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Handwerkszeug Erzähltechnik+Rhetorische Figuren

Das Dokument erläutert die grundlegenden Konzepte der Erzähltheorie zur Analyse epischer Texte, einschließlich Erzählform, Erzählperspektive, Erzählverhalten und Zeitstruktur. Es beschreibt verschiedene Erzähltechniken und -haltungen sowie die Bedeutung von rhetorischen Figuren für die Textanalyse. Zudem gibt es praktische Hinweise zur Durchführung einer Textanalyse, einschließlich der Strukturierung und der Berücksichtigung sprachlicher Besonderheiten.

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Handwerkszeug Erzähltechnik+Rhetorische Figuren

Das Dokument erläutert die grundlegenden Konzepte der Erzähltheorie zur Analyse epischer Texte, einschließlich Erzählform, Erzählperspektive, Erzählverhalten und Zeitstruktur. Es beschreibt verschiedene Erzähltechniken und -haltungen sowie die Bedeutung von rhetorischen Figuren für die Textanalyse. Zudem gibt es praktische Hinweise zur Durchführung einer Textanalyse, einschließlich der Strukturierung und der Berücksichtigung sprachlicher Besonderheiten.

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A 2 Einen epischen Text interpretieren

Die Literaturwissenschaft bedient sich verschiedenster Kriterien, um die Struktur epischer Texte zu
analysieren und auf diese Weise vergleichbar zu machen. Im Folgenden werden die in diesem
Zusammenhang bedeutsamen Grundbegriffe der Erzähltheorie kurz erläutert:
Epische Texte zeichnen sich zunächst einmal dadurch aus, dass in der Regel eine in der Zeit
fortschreitende Handlung dargestellt wird. Diese wird von einem Erzähler geschildert, der für den
Leser mehr oder weniger deutlich erkennbar ist. Er ist vom Autor des Werkes zu trennen, auch
wenn z. B. autobiografische Erfahrungen verarbeitet werden oder der Erzähler Ähnlichkeiten mit
dem Autor aufweist.

Erzählform
Der Erzähler kann zwei Erzählformen verwenden, nämlich die Ich-Erzählung (der Erzähler
tritt hierbei selbst in Erscheinung, spricht von sich und gebraucht das Personalpronomen der 1.
Person Singular) oder die Er- bzw. Sie-Erzählung (der Erzähler berichtet über andere in der
3. Person Singular und tritt selbst in den Hintergrund).

Erzählperspektive
und
Wie der Leser das Erzählte wahrnimmt, hängt ganz wesentlich von der Erzählperspektive
Erzählerstandort
und dem Erzählerstandort ab, die innerhalb eines Textes durchaus wechseln können. In
Bezug auf die Erzählperspektive wird zwischen der Außen- und der Innensicht
unterschieden: Der Erzähler kann sich dabei auf das beschränken, was er als Betrachter von
außen wahrnehmen kann (Außensicht); er kann aber auch in die Figuren hineinsehen und
ihre Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle mitteilen (Innensicht). Auf diese Weise
vermittelt er dem Leser das Gefühl, unmittelbar am Geschehen teilzuhaben. Darüber hinaus
ist es wichtig, welchen Standort der Erzähler zum erzählten Geschehen einnimmt: Er kann
außerhalb der von ihm erzählten Welt stehen und berichtet von der Handlung als
Unbeteiligter. Durch diese Distanz hat er zumeist den Überblick über die gesamte
Handlung und kennt deren Vorgeschichte und Fortgang (olympischer bzw. allwissender
Erzähler). Der Erzähler kann jedoch auch Teil der von ihm erzählten Welt sein, sodass er nah
am Geschehen ist und durch diese Nähe in der Regel nur eine eingeschränkte Perspektive auf
die Figuren und die Handlung hat.

Erzählverhalten

Es werden folgende Verhaltensweisen des Erzählers unterschieden, die innerhalb eines Textes
auch wechseln können:

⦁ auktoriales Erzählverhalten (lat. auctor = Urheber, Verfasser)


Der Erzähler tritt deutlich hervor, indem er das erzählte Geschehen arrangiert und
kommentiert und sich dabei auch direkt an den Leser wendet. Der auktoriale Erzähler weiß
in der Regel mehr als die handelnden Figuren, überblickt das Geschehen und gibt dem
Leser Hinweise auf Geschehnisse, die vor der erzählten Handlung liegen oder erst später
ausgeführt werden. Der Erzählerstandort ist meistens der des allwissenden Erzählers.
⦁ personales Erzählverhalten
Der Erzähler beschränkt sich auf die Sicht einer oder mehrerer Figuren. Der Leser erlebt
das Geschehen sowie die Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle der handelnden
Figur(en) scheinbar unmittelbar aus deren Sicht und tritt hinter die Figur(en) zurück.
⦁ neutrales Erzählverhalten
Der Erzähler stellt das Geschehen als unbeteiligter Beobachter dar. Er wird vom Leser in
der Regel nicht bemerkt und konzentriert sich auf die äußerlich wahrnehmbaren Vorgänge.
Erzählhaltung

Der Erzähler kann dem von ihm erzählten Geschehen und den von ihm dargestellten Figuren
neutral gegenüberstehen, er kann aber auch eine wertende Einstellung einnehmen. Diese kann
zustimmend oder ablehnend, ironisierend, satirisch, kritisch oder humorvoll sein.

A 2 Einen epischen Text interpretieren


Zeitstruktur

Im Hinblick auf die Zeitstruktur epischer Texte wird in der Erzähltheorie zwischen
Erzählzeit (Dauer des Lesens, Lesezeit) und erzählter Zeit (Zeitraum der erzählten
Handlung) unterschieden. Diese setzt der Autor eines epischen Textes zueinander in
Beziehung – je nachdem, welche Wirkung er beabsichtigt:
⦁ zeitdeckendes Erzählen: Erzählzeit = erzählte Zeit
Die zur Lektüre verwendete Zeit entspricht der Zeit des erzählten Vorgangs. Dies
gewährleistet ein hohes Maß an Authentizität, da der Leser das Geschehen unmittelbar
miterleben bzw. nachempfinden kann.
⦁ zeitdehnendes Erzählen: Erzählzeit > erzählte Zeit
Die Erzählzeit ist länger als die erzählte Zeit. Hierdurch wird die Aufmerksamkeit des
Lesers auf das aktuelle Ereignis gelenkt, dem eine besondere Bedeutung im Hinblick auf
den gesamten Handlungsverlauf beizumessen ist.
⦁ zeitraffendes Erzählen: Erzählzeit < erzählte Zeit
Die Erzählzeit ist (meist deutlich) kürzer als die erzählte Zeit. Die für das Verständnis der
weiteren Handlung erforderlichen Eckdaten werden kurz zusammengefasst,
Unwesentliches wird ausgelassen. Der Gang der Handlung wird auf diese Weise bewusst
vorangetrieben, um möglichst schnell zu einem bedeutsamen Ereignis zu gelangen.
In vielen epischen Texten wird die Handlung chronologisch erzählt. Dies kann der Erzähler
jedoch auch durch Rückblenden oder Vorausdeutungen unter- bzw. durchbrechen.
Darbietungsformen
Der Erzähler kann das Geschehen auf verschiedene Weise darbieten; grundlegend ist hier
zwischen Erzählerbericht und Figurenrede zu unterscheiden:
⦁ In seinem Erzählerbericht, in welchem der Erzähler die Handlung berichtet, beschreibt,
kommentiert und/oder erörtert, ist er für den Leser erkennbar. Dabei sind
unterschiedliche Ausprägungen denkbar:
– episches Präteritum
Der Erzähler berichtet rückblickend über ein für die Figur gegenwärtiges oder
zukünftiges Geschehen.
Beispiel: Morgen wurde die Hochzeit gefeiert. Sabine war plötzlich unsicher.
– historisches Präsens
Der Erzähler holt ein für ihn vergangenes, für die Figur hingegen gegenwärtiges oder
zukünftiges Geschehen in die Gegenwart, wodurch Spannung erzeugt wird. Beispiel:
Es schlug zwölf Uhr, als Sabine in ihr Brautkleid schlüpft.
– indirekter Erzählerbericht
Der Erzähler gibt das Geschehen, welches ihm von einem anderen berichtet wurde,
indirekt, d. h. im Konjunktiv, wieder. Dadurch wird ein Höchstmaß an Distanz zum
Erzählten erreicht.
Beispiel: Nur ihrer Trauzeugin habe die Braut anvertraut, dass ihr eine ganz intime
Feier eigentlich viel besser gefalle.
⦁ Als Figurenrede werden alle Äußerungen (einschließlich der unausgesprochenen
Gedanken und Empfindungen) bezeichnet, die erkennbar einer Figur zuzuordnen sind.
Auch diese lässt sich in unterschiedlicher Weise darstellen:
– direkte Rede
Die Aussage einer Figur wird mit unverändertem Wortlaut wiedergegeben und in
der Regel mit Anführungszeichen gekennzeichnet. Beispiel: „Das gefällt mir“,
meinte Sabine.
– indirekte Rede
Der Erzähler gibt die Aussage einer Figur indirekt, d. h. im Konjunktiv, wieder, um
Distanz zum Geschehen zu schaffen.
Beispiel: Sabine meinte, es werde ihr gefallen.

– innerer Monolog
Die Figur führt ein Selbstgespräch, d. h. die Gedanken und Gefühle werden in der 1.
Person Singular und ohne Vermittlung durch den Erzähler wiedergegeben. Beispiel:
Das wird mir gefallen, dachte sie.
– Bewusstseinsstrom (= stream of consciousness)
Bei dieser Sonderform des inneren Monologs werden nicht nur die bewussten
Gedanken der Figur wiedergegeben, sondern auch deren unbewussten inneren Vorgänge
(z. B. Erinnerungen, Assoziationen, Gedankenbruchstücke, Träume usw.), weshalb der
Bewusstseinsstrom frei von grammatischen und syntaktischen Regeln ist.
– erlebte Rede
Die Gedanken der Figur werden im Präteritum in der 3. Person Singular wiedergegeben.
Erzählerbericht und Figurenrede werden auf diese Weise miteinander vermischt,
wodurch dem Leser das unmittelbare Miterleben des Geschehens ermöglicht wird.
Beispiel: Ob es ihr wohl gefallen wird? Das wusste sie nicht genau. Wie sollte sie es bloß
herausfinden?
Wie können Sie vorgehen?
1. Lesen Sie den Text aufmerksam durch und halten Sie auf einem Notizzettel stichwortartig fest,
was Ihnen hinsichtlich
⦁ des Inhalts (z. B. Darstellung und Handeln der Figuren), ⦁ der erzähltechnischen
Gestaltungsmittel und
⦁ der Wirkung des Textes auf Sie als Leser aufgefallen ist.
2. Lesen Sie den Text erneut und markieren Sie wichtige Textstellen, die Aufschluss über die
Funktion und Wirkung der erzähltechnischen Gestaltungsmittel geben. Sie können z. B. mit
unterschiedlichen Farben kenntlich machen, aus wessen Sicht erzählt wird.
3. Entwickeln Sie einen Schreibplan, indem Sie Ihre bisherigen Ergebnisse auf einem
Konzeptblatt sinnvoll gliedern (s. u.).
4. Verfassen Sie Ihre Textanalyse auf der Grundlage Ihres Schreibplans. Achten Sie dabei darauf,
Beschreibung und Deutung miteinander zu verknüpfen.
5. Überprüfen Sie Inhalt, Aufbau und sprachliche Form Ihres Textes und überarbeiten Sie ihn
gegebenenfalls.

Einleitung Die Einleitung enthält zentrale Angaben zum Text (Titel, Autor, Erscheinungsort und -jahr,
Gattung), einen Hinweis auf die Entstehungszeit sowie das Thema, d. h. das Kernproblem des
Textes.

Hauptteil Der Hauptteil beginnt mit einer kurzen Inhaltsangabe des zu untersuchenden Textes. Sofern es
sich um einen Auszug (z. B. aus einem Roman) handelt, sollte dieser zudem in den
Gesamtzusammenhang des Werkes eingeordnet werden (z. B. Handlungsverlauf, Entwicklung
der Figuren und/oder der Thematik).
Anschließend werden die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Dabei kann linear, d. h.
Abschnitt für Abschnitt, vorgegangen werden oder aber der Text wird auf bestimmte Aspekte
hin untersucht (aspektorientierte Textanalyse). Als mögliche Untersuchungsgegenstände
kommen z. B. infrage:
⦁ Thema: Ausgestaltung/Entwicklung des zentralen Themas/Problems

⦁ Titel: Deutung, Zusammenhang zum Erzählten usw.


⦁ Aufbau der Handlung: Abschnitte/Verlauf, Bedeutung von Anfang und Ende,
Spannungsbogen, Haupt- und Nebenhandlung usw.
⦁ Figuren: Charakterisierung, Entwicklung, Beziehungen untereinander usw.
⦁ Sprache: Auffälligkeiten in Wortwahl und Satzbau, rhetorische Mittel, Bildhaftigkeit,
Stilebene usw.
⦁ Erzähltechnik: Erzählform, Erzählerstandort, Erzählverhalten usw.
⦁ Ort und Zeit der Handlung: Gestaltung der Atmosphäre, symbolische Bedeutung des
Handlungsortes usw.
Wichtig ist, dass inhaltliche und formale Merkmale miteinander verbunden werden.

Schluss Im Schlussteil werden die zentralen Ergebnisse kurz zusammengefasst und hieraus eine
Gesamtdeutung des Textes abgeleitet. Dabei sollten die Wirkungs- und Aussageabsichten auf
den Leser erläutert werden. Es ist auch sinnvoll, die Bedeutung des Textes und seines Themas
für die Entstehungszeit und/oder den heutigen Leser aufzuzeigen.
A 5 Ausgewählte rhetorische Figuren im Überblick
Wenn Sie einen Text, z. B. eine Rede, einen Sachtext, eine Werbeanzeige, eine Erzählung oder ein
Gedicht, analysieren wollen, kommt es auch darauf an, die sprachlichen Besonderheiten mit den
entsprechenden Fachausdrücken zu kennzeichnen, um Ihre Aussagen zur Deutung informativ zu
belegen.
Die folgende Liste enthält wichtige, immer wieder verwendete rhetorische Figuren. Manchmal
spricht man auch von sprachlichen Mitteln, von stilistischen Mitteln oder von Stilmitteln bzw.
Stilfiguren. Dass man von „rhetorischen Figuren“ spricht, hängt damit zusammen, dass diese
sprachlichen Besonderheiten vielfach auf die antike Rhetorik zurückgehen.
Welche Funktion diese rhetorischen Figuren im Textzusammenhang haben, kann man nicht
allgemein sagen. In jedem Fall unterstützen sie eine bestimmte Aussageabsicht, die mit dem Text
verbunden ist.

Rhetorische Figur Erklärung Beispiel

Allegorie, die Ein abstrakter Begriff wird in einem die Darstellung des Todes als Sensenmann
figürlichen Bild veranschaulicht

Alliteration, die Mehrere Wörter bzw. betonte Silben Milch macht müde Männer munter.
beginnen mit dem gleichen Laut. Die Wörter
„Jetzt reifen schon die roten Berberitzen,
müssen nicht direkt aufeinanderfolgen,
alternde Astern atmen schwach im Beet. Wer
stehen jedoch in einem engen
jetzt nicht reich ist, da der Sommer geht, wird
Zusammenhang im Text.
immer warten und sich nie besitzen.“ (Rilke)

Anapher, die Mehrere Sätze, Satzteile oder Verse beginnen Geh zu den Menschen,
mit dem gleichen Wort. Geh zu den Tieren, Geh
zu den Pflanzen, Geh in
dich.

Antithese, die Gegensätzliche Begriffe oder Aussagen „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“
werden einander gegenübergestellt. (Büchner)

Assonanz, die Mehrere Wörter enthalten gleichklingende „Denn man muß dem Weisen seine
Vokale. Weisheit erst entreißen …“
(Brecht)

Asyndeton, das Wörter oder kurze Sätze stehen unverbunden Frisch, fromm, fröhlich, frei
nebeneinander.

Chiasmus, der Jeweils zwei Wörter oder Satzglieder werden „[…] die Kunst ist lang/Und kurz ist unser
einander spiegelbildlich zugeordnet Leben.“
(Überkreuzstellung, nach dem griechischen (Goethe)
Buchstaben Chi).
Correctio, die Ein Ausdruck wird unmittelbar wieder „Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn
aufgegriffen und berichtigt. ganz verheeret.“ (Gryphius)

Euphemismus, der Beschönigung: Das Negative eines „nuklearer Ernstfall“ anstelle von
Sachverhalts wird durch positive „Atomkrieg“
Bezeichnungen verhüllt.

Hendiadyoin, das Zwei fast synonyme Ausdrücke, die mit der Haus und Hof
Konjunktion und verbunden sind. Oft handelt Hab und Gut
es sich um feststehende Ausdrücke. Bitten und Flehen

Hyperbel, die Übertreibung: Ein Ausdruck wird so Tausendmal habe ich dich gefragt,
übersteigert, dass er, wörtlich genommen, tausendmal hast du geschwiegen!
nicht mehr zutrifft.

Interjektion, die Ausruf Ach, wäre es doch schon wieder Frühling!

Inversion, die Wörter bzw. Satzglieder stehen innerhalb Ach, wäre es doch schon wieder Frühling!
eines Satzes an ungewöhnlicher Stelle. Spät kam er wie immer.

Ironie, die Der Sprecher meint das Gegenteil dessen, was Du bist wirklich ein echter Freund!
er sagt. Jetzt muss ich allein zurechtkommen.

Klimax, die Eine Reihe von Ausdrücken ist steigernd „Heute back’ ich, morgen brau’ ich,
angeordnet. Bei einer fallenden Anordnung übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.“
spricht man von einer Antiklimax. (Brüder Grimm)

Litotes, die Die Bedeutung eines Sachverhalts wird Er war nicht gerade ein Held.
dadurch gesteigert, dass sein Gegenteil Wir haben nicht wenig gelacht.
abgeschwächt oder verneint wird.

Metapher, die Ein Wort wird aus dem üblichen „Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Sprachgebrauch gelöst und so in einen Wir weben hinein den dreifachen Fluch.“
anderen Zusammenhang eingeordnet, dass es (Heine)
eine neue Bedeutung erhält. Die
Metapher ist ein verkürzter Vergleich (ohne
das Vergleichswort „wie“).

Metonymie, die Ein Begriff wird durch einen anderen ersetzt, Ich habe nur ein Glas getrunken.
der inhaltlich eng dazu in Beziehung steht. Das Bundeskanzleramt reagierte gelassen.
Er hat seinen Goethe gelesen.

Neologismus, der Neuschöpfung eines Wortes, das es so bisher Sie war eine herzenskluge Kollegin.
noch nicht gab und das manchmal nur in
einem bestimmten Text verwendet wird.
Onomatopoesie, die Die Bedeutung eines Wortes wird bereits knistern, knacken, grunzen
(Lautmalerei, die) durch den Klang ersichtlich. „Und es wallet und siedet und brauset und
zischt“ (Schiller)

Oxymoron, das Zwei Begriffe, die nicht zueinander passen, „Schwarze Milch der Frühe […]“
werden miteinander verbunden. (Celan)
eine bittersüße Erfahrung

A 5 Ausgewählte rhetorische Figuren im Überblick

Paradoxon, das Eine Aussage erscheint auf den ersten Blick „Wer sein Leben gewinnen will, der wird es
widersinnig, weist jedoch bei genauerer verlieren.“
Betrachtung auf eine tiefere Wahrheit hin. (Matth. 10,39)
Viel ist wenig, und wenig ist viel.

Parallelismus, der In aufeinanderfolgenden Sätzen werden die „Was ist die Welt und ihr berühmtes
Satzglieder in gleicher Weise angeordnet. Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?“
(Hofmannswaldau)

Paronomasie, die Wörter mit gleicher oder ähnlicher Ich heiße nicht nur Walburga Walter, sondern
(vgl. auch Bedeutung oder gleichem oder ähnlichem Sie auch herzlich willkommen. Der Computer
Zeugma, das) Klang werden so miteinander verknüpft, dass war unbezahlt, aber nicht unbezahlbar.
ein Wortspiel entsteht.

Pars pro toto, das Genannt wird nur ein Teil, der für das Ganze Endlich haben wir wieder ein Dach über dem
steht. Kopf.

Personifikation, die Allgemeinen Begriffen, Gegenständen, Tieren Die Liebe streichelt über seine Haut.
oder Pflanzen werden Eigenschaften und
Verhaltensweisen zugeordnet, die nur
Menschen zukommen.

Rhetorische Frage, Es handelt sich um eine Frage, auf die keine Sitzen wir nicht alle in einem Boot? „Sind
die Antwort erwartet wird, weil die wir denn wie leibeigene Knechte an den
Übereinstimmung des Hörers/Lesers mit dem Boden gefesselt, den wir pflügen?“
Sprecher/Schreiber vorausgesetzt wird. (Hölderlin)
Häufig enthält die rhetorische Frage einen
Appell.

Satzbau Einfache Hauptsätze werden „Im düstern Auge keine Träne,


– parataktisch aneinandergereiht. Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die
Zähne;
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch.“
(Heine)
– hypotaktisch Hierbei handelt es sich um z. T. sehr „In einem bei Jena liegenden Dorf, erzählte
komplexe Satzgefüge (Verschachtelungen). mir, auf einer Reise nach Frankfurt, der
Gastwirt, dass sich mehrere Stunden nach der
Schlacht, um die Zeit, da das Dorf schon ganz
von der Armee des Prinzen von
Hohenlohe verlassen und von den Franzosen,
die es für besetzt gehalten, umringt gewesen
wäre, ein einzelner preußischer Reiter darin
gezeigt hätte, […]“ (Kleist)

Symbol, das Ein konkreter Gegenstand wird als Träger die Farbe Weiß als Symbol der Unschuld
eines allgemeinen Sinnzusammenhangs die Taube als Symbol des Friedens der
gesetzt. Die Bedeutung kann man in der Regel Lorbeerkranz als Symbol des Sieges
nicht aus dem Gegenstand ableiten, man muss
sie gelernt haben bzw. gesagt bekommen.

Synästhesie, die Verschiedene Sinnesbereiche (Geruch, „Holdes Bitten, mild’ Verlangen


Geschmack, Sehen …) werden miteinander Wie es süß zum Herzen spricht.“
verschmolzen. (Brentano)

Tautologie, die Zwei gleichbedeutende Wörter bezeichnen der weiße Schimmel


denselben Begriff bzw. denselben Inhalt. „Moral ist, wenn man moralisch ist.“
(Büchner)

Vergleich, der Durch wie, als ob u. Ä. wird eine Beziehung Sie schlief wie ein Murmeltier.
zwischen zwei Bereichen hergestellt, „Wir schlafen ganz, wie Brutus schlief […]“
zwischen denen es Gemeinsamkeiten gibt. (Heine)

Zeugma, das (vgl. Verbindung eines Satzglieds, insbesondere Sie schlug die Scheibe und dann den Weg
Paronomasie, eines Prädikats, mit mehreren Satzgliedern, nach Hause ein.
die) die grammatisch zwar richtig gebildet sind,
aber nicht zusammenpassen.

Aus: Diekhans, Johannes/Fuchs, Michael (Hrsg.): P.A.U.L. D. Oberstufe. Schöningh Verlag. Paderborn 2013, S. 586 ff.

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