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ZD ZIVI KoBe de Lehrmittel Fuer Zivildienstleistende Interaktiv

Das Dokument ist ein Lehrmittel für Zivildienstleistende, das sich mit Kommunikation, Betreuung und ethischen Aspekten in der Arbeit mit Menschen beschäftigt. Es umfasst fünf Tage mit verschiedenen Themen, darunter Ethik, Werte, Diversität, Kommunikationstechniken und Konfliktmanagement. Die Zivildienstleistenden lernen, wie sie respektvoll und kompetent mit individuellen Bedürfnissen und Herausforderungen umgehen können.

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ZD ZIVI KoBe de Lehrmittel Fuer Zivildienstleistende Interaktiv

Das Dokument ist ein Lehrmittel für Zivildienstleistende, das sich mit Kommunikation, Betreuung und ethischen Aspekten in der Arbeit mit Menschen beschäftigt. Es umfasst fünf Tage mit verschiedenen Themen, darunter Ethik, Werte, Diversität, Kommunikationstechniken und Konfliktmanagement. Die Zivildienstleistenden lernen, wie sie respektvoll und kompetent mit individuellen Bedürfnissen und Herausforderungen umgehen können.

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Kommunikation & Betreuung

Ein Lehrmittel für Zivildienstleistende


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Impressum
Herausgeber: Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Bern
Autorinnen: Annette Alder, René Beetschen, Esther Schläppi, Catherine Wiedmer
Gestaltungskonzept und Layout: Mansing Tang
Fotografien: Ruben Ung
Auflage: Deutsch 6000 Ex., Französisch 1500 Ex., Italienisch 450 Ex.
Druck: rubmedia AG
© Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Bern, 1. Auflage, 2020
Inhalt
Erster Tag

Ethik, Werte und Menschenbild 5


Kennenlernen und Gruppenbildung 6
Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Menschenbildern 7
Werte und Haltungen 8
Ethik: ethische Prinzipien, Fragestellungen und Dilemmata 10
Diversität, Vorurteile und transkulturelle Kompetenz 13

Zweiter Tag

Ganzheitliche Kommunikation 17
Kommunikationsgrundlagen und Kommunikationsebenen 18
Gesprächsführungsformen und -techniken 21

Dritter Tag

Wenn Alltägliches beruflich wird –


Grundlagen der Betreuung von Menschen 27
Persönlichkeit und Beziehungen 28
Teamarbeit und die Rolle der Zivis gegenüber den zu betreuenden Menschen 35
Stress und Bewältigung von Stresssituationen 37

Vierter Tag

Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung,


Aggression und Gewalt 41
Macht und Ohnmacht in Abhängigkeits­verhältnissen/Selbst- und Fremdbestimmung 42
Definition von Konflikt, Aggression und Gewalt 43
Eigene Konfliktmuster und Streitkultur 47
Persönliche Erfahrungen mit Gewalt 48
Aggressionsmanagement und Konfliktlösungsstrategien 49

Fünfter Tag

Sicherheit und Verantwortung 53


Klären der Begrifflichkeiten 54
Sicherheitsanforderungen 56
Datenschutz und Schweigepflicht 57
Anforderungen an das Erscheinungsbild und an die Hygiene 58
Umgang mit Nähe und Distanz in professionellen Beziehungen sowie Prävention
von Grenzüberschreitungen und Missbrauch 59
Psychohygiene: in der Arbeit mit begleiteten und betreuten Menschen gesund bleiben 60
Sicherung der erworbenen Kompetenzen und der Rollenklarheit 61
Evaluation der Kurswoche und Abschlussgestaltung 62
4 | Erster Tag Ethik, Werte und Menschenbild
Erster Tag

Ethik, Werte und Menschenbild

Lernziele bezogen auf die Tagesthemen

1. Kennenlernen und Gruppenbildung


Die Zivis sind durch das Kennenlernen der Kursgruppe und des Wochen-
plans sowie durch das gemeinsame Erstellen von Regeln für den Kurs und
das Formulieren von individuellen Kurszielen und -wünschen arbeitsfähig
geworden. Sie sind sich ihrer Verantwortung, einen Beitrag zum Gelingen
der Kurswoche zu leisten, bewusst.

2. Auseinandersetzung mit unterschiedlichen


Menschenbildern
Die Zivis haben sich mit unterschiedlichen Menschenbildern auseinander-
gesetzt.

3. Werte und Haltungen


Die Zivis sind sich ihrer eigenen Werte und der Unterschiedlichkeit von in-
dividuellen Haltungen bewusst.

4. Ethik: ethische Prinzipien, Fragestellungen und Dilemmata


Die Zivis haben sich mit ethischen Prinzipien, Fragestellungen und Dilem-
mata auseinandergesetzt und können an ihrem Einsatzort mit solchen The-
men umgehen.

5. Diversität, Vorurteile und transkulturelle Kompetenz


Die Zivis erkennen, wie wichtig es ist, jede einzelne Person in ihrer Indivi-
dualität wertschätzend zu betreuen und zu begleiten. Sie haben Kennt-
nisse über die Entstehung und die Funktion von Vorurteilen erlangt und
wissen, was unter transkultureller Kompetenz zu verstehen ist.

Ethik, Werte und Menschenbild Erster Tag | 5


Kennenlernen und Gruppenbildung

Lernziel

Die Zivis sind durch das Kennenlernen der Kursgruppe und des
Wochenplans sowie durch das gemeinsame Erstellen von Regeln
für den Kurs und das Formulieren von individuellen Kurszielen
und -wünschen arbeitsfähig geworden. Sie sind sich ihrer
Verantwortung, einen Beitrag zum Gelingen der Kurs­woche zu
leisten, bewusst.

Kennenlernen der Personen, des Kursinhaltes


und der Kursorganisation

Partnerarbeit  25 Min.
Vorstellen
Jeweils zwei Zivis machen sich einander kurz bekannt.
Anschliessend stellt jeder seinen Gesprächspartner im Plenum vor:
– Einsatzort im Zivildienst
– Motivation, mit Menschen zu arbeiten
– Persönliches (Ausbildung, Hobbys usw.)

Klären der persönlichen Kursziele und des eigenen Beitrags


zum Gelingen des Kurses

Einzelarbeit 5 Min.
Individuelle Kursziele und -wünsche und eigener Beitrag
Die Zivis setzen sich mit den Kursthemen auseinander und übernehmen Verantwortung
für ihr Lernen und das Gruppenklima.

Jeder Zivi schreibt je auf eine Moderationskarte:


– mindestens ein Wochenziel
– einen Wunsch für die Kurswoche
– einen Beitrag, den er zum Gelingen des Kurses leisten wird

6 | Erster Tag Ethik, Werte und Menschenbild


Auseinandersetzung mit
unterschiedlichen Menschenbildern

Lernziel

Die Zivis haben sich mit unterschiedlichen Menschenbildern


auseinandergesetzt.

Was ist ein Menschenbild, und wieso entstehen


unterschiedliche Menschenbilder?

Theorieinput
Was ist ein Menschenbild, und wieso entstehen unterschiedliche
Menschenbilder?

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Mit Menschenbildern sind diejenigen Ansichten gemeint, die sich auf die Na-
tur des Menschen beziehen und das Zentrale des Menschseins zu erfassen
versuchen. Das Menschenbild, das jemand vertritt, ist seine individuelle und
dadurch selektive Sichtweise und beinhaltet sowohl sein Selbstbild wie auch
seine Überzeugungen hinsichtlich der Menschheit generell. Menschenbilder
sind von grosser Wichtigkeit, da sie oft implizit oder explizit als Grundlage
dafür dienen, wie jemand sich und andere Menschen behandelt. Dadurch sind
sie immer auch handlungsrelevant. Im Betreuungs- und Begleitungskontext
beziehen sich viele Institutionen, Berufsgruppen und Einzelpersonen auf das
Menschenbild der humanistischen Psychologie.

Ethik, Werte und Menschenbild Erster Tag | 7


Gruppenarbeit | 4–5 Gruppen 25 Min.
Menschenbild und Bezug zum Einsatz als Zivi
Jede Gruppe erarbeitet ein gemeinsames Menschenbild und stellt einen Zusammenhang
zwischen dem Menschenbild und dem Einsatz als Zivi her.

Werte und Haltungen

Lernziel

Die Zivis sind sich ihrer eigenen Werte und der Unterschiedlich-
keit von individuellen Haltungen bewusst.

Verankerung von Werten und Werthaltungen

Theorieinput
Verankerung von Werten und Werthaltungen

Notizen zum Theorieinput

8 | Erster Tag Ethik, Werte und Menschenbild


Seerosenmodell

Blatt und Blüte = Verhalten


– Bewegung/Sichtbarkeit
– Verhalten ist veränderbar
– Änderungen über Dialog, Regeln,
Vereinbarungen, Feedback

Stengel = Haltung und Einstellung


– z. B. Motivation, Akzeptanz anderer
– z. B. Misstrauen, Konkurrenz
– z. B. Ressentiments, Vorbehalte
– Änderungen über Akzeptanz, konkrete
Erfahrungen, überzeugende Modelle
– brauchen Zeit

Wurzel = Werte, Normen und frühe Prägungen


– z. B. Lebensbejahung, Religiosität, Zivilcourage,
Bescheidenheit, Grundvertrauen
– Lebens- und Verlustängste, Konfliktscheu
– Selbst- und Wertekonzepte
– Änderung durch Lebenskrisen,
gute Erfahrungen, glaubwürdige Modelle

Modell aus M. Gellert/C. Nowak, Darstellung nach Skizze von Annette Alder, 2018

Kurzzusammenfassung der Theorie

Werte haben die Aufgabe, zu begründen, während Normen die Aufgabe ha-
ben, Werte, die oft abstrakt sind, konkret und situativ passend umzusetzen.
Auch Prinzipien sind eher abstrakt und befinden sich auf derselben Ebene wie
Werte. Da Prinzipien als «oberster einheitsstiftender allgemeiner Grundsatz»
(Fenner, 2008) definiert werden, haben sie im Betreuungsalltag eine hohe
Wichtigkeit. Im «Seerosenmodell» stehen die Wurzeln der Seerose für Werte,
Normen und frühe Prägungen, woraus Haltungen und Einstellungen – durch
den Stängel symbolisiert – wachsen. Die Blätter und Blüten auf der Wasser­
oberfläche stehen für das beobachtbare Verhalten eines Menschen, das unter
anderem durch Werte, Normen, Einstellungen und Haltungen beeinflusst ist.

Gruppenarbeit 15 Min.
Wertemarkt
Alle Zivis erhalten 3 Karten mit unterschiedlichen Werten, anschliessend diskutieren
sie darüber und tauschen die Wertekarten solange untereinander aus, bis alle 2 Werte
gefunden haben, die ihnen entsprechen.

Ethik, Werte und Menschenbild Erster Tag | 9


Ethik: ethische Prinzipien,
Fragestellungen und Dilemmata

Lernziel

Die Zivis haben sich mit ethischen Prinzipien, Fragestellungen


und Dilemmata auseinandergesetzt und können an ihrem
Einsatzort mit solchen Themen umgehen.

Gruppenarbeit | Vierergruppen 10 Min.


Vorwissen zum Thema Ethik mithilfe der Placemat-Methode hervorholen
– Die Zivis sitzen in Vierergruppen zusammen an einen Tisch. Jede Gruppe
hat einen Flipchartbogen und teilt diesen so auf, dass jeder Zivi ein eigenes Feld vor sich hat
und in der Mitte ein Feld für die Gruppenergebnisse frei bleibt.
– Nun notieren sich die Zivis in Einzelarbeit, was ihnen zum Begriff Ethik einfällt.
– Nach 2–3 Minuten tauschen die Gruppenmitglieder die individuellen Ergebnisse aus,
vergleichen sie und diskutieren darüber.
– Die Gruppe notiert das Fazit ihres Austauschs in der Mitte des Blatts.

Ethische Prinzipien

Theorieinput
Ethik und ethische Prinzipien

Notizen zum Theorieinput

10 | Erster Tag Ethik, Werte und Menschenbild


Kurzzusammenfassung der Theorie

In der Ethik geht es um moralisch gutes menschliches Handeln von Einzelper-


sonen, weshalb die Grundvoraussetzung der Ethik der «gute Wille» ist. «Guter
Wille meint hier die grundsätzliche Bereitschaft, sich nicht nur auf Argumente
einzulassen, sondern das als gut Erkannte auch tatsächlich zum Prinzip des
eigenen Handelns zu machen und in jeder Einzelhandlung umzusetzen.»
(Pieper, 2017). Die vier ethischen Prinzipien des Gesundheitswesens, «Auto-
nomie», «Gutes tun», «Nicht schaden» und «Gerechtigkeit», sind Grundsätze
für die Begleitung und Betreuung von Menschen und können auch auf den
Sozial- und den Pädagogikbereich übertragen werden.

Notizen zum Theorieinput

Ethik, Werte und Menschenbild Erster Tag | 11


Ethische Dilemmata

Gruppenarbeit | Vierergruppen  10 Min.


Diskussion von Fallbeispielen
Jede Gruppe erhält dieselben 1–2 Fallbeispiele und diskutiert diese. Anschliessend präsen-
tiert jede Gruppe ihre Lösungsvorschläge, und es gibt eine Plenumsdiskussion über die
verschiedenen Lösungsansätze unter Berücksichtigung folgender Fragen: Welche ethischen
Prinzipien sind betroffen? Wie wurden diese in den einzelnen Gruppendiskussionen
gewichtet, und weshalb wurden sie so gewichtet?

Alternativ können die Zivis über eigene Fallbeispiele zu ethischen Dilemmata diskutieren.

Theorieinput
Ethische Dilemmata

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Da keines der ethischen Prinzipien absolute Geltung hat und sie je nach
Situation miteinander in Widerspruch geraten können, müssen sie im Alltag
immer wieder reflektiert und gegeneinander abgewogen werden, dabei
spricht man von einer «Güterabwägung». Geraten ein oder mehrere ethische
Prinzipien in Widerspruch nennt man das «ethisches Dilemma». «Die Haltung
der handelnden Person ist ein weiterer entscheidender Faktor, um eine Hand-
lung zu einer guten Handlung zu machen» (Schweizer Berufsverband der
Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK-ASI:2013). Es wird also die Frage
nach der moralischen Haltung der beteiligten Personen gestellt. Für die Be-
gleitung und Betreuung von Menschen gelten folgende drei Tugenden als
sehr wichtig: Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit und Wahrhaftigkeit.

12 | Erster Tag Ethik, Werte und Menschenbild


Diversität, Vorurteile und transkulturelle Kompetenz

Lernziel

Die Zivis erkennen, wie wichtig es ist, jede einzelne Person in


ihrer Individualität wertschätzend zu betreuen und zu begleiten.
Sie haben Kenntnisse über die Entstehung und die Funktion
von Vorurteilen erlangt und wissen, was unter transkultureller
Kompetenz zu verstehen ist.

Diversität

Theorieinput
Diversität

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Der Begriff Diversität bedeutet schlicht Vielfalt. Er wird verwendet, um die


Heterogenität von Menschen zu erfassen, dient also dazu, der Individualität
der einzelnen Menschen Rechnung zu tragen. Das ist gerade im Betreuungs-
kontext enorm wichtig für die zu betreuenden Menschen. Zugleich ist Diver-
sität ein eher unkonkreter Begriff, und es wird oft versucht, ihn entweder mit
«Geschlecht und Ethnizität» (Bakic, Diebäcker, Hammer, 2008) oder mit «di-
rekt wahrnehmbaren Unterschieden und indirekt wahrnehmbaren Unter-
schieden» (Bakic, Diebäcker, Hammer, 2008) zu konkretisieren. Diese Konkre-
tisierung ist aber problematisch, da sie einerseits die Komplexität von Diversi-
tät meist zu sehr vereinfacht und andererseits das Hauptaugenmerk auf die
Unterschiede zwischen den Menschen anstatt auf deren Vielfalt richtet.

Ethik, Werte und Menschenbild Erster Tag | 13


Vorurteile: Entstehung und Funktion

Theorieinput
Vorurteile: Entstehung und Funktion

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Vorurteile werden als «negative Einstellung gegenüber den Angehörigen einer


Fremdgruppe» (Schmithüsen, 2015) definiert. Obwohl sich viele scheuen, es zu-
zugeben, kann davon ausgegangen werden, dass jeder Mensch gewisse Vor­
urteile hat. Obwohl keine Einigkeit darüber herrscht, wie genau Vorurteile ent­
stehen, ist man sich darin einig, dass sie sechs wichtige Funktionen haben:
1. Orientierungsfunktion, 2. Anpassungsfunktion, 3. Abwehrfunktion, 4. Selbst-
darstellungsfunktion, 5. Abgrenzungs- und Identitätsfunktion, 6. Steuerungs-
und Rechtfertigungsfunktion.

Transkulturelle Kompetenz

Theorieinput
Transkulturelle Kompetenz

Notizen zum Theorieinput

14 | Erster Tag Ethik, Werte und Menschenbild


Kurzzusammenfassung der Theorie

Zwischen den Personen innerhalb einer sogenannten Kultur gibt es meist


grosse Unterschiede bezüglich Werthaltungen, Ansichten, Lebenswelten und
Lebensweisen. Auch entstehen vielfach Subkulturen verschiedenster Ausprä-
gungen und mit unterschiedlichsten Einflüssen. Menschen, die derselben Kul-
tur zugerechnet werden, jedoch innerhalb dieser Kultur unterschiedlichen
Subkulturen und/oder sozialen Schichten angehören, haben in vielen Fällen
weniger Gemeinsamkeiten als Menschen, die zwar verschiedenen Kulturen
zugerechnet werden, jedoch eine ähnliche Lebensweise und ähnliche Wert-
haltungen vertreten. Transkulturalität hat daher zum Ziel, nicht Kulturen, son-
dern die Interaktionen zwischen Menschen ins Zentrum der Aufmerksamkeit
zu stellen. «Transkulturelle Interaktion beinhaltet das Aufeinandertreffen von
individuellen Lebenswelten und Lebenserfahrungen» (Domenig, 2007).

Einzelarbeit  5 Min.
«Brainwriting»
Jeder Zivi notiert für sich, inwiefern Transkulturalität im Zivildiensteinsatz von Bedeutung
ist und welche Kompetenzen er in diesem Gebiet mitbringt.

Arbeit in Kleingruppen | Zivis mit ähnlichen Einsatzgebieten  10 Min.


Auswertung des «Brainwriting»
Die Zivis diskutieren die Ergebnisse aus der Einzelarbeit und entwickeln sie weiter.

Einzelarbeit 5 Min.
Notieren der wichtigsten Erkenntnisse des heutigen Tages

Das merke ich mir

Literatur- und Quellenangaben befinden sich auf www.srk-bern.ch/moodle/KOBE_DE


unter dem jeweiligen Thema.

Ethik, Werte und Menschenbild Erster Tag | 15


16 | Zweiter Tag Ganzheitliche Kommunikation
Zweiter Tag

Ganzheitliche Kommunikation
(verbal, paraverbal und nonverbal)

Lernziele bezogen auf die Tagesthemen

1. Kommunikationsgrundlagen und Kommunikationsebenen


Die Zivis reflektieren ihren Kommunikationsstil und ihre innere Haltung
und sind sich ihrer Wirkung bewusst.

2. Gesprächsführungsformen und -techniken


Die Zivis kennen verschiedene Kommunikationsformen und Gesprächs-
techniken und setzen diese zielgerichtet ein.

Die Zivis haben praktische Beispiele aus dem Alltag erarbeitet, können die
Theorien in eigenen Worten erklären und setzen sie im Zivildienst ein.

Ganzheitliche Kommunikation Zweiter Tag | 17


Kommunikationsgrundlagen und
Kommunikationsebenen

Lernziel

Die Zivis reflektieren ihren Kommunikationsstil und ihre


Haltung und sind sich ihrer Wirkung bewusst.

Einführung unter Einbezug von Erwartungshaltungen

Gruppenarbeit | Zivis mit ähnlichen Einsatzgebieten  10 Min.


Erwartungen an die Kommunikation von Zivis
Jede Gruppe nimmt Moderationskarten mit und notiert ihre Erwartungen an die
Kommunikation von Zivis aus folgenden Perspektiven:

– betreute Menschen
– Team
– Angehörige
– ich selbst

Verbale, paraverbale und nonverbale Kommunikation

Theorieinput
Verbale, paraverbale und nonverbale Kommunikation

Notizen zum Theorieinput

18 | Zweiter Tag Ganzheitliche Kommunikation


Kurzzusammenfassung der Theorie

Die subjektive Wahrnehmung und das subjektive Erleben eines Menschen


und seine Interpretation und Konstruktion der ihn umgebenden Umwelt ha-
ben einen grossen Einfluss auf seine Art zu kommunizieren. Die individuelle
Weise der Wahrnehmung und des Erlebens kann am Modell des «Bezugsrah-
mens» genauer betrachtet werden.

Verschiedene Kommunikationsmodelle versuchen, menschliche Kommunika-


tion erklärbar und dadurch auch beeinflussbar zu machen. Gerade im Betreu-
ungskontext ist die Art und Weise, wie kommuniziert wird, zentral für den
Aufbau und den Erhalt vertrauensvoller Beziehungen zwischen betreuten
und betreuenden Menschen. Modelle wie das «4-Ohren-Modell» («Nachrich-
tenquadrat») von Schulz von Thun, das «Eisbergmodell» und die «Fünf Axiome
nach Watzlawick» haben das Ziel, sich der eigenen Kommunikation bewusster
zu werden und die Kommunikation des Gegenübers besser zu verstehen.
Neben der verbalen sind die nonverbale Kommunikation und das Bewusstsein
über Unterschiede von Selbst- und Fremdwahrnehmung (Johari-Fenster) zen-
tral für eine gelingende Kommunikation und Beziehungsgestaltung.

Grundhaltung in der Kommunikation am Beispiel


des O.K. Corral der Transaktionsanalyse

Einzelarbeit 5 Min.
Reflexion über die eigene Grundhaltung nach O.K. Corral
– Wie beurteilst du deinen nonverbalen Kommunikationsstil?
– Was glaubst du, wie du mit deinem Stil/Auftreten auf dein Gegenüber wirkst?
– Wie gelingt es dir, in der Position +/+ zu bleiben?
– Wann besteht das Risiko, dass du die Grundposition +/+ verlässt?
– Was kannst du konkret tun, um dein Gegenüber zur Position +/+ einzuladen?

Ganzheitliche Kommunikation Zweiter Tag | 19


Einzelarbeit 10 Min.
Lesen des Theorieinputs zum O.K. Corral

Theorieinput
Grundeinstellungen: O.K.-Corral-Modell

Gruppenarbeit | Vierergruppen 30 Min.


Rollenspiel Teamsitzung
Jede Gruppe erhält laminierte Kärtchen mit den vier Grund­einstellungen. Diese Kärtchen
werden von den Teilnehmenden des Rollenspiels verdeckt gezogen.
Die Aufgabe besteht nun darin, in der gespielten Team­sitzung die jeweilige Grundhaltung
möglichst authentisch zu ver­körpern.

Bei mehr als 4 Teilnehmenden gibt es die Rolle des Beobachters, der den Teilnehmenden
anschliessend Rückmeldungen zum Geschehenen gibt.

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Die innere Haltung, mit der ein Mensch einem anderen Menschen entgegentritt,
ist für die Kommunikation und die Beziehung zwischen den beiden von grosser
Wichtigkeit. Das O.K. Corral verdeutlicht die vier Grundhaltungen der Transak­
tionsanalyse und ihr Anteil an der Kommunikation.

20 | Zweiter Tag Ganzheitliche Kommunikation


Gesprächsführungsformen und -techniken

Lernziel

Die Zivis kennen verschiedene Kommunikationsformen und


Gesprächstechniken und setzen diese zielgerichtet ein.

Die Zivis haben praktische Beispiele aus dem Alltag erarbeitet,


können die Theorien in eigenen Worten erklären und setzen
sie im Zivildienst ein.

Gesprächsführungstechniken in der verbalen Kommunikation

Gruppenarbeit | 5 Gruppen à 4 Personen  30 Min.


Präsentation Gesprächstechnik
– Jeder Gruppe wird ein Thema zugeteilt. Die Gruppenmitglieder lesen den Theorieinput
zu ihrem Thema auf Moodle und stellen zusätzlich im Internet Recherchen dazu an.
– Jede Gruppe trägt die Theorie auf einem Flipchartblatt zusammen und bereitet eine
Präsentation vor.
– Jede Gruppe sucht mindestens ein passendes Beispiel zu ihrer Thematik.

Theorieinput
Erweiterte Fragetechniken

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Bewusst eingesetzte Fragetechniken, das Formulieren von Ich-Botschaften


und das Vermeiden von Gesprächskillern gehören genauso zur professionellen
Gesprächsführung wie das Beherrschen von Feedback-Regeln, die seriöse
Vorbereitung auf ein Gespräch unter Berücksichtigung der Gesprächsstruktur
und das Beachten und Einhalten des Gesprächsablaufs.

Ganzheitliche Kommunikation Zweiter Tag | 21


Aktives Zuhören –
eine personenzentrierte Technik im Betreuungsalltag

Gruppenarbeit mit Arbeitsblatt | Dreiergruppen 20 Min.


Die Zivis üben die Gesprächstechniken an konkreten Textbausteinen,
wie sie auf den Arbeitsblättern vermerkt sind.

Übung Teil 1
Zwei Personen setzen sich einander gegenüber, sodass sie miteinander Blickkontakt
halten können.
– Person A erzählt von einem Ereignis aus ihrem Leben. Das kann eine Situation aus dem
Arbeitsalltag, etwas Belastendes oder eine Schwierigkeit sein, die sie an ihrem Einsatzort
im Zivildienst erwarten könnte.
– Person B hört zu und übt die verschiedenen (verbalen und nonverbalen) Techniken
des aktiven Zuhörens, sagt zum Beispiel: «Du sagst, dass …», «Ich höre …»,
«Verstehe ich richtig …?», «Du meinst, dass …».
– Person C beobachtet das Gespräch und macht Notizen: Worte, Körperhaltungen,
Gesprächsatmosphäre …

Nach ca. 5 Minuten findet eine Austauschrunde statt. Alle Beteiligten geben sich gegen­
seitig aus der Position ihrer Rolle Rückmeldung. Danach werden die Rollen getauscht.
Ziel ist, dass jede Person jede Rolle einmal besetzt.

Übung Teil 2
Alle Teilnehmenden versetzen sich in die Rolle des Beobachtenden und tauschen ihre
Erfahrungen aus:
– Was ist in den Gesprächssituationen aufgefallen?
– Welche Interventionen waren fördernd für das Gespräch?
– Welche Interventionen waren hindernd/blockierend für das Gespräch?

Fazit: Die Gruppen wählen maximal 3 Erkenntnisse, die sie aus der Übung gewonnen
haben, und stellen diese anschliessend im Plenum vor.

Theorieinput
Aktives Zuhören – eine personenzentrierte Technik im Betreuungsalltag

Notizen zum Theorieinput

22 | Zweiter Tag Ganzheitliche Kommunikation


Kurzzusammenfassung der Theorie

Die Grundhaltungen Wertschätzung, Empathie und Kongruenz sind die ele-


mentaren Pfeiler des aktiven Zuhörens, einer von Carl Rogers entwickelten
Gesprächsmethode zur Förderung von vertrauensvollen und dadurch konst-
ruktiven Beziehungen zwischen Menschen. Die Entscheidungsverant­wortung
bleibt im Gespräch beim begleiteten oder betreuten Menschen, und die zu-
hörende Person bietet da, wo es nötig ist, Unterstützung an. Die Technik be-
inhaltet folgende Punkte:

– Paraphrasieren, das heisst, das Gehörte in eigenen Worten wiederholen.


– Das Gehörte zusammenfassen, um sicherzugehen, dass beide Seiten auf
demselben Wissenstand sind.
– Klärungsfragen stellen, um sicherzugehen, dass alle auf demselben Wissens­
stand sind und um Interpretationen zu vermeiden.
– Weiterführende Frage stellen, um die Auswirkungen von Handlungen und
Sachverhalte einzubeziehen.
– Abwägen durch Fragen, denn bevor eine Entscheidung gefällt wird, sollte
eine Konsequenzanalyse durchgeführt werden.

Wer die Fähigkeit zum aktiven Zuhören hat, leistet in der Betreuungsarbeit
einen Beitrag dazu, dass begleitete und betreute Menschen mehr Selbstver-
antwortung übernehmen können und dadurch mehr Autonomie erlangen,
was wiederum zu mehr Wohlbefinden beiträgt und Konflikten vorbeugt.

Gewaltfreie Kommunikation – ein Gesprächsführungsmodell

Theorieinput
Gewaltfreie Kommunikation – ein Gesprächsführungsmodell

Notizen zum Theorieinput

Ganzheitliche Kommunikation Zweiter Tag | 23


Kurzzusammenfassung der Theorie

Beeinflusst von Rogers und Maslow, hat Marshall Rosenberg die gewaltfreie
Kommunikation (GFK) entwickelt (vgl. Steinweg, 1996). Er war der Ansicht, dass
die Quelle von Konflikten – von intrapersonellen, von interpersonellen sowie
von Konflikten zwischen Gruppen – in den nicht beachteten und nicht erfüll-
ten Bedürfnissen liegt (vgl. Rosenberg, 2016). Es ist denn auch das Hauptziel
der GFK, mit sich selbst und mit anderen einfühlsam und respektvoll umzu-
gehen, damit konstruktivere Beziehungen aufgebaut werden können. Die
Gesprächstechnik der GFK basiert auf den folgenden vier Komponenten:

A = Beobachtung bedeutet, eine konkrete Handlung (oder Unterlassung) zu be-


schreiben, ohne sie mit einer Bewertung oder Interpretation zu vermischen.
B = Die Beobachtung löst ein Gefühl aus, das im Körper wahrnehmbar ist.
C = Dieses Gefühl steht mit einem Bedürfnis in Verbindung.
D = Aus dem Bedürfnis geht schliesslich eine Bitte um eine konkrete Handlung
im hier und jetzt hervor (vgl. Rosenberg 2016).

Zusammengefasst heisst das: «Wenn ich A sehe, dann fühle ich B, weil ich
C brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne D.»

Gruppenarbeit | Dreiergruppen 20 Min.


Siehe Übungsblatt

Humor in der Betreuung – eine Ressource


Einzelarbeit als Einstieg ins Thema 10 Min.
Fragekatalog zu den Ressourcen der Zivis bezogen auf Humor

Humor-Fragenkatalog
Frage 1: Welche humorvolle Person aus deiner Kindheit kommt dir in den Sinn?
Frage 2: Hast du humoristische Vorbilder? Wenn ja, wen?
Frage 3: E
 rinnerst du dich an eine humorvolle Situation, die kürzlich passiert ist?
Notiere eine Begebenheit.
Frage 4: Was bedeutet für dich Situationskomik? Beschreibe ein Beispiel stichwortartig.
Frage 5: In welchen Situationen kannst du über dich selbst lachen?
Frage 6: In was für Situationen oder bei welchen Themen kannst du herzhaft lachen?
Frage 7: Wie schaffst du eine fröhliche oder lustige Atmosphäre? (Gesang, Spiele …)

Theorieinput
Humor in der Begleitung und Betreuung von Menschen

24 | Zweiter Tag Ganzheitliche Kommunikation


Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

«Humor bezeichnet aus der Perspektive der Psychologie die Eigenschaft einer
Handlung, einer Ausdrucksweise oder eines Textes, heiter zu stimmen, scherz-
haft, lustig, witzig, spaßig oder kurios zu sein. (…) Humor spielt in nahezu jeder
Form zwischenmenschlicher Interaktionen eine Rolle, und er hilft, den Um-
gang mit schwierigen Situationen zu erleichtern, negative Emotionen zu re-
gulieren» (Stangl, 2019). «Jeder Mensch besitzt ein Potential an Heiterkeit,
Witz, und guter Laune» (Steinberger, 2013). Humor hat seine Berechtigung,
sollte jedoch nicht als Technik verwendet werden. Wichtig ist, sich zu überle-
gen, welcher Humorstil an das Gegenüber angepasst sein könnte und zu-
gleich zu einem selbst passt. Es geht darum, gemeinsam über etwas Lachen
zu können (vgl. Journal Humor 2019). «Humor ist eine wichtige Säule der eige-
nen Psychohygiene. Neben den medizinisch belegten Vorteilen einer heiteren
Grundhaltung (Blutdruck, Stoffwechsel, Puls) führt Lachen und Komik zu einer
salutogenen Erregungsabfuhr, die sich kreislaufstabilisierend und entspan-
nend auswirkt» (Journal bso, Humor, 2019).

Einzelarbeit 5 Min.
Notieren der wichtigsten Erkenntnisse des heutigen Tages

Das merke ich mir

Literatur- und Quellenangaben befinden sich auf www.srk-bern.ch/moodle/KOBE_DE


unter dem jeweiligen Thema.

Ganzheitliche Kommunikation Zweiter Tag | 25


26 | Dritter Tag Wenn Alltägliches beruflich wird
Dritter Tag

Wenn Alltägliches beruflich wird –


Grundlagen der Betreuung von Menschen

Lernziele bezogen auf die Tagesthemen

1. Persönlichkeit und Beziehungen


Die Zivis haben sich mit ihrer eigenen Persönlichkeit und ihren Ressourcen
auseinandergesetzt, was sie in der Gestaltung der Beziehungen zu beglei-
teten und betreuten Menschen unterstützt. Die Abgrenzung von privaten
und professionellen Beziehungen ist ihnen klar.

2. Teamarbeit und die Rolle der Zivis gegenüber


den betreuten Menschen
Die Zivis sind sich ihrer Rolle bewusst – gegenüber den zu betreuenden
Menschen wie auch innerhalb ihres Teams. Sie nehmen wahr, dass verschie-
dene Persönlichkeiten in der Zusammensetzung eines Teams gewinnbrin-
gend sind.

3. Stress und Bewältigung von Stresssituationen


Die Zivis kennen die verschiedenen Arten von Stress und den möglichen
Einfluss von Stress auf das Handeln von Menschen. Ihnen ist bewusst, dass
sowohl betreuende wie betreute Menschen auf Stress reagieren können.

Wenn Alltägliches beruflich wird Dritter Tag | 27


Persönlichkeit und Beziehungen

Lernziel

Die Zivis haben sich mit ihrer eigenen Persönlichkeit und ihren
Ressourcen auseinandergesetzt, was sie in der Gestaltung der
Beziehungen zu begleiteten und betreuten Menschen unterstützt.
Die Abgrenzung von privaten und professionellen Beziehungen
ist ihnen klar.

Persönlichkeit und Identität – was ist das?


Wie zeigt sich Persönlichkeit?

Einzelarbeit  10 Min.
Was heisst für dich Persönlichkeit? Notiere dir Interessantes aus der Übung.

Theorieinput
«Persönlichkeit» und «Identität» – was ist das? Wie zeigt sich «Persönlichkeit»?

Notizen zum Theorieinput

28 | Dritter Tag Wenn Alltägliches beruflich wird


Kurzzusammenfassung der Theorie

Persönlichkeit wird in der Psychologie gemeinhin als «Variablensystem, das


sich in unserem Verhalten zeigt und unser Verhalten beeinflusst» (Schmit­
hüsen, 2015), betrachtet. Persönlichkeit ist etwas, das über die Zeit hinweg
relativ stabil bleibt. Durch positive wie negative Ereignisse im Leben, neue
Rollen, Selbststeuerung oder Lebenserfahrung können Entwicklungsprozesse
jedoch Veränderungen in der Persönlichkeit bewirken.

Identität ist das gesamte Wissen, das ein Individuum über sich selbst hat,
Werte, Motive, Einstellungen und Ziele sind Teil dieses Wissens und dadurch
Teil der Identität. Die Identität und damit verbunden das Selbstkonzept kann sich
immer wieder verändern, dies geschieht oft während Umbruchs- und Krisen­
phasen im Verlauf des Lebens.

Das «Modell der Ich-Zustände» (Transaktionsanalyse [TA]) sagt vereinfacht,


dass unsere Persönlichkeit aus drei verschiedenen Anteilen, den «Ich-Zustän-
den», zusammengefügt ist. Das Modell stellt Folgendes dar: unterschiedliche
Aspekte menschlicher Anlagen, Prägungen und der Sozialisation (in der TA
«Strukturanalyse» genannt) sowie unterschiedliche Aspekte des menschli-
chen Verhaltens (in der TA «Funktionsanalyse» genannt).

Gruppenarbeit, Auswertung im Plenum | 3–5 Personen 15 Min.


Welche «Ich-Zustände» müssen für den Zivildiensteinsatz gestärkt werden?
Die Gruppen diskutieren darüber, welche «Ich-Zustände» im jeweiligen Einsatzbereich
wahrscheinlich etwas stärker gefragt sind als andere. Dabei teilen die einzelnen Gruppen-
mitglieder einander auch mit, welche «Ich-Zustände» sie stärken wollen und wie sie das
tun wollen. Jede Gruppe gibt dazu Rückmeldung im Plenum.

Wenn Alltägliches beruflich wird Dritter Tag | 29


Professionelle Beziehungsgestaltung:
Unterschied zwischen privater und professioneller
Beziehungsgestaltung

Einzelarbeit 5 Min.
Was unterscheidet private von professionellen Beziehungen?

Plenumsarbeit 8 Min.
Notizen zu Merkmalen privater und professioneller Beziehungen

Gruppenarbeit | 4 Gruppen | Zivis mit ähnlichen Einsatzgebieten 20 Min.


Die Gruppen diskutieren und recherchieren Kernpunkte zur professionellen Beziehungs­
gestaltung.

Theorieinput
Eine Einführung in die Kernpunkte der professionellen Beziehungsgestaltung

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Wer im Pädagogik-, Sozial- und Gesundheitswesen arbeitet, tut bei der Arbeit
oft dasselbe wie in Beziehungen im Privatleben: miteinander sprechen, essen,
Sport treiben, die Freizeit gestalten, lernen usw. Die Rolle, die man aber als
professionelle Betreuungs- und Begleitungsperson einnimmt, ist eine andere.
Mit ihr sind klare Funktionen und Aufgaben verbunden. Sie beinhaltet auch
die Verantwortung für die Beziehungsgestaltung gemäss Rolle und Auftrag.
Die begleiteten oder betreuten Personen stehen im Fokus (Dienstleistungs­
orientierung). Es geht immer um Unterstützung und Förderung nach dem
Prinzip «Hilfe zur Selbsthilfe».

30 | Dritter Tag Wenn Alltägliches beruflich wird


Eigene Ressourcen und ressourcenorientiertes Arbeiten

Einzelarbeit  15 Min.
Beantworte die nachfolgenden Fragen mit einer Zahl von 1 bis 10 bzw. mit Ja oder Nein
und führe unter Bemerkungen aus, was dir bei der Beantwortung der Fragen wichtig war.

Gruppenarbeit  10 Min.
1. T
 ausche dich mit deinem Tischnachbarn zu den Resultaten aus dem
Fragebogen aus.

2. Z
 ieh für dich am Schluss des Arbeitsblattes ein Fazit, welche «Identitäts­säulen»
Ressourcen für dein Leben sind und welche du stärken könntest.

1. Gesundheit des Körpers, der Psyche und des Geistes

Skala von 1 bis 10 Bemerkung


1 = gar nicht , 10 = absolut

Fühle ich mich gesund (Körper, Psyche und Geist)?

Tue ich etwas für meine Fitness und Kondition?

Fühle ich mich wohl in meiner Haut?

Bin ich belastbar?

Bin ich konzentriert und kann ich gezielt denken


und handeln?

2. Soziale Netzwerke/soziale Bezüge

Ja Nein Bemerkung

Habe ich tragende Beziehungen zu meiner


Herkunftsfamilie?

Habe ich Freunde, auf die ich mich verlassen


kann?

Bewege ich mich in sozialen Netzwerken


(Verein, Club, Interessengruppe usw.)?

Kann ich in der Nachbarschaft, unterwegs auf


Reisen usw. neue Beziehungen knüpfen?

Gibt es Beziehungen, die mein Leben belasten?

Wenn Alltägliches beruflich wird Dritter Tag | 31


3. Arbeit und Leistung

Ja Nein Bemerkung

Übe ich in meinem Leben Tätigkeiten aus,


mit denen ich mich identifizieren kann?

Macht mir Tätigsein Freude?

Befriedigen mich meine Arbeitsleistungen?

Kann ich mich in meiner Tätigkeit


weiterentwickeln?

Fühle ich mich in meinem Tätigsein


überfordert oder unterfordert?

4. Materielle Sicherheit

Ja Nein Bemerkung

Gibt mir mein Einkommen oder Vermögen


materielle Sicherheit für den Lebensbedarf
(Nahrung, Kleidung, Wohnung usw.)?

Ist mein Auskommen gut genug, dass ich mir


Wünsche wie Ferien, Reisen usw. erfüllen kann?

Habe ich materielle Möglichkeiten, um mich


weiterzubilden?

Gibt es etwas in meinem Leben,


das überdurchschnittlich viel Geld verschlingt?

Muss ich mit meinem Einkommen Dritte


unterstützen?

Bemerkungen zu den Fragebogen

32 | Dritter Tag Wenn Alltägliches beruflich wird


5. Werte und Ideale

Ja Nein Bemerkung

Habe ich Werte, die ich für richtig halte und von
denen ich überzeugt bin?

Gibt es religiöse Werte, die mein Leben prägen?

Gibt es politische Werte, die mein Leben prägen?

Gibt es philosophische Werte,


die mein Leben prägen?

Richte ich mich nach ethischen Grundprinzipien?

Gibt es Werte, die mir in schwierigen Situationen


Halt geben?

Fühle ich mich von Werten und Idealen


in meiner Umwelt belastet?

Gibt es in meiner Lebenswelt Werte und


Normen, denen ich folge, obwohl sie nicht
meine sind?

Bemerkungen zu den Fragebogen

Fragebogen erstellt von Esther Schläppi, angelehnt an Petzold, Heinemann und Stein, 2019.

Wenn Alltägliches beruflich wird Dritter Tag | 33


Zweieraustausch und Fazit  10 Min.
Welche «Säuleninhalte» sind Ressourcen für mein Leben? Welche will ich stärken?

Theorieinput
Eigene Ressourcen und ressourcenorientiertes Arbeiten

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Als Ressourcen werden all jene Faktoren bezeichnet, die aktuell verfügbar sind
und die die Entwicklung eines Menschen unterstützen (vgl. Petermann,
Schmidt, 2006).

Die Ressourcen eines Menschen sind eng mit seiner Persönlichkeit und seiner
Identität, aber auch mit seinem sozialen Umfeld und ökonomischen Status ver-
bunden. H.G. Petzold (*1944) hat in den 1970er-Jahren aufgrund seiner berufli-
chen Erfahrungen als Psychotherapeut das Modell der «fünf Säulen der Identi-
tät» entwickelt. Mithilfe dieses Modells können Ressourcen und Defizite in den
Bereichen «Leiblichkeit» – dazu gehören Körper und Psyche –, «Soziales Netz»,
«Arbeit und Leistung», «Materielle Sicherheit» und «Werte» fokussiert werden.

In der Begleitung und Betreuung von Menschen ist es zentral, die eigenen
Ressourcen zu erkennen, zu aktivieren und einzubeziehen und so neben der
Lebensqualität auch die eigene Autonomie, Selbstverantwortung und Selbst-
wirksamkeit zu stärken.

34 | Dritter Tag Wenn Alltägliches beruflich wird


Teamarbeit und die Rolle der Zivis gegenüber
den zu betreuenden Menschen

Lernziel

Die Zivis sind sich ihrer Rolle bewusst – gegenüber den zu


betreuenden Menschen wie auch innerhalb des Teams.
Sie nehmen wahr, dass verschiedene Persönlichkeiten in der
Zusammensetzung eines Teams gewinnbringend sind.

Rollen

Theorieinput
Rollen

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

«Die Rolle ist das Verhalten, das an die Position und die Erwartungen der Ge-
meinschaft angepasst ist» (Meyer und Meyer, 2018). «Eine Rolle ist ein Bündel
von Verhaltenserwartungen, geprägt von sozialen Normen, die an den Inhaber,
die Inhaberin einer sozialen Position gerichtet sind» (Thomann, 2019). Rollen
müssen in der Zusammenarbeit, beispielsweise in einem Team, geklärt werden.
Für das Handeln in einer Rolle ist es wichtig, zu wissen, was die an die Rolle ge-
bundenen Muss-, Soll- und Kann-Erwartungen sind. Das Klären von Erwartun-
gen kann Konflikten vorbeugen und die Zusammenarbeit im Team stärken.

Wenn Alltägliches beruflich wird Dritter Tag | 35


Einzelarbeit 5 Min.
Auftrag im Anschluss an die Fröbelturm-Übung
Analysiere anhand des Belbin-Modells die Rolle, die du während der Gruppenarbeit
innehattest.

Gruppenarbeit 10 Min.
Tauscht euch in der Gruppe darüber aus, wer welche Rolle hatte. Stimmen eure Einschät-
zungen überein oder nicht?

Einzelarbeit  10 Min.
Die wichtigsten Bezugspersonen und ihre Erwartungen an mich
1. N
 otiere deine wichtigsten 4–6 Bezugspersonen, deren Erwartungen für dich die grösste
Bedeutung haben.

2. S
 telle dir die Frage, welche deiner Bezugspersonen am stärksten irritiert wären, wenn
du ihre Erwartungen nicht erfüllen würdest. Vergiss dabei deine eigenen Erwartungen
und Selbstansprüche an dich nicht (es geht hier um deine Sichtweise, notiere deshalb
auch vermutete unausgesprochene Erwartungen).

3. Rollenunklarheit
Möglicherweise ist dir bei einigen deiner Bezugspersonen unklar, welche Erwartungen
sie an dich haben. Hinzu kommt deine Unsicherheit, ob du ihre Erwartungen überhaupt
erfüllst. Vielleicht weisst du auch gar nicht, ob du von zu viel (unausgesprochenen)
Erwartungen ausgehst.

Möglichkeiten, um mit Rollenunklarheiten umzugehen:


– Du kannst im Gespräch mit den betreffenden Personen zusätzliche Informationen
einholen bzw. deine eigenen Vorstellungen äussern und bitten, diese gegebenenfalls
zu korrigieren bzw. zu ergänzen.
– Du kannst die relevanten Bezugspersonen beobachten und versuchen,
ihre Erwartungen aus ihrem Verhalten zu erschliessen, oder Dritte dazu befragen.
– Du entschliesst dich, mit der Rollenunklarheit zu leben.

vgl. Geri Thomann: www.bbe.ch/bildung/documents/Script_2011_Rollenanalyse_GTH.pdf, 29.6.19

36 | Dritter Tag Wenn Alltägliches beruflich wird


Stress und Bewältigung von Stresssituationen

Lernziel

Die Zivis kennen die verschiedenen Arten von Stress und den
möglichen Einfluss von Stress auf das Handeln von Menschen.
Ihnen ist bewusst, dass sowohl betreuende wie betreute Men-
schen auf Stress reagieren können.

Einzelarbeit 5 Min.
Notiere deine Stresserfahrungen und wie sie dich im Verhalten als Person verändert haben.

Theorieinput
Stress: Grundlagen

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Der Begriff Stress stammt vom englischen «stress» (Anspannung, Druck).


Stress muss nicht negativ sein. Als positiv empfundenen Stress, der belebend
wirkt, bezeichnet man als Eustress, belastenden, negativen Stress als Distress.
Unter Stress zu leiden, ist ein sehr subjektives Erleben. Dabei hat der Mensch
das Gefühl, dass seine Ressourcen nicht ausreichen, um die Anforderungen,
die an ihn gestellt werden, zu meistern. Stress hat also mit der persönlichen
Bewertung der jeweiligen Stresssituation zu tun. In dem Zusammenhang wird
oft von einem «stressverstärkenden Denkstil» oder in der Transaktionsanalyse
von «inneren Antreibern» gesprochen. Stress findet auf unterschiedlichen
Ebenen statt: auf der physiologischen, der psychosomatischen und der psy-
chosozialen sowie auf der psychologischen Ebene. Es wird zwischen kurzfris-
tigen Stressereignissen und Dauerstress unterschieden. Grundsätzlich ist es
der Dauerstress, der ungesunde Auswirkungen haben kann.

Wenn Alltägliches beruflich wird Dritter Tag | 37


Transaktionales Stressmodell nach Lazarus
und die Stressampel

Theorieinput
Transaktionales Stressmodell nach Lazarus und die Stressampel

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Es gibt verschiedene Modelle, die das komplexe Geschehen von Stress erklä-
ren: Der Psychologe Richard Lazarus (1922–2002) veröffentlichte 1984 sein
«transaktionales Stressmodell», das auch heute noch oft zur Erklärung von
Stressentstehung und Reaktion auf Stress verwendet wird und das vor allem
die psychologische Ebene und das Coping aufgreift.

Gert Kaluza (2004) veranschaulicht das Stressgeschehen anhand der Stress­


ampel. Diese zeigt, was auf der kognitiven Ebene bei Stress geschieht. Sie kann
einerseits für einen selbst, andererseits aber auch in der direkten Arbeit mit
betreuten Menschen verwendet werden, um mit ihnen gemeinsam ihr Stress-
erleben zu benennen.

Salutogenese: Was erhält Menschen gesund?

Theorieinput
Salutogenese: Was erhält Menschen gesund?

38 | Dritter Tag Wenn Alltägliches beruflich wird


Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Der Medizinsoziologe und Stressforscher Aaron Antonovsky fand 1970 in einer


Studie mit Frauen, die die Konzentrationslager der Nazis überlebt hatten, heraus,
dass rund ein Drittel von ihnen trotz diesen schrecklichen Erfahrungen psychisch
gesund war. Fortan widmete er sich der Erforschung der Frage «Warum befinden
sich Menschen auf der positiven Seite des Gesundheits-Krankheits-Kontinuums
oder warum bewegen sie sich auf den positiven Pol zu, unabhängig von ihrer
aktuellen Position?» (Antonovsky, 1997). In seiner Arbeit zu dieser Thematik ent-
wickelte er das Modell der Salutogenese, das das im Gesundheitsbereich bis an-
hin vorherrschende Modell der Pathogenese – mit seinem Fokus darauf, was
Menschen krank macht – ablöste. Die WHO hat mit der Ottawa-Charta 1986 den
Paradigmenwechsel weg von der Pathogenese hin zur Salutogenese vollzogen.

Partnerarbeit 10 Min.
Murmelgespräch mit Tischnachbar
Die Zivis diskutieren die Frage «Welche Technik kann ich an meinem Einsatzort
bei der Begleitung und Betreuung von Menschen einsetzen?»

Einzelarbeit 5 Min.
Notieren der wichtigsten Erkenntnisse des heutigen Tages

Das merke ich mir

Literatur- und Quellenangaben befinden sich auf www.srk-bern.ch/moodle/KOBE_DE


unter dem jeweiligen Thema.wvv

Wenn Alltägliches beruflich wird Dritter Tag | 39


40 | Vierter Tag Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt
Vierter Tag

Umgang mit Konflikten, Selbst- und


Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt

Lernziele bezogen auf die Tagesthemen

1. Macht und Ohnmacht in Abhängigkeitsverhältnissen/


Selbst- und Fremdbestimmung
Die Zivis sind sich konfliktfördernden Situationen und Konfliktursachen, die
aus der Divergenz von Selbst- und Fremdbestimmung entstehen können,
bewusst.

2. Definition von Konflikt, Aggression und Gewalt


Die Zivis haben Wissen über Definitionen, Formen und Ausprägungen von
Konflikten sowie über Aggression und Gewalt erlangt.

3. Eigene Konfliktmuster und Streitkultur


Die Zivis kennen ihren eigenen Umgang mit Emotionen und ihr Verhalten
in Konfliktsituationen.

4. Persönliche Erfahrungen mit Gewalt


Die Zivis sind sich ihrer persönlichen Geschichte und ihrer Erfahrungen
bezüglich Gewalt und Aggression bewusst und kennen allfällige Zusam-
menhänge mit heutigem Verhalten.

5. Aggressionsmanagement und Konfliktlösungsstrategien


Die Zivis haben verbale und nonverbale Fähigkeiten zum Umgang mit
Konflikten und zur Deeskalation von Aggressionen entwickelt.

Die Zivis sind sich ihrer eigenen Grenzen im Umgang mit aggressivem Ver-
halten von betreuten Menschen bewusst.

Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt Vierter Tag | 41
Macht und Ohnmacht in Abhängigkeits­
verhältnissen/Selbst- und Fremdbestimmung

Lernziel

Die Zivis sind sich konfliktfördernden Situationen und Konflikt-


ursachen, die aus der Divergenz von Selbst- und Fremdbestim-
mung entstehen können, bewusst.

Macht im Kontext von Betreuung und Begleitung

Theorieinput
Macht im Kontext von Betreuung und Begleitung

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Die Praxis im Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich sowie in anderen Kon-


texten mit zu betreuenden Menschen findet nicht in einem machtfreien Raum
statt. Institutionell betreute Menschen verfügen immer über weniger Macht als
die sie betreuenden Personen. Betreute Menschen müssen sich an Hausordnun-
gen, Regeln, Vorschriften usw. halten, die betreuenden Personen setzen diese
strukturellen Gegebenheiten um und durch. Das führt zu einem Machtgefälle,
das Gefühle von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Kontrollverlust auslösen kann.
Diese Gefühle können Konflikte, Gewalt und Aggressionen fördern.

42 | Vierter Tag Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt
Gruppenarbeit | Zweiergruppen 10 Min.
Führen und geführt werden – ein Bild zeichnen
– Papier und ein Stift pro Gruppe
– Gemeinsam ein Bild (z. B. ein Haus oder einen Hund) zeichnen: Beide Personen halten
den Stift, eine führt (ohne zu sprechen), die andere lässt sich führen.
– Rollen und Sujet wechseln

Definition von Konflikt, Aggression und Gewalt

Lernziel

Die Zivis haben Wissen über Definitionen, Formen und Aus­


prägungen von Konflikten sowie über Aggression und Gewalt
erlangt.

Das eigene, subjektive Empfinden

Gruppenarbeit  20 Min.
Konfliktbarometer Skalierungsaufstellung
Was bedeutet für mich konkret Konflikt, Aggression und Gewalt?

Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt Vierter Tag | 43
Definitionen, Formen und Ausprägungen von Konflikt,
Aggression und Gewalt

Theorieinput
Definitionen, Formen und Ausprägungen von Konflikt,
Aggression und Gewalt

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

«Ein sozialer Konflikt ist eine Interaktion (ein aufeinander bezogenes Kommuni­
zieren oder Handeln) zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisatio-
nen)» (Glasl, 2011). Früher wurde der Begriff Aggression häufig mit Gewalt,
Zerstörung oder Verletzung gleichgesetzt. Heute unterscheidet man zuneh-
mend zwischen Aggression als einem aktiven Verhalten und Handeln und Ge-
walt als einem zerstörenden und verletzenden Mittel.

Friedensforscher Johan Galtung (1930) unterscheidet drei Typen von Gewalt:


personale, strukturelle und kulturelle Gewalt. Bei personaler Gewalt sind Op-
fer und Täter eindeutig identifizierbar. Strukturelle Gewalt produziert eben-
falls Opfer. Aber nicht Personen, sondern spezifische organisatorische und
gesellschaftliche Strukturen und Lebensbedingungen sind hierfür verant-
wortlich. Als kulturelle Gewalt werden Ideologien, Überzeugungen, Überlie-
ferungen und Legitimationssysteme bezeichnet, mit deren Hilfe personale
oder strukturelle Gewalt ermöglicht und gerechtfertigt wird.

44 | Vierter Tag Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt
Konflikte: Arten, Ursachen und Folgen

Theorieinput
Konflikte: Konfliktarten, Konfliktursachen und Folgen

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Die seelischen Konflikte einer Person werden als intrapersonelle (innere) Kon-
flikte bezeichnet, die sozialen Konflikte als interpersonelle (äussere). Als Ursa-
chen von Konflikten definiert Regnet (1992) unter anderem «unzureichende
Kommunikation», «gegenseitige Abhängigkeit» und «das Gefühl, ungerecht
behandelt worden zu sein». Intrapersonelle Folgen von Konflikten sind «ver-
änderte Wahrnehmung», «Veränderungen im Vorstellen, Erinnern, Denken
und Interpretieren», «Veränderungen im Gefühlsleben», «Veränderungen im
Willen» und «Veränderungen im äusseren Verhalten». Ein möglicher Nutzen
von Konflikten ist, dass sie Probleme aufzeigen, Wurzeln für Veränderungen
sein können und Stagnation verhindern.

Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt Vierter Tag | 45
Eskalationsstufenmodell nach Friedrich Glasl

Theorieinput
Eskalationsstufenmodell Friedrich Glasl

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Das Eskalationsmodell von Glasl basiert auf neun Stufen, wovon jeweils drei
zusammen eine Ebene bilden: die «Win-win-Ebene», auf der beide Konflikt-
parteien gewinnen können, die «Win-lose-Ebene», auf der nur eine Partei
gewinnen kann und die «Lose-lose-Ebene», auf der beide Parteien verlieren.
Das Modell eignet sich als Analyseinstrument, um herauszufinden, auf welcher
Ebene ein Konflikt stattfindet und welche Interventionsmöglichkeiten es gibt.

Gruppenarbeit 15 Min.
Eskalationsstufen nach Glasl
Mögliche Anzahl Gruppen:
– 3 Gruppen (win-win/win-lose/lose-lose)
– 9 Gruppen (pro Stufe eine)
– 4 Gruppen (Stufe 1 und 2/Stufe 3 und 4/Stufe 5 und 6/Stufe 7, 8 und 9)

– Inhalt und Konfliktdynamik der jeweiligen Stufen inklusive konkreter Beispiele erarbeiten
– Ergebnisse auf Flipchart notieren
– Theorie auf Moodle lesen und Recherchen im Internet durchführen

46 | Vierter Tag Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt
Eigene Konfliktmuster und Streitkultur

Lernziel

Die Zivis kennen ihren eigenen Umgang mit Emotionen und


ihr Verhalten in Konfliktsituationen.

Theorieinput
Eigene Konfliktmuster und Streitkultur

Notizen zum Theorieinput

Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt Vierter Tag | 47
Persönliche Erfahrungen mit Gewalt

Lernziel

Die Zivis sind sich ihrer persönlichen Geschichte und ihrer


Erfahrungen bezüglich Gewalt und Aggression bewusst und
kennen allfällige Zusammenhänge mit heutigem Verhalten.

Reflexion persönlicher Erfahrungen mit Gewalt

Einzelarbeit  10 Min.
Reflektiere mit den unten stehenden Fragen deine eigenen Gewalterfahrungen.
Eigene Erfahrungen mit Gewalt
1. W
 ie habe ich persönlich das letzte Mal Gewalt erlebt?
– Als Täter – Als Opfer – Als Zuschauer – Als Retter
Welche Gefühle hat das in mir ausgelöst? Wie habe ich reagiert?

2. In meinem Leben habe ich Gewalt häufiger erlebt


– Als Täter – Als Opfer – Als Zuschauer – Als Retter

3. W
 elche Gewaltformen (z. B. physische, psychische, verbale oder sexuelle) lösen bei mir
die stärksten Gefühle aus? Welche Gefühle sind es? Warum sind sie besonders stark?

4. Gibt es Gewaltformen, die mir gerechtfertigt erscheinen?

Gruppenarbeit  20 Min.
Austausch und Diskussion der Ergebnisse aus der Einzelarbeit in Klein­gruppen – auf einem
Spaziergang zu zweit oder zu dritt.

Gruppenarbeit | Zivis mit ähnlichen Einsatzgebieten  10 Min.


Konflikte am Einsatzort, Theorie, Praxis und Transfer
Die Zivis mit dem gleichen Einsatzort stehen zusammen und erzählen dem Plenum,
welche Konflikte, Aggressionen und Gewaltformen an ihrem Einsatzort auftreten können
und notieren dies zugleich auf ein Flipchart.

Einzelarbeit 10 Min.
Perspektivenerweiterung bezüglich eines Konfliktpartners
Die Zivis überlegen sich eine Person, mit der sie momentan einen Konflikt haben oder mit
der sie in der Vergangenheit einen hatten. Sie notieren danach mindestens 5 positive
Charaktereigenschaften, die sie der Person zuschreiben. Es soll darum gehen, den eigenen
Fokus und dadurch die innere Haltung der betreffenden Person gegenüber zu verändern.

48 | Vierter Tag Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt
Aggressionsmanagement
und Konfliktlösungsstrategien

Lernziele

Die Zivis haben verbale und nonverbale Fähigkeiten zum


Umgang mit Konflikten und zur Deeskalation von Aggressionen
entwickelt.

Die Zivis sind sich ihrer eigenen Grenzen im Umgang mit


aggressivem Verhalten von betreuten Menschen bewusst.

Aggressionsmanagement nach dem Radar-Modell

Theorieinput
Aggressionsmanagement nach dem Radar-Modell

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Das Radar-Modell ist ein Stufenmodell, das in vielen Bereichen der Begleitung
und Betreuung von Menschen angewandt wird (in Psychiatrien, bei der Arbeit
mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, in der Pflege usw.) und zur Ein-
schätzung des Aggressions- und Gewaltrisikos bei betreuten Personen dient.
Es ist unterteilt in die Stufen «assertives Verhalten», «Agitationsverhalten»,
«aggressives Verhalten» und «physisch-gewalttätiges Verhalten» mit jeweils
drei Niveaustufen und verschärft sich gegen oben.

Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt Vierter Tag | 49
Gruppenarbeit 20 Min.
Konfliktdynamiken durchbrechen
Die Zivis besprechen in Kleingruppen, wie man aufgrund des Radar-Modells am Einsatzort
Konfliktdynamiken erkennen und unterbrechen kann.

Konfliktpräventions- und Konfliktlösungsstrategien

Gruppenarbeit 20 Min.
Konfliktpräventions- und Konfliktlösungsstrategien
Die Zivis erhalten von der Kursleitung Arbeitsblätter, mit deren Hilfe sie in Gruppen an
verschiedenen Konfliktlösungsstrategien arbeiten. Jede Gruppe erhält eines der folgenden
Themen: «Harvard-Verhandlungskonzept», «Konstruktive Haltungen im Konflikt»,
«Mediation», «Selbsthilfe in Konflikten nach Glasl».

Die Gruppen halten das, was sie erarbeiten, so fest, dass sie es anschliessend im Plenum
präsentieren können (Rollenspiel, Flipchart, PowerPoint-Präsentation usw.).

Notizen zu den Gruppenpräsentationen

50 | Vierter Tag Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt
Einzelarbeit 5 Min.
Notieren der wichtigsten Erkenntnisse des heutigen Tages

Das merke ich mir

Literatur- und Quellenangaben befinden sich auf www.srk-bern.ch/moodle/KOBE_DE


unter dem jeweiligen Thema.

Umgang mit Konflikten, Selbst- und Fremdbestimmung, Aggression und Gewalt Vierter Tag | 51
52 | Fünfter Tag Sicherheit und Verantwortung
Fünfter Tag

Sicherheit und Verantwortung

Lernziele bezogen auf die Tagesthemen

1. Klären der Begrifflichkeiten


Die Zivis sind sich bewusst, was Sicherheit und Verantwortung konkret be-
deuten, und handeln danach.

2. Sicherheitsanforderungen
Die Zivis sind sich der Sicherheitsanforderungen an den einzelnen Einsatz-
orten bewusst und beachten diese.

3. Datenschutz und Schweigepflicht


Die Zivis beachten den Datenschutz und die Schweigepflicht.

4. Anforderungen an das Erscheinungsbild und an die Hygiene


Die Zivis sind sich bewusst, dass ihr Erscheinungsbild eine Wirkung hat
und kennen und beachten die grundlegenden Hygieneanforderungen.

5. Umgang mit Nähe und Distanz in professionellen


Beziehungen und Prävention von Grenzüberschreitungen
und Missbrauch
Die Zivis haben sich mit dem Thema «Nähe und Distanz» auseinanderge-
setzt und sind sich ihrer Verantwortung diesbezüglich bewusst. Sie kennen
Möglichkeiten, um Grenzüberschreitungen und Missbrauch vorzubeugen.

6. Psychohygiene: in der Arbeit mit begleiteten und betreuten


Menschen gesund bleiben
Die Zivis kennen Strategien und Handlungsschritte, um im Arbeitsalltag
gesund zu bleiben.

7. Sicherung der erworbenen Kompetenzen und


der Rollenklarheit
Die Zivis sind sich der erworbenen Kompetenzen bewusst und wissen, wie
sie diese am Einsatzort umsetzen können.

Die Zivis haben offene Fragen zu ihrer Rolle und ihrem Einsatzort geklärt.

8. Evaluation der Kurswoche und Abschlussgestaltung


Die Zivis haben die Kurswoche persönlich und mit der Gruppe evaluiert.

Die Kurswoche wurde mit einer Abschlussgestaltung beendet.

Sicherheit und Verantwortung Fünfter Tag | 53


Einstieg in den Tag

Einzelarbeit 5 Min.
Die Zivis fragen sich: «Habe ich mein/e Wochenziel/e erreicht?» Haben sie eines oder
mehrere Ziele nicht erreicht, schreiben sie ihren Bedarf auf eine Moderationskarte.

Zweieraustausch  5 Min.
Die Zivis tauschen sich mit dem Tischnachbarn darüber aus, ob und wie sie die Wochenziele
erreicht oder nicht erreicht haben.

Klären der Begrifflichkeiten

Lernziel

Die Zivis sind sich bewusst, was Sicherheit und Verantwortung


konkret bedeuten, und handeln danach.

Murmelgespräch | Zivis mit ähnlichen Einsatzgebieten  10 Min.


Die Zivis stehen gruppenweise zusammen und diskutieren die Frage «Welche Sicherheits-
anforderungen sind in meinem Zivildiensteinsatz relevant?».

Theorieinput
Sicherheit und Verantwortung: Begrifflichkeiten und Sicherheit durch
Übernahme von Verantwortung

Notizen zum Theorieinput

54 | Fünfter Tag Sicherheit und Verantwortung


Kurzzusammenfassung der Theorie

Wer Menschen begleitet und betreut, muss sich der Sicherheitsanforderun-


gen am jeweiligen Einsatzort bewusst sein. Begleitete und betreute Men-
schen müssen sich sicher fühlen können und vor Gefahr oder Schaden ge-
schützt sein. Zivis haben eine verantwortungsvolle Rolle. Sie sind verpflichtet,
für das, was sie tun, einzustehen und die Verantwortung dafür zu überneh-
men. Dabei sind unter anderem Gewissenhaftigkeit, Pflichtgefühl, ethisches
Bewusstsein, Sorgfalt im Umgang mit Menschen und Selbstreflexion unab-
dingbar. An den verschiedenen Einsatzorten heisst es immer auch, Verantwor-
tung für die Beziehungsgestaltung zu übernehmen – die Inhalte der Kurs­
woche «KoBe» weisen darauf hin. Hier einige Beispiele:

– sich der ethischen Prinzipien bewusst sein (Tag 1)


– mit der eigenen inneren Haltung («Ich bin O.K. – du bist O.K.») und der
Gesprächsgrundhaltung (Wertschätzung, Empathie, Echtheit usw.) auf
vertrauensvolle Beziehungen hinarbeiten (Tag 2)
– seine professionelle Rolle in der Beziehung zu den begleiteten und betreu-
ten Menschen kennen und leben (Tag 3)
– mit Macht in der Beziehung zu den betreuten und begleiteten Menschen
bewusst umgehen (Tag 4)
– Konflikte konstruktiv und deeskalierend angehen (Tag 4)

Grupenarbeit | 5 Gruppen 30 Min.


Sicherheit und Verantwortung
Arbeitsthemen
Erläuterungen zu den Themen finden sich in den Theorie­inputs dieses Kurstages.

1. Sicherheitsanforderungen
2. Datenschutz und Schweigepflicht
3. Anforderungen an das Erscheinungsbild und an die Hygiene
4. U mgang mit Nähe und Distanz in den professionellen Beziehungen sowie Prävention
von Grenzüberschreitungen und Missbrauch
5. Psychohygiene: in der Arbeit mit begleiteten und betreuten Menschen gesund bleiben

Arbeitsauftrag
1. D
 iskutiert die Praxisbeispiele und sprecht darüber, wie ihr in den jeweils beschriebenen
Situationen handeln würdet (10 Min.).

2. B
 eschäftigt euch mit der Theorie zum Thema (Moodle und eigene Recherchen) und
überprüft eure Handlungsvorschläge (10 Min.).

3. S
 chreibt die 5 wichtigsten Punkte aus der Auseinandersetzung mit der Theorie zum
Thema auf ein Flipchartpapier, das ihr anschliessend im Plenum präsentiert (5 Min.).

4. E
 ntscheidet euch für ein Beispiel aus dem Lehrmittel oder für ein eigenes Beispiel.
Dieses bringt ihr ins Plenum und spielt es als Rollenspiel vor. Danach begründet ihr euer
Handeln aufgrund der Theorie (5 Min.).

Sicherheit und Verantwortung Fünfter Tag | 55


Sicherheitsanforderungen

Lernziel

Die Zivis sind sich der Sicherheitsanforderungen der einzelnen


Einsatzorte bewusst und beachten diese.

Theorieinput
Sicherheitsanforderungen

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Um die Sicherheitsanforderungen beachten zu können, braucht es Wissen zu


folgenden Themen:
– Aufbau von sicheren Beziehungen
– Gestaltung einer sicheren Umgebung
– Prävention als Schlüssel, um Krisen und Katastrophen zu verhindern (körper-
liche, psychische und soziale Krisen, aber auch Krisen in institutionellen Set-
tings und technische Krisen)
– Arbeitssicherheit
– Brandschutz und Fluchtwege
– Erste-Hilfe-Massnahmen

56 | Fünfter Tag Sicherheit und Verantwortung


Datenschutz und Schweigepflicht

Lernziel

Die Zivis beachten den Datenschutz und die Schweigepflicht.

Theorieinput
Datenschutz und Schweigepflicht

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

«Datenschutz bezeichnet nicht den Schutz von Daten, sondern den Schutz
von Personen. Das heisst, es sollen Personen vor Missbrauch persönlicher
Daten durch Dritte geschützt werden. Der Datenschutz ist Teil der persönli-
chen Freiheit und ein in der Bundesverfassung verankertes Grundrecht. (...)

Datenschutz im Betreuungsalltag
Dazu gehören unter anderem:
– Gespräche über die Gesundheit des Patienten im Mehrbettzimmer
– Auskunft am Telefon
– Diskussionen unter Mitarbeitenden in öffentlich zugänglichen Räumen
– Aufbewahrung der Behandlungsdokumentation (Archive, auf den Abteilun-
gen/Stationen, elektronische Datenerfassung)
– Auskunft an Angehörige
– Keine privaten Datensammlungen (z. B. Handy-Fotos)
– Erstellen von persönlichen Datenbanken

(...) Die Schweigepflicht stellt eine wichtige Grundlage für das Vertrauensver-
hältnis dar, welches zwischen betreuenden und zu betreuenden Personen
besteht.» (Datenschutzleitfaden Rechtsdienst Inselspital, 2014).

Bei Personen mit nicht vollständiger oder fehlender Handlungs- und Urteils-
fähigkeit wird eine Person mit einem Beistandsmandat eingesetzt. Die Bei-
ständin oder der Beistand darf gemäss Mandat informiert werden.

Sicherheit und Verantwortung Fünfter Tag | 57


Anforderungen an das Erscheinungsbild
und an die Hygiene

Lernziel

Die Zivis sind sich bewusst, dass ihr Erscheinungsbild eine


Wirkung hat und kennen und beachten die grundlegenden
Hygieneanforderungen.

Theorieinput
Anforderungen an das Erscheinungsbild und an die Hygiene

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

– Korrektes und gepflegtes Auftreten signalisiert Professionalität und schafft


Vertrauen.
– Körperpflege (regelmässiges Duschen, Rasieren, Zähneputzen usw.) ist in
der Arbeit mit begleiteten und betreuten Menschen besonders wichtig, da
man diesen dabei körperlich nahekommt und das Gepflegtsein eine Wir-
kung auf das Wohlbefinden des Gegenübers hat.
– Weisungen zu Kleidern im Spital und im Altersheim sind aufgrund der Hy­
giene erforderlich. Wer die Weisungen nicht einhält, gefährdet Menschen,
z. B. durch das Übertragen von Bakterien oder Viren.
– Auch in Kitas, Schulen und an anderen Orten, an denen viele Menschen zu-
sammenarbeiten und -leben, ergibt es Sinn, die gängigen Hygieneregeln zu
beachten. Dies sind beispielsweise:
• in den Ellbogen oder in ein Taschentuch husten und niessen
• Taschentücher, Verbände, Pflaster usw. nach Gebrauch in geschlossenen
Abfallkübeln entsorgen
• Hände regelmässig waschen, aber auch eincremen, damit keine Hautrisse
entstehen
• Geschirr in der Abwaschmaschine reinigen oder (mind. 60 °C) heiss spülen

58 | Fünfter Tag Sicherheit und Verantwortung


Umgang mit Nähe und Distanz in
professionellen Beziehungen sowie Prävention
von Grenzüberschreitungen und Missbrauch

Lernziel

Die Zivis haben sich mit dem Thema «Nähe und Distanz» aus­
einandergesetzt und sind sich ihrer Verantwortung diesbezüglich
bewusst. Sie kennen Möglichkeiten, um Grenzüberschreitungen
und Missbrauch vorzubeugen.

Theorieinput
Umgang mit Nähe und Distanz in professionellen Beziehungen sowie
Prävention von Grenzüberschreitungen und Missbrauch

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Ohne Nähe ist ein Beziehungsaufbau nicht möglich, ohne Distanz kann man
Menschen zu nahe kommen. «Von fremder Hilfe abhängige Menschen (…)
sind Übergriffen aller Art besonders ausgeliefert.» (Pörtner, 2007). Emotiona-
ler Missbrauch ist Integrität nicht ernst nehmen oder verletzen, manipulieren,
schimpfen, anschreien, nicht zuhören, aushorchen usw. Körperlicher Miss-
brauch ist über den Körper des anderen bestimmen, Menschen grob anfassen
oder schlagen, eine Person zärtlich berühren, die das nicht will oder als unan-
gepasst empfindet, sexuelle Annäherungen machen oder sexuelle Handlun-
gen vornehmen usw. «Professionelle Nähe kann gelingen, wenn Betreuende
eine systematische, permanente, sorgfältige Selbstreflexion vollziehen. Um
dieser Anforderung gerecht zu werden, braucht es dafür vorgesehene, wie-
derkehrende Reflexionsgefässe im Berufsalltag» (Iten 2016). Der Prävention
von Missbrauch muss hohe Beachtung geschenkt werden. Viele Organisatio-
nen haben interne Standards im Umgang mit heiklen Situationen entwickelt,
um Missbrauch vorzubeugen. Diese sollten von jeder Person in einer profes-
sionellen Rolle beachtet werden.

Sicherheit und Verantwortung Fünfter Tag | 59


Psychohygiene: in der Arbeit mit begleiteten und
betreuten Menschen gesund bleiben

Lernziel

Die Zivis kennen Strategien und Handlungsschritte, um im


Arbeitsalltag gesund zu bleiben.

Theorieinput
Psychohygiene: in der Arbeit mit begleiteten und betreuten Menschen
gesund bleiben

Notizen zum Theorieinput

Kurzzusammenfassung der Theorie

Wer Menschen begleitet und betreut, muss seine psychische Gesundheit be-
achten und aktiv schützen. Die psychische Verarbeitung von Belastungen, die
im Arbeitsalltag erlebt werden, ist wichtig und kann sowohl persönlich wie
auch im Austausch mit Teammitgliedern geschehen.

Folgende Handlungen können unterstützend sein:


– herausfordernde Situationen mit einem oder mehreren Teammitgliedern
nachbesprechen
– Erlebtes in Journalen oder anonymisiert in einem Tagebuch niederschreiben
– bei der Arbeit Momente generieren, in denen das eigene Potenzial ausge-
lebt werden kann
– Nähe und Distanz in der Arbeit regulieren
– Fachliteratur studieren, um Kenntnisse und Klärungen zu erhalten (vgl.
Fengle 1998)

Gute Selbstfürsorge ist unterstützend. Weiter können Rollen- und Auftrags-


klarheit sowie die professionelle Beziehungsgestaltung zur Erhaltung der psy-
chischen Gesundheit beitragen. Das Engagement für ein gutes, gesundheits-
förderndes Arbeitsklima ist ebenfalls hilfreich. Es gibt aber auch Zusammen-
hänge zwischen psychischer Konstitution, Privatleben und Ar­beits­be­las­-
tungen: «Die meisten psychischen Erkrankungen sind multifaktoriell. Das
heisst, es braucht eine Kombination verschiedener Belastungsfaktoren, damit
eine psychische Erkrankung entsteht» (Ihde-Scholl, 2015).

60 | Fünfter Tag Sicherheit und Verantwortung


Sicherung der erworbenen Kompetenzen und
der Rollenklarheit

Lernziele

Die Zivis sind sich der erworbenen Kompetenzen bewusst und


wissen, wie sie diese am Einsatzort einsetzen können.

Die Zivis haben offene Fragen zu ihrer Rolle und ihrem Einsatzort
geklärt.

Fremdsicht oder die Erfahrung und die Chance von


positiven Feedbacks

Notizen zum Feedback, dass du von der Kursgruppe erhalten hast

Wochenrückblick: Vertiefung des Wissens


und der Erfahrungen aus dem Kurs
Gruppenarbeit und -präsentation 20 Min.
Wochenrückblick
Die Gruppen befassen sich noch einmal mit dem Inhalt ihres Kurstages und bereiten mit
einer kreativen Methode einen kurzen Zusammenschnitt davon vor. Die Form ihrer
anschliessenden Präsentation bleibt ihnen überlassen: Rap, Schnitzelbank, Wochenbild …

Sicherheit und Verantwortung Fünfter Tag | 61


Evaluation der Kurswoche und
Abschlussgestaltung

Lernziele

Die Zivis haben die Kurswoche persönlich und mit der Gruppe
evaluiert.

Die Kurswoche wurde mit einer Abschlussgestaltung abgerundet.

Auswertung der Gruppendynamik und der Kursregeln

Fragebogen des Zivildienstes

Einzelarbeit 10 Min.
Evaluationsbogen des Zivildienstes ausfüllen
Die Zivis füllen den Fragebogen aus, den sie per Mail vom Zivildienst erhalten haben.

Einzelarbeit 5 Min.
Notieren der wichtigsten Erkenntnisse des heutigen Tages

Das merke ich mir

Literatur- und Quellenangaben befinden sich auf www.srk-bern.ch/moodle/KOBE_DE


unter dem jeweiligen Thema.

62 | Fünfter Tag Sicherheit und Verantwortung


Kommunikation und Betreuung.
Ein Lehrmittel des Schweizerischen Roten Kreuzes
Kanton Bern.

Schweizerisches Rotes Kreuz


Kanton Bern
Bildung SRK
Bernstrasse 162
3052 Zollikofen
Telefon 031 919 09 19
[email protected]

Weitere Informationen unter


www.srk-bern.ch

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