Eva, Doris Mlakar Gračner
Eva, Doris Mlakar Gračner
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1 EINLEITUNG
Das Schreiben ist ein komplexer Prozess, auf den verschiedene Faktoren einwirken. Das
sind physische, physiologische, sprachliche und mentale Faktoren. Unter physischen und
physiologischen Faktoren versteht man im Allgemeinen den Gebrauch von Schreibbedarf
wie z.B. ein Blatt Papier, einen Füller, einen Computer usw. Die sprachlichen Faktoren
umfassen das Wissen von der Morphologie, der Orthographie, der Syntax und der Se
mantik. Zu den mentalen Faktoren gehören z.B. das Weltwissen, Vertextungsstrategien,
das Sammeln und Gliedern von Inhalten usw. (vgl. Ludwig 1995 und Kosevski 2003).
Das schriftliche Produzieren von Texten gehört zu den vier Fertigkeiten, die beim
Erlernen einer Fremdsprache erworben werden sollten. Im slowenischen Lehrplan für
den DaF-Unterricht ist festgelegt, dass die Lernenden während des Lernprozesses zum
mündlichen als auch schriftlichen Kommunizieren befähigt werden, indem sie Wissen
von der Phonetik, der Morphologie, der Syntax und der Wortbildung erwerben (vgl.
Holc, Emeršič, Orešič 2011).
Aufgrund der Komplexität des fremdsprachlichen Schreibprozesses ist es nicht ver
wunderlich, dass dabei Fehler gemacht werden.
Hier liegt der Ansatzpunkt und das Forschungsinteresse des vorliegenden Artikels.
Er widmet sich den Fehlern beim schriftlichen Produzieren von Texten bei slowenischen
Germanistikstudierenden. Erstens wird erforscht, in welchen Bereichen (orthographische
Ebene, morphosyntaktische Ebene und lexikalisch semantische Ebene) die Studierenden
am häufigsten Fehler machen und zweitens wird untersucht, welche Fehler in den ein
zelnen Bereichen wiederholt auftreten. Darüber hinaus wird versucht, Ursachen für die
entstandenen Fehler zu finden.
2 FEHLERDEFINITION
Aus linguistischem Gesichtspunkt ist für die Definition eines Fehlers Norm ein relevanter
Begriff (Bohnensteffen 2010). Lewandowski beschreibt Fehler als „eine Abweichung von
geltenden Normen, ein[en] Verstoß gegen sprachliche Richtigkeit, Regelhaftigkeit oder
Angemessenheit“ (Lewandowski 1994: 297). Dabei ist es wichtig zu bestimmen, was als
Norm aufgefasst wird und wer diese Norm statuiert. Lewandowski definiert den Begriff
Norm als den allgemein übliche[n] Gebrauch sprachlicher Mittel, die Gesamtheit über
individuelle Regeln/Reglementierungen/Vorschriften/Grundsätze/Muster, die den indi
viduellen Sprachgebrauch verbindlich ordnen. S [= Sprachnormen] werden manifest als
orthoepische, orthographische, grammatische und syntaktische, lexikalisch-semantische,
semantisch-pragmatische, rhetorische und stilistische Normen (Lewandowski 1994: 1037).
In der Sprachlehrforschung gibt es verschiedene Definitionen des Begriffs Fehler
(vgl. Gnutzman 1992, Nickel 1972, Corder 1967).
Kleppin (1998) unterteilt aufgrund unterschiedlicher Definitionen den Begriff Fehler
nach folgenden fünf Kriterien:
1. Korrektheit
2. Verständlichkeit
3. Situationsangemessenheit
4. Unterrichtsabhängige Kriterien
5. Flexibilität und Lernerbezogenheit.
Unter dem ersten Kriterium versteht sie eine Abweichung vom Sprachsystem und
der geltenden linguistischen Norm. Beim Kriterium Verständlichkeit handelt es sich um
Fehler, wenn ein Kommunikationspartner etwas nicht versteht und wenn einem Mutter
sprachler eine Aussage nicht verständlich ist. Das dritte Kriterium thematisiert die prag
matische Norm. Hierbei spricht Kleppin von Fehlern, wenn ein Muttersprachler in einer
bestimmten Situation etwas nicht äußern oder tun würde. Unter unterrichtsabhängigen
Kriterien beschreibt sie Fehler erstens als etwas, was gegen die Regeln in Lehrwerken
und Grammatiken verstößt, zweitens als das, was ein Lehrer als Fehler charakterisiert
und drittens als etwas, was gegen die Norm im Kopf des Lehrers verstößt. Beim letzten
Kriterium stellt sie die Relativität eines Fehlers in den Vordergrund, das bedeutet, dass
das, was bei einem Lernenden in einer bestimmten Lernphase als Fehler gedeutet wird,
bei einem anderen in einer anderen Phase toleriert wird (vgl. Kleppin 1998: 19-22).
Um forschungstheoretischen und unterrichtspraktischen Prätentionen der Fehler
bestimmung entgegenzukommen führt Legenhausen unterschiedliche Gesichtspunkte
(Legenhausen 2001) auf:
• Sie sollte nicht nur die Ursachen für die Festlegung der Fehler, sondern auch das
Fehlervorhersagen ermöglichen.
• Sie müsste die Fehler innerhalb des linguistischen Systems eruieren.
Eine der bekanntesten Klassifikationen ist Corders (1967) Aufteilung in Performanz- und
Kompetenzfehler. Kompetenzfehler (engl. error) sind Fehler, die der Lernende selber
nicht identifiziert. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass der Lernende etwas falsch
verstanden hat oder er eine bestimmte sprachliche Struktur noch nicht gelernt hat. Perfor
manzfehler sind hingegen Fehler, die der Lernende selber identifizieren und korrigieren
kann, wenn sie ihm bewusst werden. Performanzfehler werden weiter in Unterkategorien
gegliedert:
1. in Fehler, die entstehen, weil bekannte Strukturen noch nicht völlig automatisiert
sind (engl. mistakes) und
2. in Versprecher bzw. Irrtümer (engl. lapses) (Bohnensteffen 2010).
Die Ursachen für Performanzfehler sind unterschiedlich. Muster (2000) teilt die Ursa
chen in äußere und innere Störungen. Zu den äußeren zählt sie zum Beispiel Stress, Angst
und Müdigkeit. Die inneren (sprachlichen) Störungen umfassen eine schwierige Orthogra
phie, die Länge der Äußerungen, schwer zu artikulierende Wörter und Ähnliches.
Auch Edge (1989) stellt eine ähnliche Kategorisierung von Fehlern auf. Jedoch glie
dert er im Vergleich zu Corder Fehler in drei Bereiche. Edges Ausrutscher sind mit Corders
Performanzfehlern vergleichbar. Corders Kompetenzfehler benennt Edge als Irrtümer. Als
dritten Bereich führt Edge Versuche an. Hierzu werden solche Fehler gezählt, die entste
hen, wenn der Lernende Hypothesen aufstellt, da er bestimmte sprachliche Regeln noch
nicht gelernt hat. Auch diese Fehler sind zu Corders Performanzfehlern zu zählen.
Nach Kleppin (1998) können Fehler bestimmten sprachlichen Ebenen zugeordnet
werden. Diese Ebenen sind:
1. phonetisch/phonologische Ebene: * zuruck,
2. orthographische Ebene: * alein
Das Vorhaben der vorliegenden Untersuchung war die orthographische, die mor
phosyntaktische und lexikosemantische Ebene auf Fehler zu erforschen um festzustellen,
in welchen Bereichen die Fehler am häufigsten auftreten, welche Fehler prototypisch für
die einzelnen Bereiche sind und welche Ursachen es für die Fehler gibt. Die Kategorisie
rung in Performanz- und Kompetenzfehler wurde dabei nicht in Betracht gezogen.
das Hilfsverb „sein“ zur Bildung der Vergangenheitsform verwendet wird, im Deutschen
dagegen die Hilfsverben „haben“ und „sein“ gebraucht werden.
Fehler können auch durch die Einwirkung von Kommunikationsstrategien entstehen.
Hierbei übernehmen die Lernenden einen Begriff aus der Muttersprache (zum Beispiel
Ich wollte ihn nicht udarit statt Ich wollte ihn nicht schlagen), da ihnen das entsprechende
Wort in der Muttersprache unbekannt ist oder sie es im gegebenen Moment aus dem
Gedächtnis nicht abrufen können (Bohnensteffen 2010).
Als eine Ursache von Fehlern können ebenfalls Elemente des Fremdsprachenunter
richts genannt werden. Das bedeutet, dass ein Lernender eine bestimmte grammatische
Struktur, die er gerade im Unterricht intensiv übt, auch in Situationen anwendet, in denen
die Struktur nicht angemessen ist.
Weiterhin können Faktoren wie Stress, Angst oder Müdigkeit Fehler verursachen
(Muster 2000 und Bohnensteffen 2010).
Als letztes sollen hier noch sozio-kulturelle Faktoren erwähnt werden, die auch als
Fehlerursache genannt werden können. Dazu zählen handlungsbezogene Fehler, die dar
aus resultieren, dass zum Beispiel ein Lernender Handlungsmuster aus seiner Kultur auf
die fremdsprachliche Kultur appliziert.
Im Weiteren wird die vorliegende empirische Untersuchung kurz skizziert. An der Unter
suchung nahmen 48 Germanistikstudierende des 1. Jahrgangs folgender Studienrichtun
gen teil: Einzelfachrichtung Germanistik, Doppelfachrichtung Deutsche Sprache und Li
teratur und Doppelfachrichtung Zwischensprachliche Studien. Für die Analyse der Fehler
ist es notwendig hervorzuheben, dass die Studierenden zu Beginn ihres Studiums eine
Sprachlernbiographie verfassen mussten. In dieser Biographie sollten die Studierenden
beschreiben, welche Erfahrungen sie beim Deutschlernen gesammelt haben. Sie sollten
detailliert beschreiben, mit welchen Sprachen sie aufgewachsen sind, welche Sprachen
sie in der Schule oder in Kursen gelernt haben. Dazu mussten sie angeben, seit wie vielen
Jahren sie Deutsch lernen, wie viele Stunden des Deutschunterrichts sie ungefähr bis zum
Studienbeginn absolviert haben, welche Schulen und in welchem Ort sie diese besucht
haben. Im Folgenden mussten sie auch anführen, welche Inhalte thematisiert und welche
Lehrwerke dabei gebraucht wurden, ob welche zusätzlichen Prüfungen absolviert wur
den und ob sie dazu Zeugnisse vorweisen können. Des Weiteren sollten die Studierenden
beschreiben, in welchen Situationen sie die Fremdsprache gebraucht haben und wodurch
sie Kontakte (z. B. Fernsehen, Radio, Musik, Zeitungen, Bücher) mit der Fremdsprache
hatten. Nach der Analyse der Sprachbiographien konnte festgestellt werden, dass die
Studierenden in der Grundschule (in Slowenien dauert die Grundschulausbildung 9 Jah
re) von der siebten bis neunten Klasse Deutsch als zweite Fremdsprache als Wahlfach
belegten und dieses Fach dann in der weiteren vierjährigen Mittelschulausbildung als
Pflichtfach absolvierten. Das bedeutet, dass sie insgesamt 7 Jahre Deutsch innerhalb einer
Institution lernten. In der Sprachbiographie gaben die Studierenden aber auch an, dass sie
schon davor durch das Fernsehen regen Kontakt mit der deutschen Sprache hatten und
sie vor dem schulischen Deutschlernen die Sprache verstanden und in ihr kommunizieren
konnten.
Die Studierenden erhielten in der Untersuchung im 1. Semester die Aufgabe, ein
Märchen zu schreiben. Vor dem Schreibprozess wurde diese Textsorte in den Veranstal
tungen genau behandelt. Das bedeutet, dass die wesentlichen Merkmale (Aufbau, Inhalt,
sprachliche Strukturen) eines Märchens detailliert erklärt wurden. Da für diese Textsorte
das Präteritum als Tempusform verwendet wird, wurden die Studierenden explizit darauf
aufmerksam gemacht und des Weiteren wurde die Bildung der erwähnten Tempusform
bearbeitet. Daraus resultierte das Korpus von 48 Texten. Diese Texte wurden auf unter
schiedlichen sprachlichen Ebenen untersucht, und zwar auf der orthographischen, mor
phosyntaktischen und lexikosemantischen Ebene.
Im Weiteren wurde in der vorliegenden empirischen Untersuchung folgenden Fra
gen nachgegangen:
• In welchen Bereichen (orthographische Ebene, morphosyntaktische Ebene und lexi
kosemantische Ebene) machen die Studierenden am häufigsten Fehler?
• Welche Fehler treten in den einzelnen Bereichen wiederholt auf?
• Welche Ursachen gibt es für die entstandenen Fehler?
Das Anliegen der Untersuchung war lediglich die linguistische Kompetenz zu erfor
schen. Diese wird im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (2001:
110) wie folgt gegliedert: lexikalische Kompetenz, grammatische Kompetenz, seman
tische Kompetenz und phonologische Kompetenz. Da es sich hier um die schriftliche
Produktion von Texten handelt, konnte die phonologische Komponente nicht berück
sichtigt werden, jedoch aber wurde aus diesem Grund die orthographische Komponente
miteinbezogen.
Zur ersten Fragestellung soll erwähnt werden, dass zu orthographischen Fehlern
Fehler in der Laut-Buchstaben-Zuordnung, in der Groß- und Kleinschreibung, in der
Getrennt- und Zusammenschreibung, in der Schreibweise von Fremdwörtern und der
Zeichensetzung kategorisiert wurden. Zu morphosyntaktischen Fehlern wurden der in
korrekte Kasusgebrauch, die inkorrekte Tempusform, die inkorrekte Konjugation des
Verbs, der inkorrekte Kasusgebrauch in Verbindung mit Präpositionen, inkorrekte Präpo
sitionen, inkorrekte Pluralformen, Fehler bei der Wortstellung in Nebensätzen, Fehler bei
der Genuszuweisung, Gebrauch der Konjunktion „wenn“ anstatt „als“ und Fehler bei der
Wortstellung in Hauptsätzen zugeordnet. Zu lexikosemantischen Fehlern wurden Fehler
wie die nichtangemessene Verwendung von Ausdrücken hinsichtlich der Bedeutung und
des Sprachregisters gezählt.
Zur zweiten Fragestellung muss erläutert werden, dass lediglich die prototypischsten
Fehlertypen für die einzelnen Bereiche in dem folgenden Kapitel 6 in Tabellen angezeigt
werden. Fehler, die nicht so oft oder nur vereinzelt auftraten (ein Fehler kann lediglich
nur bei einem Studierenden erscheinen), wurden in den Tabellen nicht aufgenommen.
Abschließend muss noch erwähnt werden, dass ein Fehler, der in einem Text wiederholt
auftrat (zum Beispiel die falsche Schreibweise desselben Wortes), als ein Fehler gezählt
wurde. Auch bei der Kommasetzung wurde bei einer sich wiederholenden Konjunktion
das Fehlen des Kommas (das Komma fehlt zum Beispiel immer vor der Konjunktion
dass) nur als ein Fehler gewertet. Bei unterschiedlichen Konjunktionen (zum Beispiel ist
das eine Mal kein Komma vor der Konjunktion dass vorhanden, das nächste Mal vor der
Konjunktion wenn) wurden alle Fehler gezählt.
Zur dritten Fragestellung soll hier hervorgehoben werden, dass eine exakte Erklärung
der Ursachen für die entstandenen Fehler lediglich durch eine gemeinsame Textanalyse
mit den Studierenden vollzogen werden könnte. Die in der Untersuchung beschriebenen
Erklärungen sind dementsprechend als Vermutungen zu betrachten.
Im folgenden Kapitel werden die Fehler tabellarisch angeführt und analysiert. Den Frage
stellungen entsprechend werden zuerst die Fehler für alle in der Studie untersuchten Be
reiche dargestellt. Des Weiteren werden die einzelnen sprachlichen Bereiche untersucht
und detaillierter erläutert.
Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, machten 48 Studierende in ihren Texten insge
samt 1553 Fehler. Die Anzahl der Fehler ist auf der orthographischen Ebene am größten,
es folgt die morphosyntaktische Ebene, an dritter Stelle liegt die lexikosemantische Ebe
ne. Der Grund für die große Zahl von orthographischen Fehlern liegt in der folgenden
Tatsache: die Studierenden hatten schon als Kleinkinder durch das Fernsehen Kontakt mit
der deutschen Sprache und lernten diese auch ziemlich schnell. Das Lernen der deutschen
Sprache in der Schule begann bei den meisten Studierenden erst Ende der Grundschule
oder sogar erst in der Mittelschule. Somit wurden orthographische Kenntnisse über die
deutsche Sprache relativ später erworben, was dazu führt, dass dieser Bereich den Stu
dierenden am meisten Schwierigkeiten bereitet. Diese Schlussfolgerung beruht auf der
Analyse der Sprachbiographien, die im vorangehenden Kapitel behandelt wurden.
An zweiter Stelle liegt die morphosyntaktische Ebene. Dies hat seine Ursache in den
unterschiedlichen Sprachgruppen. Die Muttersprache der Studierenden ist Slowenisch,
das zu den slawischen Sprachen gehört. Die Fremdsprache Deutsch gehört zu den ger
manischen Sprachen. Das morphosyntaktische System beider Sprachen ist bei einigen
Strukturen sehr verschieden. Es kommt oft vor, dass einer Struktur im Slowenischen
mehrere Strukturen im Deutschen entsprechen. Muster (2000: 27) spricht in diesem Zu
sammenhang von divergenten Strukturen. Als Ursache für Fehler auf dieser Ebene kann
auch das Genus genannt werden, da eine große Anzahl an Substantiven im Slowenischen
ein anderes Genus hat als in der deutschen Sprache (Muster 2000: 37). Ebenfalls zu
erwähnen ist das Kasussystem, das im Deutschen aus vier und im Slowenischen aus
sechs unterschiedlichen Kasus besteht. Weiterhin waren Fehler beim Artikelgebrauch
zu erwarten, da die slowenische Sprache keine Artikel kennt. In diesem Zusammenhang
spricht Muster (2000: 26) von asymmetrischen Strukturen. Hierbei handelt es sich um
Strukturen, die keine Entsprechungen in der Muttersprache haben. Demzufolge ist die
große Zahl an morphosyntaktischen Fehlern nachvollziehbar. Interessant ist, dass explizit
im syntaktischen Bereich sehr wenige Fehler auftraten, obwohl das Slowenische zu den
SVO-Sprachen zählt, das Deutsche hingegen nicht. Der Grund für die kleine Anzahl an
Fehlern könnte in der Tatsache liegen, dass die Reihenfolge Subjekt-Verb-Objekt im
Deutschen dennoch sehr häufig ist und die Studierenden die Regel aus dem Slowenischen
auf das deutsche Sprachsystem applizierten.
Auch auf der lexikosemantischen Ebenen produzierten die Studierenden eine kleine
Zahl an Fehlern. Es wird angenommen, dass die Studierenden größtenteils die Bedeutung
der gelernten Wörter erworben haben und deswegen in diesem Bereich wenige Fehler
produzierten.
Die Tabelle zeigt, dass drei Viertel der Studierenden Schwierigkeiten mit der korrek
ten Schreibweise von einzelnen Wörtern hatten, aber nur ein Viertel mit der Zeichenset
zung. Die Zeichensetzung des Slowenischen kommt der Zeichensetzung des Deutschen
sehr nahe, was die beträchtlich kleinere Zahl an Fehlern in diesem Bereich erklärt.
Im Weiteren werden beide umfangreicheren Bereiche einzeln näher analysiert und
beschrieben. Zuerst folgt der Bereich der falschen Schreibweise von Wörtern (siehe Ta
belle 3). Die Terminologie zu den einzelnen Unterbereichen wurde nach Duden (2006)
übernommen.
Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, produzierten die Studierenden den größten Teil ihrer
Fehler im Bereich der Laut-Buchstaben-Zuordnung und Groß- und Kleinschreibung. Da es
im Slowenischen keine Groß- und Kleinschreibung gibt (mit Ausnahme von Eigennamen,
geographischen Bezeichnungen und die Großschrift am Satzanfang) waren diese Fehler zu
erwarten. Nach Muster (2000: 26) könnte man von Fehlern sprechen, die asymmetrischer
Natur sind, da es sich hierbei um sprachliche Merkmale handelt, die in der Muttersprache
nicht vorkommen. Auch die Laut-Buchstaben-Zuordnung verläuft im Slowenischen grund
legend anders wie im Deutschen, worauf weiter unten näher eingegangen wird.
Um einen gründlichen Überblick über die produzierten Fehler zu erhalten, werden
in den folgenden Tabellen die häufigsten Fehler in den einzelnen Themenbereichen an
geführt.
Die Tabelle zeigt, dass die Studierenden am meisten Schwierigkeiten mit den Dop
pelkonsonanten und den Umlauten hatten. Diese Tatsache lässt sich leicht klären, da es
im Slowenischen keine Doppelkonsonanten und Umlaute gibt. Wie oben erwähnt, könnte
auch hier die Rede von Fehlern sein, die asymmetrischer Natur sind (Muster 2000:26).
Interessant ist, dass die Studierenden aber des Öfteren Doppelkonsonanten und Umlaute
dort anwendeten, wo keine stehen (zum Beispiel Vermächtniss statt Vermächtnis oder
käm statt kam). Dies zeigt, dass sie sich bewusst sind, dass diese Laute im Deutschen
bestehen, aber die Regeln in Bezug darauf noch nicht fehlerfrei beherrschen.
Tabelle 5: Zahl der häufigsten Fehler im Bereich der Groß- und Kleinschreibung
Hier zeigt sich dasselbe Problem wie bei den Doppelkonsonanten und den Umlau
ten. Die Studierenden haben zwar beim DaF-Unterricht gelernt, dass es im Deutschen
Groß- und Kleinschreibung gibt, wenden die Regeln aber im Hinblick darauf nicht immer
zutreffend an. Das könnte auch daran liegen, dass in den slowenischen Lehrwerken nicht
detailliert auf die einzelnen Regeln in diesem Bereich eingegangen wird.
Abschließend folgt der Bereich der Zeichensetzung. Hier konnten lediglich Fehler
in der Kommasetzung und beim Gebrauch der Anführungszeichen festgestellt werden
(siehe Tabelle 7).
Bei den Anführungszeichen geht es darum, dass fünf Studierende beim Produzieren
des Märchens die direkte Rede verwendeten, aber keine Anführungszeichen setzten. Es
wird angenommen, dass die Studierenden die Regeln diesbezüglich kennen, aber wäh
rend ihres Schreibprozesses nicht explizit darauf geachtet haben, und deshalb entstanden
diese Lapsus-Fehler.
In der folgenden Tabelle werden die häufigsten Fehler im Bereich der Kommaset
zung dargestellt.
Die Tabelle zeigt, dass die Studierenden des Öfteren kein Komma vor Konjunk
tionen, Interrogativ- und Relativpronomen gesetzt haben. Auch wurde gelegentlich ein
Komma platziert, wo keins stehen soll. Die Kommasetzung ist ein Bereich, der auch im
Slowenischen für viele Studierende eine Problemzone darstellt. Dementsprechend wer
den auch im Deutschen in diesem Zusammenhang wiederholt Fehler produziert.
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass die umfangreichste Anzahl an Fehlern im in
korrekten Kasusgebrauch vorzufinden ist. Es wurden Fehler gemacht wie: gab den Mann
statt gab dem Mann, einen Tier bringen statt ein Tier bringen oder ein Apfelkuchen ba-
cken statt einen Apfelkuchen backen. Es muss hervorgehoben werden, dass es sich hierbei
nicht um eine inkorrekte Genusfestlegung handelt, da aus den Texten ersichtlich ist, dass
die Lernenden das Substantiv mit seinem entsprechenden Genus in dem restlichen Text
korrekt verwendeten.
Die hohe Zahl an Fehlern kann anhand unterschiedlicher Ursachen erklärt werden.
Erstens hat das Slowenische im Vergleich mit dem Deutschen sechs Kasus (siehe Tabelle
9) und zweitens hat die slowenische Sprache keinen Artikel (Muster 2000: 37). Dass
deswegen Schwierigkeiten auftreten, ist zu erwarten.
Bei maskulinen Substantiven, bei denen statt des Akkusativs der Nominativ verwen
det wurde, könnte die Ursache der häufige außerschulische Kontakt mit dem Deutschen
sein. Im deutschen mündlichen Sprachgebrauch werden des Öfteren Kasusendungen un
genau artikuliert, zum Beispiel ein’n statt einen. Diese Tatsache könnte ein Auslöser für
Fehler wie ein Apfelkuchen backen statt einen Apfelkuchen backen sein.
Deutsch Slowenisch
Nominativ wer oder was? Imenovalnik kdo ali kaj?
Genitiv wessen? Rodilnik koga ali česa?
Dativ wem oder was? Dajalnik komu ali čemu?
Akkusativ wen oder was? Tožilnik koga ali kaj?
Mestnik pri kom ali pri čem?
Orodnik s kom ali s čim?
Der zweithäufigste Fehler, der in den Texten produziert wurde, ist die Wahl der inkorrek
ten Tempusform. Diese Tatsache wurde nicht erwartet, da in den Veranstaltungen die Texts
orte Märchen genau besprochen wurde und dabei explizit erklärt wurde, dass die gebräuchli
che Tempusform das Präteritum ist. Die Studierenden verwendeten allerdings des Öfteren das
Perfekt. Die Ursache dafür könnte im vor- und außerschulischen Kontakt mit der deutschen
Sprache liegen. Eine große Anzahl an Studierenden lernte Deutsch schon vor der schulischen
Ausbildung durch das Fernsehen und den Kontakt mit Verwandten aus deutschsprachigen
Ländern. Auch heute noch pflegen viele der Studierenden diese Art von Kontakten. Da in
der Umgangssprache und in der mündlichen Kommunikation das Perfekt häufig anstelle des
Präteritums verwendet wird, ist es dennoch nicht außergewöhnlich, dass die Studierenden das
Perfekt verhältnismäßig oft beim Schreiben der Textsorte Märchen einsetzten.
An dritter Stelle stehen zwei verschiedene Arten von Fehlern: erstens die inkorrekte
Konjugation der Verben und zweitens der inkorrekte Kasusgebrauch in Verbindung mit Prä
positionen. Zuerst wenden wir uns der Konjugation der Verben zu. Hier wurden zum Beispiel
folgende Fehler produziert: hilfte anstatt half, gebte anstatt gab oder schlaften anstatt schlie-
fen. Es fällt auf, dass unregelmäßige Verben regelmäßig konjugiert wurden. Hierbei geht es
um Übergeneralisierungen (Muster 2000: 15), wo eine Regel auf eine andere Kategorie über
tragen wird, auf die sie nicht zutrifft. Das bedeutet, dass die Studierenden die Grundregeln
von der Bildung des Präteritums erworben haben, aber sie noch nicht detailliert beherrschen.
In diesem Zusammenhang spricht man von intralingualer Interferenz (Muster 2000: 30).
Tochter dürfte sein Haus haben statt Er musste sich entscheiden, welche Tochter sein
Haus haben dürfte.
Die anderen acht entstandenen Fehler beziehen sich auf die Wortstellung in Haupt
sätzen. Dabei produzierten die Studierenden folgende Fehler: der Vater dann wusste,
dass statt der Vater wusste dann, dass oder der König plötzlich verstand, dass statt der
König verstand plötzlich, dass. Wie aus den Beispielen ersichtlich ist, handelt es sich
hierbei um Fehler in der SVO-Stellung. Die Ursache dafür könnte darin liegen, dass
der deutsche Aussagesatz eine Verbzweitstellung erfordert, wobei im Slowenischen das
Verb auch im Aussagesatz frei verschiebbar ist.
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass es ebenfalls Fehler bei der Unterscheidung beim
Gebrauch der Konjunktion „wenn“ und „als“ gab. Die Studierenden verwendeten die
Konjunktion „wenn“, obwohl die Konjunktion „als“ eingesetzt werden müsste. Daraus
lässt sich schließen, dass die Studierenden die Regeln, dass die Konjunktion „als“ nur für
eine einmalige Handlung in der Vergangenheit benutzt wird und die Konjunktion „wenn“
für eine gleichzeitige Handlung in der Zukunft und in der Gegenwart sowie für eine
wiederholte Handlung in der Vergangenheit benutzt wird, nicht erworben haben.
Auch Funktionsverbgefüge bereiteten den Studierenden Schwierigkeiten. In diesem
Bereich wurden zum Beispiel folgende Fehler produziert: Entscheidungen machen statt
Entscheidungen treffen, sich auf den Weg gehen statt sich auf den Weg machen oder das
Urteil als gerecht befinden statt das Urteil als gerecht finden.
Vereinzelt produzierten die Studierenden noch andere Fehler. Zum Beispiel wurde
das Reflexivverb ohne Pronomen verwendet oder beim Infinitiv mit „zu“ wurde das „zu“
ausgelassen, ebenfalls wurde der Nullartikel dort gesetzt, wo er nicht stehen sollte oder
anstatt des Konjunktivs wurde der Indikativ gebraucht.
Übersetzung das Phrasem im Genitiv stehen (des guten Herzens sein), es wird aber in
Form eines Präpositionalobjekts mit der Präposition von gebildet. Die Ursache für diesen
Fehler liegt im natürlichen Wandel der deutschen Sprache, die dazu tendiert, den Genitiv
mit der Präposition von+Dativ zu ersetzen.
Andere lexikosemantische Fehler, die auftraten, waren zum Beispiel noch: ererben
statt erben, der Vater war überraschend statt der Vater war überrascht oder der Vater
war Glück statt der Vater war glücklich.
Das Anliegen der Untersuchung war zwar nicht, unterschiedliche Sprachregister zu
erforschen, dennoch wird im Weiteren kurz darauf eingegangen, da sich in der Analyse
der Texte herauskristallisierte, dass auch in diesem Bereich 32 Fehler auftraten.
Die Studierenden verwendeten in ihren Texten umgangssprachliche oder moderne
Ausdrücke, die normalerweise nicht in der Textsorte Märchen vorkommen, außer sie
werden aufgefordert ein Märchen zu schreiben, dass moderner zu gestalten ist und dem
zufolge auch die Umgangssprache oder modernere lexikalische Einheiten erwartet wer
den. In der vorliegenden Untersuchung bekamen die Studierenden explizit die Anwei
sung ein traditionelles Märchen zu schreiben, in dem keine umgangssprachlichen oder
modernen Ausdrücke vorkommen sollen. Bei der Analyse der produzierten Texte konnte
festgestellt werden, dass sich nicht alle Studierenden an die gegebenen Anweisungen
hielten. In den analysierten Texten wurden zum Beispiel folgende moderne lexikalische
Einheiten eingesetzt: Party statt Feier oder Kneipe statt Gasthaus. Die Ursache für die
se Tatsache könnte erstens in der Stresssituation liegen, da den Studierenden die Texte
benotet wurden und sie sich deshalb auf andere für sie wichtigere Bestandteile im Text
konzentrierten wie zum Beispiel auf morphologische und syntaktische Strukturen. Das
zweite Motiv für die entstandenen Fehler könnte darin liegen, dass die Studierenden nicht
zwischen modernen, alltäglichen, umgangssprachlichen und standardsprachlichen Aus
drücken unterscheiden können und aufgrund dessen Fehler produzierten.
Das Hauptanliegen der vorliegenden Untersuchung war das Diagnostizieren von Prob
lemzonen bei der schriftlichen Produktion von Texten. Um den Lernprozess zu optimie
ren und den Fehlern vielleicht vorbeugen zu können, werden in diesem Kapitel einige
mögliche Aktivitäten zu den festgestellten Problemzonen aufgelistet, die größtenteils auf
dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (2001: 147-150) basie
ren. Sie sollten lediglich als Ansatzpunkt für eine weitere Forschungsarbeit dienen. Die
Orthographie kann durch Kontakt mit authentischen schriftlichen Texten, die entweder
per Computer oder handschriftlich verfasst sind, trainiert werden, indem man sie die
Lernenden abschreiben lässt. Auch durch das Auswendiglernen des Alphabets, der Wort
formen (einzeln oder unter Anwendung von Rechtschreibregeln) und Rechtschreibregeln
allgemein sowie durch das Schreiben von Diktaten kann die orthographische Kompetenz
verbessert werden. Da die Lernenden tagtäglich mit modernen Informationstechnologien
in Kontakt stehen, ist es angebracht, ihnen auch den Orthografietrainer.net1 als eine Lern
plattform zu präsentieren, wo der Lernende gezielt auf seine individuellen Schwächen
eingehen und seinen Lernfortschritt verfolgen kann.
Die grammatischen Kenntnisse können mit verschiedenen Lernaktivitäten erweitert,
geübt und gefestigt werden. Man kann zum Beispiel mit authentischen oder didaktisier
ten Texten arbeiten, in denen die zu übenden grammatischen Strukturen sehr oft auftre
ten, um deren Struktur, Funktion und Bedeutung zu verdeutlichen. Darauf folgend wird
empfohlen, mit Formentabellen die jeweilige Struktur zu visualisieren, sie und deren
Funktion anschließend in der L2 oder der L1 zu erklären sowie die Struktur mit form
bezogenen Übungen (z. B. Lückentexte, Einsetzübungen, Multiple-Choice-Aufgaben,
Verbinden von Sätzen usw.) zu erlernen und zu festigen.
Um die lexikalische Kompetenz zu fördern, gibt es eine große Anzahl von Möglich
keiten, z. B. kann die Bedeutung einzelner sprachlicher Einheiten sowie feststehender
Wendungen, Idiome und Redewendungen durch den Kontakt mit authentischen Texten,
visuell unterstützten Materialien (Videos, Bilder usw.) sowie mithilfe von ein- und zwei
sprachigen Wörterbüchern, verschiedenen Korpora und Lexika herausgearbeitet werden.
Diese sprachlichen Einheiten können des Weiteren z. B. in Form von Wortfeldern und
mind maps („mentaler Landkarten“) geübt und gefestigt werden. Dabei müssen kulturelle
Unterschiede zwischen L1 und L2 berücksichtigt werden, indem man sich mit den se
mantischen Merkmalen der sprachlichen Einheiten in der L1 und der L2 auseinandersetzt.
8 ZUSAMMENFASSUNG
Folgende Ergebnisse lassen sich zusammenfassen: Die Analyse der produzierten Texte
zeigte, dass die häufigsten Fehler auf der orthographischen Ebene und morphosyntakti
schen Ebene auftraten. Dabei konnte festgestellt werden, dass auf der orthographischen
Ebene die Studierenden den größten Teil ihrer Fehler im Bereich der Laut-Buchstaben-
Zuordnung und Groß- und Kleinschreibung produzierten. Bei der Laut-Buchstaben-
Zuordnung hatten die Studierenden vorwiegend Schwierigkeiten mit den Doppelkonso
nanten und den Umlauten.
Auf der morphosyntaktischen Ebene konnte die umfangreichste Anzahl an Fehlern
im inkorrekten Kasusgebrauch konstatiert werden. Der zweithäufigste Fehler, der in
den Texten vorzufinden war, ist die Wahl der inkorrekten Tempusform und an dritter
Stelle befinden sich zwei unterschiedliche Gruppen von Fehlern: erstens die inkorrekte
Konjugation der Verben und zweitens der inkorrekte Kasusgebrauch in Verbindung mit
Präpositionen.
Auf der lexikosemantischen Ebene gab es die wenigsten Fehler. Sie kamen vereinzelt
vor. Im Bereich des Sprachregisters wurde der Gebrauch von umgangssprachlichen oder
modernen lexikalischen Einheiten, die für diese Textsorte nicht üblich sind, festgestellt.
Beim Versuch, die Ursachen für die entstandenen Fehler zu ermitteln, stellte sich
heraus, dass als Ursache der Fehler sehr häufig die intralinguale und interlinguale Inter
ferenz zu nennen sind.
Die Ergebnisse sind von großer Relevanz, weil sie Problemzonen bei slowenischen
Deutschlernenden aufzeigen. Das bedeutet für den slowenischen DaF-Unterricht, die
Lernenden auf diese speziellen Bereiche aufmerksam zu machen um zu vermitteln, dass
in diesen Bereichen Fehler normale Erscheinungen sind, die aber nach einer gewissen
Lernzeit mit gezielten Lernaktivitäten und Lernstrategien behoben werden können.
LITERATURVERZEICHNIS
POVZETEK
Napake pri pisanju besedil v nemščini kot tujem jeziku. Empirična raziskava na primeru
slovenskih študentk in študentov germanistike
jeziku pogosteje prihaja do napak. Na osnovi izsledkov pričujoče raziskave bi lahko tem mestom
namenili pri pouku nemščine kot tujega jezika posebno pozornost.
Ključne besede: pisanje, nemščina kot tuji jezik, napake, problematična jezikovna mesta, pisna
spretnost
ABSTRACT
This article deals with the analysis of mistakes made by Slovene students of German Studies while
writing a fairy tale in German.
The main aim of the empirical research is to identify those areas (orthographical plane, syn
tactic-morphological plane and lexico-semantic plane) where the students make the most mistakes.
We investigated which mistakes in each specific area appear more than once and what the reasons
for these are.
The results of the empirical research are of great importance for teachers as well as for au
thors of student course books for learning German, since they identify problematic areas in writing,
thus enabling teachers of German to focus on these.
Key words: writing, German as a foreign language, mistakes, problematic areas, writing compet
ence
ZUSAMMENFASSUNG
Im folgenden Artikel werden Fehler von slowenischen Germanistikstudierenden aus dem ersten
Jahrgang beim schriftlichen Produzieren eines Märchens analysiert.
Im Fokus des Forschungsinteresses steht die Frage, in welchen Bereichen (orthographische
Ebene, morphosyntaktische Ebene und lexikosemantische Ebene) die Studierenden am häufigsten
Fehler machen. Des Weiteren wird untersucht, welche Fehler in den einzelnen Bereichen wieder
holt auftreten und welche Ursachen es für die entstandenen Fehler geben könnte.
Die Ergebnisse der Untersuchung sind für Deutschlehrende und Autoren von DaF-Lehrwer
ken in Slowenien von großer Bedeutung, da sie die Problemzonen beim schriftlichen Produzieren
von Texten in den einzelnen Bereichen aufzeigen und somit ermöglichen, im DaF-Unterricht auf
diese einzugehen.
Am häufigsten traten inkorrekte Kasus- und Tempusformen auf. Diese Fehler resultieren aus den Unterschieden zwischen dem morphosyntaktischen System des Slowenischen und Deutschen, z.B. ein anderer Genus im Slowenischen oder das Fehlen eines Kasussystems, was zu Unsicherheiten im Artikelgebrauch führt .
Der komplexe Prozess des Schreibens in der Fremdsprache wird durch physische, physiologische, sprachliche und mentale Faktoren beeinflusst. Physische und physiologische Faktoren beziehen sich auf die Nutzung von Schreibmaterialien. Sprachliche Faktoren umfassen Kenntnisse in Morphologie, Orthographie, Syntax und Semantik. Mentale Faktoren beinhalten Weltwissen, Vertextungsstrategien sowie das Sammeln und Gliedern von Inhalten .
Die größte Anzahl orthographischer Fehler bei slowenischen Studenten resultiert daraus, dass viele von ihnen die deutsche Sprache zunächst durch Fernsehen erlernt haben und erst später in der Schule formell mit der Orthographie konfrontiert wurden. Diese späte Auseinandersetzung mit der Orthographie führt zu den größeren Schwierigkeiten in diesem Bereich .
Die geringe Anzahl lexikosemantischer Fehler könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Studierenden die Bedeutung der erlernten Wörter gut erworben haben. Dies deutet darauf hin, dass das Verständnis lexikalischer Items stärker ausgeprägt ist als die Fähigkeit zur richtigen Anwendung komplexer syntaktischer oder orthographischer Regeln .
Lewandowski definiert 'Fehler' als eine Abweichung von geltenden Normen und betrachtet sie als Verstöße gegen sprachliche Richtigkeit oder Regelhaftigkeit. Er bezeichnet Normen als den allgemein üblichen Gebrauch sprachlicher Mittel, der individuelle Regeln ordnet und manifestiert sich in orthoepischen, orthographischen, grammatischen und stilistischen Normen .
Kleppin klassifiziert Fehler anhand von fünf Kriterien: Korrektheit, Verständlichkeit, Situationsangemessenheit, unterrichtsabhängige Kriterien und Flexibilität sowie Lernerbezogenheit. Unter dem ersten Kriterium 'Korrektheit' versteht sie eine Abweichung vom Sprachsystem und der geltenden linguistischen Norm .
Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung umfassen u.a. falsch klein geschriebene Nomen und groß geschriebene Adjektive. Diese Fehler treten auf, weil die slowenische Sprache, abgesehen von Eigennamen und am Satzanfang, keine Großschreibung kennt. Dies führt zu asymmetrischen Fehlern, da diese sprachlichen Merkmale in der Muttersprache nicht vorhanden sind .
Intralinguale Interferenz beschreibt Fehler, die durch Übertragungen innerhalb der zu lernenden Sprache entstehen, wie Übergeneralisierung von Regeln. Interlinguale Interferenz tritt auf, wenn die Muttersprache auf die Fremdsprache übertragen wird, z.B. die Verwendung des falschen Hilfsverbs im Deutschen durch slowenische Studierende .
Corder unterscheidet zwischen Performanzfehlern, die der Lernende selbst identifizieren und korrigieren kann, und Kompetenzfehlern, die durch falsches Verstehen oder unvollkommenes Lernen entstehen und der Lernende nicht erkennt. Performanzfehler werden weiter in Fehler durch unvollständige Automatisierung und Lapsusfehler unterteilt .
Die verzögerte Einführung und Auseinandersetzung mit deutscher Rechtschreibung, die oft erst in der Mittelschule beginnt, führt zur höheren Fehlerhäufigkeit bei slowenischen Germanistikstudierenden. Aufgrund des frühen Kontakts durch audiovisuelle Medien ohne entsprechende schriftliche Begleitung fehlen die orthographischen Grundlagen, was die Fehleranzahl in diesem Bereich erhöht .