Nullartikel im Deutschen
Wann verwendet man keinen Artikel?
Wer Deutsch als Fremdsprache lernt, wird sich spätestens im fortgeschrittenen Lernstadium, wenn
die Sätze allmählich komplizierter werden, die Frage stellen: In welchen Fällen verwendet man
eigentlich keinen Artikel? Gibt es eine bestimmte Regel für die Artikelsetzung?
Für Deutschlernende, deren Muttersprache keine Artikel kennt, stellen die Artikelsetzung sowie die
Deklinationsregeln eine besondere Herausforderung dar. Hier muss zunächst ein Verständnis dafür
entwickelt werden, wann und warum ein Artikel überhaupt benötigt wird. Grundsätzlich
unterscheidet man zwischen bestimmten und unbestimmten Artikeln. Ein bestimmter Artikel wird
dann verwendet, wenn man von etwas Bestimmtem, Einzigartigem oder bereits Erwähntem spricht,
wie zum Beispiel:
Das Kind holt die Tasche.
Wir haben das Kind (Max) beauftragt, eine rote Tasche aus dem Auto zu holen. Auf die Frage "wo ist
das Kind (Max) und die rote Tasche?" können wir antworten "das Kind holt die Tasche".
Ein unbestimmter Artikel findet Anwendung, wenn man von etwas Unbestimmtem, nicht Konkretem
spricht, wie zum Beispiel:
Ein Hund holt eine Zeitung.
Wir beobachten, wie ein Hund (z. B. einer von vielen auf der Straße) irgendeine Zeitung holt. Dann
können wir sagen "ein Hund holt eine Zeitung". Wenn wir dabei auf den Hund mit dem Finger zeigen,
dann sagen wir "schau, der Hund holt eine Zeitung". In diesem Fall wird von einem konkreten Hund
gesprochen, daher wird hier ein bestimmter Artikel verwendet.
Nachdem wir uns die Unterschiede sowie Anwendungsfälle von bestimmten und unbestimmten
Artikeln angeschaut haben, kommen wir zu einem sogenannten Nullartikel. Der Nullartikel ist im
Grunde ein Fall, wo kein Artikel vor einem Nomen gesetzt wird. Dies trifft in folgenden Fällen zu:
Nullartikel bei unbestimmten Nomen im Plural
• Hier laufen Kinder. (Im Singular: Hier läuft ein Kind.)
• Ich brauche Stifte. (Im Singular: Ich brauche einen Stift [zum Malen].)
• Fahrräder müssen draußen bleiben. (Im Singular: Ein Hinweisschild am Bahnhof)
Nullartikel bei Namen, Anreden und Firmennamen ohne Adjektiv davor
• Er ist mit Julia verheiratet. (In Süddeutschland auch: "mit der Julia")
• Ich besuche Albert. (Mit Adjektiv: "Ich besuche den kranken Albert")
• Hier wohnt Herr Schmidt.
• Ich arbeite bei Bosch.
Nullartikel bei Maß-, Gewichts- und Mengenangaben
• Wir brauchen eine Packung Nudeln. (falsch wäre: "eine Packung der Nudeln")
• Martin trinkt drei Liter Wasser am Tag.
• Ich möchte eine Tasse Kaffee trinken.
Nullartikel bei Sprachen und Nationalitäten
• Jürgen spricht Spanisch.
• Sie ist Amerikanerin.
• Herr Schmidt ist Berliner.
Nullartikel bei Städten, Kontinenten und Ländern* ohne Adjektiv davor
• Er lebt in Europa. (Mit Adjektiv: Armut in dem reichen Europa)
• Unsere letzten Ferien verbrachten wir in Belgrad.
• Österreich ist mein Heimatland. (Mit Adjektiv: Das schöne Österreich ist mein Heimatland)
* Vor einigen Länder wird immer ein Artikel vorangestellt. Dazu gehören folgende Länder:
Die
die Bahamas, die USA, die Schweiz, die Niederlande, die Slowakei, die Ukraine, die Türkei, die
Zentralafrikanische Republik, die Vereinigte Arabischen Emirate, die Mongolei, die Philippinen, die
Seychellen, die Salomonen, die Elfenbeinküste, die Republik Kongo, die Färöer Inseln, die
Kapverdischen Inseln, die Komoren, die Malediven.
Der
der Irak, der Iran, der Jemen, der Libanon, der Kongo, der Sudan, der Niger, der Tschad, der Vatikan,
der Senegal, der Oman.
Alle anderen Ländernamen sind sachlich und werden ohne Artikel genannt. Nur mit vorangestelltem
Adjektiv wie z. B. "das wiedervereinigte Deutschland" oder "das antike Griechenland" wird der Artikel
wieder sichtbar.
Nullartikel bei Berufen, wenn "sein", "werden" oder "als" benutzt wird
• Hans ist Informatiker.
• Julia will Anwältin werden.
• Heinrich arbeitet als Krankenpfleger.
Nullartikel bei nicht zählbaren Stoffen oder Materialien (Holz, Wasser, Metall usw.)
• Der Stuhl ist aus Holz.
• Im Kühlschrank gibt es Mineralwasser.
• Ich brauche noch Kaffee.
• Benzin wird aus Erdöl gewonnen.
Nullartikel bei Zeitangaben mit "Anfang", "Mitte", "Ende"
• Ich melde mich Anfang Juli.
• Mitte September ist es wieder soweit.
• Peter ist Ende Mai wieder in Berlin.
In anderen Fällen, wenn ein Nomen näher bestimmt wird - also eine ganz bestimmte Sache gemeint
ist - oder ein Adjektiv vor dem Nomen steht, dann verwendet man immer einen Artikel. Beispiele:
• Wir habe zwei Fahrräder. Die Fahrräder stehen im Garten. (Die Fahrräder sind näher bestimmt)
• Ich denke oft an das schöne Griechenland zurück. (Adjektiv vor dem Nomen)
• Bitte gib mir das Geld zurück, das ich dir gestern ausgeliehen habe. (Nomen näher bestimmt)
• Hast du ihr die Blumen geschickt, die ich dir gezeigt habe? (Nomen näher bestimmt)
Deklination in Singular
Maskulinum Femininum Neutrum
NOMINATIV der Vater die Tante das Kind
AKKUSATIV den Vater die Tante das Kind
DATIV dem Vater der Tante dem Kind
GENITIV des Vaters der Tante des Kindes
Einige maskuline und neutrale Nomina haben das Suffix -e oder -n bzw. -en :
der Geist, des Geistes, dem Geist(e), den Geist
der Name, des Namens, dem Namen, den Namen
das Herz, des Herzens, dem Herzen, das Herz
Deklination in Plural
Maskulinum Femininum Neutrum
NOMINATIV die Väter die Tanten die Kinder
AKKUSATIV die Väter die Tanten die Kinder
DATIV den Vätern den Tanten den Kindern
GENITIV der Väter der Tanten der Kinder
Für die Pluralbildung im Deutschen gibt es unterschiedliche Flexionstypen:
-er(n) die Kinder, der Kinder, den Kindern, die Kinder
-s die Autos, der Autos, den Autos, die Autos
-e(n) die Hunde, der Hunde, den Hunden, die Hunde
-(n) die Täter, der Täter, den Tätern, die Täter
- die Wagen, der Wagen, den Wagen, die Wagen
Adjektivdeklination
Maskulinum Femininum Neutrum Plural (m, f, n)
NOMINATIV der rote Ball die blaue Vase das grüne Auto die gelben Schuhe
(wer? was?)
ein roter Ball eine blaue Vase ein grünes Auto gelbe Schuhe
roter Ball blaue Vase grünes Auto gelbe Schuhe
AKKUSATIV den roten Ball die blaue Vase das grüne Auto die gelben Schuhe
(wen? was?)
einen roten Ball eine blaue Vase ein grünes Auto gelbe Schuhe
roten Ball blaue Vase grünes Auto gelbe Schuhe
DATIV dem roten Ball der blauen Vase dem grünen Auto den gelben Schuhen
(wem?)
einem roten Ball einer blauen Vase einem grünen Auto gelben Schuhen
rotem Ball blauer Vase grünem Auto gelben Schuhen
GENITIV des roten Balls der blauen Vase des grünen Autos der gelben Schuhe
(wessen?)
eines roten Balls einer blauen Vase eines grünen Autos gelber Schuhe
roten Balls blauer Vase grünen Autos gelber Schuhe
Für die Bestimmung der Adjektivendungen sind folgende Punkte wichtig:
- ist das Substantiv maskulin, feminin oder neutral?
- in welchem Fall steht das Substantiv (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ)?
- steht das Substantiv in der Einzahl (Singular) oder in der Mehrzahl (Plural)?
- Handelt es sich um einen Nullartikel oder um einen bestimmten oder unbestimmten Artikel?
Der Die Das - Regeln für Artikel im Deutschen
Dieser Artikel richtet sich an alle, die Deutsch ab dem Niveau A1 lernen
Im Deutschen gibt es drei bestimmte Artikel: der für männliche Wörter (Maskulinum), die für
weibliche Wörter (Femininum) und das für sächliche Wörter (Neutrum). Wer Deutsch als
Muttersprache gelernt hat, weiß meist intuitiv, ob ein Wort der, die oder das als Artikel hat. Deutsch
lernenden Ausländern hingegen bleibt nur noch das Auswendiglernen, da es kaum Regeln zur
Bestimmung des Artikels gibt. Hier folgen ein paar Hilfestellungen:
Regeln für Der-Wörter *
Die folgenden Wörter sind maskulin:
Männlichen Personen und Berufe der Vater, der Bäcker, der Juwelier usw.
Jahreszeiten der Frühling, der Herbst usw.
Monate der Juli, der August usw.
Wochentage der Samstag, der Sonntag usw.
Windrichtungen der Norden, der Osten usw.
Wetter der Regen, der Blitz usw.
Automarken der Nissan, der Honda usw.
Züge der IC, der Regionalexpress usw.
Alkoholische Getränke der Cognac, der Wein usw.
Von Verben abgeleitete Substantive ohne Endung der Gesang, der Fang, der Abbruch
Endungen geben ebenfalls Tipps auf Maskulinum:
-er der Rentner, der Drucker, der Computer
-ling der Schützling, der Schmetterling
-or der Reaktor, der Professor
-ist der Journalist, der Pazifist
-ismus der Kapitalismus, der Mechanismus
Regeln für Die-Wörter *
Die folgenden Wörter sind feminin:
Motorradmarken die Suzuki, die Triumph usw.
Schiffsnamen die Gorch Fock, die Europa usw.
Flugzeuge die Boing, die Concorde usw.
Zahlen die Eins, die Zwei, die Drei usw.
Blumen die Rose, die Tulpe, die Hyazinthe
Endungen geben ebenfalls Hinweise auf feminines Genus:
-e die Tasche, die Ente, die Lampe
-t die Fahrt, die Tat, die Nacht
-ei die Wäscherei, die Bäckerei
-ie die Psychologie, die Arterie
-in die Prinzessin, die Ärztin
-schaft die Freundschaft, die Mannschaft
-heit/-keit die Gelegenheit, die Schnelligkeit
-ung die Zeitung, die Umleitung
die Endungen von Fremdwörtern sind ebenfalls hilfreich:
-ion die Diskussion, die Tradition
-age die Garage, die Passage
-ur die Agentur, die Manufaktur
-ik die Physik, die Metrik
-anz die Akzeptanz, die Ignoranz
-tät die Qualität, die Fakultät
-ade die Parade, die Marmelade
-enz die Präsenz, die Tendenz
Regeln für Das-Wörter *
Die folgenden Wörter sind sächlich:
Substantivierte Adjektive das Schöne, das Gute
Substantivierte Verben das Schreiben, das Tippen
Farbnamen das Grün, das Rot, das Gelb usw.
Chemische Elemente das Wolfram, das Uran usw.
Metalle das Aluminium, das Eisen usw.
Endungen liefern ebenfalls Tipps auf Neutrum:
Diminutive: -chen das Mädchen, das Heftchen
Diminutive: -lein das Kindlein, das Bachlein
-um das Publikum, das Zentrum
-nis das Zeugnis, das Ergebnis
-tum das Altertum, das Datum
-ment das Instrument, das Parlament
-o das Radio, das Kino, das Auto
Substantive mit der Vorsilbe Ge- sind oft sächlich:
Ge- das Gehölz, das Geflügel, das Gemüse (Kollektivwörter)
Ge- das Geräusch, das Gestöber, das Gebet, das Gerüst (abstrakte Begriffe aus
Verben)
*Diese Regeln gelten für die meisten oben genannten Kategorien. Es gibt jedoch auch Ausnahmen.
Darum ist es sehr wichtig, Substantive von Anfang an zusammen mit ihren Artikeln zu lernen!
Wörter mit mehreren Artikeln
Es gibt einige Substantive (laut Duden 1,5 %), die mehrere Artikel haben können. Manchmal
bestimmt der Artikel die Bedeutung des Wortes z. B.:
· der Band (einzelnes Buch)
· die Band (Musikgruppe)
· das Band (Tonband)
Manchmal sind zwei oder alle drei Artikel möglich z. B.:
· der / die / das Joghurt
· der / das Meter
· der / das Virus
Fugenelemente bei Komposita
Zwischen zwei Nomen wird in bestimmten Fällen ein Verbindungslaut (Fugenelement) eingefügt, um
unter anderen auch die Aussprache zu erleichtern. Das betrifft ca. 30 % aller Zusammensetzungen. Es
gibt keine festen Regeln für die Verwendung von Fugenzeichen und sie können je nach Region unter-
schiedlich verwendet werden.
LAUT HÄUFIGKEIT BEISPIEL
-e- 1,3 % Hundefutter, Tagebuch, Schweinefett
-(e)n- 9,7 % Studentenheim, Schwanennest, Sonnenbrand
-ens- - Herzensgüte, Menschenskinder, Schmerzensgeld
-er- 0,7 % Rinderfilet, Kinderbuch, Bildermacher
-(e)s- 14,8 % Jahreszeit, Zeitungsartikel, Tagessatz
-ø- 73 % Preisliste, Rindfleisch, Lehrerzimmer
Es gibt zwar keine festen Regeln für das Einfügen von Fugenzeichen, jedoch gibt es einige Regel-
mäßigkeiten: der Verbindungslaut "-(e)s-" wird meistens eingefügt, wenn das erste Nomen auf -tum,
-ling, -ion, -tät, -heit, -keit, -schaft, -sicht oder -ung endet
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