Betriebliches Gesundheitsmanagement
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Betriebliches Gesundheits-
management
Gesundheitsförderung in der
Arbeitswelt – Mitarbeiter einbinden,
Prozesse gestalten, Erfolge messen
123
Thorsten Uhle Michael Treier
Currenta GmbH & Co. OHG Abteilung Duisburg
Leverkusen, Deutschland Fachhochschule für öffentliche
Verwaltung NRW
Duisburg, Deutschland
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Für meinen Bruder Ralf Uhle < (1959-2002) Du fehlst!
Für meine Familie Sophia, Linda und Mirjam Treier Danke für alles!
Für meine Eltern Resi und Peter Treier Bleibt gesund!
Inhaltsverzeichnis
Unser Einstieg 5
Verzeichnisse 429
Ansprechpartner
Wir als Autoren stehen Ihnen gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. Beim
Schreiben dieses Buches haben wir uns Schwerpunktkapitel zugeteilt. Falls Sie
Fragen, Anmerkungen oder Anregungen haben, sprechen Sie uns bitte an.
Leiter „Gesunde Arbeitswelt“ bei der Currenta GmbH & Co. OHG
Ich bin mit meinem Team verantwortlich für die Psychosoziale Be-
ratung, die Psychologie der Arbeitssicherheit und das Betriebliche
Gesundheitsmanagement im eigenen Haus, bei Bayer, Lanxess und
CHEMPARK-Kunden. Für mehr als 50.000 Beschäftigte bieten wir
Unterstützung bei Konflikten, psychischen Erkrankungen, der Ge-
fährungsbeurteilung psychischer Belastungen oder beim Implemen-
tieren von BGM-Prozessen an. Vor meiner Tätigkeit bei Currenta
war ich Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens und wissen-
schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Arbeit- und Organisations-
psychologie an der Ruhr-Universität Bochum. Zuvor hatte ich Klini-
sche und Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität
Wuppertal studiert. Meine Schwerpunkte sind Gesundheitsförderli-
che Führung, Stressmanagement und die Entwicklung neuer Wege
im Umgang mit psychischen Belastungen in der Arbeitswelt.
Schwerpunktkapitel: 3, 4, 6
Prof. Dr. Michael Treier [email protected]
Schwerpunktkapitel: 2, 5, 7
WEB-Inhalte
Auf der Website finden Sie weitere Inhalte, bspw. eine umfassende Präsentation
zur Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Film zu „Mission
Burnout Instrumente der
against Stress“
Arbeitsanalyse und
Hinweise zur Ge- Inhalte werden
Film zum Stress-
Gesundes Führen fährdungsbeurteilung nach Bedarf
manager
aktualisiert
Unser Tipp: Die Portfolio-Datei „Abbildungen“ bietet Ihnen nicht nur den Down-
load der Grafiken als hochauflösende JPEG-Dateien (300 dpi, A4-Format), son-
dern jede Grafik ist zusätzlich kommentiert und per TAG zugeordnet.
Kommentierte Web-
Offene Frage oder Über-
Adresse (siehe auch
sicht zu den Leitfragen
Internetverzeichnis)
Literaturempfehlung Zusammenfassung
Die Grundlage für nahezu jedes Buch zur betrieblichen Gesund- WHO Gesund-
heitsförderung (BGF) oder zum betrieblichen Gesundheitsma- heitsbegriff
nagement (BGM) ist die Definition der Weltgesundheitsorganisa-
tion (WHO) von Gesundheit. Jeder kennt sie, und niemand würde
sie ernsthaft hinterfragen. Dies käme einem Sakrileg oder jeden-
falls einer Verfehlung gleich, denn sie ist „Common Sense“.
WHO Definition
Gesundheit wird als Zustand des vollkommenen körperlichen,
sozialen und geistigen/seelischen Wohlbefindens und nicht
nur als das Freisein von Krankheit/Gebrechen beschrieben.
; Box 0-1: WHO-Definition von 1946
Frage nach der Stellt man in der Praxis aber die Frage, wie sich diese allmächtige
Umsetzung Definition operationalisieren bzw. in konkrete Maßnahmen umset-
zen lässt, dann tritt betretendes Schweigen ein. Der ganzheitliche
Blick eröffnet ein faszinierendes Spektrum an denkbaren Gestal-
tungswegen. Dieser Umfang lähmt uns aber zugleich, denn wo soll
der konkrete Angriffspunkt zur Gesundheitsförderung sein? Wir
E haben Angst, uns zu verzetteln. Abwesenheit von Krankheit reicht
nicht aus, um Gesundheit zu verstehen, denn es geht nicht nur um
den körperlichen Zustand sowie die physiologische und psychische
Funktionalität, sondern Lebensqualität und Zufriedenheit treten
in den Vordergrund (Mayring in Jerusalem & Weber, 2003,
S. 1 ff.). An welchen Indikatoren können wir uns orientieren, um
dem erweiterten Gesundheitsbegriff im Rahmen der BGM gerecht
zu werden? Die Bandbreite von Gesundheitsindikatoren offenbart
das Handlungsspektrum des BGM (Ulich & Wülser, 2015, S. 25 ff.):
x Einstellungen wie ein positives Selbstwertgefühl,
x physische Indikatoren wie Fitness,
x psychische Indikatoren wie Motivation,
x verhaltensbezogene Indikatoren wie Engagement und
x Leistungsindikatoren wie Produktivität.
Die arbeitswissenschaftliche Reflexion ist in Bezug auf die Ar-
beitsperson ganzheitlich ausgerichtet und berücksichtigt neben
konstitutionellen Aspekten wie Geschlecht auch dispositionelle
Aspekte wie Persönlichkeit, Gesundheit oder Intelligenz. Zudem
wird die Bedeutung von Kompetenzen und Anpassungsmerkmalen
wie Motivation aufgezeigt (Schlick et al., 2010, S. 87 ff.).
Rechtliche Ebene Auf die rechtliche und Richtlinienebene hat diese Definition von
1946 jedenfalls nachhaltig abgefärbt. Sie finden Elemente aus
dieser Definition im Arbeitsschutzgesetz (ArSchG), im Arbeitssi-
cherheitsgesetz (AsiG), im Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG)
oder im Sozialgesetzbuch (SGB) (ª Kap. 2.4, S. 78). Viele flankie-
rende Verordnungen, Vorschriften und Normungen greifen auf
diese Definition zurück. Die Gesetze und Richtlinien konzentrieren
sich jedoch auf die Abwehr, Bekämpfung und Vermeidung von
Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten
erhöhen. Wegweiser für eine aktive Umsetzung des umfassenden
WHO Gesundheitsbegriffs sind sie aber nicht. Jedoch zeichnet sich
in der jüngsten Geschichte des Verordnungs- und Regelwerks Ar-
Unser Einstieg
7A E
beits- und Gesundheitsschutz ein Paradigmenwechsel ab. So kon-
kretisiert die seit dem 01.01.2011 geltende Unfallverhütungsvor-
schrift DGUV V2 die Aufgaben einer reformierten und integrierten
Gesundheitsförderung, die bspw. klassische Gefährdungsfaktoren,
psychische Fehlbelastungen, Gesundheitsressourcen und den de-
mografischen Wandel als gemeinsame Aufgabe betrachtet (DGUV,
2010). Integrierte Arbeitsschutz-Managementsysteme berücksich-
tigen zwar die Facetten des erweiterten Gesundheitsbegriffes
(Schmager, 1999), faktisch aber oft nur in einer homöopathischen
Dosierung oder als Randphänomene des klassischen Arbeitsge-
sundheitsschutzes.
Bei der BGM verhält es sich ähnlich wie bei der Bekämpfung von Gefahrenabwehr
Malware durch Virenscanner und Anti-Spam-Filtern in der EDV. durch den Nutzer
Hier und dort kämpfen wir gegen Windmühlen. Signaturen alleine
reichen bei der Virenbekämpfung nicht mehr zur Identifizierung
der wandlungsfähigen Malware aus. Neuere Systeme bemühen
sich, den Ansturm der Malware u. a. durch Heuristiken und verhal-
tensbasierten Analysen im Sinne von „Deep Guard“ abzuwehren.
Damit sollen die Schwächen der reaktiven Vorgehensweisen, die
stets den Angriffen hinterherhinken, durch proaktive, den Gefah-
ren vorausschauende Techniken kompensiert werden. Doch der
technische Healthcheck allein reicht nicht aus. Eine wichtige Rolle
spielen dabei der Nutzer und sein Risikobewusstsein. Analog sieht
es in der betrieblichen Gesundheitspolitik aus: Gesundheitsbedro-
hende Einflüsse sind so vielfältig, dass eine Gefahrenabwehr nach
„Schema F“ nicht funktioniert. Auch hier rückt der Nutzer, also
der Mitarbeiter, ins Zentrum: Er sollte der Dreh- und Angelpunkt
betrieblicher Gesundheitspolitik und gesundheitsgerechter Ar-
beitsgestaltung sein (Meifert & Kesting, 2004).
Demnach interessiert man sich nicht nur für die Gefahrenredukti- Vom Objekt- zum
on, sondern v. a. auch für die Präventions- oder Schutzfaktoren, Subjektcharakter
die wie Puffer wirken und schädigende Umweltagenzien in ihren
negativen Auswirkungen dämpfen können. Der wichtigste Puffer
ist der Mensch! 1988 hat auch die WHO das Verständnis von Ge-
sundheit vom Objektcharakter befreit und das Subjekt als Träger
und Verantwortlicher für Gesundheit in den Vordergrund gestellt.
Gesundheit wird als die Kompetenz des Individuums verstanden,
die eigenen Gesundheitspotenziale auszuschöpfen und zu erwei-
tern sowie angemessen auf die Herausforderungen der Umwelt zu
EA8 Unser Einstieg
Erfolgreiches Arbeiten =
Qualifizierter & Motivierter & Flexibler & Gesünder
E
Fördern und Fordern sind nur im Verbund Garanten für eine
erfolgreiche BGM! Mitarbeiter müssen im Hinblick auf ihre
gesundheitliche Kompetenz zugleich gefördert und gefordert
werden. Das bedeutet: Einerseits muss der jeweilige Betrieb
durch verschiedene Maßnahmen Gesundheit fördern (& Em-
powerment oder Gesundheitsbildung), andererseits fordern,
dass sich die Mitarbeiter hilfreiche Kompetenzen aneignen
und auf Verhaltenspathogene im weiteren Sinne verzichten.
Ottawa Charta Diese Denkweise passt zur Ottawa Charta von 1986, die den Be-
griff der Gesundheitsförderung als Prozess der Befähigung erklärt.
Ottawa-Charta
Gesundheit wird hier als die Fähigkeit bzw. Kompetenz des
Individuums beschrieben, die eigenen Gesundheitspotenziale
auszuschöpfen und damit angemessen auf die Herausforde-
rungen der Umwelt zu reagieren.
; Box 0-2: Gesundheitsverständnis der Ottawa Charta von 1986
Selbst- Das Individuum ist also der Träger und Gestalter von Gesundheit,
bestimmung das heißt: Hier geht es um Selbstbestimmung. Selbstbestimmung
kann sich jedoch nur dann entfalten, wenn die Rahmenbedingun-
gen dies ermöglichen. Aber diese Umfeldbedingungen wie Wohn-
bedingungen, Einkommen, stabiles Öko-System etc. sind nicht
einfach nur gegeben, sondern Menschen gestalten selbst Gesund-
heit in ihrer Umwelt. Sie ändern selbst ihre Rahmenbedingungen,
also das Setting. Dieses Setting bezieht sich nicht nur auf die Ar-
beits-, sondern auch auf die Freizeit- und Familienwelt im Sinne
der vielversprechenden, aber trügerischen Terminologie einer
konzilianten & Work-Life-Balance (Esslinger & Schobert, 2007).
Unser Einstieg
9A E
Die Maxime „Fördern und Fordern“ klingt plausibel und für
alle Beteiligten gerecht. Aber sie verkappt ein gewaltiges
Problem im Bereich BGM/BGF: Ist Gesundheit eine Privatan-
gelegenheit? Darf sich der Arbeitgeber hier überhaupt einmi-
schen? Sollte der Arbeitgeber im Sinne der Gesundheitsbil-
dung lediglich den pädagogischen Mahnfinger erheben und
Gestaltungsangebote machen oder darf er auch richtiges
Verhalten einfordern? So kann der Arbeitgeber bspw. Infor-
mationen zur Bildschirmarbeitsverordnung geben. Hat er
aber auch das Recht, die Einhaltung derselben zu erzwingen?
Eine analoge Problematik findet sich in der Teleheimarbeit
wieder, wo sich der Arbeitsplatz in Privaträumen befindet.
Was ist LIFE? Das System LIFE der STEAG GmbH baut konse-
quent auf den Gedanken der Selbstbestimmung auf und inte-
griert bestehende Angebote, Möglichkeiten und Handlungs-
felder im Unternehmen und in Netzwerken, um eine nachhal-
tige Gesundheitspolitik im Unternehmen zu erzielen. Die Ab-
kürzung LIFE steht für Langfristige, Individuelle Förderung
der Eigenverantwortung. Denn & Gesundheitsprävention und
Gesundheitsschutz funktionieren nach LIFE nur dann, wenn
der Mensch verantwortlich für sein Handeln ist. Worum geht
es in LIFE? Persönliche Kompetenzen sollen entwickelt, ge-
sundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützt, ge-
sundheitsförderliche Lebens- und Arbeitswelten geschaffen
werden als ein Bündel von Maßnahmen, die den Weg der Zu-
kunft kennzeichnen.
; Box 0-3: Das System LIFE
Demnach muss die BGF nicht nur das Wohlbefinden der Mit-
arbeiter fördern, sondern auch ihre Leistungsfähigkeit si-
chern und gleichzeitig vor Überlastung schützen. Damit rückt
die Frage nach der psychischen Gesundheit in den Fokus der
BGF. Die Synergismen zwischen psychischer Gesundheit und
gesunder Arbeitswelt sind hier Erfolg versprechend.
Psychische In unserem Buch setzen wir auf die psychische Gesundheit als
Gesundheit als individuelle „Widerstandskraft“, ohne den betrieblichen Kontext
Regulations- außer Acht zu lassen. Wir verstehen psychische Gesundheit aber
phänomen nicht als eine Liste persönlichkeitsbezogener Merkmale der ange-
messenen Gesundheitseinstellung und des konstruktiven Gesund-
heitsverhaltens wie Autonomie, Lebensbejahung, Vertrauen,
& Selbstwirksamkeit oder erfolgreicher sozialer Integration (Jeru-
salem & Weber, 2003; Schwarzer, 2004). Für uns handelt es sich
vielmehr um einen kybernetischen handlungsorientierten Begriff:
Das Kernkonstrukt der Gesundheit ist die erfolgreiche Regulation
des Menschen in und mit seiner Umwelt (Wieland-Eckelmann,
1996; Wieland, 2004). Die dynamische und komplexe Umwelt mit
ihren in qualitativer und quantitativer Hinsicht wachsenden Ar-
beitsanforderungen, Qualifikationserfordernissen und Belastungs-
strukturen kann nicht allein durch Richtlinien geregelt werden,
denn diese sind zu statisch. Die Kunst des aktiven Steuerns liegt
beim Menschen und wird als Selbstmanagement verstanden (Kan-
fer et al., 2005; Kesting, 2004). Analog einem Thermostat muss
der Mensch es schaffen, die eigene Gesundheit trotz vieler & Be-
lastungen und Anforderungen auf ein stabiles Soll-Niveau einzu-
pendeln. Es geht u. a. um den & salutogenetischen Begriff der
Kohärenz mit den Komponenten der Verstehbarkeit, der Handhab-
barkeit und der Sinnhaftigkeit (Antonovsky, 1987).
Unser Einstieg
11 A E
Gesundheit
Gesundheit ist die Fähigkeit, sich und seine Umwelt selbst zu
regulieren (personale Gesundheitskybernetik). Wir benötigen
Vertrauen in die eigene & Regulationskompetenz beim un-
aufhörlichen Gegensteuern in komplexen Systemen. Komplex
sind die Systeme der Mitarbeiter deshalb, weil nicht nur die
Arbeitswelt, sondern viele weitere gesellschaftlich-kulturelle
Determinanten zu berücksichtigen sind. Das Vertrauen in sei-
ner Regulationskompetenz sollte durch Maßnahmen der BGM
gestärkt werden.
; Box 0-4: Gesundheitsbegriff als Regulationskompetenz
Das Unternehmen hat nunmehr den Auftrag, diesen kyberneti- Auftrag an die
schen Prozess zu unterstützen und förderliche Gestaltungsbedin- Unternehmen
gungen zu schaffen. In den Foren des Deutschen Netzwerkes für
Betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) wird auf die Proble- Die horrenden
Zahlen sprechen
matik der noch zu geringen Verbreitung von BGM/BGF aufmerksam
für sich!
gemacht. Der aktuelle Bericht (Dezember 2014) zum Stand von
Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SUGA, 2014, S. 161)
unterstreicht die Notwendigkeit, denn im Jahr 2013 ergeben sich
nach Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar-
beitsmedizin (BAuA) immerhin etwa 568 Millionen Arbeitsunfähig-
keitstage davon anbei fast 79 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage
allein in der Diagnosegruppe „Psychische und Verhaltensstörun-
gen“. Arbeitsunfähigkeit als Spitze des Eisberges verursachte da-
mit 2013 einen Produktionsausfall anhand der Lohnkosten von
etwa 59 Milliarden Euro. Der volkswirtschaftliche Verlust lässt sich
auf rund 103 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung beziffern.
Die Finanzkrisen und die überbordenden Defizite in den Staats-
haushalten in der Eurozone haben uns an solche unvorstellbaren
Zahlen schon gewöhnen und abstumpfen lassen. Dennoch hoffen
wir, dass diese Zahlen nachdrücklich den Bedarf signalisieren.
E A 12 Unser Einstieg
Auftrag Wir stellen uns in diesem Buch immer wieder die Fragen, wie die-
an das Buch se & Regulationskompetenz im Bereich Gesundheit im betriebli-
chen Kontext aufrechterhalten und gefördert werden kann und
welche Rahmenbedingungen diese Aufgabe unterstützen. Im Zu-
sammenhang mit der Demografie-Fitness der Organisation oder
auch mit der Bedeutungszunahme des Personals stellt dieser Auf-
trag kein „Sozialklimbim“ dar. Der gesunde und sich selbstregulie-
rende Mensch ist die Voraussetzung für eine gesunde Arbeitswelt.
Die gesunde Organisation ist ein Asset, das in Anbetracht der Her-
ausforderungen niemand bestreiten wird. In diesem Zusammen-
hang und im Hinblick auf die oben genannten Zahlen lohnt sich die
Investition in das BGM. Dieses Buch soll dazu einen Beitrag leisten.
E
Wir behaupten, dass Arbeit nicht krank, sondern reich
macht. Reich aber nicht im finanziellen Sinne, sondern v. a.
im Hinblick auf Gesundheit und Selbstbewusstsein (Selbsthei-
lungskraft der Arbeit). Unser Anliegen ist nicht die Repara-
turergonomie einer anonymisierten Arbeits- und Lebenswelt,
sondern die Personalisierung von Arbeit als Grundrecht, als
Würde und als Vision. Die Anamnese des Arbeitsgesundheits-
schutzes zeigt, dass es nicht nur um die Minimierung von Ex-
positionen schädlicher Agenzien gehen kann, sondern wir
müssen uns v. a. um die Nabe Mensch im Speichenradmodell
der Arbeits- und Gesundheitswissenschaften kümmern (im
Sinne von Prof. Dr. Claus Piekarski, ehemaliger Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin
( DGAUM) (ª Kap. 2.5, S. 100). Das Schmiermittel ist hier
die & Regulationskompetenz. Identifiziert sich der Mensch
mit seiner Arbeit, dann gewinnen die Deklarationen an sicht-
barer Bedeutung. Es geht nicht mehr nur um das Aufschwei-
ßen, um weitere Brüche zu verhindern, sondern wir befassen
uns mit einem neuen kunstvollen Schmiedestück:
Steuerung / Qualitätssicherung
*HVXQGKHLWVFRQWUROOLQJ 'HU:HJ Erfolgskriterien und Prüfpunkte
]XU
Verhältnis und Verhalten
3UlYHQWLRQVDXIWUDJ JHVXQGHQ Unsere Toolbox BGM
$UEHLWVZHOW
+DQGOXQJVPD[LPHQ Risiken und Ressourcen
In den letzten Jahren erweitern deutsche, europäische und inter- Wir wissen es!
nationale Studien stetig unseren Kenntnisstand im Hinblick auf
Gesundheitsstatus und Risiken in der Bevölkerung. Die Studien
zeichnen sich aus methodologischer Sicht nicht nur durch zuneh-
mende Repräsentativität, sondern v. a. durch Aussagekraft und
(prognostische) Validität im Sinne der inhaltlichen Gültigkeit aus.
Diese Qualität erfordert neue Zugänge, indem bspw. auf standar- Qualität durch
disierte Instrumente und auf eine Mehrfacherhebungstechnik zu- Methodenmix
rückgegriffen wird. Bei der & Triangulation werden verschiedene
Methoden wie medizinische Untersuchungen, subjektive Befragun-
gen oder Dokumentenanalysen und somit unterschiedliche Sicht-
weisen auf das zu untersuchende Phänomen angewendet. Auch
beschränkt man sich nicht mehr ausschließlich auf Querschnittsda-
ten. Vielmehr ist man trotz der Erhebungs- und Zugangsprobleme
sowie der Panelsterblichkeit der Teilnehmer (Ausfälle) bemüht,
Längsschnittdaten zu gewinnen. Ein & Panel ist eine Stichprobe,
die im Rahmen der gleichen Fragestellung wiederholt untersucht
wird. Neben Zeitreihendaten sind Untersuchungsdesigns aus Pa-
nel- und Mehrebenenstrukturen beliebt, um Antworten auf sozio-
ökonomische und demografische Zusammenhänge in Bezug auf
Gesundheitsstatus und Risikofaktoren zu gewinnen. So lassen sich
das Verhalten, die Gesundheitsentwicklung und die Einstellungen
der Befragten über mehrere Messzeitpunkte beobachten und da-
mit nicht „nur“ Prävalenzen bestimmen, sondern auch kausale
Fragestellungen ableiten und bearbeiten.
Eine Ikone — die Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland des Robert
DEGS-Studie Koch-Instituts hat aufgrund ihrer methodologischen Qualität und
im Hinblick auf die Facettenbreite der Inhaltsfelder eine heraus-
ragende Bedeutung v. a. für die Kalibrierung eigener Gesund-
heitsdaten in Organisationen (Kurth, 2009). Sie ist ein wesentli-
cher Bestandteil eines systematischen Gesundheitsmonitorings
(Kurth et al., 2009) (ª Kap. 5.2, S. 234).
Gesundheitsstatus und Risiken 19 A 1.1
Gesundheitsmonitoring
Die Herausforderungen in Bezug auf die Gesunderhaltung der
Bevölkerung wachsen. Dies steht im Zusammenhang mit dem
demografischen Wandel, der Globalisierung und der Verände-
rung der Umweltbedingungen. So wandelt sich u. a. das
Krankheitspanorama. Chronifizierung, Stoffwechselerkran-
kungen, psychische Störungen, Multiresistenzen in Bezug auf
Infektionskrankheiten, Multimorbidität sind nur einige nen-
nenswerte Aspekte. Die Auswirkungen auf das Gesundheits-
system sind frühzeitig zu bestimmen, um präventiv den Her-
ausforderungen zu begegnen. Das Gesundheitsmonitoring be-
obachtet systematisch und objektiv diese Entwicklungen un-
ter Berücksichtigung der Arbeits- und Lebensbedingungen,
um Krankheitsrisiken und Krankheitshäufigkeiten zu identifi-
zieren und ihre Entwicklung im Sinne einer epidemiologi-
schen Herangehensweise vorherzusagen. Das Gesundheitsmo-
nitoring ist daten- und indikatorengetrieben und greift auf
sich ständig aktualisierende Datenlandschaften zurück.
; Box 1-1: Gesundheitsmonitoring
Module
Standardprogramm
-DKU
%*6 '(*6 '(*6 '(*6
%*63RSXODWLRQ
DXV*|ZDOG HW DO6HLWH
1HXH6WLFKSUREH'(*6
1HXH6WLFKSUREH'(*6
Tief- und Hoch- Die fünfte Europäische Erhebung über die Arbeitsbedingungen
druckgebiete aus (2012) belegt, dass die Arbeitswelt sowohl in Bezug auf klassische
der Perspektive als auch psychische Faktoren belastet ist. In den Vergleichsstudien
der Arbeitswelt zeichnet sich moderate Bewegung in den Datenverläufen ab, wenn
man alte mit neuen Ergebnissen vergleicht:
x Arbeitsinhalt: Eintönige Tätigkeiten scheinen etwas stärker
verbreitet zu sein. Ansonsten sind die mentalen Anforderun-
gen gleichbleibend ausgeprägt.
x Arbeitsintensität: Diese ist nach wie vor hoch, hat sich aber in
den letzten beiden Jahrzehnten stabilisiert.
x Arbeitszeit: Die Zahl der Wochenarbeitsstunden sinkt weiter.
Normalarbeitszeitregelungen dominieren weiterhin.
x Work-Life-Balance: Ein leichter Rückgang im Vergleich zu den
Daten von 2000 ist festzustellen. Dennoch geben fast ein Fünf-
tel an, Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit zu haben.
x Gesundheit: Weniger Erwerbstätige sorgen sich um ihre Ge-
sundheit und Sicherheit bei der Arbeit, obwohl sie weiterhin
in unverändert hohem Maße physischen Risiken exponiert sind.
Dies hängt teilweise mit der verbesserten Informationspolitik
zum Arbeits- und Gesundheitsschutz zusammen.
x Psychosoziale Risiken: Hohe Anforderungen, Arbeitsintensität,
Emotionsarbeit, geringe Selbstbestimmung, ethische Konflik-
te, schlechte soziale Beziehungen sowie Arbeitsplatzunsicher-
heit wirken verstärkt negativ auf Gesundheit und Wohlbefin-
den. Diese Faktoren werden auch in der & Gefährdungsbeur-
teilung psychischer Belastungen erfasst (ª Kap. 5.5, S. 301).
Standortbestimmung in Unternehmen 25 A 1.2
Auch die jährlichen Fehlzeiten-Reports des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK (WIdO) verzeichnen hohe Krankenstände und
erlauben keine Entwarnung. Also „aufgewacht aus dem Dornrös-
chenschlaf“! Die Arbeitswelt muss sich warm anziehen, denn es
nähern sich einige Tiefdruckgebiete. Aber auch Hochdruckgebiete
zeichnen sich im Wetterbarometer ab. Die } Abbildung 3 illus-
triert einige wichtige Tief- und Hochdruckgebiete.
UnsereTiefdruckgebiete UnsereHochdruckgebiete
0RGHUQH5HKDELOLWDWLRQVZHJH
$EQDKPHGHU]XNQIWLJHQ Betreuung, technische Umsetzung,
$UEHLWVIlKLJNHLW Requalifizierung, Früheingliederung
Demografischer Wandel
%HZHJXQJVYHUKDOWHQ
6WRIIZHFKVHONUDQNKHLWHQZLH Bewegungsaktive Freizeitgestaltung
GDVPHWDEROLVFKH6\QGURP
Fettwerte u Übergewicht $UEHLWVSODW]HUJRQRPLH
Insulinresistenz u Bluthochdruck Bildschirmarbeitsplätze,
Softwareergonomie, moderne
Arbeitsplätze
=XQDKPHSV\FKLVFKHU6W|UXQJHQ
Verändertes Krankheitspanorama
*HVXQGKHLWVEHZXVVWVHLQ
&KURQLVFKH(UNUDQNXQJHQ Kompetenzen liegen vor, Medien, aber
LP9RUPDUVFK nicht Umsetzung und Eigenprävention
Demografischer Wandel
:HLWYHUEUHLWHW :RUN/LIH%DODQFH
3UlVHQWLVPXV Rahmenfaktoren verbessern
Krank zur Arbeit und sich, Flexibilisierung
Verschleppung Arbeitszeit und Arbeitsort
Die allgemeinen Studien können aber nicht eine eigene Standort- Wer sind wir?
bestimmung ersetzen (Treier, 2012) (ª Kap. 5.6, S. 314). Diese ist Wie gesund
ein wichtiger Ansatzpunkt, um das Risikopotenzial der eigenen sind wir?
Organisation einzuschätzen sowie im Sinne der Prävention gezielte
Maßnahmen zu definieren, die knappen Ressourcen angemessen
zuzuweisen und mit Nachhaltigkeit umzusetzen (Treier, 2012).
Damit überlassen wir es nicht dem Zufall, ob BGM Ernte einfährt
oder ob BGM vor sich hin dümpelt (Treier, 2013a). Die Standortbe-
stimmung greift auf ein ressourcenorientiertes Belastungs-
Beanspruchungsmodell zurück (} Abbildung 4).
1 A 26 Die Ausgangslage: Empirische Herleitung
9 =XNQIWLJH$UEHLWVIlKLJNHLW
9 %HDQVSUXFKXQJVIROJHQIUGHQ*HVXQGKHLWV]XVWDQG
9 %HDQVSUXFKXQJVIROJHQIU/HLVWXQJVIlKLJNHLW
9 )ROJHQIUGLH$UEHLWV]XIULHGHQKHLW
9 %HDQVSUXFKXQJVIROJHQIUGDV:RKOEHILQGHQ
0VVHQHUNDQQW
.|QQHQQHJDWLY
XQGJHQXW]W
ZLHSRVLWLYZLUNHQ
ZHUGHQ
%HODVWXQJHQ 5HVVRXUFHQ
3HUV|QOLFKH5HVVRXUFHQ
$NWXHOOH$UEHLWVIlKLJNHLW
3V\FKRVR]LDOHXQG
HPRWLRQDOH%HODVWXQJHQ
6HOEVWZLUNVDPNHLW
*HULQJHV
$QIRUGHUXQJHQ
+RKHV
5LVLNR
5LVLNR 9HUWUDXHQ
.|USHUOLFKH%HODVWXQJHQ
*HVXQGKHLWVYHUKDOWHQ
%HODVWXQJHQGHV *HVXQGKHLWVNRPSHWHQ]HQ
$UEHLWVXPIHOGHV
$UEHLWVLQKDOWXQG (UKROXQJVIlKLJNHLW
$XIJDEHQJHVWDOWXQJ
:RUN/LIH%DODQFHXQG
([WHUQDOH 5HVVRXUFHQ
VR]LDOH8QWHUVWW]XQJ
DXHUEHUXIOLFKH$QIRUGHUXQJHQ
*HVXQGKHLWVNXOWXU
1 *HVXQGKHLWVI|UGHUXQJ
8QWHUQHKPHQVNXOWXU
)KUXQJVNXOWXU
5HVVRXUFHQDXVGHPSULYDWHQ%HUHLFK
*HVXQGH)KUXQJ
Beispiel einer Die } Abbildung 5 fasst einige Ergebnisse am Beispiel der Unter-
Standort- suchung von Verwaltungstätigkeiten zusammen (kombinierter
bestimmung Datensatz eigener und externer Studien: 4.853 Teilnehmer in der
Querschnittsuntersuchung, 514 Teilnehmer im Längsschnitt, prä-
sentiert vom Autor Treier an der 6. Personalfachtagung in Münster
des Studieninstituts Westfalen-Lippe). Auffällig sind die kritischen
Werte im Bereich der Führungskultur bei den externen Ressourcen
sowie die psychosozialen Belastungen bei den Anforderungen aus
den Arbeitstätigkeiten. Verknüpft mit den grenzwertigen Ergeb-
nissen hinsichtlich des Gesundheitsverhaltens und der Erholungs-
fähigkeit bei den persönlichen Ressourcen sind zukünftig negative
Veränderungen der Arbeitsfähigkeit und des Gesundheitszustands
zu erwarten. Aktuell fallen die Ergebnisse im Folgenbereich Ge-
sundheit jedoch vergleichsweise unkritisch aus. Zu beachten ist
Standortbestimmung in Unternehmen 27 A 1.2
aber, dass hier noch keine Differenzierung zwischen physischer
und psychischer Gesundheit erfolgt ist. Positive Ressourcen findet
man in Bezug auf die klassischen Belastungenfaktoren. Auch wird
die Work-Life-Balance positiv eingestuft. Selbstwirksamkeit als
eine wichtige personale Gesundheitsressource kann sich ebenfalls
aussichtsreich in dieser Stichprobe behaupten. Betrachtet man im
Vergleich einen Produktionsbetrieb mit geringem Anteil an Ver-
waltungsaktivitäten, ändern sich v. a. die Werte im Bereich An-
forderungen aus der Arbeitstätigkeit. Dort liegen die psychosozia-
len Belastungen noch im unkritischen Bereich, dagegen nehmen
die Belastungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsinhalt und
insbesondere die Belastungen Arbeitsumfeld (Schichttätigkeit) zu.
Schichttätigkeit wirkt sich kritisch auf die Erholungsfähigkeit und
auf die aktuelle Arbeitsfähigkeit aus. Auch fällt die zukünftige
Arbeitsfähigkeit als Folgegröße vergleichsweise kritischer aus (ei-
ne Angleichung der altersbezogenen Daten ist erfolgt).
Im Rahmen der Untersuchung werden auch Beschwerden und Risi- Risiken belasten
ken bestimmt. Bei der Erfassung von Risiken fällt auf, dass nicht
nur ältere Mitarbeiter (> 45 Jahre) betroffen sind, sondern eben-
falls jüngere Mitarbeiter (d 45 Jahre). Demografie- und Gesund-
heitsmanagement sollten sich daher nicht auf die ältere Zielgrup-
pe einseitig fokussieren. Der hohe Anteil der Befragten, die über
Müdigkeit und Zerschlagenheit berichten, verweist auf mögliche
psychische Belastungsfaktoren. Im Bereich der Beschwerdematrix
zeigen sich auch die für Bildschirmarbeitsplätze oftmals erhöhten
Ausprägungen im Bereich Rücken-/Kreuz- und Nackenbeschwer-
den. Auch ist der Anteil der als adipös gemäß BMI-Index einzustu-
1 A 28 Die Ausgangslage: Empirische Herleitung
d 45Jahre
8QWHU > 45Jahre
hEHUJHZLFKW
Der Akku Viele Faktoren wirken darauf, dass der Akku der Mitarbeiter zu
wird leer. Neige geht. Es sind nicht nur Belastungen in der Arbeitswelt wie
im Bereich Führung oder Arbeitszeit, sondern auch Defizite in der
eigenen Auseinandersetzung mit der Gesundheit. Viele Mitarbeiter
bringen eine relativ geringe psychische Widerstandsfähigkeit
Standortbestimmung in Unternehmen 29 A 1.2
(& Resilienz) mit und realisieren nicht, dass die Erholungsfähig-
keit eine zentrale Voraussetzung ist, um der veränderten Arbeits-
welt gesund und arbeitsfähig zu begegnen. Eine zunehmende Emo-
tionsarbeit ohne ausreichende Ventilfunktion beschleunigt den
Abbau der letzten Energiereserven (Uhle & Detering, 2012).
Gewiss sind keine Quick-Wins zu erwarten, aber dafür steht ein Es lohnt sich!
nachhaltiger Gewinn in Aussicht, wenn sich Unternehmen auch als
Aufladestation im Bereich Gesundheit analog zum Bereich Wissen
begreifen (ª Kap. 5.4, S. 282). Die Präventionsbilanz ist positiv,
wie aktuelle Studien belegen (ISSA, 2011). In unserer eigenen
Längsschnittstudie resultieren innerhalb von 12 Monaten schon
signifikante positive Hinweise auf Veränderungen im subjektiv
erlebten Beschwerdebild. Die } Abbildung 7 zeigt bei einer ge-
mischten Tätigkeitsgruppe (N=411) den Wandel im Beschwerdebild
(Stand 11/13). Verschlechterungen in den adressierten Gesund-
heitsthemen liegen im Durchschnitt bei kleiner fünf Prozent. 81
Prozent der Befragten nehmen eine Zunahme der Lebensqualität
im Zusammenhang mit der Einführung eines Multikomponenten-
Programms im Bereich BGM nach sechs Monaten wahr. Nach 12
Monaten erzielen wir immerhin noch eine Stabilisierungsquote von
knapp 70 Prozent. Jedoch nimmt der Wert signifikant ab, wenn
das Programm nicht fortgesetzt wird („Jojo-Effekt“).
Unsere Hand- Die folgenden handlungsbezogenen „Gesetze“, die auch die Inhal-
lungsfelder te des Buches bestimmen, erheben weder den Anspruch auf Voll-
ständigkeit noch sind sie für alle Arbeitsplätze in Deutschland
repräsentativ. Sie basieren auf den Ergebnissen der Gesundheits-
erhebungen der Autoren in unterschiedlichen Organisationen.
Größtenteils werden sie durch andere Studien bestätigt.
K2
heitsmanagement (BGM) dar. Wir machen Sie mit unseren Vorstellun-
gen, mit Perspektiven und Handlungsansätzen, mit Trends und Visio-
nen vertraut. Auch diskutieren wir das Spannungsfeld zwischen Ge-
setz und betrieblicher Realität, denn Regularien haben einen beson-
deren Stellenwert im Bereich BGM.
Unsere Leitfragen …
ŹKap. 2.1: Der Klarheit geschuldet
Seite 35: Was sind unsere Handlungsfelder „Gesunde Arbeit“?
Seite 38: Ist aus Praxissicht eine Begriffsunterscheidung sinnvoll?
ŹKap. 2.2: Unser Verständnis von BGM
Seite 40: Was ist ein gesunder und humaner Arbeitsplatz?
Seite 43: Was ist für uns Gesundheitsförderung?
Seite 50: Benötigen wir überhaupt Gesundheitsmanagement?
Seite 55: Welche Perspektiven sind zu beachten?
ŹKap. 2.3: Entwicklung und Trends im BGM
Seite 58: Benötigen wir ein Konjunkturprogramm für die Gesundheitsförderung?
Seite 60: Weshalb brauchen wir Visionen?
Seite 61: Welche Trends bestimmen die Gesundheitsförderung der Zukunft?
Seite 70: Was bedeutet der Trend zur konstruktivistischen Gesundheitsdidaktik?
Seite 73: Warum ist Gesundheitskompetenz der zentrale Stellhebel?
ŹKap. 2.4: Im Spannungsfeld zwischen Gesetz und betrieblicher Realität
Seite 78: Warum benötigen wir Gesetze und Leitlinien?
Seite 85: Wie kommen wir von der Leitlinie zur Gestaltungsvorschrift?
ŹKap. 2.5: BGM im Dialog mit Prof. Dr. Claus Piekarski
Seite 100: Wohin geht die Reise?
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Abkürzung: BGM
Ansatzpunkt: Verankerung in Strukturen und Prozesse
Kurzdefinition: Steuerungsmodell der Gesundheitsförderung
Aspekte: nachhaltige und systematische gesundheitsförderliche Gestal-
tung von Strukturen und Prozessen, Maßnahmen der Arbeitsorganisation,
Bewertung und Steuerung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung
Betriebliche Gesundheitsförderung
Abkürzung: BGF
Ansatzpunkt: Stärkung individueller Gesundheitsressourcen
Kurzdefinition: Interventionen am Menschen (Fokus auf Verhalten)
Aspekte: Steigerung der funktionellen Kapazität, Verhaltensprävention,
Steigerung der Stressresistenz und psychischen Widerstandskraft sowie
Optimierung der Erholungsfähigkeit
Der Klarheit geschuldet 37 A 2.1
Arbeits- und Gesundheitsschutz, Arbeitssicherheit
Abkürzung: AGS/AS
Ansatzpunkt: Unfallverhütung und Schutz der Beschäftigten
Kurzdefinition: Identifikation unfall-/gesundheitsgefährdender Faktoren
Aspekte: Identifizierung gesundheitsgefährdender Arbeitsbedingungen,
Ermittlung von Unfallrisiken und deren Vermeidung, Reduktion körperli-
cher und psychischer Belastungen, Ergonomie und Verhältnisorientierung
Arbeitsfähigkeitsmanagement & siehe Glossar
Abkürzung: AFM
Ansatzpunkt: Schlüssel zum Haus der Arbeitsfähigkeit
Kurzdefinition: Handlungskonzept zur Steigerung der Arbeitsfähigkeit
Aspekte: Integration der Bemühungen zur Steigerung der Arbeitsfähig-
keit, Berücksichtigung der Stockwerke des Hauses der Arbeitsfähigkeit
(Gesundheit, Kompetenz, Werte, Arbeit), Blick auf Umgebungsfaktoren
Arbeitsmedizinische Betreuung
Abkürzung: AM
Ansatzpunkt: Prävention und Diagnostik
Kurzdefinition: Fachmedizinische Beratung in der Arbeitswelt
Aspekte: Prävention, dabei Beachtung der Wechselbeziehung zwischen
Arbeit und Gesundheit, Diagnostik arbeits- und umweltbedingter Gesund-
heitsschäden, Berufskrankheiten, Rehabilitation, Anamnese
Betriebliches Eingliederungsmanagement & siehe Glossar
Abkürzung: BEM
Ansatzpunkt: von der Arbeitsunfähigkeit zur Beschäftigungsfähigkeit
Kurzdefinition: Wiedereingliederung und berufliche Rehabilitation
Aspekte: Einschätzung der Rückkehrperspektive nach Langzeiterkrankun-
gen, Vorbeugung erneuter Arbeitsunfähigkeit (Rückfallschutz), Arbeitsfä-
higkeitscoaching, Stufenkonzept der schrittweisen Wiedereingliederung,
Wandel von der gesetzlichen zu einer aktiven und gestaltenden Rolle
Demografie- und AGE-Management & siehe Glossar
Abkürzung: AGE
Ansatzpunkt: Erhalt und Förderung der Arbeits-/Beschäftigungsfähigkeit
Kurzdefinition: Demografiefitness und alternsgerechte Förderung
Aspekte: Senkung der Arbeitslast, alternsgerechte Führung, altersge-
mischte Teams, Job Rotation, Wissensmanagement, alternsorientierte
Personalstrategien, alternsgerechte Gestaltung der Arbeitsbedingungen
Work-Life-Balance & siehe Glossar
Abkürzung: WLB
Ansatzpunkt: Flexibilisierung von Ort und Zeit
Kurzdefinition: Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
Aspekte: Balance von Privatleben und Beruf, Modelle zur Flexibilisierung
des Arbeitsortes und der Arbeitszeit, angepasste Arbeitsorganisation,
Führungsrichtlinien und unternehmenskulturelle Akzeptanz, gesundheits-
präventive Leistungen im Kontext zunehmender Rollenkonflikte
Im Diskurs wird v. a. zwischen BGF und BGM differenziert. Eine Definitionen der
erste konsensfähige Formulierung von Standards (Spezifikationen) DIN SPEC 91020
zur Einführung eines BGM bietet die DIN SPEC 91020 (; Box 2-1,
2 A 38 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
2 Keine klaren In vielen Workshops und Meetings wird deutlich, dass die bewusste
Trennlinien Trennung zwischen den Handlungsfeldern in der Praxis sowohl
inhaltlich als auch sprachlich zunehmend aufgehoben wird. Die
Trennlinien verschwimmen in Anbetracht der komplexen Heraus-
forderungen, denen Insellösungen nicht mehr gerecht werden.
Bekenntnis zur Wir haben uns als Autoren für BGM als Kernbegriff entschieden,
Ganzheitlichkeit um die Ganzheitlichkeit hervorzuheben. Gesundheit ist ein strate-
gischer Faktor und benötigt daher systematische Zugänge. Um
Gesundheit in der Arbeitswelt zu fördern, bedarf es der Analyse
(Risiken und Bedarf), gezielter Maßnahmen (Intervention auf Ver-
haltens- und Verhältnisebene) sowie der Kommunikation
(} Abbildung 8). In Anlehnung an das Qualitätsmanagement
(ª Kap. 5.1, S. 216) lassen sich Nachhaltigkeit, Systematik und
Effektivität der Maßnahmen nur durch Koordination, Verankerung
und Qualitätssicherung gewährleisten. Zwar gibt es noch nicht ein
allgemein anerkanntes Managementsystem BGM, aber es lassen
sich schon die ersten Vorboten identifizieren. Dazu gehört bspw.
die DIN SPEC 91020, die einen Beitrag zur Standardisierung des
BGM leisten kann (Kaminski, 2013). Die Spezifikationen bestimmen
Minimalanforderungen in Anlehnung an Tools zur Standardisierung
wie SCOHS (Social Capital and Occupational Health Standards)
und offenbaren den Weg zu einem nachhaltigen Gesamtkonzept,
in der bewährte Einzelmaßnahmen zielgerichtet in entsprechende
Prozesse und Strukturen verankert sind (; Box 5-4, S. 229).
Der Klarheit geschuldet 39 A 2.1
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Der Weg muss letztlich in ein zertifiziertes und qualitätsgesicher- Zum zertifizier-
tes Gesundheitsmanagement enden. Gesundheitspreise wie der ten BGM-Modell
Corporate Health Award, der Haward® Health Award oder
der Deutsche Unternehmenspreis Gesundheit können aufzeigen,
wie BGM zum Schlüsselfaktor des Organisationserfolgs aufsteigen
kann. Die Bereitschaft, an Awards teilzunehmen, ist sprunghaft
gestiegen allein beim Corporate Health Award von 158 (2009)
auf 323 Teilnehmern (2013) (EuPD Research, 2014, S. 22). Im Ka-
pitel 5.1 (ª S. 216) werden die Erfolgskriterien dargestellt.
Unser Anspruch: „Menschlichkeit gewinnt“ (Mohn in Craes et al., 2002, S. 13 f.) ist
Humanisierung ein Bekenntnis für den Menschen in einer zunehmend anonymisier-
der Arbeitswelt ten und indifferenten Arbeitswelt. In unserem Buch ist der Mensch
nicht nur Objekt, sondern erklärtes Subjekt des BGM. Das staatli-
che Programm „Humanisierung der Arbeitswelt (HdA)“ von 1974
bis 1989 zur Verbesserung der Arbeitsinhalte und -beziehungen
sowie zum Abbau belastender bzw. gesundheitsgefährdender Ar-
beitssituationen sowie die Folgeprogramme bemühen sich red-
lichst um den humanen Arbeitsplatz und damit um den Faktor
Mensch in der Arbeitswelt. Dieser Dienst ist nicht nur wirtschafts-
ethisch begründet, sondern erklärt sich zunehmend aus einer wirt-
schaftlichen Unumgänglichkeit. Die } Abbildung 9 stellt wichtige
deutschsprachige Projekte vor (Treier, 2009a, S. 31). Wir werden
v. a. auf die Ergebnisse der Initiative Neue Qualität der Arbeit
(INQA) zurückgreifen, um die aktuellen Herausforderungen rund
2 um BGM zu verdeutlichen. Das Ziel ist Nachhaltigkeit.
HdAͲProjekte AuT X Y Z
Wie könnte diese Einbeziehung aussehen? Wenden wir uns kurz Flow als Modell
der Personalpsychologie zu (Treier, 2009a), dann stoßen wir auf
das & Flow-Konstrukt als höchste Form der Eigenmotivation nach
Csikszentmihalyi (1991). Wenn wir mit unserer Arbeit ein positives
Erleben verknüpfen, dann induziert diese autotelische Aktivität
einen Zustand der Erholung oder des optimalen Erlebens. Im Zu-
stand des Flows ist der Mensch Handlung, denn die Aktivität ist
selbst das Ziel des Handelns. Jeder von uns kennt diesen Zustand:
Wenn uns eine Tätigkeit Spaß macht, merken wir nicht, wie die
Zeit vergeht. Es läuft alles glatt. Man ist selbstvergessen und muss
regelrecht aufgeschreckt werden, um seine Arbeit aufzuhören.
Nach der Tätigkeit ist man nicht ermüdet, sondern hat im Gegen-
teil Energie zu weiteren Aktivitäten.
Psychophysische Mit den Stärken und Schwächen des Konstrukts & Flow aus empiri-
Sichtweise scher und methodischer Sicht können wir uns hier nicht befassen
(Rheinberg et al., 2007; Treier, 2009a, S. 215 ff.). Flow ist auf
jeden Fall Ausdruck eines Gesundheitsverständnisses, das sich von
der physischen zur psychophysischen Reflexion von Gesundheit als
Ausdruck eines Paradigmenwechels verlagert. Durch entsprechen-
de Tätigkeitsanreize wie klare Zielvorgaben, optimalen Hand-
lungsspielraum oder konstruktives Feedback kann die Situation
flow-orientiert gestaltet werden und damit die Arbeit selbst als
Schlüssel für Lernen, Wachstum und Motivation avancieren. Die
Arbeitspsychologen sprechen hier vom & arbeitsorientierten Ler-
nen (Sonntag & Stegmaier, 2007). Gesundheitsförderung ist also
nicht ausschließlich das Pflaster mit Wundsalbe, das nach einer
Verletzung zur Heilung aufgetragen wird, sondern eine Kräftigung
von Innen durch Wertschätzung und durch eine humane Gestal-
tung der Arbeit in Bezug auf Inhalte, Beziehungen und Bedingun-
gen (Ulich & Wülser, 2015). Die } Abbildung 10 illustriert hier das
Ineinandergreifen von situativen und personalen Faktoren.
Paradigmenwechsel
2
Menschlichkeit, Wertschätzung und Vertrauen sind die
Grundpfeiler für eine moderne Gesundheitspolitik, die das
Subjekt wieder anerkennt und in den Mittelpunkt der Maß-
nahmen rückt. Eine Kultur der Reparaturergonomie als Kom-
pensationsstrategie ist obsolet, wenn wir einen Neuanfang im
Bereich BGM anstreben. Auch gilt es sich von der Denkweise,
die Arbeit als krankmachend und Freizeit als erholend be-
stimmt, zu verabschieden. Vielmehr wird es wichtig sein, Er-
holung und Arbeit in ihrer positiven Wechselwirkung zu be-
greifen. In unserem Buch werden wir Ihnen Wege von der Ge-
staltung bis zum Controlling aufzeigen, die diesem Paradig-
menwechsel Rechnung tragen. Dabei ist stets zu bedenken,
dass der Mitarbeiter nicht nur irgendeine Ressource ist, son-
dern er ist die Nabe der Organisation, mit der das Rad auf
der Welle sitzt. Was passiert, wenn diese Nabe zerbricht?
; Box 2-2: Menschlichkeit und Wertschätzung als Grundpfeiler
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Gleichviel, ob wir von BGF oder BGM sprechen, für uns ist Ge- Anspruch der
sundheitsförderung nicht nur Verhütung und Abwehr, sondern ein Gesundheits-
Anspruch der Betroffenen an sich selbst. Das impliziert keineswegs förderung
Privatisierung der Gesundheit, denn damit düpieren wir uns
selbst. Im Gegenteil sind gerade die Unternehmen aufgerufen, der
Verwirklichung dieses Anspruches nicht nur keine Steine im Weg
zu legen, sondern fördernde und fordernde Maßnahmen zu ergrei-
fen. Diese Maßnahmen betreffen sowohl die internalen & Res-
sourcen wie Selbstwirksamkeit und Gesundheitsbewusstsein als
auch die externalen Ressourcen wie Führung, Arbeitsgestaltung
und Organisationsentwicklung (Zimolong & Stapp in Zimolong,
2001, S. 141 ff.). Es gilt, ein gesundes Unternehmen im Sinne des
& salutogenetischen Ansatzes aufzubauen (Fröschle-Mess, 2005).
Dazu benötigen wir eine Politik des Vertrauens (& Kohärenz).
Dabei ist zu bedenken, dass die Arbeitswelt nicht von der Lebens-
welt abzukapseln ist. Denn es liegt eine totale Verflechtung vor!
Doppelgesichtig- In gewisser Weise stellen die Info-Grafiken das Gerüst BGM dar,
keit als Problem denn BGM findet nicht im Vakuum statt. Diverse hemmende und
fördernde Faktoren lassen sich in der Praxis konstatieren. Was
jedoch wirklich hemmend oder fördernd ist, erschließt sich auf-
grund der komplexen Wechselwirkungen oft nicht direkt. Die
meisten Einflussmomente sind janusköpfig und weisen zwei Ge-
sichter auf. So ist das Demografieproblem ein Katalysator, der
Unternehmen erkennen lässt, dass Investitionen in BGM unerläss-
lich sind (Beispiel: Demografiefond der Gewerkschaft IG BCE). Auf
der anderen Seite darf man nicht verhehlen, dass das Ausmaß des
Demografieproblems mehr eine Gefahr als eine Herausforderung
Unser Verständnis von BGM 45 A 2.2
impliziert. Warum? Die demografische Verschiebung gekoppelt mit
der Lebensarbeitszeitverlängerung stellt definitiv ein Risiko für
die Fitness der Organisationen dar. Wir reagieren überschnell mit
unabgestimmten Instrumenten wie Implementierung von Demogra-
fie-Beauftragten, alternsgerechte Arbeitsgestaltung, BGM, flexible
Arbeitszeitmodelle, Weiterbildung für ältere Mitarbeiter, Alters-
strukturanalyse. Dabei missachten wir aber die Notwendigkeit
einer fundierten Einflussanalyse (ª Kap. 6.1, S. 361).
Jede Grafik zu den Einflussmomenten ist entweder zur Unvoll- Zu den Einfluss-
ständigkeit oder zur unbegreifbaren Komplexität verurteilt. Daher momenten
stellt die } Abbildung 11 nur die traditionellen Faktoren auf der
Umwelt- und auf der Personenebene dar. Auf der Umweltseite
lassen sich noch die Wissenschaft und der Globalisierungstrend als
Einflussfaktoren ergänzen. Auf der Personenebene wird nicht nur
die physische, sondern v. a. auch die psychische Fitness berück-
sichtigt. Zudem kristallisieren sich Einstellungen und Werte, die
sich in Lebensstilen verdichten, als zentrale Faktoren heraus. Die
Verbindung zwischen Umwelt und Person wird durch das Bewälti-
gungsverhalten im Sinne der & transaktionalen Stresstheorie nach
Lazarus bestimmt (Lazarus & Folkmann 1994) (ª Kap. 6.2, S. 373;
} Abbildung 87, S. 376). Das Coping ist hier nicht nur defensiv,
sondern bewusst präventiv ausgerichtet. Bedeutende & Moderato-
ren sind Arbeits- und Lebensbedingungen sowie Netzwerke, die als
soziale Ressourcen, aber auch als Belastungen fungieren können.
Auf Basis einer Benchmarkstudie haben wir Einzelprogramme von Konkrete Ange-
63 Unternehmen analysiert. Die } Abbildung 13 zeigt das facet- bote gemäß
tenreiche Angebotsportfolio rund um BGF/BGM. Die Gefahr be- Benchmarkstudie
steht jedoch, dass sich die Wirksamkeit dieser Angebote nicht voll
entfalten kann, weil die Angebote teilweise „aktionistisch“ und
kurzatmig abgebildet werden und nicht in einem Gesamtkonzept
verknüpft sind. Aus Gründen der Übersichtlichkeit zeigen wir je-
weils vier typische Angebote pro Themenfeld.
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Favoriten sind weiterhin Ernährung und Bewegung. Zunehmend Was tun wir?
spielen auch Angebote rund um Entspannung eine Rolle dies ist
u. a. dem medialen Hype Burnout geschuldet. Im öffentlichen
Sektor sind Gesundheitstage eine beliebte Herangehensweise, um
Gesundheitsthemen in der Organisation zu lancieren.
2 A 48 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
Vernetzte Kommen wir zur letzten Frage: Wer macht was? Die Experten-
Akteure kommission der Bertelsmann und Hans-Böckler-Stiftung (2004)
differenziert zwischen internen und externen Stakeholdern bei
den Kooperationsebenen und –strängen:
x Interne Stakeholder sind Sicherheitsfachkräfte, Betriebsärz-
te, Betriebsrat, Personalreferenten, Demografie- und Frauen-
beauftragte, Schwerbehindertenvertretung, Sozial- und Sucht-
beratung. Teilweise sind diese Anspruchsgruppen in Ausschüs-
sen/Arbeitskreisen organisiert (Arbeitsschutzausschuss, ASA).
x Externe Stakeholder: Die } Abbildung 14 stellt den Kranz
wichtiger externer Stakeholder dar. Staatliche Arbeitsschutz-
behörden wie die Gewerbeaufsicht, Unfallversicherungsträger
wie die Berufsgenossenschaften, Krankenkassen, die Verbände
der Sozialpartner (hier v. a. die Gewerkschaften, Tarifpartei-
en und Arbeitgeberverbände), die Bundesagentur für Arbeit,
Träger der gesetzlichen Rentenversicherung, Innungen sowie
die Handwerks- und Industrie- und Handelskammern bilden ein
Netzwerk, das in seinen Wechselwirkungen kaum zu ergründen
ist. Zu ergänzen wären hier noch die vielen kommunalen Ein-
2 richtungen wie Gesundheitsämter und andere Körperschaften
wie Kassenärztliche Vereinigungen, Landesvereine für Ge-
sundheitsförderung etc. also ein Dschungel an Akteuren.
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Wie gestalte ich nun konkret BGM als Teil dieses komplexen Sys- Bewältigbarkeit
durch
tems? Wir empfehlen den Einstieg durch das pragmatische Lernen
Best Practice
von anderen. Es gibt hervorragende Best Practice, die sich zum
Glück nicht verstecken. Startfenster für eine Recherche sind
Erfolgssäulen
bspw. die Preisträger der renommierten Awards wie der Deut-
nach CHA
sche Unternehmenspreis Gesundheit. Zugegeben sind viele Bei-
spiele aus dem Erfolgsmilieu der Großunternehmen entnommen.
Strategie & Controlling
Aber nicht alle „Größen“ sind groß im BGM. Nach einer Studie von
2007/08 des Marktforschungsinstitut EuPD Research (2007) schrei-
ben sich lediglich 258 der 800 größten deutschen Konzerne BGM
auf ihre Fahne. Die zwei Spitzenreiter (DaimlerChrysler und Post)
implementieren ein institutionell fest verankertes und ganzheitli-
ches Gesundheitsmanagementsystem mit integriertem Controlling.
Die Leitbilder der & Prävention der großen Konzerne mit einer
ausgefeilten Infrastruktur sind nicht ohne weiteres auf den Klein-
und Mittelstand übertragbar. Aber auch hier zeichnen sich zuneh-
mend Beispiele guter Praxis ab, wie auch das aktuelle „Corporate
Health Jahrbuch“ offenbart, denn immerhin sind mittlerweile
mehr als 36 Prozent der Bewerber um den Corporate Health
Award kleine oder mittelständische Organisationen bzw. Unter-
nehmen (EuPD Research, 2014, S. 23). Dieser Anteil ist aber wei-
terhin hinsichtlich der realen Anzahl KMUs als gering einzustufen.
2 A 50 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
Der Blick auf diese folgenden Websites lohnt sich auf jeden Fall,
um von anderen zu lernen …
2 Enterprise for Health (EfH)
Die INQA-Datenbank Guter Praxis
Sind wir gesund? Das Kap. 1 (ª S. 15) lässt keinen Zweifel aufkommen, dass hier
Bedarf besteht. Dabei darf man aber nicht Opfer einer verzerrten
Logik [Arbeit führt zu Belastungen, und Belastungen machen
krank] werden, denn die Arbeitskräfteerhebung 2007 zu den Ge-
sundheitsrisiken am Arbeitsplatz belegt, dass die große Mehrzahl
der Erwerbstätigen in Deutschland ihre Erwerbstätigkeit nicht als
gesundheitliche Belastung einstufen (Grau, 2009). Vielmehr stellt
Arbeit eine Voraussetzung für die psychosoziale Gesundheit dar.
Für die Mehrzahl der Menschen ist Arbeit ein schützender Faktor.
Diese Erkenntnis bedeutet jedoch im Umkehrschluss nicht, dass
Arbeit nicht auch krankmachen kann. So bewerten fast 14 Prozent
der Frauen und 20 Prozent der Männer ihre Arbeitsbedingungen als
gesundheitsgefährdend (Kroll et al., 2011). Dabei dominieren ein-
deutig die Beschwerden des Bewegungsapparates (Rückenleiden,
Beschwerden an Schultern, Nacken, Händen sowie Probleme mit
Hüfte, Beinen und Füßen) gefolgt von den psychischen Erkrankun-
gen wie Stress oder Beklemmungen. Erwartungsgemäß sind ältere
Erwerbstätige v. a. in Bezug auf die Beschwerden des Bewegungs-
apparates stärker betroffen als jüngere, wobei hier eine relevante
Wechselwirkung mit der Art der Tätigkeit vorliegt. Dieser & Mik-
rozensus basiert auf den subjektiven Einschätzungen der Befrag-
Unser Verständnis von BGM 51 A 2.2
ten (N=13.767). Damit zielt die Frage „Sind wir gesund?“ sowohl
auf den messbaren Gesundheitszustand als auch auf die Definition
von Gesundheit ab. Aus der politischen Diskussion entnehmen wir
als Bürger nur, dass sich der Gesundheitszustand Deutschland zwi-
schen Szylla und Charybdis bewegt. Betrachtet man die Lebens-
erwartungs- und Mortalitätsstatistiken, so kommt man zum tröstli-
chen Schluss, dass unsere Gesellschaft aus naturwissenschaftlicher
Sicht gesünder geworden ist. Der Gesundheitsbericht „Gesundheit
in Deutschland“ des Robert Koch Instituts (2012) ist die ergiebigs-
te und valideste Quelle für Daten. Er bestätigt die steigende Le-
benserwartung und die gute Gesundheit sowohl aus objektiver als
auch subjektiver Sicht. Negativ schlägt zu Buche, dass immer noch
zu viele Menschen rauchen, viele auch definitiv adipös sind und
sich trotz positiver Tendenzen zu wenig bewegen. Hierfür gibt es
viele Datenbelege. Bspw. zeigt die nationale Verzehrstudie,
dass knapp zwei Drittel der männlichen und gut die Hälfte der
weiblichen deutschen Bevölkerung gemäß dem & Body-Mass-Index
übergewichtig sind (Max-Rubner-Institut, 2008). Auch bleibt der
Alkoholkonsum weiterhin auf hohem Niveau und verschiebt sich
teilweise bedenklich in Richtung junger Menschen. Dennoch ist
der Gesundheitszustand trotz dieser Wermutstropfen zufrieden-
stellend, wenn man auf den naturwissenschaftlichen Gesundheits-
begriff zurückgreift. Aber Gesundheit bedeutet noch mehr.
Bei all diesen Statistiken muss man sich jedoch die Kernfrage stel- Nicht unbedingt
len: Was subsumieren wir unter Gesundheit? Wenn es nur um die selbsterklärend
Lebenserwartung geht, können wir uns zurücklegen. In den letzten …
Jahren haben wir dort Beachtliches erreicht. Betrachtet man je- Der Gesundheits-
begriff
doch die & Morbiditätsstatistiken, die Daten zur Beschreibung und
Verteilung von Krankheiten auf Bevölkerungsgruppen, zeichnet
sich ein etwas anderes Bild ab. Die kostenlos erhältlichen Ge-
sundheitsreports der Krankenkassen (Beispiel: Techniker Kranken-
kasse) lassen die Verantwortlichen BGM aufhorchen. Dies reicht
aber nicht aus! Denn Störungen biologischer Prozesse im mensch-
lichen Organismus sind zwar Indikatoren für Krankheit, aber defi-
nieren den Krankheitsbegriff nicht vollständig. Den meisten fallen
als Erstes die „Blockbuster“ Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Krebsleiden ein. Auch Skelett-Muskel-Bindegewebe-Leiden und
Stoffwechselerkrankungen sind aufgrund der demografischen Ver-
schiebung auf dem Vormarsch. Mit steigendem Alter müssen wir
verstärkt mit Krankheiten wie Diabetes mellitus, Osteoporosen,
zerebrovaskulären Erkrankungen und schließlich auch Demenz und
Alzheimer rechnen. Diese plakativ oft als Volkskrankheiten titu-
lierten Leidensbilder, allen voran der Diabetes, werden zukünftig
mit sehr hohen Kosten und Ausfallzeiten verknüpft sein (& HERO-
Studie Æ Kap. 5.4, S. 282). Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in der
Arbeitswelt mit dem Krankheitsbild der Demenz konfrontiert wer-
2 A 52 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
den, nimmt zu. Auch wird sich die Prävalenz von Arthrosen poten-
zieren, was viele Implikationen für die klassische Arbeitsgestal-
tung und Ergonomie aufwerfen wird.
Zunahme Was sich aber erst sukzessive in den Köpfen der Verantwortlichen
psychischer Er- drängt, ist die gewaltige Zunahme psychischer Erkrankungen, die
krankungen nicht unbedingt die Lebenserwartung tangieren, aber sehr wohl
die Fehlzeiten bestimmen. Problematisch ist hier die Verlässlich-
keit der Daten, denn die Diagnose & „Psychische Störung und
Verhaltensstörung“ ist nicht eindeutig und erlaubt einen bedenk-
lichen Interpretationsspielraum. So zeigen die Daten von
2008/2009 einen signifikanten Anstieg der Frühberentungen auf-
grund psychischer Erkrankungen v. a. bei Frauen (Platz 1). 1974
waren etwa nur 7 Prozent der Berufsunfähigkeit durch psychische
Probleme verursacht. Heute jonglieren Sie mit Werten von 32 bis
42 Prozent je nach Quelle. Im Jahr 2013 wurden bundesweit allein
79 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkran-
kungen ermittelt dies entspricht einem Ausfall an Bruttowert-
schöpfung von über 14 Milliarden Euro (vgl. SUGA, 2014, S. 161).
2 Eine Übersicht zur psychischen Gesundheit bietet der sehr fun-
dierte Barmer Gesundheitsreport 2009 (Wieland, 2009).
Gesundheitszustand
Kein Mangel Sie suchen nach Belegen? Das Informationssystem der Gesund-
an Daten! heitsberichterstattung des Bundes bietet Ihnen kostenfrei über
eine Milliarde Zahlen und Kennziffern in Form von übersichtlichen
Tabellen. Der Blick in die Online-Datenbank der Gesundheitsbe-
richterstattung lohnt sich. Wer hier noch nicht befriedigt wird,
kann zudem einen Blick auf die Primär-Datenlandschaften der
folgenden Anbieter schauen …
DZA-Statistik Deutsches Zentrum für Altersfragen
Robert Koch-Institut
Renten-Statistik
2
Wüsten und Für uns sind diese Daten notwendig, aber nicht hinreichend, denn
Oasen des BGM das eigentliche Problem ist nicht die biologische Erkrankung.
Problem ist vielmehr der schleichende Gesundheitsverlust durch
mangelnde Menschlichkeit, Wertschätzung und Leistungsverdich-
tung, der in der Arbeitswelt grassiert und sich in den bedenklich
hohen Prävalenzzahlen & „Psychische Störungen“ ausdrückt. Aber
auch die & Inzidenzraten sprechen Bände. Gerade an diesen Fak-
toren kann die Arbeitswelt ansetzen und ein Setting schaffen, dass
im Sinne der & Salutogenese gesundheitsförderlich ist (Antono-
vsky, 1987). Aber es soll hier nicht der falsche Eindruck hinterlas-
sen werden, dass die Arbeitswelt im Hinblick auf die Gesundheit
und Gesundheitsförderung eine Wüste sei. Mitnichten, denn wir
finden in der Gestaltung der Arbeitsplätze nach arbeitswissen-
schaftlichen Kriterien auch viele Oasen. Es wird aber Zeit, dass
wir auch eine Oase für den psychischen und nicht nur für den so-
matischen Bereich des Faktors Mensch in der Arbeitswelt schaffen.
Der Grund für die Einseitigkeit liegt im Gesundheitsbegriff, den
wir aufgrund der Datenlandschaft nicht mehr nur als Störung des
biologischen Systems begreifen dürfen.
Unser Gesundheitsverständnis
Somatische Gesundheit ist eine wichtige Prämisse für das
Wohlbefinden im Sinne der WHO (; Box 0-1, S. 6). Mit der
positiven Entwicklung unseres Gesundheitssystems darf aber
Unser Verständnis von BGM 55 A 2.2
der psychische Faktor nicht stiefmütterlich behandelt wer-
den. Menschen sind aus psychosozialer Sicht gesund, …
Æ wenn sie mit sich selbst im Einklang stehen,
Æ wenn sie die Anforderung bewältigen können,
Æ wenn sie einen Sinn in ihrem Leben erkennen,
Æ wenn sie Vertrauen zum Umfeld haben,
Æ wenn sie erfüllte soziale Beziehungen haben.
; Box 2-6: Psychosozialer Gesundheitsbegriff
Unser Grundverständnis von BGM bildet sich in den verschiedenen Perspektiven und
Perspektiven im Unternehmen ab (} Abbildung 15, S. 56) (Ulich & Handlungsfelder
Wülser, 2015; Zimolong, 2001). Diesen Perspektiven lassen sich
Handlungsansätze zuordnen, die verdeutlichen, dass BGM ein
ganzheitlicher Ansatz ist:
1. Individuum: Gesundheitsbildung, medizinisch-psychische Be-
treuung, Coaching, Training auf psycho-sozial-emotionaler
Ebene und auf Aufgabenebene, Mobbing- und Suchtpräventi-
on, Kompetenzprofiling etc.
2. Organisation: Führung, Integration der Gesundheitsförderung
in das Zielsystem des Unternehmens, Unternehmenskultur und
Werte, Vertrauenskultur, Ressourcen, gesundheitsförderliches
Vergütungssystem, Personalstruktur etc.
3. Arbeitsbedingungen: Gewährleistung von Sicherheitsstan-
dards, Expositionsreduktion, Ergonomie, Arbeitsinhalte, Ar-
beitszeitgestaltung, Arbeitsorganisation etc.
4. Umwelt: Familienfreundlichkeit, Work-Life-Balance, Sozialbe-
ratung, psychosoziale Betreuung, Freizeit- bzw. Urlaubsma-
nagement, & soziale Verantwortung etc.
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Dass der Trend zum gesunden Unternehmen nicht nur reines Von der Idee
Wunschdenken oder eine Utopie ist, zeigen viele Beispiele guter zur Tat
Praxis. Unser Begriff vom gesunden Unternehmen lehnt sich an die
Begriffe Gesundheitsmanagement, Arbeits- und Gesundheitsschutz
sowie Personalpflege an (Rudow, 2004 & 2014). Cave! Manche
Autoren wie Fournier (2005) verstehen Gesundheit eher als lang-
fristiges betriebswirtschaftliches Wachstum nach den Geboten des
& Sustainable Human Resource Managements (Ehnert, 2009), um
der „wirtschaftlichen Brandrodung“ durch Nachhaltigkeit und
Strategie entgegenzuwirken. Der ökonomische Gedanke der Nach-
haltigkeit und damit dauerhaften Tragfähigkeit ist zweifellos ein
wichtiger Trendsetter, der auch für das BGM gilt. Ernüchterung
liegt aber in Bezug auf die Fahrt der Umsetzung vor. Wir finden
Anfang bis Mitte der neunziger Jahre eine Vielzahl von seriösen
Berichten, die das Millennium der Gesundheit in Unternehmen
ausrufen (Demmer, 1995). „Von der Idee zur Tat“ heißt das Mot-
to, das viele anspornt. Manche Autoren wie Kastner (2001, S. 5)
sprechen auch vom sechsten & Kondratieff-Zyklus, „in dem Le-
bensqualität, Gesundheit, Sicherheit etc. als entscheidende Wirt-
schaftsfaktoren in den Vordergrund des Interesses rücken wer-
den.“ Faktisch müssen wir aber in Anbetracht der demografischen
Herausforderung erkennen, dass zwar viele Unternehmen Leitli-
nien zum Thema BGM definieren, diese aber nicht systematisch bis
in die untersten Ebenen des Unternehmens herunterbrechen. Zu-
dem existieren viele Perspektiven im Unternehmen, die es gleich-
zeitig zu beachten gilt (} Abbildung 15, S. 56).
Kurzum: Wir haben unsere Hausaufgaben noch nicht gemacht,
v. a., wenn man an die tragfähige und nachhaltige Entwicklung
denkt. Wir wissen aber immerhin, was wir in etwa aufhaben. Aber
es gibt genug Ausflüchte, um das Thema vor sich herzuschieben.
So dürfen Wirtschafts- und Finanzkrisen bspw. die Fahrt zum ge-
sunden Unternehmen nicht drosseln.
Metro Group. Die BASF erfasst das breite Spektrum von Nachhal-
tigkeitsfragen unter dem Stichwort „Sustainable Development“ als
eine Frage der sozialen Verantwortung (& Corporate Social
Responsibility) (Visser et al., 2008). Die Handlungsfelder von
Generations@Work manifestieren, dass nur lang anhaltendes
Engagement positive Effekte zeitigen wird (ª Kap. 6.1, S. 361).
Viele Unternehmen setzen jedoch BGM kurzfristig wie eine ver-
ordnete Diät ein. Doch der Jo-Jo-Effekt ist vorprogrammiert. Die
Herausforderungen der sich abbildenden Chronifizierung des
Krankheitspanoramas, der schwer kalkulierbaren & Multimorbidi-
tät und der Verschiebung von somatischen zu psychosozialen Er-
krankungsbildern dulden kein kurzlebiges Engagement (Maaz et al.
in Badura et al., 2006, S. 5 ff.). Wir brauchen hier eine längere
Puste, um uns diesen Anforderungen konstruktiv und nachhaltig zu
stellen. Jede andere Form der Gesundheitspolitik ist wirkungslos
verpuffendes Strohfeuer und brüskiert letztlich die Betroffenen.
Attribute der Maaz et al. (in Badura et al., 2006, S. 7) sehen folgende typische
Chronifizierung Charakteristika der Chronifizierung:
x Kontinuierliches oder periodisches Auftreten von Krankheits-
symptomen, die durch irreversible krankmachende Prozesse
verursacht werden.
x Einhergehen mit einem fortwährenden hohen Betreuungsbe-
darf unter eindeutiger Begrenzung der kurativen Erfolge, also
der Anstieg palliativer Maßnahmen.
x Gravierende Veränderungen, meist Verschlechterungen im
Krankheitsverlauf mit Einfluss auf alle Lebensbereiche und der
Notwendigkeit psychosozialer Anpassungsleistungen.
Entwicklungen und Trends im BGM 59 A 2.3
Unternehmen haben sich bis dato relativ wenig mit diesem gesell- Kumulations-
schaftlichen und volkswirtschaftlichen Dilemma befasst, denn das punkt
Problem war relativ weit ins Rentenalter entrückt oder auf das Arbeitswelt
Solidarsystem abgewälzt. Die demografische Verschiebung und die
Chronifizierung des Krankheitspanoramas greifen aber auf die
Arbeitswelt über. Die Arbeitswelt wird sogar in den nächsten De-
kaden zum Kumulationspunkt der Chronifizierung. Hier baut sich
ein Tornado auf, der aus wirtschaftlicher Sicht unvorstellbare
Schäden hervorrufen kann. Die Devise lautet: Die Unternehmen
müssen sich als einen signifikanten Teil des Gesundheitssystems
im Sinne der & sozialen Verantwortung begreifen, die weit über
„Charitable Projects“ hinausreichen (Visser et al., 2007). Sie kön-
nen als Sammelpunkt unseres Wirtschafts- und Gesellschaftslebens
durch die zielgerichtete Gestaltung einer gesundheitsgerechten
Arbeitswelt einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung
leisten. & Managed Care (Amelung, 2012) kann erfolgreich dieser
Herausforderung durch die intelligente Vernetzung aller & Res-
sourcen (Unternehmen, Gesundheitsinstitutionen, Trägern der
Sozialversicherung etc.) begegnen (} Abbildung 14, S. 48). Große
Unternehmen nutzen diese Möglichkeiten schon proaktiv, wie Best
Practice Berichte belegen (Craes & Mezger, 2001; Schröer, 1999).
Wer damit definitiv unzureichend erfasst und eingebunden ist, Schieflage der
bleibt weiterhin der Mittelstand, das Rückgrat unseres Wirt- Adressaten-
schaftssystems. Dort befinden sich nicht nur die meisten Beschäf- orientierung
tigten, sondern dort treffen wir auch noch die gravierendsten
Veränderungen an, was atypische und prekäre Arbeitsverhältnisse
mit unsicheren Berufsperspektiven betreffen (Raubbau am Schutz-
faktor Arbeit). Euphemistisch spricht man hier von der Pluralisie-
rung der Erwerbsformen; man könnte aber auch von der schlei-
chenden Erosion des Normalarbeitsverhältnisses sprechen. Laut
Statistischem Bundesamt (Destatis, 2009a) ist die Zahl unbefris-
teter, sozialversicherungspflichtiger Stellen von etwa 75 auf 65
Prozent in den letzten zehn Jahren geschrumpft. Eine Erholung
(aktuell 66 Prozent) zeichnet sich zwar 2011 ab, aber keineswegs
eine Trendwende (Destatis, 2012). Der Fokus von BGM darf also
nicht diejenigen vergessen, die nicht im Normalarbeitsverhältnis
beschäftigt sind, denn Personen mit atypischen Beschäftigungs-
verhältnissen und Personen im Niedrigeinkommenssektor sind sel-
ten Adressaten fortschrittlicher betrieblicher Gesundheitspolitik.
Verschärfend kommt noch die unterschiedliche soziodemografi-
sche Verteilung hinzu, gerade was Alter, Geschlecht und Bildung
betrifft. Die Allokation von Finanzmitteln durch Sozialversiche-
rungsträger scheint nicht mittelstandsfreundlich zu sein oder der
Mittelstand ruft diese Mittel zu selten ab. Außerdem muss man die
Adressatenorientierung ändern, denn es kann in Anbetracht des
Datenmaterials nicht zufriedenstellend sein, dass der Typus „Voll-
2 A 60 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
Eine Bilanz
Die Ausgangslage ist diffizil und verlangt visionäre Konzepte.
Die Extrapolation und Intensivierung bisheriger Handlungs-
weisen reichen definitiv nicht aus, um das Ruder umzudre-
hen. Dies gilt v. a. für die Zugänglichkeit in der Arbeitswelt,
wenn man bspw. an den Mittelstand als bedeutsamen Adres-
saten denkt, wo immer noch Gesundheitsförderung relativ
2 unsystematisch erfolgt (Hollederer, 2007). Dennoch fällt die
Bilanz insgesamt positiv aus. Was noch fehlt, ist eine Vision,
die dem BGM Schwung und Nachhaltigkeit verleiht.
; Box 2-8: Visionäre Konzepte als Bilanz
Von … zu … Die Tabelle 2-2 gibt eine Übersicht der Gründe, warum wir
Veränderungen visionäre Konzepte benötigen.
Visionen, Trends, Entwicklungen. Als Auftakt bietet sich eine An- Quo vadis? Die
thologie namhafter Autoren an (Ludborzs & Nold, 2009). Dieses Klassiker kehren
Werk bündelt die Abstracts des 15. Workshops „Psychologie der zurück!
Arbeitssicherheit und Gesundheit“. Das Ergebnis nach sorgfältiger
Durchsicht und qualitativer Kategorisierung ( Tabelle 2-3, S. 64)
fällt aber bescheiden aus. Die Autoren definieren viele Trendset-
ter, diese weisen aber keine genuine avantgardistische Qualität
auf. Vielleicht ist das Wort „visionär“ im Bereich Gesundheit de-
platziert, denn wir sollten uns nicht von den soliden arbeitswis-
senschaftlichen Erkenntnissen abwenden. Als typisches Beispiel
lässt sich die Zunahme psychosozialer Belastungen und Beanspru-
chungen in Anbetracht des Anstiegs der Arbeitsverdichtung und
des Treibhauseffektes der Flexibilisierung aufführen (Stadler &
Spieß, 2003). Man hat schon in Studien der 80er Jahre im Rahmen
der HdA-Projekte (} Abbildung 9, S. 40) den Faktor Führung iden-
tifiziert, der auf das psychische Stresserleben der Mitarbeiter
signifikant Einfluss nimmt. Empirische Belege für die Wirkung
nicht gesundheitsförderlicher Führungsstile auf Selbstwert, auf
& Burnout sowie auf & Absentismus lassen nur einen Schluss zu:
Gesundheits- Ist damit die gesundheitsgerechte Führung der neue und alte
gerechte Führung Trend im BGM? Wir vermuten nicht, dass die Ausrichtung auf Füh-
als Paradigmen- rung einen wirklichen Paradigmenwechsel einläuten wird. Führung
wechsel? ist und bleibt ein wichtiger Promotor und Gestaltungsfaktor (vgl.
ª Kap. 4.6, S. 184 & Kap. 4.8, S. 198). Damit wird das eigentliche
Problem nur auf eine spezifische Anspruchsgruppe verschoben. Die
Erfolgsstory „Gesundes Unternehmen“ wird mit der Qualität der
Führung gleichgesetzt. Wer ist denn für Gesundheit im Unter-
nehmen verantwortlich? Weder der Arbeitgeber, der Betriebsrat,
das Personalwesen, der Betriebsmediziner oder Fachkräfte des
Arbeits- und Gesundheitsschutzes sind die Verantwortlichen für
diese Erfolgsstory, sondern der Mitarbeiter selbst. Zugegebener-
maßen tragen alle diese Anspruchsgruppen durch ihre Entschei-
dungen und durch ihr Verhalten wesentlich zur gesunden Arbeits-
welt bei und sind damit auch wichtige Ansatzpunkte betrieblicher
Gesundheitspolitik. Dies gilt v. a. für die Führung als Experten der
Arbeits- und Organisationsgestaltung. Sie sollen auf ein angemes-
senes und gesund erhaltendes Ressourcen-Management achten
(Kernen & Meier in Steiger & Lippmann, 2013, Bd. 1, S. 123 ff.).
Sie sind aber auch „nur“ Getriebene im System, die durch hohe
2 und widersprüchliche Erwartungen unter beträchtlichem Erfolgs-
zwang stehen (Rollenkonflikte). Der eigentliche nachhaltige Fak-
tor ist und bleibt damit der Betroffene, gleichviel of Mitarbeiter
oder Führungskraft. Das ist der entscheidende Paradigmenwech-
sel, denn wir müssen wieder lernen, den Betroffenen nicht als
Opfer, sondern als Täter wahrzunehmen und ihm mehr Aufmerk-
samkeit zu widmen. Er darf nicht nur zum passiven Objekt von
brillanten Maßnahmen der BGF abgestempelt werden. Das wäre
dann Strohfeuerpolitik, die mehr mit Silvesterlärm und Geglitzer
als mit Nachhaltigkeit und Trägfähigkeit zu tun hat.
Diese visionäre Forderung ist keine Eingebung, sondern baut auf Bestimmungs-
den Bestimmungsmomenten der Trends im BGM auf (Brandenburg momente der
et al., 2000, S. 10 ff.). Die Tabelle 2-3 stellt wichtige Faktoren Trends
dar, die unser Verständnis von BGM determinieren (vgl. Vorschläge
der Expertenkommission: Bertelsmann Stiftung & Hans-Böckler-
Stiftung, 2004). Das Hauptproblem ist die Wechselwirkung der
Bestimmungsmomente, denn sie treten nicht isoliert voneinander
auf, sondern beeinflussen sich gegenseitig.
Diese Auflistung bekräftigt unser Anliegen, die Grenzen des tradi- Grenzen des
tionellen Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu verlassen. Diese traditionellen
Grenzen werden durch zwei Marksteine festgelegt: Verständnisses
Bestimmungs-
Kurze Erläuterung
momente
Als Vektoren lassen sich hier Handlungsspielraum, Sinnhaftigkeit und
Partizipation bestimmen. Bei Nichterfüllung droht die Gefahr der
inneren Kündigung und des & Präsentismus. Zudem nimmt das Arbeit-
Ansprüche
geberimage dauerhaften Schaden (Stichwort Employer Branding).
an die Arbeit
Quellenempfehlung:
Ulich (2011): Arbeitspsychologie
Der Belastungswandel in der Arbeitswelt spiegelt sich in der Zunahme
der Informations- und Emotionsregulation wider. Technisierung,
Informatisierung und Virtualisierung sowie die Zunahme psychosozialer
Belastungs-
Belastungen (Mobbing, Zeitdruck, Führung, kognitive Informationsver-
wandel
arbeitung usw.) kennzeichnen diesen Belastungswandel.
in der
Arbeitswelt
Quellenempfehlungen:
Moser et al. (2002): Informationsregulation
Fineman (2003): Emotionsregulation
Definitiv ist der demografische Wandel kein Leisetreter in der aktuel-
2 len Debatte, aber seine Implikationen für die alternsgerechte Gestal-
tung und Führung sind noch relativ verschwommen. Viele sprechen
noch von einem Versuchsballon hinsichtlich der Maßnahmen. Unab-
Demografischer hängig davon ist der demografische Wandel der Katalysator schlecht-
Wandel hin für die Modernisierung und Erweiterung der Ressourcen des BGM.
Quellenempfehlungen:
INQA (2005), Olesch (2007) und Richenhagen (2007b): Demografie
Handlungsfelder außerhalb Gesundheit: Schuett (2014a)
Die Europäisierung mit einer stärkeren Richtlinienorientierung
schafft Raum zur konkreten und kreativen Gestaltung. Dadurch kann
sich die Effektivität und Effizienz des BGM erhöhen, aber auch verwäs-
Deregulierung
sern, denn der Nachteil einer Entbürokratisierung ist die Zunahme von
und
Grauzonen und Schlupflöchern (Gefahr eines Nebellochs).
Europäisierung
Quellenempfehlung:
ª Kap. 2.4, S. 78
Neben Alter und Geschlecht zählt zur Diversity noch die Kultur. Diese
Faktoren haben starken Einfluss auf die BGM-Praxis. So sind bspw.
Essgewohnheiten kulturell definiert. Manche befürworten auch eine
genderorientierte Medizin und Prävention (Gender Mainstreaming und
BGM). Und dass sich Alter als der wichtigste Diversity-Faktor für BGM
Diversity herauskristallisiert, zeigt die Debatte um den demografischen Wandel.
BGM und Diversity werden aber noch relativ zaghaft verbunden außer
im Themenfeld & Work-Life-Balance.
Quellenempfehlung:
Becker & Seidel (2006): Diversity-Management
Entwicklungen und Trends im BGM 65 A 2.3
Bestimmungs-
Kurze Erläuterung
momente
Gesund im medizinischen Sinne bedeutet noch nicht gesund, denn die
biopsychosoziale Sichtweise erweitert das Gesundheitsverständnis
bspw. in Bezug auf soziale Beziehungen (& Sozialkapital). Problema-
tisch ist auch der dichotome Ansatz zwischen Krank- und Gesundsein.
Man postuliert heutzutage ein Kontinuum. Ein weiterer Modernisie-
Erweitertes rungsschub bringt das Konzept der & Salutogenese. Hier sind die Be-
Gesundheits- griffe „krank” und „gesund” obsolet, denn es geht hier um Vertrauen
verständnis bzw. & Kohärenz. Was hält uns gesund trotz steigender Belastungen?
Quellenempfehlungen:
Badura et al. (2010): Moderne Gesundheitspolitik
Bernard (1993): Biopsychosoziales Konzept
Antonovsky (1987): Salutogenese
Das Zeitalter der Schirmphilosophie im BGM ist definitiv vorbei. Es geht
nicht mehr nur um den passiven Schutz von Expositionen belastender
Faktoren, sondern die Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Verhaltenswei-
Gesundheits- sen der Betroffenen stehen im Vordergrund der Betrachtung im Sinne
bewusstsein und der Gesundheitspsychologie. Der Mensch ist Mittelpunkt!
-verhalten
Quellenempfehlung:
Schwarzer (2004): Gesundheitsverhalten
Renneberg & Hammelstein (2006): Gesundheitspsychologie (Kapitel 5)
Die Ottawa Charta (; Box 0-2, S. 8) wird den Herausforderungen der
Globalisierung nicht gerecht. Die Ungleichheiten zwischen den Ländern,
neue Konsum- und Kommunikationsmuster, Kommerzialisierung, globale
Umweltveränderungen und Urbanisierung etc. erfordern Strategien für
eine Gesundheitsförderung in einer globalisierten Welt. Die Arbeitswelt
Globalisierung
ist ebenfalls durch den globalen Trend davon betroffen. Die Bangkok
Charta von 2005 erweitert die Ottawa Charta in diesem Sinne.
Quellenempfehlung:
Bangkok Charta von 2005
Telearbeit, virtuelle Teams, Zeit- und Leiharbeit, fraktale Unterneh-
men, Dezentralisierung und v. a. auch die „fluidere“ Arbeitsvertragsge-
staltung (Weggang von der Normalbeschäftigung) erzeugen neue For-
men der Belastung und Beanspruchung, die mit den klassischen In-
strumenten der Arbeitswissenschaft nicht in den Griff zu bekommen
Neue Arbeits-
sind. Teilweise sind diese Formen auch noch unerforscht. Das Projekt
und
„Gesundheit und Sicherheit in neuen Arbeits- und Organisationsfor-
Organisations-
men“ (GESINA) hat hier regelrecht Pionierarbeit geleistet.
formen
Quellenempfehlungen:
Kastner et al. (2001): Projekt GESINA
Reichwald et al. (2009): Telekooperation
Treier (2002): Telearbeit und Gesundheitsschutz
2 A 66 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
Bestimmungs-
Kurze Erläuterung
momente
Generell konstatieren wir in den letzten Dekaden einen stetigen Wandel
von der funktions- bzw. technologie- zur autonomieorientierten Pro-
zessgestaltung durch teilautonome Gruppenarbeit, Spielarten des
Neue
& Partizipativen Produktivitätsmanagements (PPM) und durch neue
Formen der Mitarbeiterbeteiligung.
Produktions-
konzepte
Quellenempfehlungen:
Antoni (1996): Teilautonome Gruppenarbeit
Pritchard et al. (2002): PPM-System
Wegge (2004): Führung von Arbeitsgruppen
V. a. sind hier die Implikationen durch die Europäisierung zu erwähnen.
Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) von 1996 (novelliert 2013) als Um-
setzung der europäischen Rahmenrichtlinie Arbeitsschutz 89/391/EWG,
aber auch spezifische Verordnungen wie die Bildschirmarbeitsverord-
nung oder die PSA-Benutzungsverordnung (Persönliche Schutzausrüs-
Neue
tung) bieten dem Praktiker eine ausreichende Rechtsgrundlage für das
Rechtsformen
nachhaltige Agieren im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Quellenempfehlungen:
2 Richenhagen et al. (2002): Bildschirmarbeit
ª Kap. 2.4, S. 78: Rechtsgrundlagen
In den nächsten Jahren werden wir eine Verschiebung des Krankheits-
panoramas mit Prävalenzzunahme von chronisch-degenerativen und
psychosozialen Krankheitsbildern und mit der Entstehung relativ neu-
Wandel des
artiger Formen von Gesundheitsstörungen wie & Multiple Chemical
Krankheits-
panoramas Sensitivity, & Repetitive Strain Injury und & Burnout registrieren.
Quellenempfehlung:
Badura et al. (2007): Chronische Krankheiten
Die Frage nach der Wertschöpfung von Maßnahmen ist das Feigenblatt.
Diese Schamhaftigkeit ist aber in Anbetracht der empirisch nachgewie-
senen Wirksamkeit von Maßnahmen und der Bedeutungszunahme kont-
raproduktiv. Es gibt Ansatzpunkte und Instrumente, die die Frage nach
Wertschöpfungs- dem Value Added von Gesundheitsförderung positiv beantworten.
orientierung
Quellenempfehlungen:
ª Kap. 5, S. 215: Steuerung und Qualitätssicherung
IGA-Report 13 (2008): Wirksamkeit und Nutzen der BGF und Prävention
Treier (2012): Gesundheitscontrolling
Chronifizierung haben wir als hohes Gefährdungspotenzial hin- Was hat uns
sichtlich des Krankheitspanoramas identifiziert (; Box 2-7, S. 58). überrascht?
Noch ist aber dieser Punkt nicht ins Bewusstsein der Praktiker
oder wissenschaftlich praktisch Tätigkeiten gerückt. Auch das
Potenzial der neuen Rechtsbasis scheint nicht erkannt zu werden
(ª Kap. 2.4, S. 78). Erfreulich ist, dass relativ viele die Auseinan-
dersetzung mit psychischen Belastungen als zukünftiges Hand-
lungsfeld einstufen. Diese werden oft durch biologische Störungen
wie Rückenbeschwerden in ihrer Bedeutung verdeckt. Hier wirkt
sich auch die ausgeprägte mediale Präsenz von Themen wie Burn-
out etc. aus. Die Novellierung des ArbSchG geht in diese Richtung.
2 A 68 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
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Gibt es Gruppen- Wenn wir uns nur die fünf Haupttrends anschauen, konstatieren
unterschiede? wir signifikante Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen
Großunternehmen, Mittelstand, Institutionen und Bildungssysteme
sowie Beratungsunternehmen. Keine relevanten Unterschiede
finden sich bei den Trendsettern „Eigenverantwortung“ und &
„Demografiemanagement“, denn sie werden einhellig als wichtig
erkannt. „Nachhaltigkeit“ wird v. a. von Beratungsunternehmen
und Institutionen bzw. Bildungssystemen akzentuiert. „Ganzheit-
lichkeit“ und Systematik finden wir verstärkt bei Vertretern von
Großunternehmen aus dem Bereich Arbeits- und Gesundheits-
schutz. Der Mittelstand fokussiert u. a. auf „Führung“ als Vorbild
und auf die „Zielgruppen- und Adressatenorientierung“. Dies ver-
wundert nicht, da hier der Gesundheitsbereich hauptsächlich aus
der Sichtweise des Personalmanagements reflektiert wird. Die
Tabelle 2-4 zeigt Trends aus der Organisationsperspektive.
Aus Praxissicht zeichnet sich auf jeden Fall ein Trend zur Ganz- Trend zum Sys-
heitlichkeit ab. Man ist bemüht, die Maßnahmen nicht isoliert, temdenken am
sondern in ihrer Wechselwirkung mit anderen Prozessen zu sehen Beispiel der
und tragfähig zu implementieren. Als Beispiel können wir hier den Fehlzeiten
Klassiker Fehlzeiten anführen (ª Kap. 5.3, S. 248). Aus politischer
Sicht wird die Fehlzeiten- bzw. Gesundheitsquote gerne verwen-
det, denn sie ist immer noch die heilige Kuh der Gesundheitscon-
troller (Treier, 2009a, S. 366 ff.; Treier, 2012). Dass sich Fehl-
zeitenmanagement jedoch nicht auf eine Kennzahl reduzieren
lässt, zeigen Brandenburg und Nieder (2009). Sie definieren meh-
rere Ansatzpunkte für das Fehlzeitenmanagement:
x Präventive Maßnahmen: personale Maßnahmen vom Einsatz
über Gespräche und Führung bis zur gesundheitlichen Betreu-
ung und bis zum Anreizmanagement; strukturelle Maßnahmen
von der Arbeitsplatz- und Kulturgestaltung bis zu organisatio-
nalen Ansatzpunkten wie & Work-Life-Balance oder bis zur
Implementierung von Gesundheitsbeauftragten
2 A 70 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
Vom System Das Systemdenken allein hilft uns in der Praxis relativ wenig wei-
zur Person Æ ter. Entscheidend ist die Kopplung mit einem anderen Trend, der
2 Die Gesundheits-
didaktik
ebenfalls von den Praktikern als wichtig erkannt wird: Der Trend
zur Eigenverantwortung im Sinne der & Subsidiarität. Das System
bildet das Gerüst im Sinne einer aktivierenden Gesundheitsdidak-
tik (Treier, 2015c). Innerhalb dieses Systems kann sich die Person
eigenverantwortlich bewegen und im konstruktivistischen Sinne
seine gesunde Welt erleben. Der & systemische Konstruktivismus,
der aus der Erwachsenenbildung unter dem Stichwort & Ermögli-
chungsdidaktik bekannt ist (Arnold, 2007; Arnold & Tutor, 2007),
kann den Paradigmenwechsel einleiten (} Abbildung 17, S. 71).
Das System ist der Nährboden, auf dem gesundes Verhalten nach-
haltig wächst. Der Motor ist der Mensch, der eigenverantwortlich
und nachhaltig an seine Gesundheit arbeitet.
S I N E
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Ohne? Die Entwickler dieses Prinzips sind sich der Mehrdeutigkeit Praxisbeispiel
des Wortes SINE (Bedeutung im Lateinischen „ohne“) bewusst, S-I-N-E
weshalb sich auch der Alternativbegriff „Circle of Life“ oder „Life im LIFE-Modell
Cycle“ eingebürgert hat (Gronwald, 2009). LIFE hat das sogenann-
te S-I-N-E-Prinzip (; Box 0-3, S. 9) entwickelt, bei dem S für Sen-
sibilisierung, I für Information und Kommunikation, N für Nachhal-
tigkeit und E für Evaluation und Qualitätssicherung steht. Dieses
Prinzip stellt ein Paradebeispiel für ein Umsetzungsmodell dar,
das Eigenverantwortung durch Sensibilisierung stärkt und gleich-
zeitig die Rahmenkompetenz des Systems für das Ziel der nachhal-
tigen Gesundheitsförderung von den Verantwortlichen fordert
(} Abbildung 18, S. 73). Unabhängig von der Etikettenfrage ist
entscheidend, dass der Mitarbeiter durch Sensibilisierung auf sich
selbst aufmerksam gemacht wird und für die Erweiterung seiner
& Gesundheitskompetenz im Sinne der Selbstregulation optimal
vorbereitet wird. Soziale und individuelle Unterstützungsangebote
tragen ferner zur Nachhaltigkeit bei. Damit das System aber nicht
statisch wird und nicht von den Interessen und Bedürfnissen der
2 A 72 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
Typische Fehler SINE könnte man auch im Sinne von „ohne Fehler“ verstehen. Wir
haben die Praktiker auch mit der Frage „Was sind Kardinalfehler
im Bereich BGF/BGM?“ konfrontiert. Die Beantwortung ist interes-
2 santerweise im Gegensatz zu den Trends relativ einhellig. Ein
modernes BGM muss sich gegenüber einigen typischen Fehlern
wappnen, um den fulminanten Gesundheitscrash im Unternehmen
zu verhindern. Typische Fehler sind:
x Denken in Fehlzeiten- und Gesundheitsquoten,
x Gießkannenprinzip = „Alle sind gleich“,
x Kappung der Leistung wegen Ressourcenmangels,
x keine ausreichende Vernetzung der Akteure im BGM und
dadurch unabgestimmtes Handeln (Beispiel: Personalmanage-
ment sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz),
x keine strategische und strukturelle Verankerung (BGM als Insel
der Glückseligen Æ Vereinsamungsproblem),
x Kurzatmigkeit der Maßnahmen und Strohfeuerpolitik,
x mangelnde Einbindung der Mitarbeiter bzw. Betroffenen, aber
auch zu geringe Beachtung der Veränderungsfähigkeit bzw.
Veränderungswilligkeit (Stichwort Sensibilisierung),
x Problemverschiebung aufgrund „wichtigerer“ Aufgaben wie
Veränderungsprozesse im Unternehmen,
x Reparaturmanagement und „hechelndes“ Nacheilen,
x Vermeidung „heißer“ Themen wie Führung und Mobbing,
x Ziellosigkeit der Maßnahmen (Geisterfahrt) und Zielkonflikte
(vertrauensbildende Maßnahmen versus Kostenstrukturpro-
gramme Æ ein Dilemma in der & Gesundheitskultur).
Entwicklungen und Trends im BGM 73 A 2.3
Warum ist Gesundheitskompetenz
der zentrale Stellhebel in Bezug auf die Trends?
Wenn wir einen Basistrend bestimmen wollen, dann zeigt diese Zentraler Stell-
Diskussion, dass Gesundheitskompetenz der zentrale Stellhebel hebel: Gesund-
ist. Man läuft natürlich hier Gefahr, & Gesundheitskompetenz als heitskompetenz
modische Worthülse zu platzieren, aber in Wirklichkeit handelt es
sich um die zentrale Ressource, denn Eigenverantwortung ist ohne
Kompetenz Blendwerk (Wieland & Hammes, 2008). Man beachte
aber: Ohne substanzielle Rückendeckung des Systems wird und
kann kein signifikanter Kompetenzaufbau erfolgen.
Können Ù Wol- Um erfolgreicher Täter zu sein, brauche ich Kompetenz, die nicht
len Ù Dürfen in Schubladen verrostet (träges Wissen), sondern präsent ist. Die-
se Präsenz ist Ausdruck der Sensibilisierung. Damit stellt sich
Das Kongruenz- Kompetenz als eine Wissens-, Verhaltens- und Einstellungskompo-
prinzip
nente dar (Erpenbeck & Rosenstiel, 2005). Die Erfolgsstory BGM
spiegelt sich schlussendlich im Gesundheitsverhalten wider. Aus
wissenschaftlicher Sicht mag die Trennung von Kompetenz und
2 Verhalten sinnvoll sein, da sich Verhalten nicht nur aus der Kom-
petenz erklärt. Denken Sie hier nur an den „inneren Schweine-
hund“ als Ausdruck der Bequemlichkeit, manchmal aber auch der
Feigheit, der es uns erschwert, gesundheitsbewusst trotz besseren
Wissens zu leben! Eine pragmatische Verwendung des Kompetenz-
begriffs berücksichtigt daher das Kongruenzprinzip Können, Wol-
len und Dürfen (Treier, 2009a, S. 100 ff.) und sollte in Gesund-
heitsbefragungen entsprechend beachtet werden (Dlugosch &
Krieger, 1995; ª Kap. 5.6, S. 314).
Wie kann man den Trends durch Maßnahmen gerecht werden? Was Unsere
müssen wir tun? Schon in diesem Kapitel haben wir Ihnen Angriffs- Ansatzpunkte
punkte genannt. Denken Sie bspw. an das Konzept der Sensibilisie-
rung im Praxismodell LIFE! Das Buch wird Ihnen aber noch andere
Antworten auf den jeweiligen Ebenen geben. Grob kann man fest-
halten, dass es drei Ansatzpunkte in Anlehnung an Rantanen
(2001) und Badura et al. (2008) gibt, um Belastungsreaktionen auf
der Personenebene (Depression, Gereiztheit, Schlafstörungen,
Verspannungen, innere Kündigung, & Burnout, Müdigkeit etc.)
und auf der Organisationsebene (geringes & Commitment, abfal-
lende Arbeitszufriedenheit, hohe Fehlzeiten, Qualitätsmängel,
& Fluktuation, verringerte Produktivität etc.) zu reduzieren
(} Abbildung 19, S. 76).
2 A 76 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
*HVXQGKHLWVNXOWXU
:HUWHPDQDJHPHQW
*HVXQGH)KUXQJ
Kultur, Betriebsklima, soziale Beziehungen
Führung, Werte, Anerkennung, Vertrauen
(UK|KXQJGHV6R]LDONDSLWDOV
2 $UEHLWVJHVWDOWXQJ
$XIJDEHQJHVWDOWXQJ
2UJDQLVDWLRQVJHVWDOWXQJ
%HODVWXQJVUHGXNWLRQ
%HDQVSUXFKXQJVRSWLPDOLWlW
Ergonomische Defizite, Zeitdruck, Aufgaben-
komplexität, Rollenambiguitäten, Über- und
Unterforderung, organisatorischer Wandel
(PSRZHUPHQW
6HOEVWZLUNVDPNHLW
6HQVLELOLVLHUXQJ
BGM ist nicht BGM ist nicht amöboid und damit hinsichtlich ihrer Realisierung
beliebig! der Beliebigkeit und des „Goodwills“ des Arbeitgebers überant-
wortet. Ein feingliedriges Skelett aus Deklarationen, Richtlinien,
Gesetzen und Verordnungen verleiht dem BGM eine feste Körper-
form (DGFP, 2004, S. 123 ff.). Bisweilen kommt sogar der Eindruck
eines Dschungels der Erlasse und Gebote auf, was durch eine flei-
ßige Novellierungstätigkeit auch nicht vereinfacht wird. Immerhin
schaut das BGM im Hinblick auf die Rechtsbasis auf eine lange
Geschichte zurück. Die grundlegende Kodifizierung erfolgte schon
im 19. Jahrhundert. Dieses Skelett ist aber allein nicht lebensfä-
hig, sondern wir benötigen Muskelmasse. Die Ausgestaltung BGM in
der Praxis wird zumeist weniger durch die gesetzlichen Grundla-
gen als vielmehr durch die Ausprägung des Anspruchs des Unter-
nehmens, seinen Auftrag der Gesundheitsförderung zu beherzigen,
2 bestimmt. Gesetze und Verordnungen beschreiben lediglich Min-
destanforderungen und stecken damit den Handlungsrahmen für
die verschiedenen Akteure ab. Für die Entwicklung eines nachhal-
tigen und ganzheitlichen BGM reicht die Erfüllung dieser Mindest-
anforderungen nicht aus. Hier benötigen wir Leitlinien, die uns
helfen, Ziele und Qualitätskriterien zu definieren.
Leitlinien als Die Ottawa Charta der WHO (; Box 0-2, S. 8) und die Lu-
oberste Ebene xemburger Deklaration des Europäischen Netzwerks für betriebli-
che Gesundheitsförderung von 1997 (2005 und 2007 aktualisiert)
werden dem Anspruch von Leitlinien zweifellos gerecht.
Luxemburger Deklaration
Betriebliche Gesundheitsförderung umfasst alle gemeinsamen
Maßnahmen von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gesell-
schaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden
am Arbeitsplatz. Dies kann durch eine Verknüpfung folgender
Ansätze erreicht werden:
(1) Verbesserung der Arbeitsorganisation
(2) Förderung einer aktiven Mitarbeiterbeteiligung
(3) Stärkung persönlicher Kompetenzen
6R]LDOH
9HUDQWZRUWXQJ
/HEHQVVWLOXQG
JHVXQGKHLWVJHUHFKWH
2 $UEHLWVJHVWDOWXQJ
Gesundheitsförderlichkeit
$UEHLWV XQG*HVXQGKHLWVVFKXW]
Belastungsreduktion und Ergonomie
Ausflug zu den Lassen Sie uns einen kleinen Ausflug zu den Mysterien der Geset-
Mysterien der ze und Regularien wagen! Das Gute ist, Sie benötigen hierzu keine
Regularien Literatur, denn das Wichtigste finden Sie im Netz. Alle Gesetze
liegen dort in „Reintext“ vor. Behutsam sollten Sie aber mit den
Auslegungen sein, denn sie weichen je nach Verfasser bisweilen
von der eigentlichen Zielvorstellung ab. Neben der vom Bundes-
ministerium der Justiz verwalteten Online-Rechtsdatenbank emp-
fehlen wir Ihnen nach heutigem Stand weitere Websites zu den
Rechtsgrundlagen und Leitlinien von BGM:
www.gesetze-im-
internet.de Ergo-online Æ Reiter Rechtsgrundlagen
Infoline Gesundheitsförderung Æ Reiter Rechtsgrundlagen
Präventionsrecht online
Leider reicht es aber für den Praktiker nicht aus, sich nur auf die- Spannbreite der
se beiden Eckpfeiler zu berufen. Die } Abbildung 21 (ª S. 86) Regularien
illustriert die Spannbreite von der Leitlinie bis zu konkreten Ge-
staltungsvorschriften, um den Gefahrenquellen in der Arbeitswelt
bzw. im Arbeitsprozess zu begegnen. Man könnte hier von einem
Meteoritenschwarm an Risiken sprechen. Die Spannbreite korre-
liert mithin mit der Inhaltsbreite folgender Gefährdungsbereiche:
x Arbeitsabläufe: Arbeitsverfahren und Kommunikation
x Arbeitsinhalt: Arbeitsaufgabe, Über- und Unterforderung
x Arbeitskontext: Zusammenwirken von Mensch, Technik und
Organisation sowie die sozialen Beziehungen
x Arbeitsmittel: Maschinen, Geräte, Informations- und Kommu-
nikationstechnologie etc.
x Arbeitsplatz: Mobiliar und Fläche
x Arbeitsstätte: Verkehrswege, Beleuchtung, Sicherheit
x Arbeitsstoffe: Lösungsmittel etc.
x Arbeitsumgebung: physikalische, chemische, biologische und
psychische Einwirkung wie Lärm, Klima, Gefahrstoffe
x Arbeitszeit: Nachtarbeit, Flexibilisierung, Schichtzeiten
Hinweis: Werfen Sie hier auch einen Blick in das Kapitel 3.2
(ª S. 117)! Dort wird aufgezeigt, welche Risikofaktoren im Be-
triebsalltag zu bestimmen sind.
2 A 84 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
„In den letzten fünf Jahren hat sich der Krankenstand in der
Diagnosegruppe ´Psychische und Verhaltensstörungen´ mehr
als verdoppelt und nimmt somit nach den Muskel-Skelett-
Erkrankungen Platz 2 auf der Rangliste der wichtigsten
Krankheiten ein.“ (Wieland, 2009, S. 5)
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Das umfassende Verständnis von Gesundheitsschutz verlangt
eine wissenschaftliche Fundierung, um nicht Gefahr zu lau-
fen, das Thema zu ideologisieren und zu bagatellisieren. In
der Bekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung vom 16. Juni 2014 wird deutlich, dass es noch vie-
le offene Fragen auf dem Gebiet „Präventive Maßnahmen für
die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ gibt. So soll
bspw. das Forschungsprojekt „Psychische Gesundheit in der
Arbeitswelt“ eine wissenschaftliche Standortbestimmung er-
möglichen (F 2353 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin) (Projektlaufzeit von 2014 bis etwa 2016).
; Box 2-16: Wissenschaft als Basis
Im Spannungsfeld zwischen Gesetz und betrieblicher Realität 85 A 2.4
Wie kommen wir von der Leitlinie
zur Gestaltungsvorschrift?
.RQNUHWH*HVWDOWXQJVULFKWOLQLHQ
+DQGOXQJV
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5HFKWV
VSUHFKXQJHQ
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.RQNUHWH*HVWDOWXQJVULFKWOLQLHQ
Europäisierung
Europäisierung klingt gut. Sie fordert Fortschritt und Harmo-
nisierung (Keller, 2001). Der Gesamtschutz soll europaweit
auf Basis hoher Standards durchgesetzt werden. Allerdings
gibt es Risiken: Die EU-Richtlinien geben Mindeststandards
vor, was möglicherweise Schlupflöcher und Grauzonen er-
laubt. Zudem wird der sehr hohe Standard des deutschen du-
2 alen Arbeitsschutzsystems implizit infrage gestellt (; Box
2-15, S. 82). Problematisch ist auch, dass die Mitbestimmung
durch Europäische Betriebsräte, also die europäische Koordi-
nation von Tarifpolitik und Mitbestimmung noch unzu-
reichend auf europäischer Unternehmensebene abgebildet
ist. Erfreulich ist hingegen, dass der EU-Sozialstandard im
Gegensatz zu einigen nationalen Vorschriften nicht nur tech-
nische, physikalische, chemische, sondern auch soziale und
psychische Aspekte der Arbeit ausdrücklich erfasst.
; Box 2-17: Europäisierung als Chance und Risiko
Zur Nationalen DIE GEBOTE! Mit der Verabschiedung des neuen Arbeitsschutzge-
Gesetzgebung setzes stellen wir einen generellen Wandel in der deutschen Ge-
setzgebung rund um Arbeitsgesundheitsschutz fest. Das traditio-
nell ordnungsrechtlich geprägte Leitbild der Gefahrabwendung
bzw. des Expositionsschutzes wird um ein präventionsorientiertes
Leitbild ergänzt. Diese dringend erforderliche Neuausrichtung
zielt dabei nicht nur auf die Verhütung von Arbeitsunfällen oder
Berufskrankheiten ab, sondern bindet ausdrücklich auch nieder-
schwellige Belastungen und Gefährdungen mit ein, die sich erst
nach langer Frist negativ auf die Gesundheit der Betroffenen aus-
wirken. Hierzu zählen bspw. psychosoziale & Belastungen. Damit
2 wird auch das Verständnis von Gesundheit bei der Arbeit erwei-
tert. Neben der körperlichen Unversehrtheit werden arbeitsbe-
dingte gesundheitsrelevante psychische Faktoren berücksichtigt.
Flankierend zeichnet sich ein Trend zur umfassenden Integration
des BGM in die betrieblichen Aufbau- und Ablaufstrukturen ab. So
gut sich dieser Gesamttrend anhört, gibt es dennoch einen Wer-
mutstropfen: Der Präventionsgedanke als neues Leitbild ist noch
nicht in den Köpfen der Verantwortlichen ausreichend verankert
und in der Gesetzgebung noch vergleichsweise verschwommen und
zu wenig handlungsorientiert abgebildet.
DER STREIT UM DIE UMSETZUNG! Der Staat und die Unfallversi- Tarifverträge
cherungsträger üben hinsichtlich des Arbeitsgesundheitsschutzes und Betriebsver-
hoheitliche Tätigkeiten aus. Die Ausgestaltung kann aber auch einbarungen
durch die Tarifpartner als autonomes Recht für bestimmte Bran-
chen abgebildet sein. Die Diskussion um den Gesundheitstarifver-
trag, den die Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes (ver.di
und GEW) im Kita-Streik (Forderung nach mehr Gesundheitsschutz
für Erzieher und Sozialarbeiter) teilweise durchgesetzt haben,
zeigt, dass es bei Tarifverhandlungen nicht mehr nur um das Geld
geht, sondern auch um Themen wie Gesundheit. Dies bedeutet
eine neue Dynamik im Bereich BGM, denn die betriebliche Ge-
sundheitsförderung gewinnt zunehmend Streitpotenzial!
2 A 92 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
Rechtsgrundlagen Kommentierung
Das AGG ist der Nachfolger des Beschäftigtenschutzgesetzes
(BschutzG). Ziel ist es, jegliche Benachteiligungen aus Gründen der
Allgemeines Gleich- Rasse bzw. ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder
behandlungsgesetz Weltanschauung, Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identi-
AGG von 2006 tät zu verhindern oder ggf. zu beseitigen. Hier geht es keineswegs
(aktualisiert 2013) nur um arbeitsrechtliche Fragestellungen, sondern auch indirekt um
das Thema Gesundheit bspw. im Zusammenhang mit der al-
ter(n)sgerechten Gestaltung von Arbeitsplätzen.
Es ist das entscheidende Gesetz über die Durchführung von Maß-
nahmen des Arbeitsgesundheitsschutzes zur Verbesserung der
Sicherheit und der Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit.
Damit zielt das Gesetz auf alle Gefährdungen in der Arbeitswelt, die
zu Personenschäden führen können. Das ArbSchG setzt die europäi-
sche Rahmenrichtlinie Arbeitsschutz 89/391/EWG ins deutsche Recht
um. Es verpflichtet den Arbeitgeber, Gesundheitsgefahren am Ar-
Arbeitsschutzgesetz beitsplatz zu ermitteln und abzubauen. Dabei sind explizit körper-
ArbSchG von 1996 liche und psychische Belastungen zu berücksichtigen.
(aktualisiert 2013)
Die wichtigsten Paragrafen:
x § 2 Begriff der menschengerechten Gestaltung der Arbeit
x § 3 Grundpflichten des Arbeitgebers wie die Einbindung des
Arbeitsschutzes in die betrieblichen Führungsstrukturen
x § 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen (psychische Belastungen
werden ausdrücklich berücksichtigt)
x § 6 Dokumentation
Es handelt sich um das zentrale Gesetz, das den Arbeitgeber vor-
schreibt, eine qualifizierte Unterstützung beim Arbeitsschutz und
bei der Unfallverhütung durch die Bestellung von Betriebsärzten,
Sicherheitsingenieuren und anderen Fachkräften für Arbeitssicher-
heit zu gewährleisten. Das Gesetz wurde bereits 1973 verabschiedet
und mit Inkrafttreten des ArbSchG geändert. Neben der Bestellung
regelt es auch die Pflicht zur Gründung eines Koordinationsgremiums
des innerbetrieblichen Arbeitsschutzes (Arbeitsschutzausschuss).
Damit bestimmt dieses Gesetz die grundsätzlichen Strukturen der
Arbeitssicherheits- Organisation eines wirksamen betrieblichen Arbeitsgesundheits-
gesetz schutzes, indem es die Akteure, ihre Aufgaben und ihre Zusammen-
ASiG von 1973 arbeit festlegt.
(aktualisiert 2013)
Die wichtigsten Paragrafen:
x §§ 2,3 Bestellung Betriebsarzt und Aufgaben
x § 8 Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat
Rechtsgrundlagen Kommentierung
Diese Verordnung dient der Sicherheit und dem Gesundheitsschutz
der Beschäftigten beim Einrichten und Betreiben von Arbeitsstät-
ten. Schlechte Arbeitsbedingungen können die Gesundheit der Be-
schäftigten beeinträchtigen und negative psychische Beanspruchun-
gen hervorrufen. Störender Lärm kann bspw. Stressreaktionen auslö-
sen. Dabei werden sicherheitstechnische, arbeitsmedizinische und
Hygiene-Regeln für die Einrichtung und den Betrieb von Arbeitsstät-
ten, auch Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz, berücksichtigt. Kon-
Arbeitsstätten-
kret bedeutet dies, dass die Anforderungen an Arbeits-, Pausen-,
verordnung
Bereitschafts- und Sanitärräume geregelt werden. Hier befasst man
ArbStättV von 2004
sich u. a. mit der Beleuchtung, Belüftung und Raumtemperatur.
(aktualisiert 2010)
Nach der Regelungssystematik der europäischen Arbeitsstätten-
richtlinie werden Schutzziele und allgemein gehaltene Anforde-
rungen formuliert, aber keine detaillierten Vorgaben gesetzt.
Rechtsgrundlagen Kommentierung
Das BetrVG regelt die Beteiligungsrechte von Betriebs- und Perso-
nalräten. Je nach Rechtshintergrund fallen diese unterschiedlich
aus (z. B. Bundespersonalvertretungsgesetz). Der Betriebsrat be-
sitzt Mitbestimmungsrechte bei der Regelung des Gesundheits-
schutzes und der Unfallverhütung. Als Mitglied des Arbeits-
schutzausschusses ist er an der Koordination des Arbeitsgesund-
heitsschutzes beteiligt. Typische Themenfelder sind die Überwa-
chung der Einhaltung der Regelungen des Gesundheitsschutzes, die
Betriebsverfassungs-
Mitbestimmung bei Maßnahmen der Unfallverhütung und des Ge-
gesetz
sundheitsschutzes, bei der Gestaltung der Arbeitsplätze sowie die
BetrVG von 1972
eingeschränkte Mitbestimmung bei Arbeitsleistung und Erleichte-
(aktualisiert 2013)
rung des Arbeitsablaufs sowie der Einführung neuer Arbeitsmetho-
den. Da aber das Handeln des Arbeitgebers im Bereich BGM nur
Analog sind die
teilweise aus einer rechtlichen Verpflichtung resultiert, stellt sich
Personalvertretungs-
die Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmervertretung und
gesetze im öffentli-
Arbeitgeber oft als Verhandlungssache dar. Bei spezifischen Fra-
cher Sektor zu be-
gestellungen sollte man daher einen Blick auf die Rechtsprechung
trachten.
des Bundesarbeitsgerichtes werfen.
Rechtsgrundlagen Kommentierung
Das DGUV Regelwerk enthält neben Regeln, Informationen und
Grundsätze auch die Unfallverhütungsvorschriften ( Portal DGUV).
DGUV Dort findet man auch weitere Medien.
Vorschriften
Wichtige Vorschriften:
Deutsche Gesetzliche x DGUV Vorschrift 1 (BGV A1): Grundsätze der Prävention
Unfallversicherung x DGUV Vorschrift 2: Seit Januar 2011 bietet die DGUV Vorschrift
2 (Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit) eine ein-
heitliche und konsensbasierte Vorgabe zur Konkretisierung des
ASiG. Dort findet man auch Hinweise zur Gefährdungsanalyse.
DIN-Normen haben in der Praxis oftmals eine Art „gesetzgeberische
Qualität“ sie sind aber keine Gesetze und sind nicht rechtsverbind-
lich. Vielmehr stellen sie eine Empfehlung dar. Sie konkretisieren
europäische Richtlinien und deutsche Gesetze in Bezug auf grundle-
gende Sicherheitsanforderungen. Die Einhaltung der DIN-Normen ist
kein „Haftungsfreibrief“, stellt aber aus juristischer Sicht einen
DIN-Normen validen Nachweis ordnungsgemäßen Verhaltens dar (Einhaltung der
erforderlichen Sorgfalt). Normen sind eindeutige Festlegungen und
Zwar nicht rechtsver- entlasten Staat und Bürger von rechtlichen Detailregelungen.
bindlich, aber doch
2 mehr als nur eine Wichtige DIN-Norm in Bezug auf psychische Belastungen:
Empfehlung! Die Ergonomie-Norm DIN EN ISO 10075 erläutert die Begriffe rund um
die psychische Arbeitsbelastung und definiert neben den Gestal-
tungsgrundsätzen auch die Anforderungen an Verfahren zur Messung
psychischer Belastungen, Beanspruchungen und Folgen. Auch weite-
re Ergonomie-Normen wie DIN EN ISO 9241, die sich mit der & Ergo-
nomie interaktiver Systeme (Mensch-Computer-Schnittstellen) be-
fasst, sind hier zu berücksichtigen.
Ein diffiziles Thema ist die Frage, ob Maßnahmen der BGF als zu
Einkommenssteuer- versteuernder geldwerter Vorteil zu bewerten sind. Nach § 3 Nr.
gesetz 34 sind spezielle Maßnahmen des Arbeitgebers zur Gesundheitsförde-
EStG rung, die den Anforderungen des SGB V §§ 20/20a genügen, in Höhe
von derzeit bis zu 500 € pro Kalenderjahr steuer- und betragsfrei.
Diese Verordnung auf Basis der europäischen Gefahrstoff-Richtlinie
befasst sich mit dem Schutz vor Gefahrstoffen, also mit Gefährdun-
Gefahrstoff-
gen durch physikalisch-chemische und toxische Eigenschaften von
verordnung
Stoffen sowie durch Eigenschaften im Zusammenhang mit bestimm-
GefstoffV von 2010
ten Tätigkeiten. Typische Eigenschaften sind hoch entzündliche,
(aktualisiert 2013)
giftige, ätzende oder onkogene (krebserregende) Substanzen. Bei-
spielhaft ist hier die Arbeit mit Asbest zu nennen.
Diesem Gesetz über technische Arbeitsmittel und Verbraucherpro-
dukte kommt auch eine umfassende Bedeutung für den Arbeits-
schutz zu. Das GPSG ist zwischenzeitlich durch das Produktsicher-
Geräte- und Produkt-
heitsgesetz (ProSG) vom 1. 12. 2011 ersetzt worden. Eine Neuerung
sicherheitsgesetz
ist, dass zwischen Verbrauchsprodukten und technischen Arbeitsmit-
GPSG von 2004
teln nicht mehr unterschieden wird. Dieser Wechsel bewirkt aus
ProSG von 2011
Sicht des AGS keine großen Änderungen, da der neue Produktbegriff
technische Arbeitsmittel uneingeschränkt mit erfasst. In diesem
Kontext lohnt sich auch ein Blick auf die Maschinenverordnung.
Im Spannungsfeld zwischen Gesetz und betrieblicher Realität 97 A 2.4
Rechtsgrundlagen Kommentierung
Grundgesetz Die Legitimation für Gesundheitsschutz steht schon im Grundge-
GG von 1949 setz verankert; denn dort ist im Artikel 2 das Grundrecht auf
(aktualisiert 2014) Leben und körperlicher Unversehrtheit festgeschrieben.
Zum Arbeitsschutz gehört auch das Verbot, Kinder und Jugendliche
für unangemessene Arbeiten zu beschäftigen. Überforderungen
und Schädigungen wirken sich insbesondere auf diese heranwach-
sende Zielgruppe negativ aus. Das JarbSchG und die Kinderarbeits-
Jugendarbeits-
schutzverordnung (KindArbSchV) (BMAS, 2009) schaffen die rechtli-
schutzgesetz
chen Voraussetzungen, um Kinder und Jugendliche vor Überbean-
JarbSchG von 1976
spruchung und weiteren Gefahren am Arbeitsplatz zu schützen.
(aktualisiert 2013)
Themenfelder sind u. a. Arbeitszeit (40 Stunden, 5-Tage-Woche,
Beginn frühestens um 6 Uhr, Ende spätestens um 20 Uhr), Pausen-
gestaltung, Urlaubsanspruch, Schichtzeit, gesundheitliche Betreu-
ung, keine gefährdenden Arbeiten, verbotene Akkordarbeitszeit.
Die Leitlinie der GDA erklärt, was eine & Gefährdungsbeurtei-
lung leisten muss. Sie gilt auch für die Erweiterung in Bezug auf
psychische Belastungen. Die Gefährdungsbeurteilung dient primär
der Prävention. Dabei schränkt sie sich nicht nur auf die Analyse
Leitlinie Gefähr-
ein, sondern beachtet auch Gestaltung und Wirksamkeitskontrolle.
dungsbeurteilung
Es geht dabei ausschließlich um die Arbeitsbedingungen, nicht um
und Dokumentation
die Beurteilung von Beschäftigten. Die Vorgehensweise sollte sich
stets an den aktuellen arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen
ausrichten, wobei bisweilen unklar ist, was gesicherte arbeitswis-
senschaftliche Erkenntnisse sind.
Das Gesetz zum Schutz der erwerbstätigen Mutter enthält mit dem
Mutterschutzgesetz § 2 Vorschriften zur Gestaltung des Arbeitsplatzes, die aus Sicht
MuSchG von 1952 der BGF von Bedeutung sind. Ergänzt wird das MuSchG durch die
(aktualisiert 2012) Verordnung zum Schutze der Mütter am Arbeitsplatz (MuSchArV).
Dort ist der § 1 “Beurteilung der Arbeitsbedingungen” relevant.
Das Präventionsgesetz wurde Dezember 2014 vom Bundeskabinett
genehmigt und muss nun die Hürde des Bundesrates überwinden.
Unter der Annahme, dass es zur Beschlussfassung kommt, könnte
Präventionsgesetz
es Anfang 2016 in Kraft treten. Es stärkt allgemein die Bedeutung
PrävG
der Gesundheitsvorsorge und im Besonderen zielt das Gesetz auch
auf ein besseres Zusammenwirken zwischen BGF und Arbeits-
Status offen
schutz, um die betriebliche Präventionsarbeit zu stärken. Kritisiert
(Stand 03/15)
wird, dass damit ein bürokratischer Überbau mit nationalen Prä-
ventionsstrategien, Konferenzen und Foren sowie landes- und
bundesweiten Rahmenvereinbarungen entsteht.
Neben dem Arbeitsschutzgesetz stellt das SGB die wichtigste
rechtliche Grundlage für den Arbeitsgesundheitsschutz dar. V. a.
bietet es für die Finanzierung von BGM-Maßnahmen eine hervor-
ragende Grundlage. Es besteht aus zwölf Teilen. Für das BGM inte-
Sozialgesetzbuch ressieren v. a. die Bücher V (Gesetzliche Krankenversicherung), VI
SGB
(Gesetzliche Rentenversicherung), VII (Gesetzliche Unfallversiche-
rung) und IX (Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen).
Das SGB fordert die Zusammenarbeit zwischen Krankenkassen
und Berufsgenossenschaften auf dem Gebiet BGF/BGM ein.
2 A 98 BGM-Gerüst: Eckpfeiler der BGM
Wichtige Paragrafen:
x SGB V, § 20 Auseinandersetzung mit der BGF, Primärprävention und
Selbsthilfe durch die gesetzlichen Krankenkassen
x SGB VII, § 1 Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefährdungen,
Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten durch die gesetzliche Unfallver-
sicherung
x SGB VII, § 14 Zusammenarbeit zwischen Unfallversicherung und Kran-
kenkassen, Ursachenforschung
x SGB VI, § 31 Mitwirkung der Rentenversicherungsträger bei BGF &
Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefährdungen
x SGB IX, § 84 Rehabilitation/Teilhabe behinderter Menschen Æ be-
deutsam für das & Disability Management
Die ersten Kapitel haben Ihnen Antworten auf die Frage „Wo ste-
hen wir und wohin geht der Weg?“ gegeben. Auf diese Frage gibt
es natürlich unterschiedliche Antworten, wobei sich ein
Mainstream zunehmend herauskristallisiert. Wir möchten Sie ab-
schließend mit der Meinung eines im Bereich BGM und Arbeitsge-
sundheitsschutzes ausgewiesenen Experten sowohl aus Praxis- als
auch Wissenschaftssicht vertraut machen.
Herr Prof. Piekarski beendete das Interview mit einem Rätsel. Der
Schauspieler und Dichter Molière (1622-1673), Autor des berühm-
ten Theaterstücks „Der eingebildete Kranke“, brach in der Rolle
des eingebildeten Kranken auf der Bühne zusammen und starb
kurz danach. Eine Tragödie oder Zynismus, ein Spiel mit dem Tod
oder das Lachen über den und mit dem Tod?
Eine Frage an den Leser: Was ziehen Sie aus diesem Parade-
stück für Schlüsse hinsichtlich der Erneuerung BGM? Denken
Sie an die Kurzatmigkeit der Evaluation, an die Reparaturer-
gonomie oder an das Bild der Regenschirmmentalität! Neh-
men wir tatsächlich die europäische Richtlinie zur Prävention
ernst oder verharren wir im geduldigen Wort?
BGM im Dialog: „Wohin geht die Reise?“ 103 A 2.5
Wir möchten dieses Kapitel zu den Eckpfeilern BGM mit zehn rele- 10 Basisaussagen
vanten Basisaussagen, die mit & Evidenz belegt sind, beenden …
Am Ende des Kapitels 2 möchten wir Ihnen noch drei Bücher zur
vertiefenden Auseinandersetzung empfehlen:
Wer kein Englisch scheut, wird hier ein wertvolles Buch zur
Workplace
Hanson Umsetzung des wichtigsten Modells der BGF, der Salutogenese,
Health Pro-
(2007) im Unternehmen finden. Theoretisch reflektiert und dennoch
motion
ein praktischer Leitfaden erweckt das Buch sowohl bei den
Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern Interesse. Es ist schade,
dass dieses Buch aus Schweden bislang keine deutsche Über-
setzung gefunden hat. Es würde sich gewiss lohnen!
Die Autoren bieten dem Leser eine fundierte Einführung zu den
Grundkonzepten BGM. Das Gesundheitsverständnis ist saluto-
genetisch und ressourcenorientiert. Arbeits- und Aufgaben-
Ulich &
Gesundheits- gestaltung werden als & Ressourcen erkannt, um Nachhaltig-
Wülser
management keit im BGM zu erzielen. Neue Themenfelder wie Mitarbeiten-
(2015)
de mit Handicap, & Disability Management, Life Domain Ba-
lance runden das lesenswerte Werk ab. Ergebnisse von Studien
bspw. zum Präsentismus flankieren theoretische Inhalte.
3 Maxime: Risiken bestimmen + Ressourcen fördern
K3
toren und den zur Verfügung stehenden Ressourcen aus der Person
und Organisation. Zuvor werden die zentralen Begriffe definiert und
abgegrenzt. Das Kapitel steht unter der Maxime, dass der nachhaltige
Erfolg im BGM nur durch eine aufeinander abgestimmte Risikoidenti-
fikation und Ressourcenförderung zu erzielen ist.
Unsere Leitfragen …
ŹKap. 3.1: Ordnung im Begriffschaos schaffen (Seite 107)
Was ist der Unterschied zwischen Belastungen und Beanspruchungen?
Welche Rolle spielen Ressourcen dabei?
Welche theoretischen Erklärungsmodelle gibt es?
Was sind die Aussagen für die betriebliche Praxis?
ŹKap. 3.2: Risikofaktoren im Betriebsalltag bestimmen (Seite 117)
Welche vier Kategorien von Fehlbelastungen gibt es?
Welche Bedeutung haben diese für eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung?
ŹKap. 3.3: Präventionsressourcen sichten und ausbauen (Seite 129)
Welche Ressourcenklassen werden unterschieden und warum?
Wie lassen sich Ressourcen systematisch ausbauen?
ŹKap. 3.4: BGM im Dialog u. a. mit Dr. Jürgen Tempel (Seite 136)
Ein Fragebogen erobert die Welt.
Traditionell befasst sich BGM mit & Belastungen aus dem Arbeits- Vom korrektiven
system (vgl. Jancik, 2002). Viele Verantwortliche haben ein Defi- zum proaktiven
zitmodell vor Augen. Betrieblich bedingte Belastungen gilt es zu Denken
kompensieren. Hat man aufgrund der Stuhlergonomie Rückenprob-
leme, müssen neue Stühle angeschafft werden. Sind die Augen
nach acht Stunden Bildschirmarbeit ermüdet, muss über Maßnah-
men reflektiert werden, die den Augen eine Erholung gönnen bzw.
der Bildschirmarbeitsplatz muss gemäß Bildschirmarbeitsverord-
nung optimal gestaltet werden (Richenhagen et al., 2002). Ulich
(2011) spricht hier von korrektiven Maßnahmen, die aber alleine
nicht ausreichen, um ein erfolgsorientiertes modernes Gesund-
heitsmanagement zu implementieren. Bleibt es beim korrektiven
Vorgehen, läuft man bildlich gesprochen, den Ereignissen immer
hinterher. Möchte man & Prävention im eigentlichen Sinne be-
treiben, bedarf es einer proaktiven Vorgehensweise: Beteiligung
und Einbindung der Mitarbeiter, regelmäßige Gefährdungs-, Belas-
Weg von den Es kommt fast einer Sisyphosarbeit gleich, wenn alle Arbeitsbe-
Defiziten hin zu dingungen gesundheitsgerecht gestalten werden sollen (Oester-
den Ressourcen reich & Volpert, 1999). Dabei wurde die Arbeitsaufgabe mit ihren
Valenzen bzw. Qualitäten noch gar nicht reflektiert (Ulich, 2011,
3 S. 141 ff.). BGM ist mithin von Anfang an irgendwie negativ konno-
tiert, denn man denkt sogleich an arbeitsbedingte Erkrankungen
oder an Defizite in der Arbeitsgestaltung. Zudem beschränkt sich
oftmals das BGM einseitig auf die Arbeitswelt als Quelle der & Be-
lastungen und als Gestaltungsraum für Kompensationsstrategien.
Themen wie Ermüdung, Erschöpfung, Stress und & Burnout im
Arbeitsleben stehen dabei im Vordergrund (Richter & Hacker,
1998). Dieses additive Belastungs- und Beanspruchungsmodell
reicht jedoch nicht aus, um proaktiv und präventiv Gesundheit zu
fördern oder gar Gesundheit als eine Schlüsselkompetenz im Kon-
text der & Employability- (Beschäftigungsfähigkeit) und Work
Ability-Debatte (Arbeitsfähigkeit) sowie des & Demografiemana-
gements zu begreifen (Treier, 2015a). Nicht nur Risikofaktoren,
sondern auch Wohlbefinden und nicht nur das Arbeits-, sondern
auch das Familien- bzw. Freizeitsystem im Sinne von & Work-Life-
Balance gilt es gleichermaßen zu berücksichtigen. Aus der klassi-
schen Belastungs- und Beanspruchungsforschung der 1970er-Jahre
im Kontext der Humanisierung der Arbeitswelt hat sich eine res-
sourcenorientierte und proaktive Betrachtungs- und Vorgehens-
weise im BGM entwickelt. Manche sprechen hier sogar von einer
Metamorphose des betrieblichen Gesundheitsbegriffs. Die Frage
im Sinne von Antonovsky (1987) lautet nicht mehr „Was macht uns
krank?“, sondern „Was hält uns trotz der vielen Risiken gesund?“
Ordnung im Begriffschaos schaffen 107 A 3.1
Entscheidend ist hier der Paradigmenwechsel von einer pa-
tho- zur salutogenetischen Denkweise.
Kurz und bündig werden die relevanten Begriffe rund um Belas- Zur Entwirrung
des Begriffs-
tung, Beanspruchung und Ressourcen aus Sicht der Gefährdungs-
knotens
beurteilung psychischer Belastungen bei Treier (2015b, S. 8 ff.)
definiert und voneinander abgrenzt (ª Kap. 5.5, S. 301). In der
Tabelle 3-1 finden Sie eine Übersicht zu den Grundbegriffen.
Grundbegriff Bedeutung
Ein Sammelsurium aller Einflüsse, die von Personen
zu bewältigen sind. Dieser Begriff ist wertneutral.
Anforderungen Anforderungen können sowohl über- als auch un-
terfordernd sein (Passung zu den Kompetenzen).
Sie können der Tätigkeit Sinn verleihen.
Beanspruchung ist die unmittelbare Auswirkung der
(psychischen) Belastung im Individuum in Abhän-
gigkeit von seinen aktuellen Voraussetzungen und
Beanspruchungen seinen individuellen Bewältigungsstrategien. Der
Begriff wird wertfrei verwandt. Eine negative Be-
anspruchung ist bspw. die Ermüdung, eine positive
Beanspruchung ist die Aktivierung/Anregung.
Während Beanspruchungen unmittelbare Auswir-
kungen der Belastungen darstellen, beziehen sich
Beanspruchungsfolgen auf mittel- und langfristige
Auswirkungen auf der psychischen (kognitiven und
Beanspruchungs-
emotionalen), physischen und Verhaltensebene. Es
folgen
werden positive und negative Beanspruchungsfol-
gen differenziert. Diese lassen sich in Bezug auf
Kosten und Nutzen mit dem Ziel der Beanspru-
chungsoptimalität bilanzieren.
Unter Belastung versteht man die Gesamtheit aller
erfassbaren und von Außen auf den Menschen ein-
Belastungen
wirkenden Einflüsse. Der Begriff wird wertfrei
verwandt. Er ist beschreib- bzw. messbar.
Damit ist die negative Konnotation des Belastungs-
Fehlbelastungen begriffs gemeint. Synonym werden auch die Begrif-
fe „Stressor“ und „Risikofaktoren“ verwendet.
3 A 112 Maxime: Risiken bestimmen + Ressourcen fördern
Grundbegriff Bedeutung
Unter dem Ressourcenbegriff werden persönliche,
soziale und organisationale Faktoren subsumiert.
Diese sind in der Lage, bei Nichtüberschreitung
Ressourcen
einer Intensitäts- und Dauergrenze die von außen
einwirkenden Fehlbelastungen abzupuffern. Damit
haben sie einen gesundheitsförderlichen Einfluss.
Normalerweise wird Stress als ein negativer, emo-
tional gefärbter Zustand erlebt (Bedrohung, Angst).
Disstress entsteht, wenn eine Person glaubt, die
Anforderungen nicht bewältigen zu können. Befind-
Stress lichkeitsstörungen, Angst, Herz-Kreislaufprobleme
und sinkende Leistung können die Folge sein.
Eustress stellt demgegenüber ein positives Erre-
gungspotenzial dar und geht bspw. mit erhöhter
Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit einher.
Dieser Begriff wird synonym verwendet, um Belas-
tungen anzuzeigen, die von der betroffenen Person
entsprechende (psychische) Anpassungsreaktionen
Stressoren
erfordern. Stressoren sind wie Belastungen eigent-
lich wertneutral. Meistens wird der Begriff aber für
negative Belastungen verwendet.
Modelle und Mit diesen Basisinformationen kann das axiomatische Gerüst der
3 Theorien theoretischen Modelle zu & Belastungen, Beanspruchungen und
Ressourcen in wenigen Kernaussagen skizziert werden. Die meis-
ten Modelle stammen aus dem arbeitspsychologischen Diskurs
(Ulich & Wülser, 2015; Bamberg et al., 2012, S. 120 ff.). Der Zu-
sammenhang zwischen den Modellen wird durch die } Abbildung
25 (S. 115) illustriert. Die Vertiefung einiger dieser theoretischen
Ansätze erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. Viele dieser Modelle
sind kompatibel und fokussieren besondere Aspekte im erläuter-
ten Begriffsfeld.
x Konzept der Anforderung und Belastung (Oesterreich & Vol-
pert, 1999): Anforderungen und Belastungen haben unter-
schiedliche Wirkungen. Belastungen gilt es zu verringern und
Anforderungen zu erhöhen. Der Fokus der Betrachtung ist auf
die Tätigkeit und nicht auf die Person ausgerichtet.
x Das Demand/Control-Modell (Karasek, 1979): Prinzipiell han-
delt es sich um ein ähnliches Modell wie das Konzept der An-
forderung und Belastung. Es interessiert sich v. a. für das Kon-
strukt des Entscheidungsspielraums in der Arbeit. Das De-
mand/Control-Modell erlaubt gleichzeitig hohe Anforderungen
und Belastungen bei den sogenannten "active jobs", wo der
Entscheidungsspielraum hoch ist und bleibt.
x Das arbeitswissenschaftliche Belastungs- bzw. Beanspru-
chungs-Modell (Schmidtke, 1993): Dieses Modell baut auf die
Ordnung im Begriffschaos schaffen 113 A 3.1
klassischen physischen Belastungen und Beanspruchungen auf.
Das Modell fordert die Reduzierung von zu hohen Belastungen.
Unklar bleibt, ob nicht eine Erhöhung der Belastungen bei so-
genannter Unterbelastung auch einen gesundheitsförderlichen
Effekt nach sich ziehen kann. Auch das erweiterte Belastungs-
und Beanspruchungsmodell nach Rohmert und Rutenfranz, das
die Handlungskompetenz und die psychophysiologische Resis-
tenz berücksichtigt, kann den Objektcharakter nicht aufhe-
ben. Der arbeitende Mensch wird als Objekt und nicht als Sub-
jekt und Träger des Arbeitsprozesses verstanden.
x Das arbeitspsychologische Modell (Ulich, 2011): Dieses Modell
ist eine konsequente Übersetzung des arbeitswissenschaftli-
chen Konzepts auf die inhaltlichen Gestaltungsparameter der
Arbeitsaufgabe. Das Konstrukt des Handlungsspielraums steht
im Vordergrund der Betrachtung. Der Anspruch der Gesund-
heits- und Persönlichkeitsförderlichkeit lässt sich durch Auf-
gabengestaltung verwirklichen. Ferner werden die psychosozi-
alen Wirkfaktoren der Arbeit berücksichtigt.
x Das Konzept der vollständigen Tätigkeit (Hacker, 2005): Im
Gegensatz zu den bisherigen Modellen verzichtet das Konzept
der vollständigen Tätigkeit auf einen gesonderten Begriff der
psychischen Belastung. Gesundheitsrisiken liegen dann vor,
wenn unvollständige Tätigkeiten ausgeführt werden. Es han-
delt sich also um Tätigkeiten mit zu geringen Anforderungen.
Vollständig ist eine Tätigkeit, wenn sie aus hierarchischer
Sicht Anforderungen auf verschiedenen Ebenen der Tätigkeits-
regulation und aus sequenzieller Sicht neben Ausführungs-
auch Vorbereitungs-, Organisations- und Kontrollfunktionen
beinhaltet. Dies lässt sich im Rahmen einer erweiterten Ge-
fährdungsanalyse mit standardisierten Verfahren überprüfen.
x Das Konzept des psychischen Stresses (Greif et al., 1991): Hier
differenziert man zwischen psychischen Belastungen als Stres-
soren und Anforderungen. Ziel ist die Verringerung der Stres-
soren. Die Anforderungen werden als Puffervariablen verstan-
den, denn sie können die gesundheitsschädliche Wirkung der
psychischen Belastungen abschwächen. Als typische Pufferva-
riablen im Sinne von Ressourcen kommen der Entscheidungs-
spielraum und die & soziale Unterstützung zur Geltung. Sie
verhindern langfristige negative Gesundheitsfolgen.
x Das psychologische Regulations- und Ressourcenmodell (Wie-
land, 1999): Hier verabschiedet man sich von der Blackbox
zwischen Belastungen und Beanspruchungen und interessiert
sich für die Handlungs- und Selbstregulation. Bewältigung ist
erst dann erfolgreich, wenn die Person imstande ist, ihre
Handlungen so zu steuern, "dass nach außen gerichtete, auf
die Aufgaben bezogene und nach innen gerichtete, auf die Ei-
3 A 114 Maxime: Risiken bestimmen + Ressourcen fördern
Die Grundbegriffe
In Anlehnung an Wieland-Eckelmann (1992, S. 27f.) versteht
man unter Belastung einen relationalen Begriff, „der seine
3 Bedeutung erst dadurch erhält, dass die (objektiven) & Be-
lastungen oder Anforderungen Arbeitsaufgaben und Ar-
beitsmittel, organisatorische und Verfahrensvorschriften,
raumzeitliche und physikalische Umgebungsbedingungen ins
Verhältnis zu den individuellen Leistungsvoraussetzungen
physischen, leistungsbezogenen, motivationalen und emotio-
nalen gesetzt werden.“ Gemäß Richter und Hacker (1998,
S. 34) handelt es sich also um eine Anforderungs-Ressourcen-
Relation. Damit wird der Ambivalenzcharakter der Belastung
und Beanspruchung deutlich (Treier, 2001). Beanspruchung
ist also das, was meistens als Erstes auffällt.
; Box 3-2: Zusammenfassung zu den Grundbegriffen
Doppelrolle der Die Beanspruchung hat ein Janusgesicht, sie hat in der Arbeitswelt
Beanspruchung sowohl positive als auch negative Konsequenzen. Die } Abbildung
25 zeigt, dass Beanspruchungen sowohl unter Nutzen- als auch
unter Kostengesichtspunkten betrachtet werden können. Damit
wird deutlich, dass die Maßnahmen des BGM auf beide Seiten aus-
zurichten sind. Der Nutzen muss gesteigert werden, gleichzeitig
sind aber auch die Kosten zu reduzieren.
Ordnung im Begriffschaos schaffen 115 A 3.1
8QPLWWHOEDU
8QPLWWHOEDU
$NWLYLHUXQJXQG$QUHJXQJ =:(,52//(1'(5
(UOHEHQYRQ)UXVWUDWLRQ
+HUVWHOOXQJHLQHV %($16358&+81*
%HODVWHWKHLWXQG*HUHL]WKHLW
$UEHLWVSURGXNWVRGHU
QHJDWLYH$XVGUXFNVZHLVHQ
(UEULQJHQHLQHU
LP9HUKDOWHQ
'LHQVWOHLVWXQJ
0LWWHOEDU
0LWWHOEDU
(QWVWHKHQYRQSK\VLVFKHQ
(UKDOWXQG(UZHUESV\FKR
SV\FKLVFKHQXQG
PHQWDOHU.RPSHWHQ]HQ
SV\FKRVRPDWLVFKHQ
VRZLH$XIUHFKWHUKDOWXQJ
%HVFKZHUGHQ
XQG6WHLJHUXQJGHU
$UEHLWVPRWLYDWLRQ 1XW]HQ .RVWHQ
187=(1$63(.7('(5 .267(1$63(.7('(5
%($16358&+81* %($16358&+81*
Geht man von einem relationalen Konzept aus, scheint sich der Der Bezugspunkt
Unterschied zwischen Anforderungen und Belastungen zu relati- ist wichtig!
vieren bzw. zu verflüchtigen. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass
es zur Verwechslung der Belastungen als positive Anforderungen
oder als negative Stressoren kommt und sich dadurch verfehlte
Maßnahmen im BGM einschleichen. Ist der Stuhl tatsächlich der
Schuldige, wenn es um Rückenschmerzen geht? Möglicherweise
fehlen der betreffenden Person das Wissen und vielleicht auch die
Motivation, richtig zu sitzen (Stichwort: aktives Sitzen). Oder an-
dere Einflussfaktoren außerhalb der Arbeitswelt wie das Bett zu
Hause oder die Probleme in der Partnerschaft wirken sich auf die
Befindlichkeit des Rückens aus. Da können Sie den besten ergo-
nomischen Stuhl konstruieren und auch das notwendige Wissen in
Bezug auf das dynamische Sitzen vermitteln, dennoch ändert sich
an den Rückenschmerzen vergleichsweise wenig. Was aufgrund
der unterschiedlichen Wirkrichtungen der Einflussfaktoren von
Nöten ist, ist ein Bezugssystem. Dieses Bezugssystem hilft bei der
Beantwortung der Frage, ob es sich bei den identifizierten Fakto-
ren um sogenannte unabhängige oder abhängige Variablen han-
delt. Ein HNO-Arzt, der den Einfluss von Hormonen auf die Anato-
mie des menschlichen Ohrs untersucht, könnte bspw. fragen:
„Tragen Männer häufiger als Frauen ein Hörgerät?“ Dann wäre das
Merkmal Hörgerät die abhängige und das Geschlecht die unabhän-
gige Variable. Durch die Brille eines Geschäfts für Hörgeräte be-
trachtet, das überlegt, im Verkaufsraum eher Frauenzeitschriften
oder Männermagazine auszulegen, kann die Frage anders ausse-
hen: „Sind Hörgerätenutzer häufiger Frauen oder Männer? Unter
dieser Voraussetzung ist das Geschlecht die abhängige und das
Merkmal Hörgerätenutzer die unabhängige Variable.
x Unabhängige Variablen: In den Stimuluskonzepten werden
Stressoren als Situationen interpretiert, die Stress erzeugen.
Dabei kann der Stress positiv wie negativ wirken (Eu- oder Dy-
Stress). Diese Konzepte erklären allerdings nicht, warum ver-
3 A 116 Maxime: Risiken bestimmen + Ressourcen fördern
3HUV|QOLFKH
5HVVRXUFHQ
*HVXQGKHLWVNXOWXU
*HVXQGH)KUXQJ
6R]LDOH8QWHUVWW]XQJ
%HWULHEOLFKH*HVXQGKHLWVI|UGHUXQJ
.DS
,QGHU6LWXDWLRQ
Gesunde Attribution
Im Kern geht es um die Zuschreibung von Ursache und Wir-
kung. Diese Zuschreibung hat Folgen für das Erleben und
Verhalten. Warum habe ich in der Präsentation beim Vor-
stand schlecht abgeschnitten? Warum bin ich nicht als Talent
erkannt worden? Wir suchen nach Ursachen und damit Be-
gründungen für Handlungen oder Ergebnisse. Wir streben
nach Kontrolle und damit nach Sicherheit (Kontrollkognition).
So kann der Misserfolg bei einer Prüfung auf Kompetenz
(stabiles Merkmal in der Person), auf Anstrengung (variables
Merkmal in der Person) oder einfach situativ erklärt werden
(bspw. das Thema passte, die richtigen Fragen wurden ge-
stellt). Um Vertrauen und Selbstwirksamkeit zu entwickeln,
ist es wichtig, dass der Attributionsstil gesund ist. Ein pessi-
mistischer Attributionsstil für Misserfolge liegt dann vor,
wenn man die Ursache hierfür internal (in der Person), global
3 (in verschiedenen Situationen auftretend) und stabil (damit
unumkehrbar) wahrnimmt. Optimistisch wäre für Misserfolge
ein Attributionsstil, der die Ursachen als external, spezifisch
und eher instabil bewertet. Analog kann man dann den Attri-
butionsstil für Erfolge definieren. Selbstkritische Fähigkeits-
attributionen führen zu Resignation und ggf. sogar zu Depres-
sion. V. a. ist ein personenbezogenes Hinterfragen aus psy-
chischer Sicht „gesundheitsschädigend“ (Selbstwertverlust).
; Box 3-3: Gesunder Attributionsstil
dar. Der Institutsleiter Thomas Erren weist allerdings auf die Ein-
schränkungen in der Aussagekraft der Studien hin, die im Quer-
schnitt durchgeführt wurden. Nicht selten liegt aber die Ursache
für eine arbeitsorganisatorisch bedingte Fehlbeanspruchung auch
bei der Führung. Denn auch der Chef kann Belastungsquelle sein!
Die Führungskraft wird üblicherweise als externe Ressource be-
zeichnet, wirkt aber in einzelnen Fällen bzw. in manchen Situati-
onen als negativer Einfluss auf die Arbeitsorganisation und die
untergeordneten Mitarbeiter. Ein autoritärer, mehr sach- als mit-
arbeiterorientierter Führungsstil zeigt eventuell kurzfristig Erfol-
ge, ist aber keinesfalls als gesundheitsförderlich zu bezeichnen
(ª Kap. 4.8, S. 198). Ebenso bedeutsam sind die sozialen Bezie-
hungen sowie das Informations- und Kommunikationsmanagement.
Gibt es Gelegenheit zur sozialen Interaktion? Und wie fließen die
Informationen; von oben nach unten, von unten nach oben, quer,
diagonal oder möglicherweise gar nicht? Informationsdefizite
schaffen Unsicherheit und Rollenunklarheit und damit Stress.
0 Akustische Kammer
30 Flüstern Ungefährlich
40 Leise Musik
Risikofaktoren im Betriebsalltag bestimmen 123 A 3.2
60 Gespräch
Konzentrations-
70 Vorbeifahrendes Auto
mindernd
80 Starker Straßenverkehr
85 Fräsmaschine
90 Großer LKW
95 Holzfräsmaschine
Auf Dauer
100 Klub, 1 m vom Lautsprecher
gefährlich
105 Schlagschrauber
110 Kettensäge
130 Niethammer
140 Düsenflugzeug
Unmittelbar
150 Schmiedehammer
gefährlich
160 Airbag-Entfaltung
Neben dem Lärm ist auch das Klima von Bedeutung. Die Raum-
temperatur sollte etwa bei 21 °C liegen, die relative Luftfeuchte
bei ca. 50 Prozent und die Luftgeschwindigkeit sollte langsamer
als 0,1 m/s sein, damit kein Luftzug entsteht. Das gilt für Arbeits-
plätze im Gebäude und ist am ehesten im Büro zu realisieren. Für
Arbeitsplätze mit extremen Umgebungsbedingungen gelten ent-
sprechende Vorschriften, was die Nutzung persönlicher Schutzaus-
rüstung oder Einsatzzeitreglementierungen anbelangt. Beim Arbei-
ten am Bildschirm sollte die Arbeitsfläche mit mind. 500 Lux
blendfrei beleuchtet werden; der Chirurg oder Feinmechaniker
benötigt einige Tausend Lux mehr (vgl. Lange & Windel, 2002).
Der Umgang mit Gefahrstoffen sowie allgemeine Unfall- und Ge-
sundheitsgefahren sind Themen, die mit der Fachkraft für Arbeits-
sicherheit und der verantwortlichen Führungskraft unter Einbezie-
hung der Mitarbeiter vor Ort zu regeln sind! Regelmäßige Bege-
hungen mit & Gefährdungsanalysen sind unumgänglich und hilf-
reich, Gefahren und Gefährdungen systematisch in den Griff zu
bekommen!
3 A 124 Maxime: Risiken bestimmen + Ressourcen fördern
Neue Risiken der Ferner sollte man sich bewusst sein, dass mit der Digitalisierung
digitalen Welt der Arbeitswelt neue Risiken hinzukommen. V. a. ist hier der Blick
auf die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer zu richten
(Interface). Bei der kognitiven Ergonomie geht es um die Interak-
tion von Mensch und Technik. Wie müssen technische Systeme
(und hier v. a. der Computer und seine Ausgabegeräte wie Bild-
schirm) gestaltet sein, dass der Nutzer möglichst fehlerfrei,
stressfrei und schnell die Informationen erfassen und nutzen kann.
Dies gilt nicht nur für den klassischen Bildschirmarbeitsplatz (Ri-
chenhagen, 2002), sondern auch für Cockpits im Auto. Aus psycho-
logischer Sicht geht es um die Reduktion der psychomentalen Be-
anspruchung. Speziell befasst sich die Softwareergonomie mit der
optimalen Gestaltung der Programme. Dabei geht es nicht „nur“
um die Erfüllung der Dialogprinzipien der DIN EN ISO 9241, son-
dern am Ende stehen die hohen Ansprüche eines am Nutzer und
am Prozess ausgerichteten Usability Engineerings.
Die Maximen für Nach DIN EN ISO 9241-110 sind folgende Dialoggrundsätze bei der
interaktive Entwicklung von Software im weiteren Sinne zu beachten. Manche
Systeme sprechen hier auch vom Dialogknigge bzw. von Benimmregeln für
interaktive Systeme (Britta Hofmann in einem Artikel der Website
Fit für Usability, www.fit-fuer-usability.de).
Die Software, die wir Daheim auf unserem Tablet oder im Bü-
ro auf unserem Rechner installiert haben, wird vermutlich in
hohem Maße die Kriterien der Softwareergonomie erfüllen.
Spannend ist heute allerdings die Frage: Passen die hard-
und softwareergonomischen Kriterien auch auf unser Nut-
zerverhalten in der modernen Welt? Das klassische Mobilte-
lefon wurde in den vergangenen Jahren fast vollständig durch
Smartphones ersetzt und die wiederum wachsen aktuell zu
Tablets an sitzen wir dann zukünftig acht Stunden mit un-
serem Tablet im Sonnenschein auf der grünen Wiese und er-
arbeiten unsere Präsentation für das nächste Meeting? Und
ignorieren dabei die Bildschirmarbeitsplatzverordnung? Was
bedeutet es für uns, wenn die Grenzen zwischen Realität
und Virtualität bewusst aufgelöst werden, bspw. durch das
Tragen von am Kopf getragenen Miniaturcomputern mit
Head-up-Displays, den sogenannten Datenbrillen? Hier schlie-
ßen sich viele Fragen an, was vernetzte Haushaltsgeräte oder
auch moderne Supportsysteme beim Autofahren anbelangt.
Ein Transfer der Inhalte aus den inzwischen in die Jahre ge-
kommenen hard- und softwareergonomischen Kriterien in die
moderne Welt ist Baustelle und Herausforderung zugleich.
Nie Häufig
Manch
Fehlbelastung … Frage … bzw.
mal
bzw.
selten immer
aus der Arbeits- Werden Sie bei Ihrer Arbeit immer wieder unterbro-
aufgabe chen (Telefon, Kollegen etc.)?
Haben Sie bei der Arbeit so viel zu tun, dass sie Ihnen
über den Kopf wächst?
aus der Arbeits- Empfinden Sie Ihre Arbeitszeit als hinderlich bezogen
organisation auf Ihr Privatleben?
Können Sie bei der Arbeit regelmäßig Pausen
machen?
aus der Arbeits- Müssen Sie bei der Arbeit persönliche Schutzausrüs-
umgebung tung (PSA) tragen?
Ist es bei Ihrer Arbeit so laut, dass Sie Schwierigkei-
ten haben, sich zu konzentrieren?
Wird bei Ihrer Arbeit mit Gefahrstoffen hantiert und
wie ist die Qualität der Unterweisungen?
Werden in Ihrem Arbeitsbereich regelmäßig Gefähr-
dungsbeurteilungen durchgeführt?
Präventionsressourcen sichten und ausbauen 129 A 3.3
Nie Häufig
Manch
Fehlbelastung … Frage … bzw.
mal
bzw.
selten immer
aus psychosozialen Kennen Sie das Gefühl, viel in die Arbeit reinzuste-
Konflikten bzw. cken, aber nur wenig zurückzubekommen?
Störungen Herrscht in Ihrem Arbeitsbereich eher eine „Einzel-
kämpfer-“ als eine Gruppenmentalität?
Werden Konflikte geklärt oder so lange unter den
Teppich gekehrt, bis man drüber stolpert?
Werden beim Austragen von Konflikten auch schon
mal Grenzen überschritten?
Können Sie Ihrem Ärger bei der Arbeit Luft machen
oder müssen Sie ihn runterschlucken?
Was geschieht nun mit den Antworten, die im „gelben“ oder „ro-
ten Bereich“ liegen? Hierauf gibt die „Toolbox BGM“ in Kap. 4.2
(ª S. 154) Antworten. Den Fehlbelastungen in der Arbeitswelt
stehen, wie bereits erwähnt, & Ressourcen gegenüber; dies ist
der Schwerpunkt des nächsten Abschnitts.
Seit ca. drei Monaten muss Herr C. abends ständig mehrere Über-
stunden in Kauf nehmen; es gibt in der Firma seit einer längeren
Flaute nun wieder sehr viel zu tun. Auch musste Herr C. schon
einige Male am Wochenende arbeiten. Private Verabredungen sind
deshalb schon öfter kurzfristig von ihm absagt worden. In der Fa-
milie führt das zu erhöhten Spannungen: Die Gattin ist sauer.
Auch die Kinder fühlen sich vernachlässigt. Und auch heute schei-
nen sich die Überstunden nicht vermeiden zu lassen. Kurz vor
Feierabend kommt der Chef zu Herrn C. ins Büro und startet seine
Bitte mit „Bitte machen Sie doch mal eben …“. Ein dringender
Kundenauftrag, der nicht bis morgen liegen bleiben kann. Obwohl
Herr C. einer seit Langem vereinbarten Verabredung für heute
Abend zugesagt hatte, muss er sich wieder entschuldigen. Als er
zu Hause anruft, trifft er bei seiner Frau auf besonderes Unver-
ständnis, das Telefonat endet sehr emotional. Für Herrn C. ist
klar: „So kann es nicht weitergehen!“ Am kommenden Morgen
bittet er um einen Termin bei seinem Chef, der sofort für ihn Zeit
hat. Herr C. kann seine Situation und Unzufriedenheit so schil-
dern, dass sein Chef konstruktiv in die Problemlösung einsteigt.
Beide vereinbaren, dass zwei Mitarbeiter aus einer Nachbarabtei-
lung Herrn C. künftig einen bestimmten Arbeitsbereich abnehmen.
Um die Vereinbarung evaluieren zu können, verabreden beide ein
weiteres Treffen nach sechs Wochen. Heute macht Herr C. schon
um 17.00 Uhr Feierabend, kauft auf der Fahrt nach Hause einen
3 A 130 Maxime: Risiken bestimmen + Ressourcen fördern
Strauß Rosen und bestellt per Handy zwei Kinokarten; es wird ein
wunderschöner Abend für seine Frau und ihn.
Ressourcen und Da könnte Herr C. noch einmal rechtzeitig an der Notbremse ge-
Wirkungen zogen haben. Ein Schritt, der schon eine gute Portion Mut und
Selbstvertrauen voraussetzt, wenn man zu seinem Chef geht und
sagt: „So kann es nicht weitergehen!“ Herr C. reflektiert seine
Situation und versteht sie, er weiß, dass es relevant ist, die Situa-
tion zu verändern, und er traut es sich auch zu, diese Veränderung
zu steuern. Das ist das, was Antonovsky als & Kohärenzsinn be-
zeichnet (Antonovsky & Franke, 1997), eine der wichtigsten per-
sönlichen Ressourcen. Auf der anderen Seite findet Herr C. ein
offenes Ohr bei seinem Chef, der gemeinsam mit ihm nach einer
Problemlösung sucht. Das wiederum ist & soziale Unterstützung
und gelebte gesundheitsförderliche Führung, zwei zentrale Kom-
ponenten der externalen Ressourcen.
Selbstwirk- Letzterer Aspekt betont die Dynamik: Man orientiert sich eher an
samkeit Veränderungen als an Stabilität. Menschen mit internaler & Kon-
trollüberzeugung trauen sich selbst zu, Herausforderungen durch
eigenes Handeln meistern können; dies gilt auch für die Gesun-
derhaltung (Rotter, 1966). Im Gegensatz dazu glauben sich exter-
nal attribuierende Zeitgenossen eher vom Schicksal oder anderen
äußeren Einflüssen gelenkt und bestimmt (; Box 3-3, S. 118).
Diese eher fatalistische Grundhaltung steht einer aktiven Steue-
rung gesund erhaltender Prozesse im Wege. Ein in der Literatur
am breitesten beschriebenes Konzept ist die & Selbstwirksam-
keitsüberzeugung (Bandura, 1977). Hier kommt die Erwartung zum
Ausdruck, dass ein bestimmtes Verhalten zu einem vorhersagbaren
Ergebnis führen wird. Im Mittelpunkt dieser Disposition stehen die
eigenen Kompetenzen: Diese geben einem die Sicherheit, Heraus-
3 forderungen anzunehmen, und werden durch Erfolge gemehrt,
sodass im Idealfalle eine positive Beschleunigung stattfinden kann.
Die Wirksamkeit bezogen auf die Gesunderhaltung ist empirisch
relativ gut belegt (Schaubroeck et al., 2000; Schwarzer, 2004).
Für die Entwicklung der Gesundheitskultur sind in erster Linie die Führung
Führungskräfte als Kulturpromotoren mit einem gesundheitsför-
derlichen Führungsstil ursächlich verantwortlich. Führung ist dann
gesundheitsförderlich, wenn die Mitarbeiter motiviert werden,
wenn mit ihnen Ziele vereinbart werden und diese auch Kontrolle
erfahren. Wenn die Arbeitsergebnisse der Zielvereinbarung ent-
sprechen, sollte die Führungskraft Wertschätzung durch Lob und
Anerkennung zum Ausdruck bringen; andernfalls sind auch negati-
ve Konsequenzen zu ziehen. Und die erlebte Fairness in der Leis-
tungsbeurteilung ist relevant. Alle dies wirkt sich mittelbar auf
die Gesundheitskultur aus und ist somit Garant für Nachhaltigkeit.
Eher schnelle Erfolge erzielt man als Führungskraft v. a. durch
Beteiligung und Einbindung, Förderung von Eigeninitiative, Über-
nahme von Verantwortung und zielgruppengerechte und zeitnahe
Kommunikation. Aufgrund der besonderen Hebelwirkung wird das
Thema „Führung und Kultur“ noch einmal ausführlicher in Kap.
4.1 (ª S. 148) beleuchtet.
und man sich auf die Kollegen verlassen kann, weil sie einem den
Rücken freihalten werden, spricht man von sozialer Unterstüt-
zung. Und es reicht aus, die Unterstützungsmöglichkeiten zu anti-
zipieren; die Karte muss nicht ausgespielt werden. Nach House
(1981) gibt es vier unterschiedliche Formen:
x emotionale Unterstützung durch Mitgefühl,
x beurteilende Unterstützung durch Rückmeldung und Bestäti-
gung,
x informative Unterstützung durch Ratschläge und konkrete
Hilfestellung und
x instrumentelle Unterstützung durch Kollegen, Mitarbeiter und
Vorgesetzte bei der Erledigung der Arbeit.
Nie Häufig
Manch-
Ressourcen … Frage … bzw.
mal
bzw.
selten immer
Persönliche
Können Sie sich mit Ihrer Arbeit identifizieren?
Ressourcen
Betrachten Sie Probleme als Herausforderung und
nehmen Sie die Dinge selbst in die Hand?
Das Interview fand am 26. Oktober 2009 statt. Als Autoren möch-
ten wir uns an dieser Stelle herzlich für die Unterstützung von
Prof. Dr. Zimolong bedanken.
Wir freuen uns sehr, dass wir mit Dr. Jürgen Tempel den „deut-
schen WAI-Botschafter“ für ein Interview gewinnen konnten. Herr
Dr. Tempel war Betriebsarzt bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-
Holstein AG und betreute knapp 1.600 Beschäftigte in Hamburg
und Schleswig-Holstein. Hier setzte er nicht nur erfolgreich den
WAI ein, sondern baute auch zusammen mit den Beschäftigten und
dem Management das „Haus der Arbeitsfähigkeit“.
BGM im Dialog: „Ein Fragebogen erobert die Welt.“ 139 A 3.4
Das Interview mit Herrn Dr. Jürgen Tempel fand am 22. Dezember
2014 statt. Als Autoren möchten wir uns an dieser Stelle herzlich
für die Unterstützung von Dr. Tempel bedanken.
Was zeichnet den WAI aus? Oder anders gefragt: Why WAI?
Dr. Tempel: Wenn ein Unternehmen sich ernsthaft mit den Aus-
wirkungen der betrieblichen Arbeitsanforderungen auf die Be-
schäftigten befasst, dann muss es sich auch mit der Beanspru-
chung der Betroffenen, den subjektiven Auswirkungen der Belas-
tungen auf diese befassen. Das Individuum rückt in den Mittel-
punkt und die Frage der betrieblichen Ressourcen, die das Unter-
nehmen zur Bewältigung der Arbeit zur Verfügung stellt.
Der WAI/ABI liefert uns eine Maßzahl für den Stand der Balance
zwischen der Belastung (Arbeitsanforderung) und der individuellen
oder kollektiven Beanspruchung, dem aktuellen Potenzial. Viele
Betriebe sind von Maßzahlen fasziniert, aber lassen Sie uns gleich
festhalten: Die Maßzahl alleine kann einen Menschen bei der Ar-
beit nicht ausreichend beschreiben. Die Zahl alleine ist nichts
wert! Das „Haus der Arbeitsfähigkeit“ ist das arbeitswissenschaft-
liche Erklärungsmodell, mit dessen Hilfe der Stand der Balance
genauer beschrieben werden kann. Dieses beruht auf dem Belas-
tungs-Ressourcen-Beanspruchungs-Modell und auf der Durchfüh-
rung einer umfassenden Gefährdungsbeurteilung, wie sie etwa in
den „Leitlinien Gefährdungsbeurteilung“ (GDA, 2011) festgelegt
ist. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein, bei denen ich zuletzt
als Betriebsarzt tätig war, haben dieses Vorgehen in die Präambel
des „Demografie-Tarifvertrages“ aufgenommen. Damit stehen die
Rahmenbedingungen fest und der Hausbau kann mit einer Analyse
der konkreten Ausgangslage beginnen. Das Unternehmen (Ge-
schäftsführung und betriebliche Interessenvertretung) trägt dabei
die Verantwortung für folgende Punkte:
x Es gibt keine Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter mit einem
„schlechten WAI/ABI“! Es gibt Beschäftigte mit einer „sehr
stabilen“, „stabilen“, „instabilen“ oder „sehr instabilen“ Ba-
lance. Wie es dazu kommt, ist völlig ergebnisoffen.
x Deshalb muss der WAI/ABI mit Belastungs-Ressourcen-Fragen,
die arbeitswissenschaftlich gesichert sind kombiniert werden.
Dies gehört sozusagen in die Architektur und die Bauleitung.
x Die Organe der Interessenvertretung werden gebeten, nur
unter solchen Bedingungen der Benutzung des WAI/ABI im
Rahmen des Hausbaus zuzustimmen.
x Die zuständigen Berufsgenossenschaften können helfen bei der
Auswahl der Instrumente, mit denen der WAI/ABI kombiniert
wird.
3 A 140 Maxime: Risiken bestimmen + Ressourcen fördern
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Was sind Ihre Tipps aus über 20 Jahren Erfahrungen mit dem WAI
für den Anwender? Auf was sollte der Häuslebauer des Hauses der
Arbeitsfähigkeit achten?
Dr. Tempel: Bitte nehmen Sie sich Zeit für das Vorgehen. Erklären
Sie den Beschäftigten in jeder nur sinnvollen Form (manchmal
können dabei sehr lustige und durchaus kostengünstige Ideen ent-
wickelt werden) die Zielsetzung des Prozesses! Der Hausbau dient
den Beschäftigten bei der Bewältigung ihrer Arbeit, Unternehmen
wie Beschäftigte können in gleicher Weise dabei profitieren. Wenn
das nicht im Unternehmen klargestellt wird, machen die Mitarbei-
terInnen nicht mit bei den Befragungen, bringen ihre spezifische
Erfahrung nicht ein und beteiligen sich nicht bei der Erprobung
der Maßnahmen. Verständigen Sie sich darüber in den Ausschüs-
sen, überprüfen Sie bitte immer wieder im Rahmen des Prozes-
ses wie weit die höchste Führungsebene an dem Vorhaben teil-
nimmt oder nachhaltig einbezogen wird. Verständigen Sie sich
über das gemeinsame Handeln und die arbeitswissenschaftlichen
Grundlagen: Belastungen, Ressourcen, Beanspruchungen Was
bedeutet das eigentlich? Wir haben meist feste Bilder im Kopf,
unsere gemeinsame betriebliche Vergangenheit kann voll von
schlechten Erfahrungen sein. Wollen wir im Kopf womöglich
auch im Herzen Platz schaffen für neue Bilder, dann brauchen
wir den 3. Stock des Hauses: Dort finden die Dialoge statt, die das
3 Fundament für gemeinsames Handeln bilden. Auch in „schweren
Zeiten“ und „schwierigen Situationen“ können wir dabei an einer
gewissen Systematik festhalten. Es gibt z. B. einen Befund durch
Gefährdungsbeurteilung oder Befragung der Beschäftigten:
x Wie ist dieser Befund zu beschreiben, wie ist das Ergebnis
entstanden?
x Was bedeutet dieser Befund aus arbeitswissenschaftlicher
Sicht (was sagen die Fachvertreter)?
x Wie sieht die Bewertung durch die Geschäftsführung oder die
Führungskraft aus, wie bewerten dies die Interessenvertretun-
gen?
x Unterschiedliche Sichtweisen sind legitim, wenn sie nicht aus-
gesprochen werden, dann schwelen sie als Konflikt im Unter-
grund weiter.
x Können und wollen wir trotzdem zu einem gemeinsamen Han-
deln kommen?
x Beim Hausbau gibt es keine Sieger oder Besiegte, wenn ein-
zelne Beteiligte nach „Vorherrschaft“ streben, dann wackelt
das Gebäude. Meist beginnt es mit Störungen im 3. Stock, die
Teilnahme an den Sitzungen geht zurück, die Arbeitszeit wird
für „andere Aufgaben“ benötigt und der Prozess kommt ins
Stocken.
BGM im Dialog: „Ein Fragebogen erobert die Welt.“ 143 A 3.4
Schließlich verlieren die Beteiligten das gemeinsame Ziel die
Bewältigung des demografischen Wandels aus den Augen: Was
kann und will das Unternehmen tun, was können und wollen Sie,
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, tun, damit Sie so lange wie
möglich, so gesund wie möglich und möglichst auch mit Freude
im Unternehmen arbeiten? (ª Kap. 6.1, S. 361)
20 Jahre WAI wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen: Wie
wird sich die Arbeitsfähigkeit in Deutschland in den kommenden
20 Jahren verändern? Wie sieht Ihre Vision aus?
Dr. Tempel: Den demografischen Wandel, wie wir ihn jetzt erle-
ben, hat es in dieser Form bisher noch nie gegeben. Wir müssen
nach Möglichkeiten und neuen Wegen suchen, diese Entwicklung
zu bewältigen. Die Arbeitsanforderungen und Belastungen verän-
dern sich fortlaufend und müssen nur zu oft nicht nur dem Metho-
denwechsel und technologischen Fortschritt angepasst werden,
sondern auch den ökonomischen Rahmenbedingungen, wenn das
Unternehmen überleben will. Wie aber verändern sich die Be-
schäftigten im Laufe ihres Arbeitslebens?
x Wie wird sich die Balance zwischen dem Unternehmenswunsch
nach „hoher Produktivität“ und „guter Qualität“ der Arbeit
entwickeln, wenn das „Wohlbefinden“ und die „Lebensquali-
tät“ der Beschäftigten übersehen oder möglicherweise be-
wusst missachtet werden?
x Welche Rahmenbedingungen brauchen wir, damit diese Balan-
ce erfolgreich untersucht, gegebenenfalls wieder hergestellt
und stabilisiert werden kann. Wo sind die Grenzen der wirt-
schaftlichen Kalkulation, welche Planungsrahmen werden ein-
gerichtet, reichen dafür Jahresbilanzen?
x Die Heraufsetzung des Rentenalters alleine sagt über die Ent-
wicklung der Balance in einem Unternehmen gar nichts aus.
x Die Arbeitsgestaltung und der Umgang mit Menschen in insta-
biler oder sehr instabiler Balance wird die Zukunft eines Un-
ternehmens richtungweisend mit entscheiden.
x Die Unternehmen, die mit dem Hausbau beginnen, werden
dabei Konkurrenzvorteile haben.
Wir wünschen uns Gesundheit und nur zu oft wird geschrieben
oder behauptet: „… ohne Gesundheit ist alles Nichts!“ Und was
machen wir bei der Arbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
tern, die durch Krankheit aus der Balance geraten? Der WAI-/ABI-
Fragebogen ist ein Instrument mit zwei Gesichtern: Neben der
Maßzahl bilden die sieben Fragen eine erprobte Grundlage für
mitarbeiterzentrierte Dialoge im Rahmen der betriebsärztlichen
Betreuung und der gemeinsamen Suche nach Möglichkeiten, die
persönliche Seite der Balance, die individuellen Ressourcen wie-
3 A 144 Maxime: Risiken bestimmen + Ressourcen fördern
Chef: „Wir sollten mal was für die Gesundheit unserer Leute tun.
Unsere Kosten durch krankheitsbedingte Abwesenheit sind defini-
tiv zu hoch!“
Personaler: „Der Klaus R. aus der Instandhaltung hatte mich auch
schon angesprochen. Er ist früher regelmäßig gelaufen und wollte
bei uns eine Betriebssportgruppe anbieten.“
Chef: „Prima! Dann machen wir es aber richtig und Nägel mit
Köpfen. Geben Sie Herrn R. noch zwei ausgebildete Lauftrainer an
die Hand und dann geht es los. Wir machen das auf dem kleinen
Dienstweg: 15 000,- € für das Projekt mit Prämien fürs Mitmachen
und in einem Jahr sprechen wir uns wieder dann will ich aber
ein Prozent weniger in der Fehlzeitenquote haben!“
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Wie so oft im Leben macht es der richtige Mix aus unterschiedli- Komplexität
chen Interventionen. Wenn ein Patient mit Bluthochdruck zum Gesundheit der
Arzt kommt und blutdrucksenkende Medikamente erhält, wird sich richtige Mix an
das positiv auf die Beschwerden auswirken Nachhaltigkeit ist Maßnahmen
allerdings nicht garantiert. Ein verantwortungsvoller Arzt wird
deshalb nicht „quick and dirty“ nur ein Medikament verschreiben,
um einen Quick Win im Sinne der Blutdrucksenkung zu erzielen,
sondern die Lebensweise des Patienten eruieren (Anamnese) und
somit den Ursachen auf den Grund gehen: Stress im Beruf, Ärger
im Privaten, suboptimale Ernährung oder zu wenig Bewegung? All
dies können Ursachenfaktoren sein, die den Blutdruck nach oben
peitschen die alleinige Gabe von Medikamenten würde hier zu
kurz greifen. Häufig wird aber die einfache Lösung gewählt; es
wird das angepackt, was auf der Hand liegt. Dörner (2003) führt
uns vor Augen, dass wir immer wieder beim strategischen Denken
an komplexen Aufgaben scheitern, weil wir die Komplexität zu
simplifizieren versuchen und auf Altbewährtes zurückgreifen,
statt zu prüfen, ob nicht neue Wege erforderlich sind. So pro-
grammieren wir quasi selbst systematische Fehler in unseren Den-
ken und Handeln. Und da jeder etwas zum Thema Gesundheit
sagen kann und sich selbst einen gewissen Expertenstatus zuweist
4 A 150 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Gesunde Führung & Gesunde Führung generiert mittel- und langfristige Erfolge. Die
Auswahl der folgenden Führungsinstrumente entstammt der „Bo-
chumer Schule“ des Lehrstuhls für Arbeits- und Organisationspsy-
chologie und stützt sich wissenschaftlich auf zahlreiche For-
schungsprojekte (u. a. GAMAGS, IKARUS und Gesunde Finanzver-
waltung NRW; Zimolong, 2001; Zimolong & Kohte, 2006; Zimolong,
Elke & Bierhoff, 2008). Zu den Führungsinstrumenten für mittel-
fristige Erfolge gehören:
x Beteiligung und Einbindung: Die Führungskraft identifiziert
Multiplikatoren unter den Mitarbeitern und überträgt gezielt
gesundheitsrelevante Aufgaben (z. B. Beschaffen von Informa-
tionen zur gesunden Ernährung). In der Startphase eines BGM
sollte es nicht das Ziel sein, eine 100-prozentige Beteiligungs-
quote zu erzielen. Vielmehr geht es darum, attraktive Ange-
bote zu installieren und Best Practices zu streuen. So erreicht
man über Ansteckungseffekte mit der Zeit immer mehr Mitar-
Verhaltens- und Verhältnisprävention 153 A 4.1
beiter. Darüber hinaus sollten Führungskräfte die Mitarbeiter
frühzeitig und dauerhaft in gesundheitsbezogene Entscheidun-
gen einbeziehen das schafft Vertrauen und Akzeptanz!
x Förderung von Eigeninitiative: Führungskräfte sollten die Mit-
arbeiter unterstützen und anhalten, Vorschläge zur BGF und
zum BGM zu liefern. Am besten integriert man das Thema
„Gesundheit“ ins betriebliche Vorschlagswesen.
x Übernahme von Verantwortung: Nur wer Gesundheit vorlebt,
ist authentisch und kann mitreißen! Das heißt nicht, dass die
Führungskräfte zu Asketen transformiert werden, vielmehr
geht um einen gesundheitsförderlichen Führungsstil und die
Gestaltung einer gesunden Arbeitswelt. Führungskräfte sollten
hier beteiligen, aber auch zeigen, dass die Verantwortung bei
ihnen bleibt! Sie sind für BGM/BGF mit verantwortlich.
x Weitergabe von Informationen: Die Führungskraft sollte das
Thema Gesundheit in alle formellen Gesprächssituationen
(z. B. Dienstbesprechungen, Abteilungsversammlungen) pro-
minent platzieren und auch informell flankieren (z. B. durch
Nachfragen beim Pausenkaffee) aber Vorsicht: Es kommt wie
so oft auf das richtige Maß an; weder zu viel noch zu wenig!
Beispiele für
Verhaltensprävention Verhältnisprävention
Maßnahmen
Werkzeuge für die Psyche Kap. 4.3, S. 157
x Optimierter Um- x Aufstellen ver-
gang mit Konflik- bindlicher Verhal-
ten tensregeln
x Optimierter Um- x Räume der Bewe-
gang mit emotio- gung und Ruhe
nalen Dissonanzen schaffen
x Optimierter Um- x Arbeitszeiten-
gang mit Belas- modelle
tungen aus der x Arbeitspausen- Workshop
Arbeitsorganisati- modelle Wie wir miteinander
on x Work-Life- arbeiten wollen!
x Eigene Stressoren Balance-Konzepte
reflektieren x Gesprächs-
x Systematische angebote Seminar
Präventions- und Entspannte
Entspannungs- Mittagspause!
techniken lernen
und einsetzen
Werkzeuge für den Körper Kap. 4.4, S. 169
x Information und x Ernährungsange-
Sensibilisierung bote vor Ort op- Im Buch dargestellt!
hinsichtlich Er- timieren
nährung x Bewegungsange-
x Information und bote vor Ort op-
Sensibilisierung timieren
hinsichtlich Be- x Spezifische Ange-
wegung bote vor Ort zu
x Information und Zivilisationsrisiken
Seminar
Sensibilisierung optimieren
hinsichtlich Zivili- Genuss statt Frust!
sisationsrisiken
4 A 156 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Beispiele für
Verhaltensprävention Verhältnisprävention
Maßnahmen
Werkzeuge für das Wissen Kap. 4.5, S. 181
x Erweiterung der x
Informations- und
persönlichen Ge- Kommunikations-
sundheits- management
kompetenzen x Möglichkeiten des
x Austauschbereit- Erfahrungsaus-
schaft aktivieren tausch erweitern
x Austausch zwi-
schen Wissen- Seminar
schaft und Praxis Was ist Stress?
organisatorisch
ermöglichen
Werkzeuge für die Motivation Kap. 4.6, S. 184
x Mitarbeiter ge- x
Gesundheits-
zielt hinsichtlich aspekte und Mit-
ihrer persönlichen arbeiterorientie-
Ressourcen ent- rung in Organisa-
wickeln tionsstrukturen
x Feedback zum berücksichtigen
x Gesundheits-
Fortschritt im Be-
reich Gesundheit aspekte und Mit-
durch Experten arbeiterorientie-
geben rung in Führungs- Workshop
x Coaching durch prinzipien berück-
Gesund Führen!
Experten sichtigen
x Gesundheitsför-
4 derliche Anreize
schaffen
Werkzeuge für das Verhalten Kap. 4.7, S. 188
x (Tertiär-) präven-
x Zur Selbstverant- tive Beratungsan- Im Buch dargestellt!
wortung z. B. im gebote und Pro-
Hinblick auf gramme
„Stresserkrankun- x Austauschforen
gen“ sensibilisie- anbieten (siehe
ren Kommunikation)
x Erkennen persön- x Niederschwellige
licher Risiken und Angebote realisie-
Umgang mit selbi- Beratung
ren
gen x Selbstchecks und Psychosoziale
x Gesundheitsver- andere Instrumen- Beratung
halten kritisch re- te zur Sensibilisie-
flektieren rung implemen-
x Achtsamkeit stei- tieren
gern helfen
Werkzeuge für die Psyche: Stress, Konflikte … 157 A 4.3
& Psychische Störungen sind in Deutschland weit verbreitet und Verbreitung von
belasten den Betroffenen, das Unternehmen und die Volkswirt- psychischen
schaft. Die Produktionsausfallkosten aufgrund psychischer Störun- Störungen
gen beziffert die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsme-
dizin (BAuA) für 2013 auf knapp 8 Mrd. Euro pro Jahr (SUGA, 2014,
S. 161). Der Ausfall an Bruttowertschöpfung beträgt 14 Mrd. Euro.
Die Zahl der Frühverrentungen, veranlasst durch psychische Stö-
rungen, ist von 2002 bis 2012 von 50.000 auf 75.000 Fälle gestie-
gen im gleichen Zeitraum sind muskuloskelettale Beschwerden
von 40.000 auf 25.000 Fälle gesunken und andere Erkrankungen
wie Herz-Kreislauf, Nervensystem und Atmung stagnieren (vgl.
BPtK, 2013). Nach einer repräsentativen epidemiologischen Studie
von Wittchen & Jacobi (2012), die einen Schnitt der Allgemeinbe-
völkerung zwischen 18 und 65 Jahren abbildet, beträgt die Wahr-
scheinlichkeit für jeden von uns, innerhalb eines Jahres irgendei-
ne psychische Störung zu bekommen (12-Monats-Prävalenz), 33
Prozent. Am häufigsten treten Angststörungen (16 %) gefolgt von
Alkoholstörungen (13 %) und (unipolaren) Depressionen (8 %) auf.
Diese deutliche Überrepräsentanz psychischer Störungen gegen-
über somatischen Beschwerdebildern verlangt auch andere Unter-
stützungs- und Hilfsangebote in der Arbeitswelt für die Beschäftig-
ten – sowohl was die Prävention als auch die Rehabilitation und
Reintegration anbelangt. Die klassische Sozialberatung hat sich
überholt heute brauchen wir psychosoziale Beratung mit Exper-
ten, vor allem Psychologische Psychotherapeuten. Das psychothe-
rapeutische Fachwissen kommt im Unternehmen in der Primär-,
Sekundär- und Tertiärprävention zum Einsatz. Neben Informati-
onsveranstaltungen (Primärprävention) und Workshops zu fachbe-
zogenen Themen (Primär- und Sekundärprävention) liegt der Auf-
gabenschwerpunkt in der Beratung einzelner Mitarbeiter (Sekun-
där- und Tertiärprävention). Psychotherapeuten führen Krisenin-
terventionen durch, überprüfen den Behandlungsbedarf und ver-
mitteln in Behandlungen. Der Psychotherapeut nimmt eine Lotsen-
funktion im Versorgungssystem ein und schließt die Versorgungslü-
cke in unserem Gesundheitssystem. Durch eine Abdeckung aller
Präventionsebenen gelingt es, den Mitarbeitern eines Unterneh-
mens ein niedrigschwelliges Beratungsangebot zu machen (vgl.
Petrelli, Heu & Uhle, 2014).
Abhängigkeitsstörungen:
Ein bekanntes, aber oft verschwiegenes Problem!
Abhängigkeits- Die Alkoholabhängigkeit (ICD 10, F10.2) ist mit einer Prävalenzra-
störungen te von 4 Prozent am weitesten verbreitet. Eine Abhängigkeitsstö-
rung von illegalen psychotropen Substanzen (z. B. Cannabinoiden,
Kokain, Heroin) und Medikamenten, die unter das Betäubungsmit-
telgesetz (BtMG) fallen (z. B. Benzodiazepine), kommt wesentlich
seltener vor. Männer sind von diesen Störungen deutlich häufiger
betroffen als Frauen (bei der Alkoholabhängigkeit weisen Männer
eine Prävalenzrate von 6,8 Prozent, Frauen von 1,3 Prozent auf).
Die Alkoholabhängigkeit zählt bei Männern zu den häufigsten psy-
chischen Erkrankungen und ist für Frühverrentungen aufgrund
psychischer Störungen nach psychotischen Erkrankungen die häu-
figste Ursache (Heipertz & Triebig, 2000). Dabei ist zu beachten,
dass Abhängigkeitsstörungen oft mit psychischen Störungen wie
Angststörungen, affektive Störungen oder Schizophrenie vergesell-
schaftet sind (& Komorbidität). Neben den klassischen Abhängig-
keitsstörungen (stoffgebundenen Süchten) kommt den nicht stoff-
gebundenen Süchten (z. B. pathologischem Glücksspiel und exzes-
sivem PC-Gebrauch) eine immer größere Bedeutung zu, was sich
u. a. darin zeigt, dass es mittlerweile in vielen Rehabilitationskli-
4 niken für Abhängigkeitsstörungen spezielle Behandlungsangebote
für diese Patientengruppen gibt (Füchtenschnieder & Petry, 2004).
Situation im Die Belegschaft großer Betriebe stellt in der Regel einen guten
Betrieb Querschnitt der Allgemeinbevölkerung dar, sodass davon auszuge-
hen ist, dass ein nicht unerheblicher Teil der Mitarbeiter unter
psychischen Störungen und damit auch unter Abhängigkeitsstörun-
gen leidet. Gut angelegte Studien mit verlässlichen Prävalenzra-
ten gibt es dazu bislang kaum, ebenso fehlen gesicherte Daten
Werkzeuge für die Psyche: Stress, Konflikte … 159 A 4.3
zum Konsumverhalten während der Arbeitszeit (Heipertz & Trie-
big, 2000). Nicht selten jedoch werden Mitarbeiter am Arbeits-
platz mit einer Alkoholfahne auffällig, was dann wiederum ar-
beitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Nach Exper-
tenschätzungen betreibt jeder fünfte bis zehnte Mitarbeiter in
einem Unternehmen einen riskanten Suchtmittelkonsum (GEK,
2010, S. 1). In vielen Betrieben gibt es Suchtberater, an die mit
Alkohol- oder Drogenkonsum auffällige Mitarbeiter verwiesen wer-
den, die diese dann in entsprechende Behandlungsangebote ver-
mitteln. Dabei ist es wichtig, dass der Zugang niederschwellig
realisiert wird, denn Ängste können dominieren.
anstaltung an, die maximal ein halbes Jahr besucht werden kann.
Der Schwerpunkt dieser Gruppe ist die Vermittlung von vertieftem
Wissen über Abhängigkeitsstörungen und nicht stoffgebundene
Süchte, deren Entstehungsbedingungen, aufrechterhaltende Be-
dingungen, Begleiterkrankungen und Krankheitsverläufe. In diese
Gruppe werden zudem diagnostiziert abhängige Klienten inte-
griert, denen es schwerfällt, sich als „abhängig“ zu sehen und die
noch keine ausreichende Behandlungsmotivation entwickelt ha-
ben. Ein Klient, der neu in die Gruppe aufgenommen wird, erhält
bis zu sechs Wochen Zeit, sich mit seinem Krankheitsbild ausei-
nanderzusetzen und für sich ein Krankheitsverständnis zu entwi-
ckeln. Nach Abschluss dieser sechs Wochen wird von unserer Seite
eine Behandlungsempfehlung ausgesprochen und mit den Wün-
schen und Vorstellungen des Klienten abgeglichen. Decken sich
die Vorstellungen des Klienten nicht mit unserer Indikationsstel-
lung, wird eine Motivationsphase eingeleitet, um den Klienten zu
einer für ihn notwendigen Behandlung zu bewegen. Dabei werden
die Aspekte der Person (Wünsche und Befürchtungen) und der
Situation (Arbeitsplatzsituation, familiäre Situation etc.) zueinan-
der in Beziehung gesetzt und der Klient in seinem Zielbildungspro-
zess professionell unterstützt.
Behandlungsziel Klienten, die ein klares Behandlungsziel haben, werden von uns in
die für sie passenden ambulanten oder stationären Behandlungs-
angebote vermittelt. Hier geht es darum, die Klienten bei der
Planung und Umsetzung ihrer Ziele zu unterstützen. Jetzt haben
die Klienten den & Rubikon überschritten, sodass wir sie in ihrer
Problembewältigung unterstützen können. Generell werden die
Klienten, soweit dies in ihrer aktuellen Lage möglich ist, bei allen
Schritten in die Verantwortung genommen (z. B. bei der Organisa-
tion eines Entgiftungsplatzes die Klienten rufen selbst in den
Kliniken an), um sie in ihrer & Selbstwirksamkeit zu fördern.
Während der Behandlungen wird von unserer Seite der Kontakt Kontakt auf-
zum Klienten aufrechterhalten. Dazu gehören regelmäßige rechterhalten
Sprechstunden in den Rehabilitationskliniken, die von den Klien-
ten, aber auch den behandelnden Therapeuten vor Ort zum In-
formationsaustausch genutzt werden können, sofern eine schriftli-
che Entbindung von der Schweigepflicht vorliegt. Zudem koordi-
nieren wir, falls dies erforderlich ist, Gesprächstermine mit Vor-
gesetzten, Vertretern der Personalabteilung und des Betriebsrates
in den Rehabilitationskliniken. In diesen Gesprächen können bspw.
Fragen der Wiedereingliederung nach der Behandlung oder andere
arbeitsrelevante Themen geklärt werden.
Angststörungen:
Im Betrieb durch den Druck steigend!
Depressionen Für Menschen, die nicht schwermütig sind und keine Erfahrungen
verstehen lernen mit depressiven Erkrankungsbildern haben, ist es sehr schwer
nachzuvollziehen, dass es sich bei diesen Störungen um schwer-
wiegende Erkrankungen mit einem langen Leidensweg handelt.
Wer gesund ist, begreift nicht Niedergeschlagenheit und Lebens-
angst. Man sieht ja keine körperlichen Gebrechen, damit ist die
Akzeptanz in der Arbeitswelt oft nicht vorhanden. Vorgesetzte
finden hier oftmals auch nicht die richtigen Worte und meiden das
Gespräch. Angststörungen werden tabuisiert. Deshalb ist es ent-
scheidend, das Verständnis der Kollegen und Kolleginnen dadurch
zu steigern, dass man ihnen dieses Krankheitsbild näher bringt.
Um jungen Menschen zu verdeutlichen, was Altersbeschwerden
sind, hat man einen Altersanzug entwickelt, der die Beweglichkeit
einschränkt. Bei Ängsten und Depressionen ist es ebenfalls wich-
tig, sinnhaftes Erleben und nicht nur explizites Wissen zu vermit-
teln. Dies könnte bspw. eine Art „Dunkelkammer“ erzeugt oder
durch Erfahrungsberichte von Betroffenen unterlegt werden. Un-
abhängig von der Herangehensweise ist auf jeden Fall die Acht-
samkeit des sozialen Umfeldes in der Arbeitswelt für Angststörun-
gen zu steigern.
Konflikte:
Gift für das psychosoziale Wohlbefinden!
Wird beim Fußballspiel der Thomas vom Frank ignoriert und nicht Konfliktregelung
angespielt, obwohl die beiden Mannschaftskameraden und auf-
grund ihrer Spielerpositionen zur Interaktion verpflichtet sind,
können beide nach dem Spiel ein Bier miteinander trinken und die
Sache ist gegessen. Falls aber beim nächsten Spiel Ähnliches zwi-
schen den beiden passiert, kann die Angelegenheit auch in der
Kabine mit den Mannschaftskollegen geregelt werden oder der
Trainer spricht ein Machtwort. Sollte auch das nicht ausreichen,
gibt es immer noch den Vereinsvorstand. Diese Ebenen der Kon-
fliktregelung finden sich auch in der Arbeitswelt: Die Konfliktklä-
rung kann zwischen den beteiligten Mitarbeitern, in der Arbeits-
gruppe oder durch die Führungskraft stattfinden. Voraussetzungen
für die Verweisung an die nächsthöhere Ebene sind fehlende Kon-
fliktlösekompetenzen und der Wille zur Konfliktlösung. Lassen sich
die Konflikte nicht innerhalb der Abteilung oder Organisationsein-
4 A 168 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
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Was reingeht, kommt auch wieder raus allerdings nicht vollum- Das Ausgangs-
fänglich, denn ein Teil bleibt auf den Hüften. Ausgestattet mit problem
dem Genpool des Mammutjägers, der seinerzeit dann Nahrung
aufnahm, wenn er sie zuvor mehrere Kilometer verfolgt hatte,
bewegen wir uns heute in einem deutlich engeren Radius, was
räumlich betrachtet die Bewegung und zeitlich betrachtet unsere
Nahrungsaufnahme anbelangt. Wenn ein Missverhältnis zwischen
Kalorienaufnahme und -verbrauch vorliegt, kommt es auf Dauer zu
Problemen: Übergewicht mit entsprechenden gesundheitlichen
Beschwerden (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, Muskel- und Skelet-
terkrankungen) und Einschränkungen im Wohl- oder auch Selbst-
wertempfinden sowie psychische Erkrankungen (z. B. häufiger
Depressions- und Angsterkrankungen).
Wenn wir gerade bei den Folgen sind, so sind die aktuellen Ergeb- Die Lebensstil-
nisse der EPIC-Studie, einer gesamteuropäischen Studie zum Zu- studie (EPIC)
sammenhang von Ernährung, Lebensstilfaktoren und Krebs (Euro-
pean Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), er-
schreckend (Kuanrong et al., 2014) (} Abbildung 30). Seit 20 Jah-
ren werden die Lebensstilfaktoren von über einer halben Millionen
Europäer sorgfältig dokumentiert. Die aktuellen Studienergebnisse
stammen vom EPIC-Zentrum im DKFZ (Deutsches Krebsforschungs-
zentrum, Epidemiologie unter der Ägide von Prof. Rudolf Kaaks).
Dort werden etwa 25.000 Studienteilnehmer betreut. Bei unge-
sundem ungünstigem Lebensstil (mehrere Risikofaktoren) verlieren
Männer 17 und Frauen fast 14 Lebensjahre. Aktuelle Schätzungen
zum erwarteten Lebensalter betragen bei Männern 78 und bei
Frauen 82 Jahre. Wer sich aber optimal im Hinblick auf den Le-
bensstil gesund verhält, erzielt nach den Ergebnissen 88 Jahre.
Dabei ist die Geschlechtsunterscheidung kaum noch relevant
(Männer 87,5 und Frauen 88,7 Lebensjahre). Einige Überraschun-
gen sind auch vorhanden: So resultiert sich bei einem Mangel an
körperlicher Aktivität kein signifikanter Verlust an Lebensjahren,
wobei zu beachten ist, dass sich Bewegungsarmut häufig in den
Pfunden niederschlägt. Auch ist Übergewicht (BMI größer 25 und
kleiner 30) relativ problemlos, denn im Schnitt verliert man zwi-
schen 0,6 und 1,1 Lebensjahren. Eine weitere Überraschung be-
trifft die gemüse- und obstreiche Ernährung, denn die Effekte sind
4 A 172 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
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k.A.
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Was tun? Was tun als Vorgesetzter, als Personaler, als Kollege? Jeder sieht
4 das Problem, doch häufig weiß man es nicht richtig anzugehen,
die richtige Ansprache zu finden. Denn krankhaftes Übergewicht
gehört mit zu den Suchterkrankungen, diese gehören zu den psy-
chischen Erkrankungen und darüber wird nicht so gerne gespro-
chen zumindest nicht mit den Betroffenen. Diese Unsicherheit
hat viel mit fehlendem Wissen oder auch falschen Informationen
zu tun. „Der Dicke soll sich halt zusammenreißen und weniger
futtern!“ Das kann er aber nicht so einfach, bisweilen spielen hier
auch Stoffwechselstörungen eine relevante Rolle. Wenn es sich um
krankhaftes Übergewicht handelt, dann ist das Nicht-Wollen-
Können der kognitive Bestandteil des Suchtverhaltens. Das bedeu-
tet, die im Sinne der Nachhaltigkeit erfolgreichen Interventionen
müssen unbedingt die Motivationskomponente mit berücksichti-
gen. Dies gilt nicht nur für Adipositas und Sucht, das bezieht auch
andere psychische Erkrankungen und alle Herausforderungen mit
ein, bei denen es um Verhaltensänderungen geht. Sich selbst zu
motivieren, muss erst wieder gelernt werden.
Werkzeuge für den Körper: Bewegung und Ernährung 173 A 4.4
Die Verortung der Problemlösung im BGM ist dann sinnvoll, wenn Verortung
Ärzte und Psychologen zur Verfügung stehen, die die Art des im BGM
Übergewichts diagnostizieren und entsprechende therapeutische
Zuweisungen durchführen können. Beim Adipositasgrad II und III
ist ambulante oder stationäre fachtherapeutische Unterstützung
außerhalb der Arbeitswelt indiziert. Die Aufgabe des Arbeitgebers
besteht v. a. in der Gestaltung der Wiedereingliederung. Handelt
es sich um Zielgruppen mit Präadipositas oder Adipositasgrad I,
können innerbetriebliche therapeutische Gruppen installiert wer-
den. Hier geht es dann um Gewichtsabnahme und nicht um Adipo-
sitastherapie. Das Ziel der Verhaltensmodifikation besteht darin,
mit den geringsten Verhaltensänderungen den ernährungsphysio-
logisch höchsten Effekt zu erzielen den inneren Schweinehund
muss aber letztlich jeder selbst überwinden.
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(es muss nicht immer das Normalgewicht sein)
} Abbildung 31: Genuss statt Frust mit drei Schritten zum Erfolg!
Werkzeuge für den Körper: Bewegung und Ernährung 175 A 4.4
In Schritt 1 wird ein Problembewusstsein entwickelt und eine Ver- Schritt 1
änderungsmotivation aufgebaut, die sich auf das Essverhalten
bezieht. Wichtig ist in dieser Startphase das Setzen realistischer,
individueller Ziele in Absprache mit einem Sporttherapeuten und
Ernährungsberater. Am Ende der ersten Phase werden die nächs-
ten konkreten Schritte zur Umsetzung geplant. Methodisch werden
Psychoedukation (Informationen über Adipositas und Folgeerkran-
kungen, Vermittlung eines Störungsmodells, Einführung in gesunde
Ernährung und Sportangebote) und Verhaltensanalyse (Einsatz von
Essprotokollen und Reflexion in der Gruppe) eingesetzt.
Im Schritt 2 geht es um die Umsetzung der in Phase 1 festgelegten Schritt 2
Ziele und um das Monitoring. Die auf das Essverhalten bezogene
Veränderungsmotivation wird stabilisiert gleichzeitig erfolgt
eine Reduzierung des allgemeinen Stressniveaus sowie die Förde-
rung der Genussfähigkeit. Auch in dieser Phase kommen weiterhin
Psychoedukation und Verhaltensanalyse zum Einsatz, ergänzt um
EDV-gestütztes Monitoring im Bereich Sport und Ernährung.
Abschließend geht es in Phase 3 um die Aufrechterhaltung der Schritt 3
erreichten Veränderung. Es findet eine Reflexion in der Gruppe
über Erfolge und Misserfolge statt. Alternative Strategien der Zie-
lerreichung werden vermittelt und das EDV-gestützte Monitoring
wird fortgesetzt.
Freie Übersetzung:
Beide Diäten erzielen einen Gewichtsverlust. Dennoch ist die
kohlenhydratreduzierte im Vergleich zur fettreduzierten Er-
nährung vorteilhafter in Bezug auf die kardiovaskulären Risi-
kofaktoren. Insgesamt zeigt sich, dass das konsequente Be-
folgen einer Diät (Compliance) wichtiger für den Erfolg im
Hinblick auf Vorbeugung und Behandlung von Fettleibigkeit
ist als die Zusammensetzung der Nahrung.
Der letzte Punkt, wie eingangs erwähnt, gehört immer dazu: Er- Ernährung und
nährung und Bewegung sind zwei Seiten einer Medaille. Wichtig Bewegung
ist, sich regelmäßig sportlich zu betätigen. Was man mag, ob ein- gehören
zeln oder in der Gruppe, im Wasser oder auf dem Land, hängt vom zusammen!
persönlichen Gusto ab. Der Wert für die & Prävention ist unum-
stritten. Je nach Studie reduziert eine regelmäßige und ausdau-
ernde sportliche Betätigung das koronare Risiko bei gesunden
Menschen um das 1,3- bis 2-Fache (Dickhuth & Schlicht, 1999).
Jedoch offenbaren die aktuellen Ergebnisse der EPIC-Studie auch,
dass Aktivität alleine keine Lebensjahre schenkt (Kuanrong et al.,
2014) (ª Kap. 4.4, S. 169). Allerdings spielen auch immer geneti-
sche Prädispositionen eine Rolle, inwieweit man vom Präventions-
potenzial sportlicher Aktivitäten partizipieren kann (Singer, 1994).
Besonders bei der Implementierung von Sportangeboten im Unter-
nehmen sollte immer im Vorfeld geklärt werden, ob die Teilneh-
mer den sportlichen & Belastungen gewachsen sind. Ein sportme-
dizinisches Check-up sollte Grundvoraussetzung sein, bevor es
losgeht. Professionelle Anleitung und Begleitung ist eine weitere
4 A 180 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Beweg Dich, In diesem Projekt der Techniker Krankenkasse werden nicht nur
Deutschland! Studien zum Bewegungsverhalten der Menschen in Deutschland
durchgeführt, sondern v. a. auch Bewegung im Beruf bzw. in der
Arbeitswelt diskutiert (TK, 2013a). Und dort ist das Ergebnis der
Studien sehr nachdrücklich: Deutschland sitzt! Mehr als 44 % sitzt
überwiegend bei der Arbeit und nur 28 % der Berufstätigkeiten
zeigt intensiven Körpereinsatz bei der Tätigkeit. Das Problem ist
dabei, dass das „große Sitzen“ in der Freizeit fortgeführt wird.
Was empfehlen die Experten? Ganz wichtig bleibt und ist ein
ergonomischer Arbeitsplatz, der aber Raum zur Bewegung bietet
bspw. Stehpult, Balancekissen oder Gymnastikball. Aber auch
andere Faktoren erhöhen Bewegung. So sind gute und vor Regen
geschützte Abstellmöglichkeiten für das Fahrrad oftmals ein An-
reiz, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu pendeln. Ein spezieller Raum
für Bewegungspausen kann ebenfalls motivieren, sich vom „großen
Sitzen“ zeitweilig abzuwenden. Stehpulte sind für Kurztreffen und
4 auch zum Kaffeetrinken sehr vorteilhaft. Auch organisierte be-
wegte Arbeitspausen (aktive Mittagspause) sind interessant, wer-
den aber nach der Studie selten (nur 4 %) angeboten. Auch kleine-
re Änderungen schaffen Bewegung, so bspw. kann das Telefon
(aber nur, wenn der Mitarbeiter es möchte) bewusst außerhalb
der Reichweite des Sitzarbeitsplatzes platziert werden (schnurlose
Telefone sind hier zu empfehlen). Duschen, Umkleideräume und
Spinde erleichtern die Entscheidung, sich vom Auto zu lösen.
Manchmal hilft auch schon ein Pedometer, v. a. dann, wenn sich
eine Abteilung gemeinsam das Ziel vornimmt, mehr zu gehen, also
bspw. den Fahrstuhl zu meiden. Die Studie bleibt noch kritisch in
Bezug auf „Bewegung im Job“, denn der Wunsch nach Bewegung
wird nur selten in der Arbeitswelt Wirklichkeit (ebd., S. 32).
1-plus-4-Modell Doch wie kann die Führungskraft, falls sie über die Kompetenz
und die Motivation verfügt, die Eigenverantwortung bei den Mitar-
beitern aktivieren und das Interesse für betriebliche Gesund-
heitsmaßnahmen wecken? Grawe (1998; 1999) hat sich in seinen
Forschungsarbeiten intensiv mit der Frage auseinandergesetzt:
Was sind die Erfolgsfaktoren eines guten psychotherapeutischen
Settings? Zur Beantwortung dieser Frage hat er internationale
Therapiestudien in einer & Metaanalyse vergleichend betrachtet
und als Ergebnis ein „1-plus-4-Modell“ oder auch „Modell der the-
rapeutischen Wirkfaktoren“ erhalten. Dieses Modell ist generali-
sierbar auf soziale Beziehungen mit dem Ziel, dass der eine Ge-
Werkzeuge für die Motivation: Empowerment 185 A 4.6
sprächspartner den anderen zu etwas motivieren möchte. In der
Beziehung „Klient Therapeut“ geht es um Einsicht, Reflexion
und Verhaltensänderung; beim BGM geht es darum, dass die Füh-
rungskraft den Mitarbeiter für gesundheitsförderliche Maßnahmen
begeistert, verdeckte oder offene Widerstände reflektiert und
ressourcenorientiert unterstützt. Dies gilt für gesundheitsspezifi-
sche Themen genauso wie für die Gestaltung des alltäglichen Füh-
rungsgeschäfts. In Grawes (ebd.) Modell gibt es neben einem un-
spezifischen Generalfaktor vier spezifische Faktoren:
x Zentraler, unspezifischer Faktor: Es handelt sich um die Be-
ziehungsqualität. Ohne eine qualitativ gute, vertrauensvolle
Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter sind keine
großen Sprünge möglich! Für solch eine Aussage hätte es si-
cher keiner großen Empirie bedurft, in der Praxis gibt es al-
lerdings genügend Negativbeispiele (vgl. Matyssek, 2011). All-
zu oft werden Führungskräfte in Seminaren geschult, in
„schwierigen Situationen“ von der Beziehungs- auf die
Sachebene zu wechseln (vgl. Neuberger, 1987) und häufig
bleiben sie dann auf dieser. Es ist leichter, von der Sachebene
aus aufgabenorientiert zu steuern, jedoch ist es nachhaltiger,
personenorientiert von der Beziehungsebene zu überzeugen.
Und richtig erfolgreich ist die Führungskraft, wenn sie perso-
nen- und situationsspezifisch zwischen den Ebenen elegant hin
und her wechseln kann!
x Erster spezifischer Faktor: Es handelt sich um die Klärung.
Was möchte die Führungskraft, was der Mitarbeiter? Die häu-
figste Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung von
Konflikten sind nicht ausgesprochene Erwartungen dies gilt
nicht nur für Beziehungen in der Arbeitswelt. Welche Motiva-
tionen gibt es, welche Emotionen spielen eine Rolle?
x Zweiter spezifischer Faktor: Die Bewältigung konkreter Prob-
leme oder Herausforderungen ist der zweite spezifische Fak-
tor. Warum ist es nicht zur vereinbarten Zielerreichung ge-
kommen? Und v. a.: Was müssen wir tun, damit es zukünftig
besser klappt? Stress und Probleme entstehen nicht selten
dadurch, dass die eigenen Ressourcen falsch eingeschätzt
werden. Morgens denkt man sich, den Papierstapel auf mei-
nem Schreibtisch habe ich bis mittags abgearbeitet, spät am
Ende des Arbeitstages ist der Stapel doppelt so hoch. Hier
hilft der gezielte Blick auf Zeitfresser und Störquellen, bspw.
mithilfe eines systematischen Zeitmanagements oder auch
durch das Erlernen von Problemlösetechniken (Seiwert, 2001;
2014; ª Kap. 6.2, S. 373). Die ersten beiden spezifischen Fak-
toren sind hoch miteinander korreliert: Jede motivationale
und emotionale Klärung bringt mit großer Wahrscheinlichkeit
auch eine Veränderung des nachfolgenden Verhaltens mit
sich. Umgekehrt ist zu erwarten, dass der Wechsel von einem
4 A 186 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Partizipation und Generell sollte beim & Empowerment im Kontext des BGM beach-
Vertrauen tet werden, dass Gesundheit als etwas sehr Privates verstanden
wird, deshalb sollte man das Thema nicht mit der Brechstange,
sondern behutsam einführen. Nur wenn die Mitarbeiter ausrei-
chend über BGM informiert sind (ª Kap. 4.5, S. 181), kann man
sie auch mit auf die Reise nehmen. Die Mitarbeiter sollten so früh
wie möglich mit einbezogen werden. Es ergibt keinen Sinn, wenn
sich die betriebliche Führungsetage im stillen Kämmerlein mit
Gesundheitsexperten zusammensetzt und Fehlzeitenstatistiken
sowie Gesundheitsberichte studiert, um daraus dann Maßnahmen
abzuleiten und diese der Mitarbeiterschaft überzustülpen. Dieses
Vorgehen erzeugt Misstrauen, gerade wenn es um Gesundheit geht
und wird auf wenig Resonanz stoßen. Besser ist es, die Mitarbeiter
Werkzeuge für die Motivation: Empowerment 187 A 4.6
mittels Befragung anzusprechen: „Was brennt Euch auf den Nä-
geln?“ Mithilfe einer Mitarbeiterbefragung „Gesundheit“ lassen
sich & Belastungen, & Ressourcen und & Beanspruchungsfolgen
(ª Kap. 3.4, S. 136) sowie Ideen und Wünsche zur BGF erheben.
Im günstigsten Fall informieren Betriebsleitung und Betriebsrat die
Mitarbeiter in Kleingruppen über gesundheitsfördernde Maßnah-
men und verteilen anschließend einen Fragebogen, den jeder mit
nach Hause und nach Bearbeitung anonym an eine möglichst ex-
terne und neutrale Institution zur Auswertung versenden kann.
Hier ist es wichtig zu betonen, dass die Anonymität zu jeder Zeit
garantiert wird und dass nur Gruppenergebnisse (bspw. nur Aus-
wertungseinheiten größer als 15 Teilnehmer) allen Mitarbeitern
und der Führungsetage rückgespiegelt werden. Nach Auswertung
der Daten sollten in einer paritätisch besetzen Gruppe mit Füh-
rung, Betriebsrat, Personalabteilung und Gesundheitsexperten
Maßnahmenvorschläge erarbeitet werden, die dann allen Mitarbei-
tern, möglichst in Kleingruppen, vorgestellt werden. Um die Parti-
zipation zu erhöhen, empfiehlt es sich, die Mitarbeiter die einzel-
nen Maßnahmenvorschläge priorisieren zu lassen bspw. mittels
Punktabfrage. Mit Hilfe der Priorisierung lässt sich ein von allen
beteiligten Mitgliedern mitgetragener Fahrplan für die Maßnah-
menumsetzung und dessen Umfang herleiten, der dadurch eine
hohe Akzeptanz im Betrieb erzielt. Als Ergebnis kommt damit ein
„demokratisch“ abgestimmter Fahrplan zustande.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Identifikation von Multiplika- Multiplikatoren
toren. In einem ersten Schritt ist es nicht notwendig, wahrschein-
lich sogar illusorisch, die gesamte Belegschaft zu begeistern und
zu bewegen. Es geht aber darum, die Multiplikatoren in Aktivitä-
ten mit einzubinden und über diese „die gute Botschaft“ kommu-
nikativ zu streuen. Eine dankbare Zielgruppe sind in diesem Zu-
sammenhang Vertrauensleute, die aufgrund Ihrer Funktion und
mehrheitlich auch ihrer Persönlichkeit schnell für BGM zu begeis-
tern sein sollten. Dann gilt es aber auch, die Mitarbeiter anzu-
sprechen, die eine große Affinität zum Thema Gesundheit besit-
zen, weil sie aktuell oder in der Vergangenheit bestimmte BGF-
Felder besetzt haben: Das ist der Kollege, der einen Trainerschein
hat, oder die Kollegin, die seit vielen Jahren Yoga macht und die
bekannt dafür ist, dass sie nichts aus der Ruhe bringt. Und die
„üblichen Verdächtigen“ erreicht man über Maßnahmenangebote
sowieso. So werden Schritt für Schritt immer mehr Mitarbeiter
integriert. Eine Starterquote von 15 bis 20 Prozent ist durchaus
realistisch allerdings sollte man nach zwei Jahren die magische
50-Prozent-Quote überschritten haben. Danach sinkt deutlich der
Aufwand für die Aktivierung der Mitarbeiter. Allerdings sollten
sich die Angebote weiter durch Vielfalt, Kreativität in der Auswahl
und Zusammenstellung sowie Angebote für bestimmte Zielgruppen
4 A 188 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Wie gehen Sie eigentlich mit Risiken um? Manche favorisieren das
Motto „No risk, no fun“. Das Risikoverhalten ist eine wichtige prä-
ventive Komponente im BGF. Wir widmen daher im folgenden
Kapitel diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit, denn vielfach
ist man sich des eigenen Risikoverhaltens aufgrund eines schüt-
zenden illusionären Optimismus gar nicht bewusst.
Gesundheit ist kein Risiko, Krankheit allerdings schon! Für den, Illusion der
der sich gesund fühlt, ist Krankheit eher etwas Abstraktes, etwas, eigenen Unver-
das wenn überhaupt nur anderen passiert. Diese „Illusion der letzbarkeit
eigenen Unverletzbarkeit“ (Janis, 1982) bzw. dieser „Optimisti-
sche Fehlschluss“ (Weinstein, 1980) ergibt evolutionspsychologisch
Sinn: sich selbst etwas zutrauen und Fehler bei anderen verorten
umgekehrt wird eine „Depression“ daraus. Das individuelle Risi-
koverhalten und die Gefahrenexposition hängen ferner davon ab,
welche Folgen wir antizipieren. Häufig wird das objektive Risiko,
bspw. aufgrund des persönlichen Gesundheitsverhaltens an einer
koronaren Herzerkrankung wie Herzinfarkt zu erkranken, in der
eigenen Bewertung heruntergespielt: Es resultiert das subjektive
bzw. wahrgenommene Risiko. Warum? Weil das Ergebnis der Er-
krankung oft weit in einer ungewissen und fernen Zukunft liegt
und diese sich leicht verdrängen lässt. Ähnliches stellen wir auch
beim Thema Altersversorgung fest. Unser Risikoverhalten basiert
u. a. auf den Arbeits- und Lebensstil, den erlebten Stress, den uns
zugeordneten Rollen oder dem eigenen präventiven Umgang mit
4 A 190 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Gesundheit. Für viele ist dabei die Arbeit wichtiger als ihre Ge-
sundheit, obwohl diese Beziehungsaussage falsch ist, denn Arbeit
kann erst durch Gesundheit effizient und effektiv nachhaltig voll-
zogen werden.
4 Risikoverhalten Die Wahrnehmung des Risikos wird zudem von dem Gesundheits-
der Bezugs- verhalten der Peergruppe bestimmt. Die Kenntnis über Risiken
gruppe kann positiven Einfluss auf das Gesundheitsverhalten haben, wenn
das Risikoverhalten der Peergroup (z. B. Alter, Geschlecht, sozio-
ökonomischer Status) zum eigenen Verhalten in Relation gesetzt
wird. Das Gesundheitsverhalten wird durch die Darbietung von
Informationen über das Risikoverhalten der Bezugsgruppe geför-
dert (Weinstein, 1983; Weinstein & Lachendro, 1982), denn durch
diesen Vergleichsprozess ‚eigenes vs. Peer-Gesundheitsverhalten’
wird das eigene Risiko realistischer wahrgenommen. Wird dieser
Peerbezug bei der Informationsweitergabe vernachlässigt, bleiben
die gewünschten Resultate in Form eines gesteigerten Gesund-
heitsverhaltens häufig aus. Aus der Befundrückmeldung im klassi-
schen Vieraugengespräch zwischen Arzt und Patient folgt patien-
tenseitig eine kurze Risikosensibilisierung, die beim Verlassen der
Praxis schon wieder verpufft und schlimmstenfalls dazu führt,
dass der Patient zukünftig Arztbesuche vermeidet (Reduktion der
kognitiven Dissonanz). Die Verarbeitung individualisierter Risi-
korückmeldungen ist anscheinend durch systematische Verzerrun-
gen gekennzeichnet. Ditto et al. (1988) konnten in empirischen
Untersuchungen zeigen, dass Risikopatienten (erhöhte Choleste-
Werkzeuge für das Verhalten: Umgang mit Risiken 191 A 4.7
rin- oder Blutdrucktestwerte, fiktive Enzymdefizienz) ihre Risi-
kostatus als weniger schwerwiegend für die Gesundheit beurteil-
ten, die allgemeine Prävalenz höher und die Testzuverlässigkeit
geringer einschätzten als Personen, die kein Risiko zurückgemel-
det bekamen.
Das Problem besteht darin, dass das Wissen über gesundheitsge- 1. Schritt: Wis-
sen über Risiken
fährdende Risiken dank der Medien zum gesellschaftlichen Allge-
meingut gehört, aber man sich selbst für nicht gefährdet betrach-
tet oder betrachten möchte. Nach Slovic et al. (1980) können
viele Zeitgenossen deshalb die subjektive Gefährlichkeit des eige-
nen Verhaltens nicht realistisch einschätzen (verzerrte Risiko-
wahrnehmung, optimistischer Fehlschluss). Denn dazugehören
neben der Kenntnis die Kontrollierbarkeit und die angenommene
Schadenshöhe an der adäquaten Einschätzung der letzten bei-
den Punkte hapert es. Hoyos (1987) unterscheidet bei der Gefah-
reneinschätzung möglicher Risikozustände drei Dimensionen:
x Sensorisch direkt erkennbare Risiken: Diese treffen bei der
Gesundheit meistens erst sehr spät ein, was zu einer Fehlein-
schätzung führt (Beispiel: Herzerkrankungen).
x Durch diagnostische Eingriffe erkennbar: Wie schwierig es ist,
Menschen zu einer vorbeugenden Untersuchung zu bewegen,
wissen wir aus den Studien zur Darmkrebsprophylaxe. Unter-
nehmen können hier durch Informationsveranstaltungen die
Wahrscheinlichkeit für die Wahrnehmung einer diagnostischen
Untersuchung steigern (Darmtag als Gesundheitstag).
x Aus der Kenntnis allgemeiner Gesetzmäßigkeiten oder Erfah-
rungen erschließbar: In der Gesundheit gibt es Erfahrungen
und Regelsysteme, leider aber aufgrund der Komplexität (Syn-
4 A 194 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Risikoverhalten in der Arbeitswelt resultiert aber nicht nur aus Zum Schritt 3:
dem eigenen Risikobewusstsein oder Risikoeinstellung, sondern oft Umweltdruck
durch den Druck von außen. Psychische und physische Überlastun- Leistungsdruck
gen, Stress und Konflikte kennzeichnen zunehmend den Berufsall-
tag (Stressreport: Lohmann-Haislah et al., 2012). Um es zeitlich zu
schaffen, wird man mehr oder weniger gedrungen, Risiken in Kauf
zu nehmen: Das Risiko der Gesundheitsschädigung! Beispielhaft
sind zu nennen:
x Steigerung der Leistungsfähigkeit: Einnahme von Psychostimu-
lantien und anderen leistungssteigernden Präparaten, um die
& psychische Ermüdung durch quantitative oder qualitative
Überforderung hinaus zu schieben.
x Steigerung des Wohlbefindens: Einnahme von Antidepressiva
und anderen dämpfenden Präparaten, um die aufgrund von
Zeit- und Leistungsdruck oder sozialen Konflikten entstehen-
den Stress- und Angstzustände zu meistern.
4 A 196 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Fließende Oft sind aber die Grenzen zwischen „viel arbeiten“ und „arbeits-
4 Zustände süchtig“ fließend. Arbeitssüchtig liegt dann vor, wenn die Fixie-
rung auf die Arbeit mit Kontrollverlust und Entzugserscheinungen
verknüpft ist.
Schwarzer (2004): Dieses Buch stellt sich die Kernfrage un- Unsere Buch-
seres Präventionsauftrages. Welche psychologischen Prozesse empfehlungen
sind für eine gesunde Lebensweise oder für riskante Ge-
wohnheiten verantwortlich? Diese Fragestellung wird auf
verschiedene Risikobereiche vom Rauchen über Ernährung bis
zur körperlichen Aktivität übertragen und am Ende erfolgt
eine Übersicht zu Maßnahmen der Gesundheitsförderung u. a.
am Arbeitsplatz.
Norman et al. (2000): Alle relevanten theoretischen Kon-
strukte von der sozialen Lerntheorie über motivationale Mo-
delle bis zur Selbstregulation werden hier von ausgewählten
Experten aufgegriffen und auf ihre Bedeutung für die Erklä-
rung und Modellierung des Gesundheitsverhaltens aus theore-
tischer und empirischer Sicht überprüft.
4 A 198 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
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orientiere. Das lässt sich auch für das gesamte Unternehmen ver-
allgemeinern. Ist die Beziehung zwischen Unternehmen und Mitar-
beitern intakt, d. h. stimmt es in puncto Arbeitszufriedenheit und
Mitarbeiterbindung, dann dringen auch die Botschaften der Ge-
sundheitskommunikation zu den Mitarbeitern durch und entfalten
ihre Wirkung. Ein weiterer Punkt ist, dass erlebte Erfolgsgeschich-
ten potenziell auch die Selbstwirksamkeitserwartung stärken
(„Wenn der das geschafft hat, kann ich das auch“) und verstärken
auch die erwarteten positiven Konsequenzen des Verhaltens
(„Wenn ich auch körperlich aktiver werde, dann werde ich genau-
so fit wie XY“). Das sind zwei wichtige psychologische Elemente,
wenn es darum geht, Verhaltensänderungen auszulösen. Generell
sollte es deshalb das Ziel sein, Gesundheit zum Thema nicht nur
der formellen, sondern auch der informellen persönlichen Kom-
munikation im Unternehmen zu machen und dafür zu sorgen, dass
es möglichst eine breite Basis an Fürsprechern gibt, welche die
Bedeutung von Gesundheit im Unternehmen auch authentisch
transportieren können. Im Marketing spricht man in dem Zusam-
menhang auch von viralen Elementen. Eine mediale Begleitung in
Form von Artikeln und Berichten in Unternehmensmedien, Flyern
und Plakaten kann das unterstützen, indem sie konkrete Möglich-
keiten zum Handeln aufzeigt.
von geht eine ganz andere Wirkung aus, als wenn die Mitar-
beiter das Gefühl haben, dass das Gesundheitsmarketing eine
„Hochglanz-Propagandaveranstaltung“ des Managements ist.
Das kann ich durch die Ausgestaltung der persönlichen Kom-
munikation, aber ebenso durch den Einsatz geeigneter Medien
fördern. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang v. a.
die Möglichkeiten, welche die Neuen Medien des Web 2.0 bie-
ten. Diese bieten die Chance zu einem echten Dialog über Ab-
teilungs- und Hierarchiegrenzen hinweg.
x Was die Art und Weise der Kommunikation angeht, ist mir
eine letzte Sache noch besonders wichtig: Emotionen! Das ist
ein Thema, was in der internen Unternehmenskommunikation
noch zu sehr vernachlässigt wird. Meist dominiert hier die An-
sprache auf der rationalen Ebene durch Anhäufung von Argu-
menten. Eine dauerhafte Veränderung des Gesundheitsverhal-
tens gelingt dadurch aber oftmals nicht. Eine bessere Chance
habe ich, wenn die Mitarbeiter sich emotional angesprochen
fühlen, wenn sie das BGM z. B. mit Spaß verbinden. Denken
Sie nur an die Werbung die arbeitet nur mit Emotionen!
Jetzt will ich das nicht überbetonen und sagen, dass man es
der Werbung gleich tun sollte, eine rein emotionale Ansprache
wäre auch verfehlt. Es geht um eine gesunde Mischung:
Glaubwürdige und verlässliche Informationen und Fakten sind
die Basis der Gesundheitskommunikation, Metaphern und Ge-
schichten die emotionale Verpackung, um diese zu transpor-
tieren. Es zeigt sich immer wieder, dass Storytelling viel bes-
ser funktioniert als jede Statistik. Ich finde, ein Zitat von
4 John Kotter, dem Change Management Papst, bringt das sehr
gut auf den Punkt: „If you want people to change, you have
to win over their hearts and minds.“ (Kotter, 2011)
Dr. Matyssek: Vereinfacht gesagt: Man kennt sich, man mag sich,
man arbeitet gern. In einer „gesunden“ Kultur reflektieren Füh-
rungskräfte freiwillig ihr Führungsverhalten. Sie führen Willkom-
mensgespräche, ohne dass es dazu der Anordnung einer Betriebs-
vereinbarung bedarf. Sie interessieren sich für ihre Beschäftigten
und gewähren allen einen Vertrauensvorschuss. Sie lassen ihre
Mitarbeiter spüren, dass sie etwas wert sind und auch als Mensch
zählen. Auf Mitarbeiterseite zeigt sich diese Kultur darin, dass
Beschäftigte, die so behandelt werden, gern zur Arbeit kommen
und sich voll einbringen. Alle im Betrieb begegnen einander mit
Wertschätzung, sodass Gratifikationskrisen ein Fremdwort sind,
auch weil Aufstiegschancen, Partizipation, ein gutes Gehalt und
gerechte Behandlung selbstverständlich sind. Alle gehen achtsam
mit ihrer eigenen Gesundheit und mit der von Kolleginnen und
Kollegen um. Nein-Sagen ist erlaubt und erwünscht, sobald je-
mand an seiner Leistungsgrenze angekommen ist. Das klingt viel-
leicht utopisch, aber Träumen muss erlaubt sein …
Dr. Matyssek: Genau das, was der englische Ausdruck besagt: sich
zu interessieren bzw. sich zu kümmern um das eigene Wohlbe-
4 A 206 Präventionsauftrag: Auf die Richtung kommt es an!
Der Mensch wird als zentrale Ressource für den Erfolg eines Un-
ternehmens angesehen. Leitlinien und Führung unterstreichen,
dass die Sicherung und Förderung der Gesundheit der Beschäftig-
ten und Kunden grundlegend für ein hohes individuelles und be-
triebliches Leistungsniveau und damit den Unternehmenserfolg
sind. Die zugrunde liegende Philosophie entspricht den neuen
rechtlichen Leitlinien. Während der klassische Arbeitsschutz im
einzelnen Menschen eher jemanden sah, den es zu schützen galt,
geht die europäische Gesetzgebung, wie im Arbeitsschutzgesetz
national umgesetzt, vom Arbeitnehmer als einem Partner aus, der
nicht nur in die Entscheidungen und Maßnahmen einzubeziehen
ist, sondern der auch in seinem Rahmen Verantwortung trägt.
Zugleich korrespondiert der präventive Ansatz des Arbeitsschutz-
gesetzes mit einem erweiterten Gesundheitsverständnis, das so-
wohl das physische als auch das psychosoziale Wohlbefinden ein-
schließt und schwerpunktmäßig auf Maßnahmen der Primärpräven-
4 tion setzt. Schutz und Vorbeugung stellen auch im Kontext einer
gesundheitsförderlichen Unternehmenskultur wichtige Werte dar,
aber vorrangig ist die Förderung von individuellen und betriebli-
chen Ressourcen. Insofern liegt modernen Konzepten der Perso-
nalführung und einer gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung
dieselbe Philosophie zugrunde: Selbstbestimmtes und eigenver-
antwortliches Handeln bilden gleichermaßen die Grundlage für das
psychische und physische Wohlbefinden als auch für die erfolgrei-
che Zusammenarbeit und Aufgabenbewältigung v. a. in dezentra-
len Arbeitsstrukturen.
Liebe Frau Prof. Elke, in Ihrem „ersten Leben“ haben Sie als Leh-
rerin den Kindern das ABC beigebracht heute sind die Kinder
größer geworden und Sie vermitteln als Hochschullehrerin den
Unternehmen die A-B-C-Strategie des Gesundheitsmanagements.
Was haben wir uns darunter vorzustellen?
Klingt etwas akademisch, aber vom Prinzip lässt sich das Quali-
tätspuzzle leicht auflösen. Es geht eigentlich stets um den klassi-
schen Dreischritt der Qualitätsprüfung ( Tabelle 5-1).
Zweiter Bau- Mithilfe des Qualitätsmanagements lässt sich auch der Bogen zwi-
stein: Lernzyklus schen wirtschaftlichen und humanen Zielsetzungen aufspannen,
indem nicht nur Kosten- und Erlösdimensionen, sondern auch die
Befähiger (Mittel und Wege) Berücksichtigung finden. Durch den
Bezug der Erfolgskriterien, die monetär und nicht-monetär defi-
niert sind, auf die Befähigerkriterien erfolgt eine systematische
Verknüpfung von Leistungserfassung und Verbesserungsmöglichkei-
ten in Anlehnung an den geforderten Lernzyklus, der durch die
} Abbildung 35 (ª S. 221) illustriert wird.
Dritter Baustein: Gesunde Mitarbeiter und eine gesunde Arbeitsumwelt sind das Ziel
Selbstbewertung im BGM. Ob Maßnahmen jedoch wirksam sind, lässt sich nicht ein-
fach ablesen. Eine Bewertung des BGM ist daher erforderlich, um
die Qualität des Systems zu steigern. In vielen Qualitätsmanage-
ment-Modellen nimmt die Selbstbewertung (Self-Assessment) eine
wesentliche Funktion im Sinne eines strategischen Systemcontrol-
lings auf Managementebene ein. Eine entsprechende modellba-
sierte Selbstbewertung liefert zielführende Aussagen einerseits
über den Reifegrad, andererseits über Stärken und Verbesserungs-
Erfolgskriterien und Prüfpunkte 221 A 5.1
potenziale der Organisation. Dabei wird eine potenzial- und eine
ergebnisorientierte Bewertungsperspektive eingenommen. Daraus
lassen sich dann wichtige Verbesserungsprojekte und Aktionsbe-
reiche ableiten. Zudem schafft man Möglichkeiten zum Benchmar-
king mit „Best Practice“. Die besten Vergleiche liefern dabei die
auf dieser Methode basierenden Qualitätspreise wie der European
Quality Award (EQA) und sein deutsches Pendant, der Ludwig-
Erhard Preis. Internationale Konkurrenten sind der Deming-Prize
oder der Malcolm Baldrige Award. Es existieren für Praktiker eine
Vielzahl EDV-basierter Instrumente zur systematischen Selbst-
bewertung wie Q-Excellence® oder SAB®. Bei der Selbstbewer-
tung spielt die RADAR-Bewertungsmethodik eine zentrale Rolle
(} Abbildung 36, S. 222). Diese RADAR-Logik baut auf dem klassi-
schen PDCA-Kreislauf (Plan, Do, Check, Act) des Qualitätsmana-
gements auf. Das aus dem RADAR abgeleitete Reifegradmodell
berücksichtigt hier folgende Faktoren:
1. Positive Trends
2. Ziele
3. Vergleich
4. Ursachen
5. Umfang
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} Abbildung 37: Das Grundmodell des Qualitätsmanagements
Der Schritt von Die DIN EN ISO 9004 will nun den Anwender dazu verleiten, nicht
QM zum TQM nur die minimal erforderlichen Aspekte eines wirksamen Quali-
tätsmanagementsystems zu erfüllen, sondern das System zu nut-
zen, um Effektivität und Effizienz zu erzielen. Die DIN EN ISO 9004
erweitert daher den Horizont der DIN EN ISO 9001, indem es z. B.
das Gedankengebäude Kundenorientierung dahingehend erwei-
tert, dass es nicht nur den einzelnen Kunden, sondern alle inte-
ressierten Parteien beachtet und viele Ideen/Gedanken, wie z. B.
die Selbstbewertung, die in den „Vorbildern“ wie dem EFQM-
Modell (siehe unten) und seiner Anwendung enthalten sind, eben-
Erfolgskriterien und Prüfpunkte 225 A 5.1
falls vorschlägt. Diese Aspekte wollen wir uns daher direkt am
EFQM-Modell ansehen. Ferner müssen wir noch die Frage beant-
worten: Kann das Qualitätsmanagement dem BGM helfen? Ein
Blick in die „formale Welt“ der DIN EN ISO 9001 schenkt uns Hoff-
nung, da sie betont, dass andere Managementbereiche integriert
werden müssen. Das EFQM-Modell greift diesen Schritt auf, indem
es Kriterien formuliert, die für alle Managementperspektiven rele-
vant sind. Mit der Vorstellung des EFQM-Modells zeigen wir, wie
die Anforderungen eines wirksamen und zugleich effizienten BGM
in ein Managementsystemmodell integriert werden können.
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(QJDJHPHQWGHU $UEHLWVSUR]HVVH 0,7$5%(,7(5 (UJHEQLVVHGHU
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*HVXQGKHLWVNRPSHWHQ]
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6WUDWHJLH3ODQXQJ 6FKOVVHOSUR]HVVHQ%*0 $EVWLPPXQJ +HUYRUUDJHQGH4XDOLWlW
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(5*(%1,66(
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.ULWHULHQLQGHU
2UJDQLVDWLRQ
)KUXQJVVWUXNWXU ,QWHJUDWLRQ
6WUDWHJLVFKH
3RVLWLYHV,PDJH (LQIOXVVDXI
3DUWQHUVFKDIWHQ %HGDUIVDQDO\VH
)KUXQJVOHLWOLQLH :LUWVFKDIWOLFKNHLW
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6&+$)7(1XQG %(=2*(1( 1DFKKDOWLJNHLW
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=LHOYHUHLQEDUXQJHQ 5(66285&(1 (5*(%1,66(
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,QYHVWLWLRQHQ*HVXQGKHLW 6R]LDOH9HUDQWZRUWXQJ
,1129$7,21XQG/(51(1
Wir sind nicht die Einzigen, die das EFQM-Modell als Grundlage Konkret:
zur Bestimmung der Qualitätskriterien und damit der ableitbaren Bezug BGM
Prüf- und Erfolgspunkte für eine moderne und qualitätsorientierte
BGF empfehlen. Der BKK-Bericht zu den Qualitätskriterien für die
BGF listet folgende Prüfpunkte auf (BKK, 1999):
1. BGF/BGM und Unternehmenspolitik: Leitlinien, Integra-
tion in Organisationsstrukturen und -prozesse, Gewährleis-
tung ausreichender Ressourcen, Überprüfung des Fort-
5 A 228 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
Lesen Sie hierzu auch die Informationen zur DIN SPEC 91020 in der
; Box 2-1 (S. 39)! Dieser Ansatz zur Standardisierung des Gesund-
5 heitsmanagements orientiert sich am Qualitätsmanagement und
bezieht sich auf Ressourcen, Strukturen und Prozesse. Wer diesen
Weg konsequent geht, schafft einen Mehrwert „Gesunde Organisa-
tion“, der über die rechtlichen Rahmenbedingungen hinausgeht.
Auch andere Ansätze zur Standardisierung wie SCOHS (Social Capi-
tal & Occupational Health Standard) von Prof. Bernhard Badura-
setzen auf ein qualitätsorientiertes BGM.
Hauptanforderungen Unterpunkte
² Entwicklung und Optimierung betriebspoliti-
scher Voraussetzungen
Verankerung der BGF ² Aufbau struktureller Rahmenbedingungen
² Diagnose, Umsetzung und Optimierung der
zugrunde liegenden Kernprozesse
² Förderung der persönlichen Gesundheits-
potenziale
² Verbesserung des physischen und psychi-
Stärkung des Human-
schen Gesundheitszustandes
und & Sozialkapitals
² Steigerung des psychosozialen Wohlbefin-
in Bezug auf Gesund-
dens und des Vertrauens in der Organisation
heit
² Verbesserung der sozialen Beziehungen
² Verminderung von Risikofaktoren
² Bereitschaft zur Partizipation
² Gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung
Optimierung gesund-
² Gesundheitsförderliche Gestaltung der Or-
heitsförderlicher
ganisation und der Strukturen
Strukturen
² Gesundheitskultur und Wertemanagement
² Vorbildrolle Führung und Gesundheit
Gesundheitsfördernde ² Frühzeitige Identifikation von Gefahren
Führung ² Förderung präventiver Konzepte in der Ar-
beitswelt
5 A 230 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
Hauptanforderungen Unterpunkte
² Unterstützung der Mitarbeiter in Bezug auf
ihr Gesundheitsverhalten
² Verbesserung des Arbeitsverhaltens
² Reduktion der Fehlzeiten, aber auch Ver-
Steigerung der Pro-
meidung von & Präsentismus
duktivität und Wirt-
² Zunahme der Qualität der Leistungen und
schaftlichkeit
Kundenorientierung
² Senkung von Kosten
Die } Abbildung 39 (ª S. 232) fasst die aus unserer Sicht wich- Prämissen und
tigsten Erfolgsfaktoren für ein effizientes und effektives BGM zu- Kernprozesse
sammen. Dabei unterscheiden wir zwischen Voraussetzungen und
Kernprozessen. Die Kernprozesse für das BGM setzen auf die typi-
schen Prozessabschnitte der kontinuierlichen Verbesserung (Plan,
Do, Check, Act). Da das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung
5 A 232 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
selbst für Managementsysteme, die auf Basis der DIN EN ISO 9001
o. ä. aufgebaut sind, verbindlich ist, ist hier noch einmal gut zu
erkennen, dass BGM gut mit anderen Managementbereichen wie
Qualität zusammenwirken kann. Dieses Prinzip der kontinuierli-
chen Verbesserung ist Kern aller Modelle des (T)QM.
BGM als inte- Modelle des & Total Quality Managements bieten zahlreiche An-
grierte Strategie knüpfungspunkte der Integration von Konzepten und Methoden des
von TQM BGM (BAuA, 1997; Zink, 2004; Zollondz, 2006). Qualität kann als
mehrdimensionales Konstrukt der umfassenden Breite des Ge-
sundheitsverständnisses gerecht werden. Durch die Berücksichti-
gung von Befähigern befreit man sich von der einseitigen Debatte
rund um Kosten- bzw. Erlösdimensionen und bildet den Zusam-
menhang zwischen Befähigerkriterien (Mitteln und Wegen) und
Leistungserfassung (Ergebnissen) ab. Dieser „kausale Bezug“ er-
möglicht gezielte Verbesserung. Dadurch, dass das Total Quality
Management anerkannt ist, kann das BGM auch entsprechend hof-
fähig bzw. salonfähig gemacht werden. Frei nach dem Motto der
Novelle von Gottfried Keller: Kleider machen Leute! Nur sollte es
hier nicht bei dem täuschenden Schein bleiben.
%HWULHEOLFKH
9RUDXVVHW]XQJHQ
9RUDXVVHW]XQJHQ
6WDELOH2UJDQLVDWLRQ
(LQIOXVVUHLFKH3URPRWRUHQ
$XVUHLFKHQGH5HVVRXUFHQ
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9RUDXVVHW]XQJHQ
.HUQSUR]HVVH
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(UIROJVPHOGXQJHQ *HVXQGKHLWVSRUWDO
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5
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.HUQSUR]HVVH
.HUQSUR]HVVH
*HVXQGKHLWVDQDO\VH
.HUQSUR]HVVH
=XIULHGHQKHLW$N]HSWDQ]
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(IIHNWLYLWlWGHU$QJHERWH 5HIOH[LRQGHU)HKO]HLWHQ
(UJHEQLVHYDOXDWLRQ ,QWHUYHQWLRQ ,QWHJUDWLRQ'DWHQEDVHQ
.HUQSUR]HVVH
%HGDUIVJHUHFKWLJNHLW
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(IIHNWLYLWlWXQG(IIL]LHQ]QDFKZHLVHQN|QQHQ
5RXWLQHPlLJHXQGNRQWLQXLHUOLFKH $QDO\VHYRQ(UHLJQLVVHQ]XUNRQWLQXLHUOLFKHQ
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9HUEHVVHUXQJXQGGHUHQ'RNXPHQWDWLRQ
9HUNQSIXQJYRQGLYHUVHQ(UIDVVXQJV ,PSOHPHQWLHUXQJHLQHV)UKZDUQV\VWHPV]XU
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9HUPHLGXQJDUEHLWVEHGLQJWHU5LVLNHQ
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]XU$NWLYLHUXQJYRQ*HVXQGKHLWVSRWHQWLDOHQ
VWDQGRUWVSH]LILVFKH$VSHNWHEHDFKWHQ
%*00DQDKPHQ ]LHOJHULFKWHWVWHXHUQN|QQHQ
Aus den Anforderungen wird ersichtlich, dass wir mit unserem Schritt vom Ge-
Ansatz des Gesundheitsmonitorings auch den Weg für ein Risiko- sundheitsmonito-
management im Bereich BGM eröffnen. Wir benötigen also nicht ring zum Risiko-
nur ein Risk-Management in Bezug auf Finanzderivate, sondern ein management
Health Risk Management im Sinne eines funktionierenden Früh-
warnsystems, das mögliche Folgen aufzeigt, wenn Maßnahmen der
BGM nicht oder nur unzureichend umgesetzt würden (Crouhy et
al., 2006). Einige Case-Studies zum Risikomanagement stellt der
Bericht der European Agency for Safety and Health at Work zur
Verfügung (EU-OSHA, 2009).
x Vorort-Besichtigungen,
x & Gefährdungsanalysen,
x Dokumentenanalysen,
x Organisationsanalysen,
x Mitarbeiterbefragungen etc.
Konkretes Für Entscheider ist es wichtig, dass die Erkenntnisse aus den In-
Vorgehen formationsquellen in Form von Indikatoren verdichtet werden,
ohne die Vielschichtigkeit und die Wechselwirkungen aus dem
Auge zu verlieren. Doch in der Praxis werden die Ergebnisse oft
nicht normiert und standardisiert als Kennzahlen abgebildet, so-
dass es den Entscheider schwerfällt, eine angemessene Risikobe-
wertung vorzunehmen (ª Kap. 5.2, S. 234). Bevor wir auf die
Kennzahlen zu sprechen kommen, müssen wir aber zunächst aus
der Perspektive des BGM das Vorgehen illustrieren, wie Risiken
gemanagt werden können (} Abbildung 43, S. 239):
1. Ziele BGM bestimmen: Der erste Schritt ist die Bestimmung
der Soll-Größen. Leitlinien müssen formuliert und auf Ziel-
ebenen heruntergebrochen werden. Zudem ist es essenziell,
dass unternehmensspezifische, operationalisierbare Indikato-
ren entsprechend der BGM-Ziele identifiziert, entwickelt, er-
probt und laufend iterativ optimiert werden müssen. Es geht
also grob um die richtigen Fragen und Erfassungswege. Dabei
sind Lage-, Streuungs- und Zusammenhangsmaße der Indikato-
ren zu differenzieren. Diese unternehmensspezifischen Indi-
katoren sind aber stets überbetrieblich auf Angemessenheit
zu überprüfen (Public Health).
2. Risiken und Chancen identifizieren: Zur Identifizierung der
5 Chancen und Risiken bietet es sich an, die körperlichen und
psychischen Risiken der Mitarbeiter aufgrund ihres Arbeitsum-
feldes systematisch in Form eines Risikokatasters aufzubauen.
Dies lässt sich auch mit der Verpflichtung zur & Gefährdungs-
beurteilung verbinden. Entscheidend ist, dass man zusätzlich
über einen solchen Kataster auch den öffentlich zugänglichen
Erkenntnisstand zum BGM abbilden kann. Die systematische
Beobachtung von Diskursen zu Gesundheitsthemen, wissen-
schaftliche Literaturanalysen, Reflexion von & Metaanalysen
etc. bieten sich hier an. Dies ist eine Voraussetzung, um eine
& evidenzbasierte Vorgehensweise zu realisieren.
3. Risiken analysieren und bewerten: Letztlich funktioniert das
Risikomanagement im Bereich BGM nur längsschnittlich. Kurz-
fristige Effekte sind meistens verzerrt durch nicht kalkulier-
bare & Moderatoren und Mediatoren (Einflussfaktoren). Die
meisten Analysen leiden an der Mittelwertsfalle, alles kumu-
liert sich auf wenig aussagekräftige Durchschnittswerte. Hier
Gesundheitsmonitoring und Risikomanagement 239 A 5.2
ist es erforderlich, eine Datenbasis für unternehmensbezoge-
ne Epidemiologie zu schaffen, ggf. auch eigene Studien
durchzuführen und auf jeden Fall eine Nutzenbewertung zu
erproben. Bei der Bewertung geht es um Trends und um Ver-
änderungen (Differenzwerte), nicht nur um Absolutwerte.
4. Risiken steuern und bewältigen: Hier lassen sich verschiede-
ne Maßnahmen anführen Æ Stärkung der primären und sekun-
dären Prävention, Einsetzung & evidenzbasierter Leitlinien in
der Diagnostik und Primärversorgung, Identifikation von Best
Practice Ansätzen („Leuchttürme der Praxis“) sowie Stärkung
der Zusammenarbeit mit kurativen und rehabilitativen Ein-
richtungen im Gesundheitswesen.
6WUDWHJLHXQG
=LHOHGHU%*)
5LVLNR ,GHQWLILNDWLRQ
EHUZDFKXQJ GHU5LVLNHQXQG
0RQLWRULQJ &KDQFHQ
5LVLNR 5LVLNRDQDO\VH
NRPPXQLNDWLRQ 5LVLNREHZHUWXQJ
5LVLNRVWHXHUXQJ
%HZlOWLJXQJ
Early Pain Ein wichtiger Trend des Risikomanagements drückt sich in Bezug
Reporting auf das frühzeitige Berichten arbeitsbedingter Beschwerden aus,
denn es geht darum, rechtzeitig einzugreifen. Diese frühzeitige
Erfassung erhöht nicht nur den präventiven und therapeutischen
Erfolg, sondern lässt auch die Kausalität zwischen Bedingungen
und Auswirkungen auf der Personenebene schneller erfassen. Wir
empfehlen für die Praxis nicht das Zuwarten, bis das Kind in den
Brunnen gefallen ist, sondern die Implementierung einer „schnel-
len Eingreiftruppe“ im Bereich Gesundheit. Dieser Ansatz ist kom-
patibel mit der übergreifenden Sichtweise des Gesundheitsmoni-
torings. Beide Systeme ergänzen sich hervorragend, um kurzfristi-
ge Maßnahmen mit langfristig strategischen Ansätzen zu kombinie-
ren. Denn primär geht es um Vermeidung von Risiken und deren
Bewältigung am Arbeitsplatz. Das Flowchart stellt eine mögliche
Prozessbeschreibung für eine „schnelle Eingreiftruppe“ dar
(} Abbildung 44, S. 241).
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0LWDUEHLWHULQIRUPLHUW 0LWDUEHLWHUPHOGHWVLFK
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3UlPLVVH(LQYHUVWlQGQLVGHV0LWDUEHLWHUV
9RUJHVHW]WHUHUVWHOOW9RUIDOOEHULFKWXQGIKUW8QWHUVXFKXQJDP$UEHLWVSODW]GXUFK
(UVWHOOXQJHLQHV$NWLRQVSODQV 7HDP
6LQGGLHGXUFKJHIKUWHQHUJRQRPLVFKHQ
9HUEHVVHUXQJHQZLUNXQJVYROO"
'RNXPHQWDWLRQ
Wo ist der Seismograf Gesundheit? Früh- bzw. Rechtzeitigkeit der Health Balanced
Erfassung ist nicht nur eine Frage von „Eingreiftruppen“ und der Scorecard
Bereitstellung von Ansprechpartnern, sondern in Anbetracht der
vielfachen Wechselwirkung unterschiedlicher Faktoren der Ar-
beitswelt zunehmend auch eine Frage der systematischen Erfas-
sung und vernetzten Interpretation diverser Kennwerte im Konzert
mit anderen Indikatoren. Mit der Gesundheitsquote allein werden
wir weder frühzeitig Risikobereiche identifizieren noch der Kom-
plexität von Gesundheit im Unternehmen gerecht werden können.
Das EFQM-Modell des & Total Quality Managements
(ª Kap. 5.1, S. 216) offeriert uns einen Strategierahmen und kor-
respondierende Prüfpunkte und Erfolgskriterien. Doch was uns
fehlt, ist die konsequente Verfolgung. Die klassische & Balanced
Scorecard stellt ein ausbalanciertes Kennzahlensystem dar (Fi-
nanz-, Potenzial-, Prozess- und Kundenperspektive) (Kaplan &
Norton, 2001). Es handelt sich um eine Management-Methode, mit
der ein Unternehmen mit Hilfe von wenigen, aber entscheidenden
Kennzahlen effektiv geführt werden kann. Esslinger (2003) stellt
die Funktionalität hinsichtlich einer qualitätsorientierten Planung
und Steuerung am Beispiel eines Non-Profit-Unternehmens dar.
Ziel der Balanced Scorecard ist es, einen ständigen Überblick über
den Kurs des Unternehmens und der einzelnen Verantwortungsbe-
5 A 242 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
reiche zu bieten (Treier, 2009a, S. 357 f.). Sie ist damit mit dem
„Cockpit eines Flugzeugs“ vergleichbar, in dem alle erforderlichen
Informationen über den Zustand des Flugzeugs und des einzuhal-
tenden Kurses angezeigt werden. Das Ziel ist das gesunde Unter-
nehmen! Ein Unternehmen ist aber nur mit gesunden Mitarbeitern
gesund. Eine Balanced Scorecard braucht eine Vision. Auf Basis
kritischer Erfolgsfaktoren wird die „Erfolgsstory BGM“ sichtbar,
transparent und v. a. steuerbar. Die Balanced Scorecard setzt die
vom EFQM-Modell definierten Stellgrößen der Strategie in ope-
rative bzw. messbare Größen um (Janssen et al. in Meifert &
Kesting, 2004, S. 48 f.) (} Abbildung 45, S. 242). Damit ist die
Balanced Scorecard ein Instrument zur Strategieumsetzung. Sie
berücksichtigt sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Krite-
rien, was im Rahmen der BGM wichtig ist (Treier, 2012, S. 107).
Der Vorteil der Balanced Scorecard ist ihre Verbreitung, Akzep-
tanz, Anpassbarkeit und Anschaulichkeit.
+HDOWK
%6&
+HDOWK%6&
Die & Balanced Scorecard ist kein Selbstläufer! Sie müssen Kenn- Tipps zur Health
werte definieren und überlegen, welchen Einfluss diese Kennwer- Balanced
te auf Ihre Zielsetzung „Gesundes Unternehmen“ haben. Wir wer- Scorecard
den Ihnen im Kap. 5.6 (ª S. 314) ein Beispiel vorstellen. Einige
Tipps sollen Ihnen den Einstieg in diese Methode erleichtern …
x Verwenden Sie stets Messinstrumente, die im Unternehmen
schon existieren! Vielfach lassen sich diese für den Bereich
BGM problemlos erweitern (Beispiel Mitarbeiterbefragung,
Fehlzeitenanalyse, Feedbacksysteme). Der erste Schritt ist al-
so, alle denkbaren Erfassungsinstrumente hinsichtlich ihrer Af-
finität zu Gesundheitsthemen durchzuforsten und zu überle-
gen, ob sich ggf. eine Erweiterung anbietet.
5 A 244 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
Bezugssystem zur Anstelle einer Zusammenfassung soll die } Abbildung 47 das Be-
Steuerung zugssystem zur Steuerung illustrieren. Die Achsen werden durch
drei Bestimmungsvektoren definiert:
1. Gesundheitsassessment: Hier geht es um eine bedarfsori-
entierte Bewertung hinsichtlich BGM. Mit der Selbstbewer-
tung entlang des EFQM-Modells wird die Position be-
stimmt, bewertet und daraus abgeleitet, welche Weichen-
stellungen und Maßnahmen im BGM anzusetzen sind.
5 2. Gesundheitsmonitoring: Hier wird mit Hilfe der mit der
& Balanced Scorecard definierten Kennzahlen und damit
verbundenen Ziel- und Grenzwerte der Zustand bzw. Fort-
schritt „Gesunde Organisation“ kontinuierlich überwacht.
Die Auswahl dieser Steuerungskennwerte und die Definiti-
on ihrer Ziel- und Grenzwerte werden u. a. durch die Mög-
lichkeiten der Datenerhebung und Rahmenbedingungen
wie gesetzlichen Vorgaben des Datenschutzes sowie vom
Kriteriensystem des Gesundheitsassessments bestimmt.
3. Gesundheitsbenchmarking: Hier bieten sich v. a. Best
Practice-Beispiele an (Vergleichsringe im BGM), aber auch
das Sharing-Konzept im Sinne des gemeinsamen Lernens
und Entwickelns kann als wichtiger Katalysator fungieren.
Benchmarking garantiert dabei Innovation und Aktualität.
Gesundheitsmonitoring und Risikomanagement 247 A 5.2
\
Gesundheits-
assessment
%HGDUIVDQDO\VH
2ULHQWLHUXQJ
Wert der Steuergröße (x,y,z):
6FKZHUSXQNWWKHPHQ
$OOJHPHLQH(LQVWHOOXQJHQ 'LH6WHXHUJU|HQXQGGDPLWGLH$QJHERWH
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*HVXQGKHLWVYHUKDOWHQ
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%HWHLOLJXQJVLQWHQVLWlW
$EVROXWPHVVXQJQDFK%6&
[
Kennwertorien- Ob wir über Health and Productivity Management (HPM) oder ein-
tierung als fach über ein systematisches und nachhaltiges BGM sprechen, wir
Maxime benötigen auf jeden Fall & Key Performances Measures, Bench-
5 marks und Best Practices und Indikatoren, um das Potenzial der
Gesundheitsförderung abzubilden (Goetzel et al., 2001). Der
grundlegende Baustein ist die Kennzahl. Diese Kennwerte müssen:
x belastbar sein,
x nutzwertbezogen sein,
x als Grundlage für Entscheidungsprozesse fungieren und
x die Vielgestaltigkeit von Gesundheit abbilden können.
Argumente gegen Die Nutzung von Kennzahlen wird vielfach mit dem negativ konno-
das Controlling tierten Begriff Controlling verknüpft, also mit einseitiger Kos-
tenorientierung und extremem Rechtfertigungsdruck. Viele Tätige
im Bereich Gesundheit sehen es auch nicht als ihre genuine Auf-
gabe an, Gesundheitscontrolling als Zielerfüllungskontrolle zu
betreiben und die Wertschöpfung zu belegen. Manche vertreten
auch dezidiert die Meinung, dass man das Thema BGM nicht hin-
Baustein 1: Kennzahlen 249 A 5.3
sichtlich ihrer Wertschöpfung belegen könne. Ist dies wirklich so?
Die Studien im Kap. 5.4 (ª S. 282) zeigen auf, dass der & Return
on Investment auch für BGM ermittelbar ist (Chapman, 2005 &
2012). In Wirklichkeit handelt es sich bei den Einwänden mithin
nicht primär um & evidenzbasierte Gründe, sondern eher um la-
tente Ängste im Hinblick auf Budgetfragen und Ressourcenproble-
me. Viele Gegenargumente sind nur scheinbar tragfähig …
x Kostenfrage: Die Auseinandersetzung mit der Kostenfrage
wird bewusst gemieden, doch damit boykottiert man die Zu-
kunft BGM. Warum? BGM braucht Investitionen, die ökono-
misch zu rechtfertigen sind. Nur so entzieht man sich dem im-
pliziten Vorwurf des „Sozialklimbims“.
x Instrumente: Ein weiteres Gegenargument bezieht sich auf
das Problem der Instrumente, die zur Erfassung von Effizienz
und Effektivität von BGM im Unternehmen existieren. Sowohl
Praxis als auch Wissenschaft sind sich einig, dass man Gesund-
heitsfragen im Unternehmen nicht durch einen pauschalen
Kennwert wie Fehlzeiten abbilden kann. Bedeutet dies aber
im Umkehrschluss, dass die Kennzahl „Fehlzeiten“ unbrauch-
bar ist? Wir werden in diesem Kapitel die relevanten Attribute
von Kennzahlen darstellen und am Beispiel der Fehlzeiten de-
monstrieren, dass diese Kennzahl mehr Aussagekraft besitzt,
als ihr gemeinhin zugestanden wird. Fehlzeiten wirken als
Kennzahlen grau und stumpf. Würde man sie entstauben, wäre
ihr Einsatz aber verheißungsvoll. Zudem gibt es vielverspre-
chende andere Kandidaten (ª Kap. 5.6, S. 314).
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.RPPXQLNDWLRQVIXQNWLRQ 0RGDOLWlW
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0D Q
UN W LR 'LIIHUHQ]HQ %DVLVZHUW
H WL
QJ X QN
IX JI
QN OL Q
W LRQ U RO =HLWUDXP /lQJVVFKQLWW
QW
&R
=HLWEHWUDFKWXQJ
=HLWSXQNW 4XHUVFKQLWW
)XQNWLRQHQ $WWULEXWH
Zehn Gebote zu Wie dürfen Kennzahlen nicht gestaltet sein? Wie verhindern wir
Kennzahlen einen Zahlenfriedhof? Es gibt grundlegende Gebote für Kennzah-
len, die bei der Einführung von Kennzahlensystemen auf jeden
Fall zu beachten sind (Treier, 2013b, S. 81 ff.).
Zur Kennzahlen- Fassen wir die bisherigen Aussagen für unser Thema zusammen!
typologie Bei der Kennzahlentypologie unterscheiden wir befragungs- von
nichtbefragungsbasierten Kennzahlen. Kennzahlen wie Arbeitsun-
fähigkeitsdaten sind nicht befragungsbasiert. Dagegen gehört die
Arbeitszufriedenheit zu den befragungsbasierten Kennzahlen.
Zudem differenzieren wir v. a. zwischen harten und weichen
Kennzahlen. Kennzahlen wie Fehlzeiten oder die & Fluktuations-
quote gehören zu den harten, während biopsychosoziale Sachver-
halte eher zu den weichen Kennzahlen gehören (} Abbildung 49,
S. 255). Dabei impliziert weich oder hart keine Güte der Kennzahl,
sondern lediglich die Modalität der Erfassung. Auch wenn harte
Kennzahlen bei den Controllern beliebt sind, erkennen zunehmend
die Experten auch die Restriktionen hinsichtlich der Aussagekraft
und Steuerungsfähigkeit dieser harten Kennzahlen. Die Güte der
Kennzahlen hängt also nicht von der Modalität und Beschaffenheit
ab, sondern von der inhaltlichen Passung zu den anvisierten Ge-
staltungsmaßnahmen und Veränderungsprozessen. Zudem wird die
Güte auch durch die theoretische Fundierung begründet. Wir kon-
statieren im Gesundheitsbereich eindeutig eine Zunahme der be-
fragungsbasierten weichen Kennzahlen. Warum? Diese Kennzahlen
sind oft kausalitäts-, anspruchsgruppen- und interventionsorien-
tierter als harten Kennzahlen.
x Kausalitätsbezug: Ursache-Wirkungsketten werden in Modellen
abgebildet. Empirische Studien zeigen wahrscheinliche Zu-
sammenhänge und Kausaldominanzen auf. Zudem verfügen
diese Kennzahlen über ein differenzierteres Analysepotenzial.
x Anspruchsgruppenbezug: Die hohe Inhaltlichkeit erfasst besser
als abstrakte Kennzahlen die Interessenslage von Betroffenen.
x Interventionsbezug: Aufgrund ihrer Inhaltlichkeit und ihrer
modellbasierten Entwicklung ermöglichen diese Kennzahlen
5 eine Ableitung von Maßnahmen und Handlungsfeldern.
Ihre bedarfsorientierte und realistische Abbildung gewährt ihnen
auch eine höhere Legitimation. Der Wermutstropfen ist aber der
Aufwand hinsichtlich der Erhebung. Eine Gesundheitsbefragung
auf Basis einer & Arbeits- und Tätigkeitsanalyse (ª Kap. 5.6,
S. 314) ermöglicht eine vielschichtige Sichtweise auf Gestaltungs-
felder in Bezug auf die gesunde Arbeitswelt. Die Fehlzeiten sind
indes ein Spätindikator und beantworten nicht die Frage nach dem
Warum?
3V\FKRORJLVFKH(EHQH
9 6R]LDOH
%H]LHKXQJHQ
9 1HW]ZHUNH
9 6WUHVV 9 0REELQJ
9 9HUKDOWHQ 9 9HUWUDXHQ
9 =XIULHGHQKHLW 9 )KUXQJVTXDOLWlW
9 0RWLYDWLRQ 9 5ROOHQNRQIOLNWH
9 0GLJNHLW
9 (UVFK|SIXQJ
9 $QJVW 6R]LDOH(EHQH
[
9 'HSUHVVLRQ
9 .UDQNKHLWHQ
9 (UQlKUXQJ
9 '\VIXQNWLRQDOH
6W|UXQJHQ
9 9HUVFKOHL
9 .|USHUOLFKH
9HUlQGHUXQJHQ
9 6WRIIZHFKVHO
] 9 6\QGURPH
7UHLEHU (UJHEQLVVH
)5h+LQGLNDWRUHQ 63b7LQGLNDWRUHQ
$UEHLWVEHGLQJXQJHQ
Gesunde Arbeitsumwelt
3V\FKRVR]LDOHV
&RPPLWPHQW )HKO]HLWHQ
$XIJDEH :RKOEHILQGHQ
Handlungsspielraum
2EMHNWLYHU*HVXQG 6XEMHNWLYHU*HVXQG
)OXNWXDWLRQ
KHLWV]XVWDQG KHLWV]XVWDQG
)DFKNRPSHWHQ]
Gesundheitskompetenz
(LQVWHOOXQJHQ]XU
*HVXQGKHLWVYHUKDOWHQ $UEHLWVTXDOLWlW
*HVXQGKHLW
4XDOLWlWVR]LDOHU
%H]LHKXQJHQSozialkapital 6HOEVWYHUWUDXHQ :DKUQHKPXQJYRQ
3URGXNWLYLWlW
6HOEVWZHUWJHIKO $QJHERWHQ
)KUXQJVTXDOLWlW
Vorbildfunktion 6R]LDOH6W|UXQJHQ :RUN/LIH%DODQFH ,QQHUH.QGLJXQJ
8QWHUQHKPHQVNXOWXU
Werte/Überzeugungen 9HUWUDXHQLQ)KUXQJ $UEHLWV]XIULHGHQKHLW 3UlVHQWLVPXV
3V\FKRORJLVFKH $XVZLUNXQJHQ
$XIJDEHQPHUNPDOH
(UOHEQLV]XVWlQGH GHU$UEHLW
9
$QIRUGHUXQJV +RKHLQWULQVLVFKH
9LHOIDOW9DULDELOLWlW 0RWLYDWLRQ
*
*DQ]KHLWOLFKNHLW (UOHEWH
GHU$XIJDEH %HGHXWVDPNHLW
% +RKH4XDOLWlWGHU
%HGHXWVDPNHLW
GHU$XIJDEH $UEHLWVOHLVWXQJ
$ (UOHEWH9HUDQWZRUWXQJ
IUGLH(UJHEQLVVHGHU
$XWRQRPLH
HLJHQHQ +RKH
$UEHLWVWlWLJNHLW $UEHLWV]XIULHGHQKHLW
)
5FNPHOGXQJ :LVVHQEHUGLH
)HHGEDFNDXV DNWXHOOHQ5HVXOWDWH 1LHGULJH$EZHVHQKHLW
$XIJDEHQHUIOOXQJ 4XDOLWlWGHU$UEHLW
XQG)OXNWXDWLRQ
V G B
0RWLYD WLRQVSRWHQ]LDO GHU$UEHLW MP u Au F
} Abbildung 51: Das Modell der Arbeitscharakteristika
Das & Modell der Arbeitscharakteristika ist aus empirischer Sicht Zur empirischen
gut bestätigt (Hackman & Oldham, 1976). Es liegt eine Vielzahl Evidenz
von Studien vor, die einen Zusammenhang zwischen Treibern bzw. Metaanalysen
Früh- und Spätindikatoren aufzeigen. Oft bedient man sich der
& Metaanalyse als Zusammenfassung verschiedener Primärstudien
zu einem Themenfeld mit dem erklärten Ziel, die Effektgrößen
abzuschätzen (Fricke & Treinies, 1985; Hunter & Schmidt, 1990).
Diese Zusammenfassung erfolgt auf statistischer Ebene. Demge-
genüber sind Reviews als inhaltliche Zusammenfassungen eines
Forschungsstandes zu betrachten (bspw. Review zum Präsentis-
mus: Steinke & Badura, 2011). Im Bereich BGM sind Metaanalysen
sehr wichtig, um der Unschärfe von Effekten, bedingt durch Multi-
kausalität und Nichtlinearität, begegnen zu können. An dieser
Stelle muss aber eine Metaanalyse stets auch kritisch reflektiert
werden, denn methodisch unzulässige Primärstudien oder unzu-
reichende Datenbasen lassen sich nicht durch eine Zusammenfas-
sung inhaltlich verbessern (Garbage-in und Garbage-out-Problem).
Dieser Gefahr einer Fehlinterpretation/-nutzung von Metadaten
lässt sich dadurch begegnen, dass man über die Wirkung von Trei-
bern einige Grundzusammenhänge kennt. Zudem können qualita-
tive und evidenzbasierte Wirkungszusammenhänge von Treibern
eine wertvolle Plausibilitätskontrolle darstellen.
5 A 258 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
Wirkung von Die Wirkung von Treibern und Frühindikatoren auf Spätindikatoren
Treibern ist vielfach nachgewiesen. So wissen wir, dass bei Steigerung der
Einige Beispiele & Gesundheitskompetenz als Treiber positive Effekte in Bezug auf
diverse Beschwerden (Muskel-Skelett-, Herz-Kreislauf-, Magen-
Darm-Beschwerden) nachweisbar sind (Wieland & Hammes, 2008).
Auch die Forschung rund um Karasek (1979) belegte schon Ende
der 70er-Jahre, dass gesundheitsschädigender Stress vom Ent-
scheidungsspielraum in der Arbeit abhängig ist (ª Kap. 3.3,
S. 129). Die Studie von Ilmarinen und Tempel (2002) zeigt ferner,
dass Führungsverhalten im Sinne eines kooperativen Führungsstils
einen hoch signifikanten Faktor für die Verbesserung der Arbeits-
fähigkeit älterer Menschen darstellt. Pfadanalytische Befunde von
Badura (2007) bestätigen nicht nur den positiven Effekt der Ar-
beitsbedingungen und der Qualität der Arbeit auf Krankheit, son-
dern auch die Wechselwirkungen zwischen Gesundheit und sozia-
len Beziehungen, gesundheitsfördernder Führung und Reduktion
der Orgapathologien als krankhafte Organisationszustände. Stu-
dien rund um Banduras sozialkognitive Theorie dokumentieren die
Bedeutung der & Selbstwirksamkeit bzw. Selbstwirksamkeitser-
wartungen für Gesundheit (Bandura, 1997; Schwarzer, 2004).
Gestaltungspuzzle
)KUXQJ
$XIJDEH
$UEHLWV]XIULHGHQKHLW
$QZHVHQKHLW
*HVXQGKHLW
2UJDQLVDWLRQ
$UEHLWV
EHGLQJXQJHQ
/HEHQVTXDOLWlW
$UEHLWVTXDOLWlW
9HUJWXQJ
3URGXNWLYLWlW
$XIVWLHJV ,QQRYDWLRQ
.ROOHJLDOHU P|JOLFKNHLW
8PJDQJ
%HWULHEVNOLPD
2UJDQLVDWLRQVNOLPD
*HVXQGHV ,PDJHGHV
8PIHOG $UEHLWJHEHUV
Gestaltungspuzzle
0HWDDQDO\VHYRQ.LQLFNLHWDO
$XVJHZlKOWHNRUULJLHUWH.RUUHODWLRQHQ 0RWLYDWLRQ
Q $Q]DKOGHU6WXGLHQ
=XVDPPHQKlQJH]ZLVFKHQ$QWH]HGHQ]LHQ
5FN]XJVYHUKDOWHQ
$XIJDEHQPHUNPDOH =XIULHGHQKHLWPLWGHU$XIJDEH
DOVYHUPLWWHOQGH9DULDEOHXQGGHQ.RQVHTXHQ]HQ
$EVHQWLVPXV
)OXNWXDWLRQ
.UDQNKHLWVWDJH
9HUKDOWHQVDEVLFKWHQ
0RGHUDWRUHQ /HLVWXQJVPLQGHUXQJ
DOVÄ5FN]XJ³
6HOEVWNRQ]HSW 3RVLWLYH6WLPPXQJ
$XWRQRPLH
1RUPHQ
0RUDOLVFKH (LQHDNWXHOOH6WXGLHYRQ:ULJKWHWDO ]HLJW
9HUSIOLFKWXQJHQ VLJQLILNDQWH=XVDPPHQKlQJH]ZLVFKHQGHU
.RJQLWLYH $UEHLWV]XIULHGHQKHLWXQGGHU(LQVFKlW]XQJGHU
=XJlQJOLFKNHLW« $UEHLWVOHLVWXQJGXUFK)KUXQJVNUlIWHDXI U
Combined Correlation
Gesamt-
Gesundheits- Anzahl (95% Konfidenzintervall)
stich-
zustand* Studien Fixed-Effects Random-Ef-
probe
Modell fects Modell
.UDQNKHLWVEHGLQJWH)= )HKO]HLWHQPDQDJHPHQW
4 X D O L W l W X Q G $ X V V D J H
%HHLQIOXVVEDUNHLW
9H U J O H L F K E D U N H L W
0RWLYDWLRQVEHGLQJWH)=
6HQVLELOLWlW
7LHIHQVFKlUIH
.XOWXUEHGLQJWH)=
:DVVDJWGLH)HKO]HLWHQTXRWH DXV"
$UEHLWVPDUNW
$UEHLWVORVHQTXRWH
.UDQNHQVWlQGH .UDQNHQVWlQGH
.RQMXQNWXU
%UXWWRLQODQGVSURGXNW
5 Ursachen für Erschwert wird diese missliche Ausgangslage noch durch die unge-
Fehlzeiten klärte Ätiologie der Fehlzeiten. Wir wissen, dass Fehlzeiten viele
Ursachen haben können. Grob kann man zwischen motivational-
und krankheitsbedingten Fehlzeiten differenzieren. Ziegler et al.
(1996) haben eine Übersicht zu den möglichen Ursachen des
& Absentismus zusammengestellt (} Abbildung 57, S. 265). In der
Praxis werden wir vermutlich mit einer unheilvollen Mischung
konfrontiert werden, was uns nur in sehr begrenztem Maß erlaubt,
gute von schlechten Fehlzeiten zu erkennen (Identifikationsprob-
lem). Die meisten Verantwortlichen postulieren, dass die Hauptur-
sache in der Arbeitssituation zu sehen ist (Bitzer, 2002). Branden-
burg und Nieder (2009, S. 25) sehen vier Grundmodelle zur Erklä-
rung des Krankenstandes:
x Belastungsmodell: Es geht von einem Zusammenhang zwi-
schen Arbeitsbedingungen, Erkrankungen und Arbeitsunfähig-
keit aus. Es handelt sich um das medizinische Modell.
Baustein 1: Kennzahlen 265 A 5.3
x Copingmodell: Fehlzeiten treten auf, um gezielt den Gesund-
heitszustand zu verbessern. Man könnte dies als Ausgleich für
die Mehrbelastung interpretieren, indem der Beschäftigte be-
wusst Erholungspausen nimmt.
x Missbrauchstheorie: Falls keine ausreichenden Kontrollmög-
lichkeiten gegeben sind, kann die Arbeitsunfähigkeit als Er-
weiterung der zeitlichen Spielräume missbraucht werden. Dies
ist v. a. bei Mehrfachtätigkeiten zu erwarten (Fragmentierung
der Arbeit). Dies entspricht dem Verhaltensmodell.
x Selektionstheorie: Der demografische Wandel ermahnt uns,
dass möglicherweise der Anteil von Mitarbeitern mit „Leis-
tungseinschränkungen“ zunehmen wird.
$EVHQWLVPXV
*XWHRGHUVFKOHFKWH)HKO]HLWHQ
,GHQWLILNDWLRQVSUREOHP
} Abbildung 57: Ursachen des Absentismus
5 A 266 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
:HOFKH=HLWHQVROOHQDOV :HOFKH)HKO]HLWHQ
)HKO]HLWHQ]XJUXQGH ZHUGHQDOV.UDQNKHLW
JHOHJWZHUGHQ" EHWUDFKWHW" DXFK.XU
WDJHZHLVHRGHU 0XWWHUVFKXW]$U]WEHVXFKH
VWXQGHQZHLVH 5HKD0DQDKPHQ«
$ Q]DKO. UDQNHQWDJHî
. UDQNHQVWDQGTXRWH
6 XP P H6 ROO$ UEHLWVWDJH
:HUZLUGEHUFNVLFKWLJW"
:HOFKHU=HLWUDXPVROOEHL
6WDPPEHOHJVFKDIWIUHLH
GHQ6ROO$UEHLWVWDJHQ
0LWDUEHLWHU
]XJUXQGHJHOHJWZHUGHQ"
=HLWDUEHLWVNUlIWH
Kennzahl Kurzbeschreibung
Weitreichende Differenzierungsmöglichkeiten
nach ICD-Klassifikation (International Statistical
Classification of Diseases and Related Health
Problems)
Arbeitsunfähigkeits-
5 analyse der Kran-
kenkasse
Hinweis: Die Arbeitsunfähigkeitskennzahl einer
Krankenkasse hat für den Betrieb nur dann eine
spezifische Aussagekraft, wenn mindestens 30%,
besser 50% der Belegschaft bei dieser Kranken-
kasse auch versichert sind.
Anteil Erwerbspersonen, die mindestens 1 Tag
Arbeitsunfähigkeits- arbeitsunfähig sind
quote Hinweis: Stundenweise Betrachtung liegt nicht
vor, was zu Fehlinterpretationen führen kann.
Durchschnittliche Zahl der gemeldeten AU-Fälle
AU-Fälle je Ver-
Hinweis: Zeitraum = Versicherungsjahr
sicherungsjahr
(365 Tage)
Durchschnittliche Dauer einer einzelnen Krank-
schreibung
AU-Tage je Fall
Hinweis: AU-Tage durch Anzahl der gemeldeten
AU-Fälle dividiert.
Baustein 1: Kennzahlen 267 A 5.3
Kennzahl Kurzbeschreibung
Krankenstand u 365 Tage
AU-Tage je
Hinweis: Arbeitsfreie Zeiten gehen in die Be-
Versicherungsjahr
rechnung mit ein!
Fehlzeiten nach GKV in % (Divisor: Arbeitstage u
Fehlzeiten mit AU- Mitarbeiterzahl)
Bescheinigung Hinweis: Benchmarking im Branchenvergleich
sehr gut möglich!
Fehlzeiten bis zu drei Tagen in % (Divisor: Ar-
Fehlzeiten ohne AU- beitstage u Mitarbeiterzahl)
Bescheinigung Hinweis: Lohnsteuerrechtlich sinnvoll Æ 230
Arbeitstage (manche setzen auch 220 Tage ein)
Anwesendes Personal im Vergleich zum Perso-
nalbestand oder prozentualer Anteil der Sollar-
Gesundheitsquote
beitszeit, wo die Beschäftigten tatsächlich
während des Jahres anwesend sind
Anzahl kranker Mitarbeiter pro Zeiteinheit im
Krankenquote
Verhältnis zu Anzahl der Mitarbeiter in Prozent
Prozentuale Anwesenheitsquote, bei der weite-
re Verbesserungen der Anwesenheit des Perso-
Optimale Gesund-
nalbestandes höhere Kosten verursachen wür-
heitsquote
den, als der noch erzielbare betriebswirtschaft-
liche Nutzen abdeckt.
Anzahl unfallbedingter Fehltage pro Jahr und
Unfallquote Fehltage
Beschäftigter in Prozent der Anzahl Solltage
Berufskrankheiten (prozentual oder absolut)
Weitere Zahlen
Frühberentungen (prozentual oder absolut)
Ungeachtet dieser Unklarheiten wissen wir aber, dass Fehlzeiten Stör- und
ein signifikanter Stör- und Kostenfaktor im betrieblichen Gesche- Kostenfaktor
hen darstellen (Brandenburg & Nieder, 2009). Die } Abbildung 59
illustriert einige Kosten- und Störfaktoren, die im Zusammenhang
mit Fehlzeiten stehen. Dabei ist zu beachten, dass gerade die
indirekten Kosten und die Störfaktoren erhebliche „Transaktions-
kosten“ und weitere versteckte Kosten nach sich ziehen.
5 A 268 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
)HKO]HLWHQ
.RVWHQ
6W|UIDNWRU
IDNWRU
+RKHLQGLUHNWH 1LHGULJH
3HUVRQDONRVWHQ =XIULHGHQKHLW
8QIDOOYHUVLFKH 4XDOLWlWV
UXQJVSUlPLHQ YHUOXVWH
Schwierige Ausgangsbasis
Die Fehlzeiteninterpretation fällt aufgrund der diffusen Ursa-
chenklärung, der uneinheitlichen Abbildung der Fehlzeiten-
quote und der Entwicklungstendenzen zu & Präsentismus
und Chronifizierung schwer. In Anbetracht der erheblichen
(in)direkten Kosten und Störungen von Fehlzeiten ist aber
5 diese Problemlandschaft nicht als Legitimation für eine Be-
endigung, sondern im Gegenteil als Herausforderung für eine
Aktualisierung von Fehlzeitenanalysen zu verstehen. Viele
Faktoren wirken auf die Fehlzeitenquote. In diesem Kontext
diskutiert man u. a. den Einfluss der Konjunkturlage oder die
unterschiedlichen Ursachen der Fehlzeiten (motivational-
und krankheitsbedingte Fehlzeiten) auf die Fehlzeitenquote.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Phänomen Präsentismus
und die Zunahme „innerer Fehlzeiten“ das Problem verlagern
und zur trügerischen Einschätzung der Fehlzeitenquote ver-
leiten. Neben den inhaltlichen Problemfeldern schleichen
sich weitere oft formale Definitionsprobleme ein. Welche
Zeiten gelten als Fehlzeiten? Welcher Zeitraum gilt bei den
Soll-Arbeitstagen? Wie werden Konstrukte wie das Hamburger
Modell verrechnet? Vergleiche mit externen Daten sind auf-
grund dieser Definitionsprobleme erschwert. Doch das
Hauptproblem ist die Datenlandschaft selbst. In Datenbank-
Baustein 1: Kennzahlen 269 A 5.3
systemen werden die Daten der Fehlzeiten (Rohdaten) nicht
immer von Erfassungs- und Zuordnungsfehlern bereinigt. Wir
haben diesen Umstand in mehreren Organisationen feststel-
len können, sodass wir nicht davon ausgehen, dass es sich um
Ausnahmen handelt.
; Box 5-9: Ausgangslage rund um Fehlzeiten
In der Praxis hat es sich bewährt, ein Tool vor der eigentlichen
Berechnung der Fehlzeitenanalyse zur Bereinigung und Prüfung
der Rohdaten auf Plausibilitätsbasis vorzuschalten. Dieses Excel-
Tool erfasst negative Zahlen, Widersprüche zwischen Monats-,
Quartals- und Jahreszahlen, Fehler in den Datenformaten (kommt
oft bei Cut-Copy-Aktionen vor) oder auffällige Extremwerte, die
außerhalb der Vertrauensintervalle liegen, und weitere Faktoren
in Bezug auf das Regelsystem Fehlzeiten (siehe unten). Daraus
errechnet sich ein Qualitätsindex von 0 bis 100. Mit diesem Tool
lassen sich dann auch die im weiteren Verlauf vorgestellten Metri-
ken unter Beachtung demografischer Daten und anderer Struktur-
variablen wie Organisationseinheiten berechnen.
Weitere Informationen erhalten Sie vom Autor Michael Treier.
Fassen wir zusammen! Die Tabelle 5-5 stellt wichtige Vor- und Vor- und
Nachteile des Fehlzeitenmaßes gegenüber. Bei der Bewertung Nachteile
müssen folgende Kriterien beachtet werden:
x Umsetzbarkeit: Fehlzeiten werden normalerweise systema-
tisch erfasst und sind damit relativ leicht erhebbar.
x Benchmarking: Wenn man die Fehlerquellen beachtet, lässt
sich ein Benchmarking durchführen.
x Personaldarstellung: Die klassische Absolutbetrachtung igno-
riert spezifische Besonderheiten der Beschäftigten.
x Kommunizierbarkeit: Fehlzeiten sind verständlich und für
jeden auch direkt nachvollziehbar.
x Verfolgung von Veränderungen: Derzeit wird die Fehlzeiten-
analyse meistens retrospektiv und jährlich durchgeführt. Zu-
dem reagiert der Fehlzeitenparameter zu träge, um wirklich
als Verfolgungsinstrument zu fungieren.
x Beeinflussbarkeit: Der Manipulationsgrad ist relativ gering,
wenn man eindeutig festlegt, was zu den Fehlzeiten gehört
und welche Soll-Arbeitszeiten verwendet werden.
x Anpassbarkeit: Eine Modifikation des Fehlzeitenparameters
ist ohne großen Aufwand möglich. Wir werden in diesem Kapi-
tel mehrere Möglichkeiten aufzeigen.
LPT-Wert als Emmermacher (2008) ist in Bezug auf den Einsatz der Kennzahl
Alternative zu Fehlzeiten als Indikator für ein gelungenes BGM kritisch und er-
Fehlzeiten klärt dies u. a. im Hinblick auf den Zusammenhang mit & Präsen-
tismus. Für ihn ist es wichtiger, dass man mit mehr „Inhalt“ rele-
vante Fragestellungen des BGM erfasst. Dabei empfiehlt er Befra-
gungsinstrumente und als Produktivitätsfaktor neben der Präsen-
tismusquote den LPT-Wert (health-related lost productive time)
als Parameter für gesundheitsbedingte Leistungseinschränkung
während der Arbeitstätigkeit (Emmermacher, 2008, S. 52; Stewart
et al., 2003a). Das Ergebnis einer umfangreichen Studie (American
Productivity Audit (APA) ist jedenfalls vom Ergebnis erschreckend
v. a., wenn man bedenkt, dass diese Kosten größtenteils für die
Arbeitgeber unsichtbar sind.
Baustein 1: Kennzahlen 273 A 5.3
Das American Productivity Audit (APA) ist eine Telefonum-
frage bei 28.902 Arbeitern. Sie soll dabei helfen, die Wirkung
von betrieblichen Gesundheitsbedingungen zu quantifizieren.
Der LPT-Wert (Lost Productive Time) wird in Stunden und
schließlich in Dollars übersetzt. Demnach kostet der Health-
related LPT Arbeitgebern 225,8 Milliarden US-Dollar/Jahr
oder 1685 US-Dollar je Angestellter pro Jahr (Stewart et al.,
2003a). 76 Prozent dieser Kosten werden durch reduzierte
Leistung bei der Arbeit erklärt (Stewart et al., 2003b).
Dieser LPT-Wert ist nicht einfach zu erheben, und die Qualität Unsere Meinung!
dieser Kennzahl wird durch viele Bias-Faktoren reduziert (Stewart
et al., 2004). Wir pflichten der Argumentation bei, dass die Fehl-
zeiten alleine unzureichend sind. Wir müssen Gesundheitsscores
erheben, die sinnvolle Einfluss- und Ergebnisgrößen im Sinne von
Emmermacher (2008) darstellen (ª Kap. 5.6, S. 314). Dennoch
warnen wir davor, die Kennzahl Fehlzeiten zu verteufeln. Sie ent-
hält wichtige Informationen, wenn man an ihr die richtigen Modi-
fikationen vornimmt, die richtigen Fragen an sie richtet und Zu-
sammenhänge mit Gesundheitsscores usw. aufzeigt.
Ist die Fehlzeitenquote von Frauen und Männern oder zwischen 1. Schritt:
verschiedenen Altersstufen vergleichbar? In Anbetracht des unter- Standardisierung
schiedlichen Verhaltens von Fehlzeiten in den jeweiligen Struktur-
variablen macht es Sinn, Verteilungen zu standardisieren. Hierzu
eignet sich eine in der Statistik bekannte Transformationsregel,
die z-Transformation. Durch Letztere können Normalverteilungen
5 A 274 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
6WUXNWXUYDULDEOHQ
6WDQGDUGZHUW
§ xm·
SW u ¨ ¸
© s ¹
=7UDQVIRUPDWLRQ
/LQHDUH 0LWWHOZHUWP
7UDQVIRUPDWLRQ 6WUHXXQJV
,QGLYLGXHOOHU:HUW[
18
$XIZDQGVEH]RJHQH'DUVWHOOXQJGHU)HKO]HLWHQTXRWH
8
,QYHVWLWLRQVDXIZDQG
16
+\SHUEHOIXQNWLRQ
14 6
12
4
10
2
8
6 0 $XIZDQGVIOlFKH
0 5 /lVVWVLFKDOV
4 )OlFKHQLQWHJUDO
HUUHFKQHQ
2
%LVJHHLJQHW
0
0 5 10 15 20 25 30 35
)HKO]HLWHQTXRWH
5
-HJHULQJHUGLH)HKO]HLWHQTXRWHGHVWRPHKU$XIZDQGPXVVPDQ (
LQYHVWLHUHQXPHLQHZHLWHUH9HUULQJHUXQJ]XHU]LHOHQ%HL *
(
QLHGULJHQ:HUWHQJHKWHVGDQQXP6WDELOLVLHUXQJ /
9HUXUVDFKHU
(SLVRGHQ
9HUWHLOXQJ
)UDJPHQWH
4XDOLWlW
5 6WUHXXQJ $XVUHLHU
9HUKlOWQLVZHUWH
4. Schritt: Damit kommen wir zum letzten Gestaltungsschritt, was die Modi-
Steuerung fikationen betrifft: Es geht um das regelmäßige Monitoring. Fehl-
zeiten werden gerne als statische Quotenwerte abgebildet. Damit
eignen sie sich aber nicht zur Steuerung. Entscheidend ist zudem,
dass sich Fehlzeiten nicht linear verhalten. Approximativ kann
man von einer logarithmischen Abbildung der Steuerungsgröße
ausgehen (Sensibilitätsindex). Diese wird auf 100 normiert, wobei
absichtlich 100 als bester Wert gewählt wird, damit keine Ver-
wechslung zwischen Fehlzeitenquote und Steuerungsfunktion er-
Baustein 1: Kennzahlen 277 A 5.3
folgen kann! Die Steuerungsfunktion beschränkt sich auf den Wer-
tebereich von 1 bis 25 Prozent Fehlzeitenquote! Der Wertebereich
muss auf Basis der eigenen Daten perzentilisiert werden. Durch
den natürlichen Logarithmus wird v. a. der Bereich zwischen 1
und 5 Prozent in seiner Sensitivität erhöht. Viele haben aber
kommunikativ Probleme, wenn man Fehlzeiten nichtlinear be-
trachtet. Sie können ggf. durch das Quadrieren des natürlichen
Logarithmus eine Linearisierung bei ausreichender Sensitivität des
Steuerungsmaßes erzielen (} Abbildung 63). Bei der logarithmi-
schen Abbildung erhält man den Wert 50 bei etwa 5 Prozent Fehl-
zeitenquote. Auf Basis der Daten erfolgt mittels Perzentilisierung
die Zuordnung des Wertebereichs zu einer Ampellogik. Wir emp-
fehlen eine vierteljährliche Messung. Als Deltawert eignet sich der
historische Wert (individuelle Bezugsnorm), aber auch ein sozialer
Vergleichswert (soziale Bezugsnorm). Zur Veranschaulichung ist
der & Prozentrang hilfreich. Falls die Ampel rot signalisiert, sind
sofortige Maßnahmen erforderlich. Bei Orange empfehlen wir, ggf.
Detailanalysen durchzuführen.
)RUPHO ST OQ FZ Quote u
0 - 1 0 0 )
)RUPHO ST ¬ªOQ FZ Quote ¼º u
Fehlzeitentagegesamt
FZQuote
( B e r e i c h
Sollarbeitstage
6WHXHUXQJVJU|H
$OWHUQDWLYH
)RUPHO
(PSIHKOHQVZHUWH
)RUPHO
)HKO]HLWHQTXRWH ( B e r e i c h 1 % b i s 2 5 % )
Parameter Kurzbeschreibung
Klassische Berechnung
FZ-Quote
(entscheidend ist Bemessungsgrundlage)
5 Mittelwert Organisation Arithmetischer Mittelwert der Fehlzeiten der
oder Erfassungseinheit zu betrachtenden Organisationseinheit
Mittelwert Gewichteter Mittelwert
Unternehmen (Kollektivgröße beachten)
Abwesenheitslänge Arithmetischer Mittelwert der durchschnitt-
(Kohärenzwert) lichen Abwesenheitslänge
Fragmentierungsgrad Anzahl der Einzelfragmente bzw. Episoden in
bzw. durchschnittliche Bezug auf die Fehlzeiten pro Person oder
Episodenzahl Durchschnittswert
Aufwandskorrelierter Kommunikationswert
Aufwandswert
auf Basis einer Hyperbelfunktion (Fläche)
Steuerungswert bzw. Sensitiver Monitoringwert für die Fehlzeiten
Sensibilitätsindex auf Basis einer normierten Hyperbelfunktion
Ermittlung der Ausreißer (diverse Logiken),
Streuungsmaß Qualität (basierend auf
Qualitätswerte Perzentilberechnung), Verhältnis Verursacher
zur Gesamtzahl und Verhältnis Ausreißer zu
Verursachern
Baustein 1: Kennzahlen 281 A 5.3
Zusammenfassung zum Baustein Kennzahlen
x Das Rückgrat BGM: Kennzahlen sind das Rückgrat eines mo-
dernen BGM, denn ohne Kennzahlen ist das BGM verteidigungs-
los, wenig zielstrebig und kommunikationsarm. Kennzahlen
fungieren als Legitimationsbasis sowie zur Steuerung und
Überwachung der Wirksamkeit von BGF-Maßnahmen.
x Kennzahlendefinition: Komplexe Sachverhalte werden in
verfolgbare Zahlen im Sinne einer auf wenige Sachverhalte
vereinfachten Abbildung der Realität verdichtet.
x Kennzahlengebote: Kennwerte sollten nicht unzugänglich,
ziellos, träge, vergleichslos, übervereinfacht, kontextlos, un-
vollständig, benutzerunfreundlich, manipulationsgeneigt und
veraltet sein.
x Attribute: Folgende Attribute kennzeichnen Kennzahlen: Mo-
dalität (befragungs- versus nichtbefragungsbasiert, Beschaf-
fenheit (hart versus weich; direkt versus indirekt); Zahlenart
(Absolut- versus Indexzahlen); Zeitbetrachtung (Zeitpunkt ver-
sus Zeitraum; Querschnitt versus Längsschnitt).
x Indikatoren: Die meisten Kennzahlen im Bereich BGM sind
indikatorenbasiert. Das Treiber-Indikatoren-Modell eignet sich
hervorragend für Fragestellungen rund um BGM. Treiber sind
bspw. Führung, Aufgaben- oder Arbeitsgestaltung. Zu den
Frühindikatoren gehören u. a. der subjektive Gesundheitszu-
stand oder das & Commitment. Zu den Spätindikatoren zählen
wir Fehlzeiten, & Präsentismus etc. Durch & Metaanalysen
liegt ausreichende & Evidenz für den Einsatz dieser Indikato-
ren vor. Aufgrund der Vielzahl der Indikatoren ist eine multip-
le indikatorenbasierte Steuerungsgröße zu implementieren.
x Fehlzeiten: Dieser beliebte Spätindikator kämpft mit einigen
Einschränkungen hinsichtlich seiner Aussagekraft. So verdrängt
er die Sichtweise auf den & Präsentismus (krank, aber am Ar-
beitsplatz) und wird von & Moderatoren wie Konjunkturlage
beeinflusst. Ferner ist seine Ätiologie unklar (Belastung, Miss-
brauch, Bewältigung). Der schwierigen Ausgangslage in Bezug
auf seine Interpretation steht der enorme Stör- und Kosten-
faktor gegenüber. Differenzierte Fehlzeitenanalysen zeichnen
Gesetzmäßigkeiten im Verhalten der Fehlzeiten auf, die eine
Interpretationsfolie für eigene Daten liefern. Zudem lassen
sich Modifikationen zur Erhöhung der Aussagekraft vornehmen.
x Vor- und Nachteile der Fehlzeitenanalyse: Die Fehlzeiten als
Kennzahl lassen sich einfach bestimmen und flexibel anwen-
den. Zudem stellen sie ein gutes Überzeugungsmaß dar, was
auch monetär reflektiert werden kann. Problematisch ist, dass
Fehlzeiten erst spät auf Problemlagen reagieren, nicht zu-
kunftsorientiert ausgerichtet sind, reale Kosten verdecken und
Schwächen hinsichtlich der Standardisierung aufweisen. In der
Praxis können wir aber nicht auf diese Kennzahl verzichten.
5 A 282 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
The Total Value Bevor wir uns weiter mit Instrumenten der Steuerung und Bewer-
of Health tung befassen, müssen wir uns zunächst mit der Frage „Ist es mög-
lich, Gesundheit im Unternehmen pekuniär zu bewerten bzw. den
Wertbeitrag von BGM zu messen?“ auseinandersetzen. Edington
und Schultz (2008) reflektieren den & Return on Investment von
BGM (ROI) auf der Basis eines umfassenden Reviews von Quellen.
-HIIHU\
-RQHV
.QLJKW
/HFKQHU
6KL
6KL
6KLPL]X
%O\
%RZQH
&KDSPDQ
*RHW]HOE
+RGJHV
0XVLFK
6KHSKDUG
0LWWHOZHUW
6KLD
6WUHXXQJV 6KLE
Wenn Sie selbst nach Studien suchen wollen, empfehlen wir Ihnen
folgende Begriffskombinationen als Suchstrategien:
x Metaanalyse Gesundheitsförderung (metaanalysis health pro-
motion),
x Kosten-Nutzen-Analyse Gesundheitsförderung (cost-benefit-
analysis worksite (workplace) health promotion),
x Wirksamkeit betriebliche Gesundheitsförderung (effectiveness
workplace or worksite health promotion),
x Evaluation betrieblicher Gesundheitsförderung (evaluation
health promotion enterprise or worksite).
Baustein 2: Wirtschaftlichkeitsmessung 287 A 5.4
Die Initiative Gesundheit und Arbeit hat im IGA-Report 13 (Sockoll
et al., 2008) für Sie diese Arbeit übernommen. Dort werden alle
relevanten Studien im Zeitraum von 2000 bis 2006 berücksichtigt.
Sehr wertvoll ist die im Anhang abgedruckte Tabelle, womit die
Quellen in Bezug auf diverse Qualitätskriterien wie berücksichtig-
te Datenquellen, Studien, Population, Studiendesign, evaluierte
Maßnahmen, methodologische Probleme, berichtete Effekte und
Gesamtbewertung eingestuft werden.
Worauf bezieht sich die Effektivität? Wir registrieren eine positive Effektivität von
Auswirkung auf die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden, Einzel-
auf die psychische oder körperliche Gesundheit. Bewegungspro- maßnahmen
gramme wirken auf alle Gesundheitsbereiche (Universaleffekt).
& Stressmanagement zielt v. a. auf die psychische Gesundheit.
Entscheidend sind aus Sicht der Evaluationsstudien koordinierte
Mehrkomponentenprogramme (i.Punkt, 2008; Sockoll et al.,
2008), die den ganzheitlichen Gesundheitsbegriff beachten. Je
ganzheitlicher der Ansatz wird, desto schwerer ist die & Evidenz-
basierung. Daher ist das Gesundheitsmonitoring so wichtig, um
nicht in die Komplexitätsfalle zu geraten und die Antwort nach
Effektivität den Entscheidungsträgern schuldig zu bleiben!
Leider sind die als unstrittig geltenden Nachweise eines positiven Modell des ROI
Kosten-Nutzen-Verhältnisses für BGM-Maßnahmen als Argumenta- und Kennzahlen
tionshilfe im Unternehmen nur begrenzt geeignet, da sie meistens
rückwärtsgewandt sind und damit nur bedingt die erforderliche
Investitionsneigung fördern. Deshalb bahnt sich eine neue Ent-
wicklung an, um das ökonomische Potenzial von BGM-Maßnahmen
nachweisen zu können: Das kennzahlenorientierte Modell des
„Prospektiven & Return on Investments“ (Kramer & Bödecker,
2008). Hier wird nicht nur im Nachhinein (retrospektiv) geschaut,
ob die Maßnahme erfolgreich war, sondern im Vorfeld der Durch-
führung ermittelt, mit welcher Kosteneffektivität in Bezug auf die
BGM-Maßnahmen zu kalkulieren ist. Downey und Sharp (2007)
verdeutlichen, dass hauptsächlich in das BGM investiert wird, weil
man an eine Reduktion der Krankheitskosten glaubt. Eine morali-
5 A 288 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
sche bzw. & soziale Verantwortung allein reicht nicht mehr aus,
um umfangreichere Investitionen im BGM zu legitimieren. Man
braucht eine andere Form der Argumentation. Da bietet sich der
benchmarkfähige ROI-Wert geradezu an, um die Kosten-
Effektivität von Präventionsmaßnahmen abzuschätzen (Burdorf,
2007). Die berichteten ROI-Werten stammen meistens aus den
USA, wo es aufgrund des Versicherungssystems sinnvoll ist, neben
dem Krankenstand auch direkte Krankheitskosten zu berücksichti-
gen. Für die deutschen Unternehmen hingegen wird aufgrund des
Solidarprinzips der gesetzlichen Krankenversicherung der Fokus
auf die durch Krankenstand bzw. Fehlzeiten entgangene Produkti-
vität liegen. Die Produktivität ist aber nicht die einzige Kosten-
ebene. Bei Fehlzeiten schleichen sich viele weitere Zusatzkosten
ein, die sich als Transaktionskosten verschleiern. So muss man mit
diversen Streuverlusten im Bereich von Schnittstellenkommunika-
tion und Qualität rechnen. Diese Kosten werden oft erst dann
erkannt, wenn sie sich negativ in der Wertschöpfungskette mani-
festieren. Im Kap. 5.3 (ª S. 248) setzen wir uns mit den Fehlzei-
ten als Kennwert auseinander und fragen, wie wir die Qualität und
Aussagekraft dieser präferierten Kennzahl steigern können.
Beispiel: Die Die Datenbank & HERO gilt als eine wichtige Quelle hinsichtlich
HERO-Studie der Ermittlung des prospektiven ROI. Die Kosten der gesundheitli-
Health Risk chen Auswirkungen von beeinflussbaren Risikofaktoren über einen
Appraisal dreijährigen Beobachtungszeitraum bei über 46.000 Arbeitneh-
mern illustrieren nachdrücklich, wie wichtig eine kennzahlenba-
sierte Diskussion ist, denn Evidenz liegt auf jeden Fall vor (Goet-
zel et al., 1998; Anderson et al., 2000). Die } Abbildung 68
(ª S. 289) zeigt die Kostenunterschiede zwischen Angestellten mit
hohem und niedrigem Gesundheitsrisiko. Stress ist ein hoher Kos-
5 tenfaktor. Immerhin sind die Gesundheitskosten fast 50 Prozent
höher bei Angestellten mit hohem Stresslevel im Vergleich zu den-
jenigen, die einen niedrigen Stresslevel aufweisen. Zwischen de-
pressiven und nicht-depressiven Angestellten liegt der Unterscheid
sogar bei 70 Prozent. Unverblümt heißt das: Ein Nichtraucher
kostet weniger als ein Raucher, ein übergewichtiger wird mehr als
ein normalgewichtiger Angestellter kosten etc. (Kirsten, 2006).
Bei multiplen Risikoprofilen nehmen diese Zahlen signifikant zu:
Bei psychosozialen Problemen steigt der Wert auf 147 Prozent, bei
Herzerkrankungen sogar auf 228 Prozent (Goetzel et al., 1998).
(UJHEQLVVHGHU+(526WXGLH
70,2
3UR]HQWXDOH'LIIHUHQ]HQLQ%H]XJDXIGLH0HGL]LQNRVWHQ
Angestellten mit hohem und niedrigem Gesundheitsrisiko
46,3
$GMXVWLHUWHXQDEKlQJLJH(IIHNWH
34,8
21,4 19,7
14,5
11,7 10,4
Ͳ0,8 Ͳ3
Ͳ9,3
Die } Abbildung 69 stellt einige typische Maße zusammen, die wir Wirtschaftlich-
in der Praxis einsetzen können, um die Effizienz und Effektivität keitsmaße
vom BGM zu eruieren. Interessant ist dabei stets der Marktver-
gleich, um seine eigenen Kostenstrukturen kritisch zu benchmar-
ken. Das veröffentlichte Zahlenmaterial ist aber spärlich und feh-
lerbehaftet. Warum? Gerade bei den Kostenstrukturen wird deut-
lich, dass ein rationales Kostencontrolling auch latente und indi-
rekte Kosten berücksichtigen muss. Denken Sie nur an Service-
und Qualitätskosten! Diese sind aber nicht einfach aus vorhande-
nen Kennzahlen zu generieren. Die nachfolgenden Empfehlungen
basieren auf Erkenntnisse des Arbeitssystemcontrollings (Sengotta,
1998), der Kosten-Wirksamkeits-Analyse (Zangemeister & Nolting,
1997), des Kostencontrollings (Stelling, 2009), Personalcontrollings
(Schulte, 2011) und Finanzcontrollings (Mensch, 2008). Die Prob-
lematik liegt im Bereich der Ermittlung der Zusatzkostenanteile
aus der Kostenstruktur der betrieblichen Kostenrechnung, weil
diese sich z. B. in Gemeinkostenpositionen verstecken. Wie hoch
ist z. B. der durch Vertretungsorganisation hervorgerufene zusätz-
liche Verwaltungsaufwand? Die Studien zeigen, dass man hier auch
einen prospektiven Ansatz wählen und die Opportunitätskosten für
nicht erfolgte BGM-Maßnahmen zugrunde legen kann. Der Schat-
tenpreis eingesparter BGM-Maßnahmen kann erhebliche Ausmaße
annehmen. Eine Übersicht zur Wirtschaftlichkeit bietet der Artikel
von Thiehoff (Meifert & Kesting, 2004, S. 57-77).
+LQZHLV6HKUVHQVLEOHU%HUHLFK9HUJOHLFKHRIWKLQNHQG
'HQQRFKVWHOOWGHU9HUJOHLFKHLQH2ULHQWLHUXQJVKLOIHGDU
/HLVWXQJVVWDWLVWLN (IIHNWLYLWlW
(LJHQFRQWUROOLQJ
8QJHVW|UWH
$UEHLWVVWXQGHQ
)LQDQ]NHQQ]LIIHUQ
$UEHLWVV\VWHPFRQWUROOLQJ )LQDQ]FRQWUROOLQJ
6HUYLFHVFKHLQH%*)%*0 'LHQVWOHLVWXQJ
Zur Leistungs- In der Leistungsstatistik bilden wir die variablen und fixen Kosten
statistik auf Strukturvariablen ab. Die Struktur kann bspw. bei einem grö-
ßeren Unternehmen durch die Standorte bestimmt sein. Neben
den Kosten (Gesamt-, Fix- und variable Kosten) wie Maßnahmen-,
Infrastruktur-, Leasing- verbrauchsabhängige und Personalkosten
betrachten wir noch die Betreuungsdichte (Anzahl betreuter in-
terner und externer Mitarbeiter) und die Einsatzstunden sowie die
Ressourcen bzw. die Kapazitätsverteilung nach bestimmten
Schlüsseln des BGM, wobei man v. a. zwischen vorgeschriebenen
und freiwilligen Leistungen differenziert. Dieser Ansatz lässt sich
hervorragend durch ein Excel-Sheet im Sinne des Eigencontrollings
realisieren und damit als Grundlage für Diskussionen in Bezug auf
Investitionen nutzen. Folgende Gruppenschlüssel sind bspw. denk-
bar, die sich weiter nach Tätigkeiten aufschlüsseln lassen:
Baustein 2: Wirtschaftlichkeitsmessung 293 A 5.4
x administrative Tätigkeiten
x Bereitschaftsdienste
x betriebliche Veranstaltungen
x betriebsärztliche Vorsorge nach Gesetz
x Betriebsbegehungen
x Forschung
x Fortbildungen
x Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung
x medizinische Betreuung, Primärversorgung und Beratung
x Wiedereingliederung
Diesen Tätigkeiten lassen sich dann folgende messbare Parameter
im Excel-Sheet zuordnen: Anzahl der Leistungen, Minuten pro
Leistung, Gesamtzeit in Stunden, prozentualer Anteil der Jahres-
arbeitszeit, berufsgenossenschaftliche Jahreseinsatzzeit etc.
Tipp: Man sollte bei der Zuordnung darauf achten, dass möglichst
nicht weniger als 0,2 FTE (Vollzeitäquivalente) einer Aktivität
zugeordnet werden, um die Übersichtlichkeit zu wahren. Viele
Bereiche im Gesundheitsmanagement fangen mit solchen Statisti-
ken erst an, wenn der Unternehmensberater diese im Sinne eines
Rechenschaftsberichts abverlangt. Wir empfehlen dringend, diese
Statistik von Anfang an systematisch zu pflegen.
Leistungsstatistik
Auch wenn der Aufwand zunächst eine Hürde darstellt, emp-
fiehlt sich ein Eigencontrolling. Letzteres muss systematisch
erfolgen sowie Strukturfaktoren und relevante Parameter der
Leistungsstatistik berücksichtigen (Kosten, Betreuungsdichte,
Einsatzstunden, Ressourcen und Kapazitätsverteilung).
; Box 5-12: Leistungsstatistik als Instrument des Eigencontrollings
Viele Controller berechnen beim Erlös in Bezug auf BGM die einge- Kosten unge-
sparten Lohnfortzahlungen. Diese stellen aber nur die Spitze des störter Arbeits-
Eisberges dar. Die Theorie der Betriebsunterbrechung zeigt auf, stunden
dass die Höhe des durch Arbeitsunfähigkeit tatsächlich ausfallen-
den Umsatzes zuzüglich derjenigen Mehrkosten, die bei ungestör-
tem Betriebsablauf nicht entstanden wären, beträchtlich höher als
die Lohnfortzahlungen ausfallen kann. Ein mögliches Maß zur Be-
stimmung dieser Kosten stellt der Kennwert „Kosten ungestörter
Arbeitsstunden“ dar (} Abbildung 70, S. 295). Die Gesamtheit
aller ungestörten Arbeitsstunden definiert sich als Differenz aller
„eingekauften Arbeitsstunden“ (maximale Arbeitskapazität der
5 A 294 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
*HVXQGKHLWVI|UGHUXQJVNRVWHQ
SURXQJHVW|UWHU$UEHLWVVWXQGH
$XVIDOO]HLWNRVWHQ
S U R 9R O O ] H L W l T X L Y D O H Q W X Q G 7D J
%HWULHEH LQWHUQ
%HQFKPDUNLQJRSWLRQ
%UDQFKHQ %*
Wie sieht ein solcher Serviceschein konkret aus? Als Produkt ha-
ben wir uns für „Gesundheitspsychologische, wissenschaftliche
Begleitung von Gesundheitsprojekten“ entschieden. Bei dieser
Fragestellung bleibt der Punkt „Regelung der Folgen bei Nicht-
oder Schlechterfüllung“ unberücksichtigt.
SLA-Scheine
Produkt
x Gesundheitspsychologische, wissenschaftliche Begleitung von
Gesundheitsprojekten
Leistungsbestandteile
x Entwicklung
Entwicklung und Konzeption von Gesundheitsprojek-
ten im interdisziplinären Austausch mit anderen Fach-
disziplinen (Arbeitsmedizin, Sozialmanagement, Per-
sonal)
wissenschaftliche Literaturrecherche und Bewertung
der empirischen Datenbasis
Erstellung eines Projektrahmenplans
Maßnahmenentwicklung
Entwicklung von Kennzahlensystemen
x Evaluation der Projekte und der Maßnahmen
Feedbackbefragungen
Kennzahlenauswertung
Verrechnung qualitativer und quantitativer Parameter
x Beratung und Unterstützung bei der Implementierung
5 Organisations- und Moderationsaufgaben
Teilnahme an Informations- und Steuerungsgremien
Konzeption und Durchführung von Workshops
Verantwortlichkeiten der Kunden
x Input/Rückmeldung hinsichtlich des Bedarfs in der Praxis
x Teilnahme an Informations- und Steuerungsgremien
x Teilnahme an Gesundheitsmaßnahmen
x Teilnahme an der Evaluation
x Teilbudgetierung von Gesundheitsmaßnahmen (Restbudgetie-
rung durch Krankenkassen)
Servicelevel (Leistungsstandards Æ Messgröße Æ Zielwert)
x Literaturübersicht, kundenorientierte Abbildung der zentralen
Ergebnisse Æ erfolgt/nicht erfolgt Æ erfolgt
Baustein 2: Wirtschaftlichkeitsmessung 299 A 5.4
x Aussagekräftige Kennzahlen entwickelt Æ erfolgt/nicht er-
folgt Æ erfolgt
x Konzepte und Maßnahmen sind kundenorientiert Æ Kunden-
rückmeldung positiv/negativ Æ positiv
x Konzepte und Maßnahmen sind wissenschaftlich gesichert Æ
Bewertung in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit posi-
tiv/negativ Æ positiv
x Evaluationsbericht zu den Gesundheitsmaßnahmen erstellt Æ
erfolgt/nicht erfolgt Æ erfolgt
Schaffen Sie sich Klarheit! Wer das Thema umfassend für sich
erarbeiten möchte, dem empfehlen wir die Ausarbeitung der Bun-
desanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA, 2014). Der
Webanhang nach Registrierung bietet Stellungnahmen von Exper-
tinnen und Experten sowie Beispiele aus der Praxis.
Wer kurz und bündig über das Wesentliche zur Gefährdungsbeur-
teilung psychischer Belastungen informiert werden möchte sowie
praxisbezogene Hinweise zur Vorgehensweise und zu den Instru-
menten benötigt, empfehlen wir das Essential zur Begründung, zu
Instrumenten und zur Umsetzung vom Autor Treier (2015b).
Wie oft muss eine Gefährdungsanalyse durchgeführt werden? Fragen der Praxis
holt werden, wenn sich die Umstände ändern. Laut DGUV Vor-
schrift 2 ist die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen
alle drei Jahre bei Betrieben mit spezifischen Gefährdungen, an-
sonsten alle 5 Jahre zu wiederholen (Paridon, 2013, S. 20). In der
Praxis empfiehlt sich jedoch, am Anfang nach einem Jahr eine
Wiederholungsmessung durchzuführen, um die Maßnahmen zu
bewerten. Später reicht es aus, die Gefährdungsbeurteilung im
Zwei- oder Dreijahresrhythmus abzubilden. Bei sehr „stabilen“
Verhältnissen ist auch ein Fünfjahresrhythmus rechtfertigbar.
Muss ich dokumentieren?
Ja, die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung ist gemäß § 6
ArbSchG zu dokumentieren. Alle Betriebe müssen die Beurteilung
der Gefährdung, die festgelegten Arbeitsschutzmaßnahmen, die
Überprüfung der Durchführung und der Wirksamkeit der Arbeits-
schutzmaßnahmen darlegen.
Muss ich die Kosten tragen?
Anfallende Kosten lassen sich durch externe Unterstützung abpuf-
fern, denn die Berufsgenossenschaften, Rentenversicherungsträ-
gern und die Agenturen für Arbeit bieten Unterstützungsleistungen
an. Gemäß § 20 b SGB V haben die Krankenkassen die Verpflich-
tung, die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung bei der Ver-
hütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren zu unterstützen,
also kann auch hier eine mögliche „Refinanzierungsquelle“ liegen.
An dieser Stelle ist auch die Kooperation mit Hochschulen v. a. im
Bereich Arbeits- und Organisationspsychologie zielführend.
Muss ich eine eigenständige Gefährdungsanalyse psychischer Be-
lastungen durchführen?
Nein, es gibt keine Pflicht, jedoch könnte eine integrierte Gefähr-
5 dungsbeurteilung aus Effizienz- und Effektivitätsgründen sinnvoll
sein. Ja, in der Praxis wird man häufig auf eine getrennte Vorge-
hensweise zurückgreifen, denn die Herangehensweisen unter-
scheiden sich von der klassischen Gefährdungsbeurteilung. Viel-
fach fehlen auch Fach- und Verfahrenskenntnisse.
Welche Bereiche muss ich analysieren?
Es empfiehlt sich, Organisationseinheiten und ggf. auch besondere
Beschäftigtengruppen (z. B. Mitarbeiter in Schicht) differenziert
zu betrachten. Eine Differenzierung ist aber nur dann vorzuneh-
men, wenn es hierfür eine Legitimation gibt. Zunächst kann man
sich an die Analyseebenen der klassischen Gefährdungsanalyse
anlehnen. Bei kleinen Unternehmen erfolgt aus Datenschutzgrün-
den stets eine gesamthafte Betrachtung.
Baustein 3: Gefährdungsbeurteilung psychischer Faktoren 307 A 5.5
Welche Inhalte muss ich beachten?
Auf jeden Fall sind Arbeitsintensität, Handlungsspielraum, soziale
Unterstützung und Arbeitszeit zu berücksichtigen (vgl. Beck et al.
in BAuA, 2014, S. 54 f.). Um sich einen Überblick zu verschaffen,
bietet es sich an, auf Checklisten zurückzugreifen (bspw. ChEF).
http://www.baua.de/de/Informationen-fuer-die-
Praxis/Handlungshilfen-und-Praxisbeispiele/ChEF.html
Die Tabelle 5-9 stellt die psychischen Belastungsfaktoren dar Psychische Belas-
(nach Treier, 2015b, S. 22 ff.). Im Kap. 3.2 (ª S. 117) finden Sie tungsfaktoren
weitere Informationen zu den Risikofaktoren.
Belastungs-
Erfassungsfelder
faktoren
² Arbeitsintensität: qualitative und quantitative Unter-
und Überforderung
² Emotionale Inanspruchnahme: emotionale Belastun-
gen wie Umgang mit schwierigen Kunden oder
Freundlichkeitsdruck bis zum Umgang mit Leid
² Handlungsspielraum: Freiheitsgrade bzw. Autonomie
Arbeitsinhalt
als Chance, Einfluss auf die eigene Arbeit zu nehmen
² Qualifikation: Kompetenzen, die für eine fachge-
Arbeits-
rechte Durchführung einer Tätigkeit erforderlich
aufgabe
sind, auch Kernkompetenzen wie Teamfähigkeit usw.
² Variabilität: Abwechslungsreichtum zur Verhinderung
der Monotonie
² Vollständigkeit: Ganzheitlichkeit, wenn der Mitarbei-
ter nicht nur selbst ausführt, sondern auch vorberei-
tet, organisiert und kontrolliert
² Arbeitsabläufe: Unregelmäßigkeit der Arbeitsmenge,
mangelnde Vorhersehbarkeit und Planbarkeit, einge-
schränkte Steuerbarkeit der Prozesse
² Arbeitsunterbrechungen: Unterbrechungen des Ar-
beitsprozesses, Aufmerksamkeitsprobleme
² Arbeitszeit: Erholungszeiten und Abstimmung der
Arbeits - mit der Lebenszeit (Work-Life-Balance) als
Arbeits- Handlungsfelder (z. B. Schichtarbeit)
organisation ² Informationsmängel: nicht rechtzeitig verfügbare
und veraltete Informationen, zu wenige oder auch
zu viele Informationen (bspw. Multitasking)
² Kommunikation und Kooperation: Störungen der Ab-
stimmung zwischen Mitarbeitern, Schnittstellenprob-
leme, Probleme im Kontext der sozialen Beziehungen
² Rollenunklarheit/-ambiguität: unklar oder wider-
sprüchlich formulierte Ziele, unklare Zuständigkeiten
5 A 308 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
Belastungs-
Erfassungsfelder
faktoren
² Arbeitsmittel: Defizite bei den Arbeitsmitteln von
ungeeignetem oder unzureichendem Werkzeug bis
zur defizitären Softwaregestaltung
² Arbeitsplatzgestaltung: Raumgröße, Bewegungsfrei-
heit, Qualität der Anzeigeinstrumente etc. als klassi-
sche ergonomische Faktoren, aber auch Aspekte der
kognitive Ergonomie, also der Frage, wie digitale und
analoge Informationen abzubilden sind
Arbeits-
² Chemische und physikalische Faktoren: Einatmen von
umgebung
Stäuben oder unangenehme Geruchsbelästigungen,
ausgeprägter kontinuierlicher Lärm etc.
² Physische Faktoren: schwere körperliche Arbeiten bis
Zwangshaltungen oder Über-Kopf-Arbeiten
² Weitere Risikofaktoren: Unfallrisiken, der Umgang
mit gefährlichen Arbeitsstoffen oder schwer einseh-
bare Maschinen, angstauslösende Gestaltung von
Gängen oder Räumen (Beispiel: Kellerwege)
² Diskriminierung: Belastungen durch Diskriminierung
wegen Geschlecht, Alter, Ethnie etc.
² Konflikte: Konflikte mit Kollegen oder Führungskräf-
ten, aber auch mit Kunden, im Extremfall Mobbing
Soziale ² Kultur: Wert- und Normvorstellungen einer Organisa-
Beziehungen tion im Widerspruch zu individuellen Verhaltens- und
Denkmustern
² Unterstützung: geringe soziale Unterstützung durch
Führungskräfte oder Kollegen, keine Rückmeldung
zur Arbeitsleistung
3(5621(1%(=2*(1
329HUIDKUHQ 369HUIDKUHQ
2EMHNWLYH'DWHQDXVDQGHUHQ
,QGLYLGXHOOH$QJDEHQ]XU
'DWHQTXHOOHQRGHUSV\FKR
%HILQGOLFKNHLWXQG
SK\VLRORJLVFKH0HVVXQJHQ
%HDQVSUXFKXQJVIROJHQ
(Beispiel Fehlzeiten,
(Beispiel WHO-5, FBL, BMS)
Berufserkrankungen)
2%-(.7,9 68%-(.7,9
%29HUIDKUHQ %69HUIDKUHQ
0HUNPDOHGHU$UEHLWGLH (UOHEWHXQGEHZHUWHWH0HUNPDOH
XQDEKlQJLJYRPDXVIKUHQGHP GHU$UEHLWGDPLWDEKlQJLJYRP
,QGLYLGXXPHUPLWWHOWZHUGHQ DXVIKUHQGHQ,QGLYLGXXP
(Beispiel TBS, VERA/RHIA) (Beispiel SALSA, KFZA, COPSOQ)
%(',1*81*6%(=2*(1
Von der Be- Drei Herangehensweisen haben sich in der Praxis besonders be-
obachtung über währt: Beobachtung, Befragung und Workshops (Beck et al. in
Befragung bis BAuA, 2014, S. 56 ff.).
zum Workshop
x Beobachtungen: Beobachtungen finden wir oft bei der klassi-
schen Gefährdungsanalyse. Sie eignen sich aber kaum für die
Erfassung der nicht immer direkt beobachtbaren psychischen
Belastungsfaktoren. Beobachtungsinterviews sind hier eine Al-
ternative, aber diese sind aufwendig und tragen das Risiko der
sozialen Beeinflussung. Unabhängig davon ist auf jeden Fall zu
gewährleisten, dass standardisierte Beobachtungsverfahren
mit festgelegter Dokumentation zu verwenden sind. Eine um-
fassende Schulung der Beobachter ist unerlässlich.
x Befragungen: Wenn die Gefährdungsbeurteilung wie ein Such-
scheinwerfer psychische Belastungen identifizieren soll, emp-
fiehlt sich eine anonymisierte Befragung. Durch skalierte
Items werden das Vorhandensein, die Häufigkeit und die In-
tensität vorliegender psychischer Belastungen erfasst. Die
Subjektivität ist hier unvermeidbar, aber keineswegs proble-
matisch, wenn man bei der Auswertung analoge Arbeitsplätze
betrachtet und die individuellen Wahrnehmungen auf Gemein-
samkeiten im Sinne des semi-objektiven Ansatzes
(} Abbildung 74, S. 320) überprüft. Befragungsbasierte Vor-
gehen sind effizient und effektiv und lassen sich auch mit Mit-
arbeiterbefragungen koppeln. Die Repräsentativität und die
quantifizierbaren Ergebnisse sprechen für einen Befragungsan-
satz. Die Gewährleistung der Anonymität ermöglicht offene
und weniger sozial erwünschte Antworten. Zudem bietet sich
die befragungsbasierte Abbildung für evaluative Zwecke an,
um spätere Veränderungen nach Maßnahmen aufzuzeigen.
x Workshops: Die Befragung kann als eine Art Grobanalyse ver-
5 standen werden. Bisweilen resultieren Ergebnisse, die zur Ab-
leitung von Maßnahmen erweiterte Informationen erfordern.
Hier eignen sich vertiefende Analyseworkshops, wo die Befra-
gungsdaten als Initialzündung und Impuls gespiegelt werden.
Diese Workshops mit ausgewählten Beschäftigten und Füh-
rungskräften eines Arbeitsbereichs und ggf. auch mit Verant-
wortlichen aus Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Mitbe-
stimmung sind extern zu moderieren, um die Meinungsdomi-
nanz einzelner Personen zu minimieren und um fehlgeleitete
Wahrnehmungen bspw. bezogen auf die Trennung zwischen
Belastungen und Beanspruchungen zu thematisieren. Proble-
matisch sind der Aufwand und die Tatsache, dass man nur
ausgewählte Mitarbeiter berücksichtigen kann. Dafür erhält
man Erkenntnisse, die für eine vertiefte Ursachenforschung
wertvoll sind. Außerdem werden die Beteiligten aktiv einge-
bunden, was zur Akzeptanzsteigerung führt.
Baustein 3: Gefährdungsbeurteilung psychischer Faktoren 311 A 5.5
Praxistipp: Zu empfehlen ist stets am Anfang ein befra-
gungsbasiertes, orientierendes oder Screening-Verfahren.
Anonymität sollte gewährleistet werden. Beobachtungsinter-
views sind aufgrund der Hemmschwelle Anonymität am An-
fang nicht zu empfehlen, ggf. aber eignen sie sich für kleine
Organisationen. Man sollte anfänglich auf ein standardisiertes
Verfahren zurückgreifen, wo auch Benchmarkwerte vorlie-
gen, um eine Zuordnung und Interpretation eigener Ergebnis-
se zu ermöglichen. Später sind angepasste Verfahren denk-
bar, die spezifische Faktoren der Organisation berücksichti-
gen. Die Auswahl und deren Begründung sind auf jeden Fall
zu dokumentieren. Meistens empfiehlt es sich, ein universel-
les Verfahren einzusetzen.
Die Zahl der Instrumente steigt in Anbetracht der Zunahme der Wer die Wahl hat
Nachfrage stetig. Folgende Auswahlkriterien helfen Ihnen bei ei- die Qual!
ner qualifizierten Auswahl (Treier, 2015b, S. 49):
x Ansprechendes Design Æ Motivation und Akzeptanz bei den
Befragten = hohe Rücklaufquoten und Antwortqualitäten
x Differenzierung Æ Gruppenunterschiede nach Alter, Ge-
schlecht, Berufsgruppe etc. = Adressatenorientierung
x Erfassung der psychischen Belastungen nach DIN EN ISO 10075
Æ anerkannte Themenfelder = keine Verzettelung
x Erfordernis der Schulung Æ es geht um Belastungen, nicht um
Personen = Akzeptanz und gemeinsame Sprache
x Erfüllung der Gütekriterien wie Zuverlässigkeit (Reliabilität)
und Gültigkeit (Validität) = Steigerung der Qualität der Daten
x Ganzheitlichkeit der Befragung Æ Belastungen, Beanspru-
chungen und Ressourcen = Beachtung aller Variablen
x Kosten Æ Lizenzkosten, Analyse- und Reportingkosten = auf
die versteckten Kosten achten
x Möglichkeit eines externes Benchmarkings im Sinne einer Ver-
gleichsmessung = eigene Ergebnisse kalibrieren können
x Möglichkeit eines internen Benchmarkings im Sinne einer Wie-
derholungsmessung = Veränderungen nachweisen können
x Nachweislich sozialwissenschaftlich entwickeltes Verfahren Æ
Fehlaussagen durch unausgereifte Verfahren vermeiden
x Umfang der Befragung bzw. erforderliche Ausfüllzeit Æ Anzahl
der Items = Gratwanderung zwischen Akzeptanz und Inhalt-
lichkeit, am Anfang Screeningverfahren
x Verständlichkeit in Bezug auf Zielgruppe Æ adressatengerech-
te Sprache und Darstellung = keine Fachsprache
x Vorliegen von Referenzdaten zwecks Orientierung = Maßstab
5 A 312 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
Verfahren Attribute
² Analysetiefe: Orientierung
² Nutzer: ungeschult bis Experte
ChEF
Checklisten zur
² Methoden: Befragung*, Interview, Beobachtung,
Erfassung von Workshop
Fehlbeanspru- ² Merkmale: Tätigkeit, Leistung, Verhalten, Umgebung
chungen www.baua.de/de/Informationen-fuer-die-
Praxis/Handlungshilfen-und-Praxisbeispiele/ChEF.html
² Analysetiefe: Orientierung
KPB ² Nutzer: ungeschulte bis Experte
Kurzverfahren ² Methoden: Interview, Beobachtung
Psychische ² Merkmale: Stress, Ermüdung, Sättigung, Monotonie
Belastung
http://www.arbeitswissenschaft.net/
² Analysetiefe: Orientierung
START ² Nutzer: ungeschult bis Experte
zur Gefähr-
² Methoden: Befragung, Beobachtung
dungsbeurtei-
lung von ² Merkmale: Tätigkeit
Arbeits- www.rolf-satzer-fbu.net/startverfahren.html
belastungen
www.buero-fuer-arbeitsschutz.de
5 BASA-II
² Analysetiefe: Screening
² Nutzer: geschult bis Experte
Psychologische
Bewertung von ² Methoden: Befragung, Interview, Beobachtung
Arbeits- ² Merkmale: Ergonomie, Technik, Organisation
bedingungen www.baua.de/BASA-II
„Der Weg zur ganzheitlichen Gesundheitsanalyse ist aus Kosten- Wagen Sie sich
Nutzen-Sicht zu empfehlen, denn man erhält für die Maßnah- einen Schritt
menableitung und Beurteilung der Zusammenhänge differenzierte weiter!
Antworten im Vergleich zur Gefährdungsbeurteilung psychischer
Belastungen. Verhältnis- und Verhaltensfaktoren sowie puffernde
bzw. gesundheitsförderliche Ressourcen können mit einem In-
strument erfasst werden und Wechselbeziehungen aufgezeigt
werden.“ (Treier, 2015b, S. 56) Æ ª Kap. 5.6 (S. 314)
Unser Anspruch Kennzahlen sind sinnvoll, doch sie sind vereinzelt, versprengt und
sporadisch. Natürlich gilt es, vorhandene Kennzahlen wie die
Fehlzeiten besser zu nutzen und das BGM durch Wirtschaftlich-
keitsmessungen und Leistungsstatistiken ausreichend zu flankie-
ren. Um aber einen Quantensprung in der Steuerung und Quali-
tätssicherung im Bereich des BGM zu erzielen, bedarf es einer
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 315 A 5.6
erweiterten Strategie. Wir benötigen dafür ein Konzept der Ge-
sundheitsscores im Kontext einer Gesundheitsanalyse, das …
x fortschrittlich und investitionsbezogen,
x strategisch und nicht nur retrospektiv,
x integrativ und ganzheitlich sowie
x ursachengerecht und präventionsbezogen ist.
Zur Entwicklung solcher Gesundheitsscores muss man nicht das Unsere Arbeits-
Rad neu erfinden. Die & Arbeits- und Tätigkeitsanalyse ist unsere grundlage:
bewährte Arbeitsgrundlage für ein Evaluationskonzept, das unse- Der Work
rem Anspruch gerecht wird (Hacker, 1995). Ergänzt wird die psy- Ability Index
chologische und arbeitswissenschaftliche Arbeitsanalyse durch die
Bedeutungszunahme eines Konstrukts, was die Arbeitsfähigkeit
von Erwerbstätigen abbilden soll: der & Work Ability Index (Ar-
beitsfähigkeits- bzw. Arbeitsbewältigungsindex, ABI) (Hasselhorn
& Freude, 2007; Treier, 2015a).
Tipp: Lesen Sie zum Work Ability Index (WAI) das Interview mit Dr.
Tempel „Ein Fragebogen erorbert die Welt“ (ª Kap. 3.4,
S. 136)! In diesem Interview werden Stärken, aber auch Probleme
bei der Erfassung der Arbeitsfähigkeit skizziert.
Der & Work Ability Index (WAI) kann als ein Frühindikator für
Lebens- und Arbeitsqualität, Fehlzeiten, Effizienz und Effektivität
von Interventionen im BGM fungieren. Mit dem WAI können wir die
Sinnhaftigkeit von Maßnahmen im Bereich BGM ableiten und damit
eine Handlungsaufforderung für Verhaltens- und Verhältnispräven-
tion setzen (ª Kap. 4, S. 147). Zu betonen ist hier aber, dass das
WAI-Instrument keine Aussagen zu Ursachen und Maßnahmen
macht. Hierfür benötigt man den theoretischen Unterbau, das
WAI-Konzept (} Abbildung 72) (; Box 3-7, S. 141).
5 Fluch oder Segen Alle wollen den WAI einsetzen. Er ist bekannt, es existieren viele
Die WAI-Hysterie empirische Studien, es gibt ein einfaches Instrument, Befragungs-
software steht zur Verfügung, Referenzwerte ermöglichen Ver-
gleiche mit eigenen Ergebnissen. Das System gründet zudem auf
ein florierendes Netzwerk von WAI-Verfechtern. Fluch oder Segen?
Der WAI hat sich unseres Erachtens als Segen für die Entwicklung
eines modernen Gesundheitscontrollings herauskristallisiert. Den-
noch darf man nicht den Fehler begehen und diesem Konstrukt
unkritisch gegenüberstehen (vgl. Elsner, 2005; Georg & Peter,
2005 & 2008). Der WAI ist ein Verfahren, dass v. a. mittels der
Erlebniswelt arbeitender Personen anhand von Leitfragen gesund-
heitliche Aspekte und arbeitsanalytisch assoziierte Faktoren er-
fasst (individuenzentriertes Verfahren). Die Validität des WAI wird
in wissenschaftlichen Kreisen diskutiert, und manche befürchten
eine Subjektivierung der Arbeitswissenschaft, doch die empiri-
schen Studien belegen jedenfalls die Bedeutsamkeit und die Prä-
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 317 A 5.6
diktionskraft dieses zum Teil noch ungeklärten Konstruktes
(Treier, 2015a, S.29 ff.). Kritisch ist aber anzumerken, dass der
WAI dazu tendiert, etwas defizitorientiert bei den Belastungen
anzusetzen. Das & salutogenetische Verständnis erfordert hier
eine Erweiterung mithilfe ressourcenorientierter Gesundheits-
scores, die wir in diesem Kapitel erläutern werden.
Hinweis: Eine Erweiterung des klassischen Instruments WAI/ABI ist ABI PlusTM
in Sicht. Diese Erweiterung berücksichtigt nunmehr auch Bean-
spruchungen und Ressourcen. ABI PlusTM ermöglicht eine Standort-
bestimmung, eine Prognose und Evaluation der Arbeitsfähigkeit.
Entscheidend ist, dass dieses Instrument außer Belastungen auch
Ressourcen und Beanspruchungen im ganzheitlichen Sinne berück-
sichtigt (Tempel & Ilmarinen, 2013, S. 239 f.).
Arbeitsfähigkeit
Dieses Konstrukt stellt einen Meilenstein im Bereich BGM dar.
Wir wollen im Kontext der Veränderung der Arbeitswelt und
der demografischen Verschiebung wissen, inwieweit die Er-
werbstätigen in der Lage sind, ihre Arbeit angesichts der zu-
nehmenden Anforderungen zu erledigen (Tuomi et al., 1997).
Bei der Einschätzung sind die individuellen & Ressourcen
(körperliche, mentale, soziale Fähigkeiten, Gesundheit,
Kompetenzen etc.) und die Arbeit selbst (Arbeitsinhalt, Or-
5 A 318 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
Arbeitsanalyse Der WAI ist ein wichtiger Gesundheitsscore. Aber der WAI kann
als Basis nicht das gesamte Spektrum der Gesundheitsscores abbilden. Hier
benötigen wir als ergänzende Informationsquelle die & Arbeits-
analyse. Die Analyse als Bewertung von Arbeitstätigkeiten bzw.
-inhalten nebst ihren Bedingungen und Auswirkungen (psycholo-
gisch, physiologisch, sozial, ökonomisch, ökologisch) ist die Grund-
lage zur Erarbeitung von humanen und effektiven Gestaltungsvor-
schlägen im Kontext des Gesundheits- und Personalmanagements
(Treier, 2009, S. 67 ff.; Treier, 2012). Man differenziert zwischen
arbeitswissenschaftlichen und psychologischen Verfahren.
x Psychologische Verfahren: Sie analysieren das Verhalten der
arbeitenden Person und ihr Handeln in dem entsprechenden
Umfeld. Man interessiert sich v. a. für die Ermittlung motiva-
tionsförderlicher Elemente der Arbeit.
x Arbeitswissenschaftliche Verfahren: Hier werden die objek-
tiven Bedingungen und Anforderungen der Arbeitssituation aus
technologischer und organisatorischer Sicht analysiert. Man in-
teressiert sich für die Verbesserung der Arbeitsabläufe und für
eine angemessene Arbeitsvereinfachung in Bezug auf Bewe-
5 gung, Zeit und Anstrengung.
Ziele von Ar- Wozu mache ich Arbeitsanalysen? Arbeitsanalysen findet man in
beitsanalysen vielen Anwendungsfeldern wieder (} Abbildung 73). Arbeitsanaly-
sen haben zum Ziel (Hacker, 1995, S. 23 ff.),
x die Effektivität und Produktivität der Arbeit zu steigern,
x die psychische Beanspruchung zu optimieren,
x krankheitsförderliche Stress- und Ermüdungszustände zu ver-
meiden und Risikofaktoren für Beschwerden zu erkennen,
x den Erhalt und Erwerb von Fähigkeiten zu fördern,
x die Arbeitsmotivation aufrechtzuerhalten und zu steigern,
x die psychische Gesundheit und Entwicklung der Persönlichkeit
zu fördern sowie
x Lernangebote zur Qualifizierung zu schaffen.
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 319 A 5.6
$UEHLWVJHVWDOWXQJ 2UJDQLVDWLRQ
$UEHLWVRUJDQLVDWLRQ
6WHOOHQEHVFKUHLEXQJ $UEHLWVDEODXIJHVWDOWXQJ
$QIRUGHUXQJVDQDO\VH
$UEHLWVJHVWDOWXQJ 6FKLFKW XQG
3DXVHQJHVWDOWXQJ
%HODVWXQJVDEEDX
(UKRO]HLWEHVWLPPXQJ
$UEHLWV
DQDO\VH
$QIRUGHUXQJVEH]RJHQH
3HUVRQDODNTXLVWLRQ
%HUXIVNODVVLILNDWLRQ
3HUVRQDODXVZDKO
*HVXQGKHLWVVWDWXVLQ
YHUVFKLHGHQHQ%HUHLFKHQ $XV)RUW XQG
:HLWHUELOGXQJ
%HUXIVEHUDWXQJ 3HUVRQDOHQWZLFNOXQJ
Wo setze ich mit meiner Analyse an? (vgl. Ulich, 2011) Ebenen der
(} Abbildung 74) Aus arbeitswissenschaftlicher Sicht setzt man Analyse
häufig auf der objektiven Seite an. Diese Auftrags- und Bedin-
gungsanalyse kann aber nicht die Interaktion zwischen Person und
Situation gemäß dem WAI-Konzept abbilden. Entscheidend für das
BGM ist jedoch der Mensch als Herausforderung, denn dieser in-
terpretiert die Arbeitstätigkeit aus subjektiver Sicht. Wir nennen
diesen Prozess Redefinition. Was geschieht im Menschen während
des Handlungsvollzugs? Wir müssen uns mit den für die Tätigkeit
erforderlichen psychischen Regulationsvorgängen befassen. Theo-
retisch wird dieser Ansatz durch die & Handlungsregulationstheo-
rie abgebildet (Hacker, 2005). Hier geht es um die Ausführungs-
und Antriebsregulation von der Handlungsvorbereitung bis zum
Handlungsvollzug. Moderne psychologische Analyseverfahren inte-
ressieren sich ferner für die Auswirkungen der Tätigkeit auf das
Befinden und Erleben der Beschäftigten. Die Klassiker sind hier
Stress und Zufriedenheit. Resch (2003) stellt einige typische Ver-
fahren zur Analyse psychischer Belastungen und ihre Anwendung
im Arbeitsgesundheitsschutz dar. Dabei darf man nicht die Per-
spektive der Gesundheitsbeurteilung gemäß Arbeitsschutzgesetz
übersehen (ª Kap. 5.5, S. 301). Im Gegenteil ist die psychologi-
sche Perspektive mit der physiologischen/ergonomischen bzw.
medizinischen Sichtweise zu verknüpfen.
5 A 320 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
$QDO\VHGHU
$XVZLUNXQJHQDXI
%HILQGHQXQG(UOHEHQGHU
%HVFKlIWLJWHQ
Stress, Zufriedenheit
$QDO\VHGHU 68%-(.7,9(6(,7(
$UEHLWVWlWLJNHLWXQGGHU
HUIRUGHUOLFKHQ
5HJXODWLRQVYRUJlQJH Der Mensch
Redefinition
$XIWUDJV XQG
%HGLQJXQJVDQDO\VH
2%-(.7,9(6(,7(
Die Bedingungen
Verfahrenstypen Wie können wir nun messen? Die } Abbildung 75 illustriert die
verschiedenen Verfahrenstypen der Arbeitsanalyse. Wir empfehlen
für die Praxis den Einsatz der semi-objektiven Messmethode. Hier
setzt man analog zur personenbezogenen Analyse Befragungen ein
und analysiert typengleiche Arbeitsplätze. Interessant sind v. a.
die Übereinstimmungen zwischen den Beurteilenden. Dieses Ver-
fahren ist effektiv und effizient. Sie sollten für die Befragung
möglichst standardisierte Verfahren einsetzen (Dunckel, 1999).
3HUVRQ %
3HUVRQ 3HUVRQ 3HUVRQ
$ % &
3HUVRQHQEH]RJHQH
VXEMHNWLYH $QDO\VH
'DWHQHUKHEXQJYRUZLHJHQGPLW
+LOIHYRQ%HIUDJXQJVPHWKRGHQ
hEHUHLQVWLPPXQJ"
Inhaltliche Methodische
Qualitätsdimensionen Qualitätsdimensionen
Objektivität: Das Instrument sollte
Humankriterien: Das Instrument
unabhängig vom Testleiter sein.
hat alle Facetten von der Schädi-
Durchführungs-, Interpretations-
gungslosigkeit bis zur Persönlich-
und Auswertungsobjektivität müs-
keitsförderlichkeit zu erfassen.
sen gewährleistet sein.
Wirksamkeit: Das Instrument sollte Reliabilität: Das Instrument sollte
gemäß seinem Analyseziel eindeu- zuverlässig die Messung abbilden.
tige Aussagen liefern und hinsicht- Die Zuverlässigkeit bezieht sich
lich seiner Kriterien vollständig nicht auf den Inhalt, sondern auf
sein, z. B. im Bereich Wirtschaft- die Qualität der Messung wie Ge-
lichkeit die Identifikation effektivi- nauigkeit usw. selbst. Wiederho-
tätssteigernder Maßnahmen ermög- lende Messungen sollten bei nicht
lichen oder im Bereich des Arbeits- veränderten Sachverhalten mehr
schutzes die Gefährdungspotenzia- oder wenige gleiche Ergebnisse
le identifizieren. liefern.
Validität: Das Instrument sollte
Praktikabilität: Das Instrument
genau das erfassen, was es vorgibt
sollte ein angemessenes Kosten-
zu bestimmen. Die inhaltliche
Nutzen-Verhältnis gewährleisten.
Gültigkeit muss nachgewiesen
Hierbei ist neben Raum- und Zeit-
werden. Dies ist bisweilen bei der
faktoren auch das Mengengerüst zu
immanenten Komplexität im Ge-
beachten.
sundheitsbereich schwierig.
Diagnostizität: Gerade im Bereich
Soziale Akzeptanz: Die Akzeptanz
der Gesundheit liegen oft subjekti-
des Instrumentes sollte u. a. durch
ve Urteile vor. Die Gesundheits-
Transparenz, Plausibilität und
und Arbeitsanalyse können hier als
Partizipation erhöht werden.
diagnostisches Werkzeug fungieren.
Vorliegen von Kennwerten: Zur Sensitivität: Das Instrument sollte
Interpretationshilfe ist es wichtig, empfindsam genug sein, um Prob-
dass hinreichend große Referenz- lemfelder und Veränderungen
stichproben zu verschiedenen aufzuspüren. In Abhängigkeit vom
Funktionsgruppen vorliegen. Diese Anwendungsfeld differenziert man
sollten möglichst auch einen Be- Instrumente für das Screening bis
wertungsrahmen bieten. zur Detailanalyse.
Die Arbeitsanalyse richtet sich also nach den Humankriterien der Humankriterien
Arbeit aus (Ulich, 2011), denn es geht explizit um die Humanisie- als Erfolgsmaße
rung der Arbeitswelt (Treier, 2009, S. 383 ff.). Damit sind für das
BGM die Humankriterien der Arbeit die Erfolgsmaße, die zu beach-
5 A 322 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
3HUV|QOLFKNHLWV 3HUV|QOLFKNHLWVELOGXQJ
$UEHLWDOV,QVWUXPHQW]XU
)RUPXQJGHU3HUV|QOLFKNHLW I|UGHUOLFKNHLW /HUQHQLQXQGDXVGHU$UEHLW
*HVXQGKHLWV 3UlYHQWLRQVSURJUDPPH
*HVXQGKHLWVSUlYHQWLRQGXUFK
GLH$UEHLWVWlWLJNHLW I|UGHUOLFKNHLW 6R]LDOH1HW]ZHUNH6HOEVWZLUNVDPNHLW
6R]LDOH$N]HSWDQ]GHU7lWLJNHLW
3DVVXQJ]XP4XDOLILNDWLRQV
XQG(UZDUWXQJVSURILO
=XPXWEDUNHLW
(UZDUWXQJV/HLVWXQJVNRQIRUPLWlW
%HODVWXQJHQDXVGHP 8QIlOOH%HUXIVNUDQNKHLWHQ6FKlGLJXQJHQ
$UEHLWV8PZHOWV\VWHP
6FKlGLJXQJVORVLJNHLW
0D[LPDOH$UEHLWVSODW]NRQ]HQWUDWLRQ 0$.
'XUFKIKUEDUNHLWXQG 6LQQHVSV\FKRSK\VLRORJLVFKHXQG
5 5HDOLVLHUEDUNHLW
$XVIKUEDUNHLW
DQWKURSRPHWULVFKH*UHQ]HQ
Typische Fragen Was sind typische Fragen? In der Tabelle 5-12 sind typische
Fragen der psychologischen Arbeitsanalyse dargestellt. So wird
qualitative Überforderung mit dem Item „Meine Arbeit wächst mir
über den Kopf.“ oder Regulationsbehinderungen mit dem Item
„Meine Arbeit wird durch ungünstige Umgebungsbedingungen
beeinträchtigt.“ erfasst. Meistens werden die einzelnen Dimensi-
onen wie „Qualitative Überforderung“ mit mindestens drei Items
abgebildet, um eine zuverlässige Skala abzubilden.
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 323 A 5.6
Tabelle 5-12: Typische Fragen
Meine Arbeit …
Empfehlenswert ist eine eher eher
ja nein
geradzahlige Skalierung! ja nein
Auf der Website finden Sie eine Tabelle mit wichtigen klassischen
arbeitsanalytischen Instrumenten und deren Anwendungsbereich.
Aus der Vielzahl an Instrumenten mit ihren jeweiligen Vor- und
Nachteilen möchten wir Ihnen vier Empfehlungen aussprechen, die
sich im Praxiseinsatz bewährt haben. Wenn Sie den Fokus auf die
Klassische In- Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen legen, werfen
strumente Sie einen Blick auf die Tabelle 5-10 (ª S. 312). Bei den hier
vorgestellten Verfahren handelt sich um Instrumente der zweiten
bis dritten Generation der psychologischen Arbeitsanalyse.
x Erste Empfehlung: Benötigen Sie ein universales Screening-
Instrument, womit Sie reliabel und valide Problemfelder er-
kennen können, eignet sich der Kurzfragebogen zur Arbeits-
analyse (KFZA) (Prümper et al., 1995; Prümper, 2010). Das
Verfahren basiert auf der Auswahl von Items aus bereits vor-
handenen Fragebogenverfahren (ISTA, ISTA-C, JDS, SAA etc.).
Er ist mit nur 26 Items ökonomisch konzipiert und bezieht sich
auf Arbeitsinhalte, & Ressourcen, Stressoren und Organisati-
onsklima. Als Faktoren werden Handlungsspielraum, Vielsei-
tigkeit, Ganzheitlichkeit, soziale Rückendeckung, Zusammen-
arbeit, qualitative und quantitative Arbeitsbelastung, Arbeits-
unterbrechungen, Umgebungsbelastung, Information und Mit-
sprache, betriebliche Leistungen erfasst. Der Zeitaufwand be-
trägt bei der anonymen Einzelbefragung etwa 5 bis 10 Minu-
ten. Wenn Problemfelder identifiziert werden, sollte man
aber mit einer feineren Methodik den Erkenntnisgewinn erwei-
tern (Beispiel: Workshop-Methode). In einer Erweiterung er-
laubt der KFZA neben der IST- auch die SOLL-Analyse der Ar-
beitstätigkeit und damit eine Differenzbetrachtung. Der be-
kannte IMPULS-Test/2 baut auf dem KFZA auf.
x Zweite Empfehlung: Ebenfalls als Befragungsinstrument für
5 die an den Arbeitsplätzen tätigen Mitarbeiter ist der BASA II
(Bewertung von Arbeitsbedingungen Screening für Arbeits-
platzinhaber) konzipiert (Richter & Schatte, 2009). Über die
Toolbox der BAuA erhalten Sie dieses Instrument unentgelt-
lich, das die Qualitätskriterien gut erfüllt. Das Instrument ori-
entiert sich am psychologischen Modell zur Erklärung der psy-
chischen Belastung und Beanspruchung der DIN EN ISO 10075
und wurde unter Beachtung der Gütekriterien der DIN EN ISO
10075 T3 entwickelt und verifiziert. Das Instrument ermittelt
förderliche und beeinträchtigende Arbeitsbedingungen und
kann damit hervorragend auch im Rahmen der betrieblichen
Gefährdungsbeurteilung eingesetzt werden. Es berücksichtigt
allgemeine, arbeitsplatz- und arbeitsumweltbezogene sowie
organisatorische, soziale, personen- und tätigkeitsbezogene
Arbeitsbedingungen. Betriebsspezifische Arbeitsbedingungen
wie Fusionen können ergänzt werden. Der Zeitaufwand be-
trägt bei der anonymen Einzelbefragung etwa 20 Minuten. Wir
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 325 A 5.6
empfehlen hier v. a. den partizipativen Einsatz im Rahmen
von Workshops, da bei Mitarbeitern eventuell Verständnis-
probleme bei Einzelfragen auftreten könnten.
x Dritte Empfehlung: Ein differenziertes und als Gesundheits-
befragung geeignetes Instrument ist der COPSOQ, ein
Screening-Instrument zur Erfassung psychischer Belastungen
und Beanspruchungen bei der Arbeit (Nübling et al., 2005).
Die deutsche Version des Fragebogens wurde auf Basis des dä-
nischen und englischen Copenhagen Psychosocial Question-
naire entwickelt und hat sich als reliables und valides Instru-
ment herauskristallisiert. In diesem Instrument werden ge-
sundheitsbezogene Fragestellungen erfasst. Wir empfehlen
zum Einsatz die Kurzversion, die etwa 20 Minuten Ausfüllzeit
benötigt. Auf der Website können Sie diesen Fragebogen onli-
ne ausfüllen und erhalten einen persönlichen Report. Wir ha-
ben diesen Fragebogen als Grundlage für die Entwicklung ver-
schiedener Gesundheitsscores eingesetzt.
x Vierte Empfehlung: Der Fragebogen zum Arbeits- und Ge-
sundheitsschutz, Modul BGF (FAGSBGF), ist gestaltungsorien-
tiert konzipiert und gehört zur traditionellen FAGS Instrumen-
tenfamilie (Elke, 2002; Stapp et al., 1999; Uhle, 2004). Der
FAGSBGF als Instrument zur Mitarbeiter- und Vorgesetztenbe-
fragung erlaubt eine systematische Bewertung relevanter Res-
sourcen im BGM. Berücksichtigt wird im Gesamtprofil das An-
forderungsprofil (Arbeitstätigkeit, -umfeld, -organisation und
psychosoziale Belastungen), das Ressourcenprofil (internale
Ressourcen wie Gesundheitsbewusstsein, Selbstmanagement
und gesundheitsbewusste Lebensführung und externe Ressour-
cen wie & Gesundheitskultur, Personalführung, soziale Unter-
stützung) und zuletzt noch das Gesundheitsprofil mit kurz-
und langfristigen & Beanspruchungsfolgen sowie Wohlbefin-
den. Die Bearbeitungszeit beträgt in etwa 20 bis 30 Minuten.
Dieser Fragebogen ist auch als Online-Version erhältlich.
Auf der Website finden Sie einen Film zum FAGSBGF, der aufzeigt,
wie das Instrument konzipiert ist und welche Dimensionen dieses
Instrument erfasst. Der FAGSBGF als Ressourcenansatz eignet sich
prinzipiell für eine Gesundheitsanalyse im Unternehmen. Etwas
hinderlich sind möglicherweise der Umfang des Instrumentes und
Film zum FAGSBGF das gehobene Sprachniveau. Im weiteren Verlauf der Darstellung
werden wir Ihnen anhand der Gesundheitsscores aufzeigen, wel-
che Themenfelder noch zusätzlich zu erfassen sind.
Eigenes Der Autor Michael Treier hat mit der Firma virtualform ein eigenes
Instrument: standardisiertes Instrument entwickelt, das sich in vielen Organi-
Design trifft sationen aufgrund seiner Zugänglichkeit und Gestaltung bewährt
Inhalt hat und bislang ausgezeichnete Rücklaufquoten mit hoher Ant-
wortqualität erzielen konnte. Dieser Gesundheitsfragebogen (AFM-
bzw. BGM-Barometer) in verschiedenen Varianten ermöglicht,
Gesundheitsscores auf Basis von fest definierten Berechnungsvor-
schriften und Referenzwerten zu ermitteln. Die thematischen
Anforderungen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastun-
gen sind erfasst (ª Kap. 5.5, S. 301). Wichtig ist, dass solche Fra-
gebögen nicht abschrecken, sondern motivieren. Hier treffen sich
Design und Inhalt. Die } Abbildung 77 zeigt Ihnen einen Aus-
schnitt aus dem Fragebogen, der farblich entsprechend den Berei-
chen kodiert ist. Einige der in diesem Buch veröffentlichen Stu-
dienergebnisse basieren auf diesem Fragebogen.
5
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 327 A 5.6
Arbeitsanalyse
Psychosoziale & Belastungen nehmen zu. Die europäische
Richtliniensetzung im Arbeitsschutz berücksichtigt diese
Entwicklung und fordert die Vermeidung psychischer Belas-
tungen und eine menschengerechte Gestaltung der Arbeit.
Gestaltung ist aber nur zielorientiert denkbar, wenn man
analysiert, wo die Problemstellen sind. Mit der psychologi-
schen Arbeitsanalyse können wir systematisch die psychische
Regulation menschlicher Arbeitstätigkeit im Kontext ihrer
Bedingungen und Auswirkungen erfassen (Dunckel, 1999). Es
ist zu betonen, dass die Arbeitstätigkeit stets eine psychisch
regulierte Tätigkeit darstellt (Hacker, 2005). Wir empfehlen
daher, die bedingungs- und auftragsbezogene Analyse objek-
tiver Rahmenbedingungen durch eine subjektive Erfassung
der psychischen Regulationsprozesse und der Auswirkungen
der Arbeit zu ergänzen. Psychologische Arbeitsanalysen zie-
len auf die Gesundheits- und Persönlichkeitsförderung im Zu-
sammenhang mit den Arbeits- und Organisationsbedingungen.
Damit eignen sich Arbeitsanalysen als Baustein oder Basis ei-
ner integrativen Gesundheitsbefragung.
; Box 5-16: Arbeitsanalyse als Baustein der Gesundheitsbefragung
Unser in der Praxis bewährter Vorschlag baut auf eine & Health
Balanced Scorecard (} Abbildung 45, S. 242). In dieser Balanced
Scorecard werden die Dimensionen Arbeit, Mensch, Unternehmen,
& Work-Life-Balance und Gesundheitsförderung mit Hilfe syste-
matisch gewonnener Gesundheitsscores erfasst (Treier, 2012).
Flankiert wird das Konzept durch Kennzahlen aus den Bereichen
Business, Gesundheit und Qualität. Bevor wir Ihnen das Gesamt-
konzept vorstellen, möchten wir Sie schrittweise an das integrati-
ve Konzept der Gesundheitsscores heranführen.
*HVXQGKHLWV
VFRUHV
$UEHLWVDQDO\VHQHEVW
SV\FKLVFKHQ )KUXQJVTXDOLWlW
%HODVWXQJHQ
$UEHLWV]XIULHGHQKHLW 8QWHUQHKPHQVNXOWXU
$UEHLWVEHZlOWLJXQJ *HVXQGKHLWV
:RUN/LIH%DODQFH
EHZXVVWVHLQ
*HVXQGKHLWV]XVWDQG
/HEHQVVWLOH
SK\VLVFK SV\FKLVFK
%HZHUWXQJGHU
*HVXQGKHLWVI|UGHUXQJ
(UKROXQJVIlKLJNHLW 6HOEVWZLUNVDPNHLW
,QYLHOHQ0HWDDQDO\VHQHLQGHXWLJ
DOVUHOHYDQWH,QKDOWVIHOGHUGHV
*HVXQGKHLWVYHUKDOWHQ *HVXQGKHLWVPDQDJHPHQWV
(LQVWHOOXQJHQ
XQGNRPSHWHQ]
LGHQWLIL]LHUW
Bedeutung Anforderungen
Gesundheitspädagogisches
Kennzahlenbasiert
Instrument
Pro-aktive und gestaltungsorien-
Befragungsbasiert
tierte Abbildung von BGF-Themen
Kommunikationsmittel und Betrof-
Risiken, aber auch salutogene
fenheit auslösend (Individuum und
Faktoren berücksichtigend
Management)
Fokus auf Präventionsmaßnahmen,
Ranking-System ermöglichend
also antizipativ ausgerichtet
Grundlage für gezielte BGF: Auf-
Effizient und effektiv im Einsatz
zeigen von Stellschrauben
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 331 A 5.6
Auf der Website finden Sie beispielhafte Fragen zu den einzelnen
Themenfeldern und Hinweise zur Entwicklung eines Instrumentes
für die Gesundheitsbefragung. Die psychologische Arbeitsanalyse
kann ein guter Ausgangspunkt für eine Gesundheitsbefragung sein.
Der Vorteil eines schon standardisierten Instrumentes ist, dass Sie
auf Benchmark- bzw. Referenzdaten zurückgreifen können. Nach- Fragen für die
teilig ist, dass Sprache und Themenfelder nicht unternehmensspe- Gesundheits-
zifisch abgebildet sind. Bei dem BGM-Barometer ist deshalb eine scores
einfache Sprache mit visuellen Symbolen verwendet worden.
3UlYHQWLRQVIDNWRU
0RWLYDWLRQVIDNWRU
'HPRJUDILHIDNWRU
$UEHLWXQG3ULYDW *HVXQGKHLWVYHUKDOWHQ
$UEHLWV]XIULHGHQKHLW
OHEHQVR]LDOH (LQVWHOOXQJHQXQG
&RPPLWPHQW
5HVVRXUFHQ :HUWH/HEHQVVWLOH
)KUXQJVTXDOLWlW
*HVXQGKHLWVNXOWXU ,QYHVWLWLRQVEHUHLWVFKDIW
+HDOWK
,QGH[
+:, +6( +3, +&% +%$ +:&
E E E E E
$EVHQWLVPXV
3UlVHQWLVPXV
5HJUHVVLRQVDQDO\WLVFKRGHU6HW]XQJ
3URGXNWLYLWlW $XFKJHWUHQQWH%HWUDFKWXQJP|JOLFK
Methode Erläuterung
Dieser Weg ist beliebt, aber auch gefährlich, da
Strategische
Vorurteile und falsche Annahme vorliegen können
Setzungen
und die Gesamtbewertung beeinflussen.
Das Benchmarking ermöglicht Einblicke in die
Vergleich mit Bedeutung und Priorisierung von Steuerungsgrö-
anderen ßen. Es setzt voraus, dass man aber vergleichba-
re Partner findet.
Oft besitzt man Erfahrungen, welche Hebel die
wirksamsten sind. Auch wenn die Ursache-
5 Evidenzbasierte
Wirkungs-Ketten nicht in Gänze bekannt sind,
macht es Sinn, diese Steuerungsgrößen einzuset-
Methode
zen. Man sollte die evidenzbasierte mit der wis-
senschaftlichen Herangehensweise kombinieren,
um Erklärungsmuster zu erhalten.
Es existieren viele Feldstudien und empirische
Empirisch- Hinweise, die man nutzen kann, um Ursache-
wissenschaftliche Wirkungs-Ketten zu identifizieren. So weiß man
Herangehensweise bspw., welche Wirkfaktoren und Treiber auf die
Fehlzeitenentwicklung Einfluss nehmen.
Dieser Weg nutzt v. a. interne Daten, kann aber
Statistisch- auch mit externen Daten angereichert werden.
mathematische Statistische Werkzeuge helfen Ursache-Wirkungs-
Herangehensweise Ketten zu bestimmen, Gewichtungsfaktoren zu
berechnen und Trendanalysen durchzuführen.
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 333 A 5.6
Wie erfasse ich nun konkret die Gesundheitsscores? Die meisten 4. Schritt: Fahr-
Unternehmen führen Gesundheitsbefragungen einmalig durch. Es plan für die
handelt sich um Querschnittserhebungen. Sie stellen eine anony- Evaluation
misierte Momentaufnahme dar. Problematisch ist, dass dieses
Design keinen Nachweis für die Wirksamkeit erlaubt. Hierfür muss
man quasi längsschnittlich vorgehen, also den Veränderungspro-
zess bei den Betroffenen nach Intervention aufzeigen. Ist das
praktisch umsetzbar? Die } Abbildung 80 (S. 334) illustriert einen
solchen Fahrplan, der bspw. in einem Unternehmen der Energie-
und Chemiebranche mit mehreren Standorten umgesetzt worden
ist. Zugegeben ist dies ein Best Practice Fall. Meistens wird man
Abstriche vornehmen müssen. Die Instrumente bauen dabei stets
auf die Gesundheitsbefragung auf.
x Baseline-Erhebung I: Sie erfolgt am Anfang und dann nach
etwa drei Jahren. Sie ist anonym und wird logistisch analog
wie eine Mitarbeiterbefragung abgewickelt. Wir empfehlen
keine Online-Befragung, weil bei Online-Befragungen immer
noch Ängste in Bezug auf Anonymität vorliegen, die den Rück-
lauf und die Qualität der Daten schmälern können. Unser per-
sönlicher Tipp: Investieren Sie in das Design des Fragebogens!
x Start-up der BGF: Mitarbeiter, die an einem BGF-Programm
teilnehmen, werden am Anfang personengebunden hinsicht-
lich gesundheitsrelevanter Themenfelder befragt. Dies könnte
bspw. in der arbeitsmedizinischen Abteilung geschehen. Hier-
zu wird ein Identity-Code genutzt, der eine Trennung zwi-
schen Echtnamen und Analyse gewährleistet. Die Korrespon-
denztabelle (Echtname Ù Identity-Code) wird bspw. beim Be-
triebsarzt aufbewahrt. Wir benötigen den Identity-Code, um
bei den weiteren Erhebungen eindeutig den Veränderungspro-
zess je Person nachweisen zu können. Falls es aus betriebli-
chen Gründen nicht möglich sein sollte, die Eindeutigkeit
durch einen Identity-Code zu gewährleisten, muss man auf
gruppenbezogene Analysen (Veränderungsprozess pro Gruppe,
also alle Mitarbeiter im Alterssegment von 45 bis 55 Jahren)
ausweichen, die aber einen signifikanten Konturverlust in Be-
zug auf den Wirksamkeitsnachweis nach sich ziehen. Nach Be-
endigung der Evaluationsmaßnahme werden die Korrespon-
denztabelle und die Identity-Codes vernichtet.
x Zufriedenheitsbarometer: Bei größeren BGF-Maßnahmen
empfiehlt es sich, diese von den Teilnehmern in Bezug auf Er-
wartungserfüllung bewerten zu lassen. Der subjektive Zufrie-
denheitswert kann dann mit dem objektiven Parameter der
Nutzungsintensität verknüpft werden.
x Nachhaltigkeitsbögen: Wir empfehlen eine einjährige evalua-
tive Begleitung der individuellen Umsetzung. Meistens reichen
hierzu zwei Nachhaltigkeitsbögen nach sechs und zwölf Mona-
5 A 334 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
ten aus. Diese sind mit dem Identity-Code versehen. Dort in-
teressiert man sich v. a. für das Gesundheitsverhalten, die
Aufrechterhaltung der Zielbindung und für Faktoren, die die
Umsetzung behindern. Hiermit können wir die Wirksamkeit
von BGF-Maßnahmen nachweisen.
x Baseline-Erhebung II: Nach drei Jahren erfolgt eine erneute
Baseline mit dem gleichen Instrument wie am Anfang. Wichtig
ist hier eine Kontrolle der Personalbewegungen, damit man
einschätzen kann, wie sich die Kohorten verändert haben.
6WDQGRUW[\
5 6WDQGRUWEHUJUHLIHQGH(YDOXDWLRQ
6WDQGRUW
6WDQGRUW
6WDQGRUW
6WDQGRUW
Damit kommen wir zum letzten Schritt. Das integrative Diagnose- 5. Schritt:
portfolio verknüpft die Gesundheitsscores und die flankierenden Integratives
Kennzahlen aus dem Bereich Wirtschaft (Business), Gesundheit Datenportfolio
(Health) und Qualität (Service). Die } Abbildung 81 (S. 337) illus-
triert das Grundmodell. Von der Gewichtung empfehlen wir Ihnen,
5 A 336 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
'LDJQRVHSRUWIROLR
Kontinuierliches Monitoring 6WUXNWXUHQ 3UR]HVVH (UJHEQLVVH
)LQDQ]NHQQZHUWHXQG.RVWHQ1XW]HQ5HODWLRQ
%XVLQHVV (%,70DUJHXQG+&9$Æ 9HUKlOWQLV9HUJOHLFKVZHUWH
6 W U X N W X U G D W H Q
.RVWHQ1XW]HQ6WDWLVWLNDXV7DEOHDX/HLVWXQJVVWDWLVWLN
)RNXV
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1XW]XQJ =XIULHGHQKHLWVEDURPHWHU 4XDOLWlW6HUYLFH
(UIOOXQJVJUDGGHU6HUYLFHVFKHLQH
Der Aufwand lohnt sich und kristallisiert sich oft auch gar nicht als
so gravierend heraus, wie es den ersten Anschein hat. Die An-
fangsinvestition ist aus ressourcentechnischer Sicht in Abhängig-
keit von der Filigranität hoch. Sobald der Prozess standardisiert
abläuft, erhält man jedoch wertvolle Daten mit relativ geringem
Aufwand. Aus typischen betrieblichen Studien möchten wir Ihnen Einige Ergebnisse
einige anonymisierte Daten vorstellen, um Ihnen einen Eindruck
von der Bedeutung der Gesundheitsbefragung zu vermitteln. Am
Anfang des Buches (ª Kap. 1.2, S. 25) haben wir Ihnen schon ak-
tuelle Ergebnisse einer Längsschnittstudie zum Wirksamkeits-
nachweis von BGF-Maßnahmen vorgestellt. Diese Ergebnisse ver-
danken wir ebenfalls standardisierten Gesundheitsbefragungen.
5 A 338 Gesundheitscontrolling: Steuerung und Qualitätssicherung
Fall 1: Gesund- Bei einem Unternehmen der Chemiebranche wurden 2009 in einer
heitsbefragung Pilotstudie 142 Personen und später in einer Folgeuntersuchung
600 Personen mit einem Gesundheitsfragebogen mit den Konstruk-
ten Arbeitstätigkeit, Arbeitsfähigkeit, Selbstwirksamkeit, Irritati-
onsskala, Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten, Rahmen-
bedingungen befragt. Die externe Vergleichsstichprobe enthielt
2342 Datensätze. Es zeichnen sich folgende Ergebnisse ab:
x Arbeitstätigkeit: Der Gesamtkennwert kann zuverlässig aus
den reliablen Unterskalen „Bedeutung der Arbeit“, „körperli-
che Belastung“, „psychosozialer Stress“, „Passung zu eigenen
Ansprüchen“, „emotionale Belastung“ und „Handlungsspiel-
raum“ generiert werden. & Regressionsanalytisch erreichen
wir eine hohe Modellgüte zwischen Gesamtkennwert und Sub-
skalen (korrigierter R2=0,75). Der Wertebereich liegt zwischen
1 und 100. Der erreichte Wert von 53 signalisiert Gestaltungs-
bedarf. Unter Berücksichtigung der Referenzdaten (Bench-
markdaten) ergibt sich eine gelbe Ampelschaltung. Als beson-
ders problematisch kristallisiert sich die Nachtschichttätigkeit
heraus. Dieser Parameter ist als kritisch zu betrachten, denn
einige arbeitsanalytische Indikatoren schalten unter Berück-
sichtigung der Nachtschicht signifikant ins „Negative“ um.
x Arbeitsfähigkeit: In der Gesundheitsbefragung ist der & Work
Ability Index wichtig und mit externen Benchmarkdaten ver-
gleichbar. Der Wert, der sich zuverlässig aus den Einzelitems
ergibt (& Cronbachs D=0,82), fällt in dieser Befragung positiv
mit einem Gesamtkennwert von 65 aus. Die Arbeitsfähigkeit
ist hier ein Puffer, der aber präventiv weiterhin aufzubauen
ist, denn der Zielwert sollte bei der Verrechnung und in Bezug
auf die Referenzdaten in etwa bei 75 liegen. Bedeutsam ist
hier die systematische Abnahme mit dem Alter. Befragte älter
5 als 55 Jahre schätzen größtenteils ihre Arbeitsfähigkeit signi-
fikant schlechter ein als Beteiligte zwischen 25 und 45 Jahren.
x Selbstwirksamkeit: Ähnlich wie die Arbeitsfähigkeit schreibt
man der & Selbstwirksamkeit eine Pufferfunktion zu. Der
Wert fällt sehr gut aus. Da aber bei den Antwortmustern In-
konsistenzen zwischen Einschätzung der Selbstwirksamkeit
und dem Gesundheitsverhalten feststellbar sind, ist hier auf
eine differenzierte Analyse verzichtet worden.
x Irritationsskala: Diese Skala ist ebenfalls als Puffervariable zu
bewerten (umgekehrte Bewertung). Aus den Fragen lässt sich
ein zuverlässiger Index für die Irritation bestimmen (Cron-
bachs D=0,74). Er liegt bei dieser Studie im mittleren Feld.
Das Folgeinstrument erweitert diese Skala in Bezug auf Items,
die als Indikatoren für depressive Störungen fungieren können.
Gerade depressive Störungen sind im Vormarsch.
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 339 A 5.6
x Gesundheitszustand: Aus den Einzelfragen resultiert ein reli-
abler Index für den Gesundheitszustand (Beschwerdematrix)
(Cronbachs D=0,84). Mithilfe des Ampelschemas lassen sich
eindeutige Problemfelder identifizieren. Dazu gehören v. a.
Nacken-/Schulterschmerzen (27 Prozent rote Ampelschal-
tung), Müdigkeit und Zerschlagenheit (23 Prozent rot),
schmerzende Gelenke (35 Prozent rot), Rücken- und Kreuz-
schmerzen (39 Prozent rot) und Schlafstörungen (21 Prozent
rot). Erwartungsgemäß treffen wir bei älteren Mitarbeitern
häufiger auf typische altersbedingte Probleme. Insgesamt fällt
der Gesamtkennwert mit 68 erfreulicherweise positiv aus. Der
subjektiv erlebte Gesundheitszustand, der sich reliabel aus
den Items ermitteln lässt, ist nach Referenzierung im gelben
Bereich. In Anbetracht der demografischen Entwicklung gilt
es, diesen Wert positiv weiterzuentwickeln.
x Gesundheitsverhalten: Aus den Fragen lässt sich ein reliabler
Index für das Gesundheitsverhalten bestimmen (Cronbachs D =
0,76). Insgesamt resultiert ein unauffälliger Gesamtwert mit
Optimierungsbedarf. Aus der individuellen Stärken-
Schwächen-Analyse lassen sich folgende Problemfelder identi-
fizieren: Auf ausgewogene Ernährung achten (25 Prozent rot),
regelmäßige Arztbesuche im Sinne der Vorsorge (30 Prozent
rot), regelmäßige körperliche Bewegung (23 Prozent rot), gut
abschalten können (27 Prozent rot), auf das Gewicht achten
(30 Prozent rot), mit Stress umgehen können (22 Prozent rot)
und Zeit für sich nehmen (23 Prozent rot). Auffällig ist das re-
lativ starke Vorkommen von Rotschaltungen im Bereich der
psychosozialen Faktoren des Gesundheitsverhaltens.
x Rahmenbedingungen: Aus den Unterskalen & „Gesundheits-
kultur“, „Fehlerkultur“, „Arbeitsplatzgestaltung“, „Betriebs-
klima und Information“ sowie „Angst um den Arbeitsplatz“
lässt sich & regressionsanalytisch ein aussagekräftiges Modell
bestimmen (korrigiertes R2=0,77). Diese Unterskalen sind qua-
si die Treiberfaktoren unseres Treiber-Indikatoren-Modells
(} Abbildung 82, S. 340). In dieser Befragung ergibt sich ein
kritischer Wert von 51, der Handlungsbedarf signalisiert.
6WDQGDUGIHKOHU
$UEHLWVWlWLJNHLW (EHQH 5 5 .RUU5
6FKlW]HU
.|USHUOLFKH%HODVWXQJ
6WUHVV =HLW3ODQEDUNHLW«
(EHQH
%HGHXWXQJGHU$UEHLW
Fall 2: Längs- In einem Konzern der Energiebranche erfolgte 2006 mit Unterstüt-
schnittstudie zung der Bundesknappschaft eine Evaluation einer einwöchigen
Präventionsmaßnahme, die sich v. a. auf die Eigenverantwortung
und auf das Gesundheitsverhalten fokussierte. An dieser Maßnah-
me nahmen 50 Mitarbeiter teil. Über 75 Prozent der Teilnehmer
waren älter als 36 Jahre. Über 60 Prozent der Teilnehmer waren
weiblich. Aufgrund der intensiven Begleitung beschränkten wir uns
auf eine überschaubare Gruppe, die freiwillig an dieser Maßnahme
5 teilnahm. Die Studie zeichnete sich durch eine intensive Beglei-
tung der Teilnehmer im Kontext einer formativen Evaluation aus.
Neben Selbsteinschätzungen wurden stets Fremdeinschätzungen
durch Fachkräfte erfasst. Zudem berücksichtigte man auch Nut-
zungsdaten. Die persönlichen Daten wurden in einer individuellen
Gesundheitsakte, die ausschließlich dem Teilnehmer zur Verfü-
gung stand, gesammelt. Vier Messzeitpunkte wurden festgelegt:
x Erster Messzeitpunkt: Vor der Präventionsmaßnahme wurden
die Einstellung zur BGF/zum BGM, die Vorerfahrungen, die
Erwartungen, die subjektive Gesundheitseinschätzung und die
Ergebnisse der medizinischen Untersuchung der Arbeitsmedi-
zin erfasst. Instrumente: Gesundheitsfragebogen und arbeits-
medizinische Untersuchung.
x Zweiter Messzeitpunkt: Während der Maßnahme wurden die
Teilnehmer durch das Gesundheitsteam vor Ort bewertet und
die Compliance sowie die Notwendigkeit von Maßnahmen er-
Baustein 4: Konzept der Gesundheitsscores 341 A 5.6
fasst. Die Leistungs-/Funktionsanalyse bezog sich auf das
Herzkreislaufsystem, den Haltungs-/Funktionsapparat, die Re-
generation und Belastbarkeit, die Selbstwahrnehmung und das
Gesundheitsbewusstsein sowie die Ernährung. Instrumente:
Handlungsempfehlungen und diagnostische Parameter am Ort
der Präventionsmaßnahme.
x Dritter Messzeitpunkt: Eine Nachbetreuungsuntersuchung
erfolgte in Verbindung mit einer arbeitsmedizinischen Unter-
suchung. Instrumente: Gesundheitsfragebogen und arbeitsme-
dizinische Besprechung.
x Vierter Messzeitpunkt: Nach drei Monaten interessierte man
sich v. a. für Veränderungswerte im Gesundheitsbewusstsein
und -verhalten. Zudem erfolgte einer Bewertung durch Fach-
kräfte hinsichtlich der psychischen und physischen Beanspru-
chung auf einer sechsstufigen Skala. Ferner erfasste man in
dieser Nachphase den Zugriff auf Angebote der ärztlichen Ab-
teilung (z. B. Fitness-Forum, Physiotherapie). Instrumente:
Gesundheitsfragebogen und arbeitsmedizinische Bewertung.
$N]HSWDQ],PDJH&RPPLWPHQW5LVLNRUHGXNWLRQ
%HODVWXQJVIDNWRUHQSHUVRQDOHXQGRUJDQLVD
WLRQDOH 5HVVRXUFHQ:LUNVDPNHLWVQDFKZHLV
)HKO]HLWHQTXRWH)=4XDOLWlW =XIULHGHQKHLW
*HVXQGKHLWVNHQQ]DKOHQ
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0HQJHQJHUVW+DOEZHUW
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(UIROJVNHQQ]DKOHQ
0DQDKPHQ
Formel
WGU I=¦k qkvk(ok,mk,Mk;sk);k{1,…,K}
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%HDQVSUXFKXQJV
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0LWDUEHLWHU )KUXQJVYHUKDOWHQ
(LJHQVFKDIWHQGHU%HVFKlIWLJWHQ
3V\FKLVFKH%HDQVSUXFKXQJ:RKOEHILQGHQ
/DQJIULVWLJH$XVZLUNXQJHQ
Seit 1996 verlangt das Arbeitsschutzgesetz von uns, dass wir ne-
ben den klassischen Kriterien auch die psychischen Belastungen in
der Gefährdungsbeurteilung mit betrachten. Wie weit klafft aus
Ihrer Sicht die Schere zwischen rechtlicher Anforderung und
Rechtspraxis im Betrieb auseinander?
Roland Portuné: In der Tat war bereits auch schon vorher in im-
mer mehr Betrieben Handlungsbedarf erkannt worden. „Da müs-
sen wir was tun! Aber was?“ Sicher spielt dabei eine Rolle, dass in
den letzten Jahren die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund
psychischer Erkrankungen kontinuierlich gestiegen ist. Und wo
Betriebe Handlungsbedarf sehen, da handeln sie dann irgendwann
auch. Tatsächlich wird bereits vieles unternommen, das in irgend-
einer Form das Thema psychische Belastung angehen soll. Vieles
davon ist aber eher wenig systematisch oder kann nicht im Sinne
einer Gefährdungsbeurteilung als präventiv bezeichnet werden.
Eine psychotherapeutische Sprechstunde im Unternehmen oder im
Rahmen eines „EAP“ (& Employee Assistance Program), kann ein
sinnvoller Baustein in einem BGM sein, ist aber keine Gefähr-
dungsbeurteilung psychischer Belastung.
Ist das aus Sicht der Betriebe nicht verständlich? Schließlich er-
zeugen die Fehlzeiten den Leidensdruck!
Roland Portuné: Ja, und ein Tipp für alle, die sich weiter infor-
mieren und austauschen möchten, ist der Fachverband Psycholo-
gie der Arbeitssicherheit und Gesundheit (FV PASIG). Alle zwei
BGM im Dialog: „Erfolg beim Nachweis“ 355 A 5.7
Jahre findet der „PASIG-Workshop“ statt ein Großereignis, das
ich seit 2001 niemals verpasse. Betriebliche Praktiker und wissen-
schaftliche Experten finden dort ein Forum für Berichte und Erfah-
rungsaustausch. Man stellt fest: Ich bin nicht allein, es gibt viele
mit ähnlichen Problemen, Herausforderungen und Lösungsideen.
Was die Themen BGM und Gefährdungsbeurteilung psychischer
Belastung angeht, ist man offen und bereit, anderen etwas mitzu-
teilen und voneinander zu lernen.
Wir möchten dieses Kapitel mit den zehn Basisaussagen, die mit 10 Basisaussagen
empirischer Evidenz belegt sind, beenden.
Am Ende des Kapitels 5 möchten wir Ihnen noch fünf Bücher zur
vertiefenden Auseinandersetzung empfehlen.
Bischof (2010) konstatiert: „Der Blick in die Bevölkerungssta- Auf den Punkt
tistik und in die daraus abgeleiteten Extrapolationen zeich- gebracht!
nen ein deutliches und ernüchterndes Bild: Wir werden im
Durchschnitt alle immer älter! Dies ist aus individueller Sicht
wünschens- und erstrebenswert, sofern das Altern beschwer-
defrei verläuft. Gesellschaft und Unternehmen sehen sich al-
lerdings vor großen Herausforderungen, wenn aus dem ur-
sprünglichen Tannenbaum der Altersverteilung ein Döner-
Spieß wird diese Entwicklung ist weder im (noch) gültigen
Generationenvertrag noch in den klassischen Arbeits-, Orga-
nisations- und Personalkonzepten berücksichtigt.“
6 A 362 Herausforderungen: Aktuelle Problemstellungen
Weitere Hand- Das Demografieproblem hat jedoch mehr Facetten als nur die
lungsfelder Führung aus personal- und gesundheitspolitischer betrieblicher
Sicht, um den demografiefesten Betrieb zu installieren (Adenauer
& Stowasser, 2009). Die Handlungsfelder reichen von der klassi-
schen Arbeitsgestaltung über BGF bis zur Wissens-, Führungs- und
Unternehmenskultur. Immer wichtiger werden auch Kernprozesse
6 des Personalmanagements wie Personalentwicklung, -einsatz und
-gewinnung. Wir benötigen also eine konzertierte Aktion:
Das Demografiemanagement!
Demografie- Beim & Demografiemanagement ist der Fokus nicht allein auf die
management älteren Mitarbeiter gerichtet. Vielmehr geht es um eine ausführli-
che Analyse der aktuellen Altersstruktur und den daraus abgelei-
teten Prognosen für die kommenden Jahre (Berufsgenossenschaf-
ten können entsprechende Analysetools zur Verfügung stellen oder
entsprechende Anfragen weiterleiten) sowie den Aufbau von de-
mografiezentrierten Strukturen und die Einleitung von alternsge-
rechten Maßnahmen.
Alternsgerechtes Arbeiten: Demografiemanagement 365 A 6.1
Ein nützliches Instrument zur Altersstrukturanalyse (ALSTAN) fin-
den Sie bei der Techniker Krankenkasse. Die Software basiert auf
Excel. Mit diesem Programm lässt sich die aktuelle Altersstruktur
und in mehreren Szenarien die Entwicklung der Altersstruktur
aufzeigen. Sie gelangen direkt zu der Website über folgende URL:
http://www.tk.de/tk/demografiemanagement/angebot-der-
tk/altersstrukturanalyse/199392
Nach Ries und Sauer (1991) verstärken den demografischen Wan- Alterung
del zwei Alterungsvorgänge: das wenig beeinflussbare endogen
bedingte Altern (genetische Prädispositionen) und das menschen-
gemachte, darunter das arbeitsinduzierte Altern mit seiner Ab-
hängigkeit von exogenen Faktoren. Die Arbeits- und Lebensbedin-
gungen können das Altern beschleunigen (z. B. gesundheitsgefähr-
dende Arbeitsbedingungen wie die Exponiertheit durch neurotoxi-
sche Gefahrstoffe), aber unter alternsgerechten Bedingungen
auch verzögern. Eine Verzögerung ist durch verhaltens- und ver-
hältnispräventive BGF möglich (Tuomi & Ilmarinen, 1999). Neben
allen schädigenden Einflüssen, die die Arbeit auf den Beschäftig-
ten haben kann, wohnt dem Nichtarbeiten, aber auch der antizi-
pierten Arbeitslosigkeit eine vielfach schädlichere Wirkung inne
(Psychopathologie der Arbeitslosigkeit), wie die Arbeitslosigkeits-
forschung nachdrücklich belegt (Moser & Paul, 2001; Treier,
2009a, S. 268 ff.). Langzeitarbeitslose zwischen 45 und 65 Jahren,
denen durch die Arbeitsaufgabe trainierende und lernanregende
Reize fehlen, werden über die Zeit nach der Disuse-Hypothese
auch Einschränkungen in der Leistungsbereitschaft und -fähigkeit
erfahren (Warr, 2001). Gerade die Erkenntnisse der psychologi-
6 A 366 Herausforderungen: Aktuelle Problemstellungen
Lernende Nach Senge (1990) sind die Voraussetzung zur Entwicklung einer
Organisation als Lernenden Organisation fünf Disziplinen:
Basis einer al-
ternsgerechten x Individuelle Reife: Durch Persönlichkeitsentwicklung der Be-
Organisation schäftigten werden individuelle Kompetenzen verbreitert und
die Fähigkeit zur eigenen Standortbestimmung im Unterneh-
men und der Karriere entwickelt.
x Mentale Modelle: Hier geht es um die expliziten und implizi-
ten Grundannahmen, mit denen man sich die Welt erklärt
diese Grundannahmen sollen reflektiert und im gesamten
Entwicklungsprozess hin zu Lernenden Organisation Berück-
sichtigung finden.
x Gemeinsame Vision: Wenn alle Mitarbeiter über die Ziele des
Unternehmens informiert sind, ist die Gestaltung einer ge-
meinsamen Vision bzw. eines Leitbildes eine notwendige Vo-
raussetzung.
x Lernen im Team: Neben individuenzentrierten Lernstrategien
ermöglicht das Lernen im Team nicht nur eine Vermittlung
von fachlichen Kompetenzen, sondern darüber hinaus werden
methodische, soziale und Persönlichkeitskompetenzen trai-
niert.
x Denken in Systemen: Durch eine ganzheitliche Betrachtung
des Arbeits- und Organisationssystems werden die Wirkmecha-
nismen und das zu erwartende Verhalten in einer symboli-
schen und formalen Sprache beschrieben. Dadurch können ty-
pische Verhaltensmuster (Systemarchetypen) erkannt und be-
arbeitet werden. Mit den Methoden der System Dynamics kön-
nen die Systeme dann simuliert und mögliches Verhalten vor-
hergesagt werden.
3HUV|QOLFKNHLWVHLJHQVFKDIWHQ
:HUWYRUVWHOOXQJHQ
.RPSHWHQ]HQ
3HUV|QOLFKH
5HVVRXUFHQ
%HDQ
5LVLNRIDNWRUHQ %HODVWXQJHQ )ROJHQ
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(QGRJHQH)DNWRUHQ $UEHLWVIlKLJNHLW
([RJHQH)DNWRUHQ :RKOEHILQGHQ
=XIULHGHQKHLW
([WHUQDOH
5HVVRXUFHQ
$OWHUQVJHUHFKWH$UEHLWVJHVWDOWXQJ
/HUQHQGH2UJDQLVDWLRQ
6R]LDOH1HW]ZHUN
Unsere Website-Empfehlung:
Tools für Demografiemanagement: Auf dieser Website finden
sie relevante betriebliche Werkzeuge für die Personalarbeit, ange-
fangen von Self-Checks über Altersstrukturanalysen bis zu Check-
listen zum Erkennen altersstruktureller Problemlagen im Betrieb.
Stress kann gesund sein und aktivieren, vielfach zeigen sich aber
in den Studien auch problematische Folgen (TK, 2013b, S. 41).
„Wer häufig im Stress ist, leidet doppelt so oft an seelischen Be-
schwerden wie diejenigen, die nur manchmal gestresst sind, und
sogar vier Mal so häufig wie die selten Gestressten. Interessant ist
zudem, dass gerade unter Singles der Anteil von Menschen mit
psychischen Problemen besonders hoch ist von ihnen litten fast
drei von zehn in den letzten Jahren unter Depressionen, Burnout
und Co.“ Damit zeichnet sich die Bedeutung der Work-Life-
Balance unter Berücksichtigung des sozialen Rückhalts ab.
Das Thema Stress ist in aller Munde und wer was auf sich hält, der Stressfolgen
hat Stress! Eine ausführliche Information über Risiken und Neben-
wirkungen wurde bereits in Kap. 3 (ª S. 105) dargestellt. Udris
und Frese (1999) zeigen die kurzfristigen, aktuellen und mittel-
bis langfristigen, chronischen Folgen von Stress auf:
x Verhaltensebene: kurzfristig Æ Leistungsschwankungen, ver-
ringerte Konzentration, erhöhte Reizbarkeit, Ungeduld, Rück-
zug; langfristig Æ vermehrter Nikotin-, Alkohol- und Tablet-
tenkonsum, Fehlzeiten und innere Kündigung.
x Emotionale Ebene: kurzfristig Æ Anspannung, Nervosität,
Frustration, Ärger; langfristig Æ Ermüdungs- und Sättigungs-
gefühle, psychosomatische Erkrankungen, Depressivität.
6 A 374 Herausforderungen: Aktuelle Problemstellungen
Stress- Was hält Menschen trotz Stress gesund? Im weiteren Verlauf wer-
bewältigung den wir ausführlicher auf die individuellen Präventionsressourcen
im Umgang mit Stress eingehen (Litzcke & Schuh, 2010). Die
Stressbewältigung kann verschiedene Ansatzpunkte und Techniken
aufweisen (Treier, 2011, S. 167 f.):
x Gedanken: Positives Denken, Selbstinstruktionstechnik, kogni-
tive Umstrukturierung etc.
x Emotionen: Entspannungstechniken, Umgang mit Ärger, Angst
und negativen Emotionszuständen, Erholungsfähigkeit etc.
x Verhalten: Problemlösungstechniken, lösungsorientierte Ge-
sprächsführung, Techniken des Selbstmanagements etc.
Säulen der Kaluza (2014, S. 85 ff.) unterscheidet hier zwischen drei Herange-
Stresskompetenz hensweisen. Er nennt sie die Säulen der Stresskompetenz. Diese
lassen sich in der Stressbewältigung kombinieren, um ein optima-
les und nachhaltiges Ergebnis zu erzielen. Oft ist es sinnvoll, zu-
nächst am Ansatz Emotionen zu arbeiten, damit die Betroffenen
ausreichend Entlastung bekommen, um sich einer nachhaltigen
problembezogenen Bewältigung zu widmen. Die Tabelle 6-1
fasst die drei Herangehensweisen nach Kaluza (2014) zusammen.
Methode Erläuterung
Es geht darum, aktuelle oder zukünftige Stresso-
ren auszuschalten oder zu reduzieren.
6 Instrumentelle Hierzu gehören das Lernen und Fachwissen, der
Stresskompetenz Aufbau sozialer Netzwerke und deren Pflege, die
Selbstbehauptung und das Grenzen setzen kön-
nen sowie Zeit- und Selbstmanagement.
Es geht darum, seine eigene Wahrnehmung und
Bewertungen realitätsgerecht und selbstwertför-
derlich „einzustellen“ und zu schärfen.
Hierzu gehören die realitätskonforme Auseinan-
Kognitiv-mentale
dersetzung und Wahrnehmung, die konstruktive
Stresskompetenz
Bewertung von Anforderungen als Herausforde-
rungen und nicht nur als Bedrohung, die Steige-
rung der Selbstwirksamkeit und die Entmachtung
individueller Stressverstärker.
Gelassen bleiben: Stressmanagement 375 A 6.2
Methode Erläuterung
Es geht darum, seine Ressourcen wiederherzu-
stellen und positive Emotionen zu mehren.
Palliativ-
Hierzu gehören die Erholungsfähigkeit und die
regenerative
aktive Gestaltung der Erholung, der Genuss im
Stresskompetenz
Alltag zu lernen und sich hierfür die Zeit zu neh-
men, das Entspannen sowie Sport und Bewegung.
Stressimpfungstraining
Das Stressimpfungstraining ist ein halb strukturiertes und fle-
xibles Trainingsprogramm. Die Idee klingt einfach, ist aber
schwierig in der Umsetzung: Bildung von „psychologischen“
oder besser „psychischen Antikörpern“ soll die Widerstands-
kraft gegenüber Stress vergrößern. Dabei zielt das System
v. a. auf die Bewältigungsstrategien, genauer gesagt auf die
Entwicklung von „gelernter Bewältigungskompetenz“ und der
Erwartungshaltung, künftig Stressoren gleich welcher Art er-
folgreich begegnen zu können (& Selbstwirksamkeit). Um
zum Erfolg zu kommen, benötigt man etwa 12 bis 15 Sitzun-
6 A 376 Herausforderungen: Aktuelle Problemstellungen
8PZHOW
¾ +HUDXVIRUGHUXQJÆ 1HXJLHU
¾ %HGURKXQJÆ $QJVWbUJHU
3ULPlUH(LQVFKlW]XQJ
(PRWLRQHQ ¾ 6FKDGHQ9HUOXVWÆ bUJHU
%HZlOWLJXQJVIlKLJNHLWHQXQG P|JOLFKNHLWHQ
6HNXQGlUH ¾ 0DWHULHOOH5HVVRXUFHQEVSZ*HOG
(LQVFKlW]XQJ ¾ 3HUV|QOLFKH5HVVRXUFHQEVSZ,QWHOOLJHQ]VR]LDOH
)HUWLJNHLWHQ$XVELOGXQJ
¾ 6R]LDOH5HVVRXUFHQEVSZ8QWHUVWW]XQJ
&RSLQJ
¾ 3UREOHPEH]RJHQH%HZlOWLJXQJ VLFKDNWLYZHKUHQQDFK
DOWHUQDWLYHQ3UREOHPO|VXQJHQVXFKHQ LQVWUXPHQWHOO
¾ (PRWLRQVEH]RJHQH%HZlOWLJXQJ]%$EOHQNXQJ
$XVZLUNXQJHQ
NRJQLWLYH8PEHZHUWXQJ0HGLNDPHQWH RIWSDOOLDWLY
Der erste Weg In diesen praktischen Ratgebern lernen Sie viele instrumentelle
Instrumentelles Herangehensweisen kennen, um Ressourcen aufzubauen oder
Vorgehen Stressoren zu reduzieren. Im Zeitmanagement lernen Sie Ziele und
Prioritäten setzen, Ziele zu formulieren und Aktivitäten zu pla-
nen, Ihre Leistungskurve und Ihren Biorhythmus zu beachten, Er-
holungszeiten zu finden und zu nutzen und v. a. auch eine positive
Lebenseinstellung zu gewinnen. Instrumente wie Tagebücher sol-
len helfen, dass man nicht wieder in den alten Trott zurückkehrt,
sondern neue Gewohnheiten etabliert sowie hinderliche Gewohn-
heiten aufspürt und beseitigt.
Zeitmanagement in wenigen Schritten: Zeitplanungsregeln, per-
sönliche Zeitinventur, Systematik der Zeitplanung, Tagesplan,
Aktivitätencheck, ABC-Analyse, Eisenhowermethode, Leistungs-
kurve und Leistungseffekte durch Pausen (Erholungsfähigkeit)
Der dritte Weg Ein dritter Weg im personenbezogenen Stressmanagement ist das
Regeneration regenerative Stressmanagement in älteren Auflagen wird auch
vom regenerativ-palliativen Stressmanagement gesprochen
(Kaluza, 2014, S. 143 ff.). Hier sind wir noch in der Sekundärprä-
vention, häufig aber schon tertiärpräventiv unterwegs, und es
geht um Stressreaktionen, Stressbewältigung und Stressfolgen. Das
Ziel ist hier, die Stressfolgen zu lindern, den Akku wieder vollzu-
laden und die Widerstandsfähigkeit wiederzuerlangen oder aufzu-
bauen (& Resilienz). Häufig eingesetzte Techniken und Strategien
sind Entspannung, Abschalten, aktive Erholung und eine gesunde
6 Lebensweise wie eine stresspräventive Ernährung.
Muskelentspannung
Die Progressive Muskelrelaxation oder Tiefmuskelentspan-
nung bzw. das Progressive Entspannungstraining wurde von
Edmund Jacobson um 1928 als Entspannungsmethode entwi-
ckelt und baut auf der Kultivierung der Muskelsinne (Körper-
intelligenz). Ähnlich wie bei anderen Verfahren (Autogenes
Training, Yoga) lernt der Übende, einen als angenehm erleb-
ten physiologischen Entspannungszustand hervorzurufen. Das
Prinzip der Progressiven Entspannung liegt im systematischen
Wechsel von Anspannung und Entspannung einzelner Muskel-
gruppen. Dies ermöglicht es, ein genaues Gefühl für körperli-
che An- und Entspannung zu erreichen. Grundverfahren: ein-
zelne Muskelgruppen für 1 bis 2 Minuten anspannen, sich auf
die entsprechenden Empfindungen konzentrieren, anschlie-
ßend diese Muskelgruppen 3-4 Minuten maximal entspannen.
6 Jacobson nannte die Methode fortschreitend (progressiv),
weil man mit der Zeit eine immer tiefere Entspannung errei-
chen kann und weil die Entspannung, die zunächst nur im
muskulären Bereich vorherrscht, sich auf das vegetative Ner-
vensystem und das Herzkreislaufsystem überträgt und zur in-
neren Stabilisierung sowie einem Abbau übermäßiger An-
spannung und Erregung führt. Nach einigen Monaten kann die
Entspannung auch ohne vorherige Anspannung erreicht wer-
den. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die
Muskeln als Ausgangspunkt für die Entspannung gewählt wer-
den. Durch willkürliche Anspannung und nachfolgende Locke-
rung von Muskelpartien kommt es wegen des provozierten
Kontrastes zu sofortigen und intensiven Entspannungsempfin-
Gelassen bleiben: Stressmanagement 383 A 6.2
dungen. Die Entspannung wird als Schwere-, Wärme-, Pri-
ckel- oder Trägheitsgefühl wahrgenommen. Diese Empfin-
dungen zeigen, dass nicht nur muskuläre, sondern auch
psychovegetative Entspannungen stattfinden. (Vgl. Bernstein,
1995; Brenner, 2002).
; Box 6-4: Progressive Muskelrelaxation
Autogenes Training
Das Autogene Training ist das bekannteste Entspannungsver-
fahren. Die Entspannung entsteht autogen in der eigenen
Person und führt zum Abbau von Überspannungen und zum
Aufbau von Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspan-
nung. Im Autogenen Training werden die geistige, gefühls-
mäßige und körperliche Ebene mit autosuggestiver Selbstbe-
einflussung verbunden, die sich mittels Körperwahrnehmung
auf Zustandsveränderungen in den Organfunktionen richtet.
Mit dem vom Psychiater und Psychotherapeuten Johannes
Heinrich Schultz (1884-1970) entwickelten Autogenen Trai-
ning ist es möglich, selbst gesteuert Entspannung zu erzeu-
gen. Empfindungen, die beim Autogenen Training auftreten,
lassen sich mit Vorgängen im Organismus erklären. Die Übun-
gen des Autogenen Trainings bewirken nachweisbare Ent-
spannung im Körper. Suggeriert sich der Anwender z. B. eine
Wärmeempfindung im Autogenen Training, kommt die Wär-
mewahrnehmung dadurch zustande, dass sich Blutgefäße in
den angesprochenen Körperbereichen weiten. Das Autogene
Training hat ein allgemeines und ein spezielles Ziel. Zum ei-
nen werden eine umfassende Entspannung sowie eine dauer-
haft bessere Regulation der Körpersysteme gefördert; dies
entspricht einer umfassenden Änderung des Erregungsni-
veaus. Zum anderen lässt sich die eingeübte Entspannungs-
fertigkeit nutzen, um sich in jeder belastenden Situation so-
fort durch Einsatz des Erlernten helfen zu können. Auch bei
ursprünglich körperlichen Leiden ist das Autogene Training
hilfreich. (Vgl. Brenner, 2002)
; Box 6-5: Autogenes Training
Yoga
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Kleiner Exkurs Aber nicht nur die Arbeitswelt ist im Fokus, wenn es um Stressma-
zur Freizeit- nagement geht. Daher ein kleiner Exkurs in die Freizeit- und All-
6 gestaltung tagsgestaltung. Neben Entspannungstechniken & Co. sind auch die
einzelnen Lebensbereiche so zu gestalten, dass ein „gesundes
Leben“ im Sinne eines stressoptimierten Verhaltens mit Nachhal-
tigkeit abgesichert werden kann (& Work-Life-Balance). Neben
Genuss sind es v. a. Ernährung und Sport, die diese Effekte ge-
währleisten sollen. So ist es wichtig, dass der gestresste Mensch
Ausgleich findet. Hier spielen v. a. die Interessen und die Dinge,
die man mit Genuss verbindet, eine wesentliche Rolle. Diese Vor-
lieben können selbstverstärkend im Sinne der intrinsischen Motiva-
tion eingesetzt werden, um dem Stress positiv und konstruktiv zu
begegnen. Man lernt, den „Pfad des Genusses“ zu gehen. Dort
finden sich unterschiedliche Szenen und Aktivitäten zur Selbst-
stärkung. Sport ist ein weiterer Faktor, der im Stressmanagement
immer wieder als Ressource hervorgehoben wird (die Belege meh-
Gelassen bleiben: Stressmanagement 387 A 6.2
ren sich, bspw. die Studie von Schoenfeld et al., 2013). V. a. Aus-
dauersportarten wie Jogging und Nordic Walking wirken positiv
auf das Stresserleben. Was bewirkt Sport? Positive Auswirkungen
auf Blutdruck, vegetative Funktionen, Kapillarisierung, Immunsys-
tem, Endorphine, Herz-Kreislauf-Kapazität, Gewichtskontrolle,
Körperintelligenz etc. sind stresspräventive Faktoren.
Wir als Autoren haben von 2004 bis 2006 im Auftrag der GAAS
(Gemeinschaftsaufgabe Arbeits- und Gesundheitsschutz) mithilfe
von betrieblichen Paten ein interaktives Stressmedium als E-
Learning-Konzept mit entwickelt (Treier & Holobar, 2006/2007).
Da dieses Medium die aktuellen Themenfelder aufgreift, möchten
wir Ihnen anhand dieses Werkzeuges aufzeigen, wie personenbe- Der Stress-
zogenes & Stressmanagement zu realisieren ist (Treier, 2006; manager
Treier & Uhle, 2007; Uhle & Treier, 2006; Uhle et al., 2007).
Tipp: Lesen Sie bitte auch das Interview mit Sven Schmilgeit über
das neue Konzept „Mission against Stress“ aus der Perspektive
eines Industrie- und Mediendesigners (ª Kap. 6.4, S. 404). Dieses
Tool baut auf einen sehr erfolgreichen Vorgänger auf, den wir
Ihnen als Praxisbeispiel nunmehr vorstellen möchten.
6 A 388 Herausforderungen: Aktuelle Problemstellungen
Multimedia, Spiel Das neue Tool zum Stressmanagement, das in 2014 auf dem Markt
und Stress gekommen ist, unterscheidet sich gravierend vom alten Konzept in
Bezug auf die Didaktik und auch hinsichtlich der Priorisierung und
Darstellung der Themenfelder (Treier, 2010b; Treier, 2015c). Das
neue Instrument nutzt die Möglichkeiten von gamebasierten Sys-
temen in Bezug auf Interaktivität, Visualität und Handlungsorien-
tierung (Games Based Learning) und greift die Ergebnisse einer
umfassenden Evaluation des Stressmanagers auf (Treier, 2006;
Uhle et al., 2007). Der Schlüssel heißt 3D-Simulation oder virtuelle
Realität. Hier kann sich ein Benutzer mithilfe von Stressdummies
bzw. Stressavataren in einer am Bildschirm simulierten Welt frei
bewegen und diese in Echtzeit beeinflussen. Er ist also nicht mehr
„nur“ Zuhörer einer Geschichte, sondern aktiv an dem Fortschritt
und der Exploration der „Agency of Rescue Avatars“ beteiligt. Das
Motto lautet: Stressfrei durch spielerisch anmutende 3D-
Simulation. Funktionalität und Spiel sind aus Sicht der modernen
Gestaltungsanforderungen von E-Learning Produkten zur Hand-
lungsorientierung kein Widerspruch mehr (eKnowledgement).
Im weiteren Verlauf möchten wir an der Dramaturgie des ersten
Stressmanagers die Vielseitigkeit der Maßnahmen und Ansatzpunk-
te im individuellen bzw. personenbezogenen Stressmanagement
aufzeigen. Der neue Stressmanager weist ähnliche Inhalte auf und
verpackt diese in Multimedia, um die Motivation, an sich zu arbei-
ten und sein eigenes Verhalten zu ändern, zu steigern.
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(Bonus)
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(Urkunde)
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Die Inhalte der Module entsprechen den Themen, die wir hier v. a.
aus der Perspektive des personenbezogenen Stressmanagements
wie Entspannungstechniken etc. kennengelernt haben. An dieser
Stelle möchten wir ein Modul exemplarisch noch vorstellen, da
eine wesentliche Voraussetzung für die Wahl aus der Toolbox
Stressmanagement die Bestimmung des eigenen Stressprofils ist.
Der Druck für die Unternehmen steigt, sich um die Gesunderhal- Der Markt wächst
tung der Beschäftigten zu kümmern dies haben wir ausführlich
in den vorherigen Kapiteln dargelegt. Da es sich bei der betriebli-
chen Gesundheitsarbeit um keine triviale Aufgabe handelt, sind
zunehmend mehr interne und externe Umsetzungsexperten ge-
fragt, die mit ihrem Know-how das BGM implementieren, konsoli-
dieren und evaluieren können. Größere Unternehmen bilden oft-
mals über ihre Fortbildungsabteilungen und -akademien eigene
„Gesundheitskümmerer“ aus. Kleinere Unternehmen greifen auf
das Angebot des Marktes zur Ausbildung zum Gesundheitsbeauf-
tragten zurück. Aber auch in der externen Ausbildung hat sich auf
dem Hochschulmarkt in den vergangenen Jahren viel getan.
Zertifizierte Gesundheitsbeauftragte
In einem sechstägigen Lehrgang werden Mitarbeiter in kommuna-
len Unternehmen fit gemacht, Mitarbeiter in schwierigen Situatio-
nen zu unterstützen, Burnout vorzubeugen, Krankenstand zu ver-
ringern und Kosten zu sparen. So heißt es in der Broschüre der
VKU Akademie des Verbands kommunaler Unternehmen. Natürlich
darf man bei solchen Angeboten nicht erwarten, dass man in sechs
Tagen mit Schwerpunktmethode „Vorlesung“ einen „Vollblüter“
Gesundheitsbeauftragter entwickeln kann. Interessant sind die
Inhalte, die auch in anderen Angeboten vorliegen. So bietet bspw.
das Bayer Training eine dreitägige Weiterbildung zum Gesund-
heitsbeauftragten gemäß Zertifizierung BG RCI an.
Inhalte solcher Weiterbildungen sind …
x Einführung in das BGM (Ziele, Voraussetzungen, Instrumente,
Implementierung und Organisation)
x Methoden (Präsentations- und Gesprächsführungstechniken)
x Führung und Gesundheit (Bedeutung der gesunden Führung,
Wiedereingliederung Langzeiterkrankter etc.)
x Psyche und Arbeit (& Burnout, Stress, psychische Störungen)
x Verhaltensprävention (Ernährung, Bewegung etc.)
6 x Verhältnisprävention (Arbeitsgestaltung)
x Diagnostik und Evaluation (Organisationsdiagnostik, Gefähr-
dungsbeurteilung, ROI der Gesundheitsarbeit)
x Spezialthemen: Gesundheitsmarketing, & Work-Life-Balance,
Projektmanagement, rechtliche Grundlagen des BGM
x Transferworkshops und Praxisbeispiele
Hochschule als Neben der Qualifizierung gibt es auch Aktivitäten in der Hoch-
Bildungsfaktor im schullandschaft. Der gestiegenen Marktnachfrage nach Gesund-
Gesundheits- heitsexperten kommen unsere Hochschulen seit einigen Jahren
bereich nach. So gibt es inzwischen in Deutschland etwa 89 Universitäten
und Fachhochschulen, die direkt oder indirekt im Themenbereich
BGM/BGF einen Bachelor-Abschluss ermöglichen und 46 Hochschu-
len, die den Master-Abschluss anbieten.
[Recherche in www.gesundheit-studieren.com; 02.01.2015]
Wir freuen uns sehr, dass wir zwei Vertreter aus der Hochschul-
landschaft als Interviewpartner gewinnen konnten, die uns einen
Blick durch die Brille einer Hochschullehrerin und durch die Brille
eines Bachelorstudenten erlauben.
Frau Prof. Dr. Nadia Sosnowsky-Waschek ist Studiengangsverant-
wortliche für die Gesundheitspsychologie an der Fakultät für An-
gewandte Psychologie der privaten SRH Hochschule Heidelberg.
Nach ihrem Psychologiestudium und ihrer Promotion zum Dr. rer.
nat. wurde sie 2011 zur Professorin an der SRH Hochschule Hei-
delberg ernannt. Als Psychologische Psychotherapeutin und Hoch-
schullehrerin bringt sie in zahlreichen Veröffentlichungen ihre
Kenntnis und Erfahrung ein.
Herr Arne Bastian Damrath studiert zum Zeitpunkt des Interviews
im dritten Semester „Betriebliche Gesundheitsförderung“ an der
öffentlichen Fachhochschule Fulda und ist somit einer der vielen
Tausenden der BGM-/BGF-Interessierten.
Und nun tauschen wir die Brillen aus und blicken durch die Gläser
eines Studierenden im Bereich BGF/BGM. Das Interview mit Herrn
Damrath fand am 15. Dezember 2014 statt. Als Autoren möchten
wir uns an dieser Stelle herzlich für die Unterstützung von Herrn
Damrath bedanken.
Das ist interessant und spannend! Was würden Sie aus studenti-
scher Sicht den Schülerinnen und Schülern empfehlen, die sich
heute überlegen, morgen eventuell auch ein Fach der Gesund-
heitswissenschaften zu studieren? Was sind Kompetenzen und
Eigenschaften eines Studierenden im BGM oder BGF, die die Wahr-
scheinlichkeit für einen guten Studiumabschluss erhöhen?
Was Ihr eigenes Studium angeht, haben Sie jetzt ungefähr die
Halbzeit erreicht. Was wären Ihre Erwartungen an einen Wunsch-
arbeitgeber hinsichtlich Arbeitsinhalt und Arbeitsorganisation?
Oder würden Sie sich selbstständig machen wollen?
Neugierig?
Impressionen zu der Mission erhalten Sie unter der Website …
www.mission-gegen-stress.de
Oder schauen Sie sich den Trailer zu „Mission against Stress“ auf
unser begleitenden Website zum Buch an.
6 A 406 Herausforderungen: Aktuelle Problemstellungen
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Wird Ihrer Ansicht nach die ‚Mission Against Stress‘ (MAS) die klas-
sischen Stresspräventionsangebote vom Markt verdrängen oder
werden sich die unterschiedlichen Angebote ergänzen? Ganz konk-
ret gefragt: Was empfehlen Sie einem Unternehmen, das seinen
Stress in den Griff bekommen möchte?
Unsere Leitsätze Wir verpflichten uns der Gesundheit. Wir verstehen uns als
Dienstleister für die Gesundheit und für die Leistungs- und Ar-
beitsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unterneh-
men. Unser Gesundheitskonzept stellt die Summe aller im Wir-
kungsverbund bewusst gestalteter und aufeinander abgestimmter
Angebote im Bereich BGM dar. Wir wollen gesundheitsbewusste
Verhaltensweisen auslösen oder verstärken. Dabei greifen wir auf
ein Ressourcenmodell zurück. Damit gewährleisten wir eine zu-
kunftsorientierte und moderne BGM, die den veränderten Rah-
menbedingungen wie dem demografischen Wandel gerecht wird.
x Unser Gesundheitskonzept ist gekennzeichnet durch organisa-
7 tionale Maßnahmen wie Arbeits- und Organisationsgestaltung,
durch individuelle Betreuung sowie durch zukunftsorientierte
und innovative Vorgehensweisen im Präventionsbereich. Ver-
haltens- und Verhältnisprävention sind in diesem Konzept auf-
einander angewiesen und aufeinander abzustimmen.
x Wir stellen uns die Aufgabe, alle Bereiche bei der Verfolgung
des Unternehmensziels „Gesundes Unternehmen mit gesunden
Mitarbeitern“ partnerschaftlich zu unterstützen und Gestal-
tungsprozesse aktiv zu begleiten. BGM ist keine Insellösung!
Verantwortung tragen: Unsere Leitsätze 415 A 7.2
x In dem Verantwortungsbereich BGM streben wir an, die Anfor-
derungen unserer Kunden, also der Mitarbeiter, optimal zu er-
füllen. Wir leisten Hilfe in schwierigen Situationen und tragen
durch eine angemessene und qualitätsgesicherte BGM zur Si-
cherung des Organisations- bzw. Unternehmenserfolges bei.
Dabei fokussieren wir v. a. auf nachhaltige und systematisch
kombinierte Gesundheitsprogramme (Multikomponentenpro-
gramme im BGM).
x Gesundheitliches Handeln kann nicht verordnet werden, son-
dern muss gelebt werden, deshalb schaffen wir die Rahmen-
bedingungen zur Selbstbeteiligung und zum Aufbau einer ge-
lebten & Gesundheitskultur.
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Im Kap. 3 (S. 105) und 4 (S. 147) wird deutlich, dass wir die parti- Unser Gestal-
zipative Verhaltensprävention für wichtig erachten (} Abbildung tungsansatz
99). Zu den Verhaltensfaktoren zählen Selbstregulation, Gesund-
heitsbewusstsein, Gesundheitsverhalten, Erfahrung und Wissen
sowie Einstellungen. Aber diese Verhaltensprävention ist frucht-
und bodenlos, wenn sie nicht durch Maßnahmen der Verhält-
nisprävention flankiert wird. Die Verhältnisprävention stellt das
Grundgerüst dar. Zu den Verhältnisfaktoren zählen Arbeitsorgani-
sation, Arbeitsbedingungen, Arbeitsaufgaben, physikalische Um-
welt, aber auch die kulturelle Prävention, also Werte, Leitbilder,
Führungs- und Unternehmenskultur. Stellen sich die Verhältnisse
als instabil, inkonsistent oder unauthentisch heraus, wird man
gewiss keine Erfolge in der Verhaltensprävention erzielen. In bei-
den Präventionsfeldern ist die aktive Einbindung bzw. Partizipati-
on ein Erfolgsgarant.
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Leistung und Eine gesunde Performancekultur ist möglich, dies zeigt eine aktu-
Gesundheit elle Studie des Instituts für Führung und Personalmanagement der
kein Widerspruch Universität St. Gallen (Bruch & Kowalevski, 2013). Ein wesentli-
cher Erfolgsfaktor ist dabei die Führung. In dieser Studie werden
neun „Maßnahmen“ für eine gesunde Performancekultur identifi-
ziert, die sich auch aus unserer Sicht als relevante Erfolgsfaktoren
herauskristallisiert haben (ebd., S. 7):
1. Top-Management als Vorreiter im Sinne von Vorbild
2. Gesunde Selbstführung der Führungskräfte, damit Authentizi-
tät gegeben ist und Führung auch gesund führen kann.
3. Ganzheitliches BGM als konzertierte und verzahnte Aktion
unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Organisation
4. „Freiheit mit Auffangnetz“, denn Handlungsspielraum ist eine
wichtige Ressource im Rahmen der psychischen Gesundheit,
aber Freiheit bedeutet nicht ohne Unterstützung!
5. Sinn in der Arbeit, damit die Mitarbeiter verstehen, was ihre
Leistung für die Organisation bedeutet.
6. Wertschätzung für das psychische Wohlbefinden im Sinne ei-
ner ehrlichen Anerkennungs- und Respektkultur
7. „Fordern und Fördern“ sowie Aufzeigen von Entwicklungsper-
spektiven unter Beachtung der Passung zwischen Ressourcen
und Anforderungen Æ Über-/Unterforderung vermeiden!
8. Vermeidung einer „Gesundheits-Konsumhaltung“ bei den Mit-
7 arbeitern, denn letztlich ist Gesundheit Selbstverantwortung,
also Stärkung der Selbstwirksamkeit als Zielgröße.
9. Stärkung des psychischen Immunsystems in Anbetracht der
Zunahme psychischer Belastungen, d. h. & Resilienz steigern,
aber auch die entsprechenden organisatorischen Rahmenbe-
dingungen schaffen, damit Anforderungen und Ressourcen
übereinstimmen.
Ein paar Worte zum Schluss
MT: „Okay, okay das ist dann glaube ich eher etwas für Dich,
Thorsten. Ich bleibe dann doch beim Sachbuch. In den letzten
zwei Jahren ist wieder sehr viel passiert. Was sind Deine neuen
Erfahrungen bei der Implementierung des BGM?“
TU: „Die Kollegen Dr. Matyssek und Prof. Dr. Gurt haben hierzu
gute Statements abgegeben sowohl was die wichtige und zentral
Rolle der Führungskraft in der Gesundheitsarbeit anbelangt als
auch das allzu häufig nur stiefmütterlich behandelte Thema ‚Ge-
sundheitskommunikation und Gesundheitsmarketing‘. Und ich
würde mir mehr Marathonläufer im obersten Management wün-
schen! Allzu oft haben wir hier nur Kurzstreckenläufer, die nach
der Einführung gerne andere Themen auf die Agenda nehmen. So
fällt das BGM mit der Zeit hinten rüber. Aber für das BGM braucht
man Ausdauer und einen langen Atem! Auch das Thema ‚Gefähr-
dungsbeurteilung psychischer Belastungen‘ hat in den vergange-
nen zwei Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Der Wind
kommt v. a. aus Berlin, aber auch die Aufsichtsbehörden haben
ihre Funktion und Sichtweise geschärft der Kollege Portuné
stellt das im Interview ausführlich und mit zahlreichen Beispielen
dar. Ich teile seine Ansicht, dass Psychologen hier eine verstärkte
Rolle einnehmen müssen. ‚Stress Psyche Arbeit‘ prägt immer
mehr das betriebliche Gesundheitsdenken, daher wird auch immer
mehr psychologisches Anwendungswissen in Bezug auf Diagnostik,
Umsetzung und Evaluation verlangt. Die Zusammenarbeit zwi-
schen den Disziplinen nimmt zu. Was fandest Du in den letzten
zwei Jahren noch spannend?“
MT: „Mir hat noch das Statement von Dr. Tempel zu denken gege-
ben. Auf die Frage nach den zukünftigen Veränderungen in der
Arbeitswelt sagte er: Wir werden die zukünftige Betriebskultur
daran messen können, „wie mit den instabilen und sehr instabilen
Beschäftigten umgegangen wird.“ D. h. für mich, wir müssen für
ein demografiefestes BGM noch mehr Angebote der Tertiärpräven-
tion berücksichtigen. Mitarbeiter, die aufgrund anhaltender Ein-
schränkungen nicht mehr so können, wie sie wollen, brauchen
betriebliche Unterstützungsangebote als Querschnittsaufgabe
(BGM, Personal, Arbeitsschutz-/medizin). Aufgrund der demografi-
schen Entwicklung vermute ich, dass die Zukunftsaufgabe der
Unternehmen darin bestehen wird, nicht die Älteren so früh wie
möglich von Bord zu bekommen vielmehr geht es darum, das
Boot so attraktiv wie möglich zu gestalten, damit unsere älteren
Mitarbeiter (dazu zählen wir ja auch schon -) im Boot verbleiben
und nicht zu früh wechseln. Im öffentlichen Sektor sorgt man sich
bspw. über die horrende Zahl der Frühpensionierungen.“
TU: „Gerne sonst klopft uns auch der Verlag auf die Finger, weil
wir wieder die vorgegebene Seitenzahl überschreiten! Ich möchte
Dir, lieber Michael, für die gute Zusammenarbeit danken. In unse-
rer beider Namen danke ich den vielen Kolleginnen und Kollegen,
den zahlreichen Gesprächspartnern und den Freundinnen und
Freunden, die zum Entstehen der Drittauflage in nicht unerhebli-
chem Maße beteiligt waren: Dankeschön!“
TU: „Richtig, liebe Sunny. Denn inzwischen bist Du uns eine ge-
schätzte Kollegin, zuverlässige Gesprächspartnerin und gute
Freundin!“
Verzeichnisse
Verzeichnisse Seite
Abbildungen 431
Tabellen 435
Infoboxen 437
Checklisten 438
Sachindex 441
Literatur 459
Internetquellen 487
Glossar 503
1
1-plus-4-Modell 184 f.
A
A-B-C-Strategie (BGM) 211-213
Abhängige Variablen 116, 244
Abhängigkeitsstörungen 158-164 (siehe Alkoholabhängigkeit)
ABI siehe WAI (Work Ability Index)
TM
ABI Plus 317
Absentismus & 61, 261-280, 283 f. (siehe Fehlzeiten)
Adipositas 16, 21, 169-175
Alkoholabhängigkeit 158-164
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz 93
Alter(n)sgerechte Arbeitsgestaltung 37, 45, 68, 361-372 (siehe Demografiemanagement)
Altersflexibles Führen 363 f.
Altersstruktur 21, 364-366
Altersstrukturanalyse 45, 68, 365
Alterungsvorgänge 365 f.
American Productivity Audit 272 f.
Anforderungen 9 f., 24, 78 ff. (Gesetze), 86 f. (Arbeitswissenschaft),
(unterschiedliche Bedeutungen) 87-98 (Gesetze, Normen), 108 (Belastungen), 111-116
(Theorien), 119 f., 218 ff. (Qualitätsmanagement),
234-237 (Gesundheitsmonitoring), 315 f., 318-330
(Gesundheitsscores), 360 f., 386 f., 418 (BGF)
Angststörung 148, 157, 164-166, 352
Arbeitgeberimage 9, 64 (siehe Employer Branding)
B
Balanced Scorecard & 138, 231, 241 ff., 250, 322
(siehe Health Balanced Scorecard)
Bangkok Charta 65, 85
BASA II (Arbeitsanalyse) 312, 324 f., 367
BAuA Toolbox 136, 309, 323
Beanspruchungen 110 f., 111 ff., 114. 119 ff., 314, 324, 341
(Kernbegriff, daher häufig genutzt)
Beanspruchungsbilanz 346 ff. (siehe Doppelrolle der Beanspruchung)
Beanspruchungsfolgen & 32, 111, 116 f., 130, 145, 302, 368 f.
(siehe Beanspruchungen)
Beanspruchungsoptimalität & 76, 114 f.
Belastungen & 22 ff., 64, 105 ff., 108, 111, 114 ff., 117, 122, 144, 367
(Kernbegriff, daher häufig genutzt) (siehe psychische Belastungen)
Belastungs- und Beanspruchungsmodell 106, 112f, 139 f.
BEM siehe Betriebliches Eingliederungsmanagement
Berufsgenossenschaftliche Vorschriften 90 f., 94
Beschäftigungsfähigkeit 8, 37 f., 58, 106, 363 f. (siehe Employability)
Beschwerden 27 ff., 32 f., 50 ff., 110, 148 f., 169, 240 f.
Best Practice 49 f., 57 f., 136, 183, 221, 239, 246, 412 (siehe Awards)
C
CAF-Modell 355 (Common Assessment Framework, siehe EFQM)
CEN 89 (European Committee for Standardization)
CENELEC 89 (European Committee for Electrotechnical
Standardization)
Change Management 173, 183, 203 f., 211 f., 361
ChEF (Arbeitsanalyse) 307, 312, 314
Chronifizierung und 19, 23 f., 44, 52 f., 58 f., 66 f., 76 f., 160, 164,
chronische Erkrankungen 263 f., 366, 422
Chronobiologie 367
Commitment & 75, 195, 209, 212, 244, 281, 294
Compliance 179, 189, 287, 340
Controlling 49, 66, 211, 231, 234-248, 251, 284, 291 ff., 336,
347 ff. (siehe Gesundheitscontrolling)
Coping 32, 45, 265, 375 (siehe Bewältigungsverhalten)
COPSOQ (Arbeitsanalyse) 314, 325
Corporate Governance Kodex & 80
Corporate Health Award 39, 49
Corporate Health Kodex 80
Corporate Social Responsibility & 58 (siehe soziale Verantwortung)
D
V
Daily Hassles 117
Datenbank 50, 54, 90 f., 288, 325
Datenbank BGVR 91
Datenbank INQA 50
Sachbegriffe 445 A Sach
Datenbank NoRA 90
Datenbank Recht 82
Datenpool Gesundheitsmanagement 336
Datenportfolio 335 f., 343, 357
Datenverknüpfung 344
Defizitmodell 105
DEGS-Studie 18-24
Deklarationen 78 ff., 98
Demand/Control-Modell 112
Demografieanalyse 364 f., 371 f. (siehe Altersstrukturanalyse)
Demografie-Fitness 12, 37, 45, 372, 424
Demografiefond 44, 100
Demografiemanagement & 37, 67, 69, 361-372, 408 f.
Demografische Wandel 19, 22, 53, 64, 68, 143, 342
Depression 22 f., 148. 157, 164-166, 189, 263, 338, 352
Deregulierung 64, 77, 98, 350
DeStatis 18, 59, 362 f.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung 176 ff.
Deutsches Netzwerk für Betriebliche
11
Gesundheitsförderung (DNBGF)
Deutsche WAI-Netzwerk 317
DGUV Vorschrift 1 & 2 7, 80 f, 84, 91, 93, 96, 306
Diabetes 22, 33, 51, 169, 192, 290 (Cost Calculator), 421
Diagnoseportfolio 335-337
Dialoggrundsätze 124 f. (Softwareergonomie)
DIN EN ISO 10075 84, 89, 96, 99, 302, 314, 324, 351
DIN EN ISO 9000 ff. 222-224, 234
DIN EN ISO 9004 224
DIN EN ISO 9241 84, 89, 96, 124 (siehe Dialoggrundsätze)
DIN SPEC 91020 37 f., 89, 89, 216, 228, 234
Disability Management & 98, 104
Disease Management & 44, 283
Disuse-Hypothese 365
Diversity 64, 365
Doppelrolle der Beanspruchung 114 f. (siehe Beanspruchungsbilanz)
Dreiebenen-Interventionsmodell 354
Sach A 446 Sachbegriffe
E
Early Pain Reporting 47, 240 f., 247
Eckpfeiler des 35-104, 415-417
Gesundheitsmanagements (siehe Gesundheitsmaangement)
EFQM 224-228, 230 f., 234, 241-248, 256, 336, 346 f., 355
(siehe Total Quality Management)
EFQM-basierte
246 (siehe Health Balanced Scorecard)
Health Balanced Scorecard
Eigenverantwortung 8 f., 55 f., 60, 67, 69, 70 ff., 77, 184, 207, 212,
412-422
Emotionsregulation / Emotionarbeit 29, 114, 361, 374
Empirische Evidenz 16-32, 84, 99, 103 f., 239, 249, 257, 285, 288, 299,
332, 355 f.
Employability & 8, 58, 106, 149, 363 (siehe Beschäftigungsfähigkeit)
Employee Assistance Program (EAP) & 351
Employer Branding 64, 182 (siehe Arbeitgeberimage)
Empowerment & 8, 76, 145, 184-188, 214, 217, 233, 412 f., 417, 420
(siehe Eigenverantwortung)
Enterprise for Health 50, 79
Entspannung 47, 155, 374 f., 382-384
EPIC-Studie 16, 171 f., 179
Erfolgsfaktoren 206, 214, 216-218 (BGM), 229-234 (BGM), 334 f. (Evalu-
ation), 355, 366, 385 (Stressmanagement), 424
Ergonomie & 12, 42, 55, 89, 95 f., 105 f., 122-125, 395
(siehe Softwareergonomie)
Erholung 9 f., 40 ff., 380
Erholungsfähigkeit 26 f., 29, 32, 36, 150, 191, 197, 375, 387
Ermöglichungsdidaktik & 70 f. (siehe Gesundheitsdidaktik)
Ernährung 16 f., 33, 47, 169-180, 191 f., 214, 339,
380 f. (stresspräventiv), 391 f., 413, 420
Ernährungsform 175 f. (siehe Ernährung)
V Ernährungsmodelle 176-179
Europäische Erhebung über die
16, 24
Arbeitsbedingungen
Europäische Rahmenrichtlinie
87, 93, 99
Arbeitsschutz
Sachbegriffe 447 A Sach
Europäisierung 50, 64, 66, 77, 79, 81, 87 f., 98 f. (siehe Rechtsfragen)
Evaluation 29, 46 f., 71 f., 102, 148, 230 f, 298 f., 305, 333-335,
343, 356, 371, 421 (siehe Controlling)
Evidenz & siehe Empirische Evidenz
Externale Ressourcen 43, 108 f., 117, 130, 133 f., 135, 145, 367
(siehe Ressourcen)
Exzellenz & 72, 225 f., 234, 398
F
FAA (Arbeitsanalyse) 313
FAGS (Arbeitsanalyse) 325 f., 329
Fehlbeanspruchung 119-126
Fehlbelastung 108 f., 111, 128 f. (siehe Belastungen, Risiken)
Fehlschluss 189, 193, 197 (siehe Vulnerabilität)
Fehlzeiten 17, 25, 69 f., 145, 165, 236, 243 f., 249 f., 254, 261-
272, 281 f., 283 ff., 288, 356, 422 (siehe Absentismus)
Fehlzeitenanalyse 268 ff., 273-280, 281 f.
Fehlzeitenmanagement 31, 69, 262
Fehlzeitenreport 269, 357
Finanzkennziffern 236, 292, 295-297, 300, 336, 356
Flow & 41 f. (siehe Autotelische Aktivität)
Fluktuation & 75, 145, 228, 254 ff., 336
Frühindikatoren 145, 192, 256, 258, 261, 281, 316, 329
(siehe Indikatoren)
Frühwarnsystem 237 ff., 247
Führung 31, 37, 47, 61, 68, 103, 109, 122, 137, 141 ff., 151 ff.,
(Kernbegriff, daher häufig benutzt) 165 ff., 183 ff., 188, 209 ff., 212, 216, 220, 227 f.,
256, 258, 308, 346 f., 349 362, 364, 413 f., 424
(siehe gesunde Führung)
Führungskultur 244
Führungsverantwortung 184 f., 210 f., 420, 423 (siehe Führung)
Fünf-mal-Fünf Wirkungsmodell 345
G
GAMAGS-Studie 152, 210
GDA 82, 88, 92, 352 f. (Ge-
meinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie)
Gefährdungsanalyse & 80 f., 97, 113, 123, 238, 304, 306, 310, 314, 346, 414
(siehe Gefährdungsbeurteilung, Risikoanalyse)
Gefährdungsbeurteilung 24, 97, 126, 139, 165, 201, 235, 238, 301-314, 324 ff.,
psychischer Belastungen 349-355, 357, 384, 398
Sach A 448 Sachbegriffe
V Gesundheitskompetenz & 31, 62, 71, 73-75, 77, 152, 156, 210, 256, 258, 346 ff.
63, 67 ff., 72, 76 f., 103, 109, 133 f., 151, 204,
Gesundheitskultur &
207-213, 217, 233, 331, 346 ff., 411, 419
Gesundheitskybernetik 11 (siehe Regulationskompetenz)
Sachbegriffe 449 A Sach
Gesundheitsmanagement (BGM) 35-39, 216-234 (Qualitätsmanagement), 411 f.
(Kernbegriff, daher häufig genutzt!) (Kernaussagen), 415-417 (Eckpfeiler), 417 f.
(Gestaltungsansatz) (siehe Kapitel 2)
Gesundheitsmanager 137, 395
Gesundheitsmarketing 181, 198-203, 212, 214, 231, 337
(siehe Gesundheitskommunikation)
Gesundheitsmonitoring 18 ff., 217, 219, 234-248, 251, 287, 355 (siehe Ge-
sundheitsassessment, Evaluation, Controlling)
Gesundheitsökonomie 44, 290 f., 302
Gesundheitspolitik 7, 9, 42, 55, 59, 61 ff., 77, 92, 98, 100, 104, 216
H
Hamburger Modell 268, 272
Handlungsfelder 30 ff., 35-38, 55 f., 137 f., 364
Handlungsregulationstheorie & 119, 319
Handlungsvektoren BGF 194, 415
Hardiness & 131, 367
Haus der Arbeitsfähigkeit 37, 139-141, 145, 315 f., 342
Health and Productivity Management 248, 289
Health Balanced Scorecard & 47, 138, 241-247, 299, 322, 329, 342 f., 346
(siehe Balanced Scorecard)
Health Campaigning 200, 203
Health Consulting 201, 203
Sach A 450 Sachbegriffe
I
IGA siehe Initiative Gesundheit und Arbeit
ILO 87 (International Labour Office)
Impuls-Test (Arbeitsanalyse) 312, 314, 324
Indikatoren 6 f., 17, 19 f., 32, 137 f., 145, 220, 228, 241 ff., 247 f.,
249 ff., 255-261, 281, 299, 329, 335 f., 355 f.
(siehe Gesundheitsindikatoren, Früh-/Spätindikatoren)
Individualisierung 31, 189, 418
Informationssystem Gesundheitsbericht 54 (siehe Gesundheitsberichte)
Initiative Gesundheit und Arbeit 18, 240, 284, 286 f.
Initiative Neue Qualität der Arbeit 24, 40, 50
INQA siehe Initiative Neue Qualität der Arbeit
Integrierte Gefährdungsanalyse 314
Internale Ressourcen 43, 130-132, 135, 145, 325, 367 (siehe Ressourcen)
Internationalisierung 49, 87-89, 159 (siehe Europäisierung)
Investition 12, 44, 148, 236, 246, 249, 272, 284-288, 294, 356,
412, 416 (siehe Finanzkennziffern)
ISO-Philosophie 89, 99, 216, 222-224, 227 231 f., 234
(siehe DIN EN ISO 9000 ff.)
ISTA (Arbeitsanalyse) 313, 324
J
JarbSchG siehe Jugendarbeitsschutzgesetz
Jojo-Effekt 29, 173
Jugendarbeitsschutzgesetz 97 (siehe Rechtsfragen)
K
KAN siehe Kommission Arbeitsschutz und Normung
Kausalität 15, 20, 53, 102, 194, 232, 240, 253 f., 272, 390, 412
Kennzahlen 102, 234 f., 248-282, 287 f., 290, 295-297 (Finanz-
kennzahlen), 300, 314-318 (Gesundheitsscores), 328 f.,
335-337 (Datenportfolio), 342 f., 347, 355, 412, 416
V (siehe Health Balanced Scorecard)
Key Performance Indikatoren & 248 f., 355
KFZA (Arbeitsanalyse) 312, 314, 324, 342
Kognitive Ergonomie 124, 308 (siehe Softwareergonomie)
Ko-/Multimorbidität & 19, 23, 53, 56, 58, 158, 170
Sachbegriffe 451 A Sach
Kohärenz & 10, 43, 65, 130 f., 414 (siehe Salutogenese)
Kommission Arbeitsschutz und Normung 82, 89
Kondratieff-Zyklus & 57
Konfliktbearbeitung/-management 47, 151, 166-169, 214
Konstruktivismus & 70 f., 74, 77 (siehe Gesundheitsdidaktik)
Kontrollüberzeugung & 132
Konzept der Anforderung und Belastung 112
Konzept der vollständigen Tätigkeit 113
Konzertierte Aktion 53, 88, 216, 364, 424
Körperintelligenz 176, 382, 387
Kosten-Nutzen-Relation 145, 154, 236, 246, 283 f., 287, 290 f., 313, 356, 411
Kosten ungestörter Arbeitsstunden 292, 293-295, 300, 356
Kosten(controlling) 69, 133, 148, 157, 164, 236, 248 f., 262 f., 267 f.,
271 f., 284-291, 299 f. (siehe Controlling)
KPB (Arbeitsanalyse) 312
Krankheitspanorama 19, 58 f., 66, 74, 77, 270, 421 f.
(siehe Gesundheitszustand, Chronifizierung)
Kundenorientierung 60, 81, 224, 233, 236, 361, 416 (siehe ISO-Philosophie)
Kundenzufriedenheit 222
L
Längsschnittstudie/-daten 15, 19 f., 26, 29 ff., 148 f., 238, 251, 287, 333 f.,
340 ff., 356
Lebensarbeitszeit 45, 58, 77, 423
Lebensqualität 6, 23 f., 29, 57, 109 f., 127, 143, 173, 418, 422
Lebensstil 16, 18 f., 171 f., 420, 421 f., 423
Lebensstilstudie (EPIC) 16, 171 f., 179
Lebenszeitprävalenz 22, 164
Leistungsstatistik 292 f., 299, 300, 336, 356
Leitlinien 57, 78 f., 81, 85, 98 f., 208, 216, 233, 238 f., 244
(siehe Kapitel 2.4)
Leitsätze BGF/BGM 412-418
Lernende Organisation 368, 371
Lernzyklus 218, 220 f., 233, 355
Liberalisierung 79, 98 (siehe Rechtsfragen)
Life Cycle 71 f., 73 (siehe S-I-N-E-Prinzip)
Life Domain Balance 109 f.
Life-Event-Forschung 116
Life-Leadership 127 (siehe Führung)
Sach A 452 Sachbegriffe
M
Managed Care System & 44, 55, 59, 77
Managementaufgabe 136 (siehe Gesundheitsmanagement)
Mediation 47, 168, 214 (siehe Konfliktbearbeitung)
Mehrkomponentenprogramme 247, 283, 287, 299
Menschenbild 80, 101 (siehe Humankriterien, Humanisierung)
Messinstrumente 243, 348 f. (s. Arbeitsanalyse, Gesundheitscontrolling)
Metaanalyse & 108, 121, 184, 238, 257, 258 ff., 261, 281, 283 ff.
Metabolisches Syndrom & 22, 33, 53, 178, 270, 421
Mindmapping 379
Mission against Stress 404-407 (Stress und Neue Medien)
Mitarbeiterbeteiligung 66, 78, 105 f., 133, 150, 152, 212, 413
(siehe Partizipation)
Mittelstand 49, 59 f., 67 ff., 77, 100, 231, 286, 412
Mobbing 47, 55, 64, 126, 308 (siehe Konfliktbearbeitung)
Modell der Arbeitscharakteristika & 255, 257
Moderatoren 45, 171, 238, 256, 258, 260, 281
Monotonie & 84, 126, 307
Morbidität & siehe Ko- und Multimorbidität
Morbiditätsstatistiken 51
Move europe (Projekt) 79
Multiple Chemical Sensitivity & 66
Multiplikatoren 152, 187, 302, 394, 420
MuSchG siehe Mutterschutzgesetz
Muskelentspannung 47, 382 f., 384, 391
Muskel-Skelett-Erkrankungen 22, 51 f., 157, 84, 122, 260, 270
Mutterschutzgesetz 97 (siehe Rechtsfragen)
N
V Nachhaltigkeit (BGF/BGM) 9, 29 f., 36, 38, 40, 46, 57, 60, 67 ff., 70 f., 78, 84, 92,
(Kernbegriff, daher häufig genutzt) 104, 133, 151, 153 f., 184, 207, 211, 213, 217 f.
(siehe Sustainable Human Resource Management)
Nachhaltigkeitsindex/-effekt 336, 341
Nachsorgegruppe 163 f.
Sachbegriffe 453 A Sach
Neue Arbeits- und Organisationsformen 65, 86
Normen 83, 89 f., 91, 94, 96, 99, 224
O
Optimistische Fehlschluss 189, 193, 197
Organizational Citizenship Behaviour 31, 134
Orgapathologien 258
Ottawa Charta 8, 65, 78, 85, 99
P
Panel 15, 342 (siehe Längsschnittdaten)
Paradigmenwechsel 7, 30, 40, 42, 55, 62, 70, 77, 107, 216, 322
Partizipation 66, 68, 150, 184 ff., 194, 205, 217, 228 f., 233, 235,
355, 413, 417 ff., 420
(siehe Empowerment, Mitarbeiterbeteiligung)
Partizipative Verhältnisprävention 417
Partizipatives
Produktivitätsmanagement & 66
Psychische Beanspruchung 61, 76, 94, 110 ff., 341, 346, 348
(siehe Beanspruchung, Stress)
Psychische Belastung 22, 27, 52, 69, 80 f., 93 ff. (Recht), 269, 304, 307 ff.,
360 (siehe psychosoziale Belastungen, Gefährdungsbe-
urteilung psychischer Belastungen)
Psychische Ermüdung & 106, 120, 195, 373
Psychische Gesundheit 10 f., 18, 24, 52, 79, 81, 287, 302, 314
Psychische Störung & 19, 52, 54, 157-169, 213, 263, 352
Psychische Sättigung & 373
Psychosomatische Beschwerden 32, 53, 373 f.
Psychosoziale Belastung 24, 27, 30, 50, 61, 64, 80 f., 84, 90, 99, 113, 119, 126,
129, 244, 328
(s. Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen)
Psychosoziale Konflikte 31, 119, 126, 129, 166-169 (siehe Mobbing)
Psychosoziales Wohlbefinden 145, 166, 195, 208, 229, 256, 347, 386, 424
(siehe Wohlbefinden)
psyGA 24, 52, 302 (Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt)
Psy.Res® (Arbeitsanalyse) 313
Q
Qualität der Fehlzeiten 273, 275 f., 356
Qualitätsanforderungen/-kriterien 85 (BGF), 98 f., 222, 227-232 (BGM), 234, 297,
321 (Arbeitsanalyse), 360
Qualitätsmanagement 38, 85, 218-232, 233, 237, 248, 256, 297, 355 (siehe
Total Quality Management, Exzellenz, EFQM)
(siehe Kapitel 5)
R
RADAR-Bewertungsmethodik 221 f., 231, 237 (siehe PDCA)
Radmodell der Arbeitswissenschaften 12, 102 f.
Rechtsfragen 6 f., 66, 67 f., 77, 78-100, 227, 301, 314, 350
Refinanzierung 49, 306, 422
Regenschirmmentalität 10, 101 f.
Regulations- und Ressourcemodell 113 f.
Regulationsbehinderungen 120, 322, 346
Regulationskompetenz & 11 f. (siehe Selbstregulation)
Regulationsstörungen 166
V Rehabilitation
Reifegradmodell
37, 44, 46 f., 97, 157 f., 160-164
221
Reparaturergonomie 12, 42, 55, 101 f.
Repetitive Strain Injury & 66
Resilienz & 9, 29, 107, 380, 424
Sachbegriffe 455 A Sach
Ressourcen & 26 f., 36, 43, 106, 109, 112 ff., 129-135, 138 f., 145,
156, 184 ff., 197, 211, 315, 317, 325 f., 347 f., 367-369
(Kernbegriff, daher häufig genutzt!) (Demografie), 374-384 (Stress), 386, 390, 417, 420,
(hier Bezug BGM, andere Ressourcen 422, 424 (siehe internale und externale Ressourcen,
siehe Wirtschaftlichkeit) Gesundheits- und Präventionsressourcen)
Return on Investment (ROI) & 102, 249, 282 f., 287 f., 299
Return on Prevention (ROP) 285
Risikoanalyse siehe Risikoidentifikation
Risiken 16-25 (Studien), 27 ff., 58, 83, 124, 126 ff. (Risikofak-
Risikofaktoren toren), 144 f., 188-197 (Umgang mit Risiken), 240,
244, 412
Risikoidentifikation 237-240, 247
Risikokataster 21 f., 238, 279
Risikokombinationsindex 28
Risikomanagement 192, 237-241, 247, 249, 253, 355, 385
Risikosensibilisierung 190, 196 (siehe Sensibilisierung)
Risikoverhalten 188, 189-197, 413
Robert Koch-Institut (RKI) 18, 51, 54
Rubikon-Modell der Motivation & 162
Rückkehrgespräche 47, 70, 150
S
SALSA (Arbeitsanalyse) 313
Salutogenese & 10, 32, 43, 54 ff., 65, 74, 104, 107, 131 f., 197, 317,
322, 390, 412, 414 (siehe Kohärenz)
SCOHS 38, 228 f., 234 (siehe Standardisierung)
Sekundärprävention 157, 165, 380 (siehe Prävention)
Selbstbestimmung 8 f., 24, 193 f., 418-421 (siehe Eigenverantwortung)
Selbstbewertung 220-222, 224, 233, 243, 246, 248, 355
(siehe Qualitätsmanagement)
Selbsteinschätzungsfragebogen 222
Selbsthilfegruppe 164, 175
Selbstmanagement 10, 315, 325, 374, 390
Selbstregulation 8, 71, 75, 113, 377, 390, 416 f.
Selbstwirksamkeit & 10, 27, 43, 74 f., 77, 118, 130, 132, 193-195, 258, 338,
375 f., 390, 414, 424 (Selbstwirksamkeitserwartung)
Sensibilisierung 46, 70 f., 75 f., 183, 213, 303, 364, 421
(siehe Risikosensibilisierung)
Sensibilitätsindex (Fehlzeiten) 276 f., 279 f.
Servicescheine 297-299
S-I-N-E-Prinzip 71 f. (siehe Life-Cycle)
SMART-Studie 178 f.
Sach A 456 Sachbegriffe
T
Tätigkeitsanalyse & 236, 315 ff. (siehe Arbeitsanalyse)
Telearbeit 65, 360
Sachbegriffe 457 A Sach
Tertiärprävention 9, 157, 161 (siehe Prävention)
Terzentilisierung & 245
Theorie der Betriebsunterbrechung 293 (siehe Kosten ungestörter Arbeitsstunden)
Toolbox Arbeitsanalyse 136, 309, 323 f.
Toolbox BGM 135, 154-156
Total Quality Management & 219, 225 f., 232 ff., 241, 247, 346
(siehe Qualitätsmanagement)
Transaktionale Stresstheorie 45, 116, 375 f., 377 (siehe Stresstheorie)
Treiber- und Indikatorenmodell 255 f., 261, 281, 299, 329, 339, 356
Treiberfaktoren 237, 255-261, 329 ff., 339
Trends 63-66 (Arbeitswelt), 67-77 (BGM), 99, 350 f., 360 f.
(Arbeitswelt) (siehe Kapitel 2.3)
Triangulation & 15, 20
Typ-A-Persönlichkeit 120 f., 191
U
Übergewicht 21, 51, 169-172, 173, 179, 192, 288 (siehe Adipositas)
Unfallkostenrechnungen & 300
Unfallpersönlichkeit 193
Unfallverhütungsvorschrift 7, 82 f., 90 f., 93-96 (siehe Rechtsfragen)
UN-Menschenrechts-Charta 95
Usability Engineering 124 f. (siehe Softwareergonomie)
V
Value of Health 282, 290
Veränderungen in der
Arbeits- und Lebenswelt 43, 56, 60 f., 126 f. (siehe Trends)
W
WAI siehe Work Ability Index
WAI-Netzwerk 317
Waist-to-hight ration 169
Wertkette & 216, 233
Wertschätzung 40-42, 46, 54 f., 133, 265 f., 424
(siehe Partizipation, Führung, Kultur)
Wertschöpfung 66, 103, 216 f., 233, 283, 288 ff., 295 ff., 299 f., 355,
41,, 416, 423 (siehe Return on Investment, Value of
Health, Wirtschaftlichkeit)
WHO Definition 5 f., 7, 22, 54, 78, 85, 87, 98 f., 421
WidO (Wissenschaftl. Institut der AOK) 17, 25, 269
Wirksamkeit (Maßnahmen) 46 f., 66, 151, 189, 217, 233, 247, 258 ff., 281, 283,
286, 290 f., 333 f., 337 ff. (Ergebnisse), 343,
344-349 (Interview), 355, 382, 420 f.
Wirkungsebenen BGM 80
Wirkungsmodell zur Gestaltung
gesunder Arbeit 345-349 (siehe Wirksamkeit)
Wirtschaftlichkeit 138, 151, 228, 230, 290 f., 299 f., 314, 356, 416
(siehe Finanzkennziffern, Wertschöpfung)
Wirtschaftlichkeitsmaße 291 f.
Wirtschaftlichkeitsmessung 282-300 (siehe Wirtschaftlichkeit)
Wohlbefinden 6, 10, 24, 38, 54, 60 f., 78, 80, 106, 134, 145, 148, 166,
(Kernbegriff, daher häufig genutzt!) 195, 208, 210, 229, 347 f., 377, 424 (siehe WHO-
Definition, psychosoziales Wohlbefinden)
Work Ability Index (WAI) & 138-144 (Interview), 315-317 (Fachliche Betrachtung),
342, 356 (siehe Arbeitsfähigkeit, ABI)
Workaholism 196 (siehe Arbeitssucht)
Work-Life-Balance & 8, 24, 27, 37, 41, 54, 69, 106, 110, 127, 228, 244, 307,
343, 373, 386, 422
Wuppertaler Gesundheitsindex 347 f.
Y
Yoga 47, 382, 383 f.
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Elektronisches Medium
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München: Oldenbourg.
Fragebögen
Fragebogen FINDRISK http://diabetes- Mit dem Gesundheitscheck
Diabetes risiko.de/diabetes- Diabetes FINDRISK der Deut-
Metabolisches risikotest.html schen Diabetes Stiftung kann
Syndrom man das individuelle Risiko
bestimmen, in den nächsten 10
http://diabetes- Jahren an Diabetes Typ 2 zu
risiko.de/metabolisches- erkranken. Dort findet sich
syndrom.html auch ein Risikotest zur Be-
stimmung des metabolischen
Syndroms.
Fragebogen Fragebogen http://www.copsoq.de/ Hier finden Sie die Fragebögen
COPSOQ http://www.ffas.de/ COPSOQ und auch eine Online-
Forschungs- Version. Zusätzlich empfehlen
http://www.copsoq- wir Ihnen die Website der
stelle der datenbank.de/
Arbeits- und Freiburger Forschungsstelle der
Sozialmedizin http://www.copsoq- Arbeits- und Sozialmedizin.
network.org Dort finden Sie neben einer
Datenbank Datenbank mit berufsgruppen-
Copsoq spezifischen Referenzwerten
für psychische Belastungen
wichtige Publikationen.
Fragebogen Fragebogen http://www.buendnis- Dieser Selbsttest von Prof.
Selbsttest depression.de/ Hegerl ist an ICD-10/V ange-
Depression depression/selbsttest.php lehnt.
Fragebogen Fragebogen www.netzwerk-unternehmen- Der Fragebogen ermöglicht
zur Selbstein- fuer-gesundheit.de eine Selbstbewertung des
schätzung Reifegrads und Qualitätsni-
veaus der betrieblichen Ge-
sundheitsförderung. Er lässt
sich auf dieser Website down-
loaden (Reiter Download).
INT A 490 Internetquellen
Gesellschaften
Gesellschaft American http://www.acoem.org ACOEM ist eine bedeutende
College of Organisation von Ärzten, die
Occupational für die Gesundheit und Sicher-
and Environ- heit von Mitarbeitern, Arbeits-
mental Medi- plätzen und Umwelt eintreten.
cine (ACOEM)
Gesellschaft DGPS http://www.aowdgps.de/ Die Seiten der Fachgruppe
AOW der Arbeits-, Organisations- und
deutschen Wirtschaftspsychologie sind
Gesellschaft v. a. interessant, wenn man
für Psycholo- nach aktuellen Tagungen und
gie Kongressen sucht.
BMAS
BVPG
INT A 492 Internetquellen
Kommissionen
Kommission CEN http://www.cen.eu European Committee for Stan-
dardization
Kommission CENELEC http://www.cenelec.eu European Committee for Elec-
trotechnical Standardization
Kommission ISO http://www.iso.org International Organization for
Standardization
Kommission KAN http://www.kan.de Kommission für Arbeitsschutz
und Normung
Kooperationen Gesundheit
Kooperation Deutsches http://www.arbeitsfaehigkeit Das Deutsche WAI-Netzwerk
WAI-Netzwerk .uni-wuppertal.de dient der Förderung der An-
wendung des Work Ability
Index (WAI) in Deutschland. Sie
www.arbeitsfaehigkeit.net/ finden auf der Website nicht
nur wichtige Publikationen,
sondern auch den Fragebogen
als Kurz- und Langversion.
INT A 494 Internetquellen
Krankenkassen
Krankenkasse BKK Bundes- http:/www.bkk.de Diese Seite bietet viele Links
verband zu Projekten, Kooperationen
und Downloads zum Thema
BGF und betriebliches Gesund-
heitsmanagement.
Krankenkasse Techniker http://www.tk-online.de Dort gehen Sie auf das Presse-
Krankenkasse Center. Unter Publikationen
finden Sie aussagekräftige TK-
Gesundheitsreports.
Krankenkasse WIdO-Institut http://www.wido.de Das wissenschaftliche Institut
der AOK der AOK befasst sich mit einem
breiten Spektrum an Themen-
bereichen des Gesundheitssys-
tems. V. a. ist hier der re-
nommierte Fehlzeiten-Report
zu empfehlen, der seit Jahren
aktuelle Statistiken und Infor-
mationen zu Fehlzeiten bietet.
Krankenkasse Weitere Diese beiden Krankenkassen stehen nur Pate für viele andere
Websites Angebote und Informationsportale. Beispielhaft ist hier die
Barmer GEK zu nennen, die eine umfassende Infothek bietet
(https://www.barmer-gek.de).
Organisationen
Organisation BAuA http://www.baua.de Die Bundesanstalt für Arbeits-
Bundesanstalt schutz und Arbeitsmedizin ist
für Arbeits- eine Ressortforschungseinrich-
schutz und tung im Geschäftsbereich des
Arbeits- Bundesministeriums für Arbeit
medizin und Soziales (BMAS).
Diese Webseite hat den Auf-
trag, den Wissenstransfer zu
sicheren und gesunden Ar-
beitsbedingungen zu ermögli-
chen.
INT A 496 Internetquellen
V
Internetquellen 497 A INT
Projekte
Projekt Generati- https://www.basf.com/Æ Das Motto von Generati-
ons@Work dort den Projektnamen bei ons@Work lautet, dass die
bei BASF der Suchmaschine eingeben Arbeitsfähigkeit im Alter ge-
staltbar ist. Es findet ein Kom-
petenzaufbau in Feldern wie
Zuverlässigkeit und Erfah-
rungswissen statt. (Siehe auch
Jacobs Center!)
Projekt Gesundheits- http://gesundheitsziele.de/ Man kann es sowohl als Organi-
ziele sation bzw. Kooperationsver-
bund oder als ein Meta-Projekt
bezeichnen. Verantwortliche
Akteure im Gesundheitssystem
unter Beteiligung von Bund und
Ländern entwickeln gemeinsam
an einen Handlungsrahmen im
Rahmen von Public-Health-
Ansätzen. Interessant sind die
Projektdatenbanken.
Projekt Move Europe http://www.enwhp.org/ Es handelte sich um ein zwei-
enwhp-initiatives/7th- jähriges Großprojekt mit rund
initiative-move-europe.html 3000 beteiligten Organisatio-
nen (2007-2009) im Bereich der
BGF (Ernährung, Bewegung,
psychische Gesundheit, Rau-
cherprävention) mit der Ziel-
setzung der Förderung lebens-
stilbezogener betrieblicher
V Gesundheit in Europa.
Internetquellen 499 A INT
Studien
Studie NVS = http://www.mri.bund.de/ Interessant ist die zweite
Nationale NationaleVerzehrsstudie Nationale Verzehrstudie, die
Verzehrstudie das Max-Rubner-Institut, Bun-
desforschungsinstitut für Er-
nährung und Lebensmittel
(MRI), im Auftrag des Bundes-
ministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz durchgeführt hat.
Der Datenpool mit etwa 20.000
Teilnehmern ist repräsentativ.
Studie DEGS http://www.degs-studie.de DEGS ist eine Studie des Robert
Studie zur Koch-Instituts. Im Auftrag des
Gesundheit Bundesgesundheitsministeriums
Erwachsener führt das Institut das Gesund-
in Deutsch- heitsmonitoring durch. Weitere
land Studien ergänzen DEGS. Auf
der Website finden Sie alle
aktuellen Informationen. Es
handelt sich um einer der
wichtigsten Quer- und Längs-
schnittstudien zur systemati-
schen und repräsentativen
Risikoanalyse in Deutschland.
INT A 500 Internetquellen
Tools
Tools EFQM Modell http://www.efqm.org Auf diesen Seiten finden Sie
relevante Informationen zum
EFQM-Modell für Excellence
der European Foundation for
Quality Management.
Tools Gefährdungs- http://www.gefaehrdungs In diesem Portal finden Sie
analyse beurteilung.de alles zum Thema Gefährdungs-
beurteilung und viele wichtige
Links und Downloads. Wer sich
für die Gefährdungsbeurteilung
interessiert, wird hier sicher-
lich fündig.
Tools SCOHS http://www.scohs.de Beim Social Capital and Occu-
Werkzeug zur pational Health Standard
Standardisie- (SCOHS) handelt es sich um
rung BGM einen Baukasten zur Standardi-
sierung des BGM von der Analy-
se über Audits bis zur Zertifi-
zierung. Als Tool ermöglicht es
die Messbarkeit des Fort-
schritts und damit auch die
Steuerbarkeit. Prof. em. Bern-
hard Badura (Universität Biele-
feld) bildet hier sein auf BGM-
Belange erweitertes Sozialkapi-
talmodell ab.
V Tools Selbst- http://www.q-excellence.de/ Auf beiden Websites finden Sie
bewertung http://www.sab.proconsale. Informationen und Tools zur
de Selbstbewertung nach EFQM.
Internetquellen 501 A INT
Weiteres
Gewerkschaft Gute Arbeit http://www.verdi-gute- Gewerkschaftliches Engage-
ver.di arbeit.de/ ment im Bereich Gesundheits-
förderung in der Arbeitswelt ist
vielfältig. Beispielshaft ist hier
die Website von ver.di empfoh-
len. Sie stellt aktuelle Themen
wie die Gefährdungsbeurtei-
lung psychischer Belastungen
vor und bietet Links zu Tools.
Empfehlenswert sind hier auch
die Handlungshilfen (Reiter
Toolbox).
Unfall- DGUV http://www.dguv.de Deutsche Gesetzliche Unfall-
versicherung versicherung Æ Die Website
bietet interessante Informatio-
nen und Links zu unfallversi-
cherungsrelevanten Themen.
Gesundheits- GM www.gesundheitsmonitor.de Die Bertelsmann Stiftung stellt
monitor hier in Kooperation mit der
Barmer GEK verschiedene
Aspekte des Gesundheitssys-
tems vor. Vereinzelt finden
sich auch Themen, die direkt
mit der Arbeitswelt zusam-
menhängen. V. a. sind die
Studien empfehlenswert.
A
Absentismus Unter Absentismus versteht man „motivationsbedingte“ Fehlzeiten,
die nicht auf Erkrankungen oder andere im Arbeitsvertrag verein-
barte zulässige Gründe für das Fernbleiben von der Arbeit beruhen.
Für das Phänomen Absentismus liegen verschiedene Erklärungsmo-
delle vor wie das Rückzugsmodell, das ökonomische Nutzen-Modell
oder das abweichende Verhaltensmodell.
Arbeitsfähigkeits- Im Arbeitsfähigkeitsmanagement wird unter Berücksichtigung der
management Stockwerke des Hauses der Arbeitsfähigkeit (Gesundheit, Kompe-
tenz, Werte, Arbeit) und mit Blick auf relevante Umgebungsfakto-
ren ein integriertes Steuerungs- und Handlungskonzept zur Steige-
rung der Arbeitsfähigkeit im betrieblichen Umfeld implementiert.
Arbeits-Erholungs-Zyklus Dem Menschen steht eine bestimmte Menge an physischen und
psychischen Ressourcen zur Verfügung, die es zu erhalten und zu
schützen gilt. Im Arbeits-Erholungs-Zyklus soll nach jeder physi-
schen oder psychischen Beanspruchungsphase eine Erholungsphase
folgen, um die beanspruchten Ressourcen wiederherzustellen.
Arbeitsorientiertes Lernen Beschleunigte Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt, technologi-
sche Innovationen, die Auflösung fester Berufsverläufe sowie zu-
nehmende Flexibilisierung von Arbeit verlangen von den Mitarbei-
tern, Wissen und Fähigkeiten durch kontinuierliches Lernen zu
erhalten und zu verbreitern. Lernen und Arbeiten müssen in Kon-
zeption und Gestaltung stärker als bisher verknüpft werden. Das
arbeitsorientierte Lernen befasst sich mit dem Lernpotenzial aus
der Arbeitsaufgabe. Damit ist also die Steigerung der Lernförder-
lichkeit der Aufgabe ein Zielfeld des arbeitsorientierten Lernens.
B
Balanced Scorecard Die Balanced Scorecard ist ein Steuerungs- und Controllinginstru-
ment für wertschöpfende Aktivitäten einer Organisation und unter-
stützt bei der angemessenen Übersetzung von Visionen in strategie-
gerechtes operatives Handeln. Ein wichtiger Faktor ist dabei die
Gewichtung verschiedener Perspektiven der Steuerung wie Potenzi-
ale, Finanzen, Kunden und Prozesse. Mit wenigen gewichteten,
aussagekräftigen Kennwerten erfolgt die Steuerung (ausgewogenes
Kennzahlensystem). Die Balanced Scorecard ist ein Konzept, aber
kein fertiges Instrument. Entscheidend für die Qualität der Balan-
ced Scorecard sind die Angemessenheit der selektierten Perspekti-
ven und die Güte der zugeordneten Kennwerte.
G
Glossar 505 A Anh
C
Commitment Commitment bezeichnet das Ausmaß der Identifikation eines Mitar-
beiters mit dem Unternehmen, bei dem er beschäftigt ist. Beim
affektiven Commitment hat das Unternehmen eine große persönli-
che Bedeutung für den Mitarbeiter. Aufgrund dieser emotionalen
Verbindung möchte er auch zukünftig gerne hier beschäftigt sein.
Fühlt sich der Mitarbeiter der Organisation moralisch oder aufgrund
normativer Wertvorstellungen verpflichtet, bleibt er dem Unter-
nehmen verbunden, da er der Überzeugung ist, dass das Ausschei-
den falsch wäre. Und schließlich kann der Mitarbeiter auch die
monetären und sozialen Kosten berücksichtigen, die ein Stellen-
wechsel nach sich ziehen würde hierbei handelt es sich um die
rationale Ebene eines kalkulativen Commitments. Studien belegen
positive Zusammenhänge zwischen Commitment und Leistung,
Motivation und Anwesenheit am Arbeitsplatz sowie negative Zu-
sammenhänge zwischen Commitment und erlebtem Stress sowie der
Absicht das Unternehmen zu verlassen und es dann tatsächlich zu
verlassen. Commitment ist damit eine wichtige Ressource.
Corporate Governance Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) ist ein Regel-
Kodex werk, das von einer Regierungskommission der Bundesrepublik
Deutschland 2002 erarbeitet wurde. Hierin enthalten sind Vorschlä-
ge, was ethische Verhaltensweisen von Unternehmensführung und
Mitarbeitern ausmacht. Der Kodex wird jährlich von der ‚Regie-
rungskommission „Deutscher Corporate Governance Kodex“ über-
prüft und ggf. aktualisiert.
Anh A 506 Glossar
D
Demografiemanagement Aufgrund immer älter werdender Belegschaften und dem Mangel an
Nachwuchskräften müssen Unternehmen heute deutlich weiter in
die Zukunft denken und planen. Mithilfe eines betrieblichen Demo-
grafiemanagements lassen sich der interne aktuelle und zukünftige
Personalbestand und -bedarf analysieren, die Personalentwicklung
und Personalführung sowie das betriebliche Gesundheitsmanage-
ment anpassen (alternsgerechtes Personalmanagement). Beim
Demografie-Check erfolgt nicht nur eine Altersstrukturanalyse,
sondern auch eine Bewertung der betrieblichen Situation u. a. in
den Bereichen Personalbeschaffung, Personalentwicklung, Führung,
Gesundheit und Wissensmanagement. Entscheidend ist auch die
Festlegung demografischer Controlling-Kennzahlen, um den Erfül-
lungsgrad eines strategischen Konzepts zur Steigerung der Demogra-
fie-Fitness zu ermitteln (nachhaltige Verfolgung).
Disability Management Beim Disability Management geht es darum, die berufliche Beschäf-
tigungsfähigkeit von Arbeitnehmern mit gesundheitlichen Ein-
schränkungen zu erhalten und zu verbessern. Disability Manage-
ment im betrieblichen Kontext führt oft zu Missverständnissen. Es
handelt sich nicht um ein Defizitmodell, sondern um die Etablie-
rung eines fähigkeitsorientierten und nachhaltigen Gesundheitsma-
nagements, wo Prävention, Frühwarnsystem und Rehabilitation
Hand in Hand gehen. Das wichtigste Instrument des Disability Mana-
gements ist die betriebliche Wiedereingliederung auf der gesetzli-
chen Grundlage des Sozialgesetzbuches (Buch IX, § 84 Rehabilita-
tion und Teilhabe behinderter Menschen). Der Disability Manager
sorgt für die Wiedereingliederung langzeiterkrankter Arbeitnehmer.
Er versteht sich dabei als moderierender Koordinator der internen
und externen Akteure. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit,
sich zum Certified Disability Management Professional (CDMP)
ausbilden zu lassen. Der Disability Manager hat zwei zentrale Auf-
gaben: (1) Er berät Arbeitgeber und Arbeitnehmer und koordiniert
die berufliche Wiedereingliederung im Einzelfall und (2) über die
G Einzelfälle hinaus entwickelt er Konzepte für die Implementierung
betriebsnaher Strukturen.
Glossar 507 A Anh
E
Employability Employability ist die Forderung nach Anpassungs- und Beschäfti-
gungsfähigkeit in einer sich wandelnden und zunehmend flexibili-
sierten Arbeitswelt. Es geht primär um die Arbeitsmarktfähigkeit,
die letztlich Eigenverantwortung, Gesundheit und Kompetenz von
den Individuen verlangt. Wachsende Bedeutung erhält das Konzept
der Beschäftigungsfähigkeit durch den demografischen Wandel.
Umgangssprachlich könnte man auch von der Arbeitsmarktfitness
sprechen, die u. a. durch Förderung von Schlüsselkompetenzen bei
gleichzeitiger Forderung nach mehr Selbstverantwortung mit flan-
kierenden strukturellen Unterstützungsangeboten der Qualifizierung
und des Gesundheitswesens erzielt werden soll (Employability
Management). Dabei muss aber aufgepasst werden, dass die Sub-
jektivierung der Arbeit nicht nach hinten losgeht. Nicht das Indivi-
duum allein kann seine Marktfähigkeit gewährleisten, wir benötigen
hier auch entsprechende Strukturen und Ressourcen.
Employee Assistence Dabei handelt es sich um Programme oder Angebote zur Mitarbei-
Program (EAP) terberatung durch externe Organisationen. Gerade im Bereich der
Sucht- und Konfliktberatung bieten sich solche Programme an.
Erfolgreich sind diese Angebote, wenn sie niederschwellig gestaltet
sind, also die Zugänglichkeit gerade bei schwierigen Themen wie
psychische Gesundheit, psychosoziale Konflikte oder organisatori-
sche Probleme im Kontext der Work-Life-Balance vereinfacht wird.
So stellt bspw. eine anonymisierte Hotline bei Suchtfragen einen
hürdenfreien Zugang dar. Unternehmen müssen aber nicht nur den
Zugang ermöglichen, sondern auch sicherstellen, dass Qualität und
Seriosität der externen Dienstleistung gewährleistet sind. Die Bera-
tungsleistung kann in betriebseigenen Räumlichkeiten (Worksite),
aber auch virtuell bzw. außerhalb des Unternehmens (Offsite)
angeboten werden. Dies ist zum einen eine Kostenfrage, zum ande-
ren aber auch abhängig von der Beratungsleistung. Eine Evaluation
der Dienstleistungen ist auf jeden Fall geboten, um die Qualität der
Leistungen dauerhaft zu gewährleisten. Eine Standardisierung
externer Dienstleistungen nach Qualitätskriterien ist einer der
großen Herausforderungen der Zukunft der EAP im Rahmen der
Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt.
Anh A 508 Glossar
F
Flow Flow ist ein Motivationszustand mit der höchsten intrinsischen
Motivation, einem Zustand, in dem man Raum und Zeit vergisst und
zu Höchstleistungen fähig ist. Man geht quasi in seiner Tätigkeit auf
(autotelische Aktivität). Um in Flow zu kommen, muss die Tätigkeit
möglichst strukturiert sein (klare Ziele, Eindeutigkeit der Hand-
lungsstruktur, glatter Handlungsablauf und herausfordernd) und die
Person über eine autotelische Persönlichkeit (hohe Genuss- und
Konzentrationsfähigkeit, Selbstvertrauen, Fähigkeit zur Reduktion
der Selbstaufmerksamkeit) verfügen.
Fluktuation Fluktuation bezeichnet die Austauschrate des Personals in einer
Organisation. Unter „institutioneller Fluktuation“ versteht man den
geplanten und den Zielen der Institution immanenten Wechsel. Bei
der „individuellen Fluktuation“ gilt es, noch weitere Zu- und Ab-
gänge zu berücksichtigen. Schließlich umfasst die „natürliche Fluk-
tuation“ den Anteil der Gesamtfluktuation, der altes- oder todes-
fallbedingt resultiert.
G
Gefährdungsanalyse Die Gefährdungsanalyse teilt die Arbeitsplätze in zwei Gruppen,
Gefährdungsbeurteilung nämlich die „gefährlichen Arbeitsplätze“ (z. B. in der Produktion
durch Lastentransport, Umgang mit Chemikalien, durch Arbeitsver-
fahren und Arbeitsmittel) und in die „ungefährlichen Arbeitsplätze“
(z. B. die Büroarbeitsplätze in der Verwaltung). Ziel der Gefähr-
dungsanalyse ist die Sicherheit und der Gesundheitsschutz beim
Einrichten und Betreiben von Arbeitsstätten. Es geht also um das
Bereitstellen, Ausgestalten, Benutzen und Instandhalten von Ar-
beitsstätten, Arbeitsplätzen und Arbeitsräumen. Das Grundkonzept
einer Gefährdungsanalyse ergibt sich aus dem Arbeitsschutzgesetz
in den §§ 3, 4, 5 und 6. Durch die Beurteilung der Arbeitsbedingun-
gen in Hinsicht auf mögliche Gefährdungen muss jeder Arbeitgeber
die für seine Unternehmung erforderlichen Maßnahmen zum Schutz
der Beschäftigten treffen. Für die Durchführung einer Gefährdungs-
analyse gibt es einen siebenschrittigen Standard: (1) Vorbereitung,
(2) Ermitteln der Gefährdung, (3) Beurteilung von Risiken, (4)
Festlegen und Durchführen von Maßnahmen, (5) Überprüfen der
Wirksamkeit, (6) Dokumentieren und (7) Fortschreiben. Neuerdings
wird gefordert, die klassische Gefährdungsanalyse in Bezug auf die
psychischen und psychosozialen Belastungsfaktoren zu erweitern.
Dies setzt neue Instrumente voraus.
Anh A 510 Glossar
G
Glossar 511 A Anh
H
Handlungs- Die Handlungsregulationstheorie wurde von Winfried Hacker und
regulationstheorie Walter Volpert entwickelt. Die Handlungsregulationstheorie ist ein
Handlungsmodell, das auf Zielen basiert, Pläne als Basis zur Reali-
sierung der Ziele verwendet und über die Rückmeldung in Form von
Rückkopplungsschleifen schrittweise zur Korrektur der Pläne und
Handlungen führen kann. Hier geht es also um die psychische Regu-
lation von Wissens-, Denk- und körperlicher Arbeit. Handlungen
bestehen hiernach aus Teilhandlungen und Bewegungen (hierarchi-
scher Aufbau) und differenzieren sich in automatisierte, bewusst-
seinsfähige und bewusstseinspflichtige Regulationsprozesse. Ziel ist
es, die Güte des Handelns in Bezug auf die Tätigkeit zu optimieren.
Hardiness Die Widerstandsfähigkeit gegen Fehlbelastungen als internale Res-
source beschreibt eine Persönlichkeitsdisposition, die Menschen
trotz großer und zum Teil extremer Belastungen zu schützen ver-
mag. Die Disposition setzt sich zusammen aus einem ausgeprägten
Engagement, sich mit den Lebensaufgaben zu identifizieren, Kon-
trolle und die Überzeugung, Einfluss auf das eigene Leben nehmen
zu können sowie Herausforderungen und Veränderungen als positive
Chancen wahrzunehmen.
Health Balanced Scorecard Die Health Balanced Scorecard verknüpft gewichtet verschiedene
betriebliche Gesundheitsindikatoren (Früh- und Spätindikatoren) zu
aussagekräftigen Kennwerten auf der Potenzial-, Prozess-, Kunden-
und Finanzperspektive. Die Vor- und Nachteile der Balanced Score-
card gelten auch für die Health Balanced Scorecard. Vorteilhaft ist
die Verknüpfung der Health Balanced Scorecard mit dem EFQM-
Modell (EFQM-basierte Health Balanced Scorecard).
Anh A 512 Glossar
I
Inzidenz Der Begriff Inzidenz beschreibt die Häufigkeit von Neuerkrankungen
innerhalb eines bestimmten Zeitraums: Anzahl neu aufgetretener
Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Bevölkerungsgruppe (oft
100.000 Einwohner als Maßeinheit) und eines festgelegten Zeit-
raums (meistens 1 Jahr). Oft wird der Begriff synonym mit der
Inzidenzrate verwendet. Sie ist definiert als der Anteil der in einem
bestimmten Zeitraum neu erkrankten Personen innerhalb einer
betrachteten Zeitspanne bezogen auf die entsprechende Populati-
on, die dem Erkrankungsrisiko ausgesetzt ist. Inzidenzstudien er-
möglichen Risikoeinschätzungen. Sie sind aber aufwendig, da man
meistens lange Beobachtungszeiten großer Kollektive benötigt.
K
Key Performances Darunter versteht man Schlüssel- bzw. erfolgskritische Kennzahlen,
Measures die bspw. in einer Balanced Scorecard zusammengeführt werden
können. Diese Kennzahlen fungieren meistens als Indikatoren (Key
Performance Indicator = KPI). Die Fehlzeiten können bspw. als KPI
für den „Gesundheitszustand“ des Unternehmens fungieren. Ent-
scheidend ist, dass man mit diesen Kennzahlen den Fortschritt oder
den Erfüllungsgrad in Bezug auf zentrale Zielsetzungen (Organisati-
onsziele) bestimmen bzw. messen kann.
Ko- und Multimorbidität Zweifach- oder Mehrfacherkrankungen sind in Anbetracht der Tat-
sache, dass die Menschen immer älter werden, künftig häufig zu
erwarten. Damit erschwert sich nicht nur die Diagnostik, sondern es
kommt auch zu Wechselwirkungen zwischen den Krankheiten bzw.
Beschwerden. So kann bspw. Diabetes das Risiko erhöhen, einen
Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Bewegungsmangel
durch arthrotische Erkrankungen wiederum kann zu einem erhöhten
Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten führen. Viele psychische Stö-
rungen sind mit anderen Krankheitsbildern verbandelt.
Kohärenz Kohärenz wird durch drei Faktoren erklärt: Verstehbarkeit Ù Um-
weltanreize sind strukturiert, vorhersagbar und erklärbar; Hand-
habbarkeit Ù Ressourcen vorhanden, um Anforderungen zu bewäl-
tigen; Bedeutsamkeit Ù Anforderungen als positiv erlebte Heraus-
forderungen.
G
Glossar 513 A Anh
M
Managed Care System Beim Managed Care handelt es um ein in den USA entwickeltes
vernetztes Versorgungsmodell, um betriebswirtschaftlich effizient
und effektiv Einfluss auf medizinische Entscheidungsprozesse und
ärztliches Handeln zu nehmen (Kosten- und Leistungskontrolle).
Durch die zentrale Steuerung der medizinischen Leistungserbrin-
gung, durch die Abschaffung der freien Arztwahl, durch eine größe-
re Datentransparenz u. a. versucht man das kränkelnde Versor-
gungs- und Versicherungssystem aus betriebswirtschaftlicher Sicht
zu optimieren. Ohne die Vorteile des Solidaritätsprinzips aufzuge-
ben, versucht man, Angebot und Nachfrage aus wirtschaftlicher
Sicht zu verknüpfen. Das Hausarztkonzept ist ein typisches Beispiel
für ein solches Managed Care System. Disease Management Pro-
gramme für chronisch kranke Menschen und die integrierte Versor-
gung gehören ebenfalls zu diesem Ansatz.
Metaanalyse Unter Metaanalysen versteht man Verfahren, mit denen die Ergeb-
nisse unterschiedlicher Studien zu einer gemeinsamen Thematik
zusammengefasst werden. Dadurch erhält man einen Überblick zum
aktuellen Stand der Forschung. Metaanalysen setzen zur Integration
auf statistische Methoden und unterscheiden sich dadurch von den
klassischen Reviews, die auf der sprachlichen Ebene die Zusammen-
führung vornehmen.
Metabolisches Syndrom Das metabolische Syndrom bezeichnet Beschwerden, die mit viel-
fältigen Störungen des Stoffwechsels, der Blutdruckregulation und
Fettleibigkeit assoziiert sind. Risikofaktoren sind Diabetes mellitus,
eine gestörte Glucosetoleranz, ein pathologischer Nüchternblutzu-
cker, meistens Bluthochdruck, viszerale Adipositas etc. Man geht
davon aus, dass das metabolische Syndrom ein entscheidender
Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten ist.
Miasma Miasma bedeutet „übler Dunst“ und erklärt aus medizingeschichtli-
cher Sicht ein Modell der ungeklärten Krankheitsübertragung.
Anh A 514 Glossar
G
Glossar 515 A Anh
O
Omnibusbefragung Unter Omnibusbefragung versteht man eine Mehrthemenbefragung.
So lassen sich bspw. Gesundheitsfragen in einer allgemeinen Mitar-
beiterbefragung integrieren, ohne dass man aus logistischer Sicht
eine eigene Gesundheitsbefragung durchführen muss. Dadurch
lassen sich auch interessante Zusammenhänge zwischen Gesundheit
und Zufriedenheitswerten der Mitarbeiterbefragung ermitteln.
Nachteilig ist jedoch, dass möglicherweise durch ein Thema auch
ein unkontrollierter Einfluss auf die Beantwortung der anderen
Themen erfolgt. Zudem werden Gesundheitsfragen innerhalb einer
Mitarbeiterbefragung nicht mit der gleichen Sorgfalt und Intensität
ausgefüllt wie bei einer getrennten Gesundheitsbefragung (Ausfüll-
qualität leidet oftmals durch Kombination).
P
Paneluntersuchung In der empirischen Sozialforschung handelt es sich meistens um ein
spezielles Längsschnittdesign zur Feststellung von Veränderungen
innerhalb einer bestimmten Gruppe von Personen in Bezug auf
festgelegte Merkmale im Zeitablauf. Es erfolgt also eine mehrfache
Erhebung derselben Variablen bei gleicher Operationalisierung
(bspw. das gleiche Befragungsinstrument) an denselben Personen
bzw. Untersuchungsobjekten zu verschiedenen Zeitpunkten. Prob-
lematisch sind die nur bedingt kontrollierbaren Paneleffekte. Damit
sind alle bewussten oder unbewussten Veränderungen bspw. im
Verhalten oder den Einstellungen der Panelteilnehmer gemeint, die
aus der wiederholten Messung resultieren. Ein weiteres Problem
stellt der Stichprobenschwund dar, der selektiv oder auch unkon-
trolliert erfolgen kann. Deshalb muss man meistens auch relativ
große Stichproben bzw. Kollektive am Anfang wählen. Dies ist bei
der Wirksamkeitsforschung von Maßnahmen im Bereich der Gesund-
heitsförderung zu beachten.
Partizipatives Produktivi- Das Partizipative Produktivitätsmanagement (PPM) stellt ein grup-
tätsmanagement penbezogenes Zielvereinbarungssystem dar, das erstmals unter der
Bezeichnung ProMES (Productivity Measurement and Enhancement
System) von Robert D. Pritchard Ende der achtziger Jahre in der
USA erprobt wurde. Entscheidend ist das Gruppenziel, was explizit
von der Gruppe definiert wird. Die Gruppe bestimmt auch die
kritischen Erfolgsfaktoren, nach der die Zielerreichung verfolgt
werden kann. Das Feedback über die Erfolgszahlen ist maßgeblich,
um eine homogene Kräfteausrichtung der Motivation zu erzielen
bzw. um eine gemeinsame Zielorientierung zu schaffen. Gruppen-
ziele dürfen dabei nicht nur an Einzelne ausgerichtet werden,
sondern die gruppenbezogene Gesamtzielerreichung muss im Kon-
sens mit den übergeordneten Organisationszielen stehen.
Anh A 516 Glossar
R
Regressionsanalyse Die Regressionsanalyse als statistisches Verfahren stellt Beziehun-
gen zwischen einer abhängigen Variablen und einer oder mehreren
unabhängigen Variablen fest. Ziel ist es, diejenige Gerade zu fin-
den, die die Summe der quadrierten Vorhersagefehler minimiert.
Mit der linearen Regression werden die Koeffizienten der linearen
Gleichung unter Einbeziehung einer oder mehrerer unabhängiger
Variablen geschätzt, die den Wert der abhängigen Variablen am
besten vorhersagen. Komplexe Regressionsmodelle arbeiten sogar
mit mehreren abhängigen Variablen und mit kurvilinearen Zusam-
menhängen zwischen diesen und den unabhängigen Variablen.
Regulationskompetenz Konfligierende Rollenanforderungen, unterschiedliche Erwartungen,
Ressourcenknappheit u. a. erfordern beim Menschen eine kontinu-
ierliche Regulation, um eine Art beanspruchungsoptimales Gleich-
gewicht zwischen Belastungen und Ressourcen zu erzielen. In ge-
wisser Weise könnte man Stress als eine Art Regulationsproblem
definieren. Moderne Ansätze des Selbstmanagements (Zeit- und
Ressourcenmanagement, Problemlösungskompetenz etc.) beziehen
sich auf diese Regulationskompetenz.
Repetitive Strain Injury Das RSI-Syndrom ist auch umgangssprachlich bekannt als Mausarm.
Es geht mit Schmerzen im Handgelenk und Unterarm einher. Eine
Verletzung entsteht erst durch die immer wiederkehrende gleichar-
tige Belastung bzw. niederschwellige Traumatisierung. Ein ergono-
mischer Arbeitsplatz und regelmäßige Bewegungen sind wichtig, um
ein RSI-Syndrom gerade bei Bildschirmarbeitsplätzen zu verhindern
(Bildschirmarbeitsverordnung).
Anh A 518 Glossar
G
Glossar 519 A Anh
S
Salutogenese Der Begriff ‚Salutogenese’ (Krankheitsentwicklung) wurde 1979 von
Aaron Antonovsky entwickelt. Die pathogenetische Frage „Was
macht den Menschen krank?“ wird in der Salutogenese ersetzt
durch die Frage „Was hält den Menschen trotz mannigfaltiger Belas-
tungen gesund?“ Das salutogenetische Rahmenkonzept fokussiert
Faktoren und dynamische Wechselwirkungen, die zur Genese (Ent-
stehung) und Erhaltung von Gesundheit führen. Nach Antonovsky ist
Gesundheit kein Zustand, sondern vielmehr ein Prozess. Ein zentra-
les Konzept ist das Kohärenzgefühl (Vertrauen).
Selbstwirksamkeit Selbstwirksamkeit oder Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) be-
zeichnet die eigene Erwartung, aufgrund eigener Möglichkeiten
gewünschte Handlungen erfolgreich selbst ausführen zu können. Ein
Mitarbeiter, der daran glaubt, selbst etwas bewirken zu können und
auch vor Herausforderungen nicht zurückschreckt und versucht, sie
zu meistern, hat eine hohe SWE. Damit einher geht die Annahme,
man könne gezielt Einfluss nehmen (internale Kontrollüberzeu-
gung). Untersuchungen zeigen, dass Personen mit einem starken
Glauben an die eigene Kompetenz größere Ausdauer bei der Bewäl-
tigung von Aufgaben, eine niedrigere Anfälligkeit für Angststörun-
gen und Depressionen und mehr Erfolge in der Ausbildung und im
Berufsleben aufweisen. Selbstwirksamkeit hat sich als ein maßgeb-
liches psychisches Konstrukt in der Gesundheitspsychologie heraus-
kristallisiert. Es wird als personenbezogene Ressource bewertet.
Soziale Unterstützung Soziale Unterstützung ist eine externale Ressource im Umgang mit
Stress. Unterschieden werden vier unterschiedliche Formen der
sozialen Unterstützung: emotionale Unterstützung durch Mitgefühl,
beurteilende Unterstützung durch Rückmeldung und Bestätigung,
informative Unterstützung durch Ratschläge und konkrete Hilfestel-
lungen und instrumentelle Unterstützung durch Kollegen Mitarbei-
ter und Vorgesetzte bei der Erledigung der Arbeit.
Soziale Verantwortung Siehe Æ Corporate Social Responsibility
Anh A 520 Glossar
G
Glossar 521 A Anh
T
Tätigkeitsanalyse Arbeits- und Tätigkeitsanalysen aus arbeits- und organisationspsy-
chologischer sowie arbeitswissenschaftlicher Perspektive ermögli-
chen, Schwachstellen in der Arbeitsgestaltung, Arbeitsorganisation
und Arbeitsinhalten zu identifizieren. Damit eignen sie sich auch
zur Ermittlung von Qualifikations- bzw. Eignungsanforderungen für
Tätigkeiten. Die Humankriterien der Arbeit sind die Bewertungs-
grundlage. In der arbeitswissenschaftlichen Analyse fokussiert man
v. a. auf schädigende und beeinträchtigende Gestaltungsfaktoren
der Arbeit wie Hitze oder Lärm. In der psychologischen Arbeitsana-
lyse interessiert man sich weniger für die ergonomischen Kriterien,
sondern mehr für die psychische Regulation menschlicher Arbeitstä-
tigkeit bei den Betroffenen. Sie zielen primär auf die Erhaltung der
Gesundheit (Gesundheitsförderlichkeit) und auf die positive Wir-
kung in Bezug auf die Persönlichkeit (Persönlichkeitsförderlichkeit).
Hinsichtlich der Arbeitsanalyseebenen wird zwischen der objektiven
Seite (Auftrags- und Bedingungsanalyse) und der subjektiven Seite
(Analyse der Arbeitstätigkeit und der erforderlichen personenbezo-
genen Regulationsvorgänge sowie die Analyse der Auswirkungen auf
Erleben und Befinden der Beschäftigten) unterschieden.
Terzentilisierung Ein Terzentil teilt die Gesamtheit einer Stichprobe in drei Teile.
Dadurch erhält man einen niedrigen, mittleren und hohen Bereich
hinsichtlich der Ausprägungen der gemessenen Variablen.
Total Quality Management Darunter versteht man ein umfassendes Qualitätsmanagement. TQM
basiert auf einem mehrdimensionalen Qualitätsbegriff, der sich am
Kunden, an den Mitarbeitern, an den Prozessen usw. orientiert.
Dadurch erweitert man die Perspektive des Qualitätsmanagements
von der technischen Gewährleistung der Produktqualität auf die
Prozesslandschaft des Unternehmens (Schnittstellen), auf die Be-
ziehung zum Kunden und auf die mitarbeiter- und führungsbezoge-
nen Prozesse. Daher handelt es sich um eine Art Führungsphiloso-
phie. Das EFQM-Modell der Exzellenz (siehe Glossar) ist einer der
bekanntesten TQM-Modelle. TQM ist also Qualitätsmanagement, das
explizit auf Leistungssteigerung Wert legt.
Anh A 522 Glossar
U
Unfallkostenrechnung Die Unfallkostenrechnung berücksichtigt direkte und indirekte
Kosten. Neben den direkten Personalkosten während der Arbeitsun-
fähigkeit kommen die indirekten Kosten wie zusätzliche Produkti-
onskosten (Qualitäts- und Produktionsverluste), zusätzliche Perso-
nalkosten (Überstunden, Substitutionspersonal), Verwaltungs- und
Transaktionskosten, Beitragszuschläge der Berufsgenossenschaften
etc. hinzu.
W
Wertkette Die Wertkette (Value Chain) erfasst die Tätigkeiten und Prozesse,
die für das Unternehmen von strategischer Bedeutung in Bezug auf
den Aufbau von Wettbewerbsvorteilen sind. Sie setzt sich aus pri-
mären und unterstützenden intraorganisatorischen Wertaktivitäten
und der Gewinnspanne zusammen. Dieses Modell lässt sich auf die
„Wertkette Gesundheit“ übertragen und durch unternehmensüber-
greifende Sichtweisen erweitern (Wertschöpfungskette).
G
Glossar 523 A Anh
Hinweis: Ein Glossar ist niemals vollständig. Wenn Ihnen aber ein zentraler
Begriff fehlen sollte, so haben wir die Möglichkeit, das Glossar unabhängig von
der Buchpublikation auf der Website zu aktualisieren.