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Begegnungen Am Schachbrett - So Spielen Profis - Vlastimil Hort

Vlastimil Hort, ein renommierter Schachgroßmeister, hat ein Buch über seine Erfahrungen und Begegnungen im Schach geschrieben, das auf seiner 23-jährigen internationalen Karriere basiert. Das Buch enthält persönliche Anekdoten, Analysen von Partien und Einblicke in die Schachszene, wobei Hort betont, dass ein gutes Schachbuch viel Zeit und Hingabe erfordert. Es wird auch auf die Entwicklung der Schachbundesliga in Deutschland eingegangen, die eine neue Ära im deutschen Schach eingeläutet hat.

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Begegnungen Am Schachbrett - So Spielen Profis - Vlastimil Hort

Vlastimil Hort, ein renommierter Schachgroßmeister, hat ein Buch über seine Erfahrungen und Begegnungen im Schach geschrieben, das auf seiner 23-jährigen internationalen Karriere basiert. Das Buch enthält persönliche Anekdoten, Analysen von Partien und Einblicke in die Schachszene, wobei Hort betont, dass ein gutes Schachbuch viel Zeit und Hingabe erfordert. Es wird auch auf die Entwicklung der Schachbundesliga in Deutschland eingegangen, die eine neue Ära im deutschen Schach eingeläutet hat.

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VLASTI HORT

BEGEGNUNGEN
AM SCHACHBREIT
SO SPIELEN PROFIS
“Wenn der Freund mit dem Freund
ins «Schach-Simpeln» gerat,
dann entsteht daraus manchmal
sogar ein Buch. Fur die «Begeg-
nungen am Schachbrett» haben
wir lange gebraucht, was lange
wahrt, wird endlich gut. V. Hort,
der beruhmte Grossmeister, der
langst den Titel eines Super-
Grossmeisters besasse, gabe es
diesen schon, ist Profi auf den 64
Feldern. Taglich auf Du und Du mit
dem kG6niglichen Spiel, ist er der
zur Zeit meistbeschaftigte Gross-
meister Uberhaupt. Seit Jahren
reiht sich bei ihm Turnier an Tur-
nier. Ist er dann einmal daheim,
stehen Simultanvorstellungen
oder Lehrabende auf seinem Pro-
gramm. Nicht zu Ubersehen ist
seine immer umfangreicher
gewordene literarische Arbeit.
Hort erlebt viel wahrend der Tur-
niere. Er mag Schachfreunde, ob
im Amateurlager oder bei den
Meistern. Wer ihn kennt, weiss,
dass er mit Leidenschaft, ganz
gleich in welchem Kreis auch
immer, Uber Schach diskutiert,
Partien analysiert und nach harter
Turnierarbeit es gerne gemiutlich
ausklingen lasst.
Viasti K6nnte Uber jedes Turnier
ein Buch schreiben, denn Episo-
den und lehrreiche Partien gibt es
Uberall. So musste er lange dar-
Uber nachdenken, was wohl fir
den Leser aus seiner nunmehr
23jahrigen internationalen Lauf-
bahn die richtige Kost sein konnte.
Er ist nicht der Typ, der schnell ein
Buch schreibt; denn er mdchte
wie im Schach auch hier nur
Hochstleistungen zeigen. In

RAU
\\
Meiner Mutter
Digitized by the Internet Archive
in 2022 with funding from
Kahle/Austin Foundation

https://archive.org/details/begegnungenamschOO000unse
VLASTI HORT
BEGEGNUNGEN
AM SCHACHBRETT
SO SPIELEN PROFIS

Walter Rau Verlag


Diisseldorf
QS ———————E—EE EEE

Besonderen Dank meinem Freund Manfred Madler fiir seine


Mitarbeit an diesem Buch.

Der Beitrag auf Seite 93 wurde mit freundlicher Genehmigung des Spiegel-
Verlag, 2000 Hamburg, der Zeitschrift ,,DER SPIEGEL”’ entnommen.

Der Beitrag auf Seite 146 wurde mit freundlicher Genehmigung des Falken-
Verlag, 6272 Niedernhausen, dem Buch entnommen ,.Helmut Pfleger/Eugen
Kurz, Turnier der Schachgroljmeister 1983”’.

Die Fotos wurden uns freundlicherweise von Otto Borik, Giinter Lossa (3),
Manfred Madler (2), Heinz-Josef Ullrich zur Verfiigung gestelit.

1. Auflage 1984
© by Walter Rau Verlag Dissseldorf
Alle Rechte der Verbreitung in deutscher Sprache, auch
durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wieder-
gabe, Tontrager jeder Art und auszugsweisen Nach-
druck, sind vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Benteliteam, Bern


Buchausstattung: Friedrich Kohnke
Gesamtherstellung: Hildebrand, Berlin
Printed in Germany
ISBN 3-7919-0218-0
Inhalt

Vorwort
1. Bundesliga
2. Alte Bekannte
Robert Fischer
Dr. Robert Hiibner
Anatoli Karpow
Ludek Pachman
Lubomir Kavalek
3. Schachkommentare
4. Spielen Sie blind?
5. Meine zehn Lieblingspartien
Ein kleines Resiimee tber die zehn Lieblinge
6. Verlorene Partien, aus denen man lernt
Ein kleines Restimee tiber die zehn verlorenen
Partien
7. Schachminiaturen
8. Originalitat
Der schonste Zug meines Lebens
Schachpartie bei Erdbeben
9. Meine Unfalle am Schachbrett
10. Damenschach und Denkaufgaben
Ein Wort zum Schlufs
Vorwort

Um ehrlich zu sein: Das Vorwort dieses Buches war eher ge-


schrieben, als der Buchtitel erfunden wurde.
In schlaflosen Nachten muBte ich immer an die vielen exi-
stierenden Schachbiicher denken, die bereits schone Namen ha-
ben. Soll man bei der Titelfindung nun konservativ oder pro-
gressiv sein? Soll man nach Aljechins Muster das Buch etwa
,,Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft’’ nennen? Oder soll
man lieber einen spaBigen Titel wahlen?
Als ich die Frage im engeren Freundeskreis aufwarf, kam
Manfred Madler auf die Idee, das Buch ,,Schmetterballe auf
dem Schachbrett’’ zu nennen. Er dachte dabei an die harten,
aber auch an die fein geschnittenen Ziige und Gegenziige. Nach
einer guten Flasche Wein schien die Idee zwar akzeptabel, am
nachsten Morgen konnte ich sogar feststellen, daB meine um-
fangreiche Bibliothek einen solchen oder 4hnlichen Titel noch
nicht enthielt. Doch dann rief mich Verlegerin Beatrix Rau an,
und ihr gefielen die ,,Schmetterbdlle’’ weniger. Nun ja, sie ist
Reiterin. Aber auf Pferde fiel mir wirklich nichts ein, was einen
schonen Vergleich mit dem Springer oder der Springergabel
auf dem Schachbrett ergeben hatte.
Eine weitere schlaflose Nacht folgte. Zu allem Ubel stand
ich noch unter Termindruck. Dann kam ein Einfall: ,,Die
Schneebdlle auf dem Schachbrett’’. Das gefiel meinem Freun-
deskreis nun tiberhaupt nicht. Dieter Nachtsheim, treuer Be-
gleiter zu allen Schachturnieren und Seminaren, ein sehr real
denkender Mensch, dachte an meine Prager Herkunft und kam
mit ,,Schachoblaten’’, seine Freundin Hilla verfeinerte das zu
,,Prager Spezialitaten’’, aber Dieter, der nie aufgibt, steigerte
sich zu ,,Karlsbader Oblaten’’. Jetzt hatte ich noch Schwierig-
keiten mit der heimischen Lizenzabteilung fiir Markennamen
bekommen! Die Schokoladen aus Karlsbad schmecken ném-
lich ausgezeichnet und sind ein beriihmter Markenartikel. —
Noch immer kein Titel. Wir waren alle verzweifelt, denn laut
Manfred Madler verkauft sich ein guter Titel von selbst.
Am spaten Nachmittag des 13. Marz rief mich ein junger
Mann aus Wiirzburg an. Er war 17 Jahre alt, und sein innigster
Wunsch bestand darin, Schachprofi zu werden. Ich war zu-
nachst sprachlos. Immerhin wollte er, daB ich sein Trainer
wiirde. Nachdem er mir alles erklart hatte und ich endlich zu
Wort kam, fragte ich ihn, ob er sein Abitur gemacht habe oder
Sea a EE

schon Student sei. Beides verneinte er, denn wegen des Schachs
habe er die Schule verlassen und sitze heute taglich gute acht
Stunden zu Hause, um Schach zu studieren.
Ich war wieder sprachlos. Der junge Mann mit einer Ingo-
Zahl von 120 war tiberzeugt, daB er es noch zu etwas ganz Gro-
Bem bringen kénnte, wenn er das entsprechende Training er-
hielte. ,,Was denken Ihre Eltern dariiber?’”’ fragte ich nach ei-
ner Weile. Die Antwort konnte ich eigentlich schon erraten. Sie
waren zunachst dagegen gewesen, aber dann konnten sie sich
gegen den Sohn nicht mehr durchsetzen. Mir fiel auch ein, das
sich viele junge Menschen heute nicht verstanden fiihlen und
aus der Welt fliichten. Was konnte ich dem jungen Mann erwi-
dern? Ich versuchte ihn nur zu tiberreden, wenn er es bis zum
22. Lebensjahr schachlich zu nichts gebracht hatte, einen nor-
malen Beruf zu ergreifen. Nein, ich will seinen Namen nicht
nennen. Vielleicht wird er noch einmal ein GroBer im Schach.
Wer weil es?
Aber auch dieser Anruf brachte mich bei der Titelsuche
nicht weiter.
Manfred Madler meinte dann, dal} meine Arbeitsweise ihn
an einen Springer auf dem Schachbrett erinnere. Diese Bur-
schen machen immer etwas, was man nicht so richtig vorausse-
hen kann. Ich sollte mir lieber die Laufer zum Vorbild nehmen,
die systematisch vorgehen und konsequent Feld nach Feld
fkeSSenu.
,,Vlastimil’’, sagte ich mir, ,,du muBt jetzt den Titel verges-
sen und dem Leser erklaren, wie schwierig es heutzutage ist, ein
Buch zu schreiben.’’ Der Mensch fliegt heute mit der Concorde
in ein paar Stunden nach Amerika. Den Mond kann man mit
der Hand beriihren, aber das Schachbuch bleibt das Schach-
buch. Ich bin einer von vielen, die von Robert Hiibner immer
noch sein Lebenswerk erwarten. Es ist allgemein bekannt, daB
er schon seit Jahren an einem Buch arbeitet. Ich kann seine
Griindlichkeit gut begreifen, und ich kann auch warten. Es
konnen Jahre sein, vielleicht auch nur Monate, aber ich fiirch-
te, daB ich kein Buch von ihm sehen werde.
Ein gutes Schachbuch fordert den ganzen Mann. Viele
Stunden muf er mit all seiner Energie daran arbeiten, und
wenn er dann erfahrt, daB ein Bauarbeiter oder eine Reinema-
chefrau besser bezahlt werden als er, erscheint der ganze Idea-
lismus in einem anderen Licht.
SSS SSS SS ()

Irgendwo habe ich gelesen, daB junge Leute in Amsterdam


einen gewissen ,,Stoff’’ vom Staat frei zur Verfiigung gestellt
bekommen. Auch Schach ist eine Art Droge. Wer einmal be-
gonnen hat, spielt weiter und weiter, und die Jahre gehen an ei-
nem vorbei. Die Meister Heinecke, Dr. Tréger oder Diemer
wirden bestimmt nie das weiBe Pulver anriihren, weil sie ja das
Schachbrett haben. Ja, man wird einfach Alter und sammelt
Erfahrungen. So ist eigentlich auch das Buch entstanden. Ich
habe das Beste aus meiner Schachkarriere gesammelt, aber
nicht nur ich, auch die Kommentatoren, die bei meinen Partien
zugegen waren, haben durch ihre klugen Analysen dazu beige-
tragen.
Das Ihnen vorliegende Buch ist ehrlich. Ich hatte auch ein
anderes Exemplar mit Schere und Klebstoff herstellen kénnen,
die Produktionsfrist ware dann vielleicht eine Woche gewesen.
Ich hoffe zuversichtlich, da ich im Leben nie eilen muB, um
ein Schachbuch auf Befehl ins Leben zu schicken. Ubrigens
sollte man auch im Schach das Copyright anderer nicht verlet-
zen. Es ist bekannt, daB Fischer bei den machtigsten Zeitungs-
monopolen einen Anspruch geltend machen wollte, wenn sie
seine Schachpartien abdruckten. Aber die Sache fiel doch ins
Wasser.
Uber Fischer zum Beispiel wiirde ich nie eine Biographie
schreiben, obwohl ich ihn viel besser kannte als andere. Aber
jene anderen schreiben ihre Biicher, ohne rot zu werden. Sie
kommen einfach in die Schachkirche und wissen sich nicht zu
benehmen. Sie kopieren und kopieren, um tiberhaupt etwas zu
schreiben. Augenblicklich schreibt jeder Hans-Franz tiber Kas-
parow. Ich méchte es dem Leser iiberlassen, sich ein untrigli-
ches Bild von der ganzen Schachszene zu machen, auch wenn
das nicht leicht ist.
Nein, ich habe auch in dieser letzten Phase keinen passen-
den Titel fiir mein Buch gefunden. Vielleicht werde ich den
jungen Mann aus Wiirzburg, der ,,Weltmeister’’ werden will,
fragen. Soll sich doch der Verlag Gedanken darum machen!
1. Bundesliga

Mit der Einfiihrung der einteiligen Schachbundesliga begann


eine neue Ara im deutschen Schach. Wer zu den 16 Spitzen-
teams gehdrt, nimmt das Schach im héchsten MaBe ernst. In
der Eliteklasse bereiten sich die Mannschaften auf ihre Wett-
kampfe sehr genau vor. Es wird viel analysiert, und die Spieler
brennen vor Ehrgeiz, zumal es bekanntlich auch fiir manchen
um eine finanzielle Besserstellung geht. Fiir die Vereine ist die
Bundesliga natiirlich eine kostspielige Angelegenheit. Das be-
ginnt mit den teilweise ganz erheblichen Reisekosten, aber es ist
ja immer so: Was gut ist, ist nun einmal nicht billig.
Weil es der deutschen Wirtschaft immer noch besser geht als
der vieler anderer Lander, haben sich einige Vereine auslandi-
sche Spitzenspieler zur Verstarkung ihrer Teams geholt. Es be-
gann vor vielen Jahren mit O’Kelly und Kavalek, dann folgten
Westerinen, Soos und Kurajica. Heute fallt es schon schwer,
alle auslandischen Meister aufzuzadhlen, so zahlreich sind sie
dem Ruf nach Verstarkung deutscher Mannschaften gefolgt.
In der Bundesligasaison 1983/84 sind auf den Aufstellungskar-
ten zu finden: Nunn und Chandler bei SK Hamburg, Hort,
Miles und Sigurjonsson bei SG Porz, Spasski, Lobron und Ka-
valek bei SG Solingen, Kindermann und Calvo bei Bayern
Miinchen, Robatsch bei Miinchen 1836, Smejkal, Short und
Gutman bei SG Enger/Spenge, SchiiBler bei SG Bochum, Iv-
kov, Flear bei SC K6nigsspringer Frankfurt. O’Kelly verstarb,
Kurajica und Sosonko sind dieses Jahr nicht mehr dabei.
Fiir die Entwicklung des deutschen Schachs ist die Bundesli-
ga ganz bestimmt ein Gewinn, denn die deutschen Spieler, die
bis dahin ausnahmslos Amateure waren, bekamen dadurch die
Gelegenheit, mit den auslandischen Meistern zu spielen, aber
auch, und das ist besonders wichtig, mit ihnen zu analysieren
und zu diskutieren.
Ich verbrachte fiir die SG Porz einige hundert Stunden am
Schachbrett. Immerhin waren es sechs Spielsaisons. Natiirlich
erinnert man sich ab einer gewissen Spielstarke stets mehr an
die verlorenen Partien als an die vielen, in denen man den Leh-
rer abgab.
Sizilianisch Der Bauer soll bis h6 laufen,
Hort (Porz) — Hiibner (HSK) aber gerade auf diesen Zug
Bundesliga 1982/83 hat Hiibner eine Abwicklung
vorbereitet:
1. e4 c5 2.S8f3 d6 3. Lb5+
16. ...Lxh4! 17. Txc6
Ld7 4. Lxd7+ Dxd7 5. 0-0
17. Sxh4? verliert wegen
Sc6 6. c3 Sf6 7. De2 e6 8. d4
17. 1.5xd4:
cxd4 9. cxd4 d5 10. e5 Se4 11.
Vs Xc6 17 Ii 7
Sbd2
18. Kxf2 Txc6 19. Thl gibt
Interessant, dal} Short ge-
Weil} Mattangriff.
gen Andersson tags darauf —
18. Sxh4 Txcl+ 19. Lxel
vielleicht auf Anraten vom
Da4 20.Dg4 Kh8 21. a3 Dc2
Hamburger ,,Kiebitz’’ Miles
22. Df4 Kg8 23. b4 Tc8 24.
— beim Londoner ,,Philipps
Le3
& Drew’’ 11. Le3 probierte;
Danach besitzt Schwarz
inches TZ. Selr i6.13- £3
klaren Vorteil; notwendig war
Sg5 14. Sd2 0-0 15. Sd3. Short
24. Ld2, um das Eindringen
stand die ganze Partie Uber et-
des schwarzen Turms nach c3
was schlechter, rettete sich
zu verhindern, wonach
aber ins Remis — schlechte
Remischancen bleiben. Inter-
Zeiten fiir den weifen Eroff-
essanterweise wurde _ diese
nungsaufbau.
Stellung (was auch Hiibner
11. ...Sxd2 12. Lxd2 Le7
bestatigte) von den meisten
13. Tacl 0-0 14. Tc2 Tac8 15.
Zuschauern als giinstig fiir
Tfcl a6 16. h4?
Wei} beurteilt.
wits ML &2// 24. ...Dd1+ 25. Kh2 Dh5
eaeAap VIET.
26. g3
Auf 26. Kh3 folgt 26.
We ...1c3 27. g4 g5! mit Gewinn.
26. ...Tc3 27. a4 Tb3 28.
CITT:
Kg2 Txb4 29.a5 Tb1 30. Df3
Dxf3+ 31. Sxf3 b6 32. axb6
a5 33. Lg5 a4 34. Le7 Txb6
LISELI pai MIPTLI Oh png CITES) 35. Sel Tb2 36. Le5 h5 37.
NICO
Ca
ONE
GOS
IND
at) Sd3 a3! 38. Lxa3 Tb3, Weil
AB C DZ E re GH gab auf.

Die Partie hat Robert perfekt gespielt. Ihm liegt die Bundesli-
ga, und er bringt an den beiden Spieltagen stets die von ihm er-
wartete Leistung. B6se Zungen haben einmal behauptet, er sei
RN SS eee NY eT ata

ein Wochenendspieler! Die zweite unangenehme Erinnerung an


dieses Wochenende war ein nicht beheizter Spielsaal, so daB ich
nicht nur nach 16. ...Lxh4 zitterte.
Spitzenleistungen bringt manchmal auch noch Exweltmei-
ster Spasski. In der folgenden Partie behandelt er das Mittel-
spiel hervorragend.
Sizilianisch 19. b3 Tfe8 20. Dd1 Da5
Spasski (Solingen) — 21. b4
Hort (Porz) Offnet die geschwachte
Bundesliga 1981/82 schwarze Stellung auch am
anderen Fliigel.
1. e4 c5 2. Sc3 Sc6 3. g3 g6 4.
21. ...cxb4 22. exb4 Dad
Lg2 Lg7 5. d3 d6 6. f4
Nun ergibt das naheliegen-
Eines der Lieblingssysteme
de 23. d4 gar nichts wegen 23.
des Exweltmeisters.
...Dxd1 und 24. ...La4 resp.
6. ...e6 7. Sf3 Sge7 8. 0-0
24% ;.: 05:
Ld7
23. b5! Lxb5
Schwarz verlaBt hier die
Erzwungen.
Pfade der Theorie und ver-
24. Dxa4d Lxad 25.Txb7
zichtet vorlaufig auf die Ro-
Txe6
chade. Das Ergebnis des Ex-
periments vermag aber nicht
zu liberzeugen.
EXD Use
9. Le3 Sd4 10. Tb1 Tc8 11. Mi], JF, ws
me 4aAVEAY
W070
Lf2 Sec6 12. Se2 Da5
So ist kein Gegenspiel zu i
erhalten, und zugleich ver-
87, UU
nachlassigt Schwarz den K6o-
7 ADO agSin
Es:
nigsfligel.
13. Sexd4 Sxd4 14. c3
Sxf3+ 15. Dxf3 Lc6
Gegen den __ sofortigen
@
WF
ODN
a
—-~nN
EE
Durchbruch 16.f5 gerichtet. IN ley (Ge (a) (= le te) Ir
Den Ba2 wird Weil ja doch 26. g5!
nicht decken. Droht Qualitatsgewinn.
16. 24 0-0 17. f5 £6 18. fxe6 26. ...Te5 27. Txa7 Lb5
Dxa2 28. gxf6 Lxf6 29. Ld4 Lh4 30.
Henkersmahizeit. Den Lxe5 dxe5 31. Lh3 Tc6 32.
SchluBangriff fiihrt Spasski Tb1 Tc5 33. Ta5, Schwarz
mit seiner gewohnten Eleganz gab auf.
durch. Ein fiirchterlicher Verrif.
Im schlimmsten Fall mu man sich fiir die Mannschaft opfern.
Das geschieht, wenn es schlecht aussieht und ein Gewinn viel-
leicht noch alles retten wiirde.

Sizilianisch Tg8. Aber Schwarz laBt diese


Meyer (Delmenhorst) — gute Fortsetzung aus, und
Hort (Porz) Meyer kann sich erholen.
Bundesliga 1980/81 22. ...Dg7 23. f4 Ld4+
24.Le3 Kh8
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. Lb5+
24. ...Lf{6, um vereinfa-
Sd7 4. c3 Sgf6 5. De2 a6 6.
chende Abtéusche zu vermei-
La4 Dc7 7. c4?
den, scheitert an 25. LxcS
Danach sind keine aktiven
dxeS 26. Dxe6+.
Plane fiir Wei zu ent-
25. Lxd4 Dxd4+ 26.
wickeln. Anspruchsvoller ist
De3+
deshalb 7. 0-0 nebst d4.
7. ...g6 8. 0-0 Lg7 9. Sc3
0-0 10. d3 e6 11. Ld2 b6 12.
Tab1 Lb7 13. Tfel Sg4 14. WE
Lxd7 Dxd7 15. b4 Lc6 16. te all
bxc5 bxc5 17. h3 Se5 18. Sxe5
Lxe5 19. Sd1 Tab8 20. Se3 f5
21. exf5 gxf5 22. Sfl
Diese Partie zeigt bisher
die ,,normale’’ Entwicklung. i a “«
0.9
Schwarz ist es gelungen,
durch dynamisches Spiel ei-
eo
nen Vorteil zu erreichen. Jetzt WAY Gaye
erwartet man 22. ...Kh8 nebst AC C.D ERGs

Eine Partie des Wettkampfes Porz - Delmenhorst war schon re-


mis gegeben worden. Hiibner stand haushoch auf Gewinn. Alle
anderen hatten nichts zu befiirchten. Es war ein glatter Sieg fiir
Porz zu erwarten.
Mein Gegner war in Zeitnot, ich hatte noch genug Zeit, so
da} ich in aller Ruhe eine ganze Kanne Kaffee trinken konnte.
Fir mich ist bei Mannschaftskampfen seit eh und je die Haupt-
sache, das die Mannschaft gut abschneidet. Als ich noch ein-
mal durch den Saal spazierte, sah ich zu meinem Entsetzen,
da die vorher so gut stehenden Kameraden pldotzlich in schlim-
me Not geraten waren und schon auf verlorenem Posten stan-
den. Jetzt muBt du gewinnen, sagte ich zu mir.
Nun ging es folgendermaffen weiter:

26. ...e5?! 27. fxe5 dxe5 28. man kann eben nicht aus ei-
Dxd4 cxd4 29. Txb8 Txb8 30. ner ausgeglichenen Stellung
Sg3! einen seridsen Angriff star-
30. TxeS Tb2 ist fiir WeiB ten—, sieht das Spiel jetzt
schlecht. hoffnungslos fiir ihn aus.
30. ...f4 31. Sf5 Tb2 32. 36. ...Tal+ 37. Kd2
Txe5 Txg2 + 33. Kf1 Txa2 34. Ta2+ 38. Kel Ta3 39. Ke2
Sxd4 Lg2+ 35. Kel Lxh3 36. Lg4+ 40. Kd2 Ta2+ 41. Kc3
Ted! Ta3+ 42. Kce2 Ta2+ 43. Kb3
In beiderseitiger Zeitnot Tf2 44. c5 h5 45. c6 h4 46. c7
hat Meyer alle Gewinnversu- h3 47. Se6 Ld1+ 48. Kb4
che des Grofmeisters nerven- Tb2+ 49. Kc5, und Schwarz
stark abgewehrt, und weil gab auf.
Schwarz tberzogen hat —

Ich konnte natiirlich noch ,,ewiges Schach’’ geben. Mit 38.


...Tal + 39. Kd2 Ta2+ 40. Kel Tal + war der halbe Punkt zu
retten, aber das reichte nicht zum 4:4 fiir die Mannschaft. Erst
spater stellte sich heraus, da Gerusel eine verlorene Stellung
noch gerettet hatte. Diese Zugwiederholung hatte Porz also
doch geholfen.
Im ,,Schach-Echo’’ muBte ich spater unter der Partie fol-
genden Nachruf lesen: ,,K6nnen Sie sich das Gejammer des
GroBmeisters auf der weiten Heimreise vorstellen?’’
In der Bundesliga traf ich so manchen alten Bekannten wie-
der. Otto Borik kannte ich noch aus Prag, und es war mir ganz
lieb, daB er sich schachlich genug verbessert hatte, um sogar
am ersten Brett einer Bundesligamannschaft spielen zu k6n-
nen. Er ist heute ein bekannter Schachredakteur, und ganz am
Rande sollte ich noch erwahnen, das er inzwischen den inter-
nationalen Meistertitel tragt.

Benoni Sc3 exd5 5. cxd5 d6 6. e4 g6


Borik (Bochum) — Hort (Porz) 7. £4
. Bundesliga 1982/83
Das scharfste System wird
1. d4 Sf6 2. c4 c5 3. d5 e6 4. auch von Kasparow gespielt.
Sehr bekannt ist z.B. die Par- Gegenspiel. Schwarz ist na-
tie Kasparow-Nunn, Olym- tirlich bereit, in vielen Va-
piade Luzern 1982. rianten den Bauern zu ofern:
7. ...Lg7 8. Lb5+ Sfd7 z.B. 16. Le3 Sb4 17. a3 Sd3
Das Beste. Andere Ziige 18. Lxd3 cxd3 19. Dxd3
sind schlecht, weil Weil so- Lxh3. Die Stellung kann nach
fort zum vernichtenden e4-e5 15. ...c4 als kritisch betrach-
kommt. tet werden. Es bestehen glei-
9. Le2 che Chancen.
Borik kannte diesen Zug “16. e5?!
schon. In einer anderen Partie Zu optimistisch. Schwarz
aus der Bundesliga zwischen kann den weiBBen Angriff neu-
Borik und Podzielny ging es tralisieren.
mit 9. Le2 0-0 10. Sf3 Te8 11.
0-0 a6 12. a4 Dc7 13.Khl c4
14. Ta3 Sc5 15. eS! weiter,
und Wei stand klar besser.
9. ...Dh4+
Verliert Zeit, schwacht ae
aber den weifen KO6nigsflii-
gel.
10. g3 Dd8!?
Eine theoretische Neuig-
keit. Normalerweise spielen
—-
ft
am
OW
nn
alle Schwarzen in ahnlichen
Stellungen 10. ...De7. Mir ge-
fiel nicht, daB spater die Da-
me auf der e-Linie durch den 16. ...Sb4
weiBen Turm unter Druck Die Kavallerie kommt
kommen kann. rechtzeitig ins Spiel. In vielen
11. Sf3 0-0 12. 0-0 Te8 13. Varianten hangt der weife
Tel Sa6 Bauer auf d5, und falls Wei
Schwarz mute hier eine jetzt 17. a3 zieht, dann ist Sd3
schwierige Entscheidung tref- wieder sehr stark.
fen. Seine Springer kénnen 17. g4
sich gegenseitig behindern. Noch am verniinftigsten.
14. Lf1 Sb6 15. h3 17. ...dxe5 18. fxe5 S6xd5
Borik hat nach der Partie 19. Sxd5 Dxd5 20. Dxd5 Sxd5
15. a4 vorgeschlagen. 21. Lxc4
15. ...c4 Am Brett ist wieder mate-
Ein Versuch zu aktivem rielles Gleichgewicht, und im
Endspiel steht Schwarz bes- nik und stellt WeiB vor groBe
ser, weil die weiBen Krdafte Probleme.
durch die Verteidigung von e5 31. b3 Kg7 32. Kf2 Kf6 33.
gebunden sind. Kf3 a5 34. Tc7 h6 35. Kg3
21. ...Sb6 22. Lb3 Le6 23. Ke6 36. Kf3 h5! 37. Kg3 hxg4
Le3 Sd7 24. Lxe6 Txe6 25. 38. hxg4 g5 39. Kf3 £6 40. Th7
Ld4 Tae8 26. Tad1 Tb4
Falls 26. Lxa7, dann Damit bereitet Schwarz
kommt 26. ...Sxe5 27. Sxe5 den Vormarsch seines Konigs
Lxe5, und Wei hat groBe auf den Damenfliigel vor.
Schwierigkeiten, da auch 41. Kg3 b6 42. Th2
...Lh2+ droht. WeifS bemiiht sich verge-
26. ....Sxe5 27. Lxe5 Lxe5 bens, seinen Turm auf f5 zu
28. SxeS Txe5 29. Txe5 Txe5 bringen.
30. Td7 Tb5 42. ...Tf4 43. Td2 Tf1! 44.
Im Turmendspiel hat Kg2 Tcl 45. Te2+ Kd5 46.
Schwarz einen Bauern mehr, Td2+ Ke5 47. Tf2 Tc6
aber es ist schwierig zu sagen, Gewinnt! Der schwarze
ob dieser kleine Vorteil zum Konig hat nun freie Bahn.
Gewinn reicht. Jedenfalls 48. Kg3 Kd4 49. Kf3 Kd3,
zeigt Schwarz sehr gute Tech- Weis gab auf.
Die Auseinandersetzungen zwischen Porz und Solingen sind
stets ein groBer Schlager. Da fand ich einen alten Freund und
Gegner wieder. Von Lubomir Kavalek wird an anderer Stelle
noch die Rede sein.
exf4 27. Sxf4 Se5 28. Dd2 Lc8
K6nigsindisch 29. Le2 a5 30. Khi Lg7 31.
Hort (Porz) — Kavalek Sd3 Sf7 32. Sf4 Se5 33. Sd3
(Solingen) Sf7
Bundesliga 1980/81 FLEA),
Ta, a7)
8 & , [EY
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7
4.e4d6 5. f3 0-0 6. Le3 Sc6 7.
Sge2 a6 8. Dd2 Tb8 9. d5 Se5 6 a A "Ga
10. Sg3 c5 11. f4 Seg4 12. Lgl 5M XG ZF
e5 13. dxe6 fxe6 14. h3 Sh6 4 yygoe ws
15. Le3 Sf7 16. Le2 b6 17. 0-0
Lb7 18. Tad1 De7 19. Lf3 b5
3 ne U8
20. b3 h5 21. Dd3 h4 22. Sge2
D2 YAy Yj,
Yj, Bs

b4 23. Sad e5 24. Sb6 Lhé6 25. 1


” simile
Sd5 Sxd5 26. exd5 (exd5 e4!) AGB tC DEE
“G.A
34. e5 Sxe5 35. Lg5 Txfl+ 49. Tf3) 49. Lxg5 Td6 50.
36. Txfl De8 37. Lxh4 Lf5 Lxh6 Txh6 51. Dg4 De7 52.
38. Sf4 a4 39. Lg3 axb3 40. T£5 (Abgabezug) Tg6 53. Df4
axb3 Ta8 41. Se6 Lxe6 42. Kg7 54. Kh2 Dd6 55. Dxd6
Lxe5 Lf7 43. Lxd6 Td8 44. Txd6 56. TxcS Td3 57.
Df4(?) Lxd5? (Txd6) 45. Le4 Tg5+! Kf6 58. Tg3 Tc3 59.
Lxce4 46. Dxc4+ Kh7 47. h4 Kf5 60. h5, und Schwarz
Dh4+ Lh6 48. Lf4 g5 (Df8 gab auf.

Der Schachklub Zahringen wurde fiir seine gute Jugendarbeit


gelobt. Das ist wahr, wahr ist aber auch, daf} der Verein in
Diisseldorf gegen die SG Porz viel Federn lassen muBte! Am
Ende hie es 7 1/2 : 1/2. Mit dem jungen Siegel muBte ich dort
iibrigens eine Rechnung begleichen. Ich hatte im Zurcher
Schachcafé Urania einmal an einem Turnier mit Viertelstun-
den-Bedenkzeit fiir jeden Spieler teilgenommen. Vor der letz-
ten Runde kam ein junger Schachfreund auf mich zu und bot
mir vor der Partie Remis an. Wir beide, er und ich, waren
punktgleich. Dann haben wir gespielt, und ich stellte eine Figur
ein. Mein Gegner gewann, freute sich und steckte das Preisgeld
ein.
In Dusseldorf sah ich den jungen Gegner wieder. Er sa am
ersten Brett bei den Zahringern. Kaum hatten wir 18 Ziige aus-
gefiihrt, bot er mir wieder Remis an. Der Leser wird vielleicht
nicht verstehen, da ich nicht ja sagte, denn meine Partie stand
nicht besonders gut. Trotzdem blieb ich meinem Grundsatz
treu: Schach soll gespielt werden. Mit Wut im Bauch spielt es
sich manchmal doch ganz gut; sehen Sie selbst:

Aljechin
Hort (Porz) — Siegel 8
(Zahringen)
Diisseldorf 1981/82
1. e4 Sf6 2. e5 Sd5 3. d4 d6 4.
Sf3 Lg4 5. Le2 e6 6. 0-0 Le7
7. h3 Lh5 8. c4 Sb6 9. Sc3 0-0
10. exd6 cxd6 11. Le3 d5 12.
cS Lxf3 13. Lxf3 Se4 14. Lf4
Sc6 15. b3 S4a5 16. Tcl b6 PONY
SO)
iad
pea
Wo
ST
A|
17. Sa4 bxc5 18. Sxc5 Lf6 19.
Le3 Tb8 20. Dd2 Tb4 21. Sa6 A’;BaG
De BIR SGr
Txd4?! 22. Lxd4 Sxd4 23. a4 Lg7 36. Dxf4 Dxf4 37.
Lg4 Sac6 24. Sc5 g6 25. b4 h5 Txf4 e5 38. Tfl e4 39. a5 e3
26. Ldl e5 27. La4! Lg5 28. f4 40. b6 axb6 41. axb6 e2 42.
exf4 29. Lxc6 Sxc6 30. Se6! Tel Ld4+ 43. Kh1 Kf7 44. b7
fxe6 31. Txc6 De8 32. b5 Df7 La7 45. Tc8 Te7 46. b8 = D,
33. De2 Te8 34. De5 Lh6 35. und 1:0 nach wenigen Ziigen.

Das allgemeine Schachniveau ist in der Bundesrepublik besser


geworden. Man muf sich schon sehr anstrengen, um einen
Doncevic zu schlagen. Er hat durch die Bundesliga viel profi-
tiert.
Sizilianisch 7. ...0-0 8. Sb3
Hort (Porz) — Doncevic Falls 8. Dd2, so 8. ...d5
(Koblenz) mit gutem Spiel fiir Schwarz.
Bundesliga 1983/84 Wahrend der Partie war es
mir unklar, ob Schwarz bei
1..8¢3 eventuellem 8. Lc4 nicht 8.
Dieser Zug ist spielbar, ...Db6!? spielen konnte.
und man kann mit ihm den 8. ...05!17
Gegner ein bifchen 4rgern Dies sollte zum Ausgleich
oder aus dem Gleichgewicht reichen.
bringen. Einen’ konkreten 9. exd5 Sb4 10. Dd2
Vorteil kann man natiirlich Der einzig verniinftige
durch 1. Sc3 nie erreichen. Zug. Falls 10. Lc4, so kénnte
1. ...c5 2. e4 g6 Schwarz mit dem Gambitzug
Schwarz entschied sich 10. <:..0517 > fortsetzen, Die
hier fiir die Drachen- Folgen 11. Lxb5S Lf5 12. Tcl
Variante, die in den letzten Sxd5 13. Sxd5 Sxd5 14. Ld4
Jahren durch die Englander Lh6 sind fiir Schwarz ange-
an Popularitat gewonnen hat. nehm, stark ist auch der ein-
3. Sf3 Lg7 4. d4 cxd4 5. fache Zug lO. De7t 1Tisbes
Sxd4 Sc6 6. Le3 Sf6 7. f3 (th. De2? Sxc244 eco
WeiB wollte die Variante Sxc2 + !? 12. Dxc2 b6 13. Sb5
unbedingt ohne den Zug Lf1- DeS5+, und Schwarz be-
c4 spielen, und der Leser kommt immer die Figur zu-
kann jetzt den Unterschied er- ruck und hat gutes Spiel auf
kennen: Falls Schwarz noch der Diagonalen al-h8.
nicht d7-d6 gespielt hat, ist 10. ...Sfxd5
die Spielweise von Doncevic Nicht 10. ...Lf{5? wegen
durchaus moglich, weil 11. Sd4, und Weis steht bes-
Schwarz Ausgleich erhalt. ser.
11. Sxd5 Sxd5 12. 0-0-0! b) WeifS kann auch auf die
Nur so. Sonst kommt Schaffung eines Freibauern
WeiB in Nachteil, z.B. 12. hoffen;
Ld4 Lxd4 13. Dxd4 e5 14. c) weil das schwarze Ge-
Df2 Le6 15. 0-0-0 Dg5 + usw., genspiel am K6nigsfltigel mei-
wobei der Ausgang der Partie stens zu spat kommt;
natiirlich noch im dunkeln d) Wei kann auch mit
liegt. mehr Raum zum Manovrie-
12. ...Le6 13. Le4!? ren rechnen.
Ein Ubergang ins Endspiel Die Partie wird jetzt im
ist fiir WeiB lebenswichtig, da Endspielstadium ein wenig
die Diagonale al-h8 sehr ge- langweilig, aber trotzdem
fahrlich ist. bleibt sie theoretisch wichtig.
Warum? Nehmen wir einmal
K7/
tag wins
eine Englische Partie:
LT e4:e5,25Sce3'Si6 393,05
Mh, losis 4. cxd5 Sxd5 5. :(Le2.Sb6-6.

wie’: Sf3 Sc6 7. 0-0 Le6 8. d4!?


exd4 9. Sb5 Dd7! 10. Sfxd4
ate Sxd4 11. Sxd4 0-0-0 12. Le3
Ee5 13. Sce2’ Dxdl 14--Rixal
Lxe3 15. Sxe3.
pe) Yn
Der Leser kann schon er-
NOowoFt
—-
@D
ODN
‘e19 as kennen, das die schwarze
A Ba Gab Ewe Ger Stellung in unserem Beispiel
13. ...Sc7 spielbar ist. Schwarz hat ei-
Schwarz hat diesen Zug gentlich blo® ein Tempo (f7-
bestimmt nicht gern gemacht, f6) weniger, und er hatte im
aber das Damenopfer 13. Endspiel tiberhaupt nichts zu
avokes) 14s; Dxes. Lxe4 lS: fiirchten.
Txd8 Tfxd8 16. Dxe7 ist Man kann davon ausge-
kaum vollwertig. hen, das die zitierte Englische
14. Dxd8 Tfxd8 15. Lxe6 Partie mit schnellem 8. d4!?
Sxe6 fiir Schwarz keine groBe Ge-
Ein schwieriges Endspiel fahr bedeutet.
beginnt. Weil} steht ein wenig 16. Sa5 Kf8
besser, Ein guter Zug. Der Konig
a) weil er schwarze Bauern kommt nd&her ins Zentrum,
am Damenfliigel angreifen und Wei kann nicht 17.
kann; Sxb7? wegen 17. ...Txd1+
18. Txd1 Tb8 19. Td7 Ke8 20. nicht leichter. Natiirlich, falls
Lxa7? Ta8 spielen. 26. ...Se6, so 27. Sd3 mit Vor-
17. Txd8+ Sxd8 teil fiir WeiB; andere Ziige
Spielbar, doch ware 17. sind aber kaum vorzuschla-
... 1xd8 18. c3 b6 19. Sc6 Td7 gen.
20. Tdl Tc7 21. Sb4 (21. Sd8? 27. Lxc5 Se6 28. Le3 Kd7
ScS +) 21. ...Ke8 dem Aus- 29. a5!
gleich naher. Ein sehr wichtiger Zug.
18. Tdi Ke8 18. Sb3! WeiB mufB aufpassen, dai
Nur so kann Wei seinen Schwarz nicht durch a6-a5
minimalen Vorteil halten. das Feld c5 unter Kontrolle
19. ...Sc6 20. Sc5 Td8?! bekommt.
Ein sehr fraglicher Turm- 29. ...Kc6 30. Kd3 Sc7
abtausch. In Betracht kam Ich bin gar nicht davon
20. SRT c8ly2i, c37 Tc, aber iiberzeugt, daB die weiBe Stel-
vielleicht wollte Schwarz zu lung gewonnen ist. Wahr ist,
schnell den Remishafen errei- daB jede Ungenauigkeit des
chen. Schwarzen schnell zum Ver-
21. Txd8+ Sxd8 22. a4! + lust fiihren kann.
Schwarz mu hart um den 31. 24
Ausgleich kampfen, und es
Wieder ein Raumgewinn.
scheint mir, mit den Tiirmen
ware es leichter gewesen. 31. ...Se8
22 2 Len 23. 14 Le 724. Der Springer sucht verge-
Kd2 a6 bens bessere Felder.
Eine schwierige Entschei- 32. Le5 Sd6 33. Kd4
dung: Schwarz wahlte hier Hier konnte Wei schon
zwischen 24. ...Ld6, 24. ...g5, 33. Lxd6 Kxd6 34. Kd4 spie-
24. ...e5S. Die Turnierpraxis len, aber Schwarz war in Zeit-
zeigt, daB die Endspieltechnik not, und nach meiner Erfah-
nur durch langjahrige Praxis rung ist es fast unmdglich,
entsteht. unter starkem Zeitdruck in
25. b4 Ld6?! ahnlicher Stellung richtig zu
Besser war 25. ...g5 mit reagieren.
weiterer Materialreduzierung. BR EPA |rll
26. c4 Lxc5? Verliert sang- und klang-
Ein direkter Fehler. los. Die Lage war aber fiir
Schwarz steht am Rande des Schwarz schon recht unange-
Verlustes, und mit diesem nehm.
Abtausch wird seine Aufgabe 34. Lxd6 Kxd6 35. g5!
...Kc6, so 36. KeS Kd7 37. f5!
mam ma gxf5 38. Kxf5 Kd6 39. h4 Kd7
40. g6 fxg6 41. Kxg6 Ke6 42.
Kxh5 Kf5 43. b5!, und Wei
gewinnt auch.
Es ist ersichtlich, daB
Schwarz mehr Chancen mit

YW
ail Y BE
einem Bh7 als mit dem Bh5
zur Rettung gehabt hatte.
36. £5!
6)
35
Or
OW
(CO
NDF
=>
a“@ 1, Der lehrreiche Gewinnzug,
ALB C(DSECPRGEF zwei entfernte Bauern sind
nicht zu halten.
Schwarz ist praktisch in Zug- 36. ...e5+ 37. Ke3
zwang. Ein fataler Fehler ware 37.
35. ...f6 fxe6? e.p. wegen fxg5!, und
Letzter verzweifelter Ver- Schwarz stiinde besser.
such. Falls 35. ...Ke6, so 36. 37. ...gxf5 38. g6 f4+ 39.
Kc5 Kd7 37. Kb6 Kc8 38. b5, Kf3 Ke6 40. b5, Schwarz gab
und Wei gewinnt; falls 35. auf.

Fiir eréffnungstheoretische Experimente ist die Bundesliga


kaum geeignet. Trotzdem erlaube ich mir manchmal weniger
populare Eréffnungen. In der nachfolgenden, sehr inhaltsrei-
chen Partie, in der beide Spieler unheimlich viel sahen, ging ich
einer exakten, theoretischen Vorbereitung aus dem Wege. Daf
es nicht ohne Risiko war, wird der Leser gleich sehen.

Orang-Utan Etwas zu originell. Besser


Hort (Porz) — Griin ist 5. Sf3 oder 5. bS.
(Enger-Sprenge) 5. ...Sf6 6. Sa3
Bundesliga 1982/83
Weis hatte Angst, 6. Sf3
1. b4 c6 2. c4 zu spielen, weil immerhin so-
Nicht etwa das naheliegen- fort 6. ...e4 7. Sd4 Sg4! fol-
de 2. Lb2 wegen ...a5! 3. a3 gen wurde, was dem Schwar-
axb4 4. axb4 Txal 5. Lxal zen eine sehr gefahrliche Ini-
Db6!, und Schwarz hat besse- tiative einrdumt.
res Spiel. 6. ...0-0 7. Le2
2. ...d5 3. e3 e5 4. Lb2 Ld6 Wei} kann auch jetzt nicht
5. Db3 direkt Sf3 spielen, weil die Si-
tuation noch die gleiche ist. 17. ...Sf4!
y Bart's) Weil} erwartet jetzt 17.
Schwarz steht besser. ...9xe3, wonach 18. Dbl
8. exd5 Sxg2+ 19. Kfl Lh3 20. Tgl
Weil} mu8 weiter improvi- Dxd6 21. Sg5 Se3+ 22. Kel
sieren, weil 8. cS wegen axb4 LfS 23. Se4! das Chaos per-
9. cxd6 bxa3 10. LxeS Se8 und fekt machen wiirde.
schwarzen Bauerngewinns 18. Db1
nicht geht. Oder 8. b5? a4 9. Die einzige plausible Ant-
Dc2 De7, und Schwarz hat ei- wort. 18. Da3 ware wegen
nen gewaltigen Entwicklungs- ...b4 falsch. Schwarz kame
vorsprung. zum vernichtenden Sfd3 +
8. ...axb4 9. Sc4 Sxd5 10. 18. ...Sxe2
Sxe5 Sa6 11. Sgf3 Wie der schwarze Springer
Wei hat die Eroffnung nach e2 gekommen ist, erin-
beendet, aber die Eroffnung nert an Odysseus.
Orang-Utan, auch Sokolsky- 19. Le5
Eroffnung = genannt, __hat Wei mu auch Kompli-
nichts eingebracht. Schwarz kationen suchen, denn auf 19.
steht vielleicht ein wenig bes- Kxe2 Dxd6 zeigen sich die
ser, die Stellung ist aber sehr weiBen Felder des Anziehen-
kompliziert. den im schwachsten Licht.
11. ...Sc5 12. Dce2 Le6 19. ...f6 20. De2
Beginn der Verwicklun- Weil hatte ja recht, wenn
gen. Schwarz hatte bequemes Schwarz nicht wieder etwas
Spiel nach 12. ...Sa4 nebst AuBergewohnliches fande.
Sxb2. 20. ...Sel!
13. Sc4 Die weiBe Dame kann kei-
Wei will den Orang- nen der Springer wegen der
Utan-Laufer gern behalten Gabel auf d3 schlagen.
und ladt Schwarz zur folgen- 21. 0-0
den Kombination ein: Bessere Ziige gibt es nicht,
13. ...Txa2! 14. Txa2 b3 deshalb macht WeifB aus der
15. Db1 bxa2 16. Dxa2 b5! Not eine Tugend.
16. ...Sb6 hatte nichts ge- 21.%..810d37
bracht, denn Wei rochiert, Der erste ungenaue Zug in
und so seltsam es ist, der der bis hierhin gut gefiihrten
Nachziehende kann von der Partie. Starker war 21.
Fesselung nicht profitieren. ...9e2+ 22. Khi Sa4, und
17. Sxd6 Schwarz gewinnt eine Figur.
Alles ist forciert. Allerdings ist nach 23. Dxc6
2, ERAN PS A ELITR GSE RDO TED LORE DESED EIL LTI

die Stellung weiterhin recht Wei hat einen Bauern


unklar, denn es fallt noch bS. mehr, aber es ist schwierig,
Trotzdem waren die schwar- den Gewinn zu realisieren.
zen Chancen besser. 28. ...Td8 29. Tal Le6 30.
22. Lg3 Sd6 Se5 31. Sb7 Txd2 32.
Diese Fortsetzung ware bei SxcS Ld5 33. h3 Kf7 34.
21. ...Se2+ unmdglich. Ta7+ Kg6 35. Lxe5 fxe5 36.
22. ...Dd7 23. Sel! Td7 Td1+ 37. Kh2 Lb3 38.
Damit gewinnt Wei die Ta7 h6??
Kontrolle tiber d3 zuriick. Ein trauriges Ende der
23. ...Sxel 24. Dxc5 wirklich spannenden Partie.
Wesentlich starker als 24. Bis zur Zeitkontrolle fehlten
IDM. noch 12 Ziige, und Schwarz
24. ...Sd3 25. Dd4 Lc4 26. hatte nur noch wenige Sekun-
Sxb5 den. Ab der nachsten Saison
Das Blatt wendet sich wurde bei der Bundesliga eine
langsam zum _ Vorteil von neue Zeitregelung eingefiihrt.
Wei. Der Deutsche Schachbund
26. ...Dxd4 hat die internationale Zeit
Sicherlich ein Zeitnotfeh- von 40 Ziigen in 2 1/2 Stun-
ler. Aussichten auf das Remis den tibernommen.
hatte Schwarz nach dem rich- 38. Sxb3, Schwarz gab
tigen 26. ...Se5 27. Tal cxb5 auf.
28. LxeS Dxd4 29. Lxd4 b4. Die Partie war allerdings
27. Sxd4 fiir Schwarz sehr schwierig
Beide Meister sind in ho- geworden, denn Weifi hatte
her Zeitnot. nach 37. ...Lc4 38. Sd7! gute
27. ...c5 28. S£5 Gewinnchancen.

Natiirlich gab ich auch so manche Lehrstunde. Hier war es mit


meinem sehr sympathischen Freund Ralf Hef ein einziges
Vergniigen, aber der Frankfurter wird aus dem Gemetzel eini-
ges gelernt haben.

Damengambit 7. e3 Sd7 8. exd5 exd5 9. Ld3


Hort (Porz) — Hef Ld6 10. De2 De7 11. 0-0-0 Sf6
(Frankfurt) 12. h3 Ld7 13. Kb1 0-0-0 14.
Bundesliga 1980/81 Sb5! Lb8
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 d5 4. Die von Hef realisierte
Lg5 h6 5. Lxf6 Dxf6 6. Sc3 c6 Idee, lang zu rochieren, ist
CS
ESS RIED EDS AE ARS DS
25

ungewohnlich. Durch die 19. a3 Da5 20. b4 Db6 21.


halboffene c-Linie erhalt Sc3 Te7 22. Thdl
Weil die Moglichkeit zu ei- 22. Sxe4 wiirde Schwarz
nem K6nigsangriff, wahrend entgegenkommen. Er kénnte
Schwarz mit der halboffenen dann wahlen zwischen 22.
e-Linie wenig anfangen kann. pvlitd $23. 500+ (23 13°85
Mit 14. Sb5S hat Wei den Fin- oder 23. Ld3 a5) Lxd6 24.
ger auf die Wunde gelegt. Dxf5 + Kb8, und der schwar-
Schwarz hatte die Wahl, sich ze KOnig steht in Sicherheit,
mit 14. ...Kb8 den schwarz- und 22. ...a5 sofort, und
feldrigen Laufer — eine fiir Wei miiBte sich, statt anzu-
ihn wertvolle Figur — abtau- greifen, nun selbst verteidi-
schen zu lassen oder aber mit gen.
dem Riickzug nach b8 den 22. ...f5 23. Sa4 De7 24.
K6nig in der Gefahrenzone zu Sc5 is 25. on Tf6
lassen. Nicht nur nach dem
Verlauf der Partie zu urteilen aa fo
(Schwarz nutzt seine Méglich-
keiten nicht), ware 14. ...Kb8
das kleinere Ubel gewesen.
15. Sd2 The8 16. Tcl Se4
17. Sxe4 dxe4 18. Lc4 Db4
In schwierigen Situationen
hangt die Uberlebensfrage da- ife
|h
tS
oper
Toph
eS
WTO
OL
)
von ab, ob man eine langfri-
stige Verteidigungsstrategie a =
findet. Der Textzug lockt die Die mit 18. ...Db4 eingeleitete
weiBen Bauern dorthin, wo Aktion hat Wei mit Tempo-
sie ohnedies fiir den weifsen gewinn die Angriffskette a3,
Angriff hingeh6Gren — von b4 und ScS eingebracht. Der
Schwdchung kann da keine schwarze Konig steht noch
Rede sein. Deshalb kann man immer in der c-Linie, und der
den Textzug getrost als Ver- Laufer auf b8 ist ein Statist.
lustzug bezeichnen. Schwarz Mit den beiden folgenden
hatte sich unbedingt erst ein- Durchbriichen macht Weih
mal mit 18. ...a6 19. Sc3 Lc7 seine itberlegene Strategie
entlasten miissen. Nach etwa deutlich: Da er diesmal auch
20. Db3 — um Kb8 zu verhin- nicht in Zeitnot war, hatte
dern — f5 steht Schwarz noch Hef hier ruhig aufgeben k6on-
keineswegs hoffnungslos. nen!
26. d5 De5 27. b5 Le8 28. Lb5+ Kd8 33. a4 Ld6 34.
bxc6 b6 29. La6+ Kc7 30. Lxe8 Dxe8 35. Tc6 De5 36. g3
Sd7 Txd7 g5 37. De4 f4 38. Td4 fxg3 39.
30. ...Lxd7 31. d6+1 — Tc8+ Ke7 40. Txe4 g2 41.
Raumungsopfer fiir die Dame Txe5+ Lxe5 42. Dg4 Lg3,
— Txd6 32. cxd7+ Kxd7 33. und da Wei nach diesem Zu-
Lb5+ Kd8 34. Dg8+. ge keinen Herzschlag erlitt,
31. cxd7+ Kxd7 32. gab Hef auf.

Wer es noch nicht wei}, soll es jetzt erfahren. Ich gebe nicht
besonders gern Interviews. Man liest spater Dinge, die man gar
nicht gesagt hat, und kommt ins verkehrte Licht. Ein ziemlich
gelungenes Interview war das folgende mit Herrn Ludwig
Steinkohl. Es wurde im ,,Schach-Echo”’ Nr. 7/1983 abge-
druckt. Wir verbrachten dariiber eine ganze Nacht mit recht
viel Wein anlaBlich eines Schachseminars im Siidtiroler Kastel-
ruth. Was da zu Papier gebracht wurde, ist aber absolut serids.

Fremdenlegionar
ner Vaterstadt Augsburg
als Lebensphilosoph
schwermacht, ihm die gebuh-
Hort man sich hierzulande in rende Ehrung zukommen zu
der Schachwelt um, gewinnt lassen. Ein Wanderer zwi-
man den Eindruck, dafB Viasti- schen Ost und West ist auch
mil Hort nur Freunde hat. Der Viastimil Hort, und das macht
tschechische GroBmeister, es dem Interviewer schwer,
der in der Bundesrepublik am den sympathischen und im
Spitzenbrett des mehrfachen vertrauten Gesprach durch-
deutschen Meisters Porz und aus offenherzigen Schach-
auf Turnieren im Westen sein groBmeister zu Meinungsau-
Brot verdient, wirkt auf den er- Berungen zu veranlassen, die
sten Blick wie eine Frohnatur, hiben oder driben als uner-
deren Devise leben und leben wunschte oder unpassende
lassen heiBen koénnte. Eine Statements (wie der neudeut-
solche Lebensphilosophie sche Ausdruck heif&t) inter-
sollte geeignet sein, selbst pretiert werden kénnten. Des-
Ubertrieben kritische Men- halb méchte Hort Uberhaupt
schen freundlich zu stimmen. keine Interviews geben, zu-
Doch die Verhaltnisse, die mal er sich schon einmal die
sind nicht so, hat Bertolt Finger mit einer deutlichen
Brecht gesagt. Brecht kam Kritik an westdeutschen
aus dem Westen und lebte im Nachwuchsspielern ver-
Osten, was es nicht nur sei- brannt hat, die nach seiner
Meinung in ihren finanziellen Eigenschaften, daB er, Hort,
Forderungen eine Uberschat- sich bisweilen wie ein ah-
zung ihres bislang erreichten nungsloser Amateur vor-
K6nnens verraten. kommt. Nattrlich will Hort
Doch wir haben Glick. GM keine Namen nennen, und im
Hort hat gerade einen Grunde liegt jeder Fall ein we-
Schachlehrgang zu Ende ge- nig anders, aber merkwirdig
brachtz.- erscheint es schon, daB Hort
Und selbst wo der GM nur der einzige Schachprofi sein
Zaungast war wie bei den sollte und dies ohne Zégern
Freundschaftskamipfen _ sei- zugibt.
ner Schiler mit SUdtiroler Uber den Nachwuchs in der
Schachvereinen, hat Viastimil Bundesliga urteilt Hort heute
Hort geholfen, Tische und Ubrigens anders als vor ein
Stuhle herbeizuschleppen paar Jahren. Er findet die
und Bretter, Figuren und Uh- Fortschritte eindrucksvoll, er-
ren aufzustellen. wahnt die jungen Mannschaf-
Damit sind wir bereits bei ei- ten von Zahringen und Ko-
ner Ursache seiner erstaunli- blenz und als Einzelfalle die
chen Popularitat. Eine andere Namen Kindermann und Bi-
ist seine geradezu preuBische schoff, aber zugleich stellver-
Berufsauffassung, bei einem tretend flr andere. Fur Hort
Landsmann des braven Sol- steht fest, daB die deutschen
daten Schwejk, und in seinem Schachamateure zu den be-
auBeren Gebaren bisweilen sten der Welt zahlen, wenn
an diesen erinnernd, gewiB sie nicht gar schon an der
Uberraschend. Hort st6ért es Spitze liegen.
Ubrigens nicht, daB der kate- Da er mit der Bundesliga zu-
gorische Imperativ, der ihn frieden ist und auch mit sei-
charakterisiert, bei vielen sei- nem Vertrag bei Porz und der
ner Kollegen vergebens ge- Behandlung durch die Ver-
sucht wird. Was ihn aber ar- einsfUhrung, was er im Hin-
gert, ist die Scheu, sich als blick auf die derzeit wieder
Profi zu bekennen. Am lieb- einmal brodelnde Gerichte-
sten sind sie alle Schachjour- kUche rund um die Bundesli-
nalisten, TV- oder Firmenbe- ga betont, fragen wir Hort, wo
rater oder werben fur Compu- er am liebsten Turniere spielt.
terhersteller. Doch wenn um In Holland” ist eine prompte
Honorare, bei Turnieren, Antwort, weil dort alles klar
Simultan- oder Blindvorstel- geregelt ist, von Honorar und
lungen gefeilscht wird, entfal- Spesen bis zur Elo-
tet mancher Schachmeister Auswertung. Daf& Lone Pine
so hartnackige Profi- nicht mehr stattfindet, bedau-
eee a A AE A A IE NA

ert Hort sehr, weil auch dort auslandischen Spitzenspieler


hohes Niveau, angenehme At- enorm viel dazu beigetragen
mosphare und reibungslose haben, Niveau und Reputa-
Organisation grofartig har- tion der BL zu férdern. Hort
moniert haben. ist Uberzeugt, daB® ein Kom-
Auch Hort halt die ,,Open” fur promiB® zwischen den diver-
die Turniere der Zukunft. Ihre gierenden Ansichten méglich
Zahl wachst von Jahr zu Jahr, gewesen ware, hatte man die
und was Hort und offenbar Betroffenen nicht schroff
auch einigen seiner Profi- Ubergangen. Wir erganzen,
Kollegen miBffallt, ist die bis- daB manche Spitzenfunktio-
weilen undurchsichtige Art nare sich heute eher als Ver-
der Auslosung, die selbst hinderer denn als FoOrderer
durch den Einsatz von Com- schachlicher Aktivitaten be-
putern nicht klarer geworden tatigen, und nicht nur hierzu-
ist, meint der Prager GroBmei- lande. Doch Hort wehrt ab,
ster aus Porz. Er und seine solche AuBerungen kann sich
Kollegen sollten zumindest in ein ,,Fremdenlegionar” ein-
den SchluBrunden — eines fach nicht leisten, erganzt der
,Open” mit einer an Sicher- GroBmeister. Seine Miene
heit grenzenden Wahrschein- verrat dabei allerdings mehr
lichkeit wissen, wer ihr nach- lronie als Bescheidenheit.
ster Partner ist. ,,Das war in Wir haben am SchluB Hort fur
Lone Pine méglich”, erganzt seine AuBerungen gedankt,
Hort ein wenig nostalgisch. die immerhin von einem Wan-
Warum anderswo nicht? Bei derer zwischen Ost und West
einem mitternachtlichen Ge- stammen und allein deshalb
sprach, an dem fast der ganze mutig sind. Unsere Leser aber
Lehrgang teilnahm, stand mussen wir auf die einschla-
Hort allerdings nahezu allein. gige Literatur wie Schachlexi-
Doch das focht ihn nicht an. ka usw. verweisen, sollten sie
Was die Elo-Auswertung bei nicht wissen, wann und wo-
der Bundesliga angeht, so durch GM Hort zu den fuhren-
miBfallt Hort, daB der Deut- den Meistern des kéniglichen
sche Schachbund die betrof- Spiels geworden ist. Die Auf-
fenen Meister wie Miles, Ka- zahlung seiner Erfolge ist zu
valek, Spasski, Sosonko u.a. umfangreich fiir den vorhan-
nicht um ihre Meinung ge- denen Platz.
fragt hat, ehe er sein Votum Ludwig Steinkohl
abgab. Das ware nach Auffas-
sung des GM Hort ein Gebot
der Fairne& gewesen, nach-
dem unbestritten ist, daB die
Ob das Elo-System fiir die Bundesliga geeignet ist oder nicht,
bleibt immer noch offen. Ich selbst bin dagegen, obwohl ich
die Griinde der Bejaher sehr gut verstehen kann. Im ,,Schach-
Echo’’ Nr. 11/1983 schrieb Herr Karl-Heinz Glenz als der da-
fiir zustandige Funktionar einen recht interessanten Brief, und
ich moéchte dem Leser unseren Meinungsaustausch nicht vor-
enthalten.

Ist die Elo-Wertung


in der Bundesliga zige Quelle zu erschlieBen,
gerechtfertigt? um an eine internationale Elo-
Zahl zu kommen, was im all-
Liebes ,,Schach-Echo”, gemeinen auch Uberall be-
vor ein paar Wochen fand ich grUBt wurde.
im ,,schach-Echo” einen Arti- AnlaBlich des GroBmeister-
kel Uber ein Interview mit GM turniers in Hannover habe ich
Hort nach seinem Mitwirken Uber dieses Thema ein lange-
an einem Lehrgang. Dabei res Gesprach mit GM Hort ge-
ging es u.a. auch um die Fra- fiihrt. Zunachst muBte ich ihn
ge, warum Herr Hort gegen darauf hinweisen, daB der
die Elo-Auswertung von Bun- DSB die Bundesliga in der Art
desliga - Mannschaftskamp- eingefthrt hat, daB sich die
fen ist. Bekanntlich hat Herr Vereine daftr qualifizieren
Hort neben einigen anderen konnten. Wenn dann diese
bei der FIDE bewirkt, daB kei- Vereine im Rahmen des Er-
ne Turniere mehr ausgewertet laubten fir die Wettkampfe
werden kénnen, deren Dauer auslandische GroBmeister
mehr als 90 Tage betragt, wo- engagiert haben, dann ist das
mit speziell die Bundesliga deren Sache gewesen bzw. ist
gemeint war. es noch. Der DSB hat niemals
Herr Hort und der Interviewer unmittelbar auslandische
glaubten die Feststellung GroBmeister eingeladen, in
treffen zu mUssen, die Funk- der Bundesliga mitzuspielen.
tionare des DSB hatten auf Dementsprechend gab und
die in dieser Hinsicht berech- gibt es auch keine Veranlas-
tigten Belange der GroBmei- sung, sich nach den besonde-
ster keine RUcksicht genom- ren Winschen der GroBmei-
men. ster zu erkundigen oder da-
Als zustandiger ,,Funktionar”’ nach zu verfahren, es sei
muBte ich mich angespro- denn, die Mehrheit der betei-
chen fihlen. Mir ging es in er- ligten Vereine wurde dies be-
ster Linie darum, fur viele antragen, und es kame beim
deutsche Spieler die fast ein- zustandigen Gremium zu éi-
4 wan et TN A ARS RT TT

nem entsprechenden Mehr- halten Uber den deutschen


heitsbeschluB. Schachnachwuchs sowie
Ich hatte den Eindruck, da& dessen Einstellung und Lei-
Herr Hort in diesem Punkt stung, Forderung, Uber das
meine Argumentation an- Geld und das Blitzspielen. Ich
nahm. Er bat aber um Ver- glaube, die Meinung von
standnis flr seine Situation, Herrn Hort zu diesen Themen
die in den folgenden von ihm ist nicht ganz unbekannt und
miBbilligten Einzelheiten zum infolge seiner groBen interna-
Ausdruck kommt: tionalen Erfahrung auch be-
1. Die Bundesliga-Bedenkzeit grundet.
von 2,5 Stunden fur 50 Zuge Die Leistung der _ Ingo-
ist international unUblich bei Organisation im Bereich des
hochrangigen Turnieren. DSB hat Herr Hort mit Hoch-
2. Die beengten raumlichen achtung gelobt. Er glaubt —
Bedingungen, dazu mit be- um wieder auf mein Anfangs-
trunkenen Zuschauern und thema zurlickzukommen —,
solchen mit Kleinkindern, daB& die meisten Spieler mit
sind manchmal eine Kata- einer fundierten Ingo-Zahl zu-
strophe. frieden sein sollten. Nur der-
3. Bei ca. 300 seiner Turniere jenige sollte sich um eine Elo-
hat er niemals morgens spie- Zahl bemthen, der wirklich
len mussen. Er ist deshalb ge- Talent und Zeit genug hat,
wohnt, lange zu schlafen. sich regelmaBig auf einer in-
4. Die Schiedsrichter machen ternationalen Schachbihne
sich haufig unangenehm zu betatigen.
durch ihr lautes Gehabe be- Karl-Heinz Glenz
merkbar.
GM Hort schien sehr erleich-
tert Uber meine Feststellung,
da durch den FIDE-BeschluB Wie die ,,Fremdenlegionare”’
nun nicht samtliche Mdglich- das Problem sehen, erfahren
keiten fur deutsche Spieler, Sie aus meinem ndachsten
im eigenen Lande zu einer Beitrag (,,5Schach-Echo” Nr.
Elo-Zahl zu kommen, ver- 12/1983):
schuttet worden sind. Run- Herr Glenz fiihlte sich durch
denturniere mit wenigstens mein Interview mit Herrn
1/3. Elo-Zahlen-Teilnehmern Steinkohl im Schach-Echo an-
kOnnen nach wie vor gewertet gesprochen. Als zustandiger
werden, wobei sie neuerdings Funktionar hat er naturlich In-
vorher bei der FIDE registriert teresse, die ganze Angelegen-
werden sollen. heit aus seiner Sicht ins rech-
Wir haben uns weiter unter- te Licht zu rucken, aber er zog
sowohl aus meinem Interview gens in keiner Weise vollstan-
ais auch einem persénlichen dig wiedergegeben, und eini-
Gesprach anlaBlich der Inter- ge Argumente fehlen. Die von
nationalen Deutschen Meéi- Herrn Glenz aufgefihrten
sterschaft in Hannover fal- Punkte 1-4 sind nach meiner
sche Schlisse.... Auffassung weder vollstandig
Ich habe weder im Interview noch besonders wichtig bei
mit Herrn Steinkohl noch im der ganzen Wertung der Elo-
Gesprach mit Herrn Glenz be- Bina
hauptet, da& der DSB auf die Zu Punkt 1:
GroBmeister Rucksicht neh- Wir haben Uber die Abschat-
men sollte oder gar muBte. zungen der Partien gespro-
Ich bin allerdings noch heute chen. Die ist mit Elo-Zahlen
der Meinung, daf& die BL im nie erklarbar. Auch wenn der
Elo-Spiegel die auslandi- Spieler keine Abschatzung
schen GM konsultieren k6nn- zulaBt und anreist, spielt er
te. Den Unterschied zwischen nach einer langeren Pause
,mussen, sollen und kOnnen” weiter. Die Partie orientiert
verstehe ich ganz gut, genau sich also hier mehr am Fern-
wie Herr Glenz... schach.
Ich war bisher der Meinung,
Zu Punkt 2:
daB es sich bei unserem Ge-
Ich spielte auch schon in un-
sprach in Hannover aus-
beheizten Raumen, gegen die
schlieBlich um die Frage der
Sonne, an unbequemen wack-
,,Elo-Wertung in der BL” ge-
ligen Tischen und Stuthlen,
handelt hat. Ich habe die Ar-
bei quietschendem Boden
gumente von Herrn Glenz
usw. Das sind Dinge, die bei
nicht angenommen, und ich
normalen Elo-Turnieren nicht
bat ihn auch nicht um Ver-
vorkommen.
standnis flr meine Lage. Das
betrifft auch das Schreiben Zu Punkt 3:
gemeinsam mit Miles, Soson- Die Halfte der Bundesligapar-
ko, Kavalek und Spasski an tien wird morgens ab 9.00 Uhr
die FIDE, wo wir nie unter- gespielt. Das ist international
stellten, daB der DSB etwas eine ganzlich unakzeptable
versaumt hat. Wir haben le- Zeit. Die Profis Kennen seit eh
diglich auf die Umstande hin- und je nur den Nachmittag
gewiesen, die es hinsichtlich als Spielzeit.
der BL und des Elo-Spiegels Zu Punkt 4:
gibt. Das geschah kritiklos. Ich habe mich dahin gehend
Die‘von mir miBbilligten Ein- geauBert, daB einige Schieds-
zelheiten des in Hannover ge- richter von der BL keine Elo-
fihrten Gesprachs sind Ubri- Turniere oder gar internatio-
—— __—>—_——————_——_——

nale Veranstaltungen fihren beurteilen kOnnen als ein


k6nnen. Bundesligaspieler oder ein
Naturlich ist mir bekannt, daB Funktionar. Letzterer meint
die Schiedsrichter aufgrund es sicherlich gut und denkt
der auBeren Gegebenheiten aus verstandlichen Erwagun-
— wie in Punkt 2 aufgefinhrt gen an solche Spieler, die ei-
— oftmals Uberfordert sind. ne bessere Elo-Zahl anstre-
Da sie keine eigenen Raume ben.
haben oder ihre Tische im en- 3. Die Elo-Zahl ist internatio-
gen Turniersaal aufbauen, nal und wird in der ganzen
storen sie manchmal, ohne es Schachwelt akzeptiert. Aber
Zu wissen. die Mannschaftskampfe,
1. Bundesligapartien ziehen gleich, ob sie in den USA, der
sich Uber zwei Elo-Perioden Sowjetunion oder Ungarn ge-
hin. Die Auswertung eines spielt werden, kommen nicht
Wettbewerbs kommt in zwei in die Elo-Wertung. Falls dies
Elo-Listen. Der Unterschied der Fall ware, muBten die Er-
zwischen den einzelnen Par- gebnisse aller Wettbewerbe
tien ist immer ein Monat, innerhalb der FIDE grunes
dann wieder blo& ein Tag. Licht bekommen und _ kalku-
Den Rhythmus der ganzen liert werden. Nur so kann sich
Bundesliga kann man mit den eine Elo-Welteinheit bewah-
Ubrigen von FIDE ausgewer- ren.
teten Mannschaftsturnieren Diese drei Punkte habe ich
Uberhaupt nicht vergleichen. Herrn Glenz nahergebracht.
2. Die Partien unterscheiden Ich vermisse sie allerdings in
sich von anderen ausgewerte- seinem Artikel. Sie fUhrten
ten Partien im Grunde darin, schlieBlich dazu, daB die FI-
daB jeder Spieler die Zeit hat, DE eine 90-Tage-Sperre veran-
sich auf die nachste Runde laBte. Neunzig Tage erschie-
vorzubereiten. Wenn er ver- nen mir zu lang, aber man
liert, bekommt er die Méglich- nahm_ sicherlich Rucksicht
keit, sich wieder zu sammeltn. auf Kandidaten- und WM-
Das ist bei einem Turnier, wel- Kampfe ...
ches Uber einen langeren Ich glaube nun, daB die ganze
Zeitlauf geht, niemals mog- Elo-Frage hiermit erledigt ist,
lich. aber ich wollte doch noch ein-
Die Psychologie sieht also mal meine Ansichten zu die-
hier vollig anders aus. Uber sem Thema erlautern. Exakt
den Charakter der einzelnen und wie es wirklich in der Pra-
Schachformen kann z.B. Bo- xis ist.
ris Spasski eine Menge sa-
Viastimil Hort
gen, und er wird es besser
2. Alte Bekannte
Robert Fischer

Uber den Amerikaner wurde schon so viel geschrieben, daB ich


mich fast schame, jetzt auch noch damit anzufangen. Inner-
halb der ganzen Fischer-Literatur gibt es eine solche Anhau-
fung von Unwahrheiten, daB man dariiber schon wieder Bii-
cher schreiben konnte. Ich kannte Fischer ziemlich gut. Es wa-
ren die Jahre zwischen 1967 und 1972, und ich darf sagen, ich
war ein aus seiner Sicht stets gern gesehener Bekannter. Ich bin
kein Psychoanalytiker, und es liegt mir auch fern, sein Wesen
zu beschreiben. Die Jahre, in denen ich zu ihm sehr freundliche
Beziehungen pflegte, gehdren zu Fischers gliicklichster Lebens-
periode. Es war die Zeit, in der er die Schachwelt das Fiirchten
lehrte.
Bobby konnte jene Leute nicht leiden, die ihn ausnutzen
wollten oder die in ihm nur eine Verdienstquelle sahen. Solche
Typen spirte er auf einige hundert Meter auf. Da ich von ihm
rein gar nichts wollte, entwickelte sich zwischen uns eine Bezie-
hung, die dazu fiihrte, daB wir oft noch zu spater Stunde lange
gemeinsam analysierten. Fischer verhielt sich manchmal etwas
seltsam, denn er fragte mich nach meiner Meinung iiber Ziige,
die er schon lange Zeit vorher perfekt ausanalysiert hatte. Bei
meiner Begutachtung kam ich mir wie ein Schiiler vor, der sich
freischwimmen soll. Vielleicht verdanke ich es meinem Talent,
das ich bei solchen Gelegenheiten nicht mit leerem Kopf dasaf.
Nichts schatzte Fischer mehr als eine neue Idee oder einen Ein-
fall.
Vinkovci 1967, Zagreb 1970, Interzonenturnier Palma de
Mallorca 1970, Schacholympiade Siegen 1970, das waren die
Turniere, in denen wir aufeinandertrafen. Die Partien sind im
folgenden aufgezeichnet, damit der Leser sie durchspielen
kann. Naher kennenlernen konnte ich Robert anlaflich des
Schachwettkampfes UdSSR gegen den Rest der Welt, Belgrad
1970, anschlieBend bei dem beriithmten Blitzturnier in Herceg
Novi 1970. Ich war iiberrascht, daB er mich vor seinem Welt-
meisterschaftskampf gegen Spasski nach Amsterdam einlud.
Wir saBen in seinem Hotelzimmer und fihrten ein langes Ge-
sprach, woriiber wir vergaBen, dafs es schon hell wurde.
Wann habe ich eigentlich den legendaren Amerikaner zum
letzten Mal gesehen? Es war bei einem Turnier in St. Antonio
in Texas 1972. Fischer war bereits Weltmeister und wollte dort
34 a

nur kiebitzen. Uberrascht war ich natiirlich tiber seine Einla-


dung zu einer Veranstaltung der World Wide Church. Dort saB
ich neben ihm, schweigend, nachdenkend, nichts verstehend,
denn die Auslegung der Bibel durch Mister Armstrong war fiir
mich, auf unsere heutige Welt bezogen, vollig fremd. Fischer
hielt die Bibel in der Hand, seine Augen waren geschlossen: ein
passabel aussehender junger Mann im Modeanzug. An diesem
Abend sprach er sehr wenig. Armstrong begeisterte ihn, besser
gesagt, hier war eine Beziehung Priester-Glaubiger zu spiiren,
und ich fiihlte mich in dieser Situation unwohl.
Ein paar Tage spater aBen wir gemeinsam mit Gligoric und
Fischers Schwager in einem mexikanischen Restaurant. Robert
schatzte es, gut zu essen. An jenem Abend wirkte er wieder
ganz natirlich, und ich wiirde heute viel dafiir geben, kénnte
ich ihn noch einmal so erleben. Wir sprachen damals iiber die
MoOglichkeit, einen weiteren Wettkampf UdSSR-Welt zu orga-
nisieren. Fischer gefiel der erste Wettkampf in Belgrad 1970
sehr, obwohl er freiwillig dort nur das zweite Brett hinter Lar-
sen wahrnahm. Daf er dort Petrosjan formlich zerfetzte, ist si-
cher bekannt.
Zum ersten Mal sah ich Fischer natiirlich schon viel friiher.
Es war bei der Schacholympiade in Leipzig 1960. Er spielte da-
mals schon das erste Brett bei den Amerikanern. Angetan war
ich von seiner Partie mit Tal, die unentschieden endete. Zwei
geniale Leute am Schachbrett! Die Tschechoslowakei spielte im
Finale auch gegen die USA. Mein Gegner am vierten Brett hiefs
Weinstein. Spater erfuhr ich, dafB er fiir immer in eine Nerven-
klinik eingewiesen wurde. Wenn man so etwas hort, ist man
nattrlich traurig und sieht sich ein bifSchen mitschuldig. In bei-
derseitiger grausamer Zeitnot bekam ich eine Gabel auf zwei
Turme und die Dame. Fischer stand zufallig hinter Weinstein,
und in jenem Moment, in dem sich der SpieB zu meinen Gun-
sten umdrehte, wobei der Gegner tiichtig half, gestikulierte er
fast laut. Er konnte es nicht fassen, daB ein sicher geglaubter
Punkt fiir die USA verloren war. Am liebsten hatte er alle vier
Partien fiir die USA allein bestritten.
Wie schon gesagt, er vertraute niemandem. In Vinkovci
1967 haben begeisterte Organisatoren (Ing. Bilusich, Rupar)
dafiir gesorgt, da er sich in dem slawonischen Stadtchen wohl
fiihlte. Sie lasen ihm jeden Wunsch von den Lippen ab. Er hat-
te wahrend dieser Zeit sogar eine Wohnung in einer luxuridsen
Villa. Dort fand ich ihn eines Morgens in einer recht unge-
wohnlichen Situation. Er spielte mit dem elfjahrigen Jungen
seiner Gastgeber Schnellpartien. Beide machten ihre Ziige
schnell und verbissen. Der jugoslawische Junge war dem Wei-
nen nahe, denn er verlor natiirlich jede Partie schnell und an-
fangerhaft. Ich wunderte mich, daB Fischer die Figuren immer
wieder aufstellte und eine Partie nach der anderen sinnlos aufs
Brett warf.
Fischer schwitzte dabei. Ich fragte ihn, warum er nicht lie-
ber SchluB mache. Seine Antwort lautete, daB er nicht wisse,
ob er aus Erziehungsgriinden dem Jungen nicht doch einmal
ein Remis geben solle. Ich sah noch einige Male zu, dann ver-
schwand ich lautlos. Ob er dem Jungen ein Remis eingerdumt
hat, wei ich nicht. Wiirde ich Fischer heute wiedersehen, wiir-
de ich ihn bestimmt danach fragen.
Bekanntlich spielt man in Jugoslawien gern FuBball. In Vin-
kovci hatte Fischer das erste Mal Gelegenheit mitzuspielen. Er
war recht schnell, und er hatte tiberhaupt keine Miihe, das
Spielfeld einige dutzendmal zu durchlaufen. Seine Balltechnik
war nattirlich miserabel, auch die Regeln waren ihm fremd.
Das wundert einen nicht, denn bis dahin hatte er ja nur ameri-
kanischen Football gesehen. Wahrend verschiedene Schach-
meister versuchten, mit kleinen Fouls alte Rechnungen vom
Schachbrett zu begleichen, blieb Fischer als FuBballer ebenso
fair, wie er als Schachspieler ist.
Um Vinkovci gibt es tiefe Walder. Ich bin ein alter Pilz-
sammler und hatte dort mein Paradies gefunden. Der Koch des
Motels, in dem wir wohnten, unterstiitzte mein Hobby nach
Kraften, und meine Pilze wurden stets késtlich zubereitet. In
Schachkreisen kennt man meine Vorliebe fiir die Pilze, die ich
als zuverlassige Kost wahrend eines Turniers stets schatze. Ein-
mal wollte Fischer mit mir sammeln gehen. Das freute mich
sehr, und ich nahm gleich einen gréReren Korb mit. Mit ern-
stem Gesicht sammelte Robert leider die giftigsten Pilze, ange-
fangen beim Fliegenpilz. Er wollte mir nicht abnehmen, da
der Genuf&B unweigerlich zum Tode fiihrt. Spater im Motel er-
zahlte ich dem Koch diese Episode. Dieser meinte trocken,
Herr Fischer solle seine Sammlung als erster verspeisen. Das
lehnte Robert aber entschieden ab. Er schrie formlich: ,,Nein,
erst Vlastimil! Eine halbe Stunde spater diirfen Sie mir dann
die Pilze auftragen.”’
Bei solchen Episoden mus ich immer daran denken, dah
viele Amerikaner, die ja zum Teil hochspezialisiert sind, eine
verhaltnismaBig schwache praktische Allgemeinbildung haben.
Bei meinen Aufenthalten in den USA wurde ich oft gefragt,
woher ich stamme. Wenn ich dann die Tschechoslowakei und
Prag nannte, gratulierte man mir zu den wunderbaren Seen,
den herrlichen Kuhherden usw.
In Jugoslawien hatte Fischer immer ein dankbares Publi-
kum. Am Schachbrett war er ein Ritter mit allen Tugenden. Ich
erinnere mich an den Applaus, den er bekam, als er beim Wett-
kampf Welt-UdSSR im Belgrader Theater auf der Buhne Platz
nahm. Die Ovationen wollten kein Ende nehmen.
Ich erinnere mich auch gern der langen Nachte mit Najdorf
und Fischer dort im Hotel Metropol. Wir ,,blitzten’’ am spiel-
freien Tag bis in die friihen Morgenstunden. Bemerkenswert
war dabei, daf} Najdorf gegen Fischer keine Partie gewann und
dann an mir seine Wut auslie}. Ich gewann gegen Fischer im-
merhin jede fiinfte oder sechste Partie und war bose auf Mi-
guel, der sich tiber mich lustig machte. An den anderen Aben-
den haben wir die einzelnen Wettkampfpartien analysiert. Fi-
scher zeigte sich unglticklich, daB er mit den schwarzen Figuren
in der Griinfeld-Verteidigung gegen Lcl-d2 nichts Wirksames
finden konnte. Petrosjan hatte mit diesem Zug erreicht, wenig-
stens einmal gegen Fischer etwas besser zu stehen. Am Ende
hie es bekanntlich 3:1 fiir den Amerikaner.
_ Auf dem Weg zum Blitzturnier in Herceg Novi saB ich ne-
ben Fischer im Flugzeug von Belgrad nach Dubrovnik. Es war
ein sttirmischer Flug, und einigen ging es nicht gut. In Fischers
Augen las ich, dafs er Angst hatte. Als das Flugzeug wieder ein-
mal in ein Luftloch fiel, zog er ein Taschenschach heraus und
hielt es krampfhaft fest. Wahrscheinlich dachte er dabei an et-
was ganz anderes als den Ausgleich in der gerade beschriebenen
Variante der Griinfeld-Indischen Verteidigung.
Viele Autoren, die iiber Fischer geschrieben haben, sind sich
einig, daB er ein Selfmademan mit starkem Willen sei. Das
stimmt. Er war ein Mann, iiber den man einfach schreiben
mute. Viele Journalisten versuchten ihm immer unterzuschie-
ben, er sei ausnahmslos am Geld interessiert. Aber seine Tur-
nierabsagen hatten oft andere Griinde. So reiste Fischer zum
Beispiel mit der besten Absicht zu spielen zur Schacholympiade
nach Lugano 1968. Aus Amerika kamen zu diesem Anlaf 90
ee 37

Schachfreunde mit einem gecharterten Flugzeug. Die Touristen


haben Fischer dort nie am Schachbrett gesehen, denn die Spiel-
bedingungen waren ihm einfach zu schlecht: ein kleiner Saal,
ein enger Raum fiir die Spieler, schlechte Luft, nicht besonders
giinstige Beleuchtung. Das alles ist nicht dazu geeignet, die
Lust am Spiel zu steigern. Die heutigen Schachprofis verdan-
ken Fischer eigentlich sehr viel. Im Vergleich zu den fiinfziger
und sechziger Jahren sind die Preisgelder doch wesentlich gré-
Ber, und die allgemeinen Spielbedingungen werden starker be-
achtet.
1972 wurde Fischer Weltmeister. Zur gleichen Zeit gewann
der Amerikaner Max Spitz sieben olympische Goldmedaillen
im Schwimmen. Beide Herren traten spéter gemeinsam in ei-
nem Fernsehprogramm auf, das vom Publikum sehr gut aufge-
nommen wurde. Spitz lernte daraus, sich werbemafig total zu
vermarkten, aber Fischer lehnte solche Dinge ab, obwohl auch
er viele Angebote bekam.
Fischer heute? Was kann ich dazu sagen: Die Periode von
1967 bis 1972 hat der Wind verweht. Wunschgema8 sandte ich
ihm in den siebziger Jahren noch ein Schachbuch tiber Karel
Treybal, einen tschechischen Meister, der als Mann des Wider-
stands im Krieg von den Nazis hingerichtet wurde. Dann verlo-
ren wir den Kontakt. Die Zeitungsenten, die ich tiber Fischer so
manchmal lese, bewirken bei mir stets eine Gansehaut. Viele,
das méchte ich aber noch einmal sagen, haben sich Fischers
Freundschaft erschleichen wollen und ihn ttichtig betrogen.
Das alles hat wohl dazu gefiihrt, daB er Menschen heute so sehr
miBtraut.

Caro-Kann 21. Le4 Le7 22. Sa5 Scb6 23.


Fischer — Hort Lxd5 Sxd5 24. Sxb7 Db8 25.
Vinkoveci 1968 Txce7 Dxc7 26. Tcl Db8 27.
Tc4 Td8 28. Lce3 Td7 29. Sa5
1. e4 c6 2. d4 d5 3. exd5 cxd5 Dxb3 30. Tc8 + Kh7 31. Sxb3
4. Sf3 Sf6 5. c3 Lf5 6. Lb5 + Sb6 32. Tc6 Sxa4 33. Txa6
Sbd7 7. Sh4 Lg6 8. Lf4 e6 9. Sxc3 34. bxc3 Tc7 35. Sd2
Sd2 Sh5 10. Sxg6 hxg6 11. Txc3 36. Ta7 Td3 37. Sf1 Lf6
Le3 Ld6 12. g3 a6 13. Ld3 38. Txf7 Txd4 39. Kg2 g5 40.
Tc8 14. 0-0 Sb6 15. a4 Tc7 16. h3 Kg6 41. Tc7 Ta4 42. Sd2
Db3 Sc8 17. c4 dxc4 18. Sxc4 Td4 43. Sb3 Td6 44. Sc5 Kf5
Sf6 19. Tacl 0-0 20. Ld2 Sd5 45. Kf3 Tb6 46. Td7 Tc6 47.
Se4 Ta6 48. Td3 Le7 49. Tb3 33. S4f3 a5 34. Dc7 Dd6 35.
Ta3 50. Txa3 Lxa3 51. ¢4+ Da7 La6 36. La3 Sc8 37. Da8
Kg6 52. Ke3 Lcel+ 53. Kd4 Db6 38. Lxb4 Lxb4 39. Dd5
Lf4 54. Kc5 Kf7 55. Kb6 Ke8 Dc5 40. Dxe5 Dxe5 41. Sxe5
56. Kc6 Ke7, remis. Sd6 42. hxg6 hxg6 43. Kf1
Lb5 44. Shf3 Lc3 45. Sel Sb7
Sizilianisch 46. Ld1 Sc5 47. f3 Kg7 48.
Hort — Fischer Le2 Kf6 49. Sg4+ Ke7 50.
Zagreb 1970 Sf2 Ld7 51. Sd1 Lb4 52. Sb2
Le6 53. Sc4 Lxce4 54. dxc4
1. e4 c5 2. Sc3 d6 3. g3 Sc6 4.
Lxel 55. Kxel g5 56. Ke2 Kd6
d3 g6 5. Lg2 Lg7 6. Le3 Tb8
57. f4 gxf4 58. gxf4 £6 59. Kf3
7. a4 e6 8. Dd2 Sd4 9. Sf3 Se7
Ke6é 60. Ke2 Kd6, remis.
10.0-0 0-0 11. Lh6 e5 12. Lxg7
Kxg7 13. Sxd4 cxd4 14. Se2 Sizilianisch
Le6 15. f4 f6 16. c3 Da5 17. Hort — Fischer
Del dxc3 18. bxc3 f5 19. c4 Palma de Mallorca 1970
Dc5+ 20. Df2 fxe4 21. Lxe4
1. e4 c5 2. Sc3 dé 3. Sf3 a6 4.
Lg4 22. Dxc5 dxc5 23. Tael
g3 Sc6 5. Lg2 Lg4 6. h3 Lxf3
Lxe2 24. Txe2 exf4 25. Txf4
Txf4 26. gxf4 b6 27. Tb2 Tf8
7. Lxf3 g6 8. d3 Lg7 9. a4 e6
10. Lg2 Sge7 11. 0-0 0-0 12.
28. a5 Tf6 29. axb6 axb6 30.
Le3 Da5 13. Ld2 Dc7 14. Db1
Kg2 Td6 31. Ta2 Kf6 32. Ta8
Sd4 15. a5 Sec6 16. Sd1 c4 17.
Sc6 33. Kf2 Se7, remis.
dxc4 Se5 18. Le3 Sxc4 19. Ta4
Tac8 20. Lxd4 Lxd4 21. Da2
Caro-Kann
Lf6 22. c3 Ld8 23. b4 Lf6 24.
Fischer — Hort
Tel Tfd8 25. De2 Kg7 26. Ta2
Siegen 1970
h5 27. h4 Dd7 28. Kh2 Se5 29.
1. e4 c6 2. d3 d5 3. Sd2 g6 4. Te2 Sg4+ 30. Khi Tc7 31.
g3 Lg7 5. Lg2 e5 6. Sgf3 Se7 Lh3 Se5 32. Se3 Da4 33. Tb1
7. 0-0 0-0 8. Tel Sd7 9. b3 d4 Sc4 34. Ta2 Dc6 35. Sxc4
10. Lb2 b5 11. c3 c5 12. Tel Dxc4 36. Dxc4 Txc4 37. b5
Lb7 13. cxd4 cxd4 14. Lh3 Lxc3 38. bxa6 bxa6 39, Tb6
Sc6 15. a3 Te8 16. De2 Tc8 Txe4 40. Txa6 Tel+ 41. Kh2
17. Tc2 Se7 18. Tecl Txc2 19. d5 42. Tc6 Tal 43. Txal Lxal
Txc2 Sc6 20. Dd1 Sb6 21. Del 44. a6 Ld4 45. Tc2 Kf6 46. f4
Df6 22. Lg2 Tc8 23. h4 Lf8 Tb8 47. Ta2 La7 48. Lf1 Ke7
24. Lh3 Tc7 25. Sh2 Lc8 26. 49. Kg2 Kd6 50. Ld3 Tb3 51.
Lfl Ld7 27. h5 Tc8 28. Le2 Le2 f6 52. Td2 Ta3 53. Ld3
Sd8 29. Txc8 Lxc8 30. Sdf3 Lb6 54. Td1 Ta2+ 55. Kf3
Sc6 31. Sh4 b4 32. axb4 Sxb4 Ld4 56. g4 Ta3 57. Kg2 Le3
58. Kf3 Le5 59. Kg3 e5 60. Se3 c6 27. c4 b4 28. c5 Ld4
fxe5+ fxeS 61. Kg2 hxg4 62. 29. cxd6 Dxd6 30. Tf4 Th5
Lxg6 Txa6 63. Kg3 Ke6 64. h5 31. Tdl Lxe3+ 32. Dxe3
Le3 65. Kxg4 Ta4+ 66. Kf3 Dxd1+ 33. Tfl Dd6 34. Tcl
Lh6 67. Tb1 e4+ 68. Kg3 c5, Weil} gab auf.
Ta3+ 69. Kg4 Ke5 70. Tb8
Slawisch
Tal 71. Te8+ Kd4 72. Kf5
Fischer — Hort
Tfi+, Wei gab auf.
1. d4 Sf6 2. c4 c6 3. Sc3 d5 4.
Die beiden Blitzpartien aus cxd5 cxd5 5. Lf4 e6 6. e3 Sc6
Herceg Novi 1970 7. Lb5 Ld6 8. Lxd6 Dxd6 9.
f4 Ld7 10. Sf3 Se4 11. Sxe4
K6nigs-Indisch
dxe4 12. Sd2 Db4 13. Db3
Hort — Fischer
Da5 14. Da4 Dxad4 15. Lxa4
1. d4 Sf6 2. Sf3 g6 3. Lg5 h6 Sb4 16. Lxd7+ Kxd7 17. Ke2
4. Lh4 Lg7 5. Sbd2 g5 6. Lg3 f5 18. Sc4 Thc8 19. Thel Sd3
Sh5 7. e4 d6 8. Ld3 g4 9. Sh4 20. SeS5+ Sxe5 21. dxe5 Txcl
Lxd4 10. c3 Lf6 11. Sf5 Sxg3 22. Txcl Tc8 23. Txc8 Kxc8
12. fxg3 e6 13. Se3 h5 14. 0-0 24. Kd2 Kd7 25. Kc3 Kce6 26.
Sd7 15. De2 De7 16. Tael Se5 Kce4 b6 27. a4 26 28. b4 b5+
17. Sdc4 Ld7 18. Sa5 b6 19. 29. axb5+ axb5+ 30. Kd4
Sac4 0-0-0 20. Sxe5 Lxe5 21. Kb6 31. h3 g6 32. g4 h5 33.
La6+ Kb8 22. Sc4 Lg7 23. a4 gxh5 gxh5 34. h4 Kce6 35. Ke3,
h4 24. a5 hxg3 25. hxg3 b5 26. remis.

Dr. Robert Hibner

Ihm nur ein Kapitel zu widmen ist eigentlich zu wenig. Ich


k6nnte gut ein Buch mit gemeinsamen Erleonissen fillen. Er
wurde ja lange von der Presse sehr abfallig behandelt. Er ist,
mit einem Satz gesagt, ein scheuer, aber netter Mann, der viel
Humor hat und der bis auf seine Scharfe am Schachbrett kei-
ner Fliege etwas zuleide tate. Gerade durch seinen feinen Sinn
fir Humor sind wir uns ndhergekommen. Robert kennt viele
Passagen aus dem ,,Braven Soldaten Schwejk’’ auswendig.
Dank seines hervorragenden Gedachtnisses behalt er sogar vie-
le Schimpfworter auf tschechisch. Auch beim Skat verbrachten
wir so manche Stunde. Das Kartenspiel beherrscht er gut, aber
er spielt es wie Schach: wissenschaftlich, vorsichtig, und jede
Kleinigkeit hat bei ihm System.
S) RES ES SID RTE GEES IE OLLI ILA OE IEEE NORE SEILER,

Im Schach kann man bei ihm oft ausgesprochene Feinheiten


beobachten. Am starksten war er wohl bei seinem Wettkampf
mit Portisch 1980. Obwohl er seit dieser Zeit zur Weltspitze ge-
hort, bringt er augenblicklich nicht mehr die Leistungen, die er
damals zeigte. Ob daran die 4uBere Welt oder er allein schuld
ist, kann ich nicht beurteilen. Unsere Wege haben sich nach sei-
nem Rtickzug aus Meran, als er wahrend des Kampfes gegen
Kortschnoi die Lust am Schach verlor (wer war da schuld? er?
die Welt?), getrennt. Im nachsten Zyklus war sein Sekundant
Kavalek. Einerseits war es fiir mich eine Erleichterung, ande-
rerseits fiihlte ich mich irgendwie mitschuldig, da® er mit
Smyslow in Velden 1983 nur 7:7 spielte und spater der Roulet-
tekugel die Entscheidung tiberlassen mu8te. Ich erinnere mich
gern an Abano di Terme, wo er 6:4 gegen Portisch in Fiihrung
lag und in der elften abgebrochenen Partie hoffnungslos auf
Verlust stand. Da verlor Hiibner seinen Humor wirklich nicht.
Wir waren tberzeugt, daB er den Wettkampf doch noch gewin-
nen wide. Bei guter Laune ist Robert sogar fiir Wunder gut.
Aus unserer heimischen Analyse machte er eine Studie. Die
Partie ist sicher sehenswert:

Englisch Ld3 28. Th8! Ld6+ 29. Lf4


Hiibner — Portisch Le5 30. Le3! Lxe3 31. Sxe3
Abano di Terme 1980 Txb2 32. Tf8 Txa2 (Nach 32.
1. c4 c5 2. Sf3 Sf6 3. Sc3 Scé6 ...Ke7!? 33. Tb8 hat Weil
4. d4 cxd4 5. Sxd4 e6 6. Sdb5 Gegenspiel) 33. Txf7+ Kd6
dS 7. exd5 Sxd5 8. e4 Sxc3 9. 34. Tb7 (34. Txg7 b3 +) a5
Dxd8 + Kxd8 10. Sxc3 Le5 = 35. Kf3 Ta3 36. 24 b3 37. g5
TL EbS!2Cid; -kf4)od7 12: Kc6 38. £6! gxf6 39. gxf6 Lg6
Lxc6?! (12. Lf4!?) Lxe6 13. YY Y Yy,
Ke2 Ke7 14. Le3 Ld6! 15.
Thd1 b5! (Durch das Laufer-
paar hat Schwarz leichten
Vorteil) 16. Tacl The8 (16.
...b4? 17. Sd5 +) 17. £3 Lxh2! Ytt17

18. Thi Ld6 19. Txh7 b4 20.


Sd1l Lb5+ 21. Kf2 Txcel 22. MATTE Ls
Lxcl Tc8 23. Lg5+ Kd7 24.
f4 (24. Txg7? Tc2+ 25. Kgl
66D
J)
Gs
NG
SO
=
Te2; 24. Se3? Le5) Tc2+ 25.
Kg3 Lf8 26. f5 exf5 27. exf5 A. Be CoD EF 4GiH
40. Tb8? (40. Sc4!! Kxb7 [40. Lh5 50. f7 Te2+ 51. Kd4 Tf2
oeFaas Alo Sxasit-) Txad: 42. D2.0ESD SExtS 553: Sdit-ha=)
Txb3) =|541. Sxa3 “Kb6: 42. 46. Kf2 (einziger Zug) Th1 47.
Ke3 KcS 43. Kd2 Kb4 44. Ta7+! Kb8 (47. ...Kc6 48.
Sc2+! bxc2 45. f7 Lxf7 46. Se5+ Kb6 49. Txa2 Th2+
Kxc2 mit einer theoretischen 50. Kg3 Txa2 51. f7 Ta8 52.
Remisstellung) Ke7 (40. ...a4? PSD UES Ss 2Sd)+ u== 47.
41. Sc4 Tal 42. Se5+? Kc7 ...Kd8 48. Ta8+ Kd7 49.
+; 42. Sa5!=) 41. TbS (41. Ta7+ Ke6 50. Ta6+ Kf7 (50.
Sc4 Ta4 42. Sb2 Kxb8 43. weK > 51. Se3 +30 Txa2SeZ
Sxa4 Kc7 44. Ke3 Kc6 45. Kd2 =| 51. SeS + Kg8 52. Ta8+
KbS 46. Sb2 a4 47. Kc3 Lf7 A Kh7* 535. 17 =). 482 -Txa2
a3 +) a4 42. Sc4 Tal 43. Ke2 Th2+ 49. Kg3 Txa2 50. Se5
a3? (43. ...Lf{7! +) 44. Txb3 Ke7 51. £7 Ta8 52. Kh4 Th8
a2 45. Ta3 Lh5+ (45. ...Thl (52. ...Kd6 53. Sc4+! =) 53.
46. Ta7+ Kb8& 47. Txa2 Kg5 Kd6 54. Kf6, remis.
Th2+ 48. Ke3 Txa2 49. Se5

Dann kam sein Kampf gegen Kortschnoi 1981. Da konnte man


ihn kaum wiedererkennen. Als er nach den furchtbaren Er-
niichterungen durch den Verlust des Turmes in der siebten Par-
tie aufgeben mute, kam er nicht wieder zu sich. Er verlor die
nachste Partie auch noch, und letztlich blieben die neunte und
zehnte unvollendet. Als Sekundant gab ich mir die grote Mi-
he, zu retten, was zu retten war. Die neunte Partie ware noch
remis geworden, aber die zehnte stand sehr schlecht und war
wohl verloren. Eine halbe Stunde, bevor Hiibner die erste Han-
gepartie spielen sollte, klopfte er an meine Hotelzimmertir.
Mit wenigen Worten bedankte sich Robert bei mir und ent-
schuldigte sich fiir sein schlechtes Spiel, sagte mir die Abfahrt-
zeit seines Zuges und war verschwunden. Der Wettkampf ging
auf diese Weise unerwartet zu Ende. Wer war nun schuld? Me-
ran lie® viele Fragen offen. Damals hatte ich vor, spontan ein
Buch tiber das Thema ,,Der letzte Zug’’ zu schreiben. Ob Ei-
senbahn oder Schachbrett, das war noch die Frage.
Ich erinnere mich gern der Zeit, als es im Lager der Schach-
gesellschaft Porz noch perfekt klappte. Damals analysierte ich
viel mit Robert gemeinsam. Wir spielten im Rahmen seiner
Vorbereitungen einen sehr freundschaftlichen Wettkampf. Da-
nach qualifizierte er sich 1980 recht eindrucksvoll im heifen
Rio de Janeiro fiir das Kandidatenturnier. Stattgefunden hat
me a SR UR EN a an eS OE

der Wettkampf im Horten-Warenhaus Hamburg, Méoncke-


bergstraBe. Es gab zu jeder Runde viele Kiebitze, und die spiir-
ten irgendwie das ,,A star was born’’.
Der Wettkampf wurde im ,,Schach-Echo’”’ ausfiihrlich
kommentiert. Fiir die Partien 2, 3 und 4 zeichnete ich verant-
wortlich. Rainer Griinberg, der auch die iibrigen Partien analy-
sierte, schrieb tiber den Wettkampf folgendes:
GroBe Schachveranstaltun- ndotige Ruhe war in einem ab-
gen sind in der Bundesrepu- gelegenen Raum eines Kauf-
blik Deutschland selten ge- hauses in der Nahe des Ham-
worden. Hohe Kosten und burger Hauptbahnhofes ge-
Mangel an geeigneten Rau- sorgt. Die Zuschauer konnten
men schrecken viele Organi- die Partien in der Spielwaren-
satoren. Frederic Friedel, abteilung auf sechs Monito-
Wissenschaftsjournalist und ren verfolgen und am Demon-
Schachcomputer-Experte, strationsbrett den Erlauterun-
wagte es dennoch. Und siehe gen zuhoren ...
da, binnen zehn Minuten wa- Wurde es zwischen Hort und
ren GroBmeister, Geld und Dr. HUbner spannend, gab es
Raume da. Ein Anruf bei einer dort wahre Redeschlachten.
Warenhauskette geniigte, um Besonders die fiinfte Partie
den Hamburger Schachfans (Dr. HUbner hatte WeiB, und
nach 14 Jahren (letzter Héhe- nach wenigen Zitigen stand
punkt: die Mannschaftseuro- das Brett in hellen Flammen)
pameisterschaft 1965) wieder erregte Spieler und Fans.
einen Leckerbissen zu servie- Horts Kommentar (,,Uber die-
ren. Fur einen Preisfond von se Partie werden sich die Ex-
5.000 DM (davon 3.000 DM fir perten vielleicht noch jahre-
den Sieger) spielten GroRmei- lang die Képfe einschlagen’’)
ster Dr. Robert Htbner (30) wurde in der weniger sterilen
und der tschechoslowakische Atmosphare vor den Monito-
Weltklassespieler Vlastimil ren beinahe rauhe Wirklich-
Hort (37) einen Wettkampf keit ...
uber sechs Partien. Fur die

Sizilianisch Nach? 95... Tc8s 10" Lh6


Hiibner — Hort Lxh6 11. Dxh6 Sxd4 12. Txd4
1. Partie Txe313) 6xc31DaS"14) Kb2
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4, Le6 15. Lce4 steht Weis bes-
Sxd4 Sf6 5. Sc3 26 5. Le3 Lg7 ser.
7. £3 Sc6 8. Dd2 Ld7 9. 0-0-0 10. h4 Tc8 11. g4
0-0 11. h5 ShS: 12. g4 Sg3 13.
Th3 Sxfl 14. Txfl SeS fiihrt 24. Lel?!
zu unklarem Spiel. 24. Ld4 ist besser: 24.
11. ...Da5 12. Kb1 Tfd8? ...Lxd4 25. Sxd4 e5 26. Se6
Besser ist .12./.:.Sxd4+13. Sxe6 27. fxe6 De7 28. Thfl
Lxd4 Tfd8 15. hS mit gerin- Tf8 29. Tf7 mit Gewinn.
gem Vorteil fiir Wei. 24. ...a6 25. Dxa6 Dc6
13. Sb3! Dc7 14. h5 Le6 Schlecht ist 25. ...gxf5 26.
Wei steht deutlich besser, exfS Dc6 27. £6 Ta8 28. Lg2
2 Ba bas 4.565: 152 85 Sxt3-16. d5 29. Sd4.
Di2Se4 172 Dxt3i Lxc3".18. 26. Lfl exf5 27. Dxc4
bxc3 Dxc3 19. Ld3. Dxc4 28. Lxc4 Txc4 29. exf5
15. hxg6 fxg6 gxf5 30. Thfl Le5 31. Txf5
Nach 15. ...hxg6 16. Lh6 Se6 32. Tf7 Tg8
Lh8 17. Dh2 droht Lf8. Sehlecht ist 32. .. mliG/=33.
16. Lh3 Sd7 Txc7 -Sxe7 34? Le3:
Oder 16. ...Dd7 17. g5 Sh5 33. Tb7 Sxg5 34. Thi Tg4
18. Sc5 dxc5 19. Dxd7, und 35. Lxg5 T8xg5 36. Thxa7+
der BcS fallt. Kg8 37. Thd7
17. Sd5!? 37. a3 ist>schlechter:-37.
Besser ist 17. g5! Lxh3 18. yeti 38s Kad +Lxe3:-39:
Sd5 2.068. 19.-Txh3’ 46°20. Thd7 Lg7.
Tdhl. 37. ...Tg1+ 38. Scl Lg7
17. ...Lxd5 18. Dxd5+ Schlecht ist 38. ...Tf5 39.
Kh8 19. c3 Sf8 20. £4 Td8+ Tf8 40. Txf8+ Kxf8
Schlecht ist 20. g5 e6 21. Al. Ke2 Lf4'42. Sd3 Le3 43:
Lxe6? Se7. Sb4 Tg2+ 44. Kb3 Lcl 45.
20. ...e6 21. Db5 b6 22. g5 Se2
Sa5 23. £5 Sc4 39. Td8+ Lf8
Nicht 39. ...Kh7 40. Txd6

‘a a TTL,
Tfl 41. Kc2 Tg2+ 42. Td2.
40. Tbb8 Tf1?
40. ...Tf5 ist richtig: 41.
Txd6 Tffl 42. a4 Txcl+ 43.

te.
Ka2 immer noch mit Vorteil
fiir Weib.
sone / 41. a3
V/V a meoe Schwarz gab auf wegen 41.
... T2f5 42. Txd6 Tel 43. Kc2.
& By,
OO
SND
aC
OO

an
hatte Schwarz Schwierigkei-
Gritinfeld-Indisch
ten.
Hort — Hiibner
14. Lel
2. Partie
Falls jetzt 14. d5, so folgte
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5 4. 14. ...exdS 15. exd5 Sd7, und
cxd5 Sxd5 5. e4 Sxc3 6. bxc3 die schwarze Stellung ist an-
Lg7 7. Sf3 nehmbar.
Als gebrauchlichere Fort- 14. ...Te8!
setzung gilt hier 7. Se2. Der Einer aus der Reihe von
sowjetische GroBmeister Lew feinen Ziigen. Auf d8 konnte
Alburt hat das ganze System der Turm mit Lg5 belastigt
in die Praxis eingefiihrt. Spa- werden.
ter ibernahm Larsen den Zug 15. De3
Sf3, und aus letzter Zeit erin- Natirlich nicht 15. La3
nert sich der Leser vielleicht wegen Df4!, und Schwarz
an die Partie Karpow — Lju- hatte Vorteil.
bojevic, Montreal 1979. 15. ...La6
7. ...0-0 8. Le2 c5 9. 0-0 Nach langem Nachdenken
Die genaueste Zugfolge. gespielt. Schwarz will den
Bei 9. Le3 kann Schwarz be- Gegner von dem Plan d4-d5
quem 97 ...cxd4 “10. -cxd4 ablenken — und das mit
DaS5+ spielen. Recht, wie die Analysen nach
9.3.06 der Partie zeigten! ;
Die andere MOglichkeit ist 16. La3 Dd7 17. Lxa6
hier 9. ...Lg4, aber den Text- Fallss 17a S65) «cOuuh 7.
zug betrachten wir (Hort und ...Da4, und Wei kommt
Dr. Hubner) als starker. nicht weiter.
10. Le3 Lb7 11. Dd3 17. ...Sxa6 18. Db3
Wei bleibt der Strategie Damit kontrolliert Wei
treu, d4-dS langsam vorzube- das Feld a4, aber Schwarz hat
reiten. Andere Ziige wie etwa genugend Zeit, seine Figuren
11. De2 oder 11. Db1 dienen normal zu postieren.
diesem Zweck nicht ganz. 18. ...Tac8 19. Td3 Sc7 20.
11. ...e6! Tbl
Logische Reaktion. Wenn tberhaupt, so war
12. Tad1 jetzt 20. d5!? zu versuchen.
Mit der Absicht, 13. d5 zu Nach dem Textzug konsoli-
spielen. diert Schwarz seine Stellung
12. ...cxd4 13. cxd4 Dd6 vollig.
Nachwl3,220)Sc64. 14-5 45 20. ...Ted8 21. h3 h6 22.
exdS 15. exd5 Sb4 16. Db3 d5?!
SD A ESI -f S

Gerade in diesem Moment Zeitnot bot WeifS Remis an,


ist dieser Zug zu ambitids. was Schwarz _ akzeptierte.
Die Stellung war vollig aus- Wahrscheinlich unter dem
geglichen, und der Textzug Eindruck, daB er wahrend der
kOnnte sich zugunsten des Partie nicht so gut stand, und
Schwarzen auswirken. der Bdé6 sieht vielleicht ,,gr6-
TIT, %,
Ber’? aus, als er in Wirklich-
Yi
Y keit ist. Die Analyse zeigte,
wy,
TEP. Ve

YY/ eo daB anstatt 26. Te3 besser 26.


jo Mn Td5 geschehen ware. Schwarz
steht dann bequem, nach 26.
...Dc6 sogar besser. Die kiir-
zeste Partie des Wettkampfes
mit reichem theoretischen In-
halt!
Sizilianisch
fF
@
YY
—-nNW
ADDN
Hubner — Hort
Ao bu Geb.
& GH 3. Partie
22. ...exd5 23. exd5 Se6! 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4.
Sehr stark gespielt! Es geht Sxd4 Sf6 5. Sc3 Sc6 6. Lg5 e6
jetzt nicht 24. dxe6 Dxd3 25. 7. Dd2 a6 8. 0-0-0 h6
exf7+ Kh7, denn Weif hat Diese Variante wird von
nichts fiir die geopferte Quali- dem ungarischen Grofimeister
tat, wahrend gleichzeitig 24. Csom haufig gespielt.
...Sf4 25. Td2 Tc3 mit ausge- 9. Lf4
zeichnetem Spiel fiir Schwarz Eine gute Moglichkeit ist
droht. hier allerdings 9. Le3. Mit
24. d6é dem Textzug beabsichtigt
Erzwungen! WeiB, sofort Druck auf d6
24.7...1¢5! auszuliben.
Wieder verbessert Schwarz 9, ...Ld7 10. Sxc6 Lxc6 11.
die Position einer Figur und f3 d5 12. exd5
kontrolliert mehr Felder. Es Als starkste Fortsetzung
geht natiirlich nicht 25. Lxc5 gilt hier 12. Del. Der Textzug
wegen 25. ...Sxc5 26. Dc2 ist nattirlich ebenfalls gut
Sxd3 27. Dxd3 Dxd6, und spielbar.
Schwarz gewinnt. 12. ...Sxd5 13. Le5 f6 14.
25. Tbd1 Tf5 26. Te3 Ld4 Lb4 15.Lc4 0-0
In dieser komplizierten Das Spiel steht ausgegli-
Stellung und bei drohender chen.
Sf A
a

16. De2 Te8 17. Se4 Dc7 25. Sxf4!?


18. Df2 b5 19. Lb3 a5?! Die richtige Entscheidung
Im Bemiihen um aktives 25. Td4? ware schlecht wegen
Spiel ist Schwarz zu ambitiés. Dee XA Auch Seam
Besser war 19. ...Tac8 mit LdS 26. Sxf4 Lxb3 27. Dxe3
scharfem Spiel. Txaz2 ist giinstig fiir Schwarz.
20. Le5 £5 25. ...Sxd1 26. Txd1 Dc6
Die Stellung verscharft 27. Td3
sich noch. Die weifen Chancen sind
21. Sg3! besser, da der schwarze An-
Nicht 21. Lxb4? wegen 21. griff ohne den Springer sehr
...fxe4, und auch 21. Sd2 schwach ist und Schwarz sich
bxd2<22.0 Txd2a4:.23. Uxd5 nicht richtig konsolidieren
LxdS5 ware giinstig fiir kann. |
Schwarz. 27. ...Kh7 28. Del
21. ...f4 WeifS beginnt mit der
Wenn Schwarz schon A ,, Bauernernte’’.
sagte, mu} er auch B sagen. 28. ...e5 29. Sd5 Dc5
22. Se2 Mehr Chancen hatte
Nicht 22. Se4 wegen 22. Schwarz nach 29. ...Tf8, aber
...9e3! mit schwarzem Vor- der weitere Verlauf ist beein-
teil. fluBt durch die Zeitnot des
22. ...Lb7 23. Lxb4 axb4 Schwarzen.
Besser als 23. Sxb4 24; 30. Sxb4 e4 31. Te3! Tad8
Sd4!, und Weif} steht besser. 32. fxed Td4 33. Sd3 Dg5 34.
24. g3! h4 Dg4 35. e5 Ted 36. c3
Wieder am besten. Mit der Drohung 37. Lc2.
24. ...Se3 36. ...Txe3 37. Dxe3 Ded
Besser war 24. ...Kh8 mit
38. Dxe4 Lxe4 39. Sc5 Le6 40.
ungefahr gleichem Spiel.
e6 Kg6
ig OX Obwohl Wei 3 Bauern

WU), fiir die Qualitat besitzt, ist der

7 OG & Weg zum Gewinn doch ziem-

ame
lich weit. Schwarz verfiigt in
der Stellung iiber verschiede-
ne Blockademéglichkeiten,
Ca
fa

KG
und die Partie kann beider-
Gtttte LET Es,
seits mit einem kleinen Feh-
lerchen verdorben werden.
BP Wa
VITA:

Cp
OV
Sk
(GOs
DS
me
3 41. Kd2 Kf6 42. c4?!
ABC Dieser Zug ist tibereilt!
DEF GR
Wei analysierte hier 42. Ps 2)
Ke3!, wahlte aber dann die Jetzt ist es zu spat.
andere Moglichkeit. 56. Sxf7 g2 57. Sd6+ Kd8
42. ...b4 43. Sa6 Txe6 44. 58. a4
Sxb4 Lf3 Der Abgabezug, aber
Es zeigt sich, daB die wei- Weis gab gleichzeitig auf.
Ben Bauern keinen leichten
Weg zur 8. Reihe haben, denn
der schwarze Konig ist nah.
Griinfeld-Indisch
45. cS Te2+ 46. Kce3 Tg2
Hort — Hiibner
47. Kd4 Ke7 48. Ld5 Txg3 49.
4. Partie
Sc6+ Ke8 50. b4 g5! 51. Lxf3
Natiirlich nicht 51. hxg5? 1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5 4.
wegen 51. ...Tg4+ usw. cexd5 Sxd5'5. e4 Sxc3 6. bxc3
51. ... Txf3 52. hxg5 hxg5 Lg7 7. Le4
53. b5 94 54. b6 Tf7 Eine der scharfsten und
Bis hier nahm die Partie ei- strittigsten Fortsetzungen.
gentlich einen ganz logischen 7. ...0-0 8. Se2 Sc6
Verlauf. Wei war in Zeitnot Das ,,Patent’’ fiir diesen
— eigentlich geschah es nur in Zug gehért Wolfgang Uhl-
dieser Partie, das er wenig mann. Man muf hier natiir-
Zeit zum Nachdenken hatte. lich erwahnen, dass Fischer

WY. Ie7 7 immer 8. ...cS spielte. Mit

a xe dem Textzug 8. Sc6 hat

Hom i
Schwarz zundchst die Ent-
wicklung beendet und den

a as Angriff gegen d4 auf spatere

0, 6 97 Zeit verschoben.

L007
9. 0-0 b6 10. Le3 Lb7 11.
{3 e6
&3Y, Ub. Gut mdglich ist sofort 11.
ON
sg
CO
GO
=
V/A Hae
Schwarz
2.- SES BOSSA.
spielt lieber mit ge-
aver

AmpbaceD* ExkGeH schlossenen Karten, d.h., er


55. Se5? wartet mit den strategischen
Das kann man als einzigen Entscheidungen bis zum letz-
Fehler von Wei im ganzen ten Augenblick.
Wettkampf bezeichnen. Nach 12. Tbl
dem richtigen 55. Ke3! g3 56. Gegen 12. ...SaS 13. Ld3
b7 Txb7 57. Kf3 wide die c5? 14. dxc5 gerichtet.
Partie remis enden. 12. ...Dd7
Nach der Partie meinte jetzt wahlen zwischen 24. f5
Schwarz, das sofortige 12. und 24. e5. Die Moglichkeit
..:De7 set-besser: 24. fS ist natiirlich sehr ris-
13. Lb5 kant, da das Feld e5 in die
Wei will die Schwachung Hande von Schwarz fallt;
a7-a6 ~—sprovozieren, aber trotzdem zeigte sich nach der
Schwarz hitet sich natiirlich, Partie, dai 24. f5!? aussichts-
diesen Zug zu machen. reicher war: <Z.By 24.82. be4
13. ...De7 14. Del Sa5 15. 25..f6+ Kh8 26. Dh4 DeS5 27.
Tdl Sf3 DhS 28. DxhS, und die
Mit diesem Zug war WeiB Chancen von Weifs sind bes-
nach der Partie unzufrieden.
Man verhindert zwar 15.
ens HhOK AXCS:OXC5 476 TdT!
aber andererseits kann man
E-. JAE
den Turm zum Sturm gerade kx Ww [kwh
auf der f-Linie gebrauchen. “92747 4F
15. ...c6! 16. Ld3 e5
Richtige Entscheidung.
iy A,Sen/
17. Lh6 Va a Ly OA 78
Dieser Plan ist zu weich; Yor

17. f4 ist unklar wegen 17.


...exf4 18. Sxf4 c5 usw. GO
Ne
700
iGO):

17. ...Lc8 18. Lxg7 Kxg7


19. Db2 Le6 AUEhCID Er Gm
In Betracht kam hier 19. 24. e5
...f6 mit ausgeglichenem Diese Fortsetzung gibt
Spiel, z.B. 20. Sg3 Le6 21. Sfl Schwarz genug Zeit, die rich-
Tad8 22. Se3 usw. tige Verteidigungsstellung zu
20. dxe5 schaffen.
Weil} entscheidet sich da- 24. ...f6! 25. exf6+ Txf6
fiir, die schwéchere Bauern- 26. Tel c5!
stellung auf dem Damenfliigel Der letzte genaue Zug in
in Kauf zu nehmen und dafiir dieser Partie. Weif ist zu wei-
einige Angriffschancen auf terem Abtausch gezwungen,
dem KO6nigsfliigel zu haben. und vom Sturm am KoOnigs-
20. ...Dce5+ 21. Sd4 Dxe5 fligel bleibt nur noch ein
22. Df2 Tae8 23. f4 Dc7 Hauch.
Wahrscheinlich der inter- 27. Sxe6+ Tfxe6 28. g3
essanteste Moment in der De7
ganzen Partie. WeifS kann Weil hat itiberhaupt
—_—_—_—_—_—_—_—_—_——————— 4)

nichts, aber da auch das Feld 26. Db4!, aber 25. ...Da4
c4 ausreichend gedeckt ist, kommt in Betracht: 26. Tb4
kann auch ihm nichts passie- Dxd1+ 27. Lxdl Tfl+ bzw.
ren. 26. Txd7 Kd7 27. Tb7+ Kc8
29. Txe6 Dxe6 30. Td1l, 28. Txe7 Dd4.
und Remis gegeben. 26. Tdb1 Ld8?

Sizilianisch
a7 ee BT
Ui, 03: <
Hiibner — Hort
5. Partie aa
a0.
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4.
Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 e6 ce “s
7. £4 Db6 8. Dd2 Dxb2 9. Tb1 Va, Ua
Da3 10. £5 Sc6 11. fxe6 fxe6
PW. U7
12. Sxc6 bxc6 13. e5 dxe5 14.
Lxf6 gxf6 15. Se4 Le7 16. Le2
@D
Wi2Y,
1189
ff
—=—NY
©
1
Ie
h5 17. 0-0 f5 18. Tb3 Da4 19. AP BaCsDe Ewe eGrlt
c4 fxe4d 20. Khl Ld7 21. Zwar- verlicrev26....a4 27.
Dc3!? T3b2 Dd5 28. Da5 Tfl+ 29.
In Betracht kommt 21. Kh2!, aber nach 26. ...Tf2!
Dc2 mit der Drohung Dxe4. sollte Schwarz gewinnen: 27.
21.200 TFB! Dc4 Kd8 28. Dxe4 Tfl+ 29.
Nach 21. ...Ld6 22. Tdl Tfl Dxb3: 30. Dxe5 Kc8 31:
Lc7 23. Ta3 steht Weil bes- Tf? d8 "32. Pxd7 Kxdyo33:
ser. Dd6+ Kc8 34. Dxc6+ Kb8.
22. Lxh5+ 27. Dce4! Lce7 28. Tb8+
Nicht -22;° Td? Tf5, und Txb8 29. Dxa2 e3 30. Le2 Tf4
Schwarz steht sicher. Etwas besser ist 30.
22. ...Kd8 23. Td1 oe XO R31. DxbiL Sr i4e32:
Nicht 23. Tfb1? Ld6 24. Db3 Tb4 33. Dxe3 e4 34. 24
Tet e725. Daz cS mit: Ge- a4 35. Kg2.
winn fiir Schwarz. 31. La6+ Kd8 32. Txb8+
23. ...Kce8 24. h3 Dxa2 25. Lxb8 33. Dxa5+ Lc7
c5 Oder 33. ...Ke7 34. Db6
Falsch sind sowohl 25. Ta4 35. Dxb8 Txa6 36. Dxe5
Txd7 Kxd7 26. Tb7+ Kc8 27. mit Gewinn.
Txe7 Df2 wie auch 25. Tb2 34. Dce3
Da3 26. Dxe5 DcS. Der Gewinnzug.
Ode aABEIS) 34. ...Ta4 35. Le2 e4 36.
Falsch ist zwar 25. ...Tf2 24 Kc8
Eo ET
crm es Sy

Um Lf4 zu ermdglichen. 13. ...Sa6!


37. g5 Lf4 38. g6 Kc7 Schlechter ist 13. ...Sc6 14.
Oder 38. <3.e5: 39: ¢7! Le6 Se4 mit der Drohung Sc5.
40. Lg4. 14. Se4 De7
39. g7 Ta8 40. Db2, Schlecht ist’ 142 ...Dd7 15.
Schwarz gab auf. Lce3 Da4 16. Dxa4 Sxa4 17.
Sf6+ Kh8 18. Sd7 Lxc3+ 19.
bxc3.
Griinfeld-Indisch
15. 0-0 Tad8 16. Tfd1 Td7
Hort — Hiibner
17. Lce3 Tfd8 18. a3 Txd1 +
6. Partie
Nach: 18% 7.c62192 “Txd7
1. d4 Sf6 2. c4 26 3. Sc3 d5 4. Txd7 202 ‘xe7) Kxgie 21:
cexd5 Sxd5 5. Ld2 Lg7 6. Sf3 Dc3 + £6 22. b4 Sd5 23. Db2
0-0 7. Tcl Lg4 8. e3 steht Weil} geringfiigig besser.
8. e4 fiihrt zu unklarem 19. Txd1 Txd1+ 20. Dxd1
Spiel: 8. ...Sb6 9. Le3 Sc6 10. Lxc3 21. Sxc3 c6
ds sesh ele? Uxtss125 oxf3 Die Stellung ist ausgegli-
c6. chen.
8. ...e5 9. Db3!? 22. Dd4 Sc5 23. Lh3 £5 24.
9. dxeS Sc6 ist ungefahr- Lfl Scd7 25. Le4+ Sxc4 26.
lich fiir Schwarz: 10. Sxd5 Dxce4+ Df7
DxdS le bea Dd7-+12.-Ec3 Nicht 26. ...Kf8 27. Dd4.
Dxd1+ 13. Txd1 Lxf3 14. 27. Dd4 Sf8 28. Dxa7 Db3
gxf3 SxeS bzw. 10. Le2 Sdb4 29. Da4 Dxb2 30. Dc4+ Kg7
11. 0-0 Sd3. 31. a4 Se6 32. Dxe6
| Same B's Sonst 32. ...Kf6 mit etwas
Nicht 9. ...Sb6 10. SxeS. besserer Stellung fiir
10. gxf3 - Schwarz.
Schlecht ist 10. Dxb7 Sxc3 32. ...Dxce3 33. De7+
11. gxf3 (Dxf3?? e4) Sxa2 12. 33. DeS+? verliert DxeS
Txce7-Sa6 13. Lxa6- Tbs 14. 34. fxe5 g5 35. f4 g4 36. Kf2
Dxa7 Txb2 15. Lc4 Tb1+. hS 37. e4 fxe4 38. Ke3 h4 39,
10. ...Sb6 11. dxe5 Lxe5 Kxe4 g3 40. hxg3 h3 41. Kf3
12. f4 Lg7 13. Lg2 C5e
Schlecht ist 13. f5 Sc6 14. 33. ...Kg8 34. Dd8 + Kg7
fxg6 hxg6 15. h4 SeS. 35. De7+ Kg8, remis.

Wir sind tiber die Jahre Freunde geblieben, aber ich wiiBte
wirklich nicht, was ich sagen sollte, wenn ich noch einmal ge-
fragt wirde, ob ich ihm sekundieren kénnte.
Anatoli Karpow
Obwohl Karpow mit kleineren Turnieren in der Tschechoslo-
wakei seine internationale Laufbahn begann, habe ich ihn zum
ersten Mal 1971 in Moskau getroffen. Es war anlaBlich des
Aljechin-Gedenkturniers, und Anatoli sammelte auch damals
schon leidenschaftlich Briefmarken. Wir spielten wahrend des
Turniers an den freien Tagen viel Bridge, er stets mit dem in-
zwischen verstorbenen Semjon Furman, einem Schachgrof-
meister, dessen Verdienste als Trainer an Karpow unbestritten
sind. Furman bildete ihn sehr intensiv aus, und der spatere
Weltmeister bekam eine Schule, wie die besten Ballettanzer es
im Bolschoi-Theater gewohnt sind. 1971 war Karpow noch
ziemlich unbekannt. Fiir mich lief das Turnier recht ordentlich.
Ich hatte gegen Olaffson und Lengyel gewonnen und viermal
remis gespielt, bis es in der siebten Runde gegen Karpow ging.
Ich war vor der Partie Optimist und wollte meinen guten Ta-
bellenstand noch verbessern. Aber das ging schief. Ich sagte
mir damals schon: Wer Sizilianisch mit WeiB auf solche Weise
wie Karpow zu spielen versteht, ist unbestritten ein sehr guter
Spieler. Kurz darauf begann sein groBer Aufstieg.
Aus der Partie kann der Leser und mancher Grofimeister
lernen. Meines Erachtens ist es eine der besten Leistungen Kar-
pows. Ich begriff, dal das Schachspiel viel komplizierter ist,
als man glauben mochte. Ich hatte den Punkt eS unter Kontrol-
le und verlor trotzdem!
Karpow schrieb in seinem Buch ,,Wie ich kampfe und
siege’ tiber die Partie folgendes:

Heute ist ein seridser Schach- Gedenkturnier, Moskau 1971),


Spieler manchmal gezwun- die auRerordentlich scharf
gen, seinen Wunsch, schon und spannend verlief. Ich
zu spielen, zu unterdrucken. brauchte damals eine solche
Warum? Weil er hohe Resul- Partie, um der Apathie zu ent-
tate braucht. Es ist eine ande- kommen und um einen Preis
re Sache, daB man manchmal kampfen zu kénnen, weil ich
auch schon spielen muB, ge- bis dahin resigniert gespielt
rade wegen des Resultats. hatte. Und es gelang mir, eine
Ein Beispiel dafir ist meine solche Partie zu spielen...
Partie gegen Hort (Aljechin-
9 ce

Es folgt die Partie mit Kommentar von Karpow:

Sizilianisch Schwarz mit diesem Tausch


Karpow — Hort nicht; es ist jedoch hier nicht
Aljechin-Gedenkturnier, einfach, einen anderen Zug zu
Moskau 1971 finden. 10. ...Dc7 sieht zu
langsam aus; sich zu 10. ...0-0
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4.
Sxd4 Sf6 5. Sc3 e6 6. 24 zu entschlieBen, direkt in den
Angriff hineinzurochieren, ist
Keres’ Waffe, die nicht ro-
stet. Der Wunsch, den Sprin-
nichts leicht: 102 7.S¢e5 sis
ger f6 zuriickzudrangen und Sxc6 bxc6 12. LxcS gibt Wei
klarer. Vorteil.
die Voraussetzungen fiir ei-
11. Dxd4 e5 12. Dd2 exf4
nen Angriff am K6nigsfliigel
13. Lxf4 Se5
zu schaffen, ist durch takti-
sche Motivierungen bestarkt. Selbstverstandlich schlecht
6. ...Sc6 fiir Schwarz ware 13. ...Db6
6. ...h6 hatte den WeiBen 14. Tg3 Dxb2 15. Tb1 Da3 16.
Sd5.
in der Durchfiihrung seiner
Plane mehr gestort.
14. Le2 Le6 15. Sd5!
7. g5 Sd7 8. Le3 a6 9. f4 Sofort! Sonst eilt des Geg-
Mag sein, daf ich jetzt 9.
ners Dame in eine aktive Stel-
Tgl vorziehen wiirde. lung (15. 0-0-0 Da5!).
9. Lal
15. Lxd5
Wahrscheinlich befiirchte-
te mein Gegner auf 9. ...h6 ei- gs|2F
nen Zug, den ich beabsichtig- ve a
te. 10. Sxe6 (etwas anderes 4 7/ vi

gab es eigentlich nicht, da 10. a


gxhS oder 10. g6 fiir Wei we-
gen 10. ...Dh4+ geradezu un-
vorteilhaft ist). In der Partie
hatten uniibersehbare Ver-
wicklungen entstehen kénnen
— 10. ...fxe6 11. DhS+ Ke7
3
ae“a 's
OC)
Chi
ea
=I)

12. _Lh3 De8 13. Dh4 — mit AY BoGrD. EF: Gin


schwer abzuschatzenden Fol- 16. exd5
gen. Gerade dazu zwang mich Anscheinend ist es die Re-
der Turnierstand. gel, daB man bestrebt ist, das
10. Tgl Sxd4 Blockadefeld mit einer Figur
Normalerweise eilt es und nicht mit einem Bauern
53

zu besetzen. 16. Dxd5 lieB mir 21. c3 Le5

17
in der Tat Vorteil, da der
Punkt d6 seitens des Schwar-
zen allzeit Schutz verlangt
hatte. In diesem Falle hatte 7/4 a”
aAny
m8 a3
aber mein Bauer e4 doch gele- ay
Y “
gentlich in Obhut stehen miis-
sen, was meinen weifeldri-
gen Laufer hatte beengen
Y,
konnen. Jetzt dagegen ist die- yy, WY Yi,
ser Laufer in seinen Handlun- W, MEY FZ
gen frei, um so mehr, als sein NS
(ONC)
CO
Gs
i—
Gx
schwarzer Gegenspieler vom
AeB-—C- DER Gly
Brett verschwunden ist.
16. ...Sg6 Auf den ersten Blick scheint
Die Stellung des Schwar- es, dali} Schwarz seine Ziele
zen ist merklich schlechter, erreicht hat — es droht 22.
deshalb sucht Hort taktische ...Dh4, und nach 23. Lg5 Db6
Losungen der vor ihm ent- 24. Le3 Dc7 sind meine Er-
standenen Probleme. Zu pas- rungenschaften durchaus
siver Verteidigung verurteilen nicht groB. Aber Wei hat ei-
wurde ihn die kurze Rochade ne sehr starke Entgegnung.
oder auch 16. ...Dc7 und hier- 22. Tg4!
auf 17. ...0-0-0 Der Bauer h2 regt (einst-
17. Le3 h6?! 18. gxh6 weilen!) niemanden auf. Jetzt
Lh4+ 19. Kd1 ist die Hauptsache, die feind-
Der weiBe Konig regt sich liche Dame nicht in eine akti-
wegen des Verlustes der Ro- ve Stellung am KOnigsfligel
chade nicht auf. kommen zu lassen, wo meine
Der andere Konig bewahr- Figuren immerhin ein wenig
te diese Moglichkeit fiir sich , herumhdangen’’.
bis zum Ende der Partie, 22. ...Df6
konnte sie jedoch nicht aus- VerhaltnismaBig am_ be-
nutzen. sten war 22. Lxh2, was das
19. ...gxh6 20. Lxh6 Lf6 materielle Gleichgewicht wie-
Wahrscheinlich ware mit derhergestellt hatte. Aber
20. ...Df6 Schwarz nicht ge- man kann auch den tsche-
dient gewesen im Hinblick choslowakischen GroBmeister
darauf, daB der Laufer h4 verstehen: Er wollte ,,sich
merklich an Beweglichkeit entwickeln’’.
verloren hatte. 23. h4!
54

23. ...Sxh4? geht nicht we-


gen 24. Lg7. Uberhaupt wird
es jetzt schon schwierig sein,
x7 077
diesen — noch vor kurzem so
hilflosen Bauern — zurtickzu- weata
gewinnen, der jetzt allmahlich
eine furchterregende Starke
erlangt.
23. ...Df5 24. Tb4 Lf6 25.
h5 Se7
Verstandlich, dafsX dieser
Riickzug weniger ehrenvoll ist Oot?
—~
@W
ODN

als 25. ...Se5, aber Pseudoak-


tivitat konnte jetzt schon AiBaC;.D
be RGus
nach 26. Tf4 eine Figur ko- Anscheinend ist bei Schwarz
sten. alles in Ordnung, aber...
26. Tf4 De5S 30. Td3!

e837, 787) Eine Hymne auf


Turm! Auge und Gedanke
den

We PL des Schachspielers sind an die


wy ,v GLLLTE 5 gp, CLTTELD,. CITA,
Leistungsfahigkeit aller Figu-
ren gewohnt, aber seien wir
SELL,
uns einig — den Tiirmen
Watt schreibt man sie hauptsadch-
4
tpt Le lich im Endspiel zu.
30. ...Dh1+
~—~-
NY
OD
Nowa
“ae me‘a.vs Schwarz ist gezwungen,
auf diesen gewif nicht gleich-
m\ fey (C. [py l= 1a -(e) (h wertigen Tausch einzugehen.
27. 1Tf3! 31. Ke2 Dxal 32. Dxh6
Von Zeit zu Zeit schafft so Le5 33. Dg5
ein schwerfalliger Turm eine In dieser ausweglosen La-
Drohung nach der anderen. ge Uberschritt Hort die Zeit,
27. ...Sxd5 28. Td3 Txh6 was ihm als Niederlage ange-
Etwas Besseres ist nicht zu rechnet wurde. Die Partie
sehen — auf 28. ...Se7 folgt wurde als die beste im
29. Lf4. Aljechin-Gedenkturnier _ be-
29. Txd5 zeichnet, und der jugoslawi-
Fehlerhaft ware 29. Dxh6 sche ,,Informator’’ nannte sie
gewesen, wegen 29. ...Lg5 eine der besten schdopferi-
und 30. ...Se3+. schen Leistungen.
Seit dieser Zeit spielte ich mit Schwarz gegen Karpow minde-
stens zehn Partien. Ich versuchte die verschiedensten Eréff-
nungen, aber er kennt alle und ist stets sehr gut vorbereitet.
Auch wenn sein Stil trocken sein mag, so spielt er doch auRer-
ordentlich scharfsinnig. Der zierliche Mann aus Tula hat sich
eine eigene Schachtaktik aufgebaut: Mit Weif spielt er stets auf
Gewinn und mit Schwarz auf Ausgleich und Remis.
Als Schwarzer kann man natiirlich auch einmal auf eine
vorbereitete Falle hereinfallen, und wenn man Pech hat,
kommt eine solche Miniatur heraus wie die folgende, die noch
die Runde um die Welt machte.

Caro-Kann Diese Fortsetzung war dem


Karpow — Hort Weltmeister gut bekannt —
Bugojno 1978 das gleiche hat er vor acht
Jahren in einer turbulenten
1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sd2
Partie gegen Saizew gespielt.
Eine kleine, gegen 3. ...g6
In diesem Zusammenhang ist
gerichtete Feinheit. In diesem
der Kommentar von Karpow
Fall kann namlich 4. Ld3 Lg7
zu dieser Stellung hdchst in-
(4. ...dxe4 5. Sxe4 Dxd4 6.
teressant: ,,Zu jener Zeit, als
Ld2 ist zu riskant) 5. c3 fol-
diese Partie ausgetragen wur-
gen, und das starke Zentrum
de, war der Textzug noch ver-
sichert Weil} eine dauernde
haltnismaBig neu. Es waren
Initiative.
nur einige wenige Partien mit
3. ...dxe4d 4. Sxe4 Sd7 5.
der Fortsetzung 7. SeS Lf5 8.
Sf3 Sgf6 6. Sxf6+ Sxf6 7.
c3 e6 bekannt. Man wubte
noch nicht, dafB die aussichts-
reichste Zugfolge fiir Schwarz
hier 7. ...Le6 nebst g7-g6 und
Leyriste>:
Verve k:lS
Also laut Theorie sollte
der Schwarze hier mit 7.
...Le6, gefolgt von 8. ...Lg7,
fortsetzen, z.B.: 8. c3 g6 9.
Ys
Yj,
Ld3 Lg7 10. 0-0 0-0 11. De2

5S a /
ee V4 Wy, G44,

c5 12. dxcS5 Dc7 13. c6 bxc6


Y
14. Tel Tab8 und gleichem
Bag
Spiel (Timoschenko — Rasu-
Lipa’
Bert

iC ae wajew, UdSSR 1971). Es ist


Doe ccc a SE AE EERE RTT DEE SMES | TTT

aber zu vermuten, das der schwarzen Laufers g6 ausnut-


Weltmeister auch gegen diese zen. Und wirklich h7-h6 geht
Spielweise etwas in petto hat- nicht wegen Sxg6.’’
tei 10. ...h5?!
Um diese Vermutung ge- In des erwahnten Partie
wissermafsen zu untersttitzen, Karpow — Saizew folgte 10.
zitieren wir Grof{meister Tal: 2 LdGed lS “Delhi eSei(eanz
,Im Jahre 1970 spielte Kar- schlechttist) it eee bxesei2:
pow eine ahnliche Stellung ge- dxesaDd5"-135 hs. eaund
gen den heute verstorbenen Schwarz verliert eine Figur,
Grofmeister Saizew. Der da- Mecking — Miles, Wijk aan
mals noch junge Meister Zee, 1978) 125 hs? Le4 135 £3
mute viele Aufregungen cxd4! 14. Db5 + Sd7 15. Sxf7
uberstehen, bevor er den Sieg Lg3+ mit einem sehr starken
erreichte. Es war n6tig, zu Angriff fiir Schwarz. Anstelle
Hause nach Verstarkungen von 12. hS5? konnte Weif
dieser Variante zu suchen. (nach Karpows’ Meinung)
Und jetzt wahlte gerade Hort durch das Qualitatsopfer 12.
diese Variante.’’ axes 1oe4 13. cxd6: Lh 14.
8. c3 e6 Lf4 eine kolossale Stellung
In einigen Partien wurde bekommen
Sumer SOCiamyeLStIChtmenachanon 11. g5 Sd5 12. Sxg6 oe
Sxf7 Kxf7 10. Df3 e6 11. g4 13. De2!
Df6 12. gxfS Dxf5 hat WeiB
die Wahl zwischen 13. De3 c5
14. Lh3 cxd4 15. cxd4 Lb4+
16. Kfl DbS+ 17. Kgl The8

a.aa
18. Db3 Db6 19. Le3 Sf8 20.

oS
a. . a
Lg2 mit etwas Vorteil fiir
Weil (Kavalek — Barcza, Ca-
racas 1971) und der Empfeh-
lung von Boleslawski 13. U/
DxfS+ exfS5 14. Lc4+ Lf6 5 oe a Boyye
15. Tgl, ebenfalls mit Vorteil ND)
ee
oat
OD
8
CO
GOSS
fir Wei.
9. g4 Lg6 10. h4 ear
,Der EinfluZ des Wett- Der mit diesem Zug beginnen-
kampfes Tal — Botwinnik, de Angriff erinnert an die be-
1960’’, schreibt Karpow, ,,... sten ahnlichen Leistungen Ca-
Die weiBen Bauern sollten die pablancas: eiserne Logik, ein-
gefahrdete Stellung des fache Mittel und natiirlich ei-
nige ,,petites combinaisons’’ ten Widerstand zu leisten.
(wie Capablanca zu sagen 20. ...Kd8 21. De5 Tg8
pflegte). Ein Versuch, doch seine
13. ...Kf7 14. Th3 Se7 KOnigsfligel-Figuren ins
Um die f-Linie zu schlie- Spiel zu bringen. Der beab-
Ben ist der Schwarze gezwun- sichtigte Plan (g6 nebst Lg7)
gen, den gut postierten Sprin- ist aber zu langsam. WeiB be-
ger d5 wieder zweimal zu zie- reitet inzwischen den _ ent-
hen. scheidenden Schlag vor.
15. Le4 Sf5 16. Tf£3 Dd7 22. 0-0-0 g6 23. Tel Lg7
17. Txf5+! 24. Db8+ Ke7
Logisch: Die einzige gut Schwarz iibersieht die
postierte schwarze Figur mu nachste Pointe von Weif. Je-
eliminiert werden. Fiir die doch ist die Partie auch nach
Qualitat bekommt Wei noch 24 a DCS eeXavi eenicht
einen Bauern, und sein An- mehr zu retten.
griff entwickelt sich gewaltig. 25. Txe6+!
17. ...gxf5 18. Dxf5+ Ke7 Eine kleine, nette Uberra-
19. De4 Te8 20. Lf4 schung. Nach 25. ...Dxe6
Mit seinem gelahmten K6- wird Schwarz durch 26.
nigsfligel hat Schwarz kaum Dc7 + Dd7 27. Ld6 matt ge-
eine Chance, einen organisier- setzt. Schwarz gab auf.

Meine GroBmeisterkollegen geben mir bestimmt recht, da}


Karpow mit den weifg§en Steinen ein wahrer Weltmeister ist.
Hat er Schwarz, so meint man, er wolle seine Krafte sparen.
Hier unterscheidet sich natiirlich der Stil von Karpow und Fi-
scher ganz wesentlich. Fischer war risikofreundlicher.
Natiirlich kommt auch einmal ein Tag, an dem man auf ei-
nen miiden Weltmeister stot.

Damengambit Remis — aber braucht Kar-


Hort — Karpow pow solche Mittel?
Amsterdam 1981 8. Tcl Lb7 9. cxd5 exd5
Das zeigt, dafs der Welt-
1. d4 Sf6 2. Sf3 e6 3. c4 d5 4. meister wohl nicht auf Remis
Sc3 Le7 5. Lg5 h6 6. Lh4 0-0 spielt, denn sonst hatte er 9.
7. e3 b6 ...9xd5 gezogen.
Die Tartakower-Variante 10. Le2 Sbd7 11. 0-0 c5
des orthodoxen Damengam- Das ist eine bekannte Posi-
bits. Sie ist oft ein Weg zum tion, die man schon in einer
omer nee aan mh RR SA

Partie Panno — Spasski aus Dieser Zug beweist, wie


dem Kandidatenturnier Am- ernst der Abtausch des star-
sterdam 1956 finden kann. ken wei8feldrigen Laufers fiir
Weil zog hier 12. dxc5, konn- den Nachziehenden ist. Es
te aber nach 12. ...bxc5 seinen droht schon 17. Sxd5 Sxd5
kleinen Positionsvorteil nicht 18. Lxe7.
ausnutzen. Weil versucht es
anders, indem er seine Tiirme
4A y,w D4
zentral postiert.
12. De2 a6 13. Tfdl1 c4 UY, Ak
Sehr scharf! Vielleicht LKer Oo Gg'
fiirchtete Karpow jetzt doch
14. dxc5; es ist aber fraglich,
ob Wei das nach 13. ...Tac8
gezogen hatte. o G
14. a4 Z

Natiirlich, denn Wei darf


den VorstoB 14. ...b5 nicht
ALS CO EEG lH
zulassen. Aber die Bedeutung
des 13. Zuges von Schwarz 17. ...Lb4
wird jetzt um so fraglicher, Diese Verteidigung erweist
denn wie will der Nachziehen- sich als unzulanglich, aber die
de seine Bauernmehrheit jetzt schwarze Lage ist bereits hei-
noch ausnutzen? kel:
14. ...Le6? 18. Sxd5!
Ein grober Fehler, den Trotzdem!
man von einem Weltmeister 18. ...Sxd5 19. Df5 Dxa4
eigentlich nicht erwarten 20. Lxd5 Tac8
diirfte. Vielleicht hatte Schwarz
15. Se5! noch 20. ...Ta7 versuchen sol-
Selbstverstandlich! Neh- len, denn der Bc4 geht sowie-
men darf der Nachziehende so verloren. Jetzt verfiigt
diesen Springer nicht, denn Weif tiber einen schénen klei-
dann geht der BdS verloren. nen, aber entscheidenden
Zieht der Laufer zuriick, so Zug.
verliert Schwarz einige wichti- 21. b3!
ge Tempi und mu auBerdem Nutzt den Umstand aus,
nach 15. ...Lb7 16. Lf3 schon daB die schwarze Dame an
mit 17. Sxc4 rechnen. den Sd7_ gebunden ist.
15. ...Dc7 16. Sxc6 Dxc6 Schwarz mu schon nehmen,
17. Lf3 denn nach 21. ...Db5 22. bxc4
Da4 23. Tal gewinnt Wei mit 26. ...Dh5! im triiben fi-
den ungliicklichen Springer. schen. Wei l4Bt sich aber
21. ...cxb3 22. Txc8 Txc8 nicht verfiihren.
23. Dxf7+ Kh8 24. Lxb3 Db5 26. Lxd7
25. Le6 Schwarz gab auf, denn
Die endgiiltige Entschei- Machi 26. 48 Xi le 27s XDD
dung, weil der Tc8 an die 8. axb5 28. Tbl1 bleibt ihm ein
Reihe gebunden ist. Aber hoffnungsloses Endspiel, und
Schwarz hat noch einen letz- auf 26. ...De2 rettet sich WeiB
ten Witz. mit 27. Db3. — Eine Nieder-
25. ...1f8!? lage des Weltmeisters, die viel
Wenn Weil jetzt sorglos Aufregung verursachte, vor
mit 26. Dxd7 die Figur ver- allem deshalb, weil sie bereits
speist, kann Schwarz noch in der ersten Runde passierte.

Wenn man den Weltmeister auf solche Weise schlagt, dann ist
das fiir jeden ein angenehmer Sonntag!
In unserer letzten Partie versuchte ich ihn mit einer neuen
Er6offnung zu iiberraschen. Bisher hatte ich gegen ihn nie eine
,»klassische Spanische’’ gespielt. In Luzern bei der Olympiade
1982 wunderten sich die Zuschauer, warum ich die abgebroche-
ne Partie ohne Wiederaufnahme aufgab. Mein schwarzer d-
Bauer sah doch so gefahrlich aus, meinten die zahlreichen Kie-
bitze. Karpow ist aber ein sehr guter Rechner. Mein Freund
Manfred Madler behauptet, er spielt Schach wie ein Computer.
Er hat recht. Wenn es gilt, etwas Konkretes am Brett zu finden,
dann tut er es.

Spanisch Tacl Tab8 22. dxe5 dxe5 23.


Karpow — Hort
Sb1 Ld8 24. Tc5 b4 25. Tb5
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 Da8 26. Tcl La5 27. Lg5 Tec8
4. Lad Sf6 5. 0-0 Le7 6. Tel 28. Sbd2 bxa3 29. bxa3 Txb5
b5 7. Lb3 d6 8. c3 0-0 9. h3 30. Lxb5 Sd4 31. Txc8+
Sa5 10. Le2 c5 11. d4 De7 12. Dxc8 32. Sxd4 exd4 33. Sf3
Sbd2 cxd4 13. cxd4 Sc6 14. Lc3 34. Lxf6 gxf6 35. e5 f5
Sb3 a5 15. Le3 a4 16. Sbd2 36. Ld3 Dc5 37. Sg5 h6 38. e6
Sb4 17. Lb1 Ld7 18. a3 Sc6 fxe6 39. Sxe6 Dd6é 40. Lxf5 d3
19. De2 Db7 20. Ld3 Tfe8 21. 41. Dg4 + Kf7
ne Analyse wird den Leser
“yibeu uberzeugen:
Ui U2 Falls 42. ...Ke7 43. Dh7+
aYY, GG Kf6

or” TEV Erzwungen, denn 43.

a alr
y “49g
MaT,
JY,
...Ke8 fiihrt zum Matt.
44. Lxd3!
Die Pointe. Schlagt nun

—-N
@D
Wf
ODN
a,J,ie der Laufer oder die Dame auf
e6, erfolgt Dh8 + nebst Dxc3,
und WeiB hat zwei
Am BACs Dire Fe Gre , gesunde”’ Mehrbauern.
SchlieBlich erfolgt auf
44, ...Kxe6 45. Le4+
Ich habe aufgegeben, ohne nebst Dg7+ oder Dh8+,
auf den Abgabezug zu war- je nachdem, ob sich der
ten. Er gab ins Kuvert 42. schwarze K6nig auf seinem
Dg6+ und gewinnt, mache letzten Gang nach e6, e7 oder
Schwarz, was er will. Die klei- e5 begibt.

Fiir mich ist Karpow immer noch ein R&atsel. Ich habe so ein
Gefiihl, daB sich die Schachhistoriker tiber seine Person nie ei-
nigen werden.

Ludek Pachman

Obwohl ich Ludek Pachman schon 25 Jahre kenne, gingen un-


sere schachlichen Wege doch sehr weit auseinander. Als kleiner
Junge war ich zu einem seiner Lehrginge eingeladen, aber die
viele Theorie, die er mir anbot, hat mich als Zehnjahrigen mehr
geschockt, als sie mir imponiert hat. Ludek hatte damals schon
groBen Erfolg mit seinen Theoriebiichern. Viele Schachfreunde
haben sie formlich verschlungen.
Was mir schon damals auffiel, war seine Ansicht zum be-
sten Zug in jeder Stellung. Allerdings gibt es meines Erachtens
wenige theoretische Stellungen, die man so perfekt ausanalysie-
ren kann. Das Positive, das Pachman ins Spiel brachte, ist die
Systematik und der wissenschaftliche Zugang zum Spiel. Es
kommt mir immer so vor, als wollte er uns sagen: ,,Schlu8 mit
der Romantik — es gibt keinen Zufall!’’ In der Vorbereitung
mu alles vorgesehen werden. Man muf die Varianten memo-
rieren und an sie glauben.
Das ware ja alles ganz gut und schon, aber das Schachspiel
entwickelt sich. In den fiinfziger und sechziger Jahren war
Pachman der GroBmeister, der iiber die Theorie am besten Be-
scheid wuf8te. Er muB enorm viel gearbeitet haben, und ich ha-
be mich manchmal gefragt, wann er tiberhaupt zum Schlaf
kommt. In seinen Reflexionen ]aBt er aber der eigenen Phanta-
sie nicht viel freien Raum. So ist Pachman bis heute geblieben;
er ist ein sehr guter Schachjournalist mit seiner Inklination zum
Dogmatismus.
AnlaBlich der Schacholympiade 1964 in Tel Aviv war ich
sein Zimmerkollege. Meine Gewohnheit ist es, vor den Partien
zu schlafen. Pachman dagegen lief im Zimmer auf und ab,
wollte nichts dem Zufall itiberlassen und war sich zum Beispiel
nicht klar, wie er wenige Stunden spater gegen Portisch mit
Weis die Eréffnung behandeln sollte. Er wuBte es wenige Mi-
nuten vor Beginn auch noch nicht. Ich hatte das Gefiihl, daB er
mich nie verstand, wenn ich ihm sagte, da ich die Partien im
Mittelspiel entscheiden will.
Ich frage mich, ob im Schach so etwas wie eine tschechische
Schule existiert. Nach langerem Nachdenken bin ich der Mei-
nung, das es der Fall ist. Es begann alles Anfang der dreifbiger
Jahre mit Flohr. Er hatte einen ausgepragten Sinn fiir die eige-
ne Sicherheit. Sicherheit vor allem anderen — das scheint mit
die Hauptthese unserer Schule zu sein. Die Vertreter dieser
Richtung waren nicht auf die Initiative aus; sie hatten eine Vor-
liebe fiir die Endspiele. Offensive war nicht gefragt. Man nahm
lieber einen Bauern, als selbst einen ins Geschaft zu stecken.
So muB man Filip, Kottnauer, Sajtar, Zita, Foltys, Richter,
Rejfir, Fichtl, die bei eigenen Partien soviel Angst erlebten,
verstehen. Sie spielten eigentlich ein einfaches, an Kombinatio-
nen und Verwicklungen armes Schach. Sie beherrschten die
Technik ausgezeichnet und retteten viele oft schlechtstehende
Partien. Pachman und Filip gingen in der Theorieforschung
am weitesten. So kann es manchem scheinen, als wiirden sie die
Partien scharf anlegen.
Wo liegt nun der Unterschied zwischen den Schachmeistern
der fiinfziger Jahre und denen von heute? Damals war die Spit-
9 cere
menneee

ze sehr eng. Es gab nur wenige grofe Meister, man konnte sie
an den Fingern abzahlen. Heute ist die Spitze breit, und jeder
kann gut spielen.
Vielleicht war ich am Anfang meiner Laufbahn auch ein
biBchen von der ,,tchechischen Schule’’ beeinfluBt. Aber das
war nur eine kurze Zeit, denn heute fiihle ich mich am wohlsten
in unorthodoxen und komplizierten Stellungen. Vielleicht sieht
Ludek die Sache anders. Ich habe bei ihm jedoch tiberhaupt
nichts gelernt und fithre seine Biicher auch nicht in meiner Bi-
bliothek. Wahrscheinlich wiirde er selbst aber, wenn er noch
einmal am Anfang seiner Laufbahn stiinde, alles genauso ma-
chen wie bisher, und heraus kame dann ein grofer internatio-
naler Theoretiker. Ich wiirde sehr gern mit ihm spielen, wenn
wir beide etwa gleichzeitig 40 Jahre alt waren. Dann mochte ich
sehen, was die Kreativitat und ein Bauernverstand gegen einen
gelernten und gepflegten Schachprofessor ausrichten kénnen.
Unsere Partie beim Interzonenturnier 1977 in Manila war
fiir mich sehr wichtig. Ich habe mich dabei um ein unorthodo-
xes Mittelspiel und ein prazises Endspiel bemiht.

Reti-System Txb8 Txc4 31. Txb7+ Kg6


Hort — Pachman 32. Tb6 c5! wiirde zu einem
(Kommentar von Pachman) _ Remis-Endspiel fiihren.
1. g3 d5 2. Lg2 c6 3. Sf3 Lg4
4. d3 Sd7 5. Sbd2 Sf6 6. e4 e5 E4 Y Y
7. h3 Lxf3 8. Dxf3 dxe4 9. Bay, 7 i de
Sxe4 Sxe4d 10. Dxe4 Le7
Nach 10. ...Ld6 ware 11.
Dg4! unangenehm: 11. ...0-0?
12. Lh6 Df6 13. Lxg7! YAO
Gy
Y Wy
11. 0-0 0-0 12. b4! Ld6 13.
Tbl a6 14. c4 f5 15. De2 Sf6 Yi oe LG &
16. Lb2 Te8 17. Le3 Dd7 18. Yj YA ks We
2
Tfel Te6 19. Df3 Te7 20. Ddl YW wy ZS
1/7
ES/F00
Oy)
CHS
Ge
IND
a
h6 21. 21. Th2 Tae8 22. Tbe2
Lb8 23. a4 ed! A‘B, CDE sf oGhH
Gleicht das Spiel aus: 24.
Lxf6 gxf6 25. dxe4 Dxd1l 26. 24. a5! exd3 25. Txe7 Txe7
Txdl1 fxe4 27. Txe4 Txe4 28. 26. Txe7 Dxe7 27. Dxd3 Se4
Lxe4 Txe4 29. Td8+ Kg7 30. 28. Lxe4 fxe4 29. Dd4 Ld6
63

Genauer ware sofort 29. ...


hS gewesen. Ys Yj Of
30. c5 Le7 31. Kf1 h5 DreJee
WITT:

31. ...€37 O20 §4-e2+° 33.


Kel und gewinnt.
Gag WY
32. Ke2 Kh7??
Die Idee des letzten Zuges
war 32. ...h4! 33. gxh4 Lf4 WAIT

34. hS Lh6 mit Remis. Es


schien mir jedoch, da im C1
NO.
Ose
=
Lauferendspiel das Remis a mS a
noch ,,sicherer’’ wird. 39. ...Ld8
33. Ke3 Kg8 34. Dxed4 Oder 39. ...Lb8 40. Lg7!
Dxe4+ 35. Kxe4 Kf7 36. f4 Lc7/Kf7 41. LeS.
g6 37. g4 hxg4 38. hxg4d Ke6é 40. Le5 Le7 41. Ld6! Ld8
39. g5!! 42. Ke3, Schwarz gab auf.
Nach 39. f5+ gxf5 40. (42. ...Kd5 43. Kd3 Ke6 44.
gxf5+ Kf7 k6nnte tatsachlich iKe4 oderm42e.7.- Kis) 43 kts
nichts passieren! Ke6 44. Ke4 usw.)

Es folgen nun meine Partien mit Pachman aus den letzten Jah-
ren. Der alte GroBmeister hat noch BiB, ganz besonders wenn
es ihm gelingt, nach seinem Wunsch die Erdffnung anzulegen,
wie 1980 in Hamburg.
Englisch U4,
4, @
Pachman — Hort iba
Hamburg 1980

1. Sf3 c5 2. c4 Sc6 3. Sc3 e5 4. a a “af

e3 £5 5. d4 e4 6. Sd2 d6 7. Sb3 cca


Sf6 8. Le2 Le7 9. 0-0 0-0 10.
BO —
Ui
f4 exf3 11. Lxf3 Ld7 12. Ld2
Te8 13. Sd5! cxd4 14. exd4
VU.
.NY
70
SI
SOG)
SO

Sxd5 15. Lxd5+ Kh8 16. Lf7
Tf8 17. Dh5 Le8 18. Lxe8 ABCD o=F GH
Txe8 19. Dxf5 Lf6 20. Lc3 31. Kf1? Dh3+ 32. Kel
Se7 21. Dd3 Sg6 22. Tael Dd7 Sg2+ 33. Kd1 Dxh2 34. Df5
23. g3 Da4 24. Scl Tac8 25. h6 35. Dc8+ Kh7 36. Df5+
b3 Dd7 26. Txe8+ Txe8 27. Kh8 37. Dc8+ Kh7 38. Lgl
Tel Txel+ 28. Lxel Dg4 29. Dh5 39. Df5+ Dg6 40.
Se2 Sh4 30. Lf2 Lg5 Dxg6+ Kxg6 und remis.
Zwei Partien aus Schweizer-System-Turnieren, von Manfred
Madler kommentiert.

Damen-Indisch WeiB kommt nicht zur


Pachman — Hort Blockierung der c-Linie, z.B.
Bad Aibling 1982 22. Sc3 Se4! 23. Sxe4 dxe4 24.
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 Lb4+ Sg5! Dc2! 25. Dxc2 Txc2, und
4. Ld2 a5 Schwarz sollte gewinnen.
In letzter Zeit ein beliebtes 22. 982!
Verfahren zum _ schwarzen Im Stil Capablancas ge-
Aufbau. spielt. Mit diesem Zug paraly-
5. g3 b6 6. Lg2 Lb7 7. 0-0 siert Schwarz den Damenflii-
0-0 8. Sc3 d6 9. Sb5? gel und bereitet positionelle
In derselben Stellung spiel- Drohungen wie 23. ...Lb4 mit
te Unzicker gegen Kort- nachfolgendem Sa2-c3 vor; es
schnoi, Rom 1982, besser 9. droht aber auch 23. ...Scl!
Dc2 Sbd7 10. Tfel mit mini- mit Angriff auf e2.
malem Vorteil. 23. £3
9. ...c6 10. Sc3 d5 11. b3 Eine Notwendigkeit. WeiB
La6 12. cxd5 beabsichtigt Tfl-f2, sein
Das Problem fiir WeiB ist Turm konnte endlich mitwir-
hinfort die richtige Damen- ken.
plazierung. 23. ...Lb4! 24. Sd3 De2
12. ...cxd5 13. a4 Sc6 14. Sa2 spielt nun die entschei-
Sa2 Ld6 15. Lc3 Tc8 16. Lb2 dende Rolle.
De7 17. Sc3 Tc7 18. Tcl Tfc8 25. Sa3 Dxdi 26. Txd1 Lc3
19. Sb1 Dd8! 27. Sb5 Lxb2 28. Sxb2 Tc2
Ein auferst feiner Zug. Nattrlich nicht 28. ...Lxb5
Falls jetzt 20. Sfd2 oder 20. 29. axbS Tc2 30. Sa4!, und
Sel, so folgt 20. ...Sxd4! 21. Weis hatte Gegenspiel.
Txc7 Sxe2+ usw. Es geht 29. Sd3 Lxb5 30. axb5
auch nicht 20. Se5 wegen 20. Se8!
aeOXOoe 2 lee KCL ADKCT A D2: Schwarz beeilt sich nicht
dxeS Lxe5 mit Bauerngewinn. mit dem Bauerngewinn. Die
20. Khl weifen Bauern kénnen ohne-
Nach langem Nachdenken hin nicht weglaufen.
gezogen. Im Endspiel wird 31. e4 Sc7 32. Lf1 Sc3 33.
der K6nig allerdings schlecht Tel S3xb5 34. exd5 Sxd5 35.
stehen. Sf4 Sbe7 36. Sxd5 Sxd5 37.
20. ...Sb4 21. Txc7 Dxc7 Le4 Kf8 38. Te5
22. Sel Oder 38. Lxd5 exd5 39,
Te5 Tb2, und Schwarz ge- 11. Td2 Tc8 12. e3 Se5 13.
winnt das Turmendspiel ohne Lxf6 gxf6! 14. Le2?
Miihe. WeiB sollte 14. Ded ge-
38. ...Sc7 39. £4 Td2 40. f5 spielt haben
£6 41. Te3 exf5 42. Ld3 96 43. 4. ...Sxc4 15. Td4 Se5 16.
h4 Sd5 44. Tf3 h5 45. Kg1 Sb4 Dad Tg8 17. f4
46. Lb5 Txd4 47. Tc3 f4 48. Auf 17. Th4 Tg6 18. Dxa7
Tc8+ Kg7 49. Tc7+ Kh6 50. hatte Schwarz mit 18. ...Ta8
Tb7 fxg3, WeiB gab auf. Eine 19. Db7 Sc6 fortgesetzt.
positionell sauber gespielte 17. ...Sc6 18. Tc4 Sa5 19.
Partie. Td4 Sc6 20. Tc4 £5 21. Kd2
Nicht besser ware 21. Kfl
wegen Sa5 22. Txc8 Dxc8
Damen-Indisch
21. ...Tg2!
Pachman — Hort
Gewinnt ein wichtiges
Berlin 1982
Tempo.
1. Sf3 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 b6 4. 22. Sd1 Sa5 23. Txc8 Dxc8
d4 Lb7 5. Lg5 h6 6. Lh4 Le7 24. Lf3 Tg8 25. Sc3 Sc4+ 26.
7. De2 c5 8. Td1 Lxf3 Kc2? a6 27. Kel b5 28. Dc2
Eine neue Idee Horts. Mit Lf6 29. Sd1 Ke7 30. Tel Db8
dem Textzug gibt Schwarz Nun droht Tc8.
zwar das Lauferpaar ab, ge- 31. Kb1 Lxb2!, Weil gab
winnt aber Tempi fiir die Ent- auf. Zwei Bauern weniger,
wicklung das macht keinen Spas mehr
9. gxf3 cxd4 10. Txd4 Sc6 (32. Sxb2 Sa3 +).

Lubomir Kavalek

Die Frage nach dem wohl am meisten begabten Schachmeister


ist mir schon oft gestellt worden. Dann beginne ich die Reihe
immer mit Tal und erinnere mich dabei an eine Simultanvor-
stellung des damaligen Weltmeisters in Prag, 1960 gespielt. Es
war in der Luzernahalle, wo heute die groBen Popstars auftre-
ten. Tal faszinierte damals die ausverkaufte Halle, denn er ver-
lor gegen 20 starke Spieler nicht eine einzige Partie. Auch Ka-
valek war unter seinen Gegnern. Wenn ich mich nicht irre,
spielte der Weltmeister damals gegen ihn Konigsgambit. Wir
alle wissen, wie gut Tal spielte. Er lieB die Leute glauben, das
zwei mal zwei fiinf sei. Wie ihm das gelang, steht in den Ster-
nen.
6 §) RSS AR AS SPD TLE EL EP OT ELLE SOL LEELA LL ELE LED

Als nachsten nenne ich Fischer; seine Naturbegabung ist be-


kannt. Dann kommt Ljubojevic an die Reihe. Schon als junger
Mann zeigte er enorme Dynamik. Ich erinnere mich dann, wie
er die Siegener Olympiade besuchte und 17jahrig nahezu alle
seine Blitzschachgegner in die Tasche steckte. Ich sagte damals:
,,Der junge Mann kann ja um die Ecken sehen!’’ Zweifellos ge-
hort auch Kasparow in diese Reihe. Er erinnert mit seiner takti-
schen Schlagbereitschaft an den jungen Tal.
Denke ich tiber das ganze Thema aber etwas langer nach,
dann mache ich mir doch Vorwiirfe, daB ich jemanden mit au-
Bergew6hnlichem Talent vergessen habe. Dabei denke ich an
Lubomir Kavalek. Er besa auBerordentliche Phantasie. Lu-
bomir spielte in den sechziger Jahren viele Schénheitspartien,
und man erwartete von ihm eigentlich mehr. Leider fehlte ihm
jeder Ehrgeiz. Wer aber in eine gute Schachschule gehen méch-
te, der sollte seine Partien studieren und ihn obendrein als Leh-
rer engagieren.
Schon im Jahre 1963 lieferten wir uns aufreibende Kampfe:

Sizilianisch 20. ...dxe5 21. Lg3 e4 22.


Hort — Kavalek Sd4 Lb7 23. Sb5 Sd5 24. Le5
CSSR-Meisterschaft 1963 Tac8 25. b3 Lf6 26. Lxf6 Sxf6
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. Sc3 a6 4. 27. Dd2 Tfd8! ;
d4 cxd4 5. Sxd4 b5 6. Ld3 Eine meisterliche Entschei-
Lb7 7. 0-0 d6 8. Del Sf6 9. dung. Schwarz tiberlaBt dem
Lg5 h6 10. Lh4 Le7 11. Tad1 Gegner den Mehrbauern im
Sbd7 12. a4 Db6 13. Sb3 Lc6 Interesse eines vehementen
14. axb5 axb5 15. De2 Angriffs.
Weis -hat die Eroffnung 28. Dxb4 e3! 29. Txd8+
nicht zum besten behandelt. Txd8 30. De7 Sg4 31. Sc7
Soeben korrigierte er seinen Ein gewisses Gegenspiel
8. Zug, und bald bekommt des Anziehenden ist unver-
auch sein in dieser Variante kennbar, doch Schwarz
ungewohnlich plazierter Da- schlagt bereits zu.
menlaufer einen Nasenstiiber. 31. ...exf2+ 32. Kh1
15. ...b4 16. Sb1 0-0 17. Nun zertriimmert ein
S1d2 Se5 18. Sc4? prachtiges Lauferopfer voll-
Verliert einen Bauern. ends die Bastion vor dem
18. ...Sxc4 19. Lxc4 g5 20. weifen K6nig und macht die-
e5 sen zum Spielball der schwar-
Eine Notlosung. zen Figuren.
67

UiiLig
oe —
Q-G bei 34. Kxf2 als auch nach 34.
Ae 4
rr Kh3 g4+ verliert Wei durch
Sf5+ die Dame, und 34. Khl
kommt wegen 34. ...Dc6+
- A schon gar nicht in Frage.
34. ...g4+ 35. Ke2 Dd4
j ace 36. Sd5
36..Ld3 Sxc2!
.. Po 36. ...Txd5 37. Lxd5 Sxd5
YU,29% 38. De8+ Kg7 39. Txf2
De3+ 40. Kf1 Dcel+ 41. Ke2
ALS
DUE Fo GH Oder 41. Kg2 Se3+ 42.
Kg3 Dg1+ usw.
32. ...Lxg2 +! 33. Kxg2 Se3 + 41. ...Dxc2+ 42. Kel
34. Kf3 Dcel+ 43. Ke2 Sf4+ 44. Txf4
Erzwungen, denn sowohl Dxf4, Wei gab auf.

Siebzehn Jahre spater, weit von Prag entfernt, in Buenos Aires


im Clarin-Turnier 1980, spielten wir eine Caro-Kann-Partie.

Db6 20. g4 Tfd8 21. c3 Td5


Caro-Kann
22. Txd5 Sxd5 23. Kal Td8
Kavalek — Hort
24. Sd4 Dc7 25. Tdl1 Sxc3 26.
1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sd2 dxe4 bxc3 Dxc3+ 27. Kb1l Txd4
4. Sxe4 Lf5 5. Sg3 Lg6 6. h4 28. Txd4 Dxd4 29. a3 Kf8 30.
h6 7. Sf3 Sd7 8. h5 Lh7 9. Df3 Dd7 31. Df4 a6 32. f3
Ld3 Lxd3 10. Dxd3 e6 11. Ke7 33. Db4+ Ke8 34. Dc3 f6
Ld2 Sgf6 12. 0-0-0 Le7 13. 35. De3 Dd5 36. Dc3 Kd7 37.
Sed 0-0 14. Sxf6+ Sxf6 15. De3 Kce6 38. Dc3+ Dc5 39.
Kb1 c5 16. De2 cxd4 17. Le3 Del Dc4, Wei tiberschritt
Lc5 18. Lxd4 Lxd4 19. Txd4 die Zeit (0-1).

Den Leser méchte ich darauf aufmerksam machen, daB er die-


se Partie mit dem im Kapitel ,, Verlorene Partien’’ festgehalte-
nen Spiel Hort - Larsen vergleichen kann.
In Sousse 1967 wurde die Partie Kavalek - Fischer zu einem
der dramatischsten Ereignisse im Turnierschach. Ich spreche
jetzt tiber ,,Evergreens’’ im Schach.
68

Sizilianisch
Kavalek — Fischer
Sousse 1969

1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4.
Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 e6
7. f4 Db6 8. Dd2 Dxb2 9. Tb1
Da3 10. f5 Sc6 11. fxe6 fxe6
12. Sxc6 bxc6 13. e5 dxe5
|Fs Sheenfgsh
6ba’ ye
14. Lxf6 gxf6 15. Se4 Le7 OO
NS
NT
Oy
BO
=

16. Le2 h5
16; ...0-0 17; Tb3 Da4 18.
AVS Co DOES ke
c4 +
17. c4 £5 18. Tb3 Dad 19. 21. Ldl Tf8 22. Lxh5+
0-0?! Kd8 23. Td1+ Ld7 24. De3
(Siehe Diagramm rechts oben.)
Da5 25. Tb7 Lc5 26. Tdxd7 +
19. ...fxe4 20. Dc3 Dxa2 Kce8 27. Tde7+ Kd8 28.
2032.25 21. Kil. Tis! Td7+, remis.
—-+

Diese Partie ist noch nach mehr als fiinfzehn Jahren sehr wich-
tig fiir die ganze Variante. Ich bin tiberzeugt, daB z.B. Ungarns
Grofmeister Ribli, wiirde man ihn um Mitternacht wecken, die
Partie auswendig zitieren kénnte. Warum: Ribli spielt die Va-
riante mit Schwarz seit vielen Jahren.
Wenn Sie noch nicht wissen, was Phantasie im Schach ist,
dann empfehle ich Ihnen, die folgende Partie vom 37. Hoch-
ofenturnier in Wijk am See 1977 nachzuspielen, die Manfred
Madler damals kommentierte.

Portisch — Kavalek
Reinfalle ist die Variante gut
spielbar.
Wijk am See 1977
6. Le3 a6 7. Ld3
1. d4 Sf6 2. c4 96 3. Sc3 Lg7 Die Alternative ist hier 7.
4. e4 d6 5. f3 c6 Dd2 b5 8. 0-0-0 Da5! Einen
Das amerikanische Sy- schnellen Sieg errang Hort ge-
stem, zu dessen Anhangern gen R. Byrne, USA, mit die-
auch Weltmeister Fischer ge- ser Variante.
hort. Trotz verschiedener 7. Dd2 bS 8. Ld3 Sbd7 9.
Sge2 0-0 10. h4 e5 11. hS Sxh5 tiben einen iiberaus starken
12. g4 Sf6 13. Lh6 exd4 14. Druck aus, so daB geniigend
Lxg7 Kxg7 15. Dh6+ Kh8 16. Kompensation vorhanden ist.
Sd4 SeS 17. Sxc6 Sxd3+ 18. 22. Sc7 Tad8 23. Tacl1 Ld2
Kd2, und Wei gewann. 24. Sd5 Lxd5 25. cxd5 Sxb6
7. ...b5 8. e5 Sfd7 9. f4 0-0 26. Tc5 Sxd5 27. g3
Kavalek wahlt gemaB sei- Nach der Partie meinte
nem Stil eine sehr komplizier- Portisch, da Wei nach 27.
te Aufstellung. Das weibe Txd5 Txd5 28. Ke2 gewonnen
Zentrum soll nach vorn ge- hatte. Das stimmt aber nicht.
lockt werden, damit es leich- 27. ...¥d6 28. Kg2 Tfd8
ter anzugreifen ist. 29. Txd5 Txd5 30. Le4 T£5
10. Sf3 Sb6 11. b3 S8d7 31. Db3
12. a4! Auf 31. Tfl kame 31.
Mit der Drohung a5. wellast
31. ...Tf2+ 32. Kh3 Tdé!
12. ...bxe4 13. bxe4 c5
329.262 75.33-.D06!
Riskant, aber Schwarz 33. Db8 + Kg7 34. Da7 g5!
hatte bereits ein Figurenopfer Es droht 35. ...Th6+ 36.
im Sinn. Kg4 f5+ 37. KxgS e2. Matt!
14. a5 exd4 15. Sxd4 dxe5 Beinahe alle schwarzen Figu-
16. Sc6 De8 17. axb6 exf4 18. ren wirken mit.
Sd5 fxe3 35. Dxe7 24+!
Ein wunderbares Damen- Kavalek beschlieBt, in Re-
opfer. mis einzuwilligen.
19. Sc7 Lc3 + 20. Kf1 Lb7 36. Kxg4 Tg6+ 37. Kh3
21. Sxe8 Lxc6 Th6+ 38. Kg4 Tg6+, remis.
Diese Stellung schwebte Schwarz hat mit dieser Partie
Kavalek vor. Beide Laufer ein Kunststtick geliefert.

Ich habe Lubomir schon mehrfach gefragt, warum er seine be-


sten Partien nicht in einem Buch publizieren mochte. Er zieht
dann immer die Schultern hoch und lacht. Tut er es aber nicht
bald, dann will ich der Schachwelt den Gefallen tun.
3. Schachkommentare

Wenn der Leser wiifBte, wieviel Arbeit eine gutkommentierte


Partie macht, und wenn sich die Herausgeber von Schachzeit-
schriften oder Tageszeitschriften das einmal hinter die Ohren
schrieben, ware mir wohler. An einer sachlichen, allgemeinver-
standlichen Analyse sitzt man manchmal viele Stunden, und es
kOnnen sogar Tage daraus werden — bezahlen kann einem das
niemand.
Robert Hiibner braucht fiir einen Zug eine Stunde, fiir eine
Variante Tage und fiir alles zusammen sogar Wochen. Das
mag lbertrieben klingen, aber er hat es selbst einmal so be-
schrieben, damit das Publikum erkennen sollte, wie schwer die
Sache ist. Er arbeitet heute an einem Buch, das er schon vor
Jahren begann.
Natiirlich mu man einen Kompromif finden, denn jeder
will leben: die Meister, die Zeitungen, das Publikum. Man
kann davon ausgehen, dai} eine GroBmeisterpartie inhaltsreich
ist. Das beste ware, wenn die Autoren gemeinsam kommentier-
ten. Aber auch wenn es einer von beiden macht, hat die Partie
Niveau. Man kennt natiirlich gute und schlechte Kommentato-
ren, auch in den Reihen der GroBmeister. Wenn ich jemanden
als guten Kommentator empfehlen kann, dann Larsen oder
Timman.
Vor vielen Jahren bat ein Herausgeber den unvergessenen
Akiba Rubinstein um einen Artikel tiber das K6nigsgambit. Et-
wa ein halbes Jahr spater erschien Rubinstein in der Redaktion
und hielt sechs handgeschriebene Seiten in der Hand. Das er-
schien dem Auftraggeber zu wenig, aber Rubinstein meinte
nur: ,,Die Ideen darin sind wichtig, und Sie bezahlen dafiir den
doppelten Seitenpreis!’’
Bei vielen analysierten Partien sitzt ein Kommentator dabei
und braucht nicht viel zu verstehen, sondern mu8 nur ein gutes
Gediachtnis haben, um sich alles zu merken, was die Meister
hinterher zeigen. Auch solche kommentierten Partien kénnen
sehr niitzlich sein. Man muB natiirlich wissen, fiir welches Pu-
blikum der jeweilige Kommentar bestimmt ist. Es wird immer
so bleiben, da dem Spielstarken ein Kommentar miffallt, der
den meisten Anfangern oder weniger geiibten Spielern beson-
ders gefallt.
Wie schon gesagt, trotzdem sind die gutkommentierten Par-
tien so selten wie die Edelpilze in den WAaldern. Allgemein aner-
kannt sind die Partien des ,,Schach-Informator’’, der halb-
jahrlich den Schachfreunden vorliegt. Sie enthalten nur wenige
Anmerkungen, aber vielen reicht das. Die Partien werden von
den verschiedensten GroBmeistern kommentiert, und ein Ver-
gleich zwischen einzelnen Partien ist hochinteressant. Viele
Grofsmeister schreiben tiber die Eréffnungssphase nur zuriick-
haltend, weil sie offenbar befiirchten, eine Neuigkeit zu billig
zu verkaufen. Jede Verbesserung und Weiterentwicklung der
Theorie ist mehr wert, als man glauben wiirde. Auch das Zei-
chen co (unklar) wird sehr oft in klaren Stellungen benutzt und
dient dann nur dazu, einer Analyse aus dem Weg zu gehen.
Anlaflich eines Landerkampfes zwischen der Bundesrepu-
blik und der Tschechoslowakei 1972 in Bamberg spielte ich
zwei Partien am ersten Brett mit Robert Hiibner. Beide wurden
von Robert spater sehr gut kommentiert:

Sizilianisch
6.0 4.0xe6 72.0-0-d5) iv BE
Hort — Hiibner
tracht.
Bamberg 1972
7. 0-0 e5 8. Sd2 Dc7
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Schwarz deckt prophylak-
Sxd4 Sf6 5. Ld3 tisch den BeS, da die Aufstel-
Dieser Zug ist tiblich nach lung der iibrigen Figuren je
4= weab: statt. 4.2.0, Si6:vaber nach dem Aufbau des Weiffen
auch in der vorliegenden Stel- modifiziert werden kann.
lung ist er nicht ohne Gift. Nach 8. ...Le6 9. Sf3 Dc7 10.
3. aeeSCO Sg5 Lg4 11. f3 LeS+ 12. Khl
Das ist eine logische Fort- EhS Gi2vers Deshi se £4 stele
setzung: Weil der Ld3 der Da- stig) 13. Sh3 h6 14. De? ist der
me den Weg nach d4 ver- Lh5 auBer Spiel.
Sperrt, ist WeiB gezwungen, 9. Sc4 Leé 10. De2
die Spannung sofort aufzul6- 10.f4 LeS+ 11.Kh1 Sxe4
sen. 12. De2 Sf6 bringt Weif
6. Sxc6 nichts ein.
6. Le3 kann schon mit 6. 10. ...Sd7
...d5 beantwortet werden. Schwarz riistet sich gegen
6. ...dxc6 den VorstoB 11. f4 eS wird
Da Schwarz gegeniiber der nochmals tiberdeckt und 11.
Variante mit 4. ...a6 ein ...f6 erméglicht.
Mehrtempo hat, kommt auch 11. ¢3
Wei will den Abtausch axb6; sowohl 17. Lc4 bS als
des Ld3 durch 11. ...Sc5 ver- auch 17. a4 cS mit der Dro-
meiden. 11. f4 f6 12. fxe5 hung 18. ...c4 bereiten dem
Sxe5 13. Lf4 LeS+ 14. Khl Schwarzen keine Schwierig-
0-0 15. DhS Df7 gibt dem keiten.
WeiBen keine Intiative. 16. ...Sxce4 17. Lxc4 b5?
11. ...Le7? Schwarz sucht nach akti-
Schwarz legt die Aufstel- vem Gegenspiel; der Textzug
lung seiner Figuren zu friih gibt Wei aber nur neue An-
fest. Er sollte sich noch vor- satzpunkte, indem er ihm ge-
behalten, ob der Laufer oder stattet, die a-Linie nach Belie-
der Springer nach cS gehen ben zu 6ffnen. Schwarz muf-
soll, und mit 11. ...a5 verhin- te probieren, ob er den Druck
dern, da sich Wei mit 12. nach 17. ...Tfd8 aushalt; im-
b4 am Damenfligel ausbrei- merhin hat er auBer der Dia-
ten kann. gonale a2-g8 keine wesentli-
12. £4 f6 13. £5! chen Schwachen. 18. Lxf7+
Weil markiert das Feld e6 Kxf7 19. Dc4+ Kf8& 20. Tf3
und die Diagonale c4-g8 als kann mit 20. ...Dd7 21. Th3
Schwachen des Schwarzen. Dd3 ausreichend pariert wer-
Die weiBfeldrigen Laufer sol- den (22. Dxd3 Txd3 23. Txh7
len auf c4 getauscht werden. Kes 72400 Th3- "1 xc3)}- 18:
13. ...Lf7 14. b4! Lxf7+ Kxf7 19. DhS+ Kg8
Dieser Zug gewinnt Raum 20. Ti3- mit 20 Paes 21403
und nimmt den schwarzen Fi- h6. 22.) De "Diy 232-7 xho
guren das Feld c5; 14. ...a5 Dxg6 24. Txg6 Td3.
wird verhindert. Wei steht 18. Le6é!
nun deutlich besser.
4. ...0-0 15. Le3 Sb6
Aktives Gegenspiel durch
7ob5e 16, Sa5"c5 scheitért 8
an 17. LxbS cxb4 18. Sc6 mit EL

Y
7

Gewinn. Wenn Schwarz still- 6 Yaa


halt, baut Wei’ seine Stellung
5G aT BSF
mit 16. a4 17. a5 und spater 4 VG, Yy YY;

De2-f2 weiter aus. Schwarz


will sich mit dem Textzug Er- 3Y Y is
leichterung durch Abtausch 2 , “WI.
Wd U7
fey
verschaffen. ]
16. a4
Schlechter ist 16. Sxb6 AGBsCYDEESE
7G.H
Damit stellt Wei das Thema (droht 29. Dd7) zu entschei-
fiir die folgenden Ziige: Ein- dendents 252 4..Dd3) 262 !kf2
dringen mit einem Turm auf Dxb5 27. Dd2 Db7 28. Dd3
d7. Zu nichts fiihrt 18. axb5 Dc8 29. Dc4 zu _betrachtli-
CXDS AD S-Exf7-k »Txii20, chem Endspielvorteil fiir
Dxc5 Dxc3 usw. Wei. Vielleicht hatte aber
18. ...Tfd8 19. Tfd1 a6 die letztgenannte Variante die
Ohne diesen Sicherungs- besten Aussichten auf erfolg-
zug, der b5 deckt und a7 dem reiche Verteidigung geboten.
Angriff entzieht, kann 23. Kh2 Tad8 24. Txd6
Schwarz nichts unternehmen. Lxd6?
19. ...Td6 scheitert an 20. Nach 24. ...Dxd6 25. axb5
Lxf7+ Kxf7 21. Txd6 Lxd6 axbS 26. Lb6 Te8 27. Ta7 und
22. axb5 cxb5 23. DxbS5 Dxc3 28. Df2 dringt der weifBe
24. Dd5+. Turm entscheidend auf a7
20. Da2 Lxe6 21. fxe6! ein. In Frage kam jedoch
21. Dxe6+ Kf8 nebst 22. auch 24. ...Txd6, was den
...T'd6 bringt WeiB nichts ein. Vorteil bietet, daB Schwarz
Der Be6 schafft nun dauernde nach 25. axb5 mit dem c-
taktische Drohungen. Die er- Bauern zuriicknehmen kann.
St@M isi caver | Gyan UXGa 2) Weis fahrt danach am besten
exd7+ Kf8 24. Tdl und 25. mit 25. Lc5 Td8 26. Df2 Lxc5
De6. (auf 26. ...Db7 entscheidet
21. ...Kf8 22. h3! 27. Df5 Lxe5 28. Dxh7) 27.
Ein tiefes Manover; Wei Dxc5+ Dd6 28. Db6 (28.
bringt den KOnig nach h2, da- Td1? Dxc5 29. Txd8+ Ke7
mit Schachs auf der ersien 30. Td7 + Kxe6 verliert) fort.
Reihe und auf der Diagonalen Nach 28. ...Te8 29. a5 Dxe6
a7-gl entfallen. Fiir die kom- 30. Dxa6 De4 31. Db7 Dxc3
menden taktischen Wendun- 321 Dxb4G2. 217 e793.
gen ist dies von auBerordentli- a6) 33: Td] Ded 34-17 +
cher Wichtigkeit. Schwarz Kg8 35. Txg7+ Kh8 36. Tg4
kann die beiden Tempi, die gewinnt WeiR; 28. ...bxa4 29,
ihm geschenkt werden, nicht Txa4 Te8 30. Txa6 Txe6 bie-
ausreichend nutzen, um die tet aber einige Rettungschan-
Stellung zu konsolidieren. cen, zum Beispiel 31. Db7
22. ...Td6(?) Dd2) 32: Ta8a> Te’ 33:
Nach aor xd ice 25, Txe8+ Kxe8 34. Dxc6+ (34.
Txdl Td8 24. Txd8+ Dxd8 Dxg7 Df4+ 35. Dg3 Dxe4
25. axbS fiihrt 25. ...axb5 26. bringt nichts) 34. Ke7 35.
Da6 De8 27. Db7 Ld6 28. Lb6 De7 + Kf8 36. Dce5+. Ke8,
und Wei hat Schwierigkei- Df5 g6 31. Dg4 (31. ...Dc8 32.
ten, Dauerschach ohne Bau- Lc5) 32. Tal beantwortet.
ernverlust zu vermeiden. 30. Lb6 Le7
25. axb5 axb5 Zaner wart 3027 Tes)
Auf 25. cxb5 folgt 26. Wei kann dann mit 31. Les
Dxa6 Dxc3 27. Db6 Dc7 28. Tus s(odery 3] saselexes. 32>
Dxb5 Tb8 29. Dd5, und WeifR Dxc5+ Kxe6 33. Td6+ Kf7
gewinnt. Die Variante macht 34. Txc6 mit Gewinn) 32.
deutlich, wie vorteilhaft die Lxd6+ Txd6 33. Da7 + Kxe6
Stellung des KoOnigs auf h2 ist. 34. Dxg7 fortsetzen.
26. Db3 31. Txd8
Auf 26. Df2 konnte Nach 31. DcS5+? halt 31.
Schwarz 26. ...De7 erwidern. a6: alles:
26. ...Tb8 31. ...Lxd8
Anders ist die Drohung 27. Das geplante 31. ...Kxd8
Ta7 nicht zu entkraften. scheitert an 32. DcS Lxb6 33.
27. Td1 Td8 Df8+ Kc7 34. e7. Auf 31.
Auf 27. ...Ke7? folgt 28. ...Dxd8 32. DcS+ geht eine
Txd6 Kxd6 29. Lc5 matt. Figur verloren (32. ...Dd6 33.
28. Da2 Ke7 eXc7, ©Oden sD as xeOm 55°
Dxc6+ Dd6 34. Dxc7).
32. Dce5+ Kxe6 33. Df8
Aber nicht 33. Lxd8 Dxd8
Ys ." * 1 34° Dxc6==) Ke7 35;7 Dxb5
Maasai Dd2, was zu der beim 24. Zu-
GT ‘Ww Y ge von Schwarz skizzierten

O30 Y Variante fiihrt. Jetzt ist das


Bauernendspiel, das nach 33.
Yn
ee 6 ele
Kd? 34. Dxe7 + Le7- Ga.
...Ke8 35. Dg8+) 35. LcS5
1% Oxo Z De8 36. Dxh7 nebst General-
abtausch auf c7 entsteht, pro-
AnBaCaD.
cs \FoGeh blemlos.
29. Df2 Dc8 Schwarz gab auf.
Auf 29. ...Db8 folgt 30.
Tal, und falls 30. ...Kxe6, so
Sizilianisch
312 Tat be? 32. Da2+«Kd7 Hiuibner — Hort
(32) aren 335) Los hilft Bamberg 1972
nichts) 33. Df7+ Kc8 34.
Dxg7, und Wei gewinnt 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4.
leicht. 29. ...Ta8 wird mit 30. Sxd4 Sc6 5. Sc3 d6 6. Le3 Sf6
EoerrST SSE

7. Le4 Le7 8. De2 a6 9. 0-0-0 Mattdrohung auf c2 die Ro-


Dc7 10. Lb3 b5(?) chade ermoglichen. Auf 13.
Dies ist nicht genau, weil ...e5 hat Wei die Wahl: Er
die Dame auf c6 ungiinstig zu kann sich mit 14. Le3 einen
stehen kommt. Versucht wur- kleinen, aber dauerhaften
den hier sonst die Ziige 10. Vorteil sichern (14. ...Sxe4
...0-0 und 10. ...Sa5. scheitert an 15. Ld5, weil die
11. Sxc6 Dc6 mit Schach hangt) oder
Keinen Vorteil erreicht mit 14. Sd5 nach mehr stre-
Weis mit 11. g4 b4 12. Sxc6 ben F4on..Sxd5 15s Bxd5 DeF
bxc3 13. Sxe7 cxb2+ 14. Kb1 16. Lc3 ist entschieden giinsti-
Dxe7. ger flr Weil; kritisch ist die
11. ...Dxc6 12. Ld4 Lb7(?) Fortsetzung 14. ...exd4 15.
Das vorausgegangene Ma- Sxe7 Kxe7 16. e5. Folgende
nover des Weifen hat be- Moglichkeiten kommen in
wirkt, daB Schwarz nicht ro- Betracht:3a)allGmeGxesralie
chicrenakannsl2< 320-013: DxeS- Kd? (Gie 2AKis as:
Sd5.exdS 14. Lxf6 Lxf6 15. De7+ Kg8 19. Lxf7 mit Vor-
Lxd5, und Wei gewinnt. So- teil). b) 16. ...Se4 17. exd6+
lider als der Textzug war aber Kxd6 18. f3 Tae8 19. Txd4+
[2,9 Ld7e Dieser Zug *schal- Kc7 20. fxe4 mit entscheiden-
tet die eben ausgefiihrte takti- dem Vorteil.'c):16. ..;Sd7! 17.
sche Wendung aus und macht exd6+ Kxd6 18. Txd4+-Kc7
eventuell b5-b4 méglich. 13. 19. Dd2 (droht 20. Ld5) 19.
Thel kann dann mit 13. ...0-0 os Lads 209 Te7 Kese2he. Lads
beantwortet werden, weil 14. Dc7 22. Lxf7 mit starkem
Sd exc. 15 -vexdS» DeF V6: Druck. Statt 13. ...Tc8 war
DxeisTies17. Lxto Txevuls: auch 13. ...0-0-0 mit schwieri-
Lxe7 f6 fiir WeiB ungiinstig ger, aber zunachst noch halt-
Ist. barer Stellung ratsamer.
13. Thel Tc8? 14. f4 0-0
13. ...0-0 scheitert an 14. Wenn Schwarz die Rocha-
Sd5..exd5 “15. exdsuSxd5 216. de weiter aufschiebt, wird
Lxds5DxdS-(162 Les. 17; Wei mit 15. g4 oder 15. f5
Loe3. Lxe34+°18..fxe3) De7 19. aktiv. Auf 14. ...Tc7 kann 15.
Lxb7 Dxb7 20. Txd6 kostet ese dxesi 16. wexes: Tdge. gs
einen Bauern) 17. Dxe7 Dc6 Txd7 Dxd7 18. f5 exf5 19.
18. Lxg7 Kxg7 19. DgS5+ Kg8 Lxf6 gxf6 20. Ld5 mit ent-
20. Td3 mit Gewinn. Der scheidendem Vorteil gesche-
Textzug soll nun wegen der hen.
77

7/™ Yi,
So verhindert Wei, dafB
Schwarz ungestért zu 17.
CaY
wo ... Kh8 nebst Tf8-g8-g7
kommt.
17. ...e5 18. DhS Kh8
18. ...exd4 19. Td3 fiihrt
zum Matt.
19. Td3 Tg8 20. Lxf7 Df8
21. Lxg8 Dxg8 22. Le3 d5
st
NWO
—-
®W
ADDN
"onaea” Auf 22. ...Dxa2 folgt 23.
Tn3iDg8i244 lees. Lise2s.
AMS: CD. ER - GH Teg3 Lg7 26. Th4 Tc7 27. La5
Td7 28. Ld2 nebst 29. Lh6,
15. Sd5 De8 und Wei gewinnt.
Aut A5,....exds: folet (16. 23. Tg3 De8 24. Dxe8+
exdS Sxd5 17. Lxg7 Sxf4 18. Txe8 25. exd5 Lxd5
Dxe7 Kxg7 19. Txd6 Dxg2 20. Natiirlich kann auch 25.
Df6+ Kg8 21. Dxf4 Kh8 22. we O41205 dxt2y ixdse2 7-26
Tddl f6 23. Tgl De4 24. Dh6 den Widerstand nicht wesent-
De7 25. Tdel-Dce7 26; Te3; lich verlangern.
und WeiB setzt bald matt. 26. Txe5, Schwarz gab
16. Sxf6+ gxf6 17. f5 auf.

Ich schrieb einmal einen Artikel iiber unentschiedene Partien.


Auch wenn es eine unpopulare These ist, bleibt fiir mich ein
Remis das natiirlichste Resultat zwischen zwei starken Spie-
lern. Man sieht es bei den Wettkampfen um die Weltmeister-
schaft. Dabei gibt es durchaus unterschiedliche Moglichkeiten,
wie man zu einer Punkteteilung kommt. Manchmal konnen
diese Partien sehr interessant und inhaltsreich sein. Ich verwen-
dete viel Zeit und Mihe auf die Kommentierung der drei fol-
genden Partien aus dem Interpolis-Turnier zu Tilburg 1980.

Griinfeld-Indisch Theoriekenntnisse den Rah-


Portisch — Hort men der ,,Enzyklopadie’’
Tilburg 1980 weit liberragen.
1. Sf3 Sf6 2. g3 d5 3. Lg2 g6 7. Db3
4. 0-0 Lg7 5. d4 c6 6. c4 0-0 Hier spielt man in der sym-
Ja, mit Portisch hat man metrischen Stellung auch oft
es immer schwer, weil seine 7. cxd5; als starker Zug wurde
UUA cece ower nr en

lange Zeit 7. Sbd2 angesehen. 19. Lfl


Mir war der Textzug 7. Db3 Wei will auch den Sprin-
bekannt von dem anderen ger ,,verbessern’’ (Sel-d3).
ungarischen GroBmeister, 19. ...e4 20. fxe4 Lxe4 21.
Csom. Sd3 Se6 22. Tdal a6 23. Sf2?
7. ...Db6 Erst nach diesem Zug ge-
Nach 7. ...dxd4 bleibt lingt es Schwarz, gut zu ste-
Weis mit dem flexiblen Zen- hen. Nach 23. Le2! stiinde
trum. Weil besser.
8. Sc3 Td8! 23. ...Lf3! 24. g4 Sf8!
Bin sehr -starkee.. Zug, Die Route Sf8-g6-h4 ist
wahrscheinlich der beste in plotzlich klar, und Weif hat
diesem Moment. Nach sofor- kaum Zeit, sich mit dem Lf3
tigem Abtausch hat sich zu beschaftigen.
Schwarz schon mehrfach ge- 25. Lg2 Lxg2 26. Kxg2 Sg6
qualt. Wei kann jetzt kaum 27. Ta5 Td7 28. Kf1 Te8
einen guten Abwartezug ma- Schwarz ist bereits etwas
chen. in Vorteil; sein strategisches
9. Td1 Dxb3 10. axb3 Lf5 Ziel sollte mit f7-f5 verbun-
11. Sel den sein.
Es drohte natiirlich Lc2 29. Ke2 Lf6
mit Bauerngewinn. Auch der Laufer wird ver-
11. ...Sa6 bessert.
Die andere Entwicklung 30. Tf1 Ld8 31. Taal Lce7
kommt nicht in Frage; 32. h3 Tde7?
schlecht ist auch 11. ...e6 we- Dieser Zug hat nicht viel
gen 12. h3, und der LfS stiin- Sinn, da _ e3__ geniigend
de plotzlich sehr unbequem. Deckung hat. Es drohte be-
12. Tad h6 13. Lf4 Se4 14. reits Zeitnot, und Schwarz
cexd5 cxd5 15. f3 konnte sich nicht zu dem mit
Wei bemiiht sich um ein f7-f5 verbundenen Spiel ent-
starkes Zentrum; 15. Sb5? schlieBen. Andererseits will
geht nicht wegen ...Ld7! usw. man immer vor einer wichti-
15. ...Sxc3 16. bxe3 g5 17. gen Entscheidung Zeit gewin-
Ld2 e5 nen.
Nur so kann Schwarz die 33. Kd3 Td7 34. Sd1 Te6
schlechtere Stellung vermei- 35. Lel b5 36. b4
den. Damit bricht WeiB alle
18. e3 Sc7 Briicken hinter sich ab und
Endlich kommt der Sprin- kokettiert nur mit dem Man6-
ger ins Spiel. ver Sd1-b2-d3-c5.
Fn ES RT Ee eee arent

36. ...Sh4 37. Tf2 Lg3 ...dxe4+ 50. Kxe4 Tfl, und
Vielleicht war 37. ...Kg7 Schwarz gewinnt.
mit der Absicht f7-f5 doch 49. ...h5 50. gh5 Tf3
starker. Sofortiges S50. ...g4 wiirde
38. Te2 Sf3 39. Ke2 durch 51. e4 sehr fraglich.
Hier lehnte Schwarz das

aSanat
Remisangebot ab, verpaBte
aber auch die Moéglichkeit,
seinen Vorteil zu vergr6Bern.
Occ LET?
Wie man nach einigen Zii-
gen sehen wird, ist im Schach
alles sehr wichtig. Nach 39.
...Lel! wiirde Wei fast Patt Geyo Y,
stehen. Z
40. Kb3 Lel
Schwarz _ scheint alle
OO)
Ae
NO
I
=
‘aa a
Trimpfe in der Hand zu ha- A, IG DER hr-Gar
ben, aber Weifs findet die ein-
zige Gegenchance. 51. c4!?
41. Tea2! Ta7 Weil konnte hier schon
Sehr traurige Notwendig- nicht mehr mit ruhigen Mit-
keit. Nach 41. ...Tcc6 konnte teln arbeiten und setzt wieder
42. e4! folgen, und man sieht auf Taktik und erneut dro-
warum 39. ...Tc7? falsch war. hende Zeitnot. Die weiBe La-
Es geht dann namlich nicht ge ist kritisch, da der g-Bauer
42. ...dxe4? wegen 43. d5!, eine groBe Gefahr darstellt.
und nach 42. ...Txe4 43. Txa6 51. ...dxc4+ ?
steht das Spiel sehr unklar. Wie sich spater zeigte, war
42. Ke2 Kh7 43. Kd3 Lg3 51. ...bxc4+ starker. Nach
44. Ta5 Tb6 45. Ke2 52. Ke2 g4 53. b5 Lh2 54. b6
Bis zu diesem Punkt hat- g3 55. b7 g2 ist namlich das
ten wir beide die Stellung ana- Feld b8 gedeckt. Mit dem
lysiert. Schwarz versucht jetzt Textzug 51. ...dxc4+? laBt
auf scharfe Weise, den Ko- Schwarz dem Gegner ein Tir-
nigsfligel in Bewegung zu chen zum Entkommen.
bringen. 52. Ke2 g4 53. e4 Lf2 54.
45. ...Tf6!2? 46. Txb5 e5! Kg8
Sg1+ 47. Kd3 axb5 48. Txa7 $42 +. .1xd4.55. -e6) Lxa7
Sxb3 49. Ld2! 56. e7! wiirde die Partie noch
Nicht 49. e4? wegen 49. verlieren.
eer
se eee a SI

55. Sxf2 Txf2! 56. d5 Sg5 4. ...0-0


57. Kdl Moglich und bei anderen
Die Zeitkontrolle kam ge- Anhangern der Nimzo-
rade in dem Moment, wo bei- Indischen beliebt ist hier 4.
de Gegner hartnackig auf Ge- recon
winn Sspielten. 5. a3 Lxc3+ 6. Dxc3 b6 7.
57. ...g3 58. Le3 Tf5 Sf3 Lb7 8. b4 d6 9. Lb2 Sbd7
Das war der Abgabezug; 10. e3 c5
wer stand besser? Nach der Die Bauernstruktur _ be-
sorgfaltigen Nachtanalyse ei- kommt hier einen festen Cha-
nigten wir uns am ndachsten rakter. Nach 10. ...Se4 wiirde
Morgen auf Remis. Meine 11. Dd3! folgen, denn Wei
Analyse lautete: 59. d6 Se6 mu in verschiedenen Varian-
60. Ta8+ Kh7 61. d7 Txe5 ten den Be3 gedeckt halten.
62. Ld4 g2 63. d8D Sxd8 64. 11. Le2
Txd8 f6! Diesen unglaubli- Hier kam 11. dxc5 dxc5
chen Zug entdeckte ich erst 12. Dd3! mit kleinem Vorteil
ziemlich spat. Wei kann fiir Wei in Betracht.
nichts gegen den Verlust des 11. ...Se4 12. Dd3 De7 13.
Bh5 machen, und die Stellung 0-0 Tfd8 14. Sd2 Sxd2 15.
ist remis. Die andere Variante Dxd2 Sf6
war: 59. d6 Txe5 60. Ld4! g2 Weil freut sich tiber das
61. d7 gID+ 62. Lxgl Td5+ Lauferpaar und Schwarz tiber
632 Kc2°Se6: 64. LeS_Kh7..65: die Diagonale a8-hl, auf der
Tb7 Kh6 66. Txb5, und hier er zaubern will.
wiirde Weil} besser stehen. 16. Tfd1 Tac8 17. Tacl
Aber natiirlich beabsichtigte Se4 18. Del Dg5 19. Lfl
ich, die erste Variante zu spie- WeifS gruppiert den K6-
len. Eigentlich spielten wir nigsfliigel um, ohne sich
seit dem 10. Zug ein Endspiel, schwachen zu miissen.
aber welch ein kompliziertes! 19. ...cxd4 20. Txd4 e5 21.
Tddl Sf6
Nimzowitsch-Indisch Wie ich festgestellt habe,
Hort — Timman hatte Timman das gleiche
Tilburg 1980 Schema in seiner Partie gegen
Smejkal in Rio de Janeiro
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 1979 — und gewann. Schwarz
4. De2 will ganz langsam_ handeln
Eine sehr ruhige Fortset- mit h7-h5-h4-h3, wobei sich
zung, die dem Weifen sehr Wei am Damenfliigel kaum
wenig geben kann. durchsetzen kann. Wir woll-
ten beide gewinnen, da uns re xdS 30h c6 Dis 31 Txdd
unser Turnierstand kaum Sxd5 32. Lxe5, und WeiB hat-
Freude machte. te schOne Kompensation fiir
22.512 die Qualitat.
Die Komplikationen fan- 30. Txd5 Lxd5 31. c6
gen an. Sh3+
22. ...bxc5 23. bxc5 d5 24. Schwarz hatte hier nicht
Da5? geniigend Zeit, ernsthafte
Dieser Raub wird in der Drohungen zu schaffen, da
Partie beinahe bestraft; an- der Bc6 eine Gefahr darstellt.
statt den Bauern zu nehmen, Nach 31." ..,.1f8 “folgtey 32:
sollte Weil} opfern mit 24. c6! TcS, und WeifS ware wieder
Lxc6 25. DaS und besserem bereit; nachi32:) 2. Di3 933.
Spiel. Txd5! die Qualitat mit Vorteil
24. ...Lce6 25. Dxa7 d4 26. ins Geschaft zu stecken.
exd4 Sd5! 32. Lxh3 Dxh3 33. Dfl
Es droht 26. ...Ta8 mit Dxf1+
Damengewinn! Eine verniinftige Entschei-

Wi
dung, da Schwarz nach ande-
YU; ren Ziigen nur schiechter ste-
4s hen wiirde.
34. Kxf1 und remis, da der
Bc6 sofort fallt.

a
;ae Yy
Aljechin-Verteidigung

SIN
SO
Oe
DCN
eae Hiibner — Hort
Tilburg
1. e4 Sf6 2. e5 Sd5 3. d4 dé 4.
f=Nl = ed eh © Je ata ear CYS |
Sf3 Lg4 5. Le2 e6 6. c4 Sb6 7.
27. Da6! Sf4 28. g3 Sc3 Le7 8. 0-0 0-0 9. Le3 a5?!
Wieder am besten. 28. Tc3 Dieser Zug stammt von
scheitert*:an’28. 2 LxeZ! (29. dem jugoslawischen Grof-
Tg3 DhS 30. Df6 Sg6, und meister Kovacevic. Die Idee
Schwarz gewinnt. Wei mu} istt Oe Uxis Le Eextsesxcd
sehr genau spielen, denn die 12. Lxb7 Ta7!, aber das laBt
Diagonale a8-h1 ist leer ge- sich Wei nicht gefallen. Als
worden. normal gelten hier Ztige wie
28. ...Dg4 29. d5! Txd5 Ove pe6 Oder 9 6..05
Kaum_ besser war 29. 10. b3 Sa6 11. h3 LhS
Sollte ich diese Variante Wie soll man die Stellung
nochmals spielen, dann mit abschatzen? Der I|astige
hee LS was]zu festerer Springer von d6 ist weg, fiir
Stellung fiihrt. Schwarz gibt es auf d3 ein
12. Dd2 Sd7 13. Tad1 Lg6 Traumziel; trotzdem wiirde
Auf dieser Diagonale das verlockende Sc5-d3 nach
konnte der Laufer schon ste- Lxb6 immer zwei Bauern ko-
hen! sten. Am Konigsfliigel steht
14. Sb5 Wei klar besser, denn die
Vielleicht will WeiB zu viel weifen Bauern stellen eine
aus der Stellung. Zu Raum- Macht dar. Ich glaube, WeiB
vorteil fiihrte hier 14. exd6 stand ein biRchen besser, oder
cxd6 15. Lf4! anders gesagt: Schwarz m6ch-
14. ...dxe5 15. dxe5 Sac5S te lieber die Stellung mit den
16. Ld4! weiBen Steinen haben.
Damnit ist fiir die Dame das 26. Kh2 Kh8 27. Sg2!
wichtige Feld e3 freigemacht. Der Beginn einer langen
16. ...c6 17. Sd6 De7 Reise.
Die Stellung ist sehr kom- 27. ...Tfe8 28. Dg1l Lg6?!
pliziert; Weis hat einen star- Nach Meinung Hubners
ken Springer, der aber drin- sollte Schwarz jetzt die Gele-
gend Unterstiitzung braucht, genheit nutzen und 28. ...Td7
denn Schwarz hat f7-f6 bzw. ziehen: Nach 29. Lxc5? Txd2
f7-f5 zur Verfiigung, wonach 30. Txd2 Lxc5 wiirde Schwarz
die Springerstellung — labil besser sterben, und nach an-
wird. deren Ziigen kame er zur Ver-
18. De3 b6 19. Td2 Tad8 doppelung auf der d-Linie.
20. Tfd1 £5 29°. Les: SbIS.. 30: Set
20. ...f6 war auch moég- Txd2+ 31. Txd2 Td8 32.
lich, nattirlich nicht mit Vor- Txd8+ Dxd8 33. Sc2!
teil, sondern mit sehr unkla- Nach diesem Zug war end-
rer Stellung. gultig klar, dafS Weil besser
21. g3! steht. Es geht nicht gut 33.
...Dd3 wegen 34. Sd4, und
Am besten.
Wei gewinnt den Bcé6.
21. ...h6 Schwarz muf versuchen, ak-
Nicht: sofort -215° ...S¢4? tiv zu spielen, denn am K6-
wegen 22. Sxe4 fxe4 23. Sg5 nigsfligel wird es langsam
mit weiem Vorteil. kritisch.
22. Sh4 Lh7 23. f4 Se4 24. 33. ...Dd7 34. Le2 Lg6 35.
Sxe4 fxe4 25. Lg4 Sc5 h4 a4 36. hS Lf5 37. Db1 Sd3
In Zeitnot geraten, spielt 40. Se3 Dd7 41. Dd1!
Schwarz verzweifelt sehr ak- Ein sehr genauer Abgabe-
tiv. Das wird ihn natiirlich ei- zug. Zum Remis fihrte hier
nen Bauern kosten. 41. DbS?! Dd4 42. De8 + Kh7
38. Lxb6 43. SxfS exfS 44. Dg6+ Kh8
Falls 38. bxa4, so 38. usw. Nach dem Abgabezug
...LcS mit gutem Spiel fiir wird sich Wei vorteilhaft
Schwarz. konsolidieren und langsam
38. ...c5 39. bxa4? den a-Bauern verwerten. Die
schwarze Lage ist sehr kri-
tisch.
a
awe a
41. ...Dd4 42. Dd2 g5!?
Die einzig médgliche Ge-
Z genchance. Sonst ist Schwarz
YG,
ey gegen Lb6-aS-c3 bwz. a2-a4-
” g
Atle
a5 vollig machtlos.
43. hxg6 Lxg6 44. La5 h5
45. Le3 Dd8 46. Sg2 Df8
Es drohte in manchen Va-
rianten f4-f5 mit folgendem
Ol
OOS
=
oon
5240
Oy. Dh6+.
47. a4 h4!
AaB Mary
Bock GoA Der letzte Versuch, das
Spiel wieder sehr zu kompli-
Hier hat Schwarz plotzlich ei- zieren.
ne Chance bekommen, in die- 48. 24?!
ser Partie mal richtig gut zu Zwar sehr verlockend,
stehen. aber falsch. Das Spiel wird
39. ...Dxa4? jetzt nach der schwarzen Vor-
Nicht so, sondern 39. stellung laufen; nach 48.
...Sxf4! 40. gxf4? Dd2 41. gxh4! sollte Wei langsam,
Ddl Dxf4+ mit entscheiden- aber sicher gewinnen.
dem Angriff. Es mute 40. 48. ...h3 49. Kxh3 Sf2+
Ddl! geschehen, aber nach 50. Kh2
40. ...Sd3 steht Schwarz doch Oder 50. Kg3 Shl+ mit
besser, da sich die Diagonale volligem Ausgleich fiir
g5-cl gedffnet hat; das Feld Schwarz.
e3 kann nach Lg5 kontrolliert 50. ...Dh6+ 51. Kgl
werden, und der a-Bauer hat Sh3+ 52. Kfl
keine groBe Bedeutung, weil Damit scheint der schwar-
der Lb6 noch auBer Spiel ist. ze Angriff am Ende zu sein.
84

oe oO Hiibner, und er wei sich zu

10 OF
wehren! Ich war eigentlich bei
dieser Stellung tiberzeugt, daB
6 Oy y ich auf Gewinn stehe.

ne 53. fxg5 Lxg5 54. Dd6é!


Nur so!
AY 54. ...Dh1+ 55. Kf2 Dh2
a a "on 56. Lfl e3+ 57. Ke2
Wieder ein starker Abga-
21 Y MEYaY
S/R
bezug, aber die Partie wurde
ohne Wiederaufnahme remis
Ae BeCAp
ES GH gegeben. Warum? 57. ...Dg3
58. Kd1 Dxg4+ 59. Le2 Dxg2
52. -eS2oe (59. ...De4? 60. Db&8+ Kh7
Ein sehr starkes Figuren- 61. Sel!, und Wei gewinnt!)
opfer. Da die Partie schlief- 60. Df&8+ Kh7 61. Df3!
lich doch remis wird, kann Dg1 + 62. Dfl Df2 (droht 63.
man eigentlich als Wunder eclNS)> 63am DXi2e€Xi 204s
ansehen. Aber die weifen Lf1!, und die Stellung ist selt-
Steine fiihrt Grofmeister Dr. samerweise remis.

Wie schwer es ist, eine ersch6pfende Analyse zu liefern, zeigt


das folgende Beispiel. Ich habe hierfiir neun Stunden ge-
braucht. Kann sich eine Schachzeitung, die bekanntlich einen
begrenzten Leserkreis hat, iberhaupt einen solchen Aufwand
leisten?

Hort — Franzoni Kann Wei} gewinnen? Der


San Bernardino 1982 beste Versuch ist 1. Lxb4!
Nicht 1. Df6 wegen 1. ...Lg4
Ji, 4, b, und auch nicht 1. Df8 wegen
Len Ded!
1. ....cxb4 2. Df8!

oy
Schwarz hat jetzt vier Ant-
worten zur Verfiigung, drei

a ae davon verlieren. In der Partie

at efim
geschah:
2. ...Dg7? 3. Dxb4 Df7 4.
tft
HOW
—-
@D
ODN
Kgl!
Auf 4. Kg2? folgt 4.
A-8. G-D-& F=@GYH ...Lg4!, und Wei kann das
Feld f3 nicht richtig kontrol- 5. Dxe6 b2 6. Df6+ Df7!
lieren.
Nicht 6. ...Kg8 7. Df1 Df7
4. ...Lg4 5. Lfl!
8. Lf3, und Wei gewinnt.
Es zeigt sich, daB Schwarz
die Felder d6 und f8 nicht 7. Dh8+ Ke7
gleichzeitig abdecken kann. Nicht 7. ...Dg8 wegen 8.
Deswegen bemiuht er sich um DxeS5+ bID 9. Dd6+ Kg7
einen Gegenangriff. 10. Df6+ Kh7 11. Dh6 matt.
5. ...h4 8. Dxe5 Kf8 9. Dh8 + Ke7
Oder Se ...Di3..6.. De7+ 10. LxhS5! Df2+ 11. Kh3
Kg8 7. DxeS De3+ 8. Kh2 Df1+ 12. Kh4 Dh1+ 13. Kg4
Dxd3 9. Db8&8+ Kg7 10. Dd1+ 14. Kf5 Dfl+ 15. Ke5
Db7+ Kg8& 11. Dxb6, und Df8 16. Dh7+ Kd8 17. Ke6!
Weis gewinnt. Kc8 18. g6! De8+ 19. De7
6. gxh4 Df4 7. Del Lf3 Dxe7 20. Kxe7 b1D 21. 97,
Tee StS .\Di2: Det> 9, und Weis gewinnt.
Kh2 Ddl 10. Lh3 Dxd3 11. TD ee decd
I fs
Df7+ Kh8 12. Df8+ Kh7 13. Ebenfall ein Verlustzug.
Dh6+ Kg8 14. Le6 matt. 3. Ldl!
8. Df2 Dg4+ 9.Kh2 Df4+ Nach 3. Dxb4 Dd8! 4. Dd2
10. Dg3 Dd2 + 11. Kg1 De3 + Le6 steht Weil mit seinem
12. Df2 Df4 13. c5! Mehrbauern sehr passiv im
Der Mehrbauer hat natiir- Vergleich zum Partieverlauf,
lich einen entscheidenden wo er mit seiner Dame auf d6
Wert. Schwarz ist hoffnungs- oder f8 zu kommen droht.
los verloren, weil er kein Dau- 3. ...Dd7 4. Kg2 De7
erschach geben kann. Auf 4. ...h4? folgt 5. gxh4
13. ...Dg4+ 14. Kh2 b3 6. Kg3! b2 7. Db4, und
Df4+ 15. Dg3 Dd2+ 16. Kg1 Weis gewinnt.
Lh5 17. cxb6 Decl 18. Df2 Kg8 5, Ki!
19. b7 Dce7 20. Da2+ Kh7 21. Wei marschiert mit sei-
Da7, 1:0 nem Konig auf den Damen-
Sehen wir uns die drei an- fligel, schlagt mit ihm den
deren Moglichkeiten an: Bauern b4 und gewinnt.
Ba) 2eiesD! ¢
Verliert auch. Cs concen ise
3. Dh6+ Kg8 4. Dxg6+ Die einzige Rettung. Es
Kf8 kommt forciert zu einem Lau-
4. ...Kh8 scheitert an 5. ferendspiel, in welchem sich
Dh6+ Dh7 6. Dxe6 b2 7. g6!, Schwarz studienhaft retten
und Wei} gewinnt. kann.
86

3. Dxf7 Lxf7 Weib- gewinnt,’-z.B.>, 17;


:..KxbS: 18) Kb3 7 oder 17.
V1, 0, ,, ...KaS 18. Ka3 usw.
12. Lb1 Kce5 13. Kce2 Kxb6!
Py gage
—.
14. La2 Ld7!
Der einzige rettende Zug.
15. Lf7 Lxb5 16. Lxg6

ewe ee Lxd3+ 17. Kxb2 Kc5

_U0. & Und Schwarz halt remis.

0, 020,
c2) 4. Ld1! Le6! 5. Lb3
Lc8 6. c5 bxc5 7. b6 Kg7 8.
NIG
CO)
3)
eC)
aC
A
Vi. F244. Kg2 Kf7 9. Kf2 Ke7 10. Ld5!
Kd6!!
AS Che EayaeGH Verhiert:: 10cm e42 eel:
und jetzt: Lxc4 Kd6 12. Ld5! usw.
cl) 4. c5 b3 5. Ldl b2 6. 11. b7 Lxb7 12. Lxb7 b3
Le2 Le6é 7. cxb6 Lc8 8. Kgl 13. Ld5 c4!! 14. Lxe4 b2 15.
Kg7 9. Kf2 Kf7 10. Ke2 Ke7 La2 Kc5 16. Ke2 Kb4 17. Kd2
11. Kd2 Kd6! Ka3 18. Lb1 Kb4 19. Ke2 Ka3
Nicht 11. ...Kd8? wegen Und die Partie ist positio-
220bIt LeGuisakc2. Kes 14: nell remis, weil Wei den geg-
Kxb2. Kb7 15: La2 Lxa2. 16. nerischen K6nig nicht zuriick-
Kxace kx bom hb2!e ind treiben kann.
4. Spielen Sie blind?

Ein Mann fahrt mit seiner Frau im Auto nach England. Bei der
Ankunft ist dichter Nebel, und die beiden Wageninsassen, die
ihr Leben lang rechts gefahren sind, sind miide. Der Ungar,
von dem hier die Rede ist, heiBt Janos Flesch. Er kam von
Ramsgate, aber in London, wohin er wollte, um dort seinen
um die WM kampfenden Landsmann Ribli zu besuchen, kam
er nie an. Sein Auto kollidierte am 9. Dezember 1983 mit einem
entgegenkommenden Lastwagen. Nun bleibt uns nur die Er-
innerung an den Grofmeister, der in die Schachannalen
als Blindschach-Weltrekordler einging, weil er angeblich 1970
52 Gegner bewdltigt hat.
Schade, Manfred MAadler und ich wollten ihm eigentlich die
Frage stellen, wie er damals zu diesem einzigartigen Rekord
kam. Bei aller Wertschatzung kann ich es einfach nicht glau-
ben, daf} ein menschliches Gehirn zu solchen Leistungen fahig
ist. Bedeutende GroBmeister brachten es auf knapp dreibig
Bretter, was ich, der ich seit Jahren Blind-Simultan spiele, fiir
das Maximum halte. Auch Aljechin, der grofartig blind spiel-
te, blieb immerhin tief unter den Zahlen von Janos Flesch. So
hat uns der Grofimeister mit seinem pl6étzlichen Ableben ein
Geheimnis vorenthalten.
Was ich von Blind-Simultan halte? Es ist stets eine Heraus-
forderung und zugleich sch6n, wenn man sie bewaltigt. Zehn
Bretter sind eigentlich fiir jeden Meister genug. Dabei sollte die
Gegnerschaft einen Vereinsdurchschnitt vorstellen. Naturlich
kann man bei Blind-Simultan so manches arrangieren. Aber
bitte, machen Sie sich selbst ein Bild davon!
In Bremen 1981 waren es zehn Spieler, die gegen mich an-
traten. Der ,,Weser-Kurier’’ schrieb damals:

Hort erzielte das glanzende nomenalen Gedachtnislei-


Ergebnis: 5 Partien gewon- stung Horts Uberzeugen. In
nen, 4 Partien remis und nur vier Stunden meisterte er
ein Verlust gegen den ubrigens den Wettkampf. Ins-
18jahrigen Bremer Jugend- gesamt fihrte der Grobmei-
meister Reeh. Der Nachspie- ster dabei 375 Zuge aus.
lende kann sich von der pha-
Hier drei der Partien: Der Springer muB das Feld
a6 kontrollieren, jetzt geht es
rapide bergab.
Caro-Kann 18. Ted1 Td7 19. Ta3 a5?
Hort — Scotland Die letzte Moglichkeit, den
schwachen 17. Zug zu korri-
1. e4 c6 2. d4 d5 3. exd5 cxd5 gieren, bestand in 19. ...Sb8.
4. c4 Sf6 5. Sc3 e6 6. Sf3 Le7 20. Sc5 +! bxc5 21. Db5 +
7. Lg5 0-0 8. a3 dxc4 9. Lxc4 Kc8 22. Da6+! Kb8 23. Dxc6
Sbd7 10. 0-0 Sb6 11. La2 Td6 24. Db5+ Tb6 25. Dxa5
Sbd5 12. Se5 Ld7 13. Dd3 Kc8 26. Da8 + Tb8 27. Da6 +
Te8? 14. Tael Tc8 15. Dh3 Tb7 28. Tb3, Schwarz gab
Sxc3 16. bxc3 Tc7 17. Te3 Lc8
auf.
18. Tfel Sd5 19. Sxf7!
Die schwarze KOnigsstel-
lung wird durch den Opferan- Sizilianisch
griff in wenigen Ziigen zer- Hort — Reeh
trummert.
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4
19. ...Kxf7 20. Tf3+ Kg8
4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 d6 6. Lg5
Auf 20. ...Sf6 gewinnt 21.
Ld7 7. Dd2 Tc8 8. 0-0-0 Sxd4
‘ExeGieund- auto 2022. 1O7.2).
9. Dxd4 Da5 10. Le3
DhS5+!!, nicht aber 21. Dxh7
Hier kam auch 10. f4 h6
wegen Th8! 22. Lxf6 Sxf6
Die h4e 52. co Les sii
21. Lb1 g6 22. Tf7!
in Betracht.
Dieser stille Turmzug ent-
10. ...a6 11. £3 g6 12. Db6
scheidet sofort
Dxb6 13. Lxb6 Lg7 14. Ld4
22). Dd3!,
0-0 15. Le2 Le6 16. Kb1 Sd7
Schwarz gab auf.
17. f4 Lxd4 18. Txd4 Tc5 19.
Auf 23. ...Kxf7 setzt Weih
Lf3 Tfc8 20. Thdl Sb6 21.
in zwei Ziugen matt. Eine
Tb4 Sc4! 22. Txb7 Sxb2 23.
grofartige Blindpartie.
Txb2 Txc3 24. Td3 T3c5 25.
Kel Ld7 26. Kd2 La4 27. ¢3
Franzosisch
Lb5 28. Te3 Lce4 29. Ld1l Tb5
Hort — Heifienbiittel
30. Txb5 Lxb5 31. Lb3 a5!
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sd2 dxe4 32. a4 Ld7 33. e5 Tb8 34. e6
4. Sxe4 Sf6 5. Lg5 Le7 6. Lxf6 fxe6 35. Lxe6+ Lxe6 36.
Lxf6 7. Sf3 Sd7 8. Ld3 b6 9. Txe6 Kf7 37. Te2 Tb3 38. Kd3
De2 Lb7 10. 0-0-0 De7 11. g4! Ta3 39. Te4 Ta2!
g6 12. La6! 0-0-0 13. Thel Gewinnt einen wichtigen
The8 14. Kb1 Sb8 15. Lxb7 Bauern.
Kxb7 16. g5 Lg7 17. Td3 Sc6? 40. 4 Txh2 41. g5 Ta2 42.
———————_————— ee 59

Te4 d5 43. Tc5 Txa4 44. Txd5 Tg4+ 51. Kd3 Ta4 52. c6 Ta7
Txf4 45. Txa5 Tf5! 53. Ke4 Tce7 54. Ke5 g5 55.
Schwarz hat Gewinnstel- Th8 Ta7 56. Kb6 Tal 57. c7
lung erlangt. Die einzige Tb1+ 58. Ka5 Tcl 59. c8D
Hoffnung fiir Wei ist der Txc8 60. Txc8 h3 61. Kb4 g4
Freibauer. 62. Th8 Ke5 63. Kc3 Ke4 64.
46. Ta8 Txg5 47. c4 h5 48. Kd2 Kf3 65. Kel Kg2
Kd4 h4 49. c5 Ke6! 50. Td8 WeiB gab auf.

Bei jedem weiteren Brett wachst die Anstrengung fast wie in


geometrischer Reihe. Ich spielte zweimal zwanzig Bretter: in
Miinchen 1979 und in Meran 1981. Heute bin ich etwas skep-
tisch, ob man solche Anstrengungen in Kauf nehmen soll, nur
um seine Leistung noch um ein paar Bretter zu steigern. Ge-
trdumt habe ich von dreifig Brettern. Aber Traum ist Traum,
und die Realitat ist hart. Die gr6Bte Gefahr liegt darin, die ein-
zelnen Partien nicht mehr vergessen zu kOnnen. Man ist noch
ein paar Monate nach solchen Vorstellungen vollig groggy.
Aus Meran zeige ich Ihnen drei Partien. Jene von Brett 6 gegen
Silvestri werde ich wohl bis zu meinem Ende nicht mehr los.
Bei den unpassendsten Gelegenheiten fallt mir pl6tzlich der 18.
Zug von Schwarz — Sd4 — wieder ein!

Sizilianisch
Df2 Lxd4 33. Sxd4 f4 34.
Hort — Di Lazzabo
Dxf4 Le4+ 35. Kgl Lxd5 36.
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 Sf5 Te5 37. Tfl Txc3 38.
4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e5 6. Sbd5 Tad1 Tc8 39. Dg4 Kh7 40.
d6 7. a4 h6 8. Le4 a6 9. Sa3 Sxh6 Le6 41. Df4 gxh6 42.
Sd4 10. Le3 Se6 11. Ld5 Dc7 Dxe5 dxe5 43. Txd7+ Lxd7
12. 0-0 Le7 13. De2 Ld7 14. 44. Tf7+ Kg6 45. Txd7 Txc2
Sc4 Sd4 15. Dd3 Tc8 16. Sa3 46. Txb7 e447. Tb6 + Kg5 48.
Sc6 17. Tfd1l Sb4 18. Dd2 Txa6 h5 49. h3 Ta2 50. Ta8
Sbxd5 19. exd5 0-0 20. f3 Lf5 Kf5 51. a6 Kf6 52. Th8 Kg6
21. Df2 Lg6 22. Lb6 Dd7 23. 53. Tg8+ Kf5 54. Ta8 Kf6
a5 Sh5 24. 93 £5 25. Kh1 Sf6 55. Kfl Kg6 56. Kel Kf7 57.
26. Sabl e4 27. Sd2 exf3 28. Th8 Kg6 58. Tg8+ Kf7 59.
Sxf3 Se4 29. De3 Sxc3 30. Tg5 Txa6 60. TxhS Ta3 61.
bxe3 Lf6 31. Ld4 Tfe8 32. Tg5 Kf6 62. h4 Ta2, remis.
90

Franzosisch Lxe5 14. dxe5 Dd7 15. Tcl


Hort — Pichler Tc8 16. 0-0 0-0 17. Tfd1 Tfd8
18. Se4?
1. d4 d5 2. Sc3 e6 3. e4 dxe4 4.
Sxe4 Sf6 5. Lg5 Le7 6. Lxf6
Lxf6 7. Sf3 Le7 8. Ld3 Sd7 9.
De2 Sf6 10. Sxf6+ Lxf6 11.
0-0-0 0-0 12. h4 Ld7 13. De4 Ce a
g6 14. Dxb7 De7 15. c3 Dd6
7 aS Vi,
16. De4 c5 17. h5 Le6é 18. Dg4
Lxf3 19. gxf3 Lg7 20. hxg6 _ fw,
fxg6 21. dxcS Df4+ 22. Dxf4
Txf4 23. Le4 Tc8 24. c6 Tc7
25. b4 Lf8 26. a4, Schwarz Ol
Of]
>OI
=
gab auf. ‘ws
A B.C .D.Euk’GHo
Caro-Kann
18. ....Sd4! 19. DhS Dxb5 20.
Hort — Silvestri
Txc8 Txc8 21. Sg5 Se2+ 22.
1. e4 c6 2. d4 d5 3. exd5 cxd5 Kh1 Dd3! 23. Tel Dd2 24.
4. c4 Sf6 5. Sc3 e6 6. Lg5 Le7 Dxh7+ Kf8 25. Sxe6+ fxe6
7. Sf3 Sc6 8. a3 b6?! 9. Lxf6é 26. Tg1 Dh6 27. Dxh6 gxh6
Lxf6 10. cxd5 exd5 11. Lb5 28. Tel Tcl 29. Txcl Sxel 30.
Dd6 12. De2+ Le6é 13. Se5 h4 d4, Weil} gab auf.

Eine unvorbereitete Blindpartie spielte ich anlaBlich einer Him-


melfahrtswanderung mit Manfred Madler, der hiertiber spater
in seiner Schachspalte berichtete:

Es hatte an Himmelfahrt den spieler erkannte den tsche-


ganzen Tag geregnet, aber chischen Gro&meister. Weni-
trotzdem lieBen sich GroB- ge Minuten spater, es war
meister Viastimil Hort undich schon fast Bettzeit, waren die
von einem 30 km FuBmarsch besten sechs Spieler des zur
durch das Wiehengebirge Regionalliga gehorenden Ver-
nicht abhalten. Mude trafen eins von Bad Essen zusam-
wir abends beim Bergwirt im mengetrommelt, und Hort
Solebad Essen ein und dach- muBte wohl oder Ubel schach-
ten an alles andere als an ei- lich etwas bieten. Man einigte
ne Schachpartie. Aber es soll- sich auf eine Blindpartie, wo-
te anders kommen, denn der bei sich seine Gegner unter-
Wirt als begeisterter Schach- einander beraten durften und
obendrein Uberlegen konnten, hell, bis die lustige Runde mit
solange sie wollten. Die Uhr der Analyse fertig war. Vor al-
zeigte kurz nach Mitternacht, lem von der folgenden Partie
als die Partie ihr Ende fand, waren alle Beteiligten begei-
und es wurde schon wieder Stert:

Griinfeld-Indisch Starker 17. SbS mit der


Die Schachfreunde aus Idee Sd6.
Bad Essen — Hort 17. ...Da4 18. Sd2 exf4 19.
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5 4. Lb5
exd5 Sxd5 5. e4 Sxc3 6. bxc3 Die Stellung ist ein Dia-
Lg7 7. Sf3 c5 8. Le3 Da5 9. gramm wert.
Dd2 Sc6 10. Tcl cxd4 11.
Sxd4 YA Ge]
Strategisch gesehen nicht —Y
RULE
gut, aber der Zug gibt WeiB
taktische Chancen.
oe oe”
1)

MM: ....La7 12. Le2 0-0:13.


0-0 Tfd8 14. Tfd1 Tac8 V; w:
WY €Z,. “9
oe we =
4, Vs ee 4

Schwarz bereitet ein Sprin-


ZWUTTT) YL Lath 4
germanover mit e5-c4 vor.
15. Db2 b6 GLTT EE

fF
@D
—-nNOW
ADN
Anstatt des Textzuges war
auch Dc7 méoglich, wonach AB Cl! Ber Gar
Weil mittels 16. Sxc6 Lxc6
17. Txd8 Dxd8 18. Lxa7 Lxe4 19. ...Db4!!
remis erreicht hatte. Der originelle Gewinnzug.
16. f4 20. Dxb4 Sxb4 21. Lxd7
Das ist zu riskant. Wei Txd7 22. cxb4 Txcl 23. Txcl
will auf dem vollen Brett die fxe3 24. Sf3 Lc3?
schwarze Dame fangen. Es Kombiniert laBt sich die
wird zwar e5 unter Kontrolle Partie nicht so schnell ent-
gesetzt, aber Schwarz hat scheiden. Mit dem Textzug
auch viele Operationsfelder. wird der Gewinn aus der
16. ...e5! Hand gegeben. Starker war
Danach gab Hort auf ei- ped tol
nem Bierdeckel die nach sei- 25. b5
ner Meinung sicherlich ein- Gut gespielt.
treffende Zugfolge bis zu sei- 25. ...Lb4
nem 19. Zug bekannt. INpreeth Ieve ee Pare poke
17. Sb3? 26e led d327 kil Lase2s:
9 eae A RE ET TEE STE EE

Ke2, und Wei besitzt gute gen 34. eS + KxeS5 35. Sc6+
Remisaussichten. Ke6 36. Txd7 Kxd7 37. Sxa7,
26. Kfl Lc5 27. Ke2 Kg7 und Wei halt remis.
28. Tdl 34. Sc6 Te6 35. e5 Kh4
Solange Weil} die Blocka- Der Gewinnzug. Schwarz
de auf den weiBen Feldern droht, «36. 9216s 37 2"exiG
halten kann, ist die Partie re- Txf6+ Ke2 Tf2+.
mis. Schwarz mu daher ei- 36. Td7 f6 37. Th7
nen neuen Plan aufbauen. Wei droht immerhin 38.
28. ...Te7 29. Kd3 Kf6 Sd8 TxeS 39.Txh6+ Kg5 40.
Schwarz zentralisiert rich- Sf7 matt!
tig zunachst den Konig. 37. ...fxe5 38. Txh6+ Kg5
30. g4 Ke6! 31. Ke2 39. Th7 e4+ 40. Kg3 Txc6!
Nicht 31. Sg5+ wegen Nattrlich nicht 40. ...e2
Phes32,.5k/ 1635. Sic ne! wegen 41. h4+ Kf6 42. g5+
mit Springerfang. Kf5 43. Tf7 mit Matt. Aber
31. ...h6 32. Sd4+ der Grofmeister sieht alles.
Ein letzter Versuch zum Die Bad Essener gaben
aktiven Spiel. Besser war das hier nach harter Gegenwehr
abwartende 32. a4. auf. Falls 41. bxc6, so e2 und
32. ...Kf6 33. Kf3 Kg5! der Bauer ist nicht zu halten.
Falsch ware 33. ...Td7 we- Auf 41. Tf7 gewinnt Ld6+.

Gut gefallen hat mir ein mehrseitiger ,,Spiegel’’-Artikel tiber


meine Blindvorstellung im Oktober 1979 in Miinchen. Ko-
misch, aber mein Spiel in Miinchen erschien mir viel leichter als
das in Meran. Das lag aber sicherlich an der Gegnerschaft. Am
liebsten habe ich immer eine Mischung von starken und weni-
ger getibten Spielern im Vereinsdurchschnitt. Hier die zwei in-
teressantesten Partien von der Miinchner Begegnung:

Schottische Partie
Sd5 19. Df3 Lxe4 20. Sxe4
Hort — Hertneck
Df5 21. g3 Te7 22. Te2 Tae8
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. d4 exd4 23. Tael h6 24. ¢4 bxc3 25.
4. Sxd4 Lc5 5. Sxc6 Df6é 6. bxc3 g5 26. c4 ¢4 27. Dd3 Sb4
Dd2 dxc6 7. Ld3 Se7 8. 0-0 28. Dd4 c5 29. Df6 Dh7 30. £5
0-0 9. Khi Dg6 10. f4 f5 11. Sd3 31. Dce3 Txe4 32. Dxd3
Sc3 b5 12. De2 Te8 13. Tel a5 Txe2 33. Txe2 Txe2 34. Dxe2
14. Le3 Lxe3 15. Dxe3 b4 16. Dxf5 35. Kg2 Kf7 36. Df2
Sad fxe4 17. Lxe4 Lf5 18. Sc5 Kg6 37. De2, remis.
UnregelmaBige Eroffnung Kh2 g5 15. exd6 f6 16. e5 0-0
Hort — Nufbecher 17. cS De6 18. De2 Kh8 19.
Sxg5 De8 20. Sh7 Tg8 21.
1. d4 Sf6 2. c4 h6 3. Sc3 e6 4. Sxf6 Sxf6 22. Txf6 Tg7 23.
e4 Lb4 5. Ld3 Lxc3 + 6. bxc3 Lxh6 Tf7 24. Txf7 Dxf7 25.
d6 7. f4 e5 8. Sf3 Sg4 9. h3 e6 Df6 26. Tgl Sd7 27.
Sf6 10. 0-0 c6 11. fxe5 Lxh3 Lg7+,
12. gxh3 Sh5 13. Del Dd7 14. Schwarz gab auf.

Fir alle diejenigen Leser, die den ,,Spiegel’’-Artikel tiber die


Miinchner Blind-Simultan-Vorstellung noch nicht kennen, ge-
be ich ihn hier ausschnittweise wieder:
Wahnsinn oder Weltruhm? Zahl der Partien angeht, zwi-
Vor dieser Alternative stehen schen den beiden berthmte-
nach Expertenmeinung sten Blindspielern der
Schachmeister, die gegen Schachgeschichte einzuord-
Gegner spielen, ohne Bretter nen: vor Pillsbury (1902 in
und Figuren zu sehen. Moskau 22 Partien) und hinter
Der tschechische Schach- dem Exilrussen und langjahri-
groBmeister Vlastimil Hort, gen Weltmeister Alexander
35, saB im MUunchener Olym- Aljechin (1933 in Chicago 32
piazentrum vor einem leeren Partien).
Brett und spielte gegen 20 Die zehn Millionen Bundes-
Gegner zugleich. burger, die sich mit Schach
Der Schachprofi war... in ei- nur ihre Freizeit vertreiben,
nem Glaskasten isoliert und wurden selbst bei einer einzi-
drehte Uberdies Gegnern, gen Blindpartie spatestens
Brettern und Figuren den nach drei oder vier Zugen die
Ricken zu. Die Ziige der Par- Ubersicht verlieren und auf-
tien wurden Uber Mikrophon geben mussen. Auch von den
und Lautsprecher angesagt. 60 000 bundesdeutschen
Hort war zu einem sogenann- Klubspielern hatten weitaus
ten Blind-Simultan-Spiel an- die meisten vermutlich groBe
getreten. An so vielen Bret- Muthe, nur eine Partie bis zum
tern hatte sich vor ihm in Matt zu bewdaltigen, ohne die
Deutschland nur der Amerika- Figuren zu sehen.
ner Harry Nelson Pillsbury Bei Horts Blindshow aber wa-
versucht, der 1902 in Hanno- ren nicht weniger als 640 Fi-
ver 21 Partien spielte. Dem- guren im Spiel: Neben den
nachst will der Tscheche so- 320 weiBen und schwarzen
gar gegen 30 Gegner antre- Bauern je 40 K6énige und Da-
ten. Dann ware er, was die men sowie je 80 Turme, Lau-
©) SERRE 0 SOE TE SLEEP SRL TSE SE SE I EET TEI TIE ENE ER,

fer und Springer. Und von je- dere Art Schach zu spielen so
der Figur muf&te der Mann im viele Menschen wie das
Glaskasten nicht nur wissen, Blindspiel.
wo sie stand. Fur ihn wie fur Seit im Jahre 1783 der Franzo-
jeden anderen Blindspieler ist se Philidor damit begann und
(wie einst Aljechin schrieb) zwei Partien mit dem Ricken
die ,,zweite, noch viel gréRere zum Brett spielte, wird diese
Schwierigkeit, blindlings zu Kunst in Zeitungen und Bt-
kampfen, blindlings in jeder chern gefeiert als ,,unerklarli-
Position ungefahr den besten che Gabe, die an Hexerei
Zug zu finden”. grenzt”’, als ,,Phanomen in
Der Tscheche gewann. Mit der Geschichte der Mensch-
neun Siegen und nur vier Nie- heit” oder als ,,geistige Akro-
derlagen (Rest: Remis) batik”.
schnitt er besser ab als die Das Phanomen ist sogar in
Gegenseite — durchweg routi- die Weltliteratur eingegan-
nierte Klubspieler, zu denen gen. Die Hauptfiguren in Ste-
auch ein fruherer und der heu- fan Zweigs (mit Curd Jurgens
tige Oberbayern-Meister ge- verfilmter) ,,Schachnovelle”’
hdrten. Und er Ubertrumpfte sind ein Weltmeister, der ,,es
auch Pillsbury, der 77 Jahre nie dazu brachte, auch nur ei-
Zuvor in Hannover nur drei ne einzige Schachpartie aus-
Partien gewonnen und sieben wendig — oder wie man fach-
verloren hatte. gemaB& sagt: blind — zu spie-
Die MUnchner _ ,,Abendzei- len’, und ein ,,Dr. B.”’, der \,die
tung” verglich die Meisterlei- vollig raumlose und zeitlose
stung in einem kihnen Ver- Leere” in Gestapo-Einzelhaft
gleich ,,mit einem Gipfel- nur durch eben dieses
sturm auf die Eiger- Schach ohne Figuren Uber-
Nordwand” -und- ernannte stand.
Hort zum ,,Reinhold Messner Aber das Blindspiel ist auch
des Schach”’. Dann hatte es umstritten. Der renommierte
schon naher gelegen, ihn als deutsche Schachpublizist
Schach-Karajan zu _ feiern. Paul Tréger nennt es ,,eine
Denn wie der Meister ohne Fi- Art des Spiels, die zu schwe-
guren und Notizen spielte, so ren geistigen Stérungen futh-
dirigiert der Maestro ohne ren Kann”.
Path haa Einen Hirnschaden befirchte-
Abgesehen von Duellen um ten Freunde des _ seinerzeit
die Weltmeisterschaft und weltbesten Spielers Paul Mor-
neuerdings von Wettkampfen phy (1837 bis 1884), als er die
zwischen Computern und Zahl seiner Gegner im Blind-
Menschen fasziniert keine an- spiel von 8 auf 20 erhdhen
wollte. Einen solchen Wett- nyama, theosophy, cate-
kampf wagte als erster Mor- chism, ambrosia.
phys Landsmann Pillsbury, Pillsbury pragte sich die Liste
der wie vor ihm kein anderer zwei Minuten lang ein, legte
aus dem Schachspiel eine sie beiseite und sagte sodann
Show machte. Gelegentlich alle Wérter zweimal auf: erst
spielte er je zehn Blindpartien vorwarts, dann ruckwarts. Ein
Schach und Dame zugleich, Fehler unterlief inm nicht.
mit der linken Hand aufer- Der Amerikaner starb mit 33
dem Whist. Jahren in geistiger Umnach-
Oft fuhrte er Uberdies Ge- tung, und fur Blindspiel-
dachtniskunstsilicke vor. So Gegner Trdger steht fest, daB
lieB er 50 Zettel numerieren die Uberbeanspruchung
und von Zuschauern auf jedes beim Blindspiel seinen Geist
Papier einen Satz aus ftnf verwirrt hatte”. In Wahrheit
Wortern schreiben. Er las die war Syphilis die Ursache, al-
Satze einmal durch und warf lerdings hatten Pillsburys k6r-
die Zettel in einen Hut. Ahn- perliche und geistige Krafte
lich wie Lose wurden sie dann unter allzu vielen Schauvor-
gezogen, und zu jeder Num- stellungen gelitten.
mer, die aufgerufen wurde, Bei einem Pillsbury-Auftritt in
sagte Pillsbury den passen- Moskau wirkte das Blindspiel
den Satz. auf den damals neunjahrigen
In London stellte er sich dem Aljechin ,,wie ein Wunder”,
Test zweier mif®trauischer sieben Jahre spater konnte
Professoren. Sie legten ihm das Schachgenie _ selbst
eine Liste mit Wéortern vor. schon vier bis flnf Blindpar-
Das erste Wort hieB ,,Anti- tien. Zugleich spielen.
phlogistine’’, das letzte ,,Mad- 1914 wurde Aljechin vom
jesoomalops”, die anderen Kriegsausbruch bei einem
dazwischen hatten teils mehr, Turnier in Mannheim Uber-
teils weniger Sinn: rascht und in Rastatt inter-
Periosteum, takadiastase, niert. Dort trug er mit anderen
plasmon, Threlkeld, strepto- eingesperrten | Landsleuten
coccus, staphylococcus, mi- wochenlang Schachturniere
rococcus, plasmodium, Mis- ohne Bretter und Figuren aus.
sissippi, Freiheit, Philadel- Aljechin blieb bis heute der
phia, Cincinnati, athletics, no einzige Weltmeister, der als
war, Etchenberg, American, Blindspieler hervortrat...
Russian, philosophy, Piet Pot- Angeblich verspielte 1947 der
gelter’s Rost, Salamagundi, aus Polen stammende Argen-
Oomisillecootsi, Bangmanva- tinier Miguel Najdorf die
te, Schlechter’s Neck, Manzi- Chance, Weltmeister zu wer-
(PPR TREE TE LE EE

den, als er in einer Blind- scheint als einst bei seinem


Simultan-Vorstellung gegen Vorbild Aljechin.
45 Gegner antrat. Troger: ,,Als Dem Weltmeister war 2u-
der Kampf zu Ende war, nachst jede Partie fremd,
kampfte Najdorf um seinen wenn ihm der nachste Zug
Verstand.”’ Fast eine Woche des Gegners genannt wurde,
lang sei er ohne Schlaf geblie- und er muBte sich erst an die
ben, und nie wieder habe er verschiedenen Plane, Dro-
seine alte Leistungsstarke er- hungen und Paraden” erin-
reicht. nern, bevor er sie wieder im
Hort halt dies fur eine Legen- Kopf hatte und einen Zug an-
de, und wie andere Kritiker sagen konnte. Hort hingegen
fuhrt er Najdorfs Erfolg (er ge- hat sogleich das Brett, ,,ahn-
wann 39 von 45 Partien) auf lich wie ein Dia’, vor Augen,
extrem schwache Gegner Zu- und in Munchen beeindruckte
ruck. Noch scharfer urteilt der er durch ,,Kontrollen’’, mit de-
Tscheche Uber die Behaup- nen er sich Uber den Stand
tung des ungarischen Spie- der Partie vergewisserte: Von
lers Janos Flesch }, er habe jeder Figur sagte er, auf wel-
1970 sogar gegen 62 Gegner chem Feld sie stand (,,K6nig
blind gespielt. Hort: ,,Da war e2, Dame g4, Turme f7 und e5
Betrug dabei.” ..), und die Gegner und Kie-
So wenig wie Aljechin glaubt bitze vermochten die Anga-
der Kdlner Tscheche, daf die- ben am Brett kaum so schnell
se Art des Schachspiels die zu Uberpruifen, wie Hort sie
Gesundheit gefahrdet, ,,je- aus der Ferne herunter-
denfalls nicht mehr als ande- schnurrte.
re Sportarten auch”. Er halt Schon zehn Stunden nach
das Blindspiel fur eine reizvol- dem Ende der Blindvorstel-
le ,,Moglichkeit, die Grenze lung konnte Hort zwar bereits
der Leistungsfahigkeit des wieder zu einer herkommii-
menschlichen Gehirn zu _ te- chen Simultanveranstaltung
sten”. antreten, aber noch immer
Seine Leistung fthrt Hort wuBte er alle 687 Ziige der 20
gleichermafen auf starke Partien auswendig.
Konzentration wie auf ein Hort: ,,Das Schwierigste ist,
ausgepragtes visuelles Ge- das alles wieder aus dem Ge-
dachtnis zuruck, das sogar dachtnis zu radieren.”’
besser entwickelt zu _ sein
5. Meine zehn Lieblingspartien

Natiirlich lernt man am besten von den eigenen Partien — egal,


ob man gewonnen oder verloren hat. Stundenlang sollte man
liber die eigenen Ziige nachdenken ... Jeder Schachmeister hat
in seiner Sammlung einige Stiicke, auf die er besonders stolz
ist. Auch ich besitze eine Schachtel, worin meine Lieblinge un-
tergebracht sind. Natiirlich greife ich da immer wieder gern
hinein.

Partie Nr. 1
8. a4
Sizilianisch
Wie Schwarz zuriickge-
Hort — Kurajica
schlagen hatte, wenn Wei
Vinkovci 1976
den f-Bauern ,,im Voriberge-
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 hen’? genommen hatte, ist
Den Zug sieht man (auch nicht mit Sicherheit zu sagen.
nach 2. ...d6) in letzter Zeit ,,Nach 8. ...Sxf6 ware der
Ofter: er hat den praktischen e-Bauer keine Zierde des
Vorteil, dem Gegner zuvorzu- schwarzen Spiels gewesen,
kommen, der vielleicht eine wahrend 8. ...gxf6 auch etwas
spezielle Variante auf den bis gemischte Gefiihle zuriick-
zum Uberdruf§ strapazierten 1aBt’’ (Unzicker).
Zug 3. d4 vorbereitet hatte. 8. ...a5 9. Sa3 Se7 10. Sc4
3. ...e6 Sd5 11. Tel Sb6
Fir ,,logischer’’ halt Un- Schwarz sollte den Sprin-
7aACker 37,20. ger auf seinem guten Platz
4. 0-0 a6 lassen und 11. ...b5 spielen.
Und nun war eigentlich 4. 12. Sxb6 Dxb6 13. b3
...88e7 folgerichtiger. Mit der Idee, eventuell den
5. Lxc6 dxc6 Damenlaufer nach a3 zu fitth-
Unzicker meint, daB nach ren.
Se 0x66, $¢3.d5 7. e3.der 13. ...Dce7 14. d4!
BcS spater schwach werden 14, La3 bS 15. d4 b4
konnte. 14. ...cxd4 15. Dxd4 b6
6. d3 Dc7 Das geringere Ubel war
Hier scheint 6. ...Sf6 vor- nach, Unzicker 15......Le7:
zuziehen zu sein. 16. De4
7. e5 f5 Gegen La6 gerichtet.
Moglich war AlIGINnee/ 16. ...Dd7 17. Le3 La6 18.
sede Dh4 c5 19. Tad]
GEG
23. Lg5 Dd5 24. Le7 Lb7
yWw
WIT) 25.3
Yl
Die Bauern und die leich-
ten Figuren arbeiten vorbild-
A
Gip
a
lich zusammen. Schwarz ist
Ca verloren.
25. ...Dd2 26. d7 Tfb8 27.
c4 Dc3 28. Kf1 Dd2 29. Dg5!
Schwarz gab auf.
29.°.2, Dxgs 30. Lxes Kits
—-
@W
N
FAD
NW
31. Tdl Td8 32. Td6, oder 29.
Aes Cs OES FAG “eH ..De3, 30, LiG5e6s351-— ne.
Die Eroffnungswahl hat sich
gelohnt.
Weil} hat infolge seines Ent-
wicklungsvorsprungs ein weit
iiberlegenes Spiel (siehe Dia-
gramm).
19. ...Df7
Partie Nr. 2
Der Nachteil des 7. Zuges
Konigsindisch
von Schwarz macht sich auf
Hort — Biyiasas
verschiedene Weisen bemerk-
Manila 1976
bar. Unzicker fiihrt aus: 19.
...Db7 ist kaum besser, z.B. 1. d4 Sf6 2. c4 26 3. Sc3 Lg7
20.. DiS + Diy 21. Dxf7+ 4. Sf3 0-0 5. g3 d6 6. Lg2
Kxf7 22. Sg5+ Ke7 23. Td6. Sbd7 7. 0-0 e5 8. e4 c6 9. h3
Spie Schwarz auf 20. DhS + Db6 10. d5 Sc5 11. De2 cxd5
26, so folgt 21. Dh4 mit der 12. cxd5 Ld7 13. Le3 Tfc8 14.
Drohung 22. Df6. Auf 21. Sd2 Dd8 15. a4 Sh5?!
sel toigtezz. Legs. Immer Schwarz liebaugelt offen-
wird die Schwache des Feldes bar mit f7-f5, doch soll es da-
d6 Schwarz zum Verhangnis. zu nicht kommen. Nachdem
20. Td6! bereits die Tirme am Damen-
Nach diesem kraftigen fligel konzentriert sind, er-
Zug ist keine ausreichende scheinen uns Ziige wie 15.
Verteidigung mehr zu sehen. ...aS oder Se8 stellungsgema-
Schwarz hat in der Folge Ber.
kaum eine Alternative. 16. Ddl!
20. ...Lxd6 21. exd6 0-0 Erschwert 16. ...f5 wegen
22. Se5 Db7 17. exf5! und bringt die weiBe
Vaio 23) Ls Dame besser in Position.
16. ...Sd3? Die Folge der weiBen Kombi-
Dieser viel zu optimisti- nation ist nun eine glatte Ge-
sche Zug wird eindeutig wi- winnstellung. Der von dem
derlegt. Den Vorzug verdiente Turm und dem Le3 vortreff-
immer noch 16. ...aS 17. De2 lich unterstiitzte weiBe Frei-
usw. mit vorerst nur wenig bauer c6, zu dem sich bald
besseren Chancen fiir Wei. auf bS ein zweiter gesellen
17. Sb5! Sxb2 18. Db1 wird, entscheidet in wenigen
Auch 18. Db3 kam sehr in Zigen, vor allem auch, weil
Betracht, doch Weif will die die schwarzen Sh5S und Lg7
Verwicklungen nach 18. fiir den weiteren Verlauf sehr
...9xa4?! 19. Txa4 a6 usw. unvorteilhaft stehen.
ausschalten, die freilich auch 25. ...Sf6 26. c7 Dc8 27.
nicht zu fiirchten waren. Lxb6 Se8 28. La5 Sxc7 29.
18. ...Lxb5 19. axb5 Sc4 Txc7 De6 30. b6 Db3 31. b7
20. Sxc4 Txed 21. Tel! Lf8 32. Ld2 Db6 33. Td7 d5
Txcl+ 22. Dxcl b6? 34. exd Ld6 35. Le3!
Unseres Erachtens ist erst Wenn nun etwa 35. ...Db4
dies der entscheidende Fehler, so 36. Txd6! Dxd6 37. La7.
wenn auch hier Weil} nach Schwarz gab deshalb auf.
dem wohl besseren 22. ...a6
23. Da3 nebst Lfl zweifellos
fir den geopferten Bauern
sehr gute Kompensationen
hat.
23. Dcé!
Droht 24. Lxb6!
Partie Nr. 3
23. ...Tc8 24. Txa7! Txc6
Franzosisch
25. dxc6!
Hort — Ivkov
Wijk aan Zee 1970
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sd2 c5 4.
“aeGy
WKY
exd5 exd5 5. Lb5+ Ld7
GG Elastischer ist 5. ....Sc6.
6. De2+ De7 7. Lxd7+
Sxd7 8. dxc5 Sxc5 9. Sb3
Dxe2+ 10. Sgxe2 Sxb3 11.

0)
GH)
ee
SONG):
Ay,
2 & axb3 Lc5 12. Sc3 0-0-0?
Ein verhangnisvoller Irr-
tum. 12. ...Se7 sollte gesche-
AB. CADVEDFreG. hen.
100

Ivkov ist hoffnungslos ver-


Jian
ZO
loren; 24. ...Thc8 25. Txb6!
24. ...Ta8 25. Txc6+ bxc6
26. Txb6 Kf5 27. Lg3 Tc8 28.
Tb4 Ke6 29. Lf4 c5 30. Tc4
Kd5 31. £3 Se5 32. Lxe5 fxe5
33. Ta4 Tf8 34. Ke2 Tf5,
Schwarz iiberschritt die Be-
denkzeit.
—-
@®W
OWA
TON

Partie Nr. 4
Spanisch
13. Ta5!
Hort — Spasski
Dieser tiberraschende An-
Reykjavik 1978
griff bringt Wei deutlichen
Vorteil. 13. ...Lb4 14. Txa7 1. e4 eS 2. Sf3 Sc6 3. LbS a6
d4 15. Ta4 kann den Bauern- Spasski wird wohl spater
verlust nicht verhindern, und bereut haben, daB er von der
pach wis. ..d4 14. Le3! Cordel-Variante (3. ...LcS5)
Lxc3+ 15. bxc3 ist Schwarz abwich, die ihm zuvor ein si-
strategisch Uberspielt. cheres Remis eintrug.
13. ...Te8+ 14. Kfl Lb6 4. Lxc6
15. Txd5 Sf6 16. Tf5 h5 17. Auf eine geringe Initiative
h4! Sg4 18. Sd5! kann man mit der Abtausch-
Viel dringlicher als ein variante ,,a la Barendregt’’
zweites Beutesttick ist die Be- immer rechnen.
seitigung des Laufers und der 4. ...dxc6 5. 0-0 Dd6
Einsatz des Thl. Es ist nicht sicher, ob dies
18. ...f6 19. Sxb6+ axb6 besser ist als die Alternativen
20. Th3 Te6 21. Tc3+ Tec6é 354,-Lbe4 und) de <2. 10:
22. Lf4 6. Sa3
Die Schwache des schwar- Ein Zug von Pinter.
zen Damenfligels ist nun 6. .D5
noch bedeutender als der Die natiirliche Antwort ist
Mehrbauer. 6seeLie6.
22. ...Kd7 23. Td5+ Ke6 7. c4
Oder 23. ...Kc8 24. Txc6+ Weis tritt einem eventuell
bxc6 25. Td6. geplanten VorstoB c6-c5S-c4
24. Tb5! rechtzeitig entgegen.
7. ...Sf6 ....Lc3? antworten darf we-
Oder 7. . ied $3 Ext gen 24. Se7+.
9. Dxf3 Sf6 10. b3 0-0-0 11. 23. ...Sf4 24. Tc4!
Lb2 Dd3!, Pinter—Portisch, Greift nicht nur den Sprin-
Budapest 1975. ger an, sondern droht gleich-
8. De2 Lg4 9. Td1 zeitig 25. Txb4 nebst Tb8
Wei braucht hier nicht matt.
mit Dd6-f6 zu rechnen und 24. ...Sd5 25. Ld4
spart deshalb den Zug h2-h3 Droht 26. Lxf6 gxf6 27.
ein. Txd5
9. ...Le7 10. d3 25. ...Te8 26. Lxf6 gxf6
Das verlockende 10. d4 27. Kfl a5(?)
exd4 11. e5 bringt nach De6 Tal gibt in ,,64’’ an, daB
nichts ein. Schwarz mit 27. ...Sb6! 28.
10. ...De6 11. b3 Sh5 12. Txb4 Tc5 29. Sd4 Sd5 30. Tc4
Sc2 Df6 13. h3 Lxf3 14. Dxf3 Txc4 31. bxc4 Sf4 (oder Sc3)
Dxf3 15. gxf3 0-0-0 mehr Probleme stellen konn-
Im Endspiel hat WeiB das Lee
bequemere Leben.
8 isa.a ©7
a eG ak
16. Le3 f5
Ein Tausch auf c4 sieht
positionswidrig aus wegen der Ow 7
Vereinzelung der schwarzen
Damenfliigelbauern.
Cc
oR
25616.
RaG UY Y,
17. cxb5
Eine interessante Metho- a8 8
de, die Initiative festzuhalten. Vi,bo,
17. ...cxb5 18. a4 b4
In Frage kam der Tausch
=—NO
OOD
OA
I
CMU ca
NN

auf a4, gefolgt von Kb7. AnBe CPO CES Fe Ger


19. d4! exd4 20. Sxd4 Lf6! 28. Te4!
Droht f5-f4. Spielt er so- Dabei muBte die Moglich-
foro ete Ol. Leal und keit 28. ...Txe4 29. fxe4 Se3 +
dann Lf6, so verfiigt Wei beriicksichtigt werden. Wei}
nach 21. ...c5 iiber die Parade erhielte nach 30. Ke2 Sxd1 31.
22Ha Gel: exf5 ein gewonnenes End-
BinvextS 105,722. -Sc6! spiel.
Txf5 23. Tacl 28. ...Kd7 29. Sxa5 Tg8
Die weiBen Figuren spielen 30. Txb4 h5 31. h4 c6 32. Tc4
wirkungsvoll zusammen, Zu- Tc8 33. b4 Ta8 34. Tc5,
mal Schwarz nicht 23. Schwarz gab auf.
SS

Spielfiihrung auf das machti-


Partie Nr. 5 ge Kraftereservoir in der e-
Pirc-Verteidigung
Linie.
Hort — Larsen 27. ...Dd6 28. Sd4!
Kopenhagen 1965 Wieder sehr fein gespielt;
1. e4 g6 2. d4 Lg7 3. Sf3 d6 4. falls nun 28. Palexd4=asonzy.
Lc4 Sc6 5. c3 Sf6 6. Sbd2 0-0 Df7 und aus.
7. 0-0 Lg4 8. Tel eS 9. h3 28. ...Tg8 29. Sf5 Dxe6
Lxf3 10. Sxf3 exd4 11. Sxd4 30.Tixe6 Lf8
Sxe4 Wie traurig es um Schwarz
Ein aus anderen Er6ff- bestellt ist, erhellt allein schon
nungsvarianten bekanntes die Tatsache, dafX der ange-
Scheinopfer, das hier jedoch griffene Turm nicht einmal zu
zur Ursache der folgenden ziehen brauchte, da auf 31.
Schwierigkeiten fiir Schwarz ...Lxe7 einfach 32. Txh6 matt
wird. folgen wurde.
12. Txe4 d5 13. Lg5!
Damit dirfte der danische Yj4aY, a
YIITE.

GroBmeister gewis nicht ge- Yj MK


rechnet haben.
2= ‘oie
Vi ZY
13. ...Dxg5 14. Sf3 Df6 15.
UV) Yj,
Witslo

Dxd5 a6 16. Dd7 Tac8 17.


Tael Sa5? V0. 0
Danach
schon einen
buBt Schwarz
Bauern ein,
Wj 9 |G] GS
oe
wenngleich Weis auch bei an- p19 OW Wo //
deren Fortsetzungen klar das nN
—-
@D
ODN
Wf
Yi, YG
bessere Spiel hatte. A. B.C DbaGe
18. Lxf7+! Dxf7 19.Te7
Df6 20. Dd5+ Kh8 21. Dxa5 31. Td7
Dd6 22. Da4 b5 23. De4 Dc5 Es ginge natiirlich auch 31.
24. Dh4 Txa6; falls darauf etwa 31.
Droht Sg5. ...c6, So 32. Te6, und es fallt
24. ...h6 25. Dgd g5 26. auch noch der Bauer auf c6,
Dd7 Tfd8 27. De6 Gamcicheo2aaee .cS wegen 33.
Acht weiBe Damenziige Txh6+ nebst Matt verbietet.
hintereinander haben die 31. ...a5 32. Sxh6 Tg7 33.
schwarze Bauernstellung er- Td5
heblich aufgelockert. Auch Droht 34. TxbS und auch
im weiteren Verlauf des 34. Txg5!
Kampfes stiitzt sich die weiBe 33. ...Kh7 34. Txb5 Td7
35. Sf5 Td1+ 36. Kh2 Td2 Sf6 8. Se5! e6 der Damenlau-
37. Kg3 Tcd8 38. Tb7 Kh8 39. fer ausgesperrt bleibt. Also
Txc7 Txb2 40. a4 Ta2 41. Tc4 lieber gleich entwickeln:
Td5 42. Sd4 Le5 5. ...Lg4 6. h3
Bei drei Bauern weniger Kaum in Frage kommt 6.
kOnnte Larsen aufgeben; er Sxf6+ gxf6 7. De4 f5 mit der
tat es aber nicht, und die Par- Idee Tg8 und Lg7.
tie wurde abgebrochen. Bei 6. ...Lh5 7. Sg3 Lg6 8. Se5
der Wiederaufnahme gab es Sbd7
indes nur noch wenige Zige Fehlerhaft ware 8.
zu sehen. ...Lxc2? wegen 9. Sxf7, aber
43. Kf3 Lxd4 44. cxd4 auch nach dem Textzug war
Tf5+ 45. Kg4 Txf2 46. g3 ich mir nicht sicher, ob
Tf7 47. Te5, Schwarz gab auf. Schwarz Vorteil — erzielen
kann, wenn jetzt 9. d4! folgt.
ZiB 29. -4206710 “ha -Sxesabl,
dxed:-Sd7.-122 hd Lis i35xi5
Partie Nr. 6
exfS mit sehr scharfem und
Caro-Kann
unklarem Spiel. Oder 9.
Mariotti — Hort
EOKe lO Maxeoyso a Gn(miinder
Biel 1982
Idee 11. h4 Sb4) 11. e6 Sb4!?
1. e4 c6 2. Sc3 d5 3. Sf3 dxe4 12. exf7+ Kxf7 13. Se4 (nicht
Nattirlich kann man hier 13. Dc4+? e6) DdS 14. f3,
auch mit 3. ...Lg4 fortsetzen, und Schwarz hat nichts er-
aber ich wollte nach den gu- reicht. Besser ware also hier
ten Erfahrungen gegen Kar- 11. ...fxe6 mit zweischneidi-
pow, Tilburg ’80, auf die Par- ger Stellung: Lfl und Lf8
tiefolge zurtickgreifen. Ge- spielen beide nicht mit.
genuber der Variante 1. e4 c6 9. Sxg6
2. d4 d5 3. Sc3 dxe4 4. Sxe4 Macht es mir zumindest
Sf6 5. Sxf6+ exf6 hat sie den allzu einfach.
Vorteil, das der weiBe K6- 9. ...hxg6 10. b3
nigsspringer bereits auf f3 Das ist gekiinstelt; 10. Se4
steht und daher der starke — was ich mit Wei gespielt
Aufbau mit Lc4 und Se2 un- hatte — oder 10. d4 waren so-
moglich ist. lidere Fortsetzungen.
4. Sxe4 Sf6 5. De2 10. ...e6 11. Lb2 Da5 12.
Ganz ungebrauchlich; die a3
Idee liegt wohl darin, dah Trotz der positionellen
nach dem naheliegenden 5. Drohung La3 war immer
...9xe4 6. Dxe4 Sd7 7. Lce4 noch 12. Se4 am Platze.
12. ...Th4! 18. De2?
Kontrolliert die 4. Reihe Weil 1aBt sich freiwillig
und bereitet die einfache Wei- auf die Variante ein und ist
terentwicklung Ld6, 0-0-0 verloren; wenn er mit 18. De2
vor. 13.64 Da4 14. d3 ware Db6! 19. 0-0 (19. b4 Se5 und
Selbstmord. Wei findet in die Position ist zu ldchrig)
der Folge die einzigen Ziige. Dxb3 freiwillig auf den Bau-
13. Df3 ern verzichtet hatte, ware der
Mit der Pointe, daB 13. Ausgang absolut noch nicht
...9e5 wegen 14. Dc3 wenig klar.
ergibt: Wei kommt noch zu

Mes inte Y
einem nicht im Angriffssinne
oo
liegenden Damentausch.
13. ...Ld6 14. Le2! ge
Ich wollte jetzt erst 14. ‘iay
a
GILES.
...Se5 spielen, aber merkwir-
digerweise geht dann 15. De3
Sd5 16. DgS Sf4.17. Kf1!, und iq N s
WA

Schwarz ware plotzlich zu 17. EE ELLE LR OODLE TEZEE,

...Dd8 gezwungen.
WILE OSTA
14. ...Tf4 15. Dd3 De7 16. ed
OC)
.Col
ps)
GOs
ND
Se
Vzeae

Lf3 Le5
Wei ist jetzt in einem Di- AUB CeDTEverGnl
lemma: Nach 17. 0-0-0 Lxb2 +
ISSKxb2 se) 192 De2'Sxf3'20. 18. ... Txf3! 19. gxf3 Lxg3 20.
gxf3 steht er positionell ganz fxg3 Dxg3+ 21. Kfl Dxf3+
schlecht; insbesondere bleibt 22. Kg1 Dg3 + 23. Kfl Df3+
das Blockadefeld f4 vor dem 24. Kgl Se4
anfalligen Doppelbauern fest Der Gewinnzug: Auf 25.
in schwarzer Hand. Die Ant- Th2 entscheidet 25.,.7.585 26;
wort ist erzwungen: Tg2 Sxh3+ 27. Kh2 Sf4.
17. c3 Ld6 25. d4 De3+ 26. Kg2
Mein erster Gedanke war Dg3+ 27. Kfl Df3+ 28. Kgl
soc) undendach 18. De2 De3+ 29. Kg2 Dg5+ 30. Kfl
Txf3 ahnlich wie in der Par- Sg3+ 31. Ke2
tie. Dann aber gefiel mir Nach Si? Kel foisted.
plotzlich 18. De2 Sxb3 19. ...oxhl + 32. Kxhl Dg3.
Tbl nicht — nach d4 und c4 31. ...Sf5+ 32. Kh2 Dg3,
kommt WeiB plotzlich zu Ge- matt.
genspiel, das den Bauern Eine Partie abseits aller
wahrscheinlich aufwiegt. Schablone.
13. Dxd6 Dxd6 14. Sxd6 b6
Partie Nr. 7
mit verteidigungsfahiger Po-
Nimzo-Indisch
sition.
Hort — Miles
12. Sxd6+ Kf8 13. Sxc4
Porz, Weihnachtsturnier
Sc6 14. 0-0
1981/82
Wei steht besser.
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 14. ...De6
4. Lg5 c5 5. d5 d6 6. e3 De7?! Damit forciert Schwarz ein
Eine neue Idee in bekann- schwieriges Endspiel, in dem
ter Stellung. Als normal gilt er dauernd unter Druck steht.
6. ...h6. Schwarz bereitet mit Zu schlechtem Spiel fiihrte
dem Damenzug 7. ...exd5 mit auch: I4. V.Td8 15;. Db3 \h6
folgendem 8. ...De5! vor. 16. Lxf6 Dxf6 17. Tad1; nicht
7. Sge2 exd5 brauchbar war auch 14.
Besser war immerhin 7. ...b5? 15. Dd6! mit groBem
cgaliley Sha IEhh) UD), ee) Vorteil.
exces OS xcs eo" Hier eds 15. Dd6+ Dxd6 16. Sxd6
mit minimalem Raumvorteil b6
fiir Weif.
8. a3!
Ein wichtiger Zwischen-

atteon
zug.
8. ...Lxc3+
Nicht moglich war 8.
...LaS 9. Da4+ Ld7 10. Dxa5
DGO“1}, Sxds “Sxd5 12, ‘Lxe7
bxa5 13. Lxd6 und gewinnt.
9. Sxc3 dxc4 ‘Faeaasi
Nach 9, ...Le6 10. ¢xd5
ware die schwarze Lage stra- 1 veg LEC yyOBP

tegisch minderwertig, deshalb YY

nimmt Miles nach Fischers AB. CUD TEA rarGrr


Rezept lieber einen Bauern
und steht schlecht, aber mit
Mehrbauer.
10. Lxc4! 17. Tacl!
Besser als 10. Sd5 Dd8 11. Mit der einfachen Dro-
Lxc4 Le6 mit unklarem Spiel. hung 18. b4. Schwarz kann
10. ...Le6 11. Sb5! Lxc4 sich kaum konsolidieren.
Starker war wahrschein- 17. ...Sd7
Hendy: .,0-0412Lxe6 fxe6 Oder 17. ...Sd8 18. b4 Se6
106

19. Lxf6 gxf6 20. f4 mit viel


besserem Spiel fiir Weil. ose”
18. Tfdl y/
"Oa
i
Es droht natiirlich 19.
Yj,
0 0 mY
Sxi7:
18. ...f6 19. Lf4 Sce5

a
Via
Es ging nicht 19. ...g5? 20.
Y's
Sf5!
20. b4
Offnet entscheidend das —-
fF
@®W
NW
Oh TV
Yi dd TET
ADDN

Spiel.
Ay BC:
DV BE4EsGik
20. ...cxb4 21. axb4 a5
Die einzige Chance, sich Die schwarze Stellung w4are
aus der Passivitat zu l6sen. nicht einmal so_ schlecht,
22. bxa5 bxa5 23. Tc7 h5 wenn nicht der Umwand-
24. h3 g5 lungskandidat auf a5 storen
Schwarz will den Turm h8 wurde. 1:0
ins Spiel bringen. Andere Zii-
ge waren auch nicht besser,
da 25. Lh2 nebst 26. f4 droh-
[Kes
Partie Nr. 8
25. Lxe5 Sxe5 26. f4 gxf4 Hort — Larsen
27. exf4 Sg6 28. Sf5! IBM-Turnier
Fuhrt am tberzeugendsten Amsterdam 1980
zum Gewinn. (Anmerkungen von
28. ...Sxf4 29. Td6 Jan C. Roosendaal)
Besser als 29. Tdd7 Se6,
und Schwarz kann noch hof- 1. c4 g6 2. d4 Lg7 3. Sc3 d6 4.
fen. Sf3 Lg4 5. e3 Sd7 6. Le2 5 7.
h3 Lxf3 8. Lxf3 Tb8 9. d5 a6
29. ...Tg8
10. a4 h5
Der erste Turmzug in die- Dieses Vorgehen _ sieht
ser Partie kommt natiirlich zu kaum vertrauenserweckend
spat.
aus, aber die schwarze Lage
30. Txf6+ Ke8 31. Sd6+ ist schon etwas unbequem.
Kd8 32. Tff7
11. g3 Da5 12. Ta3
Damit ist das Mattnetz ge-
schlossen. Bsidrohtenl2ase- Do:
32. ...Txg2+ 33. Kfl 12. ...Sgf6
In Verbindung mit dem
10. Zuge hatte man hier 12.
...Sh6 erwartet.
13. Ld2 0-0
Damit erweckte Schwarz
Geister, deren er nicht mehr "OG
YG
GY
Wy
Herr werden wird. Warteziige
gibt es aber kaum, wahrend
OTA
der Anziehende in aller Ruhe
seine Lage verbessern kann.
14. g4 hxg4 a
Die Alternative 14. ...h4
sieht auch nicht gut aus, war Rolle. Dazu gibt es nach 30.
aber vielleicht doch vorzuzie- ...9e7 ein noch viel schlimme-
hen. res Qualitatsopfer auf f6.
15. hxg4 Tfe8 16. Le2 Dd8 30. ...Sxb6 31. axb6 Te7
17. g5 Sh7 18. £4 Shf8 19. Ld3 32. Lxd5+ Ke8 33. Da4d+
e5 Sd7 34. Le6
Schwarz mus etwas tun, Droht einfach 35. Lxd7+
aber im Grunde geht schon xd? -36., exd775Dxdy. 3):
nichts mehr, dafiir hat er sei- Dxd7 + Kxd7 38. Th7 Tg8 39.
ne Position zu sehr kompro- 1c3%
mittiert. 34. ...Dxb6 35. Lxd7+
20. dxe6 fxe6 Kf8 36. Db3
Nach 20. ...Sxe6 ergibt Droht 37. Lc3, und daher
sich schon die Moglichkeit 21. endlich von Schwarz aufgege-
f5. ben. Hier hat Hort mit einfa-
21. Dce2 Kf7 22. Tb3 Sb6 chen Mitteln gezeigt, daB man
23. a5 Sc8 24. Se4 d5 sich in der Erdffnung nicht al-
Es droht schon 25. Sf6, ge- les erlauben kann.
folgt von 26. Lc3, wenn
Schwarz nimmt; sonst geht
der Springer nach h7.
25. exd5 exd5 26. Sxc5 Sd6 Partie Nr. 9
27. Tb6 Te7 28. b4 Tc7 29. Caro-Kann
Db3 Sc8 Hort — Chandler
44. Hochofen-Turnier 1982
30. Le4
Die Qualitaét auf b6 spielt 1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sd2 dxe4
natiirlich itiberhaupt keine 4. Sxe4 Lf5 5. Sg3 Lg6 6. h4
108

h6 7. Sf3 Sd7 8. hS Lh7 9. ...Dxe4 spielt, folgt 25. Tgl


Ld3 Lxd3 10. Dxd3 Sgf6 11. Dh7 26. h6 Ta7 27. hxg7 Tc8
Ld2 e6 12. 0-0-0 Le7 13. Se4 28. Sg4! Dg6 29. Df6 und
a5 ; Sh6+
Der Zug wurde von GM
Larsen in die Praxis einge- EY, Ui, 2
ae
7;
fuhrt. Schwarz beabsichtigt,
7 J)
ini
kurz zu rochieren.
14. Kb1 Sxe4 15. Dxe4 Sf6 ‘| | wh a
16. Dd3 Dd5 17. Tdel! shaun &
Die Idee ist, den Turm 4 Mai8
nach eS zu spielen. 377,
17.0. .5e
2
Anstatt des Textzuges wa- Gan

re hier 17. ...a4 besser gewor- 1 Ose @ qn


den.
A BSG DE FF Gar
18. Se5 0-0 19. g4!
Weil} hat bereits sehr star- 25. h6! Schwarz gab auf.
ken Angriff. Matt oder groBe materielle
1975..€5 Verluste sind nicht abzuwen-
Das ist die einzige verniinf- den.
tige Gegenchance.
20. g5! c4
Antez20.--.nxeo=tolet 21.
Partie Nr. 10
h6! g6 22. Sxg6, und Weik ge-
Sizilianisch
winnt.
Hort — Lobron
21. Dg3!!
Bad Kissingen 1981
Sehr stark gespielt.
21. ...hxg5 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d3
Ealiswz ieee... 564, SO 22. Mit 3. d4 gelangt man zu
xedexede73.. Vel” Dis. 24, den reichlich bekannten Stel-
gxh6 Lf6 25. hxg7 Td8 26. lungen der Sizilianischen Ver-
Sg4!, und Weil sollte gewin- teidigung. Der Textzug fihrt
nen. zur KOnigsindischen Verteidi-
22. Lxg5 Se4 gung mit vertauschten Farben
Oder 22. ...Kh8 23. Sg6+, und verlagert scharfe Ver-
und Schwarz kann aufgeben. wicklungen mehr in das Mit-
23. Txe4 Lxg5 telspiel. Warum soll man im-
23. ...Dxe4 24. Tgl! mer die direkten und forcier-
24. Dxg5 f6 ten Varianten anwenden ...
Wenn Schwarz hier 24. Beer I
Der gleiche Stellungstyp 11. ...Sd7 12. d4 95!? 13.
entsteht z.B. auch in der Sfl g4!?
Franzosischen Verteidigung. Lobron ist zu ungeduldig!
Mit 3. ...g6 nebst ...Lg7 und Zwar fiihrt dieser Vormarsch
...9ge7 kann Schwarz aber zu erheblichen Verwicklun-
diesem System ausweichen. gen, aber nach 13. ...h6!? wa-
4. Sbd2 Sc6 5. g3 Sf6 6. ren die Chancen etwa ausge-
Lg2 Le7 7. 0-0 b6 glichen.
Nach 7. ...b5 orientiert 14. SgS Tdf8 15. Dxg4
sich Schwarz auf die kurze cxd4 (!) 16. cxd4 Thg8 17.
Rochade und Spiel am Da- Dh5
menfltigel. Mit dem Textzug 17. Dh4 ist wegen ...Dd8
1aBt er sich die Entscheidung ein Fehler.
noch offen. 17. ...Sxd4 18. Lf4!
8. Tel Lb7 9. c3 Dc7 10. Die starkste Fortsetzung,
a3 auch wenn Weis beim ersten
Blick gleich ein Tempo
In dieser Situation ware
(Lf4xg5) einbuBt.
das der Schablone entspre-
18. ...Lxg5 19. Lxg5 Sxe5
chende gradlinige Vorriicken
20. Lf6!
10. eS ein lehrreicher Fehler
In der Vorausberechnung
wegen ....Sd7 11. d4 cxd4 12.
hatte Lobron ein chancenrei-
cxd4 Sb4 13. Te3 Dc2! 14.
ches Qualitatsopfer fiir
Del Dg6, und gegen die Ab-
Schwarz eingeplant, der nach
sicht ...Sc2 gibt es keine be-
20. Lh6 f6(!) 21. Lxf8 Txf8
friedigende Verteidigung
tatsachlich gutes Gegenspiel
mehr fiir Weil.
bekommt. Aber Weil spielt
Deshalb verhindert Wei
lieber ohne diese materiellen
mit dem Textzug zundchst
Moglichkeiten und erhalt so
diese Moglichkeit und behalt
einen gefahrlichen Druck auf
sich noch die Wahl zwischen
den dunklen Feldern sowie
den verschiedenen Aktivita-
Angriff auf der c-Linie.
ten des e-Bauern vor. 20. ...Sec6 21. Tacl Sb3
10. ...0-0-0 11. e5 22. Tc3 Sc5 23. b4 Tg6!
Ich habe so einige Zweifel, Lobron bemiiht sich, seine
ob dieses direkte Vorgehen Figuren zu aktivieren, aber
wirklich die beste Fortsetzung der Textzug ist fehlerhaft und
ist. In Betracht kommt 11. wird mit taktischen Mitteln
De2, denn viele verniinftige geahndet.
Abwarteziige stehen Schwarz Andere Moglichkeiten
nicht zur Verfiigung. sind:
4) °23. 40.807) 242 Les: Sxe7 24. Le5! Dd8
25. Txc7 + Kxc7 26. Dxh7 Sf5 Nur dadurch kann
27. DhS. Wei besitzt die Da- Schwarz die Figur retten, da
me mehr fiir Turm und Sprin- 24. ...De7 wegen 25. bxc5 Tg5
ger. Schwarz einige, aber 26. Dh4 usw. ungiinstig ist.
wohl nicht ganz ausreichende 25. Lf4!
taktische Moglichkeiten. Doch die c-Linie wird
D)n2aceeod7 S24necbhgst Schwarz Material kosten!
iiberlaBt Wei deutliche Ini- 25. ...Df6 26. Tecl e5 27.
tiative fiir den geopferten bxc5 exf4
Bauern. Auch bei 27...:.b5°28.:d2
C)a230 aa etdiel beste bleibt die schwarze Stellung
Moglichkeit) 24. Tc2 b5 nebst sehr schwierig.
...9b6-c4 tiberlaBt Weis wohl 28. cxb6 Kb8
nicht ganz ausreichendes 28. ...axb6 verliert sofort
Spiel fiir den Materialnach- wegen 29. LxdS.
teil. 29. Dxd5 Td8 30. Db3!
Der letzte schwierige Zug
Diese Moglichkeiten, die
in dieser Partie! Nun soll
aus der gemeinsamen Analyse
nach 30. ...Sd4 31. bxa7+
nach der Partie stammen, ver-
entscheiden.
deutlichen die Ideen fiir beide
30. ...Td6 31. bxa7+
Seiten. Aber in der Analyse
Kxa7 32. Tbl Sa5 33.. Db4
kann man leichter etwas ent-
Dd8
decken als in der angespann-
Nach" <33. —..1. a0. los:
ten Lage wahrend der Partie.
...DeS 34. Tc5 mit Gewinn)
EEE 34. Dxb7 +! Sxb7 35. Txb7 +
Yj 27 Je Ka8 36. Tc8 matt ist die Par-
A ‘*wy aD tie ebenfalls vortiber.
34. Lxb7
W717
Schwarz gab auf.
Vtpits

a: a. “
Vit Ls

—-
fF
DW:
ADN
NW
Y so LG & 4
Zz

ABCDEFGH
Ein kleines Resimee iber die zehn Lieblinge
In Nr. 1 gegen Kurajica ist der 20. Zug von Wei — Td6! —
das Sesam-6ffne-dich — ein modernes Beispiel fiir ein Quali-
tatsopfer. Die leichte Figur ist manchmal starker als der Turm!
Nr. 2 gegen Biyiasas ist das vorgeplante Damenopfer frisch
und klar. Im Schach mu8 man natiirlich manchmal mit viel
Phantasie vorgehen, wie das Beispiel zeigt, denn Weifs hat fiir
die Dame einige Ztige lang nur einen Turm und Bauern. Der
Tiger im Kafig ist kein echter Tiger mehr!
Nr. 3 zeigt den systematischen Druck gegen einen Isolani
(Einzelbauern). Das Endspiel ist sehr lehrreich und von Weif
fehlerlos vorgetragen. Der 13. Zug Ta5! zeigt, wie stark Tiirme
sein k6nnen.
Nr. 4 gegen Spasski enthalt wieder ein perfektes Endspiel.
Weil} muBte viele Elemente miteinander verbinden und an viele
Stellungsmerkmale denken. Das Endspiel ist melodisch wie ei-
ne Symphonie!
Nr. 5 gegen Larsen ist eine Petit-Combinaison a la Capa-
blanca. Mit 18. Lxf7! gewinnt WeiB auf alle Falle einen Bau-
ern. Danach hat der Gegner natiirlich nichts mehr zu lachen.
Bei Nr. 6 gegen Mariotti sehen wir einen aktiven Turm bei
der Arbeit. Der Weg von h8 tiber h4-f4 und Opfer auf f3 ist be-
merkenswert. Natiirlich kann man sich so etwas nur leisten,
wenn alle Figuren zusammenspielen.
In Nr. 7 gegen Miles ist der Ubergang vom Mittel- ins End-
spiel meisterhaft abgeschatzt und ausgeftihrt. Die Partie ver-
steckt auch eine Idee in der Eroffnung, in der Weil} voriiberge-
hend recht originell einen Bauern opfert.
In Nr. 8 gegen Larsen ist wiederum das Mittelspiel praktisch
bis zum Matt aus einem Gu. Man soll sich stets darum ktim-
mern, da die eigenen Figuren besser zusammenspielen als die
fremden.
In Nr. 9 verlor Chandler viel Zeit in der Erdffnung. Die
Strafe folgte auf dem FuBe. Mein Konigsangriff ist mit grober
Wucht vorgetragen, und Schwarz konnte mit den wenigen Fi-
guren einfach keinen langen Widerstand leisten.
In Nr. 10 gegen Lobron kommen die Elemente des kombi-
natorischen Spiels zeitgerecht zusammen.
6. Verlorene Partien, aus denen man lernt

Man stellt mir immer wieder die Frage, wie Schach am besten
zu erlernen sei. Dazu gabe es natiirlich viel zu sagen. Manch-
mal begegne ich solchen Fragen ,,klassisch’’. Dann fiihre ich
die einzelnen Eréffnungsbiicher auf, versuche klarzumachen,
daf} das Studium von Partien mit Kommentaren von Aljechin
sehr wertvoll sein kann, und weise auf wichtige Literatur zu
Strategie und Taktik hin.
Ist der Leser fortgeschritten, dann kommt vielleicht noch
Hans Kmoch mit seiner Kunst der Bauernfiihrung in Betracht.
Ich erwahne als hervorragendes Buch auch ,,Mein System’’
von Aaron Nimzowitsch. Als junger Spieler kannte ich alle
Partien des Weltmeisterschaftskampfes Capablanca-Aljechin,
Buenos Aires 1927, auswendig. Aber ebenso wichtig wie Capa-
blanca ist Dr. Euwe, dessen Lehre bestimmt schon vielen
Schachfreunden geholfen hat. Die von ihm beschriebenen
Schachmerkmale lassen sich bis heute in jeder Partie nachwei-
sen, wie das Wasser zur Natur gehort.
Manche Schachspieler sind so wissensdurstig, das sie von
mir wie von einem Apotheker ein Rezept haben wollen, etwa in
dieser Art: Nehmen Sie morgens 2 Tropfen_ ,,Schach-
Informator’’, zum Mittagessen zwei ,,Schach-Echos’’ und
abends im Schachverein zwanzig gut gemischte Partien von Til-
burg. Aber ein solches Schachelixier existiert einfach nicht.
Wenn ich heute starkeren Spielern Ratschlage geben soll,
dann wiirde ich immer sagen, das in der Bibliothek die Bande
der ,,Enzyklopadie’’ und des ,,Schach-Informator’’ nicht feh-
len diirfen. Eigentlich sollte man mit der Zeit gehen und sich
wissenschaftlich mit der Sache befassen: Computer besorgen,
genaue Unterlagen und Statistiken fiihren usw. Mein Freund
Manfred Madler, der schon viele Schachbiicher verkauft hat,
meint hierzu allerdings: ,,Das alles ist fiir die Katz, wenn man
sich nicht seine verlorenen Partien ansieht.’’ Ich mu} ihm recht
geben. Verlorene Spiele bleiben langer im Gedachtnis, das liegt
schon daran, da Leid langer anhalt als Freude. Bei der Analy-
se solcher Partien kann man stets manchen Mangel entdecken,
und es gilt nach wie vor der Satz: ,,Durch Fehler lernt man.”’
Partie Nr. 1 Angriff am Damenfliigel ist
Caro-Kann bei der Schwache im Zentrum
Matulovic — Hort kaum zu parieren.
Sarajewo 1962 16. g3!
1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sc3 dxe4 4. Nattirlich nicht: 16. Lxg4
Sxe4 Sf6 5. Sxf6+ gxf6 6. hxg4 17. Sf5? Dxh2+. Nach
Le2 Sa6!? 7. Sf3 dem Textzug besteht aber die
Natiirlich nicht 7. Kxa6? Drohung.
Dad-t secs Dxao.e und 16. ...Dd7 17. a4 f5
Schwarz steht vollig befriedi- Das geht nicht mehr. Viel-
gend. Ich glaube nicht, dab leicht war 17. ...Sa6 noch et-
die Springeraufstellung a6-c7 was zaher, um nach 18. a5
sehr gliicklich ist. Der Zen- Kb7 zu versuchen.
trumsdurchbruch ist auch in 18. a5 Lxe2 19. Txe2 Lf6
dieser Partie nicht aufzuhal- 20. axb6 axb6 21. Dxb6 Lxh4
ten, und dann steht der Sprin- 22. Lf4!
ger schlecht. Ublich ist 6. Es droht nun 23. Tal und
soollsiS) COrekse AWS O, gal Dew 24. Ta8+ mit Mait.
7. ...Lg4 8. 0-0 Sc7 9. c4 22. ...e5 23. Lxe5 The8 24.
Dd7 10. Le3 h5 Tal Txe5 25. Txe5 Le7 26.
Konsequent, aber wahr- Ta7 Te8 27. Tb7 Dd6 28.
scheinlich nicht gut. Auch 10. Dxd6.
...Lg7 11. Sh4 ist nicht ange- Schwarz gab auf, da.nach
nehm. 28 °Lxd6 “mit 29" Txe7+
11. Db3 b6é der Ungliicksspringer und
Da Schwarz die lange Ro- weiteres Material beseitigt
chade anstreben mu, sollte wird.
er es vielleicht sofort tun. 12. Partie Nr.2
dS gibt Weil} auch dann die Englisch
besseren Chancen. Hort — Janosevic
12. d5 5 Harrachov 1966
Poerrcxcdos 3. exdds Dxd5 1. c4 Sf6 2. Sc3 c5 3. g3 96 4.
14. Lc4 und aus, wahrend 13. Lg2 Lg7 5. a3 Sc6 6. Tb1 0-0
...5xd5 14. LbS gar die Dame Gewohnlich wird hier 6.
verliert. ...a5 gespielt, um das Spiel
13. Tad1 Dd6 14. Tfel Lg7 am Damenfliigel zu erschwe-
15. Sh4 0-0-0 ren.
Die Entwicklung ist voll- 7. b4 cxb4 8. axb4 a5!?
endet. Die Lage des Schwar- Dieser Zug kam_ sicher
zen ist aber kaum besser ge- liberraschend. Seine Giite ist
worden. Der zu erwartende allerdings ungeachtet des Re-
sultats der Partie zweifelhaft. 13. ...Txce3! 14. Dxc3 Sfxd5
Wei sollte am besten mit 9. 15. De4 Sc3
bxaS5 fortsetzen. Die sich erge- “Nun droht der Einschlag
benden taktischen Chancen sowohl auf e2 als auch auf d3.
diirften die Schwdache des Wei entschlieBt sich, das
Bauern b7 doch nicht aufwie- Material zuriickzugeben, oh-
gen. Der Fuhrer der weifen ne allerdings die verlorene
Steine glaubte, auch mit der Stellung retten zu k6nnen.
Partiefortsetzung Vorteil zu 16. Txb4 axb4 17. g4 Le6
erhalten, wurde jedoch bald 18. Dxb4 Sa2 19. Da3 Sxcl
eines Besseren belehrt. Der 20. Dxcl Da5+ 21. Sd2 Tc8
sich nach dem Textzug erge- 22. Dd1 Lb3! 23. Db1 Le2 24.
bende Stiitzpunkt auf b4 ist Del Db4 25. 0-0 Lb2 26. Del
der Anfang vom Ende. Lc3
9. b5? Sb4 10. Db3 d5! Nun sollte die Partie ei-
Vollig korrekt! Die riick- gentlich zu Ende sein, doch
standige Entwicklung macht jetzt fangt Schwarz an, unsi-
sich nun deutlich bemerkbar. cher zu werden, und stellt die
11. exd5 Lf5 12. d3 Tc8 gewonnene Figur sogar wie-
13. Sf3 der ein. Die Stellung ist aber
Das macht die Sache doch so gut, dafs auch dann der
etwas zu leicht. 13. Ld2 muf- Sieg nicht in Frage steht. Den
te WeiB schon versuchen. Die Rest der Partie daher ohne
Stellung erlaubt allerdings Anmerkungen.
dem Schwarzen viele Kombi- 27. Lxb7 Lxd2 28. Dal
nationen. WeifS kann durch Tb8 29. Lf3 Dxb5 30. Da7
die fehlende Entwicklung Db4 31. Dc7 La4 32. e3 Dd6é
nicht alles zugleich abdecken, 33. Da7 Ld7 34. Td1 Tb2 35.
daher der Versuch, mit 13. h4 h6 36. h5 g5 37. Da8+
Sf3 zur Bacnaee zu an Kg7 38. De4 Db4 39. d4 Lel
Yi 40. DeS5+ Kg8 41. Tal
Lxf2+ 42. Kg2 Lc8 43. Kh3
O10. a Db8? 44. Ta8 Dxe5 45.
fm ate Txc8 + Kg7 46. dxe5 Lxe3 47.
BORG y Le4 Lf4 48. Lce2 Lxe5 49. Tc4
e6 50. Kg2 Ta2 51. Kf3 Ta3 +
,_ 52. Ke4 Lh2 53. Ta4 Tg3 54.
eae Ta7 Lgl 55. Tc7 Lb6, und
Are Wei gab auf.
gs Yj x
Bn
1 acseen mene RR ETT ER

Partie Nr. 3 Zieht der Laufer zurtick,


Slawisch so folgt f7-f6. Auch nach dem
Spasski — Hort uberraschenden Textzug ist
Tallin 1975 ein Gewinn fiir Wei noch
problematisch, doch Schwarz
1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sc3 Sf6 4.
behandelt das entstehende
Sf3 dxc4 5. a4 Sa6
Endspiel in Zeitnot nicht am
Eine andere Moéglichkeit
starksten.
Istis. eeloe
27. ...axb5 28. f6 26?
6. e4 Led 7. Lxc4 e6 8. 0-0
Das Turmendspiel nach
Sb4 9. Le3 Le7 10. h3 Lxf3
28. ...Lxf6 29. exf6 Dxg3+
11. Dxf3 Sc2 12. Tad1 0-0 13.
302) -Kxg3-e Pos) Size re
Td2 Sxe3 14. Dxe3
TExt3'+ 322° Kxf3 Tc8¥7133%
Wei ist mit Raumvorteil
TxbS gxf6 sollte gute Remis-
aus der Erdffnung gekom-
chancen bieten.
men.
29. fxe7 Tfe8 30. Txb5
14. ...Da5 15. f4 Db4 16.
Txe7 31. Tdl De2 32. Tbd5
La2 c5 17. d5! c4 18. Kh2
Tce8 33. b4 Db2 34. Tid4
exdS 19. e5! Se4 20. Txd5
De2 35. b5 Txe5?
ZOSSXU57 7 oXd2!
Dies verliert sofort. Nach
20. ...Sxc3 21. Dxc3 Dxa4
35. ...Db2 hatte Spasski den
22. Lxc4 Tac8 23. b3 Dc6 24.
Gewinn erst noch finden miis-
Df3 a6
sen.
Trotz ungleicher Laufer
36. b6 Txd5 37. Txd5 Db2
hat Weis das bessere Spiel.
38. Dc7 Te2 39. b7! Txg2+
Schwarz mochte den lastigen
40. Khi Kg7 41. b8D,
Lc4 vertreiben.
Schwarz gab auf.
25. £5 De7 26. Dg3 b5

37},
Be)
‘|e Ww Wawa
YLLiny

6J4GF7 GJYZGZz
s\/7/& 7/2787
YYZ
4| Y&Y Partie Nr. 4
Damengambit

21 G4 94YV7f Kortschnoi — Hort


Bad Kissingen 1981
| I 1. c4 Sf6 2. Sf3 c6 3. d4
AmBaGuD) EO EGult
Kortschnoi spielt beinahe
27. Lxb$! immer geschlossene Systeme,
die er um viele Ideen berei- Stellungen, in denen WeiB ei-
chert hat. nen fiir Schwarz unangeneh-
3. ...d5 4. e3 men Raumvorteil behaupten
Dieser Zug, den auch Alje- kann. Eine Moglichkeit: 5.
chin gern anwandte, bildet ei- ...Lxd3 6. Dxd3 Sbd7 7.0-0
ne vollig gleichwertige Alter- Le7 8. Sc3 0-0 9. e4 mit leich-
native zu 4. Sc3, wonach tem Vorteil fiir Wei, der et-
Schwarz die Wahl zwischen 4. was besser entwickelt ist und
...e6 und 4. ...dxc4 hat. Nun im Zentrum Raumvorteile be-
kann Schwarz in ein System sitzt. Zwar ist die weifBe Uber-
liberlenken, das schon zu An- legenheit nur gering, aber
fang dieses Jahrhunderts Schwarz kann kaum Hoff-
Schlechter angewandt hat und nung hegen, irgendwelche Ge-
einige Ahnlichkeiten mit der winnmdéglichkeiten zu be-
Griinfeld-Indischen Verteidi- kommen. Jedenfalls besitzt
gung aufweist. der Nachziehende kaum
4. ...g6 Chancen, selbst auf Gewinn
Andere Moglichkeiten au- spielen zu kOnnen.
Ber dieser wenig gebrauchli- Der Textzug 4. ...g6 bietet
chen, aber auch von Smyslow Schwarz vielleicht die meisten
gern versuchten’ Variante Aussichten.
sind: 5. Sc3 Lg7 6. Ld3 Lf5?!
a)’ 4. ...e6 fubrt nach 5. Mit dieser Lauferentwick-
Sc3 zur Meraner Variante, lung will Schwarz ein Bauern-
doch 5. Sbd2 nebst Ld3 stellt bollwerk auf den weiBen Fel-
Schwarz vor einige Probleme, dern errichten.
wie in letzter Zeit u.a. auch Ich wei nicht, wie dieser
der ungarische Grofmeister Zug endgiiltig beurteilt wer-
Farago gezeigt hat. Schwarz den soll. Er verdient Auf-
mu dann unter Tempover- merksamkeit, auch wenn ich
lust ...c6-cS durchsetzen, um diese Partie verloren habe,
Ausgleich zu erzielen. fuhrt aber zu unklaren Fol-
b) 4. ...Lg4 ist eine interes- gen. Trotz meiner Niederlage
sante Moglichkeit, die Jusu- gegen Kortschnoi in dieser
pow gegen Kortschnoi in Lone Partie hatte ich weder wah-
Pine versucht hat. rend der Partie noch bei der
c) 4. ...Lf5 ist die tibliche nachtraglichen Analyse den
Erwiderung, obwohl solche Eindruck, das die schwarze
Ziige auch vom _ Zeitge- Konzeption minderwertig ist.
schmack diktiert werden. Wahrscheinlich miissen erst
Nach 5. Ld3 entstehen oft weitere Erfahrungen gemacht
werden, bis ein Urteil tiber die 13. Ld2 S7f6 14. Tfel
Qualitaét der ganzen Idee zu Auf den Aufbau 14. Sc5
fallen ist. nebst Sd3 wollte ich kurz ro-
7. Lxf5 gxf5 8. cxd5 Sxd5 chieren.
In Betracht kommt auch 8. 14. ...Sxe4 15. Dxe4 De7
...cxd5 (die Bauern sollen die Dadurch ist das Vorgehen
weiBen Felder beherrschen) 9. b4-b5 am Damenfltgel ver-
Db3 bé6. Es bleibt fraglich, ob hindert. 16. LgS Lf6 gibt
Weis aus der Schwachung des Schwarz gentigend Gegenspiel
schwarzen Damenfligels kon- auf der g-Linie.
krete Vorteile schlagen kann,
denn auch der Laufer cl steht 16. Tacl h6?!
nicht sonderlich beruhmt. So Offensichtlich ist damit
sind nach 10. SeS 0-0 11. 0-0 Lg5 endgiiltig verhindert,
e6 12. Ld2 Sed7 die Chancen aber der Bauer h6 wird wah-
vollig gleich. rend der gesamten Partie eine
9. 0-0 Schwache in der schwarzen
Stellung bleiben.
Altay 9. “.Db3~ gleicht
Bei der Analyse miffiel
Schwarz mit ...Dd7 aus, wah-
Kortschnoi dieser Randbau-
rend nach 9. Db3 Db6?! 10.
ernzug, aber was Schwarz sei-
Dc2 die schwarze Dame auf
b6 nicht giinstig steht.
ner Meinung nach eher spie-
len sollte, sagte er nicht.
9. ...e6 10. De2!
17. a3 0-0-0 18. b4 Kb8 19.
Bei 10. Dd3 Sd7 11. e4 ad!
Sxe3 iz. .bxes Secs” ernatt
Schwarz klaren Vorteil, aber Dieser schnelle Bauern-
auf solche Wendungen fallt sturm gegen die schwarze K6-
Kortschnoi_ natirlich nicht nigsstellung wird durch eine
herein. taktische Wendung ermég-
licht: Nach 19. ...Sxb4 20.
10. ...Sd7 11. e4 fxe4 12.
Lxb4 Dxb4 21. Df4+ nebst
Sxe4 Dc7
Dxf7 ist die Stellung etwas
12. ...S7f6 macht einen gu- aussichtsreicher fiir Wei.
ten Eindruck, aber mir gefiel Schwarz bleibt zwar nicht oh-
die Moglichkeit Lg5-h4-g3 ne Gegenchancen, aber wer
nicht, weil der weiBe Laufer gibt schon gern freiwillig eine
sofort aktiv eingesetzt werden solch starke Figur wie den
kann. Nach dem _ Textzug schwarzen Springer d5 ab!
kann der Springer immer 19. ...Dd7 20. Dg4! Tdh8
noch nach f6 gelangen. 21. Dh5
119

24. ...Tc8 25. Txc8 + Txc8


26. Lxhé!
Das war der Randbauer!
26. ...b6
Dieser Zug scheint er-
zwungen zu sein, denn nach
der Variante 26. ...Th8 27.
Se5 Lxe5? 28. Dxe5 Txh6 29.
Dg7 dringt die weiBe Dame
ST
Oy
NG
SO

a
entscheidend ein. Jedoch
kommt noch 27. ...Dd8 (statt
AG GADCE
F Gah ...Lxe5) stark in Betracht.
27. Se5 Lxe5 28. dxe5 Th8
21. ...Ka8? Von dieser Fesselung hatte
Ein strategischer Fehler! ich mir einiges versprochen,
Statt dessen sollte 21. ...f5! aber uberraschenderweise
geschehen mit etwa gleichem bringt sie nicht viel ein, wie
Spies 27B. 22: “Dor ex051.22. Kortschnoi gleich zeigt.
axbS Lf6! mit einigen Proble- 29. h4! Dc8
men fiir Weis (24. Tc5 Dg7 Nach der Partie habe ich
25. g3 Lxd4 usw.). Auferdem mich geargert, nicht 29.
kann Schwarz auf die beiden ...De8 gezogen zu _ haben.
Drohungen 24. ...Lg5 und 24. Nach 30. DgS Th7 31. Lg7!
... 1g4 pochen. Dg8 32. Lf6 Dxg5 33. hxg5
Mit dem Textzug bubt Sc3 34. g4 behalt zwar WeiB
Schwarz die Moglichkeiten ei- die besseren Moglichkeiten,
nes aktiven Spiels ein, denn aber die ganze Folge ware viel
besonders ...Dg7 ist nun nicht anspruchsvoller gewesen als
mehr zu verwirklichen. das, was jetzt geschieht.
22. b5 cxb5 23. axb5 Lf6 30. Dg5! Th7 31. Dd2
Immer noch kam 23. ...f5 Hier kann ich nur traurig
in Betracht. feststellen, daB die urspriing-
24. Tc5! lich geplante Folge 31. ...Dc3
So verstarkt Wei seinen nach 32. Te4 (nicht aber 32.
positionellen Druck, weil g3 Txh6 mit Gewinn fiir
nach Tecl Schwarz ziemlich Schwarz) Schwarz nichts ein-
hilflos ist. Der schwarzen bringt. WeiB spielt bald ein-
Stellung fehlt ein wirkliches fach g2-g3, sichert alles und
Gegenspiel, nur ein zentrali- sollte seinen Mehrbauern rea-
sierter Springer d5 kann die lisieren kOnnen.
Partie nicht retten. 31. ...De4
120

1. ...c5 2. Sf3 d6 3. d4
cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6.
Le3
Viel popularer ist die Fort-
setzung 6. Lg5S, die haupt-
sachlich von Beljawski in der
letzten Zeit mit groBem Er-
folg gespielt wird.
6. ...e6
Der Textzug ist viel elasti-
scher als die Fortsetzung 6.
AOAC
s Dati meee
7. £4 b5 8. Df3 Lb7 9. Ld3
32. Tcl! Sbd7 10. 0-0
Weil hat alles bis zum En- Moglich ist hier auch 10.
de durchgerechnet. Die Serie g4, was zu einer sehr kompli-
der taktischen Schlage von zierten Stellung fiihrt.
Weil beruht auf der Schwa- 10. ...Tc8!
che der achten Reihe und der Es droht eventuell Txc3
Starke des freien h-Bauern. und Sc5 mit gutem Spiel fiir
32. ...Dxb5 33. De2! Th8 die geopferte Qualitat.
34. Lg7 Tg8 35. hS! 11. Sdi
Damit ist eigentlich alles Wehrt das eventuelle Op-
vorbei. fer ab, verliert aber Tempo.
35. ...S£4 36. h6 Se2+ 37. 11. ...g6!
Kh2 Sxcl1 38. h7 Td8 39. Dxel Der Laufer steht am effek-
Dd3 40. Dh6!, und Schwarz tivsten auf dieser Diagonale.
gab auf. 12. Sf2 Lg7 13. Sb3 0-0 14.
a4 b4 15. a5 Dc7 16. De2 eS!
Ein starker Zug, mit dem
Partie Nr. 5
der Nachziehende sich die Ini-
Sizilianisch
tiative verschafft.
Hort — Ribli
17. fxe5 Sxe5 18. Lb6 De7
Wijk aan Zee 1982
19. Tael Sxd3 20. cxd3 Sd7!
(Kommentar von Ribli)
Auch dieser Springer ge-
1. e4 langt auf das sehr wichtige
Hort spielt sehr selten 1. Feld eS5, von wo aus er die
e4. Aber er wuBte, das ich die wichtigen Zentralfelder fast
Sizilianische Verteidigung vollig beherrscht.
wahle, daher hat er gerade so 21. Ld4 Se5 22. Lb6
erOffnet. Weil} méchte seine Partie
121

durch Zugwiederholung
ten, aber Schwarz spielt
Gewinn.
ret-
auf UXT
17 «7
VTL e
22. ...h5! 23. Dd2 Dd7 24.
Te2?
24. Tcl ware viel besser ge- 11114

wesen mit der Absicht, die Wp, Ui;


Tiirme abzutauschen. Die Vi
Annahme des Bauernopfers
hatte aber zu Vorteil von
uf Yj2G GS
Schwarz gefiihrt, z.B. 24.
ft
WD
—-NO
wn
Qo
@
YAY
Dxb4 Tc2 25. d4 Sg4 26. h3 AgBs VD a Eka Gold
Sk ia-2ieetki2e LKI2) 28... Kxt2
Lxe4! 29. Txe4 Df5+ 30. Ke3 Das Eingreifen des
Lh6+ 31. Kd3 d5 usw. schwarzen KoOnigs besiegelt
24. ...Da4! 25. Ddl endgiiltig das Schicksal des
Der einzige Zug! Nach 28. Anziehenden.
po hatte. 28, .<.od7) dem 38. Tle2 Kf6 39. Tel Kg5
Nachziehenden grofen Vor- 40. Tle2 Kg4 41. Tel Lf3
teil gesichert. Wei mu mit seinem
25. ... Pfe8 26. Sh3 Sd7 27. Springer ziehen, wonach sein
Le3 Sc3! Bb3 verlorengeht.
Nach dem _ erzwungenen 42. Sg6 Ld5! 43. Sf4 Lxb3
Damentausch wird die 44. Sg2 Ld5 45. Ke2 Th8!
schwarze Stellung viel giinsti- Noch eine letzte Feinheit!
ger. 46. Sf4 Lf3+ 47. Txf3
28. Sxc5 Dxd1 29. Txdl Te8+ 48. Kfl Txel+ 49.
dxc5 30. b3 Kxel Kxf3, und Weil gab
Es drohte c4. auf.
30. ...f5!-31. exf5?
Ein Fehler in Zeitnot, aber
die weiBe Stellung war schon
kritisch.
(Siehe Diagramm rechts oben.)
Partie Nr. 6
31. ...Txe3!
Sizilianisch
Nun wird die Lage von
Gobet — Hort
Weil vollig hoffnungslos.
Biel 1982
32. Txe3 Ld4 33. Tel Te8
34. Kf2 gxf5 35. Sf4 h4 36. g3 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Sc3 d6 4.
hxg3+ 37. hxg3 Kf7! d4 cxd4 5. Sxd4 Sf6 6. Le4
Db6 7. Sdb5 a6 8. Le3 DaS5 9. Partie Nr. 7
Sd4 e6 10. 0-0 Le7 11. Lb3 0-0 Caro-Kann
12. f4 Sxd4 13. Lxd4 e5 14. Hort — Larsen
fxe5 dxe5 15. Le3 Sg4?! 16. Clarin-Turnier
Dd35! Buenos Aires 1980
Diesen Zug hatte der
Nachziehende trotz einstiindi- 1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sc3 dxe4 4.
gem Nachdenken tibersehen; Sxe4 Lf5 5. Sg3 Lg6 6. h4 h6
kein Wunder, daf8 er tags dar- 7. Sf3 Sd7 8. Ld3 Lxd3 9.
auf immer noch unzufrieden Dxd3 e6 10. Ld2 Sgf6 11. 0-0-0
brummte. Le7 12. Kb1 c5 13. Thel 0-0
16. ...Dxd5 17. Sxd5 Ld6 14. Se4 Tc8 15. dxc5 Sxc5 16.
18. Lb6 Le6 19. Tad1 Tac8 Sxf6+ Lxf6 17. Dxd8 Tfxd8
20. h3 Tc6 21. hxg4 Lxd5 22. 18. Le3 Txd1+ 19. Txd1 a6
Txd5 Txb6 23. Tfd1 Lb8 20. c3 Kf8 21. g4 Le7 22. Se5
Auch mit diesem nahelie- Ke8 23. h5 Se4 24. £3 Sd6 25.
genden Zug war Schwarz hin- Ke2 b5 26. b3 Lf6 27. Txd6
terher nicht einverstanden; Lxe5 28. Td3 Ke7 29. a4 bxa4
MINE AS, eealley 24% lial WOO HS: 30. bxa4 Ld6 31. Lb6 e5 32.
Tfl h6! hatte er noch Remis- La5 Ke6 33. Kb3 96 34. Lb4
chancen geltend machen kon- Lc7 35. c4 Tb8 36. Ka3 gxh5
nen. 37. gxh5 Tg8 38. Ld2 f5 39.
24. Td7 La7 25. Kh2 Kb4 Tg3 40. Tb3 f4.
Th6+ 26. Kg3 Tf6 27. g5 1f4 Abgebrochen; Turmend-
28. Kh3 g6 29. g3 Tf2 30. spiel mit Laufer
Txb7 Ld4 31. c3 Le3 32. Kg4 41. Lel Th3 42. Lf2 Kd6
Kg7 33. Tdd7 h5+ 34. 43.c5+ Kc6 44. Kce4 Txh5 45.
gxh6+ Lxh6 35. Ld5 Ld2 36. Kd3 Th2 46. Ke2 Th1 47. Lel
c4 Lel 37. c5 Tg2 38. Tb3 hS5 48. Kf2, und Wei gab
Kh6 39. Txf7, und Schwarz auf, da der h-Bauer vormar-
uiberschritt die Zeit. schiert.

Wundern Sie sich nicht, wenn ich diese Partie unkommentiert


bringe. Sie ist ein Meistersttick des Danen, und ich stehe auf
dem Standpunkt, da} ihm allein es zusteht, hier Kommentare
abzugeben. Verstehen Sie mich richtig, es ist eine Art Lebens-
werk von ihm. Die Partie wurde in der dritten Runde gespielt.
Mir gefiel das Spiel von Schwarz so gut, daB ich die Variante
schon in der vierten Runde gegen Kavalek anwandte. Dariiber
erfahren Sie aber noch mehr im Kapitel ,,Alte Bekannte’’.
Txd5 oder auch 29. Dd3 Tg8
Partie Nr. 8
30. Ddl fxeS 31. c3 folgen.
Pirc-Verteidigung
29. Ddl!
Bhend — Hort
Droht 30. c3 und gewinnt
Biel 1981
die Qualitat.

1. e4 d6 2. d4 Sf6 3. Sc3 26 4. win”: Jul


Sf3 4” AY
Gegen ,,normale’’ Spieler
U7) hh
setzt Bhend hier mit 4. Le2
und 5. h4 fort. nae Yj sy = W
4. ...Lg7 5. Le2 0-0 6. 0-0 Z

Ay %
c6 7. a4 a5 8. h3 Sa6é 9. Le3 Hin,
am
Sb4 10. Sd2 Sd7 11. Sc4 Sb6
L,
on %y
B,
V8).
12. Dd2 Ld7 13. Sd1!
ND
“I
+O)
C1
Qs
|=
Mit der Absicht, durch 14.
c3 den Springer auf ein un- AB. CAD. Eh G3
ginstiges Feld zu treiben. Au-
Berdem droht 14. SxaS. 29. ...Tac6 30. c3 Txc3 31.
13. ...Sxa4 14. Lxce4 d5 15. Txc3 Txc3 32. Sxc3 Dxc3 33.
exd5 Sxd5 Te3 Db4
Nach piSi ce .cxdS folgt 16. | Hier bot Schwarz in beid-
Lb3 nebst 17. c3 mit leicht seitiger Zeitnot Remis an, was
besserem Spiel fiir Wei. natirlich abgelehnt wurde.
16. Lxd5 cxd5 17. Lh6 Ta6 34. Dd3 Lf5 35. Dc3
18. Lxg7 Kxg7 19. Tel Te8 Dd6+ 36. Kgl b6 37. Tel g5
20. Ta3 Td6 21. Tg3 38. De3 Kf6 39. Tcl e6 40.
Wenn jetzt’ 21.) :. .Lxa4?!, Tc3 Kg6 41. Tcl
so 22. Ta3 usw. Noch ein Sicherheitszug:
21,2...Db06 22... Tes 41. ...f6? 42. De3 g4 43.
Droht 23. ThS! und 24. Dc8 Da3 44. Tc3 Kg5 45.
Dhé. Dg8+ Lg6 46. Dxe6, und
22. ...Db4 23. Sc3 h6 Schwarz gab auf.
Gegen 24. ThS gerichtet.
24. De3 Le6 25. b3 Kh7 26.
Kh2 Tc8 27. Sb5 Ta6
27. ...1b6 28. c4! dxc4 29,
d5 usw.
28. Df3 Kg7
Auf <28,.7..f6° kann 29.
Partie Nr. 9 27. exf3 Txf3 28. Te3
Englisch Tf2+ 29. Kel Tc2 30. Tg5
Hort — Gulko Txc3 31. Kd2 Txb3 32. Ke2
Nicsic 1978 Ta3 33. Tge5 Txa4 34. Txc5
Ta3?
1. c4 c5 2. Sc3 g6 3. g3 Lg7 4.
Offenbar ein Versehen in
Lg2 Sc6 5. b3 e6 6. Lb2 Sge7
Zeitnot, durch das Schwarz
7. Del d6 8. f4 0-0 9. Sed e5
einen groBen Teil seines Vor-
10. fxe5 Sxe5 11. Sf3 f5 12.
teils. einbuBt. Richtig war 34.
Sf2 S7c6 13. Sxe5 dxe5 14.
...Lg4 oder 34. ...Tb8.
Ld5+ Kh8
35. Txc6 Lg4 36. c5! Tad
EZ 37. Se5?
Die ,,Revanche’’; nach 37.
its
wee ty Td6! hatte Wei gute Aus-
Uy sichten, sich zu retten.
UBZGaAVAY
We 37. ...Lf£5+ 38. Kel Tal +
7,84), 39. Kb2 Tddl 40. Sf7+ Kg7
Yi, W UG 41. Tc7 Tdb1+ 42. Ke3, und
Weil} gab zugleich auf.

JOO.
Oyns
(CTE
Glee
>
AND
Partie Nr. 10
Aa Beeb
Tee GSH Sizilianisch
Spasski — Hort ©
Hier entspinnt sich ein schwer
Bugojno 1978
durchschaubarer, zweischnei-
diger Kampf, in dem Wei} 1. e4 c5 2. Sc3 Sc6 3. g3 96 4.
nicht auf der Hohe der An- Lg2 Lg7 5. d3 dé 6. f4
forderungen steht. Eine von Spasski sehr oft
15. Lxc6? bxc6 16. Sd3 gespielte Variante.
De7 17. Dc3?! 6. ...e5
Besser war 17. La3 Td8 18. Boleslawski bevorzugt 6.
LxcS mit annahernd gleichem eCOr
Spiel 7. Sh3! Sge7 8. 0-0 Sd4
17. ...a5 18. a4?! Lf6 19. Ein Fehler ist 8. ...0-0? we-
Dc2 f4 20. gxf4 exf4 21. geni9s f5l-extS) 1OnextS iL xt
Lxf6+ Dxf6 22. Dce3 Dxc3 Lie “ExtoeSxfs12 hes usid4
23. dxc3 Lg4! 24. Tg1 Lh5 25. 13. DhS Te8 14. Dxh7+ Kf8
Kd2 Tad8! 26. Tael 15. Lg5 mit siegreichem An-
26. Tati Lxe2! griff, Bilfek — Gheorghiu,
26.24.15" Bukarest 1968. Die ,,Enzy-
Das Signal zum Angriff klopadie’’ empfiehlt 8. ...exf4
9. Sxf4 0-0 10. Sfd5 Sxd5 11. 17. Txf7!
Sxd5 Le6 mit gleichen Aus- Eine interessante Kombi-
sichten. nation, deren Pointe erst im
9. £5! gxf5 10. Dh5! 19. Zug liegt.
In einer Partie Trapl — 17. ...De8 18. Lxe4d Tf8
Pribyl, 1972, folgte schwa- 1S eel xt 19. Txt dy
cher 10. Lg5 f6! 11. DhS+ ZO GES:
Rai ioe exl> Oxc2 13. -Tacl 19. Lf5!
Sd4 14. Se4 Df8, und Schwarz Gegenseitige Fesselungen.
stand besser. Die Fortsetzung 19. ...Dxf7 20. Dxf7 Txf7
von Spasski ist viel starker. 21. Lxe6+ Tfd7 22. Tf7 Ke7
10. ...h6 23. Lxd7 Txd7 24. Txd7+
Sonst spielt Wei Sg5. Kxd7
11. Tf2 Le6 12. Le3 Dd7 Endergebnis: ein minima-
13. Tafl 0-0-0 14. Sd5 ler Endspielvorteil fiir Wei’.
Fir den geopferten Bauern 25. Kg2 Ke6 26. Kf3 d5?!
hat WeiB eine starke Initiative Schwarz sollte den gegne-
erlangt. rischen K6nig nicht nach hS
14. ...fxe4d 15. Sxe7 + lassen.
Dxe7 16. Lxd4 cxd4 27. Kg4 Kf6 28. Kh5S Lf8
29. Sg1 b5 30. Se2 a5 31. g4
a4 32. h4 b4 33. b3 a3 34. Sg3
ie 11,2 e4 35. 95+
Th 7) wag Nicht aber 35. dxe4 dxe4
Yj,
Ui MAX, J
me 36. Sxe4+ KeS, und der
yf ZG schwarze Konig wird sehr ak-

Ua 7
tiv.
35. ...hxg5 36. hxg5+ Ke5
Yj, Lo. a 37. Kg4 Lg7
Bae Der entscheidende Fehler.
38. Sh5 Lf8 39. 96 e3 40.
S/O)
On),
(CH
Gee
INO
car Kf3 Kf5 41. g7, Schwarz gab
ae ee auf.
Ein kleines ResUmee Uber die zehn verlorenen
Partien

Partie Nr. 1 gegen Matulovic war ein VorstoB meinerseits ge-


gen die Gesetze der gesunden Entwicklung. Die schwarzen Fi-
guren waren iiberhaupt nicht bei der Sache. Sie schielten form-
lich aus dem Brett.
In Partie Nr. 2 gegen Janosevic steht der Leser wieder, was
eine schnelle Entwicklung bedeutet. Ein eindrucksvoller Quali-
tatsopfer von Schwarz bringt letztlich die Entscheidung. Merk-
wirdig ist die Kooperation der leichten Figuren von Schwarz.
In Partie Nr. 3 gegen Spasski mufte ich mich tiberzeugen,
da} ein starkes Bauernzentrum sehr viel Wert ist. Zwei verbun-
dene Bauern kontrollieren zu viele Felder und stellen eine echte
Macht dar.
Strategisch bemerkenswert ist Kortschnois Spiel in Partie
Nr. 4. Schwarz hat einen schwachen Bauern, der so lange ver-
teidigt wird, wie es geht. Und dann geht es plotzlich nicht
mehr.
Geben Ribli in Partie Nr. 5 ist das schwarze Lauferpaar sehr
stark. Laufer gehoren auf freie Diagonalen. Obendrein: kann
man an der Partie die Bedeutung der Fesselung, die auch nicht
aufzuheben ist, sehen.
Nr. 6. Kennen Sie Herrn Gobet? Wenn nicht, dann merken
Sie sich ruhig den Namen, denn man wird von dem talentierten
Schweizer noch hGren. Aus der Partie kann man sehen, wel-
chen Schaden eine so gut plazierte Dame anrichten kann.
Schwarz hat den 16. Zug von Weif} nicht in Betracht gezogen
(16. Dd5!). Das Qualen pate mir gar nicht.
Nr. 7 gegen Larsen erinnert in vielen Details an die besten
Endspielleistungen von Capablanca. Wo habe ich einen Fehler
gemacht? Die Frage konnte bisher nicht beantwortet werden.
Man soll die Gegner nie unterschatzen. Das macht das Bei-
spiel Nr. 8 mit Bhend klar. Die erste Stufe zum Partieverlust ist
es, wenn man die Objektivitat verliert.
In der Partie Nr. 9 gegen Gulko fischen beide Spieler im trii-
ben. Schwarz orientiert sich besser. Aus dem Beispiel ist zu er-
sehen, das ohne Taktik nichts zu machen ist.
pa rn tn re mene semen eccecaera Fl

Zu Nr. 10 gegen Spasski mochte ich noch sagen, dai} man


im Schach stets kampfen und abermals kampfen muB, wenn
man zum Erfolg kommen will. Spasski zeigte grofe Ausdauer,
und das gehért nun einmal dazu, wenn man etwas leisten will.
Das Endspiel k6nnte man in jedes Lehrbuch aufnehmen.
1 are A EE SEES
7. Schachminiaturen

Eine Miniatur soll an eine kleine Feldblume erinnern: Sie soll


unauffallig, aber trotzdem ansehnlich sein. Es wird immer wie-
der gestritten, wie lang oder kurz eine Miniatur sein darf. Die
einen meinen, sie diirfe héchstens zehn Ziige haben, andere ge-
hen bis zwanzig, sogar noch etwas weiter. Die kiirzeste allge-
mein bekannte Miniatur kann schon nach zwei Ziigen aus sein.
Sie kennen doch das Narrenmatt:1.f4 e6 2. g4 —- den Rest kén-
nen Sie Ihren Engeln selbst naherbringen.
Ich begann vor ein paar Jahren einmal, Miniaturen aus der
Bundesliga zu sammeln. Eigentlich wei ich bis heute nicht,
warum ich diese Idee aufgegeben habe. Vielleicht greife ich die
Sache aber noch einmal auf.
Die meisten Miniaturen werden zwischen Meistern und
Amateuren gespielt. Wertvoller sind natiirlich Kurzpartien zwi-
schen gleichwertigen Meistern. K6nnen Sie sich noch an die
Partie Hiibner-Tal erinnern? Oder an die zwischen Sosonko
und Hiibner? Wenn nicht, dann sollten Sie schleunigst einmal
die ,,groBen Reinfalle’’ uberpriifen.

Katalanisch Oe CXGo wl Omme4 esbie ile


Sosonko — Hiibner DhS.
Tilburg 1979 10. e4 Le6 11. a4 b4
Lie 16) IZASXc6SxcomS:
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. g3 d5 4. exd5 Lxd5 14. DhS+.
Lg2 dxc4 5. Sf3 a6!? 6. 0-0! 12. exd5 Lxd5 13. Dg4
b5
G5 COs 632. 504 AA5e5 iw Wek
e529. as Spd5-10.-dxe5 De7
11. Sxc4 DxcS 12. b3 mit Vor-
iy AY
47717, JU |
Wi WX
teil fiir Wei, Sosonko-
Karpow, Tilburg 1977.
7. Se5 Sd5 8. Sc3! c6?! ay V7 VY, Uy
Si.2-L bro sexs lexd5*10: Y OG
e4 Lb7 11. DhS g6-12..Sx26 oate ia
fxg6 13. DeS, und WeiB ge- A 2g
winnt, Sosonko-Schneider, FA
NWO
—-
DW
ODN ‘Win &
Olympiade Buenos _ Aires ABCDEFEFGH
1978.
9. Sxd5! exd5 13.5.h5?
130

Nerliert — sennell: Die 4. Lxc6 dxc6 5. 0-0 f6 6. d4


schwarze Stellung war aber Lg4 7. dxe5 Dxdl1 8. Txd1
sowieso schwer zu_verteidi- fxe5 9. Td3 Ld6 10. Sbd2 Sf6
gen. Auf 13. ...g6 konnte 14. 11. Sc4 0-0 12. Sexe5 Lh5 13.
AGierke; 157 se) liar Loe Lf4? Lxf3
Uxd5 sexdS 17. Dix 0-0. 18.
Lh6 folgen, und auf 13.
...Le6 hat WeiB die Wahl zwi-
schen 14. Sxc6 und 14. De2. y
i
Ws on
14.Lxd5! cxd5 ZPoel

14. ...hxg4 15. Lxf7+ Ke7 a


Cia
Yj mkay . y 2

16. LgS5+ verliert eine Figur.


15. Df5 Ta7 16. Tel Te7
17. LgS5 g6 18. Lxe7, und
WY OPW «
Schwarz gab auf. AMAT, BAe
iN
(Oa)
Ol
Gear
— UY YS
Spanisch
ALBeGaDa
bake Gar
Hubner — Tal
Wijk aan Zee 1982
Wei gab auf.
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 Eine Figur geht verloren.

Aus meiner Turnierpraxis kommen verhaltnismaBig wenige


kurze Partien. Ich sage es einmal ganz offen: Eine Miniatur
zwischen Meistern ist und bleibt ein Wunder. Besonders gut ge-
fiel mir meine Partie mit dem Schweden Jansson, 1972 in
Skopje anlaBlich der Schacholympiade. Sie ist zwar ein paar
Ziige langer, aber das stort hoffentlich nicht.

Sizilianisch Schwarz schiitzt c7. Wel-


Hort — Jansson cher der beiden Wander-
Skopje 1972 kOnige steht eigentlich siche-
rer? Nun — man wird sehen!
1. e4 cS 2. Sf3 d6 3. Lb5+ 17. Tel Dg6 18. g3 Tae8
Ld7 4. Lxd7+ Dxd75. c4 Sc6 19. Le3 Sfd8
6. Sc3 96 7. d4 cxd4 8. Sxd4 Der starke weiBe Sd5 soll
Lg7 9. Le3 Sh6é 10. f3 f5 11. beseitigt werden, aber das
Dd2 Sf7 12. exf5 gxf5 13. f4 dauert viel zu lange.
Lxd4 14. Lxd4 De6+ 15. Kdl 20. b4 Se6 21. Ke2 Df7 22.
Tg8 16. Sd5 Kd7 Tad1 Sc7 23. b5 Sd8
131

24. Sxe7!!
Die Aufraumungsarbeiten
sind im Gange! Ich gab spater
die folgende siegreiche Ab-
wicklung an, was aber der
Fuhrer der schwarzen Steine
a cae aS
ore: nun auch sah oder erahnte:
ssox“A as 24. ...Sxb5 25.
Kb3 Sxc4 27.
Sxg8 Sa3 + 26.
Dd5 Dxd5 28.
NO)
LOO
=
Y),amY Sf6+ Kc6 29. Sxd5 Txel 30.
a =lenge OMe © ple a alien CE | Sb4+. Daher: 1:0.
Theoretische Bedeutung hat die nachste Partie, die haufiger zi-
tiert wird. Das Bauernopfer ist stets der ,,strittige Apfel’’, und
dafS der Gegner etwas nachhalf, soll gar nicht verschwiegen
werden. Die weife Kavallerie im schwarzen Lager hat Selten-
heitswert wie manche Briefmarke.

Sizilianisch Da4+ Dd7 11. Sdb5 Sc6 12.


Hort — Rajkovic Lg5 a6(?)
Fiihrt zu klarem Nachteil,
doch steht Schwarz sowieso
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. LbS5+
schon recht verdachtig, wie
Wenn man so wie hier der auch aus der Variante 12.
Anziehende gegen den viel- ...€6(7) 13. Lxf6 gxf6 14. Se4
fach empfohlenen Zug 3. Le7(?) 15. Sbxd6+ ! usw. her-
...Ld7 fortsetzt, dann bildet vorgeht.
dieser Zug keine ganz harmlo- 13. Sd5!
se Alternative gegentiber 3. Schon der Gewinnzug; ei-
d4. nerseits droht 14. Sc7+, an-
3. ...Ld7 4. Lxd7+ Dxd7 dererseits verliert Schwarz
5. c4(!) Dg4? nach 13. ...Sxd5 14. cxd5 so-
Erobert einen Bauern, fort eine Figur.
doch hat Wei, wie diese Par- 1FePerel ds)
tie und auch mancher Vor- Schwarz gibt daher eine
ganger mit dieser Variante be- Qualitat.
wiesen hat, dafiir mehr als ge- 14. Sb6 Dg4 15. Sxc8 Dxg5
niigenden Ausgleich in seiner 16. Sba7!
Initiative. Eine ebenso originelle wie
6. 0-0 Dxe4 7. d4 cxd4 8. starke Invasion der Schim-
Sxd4 Sf6 9. Sc3 Dg4 10. mel.
132

TnUek ® 16. ...Da5 17. Dxa5 Sxa5 18.


Tfcl e6 19. b4! Sc6 20. Sxc6
a 14 haha bxc6 21. b5!
tan am Einleitung zu dem energi-
“yy
U/ Lyjfoy wy schen SchluBangriff!
21. ...Kd7 22. bxa6 Le7
WY KY Wenn 22. ...Kxc8 23. Tabl
wea. i Le7 24. Tb7! drohend: 25;

Nie
CO)
Ol”
te.
GOs
Ne
=
“ow Tcb1 nebst a7.
23. Sb6+ Ke7 24. Tabl,
Schwarz gab auf.

Manche Miniaturen sind auch theoretisch wertvoll. Gegen mei-


nen Landsmann Medina habe ich eine theoretische Variante
widerlegt. Der 15. Zug ist wirklich ein Traumzug, bei den FuB-
ballern ware er das ,,Tor des Monats’’ gewesen.

Slawisch
nun 15. ...hS ziehen und ge-
Hort — Medina
wisse Gegenchancen erhalten.
Rimavska Sobota 1974

1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sc3 Sf6 4. Ye® J, &


Sf3 dxc4 5. a4 Lf5 6. e3 e6 7.
Lxc4 Lb4 8. 0-0 Sbd7 9. Sh4
TAUECT AC H
Le4 10. f3 Sd5? 7747/4 Aymo
Ein unmotiviertes Mano-
ver. — Es mufBte 10. ...LhS
geschehen.
11. fxg4 Dxh4 12. Df3 araee™
0-0-0?! YEG
Soliderswan 12.7..0-0,,0b= —-

faon
Nw ae
wohl Wei nach 13. e4 oder
AY 6 Cap Ear eG cr
13. Ld2 ebenfalls besser stan-
de. 15. Dh3!
13. e4 S5f6 Einfach und stark.
Dieser Versuch eines Ge- Schwarz vermag Figurenver-
genspiels findet eine elegante lust nicht zu vermeiden.
Widerlegung. 15. ...Dxh3 16. gxh3 c5 17.
14. 5 Sge4 hxg4 cxd4 18. Sa2 Ld6 19.
Auf 15. h3 wiirde Schwarz Txf7, Schwarz gab auf.
Die englischen Junioren sind recht stark. Wahrend des Schach-
kongresses in Islington, Dezember 1983, spielte ich in der fiinf-
ten Runde gegen einen solchen, der sich Anthony nannte.
Schweizer-System-Turniere sind iiberall ahnlich. Man kennt
sich nicht, gibt sich aber stets vor der Partie die Hand, und die
beiderseitige Frage lautet meistens: ‘‘What’s your Elo?’’ Dann
spielt man verbissen die Partie und fragt sich wahrend der Aus-
einandersetzung im stillen: ,,Wer wird mein nachster Gegner
sein?’’ Oder man rechnet nach, wieviel Punkte noch vonnéten
sind, um zu Preisgeldern zu kommen.
An meinem Gegner war nichts Besonderes, nur verlieB er
nach jedem Zug das Brett und besuchte andere Jugendliche.
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, da er sich mit denen
liber das englische Wetter oder die Aussichten eines FuBball-
vereins unterhielt. So wandte ich mich mit der Bitte an ihn, die
Partie allein zu spielen. Ich hatte ihm eigentlich noch etwas
uber GroBmeister Gheorgiu erzadhlen sollen, der bei jeder Si-
tuation seine Spielkollegen ausfragt, was diese von seiner Stel-
lung halten. Larsen sagt ihm bewuBt immer, daf} er sehr
schlecht stehe, sehr schlecht sogar. Wir anderen schweigen,
weil es uns tiberhaupt nicht interessiert. SchlieBlich spielt er sei-
ne eigene Partie.
Nach meiner Mahnung blieb der gute Anthony endlich am
Spielbrett, allerdings brauchte er gar nicht mehr lange still zu
sitzen.

KOnigsindisch trotz angestrengten Nachden-


Hort — Anthony kens konnte ich fiir Schwarz
Islington 1983 keine Rettung finden. Die
ganze Variante ist nattirlich
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 sehr mutig.
4. e4d6 5. f3 0-0 6. Le3 Sc6 7. 12. ...e5 13. Lg5!
Se2 Tb8 8. Dd2 Te8 9. h4 h5 Die Fesselung ist fur
10. Lh6 Lh8? 11. 0-0-0 a6 12. Schwarz duferst unange-
g4! nehm.
Sehr scharf. Weil wollte 13. ...exd4 14. Sxd4 Se5
jetzt, da der Gegner ...hxg4 15. Le2 hxg4?
spielt. Es ware dann folgen- Der Verlustzug. Notig war
dermagen weitergegangen: es, Gegenspiel auf dem Da-
139 fis exf3' 14. hxe6 fxe2 15. menfliigel zu suchen. Das
g7 exdID+ 16. Sxdl, und ging mit c7-cS am besten.
134

ein wirksames Gegenspiel am


Damenfliigel zu spat.
Ee 16.536€5%
Wigh
AY Noch ein Versehen. Was
Yoh,
vor zwei Zligen notwendig ge-
wesen ware, ist nun ein Un-
sinn. Jedoch auch nach dem
verniinftigen 16. ...Sf3 folgt
17.-Sxf3 gxf3°18. Lxf3, und
gegen h4-hS ist fiir Schwarz
SEO
iO)
Cl
=e
GOs
INS
=
kein Kraut gewachsen.
AA Ba (BRE Fr GsH 17. fxe5 cxd4 18. Dxd4
Zu seinem’ Erschrecken
16. f4! stellt Schwarz nun fest, dah
Es: <zeigt® ssich nun; ‘dal der Turm auf eS nicht zurtick-
Schwarz die Offnung des K6- schlagen kann. Nach diesem
nigsfliigels nicht verhindern Schock gab er auf, zumal er
kann. Andererseits ist es fiir eine Figur verliert.
8. Originalitat

Was bedeutet Originalitat im Schach? Dariiber gehen die Mei-


nungen stark auseinander. Man kann mit seinem besten
Freund in einen heftigen Streit geraten, wenn er eine andere
Auffassung vertritt. Ich verbinde Originalitat mit Zweckma-
Rigkeit und praktischen Folgen, denn was hilft es einem, wenn
man einen Garten voller unfruchtbarer Baume hat?

Tromporsky-Angriff 14. Tcl Da3 15. e4


Rodriguez — Hort
Las Palmas 1975
1. d4 Sf6 2. Lg5 c5 3. d5 Sed!
4. Lh4 Db6 5. Del g5 6. Lg3
Lg7 7. c3 Dhé! a 7A
Ein originelles und sehr
Y a‘
starkes Manover. Es droht 8.
AN7/
Mn wit a
Boe Ce Vi,

8. Lxb8?
Ein schwerer Entschluf.
Die beiden weitreichenden
Laufer, gepaart mit raumli- —-NYNWFA
OW
NHN
chem Ubergewicht und Ent-
wicklungsvorsprung, verbir- AJB GoD Ee Earn
gen Schwarz groBen Vorteil.
Aufmerksamkeit verdiente 8.
Sh3, und falls 8. ...d6, so 9. 15. ...Tb1! 16. Kdl
De3. 16: -Txbi?-Lxcs:
8. Txb8 9. Sd2 Sxd2 10. 16,. SsLac3ly Ni. De
Dxd2 b5! 11. Sf3 b4 12. Sxg5 Txcl+ 18. Dxcl Db4 19. Ld3
Hartnackiger war 12. c4. Tg8 20. Sf3 Txg2
Die Offnung von Linien hat Das Schicksal der Partie
fiir WeiB katastrophale Fol- ist besiegelt. Schwarz verfiigt
gen. uber materielles wie positio-
12. bxc3 13. bxc3 Daé! nelles Ubergewicht.
Die Dame schwenkt mit 21. Tgl Da4+ 22. De2
verheerender Wirkung zum Dxc2+ 23. Kxce2 Txgl 24.
geschwachten = gegnerischen Sxg1 Ld4 25. Sh3 d6 26. Lf1
Damenfligel. h6, Wei gab auf.
i eer er te A

Was ist an dieser Partie so sch6n? Natiirlich der siebente Zug


von Schwarz Db6-h6. Wer hat solch einen langen Damenzug
im friihen Stadium der Partie schon gesehen? Aber er erfiillt
den Zweck und ist originell!

In die Schachgeschichte wird wahrscheinlich die Partie Hort-


Velimirovic, Novi Sad 1976, eingehen. Was ist daran Besonde-
res? Nun, es diirfte ein Novum sein, dais zwei Grofmeister
6 1/2 Ziige mit den Bauern spielen, bevor die groBen Steine an
die Reihe kommen. Hinzu kommt, daf alles einen tiefen Sinn
hat und theoretisch unbedingt vertretbar ist. Das ganze Happe-
ning kann man im ,,Schach-Informator’’ Nr. 22 auf Seite 53
nachlesen, aber Sie sollen gleich in den Genuf kommen.

Hort — Velimirovic 8. axb4 Txal 9. Lb2 Txb1 10.


Novi Sad 1976 Dxb1 o Sf6 11. e3 0-07! (11.
1 04 cS.) 05 3. dxcs cod. ...Dxb6! 12. Ld4 Db7 13. Sf3
Sc6 co) 12. Sf3 Dxb6 13. Ld4
b4 a5 5. a3 b6 6. cxb6 axb4 7.
. Db7 14. Ld3 +Se4 15. 0-0 f6
cxb4 Lxb4+ (7. ...Df6 8. : potihea
Dce2! +) 16. Lxe4! dxe4 17. Sd2 (einzi-
ger Zug) f5 18. b5 Td8 19.
Tel Td5 20. Db2 Ld7 (20.
ware 2). <Des ==)" 21,
Lxg7 Lxb5? (1. 3.cbes 2)
22. Df6 Sd7 (22. ...Df7 23.
DgS!) 23. De7 h5 24. h4 Sc5
25. Df8+ Kh7 26. Dh8+ Kg6
27. Ld4! (Dg8, Lf6) Txd4 28.
exd4 Sd7 29. Dg8+, und
“UY, WBE Schwarz gab auf.

BOSS 2 OR
AY. BY CA Ole Fs Gat
Der schénste Zug meines Lebens
In einer Partie gegen Lew Polugajewski in Amsterdam 1981 be-
kam ich die sehr seltene Méglichkeit, sch6n und dazu noch ef-
fektiv zu spielen. Der Zug Sd7-c5 machte mir wirklich Freude.
Beide Springer sind zu schlagen, und auf dem Schachbrett ent-
stand ein Bild, wie ich es von Marchen her kenne. Der gute Lew
bekam ganz rote Ohren, denn mein Gewinn stand so gut wie
fest. Leider ist es bei diesem schénen Zug geblieben, denn am
Schlu8 machte ich noch einen Patzer, und die Partie endete
durch Zugwiederholung remis. Bei aller Freude iiber meinen
13. Zug habe ich mich am Ende doch noch geargert.

Slawisch 13. ...8c5! 14. dxc5 (14. Ddl


Polugajewski — Hort Sxc3 —+; 14. Dc2 Sb6! +)
Amsterdam 1981 Sxce3 (14s SL Kxeo + 1S oP i2
1. d4 Sf6 2. c4 c6 3. Sc3 d5 4. Txh2 16. Sdl Dh4 17. Kf1 ©)
Sf3 dxc4 5. a4 Lf5 6. e3 e6 7. 15. Lxe6! (15. Le3 Sxe4 — +)
Lxc4 Lb4 8. 0-0 Sbd7 9. Sh4 Se2+ 16. Kf2 (16. Khl fxe6
Lg6 (9. ...Lg4 10. f3 LhS o) 17. Dxe6+ Kf8 — +) Sd4 17.
10. Db3 a5! (10. ...Db6 11. f4 Lxf7+ Kf8 18. De4 Txh2?
+) 11. f4 Sd5 12. Sxg6 hxg6 (Ein Fehler in Zeitnot. 18.
13. e4? (13. g3 +) ...Dh4+! 19. Ke3 [19. Kgl
Dxh2+ 20. Kf2 Dh4+ 21.

xYr7 UnS P
’ s% Y
Kgl Lel —+] Td8! 20. Lxg6
Td7 21. Td! (21. Lis:Sxt5+
22. exf5 Dg4 —+]| Dxh2! 22.
Txd4 Dg3+ 23. Ke2 Dxg2+
manne
sanlae
24. Kd3 Th3 + 25. be3°Ddz
matt) 19. Lg8! De7 (einziger
dP T Le Zug) 20. Kg1! Se2+ 21. Kf2
497 Us, Yj Sd4 22. Kg], remis.

—-
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1 | ere mer ene I a re ner EE

Schachpartie bei Erdbeben


Der Leser wird nach der Originalitat der nachfolgenden Partie
fragen. Sie ist ndmlich weder schon, noch hat sie theoretischen
Wert. Aber wenn ich die Hintergriinde erzahle, werden Sie
mich verstehen. Es war die letzte Runde des Mammutturniers
in Djakarta 1982. Ich hatte den kanadischen GroBmeister Dun-
can Suttlers zum Gegner und mute gewinnen. Ein Remis hatte
mich um gut 1000 Dollar armer gemacht. Natiirlich hatte ich
den Willen zum Sieg, aber auf dem Brett sah es nach Remis
aus, und mit jedem Abtausch kam Suttles dem Friedensschlu8
naher.
Plotzlich begann es zu donnern, und die Figuren sprangen
formlich in die Luft. Alle Mitspieler rannten davon, um sich
vor dem Erdbeben in Sicherheit zu bringen. Ich war in meine
Stellung so vertieft, dafs ich als letzter merkte, was um mich ge-
schah, und als letzter den Schlachtplatz verlie3. Nach gut einer
Viertelstunde wurde die Partie dann fortgesetzt. Es gab gliickli-
cherweise keine Schaden, aber meinem Gegner sas der Schreck
noch in den Gliedern. Nach 57 Ziigen ware das Remis ihm si-
cher gewesen.

Hort — Suttles Ke4 Kd6 40. Sb5+ Kc6 41.


1. e4 g6 2. d4 Lg7 3. Sc3 d6 4. Sc3 Kd6 42. Sa4 Kc6 43. Sc3
f4 Sf6 5. Sf3 c5 6. LbS5 + Ld7 Kd6 44. Sb5+ Ke6 45. Kd3
7. Lxd7+ Sxd7 8. e5 Sh5 9. Kd7 46. Sc3 Kd6 47. b5 g5 48.
Le3 0-0 10. Dd2 exd4 11. Sad Ke7 49. Ke4d h5 50. fxg5
Lxd4 Lh6 12. Le3 Sb6 13. b3 fxg5 51. Ke5 h4 52. Sc3 ¢4 53.
Tc8 14. 0-0-0 dxe5 15. fxe5 Se4 Sc8 54. Kf4 g3 55. hxg3
Dxd2+ 16. Lxd2 Lxd2+ 17. hxg3 56. Kxg3 Sd6 57. Sd2.
Kxd2 Sf4 18. g3 Tfd8+ 19. Die Stellung ist natiirlich
Kel Txd1+ 20. Sxd1 Sd3+ remis. Bei reduziertem Mate-
21. Kb1 Sb4 22. c4 Td8 23. rial kann Weis nicht mehr ge-
Sb2 Sc6 24. Tel Kf8 25. a3 winnen, und Schwarz kann
Ke8 26. Ke2 a5 27. Kc3 Sa8 immer die beiden letzten Bau-
28. Tdl Txdl 29. Sxd1 Sc7 ern vom Brett beseitigen. Er
30. Sb2 Kd7 31. Sd3 Se6 32. sollte es nur nicht so machen
bS b6 33. Sf4 axb4+ 34. axb4 wie Schwarz in dieser Partie.
Sxf4 35. gxf4 f6 36. exf6 exf6 Es geschah 57. ...Sxb5?, wo-
37. Sd4 Se7 38. Kd3 h6 39. nach Wei blitzschnell rea-
eS ne or rT et renee nmnenenentiny sac neeemrmmrmamaemaarcmentalt 4

gierte und 58. cxb5 Kd6 59. Kd5 62. Sc8 Kc5 63. Sa7 der
Se4+ Kd5 60. Kf4! spielte, Springer die Deckungsaufga-
worauf Schwarz aufgab. Zu be von hinten wahrnimmt.
seinem Schrecken stellte er Der weife Konig entscheidet
erst jetzt fest, da nach ge- dann die Partie.
plantem 60. ...Kc4 61. Sd6+

am

00
“OQ
OM
ee
Ge
NO

AnBe
CD be reGuik

Sie haben sicherlich langst erkannt, dafS dieses Diagramm


schon im Buch ,,Der beste Zug’’ behandelt wurde. Man kann
bei Suttles natiirlich auch von Schachblindheit sprechen. Si-
cherlich stand er véllig unter dem Eindruck der Naturkatastro-
phe, denn sonst darf einem GroBmeister so etwas nicht passie-
ren.
9. Meine Unfalle am Schachbrett

1. Sbh1—c3

Was passiert, wenn man mit 1. Sc3 beginnt? Eigentlich nicht


viel: Die Gegner verlieren ein bi®chen Zeit, und die Partien ge-
hen doch in theoretische Gewdsser. Die folgenden Beispiele
stammen aus dem International Open Lugano 1983.

Caro-Kann
13. ...Lf4 14. Da5
Hort — Hodgson
Sonst kann der gegneri-
1. Sc3 d5 2. e4 dxe4 3. Sxe4 sche Angriff sehr stark wer-
Sf6 4. Sxf6+ gxf6 5. d4 c6 den.
Hier konnte Schwarz 5. 14. ...Le4 15. g3 Tdg8!
..-Lf5 versuchen. Wie sich Der Nachziehende besitzt
spater herausstellte, spielt Ju- Vorteile im Endspiel.
lian Hodgson sowieso Caro- 16. Dxc7+ Lxc7 17. Sd2
Kann mit 4. ...Sf6. Also keine Ld5 18. Lc4!
theoretische | Uberraschung Nur so, sonst hat WeiB
fiir den Gegner. dem schwarzen Angriff auf
6. Le2 der g-Linie nichts entgegenzu-
Moglich ist auch 6. Sf3, 6. stellen.
g3, 6. Dd3, und andere Ziige 18. ...Lxc4 19. Sxc4 h5
sind ebenfalls nicht schlecht. Vielleicht sollte Hodgson
6. ...L£5 7. Sf3 Dc7 8. 0-0 hier sofort auf den Durch-
Sd7 9. c4 0-0-0 10. Le3 e6 11. bruch f5-f4 spielen oder sogar
Dad Kb8 12. b4 Ld6é nach f5 Sd7-f6-d5 vorberei-
Die kritische Stellung. Als ten.
sehr scharf und unklar habe 20. Tab1 f5 21. Tb3
ich 13. Tfcl!? betrachtet. Die Es ist keine Zeit fur 21; bS
Idee ist Tcl-c3-a3, wobei der wegen 21...,.cxb> 22" Txbs
Turm auch bei der Verteidi- f4!, und Schwarz kommt als
gung der dritten Reihe gut erster zur Miuhle.
mitspielt. Der folgende Zug 21. ...f4 22. Ld2 h4 23.
von Weif ist nicht zu empfeh- Sd6!
len. Das Beste.
13. c5?! 23. ...Lxd6 24. cxd6 fxg3
Gibt den Punkt dS in die 25. fxg3 hxg3 26. hxg3
Macht des Schwarzen. Wenn Das Spiel ist unklar. Mei-
schon, dann 13. DaS!? mit ei- nes Erachtens sollte jetzt 26.
nem interessanten Endspiel. ...f6! geschehen, und die Aus-
9 ee

sichten fiir Schwarz sind nicht Hier soilte Schwarz 41.


schlechter. ...9d5 versuchen. Falls 42.
26. 3..157 Txe6, ‘so 42. ...Txe6 43. d7
Schwacht die Diagonale Sxf4 44. d8D Tel+ 45. Kf2
h2-b8, und e6-e5 kann nie Sd3 + 46. Kf3 Sxb4, und es ist
mehr geschehen. nicht klar, ob Wei} gewinnen
27. Tel Tg6 28. Lf4 b5 kann. Deshalb wollte ich nach
Es drohte b4-b5. Die 41. ...Sd5 42. Lg5!? spielen.
schwarze Blockade sieht auf 43. Th2 Kc8 44. Th7 Sd7
den ersten Blick gut aus, auf So blockiert Schwarz wie-
lange Sicht jedoch ist das der, aber wie in allen klassi-
Spiel fiir den Nachziehenden schen Endspielen entscheidet
ohne Perspektive. der Konig als starke Figur die
29. Tbe3 Te8 30. Tc3 Tc8 Partie.
Nicht 30. ...Kb7? wegen
31. dS!, und Wei gewinnt.
31. Tce3
Zeitgewinn.
31. ...Te8 32. Tc3 Tc8 33.
Te2!
Die Aktivierung dieses
Turmes kann Schwarz nicht
mehr verhindern.
33. ...Kb7 34. Th2 Sb6 35.
Th7+ Ka6 36. Te3 Sc4 . ‘WI &
Natitrlich nicht 36. ...Sd5? ws oP as!
37. Ta3+ mit sofortigem Ge- OO
3
|
OO)
CNE
Ae
SNE

winn.
37. Te2 Sb6 38. Te3 Sc4 AvBy CoD be Get
39. Te2 Sb6
Weil steht besser, die Ent-
scheidung iiber das weitere 45. Kg2! a6 46. Kh3 Kd8 47.
Konzept der Partiefiihrung ist Kh4 Kc8 48. Kg5 Kd8 49. Kh6
jedoch sehr schwierig. Kc8
40. Thé! Schwarz ist machtlos, er
Ein unlogisch scheinender wird friiher oder spater den
Zug. Bauer d6 ist aber so Bauern e6 verlieren.
stark, da WeiB sich diesen 50. Kg7 e5 51. dxe5 Sxe5
Tausch erlauben darf. 52. Kf6 Sd7+ 53. Kxf5 Tf8+
40. ...Txh6 41. Lxh6 Te8 54. Ke6 Te8+ 55. Te7, und
42. Lf4 Kb7 Schwarz gab auf.
en 143

Dreispringerspiel den Apfel hatte anbeiBen sol-


Hort — Fernandez len. Klar ist nur, da dies am
Damenfliigel geschehen muB.
1. Sc3 Sf6 2. e4 e5 3. d3 Sc6 4. 24. Df5 f6 25. a4 Thd8 26.
g3 d5 De4 Kh8! 27. Tb5 Te7?! 28.
Schwarz kann _ natiirlich Td5?!
auch auf d5 verzichten. Hier wollte ich schon 28.
5. exd5 Sxd5 6. Lg2 Sxc3 a5 spielen, sah aber im letzten
7. bxc3 Lc5 8. Sf3 0-0 Moment, dai 28. ...Sxa5 29.
Nicht 8. ...e4? wegen 9. Db4 durch c5_ beantwortet
De2!, und Wei gewinnt ei- werden kann. Hatte ich je-
nen Bauern. doch genauer gerechnet, ware
9. 0-0 Lg4 10. De2 Te8 folgendes zutage gekommen:
Nach 10.6 .2957) 11. d4! 28. a5!) Sxa56292 Db4. 5-30,
steht Weis besser. TxedSeiexcs-31. Dxes<Se6" 32.
11. h3 Lh5 12. Ded! Lxc6 Tc7 33. Da5 b6 34. Da4
Gerade rechtzeitig. Dxh3 35. Lg2, und Wei be-
Schwarz mu jetzt seinen halt die Oberhand.
weiBfeldrigen Laufer fiir den 28. ...Tde8!
Springer geben. Schwarz wehrt sich sehr
12. ...Dd7 13. Sh4! Tad8 gut und kontrolliert weiterhin
14. Tb1 Lb6 15. g4 viele wichtige Felder im Zen-
Interessant war auch 15. trum.
Df5!? Mit dem Textzug si- 29. Dg6?
chert sich WeifS einen dauer- Wei hofft auf 30. Td7,
haften Vorteil. verliert aber die Objektivitat.
15. ...Lg6 16. Sxg6 hxg6 Besser war, mit 29. Tb5 noch-
17. Lg5 Tb8 mals zu beginnen.
Schwarz wollte sich nicht
Atal tO lee 2 ot g,
gxf5 gxfS 20. Dh4 einlassen. wan
18. Tfel Sd8 19. Lf4! Sc6 “a
20. Ld2
Jetzt steht Wei besser.
fae”
20. ...De6 21. Da4 Df6 22.
ai
Te2 Dh4 23. De4 g5!?
Ein interessanter Plan. Esg
Schwarz legt den Konigsfliigel
still, und am Damenfliigel ist
2A 2 i
auch nicht viel los. Es ist mir
heute noch unklar, wie ich AV BNC r OU EA Gril
144

28. ...Sb8!
Damit wendet sich das IA
Blatt. Schwarz erhalt griines
Licht fiir das Manover Sb8-
AlsCGEa
nwcs‘.
d7-f8-e6-f4. Es versteht sich,
das 30. aS kaum geht wegen
3008506 23:16 axb6 vexd5: 332. AG, Y
bxa7 Sc6, und es ist keine Vi rn
Kompensation fiir die Quali-
tat zu sehen. WO es Ua
—~
@
vn
ao
NO
30. Tb5 c6 31. Tb1 Sd7 32. Y ; sy
Le3 Sf8 33. De4 Se6 34. Thel A (BvG DPERFE
Gu
Sf4!
Nun steht Fernandez eher
besser. 37. ... Fxe2 38. Txe2 Txe2
35. Lxf4 exf4 36. Df3 39. d4 Txf2 40. Kxf2 La5 41.
c4 Le3
(Siehe Diagramm rechts oben.)
Hier wurde die Partie ab-
36. ...Dxf2+! gebrochen und spater wegen
Eine hiibsche taktische 42. dS unentschieden gege-
Wendung. ben. Ja, das Mittelspiel ist fiir
37. Dxf2! jeden Spieler — egal, ob es
INTE Go), me S7/, IDS sich um einen IM oder GM
Txel + 38. Lfl T8e3 gewinnt handelt — immer noch zu
der Nachziehende. kompliziert.

Das 9. Porzer Open gewann ich mit neun Punkten aus neun
Partien. Das Jahr 1983 begann also fiir mich mit ,,allen Neu-
nen’’. Die Presse schrieb, ich hatte souverdn gespielt. Ich habe
aber ganz schon gearbeitet, denn ich wollte jede Partie span-
nend gestalten. Da ist 1. Sc3 ganz bestimmt eine Herausforde-
rung!

Sizilianisch
sehr talentierter Spieler ist
Hort — Weidemann
(Sieg gegen Spasski und Re-
1. Sc3 c5 2. e4 Sc6 3. d3 mis gegen Hiibner in der Bun-
In der Bundesligamann- desligasaison 1982/83).
schaft 1981/82 spielte ich ge- 3. g3 g6 4. Lg2 Lg7 5. d3 d66.
gen den 25jahrigen Jors Le3 Tb8 7. f4 Sd4 8. Dd2 b5
Weidemann, der iibrigens ein 9. Sdl f5 usw.
3. ...e6 4. f4 d5 5. Sf3 Sf6 Die meisten der deutschen
Falls 5. ...dxe4 6. dxe4 Nachwuchsspieler, darunter
Dxd1+ 7. Kxdl wie bei auch Lobron, Kindermann
Hort—Wirthensohn, Bad und Bischoff, spielen sehr
Kissingen 1981. Diese Partie konsequent, was ihnen hoch
nahm folgenden Verlauf: 1. anzurechnen ist. Hier ware
e4 c5 2. Sc3 e6 3. £4 d5 4. d3 17. ...h6 wahrscheinlich bes-
dxe4 5. dxe4 Dxd1 + 6. Kxdl ser.
Ld7 7. Sf3 Sc6 8. Le3 0-0-0 9. 18. Sh2 b5 19. Lf3 b4
Kel Si6 102 Le2 Le? 1is:Tdl Ein offener Kampf ist ent-
Sg4 12. Lgl f6 13. a4 Sa5 14. brannt.
Sd2 Sh6 15. Sc4 Sxc4 16. Lxc4 20. Lxh5 bxc3 21. bxc3
The8 17. Sb5 a6 18. Sd6+ Lh7
Eadb 19. Txdb"S 064420: Schwarz hat gute Kompen-
Txc6+ bxc6 21. Lxa6+ Kc7 sation fiir den Bauern.
222 1x3. Tas 23.1035 24: 22. Lf3 Tb2 23. Sdi Tc2
f5 g6 25. fxg6 hxg6 26. aS f5 24. Sf1 Td8
27. Ta4 f4 28. Lb6+ Kd6 29. Die grdéBten Befiirchtun-
h3 Sg8 30. b4 Sf6 31. c4 Sd7 gen hatte ich vor 24. ...DaS,
32. cS+ Ke6 33. a6 Teb8 34. wonach 25. c4 an 25. ...Da3!
a7 Txb6 35. cxb6 Sxb6 36. scheitert. Nach der Partie
Ta6, und Schwarz gab sich zeigte sich jedoch, das 25. a3
geschlagen. mit der Drohung c4 sehr un-
6. Ld2 Le7 7. g3 b6 8. Lg2 angenehm fiir meinen Gegner
Lb7 9. 0-0 dxe4 10. dxe4 0-0 gewesen ware. Mit dem Text-
11. e5 Sd5 12. Se4 La6 zug bereitet Schwarz ein kalt-
Es ist eine scharfe Stellung bliitiges Qualitatsopfer vor.
mit offenem Figurenspiel ent- 25. Le4
standen. Weis hat Chancen
am Konigsfliigel. Schwarz am
Damenfliigel.
13. Tel
Auch 13. Tf2 war moéglich.
Die Entscheidung fallte ich
aufgrund meiner Intuition.
13. ...De7 14. c3 Ld3!
Sonst wurde WeifS im
nachsten Zug Dc2 spielen.
15. Sf2 Lg6 16. De2 Tab8 ee)
GD)
NDE
=e
100
(CeO)
Bereitet b5-b4 vor.
17. h4 h5 AB CeD Enh va lt
255.8 SXC3 tet. Auf 32. Dxe3 folgt 32.
Dieser und die ndachsten ...Lxf6, und die Drohung 33.
Ziige sind forciert. ...Ld4 ist noch peinlicher als
26. Sxc3 Tdxd2 27. Sxd2 332))..Lxali Nachi#s32- Del
Txc3 28. Lxh7+ Kxh7 29. Lxal 34. Dxal ist 34. ...Sd4
De4+ sehr giinstig fiir Schwarz. Ich
Von dieser Fortsetzung war bereit, nach 31. ...Txe3
versprach ich mir, den akti- folgende Komplikationen ein-
ven Turm auf c3 abzutau- zugehen: 32. fxe7 Txe4 33.
schen und den materiellen e8D Te3 34. Kf2!, und die
Vorteil zu realisieren. Der Be- Stellung ist auf erst schwer
sitz des starken Feldes d4 hat- abzuschatzen.
te Schwarz vielleicht zum Re- 32. Txc3 Lxc3 33. Tdl
mis verholfen. Dd6 34. h5!
29. ...g6 30. Te3 Nur so kommt Wei wei-
tet

“as ¢ AZwe 34. ...Lxd2


B40 Clas ee Dez amind
Weil steht besser.
“gaigae 35. Dxg6+ Kh8 36. h6
Yi
YY oP
g J Dd4+
a,ae 369 Le3s+ B37. Ke2 Ld4

Ry 38. Dg4!
37. Kg2 c4
nate Leider kommt Schwarz
CO
SIND
tO
SACO) um ein Tempo zu spat.
38. Dg7+ Dxg7 39.
A BOLD ECEaG A hxg7+ Kxg7 40. Txd2
303. .1S! Jetzt ist der Rest nur noch
Ausgezeichnet _ gespielt! eine Frage der Technik.
31. exf6 ist praktisch erzwun- 40. ...Sb4 41. Td4 Sd5 42.
gen, weil 31. Df3 Sd4 32. Df2 Kf3 Sb6 43. Ke4 Kf6 44. 94 a5
Txe3 33. Dxe3 Sc2 sehr giin- 45. Td6 Sd5 46. f5 Sc3+ 47.
stig fiir Schwarz ist. Ke3 Sxa2 48. Txe6+ Kf7 49.
31. exf6 Lxf6?! g5 c3 50. Kd3 a4 51. 26+ Kf8
Hier hatte 31. ... Txe3! den 52. Tb6, und Schwarz gab
Schachfans viel Freude berei- auf.

So weit, so gut. Aber es war sicherlich nicht richtig, daB ich


mich plotzlich auf den Anfangszug 1. Sc3 verlieB, wenn ich ge-
gen Gegner antrat, die mir eigentlich unterlegen waren. Der
Krug geht eben so lange zu Wasser, bis er bricht. Passiert ist
mir das Mif§geschick in England beim TV Worldcup 1983. Ei-
gentlich war das Fernsehen schuld daran, daB ich mich noch
einmal zu 1. Sc3 hinreiBen lie. Jedenfalls ist die Erkenhtnis
aus der Niederlage gegen Kindermann, daf ich jetzt wieder
, seridse’’” Erstziige bringe. Die Kommentare sind original dem
Turnierbuch entnommen.

Sizilianisch Denken kriegen, ich spiele et-


Hort — Kindermann was, das wir vor Jahren in der
tschechischen Nationalmann-
Hort:,,Erste Runde, und schaft ausgebriitet haben.”’
ich habe Weifs gegen den rela- 3. 24
tiv schwachsten Spieler mei- Kindermann: ,,Was ist
ner Gruppe. Da gehe ich na- das, das ist ja phantastisch,
turlich auf einen Sieg aus: Ich den Zug habe ich ja noch nie
will endlich mal gut abschnei- gesehen, wirklich verriickt.
den in diesem Fernsehturnier. Was steckt da fiir eine Idee
Was ist mein erster Zug? Ich dahinter? Naja, wenn ich ihm
habe Lust auf was Besonde- Zeit lasse, seinen Konigsfligel
res, Springer c3, ungewOohn- auszubauen, mit Laufer g2
lich, aber ich habe damit noch und Bauer f4 und Springer g
nie eine Partie verloren, und nach e2, dann steht er da rie-
vielleicht kostet es ihn schon sig. Ich mu also jetzt was
mal ein paar Minuten Be- Aktives bringen. Wie kann
denkzeit.’’ ich die Schwachung der Fel-
1. Sc3 der f4 und h4 ausnutzen?
Kindermann: ,,Unge- Bauer e5 wirde die Felder dS
wohnlich, aber keine allzu und f5 in meinem Lager
groBe Uberraschung fiir schwachen. Also d5 vorberei-
mich, denn gerade neulich ha- ten.”’
be ich in einer deutschen * Fare oi)
Schachzeitung einen Artikel Hort: ,,Der Normalzug.
von Vlastimil gelesen, in dem Aber immerhin hat es ihn eine
er sagte, der Hauptvorteil die- Viertelstunde Zeit gekostet.
ses Zuges sei, das der Gegner Ich mu vorerst d5 verhin-
frith Zeit verliert. Also nicht dern.’’
lange nachgedacht!”’ 4. Lg2
1. ....c5 2. e4 Sc6 Kindermann: ,,Wie erwar-
Hort: ,,Normal ist hier d3 tet. Mein normaler Entwick-
oder g3, aber ich will ihn ans lungszug Springer f6 geht
ee tn cts nee nee ne 2TEE TS

jetzt nicht wegen g5, also muB Kindermann: ,,Ich hatte


ich erst mal seinen Bauern g4 doch ein biBchen Angst vor
testen.”’ Springer f4, aber das braucht
4. ...h5 mich jetzt nicht weiter zu
Hort: ,,Oha, nun bin ich kiimmern.”’
an der Reihe nachzudenken, 8. ...Th8 9. Lg5
das kommt mir unerwartet, Kindermann: ,,Jetzt hangt
sehr komischer Zug. Aber ich d5. Ich muB sehr aufpassen.
kann weder gS spielen noch Laufer e7 sieht wie der plausi-
gut mit h3 meinen Bauern auf belste Zug aus, entwickelt ei-
g4 behaupten. Also werde ich ne Figur, hebt die Fesselung
schlagen. Natiirlich verliere auf und pariert indirekt die
ich den Bauern zuriick, aber Drohung auf dS.”’
vielleicht kann ich dabei seine 9. ...Le7
Figuren in Unordnung brin- Hort: ,,Ein Haufen Mog-
gen. Das wird sicher eine ganz lichkeiten, und ich hab’s nicht
bizarre Partie.’’ leicht, mich zu entscheiden.
5. gxh5 Sf6 Ich k6nnte auf d5 nehmen;
Hier hatte Hort 10, Kin- oder erst auf f6 tauschen und
dermann 25 Minuten ver- dann auf d5 nehmen; oder f4;
braucht. oder h4, das stiitzt meinen
6. d3 Txh5 7. Sge2 d5 Laufer, was mir nicht so ganz
Hort: ,,Oh, er spielt gut. gefallt. Aber trotzdem, ich
Was fiir eine verriickte Stel- habe ein gutes Gefiihl in die-
lung! Ich mu8® genau spielen ser Partie.’’
— und mit Phantasie zu- 10. h4
gleich. Wie war’s, mit Sprin- Kindermann: ,,Das gefallt
ger f4 seinen Turm anzugrei- mir; glaube kaum, da das
fen? Er muB nach e5 gehen, sein starkster Zug war. Im
um seinen d-Bauern gedeckt Prinzip wiirde ich nun gerne
zu halten. Das ware der ulkig- mit d4 nebst eS das Zentrum
ste Turm, den ich je gesehen festlegen, aber dann kénnte
habe! Aber ich weifs nicht er mit seinem Springer von g3
recht, wie ich das dann weiter nach f5 hineinhtipfen. Werde
ausnutze, ich kann den Turm das also mit g6 vorbereiten;
auf eS nicht noch einmal an- stoppt aufserdem seinen h-
greifen und kriege meinen Bauern.”’
schwarzfeldrigen Laufer nicht 10. ...g6
flott. Ich spiele lieber einen Hort: ,,Er spielt positio-
normalen Zug.”’ nell wirklich gut. Ich glaube,
8. Sg3 ich habe gar nichts, vielleicht
bin ich sogar eine Idee den. Springer g4 sieht nett
schlechter aus der Eréffnung aus, den kann er nie mit f3
gekommen. Wieder viele Zii- verjagen, weil er dann nach e3
ge zur Auswahl: hS, auf d5 hineinhitipft.”’
nehmen, erst auf f6 tauschen, 13. ...Sg4
die Dame nach d2 entwickeln. Hort: ,,Jetzt droht f6, und
Ich habe schon fast eine Vier- mein Laufer ware hin. Ich bin
telstunde mehr Zeit ver- tatsachlich in Schwierigkei-
braucht als er, nur noch eine ten. Mir bleibt nichts iibrig,
gute Dreiviertelstunde bis als einen kleinen Endspiel-
zum 40. Zug. Irgendwie habe nachteil in Kauf zu nehmen.”’
ich so ein Gefiihl, da} es heu- 14. Lxe7 Dxe7
te nicht richtig lauft bei mir.’’ Hort: ,,h5 bringt mir
11. Dd2 nichts, dann kommt einfach
Kindermann: — ,,Normaler Laufer e6, und ich kriege we-
Zug. Jetzt kann ich meinen der die Damen getauscht noch
Plan ausfiihren und mir Feld f5 fiir meinen Springer.
Raumvorteil sichern.’’ Ich mui bei meinem Plan
11. ...d4 12. Se2 e5 bleiben, ins Endspiel zu ge-
Hort: ;,Ja, er hat-jetzt hen.”’
Raumvorteil. Lange Rochade 13: —
gefallt mir nicht, mein KOnig
stinde dann gefahrdet, und
ich wei noch nicht, wohin er
mit seinem geht. Vielleicht
sollte ich versuchen, ins End-
spiel zu gehen. Oder warten,
daB er Laufer e6 zieht und
dann f4 spielen mit der Dro- 44 Yi ;
hung f5. Also einen Warte-
Zug.”
moma
13. a3 f
{oo}
ASST
Ofek
EN
NEGO
ca Se Uk
Kindermann: ,,Der sche- A CO ee Points
matische Entwicklungszug
ware hier Laufer e6, aber ich Kindermann: ,,Auf g5
sollte konkret tiberlegen, wor- selbst zu tauschen ware Bl6éd-
auf es in dieser speziellen Stel- sinn, dann ware seine Bauern-
lung ankommt. Sein Laufer struktur wieder in Ordnung.
g5 ist stark, den sollte ich ta- Ich entwickle meinen Laufer,
uschen, danach konnte Bauer und wenn er die Damen
h4 immer mal schwach wer- tauscht, sollte das Endspiel
ausgezeichnet fiir mich ste- mu verhindert werden. Gut,
hen.’’ daB ich fiir diese feine Stel-
15. ...Le6 lung noch 10 Minuten mehr
Hort: ,,Meine Giite, er Zeit habe als er.’’
steht wirklich besser, ich wer- 18. ...f6
de gestraft dafiir, da ich ir- Hort: ,,Das Endspiel ge-
gendwo nicht vorsichtig ge- fallt mir iberhaupt nicht, ich
nug war. Muf jetzt sehr ge- stehe passiv und weil nicht,
nau spielen. Aber es kostet was der beste Plan ist; viel-
mich alles soviel Zeit, habe leicht Laufer h3 und Turm
bloB noch 20 Minuten ubrig nach gl. K6nnte auch mit b3
fiir 25 Ziige, und er hat eine seinen Damenfliigel lahmle-
ganze Viertelstunde mehr. gen. Ich weil} nicht recht, ich
Mu8 den Springer anders po- verbinde erst mal die Tiirme,
stieren, der von e2 aus keine das mu ich sowieso tun.”’
Zukunft hat.’’ 19. Ke2
16. Sgl Kindermann: ,,Ona, grobe
Kindermann: ,,Den guten Uberraschung, ich dachte, er
Zug hatte ich gar nicht in Be- musse mit b3 meinen c-
tracht gezogen, er bringt end- Bauern stoppen. Die Chance
lich seinen Springer auf halb- lass’ ich mir nicht entgehen,
wegs ordentliche Felder, viel- das gibt eine zweite offene
leicht ist mein Vorteil doch Turmlinie!”’
weniger gro, als ich dachte. 19. ...c4
Jedenfalls mu ich meine Hort: — ,,Schon wieder
Entwicklung abschlieBen.’’ spielt er sehr stark, vielleicht
16. ...0-0-0 habe ich ihn doch etwas un-
FLOUR CUZ CLONts mer terschatzt. Eigentlich wiinsch-
wahrscheinlich Bauer f6, und te ich mir ja selber die c-Linie
dann k6nnte ich nicht auf g6 geOffnet, aber die Gefahr ist
nehmen wegen Turm dg8. Ich wirklich, da d3 schwach
mus jetzt die Damen tau- wird. Was tun? Laufer h3
schen, sonst geht es meinem nitzt mir nichts, lauft mir
Konig in der Mitte an den auch nicht weg. Springer d2
Kragen.’’ vielleicht; und zwar mit dem
17. Dxe7 Sxe7 Springer g3, denn er hat auf
Hort: ,,Wenigstens einmal dem Konigsfliigel weniger Zu-
kann ich was drohen in der kunft als der Springer f3. Und
Partie.”’ rasch, denn ich habe nur noch
18. Sf3 10 Minuten.”’
Kindermann: ,,Springer g5 20. Sfl
Kindermann: ,,Gar nicht eventuell meinen Springer
so leicht, hier weiterzukom- von e7 tiber c6 nach d4 brin-
men. Mui mich konzentrie- gen. Aber es ist nicht klar,
ren, habe bloB noch eine Vier- und mein Bauer auf c3 kOnnte
telstunde fiir 20 Ziige, wenn schwach werden. Lieber ein-
er auch noch weniger hat. fach und logisch weiterspie-
Was liegt in der Stellung? len. Seine Basis d3 ist ftir im-
Phantastisch ware es, wenn mer schutzbediirftig, und die
ich einen Springer nach f4 offene c-Linie mu mir mehr
bringen kOnnte — unvertreib- zugute kommen als ihm.’’
bar, und wiirde die ganze wei- 21. ...cxd3+ 22. cxd3
Be Stellung beherrschen. Aber Kindermann: ,,Wenn ich
wie krieg’ ich das hin? Auf g5 jetzt die c-Linie besetze, op-
antwortet er hS, und mein poniert er. Aber nein, aha,
Springer e7 kann nicht nach wenn er das tut, tausche ich
g6. Er droht auch, meinen und spiele g5, um meinen
Springer g4 mit Laufer h3 Springer ber g6 nach f4 zu
und Turm gl anzugehen. K6- bringen. Sobald sein Turm hl
nig d7 sieht gut aus, das beugt von der h-Linie verschwindet,
einer Fesselung auf der Dia- kann er ja nicht mehr hS zie-
gonalen vor und rdumt die c- hen. Sehr interessante Idee!
Linie fiir den Turm.”’ Schnell, vielleicht fallt er in
20. ...Kd7 die Falle.’’
Hort: ,,Er sieht einfach al- 22. ...1c8
les. Jetzt bringt mir die Fesse- Hort: ,,Was bleibt mir
lung durch Laufer h3 nichts ubrig bei meiner gedriickten
mehr, und die c-Linie wird Stellung und knappen Zeit,
sehr bedrohlich. Ich hatte tat- ich mu versuchen abzutau-
sachlich c4 nicht zulassen sol- schen.”’
len. Zu spat, zu spat, jetzt bin 23. Tacl
ich arg in der Klemme. Ich Kindermann: ,,Grofartig,
mu sehen, daf} ich auf der c- genau wie erhofft. Aber nun
Linie einen Turm entgegen- schnell, wir haben beide blo!
stellen kann, vielleicht kann noch ein paar Minuten
ich mich durch Abtausch ent- ubrig.’’
lasten.”’ 23. ...Ixcl 24. Txcl
21.502 Kindermann: ,,Und nun
Kindermann: _ ,,Schwere meine stolze Pointe, g5, und
Entscheidung jetzt. Interes- er kann meinen Springer nicht
sant ware c3, Bauerntausch daran hindern, nach f4 zu
auf c3, und dann kann ich wandern. Das muf glatt ge-
152

wonnen sein, zwei solche Su- Kindermann: ,,Der Bauer


pergaule kann er unmodglich ist unwichtig. Hinein mit dem
verkraften.”’ Springer.’’
24. ...g5 25. ...Sg6
Hort: ,,Was_ zieh’ ich
ous “oe” noch? Springer el oder Bauer
Yi 7,, schlagt f6 oder sogar Laufer
fl, alles ist miserabel. Vlasti-
“WY Oe. Yi mil, Vlastimil, was hast du da
Yj Ga bloB angerichtet! Nur rasch
‘W GA Vicrey
irgendeinen Zug, durch Auf-

_t beta
oy geben ist noch nie eine Partie
gewonnen worden!”’
26. Sel Sf4+
OD
©
©)
i
—©
©oO Hort: ,,Wohin, wohin?
Gehe ich nach el, dann verlie-
Age CD ar. §Cs att
re ich durch Springer schlagt
Hort: ,,Aua, was fiir eine f2, K6nig ¢2, Turm’ c8
gemeine Uberraschung, den Schach, K6nig bl, Laufer a2
Zug habe ich ja vollig tiberse- meinen Turm. Gehe ich nach
hen! Meine ganze Partieanla- f3, setzt er mich sogar matt
ge war schief von vorne- durch Springer h2 Schach,
herein, und das Endspiel habe Konig g3, Springer e2. Ich
ich nun total miBhandelt. O mu nach f1.’’
weh, o weh, sein Springer 27. Kfl
kommt nach f4, sein Turm Kindermann: , Klasse,
steht auf h8 bereit, das tiber- jetzt gewinn’ ich sofort! BloB
leb’ ich nicht. Meine einzige nicht unntitz nachgedacht, die
Chance liegt in seiner Zeitnot, Stellung kann ich hinterher
aber ich glaube nicht, daB ich noch genieBen.”’
die Partie noch aus dem Feuer 27. ...Sh2+
reiBen kann. Jaja, er ist ein Hort: ,,Ich sollte wirklich
junger Bursche, und ich bin aufgeben, fast ist es dazu
der 4lteste Teilnehmer des schon zu spat, er setzt mich
Turniers, so geht’s im Leben. matt in ein paar Ziigen. Er
Das wird kein berithmtes Tur- hat das wirklich sehr gut ge-
nier fiir mich. Aber ich mache spielt.”’
noch ein paar Ziige, schnell.’’ So wurde 1. Sbl-c3 beer-
25. hxg5 digt!
10. Damenschach und Denkaufgaben

Um es gleich vorwegzunehmen, ich spiele ungern Schach mit


den menschlichen Damen. Aber waren es friiher nur vereinzelt
Damen, die einmal ein Turnier mitspielten, werden es jetzt
mehr und mehr, die sich im k6niglichen Spiel iiben.
Vor ein paar Jahren sagte mir GroBmeister Lew Poluga-
jewski, daB er sich stets am besten ausruhen kOnne, wenn er zu
einem Damenturnier fahrt. Dort sei immer alles klar am
Schachbrett, man spiele unkompliziert und einfach. Das kann
man heute langst nicht mehr sagen. In Dortmund 1983 spielte
Weltmeisterin Maja Tschiburdanidse mit, und die anwesenden
Herren wetteten, das sie gegen die Dame gewinnen wiirden.
Wer gegen sie verlor, sollte den anderen Turnierteilnehmern ei-
ne Runde ausgeben. Es wurden viele Runden daraus, und es
gab groBes Gejammer, denn wer fiihlt sich schon gern einer
Frau unterlegen? SchlieBlich war Schach immer eine mannliche
Domane. Aber das scheint sich zu andern. Ich glaube, daB die
amtierende Weltmeisterin mit ihren Elo-Punkten bei etwa 2500
steht. Wer soll sich da nicht fiirchten?
Im Sport werden die Geschlechter getrennt. Falls Sie der
Meinung sind, dafs Schach Sport ist, dann mitssen Sie konse-
quent sein und den Trennstrich ziehen. Falls Sie aber Schach
als Kunst oder Wissenschaft oder eine gemeinniitzige Tatigkeit
ansehen, dann haben die Damen natiirlich mitzureden. Aber
wozu dann wieder getrennte Damenturniere? Ich hatte schon
auch den Wunsch, als Mann in Damenturnieren mitzuspielen.
Zumindest einmal.
Die Maja aus Georgien hatte in Dortmund den Vorteil, den
die Organisatoren einst der ersten Weltmeisterin Vera Menchik
aus Prag einraumten, das sie bei starker mannlicher Konkur-
renz mitspielen darf. Verliert sie gegen einen Mann, dann geht
man zur Tagesordnung iiber, gewinnt sie aber, dann hat die
Tagespresse ihre Sensation, und der arme Meister fiihlt sich
ganz klein.
In Dortmund spielte ich mit Maja in der ersten Runde und
war froh, da sie zu einer Zugwiederholung griff. Das ersparte
mir die Thekenrunde.

Tschiburdanidse — Hort — 4. y.44 g65. Lxc6+ bxc6 6.


1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4 exd4 7. Sxd4 c5 8. Se2 Sf6
9. Sbc3 Lb7 10. £3 Tb8 11. 0-0 Tfel Df8 17. b3 Te5 18. Sd3
g6 12. Le3 Lg7 13. Dd2 0-0 TS5e8 19. Sf4 Te5 20. Sd3, re-
14. Tad1 Te8 15. Sf4 De7 16. mis.

Gezittert habe ich auch in London 1982 beim Lloyds-Bank-


Turnier, als ich gegen die junge sympathische Schwedin Pia
Cramling spielte. Sie hat kurzgeschnittene Haare, und ich hielt
sie fiir einen Jungen. Erst nach neun Ziigen in unserer Partie
schreckte mich der englische Grofmeister Raimond Keene mit
dem Satz: ‘‘She plays well!’’ auf. ,,Wieso she?’’ antwortete
ich. Da erst schaute ich sie mir etwas genauer an. Pia Cramling
spielt schon sehr gut, und ich war froh, daf sie in beiderseitiger
Zeitnot Remis annahm. Eigentlich stand ich sogar schlechter,
aber Zeit fiir Galanterien hat man da nicht. Pia lehrte tibrigens
auch Kortschnoi das Firchten in diesem Turnier. Er stand lan-
ge Zeit auf Verlust.
Die letzte Episode bezieht sich auf mein Spiel 1979 in Wijk
aan Zee gegen die friihere Weltmeisterin Nona Gaprindaschwi-
li. Ich hatte in G6teborg 1970 einmal gegen sie gespielt und ge-
wonnen. Natiirlich hatte ich damals Gliick, denn die Dame
stellte in guter Stellung die Dame ein. Ich kassierte das gute
Stiick, und sie gab auf. Sie blieb damals vollig ruhig und nahm
die Niederlage sehr sportlich an.
In Wijk aan Zee war die Partie sehr scharf, und es kam zu
einer Stellung, die ich auch in meinem Buch ,,Der beste Zug”’
bearbeitet habe.

— a A s?
ya Zwar hat Wei einen Mehr-
bauern, aber die schwarzen
Figuren kontrollieren wichti-
ge Felder im Zentrum. In sol-
GG Yj a Yj | chen Situationen kann sich
ears das Blatt schnell wenden, be-
Vi We, sonders, wenn der schwarze
(a
ey ; Springer auf d4 kommen wiir-
"gun ZX, de. Um dieses Feld vor allem
(oop
SS)
cope,
SL
SS
(eve
woe O20 # Yj Kx | ging es auch in dieser Partie.
— Schwarz hat jetzt groBe posi-
AsBee'O.E FG-H tionelle Schwierigkeiten, weil
Hort — Gaprindaschwili der Traum der starken ver-
(Wei am Zug) bundenen Bauernkette pl6tz-
lich verschwunden ist. Die 5. Dc4, und jetzt opferte die
Partie ging weiter mit 1. Weltmeisterin eine Qualitat
...cxb4 (Falls 1. ...Kf7, so 2. fiir den Bauern mit 5. ...Sxe7
bxc5! exf3 3. Dd3, und WeifS 6. dxe7 Txe7 7. Sxe7 Dxe7 8.
steht klar besser.) 2. Sfd4! Dc7!, und Schwarz besa
Sxd4 3. Sxd4 Sc8 4. Sc6 Kh7 — Endspielvorteil.

Wie Sie sehen, habe ich die Partie gewonnen. Was mir nun sehr
leid tat, waren die Tranen der guten Nona, als sie mir die Hand
reichte. Ich wollte sie trésten, aber ich wuBte nicht, wie. Nona
Gaprindaschwili, die auch den Manner-Grofmeistertitel be-
sitzt, muBte in diesem Turnier viele bittere Pillen schlucken.
Fischer meinte einmal, das er Nona eine Springervorgabe in
Blitzpartien geben konne. Das halte ich fiir unsinnig, und ich
wurde jede Wette auf die Nona setzen. Wie anfangs gesagt, das
Niveau des Damenschachs ist in letzter Zeit auffallig gestiegen.

Ein nettes Erlebnis hatte ich am Abschlufstag des Fernsehtur-


niers Ende Oktober 1983. Wir, die Fernsehakteure, safsen ge-
langweilt im groBen Saal der Gemeindehalle von Bath, einem
bekannten rémischen Seebad in Old England. Das englische
Fernsehen streikte, und die Teilnehmer muften warten, bis das
Deutsche Fernsehen die nétigen MaBnahmen traf, um das
Fernsehprogramm zu retten. Herum safen u.a. Karpow,
Browne, Miles, Garcia, Chandler, Kindermann, Rogers und
ich. AuBer Warten und Langweilen war nichts fiir uns zu tun.
er mR AT AIT RR ARTE EE TES

Es gab noch nicht einmal Fliegen zu fangen, denn in England


ging es ja schon auf den Winter zu.
Plotzlich kam Fernschachgrofmeister Peter Clarke in den
Saal und zeigte uns zwei Stellungen, die uns einiges zu knacken
gaben. Er brauchte die Losungen fiir einen Wettbewerb und
konnte sie trotz eifrigen Suchens nicht finden. In solchen Fal-
len fiihlt sich der praktische Spieler stets herausgefordert. Ich
kenne nicht einmal die Namen der Erfinder dieser Aufgaben,
aber ich bin ihnen dankbar, daB sie uns tiber die Wartezeit hin-
weghalfen.
Das erste Problem lautete ,,Matt in drei Ziigen’’. Versuchen
Sie sich selbst einmal daran, ehe Sie weiterlesen!

oa x
ail,

A.B CD EF GH

(Wei
am Zug)

,,Dreiziiger’’ sind normalerweise schnell zu losen. Ich habe


Bobby Fischer erlebt, wie er 4hnliche Aufgaben in einer Minute
schaffte. Bei uns dauerte es diesmal aber langer. Warum? Wal-
ter Browne war dabei, und wer ihn kennt, weif8, daB er laut zu
denken pflegt. Niemand konnte sich so richtig konzentrieren.
Es dauerte ein paar Minuten, dann hatte Browne aber die L6-
sung gefunden:
Der Schliisselzug, der aus einer Turnierpartie stammen
k6nnte, ist 1. Kel. Hatten Sie viel Mithe, oder gelang es Ihnen
noch schneller als Walter, die Antwort zu finden?
Das zweite Diagramm war noch schwieriger. Hilfsmatts ha-
ben es in sich. Sogar der Amerikaner versank in tiefes Nach-
denken.
157

YG
_a ae
Ye)

Y, YU,
ine
yewe

Jini
Cs
Clin
ee
ONG)
Se)
Mat beat
A+BoG)
D EF Gat
(Schwarz am Zug)
Hilfsmatt in sechs Ziigen

Jeder arbeitete fiir sich. Jeder suchte nach dem verfluchten


Motiv. Soll man den schwarzen K6nig in die Mitte bringen
oder lieber die weifSe Majestat auf den Damenfligel schaukeln?
Wo ist das Mattmotiv? Ich fand es einfach nicht. So vergingen
die Minuten, und ich muBte dabei an die englischen Nach-
wuchsspieler denken, die ich einmal aus Spa als ‘‘diagonal
players’’ bezeichnete. Damals waren Keene, Hartstone, Me-
stel, Basman in der Runde. Diagonalspieler — wie pafBt das zu
dieser Aufgabe? Plotzlich stiefs auch noch William Hartstone
zu uns. Er ist ein bekannter Psychologe, und zu meiner Ver-
wunderung war er es, der die fast unmodgliche L6sung entdeck-
te. Er brauchte dazu knapp 15 Minuten, und ich ziehe den Hut
vor jedem, der das schafft.
Ein paar Wochen spater schlenderte ich mit Manfred Mad-
ler durch die Diisseldorfer Altstadt. Er zeigte mir dort eine
Kneipe, in der laute Musik erdr6hnt, in der aber auch fleibig
Blitzschach geiibt wird. Als ich ihm die Hilfsmattaufgabe gera-
de zeigen wollte, erschien an unserem Tisch ein hiibsches Mad-
chen und erzahlte mir, das sie schon einmal gegen mich eine Si-
multanpartie verspielt habe. Das lag schon einige Jahre zurtick,
aber da mir lange Haare und schoéne Augen gut im Gedachtnis
bleiben, konnte ich mich pl6tzlich sogar der Stellung erinnern,
in der sie ,,gepatzt’’ hatte. Unsere Blonde kam gerade zur rech-
ten Zeit, denn wir wollten ohnehin nicht mehr gro} denken.
Wie sie uns mitteilte, spielte sie jetzt recht aktiv, und sie hatte
DE ene A WN A SS

auch ihre neueste Partie gleich zur Hand. Nattirlich konnten


wir ihr eine Analyse nicht abschlagen. Hier ist das gute Sttick!

Nimzo-Indisch Sd6 25. Tc6 Txc6 26. Sxc6 b5


Monika Stierand — 27. Tcl Sc4 28. Td1 Ta8 29.
Kaltenbach Td8+ Txd8 30. Sxd8 Se5 31.
(Kaarst III) (Erkrath III) f4 Sg4 32. e4 Kf8 33. h3 Se3
25. September 1983 34. Kf2 Sc2 35. Sc6 Ke8 36.
Sa7 Sxb4 37. Sxb5 Sc6 38. Sc3
1. c4 Sf6 2. d4 e6 3. Sc3 Lb4 Se7 39. g4 Kd7 40. Kg3 Kd6
4. Lg5 h6 5. Lh4 0-0 6. e3 Le7 41. h4 Kd7 42. Sd1 Kd6 43.
7. Sf3 b6 8. Le2 Lb7 9. Dc2 Se3 Kc5 44. g5 fxg5 45. hxg5
d5 10. 0-0 dxc4 11. Lxc4 La6 hxg5 46. fxg5 Kd4 47. Kf3
12. Lxa6 Sxa6 13. a3 c5 14. Sg6 48. Sc2+ Ke5 49. Sb4 Sf8
Tad1l Dc8 15. Se4 cxd4 16. 50. Sc6+ Kd6 51. Sd8 Ke7
Dxc8 Taxc8 17. Sxf6+ Lxf6 52. Sb7 f6 53. gxf6+ Kxf6,
18. Lxf6 gxf6 19. Sxd4 Sc5 remis. WeifS brauchte hierfiir
20. b4 Sb7 21. Tcl Tfe8 22. 88 Minuten, Schwarz sogar
Se2 a5 23. Sd4 axb4 24. axb4 123!
Gebannt starrten wir abwechselnd auf Monika und das Schach-
brett. Wir hatten mit der ganzen Analysiererei viel Zeit verlo-
ren. Da ich mich aber schachlich hoflich verabschieden wollte,
kam mir der Gedanke, ob ich ihr nicht jenes englische Hilfs-
matt, verbunden mit einer Wette, zur Losung freigeben sollte.
Schwarz beginnt und spielt so schlecht wie méglich, damit er
im sechsten Zug matt wird. Monika rief Wochen spater bei
Manfred Madler an und gab die Losung durch.
Die Flasche Wein, welche ich bei der Wette verlor, muf ich
ihr beim nachsten Altstadtbesuch noch bringen. Insgeheim hat-
te ich wirklich erwartet, daB sie die Losung fand: ...g1L 1. Lg2
elL 2. Lxh! LaS 3. Lxf3 h1L 4. Ldl Lb7 5. f3 Lb6 6. Le2 matt.
Aber noch einmal zurtick zum BBC-Fernsehschach. Im Ge-
dachtnis ist mir die folgende Partie geblieben, die ich als ein
Meisterstiick betrachte. Wei hat dabei den schwarzen Laufer
ganz systematisch ins Abseits gestellt!
Caro-Kann Raymond Keene hat die
Hort — Pfleger Vorteile von 5. ...gxf6! in
London 1979 mehreren Abhandlungen ge-
1. e4 c6 2. d4.d5 3. Sc3 dxe4 4. zeigt.
Sxe4 Sf6 5. Sxf6+ exf6 6. c3 Ld6 7. Ld3 0-0 8. Se2
SSeS eS Nie nemmeereses mene ree reece aera nnaernrennerrmnnerrnarmencscnsereng bb

Sd7 9. De2 hé 10. Lf4 Lxf4 Lée2? 21. De2


11. Sxf4 c5 12. 0-0-0 Da5 13. 21. Txel Te8 22. Te3 Txe3
Kb1 Sb6 14. d5 Ld7 15. Lf5 23. Dxe3 Se8 24. Sg3 Dc7 25.
Lb5 16. Thel Sc4 17. Del c4 Ld7 26. De7 La4?
Db6?! 18. Kal Sd6 19. Lbl Danach ist Schwarz for-
Tae8 20. Sh5 ciert verloren; erwagenswert
Droht Opferwendungen ist 26. ...Dd6.
auf g7 bzw. f6; Schwarz muB 27. Dxc7 Sxc7 28. Lf5! b6
zu einem schlechten Endspiel 29. b3 Le8 30.Lc8
abwickeln. Und 1:0, weil der Freibau-
20. <5 1xel er eine Figur kostet.
Ein Wort zum SchluB
Ich schliefe ein Schachbuch ab, das fiir sich in Anspruch neh-
men darf, etwas ganzlich Neuartiges zu sein.
Es soll nicht nur den an Eroffnungen und anderem schachli-
chen Studienmaterial interessierten Schachfreunden etwas bie-
ten, es zeigt auch die Hintergriinde und Probleme auf, die heu-
te in der Schachszene bestehen und mit denen man standig kon-
frontiert wird.
Aufgerdem wollte ich das Publikum mit den Persénlichkei-
ten des Schachs, so wie ich sie sehe, bekanntmachen.
Mit meiner Meinung habe ich nie hinter dem Berg gehalten.
Das Schachpublikum soll wissen, wie ich tiber bestimmte Dinge
denke. Wen es reizt, mit mir zu diskutieren, der findet mich bei
den verschiedensten Veranstaltungen, und nach getaner Arbeit
bin ich meistens in der richtigen Stimmung zu einem Plausch.
Wer meine Partien nachgespielt und studiert hat, wird be-
stimmt einiges dazugelernt haben. Fiir mich sind die Verlust-
partien am lehrreichsten. Man kann sie nicht oft genug analy-
sieren. Wenn Sie Ihre eigenen genauso kritisch sehen wie ich
die meinen, sind Sie bereits auf dem besten Wege nach oben.

Vlastimil Hort
einem bunten Strauss wird dem
Leser alles heute Wissenswerte
aus der Schachwelt geboten. Hort
plaudert Uber seine Erlebnisse
und Partien mit den Weltmeistern.
Wertvolle Partien mit bekannten
Grossmeistern werden gut kom-
mentiert dargeboten. Er zeigt
seine Lieblingsstlcke, aber auch
Verlustspiele, damit der Leser sol-
che «<«Dummheiten» nicht begeht
und etwas daraus lernt.

Bisher bei uns erschienen:

Viastimil Hort/Vlastimil Jansa


Der beste Zug
1. Testband fur den aktiven
Schachspieler
208 Seiten, 200 Diagramme,
Broschur, DM 26.80
ISBN 3-7919-0214-8
Die reichhaltige Erfahrung auf den
64 Feldern ist die Starke von Hort
und Jansa. Was sie anbieten, nen-
nen sie selbst schachliche Roh-
kost, weil die ausgewahlten 200
Stellungen nicht streng geordnet
nach Strategie und Taktik, Mittel-
und Endspiel oder Kombinations-
art prasentiert werden, sondern in
bunter Folge, wie es die Turnier-
praxis mit sich bringt. Es wird zu-
nachst einmal die Gretchenfrage
gestellt, wie man die jeweilige
Position beurteilt. Ihnrfolgtdie Frage
nach dem starksten Zug oder
der gebotenen Zugfolge, um die
jeweilige Partie zu retten oder zu
entscheiden. Der Leser kann sich
Punkte verdienen. Wer die Hochst-
zahl erreicht, ist nach Meinung der
Autoren bundesligareif.
lastimil Hort aus Kladno bei Prag ist im Januar
1984 40 Jahre alt geworden. Das ist, wie er sagt, fur
grosse Schachleistungen genau das richtige Alter. Der
Weltklassegrossmeister lebt seit 1979 in KdIn, wo er
am 1. Brett der Deutschen Meistermannschaft einen wesent-
lichen Anteil am Siegeszug der Porzer hat. Seine Siege in
internationalen Wettbewerben aufzuzahlen, wiirde hier den
Rahmen sprengen: denn er gewann mehr als 43 internatio-
nale Turniere, seine Erfolge in CSSR-Turnieren nicht mit-
gezahlt. Nach wie vor ist Hort aber auch der 1. Brettspielerder
Tschechoslowakei, die bei der letzten Schacholympiade
1982 in Luzern die Silbermedaille gewann. Dass Hort mit
einer Elozahl von 2615 zu den Besten der Welt zahlt, ist
bekannt, dass er aber auch als Simultan- und Blindspieler
Ausserordentliches leistet, muss einmal hervorgehoben
werden. Hort spielte sich mit 550 Simultanpartien, die er
innerhalb von 24 Stunden in Reykjavik absolvierte, in das
Buch der Rekorde. Verloren hat er dabei nur zehn Spiele.
Seine Blindvorstellungen an jeweils 20 Brettern gegen teil-
weise recht starke Konkurrenz sind schachliche Delikates-
sen. Gabe es einen «Oskar» fir den beliebtesten Schach-
grossmeister — die Jury hatte sicher keine Schwierigkeiten.

RAU

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