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Kirsten Boie Wir Kinder Aus Dem Moewenweg

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Kirsten Boie

Wir Kinder aus dem Möwenweg


Kirsten Boie, 1950 in Hamburg geboren, studierte Deutsch
und Englisch, promovierte in Literaturwissenschaft und
war von 1978 bis 1983 Lehrerin an einem Gymnasium
und an einer Gesamtschule, bevor sie für Kinder und
Jugendliche zu schreiben begann. Inzwischen sind zahl-
reiche Kinder- und Jugendromane von ihr erschienen,
die vielfach ausgezeichnet wurden. Im Jahr 2007 erhielt
sie für ihr Gesamtwerk den Sonderpreis des Deutschen
Jugendliteraturpreises und 2008 den Großen Preis der
Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in
Volkach. Kirsten Boie zählt heute zu den renommier-
testen Autorinnen des modernen Kinder- und Jugend-
romans.
Weitere Titel von Kirsten Boie bei dtv junior: siehe
Seite 4
Kirsten Boie
Wir Kinder aus dem Möwenweg
Mit Bildern von Katrin Engelking

Deutscher Taschenbuch Verlag


Von Kirsten Boie sind außerdem bei dtv junior lieferbar:
Moppel wär gern Romeo, dtv junior 70623
Nicht Chicago, nicht hier, dtv junior 70683
Paule ist ein Glücksgriff, dtv junior 70950
Lena fährt auf Klassenreise, dtv junior 71291
Erwachsene reden. Marco hat was getan, dtv pocket 78075

Ungekürzte Ausgabe
In neuer Rechtschreibung
6. Auflage Januar 2010
2006 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,
München
www.dtvjunior.de
© 2000 Verlag Friedrich Oetinger GmbH, Hamburg
Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen
Umschlagbild: Katrin Engelking
Gesetzt aus der Bembo 12,5/16˙
Gesamtherstellung: Kösel, Krugzell
Printed in Germany · ISBN 978-3-423-71184-5
Inhalt

1 Wir ziehen ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7


2 Wir kommen in die neue Schule . . . . . . . . . 18
3 Wir kriegen neue Nachbarn . . . . . . . . . . . . . 28
4 Wir gehen Pfannkuchen essen . . . . . . . . . . . 39
5 Wir kriegen einen Zaun und spielen
Schlammwüste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
6 Wir säen Rasen und entdecken einen
Verbrecher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
7 Wir schnappen fast einen Verbrecher . . . . . . . 74
8 Wir machen ein Picknick und Vincent
übt fliegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
9 Wir haben ein Geheimnis und malen Schilder 96
10 Wir haben einen Imbiss . . . . . . . . . . . . . . . . 106
11 Wir machen eine Fahrradtour und
füttern Ponys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
12 Wir baden im See und kriegen einen
großen Schreck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
13 Wir pflücken Erdbeeren und kriegen
eine kalte Dusche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
14 Wir feiern ein Sommerfest . . . . . . . . . . . . . . 158
1
Wir ziehen ein

Ich heiße Tara und bin acht Jahre alt. Das finde ich ein
gutes Alter, weil man nicht mehr so klein ist wie die
Kindergartenbabys und die Erste-Klasse-Zwerge, aber
erwachsen ist man zum Glück auch noch nicht.
Sowieso finde ich, ich habe es schön. Eigentlich finde
ich sogar, bei uns haben wir es am schönsten auf der
Welt.
»Das kommt nur, weil du so einen coolen Bruder
hast«, sagt Petja.
Aber das ist ganz bestimmt nicht wahr. Auf Petja
könnte ich nämlich meistens ganz gut verzichten. Brü-
der sind eigentlich sehr unpraktisch.
Einmal habe ich Mama gefragt, warum sie nicht lieber
nur lauter Mädchen gekriegt hat. Mit denen hätte ich
dann gut spielen können.
»Das sucht man sich nicht aus,Tara«, hat Mama gesagt.

7
»Und sooo schlimm sind Petja und Maus doch auch
nicht.«
Aber sie hat überhaupt keine Ahnung, wie blöde Petja
manchmal sein kann. Immer will er alles bestimmen,
weil er findet, mit zehn ist man schon fast jugendlich.
Und Maus isst mir immer meine Schokolade weg,
auch wenn ich sie an einem geheimen Ort versteckt
habe. Und dabei suche ich mir schon immerzu neue
geheime Orte.
Also an Petja und Maus liegt es ganz bestimmt nicht,
dass es bei uns so schön ist. Und dass ich nirgendwo sonst
wohnen möchte, auf der ganzen Welt nicht, nirgends.
Ich glaube, es kommt einfach, weil bei uns alles am
schönsten ist. Die Nachbarn sind alle so nett (fast) und
wir haben einen Garten und hinter unserem Zaun fan-
gen gleich die Felder an. Da gibt es Kühe und wilde
Kaninchen, und einmal haben wir sogar ein Reh gese-
hen.
»Ja, ja, wir sind richtige Landpomeranzen geworden«,
sagt Mama und gießt unser Erdbeerbeet mit der großen
Zinkgießkanne.
Ich bin gerne eine Landpomeranze, aber ich glaube,
am allerschönsten ist doch, dass wir in unserer Reihe so
viele Kinder sind.
Als wir im Winter hergezogen sind, waren wir das ja
noch nicht.
»Wenn man in ein Reihenhaus zieht, kriegt man die
Nachbarn gleich mitgeliefert«, hat Papa gesagt. »Die
kann man sich nicht aussuchen.«
»Gott steh uns bei, dass wir einigermaßen Glück ha-
ben«, hat Mama gesagt. »Dass wir nicht lauter so alte
Scharteken kriegen.«
Und das muss der Gott wohl gehört haben. Jedenfalls
haben wir sogar ziemliches Glück. Und das will ich jetzt
erzählen.
Unsere Reihe hat sechs Häuser, Nummer 5 a bis f,
und das sieht so aus:
Wir wohnen im vorletzten Haus, das ist die Num-
mer e, und zuerst war das Haus neben uns noch leer. Das
Endhaus.
Aber im Haus auf der anderen Seite haben schon
Leute gewohnt, ein Mann und eine Frau, die heißen
Herr und Frau Voisin und sind noch nicht richtig alt.
Aber richtig jung sind sie auch nicht mehr.
»Hast du Kinder, Frau Voisin?«, hat Maus gefragt, als
Mama und Papa gleich nach dem Umzug mit uns bei
ihnen geklingelt haben, um zu sagen, dass wir die neuen
Nachbarn sind. »Oder hast du nur einen Hund?«
Da hat Frau Voisin gesagt, dass sie keine Kinder hat
und auch keinen Hund, und ob Maus denn nicht weiß,
dass man zu erwachsenen Leuten nicht du sagen darf. Sie
hat dabei gelächelt, aber man konnte schon merken, dass
sie nicht richtig freundlich war. Und ich finde, Maus darf
doch du sagen, weil er erst vier ist. Ich bin ja schon acht
und ich vergesse das auch noch manchmal.

10
»Na!«, hat Papa gesagt, als wir durch den Matsch zum
nächsten Haus gestiefelt sind. Einen Plattenweg gab es ja
nicht, die Häuser waren ja noch ganz neu. »Da seh ich
Probleme voraus. Wollen wir hoffen, der Rest ist un-
problematischer.«
Und das war der Rest auch.
Als wir nämlich beim nächsten Haus geklingelt ha-
ben, hat Tienekes Mutter die Tür aufgemacht mit einem
Malerkittel an und Farbtupfern auf den Haaren und
einem dicken Pinsel in der Hand. Natürlich wussten wir
da noch nicht, dass sie Tienekes Mutter war.
»Ach du je!«, hat sie gesagt, als Mama erklärt hat, dass
wir die neuen Nachbarn aus Nummer e sind und uns
nur mal kurz vorstellen wollen. »Das find ich ja nett!
Aber bei uns ist alles noch Chaos!«
Dann hat sie plötzlich gelacht. »Aber bei Ihnen doch
bestimmt auch, oder?«, hat sie gesagt und die Tür ganz
weit aufgerissen. »Kommen Sie rein. Jetzt trinken wir
alle eine Tasse Kaffee zusammen und lernen uns ken-
nen.«
»Ich mag ja gar keinen Kaffee«, hat Maus gesagt, aber
keiner hat zugehört.
Wir sind alle ganz vorsichtig in den Flur gestapft, der
war mit Zeitungspapier ausgelegt, wie man das macht,
wenn man tapeziert, und alles hat nach frischer Farbe

11
gerochen. Und aus der Küchentür hat plötzlich ein Mäd-
chen geguckt in einem alten Männerhemd und mit ge-
nau solchen Farbtupfern auf dem Kopf wie die Frau.
Das war natürlich Tieneke, und so habe ich sie das erste
Mal gesehen. Und ich hab mir gedacht, dass sie genauso
alt ist wie ich, ungefähr, und ich hab auch gleich gewusst,
dass sie bestimmt meine beste Freundin wird. Das ist sie
dann ja auch geworden.
Als wir im Flur unsere Schuhe ausgezogen hatten, ist
auch noch ein Mann aufgetaucht, das war natürlich
Tienekes Vater, und er hat gesagt, das findet er ja wirk-
lich toll, dass wir extra gekommen sind, um uns vorzu-
stellen. Und er hat sowieso grade die Nase voll vom
Streichen. Eine kleine Tasse Kaffee im Chaos wäre jetzt
genau das Richtige für ihn.
»Ich mag ja gar keinen Kaffee«, hat Maus wieder ge-
sagt, aber es hat wieder keiner zugehört.
Und Tienekes Mutter hat gesagt, sie klingelt noch mal
schnell im nächsten Haus, dann können die doch auch
mit Kaffee trinken, dann lernen wir uns alle gleich ken-
nen.
Die ganze Zeit haben Tieneke und ich uns so ange-
guckt, wie man das macht, wenn man sich nicht kennt,
aber eigentlich möchte man gerne. Es ist bloß irgendwie
so peinlich.

12
Zum Glück fand Tieneke es nicht ganz so peinlich
wie ich.
»Im Sommer krieg ich ein Zwergkaninchen«, hat sie
plötzlich gesagt.Einfach so.»Hast du auch was?« Da musste
ich ja zugeben, dass ich leider keinTier habe, und da kann-
ten wir uns. Und wir wollten gerade zusammen nach
oben in Tienekes Zimmer gehen, als die Haustür aufge-
gangen ist, und Tienekes Mutter ist mit einem Mann und
einer Frau reingekommen. Und hinter dem Mann und
der Frau standen zwei Kinder, da konnte man zuerst nicht
sehen, ob es Jungs oder Mädchen waren, aber als die Er-
wachsenen sich alle die Hand gegeben und ihre Namen
gesagt haben, hab ich gemerkt, es waren zwei Mädchen.
Die waren vielleicht nicht ganz genauso alt wie Tieneke
und ich, aber trotzdem noch gut zum Spielen. Nachher
haben wir miteinander gesprochen, und da hat Jul gesagt,
sie ist zehn und Fritzi ist sieben. Nur heißt Fritzi natürlich
Friederike und Jul heißt Julia.
Da hab ich gewusst, dass wir genau in die richtige
Reihe gezogen sind, weil alle Kinder Mädchen waren,
und noch dazu in meinem Alter.
Die Erwachsenen haben zwischen den Malersachen
gesessen und Kaffee aus Bechern getrunken und darü-
ber geschimpft, dass es noch keinen Plattenweg zwischen
den Häusern gibt und dass alles so matschig ist, und sie

13
haben darüber geredet, was sie im Frühling im Garten
pflanzen wollen und wann man Rasen aussät. Sie haben
geredet und gelacht, als ob sie sich schon ganz lange
kennen, und Tieneke und Fritzi und Jul und ich sind
nach oben gegangen und haben uns Tienekes Zimmer
angeguckt.
Nur Petja hat sich gelangweilt, weil er gedacht hat, für
ihn gibt es keinen zum Spielen. Dabei ist Jul doch ge-
nauso alt wie er, da hätte er ja auch mit ihr spielen kön-
nen.
Aber am nächsten Tag sind zum Glück Vincent und
Laurin eingezogen. Sie sind mit einem echten Möbel-
wagen gekommen, nicht mit einem gemieteten VW-Bus
und Freunden zum Tragen wie wir, und echte Möbel-
packer haben alles ins Haus getragen.
Als die weg waren, hat Mama gleich eine Kanne Kaf-
fee gekocht und ein paar Scheiben Kuchen auf einen
Teller gelegt und hat geklingelt. Petja und ich sind na-
türlich mitgegangen.
»Eine kleine Erholungspause können Sie jetzt doch
sicher brauchen«, hat Mama gesagt, als die Tür aufgegan-
gen ist.
Die Mutter von Vincent und Laurin hat dagestanden
mit einer ganz komischen Lampe im Arm und Anzieh-
sachen wie aus der Zeitschrift und hat erstaunt ausge-
sehen.
»Nein, vielen Dank, das ist sicher nett gemeint«, hat
sie gesagt. »Aber Sie sehen ja, es passt gerade nicht.«
Dann hat sie die Tür einfach mit dem Fuß zugedrückt.
Mama hat dagestanden wie ein kleines Mädchen mit
ihrer Kaffeekanne und ihren Kuchenstücken, und ganz
langsam hat es angefangen zu regnen.
»Na ja«, hat sie gesagt und die Achseln gezuckt. »War
wahrscheinlich wirklich eine blöde Idee. Schließlich
sind sie da total im Umzugsstress.«

15
Aber ich hab gedacht, dass Tienekes Eltern auch total
im Tapezierstress waren, als wir geklingelt haben, und sie
haben nicht gesagt, dass es nicht passt, und wir hatten
eine gute Party zusammen.
Da hab ich gewusst, dass ich die Frau im Haus 5 a
nicht besonders nett finde, ganz egal, was Mama sagt.
Aber als wir schon fast wieder bei unserem Haus wa-
ren, ist die Tür doch noch mal aufgegangen und zwei
Jungs sind rausgerannt gekommen.
»Guck mal, Petja!«, hab ich geschrien. »Jungs!«
Da hat Petja so gelangweilt gesagt, er spielt vielleicht
noch ein bisschen draußen. Regen macht ihm nichts
aus.
Am Abend hat er erzählt, dass die beiden JungsVincent
und Laurin heißen, und Vincent ist neun und Laurin ist
sieben. Das ist für Petja natürlich zu jung. Aber besser als
gar nichts.
Und sie sind mit ihrer Mutter eingezogen, weil ihre
Eltern geschieden sind, und sie finden das Haus ganz
schrecklich, weil es so winzig ist und der Garten auch.
Vorher hatten sie ein viel größeres Haus. Mit einem viel
größeren Garten.
Da hab ich mich umgeguckt bei uns und gedacht, dass
die beiden aber wirklich blöde sein müssen. Genau wie
ihre Mutter. Weil unsere Häuser kein bisschen winzig

16
sind, sondern schön und gerade richtig groß. Und ich
hab mich gefreut, dass Tieneke gesagt hat, sie findet das
auch.
Wenn die Mädchen in unserer Reihe nett sind, kön-
nen die Jungs ruhig blöde sein. Und übrigens sind sie
das auch nur manchmal. Zum Glück.
2
Wir kommen in die neue Schule

Nach den Weihnachtsferien mussten wir dann gleich


alle in die neue Schule.
Ich hab ein bisschen Angst gehabt, weil sie vielleicht
lachen, wenn eine Neue in die Klasse kommt, aber zum
Glück konnte ich ja mit Tieneke zusammen gehen. Die
ist auch in der Zweiten.
Und Fritzi und Laurin sollten zusammen in die Erste
kommen und Petja und Jul in die Vierte, da war doch
keiner alleine. Nur Vincent natürlich.
Aber dann hat sich herausgestellt, dass er mit Petja und
Jul in die Vierte geht, obwohl er ein ganzes Jahr jünger
ist. Sogar noch mehr. Aber er ist sehr weit für sein Alter,
sagt seine Mutter. Ich finde ihn aber ganz normal.
An dem Morgen, an dem wir zum ersten Mal in die
neue Schule sollten, haben wir uns alle extra schön an-
gezogen. Tieneke und Fritzi und ich hatten uns schon

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am Nachmittag vorher zur Probe unsere Sachen vorge-
führt und ausgesucht, was wir anziehen wollten. Jul hatte
so eine ganz coole Hose genommen, die fand ich nicht
so gut, aber Tieneke und ich hatten beide ein rotes
Sweatshirt und eine Jeans. Das Rot war vielleicht nicht
ganz genau das gleiche und bei meinem Sweatshirt war
vorne auch noch ein Baum drauf und bei Tieneke eine
Schrift in einer anderen Sprache. Aber wir haben die
Shirts einfach verkehrt herum angezogen, mit den Bil-
dern auf dem Rücken, da sahen wir von vorne fast gleich
aus. Und wir haben gedacht, vielleicht glauben dann alle,
dass wir Schwestern sind. Zwillinge glauben sie nicht,
das war schon klar, das Rot war ja nicht ganz genau
gleich. Aber Schwestern vielleicht, das wäre doch auch
lustig.
Unsere Mütter hatten sich um halb acht an der Ecke
verabredet, damit wir alle zusammen gehen konnten.
Nur die Mutter von Vincent und Laurin nicht, aber die
ist dann plötzlich auch noch aus dem Haus gekommen.
Und Laurin hat gebrüllt: »Warte mal, Fritzi, warte doch,
Mensch!«, und ist losgeprescht. Und Fritzi ist stehen ge-
blieben, weil sie ja auch nicht gerne alleine in ihre erste
Klasse wollte.
Die Mutter von Laurin und Vincent hat dann ganz
höflich »Guten Morgen« gesagt, und das war das erste

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Mal, dass sie mit unseren Müttern geredet hat. Hinter-
her hat Mama erzählt, dass sie Lehrerin ist, und Papa
hat »Oh!« gesagt und so komisch geguckt. Aber mir
ist es ganz egal, was die Mütter von meinen Freun-
den sind. Oder die Väter. Ich möchte nur, dass sie nett
sind.
In der Schule war es dann ganz schön. Sie ist viel alt-
modischer als meine vorige Schule, und das finde ich
so gemütlich. Das Haus ist richtig alt und auf dem Schul-
hof gibt es Bäume und eine Rutsche und für jede Klasse
ein eigenes Beet. Die waren aber jetzt im Winter noch
leer.
Die Lehrer sind auch alt und unsere Lehrerin heißt
Frau Streng. Da hab ich zuerst gedacht, dass sie auch streng
ist, weil sie schon so alt aussah und so einen komischen
Oma-Rock anhatte. Aber dann war sie doch sehr nett
und sogar lustig.
Sie hat Tieneke und mich an den Schultern festgehal-
ten und uns der Klasse vorgestellt und dann hat sie gesagt:
»Beide Mädchen haben einen roten Pullover an.« (Ob-
wohl es ja ein Sweatshirt war.) »Und was ist denn noch bei
beiden gleich?«
Da haben alle gegrübelt, ich auch, und sie haben ge-
sagt, dass die Hosen gleich sind, aber die Haare nicht
(weil meine nämlich braun sind und Tienekes sind

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