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Gnosis
Die Gnosis (von griech. γνῶσις, gnōsis,
„[Er-]Kenntnis“), oft auch als Gnostizismus oder
Gnostik bezeichnet, ist eine sehr heterogene synkretis‐
tische, weitgehend esoterisch gehaltene, weltabge‐
wandte geistige Strömung, die ihre Blütezeit in der
spätantiken Welt des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr.
hatte und das alte Mysterienwissen mit dem philoso‐
phischen Denken der Antike und vielfach auch mit
christlichem Gedankengut zu verbinden suchte. Rudolf
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Steiner nennt die Gnosis als eine der sieben Weltanschauungsstimmungen und ordnet sie der Saturnsphäre
zu.
Inhaltsverzeichnis
1 Der geistige Hintergrund der Gnosis
1.1 Gnosis und die Offenbarung des Göttlichen durch die Empfindungsseele
1.2 Gnosis als letzter Rest alter Mondenweisheit
1.3 Eine verschollene Dichtung aus den ersten vier christlichen Jahrhunderten
1.4 Gnosis und Christentum
1.5 Der Unterschied zwischen Gnosis und esoterischem Christentum
1.6 Wissen und Glauben
1.7 Mysterien-Gnosis und exoterische Gnosis
1.8 Gnosis als luziferische Weisheit
1.9 Gnosis und Anthroposophie
2 Quellen
3 Hauptmerkmale
3.1 Frauengestalten in der Gnosis
3.2 Kosmologie
3.3 Der «unbekannte Gott»
3.4 Das Pleroma
4 Gnosis und Neuplatonismus
5 Rudolf Steiner über die Gnosis
6 Gnosis als Weltanschauungsstimmung
7 Siehe auch
8 Literatur
9 Weblinks
10 Einzelnachweise
Die Grundgedanken der Gnosis charakterisierte Hans Jonas sehr treffend so:
„Aus dem Nebel der Anfänge unseres Zeitalters taucht ein Schauspiel mythischer Gestalten auf,
deren gewaltige, übermenschliche Konturen die Wände und die Decke einer zweiten Sixtini‐
schen Kapelle bevölkern könnten. Ihr Antlitz und ihre Gebärden, die Rollen, die sie besetzen,
das Drama, das sie aufführen, würden andere Bilder zum Vorschein bringen als die biblischen,
mit denen die Phantasie des Betrachters aufgewachsen ist, und doch wären sie merkwürdig ver‐
traut und auf beunruhigende Weise bewegend. Die Bühne wäre dieselbe, das Thema ebenso
transzendent - die Erschaffung der Welt, das Schicksal des Menschen, Fall und Erlösung, die
ersten und die letzten Dinge. Doch um wieviel zahlreicher wäre die Besetzung, um wieviel bi‐
zarrer die Symbolik und um wieviel extravaganter wären die Empfindungen! Nahezu die ge‐
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samte Handlung
würde sich in der
Höhe abspielen,
im göttlichen Be‐
reich oder in je‐
nem der Engel
oder Dämonen -
ein Drama prä‐
kosmischer Per‐
sonen in der Welt
des übernatürli‐
chen, auf wel‐
ches das Drama
des Menschen in
der natürlichen
Welt lediglich
ein fernes Echo
darstellt. Und
dennoch wäre je‐
nes transzen‐
dente Drama vor
aller Zeit, das
seine Darstellung Zwölf Weltanschauungen und sieben Weltanschauungsstimmungen.
in den Handlun‐
gen und Leiden‐
schaften menschenähnlicher Gestalten findet, voller menschlicher Anziehungskraft: verführte
Göttlichkeit, Unruhe, welche die gesegneten Äonen aufwühlt, Gottes irrende Weisheit, die So‐
phia, die zum Opfer ihrer eigenen Torheit wird, in die Leere und Dunkelheit ihres eigenen
Schaffens hineinirrt, endlos suchend, klagend, leidend, bereuend, ihre Leidenschaft in die Mate‐
rie, ihre Sehnsucht in die Seele hineingebärend; ein blinder, hochmütiger Schöpfer, der sich
selbst für den Allerhöchsten hält und sein Zepter über die Schöpfung schwingt, die - wie er
selbst - ein Erzeugnis des Mangels und der Unwissenheit ist; die im Labyrinth der Welt gefan‐
gene und verlorene Seele, die zu fliehen versucht, aber vor den Wächtern des kosmischen Ge‐
fängnisses, den furchtbaren Archonten, zurückschreckt; ein Retter aus dem jenseitigen Licht, der
sich in die niedere Welt hineinwagt, die Finsternis erleuchtet, einen Weg eröffnet und die göttli‐
che Verletzung heilt: eine Geschichte von Licht und Finsternis, Erkenntnis und Unwissenheit,
Gelassenheit und Leidenschaft, Einbildung und Erbarmen - nicht in menschlichem Maßstab,
sondern in jenem von ewigen Wesen, die nicht vor Leiden und Irrtum gefeit sind.“
– Hans Jonas: Gnosis. Die Botschaft des fremden Gottes, S. 11f
„Gnosis ist Erkenntnis des Übersinnlichen, das in und hinter der durch die Sinne des Körpers
wahrnehmbaren Welt „in ewigem Geheimnis unsichtbar sichtbar“ als treibende Kraft alles Ge‐
schehens angenommen wird... Das Übersinnliche selbst aber wird als ein System von Ideen ge‐
dacht, die zugleich kosmische Kräfte sind und als persönliche göttliche Wesen, als Dämonen,
Geister, Engel oder als Gestalten der heidnischnen und christlichen Mythen vorgestellt wurden,
die das Schicksal der Welt und des Menschen in ihren Händen tragen.“
– Hans Leisegang: Die Gnosis, S 1
Eugen Heinrich Schmitt charakterisiert das Wesen der Gnosis wie folgt:
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„Gnosis ist vor Allem Anschauung der Thatsachen des eigenen Innern und durch diese und in
diesen die Einsicht in den Zusammenhang der Stufenleiter aller Erscheinungen.“
– E. H. Schmitt: Die Gnosis, Bd. 1, S. 9
Die Gnosis schöpfte, wie Rudolf Steiner aufgezeigt hat, aus den Kräften der Empfindungsseele, die ihre Blü‐
tezeit in der ägyptisch-chaldäischen Zeit hatte. Diese alte, tief esoterische Mysteriengnosis, die etwa vom 4.
bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. gepflegt wurde, blieb als gut gehütetes Geheimnis in den Mysterien beschlos‐
sen und ist äußerlich in ihrem wesentlichen Gehalt nicht überliefert. Sie beruhte auf intimen Seelenerlebnis‐
sen, die zwar erfahren, aber nicht in äußere Worte gefasst werden konnte - zumindest nicht in Worte, die
heute noch verständlich wären. Zur Zeitenwende war bereits die Verstandesseele erwacht, mit der der tiefere
Gehalt dieser alten Mysteriengnosis nur mehr schattenhaft erfasst werden konnte. Die Seelenerlebnisse, die
ihren tieferen Inhalt bildeten, waren bereits verblasst. Ein Bild davon gibt die exoterisch überlieferte Gnosis,
die sich letztlich nicht nachhaltig durchsetzen konnte, weil sie an ihre eigenen geistigen Wurzeln nicht mehr
heranreichte und zugleich den neuen Anforderungen des Intellekts nicht mehr entsprach.
"Ein bedeutsamer Umschwung tritt ein, wenn sich die Empfindungsseele entfaltet. Die Offenbarung des
Göttlichen durch die Sinne dämmert ab. An die Stelle tritt das Wahrnehmen der gewissermaßen entgött‐
lichten Sinneseindrücke, der Farben, Wärmezustände und so weiter. Im Innern offenbart sich das Göttli‐
che in geistiger Form, in Bild-Ideen. Und der Mensch nimmt die Welt von zwei Seiten her wahr: von au‐
ßen durch die Sinnes-Eindrücke, von innen durch die ideenhaften Geist-Eindrücke.
Der Mensch muß nun dazu kommen, die Geist-Eindrücke so bestimmt, so gestaltet wahrzunehmen, wie
er vorher die durchgöttlichten Sinnes-Eindrücke wahrgenommen hat. - Solange das Zeitalter der Empfin‐
dungsseele waltet, kann er das. Denn aus seinem inneren Wesen steigen ihm die Ideenbilder in vollgestal‐
teter Art auf. Er ist von innen erfüllt mit einem sinnlichkeitsfreien Geist-Inhalt, der ein Abbild des Welt-
Inhaltes ist. Haben sich ihm früher die Götter im sinnlichen Kleide geoffenbart; sie offenbaren sich ihm
jetzt im Geist-Kleide.
Das ist das Zeitalter der eigentlichen Entstehung und des Lebens der Gnosis." (Lit.: GA 26, S. 208)
Ein letzter Nachklang dieser Bild-Ideen lebte noch im Platonismus und im Neuplatonismus fort. Diese le‐
bendig bildhaften Ideen konnten die Gnostiker zur Zeitenwende gut aufgreifen. Auch was Aristoteles über
die Seele und über das Himmelsgebäude gesagt hatte, konnten sie aufgreifen, um ihre Lehren auszubauen,
viel weniger jedoch den trockenen logischen Verstand.
"Die Gnosis besteht eigentlich darin, daß sich die Menschen, die Gnostiker werden, bewußt sind: Man
kann zu demjenigen, in dem die Seele urständet, zu dem Geistigen nur kommen durch Erkenntnis, durch
klare, helle, lichtvolle Erkenntnis. - Aber es war schon die Zeit, in welcher sich doch im Dunkeln vorbe‐
reitete der Intellektualismus, die Zeit, in der man den Intellektualismus als den Feind des menschlichen
Seelenbezuges zum Geistigen betrachtete. Man sah gewissermaßen prophetisch in die Zukunft, wie der
Intellektualismus heranrückt, man sah gewissermaßen schon dieses Kommen des Intellektualismus, der
die Welt vollständig entgeistigen, vollständig entgöttlichen wollte, wie ich das gestern charakterisiert
habe. Man sah das, und man fühlte sich dem Intellektualismus als einer Gefahr gegenüber. Man wollte
mit allen Fasern festhalten an einem Geistigen, das nicht erfaßt wird von dem Intellektualismus." (Lit.:
GA 343a, S. 269)
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Dennoch haben viele Gegner die Gnosis als Ausfluss mehr oder weniger phantastischer theologischer Speku‐
lationen missverstanden, weil sie ihren vornehmlich symbolisch-imaginativen Charakter nicht erfassen
konnten.
"Als das Mysterium von Golgatha da war, war auf der Erde verbreitet noch so viele Mondenweisheit, daß
die alte Mondenweisheit als Gnosis, als Pistis Sophia - es ist ja alte Mondenweisheit - verstehen konnte,
was der Christus bedeutet. Die alte Mondenweisheit war noch da, trat als Gnosis auf. Und die Gnosis war
ja wesentlich ein Bestreben, den Christus in seiner ganzen Geistigkeit zu begreifen. Nun, die Gnosis ist
ausgerottet worden. Der erste Akt zu jener Evolution, die hinging auf das temporäre Nichtverstehen des
Mysteriums von Golgatha, ist die Ausrottung der Gnosis, fast - bis auf die [Darstellungen in den] Schrif‐
ten der Gegner.
Nun stellen Sie sich vor, wenn von der heutigen Anthroposophie nur dasjenige bleiben würde, was die
Gegner darüber geschrieben haben, dann werden Sie eine Vorstellung davon bekommen, was die Men‐
schen durch äußere Erkenntnisse von der Gnosis eigentlich wissen. Sie wissen ja nichts als dasjenige, was
die Gegner gesagt haben, und noch einiges in der Pistis Sophia-Schrift und so weiter, was sie nicht verste‐
hen. Das wissen die Menschen über die Gnosis. Die Gnosis war eben noch, man möchte sagen, aus der
alten Zeit eine Mondengabe an die ersten Jahrhunderte, vor allen Dingen an die vier ersten Jahrhunderte
der christlichen Entwickelung; denn vom vierten Jahrhunderte ab wurde die Gnosis schon gar nicht mehr
verstanden. Es war also dasjenige, was, wie man sagen könnte, aus der alten Mondenweisheit, aus dem
Mondenlogos zu dem Sonnenlogos, der auf Erden angekommen war, zu dem Christus gesagt werden
konnte. Wer diesen Zusammenhang kennt, kann eigentlich die Gnosis, die so viel verkannt wird, über die
so sonderbare Dinge eigentlich gesagt werden in der Gegenwart, wirklich verstehen.
Aber dabei kann es nicht bleiben, denn die Erdenentwickelung muß weitergehen. Wir müssen wirklich
vorrücken von der alten Mondenweisheit in eine neue Sonnenweisheit." (Lit.: GA 227, S. 255)
Und so kann man bei gewissen Persönlichkeiten der ersten vier christlichen Jahrhunderte das Erfülltsein
mit einer gewissen Sorge wahrnehmen, mit einer Sorge, die nicht über Angelegenheiten der Erde sich er‐
streckte, sondern mit einer Sorge, die über die Angelegenheiten der ganzen Weltevolution ging: Wird die
Menschheit auch wirklich sich reif machen und reif erscheinen, um dasjenige in sich aufzunehmen, was
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durch das Mysterium von Golgatha gekommen ist? Das war die große Frage der - ich möchte sagen —
Nachfolger der alten Initiierten zur Zeit des Mysteriums von Golgatha in den ersten vier Jahrhunderten
nach dem Mysterium von Golgatha. Und aus dem Kreise solcher in den ersten christlichen Jahrhunderten
noch in das Christentum Eingeweihten ging zum Beispiel eine wunderbare Dichtung der ersten vier Jahr‐
hunderte der christlichen Zeit hervor, eine wunderbare Dichtung, in der für die Menschheit zunächst hin‐
gestellt wurde das Eintreten des Christus auf der Erde, dann aber in ergreifenden Gestalten, ganz drama‐
tisch - aber die Dichtung war eigentlich episch gehalten - in mächtigen Bildern die Menschen der Zu‐
kunft, der nächsten Zukunft hingestellt wurden, die mit ihrem Verständnisse nicht mehr hinaufreichen
werden zu demjenigen, was sie verstehen sollten gerade zum Heil der Menschheitsevolution. Und nach‐
dem in mächtigen Bildern gerade etwas von dem Sonnen-Ratschluß der Götter dargestellt war, den ich
vorhin erwähnte, indem in ergreifender Weise geschildert wurde in diesem Epos das Heruntersteigen des
Christus in den Menschen Jesus von Nazareth, war in einem dritten Teile geschildert, wie in einer neuen
Metamorphose hereintreten sollte in die Menschheitsentwickelung ein Wiederaufleben des alten Deme‐
ter- und Isiswesens. Es ward geschildert, wie das Demeter- und Isiswesen geheiligt werden sollte in einer
besonderen, gewaltig dargestellten Menschengestalt. Es wurde dargestellt wie etwas, das aus der Zukunft
hereinspielen sollte, eine Art Gelöbnis der Menschheit.
Diese, ich möchte sagen, Dichterpriester der ersten vier christlichen Jahrhunderte stellten dar, wenigstens
der Hervorragendste von ihnen, wie hereinspielen sollte in die weitere Erdenevolution ein gewisser
Dienst, von all denjenigen geübt, welche zur Gelehrsamkeit, zum Geistesleben kommen sollten. Eine Art
Sacrificium wurde hingestellt für denjenigen, der überhaupt in die Gelehrsamkeit, in das Geistesleben
eintreten sollte.
In diesem Epos ist dann ein jüngerer Mensch geschildert, der sich hineinfinden soll in das ganze Erfassen
dieser Menschheitsevolution dieser Zeit: geschildert, wie er aber in seinen jungen Jahren eine Art Marien‐
kultus entfalten sollte als Übergang von seinen jüngeren Jahren zu seinen späteren Jahren. Diese kultische
Haltung, die über jeden Gelehrten, gelehrt werdenden, weise werdenden Menschen eigentlich kommen
müsse, wenn die Menschheit die Verbindung finden sollte mit dem, was durch das Mysterium von Golga‐
tha in die Menschheit gekommen ist, dieses Sacrificium, das wurde in lebendigen Farben dargestellt. Eine
mächtige, farbenreiche Dichtung entstand in den ersten vier christlichen Jahrhunderten. Und zu denjeni‐
gen, die mehr oder weniger in der Atmosphäre dieser Dichtung lebten, gehörten auch Malerpriester, wel‐
che allerdings in der einfachen, popularisierenden Weise des Malens, aber doch in mächtigen, zu Herzen
gehenden Bildern auch malerisch diese Szenen darstellten.
Diese Dichtung hat es gegeben. Diese Dichtung ist mit alledem, was positiv von der Gnosis hergerührt
hat, von der späteren Kirche ausgerottet worden. Man braucht sich ja nur daran zu erinnern, daß auch nur
durch das, was man einen Zufall nennt, selbst aus der späteren Zeit die Schriften des Scotus Eriugena ge‐
rettet worden sind, und man wird es nicht mehr als etwas absolut Absurdes empfinden, wenn aus der
Geistesforschung heraus davon gesprochen werden muß, daß die größte Dichtung, die das Neue Testa‐
ment hervorgebracht hat, von der späteren Kirche einfach ausgerottet worden ist mit Stumpf und Stiel, so
daß nichts mehr in den folgenden Jahrhunderten davon da war. Aber diese Dichtung hat es gegeben. Sie
wurde ausgerottet mit all den allerdings einfachen, aber ergreifenden Malereien, die sich an jene Dich‐
tung geschlossen haben. In diese Dichtung war auch hineingeheimnißt all die ungeheure Sorge, welche
diese Nachfolger der alten Initiierten in den ersten christlichen Jahrhunderten gehabt haben. Ein ernst-ele‐
gischer Ton ging durch diese Dichtung.“ (Lit.: GA 227, S. 285ff)
diert werden kann, wirklich verfolgen, dann wirft das einem auch ein gewisses licht auf die wenigen
Dinge, die historisch übriggelassen worden sind von den Gegnern der Gnosis. Und dann sagen Sie sich
wahrscheinlich: Diese Gnosis weist hin auf die ganz ausgebreitete, sehr konkrete atavistische Hellseher‐
weltanschauung der alten Zeiten, die in ihren Resten noch ziemlich vorhanden war in der Zeit des ersten
nachatlantischen Kulturzeitraumes, im zweiten schon weniger; dann, als im dritten die letzten Reste des
alten Hellsehertums über die Welt verloren worden sind, sind sie eben in der Gnosis in einem wunderba‐
ren Begriffssystem, das aber ganz außerordentlich bildlich ist, zutage getreten. Wer von diesem Punkte
aus die Gnosis ansieht, wer in der Lage ist, auch nur historisch zurückzugehen zu den spärlichen Resten,
die dann in der heidnischen Gnosis reichlicher als in der christlichen Literatur zutage gefördert werden
können, der findet, daß in dieser Gnosis tatsächlich wunderbare Weisheits schätze schon da waren, eine
Weisheit, die sich auf eine Welt bezog, von der die Menschen gegenwärtig überhaupt nichts wissen wol‐
len. So daß es gar nicht zu verwundern ist, daß selbst gutmeinende Menschen mit der alten Gnosis nicht
viel anzufangen wissen, etwa solche Menschen wie der Professor Jeremias in Leipzig, der ja willig wäre,
auf die Dinge einzugehen; aber er kann keine Vorstellung erwerben, auf was sich eigentlich diese alten
Begriffe beziehen, auf was es sich bezieht, wenn da gesprochen wird von einem geistigen Wesen Jald‐
abaoth, das in einem gewissen Hochmut sich aufgeworfen hätte zum Herrn der Welt, dann von seiner
Mutter zurechtgewiesen worden wäre und so weiter. Solche mächtigen Bilder strahlen herein selbst aus
dem historisch Aufbewahrten, solche mächtige Bilder wie dieses, wo wirklich Jaldabaoth sagt: Ich bin
Vatergott, über mir ist niemand. - Und die Mutter erwidert: Lüge nicht, über dir ist der Vater von allem,
der erste Mensch und des Menschen Sohn. - Da rief - so wird weiter erzählt - Jaldabaoth seine sechs Mit‐
arbeiter, und sie sprachen: Laßt uns den Menschen machen nach unserem Bilde.
Da haben Sie einen merkwürdigen Dialog zwischen Jaldabaoth und seiner Mutter, und dann das Heranru‐
fen der sechs andern Mitarbeiter, die zu dem Entschluß kommen: Laßt uns den Menschen machen nach
unserem Bilde. - Aber solche Bilder, solche Imaginationen, die eigentlich ganz anschaulich sind, sie wa‐
ren zahlreich und umfangreich vorhanden in dem, was als Gnosis herrschte. Man hat im Alten Testament
eigentlich nur Reste: diejenigen Reste, die die jüdische Überlieferung behalten hat, von einer umfangrei‐
chen Bilderweisheit, die in der alten Gnosis enthalten war, vorzugsweise im Oriente lebte, deren Strahlen
aber herüberwirkten ins Abendland, und die eigentlich erst im 3., 4. Jahrhundert für das Abendland mehr
oder weniger verglommen sind, dann noch nachgewirkt haben bei den Waldensern und Katharern, aber
doch verglommen sind." (Lit.: GA 187, S. 54f)
Und es mußte der Schreiber des Johannes-Evangeliums gerade auf diese Tatsache den größten Wert le‐
gen. Denn wahr ist es: Nachdem einige der eingeweihten Christus-Schüler verstanden hatten, um was es
sich handelt, da traten auch andere auf, die das nicht im vollen Maße verstehen konnten, - die zwar voll
verstanden, daß allem Materiellen, allem, was uns stofflich entgegentritt, ein Seelisch- Geistiges zu‐
grunde liegt; was sie aber nicht begreifen konnten, war, daß sich in einem einzelnen Menschen für die
physisch-sinnliche Welt physisch sichtbar der Logos selbst einmal verfleischlichte. Das konnten sie nicht
verstehen. Dadurch unterscheidet sich das, was uns in den ersten christlichen Jahrhunderten als die
« Gnosis » entgegentritt, von dem wahren esoterischen Christentum. Der Schreiber des Johannes- Evan‐
geliums hat mit kräftigen Worten darauf hingewiesen: Nein, nicht sollt ihr ansehen den Christus als über‐
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sinnliches, unsichtbar bleibendes Wesen, das allem Stofflichen zugrunde liegt, sondern ihr sollt Wert dar‐
auf legen, daß das Wort Fleisch geworden ist, daß es unter uns gewohnet hat! Das ist der feine Unter‐
schied zwischen dem esoterischen Christentum und der ursprünglichen Gnosis. Die Gnosis kennt den
Christus ebenso wie das esoterische Christentum, aber nur als eine geistige Wesenheit, und sieht höchs‐
tens in dem Jesus von Nazareth einen mehr oder weniger an diese geistige Wesenheit gebundenen
menschlichen Verkünder. Sie will festhalten an dem unsichtbar bleibenden Christus. Dagegen ist das eso‐
terische Christentum immer im Sinne des Johannes-Evangeliums gewesen, das auf dem festen Boden des
Wortes stand:
«Und der Logos ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnet.»
Und derjenige, der da in der sichtbaren Welt war, ist eine wirkliche Verkörperung der sechs anderen Elo‐
him, des Logos!" (Lit.: GA 103, S. 56f)
„10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? 11
Er antwortete und sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu
verstehen[1], diesen aber ist's nicht gegeben. 12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die
Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. 13 Darum rede ich zu
ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören
sie nicht; und sie verstehen es nicht. 14 Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da
sagt (Jes 6,9-10 ): »Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit se‐
henden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen. 15 Denn das Herz dieses Volkes
ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa
mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekeh‐
ren, und ich ihnen helfe.« 16 Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass
sie hören. 17 Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, zu sehen,
was ihr seht, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben's nicht gehört.“
– Matthäusevangelium: Mt 13,10-17
Das Johannes-Evangelium, die Apokalypse des Johannes und besonders auch die Briefe des Paulus haben
deutlich gnostische Züge. Und Clemens von Alexandria († vor 215/16) betonte ausdrücklich:
„Mehr aber als das Glauben ist das Erkennen, ebenso wie natürlich auch mehr als das Gerettet‐
werden ist, wenn man nach dem Gerettetwerden der höchsten Ehre gewürdigt wird.“
– Clemens von Alexandrien: Teppiche (Stromateis) VI 14,109 [2]
„1. Sodann versetzt sie den Menschen auch leicht in den göttlichen und heiligen Zustand, der
der Seele verwandt[2] ist, und mit einem nur ihr eigenen Licht führt sie ihn durch die mysti‐
schen Entwicklungsstufen, bis sie ihn zu dem alles überragenden Ort der Ruhe gebracht und
den, der "reinen Herzens"[3] ist, Gott "von Angesicht zu Angesicht"[4] mit klarem Wissen und
mit vollem Verständnis zu schauen gelehrt hat.
2. Denn darin besteht wohl die Vollendung der gnostischen Seele, daß sie über alle Formen der
Reinigung und des Gottesdienstes hinauskommt und sich mit dem Herrn vereinigt[5], wo sie in
unmittelbarer Nähe unter ihm steht.
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3. Der Glaube ist also sozusagen eine kurz zusammengefaßte Erkenntnis der wichtigsten Dinge,
die Erkenntnis ein fester und sicherer Beweis der durch den Glauben angenommenen Lehren[6],
da sie durch den Unterricht des Herrn auf dem Glauben aufgebaut wird[7] und uns zu unerschüt‐
terlicher Überzeugung und zu wissenschaftlicher Gewißheit führt.
4. Und, wie ich früher sagte[8], scheint mir eine erste heilbringende Veränderung die aus dem
Heidentum zum Glauben, eine zweite aber die aus dem Glauben zur Erkenntnis zu sein; die letz‐
tere aber geht in Liebe über[9] und bringt dann das Erkennende und das Erkannte in ein nahes
freundschaftliches Verhältnis[10].
5. Und vielleicht hat derjenige, der so weit gekommen ist, bereits hier unten den Zustand des
"Engelgleichseins"[11] vorausgenommen und zu eigen. Jedenfalls wird er, wenn er die letzte
und höchste im Fleisch erreichbare Stufe erstiegen hat, sich immer noch, wie es sich geziemt,
nach dem Besseren hin verändern und darnach streben, durch die heilige Siebenzahl
hindurch[12] in das Haus des Vaters[13] zu der wirklichen Wohnung des Herrn zu gelangen, wo
er sozusagen ein feststehendes und ewig bleibendes, in jeder Hinsicht vollkommen unveränder‐
liches Licht sein wird[14].“
– Clemens von Alexandrien: Teppiche (Stromateis) VII 10,57 [3]
"Wenn man heute davon spricht, daß Geisteswissenschaft etwas sein will, was sich durchaus in der Strö‐
mung des Christentums bewegt, was durchaus aus dem Christentum hervorblühen muß für unsere Zeit, da
kommen zahlreiche Menschen - wir haben es ja erlebt, wir erleben ja diese Dinge - und sagen: Aufleben
der alten Gnosis! - und vor der Gnosis, nun, da fängt eine große Zahl derjenigen, die heute das Christen‐
tum vertreten, an, sich zu bekreuzigen wie vor dem lebendigen Teufel. Aber Gnosis für die heutige Zeit
ist Geisteswissenschaft, nur daß die fortgeschrittene, die heutige Gnosis etwas anderes ist als die Gnosis,
die Klemens der Alexandriner gekannt hat. Dennoch aber, wie spricht sich Klemens der Alexandriner aus,
als in der zweiten Hälfte des zweiten christlichen Jahrhunderts lebend? Er sagt: Glaube, gut, das ist das,
wovon man ausgeht. - Der heutige kirchliche Bekenner will dabei stehen bleiben. Der Glaube ist schon
Gnosis, sagt er, aber gedrängte Erkenntnis des Nottuenden, die Gnosis aber der bestätigende und festi‐
gende Nachweis des im Glauben Aufgenommenen, durch die Unterweisung des Herrn auf den Glauben
gebaut, ihn fortführend zur wissenschaftlichen Unwiderleglichkeit und Erfaßbarkeit. - Da haben Sie das
ausgesprochen für seine Zeit bei Klemens dem Alexandriner, was für die heutige Zeit verwirklicht wer‐
den muß. Da haben Sie es als eine Forderung des Christentums ausgesprochen, daß Gnosis, die heutige
Geisteswissenschaft, sich lebendig hineinstellen muß gerade in die christliche Entwickelung. Der
Stumpfling von heute sagt: Wissenschaft auf der einen Seite - die will er beschränken auf die äußeren Tat‐
sachen -, Glaube auf der anderen Seite; der Glaube soll sich nicht in die Wissenschaft hineinmischen.
Klemens von Alexandrien sagt: Dem Glauben wird die Gnosis gegeben, der Gnosis die Liebe, der Liebe
das Erbe[15]. - Es ist dieses einer derjenigen Aussprüche, die zu dem Tiefsten überhaupt der Entwicke‐
lung des Menschengeistes gehören, weil er Zeugnis ablegt von einem tiefen Verbündnis mit dem geisti‐
gen Leben. Vom Glauben geht man aus; aber dem Glauben wird die Gnosis gegeben, das heißt das Wis‐
sen, die Erkenntnis. Und aus der lebendigen Erkenntnis, das heißt aus dem Untertauchen in die Dinge,
fließt erst die rechte Liebe, und aus der rechten Liebe die Handhabung des Erbes des Göttlichen. Göttli‐
ches kann durch die Menschheit nur fließen, fortfließen, wie es im Urbeginn geflossen ist, wenn dem
Glauben die Gnosis, der Gnosis die Liebe, der Liebe das Erbe gegeben werden. - Man muß solche Aus‐
sprüche auch so ansehen, daß man in ihnen sieht Zeugnisse für die Tiefe eines solchen Geistes." (Lit.: GA
175, S. 381f)
Im 1. Brief des Paulus an Timotheus[16] wird vor den Irrlehren der Gnosis («Erkenntnis») gewarnt:
„20 Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz
und den falschen Lehren der sogenannten «Erkenntnis»! 21 Nicht wenige, die sich darauf einge‐
lassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen. Die Gnade sei mit euch!“
– 1. Timotheus: 1 Tim 6,20-21
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
Die frühen Kirchenväter rechneten vor allem mit den Menschen des Verstandesseelenzeitalters, denen der
unmittelbare Einblick in die geistige Welt verwehrt ist. Das Streben nach höherer Erkenntnis gilt ihnen als
eitel, ganz im Sinne der Worte, die der Christus dem zweifelnden Thomas entgegen hält: „Selig sind, die
nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20,29 ) Das Wissen wird ersetzt durch den Glauben an die überlieferte
und durch die Kirche bewahrte Offenbarung. So schreibt etwa Irenäus:
„Besser ist es also und nützlicher, in schlichter Einfalt wenig zu wissen und durch die Liebe
Gott nahe zu kommen, als sich für gelehrt zu halten und bei vieler Erfahrung als ein Gottesläste‐
rer erfunden zu werden, der sich einen andern Gott Vater gemacht hat. Darum ruft der hl. Pau‐
lus: „Wissenschaft bläst auf, Liebe erbaut“[17], nicht als ob er die wahre Gottesgelehrtheit ta‐
delte, sonst würde er sich ja selbst anklagen, sondern weil er weiß, daß manche, mit falscher
Wissenschaft sich spreizend, von der Liebe Gottes abgefallen sind, darob sich für vollkommen
hielten und einen unvollkommenen Weltenmeister aufbrachten.“
– Irenäus von Lyon: Contra Haereses II 26,1 [4]
„Wer aber gesunden Verstandes und geraden, frommen und wahrheitsliebenden Herzens ist, der
wird eifrig erforschen, was Gott in die Gewalt der Menschen gegeben und unserer Kenntnis un‐
terworfen hat, und wird darin fortschreiten und durch tägliche Übung leicht zu einer Wissen‐
schaft von diesen Dingen gelangen. Hierzu gehören die, welche uns vor Augen liegen und was
offen und mit unzweideutigen Ausdrücken in den Schriften niedergelegt ist.“
– Irenäus von Lyon: Contra Haereses II 27,1 [5]
In der Enzyklika «Fides et Ratio» von Johannes Paul II. heißt es:
„37. Wenn man auf diese Annäherungsbewegung der Christen an die Philosophie hinweist, muß
man freilich auch die vorsichtige Haltung erwähnen, die andere Elemente der heidnischen Kul‐
turwelt, wie zum Beispiel die Gnosis, bei ihnen hervorriefen. Als praktische Weisheit und Le‐
bensschule konnte die Philosophie leicht mit einer Erkenntnis höherer, esoterischer Art, die nur
wenigen Vollkommenen vorbehalten war, verwechselt werden. Zweifellos denkt der hl. Paulus
an diese Weise esoterischer Spekulationen, wenn er die Kolosser warnt: »Gebt acht, daß euch
niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Über‐
lieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen« Kol
2,8 . Die Worte des Apostels erscheinen äußerst aktuell, wenn wir sie auf die verschiedenen For‐
men der Esoterik beziehen, die heutzutage auch bei manchen Gläubigen, denen es am erforderli‐
chen kritischen Sinn mangelt, um sich greifen. Dem Beispiel des hl. Paulus folgend erhoben an‐
dere Schriftsteller der ersten Jahrhunderte, im besonderen der hl. Irenäus und Tertullian, ihrer‐
seits Vorbehalte gegen eine kulturelle Konzeption, die forderte, die Wahrheit der Offenbarung
der Interpretation der Philosophen unterzuordnen.“
– Johannes Paul II.: Fides et Ratio § 37 [6]
"Aber hinter alle dem stand die Mysterienwelt. In ihr wurde treu aufbewahrt, was von Gnosis aus dem
Zeitalter der Empfindungsseele vorhanden war. Die Seelen wurden für dieses treuliche Aufbewahren ge‐
schult. Auf dem Wege der gewöhnlichen Entwickelung erstand die Verstandes- oder Gemütsseele. Durch
besondere Schulung wurde die Empfindungsseele belebt. So gab es hinter dem gewöhnlichen Kulturleben
gerade im Zeitalter der Verstandes- oder Gemütsseele ein reich entwickeltes Mysterienwesen.
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
In diesem lebten die Welt-Götter-Bilder auch insofern, als sie zum Inhalte eines Kultus gemacht wurden.
Man schaut in das Innere dieser Mysterien und erblickt die Welt im Abbilde der wunderbarsten
Kultusverrichtungen.
Die Menschen, die das erlebten, sie waren diejenigen, die auch das Mysterium von Golgatha, als es sich
vollzog, in seinem tiefen kosmischen Zusammenhange durchschauten." (Lit.: GA 26, S. 209)
Die exoterische Gnosis hat ihren Ursprung vermutlich in den Randgebieten des Judentums, vermischt mit
damals noch allgegenwärtigen späthellenistischen Elementen. Das Alte Testament bildet, in gnostischer Um‐
deutung, die wesentliche Grundlage der meisten gnostischen Systeme. Die Hebräische Sprache hat noch ei‐
nen starken, aber unterschwelligen imaginativen Charakter, der den Gnostikern entgegenkam. Das gilt ganz
besonders für die Tora, d.h. für die fünf Bücher Mose.
"Wenn diese Sprache, in der die ersten Partien der Bibel uns zunächst vorliegen, heute auch nicht mehr so
wirkt, einstmals hat sie so gewirkt, daß, wenn ein Buchstabe durch die Seele lautete, ein Bild in ihr wach‐
gerufen wurde. Vor der Seele dessen, der mit lebendigem Anteil die Worte auf sich wirken ließ, tauchten
in einer gewissen Harmonie, ja in einer organischen Form Bilder auf, die sich vergleichen lassen mit dem,
was der Seher heute noch sehen kann, wenn er von dem Sinnlichen zum Übersinnlichen vorschreitet.
Man möchte sagen, die hebräische Sprache, oder besser gesagt die Sprache der ersten Partien der Bibel,
war eine Art von Mittel, aus der Seele herauszurufen bildhafte Vorstellungen, welche nahe heranrückten
an die Gesichte, die der Seher erhält, wenn er fähig wird, leibfrei zu schauen in die übersinnlichen Partien
des Daseins." (Lit.: GA 122, S. 32)
Der jüdische Schöpfergott, der die äußere Schöpfung, die nach Ansicht der Gnostiker das Reich des Bösen
war, wurde allerdings entschieden abgelehnt.
"Schon die Kirchenväter haben immer wieder festgehalten, daß die ersten Gnostiker aus dem Orient, nä‐
herhin aus dem samaritanisch-palästinischen Raum stammten und ihre Lehren der biblisch-jüdischen
Überlieferung verpflichtet waren. Ein Großteil der älteren und neuen Originalschriften hat diese Angaben
bestätigen können. Vor allem durch die koptischen Nag-Hammadi-Texte ist die These, daß die Mehrzahl
der gnostischen Bildungen am Rande des Judentums entstanden sind, weitgehend erhärtet worden. Viele
der Schriften lassen sich, wie wir gesehen haben, als Auslegungen oder Umschreibungen alttestamentli‐
cher Texte verstehen, und auch sonst ist die Verwendung biblischen Materials auffällig, trotz der dabei oft
zutage tretenden Polemik gegen die herkömmliche Sinngebung. Gerade daß man sich auch in der Ab‐
grenzung gegen die offizielle Deutung der alttestamentlichen Überlieferung auf ebendiese Überlieferung
beruft, zeigt, daß auch die Gnosis auf die Autorisierung durch die «Heilige Schrift» angewiesen ist." (Lit.:
Rudolph, S 296)
Durch die Berührung mit dem Christentum entstand die christliche Gnosis, für die auch die frühchristlichen
Schriften bedeutsam waren, die allmählich als Neues Testament kanonisiert wurden, aber auch viele Schrif‐
ten, die heute zu den Apokryphen zählen. Im Gärungsprozess des frühen Christentums waren die Grenzen
zwischen anerkannten und als häretisch empfundenen Lehrmeinungen noch sehr fließend. Schon die Lehren
des Paulus, aber auch das Johannes-Evangelium und die Apokalypse des Johannes sind deutlich von gnosti‐
schen Elementen durchsetzt.
In der verborgenen Mysteriengnosis konnte man sich immer weniger zu Seelenerlebnissen erheben, in denen
sich die tieferen geistigen Inhalte offenbaren sollten. Dieser Welt-Bild-Inhalt wurde darum von höheren
Geistwesen als Gefühlsgehalt bewahrt, etwa in der Gralslegende, damit er im gegenwärtigen Zeitalter der
Bewusstseinsseele für die Menschheit fruchtbar werden kann.
"In der esoterischen Mysteriengnosis wurden die Menschen immer unfähiger, sich zur Entfaltung der
Empfindungsseele zu erheben. Es ging diese esoterische Weisheit immer mehr an die bloße Pflege der
«Götter» über. Und das ist ein Geheimnis der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit, daß in ihr
gewissermaßen «göttliche Mysterien» von den ersten christlichen Jahrhunderten an bis ins Mittelalter
wirkten.
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
In diesen «göttlichen Mysterien» bewahrten Engelwesen im irdischen Dasein, was Menschen nicht mehr
bewahren konnten. So waltete die Mysterien-Gnosis, während man an der Ausrottung der exoterischen
Gnosis arbeitete. Der Welt-Bild-Inhalt, der in der Mysterien-Gnosis auf geistige Art von geistigen Wesen
bewahrt wurde, solange er im Werdegang der Menschheit wirken sollte: er konnte dem bewußten Begrei‐
fen der Menschenseele nicht erhalten werden. Aber der Gefühlsgehalt sollte bewahrt werden.
Und dieser sollte im rechten kosmischen Augenblicke der dazu vorbereiteten Menschheit gegeben wer‐
den, damit unter seiner Seelenwärme die Bewußtseins seele später auf neue Art in das Geistesreich ein‐
dringen könne. Geisteswesen haben so die Brücke gebaut zwischen dem alten Welt-Inhalt und dem
neuen." (Lit.: GA 26, S. 210f)
"Wenn die alteren christlichen Lehrer noch Nachklänge der alten hellseherischen Begriffe anwandten, um
das Mysterium von Golgatha zu erfassen, so blieben natürlich diese hellseherischen Begriffe ihrem ei‐
gentlichen Nerv nach den späteren Jahrhunderten unverständlich, und im Grunde genommen ist das, was
man Gnosis nennt, gewöhnlich nichts anderes als das Nachklingen alter hellseherischer Begriffe. Man
versuchte, mit alten hellseherischen Begriffen das Mysterium von Golgatha zu begreifen, und hellseheri‐
sche Begriffe verstand man später nicht mehr, nur abstrakte Begriffe. Daher verkannte man dasjenige,
was die Gnosis eigentlich wollte. Nun würde man aber die Sache sehr einseitig ansehen, wenn man ein‐
fach sagen würde: Da gab es also eine Gnosis, die hatte noch alte hellseherische Begriffe, die noch bis ins
1., 2., 3. Jahrhundert nach dem Mysterium von Golgatha hereingingen, und dann kamen die unverständi‐
gen Leute, die nicht fähig waren, die Gnostiker zu verstehen. - Das wäre sehr einseitig, so zu denken. In
einem gewissen vollkommenen Sinne mit hellseherischen Begriffen zu arbeiten, gehört einer viel älteren
Zeit an als der Zeit, in die das Mysterium von Golgatha hineinfiel, einer viel alteren Zeit. Und diese hell‐
seherisch erfaßten Begriffe waren schon ganz luziferisch infiziert, das heißt: das alte hellseherisch-be‐
griffliche Erfassen war schon luziferisch durchdrungen, und diese luziferische Durchdringung des alten
hellseherischen Begriffssystems, das ist die Gnosis. Es mußte deshalb eine Art Reaktion gegen die Gnosis
entstehen, weil die Gnosis eben die aussterbende alte hellseherische Begriffswelt war, die schon von Lu‐
zifer infizierte alte hellseherische Begriffswelt." (Lit.: GA 165, S. 201f)
"Allerdings ist es wahr, daß mit Sokrates auf der einen Seite ein großes Zeitalter der Menschheit angebro‐
chen ist, das seine Kulmination gefunden hat im Übergang des 14. und 15. Jahrhunderts, daß aber dieses
Zeitalter des Sokrates heute abgelaufen ist, richtig abgelaufen ist: denn das sokratische Zeitalter ist dasje‐
nige, welches aus der früheren impulsiven Weisheit herausgenommen hat die bloße Logik, die bloße Dia‐
lektik. Dieses Herausnehmen der bloßen Logik, der bloßen Dialektik aus der alten hellseherischen Weis‐
heit, das ist das Charakteristikum unserer abendländischen Kultur. Das hat auch dem Christentum sein
Gepräge aufgedrückt; denn auch die Theologie des Abendlandes ist eine dialektische. Aber was als Dia‐
lektik, als bis zur Abstraktion filtrierte Geistigkeit in Griechenland aufgeht, geht eben zurück bis zu den
Mysterien des Orients, und bei diesen Mysterien waren auch diejenigen, die eine Kultur begründet haben,
welche dann zur chinesischen Kultur geworden ist, innerhalb derer sich inkarniert hat die Gestalt des Lu‐
zifer. Das darf man sich nicht verhehlen, daß Luzifer selber einmal in einem Leibe war, wie der Christus
während der Zeit des Mysteriums von Golgatha in einem Leibe auf der Erde herumgewandelt ist. Aber
man verkennt in philiströser Weise diese luziferische Inkarnation, wenn man wie eine Art Rührmich‐
nichtan alles betrachten will, was von Luzifer ausgegangen ist. Von Luzifer ist ausgegangen zum Beispiel
auch die Höhe der griechischen Kultur selber, die eigentliche alte Kunst, der Kunstimpuls der Mensch‐
heit, so wie wir selber ihn noch immer eigentlich betrachten. Nur ist das alles in Europa bis zur Phrase,
bis zur Inhaltslosigkeit erstarrt. Und luziferische Weisheit war es, durch die zuerst das Christentum in Eu‐
ropa begriffen worden ist. Das ist das Bedeutsame, daß in der griechischen Weisheit, die sich herausgebil‐
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det hat als Gnosis, um das Mysterium von Golgatha zu begreifen, die alte luziferische Weisheit mitge‐
wirkt hat, der alten Gnosis die Gestaltung gegeben hat. Es ist für die damalige Zeit der größte Sieg des
Christentums gewesen, daß die Tatsache des Mysteriums von Golgatha sich gekleidet hat in das, was Lu‐
zifer der Erdenentwickelung gegeben hat. Aber während die Luzifer-Kultur, die also durch die reale In‐
karnation des Luzifer der Menschheit übergeben worden ist, abflutet, flutet auf nach und nach, was die
künftige Inkarnation des Ahriman auf der westlichen Erde vorbereitet." (Lit.: GA 195, S. 52f)
"Die Anthroposophie kann nicht eine Erneuerung der Gnosis sein, denn diese hing an der Entfaltung der
Empfindungsseele. Anthroposophie muß im Lichte der Michael-Tätigkeit aus der Bewußtseinsseele her‐
aus ein Welt- und Christus-Verständnis auf neue Art entwickeln. Die Gnosis war die aus alter Zeit be‐
wahrte Erkenntnisart, die das Mysterium von Golgatha bei seinem Eintritte am besten zum Menschenver‐
ständnisse bringen konnte." (Lit.: GA 26, S. 212)
"Derjenige, der nun wirklich eingeht bloß auf das, was in diesen Vorträgen geboten worden ist, der wird
gar nicht in die Versuchung kommen, wenn er andererseits die Gnosis auch kennt, diese Anthroposophie,
die durchaus mit neuen Erkenntnismitteln und Erkenntnismethoden auftritt und mit dem Bewußtsein der
Menschheit der Gegenwart rechnet, irgendwie zusammenzuwerfen mit der Gnosis. Diese Anthroposophie
arbeitet ja so, daß sie voraussetzt die naturwissenschaftliche Entwickelung der letzten Jahrhunderte. Die
Gnosis rechnete natürlich nicht damit, denn ihr Dasein ging der naturwissenschaftlichen Entwickelung
voraus." (Lit.: GA 82, S. 202f)
"Es hat zum Beispiel einmal eine Gnosis gegeben, von der eigentlich, außer der schwer verständlichen
und wenig enthaltenden Pistis-Sophia-Schrift kaum etwas existiert. Alle die, welche heute über die Gno‐
sis schreiben oder, da zur Zeit dieses Gebiet eine bedeutsame Rolle spielt, über sie urteilen, kennen die
Gnosis wenig; sie glauben, daß sie etwas über die Gnosis erklären, wenn sie sagen, daß sie aus dem Grie‐
chentum hervorgegangen ist. Ich muß oft denken, wie es wäre, wenn das in bezug auf die Anthroposophie
ebenso ginge, wenn sie nur durch die Gegner bekannt würde, und wenn es ginge, was manchmal viele
wünschen, daß alle anthroposophischen Schriften verbrannt würden; dann würde man Anthroposophie so
kennen, wie man heute die Gnosis kennt. Aber interessant ist es, daß heute von der Anthroposophie sehr
viele Leute sagen, sie sei eine aufgewärmte Gnosis. Sie kennen die Anthroposophie nicht, weil sie sie
nicht erkennen wollen, und sie kennen die Gnosis nicht, weil sie sie nicht erkennen können, denn es ist
kein äußeres Dokument über sie da. Aber die Leute reden so. Es ist eine negative Instanz, die auch nach
einer bestimmten Richtung deuten kann. Sie kann allerdings nur dahin deuten, daß der Mut und die Kraft
da sein müssen, damit es der Anthroposophie einmal nicht so gehe, wie es der Gnosis geht, sondern daß
es ihr so gehen möge, daß sie ihre Wirksamkeit entfalten kann." (Lit.: GA 310, S. 170f)
"Sie sehen es überall bei den Gegnern: das wird der Anthroposophie zur größten Sünde gerechnet, daß sie
den Christus kosmologisch auffaßt. Da wird gesagt: Das ist ein Aufwärmen dessen, was einmal als gnos‐
tisches Christentum da war. - Nun wissen die Leute ja nicht, was gnostisches Christentum überhaupt ist.
Denn außer einigem Wenigen, aus dem wenig zu entnehmen ist, wie die Pistis Sophia, ist ja die Gnosis
der Nachwelt nur durch die Gegnerschriften bekanntgeworden. Gnosis kennt man eigentlich nicht. Man
weiß nur durch die Gegnerschriften davon. Denken Sie einmal über die Frage nach: Wenn von der An‐
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throposophie nichts bekannt bleiben würde als die Schriften meiner heutigen Gegner, wenn alles vernich‐
tet würde außer den Schriften meiner Gegner, wie man da Anthroposophie in der Nachwelt schildern
würde!" (Lit.: GA 239, S. 234)
"Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gno‐
sis ist die letzte Phase der alten atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste Phase
einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung, wenn man beide zusammenwirft. Da
ich das vorausgeschickt habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche versucht hat,
das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch in‐
stinktiver, atavistischer Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu verstehen.
Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann vollständig ausgerottet worden. Sie ist so voll‐
ständig ausgerottet worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur wenige Schriften,
die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz römisch gewordene Form des Christentums, die das
Christentum durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt, daß alles, was von der
ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel
ausgerottet worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis sprechen, kennen sie sie nur von
den Gegnern." (Lit.: GA 342, S. 191f)
Quellen
Die Pistis Sophia (griech. Πίστις Σοφία; von πίστις: Glaube und σοφία: Weisheit) ist einer der wichtigsten
koptisch-gnostischen Texte. Er gibt Lehrgespräche wieder, die der Christus nach seiner Auferstehung mit
den Jüngern gehalten haben soll. Die Schrift ist besonders bedeutsam, weil sie, neben den «Zwei Büchern
des Jeû» und den erst viel später aufgefundenen Nag-Hammadi-Schriften, eines der wenigen direkten Zeug‐
nisse der antiken Gnosis ist, das nicht aus den teilweise sehr polemischen und entstellenden patristischen
apologetischen Schriften gegen die als Häretiker verdammten Gnostiker stammt. Die Schriften der Kirchen‐
väter bildeten lange Zeit die Hauptquelle für die Lehren der verschiedenen gnostischen Schulen.
Die Situation änderte sich durch die Nag-Hammadi-Schriften, die im Dezember 1945 in der Nähe des klei‐
nen ägyptischen Ortes Nag Hammadi von ansässigen Bauern gefunden wurde. Sie sind eine reiche Samm‐
lung von 47 unterschiedlichen frühchristlichen Texten hauptsächlich gnostischer Orientierung. Die meisten
dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur in Fragmenten bekannt. Dazu gehört insbesondere das
Thomasevangelium.
Hauptmerkmale
Auf dem Kongreß über die «Ursprünge des Gnostizismus» 1966 in Messina wurden folgende, allen gnosti‐
schen Systemen des 2. Jahrhunderts gemeinsame «zusammenhängende Charakteristika» genannt:
„... die Vorstellung von der Gegenwart eines göttlichen ‹Funkens› im Menschen ..., welcher aus
der göttlichen Welt hervorgegangen und in diese Welt des Schicksals, der Geburt und des Todes
gefallen ist und der durch das göttliche Gegenstück seiner selbst wiedererweckt werden muß,
um endgültig wiederhergestellt zu sein. Diese Vorstellung ... gründet sich ontologisch auf die
Anschauung von einer Abwärtsentwicklung des Göttlichen, dessen äußerster Rand (oftmals so‐
phia oder ennoia genannt) schicksalhaft einer Krise anheimfallen und — wenn auch nur indirekt
— diese Welt hervorbringen mußte, an welcher es dann insofern nicht desinteressiert sein kann,
als es den göttlichen ‹Funken› (oft als pneuma, ‹Geist›, bezeichnet) wieder herausholen muß.“
– Ursprünge des Gnostizismus: Messina 1966[19]
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
„Man geht nicht fehl, wenn man darunter eine aus mehreren Schulen und Richtungen be‐
stehende dualistische Religion sieht, die zu Welt und damaliger Gesellschaft in einer betont ab‐
lehnenden Haltung stand und eine Befreiung («Erlösung») des Menschen eben aus den Zwän‐
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gen des irdischen Seins durch die «Einsicht» in seine — zeitweise verschüttete — wesenhafte
Bindung, sei es als «Seele» oder «Geist», an ein überirdisches Reich der Freiheit und der Ruhe
verkündet hat.“
– Kurt Rudolph: Die Gnosis, S 7
Mit der Verwerfung der ganzen äußeren Schöpfung und überhaupt aller äußeren Verhältnise übten die Gnos‐
tiker eine radikale Gesellschaftskritik, die in der gesamten antiken Welt beispiellos ist. Im Grunde wurden
alle irdischen und überirdischen Herrschaftsstrukturen, die sich auf den Schöpfergott berufen, vollkommen
verneint. Allerdings resultierte daraus kein «Reformmodell», denn es ging nicht darum, die äußere Welt zu
verändern, sondern sie - letztlich - endgültig zu vernichten[20].
Christoph Markschies schlägt folgende Typologie zur Charakterisierung der «Gnosis» vor:
Im Gemeindeleben der Gnostiker sollen alle wichtigen Positionen auch von Frauen eingenommen worden
sein, wogegen die Kirchenväter häufig abfällig polemisiert haben. So schreibt etwa Tertullian († um 220):
„Und selbst die häretischen Weiber, wie frech und anmaßend sind sie! Sie unterstehen sich, zu
lehren, zu disputieren, Exorzismen vorzunehmen, Heilungen zu versprechen, vielleicht auch
noch zu taufen.“
– Tertullian: De praescriptione haereticorum 41 [7]
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
Kosmologie
Die Kosmologie der Gnostiker orientiert sich am geo‐
zentrischen Weltbild der Antike. Im Mittelpunkt steht
die Erde mit ihrem Luftkreis, umgeben von den sieben
Planetensphären. Die Archonten, die dämonischen Be‐
herrscher dieser Hebdomas (griech. εβδομάς, „Sie‐
benheit“), bewirken die Schicksalsnotwendigkeit
(Heimarmene) und gehören dem finsteren Reich der
äußeren Schöpfung an. Auf die 7 Planetensphären
folgt als «Achtheit» die Fixsternregion mit dem Tier‐
kreis (δώδεκα, dodeka), die entweder noch zum fins‐
teren Reich gezählt wird oder schon den Übergang zur
geistigen Lichtsphäre mit den reinen Engelwesenhei‐
ten des Pleromas bildet. Der (böse) «Oberarchon», der
von den meisten Gnostikern dem Demiurgen gleichge‐
setzt wird, thront entsprechend entweder in der sieben‐
ten Sphäre oder in der Achtheit. Bei den Ophiten um‐
Maria Magdalena mit dem auferstandenen Christus.
windet Leviathan als Ouroborosschlange (von
griech. οὐροβóρος „Schwanzfresser“) die Planeten‐
sphären und trennt sie von der Tierkreisregion; Levia‐
than ist hier zugleich der Herr und König der geschaffenen Welt und die Weltseele, die alle Dinge
durchdringt.[22]
„Die Einheit ist eine Einherrschaft, über der nichts ist. Er ist der, der existiert als Gott und Vater
des Alls, der Unsichtbare, der über dem All ist, der existiert als Unvergänglichkeit und als reines
Licht, in das kein Auge blicken kann. Er ist der unsichtbare Geist, in bezug auf den es nicht pas‐
send ist, sich ihn als Gott oder etwas ähnliches vorzustellen. Denn er ist mehr als Gott, da es kei‐
nen über ihm gibt, denn niemand ist Herr über ihn. Denn er existiert nicht in irgendeiner Unter‐
geordnetheit, denn alles existiert in ihm.
Denn er ist der, der sich selbst befestigt. Er ist ewig, denn er braucht nichts. Denn er ist die
ganze Vollendung. Er brauchte nichts, daß er vollkommen werde durch es; vielmehr ist er immer
gänzlich vollkommen im Licht. Er ist unbegrenzbar, da es keinen, der vor ihm ist, gibt, der ihn
begrenzt. Er ist unergründbar, da es dort keinen, der vor ihm ist, gibt, um ihn zu ergründen. Er
ist unmeßbar, da es keinen, der vor ihm ist, gab, um ihn zu messen. Er ist unsichtbar, da keiner
ihn gesehen hat. Er ist ewig, da er ewiglich existiert. Er ist unaussprechbar, da keiner in der
Lage war, ihn zu begreifen, um dann über ihn zu reden. Er ist unbenennbar, da dort keiner ist,
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Denn er ist groß. Zu ihm gehört eine unermeßliche Reinheit. Er ist Ewigkeit, die Ewigkeit gibt.
Er ist Leben, das Leben gibt.
Er ist ein Seliger, der Seligkeit gibt. Er ist Erkenntnis, die Wissen gibt. Er ist Güte, die Güte
gibt. Er ist Erbarmen, das Erbarmen und Rettung gibt. Er ist Gnade, die Gnade gibt.
Nicht weil er es besitzt, sondern weil er das unmeßbare unbegreifbare Licht gibt.
Wie soll ich sprechen mit dir über ihn? Denn sein Äon ist unvergänglich, er schweigt und exis‐
tiert im Schweigen, indem er ruht und vor allen Dingen ist. Denn er ist das Haupt aller Äonen,
und er ist der, der ihnen Stärke gibt in seiner Güte. Denn wir wissen nicht die unaussprechbaren
Dinge, und wir wissen nicht, was unmeßbar ist außer ihm, der aus ihm offenbar geworden ist,
nämlich aus dem Vater. Er nämlich ist es, der es uns allein gesagt hat. Denn er ist der, der sich
anblickt in seinem Licht, welches ihn umgibt, das ist die Quelle des lebendigen Wassers. Und er
ist es, der allen Äonen gibt. Und in jeder Gestalt nimmt er sein Bild wahr, indem er es in der
Quelle des Geistes sieht.“
– Apokryphon des Johannes: Der unbekannte Vater [8]
Das Pleroma
Der Begriff «Pleroma» umfasst für die Gnostiker die Gesamtheit aller geistigen Wesen und Äonen, die der
«unbekannte Gott» emaniert hat. Im nachfolgenden Text identifiziert Steiner den Demiurg mit diesem «un‐
bekannten Gott», der die Quelle alles Seins ist. In den meisten gnostischen Texten wird als Demiurg aller‐
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
dings nur der untergeordnete, negativ bewertete Schöpfergott bezeichnet, der die äußere Welt der Finsternis
bzw. der Materie hervorgebracht hat, also Jahve oder Jaldabaoth.
"Alles das, was sich da gewissermaßen nun erhebt - für die ältere Menschheit durchaus verständlich, für
die spätere Menschheit nicht mehr verständlich -, was sich da erhebt auf der Grundlage desjenigen, was
uns im Erdenleben sinnlich umgibt, das alles faßte man zusammen unter dem Ausdrucke Pleroma (siehe
Schema). Das Pleroma ist also eine Welt, von individualisierten Wesen bevölkert, die sich erhebt über der
Welt des Physischen. Gewissermaßen auf der untersten Stufe dieser Welt, dieser Pleroma-Welt, erscheint
der durch Jahve oder Jehova ins Dasein gerufene Mensch. Auf der untersten Stufe dieses Pleromas ersteht
eine Wesenheit, die eigentlich nicht in dem einzelnen Menschen, auch nicht etwa in einer Völkergruppe,
sondern in der ganzen Menschheit lebt, die aber eine Erinnerung hat an die Abstammung vom Pleroma,
vom Demiurgen, und wiederum zurückstrebt nach der Geistigkeit. Es ist das die Wesenheit Achamoth,
mit der man in Griechenland eben das Hinaufstreben der Menschheit nach dem Geistigen andeutete. So
daß also durch Achamoth ein wiederum Zurückstreben zu dem Geistigen vorhanden ist (roter Pfeil). Nun
gliederte sich an diese Vorstellungswelt die andere an, daß der Demiurg dem Streben der Achamoth ent‐
gegengekommen ist und
einen sehr frühen Äon herabgeschickt hat, der sich mit dem Menschen Jesus vereinigte, damit das Stre‐
ben der Achamoth in Erfüllung gehen könne. So daß in dem Menschen Jesus ein Wesen aus der Äon-
Entwickelung steckt, das von viel höherer geistiger Wesenheit, von höherer geistiger Art als Jahve oder
Jehova gedacht wurde (grüner Pfeil)." (Lit.: GA 225, S. 119f)
„Das Vorhaben der Gnostiker ist, anders als die Philosophie, nicht rational. Plotin stellt die
Lehre der Gnostiker als absurd, lächerlich und unvernünftig dar. Philosophie an sich ist eine ra‐
tionale Beschäftigung. Daher sind die Gnostiker keine Philosophen, sondern sogar das
Gegenteil.“
– Johanna Brankaer: Die Gnosis, S 104
In seinen Enneaden schreibt Plotin «Gegen die Gnostiker oder gegen die welche sagen, der Weltbildner sei
schlecht und die Welt sei schlecht»:
„Wer also die Natur der Welt tadelt, weiss nicht was er thut noch wieweit er sich in seiner Frech‐
heit versteigt. Dies kommt aber daher, weil sie das Gesetz der Stufenfolge vom Ersten, Zweiten,
Dritten u.s.f. bis zum Letzten nicht kennen, weil sie nicht wissen, dass man es den Dingen nicht
vorwerfen darf, weil sie schlechter sind als das Erste, sondern geduldig sich in das Naturgesetz
des Alls zu fügen hat, rüstig zum Ersten emporeilend und ablassend von der theatralischen Aus‐
schmückung der eingebildeten Schrecken, welche das Sphärensystem der Welt verursachen soll,
das im Gegentheil doch alles zu ihrem Heile fördert. Was liegt denn Furchtbares in diesen Sphä‐
ren, wie sie es doch den Leuten einzureden suchen, die in philosophischen Untersuchungen
nicht geübt sind und einer auf Bildung begründeten richtigen Erkenntniss entbehren? Wenn ihre
Körper feurig sind, so braucht man sich deshalb nicht vor ihnen zu fürchten, da sie trotzdem das
richtige Verhältniss zum All und zur Erde bewahren; auf ihre Seelen muss man blicken, durch
die ja auch sie jedenfalls geehrt sein wollen. Und doch sind auch ihre Körper ausgezeichnet
durch Grösse und Schönheit, sie tragen thätig und hülfreich mit bei zu dem, was gemäss der Na‐
tur entsteht, was niemals aufhören kann zu entstehen so lange es das Erste giebt, sie helfen das
All ergänzen und sind grosse Theile des Alls. Wenn aber den Menschen gegenüber den andern
lebendenWesen ein besonderer Werth zukommt, so in noch viel höherem Grade ihnen, die nicht
zur Tyrannei im All vorhanden sind, sondern ihm seinen Schmuck und seine Ordnung
verleihen.“
– Plotin: Enneaden II 9,13
"In Griechenland gab es bis ins 4. Jahrhundert hinein Philosophen, welche daran arbeiteten, die alte äthe‐
rische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen, und daraus entstand jene wahre Gnosis,
welche durch das spätere Christentum gründlich ausgerottet worden ist, so daß nur einige Fragmente von
den literarischen Proben dieser Gnosis übriggeblieben sind. Was wissen denn die heutigen Menschen, das
sagte ich schon neulich, eigentlich über die Gnosis, von der sie in ihrer Torheit sagen, daß unsere Anthro‐
posophie eine Aufwärmung dieser Gnosis sei. Selbst wenn sie es wäre, so könnten es diese Menschen gar
nicht wissen, denn sie kennen von der Gnosis eben nur das, was in den abendländischen christlichen kriti‐
schen Schriften über die Gnosis steht. Die Zitate kennen sie, welche die Bekämpfer der Gnosis von ihr
hinterlassen haben. Von der Gnosis ist ja kaum mehr vorhanden als nur dasjenige, was sich etwa durch
folgenden Vergleich ausdrücken läßt: Denken Sie einmal, es gelänge dem Herrn von Gleich, alles auszu‐
rotten, was von der anthroposophischen Literatur da ist, und es bliebe nichts anderes als seine Zitate, und
dann würde man später einmal konstruieren wollen diese Anthroposophie nach diesen Zitaten, dann
würde man im Abendlande ungefähr das Verfahren haben, das man hat mit der Gnosis. Wenn also die
Leute sagen, die neuere Anthroposophie ahme die Gnosis nach, so können sie, selbst wenn sie es täte, es
ja nicht wissen, denn sie kennen die Gnosis nicht, sie kennen sie ja nur von den Gegnern!
Also in Athen namentlich war bis ins 4. Jahrhundert herein, ja noch länger, eine Weisheitsschule, welche
sich bemühte, die alte ätherische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen. Die letzten
Reste dieser Anschauung von dem Hereinkommen des Menschen aus höheren Welten durch die Planeten‐
sphäre in die Erdensphäre, sie durchglänzen noch die Schriften des Origenes, glänzen noch durch selbst
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
durch die Schriften der griechischen Kirchenväter. Man kann überall sehen, wie das da durchglänzt; und
es glänzte namentlich durch die Schriften des wahren Dionysius des Areopagiten. Dieser Dionysius der
Areopagite hinterließ ja eine Lehre, die eine reine Synthesis war zwischen der ätherischen Astronomie
und demjenigen, was im Christentum lebte: daß sich die gewissermaßen in der Sonne astronomisch oder
kosmisch lokalisierten Kräfte in dem Christus durch den Menschen Jesus von Nazareth in die Erden‐
sphäre hineinbegeben haben, und daß damit eine gewisse Beziehung, die vorher nicht vorhanden war, zur
Erde entstanden ist in bezug auf alle höheren Hierarchien, die Hierarchien der Engel, die Hierarchien der
Weistümer, die Hierarchien der Throne, die Hierarchien der Seraphime und so weiter. Eine Durchdrin‐
gung dieser Hierarchienlehre mit ätherischer Astronomie, das war es, was beim ursprünglichen Dionysius
dem Areopagiten vorhanden war." (Lit.: GA 204, S. 71f)
"Wie konnte man diese Gnosis eigentlich charakterisieren? So etwa, wie man im 4. nachchristlichen Jahr‐
hundert von der Gnosis hat sprechen können, so hätte man natürlich, sagen wir, ein halbes Jahrtausend
vorher nicht sprechen können. Denn ein halbes Jahrtausend vorher waren noch instinktive alte Schauun‐
gen da, Erkenntnisse der übersinnlichen Welt, und man mußte von diesen Erkenntnissen der übersinnli‐
chen Welt so sprechen, daß man sie beschrieb. Man hatte gewissermaßen immer im Hintergrunde einer
solchen Beschreibung die reale geistige Welt, die bewußtseinspräsent war. Das hörte auf.
Aristoteles zum Beispiel ist gerade dadurch charakterisiert, daß für ihn diese Welt völlig nur noch eine
Tradition war. Vielleicht hat er, wie ich schon sagte, einiges davon gewußt, aber im wesentlichen war sie
für ihn Tradition. Aber das, was aus diesen geistigen Welten heraus an Timbre die Begriffe gehabt haben,
das war noch vorhanden, und das ging eigentlich erst zugrunde im 3., 4. nachchristlichen Jahrhundert.
Augustinus hatte nichts mehr von der Gnosis. Da war sie bereits verschwunden. Die Gnosis ist also we‐
sentlich, sagen wir, der abstrakte Bodensatz einer früher spirituellen Erkenntnis, der abstrakte Bodensatz,
die bloßen Begriffe. Es waren Abstraktionen, die da lebten. Man kann sie schon bei Philo als Abstraktio‐
nen erkennen. Man kann sie auch bei den eigentlichen Gnostikern als Abstraktionen erkennen. Aber es
waren Abstraktionen von einer einmal geschauten geistigen Welt. Für die Leute des 4. nachchristlichen
Jahrhunderts lag die Sache schon so, daß sie überhaupt nichts mehr anzufangen wußten mit den Begrif‐
fen, die der Inhalt der Gnosis waren. Daher jener im Grunde genommen ganz und gar nicht auf eine For‐
mel zu bringende Streit zwischen dem Arianismus und Athanasianismus. Nicht wahr, wie da gestritten,
diskutiert worden ist, ob der Sohn gleicher Natur und Wesenheit mit dem Vater oder verschiedener Natur
und Wesenheit mit dem Vater ist, das bewegt sich auf einem Gebiete, wo man schon den eigentlichen In‐
halt der alten Begriffe verloren hatte. Man diskutierte gewissermaßen nur mehr mit Worten, nicht mehr
mit den Vorstellungen." (Lit.: GA 206, S. 30f)
"Ich habe auseinandergesetzt, daß die Christus-Weisheit im Süden ausgerottet worden ist durch die Dog‐
matik, jene Christus-Weisheit, die vorhanden war durch die Gnosis, die ja selbst ausgerottet worden ist;
denn was von der Gnosis geblieben ist, ist eigentlich nur eine ganz unbeträchtliche Summe von Fragmen‐
ten. Die Gnosis war ein Überrest von Urweisheit, der gewonnen war durch atavistisches Wissen über die
geistigen Welten in alten Menschheitstagen. Und diese noch zur Zeit des Mysteriums von Golgatha vor‐
handene und bei den Gnostikern lebende Urweisheit, welche einen Überblick gab - wenn auch mit andern
Namen - über dasjenige, was als Hierarchien der Weltenschöpfung zugrunde liegt, diese Urweisheit war
imstande, sich einen Begriff, eine Idee zu machen von der Bedeutung des Christus. Mit der Gnosis ist
auch die Möglichkeit verschwunden, die Christus-Wesenheit als kosmisches Wesen zu verstehen. An ihre
Stelle ist die Dogmatik getreten, welche einige unverständliche Begriffe - Credo und dergleichen - über
die Christus-Wesenheit fortgepflanzt hat.
Dasjenige, worauf es in den verflossenen Jahrhunderten ankam, ist nicht das Wissen über den Christus
gewesen, sondern die Tatsache, daß der Christus sich nach der Erde gewendet und das Mysterium von
Golgatha vollbracht hat. Ein wirkliches Verständnis der Christus-Wesenheit muß erst wiederum erobert
werden durch die neuere Gnosis, die aber etwas ganz anderes ist als die alte Gnosis, durch die anthropo‐
sophisch geordnete, orientierte Geisteswissenschaft." (Lit.: GA 173, S. 243)
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
"Nun bildete sich dann aus dem Christentum dasjenige heraus, was Sie ja kennen als das Credo, als das
Apostolikum, das dann so im 3., 4. Jahrhundert sich festsetzte und dann auch durch die Konzilien festge‐
setzt worden ist. Wenn man dies studiert, so wie es in der damaligen Zeit war, dann findet man schon her‐
aus: Es ist im Grunde ein Sich-Wehren gegen die Gnosis, ein Ablehnen der Gnosis, weil man den luziferi‐
schen Faktor in der Gnosis verspürte. Die Gnosis neigt zu Luzifer hin, das heißt, zu einem einseitigen spi‐
rituellen Auffassen. Sie kann daher zu dem Vaterprinzip durchaus nicht kommen, kann es nicht ordentlich
würdigen. Das Materielle wird ihr ein zu Verschmähendes, etwas, was sie nicht brauchen kann. Ihr ge‐
genüber muß festgelegt werden: Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen Vater - der erste Teil des
Credos. Gegen die Verachtung des Materiellen ist dieser erste Teil des Credos gefaßt, so gefaßt, daß auch
das Äußerliche, das mit Augen gesehen wird, als ein Göttliches, und gerade ein Göttliches, das aus dem
Vaterprinzip hervorgeht, gefaßt wird.
Das zweite war: gegen die Gnosis festzulegen, daß es nicht bloß einen ätherischen Christus gab in der
Zeit des Mysteriums von Golgatha, sondern daß dieser Christus wirklich verbunden war mit dem Men‐
schen Jesus von Nazareth, nicht vermischt, aber verbunden. Es mußte also auf der einen Seite festgelegt
werden, daß der Christus zusammenhing mit dem Geistigen, und auf der andern Seite, daß der Christus
zusammenhing mit dem Jesus von Nazareth, der natürlichen Entwickelung auf der Erde, und daß, wenn
sich das Leiden, das Sterben, das Auferstehen und alles das vollzogen hat, was noch geschehen wird in
Anlehnung an das Mysterium von Golgatha, daß das nicht etwas ist, woran der Christus nicht teilnimmt,
sondern daß er wirklich im Leibe leidet. Die Gnostiker mußten leugnen, daß der Christus im Leibe gelit‐
ten hat, weil er ja nicht mit dem Leibe verbunden war; es war nur ein Scheinleiden für die Gnostiker, we‐
nigstens für gewisse Gnostiker. - Demgegenüber sollte festgestellt werden, daß der Christus mit dem Leib
wirklich so verbunden war, daß er im Leibe litt. Also all die Ereignisse, die sich auf dem äußeren physi‐
schen Plan vollzogen hatten, sollten verbunden werden mit dem Christus. Daher: Ich glaube an Jesus
Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, geboren aus dem Heiligen Geist und Maria der Jungfrau, der ge‐
litten hat unter Pontius Pilatus, gestorben ist, am dritten Tage auferstanden ist, der in den Himmel aufge‐
fahren - das heißt: wieder geistig geworden - ist, der da sitzet zur Rechten des Vaters, zu richten die Le‐
bendigen und die Toten.
Man kann nun sagen: Am nächsten kamen die Gnostiker noch dem Geiste, der zunächst als ein bloß Spi‐
rituelles anzusehen ist. Aber er ist ein Spirituelles insofern, als er zwar jetzt ein Spirituelles darstellt, aber
sich allmählich verwirklichen muß im menschlichen Zusammenleben in dem sozialen Gebilde, das wäh‐
rend der Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit entsteht, wo der Heilige Geist sich verkörpert, jetzt nicht in einem
einzelnen Menschen, sondern in der ganzen Menschheit, in der Konfiguration der Gesellschaft. Aber er
ist jetzt erst im Anfang. Doch die Gnostiker konnten am ehesten verstehen, daß etwas nur spirituelles Da‐
sein hat, nicht in das Materielle eingreift. Daher lag im Grunde genommen dem Gott der Gnostiker der
Heilige Geist am allernächsten. Dies Christentum aber, das sich auf die Erde versetzen wollte, das nicht
wollte, daß man den Geist verluziferisiert, in ihm nur etwas Spirituelles sieht, dies Christentum mußte
jetzt auch den Glauben an den Geist festlegen als etwas, was mit dem Materiellen zusammenhängt: Ich
glaube an den Heiligen Geist, an die heilige Kirche. - Das ist jetzt im Apostolikum darin, das heißt: die
Kirche als ein großer physischer Leib des Heiligen Geistes. Dieses Christentum durfte auch nicht das Le‐
ben im Geiste als etwas bloß Innerliches betrachten, sondern mußte den Geist äußerlich realisiert haben
durch die Sündenvergebung, indem die Kirche selber das Amt der Sündenvergebung und außerdem die
Lehre von der fleischlichen Auferstehung übernahm: Ich glaube an den Heiligen Geist, an die heilige Kir‐
che, an die Sündenvergebung, an des Fleisches Auferstehung.
"Die Gnosis stellte sich vor, daß ein besonders entwickeltes Menschheitsindividuum, das von der ge‐
schichtlichen Forschung als Jesus von Nazareth bezeichnet wird, eine solche Reife hatte, daß in ihm in ei‐
nem gewissen Zeitpunkte Bedingungen vorhanden waren, daß seine Seele aus der geistigen Welt unmit‐
telbar aufnehmen konnte, was vorher aus der geistigen Welt Menschen nicht unmittelbar haben aufneh‐
men können. Von diesem Zeitpunkte also spricht die Gnosis, in dem sich die Seele eines auserlesenen
Menschen reif fühlen konnte, eine bisher nicht mit der Menschheitsentwickelung verbundene Wesenheit
in sich selber hereinzunehmen, nämlich den Christus. In der Bibel suchte die Gnosis die Darstellung die‐
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
ses Hereinbrechens der Christus- Wesenheit in die Menschheitsentwickelung in jenem Ereignisse — wir
mögen es heute ein symbolisches Ereignis oder wie immer nennen -, das als die Johannes-Taufe im Jor‐
dan auftrat. Durch diese Johannes-Taufe sei mit dem Jesus von Nazareth etwas ganz Besonderes gesche‐
hen [...]
Und was da aufgeht in der Seele des Jesus von Nazareth, was als ein völlig Neues auftritt und als ein In‐
neres in dem Jesus von Nazareth lebt, ein Leben lebt, welches dazu geführt hat, alle Kultur, die davon den
Ausgangspunkt genommen hat, in ein neues Licht zu rücken, das, was ein solches Leben in das Innere
des Jesus von Nazareth bringt, nannte die Gnosis den Christus. Damit war sich die Gnosis aber auch klar,
daß mit diesem Christus, der nicht so ohne weiteres in einem äußeren einzelnen Menschen gesucht wer‐
den kann, sondern in dem, was da in einem äußeren Menschen als ein besonderes Innenwesen noch vor‐
handen war, etwas in die Menschheit als ein neuer Impuls hereingebrochen war, ein Impuls für etwas,
was vorher nie da war, weil eben das, was der Jesus von Nazareth durch die drei Jahre von der Johannes-
Taufe ab in sich trug, vorher mit der menschlichen Entwickelung nicht verbunden war." (Lit.: GA 61, S.
289ff)
"Deshalb ist es für die Menschen so schwierig, sich in die Gedanken der Gnosis hineinzuversetzen. Denn
die Gnosis setzt wahrhaftig alles, was gar nicht irgendwie an das Materielle erinnert, zunächst an den
Ausgangspunkt ihrer Weltbetrachtung. Vielleicht wird sich sogar ein Geist, der so recht in der Gegen‐
wartsbildung drinnensteckt, eines leisen Lächelns nicht enthalten können, wenn ihm im Sinne der Gnosis
zugemutet wird, zu denken, daß die Welt, in der er sich befindet, die er mit seinem Darwinismus so herr‐
lich schön erklärt, daß diese Welt gar nichts zu tun haben soll mit dem, was in Wirklichkeit die Urgründe
unserer Welt darstellt. Eines leisen Lächelns wird sich der heutige Mensch, der in der Gegenwartsbildung
drinnensteckt, wirklich nicht enthalten können, wenn ihm zugemutet wird, zu denken, die Urgründe der
Welt seien bei jenen Weltenwesen, zu denen überhaupt Begriffe zunächst nicht reichen, zu denen nichts
reicht von all dem, was man heute aufwendet zum Weitenverständnis: In dem göttlichen Urvater liegt das,
was der Weltengrund genannt werden kann. Und gleichsam von ihm ausgehend, ihm zur Seite, ist erst
dasjenige, wozu die Seele sich hindurchringen kann, wenn sie abseits aller materialistischen Vorstellun‐
gen ein wenig nur ihr Tiefstes sucht: Schweigen, das unendliche Schweigen, in dem noch nicht Zeit und
Raum ist, sondern nur Schweigsamkeit ist. Zu dem Paar des Urvaters der Welt und des Schweigens, das
noch vor Raum und Zeit ist, schaute der Gnostiker auf, und dann ließ er hervorgehen gleichsam aus der
Vermählung des Urvaters mit dem Schweigen andere — man kann sie ebensogut Welten wie Wesen nen‐
nen. Und aus diesen wieder andere und wieder andere und wieder andere, und so durch dreißig Stufen
hindurch. Und auf der dreißigsten Stufe steht erst das, was unserem Gegenwartssinn vorliegt, und was mit
dem Darwinismus so herrlich nach diesem Gegenwartssinn erklärt wird. Auf der dreißigsten Stufe steht
es erst, eigentlich auf der einunddreißigsten; denn dreißig solche Wesenheiten, die man ebensogut Welten
wie Wesenheiten nennen kann, gehen voran dieser Welt. Äon ist der Ausdruck, den man gewöhnlich an‐
nimmt für diese dreißig unserer Welt vorangehenden Wesenheiten oder Welten.
Man bekommt nur dann eine Vorstellung von dem, was mit dieser Äonenwelt gemeint ist, wenn man sich
klar und deutlich sagt: Nicht nur das, was die Sinne wahrnehmen, was du deine Welt um dich herum
nennst, gehört sozusagen der einunddreißigsten Welt an, sondern auch das, was du aufbringst als physi‐
scher Mensch mit deinen Gedanken als Erklärungen dieser Welt, gehört dieser einunddreißigsten Stufe
an. Es ist ja noch leicht, sich abzufinden mit einer spirituellen Weltanschauung, wenn man sagt: Nun ja,
die äußere Welt ist ja allerdings Maja, aber durch unser Denken dringen wir in die geistige Welt ein —,
und wenn man dann die Hoffnung hat, daß dieses Denken wirklich hinaufkommen kann in die geistigen
Welten. Das war aber nach der Ansicht der Gnostiker nicht der Fall. Dieses Denken gehört zum einund‐
dreißigsten Äon, zur physischen Welt, nach der Ansicht der Gnostiker. So daß zunächst nicht nur der
sinnlich wahrnehmende, sondern auch der denkende Mensch herausversetzt war aus den dreißig Äonen,
die stufenweise aufwärts angeschaut werden können durch die geistige Entwicklung und die in immer
größerer und größerer Vollkommenheit sich darstellen. Man braucht wirklich nur sich einmal hineinzu‐
versetzen in das Lächeln, das einem heutigen, auf der Höhe seiner Zeit stehenden Monisten sich abringt,
wenn man ihm zumutet, zu glauben: Dreißig Welten gehen voran, in denen etwas ganz anderes ist, als du
selbst zu denken vermagst. — Das aber war die Anschauung der Gnostiker.
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
Und dann fragten sie sich: Wie ist es denn eigentlich in dieser Welt?
Wir wollen eine Weile davon absehen, was wir selbst über diese Welt gesagt haben im Sinne des Begin‐
nes des zwanzigsten Jahrhunderts. Das, was ich jetzt sage, soll nicht für uns als irgendeine uns etwa über‐
zeugende Ideenwelt dargestellt werden - in der Anthroposophie des zwanzigsten Jahrhunderts wird selbst‐
verständlich die Gnosis zu überwinden sein —, aber wir wollen uns in diese Gnosis versetzen. Die umlie‐
gende Welt, auch mit dem, was der Mensch über sie denken kann, warum ist sie denn abgeschlossen von
den dreißig Äonen? — Da muß man hinblicken, sagte sich der Gnostiker, auf den untersten, aber noch
rein geistigen Äon. Was ist da vorhanden? Da ist vorhanden die göttliche Sophia, die göttliche Weisheit.
In geistiger Art abstammend durch die 29 Stufen hindurch, zu dem höchsten Äon schaute sie hinauf in‐
nerhalb der geistigen Welt, zu dieser Reihe der geistigen Wesenheiten oder Welten. Aber es wurde ihr ei‐
nes Tages, eines Weltentages, klar, daß sie etwas von sich auszusondern habe, wenn sie den freien Aus‐
blick erhalten wollte in die geistige Welt der Äonen. Und sie sonderte von sich aus dasjenige, was in ihr
vorhanden war als Begierde. Und das, was fortan nicht mehr in ihr vorhanden ist, in dieser göttlichen So‐
phia, in dieser göttlichen Weisheit, das irrt nunmehr herum in der Raumeswelt, das durchdringt alles Wer‐
den der Raumeswelt. Es lebt nicht nur in der Sinneswahrnehmung, es lebt auch im Menschendenken, lebt
da mit der Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt aber doch wie ausgeworfen in die menschlichen See‐
len. Gleichsam als die andere Seite, das Ebenbild, aber als das in die Außenseite geworfene Ebenbild der
göttlichen Sophia lebt die Begierde, die in alles hineingeworfen ist, die Welt durchdringend: Achamod.
Schaust du in deine Welt, ohne dich aufzuschwingen in die geistigen Welten, so schaust du in die begier‐
denerfüllte Welt von Achamod. Weil sie die von Begierden erfüllte Welt ist, deshalb kann sich in ihr zu‐
nächst nicht darstellen, was sich als Ausblick ergibt in die Welt der Äonen.
Weit, weit zurückliegend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der reinen Geistigkeit der Äonen heraus,
dachte sich die Gnosis, was sie nannte den Sohn des Vatergottes, und auch das, was sie nannte den reinen,
Heiligen Geist. So daß wir in ihnen gleichsam eine andere Generationsreihe, eine andere Reihe der Ent‐
wickelung haben als diejenige, die dann zu der göttlichen Sophia geführt hat. Wie sich im physischen Le‐
ben in der Fortpflanzungsströmung die Geschlechter sondern, so sonderte sich einmal im Fortgang der
Äonen, durchaus auf einer Hochstufe der geistigen Welt, eine andere Strömung heraus, die Strömung des
vom Vater stammenden Sohngeistes und des Heiligen Geistes. So daß man fließend hat in der Welt der
Äonen das, was auf der einen Seite zur göttlichen Sophia führte und auf der anderen Seite zum Sohngeist
und Heiligen Geist. Wenn man hinaufgeht durch die Äonen, so begegnet man einmal einem Äon, von
dem abstammt auf der einen Seite die Äonenfolge, die dann zur göttlichen Sophia hinführte, wie auf der
anderen Seite die Äonenfolge, von der abstammen der Gottessohn und der Heilige Geist. Dann kommen
wir hinauf zum Vatergott und dem göttlichen Schweigen.
Dadurch nun, daß die menschliche Seele mit Achamod versetzt ist in die materielle Welt, dadurch lebt in
ihr im Sinne der Gnosis die Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt in ihr vor allen Dingen die Sehnsucht
nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit, von der sie aber durch ihr Erfülltsein mit Acha‐
mod getrennt ist. Dieses Gefühl der Trennung von der göttlichen Äonenwelt, dieses Gefühl, nicht in dem
Göttlich-Geistigen zu sein, das wird nach der Anschauung der Gnostiker als die materielle Welt empfun‐
den. Und abstammend von der göttlich-geistigen Welt, doch verbunden mit Achamod, erscheint der Gno‐
sis das, was man nennen könnte, an die griechische Sprache sich anlehnend, den Weltenbaumeister, den
Demiurgos. Dieser Demiurgos, dieser Weltenbaumeister, ist der eigentliche Durchschöpfer und Durcher‐
halter dessen, was von Achamod und dem Materiellen durchzogen ist. In seine Welt sind einverflochten
die Menschenseelen. Die Menschenseelen sind einverflochten mit ihrer Sehnsucht zunächst nach der
göttlichen Sophia, und in der Welt der Äonen erscheint rein göttlich- geistig, wie in der Ferne, der Gottes‐
sohn und der Heilige Geist, aber nur für den, der — im Sinne der Gnosis — sich erhebt über all das, in
das hinein Achamod, die im Raume schweifende Begierde, einverleibt ist.
Warum ist in den Seelen, die in die Welt der Achamod versetzt sind, doch die Sehnsucht? Warum fühlen
sie nach der Trennung von der göttlich-geistigen Welt die Sehnsucht nach der göttlichgeistigen Welt?
Auch diese Frage legte sich die Gnosis vor, und sie sagte: Achamod ist herausgeworfen aus der göttlichen
Weisheit, der göttlichen Sophia; aber bevor sie diese völlig materielle Welt wurde, in der der Mensch jetzt
lebt, kam ihr wie eine kurze Überstrahlung ein Licht von dem Gottessohn, das gleich wieder verschwand.
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
Das ist ein wichtiger Begriff der Gnostiker, daß Achamod, wie sie in den Menschenseelen lebt, ansichtig
wurde in urferner Vergangenheit des Gotteslichtes, das ihr nur gleich wiederum entschwunden war. Aber
die Erinnerung lebt jetzt in der Menschenseele, wie sehr sie auch verstrickt sein kann in die materielle
Welt. In der Welt der Achamod lebe ich — so hätte eine solche Seele sagen können — in der materiellen
Welt. Mit einer Hülle bin ich umgeben, die dieser materiellen Welt entnommen ist. Aber indem ich mich
in mich versenke, lebt in mir eine Erinnerung auf. Das, was mich gefesselt hält an die materielle Welt,
sehnt sich nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit, weil das Wesen Achamod, das in mir
lebt, einstmals überleuchtet worden ist von dem Gottessohn, der in der Welt der Äonen lebt. — Man ma‐
che sich diese Verfassung einer Seele, die sozusagen eine Schülerseele der Gnostiker war, einmal klar.
Solche Seelen lebten; sie sind nicht eine hypothetische Konstruktion, sie lebten. Und die verständig
schauenden Geschichtsforscher werden durch äußere Dokumente darauf kommen, daß zahlreiche solche
Seelen gelebt haben in jener Zeit, von der wir eben sprechen." (Lit.: GA 149, S. 18ff)
"Man ist ein Gnostiker, wenn man daraufhin gestimmt ist, durch gewisse in der Seele selbst liegende Er‐
kenntniskräfte, nicht durch die Sinne oder dergleichen, die Dinge der Welt kennenzulernen. Man kann ein
Gnostiker sein und zum Beispiel eine gewisse Neigung haben, sich bescheinen zu lassen von dem Geis‐
tes-Tierkreisbilde, das wir hier als Spiritualismus bezeichnet haben. Dann wird man in seiner Gnostik tief
hineinleuchten können in die Zusammenhänge der geistigen Welten.
Man kann aber auch zum Beispiel ein Gnostiker des Idealismus sein; dann wird man eine besondere Ver‐
anlagung haben, die Ideale der Menschheit und die Ideen der Welt klar zu sehen. Der Unterschied ist ja
vorhanden zwischen dem einen und dem anderen Mensehen auch in bezug auf den Idealismus, den die
beiden Menschen haben können. So ist der eine ein idealistischer Schwärmer, der immer davon redet, daß
er Idealist ist, der nur immer das Wort Ideal, Ideal, Ideal im Munde führt, aber nicht viele Ideale kennt,
der nicht die Fähigkeit hat, in scharfen Konturen und mit innerlichem Schauen wirklich die Ideale vor
seine Seele zu rufen. Ein solcher unterscheidet sich dann von dem anderen, der nicht nur von Idealen re‐
det, sondern die Ideale in seiner Seele so zu zeichnen weiß wie ein scharf hingemaltes Bild. Der letztere,
der den Idealismus ganz konkret innerlich ergreift, so intensiv ergreift, wie man mit der Hand äußere
Dinge ergreift, der ist auf dem Gebiete des Idealismus ein Gnostiker. Man könnte auch so sagen: Er ist
überhaupt ein Gnostiker, aber er läßt sich insbesondere von dem Geistes-Tierkreisbilde des Idealismus
bescheinen.
Es gibt Menschen, welche sich besonders stark bescheinen lassen von dem Weltanschauungsbilde des
Realismus, die aber so durch die Welt gehen, daß sie durch die ganze Art, wie sie die Welt empfinden,
wie sie der Welt gegenübertreten, den andern Menschen viel, viel sagen können von dieser Welt. Sie sind
weder Idealisten noch Spirituaüsten; sie sind ganz gewöhnliche Realisten. Sie sind imstande, wirklich
fein zu empfinden, was in der äußeren Realität um sie herum ist, sie sind fein empfänglich für die Eigen‐
tümlichkeiten der Dinge. Sie sind Gnostiker, richtige Gnostiker; nur sind sie Gnostiker des Realismus.
Solche Gnostiker des Realismus gibt es, und manchmal sind Spirituaüsten oder Idealisten gar nicht Gnos‐
tiker des Realismus. Wir können sogar finden, daß Leute, die sich gute Theosophen nennen, durch eine
Bildergalerie durchgehen und gar nichts zu sagen haben über die Bilder, während andere, die gar nicht
Theosophen sind, die aber Gnostiker des Realismus sind, unendlich Bedeutungsvolles dadurch zu sagen
wissen, daß sie mit ihrer ganzen Persönlichkeit in Berührung sind mit der ganzen Realität der Dinge.
Oder wie viele Theosophen gehen hinaus in die Natur und wissen gar nicht das ganz Erhabene und Große
der Natur mit der ganzen Seele aufzufassen: sie sind nicht Gnostiker des Realismus. Es gibt Gnostiker
des Realismus.
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11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
Es gibt auch Gnostiker des Materialismus. Das sind allerdings sonderbare Gnostiker. Aber ganz in dem
Sinne, wie man Gnostiker des Realismus ist, kann man Gnostiker des Materialismus sein; aber es sind das
Menschen, die nur Sinn und Gefühl und Empfinden haben für alles Stoffliche, die das Stoffliche durch
die unmittelbare Berührung kennenzulernen suchen, wie der Hund, der die Stoffe beriecht und dadurch
intim kennenlernt und der eigentlich in bezug auf die materiellen Dinge ein ausgezeichneter Gnostiker ist.
Man kann Gnostiker sein für alle zwölf Weltanschauungsbilder. Das heißt, wenn wir die Gnosis richtig
hineinstellen wollen, müssen wir es so machen, daß wir einen Kreis zeichnen und daß uns der ganze
Kreis bedeutet: Die Gnosis kann herumwandeln durch alle zwölf Weltanschauungsbilder. Wie ein Planet
die zwölf Tierkreisbilder durchwandelt, so kann die Gnosis alle zwölf Weltanschauungsbilder
durchwandeln.
Allerdings wird die Gnosis die größten Dienste für das Heil der Seelen dann leisten, wenn die gnostische
Stimmung angewendet wird für den Spiritualismus. Man könnte sagen: Die Gnosis ist im Spiritualismus
so recht zu Hause. Sie ist da in «ihrem» Hause. Sie ist außer ihrem Hause in den anderen Weltanschau‐
ungsbildern. Logisch hat man nicht die Berechtigung zu sagen, es könnte keine materialistische Gnostik
geben. Die Pedanten der Begriffe und Ideen werden mit solchen Dingen leichter fertig als die gesunden
Logiker, die es etwas komplizierter haben. Man könnte zum Beispiel sagen: Ich will nichts anderes Gno‐
sis nennen, als was in den Geist eindringt. Das ist eine willkürliche Begriffsbestimmung, ist ebenso will‐
kürlich, wie wenn jemand sagen würde: Veilchen habe ich bis jetzt nur in Österreich gesehen, also nenne
ich Veilchen nur das, was in Österreich wächst und die Veilchenfarbe hat, anderes nicht. Logisch ist es
ebenso unmöglich zu sagen, Gnosis gebe es nur im Weltanschauungsbilde des Spiritualismus; denn Gno‐
sis ist ein «Planet», der die Geistes-Sternbilder durchläuft." (Lit.: GA 151, S. 49ff)
Siehe auch
Gnosis (Neuropsychologie), die Fähigkeit, die Bedeutung sensorischer Reize zu erkennen und ihre
https://anthrowiki.at/Gnosis 26/29
11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
Literatur
Eugen Heinrich Schmitt: Die Gnosis. Grundlagen der Weltanschauung einer edleren Kultur., Band 1: Die
Gnosis des Altertums, Band 2: Die Gnosis des Mittelalters und der Neuzeit, Diederichs, Leipzig 1903
Band 1 Band 2
Neuauflage: Eugen Heinrich Schmitt: Die Gnosis: Grundlagen der Weltanschauung einer edleren
Kultur, Nabu Press 2011, ISBN 978-1247806891; eBook, Verlag Heliakon 2018, ASIN
B07BJBSRLG
Erich Bischoff: Im Reiche der Gnosis, Leipzig 1906 archive.org
Hans Jonas: Gnosis uns spätantiker Geist I. Die mythologische Gnosis, Vandenhoeck u. Ruprecht,
Göttingen 1934, 1964, 1988 ISBN 978-3525531235
Hans Jonas, Kurt Rudolph (Hrsg.): Gnosis und spätantiker Geist II. Von der Mythologie zur mystischen
Philosophie, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 978-3-525-53841-8
Hans Jonas: Gnosis: Die Botschaft des fremden Gottes, Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag 2008,
ISBN 978-3458720089
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Hans Leisegang: Die Gnosis. A. Kröner, Leipzig 1924. 2. Auflage 1936. 5. Auflage, Kröner, Stuttgart
1985. ISBN 3-520-03205-8
Kurt Rudolph: Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion, Vandenhoeck & Ruprecht,
Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
Johanna Brankaer: Die Gnosis. Texte und Kommentar, Marix Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-
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Christoph Markschies: Gnosis und Christentum, Berlin University Press ein Imprint von Verlagshaus
Römerweg 2009, ISBN 978-3940432612
Christoph Markschies: Die Gnosis, Verlag C.H.Beck 2010, ISBN 978-3406447730
Christoph Markschies: Das antike Christentum: Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen, Verlag
C.H.Beck 2006, ISBN 978-3406541087
Konrad Dietzfelbringer: Erlösung durch Erkenntnis - Die Gnosis, Königsdorfer-Verlag, Königsdorf 2008,
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Karl Reinhold Köstlin: Das gnostische System des Buches Pistis Sophia. Tübingen 1854. In:
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Unbekanntes altgnostisches Werk, Leipzig 1905. 4., um d. Vorw. erw. Auflage, Berlin 1981 (Koptisch-
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G.R.S. Mead: Pistis Sophia, a Gnostic gospel (with extracts from the books of the Saviour appended)
originally tr. from Greek into Coptic and now for the first time Englished from Schwartze's Latin version
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Mead ... Published 1896 by The Theosophical publishing society [etc., etc.] in London, New York.
Englische Erstausgabe.
G. R. S. Mead: Pistis Sophia : a Gnostic miscellany : being for the most part extracts from the books of
the Saviour, to which are added excerpts from a cognate literature ; englished (with an introduction and
annotated bibliography), Watkins, London 1921.
https://anthrowiki.at/Gnosis 27/29
11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
G. R. S. Mead: Fragments of a faith forgotten, Theosophical Publishing Society, London und Benares
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Klaus J. Bracker, Jahve – Gott der Genesis in Gnosis und Esoterik - Aufsatz in: Novalis 7/8.1998
Richard Geisen: Anthroposophie und Gnostizismus, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn - Münschen
- Wien - Zürich 1992, 1998, ISBN 978-3506762726 online
Rudolf Steiner: Anthroposophische Leitsätze, GA 26 (1998), ISBN 3-7274-0260-1 pdf pdf(2) html mobi
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Rudolf Steiner: Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung, GA 61 (1983), ISBN 3-7274-0610-
0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Damit der Mensch ganz Mensch werde, GA 82 (1994), ISBN 3-7274-0820-0 pdf pdf(2)
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Rudolf Steiner: Das Johannes-Evangelium, GA 103 (1995), ISBN 3-7274-1030-2 pdf pdf(2) html mobi
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Rudolf Steiner: Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral, GA 149 (2004),
ISBN 3-7274-1490-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Der menschliche und der kosmische Gedanke, GA 151 (1990), ISBN 3-7274-1510-X pdf
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Rudolf Steiner: Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte, GA 122 (1984), ISBN 3-7274-
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Rudolf Steiner: Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls, GA 165 (1981),
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Rudolf Steiner: Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil, GA
173 (1978), ISBN 3-7274-1730-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha, GA 175 (1996), ISBN 3-
7274-1750-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Wie kann die Menschheit den Christus wiederfinden?, GA 187 (1995), ISBN 3-7274-
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Rudolf Steiner: Weltsilvester und Neujahrsgedanken, GA 195 (1986), ISBN 3-7274-1950-4 pdf pdf(2)
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Rudolf Steiner: Perspektiven der Menschheitsentwickelung, GA 204 (1979), ISBN 3-7274-2040-5 pdf
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Rudolf Steiner: Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Zweiter Teil, GA 206 (1991), ISBN 3-
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Rudolf Steiner: Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich
betrachtet., GA 225 (1990), ISBN 3-7274-2252-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English:
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Rudolf Steiner: Initiations-Erkenntnis, GA 227 (2000), ISBN 3-7274-2271-8 pdf pdf(2) html mobi epub
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Rudolf Steiner: Mysteriengestaltungen, GA 232 (1998), ISBN 3-7274-2321-8 pdf pdf(2) html mobi epub
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Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Fünfter Band, GA 239 (1985),
ISBN 3-7274-2390-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Der pädagogische Wert der Menschenerkenntnis und der Kulturwert der Pädagogik, GA
310 (1989), ISBN 3-7274-3100-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, I, GA 342 (1993), ISBN 3-7274-
3420-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II, GA 343a (1993), ISBN 3-7274-
3430-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen
GA 343bpdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf
Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: [email protected] URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement):
steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich
https://anthrowiki.at/Gnosis 28/29
11.05.25, 16:45 Gnosis – AnthroWiki
kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online
verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie
unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Weblinks
Die Bibel der Häretiker. Die gnostischen Schriften aus Nag Hammadi - Erste deutsche
Gesamtübersetzung (Gerd Lüdemann, Martina Janßen).
Die gnostischen Schriften (Gerd Albrecht)
Bibliothek der Kirchenväter - eine Auswahl patristischer Werke in deutscher Übersetzung
The Gnosis Archive - Archiv mit vielen gnostischen Texten in englischer Übersetzung
Einzelnachweise
1. γνωναι τα μυστηρια της βασιλειας των ουρανων gnonai ta mysteria tes basileias ton ouranon „zu
wissen (erkennen) die Mysterien der Königreiche des Himmels“
2. Vgl. Platon, Phaidon
3. Vgl. Mt 5,8
4. Vgl. 1 Kor 13,12
5. Vgl. 1 Thess 4,17
6. Vgl. Strom. II 48,1
7. Vgl. Strom. VII 20,2
8. Vgl. Strom. VII 46,3
9. § 57, 3 f. (bis hierher) ist Sacra Par. 268 Holl.
10. Vgl. Strom. IV 53,1
11. Vgl. Lk 20,36
12. Vgl. Strom. V 106,2-4; Exc. ex Theod. 63,1
13. Vgl. Joh 14,2
14. Vgl. Strom. I 163,6
15. Steiner zitiert nach Otto Willmann: Geschichte des Idealismus, Band 2, Seite 142 [1]
16. Nach heute weit verbreiteter Meinung stammt der Brief nicht von Paulus selbst, sondern vermutlich von
einem seiner Schüler; vgl dazu:
Jürgen Roloff, Der erste Brief an Timotheus (EKK Bd. XV, hrsg. v. Hans-Josef Klauck, François Bovon
et al.), Benziger: Zürich 1988, S. 23-28.
17. 1 Kor 8,1
18. Leisegang, S 20-24
19. zit. nach: Rudolph, S 65f
20. vgl. Rudolph, S 284f
21. vgl. Rudolph, S 229f und Brankaer, S 108ff
22. vgl. Rudolph, S 76ff
https://anthrowiki.at/Gnosis 29/29