Staatliche FOSBOS München - Technik
Fach: Technologie - Thermodynamik
Die Gasgesetze und die Zustandsgleichung idealer Gase
Am 14. Oktober 2021 stellte Felix Baumgartner einen Weltrekord in dem
er einen Fallschirmsprung aus knapp 40 km Höhe erfolgreich absolvierte.
In die Höhe der Stratosphäre brachte ihn dabei ein über 500.000 € teurer
Heliumballon. Wie in den Videoaufnahmen zu sehen ist, kam es zu einer
extremen Volumenänderung des Ballons und er wuchs auf die Größe der
Freiheitsstatue an!
Wie ist so etwas möglich?
Und um das wieviel fache
nahm das Volumen des Ballons zu?
Um diese Fragen zu beantworten, bedarf es, das
Verhalten eines Gases genauer thermodynamisch zu
betrachten.
Hierzu müssen Vereinfachungen angenommen werden, indem das Gas als ideal betrachtet
wird. Nur so können Gase mathematisch beschrieben werden.
2.1 Recherchieren Sie im Technologie-Buch die Kriterien eines idealen Gases!
Massepunkte, die zwar eine Masse aber kein Volumen besitzen
Frei Gasteilchen, die Anziehungs- und Abstoßungskräfte aufeinander ausüben
Vollkommen elastische Stöße zwischen den Teilchen und Teilchen/Wand
Anfang des 17. Jahrhunderts begannen viele Wissenschaftler weltweit, das Verhalten von gas-
förmiger Materie unter verschiedenen Bedingungen zu erforschen.
Daraus entstanden drei Gasgesetze, die jeweils den Namen der Entdecker tragen.
Eine Simulation von phET soll uns die Zusammenhänge zwischen der Temperatur
T, dem Druck p und dem Volumen V eines idealen Gases näherbringen.
https://phet.colorado.edu/sims/html/gas-properties/latest/gas-properties_de.html
2.2 Probieren Sie die Simulation aus, indem Sie zunächst Luft mit der Luftpumpe in das Gefäß
füllen und sich danach die Veränderung von T, p und V durch Heizen ansehen!
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2.3 Lesen Sie die Infotexte zum Thema Gasgesetze und vervollständigen Sie die Übersicht!
Gasgesetze
Entdecker Amontons Gay-Lussac Boyle/Mariotte
Versuch (Größen) V = konst. P = konst. T = konst.
Konst./variabel p, T variabel V, T variabel p, V variabel
Beispiel Gasthermometer Zusammendrücken Luft
Schnellkochtopf
(aus Natur/Technik) Erwärmung Raumluft in Luftpumpe
P~T V~T P ~ 1/ V
Gesetz (Formel) 𝒑𝟏 𝒑𝟐 𝑽𝟏 𝑽𝟐 𝒑𝟏 ∙ 𝑽𝟏 = 𝒑𝟐 ∙ 𝑽𝟐 = 𝑘.
= = 𝑘𝑜𝑛𝑠𝑡. = = 𝑘𝑜𝑛𝑠𝑡.
𝑻𝟏 𝑻𝟐 𝑻𝟏 𝑻𝟐
Zustandsänderung
isochor isobar isotherm
(Fachbegriff)
Je-desto-Beschreibung Je größer T, desto Je größer T, desto Je größer p,
größer p größer V desto kleiner V
Die Gasgesetze im p(V)-Diagramm
Die drei Gasgesetze können in einem p(V)-Diagramm als Linien konstanter Größen dargestellt
werden, ähnlich der Isobaren bei Wetterkarten.
2.4 Beschriften Sie das Koordinatensystem p(V) und zeichnen Sie die drei Zustandsänderungen
isobar, isochor und isotherm als Graphen ein!
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Herleitung der Zustandsgleichung idealer Gase
Für die Gültigkeit jedes Gesetzes muss jeweils eine der drei thermischen Zustandsgrößen kon-
stant gehalten werden. Eine allgemein gültige Zustandsgleichung jedoch, die jede beliebige Zu-
standsänderung beschreiben kann, muss so formuliert sein, dass sie die Änderung aller drei Zu-
standsgrößen erfasst.
Zur Herleitung der wichtigen Zustandsgleichung idealer Gase (um z.B. das Ausgangsproblem
mit dem Ballon zu beantworten) werden zwei Zustandsänderungen hintereinander kombiniert:
1. Schritt: Isotherme Zustandsänderung
2. Schritt: Isobare Zustandsänderung
Zustand 1 Zwischenzustand Z Zustand 2
Isotherm isobar
2.5 Stellen Sie die Gleichung der isothermen Zustandsgleichung (1 → Z) auf!
𝑝1 ∙ 𝑉1 = 𝑝𝑍 ∙ 𝑉𝑍
2.6 Stellen Sie die Gleichung der isobaren Zustandsgleichung (Z → 2) auf!
𝑉𝑍 𝑉2
=
𝑇𝑍 𝑇2
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Für die ideale Gasgleichung müssen nun beide Gleichungen gleichgesetzt werden, wobei
T1 = TZ und pZ = p2 gilt:
2.7 Stellen Sie die Zustandsgleichung für ideale Gase auf!
𝑝1 ∙ 𝑉1 𝑉2
=
𝑝𝑍 ∙ 𝑇𝑍 𝑇2
𝑝1 ∙ 𝑉1 𝑉2
=
𝑝2 ∙ 𝑇1 𝑇2
𝑝1 ∙ 𝑉1 𝑝2 ∙ 𝑉2
= = 𝑘𝑜𝑛𝑠𝑡,
𝑇1 𝑇2
Zustandsgleichung für ideale Gase:
𝑝1 ∙ 𝑉1 𝑝2 ∙ 𝑉2
=
𝑇1 𝑇2
Damit können die Ausgangsfragen der Ballonfahrt von Felix Baumgartner beantwortet werden.
2.8 Berechnen Sie die Volumenänderung des Ballons absolut und prozentual mit Hilfe der
Angaben! Berechnen Sie den Radius des Ballons!
Luftdruck am Boden: 910 hPa
Füllvolumen beim Start: 5.000 m³
Temperatur am Boden: 18 °C
Temperatur in Absprunghöhe: -50 °C
Luftdruck in Absprunghöhe: 4,1 hPa
𝑝1 ∙ 𝑉1 𝑝2 ∙ 𝑉2
=
𝑇1 𝑇2
𝑝1 ∙ 𝑉1 ∙ 𝑇2 910 ∙ 102 𝑃𝑎 ∙ 5.000 𝑚3 ∙ 223,15𝐾
→ 𝑉2 = = = 850.565 𝑚³
𝑇1 ∙ 𝑝2 291,15 𝐾 ∙ 4,1 ∙ 102 𝑃𝑎
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Die allgemeine und universelle Gasgleichung
Wie wir herausgefunden haben ist pV/T für ein ideales Gas konstant, nimmt also stets den glei-
chen Wert ein, unabhängig davon, in welchem Zustand sich dieses Gas befindet.
Dieser konstante Wert hängt jedoch von den Systembedingungen, also Gas-Masse und Gas-
Sorte ab:
Allgemeine Gasgleichung:
𝒑∙𝑽
= 𝒎 ∙ 𝑹𝒊
𝑻
𝑚𝑖𝑡 𝑹𝒊 : 𝑆𝑝𝑒𝑧𝑖𝑓𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒 𝐺𝑎𝑠𝑘𝑜𝑛𝑠𝑡𝑎𝑛𝑡𝑒, 𝑠𝑡𝑜𝑓𝑓𝑎𝑏ℎä𝑛𝑔𝑖𝑔
𝐽
𝑧. 𝐵. 𝑓ü𝑟 𝐿𝑢𝑓𝑡: 𝑹𝑳 = 287,06
𝑘𝑔𝐾
Durch Aufstellen der Einheitengleichung lässt sich die Einheit der spezifischen Gaskonstante er-
mitteln.
2.9 Ermitteln Sie durch die Einheitengleichung der allgemeinen Gasgleichung die Einheit der
spezifischen Gaskonstante!
[𝑝𝑉] 𝑃𝑎 ∙ 𝑚³ 𝑁𝑚 𝐽
[𝑅𝑖 ] = = = =
[𝑇𝑚] 𝐾 ∙ 𝑘𝑔 𝐾 ∙ 𝑘𝑔 𝐾 ∙ 𝑘𝑔
Unter Verwendung der molaren Masse M lässt sich abschließend die universelle Gasgleichung
herleiten mit M = m/n, wobei n die Stoffmenge ist:
Universelle Gasgleichung:
𝒑∙𝑽=𝒏∙𝑹∙𝑻 R: Universelle Gaskonstante 8,31 J/molK
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Übungsaufgaben zum Kapitel 2 - Die Gasgesetze und die Zustandsgleichung
idealer Gase
2.10 Eine Taucherflasche umfasst ein Volumen von 12 l und hat einen Durchmesser von 18 cm.
Sie wird bei 20°C mit Luft auf einen Überdruck von 200 bar befüllt.
♠Berechnen Sie die Kraft, die auf den Boden wirkt und die Masse der Luft in der Flasche!
2.11 Die Dichte eines unbekannten Gases beträgt 1,293 kg/m3 bei 0,00°C und 1,013 bar.
♠♠Bestimmen Sie mittels Rechnung, um welches Gas es sich handelt.
𝑝𝑉
= 𝑚𝑅𝑖 𝑚𝑖𝑡 𝑚 = 𝜌 ∙ 𝑉
𝑇
𝑝 1,013 ∙ 105 𝑃𝑎 𝐽
→ 𝑅𝐿 = = = 287 → 𝐿𝑢𝑓𝑡
𝑇 ∙ 𝜌 273,15 𝐾 ∙ 1,293 𝑘𝑔 𝑘𝑔 ∙ 𝐾
𝑚³
2.12 Ohne Belastung atmen wir 0,5 l Luft ein und wieder aus. Die Luft hat dabei im Sommer eine
Temperatur von 35°C und einen Druck von 950 hPa.
♠Berechnen Sie die Masse in Gramm, die wir durch das Einatmen zunehmen.
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2.13 Ein Gas hat eine Temperatur von 10,0 °C.
♠♠Berechnen Sie die Temperatur, bei der sich das das Volumen isobar verdreifacht hat.
2.14 Das Volumen einer Fahrradluftpumpe liegt zwischen 100 cm³ und 5,0 cm³. Die Pumpe wird
mit Luft (20°C, Atmosphärendruck) gefüllt.
a) ♠Welcher Druck kann maximal entstehen, wenn man so langsam pumpt, dass ein
vollständiger Ausgleich der Temperatur stattfindet?
b) ♠Um welche Zustandsänderung handelt es sich beim schnellen Pumpen?
c) ♠Welche Temperaturen kann die Luft in der Pumpe bei a) erreichen?
d) ♠♠Skizzieren Sie für a) und b) das p-V-Diagramm.
e) ♠Berechnen Sie die Masse der Luft in der Luftpumpe
a) b) Adiabate Zustandsänderung
c) d)
e)
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2.15 In einem Stickstoffbehälter mit einem Fassungsvermögen von 300 l herrscht ein Druck von
2.8 bar. Das Gas hat dabei eine Temperatur von 17 °C. Der Behälter wird nun befüllt
wodurch sich der Druck auf 248 bar erhöht und die Temperatur auf 42 °C ansteigt.
a) ♠Wie viel Gas wurde befüllt?
b) ♠Durch Sonneneinstrahlung erhöht sich die Temperatur im Behälter auf 85 °C. Wie hoch
ist nun der Druck?
c) ♠♠Wie viel Gas (in Gramm) müssten durch ein Sicherheitsventil entweichen, wenn der
Druck auf 250 bar begrenzt ist?
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