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Die Historische Tradition Und Ihre Literarische Gestaltung Bei Babyloniern Und Hethitern Bis 1200

Das Dokument behandelt die Übernahme und literarische Gestaltung akkadischer Werke durch die Hethiter bis 1200 v. Chr., insbesondere in Bezug auf historische Traditionen und Texte über bedeutende Könige wie Sargon und Naramsin. Es werden Fragmente und Übersetzungen dieser Texte präsentiert, die die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion und Zuordnung zu akkadischen Vorbildern verdeutlichen. Der Autor, Hans Gustav Güterbock, analysiert die erhaltenen Bruchstücke und deren Bedeutung für das Verständnis der hethitischen Literatur.

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Die Historische Tradition Und Ihre Literarische Gestaltung Bei Babyloniern Und Hethitern Bis 1200

Das Dokument behandelt die Übernahme und literarische Gestaltung akkadischer Werke durch die Hethiter bis 1200 v. Chr., insbesondere in Bezug auf historische Traditionen und Texte über bedeutende Könige wie Sargon und Naramsin. Es werden Fragmente und Übersetzungen dieser Texte präsentiert, die die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion und Zuordnung zu akkadischen Vorbildern verdeutlichen. Der Autor, Hans Gustav Güterbock, analysiert die erhaltenen Bruchstücke und deren Bedeutung für das Verständnis der hethitischen Literatur.

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Die historische Tradition und ihre literarische

Gestaltung bei Babyloniern und Hethitern


bis 1200.
Von Hans Gustav Güterbock-Ankara.
Zweiter Teil: Hethiter.1)
I. Ü b e rn a h m e a k k a d is c h e r L ite ra tu rw e rk e .
Die Hethiter haben von den Akkadern neben Werken der
Wissenschaft, wie Vokabularen. Omina und medizinischen
Texten, und literarischen Werken im engeren Sinne, wie
Götterhymnen und dem Gilgames-Epos, auch Stücke der
historischen Traditionsliteratur übernommen2 . Den Stoff
dieser Texte bilden die Taten der großen Könige von Akkad,
Sargon und Naramsin. Nach der Form ihrer akkadischen
Vorbilder gehören die Stücke über Sargon zu dem volks­
tümlichen Roman Sar tamhüri (I S. 21 f.; 86ff.), die Naramsin-
Texte zur narÄ-Literatur (I S. 19f.; 62ff.). Wir geben die
geringen Reste dieser Werke hier zunächst in Umschrift und
Übersetzung wieder.
Das hethitische Fragment des Sar tamhäri (KBo III 9 =
2BoTU 1).
Vs. I (Am Anfang fehlen, nach Schätzung auf Grund der
Krümmung, etwa 10 Zeilen.)

1’ [3 Z.]-x3 -um-na-a£ [ ...


2’ [3 Z.] N A -R A -A M [ ...
3’ [Z 2.]-x za-ah-ha-en S[a-...
1 Der 1. Teil erschien 1934 in Bd. 42 (N. F. Bd. 8) dieser Zeitschrift,
S. 1 ff. Im folgenden zitiert als I. In Zitaten beziehen sich römische
Ziffern von VII an aufwärts ohne nähere Angabe auf KUB.
2 Vgl. A. Götze, Kleinasien (in: Handbuch der Altertumswissenschaft)

S. 161 ff.
3 Forrers Erg. [y^-^Ak-k<i-d]u- nach Raum und Spuren wahrscheinlich.
46 Hans Gustav Güterbock

4’ [1 ZJ-x 1 Se-ek-kän-ti [ ...


5’ [me-na-ah^-ha-an-da x [...
6’ Sarru-gi-na-a^ V H V Pu-ru-u&[-ha-an-da . . .
7’ ßarru-gi-na-ai-za ^T U K U L ? 1^ - ^ [ . . .
8’ ta-aS-kän ^hidam-ni 3 [ ...
9’ Barru-gi-na-aS A-NA [ ...
IQ» LöMESp^M.GÄR-wa-mu [ . . .
11’ KASME W ku-i-e-eS [ ...
12’ 4 TU-BU-UQ-QA[-TIM . . .
13’ IS -T U E.[A D UTU4
14’ £e-ek-kän[-. . .
. . . . (abgebrochen; etwa Mitte der Kol.)
Kol. II und III verloren.
Rs. IV
r 5x [ . . .
2’ x [ . . .
3’ EN(?) x [ . . .
4’ 6 m Ma-ah7 -h[&-. . .
5’ x.DUB.x8 [ . ..
I 1’ Der [Akka]der [................. 2’ .........] der Liebling
[........] / 3’ [ . . . •] den Kampf [.......... ] 4’ in ein [un(?)-]be-
kanntes [Land(?) . . . . 5’ entgegen [.........] / 6’ Sarrukina
[ . . . ] Purus[handa . . . . ] 7’ Sarrukina [ . . . ] die Waffen
[........... ] 8’ Darauf [.. .] er in die (der) Vorhalle [......... ] /
9’ Sarrukina [sprach] zu [.......... ] 10’ „Die Kaufleute [ . . . ]
mir (mich) [.......... ] 11’ die Wege, die [...........] 12’ die vier
(Welt-)Ecken [ . . . . ] 13’ von [Sonnen]aufgang [bis Sonnen­
untergang . . . . ] 14’ bekann[t........] / . . .
IV (Unbedeutende Reste der Unterschrift; Schreibername)
1 Erg. [Ü-U]L 1 ? Vgl. Komm.
2 So nach Raum (KBo und Koll.); fürU R U Pu-ru-M^- (Forrer) zu knapp.
3 Hinter ni nichts mehr erhalten. 4 So wohl mit Forrer zu erg.
5 Eingerückt, also Unterschrift. 6 Z. 4’f. in Umrißzeichnung.
7 So, nicht «al 8 Forrers Erg. [G]A[L].DUB.S[AR] möglich.
Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 47

K o m m e n ta r .
I 2’: H in ter naräm erg. einen Gottesnamen. Forrer denkt, wohl
im Anschluß an Stellen wie P34L 1 VI 49’, an D A.MAL; nach Geb.-Leg.
Vs. 11, der Chronik K ing Vs. 1 und wohl auch S.t. Am 2 Vs. 1 eher
Igtar. I§tar von Ninive wird in dem churrischen Sargontext Bo
4178 R B . 5 (vgl. unten S.81) genannt: U R U Ni-nu-ua-ua D U +D A R -an.
4’ Anfang: Das Erhaltene, e in großer W inkelhaken, p a ß t nicht
zu U]L; es ist aber nicht unmöglich, daß noch ein zweiter W inkel­
haken d aru n ter vorhanden war. Dem Sinne nach würde {Ü-U^L
Sekkanti [utne] g ut passen, und eine bessere Erg. verm ag ich nicht
vorzuschlagen.
6’: D er Nom. des Namens wird hier LUGAL. Gl.NA-«^ geschrieben,
und KBo I I I 10 = 2BoTU 2, 3; 8 findet sich LUGAL.GI-ni, was
doch wohl Dat.-Lok. ist (s. u. S. 48f.). Danach ist der Name als heth.
a-Stam m behandelt, und m an darf gi-na- als phonetische Schreibimg
auffassen und dann den ganzen Namen phonetisch transkribieren.
In der Übersetzung wurde, wie durchgehend in heth. Namen, die
„reine Stam m form “ eingesetzt.
9’: Erg. ein verbum dicendi wegen des -ua der folgenden Zeile;
die angeführte Rede um faßte möglicherweise den ganzen Abschnitt.
11’: KASMEä-u^ wegen kueö vielleicht nach Friedrich, Vertr. I
S. 36; ZA 39 S. 34, als Nom. aufzufassen; unsicher, da K ontext fehlt.
12’: Zu 4 tubbuqqäti vgl. Landsberger, ZA 35 S. 218 z. St.

Dem Stückchen ist nicht viel mehr zu entnehmen als die


bloße Tatsache, daß eine hethitische Fassung des i.t. existiert
hat. Denn alle Versuche, ihm eine Stelle innerhalb des aus
Amarna bekannten Textes zuzuweisen, mißlingen. Zwar
kommt fast jedes Wort des Bo-Textes auch in Am vor: zu
o l ä TUKÜL M E ä -ui (Bo 7) vgl. ^kakki-Su Am Vs. 4; zu ^hilamni

(Bo 8) allenfalls die Erwähnungen des Palastes Am Vs. 4 u. 22;


zu Bo 9 die Reden Sargons Am Vs. 4f., 23f., Rs. ] 0 f .; Ass 9;
zu Bo 11 vgl. Am Vs. 8 und 2 6 f.; zu Bo 13 Am 15, — aber das
sind viel zu häufige Wendungen, als daß sich ihnen etwas
entnehmen ließe, und eine geschlossene Reihe von Ent-

1 Zu dieser A bkürzung vgl. I S. 12 1 und Landsberger, ZA. 35 S.


216>.
2 = Sar tamhäri, Exem plar aus A m arna; entspr. im folgenden Bo
= Bogazköy-, Ass = A ssur-Exem plar; vgl. I S. 86 *.
48 Hans Gustav Güterbock

sprechungen läßt sich ans ihnen nicht gewinnen1. Bo gehört


also entweder in ein Stück der Erzählung, das wir in Am
nicht besitzen, oder es ist eine andere Rezension.
Bei dem Versuch, das Bo-Fragment aus sich zu erklären,
besteht die Hauptschwierigkeit darin, daß Z. If. zwar nach
einem Textanfang aussieht (erg.: der Akkader Sargon, der
Liebling Istars o. ä.), aber nach der Beschaffenheit der Tafel
unmöglich der Anfang gewesen sein kann. Man müßte an­
nehmen, daß noch ein allgemeines Proömium von ca. 10 Zeilen
der Nennung des Helden vorausgegangen wäre. Aber auch
das Folgende sieht nach einem Proömium aus, das in all­
gemeinen Sätzen die Hauptereignisse aufzählt, bevor in Z. 9
die eigentliche Erzählung beginnt mit der Mitteilung Sargons
an seine Soldaten, daß die Kaufleute den Zug in die Ferne
von ihm verlangt hätten.
Angesichts dieser Schwierigkeiten läßt sich dem allzu
kleinen Bruchstück nur entnehmen, daß es, nach den vor­
kommenden Personen, zum £.t. gehört, aber für eine Rekon­
struktion der Erzählung reicht das Erhaltene nicht aus.

Noch weniger ist dem kleinen Bruchstück KBo III 10 =


2BoTU 2 zu entnehmen. Da für eine Übersetzung zu wenig
erhalten ist, wird auf die Transkription in BoTU verwiesen.

B em erk u n g en .
Zur Bedeutung von kuriuana- s. Sommer, AU S. 342ff. mit Nach­
trag S. 392ff.
Sarru-gi-ni mit Forrer, 2BoTU S. 1* als „reine Stammform“ auf­
zufassen, sehe ich keine Notwendigkeit. Z. 3 paßt Forrers Erg.
UM-MA schlecht, viel näher liegt die Übersetzung „dem Sarrukina

Gegen Dhormes Versuch hierzu, RB 33 (1924) S. 228, ist einzuwen­


den, 1. daß das, was den verglichenen Abschnitten vorausgeht, nicht
übereinstimmt (was allerdings mit Auslassungen erklärt werden
könnte, vgl. I S. 903 ), 2. daß in Am 13 mit der Erg. Sarrukin und
der vorgeschlagenen Auffassung von sukkallu 6a märt tamkari nicht
durchzukommen ist (vgl. I S. 87 f.).
Die historische T ra d itio n bei B abyloniern und H e th ite rn 49

ü b erg ib t e r " ; u n d in Z. 8, wo m it -ya an g e fü h rte R ede folgt, kan n


m a n vielleicht doch auch D at.-L o k. an neh m en ; wieviel am A nfang
d e r Zeile zu ergänzen ist, ist n ic h t auszum achen. — G anz ohne A n a­
logie w äre allerdings d er W echsel zwischen verschiedenen S täm m en
bei einem frem den N am en n ic h t: vgl. Som m er, K1F 1 S. 345 zu
K U B X V II 9.

Von diesem kleinen Bruchstück läßt sich nicht einmal mit


Sicherheit sagen, ob es auf ein akkadisches Vorbild zurück­
geht oder ob es etwa zu einer rein hethitischen Gestaltung
der Sargon-Sage gehört.

Epische Erzählung von Naramsin (KBo III 16—20 =


2BoTU 4 und 5).

T e x t Z u sam m en stellu n g :
A = KBo III 16 (= 2BoTU 4 A) + Bo 785. Den Nachweis
dieses Zusatzstückes verdanke ich H. Ehelolf. Keil­
schriftveröffentlichung in KUB steht bevor. Durch
das Zusatzstück erhöhen sich die Zeilenzahlen in
Kol. II um 1 gegen die Edd.
B = KBo III 18 + 19.
B ’ = KBo III 17. Forrer rechnet dieses zu B wegen Rs. 17
und 18, wo die Zeilenenden von B ’ mit einer kleinen
Lücke an die Zeilen von B anschließen. Aber in den
folgenden Zeilen ist der Anschluß nicht evident, und
der Duktus der Vs. von B ’ weicht etwas ab (vgl. Forrer
2BoTU S. 2*). M öglich ist die Zusammengehörigkeit
von B und B ’ trotzdem.
C = KBo III 20 (= 2BoTU 5). Zugehörigkeit zum Text
nicht zu beweisen: sie ist wahrscheinlich aus inneren
Gründen, weil das in Kol. III Erhaltene an das Ende von
B Kol. III erinnert. C gehört nach dem Duktus zu
keinem der anderen Exemplare.
Zoitschr. f. Assyriologie, N. F. X (XLIV). 4
50 Hans Gustav Güterbock

Vs. I (Anfang fehlt; Tafelm itte etwa bei Z. 6 ’)


C 1’ . . . ym i
2’ . . . ] LU GAL SA K U R U R U U N Ü 1K I
3’ . . . ] ma-a-an 1 M E K f M MUKAM pa-it
4’ . . . ha-a]n-te-ez-zi-ja-aX2 -mi-iX LUGAL-w^
5’ . . . ] x x x x 3 k ifi d i^-in -za-ni
6’ . . . ]x4i-i§-Si-it-ta
7’ . . . .]x-an ü ^ - x - x *
8’ .........]x pa-ah-Sa6 -nu-nu 6 -[un]
(bricht ab)
Vs. I I
B ’ (Anfang abgebrochen)
r . . . ]x e-Sa-an-da
2’ . . . ^x-an-za-ma
3’ .. .a]-ra-a-i£
4’ . . . ]-ir
5’ . . . ] K U R A .G A .D fc ^ -^
6’ . . . ]x-ua-aS-kän-zi
7’ . . . ~\Xa-an pi-i-e-er
8’ . . . ]-e-e^ Sar-ku
9’ . . . ] ki-i-ma nam-ma
10’ . . . -p]i kal4i4b4um -m i
11’ . . . ] e-eX
12’ .. ,. m e-m i-i^]-ki-iz-zi kat4i4S-mi-ua
13’ . . . ü-u]a 9 -ad-du nu-m u ku-it
14’ . . . ] na-ak-ki-ia-an-ni-e^-Xi
15’ . . . ]-la me-mi-iS-ki-iz-zi
16’ . . . ]-ia u-ya-an-zi
17’ . . . ]4i-an pu-nu-uX-zi
18’ . . . ] na-ak-ki-ia-an-ni-mi
1 Zeichen TE.UNU.
2 ai wahrscheinlich; der Senkr. (KBo) nicht zu sehen.
3 Rasur oder Beschädigung ? 4 Jetzt weniger zu sehen als KBo.

• Der 2. kleine Senkr. zufällig oder Schreibfehler.


Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 51

I
1’ .............
2’ .............. König des Landes UNÜ
3’ ..............als hundert Jahre vergangen waren
4’ .............. ihr(?) erster(?) König
5’ ..........
6’ ..........
7’ ..........
8’ .................. schützte ich.
(bricht ab)

II
B ’ 1’ ............setzen sich
2’ ................ aber
3’ ................ erhob sich
4’ ................-ten sie.
5’ .............. Akkad(s?)
6’ ................ -en sie ständig
7’ .............. schickten (od.: gaben) sie.
8’ .............. mächtig
9’ .............. dies aber wieder
10’ ............ mit ihnen
11’ ............ sei!“
12’ .......... [spri]cht (immer): „Mit ihnen
13’ ............ soll [k]ommen. Nun was mir . . . .
14’ .......... seiner Wichtigkeit
15’ .............. spricht (immer):
16’ „ ................ kommen sie.“
17’ ................. fragt:
18’ „ .............. meiner Wichtigkeit
6 nu noch zu erkennen.
7 Erg. so nach Z. 15 oder tar-ai- nach A III 8.
8 ua n. Koll, wahrscheinlich; vgl. Z. 16.

4*
52 Hans Gustav Güterbock

19’ . . .na-ak-ki-ia^-a-tar-^e-me-et
20’ ... ]
(abgebrochen)
(Wahrscheinlicli nur etw a 3 Zeilen Lücke)
A (Anfang abgebrochen)
1’ [.(etw a 13 Zeichen) ...............-a]n(^)-ni-it a(?)-
« * (? )[••.]
2’2 [. .(etw a 8 Z.) . . . ] x [(3 Z.) L]Ü(^)-?ia-tar-mi-it
u -u h -h i[.. , 3 ]
3’ [nNa-ra-am-VSini-n^a-aJi A -N A [PA .LÜ 5M ] E ä
L I - I M tar-a$-ki-iz-z[i]
4’ [(4. Z.) . . . . ] pa-a-an-zi 3 IR [ M E ä pa-a°]-ir da-
aS-Sa-u-e-eS [ . . . ]
5’ [(1 Z.)]x 7 -}a-an-du ta pa-a-an-zi ü[-^-a]n 8 -zi i^-pa-
tar-ma[. . . ]
6 ’ ^K v v^ta -p u -u l^i-a g -^ ^ pi-ih-hi

1’ ma-a-an pa-iz-zi ib-pa-an-ni-it ib-kar-hi

g> ^ ^ ^ ta -p u -u l-li-a n -n i-it-ta ku-e-er-zi ma-a-an-


Sa-ma-aS-t[a e-e^-har ] 9

9’ Si-ia-a-ri a-pi-e ta-an-du-ki-iS


io..... 10
10’ ta-aS-ma-aä pa-a-i-mi ma-a-an-Sa-ma-aS-ta e-[e^-har
Ü -UL Si-ia-ri
11’ a-pi-e D IN G IR 11M E § -z£ta-a^-ma-a^ U -U L pa-a-i-mi
12’ ma-a-an IRM E 5 -M pa-a-ir ^ ^ TR-ZU

13’ iS-pa-an-ni-it i&-qa-ar-ri-it


14’ v w v i ta - p u - u l - l i - j p ^ ku-e-er-ta
15’ ta-a&-bi-i&-ta e-e&-har Si-ia-ti Se E G IR -pa A -N A
"N a-ra-am -^Sin-na
1 Erg. n. Z. 14; 18. 2 Z. 1 der Edd.; vgl. oben S. 49.
3 Fehlt wohl nichts. 4 Erg. mit Forrer; der Raum paßt genau.
6 Erg. unsicher, Raum etwas zu reichlich; vgl. aber den großen Ab­
stand vor A-NA in derselben Zeile. 6 Erg. nach Raum und Z. 12.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 53

II B 19’ ............ ihre [Wichtig]keit


20’ ..........
(abgebrochen)

A 1’ mit [.. .]-heit . . .

2’ ....................................... meine [Mann]estat(?) sehe


ich“.
3’ [Naramsi]na spricht zu [dem Obersten übe]r
Tausend:
4’ ...........gehen. Drei Sklav[en] sind [gegangen(?)].
Starke . . .
5’ sollen ...-e n . Dann werden sie gehen (und)
s[ehe]n(?); einen Spieß(?) aber
6’ und ein tapulli12 werde ich ihnen geben.
7’ „Wenn er (hin)geht, werde ich mit dem Spieß(?)
stechen(?),
8’ und mit dem tapulli12 wird er schneiden. Wenn
ihnen dann [Blut]
9’ hervorspritzt, sind jene sterblich(?);
10’ dann ziehe ich gegen sie. Wenn ihnen kein Blut
hervorspritzt,
11’ sind jene Götter; dann ziehe ich nicht gegen sie.“
12’ Als aber die Sklaven hingingen, stach(?) er(?)
einen( ?) seiner Sklaven13
13’ mit dem Spieß,
14’ mit dem tapulli12 schnitt er.
15’ Da spritzte ihm das Blut hervor. Sie über­
brachten ihrem (?) [Her]rn
7 Das Zeichen endet auf 2 Winkelhaken.
8 Erg. n. Raum und Spuren.
9 So notwendig zu erg.; Raum auf dem Rande. Vgl. Z. 10 mit Anm. 10.
10 Nachtrag, schräg aufwärts geschrieben. 11 Über Rasur.
12 Ein Gerät aus Kupfer. 13 Oder: stach einer seiner Sklaven ?
54 Hans Gustav Güterbock

BU I A ll! 15
1 16’ [E]N 2 -aW i ha-lu-kän pi-e-te-er3 U M -M A m Na-ra-
........ ........... 5
[am -^Sin 4 ]
i ............................................................................................
2 17’ [m a-a-a^^-Sa-m a-aS-ta e-eS-har-ra §i-ia-[(ti)6 ]

3 17’f. [(ü)-g]a-a£-ma-a£ me-na-ah-ha-an-da U -U L pa-


-------------7
[(a-i-mi)]
AHI
4 1 [fa-afy-te-ez-zi-ia 3 BAL-Ä 180000* E R fN M EÖ
5 1/2 [(pi-e)J-hu-te-nu-un Sa-an hu-ul-le-e-er [(ta-a-an
” 120000)] 10
6 2/3 [(E R IN M E ä p)]i-e-hu-te-nu-un Sa-an nam-ma hu-
ul-[(le-e-er)\
1 3/4 \te-ri-i']a-an-nan 60000 E R IN M E ä pi-e-hu-te-
nu-un
8 4 [(Sa-a)}», nam-ma hu-ul-li l 2 -ir
9 G [ m N a-ra]-am -°Sin 13 -aSl i A -N A D U + 1)A R

u-e-eS-ki-u-ya-an [(da-a-iS)]
10 611 [zi]-ik-mu tar-Si-ki-Si15 18 da-an-ku-ua-fa-iia 17
KUR-e 18
11 7 [(ki)-i]$l 9 -$i-ri-it-ta20 te-eh-hi D U + D A R 21 -Äa-

aS-Si
12 8 [a-ap22 -p(a tar)-Si23 (-ki-i)]z-zi i-it Su-up-pi-
ia-ah-hu[-tiu ]
1 B dafür: [(2 Z.)-£]i( 1) a-ap-pa me-me-er.
2 So mit BoTU nach Koll, zu lesen.
3 Von hier an B zu Grunde gelegt.
4 So, ohne -na, ist nach Z. 9 in B zu erg.
8 A: m Na-ra-am-^Sin-na-aS tar-ai-ki-iz-zi. ‘ In () Erg. nach A.
7 A: [(1 Z.)\-x-i/a-ai-ma-aä-ta ii-har-ma Si-ja-ti ü-uk-ma-ai-ma-ai

[IGI-a]n-da za-ah-hi-ia ku-ya-at Ü-UL pa-a-i-mi; am Anfang kein


Platz für [ma-a-a]n-; erg. vielleicht [täk-k}u- ?
8 -ja fehlt A. » A-. 190000 (l).
10 Diese notwendige Erg. muß auf dem Rand Platz finden.
11 So ist gewiß mit Sommer, AU 2721 zu ergänzen; A: 3-na.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 55

A II 16’ Naramsin die Botschaft25. Folgendermaßen


(sprach) Naramsin26 :
B III 2 ,,[Wen]n ihnen das Blut auch hervorgespritzt ist,
3 werde ich ihnen nicht entgegen ziehen!27

4 „[Zum e]rsten Male führte ich 180000 Mann


5 hin, die schlugen sie. Zum zweiten Male führte
ich 120000
6 Mann hin, die schlugen sie wieder.

7 Zum dritten Male führte ich 60000 Mann hin,

8 die schlugen sie wieder.“


9 [Nar]amsin begann von Istar zu fordern:

10 ,,[D]u hast mir (doch) verkündet28 : ‘Die dunklen


Länder
11 werde ich Dir in die Hand legen29.’“ — Und Istar

12 antwortet ihm: „Geh! Reinige dich,

i>A: + -e-. 13 A : + -na-. 14 A: 4- -kdn. 16 A: tar-ai-ki-it.


16 A fügt hier ein: SAG.DU-an. 17 A: ta-an-ku-ya-ia-ua-ta.
18 A : [ut-n]e-e. 18 -i]i nach Edd.; jetzt nicht mehr erhalten.
20 A: ke-ei-Sar-ta. 21 A: + -H-. 82 Erg. n. B III 1.
28 Erg. n. B III 10: A: -ai-. 24 Erg. n. B III 13; A: -ut.
24 So A; B: [ . .. ] sagten es ihm (od.: [ilirem Herr]n?) wieder.
28 So B ; A : Naramsin spricht.
27 So B; A: [Wenn( ?)] ihnen aber d. Bl. h., warum soll ich ihnen aber

nicht zur Schlacht entg. z. ? — Vgl. Komm.


28 So A ; B : du verkündest. 28 Hierzu s. Komm.
56 Hans Gustav Güterbock

III B A
13 9 [^u-up(-pi-ia-a^ O lS N Ä -d tye-ei-ki-i/ah 1 -
hu-ti 2 D IN G IR M E § - ^ [ ( ^ )]
14 10/11 [da-a(^)-r(i-ia-nu-ut nu D IN G IR M E ä -Ä 4
m)]u-ga-a3 -i m Na-ra-a[m- ly Sin-a^ i ]
15 11 [(^-up-pi-ja-ah-ha-ti ^u-up-pa-})]a-a^ GJ^N Ä-
[ W )l ’
16 12/13 [^e-eS-k{i-iS-ki-u-ua-an d)}a-a-iS D IN G IR M E § -
S]U
B ’ III
2 17 13 [(da-ri-ia-nu-ut n)]u D IN G IR MKÄ -S775 mu-
ki-i^-ki-u^-an d ^ a - a - i) ^
3 18 14/15 [D IN G IR M E ^-^(a9 - o .^ ’)] a-ap-pa 10 tar-Si11-
12.....................................
kän-zi m Na-ra[-aJm-D Sin-a^ 8
4 19 15/16 [ ..( 5 Z.) ........ ] tar-Si-ga-u-e-en13 ka-a-aS
KfA J E R fN * ^

(5) 20 16/17 [ ..( 4 Z.) ...( E R f N M )E M M A -A N -D A Sa-


am-na-an har-[................]
(6) 21 17 [ ..( 3 Z.) (-zi nu-u)^-Si me.-na-ah-ha-an~da
bricht G i § x [ ]
ab
7 22 [ ..( 4 Z.) . ..]x -& nu-uS-Si läg-ga15 -le-e-x16
[ ...........K
(8) 23 [. .(4 Z . ) . . .]x-tu(?)-u-ri-it-ti-it i^-h a -[.. . . ]
9 24 [«-(2 Z.) hal-hal-t]u17-u-Tna-ri-ia da-a-i
nu-za x [ .........-i]t e-ep8
(10) 25 [ . . (5Z.) . . . . ] ut-ni-ia-az ti-it-ta-n[u-....... ]
11 26 [ .. (5 Z.) . . . . ] a-pi-ia-ak-ku LÜ -a^
x [ .............-^ii-e-en-ta6

1 A: -ki-ia-ah-. 3 A: -ul. 3 -a- fehlt A.


1 Ergänzung nach B III 9; A : -na-ai. 8 -SU fehlt A. 6 A : -ii-eS-(!).
7 A: + -ua. 8 Zeilenende in B’; Anschluß nicht völlig gesichert.
9 Erg. n. C III 9; Raum und Spuren passen. 10 A: EGIR-pa.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 57

III
13 schlafe auf einem reinen Bett! Rufe deine Götter

14 an und klage zu deinen Göttern!“ — Naramsin

15 reinigte sich, unterzog sich der Inkubation auf

16 einem reinen Bett, rief seine Götter an

17 und begann zu seinen Göttern zu klagen.

18 [Seine Götter] antworteten ihm: „Naramsin,

19 [...........] haben wir gesagt. Dieser . . [ . . ] von den Soldaten18

20 [................. um^nän-manda ha[t er] ge-. . . .

21 [......................... ]. Nun ihm gegenüber . . [ ............. ]

22 [....................... ] Nun ihm umheg[-............ ]

23 [ .................... ] d e i n ............... [............... ]


24 [ . . . . ] an der [Ec]ke(?) legt er hin. Nun [............] halte18

25 [ .................... ] aus dem Lande setz[-..........]


26 [.................... ] sei es dort ein Mann [..........] ........

11 A: + -ik-. 12 A 15 statt dessen: [(7 Z.)]x-^a( ?), d. i. weniger als B.


18 A: tar-a-8-ki-u-en. 14 A sta tt dessen: [(8—10 Z.)-m]a( ?)-a^.
16 Im Orig, kein Abstand. 16 -S[i- (so Forrer) möglich, aber unsicher.
17 Erg. frei. 18 Zeilenenden in B’, Zugehörigkeit nicht ganz sicher.
58 Hans Gustav Güterbock

III B’ B
12 27 [.. (GZ.) . . . ] x x nu an tu t i [ ..........] MEÄ1
(13—16) (28—31) [ ........]
17 (32) [.......................................... j-Ä1
C III
1’ [. .(8 Z . ) .......... ] ku-i[- . . .

2’ [..(7 Z . ) ......... ]2 DINGIR ME W tar-a/-k[i-...


3’ [..(6 Z .) ] x x Ü-ULW x [ . . .
4’ [..(6 Z.) . . . . ] pi-e-da-ah- [hi3]

5’ [DINGIR MB M a-aM > 4 tar^-Si-kän-zi [ ...


6’ [..(4 Z.) . .]-ya u-ni ERD^®^-«^. [ .. .

7’ UMCiyMACl)6 mNa-ra-am-v Sin-na a-x[...


8’ [P]-NA E.EN.NU.UN-Z^/ja har-x6 [ . . .

9’ [D ]m G IR M E M a ^ - £ f c w ^ [...
10’ Lü ME$ .
SA GAZ R NA fi.EN[.NU.UN ...
9
11’ KÄ(?).x-zu -u£-ta pa-ra-a [ . . .
12’ tar-na10 n u ^ -d u ^ ^ -u S -ta lu-ut-ta[-. . .
13’ a-ar-ruCiyuSyi) x x x x [ . . .
14’ff.: Nur Zeilenanfänge, je 1—2 Zeichen. Dann
bricht C ab.
Kol. IV in keinem Exemplar erhalten.
1 Zeilenenden in B’; Zugehörigkeit und Abstand unsicher.
2 Für m Na-ra-am-^Sin-na oder . . . -^Sin-aS würde der Raum genau
passen; für . . . -^Sin-na-oä ist er knapp.
3 Wegen des Abstandes letztes Zeichen; daher -hi, nicht -hu-un zu erg.
4 Erg. n. Z. 9; Raum paßt genau, von 6i nach Koll, noch Spuren

vorhanden. 6 tar Orig, deutlicher als Ed.


6 Möglich (Koll.); die störenden Spuren in der Ed. können zufällig sein.
7 So, nicht A-, nach Raum.
8 Erhalten ein Winkelhaken; -m[t oder -k[i-ir 1
9 KÄ nach Spuren wahrscheinlich, 2. Zeichen unklar, zu sicher.
10 Abstand! 11 nu wahrscheinlich, du möglich.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 59

II I B
27ff. . . . .

C
r ....

2’ [Naranisin (?)] sprich[t] zu den Göttern:


3’ [ „ . . . . ] ...n ic h t( ? ) . . [ . . . ]
4’ [................... ] bringe ich.“

5’ [Und die Götter(?)] sprechen zu ihm:


6’ [.............] dieses Heer (Ace.) [ . . . . ]

7’ Folgendermaßen (spricht) Naramsin . . [ . . . ]


8’ und(?) im Gefängnis (od.: in meinem Gefängnis) hal[te
ich] (od.: [sind] umgekommen).“

9’ Und die Götter [sprachen] folgendermaßen zu ihm : [ ,,...]


10’ Die Vagabunden im Gefän[gnis........... ]
11’ Aus dem Tore (??) sie(?) heraus [...........]
12’ laß! Dann . . . dir . . . Fenstfer.. . . ]
13’ ff. ........

K om m entar
C I 2: Eine Stadt mit dem Ideogramm unü (= TE.UNU) kenne
ich sonst nur aus der Liste II R 53, 1 (= Forrer, Provinzeint. S. 52 f.)
iv 5. Dort steht sie unter babylonischen Städten, neben u n u k i
(Uruk). Dies braucht nicht gegen die Identität mit Uruk zu sprechen,
weil ibd. 3 b a r-s ip k l b u r-s ip k l steht, was wohl auch beides ein
und dieselbe Stadt meint. Für die Identität spricht außer der gleichen
sumerischen Aussprache der Zeichen vor allem das, daß man in dem
hethitischen Text eher die berühmte Stadt Uruk erwartet als einen
wenig bekannten babylonischen Ort.
4: Zerlege wohl in hantezziiai-ämiä; möglich ist auch -mi6 „mein“ ;
ohne Zusammenhang nicht zu entscheiden. Da das enklit. Pron.
im Nom. steht, ist die Form hantezzijai nach Pap. S. 11 zu beurteilen.
60 Hans Gustav Güterbock

6: Vielleicht: . . .]-li-iit-a „und s e i n ...“.


B’ II 5: A.GA.DfiK l -a^: Der Name der Stadt Akkad erscheint
in dem mythologischen Text XVII 9 i 31 im Ablativ in der phoneti­
schen Schreibung V R V A -ag-ga-ta-az-za (danach wohl ibd. 7 [URU^/.].
ka-ta-az-za zu erg.), war also im Heth. -a-Stamm, von dem unsere
Form, ^Akkatai zu lesen, Nom. oder Gen. sein kann. Wenn in dem
eben zitierten Text in Z. 11 [7]-NA U R V A -ag-ga-de und Z. 16, eben­
falls syntaktisch als Dat.-Lok., ^ R ^ Ag-ga-di andan geschrieben wird,
so ist das wohl als Vermischung von phonetischer Schreibung am
Anfang (ag bzw. a-ag) und historischer Schreibung des letzten
Zeichens (de) aufzufassen. Innerhalb des hethitischen Textes liegt
an beiden Stellen „akkadische Schreibung“ vor, an der zweiten wohl
mit Auslassung der akkadischen Präposition 1 ; daher ergeben sie
nichts für die hethitische Aussprache. — Bo 2865 (unten S. 84) hat
II 12 u. 13 ^WUAg-ga-ta, beides syntaktisch Dat.-Lok., und wohl auch
formal als heth. Dat.-Lok. auf -a aufzufassen.
8: iarku: So ist nach Koll, zu lesen, nicht . . .-c^-iar-ma. Zur
Bedeutung s. Sommer, AU S. 91 f., und vgl. Bo 2865 (unten S. 84ff.),
wo Sar-ga-u-e-ei n 14 mit L^KAL n 23 wechselt.
14, 18f.: An welche Bedeutungsnuance von nakki- „schwer,
drückend; gewichtig, wichtig“ hier zu denken ist, läßt sich ohne Zu­
sammenhang nicht entscheiden. Zu dem Abstraktum s. Götze, Hatt.
S. 93f. Auch ob dasselbe Wort A II 1’ zu erg. ist, bleibt unsicher.
Die Berechnung der Lücke zwischen B’ n 20 und A II 1’ setzt
Zusammengehörigkeit von B und B’ voraus (s. oben S. 49). In
diesem Falle sind bis zum unteren Rande von B = B’ etwa 18 Zeilen
anzunehmen, B III 1 entspricht A II 16’, und da in A und B etwa
gleichviel Zeilen auf einen Abschnitt kommen, füllen die A II r-1 5 ’
entsprechenden Zeilen die Lücke in B bis auf einen geringen Rest aus.
A II 4’: 3 IR[ M E S pa-d]-ir: Das störende Präteritum bleibt auch
bei jeder anderen Ergänzung!
5: uijanzi zu au- „sehen“ nach Götze, K1F 1 S. 232, Anm. 8.
5: ikpätar, mit URUDU „Kupfer“ determiniert, dient VII 1 n 3ff.
dazu, gebratene, aus unbekannten Ingredienzien gemachte Speisen
einzeln (lies l K ^-ai ^ 1 ^ ^ -ai nach Vorschlag Ehelolfs) vom Herd zu
nehmen2, worauf der Patient sie ißt. Danach wohl „Spieß“ o. ä. —
1 Vgl. Friedrich Vertr. II S. 38ff. — Das Ende eines Waagerechten
vor URU möchte ich nicht zu »- = IN A ergänzen (dazu vgl.
Ehelolf bei Friedrich, Vertr. II S. 167), sondern zu nu, da der Satz
sonst ohne anknüpfende Artikel wäre. Ebenso fehlt <lie Präposition
bei URUA.GA.Dfi KBo II I 13 = 2 BoTU 3 Ra. 11 (unten S. 72).
2 Hiernach ist „Band“ (Hrozny, AOr 1 S. 85f.) unmöglich.
Die historische T radition bei Babyloniern und H ethitern 61

H-pa-an-na-ai-ma-ai IX 35, 7 in zerstörtem Zusammenhang gibt


nichts aus; ii-pa-a-ta IX 28 i 15 gehört wohl, schon aus formalen
G ründen, nicht dazu.
6 ; URVDUtapuiii i s t nach Z. 8 und 14 ein Werkzeug zum Schneiden 1.
Da es nach Ges. § 157 ausgeliehen wird, dürfte es kein gewöhnliches
Messer sein. Mit Gewichtsangabe, ähnlich wie in dem Gesetz, noch
X I I 8 i 13ff. Schwierigkeiten m acht die W ortform : während in
tapulli-a-imaS Z. 6 die gewöhnliche Form vorliegt, scheinen tapulli-
annit-a (8) und tapulliiammit (14), beides wegen der Parallelität m it
i^pannit sicher In str., W eiterbildungen zu sein. Das erste könnte
eine solche auf -ätar sein, vielleicht von ikpannit beeinflußt; das
zweite ist unklar (-mit als enkl. Pron. poss. „m ein“ zu fassen, verbietet
der Zusammenhang) und vielleicht dem Schreiber zur L ast zu legen.
7: iäkarhi: Diese durch das neue Fragm ent gegebene sichere
Verbalform zw ingt dazu, auch iSkarrit Z. 13 als solche aufzufassen 2.
Die B edeutung „stechen“ ergibt sich aus dem Parallelismus zu
„sclm eiden“ in Verbindung m it der oben erm ittelten N atur des
W erkzeugs i^patar. Mit der von Götze, K1F I S. 409 Anm. 5 auf-
gestellten Bedeutung „fixieren“ für iikar- oder i&karä- (beide Stämme
kommen vor) läß t sich das wohl in der Weise vereinigen, daß
„stechen“ die ursprüngliche, „fixieren“ die davon abgeleitete ist3 .
7f. und 12—14: Den Wechsel in der Person und das Fehlen eines
O bjekts an der ersten Stelle verm ag ich nicht zu erklären; 1E S i.H-ZU
an der zweiten, das sowohl Nom. wie Acc. sein kann, erhöht die
Unsicherheit noch. An wem und von wem die Prozedur ausgeführt
wird, steht nicht deutlich da. Sicher ist nur, daß N aram sin selbst
nicht dabei ist, tro tz der 1. Pers. Sg. iikarhi; denn der Ausgang des
Orakels muß ihm in Z. 15f. erst gemeldet werden.
8: F ü r kur/kuer- „schneiden“ vgl. Forrer, Forsch. I S. 196ff.;
Friedrich, IF 49 S. 229f., und die bei S tu rtevan t, Gloss. 2n d ed. s. v.
kwer- verzeichnete L iteratur.

1 Hroznys Ü bersetzung von tapulli m it „Fessel“ (a. a. O.) beruht auf


der falschen Übersetzung des Verbums; s. unten Komm, zu Z. 8.
2 Hroznys nur auf dem Anklang an akk. iikaru beruhende Ü ber­

setzung „m it der K e tte “ ist, auch olme K enntnis des durch das
neue Stück erwiesenen verbalen Charakters, wegen der B edeutung von
kuer- unmöglich (vgl. die vorige Anni, und den K om m entar zu Z. 8).
3 Von „stechen“ , „stecken“ aus ist dann vielleicht der Gefäßname

iikaruh zu verstehen als spitzes Gefäß, das m an in den Boden steckt.


Aus den m ir bekannten Belegen (X 15 IV 17; VC; XXV 1 u i 27;
6 in 14; 9 n i 14) ergibt sich allerdings nichts für die Form des
Gefäßes.
62 Hans Gastav Güterbock

9: iijari: M(i)/Si- „drücken“ : Götze, NBr. S. 76ff.; das Medio-


Passiv hier wohl „(hervor)gepreßt werden, spritzen (intr.)“. Vgl.
schon Forrer, Forsch. I S. 198 z. St.
9: tandukiö: Aus dem Gegensatz zu D IN G lR M E $-ü Z. 11 (beide
Wörter sind als Nom. Plur. mit Schreibung iö für eS aufzufassen)
möchte man hier die Bedeutung „Sterbliche; gewöhnliche Menschen“
o. ä. erschließen. Das könnte an der leider stark beschädigten Ku-
marpi-Stelle V III 63 i 9 passen: „wie dandukiö zu sterben pflegt“ .
Auch VII 5 i 8 könnte die Bedeutung „Sohn der Vergänglichkeit“
im Sinne von „sterblicher Mensch“ für tantukeinai DUMU-a^ passen;
denn wenn die Stelle auch im einzelnen noch unklar ist1, so führt
doch das folgende an eine G o tth e it gerichtete „dich hat er nicht
gefunden“ darauf, in dem Ersten einen Gegensatz zum Göttlichen
zu sehen. Aber leider sind die übrigen Belege für tanduki-* und
tandukeiiar3 unverständlich, so daß sich diese Bedeutung einstweilen
nicht beweisen läßt4 .
16: [E]N-a^-& = iäha-äi, wörtlich „seinem Herrn“. Das singu-
larische Possessivum könnte sich auf den Sklaven beziehen, näher
liegt es aber, daß Naramsin hier als „ihr Herr“ bezeichnet wird,
nämlich derer, die ihm die Botschaft bringen. Verwendung des
Possessivpronomens der 3. Pers. S ing für die 3. Pers. P lu r. begegnet
auch sonst: KBo II I 1 n 30 (= 2BoTU 23, § 26) „ich nahm ih re
Waffen (^ h T K U L S '^ -id -iw i-ita ) von der Hüfte und gab ih n e n
■frnuiJI) [ . . . ] “ ; — KBo IV 2 i 4if. „dem König und der König auf
ih re ganzen Körper (N i.T E -«i-i«i)“ ; ebd. iß: „des Königs, der
Königin und der Prinzen, ih re ganzen Personen (Nf.TE-aü-h'i)“ :
ähnlich X II 59 + XV 39 n 19ff. kedaiayakan A N A 2 EN.SISKUR.-

1 Vgl. Sturtevant, Language 12 S. 182.


2 KBo II I 21 = 2BoTU 6 II 21; 26. Folgende Stellen aus unver­
öffentlichten mythologischen Texten verdanke ich Ehelolf: Bo
2533 1 4: d]a-an-du-ki-i# Zl-an-za; ebd. 27f.: ku-el-ua-kdn ZI-an-
za u-ri-iä da-an-du-ke-eä-ya-kän (28) Zl-an-za u-ri-iä; Bo 3188
VB.14: Z]I( ^)-an-za da-an-du-ki-ii-Sa [ .. . .
3 V III 41 n 2; 5; 8; ii; 19; in 14; 2BoTU 23 § 48. Unveröffentlicht

(vgl. die vorige Anm.): VAT 6701 ui 13: da-an-tu-ki-it-na-ai (Zu­


sammenhang zerstört; Telepinu-Mythos); ebd. 16 erg.; Bo 938
V B.14: da-an-du-ki-iä-na-öa-ya; Bo 2533 (vgl. die vorige Anm.)
i 31 f.: 3u-up-pi D UTU-a^ Zl-an-za an-na-an Zl-an-za (32) da-
an-du-ki-ii-na-ai ku-ua-at a-x-[S]a-an pa-i-mi. — Beschädigt: IX
11 i 5; 34 iv 1; KBo III 33 = 2BoTU 11 ß in (!) 12.
4 t[anduki& vielleicht KBo IH 60 = 2BoTU 21 n 16 zu erg.; vgl.

unten S. 111.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 63

SISKUR idalui EME-u^ N l.T E -äi Q ATAM M A le paizzi. — In B 1


könnte, da der W ortlaut von A erheblich abweicht und das Vorher­
gehende fehlt, sta tt [EN-a^ (od.: iä)-S]i auch [na-ai-k^i zu erg. sein.
A II 17f. // B II I 2 f.: Die beiden Lesarten widersprechen sich:
nach A zieht Naramsin aus dem positiven Ausgang des Orakels die
Konsequenz und beschließt, in den Kampf zu ziehen; nach B will er,
obwohl der Ausgang des Orakels derselbe ist, n ic h t losziehen. Man
kann den Widerspruch überbrücken, wenn man auch in B F ra g e
annimmt: „soll ich ihnen nicht entgegen ziehen?“ . Aber dagegen
spricht folgende Überlegung: Im folgenden Abschnitt (B III 4ff.)
wird in der 1. Pers. Sing, berichtet. Da der Text sonst in der 3. Person
erzählt und direkte Reden ausdrücklich anführt (ohne -wa!), so muß
dieser Abschnitt zu der in Z. 1 eingeführten Rede Naramsins gehören,
wenn man nicht einen völligen Sprung in der Erzählweise annehmen
will. Naramsin fügt also an den zur Diskussion stehenden Satz, in
dem er seinen Entschluß mitteilt, eine Erzählung früherer Ereignisse
an, und da er darin von V e rlu s te n berichtet, so hat das nur Sinn
als Begründung für seinen Entschluß, n ic h t loszuziehen, obw ohl
das Orakel dem Unternehmen günstig ausgefallen ist. Und diese
Auffassung der Lesart B wird gestützt durch das -a bei eihar, das
zusammen mit dem (allerdings z. T. ergänzten) män nach Friedrich,
Vertr. I S. 32f., den geforderten konzessiven Sinn ergibt.
Da die Lesart A genau das Gegenteil besagt, möchte ich B den
Vorzug geben. Dies wird gestützt durch einige weitere Stellen, an
denen B die bessere Lesart bietet: vgl. den Apparat zur Transkrip­
tion oben S. 54 Anm. 9; 20; S. 56 Anm. 5; 6; und vielleicht auch S. 54
Anm. 16. Dagegen hat A die bessere Lesart bei S. 54 Anm. 15.
Vgl. auch den Komm, zu den nur in A überlieferten „Weiterbiklungen“
von tapulli, oben S. 61.
A II 16 — II I 8// B II I 1— 12 ist von Götze, Madd. S. 113f. bei
der Behandlung von tarik- besprochen worden.
B II I 9: tjeik- < uek-kk nach Friedrich, ZA 39 S. 45, Anm. 3. —
uek- mit A N A „verlangen von jem.“ (wie demander ä qn.) auch
KBo VI 29 i 8.
B II I 10// A I I I 6: Der Zusatz SAG.DU-an, den nur A bietet, ist
nicht recht verständlich. Wegen der Stellung des -ya beim folgenden
Wort muß er zum Vorhergehenden gehören. Götze a. a. O. schlägt
vor „(meine) Person (betreffend)“. — Ist der Zusatz, da nur in dem
„schlechteren“ Exemplar überliefert, zu streichen ?
11//7: kiA.iiri.tta-. keüarta. Formal ist die zweite, in A überlieferte
Form Instr. „m it der Hand“ (Ehelolf, IF 43 S. 317), und danach
könnte man auch die erste (B) in den Instr. kiikirit + -ta „dir“
zerlegen. Dagegen sprechen Stellen wie 2BoTU 23 § 6: apella SU-a
64 H ans Gustav Güterbock

U RU A S A S ? I A GAL.GAL W ‘W tittiyinteä eMr und H att. i 68 f.:


LÜKÜRM^-mwfein . . . D U 4-DAR . . . SU-t daii; ähnlich ebd.
i 64; n 64; iv 44 f. Hiernach erw artet m an auch an unserer Stelle
den Dat.-Lok., zumal der Instr. im Zusammenhang sinnlos ist.
Demnach ist kiikiritta in kikkiri + -ta zu zerlegen, wobei -Ui zweierlei
sein kann: 1. Dat.-Lok. des enklit. P e rso n a lp ro n o m e n s „d ir“ ;
dann m üßte es aber am Anfang des Satzes stehen, was in A auch der
Fall ist (dankuyaja-ya-ta); 2. Dat.-Lok. auf -a vom enklit. P o s s e s i v ­
pronomen „in deine (H and)“. Zur Form auf -a vgl. ikia-(k)ka KBo
I I I 38 = 2BoTU 13 Vs. 4, zur Verschiedenheit der Form bildung von
Nomon und Pronömen das umgekehrt gelagerte EN-a-(^)& oben
A ii 16*. — Demnach ist auch hier der L esart B der Vorzug zu geben,
und der Instr. in A erklärt sich wohl aus einer falschen Zerlegung
eines kikkiritta der Vorlage durch den Kopisten.
B I I I 10: dankui- „dunkel“ , ständiges Beiwort der Erde, hier den
Ländern beigefügt, hat irgend einen kosmischen Sinn, dankuyaia
ist Nom.-Acc. N eutr. Plur. auf -a (vgl. Sommer, AU S. 343 Anm. 1).
utne als P lu r. auch z. B. 2BoTU 23 § 3 (und 6) nach der akkadischen
Fassung KUB I I I 85 i 7, die an dieser Stelle K U R .K U R M E *-tfm
bietet.
13: Ob kekkihhuti oder (nach A, das -ja- einfügt) kekkiahhuti zu
lesen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Vgl. Sommer, AU S. 174
und N achtr. S. 390, der die Frage auch offen läßt, aber eher zur A n­
nahme der ersten Lesung neigt. Aus den alten Texten ist noch
^m a-ni-a/ih-ha-tal-la-an KBo I I I 34 = 2BoTU 12 A n 16 // ma-ni-
ia-ah-hi-ik-kat-ta-al-la-an 36 = C i 22 zu nennen.
Zur Inkubation vgl. die Bemerkungen Götzes zu den Pestgebeten,
K1F 1 S. 234, m it weiterer Literatur. — G I $NÄ-Ja£ Sek- „ a u f einem
B ett schlafen“ auch Bo 2204 i 9 (Ehelolf, OLZ 1933 Sp. 6 Anm. 3).
18: m Naram- D Sinak wohl V okativ; in A h a t er nach den nicht
ganz klaren Raum verhältnissen vielleicht gefehlt.
Über den In h alt des B 18 beginnenden Absatzes läßt sich bei
seinem traurigen Erhaltungszustand nicht viel sagen. N ur soviel,
daß die G ötter in ihrer Rede an N aram sin die umman-manda e r­
wähnen. Das erinnert an CT X I I I 44 (Teil I, S. 69ff.), wo im Orakel­
spruch (Kol. I I I 8ff.) zer halgati2 und »übe kunüti erw ähnt werden;
m it diesen sind doch wohl die ummän-manda von Kol. II 8 gemeint
(vgl. Teil I S. 73 Anm. 4).
20: kamnan har[zi]: Wenn so zu ergänzen ist und wenn das nur
in mythologischen Texten belegte Verbum kamnä(i)- „erschaffen“
1 Beachte allerdings die Formen auf -i B ’ n io; 14; 18.
2 Für zer L1fr/iaZga£z nennt m ir Landsberger noch den Beleg ABL 1237,15.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 65

heißt (Friedrich, ZA 39 S. 32; 7(if.), dann ist hier vielleicht davon die
Rede, daß ein Gott die ummän-manda geschaffen hat. An ein über­
tragenes „formieren“ (so Friedrich) brauchte man an unserer Stelle
nicht zu denken, da auch unser Text sich in mythologischen Vor­
stellungen bewegt. Die von Ehelolf bei Friedrich a. a. O. S. 77 auf
Grund der Parallele mit Sallanu- erwogene Bedeutung „erhöhen,
hervorragend ausstatten“ würde an unserer Stelle etwa auf dasselbe
hinauslaufen: daß ein Gott dem Naramsin diesen Feind entgegen-
gestellt hat.
22: taqgaliia- ist noch belegt im Gesetz, § 108 (KBo VI 11 i 12; 14),
wo es Zimmern-Friedrich (AO 23, 2 S. 21, 8) und Walther1 mit „ein-
zäunen“ übersetzen. Hier unklar, da ohne Zusammenhang.
23: [ . . . -]turi-tit „dein . . . . “ oder [ .. .-Iturit-lit „mit deinem
... “ ?
24: halhaltumari nur nach dem erhaltenen Wortende ergänzt.
Zur Bedeutung vgl. Friedrich, ZA 37 S. 191; Sturtevant, H ittite
Glossary, 2nd. ed., S. 39 schlägt statt „Ecke“ vielmehr „W and“ vor,
aber für „W and“ ist schon ein anderes Wort, kuita-, vorhanden.
C III (5: Zu uni E R fN M K ^-an vgl. gäbe kunüti CT X III 44 III 11
(Teil I S. 71) und das oben zu B III 18ff. Gesagte. — Die Einzelheiten
in diesem Fragment sind unklar, so vor allem das Verhältnis der
LÜ .M E § S A.GAZ Z. 11* zu den ER<N M K $ von Z. 6.
11: Lesung und Übersetzung unsicher. Ist abzutoilen Abi.-Endung
■z 4- -uS „eos“ + -Sia ?

Von dem Inhalt dieses Textes, der, wie schon im I. Teil,


S. 19 erwähnt, Motive der narü-Texte von Naramsin und
Suili vereinigt3 , ist nach der obigen Bearbeitung etwa folgen­
des zu erkennen:
Den Resten der ersten Kolumne läßt sich nicht viel abge­
winnen. Nur daß von einem König von UNÜ (= Uruk ?
s. Komm.) die Rede ist, der Satz „als 100 Jahre vergangen
waren“ und die Erwähnung eines früheren Königs. — Ebenso­
wenig gibt der Anfang von Kol. II her. Man erkennt mir,
daß in der 3. Person erzählt wird, mit eingestreuten Reden;
einmal wird das Land Akkad erwähnt. — Dieses Wenige
genügt nicht, um den Beginn der Erzählung zu rekonstruieren.
1 Bei J. M. P. Smith, The Origin and History of Hebrew Law, Chi­
cago 1931, S. 263. 2 Vgl. Landsberger K1F 1 S. 323 z. St.
3 Vgl. bereits Forrer, 2BoTU S. 2*.

Zeitschrift f. ABsyriologie, N. F. X (XLIV). 5


66 Hans Gustav Güterbock

Das erste Stück, das soweit erhalten ist, daß man ein Bild
von der Handlung gewinnt, bringt ein Motiv, das auch die
akkadischen Vorbilder enthalten: das Orakel, durch das der
König den Willen der Götter über den geplanten Kriegszug
zu erfahren sucht. Aber die Art, wie dies erzählt wird, ist
verschieden. Das einfache „ich befragte die Götter“ ist zu
einer langen Erzählung ausgesponnen: auf die in direkter
Rede mitgeteilte Anweisung Naramsins an seine Leute, wie
das Orakel angestellt werden soll, folgt der Bericht über die
Ausführung. Aus dem Ausfall des Orakels geht klar hervor,
daß die Götter fü r das Unternehmen sind. — Naramsins
Folgerung aus diesem Orakelausgang ist in zwei sich wider­
sprechenden Versionen erhalten: nach einer beschließt er,
loszuziehen, nach der anderen, es nicht zu tun. Wir haben
im Kommentar ausgeführt, warum wir die zweite Version
für die richtige halten. Jedenfalls geht aber die Handlung
nun noch nicht weiter, sondern es kommt erst noch eine lange
Rede des Königs, in der er von seinen früheren Mißerfolgen
erzählt. Dieser Bericht stimmt wörtlich mit dem entspre­
chenden Stück des altbabylonischen Su-ili überein, aber seine
Stellung im Ganzen ist eine wesentlich andere: dort Teil der
Haupthandlung, hier Erzählung früherer Ereignisse, vom
Helden der Haupthandlung vorgebracht, und zwar, wenn
unsere Interpretation des Vorhergehenden zutrifft, zur Moti­
vierung seines Entschlusses, das Unternehmen aufzugeben.
An diesen Bericht schließt sich Naramsins gekränkte Mahn­
rede an Istar an: „Du hattest mir doch versprochen, mir die
Länder zu schenken!“ Nachdem Istar den König abgewiesen
hat mit dem Bescheid, er solle sich an seine eigenen Götter

Vs. (einkolumnig). Am Anfang fehlen etwa 12—15 Zeilen1.


1’ [..(3 Z.)..7Ä]-TU 2 KUR.KUR H I A LÜ K[ÜR 3 . . . (ca.
15 Z.) ..............]
2’ [.. (4 Z .).. . . ] x e-ni na-a[n-.. . (ca. 15 Z . ) ........................]
1 Nach der Krümmung geschätzt .
Die historische Tradition bei Babyloniern und H eth itern 67

halten, folgt ein längeres Gespräch Naramsins mit diesen.


Aber schon dessen Einzelheiten sind unklar, und danach
bricht der Text ab. In der ersten Antwort der Götter er­
scheinen — leider in ganz dunklem Zusammenhang — die
ummän-manda, von denen wir glaubten annehmen zu dürfen,
daß sie in dem akkadischen narü-Text als die Gegner Naram­
sins betrachtet werden.
Von der eigentlichen Handlung des hethitischen Naramsin-
textes erfahren wir also wenig. Warum und gegen wen ein
Zug unternommen werden soll, ob er schließlich ausgeführt
wird und mit welchem Ergebnis, all das bleibt unbekannt.
Wir können nur soviel feststellen: die vorwurfsvolle Rede
Naramsins an Istar bezeugt eine allgemeine pessimistische
Grundhaltung, die zu den akkadischen Vorlagen paßt. Mit
diesen teilt der Text ferner das Motiv der Orakelanfrage.
Im übrigen verwendet er aber Motive aus ihnen völlig frei.
Er ist eine selbständige literarische Gestaltung von Stoffen,
die schon im Akkadischen literarisch geformt vorlagen. Die
Freude der Hethiter an ausführlicher epischer Erzählung
tritt dabei deutlich hervor.
Ebenso wie wir unter den akkadischen Texten neben der
pessimistischen Suili-Naramsin-Literatur eine andere, positiv
gefärbte Überlieferung in einem Naramsintext gefunden
haben, der ausführlich von einer feindlichen Koalition be­
richtet, haben wir auch bei den Hethitern neben dem eben
besprochenen einen Text der zweiten Art, der hier zunächst
in Umschrift und Übersetzung vorgelegt wird.
Fiktive Königsinschrift des Naramsin über die Besiegung
der 17 Könige (KBo III 13 = 2BoTU 3).

1’ [........v]on den Feindesländernf.....................]

2’ [............ ] .. d. erwähnte . . . [ .......................... ]


2 Erg. Forrer; T U noch zu erkennen. 3 Nach Spur sicher.
5*
68 Hans Gustav Güterbock

3’ [. .(3 Z .)..] x EGIR-pa x-x^ua-a-a# x [ . . . . (ca. 15 Z.)]


4’ [..(3 Z.)..n]a(?)-an LUGAL U R U Ä.SßS [ . . . (ca. 15Z.)]
5’ [.. (3 Z.).. -m yt^-kän a-pi-e-da-ni-pat [ine-e-hu-ni2] A(^)-
NA x [ . . . (ca 10 Z.)]
6’ x-[x-d]a ü-e-da-ah- hu- u[n]
T na-a^-ta. E M Eä D EN.LfL ku-it A-NA URU L [/ " 3 a]-ra-
ah-za e-e^-ta [..(ca. 8 Z.4 )]
8’ am-mu-uk-ma a-pi-e-da-ni-pdt me-e-hu-ni5 KU[R.KUR
« I1A DÜ.A.BI IGI-an-da [ . . . . (ca. 7 Z .).. 6 ]
9’ An-rna-na-i-la LUGAL KUR U R U GÜ.SÜ.A m Bu-na-
m

m[-x-x]’ LUGAL KUR U R U Pa-aÄ;-&[t8(-). . . (ca. 6 Z.)]


10’ La-pa-na-i-la LUGAL KUR V R V Ü^.)-ul-li-u-i m [x-i]n-
m

ni-pa-i-la LUGAL KU[R U R U . .. .(ca. 5 Z .)...]


11’ Pa-am-ba LUGAL KUR x m Ha-at-ti ’"Zi-pa9 -ni
m

L[UGAL K]UR ™ v Ka-ni-eä m Nu-u[r-™. . . . (ca.


6 Z .)...]
12’ mHu n -ya-a-ru-ya-a£ LUGAL KUR x x n 'A-mur-ri m Ti-
“ iM[P 2 ]-en-ki LUGAL KUR V R V Pa-ra-§i [13 ...]
13’ m Ma-da-ki-na LUGAL KUR V R V Ar-ma-ni m l8-qip-p\u]
LUGAL HUR.SAG ERIN ™ T i-^ i* 4 - . . . . ]
14’ Ur-La-ra-ak LUGAL KUR V R V La-ra-ak m U r-[b]a(^-
m

an-da LUGAL KUR ^ w W - i 'K - ) . . . ]


15’ m Il-^-na-i-il LUGAL16 ^ T u r - k i m Ti[-i^-bi-in-ki
LUGAL KUR v ™Ku-ur-Sa-ü-raV

1 Das erste Zeichen ganz unsicher, das zweite vielleicht ku oder ku;
erg. Sa-ku-ua-a-ai ? ? * Erg. nach Vs. 8; Rs. 8.
3 Erhalten nur e in Winkelhaken.
4 Erg. na-at ü-e-da-ah-hu-un nach Raum möglich. 5 Über Rasur.

• Erg. kururiiahhir (so Forrer) oder päir (nach KBo II I 60 = 2BoTU


21 ii 9 [unten S. 106]; oben S. 54 B III 3).
’ Erg. -i-la (so Forrer) nach Analogie der anderen Namen wahr­
scheinlich; Raum nach KBo und Hrozny, AOr 1 S. 68, zu knapp;
nach Koll. Raum für 2 Zeichen vorhanden.
8 Erg. Forrer und Hrozny; nach den Spuren möglich.

• So mit KBo tuid Ehelolf bei Hrozny zu lesen.


Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 69

3’ [........... ] wieder . . . [Au]gen(?) [................. ]


4’ [........... ] . . . König von Ä.SES [.................. ]
ö’ [ ........ab]er gerade zu jener [Zeit] dem (od.: nach)
[............ ]
6’ [ . . . . ] baute ich.
7’ Darauf [baute ich(?)] die Enlil-Tempel, die außerhalb
der Stadt waren.
8’ Gegen mich aber [zogen (od.: erhoben sich feindlich)]
gerade zu jener Zeit die Länder insgesamt:
9’ Anmana-ila, König von GÜ.SÜ.AU ; Bunana[-ila(?)],
König von Pakk[i(-)...] ;
10’ Lapana-ila, König von Ulliui; [ . . . 19-i]nnipa-ila, König
vo[n . . . . ]
11’ Pamba, König von H atti; Zipani, K[önig v]on Kanes;
N ur-[.. . . , König von . . . . ] ;

12’ Iluuäruuas, König von Amurru; Tiss[e]nki, König von


Parasi; [ . . . . , König von . . . ];
13’ Madakina, König von Armanu; Isqipp[u], König vom
Zederngebirge; Tess[i-..., König von . . . . ] ;
14’ Ür-Larak, König von Larak; Ur-[b]anda, König von
N ikku;
15’ Ilsunail, König von Turki; Ti[s]binki, König von Kur­
saura.

10 Zu Hroznys Erg. siehe den Kommentar, unten 8. 73.


11 So mit Ehelolf bei Hrozny zu lesen.
12 E in Winkelhaken in mittlerer Höhe!
18 Von einem Personenkeil (so BoTU) jetzt nichts zu sehen; trotzdem

nach dem Raum am ehesten hier der fehlende Name zu erg.


14 E in Winkelhaken in mittlerer Höhe!
15 Nur ein Senkrechter erhalten.
16 So, ohne KUR, mit KBo gegen BoTU zu lesen.
17 Es fehlt wohl nichts.
18 Rs. 12 dafür: GÜ.DUg.SÜ.A; etwa GÜ.DUg.A = Kutha gemeint?
19 Es fehlt nur 1 Konsonant.
70 Hans Gustav Güterbock

16’ [SU.NIG]fN 17 LUGALME* A-NA M ^.KALC..(3 Z .)..


k]u-i-e-eS ti-i-e-er &i-aS hu-ul-la^nu-un2]
17’ [hu-ma-a]n-da-an3 ^ R tN ^ ^ -a n Hur-l[i3 ti-i]t-ta-nu-nu-un
Se-er-ra-pa GESTIN-an Si-pa-an-d[a-ah-hu-uri]
18’ [ x x ^ (Zahl)3 ] L ^ L IM QAR-RA-[DI-IA 3 x L]I-
IM ERfN MES LUKÜR IGI-an-da U-UL ma-
t[e-er(?)8]
19’ [ . . . (13 Z .) .....................jx-e-nu-Su-mle]-^* ku-e e-$e-er
20’ [ . . . (14 Z.) .........................-ri]a-an-ni5 pi-ih-hu-un
21’ [ ....(1 7 Z.) .............................................] x x ü-ya-te-
nu-un
22’ (nur geringe Spuren)
Abgebrochen. Bis zum unteren Rande fehlen etwa 3—4Zeilen.
Rs. Am Anfang fehlen etwa 3—4 Zeilen.
1’ [ ........(20 Z.) ......................................................... ]-hu-un3
2’ [ . . . . (13Z .) ..................... ]-un ta-aS-ma-aS ha-ma-
an-he-az6
3’ [ . . . . (11 Z.) . . . . . . . -Ä]u-un tu-zi-ma-aS-kan iS-pa-ta-za
an-da6
4’ [ . . . . (10Z .) ..........]x-Zi GIM-an GIR-i7 an-da ya-ar-
pa-nu-u[n]6
5’ [ . . . . (10Z .) ..........] HUR.SAG ME $-w£ ha-a-ri-u$ a-ar-
ta-at-tar[...(?)]
6’ [ . . . . (10 Z .) ..........] -un
7’ [ . . . (9 Z.) .......................]x SIG 7 .SIG 7 an-da tu-ya-nu-
un na-aS K Ä -x[...(?)]
8’ [ . . . (9 Z .) .......................]-pi a-pi-e-da-ni-pät me-e-
hu-ni
9’ [ . . . . (Z. 9 ) .......................] ii-te-e-er

1 Kein Abstand.
8 Erg. mit Forrer nach KBo III 22 = 2BoTU 7, n ; 15.
8 Zu dieser Erg. s. Komm.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 71

16’ Im ganzen 17 Könige, die zum . . . Kampfe traten, die


schlu[g ich].
17’ [Das gan]ze(?) Heer stellte ich auf( ?) gegen den Hurriter,
und darüber spendete ich Wein.
18’ [Da leisteten den (Zahl)] Mann, [meinen] Krieg[ern, (so
und soviel) tau]send feindliche Soldaten keinen
Wi[derstand(?)].
19’ [........................... ] was ihre [ . . . . ] waren,
20’ [dem G o tt...] zum [Trib]ut(?) gab ich.
21’ [.......................................] brachte ich.

Rs.
1’ [.........................................]-te ich.
2’ [.................................]-te ich. Darauf ih n e n .........

2 ’ [............................]-te ich; ins (?) Heerlager aber bei Nacht

4’ [............... ] wie ich mit dem Fuße in [ . . . . ] badete( ?)

5’ [..................... ] die Gebirge (und) die T ä le r .........

6’ [ ..................... ]-te ich.


[................... ] in grünes(?) [ . . . ] . . . .-te ich; darauf . . .
Tor . . .
8’ [................... ] gerade zu jener Zeit

9’ [................... ] brachten sie.

4 Alles ohne Pause geschrieben. Sicher me-eä, nicht MES.


4 Erg. arkamman]anni nach Rs. 11’?
8 Es fehlt wohl nichts.
72 Hans Gustav Güterbock

10’ [ . .. (8 Z .)................. M]E GUN KUBABBAR M E ^.y


GUN URUDU ü-da-as
11’ [ . . . (8Z . ) ................. ] N A ZA.GIN.DURU 6 ar-kam-ma-
na-an-ni l I ! l A.GA.Dß pi-i[-e-it]
12’ [ . . . (6Z.) . . . .m y i^-m u -M a -a n LUGAL KUR U RU
GÜ.DU 8 .S[Ü].A pid-da-an-ni-i§
13’ [ . .. (5Z.). ,(-)]e-da-az ma-li-i^-ku-ua-az gi-nu-ua^^-az^^.)
x x x x [...]
2-----2
14’ [.. .(4 Z .). .]x SU-mw7(?) e-ep-pu-u-un [........................]
15’ [...(4Z.)..]-a(?)-aw -fepai-ta-m -m w lD [Ü (?)................]
16’ [.. •(4 Z.).. ]-pi-ia-a£ mar-ra-an-ta-a^ [............................]

17’ [. .(S Z .). .~]-x-ua-an-ni-iS-Si ha-a£-x[............................... ]


Abgebrochen. Bis zum Rande Raum für etwa 15 Zeilen.

K o m m e n ta r.
Vs. 2: e-ni, vom Vorhergehenden getrennt, also nicht Ende einer
1. oder 2. Pers. Plur. Präs., sondern das von Friedrich, Vertr. I S. 73
behandelte Pronomen.
4: Eine Stadt Ä.SßS (Zeichen ÖL 544; vgl. KUB III 98, 7ff.) ist
sonst nicht bekannt. Ob man wegen CT XXIV 12, 21 und der
Schreibungen für Insusinak (Deimel, Panth. 1581; 3179) an Susa
denken darf, ist ganz unsicher.
7: Zu arahza an dieser Stelle s. Friedrich, Vertr. I S. 169. —
yedahhun ist hier frei ergänzt nach Z. 6; zur Form vgl. Götze, NBr. S. 26.
9—15: Über die Königsreihe im Ganzen, insbesondere über die
„ostkanaanäischen“ Namen, s. unten S. 78ff. Zu den einzelnen Namen
kann auf Hrozny, AOr 1 S. 65ff. verwiesen werden, mit folgenden
Einschränkungen und Zusätzen:
Nr. 1 (Z. 9): Der Name ist nach Lewy, ZA 38 S. 267 Anmana-ilu
zu lesen und „Anman ist Gott“ zu deuten (s. unten S. 79).
Nr. 3 (Z. 10): Zu Ulliyi könnte man außer an Ulluba auch an
Ullamma erinnern, das in alten heth. Texten (KBo III 36 = 2BoTU
1 Stark beschädigt; beginnt mit einem Senkrechten. 1 M E oder
bloßes M E ?
2 Über Rasur. Vor SU Pause; daher nicht -äu-mi-it zu lesen..
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 73

10’ [........-hu]ndert Talente Silber, hundert(?) Talente


Kupfer brachte er.
11’ [ ..............] Saphir( ?)-Stein als Tribut schifckte er] nach
Akkad.
12’ [ ............... ] aber mir der König von GÜ.DU8 .SÜ.A
bezahlte,
13’ [.............] von diesem(?) schwachen! ?) Knie(?) [.]

14’ [.............] mit meiner Hand ergriff ich.


15’ [.............] . . . mit(?) meinem Arm [................. ]
16’ [............] . . . des (od.: der, den) zerstückelten (part.)(?)
[............]
17’ [............... ] (in?) seiner [....]-h e it zeug[te( ?) ......... ]

12 C i 22; KBo II I 40 — 2BoTU 17 A V». (!) 45) und „kapp.“ als Sitz
einer uabartum vorkommt (EL 282 A 1; B 2); doch ist der eine Anklang
so unsicher wie der andere. Lesung des 1. Zeichens als lu sta tt ü
und Verknüpfung des Namens mitLullu, Lullubu ist nach den Spuren
unmöglich (Edd. und Koll.).
Nr. 7 (Z. 11): Die Ergänzung m Nür[-Dagan LUGAL KUR URU
Puruihanda] ist schon aus Raumgründen unwahrscheinlich; zum
Sachlichen s. I. Teil S. 91 zum &ar tumhäri-Text.
Nr. 8 (Z. 12): Hroznys Hinweis auf einen angeblichen heth. W ort­
stamm huyar- ist verfehlt; an den zitierten Stellen1 liegt vielmehr
huyart- „fluchen“ vor. Das bei dem Verbum stammhafte t verbietet die
Verknüpfungund damit fällt die „hethitische“ Etymologie desNamens.
Nr. 11 (Z. 13): Arman. Dieses Land ist als Gegner Naramsins
durch die Originalquellen belegt (SAKI S. 166 d m it Dupl. RA 10
S. 101; RIU 275 i 7 u. ö.); ob es dort auch unter den gegen Naramsin
v e r b ü n d e te n Ländern genannt wird (SAKI S. 166g), ist nicht zu
erkennen.
Eine Stadt Arman ist im Osttigrisland, im ugär älSa Ilim, etwa im
Gebiet zwischen Adem und Diyala, belegt, auf der Grenze zwischen
1 „Spr. d. Heth. 79“ meint KBo I 45 Rs. 2; dazu Friedrich ZA 39
S. 61. Bo 2011 = X X II 70.
74 Hans Gustav Güterbock

Babylonien und Assyrien, zur Zeit Adadnararis I. (Synchron. Gesch.


i 30, vgl. RLA 1 S. 28) und Tiglatpilesers I. (KAH II 66 Vs. 11).
Ein Arman erscheint ferner bei Salmanassar III. (Balawat V 1) in
dem Bericht über den Feldzug gegen Marduk-bel-usäti, während die
Paralleltexte durchweg Halman schreiben (Obel. 190; Stierk. 80;
KAH II HO Rs. 1); dieses Halman wird gewöhnlich mit dem heutigen
Holwän gleichgesotzt1. Ob man daraufhin mit RLA 1 S. 151 zwei
Arman anzunehmen hat (I in ugär Sallim, II = Halman = Holwän),
oder ob beide identisch sind (sie liegen ungefähr in derselben Gegend,
und die genaue Lokalisation steht bei beiden nicht völlig fest), oder
ob gar die Var. Arman für Halman bei Salmanassar als Fehler an­
zusehen (s. sogleich) und Arman II zu streichen ist, bleibe dahingestellt2 .
Das Arman der Originalinschriften Naramsins dürfte nicht mit
diesem (diesen) östlichen A. identisch sein. Darauf weist die Angabe
(RIU 275 I 5ff.), daß kein früherer König dieses Land erobert habe,
ferner daß Naramsin es mit Hilfe Dagans besiegt habe (ebd. 30ff.),
endlich die ständige Verbindung mit Ebla3 — obwohl dieses letzte
Argument für westliche Lokalisierung nicht ganz stichhaltig ist, da
Naramsin mit diesen beiden Namen nur seine beiden bedeutendsten,
aber voneinander unabhängigen Siege nennen könnte, wie Sargon
(P 34 L in /iv I9f. mit Parall. IX 8ff.) Maeri und Elam —. Auf Grund
dieser Indizien für westliche Lage hat man das A. Naramsins mit
Aleppo gleichgesetzt, wobei man sich auf die Schreibung Halman für
Aleppo bei Salmanassar III. (Monol. II 87; Stierk. 70f.) stützte und
die Proportion aufstellte Arman Naramsins : Halman (Aleppo) = öst­
liches Arman : Halman (Holwän)4 . Dazu ist einmal zu sagen, daß die
Schreibung bei Salm, verdächtig ist: er verwendet in derselben In ­
schrift Halman einmal (richtig) für das östliche H. und einmal für
Aleppo, das sonst nie in dieser Schreibung vorkommt, und ersetzt in
einer anderen das östliche H. durch A., d. h. den Namen einer Stadt,
die nach dem oben Gesagten wahrscheinlich nicht mit H. identisch

1 Gegen Forrer, Provinzeint. S. 46, der diese Gleichsetzung ablehnt,


ist Albright, JAOS 45 S. 212ff., wieder für sie eingetreten.
2 Die übrigen Belege für Arman (VR 12 Nr. 6, 47 g, wozu der ab ­

weichende Paralleltext KAV 183 Vs. 15 zu vgl. ist; de Genouillac


Trouv. de Dröhem Nr. 50, 4) und für Halman (UM V 20 Rs. 8, dazu
Poebel AJSL48 S. 23; Nebukadnezar I. BBSt S. 35 II 22; ABL464 Vs.
13) geben nichts aus. [HilmanAASOR 16 S. 100(Nuzi). Korr.-Nachtr.]
3 Zur Lage von Ebla s. Landsberger, ZA 35 S. 235.
4 S. Smith im Kommentar zu RIU 275; im Anschluß daran Speiser,

Mesopotamian Origins S. 154 Anm. 113 und Lewy, ZA 38 S. 265;


Rev. Hist. R61. HO S. 45. Neuerdings auch Ungnad, Subartu S. 512.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 75

ist. Vor allem aber bestehen gegen die Übertragung eines Laut­
übergangs von einem Ortsnamen des Zagrosgebietes (wenn man die
Var. bei Salm, anerkennt) auf den der nordsyrischen Stadt schwere
methodische Bedenken, trotz Speisers und Lewys Argumenten
(oben S. 74 Anm. 4). Ich kann daher die Gleichsetzung von Arman
mit Aleppo nicht anerkeimen, obwohl auch mir wahrscheinlich ist,
daß das Arman Naramsins im Nordwesten zu suchen ist.
In der späteren „historischen Geographie“ war die Kermtnis dieser
Lage von A. bereits verloren, denn das „Geographische Lehrbuch“
KAV 92, das ich gegen Forrer, RLA 1 S. 237 auf die Zeit Sargons von
Akkad beziehe, behandelt (Vs. 13) das ö stlich e Arman. Und da der
hethische Naramsin-Text auch sonst Namen aus dem Bestand dieser
„historischen Geographie“ verwendet1, darf man annehmen, daß auch
er das östliche A. meint.
Nr. 12 (Z. 13): Der Name ist vielleicht phonetisch akkadisch zu
lesen: isqippu für üqippu „Regenwurm“ (Landsberger, Fauna S. 129,
e 3); es läge daim ein mythischer König mit einem Tiernamen vor.
Vs. 17: Forrer ergänzt [ku-na-a]n-da-an, wohl wegen der Wein­
spende, die zu einem Totenopfer passen würde. Aber dazu paßt
schlecht Hur-l[i ti-i]t-ta-nu-nu-un (Erg. im Anschluß an Forrer;
nach den Spuren und dem Raum ist kaum etwas anderes möglich),
und die Zahlenangaben der folgenden Zeile können sich wegen des
IGI-an-da U-UL ebenfalls nicht auf Gefallene beziehen. Daher
ist wohl am Anfang von 17 [hu-ma-a]n-da-an zu ergänzen, was nach
dem Raum möglich ist. — Hurli ist Dat.-Lok.2 von HurlaS, dieses
ist nach Sommer, AU S. 43; 48 Bezeichnung der Leute, nicht des
Landes. Kollektiver Gebrauch des Sing, dieses Namens begegnet in
den alten Texten auch sonst: KBo III 40 = 2BoTU 14 a Rs. (!) 12; KBo
III 46 = 2BoTU 17 A Vs.(!) 16; 18; 30; 33; R H. 12; KBo III 54 =
2BoTU 17 B ß, 5; KBo III 55 Rs. io = 2BoTU 18 in 9.
18: Mit ma- beginnt ein Wort (davor Pause). Der Zusammenhang
legt das Verbum maz- (Götze, Madd. S. 125f.; Sommer, ALT S. 335)
nahe. Die Form *matcr, die nicht belegt ist, wurde nach den Spuren,
die nach den Edd. zu te passen (auf dem Original jetzt weniger zu
sehen), im Anschluß an hater, iäparter (Götze, a. a. O. S. 126 Anm. 3)
gebildet.
Rs. 2: hamanheaz nach Form und Bedeutung unklar.
4: uarpanun: Ableitung von uarp- wegen der Form unsicher;
Ehelolf, K1F 1 S. 155 Anm. 3. Der vor anda geforderte Dat.-Lok. ist
wohl in dem ]-li am Anfang der Zeile zu suchen.
1 Vgl. unten S. 78 mit Anm. 2.
2 Daher nicht mit ER/N M E $-an zu verbinden (so Sommer, AU S. 44).
76 Hans Gustav Güterbock

5: harijai (dieser Nom. Sing, ist X II 62 Ra. 5 belegt) „Tal“ nach


Götze, Kleinasien S. 149 (zu XII 62 Rs. 3ff.); neben „Gebirge“ ge­
nannt ferner XVII 10 i 26 (dazu Ehelolf, K1F 1 S. 396) und VII ö
i 13f. (dazu Friedrich, ZA 35 S. 181). „Tal“ paßt an den genannten
Stellen, ergibt sich aber nicht zwingend aus ihnen.
11: N A < ZA. GIN. DURU6 , akk. zagindurd, ist nach Thompson,
A Dictionary of Ass. Chemistry and Geol. s. v., „clear glaze“ ; nach
Landsberger eher „Saphir“ wegen seines hohen Wertes.
12: piddannii ist 3. Pers. Sing. Prät. der Weiterbildung auf ann-
(vgl. Pap. S. 22; Madd. S. 129f.) von dem Verbum piddä{i)- „pflicht­
mäßig entrichten“, „zahlen“ (Verf., ZA 42 S. 228 f. Nr. 3; H. Pedersen,
AOr 7 S. 86f.).
13: mali&ku-; In XXI 42 n 8 steht ein Verbum maliikunu-1 im
Gegensatz zu daiianu- der vorhergehenden Zeile, und in dem Voka­
bular KBo I 42 i 14 ein Adjektiv mili&kui = Ä.NU.GÄL = qallu im
Gegensatz zu A.GÄL = kab[-tu] = daidui der entsprechenden Z. 9.
Das erlaubt, unter Hinweis auf die von Ehelolf OLZ 1933 Sp. 2 mit
Anm. 6 gebuchten Fälle eines Wechsels von a und i, das Adj. maliiku-
unserer Stelle mit miliiku- „schwach“ gleichzusetzen.
16: marrantai: Part, von marrä- ? Das Verbum bildet sonst auf
-ija-. (Vgl. Sturtevant, Hittite Glossary, 2nd ed., s. v. *marranza).
Der im Obigen behandelte Naramsin-Text ist, wie sich aus
seiner Stilisierung ergibt, in der Form einer Königsinschrift
gehalten. Am Anfang wird sich der König auch genannt
haben, aber davon ist nichts erhalten; und so kommt denn
der Name Naramsin in dem ganzen Stück nicht vor. Daß
Naramsin der Held ist, ergibt sich aber aus der nahen Ver­
wandtschaft mit dorn im I. Teil S. 77ff. behandelten akka-
dischen Text und aus der Erwähnung von Akkad als Stadt
des Helden2.
Gut erhalten ist nur der Abschnitt, in dem die gegen
Naramsin verbündeten Könige aufgezählt werden. Voraus

1 Gegen Sturtevant, Hitt. Gloss. 2nd ed. S. 96 s. v. maleskunu- muß


dieses Verbum aus formalen Gründen von mali^k- getrennt werden.
(Dies letztgenannte faßt Götze bei Sturtevant a. a. O. s. v. maleskela-
als It.-Dur. zu mala-; an der angeführten Stelle XXIV 3 i 42
ist das erste Zeichen ergänzt; vgl. KUB V 6 in 8 und dazu die von
Sommer, AU S. 162 und 285 geäußerten Bedenken.)
2 Bereits von Forrer, 2BoTU S. 1* erkannt.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 77

gehen Berichte über Bauten, zuletzt über den eines Enlil-


Tempels. Die Erzählung von dem Koalitionskrieg wird mit
den Worten „zu dieser Zeit“ nur locker angeschlossen. Es
braucht also zwischen ihr und dem Tempelbau keine Be­
ziehung zu bestehen. Immerhin sei an die wahrscheinlich
durch feindliche Scharen bedrohte Subat Enlil CT X III 44
n 8b (I. Teil S. 70) erinnert. — Nach der Aufzählung der
Feinde (zu dieser s. sofort) und der kurzen Mitteilung, daß
Naramsin sie alle besiegt habe, wird der Text wieder schwierig
und bricht bald ab. Nur daß von Churritern die Rede ist,
ist noch zu erkennen; für Einzelheiten sei auf den Kommentar
verwiesen. — Ebenso unklar ist die Rückseite. Das einzig
Sichere ist die Erwähnung von Tributzahlungen, die der erste
König der Koalition leistet, und daß solche Tribute nach
Akkad geschickt werden.
Nicht nur der Inhalt und die Form der Königsinschrift
verbinden den hethitischen Text mit dem akkadischen,
sondern es findet sich auch eine bezeichnende Übereinstim­
mung in der Formulierung: die Erhebung der verbündeten
Könige gegen Naramsin wird in beiden Texten etwa mit den
gleichen Worten eingeleitet : „Damals(l)1 erhoben sich die
vier Weltgegenden gegen mich“ im akkadischen, „Gegen
mich aber [zogen od.: erhoben sich] gerade zu jener Zeit die
Länder insgesamt“ im hethitischen. In der hethitischen
Form ist also die zum Schema der akkadischen Königs­
inschrift gehörende WMmtlw-Formel (die in dem uns über­
lieferten akkadischen Text mißverstanden ist, vgl. Anm. 1)
noch zu erkennen, und außerdem zeigt die Ähnlichkeit der
Ausdrucksweise, daß beide Texte dasselbe, ausdrücklich
genannte T hem a haben: Erhebung der ganzen Welt gegen
Naramsin. Der hethitische Text berichtet also nicht von
einem anderen Koalitionskrieg als der akkadische2, sondern
er handelt von demselben literarisch übernommenen Motiv,
1 Text sinnlos inüma „als“ , vgl. I S. 77.
2 Nach Hrozny, AOr 1 S. 66 wäre es ein zweiter, nach I S. 78* aber
bereits ein dritter.
78 Hans Gustav Güterbock

und die Verschiedenheit der in den beiden Texten aufgezählten


Feinde ist anders zu erklären.
Unter den L ä n d e rn a m en lassen sich nämlich deutlich
zwei Gruppen unterscheiden: die einen gehören der „histo­
rischen Geographie“ 1 an, die anderen fallen in den engeren
Gesichtskreis der Hethiter. Zur ersten gehören Parasi
(= Barahsi, Marhasi), Arman, dasZederngebirge,Nikki, Turki,
die sämtlich in dem „geographischen Lehrbuch“ 2 erwähnt
werden, und wohl auch die in späten Listen überlieferte alte
Stadt Larak 3 . Von diesen Ländern werden nur die beiden
ersten auch in Originalinschriften (bzw. alten Abschriften)
erwähnt4 , und nur der erste, Marhasi, kommt in dem akka-
dischen «am-Text vor. Zu der Gruppe der hethitischen
Ländernamen gehören Hatti, Kanes, vielleicht auch Ulliui
und Kursaura, und hierher ist wohl auch Amurru zu stellen,
das den Hethitern des zweiten Jahrtausends als Land in
Nordsyrien geläufig war und von ihnen ebenso wie Hatti und
Kanes in der Absicht in den Text aufgenommen worden sein
dürfte, Naramsin mit ihrer eigenen Welt in Beziehung zu
setzen. Auf der anderen Seite gehört Amurru auch zum
Bestände der „historischen Geographie“ 5, der Name kann
also auch auf diesem Wege in den hethitischen Text herein­
gekommen sein. — Es bleiben zwei unbekannte Namen übrig:
GÜ.SÜ.A (Var.: GÜ.DU8 .SÜ.A; wenn wirklich = Kutha,
wie Larak zu beurteilen) und Pakk[i(-)...].
Ebenfalls als Gegner Naramsins, aber außerhalb der Reihe
der siebzehn Könige, wird v« 17 Hurla- genannt. Dieser Volks­
name gehört in eine Reihe mit den eben besprochenen, der
hethitischen Welt angehörenden Ländernamen. SeineNennung

1 Zu diesem Begriff s. Landsberger, ZA 35 S. 216f.


2 KAV 92 (vgl. oben S. 75). Darin Marhasi Z. 33, Arman 13, Zed. 2,
Niqqu 16; für Turki unseres Textes stehen in KAV 92 Turgu Z. 28
und Turukki Z. 39 zur Wahl.
3 Speiser, Mesop. Origins S. 38; Forrei’ Provinzeint. S. 53 IV o.
4 Barahsi RIU 274 i 10; Belege für Arman oben S. 73.
5 KAV 92, 29 und in den Sargon-Omina, I S. 58f.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 79

ist nach dem Charakter des Textes nicht als Beleg für „Su-
baräer“ zur Zeit Naramsins zu werten.
Unter den Personennamen begegnen, wieLewy, ZA 38 S. 267,
nachgewiesen hat, einige „ostkanaanäische“ („amoritische“ )
Namen. Von diesen sind drei, wahrscheinlich vier,gebildet nach
dem Schema ,,Gottesname + Endung a + ila, also vermutlich
künstlich aus einfachsten Bestandteilen wie Ur-Larak und
die Namen Lugal-anna, Arad-Enlilla und Amar-Enlilla in
dem akk. Naramsin-naru (I. Teil S. 78). Von den Götter­
namen ist Laban n ic h t ,,ostkan.”, sondern älter.1. Viel­
leicht ist auch Anman, der durch einen sehr alten ,,ostkan.“
Namen bezeugt ist, wie Laban ein Gott des Westlandes. Auch
ila kommt schon vor-,,ostkan.“ vor2 . — Trotzdem erlaubt
das Vorkommen dieser Namen in unserem Texte, da dieser
einer relativ spät entstandenen Literaturgattung angehört,
keine Schlüsse auf ein Auftreten von „Amoritern“ in alt-
akkadischer Zeit. Vor allem dürfen diese Namen nicht mit dem
Landesnamen Amurru zusammengebracht werden, da auch
dessen Erwähnung nach dem oben Gesagten nichts für die
Existenz eines solchen Landes zur Zeit Naramsins beweist.
Übrigens hat gerade der König von Amurru in unserem Text
k ein en „Amoriter“-Namen (Huuaruuas)! — Zwei Namen
sind nach Art der sumerischen Namen mit Ur- gebildet, davon
einer künstlich vom Stadtnamen aus: Ur-Larak von Larak3. —
Ein Name, Isqippu, ist vielleicht ein Tiername (s. oben S. 75),
und bezeichnenderweise gehört gerade dieser dem König des
halb mythischen Zederngebirges. — Die übrigen sind undurch­
sichtig, so besonders die der Könige von H atti (Pamba)4 ,
Kanes (Zipani), Amurru (Huuaruuas) und Kursaura (Tis-
1 Bestandteil altass. Namen, Kult wohl in Syrien zu lokalisieren;
s. Lewy. Rev. Hist. Rei. 110 S. 44.
2 Lewy, ZA 38 S. 249 f.
3 Vgl. bereits Lewy, ZA 38 S. 2682.
4 Dieser vielleicht churrisch, da als Bestandteil von Namen aus Kerkuk

belegt: vgl. Gadd, RA 23 S. 76 u. 82. Aus dem Bogazköy-Material


ist der Name Pappas zu vergleichen, den ein Beamter der alten Zeit
führt: KBo II I 34 = 2BoTU 12 A i 5; 7 (vgl. Hrozny a. a. O.).
80 Hans Gustav Güterbock

binki). Ob sie erfunden sind oder überliefert waren, wissen


wir nicht, und nach dem ganzen Charakter des Textes können
auch sie keinen Hinweis geben für das Vorhandensein eines
bestimmten Bevölkerungselements im Kleinasien des dritten
Jahrtausends.
Zusammenfassend ist zu sagen, daß der hethitische Text
eine freie Ausgestaltung eines in Babylonien zu Beginn des
zweiten Jahrtausends bereits in fester literarischer Form vor­
liegenden Motivs ist; dabei ist die Erzählung für den Ge­
sichtskreis der Hethiter zugeschnitten worden1. Die Über­
einstimmung mit dem akkadischen Vorbild ist größer als
bei dem vorher besprochenen, episch breit ausgestalteten
Naramsin-Text; im Gegensatz zu diesem hat der hier vor­
liegende auch die Form der Königsinschrift bewahrt. Von
einem Schluß nach Art der akkadischen narü-Texte2 ist
nichts zu erkennen: der vorletzte erhaltene Abschnitt bringt
noch Erzählung; das Wenige, was vom letzten erhalten und
verständlich ist, spricht nicht gerade für eine Deutung als
Inschriftenschluß. Und daß nach dem Doppelstrich noch
eine Schlußformel gestanden hätte, ist unwahrscheinlich,
da ein solcher gewöhnlich das Ende des ganzen Textes anzeigt.
Wir müssen also damit rechnen, daß die Hethiter bei der
Übernahme der akkadischen nam-Texte ihren lehrhaften Ge­
halt außer Acht gelassen haben.

Die literarischen Sargon- und Naramsin-Texte sind nicht


das einzige Zeugnis für ein Fortleben der Tradition über die
Könige von Akkad bei den Hethitern. Naramsin wird in
einem Beschwörungsritual genannt (Bo 21343 ), von dem leider
nur einige Zeilenanfänge der ersten und letzten Kolumne
erhalten sind. In Kol. I 4ff. sagt die „Alte“, die das Ritual
ausführt: ^e-hu D U+DAR [ . . . ] 5I-N A U R W n t t - [ . . . ]
1 Vgl. Landsberger, ZA 35 8. 216. 2 I S. 19.
3 Unveröffentlicht; Ehelolf habe ich für den Hinweis auf den Text und
Überlassung einer Photographie zu danken.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 81

6D Ne-na-at-t[a-...] „Komm herbei, o Istar [ . . . ] In d. Stadt


Ninive [ . . . ] Göttin Nenatta [ . . . ] “, und in Kol. IV 2 ff. liest
man: 2[am-m]u-uk an-da x [ ...] ^Na-ra-am^Sin-aS-Sa [ ...]
4 ü-e-er am-mu-uq-qa [ ...] 5e-e£-du nu-mu-kän an[-da(?)
.. .](od.: [ . ..(?)]) (Strich) °ma-a-an SA L SU.GI hu-u[k-...].
D

Das Gerippe des Beschwörungsspruches ist von Z. 3 an viel­


leicht so herzustellen: „[Wie . . . ] und Naramsin [ . . . ]
kamen, [so] soll auch mir [ . . . ] sein“. Zu notieren ist das
Gottesdeterminativ bei Naramsin und das „und“ bei diesem
Namen, das in Verbindung mit dem pluralischen Verbum
eine Ergänzung „[Sargon] und N.“ nahelegt.
Weist schon in diesem Text der Umstand, daß die Be­
schwörungspriesterin außer Naramsin auch die Istar von
Ninive nennt, in die Richtung churrischen Kulturgebiets, so
finden wir die Könige von Akkad auch in rein churrischer
Umgebung wieder. In dem churrischen Text Bo 41781 be­
gegnen folgende Namen: Rs. ö: Ni-nu-ua-ua n U-f-DAR-
an; 6: LUGAL.GIf...] ; 8: e-ep-ri v n v A-ak-ka-te-ne-x[...]-,
10: LUGAL.GI-«ee -na.
Hier ist nun auch der Text XXVII 382 einzureihen, ein
Ritual, in dem zu magischen Zwecken Puppen aus Wolle
hergestellt werden. Die Ritualanweisung hierüber, der ein­
zige hethitische Abschnitt des Textes, lautet in Übersetzung
(Kol. I 18ff.):
18Während ich nun diesen Gesang vortrage, habe ich rote,
19blaue (und) weiße Wolle und mache aus dieser Puppen3 .

1 Mir ebenfalls von Ehelolf freundlichst mitgeteilt; auch Forrer noimt


den Text 2BoTU S. 26* (mit Vertauschung von Vs. u. Rs.).
2 Kol. IV 8—31 schon früher von Forrer, 2BoTU S. 25* f. in Transkrip­

tion mitgeteilt; abgedruckt bei Friedrich, Kleinas. Sprdkm. S. 35.


3 Diese Stelle bestätigt die von Götze, NBr. S. 773 gegebene Über­

setzung „Figur“ für äena-; denn wie an der dort im Auszug m it­
geteilten Stelle aus Bo 2721 (unv.), so geht auch hier aus der Be­
schreibung hervor, daß menschliche Figuren gemeint sind. Als
Materialien für die Herstellung von ä. werden genannt: 1. Wachs
und Hammelfett: V II 53 u 14 (vgl. 1; 16); ähnlich X II 58 i 25 f.
2. Ton: X II 58 u 36ff., wo ö. (ie-e-da-an Z. 38 wolil Fehler; im
Zeitschr. f. Assyriologie N. F. X (XLIV). 6
82 Hans Gustav Güterbock

Die Puppen aber 20stelle ich folgendermaßen her: die rote


und die weiße Wolle 21 ,,lasse“ (d. h. stecke oder flechte1)
ich in(einander), der Puppe aber um ihren Kopf 22wickle ich
die blaue Wolle. [ . . . 2] Puppen mache ich so, 23 und diese
nennt man Sarrena.
Hiernach gehören die Sarrena genannten Wollpuppen zu
dem v o rh e r deklamierten Lied, in dem auch tatsächlich in
jeder Zeile dieses Wort vorkommt, und zwar mit Gottes­
determinativ3 . Ob auch die Nennung verschiedener Königs­
namen in Kol. (III und) IV (s. unten) auf die Puppen zu
beziehen ist, ist wegen des Abstandes von Kol. I nicht mit
Sicherheit auszumachen. Forrer (a. a. 0.) nimmt es an,
und auch die bereits anderweitig vermutete Bedeutung
„König“ für das churrische Sarr-4 spricht dafür. — Nachdem
in Kol. II und III bekannte churrische Gottheiten wie
Sarruma, Hepat, TeSup, KuSah, Allanzu genannt sind, folgt
in Hl is } ) Na-ra-am-zu-un; 19: LUGAL.GI-en-m (ohne jedes
Determinativ!). In Kol. IV findet sich dann folgende
Reihe: 9ff.: mAutalumma von Elam,', 13f.: mImmaSlcu von
folgenden richtig!) wohl nicht das Waschmittel ist (so Ehelolf, K1F
1 S. 155 Anm. 1), sondern eine Figur, die während der Ganzwäsche zu
Füßen des Opfermandanten steht, wahrscheinlich um das von ihm
abgespülte Böse aufzufangen. 3. Teig: das geht aus dem Vorkommen
von NINDA 3. „Figurenbrot“ Pap. II 33 hervor. — Der XXIV 14
i 3-10 ausführlich beschriebene Teig (i^na-, iiiana-: Sturtevant-
Bechtel, Hitt. Chrest. S. 120) wird nicht zu den S. (11 ff ) verarbeitet,
sondern ausschließlich dem Mandanten appliziert (14ff ); als Ma­
terial für die 6. dient dort vielmehr 4. KAR-ai, eine bisher nicht be­
stimmbare Substanz (Stellen SL 376*, 16), von der eine Handvoll
gemahlen und danach dem salgä- („kneten“ o. ä .; vgl. Friedrich,
AOr 6 S. 365) unterzogen wird. 5. Farbige Wolle an unserer Stelle.
Weitere Belege: XVII 18 II 10; 13; 14; X II 51 I 26; IX 7 Rs. 6;
VII 2 i 22 (vgl. Pap. S. 55); XXIV 13 Hl 6 (vgl. ALAMMES Z. n );
14 II 31. Unklar VII 1 II 21, wo vielleicht mit Tenner, ZA 38
S. 187f. Fehler für äe-e-ir anzunehmen ist; (ähnlich ib. I 36); I 28
steht aber &e-irl 1 Vgl. Götze NBr. S. 70.
2 Erg. wohl n[u und ein Zahlzeichen.
3 Zwischen AN und Sar kein Abstand. Vor AN allerdings abgebrochen.
4 Vgl. Thureau-Dangin, Syria 12 S. 2541.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 83

Lullw, 14 (nachgetragen): '"Kiklipatalli von TukriS. Im


gleichen Abschnitt ist von Ea die Rede. Der folgende Ab­
schnitt nennt in derselben Weise, in der vorher die Könige
genannt wurden, zwei Götter: "Hi-i-dam (20) und ^Ku-mar-
uee-ne-eS (21). Im nächsten erscheinen in derselben Weise
m Mannamikdu, des LUGAL.GI1 . . . , und m$arkap$arri;

in diesen wird man mit Forrer Manistusu, Sohn des Sarrukin,


und Sar-kali-sarri sehen dürfen. Im folgenden Abschnitt
lesen wir die Ländernamen lUaja und Hattu-, und zu Beginn
des folgenden ist noch der Name des Sonnengottes Simegi
erhalten, dann bricht der Text ab.
In dieser Reihe wird zwischen Göttern und menschlichen
Königen zwar durch die Determinative ein Unterschied
gemacht, im Gegensatz zur Determinierung des Naramsin mit
DINGIR in Kol. u n s , aber die Übereinstimmung im Wort­
laut zwischen den auf die Götter3 und den auf die Könige
bezüglichen Abschnitten rückt auch die menschlichen Könige
in eine mythische Sphäre. Und wenn alle diese Namen
wirklich den Sarrena genannten Puppen beigelegt werden,
dann gewinnt auch das oben erwähnte Gottesdeterminativ
bei Sarrena (I 4ff.) an Bedeutung, indem es noch deutlicher
zeigt, daß die „Könige“ hier in göttlicher Eigenschaft genannt
werden. — Leider kennen wir die hier erwähnten Könige
von Elam, Lullu und Tukris sonst nicht. Daß diese östlichen
Länder hier aufgeführt sind, ist wohl darauf zurückzuführen,
daß sie zum Bestände der „historischen Geographie“ gehören4 .
Worauf es uns hier ankommt, ist dies, daß die Könige der
Dynastie von Akkad offenbar in die churrische Mythologie
hereingezogen worden sind. Und vollends gehört in die
mythologische Sphäre die Erwähnung der Stadt Akkad im
1 Vorn abgebrochen, daher Determinativ nicht erhalten. Nach Raum
nur Personendet. oder kein Det. möglich, nicht DINGIR.
2 Forrer, 2BoTU S. 2o* Anm. 7 ergänzt noch Apzi&ui nach dem un-

veröffentlichen Bo 2373.
3 Ea gehört nicht in diese Reihe, da der Kontext Z. 16 abweicht.
4 Vgl. das „geographische Lehrbuch“ KAV 92, 34f-; 39.

6*
84 Hans Gustav Güterbock

Gurparanzahu-Mythus, in dem u. a. der Tigris (Aranzahu)1


als handelnde Person auftritt.
Von diesem Mythus besitzen wir zwei Fragmente: XVII 9,
laut Unterschrift 2. Tafel, und Bo 2865, von Forrer, Melanges
Franz Cumont S. 712 erwähnt. Ehelolf hat mir eine Photo­
graphie der Tafel zur Verfügung gestellt und mehrere Stellen,
für die die Photographie nicht ausreicht, am Original nach­
geprüft, wofür ich ihm auch hier danken möchte. Nach seiner

II (Anfang abgebrochen. Z. 1’—4’ nur vereinzelte Spuren)


5’ [........... ]x4 hu-u-da-ak n Gur-pa-[.. . .
6’ [..........]x u-da-aS nu-za ^ar-ga(^)- [ ....
7’ [ ......... m ]Im-pa-a-ak-ru-v.S tar-ah-t[a . . . .
8’ [........... ]-ma-a§ gi-im-ri i-ia-x6 [-. . . .
9’ [..........]x-ia-kän hu-u-e-da-x-x x x x [ . . . .
10’ [.......... ]x® har-täg-ga-an mGur-pa-a-ra-an-z^
u ^ t) x x [ ...
11’ [ku]-da-a-ak ku-en-ta gi-im-ra-an Äi-ra(?)-a(?) [ . . . .
12’ \na-a\t Ag-ga-ta an-da pa-a-ir [ ..’
13’ ['^'Jzlg-ga-ta URU-ri mIm-pa-ak-ru-u& [ . . 7
14’ [>S]U-67 LUGALMKä 60+10 Sar-ga-u-e-eß an-da-an
pa-a(?)-ir(?)
15’ [hfy-na-za-an-za-an a-ya-an kat-ta a-^e-sa-nu-ut [. , 7
16’ mGur-pa-a-ra-an-za-hu-un a-pi-el ^ H A -T A -N I- S U ^ )

1 Nach der von von Soden, ZA 43 S. 235ff. veröffentlichten Synonymen­


liste Z. 44 ist Aransuh = Idiqlat lamutbal, Var. Aranzü = Idiqlat
Subartum, d.\h. A. ist der Name des Tigris in der Sprache von lam u t­
bal bzw. Subartum. (A. ist also nicht der Euphrat, wie Forrer,
Mölanges Franz Cumont S. 6972 sagt; der Euphrat heißt subaräisch
vielmehr Uruttu nach Z. 48 derselben Liste [vgl. Ungnad, Subartu
S. 97]; daneben begegnet auch im Churrischen der akk. Name in
der Form Puranti-: von Brandenstein, Vorwort zu KUB XXVII,
S. IV zu Nr. 46.) Angesichts dieses ausdrücklich als subaräisch be­
zeugten Namens ist Forrers Behauptung a. a. O. S. 712, die Gur-
Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 85

Auskunft gehört Bo 2865 n ic h t zur gleichen Tafel wie XVII 9;


weitere Fragmente des Gurparanzahu-Mythos sind unter dem
unveröffentlichten Bogazköy-Material bisher nicht aufge­
taucht. — Während von XVII 9 zu wenig erhalten ist, als
daß eine Bearbeitung lohnend wäre2, möchte ich von Bo 2865
den leidlich erhaltenen Teil von Kol. II hier in Umschrift
und Übersetzung vorlegen3 .

5’ [........] .. plötzlich Gurpafranzahu . . . .


6’ [....... ] brachte. Da . . . Hel[den(?) . . . .
7’ [....... ] Impakru (Nom.) siegte [ . . . .
8’ [..........] aber er auf das (Schlacht-)Feld gi[ng.]
9’ ........
10’ [........] den . . . . tötete Gurparanzahu (Nom.) . . . [

11’ [so]fort. Das (Schlacht-)Feld (Acc.) . . . [ . . . .


12’ [Und si]e gingen nach Akkad hinein. [.. . 8
13’ In die Stadt Akkad, Impakru (Nom.), [ .. . 8
14’ 60 Könige (und) 70 Helden gi[ngen(?)] hinein.

15’ ................ließ er sich niedersetzen(?), [ . . . 8


16’ den Gurparanzahu, seinen(?) Schwiegersohn. [.. . 8

paranzahu-Sage sei „wohl luvischen U rsprungs“ , bis zum Nachweis


triftiger Gründe unverständlich.
2 S. die kurzen Bemerkungen Sommers, K1F 1 S. 345.
3 Von Kol. I sind nur unbedeutende R este erhalten.
4 Der R est ist pw, oder Sr (bzw. Ende eines auf Sc endigenden Z.)

-a-6.
8 2 W aager.; also wohl i-ia-a[l-ta- . . . .
6 Zeichenende wie von az oder uk.
1 Nicht auszumachen, ob noch etwas dagestanden hat.
8 Nach dem Sinn braucht nichts zu fehlen; vgl. die Anm. zur Transkr.
86 Hans Gustav Güterbock

17’ e-te-er-Sa-ma-aS e-ku-ir nu-uS-ma-Sa-at x 1 [ - . . . .


18’ nu GIÖBANHI A ü-e-ki-ir ^ i S - P A - D U AN.ZA.QAR
[ . . . .]x x 2
19’ ma-ah-ha-an ü-nu-ua-a-ir na-at A -N A m Gur-pa-a-r[a-a]n-
za-hu
20. pi-ra-an kat-ta ti-i-e-er ^i-ia-i§-ki-iz-zi
21’ m Gur-pa-a-ra-an-za-ha[-a$ n]u-u£-£i-kän GI-a£
22’ I& -TU G lS BAN pa-ri-i^a-a^n^.) MüSEN-tTF ma-a-an
i-ia-at-ta-ri
23. &U-&I L[UGA]L M E § 604-10 LUKAL ^i-ya-u-ua-an-zi
tar-ah-ta
24’ m Im-pa-a-ak-ru-u&Sa-a^-ti pa-it na-a&-za k a t ^ - t a ^ )
^e-eS-ta
25’ m Gur-pa-a-ra-an-za-ha[-a^]-^a ^a-as-ti pa-it
26’ I.DÜG .GA -m a-a^-i[i p^i-ra-an pa-ap-pdr-Be-e$-kön-z[i
27’ KAßMES I$ -T [ U . . . i^-pär-ri-ir na-at-kän E[.SÄ- . . . .

28’ na-aS-kän Sa-aS-ti Se-er iS - T U G I §KUN S pa-i[t


29’ DANL-ZU-za ^ ^ T a -ti-z u -li ta-ma-i UD-o[t(?)
30’ Se-e£-ha-a§ nu A -N A m Gur-pa-a-ra-an-zi-hu x ‘[ - , . . .
31’ [&]a-li-qa-a£ te-e-ua-za k u -it-m a ^ -a n [ . . . .
32’ [ n a - a ^ ^ - ti nu-ya-an-na-ai-kän SÄ E SÄ-m in [ - .. . .
33’ [ ...........]x S A L Ta-ti-zu-li-i[^ . . . .
34’ [ ...........]x E.N A 4 .K lS lB pa-ra-a [ . . . .
35’ [ ...........]-tu^.)-u^ I * U T ™ AN x [ . . . .
36’ — 38’ nur einzelne Zeichen.

1 Zeichen eher la als at.


2 Ain Rande Spuren, die nach Mitteilung Ehelolfs eher zu Z. 18 als 17
gehören.
3 Vor ii noch ein getilgtes Si.
4 Zeichen beginnt mit 2 Waagerechten.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 87

17’ Sie aßen und tranken, und es [ . . . .-te] ihnen.


18’ Dann verlangten sie nach den Bogen; Köcher, Turm,
wie [ ....] ( ? )
19’ schmückte man und stellte es vor Gurparanzahu

20’ nieder. Er schießt,


21’ Gurparanzaha; da fliegt ihm der Pfeil
22’ vom Bogen dahin (?) wie ein Vogel;

23’ die 60 Könige (und) 70 Helden besiegte er im Schießen.

24’ Impakru ging zu Bett und schlief ein.

25’ Auch Gurparanzaha ging zu Bett;


26’ wohlriechendes Öl sprengt man vor ihm,
27’ und die „Wege“ hatte man mit [Tüchern (o. ä.)] bedeckt
und es [zum Schlaf]gemach [ge-. . . . ] .
28’ Und er stieg auf einer Treppe auf das Bett.
29’ Seine Gattin Tatizuli bestimmte einen anderen T[ag].
30’ Und dem Gurparanzihu [ . . . .
31’ nahte sich (mit den Worten): „Solange [ .. . .] ,
32’ [fürc]hte dich nicht! Uns im Schlafgemach . . . [ . . . . ] “.
33’ ff.: (Erwähnung der Tatizuli und des Vorratshauses).

K o m m e n ta r.
10: hartagga: Das Material reicht zur Bedeutungsbestimmung
nicht aus. Häufig mit LÜ determiniert; so Bo 2740, 8 (die unver­
öffentlichten Belege verdanke ich Ehelolf) ^ har-ta-ag-ga-an Gl-it
I-SU Ü-e-iz-zi (Subjekt vielleicht S A L 8U.GI); in demselben Text
noch ^har-ta-ka-ai Bo 2740 a, links 6, und in dem dazugehörigen
Bo 3202, 17 ^har-Ui-ak-ki. In Bo 2604 a, 2 begegnet ^^har-täg-gd-aS
unter P rie ste rn a m e n ; dieselbe Schreibung ist Bo 6724, 4 belegt.
O hne Dt. Bo 6447 (ZA 43 S. 322) I 3 in zerstörtem Zushg.; IX 31 i 8
werden unter den zum Ritual benötigten Gegenständen bzw. Sub­
stanzen nebeneinander „starkes ki&ai“ und „Mai des h.“ aufgezählt
88 H ans Gustav Güterbock

(Bed. von ki-iai unbekannt). — Eine S tad t l K * ha-ar-taq-qa XVI


43 Rs. 3.
15f.: [h]a-na-za-an-za-an. [h]a nach Ehelolfs Koll, wahrscheinlich.
Abzuteilen wohl die Partikel -zan; davor 1 W ort hanazanl oder
hanaz (Abi. oder Nom. ?) + an „ih n “ ? hanna- „G roßm utter“ p aß t
weder nach dem Zushg. noch nach der Schreibung m it nur einem n.
Wenn am Ende von Z. 15 und 16 nichts m ehr fehlt (was nicht m it
Sicherheit zu erm itteln ist), dann ist m Gurparanzahun ^ H A T A N I § U
nachgestelltes Objekt zu aSeSanut; vgl. das nachgestellte Subjekt
Z. 21; solche Nachstellung häufig in dem K um arpi-Text Bo 2388
(Forrer, Mel. Cum. 8. 691 ff.; vgl. unten S. 90ff.). — -SU am Ende
von 16 ist wahrscheinlich, aber nicht sicher.
18: Syntaktische Verbindung von AN.ZA.QAR nicht deutlich.
Ist vielleicht eine Zielsäule gemeint ?
20ff.: Hjq-Iiäi- hier deutlich „schießen“ ; vgl. Götze, N B r S. 78
unter f. „Treffen“ p a ß t in unserer Z. 20 nicht, da erst danach der
Pfeil dahinfliegt.
28: Über G^KUN» (Zeichen TUR.SÜ) „Treppe“ s. AfO 12
S. 55ff. — Som m erund Gurney weisen mir einen Beleg für G I »KUN 4
( = I.LU) aus Bogazköy nach: X V I 19 Vs. 7; 9 EN °I$K U N 4 , ein
Beamter, der eine ähnlich hohe Stelle einnim m t wie der rab simmilti
der „kappadokischen“ Tafeln. Die H ethiter haben also außer dem alten
auch das jüngere Ideogram m für simmiltu gekannt [Korr.-Nachtr.].
29: ieihä- nach Friedrich, Vertr. I 45f. Objekt ist hier wohl
UD-«p; nach Ehelolf hat diese Lesung auf G rund der Spuren den
Vorzug vor ut-t[ar. — S A ^Tatizuli wohl endungslose Form eines
f-Stammes, als Nom. gebraucht nach Sommer, AU S. 62, und A ppo­
sition zu DAM-ZU; formal könnte es auch Dat.-Lok. eines «-Stammes
sein; aber die Übersetzung „Seine G attin bestim m te der Tatizuli
einen anderen Tag“ paß t nicht in die Situation.
31: Über M ik - s. unten S. 91 Anm. 2.

Den Inhalt dieses Stücks des Gurparanzahu-Mythos faßt


Forrer a. a. O. mit folgenden Worten zusammen: „ .. .e r ­
zählt, wie dieser König, um die Königstochter Tatizuli
heiraten zu können, Akkad, die Hauptstadt Babyloniens,
erobert und dann nach dein Festmahl ein Bogenwettkampf
stattfindet, bei dem Gurparanzahus 60 Könige und 600
[so F .!] Helden im Bogenschießen besiegt. Das Motiv ist
identisch mit dem Bogenwettkampf des Odysseus mit den
Freiern, dessen Preis die Hand der Penelope ist wie dort die
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 89

der Königstochter Tatizuli.“ — Mir stellt sich die Handlung


etwas anders dar:
Impakru ist nicht der Gegner des Gurparanzahu, sondern
beide gehören zusammen1, dazu die 60 Könige und 70 Helden.
Ob Impakru König von Akkad ist, läßt sich nicht ausmachen.
Wenn ja, dann besiegt er im Bunde mit Gurp. und den
Königen und Helden einen Feind und kehrt nach dem Siege
mit ihnen in seine Stadt Akkad zurück; ist er dagegen n ic h t
König von Akkad, dann erobert er diese Stadt mit dem Bei­
stand derselben Bundesgenossen und zieht als Sieger in sie
ein. Zu dieser zweiten Möglichkeit wäre daran zu erinnern,
daß der erste König der Dynastie von Gutium, durch die be­
kanntlich das Reich von Akkad vernichtet wurde, in der
Königsliste als Im-bi-a angegeben wird2. Unter der Annahme,
daß Imbia eine Kurzform ist, könnte man Impakru mit
diesem König identifizieren und annehmen, daß sich bei den
Churritern die Erinnerung an die Einnahme Akkads durch
die Gutäer erhalten hätte; aber das bleibt Vermutung.
In Akkad findet nun ein Festmahl statt; Gurp. wird an­
scheinend schon bei dieser Gelegenheit als Schwiegersohn des
Imp. bezeichnet. Auf das Mahl folgt der Bogenwettkampf,
bei dem Gurp. Sieger ist. Eine besondere Ehrung für den
Sieger ist es offenbar, wenn der Weg zu seinem Schlafgemach
mit duftendem Öl besprengt und mit Tüchern bedeckt wird.
Tatizuli wird hier einfach als „seine Gattin“ bezeichnet, und
nichts deutet darauf, daß er ihre Hand erst jetzt als Sieges­
preis erhält. Die folgenden Vorgänge und die Worte, die
wohl Tatizuli spricht (wegen des „uns“ in Verbindung mit
„Schlafgemach“), sind leider schon fragmentarisch, und
danach bricht die Kolumne bald ganz ab.
In Kol. II I sind Reste von 26 Zeilen erhalten, aber keine einzige
Zeile vollständig. Der Name Impakru wird mehrmals genannt, in
1 Weil in Z. 7 Impakru siegt, weil ferner Imp. nach Akkad hinein­
geht, und weil endlich Gurp. schon gleich nach dem Einzug in Akkad
wahrscheinlich als sein Schwiegersohn bezeichnet wird.
2 Zimmern, ZDMG 78 S. 342. Die Variante hat allerdings Im-ta-a.
90 Hans Gustav Güterbock

Z. 7 begegnet das Wort ga-i-na-an-ni „zur Verschwägerung“ ; wahr­


scheinlich ist einmal (Z. 13) „den [60] Königen“ zu ergänzen, und kurz
danach (Z. 15) wird ein König des Landes der Stadt A-i-la-nu-ya
genannt; dieselbe Stadt begegnet XVII 9 i 23; fa lls dort [LUGAL
KUR] U R U A. z u ' ergänzen ist (Vocativ in der Rede des Aranzaha an
Gurp.), ist Gurp. dieser König.
Von Kol. IV sind ebenso wie von Kol. I nur ganz unbedeutende
Spuren erhalten.
Auch wenn dieser Text nicht, wie oben vermutet, die Er­
innerung an ein bestimmtes historisches Ereignis wieder­
spiegelt, sondern der reinen Mythologie angehört, ist er für
unser Thema von Wichtigkeit, weil er zeigt, daß Akkad, die
Stadt Sargons und Naramsins, zum Bestand der mythischen
Geographie gehört; zu dieser Bedeutung ist sie sicher durch
die aus Babylonien übernommenen literarischen Texte ge­
kommen. Und daß diese Erwähnung von Akkad gerade
in dem ursprünglich churrischen Gurparanzahu-Mythos be­
gegnet, steht in einer Linie mit dem oben S. 80ff. behandelten
Vorkommen der Könige von Akkad in churrischer Um­
gebung.
Dagegen gehe ich auf einen anderen mythologischen Text
nur deshalb ein, weil ihn Forrer, Melanges Cumont S. 687ff.,
unter der Devise „populäre Geschichtschreibung“ behandelt
hat. Der Text Bo 2388, von dem er a. a. 0. S. 690ff. einen
Teil in Übersetzung und Umschrift mitteilt, ist ein Stück aus
dem Kumarpi-Epos. Ich gebe unter Zugrundelegung des
Forrer’schen Textes eine kurze Inhaltsangabe und verweile
nur bei den Stellen etwas länger, bei denen ich glaube, über
Forrers Interpretation hinausgekommen zu sein.
In dem mitgeteilten Stück wird von mehreren aufeinander
folgenden Königen im Himmel1 erzählt: der erste ist Alalu,
dieser wird von Anu gestürzt, Anu wiederum von Kumarpi.
Der Kampf zwischen Anu und Kumarpi wird ausführlich
geschildert (Z. 22ff.):
1 Der mehrmals wiedorkehrende Satz ist zu lesen AN-ii (= nepi&i)
LUGAL-w? eita „war im Himmel König“ . Forrers D IN G IR ^ ^
LUGAL-wJ „Gott-König“ ist sprachlich unmöglich.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 91

„Da floh er, Anu; als Vogel flog1 er zum Himmel. Hinter
ihm her stürzte sich2 Kumarpi und packte ihn an den Füßen,
den Anu, und zog ihn vom Himmel herab.
(25ff.) Er (Kumarpi) biß3 seine (des Anu) Knie4 . Da
.. .-te 5 seine (des Anu)Mannheit demKumarpi in sein Inneres.
1 i-ia-an-ni-&S, wörtlich: „ging“ ; vgl. Bo 2865 II 21f- (oben S. 86f.),
wo der Pfeil wie ein Vogel ijattari.
2 EGIR-an-du-aW iäa-li-ga-ai. Forrerübersetztetwarichtig„drängte“ .

Die von Friedrich, AOr 6 S. 358 aufgestellte Bedeutung „unrein


sein, Unreines tu n “ paßt hier durchaus nicht,und das zwingt zu einer
Überprüfung von Friedrichs Aufstellung. An unserer Stelle muß
die rasche Bewegung gemeint sein, die der Angreifer macht, um den
Fliehenden noch zu erreichen. Auch an den Stellen, wo eine kul­
tische Verunreinigung das Resultat von ialik- ist (X III 4 in 64 ff.
= Fr[iedrich a. a. O. S.] 358; KUB V 7 I 34f. = Fr. 359; X III 4
III 80 = Fr. 360; Ges. § 195 B u. C = Fr. 362; X X II 70 n 52 u.
55 = Fr. 363; ib. I 76; II 6 = Fr. 363f.), besteht die verunreinigende
Handlung in einer Bewegung: anstoßen, sich nähern, sich vergreifen
o. ä. In XVI 16 i 25 = Fr. 360 steckt das Ziel der Bewegung wohl
in -SmaS: etwa „sie gehen auf einander los“. Einfaches „sich nähern“
liegt vor XXVI 12 IV 33ff. = Fr. 361, wo „Unreinheit zufügen“
durch den ganzen Aufbau der Stelle unmöglich gemacht wird. In
KBo V 2 III 36 = Fr. 362 und IX 4 III 21 = Fr. 364 liegt irgend
eine Bewegung vor, an der ersten Stelle „hinaus“, an der zweiten
„in mein( ?) Haus“, ohne daß eine besondere Nuance zu erkennen
wäre; auch hier paßt „Unreinheit“ nicht. In KUB V ] = Fr. 363
wird gefragt, ob der König „gegen“ die und die Städte und ihre
Bewohner „vorgehen“ soll, und von hier aus sind wohl auch die
Stellen zu verstehen, wo die Gottheit Subjekt ist (KBo II 2 II 56
u. KUB V 6 i 42 = Fr. 361): es wird gefragt, ob die Gottheit „noch
über diese Sache hinaus (zürnend oder strafend) vorgehen“ werde
(ähnlich Sommer, AU S. 276 unten). — Man kommt also auf eine
Grundbedeutung „sich nähern“, die oft, aber nicht immer, denNeben-
sinn des Gewaltsamen, Unfreundlichen oder Unerlaubten hat. Lands­
berger erinnert mich an die Ähnlichkeit der Anwendung von akk.
tehü.
3 uakkiS: Friedrich, AOr 6 S. 373ff.
4 So im Anschluß an Forrer, der das sinnlose pär-Si- des Textes in

(ji- verbessert, gemi hier wohl als Euphemismus gebraucht (nach


Friedrich, IF 41 S. 375, gegen dens. ZA 39 S. 374).
6 Verbum verderbt.
92 Hans Gustav Güterbock

Als1 (er?) .. .-te 2 , als Kuinarpi des Anu Mannheit herunter­


schluckte3 , da freute er sich und lachte(?)4 . Zurück wandte
sich Anu, zu Kuinarpi hob er an zu sprechen: ,,Du freust
dich über dein Inneres, weil du meine Mannheit geschluckt
hast. Freue dich nicht über dein Inneres, . . . “ (Fortsetzung
bei Forrer).
Auf die Rede des Anu hin, in der dieser dem Kumarpi
die Folgen der im Vorhergehenden geschilderten Schwänge­
rung ankündigt5 , speit anscheinend Kumarpi das eben Ge-

1 man „als“ in der alten Sprache: Friedrich, Vertr. 1 S. 159; oben


S. 52 I I 12. „sive — sive“ paßt nicht.
2 Für andan uli&- XVII 10 I 12t. schlägt Walther bei Sturtevant,

Gloss.2 „join in“ vor, ruid auch die Bed. „konspirieren“ für katUm
Sara ulei- KBo III 1 i 32 = 2BoTU 23 A i 33 läßt sich auf „sich
vereinigen“ zurückführen; gesichert ist die Bed. damit nicht. Hier
von der körperlichen Vereinigung ?
3 katta pa^ta: Friedrich, AOr 6 S. 374.

* hahhari-: Die Vokabularstelle KUB III 99 II 8, von der Götze,


Madd. S.129 ausgeht, hat zunächst beiseite zu bleiben, da der ganze
Abschnitt offenbar von dem heth. Schreiber mißverstanden ist.
(In der akk. Spalte ist nach der Parallelstelle K 2022 i n 16 (CT 18,
45) su[-hu-um-mu} zu ergänzen, was seinerseits nicht klar ist:
zhm Cod. Hamm. § 172 „ärgern“ o. ä., shm in medizinischen Texten
„pressen“ .) Die Stelle aus dem Fischermärchen (Bo 2024 iv 16ff. =
XXIV 7 1V 29 ff.) ist unverständlich, da allzusehr beschädigt. So
bleiben nur die Stellen im Madd. und in unserem Text; dort etwa
„verhöhnen“ , „verlachen“, o. ä., hier eher bloßes „lachen“ , da
neben „sich freuen“ stehend; zu „(ver)höhnen“ könnte nach der
Situation nur Anu Subjekt sein, aber ein Subjektswechsel bei dem
zweiten naäza: „Da freute er (Kumarpi) sich, da höhnte er (Anu)“ ,
verbietet sich wegen des folgenden „zurück wandte sich Anu“. —
Also hahharS- „lachen; verlachen“ (klangmalend!). An derVok.-Stelle
ist dann wohl (mitLandsberger) anzunehmen,daß su-hu-um-mu der
Vorlage von dem heth. Schreiber mit .pihhu „verlacht“ (Landsberger
ZA 40 S. 297f.; 42 S. 163ff.; das Pa'el S. 165 unten) verwechselt
worden ist. In dem gleichen Vok.-Abschnitt steht Z. 10 duSkiiauuar
„sich freuen“ (neben hahharS- wie in unserem Text), das zum Akk.
(erg.[da-ra]-a{ ?)su nach K 2022) noch weniger paßt.
B In Einzelheiten schwierig, aber im ganzen von Forrer richtig ge­

deutet.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 93

schluckte wieder aus1. Z. 40 heißt es: „Was (oder: weil)


Kumarpi aussp[ie],. . . Am Ende der Tafel bringt, wie
Forrer S. 696f. mitteilt, die E rd e zwei Kinder zur Welt, von
denen Forrer vermutet, daß sie mit der dem Kumarpi prophe­
zeiten Leibesfrucht Aranzahu2 und Tasmisu3 identisch seien.
Ist das richtig, so würde das Ausspeien des Samens die E r­
klärung dafür geben, daß die E rde die Frucht gebiert, mit
der vorher K u m a rp i geschwängert wurde.
Daß hier von Göttergenerationen die Rede ist, und daß
ähnliche Vorstellungen bei den Babyloniern und bei den
Griechen vorkommen, hat Forrer richtig gesehen. Baby­
lonien dürfte dabei der gebende Teil sein, da die beiden ersten
Himmelskönige des Kumarpi-Epos, Alalu und Anu, baby­
lonisch sind4 . Forrers Gleichsetzung der himmlischen Könige
mit geschichtlichen Epochen vermag ich jedoch nicht zu
folgen. Ich glaube nicht, daß der Hethiter oder Churriter,
der dieses Epos erzählte, dabei an etwas anderes dachte,
als an Göttergenerationen, und kann den Text daher nicht als
Niederschlag irgendwelcher historischer Vorstellungen ansehen.
Ein weiteres kleines unveröffentlichtes Fragment sei hier
am Ende des Kapitels über babylonisches Gut in der hethi-
tischen Traditionsliteratur wenigstens kurz erwähnt: in Bo
6097 liest man Z. 2 und 7 mHa-am-mu-ra-pl-iS-§a; Z. 1 kommt
der Name m Ia-ri-im-li[-iin] vor (vgl. Bauer, Ostkan. S. 29),
Z. 3 die Stadt v * v Ha-a§-§i. Über Inhalt und literarische
Form des Textes läßt sich wegen der Kleinheit des Bruch­
stücks nichts aussagen.

II. E igen e T ra d itio n der H e th ite r.


Wenn die Hethiter babylonische Werke über die Könige
der Dynastie von Akkad übernommen und wenn sie, und vor
ihnen die Churriter, die Gestalten dieser Könige und die
1 allapah-: Götze bei Sturtevant, Gloss.8 s. v.
8 D. i. der Tigris; vgl. oben S. 841. .
3 Eine Gottheit; ob = Tasmetum (so Friedrich, AOr 6 S. 3701), ist

zweifelhaft. 4 Vgl. Deimel, Pantheon Nr. 65 (d A -la - l a ).


94 Hans Gustav Güterbock

Stadt Akkad selbst in ihre Mythologie einbezogen haben,


so ist zu fragen, ob das vereinzelt gebliebene Entlehnungen
sind oder ob es sich in den größeren Rahmen einer hethiti­
schen historischen Tradition einfügen läßt. Da die litera­
rischen Gestaltungen einer solchen Tradition zur Geschichts­
schreibung im weiteren Sinne gehören, müssen wir uns zu­
nächst einen Überblick über die hethitische Geschichts­
schreibung verschaffen.
Diese hat im Neuen Reich eine Form gefunden, die nicht
nur innerhalb der hethitischen, sondern in der ganzen vorder­
asiatischen Geschichtsschreibung den höchsten Rang ein­
nimmt: die der Annalen. Die hohe Leistung, die diese
Annalentexte darstellen, hat Götze bereits gebührend hervor­
gehoben1 . Die Bindung an einen Baubericht oder eine Wei­
hung, von der sich die babylonischen und assyrischen Königs­
inschriften niemals haben freimachen können2 , besteht hier
nicht. Die akkadisch geschriebene Einleitungsformel der
hethitischen Königsinschrift: UMMA NN „Folgendermaßen
spricht NN“ hat in akkadischen Königsinschriften kein Vor­
bild. Sie ist die übliche Einführung hethitischer königlicher
Erlasse. Die Form von Erlassen haben denn auch noch die
historischen Berichte von Hattusili III.: der kurze Text
KBo IV 12 (Götze, H att. S. 40ff.) sichert den Nachkommen
des Mannes, der den jungen Hattusili während seiner Krank­
heit gepflegt hat, die Gunst des königlichen Hauses für alle
Zukunft zu. Auch der Text KBo VI 29 (Götze, Hatt. S. 44ff.)
ist ein Erlaß: die königliche Familie erhält das Amt der Istar-
Priester und die damit verbundene Abgabenfreiheit als
Familienprivileg (Kol. III 17f.; NBr. S. 48).
Auch der „Große Text“ des Hattusili gibt sich als Erlaß
1 Kleinasien. S. 163; Hethiter, Churriter und Assyrer (Instituttet for
Sammenlignende Kulturforskning, Serie A XVII, Oslo 1936) S. 73f.
2 Vgl. die I S. P zitierte Arbeit Mowinckels. Nur die assyrischen

Kriegsjournale und einige Texte, die auf der Mitte zwischen diesen
und den Annalen stehen, bilden eine Ausnahme (vgl. Martin, Stud.
Or. 8 S. 20 Anm. 1).
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 95

über dieselbe Angelegenheit (Kol. IV 81ff.), aber er sprengt


bereits diesen Rahmen; der historische Bericht wird hier
zum Hauptzweck. Allerdings steht er, im Gegensatz zu den
Annalen, unter einem bestimmten Thema: ,,Von dem Walten
der Istar will ich sprechen.“ Aber jeder spürt bei der Lektüre,
daß das nur die Einkleidung ist für den eigentlichen Zweck
des Textes: die Usurpation des Hattusili zu rechtfertigen.
Diese Absicht und die politische Geschicklichkeit des Ver­
fassers spricht so deutlich aus jeder Zeile des Textes, daß es
kein Hineintragen moderner Anschauungen bedeutet, wenn
man den Text in dieser Weise beurteilt. Und auch die Be­
stimmungen des Erlasses haben ja einen sehr realen Zweck:
seiner Familie die Verbindung mit der Priesterschaft, der er
selbst seinen Aufstieg verdankt, auch für die Zukunft zu
sichern.
Geschichtsschreibung unter einem — im Gegensatz zum
Hatt.-Text echten — religiösen Thema tritt uns in den Pest­
gebeten des Mursili1 entgegen. Politische Geschichtsschrei­
bung sind die Einleitungen der Verträge2, und eine ähnliche
historische Einleitung hat eine Landschenkungsurkunde, von
der 1936 ein Bruchstück gefunden worden ist.
Die Annalen und die „Erlasse“ des Hattusili sind Selbst­
berichte. Das Material dazu muß, zum mindesten für die
Annalen, jährlichen Aufzeichnungen der königlichen Kanzlei
entnommen sein, denn ohne das wäre die ins einzelne gehende
Erzählung, wie sie sich in den „Ausführlichen Annalen“ des
Mursili fmdet, nicht denkbar. Auch für die assyrischen
Annalen hat man solche amtlichen Quellen erschlossen3 .
Vollends bei dem Werk „Über die Mannestaten des Suppilu-
liuma“4 , das erst unter Suppiluliumas Sohn Mursili II. redi-
1 Bearbeitet von Götze, K1F 1 S. 161 ff.
2 Bearbeitet von Weidner, BoSt 8—9, und von Friedrich, MVAeG
31, 1; 34, 1. 3 Vgl. Olmstead, Assyrian Historiography 5f.
4 Transkription der bisher veröff. Bruchstücke: Forrer, 2BoTU Nr.

31—47; eine brauchbare Übersetzung steht noch aus. Neue Funde


(MDOG 72 S. 42) noch imveröff. Zum Titel s. Sommer, KiF 1 S. 354.
96 Hans G ustav Güterbock

giert worden ist, kommt man ohne diese Annahme nicht aus.
In seiner Erzählweise sowie durch die Formulierung des
Titels1 stellt sich dieses Werk ganz zu den Annalen, nur daß
es in der dritten Person von „meinem Vater“ erzählt.
Die Benutzung älterer Texte ist bezeugt in den Pest­
gebeten2 . Auch die Vertragseinleitungen, die ja z. T. Er­
eignisse aus dem Alten Reich erwähnen3 , werden sich auf
alte Dokumente stützen, obwohl es nicht ausdrücklich gesagt
ist. Ein Zitat aus einer alten Tafel scheint in KBo III 57 =
2BoTU 20 Rs. 7—18 vorzuliegen; in dem erhaltenen Stück der
Vs.4 dieses Textes wird von Mursili I. berichtet, und zwar von
seinen Unternehmungen gegen Halap und Babylon, die auch
aus dem Telepinu-Text bekannt sind; in dem erwähnten
Stück der Rückseite berichtet [Hant]ili, daß er als erster in
H atti befestigte Städte gebaut habe. Durch die Erzählung
in der 1. Person und die Partikel -ua wird dieser Abschnitt
als Zitat gekennzeichnet, und Forrer dürfte daher mit seiner
Ergänzung der Zz. 19f. und seiner Deutung als wörtliches
Zitat aus einer älteren Quelle5 recht haben.
Es ist nun zu fragen: Hat die Freude der Hethiter an
historischer Erzählung, die sich in den Annalen und Vertrags­
einleitungen kundgibt, auch zur Ausbildung einer historischen
Tradition geführt ? Darunter verstehen wir die Überlieferung
von Ereignissen der Vorzeit, die nicht der offiziellen Ge­
schichtsschreibung dient, sondern gewissermaßen um ihrer
selbst willen, aus Freude am Erzählen, gepflegt wird. Sie
kann wohl auch schriftlich überlieferte Ereignisse zum Ge-
1 &4 m Suppilulium a . . . LÜ-nanna^ X IX 10 = 2BoTU 35 iv 2 t;
£ 1 m M u rü li . . . LÜ-nanna^ Götze, Murs. S. 162; MDOG 72 S. 38.
2 K1F 1 S. 208f., § 3 Z. 4ft; S. 164 Vs. 12.
3 Z. B. Aleppo-Vertrag Vs. 11 ff. (BoSt 8 S. 82; Götze, MAOG 4 S. 59ff.).
1 Zur Vs. liefert das Duplikat X X V I 72 die von Götze, MAOG 4

S. 633 m itgeteilten geringfügigen Ergänzungen. W ichtig ist dabei


die Var. Halap = Halpa, weil durch sie die von Forrer, 2BoTU
S. 7* gemachte Unterscheidung widerlegt wird. Vgl. KBo I I I 60 III 4 f.
= 2BoTU 21 i n öf. (unten S. 106), wo sich aus appa „zurück“
Id e n titä t von Halap und Halpa ergibt. 6 2BoTU S. 10*.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 97

genstand haben, wird sich aber meistens aus einem mündlich


überlieferten Erinnerungsgut speisen, und ihre Darstellung
ist nicht wirklichkeitstreu, sondern sagenhaft ausgestaltet.
Über die Ereignisse des Neuen Reiches haben wir keine
Tradition dieser Art. Hier stand wohl das Vorhandensein
der offiziellen Geschichtsschreibung der Ausbildung einer
solchen Tradition im Wege. Der gegebene Stoff für die
Tradition sind länger zurückliegende Ereignisse, d. h. bei
den Hethitern solche des Alten Reiches. Wir müssen daher
die Texte, die von dieser Zeit handeln, daraufhin durchsehen,
ob sich darunter Stücke befinden, die man als Zeugnisse
einer historischen Tradition anzusehen hat.
Nebenbei sei bemerkt, daß unser Besitz an Texten über
diese Zeit dem historischen Interesse der späteren Hethiter
zu verdanken ist. Denn die wenigen Texte über das Alte
Reich liegen doch wohl sämtlich in späten Abschriften, d. h.
solchen der Großreichszeit, vor. Wenigstens möchte man
das aus ihrer paläographischen Übereinstimmung mit den
Texten des Neuen Reiches schließen1.
1 Schwierigkeiten machen die Landschenkungsurkunden. Eine von
ihnen (VAT 7436; das Siegel zuletzt APAW 1935, 1 S. 74 Nr. 1;
Tf. 26, 7; Keilschrifttext unveröff., aber auf der Phot, bei Weber,
AO 17/18 Abb. 10 sind wenigstens einige Zeichenformen zu erkennen)
ist wegen des Namens Huzzija auf dem Siegel (gegen APAW a. a. O.
S. 75 s. MDOG 74 S. 72f.) dem Alten Reich zuzuweisen. Von der
Urkunde des Alluuamna (MDOG 74 S. 70ff.) ist der ganze Keil­
schrifttext verloren. Die Urkunden, deren Siegel nur das Wort
tabarna enthält (Titel oder Name?) (VAT 7463, in Phot. MDOG 72
S. 44 Abb. 20, 5; zum Siegel APAW a. a. O. S. 74 Nr. 2; Tf. 26, 8.
Ein ähnliches Stück wurde 1936 in Tarsus gefunden: Götze, Amer.
Journ. of Arch. 41 S. 287 f.; bei den übrigen Siegeln dieses Typs ist
kein Keilschrifttext erhalten), möchte man wegen der großen Ähn­
lichkeit nicht von der Huzzija-Urkunde trennen. Sie alle haben
dieselbe Schriftform wie die gewöhnlichen Bogazköy-Tafeln. Darf
man mit Friedrich, DLZ 1933 Sp. 1121 an spätere Neuausfertigung,
mit Verwendung des echten oder eines ad hoc angefertigten Siegels,
denken? [Götze a.a.O . setzt die Urkunden in sN .R .; aber die Königs­
siegel desN .R . sehen anders aus, und das Nebeneinander von Huzzija
und Alluuamana stützt die Deutung als Königsnamen. Korr.-N.]
Zeit-Bchr. f. Assyriologie, N. F. X (XLIV). 7
98 Hans Gustav Güterbock

Wir haben nun die Texte des Alten Reiches selbst auf ihre
literarische Gattung zu untersuchen. Dabei ist zunächst
zu fragen, welche Formen der neuhethitischen Geschichts­
schreibung sich schon im Alten Reich finden.
Die Form der Annalen fehlt unter den erhaltenen Stücken,
und das ist wohl kein Zufall. Vielleicht kann man sogar noch
weiter gehen: Von Suppiluliuma hat es keine eigenen An­
nalen gegeben, sonst hätte nicht Mursili diesem Mangel
abhelfen müssen. Darf man daher in Mursili geradezu den
Erfinder der hethitischen und, da die assyrischen Annalen­
texte durchweg jünger sind, der Annalen überhaupt sehen?
Historische Erzählungen als Einleitung eines königlichen
Erlasses finden sich in unserer Hauptquelle über das Alte
Reich, dem Text des Königs Telepinu1. Das ist dieselbe
Gattung, wie sie uns aus den Vertragseinleitungen bekannt ist.
Hier wie dort beherrscht ein Thema die historische Dar­
stellung. Bei Telepinu ist es durch den Inhalt des Erlasses:
Regelung der Erbfolge und Einsetzung einer Gerichtsbarkeit
für die königliche Familie, gegeben: solange Einigkeit im
Königshause herrschte, blühte das Reich; bei Thronstreitig­
keiten und Gewalttaten sank es nieder.
Ein Vertrag des Telepinu mit einem König von Kizyatna
ist leider nur durch Aufführung in einem Tafelkatalog und
durch zwei kleine Bruchstücke bekannt2 ; nach Analogie der
historischen Einleitung des Erbfolgeerlasses darf man auch
bei diesem Vertrag einen historischen Teil voraussetzen und
das Vorkommen dieser späteren Gattung bereits für die letzte
Zeit des Alten Reiches annehmen.
Königliche Erlasse besitzen wir auch aus noch älterer Zeit.
So vor allem den zweisprachigen Text, in dem Mursili I. von
1 2BoTU 23; in Keilschrift: KBo II I 1 (= A), 67 ( = C), 68 (zu A),
KUB XI 1 (= B), 2 ( = F), 5 ( = D), 6 ( = E); z. T. übersetzt
von Friedrich, AO 24, 3 S. 6ff. (der historische Teil), S. 21 f. (die
Bestimmungen); dazu philologische Bemerkungen ZA 36 S. 274ff.;
282f. — Akkadische Fassung: KBo I 27, neu ediert KUB IV S.SOb;
KUB I I I 85 und 89. 2 MDOG 73 S. 33; Ehelolf, MDOG 75 S. 62.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 99

seinem Vater zum Nachfolger designiert wird1. Eine klare


Disposition, die die historische Einleitung von den eigent­
lichen Bestimmungen des Erlasses abgrenzt, vermissen wir
in diesem Text. Ein Ansatz dazu ist bereits vorhanden; der
Text beginnt mit der Erzählung der Ereignisse, die den
König zu der Designation bestimmt haben. Aber im weiteren
Verlauf wechseln, wenn ich richtig sehe, Bestimmungen und
erzählende Abschnitte mehrfach miteinander ab. Die ein­
geschobenen Erzählungen dienen wohl dazu, die einzelnen
Bestimmungen zu begründen; das ist, wenn auch nicht in der
vollendeten Form des 150 Jahre jüngeren Telepinu-Textes,
so doch im Wesen dasselbe wie dort.
Hierher gehört auch KBo III 27 = 2BoTU 10 ß, ein
Bruchstück eines Erlasses, der ebenfalls die Einsetzung des
Mursili zum Gegenstand hat2 . Die Ermahnung, die Worte
dieses Erlasses zu beherzigen, wird bekräftigt durch eine
Aufzählung der schlimmen Folgen, die frühere Nichtbeach­
tungköniglicher Befehle gehabt haben:
Z. 28ff.: ,,Der Zalpäer verwarf des Vaters Wort; hier ist
jenes Zalpa! (d. h. seht, was aus Zalpa geworden ist!) Der
llassuäer verwarf des Vaters Wort; hier ist jenes Hassuua!
Oder auch der Halpäer verwarf des Vaters W ort; auch Halpa
wird zugrunde gehen!“ 3
Und dieselbe Form eines Erlasses, dessen einzelne Be­
stimmungen durch kurze Darstellungen früherer Ereignisse
begründet werden, hat anscheinend (im einzelnen vielfach
kaum verständlich) KBo III 28 = 2BoTU 10 y.
Die kurze anekdotenhafte Erzählung, die zur Illustration
eines einzelnen Paragraphen eingefügt wird, lebt auch noch
in den Verträgen des Neuen Reichs weiter. Hierher gehört
die Mariia-Episode im Huqqana-Vertrage4, die Erzählung
1 KUB 116 = 2BoTU 8; vgl. Götze, ZA 34 S. 170ff. Eine Bearbeitung
von Sommer ist demnächst zu erwarten.
2 Naoli Kollation geliören die Stücke 2BoTU 10 a, ß, y n ich t zu

einer Tafel. 3 Vgl. Götze, MAOG 4 S. 64 mit Anm. 2—4.


4 Friedrich, Vertr. II S. 128 § 32.

7*
100 Hans Gustav Güterbock

von Mashuiluua im Vertrage mit Kupanta-LAMA1, die mit


den Worten schließt (Z. 54f.): „Handle du nun nicht wie
M .!“ . Ähnlich beginnt und schließt auch die Erzählung von
Masturi im Istarmuua-Vertrag2 , in der Tuthali ja IV. sich
nicht scheut, die Hilfe, die Masturi Hattusili dem III. gewährt
hat, als Unterstützung eines Rebellen gegen den recht­
mäßigen König zu bezeichnen und so seinen eigenen Vater
als verdammenswertes Beispiel hinzustellen. Auch in X X III
72 finden sich ähnliche Einschübe: Vs. 14ff.. Rs. 2 ff.
Aus dem Alten Reich ist uns ein merkwürdiger Text er­
halten, den man wohl nicht anders denn als Sammlung
solcher warnender Anekdoten auffassen kann: 2BoTU 12 =
KBo III 34—36.3 Auch dieser Text ist nach den Eingangs­
worten: „So spricht der Großkönig“ ein königlicher Erlaß.
Die einzelnen Abschnitte dieses Textes stehen untereinander
in keinem Zusammenhang; meist berichtet jeder Paragraph
von anderen Ereignissen und Personen, nur manchmal er­
streckt sich eine einzelne Anekdote über zwei oder mehr
Paragraphen. Den Inhalt der meisten dieser Anekdoten
bilden irgendwelche unsauberen Machenschaften hoher Be­
amter. Der typische Anfang i s t ,,NN bekleidete in der Stadt X
das und das Amt“ o. ä .; manchmal fehlt die Berufs-, manch­
mal die Ortsangabe. Nicht in dieses Schema paßt § 18, der
sich auch durch das Tempus (Präsens) von den anderen Ab­
schnitten unterscheidet4 , und in den letzten Abschnitten
des Textes ist wohl von den Prinzen die Rede, die in einem
guten Verhältnis zum König standen, als Gegenbeispiel zu
den ungetreuen Beamten, deren Schandtaten den Inhalt der
ersten Paragraphen bilden. — Von einem eigentlichen Erlaß

1 Friedrich, Vertr. I S. 128 D III 47 ff. 2 X X III 1 n 15 ft.


3 Eine Bearbeitung des Textes an dieser Stelle würde zu weit führen.
Bisher liegen nur die §§ 3f., 13 und 15 in einer veralteten Be­
arbeitung von Witzel, JSOR 9 S. 121 ff., vor.
4 Vielleicht enthält dieser Abschnitt den Inhalt der im vorhergehenden
erwäluiten Lehre (ulkefiarahhir Z. 32 „sie unterwiesen“ ); Über­
setzungsversuch unten S. 110.
Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 101

ist nichts erhalten; allenfalls könnten seine Bestimmungen


in dem verlorenen Anfangsteil von Kol. IV gestanden haben,
aber diese Annahme ist nicht nötig; es ist durchaus möglich,
daß der Text nichts anderes enthielt als diese Sammlung
von „Kasus“ 1, die ja alle für sich sprechen2 .
Die bisher betrachteten historischen Texte des Alten Reichs
gehören, wie die Erlaß-Form zeigt, zur offiziellen Geschichts­
schreibung. Deren Keimzelle scheint, wenn man die im
Obigen an dem erhaltenen Material gemachten Beobach­
tungen im Sinne einer Entwicklung deuten darf, die anek­
dotenhafte kurze Erzählung zu sein, die entweder, wie in dem
Sammeltext 2BoTU 12, selbständig auftritt, oder zur E r­
läuterung einzelner Punkte in einen Erlaß eingefügt wird.
Erst allmählich wird die zusammenhängende Darstellung
eines längeren Geschichtsablaufes ausgebildet, und der
annalistische Selbstbericht begegnet erst im Neuen Reich.
Daneben gibt es nun auch Texte, die von Ereignissen des
Alten Reiches handeln, die man als literarische Gestaltungen
eines neben der offiziellen Geschichtsschreibung vorhandenen
Traditionsgutes anzusehen hat. Dieser ihr Charakter zeigt
sich einmal im Stil, der dem der Epen nahesteht, zum anderen
im Inhalt, in dem sagenhafte und mythische Züge hervor­
treten.
Ein Text dieser Art ist wohl KBo III 38 = 2BoTU 13.
Dieser Text handelt von den Beziehungen der Stadt Zalpa
zu drei Generationen3 von (hethitischen) Königen. Diesem
Bericht, der zwar im einzelnen anekdotenhaft ausgeschmückt
1 Dieser Term inus im Anschluß an A. Jolies, Einfache Formen.
2 Ein Fragm ent eines gleichartigen Textes ist VBoT 33, das nach
der Erw ähnung von *Heötaia[ra] Z. 8 und [“ Afikajlijaä Z. 12 Ä hn­
liches enthält wie §§ 13 ff. des H aupttextes. Da dieser von § 13 an
gut erhalten ist, kom m t Einordnung von VBoT 33, wenn überhaupt,
nur in der Lücke zwischen § 8 und § 12 in B etracht. Anschluß an
eines der Exem plare besteht nicht. — VBoT 33, 4 ist nach A II 15
[^]hu-up-ra-lu-aä zu lesen.
3 A B I A B I LUGAL Vs. 8ff., A B I LUGAL Vs. 20, LUGAL Rs. 24ff.
(vielleicht schon Rs. 6).
102 Hans Gustav Güterbock

ist, im ganzen aber von Dingen handelt, die durchaus einer


realen historischen Sphäre angehören, geht in dem ersten
erhaltenen Abschnitt1 etwas ganz anderes voraus: in Z. 4ff.
tritt die Sonne2 handelnd und redend auf: ,,Die Sonne
schüt[tete] memal (Gries, Grütze o. ä.) in ihren (fern, sing.,
s. sofort) Mund, Brot3 [ . . . ] . . . . Folgendermaßen (sprach) die
Sonne: [ . . . ] möge gehen und gedeihen, Zalpuya4 [ ....... ]“. —
Danach dürfen wir nun in Z. 3 in [s ]A L Z)agazj/x^ DUMU.SAL
D UTU getrost die Erde als Tochter der Sonne und in der

ganzen Szene irgendeinen Ausdruck für die nahrungspendende


Kraft der Sonne erblicken. Die Präteritalformen5 und die
parallele Anknüpfung mit > m (2 u. 7) stellen diese Szene
anscheinend in die Erzählung.
Von der eigentlichen Erzählung ist etwa folgendes zu er­
kennen: Das wichtigste Ereignis in der zweiten Generation,
z. Zt. des ,,Königsvaters“, ist, daß die Ältesten von Zalpa
von ihm einen Sohn verlangen und er ihnen seinen Sohn6
Hakkarpili gibt; wichtig für die Erzählweise ist, daß er
diesem nun bestimmte Anweisungen gibt (wälarnahhiS, 23;
danach direkte Rede, von der nur „tue so!“ verständlich ist).
Kaum aber kommt H. in seine Stadt, da wiegelt er seine
neuen Untertanen schon auf (kurür epten „ergreifet Feind-
1 Am Anfang fehlen nach der Krümmung (die Tafelmitte ist bei Vs. 11,
Rs. 23) etwa 15—17 Z.
2 Wegen der Schreibung D UTU-«^ und nach dem Zusammenhang

nicht die heth. „Majestät“ (D U T U ^, in den alten Texten m. W.


nicht belegt), sondern die wirkliche Sonne bzw. Sonnengottheit.
3 Erg. &i-u[h-ha-a& (zum Prät. s. sofort) NINDA.K]UR .R[A nach
4
Koll, möglich.
4 Dies ist innerhalb unseres Textes die einzige Stelle, an der der Name

diese Form hat; im folgenden stets Zalpa. Umgekehrt hat der


Anitta-Text (KBo III 22 = 2BoTU 7; XXVI 71 = 2BoTU 30)
durchweg Zalpuya-, nur einmal in dem wohl jüngeren Expl. 2BoTU
30 i 18 Zalpa! Erklärungsversuch: Forrer, 2BoTU S. 27*.
5 lukkattati Z. 2 und i&-tah-ta Z. 5; danach sind wohl auch pa[-it] Z. 2

(so auch Forrer) und iu[hha-i] Z. 4 als Prät.-Formen zu ergänzen.


8 So schon Forrer, 2BoTU S. 7* mit Verbesserung seines ersten E r­

gänzungsvorschlages DUMU-/A (Z. 22) in DUMU-ÄU.


Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 103

schäft!“, 28), indem er sich offenbar auf seine Eigentums­


rechte an der Stadt beruft („dies hat mir der König gegeben“,
27). Das Folgende ist im einzelnen unklar; vielleicht werden
in Rede und Gegenrede die Einzelheiten für die Empörung
verabredet.
Wo der Text wieder verständlich wird1, befinden wir uns
schon in der dritten Generation. In Rs. 20 motiviert Happi
seine geplante Empörung gegen H atti wie folgt: „Happi
spricht (immer wieder)2 zu den Leuten von Zalpa: ‘ich bin
bei meinem Vater nicht beliebt... ’“. 21 und 22a sind Fort­
setzung der Rede, aber syntaktisch noch nicht faßbar. „Nach
H attusa zum Tode ging ich“ wird zu der eben erwähnten
väterlichen Ungnade in irgendeinem Zusammenhang stehen.
— Von 22 b an sei eine zusammenhängende Übersetzung
gewagt:
Und [der König3] hörte (es); er zog los; nach Harahsu
kam er4 . Da kam ihm die Truppe von Zalpa entgegen.
Die schlug der König. Happis entkam [als einziger5],
den Damnassu aber6 fingen sie7 lebend. Ihn brachten
sie] nach Hattusa zurück. — Im dritten Jahr zog der
König nach Zalpa8 . D[er Köni]g9 [blie]b10 drei Jahre
bei Zalpa. Den Happi verlangte er von der Stadt.

1 Völlig verloren sind nur je 2 Zeilen auf Vs. und R s.; aber der Anfang
der Rs. bis einschließlich Z. 19 ist ganz fragmentarisch. Man er­
kennt nur, daß schon in Z. 11 Happi, die Hauptfigur des Folgenden,
vorkommt.
2 Hier hat einmal tarSk- wirklich it.-dur. Funktion, während es in

2BoTU 4 (oben S. 54 ff.) einmalige Reden einleitet.


3 Erg. [LUGAE-M-W]« nach Zushg.

« V&VHarahiuiia (Dat.-Lok.) 4- ai „er“.


5 Forrers Erg. [1-a^] nach Raum und Sinn wahrscheinlich.

• Adversatives-a: Tenner, K1F 1 S. 388f.


7 Erg. [JK-S]U-DU oder [IS -B ]A T ij.
8 1-NA vor dem Stadtnamen in 2BoTU versehentlich ausgelassen;

KBo richtig.
9 Erg. L[UGAL-u]^ nach Spuren und Raum.
10 Erg. [e-rf]-ta ? Raum für [a-a^]-ta nach Koll, zu reichlich.
104 Hans Gustav Güterbock

[Den] geben die [Bewohner] der Stadt nicht her. D a .. . 1


sie, und sie starben. [Er]2 ging3 nach Hattusa, um vor
den Göttern niederzufallen4 , und ließ die „Großen“
[dort (oder ähnlich; gemeint: vor Zalpa)] zurück. Er
(dies nun wohl Happi) sagte zu den Bewohnern der
Stadt: „Ich (bin) euer (??)5 König!“ [ . . . ] . . und Sol­
daten mit ihm. Da n[ahm e]r6 die Stadt. Fertig.
Über die Zeit der in diesem Text berichteten Ereignisse
läßt sich nichts ausmachen. ForrersErwägungen, 2BoTU S. 7*,
gehen von der falschen Voraussetzung aus, der Text stamme
von einem König Tabarna. Das Wort tabarna kann sich
Vs. 11 nur auf den „Großvater des Königs“ beziehen, Rs. 28
nur auf den „König“ (Rs. 13 steht es in zerstörtem Zusam­
menhang), ist also in beiden Fällen Titel.
Thema des Textes ist: die Verfehlungen der Stadt Zalpa
gegenüber Hatti. Das erinnert an die in 2BoTU 12 gesam­
melten Anekdoten über allerlei Verfehlungen, und an diesen
Text erinnert auch der Stil; vgl. etwa Vs. 8ff. ,,[X] war König

II 1 Su-up-pa-la-a^-mi-iS a-pa-a-aS-kä[n..................... ]
2 ku-i^ iS-tar-ni-iS-mi an-tu-aa-[a]h-h[i-i]^ a-x 7

3 Sa-na-ap az-zi-kän-zi ma-a-an ü-ua-ar-kä\n-ta-ari]


4 an-tu-uh-^a-an ü-ua-an-zi na-an-kän ku-na-an-zi [...*]
5 Sa-na-ap a-ta-a-an-zi
6 ma-a-an ü-e-er ^ v .VRTJ ^u-tu-um-ma-na-ai V R V Zu-

x-x-x9
1 Die von Forrer vorgeschlagene Erg. dam-m[i-i]i-iar nach Spuren
und Raum möglich. Da ein Subst. auf -ciSar nach dem Zusammen­
hang nicht in Frage kommt, wohl als dammei&ir aufzufassen nach
Ehelolf, OLZ 1933 Sp. 28 : „sie (d. h. die Hethiter) wendeten Ge­
walt an, und sie (die Leute von Z.) starben“.
2 Gemeint ist wohl der Hethiterkönig. Da für [LUGAL-u£] kein

Raum, erg. wohl [Sa-a^] o. ä.


3 Zu dieser Übersetzung von uua- „kommen“ vgl. Sommer, AU S. 81 f.
4 Lies nach Koll.: DINGIR M E $-na-a£ a-ru-ua-u-ua-an-z[i] ü-it.
Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 105

von Zalpa“ und ,,[Y] war Satammu des Königs von Zalpa“
mit dem typischen Eingangssatz der einzelnen Abschnitte
dort (oben S. 100). Was uns veranlaßt, unseren Text von
jenem zu trennen, ist der erste Abschnitt, in dem anscheinend
die m y th is c h e Vorgeschichte Zalpas erzählt wird, vielleicht
eine Gründungslegende, an die sich dann die Erzählung der
historischen Ereignisse mit den Worten „Als schließlich Feind­
schaft [ . . . ] “ anschließt. Vielleichtsoll damit die Wirklich­
keit zu den Worten der Gottheit im ersten Abschnitt in
Gegensatz gesetzt werden: in grauer Vorzeit hatte die Sonne
Zalpa gesegnet, später aber hat sich diese Stadt an Hatti
(und damit an den Göttern) versündigt.

Ein anderer Text, den man nach Erzählweise und Inhalt


als literarische Gestaltung eines sagenhaften Stoffes be­
zeichnen kann, ist KBo III 60 = 2BoTU 21. Die leidlich
erhaltenen Teile dieses Textes, Kol. II und III, seien hier
zunächst in Umschrift und Übersetzung mitgeteilt.

1 .. .ihr . . . . Jener [ . . .
2 Welcher Mensch unter ihnen sti[rbt] (? oder: zu ihnen
ko[mmt] ?),
3 den pflegen sie zu essen. Wenn sie einen fet[ten]
4 Menschen sehen, dann töten sie ihn
5 (und) essen ihn auf.
6 Als es geschah, daß der Sudäer (und) die Stadt Z u [...]

5 Nach den Pausen Verhältnissen ist LUGAL-wd-me-eZ eine Einheit


(so auch Forrer), nicht LUGAL U S M lT abzuteilen. Inhaltlich
p a ß t -Srna- „euer“ gut, aber wie ist das N eutrum zu erklären ?
6 Erg. E[L-Q]/ nach Forrer, S. 7*; nach den Spuren möglich. Subj.

hier wieder der König.


’ ri oder ki ? Nach den Spuren nicht zu entscheiden. Vgl. Komm.
8 E s fehlt wohl nichts.
9 Die Spuren am R and gehen in diejenigen von III 14 über.
106 Hans Gustav Güterbock

7 viw U -qa-a-pu-ya u-ur-ri-ir LU VRV Su-ü -d a ^-ieC l) 1

8 m Ka-ni-u-uS v n v U-qa-a-pu-ia-aS-Sa
9 me-na-ah-ha-an-ta pa-i-[ir'2] m DU M U.M AH .LfL-in
10 pa-ra-ra-ah-hi-iS Sa-ra-a2 U R U -ja pi-e-hu-te-[et]
11 ER fN M E ^-d-^a-an-na an-ta-aS-Sa-an pi-e-hu-te-et
12 m Ka-ni-ü-uS UZU.SAH ze-e-an-da-an da-a-aS

13 Sa-an ™ DUMU.MAH.LfL-d pi-ra-an da-a-iS


14 täk-ku-ua-aS-Sa-an ki-i ha-az-zi-zi ta-ua D IN G IR L [U M 4 ]
15 täk-ku-ya-ai-Sa-an na-at-ta-ma ha-a[z-zi-zi]
16 ta-ua an-tu-ya-ah-hi-eS ta-ua t[a( ? ) -...]
17 za-ah-hu-u-e-ni «D U M U.M AH .LfL UZU.SAH
[da-a-a§3 ]
18 Sa-na-ap e-ez-ta a-da-an-na-a$-ma-a[$ . . . pa-i§ 5 ]
19 a-ku-ya-an-na-ai-ma-aS p a -i[S .................................]
20 ^ a -a n -m -n N L S A B A 6 ' [ . . . .
21 Sa-an LUGAL-wa-ai [ .........
Abgebrochen. Es fehlt etwas m ehr als die H älfte der Kol.

III 1’ . . . .
2’ [ x ] x-a W -h i^-ia -a S [ . . . .
3 ’ Su-Sa-ap e-te-er m Z \u -u -u p -p a -a ^. . . .
4’ iS-par-za-aß-ta Se hu-Su-e [ . . .
5’ DUMU M E S S l- I P - R I - S U ^ A LUGAL ^ H a - l a -

6’ e-ep-pu-en Su-u§ a-ap-pa V R U P al-pa K I


7’ tar-nu-en AMA(?)10-Ät7 ^ A m Zu-ü-up-pa
1 Hinter KI noch 1 Zeichen; die Spuren deuten auf &(?).
2 Forrer: -e-ir. Von den Spuren (vgl. KBo) jetzt nichts mehr erhalten.
3 Nach Spuren sicher.
* Hinter AN 2 Winkelhaken übereinander, dann zerstörte Oberfläche
in der Größe von 1—2 Zeichen, dahinter unbeschriebene Randfläche
erhalten. Demnach scheidet an-t[u-uh-&a-a£] oder an-t\u-ya-ah-
hi-i/] o. ä. als zu lang aus. 5 Erg. nach Zushg.
6 So ist mit den Edd. zu lesen; DAM-an-ni D NISABA nach Zeichen­

form und wegen der pausenlosen Schreibung unmöglich.


Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 107

7 der Stadt Uqapuua zu Hilfe kamen, da zo[gen] ihm(?)


der Mann von Suda,
8 Kaniu und die Stadt Uqapuia
9 entgegen. Den DUMU.MAH.LfL
10 brach[te] der . . . . in die Stadt hinauf,
11 auch sein Heer brachte er in sie hinein.
12 Kaniu nahm gebratenes Schweinefleisch
13 (und) legte es dem DUMU.MAH.LfL vor (mit den Worten):
14 „Wenn er d ie s ........-t, dann (ist er) ein Go[tt];
15 wenn er aber nicht .. .-t,
16 dann (ist er) ein Mensch, dann is[t er sterblich(??)n , dann]
17 werden wir kämpfen.“ DUMU.MAH.LfL [nahm] das
Schweinefleisch
18 (und) aß es; zu essen [gab er] ihnen12,
19 zu trinken gab er ihnen12. [ ...
20 Manni-NISABA . . [ . . .
21 ihn . . . des Königs [ . . .

1’ . . .
2’ . . .
3’ Die (Akk. PI.) aßen sie. Z[uppa allein(?)]
4’ entkam. Sie . . . [ . . .
5’ Die Boten des Königs von Halap

6’ ergriffen wir (und) „ließen“ sie wieder


7’ nach Halpa. Die Mutter(?)13 des Zuppa

7 So nach Koll, mit Forrer gegen KBo.


8 Erg. nach Z. 7; dahinter vielleicht noch l-a-6.
8 Dahinter fehlt vielleicht nichts mehr.
10 Zeichen wie in den Edd., d. h. weder AMA noch SILA; ZU lesen wohl
eher AMA als SILÄ.
11 Zur Erg. siehe Komm. 12 Nämlich seinen Leuten.
13 So eher als „Lamm“ ; vgl. Anm. 10 zur Transkr.
108 Hans Gustav Güterbock

8’ I N A v ™ Ti-ni-5i-pa e-ep-pi-ir
9’ ^a-an-kän ku-e-ni-ir Sa-na-ap e-te-er
10’ ma-a-an v R l Nu-ha-ia-na-az ar-ha u-ya-u-en
11’ nu pa-i-ü-u-en K U R ^ ^ I- la -a n - z u -r a ^ 1 par-hu-en
12’ GUD M ^ S -NU U D U H i.A -^f/ da-a-u-en an-du-uh-Su-uS

13’ u-ua-an-Si-ki-u-en ma-a-an ut-ni-e ta-me-eS-8u-u-en


14’ LUGAL VRVi-ia-an-zu-raKi A -N A LU G A L M E S .
E R fN M E ä# w -n [ x ] x [ . . . 1
15’ U-ya-an-ti m Ü-ru-ti-it-ti m A r-k a -x -[...]
m

16’ m U-ya-ga-az-za-ni-ia nu-u§-ma-a& G A L ? 1 ^


G U SK I[N . . . ]
E nde der Kol.

K o m m e n ta r.
II I : &up(pa)la- s. Friedrich, ZA 35 S. 189f. Nach der Stelle
aus dem Soldateneid (KBo VI 34 IV 15) scheint es wegen des Paralle-
lismus zu aiayar und halt- etwas wie Hürde, Pferch zu bezeichnen, \
nach dem Gesetzesparagraphen 163 (zu dessen Verständnis Ehelolf,
ZA 43 S. 179* zu vergl. ist) die betr. Haustiere selbst. Carruthers,
Language 9 S. 156ff., nimmt daher „ ...-H e rd e “ an, was beiden
Stellen gerecht wird. Wenn er des weiteren unter Hinweis auf Ges.
§ 66, wo hali- zum Großvieh, asauar zum Kleinvieh gehört, folgert,
daß iup(pa)la-sich auf die dritte Gruppe von Haustieren, die Schweine,
beziehe, und „Schweineherde“ übersetzt, so kann man sich des Ver­
dachtes nicht erwehren, daß die im Anschluß daran gegebene idg.
Etymologie bereits bei der Bedeutungsbestimmung mitgesprochen
hat. An unserer Stelle, wo es sich um den Genuß von Schweine­
fleisch an Stelle des Menschenfleisches handelt, würde es gut passen,
wenn schon vorher von einer „Schweineherde“ die Rede wäre, aber
da der Kontext zerstört ist, läßt sich diese Stelle nicht als beweis­
kräftige Bestätigung für Carruthers’ Bedeutungsansatz verwerten.
Ich verzichte daher auf eine Übersetzung. — Zerlegung in iuppalai-
smiS wegen des unmittelbar folgenden i-ätarni-Smi.
2 Ende: Die Spuren (1 Senkr. wie in den Edd., davor vielleicht
ein ziemlich tief sitzender Kopf eines Waager.) sprechen eher für ki

1 Die Spuren am Rande gehen in die von II 6 über.


Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 109

8’ ergriffen sie in Tinisipa,


9’ töteten sie (und) aßen sie auf.
10’ Als wir von Nuhaiana aufbrachen,
11’ da machten wir uns auf und sprengten nach Ilanzura.
12’ Seine Rinder und sein Kleinvieh nahmen wir, die Men­
schen
13’ . . . .-ten wir. Als wir (so) das Land bedrückten,
14’ da [schickte (?)] der König von Ilanzura zu den Hurri-
Königen
15’ Uuanta, Urutitta, A rk a [...]
16’ und Uuagazzana und [schenkte (o. ä.)] ihnen goldene
GAL-Gefäße.

als für ri, erlauben aber keine sichere Entscheidung. Sachlich ließe
sich für a-ki anführen, daß im folgenden ausdrücklich gesagt wird,
daß sie einen fetten Menschen, den sie sehen, tö te n und essen; bei
a-ri würde man schon in diesem Satz „den töten sie“ erwarten, nicht
erst im zweiten.
3: uyarka[ntan]: Ergänzung und Übersetzung im Anschluß an
Friedrich, ZA 37 S. 186.
2—4: Der Wechsel zwischen alten und jungen Formen: antuyahhii—
antuhka-i, Sanap—nankan ist wohl auf das Konto des Abschreibers
zu setzen. Zur Partikel -ap(a) s. Friedrich, Vertr. I I S. 151.
6—9: Die syntaktische Verbindung der Orts- und Personemiamen
macht große Schwierigkeiten. L v -V R V Sutummanaö ist am ehesten
als Nom. Sg. aufzufassen, ebenso das sachlich damit identische LÜ
V R V S u d a ^ . Da das pluralische Verbum urrir ein Subjekt im Plur.

oder mehrere Subjekte verlangt, wird man zunächst den m it zu


beginnenden Stadtnamen am Ende von Z. 6 als zweites Subjekt auf­
fassen. ^ ^ U q a p u u a dürfte D.-L. auf -a sein, im Unterschied von
dem Nom. V R V Uqapuui^ der nächsten Zeile. Im Nachsatz stehen drei
Subjekte, man vermißt zunächst den zu menahhanda gehörigen D.-L.;
dieser ist wohl in -§c am Ende von Z. 7 zu suchen, wenn dort so zu
lesen ist; die Spuren legen diese Lesung nahe (in BoTU nicht wieder­
gegeben, in KBo angedeutet; nach Koll, mehr erhalten). Für -Se sta tt
-öi in alten Texten und noch in den Gesetzen vgl. die bei Sturtevant,
Gramm. S. 197 Anm. 15 und 16 verzeichneten Stellen. Also: „Als es
geschah, daß der Sudäer und die Stadt Z u [...] der Stadt Uqapuua zu
110 H ans Gustav Güterbock

Hilfe kam en, da zogen ihm der Sudäer, K anin und die S tad t U qapuja
entgegen.“ ,,E r“ ist keiner der hier G enannten, sondern muß im
Vorhergehenden erw ähnt gewesen sein, d. h. am Ende von Kol. I;
sachlich ist „er“ der H äuptling der Menschenfresser und offenbar m it
dem im folgenden genannten DUMU.MAH.LiL identisch. Offenbar
ist er so gefürchtet, daß man erst nach dem Eintreffen zahlreicher
V erbündeter gegen ihn vorzugehen wagt. — Angesichts der vielen
unsicheren Punkte kann das nur als Deutungsversuch vorgetragen
werden.
10: pararahhii unklar; nach dem Zusammenhang eher ein Nomen
im Nom. als ein Verbum in der 3. Sg. Prät.
11: E R lN M E S-an-&m „sein H eer“ (ER1NM E ® auch sonst Schrei­
bung für ein heth. W ort im Sing.); antaMan = andan-ian „in sie“ ,
d. i. die Stadt.
14f.: hazzizzi unklar. Sturtevant, Gramm. § 126; Glöss*. S. 47f.,
bucht die Form u nter hat- „vertrocknen“ , aber die Form hazzizzi
paß t nicht genau zu der Analogie von mazzazzi, iSparzazzi, und auch
die Bedeutung p a ß t an unserer und den übrigen Belegstellen nicht.
In einer Periode, in der es sich wie an unserer Stelle um die A lternative
hazzizzi—natta hazzizzi handelt, steh t das W ort KBo I I I 34 = 2BoTU
12 A ii 33ff.: „W enn sie vor dem König schlafen, wer (dann) .. .-t,
dem gibt m an Wein zu trinken; . . . ; wer aber nicht . . .-t, dem gibt
m an ijara (offenbar etwas Schlechtes) in einem GAL-Gefäß, . . . wird
er nackt zur Schau ( ?) laufen“ . Ganz allgemein muß also hazzizzi
das richtige Verhalten bezeichnen, da es belohnt, das U nterlassen
b estraft wird. An der Strafe deutet das einzige sichere W ort, niku-
manza „n ack t“ , in die sexuelle Sphäre. Das führt auf „schamhaft,
sein“ , „(etwas bestim m tes zu tun) sich scheuen“ , und dam it könnte
m an unsere Stelle, an der das Verbum transitiv gebraucht ist, in der
Weise verbinden: „W enn er dies (gemeint ist das Schweinefleisch)
verabscheut, ist er ein G o tt; wenn er (es) nicht verabscheut, ein
Mensch“ . Bedenklich stim m t dagegen die Tatsache, daß für hethi-
tische G ötter Schweinefleisch nicht wie für die babylonischen ikkibu
war (die entgegengesetzte Bed. „begehrt“ scheidet deshalb von vorn­
herein aus, weil m an nicht am Nichtbegehren von Schweinefleisch
den Menschen erkennt), und vollends läßt sich m it der vorgeschlage­
nen Bed. die Stelle KBo I I I 36 = 2BoTU 12 Ci 8 nicht vereinigen:
Gl-ff ku-i6-ki ha-zi-it. Der K ontext ist zerstört, aber das n ächst­
liegende Verbum, zu dem der Instrum ental „m it einem Pfeil“ paßt,
ist „treffen“ , und da in der folgenden Zeile von H eilung aus K ran k ­
heit die Rede ist, würde die Erw ähnung einer Verwundung hier gut
passen. Dazu stellt sich dann die Verfluchung aus dem A nitta-T ext
KBo I I I 22 = 2BoTU 7, 51: „W er nach m ir König wird und die S tad t
Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 111

H atuSa wieder besiedelt, den soll der W ettergott treffen“ (ha-az-zi-e-


ifd-dw]); so eher als das für einen Fluch etwas blasse „verabscheuen“
nach dem ersten Bedeutungsvorschlag. An unserer Stelle und in der
V orschrift aus 2BoTU 12, wo übertragene Bed. anzunehmen ist, m üßte
es dann etwa heißen „das richtige treffen“ ; entw eder ganz verblaßt
zu „sich richtig verhalten“ , oder,weniger blaß, „erraten “ ; „m erken“ :
„W enn er dies m erkt (nämlich daß es Schweine-, nicht Menschenfleisch
ist)“ , u n d : „W er (den W unsch des Königs) e rrä t“ . Mehr als eine V er­
m utung kann das nicht sein; zu einer schlüssigen Bedeutungs-
bestim m m ung reicht das Material nicht aus. ha-az-zi-ja-nu-un KBo
IV 10 R H . 22 (vgl. Sommer, BoSt 7 S. 57) läßt sich weder m it „v e r­
abscheuen“ noch m it „treffen“ vereinigen. Liegt ein anderes Verbum
vor * (Aber ha-az-zi-e-i[d-du] im A nitta-T ext ist von demselben Stamm
hazziia- gebildet!) „Stechen“ , „eingravieren“ (auf einer eisernen Tafel)
ließe sich allenfalls m it der Stelle vereinigen, an der die T ätigkeit mit
einem Pfeil ausgeführt w ird; aber dann geht die Bed. „sein Ziel e r­
reichen“ , also gerade das Wesentliche an „treffen“ , verloren, ohne
das wieder die übertragene Anwendung undenkbar ist. [Das Nomen
ha(z)zizi, hazzizu kom m t an unseren Stellen nicht in Frage. Nach
IX 4 I 24 bezeichnet es wohl einen K örperteil: D er Kopf wird des
Kopfes K rankheit nehmen, das . . . wird des . . . K rankheit nehmen,
ha-az-zi-zu ha-az-zi-iz-zi-ja-a^ G IG -an K I.M IN usw. Aus Silber, also
wohl eine N achbildung des Körperteils, XV 31 II 18; ebendort 20
ha-zi-zi-ta-a-6 (wie anahita zu anahi); dieselbe W eiterbildung KBo II 9
xv 18; 23 (das davorstehende Zeichen NINDA oder Ziffer 4?).]
16 E nde: E rhalten ga, was auch Anfang von ta sein kann. Im
Hinblick auf 2BoTU 4 A II 9 (oben S. 62) darf m an vielleicht t[a-an-
du-ki-ii ergänzen, danach dann noch eine Satzeinleitung, ta-^a o. ä.
I I I 5 f.: Zum Wechsel Halap/Halpa s. oben S. 96 Anm. 4.
6 f .: F ü r appa tarnä- vgl. Götze, NBr S. 71 Nr. 4 z. St.
13: uuan-Sk- unbekannt.
Der literarische Charakter dieses Textes ergibt sich aus
der Erzählweise. Das Motiv der P ro b e, durch die fest­
gestellt werden soll, ob der Feind ein Gott oder ein Mensch
ist, verbindet ihn mit der Naramsin-Erzählung oben S. 52f.
Und dieses halbgöttliche Wesen des Gegners1 weist den Text
der mythologischen Sphäre zu, wenn auch in der III. Ko­
lumne scheinbar historische Angaben gemacht werden; das
1 Ob DUMU.MAH.LiL m it d L il d u m u D in g ir - m a h - g ö (Thureau-
Dangin, RA 19 S. 175) etwas zu tun h at (danach dann DUMU.
M AH.GE auch hier zu lesen*), muß dahingestellt bleiben.
112 Hans Gustav Güterbock

Motiv der Menschenfresserei verbindet auch diesen Abschnitt


mit der Erzählung der II. Kolumne. Von den Personen­
namen, die genannt werden, kommt Zuppa auch sonst in
Texten des Alten Reichs vor1, während die Namen der Hurri-
Könige unbekannt sind. Als Schauplatz der Ereignisse läßt
sich nach der Erwähnung von Halap und Suda2 nur ungefähr
das Mitanni-Gebiet bestimmen, während die Stadt Uqapuu/ia,
in der die Schweinefleischprobe stattfindet, nicht bekannt ist.
Durch die Erwähnung dieser historischen und geographischen
Namen wird das mythologische Motiv desmenschenfressenden,
von einem halbgöttlichen Häuptling geführten Stammes in
ähnlicher Weise mit historischen Dingen in Verbindung
gebracht, wie die dämonischen Gegner des Suili mit der
historischen Gestalt des Naramsin verknüpft sind. Ob eine
Erinnerung an tatsächliche Ereignisse dieser Vorstellung
zu Grunde liegt, ist mit unseren Mitteln nicht festzu stellen,
und als historische Nachricht über Menschenfresserei in
Nordsyrien in geschichtlicher Zeit wird man den Text auf
keinen Fall ansehen dürfen. Die Mischung von mythologi­
schen und scheinbar historischen Motiven und die stilistische
Übereinstimmung mit derNaramsin-Erzählung weisen ihn der­
selben Gattung der Traditionsliteratur zu, der dieser angehört.
Wichtig für die literarische Form ist der Umstand, daß
die Erzählung, die teilweise in der 1. Person Pluralis berichtet,
einem anscheinend mit Namen genannten Manne in den
Mund gelegt wird; denn das in Kol. I 2 erhaltene Wortende
]x-bu-ub kann man kaum anders als (mit Forrer) zu einer Form
von akk. dbb ergänzen3 . In Z. 1 ist nur noch ]x-hu-mi-e erhalten,
was das Ende des Namens des Erzählers oder auch des Namens
seines Vaters oder seiner Heimatstadt sein kann4 . Es ist sehr
1 Forrer, 2BoTU S. 11*; vgl. unten S. 135.
8 Forrer, Prov. S. 19ff.; Weidner, BoSt 8 S. 94.
3 Da vor bu nur ein Senkrechter erhalten ist, kommt außer der Erg.

I-D]A-BU-UB (so Forrer) auch I]D-BU-UB in Frage, was wegen


memiita am Anfang der heth. Fassung von KUB 116 = 2BoTU 8
wahrscheinlicher ist (die akk. Entsprechung ist dort abgebrochen).
4 Warum Forrer, 2BoTU S. 10*, diese Möglichkeit ausschließt, ist

mir nicht klar.


Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 113

zu bedauern, daß wir auf diese Weise nicht erfahren, wem


die Hethiter eine Erzählung wie die vorliegende zuschrieben.
Die Verbindung von Mythologischem und Historischem,
die uns in diesem Text und in der Erzählung von den Ver­
fehlungen der Stadt Zalpa begegnete (oben S. 101 ff.), findet
sich auch in KBo III 40 + 411 = 2BoTU 14, dessen Vs.2
(Nr. 41 = ß) durch das unveröffentlichte Bo 79863 vervoll­
ständigt wird. Näheres Eingehen auf den Text verbietet
sich wegen der bei dem heutigen Stand unserer Kenntnisse
unüberwindlichen sprachlichen Schwierigkeiten. Hier sei
nur als Beispiel mythologischer Züge angeführt, daß es Vs. 15
(in Bo 7986; Anschluß an Z. 14 der Edd.) heißt: Sa-aS GUD.
MAH ki-i-Sa-ti „er wurde ein Stier“ ; und Z. 20 (19’ der Edd.)
fasse ich abweichend von Forrer, S. 8*, so auf: [ . . . ] DUTU-
u§ e-eS-zi nu pi-^e-e-n[u4 -us ka-a]t-re-e^-ki-iz-zi vwJHal-pa
i-it-te-en ,,[ ...] ist die Sonne, und sie schreibt (oder: schickt)
. . . (Akk. Plur.)5 : „Nach Halpa geht!“ “. Zu DUTU-M^ ist
an KBo III 38 = 2BoTU 13 Vs. 4 (oben S. 102.) zu erinnern.
Bemerkenswert ist der Text ferner deshalb, weil er (Rs. =
Nr. 40 = a, Z. 13’ff.) das einzige Beispiel hethitischer Poesie
im Sinne gebundener Rede in hethitischer Sprache enthält6,
während Verse sonst bei den Hethitern nur in protochattischer
Sprache vorkommen7 .
Zu den mehrfach erwähnten Texten, die von irgendwelchen
Verfehlungen handeln, gehört auch die in akkadischer Sprache
überlieferte Erzählung von der Belagerung der Stadt Ursu,
KBo 111. Wir geben wiederum zunächst den Text in Um­
schrift und Übersetzung.
1 Diese beiden Stücke gehören sicher zu öiner Tafel; bei Nr. 42 und
43 = y und 8 ist Zugehörigkeit möglich, aber nicht sicher.
2 So m it Forrer, 2BoTU S. 7*.
3 E rw ähnt von Forrer, 2BoTU S. 7*; Veröffentlichung in KUB ist

in Bälde zu erwarten.
4 nu, nicht ni (Forrer) nach Koll.
6 H iernach n ich tN .p r.; dam it wird Forrers Datierungsversuch hinfällig.
0 Vgl. Hrozny, AOr. 1 S. 297; CaVaignac, Le Probleme H ittite S. 20.
7 Vgl. das Vorwort zu KUB X X V III.

Zeitschr. f. Assyriologio, N. F. X (XLIV). 8


114 Hans Gustav Güterbock

Vs. (?)’ (Am Anfang fehlen etwa 30—35 Zeilen2 )


1’ . . . .
2’ m Sa-an-da fe43-ma ub-lam M[e]-na-n[i-ia(?)4 . . . .
3’ 5 harränäti^ 1 ^ Sa-an-da 2 harränäti5 Me6 -na-ni-ia [ . . . .
4’ um-masarrum-ma m Sa-an-daa-liksu-te-x-[x]x M E ^ x [ ... .

5’ ep-sa a-di ta-la-ku 7 aluK I i-hal-li-iq lu-ü na-a[s-ra-tu-nu


. . . alu K I8 ]
6’ i-hal-li-iq ü hi-ti-tum it-ta-na-ab-si sum-ma ta-na-as-sa-
r[a(?)8 / .”]

7’ i-hal-li-iq-ma i-nu-ma [a-na(?)10] ta-ha-zi ta-al-la-(ka)11


LU.MESI2 r a büti a-na pa-n[i . . . ]

8’ ru-qi-is ku-ul-li-ma [x(?)13] kalbu(?)14 a-na pa-ni i-la-ak-


ma kalbu(?)14 su-ma [ . . . ]
9’ ma-an-nu i-mar-su um-ma su-nu-ma ni-na-sa-[x-]ma8
ü hi-fi-tam nu-hal[-la-aq15]

10’ um-ma sarrum-ma i-nu-ma aluK I i-hal-li-qü hi-ti-tum


in-ne-ep-pu-us a[r-nu]m16

11’ in-ne-ep-pu-us um-ma su-nu-ma a-na 8-su ta-ha-za-am


ni-ip-pu-us-ma

12’ alu K I i-hal-li-iq ü hi-ti-tim nu-hal-la-aq sarru ü-dam-mi-iq

1 Siehe Kommentar.
2 So nach Dicke und Krümmung, obwohl sich dabei das ungewöhn­
liche Format 20 X8,5 cm ergibt. 3 So nach Rs. 10. 4 Erg. unsicher.
5 Ohne Pluralzeichen. 6 Orig, deutlich me, nicht m a6.
7 Orig, unterscheidet ku, ma und ba besser als E d.; im folgenden nicht

einzeln vermerkt. •
8 Zur Erg. s. Komm. 9 Erg. aluK1 ul ? oder hi-ti-tum ?
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 115

Vs. 2’ Sanda brachte Botschaft. Menan[iia(?).. . .


3’ 5 Straßen Sanda, 2 Straßen Menaniia [ . . . .
4’ Folgendermaßen (sprach) der König: „Sanda, geh,
... [ ....
5’ macht! Bis du gehst, wird die Stadt zu Grunde gehen.
[Sei(d)] wach[sam! (Sonst) wird die Stadt]
6’ zu Grunde gehen und eine Sünde begangen werden.
Wenn ihr acht gebt, [wird ^ n io h t]
7 ’ { Ä n Z X > - } W eM ih r [ il ’ ^ ScU aC ht

geht(?), so laßt Offiziere vor [ . . .


8’ weithin sehen. [ • ..] wird ein Hund(?) vorangehen;
dieser Hund(?) [. . . .
9’ wer wird ihn sehen ?“ — Folgendermaßen (ant­
worteten) sie: „Wir werden acht geben, und die
Sünde werden wir ti[lgen]!“
10’ Folgendermaßen (sprach) der König: „Wenn die
Stadt zu Grunde geht, wird eine Sünde, wird
ein Ver[brech]en
11’ begangen werden.“ — Folgendermaßen (antworteten)
sie: „Achtmal werden wir eine Schlacht liefern,
und
12’ die Stadt wird (zwar) zugrunde gehen, aber die
Sünde werden wir tilgen.“ — Der König hieß
es gut.

10 Erg. a-na (Ligatur) nach Raum möglich; Rasur (so Ed.) braucht
nicht vorzuliegen. 11 Zu dieser Verbesserung s. Komm.
12 So auch Weidner, KUB IV S. 50 a (abgek. W).
13 Unsicher, ob etwas und was hier gestanden hat; Rasur ?
14 So zu lesen ? Deutlich UR.KU (mit 3 Strichen), gegen sonst in

Bogazköy übliches TÜG (mit 4). 16 Erg. nach Z. 12.


16 Erg. nach Zushg.; am Ende ein Senkr., der zu mim paßt.

8*
116 Hans Gustav Güterbock

13’ i^asuppa1 is-te-eb-ru sarru i-te-zi-iz bu-ni la ba(?) tu tum


a-ua-at bi-si-im

14’ it-ta-na-ba-lu2-nim ^iSKUR li-ir-hi-is-ku-nu-ti um-ma


sarrum-ma la ta-as-ta-na-zu-ka

15’ J?asup ayfliMEÖ Hur-ri ep-sa-ma li-is-sa-ki-in bur-sa-an


ep-sa-ma su-uk-na

16’ i*asuppa rabä is-tu sadi3 ,MHa-as( ?)4-su ik-sa5-ma lu-ü


sa-ki-in ep-ra-am(?)6
17’ sa-pa-ka sa-ab-ta i-nu-ma tu-[q]a-at-ta-a ma-am-ma
qa-qa-ar-su li-is-bat
18’ ta-ba-za-am li-pu-su ü sa su-nu-ti te 4-em-su-nu i-pa-ar-
ri-ir
19’ um-ma Sa-ri-ua-an-da-ma ku-us-sü ka-as-du-nim an-nu-
ut-tum ep(!)7-ra-am li-is-ta-pa-ku
20’ ü an-nu-ut-tum li-is-ta-az-zu-ku8 sarru ud-da-mi-iq

21’ sarru m Sa-an-da i-na “'Lu-hu-uz-za-an-di-ia is-si ü


uarad auil ft,Kar-ka-mi-is
22’ sarru is-ta-na-a-al-su mätumtum ki i-[d]äb-bu-ub um-ma
su-ü sum-ma ä l Ur-su i-hal-li-iq

23’ uardu i-na qa-ti-ni i-ma-qü-ut i-na-an-na uardiM B $-su-nu


i-na sadi3 as-bu i-na-tä-lu

24’ um-ma sarrum-ma te-es-te-ne-em-me-e es-te-ni-me a-lik


du-bu-ub-su-nu-si
25’ sum-ma at-ta ü sum-ma at-ta lu-ü em-qe-et ii dam-qi-is
ü-e-ra
1 O I $GUD.SI.AS; zur Lesung s. Komm.
2 Zeichen fast wie ur (so W), aber wohl doch lu gemeint.
3 HUR.SAG. * Zu dieser Lesung s. Komm.
5 Wohl sa zu lesen.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 117

13’ Dann haben sie den Sturmbock zerbrochen. Der


König ergrimm t (und bekommt) ein böses Ge-
sicht(?): ,,Eine schlimme Kunde
14’ bringt man mir (immer)! Möge der W ettergott euch
fortschwemmen!“ Folgendermaßen (fuhr) der
König (fort): ,,Laßt nicht(s) außer acht(?)!
15’ Macht einen Sturmbock (nach Art) der Hurriter, und
er werde angesetzt! Macht einen „Berg“ und
setzt ihn an!
16’ Einen großen Sturmbock aus dem Gebirge von
Hassu haut ab, und er sei angesetzt! Erde
17’ aufzuschütten beginnet! Wenn ihr fertig seid, soll
jeder seinen Platz einnehmen!
18’ Mögen sie (die Feinde) nur eine Schlacht liefern9 ; dann
wird ihr Verstand verwirrt werden!“
19’ Folgendermaßen (sprach) Sariuanda: „Die Kälte ist
da. Die einen sollen Erde(?) aufschütten 10,
20’ die anderen aber mögen sich nicht darum küm-
mern(?).“ — Der König hieß es gut.
21’ Der König rief den Sanda nach Luhuzzantija, und
über den Knecht des Mannes von Karkamis
22’ befragte ihn der König: „Wie redet das Land?” —
Folgendermaßen (antwortete) er: „Wenn Ursu
zu Grunde geht,
23’ wird der Knecht in unsere Hand fallen. Jetzt sitzen
ihre Knechte auf dem Gebirge (und) halten
Ausschau.“ —
24’ Folgendermaßen sprach der König: „Hörst du?“ —
„Ich höre!“ — „Geh und sag ihnen:
25’ ‘Ob du es bist oder du: sei weise! Und führet ein
gutes Regiment!
6 Lesung nach Spuren möglich; vgl. Z. 19.

’ So wohl zu lesen; Text ur. 8 Deutlich ku, nicht ma; vgl. Z. 14.

’ Oder: Man soll eine Schlacht liefern.


10 Oder: sollen morgen (Erde) aufschütten ?
118 Hans Gustav Güterbock

26’ [i-]na ^'Ha-at-ti bi-is-tum ü-ul i-ba-as-si i-na-an-na


m Nu-un-nu ü Ku-li-a-it

27’ bi-is-tam i-pu-su i-na-an-na sa auil ^*Kar-ka-mi-isK I


i-pu-su ta-mu-ra
28’ ma-am-ma li-ih-su-us1 m I-ri-ia-ia i-la-kam-ma ü-sa-ar-
ra-ar
29’ dimta ü ’^asuppa nu-ub-ba-lam diinta ü ‘^asuppa ü-ul
ü-ba-lu-ni

30’ ü a-ua-ti i-na-tä-al-ma ul-li-sa-am(?)2 ü-bal i-na-an-na


ku-us-si-da-su
31’ ü ki-a-am qi-bi-su at-tu-nu ni-ti tu-sa-ra-ra ü ni-i-nu
sarra nu-sa3 -ra-ar
32’ i-na ^iHa-at-ti dimtu ü ^aSuppu ü-ul i-ba-as-si as-sum
an-nu-ü
33’ qe-er-bu ni-ri-is
34’ sarru a-ua-at a-bi-ia a-ua-at a-bi a-bi-ia e-te-zi-ib x x x x

35’ isten*“ auilum lum rabü i-la-ak ü ummänuMEä i-sü-um


i-la-ak i-na x [ . . . . ]
36’ as-ri-i[s4 a^ili]ME§ rabüti6 as-ri-is PA.LÜ M E § G IS TU-
KUL(?)6 ü-ul iz-z[a-zu...]
37’ x [ x x x x ] x-am te-zi-ba ü-ul sarru a-na te 4-mi-su [ . . . . ]

38’ [.. .(ca. 8 Z.)........] ma-du-tim ü-ul a-ta-az-zi-(?) x [ . . . . ]


39’ [...(c a . 8 Z. )............. ma]-du-tim i-qa-ab-bu a-na
i - x [ _ . .]
40’ [ . . . (ca. 9Z.).................... ]x-nu be-el ni-me-qi ki-m[a. . . . ]
Rand 7
41’ [...(ca . 9 Z.).................... ]-bi a-na mi-nim la ga as
ku(?) x [ . . . . ]
1 Wohl su-us zu lesen. 4 Beschädigt; am ehesten am zu lesen.
3 Wohl sa zu lesen; hier sa geschrieben, im Vorhergehenden sa.
4 Nach Koll, möglich. 6 GAL.GAL.
Die historische T radition bei Babyloniern und H ethitern 119

26’ In H atti gab es nichts Böses, jetzt (aber) haben


Nunnu und Kulet
27’ Böses getan. Was der Mann von Karkamis getan
hat, das habt dir jetzt gesehen.’
28’ H ätte es jemand denken sollen, (daß) Iriiaia kommen
und lügen würde:
29’ ‘Einen (Belagerungs-)Turm und einen Sturmbock
werden wir bringen.’ Turm und Sturmbock
bringen sie (aber) nicht,
30’ sondern er betrachtet die Verhältnisse^) und bringt
sie an einen anderen Ort. Jetzt ergreifet ihn,
31’ und sprich so zu ihm: ‘Ihr belügt uns, und wir be­
lügen den König;
32’ in H atti gibt es keinen (Belagerungs-)Turm und
keinen Sturmbock; weil dieser
33’ in der Nähe ist, beanspruchen wir ihn.
34’ Der König hat das Wort meines Vaters, das Wort
meines Großvaters verlassen [ . . . .
35’ Ein einziger Offizier wird gehen und wenige Mann
werden gehen. In [ . . . .
36’ werden [die] Offiziere, wird der „Oberste der Waf-
fen(?)-Leute“ nicht auf dem Posten st[ehcn.]
37’ [ ............] . . . ließet ihr. Nicht wird der König auf
die Kunde davon(!) [ . . . .
38’ [ ................] viele nicht . . . [ . . . .
39’ [................ vi]ele werden sagen: zu . . . [ . . . .

40’ [................... ] . . . Herr der Weisheit wie [ . . . .

41’ [ ................... ] . . . warum . . . [ . . . .

6 Orig. PA + K U ; zur Verbesserung s. Komm.


7 Kein Stricli (Ed.), nur K ante (so auch W).
120 Hans Gustav Güterbock

42’ [...(ca . 9 Z.) ............. ]x ub( ?)-lam-ma(?) a-na mi-nim


ma-ta-t[e(?). . . . ]
43’ [.. .(ca. 11 Z.)..........................] ad-di-na- su [............ J ]
Rs. (?)
1 [.. .(ca. 10 Z.)..................... ]x zi ik ki x [ .. . . ]
2 [.. .(ca. 10 Z.)..................... r]i(?)-ma d u -[.. . . ]
3 [.. .(ca. 8 Z.)................ ]x ü ra an na [ . . . . ]
4 is-pur a-lik an-na am-ra-ni ki-na a-[x x x x] x x [ . . . ]
5 sa-ar-ra2 ki ib-si 30 *?narkabäti9I A sa ^Hu-ru-uh-thi-3
i M - . . 1]
6 sa a-na ^lA-si-hi i-ru-bu is-ba-tu-ma a-na ‘dHu-ru-uh-
hi-[is3 ub-lu4 (?)]

7 um-ma Ku-le-e-et-ma märiMßä mär ‘'ISKUR as-sum


sar-ru-tim im-ta-ha-sü [.. J ]

8 [at-t]a 6 mi-nam ta-sa-ah-hu-ur ii ü-mu sa a-na pa-ni


sarri tu-ub-lam [ . . . . 6]
9 [um-ma7] su-nu8 -ma su-nu na-ak-ru ü a-na-ku na-ak-
ra-ku-ma

10 [“ Sja-an-da |e 4-ma-am ub-lam um-ma sarrum-ma a-na


mi-nim ta-ha-za la te-pu-us

11 [x] x9 i-na ’^narkabäti? 1 -4 sa me-e ta-az-za-az a-na me


ma-an ta-tu-ur-ma
12 [x(?)] x 10-ri-ib-ka sum-ma-an a-na pa-ni-su ta-ak-mi-is
lu-ü-ma-an ta-du-uk-su

13 ü(?) lu-ü-ma-an tu-pa-al-li-ih-su i-na-an-na ku-la-ü-tam


te-pu-us
1 Fehlt wohl nichts. 2 Abstand. 3 Erg. gegenseitig.
4 Erg. nach Zushg.
5 ta, nicht na nach Koll.; Raum paßt zu der Erg.
8 Rand zerstört, daher noch Raum für Erg.
7 Erg. nach Raum und wegen des folgenden -ma.
Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 121

42’ [.................... ] brachte( ?), warum . . . [ . . . .

43’ [.......................... ] habe ich ihm gegeben^'


Rs. 1—3 . . . .

4 . . . schickte: „Geh! Seht dies, d . . . wahre(?)[....


5 d . . . falsche, wie es war. 30 Kriegswagen der Stadt
Huruhhis,
6 die in die Stadt Asihu hereingekommen waren, ergriff
man und [brachte(?)] man nach Huruhhi[s
(zurück (?)].“
7 Folgendermaßen sprach Kulet: „Die Söhne des
'Sohnes des Wettergottes’ kämpfen untereinander
um die Königsherrschaft.
8 Was zauderst denn [d]u? Und heute(?), was du vor
den König gebracht hast,[ . . . ] “
9 [Folgendermaßen] (antwortete(n)) er (? Text: sie):
„(Wenn) sie feindlich sind, werde ich auch
feindlich sein.“
10 Sanda brachte Meldung. Folgendermaßen (sprach
darauf) der König: „Warum hast du keine
Schlacht geliefert?
11 [Du(?)] stehst auf Kriegswagen von Wasser; zu Wasser
würdest du werden und
12 [er(?)] würde es dir [ent]gelten(??)! Wenn du vor
ihm in die Knie gefallen wärest, dann hättest du
ihn entweder getötet,
13 oder du hättest ihn (wenigstens) erschreckt; nun aber
hast du dich weibisch benommen(??)!
8 Fehler ? Man erw artet iu-ü-ma.
9 Erg. ungewiß; für a-na mi-nim kein P latz; Spuren und Platz würden
zu [at-t]a passen. =■
10 Erg. ungewiß; vor ri R este eines gebrochenen Senkr.; c würde den

R aum vom R ande an zur Not füllen.


122 Hans Gustav Güterbock

14 märiMEä La-ri-ia mLa-ri-ia-aS1 hu-uS-ki-ya-an-te-eS za-


ma-ra dZa-ba4-ba4 iz-mu-ru
15 KI.UD la-ah-ni-it §e-hu2-ya-en UR.TUR KUR zi-ya-ni-eß
GUD SAG3 K T Ü D4
16 ub-lu-nim la zi la it-ba-lu pf-la-qa ub-lu-ni qani? I A
it-ba-lu ki-ra-as-sä
17 ub-lu-nim sikküra(?)5 it-ba-lu ku-le-eS-iar-mu im-ma m Tu-
ut-ha-li-ia
18 i-pu-us i-na-an-na at-ta te-pu-us ku-la-ü-tam

19 um-ma sarrum-ma a-lik sa-al-su-nu i-nu-ma a-na a , Ur-si

ta-al-la-ka abulla ta-sa(!?)6-ra-pa

20 ta-ha-za-a te-ep-pu-sa um-ma su-nu-ma a-na 8-su ta-ha-


za-am ni-ip-pu-us-ma

21 [t]e4-em-äu-nu nu-pär-ra-ad-ma alamK I ' l a m nu-hal-la-aq


um-ma sarrum-ma da-mi-iq

22 a-di a-la mi-im-ma ü-ul i-pu-su uardiME§ garri ma-du-tim


ü-ma-ah-hi-sü
23 ü ma-du-tum i-mu-tu sarru ut-ta-ka 4-ar um-ma sarrum-ma
harränäti9 I A us-ra

24 sa a-na aliK I i-ru-bu sa is-tu aliKi ü-us-sü-ü us-ra bi-ri-is


a-na a y*, n akri la ü-us-si

25 a-na ^'A-ru-a-ar a-na a l Ha-la-apKi a-na ummänMEä


Hur-ri ü a-na Zu-up-pa
26 um-ma su-nu-ma na-as-ra-nu 80 ^narkabäti^ 1 -^ 8 um-
mänätiMEä alam K I ' ,a m la-a-mi lib-bi sarri

1 Abstand hinter a,i. 2 Nach Zeichenform eher so als uz zu lesen.


3 Der „Senkr.“ am Anfang von SAG wohl ein Kratzer; W läßt ihn
daher weg.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 123

14 Die Söhne des Lariia (und) Lariia haben zaudernd(??)


den Gesang des Zababa gesungen:
1 5 ........

16 brachten sie, . . . . trugen sie weg; eine Spindel


brachten sie, Pfeile trugen sie weg; eine Nadel(?)
17 brachten sie, einen Riegel (?) trugen sie weg. Schließ-
lich(?) hat sich mir Tuthaliia weibisch
18 benommen(??). Jetzt hast du dich weibisch be-
nommen(??)!“
19 Folgendermaßen (fuhr) der König (fort): „Geh, frage
sie: ‘Wenn ihr nach Ursu geht, werdet ihr dann
das Stadttor verbrennen(?)
20 und eine Schlacht liefern?’“ — Folgendermaßen
(antworteten) sie: „Achtmal werden wir eine
Schlacht schlagen,
21 ihren Verstand werden wir verwirren(?) und die Stadt
zerstören.“ — Folgendermaßen (entgegnete) der
König: „G ut!“ —
22 Während man der Stadt(?) nichts tat, schlug man
viele Diener des Königs,
23 so daß viele starben. Der König ärgerte sich. Folgen­
dermaßen (sprach) der König: „Bewacht die
Straßen;
24 wer in die Stadt hineingeht und wer aus der Stadt
herauskommt, darauf habt acht! Dazwischen(?)
soll niemand zum Feind hinausgehen,
25 (nämlich) nach Aruär, nach Halap, zu den Hurritern
und zu Zuppa!“
26 Folgendermaßen (antworteten) sie: „Wir wachen!
Achtzig Kriegswagen und acht Heere umgeben
die Stadt. Das Herz des Königs
4 Lesung der ganzen Zeile unsicher; vgl. Komm.
8 So zu lesen? Geschrieben SAG.GUL (nicht KUL).
6 So zu verbessern ? Text ta-ra-ra-pa'.
124 H ans Gustav Güterbock

27 la i-na-ak-ku-ud a-na as-ri-is ba-as-ba-ku1 ü a yn mu-un-


na-ab-tum is-tu ali^i
28 ü-si-im-ma um-ma su-ü-ma uarad auil a , Ha-la-apKi 5-su
i-ru-ba

29 uarad Zu-up-pa i-na alimKi-ma a-si-ib auilJMEä ^lA-ru-a-


ar i-ru-bu ü-us-[sü-ü2]
30 uarad mär ^lÖKUR be-li it-ta-na-la-kam 3 um-ma su-ü-
ma an-nu-ü kaspam subäti? l A alpiVI A immeri^bA

31 ü-pa-ah-hi-ir a-na ummän^Eä Hur-ri a-na-ad-di-in-ma


sum-ma im-ta-ag-ru 7-su it-tu-tam

32 a-na-as-si sum-ma märiMEs mati*' ü-ba-lam 2-su a-na-


as-si a-na ma-har sarri(?) x x x x

33 sarru i-te-zi-iz um-ma samim-ma a-na a-ua-ti is-te-et


ta-ak-la-a-m[a . . . . ]
34 ü x x x ua(?) UD(?) [x x ] x [x x x] x x a 80 ^narka-
bätilP'A g ummänä[tiMEÖ...]
3ö ay^nakrtu x x] x a i x [ ............ ] (Spuren) [ .........]
36 ........
Es fehlt etwa die Hälfte der Rs.
L. Rd.: tup-pi sa x [ . . . . 6]

K o m m e n ta r .
Die Verteilung der Seiten, die der der Ed. entgegengesetzt ist,
stü tzt sich einmal auf ein äußeres K riterium : die B eschriftung des
linken Randes. Der linke R and wird in Bogazköy in der Regel in der
Weise beschrieben, daß die Rs. oben liegt6. (Dagegen spricht die
— schwache — Krüm m ung eher für die Verteilung der Ed.) Zweitens
1 So wohl zu lesen. 2 Erg. nach Z. 24; R aum knapp, daher unsicher.
3 So wohl zu lesen; vgl. W. 4 UDU.
5 Zerstörte Oberfläche, Raum für etwa 5 Zeichen; danach R an d ­
fläche erhalten, aber unbeschrieben.
Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 125

27 möge nicht klopfen: ich sitze auf dem Posten!“ —


Aber ein Flüchtling kam aus der Stadt
28 heraus. Folgendermaßen (sprach) er: „Der Knecht
des Mannes von Halap ist fünfmal hereinge­
kommen,
29 der Knecht des Zuppa sitzt in der Stadt selbst, die
Leute von Aruär gehen ein und au[s],
30 und der Knecht des.‘Sohnes des Wettergottes’, mein
Herr, geht hin und her; folgendermaßen (spricht)
e r: ‘Da habe ich Silber, Stoffe, Groß- und Kleinvieh
31 zusammengebracht; (das) werde ich den Hurritern
geben, und wenn sie einverstanden sind, werde
ich siebenfachen Lohn(?)
32 davontragen; wenn ich Söhne des Landes bringe,
werde ich zweifachen davontragen; vor den
König [ . . . 4 ^ 2 2 ____
33 Der König ergrimmte. Folgendermaßen (sprach) der
König: „Auf ein einziges Wort vertraut! Und [ ...
34 und [ ..• • ] • • • achtzig Wagen und acht Heere [. ..

35 Fei[nd . . . .

R and: Tafel über . . . [ . . . . ] .

stü tz t der In halt unsere Verteilung, da sich die erhaltenen Stücke nicht
als Anfang der Vs. und E nde der Rs., also als Anfang und E nde d er
Tafel, verstehen lassen. Einen zwingenden Beweis dafür, daß d as
auf unserer Vs. E rzählte den auf der anderen Seite berichteten Ereig-
nissen vorausgehen m u ß , liefert die Erzählung allerdings nicht.
(Vgl. die Inhaltsangabe unten S. 131 ff.)
Vs. 4: alik „geh“ als Einleitung eines Befehls entspricht heth. it;
zu diesem vgl. Friedrich, V ertr. I S. 163. In unserem Texte noch
Vs. 24; Rs. 4; 19.
6 Bei einer (allerdings nicht ganz vollständigen) D urchsicht der v e r­
öffentlichten randbeschriebenen Tafeln fand sich kein Gegen­
beispiel. In KBo I I I 2 sind Vs. und Rs. zu vertauschen.
126 Hans Gustav Güterbock

5: Erg. lü na[aräta oder lü na[srätunu, Sing. od. Plur., je nachdem,


ob inan es mit alik und tallaku oder mit epka verbindet. — Zur Erg.
alu vgl. Z. 10.
6; 9: Die Erg. von ta-na-aa-aa-r[a und ni-na-$a-[x-]ma macht
Schwierigkeiten. Am Ende von Z. 6 ist der Kopf eines Waagerechten
erhalten, der für einen der Anfangskeile von ra zu groß aussieht,
und in Z. 9 ist für ar, das man erwartet, kein Platz; etwa an beiden
Stellen rit (Zeichen AS)1 ZU erg., obwohl das sprachlich schlechte
Formen ergibt ? Ein anderes Verbum als n^r kommt nach dem Zushg.
nicht in Frage.
7: Zur Herstellung inuma [ana] tahäzi talla(ka> vgl. Rs. 19: inutna
ana ^UrSi tallaka.
13: GI 5G UD.SI.AS = aiuppuz vgl. LTBA I 17 H 9 (7.Tf. HAR-
ra); SLT 132 i 5—9; vgl. kupü, Delitzsch HW S. 079a.
13f.: Obwohl erst in Z. 14 umma karrumma steht, muß auch schon
das Vorhergehende zur Rede des Königs gehören. — bu-ni la ba (ma *)
tu tum offenbar verderbt, da so, wie es dasteht, sinnlos. Die einzelnen
Zeichen nach Koll, sicher. Etwa in bu-ni la ba-nu-tum zu verbessern ?
Hiernach die vorgeschlagene Übersetzung, bei der allerdings die syn­
taktische Verknüpfung mit dem Kontext unklar ist: der Plur. auf
-ütum kann korrekterweise nur attributiv, nicht prädikativ stehen.
Belege für lä banü aus Bogazköy-Texten bei Labat, L ’Akkadien
de Boghaz-köi S. 111.
14: la ta-ak-ta-na-zu-ka und li-ik-ta-az-zu-ku Z. 20 geben sich
als t- bzw. /-n-Form eines Verbums kz/a/sk; dabei ist, wie auch sonst
in diesem Text, die Regel, daß im Prekativ für die Z-n-Form die t-
Form eintreten muß, richtig beachtet. Da ein Verbum mit den ge­
nannten Radikalen nicht existiert, liegen wohl fehlerhafte Bildungen
von kumauku vor: von der Form mit Assimilation kuasuku aus unter
Verkennung des Saf‘el-Charakters.
16: M Ha-ak(1)-ku: das fragliche mittlere Zeichen sieht aus wie
zwei ganz eng übereinanderstehende Waagerechte. Nach KBo III 1
= 2BoTU 23 A II 17: V R V Ha-aS-ku-ua (Dat.-Lok.) und besonders
nach KBo III 34 = 2BoTU 12 A I 24, wo ^^^Ha-ak-ku-i (Lok.)
gerade als Stadt des Sanda — sicher desselben, von dem auch in un­
serem Text die Rede ist (s. unten S. 134) — genannt wird, darf man
wohl ak lesen. Als heth. Stammform ergibt sich Hakku(u)a- (vgl.
den Acc. V R ^ Ha-ak-ku-ua-an KBo III 1 = 2BoTU 23 A 11 I 7;U RU
Ha-ak-ku-an KBo III 34 = 2BoTU 12 A I 26; DINGIR M E § ™ »
Ha-ak-ku-ya KBo IV 13 I 44; den Nom. V R V Ha-ak-ku-ua-ak KBo
III 27 = 2BoTU 10 ß I 30). Zu der in unserem Text vorliegenden

1 Vgl. z. B. KBo I 45 Re. 2; 4; 6.


Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 127

Form ohne -a stellt sich das Gentilizium ^^^Ha-aS-Su-zi-zna-aS


an der zuletzt zitierten Stelle Z. 29.1
16: ik-Sa-mawohl für ik-sa-ma; vgl. li-ih-Su-u6 iür lihsus Vs. 28;
nu-Sa-ra-ar neben tu-sa-ra-ra 31; und für weitere Fälle von Schrei­
bungen &für 8 in Bogazköy-Texten: La bat, L’Akk. de Bogh. S. 35.
18: Hier fem-Sunzi iparrir, Rs. 21 temSuzzu nuparrad. Da prr
synonym zu 8ph ist und tema »ph Weltsch. IV 68 belegt ist, ist wohl
hier an beiden Stellen prr gemeint: Rs. 21 “II 1” im Sinne des Aktivs,
Vs. 18 “I 1” im Sinne des Passivs.
19: Der Text bietet ur-ra-am „morgen“ ; das ist aber wegen des
Verbums Spk, das ein Objekt verlangt, wohl in ep-ra-am zu verbessern.
Vgl. Z. 16f., wo die Lesung ep-ra-am zwar nicht ganz sicher, ur aber
durch die vielen Senkrechten ausgeschlossen ist.
24: teStenemzn^ durch die Längung des Vokals als Frage gekenn­
zeichnet; vgl. tahazä Rs. 20. Das folgende eSteneme kann nur Antwort
auf diese Frage sein; mit alik setzt dann der Befehl des Königs wieder
ein.
25: Zu Summa ...uSum m a vgl. heth. mein ... män „sive ... sive“.
28: Daß nach dem Strich die Rede des Königs noch weiter geht,
zeigen die Imperative Z. 30f. In der Rede des Königs sind wiederum
angeführt 1. die Worte des Irijaja (29 Anfang), 2. die Worte, die
Sanda dem I. sagen soll. Auch 34ff. liegt, wie abiia usw. zeigt, noch
direkte Rede vor; und da darin Sarru vorkommt, nicht Rede des
Königs, sondern noch weiter die innerhalb der Königsrede angeführten
Worte des S. an I.
34: Zu auäti ezebu vgl. heth. uttar peSSzia- KBo III 27 = 2BoTU
10 ß 28ff. (obenv S. 99).
35: ER1NM E ^ hier wie im Heth. (vgl. oben S. 110) als Sing, kon­
struiert. Rs. 26; 34 können 8 ER1NM E $ neben „80 Wagen“ nicht
„8 Soldaten“, sondern nur „8 Heere“ sein.
36: Orig, hat PA + KU; das ist nichts. Von den 2 Verbesserungs­
möglichkeiten SIPA oder O I äTUKUL ist wegen des militärischen Zu-
sammenhangs die zweite vorzuziehen.
Rs. 7: Hier Kzi-li-e-it, Vs. 26 Kzi-li-a-it. Falls nicht bloßes Schreiber­
versehen, ist zum Wechsel ija:e Götze, Madd. S. 139 zu vgl. Für den
1 Weidner, BoSt 8 S. 45 setzt HaSuya = Assuua = ISuya; Assuua
kommt, wie wir jetzt wissen (vgl. Forrer, RLA 1 S.227; Sommer, AU
S. 362; Ranoszek, Rocznik Or. 9 S. 112) wegen seiner Lage im
Westen als Glied der Gleichung nicht in Frage; HaSSuya = ISuya ist
nicht von vornherein unmöglich, die Gleichung müßte aber, zumal
das scheinbare Zwischenglied wegfällt, durch mehr als den bloßen
Anklang gestützt werden.
128 H ans Gustav G üterbock

W ortausgang -it in alten Namen vgl. Bim biril K B o I I I 34 = 2BoTU


12 A i n iß; N akkilit ebd. n 30 und „kappadokisch“ (Stephens, Pers.
Names of Capp. [YOS Res. X I I I 1] S. 59a).
9: äu-mi-ma: Da vorher nur E iner angeredet ist und die A ntw ort
in der 1. Pers. S in g , erfolgt, erw artet m an &üma. (umma zu Beginn
der Zeile ist allerdings nur ergänzt, wird ab er durch das folgende -ma
gefordert).
11: Sa me-e und a-na mc: etwas anderes als „W asser“ kom m t nicht
in Frage. Der ganze Passus anscheinend ironisch; „W asser“ darin
etw a wie unser „L u ft“ Ausdruck für „N ichts“ ? Ganz vage Ver-
m utung, da ohne Analogie.
12 Anfang: Erg. e-ri-ib-ka unsicher.
11 ff.: Zum irrealen man im Akkadischen vgl. Landsberger bei
Friedrich, K1F 1 S. 295f. Thureau-D angin, AnOr. 12 S. 309 f. Die
Bedeutungsgleichheit von akk. und heth. m an w ird b estätig t durch
das V okabular KBo I 50, n + K U B I I I 99 II 21 (Zusammenfügung
von Landsberger; die akk. Spalte erg. nach CT 18, 45 iv 18, vgl.
W eidner LSS 7 S. 94): lu-m[a-an] = ma-an ma-an. inanna „ je tz t“
= „nun aber, in W irklichkeit“ , n a c h einer irrealen Periode, e n t­
spricht heth. kinun(a) in dem Beispiel bei Friedrich a. a. O. S. 294
unter b (K up.-V ertr. § 21).
13: ku-la-ü-tam (auch Z. 18): Vielleicht für kulu’ütam, von kidu'u
„L ustknabe“ (Meißner, ZDMG 69 S. 412; Zim m ern, ZA 32 S. 181);
als Spottbezeichnung für einen W eichling auch bei W eidner, AfO 10
S. 3, 21 (dazu Landsberger, ebd. S. 143). Diese V erm utung wird ge­
stü tz t durch Z. 16f., wo A ttrib ute der M ännlichkeit fort-, solche der
W eiberhaftigkeit hergebracht werden (s. u n ten S. 129). Auffällig ist,
daß in Z. 17 s ta tt kula’ütam vielmehr ktdeiSar gebraucht wird (beides
O bjekt zu tepu-t bzw. ipuS), das nach seiner F orm sowie wegen der
folgenden heth. W örter -mu und imma wohl hethitisch ist. Die F u n k ­
tion des Elem ents -eSSar entspricht etwa der der akk. „A b strak t“ -
Endung -ütu; kuleiföar von einem Stam m kula- wie muge-fäar von dem
Verbum mugä-. Verständlich wäre das Schw anken zwischen kula'ütu
und kulcäiar, wenn k. ein h e th . W ort wäre, für das der Verfasser des
Textes keine passende Übersetzung fand und das er daher, so gut es
ging, akkadisierte, wo es im akkadischen K o ntext steh t, in Verbindung
m it anderen heth. W örtern (in einem Z itat ? S. sofort) dagegen in
der heth. Form stehen ließ. Die B edeutung läßt sich aber aus dem
H eth. nicht erm itteln ; weder kuli, ein noch n ich t genau faßbarer
Terminus des Lehenswesens1 , noch k u M , ein Gegenstand, der aus
kostbarem Material hergestellt werden kann 2 , helfen weiter. Dagegen

1 2 Ebenda.
Götze, N Br S. 58 Anm. 1.
Die historische Tradition bei Babyloniern u n d H ethitern 129

erg ib t die versuchsweise vorgeschlagene D eutung aus dem Akk.


wenigstens einen leidlichen Sinn.
14: huäkiqantcä: Dieses W ort muß hethitisch sein, und dazu paß t
die (durch den A bstand h in ter a^ gesicherte) N om .-Endung bei
dem vorangehenden Namen Lariiai. E s läßt sich auch zur N ot e r ­
klären: Nom. Plur. eines Adj. auf -^anza 1 von dem Verbum huiki-
„ab w arten“ . „W artend“ als Eigenschaft, „zaudernd“ o. ä. w ürde
hier ganz g u t passen: der Vorwurf, den der K önig seinen Leuten
immer wieder machen muß, ist ja der der ständigen Verschleppung
der Belagerung. Der ganze A bschnitt Z. 14 — Anfang von 18, d er
zwischen inanna kulaütam teput und inanna atta tepuö kulaütam
steh t, ist wohl eine zur Illustration eingeschobene Anekdote 2, und '
es würde gu t passen, wenn in dieser von Leuten die Rede wäre, die
zw ar einen Kriegsgesang (zamara y Z<ibaba) sangen, aber dabei z a u ­
derten.
15f.: Diese beiden Zeilen, die wohl die Fortsetzung der eben er-
w ähnten Anekdote enthalten (weniger wahrscheinlich den T ext des
Zababa-Liedes), machen große Schwierigkeiten. Der zweite Teil
ist wenigstens in seiner S tru k tu r klar: dreim al entsprechen sich
ublunim „sie brachten“ und itbalu „sie trugen fo rt“ . Von den O b­
jek ten sind wenigstens <lie beiden letzten Paare einigermaßen k la r:
pilaqqu „Spindel“ und kirassu, wohl = kirissu „N adel“ 3 sind A ttr i­
bute der F ra u ; qani, wohl „Pfeile“ 4 , ist im Gegensatz dazu ein A ttrib u t
des Mannas, und auch SAG.GUL „Riegel“ ( !) 6 kann m an (als Symbol
der W achsam keit?) als solches deuten. Völlig unklar ist das erste
P a a r; an der Stelle, wo m an den „männlichen“ Gegenstand erw artet,
ste h t das sinnlose la zi la, und Objekt zu dem ersten ublunim, also
„weiblich“ , muß das am Ende von Z. 15 stehende GUD SAG K I UD
sein. W örtlich „R ind m it weißer S tirn“ ; aber das zu Beginn der Zeile
stehende K I.U D läßt diese Verbindung der Zeichen bedenklich er-

1 Götze, N B r S. 34f.; Sturtevan t, Gramm. § 177.


2 Vgl. oben S. 99f.und besonders die dort genannten Beispiele, in denen
die Anekdote m it den W orten „H andle du nicht wie N N “ einge­
führt und m it denselben abgeschlossen wird.
3 HAR-ra Tf. VI (MAOG 4 S. 255) Z. it. (inZ. 12 folgt multu „K am m “ );

EA 25 ir 32f- (unter den Geschenken des T u sra tta ; aus kostbarem


Material m it gleichfalls kostbarem „K opf“ ); in der Lam aätu-
Beschwörung TV R 56, 50 b (zusammen m it multu, tudittu und
pilaqqu)-, KAR 22, 6.
4 Vgl. G l in der Beschreibung des Bogenschießens oben S. 86.
5 ÖL 115,240 [s. aber ebd. N 539f. und biriq sakkulli („K ugelblitz“ ?)

Ach Adad X X 6. 8. 21 u. Dupl. ; lies also wohl sakkullu „K eule“ v. S.]


Zeltscbr. f. Assyriologie N. F. X (XLIV). 9
130 Hans Gustav Güterbock

scheinen1. Die ganze Z. 15 ist unverständlich. Auch hier scheinen,


der äußeren Form nach, heth. Wörter vorzuliegen, aber diese lassen
sich nicht deuten, lahnit kann formal Instr. eines Nomens oder 3.
Sing. Prät. eines Verbums sein; weder ein Nomen noch ein Verbum
dieser Lautgestalt ist bekannt. Bei dem folgenden W ort ist nicht ein­
mal die Lesung sicher; Se-hu ist nach der Zeichenform wahrschein­
licher als uz, aber unmöglich ist auch dieses nicht, -ua-en für -uain 1
oder -w n zu lesen ? (UM für ue sonst nur churrisch, nicht hethitisch)
im ersten Falle Acc. Sing, eines Nomens, im zweiten 1. Plur. Prät.
eines Verbums. In keinem Falle ist ein Wort bekannt, von dem es
abzuleiten wäre.
KUR Zi-ua-ni-ek oder kur-zi-ua-ni-ei 1 Ein Land Z. ist ebensowenig
bekannt wie ein Appelativum kurzitjan- oder ziuan- (wenn KUR zu
UR.TUR zu ziehen).
19: ta-ra-ra-pa ist eine unmögliche Form. Verbesserung des ersten
ra in ia liegt nahe und ist bei den Zeichenformen diesesTextes leicht
möglich.
22: Schreibung a-la für sonstiges URU K I fällt auf.
23: ut-ta-qa-ar wohl trotz des q zu nkr; die „Präsens“ -Form wohl
Fehler. Bed. geraten; vgl. ikkira zimukin Sargon, 8. Feldz. 128.
31: it-tu-tam: von idu Lolin weitergebildet? Ganz unsicher.
Der Titel dieses eigenartigen Literaturwerkes ist leider
nicht erhalten: in der Unterschrift sind gerade die ent­
scheidenden Zeichen zerstört. Vom Inhalt läßt sich zu­
nächst allgemein sagen, daß er im wesentlichen aus Ver­
fehlungen der hethitischen Offiziere und Beamten bei der
Belagerung von Ursu besteht: jedesmal wenn der König, über
eine Nachlässigkeit erzürnt, die Schuldigen zur Rede stellt,
versprechen sie alles und tun nichts, und so geht es weiter.
Durch dieses Thema stellt sich der Text zu den weiter oben
erwähnten Texten über Verfehlungen: der Geschichte der
Sünden von Zalpa (2BoTU 13) und der Sammlung warnender
Beispiele (2BoTU 12). — Versucht man, sich aus dem E r­
haltenen ein Bild vom „Gang der Handlung“ zu machen,
so ergibt sich etwa das folgende:
1 Auch SAG.KI.GUD „Trapez“ (Neugebauer MKT II S. 31) hilft
nicht weiter; abgesehen davon, daß die Reihenfolge der Zeichen
nicht stimmt, paßt auch die Bedeutung nicht zu dem geforderten,
für Frauen charakteristischen, Gerät.
Die historische T radition bei Babyloniern und H ethitern 131

(Die ersten Zeilen gehören noch in den Zusammenhang


des verlorenen vorhergehenden Stückes.)
Vs. 4—12: Erörterung der Sünde, die mit der Zerstörung
der Stadt verbunden sein wird. Nach Z. 22 ist der Name
der Stadt Ursu, und nach Rs. 19 ist Ursu die belagerte Stadt.
Der König selbst, der im weiteren Verlauf alles tut, um die
Belagerung voranzutreiben, weist hier auf die Sünde hin,
die durch die Zerstörung der Stadt begangen wird; wohl weil
die Stadt heilig ist oder ein wichtiges Heiligtum enthält.
Man beruhigt ihn damit, daß man die Sünde tilgen werde.
13—18: Der Sturmbock ist zerbrochen worden (wohl von
den Feinden). Der König ordnet Beschaffung neuer Be­
lagerungsmaschinen an (auch der „Berg“, hurtianu, muß
etwas der Art sein), sowie Schanzarbeiten, durch die man
sich gegen einen Ausfall schützen kann.
19f.: Sariuanda, offenbar der Offizier, der diese Befehle
auszuführen hat, macht bezüglich der Erdarbeiten Aus­
flüchte; der König gibt sich zufrieden.
21ff.: Langer Auftrag des Königs an den General Sanda.
Dieses Gespräch findet in Luhuzantiia s ta tt; der König leitet
also die Belagerung nicht selbst an Ort und Stelle, sondern
aus der Ferne. Damit wird die häufig wiederkehrende
Wendung , , . .. brachte Botschaft“ o. ä. verständlich. Die
Rede des Königs an Sanda behandelt mehrere Punkte: 1. Der
Knecht des „Mannes“ von Karkemis. Mit „Knecht“ muß
hier und im Folgenden ein höherer Beamter gemeint sein,
nicht einfach Untertan: mit „Mann“, wie auch sonst, Fürst.
Antwort: „Wenn die Stadt erobert wird, wird er in unsere
Hand fallen.“ Der Fürst von Karkemis hat hiernach einen
Bevollmächtigten in der belagerten Stadt, steht also auf
der Seite der Feinde der Hethiter. — 2. Befehl, die Beamten
überall zur Ordnung zu mahnen; als warnende Beispiele
werden Nunnu, Kniet und der Fürst von Karkemis genannt,
ohne daß hier, wie es sonst bei den Hethitern üblich ist, ihre
schlimmen Taten ausführlich erzählt werden. — 3. (28ff.)
Ein Mann namens Iriiaia hat Lieferung von Belagerungsgerät
132 H aus Gustav Güterbock

versprochen, das Versprechen aber nicht gehalten. Sanda


erhält den Auftrag, diese Sache in Ordnung zu bringen, indem
er a) auf die Notwendigkeit dieser Maschinen hinweist, b) wohl
die Gunst des Iriiaia durch eine List gewinnen soll. Denn
die Zeilen 34—37 kann man nur als Worte verstehen, die
Sanda zu I. sprechen soll; da sie eine Klage über den König
und den Hinweis auf die Schwäche der (hethitischen) Truppen
enthalten, und da das Ganze offenbar noch in den Auftrag
des Königs an S. gehört, kann man nur annehmen, daß S.
eine List anwenden soll: vielleicht, indem er dem I. vor­
spiegelt, daß er seine Hilfe für sich persönlich, gegen den
Hethiterkönig, wünscht.
Ende der Vs. fragmentarisch. Welche Stellung die Er­
wähnung der Orte Asihu und Huruhhis am Anfang der Rs.
innerhalb der Gesamthandlung einnimmt, bleibt unklar.
Rs. 7—9: Kulet, wie wir Vs. 26f. erfahren haben, ein
übel beleumdeter hethitischer Beamter, rät jemandem (dem
Sanda?), bei den Kämpfen der Söhne des Königs von Churri
nicht beiseite zu stehen. Die nicht ganz klare Antwort (Z. 9)
ist wohl so zu verstehen: erst wenn jene mich angreifen,
beteilige ich mich am Kampf.
lOff.: Der König ist mit Sandas Bericht nicht zufrieden:
er hätte eine Schlacht liefern sollen, hat es aber unterlassen.
Gegen wen? Bezieht sich das auf das Vorhergehende, und
ist der Rat des Kulet, gegen die Churriprinzen zu kämpfen,
im Auftrag oder wenigstens im Sinne des Königs erteilt
worden? Da Rs. 25ff. Churri unter den Feinden der Hethiter
undHeifern der belagerten Stadt erscheint, hat diese Annahme
trotz des schlechten Rufs des Kulet einiges für sich. — Die
folgenden nicht klaren Worte des Königs sind wohl als Ironie
gegen Sanda zu verstehen: Deine Kriegswagen sind aus
Wasser, am Ende wirst du selbst noch zu Wasser! Vielleicht
hättest du den Feind durch einen Fußfall besiegen können!
Danach wirft der König dem S. kulaütu vor, und erzählt zur
Illustration dieses Wortes eine Geschichte: (So wie du jetzt
ein General sein willst, aber nichts leistest), so haben frülier
Die historische Tradition bei Babyloniern und H ethitern 133

Lariia und seine Söhne einen Kriegsgesang angestimmt aber


dabei gezaudert(?); sie haben einen Ritus ausgeführt, bei
dem sie symbolisch Männerwaffen gegen Weibergerät ver­
tauscht haben, (dadurch wurden sie zu Weibern); und damals
hat ein Mann namensTuthaliia h i ^ a r gemacht: jetzt machst
du dasselbe (d. h. wenn unsere Deutung von Ä\ (oben S. 128)
richtig ist, du benimmst dich weibisch; das soll nur ein
Versuch sein, den dunklen Passus zu deuten). —
19ff.: Neuer Auftrag an Sanda: er soll „sie“ (die Truppen ?)
befragen, ob sie zum Kampf bereit sind. Wozu diese Frage,
statt eines Befehls? Sind „sie“ vielleicht neue Bundes­
genossen? — Die Antwort lautet positiv.
22f.: Trotzdem geschieht noch immer nichts, ja, es sind
sogar Verluste zu verzeichnen. Daraufhin
23ff.: Anordnung schärfster Blockade.
26 f.: Beruhigende Antwort darauf, die aber wieder ein
leeres Versprechen bleibt, denn
27ff.: Die Aussage eines Flüchtlings ergibt, daß die Stadt
noch mit allen ihren Verbündeten kommunizieren kann.
Der Abgesandte des einen Verbündeten, des Churri-Königs,
bietet der Stadt an, Churriter oder „Landeskinder“ als Hilfs­
truppen aufzubieten.
33ff.: Auf diesen Bericht hin wieder Zorn des Königs
und neue Anordnungen, die bereits fragmentarisch sind;
danach bricht der Text ganz ab.
Hier ist ein Wort zu sagen über die Personen- und Orts­
namen des Textes.
S a n d a , identisch mit dem bekannten luvischen Gottes­
namen1, ist ein Name, für den an sich mehrere Träger zu
erwarten sind2. Trotzdem dürfte der S., der in unserem Text
wohl der oberste Befehlshaber nach dem König ist, identisch
sein mit dem BKo III 34 = 2BoTU 12 A I 24 genannten, da
die Verfehlung, die dem S. dort vorgeworfen wird, dieselbe
ist, deren sich S. in unserem Text schuldig macht. Dort
1 G ötternam en als Personennam en: Sommer AU S. 22 A nm .; 294.
2 E in Santa aus späterer Zeit ist X X III 72 Ra. 33 belegt.
134 Hans Gustav Güterbock

heißt es: „In Hassuua lebte der „Palastbeamte“ Sanda aus


Hurma. Und die Churriter [fürjchtete1 er, und er fuhr zu
(seinem) Herrn. Der Königsvater schickte, und man ver­
stümmelte ihn.“
N u n n u , der nach Vs. 26f. zusammen mit Kulet der erste
war, der in H atti „Böses ta t“, wird eben deswegen mit dem
Sünder von 2BoTU 12 § 3f. identisch sein. Sein Verbrechen
ist dort wohl Veruntreuung von Geld. Ob auch sein Kom­
plize Kulet in 2BoTU 12 erwähnt wurde (Forrer, 2BoTU
S. 11*), bleibt unsicher.
Die Erwähnung des Sanda und Nunnu ermöglicht eine
Datierung der in unserem Text berichteten Ereignisse: sie
sind offenbar gleichzeitig mit den in der „Kasus“-Sammlung
2BoTU 12 erzählten Begebenheiten, und der „König“ des
Ursu-Textes dürfte mit dem dort „Vater des Königs“ ge­
nannten Herrscher identisch sein. Da weiter, wie Forrer
2BoTU S. 5*f. richtig gesehen hat, die Frau Hestaiara, die in
einer der Erzählungen von 2BoTU 12 vorkommt (A II 2), Zeit­
genossin des Vaters des Mursili ist (KUB I 16 = 2BoTU 8
III/IV 64; KBo III 29 = 2BoTU Ila , 16)2 , so werden alle Er­
eignisse in diese Zeit datiert. Auf die verwickelte Frage, wie
der Vater Mursili’s I. hieß, braucht hier nicht eingegangen
zu werden; es genügt, daß sowohl die in 2BoTU 12 gesam­
melten Fälle als auch die Belagerung von Ursu in die Zeit
kurz vor Mursili I. gesetzt werden können3 .

1 So im Anschluß an Sommer, AU S. 431, der das verstümmelte erste


Zeichen gegen Forrer, 2BoTU S. 11* Anm. 1 (tar), zu na ergänzt. Ich
hatte unter Beibehaltung von tar, das mir im Gegensatz zu Sommer
bei Koll, des Orig, n ic h t unmöglich erschien, eine Übersetzung „der
Churriter siegte“ erwogen (zu Harlaß als Sing. s. oben S. 75), muß
aber zugeben, daß der absolute Gebrauch von tarh- bedenklich ist
(ich keime ihn sonst nur an der Wettlauf-Stelle X 18 I 15 mit
Dup.), und ebenso der Subjektswechsel ohne Personalpronomen
(bloßes nu, nicht na-ä o. ä.).
2 Der Name begegnet in folgenden Schreibungen: f Hi-i#-ta-i-jg-ra,

JHa-ai-ta-jg-ar, IHa-ai-ta-ja-ri-Ha) (Belege oben im Text) und


lHe-eä-la-%a[- VBoT 33, 8. 3 So schon Forrer, 2BoTU S. 11*.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 135

Der Name Z u p p a kommt außer in unserem Text noch


in der mythologisch gefärbten Erzählung von den Menschen­
fressern (oben 8. 106) vor; falls dieselbe Person gemeint ist
wozu die in beiden Texten vorhandene Beziehung zu Churri
paßt, würden auch die Ereignisse, die dieser Erzählung zu­
grunde liegen, in dieselbe Zeit datiert werden.
Für D U M U J’lS K U R als Bezeichnung des Königs von
Mitanni auch in späterer Zeit vgl. Sommer, AU S. 259 mit
Anm. 1; gerade unsere Stelle mit den einander entsprechenden
Reihen: Aruär — Halap — H u rri — Zuppa, und: Halap —
Zuppa — Aruär - D U M U . D lS K U R erweist die Richtig­
keit dieser Gleichsetzung.
T u th a liia ist, wie schon Forrer richtig gesehen hat1 ,
nicht selbst an der Handlung beteiligt, sondern wird nur in
der eingeschobenen Erzählung erwähnt, gehört also in eine
Zeit, die der Belagerung von Ursu (mindestens kurz) voraus­
gegangen ist. In der Opferliste XI 7 = 2BoTU 25 I 10 wird
ein Pu-LUGAL-ma, Sohn des Tuthafliia] genannt, und da
die in den folgenden Fächern aufgeführten Bimbira und
Ammuna in 2BoTU 12 Vorkommen und Pauahtelmah, der
in dem gleichen Fach mit Pu-LUGAL-ma genannt wird und
zu Tuthaliia vielleicht ebenfalls in irgend einem verwandt­
schaftlichen Verhältnis steht2 , in 2BoTU 8 III 44 von dem
Vater des Mursili erwähnt wird (gelegentlich der Erzählung
eines „früheren Falles“), so würden die zeitlichen Verhält­
nisse im Groben dazu passen, daß Tuthaliia an den beiden
Stellen dieselbe Person ist. Sicher ist das aber nicht, da der
Name, wie sein Vorkommen im „Kappadokischen“3 lehrt
nicht selten war. Zweifelhaft ist auch, ob man einen K ö nig
Tuthaliia I. anzunehmen hat4 ; die Art der Erwähnung in der
1 2BoTU S. 22* Anm. 1. 2 Forrer, 2BoTU S. 21 *f.
3 Stephens, Pers. Names of Capp. S. 33.
4 Forrer, 2BoTU S. VI und S. 23*f. Was dort über die Vorgänger

des Labarna gesagt wird, gründet sich alles auf die oben genannten
2 Stellen aus 2BoTU 8 und 25, eine zu schmale Basis für so umfang­
reiche Konstruktionen.
136 Hans Gustav Güterbock

Opferliste zwingt nicht dazu, und der Ton, in dem unser Text
von Tuthaliia erzählt, paßt schlecht zu königlichem Rang.
Der ebenfalls in der eingeschobenen Erzählung erwähnte
L a riia kann mit dem gleichnamigen Groß-Mesedi, der in
der Landschenkungsurkunde VAT 74361 als Zeuge auftritt,
nicht identisch sein, da diese Urkunde nach dem Siegel von
Huzziia, dem Vorgänger des Telepinu, (wenn nicht von dem
von Forrer erschlossenen Huzziia II.) stammt. [Hält man
die Schenkungsurkunde für nachträglich angefertigt (vgl.
oben S. 971), so könnte man dem Umstand besondere Be­
deutung beimessen, daß man für den fingierten Zeugen einen
Namen aus der historischen Literatur wählt. Für die Namen
der anderen Zeugen: m A-ri-in-ni-el GAL.DUMUM E ^ E.GAL,
mZu(?)-u-u[z-z]uC?) u m x-ra-a£-Sa-a ^ -^ ^ u -r i-a n -n i, m Ni-

zu[-..] GAL.LÜMEäGESTIN, und des Schreibers, mZu-u-


uz-zu, trifft dies allerdings nicht zu.]
Der Ortsname L u h u z z a n tiia erscheint hier in einer Form,
die der „kappadokischen“ Luhuzatiia (Landsberger, ZA 35
S. 224 Anm. 4) noch nahe steht, während bei Telepinu schon
die spätere Form Lauazantiia begegnet (KBo III 1 = 2BoTU
23 A II 20 f.). Der Ort ist bekannt als Heimat der Puduhepa
und Kultort einer Istar; andere Götter von L. KUB VI 45
I 70 f. = 46 II 41 f.
(Zu H assu s. oben S. 126f. bei Erörterung der Lesung.)
A sihu lag nördlich von Harran: Albright, JAOS 45 S. 197
Anm. 7, zu unserer Stelle.
H u ru h h is churrisch als ,,Die Churrische (Stadt)“ zu
deuten? (Vgl. Friedrich AnOr 12 S. 125f.)
U rsu : Gegen die Gleichsetzung mit Rhosos = ‘Arsüz2
spricht 1. unser Text, nach dem Halap, Karkemis, Asihu
und Hurri mit der Stadt verbündet sind; 2. die Lage am
Wege von Kanes nach Assur3 . 3. Gudea, Stat. B IVSSA., wo
‘ Forrer, 2BoTU S. 11*. Keilschrifttext unveröffentlicht. Vgl.
oben S. 971.
2 Literatur bei Götze, Kleinasien S. 68’. Nachzutragen: Albright,

JAOS 45 S. 1977. 3 T C I 18,32f.: ZA 35 S. 235f.; 38 S. 263®.


Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 137

| U. n i c h t Zedern liefert 1 . D aher ist Landsbergers A nsatz in


der Gegend von U rfa vorzuziehen. U nd da in unserem T ext
k U. vielleicht nicht zerstört wird und ein U russa um 1300 belegt
ist 2 , entfallen auch Landsbergers Bedenken gegen U. = U rfa.3
Es ist ohne weiteres zu erkennen, daß die E rzählung litera ­
risch ausgestaltet ist. Die behandelten Ereignisse dürften
historisch sein, da auch in der Sam mlung w arnender Bei­
spiele a u f sie angespielt wird, einem W erk, das als königlicher
E rlaß zur offiziellen Geschichtschreibung gehört (oben S. 1OOf.).
Die E rzählung ist offenbar von einem bestim m ten T hem a
beherrscht, das sich allerdings nicht genau fassen läßt. Daß
den ständigen Versäumnissen der U nterführer offenbar
große Bedeutung beigelegt wird, wurde schon erw ähnt.
Aber auch der König erscheint in keinem günstigen L icht:
warum gibt er sich im m er wieder m it den faulen A ntw orten
zufrieden, s ta tt energische M aßnahm en zu ergreifen ? Und
auch die Tatsache, daß er immer von der Sünde spricht, die
durch die Zerstörung von Ursu begangen werden werde,
b trotzdem aber die Belagerung weiter betreibt, gehört iu
diesen Zusam m enhang. S teht der Erzähler a u f der Seite
der U nterführer, die durch ihr V erhalten diese Sünde ver­
hindern oder wenigstens hinausschieben? Das ist deshalb
unwahrscheinlich, weil er ihnen die W orte in den Mund legt:
„w ir werden die S ta d t zerstören und die Sünde tilgen“ ; die
B edeutung dieser Sünde im Aufbau der Erzählung wird aus
dem erhaltenen B ruchstück nicht klar. Da Anfang und
E nde des Textes fehlen, kennen wir auch weder die Ver­
anlassung der Belagerung noch den Ausgang der Geschichte:
endete sie m it der Bestrafung des Sanda und der übrigen
Säumigen ? Nach dem offiziellen B ericht in der „K asus“ -
Sam m lung möchte m an das annehm en. Andererseits muß
angesichts der B ekanntschaft der H ethiter m it dem baby ­
lonischen T ypus des Unglücksherrschers auch die Frage
wenigstens gestellt werden, ob auch der König der U rsu-
K 1 Gegen Lewy, ZA 38 S. 262 f.
2 BoSt 8 S. 106. [X X III 28,6 unergiebig]. 3 ZA 35 S. 2361 .
138 Hans Gustav Güterbock

Erzählung nicht vielleicht ein Vertreter dieses Typus ist.


Wenn er historisch mit dem abi Sarri der ,,Kasus“-Sammlung
identisch ist (oben S. 134), hat diese Annahme nicht viel
Wahrscheinlichkeit für sich, da dieser durchaus als strenger
Herrscher geschildert wird; man müßte denn annehmen, daß
— ähnlich wie Naramsin1 — dieselbe historische Gestalt
in der Tradition in zwei einander entgegengesetzten Typen
fortgelebt hätte. Der Text selbst kann uns in der fragmenta­
rischen Form, in der er auf uns gekommen ist, keine Antwort
auf diese Frage geben.
Als Unglücksherrscher lebt in der hethitischen Tradition
ein späterer König des Alten Reiches fort: H a n tili. Schon
die Erzählung des Telepinu über ihn (2BoTU 23 §§ 10—22)
läßt ihn als solchen erscheinen: von Mißerfolgen nach außen
berichten wohl die verstümmelten §§ 12ff.; in seinem Alter
muß er erleben, daß sein Sohn ermordet wird, und schließlich
ereilt ihn dasselbe Schicksal. Während man hier diese Be­
tonung des Negativen in der Geschichte des Hantili aus der
Themastellung des Telepinu-Textes erklären kann — alle
diese Schicksalsschläge sind Strafe der Götter für den Mord,
durch den Hantili selbst auf den Thron gekommen ist, und
die Episode mit der Königin von Sukziia (§§ 16f.) soll wohl
zeigen, daß unter seiner Regierung unkontrollierte eigen­
mächtige Aktionen einzelner Großer vorkamen, im Gegensatz
zu den glücklichen früheren Zeiten, in denen alle Prinzen
und Großen einig waren — wird Hantili doch auch außerhalb
des Telepinu-Erlasses in ähnlichem Sinne erwähnt. Das Ritual
KBo III 63—66 = 2BoTU 22 behandelt die Beseitigung einer
von Hantili verursachten kultischen Verunreinigung; die Er­
zählung wird nach Nr. 64 = B a II 3 wohl dem Auguren in
den Mund gelegt; daß ein solcher im Neuen Reich Taten des
Hantili als Ursache göttlichen Zorns feststellen konnte, setzt
eine Tradition über diesen König voraus. Auch die Erinne­
rung daran, daß unter ihm Nerik an die Gasga verloren

1 I. Teil S. 24 s. v. Naramsin; oben S. 67.


Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 139

wurde, deren Niederschlag wir bei Hattusili III. 1 und bei


Tuthaliia 2 finden, gehört hierher. Die Überlieferung, daß
Hantili als erster Festungen gebaut habe3 , die sich sogar auf
eine (authentische oder fingierte?) Originalinschrift stützt,
zeigt aber, daß auch andere Züge von ihm tradiert wurden.

Unter dem erhaltenen Textmaterial aus Bogazköy waren


es vier Texte, die wir als literarische Gestaltung eigener
historischer Tradition bei den Hethitern bestimmen konnten:
Die Erzählung von Zalpa (oben S. 101 ff.), der stark mytholo­
gisch gefärbte und schwer verständliche Text 2BoTU 14
(oben S. 113), die Erzählung von den, wohl ebenfalls mythi­
schen, Menschenfressern (oben S. 104ff.) und die Ursu-Tafel.
Daneben konnten wir die offizielle Geschichtsschreibung
bis zu dem Vater Mursili’s I. zurück verfolgen. Es ist nun
noch die Frage zu erörtern, ob der Anitta-Text4 als authen­
tisches Werk anzusehen oder ebenfalls als literarisches Pro­
dukt einer späteren Zeit zu bestimmen ist.
* An der historischen Realität des Anitta kann nicht mehr
gezweifelt werden, seit er zusammen mit seinem Vater
Pithana auf altassyrischen Tafeln aus Kültepe und Alisar
wiedergefunden wurde5 .
Bei der Beurteilung des Textes haben wir von seiner
sprachlichen und literarischen Form auszugehen, und es
1 H att. Kol. HI 46 (NBr 8. 24f. mit Anm. a). 2 XXV 21 m 2 t
3 2BoTU 20 Rs. (oben S. 96).
4 KBo II I 22 = 2BoTU 7; Dupl. XXVI 71 = 2BoTU 30. Bearbei­

tungen: auszugsweise Friedrich, AO 24, 3 8. I f .; philologische Be­


merkungen dazu ZA 36 S. 273f. — Vollständig Hrozny, AOr 1
S. 273 ff. — Eine Neubearbeitung muß ich leider aus äußeren Gründen
zurückstellen. [1937 sind in Bogazköy Bruchstücke eines weiteren
Exemplars gefunden worden, deren Kenntnis ich der Freundlichkeit
K. Bittels verdanke. Eine Mitteilung aller durch das neue Exemplar
gebotenen Varianten und Ergänzungen muß den Ausgräbern Vor­
behalten bleiben und ist auch für die Zwecke unserer Untersuchung
entbehrlich. — Korr.-Nachtr.]
\ 8 Lewy, RHA Fase. 17 8. Iff.; die Texte jetzt TC I I I 214 A; Gelb,

Inscr. from Alishar and Vicinity (OIP 27) Nr. 1; Nr. 49.
140 Hans Gustav Güterbock

empfiehlt sich daher, eine kurze Übersicht über den Inhalt


und die Disposition vorauszuschicken.
Die erste Zeile, in der der König sich nennt, macht bereits
Schwierigkeiten: qibinia (Lesung unsicher; aber wie ist sonst
zu lesen?) ist der Briefformel entlehnt, aber hier ohne
Adressaten und ohne umma sinnlos, zudem als Einleitung
einer historischen Inschrift völlig singulär.
I: Z. 1—35 stellen eine in sich geschlossene Inschrift dar.
Nach der Schlußformel (33) hat Anitta diese Inschrift an
seinem Stadttor angebracht; damit muß das Stadttor von
Nesa gemeint sein nach Analogie von „nach Nesa, meiner
Stadt“ (63). Die folgenden Zeilen (34—35) enthalten dann
die Verfluchung dessen, der die Inschrift beschädigt. — Die
Inschrift selbst zerfällt in 2 Teile, deren erster in der 3. und
deren zweiter in der 1. Person berichtet. Da der Anfang
des zweiten Teils (Z. 10) zu übersetzen ist: „Nach meinem
Vater Pithana . . . “, muß man annehmen, daß mit dem
„König von Kussar“ des ersten nicht Anitta selbst, sondern
sein Vater Pithana gemeint ist, obwohl das nicht ausdrücklich
gesagt ist. Demnach enthält der erste Teil, der von der E r­
oberung und schonenden Behandlung von Nesa durch den
König von Kussar spricht, die Begründung dafür, daß Anitta
sich nachher als König von Nesa gibt. — Im 2. Teil folgen
dann Taten des Anitta selbst; soweit man bei dem schlechten
Erhaltungszustand urteilen kann, bestehen diese in der Er­
oberung mehrerer Städte. Diese Städte werden dem Wetter­
gotte 1 geweiht; die Weihung besteht darin, daß ihre Wieder­
besiedlung mit einem Fluch belegt wird.
II: An diese abgeschlossene Inschrift schließt sich eine
Erzählung über die Eroberung von Hattusa (36—51). Die
Einleitungsworte tän namma „zum zweiten Male wieder“
setzen voraus, daß schon vorher von Hatti die Rede war. —
Die Erwähnung der Hilfsvölker, die Piiusti von H atti gegen
1 Wohl dem „Wettergott des Himmels“ wie Z. 2. Erg. eher [na-a]t
n[e-e]-p[i]-6a~ai als [nuu R]U Ar [e]-e-.4a-a^. [Durch das neue Expl,
bestätigt. — Korr.-Nachtr.]
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 141

Anitta heranführt, gibt wohl den Anlaß zu der Einschiebung


eines Abschnitts über Zalpuua (38—44): Rückführung des
von Uhna, einem früheren König von Z., verschleppten
Gottes Siusmi1 nach Nesa und Gefangennahme des zur Zeit
des Anitta regierenden Königs von Z. namens Huzziia. —
Das Unternehmen gegen H atti endet mit der Verwüstung
der Stadt Hattusa und Verfluchung2 dessen, der sie wieder
besiedelt: dasselbe Motiv wie in der Inschrift I.
III (Z. 52—54): Erstes Unternehmen gegen Salatiuara.
IV (Z. 55—58): Bautätigkeit in Nesa.
V (Z. 59—63): Jagdbericht3 .
VI (Z. 64—72): Zweiter Feldzug gegen Salatiuara. Der
Feind verläßt vor dem anrückenden Anitta seine Stadt und
zündet sie selbst an 4 .
VII (Z. 73—79): Der „Mann“ von Purushanda bringt
Geschenke und erhält dafür von Anitta eine ehrenvolle
Stellung.
(Ende des Textes; denn in 2BoTU 30 folgt nach einem
Doppelstrich auf derselben Tafel ein anderer Text.)
Einzigartig ist die Form des Textes: an eine Inschrift
nach dem Schema der akkadischen Königsinschriften sind
weitere Erzählungen angereiht. Am Ende des Ganzen fehlt
die Schlußformel, die bei einer Königsinschrift zu erwarten
ist; eine solche findet sich nur am Ende des I. Abschnittes.
Nach dem Baubericht (IV), der nach dem Schema das Ende
einer Inschrift bilden sollte, geht die Erzählung weiter. So
macht der Text den Eindruck einer Kompilation, und es
ist zu fragen, ob diese von einem späteren Redaktor gemacht
ist oder ob schon Anitta selbst einen solchen zusammen-

1 Schreibungen: ^Ä-w-^awi-w[i-. .](39; 41); ^i-i~ui-tni~ü (47);


^Si-ü-na-Sum-mi-ü (57); hiernach als *$iuna£-mii „Mein G ott“
oder SiunaS-Smii „Ihr Gott“ zu deuten ?
2 Zu ha-az-zi-e-i[d-du} (51) s. oben S. HOf.
3 Vgl. Landsberger, Fauna S. 74 § 1(1, 4.
4 Das -SU von URU-£t7, Var. URU.AS.AS-ÄU (69) bezieht sich

ebenso wie das -Sil und -SU von Z. 66 auf den „Mann“ von Salatiuara.
142 Hans Gustav Güterbock

fassenden Bericht mit Benutzung einer oder mehrerer eigener


früherer Inschriften verfaßt hat. Die erste Möglichkeit hat
von vornherein die größere Wahrscheinlichkeit für sich, ob­
wohl sie. sich nicht beweisen läßt.
In jedem Falle ist die Form der Königsinschrift mit so
ausführlichem historischem Bericht für die Zeit des Anitta
singulär. Die Hethiter haben die Form der an einen Bau­
bericht oder eine Weihung geknüpften Königsinschrift nicht
besessen (abgesehen von Hieroglypheninschriften, s. sogleich
S. 143 Anm. 1), und ihre Geschichtsschreibung zeigt noch
zur Zeit des Vaters Mursili’s I. nicht entfernt diese Höhe;
der Selbstbericht des Königs, der eine lange Zeit um­
spannt, kommt erst im Neuen Reich auf. Aber auch bei
den mit Anitta gleichzeitigen assyrischen Königen (Irisuni,
Ikunum) und auch noch bei den späteren ist ein solcher
Erzählungsstil nicht ausgebildet. Anitta hätte also von den
Assyrern nur den Rahmen der königlichen Bau- oder Weih­
inschrift lernen können, hätte aber dank der den Hethitern
eigenen erzählerischen Begabung seine Lehrmeister über­
troffen. Das ist zwar nicht undenkbar, aber auch nicht
gerade wahrscheinlich.
Hier stellt sich nun das Problem der Sprache und Schrift
des Textes. Wir wissen, daß unter der Regierung des Anitta
nicht nur assyrische Kaufleute, sondern auch Einheimische
in Kleinasien die assyrische Sprache und Schrift für ihre
Rechtsurkunden verwendeten, und die Kanzlei des Anitta
selbst schrieb assyrisch, wie die Tafel mit seinem Siegel
beweist1. Man würde daher erwarten, daß Anitta, zumal
bei der Nachahmung der assyrischen Inschriftenform, sich
derselben Schrift und Sprache bedient hätte. Auch von
einem anderen Ausgangspunkt gelangt man zu einem ähn­
lichen Ergebnis: die Tatsache, daß die Hethiter n ic h t die
Kültepeschrift übernommen haben, ist nur verständlich,
wenn mit dem Ende der Handelskolonien die Schrifttradition
1 Gelb, OIP 27 Nr. 1. Das Siegel selbst ist nicht erhalten, nur der
Vermerk „Siegel des A.“ auf der Tafel.
Die historische Tradition bei Babyloniern und Hethitern 143

völlig abriß; sonst hätten die Hethiter die Keilschrift nicht


neu aus Babylonien bezogen. Die Entstehung eines Textes
in Bogazköy-Schrift, d. h. in einer Schrift, die dieselben
Lautzeichen und Ideogramme verwendet wie die späteren
hethitischen Texte, zur Zeit der assyrischen Kolonien ist
völlig undenkbar. So ergibt sich, daß der Text, wenn er von
Anitta stammt, aus einer anderen Sprache1 in späterer Zeit
ins Hethitische übersetzt sein muß. Die Annahme, daß er
nicht aus einer anderen S p rac h e übersetzt, sondern nur aus
Kültepeschrift in Bogazköyschrift um geschrieben worden
sei, verbietet sich aus demselben Grunde: hätte man jemals
Hethitisch mit Kültepeschrift zu schreiben gelernt, dann
wäre man bei diesem System geblieben. Der Sprache des
vorliegenden Textes nach müßte die Übersetzung in der Zeit
des Alten Reiches stattgefunden haben, und unsere Hand­
schriften sind wiederum späte Kopien dieser alten Über­
setzung2. Ob der Übersetzer den Text als ganzen vorgefunden
oder erst aus mehreren Inschriften kompiliert hat, ist dabei
von untergeordneter Bedeutung.
Man kann noch einen Schritt weitergehen und annehmen,
daß der Text nicht nur übersetzt, sondern sogar erst in
späterer Zeit verfaßt ist. Die oben erwähnte Schwierigkeit,
daß Anitta einen in seiner Zeit einzig dastehenden Erzäh-
1 Außer dem Assyrischen käme an sich noch das Hieroglyphisch-
Hethitische in Frage: in späterer Zeit hätte ein Hethiterkönig eine
Inschrift am Stadttore sicher in dieser Schrift (und Sprache), nicht
in Keilschrift abgefaßt. Aber solange Hieroglyphen in so früher
Zeit nicht sicher nachgewiesen sind, bleibt das ungewiß. — Daß
etwa das Protohattische zu historischen Inschriften verwendet
worden wäre, kann man sich schwer vorstellen.
2 Die Erwähnung eines eisernen Schemels und eines zweiten, nicht

bestimmbaren Gegenstandes aus Eisen, auf deren Unmöglichkeit


zur Zeit des A nitta Bittel AP AW 1935, 1 S. 131 mit Recht hinge­
wiesen hat, erklärt sich vielleicht durch einen Übersetzungsfehler:
Wiedergabe eines unbekannten Wortes durch das Ideogramm für
das in späterer Zeit bekannte, aber immerhin noch kostbare Eisen (vgl.
Bittel, WVDOG 60 S. 60). Ein Kultsitz aus Eisen: AN.BAR-a^
Ü I äDAG-li (Dat.-Lok.) ist VAT 7481 (unveröff.) iv 29 belegt.
144 Hans Gustav Güterbock

lungsstil ausgebildet haben müßte, fällt dann fort, und man


kann die sicher literarische „Königsinschrift“ des Naramsin
zum Vergleich heranziehen: die den Selbstberichten der He-
thiter fremde Form der akkadischen Königsinschrift wäre
dann deshalb gewählt worden, weil sie durch die aus dem
Akkadischen übernommenen literarischen Texte gegeben war.
Dem könnte entgegengehalten werden, daß das politische Bild
Kleinasiens, wie es sich in dem Text wiederspiegelt, gut zu dem
Bild paßt, das man aus den Kültepetexten gewinnt1. Aber
diesem Einwand kann man durch die Annahme begegnen, daß
der Verfasser des Textes, der z. Zt. des Alten Reiches gelebt
hat, noch eine gute Tradition über die Zeit des Anitta besaß,
vielleicht sogar wirklich, wie oben vermutet, Inschriften des
Königs benutzen konnte, die aber nicht „hethitisch“ ge­
schrieben waren und auch nicht so ausführlich gewesen sein
dürften wie der vorliegende Text.
Nimmt man an, daß der Text eine literarische Fiktion ist,
dann ist zu fragen, welchem Zweck diese dienen sollte. Bei
dem Naramsin-Text ist er klar: Verknüpfung des eigenen
Landes mit der großen historischen Gestalt des Königs von
Akkad. Der Zweck des Anitta-Textes, der von den Helden­
taten emes Königs von Kussar handelt, ist wohl Anknüpfung
der „Hethiter“ von Kussar (Labarna’s und seiner Nachfolger)
an diesen glanzvollen alten Herrscher, der dabei durch die
Sprache, in der der Text abgefaßt ist, als Angehöriger des­
selben Volkes erscheinen soll2 . Schwierigkeiten macht hierbei
das Motiv der Zerstörung der Stadt Hattusa und des Verbots
ihrer Wiederbesiedlung. Dieses Motiv, sei es nun erfunden
oder beruhe es auf einer alten Überlieferung, in den Text auf­
zunehmen, lag für einen hethitischen Schreiber der späteren
Zeit kein Grund vor: weder konnte ihm daran Hegen, eine
Tradition festzuhalten, nach der die Reichshauptstadt auf ver­
fluchter Stätte stand, noch trug es zum Ruhme des Helden

1 Vgl. Lewy, RHA Fase. 17 S. 3f.


2 Vgl. Bittel, WVDOG 60 S. 63.
Die historische T radition bei Babyloniern und H ethitern 145

der Erzählung bei, daß sein Fluch später unbeachtet blieb.


Dieser Schwierigkeit entgeht man, wenn man mit Bittel an­
nimmt, daß der Text noch vor der Erhebung von H attusa zur
H auptstadt verfaßt ist. Wenn man hinzunimmt, daß in dem
Text Nesa die Rolle der von Anitta bevorzugten Hauptstadt
spielt, dann darf man aus der Bevorzugung Nesa’s und der
Verfluchung H attusa’s vielleicht noch folgendes für E nt­
stehungszeit und -grund des Textes erschließen: In der Zeit,
als die hethitischen Könige eme Wegverlegung der Haupt­
stadt von Kussar planten, gab es vielleicht eine Partei, die
Nesa als neue Residenz dem von anderen vorgeschlagenen
H attusa vorzog; ein Mann dieser Richtung hätte dann den
Text verfaßt, um durch ein angeblich altes Dokument zu be­
weisen, daß schon von den alten Königen von Kussar Nesa
bevorzugt, H atti dagegen verflucht wurde. Das bleibt na­
türlich bloße Vermutung; man könnte auch an eine spätere
Zeit denken, in der die Rolle H attusa’s als Hauptstadt be­
droht war, etwa während der Thron wirren zwischen Mursili I.
und Telepinu, und in der man daher auf der Suche nach
Gründen für das drohende Unheil sich der Tradition über eine
Verfluchung der Hauptstadt erinnerte.
So läßt sich die Annahme, der Anitta-Text sei ein litera­
risches Kunstprodukt, zwar nicht mit Sicherheit beweisen,
aber doch plausibel machen. Aber auch wenn man ihm
Authentizität zubilligen will, dann nur unter der Voraus­
setzung. daß er übersetzt ist, und in keinem Falle darf er
als Zeugnis dafür angeführt werden, daß um 2000 bereits
„nasili“ sprechende Hethiter in Kleinasien ein Reich ge­
gründet hätten.

Zeitechr. f. Assyriologie, N. F. X. (XLIV). 10


Index.1
A. Personennam en.2
Abihanijs] I 41. Imbia II 89. Nur-Dagan I 87ff.;
Adadsarrum I 41. Immasku- II 82. n 73.
Amar-Enlilla I 78. Impakru- II 84ff. Nursueli I 41.
Anitta II 139 ff. [79. In-Mħ RA 16 Rs. 15. Pamba II 68; 79*.
Anmanaila II 68; 72; Iphur-Kis I 78. PijuSti- II 140.
A rk a [... II 108. Iriiaja II 118. Pirig-gal-abzu I 10.
Aruium I 3; 5. laqippu II 68; 75; 79. Pirig-gal-nungal I 10.
Askaliia- II 1012 . Kalümum I 5. Pithana- II 139f.
Autalumma- II 82. Kanin- II 106. Rimsunu I 41.
Badganum I 41. Kiklipatalli- II 83. RiS-Adad I 78.
Bunana[ila] II 68; 79. (Kissi- 1 883). Sanda- II 114ff.; 133f.
Damnassu- II 103. Kulet, Kuliait II 118; Sariyanda- II 116.
Duhsusu RA 163 Rs.l9 120; 127 f.-, 134. Sarkapäarri II 83.
DUMU.MAH.LfL-i- La’ibum I 37®. Sarrugina- II 46 f.;
II 106; 110 f. Lapanaila II 68; 79. 48 f.
Enlilezzu I 40. Larija- II 122; 136. Sargon churr. II 81;
Gurparanza /iha /i /u - Lipit-Istar I 57. 83.
II 84 ff. Lugalanna I 78. mDgEÖ-ki-e-el I 40“ .
Hakkarpili- II 102. Madakina II 68. Öu-Anum I 41.
Hammurapi- II 93. Mamiamisdu- II 83. Su-ili I 191 ; 20; 65ff.
Hantili- II 138f. r Manni-NISABA II fTatizuli- II 86 ff.

Happi- II 103f. 106. TeS§i[... II 68.


f Ha/iStaiara- II 101; Mans(i)um I 28; 321. Tiriqan I 61.
134. Manüm I 78. Tisbinki II 68; 79f.
Hubäumkibi RA 16 Menanija II 114. Tissenki II 68.
Rs. 18. Migir-Dagan RA 16 T uthaliiall 122; 135f.
Huyaruya- II 68; 79. Rs. 17. Ulma- II 141.
Huzzija- (von Zal- Migir-Enlil I 40. Urbanda II 68; 79.
puya) II 141. Naramsin heth. II Ur-Larak II 68; 79.
Iarimli[m] II 93. 52ff.; 81; churr. 82. U rutitta- II 108.
Ibimama 141. Nunnu- II 118; 134. Uuagazzana- II 108.
IlSunail II 68; 79. N u r-[... II 68; 73. Uyanta- II 108.
1 I = ZA 42 S. Iff.; II = vorliegendem II. Teil; stehende Ziffern
bezeichnen die Seite, auf der ein Beleg aus einem Text vorkommt,
kursive die Seite, auf der das Wort besprochen ist.
2 Die in der Tabelle I 22 ff. aufgeführten Namen erscheinen hier nicht

wieder.
3 RA 16 S. 161 ff.: Text I 77ff. besprochen, Name dort nicht erwähnt.

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