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Zusammenfassung Humangeo II SS19

Das Dokument behandelt die Humangeographie II mit einem Fokus auf Immobilienmärkte, deren Besonderheiten und die Auswirkungen der Internationalisierung. Es beschreibt die Veränderungen im Immobilienmarkt, die durch die Kapitalmarktorientierung, neue Akteure wie Immobilienfonds und die Dynamik der Büro- und Wohnungsmärkte geprägt sind. Zudem werden Verdrängungsprozesse, der demographische Wandel und die Bedeutung von Innovationsclustern für die wirtschaftliche Entwicklung thematisiert.

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Zusammenfassung Humangeo II SS19

Das Dokument behandelt die Humangeographie II mit einem Fokus auf Immobilienmärkte, deren Besonderheiten und die Auswirkungen der Internationalisierung. Es beschreibt die Veränderungen im Immobilienmarkt, die durch die Kapitalmarktorientierung, neue Akteure wie Immobilienfonds und die Dynamik der Büro- und Wohnungsmärkte geprägt sind. Zudem werden Verdrängungsprozesse, der demographische Wandel und die Bedeutung von Innovationsclustern für die wirtschaftliche Entwicklung thematisiert.

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Humangeographie II
VO 1 - Immobilienmärkte
Immobilien als besonderes, raumbezogenes Gut
Als gesellsch Gut
-Wohnen ist eine gesellschaftliche Grundfunktion, daher nicht substituierbar -> Konflikte
-sehr teure und langlebige Güter, die einen Großteil der Haushaltsvermögen ausmachen
-Eigentumsmärkten ist ein Trend zur sozialen Ungleichheit inhärent
Warum sind sie ein besonderes Gut?
-autonome Güter, Preis hat eingeschränkte Informationsfunktion
-geringeres Vertrauen & Informationsasymmetrien zw Marktteilnehmer
-langlebig mit langer Produktionsdauer -> geringere Angebotselastizität wg time-lags der Produktion
-hohe Standort-/Lageabhängigkeit
Implikationen der Standort-/Ladeabhängigkeit
-eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit: Flächenwidmungs-/Bebauungsplan
-Einfluss ökonom Wert, Mikro-/Makrolage bestimmen Preis
-Arbitrage zw Regionen nicht möglich
->Immomärkte=regionale Märkte

Internationalisierung des Immomarktes


Von Banken- zur Kapitalmarktorientierung
Traditionelles, bankenorientiertes System
- Wertschöpfungskette durch strikte nationalstaatliche Regelungen beschränkt
- Immobilienfinanzierung: Hausbankenprinzip, intransparente und intuitive Vergabe von Krediten
-> Immobilieninvestition und -finanzierung in derselben Region
- Hoher Selbstnutzeranteil: Gebrauchswert stand im Vordergrund
- Finanzierungsrisiko lag bei Bank
Finanzmarktorientiertes System
-Zwei Formen: Börsennotierte Finanzierung: Aktiengesellschaften finanzieren sich über Börsengänge
- Nicht-börsennotierte Finanzierung: Immobilienfonds
-Risiko von der Bank zu den Investoren verschoben
-Investitionsmotive: Inflationsabsicherung, niedriges Zinsniveau, rückläufige Erträge am Aktienmarkt

Neue Akteure: Aufstieg Fonds-Industrie


-indirekte Immoinvestitionen
-Börsennotierte (Immo-AGs) oder nicht-börsenorientierte Anlageformen (Publikum-/Spezialfonds)
-jeder kann sich auch mit geringen Beträgen an Immo beteiligen
-Marktmacht des Fonds nimmt enorm zu -> Phänomen der „Finanzialisierung“
-> wall of money am Immomarkt

Trends der Internationalisierung am Büromarkt


Räumliche Ausbreitungsmuster
-1990: Kernräume der Triade (USA, NW-E, Japan)
-Mitte 1990: Expansion in O-E, EURO-Einführung, auch verstärkt in S-E
-Mitte 2000: Expansion in Schwellenländern (Asien, L-Amerika)

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Hierarchisierung des Raums


-Top-Down-Prinzip der Investition
-A-Standorte: Metropolen, Hauptstädte
-B-Standorte: Regionalzentren
Extreme Konzentration der Büro-Markt-Investitionen
-2016: 890 Mrd USD in Büroimmos geflossen, 48% grenzüberschreitend (Tendenz stark steigend)
-Büro-Flächenbestand: 80% in 300 Städten, 60% in Top-30 Städte

Trends der Internationalisierung an Wohnungsmärkten


Dynamik nationaler/grenzüberschreitender Immoinvestitionen in Deutschland
-Dominanz privater Sektor auf Käuferseite, ausgeprägte Zyklizität
-Ursache: va grenzüberschreitende Immoinvos kapitalmarktorientiert -> besonders krisenanfällig

Verdrängungsprozesse im Stadtraum
Formen der Verdrängung
-Direkte Verdrängung: ökonomische oder physische Verdrängung
-Ausschließende Verdrängung: bei Auszug eines Haushaltes wird es einem sozioökonom gleichgestelltem
HH durch Mieterhöhung unmöglich in selbe Wohnung zu ziehen

Investitionen in den Immomarkt - Rent-gap-Theorie


-Wie entstehen gentrifizierbare Staduquartiere?
Suburbanisierung -> land value valley
-Bodenwerttal in Chicago, grundlegende Veränderung Bodenpreiskegels
-lLVV: ästeste Häuser, schlechte Bausubstanz, soz Gruppen die geringe Grundrente zahlen konnten
-Bezug zu sozialökolog Modell „zone of transition“
Drei bestimmende Faktoren
-Erhöhung Arbeitsproduktivität im Immosektor, senkt Wert bestehender Gebäude
-architektonische Modeerscheinungen, best Stile führen zu Entwertung
-baulicher Verfall der Immo
Wann kommt es zu Re-Investitionen?
-Rent gap > Kosten der Inwertsetzung -> Folge Gentrifizierung
Wie entsteht ein rent-gap?
-Entwertungszyklus und Entstehen land value valley
-Anwachsen Immopreis-Kegel, starkes Anwachsen Bodenpreisniveau

Immobilienmarkt und demographischer Wandel


Ungleiche Bevveränderung in Österreich
-selektive Binnenmigration, internationale Migration
-selbstverstärkender Effekt durch ökonom/demogr Konzentration (Städte
-Haushaltsentw bremst demogr Wandel

Heterogenität regionaler Immobilienmärkte


-ungleiche Preisentw in regionen -> heterogene Märkte

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Wohnungspreise Wachstum
Ausgleichsmechanismus des Immobilienmarktes bei Bevwachstum
(1) Bevölkerungswachstum -> Nachfrageüberhang (N1->N2)
(2) Steigende Preise/Rendite (P1->P2)
(3) Verzögerte Angebotsanpassung (A1->A2)
(4) Preisrückgang (P2->P3)
Wie wirken diese Mechanismen im Stadtraum?
-Baulandreserven/Verdichtungspotentiale im Stadtraum ungleich
-Angebotsausweitung nur in peripheren Quartieren/Stadtteilen
-Folge: Zweiteilung des Marktes, Segregation nimmt zu
Ausgleichsmechanismus des Immobilienmarktes bei Bevrückgang
-Bevölkerungsrückgang -> Angebotsüberhang/Nachfragerückgang (N1->N2)
-Sinkende Preise/Rendite (P1->P2)
-Angebotsanpassung und neuerlicher Preisanstieg??
-> Sperrklinkeneffekt: überproportionale Preisanpassungen in schrumpfenden
Regionen

VO 2 - Finanzzentren & -geo


Trends: zunehmende Dynamik und Konzentration der Finanzmärkte
-Finanzsektor: globalisierter/digitalisierter Bereich der Weltwirtsch, Devisenhandel von 120 auf 5.345 Mrd,
zunehmende Konzentration bei steigenden Handelsvolumina
Derivat-Handel
-spekulative Finanzprodukte
-Funktion: Absicherung ggüber Wechselkursschwankungen
-Formen von Derivaten: Futures, Optionen, Swap-Geschäfte
Räumliche Implikationen
-führt Entw dazu, dass es nur noch ein einziges Finanzzentrum braucht?
-kann durch Digitalisierung Handel von jedem Platz weltweit abgewickelt werden?

Historische Vorbedingungen: Entstehung des globalen Finanzsystems


Aufstieg der Euro-Dollar-Märkte
-Entstehung in 1960er
-neuer Finanzmarkt außerhalb nationalstaatl Regulierungen
-Währungshandel für nicht-konvertible Währungen, effizient & preiswert
-1970er Boom Euro-Dollar-Märkte, Entstehung Anleih-Handel (va Entwicklungsländer)
-bedeutende globale Kreditdrehscheibe
-räuml Kosequenz: Flucht Finanzkapital aus regulierten Märkten in offshore/Euro-Dollar-Märkte
Liberalisierung & Innovationen in 80/90er
-Big Bang in London: Abschaffung Kapitalverkehrskontrollen, freie Wechselkurse, Privatisierungspolitik
-technologische Innovationen/Infrastrukturen: Echtzeit-/Hochfrequenzhandel
-neue Finanzakteure: Investmentbanken, Pensionsfonds, Finanzdienstleister, spekulative Finanzprodukte
-räuml Konsequenz: Konzentration Finanzkapital/Akteure in großen Finanzzentren

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Geographie der Finanzzentren


-Tendenz der glob Konz: technologische Faktoren, neue Akteure/Finanzprodukte, Liberalisierungspol
-Tendenz der Dezentralisierung: Intransparent gehandelter Güter, Bedeutung von Agglomerationsvorteile,
polit-hist Gründe
Off-shore-Finanzzentren
-niedrige Steuern
-Vertraulichkeit & Geheimhaltung (Bankgeheimnis)
-minimale Finanzmarktaufsicht/-regulierung
-Dominanz ausländischer Anleger
-nonresident-owned/-controlled institutions play significant role within the centre
-Schweiz, Luxemburg, Hong Kong beste im „Financial Secrecy Index“
Global Financial Centres Index
-halbjährlich erscheinendes Ranking für ca 80 Finanzzentren
-fünf Indikatoren: Arbeitsmarkt, wirtsch Rahmenbed, Infrastruktur, Marktzugang, Wettbewerbsfähigkeit
-kombiniert mit Online-Umfrage

Definition Finanzzentrum
-Fähigkeit Informationen zu sammeln, auszutauschen, neu bilden, interpretieren
-Ballung hochwertiger physischer Infrastruktur (Telekommunikationstechnologie, Börsen)
-hochverdichtetes Wissen der häufig global vernetzten Finanzmarktakteure (Banken, Versicherungen)
-spezialisierte Finanzdienstleister (Wirtschaftsprüfer, Anwaltskanzleien)
-inter-/nationale Regulierungs-/Finanzaufsichtsbehörde
-Wirkung Intermediations-/Allokations-/Koordinations-/Kontrollaktivitäten reichen weit über Standort

Finanzzentren und Stadtentwicklung


Baudynamik in Finanzzentren - London Docklands, Canary Wharf
-Verfall in 60er, Trendwende unter Thatcher (Sonderwirtschaftszone, Liberalisierung)
-1986 Big Bang: vollstände Liberalis & Aufhebung Kapitalverkehrskontrollen in GB
-Steuervorteile für ausländische Investoren

Zyklizität und Entkoppelung des Immomarktes


-London: ab 1986 starker Bau-Boom, starke Büro-Nachfrage im Finanzsektor
-Frankfurt: anfangs moderat, De-Regulierung ab 90er löste Boom aus, 2. Boom in Dotcom-Blase syncron zu
globalem Finanzmarkt
-Boom-Phasen aufgrund überschüssigen Investitionskapitals & starker Nachfrage am Büroimmomarkt
-Entkoppelung von Angebot und Nachfrage

Aufstieg des Finanzplatzes Frankfurt


-bis 1945: Traditionelle Messe-/Handelsstadt, 1585 Börse eingerichtet, Niedergang Gründung dt Reich
-Zugang: Ereignisgeschichte, Evolutionäre Perspektive
Phase 1 - historischer Zufall (1945-47)
-Offene Situation nach 2. WK hinsichtlich Führungsposition im dt Finanzsystem
-Verlagerung von strategischen Abteilungen/Vermögen/leitenden Angestellten in Westsektor
-Dominierende Stellung von Hamburg, aber Frankfurt wird Sitz der neuen Zentralbank

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Phase 2 - Verfestigung der nationalen Dominanz (1958-66)


-Umstellung auf Finanzmarkt
-Verlagerung von dt Banken/-abteilungen nach Fra
-internat Bedeutung: wichtigste Devisenbörse in Frau, Niederlassungen von Auslandsbanken
-> Frau steigende Dominanz im dt Finanzsystem
Phase 3 - Erste Internationalisierung (1967-86)
-„lock-in“ von Frau, mehr Auslandsbanken als an allen anderen Finanzzentren
-Motiv: Nähe zu dt Banken, wichtig für „information hinterland“
Phase 4 - Zweite Internationalisierung (1985-98)
-Anpassung an neue Rahmenbedingungen
-neue Geschäftsfelder: M&A-Markt in De erlebt starken Boom
-Dominanz der Frau Börse
Phase 5 Frankfurt in Europa (seit 1999)
-Widersprüchliche Entw, Faktoren der Verfestigung & Entankerung
-Ansiedlung EZB
-Rückgang Auslandsbanken in Frau (absolut)
-Remote-Zugang ermöglicht es von anderen FZ in Frau zu handeln
-> Verschiebung von nationaler auf europäische Ebene: Information Hinterland von Frau schrumpft
-> Reaktion: lokale Initiativen von Hessen (Forschungs-/Ausbildungsinfrastruktur, Ausbau IT-Infrastruktur)

Übersicht - Abfolge eines Entwicklungspfades


-Untersch Faktoren führen zu
Verfestigung/Entankerung eines Standortes
-Phase 1: Zentralbank-Ansiedlung
-Phase 2: Nähe zu Zentralbank, Interbanken-Markt
-Phase 3: Nähe der Auslandsbanken zu Inlandsbanken
-Phase 4: Bedeutung der Börse, M&A Dienstleister,
Ende der Bindung an die Bundesbank
-Phase 5: Remote-Zugang, Verlagerung der
Auslandsbanken, IT-Infrastruktur

VO 3 - Innovation und Wissen im räuml Kontext


Im langfristigen Strukturwandel
Theorie der „langen Welle“
-Kontratieff-zyklus, Indentifikation von langen
Wellen für Zeitraum von 50-60 J
-Prozess schöpferischer Zerstörung durch großes
Auftreten von Innovationen
-Alte Kombinationen durch neue abgelöst
-Krise: ringen zw alt und neu
-zentraler Akteur: kreative Unternehmer,
Basisinnovationen, die viele Verbesserungs-
/Folgeinnovationen auslösen

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Räumliche Aussage der Langen Wellen


-jede Welle basiert auf untersch Branchen/Technologien, hat eigene
Geographie -> immer hohe räumliche Konzentration
-jede Branche eigene Standortfaktoren
-Zentren der alten Kombinationen bieten kein Milieu für radikale Innovationen
-untersch Transport-/Erreichbarkeitsverhältnisse in jedem Zyklus

Zusammenhang Innovation und räumliche Nähe


Cluster - regionale Wissensnetzwerke
-regionales Netzwerk von Unternehmen/Institutionen
-Synergieeffekte führen zu höherer Produktivität und Innovationsfähigkeit, höhere Wettbewerbsfähigkeit
Woraus ergeben sich Synergieeffekte?
-Qualität des reg Arbeitsmarkt: hochqualifizierte Fachkräfte wg reg Lerneffekte, Mobilität dieser lässt
Wissen im Cluster zirkulieren
-Arbeitsteilige Strukturen: Auslagerung Arbeitsschritte, gemeinsamer Bezug Dienstleistungen, In-Output-
Verflechtung/Informationsvorteile erleitern Spezialisierung
-Technologische Externalitäten: reg Bildungs-/Forschungseinrichtungen kooperieren mit Unternehmen,
stellen Wissen zur Verfügung
Cluster in Ö
-Lebensmittel: OÖ
-Werkstoffe/Materialien: va ST/OÖ, andere auch
-Gesundheit/Life Science Graz, W, OÖ
-Mechatronik/Elektronik/IT: W, OÖ, K
-stark von Politik gefördert (politikinduzierte Cluster)
-beliebige Förderstrategie für periphere/urbane Regionen
-starke Rolle Landespolitik -> Landesgrenzen
-Problem Abgrenzung: wo endet Cluster?

Ansatz des kreativen Milieus


-soz/kult Aspekt im Vordergrund -> sozkulturelles Umfeld ist Generator für Innovationen
-Informelle, soz Akteursnetzwerke in engem/begrenzten räuml Umfeld, zentral: face-to-face
-kreatives Potenzial: Vernetzung untersch Akteursgruppen & deren Kompetenze
-drei Bausteine_ Innovationsnetzwerk, Milieu, kreativer Kern des Milieus
Drei Wirkungsebenen des kreativen Milieus
-Ebene 1: Unternehmen/-snetzwerke: Einbettung reduziert Unsicherheit, erleichtert Informationssuche
-Ebene 2: Technologisches Umfeld: attraktives technolog/ökonom Umfeld
-Ebene 3: kollektive Ebene: Milieu als gem Raum/Identität, fördert Zshalt, Entstehung gem Routinen
-> Zwischenfazit: zentrale Aussage der territorialen Innovationsmodelle isnd Dichte, Nähe, Milieu,
Interaktion -> Innovation, Effizienz, Wettbewerbsvorteile

Vom local buzz zur global pipeline


Bedeutung local buzz in territorialen Innovationsmodellen
-Nähe schafft Vertrauen, face-to-face-Kontakte
-Austausch tacit knowledge (distanzsensibel, Übertragungsqualität nimmt mit Distanz ab)
-> Wettbewerbsvorteile
-Kritik: Lock-in, nicht genug Offenheit für neue Einflüsse/Technologien -> Kombination der beiden wichtig
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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Strategien zur Kompensation räumlicher Nähe


-virtuelle Nähe durch soz Medien -> schaffen buzz without being there
-Wissenschaftl Kongresse, Messen, Veranstaltungen schaffen Cluster auf Zeit
-Cluster-Ansatz für Industrieproduktion entwickelt -> auch für Dienstleistung/Forschung gültig?

Forschungscluster in Wien
Struktur der Wiener Forschungslandschaft
-1/3 ö Forschungsausgaben/-einrichtungen in Wien, Dominanz des öffentl Forschungssektors
-Nicht-Wien holt auf, zunehmende Divergenz der Entw bei den F&E-Ausgaben
-Dominanz Ausgaben/Beschäftigte auf private Großunternehmen, SMEs holen auf
-> Zwischenfazit: Dominanz öffentl Sektor, hohe Dynamik kleiner privater Forschungseinrichtungen

Sektorspezifische Muster der Konzentration


-Life Sciences: Medizin Uni Wien, Vienna Biocenter, Muthgasse, Vetmed Uni
-Sachgüterproduktion: TU Wien, Standorte am Stadtrand
-Informations-/Kommtechnick: TU Wien, Uni-Institute im 9. Bezirk, Wienerberg, Media Quarter Marx

Konzentration in LS und IKT


-Kriterien: räuml Nähe, hohe Zahl, öffentl/private Einrichungen fachliche Dominanz -> 3 LS-/2 IKT-Cluster
Wozu räumliche Nähe in Forschungspraxis?
-persönliche Kontakt/Interaktion (Mittagessen, f-t-f, Veranstaltungen, nicht zwingend Kooperation)
-Ausdruck der Bequemlichkeit?
Wozu Internationalisierung in Forschungspraxis?
-Ambivalenz der Internationalisierung -> Bedeutung von persönlichen Kontakten
-Spezialisierung macht Internationalisierung notwendig

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

VO 4 - Wien - Regionale Wirtschaftsstruktur und Dynamik


Struktur und Dynamik der Wiener Wirtschaft
Langfristiger Sektoraler Strukturwandel
Trend 1: Wandel zur DLgesellschaft
-seit 1970 Zunahme DLbeschäftigte um +60%
-Rückgang Industriebeschäftigte um 2/3 (nur noch 14% der unselbstständig Beschäftigten)
-Internationaler Vergleich: rascher Strukturwandel (Wettbewerbsfähigkeit), aber untersch Leitsektoren
(öffentl vs privater Sektor)
-> Tertiärisierung vs De-Industrialisierung?
PERIODISIERUNG
-1970er: Tertiärisierung durch öffentl DL-Sektor
-1980er: schwache wirtsch Entw, Stagnation der öffentl Beschäftigung, massive De-Industrialisierung
-1990er: Wachstum privater DL-Sektor (Banken, Versicherung, IT) -> private Tertiärisierung
-späte 2000er: Wachstum wissensintensiven, technologie-/innovationsorientierten Branchen
Trend 2: Aufwertung wissensintensiver DLbranchen
-überduschn Wachstum der hoch qualifizierten Jobs
-Erosion geringqualifizierter Arbeitsolätze in SG-Erzeugung
-Vergleich zu Ö: Spezialis bei mittleren/hohen Qualifikationen (Großunternehmen, Finanzsektor, Unis)
-> spezifische, urbane Ökonomie in Wien
-Lokalisationskoeffizient: Anteil Teilraum/Wien und Anteil Gesamtraum/Ö, über 100 Spez in W, unter nicht
Ursachen des Strukturwandels
1. Exogene Ursachen: -Zunahme internat Standortwettbewerb, zwei Wellen
-1. Welle: Transportkostenreduktion, polit Liberalisierung -> Reduktion Handelskosten, Trennung
Produktion/Konsum
-> Standortwettbewerb zw Hoch-/Niedriglohnländern
-2. Welle: durch IKT ausgelöst, Produktionssteuerung über Distanz -> Trennung Produktionsschritte
-> Standortwettbewerb zw ähnlichen Regionen
2. Endogene Ursachen: -Vor-/Nachteile Metropolregion Wien
-Vorteile: hohes Qualifizierungsniveau am Arbeitsmarkt, viele spez Branchen, Innovationspotenzial
-Nachteile: Mangel an Produktionsflächen, hohe Lohnkosten, Verkehrsprobleme
-> Trend zu hochwertigen Branchen und Arbeitsplätzen wird sich fortsetzten

Position unter europäischen Metropolregionen


-untersch Dynamik der ökonom Entw (Bruttowertschöpfung, Wirtschaftswachstum)
-Bev wächst schneller als Wirtschaft und Beschäftigung
-Gute Position in Spritzentechnologie
-hohes Niveau beim Beschäftigunganteil trotz hoher Dynamik
-> technologieorientiertes Profil von Wien verstärkt sich in Europa
-Spez vorrangig in wissens-/innovationsorientierten Branchen, primär DL-Sektor

Entwicklung des Einzelhandeln in Wiener Geschäftsstraßen


Grundsätzliche Trends im Einzelhandel
-Konzentrationstendenz, rückläufige Betriebszahlen
-Zunahme großflächiger Betriebsformen (Angebotsausweitung) oft an neuen Standorten (Shoppingcenter)
-steigende Bedeutung des Internethandels
-Wandel im Konsumverhalten (Hybrides Verhalten, Erlebnisorientierung, Freizeit)
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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Aktuelle Entwicklung im Einzelhandel


-unterdurchscn Beschäftigungsentw im langfristigen Trend
-Bruttowertschöpfung zeigt hohe Sensitivität ggüber Konjunkturschwankungen
Stadträumliche Konsequenzen
-Auflösung historischer dreiteiliger Struktur des Einzelhandel (Markt, Geschäftsstr, Nahversorger)
-zunehmender Wettbewerb zw Einkaufsstr bei steigender Konzentration auf Shoppingcenter
-Verdrängungszyklen: 1980er Boom Einkaufsstr, ab 1990er Boom Shoppingcenter/Fachmärkte

Erdgeschosszonen und Leerstand in Wien


-Schnittstelle zw öffentl/privatem Raum -> Zone von vielfältigen Interessenskonflikten
-zentrale Bed für Qualität des öffentl Raums/Aufenthaltsqualität/Urbanität
-ökonom Strukturwandel der Stadt wird sichtbar
Zentrales Feld der Stadtentwicklungspolitik
-Föderpol durch Wirtschaftsagentur, Wiener Stadterneuerung, Gebietsbetreuung
-Aufwertung Bausubstanz, Strukturwandel, Prozessbegleitung, Vernetzung von Akteuren
-Vermittlungsagentur „nest“
Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Phänomen Erdgeschosszone/Einzelhandel
-Sozialraumanalysen, Einkaufsstraßenerhebung
-Leerstand und Nutzungswandel

Internationalisierung Wiens
1980er: geringes Niveau der Internationalisierung
-unterdurchschn Internationalisierungsniveau
-Ö überwiegend Ziel passiver Direktinvestitionen
-Dominanz westl Bundesländer bei aADIs im nahen Ausland
-Starke Binnenorientierung Wiens (verstaatlichte Industrie, De-Industrialisierung)

1990er: Periode der nachholenden Internationalisierung


-Boom aktiver/passiver Wiener Direktinvestitionen, parallel zu gesamtö Entw
-zunehmende Diskrepanz bei Beschäftigungsentw & Investitionsvolumens bei pADIs
-Umkehr traditioneller Investitionslücke in den Krisenperioden
-Ausdruck räuml/struktureller Utnerschiede a/pADIs
Räumliche Muster der Direktinvestitionen: Woher & Wohin
-deutliche Verschiebung aADI-Ziele von West- nach Osteropa (MOEL5 -> Ost-Rest)
-konstante, hohe Konzentration auf europ Ziele
-klare Asymmetrie zw a/p Direktinvestitionen
Sektorale Struktur der aktiven Wiener Direktinvestitionen
-Anteil Banken/Versicherungsgesellschaften stieg auf 60% der Wiener aADIs
-Wiener Banken dominieren diese aADIs dieses Sektors -> 80-90% der ö Finanz-ADIs aus Wien
-2008er-Krise schlägt sich stärker in Statistik nieder als 2001er-Krise
Rentabilität der aDIs
-Osteuropa: ab späten 1990er „Cash-Cow“ der Wiener DI
-Einfluss Krisen 2000/2008 regional/sektoral sehr untersch
-ab Mitte 200er Angleichung der Renditen
-Folge: Steigernde Vulnerabilität, starker Anstieg uneinbringlicher Kredite, hohe Abschreibungen,
polit Risiken, Rückgang Kreditvergabe
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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Wien als Drehscheibe zw West/Ost


-indirekte DI als Iindikator für Stellung Wiens als Brückenkopf
-kontinuierlich steigender Anteil ausländischer Konzernzentralen an a Wiener DI
-Räumliche Muster: Drehscheibenfunktion in beide Richtungen

VO 5 - Die Geschichte der Geographie


Antike
-schon bei Griechen (Herodot), sammeln und beschreiben des geogr/histor Wissen
-Kugelgestalt Erde bereits allgemein gesichertes Wissen
-bekannte Ökumene (=von Menschen bewohnte Welt) umfasste Asien, Europa, Afrika (Lybien)
-systematische Überlegungen zur Erklärung geogr Phänomene
-Ptolemaeus: systematisierte topographisches Wissen, Anleitung zum Zeichnen von Erdkarte
Rätsel der sog Nilschwelle
-Hochwasser Juni-Oktober, unerklärlich für Griechen wg sommerl Trockenheit des Mittelmeerklimas
-Hypothesen: -Thales: Sommerliche Nordwinde stauen das Flusswasser
-Homer: südlicher Nil fließt aus Ozean
-Anaxagoras: Nil schwillt von geschmolzenem Schnee
-Herodot: Hochwasser=normaler Wasserstand, im Winter wandert Sonne nach Süden & zieht dort
viel Wasser an, nur wenig fließt nach Norden ab
-Ägypten als „Geschenk des Flusses“ -> Deutung Nil als Fremdlingsfluss & Ägypten als Flussoase

Abendländisches Mittelalter
-antikes Wissen in religiös gedeuteten kosmologischen Kontext gestellt (Erde=Gottes Schöpfung, Jerusalem
Mittelpunkt der Ökumene)
-Kugelgestalt auch hier Allgemeinwissen der Gelehrten

Spätmittelalter
-Erfindung Kompass, Buch-/Kartendruck
-gestiegene Anforderungen der Schifffahrt & des Handels
-wachsendes Interesse der Fürsthöfe an Geo
-Übernahme Wissen von Arabern, Wiederentdeckung Ptolemaeus-Werke
-> neue Blüte der Karto/Geo

Renaissance
-neue Blütezeit wg:
- Wiederentdeckung & Verbreitung Ptolemaeus-Werke
-Buchdruck -> neue Märkte für geo Wissen
-Vermessung/Karto machten große Fortschritte (praktische Mathematik)
-Entdeckungen in Afrika, Asien, Amerika -> verändert grundlegend geogr Weltbild
-Verschiebung von spekulativer Theoriebildung der christl Scholastik zur säkularisierter Wissensch,
von aristolelischer zur modernen Naturwissenschaft
-> Mathe als Leitwissenschaft der Renaissance: Galileo, physik Vorgänge durch mathem Modelle
beschreiben, Vorbereitung wissensch Rev
-absolutistische Herrscher ließen Karten ihrer Territorien machen, wurden immer genauer, neues Bild Erde

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Wissenschaftliche Revolution (17./18. Jhd)


-Entstehung neuzeitlicher Ws: Emanzipation von der Religion, Überwindung aristotelisches System, von
Spätmittelalter bis 18. Jhd
-Renaissance (15./16. Jh.): Kombination von Wissenschaft (Gelehrte)/Praxis (Handwerker) zu „praktischen
Mathematikern“ (Festungsbauer, Vermesser, Geographen, Kartographen)
-17. Jhd: Institutionalisierung der „experimentellen Philosophie“, va Physik/Astro
-Galileo Galilei (1564-1642): physik Vorgänge auf Naturgesetze zurückführen, mathematisch beschreiben,
Naturwissenschaftliche Theorien müssen experimentell überprüfbar sein
-Viele Wissenschaftler des 17. Jhd sahen Welt als „Maschine“, deren Aufbau/Funktionsweisen Wissenschaft
zu erforschen habe, sehr populär Uhr-Metapher ( auf un-/belebte Natur einschl Mensch angewandt)
-> Gott als Uhrmacher

Aufklärung
-wiss Rev im 18. Jhd wesentlich abgeschlossen
Transformation des wissensch Erkenntnisschemas
-Mittelalter: Erkenntnis Welt, Schöpfung Gottes, Bibel offenbart Wahrheit (höchste Autorität), sekundäre
Autorität Philosophen
-wiss Rec: Naturgesetze durch Experimente erkennen, ratio/experimenta statt Spekulation/Berufung auf
tradierte Autoritäten
-Aufklärung: Entdeckung Subjekt & seiner konstruktiven Erkenntnisleistung
-Prinzipien der neuen W: Erfahrung (Empirie) als Wahrheits- und Prüfinstanz
- Mathematisierung, konstruktives Modelldenken
- Fortschrittsbewusstsein hinsichtlich Entw Wissen/Technik/Medizin
Geographie
-Beschreibung, Deutung, Erklärung geogr Phänomene
-Bereitstellung nützlichen Wissens über Länder/Staaten/Wirtsch für Bedürfnisse der rationalen Staatsverw
-Physikotheolog Ggbew: Naturvorgänge nach kausal-mechanischen Gesetzen, von Gott in Gang gesetzt

19. Jahrhundert
-Schwelle zu moderner wissensch Geo Humboldt & Ritter

Humboldt
-charakteristisch für naturkundliche Epoche vor Ausbildung der strengen/positivistischen Nws
-begründete moderne wiss Länderkunde
-neue Auffassung Geo, durch präzise Beobachtung & reflexive Deutung zu ganzheitlicher Anschauung/
Deutung der Natur gelangen
-antifeudalistisch -> ging nicht von feudaler Staatsordnung aus, suchte natürliche Geo der landschaftlichen
Ordnung (natürliche/menschl Faktoren wirken harmonisch)

Begründung der akademischen Geo in Ö


-Simony: Forschungen auf Dachsteinplateau (Geomorph & Gletscher), Uniprof Wien -> Innehaber erste
Lehrkanzel für Geo in Ö
-zunehmendes Ansehen positivistischer Nws, großer Einfluss Darwinscher Evolutionslehre
-> förderte Emanzipation der wiss Geo als positivistische nws orientierte Disziplin
-allgemeine Gesetze über kausale Abhängigkeiten finden, nat Gegebenheiten Erde als verursachende
Faktoren & Menschenwerk als abhängige Folge (Geodeterminismus)
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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Ratzel
-von Darwin, Positivismus, dt Nationalismus der Bismarck-Ära geprägt, geo-darwinistisch
- übertrug Gedanken der biolog Evolution von Darwin auf Menschen
- Völker/Nationen als „organische Ganzheiten“ die sich an ihre nat Lebensräume evolutorisch anpassen
-normativ verwendet -> Legitimation von Imperialismus/Expansionismus

20. Jahrhundert
Einfluss 1. WK
-Kriegsbegeisterung führte zu Aufwertung der „nat Erziehung“ & geogr Wissens (Kriegsgeo, Geopolitik)
-territorialen Veränderungen D&Ö führten zu verstärkten großdeutschen Nationalismus -> Beschäftigung
mit dem „Grenz- und Auslandsdeutschtum“
- Verschiebung geogr Themen: von Physio- zur Humangeo, etatistischen zur völkischen
-ideologische Boden vorbereitet für Nationalsozialismus, vom überwiegenden Teil der de/ö Geos begrüßt
-Wichtigste Teildisziplinen: Geomorphologie und Siedlungsgeographie

Penck
- bahnbrechende Beiträge zur Quartärmorph der Alpen
-großdeutscher Nationalist -> propagierte These vom deutschen Volks- und Kulturboden (natürlicher
Lebensraum, durch Siedlungsraum Volksdeutscher/Prägung Kulturlandschaft definiert)
-> Zeil Revision Gebietsabtretung durch Versailler Vertrag

Hettner
- Begründung eines tragfähigen theoretischen Systems der Geo
- Gegensatz zw Natur-/Kulturwiss für Geo überwinden durch Auffassung als Raumwiss
-Gegenstand Geo: Erdof in ihrer dinglichen Erfüllung und räumlichen Differenzierung
-unterschied Allg Geo (nomothetische Betrachtung einzelner Sachbereiche wie Relief, Klima, Bev) und
Länderkunde (idiographische Betrachtung einzelner Erdräume)
-Dualismus von nws Physischer Geo & kulturwiss Anthropogeo mit Hilfe Landschaftsgedanken überbrücken
-> Geo Brückenfunktion zw Natur-/Kulturwiss
-konkurrierende Konzepte/Gegenströmungen: Geopol, strukturell-funktionale Wirtschafts-/Sozialgeog

Ära des Nationalsozialismus


-ns Bedrohungsideologien: rassisch, politisch, militärisch, wirtschaftlich -> Ableitung Anspruch auf
Führungsposition in Europa, Expansionskrieg & 2. WK diskursiv vorbereitet
-Politisierung/Provinzialisierung der desprachigen Geo
-kaum Methodologische Innovationen, traditionelles Paradigma der Landschaftskunde blieb dominant
-in Ö va Hassinger Geo im Geist des NS

Nach dem 2. WK
-keine offene Auseinandersetzung de/ö Geos mit Verstrickung vieler Geo in ns Regime, viele polit belastete
wandten sich unverfänglichen Forschungsthemen zu
Dominante Fachauffassung: Geographie als Landschafts-/Länderkunde
-Landschaft: dringlich erfüllter Raumausschnitt, versch Sphären in Wechselwirkung
-> Kritik: soz/mentales auf materielle Phänomene reduziert
-Länderkunde: Idiographisches/nomothetisches Wissen über Erdräume nach Sandwich-Modell
-50er: graduelle Modernisierung (Landschaftsökol, Sozialgeo), erst seit 70er Ausdifferenzierung Humangeo
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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

VO 6 - Aktuelle Paradigmen der Humangeo


-untersch Paradigmen/Auffassung über Arbeitsweise Humangeo
-Paraigmenunterschied zw Natur-/Humanwiss, innerhalb Human Unterteilung Soz-/Kulturwiss
-> Snow: These der zwei Weisskulturen (zwei Hyper-Paradigmen)

Kuhn
-wiss Paradigmen: untersch Formen der Perspektiven auf Realität, Bündel
spez für wichtig gehaltene Fragestellungen/Basistheorien/Arbeitsmethoden
-fortgeschrittene Wiss charakterisiert durch Abfolge von Paradigmen/Rev
-Paradigma=kognitives System gemeinsam geteilter Annahmen über Realität,
Relevanz Problemstellungen, Fruchtbarkeit Theorie, angemessene Methoden
-wiss Rev=sprunghafte Ablösung Paradigma durch neues

Sandwich-Modell
-bis 70er dominierendes Paradigma Landschafts-/Länderkunde
Krise in 70er
-wisstheoretische Defizite: kaum Erklärung von Sachverhalten wg Mangel
an leistungsfähigen Theorien
-Geringe Gesellschaftsrelevanz: geringe Bed für Lösung aktueller Probleme
(Umwelt, Entw, Raumordnung)
-Ideologieverdacht: Legitimierung bestehender gesellschaftlicher Verhältn
-Intellektuelle Genügsamkeit

1990er
-zentrale Rolle des Raums als Ggstand der Geo hinterfragt
->Werlen konzipierte sozwiss Humangeo, menschl Handeln im Mittelpunkt
-vertiefte methodologische Ggsatz zw nws Physischen Geo & geswiss Humangeo, aber auch Entw
integrativer Ansätze/Perspektiven
-weitere Ausdifferenzierung humangeo mit untersch Fachauffassungen/Paradigmen
-> derzeit mehrere Fachparadigmen nebeneinander

Welche Paradigmen haben Landschafts-/Länderkunde abgelöst?


Raumanalyse
-Zentrierung auf „Raum“ statt auf Landschaft -> Raum als Distanz-Relationen-Gefüge
-Einbeziehung von Kosten- und Zeitdistanzen
-Entw Raumtheorien zur Erklärung räuml Muster/Prozesse
-quantitative Analysemethoden und Modellbildung
-Bsp: Landnutzungstheorie (Thünen), industrielle Standortlehre (Weber), Stadtstrukturanalysen
Prämissen der klassichen Theorie der Zentralen Orte
-Warum viele kleine & wenig große Städte? Warum Netz der Städte im Raum häufig regelm Muster?
1. Raumbeschaffenheit: Isotropie (Isotropie-Prämisse)
-homogene Naturraumausstattung, Bevverteilung
-homogene Verkehrserschließung, konstante Transportarten
-gleiche Einkommen/Kaufkraft/Bedürfnisse…
-homogene Produktions-/Nachfragebedingungen
-Unbegrenztheit des Raums
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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

2. Vollkommene Marktwirtschaft (System-Prämisse)


-Differenz des örtlichen Punktmarktes der neoklassischen Nationalökonomie durch Einführung
räuml Dimensionen
-polypolitisches Verhalten
-keine staatliche Einflussnahme
-Marktpreis für Anbieter und Nachfrager ein Datum
3. Verhalten des Homo Oeconomicus (Verhaltens-Prämisse)
-Gewinnmax der Anbieter
-Nutzermax der Nachfrager
-vollkommene Informiertheit über Marktsituation/Folgen wirtsch Handelns
Ist raumwiss Zentrale-Orte-Forschung heute obsolet?
Ja weil… Nein weil…
-Transportkosten haben Bed verloren, rigide Prämissen -empirische Bestandsaufnahmen/Analysen zeigen interess
schränken Aussagerkraft Theorie ein Ergebnisse -> Vermutung oft behauptete Auflösung
Verflechtungsbereiche nicht wahr
-zentralörtliche Wirklichkeit entfernt sich immer mehr vom -New Economic Geo: Renaissance der regionalökonom
theoretischen Modell: Zentrenspezialisierung steigt, Modellbildung
Verflechtungen/Bereiche überlagern sich
-Zentralitätsforschung in Handels-/DL-/Infrastruktur- -Analysen Erosionsprozesse der haushaltsnahen Versorgungs-
/Städtesystemforschung ausdifferenziert /Infrastruktur, deren Wirkungen und raumplanerischen
Gegenstrategien
-mit Modell Wirkung untersch Transportkostengradienten
abschätzen

Handlungs-/institutionentheoretische Wirtschafts-/Sozialgeo
-Zentrierung auf Handlungen, Akteure und Institutionen statt auf Raum, Handeln statt Verhalten,
Akteurkonstellationen, Institutionen als „Spielregeln“ der Gesellschaft
-Dialektik von Handlungen und Institutionen
-Bsp: Mikroökonom Wirtschaftsgeo, Analysen raumbezogener Politikfelder und Raumplanungssysteme
Modell der Wohnstandortentscheidung
-Bsp für handlungstheoretisches Konzept zur Erklärung von Migrationen
-Individuelle Bewertung Standortnutzen und Entscheidung zum Umzug im Mittelpunkt
-basiert auf Modell der freien Wahlentscheidung
-nicht berücksichtigt werden Flucht, Restriktionen durch niedriges Einkommen/soz Benachteiligung,
institutionelle Faktoren (Aufenthaltsrecht)

Qualitative Kulturgeographie, auch Neue Kulturgeographie bzw. Poststrukturalistische Sozialgeographie


-Zentrierung auf Interpretation des „Sinns“ von Handlungen und Texten sowie auf Diskurse, welche „Sinn“
und Weltbilder produzieren
-Kultur als soz Praxis der Sinnzuschreibung, sinnhafte Deutung der Welt
-Fokussierung auf qualitative/interpretative Methoden
-Grundannahme: soz Wirklichkeit ist soz konstruiert/kulturell vorinterpretiert
-Artefakte (Denkmäler, Gebäude, Städte) als nicht-/intendierte Handlungsfolgen gedeutet

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Kritische Humangeographie, Kritische Geopolitik


-Zentrierung auf Gesellschafts- und Ideologiekritik, Aufdeckung sozialer Ungerechtigkeiten/Bedeutung
ungerechter Machtverhältnisse, emanzipatorische Bewegungen, alternative Lebens-/Ausdrucksformen
-Bsp: Neoliberalismus- und Globalisierungskritik, Recht auf Stadt, Ausbeutung in Entwicklungsländern,
Krieg, Gewalt und Flucht
Modelle der Fragmentierung nordamerikanischer Städte aus Sicht der kritischen Stadtgeographie
-Stadtmodelle der LA School of Urbanism, (idealtypische) post-industrielle grobale Metropole
-Prozesse: - gesellschaftliche Spaltung (Sozialstatus, ethnisch)
- Dominanz der Immobilienwirtschaft
- Neoliberalisierung: schwache Politik und Planung
- Metropolisierung (Dienstleistungsökonomie)
- Neue Konsum- und Entertainment-Orte
- Gentrification, Gated Communities
Radical Geo
-70er im angloamerikanischen Sprachraum
-Schwerpunkt Analyse Raum-Macht-Asymmetrien versch räuml Maßstabsebenen
Kritische Geopolitik
-Ende 70er im angelsächsischen Sprachraum
-Kritik an geläufigen Vorstellungen geopolitischer Zusammenhänge
-Annahme räuml Strukturen/territoriale Grenzziehungen seien gegebene Faktoren für Bildung/Gestaltung
von Nationalstaaten abgelehnt
-spezifische räumliche Vorstellungen und politische Intentionen prägen die räumliche Ordnung

Transdisziplinäre Humangeographie, anwendungsorientierte Raumforschung


-Zentrierung auf ges-/politikrelevante Fragestellungen, Transfer wiss Wissens in ges Praxis
-Zusammenarbeit mit Politik, öffentlicher Planung, Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit
-Einbeziehung hybrider Mensch-Umwelt-Problemstellungen
-Bsp: Migrationsforschung mit Relevanz für Migrationspol, Stadtforschung mit Relevanz für Stadtplanung
Mythen des Finanzausgleichs -Reformvorschläge aus Sicht der Raumordnung
-Finanzausgleich stärker aufgabengerecht ausgestalten
-Städte/Gemeinden mit selber Ewzahl untersch Funktionen -> untersch Finanzbedarfe
-Ewzahl schlechter Indikator für zentralörtliche Leistungen einer Gemeinde
-große Untersch zw Städten bei demogr/sozialstrukturell bedingte Mehrleisung
-Strukturschw, hohe Arbeitslosigkeit, bes Integrationsaufg, demogr Schrumpfung erzeugen Mehrbedarfe
-topographisch-siedlungsräuml Untersch berücksichtigen
Warum wachsen Aufgaben mit steigernder Stadtgröße?
-höhere Kosten der Leistungserbringung (Personalkosten)
-Ballungsnachteile erfordern spez Leistungen (Verkehr)
-zentrale Orte erbringen Leistungen fürs Umland (Bildung/Gesundheit/Kultur)
-urbane Sozialstruktur (Migrantenanteil) erfordert spez Leistungen (Integration)
-aber Ballungsvorteile bewirken höheres Steueraufkommen, dünn besiedelte ländl Gemeinden haben
höhere Infrastrukturkosten pro Kopf

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Paradigmenpluralismus
-Nws ein einziges methodologisches Super-Paradigma,
Sozwiss meist methodologisch divers/fragmentiert
-Verhältnis zw Paradigmen? Friedliche Koexistenz oder
Paradigmen-Darwinismus?
-Unübersichtlichkeit des Faches
-diffuse Wahrnehmung der Disziplin in der Öffentlichkeit

VO 7 - Örtliche Raumordnung
Modell eines (raum)planungswiss Argumentationsgangs

1. grundlegende Aufgabe Geo war/ist Beschreibung -> Was ist wo?


2. beschriebene Phänomene erklären/verstehen, brauchen Kontextwissen/Theorien -> Was ist warum wo?
3. Programm der Grundlagenforschung, Angewandte Geo auch Bewertung -> Was sollte wo sein?

Instrumentarium der örtlichen Raumordnung im Überblick

Beispiel NÖ Raumordnungsprogramm
-Gemeinde setzt sich mit raumrelevanten Themen auseinander, Regelwerk für Gemeinde ausarbeiten
-umfasst Grundlagenforschung, örtliches Entwicklungskonzept, Flächenwidmungsplan, Verordnung
Ziele/Maßnahmen, strategische Umweltprüfung

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Gundlagenforschung
-wesentliche Planungsbasis, Begründbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Planung
-Gemeindeprofil: jede Gem Besonderheiten, prüfen welche Fachbereiche hier relevant/vernachlässigbar
-Bestandsaufnahme & objektive Analyse der Örtlichen Situation: Entwicklung/Schärfung
Problembewusstsein
-naturräumlich/wirtsch/soz/kult Ggheiten erheben und dokumentieren, Veränderungen beobachten
Bebauungsplan
-Grünland: keine Bebauung binnen 5-10 J gerechtfertigt, ruhende Baulandreserve
-gewidmetes/noch unerschlossenes Bauland: Planungsmehrwert wird schlagend, Schutz vor passiver
Bodenspekulation, monetäre Ausgleichsmechanismen, zügige Erschließung
-unbebautes/erschlossenes Bauland: erschlossene Baulandbranchen, zügige Mobilisierung des baureifen
Baulandes, rasche Überwälzung Erschließungskosen
-bebautes Bauland: Bestandschutz, Außenentwicklung, Umgestaltung bestehender Siedlungsräume
(Vermeidung Leerstände, Förderung Nachverdichtung, Klimaschutz im Siedlungsbestand)

Zersiedlung
-Siedlungen ohne Nahversorgung/Arbeitsplätze/Freizeiteinrichtungen
-zerstörte Orts-/Landschaftsbilder
-Leerstände in Zentren
-Autoabhängigkeit, leistungsschwacher ÖV
-lange Straßen/Leitungsnetze
-hohe Infrastrukturkosten
-weite Alltagswege
-verschwenderischer Zugriff auf Grund/Boden
-Ignorieren des Anstiegs der Nutzungskonkurrenz um Boden als Energie-/Rohstoffquelle

Nachhaltige Entw, aktives Flächenmanagement


-Bestandsaufnahme der Baulandreserven im Siedlungsbereich
-Bodenvorratspolitik, Zwischenerwerb
- Mobilisierung der Baulandreserven, z.B. durch Flächentausch
- Durch Verträge mit Grundeigentümern/Bauträgern Private an Kosten beteiligen
- Bei Baugenehmigungen auf effektive Ausnutzung des Baulandes achten
- Anreize für Entsiegelung schaffen, z.B. durch Abwasser-/Kanalgebühren

Expansive Siedlungsentw
-ländliche Gem im Umland der Großstädte, Tourismusregionen
-Flächenverbrauch ( Umwandlung lws Flächen/Grünland in Bauland) sehr hoch

Ländlich-periphere Gemeinden
-Abwanderung -> Bev wird weniger & älter
-Konsequenzen: Tragfähigkeiten für Einrichtungen der Daseinsvorsorge schwinden (Kinderg/Schulen/DL)
-längere Versorgungswege
-Familiäre Unterstützungsnetze erodieren
-Preisverfall bei Immobilien
- Zurückgehende Auslastung des öffentlichen Verkehrs

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Mögliche Strategien der Gemeinden


-Aktive Gegensteuerung durch verstärkte Ausweisung von Bauland?Umkehrung der Schrumpfung gelingen?
-Alternative: intelligente Anpassung: - keine expansive Baulanderschließung
- aktive Sicherung der Daseinsvorsorge (Multifunktionale Dorfläden, Arztpraxis, Mikro-ÖV)
- interkommunale Kooperation
- Konzentration auf leistungsfähige „Ankerstädte“

Örtliche Raumordnung im städtischen Raum


-Wien: -Strategische Planung: Stadtentwicklungsplan 2025
-Bauleitplanung: Bauordnung, Flächenwidmungs- und Bebauungsplan
Praxisprobleme der örtlichen Raumordnung
- Wien wächst! Neue Quartiere, Beispiel Seestadt Aspern
- Wie Wohnungsengpässe lösen?
- Konflikte durch Zuwanderung in Migrantenvierteln?
- Positiver Wandel oder Gentrifizierung?
- Stadtverkehr: Auto oder Umweltverbund?
- Klimaschutz und Klimaanpassung: grüne Metropole Wien?

VO 8 - Überörtliche Raumordnung
Landesplanung Bsp NÖ
-sektorale Raumordnungsprogramme für Sachbereiche (Schule mineralische Rohstoffe…)
-örtliches Raumordnungsprogramm (örtl Entwkonzept, Flächenwidmungsplan, Bebauungsplan)
-kleinregionale Entwkonzepte
-Fachliche Programme, Landesaktionen
-NÖ Raumordnungsgesetz
-> beeinflussen Landesentwkonzept 2004

Landesentwkonzept 2004
-gleichwertige Lebensbed für alle ges Gruppen in allen Landesteilen
-wettbewerbsfähige, innovative Regionen, Entw regionaler Potenziale
-nachhaltige, umweltverträgliche, schonende Nutzung räuml Ressourcen
Räumliche Strukturen - Ziele zur Entw
-inter-/nationale Positionierung
-Prinzipien der räuml Entw
-Zentren-/Standortestrukturen
-Achsen, Korridore
-Schutz-/Eignungs-/Vorranggebiete, Gebietskategorien
-operative Raumeinheiten

Regionales Raumordnungsprogramm südliches Wiener Umland


1. Eignungszonen für Gewinnung grundeigener mineralischer Rohstoffe: Flächen wg geolog Voraussetzung
& räuml Lage für wirtsch/ökolog vertretbare Gewinnung eignen
2. Wasserwirtschaftliche Vorranggebiete: grundwasserführende Schichten, wichtig für Wasserversorgung
3. lws Vorrangzonen: zshängende Flächen, nat Eignung für LWS, für Erscheinungsbild Kulturlandsch von Bed
4. regionale Grünzonen: raumgliedernde/siedlungstrennende Funktion, siedlungsnaher Erholungsraum,
Vernetzung Biotope
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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

5. erhaltenswerte Landschaftsteile: Komplexlandsch, wertvolle Einzelbiotope


6. Siedlungsgrenzen: Begrenzung Baulandwidmungen zur Erhaltung eines funktionsfähigen Siedlungsnetz

Praxisprobleme der Landesplanung


-Wachstum/Schrumpfung, Zentrum/Peripherie
-anhaltende/tendenziell zunehmende Disparitäten zw Metropolraum Wien & Peripherregionen
-Zentrale Orte, punkt-axiale Siedlungsstruktur
-Hochwasser
-Eignungszonen für Windkraft

Nationale Raumordnung in Ö
-nur für die Aufgaben zuständig die ausdrücklich im Verfassungsrecht stehen, andere automatisch Länder
-Raumordnung nicht genannt, aber Kompetenzen in wichtigen raumwirksamen Fachpolitiken-/planungen
-> Verkehr, Forsten, Wasser, Trassen für Hochspannungsleitungen…

ÖROK und ÖREK


-Kooperative Erarbeitung und kooperative Umsetzung des ö Raumentwicklungskonzepts ÖREK
-Systematische Raumbeobachtung, Bereitstellung von Daten/Analysen/Prognosen zur Raumentw in Ö
-> ÖROK-Atlas
-Raumordnungsberichte (in meist drei-jährigem Abstand, zuletzt 2015)
-Österreichische Schnittstelle für die Europäische Regional- und Raumentwicklungspolitik
-Aktuell „Partnerschaftsvereinbarung STRAT.AT 2020“ für Programmperiode 2014-2020 der EU-Struktur-pol
-Koordinierung der Österreich betreffenden transnationalen und grenzüberschreitenden EU-Programme

Europäische Raumordnung
-Implizite Raumordnungspol: raumwirksame Politiken: schon seit den 1950er Jahren: Montanunion,
Agrarpolitik, Regionalpolitik …
-Explizite Raumordnungspol: betreibt EU nicht, weil sie dafür keine Kompetenz durch die EU-Verträge hat
-informelle Ebene: Rat der für Raumordnung zuständigen Ministerinnen und Minister

Regionale Strukturpolitik der EU


-nicht Raumordnung, aber Agrarpolitik, Regionale Strukturpolitik („Kohäsionspolitik“),Forschungs- und
Technologiepolitik (teilweise), Außenpolitik (teilweise) vergemeinschaftet
Ziele der EU-Kohäsionspolitik
(1) „Konvergenz“: Wachstum/Beschäftigung in den Regionen mit größten Entwicklungsrückstand fördern
-Maßnahmen: Infrastrukturausbau, Förderung von Innovation und Qualifikation,
Umweltverbesserung, Effektivität der Verwaltung
(2) „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“: alle anderen Regionen
Förderung von Wachstum, Investitionen, Innovationen und Qualifizierung der Erwerbspersonen
(3) „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ (ETZ): Zusammenarbeit zwischen Regionen und Städten in
verschiedenen Ländern (auch in Nicht-EU-Nachbarländern) fördern
- Schwerpunkt Grenzregionen (Programm „grenzüberschreitende Ausrichtung“)
-Programme für größere „transnationale Kooperation“, Förderung EU-weiter Netzwerke

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

VO 9 - Nexus Migration-Umwelt
Was sind Umweltflüchtlinge?
-Environmental refugee: gezwungen traditionelles Habitat dauerhaft/temporär zu verlassen wg deutlicher
Umweltzerstörung (natürlich/von Menschen)
-environmentally displaced persons: vertrieben weil Leben/-sunterhalt/Wohlergehen unsicher wg
ungünstigen Umwelt-/Ökolog-/Klimaprozesse oder Geschehen
-environmental migrants: wg plötzlichem/fortlaufendem Wandel in Umwelt Lebensbedingungen negativ
beeinflusst, gezwungen/freiwillig, dauerhaft/temporär
-migration influenced by environmental change: Umweltveränderung als Einflussfaktor für Migration
Zwischenfazit
-kein Konsens bei Begriff/Definition -> häufig unpräzise Nutzung als Überbegriff
-Wechsel von “Umwelt-/Klimaflüchtling” zu “Umwelt-/Klimamigration” in Wissenschaft und Politik
Fehlende Übereinkunft -> fehlende Grundlage für Schätzungen/Prognosen, polit Maßnahmen

Woher und wieviele?


Verschiedene Schätzungen
-Jacobson 1988: 10 Mio, Sub-Sahara Afrika, SO-Asien, Basis Schätzungen zu IDPs in den Regionen
-Westing 1992: 15,1 Mio, woher nicht spezifiziert, Basis Anstiege Flüchtlinge & IDP
-Myers/Kent 1995: 25 Mio, Sahel, übriges Afrika, China, Mexiko, durch Bauprojekte, Basis versch Studien
-Aid 2007: -25 Mio, woher nicht spez, Basis UNHCR IDPs
-2050 werden es 300 Mio, woher nicht spez, durch Klimawandel/Naturkatastrophen, Basis
Interview mit Myers
-Myers 2002: -2010 werden es 50 Mio, woher nicht spez, Basis Verdopplung Zahlen
-2050 werden es 150-212 Mio, Bangladesch, Ägypten, China, Indien, andere Länder, durch Dürre,
Basis Hochrechnungen, Berücksichtigung Bevwachstum/Klimaprognosen
-major health report 2017: 1 Bio wegen Klimawandel evtl Heimat verlassen -> KW beschleunigt Migration
Zwischenfazit
-“Guesstimates”– Methodisch nicht fundiert
- Zahlen aus grauer Literatur und von Umweltwissenschaftlern
- Risikoexponierte Personen/Bestand/Ströme?
- Interessen geleitete Nutzung von Zahlen

Wer spricht und warum?


Akteure
-internationale Ebene: UNEP, IOM, World Bank
-nationale Ebene: WBGU, Foresight Project Report (UK), Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (DE)
-Zivilgesellschaft: Worldwatch Institute, Christian Aid, Greenpeace
-Öffentlichkeit durch Medien

Interessen
Umwelt-/Klimaschutz
-Kontext der Umweltbew 70/80er
-Umweltflüchtlinge als Indikator für Bewohnbarkeit Erde, menschl Antlitz des Klimawandels
-Vehikel zur Mobilisierung für Umwelt-/Klimaschutz

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Environmental Security
-neues Sicherheitsparadigma nach Kaltem Krieg
-Environment, Sacricity and Violence: Umwelt->Konflikt->Migration / Umwelt->Migration->Konflikt
-Umweltflüchtlinge als Sicherheitsrisiko
COP 21 - Paris 2015
-UN Climate Change Conference
-Einrichtung einer Taskforce
-Entwempfehlungen für integrated approaches um Vertreibung wg Klimawandel zu verhindern/minimieren

Zwischenfazit
“Umweltflüchtling” als politisiertes Objekt an Schnittstelle vielfältiger Interessen untersch Akteure
-Umwelt-/Sicherheitsdiskurs als zentrale Triebfeder
- Verbreitung des Begriffs/Wichtigkeit des Phänomens nur im Kontext dieser Interessen zu erklären

Was sagt die Wissenschaft?


Vorgeschichte zum Nexus Umwelt-Migration
-Ende 19. Jhd: Umwelt zentrale Rolle in Migrationsforschung
-20. Jhd: Verschwinden Umwelt aus Konzept Migration weil: -Fortschrittsveränderung
-Ablehnung Umwelt-Determinismus
-Dominanz ökonom Paradigma
-Refugee Studies

Alarmisten/Maximalisten
-Vertreter: Umwelt-/Politikwiss
-Perspektive: neo-mathusianisch, umweltdeterministisch
-Methode: Expositionsanalysen

Exkurs - Dürre, Krieg, Flucht aus Syrien


-Beweise, dass 2007-10 Dürre zum Konflikt beigetragen hat
-schlimmste Dürre in Instrumentenaufzeichungen -> Massenmigration Farmer/Familien in urbane Gebiete
-schnelles Wachstum urbaner Peripheren: illegale Siedlungen, schlechte Infrastruktur, Arbeitslosigkeit,
Kriminalität, Überbev
-von Regierung vernachlässigt -> Unruhen entwickelten sich

Skeptiker/Minimalisten
-Vertreter: Geos, Migrationsforscher
-Perspektive: va Sozwiss
-Methoden: empirische Studien
Kritik der Skeptiker
-Simplizistische Konzeption von Migration
- Naturalisierung/Entpolitisierung der Ursache von Migration/Flucht
- Bewältigungs-/Anpassungskapazität (individuell/institutionell), Positive Rolle der Migration nicht beachtet
- Irreführende Nutzung des Flüchtlingsbegriffs

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Pragmatischer Standpunkt
-Migration & Umwelt in Wechselbez
-Migration zu komplex/kontextspez, um sie in einfache Konzepte (Umweltflüchtlinge) zu fassen
-post-positivistische/-strukturalistische Auseinandersetzung
-mehr Forschung notwendig, um Wechselbet besser zu verstehen

Einflussfaktoren der Migration


-Umwelt: Gefahrenaussetzung, Fruchtbarkeit, Bewohnbarkeit, Essens-/Strom-/Wassersicherheit
-sozial: Bildung, Familie
-politisch: Diskriminierung/Verfolgung, Regierung, Freiheit, Konflikte
-ökonomisch: Jobaussichten, Einkommen, Wohlergehen, Produzenten-/Konsumentenpreise
-demographisch: Bevgöße/-dichte, Bevstruktur, Krankheitsverbreitung
-persönliche Haushaltscharakteristika: Alter, Geschlecht, Bildung, Wohlstand, Ethnie, Religion, Sprache
-Hindernisse: politischer/legaler Rahmen, Kosten, Soz Netzwerk, diasporische Verb, Aufnahmebed, Technik

Was sagt die Empirie?


-räumliche/zeitliche/soziale Dimension

Fallbeispiel 1: Flüchtlinge am Horn von Afrika


-Welche Rolle spielten Klima-/Umweltveränderungen vor der Flucht?
-Welche Auswirkungen hatten diese auf die Lebenssicherung?
-Wie sind sie damit umgegangen?
Methodisches Vorgehen
-Fokusgruppeninterviews: 33 Fokusgruppen mit 6-10 Personen/Gruppe
-Personen mit ressourcenabhängigem Lebensunterhalt vor der Flucht
Ergebnisse
-wahrgenommene Änderung des Klimas vor der Flucht
-negativer Einfluss dieser Stressereignisse auf Lebensbed
-gewaltsame Konflikte (Sudan), Zusammenbrechen staatl Strukturen (Somalia), staatl Repression (Eritrea)
-unterminierten Fähigkeit der Betroffenen zur Bewältigung der Anpassung

Fallbeispiel 2: Umwelt und Migration in Nordthailand


-Wie bewältigen Haushalte umweltbezogene Risiken?
-Welche Rolle spielt Migration?
Untersuchungsgebiet
-4 Dörfer im bergigem/bewaldetem Gebiet
-Semi-Subsistenz LWS, Weberei, Verkauf Nichtholz-Produkte
Methodisches Vorgehen
-standardisierte Haushaltsbefragung
-Participatory Rural Appraisal (PRA): -transect walk, resource mappig, wealth rankin
-Livelihood risk ranking, Impact diagram, coping strategies
-timeline & seasonal calendar
-mobility map on migration
-Venn diagram on migration support systems

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Auswirkungen Extremwetterereignis 2011


-Dammbruch nach Starkregen
-beschädigte Reisfelder nach
Sturzflut

Migration aus Thung Hua Chang


-67% der HH haben Mitglied mit Migrationserfahrung
-interne/internationale Migration
-umweltbez Risiken spielen bei Migrationsentscheidung keine Rolle
-Feedback-Effekte von Migration: Intensification, Diversification, Innovation
Ergebnisse
-Exposition ggüber klimabez Stress führt nicht zwangsläufig zu Migration
-Migration trotz erfolgreicher in situ Anpassun/Bewältigung ggüber Umweltrisiken
-Migration ua im Kontext sozio-ökonom Wandels zu erklären
-positives Feedback von Migration auf Resilienz

Fazit
-Verschiebung Forschungsfoki auf: -Umwelt&Migrationsentscheidung -> Wechselbez zw Umwelt/Migration
-Herkunftsgebiete der Migration -> Multilokaler Fokus
-Migration als Problem -> Migration als Chance
-translokale Perspektive auf Nexus Umwelt-Migration
-Umweltflüchtlinge? Nein, Migration multikausal, Umwelt&Migration in Welchselbez
-Ignorieren? Nein, virulente neo-malthusianische Erklärungsmodelle, Komplexität aufzeigen, alternative
Erzählungen anbieten

VO 10 - Geographische Gesundheitsforschung
Was ist Gesundheit?
-WHO: nicht nur Fehlen Krankheit/Gebrechen sondern Zustand völligen körperl/geistig/soz Wohlergehen
-Boorse: inability to perform all typical physiological functions, at least typical efficiency (bio-stat Konzept)
-Nordenfeld: physical/mental state able to realise vital goals given set of circumstances (Handlungsfähigk)

Zustand fehlender Gesundheit


-Krankheit (disease): physiology Funktionsstörung, objektiv feststellbar
-Leiden (illness): subj Empfinden von Schmerz/Schwäche, durch Betroffene feststellbar
-Erkrankung (sickness): ges zugewiesene Rolle

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Exkurs: Morbidität messen


-Morbidität: Zustand eingeschr Gesundheit, Krankheitshäufigkeit in Population (Epideminologie), untersch
zw akuter/chronischer Morbidität
-Maßzahlen: Prävalenz: Anteil unter Gesundheitsproblemen leidende Bev zu best Zeitpunkt
-Inzidenz: Anzahl Neuerkrankungen innerhalb best Zeit
Observierte Morbidität
-Krankheit im Sinne Twaddles
-Feststellung durch unabhängigen Beobachter
-physische/pysiologische/pathologische Indikatoren, funktionales Testen, klinische Diagnose
Selbst wahrgenommene Morbidität
-subj Einschätzung über Gesundheitszustand
-Untersch beobachtbar/nicht selbst wahrnehmbar, selbst wahrnehmbar/nicht beobachtbar,
beobachtbar/selbst wahrnehmbar

Spannungsfelder der Gesundheitsforschung


Krankheits-/Gesundheitsorientierung?
Pathogenese: was macht Menschen krank?
-bio-med Krankheitsmodell, Körper als biolog Organismus, objektiv/universell
-Ziel: patholog Prozesse/Wirkungszshänge entschlüsseln
-med Geo: räuml Variation von Krankheitsaufkommen/Risikofaktoren, Gesundheitswesen
Salutogenese: was hält Mensch gesund?
-dynamisches/prozessorientiertes Modell von Gesundheit
-Gesundheit-Krankheit als Kontinuum, Zsspiel Belastungen/Widerstandsressourcen
-Fokus auf Laein, deren Alltagswelt, gesundheitsförderne Ressourcen

Krankheit und Gesundheit als Attribut oder Relation?


-Attribut: bio-med Krankheitsmodell, Krankheit als Eigenschaft eines Organismus
-Relation: Geundheit/Krankheit soz produziert, Verteilung als Resultat soz Ungleichheit

Medizinische Geo
-Krankheitsökol: Beschr/Erklärung raum-zeitl Ausbreitungsmuster Krankheiten, Bez zu Umweltfaktoren
-Geo Gesundheitswesen: räuml Aspekte Planung GesundheitsDL, Akzeptanz/Inanspruchnahme
-Methoden: Kartierung, epidemiologische Zugänge, quantitative Methoden

Determinanten der Gesundheit


-natürliche Umwelt & anthropogen verursachte Umweltprobleme (Klima, Lärm)
-von Mensch geschaffene Umwelt (Infrastruktur)
-soz Umwelt: Strukturen/Charakteristika zwmenschl Bez in Ges (Ungleichheit, Werte, Nomen)

Med Geo zu Geo der Gesundheit


-Paradigmenwechsel in 90er: stärkere Hinwendung zu Humangeo und Sozwiss
-theoriegeleitete Erforschung des Nexus Mensch-Gesundheit-Raum
-Ausweitung methodischen Repertoires
-them Ausweitung: subj Erfahrung Krankheit, Krankheit als Ergebnis ungleicher Machtbez

24
VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Fallbeispiel 1: Last der Krankheit - Slumsiedlungen in Chennai, Indien


Krankheitsbewältigung & Armut in Indien
-Bereitstellung von GesundheitsDL: staatliche/private Versorgung
-Finanzierung von GDL: 70-80% out-of-pocket von privaten Haushalten, 10% krankenversichert
-Krankheit und Armut: ~20 Mio verarmen durch Krankheitskosten/Jahr
-Availability, Accessibility, Affordability, Accomodation, Acceptability

Methoden
-Qualitativ: informelle/episodische Interviews, Participatory Urban Appraisal (Ranking, Venn-Diagramme,
Mappings)
-Panel Survey: Livelihoods, Risikofaktoren, Gesundheitstagebuch, Krankheitsbewältigung

Bewältigung von Krankheiten


-68% Laiensystem, 32% professionelles
Professionelles System
-48% privater Arzt, Reisezeit 18min, Warte-/Behandlungszeit 39min
-18% privates KH, Reise 19min, Warte-/Behandlung 32min
-22% öffi KH, Reise 27min, Warte-/Behandlung 110min
- 12% öffi primäre Gesundheitseinrichtung, Reise 13min, Warte-/Behandlung 40min
Qualität & Vertrauen
-private GDL hohes Vertrauen basierend auf Qualität zwmenschl Bez & med Kompetenz
-staatliche GDL hohes institutionelles Vertrauen in med-tech Qualität, mangelnd auf zwmenschl Ebene
Erschwinglichkeit
-36% Fälle pro HH mit Hilfe öffentl Versorung,26% ignoriert, 34% ohne Arzt, weil keine anderen fin Mittel
-direkte Kosten HH/Monat: 36% keine, 44% bis zu 50 Rs, Rest mehr
-indirekte Kosten: -erkrankte aktive Arbeitskräfte: 49% arbeitsunfähig wg Krankheit
-durchschn 3 Tage arbeitsunfähig, durchschn Enkommensverlust 220Rs pro Fall
-Pflegeleistung durch HH-Mitglieder in 50% Fälle, 4% an Arbeit gehindert, 83 Rs Verlust/Fall
-insgesamt mehr als 10% am HHeinkommen für Krankheitsfälle

Fazit
-Präferenz private GDL
-nicht monetäre Faktoren fungieren als Zugangsbarriere für öffentl Gesundheitsversorgung
-Kosten von Krankheit ernste Bedrohung für livelihoods security

Fallbeispiel 2: Wasser&Stadt Gesundheit - Köln/Düsseldorf


Methoden
-Raum-Zeit-Analyse (geogr)
-teilnehmende Beobachtung (ethnologisch)
-empirischer Stadtblauspaziergang (psychol)
-teilstandardisierte Interviews (soz)

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Physischer Raum
-Gesundheitsfördernd: -wasserbez Elemente: Geräusche, Farben, Klima, Wind
-Blick, Panorama: einladende Freiraumgestaltung, Entfernung alltägl Stress
-gesundheitslimitierend: -Umwelt (Lärm, Müll)
-Freiraumgest: fehlender Kontakt Wasser/Sitzgelegenheiten, zu wenig Grünelemente

Sozialer Raum
-fördernd: Ort soz Kontakte, soz Beziehungen (sehen/gesehen werden), relative Gleichheit
-limitierend: Anzahl Besucher, Verhalten & pers Sicherheit (Vandalismus, Müll, Alkoholkonsum)

Fazit
-stadtblaue Räume eigener Landschaftstyp im Kanon städtischer Freiraumtypen
-Einführung Begriff blau in Gesundheitsforschung
-Nutzung Potenzial stadtblauer Räume: -verbesserte ges Rahmenbed für Stadtbev
-Aufwertung Lebensumwelt
-Verbesserung individueller Verhaltensprävention der Bev
-Flächenverfügbarkeit auch nach Sicht Gesundheitsförderung gestalten

VO 11 - Bevölkerung, Umwelt, sozio-demographische Transformation


Aktuelle Schlüsselthemen
-Tragfähigkeit: Zu viele Menschen? Oder bald zu wenige in entw Welt („shrinking societies“)?
-Verzerrte Sexualproportion/Sohnpräferenz
-Mythos der drohenden demographischen Islamisierung Europas
-„International Retirement Migration“ – die „gerontologische Kolonisierung der 3. Welt“, mögliche Folgen
-lang Stagnation, Wachstumsschub 60er -> Beginn 21. Jhd langfristig Stagnation/Abnahme Bevzahl
-veränderte Einschätzung: alte Ängste relativiert, neue demogr Mythen

Problem der Tragfähigkeit


-Thesen darüber schon seit langem, erste quantitative Antwort 13 Mrd, viele Schätzungen aus untersch
Disziplinen mit enormer Bandbreite
-niedrige Schätzungen: <6 Mrd, Grundannahme jetzt schon zu viele
-mittlere Schätzungen: 6-10/15 Mrd, Limit bereits/bald erreicht
-hohe Schätzungen: unter best Annahmen mehr als 10-15 Mrd
-max Weltbevzahl für unbestimmte Zeitperiode, welche Lebensweisen?
Malthus 1803
-Bevzahl wächst in geometrischer Progression, Nahrungsmittelproduktion arithmetisch
-Überbev nur durch Anpassung Bevzahl an verfügbare Unterhaltsquellen vermeiden
->wurde empirisch widerlegt
Ehrlich
-verschiedene apokalyptische Szenarien, kein Ausweg aus demographischem Dilemma
->lineare Annahmen, traten nicht ein
Limits to Growth - Meadows et al
-Ernährungskapazität, Energieverbr, Verfügbarkeit sauberes Wasser, Umweltfaktoren berücksichtigt
-2004 Grenzen der nat Tragfähigkeit weit überschritten
-Club of Rome (CoR)-Studie oft kritisiert, aber auch missverstanden -> richtige Fragen waren wichtig

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Zu viele Menschen?
-globale durch regionale/lokale Perspektiven ergänzen
-Erklärung chron Hungerkrise trotz Steigerung Nahrungsmittelproduktion
-Berücksichtigung Einfluss untersch Produktionsweisen/Lebensstile auf Tragfähigkeit
-potenzielle Limits: NMP, Trinkwasser, Energie, CO2 in Atmosphäre, andere nat Ressourcen
-Realität keine scharfen Grenzen, sondern weiche/harte Limits
-Nahe an Grenze NMP? Ja, weil Bev gerade ernähren können und Ackerland knapp wird; Nein, weil Fleisch
mehr Land braucht als Gemüse (Umstellung möglich)
-Bedrohung nicht Überbev, sondern Marktmechanismen/Konsummuster,soz/tech Wandel Grenzen weiten
Ökologischer Fußabdruck
-Fläche auf Erde (unter Aufrechterhaltung heutiger Produktionsbedingungen) notwendig, um Lebensstil
eines Menschen dauerhaft garantieren
-nachhaltig regenerierbare Biokapazität bereits in 70/80er überschritten
-2013: 1 ½ Erden, 1961 nur 50%

Zu wenige Menschen?
-Bevschrumpfung Gegenmythos?
-Anpassungsprobleme durch rückläufige Bevzahlen bereits in drei Weltregionen
-> Mittel-Osteuropa, nördliche Anrainerstaaten Mittelmeer, Teile Ostasiens
-Flächenrückbau in „Shrinking Cities“

Philosophischer Zugang
-ist es gut das wir existieren?
-weniger Menschen-weniger Innovationen?
-mehr Menschen, mehr Information Goods/komplexe Güter?
-intrinsischer Wert neuer Menschen

Verzerrte Sexualproportion und Sohnespräferenz


Ursachen und Folgen
-verzerrte Geschlechterproportion: auffäligste demogr Anomalie, in manchen Kulturkreisen bei geringer
Kinderzahl nicht Schicksal überlassen
-schneller Anstieg Jungenüberschuss bei Geburt (va Asien), demogr Maskulinisierung hat bereits erhebliche
soz/demogr Folgen, Geschwindigkeit des Prozess ohne Parallelen
-Pessimisten: ungebremst weiterlaufen, pränatale Geschlechterdiskriminierung wird sich ausweiten
-Optimisten: derzeitige Trends reversibel, erste Anzeichen Trendumkehr bereits empirisch belegbar
-Regionen mit deutlichem Anstieg Sexualproportion bei Geburt: Ost-/Südost-/Süd-/Westasien, Balkan
-rasch sinkende Ferilität
-breite Verfügbarkeit pränataler Geschlechterbestimmung
-Rückkehr/Verstärkung Sohnespräferenz in Krisenzeiten
-> Voraussetzung für Normalisierung: gespol Veränderungen, wachsender Wohlstand, soz Sicherungssyst

Geschlechterspez Diskriminierung
-lange Tradition, Versuche Geschlecht zugunsten Söhnen beeinflussen
-göttliche Intervention, spezifische Diäten, meterol/astro Konstellationen, Aberglauben, Kindestötung

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Hintergründe und Rahmenbedingungen


-geschlechterspez Selektion muss ges akzeptabel sein, allg einsichtig warum Sohn lohnender
-in traditionellen Kulturen Ost-/Süd-/Südostasiens geschlechterspez Abtreibung geduldet
-Familienehre beruht oft stärker auf Verhalten der weibl Mitglieder, um Ehre zu wahren ist erheblicher
(finanz) Aufwand nötig
-Südasien Mitgiftsyndrom
-patriarchalische/patrilokale Famsysteme: verheiratete Frauen leben mit Mann/Schwiegereltern
zusammen, versorgen diese
-Pflicht Söhne: Obsorge für Eltern (nicht tatsächliche Betreuungsarbeit)
-fehlen geregelter Altersvorsorge, Söhne als Quelle finanz/emotionaler/sonstiger Unterstützung
-Belohung Söhne durch günstige Erbregelungen

Rückkehr Sexualproportion auf normale Werte?


-Empowerment asiatischer Frauen: steigende Erwerbsbeteiligung, ansteigendes Bildungsniveau, Autonomie
in Entscheidungen durch wirtsch Unabhängigkeit
-trad Sozialpraktiken verlieren an Kraft
-starke Zunahme „bare branches“ (unverh Männer), von Ges/Medien als soz Tragödie/Bedrohung gesehen
-> weniger attraktiv Sohn zu haben, der nur geringe Chance auf Heirat hat
-Ironie: Patriarchat schafft sich durch Sohnespräferenz langfristig selbst ab

VO 12 - Forschungsmethoden der Humangeo


Methoden
-Werkzeuge für Sozialwiss zur Verfügung, um Wissen über soz Welt zu produzieren
-Gesamtheit der Methoden - Werkzeugkiste
-Einsatzorte: soziales Feld, Labor, Archiv, ...
-wie bei Werkzeug besteht die Gefahr unsachgemäßer Verwendung
-Schlüsselkompetenz: Kenntnisse konzeptioneller Grundlagen von Methoden

Methodenpluralismus in Geo
-Brückendisziplin zw Natur-/Geisteswiss -> Methoden beider wiss Traditionen
Potenziale
-intradisziplinäre Interdisziplinarität
-Koexistenz utnersch Traditionen eines Fachs, wechselseitige Ergänzungen
Risiken
-konzeptionelle Differenz der Methoden
-erkenntnistheoretische/methodologische Reflexion
->Wahl einer angemessenen Methode für jeweilige Fragestellung

Methodologie
-Wiss der Rahmenbed/Stärken/Schwächen des method Vorgehens, Grenzen/Mögl menschl Erkenntnis
-nicht fach-/objektspez sondern universell
-philosoph/theoret, erkenntnistheoret, Zsh Theorie und Methode
-Prinzipien zur Entw neuer Methoden, Angemessenheit bzgl Forschungsggstand, Forschungssrategien
-fachspez Methodik baut auf Methodologie auf
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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Grenzen von Erkenntnis und Wahrheit


Konstruktivismus
-wiss Methoden ermöglichen genaue Beob & Schlussfolgerungen als Alltagswahrnehmung
-durch menschl Sensorium vermittelt -> Restrisiko Unsicherheit aller Erkenntnisse über Welt

Hypothetischer/pragmatische Realismus
-normative Setzung/wiss Idealisierung, erkenntnistheoretisch nicht überprüfbar
-dennoch ist diese Annahme Grundlage jeglichen wiss Arbeitens
-zwei unterscheidbare Positionen, die Forschungsmethoden konzeptionell unterschiedlich organisieren:
Kritischer Rationalismus & (Sozialer) Konstruktivismus
-beide Ansätze überzeugt, dass Wiss keine obj Wirklichkeit wiedergibt
-anerkannte Form der Untersch des wiss Arbeitens
-jeweilige Methoden/Arbeitstechniken klar abgrenzbar
-untersch konzeptionelle Herangehensweise, Gültigkeits-/Relevanzkriterien für jeweilige Ergebnisse
Kritischer Rationalismus
-Ursprung NWS, Erkenntnisfortschritt method kontrolliertes kreatives Zweifeln
-Arbeitshypothese: Annäherung an existierende obj Realität mit Methoden des Kritischen Rationalismus
-Unmöglichkeit vollständige Erkenntnis obj Realität
-erst va Physiogeo, ab 70er quantitative Sozialgeo, angewandte Humangeo, Geogr Informationsssysteme
Sozialer Konstruktivismus
-Ursprung GWS
-Arbeitshyp: Existenz obj (materielle) Welt, in wirklichee Art/Beschaffenheit vom Mensch nicht erfahrbar
-keine Suche nach der obj Welt, sondern Rolle der soz Konstruktionen als Elemente der Komm für ges
Strukturierungsprinzipien
-interpretativ-verstehende Verfahren, Positionalität des Forschenden
-Ergebnisse: „Konstruktionen über Konstruktionen“
-Fokus: Wahrnehmungen, Meinungen, Handlungen und ihre Rahmenbedingungen

Quantitative & Qualitative Verfahren


Quantitativ Qualitativ
-mathematisch-statistische Verfahren -interpretativ-verstehende Verfahren
-Kritischer Rationalismus -Sozialer Konstruktivismus
-Annäherung an die Wirklichkeit -subjektive, kollektive Geographien

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VO Humangeo II - SS 19 Zusammenfassung

Der Forschungsprozess
1. Entwicklung der Problemstellung 6. Datenerhebung
2. Theoretischer Rahmen 7. Datenaufbereitung
3. Konzeptionelle Phase 8. Datenauswertung
4. Operationalisierung 9. Dateninterpretation
5. Auswahl der Untersuchungseinheit 10. Publikation der Forschungsergebnisse

Fallbeispiel qualitative Forschung - Lampedusa und europäische Asylpolitik


-Bootsanlandungen aus Tunesien - Arabischer Frühling
-2011 ruft italienische Regierung den humanitären Notstand auf Lampedusa aus
-Bürgerkrieg in Libyen – erste Boote mit Geflüchteten -> Ende März 6000 Geflüchtete auf Lampedusa

Forschungsfragen
-War ausgerufener humanitätrer Notstand politisches Kalkül?
-Wer profitiert von einem Notstand, was wird damit bezweckt?
-Wie Empfanden die Menschen auf der Insel die Ereignisse?
Forschung
-problemzentrierte Interviews: kombiniert induktives/deduktiver Vorgehen, narrative Interviews: zwanglos
-Teilnehmende Beobachtung, Feldnotizen
-Medienspiegel - Chronologie der Ereignisse
-Extended Case Method: von mikro zu makro

Fazit
-Lampedusa nicht zum ersten Mal Schauplatz eines „Flüchtlingsnotstands“ -> Politisches Kalkül
-Insel wurde zu Mikrokosmos, in dem nationale-/EU-Asylpolitik, öffentliche Wahrnehmung innerhalb der
EU die ankommenden BootsmigrantInnen betreffend, ausgehandelt wurde
-BewohnerInnen fühlen sich im Stich gelassen

Fallbeispiel quantitative Forschung - Life after Mud, Indonesia


-2006 Ausbruch Schlammvulkan, Ursache wsl ungesicherte Erdgasbohrungen, Zsh Erdbeben?
-13 Dörfer unter Schlamm begraben, nichtbewohnbare Zone, ca 40.000 Binnenflüchtlinge
-Ableitung Schlamm in Fluss -> Schwermetallbelastung, Sedimentierung Flussbett, Feinstaubbelastung
-> Wie hat sich Umsiedlung auf ihre Livelihood-Situation ausgewirkt?
-Einkommen, Kapital, Zugang zu Bildung/Arbeit/öffentl DL/GDL, Gesundheit, soz Netzwerke

Forschung
-2017 strukturierte Fragebögen, begleitende narrative Interviews
-Forscher als Lernender: unbekanntes Umfeld vs lokales Wissen/Erfahrung Partner
-kurzer Forschungsaufenthalt, Identifikation/Zeit/Strategisches Antwortverhalten Interviewpartner

Vorläufige Ergebnisse
-Zunahme Erwerbslosigkeit
-soz Entwurzelung wg Umsiedlung als große psychische Belastung wahrgenommen
-wo möglich noch starke Bindung an ehemalige Wohnorte
-Kompensationen in fast allen Fällen bezahlt, aber indiv Komp vs infrastr/soz-ökonom Rehabilitierung
-Cash&Resettlement-Group besser erholt als Cash&Carry-Gruppe
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