GR. Racumart: Zur Heilkunde der Uiguren 451
Zur Heilkunde der Uiguren.
Von Dr. G. R. Racumatti.
Vorgelegt von Hrn. Livers.
Hierzu Taf. VI und VIL.
Tn der Berliner Sammlung der ‘Turfanfunde befinden sich einige uigurische
Bruchstiicke medizinischen Inhalts. Zu dieser kKleinen Anzahl von Texten ge-
hért auch dies vorliegende Buch (I 1 D120), das, weil es ein grdBeres zu-
sammenhiingendes Stick darstellt, als Versuch in Angriff genommen werden
konnte. Es besteht aus zehn nach chinesischer Sitte gefalteten, gelben und auf
beiden Seiten beschriebenen, diinnen Doppelblittern und ist oben am offenen
Rande mit einer gelblich-rosa Seidenschnur geheftet. Von der elften Doppel-
seite ist nur ein Teil erhalten. Wie man es an den mit der Schnur gehefteten
Stellen ersehen kann, fehlen am Schlu8 des Buches noch mindestens vier
Blitter. Die SeitengrdBe betrigt 14x18 em. Die erste und letzte Seite sind
stark beschidigt.
Die Punktierung wird in der Schrift sehr sparsam angewendet und haupt-
siichlich bei x. Nur zweimal wird auch g mit Punkten versehen und ein-
mal y von ayiz. Der Unterschied des s und q am Wortanfang ist so durch-
gefiihrt, daB das letztere mehr nach rechts gebogen wird. Das s und § sind
nicht unterschieden. Das intervokalische ¢ wird meistens durch d, das z
hiiufig durch s wiedergegeben; auch umgekehrt s durch z (z. B. tdriz-in, statt
tdri-sin ‘seine Haut’), Bei den Stellen, wo a@ fir d und wu fiir & steht, sind
sie in der Umschrift durch zwei Punkte gekennzeichnet: ¢=d und y
Ich michte noch auf eine Erscheinung aufmerksam machen, die sonst in diesen
Texten nicht hiufig vorzukommen pflegt: Metathese. So steht gudir- neben
qurit-; ténil- neben tdlin- und yoryut fiir yoyurt. Ob bei yiir- (fiir dr-) eine
dialektische Eigentiimlichkeit vorliegt, méchte ich hier nicht entscheiden (auch
yincké neben incki). Ebenso beachtenswert ist das Vorkommen des fritheren
d in den Wortern wie , udiyu, ud, adaq, adyir, qod- und tidil-.
Das Satzende wird durch ein Kreuz gekennzeichnet, fehlt aber hiufig. Der
Anfang eines neuen Rezeptes wird gelegentlich durch ein Zeichen angedeutet,
welches wie eine schlechtgeschriebene 6 aussieht.
Uber das Alter der Handschrift laBt sich heute noch nicht viel sagen.
Nach der Schreibweise und Ausfithrung gehért sie sicher nicht zu den frihen
Handsehriften,452 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 31. Juli 1930
Bei einem fliichtigen Vergleich des Inhalts unserer Handschrift mit dem
von solchen aus neuerer Zeit, treten unverkennbar deutlich drei Punkte her-
vor, die man wie folgt zusammenfassen kénnte: 1. eigentliche tiirkische Volks-
medizin, 2. Einflu8 vom Osten, 3. Kinflu8 vom Westen.
Die tiirkische Volksmedizin, vom Leben selbst geschaffen und auf Jahr-
tausende alter Erfahrung begriindet, ist zum Teil noch heute lebendig. Wie
die historischen und geographischen Verhiltnisse es bedingen, wurde sie im
Laufe der Zeit durch die Nachbarn beeinflu8t. Ein sehr interessantes Er-
gebnis wiirde uns beschert werden, wenn man an Hand des Materials der
einzelnen Stimme die gesamte titrkische Volksmedizin zusammenstellen ki
Vielleicht wiirden uns gerade solehe konservativen Teile der Volksauff ung,
wie Volksliteratur und Gebriuche, zu deren Bestandteil auch die Volksmedizin
gehért, den Aufschlu8 geben ither die bis jetzt noch ritselhaft gebliebenen
Beziehungen der einzelnen Stimme des tiirkischen Volkes in fritheren Zeiten.
Gerade deshalb, weil hier die Bestandteile ziemlich gut zu analysieren sind.
Lebensweise, geographisch-vegetativ-zoologische Grenze und die Lehnwérter
sowohl vom Osten als auch vom Westen kinnten dabei die Rolle. yon W Eg
weisern spielen.
Fir die Ahnlichkeit der Behandlung von Krankheiten, die trotz der
zeitlichen und réumlichen Entfernungen, bei den Uiguren einerseits und bei
den westlichen Tirken andererseits im Gebrauch war, stelle ich einige Beispiele
zusammen, die unter gewissen Vorav mingen auf einen gemeinsamen Ur-
sprung zuriickgehen diirften, Der Kreis wird sich natitrlich durch die ge-
nauere Untersuchung von Fachleuten immer mehr erweitern.
In spiteren tiirkischen (d.h. anatolischen) Handschriften wird unter
anderem empfohlen:
gegen Schnupfen: gekochte Zwiebel, Senfsamen und Honig (vgl. Z. 144),
»
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ip koz-ka siirdsir kérmisir ymi kérir, adgii bolur [+]G.R. Racumarr: Zur Heilkunde der Uiguren 455
und [8] gekochte Selne 6 Byr. Wenn man daraus ein Pulver macht und, nach-
dem ein Teil Pulver und 6 Teile Zucker aufgeldst sind, (jedesmal) je 2 Bar. mit
[10] Brithe zu trinken gibt, so wird es allen ....
[12] (so wird es) ... Kehlkopf- und Malserkrankungen, Atembeklemmung
..+ Unruhe und alle Krankheiten, die vom Wind herrihren, {14] heilen. Zuerst
das Cardamomum-Pulver: sithdrslék, [15] Cardamomum je 3 Bgr., Piper longum
1 Bgr., Kiimmel und Cyperus. [16] Mittel gegen Leibschmerzen. Wenn man
2 siingitk Bockfleisch mit 1 Bdr. W und 1 Bdr. Wasser abkocht und, nachdem
das Wasser kalt geworden ist, trinkt, so werden sie beseitigt. Und ebenso soll
man 4 Bar. Schwarzktimmel [19] (mit) bulung badman geschmolzenen qudunmug
auf niichternen Magen trinken und (darauf) schlafen; dann werden die Leib-
schmerzen beseitigt. [21] Wenn eine Frau abtreiben will, so soll sie Hunde-
milch trinken, so wird (die Frucht) sofort. [22] ausgestoBen. Wenn dvis-i nicht
ausgestoBen wird, so soll man den gisirin-Kern
[23] zwischen ihren Schenkeln riuchern, (die Frucht) wird sofort ausgestoBen.
Mitte gegen Augenkrankheit: man soll die Galle von Mensch, Schwein, Ziege
[25] (oder) Hase, (ganz gleich) welche von diesen vieren es gibt, nehmen und
die Rinde des gara gaé-Baumes verbrennen, die Asche mit Wasser durch-
Kneten und auf das Auge streichen, dann wird es sofort gut. [28] Wenn bei
jemand die Achselhdhle thelriecht, so soll er Lunge zerhacken und sich drei
Tage lang damit cinreiben, so wird der sehlechte Geruch verschwinden, [30]
Wenn man ein fiinf- bis zehnjihriges Geschwir hat, das nicht heilt, so soll
man Menschenileisch daraufschmieren, so wird es sofort heilen, Wenn es (aber)
nicht heilt, so soll man schwarzes Meh! mit Steinsalz zusammenkneten und dar-
auflegen, es wird heilen.
{s3] Wenn jemand an Nachtblindheit leidet, so streue man in die dgsiie-Leber
einer schwarzen Ziege Piper longum hinein, verscharre dies im Feuer, b
streiche ihm dann mit dem Schaum das Auge, so wird er abends gut schen.
[37] Wenn die Blase einer Frau den Harn verhiilt, so nehme man Pflaumen-
schale, stecke sie in den Harnweg, so wird sie sofort urinieren. Wenn jemand
Seitenschmerzen hat, so soll cr Taubenmist mit schwarzem Mehl abkochen und
sich an drei Abenden damit cinreiben, so werden sie verschwinden,
[42] (Mitel) gegen cin Geschwiir, das nicht aufgeht: man zersto8e Kuh- oder
Schafhorn und schmiere es darauf, so wird es sofort aufgehen und gut werden
[44] Wenn man Kolik hat. und sic nicht nachliBt, so vermische man Knoblauch-
sehalen und -wurzeln mit Joghurt und gebe dies zu trinken, so wird sie nachlassen.
[46] (Mittel) gegen Zahnschmerzen: man soll den Mist eines dreijihrigen schwar-
zen Ochsen in einem Topf aufkochen und. darauflegen, so werden sie beseitigt.
[48] Wenn jemand aussiitzig ist, so muB er Sternanis zerteilen, (die Stiicke) an-
einander zerreiben und dann den Aussatz mit dem Saft bestreichen, so wird
der Aussatz beseitigt. [50] Wenn man die Galle eines Rebhuhns mit ebensoviel
Zucker gemischt auf das Auge streicht, so wird das Auge, das nicht sieht,
sehen, und es wird gut.Iva]
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Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 31. Juli 1980
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yana am qisil 8indan yiiriing Yindan-lar kusdi tobulyaq sariy kiiSiGR. Racumart: Zar Heilkunde der Uiguren 457
[52] Wenn man Rebhuhngalle nimmt, troeknet und sie z1 Wein oder Bier
hinzufiigt und (dann) noch so viel Wein oder Bier trinkt, so wird man nicht
betrunken. [51] Wenn man den Kopf mit Kamelharn bestreicht, so werden
die auf dem Kopf befindlichen Schuppen beseitigt. [55] Wenn jemand von der
‘Tobsueht befallen wird, so soll man Hirschhorn fein zermahlen und mit Wasser
gemischt trinken, so wird sie beseitigt. [56] Wenn das Obr schmutzig ist, dann
trOpfele man die Galle von einer schwarzen Maus hinein, so wird es gedffinet.
[57] Ein anderes Mittel: man streiche geschmolzenes Fett von einer toten Kat: » (2)
auf, so wird es gedffnet. [58] Wenn man Menschengalle nimmt und auf das
Woltsauge(?) streicht, so wird es gedffnet. [60] Wenn man die Lunge von einem
Kamel trocknet, dann zerkleinert, durchsiebt und bei den Atemstérungen
[et] zu trinken gibt, so werden sic gut. Wenn im Leibe ciner Frau das Kind
tirbt, wird es abgestoBen, wenn man ihr 1 Str. Hundemileh zu trinken
gibt. [63] (Mittel) fiir einen Menschen, den ein toller Hund gebissen hat: man
soll Rebhuhngehimn essen, so wird es gut. (AuBerdem) mu man ihm bis
zum dritten Tage auf niichternen Magen jedesmal je 1 Can Leindl zu trinken
geben, so wird er geheilt. [65] Wenn das Auge tribe wird und sehr viel trint,
so soll man es (mit Leinél) bestreichen, so wird es gut. [66] Wenn eines Men-
schen ir unaufhérlich yié flieBt, so vermische man Safran, Hirsemebl und
Moschus(?) mit Wein und gebe es zu trinken, es wird gut. [6s] Wenn auf
dem Korper kleine Geschwiire entstehen, so reibe man Hihnerei mit Galle dar-
auf, so wird es gut.
[70] Bei Zahnfiule soll man Weinessig in den Mund nehmen, spiilen und
ausspeien, so wird es gut. [71] Wenn man dem an siding Leidenden einen
Brei aus Kamelfleisch und Gerstengriitze kocht und zu trinken gibt, so wird
es gut. [73] Wenn an jemandes Kérper eine Warze herauskommt, so wird sie
beseitigt, wenn man beim Sehen des Mondes am zweiten Neumondtage auf die
Erde uriniert und den Schlamm auf die Warze auflegt. [75] Wenn ein Mann recht
potent sein will, so soll man die Sehne eines Hengstes klein zerstiickeln und im
Schatten trocknen, fein zerstoBen, durchsieben, miit Kuhbutter und Wolfsgalle
mischen und damit die inneren Schamteile schmieren, so wird seine Mannhaftig-
keit tiichtig sein.
[79] Wenn man Knochen und Zunge eines Wolfes trocknet und damit den
Kopf des vom tollen Hund gebissenen Menschen bestreicht, so wird er ge-
heilt. [st] Wenn bei jemand ein béses Geschwiir herauskommt, so soll man
Salmiaksalz mit Kise mischen und darauflegen, es wird gut. [ss] Bei Blutflu8
gebe man jeden Morgen einen AbguB von Maulbeeren und trockenen ‘Lrauben,
so wird es gut. [85] (Hier) fangen die Mittel gegen Augenkrankheiten an,
Wenn das Auge tritbe wird und viele kalte Trinen flieBen, so soll man
Ochsengalle daraufstreichen, so wird das Auge (wieder) klar. [87] Ein anderes
Mittel: wenn aus dem Auge heiSe Trinen flieBen, so soll man (aus) Rohzucker
und_gelbem Mungo cin Pulver machen und das mit Kuhbutter gemischt in
die Nase stecken, so wird es gut.
[s0] Ein anderes Mittel: man nehme Hasengehirn und Ochsengalle, vermische
sie mit Kuhbutter und bestreiche damit die Stirn, so wird es gut. [91] Ein
anderes Mittel: wenn man rotes und weiBes Sandelholz, Costuswurzel, Zypresse458
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[XIV]
Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 31. Juli 1930
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und gelbe Misi, je 2 Bar. nimmt und davon ein Pulver macht, mit Sesamél
durchknetet und auf die Stirn streicht, werden die Kopfschmerzen beseitigt.
[98] Wenn eine Frau girdi kidirir, s0 soll sie Schwalbenfleisch essen. Oder
sie soll Safran, Hirsemehl und Moschus mit Wein trinken, dann wird es
gut. [95] Mitel gegen Unterleibsleiden: man soll die Erde aus einem Schwalben-
nest mit Milch mischen und trinken. [97] Mittel gegen Zahnschmerzen: man
soll den Mist von einem schwarzen Ochsen mit Essig kochen, (oder?) den Kamel-
mist vom Weideplatz mit rotem Salz
[99] und Wein mischen und in einem opf erhitzen, dann in cin Leinen-
sickchen tun und mit Sesam6l auf den Zahn legen. [101] Wenn man einen Apri-
kosenkern zerschligt und mit Weinessig im Munde hilt, so werden (die Zahn-
schmerzen) nachlassen. [102] Mittel gegen das kalte Fieber: wenn man Wolfskot
mit Ochsenharn (dem Kranken) zu trinken gibt, so wird es beseitigt. [108] Wenn.
ein Kind abnimmt, so lege man ihm Esels-féz auf den Kopf, so wird es
nicht mehr abnehmen. [103] Mittel, um die Muttermileh zu vermehren: man
soll 5 Bar. yorgdi-Bliite in Wasser aufkochen, das Wasser durchseihen und
(dann wieder) mit Butter und Milch kochen und zu trinken geben, so wird
(die Milch) reichlich werden. [107] Wenn (eine Frau) nicht gebiren kann, soll
sie diimnen Zimmet mit Quecksilber vermischt trinken; wenn auch das Kind
in ihrem Leibe gestorben ist,
so wird sie doch leicht entbunden. [109] Ein anderes Mittel: man verbrenne
eine Schlangenhaut, nehme die Asche davon und gebe sie mit Wein zu trinken;
dann wird es leicht gehen. [110] Wenn jemand abtreiben will, so soll man #/, Bar.
weiBe iis und 5 Bar. schwarze Aiisi zusammen zerstampfen, durchsieben und mit
Suppe trinken; (oder) den trockenen bara abkochen und das Wasser trinken; (oder)
den gerdsteten Sesam (-samen) und Steinsalz in heiSem Wasser auflisen und
trinken, so wird es leicht vor sich gehen. [114] (Oder) man soll die Schlangenhaut,
die Erde vom Kreuzweg, Honig mit Ochsengalle und Essig vermischt trinken.
Selbst wenn das Kind tot ist, wird es abgestoBen werden. [116] (Oder) man soll
Hunde- und Hasenhaare verbrennen und die Asche mit einer Messerspitze
Staub vermischen, dies im Wasser auflésen und trinken, so wird die Geburt
leicht vonstatten gehen.
[119] Wenn die Brust anschwillt und schmerzt, so soll man gelbes Mungo,
Hirsemehl, quiwm-Bliite, weiBes Mehl mit Muttermilch durchkneten und auf die
Brust streichen, so werden Schwellung und Schmerzen verschwinden. [121] Wenn
eine Frau an der Krankheit der Geschlechtsteile leidet, so zerschneide man den
Hanf-siy in drei Teile, koche ihn in 1 Can Wein und 2 Can Wasser ab und sehmiere
das mit Kuhbutter darauf, so wird sie nachlassen. [124] Wenn bei jemandem
Auge und Mund durch Zugluft schief geworden ist, soll man Biebergeil im
Wasser zerreiben, damit (das Gesicht) einreiben und (dann) in den Spiegel
sehen. [126] Mittel gegen Nasenbluten: man zerstoBe die frischen Sesam(samen)
und trépfele den Saft davon dreimal in die Nase.
[128] Wenn jemand Blut uriniert, so soll er Zwiebel kochen und mit Honig
essen, so wird es aufhiren. [129] Mittel gegen Nasenbluten: wenn man Igelhaut
verbrennt und die Asche davon in die Nase steckt, so wird es aufhdren. [180] Ein460
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anderes Mittel: wenn man Schlangenkopfperlen verbrennt, weich zerschligt
und. zerreibt und in die Nase steckt, so wird es aufhéren. [132] Ein anderes
Mitel: wenn man Sesamé] mit Bleiwei8 mischt und nach sorgfiltiger Reinigung
der Nase hineinstecki, so wird es sehr gut werden. [134] Mittel gegen Zahn-
schmerzen: wenn man 1 Bar. schwarzen Pfeffer mit Essig abkocht und abgekihlt,
im Munde hiilt, so werden die Zahnschmerzen beseitigt. [136] Ein anderes Mittel:
wenn man gekochte Schne mit Wasser aufkocht
187] und im Munde hilt, so werden sic nachlassen. Mitel gegen FuBkrank-
heit: man réste Sesam(samen), zerstoBe sie fein, vermische sie mit Schafs-
milch und trage dies auf die kranke Stelle auf, dann wird die vom Wind ver-
ursachte Krankheit besser werden, [140] Mittel bei im Leibe abgestorbener Frucht:
wenn man Hundemilch mit Wein gemischt trinkt, wird sie abgestoBen. [141] Wenn
in der Nase Fleisch wichst, man nicht atmen kann und es schmerzt, so nehme
man gisil bayir ikisin und Steinsalz, zerveibe es fein, knete dies mit Honig
und lege es in die Nase, es wird sie heilen. [14] Wenn Schnupfen nicht
verschwindet, so soll man Zwicbel- und Knoblauchschale zusammen zerstoBen,
mit Butter kneten und daran riechen, so wirkt es gegen jeden Schnupfen gut.
[146] Wenn jemand die Stimme yerliert und sie nicht gut frei herauskommt,
so soll man eine einen Zoll lange ‘Traube
[147] in zwei gleiche Hilften teilen, eine Halfte ein wenig aushdhlen, ein
wenig gidai simigi zerschlagen, drei bis vier Pfefferkérner auch hineintun und
die Traube (wieder) zusammenklappen, mit einem Faden umwickeln, von auBen
mit Papier einhiillen, [151] unter heifle Asche legen; nachdem (das Ganze) gut
seine Zeit gehabt hat, das Papier entfernen und iit den Vorderzihnen auf-
beifen und, ohne den Mund aufzumachen, den Saft einschliirfen, Wenn man
es awei-, dreimal so macht, so wird es allmahlich gut werden. ¥
erprobtes Mitel. [155] Mittel gegen Augenkrankheit: wenn das Auge
wird und triint, so soll man mit Fischgalle
[156] die Augen und die Stirn einreiben, so wird es gut. Wenn das Auge
lan wird und man nicht sehen kann, soll man Indigo im Wasser zerreiben
und auf die Stirn streichen, so wird es gut. [158] Mittel gegen Kopfschmers
wenn man rotes und weiBes Sandelholz und Piper longum mit Kuhbutter
mischt und die Stim damit cinreibt, so werden die Kopfschmerzen_beseitigt.
[160] Ein anderes Mittel: wenn man mit Moschus gemischtes Sesamél etwas
erwarmt und in die Nase einfithrt, so werden (die Kopfschmerzen) verschwin-
den. [162] Mittel gegen Atemstérung: wenn man 2 Bgr. karba tiibin yumyagi
und 2 Bgr. gekochte Sehne nimmt und (davon) in gleicher Menge Pulver
macht und (dies) jeden Morgen mit Wein zu trinken gibt, so wird dic Atem-
stérung vergehen und die Krankheit beseitigt.
[tes] Mittel gegen Blasenschmerzen: man nehme zu gleichen ‘Teilen von karba
ttibi, ariri, tinbar yusi, sibat, zerveibe (Hend.) (dies) und trinke 1 oder */, Bar.
davon mit Kuhmilch, so wird es gut. [168] (Jetzt) wollen wir die Mittel
gegen Grind berichten. Man soll frische yolduryan-Bliite weich zerschlagen
und einen Léffel davon mit einem grofen Gefi$ Joghurt mischen und auf
niichternen Magen trinken, es wird beseitigt. [170] Und ebenso (soll man)462
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Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 31, Juli 1930
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aryaryinga qayurup kinéit yay-in-qa bulyap
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Anmerkungen.
Abkiirzungen;
Brocketaann, Miteltirk. Wortschatz, Budapest 1928.
Raptorr, Versuch eines Worterbuches der Tiirk.-Dialekte.
Suvarnaprabhasa ed. Ravtorr und Maxov in Bibl. Buddhica XVII.
J. Jotzy, Medicin. Grundri8 der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde
Bad. IIL Heft 10.
== J.Krarrorn, Uber die Sprache und Schrift der Uiguren. Paris 1820.G.R. Racemari: Zor Heilkunde der Uiguren 463
1 Bar. trockene (yolduryan-Blite) nehmen, fein zerschlagen (Iend.) (mit Joghurt
mischen und davon) nach MaB seines Durstes trinken. Wenn man mehr
trinkt, soewird es nicht helfen. [172] Ebenso, wenn man einen digu-Stein
fein zerschligt (Hend.) und ihn in einem kupfernen Kessel bis zum Gelb-
werden réstet und mit Sesamédl
[174] aufschmiert, so wird (der Grind) vergehen. Ein anderes Mitiel gegen
den Grind: wenn man Schweinsgalle an drei Morgen auf niichternen Magen
trinkt, so wird der Grind beseitigt. Es ist ein erprobtes Mittel. [176] Wenn
der Kérper makivia wird, so soll man Knoblauch zerquetschen und damit die
beiden .Ohren vollstopfen, es wird beseitigt. [17] Mittel gegen Mundfinle:
man kocht einige trockene siri, setzt sie eine Nacht draufen der Kiilte aus,
am anderen ‘Tage verbrennt man sie zu Asche, dann soll man sie fein zer-
reiben und damit auf das Geschwiir driicken, so wird es gut. [180] Mittel
gegen innere Verletzungen und Blutungen, die durch das Fallen vom Pferde
oder von einer Mauer oder durch Peitschenschlige entstanden sind: man soll
Pappelharz von der GréBe eines Htihnereis
[183] fein zerschlagen (Iend.) und mit .q...ig zu trinken geben, so wird die
Blutung vergehen und es wieder gut werden. Es ist ein erprobtes Mitel.
[18t] Wenn Beklemmung eintritt, soll _man (es) zerstampfen und durch ein
Schilfrohr in den Hals blasen, so wird es gut. [186] Und gegen innere Brust
(-krankheiten?) soll man es von der GrdSe einer Kichererbse zerstampfen.
und mit kaltem Wasser zu trinken geben, so wird es gut. [187] Wenn im
Innern des Halses ein Geschwiir entsteht und nicht aufgeht, so verbrenne
man. fingsu zu Asche und blase sie in die Keble, so wird es aufgehen. Man
muB es dureh den Mund b [190] Mittel gegen Durchfall: man nehme
1 Bar. Schale der Hagebutte, 1 Bqr. weife Rinde vom Maulbeerbaum, 1 Bar.
Traube-tiibi
[192] in 1 Qdng. Wasser 1...hineintun, Nachdem 1 Qdny. tibriggeblieben
ist, soll man diese drei . sammenmischen, abkochen und trinken. Man
soll es [195] abends beim Schlafengehen trinken. Es ist ein erprobtes Mittel.
Wenn einer Frau die Brust anschwillt und schmerzt, (so soll man) . . . [197] groB
wie eine Erbse (nchmen), weich (erschlagen)... und zu trinken geben, so
wird es gut.
B. Lauren, Sino-Iranica, Chicago r919.
U. Cx. Dorr, The materia medica of the Hindus. Caleutta 1877.
Uig. Glossen == F.W. K. Minuer, Uigurische Glossen. Ostasiatische Zeitschrift r9r9/20.
Uig. Spr. = Ravtovr-Matov, Uigurische Sprachdenkmiller, Leningrad 1928.
TT == W. Bane and A. y. Ganain, Tirkische Turfan-Texts, Sitzb. d. PreuB, Akad.
4. Wiss. 1929.
Zener Zensr, Dictionnaire Turc-Arab-Persan. Leipzig 1862—1867.
Man. IIT A.v.Le Cog. Tirkische Manichaica aus Chotscho III.
Sitzangsber. phib-hist. KI, 1980, 36464 Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 31. Juli 1930
1. Hier folgen die Namen von verschiedenen Krankheiten, die offenbar dureh Wind
verursacht sind. (Vgl. ZZ. 11, 12, 13, und ohne Symptome 139.) Die Ubersetaung ist nur ein
Versuch: yyrak sigilmag ‘Hersleiden’ (s. 3 und 5); tin bogmag ‘Atemnot’ (auch 3). Vgl. weite
tin bosyaq ‘Atemstérung’ (61, 162 und 164); din] [b]akldinm[ak] (12); tin ahs umasar ‘wenn man
nicht atmen kann’ (141) und boymay bolsfar] ‘wenn Beklemmungen eintreten’ (184).
2. atiritk (oder atir-iig?); vgl. ddiir-kd am ‘Mittel gegen Durehfall’ (190), siche weiter Kas.
trim “Abfihrmittel’; sit 6. “Euphorbia, Wolfsmilch’ und garin étti ‘er hatte Durchfall’ (= kaz.
té att), gan ddkak “BlutfluB’ (Z. 83; s. WB. atkak usw. ‘der Durchfall’).
2. turug ‘mager’. In Suv. (594) wird es ebenfalls als Merkmal der Windkrankheit erwahnt
(auch Jorry s. 46). Wenn das vorhergehende Wort étirik in der Bedeutung ‘Durchfall’ stimmen
wiirde, so kénnte man éurug mit dem Tel. firig ‘Verstopfung und Hartleibigkeit’ vergle
2 ugun Vel. das Dz. ueag ayru ‘eine scbleichende, langwierige Krankheit’.
Im Text steht ugun isig-kd dngatiir (fiir isig-ig?) s. ig-ig 6. (13). Haben wir es hier mit
cinem Schreibfebler zu tun oder ist das Verbum mit seinem Faktitiv zusammengefallen: dngddiir
und dngédtiin?
8, nara‘Granatapfel’ (Vig. WB.) ==nar und anar; Niheres bei B. Laurer, Sino-Lranica 8. 285.
8. curnt. Aus dem Skr. iw ‘feiner Staub, Mehl, Pulver’. Wir haben hier wiederum
ein gutes Beispiel fiir das auslautende Skr. -a (== a) == uig. -i (s. auch: Augtha-kuddé (91).
Es scheint neben der urspriinglichen Bedeutung ‘Pulver’ (s. ZZ. 4, 8, 88 und g2) auch
das fertige Priparat (Medikament) zum Ausdruck zu bringen (s. Z. 3, 6 und 163), Vgl. die be-
stimmten Priparate: gnikabud durni ofi (6) und suksumur é. (14). Kas. kennt demi nor als
‘Abfthrmittel’.
4. gara tuz ‘schwarzes Salz’ s, weiter gisil fue ‘votes Salz? (98) und yar tus-i (32, 113 142).
In spiteren tiirk. medizinischen Handschriften kommt auch ag twz und bayaz tue ‘weiBes Salz”
vor. Jouuy fithrt s Arten von Salz an:
1, sauvarcala ‘ein schwiarzliches Salz’ (Salz + Soda).
2 teinsalz’.
3. vit ‘schwarzes Sal? (Sulz + Myvobolan + Soda).
4. Samudra ‘“Meersalz’.
5. audbhida ‘Steppensalr’.
Was aber yar tusi betrifft, so bin ich mir dartiber nicht klar. Vielleicht ist es mit “Stein-
salz’ au identifizieren und entspricht dem osm. gaya tusw “Bergsalz’.
4. bidity singir ‘gekochte Schne’. Kin Sebnenpriiparat? Jorzy erwihnt die Sebne unter
animalischen Arzeneistoffen, In einer hiesigen osm. Handsebrift steht: sam’ yirind singiré diiyiip
gatarsifi ‘anstatt Gummi Arabicum kannst du eine Sehne zerstoSen und beimischen’ (Ms. Diez
A. Oct, 187. S.23b); auch singirli yaprag ‘Wegebreit’ (Pflanze) ist eine von den haufig erwihnten
Arzeneistoffe
4, tiiz itlié ‘in gleicher Menge’. ¢. it gilip (51) t. i. sogup (166); aber: fitz curni q. ‘gleiche
Priiparate machend’ (163). In einer spiiteren osttiirk, Handsebrift steht dafir: -Adr gaisidin
barabar soqup und iki bérabdr ‘doppelt so viel’.
6. gnkabus (dnkabiis), Es hiingt wohl mit dem tocharischen Wort avkwas (= hiigu
‘Ferula asafoetida’) zusammen (s. M.S. Livi, Etude des documents tokhariens 8.56 und 58).
(S. auch B. Laurer, Sino-Iranica S. 361.) U. Cu. Durr (S. 175) kennt ein zusammengesetates
Priiparat Hingvashtaka chuma: Take of fried assafoetida, ginger, long pepper, black pepper,
fjowan, cumin seeds, nigella seeds and rock salt, equal parts; reduce them to powder and
mix. Dose, ten to twenty grains, to be taken with the first morsel of rice and clarified butter
taken at breakfast. Thus administered, it is said to increase the appetite and digestive powers
and to cure flatulence. Some writers recommend the above powder to be made into pills
with lemon juice.
In the flatulence of infants a powder composed of assafoetida, rock salt, cardamoms,
ginger, and the root of Clrodendron siphonanthus (bhdrgi), in equal part, is prescribed by several
hen.
. saindhava *GR. Racust
Zur Heilkunde der Uiguren A465
writers. In flatulent colik with costiveness, a suppository made of assafoetida, rock salt
and hony, and smeared over with clarified butter, is introduced into the rectum.
In hemiplegia, stiff-neck, facial palsy, sciatica and other diseases of the nervous system,
fried assafoetida is given along with a compound decoction called Mdshabalédi. A bit of
warm assafoetida, placed in the cavity of a carious tooth, is said to relieve pain.
6 suksumur: (und 8. éurni (14). Skv ila (siikgma ela) “Elettaria Cardamomum’.
6. bagir, eigentlich ‘Kupfer’; dann ein bestimmtes Gewicht = 1 mace = ‘Ao Unze
(s. Uig. @losson S. 320).
7. muré ‘Pfeffer’, Kas mnelke’. Uig. WB, ‘Indianischer Pfeffer’. S. auch gara
miré (134). Nach Laurer, Sino-Iranica (S. 374, Anm. 8) aus dem Skr. marica oder marica.
7. pitpidi (8. ZZ. 15, 35 u. 159). Es hiingt wobl sicher irgendwie mit dem Ske. pippali
‘Piper longum’ zusammen (s. Durr S. 243) =~ B. pipul und H. pipal. Vl. weiter Tibet. pi pi
ling ‘Piperis longi fructus’ (H. Lauren, Beitriiye sur Kenntnis der tibetischen Medizin, Berlin 1900).
Im Chin, heiBt os: HEZE oder HERE pipo, “pitpat (pal) < Skr. pippali > Pers, pilpil;
Avab. jilfil, fulful Pepper’ (B. Laurer, Sino-Iranica S. 375)-
12. ar ist woll ein Schreibfebler. Offenbar wollte dev Schreiber ayrimag schreiben, hat
aber stat y ein r gesetat und dann das Wort von neuem angefangen.
15. artun. In der Liste der Heilmittel im Altun Yarug (Suv. S. 475) entspricht, wie mir seiner-
zeit Hr. Prof. F.W. K. Miuen mitgeteilt hatte, es dem Shr. yavant ‘Cavum copticum’. In
der chines. Version wird es durch ma Win AG J iibersetzt (= ‘ammium; pipercula; cummin’
W.H. Mepawrsr, Batavia 1863). Vgl. auch in einer anderen uigurischen Handscbrift (‘T Il
S19 dndthal artuni ‘indischer Kitmmel,
15. tobulyag. Kas. tubulyag ‘Cyperus’.
16. siingitk ist eigentlich “Knochen’. Hier sieht es so aus, als ob es ein MaB wire: si siingiih.
16. bagir (und Z. 17) ein MaB fiir Flissigkeit (8. Vig. Spr. S. 267. batir (badir) < Soyd.
p'tlr > mong. badir “GefaB, HohlmaB’). ayag ist Zahlwort.
17. gayintur-, (qavintur-), Soweit ich feststellen kann, ist das Verbum bis jetzt nicht
belegt. Die spiiteren osmanischen Texte gebrauchen bei der Medikamentzubereitung Ausdriicke
vie: isla- und islat- “anfeuchten, durchnissen, einweichen’ und: gaina- und qainat- ‘koehen’.
Unser Verbum hiingt wohl mit dem leiateven zusammen, was auch durch das folgende soyul-
“kalt werden’ unterstiitzt zu werden scheint. Vgl. auch: sirka birla qayinturup sovug gilip ayizta
futsar ‘wenn man (den Pfeffer) mit Essig kocht, abkiihlt und im Mande halt’ (13); und
weiter 106, 112, 136, wo die Abkiihlung nicht erwahnt ist.
19. bulung “Winkel, Ecke’. Hier ist wohl eine Art Jadman yemeint. Fir badman gibt*
Uig. WB. an: ‘eine Wage’ und ‘ein chinesisches Pfund’. patman MaB ist nach F. W. K. Miiuurr
(Uig. Glossen S. 320) =: Catty = 16 Taéls oder Unzen.
22. avis-i, ivs-i, sisi
22. gisir- gisirin?
28. ay (Kas.) ‘Zwischenraum zwischen den Schenkeln’, Im Text steht ay-i arasi arasinda.
Statt arasi kdnnte man auch a@yisi lesen. Ich glaube aber, daB es sich hier nur um einen Schreib-
febler handelt: der Schreiber wollte erasinda schreiben und hat in der Mitte aufgehért. Hii
besonderer Beweis dafilr ist das i am Ende. Hier steht statt des finalen i das mediale ¢.
24. ayriy gm (so auch 95,97 und 102), man erwartet eigentlich Kis ayriy ami (s. 155)
ebenso, wie godur am-i (174) und ayiz y(a)l gm-i (177); oder gm mit einem vorhergehenden
Dativ (s. 16, 126, 129, 134, 137, 140, 162, 165, 181, 190).
26. Das erste gara ist ausgestrichen; offenbar hat dem Schreiber das End-a, das er nach
rechts verbunden hatte, nicht gefallen, und er hat das ganze Wort nochmals geschrieben. Ebenso
ist auch das 2weimal ausgeschriebene gasig-in auf einen Schreibfehler zuriickzuftihren,
‘ Den chines, Teil verdanke ich hier wie auch an anderen Stellen der Freundlichkeit
des Fri. Dr. A. v. Ganam.
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26. gasig. Kas. kennt gasug als ‘Schlanch aus Pferdehaut’ und verweist auf urspr.
gas ‘Baumbast’. Hier bedeutet es: ‘Haut, Rinde, Schale’ usw. (s. gara gad tyaé qasiq-in (26);
‘usgqun-nung qasig-in (44); titliig drith-niing gasig-in (38) ; it burun-niing qasig-i (190); sdgiit-ning yyriing
gasig-i (191); yilan gasig-in (109) neben yilan tariz-in s, Anmerkung zu r3r4.
27. kkyl, so mit zwei k (auch 109, 179 und 188); und mit einem & (129, 151)
29. siikiilip fiw sokilap. Vgl. Dz. sikla- Pleisch hacken’ < séhtii-la- au *sk- (WB. 1V 570).
30. Die Stelle vgl. mit dem Osm. né qadar ashi vd yavie oyna vd dimrigit olsa ‘wenn
es auch eine sehr alte und bésartige Riude (Kritze, Ausschlag) und Fleehte sein mag’ (Dinz,
A. Fol. 59 S.196b),
30. ki8i qdin? Vielleicht verschricben fiir 4
31. gara min ‘schwarzes Mehl’ ist wohl ein Ausdruck fir gemeines oder gewéhn-
liches Mehl. Vgl. yyriing min (120).
34. dgsitz bayir? In einer tik, medizin, Handsebrift (Diez A. Fol. 59, S.104) sind gegen die
Nachtblindheit folgende Rezepte aufgeschrieben: 45 GS b se Bas SF eS Ge, es bs fs
A SH5S 9 39.9 SAT oy SEG Jal Sol th ye Je ge oyel SIS ey chek Joh Jory ost!
-42 Gai J) ‘Die Nachtblindheit, d. h. wenn man abends nicht sieht. Man schmort Ziegenleber
und halt die offenen Augen fiber den Dampf der schmorenden Leber, so daB dieser in Mund,
Nase und Auge hineinkommt. (Darauf) iBt man von dieser geschmorten Leber” eb a5" 32s
2 8 y iat cule WG 03S alle pe gyalale GALT Sy! lous! ISG LS ‘Und wiederum: man bratet
Ziegenleber und trigt mit einem Stitt den Saft, der aus diesem Braten heruntertrépfelt, auf das
Auge auf. Es ist viel erprobt und niitelich? Jub yo tI. gy 2a ye IS OS BS Soy
SG SS 94h Gee NE Jerr. F onl per Oaiaigh IT gb glee Ke OKAY Jorgts Jew 43531
sow) cullé ads Sly “Und nachdem man Ziegenleber zum Braten mit Wasser bi
man zerstoBenen Pfeffer darauf und liBt sie kochen. Nachdem sie gekocht ist, sammelt man
den Pfeffer von dem Braten, trocknet ihn, zerreibt ihn zu Pulver und triigt ihn auf das Auge
auf. Nach einigen Malen niitzt es.”
34. bayir-in-ga idinga. Diese Konstruktion ist auffallend; idingd ist woll, nachdem bayir-
in-ga geschrieben worden war, deutlichkeitshalber hinaugefiigt.
37. taliig gritk wrtl. “behaarte Aprikose’, d. h. ‘Pfirsich’; vgl. Uig. WB. 14 tiliig ‘Pfirsich’.
38. qaéaniry ‘Harn’ (s, U. 11 6123) 8. gadan- ‘urinieven’ (Z. 39) neben sid- (74) und siidizk (35).
39. Man erwartet: yan ayriy-liy grsdr. yan ‘Seite’, In einem tiirk. medizin. Buche steht:
bal ayrisidiin (= ayrisi ictin) vd yan bas ayrisi¢iin, wo bal ayrisi Lendenweb? und yan bas ayrist
“Hiiftweh’ bedeutet.
40. coqurag-, 8. Ka8. dogra- ‘sprudeln, itberkochen’ (Man, Ill 15 ‘brodeln’) und cograt-
‘mm Aufkochen bringen’. Diese Bedeutung paBt auch hier sehr gut und besonders Z. 47:
iié yasar gar-a ud-nung mayag-in isié-tie coquradip.
42. yig ist wohl sicher verschricben fir die Gen.-LEndung -ning.
44, sén- ‘abnehmen, nachlassen’ (s.’T. T. S.16, Anm. 6). Es wird gebraucht von Kolik
(44), Zahnschmerzen (102, 137); und Nabel(?)-krankheit (121, s. Anm,).
“44. usqun ‘der Knoblauch’; s. Tel. usgum und ydr usqumu. Sonst steht fir Knoblauch
sadun (176) und sadun sagali (144). Fiir-m, -n 8, auch Aum. 178.
45. yoryud und yoryut (169). Entstanden durch Metathese ans yoyurt ‘saure Milch, Jogur’.
42, iid, (auch 99) und bagir iid. Ka’. aid “Topf, Kessel’. Uig. Spr. asié (S.266) und isie
(G.272), lies «i. Uig. WB. iéié Kochgeschirr’ und Zenner: pt| a8g (lies adig) ‘irdener Top?.
48. adi ala bolsar, eigentlich ‘wenn sein Fleisch bunt wird’, WB. kennt ala tdnli (osm.)
‘aussiitzig’, ala témlik und einfach ala (ad.) ‘Aussatz’,
48. yarip yarip. Wins ist moglicherweise iiberfliissig (s. auch Anm. 117).
52, bakili und bakini (53). Kas. bakni ‘Bier aus Weizen, Hirse oder Gerste’. Sind
wir hier berechtigt, den L-Haken von barili zu entfernen? Fiir geistige Getrinke s. unter Jor
und surma ‘Wein’,
din? (s. Riki di (58).
ssen hat, streut