Einführung in die Volkswirtschaftslehre
(OVWL)
Wintersemester 2024/25
Vivian Grudde //
[email protected] Kapitel 10
Die wirtschaftliche Entwicklung der BRD nach dem 2. Weltkrieg
© Prof. Dr. Volker Caspari 2024
Die Ausgangslage nach 1945
• Deutschland war nach dem Ende des 2. WK in vier Sektoren aufgeteilt worden, die unter der
Oberherrschaft der alliierten Siegermächte standen. Die Länder Sachsen, Thüringen, S-Anhalt,
Meck-Pom und Brandenburg bildeten die Sowj. Besatzungszone (SBZ), Bayern und Hessen
bildeten die amerikanische Zone, NRW und Niedersachsen die britische Zone. Württemberg und
Baden sowie Rheinland-Pfalz waren unter französischer Verwaltung. Analog war Berlin, der Sitz
des Alliierten Kontrollrates - oberste Regierungsgewalt - ebenfalls in vier Sektoren aufgeteilt.
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Die Ausgangslage nach 1945: Industrie
• In der SBZ kam es sehr schnell zum Abbau von Unternehmen und vor allem Schienenstränge
(12 Tsd Km) die alle als Reparationsleistungen in die Sowjetunion und oder nach Polen gingen.
Bis zum Frühjahr 1948 Abbau von 3400 Betrieben; Verlust von 80 % der Fahrzeugindustrie, 75
% des Maschinenbaus, 66 % der elektrischen und optischen Industrie.
Ab 1945 erste Enteignungen, 1948 begann der Umbau zu einer Planwirtschaft.
• In Westdeutschland zwar auch Abbau von 600 Fabriken, dies entsprach aber nur etwa 4 % der
Industrieleistung von 1938; vermutlich eher Abbau von Überkapazitäten von Rüstungsbetrieben
(Werner Abelshauser).
• Generell wenig Verluste durch den Krieg, da Flak die Fabriken meistens gut beschützte.
Dadurch Strategie der Bombardierung der Transportwege – dies sorgte für Engpässe in den
Nachkriegsjahren (Beispiel britische Zone: 1945 waren noch 1000 von rund 13000 km Straße
befahrbar)
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Die Ausgangslage nach 1945: Hunger
• Durch den Krieg waren die Aussaaten im Herbst 1944 und Frühjahr 1945 beeinträchtigt
• Klimatische Bedingungen: Trockener heißer Sommer 1946, Hungerwinter 1946/47, Dürre im
Sommer 1947
• Mangel an Dünger
• Das Deutsche Reich hatte bereits in Friedenszeiten eine Importquote von Lebensmitteln ca. 20
Prozent
• Verlust wichtiger Agrargebiete wie Ostpreußen und Hinterpommern (zuvor 25 % der Nutzfläche)
à in der britischen Zone hätte im Winter 1945/46 die eigene landwirtschaftliche Produktion für 400
Kalorien pro Kopf & Tag ausgereicht; in der amerikanischen und französischen Zone ca. 940
Kalorien.
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Die Ausgangslage nach 1945: Verzicht auf Rache
• Zwischen 1945-1949 importierten Amerikaner und Briten 18,5 Millionen Tonnen Lebensmittel mit
Kosten von 2,5 Milliarden US-Dollar.
• Initiativen von Privatpersonen, Verbänden und Kirchen aus dem westlichen Ausland:
psychologisch unschätzbar
Und das, obwohl Essen durch den Krieg auf der ganzen Welt knapp war und es keine
Überschüsse gab.
• Großbritannien dehnte die Rationierung für die eigene Bevölkerung im Juli 1946 aus, um
Deutschland zu versorgen .
• In Deutschland eher Undankbarkeit, da nicht zur Kenntnis genommen wurde, dass auf der Welt
überall Mangel herrschte:
Dokumentarfilm „Hunger“ der amerikanischen Militärregierung (1948)
https://www.bpb.de/mediathek/video/206899/hunger/
• Lebendige Schwarz- & Graumärkte: Gefahr für die Rationierung (Abzweigung von ca. 30 % der
landwirtschaftlichen Produkte)
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Opferrollen: auch woanders.
Quandt Von Finck
Deutsche Milliardärsdynastien mit u.a. folgenden Hintergründen im Dritten Reich:
• großzügige Parteispenden an die NSDAP (u.a. auch vor März 1933)
• Mitglied in der SS/“Freundeskreis Himmler“
• Arisierung von Unternehmen
• Ausbeutung von Zwangsarbeitern bis hin zum Bau eigener KZ Außenstellen als
Arbeitslager
• Generell: Profiteure der NS Kriegswirtschaft
Porsche-Piëch Oetker
Flick
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Warum Fortbestand der Dynastien nach 1945?
• Fehlende Aufarbeitung der exakten Verbrechen. Generell Überlastung der
Gerichte durch all die Entnazifizierungsverfahren
• Praxis der „Persilscheine“. Die Patriarchen stellten sich zudem als Opfer der NS-
Diktatur dar
• Die Alliierten planten ursprünglich eine Art Nürnberger Prozesse für
Unternehmer, hatten aber dann die Sorge, dass die UDSSR dies als
antikapitalistischen Schauprozess nutzen könnten; zudem könnten langwierige
Prozesse eine Ablenkung für die Erfolge der ersten Nürnberger Prozesse sein
• Ein ökonomisch starkes Westdeutschland wurde im Kalten Krieg als wichtig
angesehen. Die Unternehmer wurden hier teilweise als Humankapital betrachtet.
• Schwache Antitrustpolitik; UK & Frankreich konnten sich nicht mit Verstaatlichung
durchsetzen
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Die Währungsreform
Am 21. Juni 1948 wurde in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands die Deutsche Mark
eingeführt. Jede Person erhielt am 20. Juni – ein „Kopfgeld“ von 40 DM und einen Monat später 20
DM bar ausgezahlt. In der SBZ wurde am 23. Juli 1948 ebenfalls eine neue Währung eingeführt.
Damit war die wirtschaftliche Teilung Deutschlands weitgehend geschehen. Die politische Teilung
folgte ein Jahr später.
• In der Trizone (später Bizone) trat am 23. Mai 1949 das Grundgesetz in Kraft und am 7.9.1949
konstituierten sich Bundestag und Bundesrat.
• Am 7.10.1949 wurde die DDR in den Grenzen der SBZ gegründet.
• Ab diesem Zeitpunkt gab es zwischen beiden Staaten eine Systemkonkurrenz: Welches System
schafft dauerhaft mehr Wohlstand für die Gesamtbevölkerung? Die Antwort wurde 1990
gegeben.
• Welche Systeme standen hier gegeneinander?
• Zentrale Planung gegen Marktsteuerung mit Globalsteuerung und Sozialstaatsgebot
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DDR
• Auch in den 50er Jahren noch Mangel. 1953 setzt die SED Führung eine Preiserhöhung
rationierter Lebensmittel durch bei gleichzeitiger Steigerung der Arbeitsnormen (= Lohnkürzung).
• Volksaufstand 17. Juni 1953. Danach keine Reparationszahlungen mehr und Begrenzung der
Besatzungskosten.
• 1949-1961: Zwei Millionen Menschen verlassen die DDR, was ca. 13 % der erwerbstätigen
Bevölkerung entsprach.
• 13. August 1961: Bau der Mauer
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Ludwig Erhard – Vater der D-Mark?
Quelle: bundeskanzler.de
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Die wahren Väter der Währungsreform und der D-Mark
Gerhard Colm & Ray Goldsmith
(beide Emigration 1933)
Edward A. Tenenbaum
„Die Ausarbeitung der Entwürfe bedeutet nicht, dass die darin vorgesehen Maßnahmen inhaltlich allen wesentlichen
Punkten die Zustimmung der deutschen Sachverständigen gefunden hätten(…) Die drei Besatzungsmächte tragen für die
Grundsätze und die Methoden der Geldreform in ihren Zonen die alleinige Verantwortung.“
Schriftliche Erklärung der westdeutschen Finanzexperten vor der Währungsreform (Erhard war nicht Teil dieser Gruppe)
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Ludwig Erhard – Vater des Wirtschaftswunders?
Quelle: bundeskanzler.de
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Wunder gibt es immer wieder…
In den ersten drei Monaten nach der Währungsreform erlebte die deutsche Wirtschaft ein
Wachstum von 30 %; in den nächsten drei Monaten erneut 16,4 %
• Aufgestautes Wachstum durch vorheriges Horten (Warten auf Währungsreform)
• Verzerrung durch Graumarkt: vor der Währungsreform wurden viele Transaktionen gar nicht
erfasst
• Freisetzung von Vorräten: Geld funktionierte nun wieder als Katalysator der Wirtschaft, anstelle
umständlicher bilateraler Tauschgeschäfte, welche zu der paradoxen Situation von gleichzeitig
übervollen Lagern und fehlenden Vorprodukten geführt haben.
à Werner Abelshauser: die westdeutsche Wirtschaft stieg bereit ab Herbst 1947 stetig:
„Wesentlich beschleunigt hat die Währungsreform diesen Aufschwung nicht“.
Wichtig hier: Psychologischer Effekt, da man plötzlich wieder Dinge in Geschäften kaufen konnte
Ludwig Erhards Preisfreigabe Juni 1948: durch den weiterhin bestehenden Mangel gingen die
Preise in die Höhe (Lebensmittel Juni-Dezember: 18 %); Hitlers Lohnstopp wurde erst im
November aufgehoben.
Vergleich: in UK Rationierung von Lebensmitteln bis 1954
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Reales BIP pro Kopf in PPP 1870 – 2013
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Das Wirtschaftssystem der Sozialen Marktwirtschaft
• Das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft hat mehrere Väter und polit-ökonomische Säulen.
Die folgenden Professoren waren zentral:
• Ludwig Erhard, zunächst Wirtschaftsminister und dann NF von Adenauer als Kanzler. Erhard hat an
der Goethe-Uni bei F. Oppenheimer promoviert und wurde von dessen Ideen beeinflusst.
• Die Ordoliberalen um W. Eucken (Freiburg) und Franz Böhm (Frankfurt)
• A. Müller-Armack (Köln), Ökonom und Kultursoziologe, Staatssekretär unter Erhard.
• Grundideen:
1. Möglichst freier Wettbewerb, abgesichert durch ein Gesetz gegen
Wettbewerbsbeschränkungen (GWB, 1958) und Implementierung der Kartellämter mit
Rechtsprechungskompetenz (1. Instanz) (BuKartAmt).
2. Geldwertstabilität durch polit. unabhängige Zentralbank
3. Implementierung eines kooperativen Wirtschaftsstils (Runde Tische, Mitbestimmung)
4. Sozialstaatsprinzip in der Verfassung verankert
5. Ab 1967 (StabWachsG) Verankerung keynesianischer Globalsteuerung durch den Staat
(Finanzministerium)
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Marshallplan & Europäische Zahlungsunion
• 1947: Idee des US-Außenminister George C. Marshall
• Ab 1948 als ökonomische Waffe gegen den Kommunismus: Westeuropa sollte vermittelt
werden, dass sich Kapitalismus und Demokratie lohnen
• Die BRD erhielt die Hilfen ($ 1,68 Milliarden) nicht als Geschenk, sondern als vorrangiger zu
bedienender Kredit: Schutz der BRD vor etwaigen Reparationszahlungen anderer Staaten; 1953
Verzicht großer Teile des Darlehens (Londoner Schuldenkonferenz)
• Auch erhielt nur Unterstützung, wer der von der USA in das Leben gerufenen Europäischen
Zahlungsunion (ab 1950) beitrat – Schließung der Dollarlücke durch Saldierung von Defiziten
und Überschüssen im Außenhandel und Gewährung von Krediten innerhalb der Mitgliedstaaten
(Anschubfinanzierung der USA i.H.v. $ 450 Millionen)
• Ab 1950: Koreakrieg. Durch die Zahlungsunion konnte die BRD Rohstoffe und Vorprodukte
importieren. Industrieproduktion stieg um 28 %; Exporte um 74,3 %.
• Die BRD stieg vom Importeur zum Exporteur auf.
Wie? Niedrige Produktionskosten durch niedrige Löhne (Massenarbeitslosigkeit, Vertriebene &
Flüchtlinge)! + Bretton Woods (4,20 DM = $ 1). Durch beide Gründe auch ein Importdefizit
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Der Ursprung der EU
• Ruhrstatut 1949: Kohle-& Stahlindustrie der BRD bleibt in deutschem Besitz, aber
wird international beaufsichtigt.
• Aber: UDSSR als neuer Feind. Deutschland müsste früher oder später wieder
aufrüsten
• Lösung: eine Montanunion, welche die Stahlwerke und Kohlegruben aller
Mitgliedsländer gemeinsam verwaltet. 18. April 1951
• Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
Römische Verträge. 25. März 1957 in
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BIP-Wachstum und Arbeitslosenquoten
BIP-Wachtumsraten in der BRD in
5 Jahres Perioden von 1950 bis
1969:
• 1950 – 1954: ca. Ø 8,4% p.a.
• 1955 – 1959: ca. Ø 6,1% p.a.
• 1960 – 1964: ca. Ø 4,3% p.a.
• 1965 – 1969: ca. Ø 3.8% p.a.
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Die Wirtschaftswunderjahre 1950 bis 1970
• Das verfügbare Jahreseinkommen der Haushalte, das sich 1950 auf umgerechnet 707 Euro pro
Kopf belief, nahm bis 1960 real, d.h. nach Ausschaltung des Geldwertverlustes, um
durchschnittlich 7 % im Jahr zu. Damit verdoppelte sich die Kaufkraft der Einkommen innerhalb
eines Jahrzehnts.
• 1950 arbeitet ein Industriearbeiter 48 Stunden in der Woche, verteilt auf sechs Tage.
• 1956 reduzierte man für Industriearbeiter die Wochenarbeitszeit auf 45 Std.
• Erst 1978 galt die 40 Std. Wochenarbeitszeit und die 5 Tage Woche dann für 92,6 Prozent aller
abhängig Beschäftigten.
• Samstags Schule gab es in der BRD bis 1972. Vorher hat z. B. Hamburg ab 1969 im
Winterhalbjahr sechs Tage Schule im Sommerhalbjahr nur 5 Tage.
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Wie lange musste ein Durchschnittsverdiener arbeiten um… p/w = [Zeit].
Produkt Einheit Arbeitszeit 1950 Arbeitszeit 2009
(in Std.) (in Std.)
Mischbrot 1 kg 0:27 0:11
Eier 10 Stück 2:01 0:08
Vollmilch 1l 0:19 0:03
Bohnenkaffee 500 g 26:22 0:19
Schweinekotelett 1 kg 3:54 0:32
Herrenanzug 1 Stück 108:38 17:00
Kleiderschrank 1 Stück 146:59 38:24
Fernseher (Wert für 1960) 1 Stück 351:38 35:31
Herrenschuhe besohlen 1 Paar 7:09 1:36
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Rentenreform 1957
• Konrad Adenauer setzte sich 1957 gegen seine eigene Fraktion
durch und setzte damit die Idee des Ökonomen Wilfried Schreiber
um
• Statt des seit der Kaiserzeit geltenden Kapitaldeckungsverfahren nun
eine Umlagefinanzierung mit Generationenvertrag
• Kopplung der Renten an die jährlichen Lohnsteigerungen: Schutz vor
Inflation und Teilhabe am steigenden Wohlstand
• Die Rentenreform kam in der Bevölkerung sehr gut an. 1957
erreichte die CDU die absolute Mehrheit in der BRD
• Vergleich Diskussion um Rentenreform 2024!
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Die Vergessenen des deutschen Wirtschaftswunders?
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Die Vergessenen des deutschen Wirtschaftswunders?
„Ein kleines Herrenvolk sieht
sich in Gefahr: man hat
Arbeitskräfte gerufen, und es
kommen Menschen. Sie
fressen den Wohlstand nicht
auf, im Gegenteil, sie sind für
den Wohlstand unerlässlich.“
Max Frisch (1965)
Reflektion: welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen hatten die Gastarbeiter*innen für die BRD?
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Die Deutsche Bundesbank: Unabhängigkeit & Preisstabilität
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Jom Kippur Krieg
• 6. Oktober 1973: Überfall von Ägypten und Syrien auf Israel. Schnelle Wendung des
Kriegsverlauf zugunsten Israels. UN-Waffenstillstand 24. Oktober 1973
• 17. Oktober 1973: Arabische Ölländer drohen, ihre Förderung um 5 % zu drosseln, falls
westliche Länder ihre israelfreundliche Politik nicht aufgeben.
• Vervierfachung der Ölpreise in den nächsten Monaten
• Embargo war tatsächlich Propaganda, durch hohe Steigerung des Ölverbrauchs westlicher
Länder (+44 % mehr Öllieferungen als im Vorjahr)
• Petrodollars ließen deutsche Exporte steigern?
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Die Ölpreiskrise
In den 1970er Jahren kam es zu zwei tiefgreifenden angebotsseitigen Schocks:
1. Ölpreisschock 1973 und 2. Ölpreisschock 1879/80
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1. und 2. Ölpreisschock
• Kanzler Helmut Schmidt reagierte sofort mit der Verordnung von vier „autofreien Sonntagen“
(Folie mit Bild)
• Folge der Ölpreisschocks war eine Inflation, die von 1974 bis 1985 anhielt und sich bis 1989 auf
abgemilderten Niveau fortsetzte und erst nach der Wiedervereinigung weiter sank.
• Die Gewerkschaft in D. setzten massive Lohnerhöhungen durch (15%) und befeuerten damit die
Lohn-Preis Spirale.
• In F, GB und USA waren die Inflationsraten deutlich höher.
• Es gab in den 1970er Jahren zwei Rezessionen (1975 und 1982/83)
• 1982 folgte eine konstr. Misstrauensvotum und ein Regierungswechsel von SPD/FDP zu
CDU/FDP.
• Das änderte aber an den Problemen gar nichts. Im Gegenteil, nun trat noch die Arbeitslosigkeit
hinzu.
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OVWL 2024/25
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Arbeitslosenquote in USA, BRD, UK 1950 - 1990
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Die 1980er Jahre
• Die 80 Jahre waren aber auch das Jahrzehnt, in dem die Computer in den Alltag einzogen,
natürlich vielfach – wie auch heute – als Spielerei, als Konsumgut, Zeittotschläger, usw. à Die
IKT verbreitete sich
• Anrufbeantworter, Videorecorder und Mikrowellenherd verbreiteten sich
• Die Umweltverschmutzung wurde schrittweise erkannt und bekämpft
• Insgesamt gesehen, war das Wirtschaftswachstum in diesem Jahrzehnt nicht wesentlich
verschieden von dem der 1970er Jahre
• Der nächste exogene Schock kam nicht vom Ölpreis, sondern durch den Zerfall der DDR und
des gesamten COMECON, d.h. Совет экономической взаимопомощи, die
sozialistische „Gegenorganisation“ zur damaligen OEEC (dann EWG, heute EU)
• Die Wiedervereinigung Deutschlands war ein großes makroökonomisches Experiment ohne
jegliches historische Vorbild.
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Die frühen 1990er
• Der kurze Konjunktureinbruch nach der Wiedervereinigung 1990 war schnell überwunden, aber
• 1993 kam es seit Ende des WK 2 zur schwersten Rezession. BIP schrumpft um 1,1%.
Ursachen waren die massiven Exporteinbrüche und die schwache Investitionstätigkeit. Die
Stahlhersteller ächzen. Thyssen strich 8000 Stellen, die Ruhrkohle AG legte mehrere Bergwerke
still, 6000 Jobs fielen weg. Die Chefs des Autoherstellers Daimler-Benz teilten mit, sie müssten
weltweit auf 40 000 Mitarbeiter verzichten.
• Kanzler Kohl schimpfte das Volk: „Viele würden sich in ihrer Untätigkeit wohlfühlen.“ In einer
Rede vor dem Bundestag sagte Kohl, Deutschland lasse sich als „kollektiver Freizeitpark“ nicht
regieren.
• Die Manager wiederum kritisierten die Regierung für ihrer „schlechte Wirtschaftspolitik“ (CDU-
FDP!!!), für die hohen Standortkosten, usw. und begannen eine schonungslose
Rationalisierungskampagne. à Weiter steigende ALQ 11,3% in 1997 und dann schwacher
Rückgang auf 9,4% in 2001.
• Das jahresdurchschnittliche Wachstum des BIP lag in den 1990er Jahren nur noch bei
1,6% p.a.
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