The Orthodox Church Timothy Ware PDF Download
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The Orthodox Church Of Ethiopia A History John Binns
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Gurke wieder Gurken, aus der Schachtelmuschel Muscheln ergab.
Aber wenn nun auch da die Symbiose einen letzten Trumpf spielte?
Unsere symbiontischen Bernhardiner erzeugen aus ihren Eiern
ebenfalls brav Jungkrebse und die Polypen Schwimmjunge oder doch
abgelöste Geschlechtsquallen, aus denen wieder Polypensaat
hervorgeht. Aber weshalb sollte die fortschreitende Symbiose nicht
zustande bringen, was eigentlich bereits in den Abenteuern des
Bitterlings nahe lag: daß das Polypenjunge sich etwa schon an das
Jungkrebschen klammerte, um gleich zur Stelle zu sein, wie
Swinegel im Märchen, der „auch schon da“ war; oder daß gar die
Eier der beiden in Konnex träten? Auf diesem Wege würde die neue
Einheit sich selbst in der Fortpflanzung zu schließen beginnen! Mag
das in unserm Beispiel einstweilen bloß Phantasie sein, die wie mit
einem Nebelbilderapparat das alte Bild zu einem neuen, noch
kühneren verschwimmen läßt: wir stehen in Wahrheit damit nur bei
der w i r k l i c h e n Fortsetzung, die einst bei jener Begründung des
Symbiosebegriffs durch de Bary geradezu bereits die e r s t e
geschichtliche Voraussetzung gebildet hatte. Wir berühren nämlich
das große Grundbeispiel der Symbiose aus der Pflanzenwelt: die
Flechte.
Jeder kennt sie. In der Granitregion unseres Riesengebirges ist
der Wanderer stundenlang schon mit ihr allein, wie sie als gelbe
Krustenflechte den Stein bemalt; hier erscheint sie wirklich wie eine
Urform des Lebens, die zuerst den ungefügen Fels benagt und
anschmilzt, letzter Grundtyp aller Urbarmachung dieser Erde. Als
grauer Rübezahlbart hängt sie dann von den Wetterfichten, sie färbt,
wie den nackten Stein, so auch die trockenste Baumrinde, kriecht in
scheinbarem Blatt- und Strauchwerk oder verkrumpelten
Gallerthäufchen am Boden dahin; sie nährt als Renntierflechte in
letzter dürrer Wiese noch das Polartier und macht damit seine Breite
auch dem Menschen noch bewohnbar. Kaum ein Naturgebild von
den kleinen der Erdlandschaft, das sich so fest, so allgegenwärtig
uns von früh an einprägte. Hören wir aber (im engen Anschluß
zunächst an de Barys erste Darlegung selbst), als was sich dem
Botaniker solche Flechte entpuppen mußte. Von den mehrtausend
Arten der Flechten, Lichenen, wie das botanische Fremdwort sagt,
lernte man lange in der Schule, daß sie eine besondere
Kryptogamengruppe bildeten, die mit den Pilzen in der Fortpflanzung
übereinstimmte, aber etwas besäße, das sonst den Pilzen absolut
fremd ist. Der Pilz wird zwar zu den Pflanzen gezählt, hat aber kein
Chlorophyll, also nicht den bekannten wunderbaren „Kochtopf“ der
grünen Pflanze, mit dem sie im Licht aus anorganischem Stoff
Lebenssubstanz kocht; er kann nur wie das Tier von schon
vorgebildeter Substanz solcher Art leben, die er für gewöhnlich am
Lebendigen und Toten zweiter Hand schmarotzernd sich verschaffen
muß. In diesen Flechtenpilzen aber lagen außerdem stets
chlorophyllführende Zellmassen, die jene Kunst besaßen und übten.
Man fand im Flechtenkörper, dem „Thallus“, wie man das nennt,
stets zunächst verflochtene Zellreihen (Fäden, Hyphen), die
Sporenfrüchte mit keimfähigen Sporen nach Pilzart trugen. Das
waren offenbar echte Pilze, der bei uns gangbaren Form nach
Schlauchpilze, also vom Morchel- oder Trüffelstamm. Aber was
bedeuteten die chlorophyllhaltigen lebendigen Einlagen? Man nannte
sie hergebracht die „Gonidien“ der Flechte, nahm sie aber als
Organe des Pilzes, die in diesem Falle grünen Algen ähnelten (Abb.
12). „Flechte“ war also ein algennaher, mit einer Art Metamorphose
seines Wachstums in Algentyp übergehender Pilz, bei dem die
Gonidien anscheinend als kleine Zweiglein aus den Pilzfäden selber
hervorwuchsen. Doch schien die Fortpflanzung dunkel zu bleiben,
die aus isolierten Sporen nur reine, stets rasch vergängliche Pilze
ergab, während in andern Fällen die Gonidien wie durch Hexerei
hineingezaubert schienen. So sprach „auf Grund dieser und ähnlicher
Bedenken“ de Bary 1866 aus, wenigstens e i n i g e Flechten möchten
aus einer Vereinigung eines jedesmal bestimmten Pilzes mit einer
echten Alge hervorgehen. Und das dehnte dann Schwendener,
nachdem man die Gonidien allenthalben mit auch selbständig
vorkommenden Algen zu identifizieren begonnen, auf sämtliche
Flechten aus und entwickelte es zur festen Theorie, worauf es Reeß
und dem hochverdienten Stahl gelang, durch Vereinigung solcher
bestimmten, selbständig wachsenden Algen mit den geeigneten
Pilzen einen Flechtenthallus absichtlich zustande zu bringen, also die
Probe auf das Exempel zu geben. De Bary aber begründete, wie
erzählt, mit dem ganzen enträtselten Sachverhalt die umfassende
neue Lehre von der Macht der Symbiose, die hier einen
chlorophyllosen Pilz mit einer chlorophyllführenden Alge buchstäblich
bis zur äußeren Unkenntlichkeit zu einer neuen
Genossenschaftseinheit verschweiße. Denn daß auch hier eine
gegenseitige Hilfe in glücklichstem Ausgleich vorliege, wurde schon
de Bary selbst als eigentlichste Erklärung wahrscheinlich, und die
Folge hat es auch nur bis zum äußersten bestätigen können.
Abb. 12. stark
vergrößerter Querschnitt
durch einen
Flechtenkörper mit den in
dem Pilzgeflecht
eingelagerten zahlreichen
kugeligen Algen.
Die in den Pilz mehr oder minder wie eine oberflächliche
Stickerei eingewebte grüne Alge kocht in ihrer Chlorophyllküche mit
Lichtheizung nicht nur Lebensnahrung für sich, sondern sie erzeugt
auch in der Fülle der Kraft Überschuß genug, den hungrigen Pilz
mitzunähren, friedlich, ganz im Sinne des früher Gesagten, ohne daß
er selber an ihr fressen muß. Der Pilz aber, der gewissermaßen hier
die Alge als Kochtopf auf seinen Händen sich vorhält, wie oben die
kleine Korallenriffkrabbe ihren Seerosen-Revolver, tut ihr dafür den
Gegendienst des umsichtigen Gärtners, der sein Bäumchen hegt,
daß es für ihn fruchte, — selbst kann er nicht an seine innere Kraft,
wie ein Glückswunder auch für sich muß er sie hinnehmen, wohl
aber darf er der Wurzel den besten Stand geben, den Boden düngen
und wässern, damit die Frucht so reichlich werde, daß er selber ohne
Schaden der Pflanze davon mitleben kann; so saugt auch der Pilz
der Flechte Wasser samt den darin enthaltenen Mineralsalzen und
leitet sie der Küche als Betriebsstoff zu, er kondensiert das Wölkchen
noch am unfruchtbarsten Fels und Holz, und er gräbt selbst im
härtesten Granit mit eigener ätzender Säure immer wieder ein
Töpfchen gleichsam aus, in dem das Ganze zwischen Himmel und
Abgrund haften mag. Daß solche genossenschaftliche Fabrik, wo die
eine Partei, noch an den nacktesten Prometheusfelsen gekettet, aus
Licht und Luft süße Speise zu bereiten versteht und die andere dafür
alle grobe Handlangerarbeit versieht, noch ausdauern kann, wo
sonst Alge wie Pilz allein, ja jegliches bekannte Leben erlahmen
müßte, begreift man, — bewundernd aber sieht man dabei auf die
Symbiose hier als eine Mehrerin nicht bloß des Einzelraumes einer
Art, sondern des ganzen Lebens auf Erden, während man zugleich
auch an eine gewisse geschichtliche Verkettung denkt, die wohl
gerade in dieser Pilzsymbiose stecken könnte. Denn der Pilz, heute
von der eigenen elementaren Bereitung des pflanzlichen
Lebensbrotes abgeschnitten, ist, so darf man vermuten, selber doch
wohl ursprünglich nur ein verlorener Sohn der Pflanzenwelt
gewesen, ein abgelenkter Zweig etwa der Algen selber, der diese
Gabe nachträglich verloren hatte, weil er sich gewöhnt, in der
lichtfernen Bodentiefe dem Abhub des Lebenstisches der andern bei
Tod und Verwesung nachzugehen. Aus dieser Tiefe ist er aber dann
doch wieder vielfältig als ein schlimmer Fresser und Parasit auch am
wirklich Lebendigen erstanden. Bis in solcher Symbiosenform
abermals eine Art neuen Ausgleichs auch für ihn eintrat, bei dem er
friedlich von oben das verlorene Brot wiederbekam, dafür aber jetzt
seine als Bergmann und Schatzspürer in der Tiefe erworbene Kraft in
den Dienst dessen stellte, der ihm dieses Brot gab, — womit auf
weitem Umweg der Natur etwas geschaffen war, das auch im ganzen
da oben im Licht eine glückliche Neuerung und Erweiterung
darstellte.
Nun aber sollte es noch etwas sein, auf das ebenfalls bereits de
Bary selbst hinweisen konnte. Grüne Einzelalgen sitzen auch auf
dem Lande schon in Menge an Bäumen und Felsen allein, brauchen
nicht allzuviel Feuchte und fliegen in ihrem eingetrockneten und
abgeblätterten Zellenmaterial weit mit dem Winde umher. Ebenso
aber fliegen Pilzsporen herum, der alte Kerner hat seinerzeit
unübertrefflich geschildert, wie man beider Schwärmerei sozusagen
an aufgestellten Leimruten nachweisen kann, — einfach, daß sie also
gelegentlich sich immer wieder auch einten und die Flechte
erzeugten, wobei gewisse Pilzarten (wie gesagt, bei uns regelmäßig
nur Schlauchpilze, in den Tropen aber wohl auch einmal ein
Ständerpilz von der entfernten Champignonverwandtschaft) nur
recht gediehen, wenn sie mit gewissen schon in altem Erbe
prädisponierten Algen so zusammenträfen, während die Algen sich
wahlloser gäben, aber in bestimmten Arten schließlich doch auch des
Pilzes nicht mehr ganz entbehren möchten. Wo solches
zusammenbestimmte Flechtenvolk von heute dann bereits in
Kolonien beisammen sitzt, da wird ja durch Abstäuben grade dieser
Pilzsporen und Abschilfern dieser Algenzellchen auch der engere
Bund immer wieder erleichtert werden. Und doch ist auch das noch
nicht das Ganze. Grade der letzteren Hilfe hat sich erst das
vollkommenste Symbiosenwunder diesmal angeschlossen. Wo Alge
und Pilz sich glücklich in bestimmter Art zusammengefunden haben,
wo sie in der Reife der Kraft lange schon genossenschaftlich
gewirtschaftet haben: da endlich gelingt es ihnen, i h r e
Fortpflanzung wirklich z u s a m m e n z u l e g e n. Sie
bringen sogenannte Soredien hervor. Soredon bedeutet im
Griechischen etwas Gehäuftes. Nicht das einfache Häufchen ist aber
hier das Bezeichnende, sondern entsprechend der Symbiose das
Zusammengehäufte, aus zwei Parteien zu gemeinsamem Zweck
Ineinandergehäufte. Aus der Oberfläche der Flechte erwachsen, oft
in besonderen Gärtchen, winzige Körperchen, ebenso lösbar und
vom Winde verführbar wie der gewöhnliche Pilzstaub oder
Algenschorf. Aber diese Soredien sind diesmal nicht bloß Pilz oder
Alge. Sie sind schon saatreife junge Neuflechten:
Genossenschaftsableger. In jedem sitzt eine gewisse kleine Zellprobe
Alge, umsponnen von einem Fadenteil Pilz. Die Flechte, zum
Zweiseelenwesen geworden, entsendet ein siamesisches
Zwillingspaar. Zwar ist’s auch in der geschicktesten Variante noch
keine eigentliche Ei-Verschmelzung, sondern hat stets mehr vom
doppelten Ablegerzwilling, aber wer will auf dieser Stufe des
Liebeslebens das noch so scharf trennen! Grundlegend ist vom
Wesen aller Fortpflanzung aus jedenfalls, daß auch hier schon der
Z u f a l l der nachträglichen Begegnung a u s g e s c h a l t e t wird: die
Soredien m ü s s e n wieder neue Flechten der betreffenden Art
erzeugen, wie nur irgend eine Froschart Frösche, eine Käferart Käfer
ihrer Art erzeugt. Und so wäre auch unser kühnstes Phantasiebild
hier erfüllt...
Die Entlarvung der Flechte als eines im Kleinleben der Natur
gradezu allgegenwärtigen Symbiosefalls war aber kaum erfolgt, als
sich an sie eine noch viel umfassendere Entdeckung anschließen
sollte. Alge wie Pilz sind an sich Niederformen der Pflanzenreihe, wie
sie trotz ihrer Allverbreitung doch auch in unserm Wald- und
Gebirgsbilde gleichsam nur eine Deckfarbe bilden. Da aber traten mit
Mitte der 80er Jahre abermals deutsche Botaniker (zuerst Frank,
nachher auch wieder besonders Stahl) mit der überraschenden
Erklärung hervor, daß auch der ganze obere Grundstamm unseres
heimischen Vegetationsbildes, der Wald mit all seinen Eichen,
Buchen, Birken, Kiefern, Tannen, Fichten und seinem ganzen
Strauchwerk an Preiseln, Ginster und so fort bis in den unendlichen
Teppich der Heidekräuter hinaus und im Hochgebirge bis in den
obersten Ring der Alpenrosen hinauf nichts anderes darstelle als
eine einzige unfaßbar ungeheure Symbiose mit einer dämonisch
unsichtbaren Unterweltsmacht. Das wunderbare Problem der
„Mykorrhiza“ war es, das hier aufdämmerte.
Der Ausdruck, von Frank eingeführt, bedeutet griechisch
Pilzwurzel. Das Entscheidende liegt aber auch hier wieder in der
symbiontischen Doppelbeziehung Pilz und Wurzel. Bei all diesen
landschaftsbestimmenden Holzgewächsen unserer Forste und
Heiden treffen die unterirdisch wühlenden feinen Saugwurzeln in der
Heide- und Dammerde auf allenthalben dort wucherndes und aus
Sporenkeimen immer wieder reichlich nacherzeugtes Tiefengeflecht
(sogenanntes Myzel) von Pilzen. Dabei umspinnt dieses Pilzmyzel
aber die Wurzeln mehr oder minder dicht, dringt bisweilen bis ins
Innere selbst vor oder umkleidet sie doch mit einem so
vollkommenen Mantel, daß sie selber, von Wasser und Mineralsalzen
abgeschnitten, elend mit ihrem ganzen aufruhenden Walde und
Heidekraut vergehen müßten, wenn nicht eben wundersamerweise
die Pilze selber einträten, von sich aus den Boden weithin in der
findigsten Weise bearbeiteten, durchstöberten, auslaugten und
kanalisierten und das Ergebnis ihrer eigenen Bergmannsarbeit den
fremden Wurzeln ausgiebig zuführten. Auf den ersten Anblick könnte
man versucht sein, hier bloß einen Glückszufall der Natur zu sehen:
genötigt, in den allenthalben dick infizierten Pilzboden zu gehen und
dem Umsponnenwerden hilflos preisgegeben wie eine Fliege im
Netz, kämen die Wurzeln durch irgendeine Durchlässigkeit der
strotzenden Pilzfäden grade noch mit einem blauen Auge davon. Die
Sache liegt aber auch diesmal entschieden tiefer und läuft auf die
kolossalste Symbiose der Natur hinaus. Alle jene Wurzeln
verkümmern heute ohne Pilz. Deswegen kann man Eriken, Azaleen,
junge Tannen und Lärchen, wie jedem Gärtner bekannt, nicht in
reiner Gartenerde, die keine Wald- oder Heidepilze enthält, ziehen.
Der Pilz ersetzt offenbar der Wurzel nicht bloß, was er ihr nimmt,
sondern er hat von je selbständig zugegeben und die Pflanze hat
sich gewöhnt, ihn als unentbehrlich zu betrachten. Der
einleuchtendsten Erklärung nach handelt es sich bei all diesen
Bäumen und Sträuchern um von Natur mäßige Wassersauger, die
aus eigener Kraft auf schlechtem Boden oder bei starker Konkurrenz
stets versagt hätten, der Pilz aber pumpt ihnen erst die volle
Bodennutzung zu. Erst durch ihn, den geschickten Gnomen der
Tiefe, ballt sich der schöne Wald da oben auf, prangt die Heide in
ihrem Purpur, wirft sich die Matte in Alpenrosenglut. Warum aber
leistet er der fremden Wurzel, die in gewissem Sinn auch seine
Konkurrentin ist, diesen Dienst? Nun eben, weil auch hier Symbiose
mit Gegengeschenk wirkt, eine ganz ähnliche wie in der Flechte, —
ob nun dort nur ein paar grüne Algenzellen auf dem Pilz ruhen oder
hier ein ganzer tausendjähriger Eichbaum: der Pilz kann selber aus
den Elementarstoffen wieder keine Nährsubstanz kochen, denn ihm
fehlt das grüne Pflanzenblatt oben im Licht. Baum und Heidekraut
aber vermögen es, und was sie oben so fabriziert, dessen strömt der
Überschuß jetzt unten aus der Wurzel wieder dem offen
angeschlossenen Pilz selber zu. Und so waltet auch hier der große
Vertrag: er reichert die Küche von unten an und teilt dafür den
fertigen Mittagstisch.
Wenige, die durch den würzigen Buchen- und Tannenduft
wandern, mögen ahnen, was für dunkle Wege die Natur erst hat
abschreiten müssen, um diesen lichten Naturzauber zu ermöglichen.
Man denke sich aber Wald und Heide auch nur aus unserm
deutschen Heimatbild fort und man begreift, daß Symbiose kein
verlorener Einzelfall und auch nicht bloß eine Gebietserweiterung ist:
sie ist eine Grunderscheinung des irdischen Lebens, an seinem Kern
und Herzen allerorten in Kraft. Wobei es einen hübschen Einklang
noch geben mag, daß man Mykorrhizabildung (die grade auch
unserm lebenden Bärlapp nicht fremd ist) bereits an den
urweltlichen Wäldern der Steinkohlenzeit nachgewiesen haben will.
Während man zugleich auch hier wieder im Sinne des oben
angeschlagenen Gedankens den Pilz ahnt, der sich aus seinem
Tartarus erneut zum Licht gefunden; diesmal hat er es, ohne den
Tiefengrund selber zu verlassen, aber gerade so doch erst in der
allerwirksamsten Weise, die uns statt des Bildes vom verlorenen
Sohn fast den Satz wagen läßt, daß durch seine Existenz das
Pflanzenwesen als Ganzes gleichsam in zwei vollkommene
Anpassungsformen auseinandergespalten sei: die eine nach oben für
das Licht und die andere ebenso denkbar gut für die Unterwelt —
und daß die Symbiose das dann wieder zu einem ergänzenden
Überorganismus zusammengeschmiedet hat, mit Meile um Meile
Wald und Heide als Lichtorgan und entsprechend mitlaufendem
Pilzgeflecht als der wahren Wurzel dazu.
Hinsichtlich der Fortpflanzung ergreift die Mykorrhiza zwar
sogleich die ersten Seitenwürzelchen des höheren Pflanzenkeims,
geht aber im Walde für gewöhnlich noch nicht an den Samen selbst,
ein so enger Anschluß war hier wohl nicht nötig, da ja jeder
Waldhumus von Pilzen ohnehin wimmelt und auf die engere Art
diesmal noch weniger anzukommen scheint; immerhin bemerkt man
z. B. bei den auch hier anschließenden Orchideen bereits eine
Pilzinfizierung des Samenkorns im Boden als notwendige
Voraussetzung, wenn es überhaupt keimen soll, der Weg lag also
auch klar offen. Auf der andern Seite kommen natürlich bei so
riesiger Ausdehnung dieser Symbiose (sie macht auch mit unserer
gemäßigten Zone nicht halt) auch wieder kleine Schwankungen vor,
wo das durchweg friedliche Verhältnis einmal etwas stärker von
seiten der Wurzel oder des Pilzes in ausbeutenden Übergriff
umschlägt: man muß eben immer bedenken, daß der Frieden dem
Kampf ursprünglich abgelistet war und den alten Pferdefuß noch
nicht völlig verleugnet. Auch bestehen über die Einzelheiten, was
besonders der Pilz der Wurzel an Stoffen liefert, noch mancherlei
Meinungsverschiedenheiten der Forscher, aus denen sich doch,
soviel ich sehe, die hier vorgetragene Form als die allgemeinste
ergibt, ohne daß es für unsern Zweck hier eines engern Eingehens
auf diese mehr pflanzenphysiologische Seite der Sache bedürfte.
Aber im ganzen ragt auch hier das Beispiel, das an Größe nicht mehr
zu überbieten ist. Und ihm schließt sich sofort noch ein zweites an,
das, nicht ebenso universal für den Naturhaushalt, doch im
Menschenhaushalt Epoche gemacht hat, seit man auch seinen Berg
mit dem Sesam der Symbiose zu öffnen verstand.
Die vollkommene Pflanze braucht zu ihrer Lebensküche außer
der Luftkohlensäure und anderem stets auch Stickstoff als Material.
Aber obwohl sie im ungeheuren Stickstoffmeer unsrer Luft beständig
schwimmt, kann sie doch dieser Luft selber keinen Stickstoff zur
Eiweißbereitung entnehmen, muß ihn vielmehr mit der Wurzel aus
den gelösten Salzen des Bodens ziehen. Rätselvoll ist diese Lücke
ihres Haushalts, auf einen Urzusammenhang im Baum des Lebens
schauen wir hier, den unser Blick heute nicht durchdringt. Auf ihm
aber beruht umgekehrt wieder unsere menschliche Kunst des
Düngens. Auf Boden, arm oder schon ausgelaugt an jenen Salzen,
fügen wir (nach dieser Seite dem ursprünglichen Baume des Lebens
immer mehr überlegen) künstlich neuen Stickstoffgehalt zu und
mehren so selbsttätig der auch uns wertvollen Pflanze Kraft. Aber
eben in diesen Dingen zeigte sich seit alters auch ein neues
Geheimnis. Gewisse Pflanzen (Leguminosen) kamen auch mit
stickstoffärmstem Boden aus, und dennoch speicherten sie in sich
fortwachsend Stickstoff an. Wenn man sie grün wieder einpflügte,
war der vorher sterile Boden von ihnen selbst wie gedüngt. Hier
beruhte die Bedeutung der Lupine, die den schlechtesten Boden für
Korn reif machte, wenn man sie vorher pflanzte und dann eindüngte.
Konnte diese Lupine also doch auch Luftstickstoff verwerten? Nein,
keine grüne Pflanze kann’s, und des Rätsels Lösung bleibt abermals
eine wundervolle Symbiose. Es gibt auch in solchem schlechten
Acker gewisse winzige Wesen, zu den Bakterien gehörig. Meist nennt
man solche Bakterien Spaltpilze, aber eigentlich stehen sie noch ihr
Stück auch unter dem echten Pilz als ganz einfache Urwesen. Schon
von solchem echten Pilz selbst ist nun gelegentlich bei der
Mykorrhizafrage vermutet worden, er sei ein heimlicher
Luftstickstoff-Fänger in seinem Tartarus, doch bleibt das einstweilen
problematisch. Die hier gemeinten Bakterien, noch ein Stück
elementarer als er, können aber wirklich, was die Pflanze auch als
Leguminose nicht vermag: sie können bei bestimmter eigener
Kraftfütterung aus der auch da unten noch verbreiteten Erdluft
wirklich unmittelbar Stickstoff umsetzen. Und solche
Stickstoffbakterien sind nun abermals mit den Wurzeln jener
Leguminosen in Symbiose getreten in einer etwas zum Zweck
abgeänderten Mykorrhizaform, indem sie kolonienweise dort
eindringen, die Wurzeln ähnlich den bekannten, die Blätter oben
anstechenden Gallwespen zu kleinen knöllchenartigen Wucherungen
bringen (Abb. 13), in denen sie sich nun häuslich einrichten,
Wohnung und Wochenstube finden und einen höchst erstaunlichen
Kost- und Fabrikbetrieb mit der Pflanze eingehen. Die grüne Pflanze
kocht ihnen, was sie bei all ihrer noch weiteren Alchymistenkunst
doch auch nicht können, Lebenssuppe und leitet sie ihnen von oben
zu. Sie aber gewinnen eben davon in ihren Nestchen jenes Mehr an
Energie, um nun Luftstickstoffabriken herzustellen, die sie wieder der
Pflanze nutzbar machen. So kann die Pflanze wunderbar gedeihen
wie im nicht endenden Mistbeet, und wenn sie selber in den Grund
von uns eingebuttert wird, versteht man, daß sie den Boden neu
aufbessern muß, als sei sie selber ein konzentrierter
Stickstoffdünger: daher das Wunder der Lupine.
Abb. 13. Wurzel der Saubohne mit
Bakterienknöllchen K.
Auch in diesem Fall ist unsere Weisheit jung, so gut auch schon
die Antike die Praxis der Lupine kannte, kaum daß auch sie über das
Ende der 80er Jahre zurückgeht; und auch hier laufen noch die
Theorien mit manchem Wenn und Aber, auch sollen wieder kleine
parasitische Züge, vielleicht doch nur unnormal, nebenher eingehen.
Umgekehrt wächst aber der anfangs kleine Umkreis auch dieser
Dinge schon ersichtlich weiter, schon kennt man von unsern Erlen
ähnliche Stickstoffsammelknöllchen, und wer weiß, wie sich die
echte Mykorrhiza gar noch mit diesen Bakterienfabriken eines Tages
kombiniert erweisen könnte, — so reißt die symbiontische
Betrachtung jedenfalls auch hier wieder etwas wie ein Tor auf, indem
sie zugleich ein uraltes Saisbild der Landwirtschaft entschleiert und
damit dem Menschen als dem großen entscheidenden Landwirt im
Naturhaushalt dieser Erde bedeutsam wird. Hat man doch
neuerdings mit einigem Erfolg sogar schon versucht, die
Leguminosen künstlich noch wieder aufzubessern, indem man ihren
Boden mit in Reinkultur gezüchteten Stickstoffbakterien impfte:
wieder ein Übergang zu neuer Dreisymbiose, wo der Mensch zu
Pflanze und Spaltpilz tritt oder in dem Lupinenfall gar einer
vierfachen, in der erst das spätere Korn dem Menschen wieder den
Einsatz zurückbringt. Worein sich freilich hier schon eine Leitkraft
seitens des überlegensten Wesens mischt, die wir erst gleich näher
zu beachten haben werden.
Inzwischen ist bei den letzten Beispielen zunächst noch
charakteristisch und neu, daß die echte grüne Pflanze darin
vergesellschaftet erscheint mit solchen Grenzwesen, wie Pilzen oder
gar Spaltpilzen, die selber (sei es nachträglich oder ursprünglich)
ganz unpflanzliche, im echten Pilzfall der Haupternährung nach
gradezu eher tierische Natur besitzen. Kein großer Schritt also von
hier zur Möglichkeit einer Symbiose unmittelbar zwischen Pflanze
und Tier.
Es war nun wieder in den 50er und im Anfang der 60er Jahre
des 19. Jahrhunderts, daß eine überaus merkwürdige Gruppe kleiner
meerbewohnender Tierchen in der Zoologie Aufsehen zu machen
begann: die seither vielbesagten sogenannten Strahltierchen oder
Radiolarien. Der alte treffliche Berliner Infusorienforscher Ehrenberg
hatte aus den Abgründen der Tiefsee dort im Schlamm gelagerte,
gradezu künstlerisch schöne Kieselskelette beschrieben, und Huxley,
Johannes Müller und Haeckel hatten die zugehörigen, durchweg
mikroskopisch winzigen Geschöpfchen selbst gefunden. Nun tobte
aber Streit, wo diese niedlichen Radiolarien im System hingehörten.
Ehrenberg hielt sie für hochentwickelte Stachelhäuter, Verwandte
also jener Seegurken, die ihren verwickelten Bau bloß in
liliputanischer Winzigkeit verstecken sollten. Huxley dagegen nahm
sie als primitive einzellige Urtierchen vom Schlage der Rhizopoden
oder Wurzelfüßer. Dem glaubte aber ihr erster Monograph großen
Stils, der junge Haeckel, widersprechen zu müssen, indem er zwar
nicht die urtümliche Rhizopodennatur im ganzen, wohl aber den
Aufbau aus nur e i n e r Zelle bestritt, da sich doch an eine Hauptzelle
in deren äußerem Gallertmantel durchweg noch eine Anzahl anderer
anschlössen. Die Grundfrage schien damit geklärt, und die
Radiolarien paradierten zunächst nur durch ihre besagte kristallhaft
regelmäßige Gestalt, zu der allmählich die großen Tiefsee-
Expeditionen Tausende von immer prächtigeren Varianten liefern
sollten. Da aber brachte 1871 der russische Botaniker Cienkowski
auch jene anatomische Sache neu in Fluß durch die überraschende
Behauptung, jedes Radiolar sei dennoch nur ein Tier aus einer
einzigen Zelle, denn jene gelben Zusatzzellen in ihm seien in
Wahrheit einzellige Algen, also Pflänzchen, die nur als fremde
Eindringlinge in dem tierischen Radiolar lebten, gleichsam die beiden
großen Naturreiche lebendig vermischend auf denkbar engstem
Raum; denn solches Radiolar maß durchweg nur einen
Millimeterbruchteil, während oft mehrere hundert solcher strittigen
Zellen in seinem Leibe eingeschachtelt steckten. Die Behauptung
machte als überkühn zunächst lachen, erwies sich dann aber
besonders durch Brandts Bemühungen als wahr. Es gibt ja schließlich
chemische Feinmethoden, eine Pflanzenzelle von einer Tierzelle in
ihrer Lebensäußerung zu unterscheiden. Nicht nur, daß sie meist
einen Mantel von Zellulose, also pflanzlichem Holzstoff, führt (solche
Zellulose können sehr ausnahmsweise auch einmal Tiere wie die
bekannten, den Wirbeltieren nahen Manteltiere, die Aszidien und
Verwandten, entwickeln), sondern sie scheidet vor allem als Regel
wenigstens im Tageslicht bei ihrer Arbeit Sauerstoff aus als Abfall
ihrer Kohlenstoffabrik, während die Tierzelle atmend fortwährend
nur Kohlensäure haucht, und diesen „Schornstein“ ihres
gegensätzlichen Maschinenbetriebes behaupten solche Liliputer auch
mitten im engsten Ineinanderstecken, wenn man die Dinge
nachprüfend auf die Goldwage legt. Kaum aber war diese
eigenartige und in ihrer Weise epochemachende Entdeckung getan,
so schloß sich auch an sie bereits wieder eine umfassendere an.
Jene besagte merkwürdige Elementarküche der echten Pflanzen
vom winzigsten einzelligen Algenpflänzchen bis zu einem ganzen
grünen Walde zeigt sich bekanntlich geknüpft an jenen erwähnten
Stoff, den man Chlorophyll nennt und der sich äußerlich bei den
Pflanzenblättern durch die auffällig grüne Farbe auszuzeichnen
pflegt; sie ist hier wirklich mehr oder minder die Farbe des typischen
chemischen Pflanzenkochtopfs, wobei wir die bis heute noch
ungelösten Geheimnisse dieses Chlorophylls als eine rein
pflanzenphysiologische Frage wieder beiseite lassen können. Genug,
man kannte aber schon längst da doch auch einzelne Tiere, die
ebenfalls unverkennbar intensiv pflanzengrün waren und diese
Blattfarbe allem Anschein nach wirklich auch solcher
Chlorophylleinlage in ihrem Tierleibe verdankten, — so war, wenn
auch nicht unser rein farblich grüner Laubfrosch, doch unser
ebenfalls sehr allbekannter kleiner grüner Süßwasserpolyp, die Hydra
viridis (ein auch sonst von je die Beobachtung durch sein enormes
Wiederherstellungsvermögen beim Zerschneiden, sowie als
unmittelbarer Seerosen-Vetter unserer Binnenwasser fesselnder
kleiner Kerl), ein sinnfälligstes Beispiel dieser Art. Bisher hatte man
sich damit abgefunden, daß hier also auch ein Tier gelegentlich
Chlorophyll erzeugen könnte, — seltsam nur, daß diese so ganz
unsäglich wichtige Gabe, die solchem Tier ja zugleich alle Urkraft der
Pflanze verlieh (mit solcher Kraft würden wir Menschen heute von
Luft und mineralhaltigem Wasser leben können, eine hübsche
Lösung der sozialen Frage!), so launisch bloß über ein paar Arten
(eine zweite Art z. B. schon dieser Hydra besaß sie nicht) verteilt
sein sollte. Hier aber fiel es nun beim Aufrollen der Radiolariensache
auf einmal wie Schuppen von den Augen: ob nicht alle diese
vermeintlichen „Chlorophylltiere“ tatsächlich auch auf solche mit
einem Tier lebend kombinierten Pflanzeneinlagen hinauslaufen
könnten? Die grüne Farbe brauchte dabei, nebenher bemerkt, nicht
allein ausschlaggebend zu sein, denn jene Radiolarienalgen waren
selber gelb, und das Chlorophyll kann an und für sich auch eine
etwas andere Färbung gelegentlich annehmen, ohne zu verlieren,
was es ist.
Und wirklich gelang es gleich den Brüdern Oskar und Richard
Hertwig 1879, einen solchen Fall teils gelber, teils grüner
Chlorophylleinschlüsse in der Darmschicht jetzt einmal wieder
unserer mehrerwähnten guten Seerosen mit Glück aufs Korn zu
nehmen, — wobei sich klipp und klar herausstellte, daß auch hier
tief in den Bauchzellen des Seerosentiers eine ganze dicke
Vegetation bestand, ein wahrer kleiner unterirdischer und nur im
Farbton grünlich oder braungelb durchscheinender Wald von echten
Algen, die alle ihre Schornsteine mitten im Tierhaushalt ruhig nach
Weise ihrer Pflanzenfabrik weiter rauchen ließen. Brandt konnte
(nachdem hier schon der ungarische Zoolog Géza Entz sogar vor den
Hertwigs erfolgreich vorgearbeitet hatte) bereits 1881 das gleiche
vom Hydrapolypen nachweisen, der selber eben auch nur so
salatgrün war, weil auch in ihm, etwas bildlich gesprochen, wirklich
Salat in ganzen Feldern grünte. Und in der Folge ist dann diese
innere Salatversetzung noch bei den verschiedensten Grüntieren
festgestellt worden: von selbst noch radiolarienhaft einzelligen
grünen Amöben bis zu den schönsten Polypen der Korallenbänke
und wieder dem Strudelwurm Convoluta, bei dem die Pflänzchen
sogar ohne Zellulosemäntelchen unmittelbar nackt in den tierischen
Nacktzellen der Haut zu stecken scheinen. Von gewissen grünen
Seerosen hat Weismann erzählt, daß er sie gelegentlich an der Küste
von Korsika gradezu für eine Seegraswiese gehalten habe, so
täuschend hatten sie sich mit ihren eigenen Salatbeeten maskiert.
Oskar Hertwig in seinem berühmten Symbiosenvortrag von 1883
aber gab nun auch diesem Komplex unwahrscheinlicher und doch
wahrer Erscheinungen wieder die Tiefe, indem er sie als einen
weiteren Fall seiner Symbiose selbst proklamierte. Die grünen
Schmuggelpflänzchen lebten mit den betreffenden Tieren abermals
im Schutz- und Trutzbündnis auf Gegenseitigkeit. Sie wurden von
dem Tier, auch wo sie, wie bei der Hydra und den Seerosen, in den
hier innerlich verdauenden Magenzellen saßen, selber nie oder doch
in der Regel nicht (Hungersnöte sollen einzelne Ausnahmen
schaffen) mitverdaut im Sinne wirklich verschluckten Salats, fanden
vielmehr hier das üppigste Treibhaus, ja vielleicht eine Art Mistbeet.
Ihre pflanzliche Küche, die tagsüber Sauerstoff rauchte (nachts wirft
die jetzt rein atmende, nicht kochende Pflanze auch Kohlensäure aus
wie das Tier selbst), paffte diesen Sauerstoff als erquickende
Atemluft unmittelbar in das umschließende Tierhaus hinein, dieses
Tier aber, aus dem immer nur Kohlensäure raucht, warf wieder
solche als vorzüglichen Brennruß ständig in die kleinen
Pflanzenküchen zurück. Auf engstem Raum konzentriert wirksam
erwies sich hier etwas, das eigentlich schon im ganzen freien Tier-
und Pflanzenleben auf Erden eine gewisse an Symbiose immerhin
anklingende Rolle spielt. Ich habe oben einmal gesagt, das Tier sei
im großen Freßkampf eine Art urbestimmten Schmarotzers an der
Pflanze gewesen. Das ist vom echten Magenfreßkampf aus auch
richtig, trifft aber doch nicht so die merkwürdige ständige
Luftausgleichung der beiden, die ebenso von je etwas friedlich
Ergänzendes besessen hat: wenn nämlich die kochenden grünen
Pflanzen eben immerzu auch im Ganzen Sauerstoff rauchen, der von
den atmenden Tieren gebraucht wird, und die Tiere dafür die dort
erwünschte Koch-Kohlensäure. Nennen könnte man auch das schon
eine große Ursymbiose der ganzen beiden Reiche, doch müßte man
dann auch den ganzen Kreislauf des Stoffs heranziehen: wie das
Leben der Pflanze am eigenen und des Tieres Abfall und Tod, an
Verwesung, Fäulnisbakterien, Neubefreiung von Nährsalzen hängt
und das Tier wieder daran durch die Pflanze, — womit aber der
echte Symbiosebegriff sich ins Uferlose des ganzen physiologischen
Lebensprozesses verflüchtigte, so daß man das im engeren Zweck
des einheitlichen Bildes lieber wieder liegen läßt. Jedenfalls aber
mußte bei solchem engsten Zusammendrängen von ganzen
Gewächshäusern in Tierleibern auch dieser Gasaustausch eine nicht
unwesentliche Rolle des do ut des spielen. Darüber hinaus ist dann,
wenn nicht ganz einstimmig, so doch seither immer entschiedener,
behauptet worden, daß Alge und Tier sich auch noch gegenseitig im
Freßsinne richtig fütterten. Die Alge soll der Seerose Überschüsse an
Zucker und Stärke abgeben, wie sie ihre Küche schafft, und dafür
von drüben allerlei Abhub, auf dem sie gleichsam wie im Mistbeet
sitzt, erhalten, — und gewiß ist, daß die Alge unter dem tierischen
Glasdach Schutz hat, zumal wenn wieder ein Polyp (auch die kleine
Hydra ist darin ein richtiger) sein Brennschwert besser als
Vogelscheuchen und Stacheldraht über ihren Beeten schwingt. Bei
den Einzelheiten muß die Debatte da naturgemäß wieder
auseinandergehen, ist es doch nicht immer ganz leicht, auch mit den
feinsten Experimenten so etwas zu erweisen (z. B. also, ob ein
Hydrapolyp ohne Algen etwas an Kost vermißt), wenn die
Ernährungstheorie solcher Wassertiere im ganzen noch so schwankt;
nach einer viel besprochenen Theorie Pütters enthält jedes beliebige
Teich- und Ozeanwasser nämlich allgemein schon so viel abgelösten
Pflanzenzucker, daß seine Tiere sämtlich nahezu davon allein leben
könnten, eine Ansicht, die allerdings wieder von andern heftig
befehdet wird, aber doch zur ernsten Debatte steht. Und auf alle
Fälle hat das Tier mit dem grünen Salat im Leibe, der
durchschimmernd seine eigene Farbe bestimmt, auch noch einen
eigenen äußeren Deckvorteil: es verschwimmt im Pflanzenwald da
unten selber wie ein grünes Kräutlein nach dem Prinzip der Mimikry.
Das Verblüffendste aber an dem Ganzen ist auch jetzt wieder
das Eindringen der Symbiose in die Fortpflanzung. Bei dem
Süßwasserpolypen ist sie in unzweideutiger Weise beobachtet
worden, und sie geht tatsächlich jetzt noch ein Stück über den
Flechtenfall hinaus. Man nennt diese symbiontisch grünfärbenden
Tieralgen hier Zoochlorellen (im Gegensatz zu den gelbfärbenden
Zooxanthellen) und sieht nun die Zoochlorellen im Mikroskop
gewöhnlich in Massen der inneren Hydrawand als kleine
Grünkörnchen eingelagert. Sobald sich aber in dem Außenteil der
durch eine Stützlamelle wie durch eine verschlossene Tür
gesonderten Doppelwand des Polypen ein Ei dieses Polypen bildet,
durchbohrt ein Teil der Algenkörnchen die Tür und steigt drüben i n
d a s E i s e l b s t ein, dem so schon auf seine spätere befruchtete
Ablösung hin die nötige Dosis Algensaat für den aus ihm
entstehenden Neupolypen gleich mitgegeben wird, — etwa wie
wenn im Hühnerei bereits ein Salatblatt mitginge, das dem
werdenden Hühnchen dort sofort in den Bauch mit einwüchse. Da
die Süßwasserpolypen schon richtige Geschlechtszeugung (neben
Knospung) besitzen, also auch Mannessamen zu ihren Eiern
produzieren, wäre unschwer zu denken, daß auch in ihn die Algen
vorsorgend einkröchen, und wenn es nicht geschieht, so liegt es,
abgesehen von der Winzigkeit jetzt solcher Samenzellen, wohl
wesentlich an der Überflüssigkeit, da jede Samenzelle ja doch erst
noch zu einer Eizelle hinmuß; man könnte sich aber auch mit
ebensolcher Leichtigkeit nach Analogie anderer Romane des
Liebeslebens vorstellen, daß, wenn die Algen zu ihrer Fortexistenz
geschlechtliche Zeugung nötig hätten, auch das auf diesem Wege
der Doppelbestiftung der zueinander eilenden Samen- und Eizellen
des Polypen mit Mannes- und Weibesalgen, deren Akt mit jenem
dort zusammenfiele, zu machen gewesen wäre. Das einfache
Einkriechen in die Eizelle kommt übrigens auch in Medusenpolypen
im Meer vor, während bei jenem Wurm Convoluta die ganz junge
Larve zuerst ihr Beetchen überpflanzt bekommt.
Wie vorher, so schließt sich auch um diese Tieralgen wieder ein
engerer Kreis verwandter Erscheinungen, an denen vor allem die
weite Verbreitung auch dieser Symbiosenform erhellt. Nimmt man
statt der Algen wieder echte Pilze oder gar bakterische Spaltpilze, so
leben sowohl Hefepilze wie echte Spaltpilze in vielen Insekten, z. B.
Hefepilze regelmäßig in den Zikaden und Wanzen. Auch sie besetzen
bereits das Ei des Insekts und hausen in der Larve wie dem fertigen
Tier, daß man unwillkürlich an jene schlimmen Schlupfwespen
erinnert wird, tun aber dem Wirt durchaus kein Leid, leben vielmehr
gewohnheitstreu in jedem Exemplar, zur Art dort mit besonders
angepaßter eigener Art gesellt: kurz auch hier kaum ein Zweifel, daß
man vor einer alt eingefahrenen Symbiose steht. Bakterien aber, der
Gabe teilhaftig, Pflanzenzellulose selber aufzulösen und in Nährstoffe
umzuwandeln, erfüllen in viel weiterem Maße die Vormägen und
langen Blinddärme pflanzenfressender Säugetiere, vor allem der
Wiederkäuer, wo auch sie ihrem Herbergsvater keineswegs
bandwurmhaft fertige Nahrung fortfressen, sondern grade
umgekehrt die eigene vorverdauen, eine Sache, die, erst neuerlich
erkannt, abermals bereits der Symbiose verdächtig ist, die in diesem
Falle für zahllose große Säugetiere mindestens so wichtig und
unentbehrlich wäre wie die Mykorrhiza für unsern Wald. Es ist
sicherlich noch nicht aller Tage Abend mit den Entdeckungen an
dieser Ecke. Nimmt man den Algenkreis umgekehrt um ein geringes
höher, so ziehen sich Algenfäden vielfach durch Schwämme, z. B.
unsern Süßwasserschwamm, in einer Weise, die ganz und gar an das
symbiontische Gewebe in der Flechte, bloß hier nicht von Alge mit
Pilz, sondern mit echtem Tier auf nicht ganz Polypenhöhe, erinnert.
Ganze Algengarben tragen laut Kammerer auf ihrer Außenfläche
nicht nur jene schon einmal erwähnten Krebse, sondern besonders
auch die räuberischen Libellenlarven unsrer Binnengewässer mit sich
herum, die, bei Häutungen sorgsam gerettet, als »wandelnder
Wald« beim Berücken armer Opfer vermummen sollen, während der
echte Pflanzengarten hier wieder den Transportvorteil des
Pflanzentiers im Polypenbeispiel genieße. Ja hoch im brasilianischen
Urwald trägt das Faultier, also ein Säugetier, vor seinem
Blätterdickicht ein solches grünes Mimikrykleid aus Algen (je einer
besonderen Trichophilus- und Cyanoderma-Art bei jeder seiner
beiden Gattungen), die sein struppiges, verkehrt gescheiteltes Haar
durchspinnen wie jene den Bauch des Hydrapolypen; nimmt man
den baumfrohen Gesellen aus der Heißfeuchte seines Tropenwaldes
so stirbt die Vegetation im Pelze ab, und er wird mißfarbig
graubraun, in der Heimat aber hat ihm die Alge über das
symbiontische Schutzverhältnis hinaus gar die Motten in den Pelz
gezogen, den Faultierschmetterling Bradypodicola, einen Zünsler,
dessen Räupchen dort wieder selber parasitisch die Algenwiese
abweiden. Seit vielen Jahren hinter Symbioseerscheinungen her,
gestehe ich doch, daß mir grade dieses Beispiel, als es mir zuerst in
der Fachliteratur aufstieß, am meisten Spaß gemacht hat, wie es
denn in den äußern Umständen bis heute vielleicht das paradoxeste
von allen ist.
Mit den bisher geschilderten Erscheinungen ist der Kreis dessen
ungefähr abgeschritten, was man e n g e r Symbiose nennt. Ein paar
kleine Beispiele sind als unsicher oder unwesentlich übergangen,
geben jedenfalls nichts Änderndes mehr hinzu. Dagegen ist jetzt
noch eine Linie zu verfolgen, die, bei der ersten Begründung
ebenfalls schon eingeschlagen, doch unverkennbar eine
Sonderrichtung bewahrt, wenn auch eine für sich wieder ungemein
lehrreiche, da sie unmittelbar auch zur Anwendung des Prinzips auf
den Menschen führt.
Ich habe erwähnt, daß die Teilnehmer einer solchen echten
Symbiose eine Neigung zeigen, wieder in Organe eines neuen
Gesamtkörpers überzugehen, und wir sahen das gesteigert bis zur
systematischen Unkenntlichkeit, ja zum Zusammenschluß der
Fortpflanzung. Aber eben in dieser körperlichen Organbildung selbst
gewahren wir mit ansteigender Lebensentwicklung eine bedeutsame
Neuerung: über die andern Organe erhebt sich auf der tierischen
Seite noch einmal besonders das Gehirn, das den Rest als überlegen
meistert und lenkt, sei es schon mit Intelligenz, sei es (entscheidend
noch beim Tier unterhalb des Menschen) mit verwickelten
Instinkten. Auch dazu aber finden wir nun Analogie in den
symbiontischen Verhältnissen, ja sie tritt ein im unmittelbaren
Abglanz von dort. Höher entwickelte, weiter vorgeschrittene
Lebewesen verbinden sich mit niederen, und es kann nicht
ausbleiben, daß auch hier das höhere eine ü b e r r a g e n d e Stellung
gewinnt. Sie bleiben zwar friedlich, fallen nicht wieder in den rohen
Zerstörungskampf, aber die obere Partei greift selbsttätig bei der
niederen ein, modelt sie am lebendigen Leibe stärker für den Zweck,
regelt ihre Überschüsse noch erwünschter; die andere braucht dabei
keineswegs schlecht zu fahren, sie bleibt auch der ersten
unersetzlich, aber die Balanze verschiebt sich g e i s t i g nach einer
einseitigen Hauptleitung: das eine Wesen wird tatsächlich zum
Gehirn des andern. Schon in dem Polypenbeispiel war der Polyp
ersichtlich geringwertiger als Krebs oder Fisch. Zuletzt aber haben
wir die Pflanze, die Alge, im Tier getroffen, und hier berühren sich
unverkennbar bedeutendste Höhengegensätze. Aller vollkommenen
Gleichmacherei in der Natur tritt, wenn jetzt nicht der
Individualismus, so die Ungleichartigkeit der
Stammbaumentwicklung entgegen, die hier zurückbleiben ließ, dort
gesteigert hat. Und man versteht, daß sich das nur immer mehr
verstärken mußte, je entschiedener überlegene Tiere in den Bund
eintraten, und daß hier zuletzt eine Symbiosenform auftaucht, die
innerlich noch wieder zu etwas Drittem verschoben wird, das weder
Kampf, noch reine Symbiose ist, sondern vielleicht ein neues, dem
geistigen Umgriffenwerden durch die eine Partei entsprechendes
Wort verdiente. Ohne zunächst auf die Wortsuche zu gehen,
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