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Barz, I. (2000), Praxis - Und Integrationsfelder Der Wortbildungsforschung

Der Band enthält die Vorträge eines Kolloquiums zur Wortbildungsforschung, das 1999 an der Universität Leipzig stattfand, sowie eine Bibliographie zur Wortbildungsliteratur der letzten zehn Jahre. Die Beiträge sind in drei Hauptbereiche gegliedert: Wortbildung und Wörterbuch, Wortbildung und Text sowie Wortbildung und Sprachkontakt, und behandeln die Verzahnung von Theorie und Praxis sowie interdisziplinäre Ansätze. Der Vorwort hebt die Bedeutung der aktuellen Forschung in der deutschen Wortbildung hervor und bedankt sich bei den Mitwirkenden.

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Barz, I. (2000), Praxis - Und Integrationsfelder Der Wortbildungsforschung

Der Band enthält die Vorträge eines Kolloquiums zur Wortbildungsforschung, das 1999 an der Universität Leipzig stattfand, sowie eine Bibliographie zur Wortbildungsliteratur der letzten zehn Jahre. Die Beiträge sind in drei Hauptbereiche gegliedert: Wortbildung und Wörterbuch, Wortbildung und Text sowie Wortbildung und Sprachkontakt, und behandeln die Verzahnung von Theorie und Praxis sowie interdisziplinäre Ansätze. Der Vorwort hebt die Bedeutung der aktuellen Forschung in der deutschen Wortbildung hervor und bedankt sich bei den Mitwirkenden.

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StL1dien zur Linguistik/Germanistik


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Herausgegeben von
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MARIANNE SCI-IRODER
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Universitätsverlag
C.WlNTER
Heidelberg
Die Deutsche Bibliothek - c1 P-Einheitsaufnahme
Praxis- und lntegrationsfelder der Wortbildungsforschung/ hrsg. von
Irmhild Barz ... - Heidelberg: Winter, 2oc>()
(Sprache - Literatur und Geschichte� Bd. I 8)
1 SB N 3-8253-0997-5

UMSCHl.A(;B] Ll)
Aus: David Crystal, Die Camhridge-Enzyklc)pädie der Sprache.
Studienausg,1he Campus Verlag. Frankfurt/Main 1995. S. 64

J SB N 3-8253-0997-5

A lle Rechte vorbehalten.


© 2C>O<> Universitätsverlag C. Winter Heidelberg GmbH
Photomechanische Wiec.lergahe und die Einspeicllcrung und Yerarl1eitung
in elektronischen Systemen nur mit ausdrücklicher Genehmigung
durch den Verlag
Imprime en Allemagne · Printed i11 Germany
Druck: Strauss Offsetdruck GmhH. 69509 Mörlenhach
I nh al tsverzeich nis

Vorwort

W<,rtbildung und Wörterbuch

Gerhard Augst
Die Mächtigkeit der Wortfamilien - Quantitative Auswertungen zum
, Wortfamilienwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache'............. 1
l-/e11r1ing Berge,1holtz
Lexikographie und Wortbildungsforschung.......................................... 19
/1·t11a Hvvärinen
Zur Wortbildung in einem deutsch-finnjschen Großwörterbuch
im Werden - Prob]eme der Lemmatisierung von
Wortbildungselementen........................................................................ 31
le(1n,i Kolehmainen
Deutsche Präfix bzw. Partikelverben und finnisch deutsche
Lexikographie........................................................................................ 55

Marianne Schröder
Kurzwörter im Wörterbuch. Lexikographische Aspekte der
Kurzwortbi1dung................................................................................... 91
Joc;hE�n Splett
Wortgeschichte und Wortstrukturgeschichte........................................ 107

Wortbildung und Text


Stojan

Bracic
Fremdsprachendidaktische Aspekte der Wortbildung und des
Wortgebrauchs i1n Text......................................................................... 13l
L uc/¾·ig M. Eichinger
Verstehen und Spaß haben. Wortbildung im 1iterarischen Text........... 145
JcJha11nes Erben
Wortbildungsst1ukturen und Textverständlichkeit................................ 159

L�llti Fix
Urteile über Wörter. Kriterien für die Bewertung von
Wortbildu11gsprodukten in Stilistiken und Stillehren............................ 167
Erla Hallsteinsdotti,·
Aspekte des Verstehens okkasioneller Wortbi]dungsprodukte
in der Fremdsprache Deutsch................................................................ 187

Hannelore Poethe
Fachsprachliche Aspekte der Wortbildung. Die Leistung der
Wortbildung für Fachsprache und Fachtext.......................................... 1 ()9

Maria Thurmair
Vergleich in der Wortbildung............................................................... 2 19

Wortbildung und Sprachkontakt


Christoph Platen
Köpi, Kelts und Knusperone - Morpheme in den Zeiten der
Marktwirtschaft............................................................... ,..................... 219

Georg Schuppener
Entlehnung deutscher Maßbezeichnungen ins Tschechische................ 253

A Jena Simec·kova
Akzeptanzbedingungen für fremde Wortbildungselemente und
-strukturen in den Sprachen. Am Material des Deutschen und des
Tschechischen.............................................................................. ......... 2 69

Hans Wellmann
Deutsche Wortbildung in europäischen Bezügen - Auswertung einer
Bibliographie zur historischen Wortbildung......................................... 281

Forschungsstand
Irmhild Barz
Zum heutigen Erkenntnisinteresse gennanistischer
Wortbildungsforschung. Ein exemplarischer Bericht........................... 2 99

lrmhild Barz/J\1arianne Schröder


Bibliographie zur Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache
( 1990-2000)........................................................................................... 317
Vor\\1 0rt

Der vorliegende Band enthält die Vorträge des Kolloquiums ,,Praxis- und Integ­
rationsfelder der Wortbildungsforschung··, das vom 22. - 23. 10. 1999 an der
Universität Leipzig stattfand, sowie eine Ribliographie zur Wortbildungsliteratur
der letzten zehn Jahre.
Mit seiner Thematik folgte das Kolloquium und folgt nunmehr dieser Band
eincr8eits über weite Strecken den Empfehlungen des Prager Symposiums
,,Wortbildung - Theorie und Anwendung'· von 1994, die sich aus der Diskussion
germ<1nistischer und bohemistischer Wortbildungsfragen ergeben hatten.
Andererseits entsprechen die aufgegriffenen Probleme aktuellen Ansprüchen an
stä1·kere Verzahnung von Wissenschaft und Praxis und an Interdisziplinarität.
Die l3eiträge sind nach drei Schwerpunkten geordnet, wobei diejenigen, die
Schnittstellen behandeln, auch an einer anderen Stelle ihren Platz finden
könnten. In dem Teil ,,Wortbildung und Wörterbuch'' geht es um die Koopera­
tion der Wortbildung mit theoretischer und praktischer - einsprachiger und
mehrsprachiger - Lexikographie. Gefragt wird zum einen, wie bestimmte Wort­
bildu11gstypen und -einheilen lexikographisch genauer erfasst werden können,
zun1 anderen, welche Beiträge zur Lösung lexikographischer Fragen von der
Worthi]dungslehre künftig zu erwarten sind. Der Komplex ,,Wortbildung und
Text'' ist deutlich kognitionslinguistisch orientiert. Sowohl das mutter­
spn1cl1liche und fremdsprachliche Verstehen als auch das Akzeptieren und
Be\:Verten von Wortbildungsprodukten in Texten werden beschrieben. Das
Untersuchungsmaterial stammt aus ganz unterschiedlichen Textbereichen. So
finden sich beispielsweise Fachtexte, Texte der Produktwerbung und literarische
·1·exte. Die Beiträge in dem Abschnitt ,,Wortbildung und Sprachkontakt''
behandeln aus diachroner und synchroner Sicht die Folgen von Sprachkontakten
für die Ausprägung von Wesenszügen der deutschen Wortbildung. Ein
Forschungsbericht und eine Bibliographie belegen abschließend das vielseitige
und ungebrochene Interesse der zeitgenössischen germanistischen Forschung am
Gege11stand Wortbildung.
Die Entscheidung, ob sie der alten oder neuen Rechtschreibung folgen wollen,
haben wir den Autoren überlassen. Für die Herstellung des Druckmanuskripts
war Henrik Barz zuständig. Ihm gilt unser herzlicher Dank.

Leipzig, den 5. Mai 2000 Die Herausgeberinnen


HENNfNG BERGEN11()l.TZ · ARHUS

Lexikographie und Wortbildu·ngsforschung

/. Relation zwischen le�tikographie 1,,1d Wortbildung

Oft wird die Lexikographie als ein Teilgebiet der Linguistik gesehen. Dabei gibt
es zwei Varianten: Lexikographie wird gesehen als ein Teilgebiet der ange­
wandten Linguistik oder aber der Lexikologie. Manchmal gibt es eine
Mischung dieser beiden Auffassungen, indem die Lexikographie als ange­
wandte Lexikologie verstanden wird. Es steht außer Frage, daß es viele
Linguisten gibt, die metalexikographische Untersuchungen durchführen oder
als praktische Lexikographen tätig sind. Es sprechen jedoch sehr gute Grunde
gegen obengenannte Auffassungen. Zum einen muß man sich fragen, was
Benutzeruntersuchungen, Wörterbucl1strukturen oder Wörterbuch1ayout mit
Linguistik zu tun haben. Noch problematischer wird es jedoch mit der Zuord­
nung eines Teilgebiets der Lexikographie, der Fachlexikographie, zur
Linguistik. Dies l1ätte da11n zur Folge, daß nicht jeder L„exikograph auch als
Lexikograph zu sehen wäre. Wen11 z. B. ein Mediziner ein medizinisches
Wörterbuch ausarbeitet, betreibt er danach entweder keine Lexikographie, oder
aber er ist Linguist, so lange er lexikographisch arbeitet. Mit Wiegand ( 1989),
Bergenboltz (1995) und Tarp (1998) sehe ich statt dessen die Lexikographie,
wozu ich auch die Fachlexikographie bzw. Tenninographie zähle, als eine
eigenständige Disziplin, die eigene Theorien entwickelt. Diese Behauptung
steht nicht im Widerspruch zu der Tatsache, daß Metalexikographie vornehm­
lich von solchen Wissenschaftlern betrieben wird, die als Linguisten tätig sind.

Linguistik Lexik,ographie Medizin


''
••• 1 ! !! "

1 " • .. . .. . gemernsame .. . ... . .... •••

Problemstellungen
Figur 1: Linguistik und Lexikographie als eigenständige Disziplinen

2. Wiirterbuchfunktionen

In seiner Analyse der Komposita in Langenscheidts Großwörterbuch ,,Deutsch


als Fremdsprache'� trennt Colff ( 1998, 197) zwischen drei entscheidenden
Grundfunktionen eines Wörterbuches: Hilfestellungen (a) bei der Sprachre-
20 HENNING BERGENHOLTZ

zeption, (b) bei der Sprachproduktion sowie (c) bei der Kompete11zenrn,.,ick1u11g
(Lernen). Er nimmt diese Trennung als allgemein bekannt an. In der m,odemen
Funktionstheorie wird jedoch etwas anders unterschieden, wobei die hier
erwähnten Funktionen keine Grundfunktionen sind.
Die potentiellen Benutzer befinden sich in potentiellen Wönterbuch­
benutzungssituationen, in denen ein Wörterbuch herangezogen werden kann.
Sie sollen Wörterbuchfunktionen genannt werden (nach Tarp 1995). Kier muß
man zwischen zwei grundlegenden Typen von Wörterbuchfunktionen trennen,
zwischen textbezogenen und wissensbezogenen Wörterbuchfunktionen.
Unter textbezogenen Funktionen werden potentielle Situationen verstanden, in
der ein potentieller Wörterbuchbenutzer ein Textproblem hat; •• es kann ein
Textrezeptionsprob]em, ein Textproduktionsproblem oder ein Ubersetzungs-
problem sein. Das Wörterbuch dient in solchen Fällen als Hilfsmitttel, das
konsultiert wird, und dessen Angaben verwendet werden, um da� Textproblem
zu lösen. Wir können eine textbezogene Funktion auch durch folgenden Hand­
lungsablauf beschreiben (Be = Wörterbuchbenutzer, T = Text, Wb = Wörter­
buch):
Be -> T -> Be -> Wb -> Be -> T
Ein Wörterbuchbenutzer (= Be), der eine Sprache (La, Lb, usw.) beherrscht
oder gute oder zumindest einige Kenntnisse darin hat, wird durch Be(La) bzw.
Be(Lb) gekennzeichnet. Mit diesem Ausgangspunkt können folgende \"erschie­
dene Wörterbuchfunktionen angeführt werden, in denen der Benutzer ein Wör­
terbuch konsultiert, weil er Hilfe bei einem Textproblem benötigt:
1. Be(La) rezipiert einen Text auf La
2. Be(Lb) rezipiert einen Text auf La
3. Be(Lb) rezipiert einen Text auf Lb
4. Be(La) rezipiert einen Text auf Lb
5. Be(La) produziert einen Text auf La
6. Be(Lb) produziert einen Text auf La
7. Be(Lb) produziert einen Text auf Lb
8. Be(La) produziert einen Text auf Lb
9. Be(La) übersetzt einen Text von und zu La-> Lb
l 0. Be(Lb) übersetzt einen Text von und zu La-> Lb
11. Be(La) übersetzt einen Text von und zu Lb -> La
12. Be(Lb) übersetzt einen Text von und zu Lb -> La
Figur 2: Textbezogene Wörterbuchfunktionen

Anders als das Aktiv-Passiv-Modell (Kromann/Riiber/Rosbach 1984) ist es


weder nötig noch vorgesehen, für jede Wörterbuchfunktion ein eigenes Wörter­
buch zu erstellen. Das ist nicht nur unrealistisch, wei] es so viele Lexikographen
LEXlKOGR.:\PHIE LJND Wül�Tf31LDUNGSFOl�SCI IUNG 21

nicht gibt bzw. niemand sie bezahlen kann. Es ist auch gar nicht r1ötig, da viele
Wörterbücher a]s polyfunktional benutzt werden. Beispie]sweise kann für die
Funktion (6) auch ein bilinguales Wörterbuch sehr gut verwendet werden, z.B.
ein deutsch-finnisches für einen finnischen Benutzer, der einen deutschen Text
produzieren möchte. Man kann bei der Konzeption zwischen primären, sekun­
dären oder tertiäre11 Funktionen tren11en und dementsprechend ausführliche oder
weniger ausführliche Angaben vorsehen. Funktion (6) als eine sekundäre Funk­
tion in einem bilingualen Wörterbuch könnte u.a. zur Folge haben, daß explizite
grammatische Angaben und auch Wortbildungsangaben zu der Ausgangs­
sprache vorgesehen werden.
Unter einer wissensbezogenen Wörterbuchfunktion wird jene Gebrauchs­
situation verstanden, wo ein potentieller Wörterbuchbenutzer Auskünfte in
einem Wörterbuch mit dem Ziel sucht, sich mehr Wissen zu beschaffen.
Entscheidend ist es, daß das gewünschte Wissen gesucht wird mit dem Ziel der
Wissensbeschaffung. Diese Grundfunktion u11terscheidet sich somit grundle­
gend von der textbezogenen Wörterbuchfunktion, bei der das gewünschte Wis­
sen benötigt wird, um einen konkreten Textzusammenhang zu verstehen oder
einen Text zu produzieren. Die einfachste Situation besteht in dem Wunsch
nach Wissenserweiterung, bei der ein Wörterbuch als Lesebuch bzw. Lernwör­
terbuch verwendet wird, das ganz oder teilweise unabhängig von jeder konkre­
ten Situation gelesen wird. Es kann somit der von Colff ( 1998) angesprochenen
Kompetenzentwicklung dienen. Üblicher ist ein partikulärer lnfor111ations­
bedarf. Wie nennt man die Leute, die in Moskau wohnen? Oder welches ist das
häufigste Lexem im Deutschen? In al)en Fäl]en mit einer wissensbezogenen
Nachschlagehandlung kann der Bedar·f in einer konkreten Situation e11tstanden
sein, z. B. bei einem Gespräch oder einer Diskussion zwischen Freunden. Es
kann auch sein, daß jemand sich über eine Sache inforinieren möchte, ohne daß
ein konkreter Anlaß besteht: Wie ist das eigent]ich? Was ist das wohl? Das
Entscheidende ist,.. daß die lnformation nicht als Hilfe bei der Rezeption,
Produktion oder Ubersetzung von Texten gesucht wird, sondern daß die Infor-
mation selber das Ziel der Nachschlagehandlung ist. Wir können eine
wissensbezogene Funktio11 auch durch folge11den Handlungsablauf beschreiben
(Be == Wörterbuchbenutzer, Wb= Wörterbuch):
Be-> \Vb -> Be
Wir können zwischen folgenden wissensbezogenen Funktionen trennen:
13. Be(La) hat Bedarf an allgemeinem oder speziellem Wissen über La
14. Be(Lb) hat Bedarf an allge1neinem oder speziellem Wissen über La
15. Be(La) hat Bedarf an allgemeinem oder spezie]lem Wissen über Lb
16. Be(Lb) hat Bedarf an allgemeinem oder speziellem \\lissen über Lb
Figur 3: \Vissensbe:zogene Wörterbuchfunktionen
22 HENNfNG BERGENHOL TZ

Am Rande soll hier hinzugefügt werden, daß die Trennung zwischen textbezo­
genen und wissensbezogenen Wörterbuchfunktionen zwar auch in der Wörter­
buchtypologie verwendet werden kann, aber zu anderen Ergebnissen führt, als
es in der linguistischen Diskussion üblich ist. Textbezogene Wörterbücher
können als Sprachwörterbücher gekennzeichnet werden, so z. B. allgerneine
monolinguale Bedeutungswörterbücher, bilinguale Wörterbücher, aber auch ein
althochdeutsches Wörterbuch. Dies sind Nachschlagewerke, deren genuiner
Zweck teilweise nur textrezeptiv, teilweise sowohl textrezeptiv als auch -
produktiv ist, wie in den Funktionen 1-12 angeführt. Eine Enzyklopädie wäre
gleichzeitig ein textbezogenes und ein wissensbezogenes Nachschlagewerk. Ein
rein wissensbezogenes Nachschlagewerk wäre z. B. ein etymologisches
Wörterbuch oder ein Häufigkeitswörterbuch, da diese nicht auf textbezogene
Fragen, sondern auf wissensbezogene Fragen antworten. Die Unterscheidung
bezieht sich ausschließlich auf die potentielle Benutzung, nicht auf eine
Kennzeichnung der konkreten Angaben. Die umstrittene Trennung zwischen
enzyklopädischen oder semantischen Angaben wird daher in diesem
Zusammenhang irrelevant. Eine solche kann rnan in einem textbezogenen und
auch in einem wissensbezogenen Nachschlagewerk finden.
Diese Argumentation trifft auch auf Wortbildungsangaben in Wörterbüchern
zu. Üblicherweise findet man solche jedoch nur in textbezogenen Nachschla­
gewerken.

3. Angaben zur Wortbildung in vorliegenden Wörterbücher11

In einigen monolingualen Gebrauchswörterbüchern finden sich eigene Einträge


mit Derivations- oder Kernmorphemen als Eingangslemmata, denen nestalpha­
betische Sublemmata folgen. Einige sind erklärt, andere nicht, z. B. im WDG
(WbArt l)
Beamten-: -abbau, der; -anwärter, der Anwärter auf eine Beamtenstelle; -
apparat [.... ]

Für Be(La = deutsch) und Be(Lx = alle anderen Benutzer mit einigen Deutsch­
kenntnissen) können die Angaben in Wb Art l vor allem für die Funktionen ( 5)
und ( 6), bei den erklärten Sublemmata auch für die Funktionen ( l ) und (2)
dienlich sein.
Vergleichbare Angaben findet man auch in bilingualen Wörterbüchern, z.B. in
dem madagassisch-deutschen Wörterbuch:
(WbArt 2)
-los tsirinteny atovana entimamorona sampanteny mpamaritoetra ary midika tsy
fisian'ilay zavatra voalaza ao amin'ny teny fototra; sady mety noraiana no tsy
norariana koa, oh.: ärmellos tsy misy tanany; bartlos tsy misy volombava
LEXIKOGRAPrlJE UND WoRTßll.DUNGSFORSC:HUNG 23
••

WbArt 2 in Ubersetzung: -los Adjektive können unter Hinzufügung von einem


Suffix gebildet werden. Die Adjektive auf -los bezeichnen das Fehlen einer
Sache oder eines Vorgangs. Das Adjektiv mit -/05· kann eine erwünschte bzw.
unerwünschte Eigenschaft bezeichnen, z. B.: är111ellos: tsy misy tanany; bartlos:
tsy n1isy volombava.
Die Angaben in WbArt 2 können für Be( La = madagassisch) und für Be(Lb =
deutsch) ftir die textbezogenen Funktiot1e11 ( 4 ). (5), (6), (9), ( 10) sowie die
wissensbezogene Funktion ( 15) dienlich sein.
Für den folgenden Wörterbucheintrag WbArt 3 aus dem madagassisch-deut­
schen Wörterbuch sind folgende Funktionen primär: ( 6) und sowohl ( 13) als
auc]1 ( l 4 ). Da die meisten madagassischen Benutzer kein monolinguales mada­
gassisches Wörterbuch oder eine madagassische Grammatik besitzen, finden sie
hier aller Wahrscheinlicl1keit nach zum ersten Mal systematische Einsicht in die
Wortbildungsregularitäten des Madagassischen in der integrierten madagassi­
schen Wörterbuchgrammatik, worauf durcl1 den Hinweis mit dem Paragra­
pl1enzeichen verwiesen wird:
(WbArt 3)
-a Verbalmorphem, das einem Wortstamn, beigefügt wird, es dient 1. zur Bildung
der agissiven verben, z. B. adaboka (aufgeben)-> § 1.5.4 2. zur Bildung der
instrumentalen Verben, z.B. aharalra (rasieren) -> * 1.5.6

Solche Wörterbuchartikel möchte ich hier nicht weiter thematisieren. Auch


nicht, ob und welche Komposita oder Derivata zum Lemmabestand eines Wör­
terbuches gehören sollten oder nicht. Im folgenden wird es um eigene Wortbil­
dungsangaben gehen, wie wir sie als letzte Angabe durch ein zu eingeleitet im
WOG finden:
(WbArt 4-6)
Ruhe .... l. Das Aufhören der Bewegung, der Stillstand .... 2. Zustand des Unge­
störtseins, Ggs. Unruhe a) äußere, durch keinen Lärm gestörte Stille ... b) innere
Ausgeglichenheit ....
zu I Puppenruhe
iu 2a Abend-, Friedhots-, Grabes-. Kirchhofs-, Waffenruhe
zu 2a und b Unruhe
ruhen ... l. jmd. tindet Entspannung a) jmd. ruht sich aus, erholt sich ... b) jmd.
schläft
zu I a u. b ausruhen ...
ruhig ... l. ohne Bewegung, unbewegt .... 2. keine StönJng verursachend, durch
nichts gestört .... 3. ohne Hast, in Muße
:z.u 1-3 unruhig ...

Diese Wortbildungsangaben sind alle dadurcl1 gekennzeichnet, daß sie sich


innerhalb derselben Wortart befinden. Es gibt z. B. keine Wortbildungsangaben
ruhig be1 dem Lemma ruhen oder dem Lemma Ruhe, auch nicht ruhen bei Ruhe
24 HENNlNG BERGENHOLTZ
------------------------------

oder umgekehrt. Anders ist das in einem Wortbildungswörterbuch wie A UGs1·,


bei dem unter dem Hauptlemma ruhen nach Bedeutung geordnet alle wicl1tigen
Wortbildungen zu finden sind und erklärt werden. Anders ist es auch in dem
eher vergleichbaren dänischen monolingualen Wörterbuch DANSKÜRI)B0<.,EN,
in dem auch Wortbildungsangaben mit Wortartwechsel vorgesehen sind, z. B.
(WbArt 7)
mad subst [Nahrung] ... KOLL lave mad [kochen], sluge maden [das Essen
heruntersch]ingen] .... WB made, madforgiftning, mad]avning, madvarc,
aftensmad, däsemad, kattemad, middagsmad, morgenmad. [= füttern. Essenver­
giftung, Kochen, Lebensmittel, Abendessen, Konserven, Katzenfutter,
Mittagessen, Frühstück]
KOLL = Kollokation, WB = Wortbildung

Solche an und für sich regulär gebildeten Komposita sind in vielerlei Hinsicht
zwar systematisch erklärbar, jedoch nicht vorhersagbar in der Weise, daß man
die Erklärung angeben kann, ohne genaue Kenntnisse des Sprachgebrauchs zu
haben. Deswegen sind sie bei Unsicherheiten in der Textproduktion sehr wert­
voll in einem rnonolingualen Wörterbuch. Entsprechende Angaben findet man
jedoch nur sehr selten in bilingualen Wörterbüchern. Hier wären sie jedoch mit
derselben Funktion sehr nützlich. Daher möchte ich vorschlagen, daß auch
bi1inguale Wörterbücher Wortbildungsangaben wie in WbArt 7 einfflhren. Wie
in dem betreffenden monolingualen Wörterbuch können viele dieser Wortbil­
dungsangaben auch lemmatisiert sein, müssen es aber nicht. Als Angaben
innerhalb eines Wörterbuchartikels heißt dies auch, daß es sich nicht um
Sublemmata mit allen Angaben wie zu einem Lemma handeln wird, sondern um
••

Angaben mit einer Aquivalenzangabe, vergleichbar mit Kollokationsangaben


auf La und Lb in einem bilingualen Wörterbuch:
(WbArt 8)
mad Subst ... KOLL lave mad kochen, sluge maden das Es.'te1i herunter­
schlingen.... WB made .füttern, madforgiftning Es�;enverg�(tung, madlav11ing
Kochen, madvare Lebensmittel, aftensmad Abendessen. däsemad Konserven,
kattemad Katzenfutter, middagsmad Mittagessen, morgenmad F,-ühstück

Die meisten Wortbildungsangaben in den WbArt 4-8 sind Komposita mit dem
Lemma als Teil des Kompositun1s. Auf solche Angaben werde ich nicht weiter
zu sprechen kommen. Hier geht es insbesondere um Derivata als Wortbildungs­
angaben, wie wir sie in WbArt 7 durch das Verb made finden. Wenn man
jemanden füttert (made), dann bekommt er Essen (mad). Zu bemerken ist auch,
daß der Benutzer eine doppelte Möglichkeit bekommt, um das Kochen zu kenn­
zeichnen: die Kollokation lave mad ,kochen' und die Wortbildung madlavning
,Kochen'. Wenn man aber unter dem Verbmade ,füttern' nachschlägt, findet
man nicht das Substantiv mad .Essen�, nur madning ,das Füttern'. In dem
l..,EXIKOGR:\PHJl: UND Vv'ORTBILLJL,NGSFORSCHUNG 25

Umtext zu diesem Wörterbuch wird erklärt, daß bei Be(La :;:::: dänisch) die
Wörterbuchfunktion ( 1) die primär vorgesehene ist. Es wird im einzelnen weiter
präzisiert, daß die Wortbildungsangaben in der Textproduktion u.a. Hilfe leisten
könne11 1. bei einer orthographischen Unsicherheit, ob eine Komposition mit
oder o11ne Fuge gebi1det wird, 2. bei dem Wunsch nach stilistischen Variationen
zwischen Wortverbindung und Wortbildung, 3. Textformulierungshilfe durch
Wortbildungsangaben mit Lexemen, die mit demselben Kernmorphem
Handlungen, Ergeb11is der Handlung und Ausführende der Handlung
bezeicl1nen, z.B. demme, dom, dorrzme,· (= urteilen, Urteil, Richter).
Sch1ief3lich wird erläutert, daß die Wortbildungsangaben gleichzeitig als
Ergänzung und Entlastung der Lemmaliste zu verstehen sind, da in hohem Maß
nicht-lemmatisierte Wortbildungen mit dem Lemma als zweitem Lcxemteil
angegeben werden. In dem erwähnten dänischen Wörterbuch gibt es I 05 .000
Lemm<lta. Es gibt insgesamt 58000 Wortbi]dungsangaben, von denen etwa die
Hälfte auch als Lemmata zu finden sind. Die Wortbildungsangaben umfassen
zum einen Problemfalle (z.B. mit oder ohne Fuge), zum anderen Lexeme mit
dem Lemma a]s zweitem Lexemteil (womit man Nachteile der a1phabetischen
Makrostruktur teilweise aufheben kann) und zum dritten solche Wortbildungen,
die man in diesem Wörterbuch aus Platzgründen nicht eigens hat lemmatisieren
können, aber in einem noch größerem Wörterbuch als Lemmata
hinzt1genommen hätte.
Bei den oben angegebenen Begründungen ftir den Vorteil der Wortbi]dungsan­
gaben ist insbesondere die dritte Begründung bei der Selektion von Derivata als
Wortbildungsangaben interessant. Mit Textproduktionshi1fen bei Bezeichnun­
gen für Handlungen, Handelnde und Ergebnisse der Handlungen (demme
, urteilen', domme,· ,Richter', dom , Urteil') werden Wortbildungen der soge­
nannten Konversion und dabei insbesondere der sogenannten Nullderivation
angesprochen. Wir haben in WbArt 7 gesehen, daß eine Wortbildung made bei
mad (Essen) zu finden ist, nicht aber ,nad (Essen) bei made (füttern) (es ist das­
selbe Morphem, da beim Verb das -e in mad-e ein F1exionsmorphem mit der
Bedeutung ,Infinitiv' ist).
r·ragcn an die Wortbildungsspezialisten und an die Lexikographen sind nun die
folgenden: l. Sind Wortbildungsangaben in For111 von Derivaten sinnvoll? 2.
Bei welcl1em lJemma ist eine derivative Wortbildungsangabe vorzusehen, wenn
z.B. derselbe Lexemstamm in 1neh1·eren Lexemen auftritt? 3. Oder ist eine
Angabe bei mehreren Lemmata sinnvoll, z. B. das Lexem A beim Lemma B
und das Lexem B beim Lemma A'?

4. l)e,·ivation

Wen11 es sich um ein Derivat mit einem Kernmorphem und einem Derivations­
morphem handelt, sprechen die meisten Morphologen von deadjektivischen =
26 HENNING BERGENHOLTZ

deverbalen bzw. dcsubstantivischen Bildungen, z. B. frei -> be_(reien, hören ->


hörbar, Brief-> verbrie_(en (z.B. Olsen 1986). Die Derivata werden a]s Wort­
artkonvertierungen gesehen: In befreien findet sich das adjektivische lvlorphem
frei, durch das Hinzufügen des verbbildenden Derivationsmorphems be- wird
daraus ein Verb. Anders sehen es Bergenholtz ( 1976) und Bergenholtz/M ugdan
(1979, 1999). Wir sehen Morpheme nicht als wortartbezogen, nur Wörter wer­
den Wortarten zugeordnet. Wir betrachten allerdings die Derivationsbeziehung
von dem Lexem mit dem kürzeren Lexemstamm zu dem Lexem mit demselben
Lexemstamm als Lexemteil + ein zusätzliches Derivationsmorphem.
Beide Modelle haben gemeinsam, daß in diesen Fällen zwischen dem Lexem A
und dem Lexem B (das mit einem zusätzlichen Derivationsmorphern im
Vergleich zum Lexem A versehen ist) eine Derivationsre1ation besteht. Wir
können in solchen Fällen diese Modelle dahingehend 1exikographisch
umsetzen, daß wir beim Lexem A die Wortbildungsangabe B anbringen, aber
nicht umgekehrt A bei B.
In Fällen mit Städte- und Ländernamen und den dazugehörenden Personen- und
Zugehörigkeitsbezeichnungen kann man zusätzlich eine Verweisangabe bei den
Derivata zu den zugrundeliegenden geographischen Namen anbringen, so die
Praxis in DANSKÜRDBOGEN, hier mit deutschen Beispielen:
(WbArt 9-11)
Bonner .... -> Bonn
bönnsch... -> Bonn
Bonn .... WB Bonner, bönnsch

Wenn es um die sogenannte Nullderivation geht - eine übrigens wenig sinn­


volle Bezeichnung für die synchrone Linguistik (Bergenholtz/ Mugdan ( 1979,
1999) - gibt es nur dann eine Derivation, wenn ein Nullmorphem angenommen
wird. Außerdem muß man sich fragen, welches Lexem von welchem Lexem
deriviert ist: A von B oder B von A. Bei drei Lexemen mit demselben l„exem­
stamm und ohne Derivationsmorphem wird es sogar noch komplizierter: A von
C, B von C, C von A oder C von B, oder gar A und B von C oder A von B und
C usw., vgl.
liehverb liebAdj Liebesuhst
Dabei gilt das Substantiv Liebe nur dann als nicht-deriviert, wenn das --e in
Liebe nicht als Derivationsmorphem, sondern als Allomorph zu lieb in dem
Verb und dem Adjektiv analysiert wird.
Üblicherweise wird auch in solchen Fällen eine Derivationsbezjehung ange­
nommen, oft mit paraphrasierenden semantischen Argumenten, z.B.
Säge subst -> sägverb
LEXIKOGRAPHIE UND WORTBJLDLfNGSFORSCHUNG 27

OJsen ( 1986, 174) begründet die Annahme einer Derivationsrichtung damit, daß
sägen erklärt wird durch ,,mit einer Säge schneiden'�, umgekehrt sei eine solche
Erk)än.ing jedoch nicht mög]ich. Sie hätte m. E. aber auch umgekehrt paraphra­
sieren und Säge durch ,ein mit Zacken versehenes Metallblatt, mit dem gesägt
wird' erklären können. Diese Paraphrasierung wäre zumindest recht genau,
anders als die sprachunübliche Ko11okation bei der Erklärung von sägen durch
,mit einer Säge schneiden'. Das kann man zwar sagen, aber üblicherweise sägt
man mit einer Säge. Das ist gerade Sinn der Wortbildung. Wenn man dieses
Modell auf die Lexikographie überträgt, kann man die Wortbildungsangaben
bei dem nicht-derivierten Lexem anbringen, da dieses Wort in der
lexikographischen Definition wie in Olsens Paraphrase auftritt:
(WbArt 12-13)
Säge ... WB sägen, Sägeblatt, ...
sägen ... WB absägen, ...

Mit anderen Worten gibt man bei !;ägen keine Wortbildungsangabe Säge an.
Dies wilrde man jedoch tun, wenn man stattdessen sägen als primär ansieht,
wen11 man von der anderen Paraphrase ausgeht, in der das Verb sägen für die
Erklärung des Substantivs Säge verwendet wird:
(WbArt 14-15)
Säge ... WB Sägeblatt, ...
sägen ... WB Säge, absägen, ...

Man kann sich nun fragen, ob man auch bei Ruhe, ruhen, ,·uhig nach dem
Model] in WbArt 12-13 entsprechend vorgehen sollte, d. h.
(WbArt 16-18)
Ruhe ... WB ruhen, ruhig
ruhen ... WB ausruhen, ...
ruhig ... WB unruhig, ...

d. h., daß man nicht weitere Wortbildungen angibt, z. B.


(WbArt 19-20)
ruhen ... WB Ruhe, ruhig, ausruhen, .. .
ruhig ... WB Ruhe, ruhen, unruhjg, ...

Wer stattdessen das Verb ri,hen als primär ansieht und Ruhe und ruhig davon
deriviert (was AUGST wohl tut, da dieses Wörterbuch das Verb als Hauptlemma
wählt), könnte mit der Übertragung des traditionellen Wortbildungsmodells auf
die Lexikographie folgende Einträge bilden:
28 HENNING BERGENHOLTZ

(WbArt 21-23)
ruhen .... WB Ruhe, ruhig, ...
Ruhe ... WB Unruhe, ...
ruhig ... WB unruhig, ...

Nicht nur der Lexikograph ist unsicher, ob die eine oder andere Derivations­
richtung anzunehmen ist. In Bergenholtz/Mugdan ( 1979) wird eine lnfom1an­
tenbefragung wiedergegeben, an der 40 Gennanistikstudenten m1tge\\"irkt
haben. Es wurde folgende Aufgabe gestellt:
Unterstreichen Sie bitte das Wort, aus dem das andere abgeleitet ist. Wenn Sie
sich nicht entscheiden können, unterstreichen sie keines der Wörter. Antworten
Sie bitte spontan, ohne lange zu zögern.

Die Befragung hatte tolgendes Ergebnis:


-
A B
-
Ruhe ruhen 17 19 4
Ruhe ruhig 31 2 7
ruhen ruhig 27 1 12
Frage fragen ·-
15 23 2
Schmerz
- schmerzen 26 10-- 4
Ruf rufen 15 23 2
grunen
••
grun
••
3 37 0
Trauer trauern 28 7 5
Zahl zahlen 27 8 5
Rede reden 18 19 3
Sitz sitzen 17 - 21 2 ·-
Leuchte leuchten - 12 26 2
Ernst ernst 8 - -.L-
20- 12
Liebe lieben 21 15 4
Figur 4

Auffällig ist, daß derselbe Typ unterschiedlich beurteilt wird, siehe u. a.


Ruhe/ruhen, Rede/reden. Liebe/lieben. Für unsere Lexeme Ruhe, ruhen und
ruhig werden Ruhe und ruhen fast gleich eingestuft, wohingegen ruhig, nach
Meinung der Informanten, ohne Zweifel von Ruhe oder ruhen oder beiden
Lexemen deriviert ist.
Ein anderes Modell, das in höherem Maße die Unsicherheiten der Infonnanten
erklären kann, sieht keine Derivationsrichtung bei Lexemen mit demselben
Lexemstamm (Bergenholtz/Mugdan 1979). Hier versteht man unter Derivation
folgendes: Ein Lexem A ist deriviert vom Lexem B, wenn der Stamm des
Lexems A um genau ein Derivationsmorphem länger ist als der Stamm des
Lexems B. Daraus ergibt sich, daß der Stamm eines derivierten Lexe1ns nie
kürzer sein kann als der Stamm des primären l_exems. Weiterhin erfolgt daraus,
LEXIKOGRAPl,IE UN[J WC)R rBll.DUNGSFORSC.'liUNG 29

daß diese Definition keine Antwort auf' die Frage nach der Derivationsrichtung
geben kann, wenn es sich um identische bz\v. synonyme Stämme handelt.
Daß ich dieses Modell theoretisch fü1· überzeugender als das traditionelle ha1te,
lieg t auf der Hand. Interessanter ist jedoch, daß es auch lexikographisch
brauchbarer scheint. So wird man sowohl bei 1-uhen als auch bei Ruhe die
Wortbildung ruhig angeben können (immer noch unter der Annahme, daß sich
Ruhe nicht in Ruh-e segmentieren läßt und 1·uh und ruhe als Allomorphe zu
betrachten sind). Wenn man dann zusätzlich die Regel einführt, daß mehrere
Lexeme mit demselben Stamm und ohne zusätzliches Derivationsmorphem
aucl1 gegenseitig unter den Wortbildungsangaben vorgesehen werden können,
hätte inan folgende Möglichkeiten:
(WbArt 24-26)
ruhen ... WB Ruhe, ruhig
Ruhe ... WB ruhen, ruhig
ruhif( ... WB unruhig

Am Anfang dieses Beitrags wurde darauf hingewiesen, daß viele Lexiko­


graphen die Lexikographie nicht als Teilbereich der Linguistik sehen. Dies soll
einen Lexikographen jedoch nicht davon abhalten, jede linguistische Einsicht,
z. B. in dem hier skizzierten lexikographischen Problemfeld, ohne Zögern
schamlos auszunutzen. Umgekehrt sollten die Wortbildungsforscher erkennen,
daß es u. U. Praxisfelder gibt, bei denen man erkennen kann, daß bestimmte
Theorien relevanter sind als andere. Wer dann in der internen Auseinander­
setzung am Ende die meisten oder besseren Fürsprecher bekommt, wird sich
nach und nach herausstellen. Für das in Bergenholtz/Mugdan ( 1979) vorge­
stel] te Mode]I gab es zwar bisher vor allem Kritiker, aber auch in letzter Zeit
vorsichtige Fürsprecher einer vergleichbaren Auffassung (Lachachi 1997 und
Escl1enlohr 1999), s. hierzu auch Barz ( 1999).

Literatur

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'rübingen.
Barz. I1mhild ( 1999): Rezension von Wolfgang Motsch: Deutsche Wortbildung in Grund­
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Bonn.
Bergcnl1oltz. Henning ( 1995): I... eksikograti. Hvad er det? In: Asta Svararsd6ttir/Gudrun
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,lrten. In: Peter Braun (l-:lg): Deutsche Gegenwartssprache. Entwick]ungen - Entwürfe -
l)iskussioner1. München, 339-354.
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Posner (Hg): Nach-Chomskysche Linguistik. Berlin, 266-274.
Bergenholtz, Henning/ Mugdan, Joachim (1999): Nullelemente in der Morphologie. In: Geert
Booij/Christian Lehmann/Joachim Mugdan (Eds.): A Handbook on Inflection and
Word Fonnation. Ein Handbuch zur Flexion und Wortbildung. Berlin (im Druck)
Colff, Adri van der ( 1998): Die Komposita in Langenscheidts Großwörterbuch Deutsch als
Fremdsprache. In: Herbert Ernst Wiegand (Hg): Perspektiven der pädagogischen Lexi­
kographie des Deutschen. Untersuchungen anhand von Langenscheidts Großwörter­
buch Deutsch als Fremdsprache. Tübingen, 193-207.
DANSKÜRDBOGEN (1999) = Henning Bergenholtz/Jette PedersenNibeke Vrang/Richard
Almind: DanskOrdbogen. Arhus.
DEUTSCH-MADAGASSISCH (1991) = Henning Bergenholtz in Zusammenarbeit mit Suzy
Rajaonarivo, Rolande Ramasomanana, Baovola Radanielina sowie Jürgen Richter­
Johanningmeier, Eckehart Olszowski, Volker Zeiss unter Mitarbeit von Hantanirina
Ranaivoson, Nicole Rasoarimanana, Raymonde Ravololomboahangy und Mavotiana
Razafiarivony: Rakibolana Malagasy-Alema/Madagassisch-Deutsches Wörterbuch.
Antananarivo/Moers.
Eschenlohr, Stefanie (1999): Vom Nomen zum Verb: Konversion, Präfigierung und Rückbil­
dung im Deutschen. Hildesheim/Zürich/New York.
Kromann, Hans-Peder/Riiber, Theis/Rosbach, Poul (1984): Überlegungen zu Grundfragen der
zweisprachigen Lexikographie. In: Herbert Ernst Wiegand (Hg): Studien zur neuhoch­
deutschen Lexikographie V. Hildesheim/New York: Olms,159-238.
Lachachi, Djamel Eddine (1997): Der Wortartwechsel. Verhältnis zwischen Wortart und
Wortbildung am Beispiel des Deutschen und Arabischen. Diss. Essen.
MADAGASSISCH-DEUTSCH (1994) = Henning Bergenholtz in Zusammenarbeit mit Suzy
Rajaonarivo, Rolande Ramasomanana, Baovola Radanieliaa sowie Jürgen Richter­
Johanningmeier, Eckehart Olszowski, Volker Zeiss unter Mitarbeit von Sabine
Stegemann, Hantanirina Ranaivoson, Raymonde Ravololomboahangy und Mavotiana
Razafiarivony: Deutsch-Madagassisches Wörterbuch/Rakibolana Alema-Malagasy.
Antananarivo/Moers.
Olsen, Susan (1986): Wortbildung im Deutschen. Stuttgart: Kröner.
Tarp, Sven ( 1995): Wörterbuchfunktionen: Utopische und realistische Vorschläge für die
bilinguale Lexikographie. In: Herbert Ernst Wiegand (Hg): Studien zur bilingualen
Lexikographie mit Deutsch II. Hildesheim/New York, 17-62.
Tarp, Sven (1998): Leksikografi pä egne ben. Fordelingsstrukturer og byggedele i et
brugerorienteret perspektiv. In: Hennes 21, 121- l 37.
WOG = Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Hrsg. von Ruth Klappenbach u.
Wolfgang Steinitz. 1. Bd. A-deutsch, 10. Aufl. 1980; 2. Bd. Deutsch-Glauben, 6. Aufl.
1978; 3. Bd. glauben-Lyzeum, 5. Aufl. 1981; 4. Bd. M-Schinken, 4 Aufl. 1981; 5. Bd.
Schinken-Vater, 4 Aufl. 1980; 6. Bd. väterlich-Zytologie, 3. Aufl. 1982. Berlin 1978-
1982. [36+4579 S., 1. Aufl. 1961-1977]
Wiegand, Herbert Ernst (1989): Der gegenwärtige Status der Lexikographie und ihr Verhält­
nis zu anderen Disziplinen. In: Franz Josef Hausmann/Oskar Reichrnann/Herber1 Ernst
Wiegand/Ladislav Zgusta (Hg): Wörterbücher. Dictionaries. Dictil>nnaires. Ein inter­
nationales Handbuch zur Lexikographie. An International Encyclopedia of
Lexicography. Encyclopedie internationale de lexicographie. Erster Teilband. Berlin/
New York, 246-280.
IRMA HYV ÄRINEN · HELSINKI

Zur Wortbildung in einem deutsch-finnischen Großwörterbuch


im Werden
Probleme der Lemmatisierung von Wortbildungsmitteln

""
1. A ußere Bedingungen des Wörterbuchp,·o_jekts

Mein Beitrag versteht sich als ein Versuch zur Problemlösung bei der prakti­
schen Wörterbucharbeit.
Im Jahre 1997 wurde von Jar1110 Korhonen an der Universität Helsinki das Pro­
jekt ,,Deutsch-finnisches Großwörterbuch'' initiiert, denn das bis heute größte
deutsch-finnische Wörterbuch von Hirvensalo, das 1963 erschien und nach der
zweiten Auflage ( 1966) nicht mehr ergänzt wurde, entspricht dem heutigen
Spracl1usus nicht mehr. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte spiegelt es viel­
mehr den Stand der deutschen Sprache am Anfang des 20. Jahrhunderts und den
Stand der finnischen Sprache um die Mitte des 20. Jahrhunderts wider. 1
Das Projekt soll in einen1 neue11 deulsch-fin11ischen Großwörterbuch mit ca.
90.000 Lemmata münden, das spätestens im Jahre 2002 bei dem Verlag WSOY
(Werner Söderström Osakeyhtiö) in Helsinki erscheinen soll. Es handelt sich
um ein traditionelles alphabetisch angeordnetes, in erster Linie rezeptives bzw.
passives Wörterbuch, das jedoch möglichst auch als Nachschlagewerk, als
Kontrollinstanz bei aktiver deutschsprachiger Produktion verwendbar sein soll.
Die Wörterbuchredaktion besteht (a) aus einem wissenschaftlichen Beirat: dem
Projektleiter Ja1·n10 Korhonen, Henning Bergenholtz (Arhus, Dänemark) und
der Verf.; sowie (b) aus fünf eigentlichen Mitarbeitern, darunter sowohl deut­
sche als auch finnische Muttersprachler, die die Wörterbuchartikel verfassen
2
und für den Druck kodieren. Außerdem sind Praktikanten und Hilfskräfte der
Universität Helsinki bei verschiedenen kleineren Aufgaben behilflich. Nach
mehreren Planungssitzungen konnte die konkrete Bearbeitung im Frühjahr 1998
anfangen, und das fertige Druckmanuskript soll Ende 2000 vorliegen, wonach
die Drucklegung mit Korrekturlesen laut Vertrag höchstens 18 Monate dauern
darf.
Den Ausgangspunkt für die Wörterbucharbeit bildet die Datenbasis des Tysk­
Sv·enska ordbok. das 1994 beim schwedischen Verlag Norstedt erschien und
et\va 73.000 Wörter und Phraseme umfasst (= Norstedt 1994). Diese Basis
konnte der Verlag WSOY ln computerunterstützter For1n kaufen. Sie wurde
da.nn um ca. 17 .000 Lemmata ergänzt, wofür neuere deutsche Wörterbücher,
32 IRMA HYVÄRINEN

,,.or allem Duden Deutsches Universalwörterbuch (= DUW 1996) mit ca. 120
000 Lemmata, konsultiert wurden. Zuerst wurde der relative Seitenzahl-Umfang
der einzelnen Anfangsbuchstaben anhand von Norstedt (1994) und DUW
( 1996) ausgerechnet, wonach mehrere Anfangsbuchstaben zu gleichmäßigen
,,Paketen'' für die fünf Mitarbeiter geschnürt wurden. Als Ratgeber in
Problemen des gegenwärtigen Finnisch kann das von 1990 bis 1 g94
erschienene Suomen kielen perussanakirja (= SKP; ,,Handwörterbuch F1n­
nisch'') mit ca. 100.000 Lemmata dienen. In regelmäßigen Arbeitssitzungen
werden die schon fertigen Manuskriptteile besonders im Hinblick auf
Problemfälle besprochen und die gemeinsamen Richtlinien für die Wort­
artikelstruktur bei Bedarf ergänzt.

2. Zum Wortstatus der Lemmata

Erwartungsgemäß sind die in Wörterbüchern aufgelisteten und erklärten Ele­


mente in der Regel einzelne Wörter, in einigen Wörterbüchern begegnen aber
auch Lemmata, die größer oder kleiner als ein graphisches Wort sind. ,,Mehr­
wortlemmata'' sind z. B. idiomatische Ausdrücke, die in phraseologischen
Wörterbüchern als Hauptlemmata, in Allgemeinwörterbüchern dagege·n als
Sublemmata (oder auch nur als übertragene Verwendungsweisen) unter der
wichtigsten Komponente des Idioms aufgenommen werden. Für Elemente, die
3

kleiner als ein Wort sind, seien verschiedene Kürzel genannt. Ihnen kann aller­
dings insoweit der Wortstatus zugesprochen werden, als sie stellvertretend für
ganze Wörter (ggf. auch Wortgruppen) verwendet werden. Problematischer sind
Kombineme, d. h. Wortbildungsmittel, die per d�finitionem nicht (zumindest
nicht in derselben Bedeutung) als selbständige Wörter fungieren können. Zu
Kombinemen zählen Konfixe, d. h. nur gebunden vorkommende Grund­
morpheme, sowie Affixe, d. h. reihenbildende, abstrahierte, gebundene und
positionsfeste, nicht basisfähige Morpheme - im Deutschen also Präfixe und
Suffixe. 4

Während das als Datenbasis des Projekts dienende ,,Tysk-Svenska ordbok'' von
Norstedt (1994) keine Wortbildungslemmata enthält, sind solche in verschie­
denen Duden-Wörterbüchern und auch in vielen zweisprachigen Wörterbü­
chern, z. B. schon bei Hitvensalo ( 1966), üblich. Um dem Vorgänger nicht
nachzustehen, wurde von der Wörterbuchredaktion der Beschluss gefas�t, die
üb]ichsten produktiven Wortbildungskombineme des Deutschen zu berücksich­
5
tigen, Erst- bzw. Zweitglieder von Komposita aber nur in Ausnahmefällen.. Bei
den Äquivalenzbeziehungen ist allerdings zu beachten, dass den deutschen
Kombinemen im Finnischen nicht unbedingt strukturell gleichwertige Elemente
entsprechen. So kann das finnische Äquivalent eines deutschen Affixes p1rinzi­
piell auch ein Kompositionsglied oder ein selbständiges Wort sein, und iinsbe­
sondere die deutschen Verbalpräfixe haben in gewissen Fällen keine expljzite
WoR·rs11_DUNU IN EINEl\.1 UEUl S(.'H-t· INNlSl:HEN GROßWÖRTERBUCl-1 33

Entsprechung im Finnischen, d. h. es liegt wortbi1dungsmorphologische


Nulläquivalenz vor (s. den Beitrag vo11 Kolehmainen in diesem Band).
Eigentlich ist es schade, dass die Kompositabildung in dem neuen Großwörter­
buch außer Acht gelassen werden muss. Sowohl Deutsch als auch Finnisch sind
insbesondere im Nominalbereich sehr kompositionsfreudig. Die Rezeption von
deutschen Komposita bereitet den Finnen keine größeren Schwierigkeiten.
Ungefahr gleiche semantische Kompositionstypen sind in beiden Sprachen vor­
handen - allerdings mit unterschiedlichen•• Bildungspräferenzen - so dass oft
sogar e1ne Konstituente-für-Konstituente-Übersetzung möglich ist. Bei einem
passiven Wörterbuch braucht außerdem etwa die Fugenproblematik nicht
erklärt zu werden. Solange zur Kompositabildung gründliche kontrastive
Arbeiten 1nit Material aus mehreren Textsorten fehlen, lassen sich kaum Faust­
regeln für die Äquivalenzbildung geben. Zu begrüßen wäre sicherlich eine
6

Darstel1ungsweise, wie sie das von Götz, f-Iaensch und Wellmann herausge­
gebene Lemerwörterbuch (Langenscheidts LerneIWörterbuch Deutsch als
Fremdsprache = LWB 1998) praktiziert, wobei am Ende eines Wortartikels
Möglichkeiten der Verwendung als Erst- oder Zweitglied mit K- bzw. -K
markiert und repräsentative Beispiele aufgelistet werden. So können reihen­
bildende Kompositionsmodelle veranschaulicht wer�en. Da in zweisprachigen
Wörterbüchern die Darstellung der Äquivalente viel Platz in Anspruch nehmen
würde� werden von den durchsichtigen Ko111posita meistens nur die üblichsten
oder sonst kommunikationsrelevanten als eigene Lemmata angeführt. (Idioma­
tisierte Komposita müssen sowieso lemmatisiert werden.) Bei Erstgliedern wird
die Reihenbildung oft schon durch die strikt alphabetische Ordnung erkennbar;
die Reihenbildungsfähigkeit eines Wortes als Zweitglied bleibt aber so außer
Sicht.

3. Zur Quantität und Qualität der zu lemmatisierenden Wortbildung!}·mittel

Inwieweit Wortbildungsmittel in ein- und zweisprachigen Wörterbüchern Ein­


gang 1-inden sollen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Poethe ( 1996)
z. B. begrüßt die Fülle der lemmatisierten Wortbildungsmittel im LWB, da
diese ,,zu Wortbildungsbewußtsein und Wortbildungskompetenz der Lerner
bei[ ... ]tragen'' (Poethe 1996, 19 1 ). Brdar-Szab6 ( 1996, 85-88) plädiert jedoch
gegen die Lemmatisierung von Präfixen und Suffixen in einen1 alphabetisch
angeordneten zweisprachigen Wörterbuch, da ( 1) die anderssprachigen Wörter­
buchbenutzer kaun1 in der Lage seien, die fremde Ausgangssprache sinnvoll zu
segmentieren und entsprechend an der richtigen Stelle nachzuschlagen, (2) da
so den Affixen ein Lexemstatus mit einer oder (bei Polysemie) mehreren
fixierten Bedeutungen suggeriert werde, (3) da bei Suffixen das alphabetische
Prinzip verletzt werde und (4) da schließlich die Äquivalenzverhältnisse sehr
unsystematisch sein könnten. Vielmehr sollten die Wortbildungsregeln in der
34 lRMA HYVÄRINEN

Wörterbuchgrammatik erklärt werden und die produktiven Wortbildungsmittel


in einem Anhang gesondert dargestellt••
werden. Dagegen seien Affixoide als
(noch) wortähn1iche Elemente - als Ubergangserscheinung zwischen Kompo-
sition und Derivation - sehr wohl zu lemmatisieren, damit die Unterschiede im
Vergleich zu gleichlautenden selbständigen Lexemen klar werden.
Die Wörterbuchredaktion des in Arbeit befindlichen deutsch-finnischen Groß­
wörterbuchs entschied sich für eine beschränkte Lemmatisierung von Wortbil­
dungsmitteln, wobei die wichtigsten Wortbildungstypen auch in der Wörter­
buchgrammatik erklärt werden sollen. Als Höchstzahl der zu lemmatisierenden
Kombineme legte die Redaktion ca. 300 fest. Für die Auswahl war es nötig,
sich an der Zahl und dem Wortbildungsstatus von Strichlemmata in gängigen
Wörterbüchern zu orientieren.

3.1. Wortbildungsmittel in einsprachigen deutschen Wörterbüchern

Eine Bestandsaufnahme der Strichlemmata in einigen einsprachigen deutschen


Wörterbüchern führte zu folgenden Überlegungen: Die Beschränkung der Wort­
bildungsmittel auf 300 in dem neuen Wörterbuch bedeutet, dass (a) nur etwa die
7
Hälfte der insgesamt knapp 600 Wortbildungsmittel im L WB (1993) und
(1998) bzw. (b) nur etwa drei Viertel der 403 im Duden Bedeutungswörterbuch
(= DB 1985) lemmatisierten Wortbildungsmitte] berucksichtigt werden können.
Dabei enthält die Liste der Wortbildungsmitte] im DB ( 1985, 16-18) nicht nur
Kombineme i. e. S. (Präfixe, Suffixe und Konfixe ), sondern auch als ,,Prä­
fixoide'' bzw. ,,Suffixoide'' bezeichnete Elemente wie Affen-, Bilderbuch-,
Bomben-, Mammut- bzw. -freudig -freundlich, -muffe!, -nudel, -papst. Das
LWB (1998) lemmatisiert zahlreiche solche Elemente, lässt deren Wonbil­
dungsstatus - wie auch den der eigentlichen Kombineme - in dem Lemma­
8
artikel undefiniert. (c) Augst ( 1998, x:xv111ff.) wiederum listet in seinem
Verzeichnis der Präfixe, Partikeln und Verbzusätze 107 vordere Wortbil-
r

dungselemente (teilweise mit mehreren Fo1111varianten) auf·. Als produktiv


gelten davon 23, die al]erdings polysem sein können. Als produktive Suffixe
werden von ihm 18 ebenfalls ggf. polyseme Elemente angeführt (vgl. Augst
1998, x:xxv1f.). Elemente wie Affen-, Bomben- bzw. :freudig, freundlich (vgl.
oben) fehlen in Augsts Listen, denn sie werden unter den g1eichlautenden \\·ort­
lemmata als Kompositionsglieder behandelt, wo sie zum Teil mit Anmerkungen
wie ,,weiterentwickelt ..." und/oder ,,reihenbildend'' versehen sind (s. Augst
1998, 11, 144 , 403 f.). (d) Das von Kempcke erarbeitete ,,Wörterbuch Deutsch
als Fremdsprache'' (= WDF 2000 ) erschien während der Bearbeitung der
Druckversion dieses Beitrags. In den ,,Erläuterungen zur Konzeption des
Wörterbuchs'' (WDF 2000, XJ) wird kurz auf Wortbildungsmuster und -mittel
eingegangen. Anders als in den obigen Wörterbüchern sind hier namentlich
WORTBILDUNG IN EINEM DEUTSCH-FINNISCHEN ÜROßWÖRTERBUCH 35

Nicht-Affixe gemeint, denn die aufgelisteten Elemente werden als reihenbil­


dende Kompositionsteile charakterisiert:
In einer Auswahl werden wichtige, heute produktive Wortbildungsmittel vorge­
stellt� ihre Bedeutung und die Elemente, mit denen sie sich verbinden. Dabei wird
auf Komposita-Artikel dieses Typs im Wörterbuch verwiesen. Diese Wortbil­
dungsmuster ennöglichen es dem Benutzer, ähnliche, nicht im Wörterbuch
verzeichnete Bildungen zu interpretieren (vgl.TAFEL XV). (WDF 2000, XI).

In der besagten Tafel (WDF 2000, 1321) gibt es u.a. ( l) Präelemente (,,erste
Besta11dteile'') bei trennbaren Verben, z. B. ab-, an-, auf, aus-, durch-, ein-,
9
los-, nach-, über-, um-, unter-, vor-, zu-: her-, hin-; heraus-, hinaus-; rauf,
rau.5-. Zu bemerken ist, dass die von Fleischer/Barz (1995, 328-346 ) als Präfixe
charakterisierten Elemente von ab- bis zu- in der obigen Liste somit eben nicht
einen Derivatemstatus zugewiesen bekommen. (2) Weiter enthält die Tafel
Quasi-Kompositionsglieder wie -artig, -bändig, -blättrig, -:förmig, -haarig,
-pflichtig, -prozentig, -seitig, die eigentlich gespaltene Schlussteile von sog.
Zusammenbildungen, d. h. Derivaten mit Wortgruppenbasis, sind, vgl. zwei
Bände + -ig => zweibändig (vgl. Fleischer/Barz 1995, 47, 257; s. auch
Kap. 4.3. unter (C2) ). (3) Desweiteren enthält die Liste u. a. verstärkende
Erstelemente wie Bomben-, Mammut-, Mord.5-, Riesen-,· stink-. stock- sowie
,,zweite Bestandteile'' wie :feindlich, :fre11ndlich (die den ,,Präfixoiden'' und
,,Suffixoiden'' in DB entsprechen). (4) Darüber hinaus begegnen Erstelemente
wie Bio-, bio-t Pseudo-, die oben als Konfixe bezeichnet wurden. Die untrenn­
baren Präfixe be-, ent-, er-, miss-, ver-, zer- oder die Substantiv- und Adjektiv­
affixe, z. B. Un-. -er, -ung,· urz-, -bar, -lieh werden im WDF (2000) nicht eigens
lemmatisiert. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das WDF (2000) sich
insoweit an den Wortstatus des gesamten Lemmabestandes l1ält, als auch unter
den Wortbildungsmitteln nur solche Elemente lemmatisiert werden, die nach
Auffassung der Herausgeber (freie und gebundene) lexikalische Grundmor­
pheme sind.

3.2. Wortbildungsmittel in einsp1·achigeri_fi,1r1isclzen Wörterbüchern

Während Nykysuomen sanakirja (= NS 1976, ,,Wörterbuch des heutigen Fin­


nisch'') Adjektivsuffixe \vie --inen (etwa ,-ig'), -isa/-isä (etwa ,-reich'), -ton/
-tön (etwa ,-los') oder Substantivsuffixe wie -jal-jä ( ,-er' in Täterbezeich­
nungen), -minen (et\\'a ,-ung') lemmatisiert - um nur einige Beispiele zu nen­
nen-. verzichtet Suomen kielen pcrussanakirja (= SKP 1990-1994, ,,Handwör­
terbuch Finnisch'') darauf. Als stricl1le1nmaföm1ige Endelemente sind dagegen
adjektivische Quasi-Zweitglieder von Zusammenbildungen, also von Ableitun­
gen mit Wortgruppenbasis abgespaltene Ele1nente, in beiden Wörterbüchern
36 IRMA HYVÄRINEN

üblich, vgl. z.B. -jalkainen , -beinig', -poskinen ,-backig', -rakentei11en ,-ge­


10
baut, strukturiert' , -sivuinen ,-seitig'.
Präfixe gibt es im Finnischen nicht. Beide Wörterbücher führen aber eine ganze
Reihe von Erstelementen von Nomina als Strichlemmata auf und charakteri­
sieren diese als Erstglieder von Komposita. Zum Teil handelt es sich um
konfixartige Morpheme, die oft fremden Ursprungs sind (anti-, hyper-, n·zeta-,
super-, tele-), zum Teil um einheimische und fremde Elemente, die auch als
eigenständige Wörter vorkommen (etwa .'lokko, virhe; maksimi, minimi). Vgl.
1
'

a/i- ,Unter-' meta- ,Meta-'


. . .
anti- ,Anti-' mzntmt- ,minimal'
avo- ,offen' sokko- , Blind-'
..
epa- ' Un-' super- ,Super-'
hyper- ,Hyper-' tele- ,Tele-'
iki- ,ewig' virhe- ,Fehl-'

lrto- ,Lose-, Einzel-' yhteis- ,Gemein-'
..
maksimi- ,maximal' yli- ,Uber-'
••
SKP verzeichnet außerdem z. B. luomu- ' Bio- ' Oko-'' maksi- ,Maxi-�, mini-
,Mini-'.

3.3. Wortbildungsmittel in deutsch-finnischen Wörterbüchern

Beim Verfassen eines zweisprachigen Wörterbuchs soll makrostrukture11 natür­


lich von einer adäquaten Zusammensetzung des ausgangssprach1ichen (hier:
deutschen) Wortschatzes ausgegangen werden. Neben den Simplizia, die nur
einen Bruchteil der Lemmaliste eines Wörterbuchs ausmachen, sollen lexikali­
sierte Wortbildungsprodukte eigens lemmatisiert werden, und zwar auf jeden
Fall idiomatisierte, aber darüber hinaus auch transparente, soweit sie allgemein
gebräuchlich und kommunikationsrelevant sind. Neben den Grundwörtern und
Wortbildungsprodukten werden oft auch die wichtigsten Wortbildungsmittel
lemmatisiert. Die tabellarische Bestandsaufnahme unten entstammt zum großen
Teil dem Artikel von Frisch ( 1994), in dem das deutsch-finnische Wörterbuch
von Hirvensalo ( 1966) bzw. die deutsch-finnischen Wörterbuchteile von
Kostera (1991) und Klemmt/Rekiaro ( 1992) mit dem einsprachigen deutschen
LWB ( 1993) verglichen wurden. Hinzugefügt wurde unten die Spalte Kämä
(1995). Während die Erstauflage von (Klemmt/)Rekiaro (1992) Affixe über­
haupt nicht und auch sonst nur wenige Strichlemmata anführte, sind solche in
der Neuausgabe ( 1999) h_inzugefügt worden. Die betreffende Spalte unten zeigt
diesen neueren Stand. Von dem einsprachigen deutschen LWB wurde unten die
Neubearbeitung (1998) berücksichtigt. ln der Tabe11e 1 sind Suffixe, in der
Tabelle 2 Präfixe aufgelistet. Tabelle 3 enthält Stichproben von variierendem
WORTßll,DL.NG IN EINE�1 DEu·rsc·�1-FINNISC�lEN GROßWÖRTERBUCl-1 37

12
Status. In Klammem nach der11 Strichlemma wird die Wortart des Wortbil­
dur1gsprodukts angegeben.

TAßl�LLE 1: Suffixe
Suffix o.ä. Hirvensalo Kostera Kärnä Rekiaro L'\/8
-ba,· (A) + + -f- +
-c·ht:•n (S) + + + +
-e (S)
-ei(S) +
-(e)I (S)
-(e)f(11) (V)
-en (A)
-er (S, A) +
-ner (S)
-!er (S) +
�fach (A) -1- -f- + +
-haji (A) + + +
-ha/henlr (Ad) + +
-heil (S) + +
-keit (S) + + +
-icht (S)
-ier(e1i) (V) +
-ig (A) +
-ig(l!n) (V) +
-in (S) + +
-isc/J (A) +
-lei (Ad) + + +
-/ei11 (S) + + + +
-lic/1 (S) +
-fing (S) +
-los (A) .L
1 + +
-maße,i ( Ad) + +
-mäßig (A) + + +
-11is (S) +
-s (S)
-sa/ (S)
-san1 (A) +-
-sch{1fl (S) + +
-sei (S)
-tel (S) +
-tun1 (S) +
-ung (S)
-weg (Ad)
-wei.�e (Ad) + +
-we,·k (S) +
-wese,i (S) + +
-
insgesamt: 41 14 5 ) 6 30
38 lRMA HYVÄRINEN

TABELLE 2: Präfixe
Präfu Hirvensalo Kostera Kärnä Rekiaro LV.B
ab- (V) + + +
an- (V) + +
auf (V) + + +
aus- (V) + +
be- (V) + + +
bei- (V) + + +
durch- (V) + +
ein- (V) + +
ent- (V) + +
er- (V) + +
erz- (A, S) + + +
ge- (S) + + +
los- (V) + + +
miss- (S, A, V) + + (S, V) + (S, V) +
nach- (V) + + +
über- (V) + x) + +
um- (V) + + +
un- (S, A) + + + (A) +
unter- (V) + x) + +
ur- (S, A) + + +
ver- (V) + + +
vor- (V) + x) + +
wider- (V) +
zer- (V) + + +
zu- (V) + + +
insgesamt: 25 25 0 7 13 24

x) Nicht als verbales Präelement angeführt

TABELLE 3: Zufallsfunde
a) Endelement: Hirvensalo Kostera Kärnä Rekiaro LWl
-achsig (A) + +
-er/ (S) +
-fohig (A) + + +
-faltig (A) +
-frei (A) + + 1· +
-freudig (A) + +
freundlich (A) + + +
-haltig (A) + + '

+
-/ (S) ·f-
-le (S) + +
-li (S) + +
-wöchig (S) + + + +
WORl.BILDUNG IN EINEM OEUl.S('H-FINNISCHEN GROßWÖRTERBUCH 39

b) Präelement: Hirvensalo Kostera Kärnä Rekiaro LWB


anti- (S, A) + + +
durc·h(·inander- (V) + 1)

entgegen- (V) + +
frei- (V) + +
Haupt- (S) + + +
weg- (V) + + +
wieder- (V) + +
insgesamt: 19 10 6 6 8 15

Kein einziges der deutsch-finnischen Wörterbüchern ist mit dem LWB (1998)
vergleichbar, Hirvensalo (1966) schneidet aber in Fülle und Konsequenz der
Strichlemmata relativ gut ab. Die drei anderen kleineren Wörterbücher müssen
wohl schon aus Platzgründen die Lemmazahl möglichst gering halten. Auffallig
ist die Vorliebe von Kostera (1991) ftir Diminutivsuffixe, vgl. die Tabellen 1
und 3, während er auf Präfixe und sonstige Präelemente völlig verzichtet, s.
Tab. 2 und 3. Kämä (1995) führt nur wenige Wortbildungsmitte1 an, und diese
sind semantisch relativ transparent und stimmen in ihrer morphologischen
Grenze mit der Si]bengrenze überein; von ihrer phonotaktischen Struktur sind
sie st1mit wortähnlich. Die Aufnahme von Wortbildungselementen in der
Neuausgabe von (Klemmt/)Rekiaro (1999) ist zu begrüßen; nach Hirvensalo
(1966), bei dem die Strichlemmazahl in den Tabellen 49 beträgt, nimmt Rekiaro
mit 27 Elementen den zweiten Platz unter den untersuchten zweisprachigen
Wörterbüchern ein. Trotzdem kann dort stellenweise das Aufnahmekonzept
hinterfragt werden: Es leuchtet nicht ein, warum -keit lemmatisiert ist, -heit aber
nicht, oder warum von den trennbaren Verbpräfixen auf berücksichtigt wurde,
ab-, an- und aus- aber nicht.

3. 4. Zwischenbilanz

Die obigen großen Unterschiede in der Anzahl und Art der Strichlemmata und
den dahinter steckenden Konzepten zeigen, dass keine Einigkeit darüber
herrscht, welche Wortbildungsmittel in ein ein- oder zweisprachiges Wörter-
••
buch ,,hineingehören''. In zweisprachigen Wörterbüchern machen die Aquiva-
Jenzbeziehungen die Lage noch komplizierter. Das heißt, dass die Wahl der 300
Strichlemmata kaum nach einem einzigen Prinzip erfolgen kann und dass viele
Kompromisse nötig sind, wobei die Systematik im Hinblick auf den Wortbil­
dungsstatus eines Elements nicht unbedingt immer das relevanteste Aufnahme­
kriterium ist. Damit alle Mitarbeiter aber ungefahr gleiche Dimensionen einhal­
ten, n1üssen die Richtlinien nachvollziehbar sein. Im Folgenden sollen solche
Richtlinien, die sowohl allgemeine als auch sprachenpaarspezifische Faktoren
berücksichtigen, skizziert werden.
40 IRMA HYVÄRINEN

4. Von einer maximalen Bestandsaufnah,ne zu einer reduzierte,1 Liste der


deutschen Strichlemmata

Bei der Erhärtung der Prinzipien für die Wahl der zu lemmatisierenden Wortbil­
dungsmittel wurde so verfahren, dass von den Strichlemmata zuerst eine maxi­
male Bestandsaufnahme gemacht wurde, indem zusätzlich zu de11 oben schon
erwähnten deutschen und deutsch-finnischen Wörterbüchern noch die
deutschen einsprac11igen Wörterbücher von Bünting (1996) und Wahrig (1997)
sowie das madagassisch-deutsche Wörterbuch von Bergenholtz ( 1991) auf
Strichlemmata hin exzerpiert und die jeweiligen Klassifikationen des Worthi]­
dungsstatus der Elemente notiert wurden. Aus dieser Liste \vurde11 dann
bestimmte Elemente ausgewählt, wobei f'ragen wie Ökonomie, Benutzer­
freund1ichkeit, Produktivität des jeweiligen Wortbildungsmittels sowie Art und
Grad der zwischensprachlichen Äquivalenz auf System-, Norm- und idio­
synkratischer Ebene besondere Beachtung fanden. Die Richtlinien bestel1en aus
a11gemeinen Prinzipien (4.1 ), wonach Argumente für Aufnahme ( 4.2) sowie
Argumente für Auslassung (4.3) hauptsächlich anhand von wenigen Beispielen
unter den Buchstaben A und Z kurz veranschaulicht werden. In 4.4 werden die
Ergebnisse als Strichlemmalisten für A und Z zusammengefasst.

4. 1. Allgemeine Prinzipien

(Al) Prinzip der produktivitätsbedingten Ökonomie: Durch Strichlemmata


können produktive (und somit transparente) Wortbildungsmodelle exempli­
fiziert werden, was zu Platzersparnis führt, da auf viele usue1le Bildungen
verzichtet werden kann. Auf der anderen Seite können mit Hi1fe der
produktiven Modelle auch okkasionelle Bildungen interpretiert werden, was
eine notwendige Voraussetzung für eine angemessene Wiedergabe in der Ziel­
sprache ist. Zusätzlich zu einem produktiven Strichlemma ist bei transparenten
Bildungen Mehrfachlemmatisietung, d. h. die Aufnahme der jeweiligen Wort­
bildungsprodukte auch als eigene Lemmata, zu empfehlen, wenn die betref­
fende Bildung kommunikativ besonders relevant ist oder wenn auf besondere
Kollokationen aufinerksam gemacht ••
werden soll. Jdiomatisierte Bildungen
sowie Fälle, deren finnisches Aquivalent idiosynkratisch (d. h. aufgrund des
deutschen Wortbildungsmodells und seines regelhaften Entsprechungstyps
nicht voraussagbar) ist, sollen eigens lemmatisiert werden.
(A2) Prinzip der fJ-'pologischen Abweichung: Besondere Beachtung wird Ele­
menten geschenkt, denen direkte strukturelle Äquivalente fehlen, so etwa den
deutschen Präfixen insbesondere bei Verben, denn in der finnischen Sprache
gibt es keine Präfixe; die Präfixinhalte werden auf Textebene durch verschie­
dene Mittel - auch an anderen Stellen als beim Verb selbst -- wiedergegeben
oder u. U. überhaupt nicht expliziert.
4j
WORT.BILDUNG IN EINEM DEUTSC'l1-FINN!SCHEN GROßWÖRTERBUCH
-----------------------------

(A_1) Prinzip der Segmentie,�barkeit z.1t1cl .4l�{findbarkeit: (a) Kombineme werden


berücksichtigt, wenn sie wortähnlich u11d somit leicht segmentierbar sind, und
zwar insbesondere, wenn das tinniscl1e Äquivalent des Kombinems von dem
eines ähnlichen selbständigen Wortes abweicht. (b) Es werden vor allem
Präelemente berücksichtigt, da die Segmentierung am Wortende dem Benutzer
schwer fallen kann. (c) Von den Endelementen sind solche Suffixe bzw.
Suffixoide leichter auffindbar, deren 1norphologische Grenze mit der Silben­
grenze übereinstimmt (vgl. Kärnäs Vorgehensweise oben). So dürfte der
Wörterbuchbenutzer eher unter Lemmata wie -los, -fahig als etwa unter -ig oder
••

-ung nachschlagen. Das Nicht-Ubereinstimmen der morphologischen und


Silbengrenze is� jedoch noch kein ausreichender Grund, ein Wortbildungs­
element bei der Lemmatisjerung außer Acht zu lassen.
(A4) Prinzip der Aufeinanderfolge von Bildungen zum selben Modell: Von den
Präelementen so)len am ehesten die kurzen extra lemmatisiert werden, denn die
betreffenden Wortbildungsprodukte ,,verlieren sich'' unter der alphabetischen
Reihe11folge. Wortbildungsprodukte mit längeren Präelementen kommen meis­
tens nacheinander zu stehen und bilden schon als solche ein repräsentatives
Analogiemodell. Eben aus diesem Grunde kann auf lange Kompositareihen mit
gleichem Erstglied oft verzichtet werden. Andererseits kommt es gelegentlich
zu Lemmafolgen mit einem nur scheinbar gleichen Anfangselement. Dazu vgl.
die beispiele mit affen-!Affen- weiter t1nten im Pt1nkt. (B4).
(A5) Problematik der Fremdkombineme: Im Finnischen sind lntemationalis­
men, die auf Latein oder Griechisch zurückgehen, viel seltener als im Deut­
schen. Teilweise rührt dies daher, dass sie Lautkombinationen enthalten, die der
Phonotaktik des Finnischen fremd sind. Auch sonst gehört es traditionell -
wenn von Fachsprachen abgesehen wird - zum guten Stil, einheimische Aus­
drücke zu bevorzugen. Da Griechisch und Latein nicht allgemein zur finnischen
Schulbildung gehören, sind Fremdwörter für Finnen schwer segmentierbar.
Deshalb sollten die wichtigsten Fremdwörter als ganze Wortgestalten lemmati­
siert werden. Solche Fremdkombineme aber, die im Deutschen so produktiv
sind (vgl. Prinzip 1 oben), dass sie sich auch mit einheimischem deutschem
Morphemgut verbinden, gehören auf die Lemmaliste, insbesondere, wenn sie
im I;innischen nicht (nur) durch das entsprechende Fremdelement wiederge­
geben werden.

4.2. Argumente.fur Ai1:(nah,ne

(Bl) Dem Produktivitätsprinzip gemäß werden alle Wortbildungslemmata mit


aufgenommen, die im LWB ( 1998) als sehr produktiv gelten (insgesamt 100),
wenn 11icht ein ganz besonderer Grund dagegen spricht (zu zweit- siehe (CI) im
Kap. 4.3). Unter A u11d Z gehören folgende Elemente zu dieser Gruppe:
42 lRMA HYVÄRlNEN

ab-, aller-, an-, -arm, -artig, auf, aus-


zu-, zurück-, zusamme,1-, zweit-, Zwischen-
14
In den Arbeitsunterlagen zum neuen Wörterbuch sieht der Wortartikel aller­
wie folgt aus; das Dreieck steht für Beispiele und Kollokationen:
aller- pref tehostaa superlatiivia kaikkein t:. die allerbeste Lösung
kaikkein paras ratkaisu
Von den eigens lemmatisierten Wortbildungsprodukten enthalten z.B. die Arti­
kel für alleräußerst..., allerbest ..., allergrößt ..., allernötigst .../allernotwen­
digst..., allerschlimmst.... allerschönst... nur die jeweilige modellhafte
15
Entsprechung und sind somit redundant, wobei die Lemmatisierung nur durch
die Häufigkeit zu begründen ist, während u. a. zu allerhöchst..., allermindest...,
allernächst ... , allerneu[e]st... und allerwenig5·t... auch Kollokationen und
idiomatisierte Vetwendungsweisen angeführt werden, die zum Teil auf
besondere Weise wiedergegeben werden, 16 vgl.
aller'höchst ... adj kaikkein korkein ö auf--e Anweisung leik johtajan
määräyksestä; der Allerhöchste ylät Jumala
Als zweites Beispiel soll hier -arm angeführt werden, da es einen systemati­
schen Unterschied zwischen der deutschen und finnischen Adjektivwortbildung
veranschaulicht: Im Finnischen wird die Bedeutungsstruktur meistens ,,umge­
kehrt'', so dass die Bedeutung ,geringe Quantität' durch Zusammenbildungen
mit vähä-, niukka- ,gering, knapp' ausgedruckt wird. In einigen Fällen sind die
finnischen Äquivalente Bildungen auf -tonl-tön (eig. ,-los'), die zum einen das
totale Fehlen des vom Basiswort Bezeichneten ausdrücken, zum anderen aber
auch relativ, im Sinne von ,nur in geringem Maße', interpretiert werden
können. Da nach den Sprachpflegern die in der finnischen Alltagssprache
durchaus begegnenden Bildungen mit -köyhä ve111r1ieden werden sollten, wäre
das in der jetzigen Version des -arm-Artikels enthaltene Äquivalent für
ereignisarm wohl gegen eine der von SKP ( I 994/3, 252) s. v. tapahtumaköyhä
empfohlenen stilistisch einwandfreien Zusammenbildungen vähätapahtu­
mainen, niukkatapahtumainen auszutauschen. Vgl.
-arm suff, adjektiivien loppuliite substantiivi-lverbikantaisissa
johdoksissa vähä-, -köyhä, -ton ö/ettarm vähärasvainen,· schneearm
vähäluminen; ereignisarm tapahtumaköyhä; schadstoffarm vähä­
päästöinen; geräuscharm äänetön; knitterarm rypistymätön; pflege­
arm helppohoitoinen
(B2) Aufgrund ihrer typologischen Besonderheit aus finnischer Sicht werden
alle Verbalpräfixe (im Sinne von Fleischer/Barz 1995) lemmatisiert. Dazu
gehören unter dem Buchstaben A die schon im Punkt (81) aufgezählten Präfixe
ab-, an-, a�(-. aus- und unter dem Buchstaben Z neben dem schon
WORTBil.DUNG IN ElNEtv1 DEUTSCH-FINNJSCHEN GROßWÖRTERBUCH 43

berücksichtigten zu- das Präfix zer-. Ein zusätzliches Argument für die
Aufnahme der Präfixe ist ihre Polyfunktionalität. Zum Beispiel modifiziert das
Präfix au_(- das Basisverb lokal, temporal, aktiona) (und zwar sowohl auf den
Anfang als auch auf das Ende hin) oder n1odal (vgl. Kolehmainen 1997). In dem
Strichlemma-Artikel können die wichtigsten Bedeutungsmodifikationen, die ein
Präfix bewirkt, übersichtlich zusammengefasst werden, während die
unterschiedlichen Modifikationsklassen in der alphabetischen Auflistung
durcheinandergeraten. Trotzdem müssen präfigierte Verben auch eigens
lemmatisiert werden. Als Beispiel sei hier der Artikel zu dem trennbaren
17

Präfix auf in seiner jetzigen Fonn angeführt. Die durchnummerierten


Bedeutungen, die in Petitschrift erklärt werden, sind 1 ,öffnen', 2 ,plötzlicher
Anfang', 3 ,auf etw. herauf (relational), 4 ,nach oben' (rein dimensional), 5 ,zu
Ende', 6 ,aufs neue', 7 ,Erreichen oder Veranlassen des im Basisadjektiv
bezeichneten Zustandes'. Nur die Bedeutung 2 hat im Finnischen eine affixale
Entsprechung, nämlich das Momentansuffix -ahta-1-ähtä-. Die anderen
Bedeutungsvarianten des Präfixes werden im Lemma-Artikel lexikalisch
wiedergegeben, zum Teil durch ein Verb (vgl. avata ,öffnen' unter I ), aber
meistens durch Hinzuftigung von zusätzlichen Wörtern zu dem Äquivalent des
deutschen Basisverbs, etwa 1 auki ,offen', 3 päälle ,auf, 4 ylös ,nach oben', 5
loppuun ,zu Ende', 6 uudestaan ,aufs neue'. In authentischen Kontexten
brauchen diese Wörter allerdings nicht immer expliziert zu werden. - Hinzuge­
fügt werden könnte ein Punkt mit desubstantivischen Bildungen wie aufbahren,
18
auftischen. Alle Beispielverben sind auch eigens lemmatisiert, und an der
betreffenden Stelle werden weitere Äquivalente und Kollokationen gegeben.
auf- pref, verbien eriävä painollinen etuliite 1 i]maisee aukaisemista
aulci � aujbohren porata auki; aujknr,ten avata solmu; aufstechen
puhkaista 2 ilmaisee [äkillistä] alkamista -ahtaa tJ. aufflammen leimahtaa;
auflachen naurahtaa; aufstöhnen huoahtaa 3 i1maisee laittamista /
kiinittämistä jhk päälle ö etw. auf etw.&akk aufkleben liimata jk jnk
päälle; etw. auf etw.&akk auf�prühen ruiskuttaa ··�
jtak jnk päälle 4
i1maisee nostamista / nousemista ylös 1:1 die Armei aufkrempeln kääriä
hihat y)ös; Staub aufwirbeln nostattaa pölyä; auftauchen pulpahtaa
pinnalle 5 loppuun � etw. aufessen syödä jk loppuun; eine Zigarette
aufrauchen polttaa savuke loppuun 6 ilmaisee uudestaan / toistamiseen
tekemistä � die Suppe aufwärme,, lämmittää keittoa; Brötchen auf­
backen paistaa sämpylät uudestaan [rapeiksi] 7 ilrr1aisee adjektiivi­
kantaisissa johdoksissa tiettyyn olotilaan saattamista / pääsemistä 1:1 aufhellen
v,ialentaa; aufmuntern piristää: aufweichen a pehmentää, ]iottaa b
pehmetä, liota
44 IRMA HYVÄRINEN

(B3) Es werden reihenbi]dende ,,Affixoide'� berijcksichtigt, insbesondere wenn


das finnische Äquiva1ent von dem des gleichlautenden deutschen selbständigen
Wortes abweicht. Dazu gehören unter A und Z fo)gende Prä- und Endelemente:

affen-lA_ffen-, Allerwelts-, alt-/Alt-, außer­


-zar, -zentriert, -zeug

Einern Ausländer ist es nicht unbedingt klar, dass affen-/Affen- ein expressives,
intensivierendes Präelement ist. In der finnischen Jugendsprache hat sika­
(wörtlich ,Schwein-') eine ähnliche Funktion, vgl. affengeil - sikamakee,
silwsiisti. Sonstige Wiedergabemöglichkeiten sind huippu- (,Spitzen-) und
super-. Wäre dieser zu einem reihenbi]denden Affixoid idiomatisierte Gebrauch
nicht in Fo11n eines Strichlemmas erklärt, würde das alphabetbedingte Durch­
einandergeraten von norrnalen Komposita wie Affenhaus, �[fenk4fig, Affen­
mensch, Affenpinscher usw. mit Affixoidbildungen wie Affenliebe, Affen­
schande, Affentheater, Affenzahn das Herausfiltem der Bedeutungsregularitäten
erschweren.
Bei der Wiedergabe von Wörtern mit dem Präe1ement Allerwelts- muss auf fal­
sche Freunde geachtet werden: Eine wortwörtliche Wiedergabe durch die finni­
sche idiomatisierte Genitivattribut-Wortgruppe kaiken maailman wäre ein
Übersetzungsfehler, denn trotz des gemeinsamen pejorativen Merkmals hebt
der finnische Ausdruck eine bunte Vielfalt hervor (vgl. SKP/2 1992, 142) und
bedeutet ungefahr ,allerlei', während das deutsche Präelement eine durch­
schnittliche Gleichheit ausdrückt. Sinngemäße Entsprechungen sind
tavanomainen ,üblich'. tavallinen ,gewöhnlich'. keskiverto- ,Durchschnitts-',
yleis- , Allgemein-', jokapäiväinen ,alltäglich'. Vgl. die Äquivalente der eigens
lemmatisierten Bildungen:
'Aller'weltsgeschmack m -[e]s -e I (-er+) ark halv tavanomainen maku
� das Buch trifft den - kirja on keskiverto1ukijan makuun
'Aller'weltsgesicht n -{e}s -er ark tavanomaiset kasvot 19

'Aller'weltskerl m -{e]s -e / -s ein ,.., ark jokapaikanhöylä, tuhattaituri,


yleismies Jantunen
'Aller'weltsmittel n -s - myös kuv yleislääke
'Aller'weltswort n -{e]s -er+ ark l yleinen sana 2 halv kulunut / mi­
täänsanomaton sana
Vorerst könnte man glauben, dass das Präelement alt-/Alt- als Kompositions­
g)ied so eindeutig ist, dass auf seine Lemmatisierung verzichtet werden kann.
Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass es dafür im Finnischen unter­
schiedliche, nicht frei austauschbare Äquivalente gibt. Wird z. 8. auf histori­
sche Epochen von Nationen oder Stämmen Bezug genommen, wird es durch
muinais- wiedergegeben, vgl. altfin11i.sch - mi1inaissi,omalaine11, altsäc·hsisc·h -
WORTBILDUNG IN EINET\1 DEUTSC'l·[-FINNISC.�{EN GROß\VÖRTERBUCfl 45

muinai.,;;saksilainen, ansonsten mit mit "'a12J1a(,1)-, vgl. altmodisch - vanhan­


aikaine,1; in einigen Fällen wird das deutscl1e Wort durch eine erklärende
Wortgruppe wiedergegeben, vgl. altsprachlich - vanhoja (antiikin) kieliä kos­
keva. alttestamentlich - r1anhaa Tej'ltimenttia koskeva, vanhatestamentillinen.
Die Entsprechungen für ,4lt- vor Substanti,,en können \v1ederum in vier
Gruppen eingeteilt werden: a) vanha(-_) ,alt·: Altbäuerin - vanhaemäntä;
Altstadt vanha kaupunki, b) entinen ,ehei11alig': Altbundeskanzler - entinen
.!,-

liittokansleri, c) kerä.v.s-, jäte-, -jäte: Altglas - keräyslasi, lasijäte; Altpapier -


kerä_vspaperi, jätepaperi, d) beim Bezug auf die Zeit vor der Wieder­
vereinigung, oft speziell auf' die ehemalige DDR, werden erklärende
Übersetzungen veiwendet, z. B. Altpartei - DDR:n aikainen puolue. Eine fünfte
- homonymiebedingte - Gruppe, die sich in der alphabetischen Reihenfolge
unter die Bildungen mit alt-lAlt- miscl1t, sind Komposita mit dem Musikter­
minus Alt als Erstglied eines Kompositums, z. B. Alt.flöte - alttohuilu.
Für aufzunehmende Endelemente ist -zeug ein gutes Beispiel. DB ( 1985, 773)
zählt es zu den Suffixoiden, während Fleischer/Barz (1995, 144) es als ein rei­
henbildendes Kompositionsglied betrachten. Das Erstglied ist meistens ein
Verbstamm und das Konstrukt hat eine instrumentale Bedeutung. In den deut­
schen l3eispielen unten ist die kollektiv-instrumentale Bedeutung von -zeug die­
seJbe, aber die Wiedergabe im Finnischen variiert; typisch sind pluralische
w
Kompositionsglieder wie -ta, vikkeet, -va,·u.,·teet, -välineet, ugs. auch
-kamppeet, die jedoch nicht beliebig austauschbar sind. Die wichtigsten Wort­
bildungsprodukte werden deswegen auch eigens lemmatisiert, etwa Nähzeug -
ompelutarvikkeet; Schreibzeug - kirjoitus,,älineet: Skizeug - hiihtovarusteet;
Turnzeug - voimistelukamppeet (ugs.). Aus den Beispielen geht hervor, dass
den deutschen Verbstamm-Erstgliedern finnische Verbalsubstantive entspre­
chen. Seltener sind deutsche substantivische Erstglieder, wobei das finnische
Zweitgliedäquivalent sehr spezifisch sein kann, vgl. Bettzeug - vuodevaatteet.
(B4) Die schon durch die Prinzipien (Al) und (A2) aufgenommenen Verbalprä­
fixe ab-, an-, auf, aus- bzw. zer- und zu- sind relativ kurz. Trotzdem gehören
die meisten so anfangenden ganzen Wörter eben zu der Gruppe der
Präfixverben bzw. zu Weiterbildungen aus ihnen und werden nur relativ selten
von andersartigen Lemmata unterbrochen. (Etwas öfter wird z. 8. die Reihe der
be-Verben unterbrochen.) Dagegen heben sich Wörter mit dem Fremdpräfix a­
in der alphabetischen Wortliste nicht als ein zusammengehörender
Wortbildungstyp hervor. Für seine Aufnahme spricht auch das Kriterium (B5)
unte11: Auch wenn das Basisadjektiv im Finnischen als Lehnwort üblich ist,
wird das Negationselement in der Regel mit einheimischen Mitteln gebildet,
vgl.
46 IRMA HYVÄRINEN

a- pref ei, epä-, -ton � amoralisch moraaliton; apolitisch epäpl)­


liittinen

Für tenninologische Begriffe hat Finnisch oft ein entsprechendes Lehnwort und
ein einheimisches Wort nebeneinander, vgl. atonal - atonaalinen, sävellajiton.
(B5) Zu frequenten deutschen Fremdaffixen, denen im Finnischen neben dem
entsprechenden Fremdaffix oft ein eigensprachliches Element entspricht, gehört
auch anti-, Anti-. An sich widerstrebt dieses Element der finnischen Lautstruk­
tur nicht. Trotzdem ist die Zahl der im SKP ( 1990/ 1, 42f.) aufgelisteten anti­
Wörter ziemlich knapp; es sind vor allem wissenschaftliche (besonders medizi­
nische und physikalische) oder politische Tennini, etwa antiaine ,Antimaterie',
antibiootti ,Antibiotikum', antibioottinen ,antibiotisch', antikommunistinen
,antikommunistisch', antisemitismi ,Antisemitismus', wobei die Wörterbucher­
klärung besonders bei den politischen Termini oft ein gängiges einheimisches
Synonym ist, vgl. kommunisminvastainen; juutalaisviha. In den Unterlagen für
das neue zweisprachige Wörterbuch ist das Lemma anti-, Anti- in vier Bedeu­
tungsgruppen unterteilt: 1 ,gegnerische Einstellung', 2 , vorbeugend', 3 ,Gegen­
teil', 4 ,vom Normalen abweichend'. In jeder Gruppe sind finnische Äquiva­
lente mit anti- möglich, in den zwei ersten werden aber jetzt nur einheimische
••

Aquivalente, etwa -vastainen (Adj.), -vastaisuus (Subst.), -va.Ytustaja (Nomen


agentis ,Gegner'), oder aber Mehrwortumschreibungen wie Antiinflation.�politik
- injlaatiota tor.Juva politiikka
••
gegeben. ln den zwei letzten Punkten kommen
dagegen finnische Aquivalente mit anti- vor, nämlich Antiteilc}ietz -
antihiukkanen unter 3 und Antiheld - antisankari unter 4. Dass unter 4 aber
auch eine approximative Umschreibung vorkommt, vgl. Antifußball - läh (=
,ungeflihr') jalkapallon irvikuva (rück.iibersetzt ,Zerrbild des Fußballs'), spiegelt
gut den Umstand wider, dass die finnischen Frequenzen von anti- den
deutschen nicht gleichkommen. In solchen Fällen ist es zu begrüßen, dass das
Wörterbuch nicht den leichtesten Weg geht und etwa nur möglichst gleichlau­
tende Äquivalente anbietet, sondern bestrebt ist, nach Wiedergabemöglich­
keiten zu suchen, die den finnischen Stilnormen entsprechen.

4. 3. Argumente for Auslassung

(Cl) Auch wenn das LWB (1998, 1190) die Ordinalzahl zweit- vor einem
superlativischen Adjektiv als sehr produktiv markiert, soll sie (und
entsprechend das begrenzt produktive dritt-) im neuen deutsch-finnischen
Wörterbuch nicht als Strichlen1ma erscheinen. Ein e1·ster Grund dafür ist das
Prinzip, auf Kompositionsglieder möglichst zu verzichten. Einige Wortbil­
dungsprodukte dieses Typs sollten jedoch aufgenommen werden, ur11 den
Benutzer darauf aufmerksam zu machen, dass dem deutschen Kompositu1n eine
finnische Wortgruppe entspricht, vgl. zweitältes·t... - toi,')eksi va11hin; z1r11eit-
WORT[31LDlJNG IN EINEM DEUTSC��-FINNISCHEN GROßWÖRTERBUCH 47

beJ·t... - toiseksi pa,,,as. Vom anderen l'yp ist :,,..,,eitrangig - toissij'ainen: Diese
wortgruppenbasierte Zusammenbildung (vgl. Punkt (C 2) unten) soll als eigenes
Wortlemma aufgenommen werden, zumal sie ·eine idiomatisierte Bedeutung
, weniger wichtig als andere' aufweist (vgl. L WB 1998, 1190).
(C2) In beiden Sprachen gibt es ein produktives Modell zur Bildung von nomi­
nalgruppenbasierten adjektivischen Zusammenbildungen (vgl. auch Kap. 3.1,
3.2 sowie Kap. 4.2 unter Punkt (B1) ). Strukturell sind sich die deutschen und
finnischen Bildungen sehr ähnlich, und sowohl deutsche als auch finnische
Nicht-1..,inguisten neigen dazu, Bildungen wie nveistöckig - kaksikerroksinen,
braunäugig - ru.. �keasilmäinen mit regelrechten Komposita gleichzusetzen.
Meines Erachtens gibt es mehrere Gründe, warum weder die Quasi-Erstglieder
noch die Quasi-Zweitglieder solcher Zusammenbildungen in einem deutsch-fin­
nischer1 Wörterbuch eigens lemmatisiert zu werden brauchen: 1) Wenn der
Benutzer diese Bildungen als Komposita auffasst - auch wenn sie es eigentlich
nicht sind20 - und wenn generell• auf Kompositionsglieder als Lemmata verzieh-
tet werden soll, sucht der Benutzer gar nicht nach solchen Elementen. 2) Die
deutschen und die finnischen Bildungen sind strukturell ähnlich, regelhaft, rei­
henbildend und produktiv - im Finnischen eventuell sogar üblicher als im Deut­
schen -,, so dass die Äquivalentbildung keine Schwierigkeiten bereitet. Das
deutscl1e Wortbildungsmodell und die regelhafte Äquivalenzbildung können am
ökonomischsten in der Wörterbucl1gran1matik u11d unter dem Strich]emma -ig
erklärt werden. Für bestimmte Fachbereiche lexika]isierte Wortbi]dungspro­
dukte wie zweiachsig - kaksiakselinen, zweieiig - kaksimunainen, vierhändig -
nelikätinen sollten eigens lemmatisiert werden. 3) Eine flächendeckende
Bestandsaufnahme der Quasi-Kompositionsglieder oder eine wohl begründete
Auswahl ist wegen der Prodt1ktivität des Modells nicht möglich. Das zeigen
auch die Zufälligkeiten in den Strichlemmabeständen des LWB ( 1998) und des
WDF (2000). Die Tafel XV des WDF (2000, l 320f.) enthält folgende
Strichlemmata auf -ig, die alle auch im LWB (1998) lemmatisiert und dort mit
folgenden Produktivitätsangaben versehen sind: S = seh.r produktiv, B =
begrenzt produktiv� W = wenig produktiv, N =nicht produktiv. Vgl.
-a,·tig S -haarig W -prozentig B
-bändig B -haltig S -reihig W
-blättrig B -köpfig B -seitig B
-jör,nig ._') -pflichtig B

DB (1985, 16ff.) dagegen nimmt von diesen nur -artig, -formigl -haltig und
-seitig auf. Für sie ist typisch, dass sie sich nicht (oder nicht nur) mit einem
adjektivischen Element oder Zahlwort, sondern (auch) mit einem Substantiv
verbinden, vgl. katzenartig neben neuartig.· he,4Z:fdrmig; nikotinhaltig; son11en-­
seitig neben drei...c,eitig. (Ähn lieh verhält sich -pflichtig, vgl. gebühren-
21
48 IRMA HYVÄRINEN

pflichtig). Im Vergleich zu WDF (2000) und DB ( 1985) lemmatisiert das L WB


(1998) weit mehr Quasi-Zweitglieder, ohne dass bestimmte Aufnahmekriterien
erkennbar werden. Die Produktivitätsgrade variieren, vgl. -achsig N, -artnig B,
-äugig B, -beinig B, -händig W, -monatig W, -nasig W, -strophig B, -stündig B,
-tägig B, -wöchig W, -zeilig B u. a. m. Ein so breites Konzept ist im neuen
deutsch-finnischen Wörterbuch aus Platzgründen nicht möglich. Unter dem
Buchstaben A scheint es begründet, von den im L WB ( 1998) kodifizierten
Strichlemmata vom Typ -Xig nur das typischerweise mit einem Substa.ntiv
verbundene -artig aufzunehmen: Seine Wiedergabe im Finnischen variiert, vgl.
blitzartig - salamannopea,·
••
katzenartig - kissamainen, kreb�f;artig - s_vövän
tapainen. Finnische Aquivalente von Bildungen mit adjektivischen
Anfangskomponenten weisen oft eine Genitivfo11'11 auf, vgl. gutartig (med.) -
hyvänlaatuinen, und einige Äquivalente werden mit dem schon zum Suffix
entwickelten -lainen (urspr. aus laji ,Art' + -nen, vgl. auch SKP 1992/2, 10)
gebildet, vgl. neuartig - uudenlainen.
(C3) Transparente wortähnliche Prä- und Endelemente, die ,,direkt übersetzt''
werden können, brauchen nicht lemmatisiert zu werden. Eben auf Grund dieses
Arguments kann auf die Lemmatisierung von Kompositionsgliedern in der
Regel verzichtet werden. Auf Grund des voraussagbaren Äquivalents können
u. a. folgende im LWB ( 1998) lemmatisierte Präelemente ausgelassen werden:
Allein- - yksin-; Ziel- - määrä-, kohde-, maali-; Zier- - koriste-. Entsprechend
können die im LWB ( 1998) lemmatisierten Endelemente -zentrum und -m·ang
oder das in Wahrig (1997) enthaltene -zirkus von der Lemmaliste des deutsch­
finnischen Wörterbuchs gestrichen werden, da sie wie die entsprechenden
eigenständigen Lexeme durch -keskus, -pakko bzw. -sirki,s (auch im übertra­
genen Sinn für ,Trubel') wiedergegeben werden, vgl. Einkaufszentrurn -
ostoskeskus; Visumzwang - viisumipakko; Medienzirku.,; - mediasirkus. Dage­
gen kann das im LWB (1998, 50) aufgenommene -anlage ,eine technische
Einrichtung oder ein Gerät' dem Prinzip (B 1) gemäß lemmatisiert werden, da
ihm (ggf. neben dem Zweitglied -laite ,Gerät') meistens das finnische Deri­
vationssuffix -in mit der Bedeutung ,Instrument' entspricht, vgl. Alarmanlage -
hälytin, hälytyslaite; Sendeanlage - lähetiri; vgl. aber auch Bewässerungs­
anlage - kastelulaite. Weiter hat -anstalt neben dem lexikalischen Zweit­
gliedäquivalent -laitos das suffixa]e Äquivalent -lal-lä, vgl. Erziehungsan.s·talt -
kasvatuslaitos aber Badeanstalt - uimala.
(C4) Längere Kombineme am Wortanfang brauchen nicht lemmatisiert zu wer­
den, da die Konstrukte alphabetisch beieinander bleiben und schon so eine
Modellfunktion haben, vgl. folgende Bildungen mit dem l�remdkombinem
Agrar-, das in den meisten Fällen mit dem einheimischen finnischen Komposi­
tum maatalous- als Erstglied einer nochmaligen Komposition wiedergegeben
wird, vgl. Agrargesellschaft - maatalousyhteiskunta, Agrarerze1,gnis - maata-
WORTBIL.DUNG IN EINEM DF:UTS('l�-FINNlS('HEN ÜROßWÖRl.ERBUC�J 49

lou„r..t1,ote, Agra,politik - n1aataloi,spolitiikka. Es gibt aber einzelne Bildungen,


bei denen maatalou.s- nicht allein ausreicht, sondern die finnische kon­
ventiona1isierte Entsprechung ein Mehr auf\veist, vgl. Agra,:fond - maata­
lous�rahasto� Agrarmarkt - ,naatalou.r:;titotteiden markkinat. Durch die
Aufeinanderfolge einer genügenden Zahl von Einzellemmata können sowohl
die regelmäßigen als auch die idiosynkratischen Entsprechungen zur Geltung
kommen.
(C5) f'remdkombineme werden nicl1t lemmatisiert, wenn den betreffenden
Fremdwortbildungen auch im Finnischen - eventuell orthographisch angepasste
- Fremdwörter entsprechen oder wenn das ganze Wort durch einheimisch-finni­
sche Elemente wiedergegeben w1rd. Die wichtigsten solcher Wörter werden
wieder eigens lemmatisiert, etwa Konstrukte mit Erstelementen wie Acetyl-,
allo-lA/lo-, Amino- oder mit Fremdsuffixen wie -ade, -ator, etwa Allograph -
allogr�fi; Amino.r;äure - ami,iohappo,· Kavalkade - kavalkadi; Generator -
generaattori. Adjektive auf -abel bekommen wiederum meistens einheimische
Äquivalente, deren innere Struktur höchstens Lateinkundige mit den Teilen des
Fremdwortkonstrukts in Beziehung bringen können, vgl. akzeptabel -
hyväks.vttävä; praktikabel - käyttökelpcJinen.

4.4. Empfehlu11g zum Strichlemmabestand unter den Buchstaben A und Z

Mit Hilfe der obige11 Prinzipien wurden für die Buchstaben A und Z folgende
Listen a]s Empfehlungen zur Aufnahme von Wortbildungsmitteln als Strichlem­
mata aufgestellt: 22
a-, ab-, Affen-, aller-, Alle,we/ts-, alt-!Alt-, an-, -anlage, -anstatt, anti-/Anti-, -
arm, -artig, auf, aus-, außer-, auto-/Auto- (insg. 16)
-zar, -zentriert, zer-, -zeug, zu-, zurück-, zusammen-, Zwischen- (insg. 8)

Mit den obigen Prinzipien scheint es also möglich, die durchschnittliche


Strichlemmazahl pro Buchstabe auf 10-15 zu reduz1eren, so dass das Ziel bzw.
die obere Grenze von 300 Strichlemn1ata eingehalten werden kann.

Trotz des Versuchs, nachvollziehbare Entscheidungsprinzipien aufzustellen, hat


es sich erwiesen, dass die Mitarbeiter des Wörterbuchprojekts an manchen
Stellen zu abweichenden Lösungen kommen. Dies verwundert nicht, denn die
obigen Faustregeln sind relativ und führen - wie üblich bei Regeln über die
Sprache - in einigen Einzelfällen zu einem widersprüchJichen Resultat. In der
Bearbeitungsphase sind bisher eher zu viele als zu wenige Strichlemmata aufge­
nommen worden. Dies ist schon deswegen nötig, weil erst ein Versuch einer
systematischen Erfassung der Äquivalenzverhältnisse Zusammenhänge klar
50 lRMA HYVÄRINEN

machen kann, die die endgültige Entscheidung beeinflussen. Nach der ersten
Bearbeitungsphase
••
des gesamten Lemmamaterials ist noch eine sorgfältige
Uberholungs- und Vereinheitlichungsphase nötjg_
Der gewählte Weg von einer maximalen Bestandsaufnahme zu einer knappen
Liste kann als arbeitsunökonomisch kritisiert werden. Er entspricht jedoch dem
wissenschaftlichen Denken überhaupt: Erst ein Gesamtbild lässt das Wesent­
liche herausragen. Die Ergebnisse bereichern nicht nur die zweisprachige Lexi­
kografie, sondern auch die noch unzureichend erforschte deutsch-finnische kon­
trastive Wortbildungslehre. Als Arbeitsdevise kann also nach wie vor gelten,
was der finnische Dichter Toivo Laakso in seinem Aphorismengedicht
23
kristallisiert:

Ich will mich mit wenigem


begnügen,
dies aber aus vielem wählen.
(Toivo Laakso)

Anmerkungen
1 Hirvensalo hatte seine Wörterbucharbeit Mitte der 40er Jahre angefangen und da er als
1
Vorlage das deutsch-schwedische Wörterbuch von C. Auerbach et al. vom Jahre 1932
benutzte, dessen Zusammenstellung ebenfalls an die zwanzig Jahre in Ar1spruch
genommen hatte, geht der deutsche Wortbestand hauptsächlich auf die Jahrhundertwende
zurück. Dazu siehe Korhonen (1994, 70). Die achte Auflage von Hirvensalos Wörterbuch
erschien 1998 unter dem Namen ,,Saksa-suomi suursanakirja / Deutsch-finni�ches
Großwörterbuch'i. Im vorliegenden Beitrag wird die zweite Auflage, d. h. I-Iirvensalo
( 1966), benutzt.
2
Während des Gesamtarbeitsprozesses ist jeder Mitarbeiter ca. 6 Monate ganztägig mit dem
Wörterbuchprojekt beschäftigt; die restliche Arbeit geschieht neben sonstiger Lehr- und
Forschungstätigkeit.
3
Uneinheit]ich ist das Lemrnatisierungsverfahren z. B. in K]emmt/Rekiaro ( 1999). Einerseits
sind das Substantiv Abbitte und die damit gebi1deten Ko]]okationen Abbitte leisten, Abbitte
schulden, Abbitte tun (Klemmt/Rekiaro 1999 1 l 092) als jeweils eigene Lemmata
aufgenommen worden. Genauso folgen die idiomatischen Ausdrücke Hals über Kopf und
Hals- und Beinbruch getrennt vom Substantiv Hals, in diesem Fa]) in der alphabetischen
Reihenfolge erst nach dem Kompositum Halstuch (Klemmt/Rekiaro 1999, 1427).
Anderereseits finden sich Idiome, die in ihrer Nennfonn nicht mit der wichtigsten, für die
alphabetische Ordnung entscheidenden Komponente anfangen, nur als besondere
Verwendungsbeispiele unter dem entsprechenden Stichwort. So findet man bei
Klemmt/Rekiaro ( 1999, 1027) s. v. Hand Nennfonnen oder Anwendungsbeispiele für die
Idiome sich die Hände waschen, jmds. rechte Hand sein, eine grüne Hand haben, jmdm.
etw. an die Hand geben, die Hände überm Kopf'zusammenscJ1lagen. zu Händen.
4
Zum Begriff Kombinem vgl. Schmidt ( 1987) und Link ( 1990)� zum Begriff K(1nftx s.
Fleischer/Barz (1995, 25) und Grimm ( l 997). Zu Affixen und Affixoiden s. Mü1ler ( 1989).
Fleischer/Harz ( 1995, 27ff.) wollen auf den Begriff Affixoid verzichten und ord11e11 die
betreffenden Elemente entweder unter Affixen oder aber unter selbständigen Wörtern ein.
WORTBIL,DUNG IN EINE�1 DEUTSCH-FINNISCHEN GROßWÖRTERBUC'H 51

5 Zur Wotbildungsproblematik in einem allgemeinen einsprachigen Wörterbuch s. Rettig


( 1989); insbesondere zu Komposita s.Barz ( 1995).
6
In ihrer Magisterarbeit konnte Liimatainen (1998) feststellen, dass es in der deutschen
Umwelttenninologie komplexere und auch n1ehr Komposita gibt als in der finnischen, die
wiederum eine größere Menge an Mehrwortbenennungen aufweist. Dazu vgl. den
denmächst erscheinenden Artikel von Liimatainen (2000). Hyvärinen ( 1996) konnte
anhand von belletristischem Material feststellen, dass das Deutsche den Kompositionstyp
'lokale Zugehörigkeit' weit mehr favorisiert als das Finnische, das de11 lokalen Erstteil oft
durch ein Genitivattribut wiedergibt, z.B. Friedhofszaun, Friedhofsbäume - hautausmaan
aita, hautausmaan puut.
7
Poet}1es ( J 996, 201) Zählungen beziehen sich auf die Erstauflage des LWB (1993).
8
Dab�i impliziert die Aufnahme eines Strichlemmas den Status eines Kombinems, denn
Kompositionsteile werden unter dem g]eichlautendcn Wortlemma angeffihrt. So wird z.B.
-müde in Wörtern wie ehe,nüde, pillenmüde im LWB (1998, 679) s. v. müde im Punkt 3 als
Zweitglied eines Kompositums (-K) eingestuft, während DB (1985, 451) es als
adjektivisches Suffixoid bezeichnet.
9
Von den Elementen, die Fleischer/Ban ( 1995, 328-346) unter den trennbaren Präfixen
subsumieren, fehlt bei- in Augsts Tafel.
10
Abstraktsubstantive können aus solchen Adjektiven ganz normal derivationell abgeleitet
werden. SKP führt jedoch auch das entsprechende substantivische Strichlemma -raken­
teisuus an.
11
111 einigen Fällen handelt es sich um Wortstämme in dem sog. Casus componens, so etwa
bei der Fonn yhteis- zum Adjektiv yhteinen, vgl. Penttilä ( l963, 326f.).
12
Von Frischs Präfixliste wurde hier das Präelement haupt- der Suffixliste, Tab. 1, in die Liste
der Zufallsfunde, Tab. 3, gerückt. - Der Wortbildungsstatus der aufgelisteten Elemente
wird sogar innerhalb eines Wörterbuchs teilweise uneinheitlich markiert. (a) Von den
Elementen in der Tab. 1 kennzeichnet Hirvensalo ( 1966) z.B. -bar und -in a1s ,,loppuliite''
(,Suffix'), während -heitl-keit und -lei ,johtopääte'' (,Ableitungsendung') und -chen, -/ein
,,(demin.-)pääte'' (,Diminutivendung') heißen. Dagegen werden fach, -haft, -maßen,
-miißig, -schaft und -weise genau wie -achsig. -.�ltig und -frei der Tab. 3 mit ,,yhd." als
Kompositionsteile angesehen. Von den Elementen der Tab.2 werden von den untrennbaren
Präfixen nur be-, ent- und ver- als ,,alkuliite'' (,Präfix') gekennzeichnet, während bei den
restlichen nur die Untrennbarkeit, nicht aber der kategoriale Status angegeben wird. Bei
den meisten trennbaren Präelementen fügt Hirvensalo die diesbezügliche Infonnation
unkategorisiert nach einem Gedankenstrich am Ende eines gleichlautenden Präpositions-/
i\dverblemmas bei; lediglich auf wird mit ,,yhd." Kompositionsglied genannt. Bei den
alternativ festen oder trennbaren über- und um- steht der Tenninus ,,alkuliite'' bzw.
,,etuliite'' (,Präfix'), während unter- ,,partikkeli'' (,Partikel') genannt wird und durch- nicht
näher kategorisiert wird. (b) Kostera ( 199 1 ) verzichtet auf jegliche linguistische
Kategorisierung der Strichlemmata. (c) Kärnä (1995) klassifiziert nicht nur die ftinf in Tab.
l und die vier in Tab. 3 a) angekreuzten Endelemente, sondern - aus mir nicht
einleuchtenden Gründen - auch die Präelemente erz-!E,-z-, miß-!Miß-, nach-/Nach-, un­
!Un-, u,·-,1Ur- der Tab. 2 sowie die Präe]emente anti-/Anti-, Haupt- der Tab. 3 b) als
Suffixe. Das verbale Präelement los- in der Tab. l dagegen wird als ,,eriävä etuliite''
( ,trennbares Präfix') bezeichnet. ( d) Während Rekiaro ( 1999) bei den Präelementen der
Tal',. l teils von ,,(loppu)liite'' (,Suffix'), teils vage von ,,sanan jälkiosa'' ( ,Schlussteil des
Wclrtcs') redet und von den Endelementen der Tab. 3 a) -freudig und -haltig als
,,yhdyssanan jälki-/]oppuosa'' (,Zweitglied eines Kompositums') bezeichnet, die restlichen
52 IRMA HYVÄRINEN

aber undefiniert lässt, nennt er die E]emente der Tab. 2 und 3 b) konsequent ,,ctuliire''
( ,Präfix') und gibt für die Verben die Trennbarkeitsregeln an.
13
In L WB (1993) hatte durcheinander- noch den Status eines Strichlemmas, die Neuauflage
(1998) macht darauf aufmerksam, dass seit der Rechtschreibrefonn GetrenntschreibUI1g
gilt.
14
Der Buchstabe A wird vom Universitätslektor Udo Miebs, Universität Tampere. bearbeitet.
15
Andere Entsprechungen für aller- finden sich bei allergeringst... kaikista vähäpätliisin,
a/Jererst... aivan ensimmäinen, allerletzt... 1 aivan viimeinen, vihoviimeinen. Bei dem
letztgenannten ist zudem als Bedeutungsvariante 2 die übertragene Bedeutung , miserabt!l'
angegeben: 2 ark vihoviimeinen, kurja, viheliäinen.
16
Eigens lemmatisiert sind auch folgende Adverbien: allerfrühestens aikaisintaan; aller­
höchstens korkeintaan; allermindestens ainakin, vähintään; allernächstens hyvin pian,
aivan piakkoin; ailerspätestens viimeistään; allerwenigstens ainakin, vähintään.
17
In LWB (1998) werden unter dem jeweiligen Präfixlemma für jeden Bedeutungspu1tkt
repräsentative Beispielreihen gegeben. Von den Beispielverben sind einige, aber nicht alle,
auch als Eigenlemmata vorhanden, ohne dass konsequente Wahlprinzipien erkannt werden
können.
18
Diese Bemerkung verdanke ich Leena Kolehmainen. - Die Bedeutungsunterteilung dieses
Lemmas entspricht derjenigen im LWB (1998, 75), wo ein desubstantivischer achter J> unkt
ebenfalls fehlt. In (Klemmt/)Rekiaro (1999) sind nur vier Hauptbedeutungen aufgeführt;
rückübersetzt sind es: 1 ,Anfang', 2 ,Ende', 3 ,Öffnen' 4 ,auf etw. herauf. - Nicht immer
folgen die Bedeutungseinteilungen des neuen Wörterbuchs denen des L WB. So ist die
jetzige Version des Strichlemmas aus- in 14 Varianten aufgeteilt, während sich das LWB
mit fünf begnügt.
19
Allenveltsgesicht könnte auch durch tusinakasvo(t) wiedergegeben werden. Oili Suominen
übersetzt das in der Erählung ,,Unkenrufe'' von Günter Grass vorkommende Wort
Allerweltsgeschichte mit tavallinen tusinatarina ( direkte Rückübersetzung ,eine
gewöhnliche Dutzendgeschichte'), wo die Durchschnittlichkeit zweimal ausgedrückt wird.
20
Irreführend ist allerdings auch die Bezeichnung der Quasi-Zweitglieder in aen jetzigen
Arbeitsunterlagen: Sie werden Derivationssuffixe (fi. ,,loppuliite'') genannt.
21
Die Wörter mit einem substantivischen Quasi-Erstglied können oft als Ableitungen aus
Substantivkomposita betrachtet werden, vgl. Sonnenseite+ -ig > sonnenseitig.
22
Aus Platzgründen konnte oben nicht jedes Element durchdiskutiert werden.
23
Äus dem Finnischen übersetzt von Ulrike Karger. In: Still wie Licht in windloser Gegend:
Lyrik aus Finnland. Eine Anthologie in finn., schw. / dt. hrsg. u. zgest. von Ingrid
Schel]bach-Kopra. Karlsruhe 1985, S. 143.

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