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LexC10.Funktionsverbgefuege, Praseologismen

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Wortverbindungen

Der Wortschatz besteht nicht nur aus Einzelwörtern, sondern auch aus festen
Wortverbindungen, die wie komplexe Wörter wirken.

Beispiele: Auf Wiedersehen!, ohne weiteres, an Stelle ((von/) einer Erklärung …),
(etwas) in Ordnung bringen, fix und fertig, wie in einem (/ im) Vogelhaus, nur
Bahnhof verstehen, nicht alle Tassen im Schrank haben oder in (des) Teufels
Küche kommen sind solche Wortverbindungen.

Sie sind im mentalen Lexikon von Sprechern des Deutschen als feste Einheiten
gespeichert. Alle Wortverbindungen werden durch drei Eigenschaften
charakterisiert:

• Polylexikalität: Alle Wortverbindungen bestehen aus mehr als einem


Wort.

• Festigkeit: Sie sind Wortgruppen, die in einer mehr oder weniger festen
Verbindung in der Sprachgemeinschaft bekannt und gebräuchlich sind.
"Mehr oder weniger fest" heißt, dass der Austauschbarkeit von
Konstituenten Grenzen gesetzt sind.

• Idiomatizität bedeutet, dass die Verknüpfung der Wörter durch die


semantischen und/oder syntaktischen Regularitäten des Deutschen nicht
vollständig erklärt werden kann. So kann man aus der Semantik
von bringen und auf die Palme nicht auf die Bedeutung jemanden wütend
machen' schließen, die mit der Verwendung von (jemanden) auf die Palme
bringen verbunden ist.

FUNKTIONSVERBGEFÜGE

Funktionsverbgefüge oder Nomen-Verb-Verbindungen sind in Syntagma, das als


nominalisierte, aber nicht vollständig synonyme Ausdrucksalternative für ein
Vollverb steht:

Beanspruchen = jmdn. In Anspruch nehmen jmdn. beanspruchen;


Beeinflussen = Einfluss nehmen auf etw.

Die Funktionsverbgefüge haben einige Charakteristiken:

a) Alle Funktionsverbgefüge weisen eine binäre polylexikale Struktur auf,


deren eine Konstituente ein Funktionsverb ist.

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 Funktionsverben
wie bringen, führen, kommen, nehmen, stellen oder treffen sind mit
 einem Nomen zu einem lexikalischen Wort verbunden.

In der Regel werden heute Funktionsverben, die sich mit einer


Präpositionalphrase oder einem Substantiv im Akkusativ zu einem lexikalischen
Wort verbinden, zum Kern der Funktionsverbgefüge gerechnet. (Strukturen,
bestehend aus einem Funktionsverb und einem Substantiv im Nominativ,
Genitiv oder Dativ sind in weitaus geringerem Maße lexikalisiert).

b) Nicht nur Lernende der deutschen Sprache, sondern auch Muttersprachler


empfinden Funktionsverbgefügen als Wortgruppen, denen der Status eines
Phraseologismus zugeschrieben werden kann: Syntagmen dieser Art sind
lexikalisiert, d.h., ihre Struktur wird im Redemoment nicht produziert,
sondern aus dem mentalen Lexikon abgerufen (reproduziert). Im
Unterschied zu einer losen Wortgruppe ergibt sich die Bedeutung des
Syntagmas nicht aus der Summe der Bedeutungen seiner einzelnen
Elemente, sondern ihre mehrteilige Struktur wird als eine semantisch
zusammengehörende Einheit wahrgenommen.
c) Mit Hilfe der Substitution kann vielfach gezeigt werden, dass eine Reihe
von Funktionsverbgefügen mit einem Vollverb korreliert

unter Strafe stellen = bestrafen;


zum Ausdruck bringen = ausdrücken
Protokoll führen = protokollieren

Da diese Funktionsverbgefüge als die gestreckte Form des ihnen semantisch


entsprechenden Vollverbs erscheinen (die Verbbedeutung des ursprünglichen
Vollverbs ist in das Nomen übergegangen, das Funktionsverb übernimmt auf der
Handlungsebene die morphologischen Aufgaben des entsprechenden Vollverbs),
werden sie in der Fachliteratur traditionell auch als „Streckformen“ (
Streckform) bezeichnet. Der Substitutionstest verläuft negativ, wenn das Nomen
des F. nicht zu den Nomina actionis (Nomen actionis) gehört

in Aussicht stellen
zur Kenntnis bringen

Derartige Wortgruppen zu den Funktionsverbgefügen zu zählen ist strittig),


erscheint jedoch gerechtfertigt unter dem Gesichtspunkt, dass ihre lexikalisch-
semantische Bedeutung ebenso durch ein Vollverb ausgedrückt werden könnte
(versprechen; informieren).

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d) Der semantische Vergleich des Funktionsverbgefüges und des ihm
entsprechenden Vollverbs zeigt jedoch, dass es unzutreffend wäre, von
totaler Synonymie zu sprechen, denn das Funktionsverb übernimmt nicht
nur die morphologische Funktion des Vollverbs, sondern ist darüber
hinaus Träger sehr allgemeiner semantischer Funktionen. Diese sind vor
allem in der Variierung und Schattierung der Aktionsart zu sehen und
machen somit die spezifische semantische Leistung des
Funktionsverbgefüges gegenüber einem möglichen Vollverb aus.

sich in Abhängigkeit befinden;


in Abhängigkeit geraten,
jmdn. in Abhängigkeit bringen.

Mit Hilfe von Funktionsverbgefügen können so die Phasen eines Geschehens


bzw. das Bewirken eines Geschehens explizit akzentuiert werden.

e) Beide Teile eines Funktionsverbgefüges („Vorverb“ und „Nachverb“) bilden


eine lexikalisch-semantische Einheit bilden und das äußert sich auf der
Ebene der Sprachverwendung in der für deutsche Aussagesätze typischen
topologischen Verbferne des die vom finiten Verb eröffnete Klammer
schließenden Elements ( Lexikalklammer):

Er nahm seinen Freund zum


wiederholten Male wegen dieser
Angelegenheit in Anspruch.

Wenn F. als lexikalische Wörter definiert werden, heißt dies auf der
syntaktischen Ebene, dass das Prädikat mehrteilig ist und aufgrund der
besonderen Struktur des Verbs sowohl über einen verbalen als auch über einen
nominalen Anteil (d.i. Prädikatsteil oder Prädikativ) verfügt. Zum Beispiel:

(a) Er brachte das Paket zur Post.


(b) Er brachte das Problem zur Sprache.

f) Die Funktionsverbgefüge sind Ausdrucksalternative zu Vollverben. Sie


ermöglichen in der Regel eine viel differenziertere Aussage als ihr
Vollverbpendant und können auf diese Weise semantische Lücken innerhalb der
Wortart Verb schließen helfen. Als kompliziert empfundene
Passivkonstruktionen können mit Hilfe der F. sprachlich umgangen werden

etw. ist anerkannt worden etw. = hat Anerkennung gefunden.

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Der Gebrauch von Funktionsverbgefügen ist jedoch keineswegs ausschließlich
einer gehobenen Stilschicht zuzuordnen, auch in der Sprache des alltäglichen
Verkehrs lassen sie sich gehäuft nachweisen. Sie sind das Ergebnis einer
Entwicklungstendenz, in deren Verlauf der Sprachgebrauch freier Syntagmen zu
einer Wortschatzerweiterung führt.

Es gibt unterschiedlichen Listen mit diesen Wendungen:

https://deutschkurse-
passau.de/JM/images/stories/LISTEN/nomen_verb_verbindungen.pdf

https://grammatiktraining.de/nomenverb/grammatikliste-nomen-verb-
verbindungen.html

http://de.longua.org/nomen-verb-verbindungen-beispiele-verben.php

PHRASEOLOGIE

Die Erweiterung des Wortschatzes erfolgt neben der Bildung neuer Wörter und
dem Einfluss fremder Sprachen auch dadurch, dass aus syntaktischen
Wortverbindungen Wortgruppen mit fester Bedeutung entstehen können.

International verbreitet sind heute Ausdrücke wie: Idiomatik, festes Syntagma,


sprichwörtliche Redensart

lat. phrasis = rednerischer Ausdruck


grich. idioma = Eigentümlichkeit, Besonderheit

1. Wesen der Phraseologie

 Eine Wortverbindung gilt als idiomatisch, wenn ihre Bedeutung nicht der
Summe der Bedeutungen der einzelnen Komponenten entspricht:
ein alter Hase = ein erfahrener Fachmann
eine lahme Ente = ein Mensch ohne Initiative
aus der Haut fahren = wütend sein
 Neben der festen Wortverbindung sind auch freie Verbindungen möglich:
jemandem den Kopf waschen = jemanden schimpfen)
zur Kasse gebeten werden = bezahlen müssen)
 Oft wird die idiomatische Bedeutung durch ein Bild (Metapher) vermittelt.
Das Bild, das mit der Wendung vermittelt wird, hat keine Beziehung zur
Bedeutung der Wortverbindung:
das Heft in der Hand haben = die Macht haben

4
Bei vollidiomatischen Wendungen lässt sich ein Phraseologismus nicht
aufgliedern, d.h.: alle Komponenten sind phraseologisch gebunden:

jemandem einen Bären aufbinden = etw. Unwahres sagen

Semantische aufgliedbare Phraseologismen sind nur teilweise phraseologisch


gebunden:

eine Schraube ohne Ende = eine Angelegenheit ohne Ende

faule Ausreden = wenig überzeugende Ausrede

Bei nichtidiomatischen Konstruktionen (Klischee, Schablone, Stereotyp)


bedingen die Komponenten stärker einander als bei freien syntaktischen
Verbindungen:

in Hülle und Fülle, Freud und Leid

1.2. Stabilität der Phraseologismen

Während in einer freien syntaktischen Fügung die einzelnen Komponenten


durchaus mit Hilfe von Synonymen ersetzbar sind, ist bei Phraseologismen

 Austauschbarkeit der Komponenten fast unmöglich:


den Stuhl vor die Tür setzen = jemanden rauswerfen
den Sessel vor die Tür setzen
 In Phraseologismen gibt es auch unikale Wörter (das sind Wörter, die
außerhalb der Wendung nicht mehr vorkommen):
auf dem Holzweg sein = sich irren
mit Verlaub gesagt = mit Ihrer Erlaubnis
fehl am Platze = unpassend sein
 Stabilität zeigt sich auch durch syntaktische Anomalien:
auf gut Glück = ohne Garantie eines glücklichen Ausgangs
sich bei jemandem lieb Kind machen = sich einschmeicheln

2. Gliederung der Phraseologismen

 Phraseologische Wortfügungen oder Phraseologismen


den Mund halten, blinder Passagier
 Phraseologische Verbindungen
ein Experiment durchführen
 Konstruktionen mit wertender Bedeutung:
Blech reden, faules Ei
 Lexikalische Einheiten (Text im Wörterbuch aufgenommen):
Hohe Tatra, das Schwarze Meer
 Sprichwörter:

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Kleider machen Leute, Durch Schaden wird man klug
 Geflügelte Worte (Der Terminus stammt von Homer, der damit die
Fähigkeit des menschlichen Wortes, von Mund zu Mund zu fliegen,
bezeichnet.):
der rote Faden
Sein oder Nicht sein
den Wald vor lauter Bäume nicht sehen

3. Lexikalisierung und Reproduzierbarkeit

Als ein weiteres Merkmal von Phraseologismen ist anzusehen, dass sie wie ein
Wort im Gedächtnis gespeichert werden. Phraseologismen werden als fertige
sprachliche Einheiten reproduziert.

4. Funktion von Phraseologismen

Phraseologismen können einer bestimmten Stilebene, einem Soziolekt, einer


Textsorte zugeordnet werden.

z. B.: Euphemistische Phraseologismen wirken gehoben:

sterben = die letzten Atemzüge tun, das Zeitliche segnen

Manche Wendungen wirken salopp: aus der Haut fahren

Andere sind emotional-wertend: Sauwetter, kalter Kaffee

Fazit:

Phraseologismen: feste Wortgruppen:

• Polylexikalität: mindestens zwei Lexeme: der blinde Passagier

• Stabilität: jm die kalte Schulter zeigen

• Lexikalisierung: in WB gespeichert

• Idiomatizität: Idiome - semantische Transformation:

jn an der Nase herumführen - jn. verspotten

• Anschaulichkeit, Bildlichkeit, Expressivität, Emotionalität

• Bilder, Metaphern: in den saueren Apfel beiβen

• Vergleiche: gesund wie ein Fisch

• Paarformeln: klipp und klar, Alliteration, Endreim: in Hülle und Fülle

• Sprichwörter (Parömiologie): Übung macht den Meister.

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• Zitate, Aphorismen, geflügelte Worte: Veni, vidi, vici

Herkunft der Phraseologismen

1. Bibel - Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat Martin Luther auf der
Wartburg das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzt.
Dabei bemühte sich dieser die Texte nicht wörtlich, sondern nach ihrem
Sinn in das Deutsche zu übertragen. Während seiner Übersetzung
entwickelte Martin Luther das Hochdeutsch, das in kürzester Zeit
unter dem deutschen Volk seine Verbreitung fand. Viele aus der Bibel
stammende Wendungen und Zitate wurden von den Menschen
regelmäßig verwendet und entwickelten sich durch ihren ständigen
Gebrauch zu Redensarten, wie z.B. „Ein Herz und eine
Seele“(Apostelgeschichte 4), „Buch mit sieben Siegeln“ (Offenbarung
20). Dabei weiß heute so gut wie keiner, dass viele unserer Redensarten
aus der Heiligen Schrift stammen. Dennoch haben nicht alle
Redensarten, die man auch heute noch in der Bibel findet, ihren
Ursprung in der Bibel, sondern wurden bereits als Redensart in die
Bibel aufgenommen.
2. Landwirtschaft - Ein erstaunlich großer Teil von Redensarten
stammt aus dem landwirtschaftlichen Leben. So wurden Ausdrücke,
wie z.B. „einem zeigen, was eine Hacke ist“ aus dem bäuerlichen Leben
in die allgemeine Sprache getragen. Es ist verständlich, dass enorm
viele Phraseologismen aus dem landwirtschaftlichen Leben stammen,
da im Mittelalter die größte Schicht der Bevölkerung aus Bauern
bestand, die die Redensarten bildeten und auch zunächst
untereinander verbreiteten.
3. Handwerk - Auch das Handwerk hat seine Spuren in der deutschen
Sprache hinterlassen. Viele berufsständische Einprägungen wurden in
die allgemeine Sprache aufgenommen. So findet man heute viele
Redensarten in unserer Sprache aus verschiedenen Bereichen des
Handwerks. Als Beispiel hierfür möchte ich die Redensart „alles über
einen Leisten schlagen“ nennen. Diese stammt aus dem Handwerk des
Schuhmachers, der früher alle Schuhe, unabhängig von der Schuhgröße
der Personen, über einen Leisten zog und auf diese Weise die Schuhe
anfertigte.

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Andere Wortverbindungen:

Sprichwörter (Proverben, Parömien) sind traditionell-volkstümliche Aussagen betreffend ein


Verhalten, eine Verhaltensfolge oder einen Zustand, die zumeist eine Lebenserfahrung
darstellen.

 Hunger ist der beste Koch.


 Wer lang hustet, lebt lang.
 Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
 Glück und Glas – wie leicht bricht das.
 Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
 Trocken Brot macht Wangen rot.
 Geteiltes Leid ist halbes Leid.
 Geteilte Freude ist doppelte Freude.
 Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
 Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute.

Schimpfwort oder Scheltwort ist ein Wort, das eine Person (seltener: ein Objekt) mit einer
(stark) abwertenden Bedeutung besetzt und sie auf diese Weise beleidigt oder herabsetzt.
 Geh zum Teufel!
 Arschloch sein!
 Halt die Klappe!
 Halt die Schnauze!
 Verpiss dich!
 Was laberst du da?
 Hör auf mit dem Scheiß!

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