USSH – FAKULTÄT FÜR DEUTSCHE LINGUISTIK UND LITERATUR
Heinrich Heine: Loreley
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus uralten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh´.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Loreley getan.
Literatur 2 – Gedichte – B.A. Ngoc Hao Dang
USSH – FAKULTÄT FÜR DEUTSCHE LINGUISTIK UND LITERATUR
Heinrich Heine: Winter
Die Kälte kann wahrlich brennen
Wie Feuer. Die Menschenkinder
Im Schneegestöber rennen
Und laufen immer geschwinder.
Oh, bittre Winterhärte!
Die Nasen sind erfroren,
Und die Klavierkonzerte
Zerreißen uns die Ohren.
Weit besser ist es im Summer,
Da kann ich im Walde spazieren,
Allein mit meinem Kummer,
Und Liebeslieder skandieren.
Fragen zum Gedicht:
● Was für Wortarten werden meistens benutzt?
● Gibt es Wiederholungen?
● Welche Atmosphäre schaffen diese Worte im Gedicht? Wie ist die Atmosphäre?
● Gibt es Reime? Wie viele Silben haben die Reime (ein-, zwei-, dreisilbig usw.)?
● Welche Stellung hat der Reim im Vers (Anfangs-, End-, Binnen-, Mittelreim usw.)?
● Wie ist das Reimschema (Paar-, Kreuz-, Haufen-, umarmender Reim)?
Hausaufgaben zum Gedicht:
● Wählen Sie eines der zwei Gedichte von Heinrich Heine und schreiben Sie eine
Inhaltsangabe sowie eine Analyse der sprachlichen Mittel (siehe oben).
● Was sind die drei rhetorischen Mittel im von Ihnen ausgewählten Gedicht?
Literatur 2 – Gedichte – B.A. Ngoc Hao Dang