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ABC Der Psychiatrie Ab 2018 Web

Das Dokument bietet eine umfassende Übersicht über verschiedene psychische Erkrankungen und Störungen, die im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden behandelt werden. Es beschreibt die Einrichtungen, Therapieansätze und spezifische Begriffe wie ADHS, Alkoholabhängigkeit und Alterspsychiatrie. Zudem werden die Herausforderungen und Behandlungsmöglichkeiten in der Psychiatrie thematisiert.

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ABC Der Psychiatrie Ab 2018 Web

Das Dokument bietet eine umfassende Übersicht über verschiedene psychische Erkrankungen und Störungen, die im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden behandelt werden. Es beschreibt die Einrichtungen, Therapieansätze und spezifische Begriffe wie ADHS, Alkoholabhängigkeit und Alterspsychiatrie. Zudem werden die Herausforderungen und Behandlungsmöglichkeiten in der Psychiatrie thematisiert.

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Abhängigkeit ADHS Aggression Alkoholabhängigkeit Alterspsychiatrie

Alzheimer-Krankheit Amnesie Angst Anpassungs- und Belastungs-


störung Autismus Baby-Blues Bezugsperson/Bezugspflege Borderline-­
Störung Bulimie/Binge-Eating Disorder Burnout-Syndrom Compliance
Delir Demenz Depression Drogen Elektrokrampftherapie Entgiftung/­
Entzug Entwöhnung Epilepsie Essstörungen Forensische Psychiatrie/
Maßregelvollzug Halluzinationen Hirnorganisches Psychosyndrom
Hospitalismus Hysterie Kinder- und Jugendpsychiatrie Magersucht/­
Anorexie Manie Mobbing Neurologie Neurosen Panikstörung Paranoia
Persönlichkeitsstörungen Phobien Posttraumatische Belastungs-
störung Psychiatrie Psychoedukation Psychologie Psychopharmaka
Psychosen Psychosomatik Psychotherapie Rehabilitation Schizo-
phrenie Selbsttötung/Suizid Stalking Störungen im Sexualverhalten
Sucht Supervision Therapien Verrücktheit Wahn Zwangsmaßnahmen

ABC der Psychiatrie

www.pzn-wiesloch.de
Herausgeber:
Wichtige Begriffe kurz erklärt
Psychiatrisches Zentrum Nordbaden
10/002-07.18/5.0000/SGD
Heidelberger Straße 1a
69168 Wiesloch
Telefon: 06222 55-0
Telefax: 06222 55-2484
www.pzn-wiesloch.de
www.akademie-im-park.de
www.sgn-wiesloch.de
www.bildungszentrum-gesundheit.de

Ein Unternehmen der Gruppe Baden-Württemberg


Impressum
© Psychiatrisches Zentrum Nordbaden
Unternehmenskommunikation
Ltg. Susann Roßberg
5. Auflage: 5.000 Exemplare, Juli 2018
ABC der Psychiatrie
Wichtige Begriffe kurz erklärt
Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) besteht seit 1905 und ist seit 1996
eine Anstalt des Öffentlichen Rechts. Das PZN hat sich über viele Jahre hinweg zu
einem hochmodernen Zentrum für Psychiatrie und Psychosomatik entwickelt, das
über eine Vielzahl von Untersuchungs- und Behandlungseinheiten verfügt:
 Klinik für Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik I
 Klinik für Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik II
 Gerontopsychiatrisches Zentrum
 Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie (Maßregelvollzug)
 Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung
 Rehabilitation Sucht
 Psychiatrisches Wohnheim

Unsere Außenstellen
 Zentrum für Psychische Gesundheit Bruchsal (zfpG B)
 Zentrum für Psychische Gesundheit Neckar-Odenwald (zfpG NOK)
 Zentrum für Psychische Gesundheit Schwetzingen (zfpG S)
 Zentrum für Psychische Gesundheit Weinheim (zfpG W)

Um die Klinikbehandlung so kurz wie möglich zu halten, wurden auf die Erkran-
kungen abgestimmte, spezifische Therapie- und Pflegekonzepte mit ganzheit-
lichem Ansatz unter Einbeziehung der Angehörigen entwickelt. Psychiatrische
Fachambulanzen, Tageskliniken und spezielle psychosomatische Angebote werden
von den jeweiligen Kliniken, auch in unseren Außenstellen in Bruchsal, Mosbach
und Schwetzingen, vorgehalten. Zur Verkürzung der vollstationären Behandlung
trägt auch der Ambulante Psychiatrische Pflegedienst (APP) bei.
Für die Fort- und Weiterbildung zeichnet das PZN-Bildungsinstitut, die Akademie
im Park, Verantwortung. Sie bietet ferner Seminare für Externe sowie (Kultur-)
Veranstaltungen für die interessierte Öffentlichkeit an.
Die Servicegesellschaft Nordbaden mbH ist Dienstleister im Bereich Gemein-
schaftsversorgung (Küche). Sie betreibt zusätzlich auf dem Gelände eine
­Wäscherei, den SB-Shop und das Café 26.

Allgemeine Daten
 Areal/Fläche = 96 Hektar
 Gebäudezahl = 77
 Stationen oder Häuser = 41
 Berufsgruppen = 55 durch alle Professionen
 75% der etwa 1700 Mitarbeiter_innen arbeiten im pflegerisch/
therapeutischen Bereich
 Pflegefachschule (Bildungszentrum Gesundheit Rhein-Neckar GmbH)

2
Inhalt
Die 63 Stichworte finden Sie in alphabetischer Reihenfolge. Zur leichteren
Orientierung haben wir versucht, einige Stichworte inhaltlich unter einem
Überbegriff zusammenzufassen. Diese unterscheiden sich farblich.

Aus dem Alltag  Halluzinationen


 Hirnorganisches Psycho-
Behandlung syndrom (HOPS)
 Hospitalismus
Psychische Störungen  Hysterie
 Kinder- und Jugendpsychiatrie
Sucht und Abhängigkeit  Magersucht / Anorexie
Sonstige ...  Manie
 Mobbing
 Abhängigkeit  Neurologie
 ADHS  Neurosen
 Aggression  Panikstörung
 Alkoholabhängigkeit  Paranoia
 Alterspsychiatrie  Persönlichkeitsstörungen
 Alzheimer-Krankheit  Phobien
 Amnesie  Posttraumatische
 Angst Belastungsstörung (PTSD)
 Anpassungs- und Belastungsstörungen  Psychiatrie
 Autismus  Psychoedukation
 Baby-Blues  Psychologie
 Bezugsperson / Bezugspflege  Psychopharmaka
 Borderline-Störung  Psychosen
 Bulimie / Binge-Eating Disorder  Psychosomatik
 Burnout-Syndrom  Psychotherapie
 Compliance  Rehabilitation
 Delir  Schizophrenie
 Demenz  Selbsttötung / Suizid
 Depression  Selbstverletzendes Verhalten
 Drogen  Stalking
 Elektrokrampftherapie  Störungen im Sexualverhalten
 Emotional-instabile  Störungen im Sozialverhalten
Persönlichkeitsstörung  Sucht
 Entgiftung / Entzug  Supervision
 Entwöhnung  Therapien
 Epilepsie  Transkulturelle Psychiatrie
 Essstörungen  Verrücktheit
 Forensische Psychiatrie /  Wahn
Maßregelvollzug  Zwangsmaßnahmen
3
Sucht und Abhängigkeit

Abhängigkeit
bitte lesen Sie auch die Seiten
Alkoholismus, Drogen, Entgiftung / Entzug, Entwöhnung, Psychopharmaka,
Sucht

Die Abhängigkeit eines Menschen, umgangssprachlich auch


Sucht genannt, zeigt sich im unbezwingbaren Verlangen nach
einer bestimmten Substanz (stoffgebunden) oder Verhaltens-
weise (stoffungebunden). Durch die Einnahme eines Stoffes
möchte der Betroffene sich besser fühlen oder ein Missemp-
finden beseitigen. Bei einer stoffungebundenen Abhängigkeit
hat ein Mensch den Drang, eine bestimmte Tätigkeit auszu-
üben: zum Beispiel spielen, essen, putzen, arbeiten oder ein-
kaufen. Etwa fünf Prozent aller Deutschen sind stoffgebunden
abhängig, die meisten von einer legal verfügbaren Substanz
wie Alkohol oder Medikamenten: Rund 1,8 Millionen der Deut-
schen sind alkoholabhängig und 1,9 Millionen medikamenten-
abhängig, dagegen sind lediglich 319.000 von einer illegalen
Droge wie zum Beispiel Kokain abhängig.

4
Aus dem Alltag

ADHS
bitte lesen Sie auch die Seite
Kinder- u. Jugendpsychiatrie

Bei ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung)


handelt es sich um eine Aufmerksamkeitsstörung. Die Be-
schwerden können vom Vorschul- bis ins Erwachsenenalter
auftreten. Oft bleiben bei Personen, bei denen im Kindes-­
oder Jugendalter ADHS festgestellt wurde, die Symptome
auch im Erwachsenenalter bestehen. Menschen mit ADHS
können sich nur schwer konzentrieren, sind einfach abzu-
lenken und reagieren sehr impulsiv. Eine deutliche Überakti-
vität tritt nicht immer auf – daher unterscheiden Mediziner
zwischen dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperak-
tivität (ADHS) und dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ohne
Überaktivität (ADS). ADHS ist eine der häufigsten kinderpsych-
iatrischen Störungen. Etwa drei bis sechs Prozent der Kinder
und Jugendlichen in Deutschland haben ADHS. Die Störung
geht häufig mit Lernschwierigkeiten sowie Problemen mit
der Konzentration und der Disziplin einher. Betroffene Kinder
und Jugendliche fallen durch impulsives, zum Teil leichtsin-
niges, unüberlegtes Handeln auf und zeigen eine erniedrigte
Frustrationstoleranz sowie die Tendenz nach rascher Bedürf-
nisbefriedigung. Dies führt in der Regel zu einem unangepass-
ten und überstürzten Arbeitsstil, der beispielsweise durch
vermehrte Flüchtigkeitsfehler auffällt, auch weil sie oft nur
eine begrenzte Zeit zuhören können. Ihre intellektuellen
Fähigkeiten werden deshalb oft unterschätzt.

5
Aus dem Alltag

Fortsetzung

ADHS

Häufig haben die Kinder gleichzeitig ein starkes Verlangen,


sich zu bewegen. Diese motorische Überaktivität bedeutet
nicht nur einen stärkeren Bewegungsdrang, sondern eine
exzessive Ruhelosigkeit. Es fällt ihnen schwer, ruhig sitzen
zu bleiben, Geschick beweisen sie dagegen beim Rennen und
Klettern. Dabei sind sie furchtloser, als es ihrer Entwicklung
entspricht. Trotz der intensiven körperlichen Betätigung ha-
ben die Kinder ein eher geringeres Schlafbedürfnis.

6
Aus dem Alltag

Aggression

Aggressionen sind Verhaltensweisen eines Menschen, die


häufig auch anderen schaden und mit negativen und destruk-
tiven Gedanken einhergehen können. Aggression und damit
die Bereitschaft zur Gewalt nimmt in unserer Gesellschaft
ganz allgemein zu. Die Mehrheit der gewalttätigen Menschen
ist nicht psychisch krank. Psychisch kranke und gestörte Men-
schen sind nicht häufiger gewalttätiger als andere, auch wenn
spektakuläre Medienberichte in der Öffentlichkeit ein anderes
Bild entstehen lassen. Allerdings sind manche psychiatrischen
Erkrankungen wie die paranoiden schizophrenen Psychosen
(Schizophrenie) mit einem erhöhten Risiko für Gewalttaten
verbunden.

7
Sucht und Abhängigkeit

Alkoholabhängigkeit
bitte lesen Sie auch die Seiten
Abhängigkeit, Delir, Drogen, Entgiftung, Entwöhnung, Psychotherapie,
Sucht

Alkoholabhängigkeit ist in Deutschland die häufigste Suchter-


krankung. Etwa 1,8 Millionen Deutsche sind davon betroffen.
Das entspricht circa 3,4 Prozent der Bevölkerung, davon 4,8 %
Männer und 2 % Frauen. Bei Alkoholiker_innen beeinflusst
Alkohol den Tagesablauf und das soziale Leben drastisch.
­Alkohol beeinträchtigt die körperliche und geistige Gesund-
heit, die Beziehungen zu anderen Menschen, das Sozialleben
und die Arbeit. Der plötzliche Entzug der Droge kann zu
dramatischen Entzugserscheinungen führen (Delir). Alkohol­
abhängigkeit wird häufig von Ärzt_innen übersehen, viele
Betroffene leugnen ihr Trinken auch bei direkter Nachfrage.
Alkoholiker_innen werden auf speziellen Suchtstationen eines
Krankenhauses behandelt. Die Therapie beginnt immer mit
einem Alkoholentzug. Das Ziel ist völlige Abstinenz, nicht das
kontrollierte Trinken. Eine Entgiftung dauert wenige Wochen,
dabei müssen alle Körperfunktionen medizinisch überwacht
werden. Anschließend folgt die Entwöhnung, die eigentliche
Suchttherapie. In dieser Zeit werden die Betroffenen etwa
zwei bis sechs Monate in speziellen Fachkliniken behandelt.
Vor allem mithilfe einer Psychotherapie lernen sie dort, ihre
Sucht zu bewältigen. Das soziale Umfeld der Alkoholabhän-
gigen, ihre Partner_in und Angehörige werden meist in die
Therapie mit einbezogen. Dennoch ist die Gefahr eines Rück-
falls sehr groß, höchstens 50 Prozent gelingt eine dauerhafte
Abstinenz.

8
Sonstige ...

Alterspsychiatrie
bitte lesen Sie auch die Seiten
Alzheimer- Krankheit, Amnesie, Demenz,
Hirnorganisches Psycho­syndrom (HOPS), Psychiatrie

Mit Alterspsychiatrie oder Gerontopsychiatrie wird ein Teilge-


biet der Psychiatrie bezeichnet, das sich mit den psychischen
Erkrankungen älterer Menschen beschäftigt.

9
Psychische Störungen

Alzheimer-Krankheit
bitte lesen Sie auch die Seiten
Demenz, Alterspsychiatrie, Hirnorganisches Psychosyndrom (HOPS),
Paranoia

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende Erkran-


kung des Gehirns. Sie beginnt meist im sechsten bis siebten
Lebensjahrzehnt und entwickelt sich langsam schleichend.
Die ersten Anzeichen sind scheinbar zufällige Vergesslichkeit,
später kommen Denk- und Wahrnehmungsstörungen hinzu,
dann der Verlust der Urteilsfähigkeit, Störungen des komple-
xen Denkens und Koordinationsstörungen bis hin zum Verlust
des Wissens um die eigene Person.

10
Psychische Störungen

Amnesie
bitte lesen Sie auch die Seiten
Delir, Demenz, Alterspsychiatrie,
Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)

Eine Amnesie ist die Beeinträchtigung der Erinnerungsfähig-


keit. Sie wird verursacht durch eine vorübergehende oder
andauernde Erkrankung bestimmter Hirnregionen, die für
Erinnerungen oder deren Verarbeitung zuständig sind.

11
Psychische Störungen

Angst
bitte lesen Sie auch die Seiten
Autismus, Baby-Blues, Depression, Kinder- u. Jugendpsychiatrie, Manie,
Neurosen, Panikstörung, Phobien, Schi-zophrenie, Stalking

Angst ist ein menschliches Gefühl, das zum Leben dazuge-


hört. Sie stellt sich ein, wenn eine Gefahr erwartet wird, auf
die sich die Psyche vorbereitet. Sie ist eines der menschlichs-
ten und häufigsten Gefühle. Angststörungen gehören zu den
meist verbreiteten seelischen Erkrankungen unserer Zeit.
Die genaue Definition ist jedoch schwierig. Fälschlicherweise
werden im alltäglichen Sprachgebrauch Begriffe wie Furcht
und Schreck häufig synonym verwendet. Furcht gilt als klar
auf eine äußere Gefahr hin ausgerichtet. Angst ist dagegen
unbestimmt. Sie ist immer ein Ausdruck äußerer oder innerer
seelischer Bedrohung. Angst reicht von einfachem Erschre-
cken, das in einer Situation angemessen und sinnvoll ist,
bis hin zu einer scheinbar sinnlosen, alles beherrschenden
Existenzangst. Zu den wichtigsten Angstformen gehört die Pa-
nikattacke. Bei heftiger Angst oder bei Panikattacken leiden
die Betroffenen vor allem unter körperlichen Beschwerden.
Häufig kommt ein Gefühl der Benommenheit oder Unwirk-
lichkeit hinzu. Manchmal leiden die Betroffenen unter den
körperlichen Erscheinungen, ohne sich der Angst bewusst zu
sein. Unter krankhafter Angst leiden Patienten bei nahezu
allen Psychosen wie bei Schizophrenie, manisch-depressiven
Erkrankungen (Manie/Depression), Neurosen und manchmal
auch bei körperlichen Erkrankungen wie Asthma oder Engege-
fühl des Herzens (Angina Pectoris).

12
Psychische Störungen

Anpassungs- und
Belastungsstörungen

Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörun-


gen entstehen im zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang
mit psychosozialen Belastungen, wie chronisch sozialen
Konflikten und Überforderung, körperlichen Erkrankungen,
akuten Lebensereignissen und traumatischen Erlebnissen. Sie
entstehen unabhängig von einer neurotischen Veranlagung
oder Empfänglichkeit des Betroffenen. Unterschieden wird
zwischen einer akuten Belastungsreaktion, einer Anpassungs-
störung und der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
Ihnen gemein ist das belastende Ereignis als ausschlagge-
bender Kausalfaktor, ohne Ereignis wäre die Störung nicht
entstanden. Als Folge tritt eine erhebliche Beeinträchtigung
der sozialen Leistungsfähigkeit ein, Betroffene fühlen sich
alltäglichen Situationen und Anforderungen nicht mehr ge-
wachsen.

13
Psychische Störungen

Autismus
bitte lesen Sie auch die Seiten
Angst, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Persönlichkeitsstörungen,
Schizophrenie

Autismus ist eine schwere Störung der Verhaltenssteuerung,


die meist im Säuglings- oder Kleinkindalter beginnt und sich
über alle weiteren Entwicklungsstufen fortsetzt. Autismus
beeinflusst das Verhalten, das Sozialleben und die Kommu-
nikation. Das Krankheitsbild ist nicht einheitlich, Autismus
in der frühen Kindheit und bei Erwachsenen unterscheidet
sich. Autistischer Rückzug in das eigene Innenleben kommt
auch als ganz normaler Charakterzug in unterschiedlicher
Ausprägung vor, außerdem findet er sich bei Menschen mit
Neurosen, Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie.
Menschen mit Autismus können Außenreize nicht nach Bedarf
unterdrücken, sondern sind einer ständigen Informationsflut
hilflos ausgesetzt. Für sie bleibt alles immer neu, Stunde für
Stunde. Sie sind überfordert und verängstigt. Deshalb fehlt
ihnen die Fähigkeit zur Anpassung, wie sie der moderne Alltag
erfordert. Wenn sich etwas zu verändern droht, geraten sie in
Angst und Panik. Autisten gelten als schweigsam und still. Die
Betroffenen leben in einer eigenen Gedanken- und Vorstel-
lungswelt und scheinen in ihrer gefühlsmäßigen Leere völlig
unbeeinflussbar. Manche haben überdurchschnittliche Bega-
bungen, ihre Fähigkeit zu abstraktem und logischem Denken
ist außergewöhnlich stark ausgeprägt. Der frühkindliche
Autismus bildet ein eigenes Syndrom kindlicher Verhaltens-
störungen. Eine erkannte Problematik ist der frühkindliche
Konflikt zwischen Kontaktbedürfnis und Kontaktangst bei der
Begegnung mit Erwachsenen.

14
Psychische Störungen

Fortsetzung Autismus

Die beiden dauernd aktivierten gegenteiligen Verhaltenst-


endenzen führen zu einem inneren Dauerkonflikt und dieser
wiederum zur chronischen Übererregung, zu inneren Blo-
ckierungen, zwanghaftem Verhalten und zur Einschränkung
auf eine verarmte, enge Eigenwelt, um der vor allem Neuen
auftretenden Angst zu entgehen. Beim frühkindlichen Autis-
mus fällt vor allem eine Störung der Sprachentwicklung auf.
Autistische Kinder können zwar sprechen, haben aber oft kein
Interesse oder keinen Bedarf an einer Sprachentwicklung. Bei
autistischen Kindern ist eine frühzeitige Diagnose schwierig.
In Selbsthilfegruppen können sich Angehörige gegenseitig mit
Rat und Tat unterstützen.

15
Aus dem Alltag

Baby-Blues
bitte lesen Sie auch die Seiten
Angst, Depression, Psychosen

Mit der umgangssprachlichen Bezeichnung „Baby-Blues“ ist


ein kurzfristiges Stimmungstief nach der Geburt gemeint. Es
tritt bei 50 bis 80 Prozent der jungen Mütter in den ersten
zehn Tagen nach der Entbindung auf und hält meist drei
bis fünf Tage an. Charakteristisch sind Traurigkeit, häufiges
Weinen, Erschöpfung, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Schlaf- und
Ruhelosigkeit, Stimmungsschwankungen und Konzentrations-
schwierigkeiten. Die Symptome verschwinden in kurzer Zeit
meist ganz von selbst. In Ausnahmefällen hält der Zustand
länger als zwei Wochen an, dann kann sich daraus eine so
genannte Wochenbettdepression entwickeln. Manchmal
kommen Ängste hinzu, die sich um das Wohlergehen des
Babys drehen. Die schwerste Form der psychischen Störung
einer Mutter nach der Geburt ist die so genannte Postpartale
Psychose.

Mehr dazu im Internet unter:


www.mutter-kind-behandlung.de

16
Behandlung

Bezugsperson /
Bezugspflege

Die pflegerische Betreuung in einer psychiatrischen oder psy-


chosomatischen Klinik ist in der Regel in Form eines Bezugs-
pflegesystems organisiert. Das bedeutet, dass ein Mitglied des
Pflegeteams als feste Ansprechpartner_in für den Patient_in
zur Verfügung steht. Dadurch kann fast immer ein persön-
licher, vertrauensvoller Kontakt zur Patient_in aufgebaut
werden. Der erste Kontakt zur Bezugsperson findet beim pfle-
gerischen Aufnahmegespräch statt. Hier erhält die Patient_in
erste Informationen über das Behandlungskonzept und die
Therapieangebote auf der Station. Während der folgenden
Behandlungszeit ist die Bezugsperson ständiger Ansprechpart-
ner für persönliche Sorgen und Probleme des Patienten sowie
für Fragen im Rahmen der Therapie. Die Bezugspflegeperson
ist ein wichtiger Ansprechpartner für alle an der Behandlung
Beteiligten. Je nach Konzept und Aufgabe der Station können
auch Personen aus anderen Berufsgruppen als Bezugspersonen
fungieren, z. B. Ärzt_innen, Psycholog_innen, Sozialpädagog_­
innen, usw.

17
Psychische Störungen

Borderline-Störung
bitte lesen Sie auch die Seite
Persönlichkeitsstörungen

Der Begriff Borderline-Störung wird umgangssprachlich häufig


für die sogenannte Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung
(siehe dort) gebraucht, bzw. auch für eine Unterform dersel-
ben verwendet.

18
Sucht und Abhängigkeit

Bulimie / Binge-Eating Disorder


bitte lesen Sie auch die Seiten
Essstörungen, Magersucht / Anorexie

Bulimie ist eine Essstörung, die von den Betroffenen selbst oft
„Fress- und Kotzsucht“ genannt wird. In erster Linie sind jun-
ge Frauen und Mädchen betroffen. Während einer Essattacke
werden Unmengen von Nahrungsmitteln verschlungen, um sie
kurz danach oft heimlich wieder zu erbrechen. Die Umgebung
nimmt diese Krankheit in der Regel nicht wahr. Die Betroffe-
nen werden meist mit einer Psychotherapie behandelt, die
bei rund 40 Prozent zum Erfolg führt.

19
Aus dem Alltag

Burnout-Syndrom
bitte lesen Sie auch die Seiten
Depression

Burnout-Syndrom ist ein populärmedizinischer Begriff. Er be-


schreibt einen Zustand, in dem sich ein Mensch ausgebrannt
fühlt. Besonders häufig sind Personen aus Berufen betroffen,
die mit anderen Menschen arbeiten und diesen helfen. Die
Betroffenen fühlen sich resigniert, hoffnungslos und hilflos,
sie begeistern sich nicht mehr für ihre Arbeit und empfinden
keine Lebensfreude mehr. Der Zustand ist meist nicht die
Folge einzelner Negativ-Erlebnisse, sondern steht am Ende
einer schleichenden seelischen oder zwischenmenschlichen
Auszehrung. Nicht selten sind diejenigen betroffen, die beim
Berufseinstieg besonders begeisterungsfähig und idealistisch
waren. Einem Burnout-Syndrom wird vorgebeugt durch do-
siertes Engagement. Für die Behandlung ist es wichtig, dass
Betroffene die Symptome des Burnout-Syndroms rechtzei-
tig erkennen und bereit sind, etwas zu ändern. Sie sollten
ihre Tätigkeit verändern oder sie anders organisieren, sich
außerdem verstärkt anderen Interessen zuwenden, die nicht
den Beruf betreffen, Entspannungsverfahren wie Autogenes
Training oder Yoga erlernen und im Berufsalltag häufiger Tä-
tigkeiten ausüben, die gefühlsmäßig weniger belastend sind.
Burnout-Syndrome werden in unserer zunehmend leistungs­
orientierten Gesellschaft immer häufiger beobachtet.
Hinter einem Burnout-Syndrom steckt häufig eine depressive
Verstimmung bis hin zu einer Depression, die als Krankheit zu
betrachten und behandeln ist.

20
Behandlung

Compliance

Compliance bezeichnet die Therapietreue der Patient_innen


und bezieht sich zum Beispiel auf die Zuverlässigkeit bei der
Einnahme von Medikamenten. Sie hängt von vielen Faktoren
wie Alter, Geschlecht und Persönlichkeit eines Menschen,
aber auch von den Nebenwirkungen eines Medikaments und
von der Überzeugungskraft der ärztlichen Fachkraft und der
Behandelnden ab.

21
Sucht und Abhängigkeit

Delir
bitte lesen Sie auch die Seiten
Alkoholismus, Amnesie, Entgiftung / Entzug, Halluzinationen, Psychosen,
Sucht

Das Delir ist eine gemischte psychiatrisch-neurologisch-vege-


tative Störung, die durch eine starke Trübung des Bewusst-
seins gekennzeichnet ist. Die Betroffenen verlieren völlig
die Orientierung über Ort und Zeit, sie sind sehr ängstlich
und unruhig. Oft leiden sie unter optischen Halluzinationen
(z. B. sehen sie die sprichwörtlich „weißen Mäuse“). Ein Delir
hält meist einige Tage an. Bei einigen Betroffenen bleiben
überdauernde Störungen des Gedächtnisses bestehen. Die
Ursachen sind sehr verschieden, zum Beispiel kann es bei
Fieber zum Delir kommen. Am häufigsten ist das Alkoholdelir,
das so genannte Delirium tremens. Es tritt bei rund 15 Pro-
zent aller Alkoholiker_innen auf, denen nach mehrjährigem
Alkoholismus plötzlich der Alkoholkonsum unterbrochen oder
beendet wird. Neben den oben benannten Anzeichen finden
sich erhebliche körperliche Beeinträchtigungen wie Herzrasen
sowie starkes Zittern, im Volksmund auch „Mandolinenfieber“
genannt. Ein Alkoholdelir muss im Krankenhaus behandelt
werden, es tritt oft auf, wenn ein Entzug nicht auf einer
Suchtstation durchgeführt wird. Das Alkoholdelir ist lebens-
bedrohlich, die Patient_innen müssen intensiv überwacht und
gepflegt werden. Zu Beginn des Delirs müssen vor allem die
lebenswichtigen Körperfunktionen aufrecht erhalten werden,
was hauptsächlich durch Medikamente gelingt. Nach zwei bis
fünf Tagen ist die kritische Zeit überstanden, danach sollte
eine Therapie der Suchterkrankung folgen.

22
Psychische Störungen

Demenz
bitte lesen Sie auch die Seiten
Alzheimer-Krankheit, Amnesie, Alterspsychiatrie,
Hirnorganisches Psychosyndrom

Durch die allgemein gestiegene Lebenserwartung hat die Zahl


alter Menschen deutlich zugenommen. Damit nehmen auch
Krankheiten zu, die vor allem im Alter auftreten wie bei-
spielsweise die so genannte Demenz: Von den über 65-Jäh-
rigen erkranken fünf bis sieben Prozent an einer Demenz,
einem geistigen Zerfall infolge eines Verlustes der Gedächt-
nisfunktionen. Davon wiederum leiden 30 bis 40 Prozent an
Demenz infolge der Alzheimer-Krankheit. In Deutschland ­
sind rund eine Millionen Menschen betroffen, mit wachsen-
der Tendenz. Die psychischen Folgen einer Demenz sind oft
schwerwiegend, die Betroffenen verlieren ihre Fähigkeit
zu denken, ihre Sprache und die Orientierung. Der damit
verbundene Verfall der Persönlichkeit ist besonders für
die Angehörigen eine große Belastung. Bis heute ist keine
überdauernde, wirksame Behandlung möglich. Nur bestimm-
te Folgeerscheinungen können mit Medikamenten gemildert
werden. Wird ein Betroffener im Krankenhaus gepflegt,
dann sollten vor allem die grundlegenden Lebensfunktionen
und -bedürfnisse erhalten bleiben. Der Versuch, psychische
Restfunktionen zu aktivieren, ist oft die einzige Möglichkeit,
gegen das Fortschreiten der Krankheit anzukämpfen.

23
Psychische Störungen

Depression
bitte lesen Sie auch die Seiten
Angst, Baby-Blues, Manie, Psychopharmaka, Psychosen, Psychotherapie,
Schizophrenie, Selbsttötung / Suizid, Verrücktheit, Wahn

Eine Depression ist eine psychische Krankheit. Sie zählt zu den


affektiven Störungen. Diese bezeichnen Erkrankungen, bei de-
nen es häufig zu Schwankungen der Stimmung und des Antriebs
kommt. Also zwischen Niedergeschlagenheit und gehobener
Stimmung und jeweils Phasen mit normaler Stimmung. Kern-
symptom einer Depression ist eine tiefe Traurigkeit. Allerdings
bedeutet Traurigkeit nicht gleich Depression und darf nicht
mit depressiven Verstimmungen oder der Trauer nach einem
Schicksalsschlag verwechselt werden. Die Zahl der Betroffenen
wird in Deutschland auf rund vier Millionen (fast 5%) geschätzt.
Eine Depression führt in der Regel zu ausgeprägter Antriebs-
und Interesselosigkeit und einem „Gefühl der Gefühllosigkeit“.
Den Betroffenen erscheint alles sinnlos, ihnen macht nichts
mehr Freude, sie neigen zum Grübeln und sind oft entschei-
dungsunfähig. Körperliche Krankheitsanzeichen sind diffuse
Schmerzen, schwere Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und
sexuelle Störungen. Schwere Depressionen kommen auch als
Begleiterscheinung anderer Krankheiten wie zum Beispiel einer
Schizophrenie vor, sie sind dann jedoch in Zusammenhang
mit dieser Krankheit zu sehen. Patient_­innen mit schweren
Depressionen werden in aller Regel im Krankenhaus behandelt,
um sie von allen Verpflichtungen zu entlasten. Das ist bei einer
Depression besonders wichtig, auch um die Gefahr der Selbst-
tötung zu vermindern. Die Patienten werden meist mit Anti-
depressiva (Psychopharmaka) behandelt, auch Schlafentzug
und eine Lichttherapie wirken heilsam. Am wichtigsten sind
psycho- und soziotherapeutische Maßnahmen (Psycho­therapie)
und der Kontakt zu einer Bezugsperson.
24
Sucht und Abhängigkeit

Drogen
bitte lesen Sie auch die Seiten
Abhängigkeit, Alkoholismus, Entgiftung / Entzug, Entwöhnung, Sucht

Die Bezeichnung „Drogen“ bezieht sich ganz allgemein auf Er-


zeugnisse tierischer, pflanzlicher oder synthetischer Herkunft,
die als Arzneimittel verwendbar sind. Im alltäglichen Sprach-
gebrauch sind damit jedoch meist illegale Drogen gemeint
wie Heroin, Kokain, LSD und Haschisch. Auch legal erhältliche
Stoffe wie Alkohol, Schnüffelstoffe zum Beispiel in Klebstoffen
und Nikotin gehören zu den Drogen, die aber nicht dem Be-
täubungsmittelgesetz unterliegen. Diese Substanzen verbin-
det ihre Eigenschaft, einen Rausch erzeugen zu können. Sie
bewirken eine veränderte Wahrnehmung des eigenen Selbst
und der Umwelt, die meist als angenehm empfunden wird.
Seit einigen Jahren werden immer wieder neue Drogen durch
geringfügige Abwandlung schon bekannter Rauschmittel her-
gestellt, die in den Medien als „Designer-Drogen“ bezeichnet
werden, so zum Beispiel Ecstasy. Der Missbrauch von Drogen
ist häufig verbunden mit körperlicher und/oder seelischer
Abhängigkeit. Drogenmissbrauch ist jedoch nicht immer Aus-
druck einer Abhängigkeit, er kann auch ein Ausdruck neuroti-
schen Verhaltens sein.

25
Behandlung

Elektrokrampftherapie

Bei einer Elektrokrampftherapie (EKT) wird durch eine kurze


elektrische Reizung ein Krampfanfall im Gehirn ausgelöst, der
einem epileptischen Anfall gleicht. Dabei erhält eine Patient_
in in Narkose über eine Elektrode an der Schläfe eine genau
dosierte Strommenge. Dem Krampfanfall folgt meist ein
kurzer Schlaf. Komplikationen bei der Behandlung sind sehr
selten. Gelegentlich leidet der Behandelte unter leichten
Gedächtnisstörungen, die jedoch bald wieder verschwinden.
Die EKT entstand zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts
und wurde bei fast allen psychiatrischen Krankheiten ange-
wandt. Seit es wirkungsvolle Medikamente (Psychopharmaka)
gibt, wird ihre Anwendung immer seltener. Heute ist diese
Therapie manchmal die letzte Möglichkeit, sehr schwere,
lang andauernde Psychosen zu heilen. Für bestimmte Formen
der Depression und Schizophrenie, die sich trotz Medikamen-
te nicht bessern, ist die EKT oft die letzte, aussichtsreiche
Behandlungsmöglichkeit. In vielen Fällen rückt ein Patient
nur nach einer Behandlung mit einer EKT von seinem Wunsch
ab, sich selber zu töten. Bei einer bestimmten Form der Schi-
zophrenie kann die EKT sogar lebensrettend sein.

26
Psychische Störungen

Emotional-instabile
Persönlichkeitsstörung
bitte lesen Sie auch die Seiten
Borderline-Störung

Die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung ist eine Form


der sogenannten spezifischen Persönlichkeitsstörungen.
Betroffene leiden zumeist unter wechselnder, instabiler
Stimmung, einem chronischen Gefühl innerer Leere, einer
Neigung zu intensiven aber unbeständigen Beziehungen mit
ggf. häufigen emotionalen Krisen, bzw. übermäßigen An-
strengungen nicht verlassen zu werden, impulsivem Handeln,
oft ohne im Moment die Konsequenzen abzuschätzen, sowie
chronischen oder häufig wiederkehrenden Suizidgedanken.
Des Weiteren können Unklarheiten bezüglich des Selbstbildes,
persönlicher Ziele oder innerer Präferenzen bestehen. Es
kann zu Ausbrüchen intensiven Ärgers mit explosivem oder so-
gar gewalttätigem Verhalten kommen. Im Rahmen der insta-
bilen Stimmung können häufig extreme Anspannungszustände
auftreten, die Betroffene nicht selten durch Selbstverlet-
zungen (z. B. Schneiden etwa am Unterarm) oder manchmal
auch durch Hochrisikoverhalten (z. B. sehr schnelles Auto-
fahren) zu beenden versuchen. Betroffene berichten häufig,
dass sie sowohl unangenehme wie auch angenehme Gefühle
sehr intensiv erleben. In der Internationalen Klassifikation
der Erkrankungen (ICD-10) werden zwei Untertypen der
Erkrankung unterschieden: Zum einen die Emotional-instabile
Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ, bei der häufig und
stark wechselnde Stimmung, das Gefühl innerer Lehre und
emotionale Krisen mit Suizidalität im Vordergrund stehen.

27
Psychische Störungen

Fortsetzung

Emotional-instabile
Persönlichkeitsstörung

Zum anderen der impulsive Typ, bei dem Betroffene eher


unter mangelnder Impulskontrolle und Ausbrüchen von Wut,
bedrohlichem oder sogar gewalttätigem Verhalten leiden. Die
Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung ist über die gesam-
te Lebenszeit bei 1,5-3 % aller Menschen zu diagnostizieren.
Sie wird zumeist im jungen Erwachsenenalter erstdiagnosti-
ziert. Zur Behandlung ist die Durchführung einer spezifischen
Psychotherapie das Mittel der Wahl. In wissenschaftlichen
Studien haben sich u. a. die Dialektisch-Behaviorale Therapie
(DBT), die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT), die Sche-
matherapie (SFT) und die Übertragungsfokussierte Therapie
(TFP) als wirksam und die Beschwerden häufig gut lindernd
erwiesen. Allerdings können auch andere, weniger aufwän-
dige Psychotherapieverfahren Betroffenen weiterhelfen und
auch die Anwendung von Teilelementen der genannten spezi-
fischen Therapien kann nach aktueller Studienlage zu guten
Erfolgen führen. Die Einnahme von Medikamenten lindert die
Hauptsymptome der Emotional-instabilen Persönlichkeitsstö-
rung laut aktueller Studienlage kaum. Allerdings können die
häufig im Rahmen der Störung auftretenden Depressionen
und/ oder Ängste meist wirksam mit entsprechenden Medika-
menten gebessert werden.

28
Sucht und Abhängigkeit

Entgiftung / Entzug
bitte lesen Sie auch die Seiten
Abhängigkeit, Alkoholismus, Delir, Drogen, Entwöhnung, Sucht

Bei einem Entzug wird dem Körper eines Menschen ein Stoff
entzogen, den dieser meist zur Befriedigung seiner Abhän-
gigkeit zuvor regelmäßig eingenommen hat. Meist leiden die
Betroffenen unter starken Entzugserscheinungen, sodass sie
in einem Krankenhaus intensiv betreut werden müssen. Die
körperliche Entgiftung ist bei einer Abhängigkeit nur der erste
Behandlungsteil, der wenige Tage dauert. Im „qualifizierten
Entzug“ einer suchttherapeutischen Klinik wird der körper-
liche Entzug durch eine Motivationsbehandlung ergänzt, bei
welcher der Betroffene Informationen erhält und zu einer
weiterführenden Behandlung motiviert wird.
Danach folgt die zeitlich längere Phase der Entwöhnungsbe-
handlung, in der die Betroffenen ihre körperliche und psychi-
sche Abhängigkeit überwinden.

29
Sucht und Abhängigkeit

Entwöhnung
bitte lesen Sie auch die Seiten
Abhängigkeit, Alkoholismus, Drogen, Entgiftung / Entzug, Sucht

Um seine Abhängigkeit zu überwinden, benötigt eine sucht-


kranke Patient_in oft nach einer Entgiftung eine Phase der
Entwöhnung, ­die meist zwischen zwei und sechs Monaten
dauert. Dabei verzichtet er auf sein gewohntes Sucht- oder
Genussmittel, um sich aus alten Gewohnheiten zu lösen und
ein Leben ohne Suchtmittel aufzu­bauen. Erst nach Monaten
klingen die körperlichen Begleiterscheinungen einer Drogen-
abhängigkeit ab. Dazu gehören Störungen unwillkürlicher Kör-
perfunktionen wie Atmung, Blutdruck und Verdauung, aber
auch Schlafstörungen und Gewichtsverlust. Häufig benötigen
Abhängige nach der Entwöhnung weitere sechs Monate, um
sich in einem drogenfreien Leben zu stabilisieren.

30
Psychische Störungen

Epilepsie

Die Epilepsie ist ein so genanntes Anfallsleiden, das früher


auch Fallsucht genannt wurde. Rund 0,5 bis ein Prozent der
Bevölkerung sind davon betroffen. Die Krankheit äußert sich
vor allem in immer wiederkehrenden epileptischen Anfällen,
die durch kurzschlussartige Vorgänge im Gehirn ausgelöst
werden. Bei einem so genannten großen Anfall, nach dem
Französischen auch „grand mal“ genannt, kommt es zur
blitzartigen Bewusstlosigkeit. Dabei stürzt die/der Betroffene
zu Boden, der ganze Körper verkrampft und schüttelt sich
heftig. Ein solcher Anfall kann ein bis zwei Minuten dauern.
Trotz des dramatischen Verlaufs erholt sich der Betreffen-
de nach kurzer Zeit, doch beim Sturz kann er sich schwere
Verletzungen zuziehen. Auslöser für die Anfälle können
äußere Umstände sein wie Fieber, Sonnenbestrahlung oder
Vergiftungen, oder auch eine krankhafte Veränderung im
Gehirn. Begleiterscheinung der Krankheit ist die so genannte
epileptische Wesensveränderung, von der etwa die Hälfte
die Epileptiker_in betroffen sind: Ihr Denken wird zähflüssig,
sie werden umständlich und weitschweifig, wiederholen sich
immer wieder und können sich auf nichts Neues einlassen.
Behandelt wird Epilepsie vor allem mit Medikamenten,
die Anfälle verhindern sollen. 70 bis 90 Prozent der Kran-
ken bleiben durch Medikamente von Anfällen verschont.
Patient_innen mit einer Epilepsie sollten regelmäßig in einer
Klinik untersucht werden, um einen ungünstigen Verlauf der
Krankheit zu verhindern.

31
Sucht und Abhängigkeit

Essstörungen
bitte lesen Sie auch die Seiten
Bulimie / Ess-Brech-Sucht, Magersucht / Anorexie, Psychosomatik

Seit einigen Jahrzehnten nehmen Essstörungen wie Ma­ger­


sucht (Anorexie) und Bulimie in der Bevölkerung zu. Rund ein
Prozent der Mädchen leiden in ihrer Jugend unter Mager-
sucht, etwa zwei Prozent der Deutschen sind von Bulimie
betroffen. Patient_innen mit Essstörungen werden meist in
klinischen Einheiten behandelt, die sich darauf spezialisiert
haben. Von Essstörungen sind rund fünf Millionen Menschen in
Deutschland betroffen, die Tendenz ist steigend.

32
Sonstige ...

Forensische Psychiatrie /
Maßregelvollzug
bitte lesen Sie auch die Seiten Psychiatrie

Die forensische Psychiatrie ist ein Teilgebiet der Psychiatrie.


Sie befasst sich mit der Begutachtung und Behandlung von
Menschen jeden Alters, die Straftaten begangen haben, und
suchtkrank, psychisch krank oder seelisch behindert sind. Die
forensische Psychiatrie hat sozialrechtliche, zivilrechtliche
und strafrechtliche Aufgaben. Sozialrechtlich wird beispiels-
weise die Frage geklärt, ob ein Patient künftig Rente erhalten
wird. Zivilrechtlich geht es um die Geschäftsfähigkeit und die
gesetzliche Betreuung eines Menschen. Strafrechtlich wird
die Schuldfähigkeit eines Menschen geklärt und ob sich ein
psychisch kranker Rechtsbrecher künftig an Regeln und Ge-
setze halten wird. Patienten, die per Gesetz in einer psychi-
atrischen Klinik untergebracht sind, werden in spezialisierten
Kliniken, im so genannten Maßregelvollzug, behandelt. Diese
Schnittstelle zwischen Justiz und Psychiatrie erfüllt eine
doppelte Funktion. Einerseits sollen straffällig gewordene
psychisch Kranke durch Behandlung und Betreuung wieder ein
Leben in der Gemeinschaft führen können. Andererseits soll
der Maßregelvollzug die Bevölkerung vor weiteren Straftaten
schützen. Die gerichtliche Einweisung in eine Klinik für Foren-
sische Psychiatrie ist die gravierendste Maßnahme des Frei-
heitsentzugs. Im Unterschied zu Häftlingen in den Justizvoll-
zugsanstalten wird die Dauer des Aufenthalts von psychisch
kranken Rechtsbrechern bei deren Einweisung in Forensische
Kliniken nicht zeitlich begrenzt. Erst nach ausreichendem
­Therapiefortschritt können die Behandler_innen der Justiz
eine Entlassung vorschlagen. Dazu gibt es regelmäßige Anhö-
rungen. Für die Patient_innen kann das heißen: open end.
33
Psychische Störungen

Halluzinationen
bitte lesen Sie auch die Seiten
Delir, Manie, Psychopharmaka Psychosen, Schizophrenie, Wahn

Halluzinationen und Wahnideen gelten neben anderen Symp-


tomen als wichtige Anzeichen einer Psychose. Halluzinationen
sind Scheinwahrnehmungen, das heißt, die Betroffenen haben
Sinneswahrnehmungen, die nicht der Realität entsprechen.
Sie hören zum Beispiel Stimmen, riechen Gas, sehen und
fühlen kleine Tiere. Diese Wahrnehmungen empfinden die
Betreffenden als so real, dass es sinnlos ist, sie von anderem
überzeugen zu wollen. Halluzinationen kommen häufig vor
bei Schizophrenie und beim Delir.

34
Psychische Störungen

Hirnorganisches
Psychosyndrom (HOPS)
bitte lesen Sie auch die Seiten
Alzheimer-Krankheit, Demenz, Alterspsychiatrie
Die Bezeichnung „hirnorganisches Psychosyndrom“, abgekürzt
HOPS, ist ein Sammelbegriff für seelische und psychosoziale
Störungen als Folge von organischen Hirnveränderungen.
Ursachen können zum Beispiel eine Hirngefäßverkalkung
sein, ein Unfall mit Kopfverletzung, ein Hirntumor oder
auch Erkrankungen. Am häufigsten tritt ein hirnorganisches
Psychosyndrom als Folge der Alzheimer-Krankheit oder einer
Demenz auf, die von Durchblutungsstörungen verursacht wur-
de. Viele Betroffene leben trotz ausgeprägter hirnorganischer
Veränderungen ganz unauffällig, da sie von ihrem sozialen
Umfeld unterstützt werden. Das empfindliche seelische und
körperliche Gleichgewicht kann jedoch durch belastende Ver-
änderungen ins Wanken geraten. Belastende Veränderungen
können zum Beispiel Heim- oder Klinikaufenthalte sein oder
ein Wohnungswechsel, aber auch Vereinsamung, der Tod eines
nahen Angehörigen oder Operationen. Charakteristisch für
ein hirnorganisches Psychosyndrom sind Beeinträchtigungen
des Gedächtnisses für neue und alte Erinnerungen, Störungen
des Auffassungsvermögens und der Konzentrationsfähigkeit,
Einschränkungen der Kritik- und Urteilsfähigkeit oder auch
Störungen in der Einordnung von Zeit und Raum.

35
Behandlung

Hospitalismus
bitte lesen Sie auch die Seiten
Rehabilitation, Therapien

Hospitalismus ist der Oberbegriff für die psychischen und


physischen Schäden, die ein Mensch durch einen über Jahre
dauernden Krankenhaus- oder Heimaufenthalt erleiden kann.
Früher wurde dies häufiger beobachtet. Die Menschen hatten
keine Interessen mehr, lebten lethargisch in den Tag hinein.
Heute wird der Entwicklung von Hospitalismus-Schäden früh-
zeitig durch sozio- und milieu-therapeutische, aktivierende
Maßnahmen entgegen gewirkt.

36
Psychische Störungen

Hysterie
bitte lesen Sie auch die Seiten
Persönlichkeitsstörungen

Hysterie ist ein veralteter Begriff mit zwei unterschiedlichen


Bedeutungen. Einerseits wurde darunter eine neurotische
Störung verstanden, die sich durch körperliche Beschwer-
den ohne organische Ursache bemerkbar macht. Zu den
Beschwerden gehören beispielsweise Gehstörungen, Bewe-
gungsstörungen, Lähmungen, Gefühlsstörungen, Ausfall der
Sinnesorgane wie Blindheit und Taubheit. Diese Krankheitsbil-
der werden heute den dissoziativen Störungen zugeordnet.
Zum anderen wurde so eine Persönlichkeitsstruktur bezeich-
net, die typischerweise mit bestimmten Charaktereigenschaf-
ten verbunden ist wie Ich-Bezogenheit, Geltungsbedürftig-
keit, Kindlichkeit und Unreife. Das Wort „hysterisch“ wurde
außerhalb der Wissenschaft häufig auf Simulanten, Phan-
tasten und zu exaltiertem Auftreten neigenden Menschen
pauschal angewandt, deshalb ist es in der Fachsprache durch
„histrionische Persönlichkeit“ ersetzt worden.

37
Sonstige ...

Kinder- und Jugend-


psychiatrie
bitte lesen Sie auch die Seiten ADHS, Angst, Autismus

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist ein


medizinisches Fachgebiet, das sich mit psychischen Erkran-
kungen von Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Dazu
gehören beispielsweise die Erkennung, Behandlung, Präven-
tion und Rehabilitation von Erkrankungen oder Störungen,
die psychisch oder psychosomatisch sein können, entwick-
lungsbedingt oder auch neurologisch. Aber auch psychische
und soziale Verhaltensauffälligkeiten werden von Kinder- und
Jugendpsychiater_innen behandelt. Sie arbeiten häufig mit
Kinder- und Jugendexperten_innen anderer Fachgebiete
zusammen wie mit Kinderärzt_innen, Lehrer_innen und Er­
zieher_innen.
Das Bild der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Öffentlich-
keit ist derzeit von der häufig auftretenden Erkrankung ADHS
und ihrer Behandlung mit dem Medikament Ritalin geprägt.
Doch viele andere Erkrankungen wie Autismus, Angst- und
Persönlichkeitsstörungen und natürlich die sehr vielschichti-
gen Probleme der Pubertät spielen eine große Rolle.

38
Sucht und Abhängigkeit

Magersucht / Anorexie
bitte lesen Sie auch die Seiten
Bulimie, Ess-Brech-Sucht, Essstörungen, Zwangsmaßnahmen

Von Magersucht (Anorexie) sind vor allem junge Frauen und


Mädchen betroffen. Sie halten sich für zu dick oder haben
große Angst davor, dick zu werden, auch wenn sie bereits
erhebliches Untergewicht haben. Die Betroffenen weigern
sich zu essen, obwohl sie nicht unter Appetitlosigkeit leiden.
Sie haben einen starken Drang sich zu bewegen, manche
treiben exzessiv Sport. Sie reduzieren ihr Körpergewicht
immer weiter durch Abführmittel und Appetitzügler und
essen immer weniger. Magersucht nimmt nicht selten einen
sehr dramatischen Verlauf: Die Patient_­innen magern völlig
ab, manchmal bis auf 25 Kilogramm, einige sterben. Für die
Familie oder Freunde ist das Verhalten unbegreiflich. Die
Betroffenen sehen zu Beginn nicht ein, dass sie krank sind,
meist werden sie erst nach Monaten oder Jahren behandelt.
Im Krankenhaus müssen die völlig abgemagerten Patient_in-
nen vor allem wieder an Gewicht zunehmen und zu Kräften
kommen, manchmal muss Zwang angewandt werden, wenn
sie die Nahrung weiterhin verweigern.

39
Psychische Störungen

Manie
bitte lesen Sie auch die Seiten
Angst, Depression, Halluzinationen, Psychosen, Verrücktheit, Wahn

Eine Manie tritt selten allein auf. Meist durchleben Betrof-


fene abwechselnd eine Phase gehobener Stimmung (Manie)
und eine Phase niedergedrückter Stimmung (Depression). Von
dieser so genannten Zyklothymie sind in Deutschland knapp
fünf Prozent der Bevölkerung betroffen. In der manischen
Phase erleben die Betreffenden eine krankhafte Hochstim-
mung, die mit der tatsächlichen Situation nichts zu tun hat.
Ihre grundlose Heiterkeit kann in Gereiztheit und Aggres-
sivität umschlagen, häufiger sind aber Distanz­losigkeit,
Ablenkbarkeit und Selbstüberschätzung. Manchmal kommt
es zu Wahnideen oder Halluzinationen. Die Manie ist für die
Betroffenen meist angenehm, deshalb sehen sie oft nicht ein,
dass sie krank sind. Dies kann die Behandlung anfangs sehr
erschweren. Betroffene haben häufig den Drang zu reden und
zu schreiben, sie telefonieren ständig, reisen ziellos umher
oder verfallen in einen Kaufrausch. Nicht selten müssen sie
zur Behandlung in eine psychiatrische Klinik zwangseingewie-
sen werden, um verhängnisvolle Konsequenzen für die Part-
nerschaft, den Beruf und die Familie zu vermeiden. Häufig
kann eine Behandlung unter geschlossenen Bedingungen nicht
umgangen werden. Dort sind die Patient_innen am ehesten
von störenden Außenreizen abgeschirmt. Die Betreffenden
werden zunächst mit Medikamenten behandelt, sehr wichtig
ist aber auch ein gleich bleibender freundlich-zurückhalten-
der Kontakt zu Therapeut_innen und Pflegepersonal.

40
Aus dem Alltag

Mobbing

Der Begriff Mobbing kommt aus dem Englischen und steht für
bedrängen, über jemanden herfallen. Im deutschsprachigen
Raum ist mit dem Begriff regelmäßiges Schikanieren, Drang-
salieren oder Benachteiligen, u. a. am Arbeitsplatz, gemeint.
Es kann von Kolleg_innen und von Vorgesetzten ausgehen.
Auch in der Schule und im Internet/den sozialen Medien
wird Mobbing inzwischen als ernsthaftes Problem betrachtet.
Mobbing wird u. a. durch typische Organisationsschwächen
begünstigt wie Arbeitsorganisation ohne Mitarbeiterbezug
oder nichttransparente Abläufe und Entscheidungen. Verstär-
kend sind Rahmenbedingungen, die zu einer hohen Belastung
der Beschäftigten führen und sich negativ auf Betriebskli-
ma und Zusammenarbeit auswirken. Rund elf Prozent aller
Erwerbstätigen sind von Mobbing betroffen. Sie leiden unter
zahlreichen physischen und psychischen Folgen wie Demoti-
vation, starkem Misstrauen, Nervosität, Ohnmachtsgefühle
oder Angstzustände. Betroffene können sich wehren, indem
sie sich beispielsweise bei den zuständigen Stellen im Betrieb
beschweren und ihren Betriebs- oder Personalrat hinzuzie-
hen. Weitere Anlaufstellen sind Mobbing­beratungsstellen,
Selbsthilfegruppen, spezialisierte Anwälte für Arbeitsrecht
oder Psychotherapeut_innen. Zahlreiche Fachbücher, Bro-
schüren und Internetseiten geben Tipps zum Vorgehen. Unter
bestimmten Voraussetzungen haben Arbeitnehmer das Recht,
bei Mobbing die Arbeit zu verweigern. In einzelnen Fällen
steht den Betroffenen ein Anspruch auf Schmerzensgeld und
Schadensersatz zu.

41
Sonstige ...

Neurologie

Die Neurologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit


dem Aufbau, der Funktion und den organischen Erkrankungen
des Nervensystems befasst. Eine Fachärzt_in dieses Spezial-
gebiets wird Neurolog_in genannt und ist auf die Erkennung
und Behandlung von Fehlfunktionen oder Funktionsausfällen
des Gehirns, des Rückenmarks, der Sinnesorgane, der Nerven
und der Muskulatur spezialisiert. Auch psychisch bedingte
Lähmungen, Gefühlsstörungen und Schmerzen gehören zu
seinem Fachgebiet. Traditionellerweise wird die Neurologie
und das verwandte Fachgebiet der Psychiatrie unter dem Be-
griff Nervenheilkunde zusammengefasst, zwischen den beiden
Teilgebieten gibt es einige Überschneidungen.

42
Psychische Störungen

Neurosen
bitte lesen Sie auch die Seiten
Angst, Phobien, Psychosen, Psychosomatik, Psychotherapie, Sucht

Neurosen sind im Gegensatz zu Psychosen so genannte reak­


tive Störungen. Das heißt, sie treten als Reaktion auf zurück-
liegende Erfahrungen oder ein zurückliegendes Ereignis auf.
Häufig sind Konflikte aus früheren Lebensjahren unbewältigt
geblieben und hemmen die Entwicklung und Leistungsfähig-
keit eines Menschen. Nicht selten spielen Erziehungsschäden
und erlerntes Fehlverhalten eine Rolle. Die überwiegende
Mehrheit der neurotischen Störungen äußert sich darin, dass
ein Mensch Anforderungen, Belastungen und Konflikte nur
schwer bewältigt, er leidet unter depressiven Stimmungen
oder scheinbar unerklärlichen Ängsten.
Sehr häufig vorkommende schwere Neurosen sind so genann-
te Phobien: krankhafte Ängste vor bestimmten Dingen oder
Situationen wie geschlossene Räume oder Menschenansamm-
lungen. Auch Zwangshandlungen wie ständiges Händewäschen
oder ständiges Kontrollieren sowie sexuelle Störungen können
Ausdruck von Neurosen sein, aber auch auffallende, charak-
terliche Abweichungen und Suchtverhalten. Eng verbunden
mit Neurosen sind psychosomatische Störungen, die oft nur
schwer abgrenzbar sind. Neurosen werden immer mit einer
Psychotherapie behandelt, die meist tiefenpsychologisch oder
verhaltenstherapeutisch orientiert ist.

43
Psychische Störungen

Panikstörung
bitte lesen Sie auch die Seiten
Angst, Phobien, Psychotherapie

Eine Panikstörung ist eine Angststörung, die sich in anfalls-


artigen Angstattacken ohne erkennbaren Grund äußert. Die
Betroffenen leiden vor allem körperlich unter der Angstat-
tacke: Sie haben Atemschwierigkeiten, starkes Herzklopfen,
Schmerzen, Ohnmachtsgefühle, Engegefühl in der Brust,
Erstickungs- und Beklemmungsgefühle. Sie erleben die
körperlichen Symptome so intensiv und bedrohlich, dass sie
sich immer weiter hineinsteigern. Viele verwechseln die
Angstattacke mit einem Herzinfarkt. Manche bekämpfen die
Symptome mit Beruhigungsmitteln, die kurzfristig zu einer
Erleichterung führen. Doch die Angsterkrankung bleibt davon
unverändert und nicht selten entsteht so eine Medikamenten-
abhängigkeit. Eine Panikstörung wird meist mit einer Psycho-
therapie behandelt, die den Patient_innen hilft, ihrem Körper
zu vertrauen und Angstsymptome nicht mit einer körperlichen
Erkrankung zu verwechseln.

44
Psychische Störungen

Paranoia
bitte lesen Sie auch die Seiten
Alzheimer-Krankheit, Schizophrenie

Eine Paranoia ist ein unerschütterliches Wahnsystem, das


meist als einziges Symptom einer krankhaften Verarbeitung
von Lebensereignissen auftritt. Der langsam sich entwickeln-
de und lang andauernde Wahn kann die Folge einer anderen
Erkrankung wie Schizophrenie, Alzheimer-Krankheit oder
eines Hirntumors sein. Viele Betroffene leiden unter einem
Verfolgungs-, Eifersuchts- oder Größenwahn. Andere sind da-
von überzeugt, dass sie körperlich krank sind oder ihr Körper
deformiert sei, oder dass sie einen furchtbaren Körpergeruch
ausdünsten.

45
Psychische Störungen

Persönlichkeitsstörungen
bitte lesen Sie auch die Seiten
Autismus, Borderline-Störung, Hysterie

Persönlichkeitsstörungen sind Verhaltensmuster, die von ei-


nem situationsangemessenen Verhalten auf charakteristische
Weise abweichen. Sie werden oft nach typischen Merkmalen
unterteilt in Ausprägungen wie „Histrionische Persönlichkeits-
störung“ (Hysterie) oder „Borderline Persönlichkeitsstörung“
(Borderline Störung), doch dabei gibt es häufig Überschnei-
dungen.
Die Betroffenen sind oft übertrieben empfindlich gegenüber
Zurückweisung, sie sind sehr nachtragend und misstrauisch.
Häufig neigen sie dazu, Erlebtes zu verdrehen. Zum Beispiel
missdeuten sie neutrale oder freundliche Handlungen anderer
als feindlich oder verächtlich. Viele verdächtigen ihre Ehe-
oder Sexualpartner immer wieder der sexuellen Untreue.
Menschen mit einer paranoiden Persönlichkeitsstörung sind
oft streitsüchtig und beharren sehr auf eigenen Rechten. Sie
neigen zu überhöhtem Selbstwertgefühl und häufiger noch zu
übertriebener Selbstbezogenheit.

46
Psychische Störungen

Phobien
bitte lesen Sie auch die Seiten
Angst, Neurosen, Panikstörung

Eine Phobie ist eine ausgeprägte, anhaltende und unange-


messene oder unbegründete Angst, die durch das Vorhan-
densein oder die Erwartung von umschrieben Objekten oder
Situationen ausgelöst wird. Häufige phobische Objekte oder
Situationen sind Insekten, Schlangen, Spinnen, enge Räume,
Zahnarztbesuche, Prüfungen, Fahrstuhlfahren oder auch
Menschenansammlungen. Als Folge einer Phobie werden die
Situationen oder Objekte meist gemieden, was den Hand-
lungsspielraum und die Lebensqualität deutlich einschränken
kann.
Bei der Behandlung spezifischer Phobien sind verhaltensthe-
rapeutische Techniken Mittel der ersten Wahl, wie die z. B.
"Konfrontationstherapie" wird die Vermeidung aufzugeben
und die angstvollen Situationen gut zu bewältigen. Von großer
Bedeutung bei der Angstbehandlung ist auch das Erlernen von
Entspannungsverfahren. Bei konsequenter Durchführung kann
häufig eine rasche und langfristige Symptomfreiheit oder
deutliche Reduktion erreicht werden.

47
Psychische Störungen

Posttraumatische
Belastungsstörung (PTSD)
bitte lesen Sie auch die Seiten
Amnesie, Psychotherapie, Stalking

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entsteht als


eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder
eine Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung oder kata-
strophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Ver-
zweiflung hervorrufen würde. Charakteristisch für die PTBS
ist das ungewollte Wiedererleben von Aspekten des Traumas.
Menschen mit einer PTBS haben dieselben Reaktionen (z. B.
Bilder, Körperempfindungen) wie während des traumatischen
Erlebnisses. Situationen oder Personen, die an das Trauma
erinnern, werden von den Betroffenen als extrem belastend
erlebt und rufen starke körperliche und gefühlsmäßige Reak-
tionen hervor. Die Betroffenen versuchen, diese Erinnerungen
zu vermeiden, indem sie nicht darüber sprechen, Erinnerun-
gen an das Erlebnis aus dem Kopf drängen und Personen und
Orte sowie Reize meiden, die sie an das Trauma erinnern
könnten.

48
Sonstige ...

Psychiatrie
bitte lesen Sie auch die Seiten
Forensische Psychiatrie / Maßregelvollzug, Alterspsychiatrie,
­Psychopharmaka, Psychotherapie, Sucht

Die Psychiatrie ist ein Teilgebiet der Medizin, das sich mit
der Erkennung und Behandlung seelischer Erkrankungen und
Störungen des Menschen befasst. Die Psychiatrie als Wissen­
schaft entstand Anfang des 19. Jahrhunderts, der erste
Lehrstuhl wurde 1811 in Leipzig eingerichtet. Anfangs wurden
vor allem psychische Erkrankungen gesammelt und genau be-
schrieben, heute ist das Fachgebiet deutlich breiter angelegt
und sehr vielfältig. Besonders die Möglichkeiten zur Behand-
lung der Krankheiten sind zahlreicher geworden. Dazu trug
vor allem seit Mitte des letzten Jahrhunderts die Entwicklung
von Medikamenten (Psychopharmaka) bei. Das psychologische
Verständnis der Krankheiten hat zudem stark zugenommen.
Die Forschungen von Sigmund Freud, der die Psychoanalyse­
(Psychotherapie) entwickelte, brachte viel Licht in das
Unbekannte psychischer Tiefen, so dass die Psychotherapie
inzwischen ein Standbein psychiatrischer Behandlung ist. Die
praktische Psychiatrie ist in mehrere Fachgebiete aufgeteilt:
Die Allgemeinpsychiatrie umfasst die Behandlung erwachse-
ner Patienten mit unterschiedlichen psychiatrischen Diag-
nosen, hinzu kommt die Alterspsychiatrie, die sich mit den
psychischen Erkrankungen älterer Menschen beschäftigt, und
die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Zudem gibt es Speziali-
sierungen für die Therapie von Suchtkranken, für die Rehabi-
litation und für die forensische Psychiatrie, die sich mit der
Behandlung psychisch kranker Straftäter befasst.

49
Behandlung

Psychoedukation

Psychoedukative Behandlungsansätze vermitteln Patient_­


innen Hintergrundwissen über ihre Erkrankung und deren
Behandlung. So entwickeln die Betroffenen mehr Verständnis
für ihre eigenen Schwächen, Empfindlichkeiten und Erforder-
nisse. Sie lernen, wie sie ihre Selbstheilungskräfte stärken
und fördern können.

50
Sonstige ...

Psychologie

Psychologie ist eine Wissenschaft, die das Erleben und Ver-


halten des Menschen erfasst und erforscht. Sie beschäftigt
sich mit dem Innenleben des Menschen, das heißt mit seinem
Selbsterleben und dem damit in Zusammenhang stehenden
Tun und Reagieren. Die Psychologie ist eine bereichsüber-
greifende Wissenschaft, die sich nicht allein den Geisteswis-
senschaften, Sozialwissenschaften oder Naturwissenschaften
zuordnen lässt.

51
Behandlung

Psychopharmaka
bitte lesen Sie auch die Seiten
Abhängigkeit, Depression, Halluzinationen, Psychiatrie, Psychosen,
Schizophrenie, Therapien, Wahn

Psychopharmaka sind Medikamente, die das Verhalten und


das Erleben eines Menschen beeinflussen, auch seine Gefühle
und seine Wahrnehmung. In Deutschland werden jährlich für
1,5 Milliarden Euro Arzneimittel gegen psychische Krankhei-
ten verordnet. Die medikamentöse Behandlung von psychisch
Kranken ist noch nicht lange möglich. 1952 gibt es Medika-
mente zur Behandlung von Psychosen. Psychopharmaka sto-
ßen in der Bevölkerung oft auf Ablehnung. Das ist vor allem
auf den Missbrauch der Medikamente zurückzuführen, zum
Beispiel in der Drogenszene, oder auf nicht-therapeutische
Anwendungen, die den Arzneimitteln den Ruf einer chemi-
schen Keule einbrachten. Doch bei der Behandlung psychi-
scher Erkrankungen profitieren viele schwer Kranke von den
Psychopharmaka. Sie ermöglichen eine viel menschlichere Be-
handlung der Betroffenen. Psychopharmaka werden entspre-
chend ihrer Wirkung in vier Klassen unterteilt. Tranquilizer
sind Beruhigungsmittel wie beispielsweise Benzodiazepine,
sie wirken angstlösend und beruhigend. Sogenannte Hypnoti-
ka sind Schlafmittel, die das Einschlafen und Durchschlafen
fördern. Sowohl Tranquilizer als auch Hypnotika können ab-
hängig machen. Neuroleptika werden gegen starke Erregung
und Anspannung eingesetzt, aber auch gegen Halluzinationen
und Wahn zum Beispiel bei Schizophrenie. Thymoleptika
sind antidepressive Medikamente, die den Antrieb steigern,
stimmungsaufhellend und angstlösend wirken. Sie werden vor
allem bei Depressionen verordnet.

52
Psychische Störungen

Psychosen
bitte lesen Sie auch die Seiten
Baby-Blues, Delir, Depression, Halluzinationen, Manie, Neurosen,
­Psychopharmaka, Schizophrenie, Verrücktheit, Wahn

Psychosen sind schwere, akute und chronische psychische


Erkrankungen. In deren Verlauf kommt es zu auffälligen und
unbegreiflichen Störungen, die von den Betroffenen oft nicht
als krankhaft empfunden werden. Symptome einer Psycho-
se können zum Beispiel Halluzinationen und Wahnideen,
aber auch schwere Beeinträchtigungen der Gefühle und des
Denkens sein. In der Medizin wird zwischen endogenen und
exogenen Psychosen unterschieden. Bei endogenen Psycho-
sen gibt es bisher keine nachweisbaren klaren körperlichen
Ursachen für die gestörte Hirnfunktion, von neurochemischen
Veränderungen muss jedoch ausgegangenwerden. Endogene
Psychosen sind zum Beispiel die Schizophrenie, die manisch-
depressive Erkrankung (Manie) und bestimmte Formen der
Depression. Bei manchen psychischen Erkrankungen gibt es
Symptome, die im Erscheinungsbild den Psychosen ähneln,
aber ganz anders verlaufen, wie zum Beispiel das kurzzeitige
Wiedererleben (Flashback) eines traumatischen Ereignisses
bei den posttraumatischen Belastungsstörungen. Exogene
Psychosen können durch eine Verletzung oder Beeinträchti-
gung des Gehirns entstehen, durch Hirntumore, Stoffwech-
selstörungen oder auch Vergiftungen. Die häufigste Ursache
einer exogenen Psychose sind Gehirnschäden durch Alkohol-
missbrauch (Delir). Die Behandlung der Psychosen erfolgt
überwiegend mit Medikamenten (Psychopharmaka), aber
auch mit psychotherapeutischen Verfahren.

53
Behandlung

Psychosomatik
bitte lesen Sie auch die Seiten
Essstörungen, Neurosen, Therapien

Die Psychosomatik oder Psychosomatische Medizin ist ein


Teilgebiet der Medizin, das sich mit der Wechselwirkung
zwischen seelischen, körperlichen und sozialen Vorgängen
befasst. Die Bezeichnung ist abgeleitet aus den griechischen
Worten Psyche für Atem oder Seele und Soma für Körper. In
Fachkliniken werden u.a. psychosomatische Krankheiten wie
chronische Kopfschmerzen, Herzbeschwerden ohne körper-
liche Ursachen, Magen-Darm-Erkrankungen oder Formen von
Bluthochdruck behandelt. Je nach Krankheitsbild wird die
körperliche Erkrankung der Patienten medizinisch behandelt
und die psychischen Wechselwirkungen vor allem durch eine
Psychotherapie.

54
Behandlung

Psychotherapie
bitte lesen Sie auch die Seiten
Alkoholismus, Depression, Neurosen, Panikstörung, Posttraumatische
Belastungsstörung (PTSD), Psychiatrie, Sucht, Therapien

Psychotherapie ist ein Sammelbegriff für verschiedene


Formen der Behandlung von seelischen Störungen. Die Be-
handlung kann sowohl direkt als auch indirekt, verbal oder
nonverbal erfolgen. Sie basiert jedoch immer auf einer ver-
trauensvollen Beziehung zwischen Patient_in und Therapeut_
in. Diese Beziehung wird meist zum wichtigsten Mittel bei
der Behandlung der psychischen Krankheit oder der Probleme
eines Patienten. In der Psychotherapie entwickelten sich zu-
nächst zwei Hauptrichtungen, welche auch heute noch zu den
bedeutendsten Heilverfahren seelischer Krankheiten zählen:
Die durch Sigmund Freud begründete Psychoanalyse sowie
die aus den behavioristischen Verhaltenstheorien heraus
entwickelte Verhaltenstherapie. Die inzwischen etablierten
Psychotherapieformen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer
Techniken wie auch ihrer Anwendungsbereiche. Zu den häufig
angewandten Psychotherapiearten gehören die tiefenpsycho-
logisch fundierte Psychotherapie, die Gesprächspsychothera-
pie, die Verhaltenstherapie, verschiedene körperorientierte
Psychotherapieformen, die Familientherapie mit systemi-
schem Ansatz, das Psychodrama (Rollenspiel in Gruppen),
die Hypnotherapie (Weiterentwicklung der Hypnose) sowie
therapeutische Ansätze, die Musik und Kunst als Medium
verwenden. Die therapeutische Behandlung kann sowohl mit
Einzelpersonen als auch in einer Gruppe stattfinden.

55
Behandlung

Rehabilitation
bitte lesen Sie auch die Seiten
Hospitalismus, Schizophrenie, Sucht, Therapien

Eine Rehabilitation unterstützt einen Menschen bei der


Wiedereingliederung in sein Berufs- und Privatleben nach
körperlicher oder psychischer Krankheit. Soweit möglich
werden Einschränkungen schon während der Behandlung im
Krankenhaus mithilfe eines Trainings ausgeglichen, das die
vorhandenen Fähigkeiten eines Patienten unterstützt. Auch
die richtige Auswahl von Wohnung und Arbeitsplatz fördert
die Wiedereingliederung. Die Rehabilitation ermöglicht es
den Betroffenen, nach einer psychischen Krankheit in ein
möglichst befriedigendes Leben zurückzukehren.
Für die Rehabilitation gibt es besondere Einrichtungen der
Sozialpsychiatrie. So können zum Beispiel in Tageskliniken
psychisch Kranke tagsüber vollständig versorgt und behandelt
werden, trotzdem verlieren sie nicht den Kontakt zur Familie
oder zur Wohngemeinschaft. Nachtkliniken nehmen Patienten
auf, die weiterhin berufstätig sind, aber ohne tägliche Be-
treuung nicht auskommen oder nicht in ihrer Wohnung leben
können. Auch in beschützenden Werkstätten, Patient_innen-
clubs und Patient_innenwohnheimen werden Betroffene in
ihrem weiteren Leben unterstützt. Es gibt Wohngemeinschaf-
ten für psychisch Kranke, die hier täglich betreut werden.
Psychiatrische Krankenhäuser bieten Arbeitstherapie und spe-
zielle Rehabilitationsmaßnahmen an, die Langzeitpatienten
auf ihre Rückkehr in den Alltag vorbereiten. Dort trainieren
sie beispielsweise alltägliche Fertigkeiten wie Kochen und
Haushaltsführung.

56
Psychische Störungen

Schizophrenie
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Angst, Autismus, Depression, Halluzinationen, Paranoia, Psychopharmaka,
Psychosen, Rehabilitation, Verrücktheit, Wahn

Die Schizophrenie gehört zu den Psychosen und ist eine der


häufigsten Erkrankungen, die in psychiatrischen Kliniken
behandelt werden. Ungefähr ein Prozent der Bevölkerung
leidet im Laufe des Lebens an einer Schizophrenie. Von
100.000 Menschen erkranken jedes Jahr etwa 150 neu daran.
Charakteristisch für eine Schizophrenie sind Halluzinationen
und Wahnbildungen, außerdem kommt es zu Störungen des
Denkens und der Sprache. Auch die Gefühle werden von
der Krankheit beeinträchtigt: Die Betroffenen werden von
Ängsten oder Depressionen überwältigt, oder sie empfinden
Heiterkeit in Situationen, in denen andere Menschen eher
traurig sind. Eine Schizophrenie betrifft die gesamte Person
im Denken, Fühlen und Handeln. Die Behandlung erfolgt in
der Regel im Krankenhaus. Rund 30 Prozent der Erkrankten
werden wieder völlig gesund. Nicht selten sind Aufenthalte
von mehreren Monaten notwendig, manchmal – mit Unter-
brechungen – auch Jahre. Die Behandlung der Krankheit
hat sich durch neue Medikamente (Antipsychotika) in den
letzten Jahrzehnten entscheidend verbessert: Die quälenden
Gedanken und Gefühle können den Patienten oft genom-
men werden. Daneben ist eine Psychotherapie und auch
der individuelle Kontakt zum Pflegepersonal (Bezugsperson)
unerlässlich. Eine intensive Betreuung des Patienten ist in
allen Lebensbereichen notwendig. Insbesondere die Rehabili-
tation soll nach dem Abklingen der akuten Symptome für die
Wiedereingliederung in Familie und Beruf sorgen.

57
Aus dem Alltag

Selbsttötung / Suizid
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Bezugsperson, Depression, Zwangsmaßnahmen

Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland 10.000 Menschen das


Leben. Die Tendenz steigt mit dem Lebensalter, außerdem
nehmen sich mehr Männer als Frauen das Leben. Die Selbst-
tötung, medizinisch Suizid genannt, wird im Volksmund wenig
treffend als Selbstmord bezeichnet.
Zehnmal häufiger kommt es zu Suizidversuchen, die von
Frauen doppelt so häufig unternommen werden wie von
Männern. Der Suizidversuch eines Menschen, also eine
nicht erfolgreiche Selbsttötung, ist oft der Grund für einen
Aufenthalt in einem psychiatrischen Krankenhaus. Manchmal
müssen die Betreffenden gegen ihren Willen eingewiesen
werden (Zwangsmaßnahme), um ihr Leben zu schützen. Auch
während der Behandlung im Krankenhaus kann es gesche-
hen, dass ein Mensch, der zum Beispiel an einer Depression
leidet, in eine schwere Krise gerät und sein Leben infrage
stellt. Gerade dann muss er bei Ärzt_innen, Therapeut_innen
und Pflegepersonal Verständnis und Unterstützung finden. In
dieser Situation ist die Bezugsperson ein wichtiger Begleiter
in einer hoffnungslos erscheinenden Lebensphase.

58
Psychische Störungen

Selbstverletzendes Verhalten
bitte lesen Sie auch die Seiten
Autismus; Anpassungs-und Belastungsstörung; Angst

Unter Selbstverletzendem Verhalten versteht man Hand-


lungen, bei denen es zu einer bewussten Schädigung der
Körperoberfläche kommt. Diese Handlungen sind sozial nicht
akzeptiert und nicht suizidal intendiert. Die häufigste Form
der Selbstverletzung ist das Zufügen von Schnittverletzun-
gen mit scharfen oder spitzen Gegenständen wie Messern,
Rasierklingen, Scherben oder Nadeln. Aber auch Verbrennung
oder Verätzungen kommen bei selbstverletzendem Verhalten
vor. Jugendliche mit psychischen Störungen oder Problemen
haben ein besonders hohes Risiko selbstverletzendes Verhal-
ten zu entwickeln. Neben Erkrankungen - wie Depressionen,
Ess-, Zwangs- oder Angststörungen - können auch mangelndes
Selbstwertgefühl, die Unfähigkeit, Gefühle auszudrücken
und schwach ausgeprägte Selbstregulierungskräfte ursächlich
sein. Besonders häufig kommt es im Rahmen einer Borderline-
Persönlichkeitsstörung zu Selbstverletzungen.

59
Aus dem Alltag

Stalking
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Angst, Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)

Der Begriff „Stalking“ kommt aus dem Englischen und bedeu-


tet so viel wie anpirschen, jagen. Im übertragenen Sinne ist
damit die wiederholte Verfolgung, Belästigung oder Bedro-
hung einer Person gemeint, deren physische oder psychische
Gesundheit dadurch bedroht oder geschädigt werden kann.
Dabei spielt es keine Rolle, welche Motive dahinter stecken,
häufig sind es Liebe, Eifersucht, Neugier oder Hass. Jeder
Mensch kann Opfer von Stalking werden. Besonders häufig
sind jedoch Personen betroffen, die eine Beziehung oder eine
Ehe beendet oder einen Beziehungswunsch zurückgewiesen
haben. Ein durchschnittlicher Stalkingfall dauert etwa zwei
Jahre. Die Stalker belästigen ihre Opfer zum Beispiel durch
häufige Telefonanrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit, Briefe
oder E-Mails, Verfolgen oder Eindringen in die Wohnung. Ein
Großteil der Opfer leidet unter gesundheitlichen Problemen
wie Unruhe, Kopfschmerzen, Angstsymptomen, Schlafstörun-
gen, Magenbeschwerden oder depressive Verstimmungen.
Vor allem Opfer, die auch körperlich bedroht werden, leiden
häufig unter krankhaften Verhaltensmustern wie Vermei-
dungsverhalten oder Abkapselung. In seltenen Fällen kommt
es zu einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Stalking ist strafrechtlich schwer zu fassen. Jedoch können
einzelne Handlungen strafrechtlich relevant sein. Im Bundes-
tag wurde im März 2007 ein Gesetz zum Schutz vor hartnäcki-
gen Nachstellungen und Belästigungen beschlossen.

60
Psychische Störungen

Störungen im
Sexualverhalten

Störungen im Sexualverhalten können zum einen auf sexuelle


Funktionsstörungen zurückgehen wie Potenzprobleme oder
vermindertes Lustempfinden, die das sexuelle Erleben und
Verhalten eines Menschen beeinträchtigen. Zum anderen
gehen sie auf Störungen der Geschlechtsidentität zurück wie
Transsexualismus und Transvestitismus sowie Störungen der
Sexualpräferenz. Dazu zählen zum Beispiel Fetischismus, also
der Gebrauch von Gegenständen als Stimuli für sexuelle Er-
regung und Befriedigung; außerdem die Pädophilie, das heißt
die sexuelle Präferenz von Kindern; Voyeurismus, der Drang,
anderen Menschen bei sexuellen Aktivitäten oder Intimitäten
zuzusehen zur eigenen sexuellen Erregung; Exhibitionismus,
das heißt die Neigung, die Genitalien vor meist gegenge-
schlechtlichen Fremden in der Öffentlichkeit zu entblößen,
ohne näheren Kontakt zu wünschen; Sodomie, das heißt
Geschlechtsverkehr mit Tieren, sowie Sadomasochismus, die
sexuelle Erregung durch Zufügen oder Erleiden von Schmer-
zen und Demütigungen.

61
Psychische Störungen

Störungen im
Sozialverhalten

Störungen des Sozialverhaltens gehören zu den häufigsten


Kinderpsychiatrischen Diagnosen. Sie sind durch ein sich wie-
derholendes und anhaltendes Muster dissozialen, aggressiven
und aufsässigen Verhaltens charakterisiert. Dieses Verhalten
übersteigt mit seinen gröberen Verletzungen die altersent-
sprechenden sozialen Erwartungen. Es ist also schwerwie-
gender als gewöhnlicher kindischer Unfug oder jugendliche
Aufmüpfigkeit. Störungen des Sozialverhaltens können auch
bei anderen psychiatrischen Krankheiten auftreten. Beispie-
le für Verhaltensweisen, welche die Diagnose begründen,
umfassen ein extremes Maß an Streiten oder Tyrannisieren,
Grausamkeit gegenüber anderen Personen oder Tieren,
erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum, Feuerlegen,
Stehlen, häufiges Lügen, Schulschwänzen oder Weglaufen von
zu Hause, ungewöhnlich häufige und schwere Wutausbrüche
und Ungehorsam.

62
Sucht und Abhängigkeit

Sucht
bitte lesen Sie auch die Seiten
Abhängigkeit, Alkoholismus, Delir, Drogen, Entgiftung / Entzug,
­Entwöhnung, Neurosen, Psychotherapie, Rehabilitation

Suchtkrankheiten sind seelische Störungen und gehören zu


den wichtigsten gesundheitspolitischen Problemen unserer
Zeit. Hierbei tritt am häufigsten der Alkoholismus mit 60 bis
70 Prozent auf, gefolgt von Drogenabhängigkeit mit rund
20 Prozent und der Medikamentensucht mit 15 bis 20 Prozent.
Die Sucht entwickelt sich oft aus einem Zusammenspiel von
Wirkung der Droge, persönlicher Labilität und Umweltein-
flüssen. Sie ist gekennzeichnet durch das unwiderstehliche
Verlangen nach weiterer Einnahme der betreffenden Droge
(psychische Abhängigkeit) sowie Toleranzsteigerung und
Abstinenzerscheinungen (körperliche Abhängigkeit). In der
Medizin wird unterschieden zwischen stoffgebundenen Such-
terkrankungen, bei denen die Süchtigen von einem bestimm-
ten Stoff wie Alkohol oder Medikamenten abhängig sind, und
stoffungebundenen Suchterkrankungen. Bei diesen hat ein
Mensch den Drang, eine bestimmte Tätigkeit auszuüben. So
kann beispielsweise die Spielsucht an Glücksspielautomaten,
Arbeitssucht oder süchtiges Stehlen (Kleptomanie) krankhaf-
te Ausmaße annehmen und behandlungsbedürftig werden.
Während bei der Abhängigkeit von Suchtmitteln die Therapie
häufig auch eine medizinische Betreuung erfordert (Delir,
Entzug), werden stoffungebundene Suchtkrankheiten fast
ausschließlich psychotherapeutisch behandelt zum Beispiel
mit einer Verhaltenstherapie.

63
Behandlung

Supervision

Die Behandlung und Betreuung von psychisch kranken Men-


schen kann für die Therapeuten und das Pflegepersonal sehr
belastend sein. Bei einer Supervision arbeiten sie diese Be-
lastung mit einem methodisch geschulten Berater auf. Dabei
spüren sie, dass sie mit den Schwierigkeiten und dem Gefühl
der Überforderung nicht alleine gelassen werden. ­
Es kann zum Beispiel vorkommen, dass Patient_innen andere
Menschen manipulieren und hinters Licht führen. Eine Super­
vision trägt dazu bei, solche Manipulationen zu erkennen.
Der Berater oder Supervisor arbeitet in der Regel nicht in der
Einrichtung, sondern wirft den Blick als Außenstehender auf
die Situation.

64
Behandlung

Therapien
bitte lesen Sie auch die Seiten
Hospitalismus, Psychopharmaka, Psychosomatik, Psychotherapie,
­Rehabilitation

Die Therapie (griechisch für „Dienst“) bezeichnet in der Medi-


zin die Maßnahmen zur Behandlung von Krankheiten und
Verletzungen. Ziel der Therapeut_innen ist die Heilung, die
Beseitigung oder Linderung der Symptome und die Wiederher-
stellung der körperlichen oder psychischen Funktionen. Das
Spektrum der therapeutischen Maßnahmen in der Psychiatrie
ist sehr vielfältig. Neben Psychopharmaka und Psychotherapie
gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um seelisch kranken
Menschen zu helfen: Musik-, Kunst- und Gestaltungstherapie,
Beschäftigungs- und Arbeitstherapie, Gedächtnis-, Selbst­
icherheits-, Entspannungs- und Autogenes Training, Sozial-
und Kochtraining; Milieutherapie, psychosoziale Betreuung;
Krankengymnastik, Bewegungs-, Sport-, Atem- und Sprach-
sowie physikalische Therapie; Lichttherapie, Schlafentzug
und vieles mehr. Auch die Seelsorge hat einen festen Platz in
der Begleitung psychisch Kranker. Angehörigengruppen
vervollständigen das Angebot. Jede Therapie ist genau auf ­
die einzelne Patient_in zugeschnitten, sie ist individuell ­
und orientiert sich immer wieder neu am Krankheitsverlauf. ­
An der Therapie beteiligt sind Pflegekräfte, Ärzt_innen,
Psycholog_innen und spezialisierte Therapeut_innen.

65
Sonstige ...

Transkulturelle Psychiatrie

Das Erleben und das Verständnis von Krankheit ist in verschie-


dene Kulturkreisen oft deutlich unterschiedlich ausgeprägt.
Diese Unterschiede können, neben den sprachlichen Schwie-
rigkeiten, insbesondere bei psychiatrischen und psychoso-
matischen Erkrankungen eine sinnvolle Therapie erschweren
oder sogar gänzlich verhindern.
Aus diesem Grund versucht die Transkulturelle Psychiatrie/
Psychotherapie eine an den spezifischen Bedürfnissen von
Patienten mit Zuwanderungserfahrungen orientierte Therapie
zu verwirklichen. Dies geschieht z. B. durch den Einsatz von
muttersprachlichen Therapeut_innen und Dolmetscher_innen,
durch muttersprachliche Infobroschüren und Materialien, spe-
zifische Gruppenangebote sowie die Berücksichtigung kultu-
rell geprägter Vorstellungen von Krankheit und die Reflektion
eigener Vorurteile auf Seiten des therapeutischen Teams.

66
Aus dem Alltag

Verrücktheit
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Depression, Manie, Psychosen, Schizophrenie

Die Bezeichnung „Verrücktheit“ war im 19. Jahrhundert weit


verbreitet für psychische Krankheiten, die heute als Schizo-
phrenie, Manie oder Depression bekannt sind (Psychosen).
Im Volksmund konnte sich die Umschreibung „verrückt sein“
fälschlicherweise auf nahezu alle Formen von psychischen
Erkrankungen oder Auffälligkeiten ausdehnen, bedeutet sie
doch, dass Betroffene aus „unserer Wirklichkeit abgerückt“
erscheinen. Zum Teil ist bis heute die Ansicht verbreitet,
psychische Leiden seien unehrenhaft, was sich in dem Aus-
spruch „Ich bin doch nicht verrückt...!“ widerspiegelt. Früher
wurden manchmal sogar geistig behinderte Menschen als
„verrückt“ bezeichnet. Dabei leiden sie nicht an einer psychi-
schen Krankheit. Sie haben meist eine bleibende Hirnschädi-
gung oder eine Hirnfehlfunktion und damit eine Behinderung,
wie es zum Beispiel auch angeborene Blindheit oder körperli-
che Missbildungen sind.

67
Psychische Störungen

Wahn
bitte lesen Sie auch die Seiten
Depression, Halluzinationen, Manie, Psychopharmaka, Psychosen,
­Schizophrenie

Der Wahn ist eine inhaltliche Denkstörung, eine krankhafte


Fehleinschätzung der Realität, die für Außenstehende wie die
Familie oder dem ärztlichen Fachpersonal nicht begreiflich
ist. Diese wahnhaften Überzeugungen lassen sich durch ver-
nünftige Argumente nicht ändern. So kann sich der Wahnkran-
ke zum Beispiel von anderen Personen bedroht oder negativ
beeinflusst fühlen. Er kann der festen Überzeugung sein,
völlig zu verarmen oder an allem Unglück der Welt Schuld
zu haben. Auch der Glaube, eine ganz besondere Person ­
zu sein zum Beispiel ein Welterlöser, ist eine Wahnidee.
Patient_innen, die an einer Schizophrenie oder einer Depres-
sion erkrankt sind, leiden häufig unter Wahnideen. Außerhalb
der Wahngedanken muss das logische Denkvermögen nicht
beeinträchtigt sein.

68
Behandlung

Zwangsmaßnahmen
bitte lesen Sie auch die Seiten
Depression

Maßnahmen gegen den erklärten Willen eines einwilligungs-


fähigen Patienten sind grundsätzlich nicht erlaubt. Wenn
psychisch erkrankte Patient_innen aufgrund ihrer Erkrankung
nicht mehr in der Lage sind, ihren Willen frei von Krankheits-
symptomen zu bilden und wenn sie aufgrund der psychischen
Erkrankung sich selbst oder andere Menschen erheblich
gefährden, so erlaubt das Gesetz in Ausnahmefällen, Maßnah-
men gegen den Willen der einwilligungsunfähigen Patien-
ten_innen. Solche sogenannten Zwangsmaßnahmen wie zum
Beispiel die Freiheitsberaubung, indem Patient_innen in der
Klinik behalten werden oder die Zwangsmedikation, also dass
sie verpflichtet werden, Medikamente einzunehmen, sind in
den entsprechenden Gesetzen des Unterbringungsgesetzes
des Landes (UBG), des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) aber
auch im Strafgesetzbuch (StGB) geregelt. Solche Zwangsmaß-
nahmen sind außerhalb eines Notstandes nur mit richterlicher
Genehmigung zulässig und müssen beim zuständigen Gericht
beantragt werden. Hierüber wacht das Sozialministerium
bzw. die Europäische Kommission für Menschenrechte.

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