg3 folgt 3. ... f5, wonach die
auf der Stelle bleiben: nach 3. ... h5 4. schwarzen Bauern imstande sind, ein-
Kg5 oder nach 3. ... d5 4. Ke5 gehen ander indirekt zu verteidigen.
beide Bauern verloren) 4. Ke6 Kc7 5.
Kd5 h5 (erzwungen) 6. b 6 | Kb6: 7. 3. ... Kd6-e7
Kd6: h4 8. c7 usw. und Weiß gewinnt. 4. K f 5 - e 4 h5—h4
Es ist sicher merkwürdig, daß Weiß 5. K e 4 - f 4

51
Nach 5. Kd5 h3 kommt Schwarz zu- Stünde der schwarze König auf e8,
erst. dann wäre der Gewinn kein Problem:
1. Ke5 mit der Doppeldrohung 2. Kd4:
5. ... f6-f5 und 2. Ke6 nebst matt. Doch kann
6. K f 4 - f 3 Kc7-d6 Weiß auch so gewinnen, wenn auch nur
nach einem raffinierten Tempospiel.
Weiß tut nun am klügsten, mit 7. Kf4
abzuwarten und sich mit Remis zu be- 1. K f 4 - f 3 ! c7—c5
gnügen. Er darf nicht zulassen, daß
beide Bauern zur 3. Reihe vorrücken, 1. ... c6 2. Kf4 kommt auf dasselbe
weil es dann zu spät wäre (Kgl gegen hinaus.
Bf3 und Bh3; Weiß kommt in Zug-
zwang). 2. K f 3 - e 4
Stehen die Könige auf beiden Flügeln
verbundenen Freibauern gegenüber, Nun muß der schwarze König seinen
wird das Ergebnis im allgemeinen ein Platz verlassen.
Unentschieden sein. Einen Ausnahme-
fall gibt die hier folgende Komposition 2. ... Kf7-e8
von Behting (1900).
3. K e 4 - d 5 Ke8-d7

Stellung 58 Schwarz darf 4. Ke6 nicht zulassen.

4. Kd5—c4
Scheinbar hat Weiß sich fruchtlos be-
m
r
müht.

4. ... Kd7-e8
5. Kc4xc5! d4—d3
6. K c 5 - d 6

Wiederum mit der tödlichen Drohung


7. Ke6. Schwarz hat nun nichts anderes
Uff m§ IM w§.
als 6. ... Kf7, worauf 7. Kd7 leicht ge-
Weiß am Zuge gewinnt winnt.

52
E. Mehr Bauern: Beispiele aus der Praxis
In dem Maße, wie mehr Material am Prozeß beteiligt ist, nähern wir uns der Pra-
xis. So ist es auch nicht schwer, für die verschiedenen, in den vorigen Abschnitten
gegebenen Merkmale und Regeln praktische Beispiele zu finden. Unsere Eintei-
lung läuft beinahe parallel mit der im vorigen Abschnitt gewählten:
1. Tempokampf; 2. Gedeckter Freibauer; 3. Rückständiger Bauer; 4. Entfernter
Freibauer; 5. Kuriositäten.

E 1. Tempokampf

Untenstehende Stellung hätte vorkom- Auf 1. ... h3 folgt 2. Kf4 Kf8 (2. ...
men können in der 1. Matchpartie Kh7 3. Ke5 Kg6 4. f4 führt zur Text-
Kortschnoj—Spasski (Belgrad 1977). fortsetzung) 3. Ke5 Ke8 4. Kd6 Kd8 5.
Die Analysen stammen von Ulf Ny- f4 Ke8 6. Kc7 usw.
berg und sind aus der ,Tidskrift för
Schack' (1978 Nr. 1) übernommen. 2. K f 3 - f 4 h4—h3

Stellung 59 Oder 2. ... Kg6 3. Ke5 Kg5 4. h3 Kh6


(4.... Kg6 5. f4 Kh6 6. Kd6! mit ähnli-
II • p j f » Ü chem Verlauf wie im Text) 5. Kd6 Kg6

• 6. Ke7 e5 7. f3 und Weiß hat den Tem-


pokampf gewonnen.

B §1 W "wa 3. Kf4-e5 Kh7-g6

Mit 3. ... Kh6 4. Kd6 erreicht Schwarz


B nicht mehr: 4.... Kg5 5. Ke7 Kg6 6. f4
oder 4. ... Kg6 5. Ke7 e5 6. f3.
i ÜI ¡H ül
Weiß am Zuge 4. f2—f4 Kg6-h7
5. Ke5-d6 Kh7-h6
Weiß gewinnt. 6. Kd6-d7! Kh6-h5
7. Kd7-e8! Kh5-g6
1. Kg2-f3 Kg8-h7 8. Ke8—e7 und gewinnt.

53
E 2. Gedeckter Freibauer

Stellung 60 7. K g 2 - f 2 g4-g3f
8. K f 2 - f 3

Auf 8. Kg2 gewinnt 8 . . . . Kg4, wie sich

i
lild i i
HP
llfp
bald zeigt.
8. ... Kf5-e5
9. K f 3 - g 2 Ke5-f6!
HHP
WWV/

Schwarz muß ein Tempo verlieren, und


dazu macht er mit dem König einen
ifHP Dreiecksmarsch.

10. K g 2 - f 3
Weiß am Zuge
Auch 10. Kh3 wird beantwortet mit
Wir stellen die Frage: kann hier der ge- 10. ... Kf5, während der Gewinn nach
deckte Freibauer die zwei Bauern auf 10. Kgl h3 11. Khl Kf5 12. Kgl Kf4!
dem anderen Flügel aufwiegen? Die einfacher ist.
Antwort lautet: Ja, wenn die Damen-
flügelbauern eine Reihe höher stehen 10. ... Kf6-f5
würden (b5, c6 gegenüber b6) und 11. K f 3 - g 2
nein, falls diese Bauern eine Reihe tie-
fer stehen würden (b3, c4 gegenüber Oder 11. Ke3 h3 12. Kf3 h2 13. Kg2
b4). Kf4 14. c6 Ke3 14. c7 h l D f 15. Khl:
Stellung 60 ist ein Grenzfall. Schwarz Kf2 usw.
gewinnt auf studienartige Weise:
11. ... Kf5-g4!
1. Kf4-g5 h7—h5
2. Kg5-f4 Ke6-f6 Jetzt erst darf der schwarze König das
3. Kf4-f3 g6—g5 Quadrat verlassen.
4. Kf3-g3 Kf6-f5
5. Kg3-h3 12. c5—c6 h4-h3f
13. Kg2—gl
Auch auf 5. Kf3 wäre 5. ... h4 gefolgt.
Oder 13. K f l Kf3 mit der Drohung 14.
5. ... h5—h4 ... h2.
6. K h 3 - g 2 g5-g4 13. ... Kg4-f3
14. c6—c7 h3-h2f
Bis hier ist es leicht gegangen, doch 15. Kgl-hl Kf3-f2
nun ergeben sich Probleme, weil der 16. c7—c8D g3-g2f
schwarze König weniger direkt mitar-
beiten kann. und matt folgt.

54
E 3. Rückständiger Bauer

SteUung 61 Chancen bietet wie 1. ... Kd5 2. Kf3


Kd4 3. f5 und spielt darum:
Aus der Partie Colle—Grünfeld
(Karlsbad 1929)
1. ... Ke4-e3
2. f4—f5!

kim tm So erzwingt Weiß einen Freibauern,


der nicht aufgehalten werden kann. Al-
lerdings erhält auch Schwarz einen sich
S i
# umwandelnden Freibauern.

2. ... g6xf5
3. g 5 - g 6 f5-f4f
i§ ü i§ M 4. K g 3 - g 2 Ke3-e2

Schwarz am Zuge Schwarz muß dieses Tempo verlieren,


weil der f-Bauer sonst nicht durch-
kommt.
Weiß hat praktisch einen Bauern mehr,
5. g6-g7 f4-f3f
weil der schwarze b-Bauer rückständig
6. Kg2-g3 f3—f2
ist und nicht innerhalb absehbarer Zeit
7. g7—g8D f2—flD
nach vorn kommen kann.
8. Dg8-c4| Ke2—el
Zwar ist auch der weiße f-Bauer zu-
9. Dc4xfl| Kelxfl
rückgeblieben, aber Weiß kann diesen
10. Kg3-f4
Bauern nach einigen Zügen gegen den
schwarzen g-Bauern tauschen, womit
Weiß sich selbst einen gedeckten Frei- Nun hat Schwarz sogar einen Bauern
bauern verschafft. mehr; gleichwohl ist er verloren: 10....
Schwarz sieht ein, daß 1 . . . . Kf5 2. Kf3 Ke2 11. Kg5 Kd3 12. Kh5: Kc4 13.
Ke6 3. Ke4 Kd6 4. f5 ebensowenig Kg5 usw.

E 4. Entfernter Freibauer

Wir führen das Thema aus dem vorigen auf eine kleine Finesse hingewiesen zu
Abschnitt (D4) weiter aus, wobei noch werden verdient.

55
SteUung 62 Kf5 3. fg5: h3 4. Kf2! Kg5: 5. Kgl Kf5
(5.... Kg4? 6. Kh2) 6. Khl Kg5, remis.
(mit einer Variation)
Etwas verwickelter ist das folgende
Beispiel aus der Praxis.

SteUung 63
A ü 4 Entnommen der 24. Matchpartie
Euwe—Aljechin (1935)

#§ «Hl mm
Schwarz am Zuge

Schwarz gewinnt wie folgt:

1. ... h5—h4
2. f 3 - f 4
Schwarz am Zuge
Nach 2. gh4: gh4: 3. Kf2 Kf5 geht es
einfach.
Schwarz hat eine deutliche Mehrheit
2. ... h4-h3 auf dem Damenflügel, aus der jeden-
falls ein entfernter Freibauer zum Vor-
Jedoch nicht 2.... gf4: 3. gh4: und nun schein kommen muß. Der weiße König
hat Weiß den entfernten Freibauern. wird dorthin gehen müssen, um das
Ebensowenig 2. ... hg3: 3. fg5: Kf5 4. Entstehen einer Dame zu verhindern,
Kf3 und Weiß macht remis. und inzwischen wird der schwarze Kö-
nig die einigermaßen gehandikapte
3. K e 2 - f 3 weiße Mehrheit auf dem Königsflügel
anpacken können. Es folgte:
Oder 3. Kf2 gf4: 4. gf4: Kf5 5. Kg3 h2
usw. 1. ... c7-c5?

3. ... g5xf4 Die logische Fortsetzung. Die Bauern-


4. g3xf4 Ke6-f5 mehrheit geht über eine breite Front
5. K f 3 - g 3 h3—h2 usw. nach vorn und der Schwarze hat be-
rechnet, daß der weiße König keinen
Stünde der schwarze König auf e5 an- Versuch machen kann, sich zwischen
stelle von e6, dann würde Weiß nach 1. die vorrückenden Bauern zu stellen.
... h4 mit 2. f 4 | remis erzwingen: 2.... Außerdem ist der schwarze c-Bauer

56
der einzige auf dem Damenflügel, der 3. ... e5xf4f
bereits frei ist, so daß Schwarz die 4. K e 3 x f 4
Chance sieht, innerhalb der kürzest
denkbaren Zeit auf c4 oder selbst auf Weiß hat nun nichts mehr zu fürchten,
c3 einen gedeckten Freibauern zu weil der schwarze König die entdop-
schaffen. Doch ist der Textzug ein Feh- pelten weißen Bauern nicht mehr pak-
ler, der den Gewinn aus der Hand gibt. ken kann.
Richtig war 1. ... a5, wie bald nachge-
4. ... c4—c3
wiesen wird.
5. Kf4-e3 b5-b4
2. K e 2 - e 3 ! 6. Ke3-d3 a7—a5
7. g3-g4 Kf8-e7
Dieses Manöver hat etwas von dem in 8. f2—f4 Ke7-e6
Stellung 29 angewandten. Der Nach- 9. h4—h5 Ke6-d5
ziehende rechnete lediglich mit 2. Kd3 10. g4-g5 Kd5-e6
c4f 3. Kc3, wonach er mit 3. ... Ke7 11. h5—h6 g7xh6
leicht gewinnt. Der schwarze König be- 12. g5xh6 Ke6-f6
gibt sich nach c5 und kehrt zurück, so- 13. f4-f5!
bald Weiß droht, sich mit g3-g4-g5 und
h5-h6 einen Freibauern zu verschaffen. Remis (vergleiche Stellung 57).
Mit 1. ... a5! (anstelle von 1. ... c5)
2. ... c5—c4 hätte Schwarz dem rettenden Manöver
3. f3—f4 zuvorkommen können, weil nun 2.
Ke3 a4! kommen und das sanierende
Auf diese Weise gelingt es Weiß, seine 3. f4 verhindert würde (3. ... ef4:f 4.
„verkrüppelte" Mehrheit auf dem Kö- Kf4: b4 5. Ke3 b3 6. ab3: a3!, und der
nigsflügel zu heilen. Bauer marschiert).

E 5. Zwei Kuriositäten

Stellung 64 Weiß am Zuge gewinnt:

1. b5—b6!

Die Einleitung zu einem überraschen-


den Durchbruch.

1. ... c7xb6

1. ... ab6: 2. c6! kommt auf dasselbe


heraus.

2. a5—a6! b7xa6
Weiß oder Schwarz am Zuge 3. c5—c6

57
und der weiße Freibauer ist nicht auf- Eine symmetrische Stellung, die wohl
zuhalten. noch nie in der Praxis vorgekommen
Schwarz am Zuge gewinnt ebenfalls: ist. Es ist auch äußerst unwahrschein-
lich, daß das jemals der Fall sein wird.
1. ... Kg6-f5 Diese Stellung ist entstanden aus einer
2. b5—b6 Lage, in der die weißen wie auch die
schwarzen Bauern auf der 2. bzw. 7.
Auf andere Züge erobert der schwarze Reihe standen und die Könige entspre-
König mit 2. ... Ke5 und 3. ... Kd5 chend auf gl und b8.
mindestens einen Bauern. Der namhafte Endspielkenner J. Ber-
ger hat darauf hingewiesen, daß in die-
2. ... c7xb6
ser eben erwähnten wie auch in Stel-
lung 65 der Spieler gewinnt, der am
Nicht 2. ... ab6: wegen 3. c6 bc6: 4. a6
Zuge ist. Die vollständige Gewinnfüh-
usw.
rung würde etwas weit führen, und wir
3. a5xb6
beschränken uns auf die Ausarbeitung
von Stellung 65.
3. a6 ba6: 4. c6 scheitert an 4. ... Ke6.

3. ... a7xb6 1. a4—a5f Kb6-a6


2. c4—c5! h5-h4f
Nach 3. ... a6? 4. c6 würde Weiß ge-
winnen.
4. c5xb6 Kf5-e4 Es ist lehrreich (und auch nicht ganz
ohne Belang für die Praxis) zu wissen,
So gelingt es Schwarz, den weißen b- wie Weiß nach 2. ... Kb5 die schwar-
Bauern zu erobern, ohne daß der wei- zen Bauern festlegt: 3. Kg2! und nun 3.
ße König zur Opposition gelangt. ... g4 4. Kg3 oder 3 . . . . h4 4. Kh3 f4 5.
Schwarz gewinnt. Kg4 oder analog 3. ... f4 4. Kf3 h4 5.
Kg4. In allen diesen Fällen muß der
SteUung 65 schwarze König das Feld räumen und
danach folgt eine ähnliche Abwicklung
J§ §§ §§ • wie im Text.

•Mi üü11 •
m

p 3. K g 3 - h 3
4. c5—c6
f5—f4

faf HP Nach 4. Kg4 Kb5 kommt Weiß nicht

• weiter, wohl aber Schwarz!

4. ... f4—f3
Weiß oder Schwarz am Zuge 5. b4—b5f Ka6-a7

58
Oder 5. ... Kb5: 6. c7 g4f 7. Kh2 g3f 7. b 5 - b 6 g5-g4f
8. Kgl f2f 9. Kfl h3 10. c8D und Weiß 8. Kh3-h2 g4-g3f
kommt zuerst. 9. K h 2 - g l f3-f2t
10. Kgl—fl h4—h3
s s ,, 11. a5—a6+ Kb7—c8
6. c6—c7n v
K an7 - b 7 ^ ,
12. a6—a7

Oder: 6. ... g4f 7. Kg4: f2 8. c8D f l D und Weiß gewinnt (12. ... Kb7
9. b6 matt. a8Df).
3. Endspiele ohne Bauern
A. Einleitung: Die Möglichkeiten, aufgeschlüsselt
B. Selten vorkommende Endspiele
C. Dame(n) und leichte Figur(en)
D. Turm (Türme) und leichte Figur(en)

A. Einleitung: Die Möglichkeiten, aufgeschlüsselt


Es sind zahllose Kombinationen von Endspielen möglich, von denen allgemein
gesagt werden kann, daß sie in der Praxis nicht oft vorkommen. Sondern wir unter
diesen vielen Möglichkeiten jene aus, in denen die stärkere Partei Mattpotential
hat (die also normalerweise von der stärkeren Partei gewonnen werden müssen)
behalten wir vier Gruppen übrig:
Gruppe 1 umfaßt Endspiele mit unwahrscheinlichen Kräfteverteilungen, die fast
nie vorkommen und über die nichts allgemeines zu sagen ist, weil das Ergebnis
stark von dem besonderen Stand der Figuren abhängt.
Zu dieser Gruppe gehören:
# zwei oder drei leichte Figuren gegen Turm
# drei oder vier leichte Figuren gegen die Dame oder zwei Türme
# Turm und zwei leichte Figuren gegen die Dame
# zwei Türme und eine leichte Figur gegen die Dame
# zwei Türme gegen die Dame
Es ist unnötig und unpraktikabel, auf diese Endspiele näher einzugehen.
Gruppe 2 umfaßt Endspiele, die wohl hin und wieder vorkommen und deren be-
stimmte Regeln und Ausnahmen man kennen sollte, weil der Ausgang nicht von
vornherein feststeht. Von dieser Gruppe werden wir einige Beispiele geben. Hier-
zu gehören:
# zwei Läufer gegen Springer
# Turm und leichte Figur gegen zwei Springer
# Dame gegen Dame
# Dame gegen Turm und eine leichte Figur
Gruppe 3 umfaßt Endspiele, die öfter vorkommen, und bei denen es in jedem
Falle wichtig ist, das Ergebnis zu kennen. Zu dieser Gruppe gehören:
# Dame und Läufer gegen Dame
# Dame und Springer gegen Dame

60
# Dame gegen zwei Läufer
# Dame gegen zwei Springer
# Dame gegen Springer und Läufer
Jedes dieser Themen, wird kurz behandelt.
Gruppe 4 umfaßt Endspiele, die regelmäßig vorkommen und deswegen eine etwas
ausführlichere Behandlung erfordern.
Hierzu gehören:
# Turm gegen Läufer
# Turm gegen Springer
# Turm und Läufer gegen Turm
# Turm und Springer gegen Turm
# Dame gegen Turm

B. Selten vorkommende Endspiele


Wir behandeln nur die vier Unterabschnitte aus Gruppe 2.

B 1. Zwei Läufer gegen Springer

Stellung 66 Ein Tempozug, der erreicht, daß ent-


weder der schwarze König an den
Nach dem Muster einer Matchpartie
Rand muß mit den damit verbundenen
Tal—Botwinnik
Mattgefahren, oder der Springer die
natürliche Deckung seitens seines Kö-
Im
Wm nigs aufgibt.

w
wyyyy// 2. ... Kb2—bl

1SL
¡¡¡¡¡will
• Nach 2. ... Sb6 3. Le6 Sa4 4. Kc4 Kc2


5. Lf5f Kd2 (5. ... Kb2 6. Kb4 Sb6 7.
Le6 usw.) 6. Kb3 Sb6 7. Le6 Kd3 8.
Wm Ld8 Sa8 9. Ld5 und erobert den Sprin-
ger.
Weiß oder Schwarz am Zuge Nach 2. ... Kai? ist der Gewinn noch
einfacher: 3. Kc2 Sb2 4. Lf7! und
Weiß am Zuge gewinnt Schwarz kann das Matt nicht vermei-
den.
1. Lb5—c4f Kb3-b2
2. L f 8 - e 7 3. L c 4 - b 5 Sa4-b2f

61
Nach 3. ... Sb6 4. Kd4 wird der Sprin- 4. L e 2 - g 4 Kd2—c2
ger schnell gefangen genommen. 5. L g 4 - e 6 Sb2-a4
6. Kd4—c4 Sa4-b2f
4. Kd3—c3 Sb2—dlj
Es ist wichtig, daß der schwarze König
und sein Springer nahe beieinander
Nach 4.... Ka2 5. Ke2 geht es leichter. stehen, um dem Gegner so viele Felder
wie möglich wegzunehmen.
6. K c 3 - b 3
7. K c 4 - b 4 Sb2-d3f
Nun ist Schwarz am Ende seines La- 8. K b 4 - a 3 Sd3-f4
teins. Er verliert den Springer oder
wird in der Ecke mattgesetzt. Zum Hier würde 8. ... Sb2? nach 9. Lf5f
Beispiel 5. ... Sf2 6. Lg5 Sg4 (6. ... den Springer kosten. Die schwarzen Fi-
Kai 7. Lf6f Kbl 8. Lb2!) 7. Ld3f Kai guren begeben sich auf die andere Sei-
8. Lei und matt. Oder 5 . . . . Sb2 6. La3 te, um dort eine Verteidigungslinie wie
Sdl 7. Ld3f Kai 8. Lei usw. Oder 5. folgt aufzubauen: 9. Lf5f K d l 10. Kb3
... Kai 6. Ld3 Sb2 7. Lg6 usw. und Ke2 11. Kc4 Kf3 12. Kd4 Sg2. Es ist
schließlich 5. ... Kcl 6. Lg5f Kbl 7. geglückt! Weiß kommt nicht weiter.
Ld3f Kai 8. Lf6f und matt. Einen schlüssigen Beweis zu führen,
Schwarz am Zug hält remis: daß Schwarz in Stellung 66 remis hal-
ten kann, würde viele Buchseiten er-
1. ... Sa4-b2f fordern. Die gegebene Fortsetzung gibt
2. K d 3 - d 4 Kb3—c2 nur eine Idee von der zu befolgenden
3. L b 5 - e 2 Kc2-d2 Methode.

B 2. Turm und leichte Figur gegen zwei Springer

SteUung 67
Die Anfälligkeit des Springers (die wir
in unserem letzten Beispiel sehen
konnten) wird noch größer bei Anwe-
senheit von zwei Springern, die wenig
wirkungsvoll aufgestellt sind. Weniger
wirkungsvoll stehen die Springer im
allgemeinen, wenn sie einander dek-
ken, weil sie dann wenig Felder be-
streichen. Viel wirksamer ist das Sprin-
gerpaar als Verteidigungswaffe, wenn
es nebeneinander vor dem König auf-
gestellt ist. Weiß am Zuge

62
Hier ist die Lage wohl außerordentlich Oder 2. ... Kh4 3. Th6f Kg3 4. Lg8.
ungünstig für Schwarz: der König steht
unsicher dicht am Rand, die zwei 3. T a 6 - f 6 Sf8-d7
Springer decken sich und der weiße Oder 3. ... Sfh7 4. Tg6 Kh4 5. T h 6 |
Läufer schirmt beinahe alle Felder ei- Kg3 6. Lg8 usw. Wenn 3. ... Sgh7, so
nes der Springer ab, wodurch diese Fi- 4. Lf7f Kh4 5. T h ö j Kg3 6. Lg8 usw.
gur über kein einziges Schachgebot Eine seltsam unbeholfene Stellung der
verfügt. Weiß gewinnt: Springer!

1. Tal—a6f Kg6-h5 4. Tf6-g6 Sg5-h3


5. Ld5-f3t Kh5-h4
6. Tg6-g4f Kh4-h5
Keine bessere Verteidigung bietet 1. 7. Tg4—g7f und gewinnt.
... Kg7 2. Kf5 und nun: I. 2. ... Sf7 3.
Ta7 Shg5 4. Lf7: Sf7: 5. Ke6 usw., II. Vielleicht darf man nicht so weit gehen
2. ... Sh3 3. T g 6 | Kf8 4. Tg8f Ke7 5. zu behaupten, daß das Endspiel mit
Tg7f usw., III. 2. ... Kh8 3. Tg6 usw., diesem Material für die stärkere Partei
IV. 2. ... Kf8 3. Ta7 Ke8 4. Lg8 und stets gewonnen ist; fest steht jedoch,
gewinnt. daß die stärkere Partei gute Gewinn-
chancen hat, vor allem, wenn es der
Gegenpartei nicht gelingt, die richtige
2. K e 5 - f 5 Sh7-f8 Aufstellung seiner Springer zu finden.

B 3. Dame gegen Dame

SteUung 68 Es ist wichtig, von diesem Endspiel


(das in 99 von 100 Fällen remis ist) die
(mit drei Variationen)
einzigen Ausnahmefälle zu kennen. Ei-
nem davon sind wir bei der Ausarbei-
tung von Stellung 30 begegnet.
Die anderen Ausnahmen hängen damit
unmittelbar zusammen und beruhen
auf demselben Mattbild mit der vertei-
digenden Dame auf einem Eckfeld und
dem König daneben.

Weiß gewinnt:

Weiß am Zuge 1. D c 8 - b 7 f Kb2-cl

63
1 . . . . Kc2 2. Dg2f Kcl 3. D f l f kommt ne schrägen Schachs! Darum ist in die-
auf dasselbe heraus. ser Anfangsstellung das verführerische
1. Dc3f fehlerhaft.
2. Db7—hlf Kcl—b2 Stellen wir nun den weißen König auf
3. Dhl—g2f d2, dann geht alles wieder nach Plan,
mit dem einzigen Unterschied, daß der
Antwortet Schwarz nun 3 . . . . Kbl, ver- schwarze König nicht mehr die Wahl
wirklichen wir mit 4. Kb3! das ge- hat, nach der a- oder der c-Linie auszu-
wünschte Mattbild. Durch Annähe- weichen: 1. Db7f Ka3 (1. ... Ka2? 2.
rung der Dame wird Schwarz zum Kc2) 2. Da6t usw.
Schluß gezwungen, seinen König nach Stellen wir den weißen König schließ-
b l zu ziehen. Das Näherkommen kann lich nach b4 und die weiße Dame nach
sowohl längs der ersten wie längs der b8, so erhalten wir eine einfache Wie-
dritten Reihe geschehen. derholung des vorigen: 1. Dh2f usw.
Wir haben behauptet, daß ein Diago-
3. ... Kb2-a3 nalschach den Gewinnweg stören
kann, jedoch gibt es auch eine Ausnah-
4. D g 2 - f 3 f Ka3-b2 me, wie die folgende Stellung zeigt.

Auf 4. ... Ka2 folgt 5. Db3 matt.


Stellung 69
5.
6. D f3-e2f
De2—elf Kb2—cl
Kcl-b2 (mit einer Variation)
7. D e l - d 2 f Kb2—bl

Auf 1. ... Ka3 folgt 8. Db4f und matt.

8. K c 4 - b 3 und gewinnt.
Man beachte, daß die Damenschachs
senkrecht oder waagerecht geschehen
müssen. Ein Schrägschach kann den
Gewinnvorgang verderben. So wäre
nach 5. D f 6 | ? (anstelle von 5. D e 2 f )
das Remis eine vollzogene Tatsache (5. HÜ
. . . K b l 6. D f l f Ka2). Weiß am Zuge
Auf demselben Grund wäre in der An-
fangsstellung 1. Db8t? (anstelle von 1. Weiß gewinnt:
D b 7 f ) unrichtig: 1. ... Kcl 2. Df4f
Kbl. Setzen wir den weißen König in 1. D h 2 - h 7 f Kbl—a2
der Anfangsstellung nach d3, geht alles Nach 1. ... Kb2 2. Db7f folgt die be-
genau so, nur kommen jetzt senkrechte kannte Mattführung.
anstelle von waagerechten Schachs: 1.
Db7f Kcl 2. Dc6f Kb2 3. D b 5 | Ka3 2. D h 7 - f 7 f Ka2—bl
4. Da5f Kb2 5. Db4f usw. Wieder kei- 3. D f 7 - f 5 f

64
Die Dame nähert sich mit Hilfe von Auf 6. ... K b l folgt 7. Dc2 matt.
Schrägschachs. 7. Dc4—b4f und gewinnt.
3. ... Kbl—a2
4. D f 5 - d 5 t Stellen wir nun den weißen König nach
b4.
Man beachte, daß nun das senkrechte Weiß gewinnt:
Schach 4. Da5f den Gang der Sachen
1. Dh2—hlf
stören würde: auf 4. ... Kbl muß dann
wieder 5. Df5f folgen. Augenscheinlich gegen die Regel, doch
Weiß läßt unmittelbar ein Schräg-
4. ... Ka2-bl schach folgen:
5. Dd5—d3f Kbl—a2
1. ... Kbl—a2
5. ... Kb2, so 6. Db5f. 2. Dhl—d5f! Ka2—bl
3. Dd5-d3f Kbl—b2
6. Dd3—c4f Ka2-b2 4. D d 3 - d 2 f usw.

B 4. Dame gegen Turm und leichte Figur


4a. Dame gegen Turm und Läufer Weiß am Zuge gewinnt leicht:
Dieses Endspiel ist remis, sobald die
verteidigende Partei eine Stellung er- 1. Df8—flf Khl—h2 (Tgl?
reicht, in der sowohl Turm wie Läufer 2. Dh3 matt)
gedeckt stehen. Solange das nicht der 2. D f l - f 4 f usw.
Fall ist, hat die Dame durch ihre große
Beweglichkeit die Chance, mit einem Schwarz am Zuge macht remis, sowohl
Doppelangriff eine Figur zu erobern. mit 1. ... Lc2 wie mit 1. ... Lg6. Dann
ist der Läufer jeweils gedeckt, während
Stellung 70 die Deckung des Turms dem König
(mit zwei Variationen) überlassen ist. Dasselbe ist der Fall,
wenn der schwarze Läufer auf d5 steht.
Schwarz macht remis mit 1. ... La2
oder 1. ... Lg8.
Stellen wir nun den Läufer nach c6 (ei-
ne Komposition von Berger). Unter
den veränderten Umständen verfügt
der Läufer nicht über ein Feld, auf dem
er sich in Deckung begeben könnte, so
daß Schwarz Materialverlust nicht ver-
meiden kann, was leicht nachzuweisen
ist.
Wir begnügen uns mit einer einzigen
Weiß oder Schwarz am Zuge Variante: 1.... Ld5 2. D h 8 | Th2 ( 2 . . . .

65
Kgl 3. Dd4f) 3. D a l t Kg2 4. Db2f Die Figuren müssen einander decken,
Kh3 5. Dc3f Kg4 6. Dd4f. um dem Verlust zu entgehen. Natürlich
können sich Ausnahmefälle ereignen;
4b. Dame gegen Turm und Springer aber diese sind von geringem Belang.
Für dieses Endspiel gilt im Prinzip das
gleiche wie für das vorangegangene.

C. Dame(n) und leichte Figur(en)


Wie angekündigt, sollen nacheinander kurz behandelt werden:
1. Dame und Läufer oder Springer gegen die Dame
2. Dame gegen zwei Läufer
3. Dame gegen zwei Springer
4. Dame gegen Springer und Läufer

C 1. Dame und Läufer oder Springer gegen Dame

Die Dame ist eine so mächtige Figur, Stellung 7 1


daß es vielleicht unmöglich ist, sie im Aus einer Partie Lengyel—Levy
Zaume zu halten, selbst wenn König, (Cienfuegos 1971)
Dame und Läufer oder Springer der

mfrn
Gegenpartei zusammenwirken. Ge-
lingt es nicht, der Dame der Gegenpar-
tei die nötigen Beschränkungen aufzu-
erlegen, wird in der Folge der König
des Angreifers vielen Schachs ausge-
setzt sein, was den Gewinn im allge-
meinen unmöglich macht, auch deswe-
gen, weil Damentausch zum sofortigen
m
Remis führt. Der normale Ausgang ist
darum remis, und in der Mehrzahl der
Fälle kann es der stärkeren Partei nur
in Kompositionen glücken, das mate- Schwarz am Zuge
rielle Ubergewicht in den Gewinn um-
zumünzen. Die theoretische Bedeu-
tung dieses Endspiels ist deshalb auch Schwarz gewinnt infolge des guten Zu-
gering. Wir begnügen uns mit einem sammenspiels seiner Figuren und der
einzigen Beispiel von Dame und Sprin- sehr anfälligen Position der weißen
ger gegen die Dame. Dame.

66
1. ... Dc7-f4f Der weiße König darf nicht auf die
2. K f 5 - e 6 Diagonale hl—a8 gehen und ebenso-
wenig auf die 8. Reihe (5. Ke7 Dg7f 6.
Nach 2. Kg6 Se5f kann Schwarz eine Kd6 Dd7 matt).
bekannte Stellung herbeiführen, die
zwangsläufig zum Matt führt. 4. ... Dh4-h7f

2. ... Sd3-c5f Das weitere ist erzwungen. Weiß hat


3. K e 6 - e 7 Df4-h4f jedesmal nur einen Zug bei Strafe des
sofortigen Verlusts:
Der schwierigste Zug der Gewinnfüh- 5. Kf6 Se4f 6. Ke6 Dg6f 7. Ke7 Df6f
rung. 8. Kd7 Df7f 9. Kc8 (endlich zu Hau-
se?) 9. ... Sd6f 10. Kb8 De8f 11. Ka7
4. K e 7 - f 7 Sb5f 12. Kb7 De4f 13. Kb8 D e 5 | 14.
Kb7 Dd5f 15. Kb8 Dd8f 16. Kb7
Nach 4. Kd6 Dg3f erkennt man die Sd6f 17. Ka7 Da5f 18. Kb8 Db6f und
ungünstige Position der weißen Dame. matt.

C 2. Dame gegen zwei Läufer

Stellung 72 men kann, während die weiße Dame


im Alleingang nichts auszurichten ver-
— m mag. Es folgt zum Beispiel:
m . mm. 1. ... Lg6-h7
2. De6-d7f Kg7-h6
m Lh7-g6
3. Kg3-g4
4. Dd7-b7 Lg6-h7
5. Db7—hlf Kh6-g7

Weiß kann nichts unternehmen.


In der Anfangsstellung sind die Läufer

ÉHL ideal postiert. Vielleicht kann die Da-
Schwarz am Zuge mepartei dieser Aufstellung in be-
stimmten Fällen zuvorkommen. Wenn
jedoch die verteidigende Partei die
Schwarz hat sich so aufgestellt, daß der Läufer in der Nachbarschaft des Kö-
weiße König nicht näher herankom- nigs hält, kann nicht viel passieren.

67
C 3. Dame gegen zwei Springer

Ersetzen wir in Stellung 72 die beiden den ist, daß die leichten Figuren (hier
Läufer durch Springer, erhalten wir die also die Springer) in der Nachbarschaft
Idealstellung für die Springerpartei. Es ihres Königs bleiben müssen, um ei-
ist deutlich, daß der weiße König vor- nem Verlust zuvorzukommen. Dabei
läufig nicht herankommen kann, und ist im Auge zu behalten, daß — wie wir
der Gewinn ist darum äußerst unwahr- schon öfter feststellen konnten — die
scheinlich. Übrigens gilt die gleiche all- gegenseitige Deckung der Springer ei-
gemeine Bemerkung, die auch bei dem ne wenig wirkungsvolle Aufstellung
vorigen Unterabschnitt gemacht wor- bedeutet.

C 4. Dame gegen Springer und Läufer

SteUung 73 steht hier folglich vor einem schwieri-


gen Problem.
Eine Komposition von Berger (1921)
Um eine Idee von der Art zu geben, in
der die stärkere Partei den Gewinn
schließlich erzwingen muß, geben wir
das hier folgende Beispiel.
Berger gibt die folgende Gewinnfort-
setzung, wobei wir den Kommentar bei
den verschiedenen Zügen weglassen,
zumal dies viele Seiten füllen würde,
die nur wenig Bedeutung für die Praxis
haben.
Die Hauptvariante lautet: 1. Dg2 Le2
2. Dg5 Lf6 3. Dg3 Ld4 4. Db3f Kf6 5.
Weiß am Zuge Kc6 Kg5 6. Kd5 Lf6 7. Dg3t Kf5 8.
Dg2 Lg5 9. Dc2f Kf6 10. Df2f Kg6
Die Endspielkenner sind sich darüber 11. Ke5 Ld8 12. Dg2f Kf7 13. Dd5f
einig, daß dieses Endspiel im Prinzip Ke7 14. Db7f Kf8 15. Kd6 Lg5 16.
für die Damepartei gewonnen ist. Man Dd5 Le7f 17. Kd7 Lf6. Die so erreich-
hat nach Aufstellungen von Springer te Stellung gewinnen wir aus der Aus-
und Läufer gesucht, die die Annähe- gangsstellung 73, wenn wir mit
rung des feindlichen Königs endgültig Dc6—d5t beginnen und Schwarz
verhindern könnten, und man hat nur Kf7-f8(?) antworten lassen. Weiß ge-
wenige finden können. Andererseits ist winnt nun überraschend schnell durch
es ebensowenig geglückt, den Gewinn Zugzwang:
von einer willkürlichen Stellung aus
lückenlos nachzuweisen. Die Theorie 18. Dd5—c4!

68
Es ist leicht einzusehen, daß, welchen Dc5f, auf 18. ... Lb2 folgt 19. Db4f,
Zug Schwarz auch tut, ihm stets eine auf 18. ... L a l 19. D f l f und zum
Figur verloren geht. Auf 18. ... Lg5, Schluß folgt auf 18.... Se8 das tödliche
18. ... Le5 oder 18. ... Sh5 folgt 19. 19. Dc8.

D. Turm (Türme) und leichte Figur(en)


Die Endspiele dieses Abschnitts werden ausführlicher behandelt, weil sie viel
wichtiger sind als die übrigen Endspiele dieses Kapitels.
Wir teilen sie wie folgt ein:
1. Turm gegen Läufer
2. Turm gegen Springer
3. Turm und Läufer gegen Turm
4. Turm und Springer gegen Turm
5. Dame gegen Turm (dies Endspiel gehört genau genommen nicht zu diesem Ab-
schnitt)

D 1. Turm gegen Läufer


Im allgemeinen muß dieses Endspiel Der schwarze Läufer verhindert die
remis werden. Der Läufer hat darüber Opposition (Kf5). Es kann folgen:
zu wachen, daß die Könige nicht einan-
der gegenüber zu stehen kommen,
denn in diesem Fall droht die Gefahr, 1. T g 2 - d 2 f Kf5-e6
daß der verteidigende König dichter an
den Rand getrieben wird.
Aufs neue ist die Opposition (Ke4)
Stellung 74 verhindert.

Wm
• 2. T d 2 - e 2 f
3. T e 2 - e 5
Ke6-d6
Lbl-h7

Hj fü^ü
• Weiß kommt nicht weiter.
Falls es gelingt, den schwarzen König
an den Rand zu drängen, oder wenn
der König in der Ausgangsstellung be-
reits am Rand steht, verfügt die stärke-
PAP re Partei über bestimmte Möglichkei-
Weiß am Zuge ten.

69
Stellung 75 Der Schlüsselzug: der Läufer kann nun
nicht nach e4 (oder g4) gehen wegen
des Abzugsschachs des Königs (Ke5t
I f® • oder Kg5f).

4. ... Lf3—c6
5. Tf2—c2 Lc6-d7
Oder 5. ... Lb7 6. Tc7 La6 7. Ta7.
6. Tc2-b2!
6

Profitiert von der Zufälligkeit, daß der


König nicht über e8—d7 entfliehen
kann. Weniger gut war 6. Td2 oder 6.
Weiß oder Schwarz am Zuge Tc7 wegen der Antwort 6 . . . . Ke8, wo-
nach Schwarz remis erreicht.

Weiß hat eine Idealstellung erreicht: 6. ... Kf8-g8


Könige in der Opposition, der eigene
König auf einem schwarzen Feld, so Oder 6. ... Le8 7. Tb8.
daß der Läufer hier den König nicht
verdrängen kann. Weiß am Zuge ge- 7. Tbl—b8f Kg8-h7
winnt, indem er den Läufer solange mit
dem Turm verfolgt, bis sich die Mög- 8. Tb8—b7 und gewinnt.
lichkeit einer Doppeldrohung auftut:
Angriff auf den Läufer einerseits und Schwarz am Zuge macht remis.
Matt andererseits.
1. ... Kf8-e8
1. T g 7 - g 3 Lf3-e4
Er verläßt sofort die Opposition.

Man sieht bereits, daß ein Zug wie 1. 2.


... L d l verliert: 2. Td3 Lh5 3. Td8f 3. K
Kfe66--ed66 Ke8-d8

Le8 4. Ta8 usw. 3. Tg3 holt ebensowenig etwas heraus:


3. ... Lb7 4. Tc3 Lg2 5. Kd6 Ke8 6.
2. T g 3 - e 3 Le4-g2 Tg3 Lb7 7. Th3 La6 8. Tf3 Lc4 usw.

Der Läufer hält sich auf der e-, f- oder 3. Kd8-- c 8


g-Linie auf, so daß der Turm nicht zu- 4. Tg7--c7f Kc8-- b 8
gleich Matt drohen und ihn angreifen 5. Kd6 - d 7 Lf3-"g2
kann. 6. Kd7 - d 8 Lg2--f3
7. Tc7--c3 Lf3-"g2
3. T e 3 - e 2 Lg2-f3 8. Tc3-- b 3 t Kb8-- a 7
4. T e 2 - f 2 ! 9. Kd8 - c 7 Ka7-- a 6

70
Weiß kommt nicht weiter. Das einzige.
Auf eine wichtige Facette des Kampfes
zwischen Turm und Läufer sei noch 2. T e 5 - e 7
aufmerksam gemacht.
Auf 2. Td5 kann 2. ... Le8f folgen,
aber auch 2 . . . . Le6 ist gut, um 3. Td8f
Stellung 76 mit 3. ... Lg8 zu beantworten. Nach
dem Tempozug 4. Ta8 steht Schwarz
Ü dann patt.

2. ... Ld7-b5
3. T e 7 - b 7 Lb5-c4

Das einfachste; aber auch 3. ... L d 3 |


oder 3. ... Le8f macht remis.
i
4. T b 7 - h 7 f

Weil 4. Tb8f Lg8 nichts einbringt, pro-


Schwarz am Zuge biert Weiß es auf diese Manier.

4. ... Kh8-g8
Augenscheinlich ist die Ausgangsstel- 5. Th7—c7 Lc4-d3f
lung sehr günstig für Weiß. Es droht
matt und außerdem auch Th5t mit Er- und Weiß muß die Opposition aufge-
oberung des Läufers. Andererseits ben.
aber steht der weiße König auf einem
Feld von der Farbe des Läufers; außer- 6. K g 6 - f 6 Ld3-bl
dem steht der schwarze König in der 7. Tc7-g7f Kg8-h8!
falschen Ecke. Was es damit auf sich
hat, wird rasch klar. 7. ... Kf8? 8. Tg2 führt nach dem Re-
zept von Stellung 75 zum Verlust.
1. ... Lh3-d7 Weiß kommt nicht weiter, remis.

D 2. Turm gegen Springer

In diesem Endspiel hat die Turmpartei drängt ist (sofern das überhaupt mög-
(noch) weniger Gewinnchancen als in lich ist) kann der Springer den feindli-
dem vorangegangenen, denn auch chen König von den entscheidenden
nachdem der König an den Rand ge- Plätzen verjagen.

71
SteUung 77 Ein Weiterkommen ist unmöglich: re-
mis.
Stellung 77 kann eine Anzahl Linien
nach links versetzt werden, ohne daß
sich das Ergebnis verändert; fatal für
Schwarz ist jedoch eine Verpflanzung
nach rechts. Die Stellung Weiß: Kg3
Tb2 Schwarz: Kgl Bh2 ist für Schwarz
verloren: 1. ... h l S f 2. Kf3 usw.
Offenbar ist für die Turmpartei auf der
untersten Reihe wenig Ehre zu holen,

Iii und damit scheint das Problem König


gegen Springer endgültig gelöst zu sein.
Schwarz am Zuge Doch besteht noch die Möglichkeit für
die Turmpartei, den Gegner auf einem
ganz anderen Wege zur Kapitulation
Ausgehend von dieser Stellung kommt
zu zwingen.
das Endspiel Turm gegen Springer ver-
hältnismäßig am häufigsten vor.
Schwarz kann sich keine Dame holen SteUung 78
wegen matt. Er erreicht bequem remis,
indem er einen Springer wählt. Entnommen einer arabischen Hand-
schrift von 1257
1. ... g2-glS|
2. K f 3 - e 3

2. Kg3 Se2f bringt ebensowenig etwas


ein.

2. ... Sgl—h3

Erzwungen.

3. T a 2 - h 2 Sh3-gl
m, m,
Nach 3. ... Sg5? 4. Th6! ist es sofort Schwarz am Zuge
aus (4. ... Kg2 5. Tg6).

4. T h 2 - f 2 f Kfl-el Der arabische Schachexperte Al-Adli


hat uns diese Gewinnstellung für die
5. T e 2 - g 2 Kel-fl Turmpartei hinterlassen. Das Geheim-
nis der Auflösung liegt darin, daß der
Auf 5. ... Sh3 folgt 6. Tg3. schwarze Springer verloren geht, nach-
dem Weiß systematisch dessen Flucht-
6.
7. T
T gh 22 -- hf 22 Kfl-el
Sgl—h3 felder abgeschnitten hat.

72
1. . . . Sb7-a5t 6. K c 6 - b 5 Sa5-b7
2. K c 6 - b 5 Sa5-b7 7. T f 4 - d 4 !

Nach 2. . . . Sb3 3. Td8 S e i 4. Td2 Sb3 Bestreicht das letzte Fluchtfeld des
5. T d l ist der Springer gefangen. Springers. Nun muß der schwarze Kö-
nig ziehen.
3. T h 8 - f 8
7. . . . Ka7-b8
Ein Tempozug; das auf der Hand lie- 8. K b 5 - a 6 !
gende 3. Th7 führt nach 3. . . . Kb8 4.
Kb6 Sd8 nur zum Remis. Nach 8. Kb6 Kc8 erreicht Schwarz re-
mis.
3. . . . Sb7-d6f
8. . . . Kb8—c7
4. Kb5—c6 Sd6—c4
Nach 8. . . . S c 5 f 9. Kb6 Sb7 10. Td7
Es ist deutlich, daß 4 . . . . Sb7 an 5. Tf7
oder 9. ... Se6 10. Td6 ist es auch aus.
scheitert. Weniger einfach ist die Wi-
derlegung von 4. . . . Se4; im allgemei-
9. Td4—c4f Kc7-b8
nen kann gesagt werden, daß der im
10. T c 4 - b 4 Kb8-a8
freien Feld befindliche Springer durch
die ihn jagenden König und Turm stets
Die letzte Verteidigung des Schwar-
gefangen genommen werden kann.
zen: nach 11. T b 7 : ist Schwarz patt.
Dazu kommt, daß Weiß in dieser Stel-
lung noch über Mattdrohungen ver-
11. K a 6 - b 6 Ka8-b8
fügt. Es folgt: 5. T f 7 f Kb8 (5. . . . Ka6
6. Tf4 Sc3 7. Tc4) 6. T b 7 f Ka8 (5. . . .
Auf 11. . . . Sd6 geschieht 12. T h 4 S c 8 f
Kc8 6. T e 7 ) 7. T b 4 Sf6 ( 7 . . . . Sd2 oder
13. Kc7 oder 12. . . . Kb8 13. T h 8 f
7 . . . . Sf2 oder 7 . . . . Sg3, so 8. Kc7; auf
S c 8 f 14. Kc6.
7. . . . Sg5 folgt 8. Tg4 und 9. K b 6 ) 8.
Tf4 Sh5 9. Tf5 Sg3 10. Tf3 und 11. 12. Kb6—c6 Kb8-a8
Kc7. 13. T b 4 - b 5 Sb7-d8f
14. K c 6 - d 7 Sd8-b7
5. T f 8 - f 4 Sc4-a5f
Auf 1 4 . . . . Sf7 folgt wieder der charak-
Nach 5 . . . . S e 5 f 6. Kd5 Sd3 7. Td4 hat teristische Springerfang: 15. Ke7 Sh8
der Springer keine Überlebenschan- 16. Kf8 und 17. Kg7. Auch im 12. Zug
cen: 7. . . . S e i 8. Td2 und 9. K c 4 oder hatte Schwarz keine Wahl.
7. . . . S e i 8. Ke4 Sc2 9. Tc4 S e i 10.
T e l Sg2 11. T h l . 15. Kd7—c7 und gewinnt.

73
D 3. Turm und Läufer gegen Turm

Dieses Endspiel ist das schwierigste al- Stellung 79


ler theoretischen Endspiele. Zahlrei-
che Analytiker haben ihre Kräfte dar- Analyse von Philidor (1749)
an erprobt, besonders im vorigen Jahr-
hundert, jedoch ohne zu einem ent-
schiedenen Urteil zu gelangen. Zwar
stellen diese Analytiker fest, was bei
korrekter Behandlung bestimmter
Stellung das Ergebnis sein muß, doch
ihre Ergebnisse sind schwer nachzu-
prüfen. Was soll man zum Beispiel von
einer Stellung denken, von der der
Endspielkenner Croskill 1864 die
Schlußfolgerung zog, daß die stärkste
Partei in 55 Zügen den Gewinn er-
zwingen könne? Er beweist das dann Weiß oder Schwarz am Zuge
mit Hilfe von Dutzenden langzügiger
Varianten. Es ist eine enorme Arbeit, Weiß gewinnt:
eine so tiefgehende Analyse richtig
1. T b 7 - a 7
einzuschätzen. Wer soll dazu imstande
sein?
Ein Tempozug, um den schwarzen
In dieser Hinsicht habe ich alle Hoff- Turm auf ein etwas ungünstigeres Feld
nung auf den Computer gesetzt, der zu zwingen. Es ist klar, daß dieser
zwar in der Beurteilung von Mittel- Turm auf der d-Linie bleiben muß und
spielstellungen nicht ausreicht, aber in der schwarze König nicht ziehen darf.
der Untersuchung von Endspielen mit Daraus folgt, daß es keine Rolle spielt,
wenigen Figuren dem Menschen vor- wer in Stellung 79 am Zuge ist.
aus ist.
1. ... Td2—dl
Angesichts der eben erwähnten Zug-
zahl von 55 ist die 50-Züge-Regel der Möglich war auch 1. ... Td3, aber das
Remisbestimmung des Weltschach- würde die Aufgabe des Weißen etwas
bundes anfechtbar (siehe Abschnitt 1 erleichtern, wie sich bald zeigt.
C).
2. T a 7 - g 7 Tdl-fl
Um annähernd eine Idee von den Pro-
blemen zu erhalten, die hier mitspie- Das einzige; auf 2. ... Kf8 folgt 3. Th7
len, lassen wir zwei fast gleiche Stellun- Tgl 4. Ta7 Kg8 (es gibt nichts anderes)
gen folgen, von denen die erste (Stel- 5. Ta8f Kh7 6. Th8f Kg6 7. Tg8f usw.
lung 79) für Weiß gewonnen ist und die
zweite (Stellung 80) remis. 3. L e 5 - g 3

74
Ein belangreicher Zug, der den SteUung 80
schwarzen Turm auf die 3. Reihe Von Szen


zwingt. Gleichzeitig wird das Schach
auf e l verhindert.
m m
3. ... Tfl-f3 i ü s Jff i ü I I
Nach 3 Kf8 gewinnt Weiß wie folgt:
4. Tg4 (droht 5. L d 6 f ) 4. ... Ke8 5.
• w "C
• • mm• ¡ ü
Tc4 T d l ( 5 . . . . Kf8 6. Le5 Kg8 7. Th4)
6. Lh4! Kf8 7. Lf6 T e l f 8. Le5 Kg8 9.
Th4 und gewinnt.

4. L g 3 - d 6 Tf3—e3f
ii§ H ¡¡H
5. L d 6 - e 5 Te3-f3
Weiß am Zuge
Oder 5. ... Kf8 6. Th7 und Schwarz
Fast die gleiche Stellung wie die vorige.
kann nicht mit 6. ... Tg3 parieren (der
Auch hier kann allein der schwarze
Nachteil der 3. Reihe).
Turm ziehen, und es scheint möglich zu
6. T g 7 - e 7 f Ke8—f8 sein, diese Figur auf ein ungünstiges
Feld zu manövrieren, wonach ein Ge-
Nach 6. ... Kd8 7. Tb8 sehen wir wie- winnweg wie der eben ausgeführte
der den Nachteil der 3. Reihe (Feld c3 möglich wird. Doch dies glückt nicht,
ist unbetretbar). weil der schwarze König nach c8 aus-
weichen kann, sobald der weiße Turm
7. Te7—c7 Kf8-g8 auf der anderen Seite eingreifen will: 1.
Tg7 Kc8!.
Schwarz hat keine Wahl. Auch andere Züge führen nicht zum
Gewinn: auf 1. Kd6 folgt 1. ... T d l f ,
8. T c 7 - g 7 f Kg8-f8
und 1. Tb2 wird beantwortet mit 1. ...
9. T g 7 - g 4 Kf8-e8
T c 6 | 2. Ld6 T e l .
Daß man gleichwohl leicht daneben
Es drohte 10. Ld6f und 9. ... Te3
greifen kann, lehrt der folgende Partie-
scheitert an 10. Th4.
verlauf (Marovic—v. d. Weide, IBM-
10. L e 5 - f 4 Turnier Amsterdam 1967).

1. T b 7 - b 2 Tel—c4(?)
Der Gnadenstoß.
Richtig war — wie bereits angegeben —
10. ... Ke8-f8 1. ... Tc6f.
11. L f 4 - d 6 f und matt.
2. K e 6 - d 6 Kd8-e8?
Eine sehr verwickelte Analyse, und
man bedenke, daß sie über zweihun- Nicht 2. ... T e l wegen 3. Tb8f Tc8 4.
dert Jahre alt ist! L f 6 f . Richtig war jedoch 2. ... Kc8!

75
trotz der scheinbar tödlichen Antwort Der schwarze König steht in der Nach-
3. Ke7, denn Schwarz hat darauf die barschaft der guten Ecke, und das be-
Erwiderung 3. ... Tb4! (4. Tb4: patt). deutet ein ziemlich sicheres Remis.
Weiß versucht, seinen König nach e6
3. T b 2 - f 2 Tc4—cl
zu bringen, um dann die Gewinnproze-
Auf andere Züge, beispielsweise 3. ... dur von Stellung 79 anzuwenden.
Ta4, folgt 4. Ke6, und dann kann der
Gewinnweg von Stellung 79 einsetzen. 1. Te7—c7 Tf2-f3
4. L e 5 - b 2 Tcl-dlf 2. L g 5 - h 4 Tf3—fl
Auf 4. ... Tc4 entscheidet 5. Lg7.
Schwarz muß sehr sorgfältig spielen.
5. K d 6 - e 6 Tdl-elf
Nach 2. ... Tf4? 3. Lf6 Tg4f 4. Lg5 ist
Wenn 5 . . . . Kd8, so 6. Le5 Kc8 7. Tb2 das Matt nicht zu parieren.
usw.
6. L b 2 - e 5 Tel-gl 3. L h 4 - f 6 Tfl-glf
7. Tf2—c2 4. K g 6 - f 5
und wir befinden uns bereits im Fahr-
wasser der Stellung 79. Weiß nimmt seine Chance wahr. Mit 4.
Wichtig ist noch die allgemeine Regel, ... T f l t 5. Ke6 Tbl 6. Ld4 T f l 7. Tg7f
daß die schwächere Partei die meisten Kf8 8. Tg4 würde Schwarz tatsächlich
Aussichten hat, dem Tanz zu entkom- in die „Philidor-Mühle" von Stellung
men, wenn der König sich in oder nahe 79 hineingeraten.
dem guten Eckfeld befindet (das ist in
diesem Endspiel die Ecke von der Far-
be des Läufers). Zur Erörterung dieser 4. ... Tgl-g2!
Regel folgen zwei Beispiele. 5. Lf6-e5 Tg2-a2
6. Tc7-g7f Kg8-f8
7. Tg7-d7 Kf8-g8
Stellung 81
G. Lolli

m*m
Hier steht der schwarze König am si-
chersten. Es kann nun folgen: 8. Kg6
Tf2 9. Lg3 T f l 10. Te7 Kf8 11. Te2
Tgl 12. Te3 Tg2 13. Kf6 Tb2 14. Ld6f
i§§r$~i!§! Kg8 15. Te8f Kh7 16. Te7t Kg8 17.
Wp, e r ¡Hü
Le5 Tf2f 18. Ke6 Tf7!, remis.
Der Schluß ist zwar überzeugend, doch
ein gründliches Studium ist erforder-

mrm
lich, die gegebene Zugreihe gut zu ver-
stehen. Eine ausführliche Untersu-
chung dieses und anderer Endspiele
würde zu weit führen. Hier noch das
Weiß am Zuge Gegenstück zum vorigen Beispiel.
Stellung 82 Erzwingt den Durchzug des weißen
Königs nach c6.
Von der Lasa
3. ... Tbl—alf
w 4. Ka6-b5 Ka8-b7
Älü 5. Tf6—f7f Kb7—c8
6. Kb5—c6 Tal-clf
7. Lb6—c5 Tel—dl

Im Prinzip die gleiche Stellung wie 79.


In der Gewinnführung machen sich je-
doch kleine Unterschiede bemerkbar.
w fif m§ M, 8. T f 7 - a 7 Tdl-bl
Weiß am Zuge
Auf 8. ... Kb8 entscheidet 9. Ta4 Tel
(um 10. Ld6f zu parieren) 10. Th4 und
Der schwarze König steht nun in der gewinnt.
verkehrten Ecke, und das verschafft
Weiß die Möglichkeit, das Endspiel zu 9. L c 5 - a 3 Kc8-b8
seinen Gunsten zu entscheiden:

1. Tel—fl Die Alternative 9. ... Tb3 wird beant-


wortet mit 10. Ld6 Tc3f 11. Lc5 Tb3
12. T c 7 | Kb8 13. Th7 Ka8 14. Th4!
1. Tc8f Tb8 2. Tc7 - unter ähnlichen usw.
Umständen erfolgreich — wird hier be-
antwortet mit 2. ... Tb7! 10. T a 7 - e 7 Kb8-a8

1. ... Tb7-b2 11. T e 7 - e 4 Tbl-b7!

Pariert sowohl 12. Ta4f wie 12. Te8f.


Nur eine Verbesserung der weißen
Stellung führt 1. ... Ta7f 2. Kb6 Tb7f 12. Te4-e5!
3. Kc6 herbei. Ein Wartezug: nun muß der schwarze
Turm sich erklären.
2. Tfl—f6
12. ... Tb7—bl
Ein Wartezug, der wie in Stellung 79
das Ziel hat, den Turm auf eine andere Oder 12. ... Th7 13. Te8f Ka7 14.
Reihe zu zwingen. Lc5f usw.

2. ... Tb2—bl 13. T e 5 - a 5 f Ka8-b8


3. L a 5 - b 6 14. La3—d6f und gewinnt.

77
Bisher wurde eine Anzahl Randstel-
lungen behandelt, die unter Umstän- _m n ¡1
den zum Gewinn für die stärkere Partei
führen. Es bleibt das Problem des
„Andenrandtreibens", das durch eini-
ge Analytiker zwar als theoretisch
möglich betrachtet wird. In der Praxis
aber hat es manche arge Enttäuschung
gegeben. Man sehe zum Beispiel den
Schluß der Partie Flohr—Reshevsky,
Semmering 1937, wo der schwarze Kö-
nig in der Ausgangsstellung übrigens
schon am Rand steht . . . Weiß am Zuge

Stellung 83 König. Ganz verkehrt wäre 1. . . .


T e 2 f ? 2. Kd6 Ke8 3. Le5 und Weiß
Weiß steht vielversprechend, weiß aber gewinnt.) 2. Lc5 Td7 3. Le7 Kh7 4.
nach 17 Zügen nichts anderes zu errei- Ke6 Kc6 5. T h l Td2 6. T c l f Kb5 7.
chen, als das Spiegelbild der Anfangs- Ld6 T e 2 f 8. Kd7 Te4 9. T c 5 f Ka4 10.
stellung auf der anderen Brettseite! Kc6 Kb3 11. Kd5 Te8 12. T b 5 f Kc2
Es ging wie folgt weiter: 1. Ke5 Kc8 13. Lc5 Kd3 14. T b 3 f Ke2 15. Ld4
(Der schwarze König flüchtet zur ge- T d 8 f 16. Ke4 T e 8 f 17. Le5 K e l 18.
genüberliegenden Seite vom weißen Tb2 Te7. Das Spiegelbild ist perfekt!

D 4. Turm und Springer gegen Turm


Stellung 84
Dieses Endspiel bietet viel weniger Aus einer Matchpartie
Gewinnchancen als das Endspiel von Aljechin—Capablanca,
Turm und Läufer gegen Turm. Turm Buenos Aires 1927
und Springer arbeiten weniger wir-
kungsvoll zusammen, und es steht wohl
fest, daß die stärkere Partei nicht in der mA 4m,d
Lage ist, bei guter Verteidigung den
H H
feindlichen König an den Rand zu trei-
ben, wobei auch die Gewinnstellungen
am Rand sehr selten sind.
Es folgt ein Beispiel aus der Praxis, in
dem vergeblich danach getrachtet wird,
den König des Verteidigers an den
Rand zu treiben.
Weiß am Zuge

78
Es folgte: 1. Td2 Sc5 2. Kc4f Kc6 3. König begebe sich im 12. Zug freiwillig
Th2 Ta4f 4. Kc3 Tg4 5. Kd2 Tg3 6. an den Rand, dann sieht es auch noch
Th5 Kb5 7. Ke2 Kc4 8. Th4f Kc3 9. nicht danach aus, daß Schwarz ein
Kf2 Td3 10. Tf4 Kd2 11. Kg2 Td5 12. Mattnetz bilden kann. Zum Beispiel:
Kf3 Kd3. Hier begnügte sich der Nach- 12. Kh3? Ke3 13. Tc4? Kf3 14. Tc3f
ziehende mit remis. Kf4 15. Kh4 oder auch 14. Kh4 Se4
Der weiße König hält sich vom Rand 15. Tc8 und es ist noch nichts passiert.
fern. Nehmen wir einmal an, der weiße

D 5. Dame gegen Turm

Abgesehen von ein paar Ausnahmefäl- Stellung 85


len ist dieses Endspiel für die stärkere
Philidor
Partei gewonnen, obschon es nicht oh-
ne weiteres möglich ist, einen systema-
tischen Gewinnweg anzugeben. Das ist
in der Tat auch überflüssig, denn die
Varianten sind einfach und enthalten
nur wenig Finessen. Außerdem ist es
nicht unbedingt nötig, den kürzesten
Weg zu wählen, weil diese Endspiele
durchweg nicht länger als 20 Züge dau-
ern — weit unterhalb der vorgeschrie-
benen 50 Züge. Trotzdem ist es dien-
lich, einige allgemeine Richtlinien zu
kennen. Ein beliebiger Wartezug kann
Weiß oder Schwarz am Zuge
manchmal den Kampf entscheiden, der
den Turm zwingt, auf die Deckung
durch seinen König zu verzichten, so Schwarz am Zuge muß seinen Turm
daß er dann durch Schachgebote mit ziehen und verliert schnell, wie aus den
Hilfe eines Doppelangriffs verloren folgenden Möglichkeiten hervorgeht:
geht. 1. ... Ta7 2. Dd8 matt; 1. ... Te7 2.
Die einzige reelle Chance der Turm- D d 8 f ; 1. ... Tf7 2. De5f Ka7 3. De3f
partei besteht im Erzwingen einer Patt- Kh8 4. D e 8 t ; 1. ...Tg7 2. D e 5 f ; 1. ...
stellung, doch das kann die Damenpar- Th7 2. De5f Ka7 3. D a l f Kb8 4.
tei durch sorgfältiges Spiel stets ver- D b l j ; 1. . . . T b 3 2 . D d 8 t K a 7 3.Dd4f
meiden. Kb8 4. Df4f Ka7 5. D a 4 t ; 1 . . . . Tb2 2.
Das klassische Beispiel folgt hier: De5f; 1. ... Tbl 2. D e 5 | Ka8 3. Dh8f

79
Ka7 4. Dh7f; 1. ... Tbl 2. De5f Ka7 3. ... Tf7-e7
3. Dd4f Kb8 4. Dh8f Ka7 5. D h 7 | . 4. Dg4-f4f Kf6-e6
Weiß am Zuge überträgt den Anzug 5. Kg8-f8 Te7-d7
auf seinen Gegner: 1. De5f Ka7 2. 6. Df4—e4f Ke6-d6
D a l f Kb8 3. Da5! und gewinnt wie 7. Kf8-e8 Td7—c7
oben ausgeführt. 8. De4-d4f Kd6-c6
9. Ke8-d8 Tc7-b7
10. Dd4-c4f Kc6-b6
SteUung 86 11. Kd8—c8 Tb7-a7
12. Dc4-d4t

IL Die erste Abweichung vom Schema.

12. ... Kb6-a6


13. D d 4 - e 3

Ein Wartezug; nicht 13. Dc5? wegen


13. ... Ta8f 14. Kc7? Tc8f 15. Kc8:
patt.
13. ... Ta7-a8f
Schwarz am Zuge 14. Kc8—c7 Ta8-a7f
15. Kc7—c6 nebst matt.

Es ist bemerkenswert, daß Schwarz in


dieser augenscheinlich günstigen Auf- SteUung 87
stellung über so wenig Züge verfügt
• m
und durch eine sich wiederholende
Prozedur zur Übergabe gezwungen
wird.
m
1. ... Tg7-f7

Das einzige; es ist leicht einzusehen,


daß andere Züge zum Verlust des
Turms führen.

2. Dh4-g4f Kg6-f6
Schwarz am Zuge
2. ... Kh6?, so 3. De6f.

3. Kh8-g8 Eine bekannte Remisstellung. Schwarz


zieht:
Dieselbe Stellung eine Linie nach links 1. ... Tg7-h7f
verschoben. 2. K h 6 - g 5

80
2. Kh7: ist patt und 2. Kg6 Th6f 3. 4. De3—c5f Kf5-e6
Kh6: ebenfalls. 5. Dc5—c6f Ke6-e7
6. Kf3-g3 Th4-d4
2. ... Th7-g7f 7. Dc6-c5| Td4-d6
3. K g 5 - f 5 8. Kg3-f4

Auf 3. Kf6 folgt wieder 3. ... Tg6f!


Die Gewinnführung ist keineswegs
3. ... Tg7-f7t schwierig, verlangt aber Geduld.
4. K f 5 - g 6
8. ... Ke7-e6
Auf das Betreten der e-Linie folgt Te7.
9. Kf4-e4 Td6—dl
10. Dc5—c4f Ke6-d6
4. ... Tf5-g7f.
11. Dc4-b4f Kd6—c7
Remis.

Schwarz ist auf seiner Hut; 11. ... Kd7


Stellung 88 12. Da4f würde den Turm kosten.

12. K e 4 - e 5 Tdl-d8
13. D b 4 - c 5 f Kc7-b8
14. K e 5 - e 6

Die Gelegenheit, in eine Falle zu ge-


hen, bestand in 14. Db6f Kc8 15. Ke6
Te8f 16. Kd6? Te6f.

14. ... Td8-g8


Schwarz am Zuge
Der Turm stellt sich mit Vorliebe in
Dieses Beispiel zeigt, wie der schwarze den „Schatten" des weißen Königs,
König an den Rand getrieben wird und was die Gefahr eines Doppelangriffs
die weiße Dame ihre Aufgabe erfüllt, auf Turm und König verringert. Ferner
die jeweils vom Turm aufgestellten ist anzumerken, daß die Dame bei ih-
waagerechten Barrieren aus dem Weg ren Zügen immer auch Schachgebote
zu räumen. des Turms unterbindet.
Es folgt:
15. Dc5-e5t Kb8-c8
1. ... Kg4-f5 16. Ke6-d5 Kc8-b7
2. K g 2 - g 3 Tf4—g4f 17. De5-e7f Kb7-b8
3. K g 3 - f 3 Tg4-h4 18. Kd5—c5 Tg8—gl

81
Hier steht er im Schrägschatten des 20. Kc5—c6 Tbl—b7
weißen Königs. 21. D e 3 - e 8 f Kb8-a7
22. D e 8 - d 8
19. D e 7 - e 3 Tgl-bl
und hiermit ist eine Spiegelung von
Auf andere Züge geht der Turm Stellung 85 entstanden mit Schwarz am
zwangsläufig verloren. Zuge.

82
4. Figur gegen einen oder mehrere Bauern
Auch in diesem Kapitel wollen wir die Grenze nicht zu scharf ziehen und außer
Endspielen mit dem oben angegebenen Material auch noch verschiedene End-
spiele betrachten, in denen der Figur noch ein oder mehrere Bauern zur Seite
stehen. (Das Endspiel von zwei Springern gegen den Bauern, das streng genom-
men in diesem Kapitel zu Hause ist, ist bereits im Kapitel 2 behandelt worden.)
Wir unterscheiden die folgenden Abschnitte:
A. Springer gegen Bauer(n)
B. Läufer gegen Bauer(n)
C. Turm gegen Bauer(n)
D. Dame gegen Bauer(n)

A. Springer gegen Bauer(n)


(mit oder ohne Hilfe eines oder mehrerer Bauern)

Dieser Abschnitt umfaßt die folgenden Unterabschnitte:


1. Springer gegen einen Bauern
2. Springer gegen zwei Bauern
3. Springer gegen drei verbundene Bauern
4. Springer und Bauer gegen Bauer

A 1. Springer gegen einen Bauern

Sehen wir von dem seltenen Ausnah- Der Springer ist in dieser Hinsicht bes-
mefall ab, wo die Springerpartei dank ser verwendbar als man vielleicht er-
Behinderung des feindlichen Königs warten sollte. Er kann bei günstiger
durch den eigenen Bauern das Matt er- Aufstellung ohne Hilfe des eigenen
zwingen kann, dann wird deutlich, daß Königs die Umwandlung eines feindli-
die Springerpartei höchstens auf remis chen Randbauern, der bis auf die 6.
spielen und das erreichen kann, indem (3.) Reihe vorgedrungen ist, und auch
sich der Springer gegen den Bauern die Umwandlung aller anderen Bauern
opfert oder indem er den Vormarsch verhindern, selbst wenn diese die 7.
des Bauern dauerhaft verhindert. (2.) Reihe bereits erreicht haben.

83
Stellung 89 6. S b 2 - d l f Kc3—c2
7. Sdl— f2 usw., remis
(mit zwei Variationen)
Wir müssen die Aufmerksamkeit auf
eine Ausnahme richten:
Vertauschen der weiße Springer und der
schwarze König ihre Plätze (König
nach bl, Springer nach e4), dann ver-
liert Weiß, selbst wenn er am Zuge ist:

1. Se4-d2f

Oder 1. Sc3t Kc2 2. Sb5 Kb3! (2. ...


b l D ? 3. Sa3t) 3. Sd4f Kc4 4. Sf3 Kc3
und gewinnt.
Schwarz am Zuge
1. ... Kbl-cl!

Weiß hält bequem remis: Nach 1. ... Kc2? 2. Sc4 ist es remis.

1. ... Ke4-d3 2. S d 2 - b 3 t Kcl-dl


2. Kh8-g7 Kd3—c2
3. Sbl-a3f Kc2-b3 und die Umwandlung ist nicht mehr zu
4. Sa3—bl Kb3-a2 verhindern.
5. Sbl—d2 remis

Diese Stellung können wir eine Anzahl Stellung 90


von Linien nach rechts verschieben, (mit drei Variationen)
wodurch die Aufgabe des Springers al-
lein nur erleichtert wird.
Versetzen wir Ke4 nach g4, Bb2 nach
d2, Sbl nach dl. Es geht dann wie
folgt:

1. ... Kg4-f3
Ü
2. K h 8 - g 7
3. Sdl—b2
Kf3-e2
m,r m
Der Springer hat nun einen viel größe-
ren Auslauf.
mm WM///

Weiß am Zuge
3. ... Ke2-e3
4. K g 7 - f 6 Ke3-d4 Zunächst ist anzumerken, daß der
5. K f 6 - f 5 Kd4—c3 schwarze Bauer selbst ohne Hilfe sei-

84
nes Königs zur Dame geht, wenn der 1. S g 6 - f 4 Kd4—c3
Springer nicht auf a2, sondern auf b2
stehen würde. (Auch wenn der weiße
Nach 1. ... a3 2. Se2f erreicht Weiß
König auf d l stehen und 1. Kcl ziehen
das Feld cl und erzwingt das Remis.
würde; in diesem Falle geht der
schwarze Bauer doch ungefährdet
2. S f 4 - d 5 f Kc3-b3
durch: 1. ... a2).
Nun Stellung 90 selbst. Weiß macht re-
mis. Um 3. Sb4 zu verhindern.
1. Kh8-g7 Kd4—c4 3. S d 5 - f 4 ! a4—a3
2. Kg7-f6 Kc4-b3 4. Sf4-d3!, remis.
3. Sa2—elf Kb3—c2
4. Sei—a2 Kc2-b2
5. Sa2-b4 Kb2-b3 Eine letzte Variation: Springer und
6. Sb4-d3! Bauer eine Reihe tiefer (Springer auf
al, Bauer auf a2). Schwarz am Zuge
So wird das Vorrücken indirekt verhin- gewinnt leicht mit 1. ... Kc3 und 2. ...
dert: 6. ... a2 7. Seif und 8. Sa2:, re- Kb2, aber auch Weiß am Zuge kann
mis. die Katastrophe nicht verhindern: 1.
Eine weitere Variation: man versetze Sb3f oder 1. Sc2f Kc3 usw. In diesem
den schwarzen Bauern auf a4 und den Fall kann Weiß nur remis machen,
Springer nach g6. Diese veränderte wenn sein König etwas näher am
Stellung sieht hoffnungslos für Weiß Kriegsschauplatz postiert ist, z.B. auf
aus. Der Springer steht zwar weit weg, g6: 1. Kf5 Kc3 2. Ke4 Kb2 3. Kd3
kommt jedoch rechtzeitig. Kai: 4. Kc2, remis.

A 2. Springer gegen zwei Bauern

Stellung 91
B
Wenn König und Springer den Kampf
gegen zwei verbundene oder alleinste-
m
hende Bauern gemeinschaftlich auf-
nehmen, ist es häufig kein Problem,
das Remis zu erzwingen. Etwas schwie-
riger wird es, wenn der feindliche Kö-
/ #11
nig die Bauern unterstützt und den Kö-
m
nig des Verteidigers abhält. mfr
Weiß am Zuge
Weiß macht remis. Oder 6. ... c3 7. Kc4 und 8. Sb3.
1. Sc7-a6!
7. Kd4xc4 b3—b2
Es ist nicht leicht, diesen Zug zu fin- 8. Sc5-e4 b2—blD
den, weil der Springer augenscheinlich 9. Se4-c3f, remis.
sehr gut stand, um den schwarzen b-
Bauern aufzuhalten und eventuell den Springer und König arbeiten ausge-
c-Bauern zu belästigen. Die Hauptsa- zeichnet zusammen. Der Springer bie-
che ist jedoch, daß der weiße König ei- tet Schach und zwingt den König,
ne Rolle spielen soll, und das ermög- Raum freizugeben zugunsten des wei-
licht der Textzug. ßen Königs. Man beachte, daß der
Springer „von oben aus" Schach gibt
1. ... b6—b5 oder auf andere Weise aktiv ist, was
wohl als allgemeine Richtlinie gelten
Erwägung verdient die Alternative 1. kann und auch leicht zu erklären ist.
... c3, worauf folgt: 2. Sb4f Kc4 ( 2 . . . . Von der „Oberseite" aus hat der
Kd2, so 3. Ke4 c2 4. Sc2: 5. Kd5 usw.) Springer immer den meisten Platz; an
3. Sc2 b5 (auf 3. ... Kb3 folgt 4. Sd4f der „Unterseite" ist er eventuell An-
Kb2 5. Ke4 b5 6. Kd3 b4 7. Kc4, re- griffen der vorrückenden Bauern aus-
mis) 4. Ke4 b4 5. Se3f Kb3 6. Kd3 gesetzt.
Kb2 7. Sdlf nebst 8. Sc3:, es sei denn, Ohne die Mitwirkung des Königs ist
daß der König nach b3 zurückgeht. der Springer ziemlich machtlos gegen
verbundene Freibauern, wenn nicht
2. Sa6—c5f Kd3—c3 ganz besondere Umstände im Spiel
sind, wie in dem nun folgenden Bei-
Auf 2.... Kd4 folgt 3. Se6| Kc3 4. Ke3 spiel.
b4 5. Sf4 b3 6. Sd5f Kc2 7. Kd4 b2 8.
Sc3, remis. Nach 2 Kd2 ist die Auf-
gabe des Weißen einfacher: 3. Ke4 c3 Stellung 92
4. Kd4 c2 (4. ... Kc2 5. Sd3) 5. Sb3f Tschechower
Kdl 6. Kc5. Ebenso nach 2. ... Kc2 3.
Ke3 b4 4. Kd4 b3 5. Sa4, remis.

3. K f 4 - e 3 b5—b4
4. Sc5-a4f Kc3-b3

Oder 4. ... Kc2 5. Kd4 c3 6. Kc4 Kd2


7. Sc5 usw.
• 1 m
S
5. Sa4-c5f Kb3-a2

Auf 5. ... Ka3 folgt 6. Kd2 b3 7. Kcl


Ka2 8. Sa4 usw. JM •
6. K e 3 - d 4 b4-b3 Weiß am Zuge

86
Eine sehr zufällige Kombination setzt 3. Sg7—h5 f4—f3
Weiß instand, sich auf wunderbare 4. Sh5-f6!
Weise zu retten:
1. S f 4 - e 6 g5—g4 Die Aufgabe ist gelöst: nach 4 . . . . f2 5.
2. Se6-g7! Sg4: ist die Umwandlung verhindert
( 5 . . . . f 1D 6. Se3f, während auch 4 . . . .
Mit 2. Sf4 stoppt Weiß zwar die Frei-
g3 aus taktischen Gründen unzurei-
bauern, aber dann kommt der schwar-
chend ist: 5. Se4! g2 6. Sd2f und 7.
ze König zu Hilfe, und der Springer
Sf3:. Der Springer ist im allgemeinen
muß dann die Blockade aufgeben.
solchen Bauern gewachsen, die nicht
2. ... f5—f4 weit auseinander stehen. Wenn jedoch
die feindlichen Bauern weit voneinan-
Nach 2. ... g3 3. Sf5: ist es schon remis der getrennt sind und der eigene König
(3. ... g2 4. Se3f). Nun aber scheint mithelfen kann, geschieht es häufig,
sich die Lage des Weißen noch ver- daß der König den einen und der
schlimmert zu haben. Springer den anderen Bauern aufhält.

A 3. Springer gegen drei verbundene Bauern

Stellung 93 dern, daß die schwarzen Bauern auf


der 4. Reihe erscheinen, und danach ist
der Gewinn kein Problem mehr. Dage-
rU gen kann Weiß mit 1. Sc6 den ge-
schlossenen Vormarsch sehr wohl ver-
J
w m hindern:
i ü
• 1.
2.
3.
Se5—c6
Kg3-h3
Sc6-d8f
h5-h4|
Kf6-e6
Ke6-e5
4. Sd8-f7f Ke5-f4
5. Sf7-d8 g5-g4f

Weiß am Zuge Ohne ein Bauernopfer kommt Schwarz


nicht weiter.

Es ist lehrreich zu sehen, wie hier 1. 6. Kh3xh4 g4-g3


Sf3 verliert und 1. Sc6 remis macht 7. Sd8-e6f Kf4-g3
(vergleiche eine im vorigen Abschnitt 8. Se6-g5f Kf3-g2
gemachte Bemerkung). Nach 1. Sf3 9. Sg5-h3 Kg2-h2
f4f 2. Kg2 g4 kann Weiß nicht verhin- 10. S h 3 - f 4 , remis.

87
A 4. Springer und Bauer gegen Bauer

Ein einziges Beispiel dieses Endspiels, auf sein ursprüngliches Feld zurück-
das in der Praxis regelmäßig vor- kehren muß, um g3 zu decken und Feld
kommt. h4 zu bestreichen.

1. ... Kg4-f3
Stellung 94
Nach 1. ... h5 2. Kf6 ist der Gewinn
einfach, ebenso nach 1. ... h6 2. Kf6
Kh5 3. Sh6:!
1
2. K e 5 - e 6

Weiß muß umsichtig manövrieren. In


der Partie, aus der das Beispiel stammt,
geschah weniger genau 2. Kf6 Kg4 3.
Ke6? (mit 3. Ke5 konnte Weiß auf den
guten Pfad zurückkehren) 3. ... Kg5 4.
Ke5 h5 5. Se3 (auf andere Manier
Weiß am Zuge kommt Weiß nicht weiter) 5. ... h4 6.
g4 h3 mit remis.

In diesem und ähnlichen Endspielen 2. ... Kf3-g4


geht es darum, zu verhindern, daß der 3. K e 6 - f 6 Kg4-h5
letzte Bauer des Weißen unschädlich
gemacht (und so der Gewinn verhin- Auf 3. ... Kf3 oder 3. ... Kh3 folgt 4.
dert wird). Kg5.
Weiß gewinnt:
4. S f 5 - e 3 Kh5-h6
1. K d 5 - e 5 ! 5. K f 6 - f 5 Kh6-h5
6. g 3 - g 4 f
Nach dem auf der Hand liegenden 1.
Ke4 macht 1. ... h5 remis: 2. Ke5 Kg5 Nun geht alles wie geschmiert: 6. ...
3. Ke6 Kg6. Zieht nun der Springer, Kh6 7. g5f Kg7 8. Sd5 Kf7 9. Sf6 und
folgt 4. ... Kg5, wonach der Springer 10. Sh7:.

88
B. Läufer gegen Bauer(n)
Wir folgen der gleichen Einteilung wie im vorigen Abschnitt:
1. Läufer gegen einen Bauern
2. Läufer gegen zwei Bauern
3. Läufer gegen drei Bauern
4. Läufer und Bauer gegen Bauer

B 1. Läufer gegen einen Bauern

Der Läufer ist noch mehr als der Sprin- Der a-Bauer ist nicht mehr aufzuhal-
ger geeignet, einen feindlichen Frei- ten:
bauern aufzuhalten, und es glückt denn
auch in fast allen Fällen, den vorrük- 1. L h 7 - b l K c 3 - b 2 usw.
kenden Bauern zu stoppen. Es kann je-
doch sein, daß der eigene König im
Stünde der weiße König nicht im Wege
Wege steht. Davon ein Beispiel.
(zum Beispiel auf d6, hätte 1. Lh7—g8
ausgereicht.
Stellung 95 Stünde der schwarze König aufb4, hät-
(mit zwei Variationen) te Weiß sich noch gerade retten kön-
nen:

1. Lh7—bl Kb4-b3

Auf 1. ... Kc3 folgt natürlich 2. La2


Kb2 3. Ld5.

• m w,y/ ¡§ 2. Lbl—e4! a3-a2


3. L e 4 - d 5 f usw.

Die Ausnahmestellung von Diagramm


Weiß am Zuge 95 gilt allein für den Randbauern.

B 2. Läufer gegen zwei Bauern

Stehen die Bauern weit auseinander freilich die des Springers) äußerst miß-
und sind sie außerdem weit vorgerückt, lieh,
ist die Aufgabe des Läufers (ebenso

89
Stellung 96 H. Otten

Weiß am Zuge Der Läufer muß rechtzeitig das Feld c5


bestreichen.
Der weiße Läufer hält beide Bauern 2. K e 4 - d 5
auf. Wird einer der Bauern geopfert,
kommt der Läufer gerade noch zu- Verhindert 2. ... Lc5.
recht, um den anderen zu stoppen. 2. ... Lf8-h6
Versetzt man nun den b-Bauern nach
c4, dann verliert Weiß, weil der c-Bau- Schwarz muß nun versuchen, über e3
er nach c3 vorrücken und der f-Bauer das Feld a7 zu beobachten.
danach geopfert werden kann.
Dies sind nur einfache Stellungen, die 3. g 4 - g 5 f
jedoch verwickelter werden, wenn die
beiden Könige mitspielen. So macht Weiß optimalen Gebrauch
von der gegenseitigen Behinderung der
schwarzen Figuren.
Stellung 97
3. ... Lh6xg5
(siehe Diagramm rechts oben)
Nach 3. ... Kg5: 4. a6 ist der weiße
Weiß gewinnt, weil der schwarze König Bauer nicht mehr aufzuhalten.
dem Läufer im Wege steht:
4. Kd5-e4! Lg5-h4
1. a4—a5 Lg7-f8 5. Ke4—f3 und gewinnt.

B 3. Läufer gegen drei Bauern

Gegen drei über das Brett verstreute sei denn, daß der König hundertpro-
Bauern ist der Läufer chancenlos, es zentig mitwirkt.

90
Gegen drei verbundene Bauern macht g5. Nach 1. Lei? würde Weiß verlie-
der Läufer (ebenso wie der Springer) ren: 1.... Ke4 2. Lf2 f3f! ( 2 . . . . Kd3 3.
remis, wenn diese nicht zu weit vorge- Kf3 führt nur zum Remis: 3. ... h3 4.
rückt sind. Stehen die weißen Bauern Lgl Kd2 5. Kg4 oder 3 . . . . Kd2 4. Lb6
bereits auf der 5. (schwarze auf der 4.) Kel 5. Ld8 usw.) 3. Kh3 Kd3 4. Kh2
Reihe, dann verliert der Läufer. (4. Kg4 rettet nicht mehr) 4. ... Ke2 5.
Kgl h3 6. Lb6 f2f 7. Lf2: h2f usw.
Stellung 98 1. ... Kf5-g4
J. Awerbach (1954) 2. L d 8 - b 6 f4-f3t

Nach 2. ... h3t 3. Kh2 hat Weiß es


nicht so leicht.

3. K g 2 - f 2 Kg4-h3

M 1 Die einzige Möglichkeit, die ebenso-


wenig zum Erfolg führt.

4. Kf2xf3 g5—g4f
5. Kf3-f2 Kh3-h2
Weiß oder Schwarz am Zuge 6. Lb6—c7f g4—g3f
7. K f 2 - f 3 , remis.
Weiß am Zuge macht remis:
1. L a 5 - d 8 ! Schwarz am Zuge gewinnt ziemlich
leicht mit 1. ... g4 2. Lei h3f oder 2.
Verhindert g5—g4 und bindet den La5 h3f und in der Folge greift der
schwarzen König an die Deckung von schwarze König über e4 ein.

B 4. Läufer und Bauer gegen Bauer

Von theoretischem Belang sind die Von gänzlich anderer Art sind die Bei-
Fälle, in denen der Läufer und der fal- spiele (Stellungen 99 und 100), die
sche Randbauer gegen die Erwartung darauf beruhen, daß der schwarze Kö-
den Gewinn erzwingen können. Wir nig so weit weggetrieben wird, daß er
haben davon bereits ein Beispiel gese- nicht mehr rechtzeitig zurückkehren
hen (Stellung 21). Der schwarze König kann, um den falschen Randbauern an
wird pattgesetzt, wonach der a-Bauer der Umwandlung zu hindern. „Wie
des Weißen durch Schlagen ein b-Bau- weit" ist eine Frage, die für die End-
er wird. spieltheorie von Belang ist. Viele theo-

91
retische Forscher, insbesondere Kling 1. ... Ka6-a5
und Horwitz (1851) und der russische 2. K c 6 - b 7 Ka5-b5
Meister Rauser (1928) haben sich mit 3. Lgl—b6
diesem Problem befaßt und sind nach
gründlicher Untersuchung zur Abgren- Die Patentlösung, um den König zu-
zung einer sicheren Zone für die Fälle, rückzutreiben.
wie sie im folgenden Diagramm wie-
dergegeben werden (wBa3, sBa4). 3. ... Kb5—c4
Diese Zone sieht wie folgt aus: eine ge- 4. Kb7—c6 Kc4-b3
brochene Linie, die von a7 nach b6, c5, 5. Lb6—c5 Kb3—c4
d4, e5, f4, g5 und h6 verläuft. Gelingt 6. Lc5-e3 Kc4-b3
es dem schwarzen König, in diese Zone
einzutreten, ist das Remis gesichert. Auf 6. ... Kd3 gewinnt Weiß am ein-
Dieses Kriterium gilt natürlich nur, fachsten mit 7. Kb5.
wenn der weiße König in der Nähe des
schwarzen steht, wie es in den beiden 7. Le3—cl Kb3—c4
folgenden Stellungen der Fall ist. Wir 8. Lei—b2! Kc4-d3
beleuchten das eine und das andere an-
hand zweier Beispiele, bei denen sich Oder 8. ... Kb3 9. Kb5 Kb2: 10. Ka4:
Schwarz jedesmal am Rande der Ret- Kc3 11. Kb5 usw.
tung befindet, das einemal ganz links,
das anderemal ganz rechts. 9. K c 6 - b 5 Kd3-e4
10. Kb5xa4 Ke4-d5
11. K a 4 - b 5 und Weiß gewinnt.
Stellung 99
Dieses erste Beispiel war verhältnismä-
ßig einfach. Viel verwickelter ist das
zweite Beispiel.

Stellung 100

km/w/m/m
ip ¡¡p llPwli W

Es folgt:
1. Lh2—gl

Der Weg in die rettende Ecke wird


versperrt. Weiß am Zuge

92
Es folgt: Nach 1. . . . Kf3 8. L e i Kg3 9. Lg5 Kf3
10. Lf4 kommen wir zur Textfortset-
1. Lb2—cl zung.
8. K f 5 - e 5 Kd3-e3
Der schwarze König darf nicht nach h6
gelassen werden. Sowohl mit 8. . . . Kc2 9. Ld4 Kb3 10.
Lc5 Kc4 11. Kd6 wie mit 8. . . . Kc4 9.
1. . . . Kh5-h4 Ld4 Kb5 10. Kd5 gelangen wir ins
2. K f 5 - g 6 Kh4-g4 Fahrwasser der Ausarbeitung von Stel-
3. Lei—g5 lung 99.
9. Lb2—elf Ke3-f3
Das bekannte Schema.
9. ... Kd3 10. Kd5 Kc2 11. Le3 er-
3. ... Kg4-f3 leichtert die Aufgabe des Weißen.

Mit 3. ... Kg3 4. Kf5 Kf3 5. Lf4 kom- 10. K e 5 - f 5 Kf3-g3


men wir zur Textfolge (12. Zug von 11. Lei—g5 Kg3-f3
Weiß). 12. L g 5 - f 4

4. K g 6 - f 5 Kf3-g3 Die erste Phase ist abgeschlossen; der


schwarze König muß auf die zweite
Reihe.
Wenn der schwarze König sich freiwil-
lig an den Rand begibt (Ke2, Kf2 oder 12. ... Kf3-g2
Kg2) geht es etwas leichter. Es würde
zu weit führen, alle diese Möglichkei- Nach 12. ... Ke2 13. Ke4 ist die
ten im einzelnen auszuarbeiten. Wir Schlacht bereits geschlagen: 1 3 . . . . Kf2
müssen uns in der Hauptsache darauf 14. Kd4 Kf3 15. Lh2 Kg4 ( 1 5 . . . . Kg2,
beschränken, die Varianten zu behan- so 16. Kc4 usw.) 16. Kc4 Kf5 17. Kb4
deln, in denen Schwarz den meisten Ke6 18. Ka4: Kd7 19. Kb5 Kc8 20.
Widerstand bietet. Kc6 und gewinnt.

13. K f 5 - g 4 Kg2-f2
5. L g 5 - f 6 Kg3-f3
14. Lf4—cl Kf2-e2
6. L f 6 - e 5 Kf3-e3
7. L e 5 - b 2 !
Auf 14. . . . Kg2 folgt 15. Le3.

Dieser Zug, der von Rauser herrührt, 15. K g 4 - f 4 Ke2-f2


ist der einzige, der zum Gewinn führt.
Der Läufer muß das Feld d4 bewachen Nach 15. ... Kd3 16. Le3 Kc4 17. Ke5
und gleichzeitig rasch auf die Diagona- entstehen ähnliche Bilder wie in der
le cl/h6 wechseln können. Ausarbeitung von Stellung 99.

7. . . . Ke3-d3 16. Lei—e3f Kf2-g2

93
16. ... Ke2 17. Ke4 Kfl 18. Kd4 führt optimal aufgestellt ist, kann der Wett-
zu der bei Zug 12 gegebenen Variante. lauf beginnen.

17. K f 4 - g 4 Kg2-h2 22. Kf3-e3 Kfl-g2


23. Ke3-d4 Kg2-f3
17. ... Khl 18. Lf4 Kg2 19. Lg3 24. Kd4—c4 Kf3-e4
kommt auf dasselbe heraus. 25. Lb8-h2!

18. L e 3 - f 4 t Kh2-g2 Noch ein feines Züglein: direkt 25.


Kb4 Kd5 würde zum Remis führen.
Schwarz muß nun ein wichtiges Tempo
Wieder führt 18. ... Kgl 19. Kf3 K f l
verlieren.
20. Ke4 Kg2 21. Kd4 Kf3 22. Lh2 zu
einer bereits gezeigten Variante. Der 25. ... Ke4-f5
weiße König gewinnt den Wettlauf.
Oder 25. ... Ke3 26. Kb4 Kd4 27.
19. L f 4 - g 3 Kg2—fl Ka4: Kc5 28. Ka5 Kc6 29. Ka6 usw.
20. K g 4 - f 3 Kfl—gl
21. L g 3 - b 8 Kgl—fl 26. Kc4-b4 Kf5-e6
27. Kb4xa4 Ke6-d7
Nun, da der schwarze König endgültig 28. Ka4-b5 Kd7-c8
am Rand steht und der weiße Läufer 29. Kb5—c6 und gewinnt.

C. Turm gegen Bauer(n)


Wir behandeln:
1. Turm gegen einen Bauern
2. Turm gegen zwei Bauern
3. Turm gegen drei verbundene Bauern

C 1. Turm gegen einen Bauern


SteUung 101
(mit drei Variationen)

Ein oft vorkommendes Endspiel, in


dem der Gewinn oft von einem einzi-
Ü ü II
gen Tempo abhängt. • r B r B r •

Weiß am Zuge

94
Weiß hat soeben seinen Gegner ge- Auch 2. Kf4 b3 3. Td8f Kc3 4. Ke3 b2
zwungen, seinen Turm gegen einen 5. Tc8f Kb3 holt nichts heraus.
vorrückenden Freibauern zu opfern
und steht nun vor der Aufgabe, den 2. ... Kd4—c3
schwarzen Freibauern unschädlich zu 3. Kf5-e4 b4—b3
machen. 4. Ke4-e3 Kc3-c2
Das muß sehr sorgfältig geschehen. So 5. Tb8-c8| Kc2—dl!
würde Weiß beispielsweise mit dem
naheliegenden 1. Tb8 den Gewinn so-
Der König vermeidet es, sich vor den
fort aus der Hand geben.
Bauern zu stellen, und so macht
Richtig ist:
Schwarz remis: 6. Tb8 Kc2 7. Ke2 b2
8. Tc8f Kb3 9. Tb8f Kc2.
1. K f 6 - e 5 Kc5—c4 Wenn der weiße König aufc7 steht, ge-
2. K e 5 - e 4 Kc4-c3 winnt Weiß auf ganz andere Art:
3. K e 4 - e 3 b4-b3
1. T g 8 - b 8
Auf 3. ... Kc2 folgt ebenfalls 4. Tc8f,
wonach der König vor seinen Bauern
gehen muß (4. ... Kdl? 5. Tb8). Jetzt sehr wohl dieser Turmzug, der
dazu dient, den Durchschlupf des wei-
4. Tg8-c8f Kc3-b2 ßen Königs nach der anderen Seite des
5. K e 3 - d 2 Kb2—bl Bauern möglich zu machen.

Oder 5. ... Ka2 6. Tb8 Kb2 (auf 6. ... 1. ... Kc5—c4


b2 folgt 7. Kc2 Kai 8. Ta8 matt) 7. 2. Kc7-b6 b4—b3
Tb7 Ka2 8. Kc3 usw. 3. Kb6-a5 Kc4-c3
4. Ka5-a4 b3-b2
6. Kd2—c3 b3-b2 5. Ka4—a3 und gewinnt.
7. K c 3 - b 3
Wenn der weiße Turm in der Anfangs-
Nach 7. Tb8 kann Schwarz sich mit 7. stellung bereits auf b8 steht, dann kann
... Kai! verteidigen. der weiße König ruhig noch ein Feld
weiter weg stehen, und Weiß gewinnt
7. ... Kbl-al immer noch. So wird der weiße König
8. T c 8 - a 8 f Kal-bl von d8 aus dem selben Gewinnweg fol-
9. T a 8 - a 2 usw. gen können wie in dem soeben behan-
delten Fall (1. Kc7 Kc4 2. Kb6 usw.).
Wenn der weiße König nicht auf f6, Auch kann der weiße König auf h6 ste-
sondern auf g6 steht, dann macht hen (Turm auf b8), wonach Weiß auf
Schwarz remis durch ein „Abhaltema- einfache Weise gewinnt: 1. Kg5 Kc4 2.
növer". Kf4 b3 3. Ke3 Kc3 4. Tc8f usw. Der
schwarze König verfügt nicht über ein
1. K g 6 - f 5 Kc5-d4! Abhaltemanöver, weil der b-Bauer
1. T g 8 - b 8 Deckung braucht.

95
Stellung 102 7. ... Kbl—a2
8. Kd2—c2 Ka2—al
(mit fünf Variationen)
9. T b 7 - a 7 matt (nicht 9. Tb2:
patt).

Steht der weiße König auf d8 (anstelle


von h6), eine Stellung von Kopajev,
A 1954, dann gewinnt Weiß ebenfalls:
^ l i l
1. Tg7—c7f Kc4-b3

Oder 1. ... Kd3 2. Tb7 Kc4 3. Kc7 mit


demselben Gewinnweg wie in Stellung
101, zweite Variation.
Weiß am Zuge
2. Kd8 - d 7 b5—b4
3. Kd7 - d 6 Kb3-a2
Eine etwas andere Anfangsstellung,
4. Kd6 - c 5 b4—b3
die neue Möglichkeiten eröffnet.
Weiß gewinnt: 5. Tc7--a7f Ka2—bl
6. Kc5-- b 4 b3-b2
7. Kb4 - b 3 Kbl—cl
1. Tg7—c7f! Kc4-b3
8. Ta7-- c 7 t Kcl—bl
9. Tc7--c8 Kbl—al
Auf 1. ... Kd3 zwingt 2. Tb7 den 10. Tc8--a8f Kai—bl
schwarzen König zurück, wonach (2. 11. Ta8-- a 2 und gewinnt.
... Kc4) 3. Kg5 b4 4. Kf4 zu der soeben
behandelten letzten Variante von Stel-
lung 101 führt. Es ist einigermaßen merkwürdig, daß
Weiß mit dem weißen König auf d7
2.Kh6-g5 b5—b4 nicht gewinnen kann. Die Tatsache,
3. K g 5 - f 4 Kb3-a2 daß der weiße König ein Feld weiter
4. K f 4 - e 3 b4—b3 weg steht, kompensiert offensichtlich
5. K e 3 - d 2 b3-b2 nicht den Nachteil, daß der Turm von
6. T c 7 - a 7 f Ka2-bl seinem König behindert wird. Es folgt:

Wenn 6. ... Kb3, so 7. Tb7f Ka2 8. 1. Kd7—c6 b5—b4


Kc2 usw. 2. Tg7-g4f

7. T a 7 - b 7 Es gibt keine anderen Möglichkeiten;


geht der weiße König über b6 nach a5,
Vor allem nicht 7. Kc3? Kcl 8. Th7 dann kommt er gerade zu spät. Auf 2.
b l S f ! und Schwarz macht remis (Stel- Tb7 folgt nicht 2. ... Kc3? wegen 3.
lung 77). Kb5, sondern 2. ... b3.

96
2. . . . Kc4—c3 Stellung 103
3. Kc6—c5 b4—b3
R. Réti (mit einer Variation)
4. Tg4-g3t Kc3—c2
5. Kc5—c4 b3-b2
6. Tg3-g2t Kc2—cl
7. Kc4—c3 b2—blSf

und remis (Stellung 77).


Man beachte ferner, daß Weiß, wenn
die Stellung 102 eine Linie nach links
versetzt wird, sehr wohl gewinnt, weil
der auf a l umgewandelte Springer
schnell gefangen wird (siehe die Varia-
tion von Stellung 77).
Wenn wir in Stellung 102 den schwar- Weiß am Zuge
zen König nach b4 stellen und den wei-
Weiß gewinnt:
ßen König nach d8, macht Schwarz am
Zug remis mit: 1. T e 4 - e 2 ! e5-e4

Nach 1.... Kf4 2. Ke6 e4 3. Kd5 ist der


1. ... Kb4-a3!
Gewinn einfach.
2. Te2—el!
Zu beachten ist dabei, daß 1. ... Kc3?
verliert wegen 2. Tc7f (erste Variation Der Zweck des vorigen Zuges war, ein
von Stellung 102). Tempo zu verlieren und so die hier so
wichtige Opposition zu erobern, wobei
2. Tg7-a7f Ka3-b3 der Turm so weit entfernt vom schwar-
3. Kd8—c7 b5—b4 zen König wie möglich stehen muß.
4. Kc7-b6 Kb3—c2 Kf5-e5
5. Ta7—c7f K c 2 - d 2 usw. 3. K f 7 - e 7 Ke5-d4

Natürlich wird 3 . . . . Kf4 mit 4. Kd6 be-


Zum Schluß ein kleines Gegenstück zu antwortet.
dieser letzten Variation: weißer König
auf f7, schwarzer König auf b4, Turm 4. K e 7 - f 6 ! Kd4-d3
auf g8.
Nun würde Schwarz am Zuge mit 1 . . . . Es ist deutlich, daß Schwarz, würde der
Ka3 verlieren, hingegen mit 1. ... Kc3 weiße Turm auf e2 stehen, ein Tempo
leicht remis machen. gewinnen würde und dann leicht remis
Einen besonderen Fall erhalten wir, macht.
wenn der weiße Turm sich vor dem 5. K f 6 - f 5 e4—e3
Freibauern befindet. 6. Kf5—f4 und gewinnt.

97
1. T e 4 - e l ? führt in Stellung 103 nur Schwarz muß verlieren:
zum Remis: 1. ... e4 2. Ke7 Ke5;
Schwarz hat die Opposition und läßt
den weißen König nicht durch. 1. ... b6-b5
Stellen wir nun in Stellung 103 den
weißen König nach g8 und den weißen
Oder 1. ... Kc5 2. Tc7f Kd6 (2. ...
Turm nach el (das übrige wie zuvor).
Kb4, so 3. Kg7 usw., siehe Stellung
Weiß gewinnt:
102) 3. Tb7 Kc6 4. Tb8 Kc7 (4. ... b5,
1. Kg8-f8! siehe Stellung 101, dritte Variation) 5.
Tg8 Kc6 6. Tg5 und Schwarz hat sich
Nach 1. Kf7 e4 ist es remis. nicht verbessert.

1. ... Kf5-f4
2. Tg7-g5 Kc6-b6
1. ... e4 2. Kf7! führt zur Hauptvarian-
te von Stellung 103.
2. Kf8-e7 e5—e4 Das einzige; nach 2. ... b4 3. Kg7 geht
3. Ke7-d6 e4-e3 der schwarze Bauer nach einem weite-
4. Kd6-d5 Kf4—f3 ren Vorrücken verloren (3. ... b3 4.
5. Kd5—d4 und gewinnt. Tg3).

SteUung 104 3. Kh8-g7 Kb6-a5


4. Kg7-f6 Ka5-b4
• m 5. Kf6-e5 Kb4—c3

mm

6. Tg5-g3f Kc3—c4

••
V

•• m••
Der schwarze König muß zurück, weil
sonst der Bauer verloren geht.
m

• • mf
m

7. Ke5—e4 b5-b4

m
Schwarz am Zuge
8. K e 4 - e 3 Kc4-c3
9. T g 3 - g 8 und gewinnt (Stel-
lung 101).

98
C 2. Turm gegen zwei Bauern
Wir behandeln nur ein Beispiel, in dem Nach 3. ... c2 entscheidet 4. Kd2, und
der Turm es gegen zwei verbundene auf 3. ... Ka3 folgt 4. Kd3.
Freibauern aufnehmen muß.
4. K e 3 - e 2 b4-b3
5. Ke2—dl
Stellung 105
•Sä IUP und der König stellt sich zwischen die
"w ü 4M lr Bauern, wonach diese rasch verloren
JJ JJ H 11 gehen.
11 JJ 1 1 u Schwarz am Zuge kann nicht gewinnen
und muß sich mit remis zufrieden ge-
11 m JJ 1 1 ben:
M ü § j§

s
1. ... b4—b3
• p
m mm Oder 1. ... Kd3 2. Td8f Kc2 3. Tb8
B n 8 11 (oder auch 3. Ke3) 3. ... b3 4. Ke3
Kb2 (4. ... b2, dann 5. Kd4 b l D 6.
Weiß oder Schwarz am Zuge T b l : K b l : 7. Kc3: oder auch 5 . . . . Kd2
6. Tb3) 5. Tc8 c2 6. Kd2 Ka2 (6. ...
K b l dann 7. Tc3) 7. Ta8f K b l 8. Tc8
Weiß am Zuge gewinnt: usw.

1. T c 8 - d 8 f Kd4—c4 2. T c 8 - d 8 f Kd4—c4
2. K f 4 - e 3 Kc4-b3
3. K f 4 - e 4 b3—b2
Nach 2 . . . . b3 3. Tc8f K b 4 4 . Kd3 c2 5.
Kd2 Ka3 6. Kcl ist Schwarz mit seinem Auf 3. ... c2 folgt 4. Tc8f Kb4 5. Kd3.
Latein am Ende.
4.
5. T
T dc 88 -- cb88f| Kc4-b3
Kb3—c2
3. T d 8 - b 8 Kb3—c4 6. Ke4—d4, remis.

C 3. Turm gegen drei verbundene Bauern

Wenn die Bauern nicht zu weit vorge- Bauern erobert, und dann geht der
rückt sind und der König der Turmpar- Rest von selbst. Viel schwieriger geht
tei sich in der Nachbarschaft befindet, es im folgenden Beispiel zu, wo die
wird die Turmpartei durchweg gewin- vorgerückten Bauern bei richtiger
nen. Der König stellt sich zwischen die Fortsetzung das Remis erzwingen.
Bauern, wonach der Turm einen der

99
SteUung 106 3. K f 4 - g 3 Kg6-g5
4. T f 8 - g 8 f Kg5-h6!

Auf 4. ... Kh5 folgt 5. Kf4 Kh6 6.


• ¡¡¡1 III s Kf5:! Etwas schwieriger ist es nach 4.
. . . Kf6 5. Kf4 Kf7 (auch auf 5. . . . Ke6

mAmAmimÄ
folgt 6. Tg5) 6. Tg5 Ke6 7. Th5! (je-
doch nicht 7. Tf5: wegen 7. . . . g3!) 7.
I • B Ü
• • • •!
. . . Kf6 8. T f 5 : t und gewinnt.

5. K g 3 - f 2 Kh6-h5

5. . . . Kh7 scheitert an 6. Tg5 und 7.


Schwarz am Zuge Tf5:, weil der weiße König die Frei-
bauern aufhält.

Es ist deutlich, daß Schwarz in dieser 6. K f 2 - e 3 Kh5-h6


Stellung nicht 1. ... h2 spielen kann
wegen 2. T a l , wonach der vorgerückte Nicht 6. ... Kh4? 7. Kf4 Kh5 8. Kf5:
Bauer verloren geht. Andererseits darf usw.
Weiß nicht auf f5 schlagen wegen
h3—h2, g4—g3 usw. 7. K e 3 - e 2 ü
Schwarz am Zuge macht remis mit 1.
... Kf7. Allein mit diesem Zug; alle an- Das ist der Schlüsselzug einer 1958 von
deren Züge verlieren. Der Beweis Kopajev gegebenen Analyse. Der wei-
folgt: ße König führt einen Dreiecksmarsch
aus, um den schwarzen König bald in
1. . . . Kg7-f6? Zugzwang zu bringen.

Nach anderen Zügen gewinnt Weiß 7. ... Kh6-h5


einfacher: 1. . . . Kh6? 2. Kf5: h2 3.
T h 8 f ; 1. ... Kh7? 2. Tf8 Kg6 (2. ... Nicht 7. . . . Kh7 wegen 8. Tg5.
Kg7 dann 3. Tf5:) mit Übergang zur
Textfolge; 1. . . . Kg6? 2. Tf8 Kh6 3. 8. Ke2—f2 f5—f4
T f 6 f ! (natürlich nicht 3. Tf5: wegen 3.
... h2) 3. ... Kh5 (3. ... Kg7 ebenfalls Zwei andere Möglichkeiten:
4. Tf5:) 4. Tf5:f Kh4 5. Tf8 und ge- 8. ... Kh6 9. Kg3 (die gleiche Stellung
winnt. wie nach dem vierten Zug, doch nun
mit Schwarz am Zuge; das erklärt den
2. T a 8 - f 8 f Kf6-g6 7. Zug von Weiß) 9. ... Kh5 10. Kf4
Kh6 11. Kf5: usw.
Offensichtlich das einzige, um nicht 8. . . . Kh4 9. Tg7 Kh5 (9. ... f4 führt
unmittelbar zu verlieren. Der Gewinn zur Textfolge) 10. Kg3 Kh6 11. Tg8
ist nun besonders schwer zu erzwingen. wie in der vorigen Variante.

100
9. T g 8 - h 8 f Kh5-g5 14. Tg7xg4 f4—f3
10. Kf2—gl Kg5-f5 15. T g 4 - e 4 f Ke2—fl
11. K g l - h 2 Kf5-e5

Natürlich ist der Gewinn nach 11. f3 Nach 15. ... Kd3 16. Tf4 Ke3 17. Tf8
12. Kg3 viel einfacher. f2 18. Kh3: ist die Partie ebenfalls ent-
schieden.
12. T h 8 - g 8 Ke4-f3
16. K h 2 - g 3 !
Auch auf 12. ... Kf5 folgt 13. Tg7 mit
Zugzwang.
Nicht 16. Kh3:? f2, remis.
13. Tg8-g7! Kf3-e2
16. ... h3—h2
Oder 13. ... g3f 14. Kh3: Kf2 15. Ta7 17. T e 4 - h 4 und gewinnt.
usw.

D. Dame gegen Bauer(n)


Wir wissen, daß die Dame gegen einen Bauern auf der vorletzten Reihe (unter-
stützt vom König) gewinnt, falls es einen b-, d-, e- oder g-Bauern betrifft, aber nur
remis macht gegen den a-, c-, f- oder h-Bauern (es sei denn, die Dame kann das
Umwandlungsfeld besetzen). Die Nähe des Königs der stärkeren Partei kann
manchmal noch den Gewinn möglich machen. Lehrreich sind in dieser Hinsicht
die Grenzen, die D. Hooper in seinem Lehrbuch angegeben hat: wenn der weiße
König sich in oder auf dem Rand des Gebiets befindet, das durch die Felder a5,
b5, c5, d5, e4, e3, e2, e l begrenzt wird, ist der Gewinn in der folgenden Stellung
gesichert.

SteUung 107
(mit einer Variation)

V^ir
1. Kd5—c4 a2—alD
2. D f 8 - f 2 f Kb2-a3
3. D f 2 - e 3 f

und weiter wie in Stellung 68.


Man stelle den weißen König auf el.

1. Kel—d2 a2—alD
im 2. D f 8 - b 4 f und gewinnt.

Weiß zieht und gewinnt

101
Stellung 108 gen: 1. Db2 Kdl 2. Kf3 c l D 3. De2
matt.
(mit zwei Variationen)
Wäre der weiße König auf a5 postiert,

m • kommen wir zum vorigen Beispiel, so-


bald der schwarze König sich nach cl
m lü 11 11 begibt (begeben muß), beispielsweise
nach 1. Db2 Kdl 2. Dd4f Ke2 3. Dc3

| gp • ••
Kdl 4. Dd3f.
Zum Schluß ein einziges Beispiel von
Dame gegen zwei verbundene Freibau-
m w Hü Ii ern.
ß i
iü lü ¡11
Weiß am Zuge Stellung 109

Weiß gewinnt:

1. D e 8 - e 2 Kb2-bl

1. ... Kai 2. Dd2 kommt auf dasselbe


heraus. k
2. D e 2 - d 3 Kbl-al
Ü
Oder 2. ... Kb2 3. Da3f Kbl 4. Kb3
und gewinnt.
m i§ 11 II
Weiß am Zuge
3. D d 3 - a 3 f Kal-bl
4. Ka4—b3 und gewinnt.
Auch für diese Stellung gibt Hooper
Ein solcher Gewinnweg ist möglich, ein Gewinngebiet an und zwar mit der
wenn der weiße König sich innerhalb folgenden Begrenzung: a7, b7, c7, d7,
oder am Rande des Gebiets befindet, d6, d5, e4, e3, e2 und e l .
das durch die Felder a4, b4, c4, d3, e3, Weiß gewinnt:
e2 und e l begrenzt wird.
Wenn wir den schwarzen König nach 1. Kd7—c6 Kai—a2
d2 stellen und die weiße Dame auf b8,
ist das Gewinngebiet etwas ausgebrei- Wenn der schwarze a-Bauer nach a2
teter und wird begrenzt durch die Fel- vorrückt, geht es leichter: 1. ... a3 2.
der a5, b5, c5, d5, e4, f4, g4, g3, g2 und Kb5 a2 3. Dd4! Kbl 4. D d l matt.
gl. Falls dann der weiße König auf g4
steht, ist der Sieg ganz einfach zu errin- 2. D e 5 - d 5 f Ka4-a3

102
2. . . . K a i 3. Dd4 a3 4. Kb5 Ka2 4. Dd3—c2 a4—a3
kommt auf dasselbe heraus: 5. D c 4 f 5. Kc6-b5 Ka2—al
K a i 6. Dc3 Ka2 7. Ka4 usw. 6. Dc2—c3 Kai—a2
7. Kb5-a4! b2-blD
3. D d 5 - d 3 f Ka3-a2 8. D c 3 x a 3 matt.

Oder 2. ... Kb4 3. D b l Kb3 4. Kc5 a3


5. Kb5 Kc3 (5. . . . a2 6. Dd3 matt) 6.
Da2 Kc2 7. Kb4 K c l 8. D a 3 : usw.
5. Figuren und Bauern gegen Figuren
Wir unterscheiden die folgenden Abschnitte:
A. Springer und Bauer(n) gegen Springer
B. Springer und Bauer(n) gegen Läufer
C. Läufer und Bauer(n) gegen Springer
D. Läufer und Bauer(n) gegen Läufer (gleiche Farbe)
E. Läufer und Bauer(n) gegen Läufer (ungleiche Farbe)
F. Turm und Bauer gegen Springer
G. Turm und Bauer gegen Läufer
H. Turm und Bauer gegen Dame
Die Endspiele „Turm und Bauer gegen Turm" und „Dame und Bauer gegen Da-
me" werden im Kapitel 6 respektive 7 behandelt.

A. Springer und Bauer(n) gegen Springer


Im allgemeinen wird das Endspiel „Springer und Bauer gegen Springer" remis
werden. Um das zu erreichen, braucht die schwächere Partei nur ihren Springer
gegen den Bauern zu opfern. Das wird durchweg möglich sein, wenn der verteidi-
gende König sich vor dem Bauern befindet und sein Springer nicht zu weit entfernt
steht.
Ist die Lage allerdings anders, erhält die stärkere Partei Gewinnchancen und zwar
um so mehr, je weiter der Bauer vorgerückt ist.
Die wichtigste Waffe, die zur Verfügung steht, ist eine Bedrohung des „schwäche-
ren" Springers durch den „stärkeren" Springer, um den Durchzug des Freibauern
zu erzwingen.
Mit einem Bauern auf der vorletzten Reihe ist der Gewinn fast immer gesichert.

104
SteUung 110 Auf einen Zug mit dem König gewinnt
Weiß mit 6. Kb6.
Kling (1867)
6. Kc7—b6 und gewinnt.

••
Steht der Bauer auf der sechsten Rei-
he, hat die stärkere Partei natürlich
mehr Hindernisse zu überwinden, vor
II ¡Ü II Hü allem weil der Verteidiger manchmal
HS 11 11 ü über eine raffinierte Feinheit verfügt
11 ¡Ü B W (vergleiche Stellung 19).


r
SteUung 111
Weiß oder Schwarz am Zuge

Weiß am Zuge gewinnt sofort mit 1.


Se6-f8!
Mit Schwarz am Zuge ist es etwas um-
ständlicher.

1. ... Kc6-d5(!)

Man beachte, daß 1. ... Kd6 glatt ver-


liert wegen 2. Sf8, wonach die Res-
source der Textfortsetzung (2. ... Se5) Schwarz am Zuge
wertlos ist wegen des Schachgebots 3.
b8Df. Aus dem gleichen Grund schei- 1. ... Se7—c6
tert auch 1. ... Kb5 an 2. Sf8.
Auf 1. ... Sc8 folgt nicht 2. Kb8 Sb6 3.
2. S e 6 - f 8 Sd7-e5 a7 wegen 3 . . . . Sa8ü 4. Ka8: Kc8 remis
(Stellung 19).
Das einzige; auf 3. b8D? würde nun 3. Weiß gewinnt jedoch mit ( 1 . . . . Sc8) 2.
... Sc6f kommen. Sa3! Sd6t (oder 2. ... Kd8 3. Sc4) 3.
Kb8 Sc8 4. Sc4 Kd8 5. Kb7 und
3. K a 7 - b 6 Se5-c6
Schwarz hat keine Züge mehr (5. ...
4. K b 6 - c 7 Sc6-b4
Kd7 6. Sb6t).
Um nun 5. b8D? mit 5. ... Sa6f zu be- 2. S b 5 - d 4 Sc6-a5|
antworten. Nach 4.... Kc5 anstelle des
Textzugs entscheidet 5. Sd7f Kd5 6. Oder 2. ... Sd8f 3. Kb8 usw.
Se5! Sb4 7. Kb6.
3. K b 7 - b 8 Sa5—c4
5. S f 8 - d 7 Sb4-a6f 4. a6—a7 Sc4-b6

105
5. K b 8 - b 7 Sb6-a8! Nicht 2. ... Sc7: wegen 3. a7!
6. Sd4—e6! und gewinnt
3. K b 7 - a 7
(jedoch nicht 6. Ka8: wegen 6. ...
Kc7!, remis). Auf 3. Kb8 oder 3. Kc6 folgt wieder 3.
... Sb5!
Stellung 112 3. ... Sd6-f7
R. Reti (1929) 4. Sc7-e6

A A A a
mm wm wm
Auf 4. ... Sd6 hat Weiß nun eine ver-
wickelte Gewinnfortsetzung zur Verfü-

B
m y r r
gung: 5. Sc5 Sb5f (oder 5. ... Kb5 6.
Kb8 usw.) 6. Kb7 Sd6f 7. Kc7 Sb5f 8.
Kc6 Sa7f 9. Kb7 Sb5 10. Se4! (verhin-
dert das Schach auf d6) 10.... Kb4 11.
Kb6 Kc4 12. Sc3! Sd6 13. Kc7 Se8f
14. Kc6.

m H H H 4.
5.
...
Se6-d4f
Ka5-b5!
Kb5-a5
Weiß am Zuge 6. Sd4—c6f Ka5-b5
7. Sc6-b4

Weiß kann nicht gewinnen:


Nun deckt der Springer den Bauern
1. K a 7 - b 8 und erhält der König Gelegenheit,
freie Bahn zu machen für den vorrük-
kenden Bauern.
Auf einen Zug des Springers erzwingt
1. ... Sc8f 2. Kb7 Sd6f das Remis. 7. ... Sf7-d8!

1. ... Sd6-b5! Nicht 7. ... Kb4:? wegen 8. Kb8 Sd8


(8. ... Sd5 9. Kb7) 9. Kc7 Se6f 10.
Nun wird der schwarze Springer „lä- Kc8.
stig". Weiß kann nicht schlagen wegen
2. ... Ka6:. 8. K a 7 - b 8 Sd8-c6f
9. K b 8 - b 7 Sc6-a5f
2. K b 8 - b 7 10. Kb7—c7 Sa5—c6. Remis.

Auf 2. Kc8 stellt 2. ... Kb6 das Remis Mit zwei Bauern mehr ist die Gewinn-
sicher. führung meistens leicht, aber eine Aus-
nahme davon hebt das nun folgende
2. ... Sb5-d6f Endspiel hervor.

106
Stellung 113 Auf 1. ... Ke4 folgt 2. Sd2f mit ähnli-
chen Folgen wie im Text: Symmetrie
Taimanov—Spasski
hinsichtlich der f-Linie. Die Alternati-
(Leningrad 1952)
ve 1. ... e5 ist klar unzureichend: 2.
Sh4f Kg5 (2. ... Kg4, so 3. Kf6:) 3.
Sf3f usw.
2. S f 3 - h 2 f Kg4-h3
i §
Auf 2. ... Kg5 folgt natürlich 3. Sf3f
Kf5 4. S d 4 | Ke5 5. Sf3f Ke4 6. Sd2f
r P usw. (symmetrisch zur Textfolge).
¡81 ^ J i
3. Sh2—fl

Unzureichend war 3. Kf6: Kh2: 4. Ke5


Schwarz am Zuge Kg3.
3. ... f6—f5
Dieses Beispiel zeigt, über welche
Wenn Schwarz die Verfolgung fort-
Möglichkeiten der König verfügt, wenn
setzt: 3. ... Kg2, so geschieht 4. Kf6:
er sich hinter den feindlichen Bauern
befindet. Stünde der weiße König auf Kfl: 5. Ke5 usw.
f2, würde der Weg zum Sieg leicht sein. 4. Sfl—e3
Es folgte:
und nun hat Schwarz keine Verteidi-
1. ... Kf5-g4 gung gegen 5. Kf6 und 6. Sf5:.

107
B. Springer und Bauer(n) gegen Läufer
Nur unter sehr günstigen Umständen (unter anderem, wenn der verteidigende Kö-
nig weit entfernt steht) ist es der stärkeren Partei möglich, den Bauern umzuwan-
deln.

Stellung 114 zu bringen, um den Läufer von der


Diagonalen a5/d8 zu vertreiben (Sb4,
(mit zwei Variationen) Sd5, Se3 und Sc4).

3. Kd7—c8 Lb8-a7
¡11 ^ 4. S c 7 - b 5 La7—gl

Auf 4 . . . . Lb6 folgt 5. Kd7 nebst 6. Sd6


und 7. Sc4.

A
m 5. K c 8 - d 7 Lgl—b6

Erzwungen, weil 5. ... Lh2 mit 6. Sd6


beantwortet wird.
Weiß oder Schwarz am Zuge 6. S b 5 - d 6 und
7. Sd6—c4.
Weiß am Zuge gewinnt:
Schwarz am Zug kann gerade noch
1. S c 7 - b 5 verhindern, daß Weiß das entscheiden-
de Manöver ausführt:
Mit der Drohung 2. Sd6, wonach der
Bauer durchläuft. i. Kh7 - g 6
2. Sc7-•b5 Lh2-- b 8
1. ... Lg3-b8 3. Sb5--c7 Kg6-- f 5
2. Sb5—c7 4. Kd7 - c 8 Lb8-- a 7
5. Sc7--b5 La7-- b 6
Mit anderen Zügen erreicht Weiß 6. Kc8-- d 7 Kf5--e5
nichts; der Läufer muß zuerst von der 7. Sb5--d6 Ke5-- d 4
langen Schrägen vertrieben werden.
Auf diese Weise wird der entscheiden-
2. ... Kh7-g6 de Zug Sc4 verhindert.
Es ist deutlich, daß der Gewinn darauf
Nach 2. ... La7 geht es etwas leichter: beruht, daß Weiß alle Felder der Dia-
3. Sa6! (verhindert die Rückkehr des gonalen a5/d8 angreifen kann, wobei
Läufers) 3. ... Lb6, und nun braucht der weiße König und der Springer je
Weiß seinen Springer nur noch nach c4 zwei Felder unter Kontrolle nehmen.

108
Daraus folgt zugleich, daß der Gewinn 1. Sd8-b7 Ke7-e8
unmöglich wird, wenn wir Stellung 114 2. Sb7-a5!
eine Linie nach rechts verschieben,
gleichgültig wo der schwarze König Das auf der Hand liegende 2. Kb8 wird
steht, denn dann zählt die kurze Diago- widerlegt durch 2 . . . . Kd7 3. Ka8: Kc8!
nale a4/e8 fünf Felder. (Stellung 19).
Stellen wir alle Figuren in Stellung 114
eine Linie nach rechts, wobei der 2. ... Ke8-e7
schwarze König auf jedem willkürli-
chen Feld stehen kann, dann könnte Es ist klar, daß der Läufer nicht ziehen
folgen: 1. Sc5 Lc8 2. Sd7 La6 3. Sb6 darf wegen 3. Sb7.
Lb5 4. Kd8 Lc6 5. Kc7 Lb5 (Schwarz
hat seinen König nicht nötig; der Läu- 3. Kc7—c8 Ke7-e8
fer erledigt alles allein) 6. Sd5 La4 7.
Se7 Le8 (es drohte 8. Sc6) remis. Mit Nun wird 3. ... Kd6 beantwortet mit 4.
Zugzwang kann Weiß nicht arbeiten, Kb8 Kd7 5. Sb7, und dann kann der
weil der schwarze König willkürlich schwarze König nach 6. Ka8: nicht auf
ziehen kann. das rettende Feld c8 gelangen.
Plazieren wir in Stellung 114 die Figu-
ren eine Linie nach links, dann ist der 4. Sa5—c4 Ke8-e7
Gewinn ganz einfach:
Auf einen Läuferzug folgt 5. Sd6f und
1. Sb7-a5 Lf3-a8 6. Sb7.
2. Sa5-b7 und
3. Kc7-b8. 5. Kc7-b8 Ke7-d8

Steht der Bauer auf der a-Linie, kön- Auf 5 . . . . Kd7 zieht Weiß 6. Sb6t, und
nen sich einige Verwicklungen erge- 5. ... Lg2 wird durch 6. Sa5 widerlegt
ben. (der schwarze König kommt nicht
rechtzeitig).
Stellung 115 6. Sc4-d6!

Es ist klar, daß 6. Ka8: wieder an 6 . . . .


Kc8! scheitert.

6. ... Kd8-d7
7. Sd6-b7

Nimmt dem schwarzen König Feld d8


und hindert ihn so, im kritischen Au-
genblick nach c8 zu gelangen.

7. ... Kd7—c6
Weiß zieht und gewinnt 8. Kb8xa8 Kc6-c7

109
Der schwarze König steht auf der ver- Kg5 3. Kf3!, oder 1.... Kg6 2. Kf3 Le7
kehrten Felderfarbe. 3. Kg3 Ld8 4. Sf4f Kh6 5. Se6 Le7 6.
g 5 | Kg6 (6. ... Kh5? 7. Sf4 matt) 7.
9. Sb7—d6 und gewinnt. Kg4 usw. Nach dem gespielten Zug ist
die Partie merkwürdigerweise remis.
In einem einzigen Fall ist selbst das
Übergewicht von zwei verbundenen 1. ... Kh6-g5
Bauern nicht ausreichend, um den Sieg 2. K e 4 - f 3
zu sichern. Das lehrt das folgende Bei-
spiel.
Oder 2. Se6f Kg4: 3. h6 Lf6.

Stellung 116 2. ... Ld8-e7


3. Sf4-h3f Kg5-h6
Aljechin— Vajda
4. Kf3-f4 Le7-d8
(Kecskemet 1927)
5. Kf4-f5

Es sieht zunehmend vorteilhafter für

m
Weiß aus, und doch ist kein Gewinn in
der Stellung.

5. ... Ld8-e7
A 6. S h 3 - f 4 Le7-d8!

Hier würde 6. ... Lg5? zum Verlust


führen wegen 7. Sd5, und Schwarz ge-
rät in Zugzwang: 7. ... Ld8, dann 8.
Weiß am Zuge Sf6 und 9. g5f, oder 7. ... Ld2 8. Sf4
und 9. g5f.
1. h4—h5?
7. S f 4 - d 5 Ld8-g5
Mit 1. Sg2 hätte Weiß langsam gewon-
nen, zum Beispiel 1. ... Lh4: 2. Sh4: Weiß kommt nicht weiter: remis.

110
C. Läufer und Bauer(n) gegen Springer
In diesem Abschnitt geht es um Probleme anderer Art als im vorigen Abschnitt.
Der Läufer kann den Springer nicht abschirmen; doch er kann danach trachten,
dem Springer vitale Felder zu nehmen, wobei vor allem der Zugzwang eine Rolle
spielen kann.

Stellung 117 Die Alternative 3. ... Sd6 wird wider-


legt durch 4. c7 Sc8t (4. ... Kd5 5. Lf8
(mit einer Variation)
Sc8t 6. Kb7) 5. Kb7 S d 6 | ( 5 . . . . Se7 6.
Lf8) 6. Kb8 und 7. Lf8.
4. L g 7 - h 6

"Iii!"m •
m
Nach 4. Lf8f Kc4 5. Le7 (Zugzwang)
rettet Schwarz sich mit 5 Sc3! (6. c7

m m• Sd5f). Jetzt würde 4. ... Sc3 an 5. Ld2


scheitern und 4. ... Sd6 an 5. Lf8.
B B 1! B
• 4. ... Kb4—c4

B B B 5. L h 6 - d 2

Weiß oder Schwarz am Zuge Nun muß der Springer ziehen.

5. ... Sb5-d6
Weiß am Zug gewinnt:
6. c6—c7 Sd6—c8f.
1. L b 2 - e 5 !
Oder 6. ... Kd5 7. Lb4 Sc8f 8. Kb7.
Nimmt dem Springer das wichtige Feld
d6. 7. K b 6 - b 7 Sc8-d6f
1. ... Kc5-d5 Wenn 7. ... Se7, so 8. Lg5 Sf5 9. Kb8
Sd6 10. Lf4.
1. ... Kc4 2. Kb6 kommt auf dasselbe 8. K b 7 - b 8
heraus. Auf 1. ... Sa7 folgt 2. Ld4f.
und nun hat Schwarz keine Abwehr ge-
2. K b 7 - b 6 Kd5—c4 gen 9. Lf4.
Schwarz am Zuge macht remis: 1. ...
Erzwungen, weil 2. ... Sa7 mit 3. c7 Sd6f 2. Kc7 Sb5f usw.
Sc8| 4. Kb7 Se7 5. Lf6 Sf5 6. Kb8 Sd6 Wenn Stellung 117 eine Linie nach
7. Le7 beantwortet wird. rechts verschoben wird, macht Schwarz
in jedem Fall remis, auch mit Weiß am
3. L e 5 - g 7 Kc4-b4 Zuge.

111
Auf 1. L c 2 - f 5 folgt 1. ... Sc5-a6f 2. Schwarz: Kf7 Se8. Dem Springer wer-
Kc7-d7 Sa6-b8| 3. Kd7-e7 den alle Felder genommen:
Sb8-c6f 4. K e 7 - d 7 Sc6-b8f, remis.
1. ... Se8-f6
2. L f 4 - g 3 Sf6-e8
Stellung 118 3. Lg3—e5 und gewinnt.
(mit einer Variation)
(Um remis zu machen, würde Schwarz
hier Sc9 spielen müssen!)
Besonders überraschend wirkt die hier
folgende Komposition.

Stellung 119
P. R. v. Bilguer (1843

Weiß am Zuge

Wenn der Bauer fest blockiert ist, gibt


es durchweg keinen Gewinn, weil der
Läufer dem Springer nicht alle Felder
zu nehmen vermag.

1. L d 7 - g 4 Weiß am Zuge

Augenscheinlich steht nun der Sprin- Obschon der h-Bauer noch auf seinem
ger patt. Es gibt jedoch noch eine Ret- ursprünglichen Feld steht, gelingt es
tung: Schwarz nicht, seinen Springer gegen
diesen Bauern zu opfern. Weiß ge-
winnt:
1. ... Sg7-e8!
1. K h 4 - g 5 Sdl—f2
Weiß kann den Springer nur schlagen,
wenn er seinen Bauern preis gibt. Droht sowohl die Eroberung des Läu-
Ist der weiße Bauer ein Feld weiter fers durch 2. ... Se4f als auch die end-
vorgerückt, ist die Verteidigung chan- gültige Blockade des Bauern durch 2.
cenlos, selbst wenn der Bauer einige ... Sh3.
Linien zur Mitte hin verschoben wird.
Betrachten wir Stellung 118 zwei Li- 2. h2—h4! Sf2-e4t
nien nach links und eine Reihe nach 3. Kg5-g6 Se4xd6
vorn, also Weiß: Kd8 Lf4 Be7; 4. h4—h5

112
und Schwarz kann den freien h-Bauern Wenn 2. . . . Se3, so 3. h5 Sf5 4. Lc7
nicht mehr stoppen (4. . . . Sc4 5. h6 (Zugzwang) 4. . . . Sg7 5. h6 usw.
S e 5 | 6. Kg7 usw.).
Sieht Schwarz vom Läufergewinn ab 3. h4—h5 Kd5-e6
und versucht, den h-Bauern mit seinem
Nach 3. . . . Kd6: 4. h6 ist der h-Bauer
König aufzuhalten, kommt er ebenfalls
nicht aufzuhalten.
nicht zurecht:
4. h5—h6 Ke6-f7
1. K h 4 - g 5 Kf3-e4 5. L d 6 - e 5 Kf7-g8
2. h2—h4 Ke4-d5 6. K g 5 - g 6 und gewinnt.

D. Läufer von gleicher Farbe und Bauer(n)


Der Prozeß der Ausschaltung des Verteidigungsläufers erinnert in etwa an den
Prozeß, den wir unter 5 B (Springer und Bauer gegen Läufer) gesehen haben, und
zwar in dem Sinn, daß dieser Läufer zuerst von der einen Schrägen vertrieben wird
und danach (endgültig) von der anderen.

SteUung 120 Nachdem 2. Ld8 unmöglich geworden


ist, probiert Weiß es anders; er will 3.
Lc7 folgen lassen.

•pfl•p»
2. . . . La5-b6
3. Lg3—c7 Lb6-f2

IÜ 11ii m

Um den Bauern entlang der anderen

mmmm • • •

Diagonalen aufzuhalten. Stünde nun
der schwarze König auf c5 (oder auf ei-
nem anderen schwarzen Feld), dann
wäre der Prozeß nach 4. Ld6f und 5.
c7 entschieden.
Weiß oder Schwarz am Zuge
4. L c 7 - d 8 Lf2-g3
5. L d 8 - e 7 Lg3-f4
Weiß am Zuge gewinnt unmittelbar
durch 1. Lh4-d8.
Schwarz am Zuge macht remis: Weiß kommt nicht weiter, weil
Schwarz das „Abschirmungsfeld" d6 in
1. . . . Kc4-d5 seiner Gewalt hat. Darum würde 1. . . .
2. L h 4 - g 3 Kb5 als erster Zug zwar 2. Ld8 eben-

113
falls unmöglich machen, doch diese SteUung 121
Fortsetzung würde nach 2. Lg3 Lb6 3.
Lc7 Lf2 4. Ld8 Lg3 5. Le7 sich doch als
unzureichend erweisen (es folgt immer r B r i r » r
6. Ld6).
Probieren wir von Stellung 120 aus
noch

1. ... Kc4—c5

Dieser Zug ist natürlich weniger stark


als 1. ... Kd5, aber besser als 1. ...
Kb5, denn mit dem Textzug kann Weiß oder Schwarz am Zuge
Schwarz gerade noch remis machen:

Weiß gewinnt:
2. Lh4—el
1. Ld5—c6 La4—dl
2. L c 6 - b 5 Ldl—f3
Mit 2. Lg3 Kd5! gelangen wir in die
eben angegebene Remisvariante.
Schwarz versucht, den Bauern so weit
wie möglich vom Umwandlungsfeld
2. ... La5-d8!
entfernt zu halten. Nach 2. ... Kc8 3.
La6f Kb8 4. c6 ist es gleich aus (4. ...
Lg4 5. Lb7 und 6. c7 matt).
2. ... Lb6 scheitert an 3. Lf2f.
3. L b 5 - a 6 Kd8-d7
3. Lei—g3 Kc5-d5!
Gegen 4. Lb7 ist nichts zu erfinden.
3. ... La5 verliert wegen 4. Lc7 L e i 5. Schwarz bringt seinen König in eine
Ld6f. bessere Stellung.

4. Lg3—c7 Ld8-g5 4. L c 6 - b 7 Lf3-g4


5. Lc7—f4 Lg5-d8!
Der schwarze Läufer muß nun danach
Remis.
trachten, die Umwandlung zu verhin-
Merkwürdig ist, daß der schwarze Kö- dern, indem er c8 beherrscht, und vor-
nig hinter dem Bauern stehend die derhand scheint dies auch zu glücken.
Ausschaltung seines Läufers abwenden
kann, während es auf der Vorderseite 5. c 5 - c 6 f Kd7-d6
nicht immer gelingt. 6. c6—c7 Lg4-h3

114
7. L b 7 - a 6 Lh3-g4 Stellung 122
8. K b 6 - b 7 Kd6—c5
Lipnitzki—Sokolski
(Moskau 1950)
Bringt den König auf einen aktiveren
Posten. Wartet Schwarz ab, hat Weiß
es viel leichter: 8. ... Lf5 9. Kb8 Lh3
10. Lc8 L f l 11. Lf5 La6 12. Le4, und
Schwarz kann 13. Lb7 nicht verhin-
dern.

9. K b 7 - b 8 Kc5-b6
10. La6—c8 Lg4-f3

10. ... Le2 l l . ; L h 3 La6 12. Lg2 führt


zur Fortsetzung im Text. Schwarz am Zuge
11. L c 8 - h 3 Lf3-b7
12. L h 3 - g 2 Lb7-a6 Gelingt es Schwarz, seinen Läufer ge-
13. L g 2 - f 3 ! gen den weißen c-Bauern zu tauschen,
ist die Partie remis, weil Weiß dann
den Randbauern mit dem verkehrten
Schwarz ist im Zugzwang. Er muß mit Läufer übrig behält. Weiß kann jedoch
dem König ziehen, und danach gewinnt gewinnen.
Weiß mit 14. Lb7. Zuerst wird der b-Bauer erobert:
Ist Schwarz in Stellung 121 am Zuge,
gewinnt Weiß nach der gleichen Me- 1. Kb3-b4 Ld7-e8
thode, weil Schwarz seine Stellung 2. Ld3xb5 Le8-f7
nicht verstärken kann. 3. Lb5-a4 Kh8-h7
Aus der gegebenen Gewinnführung ist 4. La4-b3
jedoch abzuleiten, daß Schwarz remis
machen kann, wenn Stellung 121 eine Alles nach erprobtem Rezept.
oder mehr Linien nach rechts gescho-
ben wird. Dann ist jeweils die kurze 4. ... Lf7-h5
Diagonale ein oder mehrere Felder
länger, und dann kann Schwarz nicht Nach 4. ... Le8 5. c4 Kh6: 6. c5 ist
gezwungen werden, die Zugzwangstel- Weiß schon bereit für die methodische
lung in der vorigen Ausarbeitung zuzu- Fortsetzung des Prozesses mit 7. La4.
lassen (er braucht nicht mit dem König
zu ziehen.). Ein Läuferzug hebt dann 5. c 3 - c 4 Kh7xh6
die Kraft des Zugzwanges auf.
Von etwas anderer Art ist das folgende Nachdem der weiße h-Bauer erobert
Beispiel aus der Praxis. ist, gelingt es dem schwarzen König

115
vielleicht noch, beim Aufhalten des standen. Dann hätte 13. Lb5 nicht zum
weißen c-Bauern mitzuwirken. Ziel geführt wegen 13. ... Lb5: 14.
Kb5: Kc7.
6. c4—c5 Lh5-f3 Untersuchen wir diese Alternative und
7. K b 4 - a 5 Kh6-g7 beginnen wir beim 9. Zug von Weiß
8. K a 5 - b 6 Kg7-f6 (nach 1. Kb4 Le8 2. Lb5: Lf7 3. La4
Kh7 4. Lb3 Lh5 5. c4 Kh6: 6. c5 Lf3 7.
Anzumerken ist, daß die beiden Köni- Ka5 Kg7 8. Kb6 Kf6).
ge aus Respekt vor den Läufern auf
weißer Farbe ausschließlich schwarze 9. L b 3 - a 4 Kf6-e7
Felder betreten. 10. L a 4 - b 5 !
9. Lb3-a4 Kf6-e5
Der Läufer begibt sich nun direkt nach
10. La4—c6 Lf3—dl b7.
11. Lc6-b7 Ldl—a4
12. Lb7-a6
10. ... Ke7-d8
11. L b 5 - a 6 Lf3-e4
Alles gemäß den bekannten Richtli-
12. L a 6 - b 7
nien.
12. ... Ke5-d5 Dieses Tauschangebot wäre wiederum
13. L a 6 - b 5 La4-dl nicht möglich gewesen, wenn der
14. c5—c6 schwarze König nach d4 gewandert
wäre.
Der Bauer hat das kritische Feld c6
passiert, und damit ist der Vorgang zu- 12. ... Le4-f5
gunsten von Weiß entschieden. 13. c5—c6
Man fragt sich vielleicht, wie es gegan-
gen wäre, hätte der schwarze König und wir befinden uns in einer der Va-
nach dem 12. Zug bereits auf d8 ge- rianten von Stellung 121.

E. Läufer von ungleicher Farbe und Bauer(n)


Ist nur ein Bauer vorhanden, ist das Remis unvermeidlich, weil der verteidigende
Läufer nicht abgeschirmt werden kann. Die schwächere Partei hat jedoch auch
gegen zwei gegnerische Bauern gehörige Remischancen.
Das Hauptproblem lautet: in welchen Fällen gewinnt die stärkere Partei durch den
Besitz von zwei verbundenen Freibauern?
Für vereinzelte Bauern gibt es keine Regeln: alles hängt davon ab, ob der König
der stärkeren Partei einen der Freibauern in seinem Vormarsch unterstützen kann,
ohne dabei den anderen Bauern aufzugeben.
Was nun die verbundenen Bauern betrifft, ist es zunächst klar, daß die stärkere
Partei nicht gewinnen kann, wenn ihre Bauern auf der falschen Felderfarbe stehen

116
(das heißt auf der Farbe des eigenen Läufers) und der feindliche König mit Hilfe
seines Läufers das Vorrücken verhindern kann. Zum Beispiel Weiß: Kf6 Le3 Be5
und d6, Schwarz Kd7 Lh3.
Die verbundenen Bauern stehen am günstigsten nebeneinander, aber selbst in die-
sem Fall ist der Gewinn meist nur gesichert, wenn die Bauern bereits auf der 6.
(für Schwarz 3.) Reihe stehen.

SteUung 123 3. K e 5 - d 6 La2-b3


4. Kd6—e7 und gewinnt.
(mit zwei Variationen)
Stellen wir nun in Stellung 123 den
M • H I schwarzen Läufer nach e8, dann kann
der weiße König nicht auf die Wande-
rung gehen, weil g6 gedeckt bleiben
muß. Weiß kann jedoch ebensowohl
gewinnen, indem er vom Zugzwang
Gebrauch macht.
Ö 1. Lei—b4f Kf8-g8
2. L b 4 - a 3
Zieht nun der schwarze Läufer, dann
geht er entweder verloren, oder 3. f7f
Weiß am Zuge gewinnt; nach 2. ... Kh8 entscheidet
ebenso 3. f7.
Es ist deutlich, daß Weiß den Gewinn Wenn wir Stellung 123 eine oder meh-
lediglich dann erzwingen kann, wenn rere Linien nach links versetzen, bleibt
es ihm gelingt, mit seinem f-Bauern das Ergebnis das gleiche. Eine neue
vorzurücken und der schwarze Läufer Verwicklung tritt nur auf bei der Ver-
sich nicht gegen beide Bauern opfern schiebung nach rechts.
kann. Das bedeutet, daß der weiße Kö-
nig zusehen muß, nach e7 oder gl zu SteUung 124
kommen. (mit zwei Variationen)
1. Lei—b4f Kf8-g8
r MpM
Der schwarze König hat die Wahl:
rechts oder links, wonach der weiße
König sich nach der gegenüberliegen-
den Seite begibt ( 1 . . . . Ke8, so 2. Kg5,

%
gefolgt von 3. Kh6, 4. Kg7 und 5. f7f).

2. K f 5 - e 5 Lb3-a2.

Sobald der Läufer die Diagonale a2/g8


verläßt, folgt entscheidend f6-f7f. Weiß am Zuge

117
Weiß kann nicht gewinnen: Weiß gewinnt hier, weil er die Mög-
lichkeit hat, den erforderlichen Vor-
1. Lfl—c4f Kg8-f8! stoß d5—d6 durchzusetzen, indem er
den König näher heranbringt. Dazu hat
Nicht 1. ... Kh8, worauf der weiße Kö- Weiß jedoch die Mitwirkung seines
nig über f5, e6 nach f7 läuft. Läufers nötig, weil der schwarze König
sonst das Eindringen seines weißen
2. K g 5 - f 5 Kollegen verhindern kann, indem er
sich nach derselben Seite begibt wie
Auf der anderen Seite gibt es keinen der weiße König. Wir probieren:
Platz.
1. Ldl—g4|(?) Kd7—c7!
2. ... Lc3-b2
3. K f 5 - e 6 Lb2—c3
Auf 1. ... Ke7 würde 2. Kb5 nebst 3.
Kc6 und 4. d6 folgen.
Weiß kommt nicht weiter.
Steht der schwarze König aufh8, dann 2. K c 4 - d 3
kann Weiß ebensowenig gewinnen an-
gesichts der Tatsache, daß 1. Lc4 mit 1. Der weiße König strebt nach e6 (über
... Ld2f 2. Kh5 Lh6:! 3. Kh6: patt be- e4, f5).
antwortet wird.
Steht jedoch in Stellung 124 der weiße 2. ... Lg3-f2!
König auf h5 und der schwarze König
auf h8, dann gewinnt Weiß ganz ein- Weiß hat nun nichts Besseres als 3.
fach: 1. Lc4 Lb2 2. Kg4! Lc3 3. Kf5 Kc4, da 3. d6f Kc6 4. d7 Kc7 zu einer
usw. klaren Remisstellung führt.
Wenden wir uns nun den verbundenen Probieren wir es anders:
Bauern auf der fünften Reihe zu.
1. L d l - a 4 t ! Kd7—c7

Stellung 125 Auf 1 . . . . Ke7 geschieht 2. Kb5 Kd7 3.


(mit einer Variation) Kb6f Ke7 4. Kc6 und 5. d6f.

2. K c 4 - d 3 Lg3-f2

Nach anderen Zügen steht Schwarz


machtlos der Umgehungsbewegung
des weißen Königs gegenüber: 2. ...
Lh2 3. Ke4 Lg3 4. Kf5 Lh2 5. Ke6 Lg3
6. d6t und gewinnt.

3. d 5 - d 6 t

Hier wird der klare Unterschied deut-


Weiß am Zuge lich zu der soeben angeführten Varian-
te: der schwarze König kann nun nicht Schwarz macht remis, wenn er auf 1.
nach c6. Lh5f mit 1 . . . . Ke7! antwortet und auf
1. Lc4f mit 1. ... Kg7 fortsetzt. Eine
3. ... Kc7-d8 nähere Ausarbeitung:

Auf 3. ... Kb7 folgt ebenfalls 4. Kc4. 1. L e 2 - h 5 f Kf7-e7

4. Kd3—c4 Nach 1 . . . . Kg7 würde der weiße König


über e4—d5 nach e6 laufen und dann
Nicht 4. c6? wegen 4. ... Lg3. f5—f6 unterstützen.
4. ... Lf2-g3
2. K f 4 - g 4 Lc3-b2
5. Kc4-d5 Lg3—el
3. L h 5 - g 6 Lb2—c3
6. c5—c6 Lei—a5
4. K g 4 - h 5
7. La4—c2
Weiß versucht herumzulaufen, aber
Weiß bringt nun seinen Läufer nach f5
der eigene Läufer steht im Wege.
und läuft dann mit seinem König über
c4 nach b5, worauf der schwarze Läu- 4. ... Lc3-g7
fer die Kontrolle über c7 aufgeben 5. L g 6 - h 7 Ke7-f7
muß.
Stellt man in Stellung 125 den schwar- Weiß kommt nicht weiter.
zen Läufer nach f8, dann erzwingt Nun das andere Schachgebot:
Schwarz bequem das Remis. Der weiße
König muß c5 gedeckt halten, kann al- 1. L e 2 - c 4 f Kf7-g7
so nicht nach f5 laufen. Auf 1. Kb5
folgt natürlich 1. ... Kc7. Hier würde 1. ... Ke7 2. Kg4 zum Ge-
Diese Möglichkeit der Umgehung ist in winn für Weiß führen.
diesen Endspielen stets von wesentli- 2. K f 4 - e 4 Lc3-d2!
cher Bedeutung. So auch im folgenden 3. f 5 - f 6 t Kg7-g6.
Beispiel.
Remis.
Stellung 126 Wie kommt es, daß Weiß jetzt nicht ge-

• 11J J " • f i i "


winnen kann? Antwort: sein König hat
zu wenig Platz für den Umgehungs-

• • II"• f a B
marsch auf der rechten Seite des Bret-
tes.
Es ist klar, daß für verbundene Bauern
auf der 4. Reihe (bei Schwarz der 5.)

• • mm m
a
9
m nur wenig Gewinnmöglichkeiten vor-
handen sind. Der verteidigende Läufer

II ¡iP
wird wohl durchweg Zeit haben, sich so
günstig aufzustellen wie in der Varia-
tion von Stellung 125, womit also das
Weiß am Zuge Remis gesichert ist.

119
F. Turm und Bauer gegen Springer
Unter normalen Umständen muß die Turmpartei gewinnen. Es gibt aber Ausnah-
mefälle, wenn der Bauer zu weit vorgerückt ist und weder vom König noch vom
Turm genügend gestützt werden kann. Ein berühmtes Beispiel ist das folgende.

Stellung 127 2. ... Kf4-f3


3. Sb2-a4 Kf3-e2
Emanuel Lasker—Eduard Lasker
4. Kb4-a3 Ke2-d2
(New York 1924)
5. Ka3-b2!

• m• • • • • So wird der schwarze König ferngehal-


ten. Versucht der König es von der an-
deren Seite (über d5), dann stellt Weiß
seinen König auf b4, und Schwarz kann
¡¡¡f iü ü§ ÜJ wiederum nicht weiterkommen. Auch
S JÜ B H mit Zugzwang ist nichts auszurichten:

w•
der weiße Springer kann zwischen a4

• und b2 hin- und herspringen.

Stellung 128
• • •
Schwarz am Zuge
11

• •
Allgemein herrschte die Meinung, daß
Dr. Lasker, der geradeswegs auf den
Turniersieg zusteuerte, diesmal das
kürzere Ende gezogen hatte. Wunder-
barerweise erwies sich das Endspiel je-
doch als für Schwarz nicht gewinnbar.
Es folgte:

1. ... Tg3-e3
pf |pP
«f •
Weiß am Zuge
Um den König näher heranzubringen
(1. ... Ke4? 2. Sc5f).
Auch in dieser Stellung kann die
2. S a 4 - b 2 schwächere Partei durch sorgfältiges
Spiel remis erreichen. Einige Autoren
betrachten diese Stellung als gewonnen
Weiß darf nicht mit 2. Sc3 auf Erobe- für Weiß, weil der weiße König im wei-
rung des Bauern spielen, denn es wäre ten Bogen an die andere Seite des Bau-
dann 2. ... Ke5 3. Kb3:? Kd4 gefolgt. ern kommen kann. Schwarz vermag je-

120
doch inzwischen den Bauern zu schla- Er versucht es aufs neue, indem er zu-
gen oder Remis durch Zugwiederho- nächst den Anzug auf Schwarz über-
lung zu erzwingen. trägt.
3. S a 5 --c4
1. Ta2—al
4. Kc2-- b l S c 4 -•a5
5. K b l —b2 S a 5 -•c4t
1. Kd3 Kb3 2. T a l Kb4 führt zur glei-
6. Kb2 —c2 S c 4 -•a5
chen Stellung.
7. Kc2-- d 3 S a 5 --b3
1. ... Sa5—c4 8. T a l -- b l Kb4xa4
2. K c 2 - d 3 Sc4-a5 9. Kd3 —c3 Sb3--a5
10. T b l - b 4 t Ka4-- a 3
Nun scheitert 3. Ke4 an 3 . . . . Sb3 nebst 11. Tb4-- h 4 S a 5 --c6
4. ... Sc5f und Sa4: und 3. Ke3 an 3.
Weiß kommt nicht weiter.
... Sb3 4. Ta2 Sei 5. a5 Sa2: 6. a6 Sc3
Wenn die Springerpartei noch einen
und Schwarz kommt gerade noch zu-
Bauern hat und die stärkere Partei kei-
recht.
nen Freibauern, ist das Remis in den
3. Kd3—c2 meisten Fällen gesichert.

G. Turm und Bauer gegen Läufer


Im allgemeinen ist das Endspiel Turm und Bauer gegen Läufer für die stärkere
Partei natürlich gewonnen; es gibt jedoch Ausnahmen, wenn der Bauer zu weit
vorgerückt ist. Die Turmpartei muß deshalb danach streben, den feindlichen Kö-
nig nach hinten zu treiben, ohne dabei ihren Bauern nach vorn zu bringen.
Steht der Bauer bereits in der Ausgangsposition auf der sechsten Reihe, so ist der
Gewinn sehr schwierig oder selbst unmöglich. Das letztere lehrt das nun folgende
Beispiel.
Stellung 129 Die Schwierigkeit liegt darin, daß Weiß
seinen König nicht neben den Bauern
Szabö—Botwinnik
auf die 6. Reihe bringen kann. Auf 1.
(Budapest 1952)
Kg6 folgt 1. ... L e 4 f , und auf f6 steht
Ä der Bauer im Wege. Weiß kann nicht
gewinnen:

1. K f 5 - g 6 Ld5-e4f
JLM&W'* 2. K g 6 - g 5 Le4-d5

Weiß kann nun mit Turm und König


langdauernd manövrieren, um eine Si-
tuation zu erreichen, in der der König
sich doch auf der 6. Reihe behaupten
kann. Das wäre zum Beispiel der Fall,
Weiß am Zuge wenn der schwarze Läufer auf b3 steht

121
und K g 5 - g 6 nicht mit Lb3—c2f be- Dieses Endspiel tritt an die Stelle des-
antworten kann. Aber Weiß kann eine jenigen, das entsteht, wenn man Stel-
solche Lage nicht zwangsläufig errei- lung 129 eine Linie nach links ver-
chen, weil der schwarze Läufer auf der schiebt (Weiß: Ke5 Tb7 Be6; Schwarz:
Diagonalen a2/g8 zuviel Auswahl an Ke8 Lc5).
Zügen hat. Dabei ist zu beachten, daß Wir würden dies letztere (verschobe-
der Läufer nicht nach g8 kann (wegen ne) Endspiel in einer (großen) Anzahl
Tc8f und Tg8:) und ebensowenig nach Varianten ausarbeiten können und so
f7, ebenfalls wegen Tc8f. Aber auch den Gewinn nachweisen, doch dann
ohne diese beiden Felder hat Schwarz entstünde ein unübersichtliches Gan-
die Wahl im Uberfluß. Das einzige, das zes, aus dem nicht viele Lehren zu zie-
Weiß in der erreichten Stellung noch hen sind.
probieren kann, ist: Wir geben daher einem etwas einfa-
cheren Endspiel den Vorzug (Stellung
3. f6—f7
130), in dem doch alle wichtigen Ge-
Um auf 3. ... Lf7: mit 4. Kf6 siegreich winnwendungen vorkommen, die der
fortzusetzen (vergleiche Stellung 75 Turmpartei zu Gebote stehen. Vorab
mit Weiß am Zuge). zwei Anmerkungen:
a. Wenn Weiß seinen König nach d6
3. ... Kf8-g7!
oder f6 bringen kann, ohne unmittel-
Nun kommt Weiß nicht weiter, da 4. bar durch ein Läuferschach verjagt zu
f8Df Kf8: 5. Kf6 Ke8 zu einer Remis- werden, ist der Streit entschieden.
stellung führt (vergleiche Stellung 75 b. Wenn es Weiß gelingt, unter Bewah-
mit Schwarz am Zuge). rung seines Bauern den König nach e6
Mit dem e-Bauern anstelle des f-Bau- zu bringen, ist der Gewinn kein Pro-
ern ist die Partie jedoch sehr wohl zu blem, woraus folgt, daß Schwarz ein
gewinnen, wenn auch außerordentlich eventuelles e6—e7 mit Ke8—f7 beant-
mühevoll. worten muß.
Schwarz befindet sich in Stellung 130
Stellung 130 im Zugzwang. Hierauf hat Paul Keres
(mit einer Variation) in seinem Buch „Praktische Endspiele"
hingewiesen, wenngleich ohne die
¡üf f l Ausarbeitung zu geben, die hierunter

•m
m m folgt:

wk I. 1. ... L c 3 - b 2 (oder
JJ Jll §§ f6)


>
2. Kd5—d6 und gewinnt (siehe
a).
II. 1. ... Lc3-h8?
2. Ta7—a8f usw.
V III. 1. ... Lc3-b4
Weiß oder Schwarz am Zuge 2. T a 7 - a 4 Lb4-el

122
Der Läufer muß die Schräge a3/f8 ver- thode in Stellung 75 verliert. Die Poin-
lassen. Diese ist kürzer als in Stellung te ist, daß 4. ... Kd8 wegen der un-
129, und das gibt gerade den Aus- glücklichen Stellung des Läufers nicht
schlag. Auf 2. ... Lc3 oder 2. ... Ld2 geht (5. Td7f). Sonst würde Schwarz
folgt 3. Kd6. Ferner führt 2. ... Lf8 auf diese Manier remis machen (Stel-
oder 2. ... Le7 nach 3. Ta8f zu bereits lung 75).
angegebenen Wendungen.
5. T a 7 - f 7 f Kf8-g8
3. e 6 - e 7 ! Ke8-f7 oder
Ke8-d7 Nicht 5. ... Ke8 6. Tf2 (Stellung 75).

Auf 3. ... Ke7: folgt 4. Te4f, und auf 6. Ke6—f6 nebst


einen Zug des Läufers entscheidet 4. 7. Kf6—g6 und Weiß gewinnt
Ke6 (siehe b). (Stellung 76).

4. e7—e8Df und gewinnt. Der schwarze König befindet sich in


der guten Ecke. Zu beachten ist, daß
IV. 1. ... Lc3—el die gegebene Methode nicht aufgeht,
2. e6—e7 Ke8-f7 (nach wenn der Läufer Feld f6 bestreicht.
b) Die unter III. und IV. gegebene Me-
3. T a 7 - a 4 ! thode ist häufig auch anwendbar, wenn
der schwarze Läufer nicht auf der e-Li-
Nun scheitert 3. ... Ke7: an 4. Te4f, nie steht. Man stelle dazu den weißen
während ein beliebiger Läuferzug mit Turm auf g7 und den schwarzen Läufer
4. Te4 Ke8 (erzwungen) 5. Ke6 usw. auf f4. Weiß gewinnt mit 1. e7 Kd7 2.
(siehe b) widerlegt wird. Tg4 Lh2 (der Läufer kann e7 nicht an-
Die Pointe besteht darin, daß der Läu- greifen) 3. Te4 Ke8 4. Ke6 usw.
fer nicht nach h4 oder b4 gehen kann, Wenn in Stellung 130 Weiß am Zuge
um e7 anzugreifen. Darum würde 3. ist, gewinnt dieser am einfachsten, in-
Ta2 (anstelle von 3. Ta4) nach 3. ... dem er die Zugpflicht auf den Gegner
Lb4 oder 3. ... Lh4 nicht zum Gewinn abwälzt:
führen.
1. T a 7 - a 8 f Ke8-e7
V. 1. ... Lc3-d2 2. T a 8 - a 4

Betritt der Läufer die d-Linie, kann Eines der charakteristischen Merkmale
der Gewinn durchweg mit dem nun fol- dieses Endspiels ist, daß Weiß durch
genden Manöver erzwungen werden. Schachs auf der 7. und/oder 8. Reihe
den Turm auf sein ursprüngliches Feld
2. e6—e7 Ke8-f7 zurückbringen kann (a7).
3. e 7 - e 8 D | Kf7xe8
4. K d 5 - e 6 Ke8-f8 2. ... Ke7-e8

Schwarz muß die Opposition sofort Nach einem beliebigen Läuferzug folgt
aufheben, weil er sonst nach der Me- 3. Ta7f und danach eine der unter

123
I.—V. gegebenen Gewinnfortsetzun- kann Weiß nicht gewinnen. Stellung
gen. 131 ist allerdings für Weiß gewonnen,
obschon alles andere als einfach. Es
3. T a 4 - a 7 ! folgt:

So ist Stellung 130 entstanden, doch 1. K g 5 - h 6 Kh8-g8


nun mit Schwarz am Zuge.
Die behandelten Methoden kommen Eine belangreiche Alternative ist 1. ...
nur zum Teil bei dem Randbauern zur Ld5, worauf folgt: 2. Td7 Le6 3. Td8f
Anwendung. Wenn ein weißer h-Bauer Lg8 4. Kg5 Kg7 5. Td7f und nun:
auf h6 steht, ist der Gewinn ausge- I. 5. ... Kf8 6. Kf6 Ke8 7. Tb7 Ld5 8.
schlossen, falls der Läufer sich auf der Tb8f Kd7 9. h5 usw.
Schrägen b l / h 7 befindet. Denn Weiß II. 5. ... Lf7 6. Tb7 Kg8 (6. ... Kf8 7.
kann nach einem eventuellen h6—h7 Kf6) 7. Kh6 Lc4 8. Tg7f mit Übergang
L x h 7 Kh6 nicht gewinnen (Stellung zur Hauptvariante.
76; verkehrte Ecke). Der Gewinn ist III. 5 . . . . Kh8 6. Kg6 Lb3 7. Th7f Kg8
gleichwohl einfach, wenn es sich um ei- 8. Tc7 (verhindert das störende Schach
nen schwarzfeldrigen Läufer handelt auf c2) 8. ... Kh8 (8. ... Kf8 9. Tc8t
(gute Ecke). Beschränken wir uns dar- Ke7 10. Kg7) 9. h5 La2 (oder 9. ...
um auf den ersten, schwierigen Fall: Lg8 10. h6 und 11. h7) 10. Th7t Kg8
Weiß hat den h-Bauern und Schwarz 11. Tb7 Kh8 12. h6 Ld5 13. Te7 La2
den Läufer auf den weißen Feldern. 14. h7 und gewinnt.

2. T a 7 - g 7 t Kg8-f8
Stellung 131
Guretzky—Cornitz (1863) Oder 2. ... Kh8 3. Te7 Lc6 4. Tc7 Ld5
5. Tc8f Lg8 6. Kg5 Kg7 7. Tc7f mit
denselben Varianten wie in der vorigen
Anmerkung (I, II und III).

3- T g 7 - g 5

Nun ist der schwarze König abge-


schnitten und der h-Bauer kann vor-
rücken, wenn der weiße König nicht im
Weg steht. Es geht jetzt für Weiß dar-
um, den König über h5 nach g4 zu
bringen und so die Bahn für den Bau-
Weiß am Zuge ern frei zu machen. Aus diesem und je-
nem geht somit hervor, daß das End-
spiel remis wäre, stünde der h-Bauer
Wie schon bemerkt, ist dieses Endspiel bereits auf h5.
remis, wenn der h-Bauer auf h6 steht.
Aber selbst mit dem Bauern auf h5 3. ... Kf8-f7

124
Auf 3. ... Lc2 folgt 4. Kh5 L d l f 5. 5. T g 3 - f 3 f Kf7-g8
Kg6, und nun scheitert 5. ... Kg8 an 6. 6. Tf3—c3
Tc5 Lg4 7. Tb5 Kf8 8. Tb8f Ke7 9.
Kg7 usw. Nun kann Schwarz auf drei Arten ver-
lieren:
4. T g 5 - g 3 Le4—c2
I. 6. ... Le4 7. Tg3f Kf7 (7. ... Kh8 8.
Andere Möglichkeiten:
Te3 wurde bereits untersucht) 8. Kg5
I. 4. ... L b l 5. Tg7f Kf8 (5. ... Kf6 6.
usw. (8. ... Kg7? 9. Kf4t).
Tgl und 7. T f l f , das den schwarzen
König auf die e-Linie vertreibt) 6. Tg5 II. 6. ... L b l 7. T g 3 | Kf7 8. Tg7f Kf8
nebst 7. Kh5 und 8. Kg4. Trachtet 9. Tg5 Ld3 10. Kh5 Le2f 11. Kg6 Kg8
Schwarz dies letztere durch beispiels- 12. Td5 usw.
weise Lc2 und L d l f zu verhindern,
III. 6 . . . . La4 7. Tc8f Kf7 8. Kh7 (auch
dann kommen wir in der soeben ange-
8. h5 ist gut) 8. ... Lb5 (auf 8. ... Kf6
gebenen Variante zurecht.
folgt 9. Tc4 und 10. T f 4 f ) 9. Td8 Lc6
II. 4. ... Ld5 5. Tgl! La2 (5. ... Le4 6.
(9. ... La4 10. Td2) 10. Td4 und 11.
Kg5, und nun geht 6. ... Kg7 nicht we-
Td4t.
gen 7. Kf4f) 6. Tg7f Kf6 ( 6 . . . . Kf8, so
7. Kg6) 7. Tg2 und 8. Tf2f. Ein unglaublich schwieriges Endspiel,
III. 4. ... Kf6 5. Tg4 Lf5 6. Tf4 Ke5 7. das gleichwohl für die Praxis von Be-
Kg5 usw. lang ist.

H. Turm und Bauer gegen Dame


Normalerweise muß das Übergewicht der Dame gegen Turm und Bauer zum Ge-
winn ausreichen; es ist jedoch durchweg sehr schwierig und oft unmöglich, den
Weg zum Gewinn zu finden. Eine einigermaßen vollständige Behandlung dieses
Themas würde viel zu weit führen, und wir begnügen uns denn auch mit einem
einzigen Beispiel, das wir mit kurzen Analysen versehen haben. Ferner geben wir
eine Anzahl von Regeln, die den Ablauf eiiiiger dieser beschwerlichen Endspiele
bestimmen.

Stellung 132
A. Philidor (1777)

Die hier folgende Gewinnführung wur-


de zu einem großen Teil von Philidor
selbst angegeben.
Wenn Weiß gewinnen will, muß der
König den schwarzen Bauern von hin-
ten angreifen. Dazu muß dieser König
erst die fünfte Reihe überschreiten und
danach noch die e-Linie. Dies kann nur Weiß am Zuge

125
durch Zugzwang gelingen, ohne den Die fünfte Reihe wird überschritten.
der Turm seinen Standplatz nicht zu
verlassen braucht und also den Durch- 14. ... Te4-e5t
gang über die fünfte Reihe und die e- 15. Kf5-f6 Te5-e4
Linie versperrt. 16. Dc8—c3 Te4-e5
17. Kf6-f7
1. D d 3 - h 7 | Ke7-d8
Wiederum herrscht Zugzwang.
Nicht 1. ... Kf8 wegen 2. Dd7 und
nicht 1. ... Ke8 wegen 2. Dc7. In bei- 17. ... Te5-e4
den Fällen geht der d-Bauer rasch ver-
18. D c 3 - d 3 t Te4-d4
loren.
Auf 18. ... Ke5 folgt 19. Ke7.
2. D h 7 - f 7 Kd8—c8
19. D
20. D fd53--cf 25ff Kd5—c4
Kc4-d5
Im allgemeinen ist festzustellen, daß 21. K f 7 - e 7 .
Weiß leicht gewinnt, falls der Turm sei-
ne gedeckte Stellung aufgibt. Die zweite Etappe ist geschafft. Der
Bauer muß nun bald fallen. Es kann
3. Df7-a7 Kc8-d8 noch folgen 21. ... Ke5 (oder 21. ...
4. Da7-b8| Kd8-d7 Te4f 22. Kd7 Td4 23. Dc6f Ke5 24.
5. Db8-b7f Kd7-d8 Df3!) 22. Df2 Ke4 (oder 22. ... d5 23.
6. Db7—c6 Kd8-e7 De3f Te4 24. Dg5f Kd4f 25. Kd6
7. Dc6—c7f Ke7-e6 usw.) 23. De2f Kd5 24. Kd7 Kc5 25.
8. Dc7-d8 Te5-f5f Dc2f Kd5 26. Dc3 Ke4 27. Ke6 Td3
9. Kf4-g4 Tf5-e5 28. D e l f Kf4 29. Kd7 und Weiß er-
10. Dd7-e8f Ke6-d5 obert bald den d-Bauern (29. ... Kf3
30. Kc6 Kf4 31. De2 Td4 32. Kd7 Td5
Auf 10. ... Kf6 folgt 11. Dd7 Td5 12. 33. Kc7 Td4 34. Kc6! Kf5 35. De3
Kf4 mit baldiger Eroberung des Bau- usw.).
ern. Zum Schluß einige Regeln, die den
Ausgang des Endspiels Dame gegen
11. D e 8 - d 7 Kd5—c5 Turm und Bauer bestimmen.
12. D d 7 - c 8 f Kc5-d5 a. Wenn der schwarze Bauer sich auf
13. K g 4 - f 4 der 7. Reihe befindet und der Turm,
von diesem Bauern gedeckt, hin und
Zugzwang: der Turm muß ziehen, weil herspringen kann, ist Weiß nicht in der
13. ... Kd4 mit 14. Dc6 Td5 15. Kf3 Lage, den Gewinn zu erzwingen. Ein
Ke5 16. Ke3 beantwortet wird. Weiß Beispiel von Philidor; Weiß: Kd5 Db3;
gewinnt (16. ... Ke6 17. Dc4). Schwarz: Kd8 Te6 Bd7.
b. Wird allerdings diese letzte Stellung
13. ... Te5-e4f drei Linien nach links verschoben, wo-
14. K f 4 - f 5 durch der Bauer ein Randbauer wird,

126
der Turm also nicht auf vom Bauern selbst der dritten Reihe steht, kann
gedeckten Feldern Züge markieren Weiß durchweg auf die angegebene
kann, dann gewinnt Weiß. Weise den Gewinn erzwingen,
c. Wenn jedoch der schwarze Bauer auf e. Je näher der schwarze Bauer am
a6 steht und der weiße König die b-Li- Rand steht, um so größer werden die
nie nicht passieren kann, ist ein Ge- Remischancen von Schwarz. Gegen
winn unmöglich. (Beispiel — Weiß: den c-Bauern gewinnt Weiß im allge-
Kc4 Da3; Schwarz: Kb7 Tb5 Ba6). meinen mit größter Mühe, und gegen
d. Wenn in Stellung 132 der schwarze den b-Bauern geht es oft überhaupt
Bauer auf der fünften, vierten oder nicht.

127
6. Turm und Bauer gegen Turm
Das Endspiel von Turm und Bauer gegen Turm ist von fundamentaler Bedeutung
für die Turmendspiele im allgemeinen und verdient darum eine ausführliche, wo
möglich erschöpfende Behandlung.
Wir unterscheiden die folgenden Abschnitte:
A. Verteidigender König vor dem Bauern
B. Verteidigender König seitlich zum Bauern
C. Verteidigender König abgeschnitten
D. Turm und Randbauer gegen Turm

A. Verteidigender König vor dem Bauern


Den einfachsten und am häufigsten vorkommenden Fall bietet die folgende Stel-
lung. Weiß: Kc5 Tg2 Bd5 Schwarz: Kd7 Th6. Der schwarze Turm bestreicht die
sechste Reihe und verhindert damit, daß der weiße König sich nach 1. Tg7f auf die
6. Reihe begibt. Sobald der weiße Bauer jedoch vorrückt, geht der schwarze Turm
zur ersten Reihe, um von dort aus dem weißen König dauernd Schach zu bieten: 1.
Tg7f Kd8 2. d6 Thl! 3. Kc6 Tclf usw. Schwarz wird im allgemeinen verlieren,
wenn der Bauer die sechste Reihe erreicht hat, bevor der schwarze Turm für
Schachgebote bereit steht, zum Beispiel Weiß: Kb6 Th2 Bc6; Schwarz: Kb8 Tf8.
Weiß gewinnt wie folgt: 1. ... Tg8 (der schwarze Turm darf die 8. Reihe nicht
verlassen) 2. Th7 Te8 3. Tb7f Kc8 4. Ta7! Kb8 5. c7f usw.
Wenn die Stellung eine Reihe nach links verschoben wird, kann Weiß nicht gewin-
nen, weil sein Turm nicht von der anderen Seite aus operieren kann.

128
Stellung 1 3 3 I. 1.... Kc8 2. Th8f Kb7 3. Kd7 Tgl 4.
d6 und weiter wie in 6B, zweiter Ab-
(mit einer Variation)
schnitt (siehe unten).
n Ü
SÜ jüff 11 ¡¡1 s
• Hierzu ist jedoch zu bemerken, daß,
wenn der weiße Turm auf gl anstatt h7
gestanden hätte, Schwarz mit 3. ...
11 §§ ¡ü §§ Thl! hätte remis machen können
§§ SU §1 (Turm auf der langen Seite). Auch das
wird unter 6B näher ausgeführt.
§§ §§ §§ 9, II. 1. ... Ke8 2. Th8f Kf7 3. Kd7 T a l

• ••m
4. d6 Ta7f (der Turm befindet sich auf

• der kurzen Seite und kann die Partie


nicht retten) 5. Kc6 Ta6f 6. Kc7 Ta7f
iH 7. Kb6 Td7 8. Kc6 und gewinnt.
Stellen wir die Figuren eine Reihe nach
Weiß am Zuge links (Weiß: Kd5 Tg7 Bc5; Schwarz
Kc8 Tbl), dann ist das Endspiel remis:
1. Kc6 (auf 1. Kd6 folgt 1. ... Tel!) 1.
Mit 1. Ke6? Tdl! (also kein Schachge- ... Kb8! 2. Tg8f Ka7 3. Kc7 T h l und
bot) kann Weiß nicht gewinnen, weil Schwarz macht remis entsprechend ei-
nach 2. Th8f Kc7 der weiße d-Bauer nem unter 6B gegebenen Rezept. Die
nicht vorrücken kann, ebensowenig Partie ist gleichfalls remis, wenn der
nach 2. Kd6 Kc8 3. Th8f Kb7 4. Ke6 weiße Turm auf h7 stünde. Schwarz
Kc7! macht dann mit 3 Tgl remis. In bei-
Weiß gewinnt gleichwohl mit 1. Kd6!. den Fällen kommt der Turm auf die
Es folgt: lange Seite (6B).

B. Verteidigender König seitlich zum Bauern


Wir unterscheiden:
1. Bauern auf der 7. Reihe
2. Bauer auf der 6. Reihe
3. Bauer auf der 4. oder 5. Reihe

B 1. Bauer auf der 7. Reihe

Grundsätzlich wichtig ist das „Brük- lung, die den Endpunkt darstellt von
kenbau"-Manöver. Der Turm verhilft fast allen folgenden Gewinnvarianten,
seinem König zu einem sicheren Platz ist die folgende.
vor dem Bauern. Eine wichtige Stel-

129
SteUung 134 3. K g 8 - f 7 Thl-flf
4. K f 7 - g 6 Tfl-glf
5. K g 6 - f 6 Tgl-flf

Auf 5. ... Tg2 folgt 6. Te5, drohend 7.


Tg5, wonach 6. ... Tf2f mit 7. Tf5 be-
antwortet wird. Auf 5. ... Kd6 folgt 6.
Td4f Kc6 7. Td8 oder 6. ... Kc7 7.
Td5.
Dieser Gewinnweg geht auf bei allen
m Verschiebungen von Stellung 134 nach
§§ Wk 'IlfM m links oder nach rechts und zugleich für
alle Spiegelungen. Lediglich mit der
Weiß am Zuge Ausnahme, daß Weiß nicht gewinnt,
wenn er einen Randbauern hat (siehe
Augenscheinlich hat Weiß leichtes Abschnitt D dieses Kapitels).
Spiel. Er kann den schwarzen König
vertreiben und danach den Weg für
seinen Bauern freimachen. Daß hier- SteUung 135
mit gleichwohl das Problem nicht ge-
löst ist, geht aus der folgenden Varian-
te hervor: 1. T e l f Kd7 2. Kf7 Tf2f 3. mr^m
Kg6 Tg2f 4. Kf6 T f 2 f . Weiß kommt
nicht weiter. Diese Variante führt zur
richtigen Lösung: wM iHH
1. T f l - e l f Ke7-d7
ggf
H
Nach 1. ... Kf6 2. Kf8 ist es sofort aus.
Auf 1. ... Kd6 kann (unter anderem)
folgen 2. Kf8 Tf2f 3. Ke8 Tg2 4. Te7
Ta2 (sonst folgt 5. Kf8 usw.) 5. Td7f
und gewinnt. Weiß am Zuge

2. Tel—e4!
Wenn nicht der weiße König, sondern
der weiße Turm auf dem Umwand-
Mit dem deutlichen Zweck, die bald
lungsfeld steht, ist die Lage merklich
folgende Reihe von Schachgeboten
ungünstiger für die stärkere Partei.
durch Dazwischenstellen zu unterbre-
Solange der schwarze König auf a7
chen.
oder b7 bleibt, kann Weiß nicht gewin-
2. ... Th2-hl nen. Dagegen Würde 1. ... Kb6? töd-
lich sein wegen 2. Tb8f und 1 . . . . Kc7?
Oder 2. ... Tf2 3. Kh7 mit ähnlichen wegen 2. Ta7! Das Vorrücken des Kö-
Folgen wie nach dem Textzug. nigs bringt nichts ein:

130
1. Ke2-e3 Tf4-fl
2.
3.
Ke3-e4
Ke4-e5
Kb7-a7
Ka7-b7 • §§A • iüi
4. Ke5-e6 11 lü
Nachdem nun der König seinen Bau-
ern deckt, ist der Augenblick gekom-
•• ••
men, Schach zu geben.
iü ¡¡¡¡teil H
4. ... Tfl-elf i§ H 11 m
Der weiße König hat kein einziges Zu-
fluchtsfeld, müßte sich also wieder dem
iü I 11 §f B
Turm nähern, um den Schachs zu ent- Weiß oder Schwarz am Zuge
kommen: remis.
Wird der Freibauer von seinem Turm
seitlich gedeckt, hängt der Gewinn da-
von ab, ob der weiße König rechtzeitig Weiß am Zuge gewinnt: 1. Kd4 Ke6 2.
bei dem Bauern sein wird, das heißt, Kc5 Tb2 3. Kc6 T c 2 | 4. Kb6 Tb2f 5.
früher als sein schwarzer Kollege. Kc7 Tc2f 6. Kd8 Tb2 7. Kc8 usw.
Wenn wir alle Steine eine Reihe nach
links verrücken, (Weiß: Kc3 Tg7 Ba7;
Stellung 136 Schwarz: Ke6 Tal), gewinnt Weiß
(mit einer Variation) auch, trotz des Handikaps seines
Randbauern. Der Gewinnweg verläuft
Schwarz am Zuge macht leicht remis: identisch: 1. Kc4 Kd6 2. Kb5 Ta2 3.
1.... Ke6 2. Kc4 Kd6, gefolgt von 3 . . . . Kb6 Tb2f 4. Ka6 Ta2f 5. Kb7 Tb2f 6.
Kc6 und 4. ... Tb7:. Kc8 usw.

B 2. Bauer der 6. Reihe


SteUung 137 Schwarz macht wie folgt remis:

1. ... Tel—al!
ÜP
Die wichtigste Waffe in dieser Art Stel-
lungen: waagerechte Schachs (von der
langen Seite).

2. T e 8 - d 8

¿Hl '•iwi Auch mit 2. Tc8 ist die Reihe seitlicher


Schwarz am Zuge Schachs durch Dazwischenstellen zu

131
unterbrechen. Diese Möglichkeit wird Anzumerken ist jedoch, daß 4. ... Kg8
sogleich getrennt untersucht. verliert wegen 5. Kf6.
2. ... Tal—a7f 5. Ke7-d7
3. Td8-d7 Ta7-a8

Die gradlinigste Art, remis zu errei- Auf 5. Kd6 folgt 5 . . . . Kf6 6. Tf7f Kg6
chen. Es hätte aber auch 3 . . . . Tal aus- mit Übergang zu einer der vorangegan-
gereicht: 4. Ke8f Kf6 5. e7 Ke6! (6. genen Analysen.
Kf8 T f l f ) . Das auf der Hand liegende
3. ... Ta6 führt jedoch zum Verlust: 4. 5. ... Kg6-f6
Ke8f Kf6 5. e7 Ke6 6. Kf8! und ge-
6. e 6 - e 7 Kf6-f7
winnt.
4. Td7-b7 Eine bekannte Remisstellung.

Ein Tempozug. Es ist deutlich, daß 7. Tb7—c7


Schwarz nach 4. Kd6f Kf8 keine
Auf 7. Tbl folgt 7. ... Ta7f 8. Kd8
Schwierigkeiten mehr hat, aber 4. Td6
Ta8f.
stellt noch Probleme. Darauf ist näm-
lich 4.... Ta7f fehlerhaft. Nach 5. Ke8 7 Ta8-e8
kann Schwarz nicht verhindern, daß 8. Kd7-d6 Te8-a8
der weiße e-Bauer ohne Zugeständnis-
se nach e7 gelangt, wie aus 5 . . . . Kf6 6.
e7f Kg7 7. Tdl Ta8f 8. Kd7 Ta7f 9. Weiß kommt nicht weiter.
Ke6 Ta6f 10. Td6 oder 5. ... Ta8f 6. Nun die andere Möglichkeit (von Stel-
Td8 Ta7 7. e7 Kf6 8. Td6f hervorgeht. lung 137 aus):
Auf 4. Td6 muß gleichfalls 4. ... Kg6!
geschehen, wonach Weiß seine Stel- 1. ... Tel-al
lung nicht weiter verstärken kann (5. 2. Te8—c8 Tal-a7|
Kd7, so 5. ... Kf6) und am besten tut, 3. Ke7-d6 Ta7-a6f
mit 5. Td7 wieder in die Textfolge ein- 4. Tc8—c6
zulenken.
Auf 4. Kd7 folgt Ta7f 5. Tc7 (5. Kd8
4. ... Kg7-g6 Kf6) 5 . . . . Ta8 6. Ke7 (6. e7 Kf7) 6 . . . .
Kg6! 7. Kd6 Kf6; die nun erreichte
Auch mit 4. ... Tal erreicht Schwarz Stellung haben wir schon früher in un-
remis: serer Analyse behandelt.
I. 5. Kd6f Kf6 6. Tf7f Kg6, und um die
Reihenschachs zu parieren, ist der wei- 4. ... Ta6-a8
ße Turm gezwungen, zurückzukehren.
5. T c 6 - c 7 t Kg7-f8
II. 5. Ke8f Kf6 6. e7 Ta8f 7. Kd7 Kf7.
III. 5. Kd8f Kf6 6. e7 Ta8f 7. Kd7 Oder auch 5. ... Kf6 6. Tf7| Kg6.
Kf7.
6. Kd6-d7 Kf8-g7
132
Nicht 6. ... Te8 wegen 7. T e l , und Tdl-al
ebensowenig 6. ... Tb8 wegen 7. Ta7. 2. Td8—c8 Tal—a7f
3. Kd6—c6 Ta7-a6f
7. K d 7 - e 7 Kg7-g6 4. Kc6—c7 Ta6—a7f

Schwarz kann sich sogar etwas erlau-


ben, weil er seitliche Schachs als Rück- Schwarz bleibt beim Schachbieten, weil
halt hat, sobald der weiße Turm dazu Weiß d6—d7 droht; 4 . . . . Ke6 wird be-
Gelegenheit gibt. antwortet mit 5. Te8f und 6. d7.

8. K e 7 - d 6 Kg6-f6 5. K c 7 - b 6

Oder auch 8. ... Ta6f.


Hier erfährt der Turm die Gefahr der
9. Tc7—f7f Kf6-g6. kurzen Seite.

Remis. 5. ... Ta7-d7


Schwarz vermochte Remis zu halten, 6. Kb6—c6 und gewinnt.
weil sein Turm auf der langen Seite
operieren konnte, das heißt mit vier
Feldern Abstand vom weißen Freibau- Bemerkenswert ist, daß Schwarz
ern. Der Sinn ist, daß der Turm stets gleichwohl remis halten kann, wenn
ausreichenden Abstand hat, der feind- der schwarze Turm in der Anfangsstel-
liche König ihm also nicht lästig fallen lung auf a l (anstelle von dl) steht:
kann. Ganz deutlich erscheint die Be-
deutung der langen Seite, wenn wir in 1. ... Tal—a7f
Stellung 137 die Steine eine Reihe 2. Kd7—c6 Ta7-a6f
nach links verschieben. Dann ist näm- 3. K c 6 - b 7 Ta6—al
lich das Endspiel für Weiß gewonnen.

Nun steht der weiße Turm im Wege. Es


Stellung 138 droht 4. ... Ke6, gefolgt von senkrech-
(Variation von 137) ten Schachs.

4. Td8—c8 Kf7-e6
5. Tc8—c6 Ke6-d7
Remis.

Die allgemeine Regel „Auf der langen


Seite macht der Turm remis, auf der
kurzen verliert er", gilt offenbar nur
für die Standardfälle, also die nach den
Stellungen 137 und 138.
Diese Regel braucht daher — wie jede
Schwarz am Zuge Schachregel — gewisse Abgrenzungen.

133
Stellung 139 Stellen wir den schwarzen Turm nach
b2, so befände sich dieser Turm in der

• • p iS s •
tatsächlichen Auswirkung auf der kur-
zen Seite, und Schwarz müßte daher
verlieren. Es gibt jedoch noch Feinhei-

• • ii• j ,
ten.

m
m m
Stellung 140



II M
m.
Weiß oder Schwarz am Zuge

Schwarz am Zug macht remis auf die in


Stellung 137 angegebene Manier: 1 . . . .
T a 7 | usw.
Weiß am Zug gewinnt jedoch:

1. K e 7 - e 8 ! Kg7-f6 Schwarz am Zuge

1 . . . . Ta7 2. e7 Kf6 bedeutet geänderte 1. ... Tb2-b7f


Zugreihenfolge. Wartet Schwarz ab,
erreicht Weiß mit e 6 - e 7 eine ähnliche Nach 1. ... Ta2 (Turm auf der langen
Stellung wie in 134. Seite) entsteht Stellung 139; Weiß ge-
winnt mit 2. Ke8.
2. e6—e7 Tal-a7
2. T d 8 - d 7 Tb7-b8
Weiß drohte 3. Kf8.
Mit 2 . . . . T b l kann Schwarz sich etwas
3. T d 8 - d 6 f Kf6-g7 länger verteidigen. Nach 3. Ta7 Tb8
4. Td6—e6 und gewinnt. entsteht dann dieselbe Stellung wie im
Text mit dem einzigen Unterschied,
Der schwarze Turm kann eine Anzahl daß da Schwarz am Zuge ist. Um diese
seitlicher Schachs geben, doch der wei- Stellung zu gewinnen, überträgt Weiß
ße König sucht dann das „freie Feld" den Anzug wie folgt auf seinen Geg-
auf, weil die starke Stellung des weißen ner: 4. Kd6f Kf6 5. Kd7 Kg7 6. Ke7.
Turms die Umwandlung verbürgt. Üb- Es ist nicht allzu schwer einzusehen,
rigens kann Weiß im 4. Zug auch mit 4. daß bei anderem Gegenspiel von
Td6—dl gewinnen (4. ... Kf6 5. Kf8! Schwarz der Gewinnvorgang verein-
Te7: 6. T f l f usw. oder 4. ... T a 8 | 5. facht wird.
Kd7 Ta7f 6. Ke6 Ta6f 7. Td6 Ta8 8.
Td8). 3. T d 7 - a 7

134
Ein wichtiger Zug; Weiß verhindert, das Schachbieten nur wenige Züge lang
daß der schwarze Turm durch ein durchhalten. Übrigens ist der Textzug
eventuelles Ta8 auf die lange Seite ge- praktisch erzwungen, weil 7. e7 drohte,
langt. während 6 . . . . Kf6 mit 7. Tf8f nebst 8.
e7 beantwortet wird.
3. ... Tb8—bl
7. Kd7—c7 Tb7-e7
Einige andere Möglichkeiten: 8. Kc6—d6 und gewinnt.
I. 3. ... Kg8 4. Kf6 usw.
II. 3. ... Tc8 4. Tal (Weiß braucht die Daß die kurze Seite in derartigen Stel-
seitlichen Schachs gar nicht mehr zu lungen übrigens nicht allzeit tödlich zu
fürchten, weil die kurze Seite nun sein braucht, hat Keres auf besonders
wahrlich sehr kurz geworden ist) 4. ... lehrreiche Weise in seinem Buch Prak-
Tc7f 5. Kd8, gefolgt durch 6. e7. tische Endspiele bewiesen. Keres geht
dabei aus von Stellung 140 und fragt
III. 3. ... Kg6 4. Tal Tb7f (4. ... Tb2,
sich, wie der Ausgang des Endspiels
so 5. Tglf Kf5 6. Kf7) 5. Kd6 und nun:
sein würde, wenn der weiße Turm auf
lila. 5. ... Tb2 6. Tel! und weiter wie anderen Feldern stehen würde (die an-
nach dem 8. Zug von Illb. Diese Son- deren Steine bleiben auf ihren Plät-
dermöglichkeit hat Weiß der Tatsache zen).
zu danken, daß der schwarze König auf Wir wissen bereits, daß Weiß mit dem
g6 anstelle von g7 steht. Im letzteren weißen Turm auf d8 gewinnt (Stellung
Falle würde Schwarz nämlich mit Kf8 140). Das gleiche Ergebnis erhalten
remis machen können. wir, wenn der Turm auf einem anderen
Feld der d-Linie steht mit Ausnahme
Illb. 5. ... Tb6f 6. Kd7 Tb7f 7. Kc6
von d7, wonach es remis ist (1. ... Ta2!
Tb8 (7. ... Te7 8. Kd6) 8. Kc7 Tb2 9.
2. Ke8 Kf6 3. e7 Ke6). Weiß gewinnt
Tel! (nach 9. Tfl erreicht Schwarz mit
ferner in den folgenden Fällen:
9. ... Ta2 remis) 9. ... Tc2f 10. Kd7
Td2f 11. Ke8 Ta2 12. e7 und gewinnt a. wenn der Turm auf der c-Linie steht
(siehe Stellung 134). mit Ausnahme der Felder c4, c5 und c6
b. wenn er auf der e-Linie steht, außer
4. Ta7-a8 Tbl-b7f
auf e5 und e8
Wartet Schwarz ab, gewinnt Weiß mü- c. zum Schluß wenn er auf a7 oder a8
helos: 4. ... Tb2 5. Ke8 Thl (sonst steht.
folgt 6. e7) 6. Ta7f Kf6 7. e7 Th8f 8. Ferner untersucht Keres die gleiche
Kd7 Kf7 9. Tal usw. Stellung mit dem schwarzen König auf
g6 (der weiße König bleibt auf e7, der
5. Ke7-d6 Tb7-b6f weiße Bauer auf e6, der schwarze
6. Kd6-d7 Tb6-b7f Turm auf b2). Bei diesem Stand sind
die Gewinnchancen etwas größer: der
Hier wird das Handikap der kurzen Turm gewinnt auf den Feldern der a-
Seite deutlich sichtbar: Schwarz kann Linie außer a4, a5 und a6. Weiß ge-

135
winnt auch mit dem Turm auf c6 und wenn der König auf gl steht. Es würde
den darunter liegenden Feldern der c- natürlich viel zu weit führen, alle diese
Linie. Zum Schluß auf der d-Linie mit Endspiele im einzelnen zu behandeln.
Ausnahme von d5 und d7. Dem gegen- Verweisen wir zum Schluß nach Stel-
über steht, daß Weiß nicht gewinnt mit lung 133, wo die Begriffe lange Seite
seinem Turm auf e4 (schwarzer König und kurze Seite erstmals zur Sprache
auf g6), während das doch der Fall ist, kamen.

B 3. Bauer auf der 4. oder 5. Reihe

J e weiter der Bauer vom Umwand- Weiß muß auf das Dazwischenstellen
lungsfeld entfernt ist, um so geringer vorbereitet sein. Nach 2. Kc7 T a 7 f 3.
werden die Gewinnchancen. Die Kb6 T a l kommt Weiß nicht weiter, der
Kenntnis im einzelnen ist weniger er- schwarze König droht näherzukom-
forderlich, wenn man mit einem Über- men.
gang zu Endspielen des vorigen A b -
schnitts rechnet. 2. . . . Tal—dl!

Ein wichtiger Zug, der den weißen Kö-


Stellung 141 nig an seinen Bauern bindet. Auf 3.
Kling und Horwitz (1851) Kc6 folgt nun 3. . . . K e 7 ! (Stellung
133). Verläßt der weiße Turm die 8.
Reihe, folgt 3 Ke8, und ein Tempo-
zug wie 3. T a 8 wird mit dem Tempozug
3. . . . Td2 beantwortet.
Weiß am Zuge gewinnt, obschon nicht
einfach:

1. Kd6—c7

Oder 1. T a 8 Td2 2. K c 6 K e 7 (siehe


Stellung 133).

1. . . . Tdl-al
Schwarz oder Weiß am Zuge
Mit 1 . . . . T e l f 2. Kd7 T a l 3. T c 8 gera-
ten wir in das Fahrwasser des vorigen
Schwarz am Zuge hält ganz einfach re- Abschnitts. Weiß gewinnt, weil der
mis: schwarze Turm auf der kurzen Seite
steht.
1. . . . Tdl-al
2. Td8—c8 2. T d 8 - b 8

136
Nach 2. d6 macht 2. ... Ta7f remis (3. 5. d 5 - d 6 Kf6-f7
Kb6 Tal).
Das Ziel ist erreicht: eine der Stan-
2. ... Tal—a7t
dardstellungen des vorigen Abschnitts
3. T b 8 - b 7 Ta7-a8
ist erreicht.
4. Kc7-d7!
Weiß kann nun auf verschiedene Weise
gewinnen:
Nicht aber 4. d6 Ke6 remis (5. d7
I. 6. Kc6t Ke8 (6. ... Kf6 7. Te7) 7.
Ke7).
Kc7 Td8 (7. ... Kf7 8. Tb8 Ta7t 9.
4. ... Kf7-f6 Kb6) 8. Tbl Td7f 9. Kc6 usw.
II. 6. T b l Ta7f 7. Kc8 Ke6 ( 7 . . . . Ta8f
Schwarz kann dem Übergang nach Ab- 8. Kb7) 8. d7! Ta8t 9. Kb7 Td8 10.
schnitt 2 nicht zuvorkommen. Kc6 usw.

C. Verteidigender König ist abgeschnitten

Steht der weiße Bauer auf der 4. Reihe Weiß kann nicht gewinnen. Sobald der
oder tiefer, hat Weiß nur Gewinnchan- König hinter seinem Bauern hervor-
cen, wenn er verhindern kann, daß der kommt, erhält er eben solange senk-
schwarze König vor den Bauern ge- rechte Schachgebote, bis er wieder auf
langt. Das heißt also, Weiß hat ledig- d3 steht: 1. Kc4 Tc8f 2. Kb5 Td8 3.
lich Aussichten, wenn der feindliche Kc5 T c 8 | 4. Kb6 Td8 5. Kc5 Tc8f
König abgeschnitten ist. usw. Das einzige, was Weiß versuchen
kann, ist, seinen Bauern mit dem Turm
zu unterstützen:
SteUung 142 1. Tel—e4
(mit drei Variationen)

• v.s
Nach 1. Kc4 Tc8f 2. Kb5 Td8 bringt
weder 3. T d l etwas ein wegen 3. ...
Ke6, noch 3. Te4 wegen 3. ... Kf6 und
4. ... Kf5.

1. ... Kf7-f6!
2. Kd3—c4 Td8-c8f
3. Ke4-d5 Tc8-d8f
4. Kd5—c6 Kf6-f5
5. Te4-e5f Kf5-f6
¡1 JJ D m m 6. Te5-d5 Td8-a8

Weiß am Zuge Weiß kommt nicht weiter.

137
Stellen wir nun in Stellung 142 den Stellen wir aber den schwarzen König
weißen Turm nach e4, dann gewinnt auf f6 (der schwarze Turm bleibt auf
Weiß: c8), dann ist es gerade umgekehrt: 1.
d5! gewinnt und 1. Te4 führt lediglich
1. Kd3—c4 Td8-c8t
zum Remis (1. ... Td8).
Stellung 142 kann eine oder mehrere
Sobald Schwarz d 4 - d 5 zuläßt, ist der
Linien nach links oder nach rechts ver-
Gewinn nicht mehr schwierig, weil der
setzt werden, ohne daß sich am Ergeb-
senkrechte Raum verkürzt ist und der
nis etwas ändert. Schwarz hält bei guter
weiße König die Serie senkrechter
Verteidigung remis.
Schachgebote abbrechen kann, indem
Ist der schwarze König jedoch zwei Li-
er dem Turm entgegenläuft, zum Bei-
nien abgeschnitten anstelle von einer,
spiel 1. ... Kf6 2. d5 Kf5 3. T e l Kf6 4.
ist der Gewinn sicher, wie das folgende
Kc5 T c 8 | 5. Kb6 Td8 6. Kc6 Tc8t 7.
Beispiel lehrt.
Kd7 usw.

2. K c 4 - b 5 Tc8-d8 Stellung 143


2.... Tb8f kommt auf dasselbe heraus.
ii m ii
3. Kb5—c6 Td8-c8f
4. K c 6 - d 6

Auch 4. Kd7 gewinnt: 4. ... Tc4 5.


Tf4f usw.

4. ... Tc8-d8f
5. Kd6—c7 Td8-d5
6. Kc7—c6 und gewinnt.
Weiß am Zuge
Setzen wir nun in Stellung 142 den
schwarzen Turm nach c8 (alles übrige
Weiß gewinnt:
bleibt unverändert).
Weiß am Zuge gewinnt mit 1. Te4. 1. Kd3—c4 Td8-c8f
Darauf ist 1. ... Td8 erzwungen, wo- 2. Kc4-b5 Tc8-d8
nach Weiß auf die bereits angegebene 3. Kb5—c5 Td8—c8f
Weise gewinnt. Weiß darf gleichwohl 4. Kc5-b6 Tc8-d8
nicht das auf der Hand liegende 1. d5 5. Tfl-dl!
spielen wegen 1. ... Te8! 2. T h l (nach
dem Tausch ist das Bauernendspiel re- Diese Gewinnfortsetzung ist möglich,
mis) 2. ... Ke7 3. Kd4 Kd7 4. Th7f weil der schwarze König eine Linie
Kd6 5. Th6f Kd7 6. Kc5 Tc8f usw. weiter entfernt steht.
Wir sehen also, daß in der veränderten
Stellung 1. Te4! gewinnt und 1. d5? 5. ... Kg7-f6
nur zum Remis führt. 6. Kb6—c7 Td8-d5

138
7. Kc7—c6 Td5-d8 Man könnte sich nun fragen, um wie-
8. d 4 - d 5 usw. viele Linien der schwarze König abge-
schnitten sein muß, um mit noch weni-
Auch Stellung 143 kann nach links und ger weit vorgerückten Bauern den Ge-
nach rechts verschoben werden, ohne winn für Weiß erzwingen zu können.
daß sich am Ergebnis etwas ändert. Ei- Da der Bauer auf der 4. Reihe (im all-
ne Ausnahme bilden die Randbauern, gemeinen) nur gewinnt, wenn der Kö-
die natürlich keine Gewinnchancen nig um zwei Linien vom Schlachtfeld
bieten. abgeschnitten ist, liegt es auf der Hand,
Abgesehen jedoch von diesen Rand- daß der Bauer auf der dritten Reihe
bauern, stoßen wir merkwürdigerweise erst Gewinnmöglichkeiten bietet, wenn
noch auf den folgenden Ausnahmefall. der schwarze König um mindestens
drei Linien vom Bauern getrennt ist.
Das ist in der Tat der Fall, doch der
Stellung 144 Gewinn ist alles andere als einfach.

Stellung 145
Grigoriev (1937)

Weiß am Zuge

Obwohl der schwarze König zwei Li-


nien abgeschnitten ist, kann Weiß nicht
gewinnen, weil sein König vor dem Weiß am Zuge
Bauern unzureichenden Manövrier-
spielraum hat.
Das Prunkstück dieser Endspiele! Die
1. Kb3-a4 Tb8-a8t hier folgende verwickelte Analyse
2. Ka4-b5 Ta8-b8f stammt von dem Komponisten selbst.
3. Kb5-a5 Tb8-a8f Wir probieren erst einmal ein wenig,
4. Ka5-b6 Ta8-b8f um das Terrain kennenzulernen:
1. Kc3 Tc8f 2. Kd4 Tb8 3. Kc4 Tc8f 4.
Der weiße König kann Schachs nicht Kd5 Tb8 5. T b l Ke7 6. Kc6 Kd8 7. b4
entgehen, ohne den Bauern aufzuge- Tc8f 8. Kb6 Tc2 9. b5 Kc8 10. T h l
ben, weil er auf der linken Brettseite Tb2! 11. T h 8 t Kd7 12. Ka6 Kc7!, re-
kein Feld zur Verfügung hat. mis (Stellung 133).

139
Daraus sehen wir bereits, daß, falls der 7. T e 3 - f 3 t Kf6-g5
schwarze König auf f5 (anstelle von f6)
gestanden hätte, die weiße Überlegen- 8. Kd6—c5
heit beträchtlich zu vergrößern gewe-
sen wäre mit 5. T f l f (statt 5. Tbl), Rückkehr des siegreichen Monarchen.
welcher Zug den schwarzen König eine
Linie weiter wegdrängt. Es liegt daher 8. ... Kg5-g4
auf der Hand, mit 1. Te2 (Tempozug) Ohne diesen pointierten Gegenangriff
zu beginnen; aber darauf wahrt 1. ... ist es eine einfache Sache für Weiß: 8.
Tb7 (ebenfalls ein Tempozug) die Ba- ... Tc8t 9. Kd4 Tb8 10. Kc3 Tc8f 11.
lance. Nach dieser Vorgeschichte wird Kb2 Tb8 12. T f l ! Kg6 13. Kc3 Tc8f
die Auflösung vielleicht etwas leichter 14. Kd4 Tb8 15. Kc4 Tc8f 16. Kd5
verständlich sein. Tb8 17. Tbl! Kf7 18. b4 Ke7 19. Kc6
Kd8 20. b5 Tc8f 21. Kb7 usw.
1. Tel—e4 Kf6-f5 Es fehlt nur ein einziges Tempo, was zu
erwarten war, weil sich der schwarze
Nach 1. ... Kf7 2. b4 ist der Gewinn König ja doch eine Linie „zu weit" ent-
kein Problem mehr. fernt befand.
2. T e 4 - e 3 Kf5-f6
9. T f 3 - d 3
Am lehrreichsten ist der Gewinn jetzt
nach 2. ... Kf4 3. T e l und nun: Die Figuren stehen so gut, daß Weiß
sich mit dem Abschneiden des Königs
I. 3 . . . . Kf5 4. Kc3 Tc8f 5. Kd4 Tb8 6. um weniger Linien begnügen kann.
Kc4 Tc8f 7. Kd5 Tb8 (7. ... Td8f 8.
Kc6 Tb8 9. T b l ) 8. T f l f Kg6 9. Kc4, 9. ... Tb8—c8f
und mit einem weiter weggetriebenen 10. Kc5-b6 Tc8-b8|
König geht es viel leichter. 11. Kb6—c7 Tb8-b4
II. 3 . . . . Th8 4. b4 Th3! (Dieses höchst 12. Kc7—c6 Kg4-f5
bemerkenswerte Gegenmanöver
stammt von Keres.) 5. Kc2 (aber nicht Oder 12. ... Tb8 13. Td4f Kf5 14. b4
5. b5? wegen 5 . . . . Th5) 5 . . . . Kf5 6. b5 Ke5 15. Th4 Tc8f 16. Kb7 Tel 17. b5
Kf6 7. b6 Kf7 8. T b l Th8 9. Kc3 Ke6 usw.
10. Kb4 Kd7 11. Tel Tc8 12. Tc5ü
und gewinnt. 13. Kc6—c5 Tb4-b8
14. b3—b4 Tb8-c8t
3. Kb2—c3 Tb8—c8f
4. Kc3-d4 Tc8-b8 Schwarz kehrt zu der bekannten Tech-
5. Kd4—c5 Tb8-c8f nik zurück, um dem Vorrücken des
6. Kc5-d6 Tc8—b8 weißen Bauern zuvorzukommen.

Schwarz hat keine Wahl; nach 6. ... 15. K c 5 - d 5 Tc8-d8f


Td8f 7. Kc7 Td4 8. Kc6 ist der Vor- 16. K d 5 - c 4 Td8-c8f
marsch des b-Bauern gesichert. 17. Kc4—b3 Tc8—b8

140
Stünde nun der schwarze König auf e6, 18. ... Kf5-e5
wäre es remis (Stellung 144). 19. T d 6 - h 6 Ke5-d5
20. K b 3 - a 4 Tb8-a8t
18. T d 3 - d 6 ! Oder 20. ... Kc4 21. Tc6f Kd5 22. b5.
21. Ka4-b5 Ta8-b8f
22. Kb5-a5 Tb8-a8t
Auch mit 18. Te3 kann Weiß gewin-
23. Th6-a6 Ta8-h8
nen; aber der Textzug zeigt einen an-
24. b4—b5 und gewinnt.
deren Gewinnweg, der auf dem waage-
rechten Abschneiden des schwarzen Weiß zieht 25. Tc6, 26. Tel und rückt
Königs beruht. dann mit dem b-Bauern vor.

D. Turm und Randbauer gegen Turm


Die Gewinnchancen sind merklich geringer, wenn der weiße Bauer ein Randbauer
ist. Die Regel, daß der Besitz eines Bauern auf der 7. Reihe, gedeckt durch den
König, in nahezu allen Fällen den Gewinn garantiert, geht für den Randbauern
nicht auf (siehe 6A). Doch ist der Gewinn nicht ganz ausgeschlossen, wie aus den
zwei folgenden Beispielen hervorgeht.

Stellung 146 ben; auf 3. Tb7f folgt 3. Kc8 usw.


Weiß am Zuge gewinnt:
(mit zwei Variationen)
1. T h 8 - b 8 Tbl—cl

Oder ein anderer Turmzug entlang der


ersten Reihe.

2. K c 8 - b 7 Tcl-blf

2. ... Tc7f 3. Kb6 führt zu nichts.

3. K b 7 - a 6 Tbl-alf

Schwarz hat nichts anderes.


Schwarz oder Weiß am Zuge
4. K a 6 - b 6 Tal-blf
5. Kb6—c5 und gewinnt.
Schwarz am Zuge macht leicht remis:
1. ... Kc7 2. Tb8 Tel. Weiß kann die Wenn in Stellung 146 der schwarze
Blockade seines Königs nicht aufhe- König auf d6 gestanden hätte, um die

141
Flucht des weißen Königs über c5 zu Weiß am Zuge gewinnt:
verhindern, wäre der weiße König über
c8 entkommen: 1. T a 8 - b 8 Tbl—dl
2. K a 7 - b 7 Tdl-blf.
1. Tb8 Tel 2. Kb7 T b l f 3. Kc8 T c l f 4.
Kd8 Thl (ein letzter Versuch) 5. Tb6f
Kc5 6. Tc6f! Kb5 7. Tc8 Th8| 8. Kc7 Es ist deutlich, daß 2. ... Td7t ebenso-
usw. wenig Rettung bringt: 3. Kb6 Td6f 4.
In dieser Stellung geht es darum, den Ka5 Td5t 5. Tb5 usw.
weißen Turm rechtzeitig, will sagen,
3. K b 7 - a 8 !
bevor der schwarze König auf c7 steht,
nach b8 zu bringen. Stünde in Stellung
Ein unerwarteter Zug; Weiß ist mit
146 der schwarze König auf e7 und der
Tempogewinn von a7 nach a8 gekom-
weiße Turm auf d2, könnte der weiße
men.
Turm das Feld b8 nicht rechtzeitig er-
reichen: 1. Th2 Kd7 2. Th8 Kc7. Hin- 3. ... Tbl—cl
gegen kommt der weiße Turm zurecht, 4. a6—a7
wenn der weiße Turm und der schwar-
ze König eine Linie weiter nach rechts und Weiß gewinnt entsprechend der
stehen. bei der vorigen Stellung gegebenen
Wenn der weiße Randbauer die vor- Methode. Auf 4. ... Tc7 folgt nicht 5.
letzte Reihe noch nicht erreicht hat, Tb7? wegen 5. ... Kd7, sondern 5.
kann Schwarz remis machen, wenn sein Th8.
König noch ein Feld weiter nach links Schwarz am Zuge macht remis:
steht, also auf d7.
1. ... Kc7-d7
2. Ta8-b8 Tbl-cl
3. Ka7-b7 Tcl-blf
Stellung 1 4 7 4. Kb7-a8 Tbl-cl

und Weiß kann nicht verhindern, daß


der schwarze König noch ein Feld nä-
her herankommt, womit das Remis ge-
sichert ist.
Von ganz anderer Art sind die End-
spiele, in denen der Randbauer allein
von seinem Turm Deckung erhält.
Wenn der weiße König nicht zu nahe
benachbart ist, hat Schwarz große Re-
mischancen. Das hier folgende Beispiel
gibt die zwei möglichen Hilfsmittel des
Weiß oder Schwarz am Zuge verteidigenden Turms sehr gut wieder.

142
Stellung 148 3. ... Tf6-f5t
4. K d 5 - e 6 Tf5-f6f
Vancura (1924)
5. K e 6 - e 5
a m j
¡gl• m• «
Endlich sind die waagerechten Schachs
erschöpft.

1 •*•
«W 11 B 11
5. ... Tf6-b6!

Weiß kommt nicht weiter. Weil der a-


Bauer angegriffen ist, kann der weiße
üt J§ B II Turm nicht auf der 8. Reihe ziehen.
jfü ¡•f B 11 Auf 6. Ta7f folgt einfach 6. ... Kg6
und auf 6. a7 Ta6 (nicht 6. ... Tb7? 7.
iH ¡¡n il Tg8f).
Aus dem Verlauf dieses Endspiels ge-
Weiß am Zuge winnt man vielleicht den Eindruck, daß
alle Endspiele dieser Art stets remis
1. K c 4 - b 5 ausgehen müßten, aber das ist keines-
wegs der Fall.
Romanovski hat 1950 (ausgehend von
Jetzt folgt ein Beschuß durch waage- der Aufstellung Weiß: Ta8 Ba6
rechte Schachgebote. Nach 1. a7 Ta6 Schwarz: Kg7 T a l ) die Felder angege-
2. Kb5 T a l kann aber der weiße König ben, die der weiße König mindestens
den senkrechten Schachs nicht ent- erreichen muß, um zu gewinnen. Es
kommen, ohne wieder zur zweiten Rei- sind c2, d3, e4, e5, d6. Es ist deutlich,
he zurückzukehren (3. Kb6 T b l f daß Felder links und über dieser gebro-
usw.). chenen Grenzlinie noch besser sind.
Man beachte, daß der schwarze König Lassen wir uns das eine wie das andere
auf g7 ausgezeichnet steht. Stünde er mit einem Beispiel verdeutlichen.
auf g6, hätte nach 1. a7 Ta6 das Schach
2. Tg8f entschieden. Und hätte der
schwarze König auf f7 gestanden, wäre Stellung 149
nach 1. a7 Ta6 die siegreiche Umge-
hung 2. Th8! möglich gewesen. Außer
g7 ist h7 unter diesen Umständen das 1
HP
• •9
einzig sichere Feld für den König. A
B B B B
1. ... Tf6-f5| üf B B
2. Kb5—c6 Tf5-f6t

Üm• " r
3. K c 6 - d 5

Um den Schachs zu entgehen, muß der


König auf den schwarzen Turm zu ge-
hen. Schwarz oder Weiß am Zuge

143
Schwarz am Zuge macht leicht remis 7. Kd5—d6 und der weiße König
mit 1. ... Tf lf 2. Ke4 Tf6 - siehe Stel- läuft nach b8.
lung 148.
Nun ein Beispiel aus der Praxis
Weiß am Zuge gewinnt:

1. K f 3 - e 4 Stellung 150
Aus Anlaß einer Partie
Wiederum nicht 1. Ke3 wegen 1. ...
Euwe—Aljechin (1935)
T e l f nebst 2. ... Te6. Jetzt ist dieses
Manöver verhindert.

1. ... Tal—fl

Um nun doch auf die 6. Reihe zu kom-


men.

2. K e 4 - e 5 !

Nicht 2. a7 wegen 2. ... T a l , und nicht


2. Kd5 wegen 2. ... Tf6 3. Ke5 Tb6
(siehe das vorige Beispiel). Schwarz am Zuge

2. ... Tfl-elt
Schwarz gewinnt:
Was sonst? Auf 2. ... Tf6 folgt 3. Tg8f
Kf7 4. Tf8f. 1. ... a4—a3

3. K e 5 - d 5 Der schwarze König steht dicht bei


dem Bauern, sodaß Weiß die Metho-
den der vorigen Beispiele nicht anwen-
Einfacher als 3. Kd6, worauf noch 3. den kann.
... T f l folgen würde.
2. Tb8—c8f
3. ... Tel—fl
Abwarten hat keinen Sinn: Schwarz
Nach weiteren senkrechten Schachs spielt 2. ... Th2 nebst 3. ... a2.
wandert der König nach a7.
2. ... Kc3-b2
4. T a 8 - b 8 Tfl-al 3. T c 8 - a 8
5. T b 8 - b 7 f Kg7-f6
6. a6—a7 Tal-a2 Zwei Alternativen:
I. 3. Tb8t Kcl 4. Ta8 Th2! und ge-
Oder 6. ... Ta6 7. Tb6f! winnt.

144
II. 3. Kd2 K b l t 4. Kdl Th2 5. Tb8f Wenn der weiße Turm nicht vor sei-
Tb2 6. Tc8 Tb7 usw. nem Freibauern steht, kommen wir zu
Stellungen, die mit denen von 6C Ähn-
3. ... Ta2—al lichkeit haben. Um trotzdem Gewinn-
4. T a 8 - b 8 t chancen zu erhalten, muß der Rand-
bauer ziemlich weit vorgerückt sein
Oder 4. Kd2 a2! 5. Tb8f Ka3 6. Ta8f und der schwarze König in gehörigem
Kb3! 7. Tb8f Kc4 usw. Der weiße Kö- Abstand stehen.
nig vermag kein sicheres Feld zu finden
(8. Ta8 Thl).
SteUung 151
4. ... Kb2—c3
I ® §§

• •fH •§ 1• m
5. T b 8 - c 8 f

Auf 5. Ta8 folgt einfach 5. ... a2. Jl


5. ... Kc3-b4 11
6. T c 8 - b 8 t Kb4—c5 §§ §§ 11 Ht
7. T b 8 - c 8 f
8. Tc8—c2!
Kc5-b6
11 j§ §1 i®
ä!

Eine hübsche Ausflucht; nach 8. Tb8f iܧ


Kc7 9. Ta8 s2 ist es sofort aus.
Weiß am Zuge
8. ... a3—a2
9. Tc2-e2! Kb6-c5 Weiß kann nicht gewinnen. Zwei Ver-
10. Ke3-e4 Kc5-c4 suche:
11. Ke4-e3
I. 1. Tdl—d4 Ke6-e7
Weiß kann nichts anderes tun als abzu-
warten. Der Turm darf seinen Platz So ist eine Studie von Cheron (1927)
nicht verlassen, und 11. Ke5 nützt entstanden.
nichts wegen 11. ... Kd3.
2. K a 4 - b 5 Ta8-d8
11. ... Kc4-b3 und
gewinnt. 3. Td4—c4

Man beachte, daß Schwarz nicht ge- Oder 3. Ta4 Kd7 4. a6 Kc7.
winnen kann, wenn es dem Weißen ge-
lungen wäre, auf der f-Linie eine ähnli- 3. ... Td8-b8f
che Festung aufzubauen (Kf3 Tf2),
weil Weiß dann dafür sorgen kann, daß Auf 3. ... Kd7 würde 4. a6 gewinnen.
er im kritischen Augenblick über T f 3 |
verfügt. 4.
5. aK5b-5a-6a 4 K be 78 -- db 7l
T

145
Auch 5. ... Tc8 macht remis. 7. ... Ta2-d2f
8. K d 8 - c 8
6. K a 4 - a 5 Tbl-alf
7. K a 5 - b 6 Tal-blf Um den senkrechten Schachs zu ent-
8. K b 6 - a 7 Tbl-b2 fliehen.

Weiß kommt nicht weiter. Siehe übri- Td2-g2


gens auch Stellung 147.
Droht matt.
II. 1. K a 4 - b 5 Ta8-b8f
2. Kb5—c6 9. Thl-h6f Ke6-d5
10. a6—a7 Tg2-g8f
Nach 2. Ka6 Ke7 3. Ka7 Tb2 geht es 11. Ke8-f7 Tg8-a8
nicht weiter (siehe Stellung 147). 12. Th6-a6 K d 5 - c 5 usw.

2. . . . Tb8—c8f Ist der schwarze König noch eine Rei-


3. Kc6-b7 Tc8—c2 he weiter entfernt, kann Weiß gewin-
4. a5-a6 Tc2-b2f nen, falls er seinen Bauern bereits auf
5. Kb7—c7 Tb2-c2t a5 hat. Weiß bringt dann in einem gün-
6. Kc7-d8 Tc2-a2 stigen Augenblick seinen Turm hinter
7. Tdl-hl den Bauern und der schwarze König
steht gerade einen Zug zu weit ent-
Noch ein kleiner Witz: 7. Ta6: 8. fernt, als daß er Rettung bringen könn-
Th6t- te.

146
7. Die übrigen Turmendspiele
Wir unterscheiden die folgenden Abschnitte:
A. Turm und zwei verbundene Bauern gegen Turm
B. Turm mit f- und h-Bauer gegen Turm
C. Turm und zwei Bauern gegen Turm (anders als A und B)
D. Turm und Bauer gegen Turm und Bauer
E. Turm und zwei Bauern gegen Turm und Bauer
F. Mehr Bauern auf beiden Seiten

A. Turm und zwei verbundene Bauern gegen Turm


Im allgemeinen verläuft die Gewinnführung in diesem Endspiel ohne Probleme;
aber der Gewinn kann schwierig oder unmöglich werden, wenn der schwarze Kö-
nig zwischen die Freibauern gelangen kann und der schwarze Turm dem weißen
König entweder das Eingreifen unmöglich macht oder ihm mit unablässigen
Schachs hinterherläuft.
Ist der weiße König senkrecht oder waagerecht abgeschnitten, wird es die erste
Aufgabe des Weißen sein, diese Behinderung zu beseitigen.

Stellung 152 1. T h 4 - h 2
(mit einer Variation)
Das soll dem König ermöglichen den
Rubikon zu überschreiten. Der Turm-
H — P zug ist besser als 1. f4, worauf sowohl
m m
'ami 1.... Td4 wie 1 . . . . Tg6 Weiß vor lästi-
^ r ge Aufgaben stellt, die nur durch lang-
wierige Manöver gelöst werden kön-
nen.

1. ... Kg7-g6
W, 2. T h 2 - d 2 Td6-f6
DI 3. T d 2 - d 3 Kg6-g5
• 11
3. ... Te6 4. Kd2 Kg5 5. Te3 würde
Weiß am Zuge Weiß die Arbeit erleichtern.

147
4. K c 2 - d 2 Kg5-f4 Th2 Kg5 2. Td2 Tf6 3. Td3 Kf4 scheint
5. K d 2 - e 2 Tf6-a6 nicht zum Ziel zu führen.

1. ... Td6-f6
Nun sieht es für Weiß ganz schwierig
aus. Auf 6. Kf2? folgt 6. ... Ta2f, und
Nicht 1. ... Td7 wegen 2. f4 Td4 3. f5f
der Gewinn ist verscherzt.
Kf6 4. Th6f und Weiß gewinnt mühe-
los.
6. T d 3 - d 4 f Kf4-g5
2. T h 5 - h 3 Kg6-g5
Oder 6.... Kg3 7. g5 (drohend 8. Tg4f
nebst Vormarsch des g-Bauern) 7. . . . Oder 2. . . . Td6 3. f4 Td4 4. Tf3 und
Ta2f (7. ... T e 6 f , so 8. Te4) 8. Ke3 Weiß kommt langsam vorwärts.
Ta3f 9. Ke4 Tf3: 10. Td3 usw.
3. K c 2 - d 3 Kg5-f4
7. K e 2 - f 2 Ta6-a3
Auf 3. . . . Ta6 setzt Weiß fort mit 4.
Mit 7. ... Kh4 8. Td5 (droht matt) er- Th5f Kf4 5. Tf5t oder 4.... Kg6 5. f4.
reicht Schwarz ebensowenig etwas: 8.
... Ta2f 9. Ke3 Kg3 10. g5 Kh4 11. g6 4. T h 3 - h 5 !
Ta6 12. g7 Tg6 13. Td4f Kh5 14. Tg4
und gewinnt. Der einzige Weg zum Gewinn. Nach 4.
Ke2 Ta6 ist das Remis vollzogene Tat-
8. K f 2 - g 3 sache.

Die erste Phase ist vorbei: der König 4. . . . Tf6-d6f


hat Schutz und die Bauern sind ge-
deckt. Der Rest ist einfach. Es geht nur 4. ... Kf3: scheitert an 5. Tf5f.
noch darum, die Bauern nach vorn zu
bringen, wobei der Turm die belang- 5. K d 3 - e 2 Td6-f6
reichste Rolle spielt.
Es kann folgen: 8. ... Tb3 9. Td5f Kg6 Schwarz muß Tf5f verhindern.
10. Te5 Ta3 11. Kf4 Ta6 12. g5 Kh5
(sonst folgt 13. Kg4 und 14. f4) 13. Kf5 6. K e 2 - f 2 Tf6-f8
usw. 7. T h 5 - a 5 nebst 8. Ta4f und 9.
Stellen wir in Stellung 152 den schwar- Kg3.
zen König nach g6 (anstelle von g7),
dann wird der Gewinn erheblich Der Gewinn ist in verschiedenen Va-
schwieriger. Es folgt: rianten der Tatsache zu verdanken,
daß der weiße König ein Feld finden
1. T h 4 - h 5 ! konnte, wo er gegen Turmschachs ab-
geschirmt war, und ferner, daß der
Nach 1. f4 Td4 2. g5 Kf5 oder 2. f5f Turm ausreichenden Raum zum Ma-
Kg5 ist der Sieg verscherzt. Auch 1. növrieren hatte. Würden die Freibau-

148
ern ein Feld dichter am Rande stehen, Nicht 1 . . . . T b l 2. Tf8 Kh5: 3. g7. Dar-
wäre die Sache viel umständlicher und aus geht hervor, daß der weiße König
oft unmöglich, vor allem, wenn der nicht auf g3 oder g4 stehen darf, weil
schwarze König sich zwischen die Frei- dann 3. . . . T g l f die Partie retten wür-
bauern stellen kann. de.

2. T f 5 - e 5 !
Stellung 153

Wt •1 1
Um den weißen König gegen spätere
§f Schachs abzuschirmen.
1 1 I Jf§ II 11
2. ... Ta7-b7
3. K f 3 - e 4 Tb7-a7
flf
3 . . . . Kg7 ist weniger gut wegen 4. Kf5
* m,
Kh6 (es drohte 5. Kg5) 5. Kf6 usw. So-
bald der weiße König auf die 7. oder 8.

• B B
Reihe vorgerückt ist, ist die Sache ent-
schieden. Siehe die Textfolge.

Schwarz am Zuge 4. K e 4 - d 5 Tb7-a7

Nach 4. ... Kg7 5. Ke6 nebst 6. Kf5


Weiß kann gewinnen, wenn es auch erreicht Weiß sein Ziel ebenfalls. Eine
nicht einfach ist. nette Variante ist noch: 4. ... Tb6 5.
Erkunden wir zuerst das Terrain, in- Te8 Tb5f 6. Ke6 Tg7: 7. Kf6 und
dem wir zwei Fortsetzungen ausprobie- Weiß gewinnt.
ren: 1 . . . . Ta7 ( 1 . . . . Tb4? 2. Tf8! usw.)
und nun:
5. K d 5 - e 6 Kh6-g7
I. 2. Kf4 Tb7 3. Ke5 Kg7 4. Ke6 Tb6f
und Weiß kommt nicht voran. Sonst folgt 6. Kf6 mit schnellem Sieg.
II. 2. Kf4 Tb7 3. Ke4 Ta7 4. Kd5 Tb7
6. K e 6 - f 5 Kg7-h6
5. Ke6 (aber nicht 5. Tf7? Tf7: 6. gf
Kg7 7. Ke6 Kf8! remis) 5. ... Kg7
Schwarz möchte 7. Kg5 auf keinen Fall
(sonst folgt nun doch 6. Tf7) 6. Td5,
zulassen.
und nun ist der Übergang des weißen
Königs gesichert. Sobald der weiße
7. K f 5 - f 6
König die 8. Reihe erreicht, ist der Ge-
winn kein Problem mehr.
Weiß hat den Übergang erzwungen.
III. 2. Ke4 Tb7 3. Kd5 Kg7! 4. Te5! Noch sind jedoch Fußangeln und Fal-
und weiter wie im nun folgenden Text. len ausgelegt.

1. . . . Tb7-a7 7. . . . Ta7-a6t

149
Auf 7. ... Tb7 folgt 8. Te7 mit ähnli- Eine höchst eigenartige Komposition,
chen Folgen wie im Text. in der Zugzwang eine Rolle spielen
wird. Betrachten wir erst die Aufstel-
8. K f 6 - e 7 ! lung in der rechten oberen Ecke. Der
weiße Turm kann nicht ziehen, und das
Nicht 8. Kf7? Tg6:! 9. hg patt. einzige, was passieren kann, ist das
Nachvornbringen des h-Bauern mit
8. ... Ta6-a7f h5—h6. Das ist jedoch die denkbar
9. K e 7 - f 8 Ta7-a8f schlechteste Aufstellung von Turm und
verbundenen Bauern, weil dann jede
10. T e 5 - e 8 Ta8-a7 weitere Bewegung ausgeschlossen ist.
Der König muß zu Hilfe kommen, aber
Auf andere Züge folgt 11. g7. auch damit kann Weiß nichts errei-
chen. Der schwarze Turm bleibt auf
11. K f 8 - g 8 Ta7-b7 der h-Linie (resp. auf der g-Linie nach
Schwarz wartet ab. Nach 11. ... Kh5: einem eventuellen Tg7f), und sobald
12. g7 Kg6 13. Te6f gewinnt Weiß. der weiße König auf g5 erscheint, folgt
eine Anzahl senkrechter Schachgebo-
12. K g 8 - h 8 Tb7-a7 te, bis der König einige Reihen tiefer
13. g 6 - g 7 Ta7xg7 steht, worauf der Turm seine Kontroll-
14. Te8—e6f und gewinnt. aufgabe auf der h-Linie wieder ein-
nimmt. Schlußfolgerung: der weiße
Es leuchtet wohl ein, daß von einem König muß unverzüglich auf die andere
Gewinn keine Rede sein kann, wenn Seite gebracht werden, denn ohne
wir in Stellung 153 alle Steine eine h5—h6 steht dem König eventuell das
Reihe tiefer postieren. Versteck h6 zur Verfügung.

1. K a 2 - b 2
Stellung 154
Kasparjan Da der weiße König die lange Wande-
rung nach g2 zu machen hat, scheint es,
# 1 1 als ob diese Wanderung nicht unbe-
dingt gradlinig geschehen muß, son-
dern beispielsweise im Zickzack:
Kbl—c2—dl usw. Verkehrt gedacht:
auf 1. K b l kann Schwarz remis ma-
chen, wie sich bald zeigt.
Vertiefen wir uns nun in die Möglich-
¡¡¡p w keiten des schwarzen Turms. Ein Zug
entlang der h-Linie enthält die Gefahr,
daß der weiße König mehr Freiheit und
die Chance zu Manövern erhält, die ihn
Weiß am Zuge gewinnt nach g5 und danach h6 führen. Also

150
bleibt der Turm am besten auf der drit- Partie danach mit 6. Kg2 ebenfalls ent-
ten Reihe: schieden. Es folgt jedoch 6. ... Ta3 7.
Tf7 Ta5! und der weiße Turm muß zu-
1. ... Th3-g3
rück, weil 8. h6 an 9. Tg5f scheitert.
Hieraus folgt, daß die nach 5. Kf2 er-
So behält der Turm die rechte obere
reichte Stellung eine Zugzwangstellung
Ecke im Griff. 2. Td7 kann ja mit 2....
ist: Weiß am Zug macht remis,
Tg5 beantwortet werden, wonach der
Schwarz am Zug verliert. Tatsächlich
weiße Turm unverrichteter Dinge nach
ist der Zugzwang bereits in der ur-
h7 zurückkehren muß. Wir sollten uns
sprünglichen Position (154) vorhan-
aber fragen, was auf 1. ... Td3 gesche-
den, wenn auch im umgekehrten Sinn:
hen sollte. Auf der Hand liegt dann 2.
Weiß am Zuge gewinnt, Schwarz am
Kc2, doch darauf führt 2. ... Tg3 zum
Zug macht remis.
Remis! Ein Mysterium, das bald ent-
schleiert werden wird. Auf 1. ... Td3 Mit dem schwarzen Turm in Stellung
ist 2. Tf7! die gute Fortsetzung, um 154 auf g3 (anstelle von h3) ist der
nach 2. ... Th3 3. Tf5 in das Fahrwas- Ausgang ebenfalls umgekehrt:
ser des vorigen Beispiels zu kommen. Schwarz am Zug verliert, Weiß am Zug
Ebenso geht es nach 1. ... Td3 2. Tf7 macht remis.
Td6 3. Kc3 nebst 4. Kc4. Damit sind die früher aufgetauchten
Mysterien erklärt: Schwarz kann remis
2. Kb2—c2 machen, wenn er die Chance erhält, ein
Tempo zu verlieren!
Hier wiederum würde 2. Kcl einen a. Nach 1. K b l ? (Stellung 154) macht
Fehler bedeuten, der den Gewinn aus Schwarz mit 1. ... Tb3f remis: 2. Kc2
der Hand gibt. Tg3! 3. Kd2 Th3 4. Ke2 Tg3 5. Kf2
Th3.
2. ... Tg3-h3
b. Wenn in Stellung 154 der schwarze
Turm auf g3 stehen würde, wäre die
Das einzige. Nach anderen Zügen hat
Partie remis. Er muß dann jedoch auf
Weiß es einfacher.
1. K b l wieder 1. ... Tb3f spielen, weil
3. K c 2 - d 2 Th3-g3 er nach 1. ... Th3? 2. Kb2! ein Tempo
4. K d 2 - e 2 Tg3-h3 verloren haben würde, was unter den
5. K e 2 - f 2 gegebenen Umständen Verlust für
Schwarz bedeutet.
Nun muß der schwarze Turm die 3. Es sind viele andere Endspiele dieser
Reihe aufgeben, wonach der weiße Art denkbar, doch mit den aus den vo-
König nach oben läuft und bald h6 er- rigen Beispielen gesammelten Erfah-
reicht. Würde Schwarz jedoch in dieser rungen besteht begründete Hoffnung,
Stellung die h-Linie aufgeben, dann daß der Leser in diesen Endspielen den
folgt 6. Tf7 (drohend 7. h6), und Weiß richtigen Weg zu finden imstande sein
gewinnt ebenfalls leicht. Betrachten wird, sei es als Führer der stärkeren
wir nun die Stellung nach 5. Kf2 etwas Partei nach einem möglichen Gewinn,
näher und unterstellen wir, daß Weiß sei es als Verteidiger nach einem mög-
am Zuge ist. Augenscheinlich ist die lichen Remis.

151
B. Turm und F- und H-Bauer gegen Turm
Ein berüchtigtes Endspiel, das unter bestimmten Umständen von der schwächeren
Partei remis zu halten ist, wenn diese mit allen Kniffen vertraut ist. Punkt Eins ist,
daß sie auf jeden Fall verhindern muß, mit ihrem König auf die letzte Reihe zu-
rückgetrieben zu werden.
Die allgemeine Regel lautet: Wenn der schwarze König auf der letzten Reihe ab-
geschnitten ist, gewinnt die stärkere Partei. Andere Gewinnmöglichkeiten können
entstehen, wenn der König des Angreifers besonders günstig steht (zum Beispiel
auf f6 oder f7). Zu allererst einige Beispiele zur Illustration, was es mit der gege-
benen Regel vom König auf sich hat, der auf der letzten Reihe abgeschnitten ist.

Stellung 155 Wohl steht der König nun patt, doch


Schwarz kann davon nicht profitieren,
weil der weiße König auf ein Turm-
schach die Deckung der Punkte h6 und
g6 und damit das Patt sofort aufhebt
(2. ... T g l t 3. Kh4).
Wenn Schwarz am Zuge ist, hat Weiß
es etwas schwerer:

1. ... Tal-glf

Auf 1. ... Ta8 folgt 2. Kg6 nebst 3.


Tg7f Kh8 4. Th7f Kg8 5. f7f usw.

Weiß oder Schwarz am Zuge 2. K g 5 - f 5 Tgl-flf


3. K f 5 - e 6 Tfl-elt
4. K e 6 - d 6 !
Weiß am Zuge gewinnt schnell:
Keinesfalls 4. Kd7? wegen 4. ... Kf7
1. T b 7 - b 8 f
und Schwarz macht remis.
Nicht 1. Tg7f Kh8 2. f7? wegen 2. ...
4. ... Tel-dlf
Ta5f mit ewigem Schach. Der weiße
König kann zwar näher herankommen,
Auf 4.... Kf8 folgt wieder 5. Tb8f Kf7
aber er kann den schachbietenden
6. h7.
Turm doch nicht schlagen wegen Patts.
5. K d 6 - e 7 Tdl-elf
1. ... Kg8-h7 6. K e 7 - d 8 Tel-fl

Auf 1. ... Kf7 folgt 2. h7 usw. Es hat keinen Sinn, das Hinterherlau-
fen weiter fortzusetzen: 6. ... T d l j 7.
2. f6—f7 und gewinnt. Ke8 T e l f 8. Te7.

152
7. h 6 - h 7 f Kg8-h8 Der einfachste von Kopajev angegebe-
8. K d 8 - e 7 ne Weg. Ebenso gewinnen die Züge 1.
f6 (von Capablanca gespielt) und 1. h6,
Auf das augenscheinlich starke 8. 11 wenn auch etwas weniger systematisch.
folgt 8. ... Tf7: 9. Tf7: patt.
1. ... Kg8-h7
8. ... Kh8xh7
Das einzige. Auf 1. ... Kf7 folgt 2. h6,
Auf 8. ... Tf6: geschieht nicht 9. Kf6: wonach 3. h7 nicht zu verhindern ist;
patt, sondern zunächst 9. Tb8f Kh7: auf 1 . . . . Kg7 geschieht 2. f6f! Tf6: (2.
und erst dann 10. Kf6:. ... Kf7 3. Tb7f) 3. h6f! mit Eroberung
des Turms.
9. K e 7 - f 8 f Kh7-h8
2. f5—f6 Ta6-a5f
Oder 9. ... Kg6 10. Tg7f (auch 10. f7
ist ausreichend) 10. ... Kh6 11. f7 usw. Wenn Schwarz den f-Bauern mit 2. ...
Ta7 stoppt, kommt der weiße König
10. f6—f7 und gewinnt. über f5—e6 heran.

Hiermit ist eine der Standardpositio- 3. Kg5-f4 Ta5-a4f


nen erreicht: Bauer auf der 7. Reihe 4. Kf4-e5 Ta4-a5|
gewinnt (Stellung 134). 5. Ke5-e6 Ta5-a6f
6. Ke6-e7 Ta6-a7|
7. K e 7 - f 8 nebst 8. f7 usw.
SteUung 156
Capablanca—Kostic Man beachte, daß der zusätzliche Bau-
(Match Havanna 1919) er auf h5 verhindert, daß Schwarz mit
7. ... Kg6 remis erzwingt.

Stellung 157

Weiß am Zuge

Weiß gewinnt:

1. T b 7 - b 8 | Schwarz am Zuge

153
Nach der gegebenen Regel muß Weiß Oder 8. ... T e l f 9. Kf7 T a l 10. Te6
gewinnen, aber der Weg zum Erfolg ist und gewinnt, wie weiter unten ausge-
keineswegs einfach. Der schwarze führt (Stellung 158).
Turm kann lange Zeit eine störende
Rolle spielen: 9. f5—f6 Tal—a6f
10. K e 6 - f 5 !
1. ... Tal-glt
2. K g 5 - f 6 Tgl-al! Nicht 10. Kf7 T a 7 | 11. Kf8 Kg6 remis.

Ein für diese Endspiele typischer Vor- 10. ... Ta6-a5f


gang: der Turm kehrt auf sein Aus- 11. T e 8 - e 5 Ta5-al
gangsfeld zurück, wo diese Figur so-
wohl für senkrechte wie für waagerech- Auf 11. ... Ta8 folgt 12. f7, drohend
te Schachs am besten steht. 13. Te8.
Auf 2. ... T h l folgt 3. Ke6!, wonach 3.
... Th6:f 4. f6 sofort verliert. Schwarz 12. f6—f7 Tal-flf
setzt jedoch mit 3. ... T e l f fort, und
dann kommen wir zur Textfortsetzung. 13. K f 5 - e 6 Kh7-g6

3. K f 6 - e 5 Es drohte 14. Tf5.

Verführerisch ist 3. h7f Kh8 4. Kf7 14. T e 5 - g 5 t ü


Ta5! (nicht 4. ... Kh7:? 5. Kf8f Kh6:
6. Te6f Kg5 7. f6, siehe 6B) 5. f6 Kh7: Die prächtige Lösung.
6. Kf8f Kg6 7. f7 Kf6! (Analyse von
Keres). 14. ...
15. h6—h7 und Kgewinnt.
g6xg5

3. ... Tal—elf
4. K e 5 - d 6 Tel-dlf
5. K d 6 - e 6 Tdl-elf Stellung 158
I. Maiselis (1935)
Wenn Schwarz mit den Schachgeboten

¡¡¡tf
aufhört, folgt 6. f6 mit schneller Ent-
scheidung.

6. K e 6 - d 7 Tel-fl

Eine andere Möglichkeit ist: 6. ...


Tdlt 7. Ke8 T f l 8. Te5 Kh7 9. Kf7
Kh6: 10. Te6f Kh7 11. f6 T a l 12. Kf8

• •
usw. (siehe Stellung 140).

7. T e 7 - e 8 t Kg8-h7
8. K d 7 - e 6 Tfl-al Schwarz am Zuge

154
Auf diese Stellung ist bei der Behand- einer bereits behandelten Variante
lung des vorigen Beispiels beim 8. Zug führt.
hingewiesen worden. Es gelingt
Schwarz nicht, das Remis zu erzwin- 4. f5—f6 Tb6-b8
gen. Wir haben es hier mit der zweiten
am Anfang dieses Abschnitts erwähn-
ten Gewinnmöglichkeit zu tun. Auf 4.... Ta6 geschieht 5. Ke7 Ta7t 6.
Kf8.
Nach 4. ... Kh6: entscheidet 5. T h l f
1. ... Tal—a8
Kg5 6. Kg7.
Wenn der weiße Turm auf d6 steht,
5. Tel—e8 Tb8-b6
würde 1. ... Ta7f zum Remis führen
(2. Kf8 Ta8f 3. Ke7 Ta7f 4. Td7 Ta8
5. f6 Kh6:). 5. ... Tb7f 6. Ke6 führt zur gleichen
Nun würde 1.... Ta7f nichts nützen: 2. Stellung.
Kf8 Ta8f 3. Te8 Ta6 4. Te7f Kh8 5.
Te6 Ta8| 6. Te8 Ta6 7. f6! Tf6:f 8. 6. K f 7 - e 7 Tb6-b7f
Ke7| usw.
Erzwungen wegen der Drohung 7. f7.
2. T e 6 - e 8
7. K e 7 - e 6 Tb7-b6t
Nach 2. f6 Kh6: ist remis vollendete
8. K e 6 - f 5 Tb6-b5f
Tatsache (vergleiche Abschnitt 6B).
9. T e 8 - e 5

2. ... Ta8-a6
Diese Position haben wir bereits bei
A m besten. Nach 2. ... Ta7| 3. Kf8 Besprechung von Stellung 157 vor Au-
Kh6: 4. Te6f Kg5 5. f6 ist es sofort gen gehabt. Es folgt 9. ... T b l 10. f7
vorbei. T f l f 11. Ke6 Kg6 12. T g 5 f !
Während bei den bisher behandelten
3. Te8—el! Endspielen noch einige Gesetzmäßig-
keiten zu erkennen waren (zum Bei-
Dieser Zug ist nicht leicht zu finden, spiel schwarzer König behindert durch
weil er nicht in den Rahmen der in die- die 8. Reihe), ist das bei den nun fol-
sem Endspiele gebräuchlichen Züge genden Beispielen nicht der Fall, die
fällt. bei korrektem Spiel des Verteidigers
Auf 3. Ke7 folgt 3. ... Ta7f 4. Kf8 zum Remis führen müssen. Dieses Er-
Kh6:. gebnis ist oft nur mittels endloser Va-
rianten darlegbar, die wenig übersicht-
3. ... Ta6-b6 lich sind und viel zu weit führen wür-
den. Wir beschränken uns daher auf
Schwarz muß abwarten, weil 3.... Th6: einzelne Beispiele, die zeigen sollen,
mit 4. f6 beantwortet wird und 3. ... wie eng der Raum zwischen Remis und
Ta7f 4. Kf8 Ta6 5. Te7f Kh8 6. Te6 zu Verlust ist.

155
Stellung 159 Manöver den Gewinn sichert: 3. Tg3
Th2 4. T g l Th3 (mit einigen Tempozü-

mm
gen hat Weiß den schwarzen Turm so
gelenkt, daß er keine ständigen
Schachs zu bieten vermag) 5. T a l !
Tg3f 6. Kh4 Tg2 7. h7 Th2f 8. Kg5
Tg2f (das Bauernendspiel nach 8. . . .
Th7: 9. Ta7f ist verloren) 9. Kf4 Th2
10. Ta8 Th7: 11. Ta7f usw.

3. K g 5 - h 4 Ta5—al

Der Turm kehrt auf seinen Standplatz


Weiß am Zuge zurück.

4. K h 4 - h 5 Tal—a5f
Man beachte die starke Stellung des 5. T g 4 - g 5 Ta5—al
schwarzen Turms, die sowohl die Mög-
lichkeit senkrechter wie waagerechter Weiß kommt nicht voran; das Ergebnis
Schachs offen hält. Weiß kann drei Ge- ist remis.
winnversuche unternehmen, von denen
keine bei guter Verteidigung das er- b. 1. h 5 - h 6 f Kg7-h7
wünschte Ergebnis hervorbringt.
Vor den vorrückenden Bauern; 1. . . .
a. 1. f 5 - f 6 f Kg7-f7 Kf7 2. Th4 führt zum Verlust für
Schwarz.
Der schwarze König stellt sich am be-
sten vor den vorrückenden Bauern. 2. T g 4 - e 4 Tal-glf
Auf 1. ... Kh7 würde sehr stark 2. Tf4
folgen. Schwarz darf auf keinen Fall 3. T e 7 |
zulassen, weil dann der König auf die
2. h5—h6 8. Reihe getrieben wird.

Nach 2. Tf4 T g l f 3. Kh6? sind alle Ge- 3. K g 5 - f 6 Tgl—al!


winnchancen vertan: 3. ... Tg2 4. Tf5
Tg8, und nun scheitert 5. Tg5? an 5 . . . . Nun werden die waagerechten Schachs
Th8 matt, während 5. Kh7 beantwortet wichtig.
wird mit 5. ... Tgl, und der weiße Kö-
nig bleibt auf der h-Linie eingeklemmt. 4. T e 4 - e 8

2. ... Tal—a5f Nach 4. Te6 T f l bindet Schwarz den


weißen König an die Deckung seines
Ein lehrreicher Fehler ist hier 2. . . . Bauern und erreicht so leicht remis: 5.
Thl?, wonach ein bemerkenswertes Ke5 Tf2 6. f6 (6. Tf6, so 6. . . . Ta2) 6.

156
... Kg6 7. h7 Kh7: 8. Kd6 Ta2 9. Ke7 Auf 8. Kf7 folgt 8. ... Kg5 9. Kg7 Kf5:
Ta8 usw. 10. h6 T g 6 | 11. Kh7 Ta6 12. Tg7 Ta8
(Stellung 137). 13. Tg8 Ta6 usw.
Tal—a2 8. ... Ta6-a7
5. K f 6 - f 7 Kh7xh6 Kh6xh5
9. K f 6 - e 5 t
6. f5—f6 Ta2-a7f
Remis.
Remis (Stellung 137).
Das obenstehende Beispiel zeigt deut-
lich, wie wirkungsvoll der schwarze
c. 1. T g 4 - g 3 | Tal—bl
Turm auf a l steht. Das nun folgende
Endspiel festigt diese Erkenntnis.
Schwarz, auf alles vorbereitet, wartet
ab.
2. K g 5 - h 4 f Kg7-h6 Stellung 160
Auch 2. ... Kf6 führt zum Remis, ob- Rubinstein—Marshall
wohl es scheint, als ob der weiße h- (San Sebastian 1911)
Bauer dann sehr gefährlich werden
könnte: 3. h6 T h l f 4. Th3 T g l 5. h7
Kg7 6. Tg3t Tg3: 7. Kg3: Kh7: 8. Kf4
Kg7 9. Ke5 Kf7. Schwarz rettet sich
gerade noch.

3. T g 3 - g 6 f Kh6-h7
4. K h 4 - g 5

Weiß hat den Ubergang für seinen Kö-


nig erzwungen und es sieht nicht so gut iii iif
aus für Schwarz.
Weiß am Zuge
Tbl-glt
5. K g 5 - f 6 Tgl-al
Ein äußerst schwieriges Endspiel, das
Nun müssen die waagerechten Schachs für Schwarz nur zu halten ist, wenn er
die Rettung bringen. fortwährend die beste (und einzige)
Fortsetzung findet.
6. T g 6 - g 7 f Wir betrachten zuerst zwei weniger gu-
te Verteidigungen von Schwarz, die
Auch mit 6. Ke6 kommt Weiß nicht beide zum Verlust führen.
weiter: 6. ... Ta6f 7. Ke5 Ta5f 8. Kf4
Tal! a. 1. Kg5-h4f Kg7-h6(?)
6. ... Kh7-h6 2. Tg4-g6f Kh6-h7
7. T g 7 - e 7 Tal—a6f 3. Kh4-g5 Ta8—al
8. T e 7 - e 6 4. Tg6-e6 Tal—gif

157
Weiß drohte den schwarzen König mit Die Verteidigung 7. ... Ta2 bietet
5. Te7f an den Rand zu treiben. ebensowenig neue Gesichtspunkte: 8.
Kf7 Ta7f 9. Te7 mit Ubergang in die.
5. K g 5 - f 6 Variante, die beim vorigen Zug von
Schwarz betrachtet wurde.
Wir sind hier in ein Endspiel Keres—
Sokolski eingemündet, das Keres ge- 8. T e 5 - e 7 f Kh7-h6
wonnen hat. Die Stellung zeigt einige 9. T e 7 - e 8 Kh6-h7
Ähnlichkeit mit mehreren vorangegan- 10. K f 6 - f 7 Th2-a2
genen Beispielen, doch der große Un-
terschied liegt in der Position des wei- Oder 10. ... Th5: 11. f6 Ta5 12. Kf8
ßen h-Bauern. Weil der schwarze Kö- usw.
nig diesen Bauern eventuell auf h5 er-
obern muß, geht zu viel Zeit verloren, 11. f5—f6 Ta2-a7f
und das ist eben entscheidend. 12. K f 7 - f 8 und gewinnt.

5. ... Tgl-fl Wieder mangelt es an dem rettenden


12. ... Kg6.
Hier noch eine Variante, um zu beto- b. (zurück zu Stellung 160)
nen, daß Schwarz nicht unmittelbar auf
h5 losgehen kann: 5 . . . . Kh6 6. f5 Kh5: 1. Kg5—h4f Kg7-h7(?)
7. Kf7 T a l 8. f6 Kh6 9. Kf8 und wir 2. f4—f5 Ta8—al
sind in bekannten Bahnen angelangt
(Stellung 139). Der richtige Platz für den Turm. Spielt
Auch auf 5. ... T h l folgt 6. f5, weil Weiß nun 4. Kg5?, folgt 3 . . . . Kg7, wo-
nach 6. ... Th5: 7. Te7f Kh6 8. Te8 mit wir in der Remisposition von Stel-
Kh7 9. Ke6 der schwarze Turm „ver- lung 159 angelangt sind.
kehrt" steht (9. ... T h l 10. f6).
3. f5—f6 Tal—fl
6. f4—f5 Tfl—f2
Von der Seite ist der Turm weniger ak-
Auch der Patentzug 6. ... T a l rettet tiv: 3. ... Ta6 4. Tf4 Kg8 5. f7f Kf8 6.
nicht: 7. Kf7 Ta7f 8. Te7 Ta8 9. f6 Tb8 Kg5 und weiter wie im Text.
10. Te8 Tb7f 11. Kf8, wobei der sonst Eine andere Möglichkeit ist 3. ... Kh6
rettende Zug 11. ... Kg6 durch den h- 4. Tf4 Ta8 5. f7 Kg7 6. h6f Kf8 7. h7
Bauern auf h5(!) verhindert wird. und gewinnt.
7. T e 6 - e 5 Tf2-h2 4. Kh4—g5 Tfl—al

Das fortwährend wiederkehrende The- Nach 4. ... Kg8 5. Kg6 hat Weiß es
ma tritt wieder auf nach 7. ... Kh6 8. leichter.
Kf7 Kh5: 9. f6f Kh6 10. T e l usw.
Schwarz hat zuviel Zeit verloren. 5. T g 4 - f 4 Kh7-g8

158
Oder 5 . . . . T g l f 6. Kf5 T a l 7. Te4 und Man beachte den Unterschied zu einer
gewinnt. der vorigen Varianten: 3. ... T h l f 4.
Th4, und nun
6. f6—f7+ Kg8-f8 I. 4. ... T g l 5. h7 Kg7 6. Tg4f und ge-
7. h5—h6 Tal-glt winnt.
8. K g 5 - f 6 Tgl-hl II. 4 . . . . Th4:f 5. Kh4: Kg6 6. h7 Kh7:
7. Kh5! und gewinnt.
III. 4. ... T a l 5. Kg4 T g l f 6. Kf3 Tg8
Das „witzige" 8. ... Tg4 (oder 8. ...
7. h7 Th8 8. Kg4 und gewinnt.
T f l ) geht nicht wegen 9. h7 Tf4:f 10.
Kg5.
4. T g 4 - g 5 Ta5—al
5. T g 5 - g 6 f Kf6-f7
9. T f 4 - g 4 Thlxhöt
5 . . . . Kf5 verliert, weil der König dabei
Oder 9. ... T f l f 10. Kg6 Tf7: 11. h7 zu weit von zu Hause weg geht: 6. Tg4
Tg7f 12. Kh6. Ta7 7. Tg7 T a l 8. Tf7f Ke6 9. Tf8
T h l f (9. ... Ke7, so 10. Tf5 Ke6 11.
10. T g 4 - g 6 Th6-h8 Kg6) 10. Kg6 T g l f 11. Kh7 Tg2 (auf
11. K f 6 - e 6 ! 11. ... Kg7 folgt 12. Tf5 und 13. Tg5)
12. Kh8 T g l 13. h7 Tg4 14. Tg8 Tf4:
Ein merkwürdiger Zugzwang. Weiß 15. Kg7 usw.
gewinnt.
Nun zurück zu Stellung 160, um die 6. T g 6 - g 4 Tal-hlf
Remisfortsetzung zu zeigen.
Es drohte 7. h7. Mit einem seitlichen
1. K g 5 - h 4 f Schach kommt Schwarz den Proble-
men nicht bei: 6 . . . . Ta5f 7. Tg5 T a l 8.
Tf5f Kg8 9. Kg6 T g l f 10. Tg5 T a l 11.
Schwarz am Zuge würde mit 1. ... T a l f5 und 12. f6.
leicht remis machen. Nun ist es be-
trächtlich schwieriger. Nach verschie- 7. Kh5—g5 Thl-al
denen Theoretikern hätte Weiß dieses 8. f4—f5 Tal—bl
Endspiel gewinnen können, aber es 9. T g 4 - h 4
scheint, als ob die angegebenen Analy-
sen nicht ganz stimmen. Rubinstein Bis hierher die erwähnten Analysen,
spielte hier 1. h6f und mußte sich bald die nun weitergehen mit 9. ... Kg8 10.
mit remis begnügen. f6 Kh7 11. Tf4 und Weiß gewinnt.
Schwarz hat jedoch stärkeres:
1. ... Kg7-f6!
9. ... Tbl—gif.
Die richtige Fortsetzung. 10. K g 5 - f 4

2. h5—h6 Ta8—al Oder 10. Kh5 T f l 11. h7 Kg7 12. Kg5


3. K h 4 - h 5 Tal—a5f T g l f 13. Kf4 Kh8 und nun scheint 14.

159
f6 sehr vielversprechend. Es folgt je- Es ist eine uns bekannte Remisstellung
doch 14. ... T f l f 15. Ke5 Tf6:! 14. entstanden.
Kf6: patt. Die besprochenen Beispiele geben uns
10. ... Tgl-flt vielleicht einige Anhaltspunkte bei der
11. K f 4 - g 4 Kf7-g8 Behandlung dieses schwierigen End-
spiels. Sehr wichtig ist es, die Endspiele
Schwarz darf kein Schach mehr geben: aus Abschnitt 6B zu kennen und wie-
11.... T g l f ? 12. Kf3, und nun wird 12. derzuerkennen.
... Kg8 durch 13. Tg4f und 12. ... Ferner, und dies gilt natürlich für alle
Tflf durch 13. Kg2 Tf5: 14. h7 wider- Endspiele, geht es darum, die gegebe-
legt. nen Anweisungen und Regeln nicht
12. Kg4-g5 Kg8-h7 automatisch anzuwenden, sondern den
13. T h 4 - e 4 Tfl-glj Gebrauch den Umständen „an Ort und
14. K g 5 - f 6 Tgl-al Stelle" anzupassen.

C. Turm und zwei Bauern (vereinzelt mit Ausnahme


des F- und H- oder A- und C-Bauern) gegen Turm
Über dieses Endspiel ist im allgemeinen nur zu sagen, daß es durchweg für die
stärkere Partei gewonnen ist. Mögliche Ausnahmen kommen in der Hauptsache
nur vor, wenn es um beide Randbauern geht.

Stellung 161 Weiß kann nicht gewinnen. Der weiße


Smyslov—Bondarevski (1940) Turm steht ungünstig (vor dem Bau-
ern), und Bauer h6 spielt praktisch kei-
ne Rolle. Würden die beiden Türme
Üf m m m ihre Plätze tauschen (weißer Tc4 und

!•
schwarzer Ta6) und der weiße Bauer
auf h4 stehen (statt auf h6), dann stell-
m
mmmmm te das Gewinnen keinerlei Problem
ܧ Hl Hl HI dar, im Gegensatz zu der Aufgabe, vor
die sich Weiß in Stellung 161 gestellt
£§l M H • sieht. Das von Schwarz zu befolgende
System beruht auf der von Vancura an-
m
wmw m
m gegebenen Methode. Schwarz bedroht
den weißen a-Bauern, um, sobald der
H M H weiße König herankommt und diesen
Weiß am Zuge Bauern zu decken droht, eine Anzahl

160
Seitenschachs vorzubereiten. So ist der Um auf 7. a5 die Antwort 1 . . . . Tf5 zur
Verlauf dieses Endspiels leicht ver- Hand zu haben.
ständlich.
7. K c 6 - d 7 Tf4-d4f
1. K e 3 - d 3 Tc4-b4
2. Kd3—c3 Tb4-f4 Gut war auch 1 . . . . Tb4 oder 1 . . . . Tc4.
Dagegen führt 1. ... Tf7f zum Verlust
wegen 8. Ke6 Tf4 9. a5 Ta4 10. Kd7
Zurecht wählt Schwarz die f-Linie für usw.
die Flankenschachs; nicht die g-Linie, 8. Kd7—c7 Td4-f4
weil Feld g7 unzugänglich ist, und nicht
9. a4—a5 Tf4-f5!
die e-Linie, die etwas dichter bei dem
weißen König liegt (obwohl noch nicht
Der Rest ist nicht mehr von Belang.
zu dicht).
Bevor Remis beschlossen wurde, folgte
in der Partie noch 10. Kd7 Td5f 11.
3. K c 3 - b 3 Tf4-f3f Ke7 Te5f 12. Kf6 Tc5 13. Ta8 Tb4 14.
4. Kb3—c4 Tf3-f4t a6 Tb6f 15. Ke7 Th6: (unnötig, aber
5. K c 4 - d 5 Tf4-b4 es geht noch) 16. Kf7 Tb6 17. Ta7 Kh6
18. Kf8 Tb8f (es gelingt Schwarz, eini-
Nicht aber 5. ... Tf5f wegend 6. Ke6 ge — wenn auch überflüssige — Varia-
Tf4 7. a5 Ta4 8. Kd7 T a l 9. Kc7 Ta2 tionen in die Remisposition hineinzu-
10. Kb7 T a l 11. Ta8 Kh6: 12. a6 usw. bringen; planmäßig war 18. ... Tc6)
19. Ke7 Tb6 20. Kd8 Tf6 21. Kc8, re-
6. Kd5—c6 Tb4-f4 mis.

D. Turm und Bauer gegen Turm und Bauer


Wenn der weiße und der schwarze Bauer auf der gleichen oder einer angrenzen-
den Linie stehen, wird das Endspiel in praktisch allen Fällen remis. Gelingt es
nämlich einer der Parteien, den Bauern seines Gegners zu erobern, dann kann
letzterer es durchweg so einrichten, daß eine der uns bekannten Remisstellungen
von T + B gegen T entsteht.
Es bleiben deshalb nur die Endspiele, in denen beide Parteien einen Freibauern
haben, die sich beeilen, ihr Umwandlungsfeld zu erreichen. Der Turm der „langsa-
meren" Partei wird sich gegen den vorrückenden Freibauern opfern müssen, und
danach geht es darum, ob das sich ergebende Endspiel von Turm gegen Bauer
remis oder gewonnen wird. Ein einfaches, aber lehrreiches Beispiel entlehnen wir
einer Weltmeisterschaftspartie.

161
Stellung 162 T b 3 | Ke2 8. Ke4 f2 9. Tb2f K e l 10.
Aljechin—Bogoljubow (Match 1929) Ke3 f ISt- Der Remiszug (Stellung 77).

2. b6—b7 f6—f5
3. b7—b8D Td8xb8
4. Tblxb8 f5—f4
5. Kc6-d5 f4—f3
6. Kd5-e4 f3-f2
7. Tb8-f8

Nun ist alles ganz einfach: 1 . . . . Kg3 8.


Ke3 usw.
Mitunter kann die angreifende Partei
gewinnen, indem sie den feindlichen
Schwarz am Zuge König und seinen Bauern voneinander
trennt, um ein Endspiel des Typs von
Stellung 104 (Anmerkung beim zwei-
Weiß steht viel besser: sein Bauer ist ten Zug) anzusteuern.
weiter vorgerückt und der Stand seines
Königs garantiert die Umwandlung des
Freibauern. Doch sind diese Vorteile
bei richtigem Gegenspiel noch nicht Stellung 163
zum Gewinn ausreichend. Vidmar—Duras
(Karlsbad 1911)
1. ... Kf5-g4?

Das verliert. Schwarz verstößt gegen


die einfache Regel, die bei der Be-
handlung des Endspiels Turm gegen
Bauer zur Sprache gekommen ist, daß
nämlich der verteidigende König sich
an dieselbe Seite des Freibauern bege-
ben muß wie der angreifende König,
solches mit dem Ziel, diesem das Nä-
herkommen zu erschweren. Mit 1. ...
Ke4! konnte Schwarz remis erreichen:
2. b7 (Schachgebote verbessern die Schwarz am Zuge
weiße Lage nicht) 2 . . . . f5 3. b8D Tb8:
4. Tb8: f4 5. Tb4f (wenn der Turm
sich hinter den Freibauern stellt, hat Der weiße Turm steht sehr günstig,
Weiß gar keine Aussichten: 5. Te8f und Weiß würde gegen das Duo
Kd4 6. Tf8 Ke3 usw.) 5 . . . . Ke3 6. Kd5 schwarzer König und Bauer ohne wei-
(der König kann nicht rechtzeitig auf ters gewinnen, falls die Eroberung des
die andere Seite gelangen) 6. ... f3 7. schwarzen Turms gegen den weißen

162
vorgerückten Freibauern in Kürze er- Turm muß sich opfern gegen den wei-
zwungen werden kann. Es folgte: ßen h-Bauern und der weiße Turm
kann den unbeschirmten a-Bauern er-
1. ... a5—a4? obern, sobald sich dieser nach vorn
wagt.
Spielt Weiß in die Hände. Mit 1. ... Der Tempozug 5. ... Tc8 nützt nichts
Tb7f hätte Schwarz remis machen wegen 6. Tg8 Tel (6. ... Tb5f 7. Kg4
können, weil Weiß, um den Flanken- Tb4f 8. Kf3 Th4 9. h8D usw.) 7. Tg4!
schachs zu entgehen (ohne seine Um- (die gleiche Pointe) und gewinnt. Nach
wandlungsmöglichkeiten aufzugeben) 7. h8D? T h l f 8. Kg4 Th8: 9. Th8: Kb5
seinen Turm dazwischenstellen muß, kommt Weiß zu spät.
womit diese Figur ihre beherrschende
Stellung hinsichtlich schwarzem König 6. T g 5 - g 3
und Bauer aufgegeben hätte. Es hätte
folgen können: Auch 6. Tg8 gewinnt, wenn auch etwas
I. 2. Te7 T b l 3. h7 T h l 4. Kg8 Kb5 5. weniger einfach nach 6. ... Tb5f 7.
h8D Th8: 6. Kh8: a4 usw. Kh6 Tb3.
II. 2. Kf6 Tc8 (abwartend; nicht 2. ...
6. ... Tb8-b5t
Tb6f 3. Te6) 3. Th5 Tc6f 4. Ke7 Tc7f
5. Kd8 Th7 6. Ke8 a4! (jetzt sehr wohl 7. K h 5 - h 6 Tb5-b6|
dieser Vorstoß, denn Schwarz ist in der
Lage, den weißen Turm zu zwingen, Es gibt nichts anderes.
die fünfte Reihe zu verlassen) 7. Kf8
Th6: 8. T h 6 : | Kb5 usw. 8.
9. T g 3 - g 6 unda3—a2
h7—h8D gewinnt.
2. h6—h7 Tb8-b7f
Der spätere Weltmeister Dr. Emanuel
3. K f 7 - g 6
Lasker hatte den folgenden schönen
Einfall.
Mit 3. Te7 Tb8 4. Te8 Tb7f kommt
Weiß nicht weiter. Stellung 164
Dr. E. Lasker (1890)
3. ... Tb7-b6f
4. K g 6 - h 5 Tb6-b8

Das verführerische 4. ... T b l wird wi-


derlegt durch 5. Te4!, wonach Schwarz
seinen a-Bauern aufgeben muß, weil 6.
h8D droht (5. . . . T h l f 6. Th4 oder 5.
... Th5f 6. Kg4).

5. T e 5 - g 5 a4—a3

Nach 5. ... Th8 6. Kh6 hat Weiß er-


reicht, was er wollte: der schwarze Weiß am Zug gewinnt

163
1. K c 8 - b 7 Tc2-b2f Stellung 165
(die Komposition wich davon etwas ab)
Es gibt nichts anderes, um 2. c8D zu
unterbinden.

2. K b 7 - a 7 Tb2-c2
3. T h 7 - h 5 f

Etappenweise wird der schwarze König


nach unten gedrängt.

3. ... Ka5-a4

Wenn der König die b-Linie betritt,


Schwarz am Zuge
folgt 4. Kb7 und 5. c8D.
Es folgte:
4. Ka7-b7 Tc2-b2f
5. Kb7-a6 Tb2-c2 1. ... Tg3-f3f
6. Th5-h4| Ka4-a3 2. K f 8 - e 8 Tf3-g3
7. Ka6-b6 Tc2-b2f 3. T a 7 - a 6 f Ke6-e5

Zwar drohte nun nicht 8. c8D, aber Daß 3. ... Kf5 nicht geht, wissen wir
Weiß verfügte noch über eine zweite bereits (4. Kf7). 3. ... Kd5 scheitert an
Drohung, nämlich 8. Th2:!. einer kleinen taktischen Feinheit: 4.
Kf7 Tf3f 5. Tf6 Tf6:f a2 und Weiß
8. K b 6 - a 5 Tb2-c2 verwandelt den Bauern mit Schach in
die Dame.
9. T h 4 - h 3 t Ka3-a2
10. Th3xh2! 4. K e 8 - f 7 Tg3-f3f
5. K f 7 - e 7 Tf3-g3
Früher war das nicht möglich, weil Bc7 6. T a 6 - a 5 f
ungedeckt geblieben wäre. Nun jedoch
ist der schwarze Turm gefesselt. Weiß Immer nach dem gleichen Muster.
gewinnt. 6. ... Ke5-e4
Eine Anzahl von Studien sind nach
diesem Lasker-Thema verfaßt worden; Eine ähnliche Wendung wie das im 3.
daß aber diese Kompositionen für die Zug entkräftete 3. ... Kd5 ergibt sich
praktische Partie Bedeutung haben bei 6. ... Kd4, nämlich 7. Kf7 Tf3f 8.
würden, schien unwahrscheinlich, bis Kg6 Tg3f 9. Tg5 Tg5:f 10. Kg5: a2
der Endspielkenner Hooper ein ähnli- 11. g8D a l D 12. Dh8f usw.
ches Endspiel in der Partie Clarke—
Venkatraman (Olympiade Moskau 7. K e 7 - f 7 Tg3-f3t
1956) entdeckte. 8. K f 7 - e 6 Tf3-g3

164
9. T a 5 - a 4 f Ke4-e3
10. T a 4 x a 3 f usw. II M ^

Daß der Bauer, den die verteidigende m§ y/ux¿3, wM.


Partei zusätzlich besitzt, auch einmal
einen entscheidenden Nachteil mit sich m
bringen kann, geht aus dem folgenden
Beispiel hervor.
H! •
Stellung 166 m m
Kotov—Eliskases
Weiß am Zuge
(Stockholm 1952)

Ohne den Bg5 würde dieses Endspiel Auch nach 2. ... Tf2f versteckt der
ohne weiteres remis sein (siehe die weiße König sich hinter dem g-Bauern.
Ausführungen zu Stellung 133). Nun
aber gewinnt Weiß: 3. Kf5-g6 Te2-f2
4. f6-f7f Ke8-f8
1. K e 5 - e 6 Tf2-e2f 5. Ta7-a8t Kf8-e7
2. K e 6 - f 5 g5—g4 6. Ta8—e8f usw.

E. Turm und zwei Bauern gegen Turm und Bauer


Dieses Endspiel kommt in der Praxis ziemlich oft vor, namentlich in der Form, in
der die stärkere Partei zwei verbundene Freibauern auf dem einen Flügel aufweist
und die Gegenpartei einen vorgerückten Freibauern auf dem anderen Flügel.

Stellung 167 Die einzige Remischance des Schwar-


zen besteht darin, daß er in einem gün-
(mit einer Variation)
stigen Moment mit seinem Turm einen
ungedeckten weißen Bauern angreift
und so seinen Freibauern gegen diesen
Bauern tauscht.
In Stellung 167 gewinnt Weiß mühe-
Iii iii los:
1. T a 4 - a 5 Kg5-f6

Wenn 1 . . . . Kg4?, so 2. f3 matt, eine in


1 diesem Endspiel charakteristische
m Wendung.

Weiß am Zuge 2. g 3 - g 4 Kf6-g6

165
Schwarz bleibt passiv und verliert So sieht es einfacher aus, weil Weiß
chancenlos. Nach 2. ... Ke6, das hier- nun ein Tempo gewinnt, so daß die Kö-
nach untersucht wird, können sich nigswanderung nach b6 viel zu spät kä-
noch kleine Verwicklungen bemerkbar me. Es ergeben sich jedoch auch hier
machen. (kleine) Probleme.

3. K g 2 - f 3 Kg6-f6 3. ... Ke6-f7!


4. K f 3 - f 4 !
Nun geht 4. Kf3 nicht wegen 4 . . . . Tgl.
Man beachte, wie wichtig es ist, daß
4. T a 5 - a 6 !
der f-Bauer auf seinem ursprünglichen
Feld stehen bleibt: nach 4. ... Tf 1? 5.
Nach 4. f4 Kg6 macht Schwarz remis.
Ta2: ist der Bf2 gedeckt.
4. ... Kf7-g7
4. ... Kf6-g6 5. f2—f4
5. Ta5-a6f Kg6-f7
6. Kf4-f5 Kf7-g7 Weiß muß ohne Hilfe seines Königs
7. g4—g5 auskommen, aber das geht auch ohne
weiteres.
Es geht alles ganz von selbst. Nach 7.
... Kf7 8. Ta7f Kg8 9. Kf6 wird 5. ... Kg7-f7
Schwarz mattgesetzt. 6. f4—f5 Kf7-g7
Untersuchen wir nun (nach 1. Ta5f
Kf6 2. g4) die weniger passive Fortset- 6. ... T b l 7. Ta2: Tb5 8. Tf2 ist eben-
zung: falls für Weiß gewonnen.

7. Ta6—a7f Kg7-g8
2. ... Kf6-e6
8. g 5 - g 6 !

Der König will nach b6 laufen, um den Mit 8. f6 T b l 9. Ta2: Tb5 würde Weiß
Turm anzugreifen und in der Folge es sich unnötig schwer machen (10.
nach b3 zu gehen, wo er den schwarzen Ta8f Kf7 11. Ta7f Kf8 12. Tg7).
Turm von der Deckung von a2 entla-
stet. Das sieht wie ein sehr langer Weg 8. ... Tal—bl
aus, aber wenn wir die Stellung Zug um
Zug untersuchen, zeigt sich, daß Sonst folgt 9. f6 mit Mattdrohung.
Schwarz fast noch rechtzeitig kommt:
3. Kf3 Kd6 4. Kf4 (4. g5?, so 4. ... 9. T a 7 x a 2 Tbl-b5
Tgl) 4. ... Kc6 5. g5 Kb6 6. Ta8 Kb5 10. T a 2 - f 2
7. Kf5 Kb4 8. g6 Kb3 9. g7 Tgl 10. Kf6
Kb2 11. Kf7 a l D 12. T a l : Kai: 12. und gewinnt (10. ... Kg7 11. f6f Kg6:
g8D Tg8: 13. Kg8: Kb2 14. f4 usw. 12. f7 usw.).
Wenn in Stellung 167 der weiße f-Bau-
3- g4—g5 er auf f3 steht, kann der weiße König

166
nicht mitwirken, und Weiß gewinnt in re Probleme. Im allgemeinen kann
der soeben angegebenen Manier (1. nicht bestimmt gesagt werden, welche
T a 5 t Kg6 2. f4 Kf6 3. g4 Kg6 4. Ta6f der beiden Formen dem Schwarzen die
Kg7 5. g5 Kf7 6. f5 Kg7 7. Ta7f Kf8 8. meisten Remischancen bietet. Alles
g6! usw.). hängt von der Lage am anderen Flügel
ab. Während im ersten Fall (Turm vor
dem Bauern) der schwarze Turm
SteUung 168 manchmal mit einer senkrechten Dro-
hung (zum Beispiel schach) remis er-
reicht, bringt im zweiten Fall oft eine
waagerechte Bedrohung die Rettung.
¡¡¡¡^¡¡N
«DF Stellung 169

1
M ܧ Ü
Weiß am Zuge

Stünde der f-Bauer noch auf f2, dann


wäre das Endspiel für Weiß leicht ge-
wonnen. Aber nun gelingt es nicht;
Schwarz hält remis!
Schwarz oder Weiß am Zuge
1. T a 5 - a 6 f Kg6-f7
Ein unglaublich schwieriges Endspiel,
2. g 4 - g 5 Kf7-g7
mit dem sich verschiedene Experten
3. K f 4 - f 5
(darunter Namen wie Keres und Hoo-
per) eingehend befaßt haben. Man hat
Das einzige, das Weiß noch versuchen
sich darüber geeinigt, daß Schwarz am
kann; auf 3. g6 folgt einfach 3. ... T g l .
Zuge remis machen kann und daß
Weiß am Zuge gewinnt.
3. ... Tal—fl
Schwarz am Zuge macht remis, indem
4. Ta6—a7f Kg7-f8
er mit seinem König auf den anderen
5. Ta7xa2 Tflxf3|
Flügel marschiert, wie wir das auch im
6. Kf5-g6 Tf3-g3!
vorigen Beispiel gesehen haben.
Die richtige Methode. Auf 7. T a 8 t 1. ... Kg6-f6
Ke7 8. Kh6 folgt nun 8. ... Kf7. Remis 2. K g 3 - h 3
(Stellung 133).
Deckt der schwarze Turm seinen Bau- Mit 2. h4 Kg6 kommen wir zu einer
ern von der Seite, entstehen ganz ande- Stellung, die alsbald untersucht wird

167
und von der festgestellt wird, daß Nach 10. g7 T g l würde der g-Bauer
Schwarz remis machen kann (Analyse verloren gehen.
von Maiselis).
10. ... a2—alD
2. . . . Kf6-e6 11. T a 8 x a l Tblxal
3. g2—g4 Ke6-d6 12. g6—g7 Tal—gl
4. K h 3 - g 3
Der Rest ist eine Frage des Abzählens:
der schwarze König kommt gerade zu-
Nach dem auf der Hand liegenden 4.
recht.
g5 kehrt der schwarze König zurück (4.
Zurück zu Stellung 169.
. . . Ke6) und macht leicht remis: 5. Kg3
Tb5! 6. Ta6f Kf5 7. h4 Tb3f 8. Kg2
1. h2—h4?
Tb2f (oder auch 8. ... Kg4).
Maiselis hat nachgewiesen, daß Weiß
4. ... Kd6—c6
hiermit nur remis erreicht. Weiß muß
5. h 2 - h 3
erst seinen König „einhüllen" (hinter
den eigenen Bauern verschwinden las-
E s ist sehr lehrreich, zwei Alternativen sen).
zu untersuchen.
1. ... Tb2—c2
I. 5. h4 Tb3f 6. Kf4 Tb4f 7. Kf3 Tb3f
8. Kf2 Tb4 und Weiß kommt nicht wei- Schwarz wartet ab, bis der weiße g-
ter (9. Ta2: Tg4: 10. h5 Th4 11. h6 Bauer nach vorn gebracht worden ist,
Kb5). wonach der schwarze Turm aggressiver
II. 5. g5 Kb6 6. Ta8 Kb5 7. g6 Tb3f 8. aufzutreten vermag.
Kf2 (der weiße König darf nicht auf die
4. Reihe wegen 8. ... Tb4f und 9. ... 2. K g 3 - h 3 Tc2-b2
Ta4) 8. ... T b 2 t 9. Kf3 T b 3 t (Schwarz 3. g 2 - g 3
schlägt erst auf h2, wenn der weiße Kö-
nig etwas weiter weg ist) 10. Ke2 Tb2f Es ist klar, daß 3. g4 schlecht ist:
11. Kd3 Th2: 12. g7 Tg2, remis. Schwarz gibt eine Anzahl waagerechter
Schachs, und sobald der weiße König
5. ... Kc6-b6 etwas dichter herangekommen ist, er-
6. T a 5 - a 8 Kb6-b5 obert der Turm einen der vorgerückten
7. K g 3 - h 4 Bauern.

3. ... Tb2—c2
Nach 7. g5 T b 3 t erhalten wir eine ähn- 4. h 4 - h 5 |
liche Variante wie die obenstehende.
4. Ta6f Kf7 kommt auf dasselbe her-
7. ... Kb5-b4 aus.
8. g4—g5 Kb4-b3
9. g5—g6 Tb2—bl 4. . . . Kg6-f6
10. Kh4-h5 5. K h 3 - h 4

168
Der eigentliche Schlüssel zur Lösung König längs der h-Linie abzuschirmen.
der Probleme des Schwarzen besteht Der g-Bauer fungiert dann als waage-
darin, daß die Stellung nach 5. g4 Tc5! rechter Schild. Noch einmal zurück zu
6. Ta2: Kg5 überraschenderweise re- Stellung 169. Weiß gewinnt wie folgt:
mis ist.
1. Kg3-h3! Kg6-f6
5. ... Tc2-h2| 2. g 2 - g 4 Kf6-g6
6. K h 4 - g 4 Th2-b2
7. T a 5 - a 6 t Kf6-g7 Will Schwarz dem soeben gegebenen
aggressiven Weg folgen, kommt er ge-
Es sieht so aus, als erhielte Weiß doch rade einen Zug zu spät: 2. ... Ke6 3.
noch Chancen. Kg3 Kd6 4. h3 Kc6 5. Kh4 (Weiß spielt
sehr vorsichtig und ist fortwährend auf
8. K g 4 - g 5 Tb2-b5f der Hut vor Flankenschachs) 5.... Kb6
6. Ta8 Kb5 7. Kh5 Kb4 8. g5 Kb3 9.
Schwarz darf seinen König nicht auf h4! T e l 10. g6 a l D 11. T a l : T a l : 12.
die 8. Reihe zurückdrängen lassen. g7 usw.

3. K h 3 - g 3 Kg6-f6
9. K g 5 - h 4 Tb5-b2
10. g 3 - g 4 Kg7-f7! 4. h2—h3

Auf 10.... Tc2? folgt 11. h6f Kf7 (11. Es läuft alles „wie am Schnürchen".
... Kh7, so 12. Kh5 Th2f 13. Kg5 Th6:
14. Ta7f usw.) 12. Kh5 Tb2 13. Ta7t 4. ... Kf6-g6
Kf6 14. g5f Kf5 15. Ta5f und 16. Kg6. 5. K g 3 - h 4 Kg6—f6
6. T a 5 - a 6 f Kf6-e5
11. T a 6 - a 7 f
Nach 6. ... Kg7 7. Kh5 geht es einfach
und mit der Regelmäßigkeit eines Uhr-
Nach 11. h6 Tb6! 12. Ta7f Kg6 ist es
werks.
auch remis.
7. Kh4-h5 Tb2-h2
11. ... Kf7-f6
12. g 4 - g 5 f Kf6-f5 8. h3—h4 Ke5-d4
13. T a 7 - a 5 f
Um wenigstens etwas zu unternehmen.
Falls 13. h6, so 13. ... Th2t 14. Kg3
T h l 15. Ta5f Kg6 16. Ta2: Kg5:. 9. g4—g5 Kd4—c3
10. g 5 - g 6 Kc3-b2
13. ... Kf5-f4 11. g6— g 7 Th2—g2
14. Kh4-h3 a2—alD usw. 12. Kh5-h6 a2—alD
13. T a 6 x a l Kb2xal
Aus dem vorangegangenen geht her- 14. h4—h5
vor, daß der weiße h-Bauer soweit wie Hier war die letzte Gelegenheit, mit
möglich zurückbleiben muß, um den 14. Kh6-h7? T g 2 - h 2 ! 15. g 7 - g 8 D

169
Th2xh4f 16. K h 7 - g 6 T h 4 - g 4 f den g7 Ta8 6. Tg6 Tg8 (6. ... f4 7. g8D
Gewinn aus der Hand zu geben. Tg8: 8. Tg8: führt zum Gewinn für
Weiß) 7. Kh7 Ta8 (7. ... Tg7:f 8. Tg7:
14. ... Kai—b2 kommt ungefähr auf dasselbe heraus)
15. Kh6—h7 und gewinnt. 8. g8D Tg8: 9. Tg8: f4 10. Kg6 und
Weiß kommt rechtzeitig.
Sind die verbundenen Bauern der stär- II. 1. ... T a l 2. Tb7f Kf8 3. Kg6 Ta6f
keren Partei nicht frei, ist der Gewinn 4. f6 gf 5. gf Ta8 6. Th7 usw.
viel schwieriger und in den meisten III. 1.... Ta6 2. Tb7f Kf8 3. Tb8f Ke7
Fällen unmöglich. Ein einziger Aus- (3. ... Kf7 4. g6f führt zum nachfol-
nahmefall hebt sich ab, wenn die wei- genden Text) 4. f6f gf 5. g6 T a l 6. g7
ßen Bauern weit vorgerückt sind. Das T h l f 7. Kg6 T g l j 8. Kh7 T h l f 9. Kg8
folgende Beispiel aus einer Partie zeigt f5 10. Tb7f Kf6 (nicht 10.... Ke8 we-
es. gen 11. Tb5 und 12. T e 5 | ) 11. Kf8
Tal! 12. Tf7f! (es kommt auf ein Tem-
po an; nach 12. Tb6f Kg5! 13. g8D
SteUung 170 Ta8f erreicht Schwarz remis) 12. ...
(mit einer Variation) Ke5 13. g8D Ta8f 14. Kg7 Tg8:f 15.
Tschechower—Kajekewitsch (1949) Kg8: f4 16. Kg7 und gewinnt — der
weiße König steht auf der günstigen
i§ ü II H Seite.

••• 2. T b 4 - b 8 Tc7—c6

1P Auch auf 2. ... Ta7 folgt 3. g6f Ke7 4.

B •
Tg8 Kf6 5. Tf8f Ke5 6. f6. Weiß er-

• §§• •
zwingt einen Freibauern, und das ent-
scheidet: 6. ... gf 7. Kh6! T a l 8. g7
§1 ¡¡§ il usw.
Up
W
§§ II 3. g5-g6f Kf7-e7
4. Tb8—g8 Ke7-f6
Weiß am Zuge 5. Tg8-f8f Kf6-e5
6. f5—f6ü

Weiß am Zuge gewinnt. Dieser überraschende Zug rührt von


Tschechower her. Nach 6. Tf7 Kf4
1. K g 4 - h 5 Ta7—c7 würde 7. Tg7:? sogar zum Verlust füh-
ren (7. ... Tal).
Schwarz wartet ab. Wir betrachten drei
andere Möglichkeiten. 6. ... Ta6xf6
I. 1.... g6f 2. Kh6! (nach 2. fgt Kg7 ist 7. T f 8 - f 7 !
das Endspiel remis) 2 . . . . gf 3. g6f Kf6
4. Tb6f (das naheliegende 4. g7 wird Nun geht g7 verloren, und damit ist die
widerlegt durch 4.... T a l ) 4 . . . . Ke5 5. Sache entschieden.

170
7. ... Ke5-e6

Oder 7. ... Tf5f 8. Kg4 Tf6 9. Tg7:. mfw^


8. Tf7xg7 Tf6—fl
9. T g 7 - a 7 Tfl-hlf
10. Kh5—g5 und gewinnt.

Wenn wir in Stellung 170 alle Steine ei-


ne Linie nach links verschieben, ge-
winnt Weiß auf die gleiche Weise.
Wenn aber in diesem letzten Fall der
• i n J

Weiß am Zuge
11
weiße Bauer noch auf f4 steht und der
weiße König auf f5 (Weiß: Kf5 Tb6
Be5 f4; Schwarz: Ke7 Tc7 Bf7), ver-
hier der schwarze König von der Seite
mag Schwarz durch sorgfältiges Spiel
geschützt ist, und zum zweiten, weil der
remis zu halten, wie Keres in seinem
weiße König keine Möglichkeit hat, in
Praktische Endspiele hervorgehoben
die schwarze Stellung einzudringen
hat. Auf 1. Kg5 muß er dann 1 — Tc5!
(wie in Stellung 170 mit Kh5-g6).
spielen, um das Vorrücken des f-Bau-
Schwarz kann mit seinem Turm auf der
ern zu verhindern.
7. Reihe bleiben, da 1. Tb8 Tc7 2. f6t
Kh7 3. Tf8 Ta7 4. Tf7:t Tf7: 5. g6f
Stellung 171 nur remis ergibt, während 3. Te8 mit
der Drohung 4. Te7 einfach mit 4. ...
Kortschnoj-Karpov, T h l beantwortet wird.
25. Matchpartie 1978 Angriffslust des schwarzen Turms
bringt große Gefahren mit sich: 1. Tb8
Diese Stellung zeigt viel Ähnlichkeit T a l 2. f6f Kh7 3. Tf8 T h l f ? (3. ...
mit der vorigen, ist aber doch wesent- Ta7!) 4. Kg4 Tglf 5. Kf4 T f l f 6. Ke5
lich anders geartet; zum ersten, weil Kg6 7. Tg8f Kh5 8. Tg7.

F. Turmendspiele mit beiderseits mehr Bauern


Als allgemeine Anweisung gilt, daß es empfehlenswert ist, im Turmendspiel nach
der Initiative zu streben. Ein Turm, der einen feindlichen Bauern bedroht oder
unter Beschuß hält, kann viel mehr Aktivität entwickeln als der Turm, der mit der
Aufgabe beschwert ist, seinen Bauern zu decken. Besonders wirkungsvoll ist die
Stellung des weißen Turms auf der 7., des schwarzen auf der 2. Reihe, wenigstens
wenn sich auf dieser Reihe noch ein oder mehrere feindliche Bauern befinden, die
natürlich gedeckt werden müssen. Außerdem spielt ganz allgemein im Endspiel,
aber ganz besonders im Turmendspiel der König eine wichtige Rolle, sowohl im
Angriffs- als auch im Verteidigungssinn.

171
Der König, dem es gelingt, in die feindliche Stellung einzudringen, läßt durchweg
eine Spur der Verwüstung zurück. Ferner ist der König die Figur, die ausnehmend
dazu bestimmt ist, dem gegnerischen Turm den Zugang auf die vorletzte Reihe zu
nehmen. Als dritter wichtiger Faktor im Turmendspiel kann der Freibauer gelten,
der im Zusammenspiel mit König und Turm Mattbilder schaffen kann.
Die genannten drei Elemente finden wir harmonisch vereinigt in dem hier folgen-
den lehrreichen Endspiel.

SteUung 172 So wird wenigstens die Gefahr der ver-


bundenen Freibauern beschworen. Die
Capablanca— Tartakower
Alternative bestand in der Gegenof-
(New York 1924)
fensive 2. ... c5 3. g6 cd 4. Kg5 d3.
Weiß kommt jedoch zurecht, um den
r m y/ m r m schwarzen Freibauern unschädlich zu
machen: 5. Td7 Tc5 5. Kh6, und nun
scheitert 6. ... d2 an 7. g7f, und Weiß
H I B % verwandelt den Bauern in eine Dame
(7. ... Ke8 8. Td5:! Td5: 9. g 8 D f ) .

3. g5—g6 Tf3xf4t
4. K h 4 - g 5 Tf4-e4

Nicht 4. ... Td4: wegen 5. Kf6 Ke8 (5.


... Kg8 6. Tc7: und matt) 6. g7 (auch
Weiß am Zuge möglich und vielleicht noch stärker ist
zuerst 6. Tc7:) 6. ... Tg4 7. Th8f mit
1. K f 3 - g 3 ! Turmgewinn.

Weiß dringt mit seinem König in die 5. K g 5 - f 6 Kf8-g8


schwarze Stellung ein. So erhält er ei-
nen klaren Gegenwert für den nun fol- Diese Verteidigung ist möglich, weil
genden Bauernverlust. der schwarze Turm nun auf die 8. Rei-
he kommen kann.
1. ... Tc6xc3f
2. K g 3 - h 4 6. T h 7 - g 7 f

Schwarz muß sich nun gegen die tödli- Gut genug war auch 6. Tc7:; aber der
che Drohung 3. g6 und 4. Kg5 zur Textzug treibt den König auf ein weni-
Wehr setzen, wonach Weiß die Wahl ger gutes Feld.
zwischen 5. Kf5: hat, das ihm zwei ver-
bundene Freibauern verschafft, und 5. 6. ... Kg8-h8
Kf6, um auf Matt zu spielen.
Auf 6. ... Kf8 folgt 7. Tc7: Te8 (es
2. ... Tc3-f3 drohte 8. Tc8t Te8 9. g 7 | ) 8. Kf5:,

172
und nun wird 8. ... Te7 mit 9. Te7: Diese Stellung ist entstanden, nachdem
Ke7: 10. Ke5 beantwortet. der Nachziehende mehrmals die beste
Fortsetzung verpaßte, die höchstwahr-
7. Tg7xc7 Te4-e8 scheinlich zum Remis geführt hätte.
8. K f 6 x f 5 Te8-e4 Weiß entschied das Endspiel mit eini-
gen kräftigen Zügen:
Auch nach 8 . . . . a6 ist der Gewinn ein-
fach: 9. Tb7 b5 10. ab ab 11. Tb5: Td8 1. a5—a6! b7xa6
12. Tb7 Kg8 13. Ke6 und 14. Td7. 2. K b 4 - a 5 Ke8-d7
3. K a 5 - b 6 !
9. K f 5 - f 6 Te4-f4t

Praktisch erzwungen. Ein neuerlicher Beweis für die These,


daß es in Turmendspielen nicht allein
10. K f 6 - e 5 Tf4-g4 und durchweg nicht an erster Stelle um
11. g 6 - g 7 f das Materialverhältnis geht.
Nach 3. Ka6:? Kc7 hat Schwarz vor-
So behält Weiß wenigstens seinen g- zügliche Chancen, weil der weiße d-
Bauern, weil 11. ... Tg7: nicht gut Bauer nicht vorgehen kann wegen des
möglich ist wegen 12. Tg7: Kg7: 13. Matts auf a4. Mit dem Textzug droht
Kd5:. Weiß sich durch d 4 - d 5 (eventuell
11. ... Kh8-g8 nach voraufgegangenem Kb7) einen
12. T c 7 x a 7 und Weiß gewann. mächtigen Freibauern zu verschaffen.

Auch im Weltmeisterschaftskampf 3. ... b5—b4


1978 kam die große Kraft des einge-
drungenen Königs sehr gut zu ihrem
Recht. Weiß hat sich bis hierher „unter dem
Schirm" der schwarzen Bauern belang-
reiche Angriffschancen verschafft. Der
Stellung 173 Textzug dient als Vorbereitung, um
Kortschnoj—Karpov diesen Schirm zu beseitigen.
(Baguio City 1978) Auf 4. Kb7 folgt nämlich 4 . . . . b3 5. d5
Tb4f.

mxm % ' m • •
4. d4—d5
5. T d 2 x d 5 f
6. T d 5 - d 3
c6xd5
Kd7-c8

m
ABwfam'wm.
• £ •"m.
Noch immer genießt Weiß die abschir-
mende Wirkung der schwarzen Bau-
ern.

6. ... a6—a5
Weiß am Zuge 7. T d 3 - g 3 b4—b3

173
Das auf der Hand liegende 7. ... a4
wird mit 8. c6 Te8 9. Tg4 mit Erobe-
rung der feindlichen a- und b-Bauern
beantwortet, womit die schwarze Ge-
genoffensive entkräftet ist.
Mit dem Textzug droht 8. ... Tb4t,
welcher Zug nach 8. Tb3: sogar zum
Gewinn für Schwarz führen würde.

8. Kb6—c6

Wieder mit Mattdrohung.


Schwarz am Zuge
8. ... Kc8-b8

Auch nach 8. ... Kd8 9. Tb3: ist das ist in Gefahr, noch einen zweiten Bau-
Endspiel für Schwarz nicht zu halten. ern einzubüßen. Die einzige Möglich-
keit, die Partie zu retten, besteht in ei-
9. Tg3xb3f Kb8-a7 nem Gegenangriff:

Viel mehr Widerstand hätte 9. ... Tb4 1. ... Td8-d2!


geleistet, worauf 10. Tb4: ab lediglich 2. Ta6xb6f Kg6-g5
remis ergibt. Die Partie hätte wie folgt 3. Kfl-el Td2—c2
weitergehen können (9. ... Tb4): 10. 4. Tb6-b5
Ta3 a4 11. Kd7 Tf4 12. c6 Td4f 13.
Ke6 Kc7 14. Kf6: Kc6: 15. Kg6 Kd7 Weiß muß etwas gegen das Vorrücken
16. f6 Ke8 17. T c 3 | Kf8 18. Tc3 Td8 des f-Bauern tun. Nach 4. a4 f4 5. a5
19. Tc7 usw. Kg4 6. a6 Kf3 7. a7 Tclf 8. Kd2 T a l
ist es sicher nicht Weiß, der besser
10. Tb3—b7f steht.

mit leichtem Gewinn für Weiß: 4. ... Kg5-g4


10. ... Ka6 11. Tb6f Ka7 12. Kb5 a4 5. h 2 - h 3 f !
13. Tf6: Tf4 14. Th6: a3 15. Ta6f Kb8
16. Ta3: usw. Noch immer drohte 5 . . . . f4 nebst 6....
Kf3. Mit dem Textzug versteht es
Weiß, die feindliche Hauptmacht zu
vernichten, für welchen Zweck er
Stellung 174 gleichwohl soviel Material preisgeben
Tarrasch—Rubinstein muß, daß seine eigenen Gewinnchan-
(San Sebastian 1911) cen illusorisch werden.

Augenscheinlich muß Schwarz verlie- 5. ... Kg4xh3


ren. Er hat einen Bauern weniger und 6. Tb5xf5 Tc2xb2

174
Der Bauer, den Weiß mehr besitzt, ist SteUung 175
nicht von großem Wert, weil alle seine
Aljechin—Euwe
Bauern vereinzelt sind und sein König
(Match 1927)
auf der untersten Reihe festgehalten

• •i
wird.

7. T f 5 - f 4

Auf 7. a4 folgt 1 . . . . Ta2 8. a5 Kg4 und


eventuell 9. ... Kf3.
M• i
u 11 Ü H
m WB

7. ... Tb2xa2
mB
•P «Pu
8. Tf4xe4 h7-h5
9. c3—c4 Kh3-g2
10. Te4-f4
Schwarz am Zuge

Auf 10. Th4 geschieht nicht 10.... Tf2:


Ein besonders aufregendes Beispiel,
wegen 11. Th2f, sondern 10. ... Tc2
nicht so sehr wegen des wirklichen
11. Tf4 Kgl, und Weiß kommt nicht
Verlaufs, als wegen der von Aljechin
weiter. Sobald der c-Bauer verloren
nach der Partie gegebenen Analyse.
geht, ist das Remis vollzogene Tatsa-
Schwarz kann gewinnen, aber man fra-
che.
ge nicht wie.
In der Partie geschah 1 . . . . d4? 2. Tg6!
10. ... Ta2—c2
Tf3 (erzwungen, weil der weiße Frei-
11. T f 4 - h 4 Kg2-f3
bauer durchzulaufen drohte) 3. Tg4.
Weiß erobert einen der schwarzen
Freibauern und erreicht so remis. Die
Auch mit 11.... Kgl kann Schwarz re-
von Aljechin angegebene Gewinnfort-
mis machen.
setzung lautet:
12. K e l - d l Tc2xf2
13. c4—c5 Kf3-e3 1. ... Te3-f3
14. T h 4 x h 5
Der angewiesene Zug, um den weißen
Freibauern zu stoppen, ohne die eige-
Oder 14. c6 Tf6, und nun nicht 15. nen Bauern zu schwächen. Aber der
Tc4? wegen 15. ... Kd3 und Schwarz Textzug leistet noch mehr: er schneidet
gewinnt! den weißen König von der f-Linie ab,
so daß der schwarze e-Bauer ungehin-
14. ... Ke3-d4 dert durchzulaufen droht.
Will Weiß sich dagegen verteidigen,
muß er sofortige Maßregeln ergreifen.
Remis. Er kann sich zum Beispiel nicht erlau-

175
ben, mit 2. Te 7 auf Bauerngewinn zu 8. c5—c6 d4—d3
spielen. Das bedeutet also, daß Weiß 9. c6—c7 Tf5-f8
überhaupt kein Gegenspiel mehr hat.
Scheinbar muß Weiß chancenlos unter- Nun scheint das Los des Weißen besie-
gehen. gelt zu sein. Es droht 10. ... d2 und
nach 10. c8D Tc8: 11. Kf2 Tc5! 12. e6
2. K h 2 - g 2 Te5 kämpft Weiß für eine hoffnungslo-
se Sache.
Verhindert das unmittelbare Vorriik-
ken des e-Bauern. 10. T h l - g l ü

2. ... Tf3-f5 Ein besonders feines Manöver, das 10.


... d2 verhindert. Darauf würde näm-
lich folgen: 11. c8D Tc8: 12. Kf2f usw.
Um e5 unschädlich zu machen, sobald
sich der weiße Turm zurückgezogen
hat, um den schwarzen e-Bauern zu 10. ... Kg7-h6
stoppen.
Aufs neue droht 11. ... d2.
3. b4—b5! e4—e3
11. Tgl-hlt Kh6-g5
12. Thl—gl Kg5-f4
Nach dem naheliegenderen 3 . . . . cb er-
13. Kg2-f2 Kf4xe5f
hält Weiß mit 4. c6 bc 5. Tc6: e3 6.
14. Kf2—el
Ta6: e2 7. Th6f Kg7 8. T h l Te5: 9.
Kf2 noch einige Remischancen! 14. Ke3 scheitert an 14. ... T f l 15.
T f l : efD 16. c8D De2 matt.
4. b 5 x a 6 b7xa6
14. ... Ke5-d4
Natürlich nicht 4. ... e2 wegen 5. ab 15. Kel—d2 Tf8—fl
Tf8 6. Th6f und Weiß hat sogar selbst 16. Tgl—g4f Kd4-d5
Gewinnchancen. 17. Tg4-g5f Kd5-d6
18. c7—c8D e2—elDt
5. Te6xc6 e3—e2
6. T c 6 - h 6 f Kh8-g7 und gewinnt (19. Kd3: D d l f 20. Ke4
7. Th6—hl d5—d4 Df3f 21. Kd4 T d l f ) .

176
8. Damen-Endspiele
Wir unterscheiden die folgenden Abschnitte:
A. Dame und Bauer gegen Dame
B. Damenendspiele mit mehreren Bauern auf beiden Seiten

A. Dame und Bauer gegen Dame


Für die Endspiele von Dame und Bauer gegen Dame gelten die folgenden Regeln:
1. Stellungen, in denen der verteidigende König vor dem Bauern steht und der
angreifende König dahinter, bieten nur in Ausnahmefällen Gewinnchancen.
2. Es ist nicht so schwierig, einen Bauern, dessen Vormarsch nicht durch den ver-
teidigenden König aufgehalten wird, zur vorletzten Reihe zu bringen; aber das
größte Problem erhebt sich erst dann: das Vermeiden des ewigen Schachs.
3. Mit einem Bauern auf der vorletzten Reihe sind die Gewinnchancen verschie-
den.
a. mit dem Randbauern nahezu gleich Null
b. mit dem Springerbauern annehmbar
c. mit dem Läufer-, Dame- und Königsbauern am größten
4. Der verteidigende König hält sich, falls er nicht vor dem feindlichen Bauern
steht, am besten in großem Abstand von dem Bauern auf, um die eigene Dame
nicht beim Schachbieten zu beeinträchtigen.
5. Der Damentausch bedeutet die größte Gefahr für die verteidigende Partei, die
fortdauernd darauf zu achten hat.
6. Die zwei wirkungsvollsten Mittel, mit denen der Verteidiger die Umwandlung
des Bauern zu verhindern trachten muß, sind das Schachbieten und das Fesseln
(auf der Waagerechten oder der Schrägen) des Bauern, Weniger verläßlich ist das
Bestreichen des Umwandlungsfeldes durch die verteidigende Dame; am wenigsten
zweckmäßig ist, die Dame vor den Freibauern zu stellen.
Wir wollen nun an Hand eines Beispiels zeigen, wie die stärkere Partei ihren Bau-
ern nach vorn bringt und weiter, wie der Bauer, auf der 7. Reihe angelangt, ent-
scheidende Bedeutung erhält. Der erste Teil dieses Endspiels wird lediglich flüch-
tig kommentiert, während bei der Behandlung des zweiten Teils die verschiedenen
Verteidigungen so weit möglich vollständig untersucht werden.

177
Stellung 176 Nachdem es offenbar nicht geglückt ist,
den schwarzen König vor den Bauern
zu stellen, bläst die schwarze Majestät
zum Abzug.
B
12. g5—g6 Kc5-b4
iPW 13. K g 7 - g 8 Kb4-a4

Der König bleibt lieber so weit wie


möglich entfernt von der Nachbar-
schaft des Bauern (Regel 4).

14. D f 6 - f 7
Weiß am Zuge
Nach 14. g7? würde eine lange Reihe
1. K h 2 - g 2 von Schachgeboten folgen, beginnend
mit 14. ... De8f.
Der Damentausch 1. Df4f Df4: 2. gf
Kd6 führt lediglich zum Remis. 14. ... De2-d3
15. g6—g7
1. ... Df5-e4f
2. Kg2-h3 De4-h7f
3. Kh3-g4 Dh7-g6t
4. Dd2-g5 Dg6-e6f Stellung 177
Natürlich scheitert 4. ... De4f an 5.
Df4t JJJP a
m
5. K g 4 - h 4 Kc7-d6 SÜ 11 Hf 1 1
m
Schwarz hat kein Schach mehr und
trachtet nun danach, seinen König na-
#11 •
he heranzubringen: 5. ... Kd7 wäre na-
türlich verfehlt wegen 6. Dg4. H ¡Ü II ffü
6. g3—g4 De6—elf W MM w
7. Kh4-h5 Del-hlf Schwarz am Zuge
8. Kh5-g6 Dhl-e4f
9. Kg6-g7 De4-e2 Nun ist eine äußerst heikle Lage ent-
standen; heikel für beide Parteien,
Nicht 9. ... Dd4f wegen 10. Df6f. aber vor allem für Schwarz. Weiß kann
einen minder genauen Zug wohl noch
10. Dg5—f6f Kd6-d5 einmal gut machen, doch für Schwarz
11. g4—g5 Kd5—c5 führt ein fehlerhafter Zug unerbittlich

178
zum Verlust. Schwarz muß genau rech- 21. ... De7-h4f
nen, durchweg vier bis fünf Züge tief. 22. K h 7 - g 6 Dh4-g3|
Auf gut Glück schach zu bieten, kann 23. D f 5 - g 5 Dg3-d3f
leicht zu einer verlorenen Stellung füh-
ren. Nach 2 3 . . . . Dd6f 24. Kh5! kommt ein
Um mit dem Gang der Sache etwas neues Element ins Spiel. Schwarz steht
vertraut zu werden, probieren wir: auf Verlust, denn er darf weder 24. ...
Dh2f spielen wegen 25. Dh4f noch
15. ... Dd3-d8f 24. ... D d l f wegen 25. D g 4 | .

24. K g 6 - h 5 Dd3-h7f
Dieses Schach war nicht nötig, weil
Weiß nichts drohte.
Das einzige Schachgebot.
16. K g 8 - h 7 Dd8-h4f
25. K h 5 - g 4

Nun war das Schach sehr wohl nötig, Ein vorläufiges Ende der Schachserie:
angesichts der Drohung 17. g8D. 25. ... De4f wird mit 26. Df4 beant-
wortet.
17. Kh7-g6 Dh4-g4f
18. Kg6-h6 Dg4-h4f 25. ... Dh7-g8
19. Df7-h5 Dh4-f6f
20. Kh6-h7 Eine neue Lage ist entstanden: die Da-
me vor dem Freibauern. Weiß wird
wohl sicher gewinnen, wenn auch kei-
Plötzlich gibt es nun kein Schach mehr. neswegs einfach.
Schwarz muß das Fesselungsmittel an-
wenden. 26. D g 5 - e 5 !
20. ... Df6-e7
26. Df4f und 27. Df8 sieht gut aus,
21. D h 5 - f 5
führt aber nicht zum Gewinn, weil da-
nach die Schachgebote aufs neue be-
Wenn Weiß schachbietend seine Dame ginnen.
nach f4 bringen könnte, wäre damit der
Prozeß bereits entschieden. Es würde 26. ... Db8—c8f
Kh7—h8 folgen, worauf die Umwand- 27. K g 4 - g 3 Dc8-g8
lung nicht mehr zu verhindern ist. Die 28. D e 5 - d 4 f
Fesselungsfelder f6 und e5 sind unzu-
gänglich und die schwarze Dame hat Mit Zeitgewinn bringt Weiß seine Da-
kein Schach. me auf ein Feld, von wo aus die feindli-
Aus diesem Grund würde Schwarz auf chen Schachs am besten unter Kontrol-
21. Dg4f Kb3 22. Df3f nicht mit 22. le gehalten werden. Dazu sind die Zen-
... Ka4 fortsetzen dürfen wegen 23. tralfelder (d4 oder e5) im allgemeinen
Df4f und 24. Kh8. am geeignetsten.

179
Stellung 178 e6 und e8 angreift. Angesichts der
Drohung 33. Df4f und 34. Df7 muß
die schwarze Dame das Feld räumen,
lila. 32. ... Dd8 33. Df4f Kb3 (sonst
folgt Damentausch) 34. Df7f und 35.
g8D.
Illb. 32. ... Dc8 33. Df4f mit genau
#11 den gleichen Folgen.
IIIc. 32. ... Da8? 33. D a l t usw.
Illd. 32. ... Dc4 (oder Db3 oder Da2)
33. Da8f und 34. g8D.
B ¡§ il il Im allgemeinen kann festgestellt wer-
den, daß Schwarz verlieren muß, so-
Schwarz am Zuge bald seine Dame gezwungen wird, das
Umwandlungsfeld ohne Schachgebot
zu verlassen.
Eine lehrreiche Stellung. Abhängig Außerdem ist der Gewinn ziemlich si-
von der schwarzen Antwort folgt je- cher erreichbar, wenn die schwarze
weils ein anderer Gewinnweg. Dame nicht mehr über ein Schach oder
I. 28. ... Kb3 29. Kg2 Da8f 30. Kgl eine Fesselung verfügt und deshalb
Dg8. Es ist beachtenswert, daß der „die Notbremse ziehen" muß, indem
weiße König auf gl vor feindlichen sie sich auf das Umwandlungsfeld be-
Schachgeboten vollkommen sicher ist. gibt.
Weiß kann also ruhig die Entscheidung Der allgemeine Beweis des letzteren ist
vorbereiten: 31. De3f Kc4 (31.... Kc2 noch nicht geliefert (die Anzahl an
32. D f 2 | kommt auf dasselbe heraus) Möglichkeiten ist unvorstellbar groß);
32. Df4f Kc3 33. Df8 usw. vielleicht kann jedoch in dieser Hin-
II. 2 8 . . . . Ka3 29. Kg2 auch jetzt strebt sicht der Computer in Zukunft eine
der weiße König wieder zu dem siche- helfende „Hand" reichen.
ren Feld gl hin) 29. ... Da2f 30. Df2 Aus dem gegebenen Beispiel sehen
und Schwarz kann die Umwandlung wir, daß die Stellung des schwarzen
des g-Bauern nicht verhindern: 30. ... Königs von außerordentlicher Bedeu-
Dd5f 31. D f 3 | oder 30. ... Dg8 31. tung ist, weil diese die Möglichkeiten
Df8f oder 30. ... Dc4 31. Dg3f und des Damentauschs bestimmt.
32. g8D. Das nun folgende Beispiel bestätigt
III. 28. ... Kb5 (oder 28. ... Ka5) 29. dies noch einmal und läßt außerdem ei-
Kh4 Dh7f 30. Kg5 Dg8 31. De5f Ka4 nen bemerkenswerten Erfolg für den
32. Kg6! Hier steht der weiße König verletzlichen weißen König bei seinem
ebenso sicher wie auf gl, wenn die wei- „Handgemenge" auf kurzem Abstand
ße Dame mindestens die Schachfelder mit der Dame sehen.

180
SteUung 179 3. De5-e7f

Auch nach 3. ... Dh8f 4. Kg3 De5f 5.

WMWk Kg2 ist der weiße König in Sicherheit.

4. K h 4 - h 3 De7-d7f
5. Kh3—g2 und gewinnt.

• SteUung 180

• H 11 §! HP
H
S
P
'9

Weiß am Zuge
B
Weiß gewinnt:

1. K g 7 - g 6 Dd7-d6f

• •
1. ... Dc6f und 1. ... D e 6 | kommen
auf dasselbe heraus, aber 1.... Dg4f 2.
Kh6 D h 3 f ? wird widerlegt durch 3. M
Kg5!, und die schwarze Dame ist Weiß am Zuge
machtlos.

2. K g 6 - g 5 Dd6-e5t Der vorgerückte e-Bauer bietet ebenso


wie der f-Bauer gehörige Gewinnchan-
Es ist leicht nachzuprüfen, daß andere cen. Der weiße König hat etwas mehr
Schachs ebenfalls totlaufen. Zum Bei- Raum zum Manövrieren; demgegen-
spiel 2. ... De7f 3. Kg4 De6f 4. Kg3 über verfügt aber auch die schwarze
De5f 5. Kg2. Sobald der weiße König Dame eventuell über eine größere An-
auf g2 steht, ist er gegen weitere zahl an Schachgeboten.
Schachs gesichert. Das zeigt sich auch Weiß gewinnt:
nach 2. ... Dd5f 3. Kh4 De4f 4. Kh3
Dh7f 5. Kg2. Beachtenswert ist noch 1. K f 8 - f 7 Dd6—c7
die Variante 2. ... Dd5f 3. Kh4 D h l f
4. Kg3. Eine ähnliche Pattstellung der 1. ... Dd7 und 1 . . . . Dd5f führen nach
schwarzen Dame wie soeben gezeigt. 2. Kf6 Dd6f oder Dc6f zur gleichen
Stellung.
3. K g 5 - h 4
2. K f 7 - f 6 Dc7—c6f
Auf 3. Kh6 folgt nicht 3. ... Dh8f 4. Oder auch 2. ... Dd6f 3. Kg5.
Kg6 „patt", sondern 3. ... Dd6f und
Weiß kommt nicht weiter. 3. K f 6 - g 5 Dc6-g2f

181
3. ... Dd5f kommt nach 4. Kg4 Dg2f Schwarz erzwingt das Remis:
5. Kf4 aufs gleiche heraus, und nach 3.
... Dd5f 4. Kg4 Dg8f gehen der Dame 1. ... Dg3-h4f
die Schachgebote schneller aus, weil 2. D c 2 - h 7
der weiße König nach f l läuft, worauf
ein Linienschach mit Df2f beantwortet Nach 2. Kg8 Dd8f 3. Kf7 D d 7 | 4. Kf6
wird. Dd4f vermag der weiße König dem
4. K g 5 - f 4 Dg2-h2f ewigen Schach nicht zu entkommen,
5. K f 4 - f 3 Dh2-h3f weil dieser seinen g-Bauern ständig ge-
deckt halten muß.
Nach 5. ... D h l f 6. Kg3 haben wir
wieder die quasi Pattstellung der 2. ... Dh4-d8f
schwarzen Dame.
3. g7—g8D
6. K f 3 - f 2 Dh3-h2f
6. ... Dh4f 7. K f l D h l f 8. D g l führt 3. Dg8 Dh4f führt ebenfalls zum ewi-
zum Text. gen Schach.
7. Kf2—fl Dh2—hl| 3. ... Dd8-f6f
8. De3—gl Dhl—e4 4. D h 7 - g 7 Df6-h4f
Die schwarzen Schachs sind erschöpft. 5. D g 8 - h 7 Dh4-d8f
Weiß gewinnt mit 9. D b 6 | Kc3 (9. ...
Ka3 10. Da7f und 11. D b 8 f ) 10. Dc7f Remis durch ewiges Schach.
usw. Das ist der einzige „normale" Fall, wo
Die Remischancen der schwächeren es eine Dame gegen zwei feindliche
Partei wurden bisher noch unzurei- Damen aufnehmen kann.
chend beleuchtet. Zunächst zwei cha-
rakteristische Stellungen.

Stellung 181 SteUung 182


Lolli (1763)

WM
m m
A
I n

m
Schwarz am Zuge Schwarz am Zuge

182
Schwarz macht remis: ne Fußangel versteckt. Auf 3. ... K a i
darf Weiß nicht 4. g8D spielen wegen
1. ... Dh5-h4f 4. ... De3f! 5. Ke3: patt, sondern muß
2. Kf4-f3 Dh4—hlf 4. Da8t einschalten, wonach die Patt-
3. Kf3—e3 Dhl—elf Stellung aufgehoben ist. Es folgt:
4. Ke3-d4 Del-b4f
5. Kd4-d5 Db4-b7f 1. ... Db3-f7

Remis. Auf 1. ... Dg8 geschieht gleichfalls 2.


David Hooper spricht in seinem Pocket Dg4 D d 8 | ( 2 . . . . Dd5f führt zur Text-
guide to endgames von „Sternschachs", folge) 3. Kel Dg8 (3. ... Da5f 4. K f l
ein vortrefflicher Begriff für diese usw.) 4. K f l D f 7 | 5. Kgl. Hier ist der
Schachserie. König vor weiteren Schachs sicher
Im folgenden Beispiel sehen wir zwei (Stellung 178). Es folgt: 5. ... Dg8 6.
ganz verschiedene Remiswendungen, De2f Kb3 7. Df8f und 8. Df8.
die auftreten, wenn die stärkere Partei
den richtigen Weg verläßt. 2. D d 4 - g 4 ! Df7-d5f

Nach 2. ... Df2f 3. Kd3! ist es sofort


Stellung 183 aus.
P. Keres (1972) 3. Kd2—el!

Der einzige Gewinnzug. Keres stellt


fest, daß der weiße König nach 3. Ke2?
Db5f 4. Kf2 Db6t 5. Kg2 Dc6f 6.
Kh2 Dh6f dem ewigen Schach nicht
entkommen kann.

3. ... Dd5—hlf
wMWi
#ü§ Oder 3. ... Da5f 4. K f l usw.

4. Kel—f2 Dhl—h2f
5. Dg4—g2, gefolgt von einem
Schwarz am Zuge Abzugsschach des weißen Königs und
danach der Bauernumwandlung.
Die Lage ist für Schwarz nicht die be- Wenn man in der Lage ist, stets die gu-
ste: er verfügt nicht über Schachs und ten Züge zu finden, macht die Abwick-
muß mit einer Reihe von Schachgebo- lung eines Damenendspiels wie dieses
ten der weißen Dame rechnen, die einen insgesamt einfachen und flotten
zwangsläufig zur Umwandlung des g- Eindruck.
Bauern führen können. Zum Beispiel Daß Gewinn und Remis sehr dicht bei-
1. ... De6 2. Da7f Kb2 3. Db8f, ge- anander liegen, geht noch aus den bei-
folgt von g7—g8D. Hier liegt jedoch ei- den folgenden Beispielen hervor.

183
Stellung 184 nach 8. Kc8 Dc3f 9. Dc7 Dh3f 10.
Kb8 Db3f 11. Db7 D g 8 | 12. Ka7. Die
schwarzen Schachgebote sind er-
-
'ff fl^ schöpft. Man muß es aber sehen!

8. Kd8—c8 Db6-c5f
9. K c 8 - b 7 Dc5-b4f
10. K b 7 - a 6 Db4-a3f

rB Aufs neue eine kleine Schwierigkeit:


10.... D c 4 | verliert: 11. Da7 Dc5f 12.
Ka8 usw.
m m m, 11. K a 6 - b 5 Da3-b3|
Schwarz am Zuge 12. K b 5 - a 5 Db3-c3f

Awerbach zeigt, daß Weiß am Zuge und Weiß hat nichts erreicht.
gewinnt, während Schwarz am Zuge Der lückenlose Nachweis des Gewinns,
remis macht. Wir beschränken uns auf falls Weiß am Zuge ist, würde viel zu
das letztere. weit führen. Awerbach gibt die folgen-
Es folgt: de Variante:
1. Kg6 Dc6f 2. Kg5 Dg2f 3. Kf6 Dc6f
1. ... Kbl—a2!
4. De6 D c 3 | 5. Kg6 Dg3f 6. Kh7
Die Bedeutung dieses Zuges ist deut- Dh2f 7. Dh6 Dc7 8. Dd2 nebst 9.
lich. Schwarz bringt seinen König aus Dd4. Weiter gibt Awerbach als allge-
der Schrägen h7/gl und vermindert meine Richtlinie, daß der weiße König
damit die Tauschdrohungen des Wei- nach a4 oder b4 laufen muß, wonach
ßen ganz erheblich. Weiß durch Tausch den Gewinn er-
zwingen kann. Wohl ein ganz langer
2. K h 7 - g 6 Dd7-g4f
Weg!
3. K g 6 - f 6 Dg4-f3f
4. K f 6 - e 7
SteUung 185
Nach 4. Df5 Dc3f 5. Kf7 Dc7f 6. Kg8 Fontana (1850)
Dd8f 7. Df8 Dd4! ist remis ebensowe-
nig zu vermeiden. Und auch mit 4. Ke6
Dg4f 5. Kf7 D d 7 | kommt Weiß nicht
weiter.
Wir folgen einer Analyse von Nowo-
tjelnov.
4. ... Df3-b7f
5. Ke7-d8 Db7-b6f
6. De5—c7 Db6-d4f
7. Dc7-d7 Dd4-b6f

Schwarz segelt hier um eine gefährliche


Klippe: 7. ... D f 6 f ? führt zum Verlust Schwarz am Zuge

184
Hier ist festzustellen, daß die Aufstel- und es ist auffallend, daß dabei die
lung des weißen Königs in der Mitte Stellung des schwarzen Königs keine
die Gefahr von ewigen Schachs erheb- Rolle gespielt hat) 4. ... Dc8 (sonst
lich vermindert. Es gelingt Schwarz folgt 5. Da8|) 5. Df3f Kb4 6. Df4f
nicht, remis zu erzwingen, wie aus den Kb3 7. Dg3| Ka4 8. Dh4f und ge-
folgenden sechs Varianten hervorgeht: winnt.
I. 1.... Ddlf 2. Ke6 Db3t 3. Ke7 Db8
IV. 1. ... Dh8 2. Df3f Kb4 3. Dg4f
(die Schachs sind bereits erschöpft; die
Kb5 4. Dg8 usw.
schwarze Dame muß nun h8 beobach-
ten. Mit 3. ... Dh3 wäre das unzurei-
V. 1.... Df6 2. De3f Ka2 3. Da7f Kb3
chend gewesen wegen 4. Da8f und 5.
4. Db8f usw.
h8D) 4. Dd3f Ka2 (sonst folgt 5. Dd4f
und 6. h8D) 5. Dc2f und 6. Dc3|.
VI. 1. ... Db2 2. Dd3f Ka2 3. Da6f
II. 1. ... Da2f 2. Kc6 Db2 3. Dd3f Kbl 4. Dg6f Kai 5. Dglf Ka2 6.
Ka2 4. Da6f Kbl 5. Db5. Dg8!, eventuell gefolgt von einem Ab-
zugsschach.
III. 1. ... Dg7 2. Ke6! (droht 3. Da8t),
und nun Fontana weist außerdem nach, daß bei
weniger aggressiver Aufstellung des
lila. 2. ... Kb3 3. Df3f Kc2 4. Dh5! weißen Königs (auf cl anstelle von d5),
(Merkwürdig, daß die schwarze Dame wobei die schwarze Dame auf g7 steht,
kein einziges Schach hat) 4. ... Dh8 5. das Remis unvermeidlich ist: 1. ...
Dg6t und 6. Dg8. Kb3! 2. De6f Kb4. Es gelingt Weiß
Illb. 2. ... Dh6f 3. Kd7 Dh3f 4. Ke7 nicht, mit Schachzügen eines der Fel-
(Die Schachs sind wieder erschöpft, der e8 oder h3 zu erreichen.

B. Mehr Bauern auf beiden Seiten


Zwei für diese Endspiele wichtige Merkmale sind:
a. eine befestigte Königsstellung
b. der Besitz eines Freibauern
Eine sichere Königsstellung ist wichtig; es ist aber in den meisten Fällen nicht
möglich, den eigenen König vor ewigem Schach zu behüten und gleichzeitig die
geeigneten Maßregeln zu treffen, um ein positionelles (oder materielles) Überge-
wicht zur Geltung zu bringen. Nicht selten muß der König der stärkeren Partei
über das ganze Brett flüchten, um sich hinter den feindlichen Linien aus dem Stau-
be zu machen.

185
Stellung 186 3. K e 3 - f 4 Del—flf
4. K f 4 - e 5 Dfl—elf
Barcza—Kluger
(Meisterschaft von Ungarn)
Die wichtigste Variante lautet: 4. ...
Df6f 5. Ke4 Df5f, aber dann findet
der weiße König ausreichende Sicher-
ÉlP Ww^È heit in der Nähe seines g-Bauer nach 6.
WULM Ke3 De5f 7. Kf3 Dh5f (7. ... Df5f 8.
Kg2 De4f 9. Kh2 führt zu einer gleich-
artigen Lage) 8. Kg2. Mangels Besse-
• A l rem muß die schwarze Dame sich dem
Aufhalten des gefährlichen Freibauern
widmen: 9. ... Dh8 10. a7 Da8, doch
darauf entscheidet 11. Db2f (verglei-
che die Anmerkung bei dem ersten
Weiß am Zuge Zug von Weiß) 11. ... Kh7 12. Db8
usw.

Weiß hat nicht allein einen Bauern 5. K e 5 - d 6 Delxg3f


mehr; er verfügt außerdem über einen 6. K d 6 - d 7 !
mächtigen Freibauern. Der Gewinn
liegt jedoch noch nicht zum Greifen
nahe, weil der weiße König zunächst Weiß läßt den schwarzen c-Bauern auf
keinen Bauernschutz genießt und des- dem Brett, weil dieser dem flüchtenden
wegen fortwährend Schachgeboten König als Schirm dienen kann.
ausgesetzt ist.
Es folgte: 6. ... Dg3-g4f
7. Kd7—c7 Dg4-f4f
1. D e 2 - h 2 f 8. Kc7-b7 Df4-f7f
9. Kb7-b6
Auch unmittelbar 1. Da2 war möglich;
Weiß möchte aber den schwarzen Kö- Der König ist nun vor Schachs sicher.
nig lieber auf gl haben und hat dabei Die Rolle des Bc6 als Schild für den
eine Lage im Auge, die zehn Züge spä- weißen König ist jetzt deutlich erkenn-
ter entstehen kann. bar.

1. ... Kh7-g7 9. ... Df7-e7


2. D h 2 - a 2 Db4-elf
Schwarz hofft nun auf 9.... Db4f oder
Dies ist viel chancenreicher als das ver- 9. ... Dd8f.
teidigende 2. ... Dc5f? 3. Kf3 Da7,
worauf 4. Db2f und 5. Db7 rasch ent- 10. D a 2 - b 2 f Kg7-h6
schieden hätte. 11. D b 2 - d 2 f

186
Mit Tempogewinn hat Weiß die Ein klassisches Beispiel dafür, wie klei-
Schachs auf b4 oder d8 unmöglich ge- ne Vorteile ausgenützt und vergrößert
macht . . . werden können. Schwarz steht besser
aufgrund der zentralen Stellung seiner
11. ... g6-g5
Dame und des Drucks, den diese Figur
12. a6—a7 De7-f8
auf die zwei Schwächen ausübt (b5 und
13. c4—c5 Kh6-h5
d4). Es folgt:
Es drohte 14. Dd6f.
1. ... Kf6-e6,
14. D d 2 - h 2 f Kh5-g4
15. D h 2 - b 8 um den schwarzen König im richtigen
Augenblick nach d5 zu bringen, wo-
Entscheidend. nach Weiß dem Bauernverlust nicht
mehr entgehen kann.
15. ... Df8-f5
2. h3—h4 f7-f6
Um auf 16. a8D mit 16. ... D b l f eine
lange (aber einmal endende!) Reihe
Augenscheinlich kann Weiß nun mit 3.
von Schachgeboten einzuleiten.
De2f Kd6 4. De4 remis erzwingen,
16. D b 8 - d 8 ! weil das Bauernendspiel nach Damen-
tausch nicht zu gewinnen ist. Das Tur-
Das sicherste. nierbuch gibt jedoch die folgende tiefe
16. ... Df5-blf Variante: 4 . . . . g5t 5. hg Dg5:f 6. Kf3
17. K b 6 - c 7 Db5: 7. Df4f Kd7!, und nun scheitert
8. Df6: an 8. ... D f l f .
Schwarz gab auf, denn 17. ... Dh7f
wird beantwortet mit 18. Dd7f- 3. K f 4 - e 3 Dd5—c4

Stellung 187 Wachablösung. Die schwarze Dame


macht Platz für ihren König.
Lissizin—Capablanca
(Moskau 1936)
4. g2—g3

Weiß geht chancenlos zu Grunde.


Nach Bondarevski mußte er mit 4.
D b l ! auf Gegenangriff spielen, auch
wenn dabei ein Bauer verloren geht.
Nach 4 . . . . Dc3f 5. Ke2! (nicht 5. Dd3
Dd3:f 6. Kd3: Kd5 und Schwarz ge-
winnt) 5 . . . . Dd4: 6. Dg6: De5f und 7.
... Db5: hat Weiß noch vortreffliche
Remischancen, weil seine Dame sehr
aktiv steht und der schwarze König
Schwarz am Zuge bloßgestellt ist.

187
Ebenso wie im Turmendspiel kommt 9. ... Ke6-e7
es auch im Damenendspiel darauf an, 10. D c 4 - g 8
die Führung in die Hand zu bekom-
men. Die Initiative ist im allgemeinen Sieht noch kräftig aus, führt aber zu
mindestens einen Bauern wert. nichts, weil Schwarz in wenigen Zügen
Damentausch erzwingt.
4. ... g6-g5
5. h 4 x g 5 f6xg5 10. ... Dg3-f3f
11. K e 4 - e 5 Df3-f6f
Damit hat Schwarz den Grundstein ge- 12. K e 5 - e 4
legt für einen entfernten Freibauern, so
daß Weiß nun in jedem Fall Damen- Oder 12. Kd5 Df7f 13. Df7:f Kf7:
tausch vermeiden muß. usw. Der schwarze g-Bauer ist schnel-
ler als der weiße d-Bauer.
6. D b 2 - h 2 ?
12. ... Df6—e6f
Als Gegenaktion gemeint, die sich je-
doch als vollkommen verkehrt erweist. Weiß gab auf.
Noch immer gab 6. D b l einige Gegen-
chancen. Nun geschieht, um den König
auf ein ungünstiges Feld zu zwingen: Stellung 188
Euwe—Reshevsky
6. ... Dc4-b3f (Nottingham 1936)
7. K e 3 - e 4

7. Kf2 war nicht möglich wegen 7. ...


Dc2f mit Damentausch.

7. ... g5-g4

Droht 8. ... Df3 matt.

8. D h 2 - e 2

Auch 8. Kf4 führt regelrecht zum Ver-


lust: 8. ... Df3f 9. Kg5 D f 6 t 10. Kh5:
D h 8 f . Ebenso wenig gab 9. d5f Dd5:f
9. Ke3 Db5: viel Hoffnung.
Eine ideale Stellung für Weiß. Er hat
8. ... Db3xg3 zwei verbundene Freibauern, und dem
9. D c 2 - c 4 f kann Schwarz nicht viel entgegenstel-
len. Seine verdoppelte Bauernmehr-
Das letzte Schach; es drohte bereits die heit auf dem anderen Flügel kann erst
Abwicklung 9. ... D f 3 f . zu einem späten Termin zu ihrem

188
Recht kommen. Dazu kommt, daß die Über einen Tausch des Be4 gegen den
weiße Dame durch die Beherrschung starken weißen Freibauern a7 wäre
der Diagonalen a8/f3 eine schnelle Ge- Schwarz sehr erfreut.
genaktion der schwarzen Dame un-
möglich macht. 5. D a 8 - b 8
So gesehen, sollte das Gewinnverfah-
Weiß kommt gerade noch zurecht, um
ren keine große Probleme stellen.
ewiges Schach zu verhindern. Dazu ist
Aber wie auch hier der Schein trügt! Es
das Bauerngerüst f2—g3—h4 beson-
gibt nämlich ein „Aber": die Gefahr
ders geeignet.
des ewigen Schachs ist hier entgegen
allen Erwartungen lebensgroß gegen- 5. ... Da3-f3t
wärtig. 6. Kg2—gl Df3—dlf
Wir besprechen erst den Partieverlauf: 7. Kgl—h2

1. ... Dc7-b6? Nun hat Schwarz kein Schachgebot


mehr.
Später wird ausgeführt, daß 1. ... Dc3! 7. ... Ddl—e2
den Vorzug verdiente. Der Textzug
führt geradeswegs zum Verlust. Nach 7. ... Dd4 8. Kg2 hätte Schwarz
keine einzige Chance mehr.
2. a4—a5!
8. D b 8 - e 5 f .

Der weiße b-Bauer ist nicht mehr Schwarz gab auf angesichts von:
wichtig, weil ja die Umwandlung des a-
a. 8 . . . . Kh7 9. Df6 Da2 10. Df7:f Kh6
Bauern gesichert ist. Besser ein Bauer
11. Df8f usw.;
auf der letzten Reihe als vier in der
Hand. b. 8. ... Kh6 9. Dh8 matt;
c. 8. ... f6 9. Dc7f Kh6 10. Df4f usw.
2. ... Db6xb3 Nun die gute Fortsetzung (von Stellung
3. a5—a6 Db3-a3 188 aus):

Um Gegenchancen zu bekommen, 1. ... Dc8—c3!


muß Schwarz trachten, die Diagonale
a8—f3 zu unterbrechen, indem er sei- Setzt Weiß jetzt wie in der Partie 2. a5
nen e-Bauern vorrückt. Unmittelbar fort, folgt unmittelbar 2. ... e4, worauf
e5—e4 würde ohne Gegenwert einen 3. De4: Da5: eine Remisstellung er-
Bauern kosten. Mit dem Textzug be- gibt, während 3. a6 ebensowenig zum
reitet Schwarz e5—e4 vor. Betrachten Gewinn führt: 3 . . . . Df3f 4. Kgl D d l f
wir noch 3. ... Da2 4. a7 e4 5. Db8 e3 5. Kh2 e3! 6. fe De2f 7. Dg2 Da6:.
6. a8D Df2:f 7. Kh3 D f l f 8. Dg2 e2 9. 2. D a 8 - b 7
Db2f usw.
Auch dieser Versuch, zwangsläufig zu
4. a6—a7 e5—e4 gewinnen, bringt nichts ein. Weiß muß

189
2. Df3 spielen und aufs neue beginnen, Weiß hat zwei vorgerückte Freibauern,
obwohl es zweifelhaft ist, ob dies etwas doch sein König steht so exponiert, daß
einbringt. es scheint, als ob dieser ewiges Schach
2. ... e5-e4 nicht vermeiden kann. Und doch
glückt es ihm, sei es auch darum, daß
3. Db7xe4 Dc3xb3
der weiße König dazu einen bizarren
Es scheint so, als könne Weiß nun auf Weg nehmen muß, um seinen Verfol-
ähnliche Weise gewinnen wie in der gern zu entkommen.
Partie, denn der schwarze Be5 und die
damit verbundenen Möglichkeiten ei- 1. c5—c6
nes ewigen Schachs ist verschwunden.
4. ... e6—e5! Weiß hätte auch versuchen können, die
schwarzen Schachzüge mit beispiels-
Schwarz hat noch einen zweiten e-Bau-
weise 1. Df3 unmöglich zu machen;
ern. Wenn wir die jetzt entstandene
doch nach 1. ... Db4: wären seine Ge-
Stellung mit der in der Partie verglei-
winnchancen dann wohl erheblich klei-
chen, zeigt sich, daß Schwarz einen
ner geworden. Nach dem Textzug ver-
Zug mehr hat. Das reicht gerade aus,
fügt Weiß über die starke Drohung 2.
um remis zu erzwingen.
c7, eventuell nach vorangegangenem
5. a4—a5 Db3-a2 Dd8f.
Auch 5. ... Da3 6. a6 e4 7. a7 Df3f Dbl-hlf
1. ...
genügt zum Remis.
2. Kh3-g4 Dhl-g2f
6. a5—a6 e5—e4 3. Kg4-h4 Dg2-h2f
7. a6—a7 e4-e3 4. Kh4-g5
Weiß hat nun nichts anderes als 8. Df3,
wonach 8. ... Da7: leicht remis macht. Wenn es Weiß gelingt, Bg6 zu erobern,
ist die Gefahr des ewigen Schach end-
Stellung 189 gültig weggeräumt: 4. ... Dg3f 5. Kh6
De3:t 6. Kg6: Dg3f 7. Dg5 usw.
Portisch-Filip (1971)

ü§
§1 ü
§§
• 4. Dh2-h5f

Hü 11 Auf diese Art und Weise kann Schwarz


p l

das Schachbieten mindestens noch eine
Zeitlang fortsetzen.
O
B ^ F 5. Kg5-f4 Dh5-h2f
1

6. Kf4-f3 Dh2—hlf
7. Kf3-f2 Dhl-h2f
8. Kf2—el Dh2-glf
ÜP 9. Kel-d2 Dgl-g2t
Weiß am Zuge 10. Kd2—c3.

190
Endlich hat der König Ruhe, nach ei- 12. Dc7f Kg8 (12. ... Ke6?, so 13.
nem Marsch über h3-g4-g5-f4-f3-f2- Dd7f Ke5: 14. De7f und Damen-
el-d2. tausch) 13. Db8f Kg7 14. Da7f nebst
15. Dc5 gefolgt.
10. ... Dg2-e4
12. . . . Kg7-g8
Mit neuen Drohungen. 13. De7—c5 De4xe5f
14. K c 3 - b 3 De5-e4
11. D g 5 - d 8 f Kg8-g7
Auch 14. ... Dc7 nützt nichts: es folgt
Der Gewinn hängt in diesen Endspie- 15. Dd5:f Kf8 16. Db5: und mit zwei
len oft von einer Kleinigkeit ab, in die- verbundenen Freibauern ohne beson-
sem Fall von der Möglichkeit, die wei- dere Gefahr von Schachgeboten hat
ße Dame nach einigen Schachzügen in Weiß es ziemlich leicht.
eine optimale Position zu bringen, wo
sie gleichzeitig offensiv und defensiv 15. c6—c7! De4—blf
arbeitet. 16. Kb3—c3 Dbl-alt

12. D d 8 - e 7 t Nach 16. ... D c l f kommt der weiße


König über d4 in Sicherheit.
So bringt Weiß seine Dame in die ge-
wünschte Stellung, nämlich nach c5, 17. K c 3 - d 2 Dal—b2f
wo der Freibauer gestützt wird und der 18. Dc5—c2 Db2xb4f
weiße König ausreichenden Schutz ge- 19. Dc2—c3
nießt. Hätte Schwarz mit seinem vor-
herigen Zug den König nach 11 gespielt Nun gibt es kein Schach mehr. Schwarz
(um De7f zu verhindern), dann wäre gab auf.

191
9. Endspiele mit leichten Figuren
Wir teilen den Stoff in folgende Abschnitte auf:
A. Läufer gegen Läufer
B. Läufer gegen Springer
C. Springer gegen Springer
D. Beiderseits zwei leichte Figuren

A. Läufer gegen Läufer


Bei dieser Sorte von Endspielen macht es in mehr als einer Hinsicht einen großen
Unterschied, ob die Läufer von gleicher oder von ungleicher Felderfarbe sind. Die
Gewinntechnik ist unterschiedlich, die wichtigsten Anzeichen und Regeln ebenso
und ferner auch die Chancen auf Gewinn und remis für beide Parteien.
Wir unterscheiden darum:
1. Läufer von gleicher Farbe
2. Läufer von ungleicher Farbe

A 1. Läufer von gleicher Farbe

In vielen Fällen wird bei gleicher Bau-


Stellung 190
ernzahl der Kampf zwischen Läufern Maröczy—Mieses
von gleicher Farbe unentschieden blei- (Monte Carlo 1903)
ben. Es gibt natürlich Ausnahmefälle.
Bestimmte Merkmale, die bei ziemlich
allen Endspielen mit leichten Figuren
eine Rolle spielen, sind auch hier wich-
tig:
a. die Möglichkeit, mit dem König in
die feindliche Stellung einzudringen;
b. bei festgelegter Bauernformation die
Farbe, auf der sich die Bauern beider
Parteien befinden.
Weiß am Zuge

192
Weiß steht etwas besser, weil Bc5 auf 7. L d 2 - e 3 Ld8-f6
der Farbe der Läufer steht und er die 8. g 4 x f 5
Bauernmehrheit auf dem Damenflügel
hat, obschon diese im vorliegenden Dieser Tausch bedeutet eine tatsächli-
Falle nur eine indirekte Rolle spielt. che Schwächung des feindlichen Flü-
Es folgte: gels, wie sich bald zeigen wird. Das
verführerische 8. b4 hätte nach 8. ...
1. g 3 - g 4 Ld4 nichts bewirkt.

Nicht um dem schwarzen Vormarsch 8. . . . g6xf5


auf dem Flügel entgegenzutreten, wo 9. f2—f3!
er die Mehrheit hat, sondern um nach
dem Vorrücken der schwarzen Bauern So vereinzelt Weiß den schwarzen
durch Tausch Schwächen zu schaffen. Freibauern und legt außerdem den
Weg für den weißen König zum Kö-
1. ... f7-f5 nigsflügel frei.
2. h2—h3
9. . . . Lf6-d4!
In diesem Augenblick würde 2. gf gf
noch keine Anknüpfungspunkte für ir-
In der Partie folgte sehr schwach 9. ...
gend ein Vorgehen gegen die schwar-
f4, wonach Schwarz schnell verlor. Die
zen Bauern am Königsflügel bieten.
jetzt folgende lehrreiche Variante wird
von Fine in seinem Buch Basic Chess
2. ... g7-g6 Endings angegeben.
3. a2—a3 a7—a5
10. f 3 x e 4 f5xe4
Schwarz läßt 4. b4 nicht zu, bleibt aber
11. L e 3 - d 2 Ld4-b2
nun mit einem zweiten Bauern am Da-
12. a 3 - a 4
menflügel auf der Farbe der Läufer sit-
zen, die des Figurenschutzes bedürfen.
In Betracht kam 3. ... a6 4. b4 Le7. Nun ist von der weißen Mehrheit am
Damenflügel nicht viel übriggeblieben.
4. b2—b3 Gleichwohl ist wichtig, daß der schwar-
ze König an die Deckung von a5 ge-
Verhindert, daß Schwarz den Damen- bunden ist. Deswegen muß der schwar-
flügel mit 4. . . . a4 lahmlegt. ze Läufer die Lage auf dem anderen
Flügel allein klären, und das ist eine
4. ... e6—e5 Aufgabe, die ihn sichtlich überfordert.
5. L e 3 - d 2 e5-e4f
6. K d 3 - e 2 Kc6-b6 12. ... Lb2-d4
13. Ke2—fl
Enthebt den Läufer von der Deckung
von a5, so daß diese Figur nun frei ma- Auf einem Umweg dringt der König in
növrieren kann. die gegnerische Stellung ein.

193
13. ... h7—h5 Stellung 191
14. Kfl—g2 Kb6-a6
Karpov-Ribli (Bath 1973)
Schwarz wehrt sich nicht gegen die
Drohung 15. Kg3. Denn 14. ... Le5
würde nach 15. Kf2 Ld4f (sonst 16.
Ke3) 16. Kg3 auf dasselbe herauskom-
men, und 14. ... h4 würde nach 15.
Lg5 ohne weiteres einen Bauern ko-
sten.

15. K g 2 - g 3 Ld4-e5f

Es geht nicht um den h-Bauern, son-


dern um den e-Bauern. Der Textzug Weiß am Zuge
verhindert 16. Kf4.

16. K g 3 - h 4 Le5-d4! Ein klarer Fall: alle schwarzen Bauern


stehen auf der falschen Farbe und der
Um auf 17. Kh5:? mit 17. ... Lf2! den weiße König kann einmarschieren.
Durchmarsch des e-Bauern zu sichern.
1. g4—g5! h6xg5
17. Kh4-g5!
Auf 1. ... h5 folgt 2. g6 Ld8 3. Lh6!
Der weiße König verschmäht h5 und und gewinnt.
schwenkt nach dem e-Bauern um, der
bald unhaltbar wird. 2. h4xg5 Lc7-d8

17. ... e4—e3 Nach 2. ... fg 3. Lg5: hat Schwarz kei-


ne Verteidigung gegen 4. Le7 mit Er-
Auch andere Züge führen zum Verlust oberung von g7 oder d6.
des'e-Bauern. Auf 17. ... Lf2 wäre 18.
Kf4 gefolgt. 3. K e 2 - f 3

18. L d 2 - e l Ld4-b2 Nun würde 3. g6 nichts einbringen: 3.


19. Kg5—f4 ... Le7 4. Lh6 Lf8.

Noch immer nicht 19. Kh5: wegen 19. 3. ... Kb7—c8


... Lei und 20. ... Ld2. 4. Kf3-g4 Kc8-d7
5. Kg4-h5 Kd7-e8
19. ... Lb2—cl 6. Ld2-b4
20. K f 4 - f 3 und Weiß erobert
den e-Bauern, indem er seinen Läufer Auch 6. Kg6 hätte ausgereicht: 6 . . . . fg
über h4 nach g5 herumspielt. 7. Kg7: usw., oder 6. ... Kf8 7. Lb4.

194
6. ... f6xg5 gen und die weißen Bauern stehen auf
der verkehrten Farbe. Ein kleines
Oder 6.... Lei 1. gf gf 8. Kg6, und Bf6 Handikap ist, daß die Bauern lediglich
muß fallen. auf einer Brettseite stehen.
Übrigens entscheidet auf 8. ... Kf8 Die Hauptvariante lautet: 1.... Lf7f 2.
auch noch das Figurenopfer 9. Ld6: Kd3 Kf4 3. L f l Kg3 4. Ke3 Ld5 5. Ke2
Ld6: 10. Kf6! usw. f5 6. Ke3 Le6 7. Ke2 g4 8. fg fg 9. Ke3
Ld7 10. hg Lg4: 11. La6 (in der Partie
7. Lb4xd6 Ld8-f6 geschah 11. Ke4? Lc8 12. Ke3 Ld7
8. L d 6 - b 4 Ke8-f7 und Schwarz gewann) 11. ... Kg2: 12.
9. Lb4—d2 und gewinnt. Kf4! Ld7 13. Lb7f Kf2 14. Lc6! Lh3
15. Lb7 Lg2 16. Lc8, remis.
Gleichwohl sieht es so aus, als ob
Schwarz mit 1. ... L b l (Awerbach) auf
SteUung 192 Gewinn spielen kann. Damit verhin-
Teichmann—Marshall dert Schwarz weiterhin, daß der weiße
(San Sebastian 1911) König seinem bedrohten Flügel mit
Kc4—d3 usw. zu Hilfe eilt. Außerdem
bringt Schwarz seinen Läufer auf ein
Feld, wo er nicht angegriffen wird, was
von Belang ist, wenn der weiße König,
i
k % wie in der folgenden Variante 1, nach
J§§ e6 und f6 wandert. Wir beschränken
uns auf die folgenden zwei Varianten:
9 I. 2. L f l Kf4 3. Kd5 Kg3 4. Ke6 f5 5.
Kf6 Kf2 6. Lc4 Kg2: 7. Kg5: Kh3: 8. f4
Kg3 usw.
II. 2. Ld3 L a 2 | 3. Kc5 f5 4. L f l Lf7!
IUI ww ww (ein Wartezug) 5. Kc6 Lb3 6. Kc5 Kf4
Schwarz am Zuge 7. Kd4 Kg3 8. Ke3 Ldl 9. Kd2 Kf2 10.
Ld3 La4 11. Lf5: Kg2: 12. Ke3 Kg3,
Es ist klar, daß Schwarz große Gewinn- gefolgt von L a 4 - b 5 - f l - h 3 mit Ge-
chancen hat: sein König kann eindrin- winn.

A 2. Läufer von ungleicher Farbe

Ein schwer abzuschätzendes Endspiel, zum Gewinn ausreicht und anderer-


weil die materiellen Verhältnisse eini- seits auch Stellungen, in denen bei ma-
germaßen im Hintergrund bleiben. Es teriellem Gleichgewicht andere,
gibt Endspiele mit ungleichen Läufern, scheinbar unwichtige Faktoren den
in denen ein Übergewicht von zwei Ausschlag geben.
(oder selbst drei) Bauern noch nicht

195
Stellung 193 Hier wird die Kraft von zwei voneinan-

im
m
der entfernten Freibauern deutlich. Es

•y • » •
folgte:
1. h4 Kf7 2. h5 Ke8 3. Kd2 Lc8 4. Kc3
Le6 5. Kd4 Lf7 6. g6! (Der Gewinn-

f • • aÜÜ• m
zug; mit 6. h6? gäbe Weiß die Chance
aus der Hand, einen zweiten Freibau-
ern zu bilden und Schwarz würde remis
£ erreichen, indem er seinen König nach

• A a8 bringt.) 6. ... hg 7. h6! (Jetzt hat

• §1 !U u
Weiß sogar einen Bauern weniger.) 7.
... Lg8 8. Ke5 Lh7 ( 8 . . . . Kf7, so 9. a5;
auf 8. ... Kd7 entscheidet 9. Kf6) 9.
Es ist ohne weiteres klar, daß Weiß Kf6 c5 10. Ld2 Kf8 (Pariert die Dro-
nicht gewinnen kann. Der Lf8 schützt hung 11. Kg7; doch jetzt entscheidet
den Damenflügel, und Weiß hat kein der a-Bauer.) 11. a5 g5 12. a6 und ge-
Mittel, den schwarzen König von f6 zu winnt.
vertreiben.
Man vermißt deswegen den bequemen
Anhaltspunkt des materiellen Sachver- SteUung 195
halts. An dessen Stelle tritt die wichtige Euwe— Yanofski
Regel, daß man in Endspielen mit un- (Groningen 1946)
gleichen Läufern trachten muß, Mög-
lichkeiten auf beiden Flügeln zu schaf-
Wi& ''WMi
fen. Sie können im Besitz eines Frei-
bauern bestehen, im Angriff auf einen m m m fmt
festgelegten feindlichen Bauern oder m m
im Eindringen des Königs. Dazu einige
Beispiele. IflP HÜ Hü

SteUung 194
¡H§ Hü '¡i|f
wyyyw mwfo

Wt^ i • i s
1 Weiß am Zuge
A• 4
AB Weiß hat einen Bauern mehr, der ver-
loren zu gehen droht, und es sieht nicht
Si danach aus, ob Weiß noch ernsthafte
Gewinnversuche zu unternehmen ver-
mag. Auf 1. a6 folgt einfach 1. ... Ld3
mit Eroberung des weißen Freibauern,
wenn auch gegen Preisgabe von d6. Es
Weiß am Zuge folgte:
1. La7—c5! Königs auf dem Königsflügel zu ver-
hindern. Der schwarze König kommt
Ein überraschender Zug. Schwarz darf dann doch noch zurecht, wenn der wei-
nicht schlagen, weil der weiße a-Bauer ße König zum Damenflügel eilt: 9. Lf8
ungehindert durchläuft (verfehlt wäre g6 10. Kd4 Lg2 11. Kc5 Ke6 12. Kb6
1. L a 7 - b 8 K f 7 - e 6 ! 2. a 5 - a 6 Lc2xe4 Kd7, remis.
3. a6—a7 c6—c5).
9. K g 3 - f 4 g7—g6
1. ... Lc2-d3
2. Lc5xd6 Ld3xe4 Weiß sucht auf dem Königsflügel kei-
3. a5—a6 c6—c5! nen materiellen Vorteil, er hat es viel-
mehr darauf abgesehen, eine Gelegen-
Es drohte 4. Lc5, wonach der a-Bauer heit zu suchen, unter Abhaltung des
nicht mehr hätte aufgehalten werden schwarzen Kollegen mit dem König
können. nach dem anderen Flügel herüberzu-
schwenken.
4. Ld6xc5
10. g3—g4! h5xg4
Weiß hat nun zwei Bauern mehr, doch 11. Kf4xg4 Lg2—hl
ist dieser Vorteil zum Gewinn nicht 12. K g 4 - g 5 Ke6-f7
ausreichend, weil Weiß (vor der Hand)
lediglich auf einem Flügel Möglichkei- Die Deckung 12.... Le4 würde auf den
ten hat. Tausch des weißen a-Bauern gegen
den schwarzen g-Bauern (a7—a8D
4. ... h7-h5
La8: Kg6:) herauslaufen. Damit würde
sich Weiß wieder zwei weit voneinan-
Nach 4. ... Ke6 5. Kf2 Kd5 6. Lf8 g6
der entfernte Freibauern verschaffen,
würde sich Weiß mit 7. Lh6! eine
die den Gewinn sicherstellen.
Chance auf dem Königsflügel verschaf-
fen (festgelegter Bh7).
13. L c 5 - d 4 Lhl—g2
14. h 2 - h 4
5. Kgl—f2 Le4-d3!
Damit sind die Bedingungen für die
Die richtige Technik: Schwarz treibt
siegreiche Abwicklung geschaffen.
den weißen Freibauern auf die falsche
„Ordnungshalber" trifft Weiß noch ei-
Farbe.
ne Anzahl Vorbereitungen, um die
6. a6—a7 Ld3-e4 Ausgangsstellung so günstig wie mög-
7. g 2 - g 3 Kf7-e6 lich zu gestalten.
8. K f 2 - e 3 Le4-g2?
14. ... Lg2—hl
Der Nachziehende, der sein Ziel be- 15. b2—b4 Lhl—g2
reits erreicht zu haben meint, ist sorg- 16. b4—b5 Lg2—hl
los geworden. Er mußte hier 8 . . . . Kf5! 17. Ld4—f6 Lhl—g2
spielen, um das Eindringen des weißen 18. h4—h5!

197
Dieser Zug wäre auch schon früher der beste, wie sich bald zeigt. Richtig
möglich gewesen, aber Weiß hatte ge- war 1. Kfl!. Wenn Schwarz darauf die
nügend Zeit. Wanderung über e2 und e3 nach f4
durch 1. ... L b 5 | verhindert, folgt 2.
18. ... g6xh5 Kel, undobschon Weiß nach 2.... La6
19. Kg5-f5! nicht unmittelbar mit 3. Kd2 und 4.
Ke3 fortsetzen kann (wegen 3. ... Lf 1)
Schwarz gab auf; er kann nicht verhin- hat Weiß beliebig Zeit, um zuerst sei-
dern, daß der weiße König nach c7 nen Königsflügel mit g2—g3 und
läuft und die Umwandlung eines der h2—h4 sicherzustellen.
Bauern erzwingt. Der schwarze h-Bau- Hooper gibt in seinem A Guide to
er spielt dabei keine Rolle. Chess Endings als zusätzliche Züge
noch b2—b3 und a2—a4 an, womit die
Lage am Damenflügel befestigt wird
Stellung 196 und Weiß später nur noch wenig Mühe
Nimzowitsch—Tarrasch hat, um auf diesem Flügel einen Frei-
(Bad Kissingen 1928) bauern zu schaffen.

1. ... c5—c4?

« Ä
m
3 •i Awerbach gibt hier 1. ... Lb5! als die
richtige Fortsetzung an, die den
• i Schwarzen rettet. Nach 2. Kg3 L f l !
kommt Weiß nicht weiter, weil er sei-
m i nen Plan nicht auszuführen vermag,
'X ohne Bg2 aufzugeben: 3. Kf4 Lg2: 4.
Ü1 Kf5: h5! (nicht 4 . . . . L h 3 : | 5. Ke4: und
Weiß hat am Königsflügel einen Frei-
ü Wk fi3 bauern). Vor allem dieser letzte Zug
Weiß am Zuge (h7—h5) ist wichtig; es folgt stets 5. ...
Lf3, und der schwarze Läufer (allein)
ist imstande, seinen Königsflügel zu
Weiß hat die Bauernmehrheit am Da- verteidigen. Dies ist wesentlich: der
menflügel, die im Zusammenspiel mit schwarze Läufer hält auf dem Königs-
bestimmten Möglichkeiten auf dem an- flügel stand und der schwarze König
deren Flügel den Gewinn garantiert. kann den anderen Flügel leicht vertei-
Gleichwohl sind aber einige überra- digen.
schende Hindernisse zu überwinden. Untersuchen wir noch 1. ... Lb5! 2. g4
fg 3. hg Le2 4. Kg3 Lf3. Schwarz war-
1. Kgl—h2? tet nun ruhig ab, bis hl in Gefahr gerät
und hat dann gerade noch Zeit, seinen
Der weiße König strebt nach f4 und Läufer über h5 nach g6 zu transportie-
wählt dazu den kürzesten Weg. Dies- ren. Zum Beispiel 5. Kf4 Kc6 6. Kf5
mal ist jedoch der kürzeste Weg nicht Kd5 7. g5 Kc6 8. Kf6 Lh5.

198
Außer 1. ... Lb5 scheint auch 1. ... f4 9. K g 5 - h 6 Kf7-g8
in Betracht zu kommen. Es folgt je- 10. b2—b3!
doch 2. Lg5 f3 3. g4 und Weiß hat sein
Ziel wieder erreicht: eine Mehrheit auf Die Schlußoffensive. Weiß verschafft
beiden Flügeln. Das schwarze Duo sich einen Freibauern auf dem Damen-
e4—f3 ist bedeutungslos, solange der flügel.
weiße Läufer das Feld e3 bestreicht.
10. ... c4xb3
11. c2xb3 Lc8-d7
2. K h 2 - g 3 Kb7—c8
Verhindert das Entstehen eines Frei-
Der schwarze König muß zu Hilfe
bauern, doch Schwarz kann dies nicht
kommen, um den Königsflügel zu ver-
lange durchhalten, weil der Läufer
teidigen, und das würde genügen, re-
auch noch mit einer anderen Aufgabe
mis zu machen, wenn der Läufer auf
belastet ist, nämlich der Deckung sei-
dem anderen Flügel standhalten könn-
nes f-Bauern.
te, aber dazu ist der Läufer nicht im-
stande.
12. L c 3 - e 5
3. K g 3 - f 4 Ke8-d7
Ein Wartezug: Schwarz ist im Zug-
zwang.
Nach 3. ... Ld7 4. Kg5 geht der
schwarze h-Bauer verloren, und das- 12. ... Ld7-e8
selbe passiert nach 3. ... Lg6 4. Kg5
nebst h3—h4—h5, eventuell nach vor- 12. ... Lc8 13. a4 ist gewiß nicht bes-
angegangenem Kh6. ser. Nun kann der weiße König von der
zeitweise ungedeckten Stellung des Bf5
4. L e 7 - b 4 Kd7-e6 profitieren, um zwangsläufig nach f6 zu
5. Lb4—c3 Lc8-d7 kommen.

Schwarz hat die Aufgaben verteilt: der 13. K h 6 - g 5 Le8-d7


Läufer paßt auf f5 auf und der König 14. K g 5 - f 6 Kg8-f8
verteidigt seinen h-Bauern. Nach 5. ...
h5 würde Schwarz bald in Zugzwang Schwarz läßt 15. Ke7 nicht zu. Das ist
geraten: 6. b3 cb 7. cb b5 8. h4. Nun freilich nichts anderes als eine Verzö-
muß Schwarz entweder a2—a4 zulas- gerung der Exekution.
sen oder einen der Bauern (f oder h)
aufgeben. 15. L e 5 - d 6 f

6. g2—g3 b6-b5 Der Rest ist einfach: auf 15. ... Kg8
7. K h 4 - g 5 Ke6-f7 folgt 16. Ke7 Lc6 17. Ke6, und nach
8. h3—h4 Ld7—c8 15. ... Ke8 16. Kg7 geht h7 verloren.

199
B. Läufer gegen Springer
Die Regeln, die das Kräfteverhältnis zwischen Läufer und Springer im Endspiel
betreffen, laufen darauf hinaus, daß der Läufer in offenen Stellungen der stärkere
ist, insbesondere dann, wenn sich auf beiden Flügeln Verwicklungen andeuten.
Ferner dominiert der Läufer, wenn im Falle von festgelegten Bauern (auf dem
ganzen Brett oder einem Teil davon) die Bauern der Springerpartei auf der Farbe
des feindlichen Läufers stehen: guter Läufer gegen Springer. Der gute Läufer wird
in seinen Bewegungen nicht durch die eigenen Bauern behindert (die ja auf der
anderen Farbe stehen) und es kommt dann auch zu einem vortrefflichen Zusam-
menspiel von Läufer und Bauern in dem Sinne, daß der Läufer die Felder der
einen Farbe kontrolliert und die Bauern die Felder der anderen. Soweit über das
Übergewicht des Läufers.
Demgegenüber ist der Springer stärker bei festgelegten Bauern, wenn die Bauern
der Gegenpartei auf der Farbe des eigenen Läufers postiert sind: Springer gegen
schlechten Läufer.
Dr. Tarrasch formuliert das Kräfteverhältnis zwischen Springer und Läufer ganz
einfach: der Läufer ist immer stärker als der Springer (er sprach sogar von der
„halben Qualität"), außer wenn der Läufer nicht laufen kann. Dies letztere ist
namentlich der Fall, wenn die Bauern auf der Farbe des Läufers stehen.
Diesen Vergleichen zwischen Läufer und Springer kann noch das folgende hinzu-
gefügt werden. Erstens kann der Läufer den Springer „patt" setzen und nicht um-
gekehrt (es sei denn, der Läufer wird durch eigene Bauern beschränkt); zum Bei-
spiel L auf e5, S auf e8.
Zweitens kann der Läufer in einer geraden oder einer ungeraden Zügezahl auf ein
bestimmtes Feld zurückkehren, der Springer aber nur in einer geraden Zahl von
Zügen. Das schließt ein, daß die Läuferpartei unter bestimmten Umständen die-
selbe Stellung mit der anderen Partei am Zuge herbeiführen kann, wodurch des-
halb der Zugzwang eine Rolle spielen kann.
Wir teilen diesen Abschnitt „Läufer gegen Springer" wie folgt ein:
1. guter Läufer gegen Springer
2. schlechter Läufer gegen Springer
3. gewöhnlicher Läufer gegen Springer

200
B 1. Guter Läufer gegen Springer

SteUung 197 3. Le8-f7t Kd5-d6


4. Kd3—c4 Kd6—c6
Fischer— Taimanov
5. Lf7-e8t Kc6-b7
(Vancouver 1971) 6. Kc4-b5

§1 11 11 ü Der König ist energisch vorgeprescht;

ISw * !•!
um aber seinen Anteil am Gewinn zu
liefern, muß er über a6 oder c6 ein-
dringen, wobei natürlich das Eindrin-
gen über c6 am ergiebigsten wäre.
Augenscheinlich befindet sich Schwarz
hier bereits im Zugzwang: der Springer
muß g6 decken und der König muß a6
oder c6 freigeben.
11 9 M
6. ... Se7—c8!
Weiß am Zuge
Eine unangenehme Überraschung. Es
droht 7. ... Sd6 matt.
Auf dem Königsflügel sind die Bauern
festgefahren; dort stehen sie auf einer 7. L e 8 - c 6 f Kb7-c7
für Weiß günstigen Art und Weise ein- 8. L c 6 - d 5
ander gegenüber. Hinsichtlich dieses
Flügels hat Weiß also den guten Läu- Weiß verhindert, daß der schwarze
fer, wodurch sich g6 in dauernder Ge- Springer nach einem Schach auf d6
fahr befindet und damit auch die übri- nach c4 hüpft.
gen Bauern. Der Springer ist jedoch
ein ausgezeichneter Verteidiger, und es 8. ... Sc8-e7
sind eine erkleckliche Zahl Züge nötig,
um Schwarz zur Kapitulation zu zwin- Nach 8. ... Sd6f 9. Ka6 hätte Weiß ei-
gen, wobei als wesentliches Mittel auch ne seiner Voretappen geschafft (das
der Zugzwang zu seinem Recht Eindringen), und in der Folge würde 9.
kommt. Es folgte: ... Sc8 10. Lf7 Se7 11. Le8 dann zu
dem angestrebten Zugzwang führen,
1. K e 2 - d 3 eine Stellung, die erst neun Züge spä-
ter entsteht (siehe das nächstfolgende
Nach sofortigem Tausch auf c6 ist das Diagramm). Von großem Belang ist
Bauernendspiel remis. Nun droht je- noch, daß der Springer nicht erfolg-
doch 2. Lc6:. reich ausbrechen kann, wie aus folgen-
dem hervorgeht: 8 . . . . Sd6f 9. Ka6 Se4
1. ... Sc6-e7 (sieht gut aus) 10. Lf7 Sg3: 11. Lg6:
2. L b 5 - e 8 Kd6-d5 Kc6 (oder auch sofort 11. ... Se2) 12.

201
Le8f Kc7 13. Ka7 Se2 (13.... Kd8 14. kommen; um Schwarz jedoch in Zug-
Lc6 Kc7 15. Lf3 ist noch nachteiliger zwang zu bringen, muß er dafür drei
für Schwarz) 14. Lh5: Sf4: 15. Lf7 und Züge verbrauchen: Ld5—c4—f7—e8.
Weiß gewinnt. Man spricht wohl von einem „Drei-
Es gibt jedoch in dieser Schlußstellung ecksmanöver" in Analogie mit dem
noch einige Probleme: Dreieck, daß der König ausführt, um
das Tempo an den Gegner zu übertra-
I. 15.... Sh3 16. Le6! und nicht 16. h5,
gen, oder vom „Tempoverlustmanö-
wonach Schwarz mit 16. ... Sg5 gute
ver".
Remischancen erhält. Weiß erobert f5
und gewinnt ohne Mühe.
15. ... Se7—c6
II. 15. ... Sd3 16. Lg6 Sb2: 17. h5 Sc4 16. L c 4 - f 7 Sc6-e7
18. h6 Se5 19. Lh5 und der h-Bauer 17. L f 7 - e 8
läuft durch.
III. 15. ... Kc6 16. h5 Sh3 17. h6 Sg5
18. Lg8 usw. Stellung 198
Die Feststellung, daß der Springer die-
se Gegenaktion nicht unternehmen
darf, ist für die Gewinnführung sehr
wichtig. n I •
1
9. L d 5 - f 7 Kc7-b7
• 8 wt i 1
Es sieht so aus, als ob Weiß nichts er-
reicht hat; aber nun folgen einige Ma-
növer mit dem Läufer, die zum Schluß
zum gewünschten Ziel führen.
üi HI *

10. Lf7-b3 Kb7-a7 Schwarz am Zuge


11. Lb3—dl Ka7-b7
12. Ldl-f3f Kb7—c7
13. Kb5-a6 Se7-g8
Schwarz befindet sich im Zugzwang;
Wir haben bereits auseinandergesetzt, der Gewinn ist jedoch noch nicht ein-
daß das Angriffsmanöver des Springers fach.
(Se7—c8—d6—e4) schneller zum Ver-
lust führt. 17. ... Kc7-d8
18. Le8xg6!
14. L f 3 - d 5 Sg8-e7
15. Ld5—c4! Ein solches Opfer muß „zufällig drin"
sein. Weiß erhält drei Bauern für seine
Das angestrebte Feld ist e8, und der Figur, und damit ist der Gewinn gesi-
Läufer könnte in zwei Zügen dort hin- chert.

202
18. ... Se7xg6 Stellung 199
19. Ka6xb6 Kd8-d7
König—Smyslov
20. Kb6xc5 Sg6-e7 (Radiomatch 1946)

Der Springer steht äußerst unglücklich


für den Gegenangriff. Man prüfe, wie-
viele Züge er braucht, um den Bg3 an-
zugreifen. Hiife
21. b2—b4! mrm A
MA
Es ist wichtig, daß der weiße König auf 53
seinem Posten bleibt, um zu verhin-
dern, daß der Springer sich auf dem
kürzesten Weg (über d5) nach dem «i J Pw j i i j§
weißen Königsflügel begibt.
Schwarz am Zuge
21. ... a5xb4
22. c3xb4 Se7—c8 Der Läufer ist „gut" angesichts der
23. a4—a5 Sc8-d6 weißen Königsflügelbauern, und infol-
24. b4—b5 Sd6-e4f gedessen muß Weiß fortwährend die-
25. Kc5-b6 ser Seite des Brettes Aufmerksamkeit
schenken. Dagegen ist die Tatsache,
Endlich hat Schwarz einige Gegen- daß Weiß auf dem anderen Flügel ei-
chancen bekommen, doch das scheint nen potentiellen Bauern mehr besitzt,
nur so, denn 25. ... Sg3: ist jetzt nicht nur von geringer Bedeutung, weil die-
möglich, weil dann der a-Bauer unge- ser nicht mit viel Unterstützung seitens
hindert durchläuft. des weißen Königs oder des Springers
rechnen darf.
25. ... Kd7—c8
26. Kb6—c6 Kc8-b8 1. ... g6-g5!

Hiermit erzwingt Schwarz eine weitere


Oder 26. ... Sg3: 27. a6 Kb8 28. b6
Schwächung der weißen Bauern-For-
Se2 29. a7f Ka8 30. b7f Ka7: 31. Kc7
mation, es sei denn, daß Weiß seinem
usw.
Gegner einen Freibauern auf der h-Li-
nie zugesteht.
27. b5—b6.
2. Kdl—e2
Schwarz gab auf (27.... Sc3 28. a6 Ka8
29. a7 Sa4 30. b4f und nicht 30. Kc7? Bei der Wahl unter zwei Übeln nimmt
Sb6:!. Oder 27. ... Sd2 28. a6 Sc4 29. Weiß einen schwachen Bauern auf h4
a7f Ka8 30. b7f usw.). hin. Zu Recht, denn nach 2. hg fg 3.

203
Ke2 h4 4. gh gh 5. K f l h3 6. Kgl Ke5 mehr, aber der Kampf wird auf einem
7. Kh2 Kf4 8. Sdl Kf3 9. Kh3: Lf2: einzigen Flügel ausgefochten, und
müßte Weiß bald seinen Springer ge- dann ist der Springer prinzipiell im
gen den schwarzen freien e-Bauern op- Vorteil. Außerdem hat der schwarze h-
fern. Damit wäre der Sieg gesichert, Bauer das verkehrte Umwandlungs-
weil das Umwandlungsfeld des übrig- feld, so daß Weiß nur seinen Springer
gebliebenen h-Bauern die gute Farbe für den anderen schwarzen Bauern zu
hat. opfern braucht, um remis zu erreichen.
Es ist noch anzumerken, erstens, daß
Schwarz seinen Läufer nicht frühzeitig 6. b2—b4
gegen den Springer tauschen sollte,
weil Weiß dann mit seinem entfernten Mit seinen letzten Zügen hat Weiß das
Freibauern im Vorteil wäre, zweitens, Eindringen des schwarzen Königs er-
daß die Lage für Weiß viel besser aus- leichtert, doch Weiß hatte wenig Wahl.
sehen würde, wenn er h4 mit seinem Auf 6. Ke3 war 6. ... f4f vorgesehen
Springer decken könnte. Das ging hier (7. Sf4:? Lc5f).
nicht: 2. Sg2 Lf2:. Nun aber „droht" 3.
Sg2. 6. ... f5—f4

2. ... g5xh4 7. f2—f3


3. g 3 x h 4 f6—f5
4. S e 3 - g 2 Praktisch erzwungen.

Der Springer ist an die Deckung von 7. ... Ke5-d4


h4 gebunden und kann demzufolge Um nun 8 e3 nebst 9 Kc3 folgen
nicht die geringste Wirksamkeit entfal- zu lassen. Sofort 7. ... e3 hatte Gefah-
ten. ren wegen 8. Kd3, und Schwarz kommt
nicht so einfach weiter.
4. ... Ke6-e5
5. a2—a3 8. f 3 x e 4 Kd4xe4
9. Sg2—el
Um wenigstens etwas zu unternehmen.
Auf einen Zug des Königs würde Um eventuell nach f3 zu gehen, womit
f5—f4—f3 folgen, wonach mindestens h4 gedeckt ist und der schwarze f-Bau-
der Bh4 fallen muß. Verläßt der Sprin- er blockiert wird.
ger seinen Platz, wird diese Figur mit 5.
... Le7 zur Ordnung gerufen. 9. ... Ke4-d4
10. K e 2 - f 3
5. ... Lc5-d6
Auch nach 10. Kd2 hätte Schwarz ge-
Schwarz hatte hier die Gelegenheit, ei- wonnen, wenn auch etwas weniger be-
nen lehrreichen Fehler zu begehen: 5. quem: 10. ...Kc4 1 1 . K c 2 L c 7 ! ( l l . . . .
... a5? 6. b4 ab 7. ab Lb4: 8. f3. Le7, um Weiß nach 12. Sf3 Lf6 in Zug-
Schwarz hat nun zwar einen Bauern zwang zu bringen, ist weniger gut we-

204
gen 13. Sg5, worauf Schwarz nicht tau- Das Bauernendspiel nach 11. Sg2 Kb3
schen darf) 12. Sf3 Lb6 13. Se5t (nach 12. Sf4: Lf4: 13. Kf4: Ka3: 14. Kg5
13. Sg5 Le3 14. Sf3 Lf2 ist Weiß im Kb4: 15. Kh5: a5 geht für Weiß aus
Zugzwang und muß daher den schwar- Zeitgründen verloren.
zen König auf der einen oder der ande-
11. ... Kc4-b3
ren Seite passieren lassen) 13. ... Kd4
12. Sei—d3 Kb3xa3
14. Sd7 Ld8 15. Sb8 Lh4: 16. Sa6:
13. Sd3—c5 Ka3xb4
Ke3! 17. Sc7 f3 und gewinnt.
14. Sc5xa6f Kb4-b5
10. ... Kd4—c4 Weiß gab auf; sein Springer ist gefan-
11. K f 3 - e 4 gen.

B 2. Schlechter Läufer gegen Springer


Stellung 200 1. g4-g5

A werbach—Lilienthal Legt auch den schwarzen g-Bauern auf


(Moskau 1949) einem weißen Feld fest.

m±m m 1. ... f6xg5

mm m*

Ebenso lehrreich sind die Folgen von

m Em i 1. ... f5. Es folgt: 2. Sf3 Le8 3.


Kd8 4. Kf3 Ke7 5. Ke3 Ke6 6.
Se5
Kd4
• ES B Ä Ke7 7. Sd3 (macht Platz für den Kö-
nig), und nun:
I. 7. ... Ke6 8. Sb4 a5 9. Sd3 Ld7 10.
a4 Le8 (auf 10. ... Lc8 folgt nicht 11.
b4 wegen 11. ... La6, sondern einfach
Weiß am Zuge I I . Se5 mit Bauerngewinn) 11. b4 und
Weiß gewinnt mit seinem Freibauern.

Schwarz hat den schlechten Läufer. II. 7 . . . . Ld7 8. Ke5 Lc8 9. Sb4 Lb7 10.
Der Springer steht auf einem starken a4 a5 (nun befindet sich die Läuferpar-
Feld und ist übermächtig. Als Folge tei im Zugzwang) 11. Sc2 La6 12. b4
davon kann der weiße König im richti- usw.
gen Augenblick in die schwarze Stel- 2. f 4 x g 5
lung eindringen — natürlich über die
schwarzen Felder, wo diese Figur we- Damit ist der Weg für den weißen Kö-
der von dem Läufer, noch von den nig nach e5 geöffnet.
Bauern auf Widerstand stößt (Bf6
bleibt nicht lange auf diesem Feld). 2. ... Ld7—c8

205
Schwarz bringt seinen Läufer auf die Auch diese Stellung trägt die aus-
andere Seite. schlaggebenden Merkmale der vori-
gen: ein starkes Feld d4 für den Sprin-
3. K g 3 - f 4 a6—a5 ger und die Möglichkeit für den weißen
4. K f 4 - e 5 Lc8-a6 König, in die schwarze Stellung einzu-
dringen.
Oder 4. ... Lg4 5. Kf6 Lh5 6. Se6f Die Gewinführung ist einfach, aber
Kd7 7. Sf4 Ke8 (es drohte 8. Sh5: gh 9. langwierig und äußerst lehrreich.
g6) 8. Ke6 Lf3 9. Kd6 d4 10. Ke5! usw.
1. K g l - f 2 Kf8-e7
5. K e 5 - f 6 La6-d3
6. K f 6 - e 7 !
Eine Gegenaktion auf dem Königsflü-
Weiß darf nicht mit 6. Se6f und 7. Sf4 gel wäre nutzlos, weil Weiß das Ein-
auf Eroberung von g6 spielen, denn dringen des schwarzen Königs mit
nach dem Tausch Springer gegen Läu- Springer und g-Bauern verhindern
fer würde der schwarze d-Bauer ge- kann: 1. ... Kf7 2. Se3 g6 3. Ke2 Kg5
fährlich werden. 4. g3 h5 5. Kd3. Weiß geht auf dem
anderen Flügel ruhig seinen Weg.
6. ... Ld3—bl
7. a2-a3 Lbl-e4 2. K f 2 - e 3 Ke7-d8
8. Sd4-e6f Kc7-b7 3. K e 3 - d 4 Kd8-c7
9. Ke7-d6 4. Kd4—c5

und nach 9. ... Lc2 10. Sd4 L d l 11.


Wenn Schwarz dieses Eindringen hätte
Sc6: gab Schwarz auf.
verhindern können (zum Beispiel wenn
in Stellung 201 Schwarz am Zuge ge-
SteUung 201 wesen wäre), hätte Weiß wohl noch die
Initiative behalten, aber ein Gewinn
Subarev—Alexandrov wäre vermutlich nicht möglich gewe-
(Moskau 1915) sen.

A •
w mk 9 k
4. ... Ld7—c8
5. S c 2 - b 4 Lc8-b7
A •
• i ' B i Schwarz kann sich keine weitere
Schwäche erlauben. Nach 5. ... a5 6.
Sc2 wäre Bb5 schnell unhaltbar gewor-
den. Schwarz will nun 6. ... d4 und 7.
fiß^Ä ... Lg2: spielen.

6. g2—g3 Lb7—c8
Weiß am Zuge 7. S b 4 - d 3

206
Der Springer eilt auf den anderen Flü- 14. ... Lf7-g6
gel herüber, um dort Schwächen zu er- 15. h 2 - h 4 g5xh4
zwingen. 16. g3xh4 Lg6-e4

7. ... Lc8-d7 Weiß hat einige Mühe, seinen Springer


8. S d 3 - f 4 g7—g6 nach f4 zu bringen, was er einige Züge
9. S f 4 - h 3 h7—h6 zuvor bequem hätte durchsetzen kön-
nen.
Der Textzug verhindert 17. Sg2.
Um Sg5 zu verhindern.
17. Se3-fl Le4-f3
10. S h 3 - f 4 g6—g5 18. Sfl—d2 Lf3-e2
19. Sd2-b3 Le2-g4
20. Sb3-d4 Lg4-h3
Der schwarze Königsflügel ist zwar nun 21. Sd4-e2 Lh3-f5
geschwächt, aber Weiß will (muß) die 22. Se2-f4
schwarzen Bauern auf weißen Feldern
haben. Endlich ist es geglückt. Der Rest ist
einfach. Schwarz gerät bald in Zug-
11. Sf4-h5 Ld7-e8 zwang: 2 2 . . . . Lg4 23. b4! Kd7 24. Kb6
12. Sh5-f6 Le8-f7 Lf3 25. Ka6: Kc6 26. Se6:. Schwarz
13. Sf6-g4 h6—h5 gab auf.
14. Sg4-e3 Nicht zu Unrecht nennt man diese Art
Endspiele den „Schrecken der Läufer-
partei". Stundenlang spielen zu müssen
Zurecht gibt Fine hier 14. Sf2 und 15. ohne eine einzige Rettungsaussicht!
Sh3 als einfacher an. Damit hätte Weiß Die Springerpartei braucht sich nicht
sein Ziel, die schwarzen Bauern auf die zu beeilen und kann, wenn sie den rich-
weißen Felder zu treiben, einige Züge tigen Weg verpaßt, aufs neue begin-
eher erreicht. nen. Ein wahres Martyrium!

B 3. „Gewöhnlicher" Läufer gegen Springer

In den Beispielen dieses Unterab- nur, wenn es entweder deutlich be-


schnitts sind die Bauernformationen merkbare Schwächen in der feindli-
nicht festgefahren, und daher wird chen Bauernstellung gibt, oder der Kö-
nicht von gutem oder schlechtem Läu- nig die Möglichkeit hat, in die feindli-
fer gesprochen. Wenn sich auf beiden che Stellung einzudringen. Vor allem
Flügeln Bauern befinden, hat die Läu- dies letztere spielt in vielen Endspielen
ferpartei die besseren Chancen auf ei- dieser Art eine wichtige Rolle.
ne erfolgreiche Initiative, das jedoch

207
Stellung 2 0 2 nem sehr schwachen a-Bauern sitzen
bleibt.
Tschechower— Lasker
(Moskau 1935) 2. K f l - e l Le5-b2

Treibt den a-Bauern nach vorn.


3. a3—a4 b5xa4
4. b 3 x a 4 Kc7-c6

• •
i i 1
Die Pointe ist nun, daß 6. Kc2 mit 6....
Ld4 beantwortet wird. Durch den An-
griff auf f2 gewinnt Schwarz das Tem-
po, das ihn instand setzt, seinen König
nach c4 zu bringen.
Tausch von Springer gegen Läufer
bringt Weiß in ein verlorenes Bauern-
Weiß am Zuge
endspiel, weil der schwarze König be-
reits so weit vorgerückt ist.
Die schwarze Bauernstellung ist etwas
geschwächt; dem steht aber gegenüber, 6. Se2—c3
daß der schwarze König tatendurstig ist
und versuchen wird, am Damenflügel Zurecht nimmt Weiß Bauernverlust
einzudringen. Stünde der weiße Sprin- hin und leitet eine Gegenoffensive ein.
ger auf d3, gäbe es keine Handhabe: Nach Tausch auf c3 würde das End-
dieser Springer und der weiße b-Bauer spiel remis werden, weil Weiß soviele
würden dann das Eindringen des Extratempi auf dem Königsflügel hat.
schwarzen Königs verhindern und
6. ... Kc5-b4
Weiß mühelos remis machen können
7. Sc3-b5 a7—a5
(falls nicht noch mehr angesichts der
8. Sb5-d6 Kb4xa4
geschwächten Bauernstellung von
9. Kd2—c2
Schwarz auf dem Königsflügel).
Nach 8. Sf7: Kb3! wäre die Umwand-
1. K g l - f l lung des a-Bauern nur noch durch ein
Springeropfer aufzuhalten: 10. Sd8 a4
1. Sei, um den Springer auf das ideale 11. Se6: a3 12. Sc5f Kc4 13. Kc2 Kc5:
Feld d3 zu bringen, würde nach 1. ... nebst 14. ... Kc4.
Lb2 einen Bauern kosten. Die Vorbe-
reitung 1. a4 kommt gerade einen Zug 9. ... Lb2-e5
zu spät: 1. ... Kb6 2. Sei Kc5 3. Sd3f
Kd4. Es klappt alles präzise; stünde der wei-
1. ... b7-b5 ße h-Bauer auf h3, dann wäre die Par-
tie für Weiß sehr wohl noch haltbar ge-
Um ein kommendes a3—a4 mit Tausch wesen.
zu beantworten, wonach Weiß mit ei- 10. Sd6xf7 Le5xh2

208
Mit dem Einschließen des Läufers Zu Recht läßt Weiß den Tausch auf c3
durch 11. g3 braucht Schwarz nicht zu nicht zu.
rechnen. Er befreit seinen Läufer so-
fort mit 11. ... Lgl. 1. ... Kd8-d7
2. Kg2-f3 Kd7-d6
11. S f 7 - d 8 e6-e5 3. Kf3-e3 Kd6—c5
12. Sd8—c6 Lh2—gl 4. Ke3-d3 Kc5-b4!
13. f2—f3 Lgl—c5
Zwar ist der weiße König rechtzeitig
Die Entscheidung ist gefallen. Es folgte gekommen, doch damit ist der Verlust
noch 14. Sb8 Kb5 15. g4 Le7 (nun keineswegs abgewehrt. Weiß befindet
droht 16. ... Kb6 mit Eroberung des sich praktisch im Zugzwang: König
Springers) 16. g5 (Verzweiflung) 16. und Springer vermögen sich nicht zu
... fg 17. Sd7 Ld6 18. Sf6 Kc4. Weiß bewegen, und 5. b3 kostet nach 5. ...
gab auf (19. Sh7: Le7). Ka3 einen Bauern.

5. f2—f4
Stellung 203
Euwe— Capablanca In der Hoffnung, den lästigen Läufer
(Bad Kissingen 1928) mit e2—e4—e5 auszuschalten; Schwarz
hat jedoch wirksame Gegenmaßnah-
men.

5. ... e7-e5!
6. e2—e4 e5xf4
7. g 3 x f 4 Lf6-g7

Bf4 ist zum Tode verurteilt.

8. e4—e5 Lg7-h6
9. Sdl—e3!

Weiß am Zuge In Todesnot unternimmt Weiß eine


Gegenaktion, die besonders hübsch die
Weiß hatte gemeint, mit allgemeinem Kraft eines Springers illustriert, der
Figurentausch remis zu erzwingen und nicht mehr an irgendwelche Verpflich-
dabei das strukturelle Übergewicht des tungen gebunden ist.
Läufers gegen den Springer unter-
schätzt. Auch hier sind es Kleinigkei- 9. ... Lh6xf4
ten, die dieses Übergewicht betonen. 10. Se3—c2f Kb4-a5
Stünde beispielsweise der weiße c- 11. Kd3—e4
Bauer auf c2, dann wäre nichts los.
Weiß ist viel daran gelegen, seinen e-
1. Sc3—dl Bauern zu behaupten.

209
11. ... Lf4xh2 und 20. ... Kc2. Gelingt es Schwarz,
12. Sc3-d4 Ka5-b4 auf dem Damenflügel einen einzigen
13. Sd4xc6f Kb4xc4 Bauern festzuhalten, ist der Prozeß
14. Sc6-d8! entschieden.
Betrachten wir zum Schluß noch die
Der Springer ist noch immer ungestüm. Fortsetzung 16. Sf7 Kd3 17. Sd6
Der schwarze f-Bauer ist wichtiger als (droht 18. Sc8). Nach 17. ... a6 oder
der a-Bauer. 17. ... Kc2 erhielte Weiß noch Remis-
14. ... Lh2xe5 aussichten, doch Schwarz spielt am be-
sten 17. ... h5! 18. Kf4 h4, um auf 19.
Erzwungen, aber auch sehr stark. Sc8 mit 19.... g5t 20. Kf3 g4f 21. Kg2
f4 22. Sa7: f3f 23. Kf2 h3 24. Kg3 Ke3
15. Ke4xe5 Kc4-d3? usw. fortzusetzen.
Zuerst mußte 15. ... f5! geschehen. 16. Sd8xf7 Kd3—c2
Geht Weiß danach auf die Bauern des 17. b2—b4 Kc2—c3
Königsflügels los, kommt er zu spät: 18. b4—b5 Kc3-b4
16. Se6 Kd3 17. Sf8 Kc2 18. Sh7: Kb2: 19. Sf7-d6 h7-h5
19. a4 Kb3 20. Sf8 Ka4: 21. Sg6: Kb3
22. Sf4 a5 23. Sd5 a4 usw. Remis ist unvermeidlich. Es folgte
Auch eine Unternehmung auf der an- noch: 20. Kf4 Kc5 21. Sc8 Kb5 22.
deren Seite bringt nichts ein: 16. Sc6 Sa7:f Kb4 23. Sc8 b5 24. Se7 Ka3 25.
a6 17. Sb8 a5 18. Sd7 b5, und Weiß hat Sg6: 26. Se5. Remis auf Vorschlag von
keine Verteidigung gegen 19. ... Kd3 Schwarz.

C. Springer gegen Springer


Anders als bei den Endspielen von 9A und 9B spielen hier festgelegte Bauernfor-
mationen keine große Rolle. Dagegen ist die Möglichkeit des Eindringens des
Königs sehr wohl von Belang, und dies bildet dann auch oft das Hauptmotiv, vor
allem, wenn damit ein Freibauer geschaffen und unterstützt werden kann.

Stellung 204
Aljechin— Turover
(Bradley Beach 1929)

Der schwarze Doppelbauer auf dem


Königsflügel ist verletzlich. Anderer-
seits können auch die weißen Bauern
auf diesem Flügel leicht angegriffen
werden, so daß beiderseits Bauern ver-
loren gehen können, was die Chance
auf ein Remis erhöht. Weiß am Zuge

210
Die Behandlung von Springerendspie- 8. ... Sc8-d6|
len erfordert stets äußerste Genauig- 9. K c 4 - d 5 Sd6-e4
keit. Allgemein ist festzustellen, daß 10. h 5 - h 6 ! Se4-f2
das Übergewicht eines Bauern fast
durchweg zum Gewinn führt. Die Alternative 10. ... Sg3: war
Es folgte: schwieriger zu widerlegen. Darauf folgt
11. Sf8 Se2 12. Sh7: Sf4:f 13. Kd4 Sg6
1. K c 4 - b 5 Se7-d5 14. Sf6: Kc6 15. Sd5 b5 (ohne den
2. £3-f4 Bauerntausch am Damenflügel wäre
Schwarz ebenfalls chancenlos, weil der
König b6 decken und der Springer den
Um ein eventuelles f 5 - f 4 zu verhin- freien h-Bauern bewachen muß) 16.
dern, das zur Vereinfachung führen abf (16. a5 ist vielleicht stärker, doch
würde. der Tausch ist am einfachsten) 16. ...
Kb5: 17. h7 Sh8 (17.... Kc6 ging nicht
2. ... Kd6—c7 wegen 18. Se7f) 18. Ke5 Kc6 19. Sf4
3. S e 2 - d 4 Sd5-c3f Kd7 20. Kf6 Ke8 21. Sg6! Sf7 22. Kf5:
4. K b 5 - b 4 Kd7 23. Se5f usw.

Weiß darf seinen a-Bauern nicht auf- 11. S e 6 - f 8 Sf2-g4


geben. 12. K d 5 - e 6 Sg4xh6
13. Ke6xf6 Kb7-a6
4. ... Sc3-d5f
5. Kb4—c4 Sd5-e7
Ein Versuch, auf dem Damenflügel
6. Kc4-b5 Kc7-b7
Gegenchancen zu erhalten.
7. Sd4-e6
14. K f 6 - g 5 Sh6-g8
Droht Bauerngewinn durch 8. Sf8 h6 15. Kg5xf5 Ka6-a5
9. Sd7. 16. S f 8 - d 7

7. ... Se7—c8 So hält Weiß den gewonnenen Bauern


fest.
Um den weißen König mit 8. ... Sd6f
zu vertreiben und dann mit 9. ... Se4 16. ... Ka5xa4
den weißen g-Bauern anzugreifen. 17. Sd7xb6f Ka4-b5
18. Sb6-d5 Kb5—c6
8. Kb5—c4 19. Kf5-e6 Sg8-h6
20. Sd5-f6!
Der weiße König hat einen Weg gefun-
den, auf dem diese Figur in die schwar- Der Gnadenstoß; der schwarze Sprin-
ze Stellung eindringen kann; Schwarz ger hat keinen Ausweg mehr und wird
kann das nicht verhindern, weil 8. ... mit g3—g4—g5 erobert. Schwarz gab
Kc6 an 9. Sd4f und 10. Sf5: scheitert. auf.

211
Stellung 205
R. Fine (Basic Chess Endings)

Bjl

Weiß am Zuge
Ji ûm WW wm.
tet. Sein einziger Vorteil besteht in der
Schwarz am Zuge günstigen Position seines Königs, ver-
glichen mit der seines Gegners. Der
Wir wissen, daß das Übergewicht von weiße König steht dichter am Kampf-
vier gegen drei Bauern auf einem Flü- gebiet.
gel bei Anwesenheit Läufer, Turm
oder Dame beiderseits in den meisten 1. S d 4 - b 3
Fällen zum Gewinn nicht ausreicht.
Fine merkt gleichwohl an, daß unter Um „überhaupt" etwas anfangen zu
diesen Umständen das Springerend- können, muß Weiß erst eine Schwä-
spiel als gewonnen zu betrachten ist. chung des schwarzen Damenflügels
Wir wollen Fine's tüchtige Beweisfüh- hervorrufen.
rung nicht im ganzen nachdrucken,
zum besseren Verständnis aber doch 1. ... Kg8-f8
eine einzige Variante geben als Illu-
stration für die einzuschlagende Me- 1. ... b6 2. Sd4 nebst 3. Sc6 kommt auf
thode: dasselbe heraus.
1.... Kf6 2. g3 Ke5 3. Sc6| Ke6 4. Ke3
2. S b 3 - a 5 b7-b6
Kd7 5. Sd4 f6 6. f4 Ke7 7. h4 Sf7 8. g4
Kd7 9. Kd3 Ke7 10. Kc4 Kd6 11. g5 fg 3. Sa5—c6 Kf8-e8
12. hg Ke7 13. e5 Sd8 14. Kd5 Sf7 15. 4. Kel—d2 Sc8-e7?
Sc6f Ke8 16. e6 Sh8 17. Ke5 Kf8 18.
Kf6 Ke8 19. Kg7 usw. Das führt zum Tausch des schwarzen a-
Bauern gegen den weißen d-Bauern,
und dadurch bekommt Weiß die Mehr-
Stellung 206 heit der Damenflügelbauern, die reelle
Aljechin—Andersen Gewinnchancen bietet.
(Folkestone 1933) Besser war 4. ... Kd7 5. Kc3 Kc7 6.
Kc4 a6 7. Sb4 Kb7. Es ist nicht deut-
Eine ziemlich ruhige Stellung, die dem lich zu sehen, wie Weiß dann hätte wei-
Weißen nicht viel Gewinnchancen bie- terkommen können.

212
5. Sc6xa7 Se7xd5 Nimzowitsch gelang das Kunststück-
6. S a 7 - b 5 chen, ein scheinbar gleichstehendes
Endspiel (Weiß: Kbl Sgl Ba2 b2 e4;
Schwarz: Kg8 Sd4 Ba7 b7 h7) fast
Nun steht Weiß klar besser. Es folgte
zwangsläufig zu gewinnen. Es lief fol-
noch: 6. ... Kd7 7. Sd4 g6 8. a4 Sc7 9.
gendermaßen:
Kc3 g5 10. Kb4 d5 11. Sf3 f6 12. Sd4,
1. ... Kf7 2. Kcl Kf6 3. Kd2 Ke5 4.
und nun machte das Versehen 12. ...
Ke3 h5 5. a3 a5 6. Sh3 Sc2f 7. Kd3
Kd6? dem Kampf sofort ein Ende (13.
(besser 7. Kd2!) 7 . . . . Seif 8. Ke2 Sg2
Sb5t Sb5: 14. Kb5: Ke5 15. b4 d4 16.
9. Kf3 Sh4f 10. Ke3 Sg6 11. Sg5 Kf6
Kc4:. Schwarz gab auf).
12. Sh7f Ke7 13. Sg5 Se5 14. Kd4 Kd6
In Springerendspielen gilt vor allem die 15. Sh3 a4 16. Sf4 h4 17. Sh3 b6 18.
Regel vom entfernten Freibauern, die Sf4 b5 19. Sh3 Sc6f 20. Ke3 Kc5 21.
in vielen Partien aus der Turnierpraxis Kd3 b4! 22. abf Kb4: 23. Kc2 Sd4f
ihre Bestätigung gefunden hat, so zum 24. Kbl Se6 25. Ka2 Kc4 26. Ka3 Kd4
Beispiel im historischen Endspiel Las- 27. Ka4: Ke4: 28. b4 Kf3 29. b5 Kg2.
ker—Nimzowitsch (Zürich 1934). Weiß gab auf.

D. Zwei leichte Figuren auf beiden Seiten


Es ist bekannt, daß zwei Läufer stärker sind als Läufer und Springer oder zwei
Springer. Dieses Übergewicht ist auch theoretisch zu erklären. Vergleichen wir
Springer und Läufer, so finden wir als einziges Plus für den Springer, daß er auf
Felder beider Farben zu gelangen vermag, während der Läufer auf eine einzige
Farbe begrenzt ist. Hat man nun zwei Läufer, dann verliert das letztgenannte Ar-
gument seine Bedeutung.
Wir teilen wie folgt ein:
1. Zwei Läufer gegen Läufer und Springer
2. Zwei Läufer gegen zwei Springer
3. Andere Kombination zweier leichter Figuren

D 1. Zwei Läufer gegen Läufer und Springer

Zunächst einige allgemeine Winke.


1. Das Übergewicht des Läuferpaars ist 2. Wichtig ist auch die Möglichkeit des
um so größer, je offener der Charakter Königs, in die feindliche Stellung ein-
der Stellung ist. Insbesondere ist der zudringen. Vor allem die Aktivität der
Besitz eines Freibauern auf einem der Läufer kann dabei behilflich sein.
Flügel durchweg von entscheidender Nicht selten wird in einem solchen Fall
Bedeutung. mit Zugzwang gearbeitet.

213
3. Die Läufer sind oft imstande, die g-Bauern (beispielsweise durch Her-
Bewegungen der feindlichen Figuren umspielen des Läufers nach fl).
merklich zu behindern.
2. Lc3—el Kd6-d7
4. Die Bauern des Angreifers, insbe-
3. Lei—c3
sondere die Randbauern, können die
wichtige Aufgabe erfüllen, dem feindli-
Der Angreifer kann sich erlauben, sei-
chen Springer Felder wegzunehmen.
nen Plan zu ändern.
5. Beide Parteien müssen fortwährend
mit dem Übergang in eins der End- 3. ... Le7-d8
spiele Läufer gegen Läufer oder Läufer 4. b4—b5!
gegen Springer rechnen. Dies legt dem
Verteidiger die größeren Verpflichtun- Um das Feld d5 für den weißen König
gen auf; der Angreifer ergreift durch- frei zu machen, was eine ansehnliche
weg die Initiative zum Tausch, und der Verstärkung des Drucks auf die
Verteidiger kann nichts anderes tun als schwarze Stellung zuwege bringt.
abzuwarten.
4. ... Kd7-e7
5. Lf7-g8 Ke7-f8
Stellung 207 6. Lg8-h7 c6xb5
Berger— Tschigorin 7. c4xb5 Kf8-e7
(Karlsbad 1907) 8. Lc3-b4f Ke7—e6
9. Lh7-g8f Ke6-d7

• m%mim,
10. Ke4-d5!
m
Br
Stellung 208

wk
•1m mMm

i "1•ig
ff ¡¡f

Ww, fHi
Weiß am Zuge

1. Lg6—f7

1. Kf5 bringt nichts ein wegen 1. ...


wT
Sg7t. Schwarz am Zuge
1. ... Se6-g7
Zugzwang. Schwarz muß den weißen
Auf 1. ... Sf4 folgt 2. Kf5 Sh3: 3. Lf6: König auf einem der Flügel hereinlas-
Lf6: 4. Kf6: und Weiß erobert bald den sen. Hier zwei Varianten:

214
I. 10. ... Kc7 11. Lf8 Se8 12. Le6 Kb7 II. 10. ... Le7 11. Le7: Ke7: 12. Kc6
13. Ld7 Sc7f 14. Ke4 a6 15. a4 ab 16. Se8 13. Kb7 Sd6f 14. Ka6 Kd8 15. a4
ab Kb8 17. Ld6 Kb7 18. L c 6 | Kc8 19. Sc8 16. Kb7 usw.
Kf5 usw.

D 2. Zwei Läufer gegen zwei Springer


Das Ubergewicht der Läufer kommt in Man beachte, daß Weiß seine Bauern
dieser Art von Endspielen noch besser so aufgestellt hat, daß wichtige Felder
zu seinem Recht, obgleich die Möglich- (wie c5 und f5) für die Springer unzu-
keiten zum Tausch hier weniger groß gänglich sind.
sind als in den Endspielen des vorigen
Unterabschnitts. Die Springer sind auf 1. ... Sg7-e8
offenem Feld fortwährend Angriffen
ausgesetzt, und wenn auf beiden Flü-
Auf 1.... Se4 wäre 2. La6 gefolgt nebst
geln Bauern vorhanden sind, müssen
3. Lb8 mit Eroberung des a-Bauern.
die Springer sich zum Schutz dieser
Ebenso nach 1.... Sc8 2. La6 Se7 3. b5
Bauern in Stellungen begeben, wo sie
(um Sc6 zu verhindern) und 4. Lb8.
sehr verwundbar sind.
2. L e 2 - d 3
Stellung 209
Euwe—Pedersen Nimmt dem Sd6 das Feld e4 und bin-
(Radiopartie 1951) det den schwarzen König an die Dek-
kung von h7.

J
m• mt 2. ... Sd6-f7

Führt über eine Anzahl von Zügen


zum Verlust eines Bauern, was mit 2.
... Sc8 vorläufig zu vermeiden war. In
diesem Falle hätte Weiß seinen König
in Bewegung gesetzt, und das hätte
nach dem Aufmarsch über f2—e3—f4
neue Möglichkeiten geschaffen.
Schwarz ist machtlos.
Weiß am Zuge
3. L e 5 - b 8 a7-a5
Die obengenannten Charakteristika 4. Ld3—c4
kommen in diesem Beispiel vortrefflich
zur Geltung. Die Jagd beginnt: Weiß spielt nicht 4. b5, weil es wichtig
sein kann, dieses Feld für den Läufer
1. L c 3 - e 5 freizuhalten, zum Beispiel nach 4. ...

215
Sf6 5. g5 Sd7 und Schwarz kann viel- SteUung 210
leicht standhalten.
Botwinnik—B ronstein
4. ... a5xb4 (23. Matchpartie Moskau 1951)
5.
6.
a3xb4
Lb8-a7
Sf7-d8
Sd8-c6 §f j§ !§
7. La7xb6 Sc6xb4
8. Lc4xe6f

Weiß hat einen Bauern gewonnen, da-



A •f
für ist es Schwarz gelungen, den ganzen
Damenflügel aufzulösen, so daß das
Gefechtsfeld erheblich geschrumpft ist.
• mm'
mm
Das Läuferpaar hat gleichwohl ent-
scheidende Angriffskraft, um selbst in
diesem beschränkten Raum den Sieg

zu erringen. Weiß am Zuge

8. ... Kg8-g7
Eine wahre Tragödie. Bronstein, der
im Begriff war, den Welttitel von Bot-
Das einzige; 8. ... Kf8 scheitert an 9.
winnik zu erobern (Stand: 11 Vi: 10V2
Lc5f, und nach 8. ... Kh8 entscheidet
bei noch zwei zu spielenden Partien),
9. Ld4f Sg7 10. g5! und Schwarz hat
mußte gegen Botwinniks virtuose
keine Verteidigung gegen die tödliche
Handhabung des Läuferpaars den kür-
Drohung h 4 - h 5 - h 6 .
zeren ziehen.
9. L b 6 - d 4 f Kg7-g6 Schwarz hat einen Bauern mehr, aber
das ist ein Doppelbauer, und der zählt
Schwarz macht fortwährend erzwunge- praktisch nicht mit. Es folgte:
ne Züge: auf 9. ... Kh6 folgt 10. Lf7
und 11. g5 matt. 1. L f 4 - g 5 !

10. Le6-f5t Kg6-h6 Schwarz ist bereits im Zugzwang. Be-


11. Ld4—c5 Sb4-d5 achtenswert ist, daß zwei Springer, die
12. Lc5-f8t Se8-g7 sich gegenseitig decken, in ihrer Be-
13. Kgl—f2 weglichkeit äußerst schädlich beein-
flußt werden. Weil Lg5 auf e7 gerichtet
Stärker als sofort 13. g5f Kh5 14. Lg7: ist, kann Sc8 nicht ziehen. Stünde der
Kh4: und Schwarz hätte noch einige andere Läufer auf h3 (auf Sc8 gerich-
Remisaussichten. tet), würde auch der andere Springer
nicht ziehen können. Zwei Läufer kön-
13. ... Sd5-f4 nen also ein Springerpaar vollkommen
14. g4-g5f Kh6-h5 lahmlegen.
15. Lf8xg7 Kh5xh4 Der weißfeldrige Läufer steht auf f3
16. Lg7—f6. Schwarz gab auf. aber noch viel besser. Dort hält diese

216
Figur d5 und h5 unter Beschuß; Wenn er probiert, seinen Doppelbau-
Schwarz muß einen dieser Bauern ern mit 3. ... b5 aufzulösen, folgt die
preisgeben. unmittelbare Entscheidung durch 4.
Es hätte noch folgen können: Lc6: bc 5. a5! usw. Nach 3. ... Sf7 4.
Lf4 geht der freie d-Bauer nach vorn.
1. ... Se7—c6 Bronstein hat die Folgen lange vorher-
2. Lf3xd5 Sc8-d6 gesehen und gab bereits in der Dia-
3. L d 5 - f 3 grammstellung auf.
Godfried Bomans hat einmal die fol-
Mit dem Sühneopfer eines Bauern ist gende Bemerkung gemacht: „Man er-
Schwarz der Schwierigkeiten über- kennt den starken Spieler nicht allein
haupt nicht Herr geworden. Er steht an seinen Zügen, sondern auch an dem
noch immer vollkommen hoffnungslos. Augenblick, in dem er aufgibt".

D 3. Andere Kombination von zwei leichten Figuren


In Endspielen, in denen beide Parteien Es ist klar, daß Weiß die besseren
über Springer und Läufer verfügen, Chancen hat. Die schwarze Bauern-
können ähnliche den Abtausch betref- stellung ist geschwächt, und der weiße
fende Überlegungen gemacht werden Läufer ist ausgezeichnet postiert. Es
wie in den vorangegangen Endspielen. folgte:
Auch andere dort behandelte Charak-
teristika, wie schwache Bauern und vor 1. a3—a4!
allem das Eindringen des Königs, spie-
len in den Endspielen dieses Unterab- Um den Springer über a3 nach c4 zu
schnitts eine Rolle. bringen, wo er b6 und e5 bedroht.

SteUung 211 1. ... Ke7-d7

Portisch—Smyslov Obwohl Schwarz den bald auf c4 auf-


(Wijk aan Zee 1972) tauchenden Springer in jedem Fall tau-
HP schen muß, um Bauernverlust zu ent-
gehen, bringt er seinen König doch
• i m m± nach dem anderen Flügel, wo Bb6
JM ' i i im
eventuell vom weißen König angegrif-

* M fen werden kann, während auch b7


Deckung nötig hat.
frn 2. S b 5 - a 3 g6-g5
' a
Bringt den Bg6 in Sicherheit. Nach 2.
... Kc7 3. Sc4 Lc4: 4. Kc4: droht der
Weiß am Zuge weiße König ins schwarze Lager ein-

217
zubrechen, während die Abwehr 4. ... Alles ganz einfach. Weiß wickelt in ein
Se7 nach 5. d4 ed 6. Kd4: unzurei- gewonnenes Bauernendspiel ab.
chend ist. Der schwarze König, der an
die Deckung von b7 gebunden ist, 6. . . . b7xc6f
kann die Durchreise nicht verhindern. 7. K b 5 - a 6 g5-g4
8. b2—b3
3. Sa3—c4 Lf7xc4
4. K c 3 x c 4 Kd7-d6
Auch 8. b4 h5 9. b5 führt zum Gewinn,
Verhindert das Eindringen des Königs aber der Textzug, der mit Zugzwang
über das Zentrum, jedoch auf Kosten droht ( 8 . . . . h5 9. b4) ist viel einfacher.
des Eindringens über ein anderes
ebenso lebenswichtiges Feld. 8. ... c6-c5
9. Ka6-b5 Kc7-b7
5. K c 4 - b 5 Kd6—c7 10. a4—a5 b6xa5
6. L e 4 x c 6 11. K b 5 x c 5 . Schwarz gab auf.

218
10. Die Qualität
Dies ist ein kurzes Kapitel. Man kann nur wenige allgemeine Regeln für die Be-
handlung eines Endspiels mit einer Qualität mehr geben.
In den Kapiteln 3 und 4 konnten wir bereits feststellen, wie schwierig es oft ist, bei
sehr verringertem Material das Übergewicht der Qualität geltend zu machen.
Sind auf beiden Seiten mehrere Bauern vorhanden, ist der Gewinn in den meisten
Fällen wohl zu verwirklichen, wenigstens wenn nicht der Qualität eine Kompensa-
tion von einem oder zwei Bauern gegenübersteht. Einfach ist es aber nicht.
Im allgemeinen muß die Turmpartei von der Möglichkeit Gebrauch machen, den
Turm hinter die feindlichen Linien zu bringen, wo die Bauern leichter angegriffen
werden können. Sehr oft ist dabei auch die Hilfe des eigenen Königs erforderlich,
der dazu eine Reise über das ganze Brett antreten muß.

SteUung 212 wohl Anknüpfungspunkte für eine


doppelte Bedrohung gibt.
Moisejev—Botwinnik
(Moskau 1950)
1. ... Ke5-f6
2. Lc8-d7 g6—g5
3. h4xg5f Kf6xg5
4. Ld7—c8 h5—h4f
5. Kg3-f3 Thl-cl

¡Pf lü HA Der schwarze Plan wird nun deutlich:


er will seinen König über f4 nach g3
bringen. Glückt ihm das, ist die Partie
gewonnen.

yy/yy/v. 'MiLv/ftm
mm W Wir wollen erst der Frage nachgehen,
warum die Stellung des schwarzen Kö-
Schwarz am Zuge nigs auf g3 den Gewinn verbürgt.
Unterstellen wir, Schwarz sei hier am
Zuge und verfolgen wir 6. ... Tc3f 7.
Die weiße Stellung weist keine schwa- Kf2 Kf4 8. Le6 Tc2t 9. K f l Kg3 10.
chen Punkte auf. Weder h4 noch g2 Lh3 Tclf 11. Ke2 Tgl und Tg2:. Das
können in der gegebenen Lage doppelt alles sieht ganz einfach aus; es gibt aber
bedroht werden. Schwarz muß deshalb ein kleines Hindernis. Nach einem
zunächst derartige Veränderungen Schach auf der dritten Reihe braucht
schaffen, daß es in der Stellung sehr der weiße König nicht nach unten aus-

219
zuweichen, er kann nach e4 gehen, von Weiß probiert noch etwas gänzlich an-
wo aus diese Figur dem schwarzen Kö- deres.
nig das Feld f4 nimmt.
Setzen wir nun die Besprechung der 9. g2-g4
Partie fort.
Auch dies hilft nicht.
6. L c 8 - d 7
9. ... Tc7-c3f
Weiß kann nichts anderes tun als abzu- 10. Kf3-g2 h4-h3f
warten. 11. Kg2-h2 Kg5-h4
12. g4—g5 Tc3—c2f
6. Tel—c2 Weiß gab auf.

Ein feiner Wartezug, wie aus der Folge


ersichtlich. SteUung 213
Ljubojevic—Keene
7. L d 7 - e 6 Tc2-c7ü (Palma de Mallorca 1971)

Nun hat der weiße Läufer auf der


Schrägen c8/h3 kein passendes Feld
mehr, und das Verlassen dieser Diago-
nalen wird Schwarz instand setzen, sein
Ziel zu erreichen; das heißt, zuerst mi
Feld f4 für seinen König frei zu machen I i i 11
und danach den König nach g3 zu brin-
gen. 11 B
üf
Betrachten wir die verschiedenen
Möglichkeiten im einzelnen:
I. 8. Lh3 Tc3f 9. Ke4 (Weiß muß das
• n
Weiß am Zuge
Feld f4 beobachten) 9. ... Tg3 (Weiß
ist im Zugzwang) 10. Ke5 Te3f 11.
Kd4 Kf4 usw. Ein hübsches Gegenstück zum vorigen
Endspiel. Für Schwarz sieht es womög-
II. 8. Lg8 (oder 8. La2) Tc3f 9. Ke4 lich noch besser aus, und es ist daher
Tg3 mit Eroberung des Bg2. ziemlich überraschend, daß Schwarz
III. 8. Ld5 Tc3f 8. Ke4 Tg3 10. Ke5 nicht gewinnen kann. Weiß braucht
Te3f 11. Le4 T e l 12. Kd4 Kf4 usw. nicht einmal besonders sorgfältig zu
spielen, sondern lediglich dafür zu sor-
IV. 8. Ke4 Te7 9. Ke5 (9. Kd5 Kf4) 9.
gen, daß er auf ein eventuelles Ke3—f3
... Te8 usw.
ein Schachgebot auf der Diagonalen
In allen diesen Fällen erreicht der zur Verfügung hat.
schwarze König das Feld f4 und also
auch Feld g3. 1. Le6—c8

220
Es drohte 1. ... Kf3 mit unmittelbarer
Entscheidung.

1. ... Td2-b2

Im Gegensatz zum vorigen Beispiel


kann Schwarz nicht derart manövrie-
ren, daß dem Läufer die Möglichkeit
eines Schachs auf der Diagonalen (hier
a8/hl) genommen wird.
Nach 2. Le6 Ke4 3. Lc4 Tb4 4. Le6
Tb6 5. Lf7 Tb7 6. Le6 Tc7 7. Kg2 Tc2f Schwarz am Zuge
8. Kgl Td2 9. Lc8 T d l f 10. Kg2 Td2f
sah der Nachziehende das Nutzlose sei- Nach 1. ... Kf6 2. Td7 büßt Schwarz
ner Bemühungen ein und gab sich mit bereits einen Bauern ein.
remis zufrieden.
Er hätte (nach sorgfältigen Vorberei- 2. K f 3 - f 4
tungen) noch versuchen können, mit
Natürlich nicht 2. Ke4: Sc3f.
h5—h4 den weißen g-Bauern zu besei-
tigen und später mit g4—g3 den letzten 2. ... Sa2-b4
Bauern zu tauschen. Er wäre dann je-
doch in einem Endspiel Turm gegen Oder 2. ... Sc3 3. Td7 a5 4. Ke5 a4 5.
Läufer gelandet, das nach der in Kapi- Kd4 Sdl 6. Ke4: Sf2:f 7. Kf3 Sh3 8.
tel 30 entwickelten Theorie bei korrek- Tb7 und Weiß erobert beide Bauern.
tem Spiel remis geworden wäre.
3. T d 5 - d 4
Die Gewinnchancen von Turm gegen
Springer sind viel größer. Sonderfälle In der Partie geschah weniger gradlinig
vorbehalten, kann wohl festgestellt 3. Tb5, und nach einem späteren Feh-
werden, daß das Übergewicht der Qua- ler wurde die Partie noch remis.
lität im allgemeinen entscheidend ist. Weniger gut war 3. Td7 wegen 3. ...
Weniger als der Läufer ist der Springer Sd3f, und Weiß kann nicht auf e4
imstande, seine Bauern zu beschützen. schlagen wegen 4. ... Sc5f.
Hier ein einfaches Beispiel.
3. ... Sb4-d3f

Stellung 214 Nach 3. ... a5 4. Ke4: geht mindestens


noch ein Bauer auf dem Damenflügel
Euwe—Capablanca verloren.
(Matchpartie 1931)
4. Kf4xe4 Sd3xf2f
Schwarz hat sogar zwei Bauern für die 5. K e 4 - f 3 Sf2-h3
Qualität, seine Damenflügelbauern 6. T d 6 - d 7
sind jedoch schwer zu halten. Es folgte:
und Weiß erobert beide Bauern auf
1. ... e5—e4f dem Damenflügel.

221
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W. Meiden 3., unveränderte Auflage.
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