Die Lehre von Gott - Wozu
dient die Erkenntnis Gottes?
Gott hat alles zu seiner Freude und Ehre erschaffen
(Sprüche 16,4). Alle seine Werke preisen ihn (Psalm
103,22; 148). Der Mensch war als Krone der Schöpfung in
besonderer Weise dazu bestimmt, Gott zu verherrlichen;
und noch mehr muss das für den erlösten Menschen
gelten: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder irgendetwas tut,
tut alles zur Ehre Gottes“ (1.Korinther 10,31; siehe auch
Epheser 1,6.12.14).
Der Genfer Katechismus von 1545 stellt die Frage: „Was
ist der Sinn des menschlichen Lebens?“ und gibt darauf
die Antwort: „Die Erkenntnis Gottes, unseres Schöpfers.“
Das veranlasst die zweite Frage: „Aus welchem Grund
sagst du das?“, worauf die Antwort lautet: „Er hat uns ja
dazu geschaffen und in diese Welt gestellt, um in uns
verherrlicht zu werden. So ist es nichts als recht und billig,
dass unser Leben, dessen Ursprung er ist, wiederum
seiner Verherrlichung diene.“ Darauf folgt die dritte Frage:
„Was ist nun das höchste Gut des Menschen?“, mit der
Antwort: „Genau dasselbe.“ (Plasger; Freudenberg,
Reformierte Bekenntnisschriften, S. 59-60).
Der im 17. Jahrhundert in England verfasste Westminster
Shorter Catechism stellt die Frage: „Welches ist der
höchste Zweck, zu dem der Mensch erschaffen ist?“, und
beantwortet sie mit dem Satz: „Sein höchster Zweck ist
es, Gott zu verherrlichen und sich seiner ewig zu
erfreuen“ (Schaff, The Creeds of Christendom, Vol. 3, S.
676). So muss denn unser Wachstum in der Erkenntnis
Gottes dazu führen, dass wir Gott verherrlichen und uns
seiner erfreuen.
Auf die hieraus erwachsende Frage, was es denn heißt,
Gott zu verherrlichen, antwortet Thomas Watson: „Gott
verherrlichen besteht aus vier Dingen: 1. Anerkennung;
2. Anbetung; 3. Zuneigung; 4. Unterwerfung.“ (Watson,
Divinity, S. 7). Wir wollen Gott erkennen, um Gott
anzuerkennen; wir wollen Gott anerkennen, um ihn
anzubeten und zu lieben, und wir wollen unsere Liebe zu
Gott damit beweisen, dass wir uns ihm unterwerfen.
Gottesfurcht
Führt unsere Gotteserkenntnis nicht dazu, dass wir Gott
lieben und fürchten, haben wir ihn nicht erkannt, wie man
erkennen soll (1.Korinther 8,2). Erkennen wir Gott recht,
lernen wir ihn fürchten; fürchten wir ihn, lieben wir ihn
auch, und lieben wir ihn, gehorchen wir ihm (Johannes
14,23; Titus 2,11-14).
„Ich nenne die Furcht Gottes die höchste Pflicht, da
sie nicht bloß für sich genommen eine Pflicht ist,
sondern gewissermaßen das Salz ist, das eine jede
Pflicht würzt. Denn es gibt keine Pflicht, die Gott
annehmen kann, wenn sie nicht mit Gottesfurcht
gewürzt ist“ (John Bunyan). *1
Selbsterkenntnis
Erkennen wir Gott recht, erkennen wir uns selbst recht.
„Gott und die Seele begehre ich zu erkennen“ (Augustin,
Selbstgespräche, 1,7) *2
Nachdem Gott dem Hiob etwas offenbart hatte von seiner
Allmacht, seiner Weisheit, seiner Fürsorge und Gnade,
brach Hiob zusammen und bekannte: „Mit dem Gehör des
Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge
dich gesehen. Darum verabscheue ich [mich] und bereue
in Staub und Asche“ (Hiob 42,5.6).
Als Jesaja den HERRN sah auf seinem erhabenen Thron,
rief er entsetzt: „Wehe mir! Denn ich bin verloren; denn
ich bin ein Mann mit unreinen Lippen!“ (Jesaja 6,5).
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch:
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Das Reden Gottes enthüllte Habakuk so viel von Gottes
Macht, Heiligkeit, Weisheit und Gnade, dass er an sich
nichts Gutes mehr erkennen konnte:
„Herr, ich habe deine Kunde vernommen, ich fürchte
mich … Ich vernahm es, und es zitterte mein Leib; bei
der Stimme bebten meine Lippen; Morschheit drang in
meine Gebeine, und wo ich stand, erzitterte ich“
(Habakuk 3,2.16).
Angesichts der Offenbarung der Herrlichkeit Gottes fiel
Hesekiel vor ihm zu Boden (Hesekiel 1,28).
Vor dem Engel des HERRN wurde Daniel ganz überwältigt:
„Und ich blieb allein übrig und sah dieses große
Gesicht; und es blieb keine Kraft in mir, und meine
Gesichtsfarbe verwandelte sich an mir bis zur
Entstellung, und ich behielt keine Kraft“ (Daniel 10,8).
Durch das Wort und Werk des Herrn ins Licht gestellt, fiel
Petrus aufs Gesicht und rief: „Geh von mir hinaus, denn
ich bin ein sündiger Mensch, Herr!“ (Lukas 5,8).
Von Gott ins Licht gestellt, erkannte Paulus: „ich weiß,
dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes
wohnt“ und rief: „Ich elender Mensch!“ (Römer 7,18.24).
Als Johannes den Menschensohn in seiner Macht und
Heiligkeit sah, brach er wie tot zusammen (Offenbarung
1,17). Wie George Whitefield (1714-1770) sich selbst im
Licht Gottes gesehen hatte, schrieb er in einem Bericht an
seine Freunde in London:
„Ich empfand das Gewicht meiner Sünden und der
Verdrehtheit meiner ganzen Natur, und dann brach das
Licht seiner freien und ewigen Liebe über mich herein
und überwältigte mich vollständig, dass ich nicht mehr
sprechen konnte… das Empfinden meiner Sünden
drückte mich herab… Der Heilige Geist lehrte mich
gesegnete Wahrheiten, indem er mich des
Hochmutes, der Sinnlichkeit und der Blindheit meines
Herzens überführt hat… Er hat mir mehr Licht gegeben
über das Geheimnis der Gottseligkeit, Gott
geoffenbart im Fleisch, und mich mehr und mehr
erkennen lassen von Gottes Güte… Herr, lass mich
mich selbst erkennen und Dich!“ (George Whitefield,
1714-1770). *3
Heilserkenntnis
Rechte Gotteserkenntnis führt zum Heil, d. h. dazu, dass
Gottes Vorsatz mit uns verwirklicht wird, und das
bedeutet, dass wir das werden und so werden, wie Gott
es will.
„Erkenntnis Gottes ist… nicht allein darin beschlossen,
dass wir wissen: Es ist ein Gott. Wir sollen auch
festhalten, was uns von ihm zu wissen nottut, was zu
seiner Ehre dient, was uns zuträglich ist.“ (Calvin,
Institutio, I, 2.1)
Erkennen wir Gott, wissen wir, „was zu seiner Ehre dient“
(wie wir eben sahen), und wir wissen dann auch, „was uns
zuträglich ist“, und das ist eben die Errettung.
Gotteserkenntnis und Heilserkenntnis können nicht von
einander geschieden werden; denn Gott ist ein Retter; wer
Gott erkennt, erkennt daher Gottes Heil; und wer Gottes
Heil recht erkennt, empfängt dieses Heil und damit
ewiges, vollkommenes, grenzenloses und nie endendes
Glück.
Jeder Mensch trachtet nach seinem eigenen Wohl
(Epheser 5,29), der Mensch findet es aber nur in der
Erkenntnis Gottes. Wenn wir „das ewige Leben“ begreifen
als den alles umfassenden Ausdruck für die wahre
Berufung und damit das wahre Glück des Menschen,
dann können wir mit dem Sohn Gottes sagen, dass das
höchste Glück des Menschen darin besteht, den allein
wahren Gott zu erkennen (Johannes 17,3). Erst wenn der
Mensch seinen Gott, den Schöpfer und Erlöser, recht
erkennt, findet er zu seiner Bestimmung, und damit wird
er glückselig. Denn: Wie kann einer wahrhaft glücklich
sein, der seine Bestimmung verfehlt?
Endnoten:
*1: „I call the fear of God the highest duty, because it is
not only a duty in itself, but, as it were, the salt that
seasoneth every duty. For there is no duty performed by
us that can by any means be accepted of God, if it be not
seasoned with godly fear.“, in: „A Treatise on the Fear of
God“, in John Bunyan‘s Works, Vol. 1, S. 437-478.
*2: „Deum et animam scire cupio.“
*3: George Whitefield‘s Journals. Edinburgh: Banner of
Truth Trust, 1989, S. 331.334.336