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GRIECHISCHE VERSKUNST
VON
ULRICH Y. WILAMOWITZ-MOELLENDOEFF
BERLIN
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG
1921
Dmok von C. Schnlze * Co., G. m. b. H., GrftfenhniDichen.
Printed in Germtny
A. B. DMCHMANN
J. L HEIBERG
IN DANKBAEKEIT UND FEEUNDSCHAFT
ZUGEEIGNET
Vorwort.
nicht die Metrik oder die Textkritik, welche die Widmung
Es dieses
ist
Buches an A. B. Drachmann und L. Heiberg recht-
J.
fertigt. Sie gilt auch nicht in erster Linie unserer wissenschaft-
lichen Arbeitsgemeinschaft, so teuer mir diese ist, sondern der
menschlichen Freundschaft, die uns und unsere Häuser seit
vielen Jahren verbindet und sich auf unsere Kinder vererbt
Mir und den Meinen hat der Baum dieser Freundschaft so viele
Blüten und Früchte getragen, daß ich meinem Danke einen
bleibenden Ausdruck geben wollte. Auch das habe ich dabei
gewonnen, daß ich Dänemark, Land und Volk und Sprache,
kennen und heben lernte, gerade in seiner eifersüchtig gehüteten
Eigenart. Das hat es mir später erleichtert, auch zu Schweden
das gleiche herzhche Verhältnis zu gewinnen und so in den
beiden voneinander und von den Deutschen sehr verschiedenen
Völkern ein aller Sonderart übergeordnetes Germanentum zu
erfassen,was mein deutsches Nationalgefühl zugleich berichtigt
und gesteigert hat. Was darin liegt und daraus folgt, davon
hätte ich viel zu sagen; aber hier ist nur der Ort, denen zu
danken, die mir den Weg zu dieser Erkenntnis eröffnet haben;
Dies Buch ist eine Pflichtarbeit. Ich mußte anerkennen,
daß mit Recht von mir eine Zusammenfassung meiner metrischen
Ansichten verlangt wird; auch waren manche meiner Aufsätze
kaum noch zugänglich. Von ihrer Erneuerung ging ich aus und
schrieb so weiter. Sauer genug ward es mir, und nun befriedigt
mich das Ergebnis doch nicht. Ich hätte alles umwerfen sollen,.
alles von Grund auf neubauen. Die Entwicklung der metrischen
Lehre müßte von den Analysen der einzelnen Lieder ganz ge-
trennt sein.Diese sind natürlich zu sehr verschiedenen Zeiten
gemacht; die alten Arbeiten heßen sich auch nicht ganz mit
YI Vorwort.
der Behandlung ausgleichen, die ich jetzt anwende. Wieder-
holungen waren unvermeidlich, schaden auch wohl nicht, wo
sie sich unbeabsichtigt einstellten, aber es sind auch einige
wirkhche Dubletten und Unstimmigkeiten entstanden, manches
ist auch weggeblieben, was behandelt werden sollte; davon
bringen die Nachträge nur wenig. Wie es sein müßte, sehe ich
jetzt; ob ich es aber leisten könnte, em System aufzustellen, ist
mir fraglich. Denn die Metrik ist mir doch vor allem Mittel
zum vollen Verständnis der Poesie. Die Not, daß mir dazu
kein System verhalf, hat mich gezwungen, aus den Gedichten
die Gesetze ihres Baues zu entnehmen, und wohin ich strebte,
war am Ende auch nicht ein System, sondern die Geschichte
der poetischen Formen; von ihr hoffe ich die Grundlinien ge-
zogen zu haben zu ihr schien mir auch gehörig, was im zweiten
;
Kapitel des ersten Buches steht.
Auch für die Metrik danke ich das Beste meiner Schule
und meinen lieben Pförtner Lehrern, obgleich keiner von ihnen
etwas von griechischer Metrik verstand. Es war nichts Geringes,
daß Steinhart dem Vergil eine Einleitung vorausschickte, in der
uns die schönen Träume von Volksepos und von indogermanischer
Urpoesie aufstiegen, Mahabharata und Kalewala und die serbischen
Volkslieder neben Homer und die „20 Lieder von den Nibelungen"
traten; auch die Römer hatten mindestens einen Anlauf
zum Volksepos genommen. Recht viel bedeutete Kobersteins
Einführung in die mittelhochdeutsche Metrik, wobei er die
romanische nicht vergaß. Er opferte sogar eine späte Abend-
stunde, um mit einigen Primanern Tasso zu lesen, und da wir
an einen neun- bis zehnstündigen Arbeitstag gewöhnt waren, hatten
wir Elastizität genug, für das schöne Itahenisch eine Überstunde
zu leisten. Die Hauptsache aber war, daß wir das Handwerk
der lateinischen Versifikation gi'ündlich lernten, ganz in der
Tradition von den Humanisten her, denn was die Philologie über
Synalöphe u. dgl. ermittelt hatte, drang nicht zu uns, selbst
nicht zu W. Corßen. Aber das schmälerte den Nutzen nicht;
wir lernten uns in festen Formen und in festem Stile mit Sicher-
heit bewegen. Seit Jahrhunderten war es die höchste einem
Schüler erreichbare Ehre, daß er zum Schulfest eine lateinische
Elegie vortrug, die würdig befunden ward, im Archiv auf-
gezeichnet zu werden. Die stumpfsinnige Gleichmacherei hat
Vorwort. VII
dem natürlich ein Ende gemacht, immer aus der gemeinen Ge-
sinnung heraus, keiner soll mehr lernen als die andern. Aus
dieser lateinischen Praxis weiß ich,man fremde Verskunst
daß
mid fremden Stil erst ganz versteht, wenn man sich getrauen
darf, sie praktisch zu üben. Probieren muß bei einem Handwerk
das Studieren zum mindesten ergänzen.
Auf der Universität ward mir nichts geboten; die Kritik der
Chorlieder kam über Kunstwörter und das ängstliche Erzwingen
der Responsion nicht hinaus. Wohl w^ard Hermanns gedacht,
aber sonst las der Anfänger, Westphal hätte die Metrik so sicher
erschlossen wie Bötticher die Tektonik.Gerade als ich meine
ersten Tragikerkonjekturen machte, hatteH.H. Schmidt Westphal
J.
noch übertrumpft, und ich war unschuldig genug, nach seiner
Eurhythmie mit Haken und Klammern wunderbare Schemata zu
entwerfen; niemand verwies mir die Spielerei. So mußte mich
die Praxis lehren, daß nur die Beobachtung hilft, wie sie Bentley
und Porson geübt hatten. Da ging ich denn an die Texte, bei
denen bin ich gebheben und auf meinem Wege Schritt für Schritt
weitergegangen. Förderung, wenn auch nur mittelbar, habe ich
aber bei Wilhelm Meyer gefunden, in dem ich einen Meister der
ordnenden Beobachtung verehre, der mir allen Metrikern über-
legen scheint. Die Bewunderung seines ludus de Anüchristo war
es vornehmlich, was mich antrieb, seine Berufung nach Göttiugen
durchzusetzen. Sie freut mich heute auch als Beweis, daß ehedem
der Sohn eines armen Drechslers aus Speier den Weg zum preußi-
schen Professor und Akademiker fand, auch wenn er alles andere
als fügsam, vielmehr recht eigenwilhg war. Ehedem geschah das;
da gab es noch persönhche Freiheit und Selbstverwaltung; ehedem.
Gerade als ich mich soweit in der Metrik zurechtgefunden
hatte, daß ich den Herakles erklären konnte, brach die Zeit
der Entdeckungen an, und nun gab es beständig zuzulernen und
umzulernen. Schon der Isyllos gab mir den Anstoß, ein Vers-
geschlecht herauszugreifen; das war nur auf Grund der vorher-
gehenden ersten Durcharbeitung des ganzen Materiales möglich.
Dann begann ich planmäßig mit den lamben (hier H 2); aber
über das eine Geschlecht kamen die zwei Programme nicht
hinaus. In der Anzeige des neuen Bakchyhdes trug ich auch
allgemeine Sätze vor, und die choriambischen Dimeter (hier H 3)
enthalten bereits den wesenthchen Inhalt von dem, was dies
Vm Vorwort.
Buch an Theorie bringt. Aber wieder unterblieb die Fort-
setzung: mir fiel es zu, Sappho, Korinna, Timotheos, Kallimachos'
Arsinoe herauszugeben; an manchem anderen Neuen war ich
beteiligt.Da wird es verzeihlich sein, wenn ich so lange nichts
Zusammenhängendes fertig gebracht habe. Daß ich mich mit
den mittlerweile aufgestellten Systemen nicht auseinandersetze,
wird man tadeln; ich konnte nicht anders; es hätte auch das
so schon zu dicke Buch ganz unförmlich gemacht.
Wer die Sätze der Metrik kennen lernen will, der möge
das vierte Kapitel des ersten Buches daß er immer
so lesen,
die entsprechenden Teile des zweiten Buches dazu nimmt, aber
ohne sich auf die Einzelbehandlung der angeführten Belege ein-
zulassen. Dann wird ihm die Lehre begrifflich und geschichtlich
klar werden, wie sie ganz knapp vor dem metrischen Register
formuliert ist. Dagegen wer sich darüber ein Urteil bilden will,
ob die Tatsachen richtig beobachtet sind, auf welche sich die
Lehre gründet, der muß von den einzelnen Liedern ausgehen
und so Geschlecht für Geschlecht prüfen. Dabei vergesse er
eins nicht. Zelter schreibt an Goethe am 15. Februar 1814, die
Philologen (er meint den Blender Fr. A. Wolf) täten alles mit
den Augen; sie sollten merken, „daß Metrum ein Werk des Pulses
ist, also etwas, das von innen heraus, nicht von außen herein-
kommt: da mögen die Herren ihre Theorie, d. h. mit der Praxis
anfangen." Das bringt zwar Pulsgang hinein
die Gefahr, unseren
zu tragen, aber eine Wahrheit liegt Mit den Augen
doch darin.
und dem Abzählen ist's nicht getan; man muß das Lied von
innen heraus zum Klingen bringen, wozu gehört, daß man Wort
und Vers und Stimmung zugleich in sich lebendig macht. KUngen
muß das Lied. Die Melodie ist freilich verloren, keine Zauberei
kann sie erwecken, aber den Rhythmus und das Tempo (die
können und müssen wir herausbringen, mit der lebendigen
Siyojyrj)
Stimme herausbringen. Laut lesen, am besten Auswendiglernen
ist ein probates Mittel zum metrischen Verständnis.
Nun nur noch einige praktische Winke. Ein Punkt hinter
der Zahl, welche die Summe der Metra eines Verses angibt, be-
deutet Katalexe. Das muß der Leser wissen, und es steht nur
in einer Anmerkung versteckt. Pindars Epinikien werden nach
Scbroeders großer Ausgabe angeführt; daß die Verszahlen manch-
mal um ein oder zwei Ziffern schwanken, ist unvermeidlich, auch
Vorwort. JX
bei den Dramatikern. Pindars Fragmente sind nach 0. Schroeders
letzter kleiner Ausgabe, Leipzig 1914, angeführt, weil diese die
neuen Funde berücksichtigt, Bergks Lyrici immer nach der
vierten Ausgabe; hoffentlich habe ich ältere Anführungen der
dritten immer berichtigt.
Zu danken habe ich wieder für Beihilfe an der sehr müh-
seligen Korrektur Frl. Dr. Reinhard für das ganze Werk, Frl.
Dr. Sachs für einen beträchtlichen Teil. Daß die Weidmannsche
Buchhandlung das Erscheinen des Buches überhaupt ermöglicht
hat, ist etwas Großes; ich kann dafür nicht genug danken, denn
ich zweifle, ob der Erfolg das Wagnis rechtfertigen wird. Denn
dies Buch ist ein harter Kuchen, und wenn man einst in der
textkritischen Behandlung zahlreicher Verse so etwas wie Rosinen
gefunden haben würde, heutzutage ist Textkritik unmodeiii. fioj^r^-
0£tai tig (.läXlov fj f.ii^ir]a€TaL.
Westend 18. I. 1921.
Inhalt.
I. Seite
1 . Griechischer und modemer Versbau 1
y. Poesie und Prosa (Die der gebundenen Rede bei den Hellenen)
eld)] 25
3. Die metrischen Theorien der Hellenen 58
4. Skizze einer Gest-hichte der hellenischen Verskunst 86
U. Einzeluntersuchungen.
1. De versu Phalaeceo 137
2. Commentariola metrica duo 154
3. Choriambische Dimeter 210
4. Glykoneen 245
5. Trochäen 264
6. lamben 285
7. Choriamben 323
8. Päone 330
9. loniker 336
10. Daktylen 346
11. Anapäste 366
12. Enoplion und Prosodiakon 376
13. Kurzverse 396
14. Daktyloepitriten 418
15. Strophenbau 441
16. Ungleiche Strophen 470
III. Einzelne Lieder.
1. Pindar 487
2. Melanippides und Telestes 492
3. Ariphron 494
4. Aristonoos 496
5. Zwei kretische Lieder 498
6. Sophokles 502
7. Euripides 534
8 Aristophanes 590
9. Mesomedes 595
Nachträge und Berichtigungen 608
Register. 1. Metrik 612
2 Sachregister 616
3. Griechische Wörter :
619
4. Stellenregister .-
620
Druckfehler 631
Erster Teil.
1. Griechischer und moderner Versbau.
Dies Buch will keine Metrik sein, aber es will doch die Formen
der griechischen Verse aus ihrem Werden, also geschichtlich
erklären. Das macht es zwiespältig und seine Teile sehr ungleich.
Den weitaus größten Raum nimmt die Behandlung der einzelnen
Versarten ein, die Geschichte der Verskunst ist ein einziges
KajDitel, das erst nach Erledigung aller Einzeluntersuchungen
geschrieben werden konnte, aber vor diese gerückt ist, weil ich
mir denke, der Leser wird sich an die mühsame Arbeit der
Einzelforschung erst machen, wenn er sich überzeugt hat, was
dabei herauskommt. Nun war noch vorab zu erörtern, was
die antiken metrischen Lehren für uns bedeuten; das ward ein
Abschnitt für sich; und ebenso ganz allgemein zu rechtfertigen,
daß hier die Lehre vom griechischen Verse ausschließhch aus den
griechischen Versen abgeleitet wird, also jede Hilfe aus anderer
Verskunst, insbesondere aus der unseren, abgewiesen wird, was
wieder ohne eine besondere Erörterung über Poesie und Prosa
nicht abging. So machen diese Darlegungen passend den iinfang;
aber mit dem dritten Kapitel haben sie keinen Zusammen-
hang, und auch ganz für sich.
die geschichthche Skizze steht
Wenn also diese vier Kapitel im Unterschiede von dem langen
untersuchenden Teile als ein erster zusammengefaßt sind, so
ist das nur eine äußerliche Anordnung. Ebenso ist es ganz
unorgar^sch, daß ein dritter Teil eine Anzahl von Liedern ana-
lysiert, die auch im zweiten untergebracht sein könnten, aus
dem wieder mancher manches in diesen Anhang verwiesen
wünschen wird. Das ist alles nicht schön; aber ich weiß es nicht
besser zu machen und wollte nur gleich zu Anfang mir dieses
Urteil selber sprechen.
Wilamowitz, Griechische Verakuust 1
/
I. 1. Griechischer und moderner Versbau.
Die meisten Deutschen halten es nicht für notwendig, daß
man etwas von einer metrischen Theorie wissen müßte, um
deutsche Verse zu machen; sie pflegen ja auch auf der Schule
keine Verslehre zu überkommen. Jeder bildet sich seine Vor-
stellungen nach den Gedichten, die er kennt, befolgt die Regeln,
die er sich aus diesen entnimmt, meist ohne sie sich zu formu-
lieren, und läßt sichim übrigen von seinem rhythmischen Ge-
fühle leiten. Dabei kann in der Tat auch metrisch Untadeliges
herauskommen; mancher hat ja auch die Muttersprache ohne
Grammatik vortrefflich gehandhabt. Aber Dichten ist doch
Übung einer Kunst, eines Handwerkes, und Hans Sachs hat
sicherlich seine Verse zu machen ebenso handwerksmäßig
gelernt wie seine Schuhe. Es reicht wirklich nicht, daß man
weiß, Verse sind in der Regel gleich lang und pflegen sich zu reimen.
Bei den Romanen steht das anders. Wenn ein Franzose
Alexandriner bauen will, muß er nicht weniges lernen, Silben-
zählen, keineswegs gemäß seiner Aussprache, erlaubte und un-
erlaubte Hiate, Wechsel männhcher und weiblicher Reimpaare;
dazu kommt der Stil in Wortwahl und Wortfügung, von dem
hier abgesehen sei. Auch der Ausländer, der französische Poesie
genießen will, muß das lernen; der Deutsche soll dahin kommen,
den Wohlklang der französischen Alexandriner zu bewundern
und das Geklapper der deutschen unausstehlich zu finden,
weil in ihnen betonte und unbetonte Silben abwechseln. Dann
wird er auch fühlen, wie anders Victor Hugo und Edm. Rostand
ihre Verse bauen als Racine und Moliere; er wird fühlen, daß
selbst der vers libre der Modernsten seine Wirkung darin hat, daß
man hinter ihm die Regel spürt, die er bewußt übertritt. Im Ita-
lienischen steht es ähnlich im Spanischen wird es nicht anders sein.
;
Wenn der Deutsche von einer deutschen Metrik kaum etwas
zu lernen pflegt, so wird er dafür eine Anzahl Kunstwörter und
auch einige Grundbegriffe überkommen haben, die aus einer
anderen Theorie stammen und so verwandt werden, als hätten
sie allgemeine Geltung. Er wird sagen, daß ein Vers Füße hätte,
wird sieDaktylen undlamben nennen, in dem Verse seiner Dramen
fünffüßige lamben sehen und in dem der griechischen Dramen
sechsfüßige, die seine Dichter gelegentlich auch anwenden. Dem
liegt der Glaube an eine allgemein geltende Metrik zugrunde.
In Wahrheit ist es die Theorie der lateinischen Schule, die als
Tradition der Metrik.
ein Teil der ebenso allgemein gültigen Grammatik und Rhetorik
vererbt ist.Die Kirche hatte ja bei dem Zusammenbruche des
römischen Weltstaates die Weltsprache übernommen und über-
Meferte in der Schule mit der Sprache ihrer heiligen Bücher und
ihres Gottesdienstes auch die Kunstformen dieser Sprache und
die für den Unterricht ausgewählten Vorbilder. AUes mußte gelernt
werden; Gelehrsamkeit war die Voraussetzung des Dichtens, Ver-
standesarbeit die Tätigkeit des Dichters dichten ist ein Lehnwort,
:
schreiben auch. Da brauchte man Lehrbücher der Grammatik
und Metrik. Natürlich übernahm man die spätesten Bearbeitungen,
die dann weitere Umgestaltungen erfuhren. Wichtiger als diese
war die niemals abgerissene Tradition in der Praxis und der
Anschluß an die klassischen immer gelesenen Vorbilder, auf die
sich auch die Lehrbücher gründeten; in diesen ward allerdings
auch vielerlei mitgeschleppt, was für das Latein gar nicht in
Betracht kam, denn die Römer sind ja in allen Wissenschaften
von griechischen Büchern sklavisch abhängig.
Nun paßten aber Regeln schon zu der Zeit,
die metrischen
als jene Lehrbücher entstanden, auf das gesprochene Latein
durchaus nicht mehr, kaum besser als auf Französisch oder
Deutsch, und eine neue Kunstform, die der lebendigen Sprache
Rechnung trug, war im Entstehen. Die Quantität der Silben
hatte sich unter dem Einflüsse des Akzentes so stark verschoben,
daß quantitierende Verse der alten Art sich eigentlich nicht mehr
bauen ließen. Trotzdem fuhr man fort gemäß den Schulregeln
und im Anschluß an die Vorbilder zu dichten, und diese 'metri-
schen' Verse galten für vornehmer als die 'rhythmischen', die der
lebendigen Aussprache, also dem Akzente folgten. Diese waren
zwar zuerst so entstanden, daß ihre Verfasser die Absicht hatten,
metrisch zu dichten, und nur unwillkürlich die Quantität durch
den Akzent ersetzten; aber aus dem Unvermögen war nament-
lich in der gesungenen Poesie, die in dem neuen Gottesdienste
wieder Pflege fand, eine besondere Kunst erwachsen. So gehen
also zwei Stile jahrhundertelang nebeneinander her, beide aus
dem späten Latein stammend, beide zuerst ausschließüch in
lateinischer Sprache, dann aber auf die Volkssprachen über-
tragen. Beide wirken bis heute auch in unserer Praxis nach;
beide Wege wollen wir verfolgen und sehen, was dabei heraus-
gekommen ist.
1*
I. 1. Griechischer und moderner Versbau.
Die ,metrische' Dichtung fiel sehr verschieden aus, je nachdem
sie fähigund gewillt war, sich an die Muster Vergil Ovid und
Horaz anzuschließen, die ja nicht nur den Versbau, sondern Stil
und Ausdruck nach jeder Richtung bestimmten. In der sehr reg-
samen karohngischen Zeit wirken die verschnörkelten Dichtungen
der antiken Spätzeit noch zu stark nach, man kann sagen, die Tra-
dition ist noch zu mächtig, und die verwahrloste Sprache mischt
sich mit ungenießbaren Künsteleien. Im zwölften Jahrhundert ist
das namenthch in Frankreich überwunden, und mit dem Anbruch
der Renaissance in Italien wacht eine freie, menschlich irdische
Gesinnung auf, die sich auch innerlich dem antiken Denken und
Fühlen verwandt weiß, vorher aber, durch die Kirche ge-
bunden, im Untergrunde sehr unrömisch gewesen war. Da
bricht der Tag der neulateinisch-klassizistischen Dichtung an,
und der Abend dieses Tages ist noch längst nicht gekommen.
Nachahmung ist alles, bleibt alles, setzt die Kenntnis der
Vorbilder auch bei dem Leser voraus, ist also in gewissem Sinne
gelehrte Dichtung für Gelehrte. Aber der Kreis der so weit
Gelehrten war sehr weit, denn Lateinisch blieb die Weltsprache,
selbst als die Kirche nicht mehr die ganze Welt beherrschte, in
Wahrheit viel mehr eine lebendige Sprache als die unzähligen
literaturlosen Dialekte der Volkssprachen. Italien hat die Führung
(die im Mittelalter bei Frankreich war); Poliziano und Ariosto
dichten gleich frei, gleich geistreich und formvollendet lateinisch
und italienisch; Technik ist wenigstens in den daktylischen
die
Maßen in ihrer Art vollkommen. Die Verse des lateinischen
Dramas mißlingen noch, weil die Originale noch nicht verstanden
werden; das ist für Plautus erst in den letzten 50 Jahren erreicht.
Der Humanismus führt diese Virtuosenkunst überallhin mit sich,
und in Deutschland ist die genießbarste Dichtung während des
16. Jahrhunderts ohne Frage Wer sie nicht zu ver-
lateinisch.
stehen und zu genießen versteht, über die Geschichte der
soll
deutschen Literatur und des deutschen Geisteslebens den Mund
halten, auch wenn er Germanist zu sein beansprucht. Und noch
viel verbreiteter ist die Dummheit, die lateinische Verse zu
machen für eine törichte Spielerei hält und das Latein für eine
tote Sprache. Dabei ist es die Sprache der kathohschen Kirche,
und Papst Leo XIII. hat bis in sein hohes Alter lateinisch ge-
dichtet. In Holland, der Heimat des Johannes Secundus, dessen
Neulateinische Dichtung-.
glatte, aber ziemlich leere Basia Goethe gelesen hat, werden
alljährlich aus dem Hoeufftischen Legate lateinische Gedichte von
der Niederländischen Akademie gekrönt und gedruckt, und dar-
unter befinden sich wahre Perlen, z. B. von Pascoh (die Italiener
gewinnen die meisten Preise), dessen Latein mir seinem archa-
isierenden Italienisch vielfach überlegen zu sein scheint. In
dieser Dichtung bewährt sich nun schon fast zwei Jahrtausende
die Kraft und der Segen eines festen Stiles und einer festen
Form, die den Künstler zwar in ein Gleis zwingen, ihm aber
auch Halt gewähren. Wenn er innerhch selbständig ist, wird
er es auch bleiben. Man muß bedenken, daß aUe lateinische
Dichtung in epischer Form nach Ovid bereits zu dieser Nach-
ahmung gehört. Niemand wird bestreiten, daß sich die Individualität
in dem fremden Stile kaum je ganz frei äußern wird, und volks-
tümlich können diese gelehrten Dichtungen niemals werden.
Dafür fehlt der volkstümhchen Dichtung nur zu oft die feste
Form, und das Individuelle auch. Der Musen sind eben neun,
und in ihrem Garten wachsen Blumen von verschiedenem Dufte
und verschiedener Farbe. Dem einen mögen diese gefallen, dem
andern jene: das ist das Recht seiner menschhchen Beschränkt-
heit, das ihm bleiben mag. Er soll sich nur nicht vermessen
das auszureuten, was die Göttinnen gedeihen lassen.
Um der duftigen Blüten willen, die die Nachbildung der
antiken Maße auch in unserer Sprache hervorgebracht hat, werden
wir es auch nicht beklagen, daß die Nachahmung der Antike
zugleich mit der Verkennung des Wesentlichen in ihrer Verskunst
zu den deutschen Hexametern, Distichen und Oden geführt hat.
Aber es war doch ein Irrweg. Da die Sprache über wirkliche
Kürzen und Längen nicht verfügte und genötigt war, die be-
tonten Silben als Längen zu brauchen, konnte höchstens erzielt
werden, daß der Leser einen ähnlichen Eindruck erhielt wie
von dem lateinischen Verse, je nachdem er diesen las. VergU
und Ovid wollen so gelesen sein, daß der Wortakzent befolgt
wird, aber jede Silbe die Zeit ausfüllt, die ihrer Quantität zu-
kommt: dann ist der Rhythmus bewahrt. In wieweit Wort- und
Vershebung zusammenfallen, hängt von dem Sprachraaterial ab,
das im Hexameter in der Regel Übereinstimmung erzeugt, im
Pentameter immer Widerstreit: denn seit Tibull und Ovid ist für
diesen zweisilbiger Ausgang gefordert, der Widerstreit also gesucht;
I. 1. Griechischer und moderner Versbau.
umgekehrt sind im Hexameterschluß Formen, die den Einklang
stören, verbannt, wo sie nicht etwa einzeln als bewußte Dissonanzen
gesucht werden. Je nachdem nun der moderne Leser den Wort-
akzent befolgte oder die metrischen Füße skandierte, kam etwas
heraus, das sich in der einen oder anderen Weise an dem latei-
nischen Verse versündigte. Wer da sprach
integer vitae scelerisque purus
non eget Mauris iäculis neque arcu,
der fühlte sich berechtigt zu
Herzhebster Jesu, was hast du verbrochen,
daß man. ein solch scharf Urteil hat gesprochen.
Was ist die Schuld? In welche Missetaten
bist du geraten?
Er wollte also überall iambischen Gang durchführen. Auf diesem
Prinzip beruht die Metrik von Carduccis odi barbare.
surge nel chiaro inverno la fosca torrita Bologna
e il colle sopra bianco di neve ride.
e l'ora soave, che il sol morituro saluta
le torre e il tempio, divo Petronio, tuo.
SU gli alti fastigi s'indugia il sole guardando
con un sorriso languido di viola,
che nella bigia pietra, nel fosco vermiglio mattone
par, che risvegli l'anima dei secoli.
Nicht nur für unser Ohr klingen die beiden letzten Pentameter,
wie wenn sie lamben wären; sie könnten es auch für Carducci
sein. Er kannte die Griechen, verschmähte die ovidischen Regeln,
aber folgte doch dem lateinisch-italienischen Wortakzente, wie ihn
Trisyllabon oder Bisyllabon ergab ^). Ob diese Nachahmung den
Italienern gefällt, haben wir ihnen nicht vorzuschreiben. Aber wenn
sie behaupten, nun den Pindar in seinen Maßen nachbilden zu
können, zucken wir die Achseln. Es sind Experimente, die ge-
fallen mögen; aber der Glaube, metrisch etwas wirklich Ent-
sprechendes schaffen zu können, ist ebenso -täuschend, wie er
Platen getäuscht hat.
Auf unseren Schulen werden die antiken Verse skandiert,
d. h. ohne Rücksicht auf die wahre Wortbetonung gesprochen.
^) Daß er den Pentameter gegen Ovid dreisilbig schließt, wird nur
auf Abneigung gegen die ovidische Monotonie zurückzuführen sein.
Moderne Hexameter und Pentameter.
In gesungener Poesie können wir in der Tat den Rhythmus nicht
anders vernehmbar machen, und ich weiß aus Erfahrung, wie
mühsam man durch Auswendiglernen erreicht, wenigstens in den
Dialogversen des Dramas nach dem Akzente zu sprechen; die
Stimme überall so steigen und sinken zu lassen, wie es der
musikalische Akzent fordert, bringe ich selbst nicht fertig. Wohl
aber empfinde ich den Reiz dieser Verskunst, und schon darin
liegt,daß griechische und lateinische Verse als etwas qualitativ
Verschiedenes erscheinen, und die Nachbildungen in modernen
Sprachen, die den Wortakzent zum Herrn machen, überhaupt
nicht mehr Verse Daher kann ich auch die
gleicher Art sind.
Rechtfertigung der Goethe-Schillerschen Hexameter nicht voll
anerkennen, so belehrend mir A. Heuslers Buch über antiken
und modernen Versbau gewesen ist; Schröters Angriff auf den
deutschen Hexameter hat mir seinerzeit auch einen starken
Eindruck gemacht.
Wenn man von antikem Versbau spricht, behandelt man
den griechischen und lateinischen als dasselbe. Das ist ebenso
irreführend wie der ganze Begriff „antik". Wohl ist die römische
Nachbildung der griechischen Verse eine großartige und gelungene
Leistung, aber nicht nur die plautinischen Dialogmaße sind etwas
anderes als ihre Vorbilder, dasselbe gilt auch vom Hexameter.
Und da muß entschieden betont werden, daß die Deutschen sich
an die römische Nachbildung, nicht an das Original gehalten
haben. Das konnte gar nicht anders sein; die Tradition, die
Schulbildung, die zugänglichen Vorbilder führten notwendig dazu.
Klopstock hat doch höchstens so getan als homerisierte er: sein
Vorbild war praktisch Vergil, und die Schulpraxis, lateinische
Verse zu machen, übertrug er auf das Deutsche. Das ging so
weiter, und Heusler ahnt es wohl nicht, daß auch für ihn der
„antike" Hexameter der lateinische ist. Er hätte sonst unmög-
lich die deutschen „Spondeen", d. h. die einsilbigen Senkungen
nicht nur für unvermeidlich, sondern für berechtigt halten können,
ja sogar bedauern, daß durch die Beobachtung der Sprache viele
scheinbare Spondeen sich bei Homer in Daktylen wandeln, weil
es „die Mannigfaltigkeit der Hexameterbewegung verringere"
(S. 52).
Der griechische Hexameter ist ein daktyhscher Vers, und
erst die Not hat die Zulassung von Spondeen erzwungen, als
8 I. 1. Griechischer und moderner Versbau.
man anwandte; aber seinen Charakter
ihn für lange Gedichte
hat er nie verloren, am Ende seines Lebens in der
ja er ist
Schule des Nonnos erst recht daktylisch wieder geworden. In
der zweiten Hälfte lassen viele Dichter den Spondeus selbst im
vierten Fuße nur innerhalb von mehrsilbigen Wörtern zu, und
außer dem ersten Fuße mag man nirgend ein spondeisches Wort
so stellen, daß es den Fuß schheßt. Mehr als zwei Spondeen
im Verse sind also bei sorgfältigem Versbau seltene Ausnahmen,
während rein daktyhsche Verse überaus häufig sind. Die Voll-
kommenheit hat der Hexameter durch die homerischen Dichter
ja noch nicht erreicht, Hesiod baut auch geradezu schlechte^);
aber diese Unterschiede kannte noch niemand, als die Versuche
der deutschen Nachbildung gemacht wurden. Daktyhsch ist der
Vers; aber in der Mitte wird er mit Voriiebe so zerschnitten,
daß Wortende hinter der zweiten Silbe des dritten Fußes eintritt,
was den Erfolg hat, daß die beiden Nachbarfüße, der zweite
und der vierte, einen solchen Einschnitt nicht dulden, der vierte
schon gar nicht. Die Hauptzäsur, die trochäische des dritten
Fußes, reicht aus; fällt sie dagegen hinter die Hebung des dritten
Fußes, so wird immer angestrebt, allmählich verlangt, daß Wort-
schluß hinter dem daktylisch ausgehenden vierten Fuße hinzu-
tritt, der Vers also dreiteilig wird. Der Einschnitt hinter der
zweiten und vierten Hebung, also auch Dreiteilung, ist bei Homer
nicht häufig, aber zulässig; das ist mehr als eine
später niemals
Ausnahme, die als solche gelegentlich gute Wirkung tut. Wie
anders der lateinische Hexameter, wie ihn Vergil und Ovid für
immer vorbildlich bauen. Er hat nur zwei Ghederungen, arma
virumque cano; diese Zäsur reicht bin, und infandum regina iabes;
da ist Wortende an den drei Stellen gefordert, und für das Gefühl
tritt Zäsur zurück, die den griechischen Vers für
die weibliche
sich allein Da die männUche Zäsur im
zu gliedern genügt.
dritten Fuße überwiegt, fällt die Veranlassung fort, im zweiten
und vierten Fuße trochäischen Einschnitt zu meiden; Ovid hat
den vor ihm gemachten Versuch, die in dem griechischen Verse
^) Der schlechteste Hexameter steht in der Theogonie 319 deXlinaiQav
;")
hixte nveovoav dfiaLf.taKezöv jivq. Scharf und treffend hat Leo (Rom. Liter. 186)
den homerischen Hexameter mit dem lateinischen verglichen und natürlich
auch darauf hingewiesen, daß Homer von der Vollkommenheit noch weit
entfurnt ist, die von den hellenistischen Künstlern erreicht wird.
Lateinische und deutsche Hexameter.
unausstehliche Zerreißung des vierten Fußes zu meiden, mit ganz
richtigem Gefülile für seine Sprache aufgegeben. Spondeen muß
es im lateinischen Verse sehr viel mehr geben. Wort- und
Versakzent fallen im letzten Drittel sehr oft, in der zweiten
Hälfte von selbst zusammen*).
Diesen Hexameter der Metamorphosen pflegen die deutschen
Schüler als „den Hexameter" kennen zu lernen; dasselbe haben
die Dichter getan, die deutsche Hexameter machen wollten, und
Heusler tut es unbewußt auch: daher nimmt er an der Zerstörung
des daktyhschen Charakters keinen Anstoß. Weil Goethe ovidische
Verse baut, ist die Polemik A. W. Schlegels gegen die „vierten
Trochäen" bei ihm unberechtigt: in diesem Urteil stimme ich
Heusler durchaus zu; aber dann ist auch der Versbau von
Hermann und Dorothea nicht homerisch. Goethe hat sich aber
auch Verse erlaubt, wie
und er fuhr aus dem staunenden Traum auf, wanderte langsam
und er ging ihr freudig entgegen, es gab ihm der Anblick
Da sagt das Gehör, daß keine Zäsur vorhanden ist, die einen
griechischen oder lateinischen Vers macht, und wer das nicht
hört, hört vielleicht auch nicht, daß Horaz mit
non quivis videt immodulata poemata passim
in neckischer Absicht einen solchen Nichtvers gebaut hat.
Voß, dessen Ohr für die Musik des Verses so taub war wie
sein Rationalismus für dieSchwingungen der Menschenseele, hat
sich aus einzelnen homerischen Versen, mit denen es eine eigene
Bewandtnis hat, das Recht abgeleitet, schwere Monosyllaba an
das Versende zu stellen, und wenn es ihm aufdämmerte, daß
eigentlich nur zwei einsilbige Worte hintereinander dort zulässig
sind, so verkannte er immer noch, daß die beiden Wörter so eng
zusammengehören müssen, daß sie in Wahrheit eins sind. Ver-
^) Ein wesentlicher Unterschied ist noch, daß die Griechen kurze
Schlußsilben elidieren, die Lateiner im Zusammenstoße von schließendem
und beginnendem Vokal oder Diphthong- die Schlußsilbe in dem folirenden
Laute verklingen lassen, was bei jenen ganz selten ist. Daß die Dichter
der augusteischen Zeit hierin immer mehr den Griechen folgen, läuft dem
Charakter ihrer Sprache zuwider, wie jeder noch am Italienischen lernen
kann. Diese Erscheinung hat für das Deutsche keine Bedeutung, in dem
ja Hiatus nur nach stummem e unzuLässig (wenn auch oft zugelassen)
hinter tonlosem mindestens unschön ist.
10 !• 1- Griechischer und moderner Versbau.
Stöße gegen diese Regel und ebenso eine starke Interpunktion
in oder gcar hinter dem Fuße sind Stilwidrigkeiten, die
fünften
mit dem akzentuierenden Verse gar nichts zu tun haben, aber
den Gang des Hexameters so unrhythmisch machen, wie wenn
ein Pferd aus dem Trab immer wieder in den Galopp fällt. Und
solche Stilwidrigkeiten sind in den deutschen Hexametern nur
zu häufig; Dichter und Leser sind sich ihrer nicht bewußt und
werden vielleicht sagen, es wäre unsere Schuld, wenn wir
griechische Anforderungen erheben. Gut; dann sollen sie aber
auch nicht sagen, sie bauten in griechischem Stile.
Ganz besonders mitleidlos ist Heusler gegen die Verstöße
gegen den deutschen Wortakzent, wie sie namentlich die Suche
nach schweren Spondeen erzeugt hat. Das hat unerträgliche '
Härten hervorgerufen, aber mit Maßen angewandt verletzt die
Disharmonie mein Ohr genau so wenig wie die von A. W. Schlegel
in seinem Shakespeare angewendete Freiheit der Betonung am
Anfang des Blancverse, die ich selbst sogar gesucht habe. Einen
Vers Schillers rechtfertigt Heusler treffend selbst S. 94; er wird
auch nichts dagegen haben, wenn Mörike sich erlaubt
wenn sidi das Herz unmutig der Welt abwendet und einsam.
Vielleichtsoll auch hier die Disharmonie malen; aber auch
anderes halte ich für durchaus berechtigt und wohllautend. So
im Reineke (Heusler S. 103)
der krummbeinige Sdiloppe mit dem breitnasigen Ludolf.
Die deutschen Composita haben einen doppelten Akzent, und
der Vers tut gut, die Körperteile, vollends hier in der Antithese,
hervorzuheben; der Blancverse würde nicht anders betonen.
Im Romantischen Odipus ist der musterhafte Pentameter
kehrt er zurück, weh euch, wehe dem Freiergeschledit.
Da empfinde ich es als eine gesuchte, aber gefundene Schönheit,
daß wehe in verschiedener Form an unbetonter und betonter
Stelle steht ^). Und überhaupt scheint mir die in der Gegenwart
') Verwandtes ist auch in der quantiticrenden Dichtung' der Hellenen
vorhanden. Nicht selten und sicherlich nicht zufällig stehen wiederholte
Wörter häufig abwechselnd in Hebung- und Senkung-, (5 yAy, iveyxovoai
Tgcotddeg, c5 Kax iveyxovoaL u. dgl. (zu Eur. Her. 647), oder man mißt sie
verschieden, xaAd /tev 7)i^ev. xaXä ö' hgacpeg Kallimachos Hymn. 1, 55; tä
fX'i) xalä YM?M nirpavrat Theokrit 6, 19,
1;
Deutsche Pentameter. 1
sehr starke Bewegung ganz berechtigt, von der klappernden
Abwechselung betonter und unbetonter Silben loszukommen.
Das soll die falsche Spondeenjagd- und die undeutsche Nach-
ahmerei der Schlegel und F. A. Wolf durchaus nicht entschuldigen,
denn sie macht eine Ausnahme, eine gewollte Disharmonie, zur
Regel, Und eins wollen wir auch nicht vergessen: wenn im
Deutschen unerträglich ist, was für den Griechen mit seinem
Versbau so unlöshch verbunden war, daß die Einführung eines
festen Wortakzentes den Anfang des Endes bedeutete, so können
deutsche Hexameter niemals den Eindruck der griechischen
machen.
Der griechische Pentameter war schon durch die Lateiner
monoton geworden, seit der zweisilbige Ausgang durchgeführt
war und nur der viersilbige daneben allenfalls auftreten durfte.
Verboten war aber wenigstens der einsilbige, der die Schlußsilbe
\'iel zu stark in das Ohr fallen ließ; natürhch war es ein
griechisches Verbot. Was sollte aber beginnen, wer das ovidische
Schema akzentuierend befolgen wollte? Er konnte nicht anders
als die Schlußsilbe ganz stark betonen, und da stellte sich auch
das Monosyllabon ein, in diesem Verse mit Fug und Recht; er
kUngt nur ganz anders als ein griechischer, selbst als ein latei-
nischer Pentameter. Daß die zweite Hälfte daktylisch gehalten
werden müßte, haben die meisten und besten Dichter festgehalten
andere, Hebbel z. B., verstoßen selbst dagegen, ein Zeichen, wie
fremd der daktylische Gang den Deutschen geworden ist, in dem
die Minnesänger sich so zierhch bewegen. Um so mehr erscheint
die erste Hälfte der zweiten gleich zu sein: daß sie bei den fein-
hörigsten Künstlern der Griechen weder auf ein einsilbiges noch
auf ein iambisches Wort ausgehen darf, wird von dem deutschen
Pentameter rückblickend unbegreiflich scheinen. Es geschieht
in der Absicht, diese Hälfte der des Hexameters entsprechen zu
lassen, so daß das Ganze als a + b, a + c empfunden wird, nicht
als a, b + b. Dieser selben Absicht dient die Verteilung der
Satzglieder: da wird Enjambement zwischen Hexameter und
Der
Pentameter, Sinnespause in dessen erster Hälfte angestrebt.
Zusammenstoß der Hebungen in der Mitte soll gerade nicht ins
Ohr fallen. Also sind Pentameter, die heute dem Maße be-
sonders gerecht zu werden scheinen, für den Griechen geradezu
schlecht.
12 I. 1. Griechischer und moderner Versbau.
wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.
blicke mit Schwindeln hinauf, blicke mit Schaudern hinab,
und das gleiche nur ist's was an das gleiche sich reiht.
Das klingt wie semibovemque virum, semivirumque bovem, was
seine Freunde dem Ovid zu ändern rieten. Schiller liebt diese
Form, die bei Goethe sehr selten ist; sie paßt auch, wenn des
Springquells flüssige Säule im Pentameter unbedingt herabfallen
soll. So mag man das Distichon einzeln für ein Epigramm
bauen; die Elegie in ihrem behaghchen Flusse erträgt es nicht,
und ich hoffe, ein Musterdistichon, das ich zur Probe gezimmert
habe, wird zeigen, wie verschieden die griechische Kunst diesen
Vers behandelte
äf.icpoTäQOig iarcüg ööqv TtQovßalov sit^ ScvaTC^Xag
ff/M ßiTjr Xöyxrj ö^ avro rb req^t eßaXev.
Der Vers der Tragödie schien Nachbildung leicht
sich der
zu bieten; die Zäsur unterschied ihn hinreichend von einem
stumpf auslautenden Alexandriner, an den das 18. Jahrhundert
noch gewöhnt war; die Aufnahme des Blancverse schien nur
eine etwas weniger feierliche Spielart des Senars zu liefern.
Hören wir aber zwei Zeilen aus Goethes Helena:
noch immer trunken von des öewoges regsamem
Geschaukel, das vom Phrygischen Blachgefild uns her,
so könnte die erste mit ihrer unbetonten Schlußsilbe im Alexan-
driner nicht stehen und nähert den Klang bedenklich einem
klingend ausgehenden Blancverse; die zweite aber läßt eine zwei-
silbige Senkung zu, was in der Helena häufig ist, gewiß in den
meisten Fällen dem Deutschen angemessen, aber gegen die
griechische Praxis:" Seneca, nicht Euripides hat dazu geführt.
Den komischen Trimeter nachzubilden verbietet die im Deutschen
unmögliche Auflösung der Länge; Schlegelsche Versuche (fröh-
lidieren Festtanz) kann man nicht ernst nehmen. Ersatz können
nur zweisilbige Senkungen geben, also was Goethe in der Tragödie
sich erlaubt hat. Der Unterschied der Gattungen schwindet.
Das wäre kein Unglück; aber da wir keinen Stü einer Vers-
komödie besitzen, läßt sich die Natürlichkeit des komischen
Dialogs schon bei Aristophanes schlechterdings nicht erreichen,
hat es dochDroysen nicht erreicht; und vonMenander ist vollends
eine Übersetzung in Versen dieser Art schwerlich mögUch; ich
lamben und Trochäen. 13
glaube, überhaupt unmöglich, denn das griechische Maß hat nur
eben Kraft genug der ganz natürlich gesprochenen Rede Halt
zu gewähren: kurze Reimpaare würden allein genügen, aber
der Reim fällt doch zu aufdringUch ins Ohr, und wie dies Maß
nun einmal geworden ist, paßt es für die vornehme Grazie
Menanders schon gar nicht. Selbst die plautinische Vergröberung
scheint mir in Bardts Nachdichtungen ihren spezifisch lateinischen
Reiz zu verlieren, da sich die Sprache doch zu weit von dem
natürhchen Tone des Lebens entfernt. Leo, der das feinste
Gefühl für ö,en Unterschied der griechischen und lateinischen
Verse besaß, hat in der Beilage seiner Römischen Literatur-
geschichte wohl alles erreicht, was möghch ist. Dennoch scheint
mir Menander, und daher auch Terenz, auf eine höhere Stillage
gehoben als er sie hat und haben wollte; die Nuancen, die er
oft mit einem Worte, ja mit der Messung eines Wortes hinein-
bringt, um zu steigern, andererseits die Herabsetzung durch
Häufung von Auflösungen, Elisionen u. dgl. sind für uns vollends
unnachahmlich.
Trochäen scheinen uns eben so nahe zu liegen wie lamben.
Nächtlich am Busento lispeln, Preisend mit viel schönen Reden,
sind doch Silbe für Silbe mit den trochäischen Tetrametern
gleich, die in Tragödie und Komödie auch als Dialogmaße vor-
kommen. Allerdings; nur ist das Ethos grundverschieden. Der
Trochäus heißt ja vom Laufen; das griechische Maß ist nicht
feierhcher als der iambische Trimeter, sondern schneller, be-
wegter, leidenschafthcher; zuerst ging es bis zum unanständigen
yiOQÖaxixöv (Aristot. Rhet. HI 8).
Lyrische Maße waren selbstverständhch zuerst nur die
horazischen in dessen römischer Weise, die sapphische und
alkäische^)Ode vorwiegend; Hölderhn hat gern Asklepiadeen
gemacht. Hier war die Silbenzahl fest, hatte das Vorbild schon
^) Heusler33 tadelt schwachtonige Versausgänge wie noch ungekeltert.
aber schon feuriger, von denen unter allen Umständen dasselbe gilt wie
von den entsprechenden Schlüssen der lamben. Im Italienischen sind
diese bedenklich, werden versi sdruccioli, was man in den sog. Senaren
der Komödie sieht; daran sind wir nicht gewöhnt. Gerade solche Schlüsse
gibt es im Äolischen, gibt es bei Horaz genug. Was Heusler verlangt,
ist dasselbe wie der volltönende Pentameterschluß, also Verleugnung des
Vorbildes.
14 I. 1- Griechischer und moderner Versbau.
im Gegensatze zu den Originalen beim Zusammenstoße zweier
Hebungen Worttrennung eingeführt: das ließ sich nachbilden.
Aber Matthissons Adelaide vertauscht den sapphischen Elfsilber
mit dem Phaläceus: das wird im Deutschen kaum wahrge-
nommen. Im ganzen ergeben sich wohllautende Rhythmen,
die sich leicht übersehen lassen. Das ändert sich, sobald die
Maße Catulls hinzukommen, denn der Hinkiambus wird immer
arrhythmisch; von dem Galliambus, dessen Wirkung auf der
Auflösung beruht, will ich gar nicht erst reden, von lonikem
auch nicht ^).
Bei den komphzierten Strophen Pindars und der Dramatiker
müssen wir zwischen der Nachbildung, die vornehmlich von den
Übersetzern gepflegt ward, im ganzen aber tot blieb, und der
Neuschöpfung im Anschluß an die Chorpoesie unterscheiden.
Für beide gilt, daß die Versuche zunächst unternommen wurden,
als es eine Lehre der griechischen Verse überhaupt noch nicht
gab. Und auch später, noch heute, pflegen diejenigen, die
immer noch Tragödien im „Versmaße der Urschrift" verdeutschen,
durch metrische Einsicht nicht beschwert zu sein.
L. Bellermann hat vor seinem Aias eine Verteidigung dieser
Praxis versucht, und was sich erreichen läßt, wird erreicht sein.
Aber es ist und bleibt eine UnmögUchkeit, Dochmien auf deutsch
zu bauen. Oder sind das welche:
seht her Freunde, seht, die ihr mir nur allein
in Liebe zugetan, allein treu verbleibt
^)Trotz Hausier 173 kann ich den lonikern der Pandora kein Existenz-
recht zuerkennen. Sie stammen aus Horaz, der ein metrisches Experiment
nach Alkaios macht, und mehr sind sie auch nicht. Alle klappern, denn
"Wortende grenzt dieselben viersilbigen Metra ab; der Ton war bei Alkaios
offenbar humoristisch; schon Horaz hat ihn verfehlt, die Klage verse Epi-
meleias erst recht. Das ist eine singulare Form: loniker, wie sie Anakreon
und die Tragiker bauen, sind frei von der Abgliederung der Metra und
haben die Anaklasis: das wirft im akzentuierten Verse den Rhythmus um.
Deutsche Choriamben tun mit Anaklasis dasselbe, ohne sie kommt es
zur Abgliederung der Metra, kommt es zum Klappern. Gewiß gibt es in
deutschen rhythmisch vollendeten Gedichten vergleichbare Gebilde, lassen
diese sich auch weiter ausbauen. Aber dazu braucht man die Griechen
nicht, und Nachahmung, ßevdßcwig etg ä/J.o yt-vog, kann nur verderben.
'
Lyrische Maße. 15
und dann soll dies ein iambischer Dimeter sein:
stht her, was für ein Wogenschwall
und ein katalektischer choriambischer Pentameter
tig aqa vearog eg ttots J-r^^eL TtokvTtXdyy.iiov izhov ugid-i.iög
endet es nie, o wann wird sich uns
schließen die Zahl stürmischer Unglücksjahre.
Das kommt mühseligen Sorgfalt heraus: wir alle,
bei aller
der Verfasser nicht ausgenommen, sprechen hier andere Verse,
denn eine Auflösung ist nun einmal im Deutschen unmöglich.
Und wenn in der zweiten Strophe desselben Liedes loniker
stehen, wenn wir willig genug sind, sie etwa
zu sprechen, geben sie
das Ethos wieder, im Griechischen haben? Für uns
das sie
sind sie doch unbedingt etwas ganz Seltenes, und da sie ent-
weder auf ihre einzelnen Füße gestellt werden müssen, oder
zwei Akzente in ein Wort legen {nicht lieblicher Fesiflöten Getön
^^-^ -w^w —
')), so machen sie den Eindruck stärkster
Erregung. Im Originale schweben sie und schwingen sich, wie
die Lerche in der Luft mit leichtestem Fittichschlage.
Von diesen Sisyphusarbeiten muß man die Erfindung neuer
Odenmaße scharf unterscheiden, mit denen Klopstock den Anfang
gemacht hat. Gemäß der von jeder Einsicht in die antike Metrik
unbelasteten Auffassung der horazischen Maße glaubte er sich
berechtigt, Silbennach Beheben kombinieren zu dürfen, Silben-
komplexe Verse zu behandeln und die Verse zu einer Strophe
als
zusammenzuschließen. Hermann, der erste, der sich ein System
der Metrik erbaute, war von Klopstock durchaus nicht unbeein-
^) Schlimm ist, daß Bellex'manns metrische Kenntnisse ihm diesen
Vers verstatten, der zu keiner Zeit ein griechischer Vers ^var. Bei Hermann
konnte er sich belehren. Den glykonischen Schlußteil der Strophe hat er
auch nicht verstanden, sondern bildet die falsch abgeteilten Zeilen einzeln
nach. Im Griecliischen schadet die Abteilung nichts; wer Bescheid -weiß,
kehrt sich nicht an sie, sondern folgt dem Rhythmus. Wenn das Deutsche
wirklich dem griechischen Verse entspräche, müßte man es auch können
Aber so müßte man nun abteilen:
geraubt ach, —
geraubt ward mir die süße Lie- -— — -^ —
^~- -~^
be. Hier lieg' ich vergrämt und ein- ^^ ^--w — v_ —
sam vom Reß-en und Tau durchnäßt. — -^ — n_,v«, — -^ —
16 I. 1. Griechischer und moderner Versbau.
flußt. Er den Glauben, daß es eine allgemein verbindliche,
teilte
im Griechischen, Lateinischen, Deutschen gleich mögliche Metrik
gäbe, und er fand nicht nur die griechischen Füße bei Klopstock,
sondern auch die Klopstocks bei den Griechen ^). Ich weiß nicht,
ob Klopstock sich auch an Pindar gemacht hat; von Bedeutung
ist das nicht für ihn gewesen, und daß Willamow Pindars ver-
lorene Dithyramben nachdichten wollte, bedeutet nichts als eine
belustigende Probe von der harmlosen Unwissenheit jener Tage.
Aber wenn jemand damals ein pindarisches Gedicht zur Hand
nahm, so konnte er sich in dem Labyrinth kurzer und langer
Silben unmöglich zurechtfinden, sah aber, daß dieser Dichter
für jedes Gedicht ein neues Maß erfand. Also wer eine rechte
Ode machen wollte, hatte neue Kombinationen von Längen und
Kürzen zu erfinden. So ward das also gemacht. Die Wieder-
holung der Strophe war das einzige Band: sonst waren das im
Grunde „freie Rhythmen". Goethe las in Wetzlar den Pindar,
so gut er konnte, übersetzte die Ode, deren Rhythmen wegen
ihrer Einfachheit ihm am ehesten klangen; es war die einzige
unechte ; Nachahmung, gab auch
hütete sich aber vor sklavischer
die Responsion auf. Er hatte schon als Leipziger Student in den
Oden an Behrisch, knabenhaften Versuchen, freie Rhythmen ge-
bildet; die Beschäftigung mit Pindar wird ihm dazu geholfen
haben, daß er in der Folge eine Reihe seiner schönsten und
klangvollsten Gedichte in freien Rhythmen abfaßte. Damit war
ein leuchtendes Vorbild gegeben; von der Odenpoesie unterschied
es sich durch den Mangel jeder festen Bindung. Vom Stile sei
dabei abgesehen; wer ihn erfassen wollte, müßte die gereimten
Oden, wie sie auch Lessing gemacht hat, auf ihre romanischen
und lateinischen Vorgänger zurück verfolgen. Goethe ist von
diesem Einflüsse frei, Hölderlin auch, der am nächsten an die
^) Ich muß wiederholen, was ich schon früher (Herakl.^ 236) angeführt
habe, daß Hermann von einem Versmaß Klopstocks urteilte, es wäre so
schön, daß die Griechen es unmöglich nicht gefiuiden haben könnten.
In seiner deutschen Metrik IV sagt er, daß Klopstock oft die Griechen
übertroffen hat, und findet in der italienischen und französischen Sprache
fast gar keinen Rhythmus, in der englischen höchstens Anapäste. Dies
letzte ist mir ganz unverständlich. Mein Eindruck ist, daß jede Sprache,
die ich lesen kann, einem wahren Dichter gestattet, in ihrer Art gleich
klangvolle Verse zu machen; Swinburnes Englisch klingt nicht minder
schön als die reinen Vokale und sparsamen Konsonanten des Italienischen.
Lyrische Masse. 17
Goethische natürliche Klangfülle herankommt, auch wenn er
strophische Oden bildet. "V\'irkhche Kenntnis der pindarischen
Daktyloepitriten, doch wohl durch das Studium von Hermann
und Boeckh erworben, verrät Platen in seinen Festgesängen,
z. T. wunderschönen Gedichten. Wenn diese es doch nicht er-
reicht durch ihi'e vornehme Form zu wirken, vielmehr
haben,
so gut wie unbekannt sind, so ist das Urteil gesprochen. Es
nützt nichts, die freien Rhythmen in eine antike Schablone zu
pressen; das deutsche Ohr, wenigstens wie es jetzt ist, faßt
größere metrische Einheiten nur in ganz wenigen, eingebürgerten
Formen wie dem Sonette auf, und schöne alte Strophen, wie sie
noch im Gesangbuche stehen {wie schön leudif uns der Morgen-
stern) werden in ihrem Aufbau nicht gewürdigt, es sei denn in
der Musik. Unsere Dichtung ist in den Formen bettelarm ge-
worden; einen epischen Vers haben wir überhaupt nicht, also
auch keine Erzählung in Versen; der Blancverse ist mit einem
Stil verwachsen, der schon etwas Idassizistisch anmutet, und die
Lyrik kann kaum etwas Neues erfinden, hält sich zumeist an
ganz kleine, Heinesche, Vierzeiler. Da ist es mit Freuden zu
begrüßen, daß die neueste Zeit neue Wege sucht. Ich hoffe, sie
kommt zum Ziele, aber noch ist der feste Stil nicht eiTeicht,
und ich fürchte, gerade die, welche Stil suchen und Stil besitzen
wie Rilke, werden für diese Zeit des Verfalles zu aristo-
kratisch sein.
Lebendig von den antiken FoiTuen noch das
ist heute
Distichon Spruchdichtuug in der ganzen Weite des
für die
griechischen Epigramms; schon die Elegie ist es nicht, und Epen
in Hexametern sind vollends undenkbar. Gelegentlich werden
noch einige Odenmaße des Horaz angewandt; weiter kaum
etwas, denn selbst der Trimeter hat kaum eine Verbreitung, und
die Schauspieler können ihn nicht sprechen, wenn sie nicht
überhaupt durch den blödesten Naturalismus angehalten werden,
alle Verse als Prosa zu behandeln ^). Alles andere ist unlebendig
geworden oder geblieben; die echt hellenischen Formen liaben
sich nicht eingebürgert, und gerade ihi' Verständnis, das allmähHch
*) Mir lief ein Schauder über den Leib, als ich erfuhr, daß Schlenther
seinen Schauspielern die Verse als Prosa geschrieben in die Hände gab,
damit sie nur ja nicht verführt würden, so zu sprechen, wie es der Dichter
gewollt hatte.
Wilamo vritz, Griechliche Yerskauat. 2
18 I. 1. Griechischer und moderner Versbau.
erarbeitet ist, schreckt von der Nachahmung ab. Was sich ge-
halten hat, ahmt lateinische Vorbilder bewußt oder unbewußt
nach; mit dem Untergang der Lateinschule wird es verkommen.
Es war eben eine Täuschung, die quantitierende Metrik, wie
sie die Hellenen auf Grund ihrer Sprache ausgebildet hatten, auf
eine akzentuierende Sprache übertragen zu können. Denn die
Gleichung einer langen Silbe mit zwei kurzen und der musika-
hsche Hoch- und Tiefton, der von der Quantität ganz unabhängig
war, sind die Voraussetzungen des griechischen Verses. Außerdem
gehört bei den Hellenen zu jedem Versgeschlechte eine bestimmte
Stilisierung der Sprache, was sich unmöglich nachahmen ließ.
Einen ^anz anderen Verlauf hat der Anschluß an die rhyth-
mische Metrik des späten Latein genommen. Da diese auf dem
Akzente beruhte, der sich allmähhch die Quantität ganz unter-
warf, und da es für die volkstümhche Poesie trotz dem Fort-
wirken der klassischen Muster keinen festen Stil gab, war die
Bahn frei. Auch hier spielt sich die Geschichte innerhalb der
in Kirche und Schule fortlebenden lateinischen Dichtung ab. Das
Wichtigste ist, daß die Kirche endlich wieder den gottesdienst-
lichen Gesang pflegt und für ihre Gemeinde verständliche neue
Formen zu finden weiß. Das geschieht in der lateinischen
Kirchensprache, die sich überall mit der neuen Rehgion
hin
verbreitet. Wohl hielt die Kirche an der geheiligten Sprache
fest,aber es konnte nicht ausbleiben, daß in dem außerkirch-
lichen Gebrauche mit dem Wandel der Sprache auch die Verse
romanisch wurden, im Bau gleichartig, einerlei welche neue
Volkssprache entstand. Diese lateinisch-romanische Metrik hat
dann beständig auf die Germanen herüber gewirkt.
Der Reim ist in der lateinischen Prosa früher aufgekommen
als in der Poesie^), und zwar häufig als Tiradenreim; wie es
dazu gekommen war, ist noch ganz unklar; griechisch ist das
nicht. Wenn man die so gebundenen Schlüsse ansieht und die
noch lange quantitierenden Klauseln der Prosa, die sich in
akzentuierende wandeln, vollends wenn es geradezu Halbverse
^) V^l. z, B. den Passus aus Cyprian bei W. Meyer, Festschrift der
Gott Gesell. 155. Ebenda eine Probe aus dem Querolus. Ich kann hier
natürlich überhaupt nur W. Meyer folgen.
Rhythmische Poesie der Lateiner. 19
werden, wie im Querolus, dann muß man zugeben, daß es eine
Übergangszeit und Übergangsformen gegeben hat, auf welche
der komplementäre Gegensatz von Prosa und Poesie gar nicht
mehr zutrifft. Das wird in der mittelalterlichen Klosterschule
seit der Karolingerzeit überwunden. Neben der Erneuerung der
Dichtung in den toten Formen der quantitierenden Metrik bildet
man die Verse der Muster so nach, daß der Akzent herrscht,
aber der, welchen die antiken Verse hatten, wenn man sie
akzentuierend sprach, also wie es Carducci auf itahenisch getan
hat, was auch hier den Erfolg hat, daß wir einen ganz anderen
Rhythmus hören, als das Vorbild in Wahrheit darbot ^). Insbesondere
bekommt der Hexameter, wenn er die gewöhnliche männhche
Zäsur hat, in der ersten Hälfte einen ganz undaktjüschen Gang.
Das steigert sich, wenn die beiden Hälften durch Reim, zuletzt
durch zweisilbigen, miteinander gebunden werden: post cenam
stabis auf passus mille meabis. Es konnte gar nicht anders sein,
als daß in solchen Nachahmungen einige wenige Silben festen
Hochton erhielten, während die übrigen nur gezählt wurden:
gerade das ist in den romanischen Sprachen so geblieben, und
darauf beruht der hohe Reiz ihrer Verse^). Wie es dann durch
die Erfindung der Sequenzen und durch die wechselnde Erfind-
samkeit und Kühnheit der mittelalterlichen Dichter, die in den
Klöstern blieben oder auch ihnen entliefen, zu der unübersehbaren
Herrhchkeit und Fülle der rhythmischen Formen gekommen ist,
die in der Tat mit der chorischen Poesie der Griechen verghchen
werden darf, das ist nicht nötig hier zu verfolgen; ich wäre ja
auch nicht berufen dazu. Hand in Hand geht damit die freie
Verfügung über eine Sprache, die keineswegs in ängstlicher
Nachahmung der antiken Klassiker erstarrt, sondern den Dichtern
mühelos über die Lippen kommt und dem ebenso frisch aus
^) Roma nobilis, urbis et domina
cunctarum urbium excellentissima.
Das sollen Asklepiadeen sein, aber sie klingen daktylisch, zumal der Schluß,
dem italienischen Dichter gemäß seiner Sprache besonders -wohllautend.
*) Nur man muß sie nur sprechen können, eine
so klingen die Verse,
ähnliche Aufgabe, wie horazische Verse zu sprechen. Es ist ja mit den
italienischen und französischen ebenso —
ich habe es wenigstens nie anders
gehört. So hat W. Meyer geurteilt, und ich halte die Versuche, eine
Opitzsche Betonung hineinschweben zu lassen, für eine starke Verirrung.
2*
20 I. 1- Griechischer und moderner Verslsau.
dem Herzen quellenden Gefühle Ausdruck zu verleihen gestattet,
wie es keine der Volkssprachen damals getan haben würde^).
Diese rhythmische Dichtung ist es denn auch, welche über
die romanischen Tochtersprachen hinaus wirkt. Es sind wohl
allgemein zugestandene, aber in ihrer Bedeutsamkeit selten voll
gewürdigte Tatsachen, daß der Reim bei den Germanen erst
recht Import von außen ist, und daß seit Otfried die deutsche
Metrik von der lateinisch-romanischen abhängig ist, wenn ihre
Sonderentwicklung auch selbständiger sein muß, da die Metrik
auf eine fremde Sprache übertragen ward. Das bleibt das
Wesenthche: alle moderne europäische Verskunst hat sich ge-
schichthch in kontrolherbarem Verlaufe aus der spätlateinischen
entwickelt, die ihrerseits durchaus in der Nachahmung der
griechischen Verse wurzelt. Das gilt ja auch, wenn eine Sprache
so spät erst sich der europäischen Verskunst unterworfen hat,
daß für sie das antike oder mittelalterliche Latein gar nicht mehr
Vorbild war, sondern erst eine romanische oder germanische
Sprache. So steht es im Russischen und Neugriechischen^).
Es unterUegt keinem Zweifel, daß Kelten, Germanen und
Slawen eine nationale Verskunst besessen haben, die von der
römisch-romanischen erstickt ist. Diese allein könnte mindestens
für die Vorstufen der hellenischen Metrik etwas ergeben, wenn
man genug über sie wüßte, und vielleicht werden Kenner
die
jener Sprachgebiete einmal so viel ermitteln, daß was
eintritt,
ich jetzt wenigstens für mich als nicht vorhanden bezeichnen muß.
Als Poseidonios die Kelten besuchte, traf er einen besonderen
*) Man denke sich Abälard und Heloise genötigt, anders als Lateinisch
zu korrespondieren: könnten sie sich dann aussprechen? Man denke sich
die Scholastiker ihre Philosophie auf Altiranzösisch oder Altdeutsch vor-
tragend, könnten sie sie auch nur denken? Aber wenn es im Stile der
Ciceronianer geschehen sollte, wäre es auch nicht gegangen. Übrigens
haben die wahrhaft großen Philologen auch ein lebendiges Latein ge-
schrieben, Scaliger, Hermann, Mommsen, ßücheler; diejenigen, aufweiche
man als Muster des lateinischen Stiles hingewiesen wird, sind eben deshalb
schon niederen Ranges, auch wenn sie Muret, Ruhnken usw. heißen.
^) In diesem sind die gelehrten Versuche, die antiken Maße akzen-
tuierend nachzubilden, noch häufiger als im Deutschen, aber auch noch
weniger befriedigend. Inwieweit in der lebendigen Produktion Parallel-
erscheinungen nnd Nachahmungen des Italienischen, die unverkennbar
sind, sich durchdringen, kann ich nicht beurteilen.
Kelten, öermanen, Slawen, Italiker. 21
angesehenen Dichterstand, und dieser muß Jahrhunderte früher
bestanden haben, da das lateinische vates ein keltisches Lehn-
wort zu sein scheint. Aber die Romanisierung hat die eigene
keltische Bildung völlig zerstört, nicht allein in Gallien, sondern
auch in dem freien Irland, das zwar eine Heldensage und Helden-
dichtung hervorgebracht hat, aber die uns allein zugänglichen
Formen der Verskunst stammen aus der lateinischen Kunstprosa,
wie ich von Kuno Meyer gelernt habe.
Die Germanen der Völkerwanderung besaßen eine Helden-
sage, von der uns Köstliches gebheben ist, das für die hellenische
Heldensage und den Stoff des hellenischen Epos die schönste
Parallele bietet; sie haben auch Chorgesang gehabt, und auch
gewerbsmäßige Dichter. Das lebt weiter, ist uns indessen erst
in nachkarohngischer Zeit kenntlich, bei den Deutschen in kärg-
lichen Resten, reichlicher bei den Angelsachsen, und nur auf
Island hat es sich so lange gehalten, daß wir von einer Literatur
reden können. Da ist aber nicht nur der Chorgesang, sondern
der Gesang überhaupt erstorben; ein Stil hat sich bis zur Ver-
künstelung ausgebildet, der indessen so allgemein anerkannt ist,
daß die Helden in ihm Verse improvisieren. Hier gibt es ver-
ist Bindemittel die Alhteration, und
schiedene Strophen, für alle
man darf wohl annehmen, daß eine Zeile von vier Hebungen
mit freier Behandlung der Senkungen ein Grundmaß war. Das
hat stark nachgewirkt, als im Gegensatze zur Alliteration der
für die Sprache mit ihren verwitternden Endsilben schwierige
Reim und das Prinzip der Silbenzählung herüberkam und all-
mählich die Herrschaft erlangte.
Über die Slawen kann ich leider nichts sagen, ein Mangel,
den ich peinlich empfinde, denn ich verspreche mir nach dem
wenigen, was ich kenne, beträchthches. Vielleicht kann die
Erkenntnis der primitiven griechischen Formen zur Untersuchung
durch die Sprachkenner anregen.
Den ItaKkern trauen wir einen gemeinsamen Vers zu; nur
kennen wir ihn nicht, denn was wir haben, ist, außer geringen,
halbverstandenen Resten, lateinisch, und da steht schon in dem
Arvalhed das griechische (vielleicht etruskisch-griechische) Lehn-
wort triumpe. Den etruskischen Einfluß können wir gar nicht
schätzen, und doch muß er sehr stark gewesen sein, haben doch
die Samniten sogar die Schrift von den Etruskern. Literarisch
22 I- 1- Griechischer und moderner Versbau.
ist der Saturnier durch einen Griechen geworden, was in der
Regel unterschätzt wird. Denn Andronikos konnte doch gar
nicht anders, als mit den Theorien und aus der Praxis seiner
Sprache heraus den fremden Vers normalisieren, so gut es ging.
Daneben muß immer mit uns ganz unbekannten Größen ge-
rechnet werden, der etruskischen Metrik und der oskischen, die
wir nach den Analogien des Kunsthandwerks stark unter griechi-
schem Einfluß stehend denken müssen.
So ist leider von den Völkern Europas für die hellenische
Verskunst, selbst für ihre Vorstufen, nichts Wesentliches zu
lernen. Dagegen bezweifle ich nicht, daß die indische Metrik,
die es zu gleicher Formenfülle gebracht hat, einmal wertvolle
Analogien liefern wird, vielleicht auch für die Grundlagen des
primitiven Versbaues. Aber da wage ich von dem, was ich
hier oder da gehört und gelesen habe, keinen Gebrauch zu
machen. Gänzlich ungläubig verhalte ich mich der Hypothese
gegenüber, daß die altbaktrischen Achtsilbler, die durch weiter
nichts als die Silbenzahl bestimmt sein sollen, der indogerma-
nische Urvers wären. Lange und kurze Silben hat es in der
sog. indogermanischen Ursprache gegeben, einen musikahschen
Akzent auch, daher kann die rohe Silbenzählung, wenn sie
wirklich bei den Iraniern bestanden hat, nichts als Ausartung
sein. Zunächst beweist die Hypothese nur, daß es nutzlos und
aussichtslos ist, für das Verständnis der hellenischen Formen
nach außen zu blicken. Wir ahnen allerdings, daß es auch für
den Versbau eine gemeinsame Grundlage gegeben hat; aber
zurzeit läßt sich noch nichts bestimmt fassen.
Die Frage liegt nahe, bleibt aber eine Frage ohne Antwort,
ob die einwandernden Barbaren, aus denen Hellenen werden
sollten, wie auf allen anderen Gebieten, auch in der Verskunst
den Einfluß der hochzivihsierten Bevölkerung erfahren haben,
die sie sich unterwarfen. In der Musik ist das nach dem Ge-
ständnis der Hellenen der Fall gewesen, in dem Kultus auch.
Die Entdeckung der Assonanz in den lydischen Grabschriften
ist eine große Überraschung; sie selbst hat nicht herübergewirkt,
aber die Tatsache verliert dadurch nichts an ihrer Bedeutsamkeit,
daß sie zunächst in ihrer Vereinzelung keine Folgerungen erlaubt.
Die altsemitische Verskunst lehrt negativ etwas überaus
Wichtiges: wer griechisch oder auch indogermanisch denkt, kann
Semitischer Vers. 23
sie gar nicht unter die metrisch gebundene Rede rechnen, denn
es istFormung und Gliederung des Gedankens, was diese Poesie
ausmacht. Der parallelismus membrorum ist die gorgianische
Figur der Parisosis. Bei Gorgias und seiner Schule findet sich
eine Gliederung allein, die sich derjenigen vergleichen läßt, an
die wir aus dem alten Testament gewöhnt sind, die aber von
den Assyriologen auch in ihrer Übersetzung des Gilgamesch-Epos
befolgt wird.
Psalm 2:
"Iva TL IcpQva^ttv edvrj
Aal Xaol iue'kixi'iaav xevd;
Ttageorrjoav ol ßaaüelg rjjg yf^g^
xal ol aQXOvreg ovvTJx^^rjoav STtl tuvto
y.a%cc tov -/.vqlov
xal •A.arct roü xolotov avrov.
diaQQT^^iouev rovg öeauovg avTtbv
'/cai ccTToggiiptouev äcp' fjf.iü)V rov Cvybv airüjv.
6 ycaror/.wv Iv ovqavolg i-Ayeldaezai avrovg,
y.al ö -/.vQiog k'/.uvy.xrjQiel avrovg.
Gorgias Epitaphios:
zl yccQ aTtT]v tolg avÖQccOL rovroig
wv 6sT dvögaOL jtQOOelvai;
%i de y.al tvqooT^v
u)V del ccTtelvai;
elTtelv öwaif-iriv S ßovkof.iai,
ßovXoif.ii]v d^ ä del,
CpvycoV Öh TOV ävd-QWTTivov (pd-övov.
Das wird reichen; ich könnte auch Isokrates heranziehen,
wo die Glieder nur sehr viel länger werden (z.B. Areopag. 14 ff.).
Die Identität muß einleuchten. Wenn man sich jetzt darum
bemüht, für das Hebräische metrische Versfüße zu finden, so
bin ich demgegenüber mißtrauisch; Wellhausen wies es ganz ab.
Und wenn es doch richtig sein soUte, so ist diese Metrik etwas
Sekundäres, denn der Parallelismus schon babylonisch, ist ja
und die Verbindung von zwei Prinzipien kann nur anorganisch
sein. Von dem syrischen Versbau des Ephrem hat mir mein
verehrter Kollege Sachau versichert, daß -er ihn für erwachsen
24 I. 1. Griechischer und moderner Versbau.
aus griechischer Wurzel ansehe. Der arabische, der es zu reicher
Kunst gebracht hat, ist von Ewald ganz nach dem Muster von
G. Hermann dargestellt; das verbreitetste Maß ist der iambische
Trimeter. Wenn, wie es doch scheint, das Gewächs ganz selb-
ständig ist, so ist die Erscheinung merkwürdig genug, merkwürdig
auch, daß es nur steigende Reihen gibt, auch loniker, daß neben den
rein iambischen Metren auch das halbanapästische ^-^ -^^ —w —
und N-^--^ — w—besteht; aber nur wer beide Sprachen und
Verse beherrschte, könnte die Vergleichung fruchtbar machen.
Unsere Umschau hat ein negatives Resultat gebracht; weder
die abhängige noch die unabhängige Metrik anderer Völker kann
zu dem Verständnis des griechischen Verses unmittelbar etwas
beitragen; die Analogie freilich selbst der modernsten Gebilde
kann für den Strophenbau, die Verteilung der Satzgheder im Verse
und ähnliches fruchtbar werden, nur hilft das nicht den Vers
verstehen.
Wir sind also ganz allein auf die Griechen selbst und ihre
Verse angewiesen. Ehe wir aber an diese herantreten, muß die
Bahn noch weiter freigemacht w^erden, das Gebiet der helle-
nischen Verskunst muß abgegrenzt werden; die Zeit, in der sie
wirklich schöpferisch war, ist gar nicht lang im Verhältnis zu
der Dauer der so geschaffenen Formen. Anfang und Ende dieser
Betrachtung führt auf allgemeine Fragen nach dem Wesen von
Poesie und Prosa.
2. Poesie und Prosa.
Die tidrj der gebundenen Rede bei den Hellenen.
"K^f etrik ist die Lehre von den Gesetzen des Versbaues, Ge-
lyjL setze schreiben vor, was man und wie man es machen
soll. So haben sich die Dichter auch jahrhundertelang an die
Gesetze einer Metrik gebunden gefühlt. Aber zu Anfang ist das
anders. Der Vers ist älter als seine Messung. Der Metriker
fängt damit an, die Gesetze herauszufinden, die der Dichter
befolgt hat, und wenn spätere Dichter an das metrische sich
Handbuch halten, so gehorchen sie in Wahrheit dem Dichter,
der in seinem Schaffen Gesetzgeber ward. Es ist durchaus nicht
gesagt, daß ihm das bewußt war, und der erste schöpferische
Dichter hat unmöglich nach einem bewußten Schema gedichtet.
Metrik gibt es nicht ohne Verse, Verse nur in einer gegebenen
Sprache, und diese bedingt das Schaffen des Dichters, der in ihr
Verse macht. Schöpferisch wird derjenige werden, dem es gelingt
Verse zu machen, die seiner Sprache so gemäß sind, daß andere
sich an sein Vorbild halten, in allem was wir Stil nennen, nicht
nur im Versmaße, denn aUes wird zusammen geschaffen. Auf
den Schultern dieses Dichters stehen die Nachfolger; sie mögen
mancherlei abwandeln, die erste Schöpfung wirkt doch bestimmend
nach, bis wieder ein Schöpfer kommt, der einen neuen Stil da-
nebenstellt. Das mag sich öfter oder seltener wiederholen, und
die Nachwirkung der ersten Schöpfung mag immer schwächer
v\ erder: vorhanden ist sie doch schon darin, daß alles „gebundene
Rede" ist, seit der erste durch eine feste Form die „gemachte
Rede", das 7toiri(.ia, von der ungebundenen Sprechweise, dem
y.axaloyädr^v, dem ttslöq oder idt(0Ti]g Ao'/oc schied. Diese Sprech-
weise ist formlos, auch wenn sie geschrieben wird, bis auch
sie einen festen Stil, also eine Bindung erhält. Allmählich
wird sie ebenfalls durch einen Schöpfer zu einer nur anders
26 I. 2. Poesie und Prosa.
gebundenen Rede, zur Kunstprosa, die sich von dem, was man
nun als Poesie ihr entgegensetzt, nur durch den Mangel der
festen Messung unterscheidet. So hat es schon Aristoteles gefaßt,
wenn er sagt, daß die Rede (Kunstrede) Rhythmus hat, die Prosa
aber Rhythmus mit festem Maß^). Die Grenzen zwischen Poesie
und Prosa sind also keineswegs fest von Anbeginn, und sie
können sich auch verschieben.
Eine Metrik kann eigentlich nur so lange bestehen, wie die
Sprache ihr dasselbe Material bietet. Sie besteht aber infolge
des historischen Trägheitsgesetzes häufig länger, was zu manchen
Kompromissen führt. Endhch kommt doch der Tag, wo ein
neuer Schöpfer auftritt und den nun gegebenen Bedingungen der
Sprache gemäß neue Versformen findet, einerlei wo er anknüpft,
vielleicht eher an die Kunstprosa, die sich niemals ganz von
der gesprochenen Rede entfernen kann. Dann ist eine Periode
der poetischen Kunstübung abgelaufen; eine neue beginnt. Ganz
kann sich aber die Entwicklung nicht wiederholen, denn dem
Neuerer liegt der Reichtum der älteren Schöpfungen vor: nur
am Anfang ist einmal sozusagen aus dem Nichts geschaffen
worden.
Die Poesie ist die Muttersprache des Menschengeschlechtes,
dies schöne Herdersche Wort ist doch erst ganz wahr, wenn
wir auf das „Poetische" kein Gewicht legen, und nur die „ge-
bundene Rede" unter Poesie verstehen, ein jts7tocrji.uvov. Daß
es lebendige Rede ist, versteht sich von selbst; ist es aber Rede
oder Gesang? Singen und Sagen sind für uns komplementäre
Gegensätze, für die Griechen, gerade der alten Zeit sind sie es
nicht, denn sie gebrauchen äideiv auch von der Rezitation. Be-
denkt man, daß ihre Sprache durch den musikalischen Akzent
für unser Ohr etwas Singendes haben würde, daß ihre Musik
auf diesen Akzent Rücksicht nahm, so wird es die Rezitation
erst recht getan haben; auch wenn ein Ruderer mit lauten
Worten oder besser Schreien (wötc u. dgl.) den Genossen den
Takt angibt, so werden wir das auch Gesang nennen, mag es
auch von jeder Melodie weit entfernt sein. Andererseits hat es
in der griechischen und lateinischen Kunstprosa einen Stil gegeben,
^) Rhet. III 8, 1408b 28 o toö oxvßutog zf]g Xe^ecog dgiO'ßög Qvßi.i6g
ioTtv, ov xal rä /.istqu T}U]id. öiö Qvdßöv dn Ix^iv xöv Xöyov, ßszgov de fii^.
noCi]f.ia yäo lovai.
Arbeit und Rhythmus. 27
von dem die Kunstrichter sagten, daß man danach singen und
tanzen könnte. Da war also auch eine Art Metrum erreicht,
und wenn das Ausnahme oder Verirrung ist, Kunstprosa hat
doch ihren Rhythmus. Fluß oder Gang oder Fall, wie man
übersetzen ein geregelter, weder stockender noch stolpernder
will,
Gang den Musik, Poesie und Kunstprosa teilen die Poesie,
ist es, :
welche Muttersprache des Menschengeschlechtes ist, ist rhythmische
Rede, wir dürfen auch sagen, gesungene Rede.
Aber auch diese ist zunächst Begleitung der rhythmischen
Bewegung des Leibes. Diesen Ursprung der Musik und der
Poesie hat Piaton erkannt und in dem natürhchen Triebe eine
Göttergabe, Harmonie und Rhythmus, gewürdigt, die uns Menschen
von der Natur verheben ist^). K. Bücher hat ganz prächtig
durchgeführt, wie die Arbeit zu der Begleitung durch Gesang
geführt hat und immer noch führt, sei es, daß es gilt, gemeinsame
Arbeit im Takte zu erhalten, wie beim Rudern, Mähen, Rammen,
Lastenbewegen, sei es, daß sie nur eine Menge bei der stetigen
Arbeit halten, unterhalten will, wie beim Weben, sei es auch,
daß sich der Einzelne Rhythmus in seine monotone Tätigkeit
bringt^). Das ist auch im Altertum nicht verkannt^). Auf
diesem Wege sind Menschen zu gemeinsamem Gesänge geführt
worden; häufiger noch ist ein einzelner Vorsänger, der seine
Verse auf den Arbeitsrhythmus hin improvisiert oder auch wieder-
holt, w^o dann der Chor mit einem festen Zurufe oder auch
einigen Worten, zuerst wohl den Schlußworten des Liedes einfällt.
So ergibt sich ein Refrain, und das hat später die Kunstdichtung
gern übernommen.
^) Gesetze 653 d und weiter im zweiten Buche, Timaios 47d. In meinem
Piaton II 305.
*) Als ich die erste Auflage von Büchers seither durch immer reichere
Belege verschöntem Werke, Arbeit und Rhythmus, anzeigte, konnte ich
schon sagen, daß ich durch die Beschäftigung mit der hellenischen Poesie
auf dieselben Gedanken geführt war, die von der herrschenden Auffassung
weit ablagen.
') Reiche Zusammenstellung bei Athenäus 618. Der (i.iaio^ des Wasser-
trägers, der seine Eimer aus der Zisterne emporzieht, gehört in der Hekale
des Kallimachos zu den Tönen, die den Morgenschlaf des Großstädters
stören. Aristides Quintilianus 11 4, Diogenes von Babylon bei Philodem
n. /.lovoixfjg S. 15 und 71 K. führen die belebende Wirkung der Musik bei
Märschen, Rudern und allen beschwerlichen Handiwerken an.
28 I- 2. Poesie und Prosa.
Allein dies ist nicht die einzige Wurzel von Gesang und
Poesie und nicht einmal die wichtigste, denn ich wüßte keine
Gattung der Kunstpoesie, die aus dem Arbeitsliede hervorge-
gangen wäre, und selbst die Nachbildungen von Arbeitsliedern
sind sehr spärlich. Nicht die Arbeit ist die Mutter der Poesie,
sondern ihre Schwester, das Spiel, wie bei Piaton zu lernen war.
Dies Spiel ist der Tanz. Wie die Kinder einzeln oder in Gruppen
sich drehen und winden, hinhocken und aufschnellen, wie sie
sich von selbst mit Jauchzern und Gekreisch dabei zu begleiten
wissen, wie ihre Stimmen den Rhythmus der Bewegungen ein-
zuhalten und zu lenken verstehen, so hat es der primitive Mensch
getan. Ihm war es eine Freude, daher freuten sich seine Götter
auch daran, tanzten selbst und wollten, daß die Menschen ihnen
zu Ehren tanzten und sangen. Das werden die Einwanderer,
die Ahnherren der Hellenen, selbst schon so gehalten haben, und
den Lallwörtern, mit denen sie ihre Jauchzer und ihr Gekreisch
wiedergeben, wird es niemand ansehen, ob sie zu dieser oder
jener Sprache gehören. Aber es deutet doch sehr viel darauf,
daß die Tänze und auch die meisten rituellen Rufe von der
älteren Bevölkerung des späteren Hellas übernommen sind;
anderes ist ihnen dann aus Asien zugekommen, zuletzt das
wichtigste, der ekstatische Tanz der ßä-axat '). Ungriechisch sind
die Namen vieler Weisen und Tänze, 'iai.ißog, 9-Qtai.ißog, X^vf.ißog,
Jid-vQa(.ißog (hier ist nur die erste Silbe, ursprünglich Dativ,
hellenisch; das Lied ging also zuerst gar nicht den Zeussohn
Jiövvaog an) aimvvig viisvaiog iaksf.iog^) alhvog, und die Toten-
klage wird mit Karern und andern Asiaten in Verbindung ge-
bracht^). Ungriechisch sind auch die zugehörigen Rufe, €vol,
eväv, ai'Xivov, v^iijvaov] man hat es auch von naLdv vermutet.
Und wenn Pratinas den Gott ^Qiauße di9-6Qai.tße anredet, so mag
da auch ein Zuruf zugrunde liegen wie das triumpe des Arval-
^) Daß ßdxzog ein lydisches Wort ist, hat die sardische bilinguis Litt-
mann, Sardis 39 gelehrt, die Bakivalis mit ALovvooy.Xeog gleichsetzt. Anzu-
nehmen ist, daß das Wort auch im Lydischen Lehnwort war, denn der
Gott ist ja thrakisch-phrygisch.
*) Dazu stellt sich der xodXsf.iog, der ein Dämon ist, Arist. Eitt. 198, 221,
von den Athenern im Sinne des Tölpels verwandt wird.
^) Piaton Ges. 800 e, MaQuivövvog 'ügr^vrix^Q Aisch. Pers. 937, KOßßdg
"Aocog Choeph. 423.
Tanz. 29
liedes. Die Epiphoneme werden entstellte Wörter fremder
Sprachen sein, wie KjTieleis, Halleluja; ich glaube sogar an die
Fortdauer fremdsprachlicher ritueller Verse und Formeln^). Ob
das eksXeü und äkaXd der stürmenden Krieger, die rituelle oXolvyi]
der Weiber auch aus der Fremde stammen, wie unser Hurra,
ist mir nicht sicher'^). Anderes leiten die Griechen selbst aus
Kreta ab, wo die Kureten und Korybanten, die Geschorenen
und die Schopf träger^) als mythische Tänzer zu Hause sind,
von wo die nvQqixi], der rote Tanz*), der Kranichtanz °) von
Delos und die kretischen Päane des Apollonkultes sich herleiten,
diese berufen die vornehmste Gattung zu bleiben, auch als der
Tanz zur Prozession oder auch zum Gesänge eines stehenden
Chores geworden war.
Dementsprechend ist der Tanz in der ältesten Zeit eine
Tätigkeit, die niemand unter seiner Würde hält. Zeus selbst hat
nach der Titanomachie einen Siegestanz aufgeführt wie König
David hinter der Bundeslade (Athen. 22 c). In dem Apollonkulte
der lonier und auch der dorischen Insel griechen finden wir die
vornehme Genossenschaft der {.ioItioi, und die ÖQxriaxaL aus Athen
und Thera sind einmal auch vornehm gewesen. Keine Darstellung
aus dem Menschenleben ist auf den Vasen schon des siebenten
Jahrhunderts häufiger als ein Reigen von Männern oder Frauen,
auch sogar beider Geschlechter, was später unerhört ist. Die
^) nias und Homer 452.
2) So Theander, Eranos 1919.
^) Dieser Gegensatz bestimmt mich, die Kureten von -/.ovoci, nicht von
y.ovQog abzuleiten; daher gibt es die Kureten in Pleuren, aber auch bei
den ö.Tti?£)' xo/tdoji'Trtg 'Aiiavxei; auf Euboia, die sich also nur hinten einen
Schopf wachsen ließen. Unmöglich kann ein dämonischer Name zu einem
Stammnamen werden. Hinzu tritt der kretische Seil er ivo.uaVoij „der lang-
harige", Clemens Str. I 132, 3, der von dem Musendiener Theokrits 7, 83
nicht getrennt werden kann. Erst aus dieser Stelle ist der Hirtenuame
der späteren Bukoliker genommen.
*) So gedeutet von Latte in der nach jeder Seite ausgezeichneten
Untersuchung de saltationibus Graecorum 28, die für alle Tänze zu ver-
gleichen ist.
^) Den Namen möchte ich von dem Gange der Tänzer „wie der Storch
im Salatbeet" was man vornehm mit xa/.ä y.ai tipl .Seß)]yJyat be-
ableiten,
zeichnet. Den ysQavog, der als Weihgeschenk in delischen Inventaren vor-
kommt (Latte 7Ü) halte ich für die Darstellung von. Reigentänzern auf einer
Basis, die. dann so verziert sein konnte, wie Latte annimmt.
30 I. 2. Poesie und Prosa.
Einführung des Dionysoskultes fügt dazu die leidenschaftlich be-
wegten Sprünge, die auf den Vasenbildern nur die Satyrn oder
Silene ausführen, zusammen mit Frauen, von denen zweifelhaft
bleibt, ob sie halbgöttlich oder irdisch sind, denn die Ekstase
pflegte sich vorwiegend der Frauenwelt zu bemächtigen. Mensch-
liche springende und zappelnde Tänzer fehlen nicht; sie werden
betrunken sein, aber Dionysos hat mit solchem Rausche nichts
zu schaffen. Tänzer in Tiergestalt oder sonst maskiert werden
in alter Zeit nicht dargestellt, obwohl sich die Sitte, aus der die
Tragödie hervorgehen sollte, in dem arkadischen Kulte des Lykaion
bis in das zweite Jahrhundert erhalten hat. Wie sehr der
Chorgesang, also auch das Chorsingen im sechsten und fünften
Jahrhundert überwog, zeigen die TiaiävEg, itgoodöia, Ttcxq^evela,
htoQxrn-iaTa^ Pindars, von denen nur noch die letzten wirkhche
Tanzheder sind. Die anderen Reigen werden nur ein feierliches
Schreiten gewesen sein, und der Gesang ward immer mehr die
Hauptsache, aber Chorgesang ist doch für Piaton die einzig wahre
Musik gebheben, und Bewegung gehörte dazu, auch wenn die
{.lolnoL zu Sängern wurden. Der Einzeltanz ist schon im sechsten
Jahrhundert für einen vornehmen Mann unschicklich; er bringt den
Hippokieides um die Hand der Agariste^). Der Tragiker Phrynichos
erfindet noch tausend neue Tänze ^), aber der Komiker Piaton klagt
ein Jahrhundert später, daß die Choreuten nicht mehr tanzen
wollen, sondern im Stehen brüllen^). Als unbegreifhche Marotte
wird es von Sokrates erzählt, daß er als Mann noch tanzen lernen
will. Dafür bilden sich gewerbsmäßige Tänzer aus, die gesell-
^) Herodot VI 109. Bei Stämmen, die erst spät zur hellenischen Kultur
kommen, hält sich der Tanz läng-er. Polyperchon tanzte beim Symposion
und noch am Hofe des Antiochos Megas kam es vor, Athen. 155. Die
Hellenen Xenophons wundern sich über den naiv mimetischen Tanz der
Änianen, Anab. VI 1, 8. Die jüngst in Makedonien und auf Skyros beob-
achteten mimischen Tänze der Griechen sollte niemand für antiken Ur-
sprungs halten, wohl gar für dionysisch das kann nur slawisch sein. Auch
;
die anmutigen Reigen der griechischen Mädchen sind zwar antiken Par-
theneia vergleichbar, aber eine Verbindung zwischen beiden ist undenkbar.
Partheneia hat es schon in der hellenistischen Zeit kaum noch gegeben,
und die ganze Kultur mußte zugrunde gehen, damit sich ähnliche primitive
Formen von neuem einstellten.
*) Plutarch Symp. qu. VIII 732 f.
*) Piaton der Komiker, Athen. XIV 628, eine Hauptstelle über diese
Dinge.
Spruch. 31
schaftlich tief stehen. Solche Einlagen gefallen im Drama, aus
dem der Chortanz mit Chorgesang nur zu bald verschwindet').
Dafür bildet sich das Ballett aus, das seit dem Anfang der
Kaiserzeitimmer leidenschafthcher bewundert wird. Schon vor-
her hatte Cicero gesagt nemo saltat sobrius, nisi forte insanit^).
Gegen das Ballett hat auch das Christentum mit allem Warnen
und Fluchen nichts ausgerichtet, und Theodora hat von der
Balletteuse den Weg genommen, der nicht nur zur alten Bet-
schwester, sondern auch auf den Thron führt.
Zu einem festen Stile führt durchaus nicht allein diese
Übung des Gesanges bei Spiel, Gottesdienst und Arbeit, führt
nicht nur der Weg, der auf die Pforte der wirklichen Poesie
zugeht. kommt von der Prosa. Man lernt es am
Ein anderer
Lateinischen, indem Carmen zwar zum Gedichte geworden ist,
aber zunächst die Formel bedeutet, den Spruch. Wir bewundern
in der friesischen Rechtssprache ihrElement und
poetisches
klagen über zopfigen Kanzleistil; die römischen Formulae und
die Rede der alten römischen Gesetze sind nicht minder starr,
nicht minder zopfig^). Und doch steckt in allem dieselbe für
das Recht unerläßliche Bindung; daß auch die Liturgie des Gottes-
dienstes streng auf die den Göttern genehme alte Formel hält,
kommt hinzu; die symbohschen Handlungen sind die Ergänzung.
Der Mangel einer entsprechenden festen Rechtssprache*) bei den
^) Schon die Wespen bringen zum Schlüsse als Einlage die Tänze der
Karkiniden, die Ekklesiazusen eine Solistin für den versagenden Chor, an
der allerdings der Gesang die Hauptsache ist. Man ahnt, wie es zu den
Zwischentänzen der späteren Komödie gekommen ist. Daß der Tanz aus
dem Drama verschwunden ist, wird als notorisch von Philodem gesagt,
mus. 70 K.
*) pro Murena 63.
Der Gegensatz zu den Resten der XII Tafeln ist handgreiflich. Sie
')
gehören im Stile nach Griechenland, und ich habe schon früher darauf
hingewiesen, daß sich daraus die Bearbeitung eines großgriechischen Rechts-
buches ergeben würde, auch wenn nicht die Tradition von einer Herüber-
nahme aus dem Ausland bestünde. Nur war diese Vorlage nicht solonisoh,
sondern aller Wahrscheinlichkeit nach unteritalisch. Die Juristen sollten
die solonische Fabel endlich aufgeben, aber auch nicht mehr den Stil der
XII Tafeln für autochthon halten.
*) Der spätere Kanzleistil erwächst vor unseren Augen; abgesehen
von dem was zur Datierung und Beurkundung gehört, die immer breiter
wird, ist es starr gewordene Rhetorik.
32 !• '^- Poesie und Prosa.
Hellenen paßt zu dem sehr empfindlichen Mangel einer Rechts-
wissenschaft; aber die Ansätze sind in der alten Zeit unver-
kennbar^), erfordern indessen eine besondere Untersuchung, die
hier nicht am Platze ist, da schon in den altkretischen und
Solonischen Gesetzen eine gewählte, gewissermaßen kunstmäßige
Stihsierung angestrebt ist.
Ein festgeprägter und dadurch erhaltener Spruch, der im
Volksmunde lebt, ist das Sprichwort.den Griechen Das hat bei
so überwiegend eine metrische Form, daß ein Vers danach
Paroemiacus heißt. Schwerlich haben die Erfinder solcher Sprüche
poetische Form gesucht, aber die Formel, die sie suchten, bot
sich in dem Verse dar. Aristoteles hat mit Recht in den Sprich-
wörtern „Reste alter Weisheit" gesehen, die er natürlich nicht
dem Volke," sondern den Weisen der Vorzeit zuschrieb. In dem
was jedermanns Gut geworden ist, steckt die Leistung eines
einzelnen, und durchaus nicht immer hatte er ausgesprochen,
was alle dachten, hatte sie vielmehr zuerst überrascht, aber
alhiiählich zu seiner Meinung bekehrt. Das Sprichwort ist die
yvcüui] eines gescheiten Einzelnen, setzt sich daher in der gnomi-
schen Poesie und Prosa fort, bei Phokylides, der sich sein Eigen-
tum wahrt, bei Herakleitos, der sich im Gegensatze zu allen
andern fühlt, den sieben Weisen, die allerdings viel herrenloses
Gut übernommen haben, und dann in der Apophthegmenliteratur.
Ursprüngüch wird sich mit dem Spruche oft auch der Name
des Sprechers erhalten haben ^); wir sollen von dem, was autorlos
geworden ist, nicht glauben, daß es keinen individuellen Urheber
^) Besonders auffällig istFormel wie /m^ts Fenet i.ii'jve fegyat
in einer
die Alliteration, die später Schmuckmittel überaus selten ist,
selbst als
während sie im alten Latein bis zur stärksten Übertreibung beliebt ist. Sie
findet sich aber im Sprichwort der Griechen üdeXq)ög dvögl nagürj, äyadol
ö' ÜQiddxQveg ävÖQf^^g, y.ay.ov zögcixog yMxöv ibiöv, im Volksliede /.taxgcd ögvsg,
cj MevdXxa, imElinderlied ^xxögsi xögr) xogcävrjv. Sappho hat an der Alliteration
auffällige Freude. yXöyoo'' ixvxa xaxöv 28, al de öäga ßi] öex£z\ äXXä öüoet 1, 22,
ävOog ßcüaxöv /j^ciTdioat ')-t, ndyxv ö' E'bßagig ovvszöv 7ioi)ocu jiavzl %ovx\
ä yäg tioXv negoxoTxüoa 1371, kol. 1., und gar 62 xaxd'vaLoxei, Kv&t:gri\ äßgög
'AdoyvLg, zC xe "d-eipsv; xazzvnzeo&e xögai xal xazegsCxea&e xi'&covag, offenbar
ist für das letzte Wort diese Form zu wählen.
*) Geld macht den Mann, sagte Aristodemos, ist das Sprichwort, das
metrische Form hat xgii)ßaza xg^)^^^'^'' ävr)g. Alkaios und Pindar kennen
es, kennen den Namen des Aristodemos aber ob er aus Sparta oder Argos
;
war, also wer er eigentlich war, ist schon ungewiß geworden.
Dichter von Beruf. 33
gehabt hätte, das Volk gibt nie und nirgends mehr als die Re-
sonanz.
Auf allen diesen Wegen kann sich eine gebundene Form
von der gewöhnlichen Rede absondern; es ist gut, sich über
diese Erscheinungen klar zu werden, damit man die Vorstellungen
los wird, und Prosa, Epik, Lyrik, Drama, Gesang und
Poesie
Rezitation wären Gegensätze und Unterschiede, die von vorn-
herein gegeben wären. Gegeben sind nur die Anlässe, die Hand-
lungen des Lebens, die zu den Improvisationen führen, aus
welchen sich eine handwerksmäßige Übung, eine Techne heraus-
bilden kann, aber durchaus nicht mui3. Gern glaubt man, daß
mancher Jüngling vor Liebchens Kammertür, manche Mutter
an der Wiege ihres Kleinen auch hübsche, aus dem Gefühle
quellende Worte und Töne gefunden
hat. Aber gerade dieses
Persönlichste verhallt, weil an kein Publikum wendet.
es sich
Mit all dem kann eine Poesie erreicht werden, braucht es aber
nicht. Das Pubhkum verlangt etwas, das allgemein interessiert;
es will hören. Entscheidend ist, ob der Erzähler hervortritt, der
ccotdög, der keltische vates, der Skalde. Den Itahkern hat er gefehlt;
sie haben keine Poesie aus eigener Kraft herausgebracht^).
Der Erzähler muß einen Stoff haben, der ein Publikum
ohne Sage, d. h. zunächt Erinnerung an große Ereignisse
fesselt:
und große Männer, wird es keinen Erzähler geben. Was das
Volk erlebt hatte und erlebte, Leid und Niederlage noch mehr
als Erfolg Sieg, und das Schicksal der Helden, die es an-
und
staunte, um
deren Untergang es klagte, das waren die Mächte,
welche sich in den Dichtern ihre Organe schufen, und die Dichter
wieder schufen sich die Form ihrer Erzählung, Vers und Stil.
Wohl dem Volke, das Helden mögen sie auch leiblich unter-
hat,
gehen: sie gewinnen das ewige Leben, wenn in dem Volke eben-
bürtige Dichter erstehen. Achilleus und Homer.
^) Daran ändert das Zeugnis Catos nichts, daß beim Mahle Lieder von
den Taten der Vorfahren gesungen wären: der Anlaß und der Anlauf zu
dem heroischen Epos war da; aber es ist eben kein Dichter gekommen,
kein Handwerk daraus geworden. Fescenninen haben sie auch improvisiert,
Kultlieder sogar aufgeschrieben, und Spaßmacher hat es auch gegeben;
aber geworden wäre daraus erst dann etwas, wenn eine sdiöpferische
Person aufgetreten wäre oder wenigstens dt)i.iLov(jyo( die Poesie übernommen
hätten.
Wil amo Witz, Griechische Verskunst. 3
34 !• 2. Poesie und Prosa.
Wieder ist nicht von vornherein zu sagen, ob der Erzähler
sich eine Kunstform ausbilden wird, die wir Poesie nennen.
Kunst ist wahrhaftig in den hebräischen Erzählungen von Gideon,
Abimelech und Simson vorhanden, wunderbare Kunst; aber da
der Gesang fehlte, hat sich auch kein Vers eingestellt. Die
Hellenen und Germanen haben ihre Heldensage in Liedern aus-
gebildet, die wir nicht kennen, die aber für ihre ganze Poesie
entscheidend wurden.
Die tiefe Wahrheit des platonischen Spruches, daß der echte
Dichter im Rausche eines götthchen Wahnsinnes schafft, muß
für alle Zeit gelten,da sie aus der menschlichen Natur abgeleitet
ist. Das Entscheidende ist immer eine ganz individuelle Leistung,
und in das Geheimnis des individuellen Schaffens, unbewußten
Schaffens dringen wir nie; wohl uns, wenn wir uns nur das
Gefühl für das Individuelle aneignen, was wieder zu gutem Teile
eine individuelle Leistung ist^). Das w^ollen wir nicht vergessen,
müssen aber gerade hier das andere betonen, daß die Dichtung
zum Handwerk werden mußte, gelernt werden mußte, damit sie
es zu fester Form, festem Stile brachte. Erst in dieser rfxvtj
bekam auch der geniale Dichter das Rüstzeug, mit dem bewaffnet
er zugleich für den Moment und für die Ewigkeit schuf. Die
Gilde der Sänger und der Rhapsoden hat sich zwar erst gebildet,
nachdem die eigentUch entscheidenden vergessenen Pfadfinder
das allgemeine Verlangen nach epischer Erzählung geweckt
hatten; aber der Homer oder die Homere, die uns entzücken,
wären ohne diehandwerksmäßige Schulung und Übung nicht
zu dem geworden, was sie sind, und die ungeheure Wirkung,
die sie auf die Nachwelt ausüben, beruht darauf, daß sich hand-
werksmäßige, aber ihrer r^xvrj sichere Nachahmung viele Jahr-
hunderte lang an sie anlehnte.
') Daher kommt die Stumpfheit, die das Individuelle weder in der
Erfindung noch im Ausdruck empfindet, und erklärt für subjektiv, was
ihr nicht wahrnehmbar ist, ganz wie die Unkenntnis der Sprache sich dem
Kenner dadurch überlegen dünkt, daß sie keinerlei Anstoß empfindet.
Das erlebt man alle Tage, und es ist noch widerwärtiger und dünkelhafter
als das ehedem herrschende Umschreiben der Texte nach dem Belieben des
eigenen Geschmackes und der eigenen Beschränktheit. Denn zu jenem
wilden Konjizieren mußte man doch etwas lernen; zum Glauben an die.
Überlieferung, an das mumpsimus hat man das nicht nötig.
Dichten als Handwerk. 35
Eben darum, weil diese Technik, dies Festhalten an dem
als vollkommen anerkannten Stile für die Hellenen charakte-
ristisch ist, schreibe ich dieses Kapitel. Darin liegt ja die Stärke
ihrer Kunst, auch der bildenden: die Künstler alle sind örj^uovQyol.
Aber wenn das musterhafte Vorbild später kanonisiert und geist-
reich oder sklavisch nachgeahmt wird, in der eigenen und dann
in vielen anderen Sprachen, so wirkt schließhch überall die in-
dividuelle freie Tat desjenigen nach, der jenes Vorbild schuf,
und auf diese einzig wahren yrotr/ra/ kommt es am Ende an^).
Die hellenische Literatur, zumal die Poesie wird so gut wie ganz
von Leuten gemacht, die sie als Beruf betreiben; sie haben es
gelernt und üben ihr Handwerk verstandesmäßig. Daher haben
wir wenigstens nur ganz wenig Sudelarbeiten, wie sie zumal in
Deutschland seit Jahrhunderten in Masse auf den Markt kommen
dürfen, weil es keine festen Stile, kein Handwerk gibt, das den
Romanen doch nicht fehlt. Andererseits trifft nur zu viel in
der späteren griechischen und lateinischen Dichtung die scharfe
Kritik „weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache,
die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu sein".
Das trifft nicht so sehr die Dilettanten wie die Dichter von
Profession, die höchstens in neuer Abtönung und Variation etwas
Eigenes, zuweilen höchst Reizvolles hervorbringen, das in einzelnen
Fällen, z. B. bei Theokritos, so etwas wie eine neue Gattimg
erzeugen kann.
Heldenlieder haben die Griechen gehabt, ehe sie nach Asien
gedrängt wurden. Stoffe wie der Zug der Sieben, die Fehde
') Das sollen wir auch nicht verkennen, wenn wir uns bemühen, die
Linien historischer Entwickelung zu verfolgen. Nur zu leicht erscheint
uns als ein notwendiger Verlauf, was in Wahrheit die Nachwirkung weniger
entscheidender Personen und Ereignisse ist. So bestimmt uns in der Ge-
schichte der Philosophie allzusehr die Konstruktion des Aristoteles, die
ganz teleologisch ist. Gerade da sind es die wenigen einzelnen origin:vlen
Denker, die etwas anderes und mehr sind als die Etappen einer notwendigen
Entwickelung. Wenn wir sie selbst noch verhören könnten, die Hcrakleitos
und Xenophanes, Empedokles und Deraokritos, würde das sicherlich noch
viel klarer hervortreten. Die Entwickelung geht in Wahrheit weder gerad-
linig noch in der Spirale, wenn sie uns auch oft so erscheinen mag, sondern
macht einen wirklichen Fortschritt nur, wenn die Macht des Einen oder
der Wenigen gewaltsam umbiegend ihr eine neue Richtung gibt. Die Vielen
können alierhöchstens zerstören.
3*
36 !• 2. Poesie und Prosa.
zwischen Pleuron und Kalydon, die Kentauromachie beweisen es.
Im Mutterlande hat sich das erzählende Lied lange erhalten; sonst
wäre die Fülle der Sagen verschollen, die von den Rhapsoden
aufgenommen wurden, als sie aus Asien herüberkamen^). Einen
Nachhall der Formen finden wir in den erzählenden Liedern
Korinnas, obwohl selbst in den engen weiblichen Kreis Homer
schon eingedrungen ist. Aber das verhallte, und ohne das Ein-
greifen der ionischen Kunst wäre auch der Inhalt der Erzäh-
lungen verloren gegangen, wie in ItaUen. Es war eben der
schöpferische Dichter nicht erschienen. In Asien fand er sich
in dem Unbekannten, der zur Rezitation überging und den
Hexameter schuf. Vergessen ist dieser über Homer, der nun
als der Vater so ziemlich des ganzen Hellenentumes vor uns
steht. Aber dieses Epos mit seinem Stile hat kein einzelner
gemacht, sondern die Arbeit der Rhapsodengilde.
Die widerstrebende Sprache ist dem Verse nicht ohne starke
Gewaltmittel angepaßt, der Vers aber auch zu einigen Zugeständ-
nissen gezwungen; ältere und jüngere Wortformen stehen dem
Dichter zur Verfügung; er muß sie lernen, und lernen muß er
seine Sprache überhaupt, denn sie wird nirgends gesprochen
und zeigt den Einfluß verschiedener Dialekte. Lange Kunst-
übung vor Homer hat dies Instrument geschaffen, nun ist es
aber auch eine Literatursprache, fähig, alles, was die Dichter
sagen wollen, zum Ausdruck zu bringen. Die Dichter von Ihas
und Odyssee verschwinden noch hinter ihren Werken, Hesiodos
wirkt schon durchaus als Person: daß er es kann, dankt der
Boeoter dem fremden Instrumente, das er zu spielen gelernt
hat. In dem Margites, Geranomachie^) wird der heroische
in der
Ton bereits in das Burleske umgestimmt. Der Schiffskatalog
ist schon didaktische Poesie. Daß uns das Wunder alltäglich
^) Die Derer scheinen nicht einmal so viel besessen zu haben. Kretisch-
dorische Sagen, selbst von der Eroberung, fehlen ganz; in Sparta steht es
nicht anders, denn in dem historischen Roman von den messenischen
Kriegen steckt keine echte Volkssage; Aristomenes ist Zeitgenosse des
Dareios, Aristodemos ist nach ihm erfunden. Argos hat einige historische
Sagen, aber da ist das Vordorische (Mykene, Tiryns, Midea, Heraion) vor-
wiegend geblieben, und selbst die edelste Sage (Herakles, Perseus) hat keine
epische Form gefunden: es muß Prosaerzählung gegeben haben.
^) Auf diesen Stoff deutet schon das erste Gleichnis im F; die Fran-
Qoisvase setzt das Epos voraus.
Das Epos. 37
geworden ist, nimmt ihm nichts von seiner Wunderbarkeit: die
Form des homerischen p]pos bleibt über ein Jahrtausend lebendig
und wird für das Verschiedenste angewandt, ohne doch in Vers-
bau und Sprache ihre homerische Herkunft zu verleugnen.
Wohl geht es zuerst in dem handwerksmäßigen Betriebe durch
die Rhapsoden abwärts auch mit der formalen Kunst, und Par-
menides zeigt die Nöte eines Denkers, der nur episch schreibt,
w^eil es noch keine andere feste Form gibt, aber dann, schon
durch Empedokles beginnt eine Erneuerung, Verfeinerung, die
in der hellenistischen Epik eine neue Blüte herbeiführt: erst jetzt
wird der Hexameter was er sein kann, und hinfort wiegen diese
neuen Muster vor. Es ist ein Symptom des Verfalles, als seit
dem Beginn der Kaiserzeit die homerische Lässigkeit wieder um
sich greift, was wir am Distichon beobachten. Schon steht der
lateinische Hexameter neben dem griechischen, bestimmt, statt
Homers den homerischen Stil über die Welt zu verbreiten, die
von Rom ihre Kultur empfängt. Und schließhch, als die Quantität
ihre Macht schon eingebüßt, die Sprache ihren Klang gewechselt
hat, erfährt der homerische Vers und Stil durch Nonnos^) noch
eine auf dem Papier ganz stark archaisierende, in Wahrheit
kühn neuernde letzte Gestaltung und beherrscht noch kurz vor
dem Zusammenbruche der hellenischen Tradition die Poesie einer
nicht ohne Schönheit sterbenden Welt. Das ist die erste Literatur-
sprache, ein künstUches Gebilde, durch den Schulunterricht all-
gemein verständlich gemacht; bedenke man, was darin liegt,
daß sie "den Dichtern dauernd zur Verfügung stand, für erzählende
oder lehrhafte Dichtung größeren Stiles nach 300 v. Chr. die
einzige mögliche Form war, achthundert Jahre lang. Ob das
Nonnos ist natürlich auch nicht ohne Vorgänger gewesen, von
denen der Kynegetiker Oppian für uns am greifbarsten ist, aber die Epik
der Kaiserzeit fordert eine zusammenfassende Behandhing, muß natürlich
die halbgriechischen Lateiner Claudian und Corippus mit heranziehen.
Ein überaus dankbares Thema. Bisher ist ja selbst für die nachvergilische
Epik kaum etwas getan, außer für Valerius Flaccus, und doch ist Lucan
durchaus kein geringer Künstler, und liegt bei Petron eine bewußte Kon-
kurrenz vor. Auch Statius ist niclit zu verachten. Seltsam, daß dies Epos
gerade zu der Zeit erlischt, wo das Griechische einen neuen Aufschwung
nimmt; Verbindung zwischen beiden ist noch nicht vorhanden, stellt sich
vielmehr erst im vierten Jahrhundert ein.
38 I- 2, Poesie und Prosa.
mehr Segen oder mehr Fluch war, wird sehr verschieden ein-
geschätzt werden.
In der Elegie hat das Epos sehr früh einen Seitenschoß
getrieben, den wir auch erst kennen lernen, als er zu voller
Blüte gekommen ist. Die Elegie heißt nach dem 'dlsyog^ der
karischen Totenklage; in dem Asien, das karische Urbevölkerung
hatte, ist sie entstanden; phrygisches Flötenspiel begleitete sie
zuerstund wohl noch lange, aber das geht den Dichter nichts
an,und der Dichter ist nicht mehr ein Mann der Gilde. Darin liegt
der große Fortschritt, daß der Gebildete jetzt ein Organ hat,
mit dem er auf die andern einwirken kann: diese Poesie leistet,
was später der Beredsamkeit zufällt. Elegie ist Ansprache an
einen oder viele, kann Volksrede sein; so ist sie es auch in
Sparta geworden. Man bedient sich notgedrungen der epischeu
Sprache; der lonier wird lebendigen Mundart anpassen,
sie seiner
die übrigen sind stärker an die ihnen fremde Kunstsprache ge-
bunden. Es konnte nicht ausbleiben, daß dies Ausdrucksmittel
von vielen für alles verwandt ward, was sie auszusprechen sich
gedrungen fühlten; die Sprüche, die beim Weine von jedem Teil-
nehmer gefordert v/urden, gehören ebenso dazu wie die Auf-
schriften, die man sich gewöhnte unter Weihgeschenke und auf
Grabsteine zu setzen Andererseits fiel die poetische Volksrede
^).
durch die Ausbildung des freien Wortes allmählich fort. So
wird das eigentliche Feld der Elegie das Epigramm in der ganzen
Weite dieser hellenischen Gattung, und in ihm ist die Elegie
wieder eine feste Kunstform, die bis in die byzantinische Zeit
lebendig bleibt, lebendig in der einmal geprägten Sprache, deren
^) Das tat man nicht, um poetisch rj&og oder :rdßog zu äußern, sondern
aus dem Gefühl für Form und Stil; die Rede mußte gebunden werden.
Die Analogie ist der Spruch, wie er oben neben das Lied gestellt ist.
Dalier waren noch für das sechste Jahrhundert die vollkommensten Epi-
gramme die, welche kein Wort über das Nötigste brachten. /ot/<öt &avovor]g
MvQQivijg. Avoeai ivd'cide ofj/ia JiaTi]Q ürjficov ijie'&-7}xe. Dann dringt
elfii orj/xa
ganz sacht etwas Ethos oder Pathos ein 'A?.^i)va)Q inoCrjoev ö Nct^iog' dAÄ'
daideaüe. IJcudög änocfOijiivoio K?.eoiTov zov MeveaaCxnov ßvrjfi' iooQcov
oIxtiq' üg y.a/.ög &v t}Javev. Und so geht es fort zur feinsten Poesie. Aber
ebenso begreiflich war es, daß die lonier des sechsten Jahrhunderts zur
Prosa übergingen, weil sie nun eine besaßen. Dieser Weg würde zu Grab-
inschriften und Ehreninschriften geführt haben, wie sie die Römer haben.
Das hat die Poesie verhindert.
Eleffie und lambus. 39
Wandlungen denen des Epos entsprechen. Auch hier bringt die
und feinere Durchbildung,
Blütezeit des Hellenismus eine reichere
der des Epos parallel, so daß der Stoff über die Form, episch oder
elegisch, nichtimmer entscheidet. Diese Elegie hat aber bei den
Griechen geringe Nachwirkung gehabt. Um so stärker ist der Erfolg
der römischen Nachbildung. Sie allein erklärt es, daß uns die Elegie
einerseits Liebesdichtung zu sein scheint, andererseits bei „elegisch"
an Wehmut und Entsagung gedacht wird. So verschuldet es ja
auch Martial, daß wir von einem Epigramm eine Pointe und
Avomöghch eine Bosheit erwarten. Bei der Elegie scheint es
besonders schwierig, von den Lateinern abzusehen; was sie
Eigenes leisten, wird zum Entlehnten gerechnet, womit doch
beiden Teilen schweres Unrecht geschieht.
Archilochos ist nicht der Erfinder .der Elegie; er hat auch
den lambus nicht erfunden, wenn die antike Grammatik ihm
auch beides zuschreibt. Aber er ist ein ebenso überragender
Künstler wie Homer, der das rezitative Epos ja auch schon vorfand.
Der lambus in seinen verschiedenen Spielarten ist ein Bruder
der Elegie, nur daß die epische Einwirkung schon viel geringer
ist, also die lebendige Rede Raum gewinnt. Andere mit feinstem
Geschmack ausgewählte Maße treten hinzu, die aus den kunst-
losen Versen stammten, welche im Volksmunde lebten, aber
bisher vernachlässigt waren. Die Bereicherung der Ausdrucks-
formen ist gewaltig, die Nachwirkung auch, die sich aber von
der Entwickelung der gesungenen Poesie nicht scheiden läßt.
Aber die Gattung lambus als solche hat zwar zu verschiedenen
Zeiten feine Nachbildungen erzeugt, allein eine Stellung wie
Epos und Elegie hat sie nicht erlangt^).
Neben Archilochos hat es eine ionische Liederpoesie gegeben,
die sich nicht bis in die alexandrinische Bibliothek erhalten hat,
aber überaus einflußreich gewesen sein muß, wie sich aus der
^) Höchst bezeichnend für die {griechische Weise ist es, daß eine
vereinzelte Neubildung, die Hinkiamben, weil ein einzehier mit ihr Beifall
gefunden hat, dann Gattung anerkannt wird, die mit seiner Sprache,
als eine
einer ziemlich verwilderten Volkssprache, unlöslich verbunden ist, wohl in
Versbau und Ausdruck verfeinert worden darf, aber doch den hipponakti-
schen Charakter nicht ganz verliert. Babrios hängt freilich nur indirekt über
Kallimachos von Hipponax ab, aber Babrios ist auch schon ein Halbbarbar,
für den Griechisch eine angelernte fremde Sprache ist.
40 I. 2. Poesie und Prosa.
Metrik ergeben wird. Sie stand der lesbischen Liederdichtung
parallel, und beide mußten sich berühren. Hier finden wir die
beiden berühmten Namen Alkaios und Sappho, während der
lonier Polymnestos schon für die Alexandriner ein Schatten war,
so daß der einzige Anakreon das ionische Lied vertritt, den die
Verbannung wohl dazu zwang, ein Talent beruflich zu pflegen,
das er zu Hause in freiem Spiele geübt hatte. Die lesbische Lyrik
hat von Homer und Hesiod starke Einwirkung erfahren, bedient
sich aber der eigenen Mundart; dasselbe ist von den loniern
anzunehmen, und im ganzen gilt es auch von Alkman, der ein
Asiate gewesen, aber ganz zum Lakonen geworden ist und uns
einigen Ersatz für die verlorene ionische Verskunst leistet. Er
und Sappho sind Dichter und Musiker von Handwerk; Alkaios
steht wie Archilochos und Anakreon. Abgesehen von gelehrter
Nachbildung (Theokrit) sind diese Dichter keine Schöpfer einer
Gattung geworden, denn die „Ode" wird das erst durch das
Aeolium carmen desHoraz, und wenn das Trink- und Gesellschafts-
lied die alte Lyrik in Skohen zersingt, Anakreon sich in die
Anakreonteen wandelt, so ist das gar keine literarische Bewegung.
Wonach wir verlangen, den Werdeprozeß der ionisch-äolischen
Lyrik zu verfolgen, dazu fehlen uns alle Mittel; wir sehen sie
nur in der Phase der Vollendung, aber das ist auch ihre letzte.
In der zweiten Hälfte und gegen Ende des sechsten Jahr-
hunderts besteht eine über das ganze Mutterland und den Westen
verbreitete Chorpoesie; die Dichter und Chormeister sind das
von Beruf und führen ein Wanderleben; geschulte Sänger finden
sich in der gebildeten Gesellschaft oder werden von Berufsge-
nossenschaften gestellt. Gesungen und getanzt wird in den
Gottesdiensten, aber auch bei festlichen Gelegenheiten des staat-
lichen oder privaten Lebens. In Verskunst und Sprache mögen
die Dichter sich mehr oder minder unterscheiden, der gemein-
same Stil überwiegt dennoch, und abgesehen von dem sehr
starken homerischen Einschlag können wir nicht klarstellen, wo
dieser durch Wortprunk hochgesteigerte Stil eigenthch herkommt,
denn daß wir von „Dorismen" reden, besagt herzlich wenig.
Nur daß die ganze Gattung in weite Ferne zurückreicht, volks-
tümhche Weisen, auch das vorhomerische epische Lied, nach-
wirken, läßt sich vermuten und bestätigt sich durch die in letzter
Stunde noch eben etwas kenntliche Frauendichtung (Korinnn,
Lyrik, Drama. 41
Telesilla). Es ist eben eine neue Kunstsprache geschaffen, die
wieder gelernt werden muß, auch von denen, die sie singen
und verstehen sollen, und diese Sprache gilt auf Keos und auf
Sizilien, in Thessahen und Sparta gleichermaßen; der Osten da-
gegen hat kaum Teil daran, auch wenn dort hin und wieder
ein solches Gedicht aufgeführt wird. Sprache und Stil halten
sich, solange dasLeben nach solchen Chorliedern Verlangen
trägt; Nachahmungen sind aber später nicht versucht, und da
die lateinische ausfällt, hat auch der Okzident nur spät und wenig
pindarisiert; die Sprache blieb dabei ohnehin ganz unnach-
ahmUch.
In Athen entsteht gleichzeitig mit derHochblüte des „dorischen"
Chorgesanges die Tragödie, indem neben den ionischen lambus
eben dieser dorische Chorgesang tritt. Zuerst war der Unter-
schied der beiden nebeneinanderstehenden Teile noch viel
stärker als in den erhaltenen Dramen, und wir sehen, wie alles
mehr und mehr attisch wird; aber ganz ausgeghchen ist die
Zwiespältigkeit niemals, und wir sollten das Seltsame nicht ver-
gessen, das doch an die Verwendung verschiedener Dialekte in
dem indischen Drama gemahnt. Die Tragödie ist ein Wunder-
werk, aber wahrlich alles andere als ein Erzeugnis vorbildhchen,
organischen Wachstums einer durch das Wesen der Poesie prä-
stabilierten Gattung. Durch das Talent und die Individualität einiger
großer Künstler wird die Tragödie in Inhalt und Form das, was sie
dann bleibt: es ist wieder ein neuer Stil und eine neue Sprache
geschaffen, die kanonisch für diese Gattung werden und nur
noch Nachahmung zulassen. Die hat es durch die Jahrhunderte
gegeben, wenn auch kein Dichter mehr Bedeutung gewonnen
hat; sie greift wieder auf die Römer über und durch diese auf
den Okzident; doch haben hier die Originale seit dem 17, Jahr-
hundert die lateinische Vermitteluug zurückgedrängt. Die Herab-
st.immung und Umstimmung der Gesangpartien hat schon im
fünften Jahrhundert auf die übrige Chordichtung hinübergewirkt,
so daß die Gesangpoesie schon des vierten Jahrhunderts (Nomos,
Dithyrambus) viel mehr von den attischen Chören abhängt als
von den Dichtern um Pindar. Da das gespielte Drama mehr
und mehr den Chor verlor, haben sich die beiden Elemente
wieder gesondert, aber die attische Tragödie bleibt nach beiden
Seiten bestimmend.
42 I- '^- Poesie und Prosa.
Kurz nach der Tragödie wird das zuerst volkstümliche, im-
provisierte Spiel der Komödie künstlerisch ausgestaltet; daher
finden wir hier am meisten von den Volksweisen, aber auch
der lambus loniens hat zuerst mächtig eingewirkt (Kratinos). Und
wieder schafft die Individualität einiger Männer eine neue Gattung.
Doch kanonisch wird sie erst spät, als mit dem Chor alles
Volksmäßige aufgegeben, die innere Form im Anschluß an die
spätere Tragödie abgerundet, aber die Sprache des Lebens zur
vollen Herrschaft geführt ist. Dann ist die Komödie Menanders
als eine feste Gattung vollendet, wieder gibt es nur Nachahmung,
hier sogar besonders sklavisch, aber diese Nachahmung wird
von den Griechen zwar nur einige Generationen geübt, und
auch die Lateiner treiben sie nicht dauernd, um so größer ist
deren Einfluß auf die moderne Poesie; von Menandros ist die
Kette der Nachahmer bis auf Ibsen mit Sicherheit zu verfolgen.
Von 800 bis 300 haben sich so die Griechen nicht eine,
sondern eine Anzahl poetischer Gattungen, Stile und Sprachen
geschaffen, die nebeneinanderstehen und stehenbleiben, die
jeder lernen muß, wenn er dichten will, die er abtönen darf,
aber nur so, daß die Abweichung als solche gefühlt wird; ver-
mischen darf er sie nie, und in keine darf er die Sprache ein-
führen, die er im Leben spricht, oder in der er Prosa schreibt. Ich
glaube, selbst die Inder liefern keine volle Analogie zu dieser
hellenischen Erscheinung, die so seltsam ist und doch für die
Hellenen so selbstverständlich, daß die meisten sie gar nicht
würdigen. Versmaß und Sprache gehören zusammen, das Epos
und die Elegie wollen ionisch sein, Tragödie und Komödie attisch
und doch verschieden, die gesungene Lyrik dorisiert. Das sind
vier verschiedene Sprachen; der Philologe soll sie alle beherrschen
und lernt am
besten, was das bedeutet, wenn er in ihnen Verse
macht. Wogäbe es etwas Vergleichbares? Ist es nicht ganz groß-
artig? Und es sind wirklich Gattungen und Stile, die sich daher
einer festen Technik erfreuen^).
^) Alle Gattungen waren von zahlreichen Dichtern gepüeg-t, mochten
sich von jeder allmählich auch nur einige als Vorbilder behaupten. Damit
vergleiche man das Latein. Da reduziert sich alles auf die Personen. Es
gibt gar keine lateinische Satire, es gibt nur Lucilius, Horaz, Persius,
luvenal. Die klassische lateinische Prosa ist Cicero, damit ist alles
gesagt; Cäsar zählt für die stilistische Fortentwicklung gar nicht, Sallust
ist nicht klassisch und zählt wieder nur als Person. Die ganze spätere
I'oesie hängt von drei Leuten ab, Vergil, Horaz, Ovid.
Stillstand der Poesie. 43
Geradezu unheimlich ist die Fruchtbarkeit der hellenischen Jahr-
hunderte; aber um 320 ist die Triebkraft erschöpft. Es entsteht
keine neue Gattung mehr, und es gibt keinerlei Poesie, die nicht
Nachahmung von Stilmustern wäre; ohne Gelehrsamkeit keine
Dichtung mehr, keinerlei Dichtung in der lebendigen Mutter-
sprache. Das kann alle Feinheit, alles geistreiche Spiel der
gelehrten Nachahmer nicht ersetzen, und gegen Ende des dritten
Jahrhunderts v. Chr. gibt es auch kaum einen geistreichen Nach-
ahmer mehr. Uns leisten dafür die Römer Ersatz, aber die Verödung
auf dem hellenischen Gebiete soll man nicht verschleiern. Ins-
besonders die Formenfülle der Verskunst ist ganz abgewelkt; die
späten, immer nur vereinzelten metrischen Versuche machen das
nur fühlbarer.
Wie war das nur möghch, wie konnte die Poesie, die Mutter-
sprache des menschlichen Geschlechtes, jahrhundertelang ganz
verstummen? Die Antwort läßt sich sicher geben. Die Kunst-
prosa hat die Poesie mit Absicht und Erfolg ersetzen wollen.
Prosa war in lonien entstanden, aber da war sie ohne jede
Stihsierung geblieben, es sei denn, daß das Epos auch hier hinein
übergrifft). Wohl war dies Ionisch selbst zu einer gemeingültigen
Schriftsprache geworden, deren sich bedienen mußte, wer für
die hellenische Nation schreiben wollte.Das rief dann eine be-
wußte Stilisierung hervor; es sind ja auch Versuche, einzelne
andere Dialekte zu schreiben, nicht ausgebheben. Wir erfreuen
uns besonders daran, wie die Individualität eines Herakleitos
oder Herodotos gerade dadurch frei herauskommt, daß es für ihre
Prosa keine Stilregeln gibt, und wir spüren die Wirkung ihrer
besondern Sprachgewalt, die bei Herakleitos selbst bis zu ge-
wagten, ganz individuellen Künsten fortschreitet. Wir sehen
au hippokra tischen Schriften, wie sich die sclüichte Sachlichkeit
so rein und klar vernehmen läßt, daß wir von einem in seiner
Art, vollkommenen Stile reden dürfen. Und wir ahnen wenigstens
') Stilistisch rätselhaft sind die scheinbar im Wortlaute erhaltenen
Stücke aus den Nacherzählungen der Heldensage, die Pherekydes heißen,
z.B. im Schol. Homer / 287. 321, Apollon. IV 1396. 1515. Akusilaos im
Papyrus Oxyr. 1611 kann auch abgesehen von Schreibfehlern nicht so von
dem alten Mann aus Argos stammen, läßt vielmehr die Athetese begreiflich
erscheinen. In Wahrheit dürften diese Schriften als Volksbücher einer
wiederliulten ungleichmäßigen Modernisierunü: unterzogen sein.
44 I- 2. Poesie und Prosa.
in Demokritos einen großen Künstler. Aber das Wesentliche
bleibt bestehen: dies ist echte Prosa, denkt gar nicht an die
Kunstmittel und Schmuckmittel der Poesie^), an keinerlei Bindung,
und wo etwas danach trügt der Schein.
aussieht, Bei Herodot
aber spielt etwas aus der Rhetorik hinein, die sich
allmählich
um ihn bildet, aber das stört, und wir freuen uns daran, daß
Demokritos sich mit Absicht von solchen entstellenden Reiz-
mitteln fernhält. So hätte sich eine edle, der Poesie wahrhaft
ebenbürtige Prosa auf dem ionischen Grunde bilden können,
aber die Herrschaft des Attischen machte der ionischen Ent-
wicklung ein Ende. Im Grunde ist gerade Piaton der einzige
wahre Fortsetzer, der von allem Ionischen nichts wissen mochte,
weil er sich auch der Rhetorik nicht unterwirft. Der Archaismus
der Kaiserzeit hat bis in die Zeit Justinians herab das Ionisch
des Herodotos und Hippokrates oder gar des Hekataios repro-
duzieren wollen, und dies Unterfangen, künstlich eine naive
Kunstlosigkeit vorzutäuschen, ist wohl das Stärkste und Uner-
freulichste in dem toten Griechisch der Archaisten.
Es gab noch kein Buch in attischer Sprache, wenigstens
keins, das außerhalb Athens gelesen ward, als Gorgias den
attischen Dialekt (allerdings noch nicht ganz rein, sondern dem
Ionischen näher bleibend, wie ihn auch Thukydides geschrieben
hat) für die Kunstprosa wählte, die er erfand. Er war ein
lonier aus Sizilien, wo sich diese Mundart einer verschwindenden
Minorität nicht halten konnte. Wie und wann er zu seiner Er-
findung kam, ist eine Frage ohne Autwort. Als er mit ihr in
Hellas auftrat, bezauberte er alle Ohren, und die Schüler strömten
ihm zu; er ist ein schwer reicher, allgemein berühmter Mann
gebheben, einer jener Redner-Schriftsteller, die zugleich Lehrer
ihrer Kunst sind, wofür wir Rhetor sagen, das damals noch
überwiegend den praktischen Staatsmann, den Demagogen be-
^) Damit streitet daß Herodot gelegentlich eine homerische
nicht,
Wendung wie ein fliegendes Wort, ein Zitat. Wer aber
einflicht: das wirl^t
rhetorische Figuren bei Herakleitos findet (und man kann sehr viele
finden), der soll nicht vergessen, daß der Prophet weder von Rhetorik noch
von Figuren etwas wußte, sondern er gab seinen Worten freilich mit
Bedacht eine Haltung, ein oyfina^ aber das war der Ausdruck seiner
Stimmung, seiner Laune. Nachahmer sind nicht ausgeblieben, und die
Manier wirkt unerfreulich, aber Rhctoreu sind auch diese Nachahmer nicht.
Gorgias. 45
zeichnete; der Wandel der Bedeutung ist charakteristisch. Gorgias
hat den Wettbewerb mit der Poesie bewußt aufgenommen. Er
ghedert den Sprachstoff nach den Abschnitten des Sinnes; das
entspricht den Versen, und damit sie leicht ins Ohr fallen, macht
er die Glieder kurz, so daß sie die spätere Theorie nicht Glieder,
sondern Stücke, xdu/<ara, nennt; wir reden entsprechend vom
zerhackten Stile, den äf fische JournaUsten ja zur Zeit auch für
geistreich halten. Ganz in der Weise der Verskunst, gerade der
uns geläufigen, sucht Gorgias ferner die Gheder gleich lang zu
machen oder doch gleich schwer, und sie durch den Klang,
Assonanz oder Reim zu binden. Es war diese neue Klang-
wirkung, was den berückenden Zauber erzielte. Aber er suchte
auch den Schmuck dm'ch gewählte Wörter, bei der Poesie ge-
borgte, lieber noch neugebildete, wie das überhaupt zur Zeit
behebt war. Schwer war die neue Kunst im Grunde nicht; sie
ließ sichauch auf die Poesie übertragen, wie es Agathon getan
hat. Eben darum ward die gebildete Gesellschaft ihrer doch bald
überdrüssig mid fand ihre oxr^i.iaTa^) kindisch, /.leigayucbdr^; aber
immer hat es tiefere, aber auch breitere Schichten gegeben, die
sich an ihnen freuten^), und gelegentlich haben sie nur wenige
verschmäht, so daß die Tradition nie abgerissen ist.
Die Künste des Gorgias berühren sich einmal mit der semi-
tischen Verskunst, dem parallelismus membrorum, andererseits
mit der gereimten modernen Poesie; der musikahsche Akzent
spielte vermuthch auch eine Rolle '^), wenn wir es auch kaum
^) Lateinisch figurae, was wir übernehmen, oyf]i.ia ist aber eigentlich
„Haltung", bewußte, auf den Eindruck berechnete „Pose", oder es liegt
prägnant das Würdevolle, Imposante darin, 'Aaiaziöog yf)g oxvßa fängt die
Andromache an. oxm.iaTi^eo\)ai aber geht auf das Bemühen, „sich anzu-
Xenophon Symp. 1, 9. So liegt in der Af ^-tc ioyj]üanauix'i-i mit dem
stellen'',
Künstlerischen auch das Gekünstelte, aber doxi)iioiv ist doch ein Tadel, denn
das gilt auch in der Demokratie, so sehr sie sich zu ihrem Vorteil von
der Ziererei der Menschen des 6. Jahrhunderts zu natürlicher Haltung in
Mode und Tracht gewandt hat, far figura wollen sie doch.
*) Aristoteles Rhet. JII 1, 1404a y.ai vvv en o( rro/./.ol rör d.-rnidevToyv
Tovg zoiovTovg olovrai ÖLa/Jyea&at y.d'/./.iaTa. Diese .ToÄ/.ot sterben niemals aus.
^) Wenn Piaton den Agathon in der Parodie sagen läßt tv .TÖrwt. fv
q>öß(oi, iv Tiö&oi, h' /.öydic xvi3eQi'i]n]c: f.Tt^dT?;^ .-ropaorarj/v: rf y.ru o(0Ti)Q
ciQLorog. so wirkt offenbar der Akzent neben den Assonanzen. Den Schluß der
Rede dagegen ziert Rhythmik, da folgt nach einer
die quantitierende
Reihe von langen Silben ein trochäischer Dimeter Osiby rt y.dvi^QÜ.i(ov vöiuia,
epitritisch: eine pindarische Strophe könnte genau so schließen.
46 I- 2. Poesie und Prosa.
spüren, und die Quantität, die den griechischen Vers beherrschte^
bleibt ganz unberücksichtigt. Auf sie achtete ein anderer höchst
einflußreicher Rhetor, der Dorer Thrasymachos, der schon vor
Gorgias in Athen lehrte und attisch schrieb. Seine Absicht war^
der Prosa auch Rhythmus zu geben, aber einen Rhythmus, der
sie von der Poesie scharf unterschied. Es hieß also, die ge-
läufigen Takte meiden; das war praktisch wichtiger als die Vor-
schrift, Päone zu bevorzugen. Natürlich galt die Sorgfalt vor--
nehmlich dem Anfang und dem Schluß der Sätze. Das sollte
einmal sehr wichtig werden; zunächst spürt man nichts von
einem Zwange, wohl aber die sehr großen Fortschritte in dem
wohllautenden Flusse der Rede, der bald das Attische vom Ionischen
allgemein unterscheidet.
Es sind aber nicht sprachlich oder stihstisch formale Regeln
gewesen, die den wichtigsten Fortschritt bewirkten, sondern die
logische Schulung, die durch die praktischeÜbungderRede und durch
die Vorbereitung auf die Praxis des Redners vor Volk, Rat und
Gericht erzeugt ward. Bald ward durch die Zusammenfassung
von allen diesen vorbereitenden Künsten das wunderbare In-
strument der attischen Prosa vollendet, auf dem sich alle Töne
spielen lassen sollten. Der die Vollendung brachte, war freilich
nur Schriftsteller und Lehrer, und die Praxis des Marktes und des
Gerichtsaales hat immer auch anderes verlangt, aber wir dürfen uns
nicht abhalten lassen, in Isokrates den Meister anzuerkennen, vor
dem alle Konkurrenten verschwinden, wenn er auch die formale Voll-
endung nur zu oft auf Kosten des Gedankens erreicht und allerdings
verschuldet hat, daß schUeßlich indem prächtig aufgeputzten Körper
der griechischen Rede keine Seele mehr steckt. Er verachtet das
Ornament durchaus aber es schmückt nur dienend die
nicht,
einzelnen Baugheder, die Hauptsache ist die Tektonik der Rede^
ihre Periodisierung. Wie die treffende antike Vergleichung es
ausdrückt, tragen die Gheder der Periode einander wie die Steine
eines Gewölbes^). Wir vergessen zu leicht, daß in der Periode
die Rückkehr zum Ausgangspunkte liegt, also eine Abrundung,,
die ebensowohl den Gedanken wie den Satzbau und den Rhythmus
angeht. Der „Rundgang" des Gedankens, der mit einem Satze
anfängt und die Begründung und ihre Bestätigung mit allem, was
^) Demetrios Jt. ig/.!,. 13.
Kunstprosa. 47
sich zur Bekräftigung heranziehen läßt, zu dem Abschlüsse, dem
q. e. d. führt ^), ist allerdings schließlich in den starren Schema-
tismus der Chrie ausgeartet quis quid cur contra simile et para-
digmata testes'^), nach dem ich selbst noch als Obersekundaner
eine Chrie verfertigt habe. Daß in dem Bau einer solchen
Periode häufig inhaltsleere Füllstücke stecken, war unvermeid-
lich, Aber ein Demosthenes ver-
ebenso, daß er monoton wird.
steht es auch mit einer Disharmonie Leben hineinzubringen und
mißt nicht nur die Glieder, die einander entsprechen sollen,
sondern wägt sie auch. Die Antithese, die zu solcher Symmetrie
vielfach führt und für Gorgias eine seiner Hauptfiguren war, ist
in griechischer Rede so beliebt, daß die Rhetoren darin nur dem
allgemeinen Zuge folgen. Von irgendwelchem Anschlüsse an die
Poesie ist ja keine Rede, aber vergleichbar ist die Periode dem
Strophenbau doch, wie die Glieder und Stücke sich den Versen
vergleichen lassen. Aus der Poesie stammt die hier fast noch
ängstlichere Vermeidung des Hiatus, übrigens eine Neigung, die
durch die ganze griechische Sprache geht, so daß die Hiate
überall abnehmen, auch wo die Rhetorik nicht bestimmend ist^).
Es ist nur die krankhafte Sucht, archaisch naiv zu scheinen,
die später Hiate häuft, weil sie sich bei den loniern und bei
Thukydides fanden oder zu finden schienen*). Auf die Klang-
') Die der Chrie vergleichbare xavaoy.evi) lehrt uns allein ganz klar
der Rhetor ad Herennium II 28, IV 56. Sie wird trotz Spengel immer
noch zuwenig beachtet; man sollte sich den Anhalt nicht entgehen lassen
und z. B. im Areopagitikos die Abschnitte nicht so fehlerhaft abgliedern,
wie es bei Benseler-Blaß geschieht.
*) Woher unser gelehrter und naiv verkehrter guter Lehrer Steinhart
auf diese Formel geraten war, kann ich nicht angeben.
')Das hat schon angefangen, als manche Endvokale ein n erhielten,
das ihnen nicht zukam, und so tritt später ein falsches s in ß^/.Qtg ou u. a.
ein, dies und anderes auch in dorischen Dialekten. Das unattische /.livzoiye
y.alxoiyf. gehört ebendahin, erst recht das berüchtigte (.Uvxov. Die allgemeine
Abneigung gegen den Hiat teilen natürlich auch Schriftsteller, die ihn ganz
verbannen weder können noch wollen, was dann manche Kritilcer zu un-
berechtigter Normalisierung verführt, durch die Blaß z. B. oft gesündigt hat.
Aristoteles ist besonders belehrend, denn der Hiat verschwindet so ziemlich,
so oft sich der Ton in seinen Vorträgen auf die Höhe der stilisierten
Rede hebt.
*) Lediglich weil das Ionische in der Schrift einen von der Sprache
überwundenen Zustand festhielt, festhalten mußte, da es ja sehr früh
48 I- 2. Poesie und Prosa.
Wirkung wird natürlich auch peinhch geachtet, Härten gemieden,
gorgianische Reime selten zugelassen; doch ist auch hier das
Streben, sich von der Poesie fernzuhalten, maßgebend, so daß
z. B. Alliterationen ebenso fehlen wie das Malen durch Häufung
von Längen oder Kürzen. Dem entspricht die Wortwahl, die
sowohl poetische wie neugemachte Wörter verbannt^) und doch
eine gleichmäßige Würde wahrt.
So Isokrates, dessen Einfluß ungeheuer ist, hat sich doch
Aristoteles ihm gebeugt. Er nennt diesen Stil, den er für das
Pubhkum selbst schreibt, die l^^ig y.arsoTqa^i(.ih\]; darin hegt,
daß sie nicht frei ist: in der Tat, dies ist gebundene Rede, und
wenn Bindung das Gedicht macht, ist es Poesie. Wirklich
die
wollte Isokrates loytov TtoirjTi^g sein und traute sich zu, die
Dichter mit seinen löyot auf allen Feldern zu schlagen. Sein
Euagoras Enkomion^) wie die Siegeslieder Pindars, an
ist ein
Nikokles richtet er Gnomen wie die Elegiker, heroische Stoffe
behandelt nicht niu" die Helene, dahin gehört vieles in Panegyrikus
und Panathenaikus, und in diesem steckt sogar ein Stück Dialog.
Was Isokrates wollte, hat sich erfüllt: die Kunstprosa hat die
Poesie abgelöst. Wie auf der Schule der Rhetor die Führung
übernahm, nachdem der Grammatiker in die kanonischen Dichter
eingeführt hatte, wie der junge Mensch in Griechenland zuerst
sich in Versen versucht haben wird (wir wissen es nur aus Rom),
dann aber die schwereren Künste der Kontroversien übte, so
war die Dichtung in den Gattungen, die sich erhalten hatten,
nun auch ein Teil der Rhetorik, und zwar der leichtere. Das
ließ sich in der Tat aufrecht erhalten, so wie die Poesie allmäh-
lich geworden war. Wer die Gelegenheiten, für welche Genethlios-
geschrieben war, haben sogar die Grammatiker im Herodot eine Menge
was er selbst geschrieben
offener Schreibungen befolgt, weit über das hinaus,
hatte, und sie lehrten hjt^soüat ßaotXeog legYfiov, olxEovzag, öjQineaTai,
ve7)vCr)g offen sprechen, wo er zusammenzog, von noteeiv enoCee xeezcu
XeovvB)] u. dgl. ganz abgesehen.
Das ist ein Purismus, durch den die Sprache notwendig verarmen
^)
mußte. Aber die blöden Attizisten schelten auf Hypereides, weil er sich
gegen die Sprache des Lebens nicht verschließt.
*) Dies Wort selbst wird aus der Lyrik übernommen und ändert seine
Bedeutung, so daß jede Erinnerung an den vM/iiog schwindet. Schon Xeno-
phon Ages. 10, 3 kann sagen, dies sein Buch sei mehr ein iy^oj/xiov als
ein '&Qi]vog.
Kunstprosa. 4.9
Menander Reden verfertigen lehrt, mit der Gelegenheitsdichtung
der letzten Jahrhunderte vergleicht, kann die Theorie dieser
Rhetorik nur als gerechtfertigt anerkennen^).
Damals hatte also die Prosa über die Poesie den Sieg so
vollkommen davongetragen, wie es Isokrates kaum hatte hoffen
können. Sein Stil war freilich weder der einzige noch der
herrschende geblieben; man hätte vielmehr nun in der Rhetorik
Gattungen unterscheiden können, ganz wie in der Poesie. Das
ist nicht geschehen, denn die yaQaxvfjQsg^ {.i^yaloTtosTtiQ, i^ieoov,
ioyvöv oder wie die nie ganz feste Terminologie lautet, oder auch
die Versuche einen vierten Stil {avd-rjQÖv, yXacpvgöv) zuzufügen
oder auch einen vollkommenen, deivov, über alle zu erheben,
sind schon darum unbrauchbar, weil sie Quahtäten zum Kriterium
nehmen, ein rtolov, statt das Wesen, das rl zu erfassen. Das
würde Dialog, Historie, Abhandlung, Brief, Rede u. dgl. gesondert
haben, hätte vielleicht dem ungesunden Zustande entgegengewirkt,
daß der Rhetor sich einbildete, sein Unterricht befähigte zu allem,
weil alle Gattungen sich in dem Stile behandeln heßen, den er
vertrieb. Wir müssen daher danach streben, diese Stile zu
unterscheiden, und da steht neben dem periodisierten, Isokrates,
Demosthenes, Aristoteles, der kommatische, der sich auf Gorgias
zurückführen läßt. Freilich ist unsere Kenntnis der Prosa zwischen
Aristoteles und Dionysios so gering, daß wir eine Stilgeschichte
niemals herstellen können, und für die Kaiserzeit, wo das sehr
wohl durchführbar ist, bleibt noch ziemlich alles zu tun, denn
ein Sammelbegriff wie die zweite Sophistik wirft das Verschiedenste
in einen Topf. Zum Glück brauche ich hier nur die Kunstmittel
hervorzuheben, durch welche die Kunstprosa immer mehr ge-
bunden, immer näher an die Poesie herangebracht wird.
Schon in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts v. Chr.
ist, wie es scheint, in Asien, in dem Gegensatze zu Athen, der
ja das Treibende in der poetischen Bewegung der Zeit ist, die
Periodisierung zugunsten der •/.öiiuaTa aufgegeben, dafür aber
für die Schlüsse der Sätze oder auch ihrer integrierenden Teile
eine metrische Bindung durchgeführt, zu der oft auch Reim oder
*) Neben den allbekannten Äußerung'en des Tacitus in seinem Dia-
log höre man z. B. Quintilian über den Rhythmus in Poesie und Prosa,
IX 4, 45 ff., wo er sich zu der Behauptung versteigt, 60, ratio pedum.in
oratione est multo quam in versa difficilior.
Wilamowitz, Griechische Versknust. 4
>
,
50 I- 2. Poesie und Prosa.
Assonanz trat*). Schon jetzt konnte man von dieser Prosa
sagen, daß sie sich singen und tanzen heße, was sich als Lob
oder Tadel durch die folgenden Jahrhunderte zieht. Wenn
Hegesias eins seiner xd^z/mra schließt ovoav ovy.it' oiaav, so klingt
das ithyphalKsch, lasziv, rfjg i.ieycch]g ItTtvXevg ist ein Pentameter-
schluß: da ist was am meisten gemieden wird,
also vorhanden,
die Übereinstimmung mit dem Ausgange von Versen. Das wird
die Verurteilung des Hegesias nicht minder bewirkt haben als
die xaxduT/Aa seiner Gedanken. Ausgestorben ist dieses Über-
greifen in die Versmetrik Aber herrschend
übrigens nicht.^)
geworden ist vielmehr was auf Thrasymachos und seine Emp-
fehlung des Päon zurückweist, die bekannten hellenistischen
Klauseln — w — w, — ^ ,
—w ^—, die wir am
besten aus. der lateinischen Nachahmung kennen. Zu ihrer
Wahl hat das Negative, Ablehnung der Versschlüsse ^-^ — ^—
—w — ^^ >-•, -^^ —w —
geführt; daher halte ich
,
^^ — — -w —
Schluß des Trimeters, für keine beabsichtigte Kadenz, sondern,
wo sie wirklich vorkommt, für eine, vielleicht irgendwie ent-
schuldigte Anomahe, wohl die Beschränkung auf den schUessenden
^) Ob da bei dem Mann vom Sipylos nicht doch die lydische Assonanz
eingewirkt hat? Erstorben war die Volkssprache damals noch nicht.
') Hier einige Belege aus später Zeit, Himerios or. 24, 4 als AVort
eines weisen Rhetors ex vov kaXdv üd xö Äa/.uv izegcyivezai. Der alexan-
drinischePfotreptikos 112 Bohlmann =
Gramer An. Par.I 171 q)va8L ös ndweg
:iQdg ägevi^v yevv(i)ße'{}a. Es folgt in dieser Exzerptenreihe ein Stück jisqI
Fvägcov, das byzantinischen Klauseln hat, aber mit zwei Trimetern
die
schließen will omo
zöv aitöv zöjiov t) ovv))&sict (er sprach ovvrjdCa) toig
,ufev xöXaöLv :renoi)]xs, totg de :naxQiöa. Die Anapäste neben der falschen
Messung von TÖ.Tog (wo Zö)Qog zu Gebote stand) sind auffällig. Synesios
Epist. 19 otirojg ägdoosi vfit Y.eq^ah)i xöv ovqcivöv. Anfang von n. t.vvnvt(ov,
äQxaiov ol/xai xal ÄCav YlXazioviy.ov. Vorletzter Satz der Schrift daQQ&v
eavTÖv TiagazidioTOi tön y/jövcoi- Bei Clemens Protr.
Schluß einer II. ^4, B,
Anekdote, xclt' amöv üg %ö jivq i.i>tOi]xev (og ^vÄov, schwanke ich, ob es
nicht doch ein entlehnter Vers ist (Sitz.-Ber. Berl. 1911, 7(52). Ältere Praxis
setzt iambisch an, biegt aber rechtzeitig um, Chariton, der hellenistische
Praxis zu befolgen pflegt, hat gleich in der ersten Rede I 2, 2 ei ßsv zig
i^ rißcbv iyi]iuv ovx av ÜQyiadrjv, und am Schluß y.ai zöv ydixov 'i^dvavov
zm vvf.iff(c)i TroLfjacoixev, wo er mit z(~)t vvß(f((<)i üdvazov denselben Bau
erzielen konnte, ebenso einen Spondeus hinter dem Trimeter IV 1, 8 et
'//) d'ikit nazi]Q yeveoücu /.m?ö' dvi]Q eazco. III, 2, 9 loxvQÖzegog yev))aoßaL
.igög rijv y.Qioiv, dvägög ot deanörov vöf.to)t XQ^'^ß^vog, III, 4, 3, zCg otöei-
et xQ^fJ- yivoizo y.ai öiKaat&v, IV 3, 12 ötizai yuQ // öxt vtg oxoh~]g ixaxgoTEQag visw.
Klauseln. 51
Kretiker. Da seit dem Erstarken des Klassizismus sich bei den
Gnechen die Fortdauer der hellenistischen Klauseln mit der
Nachahmung der freien Stilisten kreuzte'), ist hier die Er-
scheinung nicht so eindeutig wie bei den Lateinern, deren klas-
sisches Stilmuster Cicero die Klauseln selbst befolgt hatte. Denn
es ist Selbsttäuschung, wenn immer wieder versucht wird, die
Rhythmil^ von Isokrates und Demosthenes in Regeln zu zwängen;
unsere Rhetoreu versuchen wirklich die klassische Prosa wie
die sog. äohschen Strophen Pindars zu behandeln, und Blaß hat
sich gar an Piaton vergriffen^). Piaton stand immer als der
größte Dichter in Prosa neben den Rhetoren, Rednern und Rede-
lehrern, gerade weil er die Rhetorik verwarf. Er hatte in voller
Freiheit Sprache des Lebens geschrieben, hatte sie in den
die
Mj^then und nicht nur in ihnen zu einer Erhabenheit gesteigert,
die es mit aller künstUchen dtivötr^g aufnahm, und hatte sich
im Alter einen durch Metapher, durch Wortwahl und Wortfügung
auf die Höhe der Poesie gehobenen Stil geschaffen, der sich
doch niemals auf lehrbare Regeln bringen ließ. In der steigenden
Meidung des Hiatus folgte er dem Zuge der Sprache; das war
nebensächlich. So steht er als der Vertreter der wahren Prosa,
wie sie die größten Schriftsteller aller Völker, zumal der Ger-
manen geschrieben haben und schreiben werden, neben der
Rhetorik, der xouuojTiy.i) -/.o/m/Mu der Sophisten. Sein Vorbild
war und bheb zunächst für die Philosophen mehr oder minder
bestimmend, und auch wer der Rhetorik weit entgegenkam, ward
doch durch diesen Klassiker auf die Natur und die Wahrheit hin-
geführt^). Aber auch Demosthenes steht ihm als Stilist kaum
Die Schrift .t. vy)oi'g ist dafür sehr belehrend. Wir dürfen sicher
^)
sein, daß die hellenistische Rhetorik außer der Klauseltechnik, die sich
durchgesetzt hat, noch manches andere versucht hat. Noch bei den Rhe-
toren, die Seneca gehört hat, findet sich ein Satz ^^Controv. VII 1, 25)
nöasidov diieTOi'jTO)v ö^o^iora ^vl)(Oi\ ti}v t'vci/.toi' y./.i^go.jadun'S ^aoi/.tüiv.
ch'd/fiTca .Tcrooxrtii'o^, .«stä .tartoct öiy.aoov. Da ist die Kiirzenhäufung offen-
bar Absicht, also umgekehrt wie bei Demosthenes, allerdings corrup-
tissima eloquentia. i
*) Cicero sagt im Orator 183, die Lyrik würde ohne die Musik, also
wie wir sie lesen, Kunstprosa Das ist das Gegenstück zu dem cantari
vorgeworfen wird.
saltarique, das der corrupta eloquentia
*) Wieder müssen wir sagen, daß Demokriios nach allem, was wir
vermuten können, als einziger unabhängig, vielleicht ebenbürtig, neben
Plaion stand.
4*
52 I- 2. Posie und Prosa.
nach; nur ist seine Unterlage nicht die natürlich gewachsene,
sondern die isokrateisch gezogene Rede, aber wie er mit ebenso
viel Leidenschaft wie individueller Kunst diese Rede nach seinem
Willen ganz frei gestaltet, das ist unvergleichlich; man muß
ihn aber laut lesen, was man bei Piaton nicht nötig hat: er hat
selbst die v7T6y.Qioig, den Vortrag für das Wichtigste erklärt.
Im man an sich einzuge-
dritten Jahrhundert n. Chr. fängt
stehen, daß die Sprache kurz und lang nicht mehr unterscheidet;
der exspiratorisch gewordene Akzent hat die Quantität zerstört.
Das hatte natürlich weit früher angefangen. Wenn Tibull und
Ovid den Pentameter so bauen, daß die vorletzte Silbe betont
wird, tun sie das nach dem Vorgange gleichzeitiger griechischer
Epigrammatiker ^). Da ist beabsichtigt, daß der bisher gar nicht
beachtete Akzent auf eine Senkung fällt, und so die Hebung des
Tones mit dem Flusse des Verses kontrastiert; die Quantität
wird also noch gefühlt. Aber wenn die Pentameter und Trimeter
des vierten Jahrhunderts ebenso gebaut werden, sind die alten
Verse wirklich zerstört; der Trimeter wird lahm, und der Penta-
meter klingt wie bei Carducci (oben S. 6). Da ist der Weg
zu den byzantinischen Versen beschritten^). Ungleich wichtiger
als die neue Behandlung der Verse, die immer noch die Quantität,
wie sie nach der alten Regel war, festhält, ist die Änderung der
Prosa, die Einführung akzentuierter Klauseln, die nach einigen
Schwankungen für viele Jahrhunderte geltende Regel: zwischen
den beiden letzten betonten Silben eines Gliedes müssen zwei
oder vier oder sechs unbetonte stehen, hinter der letzten be-
tonten Silbe am liebsten zwei unbetonte. Hier ist also, ganz
^) Darauf hat mich einmal P. Maas hingewiesen, und ich habe es zu
meiner Überraschung bestätigt gefunden. Maas hat nach W. Meyer diese
Klauseltechnik aufgeklärt.
*) Maas (Byzant. Zeitschr. XII) hat vollkommen recht, wenn er lehrt,
daß der byzantinische Zwölfsilbler richtig gesprochen mit dem Trimeter
nichts zu tun hat, sondern seinen eigenen Gang und Klang und Wohlklang
besitzt. Aber das kann dai*an nichts ändern, daß dieser Vers aus dem
Trimeter entstanden ist, ganz wie horazische Maße für die rhj^thmische
Dichtung in lateinischer und romanischer Sprache trotz ganz neuem Klange
fortleben. Und dann bleibt die Frage, wie kommt es zu der Betonung
der vorletzten Silbe: diese kann nur gesucht sein, als die Quantität noch
neben dem exspiratorischen Akzente gefühlt ward. Vom Pentameterschluß
gilt dasselbe.
Akzentuierte Metrik. 53
anders als in den akzentuierten Satzschlüssen der Lateiner, auf
die ich nicht eingehe, keineswegs der Akzent an Stelle der
Quantität getreten, sondern etwas ganz Neues geschaffen. Was
wie ein akzentuierter Doi^peldaktylus aussieht, die behebteste
Form, widerstreitet der altenWeise geradezu. Ich kann schlechter-
dings nicht begreifen, wie es zu ihr gekommen ist; Aufklärung
muß in der Durcharbeitung der Prosa von 200 350 gesucht —
werden. Wenn die Schriftsteller darauf aus sind, kleine Gheder
zu bauen und mit diesen Klauseln zu versehen, so entsteht ein
so aufdringlicher, in den Kadenzen monotoner Rhythmus, daß
man kaum begreift, wie ihn die Modernen so lange überhören
konnten. Ich greife behebig eme Stelle aus Gregors Rede dg
rä ayia (pCöta heraus und bezeichne, wie Maas es allein praktisch
vorgemacht hat, nur die betonten Silben
sira y.ca cpwg y€vd)i.i6d-a rileov -^
Telelov cpiorög fewrif-iara.
OQdxe rrjg rj^ieQag ttjv xdgiv
OQäxe Tov (.ivorr^giov rrjv övrafiiv.
ovx aTzo yrjg TJgd-rjre^);
ovK dvo) ti&eiod^e oacpwg vipcu-^-evreg
VTTo rryg fjueTeoag cpwvqg xat avaywyiqg;
Y.aL ixL ^lälXov Tsd-rioeod-e,
€7t€tddv SVOÖOJOIJI
Tov Xöyov 6 löyog.
Und noch der Schluß der zweiten sog. y-ardaraocg des Synesios,
S. 389 Krab.
eyw xctta y/oQav en €y.Y.?^riOiag liievd),
Ti]g TtavayLag jtqoovi]Gouc(l xigvißog
^Q0Ocpvao(.iaL tcov y.lövcov tcov isqcov
ai TTjv doL'Xov ario yr^g äv€xovai TQdTistccv.
E'/M 'Aai t(öv y.ad-eöovf.iat
/Ml arcod-avibv /.eLoo(.iai.
XeiTovQyög eif-H rov -S-eov
y.ai rrjv ipvxT]v loiog arcolsiTOVQyi^oat /.u Sei.
ov fii^v b ye &£Ög TtSQiöiperai
TOV ßtüf.l6v TOV «>'«/// Of/.TOV
UQHog aii.iaTi Hiaiv6i.isvov.
^) Nach der älteren Weise kann vor einem schließenden Daktylus
sogar ein Zusammenstoß betonter Silben stattfinden; so auch bei Synesios
W. Meyer hätte sich durch die Leugnung- dieser älteren Praxis der Er-
kenntnis einer geschichtlichen Entwickelung nicht verschließen sollen".
;
54 I. 2. Poesie und Prosa.
Hier ist die Bindung so stark, daß es kaum noch angeht,
solche Rede als Prosa anzusprechen. Die Hörer hat dieser
Kliugklang berauscht wie einst der des Gorgias, der uns wider-
wärtig sein mag; sie werden auch verschiedene Wirkung emp-
funden haben, je nachdem mehr oder weniger unbetonte Silben
zwischen den Hebungen standen, was uns besonders schwer
wird, in der Rezitation fühlbar zu machen. Diesen Stil nennen
sie noch Prosa, aber in der justinianischen Zeit ist ein Kirchen-
gesang da, der nun als Lyrik, oft ganz wie im Dithyrambus
erzählende Lyrik anerkannt ist. Er baut große Strophen, in
denen die verschiedensten kleinen Gheder streng respondieren
von Füßen, mit denen man sie messen könnte, ist keine Rede.
Bindung durch Reim oder Assonanz ist nicht notwendig, kommt
aber nicht 'selten vor. Es wird angenommen, daß der Anstoß
zu dieser Dichtung von den Semiten kam ^), und der berühmteste
Dichter Romanos ist ein Syrer. Das schließt natürlich nicht
aus, daß die syrische Dichtung früher von der griechischen be-
fruchtet war. Ich habe hierüber kein Urteil, ebensowenig darüber,
ob diese Kirchenpoesie nach dem Westen hinübergewirkt und
bei der Schöpfung der Sequenzen und Leiche mitgewirkt hat,
was mir sehr ansprechend ist. Die ganze Erscheinung ist im
höchsten Grade merkwürdig, denn hier liegt es greifbar vor
Augen, daß sich aus der Prosa eine neue poetische Form er-
hebt, weil die sprachlichen Bedingungen der alten Formen fort-
gefallen sind. Das war berechtigt, und der Formenreichtum
kann gefallen. Aber befriedigend und befreiend ist das Ergebnis
doch nicht, hat daher auch keine weitere Verbreitung in einer
neuaufblühenden Poesie gefunden, die aus dem Mönchtum und
der Kirche in die Welt und die freie Natur hätte dringen müssen.
Das hegt an der Sprache. Diese bleibt ja die alte tote Kunst-
sprache der Prosa, und die biblischen Elemente verstärken den
prosaischen, buntscheckigen, unlebendigen Eindruck. In dieser
Sprache war genau so wenig Triebkraft mehr wie in der Kunst-
^) Das ist etwas anderes, als wenn W. Meyer den Reim von dort her-
leitete und auf Ephrem und Übersetzungen seiner Gedichte großes
die
Gewicht legte. Denn in diesen herrscht eine entsetzlich monotone Wieder-
holung einer festen kleinen Summe von Silben, weiter nichts. Und
in der lateinischen Prosa ist der Reim unbedingt älter als Ephrem.
Romanos. 55
spräche der alten Poesie, wie sie etwa Paulus der Silentiar
gleichzeitig anwendet, dessen unverächtliche Poesie gewiß nicht
stillos oder unlebendig klingt. Wir dürfen nie vergessen,
daß die Christen gewohnt waren, die Übersetzungen der Psalmen
zu singen, also eine ganz rhythmuslose, kunstlose, charakterlose
Übersetzerprosa, und ihre Uturgischen Stücke waren auch pro-
saisch, sie freilich gemäß der jeweihg herrschenden Rhetorik
stihsiert. Auch darin liegt, daß die neue Religion nur noch
die Kunstprosa vorfand^). Die tote Sprache ist der Fluch, den
der Archaismus dem Byzantinertum mitgegeben hat; von diesem
Banne zu befreien, hat es niemals auch nur einen ernst-
sich
haften Versuch gemacht. Mau könnte meinen, es wäre etwas
Ähnliches, wenn der romanische und germanische Westen la-
teinisch dichtet, aber das wäre ein schwerer Irrtum. Das Latein,
das die kirchhchen und weltlichen Dichter des Westens an-
wenden, lebt, und die poetische Sprache ist wirklich poetisch,
da sie sich an die großen römischen Vorbilder anlehnt, aus
denen sie immer neue Kraft saugen kann, gerade weil die
Formen der Dichtung sich von ertötender Nachahmung be-
freit haben.
Diese letzte Erscheinung ist es vor allem, was mich ver-
anlaßt hat, dieses Kapitel zu schreiben. IjS sollte ganz klar
werden, daß auch Poesie und Prosa in der Praxis der Geschichte
keine unvereinbaren Gegensätze sind, rein formal genommen,
nicht nur so wie es Aristoteles im Anfang der Poetik ausführt.
Das treibt dann dazu, daß die Entstehung des Verses von dem
Begriffe der Poesie und ebenso von dem der Metrik losgelöst
werden kann, und dann sieht sich der Ursprung der griecliischen
Verse recht anders an, als wenn man gleich mit Hephästions
') Es fehlt nicht an Versuchen, die alten poetischen Formen für das
Christentum zu retten; Clemens schließt seinen Pädagogus mit einem
Liede für seine Gläubigen. Areios tut es mit größerem Erfolge, Apolli-
naris setzt die Psalmen in Hexameter; aber das sind alles totgeborene
Kinder; die Gedichte von Gregor, Synesios und wenigen andern dringen
nicht in das Volk. Im Westen ist das anders: luvencus und namentlich
Prudentius haben die vergilische Epik für christliche Stoffe mit großem
Erfolge verwenden können, Prudentius hat auch lyrische Formen ange-
wandt. Er ist ein Talent und lohnt das Lesen, und er ist ein Mensch,
(hu man gern kennen lernt.
56 I. 2. Poesie und Prosa.
oder Hermanns Regeln kommt. Aber auch für die modernste
Entwicklung ist es aufklärend, vielleicht für die Zukunft. Sei
es auch, daß Goethe durch Klopstock und durch Pindar zu den
freien Rhythmen von Prometheus, Ganymed, Schwager Kronos usw.
gelangt ist, dann hat er doch von ihnen als Jünghng einen sehr
viel weiteren Gebrauch gemacht, denn die prosaische Iphigenie,
Elpenor, manche Partien des Egmont sind in solchen Rhythmen
geschrieben. Ob sie im Druck abgeteilt werden, ist einerlei^).
Was ist das Ganze? Poesie oder Prosa? Prosa, sagt Aristoteles,
denn es sind Rhythmen ohne festes Maß. Prosa, werden alle
Rhetoren sagen. Uns will das nicht eingehen, weil wir an so
stark rhythmische Prosa nicht gew^öhnt sind, und weil die
Sprache sich erst recht über das prosaische Niveau erhebt.
Wir besitzen eben keine Techne und keine Technik der Prosa.
Da hilft die hellenische Analogie, nicht etwa die Theorie der
Rhetoren, denn eine solche poetische Sprache zugleich mit freier
Bewegung finden wir bei dem alten Piaton, der seiner Dichtung
eine neue prosaische Form erfindet. Der junge Goethe findet
ohne Führung den Weg zu einem Ausdruck für sein über-
quellendes Gefühl; die Formen, die ihm die Poetik seiner Zeit
zur Verfügung stellt, genügen ihm nicht. Das ist ein ganz
anderer Weg; die Klänge sind auch ganz verschieden, aber
die Analogie ist unverkennbar. Nur führt von Piatons poetischer
Prosa kein Weg zur Poesie; die liegt abgeschlossen hinter ihm.
Goethe hatte sie noch vor sich. Er hat den Weg seiner Jugend
bald verlassen; ist es nicht doch der Weg, der zu einer neuen
Verskunst führen wird? Jene Poesie und Walt Whitmans Streck-
verse und so manche naturahstische Versuche mögen noch so
stillos oder doch halbschlächtig anmuten: das beweisen sie, daß
die herkömmhchen Formen verbraucht sind, und daß wir uns
von dem ungewaschenen und ungekämmten Naturahsmus weg
nach Formenstrenge sehnen, ist unverkennbar. Mit der Kunst-
prosa der freien Rhythmen ist es noch nicht getan; damit es
wirkUch Poesie werde, muß das feste Maß, muß aber auch die
feste poetische Sprache gefunden w^erden. Dazu muß der
^) Die ersten Teile von Shelleys Queen Mab sind zwar in Verse ab-
gesetzt, aber es sind doch auch nur rhythmische Glieder ohne jede feste
liiadiinfr.
Freie Rhythmen.
schöpferische Mann kommen; aber prophezeien darf man auch
auf Grund der geschichüichen Analogie nicht, denn selbst wenn
das Erwartete eintrifft, anders kommt es doch immer, als sich
vorhersehen und sagen Ueß. Ein schöpferischer Einzelner muß
kommen, und eine neue große Individuahtät ist immer ein
Wunder. Kommt er nicht, so wird die Öde herrschen, in der
die Nachahmung nur der Nachhall vergangenen Lebens ist.
Daß ein schöpferisches Volk einem solchen Schicksal verfallen
kann, lehren die Griechen auch. Soll es unser Schicksal werden?
3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
vorige Kapitel hat das Gebiet der hellenischen Metrik
,as
umgrenzt; es hat sich gezeigt, daß die schöpferische Kraft
auf dem Gebiete der Verskunst schon im vierten Jahrhundert
ausgelebt hat; ist nach dem Zusammenbruche
wirldich Neues
des attischen Reiches nicht mehr hervorgebracht. Wohl findet
der komische Trimeter erst in der neuen Komödie seine freieste
und feinste Ausbildung, Hexameter und Distichon in den ersten
Generationen des Hellenismus, und es werden auch einzelne alte
lyrische Verse hervorgeholt und stichisch mit Erfolg angewandt-
Aber auch das hat bald ein Ende, und was die Praxis an chori-
scher Dichtung braucht, dient dem Momente, ohne auch nur den
Anspruch auf dauernden literarischen Wert zu erheben. So
handelt es sich für uns wesenthch um die Lyriker und Dramatiker
der klassischen Zeit in ihren verschiedenen Gattungen und Stilen.
Aber von den meisten Lyrikern ist so bitter weniges und dies
so trümmerhaft auf uns gekommen, von der Volkspoesie nur
gelegenthch ein Weniges, meist erst durch Aristoteles und die
ältesten Peripatetiker aufgezeichnet, daß es ein Wahn ist, alles
verstehen zu wollen. Wie schwer muß es da sein, auf die Ur-
sprünge zurückzuschließen. Und doch muß es gewagt werden,
wenn wir nicht auf das Verständnis der lyrischen Formen ganz
verzichten wollen; Längen und Kürzen aufzeichnen reicht doch
zum Verständnis nicht hin. Wer anderes wagt, tut es nicht nur
auf die Gefahr hin, oft zu irren, sondern mit dem Bewußtsein,
daß er irren muß ; das Schelten der Traditionsgläubigen sieht er
voraus, nicht minder das Achselzucken derer, die in dem Besitze
eines fertigen Systems im voraus wissen, was es gibt oder
geben darf.
Erschwerend kommt ein anderes hinzu. Die Musik ist ver-
loren, denn die kümmerüchen Reste von Noten würden selbst
dann kaum etwas helfen, wenn sie Takt und Tempo sicher er-
Anfänge. 59
kennen ließen^); aus der erhaltenen musikalischen Theorie die
Versmaße zu erklären, ist ein Unterfangen, das nur zu täuschenden
Ergebnissen führen kann; in Wahrheit wird dann immer mit
moderner Musik oder doch mit modernem musikalischem Gefühle
operiert. Es wäre schön, wenn uns die antike Theorie der
Metrik leiten könnte; aber sie ist erst ausgebildet, als die klassische
Dichtung vorlag, und wir kennen sie erst aus ganz späten schul-
mäßigen Bearbeitungen, deren Unzulänglichkeit sich überall ver-
rät. So werden wir aus ihr wesentlich nur das entnehmen, was
unser Beobachtungsm.aterial vermehrt und imsere Fähigkeit zu
beobachten stärkt; die theoretischen Sätze binden uns nicht eher,
als bis wir an den Versen geprüft haben, wieviel sie taugen.
Machen müssen wir uns die griechische Metrik selbst, wie wir
uns die griechische Grammatik aus den erhaltenen Sprachdenk-
mälern selbst gemacht haben; die Grammatiker von Aristophanes
bis Herodian haben dazu im wesenthchen nur das Tatsachen-
material beigesteuert, das sie mittelbar oder unmittelbar über-
liefern. Positiv wird also der folgende Überblick über die Ent-
wickelung der antiken metrischen Lehren kaum etwas bieten,
aber eben um dies zu zeigen, mußte er gegeben werden.
In den Wolken 638 ist der Sophist Sokrates bereit, über
Rhythmik und Metrik Unterricht zu erteilen; von der Rhythmik
erfahren '.vir, daß sie das hÖTtUov und das /.axa öär/.tvlov
•/ar'
behandelte. Der Dichter kannte das natürlich aus der Praxis,
aber die Sophisten hatten es bereits theoretisch behandelt. Eben
dieselben Rhythmen erwähnt Piaton im Staat -iOO unter Berufung
auf Dämon, so daß wir beides verbinden dürfen; Dämons Buch
lag dem auch am nächsten. Es ist eine merk-
Aristophanes
würdige Erscheinung, daß der Staatsmann, den der Komiker
Piaton als Lehrer des Perikles auf die Bühne gebracht hat"-).
^) Eins haben sie deutlich gemacht, daß Verdoppelung der Vokale
und Trennung der Diphthonge {Tciovooiv für ravoon) in Gebrauch war, um
zu bezeichnen, daß auf die Silbe zwei Noten kamen. Das war schon zur
Zeit des Aristophanes so, P>ösche 1314. In unseren Pindarhandschriften
wird so evy./.tti geschrieben, um die Trennung des Vokales in fi'y./.n deut-
lich zu machen, Ol. 10, 85, Nem. 2, 24, y.e/.aiveqtei Fr. 108b (Theodoret).
*) Plutarch Per. 4. Kirchner Prosopogr. 3143, der Artikel ist aller-
dings unvollständig. Das Altersverhältnis zu Perikles ist ungewiß; älter
wäre Dämon, wenn Piaton, Ladies 180 d, mit Recht Agathokles seinen Lehrer
nannte, de.r auch für Pindars Lehrer gilt. Ini Schol. Alkib. I 118c steht
60 I- 3- Die metrischen Theorien der Hellenen.
ob vor oder nach seinem Tode, wissen wir nicht, ein Buch über
einen solchen Gegenstand verfaßt hat. Er hat einmal im Staate
so viel bedeutet, daß er dem Osti^akismus verfiel; wann das ge-
schah, wissen wir wieder nicht. Aber eine der ältesten attischen
Schriften muß Buch gewesen sein. Diogenes von Babylon hat
sein
es noch gelesen,und da erfahren wir wenigstens, daß es die Form
einer Rede vor dem Areopag hatte. In Verbindung mit Piatons
Angaben ergibt sich daraus die Tendenz, die Musik für die
Jugendbildung zu verwenden, um zur evoxrj^wovvrj zu erziehen,
also in demselben Sinne, wie es später Piaton gewollt hat. Mit
dem, was wir über Pythagoras hören, stimmt das auch überein,
doch fehlt jeder Hinweis auf die kosmische ag^iovla. Dagegen
war die rhythmische und metrische Theorie so eingehend be-
handelt, daß die Versfüße vorkamen; lamben und Trochäen
wurden bereits benannt, und die Doktrin fing mit den Buch-
staben an. OL tTrixeiQoDvrsg rolg Qvü^^iotg twv oroi%euov irgiörov
rag dvvd(.ieig öisllovro, eTteira rcöv avlXaßcüv, Kai ovtwg Tjörj eqyovTUi.
ercl Tovg Qv-S-jj-ohg axeip6/.ievoi-j ttqöxeqov ö' ov (Kratylos 424c) ^). Da
gingen also Rhythmik und Metrik eine Strecke denselben Weg.
Die Silbe, kurz oder lang, führte zu den nächstkleinsten Ver-
bindungen, und so ist hier der für alle Zeit verhängnisvolle Schritt
getan, daß die zweisilbigen Füße zu Grrundmaßen gemacht
wurden, obwohl das Metron in den meisten Versen viersilbig
war. Den Metrikern fiel damit nicht weniges zu, was wir zur
Grammatik rechnen, wie denn Aristoteles in dem grammatischen
Teile seiner Poetik auf die i.ierQLy.oL verweist, 1456 b, und eine
andere Verweisung^) zeigt, daß sie auch behandelten, was wir
jetzt Phonetik nennen. So ist es auch geblieben, und wenn
wir von Spezialschriften über Metrik lange nichts hören, so
müssen die Grammatiker in ihrem Unterrichte für die Metriker
aber Lamprokles zwischen Agathokles und Dämon. Hier heißt dieser
Pythagoreer, und die Anekdote bei Galen (Fr. 10) paßt zu dieser nahe-
liegenden Auffassung-, die eben deshalb nicht Überlieferung sein wird.
Wichtig ist das Zeugnis des Polykrates (Libanios Apol. Sokr. 157), daß
Dämon nicht so schwere Dinge zur Last gelegt wurden wie dem Sokrates,
insbesondere nicht der Versuch, die Verfassung umzustürzen.
Aristoxenos, Rhythmik 274 Meib. sagt loxi ö' 'fif^ilv yvÜQtßa zu jieqI
%i]v xorv ygaußdrcov ovvü^eaiv, er setzt also voraus, was der Rhythmiker
Dämon mitbehandelte.
*) n. ^(öuov ßOQÜov II 660 a: Die Buchstaben und wie sie von der Zunge
und den Lippen gebildet werden, öel JivvOdveo'dai Jictgä zäv fxtTQiy.äv.
1
Versnamen. 6
eingetreten sein^). Wir finden die Lehre von den Buchstaben
aisAusgangspunkt bei Aristides Quintilianus I 20, bei Philoxenos
und Longin ^), und wenn Heliodor gleich mit den Metra anfing,
Hephästion mit den Silben, so bauten sie auf der Lehre des
Grammatikers; die lateinischen Kompilationen des Marius Victo-
rinus(Aphthonius), Terentianus Maurus, Atilius Fortunatianus
folgen der alten Weise, also auch ihre Quellen, darunter der
Gewährsmann des Theomestus.
Wenn Dämon die Versnamen lambus und Trochäus brauchte,
so ist der „Laufrhythmus" für diesen Zweck ersonnen; er
hat sich auch nicht ohne Widerspruch durchgesetzt; aber der
andere verbreitete Name „Tanzrhythmus", xogelog besagt ziemlich
dasselbe und ist nicht bezeichnender. Der lambus ist eigentlich
Bezeichnung einer Gedichtgattung ^). Natürlich mußten auch die
Füße und -^ >-^ ihren Namen haben das können nur ;
OTiovöelog und nvooLiLog oder 7ioo-/.EXevLi(xri-/.ög*) gewesen sein,
^) So sehen wir es in der höchst interessanten Schilderung, die
Quintilian von dem
Schulbetrieb gibt, I 4, 4. Was er über den musikali-
schen Unterricht sagt, I 10, geht weit mehr die alte griechische Weise an
als seine Gegenwart. Dabei kommt die Rhythmik erst recht zur Behand-
lung, der neben der Metrik nur eben ein Wort gegönnt war.
*) Schol. Hephäst. 81. 83. Longin sagt von der Rhythmik, daß sie
auch eine Kürze als Länge gebrauchen kann; dasselbe steht bei Victo-
rinus 42. Es mag spätere Zeiten angehen, warnt aber davor, auf die
Rhythmiker die Metrik zu bauen.
*) Diomedes ILE 5, 12 sagt, daß lambos ein Sohn des Ares war, benannt
von seinem livat y.ai ßoäv; die Etymologie braucht uns nicht zu beirren.
Aber er führt zwei verdorbene Verse des Arktinos an: i'z 6?.iyov öiaßä^ .too-
(pöoo)t Tioöl ofpoa ol yvla reivöiiieva qo)oito y.al eüoOsveg tldog t/j)t,ot, in denen
der erste Versschluß und der Wechsel der Modi im zweiten unerträglich
sind. Schwerlich hat Welcker recht, wenn er meint, der Heros hätte nicht
lambos geheißen. Denn die Verse sind doch an sich gar nicht dazu an-
getan, den Versfuß zu veranschaulichen, sondern erst von einem Metriker
so gedeutet. Wie der Epiker dazu kam, den Linos, lalemos, Hymenaios,
die zu Personen geworden waren, einen lambos zur Seite zu stellen, bleibt
für uns ein Rätsel, fäUt aber nicht aus der Analogie. Über die Zeit sagt
der Name Arktinos nichts, denn er schließt selbst das Ende des sechsten
Jahrhunderts niclit aus, Ilias und Homer 382. Stehen konnten die Verse
in der Titanomachie so gut wie in der Aithiopis-Persis.
*) Ursprünglich sind die beiden Namen identisch, Aristid. Quint. I lö;
dann wird einer für die Verdoppelung verwandt, kommt aber auch t)yetujv
für die Doppelkürze auf, den ersten in der Reihe der Versfüße. Die Form
jiQoy.e?.ei\aazcy.6g ohne parasitisches s ist vielfach bewahrt.
62 I. 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
der erste von der Verwendung beim Trankopfer benannt, bei
dem man geradezu oicovöri, öTtovöri rief '), der andere von dem
Waffentanz oder der Aufforderung dazu, was wirklich ziemlich
dasselbe war. Daß diese beiden Füße von der älteren Metrik als
reihenbildend anerkannt waren, wird das Kapitel x^napäste, II 11,
zeigen. Von den dreisilbigen Füßen brauchten nur die benannt
zu werden, die praktisch in Gebrauch waren, denn der Paion
heißt zwar nach einem rituellen Gesänge ^), den kretischen Päanen,
aber die alte Metrik hielt ihn schon für zusammengesetzt aus
Trochäus und Pyrrhichius, und Kretiker sind dem Aristoxenos
die Trochäen^). So bleibt der Anapäst; der heißt nach dem
Gedicht, das sich dieses Maßes bedient*). Der Daktylus aber.
1) Aristoph. Fried. 110-i.
Das könnte allenfalls auch vom ßaxxelog gelten, wie die Rhythmiker
*)
den Choriamb nennen, Aristid. Quint. I 16, Caesius 263. Die loniker heißen
nach den lasziven '/toi'tKa, Aristoph. Ekkl. 884, Athen. 620e, aber der Vers-
name ist nicht alt.
*) Choeroboskus Oxyr. 9. Aristophanes fordert Ekkles. 3.105 mit
219,
KQi]Tty.(~)g roj tiöös ydvei zu dem Tanze auf, der Trochäen begleitete. Die
Kretiker heißen aber auch schon so, Frösche 1356, Kratinos bei Hephästion 13.
KQ}]Oiotg iv Qvi^iitorg Fr. adesp. 111 bei Dionysios comp. verb. 25. Nvoui Kvo'joLa
ÖQ/juiaza soll Pan bringen, Soph. Aias 700. Von einem Kgvg TQ6:iog redet
Pindar in dem Hyporchem 107 b zugleich mit einem molossischen Instru-
ment, das vielleicht mit dem späten Versnamen Molossus zusammenhängt,
wenn der nicht bloß die Schwere bezeichnen soll.
*) Die dvdjtatotot bezeichnen die Parabase Ach. 627, Fried- 735, Vög.684,
auch Ritter 564. Wenn Aischines 1, 157 sagt rov 'ötioxqitov elnövrog zt
:xgög töv yooöv ävdnaiovov, so stimmt das in der Form zu dem später be-
legten xä dvdjKUOTa, aber all dies kann nicht auf das Versmaß gehen,
sondern man muß etwas Ähnliches hören wie in icißßC^eLv; das liegt bei
Aischines darin, und man darf sich nicht auf anapästisches Metrum ver-
lassen, wenn Lukian Lapith. 18 in Nachahmung des
Cassius Dio 39, 8,
Aischines von dvdn:aioza reden. Also stammt der Name nicht von einem
dvcixQOVfiv :r(oög töv ddy.Tv?.ov (Diomedes III 5, 19 u. ö.) oder äv(o xQovetv
(Choerobosk. 215), sondern von dem Aufstoßen, Aufschlagen des persönlichen
Angriffs. So heißt der Tempelschlüssel, mit dem man einen Riegel auf-
stößt, wie das Diels in seinem Parmenides erklärt hat, xXrjig ävdnaiOTog
in Athen CIA II 678 b 16 u. ö. und Delos IG XI 2, 161, 94. Philostratos
Soph. II 20 tadelt an dem Sophisten Apollonios von Athen QvOfu/i f/ußezQOi
y.cd dvanaCovztg ; aber die Probe gibt keine Anapäste, sondern eher Doch-
mien, es ist also „aufschlagend, den Takt aufdi'inglich markierend"'. Auch
wenn Pherekrates vor der Parabase der Korianno (Heph. 15, 23) das Publikum
auffordert, auf seine ovßnzvxzoi, d\dnaLOzoi aufzumerken, so besteht die
Dämon. 63
der Zoll oder die Zehe, ist benannt, als der epische Vers der
Vers überhaupt war, der ^tovi^, und diese Bedeutung war so
lebendig, daß Aristoxenos das, was Hephästion Syzygie nennt,
also die metrische Einheit, als däy.zvlog /.ut }'ai.ißov, xoquov be-
nennt. Das dürfen wir, glaube ich, dem Dämon alles auch zu-
schi'eiben, dessen Reste ich nun vorlege.
1. Philodem mus. IHK. (Gomperz zu Phil. v. d. Musik 9)
]oi7TaiCov
]i]va.OTOv
20 [/.ata JdJLiüJva lt at . vtuv
Ergänzt Gomperz, der versucht rriv ä/.Qozov . . . Ttaiyviav; das
letzte ist" nichtig; TtuLdeLuv oder naididv; äy.oorov ist mindestens
unverständlich. Ob oi rcaitovreq Tr]v äocorov /.axa Jäficüva Tiaiöidv?
2. Philodem mus. I 13 (Gomperz 10)
2 '/Ml TIlV B^[l\v 7t OL
[riOELv aQ(.i\ovLY,(x)tdrriV y.al
[Qv^ai/,cü]TdTTjv. eTtiCrjT^
5 [oavTog] Ö€ rivog, Ttöveoov [sTtl]
[Ttdoag T]ag ägsrag r;' zLvag rj
[/<oi(7tx]jj TTQodyu, Jdfuova
[TtdXiv (frjjalv rov 1.LOVOL/.OV
\ejiI 7idoa\g axsöov d'uod-ar ).i
10 \yuv ya\q avröv, TVQoar/.eiv
[äidovT]a y.al y.i^aQuolv]
[ra Tov 7Ta]ida ui] iiuvuv
1— 5 ergänzt Gomperz, nur 5 habe ich 010 am Schluß in Lri
geändert. 11 — 12 ergänzt Kemke. In diesem Buche gab Philodem
ein Referat über die Ansicht des Diogenes von Babylon; der
hatte sich also auf Dämon für die ethische Wirkung der Metrik
berufen, mehrfach, wie die Reste zeigen, daher auch :rd).ir Zeile 8.
Sehr schön hat Gomperz die Beziehung auf diese Stelle bei
Philodem B 77 (ein losgerissenes Stück S. 54 Kemke) entdeckt,
wo kenntlich ist
9 Jd]i.iiov[a u\6VT0i[ tovI
10 f^iovoiy.]bv « .... V ei7iti[v
r?;]v a[oi"a/]x);v[
Neuigkeit darin, daß er die :xaQd,3aoig in den kurz zusammeng-efaltetei»
Pherekrateen gehalten hat, die von dieser Stelle her ihren Namen haben;
mit dem anapästischen Maße hat es nichts zu tun.
64 I- ^- Die metrischen Theorien der Hellenen.
]rag äQ£rag[
]€.iov d[€]lv äLÖo[vTa
^ xiS-]aQiKovTa rov [Tial
15 da (.irj] /.lövov ScvdQs[iav
eurpaijvea^ai y.al atü[cpQO
ovvr]]v älla xat di\ycaL
[oovvrjv
10 (.lovoLMv habe ich trotz dem überheferten (pov vor-
gezogen, Ttdooocpov Gomperz. 16 ist ij-upaivead-ai (Kemke) nicht
sicher.
3. Philodem mus. IV, 34 in der Widerlegung des Diogenes
•Aal JdfUüv ei roiavxa Tzqog tobg aXrj&ivovg ägeoTtaytrag eXsye /.al
1-11] zovg 7tXatzof.iivovg, E(pevdy.i^ev arrjQwg.
Auch hier handelt es sich um den erziehlichenWert der
Musik. Aus dieser Stelle hat Bücheier erkannt, daß Dämons
Rede ein Areopagitikos war.
4. Ps. Plutarch mus. 16 rrjv eTtaveiuevrjv XvÖigti, utieq ivavxia
Tf^i /.ii^olvÖLGtl, TtaQaTvXrjoiav ovaav TJJi 'iddi, vtzo Jducovog svQfjo&al
cpaoL Tov l^^i]valov. Vgl. von Jan bei Pauly-Wissowa unter
Dämon.
5. Aristides Quintilianus II 14. otl dir ö^ioiÖTrjrog ol cpd-öyyot
ovvsxovg /.leltoLÖlag jtXdxrovoi ts ovy. ov fj&og ev ts Tiaiol y.al rolg
ijör] TtQoßeßiy/.öot y.al lvdof.ivyßvv e^dyovGLv, EÖtjXovv ~/.at ol Ttegl
Jdi-icova' ev yovv xalg vtv avtoü 7taQadeöof.i€vaLg ccQfiovlaig rwv
(pEQOj-ievtüv rpd-öyycov öte f.i€v rohg d-rjXeLg öre öe rovg cxQQevag eoriv
evQslv i'jTOi TcXsovdtovrag t] In eXatrov fj ovdöXiog naQEiXr^f.Li-ihovgj
öT^Xov öyg xara ro rjS-og ipvxijg ixdoTrjg xai aQf.ioviag XQrjoiu£vovoi]g,
Vgl. II 12. Ich muß darauf hinweisen, daß tCöv cpsQOf.ienüv (pMyycuv
zu iovg di]Xeig gehört. Der Schein, daß Dämon selbst komponiert
hätte, darf hier und Fr. 4 nicht verführen: er hatte nur die
Harmonien aufgeführt und kritisiert; da sich darunter die STtavei-
(.livYi befand oder zu befinden schien, die früher nicht
XvÖLoxL
belegt war, konnte er ihr Erfinder genannt werden.
6. Piaton Lach. 197d sagt Sokrates, nachdem sich ergeben
hat, daß nach der Ansicht des Nikias der wahre avö()slog
oocpög ist, vmI ydq f-ioi doxelg ovde rjio^ijoO-ai bn xavvrjv rr^v ooq)Lav
Ttaqa Jdfuovog rov riuexeqov exaiQOv 7iaQEiXi]cpev, 6 öh Jdutov
x(bL ITqoöIxioi TtoXXa 7rXi]Oid^€ij dg dij do'/.el xCov oocpiaxaiv xdXXiaxa
Dämon. 65
th roLavta övöuata diaigelv. Man erkennt die Beziehung auf die
Lehre Dämons in Fr. 2.
7. Piaton Staat 4240 ovöauoC -/uvoüvTai t^iouoty.r^g zqÖ7Coi avev
wg cpr^aL xe Jducov y.al kyco rteid-ouai.
TtoXixr/.Cbv vöuojv rä)v uf.yiovcov,
Auch das Folgende wird zu Dämons Gedanken stimmen.
8. Athenäus 628c ov /.cr/.öjg d^ eksyov ol neql Jduojva rbv
'Ad-r^valov ort /(.al rag aitöag y.ai rag ögy/joeig avdyy.rj ylveoS-at
'/.Lvovfi€V7]g 7i(x)g rf^g ipvxfjg, yal ai uhv D.evd-eQLOL y.al y.aKal tcoloCol
xotavtag, al S^ Ivavrlat rag ivavtiag.
9. Piaton Staat 400, Glaukon hat gesagt, daß es rqc arra
iorlv eiör] e^ wv al ßdoeig TtKey.ovraUj weiß aber nicht Ttola ojtoiov
ßiov f.iiui'iuara.
d'/.kd ravva luv, i)v d' iyco, y.al fisza Jduatvog ßoclsvoöued-a^
riveg rs dveXev^tQiag y.al vßQScog i) /.laviag y.al aXXr^g y.u-A.iag nqi-
novaai ßdoeig, y.al rivag rolg Ivavxioig '/.rircxiov qv&uovq' oluai de
(.IE d/.Yjy.oivai ov oacpCug IvoTthöv xe ovoud'Covxog avxov ovv&exov^ y.al
dd/.xvXov, y.al tjqwiöv ye, otz olö' orccog öia/.oouoDvxog y.al loov ävio
y.al y.dvio ri^evxog dg ßga^v xe y.al i.ia/.QOv yiyvöiievov, y.al ojg eyco
oifxai, iafißov xai riv aXXov rQoyalov lovö^iate^ ,"'/'''-^/ ^^ '/-^^
ßQ^'A^'
rrjxag nqoofiTCxe^ v.al xovxiüv xtolv oluai xdg dyioyag xov nodog avxov
ovx i]xxov ipeyeiv xe /.al htaivelv /} rovg gv^aohg avxovg r^xot ovvau-
(pöxcoöv XL' ov yuQ e%co Xeyeiv. dkla xavxa i.tev^ looneq eirrov^ eig
Jduvjva avaßeßh]oO-w' dieXeoS-uL yaq ov outy.Qov /.öyov.
Wir finden die drei wo wir unbe-
e'idr:, evö/thov ovvd-exov^
stimmt lassen w^ollen, ob nicht das evönliov nur eine Art der
Gattung ovvd-exa ist, denn bei dem dd/.xvlog ist eins mit dem
Zusätze y.al v^qColöv ye beigefügt. Der f;owiog wird aus den dd/.rv/.oi,
dem yevog loov hervorgehoben, nicht nur weil er so wichtig und
verbreitet ist, sondern auch weil in dem Heroischen das Würdige
hegt; die Anapäste läßt Sokrates fort. Die Bemerkung, daß sich
Hoov ävw y.al y.dxio in Längen und Kürzen darstellte (die Kon-
struktion erklärt Adam), wiederholt sich ähnlich bei dem yerog
diTtldoiov, das nach den lamben heißt. Da Dämon von den
Rhythmen handelte, ist der Zusatz gerechtfertigt, denn erst die
Sprache bringt lang und kurz. Es ist begreifhch, daß Spätere
in dem /.ax^ Ivönhov das päonische Geschlecht finden wollten;
aber wer mit zweisilbigen Füßen rechnete, für den gehörte
—w ^-^ ^^ zu den ovvd-exa, die loniker auch. So ist alles wohl
verständlich; das Enoplion, nach dem die ovv&exa heißen (so
Vilainowitz. Griechische Verskuiist. ,">
ß6 !• 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
Anatophanes Wölk. 638), bleibt leider unerklärt. Bei Proklos
S. 61 Kr. steht, das evörtXiov bestünde tu re idfißov xat da/.Tvlov y-oi
rfjg TtoQiai^ißidog Ordnung -^
^). In der ^^ v^ ^^ gibt das w
keinen Sinn, eher wenn diese drei Füße verschieden kombiniert
Verse bilden sollen, wo doch der Trochäus vermißt wird. Das
macht dies Zeugnis unverwendbar.
10. Galen Hipp. u. Plat. V 453 Müller Jäf.uov 6 /.wvoiwg
avkrjTQiöi Ttaqayavö^iEVog avXovoi]L %o ^Qvyiov veavionoig riolv oivio-
(.livoig /ai fiavixa azta öia7tQaTTOi.ievoig lyieXsvoev aikf^aai rb Jwqlov,
Ol öh Ev&i'g tTcavoavro rfjg qi7th]-Kxov ffooäg. Martianus Capeila
IX 926.
Auf Dämon ist die Polemik bezogen worden, welche in der
sog. Hibeh-Rede von der Musik ^) ein formal geschickter Rhetor
losläßt, und" daß es die ethische Bewertung der Harmonien ist,
die von Dämon und Piaton vertreten ward, wogegen sich der
Rhetor sachlich wendet, ist unbestreitbar. Aber der Gregner
desselben ist einer, der sich agi^iovDiog nennt, und ist ein aus-
übender Künstler, ein Kapellmeister, sozusagen. Das trifft auf
Dämon nicht zu, der doch von dem angebhchen Lehrer des
Perikles nicht getrennt werden kann. Wir wissen ja nicht, ob seine
Schriftstellerei etwa in sein Alter gehört, als er heimgekehrt der
Pohtik entfremdet war. Jünger als Sokrates kann er nicht ge-
wesen sein, vermutlich war er älter, Aristophanes kennt ihn ja»
Die Rede aber ist gegen einen Zeitgenossen gerichtet und kann,,
wie Crönert richtig gefühlt hat, vor die Zeiten nicht gerückt
werden, da Isokrates, Polykrates, Alkidamas die kunstmäßige
Prosa ausbildeten. Das ist die Zeit, in der die neue Musik durch-
gedrungen war, Kämpfe um ihre Berechtigung häufig gewesen
sein müssen.
Die neue Musik hat in der Praxis das Feld behauptet, aber
die Theorie ist bei dem Alten geblieben. Darin ist Piaton ganz.
^) Jiagiaaßig kennen wir Namen eines Instrumentes und
sonst nur als
einer Melodie; hier muß nagiaßßog die Doppelkürze, den fjyeßoiv
es wie
oder iTQoy.f-J.evßaTixög bezeichnen. In dem ambrosianischen Traktat S. -32
Studemund heißt —
^-^^---^-^ naoiaiaßog oder vnoQ%t]/.ianx6g. Auf die
ganze Terminologie negl noöwv navzsavXXdßav ist nichts zu geben. Dies
ist ein trochäisches Metron mit Auflösung, wie die sog. pyrrhichischenVerse
der Metriker aufgelöste Anapäste sind.
2) Crönert, Herrn. 44, 503.
Aristoxenos. 67
einer Meinung mit Aristoxenos gewesen, der von den Pythagoreern
herkam und neben der Musik die Rhythmik bearbeitete. Auf
ihn hat die Kaiserzeit vornehmUch zurückgegriffen, deren Archais-
mus selbst die Dichtungen von Timotheos und Philoxenos zu-
grunde gehen ließ; es kommt
daß unsere musikalische
hinzu,
Tradition sehr stark neupythagoreisch So hören wir viel von ist.
Aristoxenos, namentlich in der Kompilation des sog. Plutarch
über die Kompositionen und auch die Komponisten, über die
Harmonien und ihren Charakter, aber der praktische Wert für
das metrische Verständnis der Texte ist nicht beträchtlich. Das
gilt selbst von dem Bruchstück der qv^inxcc OTor/^ela^). Der
Papyi'us Oxyr. 9^) wird allgemein diesem Buche zugeschrieben;
mir ist denn es werden darin
das aber zweifelhaft geworden,
lauter Belege aus ganz modernen Liedern beigebracht, und zwar
ohne Tadel, was zu der Gesinnung des Aristoxenos schlecht
stimmt. Auch daß der Verfasser Weisungen für die Komposition
gibt, ist wenigstens etwas Unerwartetes. Übrigens ist es nicht
sehr wichtig, ob Aristoxenos selbst redet oder ein Schüler, denn
die Terminologie (x^/jTr/dg für -vQOxcdog, ßa-^xelog für icoviy.og) ist
aristoxenisch, und Grammatikern, die Metrik behandeln,
bei den
ist diese nicht durchgedrungen^); überhaupt heißt es die Tat-
sachen auf den Kopf stellen, wenn Aristoxenos der Begründer
oder auch nur eine Autorität in der Metrik genannt wird.
^) Zum Beweise, daß ich die Schrift, die ich für die Metrik nicht
nützen kann, nicht vernachlässigt habe, stehen hier Verbesserungen zu
Marquards Text; ob andere sie schon gefunden haben, weiß ich nicht.
409, 20 duiqpoQäg Touivvag al sloiv loat rcüg (aVTciig M) rz/g roö gvdfioo q-voexog
ötcKfOQcdg. 410, 30 ist nicht zu ändern, „nur auf wenige Ai'ten lassen sich
die Buchstaben verbinden, nolÄol (5t (vgö^rot,) -/.aiy ovg ovve i) gr«»»// övrarai
ovvw&ivaL q)d'Eyyoi,iivr] ovzs y) ciiadr)aig TCQooöex^vaL, ä)JC «rroöoxi/totet". Viele
Verbindungen kann die Stimme mit den Buchstaben nicht vornehmen,
indem sie spricht, und man kann sie auch nicht hören, nra kann der
Grieche nicht sprechen, und wollte er es, so würde sich das Gehör sträuben.
Der Russe kann das. 411, 4 an,?Mg ö' eLiff»' (xa?.(bg M). 412, .itgi roig '6
^v'&i.iovg y.al ßsXonoUav (— Cag M).
') Ich habe mich zu der Schrift gleich in den Göttinger Anzeigen
geäußert, worauf Blaß so von oben herab redete (Ilbergs Jahrb. 1893), daß
ich keine Lust hatte, zu erwidern; ich mag es auch jetzt nicht, denn es
würde sachlich nicht fördern.
*) Nur an drei Stellen, die auf Theomestus zurückgehen, fällt sein
Name, er heißt musicus, und was von ihm ang^^führt wird, hat für -die
praktische Meüük keine Bedeutung, S. 43. 63. 70.
5*
68 I- 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
In eine ganz andere Richtung weist eine Äußerung des
Herakleides Pontikos, der auch in seinem Urteil über die Musik
von Aristoxenos abweicht^). Nach ihm hat Apollon Hexameter
und Trimeter erfunden, die sich aus der dreifachen Wiederholung
von Irj TtdLccv ergeben, da die ersten Silben beider Wörter doppelzeitig
sind. Es steht nicht da, daß alle Verse aus diesem Epiphonem
stammen, und es könnte auch nur gezeigt werden sollen, daß jede
Poesie aus einem Epiphonem hervorgegangen wäre. Allein wir
finden die Beziehung auf i^] Ttatdv bei dem unbekannten Metriker,
der wirklich alle Verse aus jenen beiden abgeleitet hat und für
die späten Lateiner maßgebend geworden ist^), und schon
Dämon nennt neben den tiauptgeschlechtern, daktylisch und
iambisch, nur ovvd-ara\ da ist es unabweisbar, in Herakleides den
Urheber des- Gedankens zu sehen, den er gar nicht auf das
einzelne angewandt zu haben braucht. Ganz konsequent haben
das auch die Späteren nicht getan, weil die ältere und in der
Praxis unentbehrliche Unterscheidung der Versgeschlechter immer
daneben festgehalten werden mußte. Nach wie vor glaube ich,
daß Varro diese Derivationstheorie gekannt und vertreten hat,
aber bei ihm ist es wahrlich nicht wunderbar, wenn andere
Äußerungen von ihm mit dieser Lehre streiten. Der Dichter der
Satiren konnte seine Polymetrie gar nicht anders erreichen, als
indem er sich an die Prototypa hielt, und eben diese Polymetrie
stammt aus dem metrischen Haudbuche, oder hätte er z. B. den
lahmen Tetrameter, den er liebt, sich direkt von Ananios geholt?
Es scheint die Zusammenfassung von Trimeter und Hexa-
meter schon vor Herakleides einmal vollzogen zu sein, Aristo-
teles Poet. 1488b führt mißbilligend eine Äußerung! des Eü~/.leldi]g
6 ccQxalog^} an, wg qütdiov tzoiüv, et rig öwaei exreiveiv kcp" bnöoov
ßovXerab, iaf.cßo7toii]oag'^) ev tr^t avTT]L Xe^ei ^'^ETtixdQrjv eidov Maga-
^) Athen. 70! e. Die Beurteilung des 'laozi, ganz anders als man die
"ImvLy.d und die loniker beurteilt, Athen. 624 d.
^) Die Stellen der lateinischen Metriker führt Heinze vor seiner Aus-
gabe der Oden des Horaz an S. 4, Es genügt Maurus 1584.
') So nennt ihn Aristoteles zum Unterschiede von dem Sokratiker,
der also jünger war. An den Archon von 404 zu denken ist naiv: Leute,
die zu dem Amte erlost wurden, schriftstellerten nicht.
*) Das kann unmöglich soviel wie ia/nßCCav, verspottend, bedeuten,
was man hineinlegen will. Da hätte Aristoteles ähnlich reden müssen wie
Philodem tt. 7iot7]i.i. II 29 Hausrath(S. 252) Sancpo) xiva laf.ißiyMg noist y.al 'Ag^C-
Herakleides. 69
O^iovdds ßadl^ovra^ y.al "ov/. äv yevoäf.iEvog tov exelrov kfJJßoQov^ .
Damit das Sinn gibt, mußte ich Iv avxf^i xf^i U^el umstellen,
denn Eukleides sagt, mit den Freiheiten, wie sie sich Homer
nimmt (Verlängerung, die für Homer allein hier in Betracht
kommt; aber wir nehmen leicht die Verkürzung hinzu), ist es
leicht, einen Hexameter zu machen, indem man zugleich lamben
macht. Die homerischen Freiheiten ((piU -/.aolyvi^Te, "Anöllcova)
kennt jeder; spreche man nach dem Akzent, so hat man den
Trimeter. So etwas im fünften Jahrhundert ist wahrlich merk-
würdig. Das zweite Beispiel, in dem ich ylgduevog so geändert
habe, daß die Worte Sinn geben, ist schwieriger, denn man
muß für den Hexameter fJJJßogov als vier Längen nehmen, für
den Trimeter als Diiambus (wo wieder der Akzent mitspricht);
aber das müssen wir wohl hinnehmen. Der Scherz hat weiter
keine Folge gehabt.
ist für die j\Ietrik wie für alle Wissenschaften verhängnis-
Es
voll, daß wir über die Zeit so gut wie nichts wissen, in der auf
allen Gebieten der sprachlichen Wissenschaft allein wirkhch ge-
forscht und produktiv gearbeitet ist, die Jahrhunderte des Helle-
nismus. Wir können sogar vor Philoxenos, also vor dem Ende
dieser Periode, überhaupt keinen Theoretiker der Metrik namhaft
machen; können sie nicht ganz haben, und einiges aus
gefehlt
dieser älteren Lehre übernimmt Dionysios comp. verb. 17^), der
freilich nach Philoxenos schreibt, und über diesen wissen wir so
wenig, daß wir nicht einmal sagen können, wie Dionysios zu
ihm steht. Wichtig ist natürhch die Praxis der hellenistischen
Dichter, und das Ei des Simias gibt direkt metrische Belehrung,
da es die Füße zählt; Kerkidas baut auch Daktyloepitriten, und
wer darf bestreiten, daß diese Dichter noch unmittelbar in der
Aoxog oi)x iajußLxäg, wo man wieder erinnern muß, daß es auf den Charakter
der Poesie geht. Sappho spottet zuweilen, z. B. über den Uvoojgög in den
Fescenninen ihrer Hochzeitslieder, und Archilochos spottet zuweilen diu-ch-
aus nicht.
^) Es daß der Metriker sich seine Älusterverse zum Teil
ist wichtig-,
selbst macht. Die Probe des Trimeters, ausgesucht, weil der Vers rein
i;imbisch ist, ercel oyo).i] adQEOJi .t«? Mevouinr. kehrt in dem epischen
Traktate über Metrik wieder, von dem ein Stückchen Berl. Klass -Texte V 2.
1-iO steht. A. Körte hat das glücldich entdeckt. Es ist offenbar der erste
Vers eines Prologes in sophokleischem Stile, upd da wird er auch von
Sophokles sein.
70 I. 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
Tradition Übung stehen. Die Herstellung der
der praktischen
klassischen Texte für den Buchhandel, die schon durch das
Monopol der Papierfabrikation den alexandrinischen Gelehrten
zufiel, zwang die bisher ganz als Prosa geschriebenen Strophen
in GTLxoi zu teilen, und natürlich wollte man ihre Gheder ab-
setzen, xtüXl^eLVj wie das genannt wird. Das hat besonders
Aristophanes von Byzanz besorgt. Geschehen konnte das nur
auf Grund bestimmter metrischer Einsichten oder wenigstens
Ansichten, und das Prinzip war durchaus richtig, zunächst die
Glieder der langen Verse zu suchen; wir w^ären weiter, wenn
die Modernen sich auf diesem Wege gehalten hätten. Diese
alexandrinischen Ausgaben sind kanonisch geworden, und mit
ihrem Texte lebte auch ihre Versabteilung fort; sie wird wohl
stärkeren Entstellungen ausgesetzt gewesen sein als die Worte,
aber fortgepflanzt hat sie sich bis in unsere Ausgaben. Erkennen
läßt es sich sicher nur, wenn sich mehr als ein antikes Exemplar
zu den Byzantinern gerettet hat. Das ist nur bei einer Anzahl
euripideischer Tragödien der Fall, aber da ist die Versabteilung
auch dieselbe. Verbindlich für uns ist sie nirgend, weil sie ja
nicht urkundlich sein kann; sie ist nicht einmal immer in respon-
dierenden Versen dieselbe, aber was die Grammatiker woUten,
kann sie lehren. Indessen ist ihr praktischer Wert so gering,
daß ich grundsätzhch von ihr absehe. Unsere Ausgabe des
Aristophanes^) trägt den Vermerk y.Ey.cbUoxai h. xCbv ''HltodiOQoVj
und Schollen von ihm sind erhalten; nirgend aber setzt er sich
mit anderen Ansichten auseinander, wird also wesentlich dafür
gesorgt haben, daß die Gheder sorgfältig abgesetzt und die
erläuternden Zeichen beigeschrieben wurden, und dem fügte er seine
Erläuterung bei. Die metrischen Schollen unserer Pindarausgabe
gehören, so wenig brauchbar sie sind, noch dem Altertum an,
und es ist ganz deuthch, daß ihr Verfasser« eine feste Vers-
abteilung vorfand, der er verständnislos gegenüberstand, hat er
doch nicht einmal die Gleichartigkeit der Daktyloepitriten be-
griffen. Leider ist zu fürchten, daß selbst die vornehmsten
Grammatiker geringe metrische Einsicht besaßen, denn Aristarch
macht zu Pindar Pyth. 3, 43 eine metrisch falsche Konjektur,
Ol. 2, 3 ist Zenodotos mit dem richtigen, offenbar ihm überlieferten
^) Wie nutzlos es ist, die Varianten unserer Handschriften für die
Versabteilung auszuschreiben, lehren Velsens Ausgaben des Aristophanes.
Alexandriner. 71
a/.QÖOcva nicht durchgedrungen, hat aber Ol. 2, 27 eine Inter-
polation ertragen, die Aristophanes erkannte, aber mit dem
Obelos im Texte ließ, wo sie sich dauernd erhielt. So sind wir
doch genötigt, das -/.(.oXi^tiv selbst zu besorgen.
Mochten die Grammatiker auch wenig Sorgfalt auf die
Metrik verwenden: wenn sie die Verse der Klassiker, die zum
größten Teile nicht mehr in der Praxis angewandt wurden,
herausgaben und erklärten, mußten sie auch über deren Bau eine
Lehre besitzen und vortragen. Das war etwas anderes als An-
weisung zum Versemachen; aber auch das hat nicht aufgehört,
ward vielmehr gerade auf Grund der metrischen Beobachtung
geübt, die man an den Klassikern machte. Den Nachhall von
beidem vernehmen wir in den Namen der Verse und den Muster-
beispielen, die uns die Theoretiker der Kaiserzeit überliefern.
Verse des Margites und Arktinos, aus den Elegien des Sophokles
und des Malers Nikomachos, loniker des Kleomachos können
kaum lange nach dem Ende des dritten Jahrhunderts ausgehoben
sein. Unter den Dichtern, nach denen Verse heißen, sind einige,
die noch in der Tradition des Handwerks stehen, Simias, Phalaikos,
Philikos, Kallimachos, aber auch jüngere, der ganz verschollene
Glykon, Diodoros, Pankrates, Archigenes, Diphilos, Boiskos^). Die
^j Über Glykon sagt Hephästion 10, 2 bei seinem antispastiseben Di-
meter x6 D.v/mvblov ärcö (amov codd.j r'At'xojvog evQÖvzog avzö,
-/.akoviievov
folgt ein Beleg, Anfang eines Gedichtes über den Tod des Adonis, der
recht jung klingt (auch bei Sacerdos 537). Choeroboskus S. 240 wirft Glykon
mit dem Komiker Leukon zusammen. Das Epigramm mit dem Verfasser-
namen A.P. X 12i scheint ganz jung. Boiskos war von Juba angeführt
(Rufiu. 564), steht auch bei Mar. Vict. 82. Er braucht noch .touc für .ue'rpov»
was die Spätlinge (Ruf in. 560, 4) nicht verstehen. Er kann der 7ioLr]xi)g
xai[vf}q KOj-ionöCag Bojioy.og 'Avtmxov sein, der um 100 v. Chr. in Thespiai
siegte, IG.VII 1761. Diodoreum nennt Sacerdos 533 den hyperkatalektischen
anapästischen Tetrameter, den erst ein Verehrer der Derivation erfinden
konnte. Da erhebt Diodoros von Sardes Anspruch, den Strabon XITI 628
seinen Freund nennt und seine ße/ji] xal cxoirjfiaxa xi)v ägzaiav yQa<fi}v
äTco(faivnvxa (xaväg erwähnt; Epigramme im Kranz des Philippos. Einen
Elegiker Diodoros von Elaia (Randnotiz zu Partlionios 5) möchte ich fern-
halten. Pankrates ist nach Servius centim. 2, 1 Erfinder des hyperkata-
lektischen trochäischen Monometers, also nicht der Musiker des vierten
Jahrhunderts, Ps. Plutarch mus. 20. vielleicht der Verfasser von OaXäaaia
eQya, ein Arkader, der bei Athen. 283 unter lauter helleni.^^tischen Dichtern
erscheint. An den Epiker der hadrianischcn Zeit ist natürlich gar nicht
zu denken. Ganz unbekannt ist Archigenes, Sacerdos ii32 u. a. m. Das
72 I. 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
weisen in späthellenistische Zeit; Parthenios dürfte der jüngste
sein,aber den konnte Hephästion (1,5) von sich hinzufügen, denn
er gehörte seit Hadrian zu den TtgatTof-ievoi. Niemand aus der
Kaiserzeit; es hätte doch nahe gelegen, Mesomedes zu berück-
sichtigen,gerade so gut wie die Lateiner seine Zeit- und Ge-
sinnungsgenossen, die poetae noveUi, heranziehen. Die Sitte,
Verse nach den Dichtern zu nennen, welche den Mustervers
liefern, muß einer einmal aufgebracht haben; das hat Leute wie
Boiskos gereizt,durch eine neue Erfindung ihren Namen im
Handbuche der Metrik unsterblich zu machen. Die Namengebung
ist allerdings nicht ganz durchgedrungen, und sie schadet auch dem
Verständnis, da die Menschen so gern wähnen, eine Erscheinung
wäre verstanden, wenn sie ihren Namen hätte (die Figuren der
Syntax, Enallage, Ellipse u. dgl. lehren das); aber für uns ist es
praktiscji, daß wir die Glykoneen, Asklepiadeen usw. haben; man
möchte noch für manche Kombinationen einen Namen haben,
auch wenn man weiß, daß sie nur Spielarten desselben Verses
sind, gleichwertig und gleich selbständig wie der Glykoneus und
Pherekrateus.
Erhalten ist uns nur das Stückchen einer Handschrift aus
dem Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr., dessen unbekannten
Verfasser man den Metriker von Oxyrynchos nennt. Ich kann
es nicht billigen, daß man ihn für wenig älter als die schöne
Handschrift seines Werkes
kann sehr wohl in die spätere
hält; er
hellenistische Zeit gehören. Er hatte noch den Ehrgeiz, einen
neuen Vers zu erfinden wie Boiskos, war also noch Dichter.
Diphilium (Mar. Vict. 70, 73 u. ö.) heißt besser Choerileum (dafür der
griechische Vers bei Sacerdos 508 erfunden; einer des Choirilos fehlte also
schon), und man glaubt schwer, daß der Komiker Diphilos, auch wenn er
mehr Menander hatte, ein daktylisches Kolon gebraucht
lyrische Verse als
hätte, das wir aus den Daktyloepitriten gut kennen. Aus den Erfindern
der alten Gattungen greife ich einen heraus. Die Elegie erfindet nach
Sacerdos 510 Pythagoras oder Ortuges oder Mimnermos. Da ist der mittlere
doch wohl identisch mit dem Colophonius quidam, den Aphthonius oder
vielmehr Theomestus bei Mar. Vict. 107 neben Kallinos und Archilochos
auffiilirt, denn den Mimnermos würde niemand so bezeichnet haben. Der
ungriechische Name 'OoTvyi)!; erscheint in der Chronik von Erythrai,
Athen. 259, ist also altionisch. Damit fassen wir wenigstens den Schatten
eines hocharchaischen Dichters. Der Kolophonier Nikandros wird das Ge-
dächtnis seines Landsmannes in seinem Buche :i£qI tö)v ix KoXocpcovog :ioi)]-
Tf~u> (Schol. Theriak. 3) erlialten haben.
:;rQOivoTv:xa. 73
Das war auch Cäsius Bassus, der dem Nero das kleine Buch
gewidmet hat, von dem wir auch nur den Schluß besitzen^).
In seiner Art und auch in seinen metrischen Grundsätzen ist
er dem Metriker von Oxyrynchos verwandt, weshalb ich geneigt
bin, auf höheres Alter des Griechen zu schheßen.
Diese Prinzipien sind andere, als wir bei den späteren
Griechen finden und bei den hellenistischen Grammatikern vor-
aussetzen dürfen, schon darum, weil die Rechnung nach Füßen
bis auf Dämon zurückreicht und auch Aristoxenos so rechnet,
wenn er die Füße auch zum Teil anders benennt. Auch das
bietet einen Anhalt, daß der der noch
gescheite Philoxenos,
zu Varros Zeit in Rom lehrte, die nqwTOTVTta kannte"^), die
für die späteren Systeme charakteristisch sind. Mit eben diesen
Maßeinheiten, Daktsius, Anapäst usw. rechnen wir auch,
und die Tatsache, daß die meisten Verse sich als eine Summe
von Füßen oder (da man an den zweisilbigen Füßen Dämons
festliielt) Fußpaaren (Syzygien) darstellten, mußte sich dem Be-
trachter aufdrängen. Sie auch schon durch Hexameter,
blieb
Tetrameter, Trimeter, die jeder kannte, im Bewußtsein, und
mindestens für die alten rezitativen Maße riß auch die Tradition
nicht ab; Zenodotos war noch Dichter, und auch Aristophanes
hat noch Verse gemacht. Zu den in der Syzygie steckenden zwei-
silbigen „Urformen" fügte man die bereits seit alters benannten drei-
^) In diesem Buche hat er nur die von den Lateinern gebauten
Verse erläutert. Die HersteHung" des verlorenen Teiles seiner Schrift,
die Heinze fordert, ist nicht sehr schwer und sollte längst gemacht sein.
-) Das bezeugt Mar. Victor. 96 und zwar, daß Phüoxenos auch den
Pyrrhichius mitzählte, was den Spondeus mit sich zieht. Wenn es jetzt so
aussieht, als wäre der Pyrrhichius bei Philoxenos erst der Zehnte in der
Reihe gewesen, was jeder vernünftigen Anordnung widerspricht, so halte ich
das für ungenauen Ausdruck des Berichterstatters, der nur sagen wiU, daß
Philexenos außer den anerkannten neun :xQ(ax.öxv:Ta auch den Pyrrhichius
hatte. Außerdem wissen wir nur, daß ei', wie zu erwarten, mit den Buchstaben
anfing (Longin 81) und das Lekythion-Euripidium yoofiay.öv nannte (Atilius
Fortunat. 30'J, vielleicht aus Cäsius), das er mit Alkaios 9.t belegt haben mag.
Diese drei Stellen reichen nicht hin, ein System zu konstruieren, ja sie
beweisen nicht einmal, daß Philoxenos in der metrischen Tradition eine
bedeutende Rolle gespielt hat, wenn das auch möglich ist. Ich kann also
ebensowenig wie Heinze dem scharfsinnigen Versuche von Gerhard Schultz
folgen (Aus der Anomia 47), der zudem das Hauptzeugnis umbiegen muß,
Hin für Philoxenos ein System herauszubekomme'n.
74 I- 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
silbigen Füße und gab den viersilbigen Namen. Damit bewältigte
man viel; Spur darauf, daß die Metriker
allerdings führt keine
etwas von der Unterdrückung der Senkungen gewußt hätten,
die den Rhythmikern bekannt war ^). Das muß sie dann schon zu
der Annahme von Versen mit disparaten Füßen geführt haben; wir
besitzen nur gar keine Erklärungen der tragischen Verse, in
denen diese Erscheinung besonders häufig ist. Leicht zu beob-
achten waren die Versglieder, welche durch Wortschluß ge-
sondert waren, Asynarteten, und auf sie führte schon die prak-
tische Aufgabe der Versabteilung, das -/.coUCecv. Es blieben aber
genug Verse, die sich durch die TtQtoTÖTVTta nicht teilen ließen.
Da half für manches die Erfindung einer neuen Syzygie, des
Autispast ^), der „sich selbst eutgegenzog", allerdings aber sehr
variabel gedacht werden mußte, wenn man mit ihm durch-
kommen wollte. Eine andere Ausrede war, daß die Verse von
einem Fuße auf einen andern hinstrebten {eTtuovmöv, kTCL%oqiai.i,-
ßv/.öv), und wenn nichts anderes half, meinte man eine über-
schüssige oder eine fehlende Silbe mit dem Namen hyper-
katalektisch oder brachykatalektisch genügend zu erklären. In
Wahrheit trieb man damit adieciio und deiracüo; was man ccvd-
ükaaig nannte, war permuiaüo, und anderes, z. B. in der Lehre
von den Asynarteten, läßt sich nicht besser als concinnaüo nennen.
Das sind die vier Mittel, die Cäsius Bassus, gerade ein Vertreter
des andern Systems, am Ende seiner Schrift zur Erfindung neuer
Maße empfiehlt und in seiner Erklärung der geläufigen Verse
anwendet. Sie sind alle mit der Lehre von den iCQiOTÖtvna
ganz wohl vereinbar^). Andererseits bleibt vieles von dieser Lehre
auch bei den Anhängern der anderen bestehen, die sich nicht
scheuen, ebenfalls von Trochäen und Anapästen zu reden. Nach
^) Der Aristoxeneer von Oxyr. 9 kennt das sogar im Anlaut, so daß
scheinbare Trochäen zu lamben werden, kennt es auch im Choriamb. Die
%ov)), d. h. die Dehnung einer Silbe über mehrere Noten (Kleonides 207)
darf hiermit nicht zusammengeworfen wei-den; Metrik und Musik ist nicht
dasselbe.
^) Eine späte Erfindung kann der Antispast sciion darum nicht sein,
weil ohne ihn das ganze System ein Loch hat. Es kennen ihn aber auch
die Rhythmiker (Aristid. Quint. I 16) als eine Sorte ßciv-zeiog, woraus nicht
folgt, daß sie ihn als reihenbildend betrachteten.
') Die Pindarscholien, die im ganzen auf dem Boden von Heliodor-
Hephästion stehen, operieren fortwährend mit adiectio und detractio
Derivationslehre. 75
diesen, zu denen außer Cäsius und dem Metriker von Oxyrynchos
auchVarro gehört, werden mittelst jener vier Kunstgriff e alle Verse
auf Stücke von Urversen zurückgeführt, was z, B. den Begriff
der Katalexis überflüssig macht. Was waren dann die Urverse,
aus deren Stücken alle andern zusammengesetzt waren? Kann
man an andere denken als an Hexameter und Trimeter? Von
denen nehmen doch diese Metriker die größeren Stücke ihrer Verse,
und das Prinzip wird ja auch ausgesprochen. Das führt denn doch
auf das Axiom des Herakleides, und bei Kerkidas ist die Zusammen-
setzung aus Stücken der beiden Hauptverse unbestreitbar. Leo
hat das Verdienst, die beiden im Grunde unvereinbaren Systeme
der Metrik scharf unterschieden zu haben. Er hat es zu scharf
getan, und sein Gedanke an Pergamon und an die Rhetorik ist
unhaltbar, wenn auch die Rhetoren wie Dionysios die Prosa-
rhythmen durchaus in dieser Weise behandeln, was immerhin
für die Verbreitung solcher Anschauungen zeugt. Aber das
Prinzip der Derivation, wie wir gewohnt sind, es zu nennen, ist
ganz unwissenschaftlich und erklärt, gerade weil es alles er-
klären kann, gar nichts: da ist begreifhch, daß die grammatische
Auffassung auch bei seinen Anhängern einzeln durchbricht. Daß
Varro zu diesen Anhängern gehört, kann auch Heinze^) nicht
bestreiten, und ihm die concinnatio abzusprechen, weil sie zu-
fällig nicht belegt ist, hat ebensowenig innere Wahrscheinlichkeit
wie die Annahme, daß zwischen Varro und Horaz einerseits
und Seneca (der danach seine Chorheder zusammenflickte) und
Cäsius andererseits einflußreiche unbekannte Metriker in Rom auf-
getreten wären und die Derivationslehre zu einem System gemacht
hätten. Cäsius selbst hat in dem rasch hingeworfenen Büchlein
sicherlich nichts Systematisches neu gegeben, und Varro ist auch
kein Erfinder. Mich dünkt die Hauptsache, daß die Derivation
nur übertreibt, was die Grammatiker im Notfalle auch zuließen,
und daß sie den erfindungslüsternen Dichtern entgegenkam. Da
nun Erscheinungen und Lehren, wie wir sie bei Kerlddas und
Heraldeides augetroffen haben, hinzukamen, ist jene rohe Auf-
fassung der mühseligen Beobachtung entgegengetreten; zu einem
geschlossenen System war sie ungeeignet, und sie ist es auch
^)Heinzes Schrift über die lyrischen Maße des Horaz ist sehr wert-
voll; ichbekenne, wie er Leo gegenüber, daß ich, an ihr auch da gelernt
habe, wo ich ihren Schlüssen entgegentrete.
76 I. 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
nicht bei den römischen Metrikern geworden, die mit ihr allein
in weitem Umfange operieren.
Von diesen haben wir sehr umfangreiche, aber ganz urteilslos
zusammengeschriebene Werke, unter denen das formgewandte
Gedicht des Terentianus Maurus hervorragt. Die Analyse ist
namentlich durch 0. Hense und Gerhard Schultz sehr weit ge-
fördert, sodaß hinter den gleichgültigen Abschreibern Marius
Victorinus, Aphthonius und Sacerdos, wenigstens zwei Männer
greifbar sind, der von Heliodor abhängige Juba und der sehr viel
ergiebigere Theomestus, der einen andern Griechen bearbeitet.
Wer Theomestus selbst ganz herausschält und dann seine
Quellen systematisch verfolgt, wird eine ebenso notwendige wie
fruchtbare Arbeit leisten. Einen dritten Griechen hat Bücheier ^)
unter den Quellen des Sacerdos entdeckt, der beachtenswert
ist, weil er wohl ein älterer Zeitgenosse des Cäsius war. Was
Sacerdos an Belegen mit Hephästion teilt, kann diesem Griechen
sehr wohl angehören, denn das ist altes Gut. Aber notwendig
ist auch das nicht: die Forschung muß in der Weise von G. Schultz
fortgeführt w^erden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie uns
über Heliodor und Hephästion hinaus wenigstens in den Anfang
des ersten Jahrhunderts n. Chr. führen wird, denn gerade was sich
auf demselben grammatischen Boden wie Jene bewegt, ohne von
Juba abhängig zu sein, zeugt für die gemeinsame ältere Lehre,
die auch schon Jetzt willkommene Ergänzungen findet^).
Zwei späte Kompilationen über Musik bringen auch für die
Metrik einiges. Der falsche Plutarch^), ein schülerhaftes Machwerk
^) Rhein. Mus. XXXVII 337, LIX 328. Die Datierung beruht darauf,
daß in den Musterversen ein Antonius und der Musiker Dionysios vor-
kommen. Ich möchte S. 527, wo Bücheier liest äßovXog el 'd'eög (piXoLg
lieber das überlieferte q?aßovXog als FabuUus behalten. Der Nominativ
statt des Vokatives wird nicht hindern. S. 529 ist i.t7jߣvci)Xeq'£iTE offenbar
f-ir) f.C Ir' (bcpeÄsiTS.
Besonders wertvoll sind die nur zu spärlichen Anführungen aus
^)
den poetae neoterici, die sich an die metrischen Regelbücher halten, aber
mehr wissen als die Verfasser unserer Kompilationen, ältere Dichter natür-
lich erst recht, z. Tragiker Pomponius die Synaphie in
B. beobachtet der
den alkmanischen Daktylen, aber Terentianus, der uns die Verse erhalten
hat, 2137 ff, ahnt es nicht.
^) ist in dem Korpus musikalischer Schriften erhalten,
Die Sclirift
dessen wertvollster Vertreter der Venetus Marcianus App. VI 10 ist, in
dem sie ohne Überschrift steht (Studemund bei Amsel de vi atque indole
Ps. Plutarch, Aristeides. 77
des dritten Jahrhunderts, enthält freilich nur reiche Mitteilungen
über die Erfindungen der Dichter als Komponisten, aber das
wirkt doch auch auf die Versgattungen herüber.
Sehr viel ergiebiger ist das erste Buch des Aristeides
Quintihanus ^), wohl aus dem Anfang des vierten Jahrhunderts,
rhythmorum, Breslau 1887 S. 125). Vielleicht stammt die Zuteilung an
Plutarch also erst von Planudes, der sie aus dem Korpus der Musiker in
seine Sammlung der plutarchischen Schriften übernommen hat, wie Amsel
bereits erkannt hat. Aber falls der noch nicht verglichene Marcianus auch nicht
der Archetypus aller Handschriften sein sollte, die einen festen Text geben,
so beruht der Name Plutarch doch nur auf einem Zeugnis byzantinischer
Zeit, denn das Korpus enthält die Schrift des Bakchius erst in spätester
Überarbeitung. Schließlich muß die Schrift für sich zeugen. Sie ist ein
Dialog, den der Verfasser angehört haben will. Er ist ein Schüler eines
Onesikrates, der an den Saturnalien musikkundige Leute eingeladen hat;
es sind seine Schüler Sotericlios und Lysias; dieser will gegeben haben
ooa x^i'Q'^vgyovvzi, xL&aQOiLÖcöt nQoorjy.ev sidevat ist One-
(43). Offenbar
sikrates ein Kapellmeister, die andern, auch der Verfasser, gehören seiner
Kapelle an. Nichts spricht dagegen, daß die Personen real sind; Sote-
richos ist aus Alexandreia. Ist es nicht ein starkes Stück, in dem Musik-
beflissenen den vornehmen Bürgersohn aus Chaironeia zu sehen, der nicht
in die Schola eines Kitharoden eintrat, sondern in die Akademie? Aller-
dings erwähnt dieser einen Onesikrates, aber der war Arzt und gab dem
jungen Plutarch zu Ehren einmal eine Gesellschaft, als dieser von einer
Studienreise aus Alexandreia heimkam, in seiner Jugend, denn der Groß-
vater lebte noch (Symp. qu. V 5). Und da wagt man, die beiden One-
sikrates zu identifizieren. Von der unglaublichen Torheit des Kompilators
will ich gar nicht einmal reden. Die Ausgabe von Weil-Reinach hat mit
Umstellungen und Lücken, die ein Hohn auf die Kritik sind, angeblich
Ordnung zu stiften gesucht. Ich habe seit mehr als zwanzig Jahren eine
Analyse fast fertig, wollte aber dies wenigstens hier festeteilen, denn ob
ich zur Vollendung komme, weiß ich nicht; ich möchte nicht wie die
Pariser ohne Kenntnis des Marcianus auf- den Text eingehen. Die Schrift
mit ihrer Widmung stellt sie zu dem Maxoößioi, Ps. Plutarch de fato
und der allerdings sehr viel besseren Geburtstagsgabe des Censorin.
^) Diese Schrift muß überhanpt erst kritisch herausgegeben werden,
vielleicht allein nach jenem unverglichenen Marcianus. Übrigens ist sie
gut erhalten. Die Kollationen junger Handschriften, die Studemund bei
Amsel hat drucken lassen, häufen nichtige Schreibfehler. Nur zum Zeichen,
daß ich auch dieses Buch gelesen habe, stelle ich einige Verbesserungen
her. 3, 24 Jan. Wie soll man den Schöpfergott nennen? ehe dtjaiuvgyöv . . .
ehe t'Idog, . eh' oi<v /.öyov, e(&' iväda, üg ävögeg {}eioi y.al ooqoi, (i)} /.öyov
. .
^-viaiov y.aXetv loxtv i:itTvyxdvovTag, was dann begründet wird. Die letzte,
richtigste Benennung ist durch den Wechsel der unentbehrlichen Disjunk-
tivpartikel hervorgehoben. Am Anfang des zweiten, philosophischen Buches
78 I. 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
denn es stellt neben die Lehren der Rhythmiker, die mit
Aristoxenos zusammengehen, so daß wir über dessen Auffassung
hier mehr erfahren, auch metrische Lehren, die von den beiden
Hauptvertretern der grammatischen Tradition unabhängig sind,
Heliodor und Hephästion. Von Hehodor, der in das Ende des ersten
Jahrhunderts gehört^), haben wir die Versabteilung des Aristophanes
zum Teil mit seiner Erklärung und etliches bei den lateinischen
Grammatikern, namentlich Juba und Priscian. Im wesentUchen ist
seine Lehre von der des Hephästion nicht verschieden, urid das gilt
auch von den metrischen Schohen zuPindar, deren Verfasser freilich
noch weniger einsichtig ist. So sind wir doch vornehmlich auf Hephä-
stion angewiesen, der um 200 sein Hauptwerk geschrieben hat,
dessen dünnsten Auszug, vom Verfasser selbst hergestellt, wir allein
besitzen. Eigene Gedanken erwartet man von einem Grammatiker
jener Zeit nicht mehr, um so eher wird er uns den Niederschlag
der alten Lehren bringen. Keine Spur von Anweisungen zum
Versemachen wie noch bei Cäsius, keine Spur von der Deri-
vationstheorie, keine Ahnung auch von den Unterschieden der
Stile. Der Zweck ist, die Verse der klassischen Dichter, wie
sie in den Ausgaben stehen, zu erklären. Werden andere Bei-
spiele eingemischt, so können wir sicher sein, daß sie von
älteren Metrikern übernommen sind. Klassisch sind natürhch
die 7tQaTTÖi.i€voi auch der hellenistischen Zeit. Über den einzelnen
Vers geht die Analyse erst in einem Anhange ^. Ttoiij^iarog hin-
ist eine elegante Periode den Schreibern oder Lesern so schwer gewesen,
daß sie mehrfach entstellt ist. Es handelt sich um das Wesen der Seele
ztjöv yäg ivdadi, ÖLoixi]oe(og dneg tiiM.s [qv&i.iovGlossem] tivog xal rd^sag
tsv^eo'dai ipvxvg äQ^o'6oi^g dsofxevcov, ramrjg de oms nagetvcu xal ngdtzetv
-rdrct yf]g öwa/xivi^g, et /.li] Tofg oo'j/.uuog nn^i^xotzo öeofioig, ojisq [eavij enl
avyyevr) ßaQVTi]ia y,axa(peQ6f.ievov yMiao:^cu te avzi]v y.al äva (äno codd.j
(foiväv /ico?.v£i, ovze noze (äv n. codd.) xai rät navzl ov,uq'0)v(og
fiijv ög^Ixog det
zi]v zäv devQo :iQÖvoiav imzeXelv olag ze ovarig, ei (xt) xai zäv ixetüi xcJ.cov
ovveaiv ze t/ßi xai xazäh]ii>iv, ötnXfig zivog iöei^oe q)voeoig, t) xai cpQoviqoeüig
riv ^ji'/jßoXog xai ocj/nazog olxeiözrizi zä zfjtöe ovx [ävj dji^azeg^ev. 44, 16
dva^iö:rciozog yäg Jigög dh]Osiag evgeoLv ij öcxaCav xgLotv ö zalg xazä vhyv
(xaz' av?J)v editurj Tj xazä z))v a^özov ngoaCgeaiv, dP.Xä jui] zalg xaz' oioCav
dovXevtov vjio{}eoeoiv. 45, 21 ö)g yevei (pdvai (y'^vi editurj. 61, 6 zcbv ocof.iazi-
x(ov xiv^oecov . . . zag ßtv zö oeßpöv xai dggei'Ci>:nuv voi]iJbd{zoiv) xai Xe^ecov
fjicXiöv ve xai gvdnöjv djTo/n/toy/iti'ag.
^) Das ist von Hense fein daraus gefolgert, daß er als Beispiel für
den -vierten Epitrit den Namen seines Schülers Irenaeus qui et Pacatus
dem Juba liefert (Mar. Vict. 48).
Heliodor, Hephästion.
yg
aus, der in zwei Bearbeitungen vorliegt. Da wird Wertvolles
über die einfacheren lyrischen Formen mitgeteilt, in denen der-
selbe Vers stichisch wiederholt wird, und über einige
kleine
Strophen; von den großen Gebilden Pindars und der Tragiker
handelt Hephästion so wenig wie irgendein anderer Grammatiker
oder Musiker, von dem wir wissen. Caesius hatte es leicht,
ein
Buch darüber zu versprechen, weil das nur eine elegante Form
dafür war, daß er die Forderung nicht erfüllen konnte, deren
Berechtigung ihm aufgegangen war. Unverkennbar ist, daß
Hephästion und ebenso Hehodor Pindars Daktyloepitriten
nicht
einmal als eine bestimmte Versart erfaßt haben, sondern
auch
da nur einzelne Verse erklärten. Dann ist anzunehmen,
daß
die Metriker überhaupt sich von den wichtigsten
Aufgaben fern-
gehalten haben.
Seiner Zeit hat Hephästion durchschlagenden Erfolg
gehabt.
Schon Longin hat ihn seinen Vorlesungen über Metrik zugrunde
gelegt^), unter Justinian tat Choeroboskus dasselbe, und die
Bj^zantiner haben nichts von Belang außer
Hephästion mit
solchen Scheuen zur Metrik besessen; und er war nicht
einmal
in aller Händen'-). Wenigstens haben die Byzantiner der Jahr-
hunderte 9—12, die zuerst die Dramatiker abschrieben,
also
herausgaben, sich um die Metrik nicht bemüht: das zeigen
die
Schollen, die wir die alten nennen, und die doch
durch die
Hände dieser grammatisch gebildeten Männer gegangen sind,
welche die Umschrift aus den antiken Büchern vornahmen.
So
macht es Epoche, daß Triklinios, und vor ihm wohl schon
sein
Lehrer Thomas, auf Grund des Hephästion mit rauher
Hand
die Chorheder metrisch verbessert und erklärt '^j;
das hat im
Sophokles und Aristophanes die Modernen lange getäuscht.
') Longin hatte natürlich noch mehr von Hephästion als sein dünnstes
Kompendium; durch ihn kam dann etwas davon auch zu den
si)äteren
Scliolien, z. B. S. 109 1—7. Choeroboskus S. 21^9.
*) Unsere Handschriften sind nicht zahlreich, sehr jun^ und g-ehen
auf ein einzig-es Exemplar zurück, das auch
nicht alt war.^ Die byzan-
tinischen Traktate sind so gut wie ganz
wertlos: nur der AnonVnius
Ambrosianus bietet mancherlei; leider hat ihn Consbruch nicht
mit' dem
Hephastion abdrucken lassen, so daß man ihn in Studemunds
Anekdota
suchen muß, die zum großen Teile byzantinisches Stroh
enthalten.
') Triklinios hat Auszüge aus Hephästion
seiner sauberen Reinschrift
des Aischylos vorausgeschickt, die wir in dem Neapolitanus besitzen. Die
Blätter sind übel zugerichtet.
1
80 I- 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
Hephästion schon von Turnebiis gedruckt^) worden, aber
ist
er übt zunächst kaum Einfluß auf die Philologie, und bis zu der
nächsten, sehr schlechten, Ausgabe von Pauw dauerte es zwei
Jahrhunderte. Und auch dann hat die moderne metrische For-
schung keineswegs an die antike Tradition angesetzt, ist viel-
mehr ganz eigene Wege gegangen, ja wir dürfen sagen, Metrik
ist um ihrer selbst willen vor G. Hermann überhaupt nicht ge-
trieben worden, sondern die Herstellung der Texte hat dazu
geführt, hier und da die Gesetze zu suchen, nach denen dieser
oder jener Vers gebaut war.
Die Textkritik vor allem der Dramatiker stellte die Heraus-
geber vor Aufgaben, welche ohne metrische Regeln nicht lösbar
waren, aber über die Beobachtung der Responsion, wie sie z. B.
Wilhelm Canter verfolgte, kam niemand hinaus. Erst Bentley
macht Epoche; er zeigt an den Anapästen, deren Synaphie er
nachweist, was die Observation zu leisten imstande ist, und
seine Ausgabe des Terenz eröffnet den Zugang zu der bis dahin
ganz verschlossenen Metrik der lateinischen Komödie; im Homer
erschheßt er aus dem Zustande des Textes die Wirkung des
ungeschriebenen Vau. Damit ist der rechte Weg beschritten,
auf dem die Gesetze erreicht werden, welchen die Dichter ge-
folgt sind. Aus der Textkritik, von der einzelnen praktischen
Aufgabe her, kommt das Licht, es läßt sich nicht von außen
durch theoretischen Aufbau eines metrischen Systems heran-
bringen. In Bentleys Bahnen fortschreitend hat R. Porson vor
seiner Ausgabe der Hekabe die Maße des dramatischen Dialoges
im wesentUchen festgestellt. Den Chören stand er noch hilflos
gegenüber; da blieb es für sehr viete noch lange bei dem ängst-
Kchen Tasten nach einem Ausgleich der respondierenden Verse,
die man einzeln numerierte, um die Entsprechung zu finden.
Man hörte sie also nicht, und die Engländer konnten sie bei
ihrer Aussprache des Griechischen auch wirkhch nicht hören,
wie ja auch die neugriechische Aussprache dies Hören der
Rhythmen unmöglich macht Da man im vierten Jahrhundert.
'^).
Ein griechischer Fälscher, Diassorinos, versuchte damals auf den
')
Namen eines nur bei Suidas verzeichneten Metrikers Drakon ein Buch
zu verfertigen; das hat ihm nicht den erhofften Gewinn gebracht. Hermann
hat das wertlose Machwerk gedruckt.
Das hat Hermann energisch betont: er hat auch durch den eigenen
^)
Vortrag der Chöre für seine Metrik besonders erfolgreich gewirkt. Ich
Benthley, Porson, Hermann. 81
schon im wesentlichen so sprach, gilt das bereits für die Gram-
matiker, die uns die Texte überliefert haben. An ihrer Aus-
sprache wird es doch liegen, daß die Engländer zwar die Fähig-
keit, gute griechische Verse zu machen, öfter erreichen als die
Deutschen, aber in der Metrik nichts Wesenthches geleistet
haben und die Texte in schrecklichem Zustande lassen. R. Jebb,
der schöne Oden in pindarischem Stile verfaßt hat, zählt im
Sophokles ängstlich die Zeilen und hat sich dem tollen System
von J. H. Heinrich Schmidt verschrieben^).
Gleichzeitig mit Porson trat Gottfried Hermann hervor und
zeigte schon in seinen Beiträgen zu Heynes Pindar, daß er als
erster ein wirkliches Gefühl für die Schönheit und Formenfülle
der griechischen Lieder besaß. Er allein von allen, die bis
heute sich mit Metrik befaßt haben, hat zugleich alle ihm er-
reichbaren griechischen und lateinischen Verse kritisch durch-
gearbeitet und das System, das er sich daneben theoretisch auf-
baute, auf sie angewandt und an ihnen erprobt. Man erkennt
sein System am besten aus dem „Handbuch der Metrik, 1799",
namentlich auch, in^^ieweit er doch von Hephästion abhängt,
auch die Gewaltsamkeit, mit der er antike Termini umdeutet
(ägaig, ^eocg, ßdoig) oder neue einführt (Anakrusis, Ictus, von
denen die Alten nichts wissen), und vor allem trägt er mit der
Siegesgewißheit des Logikers seine allgemeine Theorie des
habe einmal einen Griechen in metrischen Übungen gehabt, den ich natür-
lich bat, seinelebendige Aussprache beizubehalten. Aber es dauerte nicht
lange, bis er die Quantität der Silben zu unterscheiden versuchte, weil
erst dann die Verse kenntlich wurden, und da unterschied er bald auch
die Diphthonge. Auf die Quantität kommt es an. Die Diphthonge sprechen
wir selbst ja abscheulich, und es ließe sich doch so leicht Abhilfe schaffen,
man brauchte nur zu verordnen, daß der erste Vokal das Übergewicht er-
hielte. Dann würden nicht äi und ei, eu und öi zusammenfallen. Man
kann sogar sehr gut ei und H ()]i) unterscheiden, also das später stumme
i zu Gehör bringen.
^) Ehrende Erwähnung verdient Th.Gaisford, der gewiß kein denkender
Kopf war, aber mit hingebendem Fleiße und praktischem Sinne unent-
behrliche Hilfsmittel schuf. Seine Metrici Graeci et Latini machten die
Texte der Theoretiker zugänglich, auch wichtige moderne Arbeiten, und
sammelten in den Anmerkungen zu Hephästion Belege für die Regeln,
ganz in Porsons Sinne. Leider ging der rechte Nutzen dadurch verloren,
daß die Texte ohne urkundliche Gewähr in ungenügender Gestalt abge-
druckt sind.
W am u wi tz,
il Griochiäche Verskur.st.
82 I- 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
Rhythmus vor, denn er glaubt an eine allgemeinverbindliche
Metrik, wie er an eine entsprechende Grammatik und Logik
glaubt, und gibt sogar ein System der Künste, das man schwerlich
ohne Lächeln lesen und doch auch den ganzen Hermann darin
finden wird^). Von geschichtlicher Betrachtung, von dem Werden
und Wachsen der Formen ist eine solche Theorie ganz unberührt,
und doch hat Hermann in seiner Ausgabe der Orphica die Unter-
schiede im Bau des Hexameters, auch im Gebrauche gewisser
Wortformen zuerst scharf beobachtet und für die Kritik frucht-
bar gemacht. Unter seinem Einflüsse wird die Metrik, nicht
bloß die griechische, immer stehen, auch wenn niemand mehr
nach seinen Büchern greifen wird, was schon jetzt recht selten
geschieht. Der richtige Weg für seine Schüler wäre gewesen,
daß sie die einzelnenVersgeschlechter aus den Texten genau heraus-
arbeiteten; aber nur Seidler hat das an den Dochmien getan.
Sehr bald trat neben und gegen Hermann A. Boeckh. Auch
er suchte ein System, wie es bei dem Forscher zu erwarten
ist, der für Metrologie und Chronologie Grundlegendes leisten
sollte. Er kam zwar von einer Aufgabe der Textkritik, von
Pindar, aber für die Kritik besaß er weder Begabung noch
Neigung, und so hielt er sich an die Tradition der antiken Rhyth-
miker, d.Wahrheit Musiker, und faßte die Metrik dem-
h. in
nach sozusagen von der mathematischen Seite, so wie Piaton
die musikalische Theorie von den Pythagoreern übernommen
hatte, und gerade diese Studien hatte Boeckh bereits verfolgt.
Verdienstlich war es, die Theoreme des Aristoxenos heranzu-
ziehen, aber da uns die Musik nun einmal fehlt, ist der prak-
tische Gewinn für die Texte nicht beträchtlich, und es hat sich
nicht bewährt, die Verse in Noten umzuschreiben, statt die aller-
dings nicht völlig zureichende Bezeichnung von lang und kurz
durch —
und -^ festzuhalten, die sich aus dem Altertum offen-
bar im Gebrauche der Schule fortgepflanzt hatte ^). Sehr wichtig
^) Ritter Hermann hat unter „die mimische Tanzkunst" auch die echte
Reitkunst gerechnet.
^) Wir sehen das jetzt in den Handschriften der Dichter, auch bei
dem Metriker von Oxyrynchos und sonst (z. B. Demetr :^. £qi.i)]v. 39), im
Papyrus des Bakchylides, dem des Herodas, aber in lateinischen Texten
scheint es selten (Leo Gott. Nachr. 1899, .503). Hephästion wendet a und ß
an (1 und 2), und das scheint auch Heliodor getan zu haben, da es bei Juba
(Mar.Vict.49j wiederkehrt. Theomestus(S.4i)kennt auch iS{Qaxtla)undf.i(ay.Qd).
Boeckh, Westphal. 83
war dagegen, daß Boeckh, dem darin Lachmann folgte, auf die
Schlüsse der Perioden streng achtete, die sich durch Hiatus oder
syllaba anceps (Brachykatalexie) verraten. Das geschieht in
der überheferten Versabteilung nicht, und Hermann hat zu wenig
Gewicht darauf gelegt. Es hat lange Zeit gebraucht, bis die
Wahrheit durchdrang, daß die Handschriften mit ihrer Vers-
abteilung unverbindhch sind. Erst die Entdeckung von Ge-
dichten, die auf Stein und Papier in den Zeiten der Dichter
geschrieben sind, hat den Widerspruch der Unbelehrbaren ver-
stummen lassen. Daß fi^eilich der Pindar in Quarto erscheinen
mußte (und so Müllers Eumeniden), um die Langzeilen im Drucke
nicht zu brechen, war unnötig und unpraktisch; 0. Schroeder
hat sogar nicht ohne einigen Grund die Versteilung Boeckhs ver-
lassen, und so viel ist sicher, daß wir die Perioden auch mit
anderen typogi^aphischen Mitteln deutlich machen können. Aber
ebenso sicher ist, daß die Wichtigkeit der Periodenschlüsse noch
viel zu wenig anerkannt wird').
Von der musikahschen Theorie aus hat dann R. Westphal
und sein Gehilfe Roßbach ein großes System gebaut, das eine
Weile als die Offenbarung der Kunst angestaunt und geglaubt
ward. Hier war die antike Tradition der Grammatiker, zu denen
Hephästion gehört, ganz verworfen, obwohl Westphal auch die
lateinischen Metriker durchgearbeitet hatte, wie er denn ein
ebenso gelehrter wie geistvoller Mann war. Sein auf die Ver-
folgung des Taktes in den antü^en Versen gerichtetes Bestreben
hat so Wichtiges an den Tag gebracht, das uns jetzt selbst-
verständlich ist, wie die Unterdrückung der Senkungen in lamben
und Trochäen. Aber das Hineintragen modern musikahscher
Begriffe wird keine Billigung mehr finden, die Erklärung sehr
vieler der verbreitetsten Verse hängt an dem kykhschen Dak-
tylus, und der ist durch die Deutung einer Stelle bei Dionysios
Hai. de comp. verb. 17 gewonnen, die so offenbar falsch ist, daß
ich jedem, der an den kyklischen Daktjius glaubt, auf den Kopf
zusage, er hat den Dionysios nicht nachgelesen. Es war ein
sehr viel schlechterer Ersatz des Antispast'^). Vor allem beruht
Bakchyl. 1, 182 z. B. steht bei Blaß-Süß immer noch ein unmög--
liches ßiv im Versanfang, obwohl der Schnitzer gerüg^t war. Aber da
steht auch immer noch d'/Jy.uoo als Gatte 4, 1 statt als Hahn.
*) Gegen Westphals Logaöden, die in Deutschland allgemein Beifall
fanden, hat H. Weil immer protestiert und in Pai'is eine gesundere Metrik
6*
84: I- 3. Die metrischen Theorien der Hellenen.
die ganze Theorie nicht auf der Durcharbeitung der Texte, sondern
war fertig, und dann mußte der Text zu ihr passen. Daß er
es auch so gut wie immer tat, war das Schlimmste, denn das hieß
soviel wie, daß diese Metrik auch auf zerstörte Texte paßte.
Dieser Einwurf würde genügen, gegen das ganz musikalische
System von J. H. Heinrich Schmidt mißtrauisch zu machen,
das in England und Amerika Bekenner gefunden hat; auf die
Texte hat es keinen Einfluß gehabt, auf die Theorie auch nicht.
Daß eine Zeit, welche durch die Erkenntnisse der indo-
germanischen Sprachverwandtschaft dazu verlockt ward, die
indogermanische Urreligion, das Urrecht u. dgl. zu suchen, auch
eine Urpoesie und einen Urvers finden wollte, konnte nicht aus-
bleiben, und mancher ist kindlich genug gewesen, den indischen
^ioka (oder einen Vers der vedischen Hymnen), den Achtsilbler
der Gathas, den Hexameter, den Saturnier und den Vers der
Nibelungenstrophe auf dasselbe Urmaß zurückzuführen. Noch
jüngst sind tocharische Hexameter und Pentameter entdeckt.
Ich glaube, es war schon etwas verspätet, als Usener in seinem
Altgriechischen Versbau mit der größten Gelehrsamkeit, aber auch
mit der größten Mißachtung der zeitlichen Unterschiede den Urvers
aufzuweisen unternahm ihm verschlug es nichts, Verse des fünften
;
Jahrhunderts n. Chr., epigraphische Stümpereien ungebildeter
Menschen^), deutsche Kinderlieder der Gegenwart als Beweis-
material zu verwenden, und das Ergebnis schreckte ihn nicht,
daß am Ende der Trimeter und der Hexameter dasselbe wurden;
wir kommen damit schließlich bei Herakleides wieder an.
Um die Mitte der achtziger Jahre hat eine neue Bewegung
eingesetzt, die endlich wieder von der Behandlung der Texte
herkam. Fr. Blaß hatte bereits höchst glückhche Responsionen
erkannt, hat auch später, mehr solche Entdeckungen gemacht^)
gelehrt, die sein Schüler Masqueray geschickt in ein Handbuch gebracht
hat; absolut ist die Wissenschaft kaum dadurch gefördert.
^) Leider hat sich Leo (Saturnier 73) verführen lassen, archaische
Prosainschriften als Verse zu nehmen, tag "Hgag isgög ijfn Tag dv TieöCiav.
Qvvioy.og ß dveOi]y.s ügzanog fegycov dexdtav und gar 'Ov)]Oii.(ög jiC äve&)]xsv
änciQxriv xädrivaiai ö ^/.ukvOov vtög und noch verderb-
sind bare Prosa,
licher ist es, wenn durch Ungeschick zerstörte Hexameter als besondere
Verse betrachtet werden: die müßten ja lyrisch sein, d. h. gesungen
^vcrden.
"O Pindar Päan. IX, Fr. 108 a, 121, Bakchylides Päan.
Usener, Blaß, Schroeder. 85
und an der Lesung und Ergänzung der Papyri, zunächst dem des
Alkman jene Meisterschaft gezeigt, die er später so glänzend
bewähren sollte. Er trat nun mit der Ionisierung der Daktylo-
epitriten hervor, die er auch durch die Deutung alter metrischer
Termini (Prosodiakon, Enoplion) stützen wollte; tatsächlich vor-
handene lautliche Anklänge in den respondierenden Wörtern
verfolgte er mit Glück, geriet aber immer mehr auf die An-
nahme einer Binnenresponsion Gheder in nicht respon-
der
dierenden Liedern und in der Prosa, die schheßhch zu einer
Zerstörung des platonischen Textes führte, wie er auch den des
Demosthenes schrecklich vergewaltigt hatte. Er fand viel Glauben,
und noch mehr 0. Schroeder, den sein Weg von dem pindarischen
Texte zu allgemeinen Sätzen führte. Der Strophenbau soll durch
die Dreiteilung in Stollen und Abgesang mit einem Schlage auf-
gehellt sein; es scheint, daß es dabei immer mehr nur auf die
Zahl der Hebungen ankommt. Das ist sehr bequem, findet
also Glauben, obwohl es die Gliederung der Perioden rücksichts-
los vergewaltigt, dabei allerdings erzielt, daß die Texte, auch
wenn sie so verwüstet sind, wie die Heroldszene in den Hiketiden
des Aischylos, sich der Theorie fügen. Schroeder ist außerdem
durch Beobachtungen an dem Texte von Pindar und Bakchylides
zu der Anerkennung von Freiheiten derResponsion geführt worden.
P. Maas, der die byzantinische Poesie und Prosa durchforscht hatte,
ist dagegen wieder als Verfechter der strengen Silbengleichheit in
der alten Lyrik aufgetreten. Es kann scheinen, als wären wir wieder
in einem Chaos. Mancher verzweifelt; reaktionäre Bestrebungen
melden sich höchst anmaßhch an. So schlimm steht es doch nicht.
Freilich die Terminologie ist verschieden, oft auch die Deutung,
und wer von allgemeinen Betrachtungen über Rhythmus, Takt
u. dgl. die Entscheidung erwartet, mag auf die Kämpfe um
jeden einzelnen Vers als kleinlich herabsehen; umgekehrt werden
seine Sätzeniemanden beirren, der von den gegebenen Tatsachen
ausgeht. der Behandlung der Texte aber ist die Überein-
In
stimmung grundsätzlich und praktisch zwischen allen, die über-
haupt zum Urteil und zur Mitarbeit befähigt sind, im wesent-
heben erreicht; daran ändert selbst die verschiedene Stellung zu
den Responsionsfreiheiten wenig.
4. Skizze einer Geschichte der griechischen
Verskunst.
Das Ergebnis der vorigen Kapitel ist wenig ermutigend. Zum
Verständnis der griechischen Verse haben wir kaum ein
anderes Material als die Verse selbst, denn alle andere Metrik
kann höchstens Analogieschlüsse gestatten, und die lateinische
Nachahmung versagt für alle chorische Die antike
Poesie.
Theorie ist fast ganz aus den toten Buchstaben der Texte ab-
genommen, und ihr Hauptwert liegt in der Vermehrung des
Beobachtungsmaterials, namentlich für die ältesten Liederdichter.
Wenn wir nun von den Gedichten ausgehen, so entnehmen wir
die Regeln den Texten, die wir nach eben diesen Regeln fest-
stellen. Das ergibt Zirkelschlüsse; wir lavieren beständig zwischen
Skylla und Charybdis, Analogie und Anomalie, und wer sich nicht
einem System verschworen hat, betrifft sich immer wieder darauf,
daß er Tatsachen unbeachtet gelassen hat, die ihn zwingen, seine
gefundenen Regeln einzuschränken. Indessen hat es die Gram-
matik nicht anders machen können und hat doch einen festen
Bau errichtet, hat freilich den Glauben an ein absolutes Griechisch
oder doch Attisch, nach dessen Kanon sie die Texte modelte,
zugunsten der geschichtlichen Betrachtung aufgeben müssen.
In der Metrik hat die ungeschichtliche Systematik lange ge-
herrscht und ist durchaus nicht überwunden. Wenn ich den
ersten Versuch mache, eine Geschichte der Verskunst zu skiz-
zieren, so bin ich sicher, daß die Nacharbeit an den Texten
manche Aufstellungen umstoßen oder doch ändern wird, und
hoffe, daß die Lücken, die ich lassen muß, von andern gefüllt
werden. Was ich gebe, fußt auf den Untersuchungen, die in
den späteren Teilen dieses Buches vorgelegt werden. Wer den
Weg vorzieht, den ich selbst gegangen bin, wird mit ihnen den
Anfang machen.
Rhythmus und Sprache. 87
Lange vor Homer müssen wir beginnen, beginnen mit einer
Zeit, die von Metrik als Theorie, von Versfüßen, von Katalexis,
von der Gleichung zwischen einer Länge und zwei Kürzen nichts
w^ußte. Daß der Vers quantitierend war, forderte die Sprache.
Was man kannte, war nur der Vers, eine durch den Rhythmus
zusammengehaltene Summe von Silben, und die Zusammen-
fassung von Versen zu einem Ganzen. Gesang oder gesang-
mäßiger Vortrag, was sich qualitativ nicht unterschied, gab dem
Ganzen, gab dem Verse allein das Leben, machte die Rede zur
Poesie, indem sie gebunden ward.
Der Rhythmus, d. h. der Gang des Verses war durch die
langen und kurzen Silben bestimmt, welche die Sprache lieferte.
Dies Verhältnis wird schwerlich schon so fest geregelt gewesen
sein wie später, wird auch von den Dichtern unterweilen will-
kürlich gehandhabt sein Aber gemäß der schnellen Aussprache
').
galten nicht nur Silben mit langem Vokale für lang, sondern
auch jede auf einen Konsonanten ausgehende Silbe; ein Konso-
nant zwischen zwei Vokalen gehörte dagegen immer zu der
zweiten Silbe, auch wenn er ein Wort schloß, und wenn zwei
Konsonanten ganz eng miteinander verbunden so gut wie einer
klangen, wurden sie als einer behandelt''*). Kurzvokalischer Aus-
laut ward vielfach vor Vokal verschlungen, einzeln auch kurz-
vokahscher Anlaut nach langem Vokal; wie man sich sonst bei
solchem Zusammenstoße half, ihn einfach ertrug, wie bei ein-
silbigen Wörtern und bei langen Vokalen in der Hebung, oder
die beiden Vokale verschliff, wie im Lateinischen, oder wie man
es sonst hielt, bleibe dahingestellt; vorgekommen ist alles.
Die Sprache besaß einen musikahschen Akzent, d. h. gewisse
Silben, lange und kurze, wurden im Satze höher gesprochen;
^) Ich fürchte, daß dies auch für das älteste Italisch g-ilt, so daß es
die Seltsamkeiten der inscliriftiichen Saturnier erklären würde, wenn wir
die alte Sprache besser kontrollieren könnten.
*) In der homerischen Sprache hat jede Doppelkonsonanz verläng-ernde
Kraft, mögen auch die Ausnahmen aus Versnot zahlreich sein. In aller
späteren Zeit hat Aussprache verschoben, so daß Tenuis und
sich die
Liquida nur die Kraft eines Konsonanten hat, soweit nicht die alte Aus-
sprache künstlich festgehalten wird. In den anderen Verbindungen von
Muta und Liquida ist die Praxis verschieden; ich gehe darauf nicht ein.
88 I- 4- Geschichte der griechischen Verskunst.
manche trugen auch Hoch- und Tiefton zugleich^). Dem wird
die Musik sich zuerst gefügt haben, und sie hat es auch weiter
getan, wo sie es konnte, also wenn der Sänger sich selbst auf
dem Saiteninstrumente begleitete. Aber wenn die Strophe sich
wiederholte oder für feste Flötenweisen neue Unterlagen ge-
schaffen wurden, ließ sich das nicht durchführen, und so muß
als Grundsatz gelten, daß der Wort- und Satzakzent für die
Metrik nicht in Betracht kommt ^).
Das Knochengerüst, sozusagen, eines Verses bildet eine
Anzahl von Längen, die wir als Hebungen bezeichnen, zwischen
ihnen, oft auch vor und auch hinter ihnen stehen ein bis ztrei
Silben, wenn zwei, natürhch kurze oder (am Schlüsse) für kurz
geltende; vermutlich konnte auch einmal eine im Innern fehlen.
Wir bezeichnen das alles als Senkungen. Wir sind an diese
Redeweise aus unserer Metrik gewöhnt, d.h. aus unseren Sprachen,
und die musikalische Theorie belehrt auch bei Aristoxenos über
den guten Taktteil. Aber selbst die Schlagwörter ägaig und d-eoig
lassen sich auf die Betonung der Silben unbedingt nicht be-
ziehen; ganz abgesehen davon, daß sie durch das Mißverständnis
Bentleys, dem Hermann folgte, ganz unbrauchbar geworden
') Es war g-anz verständig, daß die Byzantiner die Silbe bezeichneten,
welche nach der alten Betonung des Hochtones fähig war; aber daß sie
im Anschluß an die alte Regel den Gravis setzten, war widersinnig: der
exspiratorische Akzent war ja Wort-, nicht Satzakzent, und sie sprachen in
xaXög Xöyog die beiden betonten o gleich und beide lang. Übrigens sind
die immer noch herrschenden Verkehrtheiten, Atona, Betonung der tonlos
gesprochenen Proklitika (Artikel, Präpositionen) der besseren Praxis fremd.
Eine Reform der Akzentuation könnte die Erlernung der griechischen
Sprache ganz bedeutend erleichtern. Byzantinisch sollte man so betonen,
wie es P. Maas vorgemacht hat.
^) Vgl. Timotheos 85. Daß zuweilen auf den Akzent doch Rücksicht
genommen wird, ist oben S. 45 an einer Erscheinung gezeigt. Daß selbst
die Komödie die letzte Silbe eines auf drei Kürzen ausgehenden Wortes
nicht metrisch betont, ist beobachtet, und so hat ein Kenner manches im
Gefühl. Aber ein trochäischer Tetrameter wie ßgö/xte öoQcnocpÖQ' 'EvväXte,
noXeiiOTiiXaÖE ndveg 'Ägr] (Beispiel des Tribrachys bei Dionys. Hai. comp,
verb. 17 226) rechnet mit den Akzenten.
und Anonym. Ambros. Dies
—
könnte jung sein, aber man lese Eur. Bakch. 578 587: da wird man Ent-
sprechendes finden. Umgekehrt suchen bekanntlich feine Dichter durch
den Wechsel der Versbetonung desselben Wortes besondere Wirkung
(oben S. 10). Es wird lohnend sein, beides einmal in weitem Umfang der
Beobachtung zugleich zu verfolgen.
Der älteste Vierheber. 89
sind: wenn -f- und — in umgekehrtem Sinne gebraucht worden
sind, soll man diese Zeichen vermeiden. Und vom Vers-
akzente reden die antiken daß er ge- Metriker so selten,
leugnet werden konnte^). Nun hat man aber doch im Tri-
meter nicht nur die sechs Hebungen, sondern auch die drei
Metra gehört; dazu mußte das Metron durch die Stimme als
Einheit fühlbar werden^). So kommt unsere Vorstellung nicht
nur, sondern lebendige Praxis wenigstens von dem
unsere
„Ictus" nicht los, und unter diesem Vorbehalte werde ich immer
von Hebung und Senkung reden. Das aber sei auf das nach-
drücklichste eingeschärft, daß für das Sprechen von antiker Poesie
und Prosa gleichermaßen die Hauptforderung ist, wie sie, wie
ich mich zu erinnern glaube, Madvig einmal formuliert hat: sprich
die Prosa wie Poesie und die Poesie wie Prosa, d. h. halte die
Quantität zugleich mit dem Akzente fest, natürlich dem Satz-
akzente was freilich auf gesungene Poesie sich nicht ganz aus-
;
dehnen läßt. Aber in dieser können wir dafür die Zeitdauer der
verschiedenen Metra sehr wohl innehalten, also z. B. Päone von
Trochäen mit unterdrückter Senkung unterscheiden.
Den wichtigsten Vers der ältesten Zeit dürfen wir einen
Vierheber oder Achtsilbler nennen, wenn wir uns nur bewußt
sind, daß wir damit einen Typus bezeichnen, die Idee dieses
Verses, die in sehr verschiedenen Zwischen Formen erschien.
den vier Hebungen, vor und hinter ihnen, mochten eine, auch
wohl mehrere Silben als Senkungen stehen; man machte aber
natürhch den einzelnen Vers, nicht zugleich vorn und hinten
übervoll. Verkürzungen kamen in verschiedenen Formen vor,
so daß manchmal die Bezeichnung Vierheber nicht mehr ganz zu-
trifft. Es ist nicht zu bezweifeln, daß die Unterschiede von
steigendem und fallendem Gange, von doppelten und einfachen
Senkungen gefühlt, also auch so etwas wie Daktylen und
^) Gerhard Schultz, Herrn. 35, 314 in einer sehr energischen und ein-
drucksvollen Darlegung.
') Es ist zu gewisser Zeit die Metrik betrieben ward,
für die Art, wie
charakteristisch, daß man
lebhaft darüber stritt, ob im Senar (denn
sich
an den Plautus und seine Ausgabe dachte man) das Zeichen des Ictus
auf die erste oder zweite Silbe des Metrons zu stehen käme, und daß
man über den Schwanzictus spottete, gleich als ob Witze entschieden. Mit
Recht hat Clirist, Metrik^ 337 den Schwanzictus verteidigt und auch gezeigt,
daß er bei Heliodor (Priscian de meir. Ter. 420) vorgeschrieben ist.
90 I. 4. Geschichte der griechischen Verskunst.
Trochäen unterschieden ward. Aber alles waren nur Spiel-
wechseln konnten. Die Bezeichnung Achtsilbler trifft
arten, die
also nicht einmal für die Idee des Verses völUg zu, denn bei
daktylischem Gange ergaben sich zwölf Silben. Sie ist nur be-
quem, weil sie die Grundform
den iambischen, trochäischen,
für
Da auch einmal eine
ionischen, choriambischen Dimeter angibt.
Senkung fehlen konnte, war auch ein Sinken unter die Zahl
von acht Silben möglich, noch abgesehen von der Verkürzung
des Anfangs, die sich gleich zeigen wird.
Ein Unterschied mußte zu allen Zeiten sehr fühlbar werden,
ob der Vers klingend oder stumpf schloß. Ich nehme diese be-
quemen Bezeichnungen aus unserer Verslehre herüber; die antiken
Metriker haben kein Wort, um Verse, die auf eine Hebung aus-
gehen, von solchen zu unterscheiden, die dahinter noch eine
oder zwei Senkungen folgen lassen. In dem alten Verse über-
wog der stumpfe Schluß so stark, daß die Daktylen sich sehr
früh abgesondert haben müssen; sie gestatten den Überschuß
sogar von zwei Silben, und die letzte von diesen, die nach dem
späteren allgemeinen Gebrauche als Länge und Hebung gelten
müßte, durfte auch eine Länge sein. Wir erschließen das daraus,
daß solche daktylischen Schlüsse sich bis in das Drama hinein
gehalten haben. Dagegen war für den Vers mit trochäischem
Gange der stumpfe Schluß die Regel, die normale Silbenzahl
also sieben. Wir mögen einen solchen Vers, ehe er zu einem
regelrechten katalektischen Dimeter geworden ist, Lekythion
nennen^).
Der Schluß des Verses war der alten Zeit das Entscheidende;
ihn band man zuerst an feste Regel; mit dem ersten Teile durfte
man freier ganz wie es später in der rhyth-
umspringen, also
mischen Prosa gehalten wird, die nur die Schlußkadenz fest
bindet. Wohl macht es etwas aus, ob vor der ersten Hebung
schon eine Silbe oder auch zwei Kürzen stehen, denn das bringt
den steigenden Gang; aber es ist auch ganz gewöhnhch ge-
wesen, den Anfang um eine Silbe zu kürzen, Hebung oder
^) Der Name ist eigentlich albern, denn er stammt von dem aristo-
phanischen Arjy.vdtov änoAeaev (Frösche
aber er findet sich bei
1208),
Hephästion 6, 2, neben dem verbreitetsten EiginLöeiov (nach Phoen. 239),
und im Fragment von Bobbio (Metr. Lat. 624), das durch Juba auf Heliodor
zurückgeht.
Der älteste Vierheber. 91
Senkung, und wenn die spätere Metrik auch solche Verse nicht
mit vollen respondieren läßt, so hat sie sie doch neben und
zwischen denselben als offenbar gleichwertige Gheder, sowohl
^^ —
ws^ —w—
wie — ^^ ^^w ^ —
bei Pindar steht ein — ;
solcher Vers sogar nicht selten als Grlied nach vorn und hinten
mit anderen in Verbindung.
Diese Freiheit in der Behandlung der ersten Silben, die
sich am deuthchsten an dem choriambischen Dimeter erkennen läßt,
hat sich in Lesbos in allen Versen, die an zweiter Stelle einen
Daktylus zeigen, für die zwei Anfangssilben erhalten, so daß
Daktylen nur in seltenen Ausnahmen den Vers beginnen. Das
wirkt in den Glykoneen und Asklepiadeen der klassischen Zeit
nach, ist aber bei Horaz verschwunden, wo die Zweisilbigkeit,
aber auch die Dcppellänge durchgeführt ist, offenbar aus der
Vorstellung, daß der Fuß dem folgenden Daktylus gleichwertig
sein müßte. Die Tragiker lassen auch den Tribrachys zu, aber
wenn sie zwei Kürzen brauchen, halten sie darauf, daß sich
das in den entsprechenden Versen wiederholt.
Eine für uns befremdliche, aber unbestreitbare Erscheinung
ist das Auftreten unreiner Schlüsse. Schon bei Alkaios
kommt es einmal vor, daß der Kurzvers — ww — ^^ — , mit
dem der Asklepiadeus schheßt, als — ^-^ erscheint,
also wie es für den Dochmius allgemein anerkannt ist^). Auch
in den Glykoneen der Tragiker sind solche Schlüsse gar nicht
selten, finden sich auch in den Asklepiadeen des Sophokles, und
man muß sich eingestehen, daß der Hinkiambus, den Hipponax
noch mit reinen lamben wechseln ließ, eben dasselbe darbietet.
Mir ist das so wenig verständhch wie die ueiovQot bei Homer;
aber die Tatsachen, die für mehrere dieser Verse längst anerkannt
sind, lassen sich nicht aus der Welt schaffen, und sie müssen
in der Urzeit ihre Wurzel haben; wir pflegen sie nur nicht zu-
sammen zu betrachten und sehen den Chohamb anders an als
die entsprechende Bildung des Glykoneus und Dochmius.
Die E'reiheit in der Ausfüllung der Senkungen hat sich noch
lange erhalten, auch als führende Dichter die volle Strenge
durchgeführt hatten. Sie findet sich,auch gesteigert zu ungenauer
Entsprechung, einzeln in manchen glykonischen und trochäischen
') Berl. Klass -Texte V "2, 7 g^eidöjLied^ üg y.tjQÖi'.
92 I. -i. Geschichte der griechischen Verskunst.
Versen und ist in den lamben der Komödie überhaupt herrschend
geblieben. Den strengen Künstlern hat sie Gelegenheit gegeben,
gerade weil sie auf genaue Entsprechung hielten, durch die
Differenzierung der im Grunde gleichwertigen Gheder die Formen-
fülle ihrer Gebilde zu erreichen; das gilt namentlich von der
Unterdrückung der Senkungen, die in lamben und Trochäen die
stärksten Wirkungen erzielt.
Die ausgebildete Metrik bringt in die Monotonie derselben
Versschlüsse Abwechslung durch die Katalexe, d. h. sie läßt die
Schlußsilbe deren Zeitdauer durch die Pause ersetzt wird.
fort,
Einer Zeit, welche noch keine feste Maßeinheit, keinen Fuß,
durchführte, stand neben dem Abstnch auch der Zusatz einer
Silbe zur Verfügung. So entstanden Verse, die sich im Gebrauche
dauernd erhielten, natürhch als Schlußglieder, obwohl das nun
durchgeführte Maß in sie nicht aufging. Ein besonders häufiges
Beispiel daß der Glykoneus nicht nur in dem Pherekrateus
ist,
seine normale Schlußzeile hat, sondern ebenso einen um eine
Silbe längeren Vers, dem die alten Metriker den Namen Hippo-
nakteum gegeben haben. Ebenso ist das Lekythion zum Ithy-
phaUikus^) verkürzt, der als Klausel eine weite Anwendung
gefunden hat.
Wenigstens eine bestimmte Form des alten Verses, den wir
als die Idee in allen späteren Dimetern anerkennen, ist nach-
weisbar. Ich habe ihn als choriambischen Dimeter bezeichnet,
dazu wird er aber eigentlich erst durch eine spätere Normah-
sierung, und es ist von entscheidender Wichtigkeit, daß wir im
Drama, namentlich dem späteren, noch Lieder besitzen, welche
ihm seine alte Freiheit belassen haben, so daß fest nur der
schUeßende Choriambus ist, während vor ihm die verschiedensten
Silbenkomplexe auftreten, kürzer, zuweilen auch länger als das
dem Choriamb gleichwertige Metron, das wir erwarten. Dieser
^) Moderne Zimperlichkeit hat an dem Namen Anstoß genommen, für
den lateinische Metriker auch phallicus sagen (was sie dann weiter mit
phalaeceus und philicius verwechseln). Der Name ist zwar von dem Liede
der iOv(fa/.Xot entlehnt, die dem Phallus als Sj^mbol des Gottes zu Ehren
singen; aber es kann sein, daß er aufgekommen ist, als die Prosa solche
Schlüsse liebte, die mit Recht als weichlich verhöhnt wurden; der gleich-
zeitig aufkommende Sotadeus schließt meist ebenso; da mag der Name
einen Beigeschmack gehabt haben. Das soll uns nicht hindern zu ge-
brauchen was praktisch ist.
Sprichwortvers. 93
Bau hatte sich alsoim Mutterlande erhalten. Diese langen Reihen
von vollen oder von verkürzten Glykoneen (Telesilleia), die wir
namentlich in der Komödie finden und daher für die attischen
rituellen Hochzeitsheder voraussetzen dürfen, und manche kürzeren
Gebilde, die freilich meist schon normalisiert sind, lassen uns
so viel mit Zuversicht sagen, daß im Mutterlande noch viel Altes
und Ursprünghches lebendig war, als die Äoler und lonier
schon zu kunstvollen Neubildungen fort-
(nicht die Dorer) Asiens
geschritten waren. dasselbe, was wir auf den Gebieten
Es ist
der Rehgion, des Staates und der Wirtschaft, in Wissenschaft
und Technik zu verfolgen gelernt haben.
Noch einen zweiten Vers dürfen wir hinzufügen, den Sprich-
wortvers, den ich mit dem Namen Enoplion bezeichne, denn
Paroemiakus ist für die streng anapästische Form in Geltung.
Er hat nur drei Hebungen, aber vorn und hinten steht eine
Senkung. Auch er ist stichisch wiederholt worden, eignete sich
aber auch zum Schluß vers hinter stumpfen Versen und kommt auch
so vor. Besonders behebt ist er als erstes von zwei Ghedern,
vielfach noch durch Wortschluß abgesondert; allmählich aber
verwachsen solche Dikola zu einem Langverse. Daß er in
Sparta reihenweise verwandt ward, erschließen wir neben einigen
alkmanischen Beispielen daraus, daß er sich in anapästischer
Normahsierung erhielt. Verschiedene Füllung seiner Senkungen
ist häufig, wie die zahlreichen Sprichwörter besonders deutlich
beweisen, in denen er fortlebte. Seine katalektische, diesmal also
stumpfe Form, Prosodiakon genannt, ^-^ <^ —ww—w
die — ^
sich auch auf den choriambischen Dimeter zurückführen läßt,
hat ebenfalls eine starke Verbreitung gehabt, wo denn das Enophon
als ihr diesmal längerer Schlußvers auftreten kann.
Das Prosodiakon hat zweisilbige Senkungen, wenigstens seit
es normalisiert ist; der Anlaut war zuerst einsilbig. Es ist mir
nicht möglich, die um die erste Silbe verkürzten Formen,
— -^-^ — -ww und — ^^ -^ — w w — , als gleichwertig
dem Enoplion und Prosodiakon zu erweisen, obwohl ich es glaube
und auf Zustimmung rechne. Die alten Metriker, die im heroischen
Verse denUrvers sehen, betrachten diese Glieder als seine Hälfte, und
ich habe den Namen Hemiepes übernommen. Wenn diese Glieder
in den Daktyloepitriten ganz überwiegend neben Trochäen auf-
treten, so liegt es nahe, ihnen den Wert des Dimeters beizu-
—
94 I- -i- Geschichte der griechischen Verskunst.
legen, wofür auch ihr Vorkommen in iambischen Liedern der
Tragödie spricht. Sowohl mit stumpfem wie mit klingendem
Ausgang kommt das Hemiepes in Perioden innerhalb großer
tragischer Strophen vor. Daß dann auch Dreiheber vor-
kamen, welche die Senkungen nicht beide zweisilbig hielten, ist
von vornherein anzunehmen, und namentlich ^^ -^ ^^ — —w—
hat noch einige Verbreitung ; stichisch wird es in Perioden tragi-
scher und komischer Lieder, verdoppelt zu einem Verse zusammen-
geschlossen von Sappho wiederholt.
Es hat natürlich auch noch kürzere Verse gegeben. Wir
finden selbst noch in Reihen einen Zweiheber, der vorn und
hinten wie das Enoplion gestaltet ist. Das geschieht in einem
rhodischen Volksliede, und seine Klausel wirft die anlautende
Silbe ab, so daß der Adoneus entsteht, den jeder als Klausel der
sapphischen Strophe kennt; er dient demselben Zwecke auch
sonst. Das tut in der ausgebildeten Metrik auch der unverkürzte
Vers, für den sich der moderne Name Reizianum eingebürgert
hat; aber er ist auch nicht nur hinter andere Glieder getreten^
sondern auch vor sie, und namentlich seine fünfsilbige Form
(also mit einsilbiger Senkung in der Mitte) ^) spielt in bestimmten
Dikola und dann wieder in den sog. Daktyloepitriten eine große
Rolle. Der lambelegus ^^ ^-^ -1 ^>^ -^-^—^ und — —
der Enkomiologikus -^^^ —
^^ -^ 1^^— ^— — —
mögen das
verdeutlichen, und daß man von diesem die ursprünglich identische
Bildung — -^ ^^ — N_^N_^ — I
^^.^ —w als Praxilleion unter-
scheidet, Verbindung des Kurzverses mit dem Proso-
die
diakon nur dann Archebuleion nennt, wenn sie die Form hat
^---w— ww — -^w — I
s^w — w j während sie mit dem
zweiten Gliede ^^ — -^ , häufig in der chorischen Lyrik,
anonym bleibt, wird unmittelbar vor Augen führen, wie sehr sich
die Dinge vereinfachen, sobald man sie genetisch anzusehen
gelernt hat. Verse, mit denen man sich in der Vereinzelung
abquält, werden ohne weiteres verständlich.
^) Daß diese Form
eine Klausel -~^ — —
^^ erzeugen kann, liegt auf
der Hand. Sie bestanden haben, namentlich hinter dem Enoplion,
mag
sie mag auch im alkäischen Neunsilbler anzuerkennen sein; aber wir
können einen solchen Silbenkomplex in der ausgebildeten Metrik nur als
trochäisches Metron behandeln; zum mindesten werden wir keinen neuen
Namen erfinden.
Kurzverse. 95
Eben erschien schon der Dreiheber — ^^ ^^ — ^ -^ — , den
wir ans dem daktylischen Pentameter kennen; zu ihm stellt sich
ohne weiteres :^^^ — ^-^w— Maecenas atavis, und in edite
,
regibus haben wir einen anderen, der zugleich eine HauptfoiTQ
des überaus wandelungsreichen Dochmius ist. Jene beiden Drei-
heber werden in glykonischen Strophen, aber auch in den freien
choriambischen Dimetern gein eingemischt, und auch das zuerst
angeführte Glied, das Hemiepes, mischt sich unter andere Verse ver-
schiedener Art, lamben z.B. Der Asklepiadeus verbindet zwei solcher
Kurzverse; der Dochmius, der überhaupt erst spät auftritt, ist in der
Tragödie ein Metron geworden, aus dem man ganze Verse und
Lieder baut. Wenn in diesen als seine Klausel — w — ^^ — w
-^^
erscheint, was nicht verwundern kann, so ist sie äußerlich
nicht verschieden von dem Gliede, das uns eben begegnete und
das auch ein katalektischer choriambischer Dimeter sein kann.
Auch daß der Vers ^^ -^^ —
-^ — —
ohne zweisilbige Senkung
vorkommt und auch dann den Dochmius vertritt, ist eine Tatsache,
die nicht überraschen kann. Aber wir müssen uns eingestehen, daß
auf dem Gebiete der Kurzverse, wo uns fast alles alte Material
fehlt, einiges Schwanken bleibt, unbehaglich für diese zusammen-
fassende Darstellung, aber für die praktische Analyse der er-
haltenen Lieder ist der Schade selbst dann gering, wenn die
Glieder verschieden aufgefaßt und benannt werden ; nur sondern
muß man richtig.
Von dem Bau der ältesten Gedichte läßt sich so viel
sagen, daß eine Klausel, länger oder kürzer als der herr-
schende Vers, eine Reihe, eine Tirade gleicher Verse bereits
oft, vielleicht meist abgrenzte. Das konnte auch ein Zuruf
sein, ein irgendwie stilisiertes Jauchzen oder Klagen, />;
Ttaidv, vm]vaov, slekeü u. dgl. Das erhob der Vorsänger; die
Menge stimmte ein. Daraus erwuchs ein Refrain, der nicht
auf die Beteihgung der Gemeinde beschränkt blieb, sondern von
dem Sänger, später dem Chor, mitgesungen ward. Das Ein-
treten der Klausel oder auch des Refrains gliederte die Folge
derselben Verse. Je nachdem ein solcher Abschluß regellos oder
regelmäßig eintrat,entstanden Strophen, wie wir zu sagen ge-
wohnt sind, oder ungleiche TtsqioQLouoi, TTeqr/.ojTai; ich nenne
sie Perioden. Trat der verkürzte Vers oder auch eine andere
Klausel unmittelbar hinter den vollen, so entstanden die zwei-
96 T- '1- Geschichte der griechischen Verskanst.
gliedrigen Verse, Dikola ^), die vornehmlich in den vielgestaltigen
Tetrametern dauern. Geschah das nach je zwei Versen, so
ergab sich jener Bau, den wir Stollen und Abgesang nennen;
er ist in kleinen Gebilden beliebt gewesen.
Über die Verteilung der Worte im Verse läßt sich so viel
erschließen, daß das Enjambement, für das wir kein Wort
haben, der primitiven Kunst fremd war. Es ist überhaupt
der älteren Technik ziemlich unbekannt, und die Epik der
Kaiserzeit, auch ihr Pentameter, ist ihm ganz feindlich. Daß
die Komödie, zumal die neue und was sonst nach ihren
Regeln an Trimetern gebaut wird, den Vers überhaupt nicht
als besondere Einheit fühlen lassen, ist etwas anderes. Das hat
Sophokles einigermaßen mitgemacht, im Gegensatz zu den beiden
andern. Wenn bei Homer und den Tragikern das erste Wort
des Verses grammatisch zum vorigen gehört, so hat das immer
seine besondere Bedeutung: da kann man also von Enjambement
sprechen. Von den Rhetoren ist mir nur die einsichtige Be-
handlung des Dionysios im Gedächtnis, comp. verb. 26, der eine
homerische und eine euripideische Periode gut daraufhin analysiert.
Ein Prachtstück ist die volle Interpunktion mitten im Verse bei
Eur. Med. 6. Als ein anderes mit hellenistischer Periodisierung
nenne ich das Proömium des Arat, das ich ganz hersetzen könnte
und an ihm und an der ebenso vollendeten Technik Theokrits in
seinen Liedern und ganz abweichend in seinen Mimen darlegen,
wie ausdrucksfähig der Hexameter, aber nur der griechische,
sein kann. Die vollkommene, aber auch vollkommen bewußte
Kunst jener goldenen Zeit der Kunstdichtung weiß genau, was
sie durch die strenge Übereinstimmung von Satz und Versgliedern,
was sie durch Enjambement erzielen kann; im Distichon hat
dieses seine Stelle (oben S. 12). Übrigens wird sich die Ver-
folgung der Erscheinung über die gesamte Poesie lohnen.
Damit sind wir von der ältesten Zeit schon abgekommen, und
des Redens über die hypothetischen Vorstufen sei genug. Das
geschichtlich wichtige Ergebnis ist, daß die ausgebildete Metrik
in dem was ihr gemeinsam ist und auch in ihren Anomalien auf
einen Zustand weist, in dem sich alles vertrug. Wir sind also
berechtigt, von einer panhellenischen Verskunst in demselben
^) Sie lassen sich also als a-f-b oder a -j- a. bezeichnen. Ich werde immer
<> inen Punkt hinter die Zahl der Metra setzen, um die Katalexe zu bezeichnen.
Indogermanische Metrik. 5)7
Sinne zu reden wie von einer urgriechischen Sprache, wenn
auch die letzte Schicht der Einwanderer, die Dorer von Kreta,
Sparta und Argos, keine Eigentümüchkeiten erkennen lassen, so
daß sie sich vielleicht der Kunst unterworfen haben, die sie bei den
älteren Einwanderern vorfanden. Es versteht sich von selbst,
daß für die Metrik derselbe Vorbehalt gilt wie für die Sprache,
denn auch das Urgriechisch hat niemals anders als in sehr ver-
schieden klingende Dialekte gespalten bestanden; der Gramma-
tiker erfaßt nur das ddog, das in allen Erscheinungsformen vor-
handen ist. Theoretisch steht also auch der Weg zu einer indo-
germanischen Metrik offen, genau wie zu der indogermanischen
Ursprache. Da ist es verführerisch, auf Ähnhchkeiten einen
Hypothesenbau zu gründen, die unleugbar zwischen dem griechi-
schen Vierheber und den germanischen alhterierenden Versen
und den indischen bestehen. Aber Analogien können gar zu leicht
täuschen. Der Qloka ist wirklich den griechischen Tetrametem,
wie sie in dem Kapitel über die choriambischen Dimeter vor-
geführt werden, so ähnlich, daß man ihn geradezu gleichsetzen
kann, und er ist doch erst auf indischem Boden erwachsen. Den
Saturnier haben schon lateinische Metriker mit einem archilochi-
schen Dikolon verglichen. Und der iambische Trimeter fällt mit
dem herrschenden arabischen Verse sogar zusammen, wo doch
Urverwandtschaft ausgeschlossen ist. Inwieweit das präsumptive
indogermanische Urvolk bereits eine Verskunst besessen hat, ist
damit nicht bestimmt, daß wir allerdings bei ihm irgendwelche
gebundene Rede, irgendwelchen Gesang und Tanz voraussetzen
dürfen. Wie es damit stand, kann erst dann vielleicht ermittelt
werden, wenn wir über die primitive Metrik vieler indogerma-
nischer Völker wenigstens so viel wissen wie über die der
Hellenen. Dazu sind die Aussichten trübe; aber ich tröste mich
damit, daß es für das Verständnis der erhaltenen griechischen
Verse schwerlich irgendwelchen Gewinn abwerfen würde.
Die Geburtsstunde der hellenischen Metrik, die diesen Namen
erst wirklich verdient, hat geschlagen, als ein Dichter dazu f ort-
schritt, seine Verse durchgehends an ein festes IMaß zu binden.
Erst damit trat {.litqov zum ^iO-fuk. Geschehen ist das in jenem
Gebiete Asiens, zu dem die Inseln Lesbos und Chios gehören
humt der gegenüberliegenden Küste. In den lyrischen Maßen,
WilamowitÄ, Griechisohe Vcrsiiunst. 7
98 I. J^. Geschichte der griechischen Verskunst.
auf die uns hier mehr ankommt, vermögen wir nicht einmal
eine Vermutung darüber zu wagen, was der erste Schritt auf
dieser Bahn war, denn wir finden das feste Maß bei den Lesbiern
auf ein anderes Prinzip begründet, als es die übrigen Hellenen
nach dem Vorgange der lonier befolgen; aber wir beobachten
die lesbische Poesie erst in ihrer letzten Stunde, und ionische
Lieder haben wir vollends erst von Anakreon, wo aber die
lakonischen Alkmans zu Hilfe kommen, der ja ausSardes stammte.
So muß die Schöpfung des heroischen Hexameters zuerst betrachtet
werden, den die Griechen für die Offenbarung des Gottes hielten,
obwohl er genetisch angesehen keineswegs der älteste griechische
Vers ist und der Ahnherr ihrer reichsten Verskunst nun schon gar
nicht. Noch bei Sappho und Alkaios sind Reihen von drei bis
sechs Daktylen lebendig, in denen allerdings statt des ersten zwei
beliebige Silben stehen, und der Ausgang kann auch so sein,
daß auf die letzte Hebung zwei Silben folgen. Ein solcher, also
schon normalisierter Vers von sechs Hebungen muß das Maß
der epischen Lieder gewesen sein, aus denen der Hexameter
gemacht ist, indem der Anfang daktylisch, der Ausgang sozusagen
trochäisch-katalektisch ward '). Urgriechisch war der Vers selbst
als Liedvers durchaus nicht; keine Spur von ihm oder auch nur
von Daktylen ist im Mutterlande zu finden. Die Versuche, den
Hexameter zu einem Dikolon zu machen, sind verlockend, aber
noch keinem ist es gelungen, den Bau des homerischen Verses
auf diese Weise befriedigend zu erklären^). In Namen und Formeln
mag die Not immer erzwungen haben, den Daktylus einzeln
durch einen Spondeus zu ersetzen, genauer wohl, eine einsilbige
Senkung zuzulassen, denn die Gleichung der Länge mit zwei
Kürzen darf man nicht gleich darin finden, da ja die Länge nicht
auflösbar ist^). Der Versnot aber machen auch die homerischen
Dichter sehr starke Konzessionen, so daß einer von vielen un-
^) Wenn das homerische Epos einzelne zweisilbige, nicht spondeische
erste Füße jungen Teilen, daß es fraglich
enthält, so finden sie sich in so
ist,ob die alte Weise darin nachwirkt und nicht vielmehr die lesbische
Freiheit durch die Kitharodie hineingetragen ist, die sich ja lange der
epischen Verse bediente.
Die Einschnitte des dritten Fußes sind erstens zwei, und dann hat
'')
Homer auch dreigeteilte Verse ohne Wortende im dritten Fuße. Die Diärese
vor dem fünften Fuße reicht überhaupt niemals für sich allein aus.
^) Im Hexameter nie; sonst hat sich das schon Ibykos 16 erlaubt.
Hexameter. 99
trennbaren kurzen Vokalen lang gebraucht wird, ein kurzer
zwischen zwei langen lang ^), und die nur im fünften Fuße
beschränkte Zulassung des Spondeus war erst recht unvermeidhch,
als die Rezitation zu längeren Gedichten fortschritt. Noch
eine andere folgenschwere Neuerung erzwang Einedie Versnot.
vokahsch schließende lange Silbe hat man immer in die Hebung
stellen dürfen, einerlei ob Vokal oder Konsonant folgte; nun gab
man ihr in der Senkung vor vokahschem Anlaut den Wert einer
Kürze. Das ist immer als Notbehelf empfunden worden. Die
Lesbier wissen nichts davon, es sei denn, sie bauen homerische
Hexameter^), und die ionischen Liederdichter halten es ebenso.
Aber die chorische und dramatische Poesie überträgt die
Freiheit auf alle, auch die scheinbaren Daktylen, verkürzt
auch gelegentlich einen Schlußvokal, wo durch Auflösung
eine größere Anzahl von Kürzen entsteht. Aber die Hiatus-
scheu der griechischen Sprache war so groß, daß diese Er-
''
scheinung schon im fünften Jalirhundert seltener und seltener
wird ^), von den feinen Dichtern der hellenistischen Zeit selbst in
Epos und Elegie immer mehr auf die leichtesten Fälle beschränkt,
bis sie schließlich selbst da von Nonnos ganz gemieden wird.
Auch der eigentliche Hiatus, d. h. die unbeeinträchtigte Geltung
einer vokalisch schließenden Silbe vor Vokal, hat zwar bei Homer
eine beträchtliche Ausdehnung, und Homers Vorbild hat manches
auch später vornehmhch in Daktylen entschuldigt, aber im
ganzen hat ihn die Dichtung verbannt*), und die Kunstprosa ist
ihr sogar mit noch größerer Strenge gefolgt.
^) Z. B. ist EVQv%OQog nichts andei-es als £i)Qvxo)Qog, wie im Altertum
richtig gefühlt ward.
^) In dem Gedichte von Andromaches Hochzeit hat Sappho, wenn
sie es ist, dem Einflüsse Homers solche Freiheiten zugelassen.
unter
') Aischylos ist darin überaus zurückhaltend, dem Pindar weit über-
legen, der sich aber auch zusammenzunehmen weiß, wie z. B. Pyth. 1
zeigen kann. Sophokles dagegen ist seiner laxen Praxis auch hierin bis
zu Ende treu geblieben. Euripides wird zusehends strenger; die Bakehen
sind ganz rein. Am meisten belehren die Anapäste des Aristophanes; man
vergleiche die erste anapästische Szene der Wolken mit dem Prachtstück,
dem ä)'(ov Xöywr, und vollends mit Fröschen und Ekklesiazusen.
*) -Tgd kommen so gut wie die bekannten uneUdier-
Monosyllaba wie
baren u du JieQi in der Komödie bis in späte Zeit vor; der Artikel kann
mit seinen} Nomen zu einem Worte verwachsen, ä vg bei Alkaios 99 und
100 !• 4. Geschichte der griechischen Verskuiist.
Die Rezitation hat zur Einführung einer Zäsur geführt, die
weit überwiegend, aber noch nicht ausschließlich in den dritten
Daktylus verlegt wird und dann die Beschränkungen im Bau des
zweiten und vierten Fußes mit sich gebracht hat, welche dem Verse
bei den Dichtern der hellenistischen Zeit erst seine ganze un-
nachahmUche Schönheit verleihen. Es ist eine Frage ohne
Antwort, was dazu geführt hat, einen so langen Vers zu wählen,
der ohne einen Ruhepunkt für die Stimme zur Rezitation un-
geeignet war. Sie wiederholt sich bei dem iambischen Tri-
meter, der ebenso über den Dimeter und dessen Verdoppelung
zum Tetrameter gesiegt hat und schon im Margites mit seiner
Zäsur innerhalb des zweiten Metrons, aber ebensogut hinter der
ersten wie hinter der zweiten Senkung^), dem Hexameter zur
Seite tritt.
Zwischen diesen beiden Versen, die es zu so überragender
Bedeutung bringen sollten, daß kühne Theoretiker alle anderen
aus ihnen ableiteten, ist der Unterschied, den ihre Namen Hexa-
in dem wo das h vielleicht noch mitwirkte, aber
Skolion 21 (Athen. 695 c),
auch %ö) ävzQa bei dem allerdings im Gegensatz zu Theokrit sehr nach-
lässigen Nachahmer 8, 72. Ich verfolge die Geschichte des Hexameters
nicht. Wenn Archilochos 74, 9 einen trochäischen Tetrameter schließt
Tofot ö' i)öv yt oQog, so ist ihm, wie überhaupt, v unelidierbar, und flt in
der Hebung behandelt er wie Homer. Es kann nur Zufall sein, daß die
Reste der altionischen Dichtung außerhalb der Daktylen so wenig solche
Freiheiten enthalten. Auffällig ist, wie viel sich Sophokles gegenüber den
andern Szenikern erlaubt. Ich hoffe doch, in den künftigen anständigen
Texten wird Ai. 191 /.lij ß)) äva^ stehen. Noch vei'schließt man sich der
evidenten Wahrheit, obwohl OK. 1485 Zev äva steht und bei Herodas 4, 18 gar
d) äva^. Und gleich Ai. 192 steht in Daktylen cUA' äva ig eögävcov, El. 157
xal 'I(ftdvaoaa, gleich als ob das Vau noch lebte, und OK. 1452 in Jamben
ögät, ist es Verschlechterung, wenn
ögäi, 156Ü Aidon'sv Aldcovev, Phil. 699
et Tt ifiTieooiaufgenommen wird; hinter %i läßt ja Sophokles wie
nicht
Aristophanes Hiat überhaupt zu. Auch Hiate am Schluß von ana-
pästischen Dimetern, die in Synaphie stehen wie OK. 188 muß man dahin
rechnen. Daher dulde ich auch 253, dessen Maß in Teil III erläutert ist.
Es wird wohl noch mehr geben,
*) Schon daran scheitert der Einfall, daß der Trimeter aus zwei be-
kannten Gliedern ^-' —
i=i und -— -^ — —
zusammengesetzt
•
wäre, es wäre denn, man dürfte dem Verse ein so langes Vorleben zu-
schreiben, daß seine Zusammensetzung vergessen war, als der Dichter des
Margites, Archilochos und Semonides ihre Trimeter bauten.
Pentameter. 101
meter und Trimeter^) aussprechen. Das Maß des einen ist der
Daktylus, das des andern der doppelte lambus. Und doch hat
es daktylische Verse genug gegeben, die ebenfalls den ver-
doppelten Fuß zum Maße haben; in ihnen fehlen auch Trimeter
durchaus nicht. Wie diese Besonderheit entstanden ist, entzieht
sich unserer Kenntnis; nur so viel ist daß der
damit gegeben,
Langvers, der dem heroischen Hexameter vorherging, zu den
les bischen Daktylen gehörte, die längere und kürzere Reihen von
behebig vielen Füßen bauen, vielleicht auch mit einer Vorschlag-
silbe, so daß es nahe liegt, ähnhches auch von den epischen
Liedern zu glauben. Dann wird der Hexameter sich festgesetzt
haben, als der erste, an demMaß den Dichtern zum
festes
Bewußtsein kam. Für das Gedicht war der Vers das Maß,
der Fuß; der Fuß zerfiel in die sechs Zoll oder Zehen, und
diese erhielten daher den Namen ddxrvkoL und trugen ihn mit
demselben Rechte weiter, wie 6 7ton]Tr]c Homer war, so daß die
Musiker das Metron der iambischen Verse nun ödy.zvlog aut
la/^ßov nennen. Hier ist also Zoll, was wir Versfuß nennen.
In die Zeit Homers, also das achte Jahrhundert, reicht die
Erfindung der kleinen Strophe hinauf, die wir Distichon nennen^),
ein Name, der erst zutrifft, wenn die zwei Glieder, die auf den
Hexameter folgen, zu einem Verse so eng verwachsen sind, daß
sie Pentameter genannt werden können, was schon von Herme-
sianax und Kallimachos geschieht, wo also der Takt zu der
Gliederung in Widerspruch trat, die durch die Worttrennung immer
aufrecht gehalten ward. Wiederholt wird in ihm das Hemiepes,
und wer diesen Namen anwendet, sieht darin ein Stück des
Hexameters, und so wird es von den feinen Dichtern auch be-
handelt; in Wahrheit erscheint das Glied v^ ^^ — ^.^—— selb- w
ständig auch zwischen anderen oder auch in Reihen wie Aisch.
Hik. 843. Wir werden demgemäß annehmen, daß die Zulassung
des Spondeus aus dem Hexameter auf die erste Hälfte des Penta-
meters übertragen ist. Der alte Name des Verses war Ueyslov,
^) Schon Herodot 1, 47 und 174 unterscheidet die Verse durch iv roj-cot
t^afüxQ(oi und tv TÖv(ot Tgifurgcot.
*) Kallinos, um
670, setzt eine feste Kunstübung voraus; nach Sparta
kommt im siebenten Jahrhundert. Hesiodos aber hat sie noch
die Elegie
nicht gekannt, denn für die ganz persönlichen An^praclien an Perses utid
an die Richter würde sie die angemessene Form gewesen sein.
102 I- * Geschichte der griechischen Verskunst.
ganz wie h/^ißetov, der alte Name des Triraeters, gebildet, also
benannt von der Verwendung in der Totenklage, eXeyog, wie
ieues davon, daß es in den Spottliedern des Demeterkultes herrschte.
Damit ist über die Verwendung des Distichons nichts ausgesagt;
die späte Ableitung eXsysla, die wir übernommen haben, und die
mißbräuchliche Verwendung von eleyot für die Elegie darf nicht
beirren. Die Weisen der Totenklage sind fremd, asiatisch, karisch:
da wird auch Usyog ein Lehnwort sein'). Die Elegie ward zuerst
und noch sehr lange zur Flöte vorgetragen ^j, aber das machte
sie nicht zum Liede, denn die Dichter erfinden keine Melodie;
sie ist und bleibt die Schwester des Epos, wird daher auch
gleich für Steinschriften verwendet.
Hexameter und Pentameter gehen auf den alten Vierheber
gar nicht zurück, und der Hexameter mißt sogar schon nach
Füßen. Sie führen die Gleichung von einer Länge mit zwei
Kürzen schon wenigstens nach der einen Seite durch. Der Hexa-
meter eben schon das Ergebnis einer oder mehrerer Normali-
ist
sierungen, wie sie bald so, bald so mit jenem Urverse unter-
nommen w-urden. Der daktylische Dimeter, den man als alkmani-
schen Tetrameter kennt, ist schwerlich jünger als der Hexameter.
Aber etwas über den Gang der Entwicklung wissen zu
wollen ist eitel. Wir sehen nur das Resultat, und dies haben
Seit ich dies schrieb, wie ich es seit langer Zeit
^)
gelehrt habe, ist
XV
148 diese Zurückfilhrung tiefer begründet worden.
von Theander, Eranos
habe aus ßslr) xä
2) Wenn Pausanias X 7, behauptet, die Aulodie
oxvdoo^öxaza xal i?.eyeia xal 'Ognvoi bestanden, so nimmt er das von dem
Gewährsmann, dem er das folgende Epigramm des Aiüoden Echembrotos
verdankt, dessen Wortlaut schweren Bedenken unterliegt. Aber
man las
darin "E/dqot fV dddoyv /ifAeo xat tUyovg, und in diesen sah Pausanias tltyeta,
sein Gewährsmann ^Qrjvot, das schon durch die Parallele oy.v&gconövaTCi im
Texte geschützt wird. Was Gewährsmann gedacht hat, ist im
sich sein
Referate Pausanias unklar geworden. Der Aulode als Sänger bei
des
Totenfesten ist ein wichtiges Zeugnis für die Sitte des sechsten Jahrhunderts;
auch die Oofiim von Simonides und Pindar werden Aulodien gewesen
sein.
von Argos war nur Aulet, das folgt aus allen Zeugnissen;
Sakadas
heißen,
natürlich konnten seine Kompositionen so gut /le/Tj wie Jiouutata
Zusammenstellung mit Pronomos keinen Zweifel
Pausan. IV 27, 7, wo die
'lUov negoig
läßt. Also ist er nicht gemeint, wenn bei Athenäus eine
Saxcitov l\QY8ioo angeführt wird, sondern das alte Epos 'AyCa zov 'A.
C. F. Hermann hat das längst gesehen. Schlimm genug, daß immer wieder
daran gerüttelt wird.
Entstehung der Versgeschlechter. 103
ionische Liederdichter erreicht; daß ihre Namen ebenso ver-
schollen sind wie die der Epiker, welche den heroischen Hexa-
meter schufen, darf die Anerkennung ihrerLeistung nicht mindern.
Der alte Vers hat sich nun durch die Einführung des festen
Maßes in viele verschiedene Arten verwandelt. Es gibt lamben,
Trochäen, Choriamben, loniker, Daktylen, Anapäste; die Päone
haben sich aus den Trochäen zu einem besonderen Maße ent-
wickelt. Aber fort lebt der alte Vers in allen Dimetern dieser
verschiedenen Maße, im Glykoneus noch als ein unteilbarer Di-
meter. Daneben gestattet nun das feste Maß, auch Monometer
und andererseits längere Reihen zu bilden, die sich als Summen
von Metra derselben Art fassen lassen. Wir würden diese Ein-
heiten lieber Füße nennen; allein die ältesten Theoretiker der
Rhythmik und Metrik sind allzu systematisch von den Buch-
staben und Silben^) ausgegangen und haben die kleinsten Kom-
plexe von zwei und drei Silben mit den Namen vorhandener
Rhythmen oder besser vonGedichten belegt. DieseKomplexe nannten
sie Füße, so daß die in Wahrheit herrschenden viersilbigen Maß-
einheiten von den Metrikern Syzygien genannt wurden. Un-
möglich können wir für diese den Namen Fuß verwenden, denn
die Verwirrung würde noch ärger als die, welche Arsis und
Thesis angerichtet haben. Daher rede ich von Metra.
Wenn auch die Zahl der Metra beliebig zu erhöhen nun
ganz im Belieben des Dichters stand, wirkte doch der alte Vers
darin nach, daß die Dimeter eine bevorzugte Stellung behaupteten.
In den Daktylen ist der sog. alkmanische Tetrameter nichts
anderes; er hält sich dauernd, sogar einzeln in der nunmehr
anomalen Form mit dreisilbigem letztem Fuße. In den anapä-
stischen nviyrj ist der Dimeter nicht faßbar, obwohl die Gramma-
tiker nach ihm abteilen, weil Wortschluß nach jedem Metron
^) Diese Bezeichnung der „Zusammenl'assung'*, nämlich von Buch-
staben, ist in Sprachen übernommen, und wir wollen nicht vergessen,
alle
was darin liegt. Die griechische Schule hat den Grund zu unserer
Grammatik gelegt. Euripides kennt schon aqftova (fav^evva ovX?Miidg. Pala-
medes 578 (aus dem Jahre 415). Und schon Aischylos sagt ygaiiunuDi' (v
^v?.XaiSaig, Sieb. 468 „wenn man die einzelnen Zeichen auf dem Schilde
zusammenfaßt, liest", q^^cov/jevra beweist die Namengebung durch lonier.
Gefunden ist die ovXXaß)) in dem Schulunterricht, da die Kinder erst die
Buchstaben, dann die Silben ba be bi usw. auswendig lernten, um lesen
zu lernen...
104 I- ^- Geschichte der griechischen Verskunst.
durchgeführt wird; aber in dem letzten, katalektischen Dimeter
geschieht das nicht, der denn auch als besonderer „Paroemiakus"
gefaßt wird. In Anakreons Choriamben, in dem anaklastischen
Verse, der nach ihm heißt, im Glykoneus und in dem chor-
iambischen Dimeter Korinnas dauert der alte Vers darin, daß
die Metra nicht identisch sind, sich vielmehr erst ausgleichen,
wenn sie paarweise zusammengenommen werden. Einzeln mischen
sich ionische und jambische Dimeter unter Glykoneen, ja sie
respondieren sogar mit diesen: ein deutlicheres Zeugnis für ihren
Ursprung ist nicht denkbar. Daß Aristophanes seine trochäischen
und iambischen Ttviyrj wesentlich aus Dimetern zusammensetzt,
zeigt sich an ihrer Abghederung durch Wortschluß, auch durch
Personenwechsel. Während die lamben der tragischen Chöre auf
den Dimeter selten einen zuverlässigen Schluß gestatten, ist
in den trochäischen Liedern seine Nachwirkung so stark, daß die
Metriker das Lekythion geradezu Euripideum nennen. Ganz
besonders beweisend sind die Tetrameter aller Art, da sie ja die
Diärese einhalten, und ihrer gibt es eine kaum übersehbare Fülle.
In den Glykoneen der chorischen Poesie finden wir den
Dimeter sehr oft durch Zusätze erweitert, die sich auf ein iam-
bisches Metron in seinen verschiedenen Gestalten zurückführen
lassen. Das hat seine Analogie in Lesbos, aber die Praxis weicht
etwas ab. Während in lonien die Gleichsetzung einer Länge
mit zwei Kürzen zu der Auflösung führt, von der allerdings
zuerst nur ein beschränkter Gebrauch gemacht wird, ist bei den
Äolern die Silbenzählung durchgeführt. Ein festes Grundmaß,
durch das sich alle Verse dividieren lassen, besteht nur in Versen,
die wie die Daktylen und die loniker aus der ionischen Poesie
entlehnt sind oder doch mit ihr zusammengehen; sonst ist mir
eine bestimmte Abfolge von Längen und Kürzen fixiert, und nur
ganz wenige Silben, meist am Anfang oder Schluß eines Gliedes,
bleiben frei. So steht im sapphischen Elfsilbler zuerst der chor-
iambische Dimeter, aber die ersten drei Silben sind fixiert; frei
war die vierte, während wir im Drama denselben ganzen Vers
antreffen, aber mit anders gebauten ersten Silben, oft vier Längen.
Hinter dem Dimeter stehen noch drei Silben, für ionische Metrik
ein katalektisches iambisches Metron, wo
Synaphie unmöglich
also
ist. Sappho aber verbindet den Vers mit dem Adoneus, d. h. sie
betrachtet ihn als festen Elfsilbler; der Begriff der Katalexe ist
,
Kurzverse. 105
der äolischen Metrik fremd ^). Ob diese Erweiterungen bei den
Lesbiern, die wichtig, aber nicht sehr zahlreich sind, aus lonien
stammen, so daß die Synaphie im Grunde auf einem Mißverständnis
beruht, muß ungewiß bleiben. Erzeugt ist so der Phaläceus als
eine Spielart des sapphischen Elfsilblers.
Zusammensetzung aus einzelnen Gliedern, alten Kurzversen,
herrscht inLesbos weithin, und sie verwachsen ganz zu einem Verse.
So entsteht der Asklepiadeus, aber Alkaios erweitert ihn im Innern
durch den Einschub von ein oder zwei Choriamben, was der
Erweiterung der Glykoneen vorn oder hinten durch -^ — —
^-^ -^, —w— entspricht. Sappho hat den Adoneus und
Ithyphallikus, das Glied -w --^ — — w—
^^^ das Reizianum,
vielleicht auch -^ — ^^ verdoppelt als Verse, die sie
stichisch wiederholt; Alkaios den Enkomiologikus, der eben
dieses Ghed enthält. Nach der Ableitung der Grammatiker
bildeten je zwei oder auch vier gleiche Verse eine Strophe^).
Dann wechseln häufig zwei oft wenig verschiedene Verse, so
daß es Disticha gibt. Darüber hinaus gehen, so viel wir wissen,
abgesehen von dem, wie es scheint, polymetrischen großen
Hochzeitsliede der Sappho, nur die eigentlich aus drei Versen
bestehenden Strophen, die nach den beiden Lyrikern heißen, aber
sicheriich älter sind; an eine dritte, zweiAsklepiadeen,Pherekrateus,
Glykoneus mag man wegen der Nachbildung durch Horaz glauben.
^) Bakchylides baut die wohllautende Strophe seines dritten Gedichtes
aus vier Elfsilblern; der erste ein iambischer katalektischer Trimeter, natür-
lich ohne Synaphie, 2 und 'd hängen ^-' an das Prosodiakon und
doch wird 3 mit 4, dem sapphischen, verbunden. Bei den Tragikern, Aisch.
Prom. 135, Hik. 526, Soph. Ant. 355 steht der Vers, wie sich gebührt, am
Schlüsse einer Periode.
Euripides hat aber Hipp. 559 auch den sapphischen
ohne ihre Normalisierung) mit einem Pherekrateus ver-
Elfsilbler (vorn
bunden; da war ihm der sappliische Vers als solcher ein Ganzes.
*) Wenn Alkaios zwei Glykoneen und ein iambisches Metron ver-
bindet, so mag man dies Trikolon Vers oder Strophe nennen. Oxyr. 1360, 1
fängt ein Gedicht an
Ol) jxdvz' ijoi}' äinfoQog ———
aö(5' dovvveTog, ajnoiaide — —
[
ßcißä) ActTotda tovv' t(jrvXdga[o,
l-it) Ttg z(dv xaxonaTQiöäv
elaerai, qaveoal rotaiv dn' dgxäf^ ——
Da ist sicher nur derGlykoneus an vierter Stelle,' der große Asklepiadeus
an fünfter, und an zweiter muß er auch gestanden haben, damit die
106 I 4. Geschichte der griechischen Verskunst.
Das ist so wenig, daß von hier aus die sog. äolischen Strophen
der chorischen Lyrik nicht wohl abgeleitet werden können, ob-
wohl das Prinzip ihres Baues dasselbe ist. Vor allem erfinden
die Chordichter jedesmal eine neue Kombination der Verse und
Gheder, die Lesbier wiederholen sehr häufig dieselben kleinen
Gebilde. Da kann unmöglich gegeben
die Melodie mit der Strophe
sein; dazu sind der Inhalt und die Stimmung zu verschieden. Die
Dichter begleiteten sich selbst auf den schon recht künstlichen
Saiteninstrumenten; da werden sie nicht nur das Tempo ver-
schieden gehalten, sondern auch verschiedene Töne gegriffen
haben. So mußten es alle tun, die ein Lied wiederholten,
wenn die Melodie nicht mündlich fortlebte, denn Notenschrift ist
für jene Zeit wohl ausgeschlossen').
Die äohsche Musik hat seit Terpandros auf diese ganze
Kunst im Mutterlande dauernd eingewirkt, denn erfolgreiche Kitha-
roden kamen noch lange aus Lesbos^). Dichter brauchten sie
deshalb nicht zu sein, wenigstens nicht mehr, als die Rhapsoden
Epiker waren. Soweit aber müssen sie es gewesen sein, denn
die Sprache der chorischen Lyrik trägt äolische Spuren; von
äolischer Musik redenLasos und Pindar. Aber ein namhafter Dichter
aus Lesbos ist nicht mehr erschienen. Denn Arion, der Zeitgenosse
der beiden lesbischen Liederdichter, ist Kitharode, und wenn
er in Korinth als Chormeister damit einen folgenreichen Schritt
getan hat, daß er einen Chor als Böcke, Satyrn, auskleidete, so
hat er zwar den Korinthern den Anspruch auf die Erfindung
erhaltenen Wörter in einen Satz gehen können; das letzte von 2 ist aller-
dings ganz unsicher gelesen. Das fiihi't auf eine dreigliedrige Strophe,
Glykoneus, großer und kleiner Asklepiadeus, denn V. 1 möchte man
meinen, mit dem Zusätze von vöov wäre es genug, und 3 scheint auch
vollständig.
^) Notenschrift muß bestanden haben, als Pindar einLied zurAuffiihrung
nach Syrakus, Kyrene, Rhodos, Pella schickt. Seine Kompositionen waren
auch noch dem Aristoxenos bekannt. Es ist eine lösbare Aufgabe, wenn jemand
nur musikalische, epigraphische und paläographische Kenntnisse vereinigt,
die Veränderungen der griechischen Notenschrift bis auf ihren Ursprung
zurück zu verfolgen, denn die Zeichen lehnen sich an die Buchstaben-
formen an. Ich halte für möglich, daß sich selbst die Gegend der Er-
findung bestimmen lassen wird.
^) Ps. Plutarch mus. 6.
Äolisch und Ionisch. 107
des Dithyrambus ') aber seine Gedichte verklangen
verliehen,
sofort^), und der Archeget der Gattung ist Lasos von Hermione
geworden.
So denn das Äolische nur ein Einschlag in der meUschen
ist
Chorpoesie. Ionisches, was nicht zugleich homerisch ist, findet
sich in der Sprache nicht, und doch muß man sagen, der Zettel
des Prachtgewandes dieser Kunst ist von der ionischen Lieder-
dichtung aufgezogen, indem sie die festen Grundmaße unterschied
und die so gebildeten Glieder zusammenfügen lehrte. Das haben
die Dichter des Mutterlandes übernommen, hier und da, wie sie
auch Epos und Elegie übernahmen. Diese waren so fest ge-
worden, daß sie auch auf fremdem Boden selbst die sprachliche
Form bewahrten. Die Lyrik tat das nicht; Alkman von Sardes
dichtet lakonisch; sie gab auch keineswegs ihre primitiven
Verse ganz auf, sondern festigte sie nur durch das neue Gesetz
der Maßeinheit und lernte größere Gebilde durch die Vereinigung
verschiedener Versglieder bauen. Wieder sind da schöpferische
^) Darauf ist zu beziehen, was der Hcrmogenesscholiast (in meinem
Aischylos S. 19) so ausdrückt, Solon erwähne, daß Arion Tnayoudia; .Toörov
dgäiiia £ioi)yaysi>. Auch Simonides hat den Arion erwähnt, offenbar zum
Lobe von Korinth, Schol. Pind Ol. IB, 31a nach meiner Verbesserung. In
Korinth und Slkyon ist geistiges Leben nur, solange die Tyrannen
herrschen; dann hört es gänzlich auf. Der Dithyrambus Arions muÖ
dionysisch gewesen sein, denn er läßt sich von den Satyrn nicht trennen.
Chorlied war er bis dahin noch nicht, denn Archilochos singt ihn zum Weine, die
einzige ältere Spur. Wir aber kennen ihn nur so, daß er von der Verbindung
mit dem Gotte gelöst werden kann, bei Xenokrates, Pindar, Bakchylides
ttbei-haupt gar keine direkte Beziehung zu irgend einem Kulte zu haben
braucht, sondern der heroische Stoff das Wesentliche an ihm ist (Ps. Plutarch
mus. 10). Der Name diüvoafißog selbst zeugt dafür, daß der i/i»po,«;ioc
zuerst dem Zeus galt, und bei dem Symposion spendet man auch nicht
dem Dionysos, sondern dem Zeus ooivi^o: aber dann hat der neue Gott dies
Lied geerbt, schließlich selbst den Namen (3ti>i>pa/f,:?oc angenommen. Wenn
Aristoteles die Tragödie von den i'cnoxovTsc röv dii). ableitet, so kommt
es ihm auf den Chorgesang an, nicht auf den Inhalt der Lieder. Der war
für seine Kenntnis immer heroisch.
*) Das Gedieht, das ihn von seiner Rettung selbst erzählen läßt und
daher von Allan auf seinen Namen gestellt wird, ist gar keine Fälschung;
der Stoff paßte vortrefflich für einen Dichter der späteren Kitharodie, und
dazu stimmt die Sprache und die Metrik. Ich könnte manches zum Ver-
ständnis und zur Verbesserung geben, aber wir kennen die Überlieferung
noch nicht, da halte ich es zurück.
108 I- -t Geschichte der griechischen Verskunst.
Künstler tätig gewesen, deren Gedächtnis ganz verschollen ist,
was sich jeder längst sagen mußte, der sich die Frage vorlegte,
wo stammt her, was dem Simonides, Pindar, Aischylos ge-
meinsam ist.
Werfen wir den ersten Blick auf das was wir über ionische
Dichtung wissen. Das heißt von Archilochos reden, mit dem
auch die antiken Metriker angefangen haben ^). Er gibt dem
Trimeter mit äußerster Strenge die vollendete Form, vermeidet
nicht nur die Freiheiten, welche Hipponax und die Komödie uns
noch später zeigen, sondern auch was sich Semonides neben ihm
noch erlaubt, so daß die Ansicht aufkommen konnte, die Späteren
wären von der Regel abgewichen. Er- hat auch das Distichon
mit einer Feinheit behandelt, die erst von der hellenistischen
Kunst wieder aufgenommen wird. Auflösungen sind bei ihm ganz
selten. Dasselbe gilt von seinem trochäischen Tetrameter, der als
Verbindung von zwei Formen des alten Verses den Übergang zu
den kleinen archilochischen Strophen bildet. Da finden wir den
daktylischen Dimeter (Tetrameter, wie man mißbräuchlich sagt)
und das EnopKon vor dem IthyphaUikus dies Dikolon wird ;
stichisch wiederholt, zu dem anderen tritt noch der iambische
katalektische Trimeter. Dann lebt auch der iambische Dimeter
fort, hinter dem Trimeter, vor und hinter dem Hemiepes, wo
dann noch ein Hexameter zu der Strophe gehört, hinter dem
auch andere einzelne Kola auftreten. Für alle gilt das Gesetz,
daß zum mindesten Wortschluß die Selbständigkeit der Gheder
wahrt. Nun sind das alles Gebilde, die später genau wie die
Elegie zur gesprochenen Poesie gehören, finden sie sich doch
auf Inschriften^). Da wird die gleichzeitige Liederdichtung schon
mehr gewagt haben; aber so viel wir sehen, hat doch erst der
Chorgesang umfängliche Strophen erzeugt, vermutlich weil die
Orchestik sie für ihre Windungen und Schhngungen wünschte.
Eins ist freilich allgemein festzuhalten: die Metrik läßt niemals
^)Mar. Victor. Ul.
*)Die bekannte Helminschrift (Olympia 250) tägyeiot dvedev zm AiH
xä)v KoQtvd-ö'&ev gibt das Dikolon scribere versiculos amore compressum
gravi mit einer choriambischen Anaklasis. Ob 'Agyeioi. spondeisch oder
choriambisch gesprochen werden sollte, Läßt sich nicht entscheiden. IG-
V 2, 75 scheint Hexameter und iambischer Dimeter gewesen zu sein.
Hellenistisches gibt es mehr; immer aber sind es dann feine Gedichte.
Archilochos, Alkman. 109
erkennen, ob ein Gedicht für Einzelvortrag oder Chorgesang
bestimmt war, so daß selbst bei Pindar die Voraussetzung unbe-
rechtigt ist, jedes Gedicht wäre von einem Chor gesungen.
Man sieht das gleich bei Alkman, dessen Partheneion in
der zweiten Hälfte einer einzelnen Sängerin zufiel ^j. Dies
unschätzbare Gedicht ist nach demselben Prinzip gebaut wie die
Strophen des Archilochos, asynartetisch; es geht aber nicht nur
quantitativ weiter, indem es ein Dikolon viermal wiederholt?
das zwei der alten Verse zusammenstellt, sondern bringt dann
noch Trochäen und Daktylen, wieder Dimeter. Ähnliche Strophen
lassen sich noch in den kärglichen Resten erkennen, daneben
stichische Wiederholungen von iambischen Dimetern, katalek-
tischen Trimetern, daktyhschen Dimetern, trochäischen Tetra-
metern, kretische, ionische Reihen, wo freihch die Möglichkeit
bleibt,daß sie Teile längerer Strophen waren. In dem berühmten
Bruchstück, das den schweigenden Schlummer der Natur schildert,
istzu unserer höchsten Überraschung bereits eine so starke
Mischung verschiedener Gheder erreicht, daß der alte Vers kaum
noch zu spüren weiter ist Pindar auch nicht gegangen.
ist;
Der soviel jüngereAnakreon, der allerdings keine Chorlieder
verfaßt, steht an Formenreichtum stark zurück; bei ihm herrscht
in Glykoneen, Choriamben, lonikern, lamben und Trochäen
das feste Metron durchaus; der Dimeter wirkt fast überall nach,
aber er regiert nicht mehr. Damals Avar die Chorlyrik bereits
vollkommen und ward im Mutterlande wohl überall geübt; auch
in Westhellas w^ar bei den dortigen loniern imd Lokrern eine
blühende Schule entstanden, die namentlich die Erzählung in
lyrischer Foitq pflegte, was man nun Dithyrambus nennt, aber
Ibykos von Rhegion machte auch Knabenheder an denselben
Höfen des Polykrates und Hipparchos, wo auch Anakreon solche
Lieder in seiner Weise sang. Schwerlich hat Ibykos nur für
einen Chor gedichtet.
Für den Kultus verlangte man in jenem stark religiös ge-
stimmten Jahrhundert, dem auch die großen Tempelbauten an-
gehören, neue Chorgesänge, und auch die einzelnen Herren
Meßen sich die Feste der Freude und der Trauer ihres Hauses
durch Gelegenheitsgedichte verherrlichen. Es muß Dichter an
') Hermes XXXH 252.
110 I- ^. Geschichte der griechischen Verskunst.
sehr vielmehr Orten gegeben haben, als uns bezeugt ist; es gab
auch Genossenschaften der Musiker, d. h. der ausübenden Künstler
in Gesang und Tanz ^). Und trotz allen Verschiedenheiten der
mdividuellen Kunst, die uns jeder Dichter zeigt, herrscht in der
Metrik ganz wie in der Sprache soweit Übereinstimmung, daß erst
nach genauerem Zusehen sich jene Unterschiede offenbaren. Wie
es zu dieser Blüte gekommen ist, die eine schöne Analogie zu
der gleichzeitigen reifarchaischen bildenden Kunst darbietet,
vermögen* wir nicht zu sagen: es ist nur ein Phänomen in der
wunderbaren Erscheinung, daß sich während des sechsten Jahr-
hunderts das Hellenentum in Staat und Gesellschaft und Wirt-
schaft, in allen Künsten und auch in Wissenschaft und Rehgion
mit unheimlicher Geschwindigkeit auf eine Höhe hebt, von der
uns der Schritt zu der ewig klassischen Schönheit des fünften
Jahrhunderts nur noch klein und vor allem ganz notwendig
vorkommt.
Diese Schönheit wird auch in der Metrik erst durch Athen
erreicht, durch das Drama, Tragödie und Komödie. Athen
nimmt auch hier Anregungen von allen Seiten her auf; die
Daktylen der Westhellenen, die Daktyloepitriten dieser Mehker
und des Mutterlandes, die Choriamben des Anakreon, die hiera-
tischen Anapäste und anderes mehr. Und doch sind die Strophen
des Aischylos viel durchsichtiger als die der Mehker, und die
Komödie vollends ist für die erste Einführung in den griechischen
Versbau darum am geeignetsten, weil sie das feste Maß ziemlich
überall einfach durchführt, es sei denn, sie ahme gefhssentlich
einen anderen StilUnschätzbar ist sie auch durch die
nach.
Rückschlüsse, die ältere volkstümhche Kompositionen
sie auf
gestattet. Von der schwierigen Verbindung sehr verschiedener
Glieder, die in Pindars sog. äohschen Liedern herrscht, hält sie
sich dagegen fast ganz frei; auch die Tragödie ist in Liedern
dieser Art sehr viel durchsichtiger. Wir mögen das wohl damit
daß die klassische Kunst auf die Zierlichkeit und
parallelisieren,
den reichen Schmuck verzichtet, der für die Mädchenstatuen
der Burg charakteristisch ist. Sophokles ionisiert hierin wie in
der Sprache am meisten.
^) Vorausgesetzt werden diese Genossenschaften in der alten J7o2.
'Al))]v. 1, 13. Auf ältere Gedichte, die in den Familien seiner Sieg-er auf-
bewahrt waren, nimmt Pindar öfter Bezug.
Athenische Metrik. 111
In dem letzten Viertel des Jahrhunderts kommt eine Metrik
auf, die ihre Wirkung durch die schrankenlose Mischung aller
Gheder erreicht, allerdings so, daß die einzelnen sich fast immer
deutlich abheben. Obgleich wir diese Manier vornehmlich an
den Tragödien jener Zeit beobachten, ließ sich doch schon
schließen, daß es dieneue „dithyrambische" Weise war, die sich
auch des Dramas bemächtigte. Die Perser des Timotheos haben
das bestätigt, führen aber zu dem Schlüsse, daß es nicht der
Dithyrambus der attischen kyklischen Chöre, sondern der kitha-
rodische Nomos war, der diesen Umschwung brachte, denn
wenigstens die Dithyramben Pindars hatten oft Responsion. In
der Tat konnte die Musik, die der Flötenspieler bhes, und in der
gerade die Wiederholung der Melodie gewöhnlich war, zu der
Neuerung kaum den Anstoß geben. Dagegen der Kitharode, der
selbst zugleich derausübende Künstler war, hatte überhaupt keine
strophische Dichtung vorgetragen, sondern epische Verse, zu
denen erst nur wenige andere traten. Da lag es nicht fern, von
der Fülle verschiedenster Verse Gebrauch zu machen, die mittler-
weile erwachsen waren. Phrynis ging so vor, und Timotheos
vollendete das Werk. Hier war es also gar nicht nötig, Strophen
zu sprengen, denn es hatte keine gegeben. Man reihte einfach
Perioden verschiedener Verse aneinander, die von dem neuen
Einsetzen ävaßolaL genannt wurden*). Für die Musik war der
Fortschritt groß, und diese im Gegensatz zu der strophischen
Wiederholung durchkomponierten Gesänge reizten auch die
Tragiker und Dithyrambiker zur Nachahmung. Freilich hatte der
Sieg der Musik zur Folge, daß die Worte ziemlich inhaltlos werden
durften, wenn sie nur klangen, und die Wirkung des hastigen Um-
springens aus einem Rhythmus in den andern hatte eine wesentlich
pathetische Wirkung im Gegensatz zu dem Ethos der alten ]\Ietrik
und Musik. Was Aristophanes in der Arie des Wiedehopfes mit köst-
lich komischem Effekte parodisch erreicht, müssen wir uns im Ernst
von Timotheos und Philoxenos zu den kühnsten Virtuosenstücken
^) In dem neuen Sinne,' der natürlich aus dem alten ävaßdX/.oi.iaL
üdöuv entwickelt Wort schon Ar.
ist, steht das Fried. 830. Aristoteles Rhot.
III 1409 ab handelt davon und führt das Wort eines Kitharoden an Mela-
nippides an i) ök ixay.<jä h'cißoh) uol :ioujoavn xüxiorov. Es mißfiel also,
wenn eine solche Periode lang ward, das gerade Gegenteil zu den .-rviyKi.
die in der Komödie immer noch beliebt waren.
112 I- ^' Geschichte der griechischen Verskunst.
gesteigert denken.Euripides hat sich als Greis dieser neuen
Weise hingegeben und zugleich auf Formen der ältesten
völlig
Tragödie zurückgegriffen, die er und Sophokles viele Jahrzehnte
gemieden zu haben scheinen. Sophokles entschloß sich nur
selten, die Responsion aufzugeben, aber seine letzten Dramen
haben doch auch nicht wenig von dem neuen Stile angenommen.
Damit hat die Metrik, welche mit der Musik zusammen-
geht, ihren Höhepunkt, aber auch ihr Ende erreicht. Da ist es
auch für uns an der Zeit, innezuhalten, und nach diesem kurzen
Überbhck der geschichthchen Entwicklung die einzelnen Vers-
geschlechter und die Strophenbildung zu betrachten; das läßt
sich kurz und klar nur tun, wenn die ganze Zeit mit einem
Blicke überschaut wird.
In den Daktylen lebt der Dimeter, wie ihn Alkman aus-
gebildet hatte, fort und wird dementsprechend der Bau y^cctä
(.leTQov weiter ausgebaut. Das geschieht aber in der szenischen
Poesie nicht häufig und kommt erst in der letzten Periode, seit
dem Ausgang des archidamischen Krieges in der Tragödie zu
namentUch durch Sophokles. Es hatte sich
breiterer Entfaltung,
nämlich vorzüglich bei den Westhellenen eine andere Art von
Daktylen gebildet, welche wie die Lesbier den Daktylus als
Maß festhielt, gern mit einer Senkung anfing und so lange
Reihen bildete. Es scheint, daß die Kitharodie auch hier schon
eingewirkt hat^). Namentlich treten vor dem ersten Daktylus
einige Silben auf, die sich schheßlich iambischer Messung fügen,
und lamben mischen sich auch weiter ein. Diese beiden dakty-
Uschen Arten lassen sich nicht immer sicher scheiden; die auf-
fäUige Erscheinung, daß an einen vollen Daktylus ein lambus,
also Senkung an Senkung anschließt, ist beliebt, während ein
Übergang in Trochäen kaum vorkommt; was die antiken Metriker
logaödisch nennen, ist überall anders zu erklären^). Nicht gering
istder Einfluß des epischen Verses; das Drama hat sich nicht
gescheut ihn reihenweise zu verwenden, und die Zäsur läßt
Das legt das großartigste dieser Lieder, -/.vgiog el^u 'd-goetv im
^)
Agamemnon nahe. Aischylos liebt dieses Maß, aber auch die Komödie
verfügt über diese Daktylen, auch sie mit feierlich gehobenem Tone, z. B.
Wölk. auch komisch wirken kann, Frösche 814.
275, der natüi'lich
Das Partheneion Alkmans zeigt, daß ein Schluß auf
^) ^-' ^^ mit— —
—w — w wechseln kann; das scheint vereinzelt auch später vorzukommen.
Anapäste. 113
erkennen, daß er als Hexameter aufzufassen ist, auch wo er
einzeln auftritt, gern am Anfang einer Strophe.
Der anapästische Dimeter war als Normalisierung des alten
Verses in der melischen Poesie nur vereinzelt erschienen, und
da war die Zweisilbigkeit der Senkungen noch nicht fest durch-
geführt, wie sie es fast immer ist, wo ihn die Tragödie in ge-
mischten Strophen hat. Erst im Drama kommen rein anapä-
stische Gebilde auf, in allen Arten, auch
Komödie. in der sizihschen
Es sind außer dem Tetrameter lange Reihen, Metron für Metron
durch Wortschluß abgesetzt^), bis zur Katalexe, die in unbe-
stimmten Absätzen auftritt^). Spondeus für Anapäst ist gestattet,
vor der Katalexe natürlich nur als Ausnahme, wie im epischen
Verse. Verwandlung in den Daktylus darf schließlich so oft
eintreten, daß ein ganzer Dimeter entsteht^), aber vier Kürzen
hintereinander, wie auch immer entstanden, duldet die Tragödie
nicht, es sei denn im Gesänge mit besonderem Ethos. Es findet
sich aber schon in dem Tanzliede des Pratinas und soll im
Satyrspiel üblich gewesen sein. Die Komödie erlaubt es sich
zwar nicht im Tetrameter, aber wohl, wenn die Anapäste gesungen
werden. Da wird es so oft gesucht, daß manche Metriker ein
eigenes pyrrhichisches oder prokeleumatisches Maß annehmen,
und diese Namen den Schluß, daß solche Anapäste
gestatten
(denn Anapäste sind es) bei dem Schwerttanze und als Vorspiel
zu einem y.eUvua^) vorkamen, der Aufforderung zu irgendwelchem
^) Abweichungen hiervon sind in der Tragödie immer bedenklich. So
ist bei Sophokles Aias 210 unerlaubt, :xal xov 'Pov/iov Te/.tvTavTo; durch Ein-
führung des epischen Genetivs 'Pov/ioio. mit dem der Dichter sehr sparsam
ist,und die Verletzung des Baues y.arü fitToov den Vers von der einsilbigen
Senkung zu befreien. Wer "will, mag in dem fremden Namen, den der
Dichter nennen mußte, das e lang sprechen oder das 1 verdoppeln; er
ersetzt dadurch nur eine Anomalie durch eine andere.
Ganz unberechtigte Willkür hat anapästische Perioden, die in der
^)
älteren Tragödie (Aiscli. Ag., Soph. Ant) zwischen Gesangstrophen auf-
treten, auf dieselbe Zahl von Metra bringen wollen und auch sonst, z. B.
in der Parodos der Iph. Taur. Rcsponsion gefordert. Das spukt noch in
den Texten.
*) Z. B. Eur. Ion 2iJ2 .Tdrr« OtäaD' ün y.ai Oini;: öiu(<ioi. Ar. Fried. 469
ü/.k' äytre cvriq i/.y.iTt xal oqu).
*) Zu eng wäre es, nur an den xfAet'ori/s auf der Galeere zu denken,
wenn auch y.iXti'na für dies Lied in jirägnanter Bedeutung gebräuchlich
blieb und. das Lied der Nilschiffer (Oxyr. J-") anapästisch ist. Der Name
Wilaniowitz, Griecliische Verskuiist 8
114 I- '^- Geschichte der griechischen Verskunst.
Agon. Die Anapäste sind besonders spröde gegen die Verbindung
mit anderen Gliedern, doch kommt Abschluß durch eine fremde
Klausel sowohl in der Tragödie wie in der Komödie vor. Sie
treten auch in den Perioden der großen gemischten Strophen
nur unter besonderen Verhältnissen auf, abgesehen von dem
Dimeter, der als solcher neben seine anderen Brüder tritt.
Der Annahme Maßes entspricht die
eines prokeleumatischen
alte Unterscheidung eines spondeischen, das bei der Spende der
Flötenspieler bhes. Was dafür als Beleg angeführt wird, sind
Anapäste oder können Die lakonischen Embateria sind
es sein.
zwar einmal Enoplia gewesen, dann allmähhch Anapäste geworden,
behielten aber die Vorhebe für den Spondeus. Und so tun es
die in der. Tragödie namentlich für Arien behebten sog. Klag-
anapäste, die trotz demselben Maße einen ganz anderen Charakter
haben gewöhnlichen; auch die Vorliebe für katalektische
als die
kurze Reihen, Dimeter und sogar Monometer unterscheidet sie.
Der Komödie gehört der Tetrameter an, also die Verdoppelung
des Dimeters, ganz den trochäischen und iambischen entsprechend
(Schema a +a.), und wie von diesen pflegt eine behebig
lange
Reihe zum Schluß ein Pnigos in Dimetern zu haben.
Die Komödie ahein hat auch das päonische Maß, insbesondere
den Tetrameter gern angewandt, der nicht katalektisch ist (wie
denn nur Alkman von der Katalexe in Päonen Gebrauch macht), auch
die Diärese nicht einhält, natürlich, da die Päone auf den alten
Vers nicht zurückgehen. In der Lyrik finden wir Päone nur ver-
einzelt, und feste Geltung werden sie nur in den „kretischen
Päanen" Delphis gehabt haben, denn da sind sie dauernd in
Übung geblieben.Die Tragödie baut nur in allerältester Zeit
eine kretische Strophe (Aisch. Hik.); dann finden sich nur ver-
einzelte Reihen vornehmlich in gemischten Liedern von der Bühne:
das ist bereits die Weise des neuen Stiles.
lamben und Trochäen ist der Gegensatz zwischen
In den
dermehschen und der szenischen Metrik gewaltig. Reihen von ein-
fachen Trochäen gibt es zwar auch bei Timokreon und Bakchy-
celeuma, sogar noch ohne das parasitische s, hat sich bis in späteste Zeit
Poeti
erhalten: so heißt das erfreuliche hexametrische Gedicht in Bälarens
griechischen Schiffer-
Lat. min. III 167, das man mit den voli?:stümlichen
liedchen gern vergleicht, die uns die Papyri gebracht haben.
lamben. 115
lides, aber für leichte Lieder; Pindar hat sie nicht, und sie er-
scheinen als Ausnahmen. lamben aber, die sich mit den tragischen
vergleichen ließen, gibt es bei den Mehkern überhaupt nicht.
Dafür kennen die Bühnendichter nichts, was sich mit den "Hlö-eol
des Bakchylides vergleichen heße, die in ihren
Auflösungen
schheßende Vokale verkürzen ^) und zugleich in der Unterdrückung
der Senkungen so weit gehen, daß es schwer fällt, den Takt zu
halten. Pindars lamben sind vollends so ganz anders gebaut,
daß sie bisher überhaupt nicht erkannt waren. Hoffenthch wird
die unten folgende Analyse überzeugen. Der Vorzug der athenischen
lamben ist ihre Durchsichtigkeit. Sie ist dieselbe in den zum
Tetrameter zusammengeschlossenen Dimetern und den Tcviy)i der
Komödie, in deren Liedern, die auf volkstümliche kleine Strophen
und Sprüche zurückweisen, von der Unterdrückung der Senkung
sparsamer Gebrauch gemacht wird, als Klausel wohl ein Kurzvers
auftritt, aber sonst die Reinheit überwiegt. Die tragischen Lieder
gehen in allem weiter, aher das stört die Durchsichtigkeit nicht,
und wenn die Unterdrückungen der Senkungen und die chor-
iambische Anaklasis hier überaus häufig ist, so fehlen zweisilbige
Senkungen so gut wie ganz, Auflösungen sind sparsam, die
Responsion streng, alles aber entspricht so durchaus dem Ethos
der Gedanken und dem Klange der Worte, daß wir bald dazu
gelangen, mühelos dem Rhythmus zu folgen. Der Trimeter be-
herrscht den Dialog und bewährt sich als das udliora Isy.tl/.ov.
wie sich Aristoteles ausdrückt (Poet. 1449 a 24). Da sind auch ein-
facher gebaute iambische Strophen geeignet, den Übergang von
bewegteren Maßeii zum Dialoge zu machen. Daher schließen
solche gern bei Aischylos seine großen Chorgesänge, gerade
trochäische, auf die der Name ordoutov nicht zutrifft. Denn der
Gegensatz zwischen Lamben und Trochäen ist stark ^), und wir
müssen das nachempfinden, wenn einmal Trochäen unter lamben
auftreten, was namentlich der Tetrameter tut. Am deutlichsten
kommt das in dem Liede der Frösche 209 zutage, dessen Witz auf
^) Dies hat sich einzeln auch Sophokles erlaubt.
*) Trotzdem haben Moderne diesen Unterschied verwischen wollen
und in dem Anlaut eine bedeutungslose Vorschlagsilbe g-esehen, unwill-
kürlich von der Taktbezeichnung- der modernen Notenschrift beeinflußt.
Daß man so in der deutschen Metrik verfährt, scheint mir auch nicht be-
rcchtig-t. Die Araber liahen nur steinende Maße.
8*
j]^6 I, 4. Geschichte der griechischen Verskunst.
dem Wechsel der beiden Maße beruht^). Was von ganz iambischen
Liedern gilt, ändert sich nicht, wenn innerhalb einer Strophe
nur iambische Perioden auftreten oder in den späten nicht mehr
respondierenden Liedern iambische ävaßoXal%
Der Choriamb ist Tanziambus; als Maß kennt ihn die melische
Chorpoesie nicht, sondern nur als Ersatz des iambischen oder
trochäischen oder sonst als ein einzelnes Metron in gemischten
Liedern, wie ihn schon Alkaios zwischen die zwei Kurzverse des
kleinen Asklepiadeus schiebt. Dagegen lebt die anakreontische
Weise in Tragödie und Komödie auch der Dimeter
fort, so daß
kenntlich bleibt, und hier findet sich auch der Wechsel
mit
iambischen Metra selbst in der Responsion. Die Tragödie
schließt choriambische Strophen oder Perioden, die
aber nur
bei Aischylos häufig sind, gern mit einer Klausel fremden
Maßes, z. B. demalkäischen Zehnsilbler, läßt auch gern lamben
sich in derselben Strophe zu Choriamben steigern. Euripides
fängt gern eine Strophe mit ein paar Choriamben, auch wohl
lonikern an, um sofort zu anderem Maße überzugehen, wie denn
eine Strophe gern einen von dem später herrschenden Maße ab-
weichenden ersten Vers hat, z. B. auch einen Hexameter. Auch
neben loniker treten Choriamben in gesonderten Reihen, nicht
neben Trochäen, wo nur der Choriamb als Anaklasis vorkommt;
das tut er auch einzeln in lonikern.
In den Trochäen des Dramas unterscheidet man leicht zwei
Arten von verschiedenem Charakter; der Dimeter wirkt in beiden
sehr stark nach, man spürt sogar das Lekythion, jetzt seine
katalektische Form. Die einen sind ganz leicht, streben sogar
danach, die erlaubten langen Senkungen zu meiden, genau um-
gekehrt wie es in den trochäischen GUedern der Lyrik geschieht,
die danach Epitrite heißen, übrigens bei Bakchylides und den
Das Lied ist im dritten Teile erläutert; die allgemeinen Charak-
')
teristikenkönnen überhaupt erst Leben gewinnen, wenn die Behandlung
in den folgenden Abschnitten dazu genommen wird, auf die
nicht jedesmal
verwiesen werden kann.
2j Sehr zurückhaltend müssen wir daher gegen die Annahme sein,
daß eine trochäisch scheinende Reihe iambisch mit unterdrücktem Anlaut
sei. Möglich ist das, wird von den Rhythmikern bezeugt,
hat einzeln etwas
Ansprechendes; aber ich mißtraue selbst in solchen Fällen dem Gefühle,
unl ohne ganz besondere Gründe dürfen wir, da wir nur- die Worte haben^
diesen kein anderes Maß unterlegen als was sie selbst unmittelbar zeigen.
Trochäen. 117
Tragikern Wortende hinter einem spondeisch schließenden Metron
vermeiden, was auch für den Tetrameter gilt, wenn ihn die älteste
und wieder die späte Tragödie stichisch verwendet, in ganzen
Szenen, aber natürlich ohne das Pnigos der Komödie. Von den
leichten Trochäen, auf die also die aristotelische Charakteristik
y.oQÖa/.i/joxeQov gemünzt sein wird, macht die Komödie und die
späte Tragödie reichlich Gebrauch, indem sie so ziemlich Dimeter
und zwar überwiegend ganz rein gebaute reihenweise bringt.
Endhch läßt die Komödie Trochäen gern in Päone übergehen,
so daß man beide gar nicht immer sicher scheiden kann; doch
kennt sie auch die Retardierung sogar durch die Unterdrückung
beider Senkungen, namenthch am Anfang der Reihe.
Diese Unterdrückung, also das Auftreten von Molossus,
Spondeus, Antibacchius bewirkt den schweren Gang, der die
andere Art Trochäen kennzeichnet; das Einmischen einzelner
daktylischer GHeder weist zu den Daktyloepitriten hinüber. Diese
Art herrscht durch die drei Dramen der Orestie; dann treten
die Trochäen in der Tragödie überhaupt zurück, und als sie
zuletzt wieder aufgenommen werden, spielt auch die Komödie
damit, wie die beiden Märchen beweisen, die sich die Halbchöre
in der Lysistrate erzählen. Ganz eigentümlich ist, daß nament-
hch, aber nicht ausschließhch in den schweren Trochäen die
Ausfüllung der Senkungen in Strophe und Antistrophe nicht
gleichmäßig zu sein braucht. Der Ithyphallikus, einst als Klausel
für eine Reihe von Lekythia gebildet, fügte sich nun zwar nicht
in die Messung nach Metra, ist aber gemäß seiner sonstigen
weiten Verbreitung doch auch in trochäischen Strophen und nicht
nur als Klausel derselben beibehalten worden, ganz wie der
Pherekrateus in gly konischen^).
Steigende und fallende loniker finden sich bei Simonides,
Pindar, Timokreon, Korinna, aber das sind für unsere Kenntnis
Seltenheiten. Höchst merkwürdig ist ein ionisches altes Kulthed
aus Kreta; Teil IH bringt es zum Abdruck. Aus den gern
ionisch gehaltenen Refrains bei Aischylos (Hiket, Choeph.) und
aus aristophanischen Nachbildungen dürfen wir auch sonst auf
solche Verwendung der loniker schheßen. Sie stehen da gern
*) Das erlaubt sich nicht nur die alte Tragödie, Aisch. Hik. 154, sondern
auch Aristophanes Ritt. 616.
118 1. i. Geschichte der griechischen Verskuust.
zwischen Glykoneen (so auch bei Philodamos). Es tritt auch wohl
sonst einmal ein Dimeter unter andere Dimeter, aber im ganzen
ist dieser nur in der anakreontischen, aqaklastischen Form ge-
läufig; wenn eine dreimal wiederholte leichte Strophe imKyklopen
gesungen wird, so paßt das für das Satyrspiel, nicht für die Tragödie,
und wenn Aischylos dieHiketiden so schheßt, daß vor einer kurzen
trochäischen Abschlußstrophe auf eine lange rein ionische eine
zweite folgt, die von Dimetern eine Art Ttvlyog bildet, so ist
die Zugehörigkeit des Dramas zu dem ältesten Stile unverkennbar.
Vergleichbares findet sich später nur in der Komödie (Wespen).
Wohl baut Sophokles Strophen, in denen loniker beider Art mit
Choriamben oder auch lamben vereint sind, und an einzelnen
ionischen Perioden fehlt es auch sonst nicht, aber so recht in
Aufnahme kommt das Maß gegen Ende des Jahrhunderts,
erst
bei den greisen Tragikern noch ziemlich so einfach, wie man
es bisher gewohnt war, aber die Parodie der Thesmophoriazusen
läßt auf große Freiheiten bei den jungen Dichtern schließen, die
Aristophanes selbst in den Fröschen zum Teil mitmacht; Timotheos
hat auch so gedichtet; die lasciven Lieder, die selbst 'Icovlkü
heißen, mögen sogar vorangegangen sein.
Eigentümlich ist den steigenden lonikern, daß sie das erste
Metron einer Reihe mit nur einer Kürze bilden dürfen, während
sonst nur eine der beiden Längen unterdrückt wird*), und
daneben auch die erste Silbe als Länge auftreten darf, dies
allerdings erst in der letzten Zeit. Immer ist statthaft, den Ab-
schluß nicht nur durch die Verkürzung des letzten, sondern auch
des vorletzten Metron zu bilden, auch wohl beider, oder aber
durch Umbiegung des Rhythmus, so daß ein scheinbar trochäisches
Metron für den letzten loniker eintritt. Das iambische, das man
erwartet, pflegen sie für den steigenden loniker nicht zu gebrauchen,
während das trochäische den fallenden ganz gewöhnhch
für
ist, sondern jene Anaklasis vorzuziehen, die in Wahrheit mit
Dimetern rechnet. Im fallenden loniker wird die erste Silbe
geradezu als frei behandelt, und da der trochäische Ersatz
in
sich nicht wenige
den späteren Füßen gewöhnlich ist, lassen
Verse ionisch messen, z. B. das Enoplion in der Form 'Egao^ioviörj
1) In Choriamben kommt vereinzelt ein Kretiker als Metron innerhalb
der Reihe vor; vielleicht übersehen wir ähnliche Erscheinungen, gegen
lie man zunächst immer mißtrauisch ist.
loniker, Dochmien. 119
Bdd^LTtrte kann ein Dimeter sein, mit dem Ithyphallil<:us dahinter
ein Sotadeus, Reizianum ein katalektischer Di-
das geläufige
meter. Das Prosodiakon ist von späteren Dichtern und
von den Metrikern als lonikus -j- Choriambus aufgefaßt^;, zwei
Füße, deren Gleichartigkeit offenbar ist, ihre Verbindung daher
auch früher unbestreitbar. Die Entscheidung mag manchmal
schwankend bleiben; daran, daß die Ionisierung sekundär ist,
darfman nicht zweifeln.
dem Dochmius ist ein Kurzvers zu einem durchgehenden
In
Maße erhoben, dem 'Krummen', so genannt, weil es die vier Silben
überschreitet. Als solches tritt es erst in der Tragödie auf; in der
melischen Chorpoesie gibt es Dochmien wie alle andern Kurz-
verse nur als Gheder vielgestaltiger Strophen. Die Formen dieses
Kurzverses sind und bleiben mannigfaltig, zunächst wenigstens mit
drei Hebungen, doch erscheint vereinzelt auch ^— ^^ das -
— ,
man nicht gleich so spricht. Auffallenderweise tritt aber auch
das anapästische Metron so oft zwischen Dochmien auf, daß man
es als gleichwertig mit voller Sicherheit ansprechen würde, wenn
nicht Verbindungen mit iambischen Metra noch häufiger wären;
das sind allerdings wirkhch lamben, da möglichen
sie in allen
Reihen, auch katalektisch erscheinen. Den Abschluß der Reihe
bildet häufig ein längerer Kurzvers -w«^ — —w—
^-'; daneben
der Bakcheus, aber dieser bildet auch selbst Dimeter und Tetra-
meter, und statt seiner kann hinter Dochmien auch der Kretiker auf-
treten. Da nun die Verkürzung des ersten Metron hier überaus
weit getrieben wird, die zweite Senkung der normalen Form
sowohl fortfallen wie lang gebraucht werden kann, also vier
und fünf Längen einen Dochmius bilden können, ist die Ver-
änderlichkeit dieses Maßes groß. Solange Responsion herrscht,
hilft sie die Glieder richtig scheiden, und so halten es Aischylos
und Sophokles meist, auch die Komödie in ihren Parodien
(denn nur in solchen hat sie Dochmien); aber schon Aischylos
(Prom. Choeph.) hat einzelne nicht respondierende Partien, und
Euripides geht darin sehr weit und mischt sehr verschiedene
fremde Glieder ein. Da wird die Analyse notwendigerweise
manchmal unsicher, wenn die Wörter über die Fugen der ]\Ietra
^) Richtiger werden wir sagen, daß die Dichter einen choriambischen
Dimeter in ihm sahen; Rhes. üo3 =
552 respondi^ren daher verschiedene
Formen.
120 I. 4. Geschichte der griechischen Verskunst.
hinüber greifen. Diese Behandlung bewirkt, daß solche Lieder
einen ganz anderen Charakter tragen als die, welche bestrebt
nur Dimeter, sondern die einzelnen Metra durch Wort-
sind, nicht
schluß abzusetzen. Das ist in den Dochmien sehr häufig, findet
sich aber auch in lamben, und da dürfte volkstümliche Weise
nachwirken^).
Der Glykoneus, zu dem der normalisierte choriambische
Dimeter gleich gerechnet werden darf, ist der Dimeter, der als
solcher immer weitergelebt hat. Die freieren choriambischen
Dimeter, die wieder vorwiegend der letzten Periode des Dramas
angehören, mögen hier als eine besondere Unterart nur eben
erwähnt werden die Lieder waren schon früher von mir analysiert
;
und erscheinen hier wieder (Teil II 3). Wir haben Glykoneen,
stichisch wiederholt,durch Katalexen in bestimmten oder unbe-
stimmten Abständen in Perioden geteilt bei Anakreon angetroffen.
So dauern sie im Drama, und namentlich die Komödie bietet Lieder
einfachster Form, bald ganz lange Reihen, bald kleine Strophen,
die bis zu sechs Malen wiederholt werden. Neben dem acht-
silbigen Glykoneus wird der vorn um eine Silbe gekürzte, das
sog. Telesilleion, ebenso behandelt. Telesilla hatte aus solchen
Versen ein Kulthed gemacht oder wenigstens so angefangen.
Nachbildungen lassen erkennen, daß es ähnliche Kultlieder mehr
gab, nur durch Einmischung weniger anderer Verse, z. B. einiger
loniker belebt. So halten es auch die Tragiker; Hemiepe und
Kurzverse treten dazwischen, statt des katalektischen Glykoneus
(Pherekrateus) treten andere Klauseln auf, längere und kürzere;
das stört alles den Charakter des Ganzen nicht, so daß sich
diese Lieder ganz bequem lesen. Synaphie der durch Wort-
trennung abgesetzten Glykoneen wiegt vor, wird aber auch ver-
nachlässigt, ohne daß sich dafür eine Regel geben ließe. Es
sind diese langen Strophen, deren durchsichtiger Bau unmittelbar
erkennen läßt, wie aus den kleinen Gebilden, die wir zuerst
beobachten, die schließlich überlangen entstanden sind. Was
jetzt als eine Periode erscheint, könnte ganz wohl für sich eine
Strophe sein, ist es manchmal auch gewesen. Also was als aa,
bb, cc auftreten könnte, ist nun abc abc geworden. Da ist
^) Aisch. Sieb. 962, Ag. 1486. Man erinnert sich des anmutigen nov fxot
rä la, .Tow fxoi %ä QÖöa, nov /tot xä aaXä oiXiva. Aisch. Hik. 418 sondert
die Kretiker.
Glykoneen. 121
es nicht verwunderlich, daß a und b und c glykonlsch, iambisch,
choriambisch usw. sein können. Auf der Kombination solcher
Perioden beruht wesentUch der Strophenbau des Dramas.
Bei den Lesbiern haben wir bereits die Erweiterung des
Dimeters nach vorn und hinten gefunden, durch die der Phaläceus
und der sapphische Elf silbler, auch Kretikus -[- Glykoneus,
Glykoneus +
iambisches Metron entstanden. Ebenda traten
Kurzverse einzeln, wie der Adoneus, oder in Verbindungen, wie
in der alkäischen Strophe und in dem Asklepiadeus auf, und
der daktylische Tetrameter-Dimeter, der auf den alten Vierheber
ebenso zurückgehende alkäische Zehnsilbler kamen hinzu. Das
finden wir auch in den glykonischen Strophen der Meliker und
Szeniker; die in Lesbos zu festen Versen verwachsenen Ver.
bindungen werden Verse übernommen; einige neue
als fertige
Erweiterungen, die sich ebenfalls auf ein iambisches Metron
zurückführen lassen, und die Kurzverse, aus denen der Askle-
piadeus besteht, kommen hinzu. Das alles ist an sich ohne
Mühe begreiflich; es werden auch nicht viele tragische Lieder
sein (komische höchstens, wenn an die vornehmeren
sie sich
Gattungen bewußt anlehnen), in denen die Erklärung ernsthafte
Schwierigkeit macht, mag auch über die Zerteilung und Auf-
fassung eines Verses hier oder da ein Zweifel bleiben. Aber
viele Gedichte Pindars wird niemand auf den ersten Blick durch-
schauen, und wenn ihm das Schema von Längen und Kürzen
vorgemalt wird, so ist das ebensowenig aufklärend, wie wenn
es mit den Perioden des Demosthenes geschieht, deren Rhythmus
dabei herauskommen soll. Beides sieht dann gar nicht ver-
schieden aus; es hat auch nicht an Leuten gefehlt, die meinten,
es wäre so ziemlich dasselbe.
Da ist es angebracht, den Blick erst auf eine bei den
Melikern nicht weniger beliebte Gattung von Versen zu richten,
welche ebenfalls Glieder verschiedener Art verbindet, die von den
Modernen sog. Daktyloepitriten. Dazu greifen wir auf Archilochos
und Alkman ebenso zurück wie bei den Glykoneen auf die Les-
bier und Anakreon. Archilochos vereinigte daktylische Reihen
mit iambischen, auch mit dem Ith^s^Dhallikus, aber er hielt sie
streng gesondert. So verfuhr Alkman im Partheneion mit Daktylen
und Trochäen. Das heißt in antiker Terminologie, sie bauen
Asynarteten. Der Enkomiologikus, der an das Hemiepes den
122 I- ^' Geschichte der griechischen Verskunst.
Kurzvers in der Form ^—^ schließt (?](>' stl Jivvo^uveL
rwi TvQQaxrjWL), und das Praxilleion,das nur in der Form des
Kurzverses abweicht {(h dia rrjg ^vqiöoc -aüIov s^ußXeTtoioa), halten
auch in der Regel die Diärese aufrecht, verwachsen aber all-
mählich ganz zu einem Verse. Ähnhch steht es mit dem lamb-
elegos, der dieselben Gheder umgekehrt anordnet {rcQog ai^mv'
ovxi Tag Jiovootddog Eur. Her. 894). Solauge diese Diäresen
beobachtet werden, ist die Natur der Verse unverkennbar. Das
geschieht später wieder in dem Nomos und dem Dithyrambus,
so daß man sich trotz der Mischung aller möglicher Vers-
geschlechter zurechtfindet. So geschieht es auch in hellenisti-
scher Zeit im Archebuleus und wenigstens auch in den Daktylo-
epitriten des Kerkidas. Aber dieMeliker haben es anders gehalten.
Zwar bei Bakchyhdes sind die Verse oft, man darf sagen über-
wiegend asynartetisch, aber Pindar setzt sich darüber hinweg,
erstreckt nicht nur die Synaphie sehr viel weiter, sondern läßt
auch die Wörter über die Fugen der Glieder übergreifen. Das
mußte Sonderung unsicher machen, aber nun haben wir an
die
dem einfachen Bau der andern einen sichern Anhalt. Eigentlich
konnten die tragischen Lieder schon dasselbe lehren, denn nur
sehr wenige folgen der pindarischen Weise, während in anderen
die Daktylen und Trochäen sich deuthch von einander abheben.
Trochäen sind es; ihre Natur wird durch die vorwaltende lange
Schlußsilbe des Metron nicht aufgehoben. Aber es gibt auch
iambische Glieder, daran lassen die Tragiker und Bakchyhdes
keinen Zweifel. Die Daktylen treten fast immer als Hemiepes
auf, stumpf und klingend, doch fehlen auch Tetrameter, sogar
mit zweisilbiger letzter Senkung nicht, und überhaupt kommen
Singularitäten vor. Nur der Kurzvers, das Reizianum, scheint
ausschließhch als ^ zugelassen zu sein. Eine Be-
sonderheit ist, daß das erste Ghed einer Reihe, mag es daktyhsch
oder trochäisch vorn verkürzt werden darf, wodurch scheinbar
sein,
fremdartige Füße (anapästisch oder ionisch khngend) entstehen. Als
erstes Ghed ist auch das Enophon behebt; auch das Prosodiakon
fehlt und man kann versucht sein, in der ersten Silbe
nicht,
einen für das Ganze bedeutungslosen Vorschlag zu sehen, ein
Gedanke, dem ich doch nicht nachgeben mag. Hier ist nicht
der Ort, die Singularitäten aufzuzählen. Zugestanden muß werden,
daß es Fälle gibt, wo die Abteilung zweifelhaft bleibt, z. B. läßt
Pindarische Strophen. 123
sich derselbe Vers als stumpfes Hemiepes -f- Kurzvers und als
klingendes -f- trochäisches Metron fassen. xA.ber das verschlägt nicht
viel; im ganzen machen gerade diese zahlreichen Strophen dem
Leser geringe Schwierigkeiten. Ihre Wurzel liegt auch in den
Asynarteten des Archilochos und Alkman vor Augen. Wie aus
ihr das erwachsen ist, was wir im fünften Jahrhundert in voller
Blüte sehen, können wir nicht wissen, da die Mittelglieder fehlen.
Es sind zum noch viele andere Verse
Teil dieselben, es sind
und Gheder, die den Strophen Pindars mischen, welche
sich in
man äolisch nennt ^), ich heber glykonisch nenne; aber das
Prinzip ist dasselbe, und daß sie bei Pindar so undurchsichtig
sind, hat auch denselben Grund, daß er die Fugen nicht einhält;
die wenigen Gedichte dieser Art, die von Bakchylides erhalten
sind, lassen sie auch hier erkennen. Wie sollen nicht manche
Zweifel bleiben, wenn z. B. der choriambische Dimeter sogar
gern in der Form w — -^ — w — —
^ ebenso das Telesilleion
,
neben dem Glykoneus auch im Innern von mehrghedrigen Ge-
bilden auftreten, Reiziana sogar in verschiedener Form hinter-
einander. Es bleiben auch Verse, ja sogar ganze Gedichte, über
die es mir unmöglich ist, zu einem befriedigenden Verständnis
zu gelangen^); wie sollte es anders sein, wo die Entdeckungen
der letzten Jahrzehnte gerade durch das überraschende Licht,
das sie verbreiteten, dem, der die Bilanz zu ziehen weiß, die
Größe unserer Unkenntnis vor Augen geführt haben. Hinzu
kommt, daß es nicht gelingen wäll, für die Zusammenfügung
dieser Gheder zu einer Strophe Gesetze zu entdecken; nirgend
erblicke ich auch nur zu der Annahme einen Anhalt, daß
solche Gesetze bestanden haben, während wir in den tragischen
Liedern wenigstens die Perioden meist sicher unterscheiden. Es ist
ein Wahn, in den Daktyloepitriten oder in diesen Strophen, wie
man sie auch nenne, Taktgleichheit durchführen zu wollen: die
Tradition behält Recht, die nichts anderes weiß, als daß ver-
schiedene Verse und Glieder aneinander gereiht werden. Es ist
einfach Willkür, dieser Tradition den Glauben zu versagen.
') Oder auch logaödisch, was nicht mehr besagt, als daß zweisilbige
und einsilbige Senkungen vorkommen, womit nichts erklärt ist.
«) Z.B. Pindar Päan 4, Fr. UOii (Oxyr. 408), Soph. Ant. 1115 beide
Strophen,' wo allerdings heillose Verderbnis hinzutritt.
124 I- ^- Geschichte der griechischen Verskunst.
Ebenso ist es nichts als ein wertloses Surrogat für das Ver-
ständnis, wennHebungen gezählt werden, um mit dem Hexen-
die
einmaleins ein Zahlenschema herauszubekommen. Da warW. Meyer
auf einem besseren Wege, wenn er die Parallele mit der Formen-
fülle zog, die uns in der lateinischen, romanischen und germa-
nischen Liederdichtung des Mittelalters entzückt, von deren
verkümmerten Resten die moderne Metrik zehrt.
Als die beiden großen Tragiker sterben, die Lieder der
Komödie verstummen, ist die frische Triebkraft der hellenischen
Metrik verdorrt. Philoxenos, Timotheos, Telestes mögen auf
dem Wege noch manches den die Kitharodie und
erreicht haben,
Aulodie beschritten hatte. Der ionische Päan des Isyllos und
zwei spätere Stücke in fortlaufenden Kretikern und lonikern^)
stechen von der Polymetrie seltsam ab. Aber auch durch die Ver-
bindung aller möglichen alten Versarten wird nichts Neiies erzeugt.
Dann übernehmen die Genossenschaften der Techniten das Dichten
ebenso wie die Aufführung, aber aus ihren Kreisen ist kein
Dichter von auch nur ephemerem Ruhme hervorgegangen'^).
Für das Fortleben der Tragödie im vierten Jahrhundert zeugt
der Rhesos; er hält sich an Sophokles und Euripides, aber an ihre
älteren Dramen, also im Gegensatze zu der modernen Richtung.
Das ist achtungswerte Nachahmung eines dramatisch unbegabten
Menschen. Wie es Astydamas und die von der Rhetorik aus-
gehenden Tragiker, die man bewunderte, gehalten haben,
ahnen wir nicht; es ist keine Spur von ihren Chören geblieben.
Lieder zu Ehren von Personen sind seit Alexander sicherlich
mehr noch als im fünften Jahrhundert verfertigt worden.
^)Tebtunis Papyri I, in meinem Timotheos 82.
*)Solange die Choregie besteht, erfahren wir durch die Inschriften
viele Dichternamen, manche auch später, aber nichts als Namen. Der letzte
Dithyrambiker, von dem etwas angeführt wird, istTheodoridas iv KevxatiQoiq,
Seleukos bei Athen. 699f. Dieser Dichter, von dem wir nur sehr gute
Epigramme besitzen, muß angesehen gewesen sein, denn sein /xeXog eig
'Eqcotci istvon einem unbekannten Zltowötog ö XtJizög kommentiert worden,
Athen. 475f., wahrscheinlich aus Pamphilos. Schon dadurch erledigt sich
die Identifikation des Grammatikers mit einem Rhetor Dionysios, den
Fronto verehrte; aber es war auch unerlaubt, den Rhetor der Antoninen-
zeit ein seltenes hellenistisches Gedicht kommentieren zu lassen; die Stelle
bei Fronto 154 Naber ist unverständlich, Dionysios tenuior kein Beiname.
Verfall der lyrischen Formen. 125
wir haben geringe Proben ^), ebenso von Kultliedern, und finden
nur das Fortleben und die Zersetzung der alten Formen. Das
Deipnon des sog. Philoxenos wählt in beabsichtigtem Kontraste
zu dem Inhalt die feierlichen Daktyloepitriten, aber sie sind zu
öder Monotonie erstarrt. Einen gleichen Gegensatz zwischen
dem Ethos des Maßes und der Worte sucht echt kynisch Kerkidas,
dessen Mimiamben nur wegen lamben heißen. Auch
ihres Ethos
er vereinfacht das Maß. Die kretischen Päane leben im Dienste
des delphischen Gottes fort, wie die Inschriften vom Schatzhause
der Athener gelehrt haben, aber diese Technitenpoesie ist in
Form und Inhalt gleich untergeordnet.
Mehr frisches Leben wird in niederen Sphären der Lyrik
gewesen sein, bei Simoden, Lysioden, Hilaroden usw. Von einem
aus dieser Gesellschaft, Kleomachos, hören wir ein wenig; er
setzt die 'Icovixd mit einigen Variationen fort. Aus der Hilarodie
scheint des Mädchens Klage zu stammen, und ihre Rhythmen,
auch die des sehr entstellten Liedchens von Marisa leiten zu
denen über, die Plautus vorgefunden haben muß, wir wissen
nicht wie und wo, aber seine Cantica sind nur unter einer
solchen Voraussetzung verständlich, und so viel er geändert hat,
Fäden der Verbindung sind reichlich vorhanden; nur muß man
sich hüten, seine Verse einfach auf das Griechische zu über-
nehmen^).
Die Dichter des neuen Stiles, der in ihrer Art bewunderungs-
werten hellenistischen Poesie, sind fast alle zugleich Gelehrte;
darin liegt, daß sie mit dem Verstände schaffen, und daß sie
nicht an die Mode der Gegenwart anknüpfen, sondern die aus-
getretenen Pfade verlassen und den Anschluß an alte Vorbilder
suchen, im Epos an Homer und Hesiodos, in der Lyrik an die
wenigen Großen, die jenseits des fünften Jahrhunderts in dem
^) Wie schon 404 in Samos auf Lysandros,
vielleicht schon nach der
Schlacht bei Kyme in Lokroi auf
Hieron sind zahllose Piiane auf Personen
gedichtet. Selbst das Epiphonema des Päan scheint dadurch so abge-
braucht zu sein, daß wir es nachher nur an Apollon und Asklepios ge-
richtet finden.
") Die bedauerliche Reaktion, die selbst den Sohhiß von Stichus und
Casina auf Menander und Diphilos wieder zurückführen will, ist nur aus
metrischer Urteilslosigkeit zu entschuldigen, die nun einmal weithin ver-
breitet ist. Allerdings steht die Einsicht in die .dramatische Kunst nicht
höher.
126 I. •!• Geschichte der griechischen Verskunst.
reichen Leben Asiens gestanden hatten. Ionisch und Epichorisch
gegen Attisch und Modern, das ist die Parole. Was gelehrte
Dichter hervorbringen ist nicht für die Masse, sondern für die
kleinen Kreise der Auserwählten; auch ein Hof kann einen
solchen Kreis bilden. Also nicht für das Theater, weder für
Bühne noch für Thymele wird
gedichtet, sondern für den Vor-
trag in größerer ganz intimer Gresellschaft, mehr oder
oder
weniger für die Wirkung durch das Buch.
Es mag fraglich sein, ob der älteste dieser Reihe (Epos und
Elegie gehen uns hier nichts an) ^), ob Simias von Rhodos schon
solche Bestrebungen bewußt verfolgt hat. Gelehrte Studien trieb
er wenigstens. Er dichtet noch Götterhymnen inKretikern und wird
mancherlei Lyrisches gemacht haben'*). Geblieben sind uns die
Technopägüien, Spielereien in choriambischen einfachen Reihen,
aber auch das Ei, das uns sehr wertvoll sein muß, denn es
zählt die Ttödeg, die Metra ^), und wer kann einem solchen Zeugen
die Glaubwürdigkeit mindestens für seine Zeit abstreiten? Nicht
jünger ist Phalaikos, und er eröffnet die Reihe derer, die einen
lyrischen Vers herausgreifen und stichisch für rezitative, für
Lesepoesie verwenden. Das gleiche hat Archebulos geleistet,
der seinen Vers nach dem Vorbilde des Praxilleion gestaltete.
Beide haben erreicht, daß die Erfindung ihre Namen erhielt,
auch als ihre Gedichte verschollen waren. Daß auch schon
leere Spielereien vorkamen, dafür sind lamben eines Kastorion*)
ein unerfreulicher Beleg, den Klearchos anführt: er baut Tri-
meter, die in ihre Metra zerfallen und in jedem elf Buchstaben
Für deren Geschichte ist eine der nächsten lösbaren Aufgaben, die
')
Brücke von der heruntergekommenen Technik der Rhapsodie zu der
hellenistischen Feinheit zu schlagen. Da Antimachos, der neu bearbeitet
werden muß, so wenig kenntlich ist, muß das Epigramm verfolgt werden.
Wer hätte gedacht, daß Perses ein Zeitgenosse des Demosthenes war,
Pomtow in Hillers Sjiloge 300.
Ob es wirkliche Kultlieder waren, steht dahin. Des Pliilil^os
*)
Hymnus an Demeter in choriambischen Reihen (Cäsius 263) ist schwerlich
eins gewesen.
') Textgesch. der Bukoliker 249. Das Telesilleion ist ein Dimeter^
wie zu erwarten war, das Hemiepes auch, der alkäische Zehnsilbler aber
ein Trimeter, also die Daktylen werden als einzelne Metra gerechnet.
Auffällig ist nur, daß auch das Reizianum in der kürzesten Form ^^ -~^ —
als Dimeter gerechnet werden muß.
*) Athen. 4541
Hellenistische Metrik. 127
haben. Theokrit lesbische Gedichte in Sprache und
Dann macht
Versmaß \), worin ihm sein Meister Asklepiades von Samos vor-
angegangen sein wird; er muß es doch verdient haben, daß die
Asklepiadeen nach ihm heißen. Auch dem Skazon hat er viel-
leicht schon die seitdem herrschende Form gegeben, wenn den
durchschlagenden Erfolg auch erst Kallimachos gehabt hat, der
überhaupt den ersten Platz einnimmt. Seine H'^Aij enthielten
kleinere und größere Gedichte in verschiedenem Maße; einzeln
kommen auch Epigramme in Betracht. Da sind von alten
Formen Verbindung des IthyphalUkus mit dem iambischen
die
Dimeter und frimeter^), dann stichisch der iambische Dimeter,
Ithyphallikus^), Pherekrateus, der choriambische und seltsamer-
weise auch der trochäische Pentameter, Archebuleus und Gall-
iambus, dieser durch die Behandkmg ein ganz neuer Vers. Ihm
steht zur Seite der fallende katalektische Tetrameter, den Sotades
als rezitatives Maß erfindet und dadurch eine uns kaum begreifliche
Nachfolge hervorru.!. Es scheint, daß Kallimachos auch das
„kyrenäische Maß" erfunden hat, anapästisches und iambisches
Metron; sicherlich ist es auch aus irgend einer größeren
lyrischen Komposition ausgelöst. Ähnliches wird viel versucht
sein: die Sucht, seinen Namen durch die Erfindung eines an-
geblich neuen Verses zu verewigen, hat Jahrhunderte nicht
nachgelassen, auch wenn die Ansprüche auf den Ruhm der
Neuheit unberechtigt waren wie bei Phüikos von Korkyra*)
oder so nichtig wie bei Boiskos von Kyzikos: ob es schon so
hohe Summen von Choriamben oder lamben gegeben hatte, wie
sie zu einem Verse vereinigten, war wirklich einerlei. Aber
noch der Metriker von Oxyrynchos Ist auf die Suche nach
^
einem neuen Verse gegangen, und Cäsius Bassus rechnet auch
') In den Epigrammen nimmt er den Phaläceus auf, verbindet ihn
aber einmal mit dem iambischen Trimeter, ein anderes Mal mit dem
Dikolon solvitur acris hiems. Etwas ganz besonderes ist 18, zweimal
troch. Tetram., Reiz., iamb. Trim., Reiz., dann troch. Tetr., Reiz.
^) erste ist ein altbekanntes Dikolon, und das zweite war in den
Das
l9^(paXkot,herkömmlich, denn es herrscht in dem attischen, Athen. 253c
und ist unter Philopator von einem Theokies angewandt 497 c, über die
Veranlassung Herrn. 34, 635, Piaton II 85.
*) Cäsius Bassus 255; das hatte ich in meiner Behandlung der /tfÄ»>
mißdeutet, Sitz.-Ber. 1912, 541.
*) Hephästion 9, 4.
128 I- 4. Geschichte der griechischen Verskunst.
noch mit solchen Bestrebungen. Versnamen bei den späten
Metrikern erhalten das Gedächtnis manches glücklichen Er-
finders, aber was hat selbst Glykon davon, daß die Gly-
koneen nach ihm heißen? Irgendwer hat sich darauf ver-
steift, ganz rein iambische Trimeter zu machen, denn von sich
kann Catull das Maß seines Phaselus nicht haben ^). Laevius hat
seine vielen Metra aus hellenistischen Vorlagen von Simias ab-
wärts; er wechselt mit den Maßen, auch in demselben Gedichte,
aber ob er sie gemischt hat, läßt sich nicht sagen. Übrigens
zeigt sich auch auf diesem Gebiete, daß es nach der hohen Blüte
der Menschenalter von Alexander bis Ptolemaios II rasch abwärts
geht. Euphronios gilt noch als Erfinder des Priapeus; aber dessen
stichische Wiederholung war wirklich keine Leistung wie
der Galliambus'"^). Nach ihm kann man kaum ein paar unsichere
Namen anführen, von Neuerungen erfährt man nichts^), und
die sapphische Ode der Melinno, die in die Zeit der Senats-
herrschaft gehört, vermutlich nach 133, vor Sulla, ist metrisch
nur deshalb von Wert, weil sie die von Horaz beliebte Cäsur
nicht durchführt, wie ich denn keinen Beweis dafür habe, daß
er seine äolischen Maße nach dem Vorbilde der hellenistischen
Praxis gebaut hätte, sondern denke, er las die Originale und
hatte daneben ein Buch oder einen Grammatiker, dem er seine
Theorie über den Versbau entnahm und dann streng durchführte;
er mochte von Freiheiten nichts wissen, nannte er doch des
Anakreon pes non elaboratus^).
^) Die einfachen glykonischen Strophen seiner Gedichte 33 und 61
hat Catull aus Vorlagen, die er auch inhaltlich benutzt; die Form ent-
scheidet nicht, ob sie der klassischen oder der hellenistischen Zeit an-
gehörten, von 61 ist dies allerdings wahrscheinlich, denn Hymenaios
konnte schwerlich früher so eingeführt werden.
^) Wie der Galliambus auf den Attisdienst beschränkt blieb, ist wohl
der Priapeus bei den Griechen auf seinen Gott beschränkt geblieben.
Catull hat sich, wie sein Recht wai", daran nicht gekehrt.
^) Eine neue Erfindung bringt die Grabschrift aus der Nähe von
Kyzikos, wenn ich sie richtig gedeutet habe Athen. Mitteil. 29, 297, vor
dem durch Wortschluß abgesonderten Ithyphallikus einmal Adoneus, einmal
ein troch. Metron. Mich lockt aber, was ich damals abwies, daß das
begrabene Mädchen Borg hieß. Singular wäre das Maß darum nicht
weniger, iamb.katal. Trimeter, der erste mit choriambischer Anaklasis, wenn
wir nicht t,£ive für gti-e sprechen wollen.
*) Sappho und Simon. 308.
;
Hellenistische Metrik. 129
Für ganze Metrik der hellenistischen Kunstdichter ist
die
daß sie ihre Verse fast ausschließlich stichisch
charakteristisch,
anwendet oder höchstens in der asynartetischen Verbindung von
mehreren verschiedenen so weit geht wie Archilochos. Die Verse
selbst werden zum Teil xara ^ietqov gebaut, aber sie sind als
Ganzes übernommen, und der Zusatz eines Metron soll gleich
einen neuen Vers schaffen. Dasselbe erzielt die neue Behandlung
durch Auflösung und Zusammenziehung, z. B. im GaUiambus.
Daneben w^erden einzelne Verse aus der alten Lyrik aufgegriffen
wie sie entstanden sind, wie sie metrisch analysiert werden
können, ist praktisch gleichgiltig, mag auch
z. B. im Archebuleus
die nun eingehaltene Diärese wirklich die Fuge von zwei Ghedern
sein. Die Wahrheit zu sagen, werden eigentlich gar keine neuen
Verse geschaffen, und eine metrische allgemeine Theorie haben
die Dichter gar nicht nötig; der Metriker von Ox;sTynchos ist
dafür sehr belehrend, und wenn die Willkür nun zu der Theorie
erhoben ward, mit Zusetzen und Wegstreichen und Vertauschen
von einzelnen Silben w^ürden überhaupt die neuen Verse gemacht,
so paßte das für die Praxis ganz gut; vorausgesetzt w^ar Ja dabei,
daß Verse gegeben waren, aus denen man durch jene Prozeduren
neue machen konnte, und diese Verse lieferte die klassische
Poesie^).
Die tötlichen Wunden, welche die römischen Revolutions-
kriege dem Wohlstande aller griechischen Landschaften schlugen,
zerstören auch die griechische Dichtung, und in Rom, wohin
sich die Literaten nun wenden und wenden müssen, ersteht aus
der Nachahmung erst der hellenistischen, dann (auch dies unter
Führung der griechischen Lehrer) der klassischen Poesie eine
eigene klassische Literatur. Da ist für griechische Verse wenig
Raum übrig nur Kleinigkeiten wie die Epigramme werden noch
;
^) Man
braucht nur weiterzudenken, so zwingt sich die Frage auf: die
alten Lyriker und Dramatiker haben ihre Verse nach denselben Prinzipien
gemacht, also lag ihnen wieder etwas vor, was sie so variierten; wo ist
da ein Anfang? Und die Antwort konnte nicht ausbleiben, der Anfang
ist der Hexameter, den hat keiner gemacht, der ist eine Offenbarung
Gottes. Der Hexameter erklärte freilich nicht alles; daher mußte der
Trimeter hinzugenommen werden, der mußte also auch von Anfang an
gegeben sein: da half die Hypothese des Herakleides, ein Urvers, der zu
Hexameter, und Trimeter werden kann.
Wilamowltx, GriecliUohe Verskuiist, 9
130 I- "^^ Geschiclite der griechischen Verskunst.
geschätzt. So kommt es auch in der Metrik zu einem Bruche,
und der trennt selbst die Technik des Epigramms der Kaiserzeit
von der Tradition, die bis in deren Anfang hineinreicht; dann
sinkt die Kunst zunächst immer tiefer. Wir wissen von
griechischen Dichtern des ersten Jahrhunderts n. Chr. überhaupt
kaum etwas und besitzen und kennen erst wieder eine neue
Dichtung, die mit Hadrian anhebt, der selbst entscheidend dazu
mitgewirkt hat, daß von nun an das Griechentum wieder die
Führung übernimmt. Heroische, elegische und iambische Verse
sind natürlich immer gemacht worden, aber die unverächthche Blüte
des Epos fängt doch erst mit Dionysios dem Periegeten an').
Es hat natürlich auch vorher Musikspiele gegeben, bei denen
griechische Verse gesungen wurden, aber wir wissen nicht, was für
welche; Philoxenos und Timotheos lebten nicht mehr, weder auf
der Thjanele noch in den Händen der Leser, denn der Klassizismus
hatte in der Musik die Kunsturteile des Aristoxenos aufgenommen.
Nero, der sich selbst für den größten Virtuosen hielt, sang
griechische Arien, also hat eine Kitharodie unter ihm ihre
ephemere Blüte gehabt; aber wir vermögen von ihr keine Vor-
stellung zu gewinnen") und nur das Negative zu sagen, daß die
hadiianische Zeit etwas Anderes und Neues bringt. Mesomedes,
den Hadrian fürsthch bezahlte, ist uns nun durch nicht wenige
Gedichte bekannt^), heißt Dichter von kitharodischen vöij.oi. und
ist von der neronischen Kitharodie schon dadurch scharf getrennt,
^) Ist es nicht bezeichnend, daß wir aus dem ersten Jahrhundert kaum
andere Verse außer Epigrammen haben als von Andromachos und
Damokrates den Ärzten und von dem Knaben Sulpicius Maximus (Kaibel
Ep. 618), der uns die agonistische Dichtung vertritt, die Domitian hervor-
rief: da ist die Verbindung mit der Rhetorik klar, zivag äv dnot Xöyovg
ö Zevg; solch Zeug aus spätester Zeit bringt die Anthologie IX 449 — 80,
*) Sueton, Nero S^l und 38, gibt eine Anzahl heroischer Titel, führt
auch 46 einen Vers an (in etwas anderer Fassung bei Dio 63, 28), einen
Ti'imeter, der in die l-'ragmenta tragicorum freilich nicht gehört, aber das
mag zutreffen, daß die libretti aus der Tragödie und sonst woher zurecht
geschnitten wurden. Denn das ist auch früher schon geschehen. In Delphi
wird im ersten Jahrhundert v. Chr. ein xiOdQio/ia ig Ba^x^^v EvQimdov ge-
sungen (Hillers Syll. 648 B.); die Tragödie selbst lieferte keine Musik
für Saiteninstrumente. Der Monekrates, dessen Lieder Trimalchio singt
(Petron 73), wird ein Kitharode aus Neros Umgebung sein.
') Da die neuentdeckten Gediciite wenig Beachtung gefunden haben,
lege ich den Nachlaß des Mesomedes in Teil III vor.
Lyrik der Kaiserzeit. 131
daß er die mythischen Stoffe durchaus vermeidet, die jene aus
schließlich behandelte. Bei ihm finden wir denn auch eine
Metrik, die in gewissem Sinne als neu bezeichnet werden darf l
ihre Vertreter auf lateinischem Gebiete heißen geradezu poetae
novelli. Es ist bezeichnend, daß diese Metrik für beide Sprachen
gilt; daß die griechische den Weg wies, hegt in den Verhält-
nissen der Zeit. Doch hatten die Lateiner den Vorzug, daß ihnen
der Klassiker Horaz, den sie nicht aufgaben, immer eine Fülle
schöner Formen zur Verfügung stellte. Auch Senecas Tragödien
wirkten einzeln nach: ihre Lieder befolgten ja das Prinzip, das
man aus der herrschenden Analyse der griechischen kannte, die
Freiheit der Zusammenstellung der verschiedensten Versglieder;
Seneca nahm die der horazischen Maße. Die metrische Theorie
der nun allgemein verbreiteten Handbücher hat bei dem Versbau
der Kaiserzeit Gevatter gestanden. Ein Beleg ist die irduiieTQog
des Diogenes Laertios, aus der er reichliche Proben in seine
Philosophengeschichte aufgenommen hat. Ob ein Vers lyrisch
ist, fragt er nicht, und seine sog. Epigramme zeigen gut, wie
wenig die Kenntnis des metrischen Schemas hinreicht, um erträg-
liche Verse darin zu machen. Diese letzte Periode der antiken
Verskunst, die man in beiden Sprachen zusammen verfolgen
muß ^), und Boethius, andererseits
reicht einerseits bis Prudentius
bis zu den Dichtern der Schule von Gaza, ja sogar noch dar-
über hinaus. Es hegt mir aber fern, ihre Entwicklung darzu-
stellen und auf die einzelnen einzugehen. Ich verfolge nur die
alten Fäden, die weitergesponnen werden.
Weitergelebt hat immer die Auakreontik, d. h. man hat beim
Weine die echten alten Lieder gesungen, ihre Kunst vereinfacht
und immer in dem Stile, der modern war, weiter nachgedichtet.
Gellius nahm schon solche Umdichtungen für Anakreon, und
^) Die Trennung der Sprachen verdirbt überhaupt die ganze Literatur-
geschichte der Kaiserzeit. Claudian und Ammiau gehören der Herkunft
und Schriftstellerei nach trotz der Sprache, die sie schreiben, zu den
Griechen, Dracontius und Corippus in vielem auch. Etwas so Wichtiges
geht durch das ganze Reich, daß dem Vortrage in Hexametern oder
Distichen ein iambisches Proömium, eine Art Prolog vorausgeschickt wird.
Audi in der Kunstprosa herrscht dieselbe Rhetorik allgemein, denn die
Kultur ist eine, und ihre Einheit zersplittert erst mit dem Reiche. Die
Kirchongeschiciite ist in dieser Hinsicht allein auf dem richtigen Wege
und kann. ihn weisen.
9*
132 I. 4- Geschichte der. griechischen Verskunst.
die loniker sind vielleicht schon damals als fjutdiußsia an-
gesehen und demnach vereinfacht^). Doch zeigt das Liedchen,
das Seikilos, des Euterpes Sohn, sich in Tralles auf seinen
Grabstein schreiben ließ, daß die Musik auch noch recht
komplizierte Dimeter ertrugt). Unsere Sammlung imter Ana-
kreons Namen enthält auch noch choriambische Dimeter,
und die byzantinischen Gedichte, die Bergk nach Matranga
als ihren Anhang aufgenommen hat, bringen auch noch einige
andere Verse, darunter eine von den lateinischen Metrikern be-
zeugte, auch bei Boethius vorliegende Umgestaltung desPhaläceus.
Dieser selbst wird auf einer Inschrift und bei Synesios auch so
gebaut, daß man seine Deutung als ionischen Trimeter erschließt^).
Wir übersehen auch, wie man Strophen durch rcsQiKOTtal Xaai
des stichisch wiederholten Verses erzeugte, vereinzelt einige andere
Verse einmischte. Prudentius tritt bestätigend hinzu; er erweist
sich auch in der Handhabung der Formen als ein wirkhcher
Dichter. lamben, volle und katalektische Dimeter, gibt es bei
den Lateinern viel, selbst auf den Steinen. Daß sie bei den
Griechen fast ganz fehlen, ist Zufall; Methodios von Olympos
baut den Hymnus seiner Jungfrauen so, daß man durch die Ver-
stöße der Quantität hindurch die lamben erkennt, den Dimeter
und eine „Tripodie"; der Bau y-ara i^ierQov ist aufgegeben*). Tro-
*) LuMan Tragodopodagra 49 erlaubt sich noch einmal die Anlautsilbe
des steigenden lonikers lang zu gebrauchen, nicht ausNachlässigkeit, sondern
aus guter Kenntnis der alten Praxis, genau wie es Isyllos, Seiron um
300 V. Chr. bei Athen. 542 e, Timotheos Fr. 21 tun. Er baut auch keine
iambischen Dimeter statt des Anakreonteus, sondern zieht nur die ersten
beiden Kürzen zusammen.
*) 000)' Cvg (fcuvov, iambisch mit zwei unterdrückten Silben, ßt^öev okog
ah XvTiov, choriambisch, ciQÖg öXiyov iovl xö b'}v, ro re/.og ö XQ^^'og d.T:atT£f,
iambisch. Was ist übrigens Zdy.iXog für ein Name? Stammt er von den
Trailern,den thrakisch-illyrischen Einwanderern, die Jahrhunderte früher
der Stadt den Namen gegeben hatten, oder ist er karisch? Beides kaum
glaublich.
^} Belege bringt das Kapitel de versa Phalaeceo.
*) Symposion XI 284. Der Refrain, vnay.orj genannt, der auch das
Lied einleitet, besteht aus einem Tetrameter mit guter Diärese, und ein
Dimeter folgt; der Hiat stört nicht.
äyvewi) ooi xal Äai-iaädag cpaeacfÖQovg y.garovaa
wiACfte önavvdvco ool
Lyrik der Kaiserzeit- 133
chäische Dimeter baut Mesomedes bei den Lateinern fehlen sie ;
nicht, da war ja der Tetrameter ganz volkstümlich. Immer
lebendig waren die Anapäste geblieben; in ihnen ist ein Zusatz
zu dem alten Asklepioshymnus gehalten, mit dem man ihn im
Jahre 100 in Ptolemais aufschrieb; es folgt ein choriambischer
Tetrameter und ein Pherekrateus; dies ist beste Tradition^).
Von der Strophe folge ein Beispiel:
w zag äxQdvzovg ovoavou ßcixag vaCov tdgag
ävanyß adwa ovy/.ooxöi i> aUoi'iojt xodztc
dt'§cu abv :Taidl acoi,, JxdQ£Oi.(,£v, tvöov slg Qcoqg
TcvXag :xdx£Q y.cd t)ßüig.
Mehrfach ist die Strophe vorn durch ein Metron (Strophe X) oder einen
Dimeter {A M) erweitert. Da dieser durch Wortschluß wie der letzte ab-
gesondert ist, muß H
verbessert werden:
i)i'Oiyi.Uvatg 'Ovg.ctLg i'uuig
ävaaaa qpcuÖQÖxooi^i' idigoi 'da?.d}iOiv eiodi.
Überliefert ist '/.viiäg hinter wird Rest einer Verweisung des
eloo). Das /,
ausgefallenen Wortes an seine Stelle sein. Eine zweisilbige Senkung ist
nicht zu leugnen F 5 'daMj.icov, Y 3 y.üavoßöoxQvyß. Da wird auch jB 2
richtig sein ßiov %Qvqi]g döoväg tocova. Der unwissende Verfasser wird
gemeint haben, wenn er äöovd für i)dovi] sagte, würde das a kurz. Für —
die Entstehung der anomalen Tripodie ist Seneca Med. 857 bezeichnend:
er baut sein Lied aus stichisch wiedei'holten katalektischen Dimetern,
da scheint ihm eine weitere Verkürzung als eine gute Katalexe guis credat
exulem ? Es ist genau der Weg, auf dem die älteste Metrik zum Ithy-
phallikus gelangt war.
^) Rev. archeol. 1889, 70, Nordion. Steine 43. Dies ist das älteste Beispiel
einer späten Aufzeichnung dann öfter vorkommt; den-
alter Poesie, die
selben Hymnus haben wir aus Dion. In Athen hat man die Hymnen des
Sophokles und Ariphron erneuert, wo dann neuere Nachbildungen hinzu-
treten, darunter ein großes Stück eines .Vaxt/ödwoc/ (IG. III p. 489 171h,
Kaibel Rh. M.34, 203). Von der Erneuerung des kretischen Hymnus berichtet
Teil III. Ganz spät ist in Megara das alte Epigramm auf Orsippos und
das des sog. Simonides erneuert. Beiläufig, man kann den Namen wohl
nur zu Makedonios ergänzen; dann ist es wohl der aus Thessalonike. von
dem Philippos die drei Gedichte Anth. Pal. IX 275, XI 27 und 39 in seinen
Kranz aufgenommen hat, also ein Dichter der Zeit zwischen 80 vor und
40 n. Chr., sicherlich aus der letzten Hälfte dieser Periode. XI 27 feiert
die Becher aus terra sigillata italischer Fabrik. Dann ist er uns mit seinem
Hymnus, der sich an die Daktylen der alten Kuhlieder des Heiligtumes
hält, als einziger Vertreter seines Jahrhundorts wertvoll, und daß man ihn
in Athen achtete, zeigt die spätere Aufzeichnung seiner Gedichte. Der
andere May.^ööviog (so meist geschrieben) in der Anthologie ist Consular.
und Agathias hat seine Epigramme erhalten.
134 I- -i- Geschichte der griechischen Verskunst.
Greifbar ist der Anschluß an in den
alte hieratische Poesie
spondeisch-anapästischen Hymnen des Mesomedes, au die
Synesios sich angelehnt hat. Auch Aristeides von Smyrna bringt
Stücke aus anapästischer Hymnendichtung ^), und Clemens baut
so seinen Hymnus am Ende des Pädagogus^), gibt aber den Bau
durch Metra auf. Philostratos tut dasselbe ^). Es gibt mancherlei^)
lateinische Anapäste, sogar auf Grabsteinen^). Bei Mesomedes,
vielleicht zuerst, tritt uns endlich eine Spielart der Anapäste
entgegen, die gleichzeitig oder wenig später auf einer attischen
Weihung (CIA. HI p. 488 171a) und beiLukian im Tragodopodagra
auftritt und noch lange hält, uns aber ganz unbegreiflich an-
sich
mutet, Paroemiaci wechseln mit Versen, die an die Stelle der
Schlußsilbe einen lambus setzen. Beide werden als gleichwertig
behandelt, so daß an der Auffassung der Dichter kein Zweifel
ist: neben die Katalexe elg ovlkamv tritt die ffg
öiovUaßov, also
genau dieselbe Erscheinung, welche in den Daktylen der Lesbier,
des Archilochos und gelegentlich noch später vorliegt und auch
da oft augezweifeltHier stammt die Neuerung offenbar aus
ist.
der Theorie des Handbuches und stimmt nur zufällig mit dem,
was einst ein Überbleibsel primitiver Freiheit war. Aber es ist
so recht kennzeichnend für die Kunst der Spätzeit. Das gleiche
mag man von den üd/.tvloL /.isIovqoi. sagen, die als Tetrameter
und den lateinischen noveUi, als Hexameter bei
bei Valentinus
Lukian im Tragodopodagra stehen; dieser weiß noch, daß es
1) legol Äöyoc 1, 30; er nennt es ein altes Gedicht. Eigene Gedicht-
anfänge, zum Teil im Traum offenbart, bringt die vierte heilige Rede, 31
und 39, einen iambischen Dimeter, ein Reizianum als Refrain, anderes
von unsicherer Deutung; aber er beweist, daß er die Formen beherrschte
und nicht nur die gemeinen.
2) Einer Reihe von Monometern geht ein Proömium längerer Verse
voraus wie bei Mesomedes an Helios.
") Herm. LH 021.
Der Heroldsruf bei den Agonen, der noch zu Julians Zeiten galt,
*)
[Lukian] Demonax 05, Julian in den Cäsares, Moeris ßcdßtdeg usw. Bergk
carm. pop. 1-4— 17, Herm. XL 130. Die Herolde brauchten alle Kraft der
Stimme, die lange Reihe von Anapästen ohne Pause auszurufen; der Name
cTMyog traf zu, aber man wandte ilm niclit mehr an, nannte das Gedicht
vielmehr Tiovg. Einen offenbar 'jungen Apollonhymnus teilt Porphyrios
antr. Nymph. 8 mit.
6) Biicheler Anthol. 1523. 24.
Ausgang. 135
eigentlich gar keine ueloigot sind, aber sie werden als solche
betrachtet, und man hat auch uvcctiuiotol [lelovooi danach gebaut^).
Ebenso aus der metrischen Theorie geboren ist der päonische
Hymnus des Mesomedes an die Isis, denn nur so begreift man
den Ersatz des Päon durch den Palimbacchius. Auch seine
Prokeleumatiker (denn so hat er die aufgelösten Anapäste be-
trachtet) hat die Theorie erzeugt. Und sein Zeitgenosse Besan-
tinos hat die Verse ebendaher, aus denen er seinen Altar baut,
Anakreonteen, iambische Dimeter, trochäische Tetrameter,
Phaläceen, Anapäste, einen Priapeus, choriambische Tetrameter.
Es scheint mir nicht erforderlich, alles heranzuholen, denn
das Wesen dieser späten Verse dürfte hinreichend klar sein. Fast
gleichzeitig beginnt sich die Kraft des Akzentes fühlbar zu
machen, so daß man überzeugt sein darf, daß die nach der
Quantität gebauten Verse schon nicht mehr für das Ohr ganz
das sein konnten, als das sie sich gaben. Während des dritten
Jahrhunderts behauptet sich das Alte noch und nimmt nur m
der Wortwahl und Wortstellung auf die Betonung Rücksicht; aber
dann geht es rasch abwärts. Ein Methodios verstößt in jedem
Verse fast gegen die Quantität; aus dem Schlüsse seiner Strophe
ist das Proparoxytonon verbannt. Das Liedchen der Nilschiffer
baut quantitierend, aber der Akzent muß wie im Pentameter
und iambischen Trimeter der Spätzeit auf der vorletzten Silbe,
immer einer für das Auge kurzen, stehen. Gregor von Nazianz
macht neben zahllosen quantitierenden auch zwei Gedichte in
der Art, die wir nun als „rhythmisch" den metrischen entgegen-
stellen. Die Prosa hat schon vorher akzentuierte Klauseln. Damit
ist die hellenische avvd-eoig övoudrcov aufgegeben; die Poesie
mag Versuch machen, unter Rücksicht-
fioch einen großartigen
nahme auf den Akzent ganz besonders streng quantitierende
Hexameter zu zimmern, wie es Nonnos erreicht und seine Nach-
folger mit mehr oder weniger Geschick anstreben: das ist in
der Metrik ebensosehr wie in der Sprache und dem Inhalte der
Dionysiaka das Galvanisieren eines Leichnams. Von der L\Tik
der Dichter von Gaza und ihres Gleichen gilt dasselbe. Die
lateinischen Verse von Martianus Capeila, Prudentius, Boethius
^) Zur Probe aus dem Lied der Nilschiffer, Oxyr. 425, t)jv ovyxQioLv
el:iaze wieder nur eine Tripodie.
q:(/.oi,
136 1. i. Geschichte der griechischen Verskunst.
klingen uns sehr viel weniger fremdartig; das Latein hatte eben
ein halbes Jahrtausend weniger hinter sich und hatte mit dem
Verluste der alten Quantitäten seinen Klang viel weniger ge-
ändert. Daher konnte sich in ihm die reiche Schönheit des
mittelalterlichen Versbaus entwickeln. Das Griechische war dazu
nicht fähig; der Kirchengesang des Romanos, diese metrische
Bindung einer stockprosaischen Rede, sollte es jedem am besten
beweisen, der sich Gefühl für hellenischen Stil erworben
hat. Die Herrlichkeit der alten klassischen Poesie war zu groß
gewesen : in ihrem Schatten hatte die hellenistische Feinheit noch
erblühen können. Ihre Dichter waren weise, wenn sie sich auf
einfache Formen beschränkten, in denen sie mit der peinlichsten
Sorgfalt den höchsten Wohllaut erreichten, ohne auf die Ausdrucks-
fähigkeit, auf Ethos und Pathos zu verzichten. Die Verschen
der Kaiserzeit, deren Epik unverächthch, von den Philologen
ganz sträflich vernachlässigt ist, bleiben Papierblumen, bleiben
kleinlichund kümmerlich, und dann hat das große Erbe der
Vergangenheit nur noch die Kraft, jede fiische Neubildung zu
verhindern.
Zweiter Teil.
1. De versu Phalaeceo').
Denuo edi quae ante multos annos scripsi ut Phalaeceum ad
ionicos revocarem multi fortasse mirabimtur, cum ab hac
opinione me recessisse in fine mihi confitendum sit. scripseram
haec Bacchylide nondum edito, sed cum prelis subicerentur, nova
illa lux effulserat, videbaturque non mihi tantum sed etiam
gravissimis viris opinio mea carmine tertio confirmari. nunc
mehora edoctus tamen non indigna haec existimo quae a viris
rei metricae ingenue studiosis legantur propter ipsum errorem.
quippe non mea ea est opinio, ionicum esse Phalaeceum, sed
Varronis, quem Graeca doctrina inniti consentaneum est. itaque
fortasse ipse Phalaecus consentiret; certe qui post Varronem
phalaeceos condebant, omnino curabant, cuius generis hendeca-
si
syllabi essent, ab eisdem stabant partibus. atque ne eorum quidem
artem versuum faciendorum neglegere fas est. quae cum ita
esse mihi viderentur, recipienda duxi paucis suppressis pluribus
suppletis quae ohm ad Weiliura miseram. —
Quid est Phalaeceus hendecasyllabus? pentapodia logaoedica,
respondent. quid Sapphicus, quid Alcaicus hendecasyllabus? idem
respondetur. ergo tres sunt eiusdem versus species ? atqui
numquam inter se perrautantur. ergo parum dixit ambitiosa illa
sapientia. sed mittamus istos logaoedos nuper inventos, quos
sidera subhmi vertice ferire non mirum est, cum solidam terram
nullo pede calcent, quamvis nimis multos habeaut, bisyllabos.
itaque celeriter a procellis eo deferentur ubi cychcus dactylus
iam est et nomus Terpandreus, ubi mures ferrum rodunt et
ßoÜV Tiokkvßov TCLTiqriaKOVÖLV.
*) Melanges Weil. Paris 1898 p. 29.
138 n. 1. De versu Phalaeceo.
Sed logaoediciis iam ab Hermanno (El. doctr. Metr., 567j
dictus est Phalaeceus, nee tarnen meliore iure, qui eos spectabat
logaoedos quos veteres metrici solos norunt. cum quibus Phalae-
ceo nulla contingere potest necessitudo, quandoquidem omnes
longiori autdactylorum aut anapaestorum seriei trochaeos paucos
subiciunt. nam Hephaestio Alcaicura decasyllabum, Praxilleum,
Archebuleum logaoedicos vocat (cap. 7 et 8), Archilochium illum,
qui revera e tetrametro dactylico et ithyphallico constat, addit
Sacerdos (p. 544). ceterum ?.oyaoiör/.6g tarn inscite formatum
vocabulum est, ut ei demum conveniat aetati quae etiam kTtaoidrj
rursus pro bicwidi] dicebat, quod frequens est in christianis aliisque
plebeis litteris; cantum cum dactylis, orationem cum
atque
trochaeis coniungere tarn absurdum est, ut ignobilis quidam
metricus nou ante primum post Christum saeculum ad paucos
et a natura dissimillimos versus expKcandos logaoedicorum nomen
excogitasse censendus sit. quod nobis nulK omnino usui est.
Eodem tempore a metrico inventus est antispastus^;
fere
cuius inventi ne ego quidem patrocinium suscipio, quamvis
multo honorificentius de inventore sentio quam de plerisque
eorum, qui eum despicere solent. itaque abicienda Hephaestionis
ratio est, qui Phalaeceum trimetrum antispasticum dicit (cap. 10),
allatis duobus Cratini versibus. Hephaestionem qui exscribunt
metrici omnino neglegendi sunt; at scitu dignum, fuisse qui ab
hac ratione profectus hendecasyllabos huius formae componeret
— —^^ -— -^
'
I
^-^ -^ — — semper a trochaeo incipientes.
I
,
quem haud accurate diceres Sapphicos cum Phalaeceis per-
miscere hendecasyllabos. docti huius poetae, non solum CatulH
et Horatii lectione, sed etiam Graeca theologia imbuti, Carmen
in Priapum in Buecheleri Anthologia latina 1504 est.
Quo tempore Germanos antiquorum numerorum imitatio
inter
florebat, Sapphici et Phalaecei hendecasyllabi haud raro permu-
tati sunt, velut Matthissonis, ignobilis poetae, Carmen est(Adelaide)
divina musica consecratum, quod tres Phalaeceos Adonio con-
cludit. quod ille haud absurde fecit, nam in Germanica metrica
eiusdem versus species sunt illae pentapodiae. quid enim aliud
novella ista metrica effecit quam ut novellam musicam Germano-
rumque metricam Graecis obtruderet?
^) Nunc eundem multo antiquiorem esse credo, sed sane inventum
a srrammatico.
Definitiones veteres. 139
Caesius Bassus^), a cuius auctoritate in hoc capite metrici
latini pendent, Septem adeo Phalaecei divisiones diligentissime
persecutus es.t (p. 258 Keil.), ut ostenderet, cum quot metris ei
quaedam necessitudo contingeret: qiiod ad eam rationem fit, qaae
adiciendo detrahendo concimiando omnes versus quotquot fuerunt
aut esse possunt ad hexametrum dactylicum trimetrumque iambi-
cum refert. quam nemo comprobabit, quamquam philosopho
hodie
indignam esse nego; nam philosophus fuit Heraclides Ponticus,
qui vel duos illos primarios versus ex una stirpe progerminasse
docebat, simili via profectus, qua nnnc plerique non Graecorum
tantum sed omnium Aricorum populorum numeros ab origine
eosdem esse credunt; qui mihi numquam quidquam persuaserunt.
verum hoc utut est: grammaticus eam quaerat metricam oportet,
quam poetarum quisque secutu? est. ergo Herachdea sive Caesiana
doctrina neglegenda omnino est, ubi lyricos Graecorum poetas
tractamus, regnat vero eadem, ubi de Horatio aut Seneca agitur,
quos his rationibus obsecutos esse constat, neque minus inepti
sunt qui Horatii numeros ad antispastos aut logaoedos exigunt,
ne fando quidem ab illo cognitos, quam qui Horatii leges ab ista
derivandi ratione dictatas in Alcaeo aut Anacreonte requirunt.
quae cum ita sint, ad Graecos quidem Phalaeceos nulla ex istis
derivationibus pertinet, at Latinus quicumque inde a Priapeorum
auctoribus componebat, hac arte institutus erat, donec apud
paucos antispasti praevalerent. quae derivationes quatenus fortasse
in caesuris appareant^), nunc omitto, quoniam multo plus quam
omnis omnium metricorum doctrina ingeniosissimi poetae inter
Romanos valuit imitatio Catulli. cuius admirabilis facihtas, quam
Gallico sanguini deberi credo, effecit, ut hendecasyllabi Phalaecei
paene tanquam pecuhare poeseos genus per proxima saecula in
litteris Latinis colerentur neque suavem illam garrulitatem lasci-
vamque teneritudinem deponerent, etiamsi crassioris Miuervae
homines ad res serias et carmina praelonga eis abuterentur. quid
quod ne hodie quidem desunt, qui hendecasyllabi nomine hanc
unam speciem appellent, quia CatuUus (42, 1) hoc fecit, hcet et
') In metrieis Piiidari scholiis (Ol. 1 et 9)modo antispasticus appellatur
Phalaeceus, statuiturque etiam decurtatus, modo trimeter epionicus. incipit
uterque ab iambo.
*) W. Meyer, Sitz.-Ber. Bayr. Akad., 1889, 208. " Gracci poetae nuUaih
norunt caesuram.
140 II- 1- De versu Phalaeceo.
Sapphus et Alcaei frequentissimi versus totidem syllabis coer-
ceantur, atque indolem etiam Catullianamipsis numeris quasi
innatam esse opinentur'). Catullus unde sumptum hendecasyllabura
suum ad Italos modos deduceret, non professus est. quem cum
ab aequalibus fere poetis Calvo Cinna Cornificio Bibaculo Varrone
aequo studio coli videamus, aut nobile Graecae Musae exemplum
aut metrici cuiusdam doctoris auctoritatem circumspicimus, quae
effecerit, ut multi simul id peterent, quod felici cursu Catullus
assecutus est.
Quod ad artem metricam attinet, id quidem certo dici potest,
derivandi istam rationem Catullo non esse probatam, siquidem
haec inconstantiam illam, quam primis duabus syllabis ille con-
cedit, non tolerat, improbatam a Caesio, vitatam iam a Priapeorum
poetis. nee tarnen dixerim ignotam fuisse Catullo eam quam
improbabat doctrinam. qui cum in primo carmine duriusculos
auribus Latinis versus multos collocaverit, ipsa duritie eruditionis
laudem videtur quaesivisse sciebat enim Caesius (p. 261) tales
:
versus eum tanquam legitimos inseruisse Sappho et Anacreonta
et alios auctores secutum. nee profecto indignum docto poeta
lectionem Graecorum ita ostentare, ut metricorum rationes violare
indoctis videatur. quas in alio carmine videri potest secutus esse
minus felici novatione; dactylo enim in spondeum contracto deca-
syllabos fecit complures in uno carmine 55, quod e maxime
vulgari derivatione facile explicatur, quae Phalaeceum e prioribus
et hexametri et senarii legitima caesura distinctorum partibus
concinnatum esse vult. Atque in Sapphico hendecasyllabo idem
artificium Seneca videtur captasse (Leo 1, 126^)). itaque Catullus
^) G. Amsel, quiStudemundi auspiciis dissertationem scripsit de vi
et indole rhythmorum quid veteres iudicaverint (Breslauer philologische Ab-
handlungen, I, 3), hendecasyllabum in logaoedis collocavit et leves et
agiles visos esse hendecasyllabos Latinorum infimae aetatis scriptorum
testimoniis adstruit, quasi Catulli exemplum ad Sappho aut Phalaecum per-
tinuisset.
*) Unus fuit qui vel hac in re Catullum imitari non vereretur, Annius
Inachus (Anth. 1553, 3). sed hunc necessitas cogebat, ut aetatem de-
lat.,
functi commemoraret me aetatis vicesimo dolebis. idem septimam
pueri
syllabam semel longam fecit si te flere iuvat, quidni ingemiscis. hoc quoque
legitimum est, in prima scilicet iambici membri syllaba. Idem in graeco
versu &oneQ 'AQf.wdiog xäQLOT.oyeizoiv infra longe aliter explicandum erit.
insunt etiam sapphici hendecasyllabi, eidemque in Boethii carmine consol.
phil. III 10.
Varronis definitio. 141
in illo carraine 55 omnes versus a spondeo fecit incipientes
praeter unum proprio Camerii nomine excusatum.
Quaraquam haec omnia similiter explicari possunt, si Catullus
non derivandi illam rationem, sed eam novit, quam ei poetae
placuisse constat, qui fortasse primus omnium Latinos hendeca-
syllabos fecit. haec enim leguntur apud Caesium Bassum (p. 261)
postquam hendecasyllabum detrahendo e Sotadeo derivavit: ex
quo non est mirandum, quod Varro in Cynodidascalico phalaecion
metrum ionicum trimetrum appellat, quidam ionicum minorem.
Alii trimetrum tamquam minorem ionicum tetrametro
illi
opponebant, sive a maiore incipienti, Sotadeo, sive a minore,
Galliambo^). consentiens igitur omnium ratio sie disponebat
hendecasyllabum >-^w -w 1 ].
— |
—w
Ac profecto
purus putus hie est trimeter ionicus. Apparet autem ex hac
quoque ratione videri posse in principio spondeum (re vera
molossum) unice rectum^), neque -^^ ^^ |
—
ab ea omnino abhorret.
Ergo ionicum se facere trimetrum credebat Varro, cum
Phalaeceum faciebat. ergo hoc omnium Romanorum longe gravis-
simus auctor tradit, hoc docebant florentibus etiamtum Aristo-
phanis Aristarchi Cratetis scholis grammatici Graeci. haec una
ratio certe tolerabüis esse videtur. tamen neminem novi qui
seria eam dignatus sit vel refutatione. sed ne probatissimorum
quidem grammaticorum auctoritati in vetere versu explicando
tuto confiditur. ipsos vetermn poetarum versus examinemus
oportet, at pauci tantum aetatem tulerunt. scimus haud multo
post quam CatuUus htteras latinas novo hendecasyUaborum
genere auxit, Herachdam Ponticum grammaticum -lioyag doctum
Carmen his numeris composuisse, sed unicus versiculus öa)oco
GOL xQvoiovg di/.a oTUTf^gag nihil potest docere^). Romani Phalae-
^) Mirificam Lachmanni explicationem (Ter. Maur., t. XV) silentio
praeterire fas est.
*) Casu accidisse potest, ut Varronis Phalaecei nulli servarentur
qui a spondeo inciperent.
') Cf. Meineke, Anal. Alex. 377. ne epigrammata quidem Diophanis
(Anth. Pal. Statilii Flacci (6, 193), Antipatri Thessalonicensis (7, 390)
5, 309),
Alphei (9, 110) quidquam docent, nisi Augusti et Tiberii aetate Romae
etiam Graecos Phalaeceos conditos esse, quod etiam sine testimouiis
crederemus. in principio praevalent spondei, sed non reguant soli.
142 II. 1- De versu Phalaeceo.
ceos etiam in titulis usurpare solent, vel sepulcralibus. Hadrianus
Caesar cum Thespiis henclecasyllabos Graecos Amori dictabat
(Kaibel, Epigr. 811 = IG. VII 1828), Latinum CatuUi exemplum
secutus est. praeterea perrari in Graecis lapidibus Plialaecei
sunt, memorabile unum tautum observavi Carmen, quod infra
proponetur.
Nomen Phalaecei, iam a Varrone usurpatum, a poeta duc-
tum cuius neque patriam neque aetatem quisquam
est obscuro,
veterum supparem aetate eum fuisse Pliilodamo Scarphensi
prodit.
concluditur, si ad Lyconem Scarphensem comoedum Alexandro
probatum Meinekius recte id Carmen rettulit, quod unum superest
e Phalaeceis constans^). atque ipsum Phalaeci nomen, cum in
nobili Phocensium tyranno et ignobili alio Ambraciotarum (Anton.
Liberal. 4) redeat, ad Graeciam septentrionalem, fortasse ad
ipsos Locros nos vocat. epigramma illud haud iniuria Phalaeci
nomen his hendecasyllabis tributum esse confirmat, cum primus
1) Anth. Pal. 13, 6. — Meineke, Com. I 327.
Tom iyoj zö ntgtaabv eiy.övtoi.ia
Tov xcojncoidoyeXcoTog elg '&QCaf.i,ßov
XLooäi xal oxecpävoLaiv ä^Tivxaad-ev
eoTcix", oq)Qa A'öxcovi aäfx' ineCt]'
öooa yäg xa&vJiEQdE Xaf.i,jiQÖg äv'r)Q,
fivdf.ia TOV x<^'-Qi'^v'<^og ev ze Äeaxai
ev z' olvcoL- zö de näzi zotg eneiza
äyxsizac JtaQädeiyi.ia zäg önänag.
sie rectius distincta haec placere possunt recepta quam olim spreveram
Meinekii emendatione eozay,a pro eozaaa. stat enim in tumulo comici poetae
imag'o hederae Corona quasi ad comissationem ornata, ne Lyconi monu-
mentum desit. idem est xco/ncotdöyelcag ac Avxcov, sed quod in pedestri ser-
mone esset tov xco!.uoi6oyiXcoTog Avxcovog et deinde amön, Phalaecus inter
duo enuntiata distribuit eodem artificio usus, quo mox ävr)Q et zov x^-'-Q^^vzog
separata sunt, nam hoc volunt versus proximi: tv oaoig fikv yäg fcöv ö ;jjaßtetg
ävi^Q XafiTiQÖg 'rjv, iv zeig ov/iinooCotg m jLunjßovtveTcu, i^öe de xai zotg im-
yiyvofibvotgöq&v zov o(i>fiazog eixcjv dvcixetzca. duravit Lyconis, non poetae
sed histrionis comici memoria usque ad Philodemum, in cuius Rhetoricis
I 196 Sudh. haec leguntur A)]ßoaUevrig xal ngüzov eXeye xal deizegov xal
rgizov elvut zijv vTcoxgiaiv iv -r/yt gt]Togixf\i, KaXXiJimdrjg de xal Ntxöozgazog
(iyo) (p)o(i)) TÖ Jiäv iv ToayoLdCcu, Avxcov d' ev xo/ioidiai, xal ov ötci tovzo
zfjg xoivijg äjiavz' [idocav] Ixecv [e7xi]oTiui[)]g\. ultimam vocem optime restituit
Sudhaus, sed quod edidit unavz[ag uv e'[\d^ i/efv, intolerabile esset, etiam
si non foedum hiatum inl'erret. nimirum av fuit quod (5); lectum est.
Veri Phalaecei. 143
eis meris in epigrammate esset usus^). secutus est Theocritus
Ep. 22; idem (Ep. 16) trimetro iambico, Callimachus dimetro
(38), Parmeno Byzantius (Anth. Pal. 13, 18) et iam quinto saeculo
Corinthias poeta qui Carmen fecit Siraonidi tributum (Anth. Pal.
13, 19) hexametro dactylico Phalaeceum epodi instar sub-
iunxerunt^). apparet melicum bis poetis eum versum non visum
esse, quem
in lapidibus inscripserunt. certa enim lex est a natura
data, omnibus
ab fere Graecis observata in epigrammatis
nullum admitti versum quin recitationi conveniat, h. e. Homericos
et Archilocheos et si qui in horum similitudinem conformati
sunt, quodsi Sappho et Anacreo Catullo hendecasyllabum suum
monstrasse dicuntur versusque tales in frequentissimo omnium
scolio, in Pindari tragicorumque canticis haud raro occurrunt,
et cantui et recitationi pariter convenire hos numeros in pro-
patulo est. quod si reputassent, neque ad antispastos Hephaestio,
neque ad logaoedos Hermannus eos rettulissent. at ionicis con-
veniunt. maiorem enim ionicum Sotadeum, quem cantui crederes
unice idoneum, Aristides Quintihanus 1, 13 laudat, ut Qt-d-fiov usva
UBetog f.iövr]g monstret, idemque docent nomina uovixo'/.öyog, /.ivai-
do/.öyog; AegjY)tü. vel in epigrammatis eundem usurpaverunt').
mihi igitur ut persuadeam vera a Varrone doceri haec sufficiunt.
sed ahos ut idem concedant tum demum
haud ignoro, cogi posse
cum praeter unam illam, quae inde a Phalaeco regnat, formam
ahas in usu fuisse demonstratum erit, e sola ionici numeri natura
explicandas.
Plutarchus de Alexand. fort. I p. 321 post epigramma, quod inte-
grum est in anthologia Planudea 120, principium alterius carminis laudat
ÄÄE^avÖQog iyo) Jtög f.iiv viog. pergit tavTct i^dv oi'v ol noii]Tal y.u/.ay.evovveg
aitov rijv xvx>iv imde non sequitur aequales Alexandri eos
zxgoosL-Jov,
fuisse.alterum illud a Planude dicitar 'Ao/j/.äov T] 'Aay.h]n:L(idov; hoc mani-
festo falsum. neque Archelaus qui suh Piolemaeo IL 'Idioq^vfj scripsit, talia
composuisse videtur. sed inemorabilis sane hendecasyllabiis.
*) Duos deinceps Cratinus posuit laudatos ab Hephaestione, olim a
me emendatos,
;!fafpe XQVoöxsQfog ßaßdy.Ta y.i)/.oiv,
Iläv neP.agyiy.vv ügyov tß^Jaztücov
(nam Tlekaayiy.öv 'Aoyog non dcfendcrit nisi qui Athenarum arcem reli-
gionemque teuiporum illorum neglegit). principium hoc scolii fuisse veri-
simile duco.
') Puchstein, p]p. in Aegypto reperta (Argentor. 1880).
144 II. 1- De versu Phalaeceo.
Synesii hymnum sextum nunc adscribo:
Mevcc rrayäg ayiag avro'Ko%smov
aQQijtiüv lvorT]rcov htsyieiva
d-eov äußgoTOv, S^eov y.vduiov via,
liiövov £x fiövov Ttargog Ttalöa ^oqövta
5 OTecpavwGOf^isv üocpoig äv^eaiv v/hvojv'
ov (iovXi]g TtaxQLag äcpQaovog wöig
ayvcüorcov avddei^e rcalda y-ÖKtclov,
a. naxQog Xo%iovg sfprjvs y.agTCOvg
y.al cpfivaoa cpccvr^ f.ieooo7tay^]g voDg,
10 iv Ttay&L de (.lsvovol xai ^vd^ivreg
aocpla vöov Ttaxqög, '/.dXXeog avyä.
ool TSxi^evTL Ttatijg evevos riyireiv
ab rb Y.qv7ttov et rtaxQog 07teQj.ia 7tQoXdt.iTtov
oh yccQ ccQXccv yevirag eöcoxs KÖOf-ioig
15 -/.atäytiv Ix voegwv aw(.iaoi ^.ioqcpdg.
oh ovqavov Gocpav avxvya vcouäg,
/iih'
Tccv 6' äoTQcüv dyiXav del vo/.i€V£ig'
ah ds rag a.yytiXiY.ä.g äva^ xoQsiag
'/Ml Tcxg dauioviag cpaXayyog äq^eig'
20 ah de y.ai cpvoiv (pi^itav aj.icpixoQeveLg,
du^QiOTOv Ttegl yäv Ttveüf^ia (.iegiteig
YMi TtayctL To do&ev TtdXiv owdicxeig
d-varohg iv. d-avdxov Xviov dvdyKag.
iXi]K0ig e7t\ oti^maoiv vuvcov,
aä)v
25 ßioräg vei.icov yaXdvav.
vz-ivoTtöXioi
evqiTiiov Ttqoxoav araoov aXi^nv
regoaivcüv öXoohg TiXvdtovag vXag.
ipvyßg '/ccl fieXecüV eqvxe vovoovg,
Ttad-etüv ovXouevav xoiiuoov bQ(.idv
30 TtXovTov y.oX iteviag akaXv.e xfiqag'
eqyoig y.vdaXiuav ojtaooov di.i(pdv,
ev Xaolg dyaO-av ävoiye cpa^idv
7ceid-ovg TtQCivXöyov oticptjov dcjTioi,
'iva /.lOL vöog dqeTtrjL oxoXav a.Y.v(.io)V,
35 ^nqö' ev ralg x^ovioig aievto {.legif-ivaig,
dXX' Ix aCbV dx€TÜ)V Vlpl(pOQl]TCOV
wdioiv oocpiag vöov y.atdQÖtx) ^).
^) Dixi de his liymnis in actis acad. Berol. 1907. recensui hymnum ad
Codices probos, sed mitto singula,i'epeto tantum v.31 adumbratum esse adjPin-
dari Isthm.6, 63, 7iQav?.oyov ^eiOcj sumptam esse e Simiae Alis, corruptum ibi
in JiQavvo), quod nollem vir acutus defendisset: nam. de animo Amoris non
Synesius. 145
En habemus puros ionicos in v. 1 et o, eosdem, sed molosso
in pedem primum admisso, v. 2 et 9, qui in altero et tertio
pede non admittitur, primus et secundus pes anaclasi copulati
sunt V. 3 et 4, alter et tertius copulantur v. 14 et 18 et 25;
agitur, sed de miti Suadela, quippe non quos ego fremebat, sed vocis moUitie
elementorum furorem coercebat. adscribo autem hymnum, utSynesio lectores
conciliem. quod ut efficiam enarranda est primum theologia, quae lamblichi
simul et ecclesiae Christianae placita quasi conspirantia proponit. :xr)yr}
avTOÄÖxtvTog deus pater est, unum illud, quod e.iey.eiva est vel earum quae
per se spectatae unitates sunt, principium principiorum. huius patris filius
unigenitus is deus est, quem hymno celebrat Synesius. natus autem est
consilio patris, quod ipsum postquam e patre emanavit vel potius radii instar
emicuit, apparuit tamquam vovg, spiritus sanctus. qui dei et prodeunt e
patre et manent in eodem, quam triadem quae simul monas est aliis hymnis
ad nauseam usque cantat Synesius. filius, qui tamquam sapientia mentis
paternae ac divinae pulcritudinis d.'tavyaoßa praedicatur (adeo non interiit
Platonicus pulcri cultus), mundi creator est, ad ideas corpora formavit, est
luminibus caeli dg/j] aivi)oeo)g (quae divina esse Plato et Aristoteles cum
astrologis consentiunt), praesul angelici chori, dux daemonum: ita et Posi-
donii et ludaeorum superstitioni autem lamblichi est.
satis fit; doctrina
sed etiam mortalium animae per hunc deum
vivunt redimunturque a morte,
ut ad fontem vitae patrem reverti possint. quippe hanc tantum animae
immortalitatem vel episcopus admittebat Synesius, cum carnem resurgere
philosophia neutiquam pateretur. sed ardor quo dei huius personam amat
et veretur sane christianus est. quem tarnen Adyov Stoicorum esse quis non
videt? ab hoc igitur deo bona quibus beatitudo vitae est. quae
petit, in
ea sunt? ante omnia tranquillitas animi, qua ut fruatur, opus est ut arceantur
et morbi et animi perturbationes, ut nee praedives sit nee egenas, ut
laudem et gratiam adipiscatur suavi facundia: tum ad theologica sive philo-
sophica studia libero animo poterit incumbere. suspicio candorem et since-
ritatem viri ea quae cupit libere professi, cupientis autem quae ipsi cupimus
homines umbratici. quam humane sentit, quam Graece. diceres eum ab-
strusa illa metaphysica potuisse carere. non poterat, ea scilicet aetate, qua
ne unum quidem diem vivere se posse sibi videbantur, nisi de vitae fönte
ac fine essent securi. nee satis erat credere; rationes qualescumque anqui-
rebant eorum quae crederent. philosophia ad baiulos et tonstrices de-
scenderat, sublimis eadem et puerilis. somnia dici possunt, aegroti somnia,
ne valde diversa quidem somnia, quae tamen rixas gravissimas, nefaria
scelera, bella interneciva excitant. fanatico enim errore omnes omnino
tenentur, nee Studium divinorum impedit quominus mores in dies fiant
magis inhumani. aut caecutiunt aut mentiuntur qui negant, vitia quarti
quintique saeculi et atrociora esse et turpiora quam vel tertio fuerant:
accedit enim dissiraulatio illa quam Graece quidem, sed nova vocis vi v.to-
y.Qcoiav appellamus. quo magis eos viros admiramui; quos virtus tali aetate
spectata ad heroas extoUit, qualis fuit Johannes, liorao vere sanctus. cum
Wilamowitz, Griechische Veräkuust. IQ
146 II- 1- De versu Phalaeceo.
omnes tres anaclastici sunt 34, sed omnium maxime Sjmesio
molossum cum duobus anaclomeuis iuugit;
placuit ea forma, qiiae
hanc referunt e 37 versibus 17, exemplo sunto 6 8. ecce —
Phalaeceos habemus, eosque formae eius quae post Catullum
obtinuit: nam a principio iambus et trochaeus arcentur. vix
potest credi tales versus a Syuesio compositös esse sine exempli
antiqui subsidio. sed fac solam secutus sit raetrici libri doctri-
nam, eandem nimirum quam Varro didicerat: metricus iste
aliunde credi potest eam derivasse quam ab exemplo antiquo
et vere Graeco?
Sed alterum exemplum. dixi supra unum a
in promptu est
Kaibelio e lapidibus sumptum esse Carmen Phalaeceum quod a
Graeco poeta compositum esset, lapis est Corcyraeus qui e
Wilhelmi accuratissimo apographo nuper propositus est in
-
Inscr. Gr. IX I, 883:
tovt' Evoöog ßgoroloi TtäoL naQaivw'
tfl ipvyf-j /.letcidog '/.altöv rl tx^eig^)'^
'/.al Tov ßiov iQvcpf] naQTjyoQrioov,
eidiog, fjv '/.axaßfjg kg Tcöita At'jd-tig,
5 ovdlv Tiöv Ircävio y.dtco /fcr' otpei
ipoxfjg e/. (.lEKhov äytOTtraOeiar^g.
Iniuriam inferret Euhodo, quem saeculo fere altero p. Ciir.
fuisse litteratura docet, si quis inscitiae eum insimularet, quod
tres quidem probos fecit Phalaeceos, unum trimetriun ionicum,
admisso in prlmum pedem molosso, qualis apud Synesium est
V. 2, in V. 1 bis, ter adeo in tertio diiambum pro ionico posuit,
anaclasi usus ea, quae cum in ionicis a maiore tum in choriambis
quo bynesium comparare iniquum foret. quamqiiam erunt qui mao'is diligant
eum qui humane et scntire et vivere nou dedidicit, vicit enim divinas
absui'ditates quas lamblichus et ecclesia docebant innata animi Graecitas.
at in poesi Graecae depvehendilur senium. relapsus est sermo ad
avtis
f.iovüy.(o/.c., ac iie enuuliata quidem sunt absoluta, sed saepe nomina tantum
coacervata; mcmbra vel poUus y.oji^'cia sententiae versibus sinoulis accu-
rate respondent. ornatus autem iu obsoleiis vocabulis ad inauditam vim
detortis. difficilis igitur aditus ad ea quae poeta sensit: tarnen vere poeta
est Synesius.
*) Ita Dittenbergevus scripsit ingeniosa couiectura sed incerta usus;
lapicida re/ddg exaravit T et E neque dubium quin eriaverit.
ligalis,
y. 4 lapicida ndfxa scripsit, sed alleram formam id temporis vulgarem
a poeta datam esse numeri clamant.
Trimetri varii- 147
Anacreontls freqiiens est, neqiie omnino cuiquam negotium
facessere potest nisi rei metricae admodum imperito. nihilominus
perquani duco memorabile, tarn sero tempore fuisse qui iambi-
cum trimetnim ab ionico tarn prope abesse sciret, ut alter
alterius vices suscipere posset.quod cum Euhodum metrica
quidem institutio, qualis timc secundum Heliodorum potissimum
tradebatur, docere noii posset, eximiam raeruit laudera, quod ad
gemiinae artis exempla se applicuit, alia iiimirum atque Synesius,
cum alter hymnura corapoiieret, alter epigramma. Theocritus
enim in epigraramate 16 iam supra laudato, quod Teiorum iussu
composuit, ut Anacreontls statuae subscriberetur, iambico tri-
metro Phalaeceum subiuiixit. qui quod variandi licentiam ita
compescuit, ut novam epodorum speciera crearet, apprime e
more Alexandrino fecit, haud secus atque Phalaecus suum
versum "/«ra oxiyov repetendum curaverat. nee minus manifestum
ionicum Theocrito fuisse versum quem in laude poetae usuiparet
ionicorum longe clarissimi, sicut Epicharmum laudavit trochaicis
tetrametris clausula Reiziana, commate dorico, auciis. Anacreontis
quod iambici quidem et mere iouici trimetri supersuut, Phalaeceus
nullus, Caesii succurrit testimonium (p. 261) qui iambum et
trochaeum a Catullo in Phalaecei principio admissos Sapphus
et Anacreontis exemplo excusat, nee Theocritus scribere veritus
est Iqüq, aiotv-koc, oXov zbv avÖQu. quamquam talis versus se-
cundum quidem novimus, integer trimeter
leges ionicorum, quos
ionicus haberi non potest, acephalus enim est, atqui ab acephalo
ordinem ionicorum incipere minime miramur; ut uno exemplo
defungar
"la/.-£ iü TtoXvTuioig Iv ed^atg evd-dde vakov.
Rananim parodus incipit. acephalus autem anaclomenus pro
diiambo habere potest crelicum'). sed acephalos et iutegros
trimetros promiscue poni saneqnam mirabile est. nee fecit hoc
Synesius aut alius ex eis quorum carmina Phalaecea sunt poetis.
quid Anacrcon fecerit, non iam licet definire.
Nunc tandem Sappho examinanda est, quae et antiquissima
et nobilissima Phalaecei versus exempla metricis obferebat et a
nonnullis hodie crediiur invenisse huuc hendecasyllabum, ab
') Quam late p.Tteat usus, quo primus quisque ordinis pes com-
minuitur, breviier significavi in Hercule meo II, 165; lonica exempla
multa in Isyilo meo prostant.
10*
148 II. 1. De versu Phalaeceo.
aliis CatuUo saltem praeisse, a autem carmina con-
plerisqiie
didisse e meris Phalaeceis constantia. credendum sane hoc esset,
si solo iiteremur Terentiano Maiiro (2548): namgue et iugiter usa
saepe Sappho dispersosque dedit subinde plures inter carmina
disparis figurae.sed commode accidit iit auctorem Terentiani
teneamus Caesium Bassum (p. 258): venio nunc ad hendecasyl-
labum phalaeceum qui ex simili causa ut plerique a cultore suo
non inventore nomen accepit nam hie versus apud Sappho fre-
quens est, cuius in quinto libro complures huius generis et con-
tinuati et dispersi leguntur^). apparet qiiomodo Terentianus er-
raverit, Sapphus vero ullum fuisse Carmen e meris Phalaeceis
constans recte legenti nequaquam affirmat Caesius, sed compa-
rebant, opinor, in carminibus quinti libri pluribus modo aliquot
continuati, modo singuh Phalaecei. cuius generis autem illa car-
mina fuerint, dilucide, opinor, ostendit Synesii hymnus, in quem
hoc plane convenit. atque alteram certe ionici trimetri formam
ab eadem usurpatam esse aUo constat testimonio. est eadem
quam Synesius in versu secundo habet, &QQt]rcov ivoriJTMv ircE-aBiva,
doctoribus latinis alter hendecasyllabus dictus, et de hoc Marius
Victorinus p. 120 (hoc non e Terentiano 1945) hoc frequenter
usa est Sappho. hanc igitur metrici nobis tradunt Phalaecei
Sapphici figuram:
omnes eiusdem formas ita iam notatas esse minime probabile est,
sed sufficiunt haec, ut origo ionica patefiat. et in AeoUca quidem
poesi, ut quae certum cuique versui tribuat syllabarum numerum,
dodecasyllabi, hoc est pleni, trimetri cum hendecasyllabis, sive
acephalis sive molosso admisso, in eodem carmine collocari non
poterant. itaque suae quidem arti convenienter fecit Sappho, cum
modo hendecasyllabos componeret, admissa ea primi pedis licentia,
quam etiam Glyconei et Asclepiadei Aeolenses exhibent, modo
dodecasyllabos, quorum aliae rursus erant hcentiae. hendeca-
syllabos quominus proferam trimetros, temporum iniuria pro-
^) Omnino procui habenda sunt quae Marius Victorinus (p. 148) prodit,
cum nihil contineant nisi Caesii verba pessime confusa:
et Terentiani
Initium ab eo versu sumimus cui Sapphico nomen est, non ut ab ea in-
vento, sed iugiter usurpato, e cuius fönte plurimae species disparis figurae
prolabuntur. stolidos errores exagitare nolo; quamquam non defuit qui prae
Victorino Caesium sperneret.
Sappho. 149
hibuit; quos in quinto Sapphus libro infuisse Caesius testatur. at
dodecasyllabi servati sunt complures, maxime ab Hephaestione:
tL f.i€ navdiovlg toqavva x£^«i<5t^v
fa (5' iXe^dfiav ovaq KvTtqoyevi^ai..
€/€t /.i€v jivÖQO^eda icaXav ä(.ioißdv.
Zartcpol, TL Tctv rtokvoXßov ^AcpqoöLrav.
XQvoocpafj d-EQccTtaLvav lA(pqoöLTag.
hi omnes numero libri non indicato adferuntur, sed iinum ex ipso
libro quinto prompsit Pollux, 7, 73 (fr. 89)
ä(.iq)l d' aßgolg Xaaiow ev e Ttvxaaoev.
prorsus legitimum est quod a longa syllaba primus ionicus incipit.
sed talem versum promiscue admissum esse cum Phalaeceis vix
quisquam sibi persuadebit. satis igitur apparere censeo, com-
posita esse a grammaticis in quinto libro carmina trimetris et
hendecasyllabis et dodecasyllabis constantia ^).
Demonstratum est, quid sit Phalaeceus. species est trimetri
ionici ita nata, ut Sappho peregrinos numeros sua arte temperaret
exemploque suo posteros traheret, indolis ionicae minime oblitos.
sed tarnen peculiaris versus erat, qui in uberrima lyricorum
carminum copia haud raro ita emergit, ut a poetis consulto eum
tamquam certum et unum versum insertum esse appareat. nee
tarnen trimeter ionicus esse desinebat. veluti in scolio notissimo
quod binis Phalaeceis quaterna membra Aeolensia (quae nunc
non enarro) subicit, semel integer trimeter cum acephalo com-
ponitur: vyiaivecv /nev äqioxov &vdql d-vrjvcji^ öevxeqov de (pvav
xalbv yeviöd-aL; semel etiam cogentibus nominibus propriis ultimus
ionicus a longa syllaba incipit; coottsq Uq \
fiödtog -/A \
qiaToyeittov.
*
* *
Huc usque pertinent vetera. subieceram nonnulla quae dele\i,
cum infra fusius tractanda essent. sed habeo alia nova. innotuit
enim nuper Carmen Euhodo aequale, cuius qui quidem integri
servati sunt versus aut trimetri iambici sunt catalectici aut
phalaecei, admissis in utroque Solution ibus. unde apparet poetae
phalaeceos non visos esse mere ionicos, sed potius antispastos,
et fuit fortasse in v. 20 syzygia altera ipse antispastus.
*) quinti libri nunc tenemus fragmenta Berolincnsia; comparct intcr
alia membra etiam phalaeceus.
250 II- ^- Dß versu Phalaeceo.
fragmeiitura carminis in Charta est musei Berolinensis 10 525,
editum ab A. Abt addita imagine photographica (Archiv für Reli-
gionswissenschaft XVIII 258). chartam denuo examinavi cum
Schubarto, qiii pleraqua iara in Abtii usum iinus recte ex-
pediverat, nunc v. nee substitimus,
22 egregie legit, in antequam
Omnibus conspiraremus, sive bene sive male succedebat lectio.
itaque integram appoiio carminis pagiiiam, quae una ex ampliore
volumine servata est, nam quod in aversa Charta rudi arte
pictum est caput humanuni scisso iam volumine otiosa manus
exaravit. htterae saecalum tertium p. Chr. iiidicant, neque raulto
antiquius Carmen esse existimo. cui Abtius aretalogiae nomen
dedit, fortasse haud iniuria. quamquam Sarapidis virtutem sive
potius fraudem serio et pio animo a poeta laudari minime credo.
haec igitur sunt quae recuperavimus, lacera, hiantia. utinam
aliis contingat ut lacunas aut legendo aut divinando expleant;
a ludendo abstinuimus.
[ '\tiov 6 IdQaTTtg tan awr/;o
[ ]4 tio ylißüy.at rpQdaag d7ceoi[ri.
[.]..[....]. ... öex^iievTt ir-Qoae .[ .
y.aL Tov r[o] daxivleidiov '/.oaxovvxog.
5 xoü xQrjouoü öh xo xiQ^ia xoö 7r€Vt]i[og.
drto xt]g yocQ avQiov Jißvg xig dt/r^g
7cdox€L vöoov Bfvrjv. öi" i^g oe Oioi^w
oviog ö' r,v 6 ylißvg, ov 6 D-tog il/tev
yiOLvijV ouvaoiQiav t%Mv h.eiv\co.
10 xT] vvjixl 7taQa(pavi)g 6 ^tog ele'^e.
'xfjg fioigag ditex^ig 6Qdan)V xb xfQi^i[a]
o]vx tog ilO-eXs /.loiga, naget de uolgav,
[xdg] ^loigag yccQ tyto utxaurpidUo.
[....]. ge ö' avQtoVj ^lexd öh xeidgxi]v
15 li-ud-ut] xal TtQOiteie nolv TCaQauelv[ag
[l.ii]Ö£v] yevoduEvog, /.lövov d' ax()aro[v
[XvxQ]ag iiaööxov, i-iexa öl xo 7C€lve[iv
[ix, xiilg ovvxuxiag ßakwv ^dO-svöe,
[y.oii.tt6]utvov d^ lyw ff' dTtoi^egaytevoo}.'
20 [ ] öe xoCxov ovTtaigev.lioaexrjl
[6 6gdacü]v dvloxaxat Xaßwv xb rtelvetv,
ö de vfjOxig dv[a]{.ihei d^eü v.eXevad^elg
Sarapidis arctalogia. 151
wQav Xaß\ü)\v, ixslvog ^v ira/^r.
ovTog de inj rgacpslg (.livei -/.garaiäig.
25 [TTeivei] d' ovrog äxQara y.ai uei^vei
[....] ovoav d' vjcofiivEi . . .[
[Ttiit^iei ö^ obtog e/.el y.aqriß[aQiqoag.
3 ante dsy^ legi potest o??Ay, snh finem :iqo. e certa, o vero formae
iusolitae, fortasse Q, post £ rotunda littera, r>? 4 scriptum öay.tv/.tiÖLv
svxgazovvvog; nempe pronuntiabat, sed ey/.Qavetv nihili est.
öay.vv?.idir
5 suppl. Abt. sub finem omissa supra versu supplevit scriba.
7 00)
12 rj'd'i^Xe apparet. 13 suppl. Abt. 1-t quae ante ge supersunt am-
bigua, fortasse ?;; et quod Abtius dedit improbabHe. 17 /vTQcig ex. gr.
dedijdisplicet, cum poculi nomen expectemus, sed an satis certum. 18 ,9a/wv
intransitive ut in fabula amatoria Oxyr. 1368 supparis aetatis defenderam
hunc usum saepius in Aeschylo Ag. 1172, Choeph. 574, Eum. 751.
20 omnes litterae certae, subest ergo gravis corruptela. 24 /n) zoacpeig
idem atque i^irjdev yevod/.i€vog esse scriptor volebat. 26 litterae certae,
deinde ovto commode legitur; videntur rursus haec graviter corrupta.
Duobus Sarapis somniantibus oracula edidit; perspicua autem
ea tantum sunt, quae Thrasonem pauperem (5) facere iubet, cui
salutem eo se latiirum esse pollicetur, ut contra fatiun ea in
eum transferat, quae fatum Libyi cuidam destinaverat. alter
igitur oraculo a Sarapide deceptus Libys est (2), quem Thra- in
sonis morbus transfertur (6). incertum quo referamus eum qui
anulum gerit (4). ut fatum vincere possit Sarapis, eo effectum
est, quod Libys et Thraso sub eadem constellatione nati sunt:
ita siderum summa est auctoritas. imperatur igitur Thrasoni ut
expergefactus ab omni cibo abstineat, sed ab hora quarta (ergo
longe ante meridiem) meraco vino se inebriet, donec in somuum
quo sanus salvus redditus experrecturus est (v. 11 19;
incidat, e —
20 Oedipum suum expectat). apparet similia, sed ita immutata,
ut morbus in eum transferri posset, imperata esse Libyi, utrumque
dicto audientem fuisse, sed haec v. 24—27 parum dilucide
narrantur, autem omnia quae per prouomen olrog
videntur
identidem repetitum efferuntur, ad Thrasonem esse referenda,
o de v)]attg v, 22 ad Libyn. plura ut expiscarer non contigit.
Debebam praeter Euhodum etSynesium etiam phalaecei speciem
conimemorare, quamTerentianusMaurus 1949 hoc exemplo illustrat
post quam rex Asiae primus ab oris additque hie de gener e est
phalaeceoruni cuius mox tibi regulam loquemur. quem versum
)
152 II- 1. De versu Phalaeceo.
a Terentiano sumptum ') Boethius in consol. philos. carmine altero
usiirpavit, iisurpavit etiam Martianus Capeila 9, 915 miilto
magis memorabilem in modum. intercalare enim redit hoc
distichon
iam nunc blanda melos carpe Dione,
durus quippe rigor cedit Amori.
post trimetros iambicos, deinde post Septem puros phalaeceos; re-
petitur haec quasi stropha, secuntur dimetri, distichon intercalare,
pherecratei. artificiosum hoc systema componendum est cum
Byzantinis carminibus haud paucis, inter quae eminent quae
Sophronius, patriarcha Hierosolymitanus, condidit, editaabA.Maio
Spicil. Roman. IV, ad quae etiam Hephaestionis enarrator pro-
vocat (p. 285 et 317 Consbr.), qui caesuram praescribit eandem
quam Boethius et Capeila observant, versum autem non a molosso,
sed a choriambo incipere vult (nee ahter faciunt Byzantini), pedes
essequadrisyllabos: subest ergo trimeter ionicus, quem anaclomenum
ille substituto nimirum in ionici locum choriambo. quod per
dicit,
aliospoetasByzantinos confirmatur, quorum carmina inMatrangae
Anecdotis edita Bergkius in Lyricis suis post Anacreontea repe-
tivit. quorum agmen Johannes Gazaeus ducit. ab his poetis omnibus
disticha huius generis interponuntur anacreonteis ita, ut iustae
strophae existant. admissa vero pro hemiepe ( — -w^ — -^-^ —
hac forma -^^^ ww—
purus apparet trimeter ionicus,
incisus semper ante quintam a fine syllabam. exemplo sint pauci
versus e Leontis magistri in filiam Theoctistam carmine^)
aQyvQOTte^a ditiq xdqf.ia 'vby.Övtmv
Ttov natidvg Xeys fiot, val Xeye r^xvov,
xdlv^cag Ttagd-eviöag xai XQiva ^€la
QÖda vccQy.iooov e^ojv Ttwg y.6viv eaxov.
sciebant igitur Byzantini hunc versum non derivandum esse ab
hexametro dactyhco, sicut acceperat Terentianus e doctrina illa
Versu a Terentiano ficto usum esse Boethium demonstravit loh.
^)
Karl Wagner
in perbona dissertatione Lipsiensi, Quaestionibus neotericis
(Lipsiae 1907) p. 28, qui mihi hanc viam omnino monstravit.
*) Similia Leo iste in epithalamio Leontis imperatoris habet, sed in
epithalamio Constantini haec monstra ei eiciderunt xvfxßaX6q}(i)va (.teXt]
ngoaqieQco öixov, ^avdöxQixog ävüönvovg natg i.cpadv&rig, 'üaXiß'Oiv Kavarav-
nvog wfJiq)Log XdfiJiei.
Phalaecei neoterici. 153
quae ad Heraclidam Ponticum redit, sed ionicum esse trimetrum
integrum, diversum igitur a phalaeceo undecim syllabarum,
trimetro ionico catalectico. quamquam confunduntur hi duo etiam
a docto metrico Oxyrynchita (p. 405 Consbr.), apud quem legimus
earci) ravra ^aXaUeia
fi yffjf.ivog 10 nalaiov eX rig äkXij
€v^df.irjv rdde rolg &€oig arcaoiv
TtTSQCt (J' ayvcc naq ^'EQCoTog [^cpQodha.
peccavit autem eo, quod credebat in principio phalaecei praeter
spondeum trochaeum iambum (pyrrhichium) admitti etiam ana-
paestum. auctores versuum ab eo adlatorum ignoramus, nam vel
ultimum Sapphoni tribuere vereor.
Capellam et Byzantinos illos non tantum hunc versiculum
sed carminis structuram mixti e compluribus versibus exemplo
antiquiori debere manifestum est^). quod non vere antiquum, sive
Anacreontis sivePhalaeci, sed neotericorum saeculi alterius p. Chr.
fuisse persuasum habeo. qui a doctrina metrica proficiscebantur,
sicut profecti sunt Euhodus et Synesius. ad Sapphun haec non
pertinent; quamquam nee Phalaecus habebat cur versum in per-
multis diversi generis canticis obvium tarn longe repeteret.
') Claudianus in Fescenninorum carmine secundo triiüs Anacreonteis
tetrametrum choriambicum catalecticum subiungit, origine item Anacreon-
teum, quo etiam Martianus Capella 11 124 utitur. Claudiano autem duo
erant dimetri; nimirum octonas syllabas et hie dimeter et anaclomenus
habet, choriambi autem ionicorum sunt affines, quod ne Graecorum quidem
anacreonteorum poetae ignorabant fidvfieXrig 'Avangiatv, 7)dvfA,eXr}g öeüanipol.
sed ab anaclasi temperant Romani.
2. Commentariola metrica^),
a. Index lectionum aestivarum Gottingae 1895,
Iambica aliquot carmina tractabo, qiiod numerorum genus in
tragoedia frequentissimum perfacile est ad intellegendiim,
modo scias pedem esse quem hodie vel prudentissimi raetricorum
dipodiam appellant, rectius Hephaestio syzygiam; ne tamen
ipso nomine turbas excitarem, pedem m iambis trochaeis ana-
^) Omitto quae de artificum Atheniensium hymnis Delphicis tunc
recens inventis disputaveram praeter ea quae ad Pindari et Simonidis
fragmenta pertinentia in hac adnotatione repetenda esse duxi aucta et
emendata.
Simonides alicubi nomen "EyMtov inde repetivit quod Apollo serpentem
centum telis occidisset. quod veriloquium a grammaticis olim notatum
usque in serae aetatis theologica corapendia pervenit, quibus usi sunt
et Eustathius ad A 75 et Tzetzes in eiusdem cavminis Exegesi. operae
pretium est, theologica illa et allegorica quae apud hos duos vires Byzan-
tinorum doctissimos, quibus tertius Psellus accedit, servata sunt colligere
et ad auctores suos revocare. simili autem scripto neoplatonico quo cente-
narii numeri virtus praedicabatur lulianus doctrinam epistulae 24 debet,
ubi idem de Simonide tradit fortasse paullo plenius, Apollinem "Exarov
dici diözi TÖv llvOcova xöv ()Q('v/.ovza ßikeaiv txazöv <5g (priatv exsiQcoaazo,
y.ai /täA/.ov amöv "Ezatov v; llvOtov yjägecv a:QooayoQEv6i^ievov, olov öAo-
xXriQov zivög £TC(avvi.Uag ovfjiß6?.6)t nQoaq)0)vovßevov. altero nomine magis
gaudere deum vetus poeta dicere potuit: ratio ntique philosophi est. sed
vel in illis luUani iides sublesta est, qui versus Simonideos numquam
vidit, sed aliena eruditione iricaute utitur. velut Pythonis hoc nomen
Ephoro non videtur esse antiquius. Pindari locum quem paullo antea
adfert lulianus epiniciis adscribit, carminis Pyth. 1 male recordatus; falsum
hoc esse dudum constat, quamquam ad scolia (quae nulla omnino fuerunt)
Boeckhius, ad prosodia (93) Bergkius fragmentum non videntur iure ret-
tulisse, coniungendum illud quidem cum eis quae Strabo de Typhone
habet p. 626. sed hoc cum Porphyrio de übst. III 16, vel potius cum Theo-
phrasto, non potest coniungi, nisi errasse sumimus Porphyrium. qui ad
Pindari Prosodia duas refert metamorphoses, et deos omnes Typhonem
fugientes bestiarum induisse formas, et lovem ut Pasiphaa potiretur tauri,
aquilae, oloris figura usum esse. Pasiphaam certe critici inconsiderate
attrectant, quam bovi Ammonem peperisse Plutarchus Agidis cap. 7. e
Euripidis Supplices. 155
paestis (quorum eadem ratio est) metrum dicere consuevi. ut
recte legerentur quid maxiine tenendum
ad Herculis paro- esset,
dum breviter exposui. praeter bisyllabi pedis errorem maxime
solet peccari versibus admissis qnos aut brachycatalectos aut
hypercatalectos vocarunt iam antiqiii metrici. nam si aut una
aut duae syllabae metrum excedunt, hoc non excusatur inani
nomine, sed demonstrat mensuram huic versui non convenire,
eum esse metiendum aut corruptum. quippe ne
ergo aut aliter
Lachmanni quidem auctoritas efficiet, ut in poesi Graeca verba
et numeros incommensurabilia esse credamus.
lucundum mihi Supphcibus Euripidis ordiri, ut proprios
est a
errores castigem et emendem; nam tiro multa contra Codices
novanda esse ducebam, cum ea propter meam numerorum ser-
monisque inscitiam non iutellegerem:
365 LTtTiößoxov ^l^qyn^ ih näcqiov kf.iov rtidov
iKKvete rdde {y') l/.Kvei' äva-
y.Tog oaia mol O-eolg vmI
l-iiyaKa lltXaoyiai y.al /.ut' ^'Aqyo<g.
supplevit iam corrector Palatini, Musurus, opinor, trimetrum
iarabicum excipit heptameter, quem sero adgnovi, bis enim se-
cunda metri brevis syllaba suppressa est. idem in stropha altera
artificium.
373 vmVov ()' äyakfia Ttöleog euotßi^g novog
X^Qiv x^ tysi zav ig aiel. xL hol
375 TiöUg y.gavtl rtoi^] äoa ffilid hol teuel
xal T€/.voig Tcapag '/.rjipöueoO^a-^
ex antistropho satis est ultima proponere, in quibus articulum
tolli numeri iubent in stropha, modo recte legas, servati:
380 äti [tuvl öcoivyi] jtdvTCc Qvrji.
duodecim metra sunt, continuata usque ad catalexin. in duobus
quae ab ultimo proxirna sunt metris altera brevis syllaba sup-
Phylarclio tradit. ego vem neque Pasiphaani Taenari cullam Pindaro in-
notuisse negfaverim, neque de deoriim transforniationibus Piiidarum verba
fecisse. ceterutii Simoiiidis verilociuiiim appellationis 'lyy.aTo^ non posse
coüipoui cum paeanis nescio cuius principio quod Aristoteles Khet. 111 U09a
servavit, perspicuum est, ut nullum verbuni addaui.
tarn ne paeanem
quidem a Simonide factum esse usquam traditur, quamquam fortasse multos
adeo condidit.
156 n. 2. Commentariola metrica.
pressa est, in quinto constat hoc potissimum
sextoque prior,
artificio iambos tragicos quod hoc canticorum Grae-
distingui, et
corum Privilegium metricis antiquis ignotum, sed ne hodie quidem
numeris Germanicis plane ereptum, primus recte observavit,
praeclarura Westphalii meritum est. quod vero sine omni con-
iunctione hanc ultimam sententiam Euripides adnectit, qua totius
sententiae quasi summam ducit, et graviter facit et pro more
suo, confer ex. gr. Herc. 771, 780. quapropter Canteri haud
inepta coniectura improbanda est, qui 349 v^i-istg in vifiovoa mutabat.
in discribendis versibus eo maxime peccabatur, quod propter
sententiarum incisionem versus post eg aiei et (.uaLveiv termina-
bantur, quam vis nulli omnino hi versus essent; quippe cursus
numerorum nullo loco interrumpitur.
Suppl. 919 monostrophum est Carmen hoc
lu) ti-avov^ övarvx^S es' sxQScpov ecpeqov vcp* fJTtatog,
Tiövovs eveyy.ova iv wdlOLV
'Aal vvv rov hf-iov '^idag e%eL ix6%d-ov Sc^Xiagj
eycü de yrjQoßooabv ovx e%(D rexoDa ä tälaiva Tialöa.
distinximus Tev.ovoa xaX. Hermannus, övorvxfj o €tq. ego (nam
sibilantem geminare distinguentis est, non mutantis) : de sua for-
tuna mater queritur. praeterea xbv ii-tbv numerorum gratia ante
'ALöag traieci, traditur y-oX vvv ^'Aiöag ; rov Ef.iov : exst (.löx^ov ad^-
Xiag: puncta igitur turbati ordinis vestigium servant, cum tribra-
chyn versum nemo metricus dare potuerit. auribus etiam f-iöx^ov
d^Xiag exst magis blanditur, sed dum per numeros possunt ferri,
ferenda sunt tradita. — periodi sunt duae, altera Septem metro-
rum, novem; nam pausam una catalexis facit. breves
altera
syllabae haud paucae supprimuntur in lugubri cantu, maximeque
tardat sonorum gressum quod catalexeos prima syllaba sup-
pressa est (chldlatv). hoc paullo rarius est, sed ipsa Supplicum
tragoedia exempla praebet cum alia tum in carmine cuius anti-
strophum hie adscribo.
786 äyai-iov ^' eti ösvq a«t
XQÖvog TtaXaibg Ttarr^Q tbcpeX' af.i€Q&{v) xrlaai.
ti yccQ fx' edei naLöiov'^
790 xb i-uv yccQ ijX-rti^ov &v rceTtov&ivab
Ttdd-og neQLoaöv, et x€/.viov ccTte^vyrjv.
vvv d' oqCü oarpeararov
xaxoV, rixviov (piXtdxiov oxegelad-ai.
Supplices. 157
orditur a versu alius generis, telesilleo, tum sex metra iambica in
eam quam modo dixi exeunt catalexin. deinde iambi ita decurrunt
ut continuari possint, sed verborumduos et dispositio trimetros
rursus trimetrum disterminat in paene ultimo metro
in fine
concisum, quo nihil in extrema stropha frequentius. restare
videtur dimeter trochaicus; sed hunc ad iambos revocare non
dubitaveris, suppressa scilicet syllaba prima, verba omnia sana
sunt, praeterquam quod unam litteram eximie supplevit Porso,
fie öel rectius distinxit Marklandus. sed idem cum non in-
tellegeret, quid matres vellent, oregslod-ai in oteqüaa mutavit,
unde latius grassata est interpolatio. nam haec est chori
sententia. „utinam ne peperissem. quid enim indigebam liberis?
tunc quidem opinabar, infelicissimam me faturam esse, si
expers essem liberorum. nunc vero ipsa re doceor quid
summum malum sit: liberis orbari". nihil attinet errores coniectu-
rarum persequi. sequitur yioi.ii.i6g ab Adrasto et choro cantatus,
constans ex iambis facilibus praeter clausulam 817, quae 80-i =
iambis non aptatur. in epodo admixti sunt dochmii, 825, 828,
extrema autem sie scribenda sunt
ig fj/^iäg a rtoXv-
OTovog dw(.Lat OidiTtov
Iltcovo fjX^^ 'Eqivvg.
kg fif.i5g €Qrj!.ia o^ codd. quod nisi recipimus,
pulcherrime Elmsleius;
nihil Chorus nimirum Oedipi domus vacua a Furiis pro-
dicit;
fecto non est, etsi contagium ad Argivos transiit. OidiTtööa
ÖLÖf.iaTa ego correxi. retardati iambi numeros cantici 365 referunt;
item asyndeton ultimae sententiae.
Ultimum tragoediae canticum a filiis et matribus Septem
ducum una mater pro
vicissim cantatur, vel potius unus puer et
Omnibus cantant. tria stropharum paria sunt, quoriun aut
stropham aut antistrophum adscribo, prout emendatione indigent.
antistrophus prima haec est
1132 — TtaTtal Ttarcat^
eyco d naxQog rdlag
eQi]uog aS-Xiov
egvifiov oUoy OQcpavevoouai laßwv,
ov TcaxQog kv x^qoI tov TB-Aovxog.
1135 — ito Wo, Ttov de Ttovog k(.iog rexvcov, rcov Xoxsv^iärcov x«(?'i"
rQoq)ai te fiavQog ävrtva z' uuuduoi' rf/.r^
y.a.1 (filiai jtQooßoXal TTQoawTtiov;
158 II- 2. Comraentariola metrica.
duodecim metra a matribus cantata continuari possunt, nullum
enim pausae Signum est sed in decem puerorum metris hiatus
est post primum in antistroplio, post septimam in stropha. novus
igitur versus a choriambo incipit (od Trargo^ Iv per se ambiguum
est,sed respondet ev d' ökiyioi), atque cum proximi metri principium
suppressum sit, haec evadit species •w — ww —w ^
Choriambus cum ithyphallico, ut ita dicam. etiam alterius perlodi
ultima tria metra eaudem hanc speciem praebeut, itaque casui for-
tassedandum est, quod pausa ante clioriambum necliiatu nee brevi
syllaba significatur: talia necessario saepe incerta sunt, inflexio
metri, quam Graeci omnes numeros qui ad
anaclasin vocant, per
quadrisyllabam formam redeunt (praeter paeonem, quantum quidem
adhuc observatum est^))latissime patet, atque mirificum est quantum
utilitatis ha'ec observatio ad restituendos numeros conferat. — in
verbis nonnulla eximie restituerat Musgravius; novavi j^cövog Ifibg
re-AViov pro ^t. k^iCov r., nam cum patris tutela se orbatum esse filius
conquestus sit, anus suos labores effert iam irritos redditos, se enim
in filio nunc mortuo omnia matris officia praestitisse, Puerperium,
nutritionem in ubere materno (hoc ipsum rgocpal (larqog audacter
significant), vigilias. suavissimum autem est, quod post labores
id ipsum commemoratur, quod matri omnia taedia grata reddere
seiet, cpihai Ttqooßolal TtqooöjTtiüv. ecce mater, quae post longam
vigiliam tandem effecit, ut infans ad. pectus et genam suam
obdormisceret: cum cari oris lentum spiritum ipso corpore suo
persentiscit, et laboris et curae facile obhviscitur.
In altera stropha pueri sena et quina metra habent serie
utraque per catalexin terminata, matres triraetros tres, quorum
ultimus eam quam modo vidimus formam anaclasi ornatam
habet, ut trimetros distinguam manifestae diaereses persuadent,
quamquam hiatus nullus est.
— ßeßüaiv, ov'/.It^ eiaiv {{oDf-iou TtczTsq),
ßeßäOLV, ai&fjQ e^ei viv ijörp
TtvQog TeTayiOTug orcodCbi'
TToravoi ö' avvoav rov aidav.
— TtccrtQ, (.iü)v aoü y.kv(iig rexvov yoovg;
ceg^ do/tidovxog stl ttot' avriceiaerai
oov cpövov; ei yaq yevoiro, xi^vov.
^) A Mesomede
palimbacchium pro cretico admitti nuper cognovimus
(proponitur hymnus in Isin in libro III); sed artem novellorum poetarum
neglegere fas est.
Supplices. 159
piieroium verba una syllaba suppleta olim sanavi, sed matrum
cantus e gravissimis restitutus est corruptelis, nam tradita haec
sunt naTSQ ov fth aGiv xlveig rexvcuv yaoug .... avTitdoöBxai oov
(fövov — d yuQ. praeierant in compluribus alii, sed id quod
summum erat Heimsoethius demum perspexit, quem virum in crisi
Iragica gravi ter errasse constat, nee tarnen gravius quam alii a
quibus ille contemnebatur, etiamsi eos et usus tragici cognitione
et rei metricae sensu facile superabat. fef ellerat et librarios et
omnes usque ad Heinisoetliium criticos quod Euripides piilcherrime
inslituit, matrem, cum in principio e nepotis mente filium patris
nomine appellasset, in fine e sua mente eundem texvov appellare-
Tertia stropha singulos utrique choro trimetros, deinde pueris
tetrametrum, matribus pentametrum tribuit, plenis iambis, saepius
solutis;tantum paene Ultimi metri prima syllaba suppressa est,
quo artificio clausula per totum Carmen eadem effecta est.
—
«V elaoQciv OS ndieq hi' dui.idi(.ov öo'/.(b^
— (piXov cplXrj^ia Ttccqa yevvv xtd-ivra oöv;
— Xoyiov öh 7Taoci/.iXBv^ia oCov dfQt <fi-o6uevov oXy^sraL.
— övoiv [()'] (i-xi] [lariQL x' rKL7ta\g\, ok x' ov/tox^ dX-
yrj 7caxQiüia Xelipei.
ultimum versum recte Tyrwhittus restituit (nisi quod öe sustuli
omnino perversum), sed pravum logicae concinnitatis Studium
poetae concedere nolebat, ut ab instituta sententiae forma /o;r(>/
xe -/Ml ooL deflecteret et alterum membrum integro enuntiato pro-
ferret simulque inverteret quod logice sed non poetice ita reddi
potest, övoiv ))iiiv sXiTttv xr^i fiev /.(yjxqI a/*/, aoi de ccXyr^ a o
OLJcoie Xeltpei.
Quod ultimum ex hac tragoedia explicare constitui canticum
totum est describendum. cantant hemichoria, dum ad Thebas
pugnatur
— 10 fieXeai (.leXeiov ftaxegsg XoxayCov^
wg not hp' )jTtaxL xXcoqov öf'og xagdooei.
600 — xiv^ acöccv xdvöe TCqnocpeQEig viav;
— oiodttiua Tiüi IlaXXdöog /.Qtd-r^aeiai;
— öiu öoQog ÜJtag i) Xöyov B.iv(xXXayaig\
— yivoiT' dv -/.toöog' ei (5' agticparoL
605 (pövoi j.idxai' ovigviov x* dv^ ^-loLorcbv ndXiv
/.Tirroi (pav)]Oovxat^
\i\)\ xdXaiva, xiva Xoyov, xiv* dv rCord' aliia Xdßoiui;
160 II. 2. Commentariola metrica.
— äkkcc Tov EVTv%LaL Xaf.ijtQbv av riq aiQol
liioiQa Ttdliv rode f.ioi ^agoog ä/.upißalv€i.
610 — öixaiovg öacfiovag ov y kvvsrteig.
— xiveg yaQ äXkoc vi^iovoL avf.icpoQdg;
— didcpoQa TCoXXcc d-eCbv ßqorolaiv eiooQcj.
— (fößcüt yäq rwi rcaqog öiöXXvaai.
öixa di-nav d^ maXeoe yial (pövog (pövov,
615 xaxü)v T ävaipvxdg
^601 ßQOTolg vefiovai Ttdvrcov TiQf.i h'xovreg avroi.
— ra Y.aXXircvgya, Ttedia TtCbg ly.olf.i€-i^' fiy
KaXXixoQOV ^eäg vdcoQ Xinoüoai;
620 — TtOTavav ei ae rig ^scöv ^rloai,
diTtÖTUfiov Iva TtöXiv ^öXoig,
eiöslrjg Rv cplXcov, eiösirjg &v rv%ag.
— tig 710%^ aloa, xLg aqa Ttötfiog kTtifiävet rbv äX^Lfiov
625 räade yäg äva^ta;
— y.ey(.Xi]f.i^vovg (.lev ävayiaXov(j.ed-^ av -d-sovc,
dXXcc (pößiov TtioTig ade Ttqwra.
— icü Zev Tag 7raXaiO{xdroQog
Ttaiöoyöve TtÖQiog ^Ivd^ov
630 TtoXet i-ioi ^v(.ti.ia%og yevov läiS' ev}.ievrig.
— ro oov ayaX(.ia, ro oov 'iÖQVfia nöXeog kYx6f.iiCe fioi
TtQog TtvQccv vßQLod-ev
stropha prima a disticho incipit ab iambis alieno. hemiepes est
cum ithyphallico. deinde iambi facile decurrunt (v. 606 suppressa
ante catalexin brevi). post sextum metrum
in stropha altera
catalexis est et hiatus, metro per anaclasin inflexo,
qtiartoque
quinto decurtato eadem versus species effecta est quam inv. 1134
modo vidimus. deinde 9 metra in trimetrum et tres dimetros
discribuntur. finem facit tetrameter trochaicus cum ithyphallico.
Emendatio, quae non in omnibus facihs est, ut recte fiat,
sententiarum ordo expHcandus est. fecit Euripides pro more suo,
quem nequaquam laudo, non unum carmen, sed duo; stropha
cum antistropho sua cohaeret, sed ab antistropho priore ad
stropham alteram transitus nullus est. utroque carmine anxia
matrum expectatio, morae taedium, animorum impatientia egregie
exhibentur, sed ad sententiam nihil desideraremus, sive hoc sive
Supplices. 161
illud deesset, itaque per numeros tantum iambicos et per hemi-
choriorum amoebaeum cantum efficitur, ut unum Carmen sit. et in
priore quidem parte arte conexarum haec est sententiarum series:
A. matres Septem ducum, tremo metu. B. quid hoc? A. quid
efficient Athenienses? B. ambigisne utrum vi an orando acturi
sint? A. fieri potesf, ut prospere eveniat, sed si ad pugnam
rursus iiur, excitati belli culpa in nos recidet. B. sed vicium iri
superbos spero. A. iustis scilicet deis. B. deorum sane opera,
nam dei soll fortunae arbitri sunt. A. ego aequitatem in deis
desidero. B. purum confidis deis, quia per mala quae subiisti
confusa es, sed est talio iuris et sanguinis, aique concedunt dei
hominibus ut post mala respirent. apparet diversos affectus,
quibus animi matrum perturbantur, a poeta ita descriptos esse, ut
alterum hemichorium metu et tristitia, alterum spe et confidentia
faceret teneri, atque cum eae partes quae in stropha alterius
sunt in antistropho ab altero canantur, a metu ad spem transitus
fitet progressus, omniaque faustissimis verbis concluduntur. vitia
codicum quae dudum recte emendata esse in confesso est non
repeto. atque iambicis numeris perspectis simul apparuit in
ultimo antistrophi versu a tradita memoria non esse recedendum,
in stropha unum w tollendum esse, etiam proximorura versuum
et numeri et verba in antistropho integra sunt; stropha corrup-
tissima est rpövot /näxai oteqvozvTtElg y' ava rönov ndliv /.tvtvol
(pavi]oovTat. sed av' Ii/giottov pulcherrime restituerat Reiskius unde;
reliqua secando sanare non dubitavi. soli iam restant versus
olim respondentes qui in codicibus tales sunt 599 wg um v(p'
TJjtaTi x'kioQov öeif^ia ragäoaei et 609 (.lolqa TiäXiv rode f.ioi Ü^Qccaog
a(.ifpißaiyH. vulgo hic tö ^gdaog, illic delfia xKoeqöv scribitur, hoc
quidem aperto vitio, floridum enim e pallido timorem facit.
quandoquidem autem verba per se optima tantum ut numeri respon-
deant mutanda sunt, emendationi non valde confido; sed cum
in antistropho eandem speciem quam primus cantici versus
habet paene sine mutatione recuperemus {^cxQoog tantum e ^odaog
facimus), strophae corruptela in una voce ötiua quaerenda est.
quodsi Synonyma a scribis permutata esse sumimus, xAw()6v
deog sermoni pariter atque numero satisfacit. quamquam faten-
dum est, praeter Homericam hanc dictionem etiam delua xuoqöv
inveniri (Aesch. Suppl. 566). coufidentius de stropha altera
loquor. in qua contra vulgatam dispositionem, quae non codicum
Wilamowitz, Griechische Verskaust, ]^j
162 n. 2. Commentariola metrica.
perturbatis omnino signis, sed Matthiaeo et Hermanno debetur,
V. 620—22 pariterque in antistropho v. 628—30 continuos ab
uno hemichorio cantari significavi, cum illi 622 et 630 alteri
tribuissent. vel ea de causa hoc praeferendum est, quod ad
prioris strophae exemplum eae quae in stropha hemi-
partes
chorii A fuerant in ab hemichorio B cantari pro-
antistropho
babile est. et in antistropho quidem magis placere manifestum
est, quod eiusdem personae et invocatio est uo Ztv et impera-
tivus ^vfiuaxog ytvoü, sed ferri posse etiam vulgatum ordinem
haud infitior. cardo igitur in strophae verbis vertitur, TToravav
«t G€ Tig d-eCüV y.zloai, di7törai.iov %va Ttöliv uokio, eiöeirjg ^v (pilwv,
€ldeh]g äv xvy^ag. ita libri confusis prima et secunda persona,
ergo aut cum Hermanno ff« in i-ie mutandum est et alterura
hemichorium inde ab slöelrjg inducendum, aut eidem omnia tri-
buenda et /.w'loig scribendum, id quod ego feci. conferamus
sententias. A. quomodo fieri possit ut subito Eleusine in Boeotiam
veniamus? B. uiinam deiis alas mihi det, ut Thebas veniam. A. tum
de Sorte socionim certior fieri possis. ita Hermannus. ergo idem
ahis verbis utrumque hemichorium optat: at diversos aifectus eis
tribuerat Euripides. porro si eadem curiositate utrumque ardet,
idem utrumque optat, eldsiriv ctv potius quam elödtjg äv con-
venit. ergo mihi quidem longe aptiora haec videntur. A. quo-
modo fieri possit, ut subito Eleusine in Boeotiam veniam? B. si
deus alas tibi dederit ut Thebas venias, sociorum sortem cognoscas.
i. e. inane Votum tuum est. A. quid eveniet Theseo? B. nesci-
mus quidem, sed quamquam timoris hoc maximum Signum est,
deos precamur. A. luppiter Argive, opitulare mea gratia Athenien-
sibus. B. decus firmamentum urbis tuae restitue debitis rogi
et
honoribus. videmus enim hemichorium A morae impatiens et
timore usque ad desperationem perturbatum a magis tranquillo
hemichorio B castigari; mores igitur servari quos e superioribus
novimus. A. utinam Thebis sim. B. inania optas. A. quid
eveniet? B. nostrum est deos precari, et precantur utrique. hoc
Euripide dignum est. solam respexi sententiam; accedunt numeri:
liiatura inter fiölio et ddtlrjg si non exckidunt omnino, at parum
veri similem esse monstrant. conficit rem syntaxis modorum,
quae coniunctivum in enuntiato finah quod ab optativo pendeat
non admittit. qua de re conferenda sunt quae Ph. Weberus in
Schanzii Studiis ad bist. synt. Gr. pertinentibus IV 109 com-
Supplices. 163
posuit; quamquam eis quae ipse observaverat uti üle non
est ausus.
Troadum, ad quam fabulam imprimis müii caram transeo,
exodus tota excribenda est; Codices deterrimos Vaticanum et
Palatinum, quibus solis haec tragoedia continetur, cum ipse
contulerim, etiam iustam subscribere adnotationem operae pre-
tium videtur.
1287 EK. ÖtTOTOTOTOl
KqöviE TTQVTavL, CPeag Ttal), 0oiiyiE yiveroQ, avdiia
1290 TÜ^ Jaqödvov yoväg rdö^ ola Tcdayo(.iev dädoQ/.ag,
XO. dtdoQ/.Ev, u de ueyaXoTtoXtg
ä7ro)ug oXcoXsv odd' tx eon Tqoia.
1295 — övTOToroTol
keXaurtev "iXiog, Ttsgyai-icov rs tivqI y.aTald-erai
1296. 1300 T€Qa{.ivalua/.SQ(bL tivql -/.aTdögoiia öa'uoi ze löyxai.
1297 — TCTSQvyL öe xaTtvog &g rig ov-
Qiai TTtaocoa Öoql '/.axacpS-ivst yä.
1301 — iio yä TQÖ(piuf- jCüv iuCov riy.vcov.
— iü riv.vu yJ.vere /.idd^evs /.latQog aiddv,
— ialiiuüL Tovg -d-avövxug drcveig.
1305 — ysQaid y eg Tteöov xid-elo^ (duaXa) f.i€/.r]
y.ai. xtQol yalav y.xvTCovoa diooalg.
— öiddoyd ool yövv xid-)ii.iL yaiai xolg iaohg
/.aXovoa vegd^sv dd^Xiovg ayoixag.
1310 — ayöue-9-a rpegöusd^ — äXyog äXyog ßoäg.
— dovXsLOV V7T0 ueXad-QOV l/. rcdxqug \y^ ^t-üg.
HO
— IjQiaue Ugiaue ob {.ihv bXöuevog
axacfog arpiXog äxag euüg äiavog ei.
1315 — |ti«'Aag yccQ oooe y.axeydXvipe ^dvaxog bai-
og ävoaioig arpayaiaiv.
— tu) d-eCüv /.leXad^ga y.al rcöXig (fiXcc,
— e €.
— xav cpövLov exexe cpXöya öogog xe Xoyxdv.
— xdx' fi,' (piXav yäv Tteaeiad^ avcovvuoi.
1320 — yövtg ö' )'oa ycarrvCoi TTxcQvyi TTQog alO^ega
äioxov oVxwv euiüv ue ^tlaei.
11*
164 IL 2. Commentariola metrica.
— bvofia de yäg ärpaveg siolv, äkkai d^ äkXo cpQOv-
doVj ovö^ fiV eavLV a rdlaiva Tqoia.
1325 — Ificc&er' ey.)<v€Te — 7teQyä(.iiov b yav/Tog.
— evoaig (XTtaoav, evoaig 6niy.kvoei nöXw.
— ioi
— TQOi-ieQcc itQOi-UQa) ^isXea, (piqst^ e-
1330 f^iov txvog, iV stiI [rdXaivav] dovXeiov afUQav ßiov.
— Icü TccXaiva TtöXig' buiog de Tvqörpeqe Ttööa
oov irrl TtXdtag ^Axctii^tv.
1287 et 95 uno to auctiores sunt VP. 88 yevha rtdteQ VP
ävd^ia P: ä^ia V. 90 räode Jaqddvov V, tag Jagdaviov P. 96 re
om P. post T€Qa{.iv(x in textu scholion est y-ol TtöXig a/^a xe reixeojv
a Kirchhoffio deletum; 1300 huc fere revocavit Hermannus. 1300
/^laXeQct VP: corr. Herwerden, sequi tur vocis reQafiva glossa /.i^Xa-
S-Qa. 1297 ovqavia VP. 1302 e e (.leXai^qa xCo rtvql (i. e. ro ttvq)
xaradedQdif.i'rjHev glossae v. 1300 partem a Kirchhoffio correctam
in textu habet V. 1305 / Seidler: r VP. ^leXea VP. 1306 xrv-
Ttovaa I: y.qv7ZT0voa VP. 1307 öidöo^ov VP lemma S^ verum
videtur Havniensis servasse. 1311 del. Hermannus. 12 io) leb V.
1315 xataxaXvipei VP: corr. Stephanus. 16 uaiog PI": baiov V.
dvoolaig VP: corr. L. Dindorf. 19 yäv V: yccQ P. 22 äXXo PZ:
aXXa V. 25 tt. vjtvTtov V, ^r. vxvnoiv'^ . 26 evoaig P 2': eviooig V.
29 TQOf.ieQcc add. Musurus. 30 ertl rdXaivav d. (ex 31)*VP: corr.
Hermannus. personarum notae tarn raro et inconstanter in hbris
additae sunt, ut usus earum vix ullus sit. 1310 et 11 in utroque
partim Hecubae, partim choro tribuuntur. 25—29 i'^^os Hecubae
sunt; ibi Talthybii nomen'est a Seidlero sublatum.
Videamus numeros. in priore stropha pentametrum Hecuba
habet et tetrametrum catalecticum, quos hiatus dirimit; chori
Pentameter est catalecticus. semel ('l-Xiog TteQ-ydfiwv) secunda
metri brevis syllaba suppressa est. alteram stropham numeri
metrorum simpliciter notati satis expücabunt. 3, interiectio, 3,
3, 3, 6., 7., 3, 3, interiectio, 5, 5. separantur omnia vicibus
personarum praeter v. 1320 (ad quem 1305 corrigendus est), ubi
hiatus est. lectu difficihores paullo 1307= 1322 ^^-^^^-^ — |
Tarn facilium numerorum in verbis restituendis subsidium
gravissimum est; errores autem eorum qui aut quinarios pro tri-
metris faciebant (veluti äXyog dfißaäg 1310), aut in catalexi eh-
Troades. 165
debant (velut ^Qog non magis exagitabo quam
aid-eo' äiorov 1320),
quae contra sermonem peccata sunt (velut ^Qog aid-gav fern
fumum, quasi idem haec esset atque ald-riQ). at actionem con-
citatissimam necesse est perspectam habeamus. venerat in scaenam
Talthj'bius imperaveratque militibus Graecis, ut Troiae urbem,
quae in summa scaena est, incenderent, et captivis Troianis, ut
dato tubae signo ad naves dominorum proficiscerentur. eiusdem
interventuHecuba impedita erat, quominus se in flammas coniceret.
ardet igitur incensa facibus satellitum (1262) ipsa scaena. iam
Hecuba cantum extremum ab eiulatione incipit, auctorem generis,
Phrygium lovem, testem iubet esse tam atrocis facinoris, comburi
Troiam; ipsam terram interire addit chorus (str. et antistr. d). ad
hanc iam se convertit invocandam orbata quinquaginta liberis
mater, simulque prostrata palmis tellurem percutit, ut solemni
gestu mortuos appellet. reginae exemplum secutae ceterae quoque
captivae se prosternunt, ut suos item mortuos excitent. spectamus
igitur ante, scaenae incendiura multas mulieres humi provolutas
terram pulsantes eiulantes, adstantibus cum Talthybio Graecae
crudelitatis ministris. etiam maritum implorat Hecuba, quasi
fortunae suae nescium et neglegentem. ob id ipsum morti
quamvis immani, quae illum absumpserit, bene dicit chorus (str. ,i').
surgitHecuba convertitque se denuo ad patriam urbem, clamat
denuo chorus: spectatum esse, quod eas ab imprecatione mortu-
orum avocaret, concludimus, novo scilicet impetu flamma exarsit
(rav (pövLov (ploya exers 1318, articulus suam vim habet), tecta
et trabes dum concidunt crepuerunt. mox fore ut ne nomen
quidem urbis Hecuba, ut vel ipsa terra intereat, chorus
duret,
queruntur. moenia concidunt: quin re
subito ingenti ruiua arcis
Vera scaenam vel potius proscaenii tabulamentum flammis adesum
theathrales operae proiecerint, non licet dubitare. quo perterritae
timidae in ipso mortis desiderio feminae ne terrae motu cum solo
urbis hauriantur metuunt diffugiuntque ad naves Graecorum.
effecit hoc invento poeta, ut quam celerrime et sine violentis
militum minis aut iniuriis chorum de scaena deduceret, atque
inter flammam et ruinas, canentibus tubis (1267), discurrentibus
feminis et lamentantibus tam nove quam audacter tragoediae
finem fecit.
V. 1288 si recte me supplevisse sponderem, ineptus essem,
sed sententiam haud aliam fuisse confido. nam lovem, quem Graeci
166 II- 2. Commentariola metrica.
quoque adorant, Hecuba perosa (884), Phrygiae summum deum,
qui ex Electra, dea barbara, cuius Signum aut Plias aut cometa
est, Dardanum suscepit, Phrygium igitur patrem, qui inde a prin-
cipio mundi regnat (hoc fere vult Kqövle jTQvravL) invocat; Idaeae
igitur matris nomen bene huc quadrat; eandem peregrinam reli-
—
gionem canticum 1060 80 celebrat, quod infra enarrabo,
Antistrophus, quamvis perturbata in libris, tarn certa ratione
restituta est, ut hoc unum videatur explicatione dignura esse, quod
terra perire dicitur sicut fumus ovqiaL TtteqvyL. audacter hoc dic-
tum, sed Euripidi haec comparatio adeo placuit, ut eandem 1320
repeteret, audacius etiam, nam ibi v.6viq, "loa -/.aTtvCoi TtQog aid-iqa
fulcro participii caret, de qua dicendi figura ad
velut aq^elGa^
Herc. 510 dixi. hie vero dativum habere licet instrumentalem,
celeri enim vento tolh dicuntur urbs et terra, in cinerem et pul-
verem redactae, ita ut mox ne rudera quidem (ne nomen quidem
1322) Troiae superfuturum sit, praeiverat imaginem Aeschylus in
describendo item Troiae excidio, Ag. 818 Y.a7tvCüL 6^ aloDoa vuv ex'
evorj/.iog Ttölig' äzrjs d-ve'kkat Ccöoi, ovv&vr^Loy.ovoa de artoöbg rcqo-
Tti^iTtEL TTiovag TtlovTov Ttvodg. „etiam nunc fumo cognoscitür Troiae
Situs, sed cum funestae spirent procellae, ipsae cineres in altum
elatae et dissipatae simul cum combustis divitiis pereuut; dissi-
patis autem fumo et ciuere nullum erit Troiae vestigium." ne
haec quidem a plerisque editorum recte accepta sunt! denique
ovqiai in ovgavlai. corruptum erat, cpiipalog ävijlaz' eQS-9-LC6f.iEvog
ovQiai QiTiiÖL Aristophanes dixit Ach. 668. itaque certa etiam
haec videtur emendatio; Seidleri ovqdvLa cum omnino tum iuxta
Tteaovoa probari non debebat.
1305 multa alia excogitari possunt supplementa quam quod
ex Heraclidis 75 sumpsi. 1311 totus Hecubae dandus erat, maxime
propter antistrophi versum neutiquam discerpendum sed ne hie ;
quidem chorum pergere in enuntiato ab Hecuba coepto placere
posset. contra nudam interiectionem ab eo cani i(o, quod hac
personarum distributione ostenditur, aptissimum est, cum nudas
interiectiones habeat 1303 et 18, et modo älyog älyog ßoSg
clamaverit.
1316 e memorabilibus locis est, in quibus scholia Vaticana
contra textum Vaticanum cum Palatino consentiunt. quod ubi
Vaticanus perexiguam habet auctoritatem. traditur
accidit, textus
igitur Priami oculos condidisse ooiog davatog quamvis incesta
Troades. 167
caede. atque incestam fuisse caedem constat, cum in ara senem
Pyrrhus obtruncasset, qui tarnen mors ipsa casta dici potest?
liceret fortasse haud minore iure quaeri, cur Priamus ipse castus
diceretur, quod fit, si cum Vaticano ooiov legitur. sed atten-
dendum est ad sententiarum conexum. Hecuba conqueritur,
Priamum ignorare mala sua, dicitque eum iustis supremis carere,
quae a familia fieri debent {aTarpog ärpiXog hoc fere est), queritur
igitur nihil aliud nisi flebili morte eum etiam impediri, quominus
se exaudiat. chorus si causam tantum adderet /.ulag yäo booe
yiare-/.dlvipe S-avccrog, nihil novi adferret: sed regem quamvis senio
confectum, cum pro patria arma sumeret, mors abstulit vere casta:
non iam vidit excidium patriae, populi stragem, filiarum servitutem
et stupra: itaque chorus caedem quidem nefariam, sed sanctam
fuisse mortem solacio dicit Hecubae, quae tot malorum expertem
fecisset Priamum. diu est ex quo hanc Euripidis audaciam ad-
miratus sum et cum gaudio animadverti, idem sensisseSenecam,
qui Hecubae suae haec ultima tribuit verba (Tr. 1171)
mors, Votum meum,
infantibus, violenta, virginibus venis,
ubique properas, saeva: me so Iam times
vitasque, gladios inter ac tela et faces
quaesita tota nocte, cupientem fugis.
non hostis aut ruina, non ignis meos
absumpsit artus: quam prope a Priamo sieti.
1325 certo restituitur, cum labem numeri monstrent; elisa
paragrapho, quae chorum Hecubae respondere significabat, neces-
sario in accusativum mutabantur quae ab tAvexE pendere vide-
bantur. Euripides Hecubae interroganti 'auditisne' respondentem
facit chorum 'arcis quidem hie fragor est', proxima, postquam
actionem illustravimus, ab infelicibus coniecturis satis videntur
defeusa esse.
Cum paucis fieri possit, etiam de interspersis episodio ultimo
versibus lyricis hie agam, nee tarnen repeto quae ab Hermauuo
reete administrata Kirchhof fius et Nauekius contempserunt, neque
contra Hermannum et Dindorfium ab inani responsionis suspieione
haee eommata lyriea defendo. versus hi sunt 1216. 17 mouo-
meter iarabicus, trimeter dochmiacus. 29. 30. 35. 36. 38 dimetri
iambici catalectici; 37 interiectionem hab^t Wn [loi uoi, quae
dochmiuui explere potest, sed nimis incerta in his potissimum
168 II- 2. Commentariola metrica.
codicibus interiectionum fides. 25 — 28. 31. 39 dochmiorum reli-
quiae sunt, praeter integrum dimetrum 31, neque quantum perierit
accurate indicari potest. 27 enim TtLyiqov odi'Qfia yalä. d Co isy.vov
ds^evai ad Astyanactem dictum est, sequitur orevaCs (.lätsq ad
Hecubam, aviam eius. intercidit igitur aliqua Hectoris comme-
moratio, velut (tt> ^oC yiQarioTOv rag rXa{.iovog U^ia^iidCüv yevvag)
xi-üvov. sed tantis plagis mederi non possumus. unum vero est,
in quo codicum raemoriae nondum satisfactum est.
1235 äQaao' ägaoae [xsiql] -/.Q&Ta,
TtiTvXovg ÖLÖovoa xsLQog..
ita edunt. sed yßiql verior lectio est ad ysiQog adscripta. manibus
enim alternis caput pulsantibus rhythmus plangoris datur; et
TtiTvXov vocem et abusum verbi öidövai ad Hercul. 200 explicavi^).
Stasimum ultimum, 1060 — 1117, codex uterque exhibet mendo-
sissime scriptum, sed multa ab altero scriba peccata alterius ope
ultro tolluntur, alia non minus pusilla dudum emendata sunt,
itaque quaecumque certo expedita sunt tacite recipiam. stropha
prior noto more tripertita est ita ut quasi ipsa e stropha
antistropho epodo constet, respondetque haec antistrophus strophae
accuratissime; duo glyconei cum pherecrateo sunt, epodus
primum Septem metra iambica habet, quae continuari possunt,
possunt etiam in trimetrum duosque dimetros distingui^ sequitur
membrum tam praeclaros numeros cum antistrophus
Praxillium.
integros servaverit, vitium e stropha expellendum est, quam-
quam ne ibi quidem sententia ullam labem contraxit; sed
V. 1069 legi omnino non posse aures legentem docebunt. ad-
scribenda duxi omnia
1060 ovTü) öi] Tov EV ^iXiioi
vabv y.al ^vosvta ßto[.iov TtQOvdioxag j^x^^olg,
10 Zsv, xai. TteXdviüv cpXöya
1065 G(.iVQvag aid-eglag re /.arcvov y.ai neQya(.wv iqccv
'Idald t' "löcxla aiooocfÖQa vdTtrj
rEQi-iova re TtqtoxößoXov aXUoi,
1070 tav Y.araXa^rcofievav ^ad^eav ^eqdrtvav.
^) Fuit cum KQaxl ntxvXovg öidovoa xeiQÖg praeferrem. sed hoc longius
a traditis recedit.
;
Troades. 169
(pQovdaL aoi d-voiai y^oqCbv
t" evcpr^uoL '/.iXadoi y.ar' oqcpvav te navvvxiösg Ssüiv
XQvauüv TS ^odvcov rvitoi
1075 0Qvyü)V re Cd^eoi aa/Mvai avvöcvöe^a nlrid-ei.
fiilei {.liXec uoi rdd^ ei cpgovelg, äva§,
ovgdvLOv eÖQUvov eTtißeßcog
ai^iqa t£ Ttökeog d'/.ouivag,
1080 äv rtvQog aid-o^ieva •/.atiXvoev boud.
lovi Idaeo, Io\i Phrygio chorus exprobat quod populum suum
prodidit, et postquam templum et sacra urbana commemoravit,
Idae rtolvjtLday.og prata a deo deserta esse dicit, quem ex Ida
prospicientem multis in carminibus Homerus
demon- inducit; credo
strari posseldam subinde habitaculumlovis esse, alterumOlympum.
verum hoc apud Homerum non legit Euripides, Idae cacumen
terminum esse, quem primum Sol exoriens feriat, saltum effulgente
sole sacratum. hoc enim est tcxv v.aTCifMaTTouivuv Lud^eav (prae-
ferendum videtur Ldd^tov) d-egdTivav. tdd-aög loiiv, ineidi] y.axa-
XdiiTctTac, atque notam rem significari articulus ostendit. itaque
iam ante Euripidem physici Idam conscenderant, ut soHs ortum
observarent, quo de spectaculo mirifica narrant Diodorus XVII 7
et Lucretius V 663, idem Mela I 94; ex Euripide autem con-
cludimus occasionem physicis illis a populari lovis Phrygii cultu
datam esse, rem valde memorabilem monstravi, cum de vita
et studiis Euripidis agerem; nunc verba emendabo: xeQuova
TtQOJtößoKov '^ÄluoL e dimetro iambico corruptum est; Ttqojxößolov
minime omnium attrectaudum. ergo '^AXuol iambicum expulit voca-
bulum a vocali incipiens: «wi scripserat Euripides. etiam quae
in antistropho sunt, sacrificia, choreae, Sacra nocturna, statuae
aureae Phrygiam et Idaeam religionem describunt; Ttavwxidsg
d-eüjv ostendit non solius lovis describi cultum; in Hei. 1365
Euripides navwxLöag iß-eäg, Idaeae matils, commemorat, hie noc-
turna esse Phrygum sacra in Universum
dicit; 'duodecim luuae,
Phrygibus religiosae' novilunii solemnia per omnes menses obser-
vata significant, addit igitur lunae barbarum cultum cultui solis
notum est Graecis barbaros visos esse horum astrorum cultores.
luppiter autem ipse caelum habitat et 'aethera Troiae, qi\^m ignis
vis aid-ouiva recte cognovit Didymus Euripidem in
dissolvit'.
etymo aetheris ludere, sed philosophicam rationem non perspexit.
in ignem .omnia redire voluit Herachtus, sicut ex igne omuia pro-
170 II- ^- Commentariola metrica.
genita sunt, ignis purissimus aether est; in aethera ergo solvitur
Troia. in aethere habitat luppiter, ergo habitat in elemento, in
quo inest mortua Troia. quid quod et animam morientis in
aethera abire et lovem ipsum aethera esse credidit Euripides.
quem hae sophisticae potius quam poeticae argutiae maxime
decent.
Stropha altera absolutum Carmen est cum priore omnino
non cohaerens.
th cfiXog, <h TTÖai (.iol,
oh fikv (pd^L^isvog, alaiveig
1085 äd^artrog avvöqog, ifie öe tcövtlov O/idcpog
äiaaov TtreQoloi tioq^voel
innoßotov 'l-lgyog^ relxe' ^iva
Xäiva Kv/.hoTti' ovqavia v€j.iovxai.
tey.vwv de Tt/J^-d-og iv TTvlaig
1090 öd^KQvGL y.aTaoQa avevsL
ßoät ßoccL „f,i5T€Q iüj.101 i-iovav öij (.1'
^x«*-
01 -/.oi-dtovoL oed^ev an öi.i(.idvcov
/.vaveav ircl vavv
1095 dvakiaioi TtXdtaig
7) laXa/^ilv' ieqav
fj Öltzoqov y.OQvqjccv ,
^'lod^f-iLOv, evd-a rcvkag
üeloTtog exovoiv edgai'^.
1100 tiS^ axaTOv MeveXa
(.lioov TciXayog iovoag,
ÖLTca'krov IsQOV, dva f^isoov TtXaräv Ttiaoi
yllyaiov y.eqavvo(palg tivq,
^iXiö^ev bts fie TiolvödxQvov
1105 '^Elldöi Idrqsvf.ia ya&ev e^oQt^ei.
XQvoea (3' evoTtZQa, Ttagd-evcov
XdQirag, exovoct zvyxdvsi
1110 Jibg aöga. /.irjöe yaidv Ttot' el^OL Adi^ai-
vav TtarqCbiov te ^dlaf-wv iotlag
firjde TtöXiv Ihrdvag
Xaky.örtv'kov re d-säg
dvoya^iov aloxog excov,
Troades. 171
1115 '^EXldÖL räi iieyccXai
ytai Iif-ioevTidoiv
(.uXea 7td9-ea QoalOLv.
invocatis maritis suis chorus se liberosque suos in Graeciam trans
mare deductum iri queritur in stropha. haec nee sententiarura nee
verborum singulari gratia conspicua sunt, magis nitet antistrophus,
'utinam in medio raari Aegaeo Menelai navem fulmen feriat, cum
me a patiia abducat et Helen am seeum agat non servam sed lasci-
vientem. neve Spartam redeat cum Helena, dedecore utriusque
terrae.' tarn brevis paraphrasis sufficiet, ut membra sententiae
simplicis sed cultu orationis et figuris tragicis dilatatae reete
disponantur, simulque ut 14 e^wv ex elwv recuperetur. 13 Xah/.ö-
nvlov, quod substantivum est ut JIttvIov, scholiasta legit, simul
commemorata interpolatione %.^ۊg f.ifkad-Qov ; eam quae in nostris
libris est interpolationem x- ^«ög O^dlauov nondum novit, male
autem Musgravius xal/Jitvlov d-edv dedit. nam genetivum non
solum omnis memoria tenet, sed confirmat etiam nöXig Ihrdrag:
oppidum nymphae est, quam e Pindari Ol. 6 novimus, templum
deae. v. 1087 Codices 'Iva relxea habent, 1104 TtolvöayiQvv, contra
numeros utrumqae, sed remedia praesto sunt lenissima. nunc
numeros videamus. ineipit ^lusTteg cum dimetro iambico cata-
lectico, idemque dicolon sti'opham claudit, clausulamque r^uteTvf]
quattuor proxime antecedunt. cetera iambica sunt lectu facilia,
paucis brevibus suppressis. sed 1086 =
1103 quales traditi et
supra propositi sunt nulli omnino versui aptantur. quapropter
olim et in stropha et in antistropho ordinem vocabulorum mutabam,
TTOQBvoEL enim 1085 traiciebam, ut tetrameter evaderet, quem
in v.
tamen diaeresi carere aegre ferimus, nee magis placet 1102 ^leoov
Ttelayog y/iyalov^ hgov ava /.leaav Tildtav diTcaXxov. tacite abicerem
errores, nisi falsae et verae emendandi rationis exemplum ex-
hibere iuvaret. nunc scio non attrectanda esse strophae verba
nulli criminipraeter numeros obnoxia. qui sane nulli sunt, dum
ad antistrophum exiguntur. sed pronuntia modo moaov^ enoplion
habes äiaoov rrvegoloi noQevGu clausulam periodi optimam. vide
nunc antistrophum. dy.diov (.liaov rciXayag lovoag non tolerat in
proximis äva fieaov Jiyaiov, sed fulmen cadit medium inter duos
remorum ordiues dva usoov Trlaiäv ergo ^lyaiov nihili omnino
est; requiritur bisyllabum; ornameutum nulla vox recipit praeter
Tclaxäv, yel potius non ornamentum desiderat, sed aliquid quo
172 II- 2. Commentariola metrica.
duos esse ordines remorum indicatur. ergo dinkSv, ita enim
Euripides loquitur Cycl. 461. quid? hocine substituis? clamabitis.
substituo, testesque voco epigraphicae studiosos, confirmabunt dml
et aiya paene idera esse,nimirum in libro antiquo labem perpessus
erat hie locus sicut permulti Troadum, supervenit autem grararaa-
ticus Byzantinus atque cum aiya legeret, trisyllabum requiri
opinaretur, eximie sibi visus est coniecisse yJiyaLov. at scholion
verba enarrat tenetque Myctiov. audio, sed scholia mere para-
phrastica permulta Byzantinis demum magistris deberi in Euripide
Schwartzius, in Aesctiylo ego demonstraviraus.
Postremo maxime meraorabile Carmen, quo ipsa ^lUov
TtsQoig describitur, cum iusta adnotatione critica integrum pro-
pono.
l^^icpl {.lOi "Iltov, (b Moüaa, xaivcöv vf.ivcüv
OQ^ov Gvv dayiQvoig, coidäv l7tr/.-^dei0Vf vvv
515 yctQ /.lelog ig TgoLav ia^riaio^
rergaßdiiovog log Vit* uTt^jvag
InlQyeiiüv dlöaav rdXatva öoQidXtoTog,
oV eXiTtov ^irtrcov oigdvia
520 ßgefiovra xQvosocpdXaQOv evo-
nXov kv nvXaig ^Aiaioi.
dva ö' eß6ao€v Xscog
Tgtodöog cctco Ttevqag otad-elg
j^fV <h TtBTtaviXeVOL TtÖVOJV
525 To'ö' legov dvdyere '§6avov
^iXidöi dioyevei /d(»ai".
rig ovY. eßa veavidiov,
rlg od ysQaiog €/. Ö6f.uüv'
^
530 adovalg xsxccqi-isvol ööXiov eo^ov axav.
Tiäoa de yevva ^qvywv Ttqog TtvXag o)Of.id9-r)
Ttev^ai ev ovQslai ^sarov Xöyov ^Aqyüoiv xat
535 Jagdaviag ätav ^mi dwOiov
%doiv ä^vyog di.ißQoro7twXov.
y.XiüOTOö d' dfupißöXoig Xlvoio, vaog cooel
OAdrpog '/.sXaivöv, sig edqava
540 XdLva öd/teda re, fpovia Ttar^i-
öi, üaXXdöog ^ioav d-eäg.
Troades. 173
•
STtl de Ttövioi y.al xaqäi
vvxiov EJtl -Kverpag Ttaqr^v
Aißvq TS XiüTog e/.TVJieL
545 0QvyLa te {.liXea, Ttaqd^evoL
6^ aigiov äva xqÖtov tvoÖCjv
ßoav Ej.LeXfCov evcpQov' ev
döfioig de 7taLupai]g aeld-
va Ttvgbg /^ekaivav alyXccv edioxev vrtviot.
eytü de rav ögearegav xöx ccfAcpl /.leXad-Qa Ttaq&ivov
555 ^iog -/.OQav sfiekTCÖ^iav %oqoIoi' (poivia ö' äva
TtTÖhv ßocc ycaTeaxe TteQyäf.uov edgag, ßgecprj de cpiXi-
a Ttegi nercXoig eßaXle ^lavgl xelQag emor^uevag.
560 Xö^ov (5' e^eßaiv^ "^Q^Q, y-ögag eqya ffaXXddog,
arpayal (5' ä(^i(pißo)i.uoL ^QvyCov, ev te det-ivioig
565 yiagaröiiog eQr]^ua veavldiov ozerpavov erpeQev
'EXXddi xovQOTQÖrpov, 0Qvyä)v de TtaTgidi nevd^og.
13 aeioov ev VP, ovv Burges alii. 14 eTttx^deiov JHesych (e
Cyrillo): £7itTi]d. VP. 17 d7ti]vrjg P. 18 öXoii.iav VP: corr. Musgrave.
19 eXelttov V (iion I) oögavia V. 22 6 Tq. P. 25 äyEte Y 1\ 28
yegaiöv V. 29 doidalg.x«/. ö' Y ^Eä F. 36 35 ^ea I, y.al x- VP:
del. Musurus. a^ißQora nwXov V 2", df.ißqG)ra nöXov P, coiT. Mus-
grave. 37 XivoLO 1: XIvolöl VP. woeL E {na^dTtEQ) wg Elg V cog P.
40 rpövia lemma scholii: cpoivia P cpoivia re V. 42 ev V: ejil P.
48 ßudv r e. VP: corr. Matthiae. evi V. 49 Tta^icpaeg aeXag.
54 xoQav ^!rlQre(xtv VP: corr. Seidler. 56 /.axelxe VPl". 58 eßaXXe
Y^: eßaXe V'P. 60 e^eßaivev VP. fir]TQi V. 62 diupi ßibuiOL V
d(.i(pl ßwf^ioloi P. 66 om. P. Ttevd-og YE: nevD^r^ P.
'/.ovQOToocpo) P. de
Exordio Euripides prooemia citharoedorum expressit, quäle
hoc est du(pl (.lOL avTig avaxd^ 'E/MtrjßöXov deideTO) q>Qi]V^)^ vel
quod e pluribus formulis Duridis pictoris inscitia conflavit Mulod
(.101 df-upl IxdfiavdQov evqqovv ägxof^i' deideiv. hi nomi qui vocaiitur
nihil commune habent cum naeniis; itaque genetivum y-atvibv
v^ivujvab accusativo Middv e/nxijdeiov pendere credi nequit, qui
accusativus potius ea ratione ad actionem verbi appositus est
quam multis exemplis illustravi ad Herc. 59. quod si recte
statuitur, verbum quaerendum est quod genetivum vfiviov regat,
^) Cf. .quae in Timotheo meo disputavi p. 92.
174 II. 2. Commentariola metrica.
atque Musae, quae choro Carmen praeit, oq^ov convenire* videtur.
narrautur deinde Graeci equum ligneum ad portas Troiae statuisse
(longe hoc abest ab ea fabula quam Vergilius nobis familiärem
reddidit). eqimm poeta per ambages sane di&vQui.tßcbdeig propter
rotas subditas 'currum quadripedem' vocat, propter arma quae
concusso latere fremuisse traduntur 'armatum, altissime fremeutem'.
hunc igitur equum ex arce conspiciunt vigiles Troianorum, iubent
arcessi donarium Minervae. egrediuntur virgines senes, i. e. qui
pro sexu et aetate plerumque oi/.ovQoüat; convenit tota Troia, ut
visitent 'in abiete latentes Graecorum insidias, perniciemDardaniae',
gaudente Minerva, hoc enim in verbis primis antistrophi inest,
audacter quidem et öi-9-vQaf.ißioöcüg formatis, sed nee per poetam
nee per schohastas aut librarios tam male quam per viros doctos
perturbatis. nam ^sai dtöövai dictum est ut due'AlaL dog adru
L A. 850, ndcQiv xardgac öiöoüaa Hec 945; rgelg rji.i€Qag ^iai
öidövieg Andr. 1087 paullo aliter se habet, öcboiüv autem mascu-
linam formam, post ea quae ad Hipp. 1103 adnotavi, denuo
defendere nolo; fuit iam inter scholiastas qui Priamum nescio
quo errore inferret; Jagdavidag eum legisse coniecit Schwartzius.
in equo significando per periphrasin et oxymoron singulare
acumen Euripides quaesivit. nam Troiani quidem nesciebant id
quod viderent re vera esse löxov 'Agysiiov^ axav Jagöaviag. sed
quam graviter decepti sint his ipsis appellationibus chorus in-
dicat. ceterum aut ipse Odysseae versus (5 272 'inraot evl ^toiCot,
%v' lvr]us^a ndvTtg aqiOTOi ^-iQytuov TQtbeooi cpövov xai '/.f^qa (fSQOvveg
poetae obversatus est, aut similis in Iliade parva fuit. x^Qt-v
äCvyog äi-ißqovoTTwlov is qui xat interpolavit tertium membrum
esse voluit copulatum cum
quod mehus certe est
löyov et axav.
quam si quis x^Qi-v intellegit. re vera
quasi praepositionem
gratum erat Minervae, quod Troiani equum admirabantur et
recipiebant, i. e. accusativus eadem ratione positus est quam in
öjLÖdv ertiy.t]daiov modo vidimus. Minerva «C^b, i. e. TtagÜ^ivog, tu-
tatrix equi hgnei äf.tßQOTÖ7tiolog vocatur rursus per ampullas magis
lyricas quam tragicas; vix agnovissent deam suam Athenienses,
nisi in hymnis sacris ita vocata esset 'domina divini currus',
sicut dafiaoiTtTtog in hymno Lamprochs^).
^) Textgesch. d Lyriker 85. comparuit hie hymnus etiam in papyr.
Oxyr. 1611, sed nee in rebus nee in verbis quicquam profieitur.
Troades. 175
Praeterii in enarrando carmine extrema strophae verba, quia
narrationis filum interrumpunt. nam y.eyuQuevoL ööliov eoxov ävav
omnino praeposterum esset, si id qiiod recepto equo Troianis
accidit eodem tenore cum descriptione turbae ad portas con-
currentis proponeretur. sed strophas Euripides ita distinere solet,
ut suam quaeque habeat sententiam plenara atque perfectam.
atque optirae in concludenda prima stropha ponitur 'ita receperunt
insidias et perniciem laetabundi'. quod antistropho epodoque
(qiias ab Euripide non distineri notum est) diligentius
partes
enarratur. optandum vero, ut etiam grammatica ratione patefiat
hoc membro non continuari narrationem; quod cum aoristo non
fiat, coniunctione eadem quae omnia membra conectit si usus
esset Euripides, non laudaremus. atqui y.sxaQiuvoi d' aoidcäg
scribere non potuit. qui enim hi sunt cantus? qui esse possunt?
cantaverunt Troiani recepto equo, fortasse iam dum equum in
templum deducunt, sed quid hoc ad hunc locum? in emendando
cum nihil sit quod a seiitentia flagitetur, apices rimandi sunt;
6' doidcdg et adovalg vix possunt dici differre. at hiatum inferimus.
inferimus sane, tollendum traiecto vocabulo, sed inferimus etiam
asyndetum, quo nihil ad syntaxin exoptatius est, cf. quae supra
ad Suppl. 380 dixi. tamen remanere scrupukim fateor: eum
metrorum demum tollet explicatio.
Redeamus in viam. equus in templo coUocatus est; noctis
tenebrae superveniunt l^rtl növioi y.al -/agca. laborem equi in
arcem trahendi explicant schoUastae. saltant virgines, ev döiioig
Ö€ Ttaiupahg oelag nvqog ae/.aivav aiyXav eöcü/.ev vitvioi. scholia
quae in his explicandis frustra laborant nihil ahud habuerunt.
nos antequam verba restituere conemur, sententiam recuperemus.
pergit Chorus, in templo Dianae fuisse, subito arcem
se tunc
funestis clamoribus occupatam esse (v. 556 y-arecxs pro imperfecto
dandum esse commendatione non indiget), excidium urbis coepisse.
quando hoc coepit? töre est v. 552. quod tempus dicit? nam
noctem* totam non dici in propatulo est. concludimus in corruptis
illis versibus partem noctis defiuiri. ueoovv/.nog lokkvuay m
Hecuba Troades dicunt 914, yvB i.iev a]v fieooi], Xctu;rQi] ö' avetsV.e
aeX^vt] in Iliade parva erat, quodsi luna non ante mediam noctem
in caelo erat, vesperi sane vvxiov /.vffpag 7raot]y, ut legimus 543,
quod cum facibus et igne illustrassent Tröiani, postquam luna
apparuit, jgnem restinguere poterant, poterant ignem cineribus
176 II- 2. Commentariola metrica.
tectum in diem crastinum servare, 'ignis nigrum splendorem
somno tradere'. eximie mihi placet subtilis haec et artificiosa
quae tarnen antiquo horaini,
dictio, qui igni conservando maxime
debebat curare, minus difficilis videbatur quam nobis. atque ita
sanatus versus est, nam 7tai.icparjg oEldva e rta/^Kpahg asXag statim
emergit, cum rem perspexeris; oskag et oeldva vel in integerrime
servata fabula. Hipp. 859, confusum est.
In ultima epodo per figuras haud minus audaces dicitur,
florem virginum Troianarum a Graecis per solitudinem et caedes
(i. e. cum desertae illae essent a suis, per desertas aedes grassa-
rentur sicarii; nihil brevius quam haec excidii descriptio, y-aqa-
TOf-iog eQrji.ua) decerptum esse, ita ut Graeciae prolem daturae sint,
Troiauos earum pudeat. sed hoc ab aliis recte perspectum est.
Tandem ad numeros me converto. epodus ex una constat
periodo iambica metrorum 32, quae nullam admittit pausam.
valde similis est epodus Aeschylea Ag. 475 87. eam partem —
qua Argivi furentes describuntur ita distinxit poeta, ut e binis
quibusque metris alterum plenum, alterum brevi secunda trun-
catum Sit; suas res chorus integris iambis enarrat. metra autem
quae a fine tertium quartumque sunt anaclasi et brevi priore
suppressa quasi praeludunt clausulae. 'ElMöt xovQovQÖrpov si
tenes hanc speciem habere — ^^ w — — w — j , cetera facillime
recitabis. haud minus facilis strophae pars iambica est, 519 — 30,
539 — 50. periodi sunt duae; hexameter, cuius multae longae
solutae sunt, suppressa est prima paene Ultimi metri brevis.
deinde metra duodeviginti celeriter decurrunt, pauca enim in
principio decurtata sunt, tam praeclari Euripidique famihares
numeri coniecturis supra propositis efficiuntur.
Prima strophae pars difficihus legitur. numeri sunt non
eodem pede incedentes sed in membrorum dactylicorum et me-
trorum trochaicorum mixtione vim et gratiam suam ponentes
quos solemni nomine dactylo-epitritos appellamus. excipiunt
in prima periodo dactyhcum trimetrum decurtatum trochaica
metra duo, suppressa autem in priore horum altera, in altera
prior brevis est. periodus altera tria habet membra dac-
tylica, trochaicum unum eiusdem formae cuius ultimum in
priore periodo est. deinde enoplium habemus, quem et lyrici
et tragici poetae his numeris admiscere solent. ultima periodus
-e trimetro dactyUco et ithyphalKco constat. qua clausula in
Phoenissae. 177
Euripidis dactylo-epitritis nulla frequentior est. ut formulam
syllabatim perscribam
haec a vulgari usu recedere fatendiim est. nam molossus quam-
quam pro ratione numeri legitimus est et ab ipso Aeschylo ad-
missus, tarnen in clausula non videtur redire. itaque priorem
periodum excurrere crederem in spondeum, i. e. metrum utraque
brevi orbatum, integro proximo metro (spondeus enim ille vel
apud Pindarum et Simonidem est), nisi altera periodus molossum
utique requireret. itaque numeros praegraves facere Euripides
studebat, atque huic consilio vel magis indulsit in dactj'lis, si-
quidem spondeum pro dactylo ponere ausus est ita, ut altermu
cuiusque membri pedem e trisyllabo bisyllabum faceret, non
eundem semper in stropha et antistropho; sed hoc quidem ad
numerorum rationem non facit. sed contractionem ipsam per-
raram esse confitendum est. quam cum ego quoque olim repudi-
assem, deinde hoc loco excusassem, nunc ne a Pindaro quidem
alienam esse plerique, opinor, consentiunt.
Dignum quod addatur visum nunc est unum Euripidis canticum,
Phoen. 1018—66, ex parte etiam in papyro Oxyr. 224 traditum,
de qua rettuh Gott Gel. Anz. 1900, 47. satis habeo stropham
adscripsisse.
e'ßag eßag w jtTSQOvoaa yäg Ad/ei/m
1020 v£QT€QOv t' ^Eyjdvag
Kaö^uskov äqnaya.
nolvrpd-OQog nolvotovog
fUL^OTtaod-evog,
ödiov TSQag
CpOLTCCGlV TtrfQolg
1025 xa)MloL t waooLtoig.
JiQ/.akov a tcot i/. TÖ:ra)v viovg
TtsdaiQoio älvQOv aucpl Movoav öXo-
üfvav x' ^Eqivvv ecpsQsg ecpf-
1030 Qsg äxea TtaTQidi cpöria' cpövL- ,
og l/. d-eG)v ug zdö^ )]v ö TtgäBag.
Wilainowitz, Griechische Verskuiist. 12
178 n. 2. Commentariola metrica.
iüXsfiOL de (.latiqujv
läXEfxoi T£ -rtaqd^evuiv
1035 koTivatov oixoig
ir] irjiov ßodv,
irj iriLOv (.leXog
älXog älX' irtcüTÖTV^E diado%ctlg dii/cc jctÖXiv.
1040 ßQovxäi de atevayfibg ä-
%a. x ijV Of.ioiog, OTtöre TtöXeog Scfpavlaei-
ev a Ttteqovaoa TtaqO'evog tiv' avögCbv.
1036 — 37 iri in codd. omissum
papyrus servavit, scholiis
notum esse olim dociü; ceteroquin de verbis constituendis agere
nihil attinet, nisi quod repeto 1040 Musgravii axä papyro {axcii)
confirmari,, explodi vesanam multorum opinionem Iota consonam
fieri aut nescio quo pacto coalescere. iamborum numeros per-
censere supersedeo, quorum periodi certo discribuntur, etiam
— —
1026 32 et 40 44, modo antistrophum respicias. tetrameter
trochaicus 1039 accedit ut Suppl. 623, 1022 24 admiscentur —
versus minuti, dochmiorum certe adfines, obvii cum alibi tum in
Iph. Aul. parodo, quam in parte tertia huius libri proponam.
Species horum iamborum ab
antiquioribus eo differt quod
praeter molossos in principio periodorum positos tantum non
omnes puri sunt, rarique cretici pedes, baccheus unus 1027,
singula autem metra plerumque distincta.
Sophoclis iambica carmina novimus perpauca, et mere iambi-
cam tragoediae unam praebent epodumTrach. 131 140 (10. 3. 3.) —
brevibus paucis suppressis
^). quod casu factum esse arbitror,
poterat enim idem Euripidi contingere, cuius multae fabulae
numeros procul habent per alias regentes. atque obtulerunt
—
Ichneutae 321 329 stropham ex iambis constantem, quae tamen
brevem priorem tam saepe supprimit, ut speciem exhibeat creti-
corum. in stasimis vero periodi iambicae cum alio genere con-
iunguntur ubique. velut OK
1074—95 iambica metra sunt 8,
valde haec concisa (recte administravit Elmsleius) 4, 1 cum
^) Eximium canticum stropham primam habet dactylo-epitriticam, in
altera a similibus numeris ad amplam transit choriamborum rapidorum
periodum. a quibus per epodi iambos ad dialogum transitur. scilicet
animus spe ac timoi'e excitatus fiducia in lovis auxilio posita sensim com-
ponitur ita ut trauquillo colloquio pateat.
Aeschylus. 179
clausula Adonea. deinde 5 trochaica sine catalexi, hemiepes, 2.
et 3. iambica. Antig. 581 —
603 dactylo-epitritos in alcaicum
decasyllabum Ttvlyoq exeuntes excipit iambicum 15 metrorum^
quo undarum fluctus atque strepitus admirabili vi ac veritate
reddunturO-sed talia persequi nihil attinet.
b. Index lectionum hibernarum Gottin^ae 1895.
Euripidis iambica nonnulla carmina nuper per numeros suos
discripsi; nunc ab eo poeta exempla petam, qui cum in omni
arte tragica tum in bis iambis Euripidi dux et auctor extitit.
Aeschylus multa et praelonga cantica e solis constare voluit
iambis, admodum raro admixtis alius generis membris. itaque
haec carmina ad demonstrandum horum numerorum usum maxime
idonea sunt, sed in summa AeschyU est in-
simplicitate tanta
veniendi copia et ubertas, ut semper novus sit, neque uUius
cantici numeros audias quin his sententiis, his moribus, his ad-
fectibus unice dicas convenire. magna haec poetae laus est; sed
etiam iambi laudandi sunt, nulü enim praeter hos numeri tam
habile instrumentum in quamvis magni poetae manu essent. quodsi
Pindarum comparamus, effecit quidem huius poetae Ingenium ut
eadem sublimitate et magnificentia deos heroas pugiles equos
laudaret, est vero etiam quod dactyloepitritos criminemur. ego
certe, qui utrumque poetam in deliciis habeo, saepe expertus
sum, Aeschyli iambos facile inhaerere memoriae, atque siquando
verba defecerint, numeros tamen et quasi modos non excidere
(quod de Euripidis iambis propter inanem saepe strepitum ac
tinnitum non dixerim): at Pindari dactyloepitritica carmina et
ad ediscendum inveni difficilia et, nisi verba accederent, numeros
*) öfioiov (böte novvCag [ä?.dg]
oldßa dvonvöoig üiav Ggi^iaoataiv Igeßog
^qpoAov iniÖQdiii]L nvoalg.glossema manifestum ciovriaig scholia praebent;
;
quod cum intolerabile esset, Schneidewini novxLov plausum tulit, etsi numeri
continuati refragrantur. novxCag ipsum genuinum est, defensum maxime
collato Aiacis illo xi ö' ivii)XXaxxat xf)g i)neQiag vv^, 208, quod ut defen-
derent editores ad ima, -d^eoeCa, iaregafa provocarunt.
;i:et/i£()t'v>5, :n[Q(oia,
etiam Jiagd^Evty.ii] =
nagi}ivog convenit. .loirm autem eam maris partem
indicat quae long-e a litore remota est, sicut IIönuiL insulae a Cumanis
nomen suum e situ accepcrunt, cum Aenaria, Proehyte, Capreae taiitum
non cum teri'a cohaererent. ceterum operae pretium fecerit qui in feminini
peneris usum Graecum inquisiverit latissime pateutem.
180 n. 2. Commentariola metrica.
numqiiam tenerem. glyconeos autem
Sophocles et quoniam
Euripides et Aristophanes et in luctu et in ad gravissima
. risu, et
et ad levissima adhibuerunt paene eosdem, ?}i9-og non innatum
habere sed a miisica arte accepisse consentaneum est. Aeschylus,
qui metrica magis quam musica arte confidit, glyconeis parce
utitur. iambis igitur iDrincipatum deberi inter numeros Graecos
dico, maxime propterea quia legibus utuntur tam certis et sim-
plicibus, sed quae summam inveniendi libertatem poetae indul-
geant. quas leges cum nuper breviter exposuerim, nunc verbis
etiam magis parcam, sed carmina proponam recte disposita. nee
tamen a me impetrare possum, ut aliorum hominum figuras
rhythmicas aut metricas examinem. in simplicitate veritas est,
veritatis autem lucem ceruit quicumque oculos habet et ocuhs
suis uti vult.
Agamemnonis cantico ea quae Aulide gesta sunt
In primo
tribus narrantur mere iambicis v. 193 256, quarum
strophis —
numeros solito more significatos haec brevis tabula refert: a) 3.
3. 4. 3. 7. 2. 8. b) 3. 3. 5. 3. 4. 5. 2. c) 6. 3. 5. 5. 9. periodos
secundum catalexin semel (251) hiatus integra dirimit
distinxi;
metra. apparet fieri posse ut nonnulla continuentur, modo pro
catalexi brevem alteram supprimi sumas, nam hiatus nullus
omnino est, breves syllabae perpaucae (208. 229. 239). possunt
etiam breviores discribi periodi, sicut in editioue feci. verum hoc
parvi momenti est. maxima numerorum est simpUcitas, nee tamen
quidquam hac simphcitate gravius aut disertius, neque ullis
effrenatae musicae lenociniis diversissimi adfectus acrius ex-
citarentur. audi modo stropham primam
TTvoal d^ 0.710 iTQVfiövog iioXoCoai
v.av.öo'^oKoi vi'^<rti-dsg d6ooQ(.iOL,
195 ßgorCüv älai, vawv ts y.al 7teLOf.iävLov äcpndüg^
Ttahinnf/.ri xqovov Tiih&loai
tgißujL y.aret,aivov avd-og ""A^yeitoV STtel de y.al 7tiy.Q0v
X&iuaxoq äXXo i.iy,xc(Q
200 ßQld-VXSQOV TCQOflOlOt
udvrig Ixlay^ev TTgocpegiov ''ylQrEf.uv, wors xMva ßd-/.-
ZQOig tTtLy.oovaavtag "ATqeiöag öay.Qv f.u] xaraox^lv.
nonne procellarum strepitum audis, longa desidia langues, horri-
bile nescio quid praesagis, postremo funestis oraculis ad lacrimas
Ag-amemno. 181
paene excitaris? qui tandem hoc efficere valuit Aeschylus? pro-
cellam inducit miitatis subito in contrarium numeris: sublimes
enim trochaei antecesserunt. suppressa altera undecimi metri,
duodecimi priore brevi syllaba xqövov vere facit 7ra)uf.if.i^'/.ri, äuget
hoc artificium gravis in medio metro interpunctio v. 197. et iam
instat anaclasis; prima est in paenultimo periodi metro (199),
deinde dimetri catalectici prius metrum obtiuet, postremo Septem
choriambi continuo decurrunt; ultimum metrum, utpote cata-
lecticum, anaclasin non admittit. antistrophus, quam describere
supersedeo, eisdem artibus animi tumultmn describit, quo Aga-
memno perturbatur. sentimus horrorem patris in taetri sceleris
imagine commorati {uiaiviov niagd-evoacpayoiOLv QÜd-QOig TtaTQcoiovg
yjQag Tti'kuc, interpungitur eodem rursus versus loco), sen-
ßcofiou;
timus in violentis choriambis cpQsvbg dvoosßr^ zQOTtalav, cum im-
periosi ducis animum xccXaiva Tcaqa/.oTcu occupat.
Stropha altera primum legitimo cursu incedit; mox suppressa
saepius altera metri brevi syllaba tardatur, tum vero integrum et
anaclomenon metrum alterna vice se excipiunt; tardatis Ulis metris
Chorus suam de scelere sententiam fert, anaclomenis ipsum facinus
enuntiat. in antistropho Iphigeniae moribundae torporem tardi,
poparum crudeütatem concitati iambi describunt. ultima stropha,
sicut res et sententias habet magis tranquillas, ita in longiores
excurrit periodos, neque
metro altera brevis supprimitur
ullo in
ante tertium a Choriambus est ante paenultimum.
fine, nullus
quo fit ut in eandem omnes strophae exeant clausulam, alterius
et tertiae tria adeo ultima membra eadem sint. finem vero
strophae iambicae auaclasi ornari etiam in Euripide vidimus.
contineo me in adscribenda antistropho altera, stropha tertia;
quas ab eis qui prius commentariolum pertractaverint, statim
recte lectum iri confido.
Atrag (5« v.aL -/Xv^dövag TtaTQcbiovg
Tcaq ot-dsv aiü) tb Ttaqd^iveiov
230 e&evxo cpiX6/.iaxoL ßQaßi~g'
naTio uer^
cpQdoev d' aö^otg ei'xav
dUav xiuaiQag v/tsq&s ßiouoO
iceitloiGi 7t€QiTr€Tfi TiavTl ^vuiöt, TCQOViorrT]
kaßtlv dsQÖrjv, OTÖfiarög te xalXircQCüLQOv (pvkaxäi xaraaxsiv
(pihöyyov ägcdov oi/.oig.
182 n. 2. Commentariola metrica.
ßiai xaXivCüV %^ ävavdioi (.levei
xqökov ßacpag eg Ttiöov %iovoa^)
340 eßall' €Y.aorov &vtriqojv ütc bfif.iaTog ßdXei
(fi'koiY.TiOL, TCQSTtovoL Tcog^) 6v yQacfalg, TtgoGSweTteiv
d-iXovd j Irtel TTolXdxig
TtaxQog y.at' ävdqCbvag evtqait€t,ovg
245 e/iieXipev, ayvöa ^ äravQWTog avöäi rtarqog
cpiXov TQivöoTtovöov ev7torf.iov TtaiCova g)lX(og e%i(j.a.
*) Traditur o-uöiiaxog (pvXaycäv xavaoxßtv <p'&6yyov .... ßiq. zc^Xlv&v t'
dvavdq) {.tevei, xgöxov ßacpäg öh xsovoa, neque peccant haec in gramma-
. . .
ticam, imo oi6i.iaTog q)vXaxdv multo rectius ad actionem verbi apponitur
((5öT8 q)vXdTvei,v %ö ovößo), quam g:vXaKäo Kazaaxetv (p&öyyov ßiai, quod
plerique edunt; languet enim dativus ad dativum appositus, nee q)vXaKÜv
bene explicat ßCa. tarnen Blomfieldus verissime (pvXaxäi restituit, cum
«TÖfiazog xaiaaxeiv q)'&6yyov necessario coniungendum sit, neque qwXaxd
ad custodiam sed ad cautionem referendum sit: (pvXdvtovvac fxr] dQdor)Tcu.
yerum hoc qui recte perspexerit ultro etiam tendere non dubitabit. Aga-
memno enim utrum credendus est iussisse 'tollite victimam et cavete ne
m&la verba suis imprecetur' an 'tollite et cavete ne mala verba suis im-
precetur vi et vinculis?' patris est rem iubere, ministrorum crudeliter agere
ut rem efficiant. ergo ßiai x^Xtvcöv ze {levei ab antecedentibua separanda
sunt, porro xgöxov ßaq)äg öh x^ovoa
si tenemus, Iphigenia dicitur demissa
veste interfectorummiiericordiam tacito vultu implorasse. cur vestem
demisit virgo? x^ovoa enim legimus; demisitne ipsa? cur tacet? audivimus
ministros vincula ori admovere iussos esse, sed tam raptim procedere
orationem nonne miramur, ut iussis Agamemnonis enuntiatis statim de
Iphigenia agatur? (pgdasv 6' ddfotg nazi^g xgöxov ßaqpäg ds x^ovaa —
eßaXXev, sie haec se excipiunt; expectaremus certe personae personam
opponi, ^ de tö xgoxcoröv xa'&ietoa. sed ne haec quidem satis digna essent
summe poeta. quem potius decet patris Imperium referre, prae tanta
crudelitate paullulum obmutescere, ab Iphigeniae imagine describenda
denuo ordiri 'dum es vinculis obnubunt, sinus virginis nudatur, implorat
tacito vultu interfectorum misericordiam'. hoc demum Aeschyli esse con-
fidenter dicerem, etiamsi non ante dativos illos stropha terminaretur. nunc
intolerabile etiam ab hac parte id est quod traditum accepimus. nam
potest quidem grammatica ratione ex antecedente stropha pender« quod
in principio proximae est, sed sententia semper nova et absoluta est.
frustra hebetes editores aliena exempla adferunt. ego vero peccaveram,
cum dvavdcot fievst in ävaidel mutarem, non quod nimis haec essent crudelia
(qui dvatdeg dicit impudicum esse, vim vocabuli ignorat), sed tam singularia
quäle est ävavdov fA,ivog 'vis quae vocem prohibet' per corruptelam non
eHiciuntur. non satis perspexeram in vetere Graecorum lingua adiectivis
Omnibus activam et passivam vim inesse. tradita nuper ab docto viro
defensa sunt, me iudice jnfeliciter.
^) ng^novod d' ötg codd., optime emendavit P. Maas-
Agamemno. 183
Alterum Agamemnonis canticum totum ex iambis constat
praeter ephymnia, de quibus dixi Her. IP 81. prima stropha
has habet periodos catalexi satis certo definitas, quamquam
hiatus pauci sunt (368. 377) 3. 3. 3. 14. 3. 5. 2. incessus multis
brevibus suppressis tardatur, atque in longissima periodo seriem
dimetrorum animadvertere licet, quorum prius metrum integrum
a principio est, alterum decurtatum. consimile quiddam in paen-
ultima primi cantici stropha erat, altero quoque metro anaclomeno,
atque in ionicis anaclomenis inde ab Anacreonte usque ad Calli-
machi galliambos talia frequentissima esse constat. hie anaclasis
una est in metro paenultimo, qua efficitur ut dimeter iambicus
ultimus primo ephymnii pherecrateo simillimus sit. crederes
eiusdem numeri esse ov ydg botlv ertaX^ig et sv TtQartidoJv Xaxövva.
Jiog TtXayav e^ovoLV eiTtüv
TcdqeaTLv rovxo y" e§ix^6vaai'
ertqa^ev ujq eycQavev ovx €q>a rig
370 -S-eovg ßqoxCbv d^LOvo&at, /.liXeiv
oaoig äd^ixTiüv x^Q'S rtatold-^' o S* ov/. svosßrjg'
nerpavTai ö' ix.yövoig aroXixTJTOJV eqov
375 Ttvsovtiüv fiel^ov t) dcxaiiog
(pXeovTOJv doj/iidrwv vrcigcpsv^
VTCSQ rb ßeXriorov, eoroi (5' arcri(iavrov wot ocTtaQxelv
380 €v TVQaTtiöcüv Xaxovra^).
Alterius strophae exemplum sit antistrophus:
420 ovuQÖcpavTOL de Ttevi^-qfioveg
TtdqsLOL öö^ai rpigovaai x^Q''^ {.lataiav,
fidrav yccQ £j5t' äv iod-Xd tig öoxüjv ÖqSl,
TtagaXXd^aoa öia x^Q^^v ßißaxev oipig ov
425 f.i€d-vaT€QOv TiTSQOlg OTtaSova vjtvov TceXevd-oig.
rä I.UV xar koxiag äx^
or/covg icp'
rdö^ earl xai xihvS' vTtEQßaxwxEQa.
430 xo TCäv (J' (Jqp* "EXXavog aiag awog^ievoig ditev-
^eia xXr^öfndodiog ööfioig k/cdoxov rcqsnsi'
jioXXa yovv d-Lyydvei JtQog ^rcag.
periodi sunt paucae sed longae, 7. 11. 3 3. 11. anaclasis nulla,
altera brevis semel supprimitur, ubi Helenae adiüterae (407 ßä-
ßaxsv qlßcpa öta TtvXwv) et somnii fallacis (426) discessus descri-
*) Verba nunc propono qualia in editioue mea leguntur.
184 II- 2. Commentariola metrica.
bitur. sed duo trimetri acatalecti interponuntur, liiatii (409. 10)
aut syllaba ancipite (428) certo discreti. quibiis in stropha vatiim
verba magnifice extollimtur, in antistropho verba quidem paene
vulgaria sunt (ne hoc quidem triraetris male convenit), sed grave
est quod ea quae de Helena dici videbantur etiam ad praesentem
Argivorum miseriam referenda esse certiores fimus. sie enim ad
alteram cantici partem transitur. sed haec paullo explicatius
tractanda sunt, postquam Blassius nuper (Herm. 29, 633) cum alio-
rum tum meos errores feliciter coarguit, explosa voce non Graeca
Ttivd-ua^ quam a codicibus et scholiis traditam male conserva-
veramus. verum gratias non solum agam Blassio, sed etiam
referam. ille enim Aescliyli mentem nondum plane perspexit,
cuius verba primus recte emendavit. cum enim scholion hoc
sit Täiv ovvtiyueviüi' Tf^g '^UXldöog an:ävTiüv eadorov rolg or/.oig
öövvr]Qd 7tev&r^oig ÖLa7tQ€7rsi, scholiastam et ovvoQfxevwv et ööi.ioig
legisse autumat. atque hoc quidem ego quoque restitueram, sed
genetivmn scholiasta lacile poterat substituere, cum owoQuevotg
et döuoLg, domini et domus, «x rtccqaXlri'kov dicta essent. ceterum
scholiasta praeter falsimi illud ittvd-ua omnia recte mihi videtur
intellexisse, Blassius vero Aeschyh verba vertenda esse dixit/Z/r
das haus eines jeden ausgezogenen geziemt sich starkmutige fassung.
quod ferri posse nego. TtQirtuv a scholiasta rectius expUcari non
dubitabit qui Electram comparaverit nerd-si IvyqwL rcq^novoav,
(Choeph. 17); nee finxisset novum vocabulum ccTtevd-eia Aeschylus
ut de animi adfectu diceret. nivd-og Electrae in tonsis capilhs et
lugubri veste comparet, ärrivd^eia domuiun Argivarum, quod luctum
nullum prae se ferunt, dum domini hello absumuntur. maxime
autem chorus de se loquitur, festa enim veste et coronis ornatus
laetis Clytaemestrae sacris interest, dum animus luctu et desiderio
suorum premitur, de quorum fortuna omnia funesta praesagit.
qui laetus adspectus eis oppositus est quae modo in gravissimis
illis trimetris conquestus erat, dolores esse xar" oly-ovg ecp^ ioTiag.
atque haec rursus similia sunt rebus Atridarum, nam quoque
ibi
externa species omnium rerum splendidissima est, sed omnia
atra atque dira sunt quae sub hac specie latent, magno cum
gaudio, postquam Blassius gravissimam vocem restituit, divinam
Aeschyli artem tandem recte percepi, abiectis coniecturis, quarum
vana specie olim decipiebar. omnino sublime magni poetae
Carmen ita demum recte intellegi potest, ut mente nostra nos
:
Agamemno. 185
in mentem auctoris insinuemus atque cum eo sentire discamus,
qui divino uno nisu et sententias et verba et
spiritu af flatus
numeros procreavit. verborum ad sanam et severam grammaticara
exactorum explicatio fundamentum quidem omnis est intellegentiae,
sed a singulis ad totum non pervenitur. a fönte decurrit fluvius
ab intimo poetae sensu interpreti procedendum est, qui officio
SUD satisfacere vult neque prae arboribus silvam neglegere. velut
huius carminis, quo ne Aeschylus quidem perfectius composuit,
hie est decursus. persuaserat choro Clytaemestra Troiam captam
esse, gratias agere instituit deis, quorum iustitiam in hoc impiae
superbiae supplicio praestitam praedicat. sed sicut antea sacris a
Clytaemestra factis memoria aliorum sacrorum in chori animo
excitata est, quae Agamemno Argis et Aulide ante bellum fece-
rat, ita nunc Paridis interitus Helenae imaginem suscitat. commo-
ratur choius in eis recoleudis quae statim post fugam adulterae
gesta sunt, persequitur Menelai desiderium, atque in Universum
dicit, vana esse gaudia somniorum, quibus imagines amorum nostro-
rum excitantur mox evanescentes. conveniunt haec in Menelaum,
in quem vates dixerant Tiöd-ioi d' vneqrcovtiag rpdaua dö'^ei ööucov
avdooeiv. sed alio tendit chori sententia 'haec et his graviora
domi nostrae habemus. quam sumus ferrei qui luctum animorum
dissimulamus. multa enim mala imminent. meminimus bene, quot
quam fortes cives Troiam miserimus, sed domum redeunt (redie-
runt adhuc atque redibunt) arma^) tantum et cineres. bellum
enim fortissimum quemque absumit, suscensent cives legibus pro-
priae iniuriae vindicibus. per divinam iustitiam fieri nequit quin diri
aliquid ambitiosis ducibus eventurum sit. ne triumphus quidem
deleta urbe paratus faustam et duraturam dabit fortunam'. re-
diit ita chorus ad ea quae de iustitia divina et sorte humana di-
xerat (390 — 465.
373 '^ 471), atque est hoc moris Aeschylo, quo
more observato permulta et rectissime possunt et certissime expe-
diri; sed hac ipsa cogitatione nunc ad prorsus contraria deductus
est. coepit gratias agere lovi, nunc eiusdem iram metuit; a love
1) TBvx^) hoc est ex usu Homeri. immane hoc de urnis accipi, quasi
in unam domum unius viri cineres (ö.toöos) in pluribus urnis conditae
pervenirent. arma occisorum domum mitti consentaueum, non tarn ab
Achivisquam ab Athoniensibus Aeschyli aequalibus. ö.t/.o .-iaotxöi.ieyoi
heredem suis privari nohnit. quamquam etiam Spartam vir fortis aut cum
clipeo aut in clipeo redit.
186 11- 2. Commentariola metrica.
se percussos esse fatendura erat Troianis: nunc fulmen invidiae
divinae triumphantibus Atridis imminet. mu-
qiiodsi penitus ita
tatus chori animus est, neque gratias amplius lovi agere potest
neque credere amplius, ex quo exorsus erat, Troiam captam
esse, namque iustitiam divinam eis ipsis, qui poenas demeruerunt,
triumphiun concessisse quis potest credere. 'qua auctoritate nun-
tius victoriae confirmatus est? igne qui in Arachnaeo comparuit?
at hie fallere male factum quod mulieri obsecuti prae-
potest.
propere deis gratias agebamus (354 '— 485): evanescet celerrime
inanis rumor a credula muliere excitatus'. scilicet hoc quoque
vanum gaudium erat, somnium desiderio excitatum (274—76.
420—26. 480—86).
Deflexi a re metrica, abripuit me amor divini carminis quod
ab editoribus et interpretibus discindi et pessum dari video.
etiam metrica lucem et dat et accipit, ubi quaerimus unum ac
solidum an inter plures personas dirimendum Carmen sit. sed
antequam in hac via pergam, quin de uno versiculo dicam non
me contineo, qui et integerrime servatus et pulcherrimus est, sed
a plerisque pessime habetur, nuper etiam a Blassio. 469 ßdllExat
yccQ ooooig Jiöd-sv xegawog. grammatice hoc non ahter dictum est
quam ßdXlerai, rf^i. elsTcöleL XL-i)-og. at hoc ineptum esse iactant,
fulmen oculis lovis mitti. ipse Blassius öoaoig intellegit 'quam
multis a love fulmen inicitur'. nolo premere, quam humile hoc et
languidum sit: falsum est et perversum; falsum, nam fulinine pauci
feriuntur; perversum, nam f ulmine non magis victor quam servus
feritur. feriuntqae summos fulgura montes; hoc translate dictum
est. sed hie ubi est translatio? quid Graecus poeta voluerit, non
e nostra religione aut sapientia definiendum est, sed discendum a
Graecis, vel potius Graece sentire philologum decet. qui Herodo-
tum suum et Platonem, Aeschylum et CaUimachum bene novit,
qui artis monumenta etiam infimae non contemnit, falh vix potest,
ubi legit ßdXXeTccL yaq ooaoig Ji6S-€v yiegawog' xgcvoj d' äcp^ovov
blßov. cpd-övog enim illud fulmen est, invidiae autem tela oculis
iaciuntur. ro ü^tlov rp^ovegov -aal ragoxcodeg; invidia quidquid ma-
leficis oculis perlustrat perdit. invidiae telum visus est: lovis
telum fulmen est: ergo pro lovis invidia fulmen dicitur, missum
inde unde invidia mittitur, ex oculis. ne audaciam quidem dicendi
ullam in hoc versu esse dixerim. multo audacius quod ignotus tra
gicus fulmen 'lovis oculum' vocavit: motisq dcpd-alfibg Jiög tragica
Supplices. 187
glossa est ab Hesychio servata cum explicatione wg aorgoTti], Aga-
memno purpuram calcaturus veniam petit ^i-q rig ttq6oo)&£v duudrojv
ßdXoL (p^övog (847), a deis hoc precatur (quam quam nulla muta-
tione opus est ut hoc quod ohm credidi). taedet
intellegatur, id
me de re nota vulgaria constipare exempla: potius alterum Aeschyli
locum eadem superstitione conspicuum explicabo, quem item cor-
ruptissimum esse ferunt. a Supplicibus 646 Argivi laudantur, quod
a partibus feminarum contra mares staut
Jlov eTtidöuEvoi TtQd/CTOQa [re] a/.07tbv
dva7VoX€(.irjoVy ov [ov]Tig äv döuog exoi
hc OQOcpiov {.uaivovTa, ßagvg d' erpitsi.
scholiasta recte adnotavit tov Jiog dcp&akubv tov rtävta o/.ortovvTa
et IcpiCdvei yccQ ßaqvgy.al egeiTtei tov oUov. atque ov recte delevit
Wellauerus; re Bergkium delevisse et in stropha, ubi rav Ile-
Xaayiav tiöIlv traditum est, yäv nalaoyiav restituisse refert Weck-
leinius. quod ubi Die protulerit, quibus rationibus demonstraverit
nescio. at scripsisse ita Aeschylum diu est quod perspexi, doch-
mio anaclomeno reperto valde laetatus. qui re addidit, ^lov et
jtQdxTOQa copulari inscite volebat. autem Aeschylus lovis
dixit
oculum TTQdxroQa, propterea quia deus dum male facta animad-
vertit in eadem animadvertit. visum igitur divinum nulla domus
in tecto suo sustinere valet, praegravis enim incumbit. non
solum per tectum penetrat visus dei omnia cernentis, sed per-
rumpit domumque diruit ultor visus, ngdz-tioQ oxonog. quodsi
perrumpit d(p-9-aX!.ibgJi6g, nonne fulmen est? fulmen esse ixLaivovta
docet, quod tolerare nolunt^), et est sane cur nostra religio
obstupescat. 'incestantem divinuni visum non sustinet domus',
hoc nobis quidem impium videtur. at de fiümine /.uccivecv apposite
dictum est. nonne ipoXöeig xegawog fumo flamma foetore omnia in-
ficit? nam xvcpExaL in aeternum ^/oy itvoog q^Xö^ (Eur. Bacch. 8) ac
vel Eridanus ßaqvv dvay.i]xt£i drudv (Apoll. Rh. 4, 600), et Asopus
') De coniecturis plerisque dicere piget; velut Hermannus lovis ex-
actorem pervigilem cubantem facit in tecto, -Todxrooa ndvoy.onov lavovra,
similiterque plerique; qui nihil haberent quod responderent interrogati quos
tandem exactores luppiter haberet. Weilius ov ouvig äv ööfjog t/j^v iaivouo;
scitins hie, sed vitiosuni esse in absoluto dochmio hiatum non poterit demon-
strare, et Iaivouo, h. e. evqpQaivotvo sententiae minime satis facit. ac vereor
ut Weilius Graecum poetam habeat, qui verbo illo similiter usus sit. quod
tragoedia omnino sprevit.
188 11- 2. Commentariola metrica.
TtsTtdlaycTo ^sQavvcoi (Callim. 4^ 78). sacra sunt corpora Mmine
quo iaceut loco humantur aut omnino in-
tacta, qiiae aut eodera
humata manent. quid quod arbustum quod saepe fulmiuibus feriri
credebant Aeolenses a sancto igne arcebant (Theophrast. bist,
plant. III 8, 5). Capanei corpus Isqöv quidem est, sacrum, sed
incestum; quod Theseus cum ceteris ducibus cremandum non
ducit. Phaethontis corpus atro fumo domum Meropis implet (Eur.
fgm. 781): profecto i^uagbg vexvg est. luaivnv enim proprie de eis
dicitur quae tangere religiosum est; corpus mortuum et puerpera
(.ualvovoi, nee tarnen sine dis vita humana aut oritur aut perit.
ergo Visus lovis vere dicitur /.ualvojv penetrare in domum impii;
nam si deus malo afficit hominem, etiam impura ac taetra dei sunt,
sicut invidia dei erat, donec magis caste de eo sentire homines
coeperunt'atque Plato (pd-6vov e^io d-Etov %oqoü esse dixit. tunc etiam
non incestari, sed honorari docebant quidquid lovis fulmen teti-
gisset. verum hoc ad geuuinam aut Aeschyleam religionem.
niliil
scio aliter sentire Rohdium, qui in admirabili libro quem de anima
scripsit (132. 696) homines fulminari dixit ut dei fierent, atque
auctoritati gravissimi viri tantum tribuo ut sententiam eins redar-
guerequam negiegere malim. qui testimonia non attulit nisi sera^),
ex parte ambigua aut aperte contraria opinioni suae'"^). quid
^) SuppHces Euripidis e Rohdii memoria, quamquam saepius hanc
fabulam laudat, paene excidisse videtur. dicit enim Capaneum fulminis
ictu heroem redditum ad domus regiae portam humari. at Euadna in
rogum Capanei desilit, rogus autem ad Cereris Eleusiniae fanum, quod in
scaena est, erigitur, a poeta scilicet, ut Euadnam de scaena in rogum in-
silientem inducere possit. neque lieros factus esse dicitur Capaneus, sed
iBQÖg, sacer: sacer nee deus nee lieros esse potest. quid tandem sanetissima
Euadnae fabula vult, nisi uxoris pietatem et amorem a marito non deficere
etiamsi a deis castigatus, ab hominibus neglectus sit? etiam ad Clearchi
narrationem non satis videtur attendisse Rohdius; hie enim Tarentinos
propter superbiam a deis interfeetos hae de causa nullis sacris honorari
tradit, nequaquam tamquam lieroas. ac miri essent heroes sacris carentes.
ceterum Clearchi narratio apud Athenaeum 522 f. prostat sub finem eorrupta ac
perturbata. atque credi non posse, nefarios istos homines intra urbem ad
Ostia domuum conditos esse adnotatione mea, quam Kaibelius subscripsit,
monueram. ipsa Clearchi verba restituere nee poteram nee conabar.
^) Charax sacerdos patriam religionem allegorice et pragmatice de-
fendens et Artemidorus, homo Stoieis rationibus deditus, graves auctores
religionis et superstitionis sunt, sed suorum tantum temporum. quid Graeci
sex saeculis ante sensissent neque sciebant neque curabant.
Agamemno. 189
Graeci senserint certissime demonstrant Salmoneus Capaneus Phae-
thon Was Aiax Locrus, etiam Tarentini illi, ad quorum tumulos
iusta fem vetitum erat (Clearcho teste apud Athen. XII 522 f.),
omnes propter superbiam morte dira puniti, neque ut deus fieret
(quod Christianus scihcet Minucius contumehose dixit), sed ne leges
divinas violaret, Aesculapius a love ne Semela quidem,
ictiis est.
cuius exemplo Rohdius maxime nititur, quae C^£t tv 'OkiuTiioig
aTio^avovoa ßoö/iuoL -/.egawov (Find. 0. 2, 25), ictu fiilminis dea
reddita est, sed ab inferis a fiUo suscitata. profecto ctTiod^avovou
Pindari ahud est atque Rohdii zu erhöhtem dasein aus der sicht-
baren weit entrückt^).
Redeamus in viam. consideremus numeros cantici Aeschylei.
quos uno verbo definire licet, stropha euim tertia e triginta con-
tinuis metris constat, epodus e triginta diiobus. altera brövis
nuUa supprimitur, et in epodo ne anaclasis quidem ulla est, stro-
phae ultimae octo metra alterna vice recta et inflexa sunt, more
iam supra spectato. hanc catalexis finit; epodus, cuius cursum
multae etiam accelerant solutiones, integro iambo abrumpitur
potius quam terminatur. iuvat antistrophum cum ephymnio et
epodum describere.
ßaqela S' aoxCov cfdrig ^hv x.drwf,
örjfj.oxQävTOv d' äoäg rhu XQeog.
(.livsL S* a/.ovoui tl fioL i.iioif.iva vvy.rr^oerpdg.
tCov TTolv/.TÖvcüv yctQ ovy. äay.OTtoi ^eol /.eKai-
val 6' ^Eqivveg XQÖvim tv/jiqov Övt ävev Ji/.ctg
TtaXivTvxel TQißäi ßiov tl^eIo^ auavqöv, ev (5' ai-
OTOig teXäd-ovTog ovrig al/.d, zo d' VjieQ/.ömog y.Xvetv
ev ßaqv' ßdlkerai yctQ ooooig Jiöd-Ev y.eoavvög.
y.Qivio (5' äcpd^ovov oXßoV
ur]v^ tir^v TtToXiTtoQd-og,
^ir.t' ovv ciVTog akohg vit äJJ.iov ßiov yariöoLui.
TTVQog ö' r/r* f.iayyeXov ttöIlv dul/.ei 0-oa
ßd^ig, d d' ht]Tvi.uog, rig oldev eits ^(töv e-
axiu \piO-og- rig Coöt naiövog fj cpQsvibr y.e/.ouuivog
(pXoybg nc(Qayyi?.fiaaiv vt'uig TtvQiod^ivxa /.uq-
^) Novi quae Rohdius contra dixit, ne errasse videretur.
190 II. 2. Commentariola metrica.
dlav STteix' oXkayai Xöyov xa^elv. yvvaixog aix-
l^iai 7tQ€Tt£i Ttqo Tov ffavevTog xüqlv ^vvaiveoai.
jiL^avog ayav 6 ^f^Xvg OQog ertivif-iETai, raxv^o^og, äX-
Xa raxvf^iOQOV yvvaiiioyi]QVTOV oXXvrai xXiog.
Celerrimos hos numeros qui recte recitare didicerit quid de con-
tiimaci eorum iudicabit errore qui epodum inter quattuor chorentas
distribuunt? ergo ubi poeta nullam recitanti requiem commisitj
ubi ne finem quidem cantico concessit legitimum, sed cantum a
coryphaeo quasi interumpi voluit, accelerantem praeconem con-
spicato, ibi perdita noviciorum criticorum sagacitas singulorum
hominum voces distinguit. quamquam multo etiam magis perversi
sunt qui ephymnia adeo rhythmica ab altera chori parte cantata
esse suspicantur, ab altera strophas. re vera numeri cum senten-
tiis conspirant, uti par est. atque de summa quidem rei iam dixi»
in epodo autem, si pro poeta orator verba faceret, ita fere loque-
retur 'verus an falsus sit rumor, qui de Troia capta per urbem
est, ignoramus, nam igni isti confidere virum sanum dedecet. quodsi
Clytaemestra victoriam laetis sacris celebrat, muliebri hoc facit
credulitate, cuius mox poenas dabit'. unum est orationis filum.
ergo uno pectore haec cogitata, uno ore pronuntiata sunt, quod
vero particulis poeta pepercit, poeta est, Aeschylus est, asyndeti
amantissimus. asyndetis vero si distribuendum esse inter choreutas
Carmen demonstratur, actum est de Pindari choro; cuius carmina,
cum sententias saepissime praebeant abruptas et inconcinnas, non-
dum discerpta et inter choreutas dispertita esse saepe miratus sum.
Eandem iamborum speciem, quam in his duobus canticis ani-
madvertimus, proximi stasimi una tantum praebet ultima stropha
(763—81), denique mere iambica ultimi cantici ultima stropha
est (1530-36 =
1560-66), periodis his 3. 2. 3. 6. 6. anaclasis
una in dimetro; altera brevis nullo in metro suppressa.
Etiam Choephoron nobilissimus commus, quem tripertitum esse
constat, tertiam partem (423-63) mere iambicam habet; ne hie
quidem altera brevis supprimitur, anaclasis autem in solo est ul-
timae strophae paenultimo metro, ev^of-iävoig ö' Sv eXd^oi, qui
dimeter hiatu a praecedente dimetro acatalecto separatus est. etiam
mediae partis strophae aut maximam partem iambicae sunt, ad-
mixtis paucis alius generis versibus, aut mere iambicae, sed a parte
tertia distant anaclasi et brevis alterius suppressione admissis.
memorabile tantum quomodo exitus stropharum ornati sint. prima
Chocphori, Eumenides. 191
sie exit 41, fieacfsoO^ai rovg yäg vägd-ev TteQid^vuojg zolg xtuvoCoI
z' ly/.oTelv.Pentameter est iambicus, cuius tertium metrum ana-
clomenon est, prima duo suppressis brevibus alteris molossi
speciem habent; similis est tetrameter catalecticus Sept. 770
ävÖQüjv äXcpr^OTüv olßog ayav Ttaxwd-elg, in quo alterum metrum,
detracta utraque brevi, spondiacum est. in Choephoron secunda
stropha extremum iamborum metrum, idque anaclomenon, phere-
crateus excipit tamquam clausula, 54 dvöcpoi -/.alvitTovot, ööuovg
öeoTtoxöiv ^avdxoioi. tertia stropha et epodus in integra metra
exeunt, ut exiit in Agamemnoue epodus.
Porro in Choephoris post duas strophäs maximam partem
trochaicas duae secuntur mere iambicae 623 — 652; numeris facilli-
mis bis a 3532333. öo. 7. apparet ex ipso conspectu, cum
in a nulla ante finem sit catalexis, periodos aut hiatu dirimi, id
quod semel tantum evenit post decimum a fine metrum v. 628,
aut plane incertas esse, ceterum numeri facillimi sunt, tardati
quidem haud raro brevibus suppressis, sed numquam inflexi.
Eumenidum stasimon utrumque et a trochaeis coepit et in
iambicam exit stropham. prior haec est
381 ^livBL ydq' eviir^yavoi de '/.al riXuoi y.ay.Cbv
z€ (.ivr^fioveg Ituvai,
385 '/.al dvOTtaqriyoQOL ßqorolg arifj.' avisTa duTto^EV
Xdyjj -d-ecöv öiyooxaTOvvv' arr^Uwi Ädurcai,
duaoöoTtaiTta'Aa ötQ'/.ofievoiOL
xai övaof.ifxdTOig öfxüg'
390 tig ovv rad* ovx a^erai re xal öedoixev ßgorcbv,
ef.iov y.Xvcüv ^touöv
Tov f.ioiQÖy.QavTOv ty. -d-ecbv do9-ivxa teLtov eni d^ uoi
395 yfQctg 7ia).aiöv, oud' dxiuictg y.vQü (axvyvdv)
y.aintQ vtio yd^öva xd^iv eyovoa
y.al övadXiov xvifpag.
Excipit hexametrum octometrum iambicum tetrameter (i. e. di-
et
raeter) dactylicus cum ad numeros antea
diraetro trochaico, quibus
regnantes remittimur, utraque autem iamborum periodus catalec-
tici metri primam brevem suppressit, quod in Aeschylo novum
nobis obfertur, in Euripidis Supplicibus nuper saepius observavi-
raus. sed multo gravius hoc apud Aeschylum, qui vim ac natu-
ram numerorum secutus ipsum uomen dearum Atticum (quamquam
192 IL 2. Commentariola metvica.
plerique editores non viderunt) et legem divinam, quam toto car-
mine Furiae celebrant, in illo conspicuo versus loco coUocavit^). quo
artificio poetae animadverso etiam in verbis restituendis adiuva-
mur. accurate enim sententiae et numerorum membra inter se
conveniunt. 'ille (reus, in quem impetum faciunt furiae) manet
(fugere nescit), perfectrlces vero malorumque memores sumus deae
Magnae, et inexorabiles mortalibus munere fungimur contempto, a
deis alieno, sub luce, quam sol non mittit, quo nee caecis nee vi-
dentibus accessus est', ergo Isf-ivai subiectura est, praedicata ante-
cedunt, copula suppressa est, xa/ di€Troi.i€v (quod bene ex diöfievca
Heathius restituit) novum enuntiatum
est, in quo deorum hominum-
que simul ratio habetur. Tartarus denique quod ö'§vfubQiog dicitur
non sole carere aut tenebricosus esse, sed luce avrjUwi uti, audax
hoc quidem est, et audaciam poeta collocatione vocabuli metrica
confitetur, sed quanta est temeritas Furiis et Aeschylo terminos
figere velle, quos in Tartari horroribus describendis transgredi non
debuerint? itaque etiam in antistropho sedes manifestae corrupte-
lae inventa est, gravissimam vocem perisse scimus, ac mihi quidem
ra^iv ornandam certum videtur, ut respondeat ul-
fuisse epitheto
timo membro y-al dvodXiov ytv^cpag. nam ne Graecus homo oivyväi'
cum z^öva coniuncturus fuerit, nou est verendum. de ipso supple-
mento non litigo.
Alteram stropham (550 — 83) non opus est apponere, neque
enim faciles hi numeri quemquam latebunt 5. 3. 9. 4. tetrameter
solito more anaclomenus est eq^^iari. jtqooßaXwv JUag üXeT^ äxlav-
Tog dioTog. memorabile autem, Aeschylum his iambis eo quasi
praelusisse, quod proximam stropham, quae e trochaeis et dactylis
constat, simiü tetrametro terminavit 537 cpQEvwv 6 itäoiv cpiXog
y.alTtolvevxTog ÖXßog, ad quam normam antistrophi verba ab
Heathio recte exacta sunt, cum librarii trochaeos restituere male
conati essen t.
Hi sunt trilogiae iambi puri; nam de eis, qui dochmiis aut
glyconeis intermixti sunt, aut quos ionicos potius quam iambos
appellare consuevimus, dicere nunc non in animo est.
In Prometheo mere iambica una epödus est, 901 — 6, dac-
tyloepitritici carmiuis. quam plerique editores, inter quos etiam.
In editione voces spondiacas ad dactylica rettuli; paenitet mutati
iudicii.
mt
Supplices. 193
Weilius est, nuraeris instruunt mihi certe inter Graecos invisitatis.
re Vera facillime ita decurrunt iambi
ef.iol d' ücE (.UV 6f.ia'Aos 6 ydf.iog [äcpoßog],
ov öedia, (.ir^dh v.quooöviov
dsCüv €Q(og ärpvATOv uuua TtQOodqd/.OL u '
anö/.Euog öde y ö Ttölenog, ajto-
Qü jcüoiuog^ ovS' €y,(o, zig av yevoiuav
ruv Jiog yao ovy ooGt lu^tiv öitut ffvyoiu av,
rhythmus ne crebris solutionibiis obscuretur, accentus vocabulorum
pi'ospiciunt. in gravissimo loco incessum suppressis brevibus tar-
paeimltimum metrum anaclasi oruari quam familiäre Aeschylo
daii,
non iam est quod moneam. peccatum est in primo versu; etsi
Sit,
enim acpoßog od et dtöca urj ad iambos ita revocari possunt, ut
prima utriusque metri syllaba suppressa esse dicatm', abhorret hoc
a concitatissimis ceteroqiiin numeris. consentiuntque plerique ä(po-
ßog iuxta od dedia omnino ferri non posse. cum igitur, utrum
recidendum sit, iambi ostendant, acquiescendum videtur in eis quae
dedi, quamvis per syntaxin haudquaquam faciUbus. quae sie fere
interpretanda sunt eyw d^ äcpoßog fiev eiui, £| öuoitov yao eovai
fioi ö yduog' y.Qtiao6viov du. d-eCov tqiog /.uj TTQOoßXeiptU i.ie' rovroig
(.UV yccQ ovA. av dvxiyouu. re Vera igitur Nereides propter lovis
licentiam in lo spectatam sibi timent').
In Supplicibus integrum carmen 776 824 e tribus strophis —
mere iambicis constat. quod cantatur, cum Danaides solae a patre
rehctae impetum iVegyptiorum expectantes in uUimo discrimine
vcrsantur, ita ut a cupidine mortis ad auxihum lovis imploran-
dum vix se erigant. iambos convenire puta-
his igitur affectibus
vit Aeschyhis, cum puellarum barbararum
iras formidines preces
lonicis maxinie aut dochmiacis carminibus exprimeret. stropha
prima 19 metra habet, quae usque ad catalexin continuari certe
possunt; possunt etiam ita dirimi 3 3 3 4 6.; supprimitur subinde
prior brevis; altera tantum in exordio; infringitur metrum paen-
ultimum.
ttü yä. ßoüvi, '/rdvör/.ov aeßag,
xl 7tELo6(ieoi}a; 7t ol cpvyioiiev ^ÄTciag
X^ovog, xekaivüv el xi xevO-og iaxi ttov,
^) Perfeci emendationem eiecto i^eöv; iam prior periodus apte exit in
.Tßooöedxot ,«£. praeterea ultimus tetrameter distineiidus erat.
Wilamowitz Griechische Yerskanst. 13
194 II- 2. Commentariola metrica.
780 ^leXag ysvoiftav yca/ivbg vecpeooL yeixovCbv Jiög,
tÖ Ttäv d' acpavrog äuTterrjg äiövbg tog
'/.övig ävegO^e jtrsQvyiov oloi^iav.
praeter emendationes vulgo receptas aidrog wc; scripsi^), ubi
traditum est aig öiUnui:] de metro constat, nam in antistropho quin
recte edatur tiqiv ävög' äiceu/.iov twiös xQif.irpO-i]v(^cay xqoI minime
dubitandum est. atque adiectivimi quod ad y.ong referatur in
corruptis illis litteris latere artificiosa verborum collocatio docet.
cum enim coniungenda sint to tiüv ärpuviog oloiuqv, h. e. TtavTelüjg
arpavio0-6n]v (de interitu nimirum cogitant Danaides), et äu7tsr>ig
aregd-s TTteqvycov h. e. avaTtTÖuevog y.aücsQ urtisQog wv, ea quae in
medio enuntiato sunt necessario cohaerent, frustraque fuenmt qui
synonymuiji vocabuli ärpcevrog, velut aiorog, reponebant. aiövög
autem y.6vig obscura est, non ab innato colore ita vocata, sed
quod luci officit dum surgit, donec a procellis abrepta pereat.
hanc enim vim antiquae voci inesse et grammatici testantur,
cum liieXav i] ärpavhg rb didvöv esse dicant, et poetae, Apollonius
Rh. 1, 389, cuius äidin] y.i]/.iE liyvvg apprime huc convenit, et
incertus quidem sed nobilis olim qui Oceania vada, quae circa
Libyam esse ferebantur, TtriVov äidvöv vocavit (Schneider Call. II.
adesp. 220)2).
Strophae alterius metra 18 aut cuncta aut certe praeter duos
a principio trimetros reliqua continuanda sunt usque ad catalexin.
omnia praeterquam quod prior brevis saepius supprimitur integre
iambica sunt.
7i6d^8V de iioi yivoix^ av ai^sQog d-Qovog
TtQog ov -avcpeXX^ vÖQrjla yiyverai y^nov,
795 r) Xiooag alyiXup dycQooösixtog oiocpQwv Tcgsf-iag
yvTTiag rcivQa^ ßaOh 7tTc~)ua fiaQTVQOüod fiot
TtQLv öaUtOQog, ßiat y.aQÖiag, ydf.iov '/.vQijoai.
*) Praetervideram idem coniecisse Kirchhoffium.
') Adnotat Schneiderus Oppianum
nrjXög dtövi^g dixisse de limo
(Hai. 4, 245), imitatum scilicet ea quae de Oceano vadoso dicta esse seimus
per Hesychium. Jirjkög didm)g Etymologus g-lossae dtöi'dg addit, quam
Orioni debet, quod recte videntur ad Oppianum referre. Is qui Theo-
goniam Hesiodeam carmine de Typhone auxit Aetnae nomen, quod fando
perceperat, videtur 'Alöv/jv fecisse (860): quippe Aetnam respici probabile,
lACxvrjg ex didvf^g facere et temerarium est et formam procreat inauditam.
Supplices, 195
AvfpeU.a optime restituit Dindorfius, cum vtfpr^ ö^ traditum sit, nee
vitupero, licet multis deriserit Hermannus, eiiisdem y.äo'Cag, quam-
quam satis, opinor, accentu notatur öl coalescere. praeterea inter-
pimxi, ne quis cum scholiasta /MQÖiag male ad daUTooog referret^).
Strophae tertiae, si antistrophum sequimur, metra sunt,
16
fortasse dirimenda in 4 6 6. et medius qiiidem hexameter puros
iambos habet; ultimus metra impaiia inflectit, unum altera sup-
pressa tardat; qui a principio est tetrameter de corruptela
suspectus est, cum tria continua metra has formas exhibeant
— v^ ^^ N_^ — ^ soluto pede priore, — v-^ w— anaclomenon,
^^ ^^ ^^ — priore brevi suppressa. quae omnia minime vitiosa
sunt, sed coniuncta ab Aeschyli per tot versus spectata simpli-
citate mirifice distant. sed sententia nuUi crimini obnoxia est,
vßqiv appositum est ad actionem verbi.
yevog yaq Aiyvjtriov vßqiv övacpoQOV ägaevoyeveg
820 (.lerd (.le ÖqÖ^ioiol öwaevoc tpvyäöa fidraioi TtoAvd-Qooig
ßiaia diCrivtat )Mßelv.
oov ö' eTtiTtav Lvyov zaXdvTOV ti ö avev oid-ev -d-va-
tolOL TiAeiöv eaviv^}-^
Etiam in Persis iambi minime frequentes sunt, neque integra
stropha ex eis ulla constat ante exitum, sed hie ut dissimilis Ore-
steae est ita Euripidis amoebaea cantiea in memoriam revoeat.
In antistropho male solent corrumpere quod Aeschylus egregie dixit
*)
jö yäg '&avüv i?^evi}eQ0VTai q:ÜMuiy.xcovy.ay.cbv 'mori, hoc est liberari a malis'.
ultimus tetrameter, cuius numeros stropha ostendit, cum talis traditus sit
xiV äj-iq)^ aiväg ht nögov zißvo) yä(.iov Zvxiiga, varie temptatus est, neque
defuerant qui intellegerent (pvyäg subesse et aoristi requiri coniunctivum,
sed occaecat plerosque superstitio, ut syllabatim strophas exaequandas esse
credant. a qua qui über est, facile restituit rCva q^vyäg (yäg) tvt, aögov
%6f.ico. rectius in editione dedi {Tiv)eu.
Suppressi quae de stropha dixeram, meliora enim editio dedit, sed
*)
conservo quae de voce ycado/,og v. 815 scripseram. Aeschylus igitur
yauioxog dici credebat lovem haud aliter atque no?.ioöxog appellatur. in
eundem modura Flooeiöäv ö yauio/^og Sept. 310 explicandus est. re vera
yaiäFoxog (Inscr. Gr. ant. 79) ^qui terram vehiV Neptunus ivoaiyniog ap-
pellatus est propterea quia terra antiquissimis temporibus in mari natare
credebatur. titubasse Graecos postquam fizeiv et oixiriv in ununi vcrbum
conflata sunt non mirum est. sed hodie talia melius intelletrimus ipsis
Graecis. tarnen xov oyoig yaiovxa etiamnunc video commendari quod ;
veriloquium eo tantum memorabile est quod uno.vocabulo ter in gramma-
ticam peccat.
13*
196 IT- 2. Commentariola metrica.
qualia nupei* enarravi. ecce conspectiis vss. 1002 — 76: a. Xerxis 3
Chori 2, X. 2 Ch. 2 5. b. X. 4. Ch. 3., X. 3. Ch. 1 + X. :i. Ch. 2 X.
pherecrateus, Ch. phcr. X. pher. Ch. 3. c. X. -> Ch. 2, X. 2 Ch. 2,
X. 2 Ch. et X. 1 Ch. 2 2. öf. X. 3 Ch. 1 X. 3 1. Ch. 2. X. et
deiiide Ch. 3. 1, X. 2 Ch. 1, X. 2. Ch. 2. X. öoxf.i.
e. X. 2 Ch.
Ch. 3 X. 2 Ch.
()', 2 parvas
<5 peiiodos hiatus et syllaba anccps
(5 +• 1
certo diiimunt. hiant saepe intcriectiones, atque, id quod valde me-
morabile est, oqco oqlo IUI 7 metroii iambicum explet. öidjtqsjtov
creticus est 1006, quod cum -/.d^ÖLac, comparandum est, öiaive diaive
1038 vel hoc siiperat, cum äi coalesceus vocalem anteccdentem
non producat; pronnntiabatur igitiir ut d simplex ab Eleis et Kho-
diis, qui oä^ia %oC 'löcqievEüg scribebant^). mflexa sunt tcrtium a
fine metrum in stropha a, tria mtra secundam (1015. 16, 20. 29.
30. 32), päenultimum in tcrtia. prior brevis saepe supprimitur,
altera in tertio ante finem metro strophae secundae (1025, ubi
'idiov Xaog ov cpvyaixiiag unice verum est, e't 1037) et quartae-
sed inde a tertia stropha omnia proponenda sunt
E. öiaive diaive Tti^ßa' TtQog ööi-iovg d' X&i.
X. aial alal dva öüa.
1040 S. ßua VW dvxidovTcd fioi.
X. öüoiv -/.ayiav y.ay.wv y.a'/.oig.
S. iv^e (.leXog ö^ioü TiO^eig.
E. X. OtOXOXOTOl.
X. ßageid y aöe avucpoQd,
1045 ot (.idla^ Kai töö^ dXyw.
E. eQeao' eQeoas v.al areva^' e^iijv xdqiv.
X. öiaivofiai yoedvbg wv.
S. ßua VW ävtiöovTtd fioi.
X. (.leXeiv TidQeoxL, diojtoxa.
^) Haec pronuntiatio, nisi fallor, tandem explicat, quo pacto fieri potuerit
ut Romani oööov rosam facerent. nam quod pluralem neutrius et sing-u-
larem feminini permiscuernnt, Meyctga Meg-aram appellare solent. audiebant
iaitnr a Graecis florem qöCov appellatum, atque rozam quam fortasse ante
Appinm Caecum scripsorant postmodo rosam scribebant necessario. unde
collJ^i-Viunis florem eis traditum esse a Graecis delta assibilantibus, quales
Rhodii quos cum Liparam occupasse tum ad Rtiodani ostia et in
erant,
Hispania Vödijv condidisse accepimus, hodie Rosas vocatam. quamquam
hoc quidem e nomine barbaro confictum esse periti consentiunt.
Persae. 197
1050 S. kjtoQOiate vvv yöoig.
S. X. urOXOTOTOl.
X. fieXaiva d' av /.le^iei^etac,
oij OTOvöeooa ftXayd.
E. Y.al oriqv ägaaae -/MTtißöa^ ro Mvoiov.
1055 X. avL ävia.
E. y.al fioi yeveiov näqd^e lsv/.riQri TQixa,
mcqiyda.
X. aTTQiyda f^idla yoeövd.
S. dviei d^ o^v. X. /mI rdö^ eQ^o).
1060 E. Tcirclov 6* egetAS y.ol7ciav d/.i.u^L xsowv.
X. avt avia.
S. y.cd ipdl/J" ed^siQüv ymI y.ccTor/.Tioai orgaröv,
arcQLyöa.
X. arcQiyöa (.idXa yosörd.
1065 E. öialvov 6' üao€. X. i6yyoi.iaL toi.
E. ßoa VW dvTidovnd uoi.
X. oioi oiol.
E. alccATog lg döuo ig x/e;
1070 X. iio Iw llleoolg aia dvaßarogl
E. iioa öij y.at' äarv.
X. hocc di]Ta, vcd vaL
S. yoäaiy aßooßdrai.
X. iw l(\) JhQoig cda dvoßarog.
E. 1] Tj l) l] TQlO/.dX^lOlOlV
1075 fj Tj fj ij ßdQiOLV ölofuva.
X. TciuxpLo rot OB dvod-Qooig yöoig.
a memoria librorum aut scholiorum haec tautum rcccdimt: 53
Ol Lachmannus: f^ioi, 75 uXouevoi; 54 -/.dirißCo pronuntiaiuUim est.
at clamant editorcs cum alia tum cpodnm pcrditc esse corrupta,
quid quod ullam fuisse iicg'ant epoduui, quasi noii muUas in aliis
haberemus iambicas, aut quasi modos et motus sallandi
tragocdiis
eosdcm ab cxeuntc quidom clioro repcti conseiitaneum ossot. imo
consentaneum est noii antistrophica esse quaecumque ab exeuute
quidcm choio caiitantur. ei autem qui fabulam scaeuicam inter-
pretaturus est hoc maxime propositum est, ut quid et quomodo
198 II- 2. Commentariola metrica.
in sit, et videat tamquam spectator, et aliis mon-
scaena actum
tamquam chorodidascalus. in Persis regia nuUa est in scaena,
stret
tumulum Darei non iam curamus. versamur alicubi ante Susarum
portas; vel mater Xerxi antequam regiam intret obviam ibit (850;
de quo loco contra Nikitinum et Weilium aliquando verba facere
in animo est^), senes in via cum rege domum properante convene-
runt. suorum mala multis lamentis deplora-
qui postquam sua et
vit, cliorum domum ire iubet, atque hoc ubi iubet, Carmen iambi-
cum incipit (38). iubet ibidem chorum lamentis suis per lamenta
respondere (40), quod iussum eisdem verbis non solum in anti-
stropho (48), sed etiam in epodi principio (66) repetit. hoc ergo
grave visum est Aeschylo. quippe rex a choro senum in urbem usque
ad regiam deducendus est, ipse primus per e\'oodov (sive t^odov has
fauces dicere mavis) scaena egredietur, comitabuntur eum senes,
atque sicut actor cum choro eadem via incedit, ita modos et salta-
tionem coniungunt: ea quae Xerxes prima iambica stropha cantat,
novam qua locum rex sibi quaerit in fronte
illustrant actionem,
chori, dux pompae futurus. 42 autem imperat u'C« fielog ouoü ri-
0-dg, h. e. 'simul mecum canta' ad quae chorus 'grave hoc malum,
;
vae, et hoc doleo. xai röd^ alyCo^: quid tandem? nempe quod
iussus a rege suo planctus suos planctibus regis miscuit. ergo ea
quae interposita est interiectio ototototoI ab omnibus cantatur.
idem fit 51, neque quemquam, modo sensum habeat, quam graviter
hoc fiat, latebit. postquam iterum oiororoxol omnes cantarunt,
Chorus addit 'atra insuper addetur, vae, lugubris pectorum pulsa-
tio'. tum Xerxes 'et pectora feri et vociferare, Mysio mofe'; ita
enim v. 54 intellegendus et interpungendus est, y.a.1 oxegv äqaoae
'/MTtißöaj to MvoLov. qui ante ^o Müolov non interpungit, nescio
quem Mysium clamorem planctibus addi iubet; nee tamen uUa
sequitur hiteriectio. in proximis metri iambici leges eam quam
dedi efflagitant distinctionem: quae pentapodiara scilicet iambicara
nullam norunt. ac vide quanto haec
ajtQLyd^ ärcQiyda {.idla yoedvd
praestent 'perde canos barbae tuae, carptim'. 'carptim quidem,
sane flebihter'. ita demum repetitio vim suam habet, tum Xerxes
'acriter vociferare', Chorus 'et hoc faciam', tQ^co, futuro utitur,
quandoquidem nunc quidem nihil eiulat. accuratissime omnia in
antistropho respondent. tandem Xerxes ad propositum et se et
^) Disputavi pauUo post in Herma, quae nunc in Interpretationibus
leguntur p. 44.
.
Pcrsae. 199
chorum ita revocat, ut eadem imperet quae in canninis exordio
sunt 'clamate mecum, itedomum, per urbem'. rectissime hoc,
sunt enim extra urbem; et convenienter epodo: nunc enim dece-
dere coeperunt ex orchestra. progrediuntur, saltant: tum Xerxes
yoäay dßQoßccTUL. quam egregium hoc: dum saltant cc-jou ßubovai,
sed funebris haec saltatio est, respondent 'Uegolg ala övaßaxo^
quamvis per patriae sohun incedant, quamvis molliter saltent,
dolet quod Persicam terram pulsant. nihil his aut brevius aut
gravius. itaque infelix dominus acerrimo dolore percitus altissime
tollit planctum Vae quam dura incedenti est patria terra, post-
quam triremibus perdita infelix reddita est', hac suprema voce
emissa fauces scaenae ingreditur. chorus item spectatorum visui
paene iam ereptus 'deducam te male ominatis questibus': futuro
tempore ea satis descripta sunt quae intra urbem agentur. tra-
goedia enim perfecta et absoluta est. vix credo opus esse, ut
pluribus commendem, quod e v. 69 verba male repetita sustuli,
V. 75 dXöuevoi, quod omnino non intellegitur, ad nomen suum IUq-
olg ala revocavi. sed de metro dicendum, dochmios paucos in ipso
exitu commodissime inferri. inscitiam eorum qui talem dochmii
formam, qualis 1073 est, fuisse negant satis coargui Herc. H^ 219.
ibidem de quadrisyllabis dochmii formis egi, quae hie admittendae
sunt, si tradita servamus, quamquam in his interiectionibus nihil
admodum certum est; sed quia per dochmii naturam tam multa et
varia tolerari possunt, nos quidem ut quamvis infirmam teneamus
librorum memoriam coacti sumus: ego certe ne dimetrum quidem
dochmiacum Jituipio roL ot duo^^öoio^iv} yooig, quantmnvis placeat,
restituere ausus sum.
Perlustravimus Oresteam refertam iambicis canticis, deinde
tres fabulas, in quibus iambi non dcsunt quidem, sed tamen rari
sunt, quae restat, Septem ad versus Thebas, bipertita est; con-
iunxit enim Aeschylus interitum Labdacidarum, rem vere tragicara,
cum epica fabula, quae Septem ducum cladcm celebrabat, neque-de-
fcndi possit, si quis Aristotele et Lessingio confisus actionis uiii-
tatem neglexisse crimini quod in numeris non minus
ei dederit.
quam in rebus apparet. ex quo enim Eteocles scaenam reliquit
fratri obviam iturus, omnia de Labdacidarum funcsta sorte agunt,
atque iambica omnia sunt cantica, ab amplissimo stasimo 720—90,
quod Oresteae perfectissimos iambos aequiperat, usque ad amoe-
baea, Persarum exitus similhma. contra iii priore parte, ubi de
200 IT. 2. Commentariola inetrica.
Thebarum obsidione agitiir, lyrica quidem multa sunt, dochmiaca
pleraque, sed in his ianibica stropha una haec
fxfKBLj ffößtot d' ovx vicvwooei y.eaQ' yehoveg de y.aQdiag
(.idQmvat tiortvQOvoc zaQßog'
290 Tov af^irpirelxt] Xewv ÖQ(xy.ovrag log rig texvwv
V7ieQdeÖ0Lxi:V XexccUov dvoevvdroQag TtdvvQOi-iog TCtleutg.
295 Tol f.i(v yaq rcorl rtvQyovg
7tcivda(.iEl 7tavof.iLXel
oreixovoiv xL yeviouai;
tol ö^ hl d^lCpLßÖXoLOLV
iccTtTovai Ttollrai
300 %SQf.idd^ uy.Qiöeooav.
TtavTl TQOTtioL Jwysvslg &€ol OTQaTov Kad/noyevfj QvsaS-s.
305 Ttolov S" a.(.ieixlisGd-e yaiag Ttiöov raad^ ägeiov, ex^QOlg
dcpivreg rdv ßaÖvx^ov' alav
vdcoQ T£ z/iQxaloVj evTQacpeOTarov rtio^idriov
310 ooLov u]OLV Iloouödv ö yaidoxog Tr^d-vog te Ttalöeg.
TtQog rdö'^ w TtolioC'Xoi
9-eoi, Toloi fiev h'^co
ixvQytov dvÖQoleTEiQav
315 Ka/.av, ^LxporrXov drav,
l^(ßal6vrEg ciqoioS-e
yivöog Toloös TCoXlxaig
320 '/.al TtöXeiog QvioQsg eveögoi OTdO^rjz' ö^vyöoig Xitalaiv.
V. 290 — 94 ope certissime
in libris leviter obscurati scholiorum
ad sententiara subaudiendum est öir'öoiy.a, usus enim
restituti sunt,
est Aeschylus in comparatione elcganti illa brcvitatc, quae multis
nee tantum indoctis hominibus negotia facesscrc solet; sed spc-
randum est, copiosa Vahleni disputatione, quam viri celcbcrrimi
beneficio aecepi, dum haec scribo, liunc errorcra radicitus cvulsura
iri. V. 299 n;olltai]B\iechGler, jroAiiaig libri. nunc demum pugnae
imago perfecta est. Argivi portas aggrediuntur, atque portis ex
arte munitis effici ut hostes Iv dtupißühot yiyviovrca quacvis arx
Graecorum docet. Acschylum siquis cum artis opcribus contulerit,
Etruscis maxime, quae Gustavus Koerte eruditissime enarravit,
narrationem oranibus subesse intelleget, quae ipsa moonia Theba-
rum ab Argivis oppugnata esse vellet, ita ut belligerandi mores
ab Iliade longe recederent. quod magni momenti est ad aetatem
Septem. 201
Thebaidis illiiis definicndam, qua et poetae et artifices et historici
in narranda Septem ducum expeditione usi sunt. v. 315 postquam
diu gavisus sum emendatione mea, ym/mv ab Hermanno quoque
invcntiim sed male ab ipso contemptum esse comperi. nam cum
Laurentianus y,aTaQLipoitlov primitus haberet, corrector idem sub-
stituit quod in reliquis libris est xai xav, quod neque verum ne-
que tarnen coniciendo inventum esse potest. xaraQiiponXog non de-
bebat probari, siquidem miles fugiens arma non y.aTaQoiTtrei, sed
ciTtoQoimtl, atque ^lil'aoTCig vulgo dicitur, non a;ioQoi(paoftig. poeta
dignum id est, quo duo substantiva suo utrumque adiectivo oma-
tum coniung-untur: ignaviam, quae vires perdit, dei Argivis inicere
iubcntur, insaniam, qua capti arma abiciunt. ultimo tetrametro
restituendo numeri optime prospiciunt. nam in stropha Ttöhv /.al
axQcttöv traditum est {oioatov et ftoliv variae lectiones sunt), in
antistropho evtöooi te oxd^^ijre, quae neque respondent inter se
neque omnino iambica sunt, atque ^vxoqeg otäd-iirt eveögoi ita ne-
cessario intellegendum est, ut dei auxilio veniant Thebanis coramo-
doque loco consistant, e quo urbem ab hostibus defendant. fertur
vocabula male intrusa exj)ulisse Paleius: hie igitur emendationis
auctor laudctur.
De parte altera Thebanae fabulae si verba facerem, ne inte-
grum quidem prooemium sufficeret; necdum omnia satis intellego
maxime in commo, cuius austera sublimitas Persarum simillima
est. sed stasimi pulcherrimi numeros saltem explicabo, sententias
et perspicio et admiror, enarrare vero non possem, nisi ut simul
de totius fabulae vel potius trilogiae compositione agerem. a. 13
metra sive iambica sive choriambica claudit decasyllabus alcaicus.
720 TCecpQixa tav wlsawiKov d^eov ov ^eolg bf.ioL-
av 7iavaXrjOt'j '/.wM/xavtiv TtazQog ev/.xaiav 'Eql-
vvv reXeaac xag Ttegi-O-vfiovg y.axdqag Oidirtöda ßXaipiq>QOVog.
TT.aiöoXtxioQ ö' "EQig äö' öxQvvei.
b. 17 metra iambica sive choriambica sunt, quorum ultimus
tantum trimeter sine incommodo separari potc^. ecce anti-
strophus
742 TtaXaiyevr^ yctQ Xeyu) TtccQßaoiav io/.vrrot-
vov, ahova 6* ig xqi'xov fievetiv), \^/TÖXX(ovog eixe ^läiog
ßiai xQig ehiövxog kv f.ieGO(.irp(xXoLg Ilvd^ixoig x^^'^^l^^'o/c;
d-vüiOKOVxa yivvag äxeQ odnteiv tcöXlv —
202 TT. 2. Coramcntariola metrica.
niimeri legeiitibus non iam difficiles erunt; stropha conspirat
praeter quiiitum metrum, in quo uno altera brevis siippressa est.
traditur ibi ^äriojoi ymI yßojvia yioiug, probabiliter Hermaims
'/.alyaia siibstituit. verum licet liaec labes certo tolli non possit,
numerorura ordinem antistrophus intactum servavit, foedumque,
qui in hac est, hiatum stropha non habet, quem una htterula
addita sustuli ita ut simul sententiarum concinnitati subvenirem.
multo enim praestat utrumque membrura verbo dicendi sub-
iungi Vetus delictum dico celeriter puniri, sed usque ad nepotes
pertinere'. ex antistroj^ho sententia in proximam stropham transit
TugarrjO^elg d^ i'A cpiXiov äßovXiäv
lyehavo f.i6v /.iÖqov avxCoL
7tarqoy.TÖvov Oiöucoöav^ öote fi( r()og äyvdv
755" 07teiQag ägovQav Xv^ Itgccrpii QiCav aliiaTÖeooav
«VAa* Ttaqdvota ovväye vvficpiovg cpQsvioXrjg.
c. trimeter iambicus; enhoplium membrum; prosodiacum cum
ithyphallico; dimeter iambicus cum pherecrateo, enhoplius verus,
i. e. in ithyphallicum exiens. haec nomina in praesentiarum
satis sunto.
d. 9 metra iambica continuanda esse videntur, claudit tetra-
meter, paen ultimo metro anaclomeno, primis duobus contractis,
qua de forma ad Choei^horon parodum dixi. adscribo antistro-
phum quia fere integra servata est;
tIv^ drÖQÜJV yccQ tooövd' i^avfiaaav
0-eoi '/.al ^vvioTLOi TtöXtog <o> TtoXvßoTog
% cdiüv ßQOxGiv^ ooov tot' Olöiicovv tLov
Tccv uQ7CaS,dvdqav xTjq^ cKpelovra yj'oqag.
9-eoi monosyllabum esse numeri docent^); articulum Dindorfius
supplevit. sie paratum est emendandae strophae fundamentum, in
cuius principio libri et schoha haec pcrquam inepta tenent rilsLat
yuQ 7CuXai(pdicov dgai ßaQüui yxixtiXLuyui. in quibus dqav recuperare
facile erat; quod dudum restitutum est. xiXua corrector in M
dedit; abiectum esse metri gratia iota cur scholiasta dicat, nolo
quaercre. vitii non immune esse ßaqilm numeri ostendunt.
^) Imo xat delcndum esse, dici Oedipum et a deis Thebanis et ab
omni mortalium genere beatum esse habitum per litteras me docuit
i ttto Schroeder.
Septem. 203
at quae tandem sententia est? ^j. chorus modo dixerat se timere,
ne cum regibus res publica interiret. huius timoris rationem verba
corrupta indicant, in quibus uqüv -/.araXlayai secundum usum huius
vocis nihil significat nisi devotionem ratam factam componi, dis-
solvi. iam utrum liuc convenit 'riXeial tloiv alrcöv uqwv /.aTcc'/J.ccyai
'ratae tandem fiunt dii'ae' an ßaqelaL al •/.axal'kayai 'graves sunt cum
componuntur dirae'? h. e. 'timeo urbi, nam dirae patris ut ratae
fiant, intereundum est filiis Oedipi, et confici solent dirae cum
magna clade'. ergo transponenda sunt adiectiva ßuQslca -/ag jccOmi-
fpdzwv aqQv teleaL '/.aTalXayaL; quo facto numcri restituti sunt,
nam relmi bisyllabum admittcre non vereor; iifuoi bisyllabum
est 876, et Ag. 1458 vtv öl xü.iav Ttolviivaorov litrivO-iofo^ modo
bisyllabum sit Tsleav^ nihil opus est demere, ut dimeter dochmiacus
constet. nunc rectius isluv edidi.
e. iTiei d^ uqri(pQOJV tyivero fie?.eog ä&'/dwv
yducoVj iit ä'/.yu övGrpoQwv
iiaivouivca -/.gadiui
öiövfia y.d/J' ixtleoev
7turqo(p6v(.oL xeqI tCov y.QeioaoTaxvcov d^it-idTiov STtkdyxd-r.
hexameter iambicus, cuius primo metro altera brevis deest,
auribus blanditur; sequitur trimeter dactylicus, qui in ultimo versu
cum trimetro iambico (qui ab anaclasi incipit) copulatus est (ar-
ticulus enim procliticus). hos dactylos in iambica Euripidis stropha,
Troad. 1183, nuper cognovimus. sed ambiguus est qui medius inter
hos est--^ ^^ ^^ ^' -^ ^-^ ^-' —
de quo omnem suspicionem reticere
;
mihi liceat, nam quae aliena admiscentur iamborum naturam
non tangunt. antistrophum sie scribendam esse aio, addita una
littera
T€Kvoig (5'
a^(x)'^^«s' t^ft'i'^sv STCrMrog TQ0(p5g,
aial, nrAQoyktüOOÖvg d^dg,
xai acps oidaQOvöftioi
öiä XEQL Ttoze Xaxttv
XTj;/mra. vvv de rgeto^ «») rekear^i Y.auxpiTCOvg ^Egivvg.
sententia, quam lenissimo rcmedio restitui, magni momenti erit
in quaerendis Aeschyleae tragoediae fontibus. suscensuit Oedipus
*) Extrema pars strophae restituta est, postquam praeclaro acumine
Bnechelerus et Kirchhoffius rä ö* dkou nevof.Uvovg (neAd/te»^ ov traditur)
.lag^QXeraL invenerunt. scd in primis verbis sauand'is horum usus luiUus est.
204 TT. 2. Commentariola mctrica.
filiisob pristinum cibum (aQxccia xQorpi] dicitur sicut ccQxaia rpvoig
Chooph. 281), cum a Polyiiice pro iimero, carne regia, crus
victiraae acccpisset. narrat hoc secundiim Thebaidem Ilomcri
doctissimus Oedipi Colone! commentator 1375.
Verum de singulis canticis satis^). de ipso numerorum genere
paucis dicendum est, quod per Aescliyli Eun'pidisque tragocdias
late regnare demoustravimus. ternas quaternasque strophas,
ccntenos versus e mcris iambis componi vidimus, quorum quamvis
di versa specics sit, natura tamen sempcr eadem est. ctiam clau-
sulas harnm stropharura inflcxione aut immiiuitione quam alicnis
versiculis admixtis cum ceteri poctae tum Aeschylus distinguere
malunt. iam cum dialogus e trimetris iambicis -/.aca oiixov repe-
titis cantica cingat, numeros reapse eosdem mauere et tantum
a recitando ad cantandum, a puris ad iiiflexos aut imminutos
iambos trausire apparet. vidimus etiam compluria cantica trochaica
ab Aescbylo additis aut pluribus aut una stropha epodove iambica
quasi couiuugi cum dialogo; atque ipsa iamborum specie, maxime
in epodis,mutata quasi ab altö dcscendit et in viam rcvertitur
Aeschylus. quac omnia mihi videntur maxime memovabilia, quia
neque casu neque per ludibrium fiunt, sed ex iamborum et tragoe-
diae origine explicationem habent. nempe tragoediani ita natam
esse constat, ut cum iambo, quem proprio ita appcllamus, lonico
poeseos genere, choricum coiiiungcretur melos, quod cum nomine
communi careret a specie quadam dithyrambum vocare solet
Aristoteles, atqui chorica poesis aut omnes omnino aut hos certe
iambos penitus ignorat, ergo cantica iambica simul cum dialogo
ab lonibus repctiverunt tragoediae auctores Aeschylus Phryni-
chusque, repctita autem divina sua arte ad summum pcrfectionis
deduxerunt fastigium, quod ante cos nemo nc diviuavcrat quidem.
atque per hos maxime numeros nova tunc tragoedia suam formam,
suam natuiam assccuta est, toyß riiv autfjg ffvoiv, ut cum Aristo-
telc loquar. aha res in trochaeis, quantumvis splendeant in
Acschylo. nam tetrametri quidem, iam ab Archilocho exculti,
cum trimetris iambicis fortasse iure componuutur, sed cantica
raro tantum e puris constant trochaeis et dactylicis mcmbris,
quae aut intra aut iuxta trochaeos posita esse solent, originem
suam profitentur; specie tantum a dactyloepitritis dil'ferunt,
*) I^jfciam per cantica quae inde 832 usque ad finem Acschyleam
a. v.
oceupaut tragoediani iambi regnant. numeros in cditione subnotavi.
Orif'ines iamborura. 205
quorum gcnus ex una specie Pindarica minime aestiraandum
est. quid enim ad naturara numeri, quod modo dactyli, modo
trochaei frequentiores sunt?*) itaque Aeschyleo more lelicto
ceteri tragici alias praeferunt dactyloepitritorum formas: hoc est
quod dicimus trochaeos ab uno Acschylo coli. Euripidcs etiim
cum in aliis tum in his trochaeis priscam artem resuscilai-e
studefc. at iambos illos si sustuleris, tragoedia ipsa sublata erit.
ne dochmios quidem tantopere laudare ausim.
Quae si vere disputata sunt, eiiam dialectus illa semiionica
qua dialogus utitur in canticis iambicis expectanda est; ac multa
apud Aeschylum quidem a dorismo, quem falso vocant, ceterorum
canticorum abhoiTent. quae mutare ego certe non audeo, qiuim-
quam infirmam esse librorum auctoritatem probe scio, atqiie mox
exacquata esse cantica omnia consentaneum est. nee tarnen inu-
tile esse in re critica factitanda expertas sum, ut et numerorum
et vocabulorum origines memoria teneamus. poetas autcra, sicut
hodie, ita olim Athenis eam artera calluisse, qua et per delectum
verborum et per formas eorundem certum colorem sententüs illi-
nerent et ipso sono iiO-oii et TidO-og exprimerent, is certe facile
sibi persuadebit qui ut philologiae muneri satisfaciat versus et
componere et limare temptaverit.
Quae de iamborum tragicorum origine rationibus modo demon-
stravi, testimoniis adstruere haud difficile est. et eam quidem
speciem quae alternis choriambis dimetros quasi efficiat Anacreon-
team esse et res docet et gravissimum testatur scholion Promethei
parodo adscriptum. cui quod fidem hodie plerique derogant, opi-
niones suas ab historia refutari inviti confitentur. alios iambos
Anacreon non multos habet, plurimos, puros maxime, Alcman, quos
eum loiiibus debere, Lydiae accolis, veri simillimum est. P^picliar-
mus et ante eum Aristoxenus, Megarenses ab Ilybla ambo, iam-
bos faciunt in Sicilia, sed, quantum quidem mihi innotuit, in dia-
logo tantum et ad lonum modum. traditum vero est fuisse
etiam chorum la^ißioTiöv Syracusis^), et trimetros cantant chori
*) dixcrara; meliora infra docebo. si verum esset cum
Ki'li(iui qiKie
trimetro eliain carinina iainbica ab loiiibus repetita esse, idein in troohaica
caderit. atqui neulroruni exenipla ab lonibus profecta nobis tiuidem
suppetunt. tetranieter tantura trochaicus cum fratre trimetio ianibico
receptus est ex ianibo, poeseos frenere Archilocbio.
Atheu. V 181c, ut vldetur, e Timaeo, cuius nomen antecedit. inter-
'')
posuit AUieuaeus haec, c DLoscoride, uisi fallor, disputationi quam Hero-
dicus de IJomero iiistituerat.
206 II- 2. Commentariola metrica.
Spartani «//^'g nox rji-ieg xaQTsqoi vsaviai etc. et popularis versi-
culus 7C0Ü uot ra QÖöa, rtov f.iot rcc Xa, 7tov uoi %a '/.alct oeXtva
natus est extra loniam inter gentem, in cukis ore vau nondum pe-
nitus perierat. neque is sum qui sexto saeculo Doriensibus ignotos
fuisse aut peregrinos visos esse iambos credam, licet ex lonia re-
ceptos. nam qiiod de omni aedificandi fingendi pingendi arte
arcliaeologi praeclare docuerunt, ex Asia vcnisse artes atqiie re-
ceptas Argis Chalcide Corinthi deinceps a cultissima quaqne gentium
Graecarum pro ingeniis et moribus singiilorum excultas esse, hoc
ad omnes artes et litteras et omnem omnino vitam pertinet. nobis
autem, qui litterarum et rerum publicarum historiam contexere
instituimus, nisi stulti suraus, vestigia archaeologorum premenda
sunt, quibus et plurima etmaxime sincera documenta praesto
sunt, tamen Aeschylus iambis suis exempla non e longinquo
sed'
petere cogebatur, cum domi prostarent. hoc docet comoedia Attica,
siquidem eisdem plane, quantum quidem ad naturam numerorura,
iambis utitur, neque anaclasi neque brevium suppressione ab-
stinet. pauca saltem exempla apponere iuvat. Av. 851 58 —
6i.iOQQod-a), ovvd-iXto av/.i7taQaiv€aag e^co
TtQoaödia fisydlct os(.iva TtQOOihat ^eol-
oiv, a(.ia de ttqooHl xaQiTog evsy.a TtgoßdcTiöv ti S^veiv.
iTO) iT(t) de rivd^iag ßoa O-eCbi.
^vvavXsiTto de Xalqig uiöäi.
38. 33. metra sunt, et clausula maxime speciem tragicam habet,
sed haec ad Sophoclis Peleum adumbrata esse dixeris, quam
fabulam respici parum dilucidum scholion adfirmat. audi haec
quae inter solitos dimetros sunt Av. 410 18 —
TVXV? ^^ TTomg v.oi^dt.u itox avxw Ttqog oq-
viO^ag IXd-Elv eqojg
sequitur alter hexameter eundem in modum formatus. luculen-
tissima omnium haec Acharnensium stropha est
yJvTifiaxov tov Ta-Aadog tov ^vyyqarpi] tov fieXecov Ttor^tijv,
wg /.ikv anXCoi Xöywi, y.av.Cog e^oXeoeiev 6 Zevg.
og y Ifie tov TXr]f.iova yli^vaia xoQ^y^J^v äiteXva ädeiTtvov.
ov «V srcidoqu jev-d-idog öeöfievov, fj d^ iü7tTrji.i€vr]
oiCovaa /rccQaXog i/cl TQaTTeCrjg }iei{.i€prj
oxiXXoi' xäira (.liXXovrog Xaßeiv
avTOv -/.viov ccQTtdoaaa cpevyot.
Origines iamborum. 207
5. 4. 5. 13. choriambi ordiuiitur, more Anacreonteo. deinde ra-
pid! curruiit iambi, sed ubi loligo tenerrime cocta de mensae mar-
gine, ubi iuxta salinum posita est, labascit et humum decidit, cani
iucundissima praeda fiitura, ibi Aristoi^hanes ad risum excitan-
dum non minus diviiie quam in rebus seriis Aeschylus suppressione
alterius brevis syllabae ac deinde prioris utitur. clausula denicpie
tragico canticonon minus conveniret, quamquam risum movet
comicus, cum patellam in mensae ora titubantem, sensim ad
ima prolabeutem, denique cadentem ipso versus tenore eximie
imitatur.
Popularium cantilenarum modos a comoedia referri cum om-
nino tum ibi verisimile est, ubi eadem stropha eaque simplicissima
saepius repetitur, velut in Acharnensibus 836 — 59 quater haec:
4. 4. 6 cum clausula Reiziana. aut in Ranis 416 39 octiens —
2. 2. 3, et 398— 4U3 ter 3. 3. 5 cum ephymnio, quod tria In-
tegra metra explet. et hae quidem cantilenae, quae puros ha-
bent iambos, illam exhibent periodorum dispositionem, quae stro-
pham antistrophum epodum in nuce ut aiunt continet. quem
morem in iambis quidem tragoedia spernere solet, ne nimis vol-
garia facere videatur. magni vero momenti quod Ranarum fa-
bula mystas inducit, lacchum celebrat, solemnem in Cereris
festis ita enim ad eam devenitur religionem,
laußiouöv imitatur.
lonibus sanctissimam, e qua iambi nömen acceperunt et Archilo-
chus libertatem malediccntiae suae procuravit. iaußioubg nihil ad
Aeschylum; sed quod mystae ad iambicos modos in pompa sacra
incedunt, nihil iam habet lascivi aut ridiculi. quae laccho couve-
niunt, Baccho non hidigna sunt, novimusque iambicas cantilenas in
sacris Bacchicis solemniter cantatas cum alias, Semi Dehi diligen-
tia servatas ^), tum invocationem Phaletis, quam Dicaeopolis Dio-
nysiis rusticis cantat. quae omnia e puris constant iambis. tamen
ithyphallici versus nomen docamento est, in iambis illis etiam
supprimi solitam esse syllabam brevem, quis enim dubitabit, quin
versus tales, quales cum ahbi tum in Vesparum parodo Aristo-
phanes /mtcc otixov composuit tov ici]Vov lo näieq rcdvfQ roviovl (fv/.a-
^) Apud Athenaeum XIV 622 c; quam idem paullo antea coinmemorat
ithyphallorum cantilenam trochaicani esse in Kaibclü Athenaco docui.
idem Senius apud Athen. III 109f trimetrum lambicnm laudat in Thesmo-
phoriis recitari solitum. commemoratur liic Semu§ Cosniiadis f. in titulis
Deliis extrema reip. liberae actate exaratis.
208 11. 2. Commentariola metrica.
bttiaut Euripides tragoedia dignos habiiit (fgm. 1)29), secundum
horum poetarum seritentiam vere iambici fiierint tetrametri. sed
ithyphallicum Carmen in Demetrii regis honorem compositum,
quod Demochares in historias suas rettulit (Athen. 253), trimetro
iambico verum subiungit ithyphallicum, hiatum enim in fine tri-
metri admittit. vel extra Bacchicam religionem iambi in formulis
sacris soUemnes sunt, velut ante libationem dici 'rtg zTiiös',
^Ttollol yiayad-oL'j post eandem ^hx/.gxvrat' ycaXei d-töv' Aristophanes
commemorat (Pac 968. Ran. 479 cum scholiis, carm. popul. 11).
itaque ne anaclasis quidem ab usu vulgi recedit.
Peculiarem iamborum speciem amoebaea tragica nobis obtule-
runt. amoebaeis iambicis Acharnenses item finiuntur, atque Di-
caeopolis victor a choro deductus similis est Xerxis, quatenus
xw/joc,- et y-Ofi^wg congruere possunt. cum enim et tragoedla et co-
moedia primitus ita terminarentur, ut chori saltantes cantantesque
de scaena decederent, fieri non poterat, quin poetae eis modis
uterentur quae in pompis sacris usu venirent, et Aristophanes
quidem y.w^iov imitatur. cuius iambicos versiculos cantilena
tip'slla AalUviKE ostendit, falso ad Archilochum relata. at
Bacchica laetitia si naeniis tragicis procul abest. itaque harum
exemplar alibi quaerendum est. quodsi planctus TJiebanarum in
funere Oedipi filiorum, Xerxis in deplorando exercitus interitu,
Troadum in urbis totius excidio iambis efferri videmus, quod Choe-
phori et dum sacra ad tumulum deferunt et dum Agamemnonis
acerbum funus describunt, quod Peleus in Euripidis Andromacha
ad corpus Neoptolemi, Orestes et Electra in eiusdem Electra ad
matris corpus iambica cantant, eo adducor, ut legitimos hos nume-
ros in naeniis Atheniensium fuisse credam. pompas enim funebres
maximo cum apparatu et opulentissime et religiosissime antiquitus
ab Atheniensibus institutas esse vascula picta luculenter demon-
strant, neque obmutuerunt naeniae, cum Solonis sapientia nimiam
funerum luxuriam recidisset. testimonia quidem me deficiunt, sed
nescio an ipsae interiectiones aial aial^ iw iio, Ttanal, ororororo/, iam-
bicum numerum testentur, haud sccus quam slelsü anapaestis
convenit, qui exercitibus inipetum facientibus accinebantur.
iamborum forma ea est, qua plurimi et
Peculiaris denique
fere puri sinepausa decurrunt; tales iambos Agamemnonis can-
ticum alterum epodo insigne et Promethei epodus nobis obtule-
i"unt. rursus convenit comoedia, in cuius parabasi solemnis pars
lamborum orig'ines. 209
nvlyog vel fiay.göv vocatur, sedeadem Ttviyr] in illis scaenis plu-
rima sunt quas Zielinskius aycHvag haud inepte nominavit. excipi
videmus scaenam e tetrametris sive iambicis sive trochaicis sive
anapaesticis constantem a magno eorundem metrorum numero
usque ad catalexin sine pausa continuatorum. haec quoque non ab
Atheniensibus demum inventa esse sed in cantilenis popularibus diu
antequam scaenica poesis effloresceret viguisse Alcmanis potissi-
mum reliquiae docent (fgm, 76, etiam 24). et tragoedia quidem
in eisdem fere finibus atque lyrica poesis se continuit: auxit idem
ita ut plane novum et peculiare carminum componendorum genus
efficeret comoedia. nimirum tragoedia ita exorta est ut duas
Ktterarum formas dudum perfectas coniungeret, iambum et melos;
transitum ab uno ad alterum per illos quos pertractavimus iam-
bos fieri nunc sed comoedia, quae iam-
liquido, opinor, apparet.
bicas scaenas cum
quae parabasin excipere solent, tum prolo-
eas,
gum a tragoedia demum mutuata est, suam et novam sibi formam
creabat, lascivae choreutarum et phallophororum actioni convenien-
tem. nam phallophori sunt antiquissimi histriones, fascino coriaceo
abdomine podice insignes. quos in patria sua inter Dorienses
pauca verba sine arte sine numeris fecisse probabile est, quem ad
modum inter Italos multa per saecula fiebat. hanc comoediam
vere Megarensem, veram Atellanam, rüdem et incompositam cum
poetae Athenienses lonica et arte et elegantia eatenus excolerent,
ut tragoediam sororem non dedeceret, nova etiam numerorum com-
ponendorum arte opus erat, hinc illi tetrametri, hinc nviyi] illa
nata sunt, sed de comoediae Graecae originibus quaestio funditus
instauranda est, postquam praeclara archaeologorum inventa ter-
minos ab Aristotele positos everterunt^). atque cum omnis omnino
rerum Graecarum memoria, tum ea quae ad vitam mores litteras
saeculorum VII et VI pertinet, tantopere aucta est et in dies au-
getur, ut non iam acquiescere liceat in forma olim per summos
viros Welckerum et 0. Muellerum delineata. sunt quidem alia
multo graviora, nee tamen nulla auctoritas metricae artis erit,
modo ad historiae leges sanas et severas revocetur, quas in
linguae historia dudum observamus.
^) Quae de numeris exposui non mutantur, etiamsi comoedia tota
Attica est, sicut hodie credere malo.
Wilamowitz, Griechische Verakaust 1^4
—
3. Choriambische Dimeter'),
Fortsetzung früherer Arbeiten behandle ich hier zunächst
In
eine Reihe euripideischer Choriieder, deren Maß bei den
beiden anderen Tragikern in dieser Ansdelniung und Reinheit
nicht vorkommt. Den Anfang mache das einzige Stasimon des
Orestes.
'O fiiyag olßog a x agerd, w —^^—
._.ww — |
^leya fpQOVoüa äv^ '^Kkldöa xal —
v^v_^w — v^v-^ — ^:^ \
rtaqa HinovvTioig oxerolg, _v^w — ^_^| -^ >^ — ^
8lü naXiv dvi'^Xd-^ t^ Evrvyjag 'y^rgeidaig ^^ w — — v_._^ — |w |
TTaXai rraJMiäg ano oi^iirpogag öofitov, w_-w^ — — v_.n^_|v^ — w |
|
Ö7c6i£ XQVOeag iQig dg- ^w^ — ^:^| — w^^ — |
vbg i'jXv^ev TavraXiöaig^), —. ^^Jr- _w^ ^z^ :==: |
oiAtQüiara ^oivauara xai — v_.^^^_^ — w,_ — |
815 orpdyia ytvvaUov Te'/.tn)v' w-wv_^_ ^ ^, |
üd-ev (pövioi fpövog iia^iai- x^ ^37 ^^ ^^
ß(ov Öl aifiarog ov TtQoXei- t^^ -^ ^^ ^ w_
7i€i diOGüloiv i-JTQtidaig. w-^ .
Ich habe viel g'estrichen und zug-esetzt,
Sitz-Ber. Berl. 1902, 8ß5.
ohne Abweichunofen zu bezeichnen, wo es nicht unbedingt nötig war,
die
wollte aber doch nicht ganz unkenntlich machen, daß in dieser Abhandlung
eigentlich das Folgende in seinen Grundzügen schon steckte. Dann waren
einzelne Wiederholungen nicht zu vermeiden.
Das Speisen der Kinder ist das Unheil des Thyestes, der Mord
*)
dieser edlen Knaben das des Atreus: so richtig der Scholiast. Beides steht
als Apposition zu £C)tg ÜQvög, die Wirkungen zu der Ursache. Es liegt
nahe, statt rjhn'h, das von den Scholien nicht bezeugt ist, ein Wort wie
Em]ynye zu wünschen, oder besser mit Fritzsche iQiq (iQvoq, eQtg yhls, denn
eine so freie Responsion wie hier ist selten: aber daß die Grammatiker
sie durch die Schreibung rfkvd'ev hätten erzeugen wollen, ist wenig wahr-
scheinlich, und selbst wenn ein iQiq ausgefallen war, lag ihnen diese Er-
gänzung fern.
Orestes. 211
To y.akbv nv xaAdv, xovMov
820 7CVQiyEV€l reiiiveiv TtaXänai
XQoa^ fieldvderov öe rpövcoi
i^iffo^ eg avyag äeXioLO öel^ai.
TO ö' av y.azoLQytlv aaeßeLa Ttor/.lXa^)
y.ay(.Ofpo(n'tov r^ uvdQCov naQcxvoL-
825 a' Oavdiov yaq uncpl rfößwi
Twöagig i(xyj]oe rdXai-
va *T€Kvov, ov ToXfiäig uaia
KtEtviov aar fiareQa, /.ü] rtaxQwi-
av rit.iG}V %dQLV^ li-avd-
830 ipriL övO'Aleiav eq du.«
Tig vööog fj TLva ödxQva y.al —
Tig eXeog ubL^lov xara yäv -^
rj uazQOATÖvov aiua ysiQi d-eoS^UL; —
olov tQyov TsXtoug'^) —
835 ßeßdy.xevrai f^iaviaig, v_^
ELjiievloL d-iiQai.ia, rpovov —
dqoudoi öcvtvwv ßAerpdooig^), -^
^) nor/.ü.a ist Variante des Marcianus. 'und Lesart des Scholions {oiy,
änXij daeßeia); es ist im Text überlieferte /leyd/.i] mit
also unerlaubt das
Porson in /latvöP.tg zu ändern, wenn das mindestens gleich gut Überlieferte
keinen Anstoß bietet. „Das was gut an der Tat des Orestes ist, die Blut-
rache, ist nicht gut, denn er hat sich des Muttermordes gerühmt (vor
Helios, wie bei Aischj'los Ch. 986; Euripides El. llTJff. biegt es bewußt
um; es stand wohl im Epos). Das y.dy.o^^gyeh' andererseits, das auch dabei
war, ist eine komplizierte Impietät und Wahnwitz von Menschen niederer
Gesinnung: die Mutter hat in der Todesstunde dem Sohne ja gesagt, daß
er sich mit ewiger Schande bedeckte." Die Epode führt das weiter aus.
noiy.i?.6(fQO)v ist Odysseus (Hek. 131), Medeia (oO(»), Aphrodite (Fg. ^6): wie
sollte nicht in der Ivist, mit der Orestes seine Mutter fängt, zioty.i/.ia an-
stößig sein? Sein Handeln ist mit y.ay.ovgyeiv bitter charakterisiert: er
tritt iu die Kategorie der ?.omodvTat usw., die der attische y.dy.ovgycov röfiog
mit der verfolgt.
d^caycoy// Daß die andere Seite seines Tuns, das Kom-
plement zu dem xcüöi', betrachtet werden soll, zeigt (u<. Es lag nahe, 823
xay.ovgyov zu lesen, was als Variante im Marcianus überliefert ist, aber
eben deshalb ist es sekundär und durfte nicht von Weil zu einer Änderung
(xay.ovgyd)^') benutzt werden, die mit av unvereinbar ist.
*) of'ov verdoppeln M V gegen A C
') 83U ist (pöi'cöL überliefert, was man mit den Schollen als dativus
causae zu Ei\nkv(oi i7//<ja/ut ziehen müßte, sehr hart, und difunof entbehrt
dann des Objekts, denn Dt'uxtfia ist Orest. q^öi'ov ßXeqdiwt; dirtOiov ist
^
Periphrase für g^oroi' ß?.t:Hov.
14*
—
212 II- 3. Choriambische Dimeter.
'Jyaf.iEf.iv6viog Tialg. ^w_w^
(h [.leXeog, (.latgog ore _^^_|_w^ —
840 XQvoeoTvrjvrjicov cpägetov — v-^w _^w — |
fiaatov vTceqxil.Xorx' eoiödtv — ^^^ i
— v_^^^ —
acpdyiov e^ero f-iarega yrazQi- www^—ww — v_^wv^w |
wv^) Ttad^iiov äf.ioißdv. _ v^v_. — |w
Das vorwiegende Versmaß der Strophe ist ein Dimeter,
dessen zweites Metron ein Choriamb ist; das erste erscheint als
trochäisches Metron, oft mit Auflösung einer Länge, aber auch
als iambisches, 811; über die Responsionen außer 813 ist kein
Wort zu verlieren: es ist nur vis inertiae, die 812 xqüotiag^
820 xif-iveLv in dem Texte erhält, Erfindungen einer Zeit, die die
Silben ausglich, weil sie die Verse nicht verstand. Hinter dem
Dimeter steht zweimal noch ein drittes Metron, katalektisch
oder nicht, das dann iambisch ist (81U. 11). Neben dem Dimeter
tritt der Glykoneus auf, am Ende katalektisch (818), einmal
merkwürdigerweise mit einer Vorschlagsilbe (817); er hat offenbar
den Wert jenes Dimeters.
In der Epode steht es ähnlich; auch in ihr sind Glykoneen
(831 mit inkorrektem doppeltem Daktylus, 8:^8 pyrrhichisch an-
lautender Pherekrateus), an die ein katalektisches iambisches
Metron ebenso antreten kann wie an jenen choriambischen
Dimeter (833), was einen Phalaeceus ergibt. Das erste Ghed
vor dem Choriamb zeigt aber neue Spielarten, den Choriamb
selbst, 839, drei Silben, Baccheus oder Creticus, 834. 35. Be-
sonders bemerke man den schheßenden Tetrameter, in dem der
Choriamb des zweiten Metrons die letzte Silbe aufgelöst zeigt,
das dritte choriambisch, das letzte katalektische iambisch ist.
Iphigen. Aul. 2(.)6. Epode:
%üv ladveuov te rcoöoiv — ' -^^ -.^ \
—— —— ^^
'Aanpt]Q(>ÖQni.iov \4yX^^^ -^ \
-^^^ -^ -^ —
xov a &Hig %ey.e Tcal >.• — >-^ |
^^ ^^ —
XiQiov i^sTtöfTiaev, ^^ -^ — -w Pher.
210 eidov alyidkoLOL 7ca()d — >w — ^^ -^^ — ^^ ^^ ^^^ Glyk.
T€ x()uy.dAaig öquuov v-^ >_• v^ - ^^ — Dochm.
') nazQo'jLOiv überliefert, wie häufig', wo die zweite Silbe kurz ist: ich
halte das für orthographischen Fehler, in der Tragödie und auch bei Pindar.
t
.
Iphi^. Aul. 213
exovra ovy brtXoig. w— -^^ -^ Reizian.
auiXXav ö^ knövBL Ttoöolv ^^.^ — s^ — Glyk.
ngog aqua recgcogov ^^ — -^ -^ Reiz.
215 iXiaaiüv rtegl yUag. ^-^ -^^ -^ Pher.
6 de dupgif/.ccTag Ißoär^ — ^^ — ^^^ —
n_x-_^^^ |
EvarjXog ^eQrjtidöag, — -w-^ — ^-' |
ov xaXXioxovg ld6f.iav — ^^ — |
-~^
XQVGoöaiödXrovg orouioig —^ — s^n^ — |
220 TiibXovg Y.ivTQü)L d-etvoi-ievovg, — -—^^ — |
Tovg (.UV /.lioovg Cvyiovg — ^^ —'^^ |
--^
Afiuxoffr/xTcut Toixi ßaXiovg, ^^ — |
-^^ -^^
TOvg {$' i^o) oeiQorpoQOvg — ^^ ^ — |
avTT^QEig xai-tTTalOL ögöucov — ^^ — |
^-^
225 TivQOÖrgixag usw^). 13 Dakt. + Ithyph.
Man beachte den mit einem der choriambischen Dimeter
verkoppelten Pherekrateus, 209: es ergibt sich ein Tetrameter,
der, so verschieden er aussieht, doch dem eben besprochenen,
Or. 842, im Grunde Für den Choriambus kommt von
gleich ist.
neuem nur die Auflösung der ersten Länge 208 und 222 hinzu;
aber für das erste Metron das Auftreten von 4 und von 3 Längen
und daneben einem Amphibrachys, 208, ^^ >^w 206. —
Iphig. Aul. 543:
f.i6y.aQsg di (.lexQiag S-bov Glyk.
(.lerd TS aiocpQOGvvag (.lere- Glyk.
545 oxov XeiCTQcov ^AcpQodirag, Pher.
yaXaveiat xQ^l^^^^f^^^oi -^^ — v^^^ —
— ^—'^^ — -^ —
I
/.laivot-ieviov o'iaiQtov, od^L di] !
-^^
dldiu^ "EQiog ö XQ^(^oy.6i.iag ^««•^^ — ^^^
|
— ^-^^^ —
tÖ^^ ivTsivBraL xotC^^w. ^^^ \
— ^-^ ^^^ —
550 xo f.iev in evauovi tcöxucol^ ^^ -^^ ^^ |
— ^—-^^
xb d' irtl ovyxvOBt, ßioxäg. ^^ -^ -^ — -^^ |
— -^•^ —
a7t€V€7ta} VLV af.iexeQtüVj v^--^_^n-^ — ^::^| — -.^ -^^ —
KvTCQt, xaXXloxa, d-aXd^icov. ir^iiri s^ — ^ ^^ — i
BU] Ö€ 1.10t (.lexQia ^=ri — v^ l — ^^ ^ —
^) Selbstverständliche Verbesserungren für ßoär' 216, aeigaqpÖQOv^ 223
hat Dindorf gemacht Orthographica lasse ich fort. 207 l-l/r/./}« von Paley
verbessert; es entstehen so zwei Dimeter. von denen der erste die Form
hat, die wir in anderen Maßen Prosodiakon nennen. 218 war mit Hermann
c5t in ou zu ändern. Intransitives t/.ino(ov 219 ist durch 1480 Or. 1294
geschützt.
214 II- 3. Choriambische Dimeter.
555 i^iev xccQig, itoDol ö" oaioi, — —
^^^ — v— —
^-^ |
-^-^
v.al fieT€XOtfu Tag jiipgodi- — ^^^^^^^ — ^^^^^^^^ — ^••^^ — |
rac, noXlav d' ayco^eliiav.^) -^-^ ^^
Die Strophe bestätigt nur: 556 -/.al jiieisxoiut zeigt einen Ado-
neus als erstes Metron, in der Antistrophe steht ^—' -^^-', — —
was sich als besonderer Vers nicht benennen läßt. Gleichwohl
wird jeder, der Rhythmus halten kann, leicht empfinden und
zeigen, daß beides sich entsprechen darf, und daß es denselben
Platz füllt, an dem anderswo selbst ein Amphibrachys steht, der
wieder mit einem Pahmbakchius respondiert (553). Um einen
Abschluß zu geben, tritt der Pherekrateus ein: die normale
Form gestattet keine Katalexe.
Elektra 713:
d-vfieXctt d' hiLTvavTO XQVOi'iXa-
toi, aekaytito d^ a/ äozu
715 TtvQ enißwutov ^Agyeitov.
Xwrbg de fflf^oyyov Y.eXdd€L | — s^^
/.aXXiOTOV, Movoäp ^iQdmov, — :^ — wvw — —^=^ I
^loXical ö ijl'iovT egatat — — — ^r-^' ::=; |
-----^
XQvaeag ägvög, eha doXoi ßveavov. — w — ^^^^ — | |
v^
720 y.()vcflaigyd(} £üvaig7ieioagäXoxov fpiXav ww — w^— Glyk.
^JlTQewg liqag kaxo^il- Glyk.
Cei TtQog öiof-Laxa^ veofievog Glyk.
ö' €ig äyoQOvg avrti — ww — | ^-^
Tccv -/.eQütoaav €X€iv — v_^w — v_^w —
725 XQ^'^^ö}.LaXXov /.aia dCo}.ia holilvccv.'^) — ^w — — ^-^ — | |
v--
^) 547 hat Reiske iiniröfiiv' verbessert, dem ich mich früher wie die
Herausgeber verschlossen hatte, weil ich die verschiedene Ausfüllung' der
Silben vor dem Choriamb nicht anerkennen mochte. Der Sinn ist j-o-liicklich,
wer in dem Momeut, wo Kros zwei Pfeile auf der Sehne hat, Windstille
vor der rasenden Brunst findet", d. h. wer in der Zeit der Brunst von dem
Pfeil getroffen wird, der keinen /ut/ion; roc oioioog zur Folg'e hat. Enripides
hat ein älteres Chorlied im Ko|)fe, in dem er denselben Gedanken mit
einem anderen Bilde erläutert hatte; erhalten ist der Anfang dcaaä nvev-
fj.aza :xveig "P]QO)g; das weitere paraphrasiert Kerkides Ox. lüSi), Kol. IV.
Daher ya?MV£ia. — Variante iler (llykoneus didv/i' ö xoi'oor.önag
5-lS ist als
'Egog überliefert. Im Schluß der Anlisli-oplie hat Keiske vor mir, Hermes
aus i'i'öoi' verbessert.
33, 516, i'rOci'
Dies die unenlslellte Antistrophe; nur eha dökot ist von Nauck
*)
—
aus ini?.oyot gemaclit. 713 15, die ich früher als verdorben fortließ, halte
ich nun und gebe die Kürze im XQ^^O' Ii'er und bei Pindar Nem. 7, 78 zu.
— — ;
Helene. 215
719 durch starke Interpunktion in Strophe und Anti-
ist
strophe Periodenschluß gegeben. Also hat der folgende Glyko-
neus vorn eine Erweiterung durch ein Metron der Form
>^w- —^^ —
724 steht Ilemiepes ebenso wie in der ersten
.
Periode. Der choriambische Trimeter schheßt auch wieder
die letzte.
Helene 1301:
OQÜa 7Coze ögoudöi '/.w- Glyk.
Xlül McciijQ i)tCuv iou^rj ^^1 — n_^^^ —
av' i/Mivia vd/iij -^^ ^-^^— —
'
7tOTäui6v T€ '/.tVU tdccTlOV — ^^
>s_^n«^^^ >-^-^ |
1305 ßuQÜßiJoaöv te y.C(.l cchov ^-^-^^ — — ^^^^ —
>-•
—
j
nöi^ioi tag ajtOLXOuevag ^^ ^-^ \
— ^ ^-^
ccQQrjtov y.uvQag. Dochm.
•/.QÖiula de Bgöuia. ötaJiQvoiov n_^^^-^s^^ ^•^-•v^-^^-^^-^.^
^^ ^-^^-^ —
|
livia y.ekaÖov uvtSoa, -_• — ^^v^w |
1310 3-ijowv bis 'Cvylovg ^=^— ^^^-^ —
— —^ —
|
Cev^üaai ^täi oaxivag, |
^
%av ctQTtaoiyuoav /.u/Mcdv — ^^^^ —
|
XOQÖJV €^iü Ttuq&evUov ^^^ — ^-^ —
|
(.ietad-vaav äekloTtoöeg, ^^-^^ — ^^^ — ^^^^^^
1315 ä uev tö^oig'y/QTeiug, ad' ^-?| — — ^^^^-^
eyy^u ro(jyCb7Cig 7cdvo7cLog. — |
— n»^-^'
avyaCiov ö' e^ ouQavliov — v_^^^ —
|
iZevg u 7tavTdQxag kÖQdvtov) — ^^ — -^-^^ —
|
äklav f.iolQav £/,Qaive^). ^^-^ — -^
Es folg-t auf ein Enoplion das kling'ende Hemiepes wie Erechth. 369, 3,
danach Hemiepes +
Spondeus. In der Strophe sind die letzten zwei Verse
bedenklich; der Herold ruft die Argeier, 'kommt öv'o."£vot vvnävvoiv q:do-
{.laxa ötiiiaxcC zovol ö' 'Atouöüv tYtixuQov olxovg. Bruhn hat gesehen, daß
ödi-uiTa törichte Reminiszenz aus 456 ist: was Atreus zeigen will, ist ein
Wunder, (pdot^ui, kein (5et/(a. Nun könnte man sich beruhigen und denken,
es wäre ein choriambisches Wort verdrängt, z. B. öaiinövLa. Metrisch
würde das Folgende auch gehen, da der Diiamb x^^Qol d' 'Aioei- dem
Choriamb /jji'oto/ia/.- entsprechen kann. Aber Euripides muß dann so ge-
dankenlos gewesen sein, das Haus des Atreus oder das der Pelopiden, in
dem Atreus und Thyestes wohnen, oiy.oL "Aryttöäv zu nennen.
^) 1311 Ctv^ctaa i^ed von Hermann verbessert, 1314 fiEtä y.ornüv d'
daß ein Verbuui des Sinnes verborgen wäre, den ich hergestellt habe,
war mehrfach bemerkt. Wenn jemand noch mit Heath iitra y.ovoai d.
setzen kann, also in diese Lieder des Euripides eine solche Verkürzung
' —
216 II. 3. Choriambische Dimeter.
Außer der gewöhnlichen Einmischung von einzelnen Glyko-
neen (1301. 1314) und dem pherekrateischen Abschluß ist das
Auftreten eines iambischen Tetrameters bemerkenswert (1308. 9),
und der Vers 1303, der vor dem Choriambus gar nur zwei
Silben, einen lambus, zeigt, da man, der Antistrophe (xatevovoa
xögag folgend: vkävra sprechen muß. Es ist der Kurzvers, der
uns von Maecenas atavis her geläufig ist. Er kehrt, sogar in
Synaphie, wieder in einem ähnlichen Liede, El. 432:
K^ELval väeg ai Ttox' eßats Tqoiav s_x |
— n-'s^ — |
>^
roig a(.ieTQ.riroLg egsTfiolg — s_ |
— ^w —
7ref.irrovoai. %OQOvg (.lexct NrjQi^iöiov, ^-. |
— v^>— — |
435 tV 6 cpiXavXog STtaXle deX- Glyk.
(plg TtQcbLQüLg livavBfxßöXoi,- Glyk.
OLV etXiooöfievog ^) t^; ^w—
Hei. 1338:
ETtel ö' ETtava eiXarthag — ^^ — —
-^^ — [
-—•n«^
^eolg ßqoTBuoi, %e yevei. ^ — — — -^ ^ —
^-y |
Zevg f,ieLXLoaiov otvyiovg — ^^ — | >^^
1340 Marqbg dqyag IveTteL — -^ — — ^^ >w 1
^
"ßäre, oe{.ival Xagireg, — ^^ — — ^^ — |
-^^
IVfi, t5a negl Ttaqd-ivon ^^ — -^-^^ — ^^ —
-^^
Jr^ol d^v(.LO)0(XfxivaL — >w —
i=i |
>>.•
XvTCav k^aXXd^at' äXäv, — »^^^ — 1
eines auslautenden Diphthonges hineinbringt, so verschließt er mit Absicht
seine Augen. Die Helene hat höchstens in der Auflösung des Dochmius,
wo sie verstattetist, eine solche Verkürzung 635 üg Xdßco c5 nöocg, und
selbst da wird wohl w wie so oft Zusatz sein, der Dochmius also anaklastisch.
1316 yogyco von Heath ergänzt. Von 1318 hat Dindorf das gegeben, was sicher
ist. Zu 19 Zevg äXlav fxotgav engatve vgl. Aspis 28 von demselben äXXrjv
ßrjriv vcpatve fierä cpgeaCv. Den Anfang der Antistrophe setze ich ver-
bessert her, wie ich ihn vor Jahren gegeben habe (Comment. gramm. IV 26)
ÖQOfxaiovg ö' ozs noXvn?.avrivo)v Mdzrjg ejiavas növovg
Jioöäv fiarevovoa
dvyazQÖg ägjiayäg doXCovg nCnzei fxev nevd'ei nexQiva xazä ögia usw.
Überliefert ögofialcov enavoe növcov ^LTCzet ö' iv n.
Dies die Überlieferung; die Antistrophe fordert nur 442 eine leichte
^)
Korrektur axQag für dxzdg, die Orelli gefunden hat; sie wäre auch ohne
Rücksicht auf das Versmaß nötig, da dxzdg aus dem vorigen Verse stammt.
Aber den Trimeter unseres Maßes wird niemand verkennen, der das Material
überschaut. 433 gibt denselben; nur ist die anlautende Senkung des letzten
Metrons unterdrückt. Den Abschluß der Strophe bilden noch zwei choriam-
bische Dimeter (der zweite ^^ ^-'w —
>— s_. — |
—
) und ein Priapeus. —
Helene. 217
1345 MovoaL d-' vuvoiai xoqGjv" .
— w^ —
^==^ \
XcchAOö (5' avöav x&ovLav — ^^ -^ —|
tvnavd r* eXaßB ßvQOorevfj -^ ^^ ^^ ^^ ^^ — ^^ -^ —
-^^ |
xakXiora röze TtQCjra /j-axd- ^^-^ — ^^ ^ ^^^
Qojv KvTtQig, y€).aO€v öh S-ea — — ^=i — — >-•>_• -^^
1350 öeBazö i' sig x^Q'^S — ^^ — — Dochm.
--- -^^
ßaQvßgofiov auXbv -«^— ^^ ^^ Reiz.
TeQcpdsld' dXaXayucji ^). -^ >-• Reiz.
Metrisch ist alles einfach: die Eintönigkeit der choriambischen
Dimeter wird nur durch einen Glykoneus mit pyrrhichischem
Anlaute unterbrochen, mit einem Priapeus abgeschlossen. Da-
hinter kommt noch ein Dochmius und zwei Reiziana. Beide
Verse sind uns schon in Iph. Aul. 206 begegnet; hier hat der
Dochmius die Form, die wir als zweites Glied des Asklepiadeus
kennen, edite regibus. Diese Schlußperiode hebt sich, dem Maße
^) Es sind eine Reihe Schreibfehler berichtigt, aber längst und all-
gemein; nur <3£ für te ist, wie es scheint, zuerst von Wecklein gedruckt
worden. Lesen mußte so, wer den Abschluß der Erzählung richtig auf-
faßte. Das Lachen bricht den Bann, nur nicht durch lambes oder Baubos
Künste erregt, sondern durch Musik. Man würde freilich erwarten, daß
die Göttermutter das Tympanon annähme, das Aphrodite schlägt, da es
das attische Kultbild der Mutter führte. Indessen gehört die phrygische
Flöte, mit der man die jUTjroöta des Hyagnis bläst, auch hierher. Der
Dichter verteilt die zusammengehörigen Dinge künstlich so, daß er jedes-
mal exemplifikatorisch ein anderes nennt, in der Weise, die den Modernen
so oft anstößig ist, bei Xenophanes 15 ebenso wie bei Horaz Carm. I, 20,
Übrigens ist dieser legöq Adyog recht merkwürdig; man muß ihn nur richtig
schätzen. Die fremde Göttermutter wird hellenisiert, indem die heimische
Demeterlegende auf sie übertragen wird, leicht im Lokal (Ida 1324) aptiert
und natürlich des Anstößigen entkleidet. So wird das alziov für gewisse
Kultbräuche geschaffen; aber in Wahrheit ist über den Kult gar nichts
zulernen, geschweige über die Religion. Diese Modernisierungen können in
den Kult dringen (der Dionysoshymnus des Philodamos zeigt es): dann
ist dieser eben selbst denaturiert. Also traue man solchen isool /.öyot
nicht. Dem Euripides lag ein Gedicht über den Koraraub vor: für dies
kann man ihn benutzen. Über die idäische Mutter belehrt CatuU, d. h.
Kallimachos, ungleich besser: das 3. Jahrhundert hat antiquarisch-historische
Neigung; das fünfte stimmt alles Barbarische, Exzentrische möglichst auf
den Ton herunter, der nun für schön, anständig, würdig gilt. Das tut
dieses Lied mit der Göttermutter genau wie das Kultbild des Agorakritos.
Voraussetzung auch zu diesem war die Vermischung der heimischen
Mutter und der Asiatin. Den Kultnamen 'Pia detn Euripides oktroyieren
wird nur, wer von all diesen Dingen nichts weiß.
218 II- 3- Choiiambische Dimeter.
entsprechend, auch im Inhalte ab; denn dieser und das Vers-
maß auch in der Antistrophe kenntlich, wenn auch der Wort-
ist
laut noch nicht hergestellt ist^).
Helene 1452. Ich kann nicht umhin, das schöne Lied ganz
herzusetzen, obwohl das für die IVIetrik nicht nötig wäre, weil
mancherlei zu verbessern ist; die Schönheit ist vollends erst zu
zeigen. Das Lied füllt den Zwischenakt, während dessen Mene-
laos und Helene von Aegypten abfahren. 'Ruder des sidonischen
Schiffes: du erzeugst durch die Strudel die d^eoia^ die Aktion
des Ruderns, du rufst die Delphine zu ihrem beliebten Tanze,
wenn das IMeer windlos ist und Galaneia, des Pontos Tochter
(die Windstille, die der Dichter personifiziert), ruft 'Schiffer, laßt
die Segel herunter, daß die Lüfte mit ihnen spielen (keine
Winde, die sie spannen, sondern nur der durch die Bewegung
erzeugte Luftzug; die Segel werden nicht sorgfältig aufgerollt,
sondern haben noch Gelegenheit, lose zu flattern; man erlebt
das, wenn man auf einem Kaik fährt in ähnlicher Situation), er-
greifet die Ruder und bringet Helene in ihre Heimat'. Das ist
die echte Stimmung des athenischen Schiffervolkes. Daß die
Mahnung, die eigentlich der Chor an die yiwTtrj richten wollte,
in den Mund der Galene kommt, wirkt wie eine Prophezeiung.
Die Antistrophe führt die Möglichkeit aus, daß Helene in Sparta
am Feste der Chalkioikos oder an den Hyakinthien (deren Aition
eingefügt wird) ankommt und ihre Schwägerinnen oder ihre
^) Es versteht sich von selbst, daß hier der Übergang auf Helene ge-
macht werden mußte, und wenn man hört /iifjvtv tlx£g f.iEyüXag Muzitös
und am Schlüsse f.wQq^äi /lövov ')]vx£t.£, so hat Euripides den Chor be-
fürchten lassen, daß Helene nur für ihre Schönheit Sinn gehabt hätte und
die Weihen der Götterniutter versäumt, was deren Zorn erregte; daher
hat sie ihren Mann und ihre Heimat verloren. Das ist alles nicht wahr;
aber der Chor singt es ja für Theoklymenos, hält also die Fiktion inne.
Mit dem Zorne der Göttermutter rechnet so der Chor gegenüber der
liebeskranken Phaidra, Hipp. 144. Ohne Zweifel wird sich die Korruptel
der Schlußzeilen heilen lassen; aber ich kann aus eu de vvv u/xaocv
vjitgßaXe oeXüva nichts machen. Die Tage und der Mond sind durch die
kurz vorher erwähnte Pannychis erzeugt; das muß Täuschung sein.
vnegßaÄeg dXXä /.woqiäc /lövov ??v/6tf wird wohl das letzte gewesen sein.
F'ür den Anfang will ich auch nur den Weg etwa weisen, olg ov Oe/ug
o' omY uoin iiivgyov ooig ev 'l}u?.dfA,oi.g. Das ist das Brüsten mit der Schön-
lieit, das die Göttin straft. Überliefert wv od 0. o. o. invgcooag ii> DaMf^oig.
Das Verbrennen muß vor allen Dingen fort.
Helene. 219
Tochter Hermione tanzend findet: das soll spartanisches TiOkal-
kolorit geben; dem Athener scheinen die Chöre von Frauen
und Jungfrauen dazu besonders geeignet. Zu allgemeinerer
Schönheit hebt sich wieder die zweite Strophe. Der konven-
tionelle Wunsch 'wenn ich ein Vöglein war' wird an der ägyp-
tischen Küste zu einem charakteristischen Bildchen. In den
Sümpfen der Nilquellen pfeift mit Frühlingsanfang der alt-
erfahrene Führer der Kranichzüge, indem er über die Frucht-
felder und die regenlose Wüste fhegt (äßgoxog ist, wie hier, noch
in den Rechnungen der Papyri Terminus technicus). Die Zug-
vögel sollen sich sammeln; bis an den Sternenhimmel empor
f hegen sie: aber jetzt sollen sie am Eurotas Station machen und
das Kommen Menelaos verkünden. Endlich werden die
des
Tyndariden gerufen, die im Himmel wohnen, aber 'unter den
Stürmen der leuchtenden Sternbilder' —
sie, die als St, Elms-
Funken, durch die Gewitternacht fahren,
feuer'), als elektrische
haben ihren Platz nicht im stillen Äther, wie die wirklichen
Himmelsgötter, sondern eine Sphäre tiefer: da wo später die
stoische Sphärenlehre die der Passionen fähigen Dämonen, die
Götterpersonen des Volksglaubens, ansiedelt. Hier sollen sie als
awTt]Qegj wie so oft ihr Name lautet, aber für Helene kommen
und deren guten Ruf gegen die homerische Sage verteidigen,
und am Schluß des Dramas kommen sie leibhaftig zu ihrer
Rettung. Das Lied ergänzt äußerst sinnreich die Fabel des
Dramas in die Zukunft; aber die Poesie kommt in den Natur-
bildern zu vollerer Entfaltung.
(puii'iooa l^öiovia^ co ^^ — — ^w —
|
tloeoiu^^ (piXcc _w^w_-^ — Dochm.
yiüQaye xCuv xakhxoQcov x_^ — -^ — — ^^^-^ —
|
*) Der 3t. Elm
ist in Wahrheit eine Korruptel von Helene, die frei-
lich ihrer heiligen Namensschwester den Platz abgetreten iiat. Im Alter-
tum kennen wir nur die Vorstellung, daß ihr Licht dem Schilfe den Unter-
gang bringt: sie ist iXtvavg (Haupt Op. III 3'22, wo die Sibylle zuzufügen
ist XI 12.') "IXiov oiy.Ttigd} ae, dnu ^ndgiijg ycig 'Eoivvg »ygft ooig ntMilitJoii
6Xo(oi y.ty.egaofüv)] äoTQCot). Man kann aber diese Aulfassung Helenes nur
als eine sekundäre betrachten, wie die ganze Verurteilung der homerischen
schönen Frau. Wenn also im Volke die 'heilige Heh^ne' statt ihrer Brüder
das rettende St. Elmsfeuer sendet, wenn, wie eben M. Stephanidis mitteilt
CAOijvü XIV, i:^7), in Lesbos der Regenbogen ciyüi, 'E'/.ivi) heißt, so dürfte
das Volk die alte Göttin richtiger beurteilt haben als Homer und Aischylos.
,
220 II- 3. Choriambische Dimeter.
1455 6eX(pivo)V, orav avgaig —^ Pherekr.
TtiXayog vi]vef.iov fji, ^^^=1:^=1— —-v^ —
[
yXavxct de IJövrov d^vydrtjQ ^^ — w — _ -^w —
|
FaXccveia rdd' Ei7tJ]L -^ ^^ Pherekr.
>xara (.lev ioxia rcerdaat' av- w ww-_--T:::^o<_^i::=:
60 QdL^ XiTiövreg eivaXiaig, —-^ — ^^^^=7.^—
Xdßere d^ eiXathag TtXdrag v^wv_. — wv_._w — Glyk.
d> vaürai vavxai Dochm.
7t€f.iTtovTeg BvXi^evovg w- |
— ^^^ —
UsQaeiiov oi'xwv 'EXivav kTt* dxrag« ^). |
_ww— |w —
65 fj Ttov xögag äv Ttorafiov
TtcxQ oiößa y/evxiTTTtiöag 7} tvqo vaov
UaXXdöog äv Xdßoig
XQOvwL ^vveX^oüoa xoqolg
fj y.ü)(.iOLg 'Taxiv^-ov
70 vvxtov eg evcpQoavvav
(ov EB,a^uXXi]ad(.Levog
tQOxööi r€Qf.iova ölonov
BY.avs 0otßog, tSi (de) Aayf.aL-
vai yäi ßov^vTOv fji.i€Qav
75 6 zfibg elTte aeßeiv yovog)
l-iÖGXov ^\ äv Xelrreig
oiixoiodv 'EqfXLÖvav)
ag ovTtü) TtevxaL rtqo yd(.uov eXai^iipav^).
^) 1453 god^coLgi verb. Canter; elgeata: verb. Fritzsche; 60 evaXiaiq.
') 70 evcpQÖvav: verb. Matthiae. 72 xegixovi: verb. Matthlae. Der Gott
tötet den Knaben mit dem runden Diskos, indem er diesen im Eifer des
Spieles über das Ziel wirft. Das würde einfach heißen tqoxov i^afitX-
Xr}odf.ievog tegfiovog, wie xiveg i^afiiXXävzat oe yfjg Or. 431; da aber der
Dativ TQo/ßi wegen exavs nötig war, ist es anders gewendet. Wer das
Ziel überschreitet, der verrückt es durch seine äfxiXXa. Hermann, der
TQoxog reg^iav verband (aber ein ogog ist nicht rund und kann nicht dioxov
neben sich haben), hat diese Konstruktion nicht bestritten. Jetzt liest
man mit metrischem Fehler äzegfiovi; dabei wird i^njMXXäo'&ai auch
wunderlich. 73 öe hatte Matthiae nur an falscher Stelle ergänzt: Hermann
hat aus zä o'&ev gemacht, und das findet Glauben. 76 XeCnetg habe ich aus
Xinou' gemacht und den nächsten Vers ergänzt; der Name konnte kaum
fehlen. Es täuschte bisher eine Interpolation des Dochmius in der Strophe.
Helene. 221
dl' ä€Qog 6i{d-€} Ttoxaval w — v_w — ^^ Enopl.
yevoiiuey aivco), yiißvag w — w -. — ^w — Prosodiak.
80 oiov al ovo'kdösg — — .^^— Kurzvers
xz^
oußqov Xtrroüaat xEiuiQiov
viooovrai TtQtoßvrdrat ^=^ |
— ^^ —
avQiyyi, Ttsid^öf-isvat ^^ \
— ^^ —
Ttoiiiievog, dg aßgoy^a rredia xaq- — ^-^^<:7^ \
w_^ww:5=:i^
85 nocpöga re yäg ^^=i^=:^ —
errLTtSTÖf-itvog layel >^-^^-^^^^ \
w
*w Ttravai doXtyavxeveg Glyk.
avvvoi.101 vEcpetov Sgöfiov^ Glyk.
ßäT€ nXeiddag vrto (liaag Glyk.
90 'Souovd %* kvvvytov, ^t::r^w — ^^ — ^^w —
\
y.aqvS,aT dyyt'kiav ^c? — ws_^ —
|
Evqwxav IcpeCöfievaij x^^ —^^ —
\
Mevekewg bti Jaqödvov Glyk.
TtöKiv kXiüv ööf-iov TJ^ei*^). Pher.
95 iiöXone TtoS^ itijciov oi/^ca
öl' aii^iqog uj.uvoi
Tcaldeg Tvvdaqiöai^
Xaf.i7iQüJV äoTQOJV vre ddkkaiaiv .
Ol vaiev' ovQavioi,
1500 ocorf^Qsg tag ^Elevag
yXavKov ertu oldf.ia xvavöxQoä
TS y.vudvcüv
QoO-ia TtoXih. ^aXdoaag.
vavraig evatlg äv€/.iiov
5 TtefiuovTsg Jiöd-€v Ttvodg,
övanXeiav ö' ano ovyyövov
ßdXexe ßaqßdQiov Xe^scov,
äv 'löuiwv igidiov
jroivrjO-eio' exrijoaro, yäv
10 ot'x eXd^oDod neq 'iXiov
^oißtiovg kjtl 7ivQyovg^).
*) 78 ergänzt von Barnes, nozavoi. 79. RO yevoCße&a Aißveg oiovoC
von mir verbessert. Zu ävo vgl. Hipp. 128i. Ion 1 I5.i 87 ö.TÖrav al:
verb. Canter. 89 neXeiüdag. 9a evQ(ö:zai': verb. Victorius. 9.'? Msve/.aog.
*) y.i 97 Twöagidsg.
l:i:ieiov. 1501 yXavxöv in' olö/ii' ä?.ioy habe ich
an der Hand der Strophe verbessert. Das Verbum ist sehr erwünscht;
äXiov ist Variante zu yXavxöv. Als eine solche noch bezeichnet steht 95
ägi.ia zu oi/ia am Rande. 9 jiovtj&sio': verb. Scaliger, täv iXüovaav ^j:
verb. von Musgrave und Fix {nsg).
222 II. 3. Choriambische Dimeter.
1455 ^= 70 ist der Kurz vers Maecenas aiavis, nurmit Auflösung.
Zum ersten l\lale treffen wir die choriambischen Dimeter mit Glyko-
neen respondierend 1459, 60 74, 75. =
Sonst sind alle Zusätze
bereits vorgekommen. Eine andere Schwierigkeit bietet 1481 98. =
Der antistrophische Vers stellt hintereinen gewöhnlichen choriam-
bischen Dimeter einen Spondeus. Das könnte nicht befremden,
vgl. oben El. 434. Aber in der Strophe steht dieser Spondeus
am Anfange des Dimeters. Eine ansprechende Emendation
bietet sich nicht; die Worte sind unanstößig. So kann ich nicht
weiter gehen, als dies Rätsel notieren.
Diese Lieder, die man unter die Glykoneen mitzurechnen
pflegt, sind für die letzte Periode des Euripides charakteristisch;
aber es gibt doch ein merkwürdiges Beispiel aus früherer Zeit.
Wir haben keine Überlieferung über des die Abfassungszeit
Phaethon, aber er sticht in so vielem von der uns geläufigen
Weise ab, daß man ihn als Jugendwerk betrachten muß'). In
der Parodos des Phaethon lesen wir die Strophe:
aÖQiyyaii <3''
orgijidiai, |
— ^-^ ^.^ —
xiyovüiv TCoiiivac, Ikäxai^ |
— --^ -w —
tygovrcxi d' tl^; ßotävav |
— ^^- ^-' —
30 !^aiiyäv nüi'kwv uvl^vyiat, |
— -^^ -.^ —
ijörj d i/'i," tgyu xuva- .
|
— ^^ -.^ •
yol oieixovotv OijOorpövoL^ —— |
— ^^v^ —
7i:t]yaig d' ejc^ ^iiy.tavov ^^^ |
i-=: ^^-^ -^^ —
fieAißöag y.vxvog dxel^). v_^^^^^ — ^•--^ ——
Das sind die Choriamben, ganz einfach, deim die ver-
schiedene Form des vorletzten Verses stört nicht, Pherecrateus
als Abschluß. Die Verse sind dieselben, aber im Ethos unter-
scheidet sich diese kleine Strophe durchaus von den überlangen
monotonen Gebilden der späten Zeit. In der Bildung der ersten
Metra ist regelmäßiger Wechsel, so daß asynartete Tetrameter
Ich hatte auch den Kyklops in die alte Zeit gerechnet, weil die
*)
ältere Vase Jahrb. VI Taf. 6 auf eine Behandlung in einem Satyrspiel
deutet; aber das konnte von Aristion sein. Aus anderen Gründen habe
ich in der Vorrede meiner ijbei'setzung das euripideische Stück tiefer
heruntergerückt.
*) Dies die im Claromontanus allein gut erhaltene Antistrophe; die
Strophe ist mittlerweile vervollständigt, Berl. Klass- V 2, 81. lygovxai ist
freilich eine Mißbildung, indem der Aorist ins Präsens umgesetzt wird;
aber das ist mit xtco und xAüo» auch geschehen.
Kyklops. 223
entstehen. Schlichtheit, Volkstümhchkeit atmet das Lied in dem
Maße wie in der Diktion und den Gedanken.
Da wundern wir uns nicht, dasselbe Maß im Satyrspiele zu
finden, gerade bei seinem spezifischen Tanze, der Sikinnis, und in
einem Liede, das bei der Arbeit gesungen wird: es ist ein noiutvLy.hv
ufAog, die Parodos des Kyklops. Die Schafhirten singen es, während
sie ihre Herde in die Hürde treiben. Um der Szene die volle Wirk-
lichkeit zu geben, unterbricht den Chorgesang ein einzelner, der
den Leitbock durch Zuruf und Steinwurf von einem Abwege
bringt: wer sich die Handlung überlegt, muß einsehen, daß so
etwas weder zu dem Chorhede gehört, noch eine wiederholte
Handlung sein kann. Es war genug vom Choregen, den Cho-
reuten und den Schafen getan, wenn die Herde erst auf die
Oichestra, dann rechtzeitig in die Hinterwand hineinkam, während
die Satyrn sangen; daß ein Bock sich soweit wie nötig verlief,
war leicht zu schaffen: aber gesetzt, man hätte es zweimal ein-
richten köinien, so paßte es doch nicht mehr. Wenn die i\lLitter-
schafe eimnal im Stalle waren, war der Leitbock sicher darin.
Nach der Antistrophe drehen sich die Satyrn um und singen,
wie das oft am Schlüsse der Parodos geschieht, ein Stück auf
ihrem Standplatze, das den Chor als solchen einführt, hier also
als Satyrn, die unter dem 13ienste des Kyklopen leiden.
7cui /loi. ytvvauov jiaxtqiov |
— ^^ ^^ —
yevvaitov x' Ix roy.ddiov, |
— ;:^ "^ —
71 äi ()i'i iioi viot]i o'/.oneXovg; |
— — —— -^
^
^-
ov läid^ vjn'jvtuog au- ^^- — -^ |
— -^ ^ —
45 ()(( y.al Tiouiqa ßoiäva, |
— ^^ — ^-^
ÖlVÜl'v 0- VÖctQ iVOitdlCoV -w N_x^_^ —
— •^^-' —
I
tv nioLfiaig /.eliui iiikag av- ^^^ |
looVj ob aoi ßf.uxai ztyJ(üv^); j
— v^^^ —
Dies ist, noch einfacher als im Phaethon, denn es fehlt sogar die
schließende Katalexe. In der Antistrophe ist überhefert ö6 dt^ai
^ilhtioi o'uooccg llg XsiTceig uoviöv (}a)Mfto(g. Ein so pretiöser Aus-
druck wie oiioQcu tcQvrjv als Paraphrase für die Lämmer sieht
') Das erste nat hat erst Miirruy richtig- akzentuiert; ebenso Fr. Marx.
Dahinter ist öi) von Naiick entfernt. Jn der Antistrophe, til. entsetzt das
richtif^e Ai.Toöoa (von den miici sind sie vor die Höhle gekommen) nur,
wenn man in freier Silbe ^leielie Quantität fordert.
224 II. 3. Choriambische Dimeter.
wenig nach einem Schreibfehler aus, und daß das grammatisch
Zusammengehörige durch das Relativ samt Verbum getrennt
ist, noch weniger: dann ist also das iambische Metron für den
Choriamb eingetreten, aber es ist noch kein iambischer Dimeter,
sondern hat vorn die uns bekannten Freiheiten. Das ist anders
als in der Tragödie, aber das lernen wir eben. In der Komödie,
Wesp. 1461, wird es gleich wieder erscheinen'). Leider ist nur
60 was einem Dimeter entsprechen soll, elg avläv Ttor' aj^icpi-
ßaiveig, metrisch und sprachhch undenkbar und widerstrebt bisher
der Heilung.
Nun wirft und singt ein Satyr, zuerst Anapaeste
xpvTxa ov Täid\ oi;'^);
50 ov räide v€/.iT]i xlirbv ögoaegdv; 2 Anap.
ioi], 'Qiipiü TtixQov idxcc aov, 2 Anap.
vTta-/ o), vTtay' lo, 1 Anap.
Kegüota f.ir]Xoßöva ^-^— -w — s^ — j
v_^
oxaauoQE KvxlioTtog^) -^ ^^ — ^^ — v^ Pher.
^-^
Die Epode setze ich her, weil sie der Nachhilfe bedarf:
ov rdde BQÖ/.iiog, ov tdde xoqol 2 lamb.
ßay.yielai rs d-vqoocpÖQOL, -^ |
— ^^^ —
65 OV Tvi-LTidvwv aXaXay- -^ |
— •^-- >«_• —
(xol xQTJvaig nag^ vÖQOXvroig, '^^ \
— ^^ — -^^
ovy. oIlvov xAw()ai avayöveg, |
— ^^^-^ —
ovd^ ev Nvaai ftstcc vvfx- 1
— ^^-^ -w —
(päv Xay-xov iav-xav wi- — >.-^ ^w' ^^ — ^^ —
*) Die Anakreonteen 487—518 sind auf eine bekannte Melodie ge-
setzt, die hinter der Szene bereits intoniert war, und in die der Chor ein-
fällt, dann auch der Schauspieler. Daß Murray andere Lieder hat anti-
strophisch machen wollen, bedauere ich sehr Das ginge nur unter der
Voraussetzung, daß ein Bösewicht die Responsion absichtlich zerstört
hätte. Auch die Ichneuten haben nur ein Strophenpaar gebracht, und
nicht einmal das ist ganz sicher.
*) Die Interjektion mag ich nicht elidieren; aber Synekphonesis
wird stattfinden.
*) Am Ende ist überliefert axaoLOQÖv xvxXconog dygoßdra. Das letzte
Wort kann ich nur für eine Variante, und eine schlechte, zu fiTjkoßöza
halten, denn beides kann nur auf den Kyklopen gehen und doch nicht so
unverbunden bleiben. Die orctotg ist das Kollektivum für die Insassen des
OTCi'&iJiög; deren Wächter kann der Kyklop nicht sein, denn er ist ab-
wesend, und passend kann so nur der beiiihmte Bock heißen. Der letzte
Vers kann natürlich auch Reizianum sein
Kyklops. 225
70 öav iuXttio Ttgog tctv l4(pQodi- |
— ^•^^ —
Tttv, av -D-TjQSvcov Tteröaav j
— -^^— —
ßd/.yaiq ohv 'ksvAorcöoLV. |
— ^ ^^ —
Co rpiXog co cpiks ßa/.xBle, ob ö' oi- 2 Anap.
75 OTtolelg, S,uvOuv '/^aitav otuig' 2 Anap.
syw (5' o oog jCQOTiolog ^-^ — ^ — ^ -^ —
1
S^rjrevio 1 Anap.
KvyiXioTtL 1 Anap.
xCbi uovod^Qy.raL öovXog aXaivtov 2 Anap.
80 ovv Tüide xQayov '/}.cxivui (.uXsaL 2 Anap.
oäg xioQig fpüiag ^). ^^ ^^ —
Die Versformen bedürfen keiner Erlänterung mehr^j. Be-
merkenswert ist, daß die Epode wie die Strophe ohne Katalexe
schließt, d. h. nicht m das iambische Maß umbiegt oder den
Pherekrateus statt des Dimeters setzt, sondern einen stumpf
ausgehenden Kurzvers. Das ist bei der Verwendung des ^Faßes
für die langen Stasima vermieden. Ein Maß, das in der Sikinnis
und dem naiven Lied der Äthiopenmädchen am Okeanos auf-
tritt, werden wir in volkstümlichen Weisen suchen, die von der
Tragödie sonst verschmäht werden. In seiner Jugend bewahrte .
ihm Euripides dies Ethos; als er seine Metrik und i\[usik um-
bildete, dichtete er lange Stasima darin. Das fiel auf, und so
finden wir solche Verse in dem Potpourri, mit dem die Frösche
seine Lieder verhöhnen^), und über die Herkunft heißt es dort:
6'')
habe ich ßay.yücu für ßdy.xni gesetzt: die Mänaden konnten
wohl neben Dionysos, aber nicht neben j?opoi' auftreten. Außerdem habe
ich 7-1 o(> (3' siclier für .lor verbessert. Über die unerträgliche Verkürzung
des Diplithonges ist kein Wort zu verlieren; die Adversativpartikel konnte
nicht fehlen, und nicht zu h-agen war hier, sondern der Tatbestand, so-
weit er dem Chor bekannt ist, zu konstatieren. Natürlich hat die Schreibung
öot den Fehler hervorgerufen. oloTiokCov hat vielleicht richtig Nauck ver-
mutet.
*) Die beiden possierlichen katalektischen Monometer habe ich erst
jetzt erkannt.
*) Ich schreibe es nicht ab,
da es metrisch dasselbe lehrt wie die
Originale; nur 1313 al xavä yco riag eleieisiti/Joatrs 6ay.TV?.oig
i>' VTHOQocfioL |
(püXay;.^; läßt sicli nicht metrisch fassen. Man erkennt einen Glyko-
neus; ohne die Wiederliolung des tt ergibt sich dann ein Glykoneus, der
nur eine Kürze zu viel hat wie Or. 817 und das normale katalektische
iambische Metron (Or. 810). Die Wiederholung von £t. deren musikalischer
Wert aus den delphischen Technitenhymnen bekannt ist, kann direkt auf
Wilamowitz Griechische Verskunst. 15
—
226 IT. 3. Choriambische Dimeter.
ovTog d^ äito rcdvriov (.lev rpsget, tcoqvmlÖlCjv
ayioXiwv MeXrjTov KagiTiCbv avkrjinÜTOJV
9-Qriviov yoQBiü)v^).
Für seine eigene Dichtung hat Aristophanes das Maß, das
ihm der Tragödie unwürdig schien, nicht verschmäht; wir
haben nur ein Lied der Art, aber das ist sehr bezeichnend.
Wesp. 1450:
CjjAö) ye rf^g eitvxiag ^^ — — |
-^^ -^^ —
TOV 7TQ€0ßuV, ihg lil€T60T1] ^^ ^
— ^— — — -^••w —
|
^rjQcov TQÖ7CWV '/.al ßiorfjg, ^^=^- '
^^•^_•N^^^ — — •ws_^ —
[
erega dk vüv avxif.ia&iov |
7] f.ieya ri /nsrccTteoilvat ^=^ ^^ ^ ^^
~^:p^^;_^ >.^
— ^^ —
|
55 tTti To TQvrpCüV v.al f.iaXax6v' s-^c^ ^^ —
-^^ |
^_--
Tccxccd' äv loiog ovy. id-ekoi' ^•-w-n,^.^^ — — — |
•w-..^
TO yaq äTroaTijvat yalsTtov ^^^^s.x — v_^^^ —
— n^->^ —
|
cpvGEog i]v eyoL rig äel. n.^v^^v^^ — n^
— -^ —
|
XaitOl TtolXol TOVT^ €7ta&0V' ^-^
60 ^wövreg yvcüfiaig iregaig ^=^ — ^-^»^ — ^=^
I
— ^^ —
|
(.itreßakovro rovg TQÖftovg^). ^^n^^=^ — |
-^^
das Metrum keinen Einfluß haben: aber es scheint, als ob der eine Ton
so lange gehalten ward, daß ein ganzes Metron zuwuchs. Mit El 437
hat dies Beispiel nichts zu tun.
^) ;j;op6tcöv, nicht xogeicov, denn Tanzlieder nimmt er. nogvondtäv
Meineke sehr schön für nogviöidv. OKÖkta Ms?.rivov soll die Lieder als
etwas Ähnliches wie noavcatöiai bezeichnen, denn Epikrates redet von
igoTtxä Meh]zov (Athen. 605 e). Verkehrt identifiziert der Scholiast diesen
Meletos mit dem Tragiker, der damals ein junger Mensch war, bei dem
also Euripides nicht gelernt hatte. Wir brauchen einen Widerpart zu
Phrynichos 1299. Polymnestos, wie ihn Aristophanes auffaßt, würde passen
(Textgesch. der Lyriker 13). Und wirklich, von dem sagt der falsche
Plutarch de musica 5 noXvfxvr]axov Me^.rjzog zov Ko?.o(f(ovCov viov. Wenn
der Vater so bezeichnet wird, daß gar das Ethnikon zu ihm tritt, so ist
er ein so bekannter Mann wie der Sohn. Es wird also dieser Meletos
sein, sei es, daß zu emendieren ist, sei es, daß der Name variierte. Das
sind also lovLxd. An MsX7]g Ilstoiov, den Vater des Kinesias (Plat. Gorg. 502,
Pherekrates im Schol. Vög. 857) ist nicht zu denken; der ist Kitharode.
Die KaQixci bezieht der Scholiast fälschlich auf dgrivot,. Das Wahre lehrt
Piaton Aäy.oiai bei Athen. XV 665 ö beim Symposion avXovq (V e^ovod Uf
Kogioxri yMoixöv /.is/.og tt /.leXtCsrat. Dazu hat Heysch ein Scholion des
Didymos erhalten Kcigiaä fxeXi]- iXsyBxö. vLg Kaoixug gv^fiög ix tgoxcUov
xai Icißßov ovyxeC/xBVog: das sind Choriamben.
^) [.iSTeßäXXovTO würde ein falsches Tempus ergeben; es ist in der
Oxforder Ausgabe ohne Note geändert, aber wider die Handschriften.
.
Korinna. 227
Das liefert uns nur Bestätigung; die Katalexe wird durch
Übergang in lamben, richtige Dimeter, bewirkt; aber der letzte
hat vorn wie Kykl. 56. Ein solches Lied hat
die Freiheit
Pherekrates in den KoanuTaloi^) gehabt (Mein. 16. 17^ Phot.
cpLliog^ Athen. 485 dj. Das erste Metron ist streng; in dem
zweiten tritt aber als Klausel das um eine Silbe gekürzte Schluß-
glied des Euripides ein
^Y. XsTitxOTrjv Xaipauevoig i.i€OTrjV l/.yiaQvßöLoaL.
Ebenso steht in einer verstümmelt überlieferten Reihe der "yJyqioL
(Athen. 3i6e) das Schlußghed TceQtxqiü \
yscv aviCbv tohg da/.Tvlovg.
Endhch hat Timotheos, was man nicht ahnen konnte,
102 — 10, 114 — 21 Reihen choriambischer Dimeter gebracht, die
also auch die vornehme Kitharodie nicht verschmähte.
Ein glücklicher Zufall gestattet uns das zu beweisen, was
wir nach der Angabe des Aristophanes vermuten konnten: diese
Choriamben stammen aus dem Volksmunde. Korinna hat in
ihnen den Tanagräerinnen ihre Altweibergeschichten erzählt.
Hephästion 16, 3 redet von Tcolvaxr]adcioi;a] ich setze die Stelle
her, beseitige aber den jungböotischen LUxaiaQu/.rr^oiouo^-). tjil
Ttöv ykvxojveiujv toiavva oxrifiaza Traoalaaßdvevai, olov iv rolg T)]g
KoQivvrjg
xuAä yigoi cctiooueva s^v_-w_v^| — v^w —
TuvayQiöeaoi, Xev/.OTtenXoig. ^^^ — ^ _^w- — \
l.i(ya d' fc/ta ysyaä-e TtöXig w^_^ — w — ww — |
XiyLQOKCüriXaig Ivo/tatg. www — w |
ww
ü)d€ '/.al rode
xai 7T€vtr]'K0vd-' vipißiag. |
_ww
£Ti ÖS ymI rcXtioOLv avtrj xexQr^Tai oyrr^uaoiv
öovQaxog üot' Icp^ 'lttiiu). — v^>w — w |
v.aia I.ISV ßQiuMLuyoc. ]^^_ |
w
noXtv ö' l/TQccO-ouev. w w—
TiQotpavtig, yXuÄV Ö€ rtc; cuiötov. ww wwww>_^— |—
naXextoai dovüxai. -w w—w^
*) Es ist eine Anrede an die Richter und das Publikum, dem eine
Weinspende versprochen wird, vielleicht so neckisch wie in den letzten
trochäischen Liedern (Ter Lysistrate. Das wird auch hier gegen Ende der
Komödie gestanden haben.
*) Zu. ändern ist nichts als der Sprachfehler ßgif-iov^isvot.
228 n. 3. Choriambische Dimeter.
Die ersten fünf sind deutlich; die anderen, aus dem Zu-
sammenhange gerissen, kann man mit Sicherlieit nicht mehr
analysieren. Der Metriker hat die Geroia aufgeschlagen und
notiert etliche absonderliche Kola, wie sie ihm die Versabteilung
der Ausgabe zeigte, die für inis ganz unverbindlich ist. Aber
auf Lieder im Maße der euripideischen letzter Zeit lassen sich
alle mit Leichtigkeit zurückführen: das allein beansprucht das
beigefügte Schema zu lehren. Natürlich sind Glykoneen darunter:
sonst liätte die alte Theorie von diesen nicht geredet.
Was ich so über Korinna gesagt hatte, erfuhr durch die
Kntdeckung der Asopostöchter seine Bestätigung, deren Strophe
aus normalisierten choriambischen Dimetern besteht, und die
Perser des Timotheos brachten sie 103 — 10^ 114 21; ich mag —
sie hier nicht wiederholen.
noch eine Anzahl von
llcpliästion stellt in dasselbe Kapitel
Formen, die wir als Tetrameter bezeichnen müssen, Priapeen,
aber nicht die uns vertraute Verbindung von Glykoneus und
Plierekrateus, sondern solche, deren erster Teil eben unser
choriambischer Dimeter ist; sein Beleg, aus dem Alexandriner
Euphronios, gibt die Formen:
Das ist uns wohlbelcannt. Dann kommen Eupolideen:
üt -/.aXUoT)] jloIl icaoCov uGag Kleiov Ifpooüi. —
ed8t jiQwzov i^itv vjid()X£iv icavtiov loijyoQiav.
Dann ein Beispiel aus der Wolkenparabase, die uns die Frei-
heit dieses Maßes am deutlichsten zeigt:
Da istim ersten Gliede wieder unser choriambischer Dimeter;
das zweite entspriclit dem Pherekrateus oder auch dem zweiten
Teile des trochäischen Tetrameters, aber als eine kunstlose Grund-
form, die in l^eiden verschieden normalisiert ist. Endlich rechnet
Ilejthästioii auch die Kratineen darunter, die er Kap. 15 ab-
gehandelt hat:
1
Tetrameter. 229
die aber auch so aussehen können:
ävögeg eralooi, öeüq' rldr] ttjv yvoiiir^v Ttgoaioxeie^),
ei övvatov y.al firj n {.lelCov Ttgarrovocc Tvy/^dvti.
y.ai ^vv£^yv6i.irjv äel tolg äyaO-oZg cpdyQoiai.
Es steht also zuerst unser Dimeter mit vertauschten INIetra,
dann das zweite Glied des Eupolideus, aber auch als katalek-
tisclier choriambischer Dimeter erscheinend. Fügen wir aus
unserer spärlichen Kenntnis der alten Komödie hinzu, Pherekrates
MeralXr^g (Athen. 685)
V7c' avaöevögdöcüv aTtalag aOTtaXdO-ovg TtaroCvTsg
Iv Xeifiöjvi ktoiofpÖQMi "/.vTteiQov re ÖQoawdi]
'/.dvdQvoxov fiaXaxwv x ^uov }.€ii.iay.a yml TQupvXXov.
Das sind Priapeen, die den Wechsel der reinen und der anakla-
stischen Dimeter, Glykoneus und Pherekrateus gut zeigen.
d. h.
Eben dieselben in den Persern, Athen. 685. Aber da standen
auch die Eupolideen:
fjv ö^ rjfiwv ovAov xig HörjL dia xqövov viov noxi. \
xwrpd^aXulo rovTLot jrtQifidrTOuev toj tüjv Ttaiölcov,
wo der zweite Dimeter in --^ die Form hat, die —w—
oben aus den K^uTtdraloi und 'lAygiot angeführt ist. Dann sehe
man aus einem Liede der [iyaOol (Athen. 685b):
XovaduevoL dh jcqo lauTtgäg
i)u€Qag iv tolg orerpavwuaoiv, dl S" iv rCoi uvqlol
laXelre tzsqI OLOvi.ißQiwv y.oöuooavddXiov re.
Da steht zuletzt ein iambischer Tetrameter mit unterdrücktem
Anlaut im zweiten Gliede, wie wir ihn gleich wieder finden;
davor ein choriambischerDimeter, an den sich •w s_. ^^ —
schließt, anders und doch ohne weiteres als Spielart der eben
besprochenen zw^eiten Glieder kenntlich. Da wird das erste,
obwohl es ein Ilemiepes zu sein scheint, doch auch nur eine
andere Spielart des katalektischen Dimeters gewesen sein.
Im Lexicon Sabbaiticum steht dcpQuöioiov äO^igfia- Ä'^orijg
-Jai.iiai, Avas ich ergänzt hersetze:
/at iidkLOT' dfpQodioloig (t^öuueaO'') dd^rgiiaoiV
fjdh yccQ xd/.€lvo dgäv ton, XdyeoO-ai d' or zaAoV.
Der schließende Spondeus devg' /)(5>/ wird nun kein Befremden mehr
erregen, erenau so Eurip. Herakld. 917.
230 II- 3. Choriambische Dimeter.
Sehr merkwürdig, denn da ist im zweiten Verse der erste
Dimeter um eine Kürze gekommen, so daß er wie ein katalek-
tischer trochäischer Dimeter aussieht; dafür ist der zweite voll-
ständig, mit Choriamb an erster Stelle. Bs ist gar nicht
wunderbar, daß der hocharchaische Krates eine solche schein-
bare Regellosigkeit zeigt und Pherekrates viel reicher an Versen
dieser Art ist Noch viel mehr volkstümliche
als Aristophanes.
Freiheit würde uns Komödie zeigen. Hephästion
die primitive
verkennt nicht, daß diese Tetrameter Analoga bei Anakreon
finden, der aber in demselben Gedichte die Formen nur wenig
wechseln läßt:
22 liuaXov eldov iv xoqCbi TVtjyctid^ e^ovra xaÄi^V.
Wir können hinzufügen:
24" dvajteiofiac öi] Ttgbg "Olv/.i7tov TtTeQvysöOi y.oucpaig.
30 rov (.ivQonoLOV rjq6f.ir]v ZrqdxtLV ei xof.ii]0£i.
28 äa/tida Qiipag TToraiiioü y.aXliQ6ov rcaq o%d-ag.
124 %alqe rpilov cpwg xagievrc /.leLÖuov TCgooiorccoi^).
Von den akatalektischen Versen an Artemon zu
der Strophe
schweigen; doch sei ein anderer, mehrfach verkannter akatalek-
tischer Tetrameter ins Licht gerückt:
57 cpiXrj yccQ et ^ehoig eaoov de /.le dupCovra Ttielv
Natürlich gehört auch der gemeine Priapeus dazu:
17 i)Qlorr]oa /.lev itQiov leitTOv /^ilxqov UTCo/Xäg.
Das Gedicht auf die Locken des Smerdies zeigt den Vers:
47 i-ieydlcoL örjüre f.i' egiog eKOifiev wäre x^^^^f^S'
Das zweite Glied erscheint als katalektischer iambischer Dimeter;
das erste betrachtet man als katalektischen ionischen: es ist
doch nur eine Form unseres choriambischen Dimeters, mag es
selbst dem Anakreon ionisch gewesen sein.
In den Prolegomena zu Theokrit steht ein Liedchen, das
die Hirten Siziliens am Artemisfeste sangen:
de^ai rav dyad-av Tvxav de^at tdv vyletav,
äv (peQO(.ieg TcaQcc rag d-eov äi -/.eXijoaTO rriva'^).
Der Vers ist bisher verkannt, obwohl ihn Himerius or. 3 wörtlich
so zitiert; denn f,isi6i6o)v ist nur schlechter bezeugte Lesart und (pdog könnte
sogar stehen bleiben: da handelt es sich nur um die Aussprache.
*) dt' y.EXi)aaxo Ahrens sehr schön für ix?.eXdaxeTO oder ixaXiaoavo.
Tetrameter. 231
Da hat der zweite Priapeus die uns nun schon bekannte Neben-
form; Hiat zeigt, daß die Dimeter noch nicht ganz verwachsen
waren; auf den Doppeldaktylus ist kein Verlaß: ^ccq ist wahr-
scheinlicher.
Nun höre maneinen iambischen Tetrameter mit Choriambus
im zweiten Metron bei Sophokles T. 464:
Tig ovTiv' a ^eoTtLiTCEia JeAcpig eins Ttixqa
aggr^T^ aggr^xiDV xeXioavxa (poiviaiOL x^Q^^^'
Kann man zweifeln,daß der zweite Vers dem ersten wesens-
gleich ist, aber im ersten Metron die Freiheit zeigt, die wir von
Korinna und Euripides kennen?
Wenn dieser Vers rein iambisch gehalten ist, so ergibt sich
die Weise des Volksliedes:
710V (xoi xa Qoda, nov /.loi xa Ha, Ttov fioi xa y.aXa oeXiva^).
Oder bei Hipponax 90:
SL fioc yevoixo naqd^ivog y.a'Kri xe y.ai xegtiva.
Das ist den die Komödie stichisch anwendet, die
der Vers,
Tragödie nur in ihren Liedern^), gern mit unterdrückten
Senkungen und Anaklasen, z. B. Aischylos im Agamemnon:
194 ßqoxCjv ä/ML veibv xe /.ai Tteiouäriov ärpeidelg
403 xXövovg xe xai Ao/x'Votg vavßäxag ^' OTcXiouovg'
740 XeyoLi-i av fpQ6vrjf.ia {^lev vriveaov yaXdvag ....
Den ersten gibt die Komödie sogar in stichischer Wiederholung
Wesp. 248:
xov Ttrjkov oj TtdxsQ Ttdxeg xovxovl (pvXa^ai.
Die Metriker nennen ihn EvQmiöeiov mit dem Belege:
eCüLog r^vLx i7t7töri]g l^f/Mui^^iev ccoti'q.
Mit katalektischem erstem Dimeter, Plutarch Symp. qu. 654d:
ävdßaV ävco xb yf,Qag w ffü.a ^cpQoöiia,
das wohl die lAi-ißakayr^qa Spartas anging, Pausanias III 18, 1.
Von Agam. 740 führt der Weg über wesentlich iambische und
ionische Verse zu 748:
*)Merkwürdigerweise als Inschriftvers im sechsten Jahrhundert, Pau-
sanias 14, 10, ohne Diärese
VI
TIvOoxQLTOv rov Ka?./.iviy.ov (.iväi.ia xavh)xä xööe.
*) Wenn Sophokles in den Ichneuten eine Scene in iambischen akata-
lektischen Tetrametern hat, so zeigt die geflissentliche Vermeidung der
Diärese, daß er gar nicht in diese Sippe gehört; er ist nicht aus Dimetern
Eusammengefügt, überhaupt eine Singularität.
232 II- 3. Choriambische Dimeter.
Tto/iiTrai zfiog ^sviov vvt.upöy.XavTog ^Egivvg.
Das ist nur auf der Basis unserer choriambisclieii Dimeter ver-
ständlich.
Da Avird denn auch der trochäische Tetrameter in den
Strudel gezogen. Wenn Aischylos anhebt Agam. 681:
zig Tcor' iov6/.ia^tv tud^ eg to nccv tiriivutog,
so ist das nur durch die Katalexe des ersten Dimeters ge-
trennt von
i9-i7<€ dvj^i' aurjxdvoiot y.i'jöioiv y.v/joi^ii.ve,
und es geht bald inChoriamben über wie tav doqiyaüßqov afirpi-
vtixi] d"" 'FJJvav. Der zweite Teil des Eupolideus und manche
Form des choriambischen Dimeters kommen den beiden Hälften
des trochäischen Tetrameters ganz nahe^).
Auch in ionischer Gestalt tritt der Tetrameter auf, bei
Anakreon freilich nicht katalektisch, 45:
Xaqitvxa (.ihv yccQ äiöto yaqiavta ö" olöa Xd^ai,
aber wohl bei Sappho; oder besser sagen wir wohl, es ist ein
choriambischer Tetrameter, in dem nur der loniker auch zu-
lässig ist.
60 deüre vvv aßgal XuQireg y.alXiy.ounl le Moloai
80 o TtXoüTog ävevx}-' ccosTccg or/. uoiv^jg 7ic(QOLxog
So muß man messen, damit te deos oro Sybarin cur properas
amando entspricht. Sehen wir neben ihm:
76 svfiOQcpor6Qa A!paoidr/.c( tag arcaXCcg rvQivvCog
78 ov de OTtcpdvoig, ih Jly.a, negOtoO^ egaroig fpößaioi^).
Das muß man wohl als fallenden ionischen akatalektischen
Tetrameter bezeichnen; aUein von dem vorher gegebenen Verse
unterscheidet es sich doch nur durch eine Silbe am Anfang,
1) Es anzuerkennen, daß die Trochäen sich am festesten abg^e-
ist
sondert haben; sowohl ihre stichischen Tetrameter wie die tragischen
Lieder kennen die Anaklasis kaum; Aischylos zieht vor, dann gleich einen
choriambischen Dimeter einzufügen, wie Hik. 1065 di'uov öoner) 'hö, oder
einen Pherekrateus ndgacpooä rpQLvoddh'i^ Eum. 3-12 (der so viel beanstandet
worden ist), k(7)?m övocpoQov utuv 372. Dem entspricht es, daß die zwei-
silbigen Senkungen im Tetrameter so sehr selten und selbst die Epitrite
nicht ohne weiteres gestattet sind.
*) Überliefert tgazaig, was seltsamerweise noch nicht verbessert ist.
—
Tetrameter. 233
und nach den Erfahrungen, die wir bei den choriambischen
Dimetern gemacht haben, werden wir in der Deutung bedeiik-
hch werden, auf alle Fälle aber auch hier die Differenzierung
eines Urtypus nicht verkennen. Dasselbe gilt von der Form,
die Hephästion 14 anführt:
zeoüTog eig driiaig naig UQudteaa 6xi]uevog.
Mäkig lUV evvi] XeycTOV tyoid' ht äxqä/atoL Vlvov ^).
Hier sind die drei letzten Metra fallende loniker; aber diese
Unterschiede dürfen hier vielleicht gar nicht gemacht werden,
schon zu streng, von lonikern zu reden.
vielleicht ist es
Der Tetrameter aus steigenden lonikern wird von Hephästion 12
aus Phrynichos angeführt, und da ist er noch rein ionisch:
To yE uijv ^elvia dovoag J.oyog wo/teo JjytruL.
Mit Recht erklärt ihn jener mit dem Gralliambus für identisch,
den freilich erst Kallimachos aufgebracht hat, aber doch nur
§0, wie damals Asklepiades und Phalaikos aus der alten Formen-
füile eine bestimmte Versform* herausgriffen, fixierten und mit
besonderer Kunst ausarbeiteten; die Anaklasis war ihnen aus
den lonikern Anakreons geläufig, die schon damals r^nu'mßia
hießen"). Aber Behandlung gab durch die Fülle der Auf-
die
lösungen dem Verse
ein ganz neues Ethos, so daß er nur für
diesen ekstatischen Taumel verwendbar schien.
Und noch weiter führt diese Betrachtung des Tetrameters.
Ist es denn etwas anderes, wenn wir bei Archilochos finden:
EquoiiovIÖ)] XaqiXae xQ)~ud tol yelolov^
und das erste dieser zwei Glieder seine Senkungen ganz ver-
schieden behandeln darf, das zweite ebenfalls mit manchen
anderen Gliedern wechselt, statt der Diärese auch eine Bildung
auftritt wie^ihes. 231:
o) jcayxQarig, w Tgoiag teiyi] rtaXaicc öeiiiag.
') Die Verse können nur von Sappho sein, da sie äolisch sindund
Herodian .1. Jiaihov (Et. gen. tvvi)) diese F'orm zitiert, reoöro^ istnun als
äoliscli Ilbergs Jahrb. 1914, 243. ö/j'ifuvog ist in
f^esichert, einem der
Deloriorcs aus richtig verbessert; äy.ttar. ist akzentuiert: d. h. die
y.i'iiicvo;
Urheber der Akzentuation betrachteten den Vers als äolisch; Oi'iJiu^ habe
ich freilich erst äolisiert. Theben kann ebensogut das troisclie wie das
kadmeische sein, Malis ihren Namen vom ApoUon MiO.öei^ haben.
*) Kleanthes bei Stob.Ekl.II7 S.iibW. i'ifuafiiieuUoiv überliefert. Das ist
nicht iißinfithi'cov, was ein halber Trimeter wäre;- ))f^iuinßui sind kleini
Verse, die zur Hälfte iambisch sind: -~- ^^ —w
234 II- 3. Choriambische Dimeter.
Das führt zu der Anerkennung eines anderen alten Verses neben
dem Ahnherren der Dimeter.
Doch ich höre auf, die Fülle der Einzelerscheinungen vor-
zuführen; in ihnen wird am deutlichsten, einmal, daß jeder Sinn
und Verstand aus der Metrik verbannt ist, solange mit zwei-
silbigen Füßen gewirtschaftet wird: Trochäus und lambus sind
ebensogut viersilbig wie Choriamb und loniker. Doch das
wird nun von vielen zugegeben. Dann aber treten die ver-
schiedenen Viersilbler einander so nahe, wechseln so oft mit-
einander, daß die Erkenntnis sich aufdrängt: diese Differen-
ziierung in lamben, Trochäen, loniker usw. ist etwas Sekundäres,
geschichtlich Gewordenes; vor ihnen und hinter jedem von ihnen
steht ein ideeller Viersilbler, den wir nicht benennen können,
der real immer nur in einer der vielen Gestalten erschienen ist,
aber doch mit keiner sich deckt. Dies habe ich vor einigen
Jahren scharf formuliert ^) und halte es für einen Fundamental-
satz der Metrik.
Nun tun wir einen zweiten, nicht minder wichtigen Schritt:
dieser Viersilbler, das Maß, von dem jeder Vers dieser Gattung
(denn es gibt mehrere, und ich rede nicht von Daktylen,
Anapästen, Dochmien)'^ ein Vielfaches ist, ist in concreto gar
nicht das erste. Das sind vielmehr, sozusagen, Achtsilbler, die
sich keineswegs alle in zwei Viersilbler zerlegen lassen und erst
recht nicht in zwei von gleicher Form. Die Diärese, die für
fast alle diese Tetrameter notwendig oder doch normal ist, weist
von selber auf ihre Entstehung aus zwei Dimetern^). Auch
die Verbindung von dreien, deren letzter dann erst katalektisch
ist, gehört zu den gewöhnlichen Erscheinungen, z. B. Glyk.
+ Glyk. + Pherekr. Der Begriff des Messens, das (.lergelv, bringt
es mit sich, daß man versucht, für jeden Vers die Einheit zu
finden, von der er eine Summe ist. Als man sah, daß man
dazu mit der gewöhnlichen Anerkennung der Doppelzeitigkeit
^)Gott. Gel. Anz. 1898, 148, in der Anzeige des Bakchylides.
^)Der Kretiker ist eine für hüpfenden Tanz erfundene Abart des
Viersilblers; der Päon ist ja seine Grundform. Vgl Gott. Gel. Anz. 1898, 149.
*) Weil die öiaigeotg zwischen zwei Gliedern eintritt, weist sie die
kleineren Einheiten nach; die ro/ir; zerschneidet ein Glied, dazu ist sie da;
also kann keine Auffassung richtig sein, welche eine Cäsur für Diärese
nimmt.
J
Der alte Achtsilbler. 235
für dieunbetonten Anfangs- und Schlußsilben der Metra (oder
Füße, das ist ja dasselbe) nicht auskam, entdeckte man einmal,
daß in weiter Ausdehnung Senkungen unterdrückt werden können.
Das geht uns hier nichts an. Dann zeigte sich, daß innerhalb
eines Metrons die Längen und Kürzen vertauscht würden, z. B.
der Choriamb statt des lonikers oder lambus auftrat. Endlich
ging diese Vertauschung in einzelnen Fällen über die Grenze
zweier Metra hinüber, so daß die Gleichheit des Maßes erst im
Dimeter erreicht ward. Diese beiden Erscheinungen habe ich
unter dem Namen Anaklasis zusammengefaßt, als ich
sie an den
lonikern der Lyrik verfolgte^). Die Alten brauchen den Namen
nur für den einen Fall, der ihnen besonders auffiel, den ionischen
steigenden Dimeter. Nun verhilft uns die Anerkennung der
primitiven Dimeter zu dem wirklichen Verständnis für beides.
Wir haben vor dem Choriambus eine so große Freiheit gefunden,
daß die Silbenzahl zwischen sechs (dann freilich Kürzen, Or. 842)
und drei schwankte. Was kürzer ist, muß als ein besonderes
Glied gelten. Wir haben aber auch mitten unter den choriam-
bischen Dimetern Verse der Art gefunden, die wir nach einem
Glykon nennen. Diese Verse sind von Sappho und Anakreon
schon als novo, stichisch verwendet. Es ist aber eine völhge
Umkehrung der Natur, wenn man diese Form als die ursprüng-
liche und den choriambischen Dimeter als ihre Ausartung be-
trachtet. Klärlich stellt sie sich vielmehr als Anaklasis, besser
als eine gleichberechtigte alte Form desselben dar. Wir haben
nun den Beweis, daß Sappho — -^ — ^ — -^-^ — statt des Gly-
koneus gesetzt hat^). Auch bei Anakreon ist ein solcher über-
liefert, und ich habe immer gegen seine unberechtigte Zer-
störung Front gemacht^). Die Überlieferung zeigt aber auch,
daß dieser so sehr auf Formenstrenge haltende Dichter den iam-
bischen Dimeter als gleichwertig mit dem Glykoneus gebraucht
*) Isyllos21: was dort steht, bedarf aber derKorrektur, die es jetzt finddl.
•) -xeoöiv wg auf dem Berliner Perjrament II 7.
?ror' äikiot;
Th. Reinach ändert weil es zu seiner Metrik so wenig stimmt wieBakchy-
es,
lides; den ändert er auch.
*) 2, 5 6ii)ij?.äg ögecov xogvqrdg. Man stellt öuecov (gesprochen öocbv)
um, aber vgl. Homer M 282 iö\>tiX(I)v ögeov xogvifüg, Aristoph. Wölk. 279
i!%>i}X(bv ögeoiv xogvqpdg.
236 II- 3. Choriambische Dimeter.
hat'). Es ist ganz so, wie es die Tragödie und Komödie^)
Athens ebenfalls zeigt.
Die antike Metrik hat das nicht verstanden, aber ganz Idug
noch in ihrer guten Zeit (denn die viersilbigen Füße sind noch
vorausgesetzt) zur Erklärung der in Wahrheit anaklastischen
Dimeter einen besonderen Fuß, den Antispast, erfunden. Daß
das kein Fuß in dem Sinne gewesen ist wie lambus, Trochäus
und alle die, welche durch ihre Wiederholung Verse bilden,
köiuien auch seine Verehrer nicht leugnen, deren es zurzeit
wieder gibt^). Er ist dazu unbrauchbar, da der Natur nach
statt jeder der beiden Kürzen eine Länge eintreten kann, ist
also in Wahrheit nur eine Form des freien ersten Metrons der
choriambischen Dimeter, wo er sich denn auch findet, Hei. 1307.
Dort beachtet man ihn gar nicht; aber in der ausgebildeten
Kunst, die sich bestrebt, die freien Silben für die Dauer eines
Gedichtes zu binden, muß auch antispastische Füße geben.
es
Sehen wir die letzten Zeilen der Epode von Pindars Pyth. 2:
^) 8 bei Strabon III 151 unter Glykoneen (.yd) t' äv ovv 'AßcdiHijg;
man schreibt tyoy' om' äv 'AfiaAi}Cr]g und erreicht nun etwas sicher P'alsches:
Anakreon beginnt den Glykoneus nur mit einem Spondeus, an den lambus
ist nicht zu denken. 21 ^avdr^i EvQvnvXt^ ßeXei 6 neot(pöo)]xog lAnzi/now.
äi" \
^) Aristoph. Wesp. 527 yv/xvaaCov Xeyeiv vi öet =
oiiöevög 'i)xo'6oaßev ov-;
531 /!>) y.azCi %öv •veavtav =636 (ng ök ndvx ineX'^Xv&ev; 535 elneg, ö fxi)
ycvoiTo, [vvv] ovtog äOeXei xgatriocu
1
=
640 amög böo^a vi'jooig 'i)ö6(iivog \
XCyovxi. Überall hat Porson die lamben vertrieben; davon werden wir
doch nur die Streichung- des vvv annehmen, das ein antiker Metriker ein-
geschwärzt hat, weil er nicht sah, daß die Katalexe den Hiat rechtfertigt.
Acharn. 1150 %6v gvyyQacpr} =
xäid' ttegov sollte auch im Hinblick auf
Anakreons Choriamben gegen Artemon unbeanstandet bleiben. ^vyyQaq)evg
bedeutet natürlich Mitglied eines. Kollegiums von ^vyygaqpug, wie es durch
das eleusinische Psephisma bekannt ist. Die Schollen raten nur.
*) Von den Versen, die Hephästion antispastisch mißt, wird den
Dochmius und den Hipponakteus v^|v_^ nicht leicht — ^
|
—
jemand gelten lassen, denn sie stimmen nicht. Glykoneus, Phalaeceus,
Asklepiadeus stimmen nur, wenn man hinzufügt, daß er von der letzten
Stelle ausgeschlossen ist, wo er doch im akatalektischen Verse stehen muß,
um den Charakter des Ganzen zu bestimmen. Ebensowenig ist er am
Anfang rein, denn —' ^-^ ist immer Ausnahme gewesen, --^ ^-^ in — —
der alten Zeit gerade zulässig. Vor allem aber zerreißt er die Daktylen,
tut also gerade das, was die Dichter möglichst vermeiden. Er ist die Er-
findung von Metrikern, die alles auf viersilbige Metra zurückführen wollten;
sie hatten ein wichtiges Prinzip richtig erkannt, aber sie übertrieben es,
weil sie die Metrik unhistorisch betrieben. Das tun ihre Nachfolger auch-
Pindar. 237
7CUVTÖ. y.vXivdouevov -^^ |
— -^ ^^ —
Tov evegyerav dyavalg ^^ ^^ |
— ^^^^ —
ä/.ioißalg €7toixouevovg -^^ -w |
— ^^^ ^—
Das sind drei solche choriambische Dimeter, wie wir sie in
Meiii:^e gefunden haben, und, um Ausgang zu er-
katalektischen
reichen, tritt ein iMetron in iambischer Form hinzu. Aber in
dem ersten freien Metron wird der Palimbacchius, in den beiden
anderen der Antispast durch das lange Gedicht festgehalten,
Isthm. 8. Hier ist es notwendig, die respondierenden Verse
untereinander zu setzen:
1 K/.eävöqoji rig akr/Jai rs Xvtqov svdo^ov tu veot -/.aiiÜTCov
11 uiühiaTOv ^K/.lüöi fiöxO-ov a'/jj' luol delna ulv Ttaooiyßiüviov
21 oh ö" tg vüoov Oipo7Ciuv Irayvlov y.oiuüxo diov ivO^u xt/.tg
31 hcei ü-torpdriov ejtdy.ovaav ujte ö' tußuclog iv iuooioi äniig
41 iövTiov ö' lg LvpOnov aviqov evO-hg Xloiovng atii/.' ccyys/Uat
51 y€(pvuojas ö' ^-JiotiduiOi vuoiov '^FjJvav t' D.voaro Too'iag
Der Antispast ist in dem ersten Metron streng festgehalten;
das dritte zeigt die aus Eiiripides und Korinna geläufige Frei-
heit: alle Konjekturen entfallen von selbst. Daß ein solcher
fi'eier Fuß zwischen zwei Dimetern steht, kann nicht mehr
befremden, weist aber den Weg zu weiterer fruchtbarer Be-
trachtung ').
^) Kür die Kritik beweist sich die metrische Einsicht am fruchtbarsten,
wo sie Jnkonziiinitäten der Entsprechung' rechtferti^ft. Ol. I, 104 /o) xlv
ü^icpöieod yjÜMV xe idgcv änä y.ul dvvcifiiv entspricht einem (-16) w^ (V äqtivtog
Ejit/.eg uvöe fiavQl Jio/.Ä« f.uu6jitvoi, also das dritte Metron einmal chor-
iambisch, sonst trochäisch: trochäisch sind 1 und 2 immer, choriambisch
immer 4. Die p]mendation wird in solchen Fällen immer die Singularität
anzugreifen versuchen: daß sie es hier mit Unülrick versuclit hat, zeigt
der Erfolg. Ol. 10, lö y.ai /d/.xeog 'Aorjg -cgdue de Kvxvsia nd/_a xai v.iinjiov
^"~" — v---—'— — v_"w^_- —
'
I I
«-^ — I
i:_7^:^ ---— — Von diesem Tetra-
.
meter zeigen die anderen Metra nur die bezeichneten Freiheiten: das
dritte aber (36 -y.züivov i'.TÖ y.k.) ^-^ •— -^ ^^ — eins ist wegen des doppel-
,
zeitigen i'vv unsicher (88 y.al vvv t'.nw-), zweimal steht der Choriamb (;">7. 1»S)):
hier hat man nicht ändern können, aber schlankweg dekretiert, daß das a
von y.vy.vtia kurz wäre. P. Maas beruft sich auf Aiouiiötm ävdyy.n, Ar.
Ekkl. U)2!>, aber der Zwang kommt nicht von Diomedes, sondern von dem
Ratschlüsse des Zeus, W.Schulze (in. metr. 268. Wy.afi^'uuia u. dgl. ändert im
Eigennamen die Quantität. llo).vöt.vy.ua x^^Q Kt. M. 461, 44 ist kein Zitat,
238 IL 3. Choriambische Dimeter.
Erst indem wir so die antike Theorie in ihrer Berechtigung
begreifen und begrenzen, befreien wir uns in Wahrheit von ihr,
ganz wie in der Grammatilc. Und wie diese erst dann wissen-
schaftlich ist, wenn sich in ihr das Prinzip der Analogie, des
Laut- und Formgesetzes, fortwährend mit dem der geschicht-
lichen Betrachtung durchdringt, das die Anomalie hineinbringt,
so muß in der Metrik systematische mit historischer Betrachtung
sich verbinden.
Wir sind gewohnt, weil es die Alten so getrieben haben, in
der Metrik von den strengen und klaren Formen auszugehen,
wie uns Archilochos und Anakreon bieten, im ganzen auch
sie
die Lesbier.Trimeter und Tetrameter liefert uns Archilochos,
Glykoneen und loniker Anakreon in solcher Vollkommenheit,
daß uns schon die Tragödie, geschweige die Komödie, in dem
was sie an Freiheiten bringen, zu entarten scheinen. Das scheint
der systematischen Betrachtung ganz ebenso zu entsprechen wie
der historischen, weil die Dichter des Ostens älter sind als die
des Mutterlandes, bei denen wir die Freiheiten antreffen. Aber
Archilochos hat auch seine Disticha mit einer Feinhörigkeit ge-
baut, wie durch die gelehrte Kunst der hellenistischen
sie erst
Dichter wieder erreicht wird: wir werden doch nicht glauben
daß Tyrtaios und Theognis aus Unvermögen und Entartung
mehr in der lässigen Weise des. Epos dichten als in der des
Archilochos. Vielmehr ist im Mutterlande die freiere, meinethalb
unkünstlerische Weise bewahrt worden, über die sich in dem
bevorzugten Stamme die Kunst einzelner Dichter hoch erhob,
die eben dadurch klassisch wurden und erhalten blieben. Den
Tribrachys hat in bescheidenen Grenzen auch Archilochos nicht
verbannt; wenn wir in der Komödie, sowohl in Syrakus wie in
Athen, zweisilbige Senkungen, Verschmähung der Cäsur, Spon
deus im fünften Fuße ohne Einschränkung antreffen, und manches
in der späteren Tragödie ähnhch gewagt wird, wenn die chor-
iambische Anaklasis im ionischen, vereinzelt auch im tragischen
vgl. ßaotXua yßiQ 451, 51. Wohl aber
steht 'ExTÖgsia x^Q im Rhesos 762;
wer kann xvKveia betonen. Ganz ebenso hat
sich darauf verlassen will,
man Nem. 7, 93 die Quantität der Silben verschoben und inel zezgaögoLOiv
(5#- als Glykoneus gelesen statt den Ersatz des iambischen Dimeters an-
zuerkennen. In demselben Gedichte gibt es noch mehr Freiheiten, Sitz.-
Ber. Berl. 1908, 325.
Von der Freiheit zur Strenge. 239
lambus auftreten kann, so offenbart sich vielmehr, aus welcher
naturwüchsigen Spezies die kunstvoll veredelnde Züchtung der
ionischenDichter ihre vollendeten Varietäten gewonnen hat.
Wir sehen den Dichter der Gasse, Hipponax, das letzte Metron
des Trimeters in eine Form bringen, die wir als erstes der
choriambischen Dimeter ganz besonders häufig angetroffen haben;
wir sehen Alkman den mittelsten von drei lamben frei be-
handeln ^) wir sehen selbst Anakreon das erste Metron in einem
;
Gedichte so frei wie die Komödie bilden^), und Freiheiten der
Glykoneen haben wir auch bei ihm gefunden. Die "Hiii^tot des
Bakchylides haben im Bau und in der Responsion der lamben
eine ganz überraschende Freiheit gezeigt; wer sich die beiden
Gedichte Pindars (Ol. 2, P. 5) ansieht, die dasselbe Maß zeigen,
wird zwar strenge Responsion, aber sonst genug finden, das von
der attischen Art abweicht und doch wohl auch griechisch ist.
Bei den Lesbiern hat sich in den Freiheiten, welche Hermann
die äolische Basis genannt hat, ein beträchthcher Rest von der
Behandlung erhalten, die wir im ersten Metron der choriambischen
Dimeter angetroffen haben. Bei Anakreon ist das schon ver-
bannt. In Lesbos hat man die Formen festgelegt, und so um
den Preis des Wechsels eine große Fülle nun als gesondert emp-
fundener Versglieder und Reihen gewonnen. Treffen wir doch
hier das den Griechen sonst bis in die letzte Zeit fremde Prinzip
der Silbenzählung, so daß dafür das sonst allgemein geltende
Gesetz außer Kraft ist, das eine Länge gleich zwei Kürzen setzt.
Was wir den sapphischen Elfsilbler nennen, ist nichts als ein
*) Das hat Heliodor bei Priscian de metr. Ter. II 251 richtig bemerkt:
er führt die respondierenden Verse an, veo/jiöv uQxe .Tapof'rotc dti()ty: xal
rcög üyväg ev:rivo-/oj ^eQd::xvag; ;ife'oöca'(3e y.Mq^öv iv q:vy.£aot :nzi'eL. Das zweite
ist also ^^ — ^^ — Es ist unerlaubt äyväg in äyvög zu ändern: Therapna
.
ist die Ortsnymphe, wie Pitana, die wir aus Pind. Ol. 6 kennen, bei Eur.
Tro. 1112 f^u}de nöXiv UiTävag ;!faAxc).Ti'/dv ts O'eäg (zö xf^^'^-ö^^'^ov, üg rö
AinvXov, ri)g 'A{ht]i'äg). Daß diese keusche Nymphe zugleich Ev.-Tvnyog ist,
gibt die dem Pindar so geläufige Vermischung der Ortsgottheit und ihres
sinnlichen Leibes. Ebenso unberechtigt ist es, ji^f'^jönvöe zu ändern: wir
können doch nicht wissen, ob x^Q^^og im Lakonischen zweier Endungen
oder dreier war.
^) 82 ^-/(b ö' tX(oi' nxv.iqfov 'Eo^iojvi n'n Aevy.o/.ö(fov /uforöv ^cf'.Tivo»', 83
\
OTsq^üvovg ö' dv))Q rgtig ty.aaxog tl/jv rovg fiiv ^odii'ovg, rovg 6t Xary.gan'Tag.
|
Also das erste Metron kann "=^ -^ — —
und --- ^- •^— und — sein. —w—
240 II- 3, Choriambische Dimeter.
Trimeter; wir haben ihn ^enau so zwischen den choriambischen
Dimetern angetroffen (Or. 810), freilich mit Auflösung, und gleich
dahinter steht er mit anderer iambischer Fassung des ersten
Metrons, das Lesbos streng
in Es war eben
trochäisch
ist.
dieser katalektischeTrimeter zu einem besonderen novo, ge-
worden; manchmal elidiert man am Ende, wo doch eigenthch
Katalexe ist Ganz so handelt Bakchylides in dem sehr ähn-
lichen Gedichte 3.
Wir dürfen nicht vergessen, daß wir die lesbische Poesie
wie die äolische Sprache erst in der letzten Phase kurz vor
ihrem Verschwinden aus der Literatur kennen, und Anakreon
gar die ionische Liederdichtung erst in einer Zeit zeigt, da im
Mutterlande die großartige chorische Poesie schon ausgebildet
war. Gewiß hat sich die Lyrik im Peloponnes und Nord-Griechen-
land ebenso unter dem Einflüsse des Ostens entwickelt wie alle
bildenden Künste auch. Terpandros und Alkman und manche
andere, die in Sparta auftreten, sind ja Asiaten, Arion von Lesbos
wirkt in Korinth, und wenn wir schon sehr früh chorische Poesie
in den chalkidischen Pflanzstädten des Westens finden, dann
Simonides von Keos, das doch auch im Knlturkreis von Euboia
liegt, maßgebend wird, so muß eine euboische alte Poesie
historisch postuliert werden, deren Bedeutung der chalkidischen
Malerei und dem euboischen Talente parallel steht: Euboia ist
eben die Brücke zwischen Ost und West, ehe Athen diese Rolle
übernimmt. Aber was im siebenten Jahrhundert aus dem Osten
kam, war noch nicht durch die Kunst verfeinert, welche wir
bei den großen Dichtern von Lesbos und Teos finden; vor allem
darf nicht unterschätzt werden, daß das Mutterland selber doch
vorher und nebenher seine eigene Dichtung und Mnsik halte.
Namentlich in Böotien und Argos, den Hauptsitzen der Flolen-
musik, kann es nicht an einer starken epichorischen Knnslübnng
gefehlt haben. Das ist der Boden, auf dem hier Loses und
Telesilla erwachsen sind, dort Pindaros und Korinna. Ganz
allgemein galt im Gottesdienste eine Sitte, von der der Osten
kaum noch etwas hat: der Chorgesang, Prozessionslieder, Reigen-
tänze mit Gesang, Jungfrauenchöre; und der Dithyranibos, den
Archilochos als Einzelner vortrug, ist hier der ekstatische Tanz
einer Menge, die zuvv^cilen aucli durch Vermununung ausdrückt,
daß sie aus der Menschheit des Tages in die dämonische Natur
Metrik des Mutterlandes. 241
der Gefährten des Gottes hinübergetreten ist. Für diesen Gottes-
dienst hat es Lieder gegeben, ehe noch die Kunst der Osthellenen
herüberkam, und diese war nicht ohne weiteres den neuen Auf-
gaben gewachsen auch heihgte der Kultus leicht gewisse Formen
;
des Tanzes und damit des Versmaßes. Die delphischen Kretiker,
die der homerische Hymnus beschreibt, kehren ganz ebenso in
den Technitenhymnen des zweiten Jahrhunderts wieder. Die
Freude am Reigentanz hat sich bei privaten Festlichkeiten
häufig genug betätigt, von denen nur zufällig die Siegesheder
für uns besonders hervorstechen. Weit wichtiger müssen die
Totenklagen gewesen sein, weil zu ihnen täglich Gelegenheit
geboten war^); und die Abendkühle mochte die Mädchen noch
sehr viel häufiger zum Reigen antreten lassen als der Fest-
kalender. Arbeitsheder gab es natürUch aller Orten; sie hatten
auch im Osten nicht gefehlt, und wenn der homerische
Schild den Linos zeigt, so stellt schon ein Werk der sogenannten
mykenäischen Tonplastik die Bäckerinnen bei der Arbeit dar
denen ein Pfeifer den Arbeitsgesang begleitet^). Die Frauenheder
sind in West und Ost von gleicher Bedeutung; Sappho hebt sich
als Person und als Künstlerin so hoch über alle ihre Genossinnen
wie die lesbische Metrik über Telesilla und Korinna und Megalo-
strata von Sparta, die der Lyder Alkman bewundert: aber es
ist bezeichnend, daß wir zwar von dieser eingebornen Dichterin
wissen, dagegen von keinem spartanischen Konkurrenten des
Lyders. In dieser Poesie, die dem Bedürfnisse des Lebens ge-
nügte, müssen wir die volkstümliche Metrik des Westens suchen:
es sind die Gattungen, deren Nachahmung Aristophanes dem
Euripides vorwarf, noQvwiöiai, o/.öXia, avXr^uaxa, -S^Qf^voi, xoQ^icci.
Wenn es an Euripides daß er zu den Weisen dieser Art
auffiel,
herabstieg, so liegt darin, daß die Tragödie, als sie onovöaia ge-
worden war, und wir können gleich hinzufügen, die gleichzeitige
internationale Chorpoesie, sich von ihnen fern hielt. Die Komödie
brauchte das nicht zu tun; aber sie war attisch, und in dem
ionischen Athen fehlten manche jener Gattungen und war die
Metrik wie die Sprache dem Ionischen zu nahe verwandt. Um
so wertvoller sind uns die kärglichen Reste von Korinna und
')Rückschlüsse auf die dofivoi aus den tragischen Nachbildungen oben
S. 208, wo
die Verbreitung der lamben verfolgt ist.,
*) Bau. de Corr. Hell. XXIV Tai. 11.
Wilamowits Griechische Vers fcunst. ]^g
;
242 II. 3. Choriambische Dimeter.
Telesilla. Das Maß, das nach dieser heißt, finden wir bei Aristo-
phanes^) oft so angewendet, daß der Vers, der eigentlich katalek-
tisch ist, als ein voller Vers, als rtovg behandelt wird, wieder
mit seiner Katalexe, und zwar erkennt man, daß er in Athen
bei den Hochzeitsliedern in Anwendung kam'^). Wir wissen nun
genug, in ihm eine Form des Dimeters zu sehen.
Die gottesdiensthche Poesie der alten Zeit ist verloren; aber
ihre Nachbildungen, auch wenn sie jung sind, gestatten bessere
Rückschlüsse als die neuen Gedichte des Simonides und Pindaros.
Der Päan des Isyllos hat dazu gedient, in der Agathonszene der
Thesmophoriazusen die loniker zu verstehen; Agathon hatte
offenbar ebenso wie Euripides seine Musik durch den Anschluß
an bisher verschmähte Weisen belebt. Die delphischen Hymnen
haben die (ülykoneen mit anderen Formen des Dimeters ver-
bunden oder wechselnd gezeigt, und namentUch die älteste und
kunstvollste Strophe des Philodamos ist von Weil (Bull. Corr.
Hell. XIX 411) sofort mit einer Ode des Aristophanes verglichen
worden und hat erhärtet, was an sich glaublich war, daß diese
sakrale Partie der Komödie an heilige Choräle anknüpfte. Die
Sache ist so wichtig, daß ich das Schema des Liedes wieder-
hole. Philodamos viermal ^-'^^: ^^ -^ am Ende— — |
— — ,
Katalexe 3 steigende loniker (Refrain) 2 Glyk. +
; wofür ^ ,
man auch Glyk. + Phalaec. sagen kann; 2 Glyk. -|- Pher.;
2 loniker und Priapeus (Refrain). Aristophanes Ritt. 551: fünf-
mal —
>-^w ^? -^ — am
I
Ende — —
Katalexe; dreimal das-
j
selbe ebenso; 6 steigende loniker; 4 Glyk. mit Katalexe. So-
1) Ritt. 1110, Fried. 1333, Vögel 1731; hier geht es in
Ekkles. 290,
Glykoneen über. Der Hymenaicus der Metriker (Sacerdos 517 K. Fragrn.
Bob. 623), —^w—w :zr, ist Fiktion.
*) das Lied der ländlichen Dionysien (Ach. 263), der
Rein iambisch ist
Komos der Choen (Ach. Schluß), Lied beim Opfer Wesp. 868 (roit doch-
mischer Klausel), Vögel 851. Thesm. 312. 353 (beide Male schließt ein
lyrisches Lied an). Prozessionslied der Mysten Frösche 397, ebenso die
echten la/^ßiofioc 416, und die lambe und alle ihre Nachfolgerinnen in
allen Demeterheiligtümern haben doch in ihrem Maße gespottet. Anapäste
beim Opfer Fried. 974. lambiscli ist das Lied der PhaUophoren von Sikyon;
die avTOKdßöalot (d. h. Improvisatoren) heißen selbst laßßoi; aber den
i'&txpaXXoi, die erst bei einer plötzlichen Schwenkung ihres trunkenen
Zuges zu singen anfangen, passen Trochäen mit ithyphaUischem Schlüsse
Semos bei Athen. 622: solche Trochäen singt Bakchylides bei dem Kult-
malile der Itonien, 23.
Hieratische Strophen. 243
wohl wie ihre Abfolge sind dieselben; daß für
die Bestandteile
die DichterGlykoneus und choriambischer Dimeter und vollends
die loniker verschiedene Verse sind, aber Differenzierungen
desselben Urmaßes, leuchtet ein, zumal da der Trimeter
'^w >^—w— dazutritt, der sich auch als steigender
loniker mit Anaklasis lesendie beiden Längen
läßt, übrigens
hinter dem Daktylus mehrfach So kann man an diesen
auflöst.
Liedern sich vortrefflich klar machen, in wie weitem Umfange
die Kunst der Dichter nur in der Abwechslung zwischen den
verschiedenen Formen desselben Urmaßes bestanden hat.
Ich setze wenigstens noch ein Paar Strophen her: Wolken 563.
'ripifiidovra (.uv d^ecbv — ^-^^ —
Zf^va xvQavvov eg xoqov — >w^^ —
nQtüTU i-uyav 'Kixkr^ioxio, — ^^^ —
zöv te ixeyaa&svfj TQiaivag raf-ilav^ — ^^-.^ —
yfjg Tfi mal akf^vQäg d-aXdo- — ^^^^ —
ar]g äyQiov (.lox^evtr^v — ^^^ —
Neun Daktylen
t6v -d-' iTtnovcüjuav, dg vtcsq- — — ^^^^ —
^~^ |
Xdi.i7TQ0ig ä'ATlaiv xaTe'xet — — ^^^^ — j
yfjg Ttidov f.uyag Iv d-eolg — — ^•^^ — w
^-^
ev ^viqTolaL re öauiwv^). -^^^^
Wenn man hier sieht, wie hinter den Daktylen, die zwischen-
treten wie die loniker in der Ode der Ritter, erst ein choriam-
bischer Tetrameter steht, dann der Priapeus, kann man ver-
kennen, wie sie zueinander stehen?
Das euripideische Lied über den Dodekathlos des Herakles,
das durch den glykonischen rhythmischen Refrain, den es mit
zwei aischyleischen Liedern teilt, seinen Anschluß an hieratische
Weise ebenso verrät wie durch den AppeU an den Refrain
aiXivov, mit dem es anhebt, hat als erste Strophe 348:
^) Der Hymnus des Aristonoos, Bull. Corr. Hell XVII, der den ein-
fachen anakreontischen Gedichten vergleichbar und dessen Strophe
ist,
aus zweimal vier Glykoneen besteht, läßt den Glykoneus und den chor-
iambischen Dimeter oft respondieren, in dessen ersten Metren ^^ :=^ ^=5. —
aber auch ^^ ^- w
und —^ w— —
gestattet ist. In dem glykoneischen
Schlußteile des zweiten Technitenhymnus, B. C. H XVIII 355, ist mit
Sicherheit nur zu erkennen, daß solche Dimeter zwischen Glykoneen
auftraten.
16*
'
244 II. 3. Choriambische Dimeter,
aikivov fikv en emvxsl Glyk.
liolrtäi 0olßog iaxst, Pher.
350 tccv /.aXXirpd^oyyov yii^ccQav — w^ — |
iXavVCüV 7lk7]i(.TQWl XQVGEiOl' n^ — ^^v-^ — |
iyio de xov yäg kvegiov %' sg OQcpvccv -^ — <w — — -^ ^ — | \
^^
(.loXövTa 7ta.ld\ hiiE Jiög viv elrcio -^ — -^ — — ^•w — | |
-^
ux' ^^/.upirQixovog Iviv^ -w^ — w |
Enopl.
355 v(.ivfjoai OTsq^dvwi^ia fx6- Glyk.
X&wv 6i evXoylag O^iXo), Pher.
ysvvaiiov d' dgeral Ttövoiv Glyk.
volg -d^avoDoiv äyaXfia. Pher.
Wer kann von denen nur
die vier Tetrameter verkennen,
einer durch die choriambischen Dimeter gebildet ist, die ihm die
Katalexe verwehren; dazwischen steht zweimal der uns nun
auch wohlbekannte choriambische Trimeter, den man auch
jambisch nennen kann, wie denn im Fortgange des Liedes die reinen
lamben prävalieren. Das Enoplion 354 ist so normahsiert, daß es
auch ionisch gemessen werden kann; es ist der Abgesang der kleinen
Strophe, die als Abgesang zwischen zwei gleichen Stollen steht.
Daß selbst die Epinikien Pindars, soweit sie sogenannte äolische
Verse enthalten, Ausbeute gewähren, sei schließlich noch an einer
Probe gezeigt: auch da offenbart sich, wie groß der Abstand
zwischen Pindar und Korinna war, aber Böoter waren sie beide.
Nemeen 4:
"^Qiatog EvcpQoavva, ^:^ — ^-^ —w — s_^
—
|
jtovoiv y.ey.Qif.ieviov ^— ^^ n^
iargög, al dk aocpal ^==^ — "^^^ — ^w — >..•
Moioäv &vyaTQ€g äoi- — ^ —
|
-^^ -^^
— — >w — ^w —
|
dal d^iX^av viv äTtröf-Uvai, ^^^ |
ovös ^€Qi.ibv vöojQ töoov Glyk.
ye i.iaXd^ay.a rev^ei Reiz.
yvla, röooov evXoyia — ^^ — ^^ — >wv^ — |
(pÖQf-uyyi ovväoQog. Telesill.
qflf-ict
6' tqy^KXTuov XQOvio)- — — —
^=^ — ^=^ |
-»^n-^
TSQOV ßtotevu, Reiz,
ort X« ovv XaQiccjv xvxon Glyk.
yXCjooa cpQtvog s^€Xr]i ßad^siag. >^>—' — — -^^ |
^.^
Alles vertraute Erscheinungen, 2 der Kurzvers Maecenas
aiavis; den Schluß bildet, wenn man so lieber messen will, ein
regelrechter ionischer Trimeter «?ro fiei^ovog, ähnhch Nem. 2, 2.
4. Glykoneen.
vorige Kapitel hat gezeigt, daß in einer Form, die neben
Das
einer gewissen Bindung starke Freiheiten gestattet, ein Vers
vorhegt, der uns über die spätere strenge Metrik hinaus zu ihren
Ursprüngen führt. Es bhckte zuletzt weit herum und weit
hinaus und stellte die Behauptung auf, daß die Versgeschlechter,
welche auf ein viersilbiges, im Dimeter paarweis wiederholtes,
im Tetrameter oft mit anderen Formen gleicher Art verbundenes
Metron zurückgehen, aus jenem Urverse differenziert sind. Es
verkannte noch, daß dasselbe von den sechssilbigen Metra
gilt, dem anapästischen Dimeter und auch dem daktyUschen,
den wir gemeiniglich Tetrameter nennen. Der Beweis beruht
darauf, daß in allen diesen Maßen der Dimeter eine bedeutende
RoUe spielt, der im Grlykoneus unteilbar dauert. Dieser Beweis
muß nun durchgeführt werden, Versart für Versart. Dazu muß
der einzelne Vers in seiner Umgebung betrachtet werden, denn
die Versabteilung wird ja von uns nach unserer Auffassung der
Metrik gemacht, da es von ihr keine Überlieferung gibt. Das
führt uns gleich an die Lieder, zwingt uns gleich die benach-
barten Gheder anderer Art abzuteilen und provisorisch zu be-
nennen. Schon das ist für den Leser unbequem, für den Dar-
steller noch mehr. Ferner war es praktisch nicht wohl anders
einzurichten, als daß von jedem einzelnen Versgeschlechte eine
Übersicht seiner Verbreitung und Geschichte gegeben ward, auch
wenn das den Blick immer wieder von der Aufgabe ablenkte,
die für den Aufbau der Untersuchung im Großen bestimmend war.
Das ist in der Tat peinlich. Hinzu kommt, daß es schheßlich
Willkür ist, die das eine Lied hier, das andere dort, oder auch
im dritten Teile oder gar nicht behandelt. Ich habe oft genug
umgestellt und umgeschrieben; es ward nicht besser, ward jeden-
falls nicht gut; nun muß es gehen, wie's geht.
Der Glykoneus ist der normal achtsilbige Dimeter, der sich
nicht in zwei Metra teilen läßt, also das IMaß, sozusagen der
246 II. 4. Glykoneen.
Fuß, aus dem das ganze Gedicht gebaut ist^). Wirklich nennt ihn
Aristophanes ^rovg (Frösche 1323). Eigentlich gilt der Name nur
der einen Form, auf die sich Catull und Horaz beschränken,
und so werde ich von einem einzelnen Glykoneus auch nur
reden. Was der unbekannte Glykon eigentlich gemacht hat,
wissen wir nicht, ebensowenig, ob ein Dichter oder die metrische
Theorie den Horaz im Gegensatz zu Catull dazu veranlaßt hat,
Glykoneus und Pherekrateus mit zwei Längen anzufangen,
während von ihnen eine Kürze zuläßt, in seinen
Catull statt einer
Priapeen den Trochäus als das Normale behandelt, neben dem
nur der Spondeus einzeln statthaft ist. Bei den Lesbiern waren
die beiden ersten Silben frei; die Tragödie läßt den Pyrrichius
nur zu, wenn er respondiert, aber auch den Tribrachys, auch
wohl Daktylus, vielleicht selbst Anapäst, diese aber bleiben Aus-
nahmen. An diese bekannten Tatsachen erinnere ich gleich, um
sicheren Boden zu bereiten; ich werde aber glykonisch die
Verse nennen, die mit diesem normalen Achtsilbler verwandt
sind, und die Lieder, in welchen solche Glieder vorwiegen.
Die moderne Auffassung zählt eigentUch nur die Hebungen
und läßt den sog. Daktylus hier oder da auftreten, weil er für
die Musik den Takt nicht verändern soll, oder aber sie be-
trachtet die horazische Form als das Normale, alles andere als
Ausartungen. Das sieht nur von fern der Auffassung ähnlich,
die sich ergibt, wenn wir den alten Vierheber zugrunde legen.
Denn nur so kommt jede Form zu ihrem gleichen Rechte und
wird die Einheit in der Vielgestaltigkeit ganz klar. Da tritt also
nicht nur neben, sondern einzeln auch für den Glykoneus der
choriambische Dimeter ein, so normalisiert wie ihn Korinna zeigt,
mit zwei auflösbaren Hebungen und neben ihnen zwei freien
Senkungen vor dem Choriambus. Selbst im Drama kommen
auch kürzere Formen vor wie avsiXeiS-viav s^idv Ion 453. Daß
es Lieder gibt, die ihn in freier Form ohne Glykoneen enthalten,
') Bei Aristides Quintilianus I 16 wird dieser Bau als xarä neglodov
ganz gut dem xazä ov^vyiav zur Seite gestellt, aber alles wird dadurch
entwertet, daß alle möglichen Kombinationen von lang und kurz auf-
geführt werden, gleich als ob es sie gäbe oder geben könnte. Hephästion
kommt mit dem Antispast und findet noch heute Gläubige, obwohl man
so weder einen Glykoneus mit doppelkurzem Anlaut noch einen mit mehreren
Doppelsenkungen erklären kann.
Normale Glykoneen. 247
ganz ebensogut wie glykonische, die ihn gar nicht haben, beweist
die gesonderte Geltung von beiden. Hinzurechnen mögen wir
hier schon immer die katalektische Form, den Pherekrateus, die
auch für den choriambischen Dimeter den Abschluß bilden muß.
Der doppelte Choriambus wird gemieden, aber daß einer an erster
Stelle steht, dann ein iambisches Metron, ist zulässig, Ion 505
daira TtiXQWv ydiiiov vßquv, Soph. Ant. 332 TtoXXa ra detva xovöev
av&Q(l)7io)v^ Vertauschung findet sich ebenso in Choriamben,
die
Ar. Wespen 531 =
636, und der iambische Dimeter tritt schon
bei Anakreon auf (oben S. 236) und steht z. B. Eur. El. 126, der
ionische Arist. Thesm. 355 tot S" ägioz baaig tv^ooi^kei.
So lange lag wenigstens die gleiche Silbenzahl zu Grunde,
wenn auch die Auflösungen zu ihrer starken Überschreitung
führen, die schon bei Pindar vorkommen und allmählich in allen
Hebungen stattfinden können, oft in der letzten, wenn die
Glykoneen in Synaphie stehen, womit es der Dichter ganz nach
Beheben halten kann. Nun lag aber für den alten Vers kein
Hindernis vor, noch mehr Doppelsenkungen zuzulassen, und
davon wird immer häufiger Gebrauch gemacht, wenn Aristo-
phanes, Frösche 1323, es auch ungehörig findet. Euripides hat
schon Hipp. 737 «V^a TtogcfvQsov aralda-oovaiv Ig oidf.ia Ttargog
rdXai-vai und läßt entsprechen y.Qf\vaL r' außgÖGiat xeov-tuL Zr^vog
^uM&Qwv Ttaga y.ol-Taig. Und selbst ganz daktyhsch Bakch. 130
jcaQCc de ixaivöfievot IdrvQOL [.laTeQog k^avvoavxo dsäg. Das könnte
ebensogut unter Daktylen als katalektischer Dimeter stehen,
führt uns also den Ursprung von beiden zu Gemüte. Für den
Tragiker war es hier derselbe Vers wie die Glykoneen daneben.
Ein voller daktyhscher Dimeter, der in gemischten glykonischen
Strophen keineswegs unerhört ist, wird dagegen als etwas anderes
empfunden sein, und wenn wir Eur. El. 157 hinter Glykoneen lesen
kovxQo. TtavvOTad-' vdqavduevov xgd'C
xoltai iv olxTQOtdtai -S-avdTOV,
und nachher wieder Glykoneen kommen, so wird auch der zweite
Vers hier daktylisch sein sollen, aber die Dimeter sind ein-
gehalten.
Es gibt aber nicht nur diese Überfüllung, es gibt auch Verse
ohne jede Doppelkürze, und auch da ist höchstens bemerkens-
wert, daß ihrer nicht mehr sind. Der Glykoneus sieht dann
ganz wie ein Lekythion aus, aber es versteht sich, daß die
248 II. 4. Glykoneen.
Regeln der Trochäen hier nichts zu suchen haben. Eur. Hipp. 67
ä niyav xotr' ovQavöv, El. 153 /tarsQa fpiXvaTov -/.alel, Bakchyhdes
18, 7 undSo wird man Ar. Vögel 680 ^/L^eg ^Id-eg iorpdrjg
14.
mitten zwischen Pherekrateen auch beurteilen, denn an einen
IthyphaUikus ist da nicht zu denken. In den glykonischen Ge-
dichten Pindars muß man dieselbe Freiheit anerkennen; Pyth. 8
wird Beispiele bringen; es ist nur nicht so greifbar Wie in einer
Reihe von einfachen Glykoneen. So erklärt sich auch ein oft,
aber immer unglücklich angetasteter Vers des Sophokles Ant. 106
Tov Xev/MGTTLv y/Qyöd-£v, dem allerdings rtev/.aevd-^ "HcpatOTOv eXslv
entspricht, was ich nun für erträglich halte, wenn auch Hermanns
Umstellung "Hcpmoxov jtevxävd-' elelv leicht ist, aber minder will-
kommene WortstelluDg bringt. Freie Entsprechung ist gewiß
Ausnahme, zumal einem so alten Drama, allein was metrisch
in
verständlich ist, darf nicht verworfen werden, weil es nur einmal
belegt ist. Hübsch übrigens, daß Aristophanes Ritt. 406 einen
Glykoneus des Simonides ^rtlve Ttlv sTtl ovi.icpoQalg in seine Tro-
chäen aufnimmt und mit einem Dimeter respondieren läßt.
Wie der choriambische Dimeter seine vorn verkürzte Form
hat, deren Geltungsbereich sehr weit ist, hat sie der Glykoneus,
so daß ^^ ;^ — >-- -w — und ^^ —>_• — — w w—
neben ein-
ander stehen; für den zweiten ist der eigene Name Telesilleion^)
überliefert, willkommen, weil der Vers wirklich ein eigenes Leben
hat und Reihen bildet. Seine katalektische Form fällt mit einem
häufigen Kurzverse, dem Reizianum, zusammen, ohne doch
identisch zu sein. Andererseits läßt sich gegenüber einem Verse
^^^^ —-w^^ "^ — —
nicht entscheiden, ob er ein Telesilleion
mit übervollem oder ein Glykoneus mit nicht ganz vollem Anlaut
ist. Das muß man sich eingestehen; praktisch kommt kaum
etwas darauf an, und im Grunde ist es überhaupt dasselbe.
Der am Ende verkürzte Glykoneus hat natürlich den ver-
kürzten choriambischen Dimeter neben sich -^ ^^ ^^ ^^, — — —
den schon Korinna wechseln läßt. Beide erscheinen überwiegend
als katalektische Klauseln, aber keineswegs allein, zumal der
Pherekrateus tritt nicht nur selbst Reihen bildend auf^), sondern
^) Telesilla hat, wie es scheint, ein Kultlied, für Mädchen aus diesen
Versen gebildet. Zwei vor zwei Glykoneen bringt das äolische Skolion
Athen. 695 a.
^) Pherekrates in der Korianno, eine Reihe Pherekrateen z. B. Aisch.
Sieb. 295. Kallimachos hat ein Lied aus Pherekrateen gebildet.
Hipponakteum. 249
wird namentlich von Pindar ganz wie der Glykoneus verwandt.
ölßLa Aa-asdaiaiov fängt Pyth. 10 an.
Gar nicht selten begegnet als letztes Glied einer Reihe
von Glykoneen ein Vers, der um eine Silbe länger ist; ich
habe ihn öfter ehifach als solchen bezeichnet, ungern, weil ich
noch nicht verstand, daß für eine Zeit, die noch kein festes
Maß kannte, die Bildung einer Klausel durch Zusatz ebenso
nahe lag wie durch Abstrich; beides ergab den erwünschten
klingenden Schluß. So ist es ganz verständlich. Nun findet
sich aber nicht minder häufig in derselben Funktion der al-
käische Zehnsilbler, der ja schon bei Alkaios die Strophe schließt;
dafür Belege zu häufen scheint überflüssig. Wenn wir an die
Glykoneen mit mehreren Doppelkürzen denken, so ist es schon
möglich, die beiden Klauseln gleich zu setzen; dafür liefern die
ebenfalls welche nur an erster
häufigen Klauseln den Beweis,
Stelle Doppelsenkung haben, also
die w>^ x^ — — —w .
Es war also auch berechtigt, wenn ich zu der Strophe aus der
Achäerversammlung des Sophokles, die mit dieser Klausel schließt,
bemerkte, das wäre eine Spielart des Vierhebers. Nur ist es
genauer eine alte Klausel von ihm, die hier überall zu Grunde liegt.
Es wird gut sein, die Belege anzuführen. ^^ ^•w ^^ — —w
steht als Klausel von Perioden oder Strophen Pindar Pyth. 2 Sti\,
Nem.TStr., Päan 2Str., Bakchyl. 4, 2, Aisch. Pers. 976, Ag. 687, 743,
1488^), Ch. 332, Soph. OK. 129, 133 (die Strophe ist später erläutert),
680«), 'Ai.oill. Eur.Alk.994, Med.832, Hipp.69, Herakld.376, 894,
lA. 800, Kresphontes 453, 3, Rhes. 345^), Arist.Wolk. 286*). Da
Ich habe die Verse nicht alle richtig abgeteilt. 1482 hebt sich das
^)
Rclzianum g?eö g?£f) xaxöv alvov zu deutlich ab. Was folgt dr>;pä^ T^vyaq
v.Y.6QB(ixov ist gleichartig dem alkäischen Zehnsilbler kurz vorher 1482 und
dem Hipponakteum am Schlüsse der nächsten Periode 1488.
*) Weil das Maß verkannt ward, ist der hier überlieferte Vers seit
langer Zeit nicht mehr so gedruckt worden. Der Phaläceus, auf den die
in Svnaphie stehenden Glykoneen ausgehen, schließt in der Antistrophe
mit oi)(5e, dann folgt, natürlich unverbunden, ä XQVoävioi'AffQo^ira. Inder
Strophe steht 680 üeiaig CmcpizioXCov TiO/jvcug. Die Jtovt'oof Tooqroi, die es
nötig hatten, daß Medea sie verjüngte, wird Sophokles wahrlich nicht deai
genannt haben- ,
') Es ist abzuteilen erst der Pherekrateus (pgdafo -/äg di) oaov fioi, dann
it)vxäi nQooq^üeg toiiv ei:iEiv. In der Antistrophe entsprechend.
Da die Daktylen xarä avi^vyiar gebaut sind, schließt die Periode
*)
yäg aiOtoog cixdiJaTOv otXa
öfifia yetrai ungficoectg h' avyalg. ganz wie
\
Alkmaus Partheneion. Die nächste Periode geht auf das Enoplion aus.
—
250 II. 4. Glykoneen.
Alkman im Schlußverse den ersten Daktylus
des Partheneion
des alkäischen Zehnsiblers auch zusammenzieht, gehört auch
diese Form her. Aisch. Ch. 382 — 384 bringt den Vers zuerst mit
einem iambischen Metron verkoppelt, dann noch einmal, dahinter
den alkäischen Zehnsilbler. Das macht ihre Verwandtschaft
deutlich; daß ein Vers, der von Hause aus Klausel ist, auch
einmal in einer Reihe verwandt wird, ist freilich eine Seltenheit.
Derselbe Vers wird Ch. 469. 70 auch zum Abschluß der ganzen
lyrischen Partie zweimal gesetzt. Die Form v:? — — ww —
>^ w
findet sich Aisch. Prom. 405, Perser 648 (die nächste Periode
geht auf den Zehnsilbler aus), 976 (mit einem iambischen Metron
verkoppelt wie Choeph. 382), Soph. Ai. 698 {^swv %o^6iioC ava^
ÖTtwg (.101), 701, Eur. lA. 761, als Abschluß vor dem Übergange
zu einer anderen Versart Aisch. Ag. 687, Eur. Her. 881.
Da ich einen Namen brauchte, habe ich zum Aischylos
Choephorikon gebildet, weil der Vers in jenem Drama häufig
ist, hätte aber besser getan, den antiken Namen Hipponakteum
von Hephaestion aufzunehmen, wie ich es jetzt tue, obwohl
auch dies nicht schön ist. Hephaestion 10, 2 bringt den Beleg
Kai Kviat]i riva S-viu^vag. Er ist aus dem Zusammenhange ge-
rissen, wie natürlich, da er nicht am Anfang stehen kann; wie
Hipponax ihn verwandt hat, da er sein einziger
bleibt unklar,
erhaltener lyrischer Vers ist*). Vielleicht kam er auch bei
Sappho vor, da Hephaestion ihn auch Iweaavllaßov Ia7t(pix6v
nennt. Das kann freilich auch nur seine Entstehung durch Ab-
strich der Anfangssilben von dem ivöexaavXXaßov meinen, aber
mit solcher detractio pflegt Hephaestion nicht zu operieren und
definiert ihn als hyperkatalektischen antispastischen Dimeter,
d. h. Glykoneus. Der Sappho ist die Klausel ganz wohl zu-
zutrauen.
Schheßlich stelle ich hierher, wenn auch mit geringer Zu-
versicht, eine Klausel, die gar keine Doppelsenkung hat und
einer jeden einfacheren Messung widerstrebt. Mustervers sei
Aisch. Pers. 583 ro Ttäv dr] xkvovoiv äXyog. Derselbe findet sich
noch hinter Versen verschiedenster Art, Eur. Med. 137, Andr. 1017
(wo die Daktyloepitriten die Abteilung von td'/.ai.vav (.is^elte
^) Textg-esch. d.Lyriker 30; damals deutete ich ionisch, weil ich
überhaupt diesem Geschlechte zu viel zuschrieb. Es kann aber für
Hipponax zugetroffen haben.
Unreine Senkungen- 251
Tgoiav erzwingen), Hek. 804, Or. 1012 (mit Auflösung 66nu}v
TtoXvTcövoig ävdyyiaLg). Am meisten befremdet, daß die erste Silbe
immer kurz ist.
Nur die Häufigkeit der Erscheinung erklärt es, daß man
sich ohne weiteres bei ihr beruhigt, wenn der Glykoneus die
vorletzte Silbe lang haben darf. Eur. Hipp. 741 rag rjkeyiTQo-
(paslg avydg'^), Med. 159. Beides steht am Schlüsse, und da mag
besondere Absicht darin liegen, aber Bakch. 865 mitten zwischen
normalen Glykoneen zweimal eig ai&ega ÖQoasQov QLTtxovd' utg veßgog
Xloegalg l^inaiCovoa Eine wirkhche Erklärung habe
keii^iay,og fjdovalg.
ich nicht, wohl aber fehlt es nicht an Analogien in anderen Maßen;
die Besprechung spare ich auf, bis die Chohamben an die Reihe
kommen. Derselben Behandlung ist natürlich auch das Tele
> >
silleion fähig, IT. 1127 Y.w7taig tjzi&cov^ei, lA. 799 iiCd-oi räS' ig
div&QWTiovg. Auch was bei Catull 62, 25 in nutriunt umore
und mehrfach in 55 oft als Neuerung oder Mißv^erständnis an-
gesehen wird, ist nicht unerhört, lA. 1084 auiäooovxeg Xai^iöv,
wie es scheint, auch Pherekrates ^yiyqioig Athen. 316 e r/'tJi^
Ttsiv&ai GcpöÖQa zwischen choriambischen Dimetern, aber nicht
sicher, da ein Vokal folgt, während man Synaphie erwartet.
Catull hielt das für Ersatz eines Daktylus durch Spondeus, in
Wahrheit ist es nichts anderes, als was wir in S uiyav xar ovgavöv
gefunden haben; die Quantität der einen Senkung macht
nichts aus.
Schon bei Sappho finden wir den Dimeter erweitert,
TioimXö^Qov' ad^dvat' ^^(pQodLTa] dieser ihr Elfsilbler fügt hinten
drei Silben zu und wird zu einem Verse so sehr, daß er mit
dem Adoneus verkoppelt werden kann. Seine Eigentümlichkeit
ist, daß die zweite Silbe kurz gehalten werden muß; das gilt
anderswo nicht, Eur. Hipp. 553 ^Aly.(.irivag tö/ml KvjTQig iB^diOKev^
El. 432 TcXeivai väsg ai ttot^ eßaxs Tgoiav^ und so oft. Eine andere
Form desselben Verses ist Xoiog xat 7toXvavd^€(.ioig dgovQuig im
Gedicht an Arignota, der Hendekasyllabus des Phalaikos und
Catull. In demselben Gedichte schiebt sie — -^ — vor einen
Glykoneus, was Euripides lA. 784, 1089 ebenso hat. Alkaios
*) Nach der Überlieferung geht der entsprechende Vers auf i>£o/,-
aus; das darf man nicht glauben, denn ungleich wahrscheinlicher ist
'^totatv, das ein vermutlich schon antiker Kritiker geändert hatte, weil er
die Silben zählte und die gewöhnliche Kontraktion vergaiJ.
252 11. 4. Glykoneen.
verkoppelt vier Silben mit zwei Glykoneen zu einer kleinen
Strophe, fiaQ^iaigeL de ^uyag döfiog xaXyf.CoL, Ttaloa ö ^l^Qiqi xe'/.öourjTai,
(jTsya.Auf diesem Wege geht das Drama weiter, doch nicht
eben sehr Tveit; am häufigsten ist der Zusatz eines Spondeus;
besonders vor den glykonischen Gliedern sind Zusätze nicht
häufig. In allen diesen Fällen lassen sie sich als ein iambisches
Metron auffassen; das werden wir so nicht von den Lesbiern
sagen, aber so etwas wie einen Trimeter haben sie doch bauen
wollen, und für die Athener gilt es unbedingt. Sehr viel weiter
geht Pindar; da hängt das Verständnis einer großen Zahl von
Gedichten daran, daß man die Mischung glykonischer und solcher
Gheder, nicht nur von ein paar Silben, anerkennt. Ich nenne
sie iambisch, und das reicht auch oft hin, aber durchaus nicht
immer. Pyth- 10, Schlußvers der Epode ev ä(.i€-qaLg aydvoqa
TtXovTov av-&€lv ocpiaiv.
Die Glykoneen haben bei Alkman nur geringe Spuren hinter-
lassen, nichts ganz Eindeutiges, aber das wird Zufall sein. Viel-
leicht hat es mehr zu bedeuten, daß sie in den Resten der
Westhellenen gänzlich fehlen. Aber Anakreon hat Strophen
aus Glykoneen, durch Katalexe in Perioden geghedert, viel ge-
baut^); sie scheinen sein erstes Buch gefüllt zu haben. Er hat
auch schon einen Tetrameter aus Glykoneus und Pherekrateus,
d. h. zwei gl, gebildet, den später sogenannten Priapeus^),
^) Kehrhahn hat meine Aufstellungen über Anakreon l und 2 durch
genaue Erklärung des Hephästion berichtigt; ich hatte mich zu sehr an
Lachmann gehalten. Es war die erste Probe der energischen Nachprüfung,
der er meine Sammlung der Lyriker unterzog, und hat die einzige bleiben
müssen. Der tapfere treue Mann ist, von zwei früheren Wunden geheilt,
in den Karpathen gefallen.
Der Priapeus, den Hephästion 16, 2 anführt und mit Versen des
'^)
Euphronios belegt, ist anders; er hat als erstes Glied den choriambischen
Dimeter. Die lateinischen Metriker, Cäsius 260 an der Spitze, kennen nur
die auch uns geläufige Form Catulls, die Vergil nachgeahmt hat. Doch
haben diese beiden Dichter den Anfang beider Glieder mit wenig spon
deischen Ausnahmen trochäisch gebildet, was also ihnen von ihrem Vor-
bilde angegeben war. Das war der Dichter, der das Maß mit Priapos
verband, dem Gotte, der sich erst im dritten Jahrhundert verbreitet. Cäsius
führt Verse aus einem Gedichte Catulls an Priapus an, das Vergil offenbar
vor Augen gehabt hat; in unserer Catullhandschrift ist es verloren gegangen.
Wenn es Terentianus ^^754 vollständig anführt, hat er seine Vorlage Cäsius
noch ergänzen können. Dies Gedicht nun ist eine Weihe an Priapus und
Verbreitung' der Glykoneen. 253
dessen Namen ich wegen seiner Bequemlichkeit beibehalte. So
baut auch Aristophanes eine kleine von vier gl,
Strophe
und wiederholt sie sechsmal, Ritt 973 — 96:
denn je drei zu-
sammenzufassen, damit nur ein Strophenpaar wie in der Tragödie
da sei, ist ja Unfug. Ebenso einfach ist Ritt. 1111 — 50, lauter
Telesilleia, 4, und 6., bilden eine Strophe, die viermal wiederholt
wird. Ähnlich Ekkles. 290, Fried. 13^9, Vögel 731, abgesehen
von kleinen Stückchen wie Fried. 860. So gut wie immer
stehen die Verse Synaphie^, sind aber durch Wortschluß
in
mögUchst gesondert, wenn das auch kein Zwang ist. Offenbar
war dies Maß in Athen volkstümhch, und wenn wir es im Frieden ^)
beruft sich auf seinen Kult in seiner hellespontischen Heimat. Schwerlich
hat Catull, auch wenn er jene Gegend besucht hat, selbst eine solche
Weihung vorgenommen, wird vielmehr ein Gedicht eben des Schöpfers
der Priapeen nachbilden. Catull führt bei Worttrenniing doch die Synaphie
der beiden Glieder durch. Cäsius sagt huius versus exigit natura, ut inter
duo commata exiguam pronuntiando interponas moram. Dann war auch
eine Syllaba anceps nicht unmöglich, ist also in Vergils Priapeum 3, 17 zu
ertragen: pro quis omnia honoribus huic {hoc codd.) necesse Priapo est
praestare. Dazu stimmt 20 vicinus prope dives est neglegensque Priapus.
Ich sehe jetzt, daß Äü/c neben anderem von Ribbeck schon vorgeschlagen ist^
^) Ekkl. 293 entschuldigt starke Interpunktion die Verletzung der
Synaphie, Fried. 860 hat Triklinios den Vokativ yigov in den Nominativ
geändert, aber die Anrede ist kaum zu entbehren. Stärkere Interpunktion
in der Antistrophe, also wohl Pause-
^) Handlung und dementsprechend Personenverteilung und Text sind
gegen die Ausgaben herzustellen. 1305 entläßt Trygaios die Knaben und
wendet sich an den Chor (daher (.iEvövxoiv). Er wirft ihm einige TQOiyd/Lia
hin, über die sich der Chor sofort her macht. Das gibt ein lustiges Bild;
vermutlich gehört die Spende schon zu den Hochzeitsgebräuchen. Das
füllt eine kleine Pause. Die Aufforderung nach Hause zu ziehen, jeder
auf sein Gütchen (daher %6v äygöv 1318), gilt dem Chor, aber ideell dem
ganzen Volke, und ndvva Aewv avyxaigetv xaniHekeveiv ist auf die Zu-
schauer berechnet. 1329 erscheint die Braut mit Gefolge. Er begrüßt sie
und stimmt zuerst den rituellen Ruf vjdjv i)jnsvai' a» an. Der Chorführer
gratuliert, ruft ebenso v^iiv i)^wvai c5, und der Chor wiederholt das Kein
Gedanke an eine Wiederholung des Refrains 1332 oder Ausfall 1336. Nun
nimmt Trygaios die Braut bei der Hand, daher das possierliche Zwischen-
spiel 1339—42 „Was machen wir mit ihr?" „Ei, dafür heiß ich doch"
Trygaios; wir pflücken uns das Träubchen." Der Chorführer gibt dem-
entsprechend den Auftrag, den Bräutigam hoch zu heben. Trygaios ver-
spricht dafür die Freuden des läudlichen Friedens. An das oi'xoAoyff»»
knüpft der Chorführer ein Zötlein: das gehört auch zu den Hochzeitsriten.
254 11. 4. Glykoneen.
und in den Vögeln imHochzeitsliede treffen und dessen Refrain v^ihv
vLiivat lü selbst ein Telesilleion ist, dürfen wir uns so die Hoch-
zeitslieder denken, von denen wir so bitter wenig wissen^).
Hier zeigt die schließende Kürze von :pcaxv 1349 und der Sinn, daß etwas fehlt:
axh^QÖv (oder 0Tt(pQÖv) %b tö xrjdaXov, oder welches Synonymen da stand.
Trygaios bleibt bei der eigentlichen Bedeutung von avxov und schließt
den Hymenäus, indem er den Festruf ertönen läßt, den der Chor ebenfalls
abschließend aufnimmt. Trygaios ist jetzt von den stämmigsten Choreuten
hochgehoben, der Chor im Abziehen. Der Friedensstifter richtet seine
letzten Worte an den Chor nicht mehr als an das Publikum {ävögsg; jetzt
aus Menander geläufig). „Lebt wohl, und wenn ihr mir folgt, könnt ihr
Kuchen essen". Darin hörten die Athener die Aufforderung „so gut werdet
ihr's haben, denn der Friede ist geschlossen". Das Einzelne war vielfach
hier oder da bemerkt, aber die ganze Bühnenhandlung muß man in der
Phantasie leibhaft sehen, erst dann ist das volle Verständnis erreicht.
^) Es ist für die Sitte sehr bemerkenswert, daß die chorische Lyrik,
die so viel Gedichte für macht, kein Hochzeitslied kennt.
private Feste
Das des Philoxenos ist eine Ausnahme, wie
die zugehörige Geschichte
lehrt, Klearchos bei Athen. 6a. Was der Hymenaios des Telestes war, ist fraglich,
da er das Aition erzählen konnte, die Geschichte, die z. B. in Proklos
Chrestomathie steht. Hochzeitslieder gibt es nur von Sappho; sie sind in-
dividuell für den einzelnen Fall, mochten aber zum Teil für weitere Ver-
wendung brauchbar sein. Alkman, der ja für Mädchenchöre dichtete, muß
auch Hochzeitslieder verfaßt haben, denn Leonidas, A. P. VII 19, nennt
ihn vfiv')]Ti]g vixevaicov. Dabei bestanden wohl überall rituelle Hymenäen,
deren Nachklänge sich nicht nur bei Aristophanes, sondern auch in der
Tragödie (Eur. Phaethon und Troades), ja schon in der ersten Helene des
Stesichoros finden, aus dieser in der Helene des Theokrit. Diese Hymenäen
werden vielfach, vielleicht überwiegend von Mädchenchören gesungen, wie
es Pindar Pyth. 3, 18 angibt, was man doch für lonien und Athen kaum
glauben mag. Rituelle Totenklagen hat es yohl überall gegeben, und
sie haben auch nichts mit den d^grivot der chorischen Dichter zu tun, die
für Gedächtnisfeiern bestimmt waren, wie sie sich auch bei uns von der Be-
stattung losgelöst haben. Philodem, Mus. IV 68 K, erklärt die STti&aXdfiia
für so gut wie abgekommen.
In starkem Gegensatz steht dazu die Spät-
zeit mit ihren Hochzeitsgedichten und Hochzeitsreden, die sich seit der
Renaissance überall breit gemacht haben und in unsern Polterabend-
versen dauern. Da hat der Rhetor das Übergewicht gehabt, und das
Gedicht war nur eine besondere Form der Rede; es ward ja nicht ge-
sungen. Dazwischen stehen die Gedichte CatuHs, das eine auf eine
bestimmte Hochzeit, das andere gibt das Typische, und in ihm sind
sapphische Motive ausgeführt. Der Schluß auf hellenistische Epithalamien
ist unabweisbar; aber ein Vers des Kallimachos auf die Hochzeit der
Arsinoe, Fr. 196, beweist kein Vorbild (er bleibt überhaupt ein Rätsel), und
so stehen wir wieder einmal vor einem Wandel der Sitte und der Dich-
Tragische Strophen. 255
Rechnen wir hinzu, daß Telesilla das Maß für ein Kultlied ver-
wandt hat, und denken wir an die nahverwandten choriambischen
Dimeter Korinnas, so blicken wir in die Verskunst des Mutter-
landes, die unverbildet von den Dichterinnen geübt ward, die
Aristophanes wie sie war aufnahm, die Tragödie zumeist um-
bildete, doch so, daß der Anschluß, zumal bei Euripides, noch
häufig fühlbar ist.
Von den Tragikern ist Aischylos noch sehr zurückhaltend,
denn die schlichte Strophe Ag. 717 will durch den Kontrast zu
ihrer Umgebung genau so wirken, wie es der Apolog, unerhört
sonst in der Tragödie, tut, den sie erzählt^). Ganz anders die
beiden jüngeren Tragiker. Sophokles bevorzugt die glykonischen
Maße und hat auch ganz einfache xara neQL-AOTtcai aviaovg ge-
baute Strophen für die verschiedensten Stimmungen verfaßt, für
uns manchmal befremdend. Euripides hat in seiner späteren
Zelt viele glykonische Lieder, so eintönig wie seine choriam-
bischen Dimeter. Ich gebe auch von diesen durchsichtigen
Strophen einige Proben, zunächst von Sophokles. OK. 668
gl. + phalaec, 4. gl., 2. gl,, dakt. Dimeter + 2. i, gl. -t- hippon.,
hippon.'^).
OT. 1186—1204 3. gl., 4. gl., 4. gl.Vollkommen xa^' s^iv /.ara
7tBqioqiai.iovg ävioovg. Mehrere Dimeter haben vorn eine Silbe
weniger, können
also Telesilleia heißen, aber das ist einerlei;
dazu gehört das letzte Glied, ovöhv {.ia/.aQiL.w^ das auch Reizianum
heißen kann. 1197 und 1202 hat man keine Veranlassung, die
zweiten Personen des Verbums zu ändern, was nur gezwungen
entschuldigt wird'); denn h-gaTr^oug xov ist am Schlüsse des
Glykoneus zulässig, zumal hier, wo toD Synaphie beweist.
tung, der die weitreichendsten Folgen gehabt hat und für uns doch nur in
diesen Folgen kenntlich ist. Wer sich ernstlich mit den hellenistischen
Zeiten abgegeben hat, ist an solche Erfahrungen gewöhnt.
^) 3. gl., 3 i)ßtem'j, 4. gl. Von zwei Stollen dürfte man nur reden,
wenn die Glykoneen an Zahl gleich wären.
*) Über das letzte, jetzt verkannte Hipponakteum oben S. 249.
*) An
der zweiten Stelle hat allerdings L dveora und im Scholion
yeyovev, aber wir haben ja keine Ausgabe der Scholien, aus der zu er-
sehen wäre, ob ysyovev auch im Scholion steht, wenn der Text ävi'arag
hat. Die zwischengeworfene Beteuerung (5 Zev konnte zwar die zweite
Person flüchtigen Lesern und Kritikern anstößig machen, so daß sich
ihre Beseitigung erklärt, dagegen nimmermehr den Dichter veranlassen,
wenn er vorher und nachher den Ödipus anredete, dazwischen in die dritte
zu fallen.
256 n. 4. Glykoneen.
OK. 1211-43 a)3 gl. + alk. dekasyll., /?) 4 gl. 2i, y) 9 troch.
Die Perioden, die ich in dieser Weise bezeichnen will, sind
deutlich gesondert. Wenn Glykoneus
in der zweiten der erste
durch Hiat abgetrennt ist, die beiden letzten verbunden, so wird
darin nichts liegen, als daß Sophokles sich zu so freier Bewegung
berechtigt hielt. Der iambische Dimeter, in den Worten ebenso
scharf gekennzeichnet wie die folgenden Trochäen, ist ersichthch
mit dem Glykoneus als gleich empfunden. Die Trochäen sind
xara (.isvqov abgesetzt ganz wie sonst Anapäste.
Epode.
kv iüL tlüf-iojv od' OüY. sycü f^iövog 6. i.
TtdvTod^ev ßoQEiog &g rig ccKrä
y.vf.iaTOTt}.rj^ XeifisQia xlovsirai, 3. chor.
w^' xat tÖvÖs xara XQCcg^) 2. ion.
öeLval y.vfiaroay€lg 2. ion.
drai -/loviovoLv ael '§vvovoai^) 3. ion. (chor.)
ai (.lev dit deXiov hemiepes
öva^iav, OL (J' avateX- hemiepes
Xovvog, ac d' dvd (.lioGav ax- glyk.
rtv', ai (5' evvvxictv dich ^PiTtäv ^) glyk. + spond.
Ich setze die Epode nur her, weil sie im Versmaß so schön ist
wie im Inhalt. Auf die lange Reihe
lamben, die ruhig überleiten,
rollen die loniker der zweiten Periode ansteigend wie die Wogen,
^) Vgl. meine Anmerkung- zu Hippolytos 1366. Nur glaube ich jetzt,
daß auch in der Odyssee e 313 xard HQäq das echte ist.
^) So hat der Dichter wohl gemessen; man kann den Vers auch als
Prosodiakon i +
bezeichnen wie Ant. 355; die Kombination wird uns später
begegnen. Und das Prosodiakon ist selbst eine Form des alten Dimeters.
')Jebb hat in der Antistrophe unbegreiflicherweise die Attraktion
ßi)vai xet&ev O'&ev beanstandet; noch übler ist es, daß seine Umstellung den
q>dövog von der letzten, bedeutsamsten Stelle unter den Leiden des Lebens
wegrückte; schon der Singular, aber auch das xaC, das ihm eine Sonder-
stellung gibt, mußten warnen. An tCg 7i?Ayyßri noXviJiOX'&og e^o zCg ov
xcmdrcov evi haben viele angestoßen, und gewöhnlich ist es freilich nicht,
daß auf e^o) nicht gleich die vielen xäf.iaTOt folgen, in welche die mühselige
Irrfahrt des Lebens den Menschen führt, sondern abgebrochen wird, „wer
irrte denn außerhalb —
welche Mühsal ist nicht darin, Morde, Revolutionen,
Hader (den man hier politisch nimmt), Schlachten und die Mißgunst (die
Gesinnung der Nebenmenschen überhaupt)". Unter ihr leidet jetzt der
greise Dichter, und sein verdüstertes Alter glaubt darunter immer gelitten
zu haben.
'
Ödipus Kolon. 257
und dieses Anwachsen wiederholt sich in der letzten. Eben
darum stehen zuerst die kurzen Hemiepe, offenbar einem Dimeter
gleichwertig, dann schwellen sie zu den beiden glykonischen
Gliedern an, und das reicht noch nicht: der schwere Spondeus
kommt nach und beendet das Lied- Am Schlüsse des Glykoneus
vorher ist die unreine Form gesucht, denn die Sprache erlaubte
fiiaoov äx.zlva. Aus den vier Himmelsgegenden kommen eigentlich
nicht die äzai gegen Ödipus, sondern die Stürme gegen die
Klippe: so verwächst alles zu einem Bilde; darum heißen auch
die cczat. y.vuaroaytlg.
Oed. Kol. 117—136 = 149 -169.
Tig UQ ?yV, 710V vaiei; dochm.
Ttov -KVQSl ly.Tortiog oud^slg 6 Ttävrwv, phalaec.
120 6 7cdvTa>v äxoQsaTarog, giyk.
TtQOodeQ'/.ov, levooe viv 2i.
TtQOOTtev-d-ov Ttavraxfji. 2i.
Ttkavdrag 1. i.
TcXavarag zig 6 Ttqeoßvg ovS' 4 glyk.
125 eyx^^^og, Ttqooißa yaq ov-a.
äv Ttoz' aazißeg äXaog ig
rävö" äf.iaifiay.€zäv v.OQäv,
ag zgiiiof-iev 'Kiyuv dochm.
xat naqauußöueod^ äöeq/aiog hippon.
130 aq)tbv(jog aX6yo)g zo zag 2 glyk.
svcprj^iov azoLia rpQovziöog
levzeg. za. de vvv zlv' fjxeiv hippon.
Xöyog ovdkv ayovx , ov kyto Xevaotov anap
135 TteQt Ttäv ovTCüi dvvai.iai ze^ievog
yvwvai, Ttov uoi tzoze vaiei^).
^) 121 /.EvoaciT^ avTÖv, :nQooöt()y.ov :iooo:tfüO'ov navraxt}t codd. Das
Versmaß zeigt die Antistrophe, verbessert hat Hermann, nur hat er rxgoa-
jreu^ot; an erster aviöv Glossem zu viv auch 1182. /.evaai viv unter-
Stelle,
denn „sieh nach", „forsche nach" entsprechen sich. „Er-
bricht sehr lebhaft,
blick ihn", das den Gesuchten in Sehweite voraussetzt, schiebt sich vor;
dann, weil nichts zu sehen ist, „frage nach". 134 wird Triklinios ovöiv
dCovz' mit der leichtesten Änderung wirklich verbessert liaben, denn
wenn man iv ti/<?}i, eviifiog, .Tap' ovötv Cr/ew, andererseits Otj^ci'; dvdvöoovg
äyeiv sagt,kann oi^öiv ayeiv wohl verstanden werden, und auf eine kühne
"Wendung müssen wir gefaßt sein. Die Variahte am Rande ovök /.id^ovx
Wilnm owitr. Griechische Verskuust.
,
17
258 II- ^- Glykoneen.
oga wie eine Interjektion, die in der Antistrophe
ist so gut
entspricht. 118 Dochmius mit verdoppeltem Anlaut, gesichert
durch den Ausgang 6f.if.iaT0)v der Antistrophe. 119 Phaläceus
sage ich, denn für den Wert des Verses verschlägt es nichts,
daß der Glykoneus darin zwei Doppelsenkungen hat; das war
damals gang und gäbe. 123 der katalektische Monometer wie
Find. Nem. 6, 1. Die Hipponakteeu 129, 132 scheinen hier nicht
Klauseln, weil die Sätze sich an die metrischen Perioden nicht
kehren, die deuthch 123 —
129, 130 — 133 reichen. Da muß man
die Antistrophe ansehen, wo die Gliederung den Perioden ent-
spricht. Für sie zunächst hat Sophokles das Maß erfunden; so
mußte das beim Dichten zugehen, und so läßt es sich nicht
selten spüren.
962—981, pher., 3. gl., gl., 2 pher., priap.,
Euripides' Alkest.
zum Schluß dochm. H ^-^ -^ w— —
^•^ d. h. klingend gemachter
dochmischer Dimeter.
Andrem. 501 — 536 Wechselgesang von der Bühne, so einfach
wie in der Komödie 3, gl., 2. gl., 3. gl., 5, gl., 512 Hiat durch
Interjektion entschuldigt.
IT. 1089-1122, 3. gl., 2gl. + spond., 2. gl., 2 gl. (chor. dim.)
+ hippon. (darauf führt die Wortabteilung), 7. gl., davon die
beiden ersten Telesilleia, aber mit den folgenden in Synaphie.
Bakchen 403-432, pher., pher., 2.gl., 3. gl., 3. gl., 2. i. + pher.'
5. i. (das vorletzte Metron choriambisch)^). Man soU nicht be-
(pvöiv L), war wohl nicht eigentlich Vai'iante, sondern der erste Ab-
schreiber der antiken Urhandschrift schwankte, ob er N
oder A I vor
sich hätte.
^) 406 hat Headlam schlagend eine Schwierigkeit gelöst, an der auch
ich mich immer vergeblich gequält hatte. Der barbarische Fluß mit
100 Mündungen, der ohne Regen (d. h. nicht von ihm gespeist) sein Land
befruchtet, kann ja nur der Nil sein; die ävo/xßoot yoot deuten darauf, daß
das Nilwasser aus dem Schnee der Gebirge stammt. Headlam erreicht das
durch naq)ov #' äv {'&') eaaTÖozofioL; Paphos hinter Kypros genannt nach
i> 362. 427 verbessert sich schön; den Schluß hat Kirchhoff erledigt, am
Anfang ist aogrdv d' änszeiv überliefert. Euripides hat gesagt
oocpöv dnsxBiv jiganCöa q^gsva xe
nsQioocjv aaga (pcoTöiv.
Die Aufklärer beanspruchen oo(poC, ooqpiOTaC zu sein; aber wirklich aoq^öv
ist es gerade, sich mit ihnen nicht einzulassen und sich an das qiavlöxsQov
n-?.f}'i}og zu halten, dann —
lebt man vergnügt in den Tag hinein. So
sein Chor, und da hat es Leute gegeben, die meinten, er hätte sich be-
kehrt. Es ist, als wäre Heraklit aiif das xogevvvo'&ai cooneg Kz^^vsa heraus-
gekommen.
Euripides Bakch. Iph. Aul. 269
anstanden, daß ein Glykoneus mit gewöhnlichem Anlaut einem
iambisch anlautenden entspricht 404: 419, 406 421, Vielleicht = =
ist es nicht Zufall, daß das eine Mal die Strophe, das andere Mal
die Antistrophe das Plus hat. Hipp. 738 und 748 entsprechen sich,
beide haben zwei Doppelsenkungen, aber an verschiedener Stelle.
Bakch. 863— 896. Auf gl. + reiz, folgt ein Pnigos, 12. gl.,
unter denen einmal ein choriambischer Dimeter, dem vom eine
Sübe fehlt, erscheint, + 2 i. + reiz. Wieder ist die Gleichung
mit dem iambischen Dimeter klar. Meist, aber nicht immer
(867 = 887) respondieren die unreinen Schlüsse des Glykoneus.
Natürlich müssen sie richtig abgesetzt werden, damit man sie
lesen kann.
872 [löx^oig %^ cüxvdQÖi-ioig äeX-
Xccg^) -d-QcüiaxEi tzböLov TtaqaTto-
Ta/iiov rjdoj.i€va ßgorcov
€Qri(.iiaig a7iiaQO'/.6fiov
d^* ivcp') SQveoiv vXag^).
Es ist sehr fraglich, ob in dem Reizianum (863 = 882) Silben-
gleichheit erzwungen werden muß, denn ÖQuärai uöXig alX' öf-iiog
jtioTov rb ^etov wird durch jeden Zusatz abgeschwächt. Es re-
spondiert ^i'jaco Es folgt ein Refrain von 5. Glyk.,
tvots Xev/.6v.
unter denen ein choriambischer Dimeter wie oben 869 ist. Der
erste hat zwei Doppelsenkungen, die erste prokeleumatisch, eine
Seltenheit.
Iph. Aul. 1036—97
xLg a^ vf.i€vaiog diä IcotoD ylißvog 3. chor.
^lexä TS cptXoxÖQOv xi^dgag 3. gl.
ohQiyyiov &' vtio y.alafiosaoäv eovaaev la%dv,
1040 dt ava Ilrjkiov al yiaXhn:löy.auot
ZIuQiösg ev öairi d-ecov chor. dim.
XQvasoodvöaXov X%vog ev yäi y.Qovovoat gl. + 2 spond.
IlrjXecog slg yd^iov i]X^ov, pher.
1045 liisXtüiöolg 6etLv d- Kurzvers
Xrif-iaaiv xöv t' ^iay.idav gl.
KevravQcov ev oqeol yleovaai hippou.
Ur^Xidda y.ad^ vXav. ithyph.
6 de Jagdccvldctg, Jiog 2. teles.
*) Hermann schön Itiir fbxvdgößotg t' dsX?MTg.
*) So am wahrscheinlichsten zu ergänzen.. Aspiration von J'{,>vos ist
nicht selten.
17*
260 n, 4. Glykoneen.
1050 XmtQiüv TQv(pi]f.ia cfikov,
XQVöioiGiV ä(pvaas Xoi-
ßav kv yiQarrJQiov yvdXoig, tel. + chor. dim .
^Qvyiog ravvj.u]dt]g. pher.
1055 TtaQcc dk XevKocpai] xpdf.iad-ov eihoaöfisvai xv^Xia gl, + tel.
7cevT7]}iovTa yd(.iovg xögai NrjQewg exögevoav.^) priap.
Zweisilbige Senkung im Glykoneus ist häufig, und dem Verse
1041 — wv«^>^ s^w— entspricht sogar 1063 Ttalöa ai
Osooaliai (.liya cpwg, aus nald^g ai 0&aoalal von Weil hergestellt.
1046 darf die Auflösung einer Hebung im Hipponakteum nicht
beanstandet werden. Die Verbindungen des Telesilleion werden
nicht mehr befremden, merkwürdiger ist 1040 der Pherekrateus
vor dem Zusatz (i) Form, wie z. B. Hipp. 740;
in choriambischer
hier wird m'an an eine unterdrückteSenkung denken. Der Kurz-
vers 1045 -^ ww —
ist Maecenas atavis. 1056 erhält als
Entsprechung 1078 einen Glykoneus mit langer Pänultima. Etwas
ganz Seltenes sind die zwei Spondeen hinter dem Glykoneus,
1043, aber sie sind unverkennbar.
Epode
1080 oh d' £7vl xdcQai oteipovoi xakXiycöfiav i + chor. dim.
7tXö)iaf.iov 'Agysioi ßaliäv 4 gl. (chor. dim.)
wäre Trstgalcov an ÖQStov
(.i6o%ov dxi']QaTOv, ßQozeov
aii-idooovTeg Xai(.i6v,
1085 Ol) ovQiyyi rQacpelaav ovo' 3 gl. + dochm.
€v QOißd^aeoi ßovxöliov,
TtUQcc de (.lareoL vv(.i(f)OY.6^ov
^Ivayjöaig ydf.iov.
^) Die allgemein aufgenommenen Verbesserungen verdienen keine
Aufzählung, 1056 Hev%il]xovxa xögat Nr)g8cog ydjiiovg ix'^gevoav cod. Da
gehört Nijgeag, wie die Antistrophe lehrt, vor^pfOß.; das hat Fritzsche
gesehen, aber das reicht nicht, denn cxsvz/jKovva xögai, yüfiovg Nijgeog heißt
ja „die 50 Mädchen tanzten zur Hochzeit des Nereus". —
Das Lied wird
gesimgen, als Achilleus und Klj'^taimestra sich darüber ausgesprochen
haben, daß er ihr Schwiegersohn hatte werden sollen, was beiden nicht
unlieb gewesen wäre; jetzt soll er Iphigeneia retten; was dann geschehen
wird, bleibt ungesagt. Da singt der Chor, wie war (wie anders war) das
Brautlied fürThetis? Dann einzahlt er von der Hochzeit und schließt 1076
„selig war es". Die Epode bringt in der Opferung Iphigeneias die Anti-
these. Das ist also sehr gut.
Iphig-. Aul. 261
1090 Ttoü xo Tag ^-liöovg i) rb xäg ^Aof-xäg (i) + chor. dim.
[övvaaiv s'x^'] od-evei xl Ttgöatorcov, reiz.
OTCüxe xo fisv aosrtxov e'xEL dvvaoiv ä ö' l^gara y.axoTti- 3. gl.
od-€i> d^vaxolg äueXelxai^).
Es folgen noch einmal 3. gl. 1090 steht ein scheinbarer Kretiker
vor dem Dimeter wie bei Sappho an Arignota. Wichtig ist
1084: Catiills nuiriunf umore.
lA. 751 — 800. Strophe: priap., 2 chor. dim., dochm. + chor.
dim., 2 chor. dim., 2 gl., hippon. ( — ^-w w ).
Das wird keines Wortes mehr bedürfen. sind von 773 — 783
Härtung mit Recht ausgewiesen. Die zum Teil sehr verdorbenen
Verse haben kein Subjekt; wie sie stehen, müßte es Ares sein,
aber ^'Jqel cpovliot, steht darin. Geschildert wird die Persis, wie
es scheint, der Tod des Priamos und das Verhalten der Helene.
Wenn das nach Aulis überhaupt nicht paßt, so ist es vor dem
Folgenden völlig unmöglich, das gut an die Strophe anschließt.
Ob es Reste einer von Euripides angelegten anderen Fortsetzung
oder einer fremden Einlage sind, steht dahin. Zusatz ist es wie
—
Prom. 425 429. Die echte Epode muß ich hersetzen:
iU?jr' e/.iol f^ir^x^ iuoiat xe-/.va)v xe/cvoig (i) + gl.
785 iXjtig cide Ttox' eXd^oi. pher.
oiav al itoXvxqvooi pher.
Avdal y.al 0Qvyä)V äXoxoi gl.
oxrjOovoiv TTUQ^ i- dochm.
oxolg fivd^svovaat xdd' ig aAAr;Acfg' chor. dim. + sp.
790 xig aqa f.C' €V7tXoycäf.iov KÖfiag gl.
Qviiia daxotöev xavvoag chor. dim.
rcaxQidog ovXoaevag anoXioxLÜ dia ok gl. + i
xav jivxvov doXixccvx^vog gl.
795 yövov, si öt} cpdxig exvfiog, ujg gl.
€xvx€v [Ji]öc(] oqvid-L Tixaiiivioi chor. dim.
^) 1081 fta?.idv Scaliger für / d/.täv, nicht ganz sicher, da die Farbe
nur störend ist. 1082 ,T6roa(V/)i> «.t' ävTno)v tXOoraai' ooäjr. Hölile und
Berg sind Varianten, und die Randkorrektur, an sich wahrscheinlicher, wird
on dem Verse empfohlen. Das Glossem fällt ohne Mühe. Ebenso 1091;
man muß nur aütvsi aus a&kvsiv machen. 1094 kann es auch xarörti&ev
g'ewescn sein.
262 II. 4. Glykoneen.
Jibg [6V'] älkax^€v (5^/iag, elV^ chor. dim.
€v öeXroig HieQlaiv chor. dim.
^ivd-OL rdd' eg avd^QoiTtovg Teles.
800 ijveyKav TtaQcc xaiQov äkXwg^). hippon.
784 haben wir eben in 1090 gelesen; 799 unreine Pänultima
im Teles.Andere gly konische Lieder bringt Kap. 15 und Teil III.
Von Bakchylides mag ich die beiden kleinsten Lieder nicht
übergehen, weil sich in ihnen seine leichte Grazie am an-
mutigsten auch im Versmaße. Zuerst 2. Argeios hat am
zeigt,
Isthmus gesiegt; gleich für den Festzug am Abend macht ihm
der Landsmann ein rasch improvisiertes Lied; in die Melodie
werden sich die Kameraden leicht finden, denn sie bringt lauter
vertraute Rhythmen:
ä[i^ov]'^) ih a8[.ivoö6T€iQa (pri(.ia 3. i.
ig Kiov ItQdv^ xagirco- 2 chor. Dim.
vvfiov cpeQOvö' ayysXiav,
oTi i^idxocg ^Qaovx^tQog ^Aq- priap.
yelog äqaro vr/.av.
Die Epode bringt dasselbe, nur fehlt der erste Vers, den
wir ebensogut einen katalektischeu iambischen Trimeter wie
einen hinten in der Weise des Phaläceus erweiterten choriam-
bischen Dimeter nennen können daß die differenzierten Rhythmen
:
ursprünglich dasselbe waren, wird hier recht deutlich.
Nun 6, Das ist ein Ständchen, das dem Lachon vor
seinem Hause gebracht wird; in Olympia hatte ihm Bakchylides
^) 788 iLwdtvoaL corr. Matthiae. 790 svjiXoxdßovg corr. Musgrave.
791 egvßa corr. Hermann. 795 [vl^öc:] Härtung. dXläyßri codd., Aiö'^
^vaXXax'&ev Härtung.
Die Poesie liegt darin, daß die Griechenmädchen ihrer Hoffnung
dadurch Ausdruck verleihen, daß sie sich ausmalen, wie anders die Troerinnen
in die Zukunft sehen, sich 'ihre Hoffnungen aufstellen', laxävai iXnlöa
befremdet, hat aber an i.if]viv lozävai Soph. O. T. 699 voUe Parallele. Zu-
letzt kommt der Rationalismus zu Wort, der die Verwandlung des Zeus
in einen Schwan für eine Erfindung der Dichter erklärt. deXvoi TlcegCöeg
sind öeAroi Movoäv, ßovomüv, iroirixCov.
^) So richtig Kenyon; Blaß hatte durch äi'6,ev den Sinn zerstört. Denn
von Olympia, wo in Bakchylides die [lovoa ai&tysv/jg zur Stelle ist, soll
die Nachricht von dem Siege in die Heimat hinüberklingen. Sie ruft
jetzt die Flöten zur Gratulation an den Sieger auf.
Bakchylides. 263
das auch sehr kurze ^), aber anspruchsvollere Gedicht 7 gemacht.
Hier beginnt er mit zwei etwas verschieden gehaltenen iam-
bischenDimetern, einem vonSappho geborgten Motiv darauf folgt ;
ein choriambischer Trimeter, dem ersten Verse des zweiten Liedes
ganz ähnUch. Dann Pherekrateus, Lekythion und 3. Glykoneen,
die auch den Tragikern vertraute kleine Strophe").
Bakchylides 18: gl. + phalaec, gl. + phal., 2 gl. + 2 tr.
(oben besprochen), 1 gl., 2 gl, 2 gl. + i (= Alkaios 15),
gl. + 2 ti\, phalaec.
Merkwürdig ist weniger, daß zwischen Glykoneen an
mehreren Stellen Hiatus zugelassen ist, d. h. die Dimeter ge-
trennt sind; das hat auch Sophokles; oder daß der erste Vers
unmer mit zwei Kürzen anlautet, als daß oft ein Übergreifen
eines Wortes in den andern Vers durch alle Strophen durch-
geführt ist, was eine perverse Versabteilung zur Folge gehabt
hat. Diese Art eines metrischen Enjambement zwingt, den
Grundsatz einzuschränken, der sonst bei der Abgrenzung der
Glieder leitend sein muß, an der Wiederkehr der Wortschlüsse
einen Anhalt zu haben. Es wirken eben zwei Tendenzen gegen-
einander, die der Asynarteten, wie sie Archilochos baut, und
die der zu einem Ganzen verschmolzenen Gheder, die dann
sozusagen eine Zäsur wünschen. So hält es die erste Hälfte des
trochäischen Tetrameters, überhaupt Reihen von Trochäen.
Die iambischen vollen Tetrameter seiner Ichneuteu will Sophokles
von den gewöhnlichen der Komödie unterscheiden: daher greift
immer ein Wort aus dem zweiten in das dritte Metron. Soph.
Aias 1205—1207 zeigt genau so verbundene Glykoneen.
*) Die von Kenyon richtig erkannte Trennung von 7 und 8 ist
durch Körte in dem ausgezeichneten Aufsatz, Hermes 53, endgültig fest-
gestellt.
*) V. 3 hat Blaß allein richtig vtxcöv ergänzt. Im folgenden muß
verbunden werden öi' öoaa Jidgoi&^^v d.u.ie/.orpdgi^o»' Keov uEtoev ....
oe de vvv vfivog '/egalgei. Das öe am Anfang der zweiten Strophe ist
anaphoriseh- Hübsch übrigens, daß der Keer die Weinberge seiner
Heimat rühmt; Pindar denkt darüber anders (Päan 4, 25).
5. Trochäen.
|er Dimeter lebt weiter, sogar ganz besonders das Lekythion,
nun der katalektische Dimeter, neben den der volle tritt,
aber jenes wiegt in vielen der trochäischen Strophen vor und
ist fast überall fühlbar; in den Pnige der Komödie herrscht
natürlich der volle Dimeter bis zur Katalexe. Die Metriker
nennen das'Lekythion auch EvQiTtiösiov nach dem Mustervers
Phoen. 239 vvv de iioi jzqo teixicov^ und in dieser Sorte leichter
Trochäen ist der ganze Bau meist rein trochäisch. Es herrscht
überwiegend das Gesetz, daß im Dimeter die Schlußsilbe des
ersten Metron nur lang sein darf, wenn kein Wortende hinter
ihr eintritt. Wie P. Maas bemerkt hat, gilt das Gesetz auch
für die sog. Epitrite des Bakchylides, so daß seine Nicht-
achtung dem Pindar eigentümlich ist. Die Erscheinung ist der
regula Porsoni des iambischen Trimeters ähnlich; verboten wird
die Länge für eine freie Silbe; aber die Trochäen verhindern,
daß der Dimeter zu zwei Monometern wird, die lamben gestatten
gerade dies, auch wenn der Anlaut lang ist, und wollen nur
bei dem Übergreifen eines Wortes den iambischen Charakter
gewahrt haben.
Entgegen tritt uns zuerst nur der Tetrameter ^), d. h. zwei
Dimeter mit fester Diärese, 'der Gefährte des iambischen Tri-
meters, mit zu der Dichtgattung "Iaf.ißoL gehörig. Archilochos baut
ihn gleich in vorbildlicher Vollkommenheit; Ananios undHipponax
bauen ihn auch mit lahmem Schlüsse, was keine Nachfolge
^) Die metrische Theorie führt einen trochäischen Trimeter und belegt
ihn mit Archilochos 99 (Hephästion 6, 2, schol. Pind. Ol. 12, Nem. 8 und U;
derselbe liegt bei Mar. Vict. 135 zugrunde). Aber diesen Vers gibt es
sonst nirgends in einer Verwendung, die man dem Archilochos zutrauen
könnte, und die Probe weckt wenig Vertrauen. Hephästion sagt, daß
andere ihn für ein iafxßtxöv ä>ceq:a?.ov hielten, und das tut der Gewährs-
mann des Victorinus.
Trochäen. 265
außer in Varros Satiren ^), aber Doppelsenkungen bemerken
ficidet
wir nicht, die häufiger nur in der sizihschen Komödie sind, in
der attischen aber zu allen Zeiten einzeln vorkommen-); chor-
iambische Anaklasis ist nicht vorhanden. Die älteste' Tragödie
hat sich seiner in ganzen Szenen bedient, was aber Aischylos
schon beträchtlich einschränkt, so daß eine Steigerung des Tones
Voraussetzung bleibt. So halten es die beiden anderen Tragiker
auch, bis Euripides zuletzt vom Ion ab wieder ganze Szenen
trochäisch baut,was die Komödie übernimmt. Zuerst hatte sie
dieTetrameter mit Pnigos in den epirrhematischen Szenen gehabt
und in der Parabase als eigentliches Epirrheraa in Fortsetzung
der Ode, wie die festen Verszahlen beweisen, mit musikalischer
Begleitung; Flötenspiel ^v\vd auch bei Archilochos nicht
gefehlt haben. Außerdem läßt die alte Komödie gern den Chor
mit TQoyaloi auf die Bühne laufen und zeigt in Liedern oft den
Übergang in Päone. Mehr hieran als an die tragische Weise
erinnert die Epiparodos des Rhesos^). Das Spruchgedicht, das
auf Epicharms Namen ging und manche Erweiterung erfuhr,
zeigt, daß das gewissen Kreisen, nicht eben sehr hohen,
]\laß in
populär war. So bringt es Isyllos von Epidauros; nicht eben
häufig ist es auf den Steinen *) und meist plebejisch; auch kommt
es gelegentlich in volkstümlichen Sprüchen vor"^).
') Die Polymetrie Varros ist sehr merkwürdig; neben modernen Versen,
Phaläceen, Sotadeen, Galliamben, die Menippos schwerlich gebraucht haben
wird, kommen ganz alte Formen vor, wie eben der lahme Tetrameter,
längere Reihen von anapästischen Dimetern, auch von Trochäen und
lamben, denn das sind die sog. octonarii oder können es doch sein. Also
folgt er einem metrischen Handbuche, und in dem stand schon der trochäische
Trimeter.
') Der Kampf um diese Freiheit ist durch die Entdeckung des Isyllos
und des Menander entschieden; es wäre gut, wenn die Tatsache als Prä-
zedenzfall beachtet würde.
3) 674, erläutert Herrn. XLIX 451.
Das Epigramm von Dyme ist von Kaibel (Epigr. 790) dem Alkaios
*)
von Messene mit Wahrscheinlichkeit beigelegt. Das ist vornehme Poesie,
das Maß wieder bei einem Peloponnesier bemerkenswert.
Eine Wetterregel bei Plutarch qu. nat. 916 e, ein Spottvers der
'')
Athener gegen Sulla, Plutarch ^arru/. 505c, ein schöner moralischer Spruch
bei Plutarch Pomp. 27, auch ein schönes Orakel bei üinomaos, Euseb. pr
ev. 214 u. dfifl. m.
266 II. f>- Trochäen.
In der Gesangpoesie hat Alkman trochäische Dimeter im Par-
theneion, er hat auch Tetrameter ^), und als Klausel kennt er bereits
das verkürzte Lekythion, den IthyphaUikus, der später auf diese
Funktion beschränkt war, aber in der ältesten Zeit auch als
selbständiges Glied wie der Pherekrateus
auftreten konnte^),
neben dem Glykoneus. Sappho bildet aus seiner Verdoppelung
einen Vers, einen andern durch seine Verbindung mit dem vollen
Dimeter^). Von Alkaios behauptet Cäsius Bassus 270, daß er das
horazische non ebur neque aureum sogar oft gehabt hätte; wir
haben keine Proben*). Anakreon baut Strophen aus ganz leichten
Dimetern,wie wir sie im Drama weiter finden, so auch Bakchylides
außer mehreren leichten Liedchen in einem Tanzlied für die
ItoniaFr. 21. Bei Pindar könnte Fr. 191 aus einem solchen Liede
stammen. Ti:ochäisch ist das Kulthed der dehschen Phallophoren^).
Leichte Trochäen finden wir bei Pratinas 5, aber sie mögen mit
Daktylen verbunden gewesen sein wie in seinem Tanzliede; auch
bei Timokreon gilt diese Verbindung, nur im Ethos verschieden
von der Weise des Aischylos und andererseits von den Daktylo-
epitriten. Voll von rein trochäischen leicht gebauten Liedern
ist die Komödie (Vögel, Lysistrate, Frösche); überall herrscht
der Dimeter. Wir werden auf diese Art die Kritik des Aristoteles
beziehen, das xoQdaKtxcüTeQov, das daher für ein ordoif-iov /niXog
unpassend ist.
Neben diesen leichten Trochäen hat Aischylos eine ganz
andere Art. Zwar ganz fehlen auch jene nicht, Prom. 415 und
1) 117, hergestellt Herrn. XXXIX 117. Das Fr. Bobiense 622 bringt
aus luba einen Tetrameter hypercatalecticus aicmanos mit einem gänzlich
korrupten Belege. Wenn das auf Alkman wirklich geht, ist der metrischen
Deutung doch nicht zu trauen.
^) Aisch. Hik. 154 am Anfang einer trochäischen Strophe, merkwürdig.
*) 84. 85, dies von Hephästion ganz verkannt, gerechtfertigt Sapph. u.
Sim. 20.
^)Die Modernen führen Horaz II 18 auf das Tanzlied des Bakchylides
zurück, ohne daß der Inhalt oder das Maß dafür etwas beweist. Horaz
hat eine trochäische und eine iambische Reihe gebaut; schwerlich meinte
las seine Vorlage, war vielmehr eine trochäische Reihe mit Ithyphallikus.
^) Semos, Athen. 622 c, nach der Erkenntnis der Dimeter abzuteilen
äväyei' äväyez',
tvQvxoigiav sxoieZze
Tcbi 'fhxot, {^eXei yäg ö deög
ÖQ&ög eocpvdo)fA.Evog
öiä ,aeaov ßaöC^etv.
Trochäen und Tragödie. 267
am Schluß der Hiketiden, aber wie anders klingen sie schon
Hik. 154 und erst recht Pers. 117, 547, Sieb. 357 und in den
zahlreichen Liedern der Orestie. Das bewirken die Unter-
drückungen der Senkungen, nicht nur der ersten,auch wohl
beider, was die Komödie gelegentlich allerdings auch kennt.
Wenn auch der Dimeter häufig ist, regiert doch der Bau xara
pLsiQov wie in den großen iambischen Liedern. Häufig treten
einzelne daktylische Verse dazwischen wie bei Pratinas, und
der Prometheus hat statt dieser geradezu Daktyloepitriten, deren
Zugehörigkeit so ganz deutlich hervortritt. Höchst lustig wirken
eben diese Rhythmen mit ihrem Pathos im Kyklops.
Wie anders die beiden jüngeren Tragiker. Keine einzige
trochäische Strophe bis auf die allerletzte Zeit, nur einzelne
Reihen, allerhöchstens eine Periode. Ant. 360, OK. 1080 (der
Schlußkommos ganz dem neuen Stile), Eur. Andr. 483,
folgt
12091), ^^ 772^^ 623, 1127, El. 1194 (in der Antistrophe
ausgefallen), Or. 191, Phoen. 1038. Dazu darf man auch die
Epode Her. 138 rechnen, die hinter einer langen iambischen
Strophe drei trochäische Reihen vor dem archilochischen Dikolon
bringt. Daß in iambischen Strophen eine trochäische Reihe, am
liebsten ein Tetrameter auftritt, wird sich aus dem alten lambos'
herleiten. Ganz seltsam ist, daß IT. 197, 220, 232 trochäische
aufgelöste Dimeter zwischen Anapästen erscheinen, wenigstens
weiß man keine andere Deutung^). So wird es zu der neuen
') ov xdQcu ' Tii'd'^oof.iat [^uwt]
So xägaL besser umgestellt und mit Hermann das Ende ergänzt, als
"vnrd
oix i}mi '^ii'&^aoßat '/.dgat mit Murray, denn da würde ^hoh unpassend betont.
*) Die Verse sind mir ein völliges Rätsel. Zwischen klaren lamben
steht diä naQf]idog ovvxa Xevxöv aliiaxovxe ;f5wrd re <pövtov „färbt den weißen
Nagel und die Haut blutig", und {üavövzcov riy.vcor) ^.-xf'.TOvdr Tt xorö yvvaixag
t'j yöovg aixfv/.B :id&og t t. Nicht gerade schön, aber verständlich. Wider
das Herkommen steht aber die Interjektion nur in der Gegenstrophe, und
in beiden ist bei trochäischem Maße eine Silbe überflüssig, die Auflösung
vorher vollends unglaublich.
*) Sogar Verkürzung eines schweren Diphthonges 197 q-övog i,ii
q)6voii uxso. (T')äxcOLv oder <^.V> äxsoiv. Ion 889 täuscht der Schein.
y.QÖy.ea .leTaAo q'ciQeoiv eögtJiov dvd^i^eiv ;ifpi'öaj'r« Das ist sinnlos; iclr
)'•,•)/.
meine es zu heilen, indem ich idQE:iov als Erklärung zu ävt}i^or fasse,
was einen anapästischen Dimeter ergibt ((fägog Hekab. 108-4). Blumen
pflücken ist gewöhnlich dvüiC^oincii, aber hier pflückt sie Kränze für ihr
Gewand; sie wird sie in dem Apoptygma sammeln.
268 11. 5. Trochäen.
Metrik und Musik gehören, denn in den Monodieen gibt es
Trochtäen genug, Hekabe 1099 (nur zwei volle Metra vor Päonen),
IT. 873. 74 (a ö' eTt aivoi^ cig relevta usw., vier volle Metra),
Phoen. 120 (ein katalektischer Dimeter zwischen Prosodiakon und
lambelegus mitSpondeus),Or. 1001— 1004(vier Dimeter auffallender-
weise mit Reizianum, hinter lamben, vor Daktylen^), 1361 (ein
Lekythion in einer Mischstrophe), in größerer Ausdehnung in der
Arie des Eunuchen, so gleich zu Anfang 1369)'^). Wie zu er-
warten, entspricht dem der Nomos des Timotheos- Aus helleni-
stischer Zeit kenne ich nur ein Lied des Kallimachos in Penta-
metern, Fr. 115, in der Anthologie aus einem metrischen Handbuch
erhalten.
In der letzten Zeit greift Euripides auf die aischyleischeu
schweren Trgchäen, zurück und Aristophanes parodiert diese
Weise. Wir werden die Stücke gleich selbst vornehmen. Das
mußte wohl wieder abgekommen sein, wenn Aristoteles das Maß
für ein Stasimon unerträglich nennen konnte. Er hat auf Aischylos
kaum Rücksicht genommen, hat aber immer die Praxis seiner
Zeit vor Augen.
^) Der Anschluß von o&sv ^Egig vö ve a^rtocoröv üÄCov /t£Tt'/?a/jtv ägfia
an ETCiaTTÖQOV Tfi dgditjyia neXkuidog Zevg /tsTaßdXXet schließt ein schweres
Anakoluth in sich, weshalb Weil Zevg ausgeworfen hat, sachlich und
metrisch gegen jede Wahrscheinlichkeit, wenn auch die Lücke 1007 sich
nicht füllen läßt; aber auch da gestattet weder vävös noch d'avdxovg 'd'avd-
TOiv äfisißet eine annehmbare Erklärung.
*) Der Anfang ist sehr merkwürdig, denn es folgen auf einen dak-
tylischen katalektischen Tetrameter ein iambischer Tetrameter, dann eine
Anzahl katalektische troohäische Dimeter und weiter Trochäen:
"Agyeiov ^i(pog iy. i}aväiov
ßagßdQoig iv si)/.iagiot,v Ksögdyvd
sieqisvya
naordöuyv vneg rfgaiiva.
Hier steht uns ausnahmsweise eine antike Erklärung zu Gebote. Ter,
Maurus i960 über das daktylische Heptameres:
fabula sie Euripidis incluta monstrat Orestes,
nam tali versa cunctis trepidaniibus intus
Argivum fugiens eunuchus flagitat ensem;
cetera non simili componit lege, sed aptos
continue trepido plures conectit iambos.
Kr fügt demeine ähnliche Stelle aus dem Tragiker Pomponius bei, der,
wie es scheint, respondierende Strophen gebaut hat. Daß der Inhalt des
euripideischen Verses falsch angegeben ist, wird Terentianus auf dem
Gewissen haben.
Aischylos, Euripides. 269
Ich wende mich nun zu der Behandhing einiger Lieder, da-
mit die leichten und die schweren Trochäen deuthcher werden,
als es die allgemeine Theorie erreicht. Dabei ist allerdings der
Kritik und Erklärung etwas weiter Spielraum gelassen. Ich hatte
vor Jahren in einem Anhange zu meiner Einzelausgabe der
Choephoren den Nachweis geführt, daß in einigen Liedern die
Senkungen öfter fehlen, aber in Strophe und Antistrophe nicht
immer tibereinstimmend. Von diesen Anomalien sind in der Text-
ausgabe des Dichters folgende geblieben.
Choeph. 800 oi %^ eoiod-E ö'w/mrw)' =
812 '§vXXccßoL d' hdiy.wg,
was sich durch eoco leicht beseitigen läßt. 822 yor^rutv vöuor
nsd^TJoousv =
834 xaQLTCtq ögyUg Ivyqäg. 826 a|ra (5' UTtooTarel
ifÜMV =
837 e^aTtollvg fiögov. Eum. 492 -/.garrilast öUa -/.al ßldßa
^= 501 lg)6Q\ip£t -/.ÖTog rtg egyi-iccTcov. 525 /.iijr^ avaq/.TOv ßiov
= 538 eg to Ttäv ös oot Uyco ^). Der Sinn leidet, wenn man 492
le zusetzt, 538 ds
streicht. Trotzdem würde man zweifeln, wenn
nicht Euripidesund Aristophanes ähnliches mehr Meierten. Von
deren Liedern muß ich erst den Text feststellen. Zunächst reiche
hier, was ich von jener Beilage der Choephoren S. 257 264 —
noch brauchen kann; Änderungen wie immer nicht bezeichnet.
Die zuerst behandelten euripideischen Lieder sind nicht re-
spondierend, zeigen aber dieselbe Gattung der Trochäen.
Phoen. 676 — 98
'/Ml 0€ %0V TTQOf-lCCTOQOg
^lovg 710%^ €/.yovov
"Ertacpov, w Jiog yeve^Xov, 1-
y.dleoa [ixcrAeaa] ßaQßdQcot ßoäi.
680 iu) l^ßuQßaQOig XiTalgl ßä&i ßä^c tdvÖE yäv
aCoL viv inyövioi '/.rioav
ai dnj)vv}.ioi dsal
^€QO€(paaoa -/.al cpila
685 JaudiriQ ^ed,
TcdvTcov ävaaaa (^yäy
Ttdvrwv TS yä rqocpog \iy.tiooavio\.
TtSfiTts TtvQCpÖQOvg i9-£a^" duvvai läiöe yäf
ndvra d' 6V7r ezij ^eolg^).
^) Fers. 558, in einer Strophe gleicher Art, wird man der Umstellung'
sich nicht entzi-ehen können, durch welche Triklinios die Responsiou her-
gestellt hat.
*) Die Kritik ist leicht, aber interessant. 679. 80 wird man leicht eine ein-
gedrungene Variante erkennen, txnXtoa ßdQßnnot.; ?.iTai;, die ebehso gut
270 Tl. 5. Trochäen.
Man lese nur, scharf den Rhythmus haltend, unbeirrt durch die
sehr häufige Unterdrückung der ersten Kürze, so geht alles auf-
Beide Kürzen sind unterdrückt 678 (ioCg) 681 {ho) 685 {Ja(.id-)
687 {a\(.ivvai).
Orestes, fünfte Strophe in der Arie des Phrygers; es gehen
einige Anapäste voraus, von einem Ithyphallicus abgeschlossen,
die ich hersetze, weil dieAusgaben sie unkennthch machen,
1453 — 72. Zuerst Anapäste mit ithyphallischer Klausel^).
'idaia f.iäTSQ, //«reo
1455 6ßQi.(.ia 6ßqi{.ia^ alal (^alaV) cpovLcov Ttaöeiov dvöfiiov rs yiatiG)v
ccTtSQ eÖQa'/iOv edQctxov,
kv 6öf.ioig rvqdvvojv.
d/iiq^iTtOQCpvoetüv Ttercliov vrco 0'/.Ötov ^Icprj onaoavTsg ev x^QOlv
äkXoo' aXXog ölvaoev o^ij.ia, f^ii]Tig rtagtov xv%oi.
1460 uig v.d7tQ0b ö' Öq€OT£qol yvvaixbg dvtioi arad-evreg
£vv€7tovoi "y.aTd^avfji,
xaT-9-avfjL^ xorxdg o' äTioy-TsiveL jxöaig xaaiyvi]-
tov Ttqoöovg kv ^'AqyBL davüv yövov."
ist wie tÄciXeoa ßagßdQcot ßoäi. 686 ist ixTLOoavvo {ixvi^oavvo ist eine byzan-
tinische Korrektur, den Schollen fremd) Glossem, eingedrungen, als oof
vtv txyovoi 681 geschrieben war. Die Scholien kennen das Richtige nur
als Variante, vielleicht Konjektur: wer diese machte, mußte auch das
Glossem tilgen, wovon keine Spur mehr ist. Die Berufung der Scholien
auf die voreuklidische Schrift ist allerdings unberechtigt: durchschlagend
muß die Erwägung sein, daß die Gründung Thebens durch Kadmos un-
möglich der Gründung (oder auch Besitzergreifung) durch die beiden
Göttinnen vorhergehen kann. Denn der Dichter sagt ausdrücklich, daß
diese Göttinnen die Erde sind: sie haben also das Gelände geschaffen, auf
dem Kadmos die Stadt baute. Der Hauptkult Thebens (vgl. Herrn. 26, 236)
mußte, wenn man die eigentlich unvereinbaren Sagen ordnen woUte, älter
sein als die sidonische Kolonie. Ich habe Jetzt 685 yä eingesetzt, denn die
Vermutung, die ich vor 25 Jahren zurückhielt, halte ich nun für richtig.
Die Dimeter faUen so überzeugend ins Ohr, und das Wesen der Erdmutter,
also die Etymologie, die Euripides mit Recht billigt, kommt erst so recht heraus.
^) Diese Verbindung dient auch zur Rechtfertigung des Abschlusses
der Anapäste Agam. 103, wie ich ihn gegeben habe. Ebenso Soph. El. 200,
Arist. Fried. 947, genau gleich. Kratinos hat in den Chirones 1. 2 Mein,
sogar Anapäste und lamben wechseln lassen {6)g}i.iaxßQtog ?}v ö ngö xov
,3io{vo)g ßgoTOloi, ngög rö vvv ov elyov avögeg
I
dyav6q)Q0veg 'i^dvXöycot ooqpiai
\
'
I
ßgotäv JiEQLOOOKCiXXeig und üjiaXöv di oioviußQiov f] xgivov T] gööov nag |
odg iO'dxovv, i.iEvä x^Q^f' ^^ tufjXovtxaozog sycov oxtncovd \
%' 'fiyogaCov.
Das
\
Letzte mit Meineke. Soph. Tr. 1008 hinter Anapästen ein iamb. Dimeter
dva%E%goq}ag ort xai /.woTjt.
4
Orestes, Helene. 271
1465 ä 6^ dviax^v "louoi ^loc".
Xev/.bv (5' lj.ißaloüaa Tif^xw v.TVTir^oE /.qäxu iiü.hu n/M-
yäij cpvyca de Tiodl rb XQvoeoodvöalov i'/vog
eq)eQ£v sfpeoev, ig '/.öi.iag dh day.TvXovg öl-
1470 xojv 'OosGTag Mv/.r^vid' aqßvXav Ttqoßag wuoig dgcore-
QolOLv dva/.ldaag deQVjV Ttaieiv Xaiucjv e^uXkev
uoü) f.i€)MV ^icpog.
Die Perioden sind 5. 5. (die geraden Metra spondeisch oder palim-
baccheisch) 6. 7, (das vierte spondeisch, das sechste palim-
baccheisch, epitritisch das zweite: rein also wieder die ungeraden)
2, im zweiten ist die erste Senkung unterdrückt; daß Fermate
ist, zeigt die lange Schlußsilbe : es malt vortrefflich. Nun gehen
22 in einer Flucht durch, 1 spondeisch, palimbaccheisch, so
3
auch das vorletzte, spondeisch 1470 -ßag w-, und 1471 -oag
öeqrjv TtauLv lai- epitritisch und spondeisch: es malt wieder,
retardierend, wo der Mord selbst erzählt wird^).
In der Helena Parodos ganz trochäisch, nur gehen
ist die
einige nicht respondierende daktyhsche Reihen voraus. Ich gebe
die erste Strophe und zweite Gegenstrophe.
msQorpOQOL veaviöeg
Ttagd-evoc Xd-ovbg /cöoai IslQijveg, sid-^ i-
170 i-iolg yöoig fiöXoir exovoai Aißvv
liozbv /) ovQiyyag rj (pöouiyyag, aiXlvoig v hiolot,
avvoxcc dd/.Qva, Ttdd-eoi Ttd^sa,
f-iilsoi iieXea, f.iovoela ^Qi]vrji.iaGi ^wioiöa
175 7t€uip€i€ 0eQoi(paooa (pövia, x^Qi-xag
tV sttI ödy.Qvoi Tiaq iued^sv vtco (.lilad-qa vi'Xicc
TTdLävtt ve/.voiv oXoutvoig XdßtiL^).
^) Die Überlieferung ist vortrefflich. 1-458 hat Radermacher (h<g^(
iioQ(fVQeoiv Wort geschrieben.
als ein Die einzige erwähnenswerte
Variante ist 1465, wo ich M befolgt habe die andern setzen noch ein ;
laxev {äviayjv A) ein; das ginge nur, wenn man .«ot striche. GetUgt
habe ich 1466 örfovoig hinter :if)xi'v: wenn sie die Hand an die Brüste
legte, konnte sie nicht das Haupt schlagen. Ebenda ist xpüra iit/.fov
überliefert, das dann weiter in M*L ziXaydv erzeugt hat; die adverbialen
Neutra, die Eüripidcs liebt, werden oft entstellt. Endlich habe ich 1459 iV./.og:
äl?.ooe umgestellt.
^) So steht die Strophe in L, nur 176 (iiiiT für f^tüev (Seidlcr) und
171 alaivoig y.ay.otg roic: i\aoiat; aiaivoig ist am Rande verbessert. Daß y.axoig
fort muß, hat Wecklein gesehen, aJXivoL sind gemeint; daß eine Ver-
272 II. 5. Trochäen.
Es sind 19. Die Sclilußsilbe des Metrons ist nur einmal
2. 6.
unterdrückt, im vorletzten Metron der zweiten Periode, ab-
gesehen von den Katalexen, die die Perioden sondern. Aber
recht häufig ist der Epitrit, und der Palimbacchius kommt in
der letzten Periode viermal vor.
210 aiai Sai/iiovog Jtolvarövov
(.lOiQag %e aSg, yvvai.
attüv övoaliüv zig eXa^ev h'Xaxf^v
0T€ ae riiiEro aaxQÖO-ev
XWVoxQiog xvxvov tztbqCol
215 Zfvg TtQeitiov dt (xld-sqog'
ri yccQ arteori ooi xaxoiv,
riva öe ßiorov ovy. erkag-j
liÜTTjQ liihv o'ix^'vaL
220 dlöviid t€ Jibg oux euöai^iovel rey.ea cpLXa^).
Der Rest und metrisch uninteressant; nirgend eine un-
ist einfach
reine Senkung. Man wird leicht die vielen Pahmbacchien und
die Zwei Spondeen (210 und 220) erkennen, auch bemerken,
wie die Dimeter dem Ganzen einen leiernden Ton geben.
Aus dem folgenden Liede 330—385 habe ich nur ein Stück
nötig, aber ich gebe eine Übersicht des Ganzen. Helene gibt
bindungspai-tikel fehlt, liegt auf der Hand. Die Sirenen sollen für Helenes
Klagen die Instrumente bringen: wie sollten darunter Saiteninstrumente
ganz fehlen? fj q)6Qf.ayyai; hat erst der späte Interpolator in L gestrichen.
Die Sirenen sind Kinder der X'O-cöv wie die Träume, sie kommen also aus
dem Reiche der Unterwelt; mit den ßovosta fpövta ist kein anderes als ihr
höllisches Accompagnement gemeint. Der Gedanke, den der dithyram-
bische Stil aufputzt, ist 'wenn doch Sirenen kämen und die Königin der
Toten zu meiner Arie ein Orchester schickte, damit sie von mir zur Be-
lustigung für die Schatten einen Päan erhielte'. Die Sirenen kommen
nicht; aber die hellenischen Sklavinnen auf der Bleiche hören den Ruf,
und er klingt ihnen wie der Schrei einer von Pan überwältigten Nymphe-
In der Antistrophe geht es gut bis <poivt,xog äXLoio ;fßi'ö£atat'V avyalg
jitnlovg:älta srtnXovg %q. av. L. Danach geht das Versmaß und bald
auch der Sinn in die Brüche, und die Herstellungen, die zwei Lücken
annehmen, dvsßöaofv streichen, 'O^Qfjvov mit Lyp in tAsyov ändern, sind un-
befriedigend. Auf die Strophe kann das nur soweit einwirken, daß viel-
leicht i/xoig für ifi,otot gesetzt werden muß.
Ganz so steht es in L. Die Strophe wird mit oj 'd-y'jQaf.ia für Idi
^)
16) d: anzufangen sein oder ioj tw für sich und dann co. In der Epode
ist 239 eine Lücke; es war nach den Kyprien erzählt, wie Aphrodite
dem Paris in Sparta behilflich war.
Helene. 273
den Befehl in das Haus zu gehen mit zwei iambischen Tetra-
metern; die Unterdrückung einer Kürze im ersten, zweier {or/.ojv wg)
im zweiten muß man empfinden. Der Chor spricht in einem
Dimeter seine Bereitwilligkeit aus. Sie singt zuerst auch einen,
dann einen Tetrameter wie oben; Inhalt „was werde ich hören?"
Da setzt der Chor mit einem trochäischen Tetrameter ein: er
redet gut zu, aus entgegengesetzter Stimmung, Ganz eben
solche einzelne Tetrameter gehören ihm 346. 360, also ohne die
im Dialog herrschende Diärese. Helene bleibt zuerst bei den
lamben; es steht ein Trimeter ohne Zäsur zwischen zwei Tetra-
metern, die ihre Dimeter stark ins Ohr fallen lassen^). Noch
redet sie nur von den Möghchkeiten der Antwort, die sie holen
will. Aber der erneute Zuspruch des Chores weckt neue er-
regte Stimmungsäußerungen. „Bei dir, Eurotas, habe ich ge-
schworen, wenn sich die Nachricht vom Tode meines Gatten
bewahrheitet —
wozu diese unverständlichen Andeutungen?
Sterben werde ich, ein Opfer für die drei Göttinnen und Paris."
Dies der trochäische Teil, den ich abschreibe.
348 oe yccQ ixdAtaa, oe ös y.aT6{.ioaa
rov vÖQÖevTL dövaxi %kuoqov
350 Evqwtav, -d-avorrog
ei ßa§ig eTV}.iog avdqog äöe f.ioi
—
tI rdö' dovvsra'^ cpoviov ai-
djQrjfia did degrjc ögegofiai,
t) ^icpo/.TÖvov duoy(.iov
355 alf.iOQQVTOv acpaySg
avTOoiöoQOV eaw Tteläato öia aoQxbg SjiiiXXav,
9^v^ia xQiCvyoLg ^ealai
Tö)i re ovQiyyiov doidalg aeßi-
tovTi Ilgiaulöai, tzox^ diupl ßovOTCcd^fiovg.
Hier finden wir die daktyhsche Zutat wieder, 356. Palimbac-
chien 351, 353, 355, Spondeus 350, Epitrit 358 ^j.
*) Der letzte Tetramctev, 344 stimmt nur, wenn man den Choriamb
anerkennt f] 'v v^xvoiv y.aza x^^ovög zur xQoriov f;fci Tvxar.
*) Von den geheilten Stellen sehe ich ab bis auf 358 ovgay/ äon)ai
aeßi^ov nQiai.Uda, so L, was Schritt für Schritt verbessert ist: aeßiCeiv konnte
Paris nur die Göttinnen. Wer die Vasen kennt, weiß, daß er Musik
machte, als die Göttinnen kamen, ohne Zweifel auch nach den Kyprion.
W il amo witz, Griechische Verskunst. Jg
274 II. 5. Trochäen.
Nach dem letzten Trostwort singt Helene erst eine kurze
iambische Periode (2. 3, Iw rdXaiva TgoLa Hermann für ilo Tg. t.),
dann eine trochäische, lauter abgesetzte, fast immer aufgelöste
Metra, bis ein Tetrameter sich vor der ithyphallischen Klausel
zusammenschließt.
xa d' li.iä düjQa KviiQidog stexs
TtoXv (.lev aiua^ 7CoXv de dd/.QVov,
365 äxsa t' äxeoi, ödxQva ddv.qvOLv [ehaße]
7cd&£a {/tdÖ-tau,
i.iaT€Qeg xe nalöag blsaav,
dito öe rcaQi}^ivoL -/.öf-iag ed-tvxo ovyyovoi vexQcbv
[I'KaudvÖQiovJ djii(pl ^Qvytov oldj.ia.
Das Glossem in 369 ist längst erkannt; daß Tid&BOi fehlt, auch.
Dann fordert das Versmaß Zusatz oder Abstrich. Es ist nur elaße
zu entfernen, das mit dem Fehler Ku7iQig
für KvTiQiöog zusammen-
hängt, den L. Dindorf entfernt hat. „Daß Kypris mich schenkte,
hat durch Schmerzen Schmerzen, durch Tränen Tränen usw.
erzeugt." Das ist pretiös, aber eben darum gehört es so gut her
wie Tcc kfxä öwQu KvjcQiöog^ das aus KvitQLg e/^ie eö(oQt]oato nominal
gemacht ist. Dritte Periode iambisch
370 ßodv ßoav ö' '^E'AAag txeldöijaev dvo-
Torv^ev, krtl de /.quil xeqag
ed-r^'/.ev, ovvxl d' aTCaXöxQoa
yevvv edevoev (poviaioc Tikayalg.
371 yieldötjoe y.dpo- codd., weiter nichts zu ändern; yevvv alslambus
auch El. 1214. Der Choriamb vor dem Schlüsse ist der beste
Beweis für das iambische Maß. Die letzte Periode daktyhsch.
Endhch seien die beiden trochäischen Stücke des Kyklops
analysiert, die, obwohl keine Responsion vorhanden ist, auch
metrisch ziemlich sicher sind. Der Charakter wird durch die
Beimischung vieler daktyhscher Glieder wesentlich verändert.
356 evgaiag cpdQvyyog, cu Kvyilcuip, dvaovofxov xo
XelXog. üg eTOii.cd aoi
e(p3-d /.al ojtxd /.ul dv^Qa/uäg arco %vaü£iv
ßQV/.eLV /.QeOMTCtlV f.üXl] S,€ViOV,
360 öaavf.idXlcüt Irt' aiyidi •/.XLvof.ievcoi,
fxiq fioi (.11] TtQoodiöov' (.lövog fiövioc ye-
fu^e 7iOQd-(.iLdog oxdcpog.
XcciQezw fiev auXig tjde, x^f'Q^'^^'^ ^^ -d-vfxdxwv
Kyklops. 275
365 a7toß(i)(.uog av (TtaQjixei d^voiav
KuxXtoip Aixvaloq ^evixwv
TCQeüJv KexaQ/ii€vog ßoqäi.
vr^Xr^g, oj tXü/lioVj ooxtg öiofj.dtiov k(p-
370 eoxLovg [^evixovg] IxTfiQag ex^vr^i döucuv^
XOTTTCOV ßQVXCOV
€(p&d xe daivvf.ievog (xvoaqolOLv oöovoiv
^€Qu äfi' äv&Qd'Kiov (re) XQm.
das sind 6. Troch., der erste spondeisch; 5. Dakt, S.Troch-, der
erste spondeisch; anapästischer Dimeter, wird erst bei den
Daktylen klar werden; 5. Troch., der erste molossisch; 4. Troch.;
anapästischer'Dimeter, wie eben ; 4. Daktylen. 2. Troch.; 6. Troch-,
der erste molossisch, mehrere epitritisch; 2. Troch. oder Daktylen
spondeisch; 5. Daktylen; 1. Troch. molossisch, wie oben öfter als
vorletzter Vers; 2. Troch. -/.Qea und yiQewv sind einsilbig; 374 mußte
re zugefügt werden, denn gekochtes Fleisch kommt nicht von
den Kohlen, sondern geröstetes. Die Textänderungen sind längst
rezipiert oder sonst einleuchtend, ky-d-veod^ai steht im Medium,
weil dieser Unhold die Opfer für sich schlachtet; l^id-vo€v für
djidjlsosv Or. 191, sehr bitter, da exd-uuaxa eigenthch piacula sind.
608 Xi]ipexai xbv T^ax^^ov evxövcog 6 xagyccvog
Tov ^evodaLxv(.i6vog' tzvqX yaq xdxcc
(pworpoQOvg oXel xÖQag.
Tjöi] öaXbg rjvd-Qaxcüuevog
615 XQVTtxexai dg OTtoöidv, ÖQvbg aansxov
€Qvog' all' l'rcu Mdgcov,
TTQaooexcü, (xaivo(.iivov '^eXexio ßXecpaqov Kv-
/.XcoTTog, ojg Ttirjc y.a'/.Cbg.
620 v-dyio xov cpLXoxiooorpoQOv Bqolilov tco-
i'/eivbv elaiöüv ^eXio.
KvxXwrcog XiTciov eQrjfiiav' ctq' sig xooövd' dcpl^ouai;
Diese wichtige Strophe wird ganz verständlich erst, wenn man mit
dem rechnet, was Daktylen und Daktyloepitriien
die Kapitel über
bringen werden. Die Daktylen sind /.axa (.lixqov gebaut, und
zwar tritt nur der Dimeter auf, also der so ausgebildete Vier-
heber. Unter den Trochäen überwiegt das alte Lekythion, aber
auch Monometer gibt es, und zwar treten sie in kretischer oder
spondeischer Form sowohl vor den daktyhschen Dimeter, 617.
18*
276 II. 5. Trochäen.
620, wie vorden trochäischen, 614, 622, Zwischen den Daktylen
und Trochäen kann Synaphie sein: wen darf das verwundern?
620 ist dabei der letzte Daktylus nicht vollständig; das ist eher
wunderbar, aber da lernt man eben den Zusammenhang mit
den Daktyloepitriten. Aufzunehmen war von Hermann 609
^evodciLTV{.i6vo(; für ^evcov dait.
Aristophanes parodiert in der Lysistrate die damals erneuerten
feierhchen Trochäen, keine bestimmten Chorlieder, sondern den
ganzen Stil, indem er zwei Märchen
erzählt. Dabei übertreibt
er die oben behandelten Freiheiten der Senkungen. Ich setze
die Strophe her
fiv&ov ßovXof.iai Xe^ai riv' vfttv
ov TCOT^ i'jy.ova^ avrbg eri ttcTh^ ojv'
785 ovTcog fjv vsavloKog MsXavUov Tig dg cpev'
ycüv ydi-iov afpr/.£r' sg eQrjfiiccv y.äv
TOlg OQEGIV WlKei,
'/.an' iXayoO^iJQet
790 Ttke^df-ievog äQXvg
xat y.vva tiv' ei^Ev
Y.ovy.€ti y.ari'iXd-e. rtdXiv oiiidd' vTto f.iiaovg.
795 ovTco rag yvvalxag eßöeXvx^^ xslvog, fi^ielg d'
ovdsv fiTTov xoü Malavltovog, ol owrpQOvsg^).
6. 9. 2. 2. 2. 4. 8. Besonders spaßhaft wirken die Schlüsse, die
dem aischyleischen cpoiviav IxvXXav entsprechen, vollends wenn
das vorhergehende Metron die Form eines Päon hat. Sonst
stehen Spondeen nur am Anfange der Reihen. Epitrite sind
häufig. Nun ergibt aber die Antistrophe folgende Differenzen.
785 Tjv veavlo\'jiog =
809 rjv tig ai'ßQvtog, 788 xolg ogeoiv töixei \
= ^Eqivv(jüv dTc\oQQcüS,j 789 v-dn llayo\d'i]Q€t = ovrog ovv 6 \
Tlf-iiov.
Was sollen die Mittelchen, mit denen man Übereinstimmung
^) Tadellos erhalten, denn etg 786 zählt nicht, und 8' 795 hat der
Leidensis gegen t' des Ravennas erhalten, in der Antistrophe hat R 809
Tiiioiv %ig t)v für i]v ng, was nichts ausmacht. 810 ist eine noch nicht sicher
geheilte Korruptel tu tiqöootiov neQieiQyfxevog, denn Kock hat dTiQÖaoioTa
aus Hermanns unbrauchbarem rä JigöooiJia gemacht, das die Texte
behauptet. Vor 814 fehlt ein Vers. 817 hat der Scholiast (wg -fißsig -ößäg)
richtig gelesen xetvog i)f.wv {v/acTjv codd.) dweintosi rovg ävögag (so . . .
Bergk), Das ist nicht dazu angetan, die Überlieferung in den fraglichen
Versen zu diskreditieren.
Lysistrate. 277
schaffen will? ^v noxe veog ist abscheulich, oQsaaiv falsch, ^EqLvvog
noch viel schlechter, aidQVTÖ(i tig hilft nichts, nur oqu für ovv
ist wenigstens an sich nicht schlecht. Es steht hier einfach so:
geht das Prinzip der Responsion vor oder die überlieferten Worte?
Sie ergeben Responsion, aber allerdings eben die Freiheiten, die
wir hier überall konstatieren.
Nun sehe man noch einen Vers, der in vier Strophen
der Lysistrate wiederkehrt.
1045 älXa noXv tovi-iTTaXiv Ttävt ayad-a /.al Xsyeiv xal
Öqclv, l'/.ava yccQ ra xaxa xal ta TtaQaxeiiuva.
1060 /MOTIV et €Tvog ri Kai öeXrpd/.iov fjV ri /hol Y.al
xovTO red-u'/, wäre •/.qe edead-' uTtaXa xal y.aXd.
1191 ov rpd-övog eveozl (.loi näai TtaQs^^iv tpeQBiv rolg
TtaioiVj bnoxav re Ö^vydrr]Q rivl -Kavr^rpoQr^i.
1205 (.öTi Ttag' €f.ioö Xaßelv Ttvgidia Xstttcc f.iiv^ 6 d
aqrog aTVo xoivLv.og iöelv j.id:Xa vsavlag.
Es ändert doch nichts an der Messung, wenn die Herausgeber
die Periode im Drucke zerreißen und sich dadurch selbst darüber
hinwegtäuschen, daß 1205 das vierte Metron ein Päon ist, in den
andern drei Versen ein Epitrit. —
So viel hatte ich vor 25 Jahren.
Jetzt habe ich mehr zu sagen, zunächst noch zu Aristophanes.
Im Vögel steht ähnhch wie in der Lysi-
letzten Teile der
strate viermal dieselbe trochäische Strophe 1470 — 93, 1553 64, —
1694—1705. Alles ist einfach, alles stimmt, nur 1701 steht ein
voller Dimeter PogyLat xe /ml ^iXiTtTtou, dem in den drei anderen
ein katalektischer entspricht, und zwar ist 1477 nach äX\lwg de
öedbv xal {.liyct sogar Fermate. Alle Änderungsversuche sind ver-
werfhch, am schhmmsten, wenn sie die viermalige Wiederholung
beseitigen.
Etwas Besonderes ist im BMeden. Es respondieren im all-
gemeinen 346—60, 385—99, 582 — 600. Der erste Tetrameter
ist an allen drei Stellen falsch oder doch unsicher, 385 in V
richtig überhefert; das hat Bergk in Ordnung gebracht. Dann
aber ist die dritte Strophe um einen Tetrameter kürzer, eine
Lücke nicht wahrnehmbar. Diesen Tetrameter spricht in der
zweiten Strophe Trygaios 389: der kann also sehr gut außer-
halb der Responsion bleiben. Aber die erste Strophe hat auch
zwei Tetrameter •
> •
278 II. 5. Trochäen.
350 xoüxeV äv i^l evQoig dL'/.ciOTi]v öqi^ivv ovde dvaxoXov
ovde Tovg xQOTCovg ys diJTtov a/.Xi]Qbv woitsq xal Ttqo tov.
Gemeint kann das nur so sein, daß Trygaios auch hier
zwischenspräche; das haben Paley und Herwerden mit Recht
bemerkt; was sollte sonst ye ö-^ttov? Aber Aristophanes konnte
so den Trygaios nicht über den Chor urteilen lassen, der gleich
darauf von sich sagt ä?X aTialbv äv i-i' 'idoig. Ich sehe also in
dem Verse einen fremden Zusatz, Ausfüllung um der Responsion
willen. Nun erst kommt das Seltsame.
351 dlX' aTtaXbv äv /.i' lldoig
y.al TtoXv vewtEQOv a-
TCaXXctyivra 7tQayi.idTcov.
589 Ttccaiv OTiöooi yecoqyi-
•/.ov ßiov eTQißo(.iev, (.lö-
VT] yctQ rjfxäg uxpeleig.
Das stimmt, und der Versuch die an der letzten Stelle
überschießenden Silben zu vertreiben, verdirbt nur. Die Erscheinung
ist uns Jetzt vertraut. Auch daß 388 am Schlüsse Iv rä)ide tGjl
7tqayi.ia%i. eine Senkung unterdrückt ist, während die entsprechen-
den Verse voll sind, hat nichts zu bedeuten. Um so befremd
lieber, was die zweite Strophe bringt,
390 [.IT] yevTji 7taXiyy.oTog
avTißoXovGLV fiulv
wote rrjvde /.li] Xaßelv.
Auszusetzen ist an den Worten nichts, und nur der zweite
Dimeter widerstrebt dem Maße. Aber wie kann der katalektische
choriambische Dimeter hier auftreten, zumal die Synaphie nach
oben zu gelöst ist? Da konstatiere ich das Rätsel, aber bescheide
mich auch dabei.
Nun zurück zu Euripides. Die Parodos der Phönissen bringt
nach einer glykonischen Strophe mitEpode^) eine lange trochäische
^) Die Glykoneen (choriambische Dimeter) xard negtxoinag ävCoovg
gebaut, bedürfen keiner Erklärung-, wohl aber ist ein altes ^rjtrjfia, wie die
Mädchen von der Insel Tyros, die in Theben sing-en, durch das ionische
Meer über die sizilischen Wogen gefahren sein können. Und doch ist es
nur natürlich, denn sie sind ja als Hierodulen für den Apollon von Delphi
bestimmt, fahren also durch den korinthischen Golf mit Westwind, 211. Sie
haben auch ihr Ziel erreicht, sind in Delphi angekommen und angenommen
(Kazeväo{h]v 207). Aber angetreten haben sie ihren Dienst noch nicht, sind
noch nicht geweiht (223), haben vielmehr erst Urlaub erhalten, ihre Ver-
Phönissen. 279
239 — 260, sieben ganz reine Lekythia, daher Musterverse der
Metriker, dann sieben Längen, Molossus und zwei Spondeen, wie
die Wortabteilung lehrt, endlich
KOivov cdua Y.OLva Tey.ea xai to -d-eöd-ev^ ov yctg adi'AOV
rag KSQaorpoQOv Tteqtvxsv elg äywva rövd' svorcXog
'loüg' ögi-iai Ttalg,
5)V ßSTSOTi liioi Ttövcüv, dg (.leteQXSxai d6}.iovg.
Da schießt Jtalg über, und zuerst will man es mit Triklinios
auswerfen, aber wer würde so das fehlende Subjekt bezeichnet
haben, und es entsteht ein Hiat, während Fermate unwillkommen
ist. Wenn man evortlog als Tribrachys nimmt, kommt
Messung die
aus; aber es entsteht ein vierter Epitrit, der hier zumal
ganz
unerträglich scheint. Also bleibt nichts als die untadelhaften Worte
anzuerkennen, also Molossus = Spondeus. Für den Takt ist das
wirklich keine Störung.
Kadf-iog ifioXe rdvös yav evd-a cpoviog fjv dgäxiov
TvQLog. u)L xeTQaoyislrjg Ageog, wuocpocov rpv).a^
640 /iiöaxog ädd/narov 7T€or]/.ia v<xf.iaT^ twöga y.ai gesd-Qa
öiy.€, reXsarpooov öidovaa 660 yXosQct deoyt.idtcov '/.ögaiai
XQt]Oiii6v, ob y.aT0i7.ioai TtoXvTT.Xdvoig 8TCtoy.07Tü)V'
TteöLa viv to ^eocparov ov stcI xegvißag iiolwv
Ttvgocpöga (.lokovr^ €xgy]ff€, Kdöuog olsas, f^iagudgioi
645 xaXliTtoTafiog vdarog 'Iva. re -/.gäxa cpöviov oXeoid'rigog
votig eTtsgyszai yvag 665 toXevag dr/.cüv ßoXalg,
wandten in Theben zu besuchen. Da ist der Krieg gekommen, sie sind
in der Stadt eingeschlossen, wünschen sich also nach Delphi und seinem
Frieden, 236. — 209 creoiQQvvcov 'öjxeo dxao.Tf'orrov Jiedkov ^iy.e?.i'ag, die
dzQvyeza nedia, die Sizilien umströmen. Siziliens jiedia sind als xao.Toq^dpa
im Gegensatze gedacht; das Kunstwort dxdp.Ttorog für äy.ao.iog deutet die
homerische Glosse. —
226 ro Xd^iJiovoa scizga Jivgög. Daß die Codd. i(a
haben, darf niemanden schrecken, aber der Kultus der Schreibfehler und
die noch unsinnigere Einführung des Jod ins Griechische folgt den ver-
ständigen Byzantinern nicht. Nun kommt die antike Handschrift und
bringt w, Oxyr. 1171. —
233 die axonini des Parnasses können sehr gut deiov
sein, Nv^i(p€iv, wie ein Scholion erklärt. Aber wenn ein anderes angibt,
da wäre ein y.axoarevxriQiov gewesen, von dem aus Apollon dem Drachen
aufgelauert hätte, so setzt das oxonial d^eov voraus. Es wird aber nicht
besser sein, denn zwei Verse später steht dDavcizag &eov. Man kann da
nur Artemis verstehen, für die die Jungfrauen tanzen möchten, wohl im Ge-
fühle, daß ihre Jungfrauschaft des göttlichen Schutzes im Kriege bedai-f.
280 n. 5. Trochäen.
JiQYMg xloYicpoQOvg ölag (ö'} dj-idTogog
[aai ßad-vOTtÖQOvg yvag]. UaXXdöog fpQaöaig dUev
Bqöiuov tvd-a x€/.exo {.id- yaTtf-xelg oöövxag
650 xriq Jiog ydi.ioioi, [dg ßadvortOQOvg yuag.]
'/.looog ov 7i€Qioxs(pi]g i- 670 evO-ev e^avfj7.e yä
Xi/.xbg evO^vg in ßgecpog y}.o- TtdvonlovöipivvTthQäxQwvo-
rjrpoQOioiv tqvsoiv xa- Qiov x^ovög' aidaQocpQcov dh
taay.ioioiv ölßloag e- viv cpövog TtdXiv ^vv^ipe
vu)xiO€v^ yät rplXai.
Bdy-XLOV xo^*f^/'c^ 7Caqd-i- dii-iaxog d' edsvoe yalav^
655 voiai ßi^ßrjlaiai a viv evijUoLOL
}iac yvvai^lv evioig. 675 ötl^ev ald-egog nvoalg.
Der Text ist nur an zwei Stellen einer kritischen Nachhilfe
bedürftig, denn daß Trikhnios 673 cpiXai yäc umstellen mußte,
ist nur eben zu notieren. 642 ist ob /.axiüiKtae Ttedia {.lev xb ^e-
ocpaxov TtvQocpöqa ööfiiov exQrjoe von den Handschriften und der
Paraphrase bezeugt, ist aber schlechthin unverständlich. Aber
die Variante naxoLxioat, ist erhalten und fordert nur fuv für i-iev
(Musgrave), dann ist der Sinn gut; i^Qr^os konstruiert wie helevoe.
Bleibt ööfitüv. Da sollten die Kritiker doch wissen, daß Valcke-
naer die Aoner nicht hereinbringen durfte, von denen die
Tragiker nichts wissen. Ich meine mit /.lolövx' das richtige ge-
funden zu haben; die Verschreibung war zuerst (.loltöv, also
falsch konstruiert zu xarwr/me. Schwerer ist die andere Stelle:
648 ist aus einer Variante ßad-vonÖQovg zu xkorjcpÖQovg entstanden
und muß fort, zieht dann seinen Doppelgänger (669) nach sich.
Dann vorher öiag
bleibt dfidxoQog Ilalkddog rpQaöaioiv yartexelg
ÖLv-cüv Das stimmt zur Strophe nicht, kann aber auch
odovxag.
nicht richtig sein, denn der zweite Akt, das Ausstreuen der
Zähne, kann unmöglich dem Töten des Drachen subjungiert sein.
So sagt denn auch das Scholion xov «drx«. Man kann
öly-iov dvx'i
nicht anders als einen Hauptsatz herstellen: (Jtxw'v ist entstanden,
als vor d^idxoqog ausgefallen war. Meine leichte Umstellung
(5'
ist wohl dem Ersätze von dr/wj' durch t6i-/.Ev (Auflösung mißfällt)
und der Umstellung der beiden Verse vorzuziehen, die Murray
vorgenommen hat.
Der Eintönigkeit des Maßes entspricht der stilistische Bau.
Außer ein paar (J« gibt es nur den relativen Anschluß, oh 'iva
evd^a öv €v^a ev&ev. Dabei ist durchaus nicht schlichter Märchen-
Phönissen. 281
ton angestrebt, es ist vielmehr derselbe Stil, den ich sofort an
Timotheos hervorgehoben habe: das tektonische Gerüst ist nur
dazu da, wie die Stöcke eines Spaliers das Rankenwerk der tollen
Ornamentik zu tragen. Die Mißbildung d).eaii^)]Q für ^rjQ uUd-QLog
ist noch nicht das Schlimmste; sie lehnt sich an das homerische
uiXeoUaQTiog, das die Glossographen als „schädliche Frucht" ge-
deutet haben werden. So steht bei Hesych oVt nivöuevog 6 -/MQjtog
dyövovg Ttoul. Darauf beruht der Witz Oppians Kyneg. 3, 283,
der das Tamburin der Gallen vAEoUaquov nennt, weil sie sich
in der Ekstase kastrieren. Kerkidas 3, 13 nennt das Fett uUoi-
xaQTtog, das der feige Lüstling ansetzt; das besagt freihch, daß
die Mast dem Körper keine Stärke, dem Menschen keinen Nutzen
bringt.
Die xa-AÖCriXa gehen bis zum äußersten. 639 „das vier-
beinige Kalb wirfteinen unbesprungenen Fall", d. h. „das un-
besprungene Kalb läßt seine vier Beine auf den Boden fallen,
legt sich hin". 645 yiaXlLTiöraf^iog vöarog vovigJiQxag ijiiqxetaL yvagi
xo vöwQ TOü xf^g JiQ-KTqg 7toxa(.iov voxitst xb rctöLov. 651 /uaoog ov (ibv
Bqoulov) TtEQiotecpijg kliAxog . . . ext ßqecpog . . eoveaiv /Mxao/.ioioiv
dkßioag evwxiosv. Da ist das Beschatten in ein Beiwort der
Ranken versteckt, das Verbum nur den Begriff vihxov, und
gibt
für seine Verwendung fehlt jede Parallele; es soll wohl sein
olov vcüxcüL neqilai.ißävEL. Die Epheuranken bilden eine Wölbung
über dem Kinde, wie man von vGjxa oigavoü, aoniöog redet.
Das ist ein Wunder, ein Zeichen der Göttlichkeit, insofern soll
es ein ölßiZsLv des Kindes sein. Endlich wird hieran so frei,
daß man kaum noch von einer appositio ad actionem verbi
reden kann, x6Qev(.ia angeschlossen. Zur Erinnerung an dieses
Wunder umtanzen die Frauen von Theben und auch von Athen
den Jiövvoog TteqL-AiövLog, an den die Schollen passend erinnern:
es ist jene Kulthandlung, deren Darstellung auf den Vasen
Frickenhaus auf die Lenäen bezieht. So soll sich Bild an Bild
in diesem Stile reihen, der in den Dithyramben fortlebte, bis
ihn die Reaktion der hellenistischen Epik vertrieb; die Verödung
des Satzbaus ist glücklicherweise nicht lange Mode gewesen.
Nun zuletzt die Hauptsache, das Es steht geradezu:
Versmaß.
ein Pnigos von vollen und katalektischen Dimetern bis 650
und 668, wo der Ithyphallikus sozusagen die Katalexe des
katalektischen Dimeters ist, wohl wirklich für den Takt ein
282 IL 5. Trochäen.
Dimeter. Dann ist 653 und 673 Pause; Hiat beweist sie, aber
auch an der ungeraden Zahl der Metra spürt man sie. Drei
Dimeter bilden die letzte Periode. Ein Blick auf die gegenüber-
stehenden Verse zeigt, daß 644 663 und 651 = 670 die letzte =
Senkung einmal voll, das andere Mal leer haben. 670 mag
man yala für yä setzen, wie es 1065 auch geraten ist, aber 651
sind alle Ausgleichsversuche schlecht; was soll y.ioobg TtsQtoTefrjg
eh-Kog sein? Weder die Pflanze sh^ hat hier etwas zu suchen,
noch die Epheuranke in einem kaum zu konstruierenden
Genetiv. Dagegen ist der Epheu 7teQiotecpi]g eUxrög, tTteidi] eh^iv
TCSQlOtS(peL.
Die Parodos der aulischen Iphigeneia hat den archaischen
Bau wie die Phönissen; auf eine im wesentlichen glykonische
Strophe folgt eine zugehörige Epode und dann ein trochäischer
Teil, der hier wieder seine Epode hat. Die Ausführung hat
dagegen den modernen Charakter. Übrigens leitet doch der
Schlußvers der ersten Epode auf die folgenden Trochäen über,
denn 230 y.al ovQiyyag aQuazslovg folgt auf zwei daktylische Di-
meter und läßt sich nur als ein zum Spondeus zusammen-
gezogenes trochäisches Metron fassen, Ithyphallikus, dieser als
Abschluß, vgl. Kykl. 622, lA. 302. Das spricht denn auch ent-
schieden gegen die Athetese des Folgenden, der Umsetzung des
epischen Schiffskataloges in diese Lyrik. Ob uns dies Experiment
behagt, ist eine Sache für sich: ein Zwang es auch nur lieber
dem jüngeren Euripides zuzuweisen, ist nicht vorhanden.
Die erste trochäische Strophe ist einfach und die Responsion
strengt). Dimeter, voll oder katalektisch, wiegen vor; neben
ihnen stehen Trimeter, deren erstes Metron kretisch oder spon-
deisch ist. 235 erscheint der Kurzvers -w ebenso — —w— ,
256, 268, 295.
^) Gegen Murrays Text muß 237 nlärag Ixoiv (pdtonCdag 6 MvQiii(,da)V
'Agiig gesetzt werden; Mvq/ilöövov ist so richtig von Hermann verbessert,
aber wenn auch erkannt war, daß das andere Ethnikon zu den Schiffen
gehörte, scheute man sich doch ohne Grund vor der Auflösung. 234 zäv
yvvaiy.eiov 6y>iv ö/^mdvov ö)g nX'i]oaij.u ßeiXivov äöoväv. Darin ist äöovdv
Apposition zu dem inneren Objekt des Verbums, verlangt auch sein Bei-
wort. Von dem unmöglichen (.idlivov ist die erste Silbe Wiederholung
des vorhergehenden i.u\ Aii^ovwar Xtyvov; „Befriedigung der Neugier;" Neu-
gier trieb die Mädchen zu der Besichtigung. Uxvog liefert Hipp. 913.
Iphig-en. Aul. 283
Das ändert sich in der zweiten Strophe, denn gleich zuerst
respondiert BouotCjv 6^ drcXiGua ttövtlov^) mit £/- Mv/.r^vuq de läg
KvAcoTiLag, und hier hat Weil in seiner zweiten Auflage wenigstens
gefragt, ob man anerkennen sollte.
es nicht
Die lange Epode muß man nur nicht in ein Strophenpaar
umformen wollen, dann ist gar nicht viel zu ändern. Der Ithy-
phallikus 300 schließt den Gedanken ab „wenn mit diesen Leuten
sich eine asiatische Flotte einläßt, so kehrt sie nicht heim: den
Eindruck hat mir der Anblick der unseren gemacht". An die
12 Schiffe des Salaminiers Aias schließt sich das an, wird also
zu einer Erinnerung an den Sieg über Xerxes. Schön ist es
nicht, daß kurz vorher hinter der Angabe über den Platz und
die Zahl von Aias Schiffen mit ganz ähnlichen Worten steht „wie
ich gehört und wie ich die Flottenmannschaft gesehen habe". Allein
da sich die ähnlichen Worte auf ganz verschiedene Dinge be-
ziehen, dürfen wir den nachlässigen Ausdruck dem Euripides
nicht abnehmen. Poesie hat er hier nirgend gegeben, geben
wollen; davon steckt auch in der BouoxLa nicht allzuviel, und
sie in Musik zu setzen war ein Virtuosenstück. Verdorben
ist die Stelle über Aias aber doch, denn dtS^ihv yjQag TtQog rb
)mlov Bvvaye rwv aooov wQuec nXäraLOLv laxaraiOL avf.i7tX€Xü)v dcüösx'
evaTQOfpiordraLai vavoLv gibt keinVersmaß, und von den beiden
Dativen nläxaioLv und vavoiv muß
einer weichen. Aias kann auch
den rechten Flügel nicht haben, denn da ankert Achilleus 235. Ge-
dacht kann bei dem Bvväys nur sein, daß in einem kreisförmigen
Hafen Aias mit dem linken Flügel ganz nahe an den rechten
kommt, der ihm gegenüber hegt, so daß sich der Ring schließt.
Es fügt sich auch alles leicht, wenn man sich an diese Trochäen
gewöhnt hat.
laiov TTQog tö de^iov /Joag ^vv-
Sys, tütv uoaov wqubl TcXaraLOiv
iaxataioi av(.i7tXex.iov
^) So riehtio: England für JTOvTLcig. Nach 261 oribt die Überlieferunor
eine Lücke von zwei Versen, in der die Führer der Phoker standen; nur
Weil hat das beherzigt. Daß auch nach 272 zwei Verse fehlen, folgt not-
wendig; es werden die 50 spartanischen Schiffe darin gestanden haben,,
denn 268 ist Marklands döeX(fög für 'Adgaarog unabweisbar: aöqpos jst
falsch gelesen und ergänzt. Statt Oi?J(og ist 263 und 193 7/.kjc zu setzen,
denn diese Form, die bei Hesiod bezeugt ist, bei Homer von Zenodot ge-
schrieben ward, ist wahrscheinlicher als die Eontraktion.
284 II- 5. Trochäen.
6(I)deyi' evOTQOcpioxätaq
vaüg^wg aiov usw.
Leicht heilt sich auch 283
Tdcpiov TjyEv o)V M€yr]g ävaooE.
Da ist zwar sinnreich, aber dem Verse hilft
riye^Kov für rjyev 5jv
es nicht auf, und ävaoae hat Hermann evident verworfen, da es
282 steht. Bleibt 5jy: dies tov hat einmal als falsche Variante
über TdcpLov gestanden. TdrpLov fjysv Ileyrjg ist einfach und gut.
Ganz richtig ist der Schlußsatz, der die Beobachtung des
Chores ergänzt
Tcc de KUT oiY.ovg xXvovoa
avyuXiJTOv
^ivi]{.ir]v öcülCo^kxl OTQarevf.iarog.
Der Molossus wie z. B. Aisch. Ag. 978.
6. lamben.
hat von Anbeginn eine solche Bedeutung, daß
DerderTrimeter
Dimeter gar nicht gegen ihn aufzukommen scheint, den
Archilochos doch nicht nur als Epodos hinter den Trimeter stellt,
sondern auch als Ghed seiner kleinen asynarteten Strophen ver-
wendet. Alkman daneben
hat ihn auch stichisch gebraucht^),
auch den katalektischen Trimeter^), ihm
während der volle bei
natürlich fehlt, weil er ein ganz rezitatives Maß ist. Zwei Di-
meter vereinigt der katalektische Tetrameter, und ^oü uot ta
'/a zeugt für seine Volkstümlichkeit. Choriamben wie die Ana-
1) 76. Selbständigkeit der Dimeter folgt aus einem oxa = ör£ am
Schlüsse.
*) 36, 74, 75. Die beiden letzten stammen aus demselben Gedichte,
das ein Festmahl beschrieb, gegeben von einem reichen Manne. Es lohnt
eine Abschweifung. 74, Athen. HO f., /.tay.covtöcov ö' ägrcov uvi]/.ioveveL
'AXx/LUiv iv xm e ovzcog. Man betont ßciy.oyvCdav, aber äoiog kann nicht
ijuaxcDvlg, sondern nur /.taxomöag heißen; danach ist auch in dem Verse die
Kasusendung zu geben
y./Ivat ixEv entä y.al röaai rgdJtE^ni
/jiaxavidäv ägtov eTciaxecpoLoaL
kiva TS aaadf.10) ze, yJjv JieXCyvaig
pcaideoat xovoöy.oV.a.
TÖaaL ist nicht lakonisch, sondern röaaai: ich wage aber nichtmehr /^iaar
einzusetzen, läoai steht genau so bei Matron, Athen. 135 c. Neben den Mohn-
striezeln stehen solche, die mit Leinsamen und Sesam bestreut sind; die
letzten sind noch heute sehr Der kurze Ausdruck ist bemerkens-
beliebt.
wert, aber verständlich, nnideoot für atdeooi stammt von Schweighäuser.
Die Knaben bekommen einen Leckerbissen, ßocoiidviov öui ^li/.iTog y.al
Xivov, wie Athenäus und ähnlich Hesych den „Goldkleister" erklären, der
natürlich in einer Schale gereicht wird. Den auf Sphakteria abgeschnittenen
Spartanern wird zugeführt /<>)/COJv /nef^icP.tzcoiievog und /.ii'or o:xfOf(a y.exoi^tuf^vov.
Thukyd. IV 26. Fr. 75, aus Sosibios bei Athen. 648 b, bringt etwas über den
Nachtisch
ijd)) Jxaot^nL Tivdviöv ze nöXzov,
Xiönoi' ze /.tvy.dv y.tjQivav z' dnojnar.
Denn Sosibios sagt, der ,.Bohnenbrei" wäre :xai'a:TeQ,uia iv y/.rxei .''v'jjjtcf »•/;.
;ci(')Qoi' gerösteter Weizen; die Honigwaben sind klar.
?
286 II. 6. lamben.
kreons auf Artemon sind von lamben kaum zu scheiden, und
sie bestehen aus Dimetern. Dimeter sind in den Pnige der
Komödie unverkennbar^). Auch in den großen im ganzen xara
ixhqov gebauten tragischen Liedern, von denen Kapitel 2
viele Proben gibt, schimmern die Dimeter oft genug durch,
z. B. in der Exodos der Perser und dem auf ein Pnigos
ausgehenden des Agam. 371. Ein solches Lied war das zweite
in der antiken Ausgabe des Alkman^), wenigstens lassen sich
Dimeter nicht scheiden. Dimeter von eigenem Bau hat Sophokles
öfter, besonders El. 505; das wird in Teil III erläutert.
Auch Spuren von Dimetern in rituellen Sprüchen fehlen
nicht, und daß der Bau nicht der gewöhnliche ist, kann nur
zur Empfehlung dienen. So sind die Sprüche beim athenischen
Opfer oben S. 208 erwähnt, von denen lAx^y^mm, xdXei ^eöv
einen Choriambus hat. Proklos zu Hesiods Erga 389 bringt
aus Plutarch einen Spruch, der aus den kleinen Mysterien
stammen muß, da er beweisen soll, daß die Aussaat vor dem
Pleiadenaufgange stattfand.
TtdqLd-L Tiö^rj yecpvQav'
OOOV OVTtlO tQLTCoXoV ^^^).
Ob der zweite Vers ionisch oder als Pherekrateus gemessen
wird, ein Dimeter bleibt er immer. Auch wie
zrjvelXa /.alXivixe,
es am Schlüsse der Acharner steht, ist ein volkstümUcher Di-
meter*).
^) Ein Vers wie Ar. Frösche 984 rCg rrjv %eq)aXr]v d.Jieöiiöoxev ist nur
als Dimeter denkbar.
2) Ich rechne in dieses Gedicht 5. 9. 10. 12. 13. 14. 24. 149; die ersten
Gedichte einer Sammlung werden immer besonders oft angeführt: 24, 3
schließt y^vog mit Brachykatalexie eine Reihe.
*) jiagad'L von Bergk verbessert, carm. pop. 9. Am Ende zgtnöXaov
de überliefert, öaov ovno) . . . riöri 2, 5. „Auf an
Xenophon Anab. VII
die Brücke, es ist schon zum letzten welche Brücke
Male gepflügt." An
Die über den eleusinischen Kephisos würde passen, denn da war das
rarische Feld, aber sie ist erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts erbaut
(Anth. Pal. IX 147). Also muß es die über den attischen Kephisos
sein, die der yecpviuafioi, und da muß auch ein Feld gelegen haben, an dem
die KöQTf], die doch zunächst die Tochter der Erdmutter sein muß, nun
die Saat beginnen oder einsegnen soll.
*) Eratosthenes ist allein glaubwürdig, ,der am Ende des Scholion
Find. Ol. 9, Ik. a,ngibt, rrjveXXa sagt der Führer des Komos, wenn kein
Musikant da ist, und die Komasten fallen mit y.aXßdvize ein. Ich glaube
Volkslieder; Drama. 287
Mit der herrlichen Blüte der iambischen Lieder in Tragödie
und alter Komödie ist diese Versgattung für den Gesang so
ziemlich erschöpft, abgesehen von den iambischen Perioden
der thymehschen Lyrik, wie Timotheos zeigt. Wirkhches
sie
Leben hat nur der Trimeter, der Chronik des Apollodoros
seit
der komische, den in der Kaiserzeit auch die Vorreden der epischen
oder elegischen Gedichte bringen, bis auf den Silentiar Paulus.
Neben dem Trimeter wird der Hinkiambus erst vervollkommnet
und lebtdann bei Griechen und Lateinern fort, bei den letzteren
gibt es auch noch Dimeter; aber die schöne Beweghchkeit der
gesungenen lamben mit ihrer choriambischen Anaklasis und
der Unterdrückung der Senkungen, an der auch die Komödie
Teil hat^), wird nicht mehr geübt; die Metriker haben sie
schwerlich verstanden^). Für sie sind zudem immer mehr alle
nicht, daß er den Pindarvers heranzog-, denn Polemik des Satzes
die
zwischen den zwei Nennungen des Eratosthenes gegen eine bodenlose
ist
Behauptung Aristarchs gerichtet, die im Schol. 3 g steht. Wohl aber war
das %r]V8Xka y,aXXCvi'Ke schon mit Archüochos verbunden, und da berichtigte
Eratosthenes die Vorstellung, Archilochos hätte ein Siegeslied gemacht;
es wäre ein Hymnus; er hat ihn doch gekannt, und die beiden ersten
Trimeter sind ja vielfach erhalten, immer aus derselben grammatischen
Tradition; an ihnen mit Bergk (Fr. 119) zu ändern, ist unerlaubt. Aus Pindar
lernen wir, daß man in Olympia und sonst ein dreifaches naXliviKe oder
auch VYfveXXa xaXXiviy.e sang, wenn kein besonderes Lied gemacht war
und daß man diese Weise dem Archilochos zuschrieb, die in Wahrheit
älter und von Archilochos nur erwähnt war. Die Sache ist ganz einfach
und nur verwirrt, weil man mehr wissen wollte als Eratosthenes. Ein —
Trimeter aus attischem Kult, Athen. 410 a, wird uns bald begegnen.
Einen anderen aus dem Kulte der /.leyaXciQua an den Thesmophorien in
Delos führt Semos, Ath. III 109 f. (aus Tryphon) an, sprachlich interessant
wegen des Imperativs TQciyov, für den Kult wegen der Aufforderung an
die Götter, das „Speckbrot" zu kosten. Eine Demeter (.leya/Mozia aus
Böotien bei Athenäus 109 a. —
Die Dimeter aus den Tänzen der lakonischen
Epheben bei Lukian de saltat. 10 (carm. pop. 17) sind zwar nicht erst
aus der Zeit Lukians, aber altlakonisch auch nicht.
^) Unterdrückung der Senkung ohne paratragodische oder parodische
Absicht, z. B. Vögel 110, 858 (natürlich owavXeixio mit Hermann), Ach. 1159,
Fried. 951.
*) Verkennung des Maßes verdirbt in unseren Ausgaben noch viele
Verse, z. B. Aias 806 — 870, wo die Unterdi-ückung der Senkungen so
schön malt.
jiövoq Jiövcoi :n,6vov ^igei
jT.ät Jiäi, nCu yäg ovx eßav iy(i>; 5i.
288 II- 6. lamben.
iambischen Verse und Versglieder Teilstücke des Trimeters, der
als ein Urvers betrachtet wird. Das liegt uns ganz fern; aber
gerade für die Blütezeit der Verskunst müssen wir anerkennen,
daß die lamben in ganz anderer Weise als alle übrigen Ge-
schlechter, die aus dem Vierheber hervorgegangen sind, keines-
wegs nur als Dimeter, sondern im einzelnen Metron oder auch
einer Summe von Metra unter anderenVersen, zumal glykonischen,
auftretenund Verbindungen mit ihnen eingehen. Die Erweiterungen
des Glykoneus, also des Dimeters, vorn und hinten, die uns be-
gegnet sind, lassen sich auf das iambische Metron zurückführen,
schon bei den Lesbiern, und wenn sie auch schwerlich so ent-
standen sind, so werden sie doch von den Attikern wohl so
betrachtet worden sein; jedenfalls scheint es geraten, sie so zu
betrachten, schon weil viele Erscheinungen damit dieselbe kurze
Bezeichnung finden. Gerade diese iambischen Glieder neben
den glykonischen anzuerkennen erschließt das Verständnis der
sog. äohschen Strophen der chorischen Lyrik. Es ist das aber
nicht das Einzige. Kaum ein größeres dochmisches Lied der
Tragödie enthält nicht auch vereinzelte iambische Metra oder
auch längere Reihen, so daß das Verständnis des Ganzen mit
dann ein verdorbener Trimeter und
idob löov, dovnov ao x/.voi xivä. 3 i.
Das ganze Lied Trach. 205 ist bei Jebb Kraut und Rüben. Rhes. 25 wird
ein iambischer Monometer mit einem katalektischen Dimeter verkoppelt.
— Aristopli. Vögel 416 xi (pi'jig; ^eyovoiv öt öi] xCvag P.öyoi'g; wenn R öij weg-
de ö)) aber ist sehr gut. Denn dem Chor entfährt
läßt, verdirbt er alles,
erst ein ungläubiger Ruf; dann lenkt seine Neugier ein. Der Gegensatz
zu seiner Stimmung liegt in öt, der Anschluß an die Eröffnung des
Wiedehopfes in öij.
Eurip. Alk. 889—894 = 872—877
xvza xv/^a dvoTcd/.aiaxog -»yxet:
aiat: jitgag de -f ovöev äXyeoiv xi'&'Tjg:
fc fc: ßcLQta i^ilv (pEQBlV,
öfiog öi:: cpev qpev xXäxP, oi) ah ngcöxov &Xeoag:
lü) [loi /xoi: yvvaty.a, ovfifpoQa
ö" ixegovg hega nuCei
qaveioa Ovaxöyv.
Die lamben mit ihren Unterdrückungen lesen sich leicht; e e iambisch
wie öfter bei Aisch. Bemerkenswert ist nur die Synaphie des Enoplion
vor der reizischen Klausel. 877 {to)avxa homerisch, P 334; evavxa ver-
griff sich nur in der Präposition.
Trimeter. 289
der Anerkennung dieser Älischung sofort erzielt ist. Dasselbe gibt
es bei Pindar, aber da ist der Dochmius nur eine Fonn der
zahlreich eingemischten Kurzverse, Diese Erscheinungen werden
sich der Betrachtung in den Liedern von selbst bieten und ohne
weiteres ihre Erledigung finden, wenn nur die lamben da ver-
standen sind, wo sie ungemischt auftreten.
Der Trimeter ist von Archilochos sogleich den strengsten
Regeln unterworfen; er vermeidet nicht nur die choriambische
Anaklasis, die wir bei Semonides und Herodas antreffen^), also
bei Hipponax voraussetzen dürfen, und jede zweisilbige Senkung,
die wenigstens am Anfang selbst die Tragödie nicht verschmäht,
sondern er ist auch mit Auflösungen äußerst sparsam, auch mit
Krasis, Apokope und gar Synalöphe, und führt die Zäsur nach
einer der Senkungen des zweiten Metron unbedingt durch,
während die Tragödie nur das Zerfallen in drei Metra ver-
meidet, 2 + 1 und 1 + 2 aber erträgt. Wortende in der Mitte
des Verses ist vollends unbedingt verboten. Aber soviel wii^
sehen, darf auch sowohl im Trimeter wie im Dimeter die erste
Senkung des letzten Metron nur lang sein, wenn sie die Mittel-
silbe eines dreisilbigen oder die erste eines viersilbigen Wortes
ist, wenigstens findet sich kein Versschluß wie öoCvui dixi]v
(Aisch, Prom. 9), wenn das nicht Zufall ist^). Das Verbot der
Länge dieser Silbe, falls sie Schlußsilbe ist, die regula Porsoni,
ist für die Tragödie in Geltung gebheben. Was im zweiten
Metron ganz gewöhnhch ist, schien also den iambischen Charakter
gegen Ende zu stören, ähnlich wie seit Kalhmachos im Skazon
diese Silbe kurz sein muß, Ttid-rfKog t^ul d-r^qUov kann weder
einen Dimeter noch einen Trimeter schUeßen, mit ccTto/.Qid-eig
wird es ein schöner Trimeter, 89, 3. Es springt in die Augen,
daß eine solche Strenge nur von einem Künstler durchgeführt
werden konnte, der einen seit sehr langer Zeit gewöhnlichen Vers
adelte, und gegenüber läßlichem Volksgebrauch werden manche
Dichter vor ihm manchen Schritt bereits sretan haben.
Herakles 11" 166, Sappho und Sim. 271.
1)
32 ist Ggäi^ nicht in Ogiii^, sondern in Sqü^ zu ändern. Natürlich
*)
muß man bei allen solchen Fragen darauf achten, was für die Sprache
wirklich proklitisch und enklitisch ist, z. B. dfcr Artikel. 91, xl)v .-ivYt)v
exoiv ist in der Ordnung- Das gilt ja auch für die regula Porsoni, {^vi}TO(g
yoQ yiQa Aisch. Prom. 107.
Wiram o wita, Griechische Versknnst. 19
290 II. 6. Tamben.
Auf der bekannten Vase mit dem Ölhandel stehen die zwei
katalektischen Trimeter, die auch für diesen Vers Volkstiimhch-
keit erweisen.
öj Zev ftdtSQ ai&e Tilovawg yevoii.iav
i]dr] fiev jjdrj nXr^ov 7i(XQßeßa/.E^),
Da haben wir zwei Verstöße, die Doppelseokung gegen die lambo-
graphen und Tragiker, die Länge im vierten Fuße gegen die
allgemeine Praxis, ja wir müssen sagen, gegen die Natur des
KUTCL uexQov gebauten Verses, der zwar eine Senkung frei zu
behandeln gestattet, die anlautende in lamben und lonikern,
die auslautende in Trochäen, aber seinen ganzen Charakter
einbüßt, wenn die andere Kürze aufgegeben wird. Dennoch
hat Heliodor eben solche Verse bei Alkman gefunden^) und
es ist schwer, ihnen die Beweiskraft abzustreiten. Dann heißt
es aber eine Nachwirkung der ältesten Freiheit anerkennen^).
Bei Rhinthon 10 (Hephäst. 1, 5) steht hinter dem hinkenden
Schlüsse e^cüXrj &€lr] der Anfang "iTtrtfhva/.tog rö Aber
{.lergov.
das wird ein Scherz sein, der weder für Hipponax noch für
Rhinthon mehr beweist als der Schluß xal O-vIccalov bei Aristophanes
Frösche 1203. Eine andere scheinbare Instanz ist auch nichtig*),
') Das Bild jetzt am zugänglichsten in Roberts Hermeneutik 117.
^) Priscian metr. Terent. 428, oben S. 239. Nach dem Zitate könnte
der zweite Vers von Simonides sein, wo er nichts beweisen würde, da
aus melischen Gedichten leicht alles mögliche herausgeschnitten werden
kann. Aber es klingt nach Alkman. An Semonides zu denken verbietet die
Katalexe. Ein für dieselbe Erscheinung ebenda angeführter Vers des
Anakreon, 93, ist abgesehen von der Korruptel zu kurz, um ein Urteil
zu gestatten.
^) Man kann meinen,
es wären gar keine lamben, sondern die Zäsur
zeigte, daß hinten derselbe Ithyphallikus stünde wie in dem Dikolon
vorher; Horaz hat das wohl gemeint, denn er sondert madiinae carinas
ebenso streng wie veris ac favoni. Vorher ginge dann der Kurzvers
trahuntque siccas, gegen den sich nichts sagen läßt. Aber im Ithyphallikus
wäre £vnvQyo> Oegänvag nicht viel weniger anstößig.
*) Choeroboskus zu Heph. 195 führt den Vers an ^KeXeve ßälXeiv xal
Xsveiv 'Ijinävaxza. Da kann der erste Fuß Tribrachys sein, der vierte
iambisch, denn für die Verkürzung von ev folgt ein zweiter Beleg, und so
mißt Pindar P. 8, 35 Ixvevecv, Herodas 9, 2 xai Jigög Eveteigav. In den
Österr. Jahrbüchern XV Beibl. 71 steht der Vers einer späten Grabschrift
gotAft) & tfiavzijv Jiiozevoag änoil6(xv)v. Simplikios zur Physik 333 Diels in
einer interessanten Bemerkung über den Tychekult: ev AeXq)oiq de xat
nQoxazfJQxev iv zalg igcüTTjoeatv 'to Tvxv xai Ao^ia, mcöe tCva (uvö codd.)
Doppelsenkungen. 291
und auf den angeblichen versus amphiclodus bei Sacerdos wird
man erst recht nichts geben ^).
Die Doppelsenkung, der Anapäst, wie man gewöhnlich sagt,
ist bei den lambographen nicht vorhanden, aber ein Beispiel
wenigstens ist bei Hipponax sicher (31) und Herodas stimmt
zu^). Auch das Satyrspiel ^) hat die Freiheit, die jeder aus der
Komödie kennt. Bei Epicharm gibt es nur zwei Beispiele (24
und 172, aber auch wenig Trimeter. Auch in einem alt-
3),
attischen rituellen Verse treffen wir dasselbe*), und noch ge-
waltsamer kommt der Trimeter der ältesten delphischen Grab-
schrift zustande^). Da steht außer Zweifel, daß dies das
ursprünghche ist, und man wird
sich gegen die Möglichkeit nicht
von vornherein verschließen, zweisilbige Senkungen in den ge-
sungenen lamben zu finden; daß die Tragödie außer dem Zwange
der Eigennamen im Anlaut des Trimeters den Anapäst duldet, daß
er in dem dritten Verse der Skolienstrophe oie xov tvquwov
xraverrjv sogar ganz fest ist, hat auch Gewicht. Hier folgt ein
Choriamb; aber das verschlägt hierfür nichts, kommt auch in
•defiLoze^sig' ein Skazon ist sicherlich nicht beabsichtigt. Da war also
das V verklungen, denn als Konsonant wie im heutigen Griechisch würde
es die Silbe lang machen. Ebenso beurteile ich die alten Beispiele.
^) Sacerdos 523 aus dem Metriker, der sich seine Beispiele selbst
macht. Dort werden noch andere lahme oder hyperkatalektische Verse
angeführt, auf die kein Verlaß ist. Hipponax Fr. iilb bei Priscian ist
heillos verdorben.
*) zfig nöXtog Xf)y(ö 2, 8. 31 mag zweisilbiges :iökeog sein können.
2iKV(övta 7, 57 steht am Versanfang. 4, 71 ist überliefert ovicog i:n/.o^oi.
Man ändert ovzoi 'raXotol ohne ein Wort der Begründung, als ob der
Abwurf des s vor Vokal selbstverständlich wäre. In der attischen, auch in der
melischen Poesie ist er unerhört, ovra vor Vokal ist mehrfach bei Herodot
überliefert, aber dessen Orthographie ist unzuverlässig. Ich habe aber
bei Apollonios I 900 ovxca ivaio(,i.ia beobachtet, also mag auch die Apokope
der folgenden Kürze möglich sein, obwohl bisher nirgend belegt. Dann
bleibt immer noch das unanfechtbare // nay.aouig 6, 5.j.
*) Schon bei Aisch. Prometh. nvgxaevg 205 S. 180 meiner Ausgabe.
*) bf.dv äTTÖvi/xfia zotot, XQV «cti ^of? J^^/ttg, sehr schön von Maas aus
Kleidemos, Athen. 410a, hergestellt. Bemerkenswert, daß ;i:p>) noch ganz
ein Nomen ist.
Ponitow in Hillers Sylloge U ouiol öQX£dai.ie, ho Fltiüea lüe/.irövnog.
^)
Synalöphe zugleich mit Krasis, Verkürzung des t in ö£/n', Übergang vom
Vokativ zum Nominativ, alles gleich unbehiUlich, aber ein Vers sollte es
um jeden Preis werden.
19*
292 II 6. lamben.
den Belegen vor, die ich nun bringe; es gibt mehr, aber sie
werden., genügen. Aisch. Hik. 165 laX^rcov yhq Ix 7tvevf.iavog
eioi x€i,«fi»Vj wie ove tbv tvquvvov. Pers. 559 'AvavoTtteQOL^ 1038
öiaLVB öiaive, 236 avi avia x«xa, Prokelenmatikus diese
ein ;
beiden letzten später unerhörten Bildungen entschuldigt die
Wiederholung. Dazu folgende Tetrameter, die man zum Teil
ebensogut choriambisch nennen kann:
Sieb. 324 vrt ävdqog ^Axaiov d-eod-ev Tteg^of^evar ucUiu)C.
Alk. 224 XvTiJQiog «x d-avdvoc yevov cpöviov r dinoTcavaov äidav
,, 572 srXa öh aolai (.nqLov6f.iaq Iv öö(.ioig ysveod-ai
lA. 556 y.ai, (.i£zeyoi(.u rüg \4q>Qoöttug -noWctv d' a7toi^ti[iav.
Der letzte der euripideischen Belege steht oben S. 214; da
zeugt er für die Herkunft aus dem
und natürhch alten Verse,
wirkt die ältere Praxis nach; aber das rechtfertigt nur die Er-
scheinung; für die Metrik, welche den Dichtern bewußt ist, sind
Doppelsenkungen vorhanden, die sonst verboten sind. Die
Choriamben werden in Kap. 7 noch ein Beispiel aus dem
4, Jahrhundert bringen (Trag, adesp. I27j. Es fehlt aber nicht
an anderen Beispielen. Agam. 1547, das ich erst jetzt richtig
auffasse:
rig d' STtirviußiov aivov
Ire aTtdQL ^£icijt. ahv öa/.Qvotg iärttiov.
ccXadsiaL cpQBvcov Ttovijoe^.
Also den beiden iambischen Versen ein Hemiepes mit
vor
kUngendem Ausgang, vgl. 1481, Soph. Ai. 399 ovd' ä^sQi(av et
a^iog^ 704 o JdXiog svyvioTog^), Phil, ir.6 TtQOontödjv jiie Idd-rji jiii]
Tio^tv. OK. 1466 €7tTr]^a d-vtiöv^ ovqavLa yäg aoTgaTtij (pl^yei jtd'kiv.
Hier hat die Antistrophe den Anapäst nicht, daher hat Elmsley
ovQia eingesetzt, aber das paßt so schlecht, daß man vielmehr
ein überhefertes ovgia ändern müßte. Trach. 636 xQvoala'/.dTag
t* d^Tccv Koqag, 857 & rdr« &odv vvucpav äyayeg an aiTteiväg|
|
rdvd' OlxaUag aiyf.iäi^), wo
Wiederholung jeden Zweifel an
die
den drei katalektischen Dimetern ausschließt. '
') Das
Lied besteht aus drei Perioden: a) 3i. 2. i, 2 gl phaläc. ,
ß) hipponakt., dochm. -j- phaläc, hipponakt.; y) 2 adon. ithyph., 2. i, H. i. +
697 ist das Vokativzeichen (5 am Versschlusse zu tilgen.
^) In der Strophe 845 )) nov öXoä ovivu hat dies Verbum ein
Synonymen verdrängt; hier muß einmal das Heimsöthsche Mittel an-
gewandt werden. Natürlich bleibt die Herstellung unsicher, etwa aWfet.
Hesych aldl^oy, dvaßoö) ozsvo).
Doppelsenkungen. 293
Eurip.IT. 393 ocvööol O-cldoaag 'iv oioTQog ö jtSTÖuevog ^AoyüS^ev,
dem 408 entspricht ölaootoloi xw/rag ejcXevaav knl Ttövria /.luata.
Kresphontes 453, 4 öiöor/M öh ^ir^ ^rqlv tcovolc. Beide Lieder bringt
Teil in ganz. Da scheut man sich nicht, auch Her. 1055 und
1069 herzuziehen
/) d€CS(.i äveysiQoiuvog yuXäoag arcoKü tvöAiv
TtaXivTQOTtog e^eysiQ6f.ievog orgifperai cpege.
Natürhch ist der Charakter durch die Anapäste geändert; aber
es ist doch eine Spielart der lamben, darüber entscheidet der
Schluß. Fanden wir doch bei Aristophanes Frösche 984 rig ttjv
yiecpa)J]v a7T€Örjöo-/.€v. Die pindarischen lamben werden gleich
zahlreiche Belege bringen, und wie könnte man z. B. Isthm. 8, 4
äveyeiQivio hinter Glykoneen anders beurteilen als bei Alkaios 15
das rein iambische Metron hinter Glykoneen. Von dem späteren
dithyrambischen Stile haben wir bitter wenig, und wenn Timotheos
keine solchen Anapäste in den lamben hat, so finden wir bei
Melanippides, Ath. 429 c,
Ttdcvreg 6* an&OTvyevv vÖcoq
t6 TtQiv sovrsg aidgieg oXvov.
ray^u öi] xäyja toi aev ovv u.TtioKkvowo,
Tol öe Tcaoarthf/.rov yjov öurpdv.
lamben und daktylische Dimeter wechseln ab, und trotz den
Anapästen kann V. 3 doch nur ein iambischer Trimeter heißen,
es sei denn, man unterscheide • eine eigene Gattung des alten
Verses, die bei steigendem Gange in der Füllung der Senkungen,
bis auf die letzte,unbeschränkt war.
Das Widerspielist die Unterdrückung der Senkung, mit Vor-
hebe der anlautenden des Metron, die in allen gesungenen lamben
so überaus häufig ist. Sie kommt bei Alkman vor, wenn Hephä-
stion 4, 3 den Vers richtig abteilt, den er nicht versteht, a/
avT€[eg] oixov %ov KXsr,airc7tio^). So ist wohl auch Anakreon 82
zu fassen tyuj d' eyiov axvTtcpovverschwindend
^Eo^iiovi. Es ist
wenig, was sich vor der ausgebildeten chorischen Lyrik findet,
und doch wäre es unbegreiflich, wenn der alte Vers die Er-
scheinung nicht gekannt hätte. Hinzu kommt, daß die Trochäen
volle und verkürzte Metra häufig respondieren lassen. In den.
lamben ist die Entsprechung seit der Orestie, so viel ich weiß.
^) Bei Bergk adesp. 45. Die Herkunft beweist der Eigenname. Herrn.
XL 146.
294 TL 6. lamben.
ganz durchgeführt, aber aus den älteren Dramen habe ich nun
drei Belege für das Gegenteil. Erst kannte ich nur Sieb. 170 178; =
meine Ausgabe fügte Sieb. 330 =
341 hinzu, Prom, 163 182 =
verkannte sie noch: d-äuevog äyvafXTtrov Xoyov dedia yccg a(.i(pi =
aalg rvxaic, wo die begründende Partikel zum Schaden des Sinnes
in (5' geändert wird; auch Tid-eiisvog in der Strophe würde nur
verschlechtern. Man wird weiter aufpassen müssen.
Hier erhebt sich die Frage, ob auch die erste Kürze einer
Reihe unterdrückt werden darf, was den iambischen Gang
mindestens scheinbar in den trochäischen verwandelt. Von dieser
Erscheinung hat der Aristoxeneer des Papyrus Ox. 9 gehandelt,
und auf Kol. III steht als Beispiel aus Päonen
cpi'/.ov '^'S2()aioiv äyd7tt]iiia d-varoloiv ävd7cavt.ia fiox&iov^)',
vorn fehlt eine Kürze. Dafür
mir sonst kein Beispiel bekannt.
ist
Auf Kol. II stehen Belege, die wir unmöglich richtig auffassen
würden; es wird aber auch vor ausgedehntem Gebrauche gewarnt.
€vd-a dij Ttoiycllcüv dv&hov außgotoi leifiaxeg
ßaOvGKioy TtUQ^ äloog aßQOTtaQ&evovg
€viwiag yoQOvg «j/xaAatg dexovrai.
Das sind also lamben^); dafür würden wir zwar die letzten zwei
Verse unbedingt erklären, nicht so den ersten, der aus lauter
kretischen Wörtern besteht; vielleicht sind es Monometer. Jeden-
falls haben wir die Berechtigung, auch in lamben unterdrückten
Anlaut anzuerkennen, wenn auch Vorsicht geraten ist. Daß der
Rhythmiker dies mit der Unterdrückung einer Senkung im Verse
zusammennimmt, ist wertvoll: von dieser hatten die Metriker
auch nichts überliefert, so daß es erst aus der Beobachtung der
Texte erschlossen werden mußte.
Die Erscheinung ist in anderen Maßen gewöhnlich. Ist es doch
nichts anderes, wenn die choriambischen Dimeter in den oben
betrachteten Liedern vor dem Choriambus drei Silben haben.
Wenn dem Glykoneus vorn eine Silbe fehlt, so mögen wir das
ein Telesilleion nennen, unter Glykoneen ist es doch ein Glyko-
neus. Die UnVollständigkeit des ersten Dochmius einer Reihe
geht über das Fehlen einer Silbe weit hinaus und zeigt mehrere
^)Es ist klar, daß die Anführung innerhalb eines Fußes abbricht.
*)Vergessen dürfen wir nicht, daß in dem iambischen Metron ein
stärkerer Ton auf der zweiten Länge, im trochäischen auf der ersten lag»
vgl. S. 89.
Unterdrückung der ersten Senkung. 295
Formen; das Prinzip ist dasselbe^). Die erste Silbe fehlt in
steigenden lonikern, Ar. Frösche 324 7axx* S) Ttoiurluoig, dort
auch bei Anakläsis 326 ild-e rövd' ava lu(.iü)va. Soph. Aias 230
d-avtlrai /taQaTtXdiCTioi, Phil. 1179 zweimal uof.iev^)j Eur.Phoen. 1559
TL (.L ä) 7raQ&6ve ßd/.XQOig, lA. 171 "AyaiGiv oxqa.xiav wg usw. In
den fallenden lonikern ist die erste Silbe so oft kurz, daß es
Hephästion U, 5 notiert, was ich allerdings Ueber der anlautenden
Länge des iambischen Metrons gleichsetze; aber es kommt auch
eine andere Erleichterung des ersten Metron vor. Soph. El. 823
Tcov TTOTE -/.tQavvol Jiöc,-^ wcuu wir — >^^ N.^ ^^• als Ersatz eines lonikus
annehmen, entsteht eine schöne fallende Reihe, und ein solcher
Dimeter -/.qvmovoiv fxr]Xoi folgt. Vor Choriamben haben wü'
d> $6Vot Soph. Phil. 1184^), Aisch.Hik. 141 ortiQua oef-iväg /.uya ^aTQog*)-^
in Choriamben kommt allerdings der scheinbare Kretiker auch im
Innern der Reihe vor. In Daktyloepitriten ist das erste daktj^
lische Ghed gar nicht selten stark verkürzt; die Stellen werden
an ihrem Orte verzeichnet werden; Pind.Pyth.6 wird ein solches
Glied auch unter Glykoneen bringen. Auch in Anapästen wird man
nötigenfalls damit rechnen dürfen, natürlich nur in Liedern^).
Unglaubhch ist danach dasselbe in lamben gewiß nicht; ich
habe es auch schon bei Timotheos 182 angenommen, wo Trochäen
zwischen lamben unerträglich schienen. -^ als ein einzeln — —
stehendes iambisches Metron steht in der Strophe Soph. El. 505,
darüber Teil III; 497 dipeyhg ntkäv rtgag ist auch nur scheinbar
') Eur. Her. II» 165, zu dem Liede 735 ff.
^) Schon IsyU- 152 richtig, aber vergeblich behandelt.
') Da kann man auch lä) ^ivot und damit das Normale herstellen,
denn ca und icj ist in dieser Überlieferung kein Unterschied. Vorher ist
Fermate, also ßeigCa^e ohne Elision.
*) Damit entfällt mein Zusatz eines (5, und ixq:vyeiv ersetzt nicht
einen Imperativ, sondern gehört in Strophe und Antistrophe zum Vorigen,
gibt epexegetisch an, was Zeus und Artemis bewirken sollen, /.einet tö
äaze, mit den Grammatikern zu reden. Also ist der ^große Same der
würdigen Mutter" der Chor, wenn es auch etwas stark ist, daß sich die
Mädchen //r/a oneQua nennen; auf ihre Zahl kann es doch kaum gehen.
Daß meine Beziehung auf Epaphos falsch war, davon hat mich 0. Schrocder
überzeugt.
') Ar. Fried. 943 fehlt gegen die Antistrophe am Anfang eine Kürze,
aber das hat Hermann leicht beseitigt. Bei Mesoraedes 1 werden wir das
finden (Teil III); aber die späte Technik rechnet hier nicht mit; ob sie
guter Tradition der metrischen Handbücher folgte, steht dahin.
296 n. 6. lamben.
trochäisch; ebenso der Ithyphallikus, der in dem sog. Euripideum
scbiog i]vi% LTiTtorrig s^elauipev aorriQ steckt, allerdings einem jener
Tetrameter, die man Bedenken tragen kann in ein festes Schema
Tnaxa 7t6da zu pressen. Wenn Aristophanes in der zweiten Ode des
Friedens 1127 erst eine iambische, dann eine päonische, endlich
eine trochäische Periode bringt, soll da am Anfang ^'(Jojtmt yfjdoi.iai vor
vier iambischenDimetern trochäisch sein? Trochäische Verse, zumal
der Tetrameter, finden sich in iambischen Liedern gewiß aber ver- ;
mischen darf man den gegensätzlichen Charakter der Maße un-
bedingt nicht. Denn wenn auch der Unterschied von lamben und
Trochäen erst allmählich erwachsen ist, wie ja die Tetrameter
immer in den lambenbüchern mit standen, und wenn er in den
gemischten Strophen der chorischen Lyrik vielleicht noch nicht
ganz durchgedrungen war, im Drama herrscht er durchaus.
Der Ausgang der lamben zeigt die Verlängerung der vor-
letzten Silbe, die wirden Glykoneen fanden, nur in dem
bei
danach benannten lahmen lambus, der seit Hipponax und dem
zeitlich unbestimmten Ananios belegt ist. Ist er wirklich durch
beabsichtigte Vergewaltigung des Trimeters entstanden? So
wirkt er, wenn ihn Eupolis und Rhinthon einmal einmischen,
aber in der häufigen Wiederholung und erst recht, wenn der
lahme Vers allein auftrat, fiel das n:aQcc itQoodoxlav fort. Nun
sagt aber Heliodor (Priscian metr. Ter. am Ende) ausdrücklich
Hipponaciem iambos et choliambos confuse protulisse, führt ein
Beispiel ihrer Verbindung an, und Trimeter sind mehrere von
Hipponax erhalten. Das hat Klotz (Glotta HI 236) näher aus-
geführt und dasselbe in den hinkenden Tetrametern des Ananios
(Athen. 282b) gezeigt^). Dem kann man sich nicht verschließen,
hat dann aber anzuerkennen, Choliamb, den Catull
daß der
und Varro in Rom einbürgern, erst von den hellenistischen
Dichtern wirkhch ausgebildet ist. Das lag ja vor Augen, daß
Hipponax von der Regel noch nichts gewußt hat, die für den
Anlaut des letzten Metron nun mit Recht die Kürze fordert^),
^) Damit entfällt die Notwendigkeit Vers 3—5 für einen Zusatz zu
erklären, obwohl dazu auch in den Worten ein Anhalt ist.
^) Tzetzes hat in seiner Metrik (Gramer An. Ox. III 310), die über-
haupt nicht lauter sonst bekanntes Material bringt, die Notiz bewahrt, daß
Ananios wegen dieser Vorschläge laxioggä^ genannt worden sei. Wort
und Witz klingt zo gut für die Erfindung eines Metrikers. Ziemlich das-
Choliambus. 297
eine Regel, der sich Herodas nicht gefügt hat; seine Verse
klingen daher ganz anders als die des Kallimachos, plebejisch,
und plebejisch durch und durch war Hipponax. Da wird es
auch nicht Erfindung eines neuen Maßes, sondern geflissent-
liche Nichtachtung der Verskunst des Archilochos
gebildeten
und Semonides sein, wenn er reine und unreine Trimeter bildete.
Aber wie war ein solcher Versschluß überhaupt möglich? An den
Ersatz der iambischen Syzygie durch den Antispast haben selbst
die alten Metriker nicht gedacht. Daß
die Freiheit, welche in
dem Metron vor dem Choriambus den Dimetern herrscht,
in
auf das Schlußmetron übertragen wäre, scheint auch undenkbar.
Es ist noch keine Erklärung, aber es wird doch auf den Weg
zu einer weisen, wenn die analogen Erscheinungen zusammen
betrachtet werden, also was wir an den Glykoneen beobachtet
haben, was für die Dochmien anerkannt ist und für die
Asklepiadeen später in Kap. 13 gezeigt wird. Auch Soph.
Trach. 949 dvaxQiT^ e\uoiye övavdvcoVj ein umgebogener choriam-
bischer Dimeter, und was sich bei Pindar Ol. 9 zeigen wird,
gehört dahin. Längen, die wir nur anomal nennen können, gibt
es also in nicht wenigen Versgeschlechtern; es gibt auch solche
Kürzen, denn ich muß trotz allem, was ich darüber gelesen
habe, bekennen, daß ich die homerischen (.leiovQOL durchaus
nicht für erledigt halte. Aber hier komme ich nicht weiter als
zu der Konstatierung der verwunderlichen Tatsachen.
selbe soll ein Traktat in einem codex Harleianus enthalten, den Tyrwhitt
de Babrio benutzt hat. Ich weiß darüber nichts weiter; es wird wohl
Tzetzes darin stecken. Kallimachos hat die Bezeichnung Choliamben ge-
kannt, wenn nicht geschaffen (lamben 335 =
349 in jener rätselhaften
Dublette der Handschrift); er hat den Bau aufgegeben, der mit Über-
bietung der Lahmheit danach bezeichnet wird, daß er „lendenlahm"* ist.
Ihm würde also diese witzige Bezeiclinung gut stehen. In dem lambenbuche
istder Schluß eines Gedichtes deutlich und auch bezeichnet 173. Da stand am
Schlüsse, die Tragiker wären stumm wie die Fische (bei Petron 39 werden
die Rlietoren in piscibus geboren), andere Kai novXvi.iv&oi xat ?.dXoi
ne[cpvKaaiv\. In dem späteren Gedichte 312, 367 ist wieder von den Tragi-
kern die Rede, alles dreht sich um poetische Technik ist die c.ivi] wohl
i^r,-!'?,
eine Muse), erwähnt wird 331 der Ölbaum, von dem das Gedicht vor
diesem handelte: wir werden es mit einer Selbstverteidigung des Dichters
zu tun haben. Die Verwandtschaft mit den Satiren des Lucilius und
Horaz springt ins Auge.
298 II. 6. lamben.
In der Wirkung hiermit vergleichbar ist etwas anderes und
nicht minder verwunderlich. Pindar Ol. 2, 1 ava^upÖQf.uyyeg
vfivoi, Fr. 108 ab (sehr schön von Blaß als zusammengehörig
erkannt), 3^€ov öh öei^avxog ocQxdv. Aisch. Hik. 94 idTtxBL ö' klTtidcov
acp' vipLnvgyMv TravwXeig^). Soph. Phil. 209 nach choriambischen
Dimetern ydg ri deivöv (darüber Teil III). Eur. Or. 966 hinter
einem Trimeter Tti^i-iaT oUcov. Also überall springt plötzlich ein
scheinbarer Trochäus ein. Wieder stellt sich dazu in einem
anderen Geschlechte eine wohlbekannte Erscheinung, der Schluß
steigender loniker, z. B. Aisch. Hik. 1030 %6ds fieiXlooovvsg ovöag.
Ar. Wesp. 296 aoTQaydXovg drjjiovd^sv ö) Ttai. Wölk. 812 rot
Toiavi^' kxeqai Auch nach einem Choriambus Soph.
igeTiEod^ai.
Phil. 1181 vaog iV v^^lv xera^xaL. In den lamben würde die
antike Terminologie mit ihrer Hyperkatalexe durchkommen, was
doch nur ein Name sein würde. Wir werden richtiger an die
Entstehung des Hipponakteum denken. Wenn eine daktylo-
epitritische Strophe gern auf einen Vers ausgeht, der dem
alkäischen Neunsilbler gleich ist^), djt a> yigartareviov xar' o'^t/ta,
Soph. Tr. 101, so wird man das hierherziehen dürfen; nur eine
Senkung macht einen Unterschied gegen avalypöqi-uyyeg v/.ivoi,
und das beeinträchtigt den Rhythmus nicht. Der Schluß der
stumpfen Verse will klingend werden und fügt daher eine
Senkung zu oder biegt den Rhythmus in diese Richtung. Die
Hauptsache bleibt, daß die Dinge beobachtet, aber dann auch
geachtet werden, die Analogien verfolgt und so allmählich Ver-
ständnis erreicht wird. Das gilt erst recht von den lamben
der Meliker, die so sehr viel schwieriger als die der Tra-
giker sind.
Man pflegt von lamben der Meliker überhaupt nicht zu
reden, und in der Tat gibt es deren kaum, wenn man die Regeln
des Dramas verlangt. Der Anfang eines simonideischen Liedes 13,
bisher verkannt, fällt auch in dem Tone ganz aus den Epinikien
heraus, paßt aber zu der ia^ißLxrj iöm
STie^ad- 6 Kqcoq ov-a demeojg
iXd-tov lg evdevÖQOv äyXabv Jiog
X€[.l6V0g
^) In meiner Ausgabe wußte ich mir noch keinen Rat.
*) Näheres am Ende von Kap. 13,
,
Bakchylides 'HiiHoi. 299
Vereinzelte Verse wie Stesichoros 52 ^avovvog ävÖQog, Ttäoa TtolCa
Ttox^ ävd-QiüTtwv xaQLg^), Pindar Fr. 237 ojiiod^tv öl y.üi.iai -d-Qaoeiüv
ältüTtsKtüv ^avO-og Ucov (die ersten drei bakcheisch) beweisen nichts,
denn konnten in der verschiedensten Umgebung auftreten. Aber
sie
die Lyrik verwendet die lamben anders, und dies zu erkennen
ist von größter Bedeutung.
Es handelt sich um pindarische Gedichte, in denen ich lamben
schon vermutete, als die "Hid-eoi des Bakchylides ans Licht traten,
deren lamben ich sofort zu erklären versuchte. Das muß hier zu-
nächst von neuem geschehen und verlangt das Eingehen auf die
schwere Textkritik. Für einige Verse ist eine zweite Handschrift
hinzugetreten; es sind Blaß und anderen auch einige schöne Ver-
besserungen gelungen, aber die Metrik ist vernachlässigt, denn ein
Silbenschema malen und die Responsion der Silben erzwingen kann
unmöglich genügen. Ganz deutlich würde alles nur, wenn ich
die respondierenden Stücke alle nebeneinander abdrucken heße,
was doch zu viel Raum fordern würde. Ich beschränke mich
auf eine Probe neben dem Versmaße, Periode für Periode, nur
um der Übersichtlichkeit willen in Dimeter geteilt. Das Gedicht
besteht aus zwei überlangen Triaden, iambisch xara ox^oiv -/mtcc
TtsQL-KOTtctg avloovg-^ nur am Anfang und am Ende stehen ein paar
andere Gheder. Das iambische Metron erscheint in allen möghchen
Formen, nur zweisilbige Senkung ist vermieden, also ^^ — ^—
— —-^ -^ ,-^^ — —
Auflösungen sind zahlreich, und in
, ;
ihnen wird schheßender Vokal vor vokaHschem Anlaut verkürzt.
Nicht selten sind die Senkungen in respondierenden Metra teils voll,
teils leer.Die Versabteilung der Handschrift ist wertlos; von ihr,
von der Setzung des flüchtigen v, von der Bildung des Genetivs auf
ov oder oio red' ich nicht weiter, ebensowenig von kleinen selbst-
verständlichen Ergänzungen.
Strophe, erste Periode 1—4 = 24—27 == 67—70 = 90—93
>—' w — s^ — — >w — ^^ —
-^-^ / y.vavöjTQLoiQa ^ikv vavg ^leviKiVTTor
— ^^ -^ ^ — ^^-^^ ^^ — /^~• Oi^oia öig kmä x' ay).aolg
— ^ — — ^^ —
->• äyovoa -KOVQovg ^la-
w — -^^ öviüv KqriTi/.ov rau-
^^ ^^ --^ >^ 5 v€ 716/Myog'^).
') So die schöne Überlieferung, gegen deren Zerstörung ich schon
früher protestiert hatte.
*) 93, in der zweiten Gegenstrophe hat Kenj^on um des Versmaßes
willen i)iÜ£cov {jiär) y^vog ineC ergänzt. Das wird der beste Notbehelf
sein, aber mehr ist es nicht. Die Periphrase xgiooav iß&Hov yevog für
rgiaoav ol i'ii&sot ist überhaupt nicht schön, ein Notbehelf des Dichters-
— —
:500 tl. 6. lamben.
Der erste Vers könnte iambisch als Trimeter gemessen werden,
fällt aber so deutlich als dochmischer Dimeter ins Ohr, daß man
diesem Eindruck folgt, der sich durch einen unzweifelhaften
dochmischen Trimeter der Epode bestätigt. Abweichend
in
bildet die zweite Strophe den zweiten Vers 68 Zevg v7t€Qo%6v rt
Miviüi, indem der Bakcheus für das iambische Metron eintritt.
Das i des Dativs bildet in Vers 8 eine Silbe; hier ist die metrische
Freiheit ohne Bedenken, während mein Gedanke, Mivöi zu
sprechen, kaum gerechtfertigt werden kann, mag es auch nicht
unmöglich sein. In der zweiten Gegenstrophe, 92 ärjra iqeaoav
d' "AO-a- hat also Bakchylides arixa oder äf^^ta gesprochen, wie
sein Onkel Fr. 41, ebenfalls als Femininum, obwohl bei Homer 626
dsLvog äj]Tr]g steht, bei Hesiod Erga 675 deiväg dijTag. Das ist so
zugegangen, daß sie ein normales lesbisches MaskuUnum äiyca =
ä^rrjg als Femininum faßten, was der Deutsche, der „Hymne"
und „Mythe" aus dem Französischen nahm und zu einem
Femininum machte, den loniern nicht übel nehmen darf.
5 — 7 = 28 — 30 = 71-73 = 94—96
wx_^^^ — s_^^^^_^ Tr]Xavy£L yaq iv cpccQSi
^w — ^— — -w — ßoQTJiaL niTVOv av-
^"^^>^ ^-^ ^^ — -^ -^^ --^ oai yiXvTäg exart n[o]l€-
— ^^ ^^ ^^ 9 ^laiyidog "Ad-dvag^).
In der zweiten Strophe steht 7 1 aoxqaxpe &' o dk d-v^idQiievov iöcov
T€Qag\xelQag 7iixa.(i\(jEv ylvräv. Da ist also das vierte Metron voll.
8—19 — 31 — 42 = 74 — 85 = 97 — 108
^•^ — ^-^ — — ^^ I
v_^ ^-' 31 [iiyelGa ^oLviy.og sga-
— -~^ — — ^— 1'^-' '
— twvvi-iog '/.öga ßgoxCiv
— -w — ^.^ 1^-^ - >_• — cpeqxatoVj aXXa y.aiie Uix'
^^ — ^-^
^•l
-^^ d-^tog -O-vydxrjQ drpveoü
5 ^-^ — j-^-- — -^^ — 1)5 TCKad-tloa rcovxiioc xey.ev
^^ 1^-' — ^^ — Uoasidävij xqvgeöv
^-^ — -^-^ -w ^1 ^^ TS OL öüoav iÖ7iloxoi
•^^ — ^-'
— — v^ j -— Kdluf.Liia Nr]Qrjidsg.
— ^_^ ^^ ^_^ — |v,^ — ^^ — i(öv ah 7tol€i.iaQX^ Kvtoookov
') Die Ergänzung -"reÄe/tatytg hat Jebb damit widerlegt, daß Athena
ihre Aigis nicht schütteln kann. no?-£/xaiytg kann aber kaum etwas anderes
sein als „die Aigis des Kampfes". Danach hat Bakchylides in aiyig den
Sturm verstanden.
—
'HtOeoi. 301
10 -.^ - -s^ - j^^ ^^ >w ^_- 40 jioXvatovov visko^iai (ql-
v^^ — -_-' — jw — w X6)' vßQiv od yao &v Ot/.oi/i'
— -w^ ^^ s_-
— 1-_^ — i^ außgÖTOV egai'pov l^ovg
Ich habe die erste Antistrophe hergesetzt, weil sie das Maß am
durchsichtigsten zeigt; ganz rein ist sie aber auch nicht er.
halten, denn abgesehen von dem gleichgültigen äußgocoi im
letzten Verse steht /JXofiai tioIvotovov in der Handschrift; beides
hatte ich sofort verbessert. Am Texte ist nichts auszusetzen^),
und daß der neunte Vers dieser Periode hier sein zweites Metron
voU hat (-X« KvcooUov)^ sonst die zweite Senkung unterdrückt
(16 öl OrjGsvg, 82 -ter^ äXX' ev-, 105 -cpi yairaig) ist untadelhaft.
Wenn von KviooUov würde als
die Silbenzähler behaupten, das i
j
gesprochen, weil das im Lateinischen vorkommt, so vergessen
sie hier daß die Griechen (außer Kypros, wo das Semi-
wie oft,
tische einwirkte) kein konsonantisches i sprechen konnten. Den
—
Versen 7 8 des Schemas entspricht in der zweiten Strophe^)
80 xXeog %d-6va 'Aar evdavÖQOv ojg eins tCjl ö^ ov ndXiv. Da
sind die beiden ersten Metra voll, dem dritten fehlt die erste
Senkung. Das geht also auf. Aber in den beiden andern ist
Verwirrung. Man spürt sie zuerst daran, daß Vers 15 mid 104
(Vers 8 der Periode) auf eine Kürze ausgehen, so daß man
Periodenschluß annehmen müßte, was ich auch zu tun bereit
war. Aber hinzutritt schlechthin unmögliches Maß, in beiden
allerdings dasselbe, 14 ßöaoe ö' 'EQißoia xaX-Kod-ibQay.u Ih'.vÖiovog
j exyovov und 103 -Qeag xögag äno yccQ äyXawv Xdi-utt yiuwv oiXag /
WT6. Da an den Worten nichts zu ändern ist^), liegt der Fehler
in ihrer Stellung, und in der zweiten Antistrophe ist auch vorher
') Lediglich aus meti'isohen Gründen hat mau y.dkvj.t.i.ia beanstandet.
„Hülle" im Sinne von Kleid wird durch Anakreon 21, 3 als ionisch erwiesen,
der ein Fremdwort ßegßeQiov mit xaXvfifiaf (oqfi}y.(onEva, d. h. fvöc/iara avve-
aq>iyi.ieva selbst erläutert. Dazu paßt das Kopftuch, das die vornehmen
Perser auf den Monumenten um den Kopf geschlungen tragen. Die
purpui'ne ätm', welche Amphitritc dem Theseus schenkt, muß auch ein
ausländischer Modeartikel sein; die Endung stimmt zu nirdch', und das ist
offenbar auch ein Fremdwort, ;i;it(i>v ja auch.
^) Vers 74 hat Platt mit zäd' e</<ä)jitfv ßXeneig geheilt.
Wohl durfte ich das Beiwort ;fiAxoi>w()nxo tadeln, aber wenn man
*)
alle unpassenden Schmuckwörter bei Bakchylides vertreiben wollte, giil'e
es kein Ende.
302 II. 6. lamben.
Unordnung^). Wirklich kommen die lamben auch heraus: ßöaas
ö' ^EgißoL f'/.yovov I IJavdiovog xa}.y.od^d} qua^ XÖbv und -QBOQ xögag'
/
ärto yccQ äjyXacüv yvijojv Xccfirre oekagjwte Ttvoög. Also in der ersten
Strophe sind die ersten zwei Metra voll wie in der zweiten, das
dritte auch, wie in der ersten An tistrophe, das vierte unterdrückt die
erste Senkung wie in der ersten Antistrophe und der zweiten
Strophe. Die zweite Antistrophe hat ihr zweites Metron um die
erste Senkung verkürzt, wie die erste Antistrophe, dem dritten
fehlt die zweite, das vierte ist voll. Der Wechsel der erlaubten
Formen ist stark, aber das werden wir schheßlich hinnehmen.
Dagegen nur aus Verzweiflung eine schier undenkbare Messung.
Vers 17 anzuerkennen, daß die Handschrift i-ieXav d' utc' örpqvwv
ist
divajoev ouiia gehabt hat, und 106 öh xovaeöytkoy.OL ölvrjvJTo
tacviai. An, beiden Stellen habe ich leichte Änderungen vor-
geschlagen {diäosv und dovevvro)-, aber die Lesung war damals noch
unsicher, und daß beide Male der Anstoß in der Messung von
ÖLvelv,lesbisch öLvveuev, steckt, macht ängstlich. Das ist nun
das eine Mal lesbisch flektiert, an der ersten Stelle steht ein
sonst allzuschlecht bezeugtes ÖLväv, also bedenkUch bleibt es,
und daß Bakchylides das l verkürzt hätte ^), glaubt man schwer;
aber mit dieser Reserve lasse ich es stehen.
20—23 = 43—46 = 86 — 89 = 109—112
^:^— ^^ ^7-^i^ — ^^ ^-^L^^ 20 eIq€v TB Jibg vlh cpsQ-
-— —
- ^^'^-^.^r^ ^^L>-' ^ -^^r^^^ rätOL oaiov ovy-izL re-
— ^^ — -^ üv £0(x) -/.vßtQväg
^^ ^ — s^v^s^ (fQSvCbv S^v(.iöv, 'loxs fisya-
— -^^ ^-^12?^ — — -^^ Xoüxov yJQiog ßiav.
Dies die Messung in Strophe und Antistrophe; in der zweiten
Triade ist das vierte Metron voll, 87 -/.flevos re y.dijOiqov, und 110
eldev de oeuväv narQog äXoxov (pLXavjßowjtLv kgaliolOLv. Ich mußte
soviel hersetzen, weil oefivdv hinter cpllav überUefert ist. Ich
heile nun den Vers durch Umstellung, die in derselben Strophe
^) Zu lesen ist 97—103 qjtQov de deXq:'tveg äktvaiexai, {evaX. verb.
Kenyon) fxeyav '&oä)g OrjOta navgög IttkLov ööfiov jueyaoov re -i^eöv eßoXe
(oder fxö/.Ev, überliefert sfi. ze '&e(bv fiey.), xö&i K?.vTäg löoiv eÖEia" öÄßCoio
N'ijodog y.ögag [ed. Niio. ö?.ßiov xÖQcig überliefert, verb. Ludwich). 108 ist
überliefert iyQOLOiv ev nooiv für vygoioi noaaiv, von Kenyon geheilt.
*) ötvdeig mit normal langem t steht 13, 78 und 104; wenigstens ist
die an sich mögliche Kürze unwahrscheinlich.
— —
tii-^eoi. 303
schon zweimal nötig war. „Er bekam zu Gesicht die ehrwürdige,
des Vaters liebe Gattin, die Hera gleiche Amphitrite" (so etwas
fühlt man in ßoüjirig): die Epitheta gewinnen durch die Um-
stellung.
Die Epode ist so einfach, daß ich sie gleich ganz hersetze:
47 ToV eljTsv äQ€Taixi^iog^) 7J-
-—^ — ^-• -^^
^•l
-^^ —
Qiog, tdcpov de vavßdrai — ^— — ' — >— —j-^^ '
(ptoTog v7t€Qdcpavov — n^ -^ -^j — -^ —
50 i^dqoog, d'kiov re ydfi- — ^' — -w —
^^nj^-^j-^^
ßQioi xöXcüoev rjTOQ, — ^-' — \^—^ ^^^
vrpaive TS TtoxaivLav ^-^ — -w — ^^ —
n.^ -._^|
i.ii]riv ÜTtiv %€, (.leyalo- — ^^ — — -w^^-^ — j
ad^sveg Zev TtdtsQ äxov- v_^ 1-^ ^^ ^^ —
oov, UTtSQ i-ie vvficpa w j>-^
^Giviaoa Xevyiibltvog ——^—^-^ |
55 ool T€A€, vvv TtgörtefiTc' an' ov- — ^^ — j^^ — ^ —
-^^
oavoD d-odv nvQisd^u- -^ — ^^ "~K'' ^^ ^ —
Qav aorqaTvav oä(.i doi- -w — — ^^ —
^.^ j
yvioTOv, ei öl ytal oe aei- — >^ — — — j'^^ ^-^
oix^ovi TQOiCr]via — ^^ — — 1
-—'
fpvT€voev A'ld-Qa Iloaei- ^^ — —— —^-^ |
^-.
60 dävi, Tovde xqvosov — ^^ — |^^ — —
Xit-Qog dyXabv £vEy/.e xöauov sx ßa-d-dag äXbg
dr/.cüv Ü-Qaoel oCbi.ia rtaxqog kg d6(.iovg.
65 aiaeai d' alV sf-iäg y.Xvr]i Koöviog evx&g
ava^ißQsvrag 6 TidvxMV uedetov^).
^) Zu diesem seltenen Kompositum stellt sich der spartanische Name
Ägitinnog IG. V 1, 214, 48.
*) ö8 erreiche ich durch die Umstellung' von TgoiojvCa oetoiz^ovt die
erforderte Länge. 61 hat die Handschrift ;c£tßög äY/.aov dtx. d^g. n. n. ig 6oß.
hieyxB xöonov ßa'd'eCag äXög. Das Bruchstück von Oxyrynchos läßt den Vers
öix.-ööfi. ganz aus (er konnte freilich unten oder oben am Rande nach-
getragen sein), fügt aber richtig ex vor ßad^eiag zu. Vortrefl'licli hatte
Blaß die in Ox. fehlenden Worte umgestellt und damit auch die metrische
Entsprechung erzielt. Es ist von allgemeiner Bedeutung, daii wir zwei
ägyptische Handschriften kennen, die auf ein Exemplar zurückgehen, in
304 II. 6. lamben.
Alles lambeu, dienun wohl durchsichtig sein werden, bis
auf die letzten vier Verse, von denen auch die beiden
Trimeter
keine Mühe machen. Auch in dem ersten der vier ist der doch-
mische Trimeter nicht zu verkennen, und daß gegen den Schluß
der Rhythmus des Anfangs wiederkehrt, kann gefallen.
Aber
slosat d" aix tuäg yCkvr^i Kq6vlo<; evxäg, dem ^dhs xoqoIol Kr^uov
rpQevag lavdsig entspricht, fügt sich den lamben zwar in dem ersten
Teile, wenn man eXosai zweisilbig spricht imd im zweiten
Fuße in-
konzinne Entsprechung zugibt, aber dann folgt ein trochäisches
Metron, das sichauch abghedern läßt. Lesen läßt sich alles
trochäisch; das kostet nur die Anerkennung eines so stark
ver-
kürzten Schlusses, wie bei Aristophanes Lys. 783 ^iv^ov en nalg wv.
Aber wer kann hier an Trochäen glauben? Das zwingt mich, jenes
selteneUmspringen wie in äva'^upoQfuyyeg v^ivot S. 298 anzuerkennen,
obwohl das vor einem normalen Trimeter unbehaghch bleibt.
Ein Gedicht, das seinesgleichen nicht hat; daß es gefälüg
wäre, kann ich nicht sagen. Der Rhythmus, der sich hindurch-
zieht, geht uns schwer ein, zumal wenn die
zweite Senkung
fehlt und die Hebung zugleich aufgelöst ist (100 dö^ov ^leyaQÖv
re ^€wv, es noch härter macht). Aber zum
wo der folgende Choriamb
Ersätze sind andere Freiheiten vermieden; nirgend steht eine
Doppelsenkung und der Choriamb ist wenigstens selten. Jede
anderen zu belegen,
einzelne Erscheinung ist hier oder da bei
jede mit dem Maße vereinbar. Aber die Menge der ungenauen
Responsionen hat ihresgleichen nirgend. An diesem Gedichte
Silbenentsprechung ihr Prinzip
sollen die Streiter für genaue
bewähren, wenn sie es uns aufzwingen wollen.
Nun zu Pindar, Ol. 10 Strophe:
7'oj' 'Olvi-iTtLOviyiav avdyvwre /.loi 3 i.
iJox^OTQcctov nalöa 7tö&i cpQEvög i + dochm.
E(.iäg yeyqaTtxai^ ylvytv yccQ av- 4 i. + gl.
Tü)i i-ieXog bcpeihov s7tiXeXa& .
tu Mola alXd ah y.al S^vydrrjQ
"AXdd^ua Jihg oqd-cii %SQi 3 i.
5 SQvxstov ipevdeojv 2 i.
hvurav dXiTÖ^svov gl-
war; die eine hat
dem ein Vers ausgelassen und am Rande nachgetragen
eingeordnet, die andere falsch. In der Antistrophe hat
ihn gar nicht
ist selbstverstandhch
Crusius 118 sehr gut '»hoolv aus -Oilfoovv gemacht; 131
mit Jebb (pQh>a{g) iav4^eig zu lesen. Wie sollte
Bakchylides iaCvco mit
konsonantischem Anlaute versehen glauben?
Olymp. 10. 305
Zwei iambische Perioden gehen auf einen anderen Vers aus.
3und 6, der doch wieder den Wert eines Dimeters hat, mag man
nun Vers 3 für einen Glykoneus mit Doppelsenkung halten, wie
er oben bezeichnet ist, mag man ihn lieber einen katalektischen
daktylischen Dimeter nennen. Der Dochmius im zweiten Verse
ist so recht der schiefe Vers, denn er geht in den Bau nicht
auf, aber ihn haben wir bei Bakchylides angetroffen. Auch die
lamben zeigen denselben Bau wie bei ihm, aber das erste Metron
ist ganz anapästisch gehalten; das ist anders, und es bleibe
offen, ob man es auch im Namen unterscheiden will: ein Metron
bleibt es immer. Die Epode spricht aber für die Gleichsetzung
der lamben und Anapäste, wenn auch ihr vorletzter Vers un-
bedingt anapästisch scheint, da er, 41, Verkürzung eines
schließenden Vokales zeigt. Und doch geht er iambisch aus.
Dieselbe Verkürzung auch 43 im ersten Vers der Strophe.
Epode, ich wähle als Probe die letzte^):
97 eyu) de oiv€\fpa7tTÖu£vo^ 2 (ij
OTtovöäL TikvTov ad-vog dochm.
ylOY.Qwv aucpineoov iieUxi gl.
evdvoQa Tt6\hv y.araßQdxcJv 41.
Ttalö^ ioaTOv (5' l^Q'/^eöTQaxov
100 aivrjaa, xov el\öov y.Qat€ov\Ta xsqoQ dy.uäi 3 i.
ßcüubv Ttaq "OlvuTtiov Teles.
/.elvov xara xqövov (Teles.)
ideal re xaXov (i)
wQCci TS A(.y.qa\uevov, a jcots 2 (i.)
105 avccidea ravv\iii]Ö€i ttoxuov d- 4 i.
XaX/.e ovv KvTCQoysvel.
Ein Rhythmus herrscht durchaus, den ich trotz den ana-
pästischen Füßen iambisch nenne; 97 und 106 könnte man chor-
iambische Dimeter nennen, w^as die ursprünghche Einheit von allem
klar macht. Als Dimeter fügen sich denn auch die Telesilleia und
98, der in der Strophe ähnlich stand (w Mold" aXXa av /.ai d-iyarr^o).
*) Die erste Epode nehme ich nicht, weil 15 die Messung be-
stritten ist, Höchst befremdend steht üg 18 vor einer Pause;
vgl. S. 237.
das ist nur so zu entschuldigen, daß Pindar zuweilen seine Versglieder
bald zusammenschließt, bald trennt, wie es Sophokles im Trimeter tut.
Das ist an ein paar Stollen auch für xc»' unbestreitbar, 0. 9, 65. 14, 4
(0. 6, 17, Isthm. 8, 23 sind normal, da xai nicht Kopula istV Man wird
mit solchen Möglichkeiten weiter rechnen dürfeü.
Wilamowitz. Griechische Verstuust. 20
306 II. 6. lamben.
Ein Dochmius ist eingesprengt wie in der Strophe. 102 wird uns
am Schlüsse der Strophe von Isthm. 7 und der Epode von Ol. 4
wieder begegnen. Hier ist neben dem Telesilleion besonders
deutlich, daß er sich zu ihm verhält wie ä {.uyav xar' ovqavöv
zu einem vollen Glykoneus. Daß 105 statt des lambus ein
Prokeleuraatikus steht, ist anomal, findet sich aber auch nur in
diesem Eigennamen.
Pyth. 7.
y.äXXiGtov al (.isyaloTtöXisg ^A&ävai 3 i.
7tQOol(.uov ^Ahmaviöäv evQvo&evel 3 f.
ytvsäL -AQrjlTrid^ äoidäv LTtTtoiot ßaXio&aL 2 i. + pherekr.
Es folgen noch 2. glyk.; dochm.; reiz.
Alles einfach; verkannt war das zweisilbige yeveät, dem 10 döfiov
entspricht (ze davor ist unverständlich und nicht fest überliefert;
döf-iov habe ichschonArist.u.Ath.II326 verteidigt); die Kontraktion
wie y^svedv 0. 2, 65, xTmvov 0. 10, 36, veaQÜ N. 8, 20 u. a. Kalli-
machos hat geradezu yevrjv (besser ysvf^v) geschrieben, Fr. 241,
übernommen in dem Epigramm von Amorgos IG. XII 7, 449),
Im zweiten Verse zweisilbige Senkung. Ein Dochmius wie oben,
die Klausel auch gerade nach lamben geläufig. In einer Epode
ist die Abteilung minder sicher, wenn die Responsion fehlt, hier
aber bleibt kein Zweifel.
17 w Meydyclseg l.
vfial TS yial TtQoyovtov. chor. dim.
veai S' €v Ttqayiai laiqio rt, xo
I
(5'
ai- i. + 5. chor. dim.
vv^iai rpd-övov ai.i£ißöfi6vov
20 Tcc y.aXä eoya. cpavrl ye /.lav
d-dXXoLoav evdaii.ioviav
TCC Tial To (peQEod^aL. reiz.
Daß 21 nicht xev sondern x" zu sprechen ist, darf nicht als
Änderung gelten, einerlei was der alexandrinische Text hatte;
die Praxis der Inschriften hat über den Wert solcher Schreibungen
entschieden.
Das Gedichtchenist rasch hingeworfen, um gleich nach
dem Siege beim gesungen zu werden, so wie 01.4, Bakchyl.
xtö^tog
2 und 6. Es ist nur um so viel vornehmer gehalten, als der
Alkmaeonide über den Keern steht. Aber auch Pindar hat ganz
Pyth. 7 und 5. 307
einfache Rhythmen gewählt. In der Epode sind es die volks-
tümlichen Dimeter, und Dimeter bilden auch überwiegend die
Strophe. Volkstümhch ist auch die Klausel.
Pyth. 5, Strophe
TtXoüTog euQvo^eyi]^, 2 i.
orav Tig ciQB\TäL /.f/.gaf.iivov y.ad-aQäL i. + chor. dim.
ßQOTi^aiog a vtjq nox^iov
|
4 i.
TtaQadövTog av\Tbv äpdyr]L
noXvfpiXov BTierav. dochm.
'
5 d) ^töiioq' ^Aq-AEoika^ chor. dim.
av Toi viv yXvt&g dochm.
aicjvog 1. i.
äxQäv ano ßaO^(.iid(jov ovv ev- 2 i. + gl.
do^iai luxavLoeaL
s/MTL yiQvoaQuätov KdaroQogj 3 i.
10 svdiav ug LieTct xei\i.ifQiov oußqov rsdv chor. dim. + 2. i.
/MvaiO-voasi f.id/.aLQav kaciav. 3 i.
Die zwei Dochmien sind hier unverbunden, also unverkennbar
und für ihr sonstiges Vorkommen beweisend. Die lamben, auch
mit zweisilbiger Senkung (3, 8), hört man leicht, und die chor-
iambischen Dimeter oder Glykoneen sind auch als Variationen
des alles bis auf die Dochmien beherrschenden Maßes leicht zu
hören, zumal
den Tetrametern 8, 10. Die Responsion ist
in
streng; aber nach den Erfahrungen mit Bakchylides w^erdeu wir
uns nicht entsetzen, wenn in dem letzten Trimeter einmal das
zweite Metron statt kretisch bakcheisch ist
42 v.aiyiooavTO ^lovvöÖQOitov cpvtov.
Wie wir den ersten Vokal von {.lopöögonov aussprechen, steht ja
bei uns^).
Epode.
^4/to}.h'o-viov ad-VQ-}.ia xün ob f-ii] Xad-^to 2 i. + chor. dim.
KvQdi'ctg ylvY.vv dficpl xS- glv^- "1" i- ~f~ chor. dim.
7C0V i-J(pQodlTag deiduusrov
^) Es ist koine Empfehlung- der silbenmäßig'en Entsprechunjj, wenn
die alte Konjektur wieder vorgeholt wird, y.ad^eoaav, sehr viel sclilcchter,
aber vielleicht nicht unniösrlich. und TÖr-qrvröy, schlechthin unniöjrlich, oder
konnte den Kyrenäern zur Kennzeichnuno- des kretischen Weilijreschenkes
gesagt werden „das aus einem Stück"? Der Dichter berichtet ihnen
von der Seltenheit, die ihnen nie vor Angen kou"imen wird.
20*
308 II- 6- lamben.
25 7ravTi (.ilv &eov ai-ttov v7teQri^sf.up, 2 Kurzverse
(fikslv d-« Kd()-QtoTov f ^'ox' eraiQiov i. + pherekr.
dg ov tav "EmiLu-d-eog äycov Kurzvers + (i)
oxpLvöov d-vyat€Qa Ugöcpaoiv Bairidäv 3 i.
&q)iY.eTo\86f.iovg d-B(.uG-y.QE6vT;a}v, 3. i.
30 aX}^ aQiod-dQ}.iaTOv 2 (i)
vöari KaaraUag ^evo)- glyk- +3 i.
d-sig yegag ä!.ifp-fßak6 leai-aiv /.öiiaig.
lambisch kann man das nicht mehr nennen, aber es ist
doch wieder Mischung von glykonischen und iambischen Metra,
unter denen auch der Choriamb auftritt. 30 die zwei scheinbaren
Kretiker werden uns in 0. 2 sofort beschäftigen; sie sind von
den lamben nicht zu trennen. Hinzu tritt nur noch 25 zweimal,
27 vor einem iambischen Metron das Ghed Maecenas atavis, ein-
gesprengt wie vorher die Dochmien; diese Kurzverse behandelt
Kapitel 13.
Nem. 3, Strophe.
5) TVÖTvia Mol-oa f.iäT€(j äf.i€T€Qa\lioaoi.iai (i) + chor. dim. + (i)
rdv TCoXvE,€vav Iv t€QO-urjviai\Nafisdöi 4. troch. =4 i.
ijteo JioQida vccoov u-fi- ycvav, vöazL ydQ gl. + Kurzvers
fxivovt' Iti ^AotoTcUoi f.if-XiyuQviov TiKxoveg 4 i.
5 y,cü(.uov vsaviai oed-ev ojta j.iai6(.ievoi 3 (i)
önpfji öe Ttqa-yog ällo /.ihv älXov, i + reiz.
dd-lovi-Kia öh f^idkiGT^ aoiöav cpiXsi.
\
gl. + dochm.
Der erste Tetrameter wird es nur, wenn in der Mitte der vorn
verkürzte choriambische Dimeter anerkannt ist; er wird genau
so in der Epode erscheinen. Dann ein trochäischer Tetrameter,
oder es fehlt der Anlaut des iambischen. 6 bringt den Kurzvers,
hier Reizianum, hinter einem iambischen Metron; so deute ich
lieber als -^ — -^ — I
-w-w —
-^ abzuteilen und zwei Kurz-
verse anzunehmen. Höchst auffällig bleibt in beiden Fällen die
Auflösung 14 o>i-ni]aay luv fcaXalcparov äyoQdv, aber da der Sinn
untadelig ist, müssen wir uns fügen. Es gibt auch ähnliches,
Nem. 6, 58, Päan 6, 131, was ich nicht zerstören lasse.
Epode.
7ray'>iQaTiov\or6XiOL yMiLicawdeiov\ds itXayäv
ayiog vyirjQov ev ßad-vrcEÖitoi Nmeai to KaXXlvc/.ov (peqet. 5 i.
ei S' iiov ycaXbg €Q-dcüv r' loiA-öxa [ioq(päi
Nem. 3, Olymp. 2. 309
ävoQsaig vTtSQrdzaig sjtißa
Ttalg 'ylQiOTOcpdvevg ovy.eri TiQÖau)
5 aßdxav aXa y.i-öviov vjteq '^H-gayJJog TteQäv evuageg.
1 und 5 sind Tetrameter, der letzte iambisch mit mehreren
Doppelsenkungen, der erste dem ersten der Strophe ganz ähnhch,
denn dem chor. Dimeter entspricht das Telesilleion, dem Kretiker
der Bakcheus. 2 ein Pentameter. 3 schiebt vor den Phere-
krateus den Kurzvers Maecenas atavis, 4 Choriamb gleich i + chor.
Dimeter, dann zwei Kurzverse, unterschieden nur durch eine
kurze Senkung, da wird es für die Geltung nichts ausmachen,
daß wir den ersten zu Maecenas atavis stehen, den zweiten zum
Dochmius.
Ol. 2. Strophe.
dva^upoQ-^uyyeg vf.ivoi 1 i. + y.
tiva &£Öv, riv' fj-gcoa, riva dochm. + 3 i.
d* avdqa Y.eXadrioo{.iev\
TJTOi nioa f.i€v Jiog 'Okvuitidda 5 i.
d' eovaaev '^HQay.Xerjg
ä-KQÖ^iva Ttoleiiov 2 (1.)
5 Qiqqiova de rexqcoQiag €ve/.a viY.acp6qov 4i.
yeyiovrjreov otzlv diy.cxiov ^evtov, 2 i. + dochm.
£Q€iou ^Äy.odyavTog 2i.
svufvvttcov re Ttarigtüv acovov öod-OTioKiv 2 i. + chor. dim.
Epode.
15 XoiTtöjv yevei, rwv öe TtETiqayuevcov 3 i.
Iv öixai TS /.cd Ttaga öi-y.av d7toi-r]xov ol-ö^ äv 3 (i.) + y.
XQorog 6 TcdvTLov /cavrjQ 4 1.
dvvaiTo 0-6UBV eoycov riXog
Xdd-a de ttötluol ovv eu-dcüuovi yevoiT' dv 4 i.
kalCöv yao vjcb 'laquatiov Ttr^ua d-vdio/.ei 2 i. + v.
20 TiaXiyy.orov dcqiuoi)-ev^). 2 1.
Die iambischen Verse wird jeder lesen, der Takt halten
kann; keine zweisilbige Senkung; 18, wo im katalektisehen
Metron der Anlaut fehlt, etwas schwieriger. Wohl aber fehlt 4
und 16 der iambische Anlaut, wie das oben P. 5 Epode 30 auf-
fiel. Hier ist der Takt im ganzen so fühlbai-, daß man nicht
') Ich gehe hier nicht auf Kritik und Exegese ein, die mich gar zu
weit abführen würde, hoffe aber auf eine andere Gelegenheit.
310 IL 6. lamben.
an wirkliche Trochäen oder gar Kretiker denken kann, sondern
die Unterdrückung der ersten Senkung anerkannt werden muß.
Das Glied, dem
y beigeschrieben habe, ist S. 298 behandelt:
ich
eine Silbe schießt über, um den Schluß khngend zu machen. Daß
2 und 6 ein Dochmius eingemischt ist, entspricht den betrachteten
Strophen. Diese Zutat allein verhindert, das Ganze als rein xara
7t€Qiy.07rag uvioovg gebaut zu betrachten. Den Abschluß bildet in
der Strophe der Eintritt eines chor. Dimeters, die einzige zwei-
silbige Senkung hier, in der Epode der ganz rein ausklingende
katalektische Dimeter. Richtig gelesen hat das Ganze einen
so harmonischen Gang, wie ihn Pindar durchaus nicht immer
erreicht hat.
Jambisch, aber mit größeren Freiheiten des Baues und dafür
ohne fremde Glieder, war der Dithyrambus für Athen (Fr. 75).
Das lange Bruchstück bei Dionysios comp. verb. 152 R. ist so
schlecht überliefert, und die Herstellung für seine Verwendbarkeit
an dieser Stelle so notwendig, daß ich dabei verweilen muß. Es
befremdet, daß hier keine Responsion zu spüren ist, die wir nach
den letzten Erfahrungen auch bei den Dithyramben erwarten,
aber wenn sie allgemein war, konnte Horaz carm. IV 2, 10 nicht
das Gegenteil angeben.
Von dem Gedanken gehe ich aus. „Schaut meinen Chor,
Olympier, und laßt mich siegen, hier an eurem Altar mitten auf
dem Markte." Also am Altar der zwölf Götter wird das diony-
sische Lied gesungen; ob das damals Regel war, oder nur der diony-
sische Bezirknach der Perserzeit noch nicht wieder hergerichtet
war, steht „Nehmt Kränze und Lieder an und schaut
dahin.
auf mich, da ich von Gott gesandt mit meinem Liede zu dem
Gotte komme, dessen Mutter eine Kadmostochter ist." Der Gott
ist Thebaner: das legitimiert Pindars unerwartetes Auftreten.
„Ich bin gekommen^); meine seherische Ahnung spürt es^), wenn
^) Eine Hauptsache: man darf 12 tuoÄov, die Überlieferung des besten
Zeugen, nicht vertreiben; in den andern steht 2'£/x£'Aav; das ist Glosse, und
wie sollte das zu lf.io?.ov werden?
^) Hier war der Text zerstört, schon als sich die Überlieferung spaltete,
Buchstaben waren verloschen. Wer weiß auch, wie schlecht das Buch
war, aus demDionysios sein Zitat nahm, iidvriv, das 13 allgemein überliefert
ist, darf man nicht antasten.
Dithyrambus Fr, 75, 311
sich die Pforten der Hören öffnen und die Blumen den duftigen
Frühling heranführen ^). Dann verbreiten sich die Veilchen über
den Boden-), und die Rosen mischen sich unter ihr Laub*), Lieder
schallen zur Flöte und Reigen ziehen zu Semele*)." Da sind wir
wieder bei der Thebanerin, die in Athen keinen Kult hat. Aber
in Theben hat Pindar das Nahen des Frühlings gespürt, als die
ersten Blumen auf den Feldern sich zeigten und dann der
Semele ein Fest begangen ward, über das ich nichts Bestimmtes
weiß; einigermaßen wird es dem alten attischen Feste, den Anthe-
sterien, entsprochen haben. Pindar hat sich demnach gesagt,
daß nun auch in Athen ein Frühlingsfest gefeiert werden wird,
aber einen Monat später, die Dionysien des Elaphebolion. zu denen
er seinen Dithyrambus gemacht hat. Da bricht er auf, und mit
seinem Erscheinen auf dem Festplatze setzt er ein. Die Kata-
strophe Thebens ist noch nicht vergessen, seine Haltung in jener
Zeit auch nicht; er ist zwar jetzt der anerkannte Dichter, wird
als solcher willkommen sein, aber er bittet doch die Götter darum
und kommt darauf zurück, daß er aus der Stadt der Semele
kommt. Von dem attischen Vorurteil gegen die Böoter hat er
auch ausdrücklich in dem Liede geredet^); ob weitere Bruch-
stücke, namenthch das berühmte ^ lal liTtaqai^ aus diesem Ge-
dichte stammen, ist unsicher^); wenn dies, so kamen sehr weit
^) Die Kritik ist kurzsichtig-, die 15 nicht dvüdet, daß die Blumen den
Frühling heranführen, weil sichs leichter umg-ekehrt sagen läßt. Aber
wovon ist der Früiiling duftig als von den Blumen? Frühlingsanfang fällt
selbst bei uns später als das Blühen der ersten Blumen: die Schnee-
glöckchen läuten ihn ein.
xigoog und yßihv konnte 16 beides gleich gut stehen, aber außgoxog
-)
ist nur die yßdn:
Wunderbar, daß solche Variante im Texte des Dionysios
entstehen konnte.
*) In §6da xöfiaioi ßeCywrai 17 ist nur Rosenlaub zu verstehen: also
zeigt sich erst hier und da einKnöspchen, aber das Laub ist schon üppig. Ich
schreibe das, während meine Rosen im Mai genau dasselbe zeigen.
*) 18. 19, An der ersten Stelle ist dzet durch Apollonios Dyskolos
gesichert; von den Handschriften des Dionysios ist in die eine Familie
oixvet aus dem Folgenden eingedrungen. Welche Kritik, das eine oder das
andere zweimal aufzunehmen!
') Fr. 83 ?;»• ozs ovcii; Bouönov tü-vog henov 3 i.
") Schon dies Bruchstück klingt ganz anders, und von dem ist 77 5&t
Jtaldeg Ä&avaCcov ißdXovro qpaevväv xQt}md' iXevOeoiag mit seinen Daktylen
nicht zu trennen: das zeigt die Fundstätte, Plutärch glor. Ath. 7. Dagegen
312 II- 6. lamben.
abliegendeMaße vor. Aber es deutet mehreres darauf, daß er
zwei Dithyramben für Athen verfaßt hatte.
Nun mag der Text folgen; ich gebe was ich für richtig
halte ohne die Varianten anzuführen, ja nicht einmal die aner-
kannten Konjekturen.
)'Ö€t' ev yoQov ^OXvfiTCWi
ETti TS XXVTCCV TttLUttTE XaQLV d^tOl,
TtoXvßarov oi %' äoreog 6(.i(p(xVov ^vöevt^ sv talg teqalg 'AOävaig
5 oi%velte 7tavdalöalov t evY.Le äyoqav iodsrCov
kdyere ozecpavcuv räv x" mqiÖQÖTiiov äoidäv^), Jiöd-tv
T€ US ohv ayXaiaL Xdete TtOQSvd-ivf' äoiö&v devT^) STti y.io-
10 ooäqav d-eov, tov Bqö^uov, tov ^Egißöav te ßqorol xaleofisv,
yovov vTtdrtov (.ihv Ttaregcov fisXrröf^ievot^)
yvvamcbv re KaöfXEi&v. SjxoXov.
^ j^ |_^^_ 20 i.
EVüQyia f vs^eco {.iccvtiv ov Xavd-avsi,
(pOiVLy.oedv(s)v otiöx' oi^d^evrog 'ßqäv -d-aXdi-iov
15 svodf-wv ejtdyoLOiv saq (pvra veytxaQea. xöts ßdlXerai,
tot' «tt' dfißQOTav x^ov' kqa%al uov (poßai, Qoöa xe x6(.iatOL fieiyvvrai.
st xXv'd 'AlaXä von Plutarch durchaus nicht irgendwie mit diesen Versen
'
verbunden, braucht g-ar nicht auf die Athener zu gehen, Pindar erfindet
sich die göttlichen Personen für die Anrufung, mit der er anfangen will, hier
Alala wie sonst Hora, Eileithyia, Theia. Man möchte wissen, wie das zu
dem Vorwurfe des Gedichtes paßte, aber das läßt sich nicht erschließen.
^) äoidäv ist durch die folgende Besprechung des Dionysios gesichert,
Xoißdv also in P falsch; geht auch nicht in den Vers.
^) ösmegoi' von Sauppe schön verbessert.
'')
fxeXne P juiXno/isv die andern, verb. Hermann.
Pindar Fr. 109. 110. 313
äx€l T^ o/j-cpai iieXioiv ovv avXolg
oixvsl Tfi IsfieXav eXiyiaixTtvxa xoqoL.
Es daß noch ein anderes wichtiges Gedicht in diesem
scheint,
Maße war, iambisch, aber mit vielen Dochmien, das Hyporchema,
in dem nach dem Berichte des Polybios^) Pindar 481 480 für —
die Neutrahtät seiner Vaterstadt eintrat, 109, 110^)
tö y.oiv6v Tig aozwv sv evölai 3 i.
TiS^elg eQEvvaadtü) 2 i.
fisyaXdvoQog ^Hov^iag ro (paiÖQOv gxxog 3 i.
ordoiv ano -rtqu-niöog \iti/.OToy aveXcov 2 dochm.
7teviag doreiQav, Ixd-qdv 2. i.
/.ovqoTQOcpov ... i.
und yXv'/di de TtöXe^iog i.
aTteiQoiaiv, enTtEiQiiiv öe itg dochm. + i.
raqßü TtQOOiovxa viv xQaöiai TtEQiaacjg^) 3. i.
^) Bei der Bildung, die Polybios im ganzen zeigt, ist es auffällig, daß
er von Pindars Verhalten im Perserkriege etwas weiß und gar Verse an-
führen kann. Man vermutet die Vermittlung eines Historikers. Nun steht
in den Theokritscholien 7, 103 'OfiöXt) OevraXlag ögog, d)g 'E(fOQog xai 'Agiavö-
br^fxog ö SrjßaZog ev olg IovoqsZ negl zfig ioQTf)g tcbv 'OfioXoncov, y.al TJCvöagog
iv Totg Ynagz^ißctOLv. Daß Ephoros und Pindar von Aristodem angeführt
waren, sagt man sich gleich. Für Ephoros paßt es sehr gut, wenn er vor
den Perserkriegen Pindar anführte, so gut wie den Aristophanes vor dem
peloponnesischen Kriege, und für Böotien ist er interessiert. Andererseits
ist er dem Polybios vertraut, wird also auch hier zu Grunde liegen- In
der öcxöi^ota war ein Hyporchem recht am Platze, das auf die ö/^w/.oHa
Bezug nahm, die man auf die Eintracht deutete. Herrn. 26, 215.
Die Stelle hatte auch Diogenes von Babylon angeführt, nach Er-
^)
wähnung eines Versöhnungslicdes von Stesichoros, bei Philodem mus. 18 K.
äXXovJ HCvdagl'ogJ yeygaq'efzd y.oivövjzig daviov tv e[vdCat
oi)ds zivog eve/x'
von Usener; doch habe ich äXXov ergänzt und Jlivöagog
tf&elg], hergestellt
aus ücvödgcot gemacht. Philodem antwortet S. 87 tö öe Ihvddgeiov ei r/Jj
dtxovoCag enavaev (Bergk sneiosv cod.) ovx oidajuev. Wie gewöhnlich ist ihm
seine Unwissenheit Beweis.
*) So bei Stobäus. Im Schol. ABT zu .1 ^ä? yXvxvg d.itigwi, .-(üXiuog,
das war nämlich die Form, in der der Vers als Sprichwort umging, Diogenian
III 76 (eine andere Fassung im Parisinus K bei den Göttinger n, die mehr
beibringen). Natürlich kommt das gegen Stobäus niclit auf. Arg aber
ist es, daß ans Eustathios zum .1 jre-Tetoa/tt^-cuv für tfi.ifiiHov Aufnahme
314 II. 3. Tambcn.
Ganz im Stile von Ol. 2 ist Fr. 108
i^ewt öe dvvaiüv (.isXaivag 1 i. + y.
£'/. vu/.T()g af.iiaviov oQoai (fdog, 8i.
/.ekaivecpei de gaöt^oi,
y.aXv(pai ailag xaO-aQov af^ieqag
y wie Ol. 2.
Endlich Ol. 14 ')
Kacpioitov vödrcüv ka^ol- 5i.
aai tat ts vaitts xaDuTTioXov eÖQav
(1) XtTraoüg aol-öii-iOL ßaallsiaij dochm. + reiz.
XaQLTEg ^OQXOf-ievoD na'kai- gl.
yöviov Mivüäv eTtioxorroi 2 1.
xXvT^> iTtel £vxoficcL. ohv 4i.
yccQ vuf.iiv ra rsQTtvä y.al
5 T« yXvxe' avttai Ttävta ß^oroig, dochm. + (i.)
el aofpog et xaVog ei tig ayXaog ävi]Q. hemiep. + adon.
ovdh yaQ Seoi aeuväv XaQirwv axeg asklep.
xoiQaveoioiv x^^Qf^'^'S odÖh öal- 5(i.)
rag, akka nävicov taf-iiai
10 eqyiov tv ovQavCoL xqv- 4i.
OülO^OV d-ff.lEVaL TtaQCC
llvi^LOV ^ATtöKKoiva i)-q6vovg 2i.
aivaov oißovn Ttarqog 4 1.
^0Xvf.l7ti0L0 tl/ilCCV.'')
findet, obwohl erstens der Archetypus von BT gegen die Handschrift (viel-
mehr die Flüchtigkeit) des Eustathios steht, und dann die gemeinsame
Quelle durch A in frühe Kaiserzeit hinaufgeschoben wird, durch Stobäus
wohl noch höher 'hinauf.
^) Der Text ist schlecht überliefert, aber es wird nicht nötig sein, die
Verbesserungen zu verzeichnen. Nur 9 nehme ich von Boeckh KoigaveotOLv
für aoiQaveovtt auf, damit iX'Oe 'Axol in der Gegenstrophe bleiben kann.
^) Das Versmaß ist schwierig; aber da am Anfang und Ende die
lamben unverkennbar sind, wird man sie auch weiter anerkennen müssen,
wenn sie auch unter vielen Gestalten, nicht nur als Choiiamb und Kretiker,
sondern auch mit Auflösung -^ ^^ — ^
— und als Bakcheen erscheinen.
Die Abteilung von 2 und 5, die nur um eine Kürze verschieden sind, ist pro-
blematisch, ebenso 6. Das Anstößigste ist, daß ovök yäg '&tol asixväv XagCzciv
äreg einAsklepiadeus sein soll, wie die Antistroplie lehrt, aev eKa%(, (.leXavTeizea
vvv ööixov, also sein erster Daktylus zusammengezogen sein soll. Denn
zu ändern ist oe/xväv nicht; dies Beiwort paßt zu gui für die Festordne-
Olymp. U. 315
Nun folgen Lieder, in denen die Glykoneen überwiegen,
und da stehe zuerst Pindars einfachstes Siegeslied, Nem. 2 gl., :
Telesilleion + ^^ (i), gl. + Reizianum, das hier als katalektisches
Telesilleion gelten darf; das wird die erste Periode genannt
werden können, 3. gl., 2 Adonei, die zusammen einen klingend
gemachten alten Vierheber darstellen können wie bei Sappho.
Ebenso einfach ist der Daphnephorikon 104d: Strophe,
zweimal gl. + i., Telesilleion + gl., Reiz. Epode 2 gl. + Reiz.,
gl. + Reiz.^).
rinnen des Himmels. Bei einem späteren Dichter würde man oeßväv oide
'dsol ydg umstellen; aber das vertauscht nur eine metrische mit einer
stilistischen Singularität. So bleibt nichts als sich die Sachlage klar
zu machen. Gewalt schafft sie nicht um. An solche Stellen gehört das
antike Zeichen der Ratlosigkeit, die Alogos, die übrigens nicht nur von
lateinischen Grammatikern erwähnt wird, sondern auch von Heliodor zu
Ar. Wespen 1282.
Oxyr. 659. Grenfell Hunt haben reichliche Photographien gegeben, so
^)
daß man ihre vorzüglichen Lesungen würdigen kann; die häßliche Schrift ist
nicht gleichmäßig, ganz korrekt auch nicht. Schroeder kann auf die Tafeln
nicht zurückgegangen sein, sonst hätte er 77 nicht einen schmalen Buch-
staben in eine Lücke gesetzt, die zwei breite fordert. Herstellung gelingt
mir auch nicht, aöeg ag ist sicher; die hoch ansetzende Hasta danach
. .
führt eher auf ^ als auf t; aber ein Reizianum will in keiner Weise heraus-
kommen. Daß 65—69 keinen Sinn gibt, hatte ich gesagt. Ich
die Strophe
muß Lesung in ihrer Sicherheit einschränken. 65 steht
hier aber auch die
ein ganz geschlossenes o am Anfang, keine Spur von dem Mittelstrich
des £; V dahinter ist dagegen unabweisbar; ovrjxsv ist also verschrieben.
67 muß man wiedergeben [£jyi)]oa[i'f]o[t]rov. Schroeder gibt unterpunk-
so
tierte wo der Papyrus ein Loch hat. An der Ergänzung
Buchstaben,
zweifle ich nicht. Das meiste ist zwar von Grenfell Hunt treffend ergänzt,
aber was bedeutet dieser Text?
ivrjy.ev xal tJieiv[a övo!.ievr}g '/.ö]/.og
Tö)vd' ävdoä)v Evey.ev ^legif-ivag Oiöq:Qovog
ixi^gäv tgw Ol) naXCy-
yXoiooov, d/J.a diy.ag dtdovg
:fi[ioT]ag i(fih]oev.
ivfjxev rCvc? Was will .TaAr/yAwaoov, das bei Plndar Isthm. 6, 27 rijv yXcbaaav
äXXoxotog, N. 1, 158 evavuö(fy]fiog ist. Wie konnte ein Grieche öiy.ag diöövai
niazäg überhaupt sagen? Dies verbessert sich leicht in jrixgdg. Dann
steht iq:U)]os^' höchst eigentümlich ohne Objekt, wie in dem Worte des
Blas g^t'Aet (hg fuo/iacor und umgekehrt, das Sophokles Ai. 680 nachbildet-
Es ist „ward zum Freunde, nachdem er schwere Buße gezahlt hatte";
also
dabei der „feindliche Groll" nur noch grammatisch Subjekt, in Walirheit
ist
die Gegenpartei, die durch die o(oq-goovr)i der' anderen, der Partei des
31() II. 6. lamben.
Nun eine reich ausgestattete Strophe, in der sich doch alles
auf wenige geläufige Glieder zurückführen läßt.
Isthm. 8
KlsdvÖQCüL Tig alrKiai- |
t€ Ivxqov ev-
öoBov o) V£OL xauärcüv (gl.) + (i) + (gl.)
/caTQog äyXabv Tekeadg-
%ov nuQcc TTQo^h'oov iiov \ aveyeiQetü) 2 (gl.) + (i)
5 -/.cüfiov 'lod-j.uddog re vi-
/.ag üTtoLva y.ai NE(.iiai 2 (gl.)
ae-9-lcov ort -/.gdrog s^-
SVQ6' rwi y.al eyw xaiTtSQ d%vvi.ievog
d^viiov alteof-iaL xqvaiav y-aXeoat
10 Molaav, sk fieydXwv öe jtevd'Cov Xv^evveg
uiJT^ iv oqcpavLai 7teo(o-i.iEv Grecpdvcov gl. + (i)
uTj'rfi '/.ddsa ^sga- Kurzvers
Tteve^ TTavodf.ievoiöi' OLTtQdx-xioi' y.axwp gl. + (i)
yXvAv n danwoöued-a -/.ai f.iera rcövov, gl. + (i)
15 eTtitörj tbv vTcho yecpaXäg
XU}ov ye TuvxdXov^) rtaqd xig (gl.) + 2 + (gl.)
i
evQ€ipev äufu ^eog.
Die gleichwertigen Formen, die ich mit unter gl und i rechne,
werden keine Schwierigkeit mehr machen. 4 und 14 fehlt jede
Doppelkürze wie in ä /.isyav v-ar ovQavöv^ S. 248. Außerdem ist
der Kurzvers — ^ — w^ — in dieser festen Form 8—10 fünf-
mal wiederholt, 12 mit aufgelöster Länge; die Reihen der
letzter
fünf Kurzverse schUeßen V. 10 2. i in bakcheischer, Form. Eine
Gliederung in Perioden ist nicht wahrnehmbar.
Pagondas und des Pindar versöhnt ist. Endlich, die tgig kann nicht
craXtyy/.oooogsein, sondern die Gesinnung derer, die jetzt iq:ü.i}oav ohne
inneren Widerspruch, ohne Hinterhältigkeit, d. h. man muß den Nominativ
,i;a/.CyyX(jioaog Pagondas, der Vater des Agasikles, darf als Groß-
herstellen.
vater des Siegers von Dehon
betrachtet werden; damals und wohl seit der
Befreiung von Athen durch die Schlacht bei Koroneia ist Eintracht in Theben,
aber erst seit die Aristokraten wieder am Ruder sind; auf frühere Kämpfe
deutet hier Pindar. Athen hat, vermutlich nach Oinophyta, versucht, mit
den Aristokraten auszukommen, was sich gerächt hat, IIoX. 'A'^. 3, 11.
^) So habe ich ye TavxäXov U-dov umgestellt Sitz.-Ber. 1919, 809. Die
Stellung von TavxäXov, die zu der wider das Versmaß verstoßenden Wort-
stellung Anlaß gegeben hat, rechtfertigt sich dadurch, daß Xi^oq TavxdXov
als eine Einheit gefaßt ist wie z. B. ö ög?#aA,uög /x^oog das Mittelauge Eur
Kykl. 1 74.
Isthm. 8 und 7, Pyth. 8. 317
Isthm. 7, Strophe.
TLVL Tüjv TtccQog (b f-iaxaiQu dr,ßu phalaec-
/.aXCov lntyMQiiov\(.iaUoTa d-vuov zsöv teles. +2 i.
€v(pQavag; r^ga xa.hA.oy.q6xov icdQsdoov 3. i.
JaixccTSQog avvA ei-qv/airav teles. + 1. i.
5 ävrsiXag Jtövvoov ?} gl. +
XQvoüji (.uoovv/.xLov teles. +
vsicpovra de^ai.iiva chor. dim.
Tov cpeQTacov d-eCov. (teles.)
Im Phaläceus immer zuerst zwei Kürzen. Glyk. Teles. und chor.
Dimeter sind im Grunde dasselbe. Wichtig d as letzte Glied,
das sich zu dem Teles. verhält wie rild-sg rjXd-eg H)ipO-r,g Ar. Vögel
680 zum Pherekrateus.
Epode.
fivQUüv arccQiov ec ^'yloyog 'iTtTiLOv gl. + i.
fj Jcügiö' ärtoi/.lav oi'vey.ev oq^-öji teles. + adon.
soraoag htl oqvoCoL teles.
yjla'/.eöaif.ioviwv, €'/.ov ö^ '^f^vxAag teles. + 1. i.
15 Aiyeldai oed-ev e/.yovot gl. + teles.
fiavrevfiaoL riv-d-loig.
aXXa TtaXuLCc yao
svÖBL y,dQig, a(.ivdixoveg ds ßgoTol. (i) + Kurzvers
17 Dies Glied wage ich nicht zu bestimmen. Was man möchte.
Choriamb + Spondeus, i also = und Par-
2. wie Eur. Hik. 781
theneion 104c denn es geht 33 auf einen kurzen
Str. 1, ist es nicht,
Vokal aus. Es kehrt, auch mit Zulassung einer schheßenden Kürze
wieder Pyth. 8 Str. 5, verbunden mit einem glykonischen Ghede.
Weiter vermag ich nichts zu sagen.
Pyth. 8, Strophe.
^iköcpQov 'Holxüc JUag gl.
u) fieyiüTÖTtoki ihjyaxEQ gl.
ßovKüv TS /.ai TtoXeuiov chor. dim.
e%0Loa y.'ka-iöag vTCSQTdxag, i + dochm.
5 Uv^iöviAOV Ti-iiav 'ylQiOTO^iivu öexev.
TV yaq to uaX9-ay.ov hg-^ai te xa/ nad^üv öuwg
hciaca-oac xaioibi ohi> ccToexsl.
5 steht vor dem Glykoneus das eben zu Isthm. 7 behandelte rätsel-
hafte Glied, 92 mit sicherer schUeßender Kürze. 6 sondert man
318 •
II. 6- lamben.
sofortden chor. Dimeter ab, und wenn man 7 denselben Zusatz
vorn anerkennt wie in dem chor. Dimeter 6 vor dem Choriambus
und Pyth. 10 Ep. 6 vor einem Glykoneus, so bleibt zweimal
ein Glykoneus ohne zweisilbige Senkung. Daß es kein reines
Lekythion ist, zeugt für diese Auffassung; seine zweite Silbe
kommt in beiden Versen lang und kurz vor.
Olympien 9.
Die Strophe bringt zuerst nur bekannte Glieder: Telesill.,
Telesill.+ Glyk. + cret.(i), fünfmal Glyk. (chor. Dim.) + Reiz., das
letzte Paar unverbunden, Teles. + cret.(i). Der Schlußvers ist:
l^ccQaxo zdl-hoTOv eövov '^I/tTtodafisiag^
da steht zuerst -w -^ —
ein unreines iambisches Metron; das
,
wird in der Epode weiter klingen. Dann ist ein choriambischer
Dimeter durch Zusatz für den Schluß klingend gemacht. Diese
Entstehung des Hipponakteums ist hier deutlich. Einmal, 76,
hat Pindar sich erlaubt, von den Silben vor dem Choriambus,
die ja so viele Freiheiten haben, die erste kurz zu lassen: «^ ov
diciog yovog ovUcoi viv ev^'Jqei. Natürlich will man zuerst ändern,
und er brauchte nur y.oüqoc, statt yövoq tax sagen, dann stimmte
ja
das Maß; aber alle Vorschläge befriedigen nicht, und so muß
man die Anomalie, wenn auch zweifelnd, bestehen lassen.
Die Epode setze ich lieber her:
kyio de rot cpiXav tvoXlv (.laXegalg i + chor. Dim.
ETiicpXeycüv aoidalg 2. i
xal aydvoQog YjtTCOv reiz.
&äaoov v.al vaog vito- jtxeqov TtävTca chor. Dim. +x
ayytXiav rriinpto
5 Tavtav, ei ovv rivi (.ioi-quöLiol Ttalduat choriamb. Dim. +x
e^aiQSTOv XaqLTwv vf^iouat xäTtov chor. Dim. + x
•/.elvai ycco lö- itaoav xa 'i4qtcv\ dyad-oi i + chor. Dim.
öe v.ai oorpol xara dai- fiov' ävÖQSg. chor. Dim. + 1. i.
Daß X dasselbe Ghed ist, mag es als --^ oder
•^ ^^ — -^ ^^ — oder -^ ^^ auftreten, wird einleuchten.
Alles heße sich auf ein i zurückführen, wenn nicht die vorletzte
immer lang wäre; wie es bei i oft geht, könnte man sagen, es
wäre ein anapästisches Metron, aber die erste Form wider- wo
spricht. Die Länge der vorletzten Silbe, auf der die besondere
Wirkung beruht, macht den Gang lahm wie im Choliambus.
Olymp. 9 und 4. 319
Damit stellt es sich zu den Erscheinungen, die oben S. 297 be-
handelt sind; bei den Kurzversen wird sich mehr hinzufinden.
Vers 4 das zu Isthm. 7, 17 behandelte Ghed.
Ol. 4.
kXaTi]Q vjtsQTaTE ßgov- teles. +
zog a/.afiavT67toöog hemiepes
Zeü, real yccg "Sigai ithyph.
V7tb TroimXofföglfiiyyog aoidäg (i) + adon.
5 ihaoöi-ievai (.l 'iTce(.npav enopl.
vipi]loTdTwv ludcQTVQ ccid-Xojv. (i) + adcn.
^eiviov d^ SU TtQaooövrwv enopl.?
ioavav avTi'A ayysXiav 4. i
TTOTL yXv/.elav IgXoL
10 aXXa Kqovov Ttai og yfii-vav €iug teles. + (i)
ijtov aveaoeooav k'/.a-Toy/.erpdXa gl. + (i)
TicpCbvog oßgif-iov.
^OXvf.i7tioviA.av 2 reiz. + ith.
öe^ai Xagirtüv ^' s-xcctl rövde xfI»/<0)'.
Epode.
aTtSQ KXvuivoLO Ttalöa enopl.
20 yiauvidöiov ywarAiuv 2(i)
eXvoBV €^ dvi(j.iag 21
XaXy.olOL 6* ev svteol vixöjv enopl.
5 ögöi-iov esLTtEV 'TipiTCvXei- chor. dim.
ai uera orecpavov icLv. 2(i)
ovTog lycü ra^vTäri^ hemiep. klingend
25 x^^Q^i ^^ '^(xl fjTOQ Xoov prosod.
(pvovrai öe xal veoig 2i
10 €v ävögaoiv noXial chor. dim.
d'af.id/.L naga tov aXixiag chor. dim.
eor/.öta XQÖvov. ,
7 alsEnoplion zu bezeichnen ist natürlich unsicher, da der Vers
aus lauter Längen besteht, also den verschiedensten Wert haben
kann, auch 2. i. 14 kann ebensogut Enopl. -\ •-^ -^ sein, —
denn so Soph. Trach. 634, 648, Phil. 711 zu fassen. Aber
ist
ich denke, auch hier paßt man ihn der Umgebung an und läßt
auf das Reizianum ein zweites folgen, den Ithyphallikus schUeßen.
320 n. 6. lamben.
Schwierigkeiten macht 12 der Strophe, der am Schkiß der Epode
wiederkehrt. Er ist uns als Schlußvers von Isthm. begegnet 7
und ließ sich dort als Telesilleion mit einsilbiger Mittelsenkung
fassen; danach wird man sich hier richten dürfen. Denn in der
Strophe haben wir dieses öfter, Sie beginnt pomphaft; ein
Hemiepes tritt ein, das in der Epode für den stolzen Siegesruf
des Erginos verwandt ist. Auf das erste Trikolon folgt zwei-
mal dieselbe Verbindung, und lamben schheßen die erste Periode.
Die zweite bringt schon leichtere Rhythmen. Das gilt erst recht
von der Epode, die nur in den ersten Worten des Erginos sehr
wirksam einen höheren Flug nimmt, um dann ganz scliHcht zu
schheßen. Alles entspricht in schönster Weise dem Inhalt.
Pyth. 6,
+ gl. + chor.
i. dim., gl. + i(cret); -^ ^^ — + chor. dim.,
dochm. + chor. dim. ;
gl. + i; w— -^^ (Kurzvers) ; enopl. ; 3 i.
Sehr deuthch wie die Dimeter, glykonisch oder choriam-
ist,
bisch, vorwalten, aber durch verschiedene Zusätze erweitert
werden, von denen sich nicht alle auf ein Metron zurückführen
lassen. Aber die zwei Kurzverse sind geläufig, ^^ findet w —
sich Ol. 7, Ep. 6, N. 6, Str. 6 vor einem daktylischen, Ol. 13,
Ep. 6 vor einem trochäischen Gliede: immer kann es als Ver-
kürzung des Anlautes um den Wert einer Kürze angesehen
werden, wie sie in jenen mehr oder minder daktyloepitritischen
Gedichten nicht befremdet. Daß Pindar sich dasselbe hier
neben Glykoneen erlaubt, haben wir zu lernen.
Pyth. 10 Strophe
^O'kßia ylay.sdaii.aui' pher.
[id/.aiQa OeoGakia, chor. dim.
TcaxQog 6" aucpoT€Qaig k^ svög Kurzvers + (i.)
äQioro(.id%ov yevog '^Hga- enopl. + adon-
y.Xevg ßaGilevei. -^
5 ri /.oi-iTtü) 7taoa v.at- Kurzvers
()oV; aXkä /i£ Ilv-d-w reiz.
T£ -/.al to IleXivval-ov ä/ivei reiz. ~t" i.
y^l6va\r€ jtalötg ''l7tTCov.'kiai\d-ekovTEg + chor. dim. +
(i.) (i.)
äyaynv £7iLy(.a}f.uav av- enopl. + Kurzvers
10 öqöiv Y.kvTav OTta.
:.
Pyth. 10. 321
Epode.
^OXvunLovL- (i)
Y.a ölii Iv noXeuado/.oi^ gl.
'ÄQsog OTtKoig adon.
ed-r^Y.e y.ai ßa^v'/M- chor. dim.
ucüv V710 Kig-oag äycur 2 (i)
25 nsxQäv -/.gaTr^oinodu 0Qi/.iur chor. dim. + (i.)
BTioLTO uolga /Ml va-TeqaiOLv chor. dim. + (i.)
h auegaig ayüvoqa tc'Kovtov av- (1.) + gl. + (i.)
^üv Offioir.
Die Sti'ophen sind belehrend, einmal weil die Zusätze, die ich
als i bezeichne, in ihren verschiedenen Formen häufig auftreten
jede einzelne uns oben begegnet. Dazu treten die Kuizverse,
ist
auch in ihren verschiedenen Formen, doch fehlt der Dochmius,
aber der Adoneus ist vorhanden. Das Reizianum steht zweimal
hintereinander und ein i folgt; daher ist die vorhergehende Schluß-
silbeimmer lang gehalten. Der choriambische Dimeter hat
immer vorn nur drei Silben, auffäUigerweise stehen sie 27 auch
vor dem Glykoneus. Endlich hat die Strophe zweimal das
EnophoD, die Epode zweimal den Glykoneus. Hinter dem Enophon
steht am Strophenschluß der Kurzvers in der Form — -^ — ^^ —
In ähnlicher Verwendung bei Bakchylides lo 1".
Ich habe so viele pindarische Gedichte vorgeführt, weil sie
zunächst anders aussehen als alles andere und doch quahtativ
nichts anderes sind. Die Reste der übrigen Meliker sind zu
spärhch, um Wesentliches zu dem Verhältnis und
beizutragen
abzugrenzen, was dem Pindar in der Behandlung eigentümüch
war. Doch vermuten, daß er hier wie in seinen Dakt^io-
läßt sich
epitriten in der Verschmelzung der Gheder besonders weit ging,
aus denen die Gedichte zusammengesetzt sind. Der Erfolg ist
auch hier, daß manchmal mehrere Abteilungen möglich sind.
Vielleicht verwirrt es zunächst, daß um der Kürze willen die vielen
sonst geläufigen Namen, Dochmius usw.
Telesilleion, Phaläceus,
angewandt sind, von denen Pindar nichts wußte. Er hat gerade
nicht wie Bakchyhdes und die Athener fertige lesbische Verse
herübergenommen, sondern operiert mit drei Elementen, dem
Dimeter, der sich nicht in zwei Metra teilen läßt (gl.), dem
Metron (i), das nicht nur aus Bequemhchkeit iambisch heißen
darf, da Lieder wie Ol. 2 so gut iambisch sind wie die "Hi&eoi.
Wilamowitz. (-triechische Verskuust. 21
322 n. 6. lambeii.
und dem Kurzverse in verschiedener Grestalt. Die Gleichartigkeit
wäre deuthcher hervorgetreten, wenn ich nur diese Elemente
unterschieden hätte, dem Leser dazu
aber schwerlich hätte es
verhelfen, die Glieder rasch zu erkennen und den Rhythmus zu
erfassen, also richtig zu lesen und zum Genüsse der Kunst zu
gelangen. Das ist Nirgend emp-
doch das Ziel unserer Mühen.
finde ich so stark die Unzulänglichkeit Vorlesen
der Schrift.
müßte ich die Lieder; das richtige Verständnis rhythmischer Kunst-
werke läßt sich nur mündlich vermitteln.
^
7. Choriamben.
WasWahrheit
oben als choriambischer Dimeter eingeführt
der alte freie Vers, an dem nur der choriambische
ist, ist in
Schluß geworden ist. Die Durchführung des Baues v.axa.
fest
fx€TQov macht ihn zu einem wirklichen Dimeter auf verschiedene
Weise. Er kann nun auch längere Reihen bilden, behält aber
überall die Freiheit, die Form, die den Namen Choriambus führt,
mit einer anderen zu vertauschen, und je nachdem, welche das
ist, sondern sich die Arten. Dem alten Verse am nächsten bleibt
der Vers, wenn vor den Choriamb ein viersilbiges Metron von
meist trochäischem Falle tritt. So baut ihn Korinua in den Aso-
postöchtern und sonst, läßt ihn aber einzeln mit dem Glykoneus
wechseln wie schon Sappho und dann die Tragiker, die den
Glykoneus im ganzen vorziehen. Als Abschluß wählt Korinna den
Pherekrateus, aber auch denlthyphalhkus^). DerName Choriamb ist
nicht alt, denn die älteste Metrik oder besser Rhythmik kennt keine
viersilbigen Füße, sieht in ihm also eine Zusammensetzung aus
Trochäus und lambus. Dabei konnte sie das ovvd^trov doch be-
sonders benennen, und eine Spur führt auf die Bezeichnung
KaQixör^); Aristoxenos sagt ßa/.yüoi;^). DerName „Tanziambus"
paßt aber gut, denn der Fuß steht zu dem lambus in nächster
Beziehung, so daß sie gern wechseln, aber choriambische Reihen
') Berliner Klass.-Texte V. 2, S. 45. Der Pherekrateus hat Uö die Form
des katalektischen chor. Dimeters —. — w—w_
^7. Auch diese Gleichung
hat sieh so lange behauptet, daß sie in dem lateinischen Trinklied bei
Macrobius VII 12, 9 zu finden ist, et vetulo Falerno für den Pherekrateus.
*) Hesych Kaof/.öv ueß.og gibt die Ableitung an, die bei Aristides
Quint. I l^ ßay.xi^loq dnb TQoxaiov heißt. Die Glosse bezieht sich auf Piaton
Adxaac (Athen. 667 d), wo das Kagixöv eine Flötenweise ist; dann spielt
ein Mädchen ein 'lavixöv zum TQiycovov.
*) Außer durch Aristides auch in der aristoxenischen Lehre Oxyr. 9
Kol. II bezeugt, wo längere Reihen aus einem Liede an Dionysos stehen,
das sicher nachklassiscli ist. AuchCäsius Bassus 2ü9 gibt den Namen; Marias
Victor. 149 stammt aus Ciisius.
21*
324 n. 1. Choriamben.
sind immerden Gesang, meist Chorgesang bestimmt. In
für*
seiner reinen Form wird
er in der alten Zeit i<:aum zu ganzen
Gedichten angewandt'); Hephästion ^) findet es unschön, viele
Choriamben hintereinander zu bringen, muß aber doch solche
Langverse von Dichtern der hellenistischen Zeit anführen, Simias,
Philikos, Kallimachos, und innerhalb tragischer Strophen finden
sich lange Reihen, z. B. von 12 Metra Aisch. Ag. 201. Aber
allerdings überwiegt der Wechsel mit dem iambischen Metron,
was auch in der Responsion zulässig ist. Ein schönes Beispiel
aus den Acharnern ist oben S. 236 angeführt. Die Katalexe wird
regelmäßig iambisch gebildet; Abwurf der letzten Länge, so daß
der Schluß kretisch scheint, wird von Hephästion mit Versen
belegt, deren Herkunft unbekannt ist; ein anderes Beispiel kenne
ich nicht. "Steht zuletzt ein Spondeus, so kann er als ver-
kürztes iambisches Metron gelten, Sappho 109, Arist. Vögel 1725.
Von dem Wechsel von Choriamb und iambischem Metron sei
noch ein Beleg gegeben, weil auch da die Erscheinung ver-
kannt und auch eine Besserung nötig ist. Aristophan es Wolken 1024
steht als Antistrophe:
w Ka'kXLrcvqynv oocpiav v.}.iivüTdrt]V lycaOKCov.
cog Tjdv oov roioi löyoig oCorpqov eneoTiv ävi^og.
svöai/noveg (5"*
fjoav uq' ol Ciövreg rät' krti tCjv itqoriqtov.
TiQog ovv tdS' ü) y.oi.np07iQ€7tfi /.luC'Oav ex^v
del Od Xeyuv tl /.aivöv^ Cog evdo-/.ii.irjy.eu avijg.
*) Ein anakreontisches Gedicht bestand aus reinen Tetrametern, löste
aber die erste Länge regelmäßig auf, so daß der erste Fuß auch iambisch
aufgefaßt werden kann, Heph. 9, 3.
9, 1 hinter einem Tetrameter
^"1 dXXa ravta Tön (rät xavxa codd.)
ovvExtoTi.Qa dvai ä^geneoregd iotiv. Ebenso tadelt er nachher den sap-
pliischen Tetrameter, den Horaz mit te deos oro Sybarin nachbildet, also
im ersten Metron trochäisch umgebogen, doch wohl nicht ohne ihren
Vorgang, oben S. 232. Bei Mar. Victor. 87 wird der reine choriambische
Heptameter auf den Komiker Phrynichos zurückgeführt, der diesem Verse
den Namen gegeben haben soll. Das ist auffällig, 'da Philikos und Simias
nur bis zum Hexameter gehen und der erstere sich etwas auf diese Er-
findung zugute tut. Nach Phrynichos heißt bei Mar. Victor. 97 der päonische
Trimeter, wenn das nicht Verwirrung ist, denn man erwartet den Tetra-
meter. Bei Sacerdos 534 heißt ein choriambischer Dimeter Phrynichium, der
mit lauter Längen anfängt, eine uns wohlbekannte Spielai't. Dies beides wird
man auch auf den Komiker Phrynichos beziehen, den Hephästion 12, 3 neben
dem Tragiker heranzieht. Die Berücksichtigung dieses geringen Dichters
ffällt auf, aber er ist auch von Didymos kommentiert worden, Athen. 371..
1
Komödie. Lvrik. 825
Ganz regelmäßige Choriamben, Tetrameter, der vierte ein
Trimeter; einzeln iambischer Ersatz. Nun die Strophe 952:
vvv dti^ttov reo moiico roig TitQidttioioiv
XöyoiOL 'Acci rpQOVTioi -Aal yvtouoTvjtoig uegliivaig,
OTCOTEQOg aurolv '/Jyojv uueircov ffavr^osTai, vvv yao chcag
evd'dÖE •/.ivdivog ävüxca aoffia^,
fjg TtioL roIg luolg ffD.oig eoriv aycov luyiaing.
Alles ist inzu dem dritten Vers, in dem etwas
Ordnung bis
zuviel ist; auch unerträglich.
airoiv ist Verdorben ist er
ja
außer durch diesen Zusatz, indem das Fragepronomen an den
Anfang gerückt ward. Uycov diulviov nuTsoog heilt sicher, denn
direkte Frage ist so gut wie die indirekte. Im vierten entsprechen
einander Choriamb und lambus.
Von dem Einti'eten des Choriambus in iambischen Reihen,
wo man von Anaklasis reden darf, braucht hier nicht gehandelt
zu werden. Dasselbe gilt aber auch für Trochäen, zumal in
Daktyloepitriten. Was soU z. B. Pindar Fr. 122, 3
cä TS rüg yKiooüg liSdroc ^avd-a dd/.gr^
anders sein als ein trochäischer Trimeter? Das findet sich
öfter ^), und es fehlt ja auch nicht an Stellen, wo Choriamb und
Epitrit (trochäisches Metrou) einander entsprechen. Auch Aischylos
liefert Belege, Prom. 906, ein Tetrameter:
rdv Jibg ydo ovy ooiU ufjiv on:at (pvyoiu äv^j.
Endhch verbindet der Choriambus sich auch mit lonikern. Im
großen sehen wir das, wenn in derselben Strophe eine choriam-
bische Reihe neben solchen von lonikern beider Arten erscheint wie
bei Sophokles OT. 483. Ich gebe ein paar Proben, Aisch. Hik.
57 — 62: 3 chor., 2 iamb., pherekr.^), 4. ion., 2 i. Soph. Ant, 785:
ifoiTüig ö' v;ceo7r6vTLog ev z' 4 chor.
äyQovöuoig ad/.aig
xüi oovot' dO^avdriov cfü^ifiog ordeig 3 a min
oi'd^' ausQiwv 06 y dvi^qi'o- 2 a mai. + 2. chor.
7rwv, o 6^ eycov ueu}]V€v.
') Ol. 1-2, 18; P. 1, 2, Isthra. 1, 16; 5, 7.
Ebenso Choeph. 354. Perser 955 ein choriambischer Dimeter vor
*)
einer Reihe von trochäischen.
') öoMoet ng dy.oveir. Man ist versucht in dieser Verbindung, wo
der Pherekrateus überrascht, eher einen nur unvollständigen ionischen
Dimeter zu finden, aber dieselbe Verbindung bei Eur. Her., 681 695 =
verbietet es.
326 II- 7. Clioriamben.
Aristophanes schöne Belege für die ursprüngliche
liefert
Identität der Dimeter.Wölk. 571 ist ein rein choriambischer mit
einer gewöhnlichen Form und 2. Glykoneen zu einer Periode
verbunden. Thesm. 352 ') folgt auf drei iambische Dimeter ein
ionischer, dann 5 Choriamben in Synaphie mit Glykoneen. Sehr
bezeichnend ist, wie Aristophanes in den FetoQyol ein Lied des
Euripides aufnimmt; beide stehen bei Stobäus Fl. XIV (bei
Meineke LV) 1. 2. Euripides hat Glykoneen, und den ersten
nimmt Aristophanes in seine Choriamben auf:
EIqt^vi] ßad-üjrXovra y.al ^evyaQiov ßoeixop,
el yccQ ef.ioi Ttavoa^itvcoi toü 7rol£/.iov yivotro
a/.äipai t' a.jr.o'/.käoai{Te) y.ai XovoaiievtoL disXxvoai
riig TQvybg aqtov liTiaQÖv, xai qdcpavov cpeqovTi^)
Also der erste Halbvers kann glykonisch, rein choriambisch,
rein iambisch, gemischt sein.
Emen reih choriambischen, nur auf Spondeus ausgehenden
Tetrameter hat Sappho 109:
utaq&evia Ttaqdsvia Tiol /<£ hrtoiö' o'ix^t'^),
an dem das Absetzen der Metra wie «/<« öeildv bei Alkaios er-
scheint. Also auch dies Maß war aus lonien entlehnt. Bei
Alkman fehlt es vielleicht zufällig, um so häufiger ist es bei
Anakreon, der am liebsten in jedem Dimeter ein iambisches
Metron hat, so daß sich der Dimeter wieder als die Urform
zeigt. Tetrameter, voll und katalektisch, sind häufig, nicht
immer durchWortschluß gesondert. Von Anakreon nimmt Aischylos
die Choriamben, die er hebt^). Auch der Komödie sind sie geläufig^).
') Der Text hergestellt Ar. u. Athen II 354, nur war kein Grund die
Synaphie auf die loniker auszudehnen.
^) ze von einem Byzantiner ergänzt. Wenn die Herausgeber xänoKkäoai
schreiben, -wird ts unpassend; sie verkennen auch den iambischen Dimeter
und stoßen sich daran, daß x2 Position macht, was doch im Liede zulässig
ist. Am Ende gehört q^egovzi zu dem nächsten Verse, den Stobäus oder
ein Abschreiber fortgelassen hat. „Graben, Weinstöcke entlauben und
wenn es Kohl gibt" ordentlich Öl darauf gießen; so etwas war es.
*) Die Antwort hat Demetrios oder seine Vorlage in Prosa aufgelöst,
denn o^xm fj^oi ngög oe, ovxevt ij^o) kann mit keinen Mitteln zu einem
Verse gemacht werden.
*) Prom. 128 mit Schol., 397, Sieb. 720. lamben, die oft in Choriamben
übergehen, Sieb. 917, Pers. 632, Ag. 199, 441, 755, Choeph. 358, Hik. 99, 588,
meist sind die Dimeter kenntlich.
^) Kratinos Uvlaiat 3 M. Eupolis (Schol. Wölk. 96). Tetrameter
Aristophanes, Ach. 1115, Wesp. 516, Lys. 320, Wölk. 571. 700 sieht zwischen
Tragödie. 327
Sophokles hat außer der schon erwähnten Periode OT. 483
mehrfach Choriamben als Strophenschluß OT. 1211 (geht auf
Ithyphalhkus aus), Phil. 688, 1100, 1136. OK. 1717. Die um-
fängliche Strophe El. 1058 besteht aus drei Perioden, die erste
und die dritte choriambisch mit Wechsel von Choriamben und
lamben, beide ausgehend auf alkäischen Zehnsilber, in der Mitte
S.Glykoneen^). Ein Tetrameter steht noch in einer schweren Strophe
Aias 229. Auch Euripides hat Choriamben am Strophenschluß
und besonders gern einige wenige am Anfang. Verhältnismäßig
sind die Stellen nicht sehr viele und die Perioden kurz, Herakid.
353, Her. 637. Hei. 1452, IT. 392, lA. 1036 (mit Auflösungen).
Die längste Reihe schUeßt eine glykonische Strophe ^) mit folgender
Reihe, in der ein Molossus bemerkenswert ist, El. 457,
Titoidgäuwi uh' 'inog edgai
Ueqoia XaifiOTÖi-iav aXbg^)
460 V7T€Q Ttoravolai rceöi-
Xoiai cfvav FoQyövog 'ia-
oxsiv Jibg äyyeXiüi avv "Eq-
uät xG)i Maiag ciygorf^Qi y.ovocoi.
zwei Tetrametern, Kurzvers -|- archilochisches Dikolon. In der Antistrophe
803 folgen noch 3 Choriamben und ta/Jog q:üei -fdg .t6jc to. ToiainT tvegai
xgeneo'&ai, also der erste ionische Dimeter in der anaklastischen Form,
die an zweiter Stelle Molossus hat, der zweite am Schluß trochäisch um-
gebogen. Das wird in Kap. 9 klar werden.
Sehr bezeichnend, daß die Perioden an Umfang verschieden sind,
also kein Bau wie Stollen und Abgesang.
^) Der erste Teil ist
'Ihö&ev d' lyJ.vov zivog iv /.iintair 5. dakt.
NavTX/doig ßeßcbzog itliyph.
TÖg oäg (5 Oeriöog zxal pher.
455 yJ.uväg doTiidog iv y.vakfoi gl.
zovdde arfi-taTa deiaara gl.
<pQvyi,a xexvyßai reiz.
Die Daktylen setzen sich in dem Anfang der P]pode fort. Der Ithyphallikus
ist hier überliefert; in der Antistrophe steht ein Pherekrateus xvyJ.og äfkioio-
zu sprechen äÄioio, denn der Pherekrateus ist hinter den Daktylen minder
wahrscheinlich, wenn auch Kav:T/Äoix)i zu Gebote steht. Das Reizianum
wird durch die Antistrophe o/nnaot, rgonaioi gesichert. fPgvyia dtifiaTn.
kühn aber verständlich für ^gvH öeiiitaTa, ist nicht Apposition, sondern
steht prädikativ wäre roi's 'i'gvycig dttnaiven; wobei es Hohn ist, daß die
Phryger sich vor dem Schildzeichen fürchten. Zwei Doppelsenkungen im
Glykoneus wie 459 genau respondierend.
*) Überliefert v.iig ä/.6g, aber das bringt eine unmögliche Synaphie.
328 TT. 7. Choriamben.
Da war es eine Überraschung, daß bei Satyros, Ox. 1176, Fr. 38,
Kol. 2 ein großes Stück in Choriamben ans Licht trat, vermutlich
aus einer sehr frühen Tragödie, das hier Platz finden muß.
ÖQCxGavv^' evL yccQ
7r6vogj älX' otiol TtcxQsativ to 7tove.lv rCov
T äyad-iöv -/.exliioO-cxi^
cpiXog ätv i/.iog Xeyeod-CD. ri fxarav ßQOTo't de TtoXld
TtsTcaGd-Ej jtXovztoL ös öo'Anv' dQSTccv '/.areqyäoeod-aL.
5 tL ^'; et rov A^irvag {te) Ttayov n[ieQ\iav t« TtetQav
XQvoi']XaTOv {^raoav oiuog) ev d-aläi.iOLg exoiXE
y-raocc/iievoi narQinig, ovroi ro y« uij 7t£cpv[xög]
Zu verbessern war 5 nv dann zeigte der Vers das aus-
ccnvag-^
gelassene TS. und gab die Ergänzung: gemeint ist natürhch der
Olymp als der höchste griechischeBerg. 6 zeigt die Brachykatalexie
schon, daß ein Choriamb fehlt, und der Versbau bestätigtes; probe-
weise ergänzt. 7 ist ye wahrscheinlicher als das überlieferte t«.
Der Sinn war Aufgabe ist schwer; aber gerade wer so
„die
etwas besteht, der ist mir heb und soll so heißen. Denn der
Reichtum gibt die aQen'] nicht. Und wenn ihr einen Berg Goldes
ererbt habt, könnt ihr doch nicht ersetzen, was eurer inneren
Begabung fehlt". Auf eine längere Reihe folgen Tetrameter, die
aber choriambische und ionische Dimeter verbinden, und 7 ist
sogar der erste aus Choriamb und loniker gebildet, wenn man
das ertragen will; ich bin mißtrauisch, da es ein Hemiepes wird?
und glaube eher, es war Ttaod^isvoi Ttatgloioiv ov mit der Doppel-
senkung im zweiten Fuße, die wir öfters angetroffen haben.
Der Rhesos ist reicher, 251 (seltsam, vgl. Teil III), 360. 368.
Endlich noch ein Lied wohl auch aus junger Tragödie. Der
Schauspieler Neoptolemos soll es auf Phihpps letzter Hochzeit
beim Weine vorgetragen haben ; es mag also aus einer Tragödie
jener Zeit stammen, Fr. adesp. 127, bei Diodor XVI 92:
cpQOvelTS vvv aid-eqog vipYiXöreqov,
/.cd ^leydXcüv Tteöiiov UQOvQag.
(pQOvüO^ vTteQßalX6i.ievot
ööfitov döi.iovg, dcpQoavvai
5 TtQÖoto ßinrav Tt/.aa(.QÖf.ievoi.
(5' dfuptßdXXtt raxvnovg
Tragödie. 329
äffvio ö' äcpavTog 7iqo06ßa
uaxQccg äcpatQOvuevog IX-
10 Ttldag ^vatCbv TroXvuox^og "y^idag^).
3 Choriamb., alcaicus decas. 3, 4, 6 —9 chor. Dimeter,
dann ein katal. Trimeter, im ersten Metron bakcheisch, was
ja in lamben geläufig ist. Aber 5 zeigt das Metron unrein in
der Form ^^ —, vgl. S. 292.
Daß die
hellenistischen Dichter den reinen Choriamb in langen
Reihen gebildet haben, Simias in den Technopägnien auch vom
katalektischen, dann natürlich iambischen Monometer immer um
ein Metron wachsend, daran braucht nur eben wieder erinnert
zu werden. Das sind immer nur vereinzelte Experimente ge-
blieben.
^) Von erledig-ten Kleinigkeiten abgesehen hat Biicheler 7 tp.Twv aus
egycii hergestellt, vielleicht zum Teil in einer Handschrift bei Fischer be-
stätigt. Verdorben ist 4,und ich fasse den Sinn nicht, denn der Hochmut
kann /ASTeogioi^eig bis über den Äther dringen, aber wie soll er die weiten
Fluren übertreffen? Der horazische Gedanke licet occupes terrenum omne
tuis etmare publicum paßt in die Zeit schwerlich.
8. Päone.
Der Päan ist zwar ein uralter Tanz zu Ehren des
kretische
und Päan wird ein weit umfassender Name für
Apollon^),
Prozessionslieder gewesen sein; aber das Rhythmengeschlecht,
das von seiner Anwendung in dem delphischen Apollonkulte den
Namen übernommen hat, stammt nicht direkt aus dem alten Vier-
heber. Der Päon ist vielmehr ein Viersilbler mit nur einer Länge,
sei es die erste oder letzte '''), abgeleitet aus dem Trochäus, der
bei Aristoxenos selbst Kretiker hieß. Das beweist die Komödie
dadurch, daß Trochäen und Päone sich so untereinander mischen,
daß man oft nicht sicher sagen kann, ob es Päone oder Trochäen
mit unterdrückter Schlußsenkung sind^). Daß die Metriker die
Deubner (Ilbergs Jahrb. 1919, 385) stellt die reiche Überlieferung
gelehrt zusammen und führt schließlich alles auf den Segens- und Siegesruf
ifj naidv zurück. Er scheint geneigt, dem Glaukos von Rhegion (Ps. Plutarch
de mus. 10) und Ephoros (Strab. 481) zu glauben, daß Thaletas die kreti-
schen Päone erfunden hätte, worin ich nur die gewöhnliche Sucht sehe?
einen Erfinder zu benennen. Aus der schönen Zusammenstellung der
Lieder, die den Ruf enthalten, und der Gelegenheiten, bei denen ein
naiavi^eiv vorkommt, kann ich nur schließen, daß die Verbreitung sich
über alles Mögliche erstreckte. Mit den Päonen ist der Päan nur im
delphischen Apollonkult verbunden da heißen sie kretisch, weil die
;
delphischen Priester sich eine kretische Herkunft erfunden haben. Ihre
Macht hat dann den Namen des Kretikers verbreitet. Der Name Jiat^wr
nauiv kann nicht wohl etwas anderes sein als ein Name, man erwartet
eine Bedeutung wie ocov/jg. Wichtig Strabons Angabe, VII Fr. 40,
ist
zweifellos aus Apollodor, ö nauiviofidg rfov (dgaiTichv xnaviaßög vnö xibv
'EXkirjvcav Xeysxat xaxä fiC/xrjoiv tfjg iv zoig natäoi qrcovrjg. Das Epiphonem war
also bei den Thrakern riidv, Tizvog ist aus einer Gegend, in der man
von Thrakern erzählt. Pohlenz, Ilbergs Jahrb. 1916, 584, hat die Stelle, wie
ich sehe, bemerkt; ich widerstehe der Versuchung, mich mit seinen g&lehrten
und scharfsinnigen Aufstellungen liier auseinanderzusetzen.
*) Ein sog. zweiter und dritter Päon existieren nur in der Terminologie
späterer Metriker; das ist wertlos und der Name Kovgrjzixög auch.
*) Z. B. in den Rittern die Parodos und das Lied 324, Wesp. 342,
Fried. 346. Auch die Strophe 237 der Ichneuten gehört dahin. Rhes. 682
sind die scheinbaren Päone durch die Umgebung als Trochäen gesichert.
Päone. 331
Form, welche durch die Zusamraenziehung zweier Kürzen entsteht,
unter dem Namen Kretiker absondern, hat keine Bedeutung und
darf unberücksichtigt Natürlich ist es auch kein
bleiben.
Kretiker, wenn ^^ — —
vor oder hinter einen der Verse tritt,
die aus dem alten Vierheber stammen, wie schon bei Sappho an
Arignota und sonst häufig, oder wenn Trochäen der Daktylo-
epitriten solche verkürzten Metra zeigen, z. B. zwei hintereinander
Eur. Med. 988. Auch der scheinbare Kretiker vor Dochmien ist
in Wahrheit ein unvollständiger Dochmius, was selbst da vor-
kommt, wo der volle Dochmius anaklastisch ist, Soph. El. 849.
So mag im folgenden Einzelnes aus der Tragödie zu Unrecht als
päonisch angeführt sein, zumal wir durch den Aristoxeniker
Oxyr. 9 Kol. 2 lernen, daß Reihen, die wir kretisch und kretisch-
trochäisch nennen müßten, für die Musik iambisch waren. Das
dürfen wir nicht vergessen, können aber die Verse, die wir
finden, nur nach dem Silbenmaße einordnen.
Äoler und lonier zeigen keine Päone, aber für die letzteren be-
weist das nichts, denn Alkman hatDimeter (21) und Hexameter (38),
katalektisch, was sonst unerhört ist. Sonst kenne ich nur einen
Vers bei Simonides (74^) und ein leichtes Lied^j, aber auch eines
für die Itonia bei Koroneia von Bakchyhdes (15. 16 BL; bei
Pindar nichts.
Die- alte Komödie ist die Hauptvertreterin der Päone; sie
allein hat den stichischen Tetrameter ausgebildet, der auch gern
im Epirrhema auftritt, das trotz seinem Namen von Musik be-
gleitet war, da es seine feste Verszahl hat. Diese Tetrameter
haben weder Zäsur noch Katalexe; sie entwickeln keinPnigos hinter
sich, sind also von den andern Tetrametern, die die Komödie liebt,
verschieden.Aristophanes hat dies Maß zuerst sehr geliebt, so
daß es dem ersten Teil der Acharner vorwaltet, in Rittern
in
und Wespen noch häufig ist; dann schwindet es allmählich fast
ganz; nur aus den zweiten Thesmophoriazusen ist noch eine
schöne Probe da. Wir dürfen das auf die ganze Komödie aus-
*) Sapph. u. Simon. 127.
*) c5 neQt'yJ.etze, öf]k' dyvo))a£Lv ßh' oo o' rA-to/u». Die evidente und
im Hephästion kaum als solche zu rechnende Verbesserunof für ö' d/.A' hat
Süß keiner Erwähnunpf gfewürdigt und dem Dichter zujjfctraut „berühmtes
Delos, ich hoffe, du weißt". Wobei .Tegixkeiro^ an sich noch anstößig ist.
382 IT. 8. Päone.
dehnen, denn ich finde es nur noch einmal bei Theopompos,
den Hephästion selbst zitiert, und bei Anaxilas (Athen. 374e.)*).
Ganze Lieder in Päonen hat die Tragödie für unvereinbar
mit ihrer Würde gehalten, seit sie äTteoefivvvO'i], wie Aristoteles
sich ausdrückt. Die Ausnahme in den Hiketiden des Aischylos,
418, ist besonders bezeichnend dafür, daß dies Drama der älteren
Weise noch nahe steht. Aber einzelne Verse erscheinen doch,
und in so wilden Dochmien wie Eum. 158^), 839 scheint uns
die Steigerung ganz am Platze, erst recht in den Ephymnien
des öeoiiuog vuvog Eum. 329, 354, wo die Steigerung über die
Trochäen besonders fühlbar ist. In Dochmien kommen die
Päone noch einige Male vor, Sieb. 206. Soph. El. 1245—50
eine ganze Reihe ^). Ell. 1394 noch ein Dimeter vor Dochmien.
OT. 694 drei Kretiker zwischen Dochmien und lamben.
Aias 946 ist die Antistrophe heil:
üiiWi dvalyi]Twv dochm.
ÖLGocbv iO-QÖrjoagävciödov enopl.
eQyov "AtqsLÖäv (ithyph.)
rCbidi' a%eL' päon.
aAÄ' ä/reiQyoi ^iog*). 2 päon.
Ein Trimeter OK. 1682 hinter Trochäen vor lamben ge-
hört schon in die gemischten Lieder des späten Stiles. Ein
solches singt der geblendete Polymestor der Hekabe, das älteste
Beispiel, und da erscheint höchst eindrucksvoll zweimal ein
') Am
Schluß werden XvKOtg und Xiovxag Varianten sein.
'•')
Nur
als Monometer lassen sich öjiö cpgevag, vnö Xoßöv messen, ganz
wie Soph. El. 1246. Auf Ag'. 1018 ist wegen der Verderbnisse kein Verlaß;
Päone sind unwahrscheinlich.
*) öxoxozoL öxoroxol{oAQVÖTvoToi, das ist unsicher, aber auch gleichgiiltig)
Ave(psXov
tväßaXtg
ovnoxE KuiaX'^Gißov
otÖE 710X8 XrjOÖßSVOV, ÜfltXeQOV
olov eq)v xaxov. Dochmius.
*)Die verdorbene Strophe 900 hätte nicht dazu verfüliren sollen, den
schon mehr als löblich geschraubten Ausdruck (richtig' von Jebb erklärt)
noch schlimmer zu machen, ävavd'' tgya hebt die Beziehung auf das eine,
von dem Tekmessa sprach, auf. Dabei geht das allein mögliche Maß,
Enoplion +
in sich verkürzter Ithyphallikus (OT. 1107) zugrunde-. Zu
schreiben war in der Strophe mit G. Wolff 901 l(ö ,aoi äva^ xaxinecpveg
(xax. äv. codd.) und 902 {(o}xdXag mit Bergk.
Tragische Päone. ^yS
Tetrameter, 1081 und llOO^j. Euripides hat sonst als Klausel
ein paarPäone hinter Dochmien (aiiapästisch) IT. 849; hinter
Glykoneen Hipp. 72, was nicht mehr beanstandet werden darf:
auch wohl Kykl. 659'-). Unter Trochäen, aber unverkennbar
ein Tetrameter lA. 1278 av^s' va/.Lvd^ivd te ^aaig öqsjcuv^ fV.'/a
nori, Hypsipyle 1612. 13 zwei Dimeter hinter Daktylen yuQi
T&Avov 5) Te'/A'ov jtveTi' h'ETce uazQi aäi; das gehört schon zu der
neuen Metrik, ebenso Or. 317. Die Päone, welche mit Daktylen
—
gemischt Bakch. 158 64 und 583 den ekstatischen Taumel sehr
schön malen, darf man vielleicht nicht eben dahin rechnen.
Aber die Arie des Eunuchen, Or. 1419 24 ist das Musterstück —
des neuen Stiles, der alles mischt, und die Kitharodie des
—
Timotheos 127 131 (nur dreisilbig) tritt hinzu ^). Von hier aus
führt der Weg unmittelbar zu der Praxis der plautinischen
Cantica.
Aus der späteren Zeit haben wir vor allem die Jthpiy.u,
also die immer wiederholten kretischen Päone des homerischen
^) Das Liedist von Muriay vielfach falsch behandelt, in der Vers-
abteilung', aber auch der Kritik. 1068 muß änaX/Acag bleiben „heile
meine blutigen Augen, Helios, durch Vertreibung des blinden Lichtes"
TvgrAöv q:e'/yog kühn für den Zustand der Blindheit gesagt. 1079 gehen
zwei Dochmien in den iambischen Dimeter über ävrfUuoöv x' öoüav iy.ßo).äv.
1080 -Tat Söi mit Xauck zu streichen. 1084 ^/töv zu streichen, i -|- dochm.,
wie 1090 kvircxov 'AoBi y.dxoyov /fi^o.-, das sich an zwei Dochmien lehnt. Dann
zweimal gesondert das Glied - —^
das hier seine Verwandtschaft
,
mit dem Dochmius zeigt. Dann wieder i -|- dochm., Jamben bis 1094.
Dann steht öetvä entweder wie eine Interjektion für sich vor dem Doch-
mius ötivä nejiöv&afifv, oder es ist, was ich vorziehe, zu verdoppeln, troch.
Metron wie gleich danach jiol vQd:j(afiai, tioi nogav^ü.
") Ich kann das Lied jetzt ohne Änderung erklären:
iöi 16) ytvvaLÖraT' rh- chor. dini
üsiTS onevdtre dochm.
r/.xaitze täv orfQvv . Teles.
ih]QÖg Tov cevoöana. gl.
TViftr' 0), xaief (o 2 päon.
600 TÖv Airvag tn}/.o i'ö/.wv. chor. diui.
TÖovto ?Xy.i;, IUI) a' igodiwiiDtig 2 dochm
dgdatjt rt ndraiov. reiz.
i^odvv7)&eig ist als anapästisches Metron Ersatz des Dochmius
Usener hat erkannt, daß das kretische Musterbeispiel bei Dionysios
')
comp. yerb. 17 aus den Persern stammt.
334 n- 8. Päone.
Hymnus'). Simias hat das Maß auch für andere Hymnen ver-
wandt"'*).Ein Trimeter zwischen fremdartigen Maßen im Hymenaios
des Telestes^). Schließlich finden wir noch eine Arie der Helena
an Menelaos, nach der Eroberung von Ilion nicht
als er sich ihr
I, in meinem Timotheos 82),
gleich ergibt (aus den Tebtynis Pap.
aus spätem Drama oder Dithyrambus. Auf etwas ganz Seltsames
weist mich Hiller hin, auf den Grabstein von Rhodos IG. XH
1, 149 aus dem '<?.
Jahrhundert v. Chr. ravTcc IsyovTsg, xavtä
q>QOvoüi'r€g ijld-oiuv lav äititTQrjTOv oöbv eg l^idav (auf dem Stein
steht dg). Die Namen der beiden Gatten folgen. Zwei anapä-
stische Monometer, ein päonischer Tetrameter. Ich möchte
darin Entlehnung aus einem lyrischen Gedichte sehen; das ist
in der gebildeten Stadt eher möglich als die Verirrung, diese
Masse für ein Grabsedicht zu mißbrauchen. Die Künstelei des
^) Licht verbreitet hat die Entdeckung der Technitenlieder vom del-
phischen Schatzhaus der Athener aus dem Ende des 2, Jahrhunderts (am
bequemsten bei v. Jan, Musici Scr. Suppl.), in denen sich diese Art aus-
lebt. Sie zeigen, wo Aristoteles die Verse hernahm, die Bergk dem
Simonides zuschrieb. Fr. 27. Zu XQvoeoxoixa exaze nai Atög liefert Limenios
(ein Name, den ich nicht verstehe, aber sicher, Pomtow in Hillers Sylloge
II 323) die Parallele XQi^f^ozaivav exatov evXvgav. Auch der Mustervers
bei Dionysios Hai. de comp. verb. 25, 205 R. wird dahin gehören KgrioioLg
iv gv&fxotg nalöa ßiXipofxev. Der Vers bei Hephästion 13, 4 '^viieXmäv
Wt fxdxag q)iloq)QÖvoig elg egiv ruft einen Gott zur Teilnahme an einem
äyciv 'dvfieXiKÖg, also einem Technitenagon; delphische Herkunft ist also
nicht gesichert, wohl aber möglich, und der Vers, den Plutarch
prim. frigid. 952f. aus einem Peripatetiker erhalten hat, et&vg dvenXrjOsv
deQLjSaräv olr.ov dvefiav fieyav (hergestellt Herm. 39, 130), kann sich in-
haltlich mit Limenios S. 25 gedeckt haben vrivsfiovg d' eo^ev ai&i]Q d[sXX(ov
Ta'/,v7it.T]eig dö'iovg.
^) Von den drei bei Hephästion gegebenen Proben ist der dritte Vers
aus der Mitte eines Hymnus auf Dionysos genommen; der Metriker
suchte eine Reihe aufgelöster Verse. Das zweite war, wie H. Fränkel
(de Simia 47) gut bemerkt, an einen Reitergeneral gerichtet. Das erste
redet in Doris eine kultlose, schemenhafte Göttin an; die Mutter der
Nereiden kann sehr wohl Herrin der äXiot ^vxoC heißen, in denen sie alle
wohnen. Aber ihr galt das Gedicht so wenig wie die pindarischen der
Eileithyia oder Hora, wenn sie diese am Anfange anrufen
Athen. 637a. Er steht zwischen zwei anapästischen Dimetern, was
*)
an die Trochäen gemahnt, die Euripides in der IT. zwischen Anapästen
hat. Ein Enoplion folgt mit einem nicht mehr sicher zu bestimmenden
zweiten Gliede.
Bakcheen. 335
Mesomedes gehört nicht mehr zu der lebendigen Technik; das
Gedicht an Isis steht in Buch III.
In ähnhcher Weise haben sich aus den lamben die Bakcheen
entwickelt, die erst von der späten Metrik diesen Namen er-
halten haben. Nur vereinzelt treffen wir sie in der Tragödie,
leicht kenntlich, da sie gern -/.axu Ttööa abgesetzt sind wie Aisch.
Prom. 115 Ttg dxco, t^ig ööua TCQooiTtxa u äcpeyy^g, Soph. Phil. 396
oV eg Tiäa
TÖvd^ ^A^geidäv vßQig exibgei. Der Tetrameter wird
bevorzugt, auch Aristoph. Thesm. 1143. Der Art ist auch der
Mustervers des Hephästion (13, 8)^). Mit Vorhebe erscheinen
Bakcheen sonst unter Dochmien, auch katalektische Reihen wie
Aisch. Ag. 1110 und weiter in Kassandras ekstatischen Liedern.
Wie zu erwarten, bringt sie die Eunuchenarie Or. 1437; Plautus
schwelgt in ihnen.
^) Es sind zwei unzusammenhängencle, vermutlich respondierende
Verse aus den Baoadgat des Aischylos. Damit wird das metrum Bassari-
cum zusammenhängen, von dem bei Marius Victor. 98 behauptet wird, es
hätte einen Päon hinter Bakcheen. Wer das zu finden meinte, teilte
falsch, oder der Text war verdorben.
9. loniker.
den lonikero, die ihren Namen von ^) den'Itovixa fieXtj haben^),
Innicht umgekehrt, denn die lasziven Liedchen waren nicht auf
dieses Maß wenn sie es auch bevorzugten, ist der
beschränkt,
Bau xara ganz besonders früh herrschend geworden, denn
{.litQov
nach ihm bauen sogar die Lesbier, und ganze Gedichte haben
aus reinen steigenden lonikern bestanden, auch bei Alkman, und
auch dieser setzt einmal (85) wie Alkaios^) die einzelnen Metra
durch Wortschluß ab. Ob Hiatus innerhalb eines solchen Pnigos
Strophen absetzte, wissen wir nicht*). Sappho hat ihr Lied für
die Adonisfeier in Tetrametern gehalten, deren erstes Metron
molossisch ist. Solche ganz einfachen Reihen sind häufig gebaut
und nur die Schlüsse verschieden gebildet, so von Korinna, die
ihre steigenden loniker nur mit Zulassung der iambischen Ana-
klasis (was ihr die modernen Kritiker nicht gestatten wollen),
sonst rein bis zum Schlüsse -w ^-^ — - -w- baut. Dennoch ist
der alte Dimeter oft genug fühlbar, auch abgesehen von der
^) Clioei'oboskus 218 Consbr. gibt für den fallenden loniker den
Namen rieQotxög, ötä zö tag iovogCag rag IleQoixäg yeyQd(p'd'at zovv(oi züi
fiixQon, big na^ AioxvXcoi aal ä?<.Xoig riaCv. Da Aischylos steigende loniker
hat, ist ein Irrtum sicher; aber der kann darauf beschränkt sein, daß
Choeroboskus die ihm bekannte Parodos der Perser irrtümlich zufügte, so
daß der Thoomög und Uegnixä von irgend jemand blieben. Waren das die
UtoaivA des Hermesianax, Schol. Nikander Ther. 3?
2) Athen. 620 e, Piaton der Komiker 663 d, Aristoph. Ekkl. 883. Die
ersten Liedchen sind trochäisch: erst als die Junge zu lonikern über-
geg-angen ist, 915, .sagt die Alte »;(5j? xöv an 'lavtag vgönov lüiacva xvi]aiätg.
Mit der Harmonie laoii hängt das Maß nicht notwendig zusammen, aber
sie ist dafür anwendbar, das zeigt der Vers Schol. Aisch. Pers. 938 avXsi
MagiavÖ'övoig xaAd.uoig xgorcbv (xgovav cod.) 'laorC. Über die ionische
Harmonie Herakleides Pontlkos Athen. 624 d, anders als Piaton Staat 398 e
*) Alkaios 59, aber anders 60, 97, 98.
*)Horaz wird in der Ausgabe des Alkaios Paragraphen g-efunden
haben. Aus Hephästion folgt, daß man über den Tetrameter in einer Zeile
nicht hinausging, aber das gebot auch die Kolumnenbreite.
Euripides. 337
Anaklasis, die ihn durch das Übergreifen in das nächste Metrou
unwiderleglich beweist. Timokreon 6 baut katalektische Diraeter.
Aisch. Hik. 1019 — 1061 steht erst eine Strophe, die zwei Perioden
von je neun Metra durch einen anaklastischen Dimeter schließt;
Worttrennung setzt sonst zwei Dimeter, einen Trimeter ab. Die
zweite Strophe ist ein gleichgebautes Pnigos von 2-2 Metra. Die
dritte besteht aus lauter reinen Dimetern, fünf in Synaphie, läßt
sich also den Pnige der epirrhematischen Partien in der Komödie
vergleichen. Die Parodos der Perser hat erst eine Strophe von
17 Metra in Synaphie; man kann 3, 4, 3, 2, 5 absetzen, kata-
lektisch. Die zweite hat 12 Metra, vier Dimeter, zuletzt einen
Tetrameter, umgebogen am Ende. In der dritten Strophe ist
ein Hiatus, der zwei Perioden (6 und 5) absetzt; Schluß um-
gebogen. Die Epode bringt 18, die sich in 2, 2, 4, 4. 2, 4.
gliedern lassen: da den Hiketiden der Abschluß
ist also ähnlich
durch ein Pnigos wahrnehmbar. Eine Länge ist mehrfach unter-
drückt. Pers. 694 stehen zwei deuthch abgesetzte Dimeter vor
einem Enoplion.
Euripides hat in seinen Hiketiden zwei Strophen, 42 — 70
die nicht auf Dimeter führen; in der ersten gliedert Brachy-
katalexie 6 und JO ]\Ietra ab; in der zweiten geht Synaphie
durch; man mag 1 ., 7., 7,, 3, 3, Nur in den Bakchen
4 abgliedern.
hat das Maß noch weite Geltung, offenbar im Anschluß an
archaische Vorbilder. Die Parodos bringt erst eine nichtrespon-
dierende Partie, deren Synaphie
durchgeht; eine Länge ist oft
unterdrückt, Perioden nicht kenntUch. Aber in der ionischen
Partie der zweiten Strophe, 78-88 94—104 mag man zwei =
Perioden, 10 und 12, unterscheiden'), und in denen führen die
Versschlüsse auf Dimeter (4, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 6). In dem zweiten
Liede, 370 — 4<i2, wird sie jeder empfinden, da an den geraden
Stellen die eine Länge oft unterdrückt ist; es gehören aber in
der Mitte 9., (375 - 78) am Ende
eng zusammen. 7. (;i83 - 86) Metra
In dem dritten Liede, 519 —
70, ist erst eine Periode von 10. ab-
gesondert, 2 (molossisch), 2., 6., dann geht Synaphie durch, aber
nach 6, 4, 4 folgen lauier Dimeter, kenntlich an der liäufigen
') Ixe Bdxxai, lie Bdxzm mit Hiatus; der Ruf als Interjektion be-
handelt, so daß der Hiatus nicht gespürt wird.. Läßt man das auch rück-
wärts gegciiiiber 1>tßa-^t^)fet g-elten, so geht die Synaphie durch.
W ilntii o w i t r. , Griechidclie Verskuiisf, »>•)
338 IL 9. loniker.
Anaklasis; ein Triraeter macht den Schluß. Die Epode hat auch
Synaphie und führt auf die Gliederung 4., 4., 3, 3, 2, 2, 2.,
6., 4, so daß auch hier der Dimeter mindestens nachwirkt.
Der Abschluß wird außer durch Katalexe oder die Anaklasis
der letzten Dimeter bewirkt durch Eintritt von -^ —
statt
des letzten Metron ohne Anaklasis; davon ist oben S. 298 ge-
handelt (Aisch. Hik. 1021, Pers. 86, Aristoph. Wesp. 296); oder
das vorletzte ist verkürzt, das letzte zugleich anaklastisch und
katalektisch, ^^^ — -^ Bakch.385. 536, oder dies molossisch,
während die letzte Länge davor kurz wie im anaklastischen
Dimeter erscheint, Bakch. 71, Kykl. 502, oder es tritt hinter
diese Form noch ein katalektisches Metron, Bakch. 87 d\QvxÖQovg
ctyviag xov Bgöiiinv. Auflösungen werden fast durchweg vermieden.
Eine ähnhch gebaute Partie der Wespen 290 315 lehrt —
nichts weiter. Aber für den Dimeter sind die loniker Anakreons
entscheidend. Der Vers, der den Namen des Dichters behalten
hat und bis in die byzantinische Zeit lebendig geblieben ist, der
anaklastische Dimeter, der aber den normalen als Ersatz duldet,
ist ja nichts als ein normalisierter Achtsilbler, nur anders nor-
malisiert als der Glykoneus, also gar nicht durch die Vertauschung
der Silben entstanden, wie man das später aufgefaßt hat. Reihen
—
wie Fr. 42. 44. 62 63 zeigen überwiegend solche Dimeter; in
anderen möchte man Trimeter abteilen oder ist keine Regel in
—
dem Wechsel kenntlich (51 55). Bemerkenswert ist dieVerbindung
eines katalektischen ionischen Dimeters mit einem iambischen
zu einem besonderen Tetrameter in dem Gedichte an Smerdies
(47). Zu einem genügenden Urteil über den Aufbau der Ge-
dichte reichen die Trümmer nicht. Keine Auflösung, die in den
Choriamben vereinzelt vorkommt, wohl aber ein Molossus 55.
Die anaklastischen Dimeter hat Euripides im Kyklopen 495 518 —
in einer dreimal wiederholten Strophe, am Ende einen umgebogeneu
Pentameter. Die Melodie wird schon vor dem Auftreten des
Kyklopen gehört, offenbar war sie bekannt und paßte für den
Komos. Aber verwendbar war das Maß auch für ganz andere
Stimmung, Aisch. Choeph. 327 31. —
Ebenso wichtig sind die lesbischen loniker^), steigende Tri-
eter, die bald rein sind, bald den Molossus haben (in ver-
') DieseDinge habe ich Isyll 128. 130 im wesentlichen richtig behandelt;,
mir durfte ich nicht die Choriamben ohne weiteres als loniker rechnen.
Lyriker. 339
schiedeuen Gedichten, wie man annehmen muß), bald Ersatz
dm'ch iambisches Metron, bald eine Anaklasis, wo dann die Er-
weiterung des Dimeters so deutlich ist wie bei den verschiedenen
Erweiterungen des Glykoneus. Aber hier tritt auch der fallende
loniker auf, auch als Trimeter, voll und katalektisch Anaklasis, ;
Ersatz durch zwei Trochäen, wie es üblich bheb, ist häufig. Es
gibt Dimeter, Trimeter, Tetrameter, aber noch nicht den kata-
lektischen Tetrameter, den Sotades einmal populär machen
sollte, und der steigende katalektische Tetrameter, die Vorstufe
des Galliambus wird von Hephästion erst aus dem Tragiker
Phrynichos belegt 0-
In der klassischen chorischen Lyrik kommen loniker nicht
häufig vor, doch zeigt ein Beispiel bei Pindar^) schon ziemlich
alle Freiheiten. Simonides hat fallende loniker in dem berühmten
Threnos auf die Skopaden und noch einmal^), falls nicht etwa
beides aus demselben Liede ist. Ionisch war mindestens über-
^) TÖ ys /.u)i' tdvia dovoag, ?.6yoi; üohieq /.tysTca,
öXeocu xd.TOTc/(£f»' ö^ii //'./.-/Ml y.eq:a?.äv.
Kein Grund die Verse mit Nauck zu trennen, aber öovaaig mußte Akknsativ
werden. Wer sind die bösen Weiber, die erst Gastgeschenke geben und
dann die Gäste morden? Piirj'nichos liat y.eq:ah)v gesagt; bei Hephästion
wird oft dorisiert; getvut zeugt auch für den alten lonismus der Tragödie.
Der bei Hephästion folgende Vers ist von Nauck ohne zureichenden Grund
dem Komiker Phrynichos genommen, auch ohne Grund geändert.
*) Die Isyll. 14:2 begonnene Herstellung von Fr, 203 hat Schroeder zum
'J'eil mit Hilfe neuen Materiales vollendet, nur der Schluß bleibt unsicher.
*) Fr. 53, fallende mit Auflösungen; Fr. 32 mischt loniker
loniker
unter andere Maße. Isyll 143
behandelt das erstere richtig, nicht so das
zweite; die Übei'lieferung, die angetastet ward, um loniker zu gewinnen,
ist gesichert durch Habron in den Ilias-Scholien Oxyr. 10Ö7 I 31.
di'iApoj.Tog iüv }ii] .Tou qdamq on
yCvexai avgtor,
,utid' ärdga idcov b?^ßiov, ooaov xqövov rootKu.
(by.etayäg oiöe TavvjivF.Qvyov
,uv(ag ä ^uetdaraotg.
Ich entschied mich für öu yiverai, gegenüber ort yivtTca acgiov, um loniker
zu erhalten; ich meinte, „Mensch sage nicht, was morgen geschieht" ginge
'
nicht, weil das Futurum nötig wäre. Das gilt nur von der Seite des
Meinenden her; morgen geschieht etwas; wir können nur nicht an-
geben, was. Auffällig ist freilich hinter den fallenden lonikern — ^-- --- — — — ;
aber das steht auch Ekkl. 972 und wird gleich in der Danae auftreten. Aul
diesen Vers folgt ein anapästischer Dimeter: das Letzte bleibt ungewiß.
2'-*
340 II- ^- loniker.
wiegend die Klage der Danae, und weiterbauend auf meiner
Besprechung im Isyllos behaupte ich nun zuversichtUch, daß
ein Stück so respondiert, wie ich es damals gesagt habe.
olov k'x^ y-axör
oh (5' dioreig yaXa^ijVtoi % ijzoQi y.v(i>a-
aetg iv aTEQrctl dougari
und Zeü rraveQ ly. oio'
OTi dr] ^aQOaleov {F)€n:og evxoi-icci y.a)
vöarpi dixag ovyyvcoif^i fioi^).
Daß zwei steigenden loniker einer mit unreinem
auf die
Anlaut ( — ^^dann Choriamb und iambisches Metron folgen,
),
ist neu, unerhört, aber es ist doch so gut wie überhefert, und
da denke ich, wir müssen es hinnehmen. Der Kurzvers vorher
hebt sich beide Male von der Umgebung im Sinne ab und
paßt gut für den Strophenanfang. Nur so ist die Verteilung auf
Strophen und Epode, die nach den Worten des Dionysios zu
iordern war, gegeben: die ersten Verse vor olov f'xw gehören
zu der Epode, darm folgt die Strophe, und von der Antistrophe
bind die ersten Zeilen da, denn der Schluß der Epode ist ein
iambischer Trimeter Utgotl ßdXev cpilav y^eo' elrce t* w Te/.og, vor
ZtC 7täi€Q aber steht der ionische Tetrameter äfurgov y.ayiov
(.UTaißoUa de rig cpareir], die sich nicht ausgleichen lassen. Der
Trimeter paßt ausgezeiclmet für den Epodenschluß.
In den 'Iwvi/.d wird sich das Maß dann noch freier entwickelt
haben, wofür Kleomachos vielleicht Belege bietet, die am Schluß
von Kap. 13 erscheinen werden. Das macht Timotheos, Fr. '21
und '27 meiner Ausgabe mit, und Lykophronides geht noch
weiter^). So auch in der spätesten Tragödie die Arie Antigenes
Phon. 1509^) mit Auflösungen, Zusamraenziehungen, choriam-
^) Die ersten drei Verse stehen bei Berg^k richti"-, nur ist rjvogi auf-
zunehmen, seit es bei Pindar Päan H, 12 ans Licht getreten ist, und in
dem zweiten habe ich nur xai aus dem x gemacht, das vor voq^i vöorpi =
überliefert ist; das andere war erledigt.
^) Athen. 5(54 a ome ncudög ägosvog ome jiag'dEvcov, danach ein ein-
lacher katalektischer Tetrameter a mai. und das archilociiische Dikolon,
das hier denselben Vers darstellt. Also ist der erste zu messen
— -^ — ^-"1 — ^-^^ — I
^^ _ «..^ — ^ mag man sich auch zuerst dagegen
sträuben. Der vierte bringt — •^ |
^^^— \
—
....
*) Der bei Murray unlesbare Text ist in Ordnung gebracht, Berl.
Sitz.-Ber. 1903 (.Dramenschliisse) ^97.
Ödipus Kol. 341
bischer und iambischer Anaklasis, Diesen Stil parodiert über-
treibend Aristophanes Thesm. 105*); er hatte natürlich Lieder
Agathons vor sich. Er baut aber auch ein ganz feierhches
Lied, Frösche 32-42), j^^ derselben Weise, wo unreiner und un-
vollständiger Anlaut und ungenaue Entsprechung zugelassen wird.
Sophokles hat loniker beider Gattungen mit Choriamben
vermischt in Wechselgesängen verwandt, El. 836 — 847, auch anti-
strophisch, Phil. 1174 nach lamben, von denen der letzte Di-
meter mit den lonikern verbunden ist
TL TOit ekt^ag: ei ov rav^)
1175 oxtytQuv TQiüidöct yäv u ijXTiiaag ä^uv:
tÖöe yao voCo /.QdtLOiov.
äiiö vvv fi€ XtiJitt' f^örj:
(piXa f.ioL, (fÜM Tctvta 7iCiQi]yyeiLag i/.öv ti xe Tiodoaeiv
1080 uü^iev
iwfiev
vabg 'lv* tif-dv Teiaxiai:
ui] 7CQog uqaiov Jibg ekO^r^ig^ lAerevoj: (.uzgiaL,':
1U85 •
to ^ivoi f-ieivare nqog i^twv: tL ^gotig;
1079 ist besonders wichtig, denn zwischen steigenden lonikern
stehen gleichwertig zwei Choriamben. Über die verkürzten Füße
ist schon S. 295 gehandelt, ebei].<=o über dieBildung von 1083, S. 298.
OK. 176 folgt auf 5 loniker a min.
fV ovv: €CL ßalvs Tcöqaio:
€ti: Ttqoßißate y.ovQU
TtOQOw, ah yctQ äieig.
Die beiden ersten Verse können Enopha sein, aber da der dritte
ein ionischer fallender Dimeter ist (auaklastisch-katalektisch),
wird man sie lieber für solche Dimeter halten; die Autistrophc
') Isyll. 156, Vers 124 ist lutriQ C\avc}t> äoatvi .Jo«t doxii.uov für doy.uuit
oder ööyußov (2) mit Herkenrath zu schreiben. Die Gesänge sind es, die sich
durch die männliche Stimme bewähren. Wichtig sind die öuivevuaTn
^gv/ioxv A'ayt'rcür, passend zu dem fti\ua .loööi' im Ei des Simias. Dort
gibt der Fuß den Takt an, hier das Nicken des Kopfes.
*) Isyll. 137 ist Text und Maß gegeben. Nur weise ich Ö50 gc£>7()-
für q)/Jyo)v nicht mehr ab, denn die Mysten brennen nicht mit ihrer Fackel.
Dagegen 344 ist der Passiv (f/.oyl gt/ytrat de /.hh(Öv so schön und so ver-
ständlich, daß es uns nicht beirren darf, wenn es wirklich hier allein vor-
kommen sollte.
*> ^ll<tl vor mir von Ilanuni;' jjeti!?»!.
' '
342 II- 9' loniker.
hat in beiden langen Anlaut. 207 beginnt ein nicht respon-
dierender Teil.
ü) ^evoL ScrtÖTtoXtg^) a).Ka (.iiy.
Ti tÖ ö' ärrevr£7t€ig yiqov.
210 (.n] 1-0]
/<' ävfQr^i rig eqii
[.n']d' e^ETaa)]iQ 7ttQa fiaTeviov:
ri Tod': aivä ffvoig: avda:
riv.vov wj^ioi Ti yeyiüvio:
215 rh'og et anegi^iaTog, lo
^tvB ff(brei, TtarQÖ&er.
lambischer Tetrameter, zwei fallende ionische Dimeter. eine
steigende Reihe sind unverkennbar. Es folgen scheinbare dd/.j;vkot
abwechselnd mit EnopUern, die immer rein anapästischen
(.leiovQOL
Gang haben, also unverkennbar sind; über die f-ieiovQoi Kap. 10.
510 öewüP i-dv TU ii(x)mi Y.d}.uvuv ijöii
xayiov w |«y' hteyEiqsiv,
o^uwg d' i'Qafiai Ttv&ea^ar.
512 Ti rovro:
TÖg öeiXaiag icTtögov cpavtioag
alyrjdövog äi ^vveotag:
fiij TTQog ^Bviag avoi^ijig
515 rag aäg Tthtov eqy uvaiö^:
rö TOI TCoXv y.ai ^njöa^ia Ifjyov
XQijiCco ^€iv' OQd^or uKOvau' axoCacci:
o\uoi:
OTiQ^ov ixerevco
cfev, cpev
520 Tteid-ov v.ayw yccQ oaov oh nQOOxgr^iCeig.
Zuerst 5 steigende loniker. Choriamben sind 512 b
— ^^^^ —
|
I
^—
,undebenso517., fallendeIoniker511,513 516, —
518 der innerlich verkürzte Ithyphallikus, unter Choriamben auch
Enophon + Molossus fassen,'
Aisch. Pers. 634. 520 läßt sich nur als
und dann will man 511, 513—514 ebenso beurteilen, und die
ungenaue Responsion 523 tovtiov d' av&cdQSTOv oudev spricht
dafür; dagegen wieder die Verbindung mit sicheren lonikern.
^) dnöJT.to?.ig überliefert.
loniker und Choriamben. 343
Also hat der Dichter den alteu Vers, das Enoplion, ionisch ge-
faßt, ohne doch ganz auf seine Freiheiten zu verzichten.
Verbindung der loniker verschiedenen Geschlechtes mit-
einander und Choriamben findet sich OT. 483, Aias 1199. Ein-
zelne Reihen, vornehmlich fallende kommen mit verschiedenen
Maßen vor, Aisch. Ag. 687, 744 mit Trochäen und lamben;
Choiiamben leiten über. Eur. Alk. 991—992, Her. 677—680, lA.
171 — 173. Das hat seinen Platz in hieratischen Liedern gehabt,
denn der delphische Hymnus des Philodamos baut seine glyko-
iiische Strophe so, daß ihre erste Periode auf den Ruf doi C)
^löiar/.x CO 'isTTaidv ausgeht, die zweite auf '^lenaiav H&t oajTi]Q.
Die Mischung ist alt, denn die Ode der Ritter 551 hat auch
vor einer glykonischeu Periode sechs steigende loniker. Philo-
damos verwendet sie für den Refrain; da wird es bedeutsam,
daß Aischylos dasselbe tut, Hik. 141 143, 162 —
165 (mit Chor- —
iamben und lamben), und
den drei in Ephymnia des Liedes
Clioeph. 783. einem Kultliede des Jahres 308
loniker aus
liaben wir noch von einem Dichter Seiron von Soloi^). Aber
es lohnt nicht weiter, Beispiele zu häufen, zumal das Maß stark
ins Ohr fällt, so daß Aristophanes in dem Potpourri Vög. 238
mit einem Trimeter auskommt. Hingewiesen sei noch auf eine
lange Periode von fallenden lonikern, auf die steigende Dimeter
folgen. Sie stehen in den Tebtynis Papyri I 1, wiederholt in
meinem Timotheos 83^) und werden einige Generationen älter
sein als ihre Niederschrift, die um 100 v. Chr. gesetzt wird^)-
Endlich setze ich mich mit zwei Liedchen auseinander, die
für ionisch gehalten worden sind, das erste auch von mir. Es ist
Athen. 542 e aus Duris. Comment. gramm. IV 21 (Göttingen 1889).
Dort ist auch das lokrische Lied behandelt und der Versuch gemacht,
loniker bei dem Komiker Timokles herzustellen. Dies und alles was
dort den achten Abschnitt fiUlt, ist widerlegt in der ausgezeichneten
Leipziger Dissertation von Th. Wagner, Symbolae ad com. Gr. 1915. Die
Freude an solcher Widerlegung überwiegt die eigene Beschämung.
*) Ich durfte keinen Sotadeus am Anfang abteilen, denn die Synaphie
reicht bis 5 oi/fo.-rodooj.TOf. Am Ende von 4 mußte ich värraiaiv /.ü/.og
aufnehmen, das Grenfell Hunt in vajiaig i.ia?.?.og erkannt hatten. Endlich
|
war ßojoTQEvi'ra zu bessern, das in den beiden Abschriften entstellt ist.
*) Solche loniker hat also Lävius vorgefunden; er baut nur kein
Pnigos, sondert verschieden lange Reihen in seinem pterygion Phoenicis
weil er ein Technopägnion macht, dies in Nachahmung des Simias.
344 II 9. loniker.
das lokrische Tagelied, Athen. 697b, das für unvollständig zu
halten nicht der mindeste Anlaß ist
tiqIv '/.al (.iokelv y.tlvov ävioTio, fii] nanov
fieya (oe) Jtoiriarji •Accf.ih rav deildxQav.
a^i€Qa Aal ö/j' tb (ptog dia zag ^VQidog ov/. eiooQäig.
Da ist der letzte Vers doch einfach ein trochäischer Tetrameter.
Auch ein Daktj'^lus kann nicht schrecken, aber öid mag für die
Lokrer so gut einsilbig geworden sein wie für Sappho. Der
zweite Vers ist ein iambischer Trimeter mit choriambischer Ana-
klasis. Der dritte auch, denn ich denke, wenn Ttoirior^ig über-
liefert ist, darf man das nötige os auch an die Stelle setzen, wo
es für Sprache und Vers am besten paßt. Und der erste? Zwei
Trochäen sind da. Ob die Lokrerin txw und danach ly.eTevo)
mit langer erster Silber gesprochen hat, oder ob das ev schon
so schwach war wie in den S. 290 angeführten Beispielen, das
weiß ich nicht; aber deshalb bleiben die Verse doch einfach und
metrisch uninteressant, während uns das Tagelied als solches
unschätzbar ist.
Das andere ist in jeder Weise interessant und Crönert und
Wünsch verdienen lebhaften Dank, daß sie es aus einer ent-
legenen Pubhkation hervorgezogen haben '). Es steht (oder stand)
in einem Grabe auf die Wand geschrieben, in Marisa zwischen
.Jerusalem und Gaza, Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr.
Daß ein solcher Text nicht eben große Garantie für Zuverlässigkeit
bietet, soll man nicht verkennen. Die Lesung scheint sicher, die
wenigen Schreibfehler sind berichtigt.
ovy. e'/io rl ooi /idd-o) /} ri "laqioioacd.
/MT(xy.€iiiai U6&* triqov os fieya cpiXovoa.
äkla i'cd ihv il(pQoötT)]v ^leya tl y^aiqio,
Ott Gov tb ludriov Iveyvqa y.eltai.
5 dX)^ kyco fikv aTtotqiyM, ool de y.ataX{e)i7no
svqvycoqir^v n:oAl^v rtqäaae bti ßovh]i.
iirj Y.qove tbv toiyov' ipörpog iyyeivetai.
dXXa öict tibv d-vqö)v vf^vj.id o' iy.(v)€itai.
Zuerst der Sinn. 1 —G von Wünsch richtig erfaßt. Der Liebhaber
findet seine Dame besetzt; sie erklärt das ungeniert und be-
') Rhein. Mus. 64, 433.
Lied von Marisa. 345
gütigt ihn durch die Versicherung ihrer ungeschvvächten Liebe
und erklärt einen Rock, den der alte Schatz bei ihr hat liegen
lassen, für ein teures Liebespfand.Er zieht auch ganz gelassen
ab und läßt ihr freies Spiel. Das ist ein Schluß. 7, 8 sind an
sich klar. „Klopfe nicht an die Wand; das macht Lärm, durch
die Tür erreicht dich Wink." Das gibt eine ähnliche Situation,
ein
aber hinter Ttqäoöe konnte es nicht mehr folgen. Älöglich,
öri ßovh]i
daß die Verse an früherer Stelle standen. Möglich, daß sie aus einem
anderen Liedchen stammen. Es waren lamben, rpörpog ImylvsTai
oder yag yiverat und oe vsüu UvaiTai. In 1 —
6 gliedert sich hinten
das Reizianum ab, bald mit, bald ohne Synaphie; es muß nur 6
7tQäoae(ö') ort ßovlr^t ergänzt werden. 1. 3. 5 steht davor der
katalektische trochäische Dimeter, sie sind also wohl verständlich.
Die anderen hat der Schreiber nicht mehr richtig gewußt und
nur den Sinn gegeben. Herstellen will ich natürlich nicht, aber
eine Probe ist in solchen Fällen doch nicht überflüssig
2 (wdt) xeiuaL iu&^ ireQOv oe iieya cpilovaa
4 (öi)ÖTi oov rö iy") iudriov evixcoa y.tltat
6 näoav svorxojQir^v' TtoQaoe iS') on ßovlr^i.
Mag das Glauben finden oder nicht: die loniker haben hier nichts
zu suchen, denn was die Herausgeber aufstellen, sind keine. Daß
ich an die Verse über den entlaufenen Hahn Oxyr. 219 nicht
glaube, habe ich gleich bei ihrem Erscheinen ausgesprochen; mit
den Verschen der Hilarodie und ihren Verwandten kann das
späte Erzeugnis überhaupt nichts zu tun haben. In ihr lebten
freilich die alten 'hon/M fort, auch in der Abtönung der Sprache
einzelne lonismen, aber ob auch die loniker, bleibt ungewiß.
Die hellenistische Lesepoesie hat sich auch dieses Liedmaßes
bemächtigt; Sotades hat den fallenden ionischen Tetrameter seinen
rezitierten -/.haidoL angepaßt, mit unbegreiflichem Erfolge, der
bis ans Ende der Kaiserzeit vorhielt und auch auf die Römer
übergriff,dort freilich nicht von fern den Wohlklang erreichte,
durch den CatuUs Galliamben uns die ihres Erfinders Kallimachos
verschmerzen lassen.
10. Daktylen.
der Verse auf Grund des herrschenden Fußes
Die Behandlung
fängt bei Mar. Victorinus 70 mit einer auffallend verständigen
Auseinandersetzung über den Hexameter an, die Aphthonius, die
Vorlage des Victorinus, aus Theomestus erhalten hat, der aus dem
Griechischen übersetzt hatte, habet sedes sex quas Aristoxenus
muslcus y/oQ<xg vocat^ recipit etiam pedales figuras tres; has Graeci
dicunt TtoöiY.a oyj]uaTa. nam auf in sex partes dividitur per rnono-
podiam, atit in tres per dipodiam et fit trimetrus, aut in duas
per xwla duo, quibiis omnis versus constat, dirimitur. e cuius
genere hae metrorum species gignuniur usw. Das letzte ist falsch
übersetzt oder mißverstanden. Gemeint war, daß die abgeleiteten
Verse alle aus den xwAa, also der dritten Art des Hexameters
stammten. Diese Unterscheidung geht zwar von der Voraussetzung
aus, daß der epische Vers als das Erste angesehen wird, nach
dessen Ursprung man nicht weiter fragt; ihn hat der Metriker als
gegeben, vermutlich von Apollon offenbart, betrachtet. Für uns
vertritt der Hexameter eine Art der Daktylen, welche als Maß
/xuu Ttöda den Daktylus hat. Aber daß diese scharf von der
anderen unterschieden wird, welche als Maß das Paar, die Syzygie
verwendet, ist eine Erkenntnis von fundamentaler Bedeutung, die
von Heliodor-Hephästion aufgegeben ist, so daß wir in griechischen
Büchern nur schwache Spuren von ihr antreffen^); der wichtigste
Vers wird daher als alkmanischer Tetrameter geführt: in Wahrheit
entspricht er den Dimetern, die wir überhaupt verfolgen. Von den
Gliedern, welche als dritte Art gezählt werden, ist das weitaus
') Unzv/eideutig' reden nur die Rhythmiker bei Aristid. Quint. I 2i.
Scliol.Hephäst. 257 vgl 127 kann auf dasselbe gehen, meint aber vielleicht
nur den Anapäst. Seltsam ist die Bezeichnung der Verse Ka?.hÖTCua
aoqpd, Movacjv ingoxa^ayeil xegTcvibv xal ooqpe ßvorodöra Äavovg yövs Arjhs
Ilaidv, stfieveig näQEaie jnoi als ov^vyia xazä ävvi&saiv ö novg —^ —
xal >-'
•danach hätten wir Choriamben) ytvog öinMoiov (Daktylen) 6 ^v&ßög öo)de-
y.dorißoc fv. .Tan Music. Script. Supplem, -1*:, Tli. Reinach Rev. Et. Gr. IX).
Daktylen 347
wichtigste dasjenige, welches die MetriJ^er den halben Hexameter
nennen, Hemiepes, ein Name, den beizubehalten praktisch scheint,
obwohl er die falsche Ableitung aus dem epischen Verse voraus-
setzt und dabei die beiden Formen, mit stumpfem und khngendem
Schlüsse, nicht unterschieden werden. Beide Formen erscheinen
sowohl als Trimeter, also dem epischen Hexameter entsprechend,
als auch unter Dimetern, wo sie Tetrameter nicht sein können.
Der Name Pentameter faßt zu einem Verse zusammen, Was
ursprünglich die Verdoppelung eines lyrischen Ghedes gewesen
war, das sich zwar nicht mit Evidenz auf den choriambischen
Dimeter zurückführen läßt, das aber als festes GUed für uns
gegeben ist und neben den verschiedensten Versgeschlechtern
auftritt, offenbar einem Dimeter gleichwertig. Doch kann das
sliuiipfe Hemiepes auch wohl ein Kurzvers sein.
Die rezitativen Maße, der epische Hexameter und das elegische
Distichon, werden hier in iiiren besonderen Regeln und ihrer
Gescliichte nicht verfolgt. Wohl aber gibt es in Lyrik und Drama
•-owohl Daktylen, deren Maß der „Zoll", der dd/.iv).o^ ist, wie
solche, die sich in dem Bau y.aia oitvyLav zu lamben, Ana-
pästen usw. stellen. Eine gewisse Schwierigkeit ist dabei durch
das Eindringen von Reihen epischer Verse in die gesungene
Poesie entstanden; von dieser Erscheinung sei zuerst gehandelt.
Epische Hexameter finden wir bei Sappho,und da zeugt
die Zäsur und
Verkürzung eines schließenden Vokales vor
die
Vokal für die epische Herkunft im Gegensatze zu ihren anderen
Daktylen. Diese Kriterien fallen im Drama fort. Gesungene
Hexameter hatte die Kitharodie, denn Terpander sang vor-
wiegend homerische Texte. Daher hat Sophokles den Thamyras
(Fr. 221), Euripides den Amphion (Fr. 1023) Hexameter singen
lassen; beide sind Kitharoden. Das sind Ausnahmen wie die
Elegie der Andromache bei Euripides, eine Aulodie. Philokt. 839
spricht Neoptolemos vier Hexameter zwischen Gesängen des
Chores, mit erhobener Stimme, lauter als der Gesang. Wie
Jebb richtig bemerkt, wendet Neoptolemos das Maß des Orakel-
spruches an, auf den er sich beruft, redet also laut und feier-
lich, während das Lied um Schlaf bittet, dann zu Vorsicht und
Heimlichkeit mahnt, also pian piano vorgetragen wird \). Übrigens
^) Es ist abzuteilen und zu lesen: 827 •v;rv dövvag ö.öai)i v.Tvt
1')
d/.yicn; evatg i)uii' |
t?.Ooig fvaüor, evaiuv ät'cig ouuaoi d' dviizoigl
348 II- 10. Daktylen.
fängt die Strophe auch mit einem Hexameter an, der aber aW
Trimeter aufzufassen ist,wie die Epode lehrt ^). Viel auffällige i'
sind die Hexameter in den Trachinierinnen^), deren sich Herakles
neben anderen leidenschaftlichen Maßen in dem Paroxysmus
seiner Krankheit bedient, und in die gelegentlich auch Hyllos-
einstimmt. Da ist das Maß rezitativ, Steigerung des gewöhn-
lichen Sprechverses. Euripides hat Tr. 595 nur scheinbar Ähn-
Uches, wie sich später zeigen wird. Wohl aber stimmt die
ältere Komödie zu. Bei Aristophanes sind wir an die Einlage
von Orakeln gewöhnt, und dann sprechen die Personen ein
wenig in demselben Maße; der Art hat es mancherlei gegeben,
rdvö' alylav ä Tsvazat zä vvv
\
=
843 ä/.Xä xiy.vov xäös juev deög otpevai.
av äv dnHßr}t [iC] au{)'ig ßaiav ßoi ßcuäv co vey.vov tt^itie }.öyiov q)dßnv
d' \
(bg :idvTO)v usw. Der zweite Teil ist wohl unheilbar, da er in Stroph(-
\
und Antistrophe verdorben ist. Aber diese Dochmien sind heil: daß die
letzte Senkung auch lang- sein kann, sollte wirklich auch für die Re-
sponsion, zumal im Jahre 409, anerkannt werden, der Baccheus oder wie
man die drei Längen nennen will, auch.
^) Die beiden Dimeter 860, 861 entscheiden über den dritten, dessen
richtige Form war ixTSTazat, i'vxiog {Ö')dd6f}g vjivog, überliefert mit der
Variante vvxiog {d')vnivog iod^P.ög. „Tiefer Schlaf ist ungefährlich"; Dobree
hat ddttig in Die glykonische Reihe vor den drei dak-
dXei^g erkannt.
tylischen Dimetern ist einfach, was folgt ist es auch, aber ich muß
es richtig verteilt hersetzen. Es folgen lamben, wie zu erwarten war
+ Telesill. — gl., gl. + ithyph.:
ooa ßXin^ ii y.cÜQia
q)^i'/yrti, zö ö' äXcöaißov
j-'/tdt q)Qovz(dt JTtti, Jiövog 6
1.11] (foß(ov '/.ndTtaiog.
^) Responsion hier einzudrängen ist sinnlos, es wird zudem nur mit
Verletzung aller Regeln der Strophenfolge erkauft. Aber auch Worte und
Maß werden verdorben. 1005 S e iäz' fäzs .ite (2 i) dvoßogov fi^väa&ai.
Alles andere vv. 11., tvväoai von Erfurdt verbessert. 1006 fällt fort. 1007
nichts zuzufügen; die Katalexe der Anapäste ist willkommen. 1008 iaml).
Dim. hinter Anap. 1015 ist ßiov nicht zu ändern, sondern zu tilgen,
falscher Zusatz zu zov ow/egov {^liiov). Dann sind 3 Dochmien da, der erst;-
anapästisch. Die verdorbenen Hexameter kann ich nicht heilen, nur ist
1009 am Schlüsse das w der Anrede ein Unding, ein schlagender Beweis für
denZusatzdes Vokativzeichens. 1025 darf kein io) fehlen, dann ist es7 dochm .
2i. Zum Entgelt sei 1058 sicher verbessert xal (xoö codd.) zavza löyxv neduu~
noz' 6 '/)]yEvi]g azgazög usw. Beim ersten Gliede braucht ja die Negation
nicht zu stehen, oö steht aber so an falscher Stelle. 1062 hat ValckenacM-
zu Herodot 8, 38 verbessert, {^f}?.rg oroa xolr/. dvöoug cpvaig {cfvoiv codd.);
i)P)?.vg Uqoi] ist doch bekannt.
Hexameter. 349
bis zu Diphilos hinunter '). Epicharin ließ die Sirenen ihren Lock-
ruf in epischem Maße tun (123, der einzige solche Vers bei ihm).
Alles verständlich; aber bei Kratinos spricht der Kyivlop zu
Odysseus ohne jede Parodie in Hexametern, und dasselbe finden
wir in der Archilochoskomödie, auch wohl den Panopten. Eine
lauge Reihe Hexameter ist aus den Korbträgern des Hermippos
erhalten, auf die ich den Spott des Aristophanes auf den ^c^to^vTi^c
cäitri Uyiov bezogen habe (Wölk. 541 mit Schol.). Ein Greis,
der solche Verse vortrug, konnte freilich ein Rhapsode oder ein
Prophet sein. Aristophanes schließt die Frösche mit einem
Segenswunsch für den scheidenden Aischylos in Hexametern.
Da die Mysten unten bleiben, war der beliebte Koraos aus-
geschlossen. Benutzt ist zuerst ein Lied des Aischylos, aber
nicht für das Maß. Der Chorführer spricht vielmehr wie Neo-
ptolemos und Herakles bei Sophokles in gesteigertem Tone.
Einzelne Hexameter, namentlich am Strophenanfang, sind so
häufig, daß Belege unnötig sind.
Neben den epischen Hexameter stellt sich der lyrische der
Lesbier, Alk. 76:
xekofiai riva %ov yaQUVta Miviova xa)Jooui
ul XQ)] ovujroolag iicövaoiv kuoi ycyeyi](}0-ai^).
Der Unterschied springt in die Augen, den die Zäsur hinein-
gebracht hat, zu der die Rezitation führte. Daktylen dieser Art hat
^) Kratinos Kleobul. 3 Mein., ein Rätsel, Chirones 9 im Anschluß an die
hesiodischen v.iod>'}y.at; damit konnte ii2 zusammenhänj^-en ebenso im ;
Chiron des falschen Hlierekrates, Nöi-iot 3, 4, Verse, also Worte des Solon, der
Person war, ine. 18 Orakel, 143 Anschluß an Hesiod, Seriphier 2 orakelhafte
Instruktion des Perseus für seinen Flug. Krates Samier. Lebensrej^el in
«inem Bilde, wohl entlehnt, Eupolis JTdAetg 14 Seherspriiche. Aristophanes
Amphiraos 8, Orakel. Da ist am Ende zu schreiben reXeaov ö' äya9i]y
^7raot(5j/r, denn xc:?.£elv in der offenen Form ist nicht wohl denkbar, und
Imper. aor geht vorher. Im Phaon des Piaton wird ein episches Koch-
buch unter Pniloxenos Namen parodiert Dipliilos ine. 3 Mein, orakelhaft, auf
die Entsiihnung des Proitiden, also Hesiod, bezüglich. Unbestimmtes
ICralinos Fr. ine. 17, Aristoph. Danaiden M. l
^) Ich weiß nicht, was man sich bei irc' övaoiv denkt. Das Kom-
positum ist leicht verständlich, leichter als Liaf.iüv(jiv u. dgl., Sappho und
tsimonides 277, wozu ich ijiifuii^ov Demokrit 211 füge Wertvoll ist, daß
ZQ'^ noch ganz nominal ist, daher Akkusativ c. infiu. Wertvoll auch der
(lebranch des Perfekts yfyevfja&ai, das so nidit selten ist, oft beanstandet.
Ach. 6J0, Kitt. 7b8. Ich erinnere micli. es öfter gelesen zu l\al>en.
Aristoph..
350 TL 10. Daktylos.
man in Lesbos viele gebaut. Bei dem Dimeter kann man nicht «icher
von daktylischer Messung reden das ist der Adoneus, ein Kurzvers,
:
und in seiner Verdoppelung, wie er bei Sappho erschien, konnte
er eine Spielart des Vierhebers sein ')• Der Trimeter ist praktisch
von Pherekrateus und Glykoneus nicht zu unterscheiden, denn
mit ihm mußten die Erscheinungen einsetzen, die wir an Tetra-
metern, Pentametern, Hexametern finden, einmal daß der erste
Fuß aus zwei ganz freien Silben besteht, und dann daß der
Schluß klingend auch auf zwei Silben ausgehen kann, von denen
die letzte nach aller sonstigen ]\Ietrik lang sein oder werden
müßte, hier aber als kurz gilt. Die Behandlung der ersten
Silben (Hermanns äohsche Basis) hat in den glykonischen, as-
klepiadeischen u. dgl. Versen auch weiter Geltung, sobald ein
Daktylus folgt, und die Freiheit nimmt im Drama zu, da auch
drei Kürzen, auch wohl ein Anapäst oder Daktylus zugelassen
wird; in Wahrheit lebt dann jene Freiheit fort, die wir für alle
Silben vor dem Choriamb in den alten Dimetern finden; aber
bei Homer sind die Beispiele für freie Behandlung des ersten
Fußes so jung, daß in ihnen wohl ein Übergreifen in die lyrische
Weise stattfindet, zu dem die Kitharodie geführt haben wird.
Den Schluß, den alle spätere Metrik kretisch nennen müßte, und
der doch daktylisch ist, will vielen Metrikern jetzt nicht möglich
erscheinen^). Und doch ist er für die älteste Zeit sehr wohl
(lenkbar, denn so lange zwischen lang und kurz noch kein festes
Verhältnis war, ließ man die vier Hebungen stark ins Ohr fallen;
was dahinter kam, verhallte. Es ist ja Pause dahinter. Ent-
scheidend ist das weitere Vorkommen solcher dreisilbiger Schlüsse.
AVenn Archilochos, ein so strenger Dichter, sich in dem Dikolon
solvifur acris hiems im Gegen satze zu aller späteren Praxis')
Er erscheint außer bei Pindar Nem. 2 auch bei Melanippides 4. 4.
Geleugnet hat es E. Fränkel (Rh. M. 72), dessen Untersuchungen
über die lyrischen Daktylen mir förderlich gewesen sind. Aber wenn er
nun die letzte Silbe als Hebung betrachtet, wie konnten das alle späteren
verkennen, die docli den Tetrameter-Diraeter nicht nur vor dem Ithy-
phallikus, sondern immer als Tetrameter behandeln. Zu einem auf --^ — —
ausgehenden Verse gibt es bei Archilochos gar keine Analogie. Wer
(!)vojiaL:id)^ovq durch sprachliche Künste daktylisch machen wollte, erreichte
gar nichts, denn es wird nicht als Singularität, sondern als Beispiel angeführt.
') Boethius consol. lVcarm.3 baut daktylische Tetrameter stichisch und
hat darunter quos miseri iorvos populi timent. Das kann Unwissenheit
: :
Daktylischer Ausgang. 351
einen kretischen Ausgang des daktylisclien Tetrameters erlaubt
hat, so ist ernoch der älteren Weise gefolgt, die Alkman bereits
in seinen Tetrametern-Dimetern überwunden hat, wie das nach
Durchführung des Grundraaßes von zwei Hebungen und der
Gleichsetzung von zwei Kürzen mit einer Länge unvermeidhch
war. Aber Lyrik und Drama haben trotz allem entsprechend
ausgehende Verse gebaut, ohne Zweifel hier wie sonst auf Grund
der lesbischen Vorbilder. Ich hatte (Sappho und Simonides 122)
als möglich bezeichnet, daß das erste Bruchstück des Ibykos
solche lesbisch schließenden Daktylen enthielte. E. Fränkel hat
das weiter verfolgt und dadurch gesichert'); er hat auch bei
Pindar Ol. 6, Strophe 5 —
w-^ ^^>^ w<w neben dem ge- — —
wöhnhchen — ^^w — ww aufgezeigt und auf Pindars
Gedicht über die Sonnenfinsternis undNem. 6, Epod. 4 hingewiesen^).
Im Päan auf Abdera steht Vers 27 verbunden mit einem
choriambischen Dimeter
fo I
7tiov -AiinoL lS,07tioco '/Qoi'og tiiiTreöog.
Bei Eurip. Hik. 278, 279 Hexameter schon
hatte ich lesbische
aufgezeigt, besonders charakteristisch durch den Hiatus, der sie
abgliedert. Ich füge nun, für die pindarischen Stellen von Ge-
wicht, aus Daktyloepitriten ein chalkidisches Volkslied hinzu,
das Aristoteles bei Plutarch Amator. 17 erhalten hat: fuj (pO-ovtld^
(ogag ayaüoioiv ouiXlav (carm. pop. 44). Bei Sophokles Ant 977
stehen gar zwei solche daktyhschen Pentameter am Anfang einer
Strophe
/MTcc de tay.6utvoL ueXeoi i.ie'ktav TtäO^av
/.lalop fiargog i'xojTfg avv^icpevTOv yordv"^).
Fr. läßt wie Alkman Spondeen zu, im ersten Fuße drei Kürzen,
sein, kann aber ebensogut aus dein metrischen Hanrtbuchc stammen, das
er fraglos benutzt hat.
') Einen alkäischen Zehnsilbler (Ibyk. 1,7) nimmt er als anaklastiseh in
der Weise Alkmans, die gleich S. 358 besprochen wird; das ist sehr an-
sprechend, aber nicht sicher; der Vers konnte Klausel sein, wie er es so
oft ist.Von dem Periodenbau des Ibykos wissen wir nichts.
Beide Gedichte analysiere ich, soweit ich es vermag, in Teil III.
^)
*) Es folgt, an die erste Strophe anklingend ww — — ww
| ,
dann lamben, 2.., 2. (der erste choriambisch, 3., 3, 3,, 3.; 981 zu lesen
d dk OJiegixa f.i^v dgxciioyövav {r}v) ävaaa' 'Eoexdsiöäv (ich finde nicht
gleich, wer dvrao' verbessert habe es mir vor vielen Jahren ein
hat,
getragen). Den Anfang der Strophe habe ich Herm. LIV 50 verbessert.
352 II. 10. Daktylus.
wie er es in glykonischen Versen gegen die Lesbier gewohnt ist.
Und Pliil. 679 steht der Tetrameter:
tüv 7itXdtav XiüTQwy iioii tGtv Jiöi^.
Immer finden sich diese Verse zwischen solchen anderer Art*).
In den langen Reihen der Tetrameter und Dimeter haben nur
übelberatene Konjekturenmacher schließende Daktylen in Kretiker
verwandelt, wohl aber fehlt es nicht an Hiaten^). Darin und
überhaupt in dem daktylischen Ausgang des Dimeters wirkt
doch das Anomale der zwei Silben hinter der letzten Hebung
nach, und auch der beliebte Anschluß iambischer Reihen streitet
mit allem sonstigen Versbau.
Wieder ganz anders teilt Aristophanes in einer viermal wieder-
holten Strophe, Frösche 814:
i) 710V ösivbv tQijiQSfieTr^g %öXov tvdod-ev e^ei
iivix äv d^vkaXov Tiagiöi^i ^ijyoPTog ödovxa
avTitexvov, zois dij (.laviag V7th öeiyi]g
oi-ifiara OTQoSiqoeTai^).
Immer ein Reizianum abgeghedert, einerlei, ob das Ganze
ist
6 oder 5 Daktylen sind, und die Form des Reizianum ist auch
verschieden. Absicht muß dabei sein; aber auf die Metrik kann
sie sich kaum erstrecken*).
Nun wir vorbereitet Eur, Tr. 595 608 richtig zu be-
sind —
urteilen. Die AVorte verlangen die Personen Verteilung, wie sie
—
meine Übersetzung gibt, 595 600 Andromache, 601 602 Chor., —
^) Die späten Anapäste mit zweisilbig-er Katalexe, die im nächsten
Kapitel vorgeführt werden, lassen sich vergleichen; aber da sie erst der
späten Zeit angehören, messe ich ihnen keine Beweiskraft bei.
2) Soph. Piiil. 12Ü5. Eur. Phaethon 773, 68, Or. 131^. 3, sehr hart. Ar.
Fried. 106.
^j 819 iovui ö" liiJio).6q)(t)v %e köyuiv xogvßaioXa veixt]
oxivöaXü/iKov re naga^övia oj.aksvixaxoEQyov
(pbiiog ä/.ivvoi.ii:vov (pQSvoTSXTovog ävögög
Q'^f.iaO' Injioßüfiova.
Darin hat Heiherg o/^uXeö/^iazd c' egycov verbessert, da Euripides durch das
nackte q}(ozög nicht bezeichnet werden konnte. Jiaga^övia versuchen die
Scholien vergebens zu erklären; die ä^oveg passen durchaus nicht.
o%ivdu/.ßög ist ein Span; um das allerfeinste zu bezeichnen, muß in
nagctgövta das stecken, was beim Schnitzen eines Spans noch abfällt: ich
denke das sind nagagöava.
*) Zu bedenken, daii sich dvTtzBxvov töts öt) fw,viag "önö öeivrjg nur
durch die letzte Doppelsenkung von dem Praxilleion unterscheidet, und
in dem Reizianum sind die Senkungen frei.
Kaxä nööa. 353
der Rest Hekabe. Während die andern epische Hexameter
haben, alle mit männlicher Zäsur, hat Hekabe erst ebenfalls
einen solchen Hexameter, dann aber zwei unverkennbare alk-
manische Tetrameter'), die sich fortsetzen:
606 aueisQoiGt döf.ioig, 6 i)-avuiv ö* Lri-
Xdd^STaL aXyhov äöd/.ovi;og.
Da lassen die Silben verschiedene Messung zu, da älykov
zwei- und dreisilbig sein kann, y.Q machen oder nicht;
Position
aber das einfachste scheint, zwei Adonei anzunehmen, dann
geht der Rhythmus vortrefflich durch. Responsion ist nicht da,
darf nicht gesucht werden.
noda gebaut, finden sich
Daktylen, wie die lesbischen y-ava
zahlreich bei den Westhellenen Stesichoros und Ibykos, auch
bei Simonides, 40, 41, 51, während sie bei Pindar und Bak-
chylldes nicht belegt sind, aber sie hielten sich in der hierati-
schen Poesie. Aus ihnen scheint der Hymnus bestanden zu
haben, mit dem Sophokles nach 420 dem neuen Gotte Asklepios
gehuldigt hat'^), und besteht der andere in zahlreichen Heilig-
tümern dauernd, gebrauchte Hymnus^). Es stehen nicht selten
vor dem ersten Daktylus eine Länge oder zwei Kürzen, so daß
es anapästisch aussieht. Wenn man die Überlieferung bestehen
läßt, hat auch Sappho in einem Hochzeitslied neben anderen
daktylischen Versen üröohg fieyäho jiolh fituwi' gehabt*). Solchen
Vorschlag findet man einzeln auch später, in Pindars Lied auf
die Sonnenfinsternis (vgl. Teil HI), Eur. Or. liO:^^), Aristoph.
') 601 wird man nivOsa spreclien
*) V\ilhi'lin, Beiträge z. <>iiecli. Inschriftcnkvinde 103
^) Nordion, Sti'iiic -JB. 8eit<!em ist eine sjiäte Niederschrift aus Dion.
hinziifrctrcten (Üikonomos 'EniyQaqpai Ti]g Maxtdoviag lHl.'>, S 8) Ich
vertlaiike. diese schöne Publikation ihrem Verlasser. Die Al)\veu'.hiin<ifen
sind \'ers '2 ie o> i'e Ilaiav, 4 KogovCÖL xül (Jfkeyvao, 7 'IaO(o 'Axeoiö xe :jo/.v?.-
Xixog Oi le Haiäv; man wollte also die Akeso mit bedenken, und nannte
sie ,.viel anj^ernl'en". zur Entscbildiiiun!»' für Iriihere Über<^eluin<r, II ^Jii-
veioeo Aeiov jiöXiv evo. it. o) ie o) le Ilaidv, 10 dui'i.iov oefivöxaxe, (o le Uaidv.
Man halte also die Strophen verstört.
*) Texlyescli. I>yr. 72.
^) Or zwischen Doehmien (Vrxpootöt yäo 'Ekkd^' änaaav
lH(i) steht
inXijae, das kaum anilers als daktylisch sein kann Der letzte \'ers im Kj
des Simias teilt eine scheinbar anapäsiisehe Reihe so, daÜ sie aus Dak-
tylen mit Vorsciilauf bestehen. Texl^eseh. Bnkol. ^"'0.
W il 11 111 o w i t « , Giifchiaohe Vei8Uuii9l. ^3
354 n. 10. Daktylen.
Vög.74o. Das geht weiter bei Sophokles. OT, 170 stehen umrahmt
von reinen Tetrametern, die mau gern z«j« iif'xQov messen
würde:
/j.vict^ '/O-ovog ai'^erai nvre töxoiair
irjiov Y.ctuäviov av^xovai yvYai'/.sii.
luj.nv (5' liv afj.ioi TooGidotg ärreQ iV7rie()0i' ögriy.
Es ist schwer über die Ersclieinung zu urteilen. Hängt sie
mit der lesbischen Freiheit des ersten Fußes vor Daktylen zu-
sammen? oder mit seiner Un Vollständigkeit in anderen Maßen
(S. 295)? Schwerlich mit dem Vortritt eines trochäischen Metron,.
der bald zur Verhandlung kommt, aber wirklich
ein Metron
bringt, wie es die lamben dem berühmtesten und
in größten
daktylischen Liede, Aisch. Ag. 104 —
159 sind'). Dessen Reihen
zeigen ebensowohl ungerade wie gerade Zahlen von Daktylen;
der Refniin ist ein spondeisch ausgehender Pentameter. Penta-
meter erscheinen in den trochäischen Strophen, die sich durch
die ganze Orestie ziehen, Ag. 979 (in der zweiten Strophe eine
Reihe von 8 Dakt.), Ch. 590, Eum. 349. 50 (dann 3 und 6),
iJGS — 370 (dann nur noch ein troch. kat. Dimeter, der auch die
vorige Strophe schheßt), 959, 1037 (zwischen 2 und 4; der letzte
Fuß ist katalektisch, der vorletzte spondeisch)-). Spondeischer Aus-
gang oder auch sonst Häufung von Spondeen ist nicht selten,
Ag. 107, Eur. Phon. 795, 1553. lA. 1295. Lieder, in denen
daktylische und trochäische Reihen wechseln, wie die Parodos
der Andromache, werden besser bei den Daktyloepitriten be-
handelt.
Es ist unleugbar, so unbequem
daß die Dramatiker es ist,
ihre nicht häufigen daktylischen Lieder zwar überwiegend y-ctia
lUTQov bauen, aber einzeln ruicD' einmischen, während um-
gekehrt Stesichoros in den W.9-A« 2 zwei unverkennbare Dimeter
neben den echten Daktylen hat. Wenn das Hemiepes Klausel ist, mag
das gut mit den ithyphallischen Klauseln der tragischen Daktylo-
epitriten verglichen werden, die auch hier nicht fehlen. So schließt
^) Ähnlich sind die Lieder der Myrmidonen und anderer, den an-
tiken Grammatikern zum Teil nicht mehr bekannter Dramen gewesen, die
bei Aristophanes Frösche 1264 —
\2i-ö parodiert werden.
Die Sclilußstrophe bringt hinter einem trochäischen Verse 2., 2., 4.
*;
Daktylen und das Enoplion, das hier mancher als daktylisch mit Vorschlag
betrachten wird, was für die Klausel mindestens nicht nötig ist.
xavä ßivQov. 355
es die Strophe Eur. Herakid. 608, die sonst in die Metra 3. 1, 4. 1. 4
aufgellt. Ebenso steht es um die lauge Strophe Phon. 784 — 832, wo
nur 792 = 808 ein innerlich verkürztes trochäisches Metron {divung
= xcihdoi) eingeschoben was sicherlich eine ganz besondere
ist ^),
Wirkung tun sollte. Ein trochäisches IMetron {hs-Atg
auch den tu) ist
Daktylen der Epode"^) vorgeschoben, und ihr Schluß bringt wohl
deren zwei vor einem daktylischen Monometer (Adoneus); doch
bleibt die Klausel notwendig unsicher IvV a\xQoia(iv) edra/
ScQrJoig Helen. 375 — 385 sondern sich Monometer,
öierpävoioiv.
Dimeter, Trimeter leicht ab, aber Hemiepe fehlen nicht^j. In
den Vögeln 1749—1754*) wechseln Dimeter und Hemiepe.
^) Daß durch eine Konjektur zugleich mit dem
dieses Glied jetzt
Versmaß zerstört wird, muß
Leser sofort durchschauen.
der In der
Strophe geht die Künstelei der Rede bis zum kaum Erträglichen, aber
man muß sich damit abfinden. oi)6' -6:10 'dvgoofiavü {y.cößoii, wie die
Schollen aus dem Vorhergehenden richtig ergänzen) veßQiöayv /ttra öivtveiq
uQixaoL y.al yu'/doig TETQaßdf.ioai, ß(x)vv'/_a nwAcv. Darin ist yia?.ioig den
Schollen bekannte Variante zu ii>aXkov in allen guten Texten; diese haben
auch n(üX(ov, meist auch ßorviözoyv; :ncüAov ist byzantinische Besserung.
Ares wirbelt das Roß (kollektiv gesagt) mit Wagen und Zügeln. Das erträgt
man, aber nun heißen die Wagen und Zügel „mit vieren gehend"*, weil er
ein Viergespann lenkt. Entsetzlich, aber zetgaßduova ist nicht nur eine
unwahrscheinliche Änderung, sondern ergibt eine Plattheit, die um nichts
besser als die überlieferte Verstiegenheit ist.
Die anapästischen Dimeter 825—827
^) erhalten gegen Ende des
Kapitels ihre Erklärung.
') 4 -|- hemiep., 4., 1., 1., 880 korrupt. 5. 3 -f- hemiep., ithyph.
*) Der Bau dieser Exodos begleitet Handlang. 1718 kommt die
Peithetairos mit Basileia, wie ihn der Bote angekündigt hat; er hält ein
Bündel Blitze und Donnerkeile, die man sich nach den Vasenbildern
denken kann. Der Chorführer fordert in einem flüchtigen trochäischen
Tetrameter die Vögel auf, das Paar zu umflattern; sie werden sie also
umtanzen: alles auf der Orchestra. Dabei ruft der Chor w, greö g^fv Tf)g
i)Qag [tov y.dk/.ovg Glossem]; diese Längen mag ich nicht metrisch de-
finieren. Der Chorführer fordert in Anapästen auf, den Hymenaeus
au singen. Strophe, Telesilleia und Pherekrateen, Peithetairos sagt in
Anapästen, daß die Blitze (verschiedene Arten, ob sie verschieden aus-
sehen, stehe dahin) verschlossen werden sollen; er gibt sie also ab, und
sie werden fortgeschafft. Unterdessen singt der Chor seine Daktylen.
Nun ordnet sich auf den Befehl des Peithetairos der Chor zum Abzüge;
er selbst tanzt ein paar Schritte mit Basileia, dann hebt er die Braut
koch und tanzt ab: dazu mußte er die Hände frei haben. Der Chor folgt
mit dem Rufe dXaXaXal b) aaidtv (oder .^ot/Ja>v, wie es in der Lysistrate 1291
lautet, niclit zu entscheiden): das sind Trochäen Ein iambischer Tetra-
tneter macht den Schluß.
35(> II- I^- Daktylen.
Sehen wir aber nun die Parodos Soph. OT. 151 — 166. Da
sind gar Iveine Hexameter, denn die Diäresen beweisen die
Teilung 4 d + 2 d, 2 i, 4 d + 2 d, enopl., 4d +4d+ 2 d +4d + 2 d.
Das sind natürlich Daktylen gemessen, zuletzt ein
-/.ura ov'Cvyiav
7ivlyoq\ aber man unterscheidet doch die alkmanischen Vier-
heber. Ebenso im Phaethon des Euripides 773, 66 4d + 2 (spon-
deisch), 4 -h 2 (dazwischen Hiat), 4 + 2 (spondeisch), 4 + 2 und
zwei iambische Trimeter, so daß wir sehen, hier spricht der
Herold die Daktylen wie Neoptolemos im Philoktet.
Hier ist Bau xara (.uiqov vorhanden. Er
also bereits der
tritt am wenn sich die Dimeter durch Diärese
klarsten hervor,
absetzen, ganz wie es bei Alkman geschieht; auffallenderweise
scheinbar auch bei Alkaios 47, wo aber ein kretischer Schluß
vorhanden ist. In diesem Vorwalten der Dimeter wirkt offenbar
der alte Vierheber nach; doch erscheinen nun auch Monometer.
Es wird nicht notwendig sein, Beispiele zu häufen, da Teil HI
wichtige Proben, Lieder der Antigone, der Elektra und des OK.
bringt. Sophokles liebt diese Form. Phil. 1196 1207 steht eine —
Reihe, 120 ein Trimeter dazwischen, mit Enoplion als Abschluß,
1
nachdem schon vorher 1190 und 1192 . (zu lesen 7iQ06<pa)'ag)
Dimeter zwischen Glykoneen standen '). Einzelne Dimeter mischen
sich unter die verschiedensten Verse, nicht nur unter Glykoneen, die
ja auch Dimeter sind, schon bei Pindar, z. B. Ol. 1, 3, und
die Kitharodie zeigt es in vollster Regellosigkeit, Timotheos
Pers. 142—143, wichtig weil sich an einen Monometer ein katalektisch-
iambischer Monometer schließt. 144, 145 schließt ein Glykoneus
an," 151, 2o4 wieder mit iambischem Anschluß, 2o;i verbindet sich
der Dimeter mit dem Ithyphallikus zu dem archilochischen Dikolon
solvitLir acris'-)\ 21«»^ l^u gehl der zweite Dimeter spondeisch aus.
Womöglich noch ärger ist die Mischung in der Teichoskopie der
Phönissen; da steht 135 ein Dimeter vor Dochmien, ebenso
') Pliil. l2<i-2 ist Synalöphc von dnöiaai und äXXä wie Tracli. 2 16
äeCgoi^uu oöde. Gliickliclierweise ist die Eisclu'iiiung' rlmcli zwei Beispiele
gescliiitzt; Elision darf man niclit annehmen, aber dem Veisniaß muß
man sicli fügen. I2(i7 heilt Blaydes dureh Umstellung xgäza y.ai
rieliti^e
ugOg' äT(ö Jidwa zdfio x^Qf' (x^JÖr' ä. n. v.. denn Hermanns
d. %. codd.),
X(Jb)Ta für y.QÜva ist sclilimm. Die Haut kann man yieh nicht ganz ab-
scimeiden, wolil aber Kopf und alle Extremitäten.
'0 Zu sprechen mit weichem f dA2' Ire /.itjxeti fxeXXeze ^evyvvzE /.lev
xiXQCöQOV.
;
y.arä ßixQov. 357
151; 152 Dimeter imd Trimeter, und am Schlüsse 190—192 drei
Dimeter, der letzte stumpf mit Spondeus vorher.
Nicht weil er metrisch etwas Besonderes lehrte, führe ich
noch aus Hypsipyle Fr. 1 Kol. II, 29 Kol.III, 32 einen Dimeter =
an, denn er steht in der gewohnten Umgebung glykonischer
Verse und andere seinesgleichen haben bald danach gestanden
aber er muß gesichert werden, und das hat für das Verständnis
des Ganzen Bedeutung. In der Antistrophe ist er heil über-
liefert (nur mußte für äv geschrieben werden):
i'iv
TcivT i]v d^toQ dg cfQOVTida dr^L ooi.
Darin ist ^eög einsilbig zu sprechen; lasse man sich nicht
zur Annahme von Anapästen verführen, Ng\. Her. 34:7. In der
Strophe ist eine Lücke,
devQ' ov' äv leiiuova Nif-isiov,
und wieder lasse man sich nicht verführen, die lesbische Frei-
heit für den ersten Fuß zuzulassen, denn der Sinn verträgt das
OTB auch nicht. Der Metrik ist genug getan, wenn man die
Verderbnis erkennt; die Heilung fordert viele Worte: die werfe
ich in die Anmerkung, um den Gang der metrischen Darlegung
nicht zu stören*). In der Strophe der Hypsipyle verbindet
') Die Parodos muß im "g-anzen verstanden ^verden.
Hypsipyle hat
das Kind dnrch die Klapper zum
Schlafen gebracht und sagt: „Ich habe
jetzt nicht ein lemnisches Trostlied bei der Weberarbeit zu singen, sondern
etwas, das für mich als Kindsmagd paßt." Tröstlich wäre es ihr, von
ihrer glücklichen Jugend, von Lemnos und Jason zu singen Da steht nun
oi) xä()e — J/oööct .«fAet /te y.oey.uv. Das ist kein Griechisch; da hilft kein
Besinnen: ^VoOöo ymIsI ist notwendig. Die Handschrift ist nicht gut. Jetzt
kommt der Chor und fragt: „Weshalb bist du vor der Tür? Hast du als
Sklavin auszufegen oder singst du von der Argo und Lemnos", also von
dem, was Hypsipyle eben abgelehnt hat. Nun folgt der fragliche Vers
Das Folgende hat Arnim auf dem Faksimile vorzüglich gelesen und
dann ergänzt:
ösüd" öf äi' /.e.iin(i>i>a Niitiuoi'
«o[r]pn.'r[r]£t jfoAxf'oian' ö:r?.oi^
'Agysicov .leöiov .^ä[l'.
Überliefert Z<^t/.yMo(g 5ji?.o[Lg] dgyetov. Dagegen ist zu sagen, d.iß das-
ganze Gefilde nicht über die Wiese blitzen kann, die ein Teil von ihm
ist. Beides gehört nicht in denselben Satz. Und was soll örf ? Wir sollen
wohl an die erste Frage denken „wozu bist du vor der Tür ... zu der
Zeit, wo das fremde Heer einzieht". In solchem Falle wundert mau sicli
eher über die Leute, wclclie in der Stube bleiben. Bedenken wir, d^fi
f
358 n. ^0. DaktvU'n.
Synaphie vier Dimeter mit stumpfen Hemiepes, Ithyphallikus
macht den Schluß.
Von dem Anschluß von lamben an den daktylisch aus-
gehenden Dimeter sind schon Proben genug gegeben, darunter
die seltsamste Verbindung der kleinsten Quanta, Timoth. 14S
IvO-döe firjaTOQi\oiödQcoi, ebenso Eur. Phon. 1580 ä\xi] -^ebg dg
Tade\celevxäL. Andr. 1182 geht nach einer unheilbar ver-
wüsteten Reihe von Dimetern der letzte stumpf aus, verbindet
sich aber mit diesem Schlüsse dcü\uojv Eiiioevrida\7Taq' a/adv.
In dem Partheneion des Alkman zeigt die Responsion, dal
der Dimeter, mit dem die Strophe schUeßt, teils stumpf aus-
geht, eiQi]vag igaräg sTiißav, teils die Form des alkäischen Zehn-
silblers hat aoTQOv deigöi^isvai. /.tdxovtai. Es verdient sehr be-
herzigt zu werden, daß die Erhaltung vieler Strophen zu der
Anerkennung einer solchen Freiheit zwingt, die man sonst nicht
dies die Parodos ist. Da hat der Ciior sein Auftreten zu motivieren.
Hier häng-t das mit dem Erscheinen des Heeres zusammen; diese Nach-
richt kommt auch zu den Zuschauern, aber was g-eht es Hypsipyle an?
Der Chor der Nachbarinnen oder auch der Sklavinnen, die auf der»
Herrenhofe des Lykurgos dienen, der ja ein Privatmann ist (Nemea ist
ein Dorf, das zu Phleius gehört, Kol. IV 25, vgl. Pindar Nem. 6, -4!), will
offenbar die Mitsklavin Hypsipyle zu dem merkwürdigen Schauspiel ab-
holen, eine Erfindung wie in der Elektra. Also der Sinn öbvqo . .äv .
?.si(ib)va N^fjieiov, und dann mit äotgämei asyndetisch „es blitzt von Waffen
das ganze Feld". Was fehlt? „Komm mit" fehlt, devg" Lteo. ösvqov ist der
Rest von devgsjie; da war in der Vorlage etwas verloschen. Von der Ant-
wort Hypsipyles fehlt der Anfang. Wir hören eine Schilderung der Argo
und ihrer Bemannung: im Gegensatze zu dem Heere, dessen Einzug sie
sich ansehen soll, schildert sie das sehr viel herrlichere Schauspiel, wie
die Argo einst in Lemnos anlief. Dies hier kann ihr nicht imponieren.
Schluß rdÖB jxoi '§v[iög Idetv tsTai, Aavacbv de :i6vovg eregog dvaßodtO).
Von den Leistungen der Argeier (die dem Chor imponieren) mache ein
anderer viel Geschrei, meine Neigung ist jenes —
zu sehen? Wirklich
Das hat sie gesehen, darum imponiert ihr dies Schauspiel nicht. Die
Ai'go wiederzusehen kann sie auch nicht im Traum erwarten. Aber gc"
sungen hat sie oft von ihr, der Chor erwartete es, und eben hat sie es
getan. War ich auf dem Holzwege, als ich vösiv lierstellte, oder überblickte
ich das ganze Gedicht? Der Chor führt nun Europa und lo an, die ins
Ausland versclilagen, doch am Ende erhöht sind: das ist der Trost durch
Beispiele der Geschichte, nur für diesen Stil zugerichtet. Es folgt, dafi
Hypsipyle vorher Verzweiflung geäußert hatte. Der Rest fehlt bis auf
den Schluß der Epode, die dem Protagonisten zufiel wie in der Helene.
Ffh komme aber weder mit dem Sinn noch mit den Versen zu Rande.
Anaklasis. 35d
leicht zugeben würde. Die Vertauschung werden wir nun auch
bei Alkman 34: voraussetzen. E. Fränkel hat, hierauf gestützt,
dieselbe Anaklasis nicht nur an einigen Stellen angenommen,
wo sie daß die Daktylen durchgehen, sondern den al-
bewirkt,
käischen Zehnsilbler überhaupt für anaklastisch-daktylisch erklärt.
Im ersten Bruchstück des Ibykos, bei Aisch, Ag. 143, Eur. Or. 1300
bin ich dem nicht abgeneigt, aber den Zehnsilbler hat Alkaios
Vers übernommen, und so erst reche die
selbst schon als festen
Späteren, wie auch Fränkel nicht verkennt. Der Vers konnte
unmittelbar als Normalisierung des Vierhebers gebildet werden;
es stehen im Drama ja auch Formen neben ihm, die ebenso auf
den Vierheber zurückgehen, vgl. oben S. 249 ^).
Nicht minder Seltsames ergibt sich, wenn man die Ver-
bindung des dciktyhschen Dimeters mit Trochäen Proben verfolgt.
aus Eur. Kykl. sind schon S. 274. 275 vorgelegt. Es ist schon
unerwartet, daß ein trochäisches Metron vor den Dimeter tritt.
Soph. Ant. 879-), Eur. Phon. 818 (immer in kretischer Gestalt)»
noch mehr, wenn es zwischen zwei Dimetern steht, Hypsip. 64,
27 Arnim:
vaürac yM/caig
NavTtXiov sg Xiiiiva ^evLxbv 7c6qov
äyayov ue
dovXoovvat r* kneßaoav, Ico t€xvov
ev^döe vdiov ueleov IfiTToXdv^).
') Athen. XIV 636c steht aus Dikaiarchos der Anfang eines Hymnus
an Artemis für weiblichen Chor, dessen Anfang wohl gewesen ist 'Agzefii
eoC fiE Ti (pgrjv {i(pL7)oiv) iqjCnegov "ößvetv {v/^ivov Cod.) vevaLve o&sv, (worin
der Übergang zu den Versen steckt, auf die es dem Dikaiarchos ankam)
& di Ttg äXXa xovao<fdeiva xgtßßaht z<^Xy.ondgaa ;i;fpö(v: das sind alk-
manische Dimeter, zuletzt der alkäische Zehnsilbler, wohl als Klausel
einer Periode.
2) Vgl. Teil III.
') Ich habe (5 vixvov verbessert; das
ist ebenso selbstverständlich oder
flollte es sein, wie ly Die übrigen Verse der Szene hat Arnim
Ict Tt'xv(ov>.
richtig erklärt, nur 41 ist einfach dochm. -f- 3 i, und Kol. 2, 1 4 können, —
keine Trochäen sein; ich hatte schon zs hinter ;i;«ot^' getilgt, dann ergeben
sich drei aufgelöste Dochmien Bakclieus +
i. =
Arnim hat auch 30 svi^aötj-
vatov schön verbessert. Hier ist Hypsipyle die it-irtoXa, die Ware- Vorher
aber ist ^tvcxöv :i6gov ein kühnes Bi-ispiel der Apposition zu der actio verbi
^yayöv.fie ini ^i^vitg :iogev6uevoi.
360 II- 1(^- Daktylen.
Aber das ist noch nichts gegen die Erscheinungen in den
Bakchen 157—167, 582— 6(i4, die in Teil III vorgelegt werden.
Da finden sich Verse wie öiy.ere jctdöoe öUste rQoiieqa oio^iata
Matvddtg 6 yccQ äva^ usw., also ein daktylisches Metron zwischen
trochäischen, und zwar aufgelösten Trochäen, so daß die Silben-
zahl gleich wird. Philoxenos im Kyklopen 8 (Athen. 564 e):
10 xalliTrQÖocoTre
XQvatO;iöoiQüxe xcxQLTÖcpcovs
xdXXog iQwTiü)'.
Aristoph. Lys. 1279 — 1280, erst eine Anzahl aufgelöster
Trochäen 'j, dann
dg (.leta Maivdoi ßdxxiog bi-i^iaai öaiEzai.
Ist das ein lesbischer daktyl. Pentameter oder ein alkmanischer
Dimeter + 1. tr.? Dann 4. aufgelöste Troch., ein daktyl. Hepta-
meter, akatalektisch, an den sich der trochäische Ruf älaXaXcä
ir] naLi^ov schließt
Ekkl. 1168. Trochäen gehen vorher, das Riesen wort der
Riesenpastete fängt mit Trochäen an, geht aber bald in Dak-
tylen über. Korruptelen verhindern die völlige Analyse, aber
jedenfalls kommen den Daktylen wieder Trochäen.
hinter
Deutet das nicht darauf, daß die Daktylen so flüchtig
waren, daß sie sich dem Werte des Tribrachys näherten?
Es ist die Zeit, welche auch Glykoneen mit mehreren zwei-
silbigen Senkungen zuläßt, so daß man nicht weiß, ob moderne
Nachlässigkeit oder altertümliche Freiheit zugrunde hegt. Die
Hauptsache ist die Anerkennung des Tatbestandes. Und nun
sehe mnn Phon. 796
uö7tLdocpeqi.iova ülaaov h'vorcXov
respondierend mit
Oidin'öda y.ura öcöuara /,al 7c6kiv.
Die Konjektur ^idaov Ivörthov, die unsere Texte behauptet,
führt ein übles Wort ein, dazu einen aufgelösten Daktylus, der
dem Liede sonst fremd ist, und zerstört die gefälligen Trisyllaba.
Ist nicht die anomale Responsion vorzuziehen? Noch habe ich
Darin tTtl dk didvßov dysaixoQov l})iov. Dürfen wir an einen ein-
^)
zcrlnenDaktylus glauben? Formal ist aysoixogog (og äyeoiXag untadelig,
aber allerdings kommt der Vokalismus unerwartet. Der bleibt, wenn
äyixoQOv den Daktylus vertreibt; do/JjOQov hat zu wenig Probabilität.
Daktylen und Trochäen. 361
keinen weiteren Beleg, allein das meinen Glauben
erschüttert
nicht, und ich hoffe, eine Bestätigung werden andere finden.
Es ist ja nicht dasselbe, auch abgesehen von der Respousion,
wenn wir z. B. bei Aisch. Sieb. 780 uatvouivai /.oadiai öiövua xd-//
hi'Uatv finden und das Glied hinter dem i]ui€7T€^ sich gar nicht
deuten lassen will. khugt doch wieder
Aber es ^-^ ww
wwww— und —
^^-^ — >^ N^ —
nebeneinander ganz wie
in den eben angeführten Stelleu. Vergleichbares hat sich oben
bei Pindar gezeigt [S. 317. 18. 19) und wird scharfem Aufmerken
wohl noch häufiger wahrnehmbar werden.
Nun führe ich eine größere Anzahl von Versen vor, daß man
sie erst Überblicke; ich denke, dann zieht der Leser selbst den
Schluß.
Simonides 39, 4
'/.tivov yctQ Xoov Xccyov [uiQO<;\ o'i x* äyad^ol.
Soph. Phil. 1187, Glykoneen und Daktylen folgen^)
daiiuov öcduojv ä/i6/.to/' ö tuKa^.
Trach. 514, aus der Antistrophe^)
Xoav lg f^Uoov uuevoi he^fiov
Trach. 959 zwischen enoplischen Dikola
irttl Iv dvoun:ufJxiATOig oövi'cng
Eur. Androm. 279 nach lamben; Reiz, und lamben folgen
tQidi OTiysQCii /.er/.oQvO-uivov ed-uoQcpiag
298 zwischen lamben
ueyd'/MV Ilqiänov nÖKSiog li'oßav
Helen. 1120 hinter Teles. vor lamben
oti^sv w 'EXeva Udgig aivoyduog
^) Aisch. Ag. 1(120 führe ich nicht an, weil die Verderbnis der Strophe
kein sicheres Urteil verstattet.
') In der Strophe 50'.) haben die Codd. ein Wort verloren. Es ist eine
merkwürdige Strophe, denn sie bringt zuerst zweimal diesen anapäslischen
Dimeter verbunden mit einem iambischen Metron; ein trochäisches steht
zwischen diesen Versen. Dann drei Verse, die sich kurz als Daktyloopitriten
bezeichnen lassen, der oben ausgeschriebene anapästische Dimeter folgt,
und ein schöner iauibisi-her Pentameter mit choriambischer Anaklasis im
vorletzten Metron schließt. Das Ganze, soweit es auch von pinda-
rischcn Daktyloepitriten entfernt ist, gehört doch ganz zu derselben
Gattung; Kap. U wird darüber aufklären Die, Ep'ide i-t überwiegend
iambisch.
362 IT. 10. Daktylen.
Iph. T. 1256 zwischen Dochmien und lamben
ddviiüv vno KaaraliaQ Q£t'}Qcov
Herakid. 775 hinter Hemiepes vor lamben
GTQUtbv l^Qyöd^ev ov yccQ i^iSi y'aQETäi
lA. 588, vorher und nachher ein Dochmius
€Qiv 'Eklada ovv doQt ravoi t' äyei
Erechtheus 369, 4 hinter zwei Adonei vor lamben
TtsQLKLOGLV äy}iQ£f.idaag S^akcef-ioig
Phon. 825 — 827 drei solche Verse, aber der dritte um eine
Silbe kürzer, also katalektisch zwischen Daktylen. Ebenso Hipp.
165 — 167, vorher Glykoneus, Trochäen folgen. Phaethon 773, 42
= Berl. Klass. V 2 S. 81 eine Strophe bestehend aus drei solche»
Versen, dann zwei katalektische, dann Hemiepes, wieder ein
solcher Vers, 3. lamben als Abschluß.
Hypsipyle I Kol. 4, 4 folgt auf einen trochüischen Dimeter,
der aus lauter Kürzen besteht, eine Reihe von fünf anapästischen
Metra, wie der Augenschein lehrt, Ithyphallikus schließt '). DaÄ
auf zwei Dimeter noch ein Monometer folgt, ist Ausnahme.
Phon. 163 hinter lamben vor Dochmien
dyeuwxeog e/V'/e dqöuov vecpeXag
jtoolv e^avvoaif.11, öc^ aiOsQog
da scheint der zweite Vers verschieden, denn die letzte Senkung
hat nur eine Kürze. Das gibt es bei Pindar mehrfach, Pyth. 11, 1
Kdöfinv y.ÖQCd
lEf-iiXa f.iev 'OXv^iTtiddcov dyvi-ätig.
Daß ein i vorhergeht, ein Spondeus (im Grunde wieder i) folgt,
ändert an der Hauptsache nichts.
Ol. 10, 20
dd^aig de /.s cpvvT aQS-fäi ttöii,.
Nem. 6, Epode 3
xelvog yuQ 'OXvfiTtwvixog liüv-y4iaxidaig.
Choriamb tritt zu wie hinter einem Glykoneus.
Nem. 6, Ep. 7. 8
. laoxXeiöai og viteoTaTog
!Ayrj(Jii^idxcoi' v£iov yevevo.
^) Mehrere solche anapästische Dimeter erkennt man in dem Bruck-
stück eines Hermolochos oder Hermolaos bei Stobäus Fl. 98, 66 Mein.,
III 845 Hense. Aber Stobäus hat das schon für Prosa gehalten, und man
icommt mit der bekannten Metrik nicht durch.
Anapästische Dimeter. 363
Der erste Vers bat hinten nur eine Kürze wie P. H, 1, vorn
ebenfalls, allein der Rbytbmus im ganzen ist derselbe.
Pyth. 2, 3. 4:
VLiuiv rööt rar XucaQüv uiio &q-ßäv (ptQWv
uf/.og toxouai dy/e'/Juv rexQa-OQiug ü.eXlx^ovog.
Der zweite, w-ieder im Ausgange verschieden, dahinter einmal
ein Kretiker = i, wie so oft, dann Telesilleion.
Partheneion 104c Strophe
(fiXecor d^ av tvyoiuav 2. i
KQOviöaig in' y/lo/MÖai chor. Dim.
y,al ytvtL tiTv/juv Tkxäyßai alc. decas.
ö(.iaXov XQO^'Ov, äO-dvurai dl ßgovolg
auf'oai. Göiua. (Y Iöt) d-rarov cret. + ithyph.
Epode
uXX' u)L xivi fi[ Xin:6r6y.-vog ocpaXf^i prosod. + (i)
TtdfiTtav oi/.og ßiaiai öa^ielg dvuyy.ai 4 troch.
Cujei y.duazoy TTQO'.fvywv dvia-
QÖv To ycco 7to\v ytviolf-ai .... Trochäen.
Was sind das für Verse? Vor allen Dingen überall die-
selben. Daktylen mit \'orsclilag wie bei Stesichoros? Dagegen
streiten die, welche zuletzt nur eine Senkung haben, und sie
treten gar nicht besonders oft neben Daktylen auf. Nun, das
sind zwar keine Anapäste im Sinne der Dimeter und Tetra-
meter, wie sie die Dramatiker bauen, aber doch derselben
Gattung.
Die ungleiche Füllung der Senkungen gemahnt natürlich an
die vielen -^-^ ---'—' —
^^ —
-s^ >-^w
i w—w—
die wir bei
Pindar in den Liedern gefunden und als freie lamben bezeichnet
i — — ^
haben. Sehe man bei Eur. Her. 1055 und 1069, was schon
S. 293 stand:
i] öiou ureyeiQÖf^uvog yaXdaug uTToXel rrö/ur
TiaXivTqojcog i^eytiQÖutvog ocQtfpeiai rpege.
Da gehen der anapästische und der iambische Bau ineinander
über. AVir werden so von selbst auf die primitive Metrik geführt,
die eine strenge Scheidung der Versgattungen noch nicht er-
laubte,und auf sie w^erden wir auch dadurch geführt, daß die
gesammelten Belege fast ausschließlich Vierheber sind.
Nur die alte Freiheit gestattet, daß die Senkungen
nicht immer gleich gefüllt suui. Das isl hei Pindar offenbar
364 II. 10. Daktylen.
noch ganz freigestellt; bei Eiiripides ist es ein Zurückgreifen
auf die alte Manier, denn die Tragiker haben offenbar Anapäste
gebaut. Wir haben das Recht, auch in diesen eine dem Dak-
tylus ganz entsprechende Normalisierung des alten Verses an-
zuerkennen, wenn auch die Entwicklung einen anderen Verlauf
genommen hat, wie denn auch ein anderer alter Vers, das Enoplion,
anapästisch geworden ist. Das soll im nächsten Kapitel ver-
folgt werden.
noch die seltsame Bildung von dd/avloi (.leiovQoi,
Jetzt nur
den Namen den die antike Metrik jenen für mich
zu wählen,
immer noch rätselhaften Hexameterschlüssen wie ixiolo^ vcpig
gegeben hat. Solche daktyhschen Tetrameter hat Sophokles
scheinbar gebaut OK. 216
w^ini hyib ri 7cdO-co xty.vov ei.i6v'^
218 cikl' SQW ov yccQ eyjo /.aray.qvcpdv
220 yJdiov Havs t/v': o» lov ioü
222 ai}^Xiov OlötTTvöav: ob yaq od^ ei.
Dazwischen immer ein Parömiakus. In Wahrheit ist das
ein Hemiepes mit einem trochäischen Metron, dessen erste Silbe
aufgelöst ist, verständlich, aber doch ein sehr seltsamer Vers,
der die höchste Erregung der Personen vortrefflich malt. Aber
es ist nicht verwunderlich, daß die Späteren TeTQdi-ieiQa ßdovQa zu
finden glaubten. Wir haben solche Tetrameter von Annianu»
oder Serenus^) und dem Gnostiker Valentinus^). Ob die Verschen
des Papyrus Oxyr. 15, hinter denen immer avXu f.ioi stellt,
solche Tetrameter oder Hexameter waren, ist nicht zu bestimmen.
Solche Hexameter hat schon Livius Audronicus entweder ge-
macht, oder man hat sie doch bei ihm zu finden geglaubt^).
Wir besitzen sie auch in Lukians Tragodopodagra 313—325,
^) Vgl. die vortrefflichen Quaestiones neotericae von Kurt Wagner
(Leipzig 1907) 23. ÖO.
Hippolyt Haores. refut. VI 37, 6, Hermes 34, 218, wo ich das vor
*)
ihnen stehende rätselhafte Wort d'egog als Titel zu nehmen gewagt
habe Das Versmaß gestattet nicht, es in das Gedicht hineinzuziehen, wie
Wendland versucht hat; die Nachträge, auf die er verweist, sollten es
wohl richtig stellen, aber er hat sie nicht mehr schreiben können.
*) Terentianus 1935 gibt eigene Verse als livianisch; aber er führt
ein Chorlied an Hekate aus der Ino des Livius an. Das hat er nicht er
logen; also fand er diese Angabe vor, aber die Verse selbst nicht
MeLovQoi. 365
aber der hat den Vers richtig aufgefaßt, denn er schließt nicht
nur mit dem Päon, sondern auch mit dem Kretiker:
315 ovA fQioo.g txdfjij fPo/ßuc auivQog Mcxqöüuc.
324 -/.ovfpov llarpijov aÖQiuo ßouy^vßkaßlg ecioduvov^)
evffOQOv ev/.q/.TOP öXiyoÖQaveg tvictgircaiov'
So Hermann für dvüdvvov, evident, wie der nächste Vera beweist,
*)
falsch behandelt in der sehr nützlichen Ausgabe von Zimmermann (Leipzig
1909). Die Überlieferung ist höchst interessant, fast immer richtig be-
handelt, r und Fa geben das beste. Unerlaubt ist es, ein so seltenes
Wort wie IXvonäodat anzutasten 'ü'6'd iögcbg Iqqu ßdoiv f.iov oa-&Quv iXvonoy-
fievo) Fa, äluilich ix/.vofitvat der andern ist offenbar Glossem. Zu
schreiben ist ßoi oai^göv LÄvoncüfievcoi, denn weder an dem freien Akkusativ
noch an dem femininisehen oa'&QÖv darf man ernstlichen Anstoß nehmen.
Mit ganz geringer Nachiiilfe kommt 68 71 in Ordnung:
difxag de va&göv ovx vnrjQsrü nöfloig.
ößcog ö' ijieiyov 'üvi.ik yLvüoxoiv ort
nvo)xog noday(Hoi> negmatüv äv f.ü) i^eArjt,
xäv jLif) dvvt]vai, zomov iv rexQoig xidei.
Zu jxö&oig, neben dem die schleclite Variante növoig stellt, vgl. Eur. Her.
2üH. Dann ist der passende Sinn „Wenn ein elender Poilagriker nicht
gehen auch wenn er es
will, niciit kann, so rechne ihn für tot". Ich habe
nur xäv aus xoc gemacht.
11. Anapäste.
Die Behandlung der daktylischen Lieder hat zu der Aner-
kennung einer anapästischen Umbildung des alten Acht-
silblers geführt; bei den Dochmien hat sich längst die Beimischung
vonVersghedern ergeben, die sich als anapästische Monometer oder
Dimeter fassen lassen, und es fehlen auch längere Reihen nicht.
Das Enoplion, der Sprichwortvers, hat so oft anapästische Ge-
stalt, daß es als „Parömiakus" nichts anderes ist als ein kata-
lektischer Dimeter. Ohne Zweifel hat auf diese Bildung von
Gliedern, die ganz verschiedenen Ursprung haben, die Existenz
der besonderen Gattung eingewirkt, die sich nach ihrer über-
wiegenden Verwendung bei dem „Aufstoßen", wie wir sagen mögen,
bei der Attacke, dem Anm9,rsch gegen den Feind oder gegen
die Zuschauer benannt hat (oben S. 62). In äohschen und
ionischen Arien gibt es keine Anapäste; aber Alkman hat sie
nach den Angaben der Metriker gehabt^), wenn die Reste auch
nur eine unsichere Probe enthalten (17). Glaublich macht es
die Nachahmung am Schlüsse der Lysistrate, und der Komiker
Flpilykos baut Anapäste in lakonischem Dialekt in einer Komödie,
die den lakonischen Titel KcoQaXioxog (i.ieiQ(x/.ioy) führt, Athen. 140 a.
Polykrates in einem Buche über die spartanische Verfassung^
Athen. 139 e, kennt Anapäste an den Hyakinthien. Pausanias IV
15, 6 entnimmt dem Roman über die messenischen Kriege, daß
Tyrtaios außer Elegien auch tcc ertr] ra avärcaiara singt. Dies
letzte geht auf die Embateria, von denen gleich zu handeln ist.
Aber das andere gibt die Sicherheit, daß die Anapäste in national-
') ServiusCentim. l führt drei Verso, darunter zwei brachykatalcktische
auf Alkman zurück; dashat an sich sehr geringe Gewähr, aber doch so
viel, daß es anapästische Reihen bei Alkroan gab. Es ist auch der kata-
lektische Trimeter darunter, und der wird bei Mariiis Victor. 77 dem Alk-
man ausdrücklich beigelegt, soll Messeniacum heißen und die Syzygie au*
Anapäst -f Spondeus bilden. Auch Enibaterion soll er heißen quod est
proprium Carmen Laccdaemonioriim.
Anapäste. 367
spartanischem Gebrauche waren; leider köimeii wir den Bau
dieser altlakoiiischen Verse nicht erkennen, die ein dorisches
Gewächs waren. Der auapästische Teframeter tritt fertig bei
Epicharm auf, der zw^ei Komödien allein in diesem Maße ver-
faßt hat, Hephäst. 8, 3; ein älterer Dichter Aristoxenos von
Selinus mit seinen Anapästen bleibt problematisch. In Athen
finden wir völlig freie Anapäste in dem Tanzliede des Pratinas
von Phleius, also auch bei einem Dorer. sehr auffällig, da die
raelische Poesie vordem jungen Dithyrambus und Nomos keine
andern Anapäste baut als jenen einzeln auftretenden Dimeter,
der bei den Daktylen behandelt ist.
Der Tetrameter, d. h. die Verbindung des vollen und des
katalektischen Dimeters, herrscht in der alten Komödie, aber
ist
auf sie Daneben werden
beschränkt^). anapästische Reihen
gebaut, von ungeheurer Länge bis zu der Katalexe, die in
oft
unbestimmten Abständen eintritt; das gilt für die Tragödie ebenso.
Eigentümlich ist dem Maße die außer dem letzten Dimeter, dem
Parömiakus, nur ungern verletzte Trennung der einzelneu Metra
durch Wortschluß, der in der Tragödie vereinzelt bei Personen-
wechsel oder sonst in besonderen Fällen auch Brachykatalexie
imd Hiatus entschuldigen kann. Die Auflösbarkeit der Länge
unterscheidet den Anapäst scharf von den Daktylen, dagegen
ist von diesen übernommen, daß langvokalischer Ausgang eines
Wortes vor Vokal verkürzt werden darf. Den Prokeleumatikus
meiden die Tetrameter und die Tragödie so gut wie ganz, und
vier Kürzen hintereinander mögen sie überhaupt nicht dulden. In
anapästischen Liedern ist das anders. Im ganzen ist kein Maß
so durchsichtig, aber auch so monoton wie dieses. Es ist schon
sehr selten, daß Reihen ohne Katalexe schließen^), und was sonst
*) Schon in der mittleren Komödie finde ich Tetranieter nur bei
Anaxandrides regowofiaviat, Athen. 614c, dagegen endlose .Ti'iyrj bei
Antiphanes Kvxkconi, Anaxandrides nn(OTeoÜH<ü(, Ephippos A/otov/jj iisw-
^) Aisch. Pers. 930, wo ein Prokeleumatikus an vorletz;ter Stelle steht,
Eur. Hek. 176, Med. 97, 107. Aristoph. Lysistr. 48?, nach Prokcloumatikern
o47, Frösche Besondere Absicht ist fast immer zu erkennen. In den
j?81.
katalektischen Dimetern der Spätzeit bildet einmal ein akatalektischer
Vers sehr geschickt den Abschluß, IG. 111 1771i 10 töj' q^atögöitoor x^orog
siagiväg, wo die Absicht klar ist, denn j/onvlc stajid zu (icbote und lieferte
den gewöhnlichen Vers.
368 II- ' '• Anapäste.
weithin daß ein anderes Glied als Klausel auftritt, ist hier
gilt,
seltene Ausnahme^).
Neben diesen einfachen Reihen stehen in der Tragödie die
jetzt sog. Klaganapäste, die sich durch die Bevorzugung der
Spondeen und die gesuchte Häufigkeit der Katalexe auszeichnen,
so daß oft katalektische Dimeter aufeinander folgen und Mono-
meter in Gestalt eines Molossus nicht selten sind. Wir müssen
dahin schon Aisch. Pers. 922 — 946 rechnen, wenn der Charakter
auch nicht so ausgesprochen ist, ja sogar ein Prokeleumatikus
für den Anapäst eintritt, was bei Pratinas ebenfalls vorkommt.
Bei Sophokles stehen solche Anapäste in der ParoJos der Elektra
192—204; in Elektras ersten Klagen sind nur zwei Zeilen der
Art, 88, 89. Euripides hat sie im Alter zu großen Arien aus-
gebaut^). Alles läßt keinen Zweifel, daß dies für die Tragiker
Anapäste waren wie die anderen, und daher auch die Arten in-
einander übergreifen. Nicht anders steht es mit aufgelösten
') Aisch. Ag-. 103, iambischer Dimeter, Soph Trach. 1008, Arist Vög. 1322
ebenso, Frosch. 917 katal. iamb. Diin., Soph. El 22«) und Eur Or. I45H (hier
hinter Prokeleumatikern) Ithyphallikus. Noch Mesoraedes schließt das
Proömiura seines Helioshymiuis mit einem daktylischen Dimeter; da ist
Anschluß an alte Form auch sonst bemerkbar.
^) Die Versabteilung- laut noch manchmal zu wünschen übrig; man
6oU doch dem Leser die Glieder vorfahren, z B. Ion 147
äv äjioxsvoviai, KaavaXiaq
ÖLvai, vozegöv vdcog ßüXXmv
öoiog ein svi'äg cov ei'& ovrag
aiki (poCßoL
XavQEvcov ßi] navaaCßctv.
168 ist die Synaphie zwi^chen Ußvag inißa rag AijXidöog und alfid^eig,
ei fxi] zag KaXXLcpd-öyyovg (hiödg nicht aus Nachlässio-keit verletzt. Es
JiUorji
ist Pause: der gescheuchte .Schwan kehrt zurück, unterbricht die Anrede
des Ion. so da(.i dieser zum Bogen greift, (htdai für die Kehle, aus der
die Töne kommen, geziert, aber dein Stile entsprechend — !''< ist keia
Vers, wenn man nicht verbessert üg ävaDqjxaxa ß}M:ivr)xai vaoig ^Poißov.
i-irj
Überliefert vaot •?>' ol, d i. vaoig und vaoL
9 '4 Txaig (xoi, xal aög,
T/ä^if)))', ai) de Kii}dncu yJ.d^etg
natävag /ueÄJicov orr)
xöv Aazoüg avötb o, ößq^dv
ög y.AriQoig TTQÖg XQtJoeoTg d-dy.oig
ö' hat Murraj' an der reciilen Stelle ziigef igt; ög öfxq>dv war umzustellen.
9( fciilt .-i'ie Sill)e Iva fxe /Jzeot (ooi) /iu/.mv iit'Atoig iCtv^o). So besser
als das prosaisclie oolg. Andere Sielleu sind gelegentlich geordnet.
Prokeleumatiker. 369
Anapästen, denn so darf man sagen, wenn z. B. Aristophanes
Vög. 328— 330 in sechs Metra sechs Längen auflöst; aber es folgen
dann zwei Dimeter, nicht nur überwiegend spondeisch, sondern
sogar mit spondeischem Schluß. Danach wird man den Vers
beurteilen, den Hephästion 8, 8 von ihm anführt, wenn er auch
genau dem gleich behandelten pyrrhichischen Trimeter entspricht
und auch im Satyrspiel wird es nicht anders gewesen sein').
Es ist also berechtigt, wenn Hephästion und überhaupt die späten
Metriker'') alles anapästisch messen; aber sie müssen gegen eine
Auffassung polemisieren, die eine spondeische und eine pyr-
rhichische Versgattung anerkannte. Denken wir daran, daß
Dämon und demnach die Rhythmiker von zweisilbigen Füßen
ausgingen: da war diese Auffassung gar nicht zu vermeiden.
So erscheint denn auch noch bei Cäsius Bassus 26-4 das metrutn
proceleamaticum, belegt durch Tetrameter, die also anapästisch
gemessen Dimeter sind, und dazu stimmt der Anonymus Am-
brosianus 222 mit einem Belege, zwei pyrrhichischen Tetra-
metem, die Bergk schön hergestellt hat (adesp. 113)^).
XO-L LiöKe TW/viraöo^ tu) dfiiag iKä(pov
TtreQorpoQov äva y_tol öövuy.a Tt^f/<£'r»j.
Der Verfasser hat in der Tat Prokeleumatiker gebaut, wie die
Worttrennung beweist. Anrede an Artemis tAarpr^iökog ist un-
verkennbar. Alt ist das freilich nicht, aber hellenistisch, denn
man muß es vor Cäsius rücken. Das Beispiel bei Dionysios
comp. verb. 17 XsyB öh oh xara nöda veo'/yra fit'kea, „skandiere
pyrrhichisch" stammt von einem Metriker und gesteht selbst
die Künstelei ein. Wir haben es mit der Erfindung eines hel-
lenistischen Dichters zu tun, der einen Dimeter stichisch an-
^) In den Tag'enisten hat Aristophanes einen Trimeter, in dem Pro-
keleumatikus und Spondeus abwechseln, ä/.ig dq>v)]g fiot, nagazerctfiai yäg
vä hnaQä y-änrcov (Athen, yüct; das klingt so besonders, daß Bergk ein
eigenes Versmaß darin sali. Päone folgen nur in dmi \'ögeln.
*) Hephäst. «, Schol. IC\ Marius Vict. 90, 97 usw. 99 hoc metro veteres
1
satyricos choros modulabantur, quodGraeci tlaööiov ab ingressu choriSatyrici
appellabant metrumqne ipsum elaödiov dixerunt. Das ist wicbtig, denn,
wenn man ein eigenes Versmaß annahm, war die Erscheinung nicht ver-
einzelt. Das Satyrspiel brachte Anapäste wie die Tragödie, behandelte
sie aber anders. Pratinas läl3t sich vergleichen.
') Auf denselben verilorhenen Urtext zurückgehend auch Schol.
Heph. .a99.
Wilamowitz, Griochigche Versituiist. 2t
370 n. 11. Anapäste.
wandte, den er einzeln bei Aristophanes oder im Satyrspiel vor-
fand. Freilich wird die rhythmische Theorie schon vorher mit
Pyrrhichien gerechnet haben, erkannte doch Philoxenos dieses
TtQtüTÖTVTtov an (oben S. 73). Solche pyrrhichischen Verse haben
dann die Neoterici gebaut^).
Auch die Spondeen werden von dem Anonymus Ambro-
sianus als Geschlecht geführt und mit einem Verse belegt als
Beispiel i^oD QvO-fioO roD iv ralg o/tovöaig iTtavXov/iievov i] €7taidof.i^vov,
worin der Hinweis auf das Flötenspiel wertvoll ist, das bei dem
Opfer herkömmlich war, auch wenn nicht gesungen ward'*).
OTi^vdw/Liev ralg Alvdfiag Ttaiolv
Movoaig y.ai xCoi Movoäqxai
^azovg vhl.
Gefüh^lt wird auch als Spielart der Anapäste ein Laconi-
cum, und auch der Name eußatijQLov fällt ^). Deutlich ist die
Beziehung auf die l/^ißanJQia, änsQ y.al hoTtha xaXelcaij die
Aristoxenos (Athen. 630 e) aus Sparta kannte, und von denen
wir Proben besitzen, deren Sprache aber jünger und durch-
aus nicht lakonisch ist. V/as Hephästion als Probe bringt,
ist ein Tetrameter, aber das von Dion 2, 59 mitgeteilte Lied
enthält nur katalektische Dimeter. Wer ihnen diese Form gab,
hat Anapäste gebaut, aber was sind sie ihrem Ursprünge nach
anderes als wirkliche Enoplia? 'Damit erfassen wir wieder die
Herkunft aus dem alten Verse in seinen beiden Formen, denn
der volle Dimeter ist ja kein anderer als der, welcher uns im
vorigen Kapitel begegnete.
') K. Wagner quaest. neoter. 17.
') Diomedes 475 dictus :iaQä ti)v o.Tovdjyi', quia in templis hoc
S.
pede qiiaedam carmina componebantur, scilicet iit libantes sonum vocis
abominosae audire non possint. Rhadamantho autem constitutus traditur,
qui Arcadiae princeps venerat usw. Numa Pompilius übernimmt ihn;
aolche Überleitungen nach Rom finden sich hier mehi*, die vielleicht auf
Varro deuten. Rhadamanthys in Arkadien muß Erfindung sein, die nicht
jung zu sein braucht, da die Arkader z. B. die kretische Zeusgeburt vor
Kallimachos sich angeeignet hatten.
') Mar. Vict. 77, 98, 112. Die Bezeichnung Messeniacum in dem ver-
wirrten Bericlite geht natürlich auf die messenischen Kriege, und es war
ja gar nicht zu vermeiden, daß Tyrtaios mit diesen kriegerischen Ge-
sängen in Verbindung gebracht ward, wie bei Pausanias geschieht. Aber
das ändert nichts daran, daß die Embateria selbst keinen Vei'fassernamen
tragen und ihnen heute einen zu geben unverantwortlich war, wie ich e»
gezeigt habe, Textgesch. Lyr. OK.
*
Spondeen. 371
Dies werden wir also von den Weisen und Liedern sondern,
die von ihrer hieratischen Verwendung den Namen OTtovöeiog
ihrem Verse verliehen haben. Mit ihnen ist der Name des
Terpandros verbunden, dem ich die bekannten Verse (Fr. 1) zu-
Tersichtlich absprach (Timoth. 92), obwohl ich selbst darauf hin-
wies, daß sie wahrscheinlich durch Aristoxenos überliefert sind,
also im vierten Jahrhundert als terpandrisch gesungen sind.
Zsv Ttdvxiov ctQ^ä, jrctvrojv cr/vrcog.
Ztv aoL ne'ujTCij xavrav i'fivcoy aQ^dv.
Das Spiel mit uQxa kann freilich nicht alt sein. Aber ist es
nicht erst Umbildung eines schönen aQxög, Umbildung, die ein-
treten mußte, seit das orphische Zeig ^Qy/^ Zeig luood in aller
Munde war? Für die Metrik ist auch ein hieratisches Lied wert-
voll, das Aristoxenos anführte. Ich sah darin Daktylen, weil
das aischyleische /reid^io fiolnäv d'A/.äi aviupvxog aubv stimmt
und gerade auf den kitharodischen Nomos weist. Das kann zu-
treffen, mindestens soweit, daß Daktylen in solcher Weise ge-
baut wurden. Anapästen fügen sich diese Worte schlecht, auch
nicht den Molossern, wenn man die überhaupt gelten läßt. Sie
hat Dionysios comp. verb. 17 in seinem metrischen Handbuch
gefunden, mit dem passenden Beispiel tu Zrivog xcd ^i]dag yAI-
XioToi acoTf^Qeg, und der Refrain bei Eurip. Ion. 125 tl> .raidv,
öj TTCddv, tvuiiov, eiaiiüv urig w ^laxovg ital ist ganz gleicher Art.
Wohl auch Aisch. Hik. 162 d. Zijv, 'loDg id),\f.if^vig fidareig' Ix O^ewv,
obwohl die Wortabteilung nicht dieselbe ist. Eine Reihe langer
Süben ist vieldeutig, und bei den onovöeloi kam, wie wir ge-
hört haben, das Wort nur zu der Flötenweise hinzu. Da darf
auch an den ogd-iog und den rgoxalog oijuavrög (Aristid. Quint.
116) gedacht werden. Daß solche Lieder aber auch anapästisch
aufgefaßt wurden, entnehme ich der Ode in Arist. Vögeln 1058.
die eine Reihe von spondeischen katalektischen Dimetern bringt,
auf die Päone folgen, unterbrochen durch zwei volle anapästische
Dimeter. Die Ode pflegt sich an vertraute Weisen und Lieder
zu lehnen; hier sind die Worte aristophanisch, da wird die
Weise hieratisch gewesen sein.
Im Kultus haben solche Formen fortgelebt: so ist der Attis-
hymnus bei Hippolytos Elenchos V 9, 9 gebaut; auch bei
Mesomedes werden wir Verwandtes finden, und das erste Stück
auf dem Bediner Blatte mit Noten (Schubart, Sitz.-Ber. 1918, 715'.
2-1*
+
372 IL 11. Anapäste.
ist ein Päan an Apollon in diesen Spoudeen. Ich teile wegen
ihrer Merkwürdigkeit noch Reste eines späten Apollonhymnus
mit, die Eusebius praep. ev. 12;id aus Porphyrios «x loyliov cpilo-
oorpia erhalten hat. Wenn Eusebius sagt, es wären Worte des
Gottes, so widerstreitet dem der Wortlaut; Offenbarung mußte
es freilich sein, wenn Porphyrios sich darauf berief, aber dann
von einem anderen Gotte oder einem anerkannt inspirierten
Propheten. In Wahrheit haben wir die letzte Umformung der
delischen yoral, hier der Zwillinge, und die Nachwirkung des
homerischen Hymnus spürt man immer noch. Metrisch ist es
auch merkwürdig, daß hier wirklich Monometer gebaut sind,
ohne Synaphie, so daß die letzte Silbe kurz sein darf, aber nur,
wenn der letzte Fuß spondeisch sein soll, ganz wie es Seneca
hält, wenn seine Dimeter gegen die Synaphie verstoßen').
d) /.leya rcäOLV yidg^ia ßgoioloiv, aiio oCov itgCbv
uateong dyt'äg jtqoD-oqiov TOAtrCov ^)
älV UVB Aaico wöcg itqa Id^vTO näou
OQoO^vvo/^iei'wv didvutov toksvoD avdoiß-e oi]y.Cüv,
5 YüvaTO /.UV yS, 'i'oTaro Ö' a/jo, jtdyvvro väuog,
Tidyvvio y.viia. ctva d' l^elhogtg (.idwi Au/.toqsv
TO^öca (Polje y.aia XQr^a/iioAdktüv ßaoiltö TQtrtödiov^).
^) Leo, Seneca I 98, 99 polemisiert mit Erfolg gegen Lucian Müller, der
bei Seneca Monometer annahm; es ist doch zu beachten, daß es sie bei
den Griechen gegeben hat, und Seneca wird nicht aus Nachlässigkeit
gegen die Synaphie verstoßen haben.
*) Eusebius läßt einiges aus und sagt olg inifpegei.
*) Überliefert scheint 2 /.äCoiro^ was dasselbe ist; dann mußte 4 roxercöv
in den Singular geändert werden, damit verstanden werden kann „als die
Zwillinge in den Schranken der Geburt herausdrängten". Toxerdg ist eine
junge, zuerst bei dem Siraciden belegte Bildung. 5 muß yä geschrieben
werden, nicht yaZa mit Elision, wie die Rezension A hat, die trotz dem
Alter der Handschrift sehr oft zurückstehen muß: richtig schon Wolf, der
aber evöod^e oline Grund in evöoDi ändert Porphyrios hat selbst angegeben,
daß er oft einen verdorbenen Text vorfand und auch um des Verses willen
ändern mußte, IV Itüd. Anapäste finden sich noch 194c, wo ein Hexa-
metereingemischt ist Troch. Tetrameter 19.">d, die auch Oinomaos in zwei
Or.keln hat. l:^4b und 2ülc stehen erst Dimeter, dann ein Dimeter
Ithyphailikus
eü/ßßni ßgozög yey(og
Ilavl ovfiq:>vro)L d^tCot
diOGOxigati dtaoonödi, Toayooy.e?.et vQV(fCn'xi.
Monoraeter. 373
Anapäste, wie man sie wahrlich nicht erwartet, enthält eine
Weihinschrift aus Dodona, die überhaupt ihresgleichen nicht hat,
Karapanos Dodone I Tafel XXII (Kaibel Rhein. Mus. 34, 198\
0tö^' Tvyu.
Zsv Jwd(üvr]g utdhov
tÖds OOL Öl'üQOV TTffljtH) TlCXQ luOD
l4ydi^wv 'Execpvlov /mI yeved,
5 TTQÖ^evoi MoXoooCüv
/.al oc(.iHdxiov
Iv TOiä/.ovia ytveaig
ex TQolag Kaoodvdgag ysved
Za/.vvO-iOL.
Selbst die Eingangsformel und die unvermeidlichen Worte 6 und 9
sollen iambische Monoraeter sein, 5 der Ithyphallikus, 2—4 und 8
Anapäste, die einmal die Synaphie verletzen. 7 macht Schwierig-
keiten; doch wohl troch. katal. Dimeter. Der Mann meinte
ist
etwas ganz Besonderes zu tun, wenn er Versglieder hervorbrachte,
die ihm bekannt w:'aren, und das Ganze sauber mit tiaO^eoig auf
Erz eingraben ließ. Ihm lag nur an der Abkunft von Kassandra,
aber der Vater wird doch wohl Agamemnon gewesen sein; einen
Das wird wieder als ein Spruch des Pan bezeichnet, während es ein Gebet
an ilin ist. 2u2d steht ein langer Spruch in Dimetern, deren Verstöße
gegen die Quantität stark sind, so daß die Grenze der Verderbnisse schwer
zu ziehen ist. Zu emendieren weiß ich nicht viel; ich gebe zwei Kleinigkeiten-
In dem Branchidenspruch über Pan lüOb Vers 7 hat der Gott kein y.gvegöv,
sondern ein ßoLsgöv ö^iag. Gleich darauf 191 b e?.E^e ooq^oig 'Ey.dri} i^eo-
q-oiioig, nicht -üeoqf^i'izaig, mit den jüngeren Handschriften gegen .A; es sind
(foiti]Tal Ofäov, das andere ist eine unglaubliche Bildung. Gleich danach
ist Tiay/.odzoto vöov nicht mit Wolf in .Tcr/xoartooro zu bessern, sondern in
nayy.QÜviao, denn TCdyxQdvx^g kann der allniäfhtige wohl heißen, äxodawov
geht vorher. Hoffentlich sind die zwei Eigennamen richtig hergestellt, die
ich nun bringe. 168b anApoUon X^xga didov yairjg navigyjg oIxijtoqi aef.iv(äi.
Weder an sich ist .larof'/jg wahr.-cheinlich, noch liefert es die erwartete
Ortsbestimmung: das war IIuTdgtjg. Alexander Polyhistor (aus Menekrates
Avxiaxd, Geffcken de Steph. Byz.(38) bei Stephanus üdvaga, ihvoudnOai rijv
X(.')gav (nicht bloß die Stadt) dno xov dyyovg, rfjg nardgag, lykisch für
xioTi]. Trochäisches Orakel bei Oinomaos 2 loa
tv xe xoig rü.-reXf'eöon' ))6' 'Axfuoioiv XQfog
d-t)oeTai, TÖ d' ixxey.!.iaodtv ocöe /(ixpöv f^erai.
Da muß ein Name stehen, also EtK-xa?uicoiv. Ob in EcrrdMov das a lang
oder kurz war, weiß ich nicht: davon hängt ab, ob xoig oder roiaiv zu
lesen ist; ich glaube, das erstere.
374 II' II- Anapäste.
Sohn des Paares, Teledcmos, kennt das Scholion l 420; freilich
sollte Aigisthos diese Kinder umgebracht haben, Pausanias II 16, 6,
Die Fortdauer der anapästischen -jrviyij zeigt das unerfreu-
liche späthellenistische Gedicht Berl. Klass. V 2, 131, und in der
Spätzeit sind solche Anapäste nicht selten, aber Theorie (Mar.
Victorin. 75) und Praxis hat den Bau -/.ata fiirgov nicht mehr für
notwendig gehalten. Am merkwürdigsten ist die Abart, die seit
der hadrianischen Zeit bei den Griechen begegnet, aber älter
sein muß, da die Metriker sie kennen. Von diesen wird sie ent-
weder als katalektischer Dimeter aufgefaßt, so von Mar. Victorin. 144;
der den Vers sapphicus nennt, oder als ausgehend auf den lambus
statt des Anapäst, Mar. Victorin. 75, mit dem Namen a7T6-/.Qoiov.
Da diese Verse neben richtigen Paroemiaci stehen, haben ihre
Verfasser die erstere Ansicht gehabt und eine y.ard'/.r,Bis elg diovX-
?.aßov für zulässig gehalten, so daß am Ende das Prinzip wieder-
kehrt, das in den lesbischen Daktylen herrscht. Übrigens bauen
dieLateiner, so viel ich weiß, nur richtige Paroemiaci, z. B. Anthol.
epigr. 1523. 24 Buch., Boethius consol. II 5, III 5, Öfters baut
dieser auch volle Dimeter mit ganz freier Schlußsilbe. Für jene
drrü-AQOTa sind die Hauptverti^eter IG. III Add. 171 a^), Lukian
Tragodopod. 87 und das lange Gedicht mit der rätselhaften
Schilderung eines Schindangers in dem Bande Fayum Towns.
Verwandt ist das Liedchen der Nilschiffer Oxyr. 425 mit dem
Maße ^=^ — v^ >-• s_•^^ —
«^ >^ — — Maas gesehen
, aber, wie P.
hat, mit Akzent auf der vorletzten. Ein stark entstelltes Gedicht
gleicher Art für die Fahrt nach Rhodos, Oxyr. 1383, hat dasselbe
Maß, Verstöße gegen die Quantität fehlen nicht, aber das Par-
oxytonon ist nicht gefordert. Dies regiert dagegen in dem
christlichen Taufhymnus der Amherst-Papyri, wo infolgedessen
die vorletzte Silbe auch lang sein kann. Das Paroxytonon stellt
sich zu den gleichen Schlüssen der späten Pentameter und Tri-
meter. Es bleibt die Möglichkeit, daß die Spätlinge einen Vers vor-
fanden, den sie für anapästisch und katalektisch hielten, während
ein hellenistischer Dichter sich einen Dimeter mit letzter ein-
silbiger Senkung ausgedacht hatte, den ihm die Klassiker zu
hefern schienen, Eur, Phon. 163, Pindar P. 2, 4, vgl. oben S. 362.
^) Ich mußte wiederholen, was Gott. Anz. 1901, 34, Sitz.-Ber. Berl. 1912,
')82 steht.
Späte Dimeter. 375
Wir kennen durch den Metriker von Oxyrynchos 220, Kol. H das
KvQi]vai/.6v, von diesem Verse nur dadurch unterscheidet,
das sich
daß auch die vorletzte Senkung nur eine Kürze hat. Der Name
führt auf Kallimachos, denn daß Eratosthenes lyrische Verse
gebaut hätte, ist mindestens nicht überliefert. Es finden sich
scheinbare KvQr^vaL/.d (dochm.-f-i) z. B. Eur. El. 586, 588, Rhes. 459;
da wird sie Kallimachos freilich nicht gesucht haben.
12. Enoplion und Prosodiakon.
Seit Archilochos ist ein Vers im Gebrauch, 'EQao/.wviörj Xagilat,
der sich als eine klingend gemachte Form auf den alten
Vierheber zurückführen läßt; damit streitet aber seine Ver-
wendung an der ersten Stelle eines Dikolon. Also muß er als
ein selbständiger alter Vers angesehen werden, ein Dreiheber,
der immer , steigend beginnt und fallend aufhört, aber die Sen-
kungen frei behandelt. Ich nenne ihn Enoplion.
Ein Vers, der um eine Silbe kürzer ist, also an sich auch
eine besondere Normahsierung des alten Vierhebers sein kann ^),
wird von den alten Metrikern besonders geführt und ist auch
besonders verwandt worden. Plutarch Lys. 18 führt aus Durls
den Anfang eines Päan auf Lysandros an:
10V 'EKkaöog ayai^iag
OTQazayov an' svqvxoqov
XTiägtag v^ivtjao^iev^ lö
tt] naidv.
Dieser Vers heißt Prosodiakon, offenbar von seiner Verwendung
in Prozessionshedern den Namen behalte ich bei. Ich kann aber
;
nicht gleich in die Untersuchung dieser Verse eintreten, die sich
nicht trennen lassen, denn über das Enoplion ist von mir und
anderen soviel geredet, und es sind von anderen mit Berufung
auf die antiken Metriker so weittragende Folgerungen gezogen,
daß diese Tradition zuerst geprüft werden muß, und wenn prak-
tisch dabei auch nichts herauskommt, so macht es wenigstens
die Bahn frei.
Hephästion 15 führt als Beleg für das Prosodiakon aus
Sappho an ama de ou Kalhöjta. Hätte sie den Vers stichisch
verwandt, so würde er den Anfang eines Gedichtes genommen
haben; also kam er nur als Glied unter anderen vor, wie wir
ihn auch in der klassischen Zeit allein kennen. Er erscheint
^) Als solchen haben wh' ihn Iph. Aul. 20(3 gefunden, IS. iilü.
Theorien der Metriker. 377
bei Hephästion unter den Asynarteten, was r.ur daraus ver-
ständlich wird, daß er den Übergang zu dem Enoplion bildet,
das zu ihnen gehört. Das erhält aber keinen besonderen Namen; da
wird es auch ein Prosodiakon sein sollen '). Heliodor nennt das
Prosodiakon zu Arist. Fried. 774. 776, Frösche 220 und be-
trachtet es als lonikus a mai. + Choriamb, womit sich die Frei-
heit der ersten Silbe verträgt. Im letzten Paragraphen des
Bakchius, S. 136 v. lan, steht tvörthog l'§ idußov /.al fjtitövog
(verbreiteter Name für Pyrrhichios) -/.cd xagdov /.al idußov, olov
Cj tov Ttirvog Danach fallen Enoplion und Proso-
aT€(favov^).
diakon zusammen. Die metrischen Schollen zu Piiidar machen
von dem Prosodiakon reichlichen Gebrauch; zugrunde liegt die
Form des Hephästion und Heliodor, aber die Füße wechseln
auch, es treten zwei Trochäen für den Choriamb ein, wodurch
schon eine Form des Enoplion entsteht; es soll ein Dimeter
sein und durch verschiedene Zusätze zum Trimeter werden;
Nem. 6, Ep. 4 setzen sie Prosodiakon und Enoplion geradezu
gleich ^).
Das Scholion der Wolken 651 soll erklären, was Sokrates
in seiner Unterweisung ^teoi fierQcov mit y.az' IvöttIiov meint, und
da nennt einer das Prosodiakon, was seine Identifikation mit
dem Enoplion voraussetzt, das Aristophanes allein genannt hatte.
Ein anderer bezog dies auf das y.ovQriTL-/.öv^), weil der Kureten-
Mit der Analyse des Verses müht er sich auf verschiedene Weise.
Dem folgen die Scholien, und da ist 154, 8 hübsch zu verbessern, dvvazat
stvai, onovöelog xcd ö devvegog di'cmaiovog. Natürlich y.al ß' clvcLiaLazot-
*) Die Verwendung zweisilbiger Füße ist gute Tradition von den
alten Rhythmikern her.
*) Es genügt die Schol. zu Öl. B und 8 einzusehen; andere Formen
des Pros. P. 1 Ep. 14, P. S Ep., Ol. 10 Ep. 2. Daß einzelne Silben nach
Bedarf zugesetzt werden, entspricht der Methode dieses Metrikers. Er-
weiterungen werden einzeln als eine n:Qooodiay.i] cregiodog geführt P. 12, 11
wird der Vers 'Eociafioridi] Xagt'/.ae geradezu als :TQOOodiay.dv fuäi av/.Xaßi}i
nsQiTTbvov bezeichnet. Ebenso Istiim. 1 Ep. U, wo freilich der Text das
Enoplion gibt.
*) Das KovQijTty.öv ist hier der Kretiker, den auch Tercnt Maurus
1436 mit den Kureten verbindet, was ja nahe genug laj?. denn die Kureten
haben die ivo::T?Mg oQ/jjoig erfunden, Schol. Pind. P. ti, 1^7. Wenn dir
wertlose Aufzählung der Füße, d. h. der möglichen Kombinationen von
Lang und Kurz, den sog. zweiten und dritten Päon novgijrixög nenni
(Choeroboskus zu Heph. 218, Schol B 308), so bedient sie sich willkürlich
alter N^men, die keine feste Bedeutung mehr haben.
;
378 II- 12. Enoplion und Prosodiakon.
tanz allerdings eine 6Qx>]0'tg evoTtlog ist. Ganz anderes steht bei
Theornestus (Marius Victorinus III lö, S. 124K.). dimetro autem
anapaestico catalecüco sive heroo penthemimeri si phalaecii
Colon, partem e tribus trochaeis seu sysygian eius (sc.
id est
trochaei) iunxeris, prosodiacum (Camerarius für prosodipodiacum)
metrutn efficies [quod semper a disyllabo quoübet] ut
heu heu date nunc sonitus date bella iela
item ex heroo
carmina pulchra mihi o boni sodales.
Die eingeklammerten Wörter sind irgendwoher eingesprengt; hier
ist kein bisyllabus, und ihre Entfernung macht alles klar, denn
das erste Beispiel besteht aus einem anapästischen Diraeter, dem
die letzte Silbe fehlt; dazu tritt eine trochäische Syzygie. Das
andere verbindet das Penthemimeres mit dem Ithyphallikus. Das
erste ist in Wahrheit der Archebuleus, und den baut Kalh-
machos so, daß wirklich das Prosodiakon, aber in der Form
^^^^^ --•— w—ww—abgesetzt ist. Das zweite ist ein mir
^
unbekanntes asynartetisches Dikolon (Hemiepes + Ithyphallikus),
in dem das Prosodiakon nicht zu finden ist. Sacerdos S. 545 nennt
den Vers ^EoaouovLdi] XaQilae XQiifid toi yilotov prosodiacum hypor-
chematicum^), was durch das Schohon A zu Hephästion S. 154 ver-
ständlich wird, denn es teilt dies Dikolon anders, so daß vor einen
iambischen Dimeter wirklich ^^^ — ^ww — w-^ — zu stehen kommt
das entspricht einer Praxis, die uns oft begegnen wird. Ist hier
einmal das Prosodiakon mit dem Archebuleus gleichgesetzt, so
hören Marius Victorinus III 5, S. 111 von einer
wir bei
logaoedica metri species quae et enoplios et archebulios dicitur,
und es sollen auf Daktylen mehrere Trochäen folgen. Da findet
außer dem Archebuleus der alkäische Zehnsilbler seinen Platz,
auch solvitur acris hiems würde passen, aber auch das ganze
archilochische Dikolon, das der Metriker wohl im Auge gehabt
hat. Aber Victorinus kürzt hier so stark, daß wir nichts weiter
erfahren.
*) In den metrisclieu Scholieu zu Vög. 737 heißt
eben dieser Vers
:iQooodiaK6v, mitVerweisung auf Schol. zur Wolkenparabase, wo dies nicht
steht. Das Scholion fehlt in Whites Ausgabe, auch im Anhang seines Werkes
the verse ofGreek comedy. Daraus meine ich schließen zu müssen, daß die.
Handschriften das Scholion nicht enthalten, sondern nur die Aldine. Aber
nach spätbyzantinischer Fabrik sieht es nicht aus, und die Vorlagen des
Musuros, der für Aldus arbeitete, sind verloren.
Dionysios; Aristides. 379
Dionysios von Halikarnaß, de comp. verb. 4 will durch Um-
stellung aus Hexametern in Tetrameter, avxl i)oc'jt/.ü)v 7tQooodLa/.ov^
machen, gibt das Beispiel a/A' £x(ev), toote ywi] tdXavra xEQvr]Xig
aXrjd-ijg^) usw, und sagt roiavta S' ioii ta TtqiäTceia vtco tivojv
d' id-vfpaUu/.a. y.aXovusva^), für die er ein Beispiel beibringt. Die
ergeben zwar Tetrameter, aber wie sie ^cQoooöiaxd sein sollen,
ist nicht zu erkennen.
Höchst eigentümlich ist, was bei Aristides Quint. 117 steht
und zwar unter den iuyvv(.itva ysvr^ hinter den Dochmien. Da
gibt es drei Arten TrQoaodtaKoi, (u ^lev dia tquüv owiid-evTai, l/.
nvoQixiov 'AUL idußov ymI xqoyaiov. di 6« 6ih TeaoaQCov, IduSov xT]l
rTQoeiQrjusvrii rgiTCodiai rrQOtiOeuevnVj oi ds Ia dvo oiuvyiöjv {d.h.. zwei
bereits komponierten Füßen) /^«z/^/oi' re -/.al iojviyiov toü dno ud'Covog.
Da ist das letzte ^^--^ — ^-^^-^ — , das bekannte Prosodiakon.
Die Bestandteile des ersten kann man in der angegebeneu
Ordnung nicht verwenden; aber -^ — w^ — w ist das Reizianum,
freilich nur eine seiner Formen, und dann ist das zweite
w — -^ — ^>--w — ^^ eine Form des Enoplion. Ich denke, wir
dürfen so verstehen und die Unklarheit dem Kompilator auf sekie
Rechnung setzen.
*) So ist offenbar umzustellen; die Handschriften geben die home-
rische Folge.
*) Überliefert ist Wvq:a/J.ui, von Planudes verbessert; P hat dicfCha.
ersichtlich Interpolation; das AKpü.siov ist ein daktylisches Dikolon nach
Marius Vict. 73, '22 u. ö. Den ganzen Zusatz mit Usener zu streichen ist
Willkür. Auch daß Usener die vipoöoöiaxd bei Dionysios auf ähnliche
Verse in einem Prosodion des Bakchylides bezieht, hat nicht die mindeste
"Wahrscheinlichkeit. Dagegen ist gar nicht unglaublich, daß die Priapeen
auch den Namen Ithyphallika geführt haben, denn für Dionysosdienst
sind sie von Euphorion oder vielmehr Euphronios verwandt, der das Bei-
spiel bei Hephästion 16, 2 liefert. Damals verbreitete sich aber auch der
Dienst des Priapos, der selbst ein lihvq>a?J.og ist. Die Herkunft des Priapeus
aus dem Satyrspiel g-ibt eine wichtif^e Notiz des Marius oder vielmehr des
Theomestus quod genus versäum apudGraecos comoediarum veterum
S. 151:
scriptores plurinium est et magis apud eos qui satyrica scripserunt unde a
nonnullis satyricum prius vocabatur, verum postea abiit in consuetudinem,
ut priapeum appellaretur. Die alte Komödie baute nicht bloß die gewöhn-
lichen Priapeen, sondern moiirere verwandte Tetrameter (oben S- 228—30).
Das werden wir auf das Satyrspiel übertragen; damit schwindet der letzte
Schein eines Anstoßes an den Kupolideen des Astydamas, die Atheniius am
Anfang des zehnten Buches anführt. Theomestus luit auch die seltene
Bemerkung über die Metrik des Satyrspielcs erhalten, die S. Sh9 stellt.
380 n. 12. Enoplion und Piosodiakon.
Gar nichts anzufangen ist mit der Angabe des Choeroboskus
216 Consbr., daß der Palimbakchius auch Prosodiakus heiße, weil
er in den TtQooödioi v^uvoi verwandt würde, oder 7io(.iitevTiyt.6g
(richtiger Ttof-irtiiiög Mar. Victor. 45, 27) nach den JiofXTiai Ji,o-
vvoiaxai.
Was Aristophanes Wölk. 638 mit dem /.ar hunhov meint, das
er als eine Gattung der Metrik, nicht der Rhythmik, neben dem xara
däxTvkov anführt, bleibt unbestimmt.Nur das dürfen wir voraus-
setzen, daß die damals geltende Lehre die Dämons war oder
doch zu dieser stimmte, also auch mit dem zusammengeht, was
Piaton unter Berufung auf Dämon im Staate 400 a berichtet.
Das ist oben S. 65 behandelt, aber ergeben hat sich nur, daß
das tvoTtliov eine Art des ovvO-exov war, die sich aus dem Referate
nicht erkenflen läßt.
In Verbindung mit dieser Lehre dürfte stehen, was Aristides
Quint. I 14 am Ende seiner Behandlung der Rhythmik bringt.
Kap. 15 — 17 gibt die Lehre der if^i fiETQiyifjL ^eLOQiat riiv iteql
Qv^-ftwv oviii/ileyiovTeg. Hier sagt er, es gibt dreiArten vonRhythmen,
auv^eroi, äouvd-eioi, (.iiktoI, ovv^stoi i/. duo ysvüjv ^ /.al nXtiövcov
ovvi-niGixeg, tog ol öcodsY.aorjuoi' aouvO^eroi de ol svl yevsc tioölaCüi
XQcoiieroi, (hg ol rsTQccoij^ioL (dies die Daktylen, das ist ganz klar),
/.ifuzoi de ol Ttozl {.ilv tlg xQÖvovg, itoie de eig qv^fiohg avaXv6f.ievoij
(og ol e^dorjuoi (wohl loniker), tiov öe ovvO-eitov ol fiev elat xaTcc
ooCvytav, ol de xaia irtgiodov -/Mta ov^cylav i^iev ovv lort dvo
rcodCbv aTiXCov -/mI ärofioiiov ovydtoig (Päone, — -^^ -|- ^^ --•), TtfQi-
odog de Ttkeiöviov. Das ist zwar nicht identisch mit der Lehre
Dämons, aber doch so nahe, daß es aus ihr entwickelt
steht ihr
sein wird. et,äoi]uot und das iambische
sind auch das trochäische
Metron, wenn sie auch den Namen i-irAtol nicht verdienen. Die
(jvvd^ezoi entsprechen den xai' ev6/cXiov, und daß die rjuiöha bei
beiden darunter fallen, ist bestätigend. Zwölfzeitig ist das Pro-
sodiakon ws^ — ^^^^ — ^ und auch ^^ — w-w — ^^>^ - -^
läßt sich so unterbringen.
Eine ganz andere, mir ganz unklare Vorstellung haben
die späten Metriker (Schol. B zu Hephästion S. 293 und was
Consbruch anführt), die einen Hexameter ^-^-^ -^-^ — —
— ws^ — N^w — —
|
•
xuT höjtliov nennen; die Zäsur kümmert
sie nicht. In dem Bruchstück einer versifizierten Metrik, Berl.
Klass. V 2j 140 möchte ich jetzt abteilen
.
Enoplion gleich Prosodiakon. 381
?;r/V/ &v fji öjvovdelo^ 6 de^iö^, av tu ronyalog
ovv TOvrcoi^ -/mt' 'iuiißov hörc/ung ivi; diuxtizui.
Gemeint scheint zu sein, daß die rechte, d. h. erste Hälfte spon-
deisch ist, dann weibliche Zäsur, bleibt wirklich ein iambisch an-
lautendes Enoplion. Immerhin ist alles unsicher.
Als Ergebnis bleibt, daß die Metriker das Enoplion mit der
kanonischen Form des Prosodiakon gleichgesetzt oder beide als
zusammengehörig betrachtet haben. Auch der längere Vers muß
Prosodiakon geheißen haben, denn wenn der Gewährsmann des
Ps. Plutarch 28 dieses unter den Erfindungen des Archilochos
führt, kann er nicht wohl etwas anderes meinen als 'Eoaofi. Xug.
In der Tat lassen sich die beiden Verse nicht trennen, und da
kann es nicht schaden, wenn wir die Namen auf sie verteilen.
Ich habe, als ich das Enoplion aufbrachte'), mich wesentlich
durch das kyzikenische Epigramm, Kaibel 874a, bestimmen
lassen, das strenge archilochische Dikola baut, denn das gehörte
zu einer Statue, in der 'EvcaUov /.uv evon).ov oyj^ua Mi^tcjööiüQog
dargestellt war, wo das Maß doch wohl für dieses
singuläie
<^X'>'« gewählt war. Die mühsame und dem Leser vielleicht
langweilige Untersuchung der metrischen Tradition hat positiv
kaum etwas erbracht; aber wer die Daktyloepitriten enopUsch
nennt, wenigstens nicht auf die Metriker berufen können.
soll sich
Nun können wir an die Verse selbst herangehen.
Die berühmte Helminschrift aus Olympia (Hillers Sylloge SS)
lautet"^): ^lä^jwv ö Jtivouiveog
xul tot Ivtja/.üüLoi
lün J'i Tifjüdv' UTio Kvna^.
') Zu Eur. Her. Darauf fußend hat Herkenrath sein Buch „Der
l.<(3.
Enoplios" errichtet; auch Friedländer operiert viel mit diesem Verse in
einem metrischen Aufsatz Herrn. 44 Ich nenne beide Arbeiten, weil ich
es vermeide mich ausdrücklich raii ihnen auseinanderzusetzen
*j Berg-k ^Op II IUI) hat auf sie seine bedeutende Abhandlung über
das älteste Ver.smaß der Grieciien gegründet, die nur zu lauge wirkung.-<lo3
blieb; daß qv Auvoßirtoq nicht viersilbig maß, hat sich gerächt, und dann
machte er damit den Anfang, seltene Verse in stümperliaften Inschriften
zu finden. Darin ist ihm Usener leider gefolgt, und wo die Unkenntnis
der Epigraphik es erlaubt, geht es darin weiter. Soll doch A'ciyz/s o A'/./)otof
Tetxiöong (iyxög, cr/a//m tü Aaö/./.iorog metrisch sein. Es ist gerade für
die lonier des 6 Jaiuhuuderts charakteristisch, daß sie die schlichte Prosa
vorzielien, so mehrfach am heiligen Wege vor Didyiua, so tut es Plianodikos
von Prokonnesos, und auf dem Grabstein von .Halone ^N'ordion Steine bü)
steht fiaxöuerog d7iii>ave; vielleicht erklärt das einer für prokeleumatisch-
382 ^T. 12, P^noplion und Prosodiakon.
Die beiden ersten Zeilen könnten Prosa sein; TvQoavd im
den Vers außer Zweifel. Das sind also zwei chor.
dritten setzt
Dimeter, die aber dem Prosodiakon ganz nahe kommen, und
ein Enoplion als Abgesang, eine kleine Strophe, die aber so
wenig auf Gesang allein berechnet war, daß man sie für eine
Inschrift verwandte, ganz wie es mit dem archilochischen
Dikolon steht. So etwas war also um 474 in Syrakus noch
volkstümlich, wo Pindar und Bakchylides ihre künstlichen Strophen
vortrugen; denen wird so etwas Avie ein Knittelvers erschienen
sein, aber einzeln haben sie ihn doch noch m'cht verschmäht.
Wir nennen den katalektisch-anapästischen Dimeter Par-
ömiakus, doch nicht deshalb, weil die Sprichwörter anapästisch
wären oder aus Hexameterschlüssen stammten^), sondern weil
den Späteren der alte Spruchvers anapästisch klang; sie mögen
ihn oft zu einem solchen umgewandelt haben, aber oft genug
hat sich in diesen leiiliava 7talaiäg oofflag, wie Aristoteles die
Sprichwörter nannte, die alte Freiheit erhalten.
{.isverol S-iol, ov~/. aTTarijloi^
oi/iog (filog, oixog ä^iorog,
y.qxoß 'AOganog xanov wiöv.
olv ji^r]v5i /.al x^Q^'^ yiLvcl.
vovg ov Tcaqu KtvravQoioiv.
fieya xo OK^ia xovviavTOv.
äöehpog clvÖqI ytaoeh]^
Xsvy.rjv fiaCav (pVQcboaL.
Dieletzte, aus lauter Längen bestehendeForm zeigt auch ein Kinder-
lied, yaK-/.r^v fivlav ^rjQccoto: i^i]Qdoetg dXX' ov Xviiprji (Pollux IX 123).
Für die Form, welche zugleich ein katalektischer iambischer
Dimeter sein kann, habe ich nur das Beispiel einer sakralen
Anrufung dväßa'k' ävo) ro yfiQag t^ (ftXa "'u/fpQodha (Plutarch Sympos.
654 d); die beiden a werden versclüiffen wie in dem Verse bei
Aristoteles Rhet. III 1409 b de i^iaxgcc ävaßoli].
f] Das Ganze
ergibt das archilochische Dikolon.
') Solche Sprichwörter hat Meineke hinter seinen Theokrit gesammelt,
Bergk op. II 395erkennt ,die Freiheit im Prinzip an, bemüht sich aber,
sie durch Änderungen einzuschränken, einzeln mit Grund. Noch ein Beleg
für eine Kürze zwischen den Längen stehe hier, oideig xaxög ßeyag ix'&vq
bei Athen. 348 a, denn dies ist offenbar die ursprüngliche Fassung.
Sprichwort vcrs 383
Es springt in die Augen, daß dieser Vers mit seinen Frei-
heiten ebenso wie der chor. Dimeter in die Zeiten vor die Ein-
führung der viersilbigen Metra zurückreicht.
Archilochos verbindet den ganz streng (einsilbig anlautend
und mit zwei zweisilbigen Senkungen) gebauten Vers mit dem Ithy-
phallikus, der ebenso hinter dem daktylischen Diraeter-Tetra-
raeter auftritt, immer asynartetisch. Dies Dikolon lebt als
solches weiter, ganz wie die gedoppelten Dimeter, denen es sich
wohl vergleichen läßt. Alkman behält einmal das erste Glied
in derselben Form, läßt ihm aber den katalektisch-trochäischen
Dimeter folgen, 25, k'rtr rdöe /mI iiäXog y/Xy.i.iav evQS yeyXwooaueyov^).
Aber im Partheneion hat er zwar dies Dikolon, aber das Enophon
hält die zweite Senkung einsilbig. Ebenso tut es Kratinos gerade
wo er Archilochos selbst nachbildet, eben dafür von Hephästion 15, 7
angeführt^); in einem anderen Dram.a verlegt er die Diärese
um eine Silbe nach vorn, so daß es Prosodiakon mit iambischem
katalektischem Dimeter wird; auch dies ist streng asynartetisch,
der Unterschied also dem Dichter bewußt (Heph. 15, 2). Kann
es deutlicher sein, daß derselbe alte Doppel vers, für den der
Unterschied von lamben und Trochäen noch gar nicht da war,
durch die verschiedene Behandlung seine Gheder ändert, nicht
das Ganze, und daß auch die Variation in der Ausfüllung der
Senkungen nur neue Erscheinungsformen desselben Verses, da-
mit aber eine Fülle von Schönheit erzeugt? Das lesbische Volks-
hed (Sappho 52) stimmt zu Alkman:
öidvxe ^lev a ofkavva
y.a.1 nh]icidec luoai öi^).
Aber Sappho wechselt, wohl durch ein ganzes Gedicht, mit
zwei Formen umschichtig, die wir auch einen iambischen und
einen steigenden ionischen Dimeter nennen könnten, deren wahre
Natur uns so zum Bewußtsein kommt
') Es folgt xa-Axaßidoiv ord/m oüv^f/tevog-, ein daktj'Iischer katalektische:
Dimeter, alle asynartetisoh. Man ahnt eine längere Strophe wie in dem
Partheneion.
*) Ebenso im Dionysalexandros, Athen. II 47a, Eupolis 7Zd/... Schol.
Heph. K)4.
*) Hephästion nimmt zwei Verse zusammen, um antispastisch messen
zu können, bezeichnend für seine Verlegenheit und rtio Fxmktion det
fiktiven JFußes, der selber nirgend vorkommt.
384: II- I'^- Kiioplion und Prosodiakon.
yXv>i€la ^lävtQ ovxoi
övvaua.i y.Q€/.riv tov iotov ').
Ein Lied, das trotz aller Zerstörung erkennen läßt, daß es
wesentlich aus Prosodiaka und Enoplia bestand, ist der Idas
des Bakchylides, und das wollte ein Hochzeitslied wiedergeben,
das die lakonischen Mädchen zur Hochzeit von Idas und
Marpessa gesungen hätten: da paßten die volkstümlichen Klänge.
Es fängt an:
ETtägruL nox^ sv €[vqvxöqcol\
Toiövöe ^itXog -nlÖQai aiöov,]
Ol' äytzo yMlXi7id[Qaiov]
y.ÖQav O-QaGv/MQldiOi; ^'idag]
und auch weiter sind diese Verse noch öfter kenntlich, wenn
sie auch nicht allein herrschten.
Auch Pindar verschmäht die leichten Töne nicht in einem
Trinklied seiner Jugend, Fr. 127; er behandelt das Dikolon
wie Kratinos.
t'iin yicxi igäv y.ai fQCOti
XaolCtol/^ai •/.aza xaigöv
[^lij TCQtaßüTeQav c(Qi'f/.iov
dUo-/.8 ^i(.ie TTQä^iv.
Das eleische Kultlied, das schon wegen der Form JiöwoBj
aber auch wegen der Sprache auf hohes Alter keinen Anspruch
hat, sondern von einem Peripatetiker der ersten oder zweiten
Generation aufgezeichnet sein mag (Plutarch. qu. Gr. 299 b),
bringt die Enoplia dreimal. Hinter ihnen erscheint zweimal der
Dimeter, einmal normal choriambisch, V. 2 ist er zusammen,
gezogen, was wir als Ausnahme wohl begreifen; zuletzt macht
der Adoneus die Klausel wie in dem rhodischen Schwalbenliede.
Ich ändere aherdings ayvöv in ayvulüiv, denn daß der Dionysos-
^) Das hat Bakchylides wohl bei Sappho aufgegriffen, als er das
Liedchen 6 auf Laclion rasch hinwarf. Es kehrt wieder in dem spöttischen
Relrain ah ö' iv xiiiövi ßüövojL nugä zi]v (pCÄrjv yvvaiKa (pevyeig, wo der schwere
Spondeus als Absciiluß („du kneifst aus*'), iiöchst lustig ist. Das war also
ein ganz persönliches Spottgedicht wie Timokreons nur viel anspruchs-
voller stilisiertes gegen Theniistokles. Ganz persönlich war auch das Ge-
dicht mit dem Refrain rj y.aÄog QeöxQUog ov fxovvog äv&Qiöncov ögäig (18),
zwei trocli. katal. Dimeter. Offenbar muß man ^ttoörog, nicht ^ttöwg sprechen.
Komödie. 3g5
tempel das für Göttinnen gebräuchliche Beiwort erhalten hätte,
das doch damals nur castus bedeutete, kann ich nicht glauben,
auch wenn es Plutarch geschrieben hat.
iXd-ür ijoio Jiuvvae
u^ksiojv ig vuov
ayvalOLv avv XaQusoaLv,
kg vaov Töbv ßoiwL
5 noöl ihjLüv ä^ie raCge^
ä§i€ zavQS.
In den Wespen läßt Aristophanes zum Schluß ehi paar
Tänzer sich drehen, und der Chor begleitet sie mit dem Liede:
äy (b {.ityakwvvaa %i/,va
Ttridäie naga ipmiaiJ^ov
y.al -ihiv akog aTfjoylroio
y.aQidiüv adekrpoi.
Da haben wir dieselben Elemente; in der Antistrophe aber
ist zuletzt überliefert idufreg ävto OAtlog wCwaiv ol ^iurul^ und
ich habe schon früher bemerkt, man sollte nicht gleich uiQvyiiov
setzen, da ein Verweilen auf dem iö-twoiv die Responsion so
lustig herstellen kann. Danach folgen sieben archilochische
Dikola; zuerst Kola entweder nach Archilochos oder
sind die
nach Kratinos gesondert; dann wird das aufgegeben.
So geschieht es in einem Stück aus der Parabase der recht alten
anonymen Komödie E'i/.ioitg, das ich hersetze, so wie es durch
Emendation hergestellt ist; Athenäus 63.-^ d scheint es schon ver-
schrieben vorgefunden zu haben: mit einer Kritik, die den über-
lieferten Schmutz konserviert, kann ich nicht verhandeüi.
la iTr^oiyngov le x«t 'AKy.(.iävüg lifiiofidov re
aiöiiv aQxaioVj ö dk rri'^ouc/cng tue' d'Auöuv,
og vvKTiQLv ti'Qt (.toiyolg äioiiui' i/.y.uktloi)-ai
yvvalAag, 'iyarcug laußC-y.ijv le xtu iQi'yiüyuv^).
*) Sprachlich
ist die Attraktion von t^oi-rcii; au den Infinitiv inter-
essant; grammatisch müßte es txovotv iieitien; ähnliches gibt es viel
streu«;:
bei Piaton- Eine Komödie, in der so viel Lakoniscli und ?o viel Beziehung,
auf lakonische Verliältnisse vorkommt, ist reclit merkwürdig. Sie ging
unter Eupolis' Namen, den die Kriiik verwarf; vermutlich erschien sie in
den Akten unter dem Namen eines diöäay.aXog:, den Eupolis auch verwandt
halte, war aber älter als dessen Anfänge. Denn wenn zu liitter 12-2b iyc)
Wilaiuowitz, Uiiechische Verskuiist. v^
386 II '2. Enoplion nnd Prosodiakon.
Da ist die Diärese aufgegeben und der Spondeus zugelassen,
den auch Archilochos hat, daneben auch die einsilbige Senkung
wie bei Alkman.
Wenn Bakchylides im Idas Reihen von Enoplia und ihren
Verwandten baut, wonach wir an alte volkstümliche Gedichte
gleicher Art glauben dürfen, so werden wir nicht verkennen,
was die Reihen von „paroemiaci" eigentlich sind, mit denen
Kratinos den Chor seiner Odysseuskomödie abziehen läßt, mag
er die Verse auch absichtlich anapästisch gehalten haben.
oiydr vl'v cxTiag «/£, oiydv,
y.ai TTccvra loyov Täyci itevor^i,
f]f.ilv d' ^lO^cxArj nöhg loci,
Ttlfouev d^ an' 'Odvaoh d-eUoi.
Höchst eigentümlich ist das Auftreten des Enoplion in einem
schwer bestimmbaren Zitat bei Athenäus 325 d, das dafür an-
geführt wird, daß die rgiyh] der Hekate zugehört; in Athen wäre
ein Ort TQiylr] mit einem Anathem für 'Exavi] TQiyXavd^hrj, öih
/Ml XaQiyileidrjg ev '^}^vG€i rpr^al
ÖtOTCOiv' ^EXCCTI] XQlOÖlZl
TQii-iOQfps rgntgöotoTce
TQiykaig Y.riXevf.iiva.
Das sind zwei Enoplia verschiedener Form, als Abgesang folgt
es katalektisch ; das ist sehr gut zu begreifen, aber doch etwas
besonderes, und die verschiedene Füllung der Senkungen erst
recht. 7tQ macht im zweiten Verse die vorhergehende Silbe lang;
öe XV eaTeq:üvi^a X7)d(0Q7)adiJiav das Scholion lautet fii^.ielrai zovg EiXonag, ozav
areqpavMOL zöv Ilooudcbva, so wird man das auf die Komödie beziehen, ob-
wohl es dieser Scholiast nicht mehr so gemeint hat. Erhalten ist Ts/Asvog
TIoa(e)t6a novxioi (Herodian dict. sol. 10). Der Poseidon ist der von Tai-
naron. Außerdem führt auf lakonische Verl) ältnisse ylt/^ioöcoßiefg (Zenobius,
Manch. aber die dortige Deutung geht die Komödie
Sitz.-Ber. 1909,21),
nichts an; man denkt a.n''EnCöavQog ^uixijQci. Sophokles hat ein Satyrspiel
ini TaivdQoi benannt (wie Alexis eine Komödie eig %ö (fQÜiQ), denn so
lautet der Tilel oft (hinzugekommen ist äyavov =^ äydvonov im Berliner
Photios), und 'Ezinaivägtoi ward leicht daraus zurechtgemacht. Darauf
geht was Herodian bei Hilgard excerpta e libris Herodiani II sugt ElXavsg
ol inl TmväQOii adzvQoi: der Chor bestand aus Satyrn, die dort Sklaven-
dienste taten wie bei dem Kyklopen. Es ist grundlos, anzunehmen, daß
dasselbe Stück ÜQayJS^g odivooi hietl; eher wird der 'Hgaxh'jg mit dem
'HgayJ.uoxog, den Urion allein anführt, identisch sein. Aber von dem In-
halt ist nirgend etwas zu kennen, also auch nirgend Sicherheit.
Tragödie. 387
am Schlüsse steht ehi « für /;. Das ist doch alles nicht komischer
Stil, so daß Bergk an ein Volkslied gedacht hat. Aber der nur hier
erwähnte Charikleides gilt gemeiniglich für einen Komiker, nicht
einmal der alten Komödie, in der die Verse allein denkbar sind,
dagegen schwerlich der Titel, wenn man ihn als „Halsband"
nimmt. Zunächst heißt er „Kette", und für einen Zauberspruch
an die Hekate paßt das nicht übel. Athenäus hat das Zitat aus
einem Lexikon; das vermittelt nur. Alles deutet auf Apollodor,
dem die verwandten Angaben über Hekate auch zugehören, die
Eustathius irgendwoher hat und über seinen Kommentar verteilt,
87, 22. 1714, 23. 1197, 33. Hier führt er die Verse des
Charikleides anonym als ein iTiLygauLia an, hat aber mehr als
Athenäus, nämlich daß die TQiylr] den giftigen Meerhasen fängt.
Es stammt also dies Zitat nicht aus Athenäus, und nun kommt
man den Verdacht, daß Charikleides eine Kette gemeint
auf
hatte, auf der das „Epigramm" stand, dessen Anfang wir lesen.
Der Lexikograph, dem Athenäus folgt, oder dieser oder sein
Epitomator (denn wir haben ihn ja überall nur verkürzt) hat
dann die Anführung mißverstanden und in der Kette einen Titel
gesehen. War es wirklich ein Titel, dann war er dem Jiycrvov des
Orpheus vergleichbar, und Charikleides ist danach einzuschätzen.
Aus diesen Belegen leuchtet die Bedeutung des Verses Jiell
hervor, denn wir finden ihn im Mutterlande noch lebendig in
stichischer Abfolge, und er dringt in alle Gattungen der Poesie.
Daß auch der Parier Archilochos ihn anwendet, sichert seine
panhellenische Geltung.
Von tragischen Liedern, in denen das Enopliou vorwaltet,
seien hier nur einige Proben gegeben, andere in Teil HL
Aischylos Sieben 750:
xQaTi]i)^üg ex fpihov aßovliäv
lysivaro /.lev uöqov uvtCol
7taTQO/.TÖvov OiöiTtodav^ oöxe. ^ucvqo^ äyväv
OTteiqag ägovQav n'^ Irgdtpr] QiCay aiuarosGOctv
755 iVAa, 7ictQdvoici ouräye vi\ucpiovg cpgevioh]'^.
Der iambische Trimeter verbindet mit den vorhergehenden
lamben. Dann ein Enoplion und drei Tetrameter, die nur in
der Struktur verschieden sind, Prosodiakon + Ithyph., iamb.
Dimeter + Pherekrateus, archilochisches Dikolon.
25*
388 n. 12. Enoplion und Prosodiakon.
Bei Sophokles OT. 883 bringt die Strophe dreimal Enopl.
+ 2 Troch., also genau wie Alkmans Partheneion; es folgen
in
lamben, soweit die Entstellung erkennen läßt, dann in wirkungs-
vollem Gegensatz einige Trochäen; Reizianum schließt. Be-
merkenswert eine aufgelöste Länge im Enopüon.
Besonders merkwürdig ist Prometh. 544—553, das ich nun
richtiger verstehe als in der Ausgabe. Hier ist das Enoplion
viermal erstes Glied eines Dikolon, an letzter Stelle steht dafür
ein klingendes Hemiepes, wenn man so sagen darf; es fehlt ihm
also nur vorn eine Silbe, um ein Enoplion zu sein, und Victorinus
S. 124 (oben S. 378) rechnet dies Glied + Ithyph. als Prosodiakon.
Die zweiten Glieder wechseln (Ithyph., troch. Metron, troch.
Dim., Adon.). Das Seltenste ist, daß das Enoplion nicht nur,
wie öfter, mit zwei Kürzen anhebt^), sondern auch so schließt.
cffQ^ OTtcjg äxccQig X«^tt;, d) cplkog dreh Ttov tig äXAcc]
545 T/'t' €(puf.i€()iwv äQi]^ig', ovy. töegxä-ijg
ÖAiyodQafiav äxiAuy loovtiQov ai tb (fiOTätv
akcthv yevog li.i7ieTtoÖLaf.i€vuv ovjioxb nokXal
550 tav Jibg ao(.iovLav d-vcc' xwv itaqe^iaoi ßovkal.
Erechtheus 369:
v.eiai^io ööqv fioi (.litov ccfi-cpiTckexsiv uQciyvaig
fittd i!A' i]ai%lag TtoKiCoL yi]-Qai ovvuiyioirjv^
äidoii^u dk ovtfpdvoLg y.d-Qa rcoXiOV OTtcpavuji}eig
6Qr]i/.iov TZelrav 7VQog ^yJi/avag
TrtQixiooiv äyAQtfiauag ^uAdiwig,
öiKTLov r' dvaTtcvaooif-iL yi'j-
Qvv, äv Oücpoi xleovrui'^).
Prosodiakon + ithyph., enopl. + ithyph. mit Unterdrückung der
mittelsten Kürze wie Soph. OT. 1199, enopl. + „3 Daktyl.^,
^) So auch Pindar Nem. 3, 8, Kratinos Chir. Athen. or)3e
änaXöv de oiovfxßQiov fj xqCvov nag' odg i&dnei,,
\^6öov\
nagä c/wv oxCncovd t rjyÖQa^ev.
;i;e£>öt de fifjÄoi'
8o riclitio' Porson; qööov ist Variante zu xgCvov, die Athenäus mit ab-
geschrieben liat. Leider ist S 270 eine falsche Behandlung- stehengeblieben^
Auf rleovrai füh;t die Überlieferung Aber was heißt das? Mediales
xXeoßat, ist unbelegt, und die Weisen rühmen doch nicht was sie schreiben
oder sagen, sondern sie sprechen iiire Weisheit aus. Oder soll der Chor
seine Lektüre auf Bücher beschränken, die von den Weisen approbiert
sind? Ich kann mich bei der scliweigenden Einstimmigkeit der Heraus-
sreber nicht beruhigen.
Tragrödie. 389
Vgl. Prom. 550, 2 Adonei, anapäst. dim., 4. i als Schluß der
Strophe. Daß sowohl die scheinbaren Adonei wie die schein-
baren Anapäste nur Spielarten des Vierhebers sind, die übrigen
Verse als Tetrameter zu gelten haben, leuchtet w^ohl ein.
Fr. 893 stehen zwei archilochische Dikola hintereinander;
das zweite, to d' a/.aiQov ärcav vTceqßaXX-öv zs fii] TTQooeiuav wieder
rait einer Auflösung.
Sophokles hat Trach. 880 - 885 dies Maß sogar einer Person
gegeben, die nicht
es archilochisch und erscheint
singt; ist ja
auch im Epigramm. Bei Ion in Laertes 14 erscheint das Enoplion
vor einem iamb. Trimeter im Munde einer Person, die in ihr Haus
abgeht. Das war wohl Gesang.
ii}i fioL öö^iov oi/Jra y.'/J^ioov
VTtOTcrsQOQ^ {.u] rig iXd-r^i ßqoxCov^).
Gern fängt das Enoplion eine Strophe an, Stesichoros Helene
ov-K ior' tTvi.{og Xöyog otrog; es folgen 2 troch. + spond. und ein
zweites Enoplion. Pind. Isthm. ?, N. 10, beim Übergang zu
einem anderen Versmaß Ol. 13, G. Eur. Med. 1'91 steht das
ganze Dikolon. Andr. 1014 euopl. + hemiepes, ebenso El. 859,
Enoplion allein Hipp, 58, e.rsod-' äidovieg hceoO^e (so zu lesen).
Tr. 799. Noch viel beliebter ist es am Strophen- oder Perikopen-
ende, wo gern
ein Dikolon gebaut wird, gemäß der Vor-
liebe für den Abschluß durch einen Tetrameter, aber auch das
Enoplion allein beliebt ist, das Ja klingend ausgeht. Ich gebe
nur einige Proben, für das Dikolon Pindar N. 3, Str., keine
Diärese ist eingehalten. Aristoph. Thesm. 329, Ekkl. 580, Eur.
Andr. 125, Her. 136. Für das Enoplion allein Aischyl. Eum.
Schluß, Pers. 696 hinter zwei ionischen Dimeteru, so gebaut,
daß es sich nicht ionisch messen läßt, Soph. Phil. 1217, Ar.
^) Ions ioniscli Sprache zeigt sich in v.iÖTTveQog, das Joch
<>-i'zierte
nur „üink" bedeutet. Die paar Bruchstücke bringen 4.") ^die Syrinx, der
Hahn vom Ida", 3« „die Flöte, die als Hahn eine Ij'dische Weise ertönen
läßt", zweimal also die Kühnheit, daß die Musilc den Ruf zur nioigend-
lichen Arbeit erhebt wie sonst der Hahnenkrat. 40 „Schweiß des Baumes"
für Mistel, 6 „gepanzerte Seele", 10 otvo<: vjieocfi'aXog offenbar von qidXr),
abgeleitet, v, die Schale überschäumend, 3G atTa?./.ay.vt)Q
vgl. Et. M. s.
6 olög T£ Übrigens gehören nf> und 38 zusammen.
f.iezci?.Xdir€iv. Der
Redende (Achilleus?) protestiert gegen den Amphiaraosspruch .locX-önov
6gyi]v laxs und gegen Archilochos .töAA' ouY .cIAw.t/j^' dxA' ix^^'og ?v (uey^.
Aus seiner hoimischen Sprache hat Ion '2\ öori) beibolialten
390 II- ^-- Enoplion und Prosodiakon.
Wölk. 290 hinter Daktylen. Belege für das Enoplion in glyko-
nischen und daktyloepitrischen Strophen zu häufen ist wohl nicht
nötig, doch sei aus Pindar P. 12 Str. 3, Nem. 5, Ep. 4 notiert, weil
da das Dikolon von Alkmans Partheneion steht. Wohl aber wird es
gut sein, die Mannigfaltigkeit der Verbindungen mit dem Enoplion
vorzuführen. IthyphaUikus und katalektischer Dimeter sind schon
öfter erwähnt. — ^^ , der zusammengezogene IthyphaUikus
ebenfalls, Soph. OT. 1099, El. 486, beide am Strophenschluß;
das Kolon kommt noch anderen Verbindungen vor, z. B. Aisch.
in
Pers. 634, 854. — Ganz besonders häufig folgt nur ein
„Kretiker" (i) Bakchyl.i:?, Ep. 1, Pind. P. 9, Ep. 1, P. 1, Ep. 4, Eur-
IT 1245 zweimal, ebenfalls in Daktyloepitriten. Eur. Med. 824.
976 beideMale am Anfang, Rhes.260; Ar.Lysistr. 1291i) am Schluß. —
Volles troch. Metron Aisch. Prom. 546, Bakchyl. 5, Str. 9. Ep. 3,
13, Str. 1. —
Adoneus Prom. 550, Pind. P. 10, 3. Hemiepes —
stumpf Eur. Hipp. 756, Trach. 833, El 859 (Anfang), Ar. Lysistr.
1300. —
Hemiepes klingend Eur. Erechtheus 369, 3 oben
S.388. ^_^_ Phid. P. 10, Str. 6, Bakchyl. lo Str. 18.
— w w- — w — w Pind. Ol. 4 Ep. 1, Aisch. Ch. 354, Soph.
Ant. 790, Es verdient kaum Erwähnung, daß hinter das zweite
Glied noch eins treten kann, so der Spondeus hinter Hemiepes
Eur. Or. 1276, hinter Lekythion Soph. '^/catöj' ovll. Berl. Kl.II 65, 8.
In allen diesen Fällen folgt ein Ghed, das mit der Hebung anfängt,
doch steht auch Eur. Hipp. 1 09 ein iambischer Dimeter hinter einem
1
unverbundenen Enoplion. Eur. Her. 1029, 1032, 1036 folgt ein an
sich rätselhaftes Ghed, das bei den Kurzversen behandelt wird,
mit der Hebung beginnend; 1036 könnte das Enoplion ein iam-
bischer Dimeter sein.
So stehen die Enoplia überhaupt in der Regel außer Synaphie
oder doch durch Worttrennung gesondert, es sei denn, es folge
eins der kleinsten Glieder. Doch gibt es Ausnahmen wie Aisch.
A^. 1484, Eur. Or. 1276. Eur. Her. 908 steht vor einem Dikolon
mit innerlich verkürztem IthyphaUikus ein iambischer Dimeter,
der auf wg ausgeht, also den Fortgang der Synaphie beweist.
Dann wird derselbe Vers 898 anzunehmen sein, wo nicht ein-
mal Worteude die Glieder scheidet y-wayerel rexvojv duoyuov
^) Textgescb. d. Lyr. 89; aber zu lesen Traooa(ne&a\(j) öevq' JOi. devgo
/.i'\vn.yp TTnoifr'vF.
Prosodiakon. 391
ovjCot' äxQüvia Auflösungen einer Länge
Öo^iOLöi .Ivoaa ßa/.xtvoei.
sind Eine Kürze in einer Senkung ist überaus
sehr selten.
häufig; in beiden findet sie sich nur noch in den ange-
führten Versen der Sappho und des Bakchylides. Enoplia ver-
schiedener Form in Responsion habe ich nur bei Sophokles be-
merkt, Tr. 960:= 969, OK. 511 == 523, vgl. oben S. 342. Dort ist
davon gehandelt, daß die Enoplia in manchen Fällen auch
.
ionische Messung zulassen; ähnliches zeigt sich in den Stasima
der Medea, die im dritten Teil behandelt sind, und bei dem
Prosodiakon wird uns gleich ein wirklicher Übergang begegnen.
Gibt es doch Formen des Sotadeus, die sich als das archilochische
Dikolon lesen lassen, so bei Athen. 621b
ö' ccTcoGveydoag ro TQf^aa rijg OTCLod-e XavQr^g^)
wo ein Sotadeus gleicher Art, dann ein anderer folgt. In der
hellenistischen Zeit ist dem durch «Archilochos
der Vers selbst in
gefestigten Dikolon abgekommen das kyzikenische Epigramm (oben
;
S. 381) ist daher als Ausnahme zu würdigen. Daß Diphilos es noch
einmal in der Komödie angewandt hat, Athen. 499 c, zeugt mit
anderem dafür, daß er sich im Gegensatze zu Menander noch
mehr Polymetrie erlaubte. Die Sprüche der Sieben Weisen, die
Lobon bei Diogenes mitteilt, und in denen das Dikolon häufig
ist, sind alte Skolien, wenn auch wohl von demselben Dichter;
ich halte sie für entlehnt aus einem alten Volksbuche von dem
Gastmahl der Sieben. Diogenes Laertios selbst baut seine schlechten
Dikola IV 27 nach dem metrischen Handbuch.
Das Prosodiakon ist eine Form des chor. Dimeters und zeigt
daher in den älteren Belegen noch nicht durchaus die feste
Form Ion. a mai. -\- Choriamb-, auch wo man es doch anerkennen
wird. Soph. Ant. 354:
/.a\ (piyi.yt.ia /.cu urtttöev
(p(j6)'t]ua YMi Scarcröuovg
ÖQyag söidd^aio /xu dvoavhov.
Da steht es dreimal ganz genau und wird im dritten Verse so
erweitert wie der Glykoneus zum Phaläceus. Das ist offenbar
eine alte kleine Strophe, vergleichbar dem
der Hieron- IMaße
inschrift. Dieselbe beginnt eine Strophe Aisch. Hik- 524:
') Ein entsprechender Vers des Lykophrouidcs ist oben S.340 angeführt.
392 n. 12, Enoplion und Prosodiakon.
äva^ üvccxTiüv fta-accQtov
^laicdQTaTS xal zsliwv
reXeiotaTOv Y.qdtog oXßie Zsv.
Aber der Vers ist vorn anders gebaut. Der dritte steht
erste
als Klausel auch Prom. 135. Und nun sehe man Kratinos
jQaTteriaiv, Athen. 334 a, wo Strophe und Antistrophe erhalten
sind:
yJdl.l7tiOVa TOV OV ßgOTWV
ipr^cpog dvvarai rpXeyvQa
dsirrvov rpiXiov ccTrsiQyeiv.
Daß ein iambischer katalekt. Dimeter abschließt, verwundert nicht,
aber dem Prosodiakon geht ein Telesilleion vorher, d. h. es ist
die Doppelsenkung aufgegeben, die den charakteristischen Chor-
iamb bildet.. Das läßt uns recht deutlich erkennen, wie frei sich
die alte Verskunst bewegen konnte. Wir dürfen uns ja nicht
darüber täuschen, daß wir mit der scharfen Unterscheidung aller
Einzelformen anders vorgehen als die lebendig schaffenden
Dichter. Aber wir können nicht anders, wenn wir uns in der
Fülle des Geschaffenen zurechtfinden wollen, und die antike
Metrik ist im Prinzip nicht anders verfahren.
Auch Euripides baut mit Bedacht Prosodiaka, denn wie
Bakchylides fängt er mit ihnen Strophen an, Alk. 597, Med. 627^),
und hat drei solche hintereinander Alk. 439 in Synaphie; ein
Ithyphallikus schließt die Periode. Dazu stellt sich der Anfang
einer Strophe des Rhesos 906:
oXoiTO ^i€v Oivti'da^,
oXoito de ylaqtiädag
bg /t^ arcacöa yivvag.
Enoplion folgt, dann Daktylen.
Es hat keinen Zweck, die Fälle zu sammeln, wo sich das
Prosodiakon unter andere Verse mischt, aber bemerkenswert ist,
daß Bakchylides es anders als Pindar bevorzugt. Bei jenem
steht es in den Epinikien nur einmal, Pyth. 3, 2, als gesonderter
Vers. Der Keer fängt 5 uud 13 mit ihm an, 5 Str. 3 ist es in
den meisten Fällen durchWortschluß getrennt, was öfter begegnet.
Vor allem aber muß die Strophe der lo vorgelegt werden.
*) Or. 12-46beginnt ein Prosodiakon die Strophe eines Wechsel-
gesanges Hermann), in dem noch ein Enoplion steht (1256
{(pLXiat für q)iXai
+ Hemiepes mit Spondeus) und ein Tambelegos 1264 sonst einfache
Dochmien.
Bakchylides lo. 393
ndgeoTi ftvQia -KeXev- 2 i + pros.
t^ot,' a(.ißQoaio)v fisXüov,
dg öv Tiaga niegiöwv pros. + 2. i
Xä^/riiOi düjoa Movoäv,
6 ioßXefpagol re Kai 2 pros. + 2. i
qi€Q£OT€CpaV0l XccQiTsg
ßdXioOLV d(.i(pl Tiftdv
vi.ivoiaiv' i'cpaive vvv kv pros. + 4. i
1 ralg jroXvrjqäTOig tl y.aivov oXßiatg lAd^dvaig,
evalveT€ Kifia uegiuva. (phaläc.)
Ttghtei ae rpegrccTav llf.iev 2 i
ödbv Traget KaXXiOTtag pros. +2 i
Xaxoloav 'i^oxov yegag.
15 Ti f}v, 'l4Qyog bO-^ 'iTtTtiov Xirtovaa phaläc.
fpevye xQvo^<^ ßovg, ithyph.
evgvod^Eviog rpgadalOL cpEgxäxov Jiög, enopl. + Kurzvers
^L'dxov goöodd/iivXog y.öga-^ (phaläc.)
Die erste Periode reicht bis 11; Klausel ist der Phaläceus, vorn
verkürzt wie das Telesilleion; ich darf es wohl kurz so bezeichnen
Sie besteht ganz aus den zwei Dimetern, dem iambischen und
dem Prosodiakon, das auch an zweiter Stelle vorkommt. Anstößig
ist 5, wo demChoriamb des Prosodiakon eine Silbe fehlt; die Möglich-
keit eines solchen Verses leugne ich gewiß nicht, da das Enoplio n
auch hier 17 dasselbe zeigt, aber die Antistrophe 27 äyconov ärrrvov
eövra gibt das regelmäßige, wenn man nicht eövia spricht, und /-«t
ist sehr schlecht, nicht nur überhaupt, sondern weil die beiden
Epitheta gar nicht auf gleicher Linie stehen. Die blauäugigen
Chariten geben die Ehre, indem sie den Siegerkranz bringen.
Aber ich finde keine Verbesserung, kein Epitheton zu nudy außer
etwa y.Xvtdv. An der zweiten Periode sind zwei Verse merk-
würdig, 17 hat an der Stelle des gewöhnhchen Ithyphallikus
einen Kurzvers, genau wie in dem Schlußverse von Pindar Pyth.
10 Str., und 18 kann man nur als einen katalektischen
Phaläceus bezeichnen, was doch nur denkbar ist, weim der Vers
schon vollkommen als eine Einheit betrachtet war. Die Strophe
dünkt mich ganz besonders belehrend, einmal, weil es so klar
ist, wie ihr Körper sozusagen aus zwei verschiedenen Dimetern
besteht und auch was hinzutritt auf einen Vers zurückführt, dami
^^94 ^T- 1'^- Enoplion und Prosodiakon.
aber weil diese Prosodiaka mit lamben den Daktylen mit Trochäen
(Epitriten) analog sind.
In eigentümlicher Weise ist das Prosodiakon von einera
Dichter Kleomachos aus Magnesia umgebildet, einem Faust-
kämpfer, den die Verliebtheit in die Kreise der /.ivaidoi trieb, so
daß er ein Vertreter der uovr/.d im üblen Sinne ward, wohl dem
Anfang des 4. Jahrhunderts angehörig, ein Vorläufer des Sotades,
nur daß er noch für den Gresaug dichtete^). Hephästion II, 2 be-
trachtet diSi^Klenudxeiov als ionischen Dimeter, führt nur die Formen
clg rijv vöqiriv ijucüv und eip(j(fr]o'' iyw Ttlvtov an, bezeugt aber für
den zweiten Fuß auch den Choriamb, der das normale Prosodiakon
ergibt. Sacerdos 540 ergibt auch die Form wn«^ — w. —w
das ist also trochäische Anaklasis; also ganz ionische Messung,
wertvoll, weil sie den Wechsel mit dem Choriambus ausdrücklick
bezeugt. Atil. Fortunatianus 289 bezeugt für Kleomachos noch einen
ionischen Tetrameter, gibt aber leider nur ein lateinisches Beispiel
uvas nitidis frondibus Euan hederis illigat.
Wenn man sich darauf verlassen darf, ist es sehr merkwürdig,
denn der letzte lonikus schließt mit einer Kürze, die genau so
behandelt wäre wie in y.a.1 ßi'joocxg oqüüv ÖvoTratTTakovs.
Es Kleomachos von einigen Namens-
sei verstattet, diesen
vettern zu scheiden, von denen etwas zu sagen ist, und ein paar
andere Liederdichter zu nennen. Kleomachos hieß der Vater
des Gnesippos, nnd dieser ist zugleich Tragiker und Verfasser
von lockeren Liedern, bei einem Athener aus der Mitte des
5. Jahrhunderts merkwürdig genug, Athen. 638. Kleomachos
hieß ein Schauspieler, der sich dicc rb yiayiefirparov lächerlich
machte, weil er einmal eöoag für tÖQug aussprach, Schol. Arist.
Ekkl. 22, sicherhch auf Grund einer Komikerstelle; es begründet
eine merkwürdige Variante KXeö^iaxog mr<PvQÖuaxog, wohl vielmehr
eine freche Konjektur. Epikrates 'y^vtdaidi (Athen. 605 e), Mitte des
4.Jahrhunderts zählt kgcoiiAä auf von Sappho, Meletos, Kleomenes,
Lamynthios. Da ist Kleomenes unbekannt, kam aber nebea
1) So berichtet der Scholiast zu Heph. 243 und genauer Strabon 618,
<ier den Kleomachos mit seinem Landsmann Simos zusammenstellt, dem
Erfinder der oifimöLa, die älter ist als die Lysiodie, und diese kennt schon
Aristoxenos, der über diese Lieder neben (durch?) Aristokles bei Athen. ü20e
handelt. Das zeitliche Verhältnis des Kleomachos zu Simos wird nicht
angegeben : aber sie scheinen doch nalie zusammen zu gehören.
'
Kleoniachos. H95
Gnesippos in der Komödie vor (Athen. 638 d), die den
Iltioyoi
Namen des Chionides trug, aber als eine spätere Bearbeitung
erkannt war, wie ja auch alle Komödien des Magnes. Ob dieser
Kleomenes der Dithyrambiker aus Rhegion war, den Schol.
Wölk. 333 neben Kinesias und Philoxenos erwähnt, ist unsicher,
scheint mir aber wahrscheinlich, war doch auch Ibykos Erotiker.
Athenäus läßt 402 seinen Ulpian behaupten, er habe die Dithy-
ramben des Kleomenes gelesen, was wir ihm nicht zu glauben
brauchen; die Notiz aus dessen Meleagros über die Farbe des
kalydonischen Ebers verdankt er irgendeinem ^lythographen
oder Paradoxographen. Sehr scharfsinnig hat den Namen dieses
Kleomenes Radtke (de Lysimacho, Straßburg 1893, S. 57) in dem
.Scholion Eur. Andr. 630 hergestellt, und dem Lysimachos ist die
Benutzung eines so seltenen Dichters zuzutrauen. Lamynthios,
den Epikrates zuletzt erwähnt, nennt Phot. s. v. 7ioitjTi^g eoLovr/.cbv
uekcbv; das wird auf den Vers des Epikrates gehen- Sonst haben
wir das merkwürdige Zeugnis des Klearchos, Athen. 597a tjjv
Tc 'AvTiuäy^v yludrjv, jtQOöiti de v.al t)^v ü(.nbvvuov zuvi}]g Iraigav
[Avöriv] f'jv Tjyctrta yIai.ivvd-iog ö jMiXijoiog. i/Mvegog yao Tovvtov rCbv
Ttoir^TÖJV, &g rprioi K'/JaQyog ev xolg ^Eoiori/.olg [TJ;g] ßaoßcxQOv ylvdr^g
dg iTTid-vuiav y.axaoxag tTtoL^oev o fiev ev eXeyeioig o öe ev i.uXti
ro /.aXovf.ievov 7roirjua AvÖ}]v. Es kann sein, daß wir den Grab-
stein dieses Lamynthios besitzen, sonst wohl eines Verwandten,
denn der karische Name wird nicht häufig von Hellenen, zumal
im Auslande, geführt sein, und der Grabstein gehört in das
4. Jahrhundert CIA. II 3219 Aa^ivvÜ-[iog] il/<Ärj(7/[oc;]. Ed3ovUdr^[g\
Ai.'.uvv!Jlo[v\. "Ada AauvvO-iov yvvri. Auch die Frau hat einen
karischen Namen.
13. Kurzverse,
Der häufige Vers — -^ -^ — w — w hat keinen besonderen
Namen, kann auch sehr verschiedenes bedeuten, tritt aber
auch so auf, daß man in ihm einen alten Dreiheber anerkennen
muß, der allmählich seine Selbständigkeit verliert. Hephästion
kennt ihn nur als katalektischen choriambischen Dimeter, und
das ist er überaus oft. Daher habe ich ihn im Aischylos so
bezeichnet, auch wo ich dem nicht traute, oder ich habe mit
dem unzuverlässigen Centimetrum des Servius Aristophaneum
gesagt, was von dem Beispiel aus dem Aiolosikon stammt, das
gleich anzuführen ist. Hinter Choriamben ist der Vers ohne
weiteres verständlich; hinter Dochmien haben wir ihn als klingend
gemachtes Schlußglied betrachtet. Er findet sich auch hinter
Daktylen als Klausel, Aisch. Hik. 530, und hinter dem Enoplion,
Choeph. 354, und man fühlt seine Verwandtschaft mit dem Phere-
krateus, für den er beiKorinnaAsopost. 115 eintritt*). Offenbar sind
beide von Hause aus gleichberechtigte Spielarten, da ja auch
der Pherekrateus zwar überwiegend als Katalexe des Glykoneus
auftritt, aber keineswegs allein. Unsern Vers scheint Anakreon
(34) selbständig gehabt zu haben; der Beleg bei Atilius Fortunat.
301 ist verdorben. Verdoppelt erschien er stichisch bei Sappho
(99, 100 ergänzt aus Chorikios, Hochzeitsrede auf Zacharias S. 16
Förster). Eine Reihe bringt Hephästion 9, 2 aus dem Aiolosikon
des Aristophanes, zu der mit Recht auch ein Bruchstück, Athen.
4Öc, gezogen wird^). Ebenso Eupolis /«TdAa^^ Athen. 646 f.:
*) Umg-ekelirt steht Aisch. Ag. 1411 der Pherekrateus als Absr-hliiß
einer dochmischen Reihe, wo man den andern Vers erwartet.
*) Den Aiolosikon hat Aristophanes erst nach dem Plutos aufgeführt,
da fällt daß die Bruchstücke außer diesen lyrischen Versen noch
auf,
trochäische Dimeter, einen Hexameter und Choriamben zeigen. Allerdings
spricht zum Teil eine Person, und den Hexameter hat auch schwerlich der
Chor gehabt, aber das Drama ist doch viel reicher als der Plutos. Erklären wird
es sich so, daß es auch vom Aiolosikon zwei Bearbeitungen gab (Athen. 372a,
und die vita Ambrosiana), und im Gegensatze zum Plutos und den Wolken
die ältere vorwiegend gelesen ward; beim Frieden war es ebenso.
Kurzverse. 397
og xaoiiiüv iitv bCei
y.aXXaßidag dh ßalvei,
atjoauidag de xe'Cet,
/iifjXa de XQeuiCTETaL.
Die Schlußzeile ergibt durch die Katalexe einen Dochmius, be-
leuchtet also hübsch die umgekehrte Erscheinung, daß Dochmien
auf unseren Vers ausgehen. Aisch. Hik. 656:
TOiyCtQ VJtOÖ'/.UOV
Ix OTOuariüv Ttorda-d^to cpiXoTifios *^'X^,
[.ii^Ttore Xoifiog avögCuv
xdvöe tcöXlv xev(!)oai,
fiTjö' hcixtoQioig 'Egig
mibiiaaiv aii^iariaai rtidov yäg.
Da sind die beiden Dreiheber so verbunden wie Glykoneen und
Pherekrateen; ein iambischer Dimeter führt zu dem schließenden
alkäischen Zehnsilbler. Choeph. 385 schließen sich vier volle Verse
der Art an einen iambischen Triraeter; bakcheisch zusammen-
gezogene lamben folgen. Ein Tetrameter macht den Schluß. Choeph.
466 steht erst die kürzere Form (Dochm.), dann zweimal die volle,
dann zweimal das Hipponakteum, das hier wohl besser als eine Er-
weiterung zum Vierheber angesehen wird. In derOde desFriedens
785 stehen drei solche Verse unter sich und mit dem vorhergehenden
verbunden. Der ist daktyloepitritisch, und so ist die übrige Ode,
die sich an die Orestie des Stesichoros anlehnt. Da ist es sehr
wichtig, daß dieser in Fr. 26, wahrscheinlich eben in der Orestie,
den Vers hinter das Enoplion stellt, also wie Choeph. 354, sehr
gegen die uns bekannte Weise der Daktyloepitriten
X<)ki.ooauh'ct öiyäuovg ts y.ai TQiyäuovg ziO^r^otv.
Endlich Eurip. Bakch. 73:
10 /^laxag ooxig evöai-
f.iiov ttXeiag x^twv ei-
d(i)g ßioiav äyia-Ttvu
'/.a\ ÜiaotvetaL i^ic-
Xccv Iv Üotatfi ßaxyjv-
lov büioig v.aDaQ-uülaiv.
Es folgen zwei Perioden von 12 lonikern, zum Abschluß um-
gebogen. Die zweite Strophe bringt zuerst fünfmal uusern Vers,
als Abschluß ein Enoplion ötjvog rj Udiag •/.Kadmoiv, vergleichbar
doch dem Hipponakteum Choeph. 469; die Schlußsilbe ist fast
398 n. 13. Kurzverse.
immer lang. Die Spondeen hinter jedem dritten Verse in der
ersten Strophe sind wohl nicht anders aufzufassen als hinter
glykonischen Ghedern; aber von Singularitäten soll man nicht
zuversichtlich reden. Hier hat Euripides archaisierend ein Maß
aufgegriffen, das aus der Tragödie verschwunden war.
Reihen von Pherekrateen hat die Komödie auch außer der
Korianno des Pherekrates, die dem Verse den Namen gegeben
hat, bei Krates Töluaig und Eupolis Kola^iv, aber auch die alte
Tragödie, Aisch. Sieb. 295 —
300, und die rhythmischen Refrains
Aiscli. Ag. 381, Hik. 631, Eur. Her. 359 zeugen für seine Ver-
wendung in alten hieratischen Liedern. Auch das kommt dann
ab, aber Kallimachos Fr. 118 baut wieder eins seiner zierlichen
luXt] aus Pherekrateen.
Da haben wir zvvei Verse, die sich nur durch die Stelle der
zweisilbigen Senkung unterscheiden. Wenn sie an beiden Stellen
auftritt, ergibt sich das Glied, das ich gewöhnlich als klingendes
Hemiepes bezeichne. Es kommt auch so vor, daß es sich zu diesen
Dreihebern stellt. Aisch. Pers. 555 steht schon hinter Trochäen
To^aQxog 7toXiriTaig, lovoldog cpllng äyitioQ, Pherekrateen, aber der
erste läßt sich auch in der Antistrophe daktylisch messen. In
der nächsten Strophe stehen vier solche Verse, aber yrarctöi-iEvoi
ö alX deivd und ay.vD.ovrai TiQog ävavdov und övQÖusvoi ysQOvreg,
Der Dichter beobachtet die Unterschiede, aber wer kann
verkennen, daß sie nur denselben Vers variieren. Die letzte
Strophe, 583, besteht ganz aus solchen Versen, erst vier dak-
tylisch, dann zwei vorn spondeisch, der letzte yag dwXtoXsr ioyji^g.
Auch Sophokles hat Trach. 114 vier solche klingende fi(.uBuv^, das
letzte katalektisch; eine choriambische Periode folgt. Euripides
legt drei solche Zeilen Her. 1199 und Tr. 256^) in Gesangstücke
Ü7to ö/.)]vr^g ein, ein archaisches Stückchen in dieganz moderne
Komposition. Das eigentliche rjittejieg, das im Pentameter ver-
doppelt ist, kommt auch
einmal bei Eur. Tr. 1094 fünfmal hinter-
einander vor; ein iambischer Dimeter folgt als Klausel. Einzeln
findet es sich in iambischen Versen öfter, nicht minder klingend,
um eine Silbe länger, so wie es ein Hauptglied der Daktylo-
epitriten ist, in denen aber n_^w —
•w — —w
eben bei Simo
nides erschien. Hinter dem Enoplion kommen alle diese Formen
^) Die Gesaiijjpartie ist in Teil III behandelt.
Reizianum. 3?* 9
Tor, Besonders häufig ist ebenda der Ithyphallikus, den die
Daktyloepitriten der Tragiker und auch mancher Meliker als
Klausel kennen. Aus all daß dem müssen wir abnehmen,
diese Dreiheber die Geltung von Dimetern behauptet haben.
Daher unterscheide ich sie durchaus von den Gliedern, die als
Kurzverse schon häufig vorgekommen sind und nun zur Be-
handlung kommen.
Kurzverse nenne ich die Glieder, welche weder auf den
alten Vers, der nun als Dimeter gerechnet wird, noch auf eins
der neuen Metra von zwei Hebungen zurückgeführt werden
können. Wir fanden vornehmlich zwei GKeder mit stumpfem
Schlüsse ^^ ^_-w und — n_^ das uns zum— ww — — ^
Dochmius führen wird '), und zwei mit klingendem, den Adoneus
und das vielgestaltete Reizianum, als dessen normale Form
^:^ — —
ws^ T^ betrachtet wird. Der Adoneus kann mit einem
daktylischen Metron nicht leicht verwechselt werden, obwohl dies
formal identisch ist. Er ist eine alte Klausel, wird uns in dem rhodi-
schen Schwalbenliede gleich begegnen, steht auch in dem elei-
schen Dionysoshymnus (S.38Ö): aus der sapphischen Strophe kennt
ihn jeder. Er kommt aber auch als Glied von gemischten
(gl. i) Strophen vor wie die andern Kurzverse, verdoppelt in
stichischer Wiederholung bei Sappho und auch bei Pindar Nem. 2,
als Klausel der Strophe^).
Das Reizianum soll seinen Namen behalten, nicht nur weil
er bequem ist, sondern damit Hermanns Pietät gegen seinen
Lehrer in dem Namen fortwirke. Reiz hat den Vers hinter
einem iambischen Dimeter in Plautus Aulularia HI 2 entdeckt,
was nicht leicht war, da Plautus die Wandlungsfähigkeit des
griechischen Verses noch stark gesteigert hat. Sappho hat je
') Bei Ai'istides Quint. I 17 wird nach dem Dochmius t| idf.ißov xai
::ial(ovog dtdyviov — —
einer angeführt ^^ idiiißov y.al öaxiiO.ov xal
--'
j%aC(avog. Das wäre ein Glykoneus -^ w^_. -^ _
der für Aristides— ^
ein ßnxxsiog cItiö idfißov ist. Überhaupt kann ein bequemer Achtsilbler
kein dö/juog sein, f^ idußov ist fälschlich wiederholt; ex ()axTVÄov xal
JtaCcovog erj^ibt — «~'--^ — >_.
— was wir erwarten.
,
*) Hesych. ddcovLov ro naod xotg Adxoaiv avXrjOev ^tußat/joiov (f.Tt-
ßaox'TjQiov cod. corr. Vossius), 5:ieQ vavegov n:aQä Aeoßioig (ovondaih]. D h.
der Name war wepen des Epijiiionenis (b töi> ZAdcoytv gegeben, das bei
Sappho stand. Der Vers kam in lakonischen Euibatoria vor, die man für
älter hielt, in "Walirlu'it als Klausel von Kiioj)lia. virl. S. 37(>.
400 II. 13. Kurzverse.
zwei ZU einer Zeile verbunden, wie sie es mit dem Adoneus
und dem Gliede ^>-^ >^ — — —w getan hat, Fr. 51:
^fj ö' af^ißQO(Tiag fuv y.oaTi]Q exd/.Qaro ....
y.äXeißov aQccoavto de näf^inav iaXd^).
Drei Verse hintereinander haben die Messung des ersten und
trennen die Glieder; der vierte hat dieselbe Silbenzahl, aber
zuletzt eine andere Form des Reizianum und keine Diärese.
Ich habe daher früher katalektische ionische Dimeter angenommen,
zuletzt einen vollen Trimeter, und
einem so müßte man bei
lonier schUeßen. Aber hier führen die Analogien auf die andere
Auffassung. Vergeblich fragen wir, ob der Wechsel innerhalb
stichisch wiederholter Verse vorkam oder etwa vierzeilige Strophen
abschloß. Nach einer freilich nicht ganz verläßlichen Angabe
bei Mar.Victorin. 105, 9 hat Sappho auch das Glied "^ -^ ^^ — —
verdoppelt als Vers gehabt.
Ein glücklicher Zufall hat uns in dem rhodischen Schwalben-
liede ein volkstümliches Gedicht erhalten, dessen Hauptteil aus
einer Reihe von Reiziana besteht, »}Ät>* f^lO^e xtlidiov xaAat; loqui;
äyovaa y.a}.ovg x h'iaviovg usw., als Klausel der Adoneus^) xui ?.exi-
^Izav. Wenn sich jetzt Pherekrateen darunter finden, so darf man
sie nicht verurteilen, braucht sie aber nicht für ursprünglich zu
halten; immer und ich halte für denkbar,
bildet sie ein xa/,
daß die Kinder dies so flüchtig sprachen, daß es für den Vers
verklang. Dasselbe Maß hat das Müllerhedchen von Eresos,
das ich früher ionisieren wollte^):
') Es folgt noch rät yai-ißQm, das sich dem Verse nicht fügt. Da
wird der Artikel zu til^eu seiu, der für Sappho hier so wenig nötig war wie
in 98 xh)Q(üQöii nööeg Imogöyvcoi, das auch auf einen bestimmten Braut-
führer gellt.
Abgedruckt am Schlüsse meiner vitae Homeri et Hesiodi. Ich
®)
habe Vers H, 12 falsch behandelt, weil ich den trochäischen Tetrameter
vor lamben nicht ertragen wollte, zu streng, selbst wenn die Verbindung
im Drama nicht vorkäme.
*) Plutarcli 157 e, Herrn. 25, 228.
sept. sap. conv. Der erste Vers
macht auch denn man muß das a von fA,vXa lang
so Schwierigkeiten,
messen, obgleich es Vokativ ist. In ihm verklingt das folgende kurze a,
wie in dem Volkslied <y xaXä 'ArpQoöixa, dann haben wir ein Reizianum
etwas anderer Form. Der Adoneus als Abschluß wie in Rhodos ist ent-
scheidend.
1
Reizianum. 401
äXei ^ivXa älei
xai yctQ ßaoü.eviov
{.leyaLag Äliri'/^iji'ag
/7/Tr«/.0(,' äkei.
Die metrische Theorie gibt wenig über den Vers. Servius, centim. 8
führt ein hipponacteum, das ein brachykatalektischer ionischer
Dimeter sein soll; Mustervers palmam cape Victor. Die Parallel-
überlieferung bei Sacerdos S. 540 redet von clodum hipponacteum,
woraus Avir abnehmen, daß das hipponacteum nur auf dem
clodum beruht. Beispiel aber ist rede dedere (das griechische
ist ganz verschrieben) das stimmt nicht zu der Regel, aber wohl
:
zu der Praxis, wie wir sehen werden. In der Vorlage waren
also verschiedene Formen behandelt. Übereinstimmend nennt
das metrische SchoUon zu Pindar Ol. 1, 28 (f] d^av(.iaxa noXla)
^IrcTttüvdxteiov, itoviAhv öif.iETonv ßüaxvA.ata'Ar]xvov. Es ist um einen
loniker kürzer als das Hipponakteum, das ich als Versnamen
aufgenommen habe. Beide Verse mochten in demselben Gedichte
vorkommen, das wirklich ionisch gewesen sein kann.
Schon hiernach wird man nicht bezweifeln^ daß es ein Kurz-
vers für sich ist, den man nicht weiter analysieren soll, also
nicht etwa als ionischen katalektischen Dimeter betrachten.
Hinter Ion ikern kann es natürlich ein solcher sein, wie eine be-
stimmte Form des Enoplion ein akatalektischer, und hinter Grly-
koneen nimmt man es als katalektische Form des Telesilleion.
Solche verschiedenen Möglichkeiten muß eine Metrik, die ganz
auf Beobachtung beruht, hinnehmen, sie werden zahlreicher sein,
als der einzelne merkt. Belege seien Pindar Ol. 9, Ep. 3, Eur.
Herkid. 380, Rhes. 537. Hersetzen will ich eine Probe aus der
Parodos von Eur. Hypsipyle. Auf 4. gl. und 3. gl. folgt
i] t6 xQV(}t6f.iallov pher.
Iqov dfQog, o TTiQ/ dQibi; teles.*)
o^nig oiifia ögccAovTog pher.
q'QovQEi, fivafioavi'a de aoi gl.
tag dyyjdkoio ^Ir^iivov^ enopl.
xttv .^iyulog kliaatov pher.
uvuoy.iv/rng «/67" reiz.
^) Es entspricht genau TQiaaoig ekiJiev y.gdrog; in der Strophe sind
«wei Längen aufgelöst. Die Schreibung tsgöv ist belanglos.
WJ a tn o w 7 OriecSiisuhe Verskunst
l i t , •>(>
402 II' ^^- Kurzverse.
Offenbar ist es ebenso berechtigt, in dem letzten Verse ein kata-
lektisclies Telesilleion zu finden. Die Verse sind in der Hand-
schrift richtig abgeteilt.
Das Vorkommen bei Sappho zeugt für den Ursprung des
Kurzverses in ältester Zeit, so daß er einmal überall gegolten
hat. Aber Archilochos und 'Anakreon haben ihn nicht. Bei
Alkman mag evdovn d^ oiiovwv Fr. 60 unsicher sein; dann
wird man das Reizianum ihm doch zutrauen, da Aristophanes
Lysistr. 1302. 3 es in den lakonischen Liedern hat^). Auch dar-
auf darf man bauen, daß Theokrit in dem Epigramm auf Epicharm,
18, diese Klausel hinter dem iambischen und dem trochäischen
Verse braucht, welche sein Landsmann verwandt hatte. Ihm
war es also keineswegs ein nur lyrisches Glied, und nicht aus
der Lyrik hat er es genommen, sondern er kannte es wohl noch
als lebendigen Kurzvers der Volkspoesie, sei es von Hause (wo
man dann selbst Anwendung bei Epicharm glauben kann), sei
es aus der asiatischen Doris, seiner zweiten Heimat. Rechnet
man sein wahrscheinliches Vorkommen bei Alkman hinzu, so
wird man auf seine Erhaltung im Mutterlande, besonders bei den
Dorern, schUeßen. Übrigens hat es Kerkidas zusammen mit den
Gliedern der Daktyloepitriten.
Man darf das Reizianum durchaus nicht nur als eine Klausel
betrachten, wenn es auch dazu geworden ist, ebenso wie der
Adoneus. Es findet sich als Glied innerhalb der Strophen mehr-
fach bei Pindar Pyth. 10, sogar zweimal hintereinander innerhalb
einer längeren Reihe (S. 320). Ähnlich Eur. Her. 1048. Aisch.
Pers. 949 hat drei hintereinander, von denen der mittlere wider
alles Erwarten die Mittelsenkung zusammenzieht: TcQiag h.
vaög. Man würde es nicht glauben, wenn die Nachbarschaft nicht
entschiede. So erkennt man die Ausnahme an. Auch eine
Auflösung will man zuerst nicht glauben, und doch kann Eur.
E1.457 0Qvyia xsivyßai =
öi.iuaai xQOTtaloi gar nichts anderes sein.
Auch Pindar hat das Reizianum dreimal hintereinander im zweiten
Päan, der hier bald analysiert wird, zweimal Ol. 4, 15. 16, ein Ithy-
phallikus kommt noch dahinter. Dreimal steht es auch Eur. Alk. 908'-*),
') Textgesch. der Lyr. 93, wo das Enoplion 1300 nicht ganz richtig
gefaßt ist.
*) Das letzte hat in der Mitte nur eine Kürze. Die Strophe hebt mit
einem iamb. Monometer an, dann kommt das Dikolon solvitur acris, aber
'
Reizianum fiinfsilbifr. 403
Her. 640, zweimal Hei. 1351. Die Verbindung mit dem iambi-
schen Trimeter oder Dimeter wie bei Plautus Soph. Aias 407
Ar. Wölk. 1304, Fried. 955, hinter einer längeren Reihe Ach. 841
Die Verwendung als Klausel von Strophen oder Perioden illu-
striere eine größere Anzahl von Belegen, Aisch. Hik. 89, Soph.
Ai. 181^), 914, OK. 1047, 1056^), Ant. 140^), Eur. Alk. 249*),
Andr. 280, Hei. 1109^), Ion 460, 47J, 494, Phon. 1538, lA. 211,
214, 1091.
Besonders wichtig ist das Auftreten der kürzesten Form
v-^ —w die sich mit ^-^ für —w—
^^ -^ ver- — — —^—
gleichen läßt, wovon sogleich gesprochen werden soll. Daß dies
wirklich ein Versglied für sich ist, folgt aus seinem Auftreten in
Sonderung von seiner Umgebung. Pindar Pyth. 6, 7; Aisch.
Pers. 975, 986, beide Male vor einem Dochmius, Bakchylides 16, 9
in der Form Ördea neöoixvüv vor einem Adoneus, Soph. El. 136
als Klausel, lehn. 71. Eur. Alk. 235, 245 (Klausel hinter einem
Tetrameter), Hipp. 63, Hek. 1091 (zweimal als einzelner Ruf), Arist.
Wölk. 469 zwischen Daktyloepitriten, 701 zwischen Choriamben
und dem archilochischen Dikolon, Piaton '^EoQxali; (Schol. Fried. 73)
vor dem Ithyphallikus steht nur eine Kürze, was ganz begreiflich ist, wenn
ein Athener die Glieder selbständig sein ließ. Hephästion 15, 8 belegt es
aus den Seriphiern des Kratinos. Dann /tovd.-Tatg äXX' lf.i.:iag, gar nicht
anders zu fassen als TvgCag ex vaög in den Persern, endlich 2 i und die
drei Reiziana.
*) Die Daktyloepitriten verlangen, daß der Kretiker atjzcivcüg zu ilmen
gezogen wird.
*) und 2 i), 1056 die zweite
1047 schließt Reiz, die erstePeriode (3Teles.
(3 i, 6 i,mit manchen unterdrückten Senkungen oder choriambischer
2 i, 2 i
Anaklasis), die dritte besteht aus B i ( w- ^-^ — ) und Adoneus
als Klausel. 1063 —
1069 hat sich nach der Strophe zu richten 7tqoo:iöÄ(ov
Ei}f.ioXni(Säv Ivx}' m^at zöv tygF./ndzdv. Überliefert ist :xäaa ö" ÖQuäiai xaz'
dunvxvTjQia qä?.aQa .twAwv. Das Glossem q^dhiga ist anerkannt; d/t.Ti'xr);ßta
kann nur den Schluß des letzten Dimeters bilden, also gehört ni6?.ojv da-
vor, und dieser Vers ist voll. Dann ist xar' entweder der Rest des fehlenden
ianibischen Wortes oder nach Ausfall des Infinitivs, der «/t.-r regierte, ein-
gesetzt um dieses an ÖQixcuac zu schließen, was freilich unzulässig ist. Die
Heilung bleibt unsicher, gut paßt z. B. xXoveiv jitöXcov d.(i.Ti'xr*/pta.
^) Der Wortschluß führt zwar auf einen Adoneus als Klausel, aber
das zerstört die choriambische Reihe, äXXa (5'f.V äV.oig e.TiV(ii/ta oxvqf^eXl^ou-
fxiycig 'Algijg de^iöatigog.
*) Die Strophe ist in Teil III behandelt.
*) Vorher geht ein anderer Kurzvers 0^ rar ihidozdrav.
404 II. 13. Kurzverse.
zwischen Anapästen. Auch in der Königsrede des Timotheos 209
machen zwei solche Verse den Schhiß: yivon ovriaig\avtoioi
TtXovvüv. Als zweites Glied des Enkomiologikus und sonst bei
den Daktyloepitriten wird diese Form wieder auftreten.
Der einzige Kurzvers, der es in der Kunstpoesie erreicht
hat, ganz wie die Viersilbler zum Bau von ganzen Gedichten ver-
wandt zu werden, ist der Dochmius, der seinen Namen davon
hat, daß er von der gemeinsamen Form jener Viersilbler abweicht.
Er tritt uns erst in der ausgebildeten chorischen Lyrik') ent-
gegen, aber da nur wie die anderen Kurzverse als ein Glied
unter anderen. Als durchgehendes Maß zeigt ihn gleichzeitig
die Tragödie schon in den Hiketiden des Aischylos völlig aus-
gebildet; daß er auch im Satyrspiel zulässig war, zeigen die
Ichneuten. Von seiner Entstehung wissen wir also nichts, als
daß er niemals volkstümlich war, denn wo er in der Komödie
begegnet, wird immer mit Absicht tragischer Ton angeschlagen*).
Er verschwindet auch wieder mit der Tragödie, außer daß die
Hilarodie, wo sie pathetisch wird, auf das tragische Maß zurück-
greift,wie des Mädchens Klage zeigt ^). Die Versuche, ihn aus
lamben oder Päonen abzuleiten, haben zu nichts geführt, denn
wirkhch päonische Reihen werden nur vereinzelt eingemischt
und sondern sich so sicher ab wie daktylische. lamben sind
allerdings sehr häufig und treten in nächste Verbindung*), so
^) Simonides im Skolion an Skopas V. 4 der Strophe, Sapph u. Sim. 182.
—
Pindar Ol 1, vgl. unten; Bakchylides 16, 8 10 ävd-ea nedoixveiv Uvd^i'
"AnoV.ov töaa xoQol Ae^^qpibv, drei verschiedene Kurzverse; der Dochmius
auch 5:9. '60 hinter anderem Gliede.
*) In einem Liede, das alle Maße bringen will, darf er natürlich auch
ohne solche Absiclit nicht fehlen, Vög. y3U. 234, 286, 239, sehr lustig immer
im Kontrast zu der Umgebung.
') Gott. Nachr. 1^96. In den Anmerkungen sind dort eine Anzahl
dochmische Reilien der Helene und des Ion erläutert und verbessert. Damit
auch hier eine Probe nicht fehlte, steht die Erkennungsszene der Helene
in Teil III.
*) Verkannt wird das oft, wie denn die dochmischen Lieder eine
durchgreifende Naclipriifiing fordern, die ich hier nicht liefern will. Ein
Beispiel Soph. OK SS'> ßöXsf iTvel negav negdoi öi). Da wird das letzte
seit Elmsley zu einem Dochmius gemacht, wie die Antistrophe ihn bietet,
B4"i TCQÖßaiy b)öe (jloi. Aber da geht vorher JiQÖßaiy (bde ßäve, ist also
842 die Wiederholung von &de an der Störung der Responsion schuld.
Dochmius. 405
daß zuweilen die Auffassung eines Verses schwankend wird; aber
das beeinträchtigt das Ganze nicht. Die Dichter setzen gern die
einzelnen Metra oder Dimeter durch Wortende ab, was die Ana-
lyse erleichtert. Daß klingender Abschluß durch das Ghed
— ^^ -^ —w— -w erzielt wird, war öfter zu erwähnen es ;
scheint allmählich abzukommen, und ob Katalexe gemeint ist,
wenn die Form -^ auftritt, ist bei der Veränderlichkeit
des Maßes sehr fraglich, selbst wenn die Reihe so schließt. Un-
gleich häufiger steht hinter Dochmien ein Kretiker oder Bakcheus,
aber das wird wohl am besten nicht anders aufgefaßt, als wenn
diese Zusätze hinter glykonischen Ghedern erscheinen, und so
kann man auch urteilen, wenn wir sie vor Dochmien antreffen,
wo allerdings auch die Annahme zulässig ist, das erste Metron
wäre unvollständig').
Wir sind gewöhnt, ^^ ^^ —
als die Grundform anzu-
sehen, und die Auflösung von Längen anzuerkennen"), aber
allen
— w -w — w — hat ziemlich gleichen Anspruch, und damit haben
wir den älteren Kurzvers ediie regibus. Hinzu tritt die Zulassung
der Länge in der vorletzten Silbe, vergleichbar der Behandlung
des Glykoneus. Selten, aber unanfechtbar ist der Anlaut mit
Doppelkürze Soph. OK. 117 t/c; «^»^ i]v noü vaiei, Eur. Bakch. 908
OQ\yia uaTQÖg re aäg, Her. 878 tiaviaiOLv Xvaaag. Das gibt es auch,
wenn die folgende Länge aufgelöst ist,_Eur. Her. 1057 äöutaT^
adivaTcc fioi, Phon. 1295 hinter einem iarabischen Tetrameter
TiÖTEQov aqa viv.vv ök6i.uvov tuxriaio. Auch Maecenas atavis findet
sich einzeln, Pindar Ol. 1, Ep. 2. 7. Aisch. Hik. 346 iöi (.le Tay
lY.eriv. Sieb. 892 - 893 aial datuonoi, Ar. Vös:. 430 Ttv/.vöictiov
'/.ivadog^). Es ist nur verschieden ausgedrückt, ob man so etwas
als eineandere Fonn des Dochmius bezeichnet oder als einen
anderen Kurzvers, der sich einmischt, wie ja auch w- — >^
einzeln vorkommt, Aisch. Pers. 975. Soph. Ichueuten 71 rcövoig
/toocpi]vag. Dies gilt auch von dem Gliede -w — ^^— das — ,
')So dargestellt in meinem Herakles II* 219.
*)Die Beobachtung, daß die zweite Länge nur aufgelöst werden
dürfe, wenn es auch die erste ist. liat eine Weile geblendet; das ist hoffent-
lieh überwunden, jedenfalls ist die Beobachtung falsch.
') Drei Dochmien gehen vorher, deren letzte Silbe aufgelöst ist, In
der Synaphie ganz berechtigt. Dann setzt der Dichter obigen Vers, de;
ähnlich klingt, aber doch anders gebaut ist.
406 n. 13. Kurzverse.
ich einen anaklastischen Dochmius genannt habe an dem Namen ;
liegt nichts; daß es von den Dichtern unter Dochmien ganz so
gebraucht wird, als wäre es einer, kann niemand bestreiten. Wer
auch nur die oft zitierton Verse Eur. Or. 140 im Gedächtnis hat,
olya Glya lemov Xxvog uQßvXrjg, kann sich dem nicht verschließen.
Pindar Ol. 1, Ep. 5. 6, N. 7, 1. 2 vgl. Epode 3. 4. Aisch. Prom.
583. 585, Soph. Aias 401»), El. 245, Phil. 1215^), Eur. Alk. 218,
Hek. 1105 — 11063), Tr. 266, Phon. 132. Ion 719, 1490, hier
mit einer Auflösung. Das tut dem keinen Eintrag, daß dieses
Glied anderen Verbindungen auftritt*).
auch in Im Fragm.
Bobiense 621 heißt es Euripideum, wie sonst der katal.-troch.
Dimeter, weil Euripides es unter solchen bringt, lA. 235,
256. In andern Liedern hat er es dreimal hintereinander Or. 992,
Phon. 1023, zweimal als Klausel hinter Daktyloepitriten El. 879.
Vielleicht auchSophokles OT. 1208, aber da macht dieAbweichung
der Antistrophe die Sache ganz unsicher; die Ausgaben befriedigen
an keinem Orte. Befremdlich steht es Aisch. Prom. 164. Sehr
stark ist sein Fortleben in den plautinischen Cantica.
Endlich erscheinen sehr häufig anapästische Metra zwischen
Dochmien. Wieder ist die Anerkennung der Tatsache das
Wichtigste; dann erst fragt man nach ihrer Deutung. So in
^) In Teil III zu vergleichen.
*) Hält man sich möglichst an die einhellige Überlieferung, so er-
geben sich Dochmien verschiedener Form 1211 Jiot yäg: sig äidovloi) yäg h'
i:v (päu y' (hier steht eu, Korrektur zu lov' vorher) |c5 nökig (Kretiker, d. h.
unvollständiger Dochmius; ye vorher fehlt besser), w naxgCa nöXig {tc6X.
naxQ. codd.) mog (o') d.v Elatdom{i o'j aMiog
ög ye oäv hnd)v iegäv y' dvijg
lißdÖ" ix§Qotg Aavaoig eßav {iß. A. codd.) dgcoyög' er' oiöiv sluC Für das
schließende Enoplion zeugt 1209. Zugegeben, daß sich anderes ver-
suchen läßt.
') Nur Tj xöv [ig] 'ACöa gibt einen Vers; ig ist längst getilgt.
*) Simonides 58 ist hergestellt Sapph. u. Sim. 170
laxi rig' Xöyog
räv 'ÄQBräv vaCeiv dvoa/n-ßdroig ini nirgaig,
vvfiq:äv de fxiv '&oäv xog()v dyvöv dfiq;ineiv.
oi)ök. ndvxav ß?.eq)dgoig '&vax(bv eoonxog.
5 lögog evöo'&sv fi6Xr]t,
d>i ixi] day.ed'Vj.iog
äxgov dvögeCat ....
Ixtji t" ig
V. 2 2 i (einer choriambisch) -f- reiz. V. 3 3 i, einer mit Doppelsenkungf.
V. 4 chor. Dim. -f reiz. V. 5 Enopl. -\ wie Pindar Pyth. 10, 6. w _ w—
Auf V. 1 ist natürlich kein Verlaß; 6 läßt gute Messung zu, mag man ig
oder rlc lesen.
,
Dochmius. 407
dem eben angeführten Soph. Phil. 1215 iegav hßdd' tx^Qolg
Javaotg eßav. Häufiger findet sich der Dimeter, IT. 880 nolv
k-rtl ^iffog aif-iau oGjl jtBkäaaL, wo schwerlich bedeutungslos ist,
daß die Metra nicht gesondert sind, Phon. 109, Un nöwia 7tal\
Aatovg 'E/mtu y.ardxah^ov aicav\7ttdiov dovqdrcxu, Hek. 1104
^Saqicjv tJ leL qiog ev&a TtvQog cp/.oy^ag drpirj aiv oaoojv avydg.
j
\
Im dritten Teil ist als zusammenhängende Probe so gemischter
Dochmien Troad. 229—291 gegeben. Bei Pindar N. 7, 83. re-
spondiert sogar einmal ein anapästisches Metron mit einem
Dochmius^). Bei Aischylos gibt es solche Anapäste Eura. 844.
Hier nur noch Proben von dem Auftreten eines einzigen Metrons
Soph. Trach. 1026 d^Qi'oio/.et deilaia dioXoOo' fjuäg'^). Eur. Ion.
1475 oi-öa yooevudvojv vidvaiog euög. Hek. 1068 dy.ioaC d/Joaio
TvcpXbv \4f/.ie.
Wie den Dochmien schließen sich auch hier lamben an,
bei
Ion 1449, 1466, es folgt auch der Dochmius mit unterdrückter
vorletzter Silbe, Hei. 680 Tldqiv log ärpeXono: UCbg avöa, ebenso
681, Ion 1494 ävd x' avrqov eQrjf.iov ohovcbv. Hypsip. 1685 drro-
^aariöwv y^ liidv oxiqvojv^ auch der Spondeus Her. 697, Phon.
105, Ion. 716. Bei Aristophanes Wölk. 1154—1170 steht eine
Partie, die zuerst im Anschluß an eine bestimmte Stelle der
Tragödie diesen Stil zeigt. Von 1165 an stehen Anapäste erst durch
Hiat abgesondert w dann drei Metra.
xi-z.vov Co rtal^ Dochmien
folgen ^j. Auf des Mädchens Klage sei auch hierfür noch hin-
gewiesen.
— -- ^ — selbst eine Form des Dochmius, und —
—— ,
— —— ^—
den wir auch einzeln an Stelle desDochmius angetroffen haben, finden
sich in überwiegend glykonischen Strophen so häufig, daß nur die
ist. Dürfen wir nun mit Horaz glauben,
Tatsache hier zu registrieren
daß den Asklepiadeus bilden? Oder ist er ein Tri-
sie vereinigt
meter, wie ihn Hephästion mit Hilfe des Antispast auffaßt? Al-
kaios läßt diesen Zwölf silbler mit einem anderen abwechseln
^) Gerechtfertigt Sitz.-Ber. Berlin 1908,341. Drachmann hat mich darauf
aufmerksam gemacht, daß die metrischen Scholien diese Verletzung der
Responsion bezeugen.
*) Vorher zwei gute Dochmien k % lut Ua daiuov dgatiaxei & a{'.
*) Diese lauten w (fiXog c5 (pCXog: äni^i, ovXXa^div: loi iio rexi'ovj iw lov lov.
Sehr wichtig, daß A und seine Sippe nur ov Xaßiov falsch hat, von Ernesti
verbessert, RV aber dai^i Xaßiov röv viöv aov, also eine byzantinische
Glosse,
;
408 n. 13. Kurzverse.
^-^ — >^ w^^ — ^-"
Der Schlußvers
-
j also i + gl.
w^ — -w —
I
der Skolienstrophe — ^^-^ — -^
kann das
zweite Glied des Asklepiadeus wiederholen, kann Choriamb
+ Glyk. sein. Doch hiergegen spricht die durchgehende Kürze
der fünften Silbe und für die andere Auffassung, daß ein sonst
gleichgebautes Skohon, 10, mit dem verdoppelten Adoneus
schheßt^). Und wenn Alkaios den größeren Asklepiadeus bildet,
schiebt er nicht einen Choriamb ein? Er tut es ja sogar mit
zweien (Heph. 10, 7).
Die späteren Dichter übernehmen den Asklepiadeus^) als
festen Vers, wie sie es mit so manchem tun; da ist nicht kennt-
lich, ob er ihnen ein Trimeter war. Ein Zwölfsilbler war er
wie der lambelegus, den sie auch übernahmen, aber als zu-
sammengesetzt behandelten, d. h. die Teile gern sonderten. So
finden wir den Asklepiadeus bei Timotheos 136 zwischen Priapeen?
bei Sophokles im Thamyras 223 hinter einem Glykoneus, ebenso
steht der große Asklepiadeus Phil. 175. Der Verfasser von
Pind. Ol. 5 verbindet ihn am Anfang seiner seltsamen Strophe*^)
mit einem Kretiker, behandelt ihn also, wie es nach dem Vor-
gange der Lesbier mit Glykoneen geschieht. Am wichtigsten
sind zwei schwierige Lieder des Sophokles. Von Phil. 67 G
schreibe ich die besser erhaltene Antistrophe ab:
tV avTog fjVj TtQoaovQov ouk i^iov ßdoiv 3 i
ovte Tiv' iyy^toQiov '/.ay.oyeLtova 4 dakt.
TiaQ^ (Ol, axövov ävcLvvTtov prosod. +
(xav^ßaQvßQdjT' uixo'Akav- hemiep. +
b95 GELi^v ai[iaTr\qöv. ithyph.
(w6^ og [rav] ^€Qi.ioTdTC(v großer Askl.
ali.idöa y.rjxtO(i£vav iXyxüv
ivO-riQov Ttodbg i]7cioiai (pvKKoig phalaec.
xazevvdoeiev, ti ri iii7reiwt 3 i
^) Die Skolien muß man nicht bei Bergk lesen, sondern in Kaibels
Athenäus; ich habe behandelt Arist. u. Athen II 316.
sie
') Auch das Volkslied von Rhadina, Strab. 347, besteht aus Asklepiadeen
die beiden erhaltenen Verse fangen mit Doppelkiirze an.
") Es folgt dann 5 Dakt. (stumpf) -f Ithyph., Teles. -fKret. -f Ithyph-
Das ist die Strophe. Epode: 5 Dakt. (trochäisch ausklingend) -j- Iihyph.
5 Dakt. -f- 2 Kret. Ithyph. +immer heben die Diiktylen spondeisrh au.
Ein Gebilde, für das ich keine Analogie keuius
—
Asklepiadeus. 409
700 (poißädng l/. yaiao, ektlv 4 chor.
i'iQue yag o.'Ü.ot' a'ÜMi
t(')T &v tikvouivog 2 ion.
folgen noch 8 Choriamben^).
Die Mischung von daktyhschen, ionischen, iambischen Ele-
menten mit einigen lesbischen Versen ist stark, aber sie sind
durchsichtig, und auch den Asklepiadeus würden wir ohne
weiteres hinnehmen, wenn nicht seine vorletzte Silbe lang wäre.
Das mag man zunächst gar nicht glauben. Sehen wir die
zweite Strophe, von der ich wieder die Antistrophe hersetze:
VLV d' ai'ögCüv uyaOcov TTaidbg vnavrr^oag
720 eödaifiiov dvvoti /.ai i-ifyag ix /Mviov,
viv TrovronoQCüt düvQari nkr^O-ei
(ig
7to).).ä)V fiip'Cov TKxxqiav ayu ngbg aukdv enopl. H —— ' -^
725 Mukidöiüv vv^rpäv dochm.
Iii€Qy^eiov T£ 7caQ^ oy^d^ag,'iv b xdky.aaTtig ävrjQ 0-eoig
TtXdO^u ^tbg d-tiioi tivqI 7raucpaj]g
Onag vtxIo oyO^ag^). reiz.
Leicht sondert sich die Klausel ab, der Dochmius auch; er
ist offenbar in der Strophe 712 durch den Zwischenruf d» (.isUa
\pvyd hervorgerufen. 727 ist der alkäische Elfsilbler, offenbar
alsGanzes herübergenommen, eine große Seltenheit. 726 steht
der große Asklepiadeus, hier ganz rein. Aber 719, 720 hat
der kleine den unreinen Schluß wie jener oben, und 721 fehlt
ihm die Schlußsilbe.
') durch tiqöoovqov für den Nominativ geheilt, d. h.
691 hat Kaibel
die Satzglieder geordnet „wo er allein war {avzoC ia^uv kennt
richtig
doch jeder), kein Grenznachbar zu ihm kam, kein Älitleidiger unter den
Eingeborenen". Beiläufig: hier lehnt Sophokles mit Absiclit den Aktor
des euripideischen Philoktet ab. 6iU war der Artikel zuzufügen; „die
tiefschwarze blutige" ist für die Krankheit gesagt, wie Tr. 83S ne/.ayzaira^
für den Kentauren; das erlaubt sich die Dichtersprache seit tgatfegif. te
xal vygv, (pegeoiy.og; die Epitheta statt der Götternamen sind im Grunde
dasssclbe. 6yü [räv] Erfurdt. (399 vi für rig Dindorf; Hiat bei Sophokles
legitim. 701 ilgas für fp.-ret Bothe. Die Strophe ist schwerer entstellt,
steht aber bei Jebb im wesentlichen richtig, nur muß di) hinter uurcvy.a
bleiben, 685 laog tv{Y)Iooig Hermann „t-r war immer von derselben Hal-
tung, die die andern zu ihm einnahmen**, also muß er sich jetzt an ihnen
rächen. 687 t)/J.vf dvii^C <I)()e für 0)0" dvatitog, so schon Burges, nu:
falsch mit ovrog, vgl. Aias l!'6. Hier entscheidet die Antistrophe.
*) Hier hat nur Hermann .^Ad^?fl i>foc für :i?.n9s( rräai verbessert
Die Strophe sti'ht i)ei Jobb richtig.
'
410 n. 13. Kurzverse.
Sehen wir auch noch Ant, 944:
£iXc< y.al Javdag ovquviov cpü)^
KQVTltO^liva Ö' 6V
rvf^ißriQSi ^aXäficüi'°xaT€^svx^V
nahoL '/.al yeveäc Ti(.iiog, w ital Ttal.
950 xai Zrjvbg Tafiuveaxe yovag xQvaoQvrovg.
&}X a f.ioiQiöia rig övvaaig deiva.
Da ist der Asklepiadeus mit unreinem Schlüsse 947, 949, 951,
um eine Silbe ist 946 wie Phil. 721, er geht also auf
kürzer
einen Adoneus 950 hebt wie der große Asklepiadeus an,
aus.
aber auf den Choriamb folgt nur noch ein zweiter. Dafür ist wichtig,
daß ein ganz verwandter Vers sich bei Axionikos findet^), einem
') Athen. öi2b,ein feines Stück, zwar sieht man nicht, in welcher
Situation noch von wem die Verse vorgetragen werden, die von Parodi«
nicht mehr an sich tragen, als daß die Einmischung lyrischer Zeilen im
die anapästische Erzählung denTon hebt. Moschion (pCXav?.og wird schwerlich^
wie Kaibel will, der von Alexis 242 e erwähnte Parasit sein; ob Athenäus den
Kallias mit Recht einen Rhetor nennt, ist unsicher; identifizieren läßt er
sich nicht. Den ersten Witz hat Kaibel durch eine schöne Verbesserung
erkannt. Fische werden zum Mahle gebracht, und einen großen bringt
ein im Meere gefangener Glaukos, also der Meergott von Anthedon. So
wird der Fisch y?.avx6g sosusagen sein eigener Träger. Ähnlich spielt
der sonst unbekannte Komiker Nausikrates, Athen. 296a. „Wie soll iok
den Fisch bereiten?" Vorschlag irgendwoher, in heißer Salztunke ge-
kocht- So hat ihn Moschion dem Kallias empfohlen, der ihn nicht mochte,
sondern Feigen und Pökelfleisch für etwas Gutes hielt. Danach muß man
Kallias für einen Verächter des Tafelluxus halten. Athenäus gibt die
dumme Erklärung, ovxa ginge auf ovy.o(pavxEiv, und tagCxr) auf aioxQonoieCv.
Nun die lyrischen Verse. Sie setzen mit lamben an Anapäste ohne
Katalexe an:
r?.avx6g rig iv Tcöwcat y ä?.oi)Q 2 i
olt{i)ov öy}oq>äyo}v hemiep.
y.al ?.ixv(x)v äv-
dgöjv äy 0.711)1^1 (feoov xat' &f.uov.
Und nach einer anapästischen Periode:
£q)a zig, 6)g iv äXfirji 2 i
TOVTO q>dyoi / ^q>döv ävr\o
^iiQfirjt
MooxCcov (pÜ.avXog ithyph.
ßoäi ö' ,.öv£i,dog t)Xi'&iov (h KaXXia' 3 i
ii ah liiev dix(pl xb ööxo nai äfiqpl xaoLxi äydXX'qi,
xov ö' iv {xfii) äX/xrjt nagsövxog enopl.
oö yeijrji ;jja^^errog öyjov" hippon.
i/?.C'&tov habe ich aus Idiov gemacht; i^Xi^LÖvrjTa aixäi öveiöC^ovei.
Unreino Schlüsse. 411
Dichter der mittleren Komödie, ^eQfii]i toCio cpayoi / e(pOov
avriQ. Alles in der Arie klingt tragisch; die Komödie heißt auch
Unverkennbar ist, daß die
<PilevQirciöi]g. schweren Schlüsse
durchaus gesucht sind; aber kann man anders urteilen, als daß
es Asklepiadeen sind, und daß Sophokles das zweite Glied als
Dochmius —
-----^ behandelt? 948_^weiß ich freilich nicht
befriedigend zu deuten.
Ich selbst habe mich nur schwer zur Anerkennung der un-
reinen Schlüsse entschlossen und würde kaum auf Zustimmung
hoffen. Aber nun haben wir den urkundlichen Beweis, daß
Alkaios sich dasselbe in seinem Hendekasyllabus erlaubt hat, der
ebenso schließt wie der Asklepiadeus. In dem verstümmelten
Gedichte Berl. Klass. V 2 S. 6 stehen die Schlüsse y.al ^d/.\]
und ^aXdoaag (peidöueS-' cog Dasxr^göv. Der Kurz-
entscheidet^).
vers — ^--w — -w — hat seine unbestimmte Senkung aus der
ältesten Zeit behalten, hier wie wenn er als Dochmius auftritt.
Sophokles hat, während die Späteren solche Anomalie nicht mehr
duldeten, sich dem Vorbilde angeschlossen, doch so, daß er
nicht nur die respondierenden Verse gleich bildete, sondern auch
einen besonderen Effekt beabsichtigte und erreichte. Damit ist
zugleich über die Natur des Asklepiadeus entschieden: Horaz
hat Recht behalten.
Nun aber müssen wk" die Erscheinungen zusammenfassen.
Die Asklepiadeen zeigen die auffäUige Verlängerung der vor-
letzten Silbe an dem Kurzverse; Piadar Ol. 9 hat uns oben
S. 318 gezwungen, ein Glied anzuerkennen, das ^^-^ — ^^^^
—
oder ^^ — ww —zu ^-"^ —
zusammenzieht, so daß es
an die Chohamben ankhngt, und die sind selbst zuerst mit
lamben gemischt. Wenn die Dichter im einzelnen Falle strenge
Responsion halten, können wir einem Verse Avie Pindar Isthm. 7, IG
ullcc fca)Miä yÜQ nicht ansehen, ob er vielleicht das einfache Glied
— ^^^^ — s_ —so wie Alkaios behandelte. In beängstigender
Weise offenbart sieb, wie unsicher unsere Schlüsse bleiben müssen,
^) Für das unbegreiniclie ,ui)ra in Sapphos Gedicht an Aiig-nota 8 ist
durch diese Anerkennuno- nichts jjevronnen, denn es erzeu*j;^t einen Ver-
stoß gegen die gleiche Silbenzahl des Phaläceus, und eine Unterdrückung
einer Senkung ist in ihm und seinesgleichen unerhört. Es bleibt ein Rätsel.
Pindar F. 10. 60 ist schon im Altertum zugelassen, daÜ eine Silbe fehlt,
und nur ein Synonymen kann helfen, wie bei Sappho ai?.avva.
412 II. 13- Kurzverse.
weil das Materical für die Beobachtung unzureichend ist, und da
möchte man schier verzweifeln.
Hier seien noch einige Verse untergebracht, weil ihre
Schlüsse die gleiche Schwankung zeigen. Aisch. Sieben 20:{
nach zwei Doclimien äMv-aaua xhv aQuat6-/.vv7tov\ das ist noch
ein iambischer Dimeter mit choriambischer Anaklasis oder kann
es sein. Aber es folgt otoßov öce re ov-Qiyyeg sulay'^av klitQo^oi
= Xtü^ddog üt' öloäg vucpo^iirag ßgöiiog tv nv'kcxic,^ das kann iambisch
sein mit Zulassung einer Doppelsenkung; das geht auch noch.
Nun aber 222 tv(pöi.ievov tcvqI dcxlioi = xQC/.iva^uevay vsrpiXav ogi^ov^
Eur. Her. lO'iO, 1U32, 1037 immer hinter dem Enoplion: -/.llveTat
vipiTtvXwv öof^uov und ai^Xia yieifieva dvotdvov und a^itpl öeuag rdde
Xaivoig, 1075 jrQog de Kaxotg /axa ^iijoExai, Andr. 826 = 30 dca
äjituy^iata ^rj.oof.iat hinter Enoplion. Das scheint doch überall
dasselbe; ich mag gar keine Deutung versuchen. Was
machen wir mit folgenden Entsprechungen: Eur. Orest. 192
l-iiXeov was ein guter iambisches Dimeter ist,
aTtörpovov alfia öovg,
aber der Strophe :rtaXiv äva jtööa oov eiXi^eig gegenüber hat.
in
Ebenso -El. 1157 xqövwv Uö^tsvor elg o ixov g =^ li4:\) &7teaev ijubg
ll-ibg ccQxerag? Ich habe keine Antwort.
Über die Entstehung des alkäischen Elfsiblers ist damit
entschieden. Er enthält wirklich als . zweites Glied denselben
Kurzvers wie der Asklepiadeus, das erste ist also das
Reizianum in der festen Form ^^ ^^ ^^. — —
Horaz hat auch
hier mit seiner Zäsur die Fuge getroffen. Aus anderer Dichtung
ist Bestätigung nicht zu holen, da der Vers kaum vorkommt^);
^) Ich glaube diesen Elisilbler in einem Fragmente desStrattis herstellen
zu können, das an sich auch eine Abschweifung verdient. Epit. Athen. 69a
^XQditig {iv Tlavoaviat). Schon die Ergänzung des Titels muß begründet
werden. In der vita bei Suidas geht der Katalog der Dramen aus auf
IlavoavCag Tvxaorai, <hg 'Adi^vatog iv ß'. Th. Wagner (Symb. ad com. Gr.
bist. Leipzig U'05, 34) führt die Untersuchung solcher Zusätze im Suidas
zu den Hesychviten; ich hatte dasselbe verfolgt. Wagner schwankt, ob der
Interpolator des Suidas, der den vollen Athenäus hatte, au der Stelle des
zweiten Buches die Psychasten fand, wie es zuerst scheint, oder den
Pausanias, der die Buchstabenfolge unterbricht. Dies ist allein zulässig:
der Katalog führt ja das Drama, das den Doppeltitel Maxedövsg f] IJavocviac
hat, unter M. Nun die Verse
ngaaoxovQtdeg cd xaraqjvXXovg
ävä xr'jnovg ^^et'TYjXovTa jtoöwi'
'i'xvtoi ßnivof ('q)acT[ö/terat
Alk. Ncunsilbler. 413
die Lehre Hephästions, 14, hilft So ähnhch uns
auch nichts').
der alkäische dem sapphischen mag, sie haben
Elfsilbler scheinen
nicht das mindeste miteinander zu schaffen; jener führt ohne
weiteres auf den alten Vierheber zurück, erscheint in anderen
Formen überaus häufig, hat ja auch bei Horaz keine feste Zäsur,
aber allerdings wirklich eine Zäsur, denn -^ kann —
niemals als ein Versglied für sich angesehen worden sein.
Was ist nun der alkäische Neunsiibler? Nahe liegt es, von
ihm dasselbe Glied wie im Elfsilbler abzuteilen ab insolenü —
temperatam. Es bleibt dann als zweites —^
nur scheinbar ,
ein trochäisches Metron, ein Glied, das man neben — w- w
und —
^-^ erwartet; hinter dem Enoplion ist es uns be-
gegnet^). Es bleibt aber die große Schwierigkeit, daß der Vers
in der alkäischen Strophe in Synaphie mit dem Zehnsilbler steht,
und ich weiß eine befriedigende Deutung nicht zu geben. Hephä-
stions Deutung 4, 4, iambisch-hyperkatalektisch, ist keine Er-
klärung, und sein Beleg bleibt unsicher, nicht weil er anonym
[^oöoti'] aatvQiöioiv lAaxQoyJgy.cjv,
5 xoQovg iJ.iaoovoai :iag(ä r) c5xi.uw)'
rreira/a xai dQtöay.ividov
eiiöofxoiv re oe?Jvo)v.
Die ersten vier Verse sind irgendwie Daktylen; lyveoi kann liier gut
daktylisch sein; wohl mit Kaibel .tot. noö. vor ävä xi^:iovg zu rücken.
Klar scheint mir. daß Jioöolv 4 Dittographie ist: dann ist die Länge
des Daktylus aufgelöst und an der Ergänzung in 5 wird man auch nicht
zweifeln, die den alk. Elfsilbler erzeugt; Priapeus macht Schluß, offenbar
Strophenschluß. Nun der Sinn: die „Lauchscherer" können nur Raupen
sein, deren einzelne Glieder, mit denen sie sich bewegen. Füße heißen.
Die aaTvgiöui sind weder Satyrn noch Insekten, sondern ooriiotoi-, salureia,
wird von den Raupen gefressen; was für eine Sorte von Salat sie war,
weiß ich nicht, aber ihre langen Schwänze sind offenbar die Schößlinge,
nach ihrer Form benannt.
'i Er operiert mit einer y.af dvTtnddeiav ßst^ig, die kein glücklicher
Einfall ist Der sapphische Elfsilbler mit seinen Verwandten hat seine ein-
fache Erklärung gefunden. Alkman 83. 81 und Sappho üpt. 59 sind ionisch.
Dann von dem ganzen Kapitel der alkäische Elfsilbler, den Sacerdos
bleibt
5-lt ionisch nennt,was wohl epionisch sein sollte, und der um eine Silbe
längere iÖ7i?,ox' äyvä ßsVuxöiAeLde 2a:iq)0L, der an zweiter Stelle ein anderes
bekanntes Glied hat.
*) Als Schluß einer doclimisclien Reihe steht dieser Vers Aiseh Ch.96-.'
VdAtov 01X0)1', wenigstens möchte ich diese Deutung meiner früheren vor-
ziehen. Agara. 1140 v6fi.ov ävoiiov old r ig ^ovihi kann ich nit'lit bcfi icdioend
erklären.
414 II. 13. Knrzverse.
ist (Adesp. 46), denn er muß alkraanisch sein und lauten sifi'
&)TS dem Zusammenhange
nvaodxcü IvS^tloa^), sondern weil er aus
gerissen ist. Aber auch uns klingt der Neunsilbler dem &va^i-
(pÖQi.iiyy£g vfivoi sehr ähnlich, oben S. 298. Der Zusatz einer
Kürze um klingenden Schluß zu erzeugen kann ansprechend
erscheinen, wenn der Vers am Strophenende auftritt, und
das tut er öfter, Pindar Isthm. 6 Str., Fr. 122, Bakchylides
13 Str., 15 Ep., Sophokles Tr. 101. Aber das sind alles Daktylo-
epitriten, für die solche Klausel nicht paßt, und der Vers steht
auch Bakchyl. 9 Str. 8, Ep. 3; 10 Ep. 2; 14 Ep. 6; 15 Ep. 2, bei
Pindar N. 5 Str. 6 2) und Fr. 122, 2 sogar mit einer Auflösung.
Da wird für diese Gattung die Deutung auf ^-^ -^ ^^ — 1
—
zutreffen; aber daß es derselbe Vers auch in der alkäischen
Strophe sei, .darf man nicht einmal für wahrscheinlich halten.
Es mögen noch zwei Gedichte Pindars folgen, welche die
Kurzverse zahlreich und in verschiedenen Formen unter den
^) (b ranvoodxdj A. za:ivoodX(o schlechte Variante; Chöroboskus 221 hat
sie gelesen, denn er erklärt noQevof.iai üaneg änö ciaoodXov XvdeZaa, nvooaXov
ydg qpr}Oi xöv ndoaaXov. Dazu eine Diogenianglosse, die in mehreren
Brechungen vorliegt: a) Phot. toody.ovg rovg naoodXovg, 'AQiOToq:dvif}g Avoi-
avQdxr)i xal ol AoiQiBig, geht auf den lakonischen Vers Lys. 1001 ä:i'/]Xaäv
lüg avÖQaq dnö räv voadxcov, wo aber das Scholion icov yvvaiXEiav f-iogCav
gibt, was auch gefordert ist. b) Et. M. voadxovg zovg 7iaood?.ovg ler/opiEv.
c) Hesych. voaay.og -öotaxög ijora^ jidooaXog xegdzivog. Arkadiusöl verzeichnet
das Wort vooaxog und seinen Akzent. Die aristophanische Form voadxoiv
ließ die Ableitungen von vooaxog und vooa^ zu. Daß vooaxog als Diminutiv
von vooög bestanden hat, ist klar, aber der Pflock paßt in der Lj'sistrate
nicht, da kann Aristophanes nur ein fremdes Wort aufgegriffen haben, das
ihm an vg und odxog anklang. „Ich komme wie vom Pflock gelöst", sagt
ein Femininum. Erklärung bringt Hesych jivooaxog ^vXov xafinvÄov rotg
ßön^oig ntgl rovg /iivxriigag TiOef-ievov xoXvei (d. i. xcokvov) 'drjXdi^tiv. Vgl.
u. d.W. novQsaxog, :novotdxovg cog AgioTOipüv'tjg iv i^tjyrjoecAaxcovixüv. Vorher
ist Knebel für das Maul von Schweinen beschrieben. Danach kann
ein
die Lesart cöre nvoodxo mit falscher Variante &z' dn' voodxco für gesichert
gelten, aber auch daß die Sprecherin ein lakonisches Mädchen war, der
sozusagen der xriiiiög abgenommen ist. Das klingt nach den Partheneia
Alkmans.
^) Der Vers ist von dem schließenden troch. Dimeter getrennt; ebenso
steht das Enoplion, V. 1 der Epode für sich; dann kommt wieder abgesetzt
ein Hemiepes, drei Trochäen und wieder ein Enoplion getrennt vom troch.
Dimeier. Dieser Teil der Epode also asynartetisch. Das kontrastiert mit
dem zweiten, in dem auch ein Choriamb hinter dem Kurzverse {öaificiv äfi'
Olvcövag ?;XaoEv) und .später ein daktylischer Tetrameter auffallen.
+
Pindar Ol. 1. 415
uns schon bekannten glykonischen und jambischen Gliedern
enthalten. Wenn man sich klar gemacht hat, daß alle Di-
meter auf eine Grundform zurückgehen, so verschieden jetzt
ihr Klang ist, und daß vor und hinter sie Silbenkomplexe treten,
die den Wert eines Metron haben, aber wieder sehr verschieden
klingen, und wenn man nun die Kurzverse auch als Spielarten
einer Grundform anerkennt, so wird man lesen können und
den Rhythmus gerade in seinem Wechsel herausbringen. Ich
kann es nur für das Auge tun, überlasse also dem Leser
das Beste.
Olymp. 1.
ägtatov //«v vdtoQ, 6 de 2. gl.
XQvooQ aid-öuevov tivq
Urs diarcQircei dochm.
vvxTL ueydvooog €^oxc( TtXovTOi-. 2 dakt.
li d äe^Xa yaQveiv lekyth.
eXöeai cpiXav f^roo pherekr. (gl.)
5 liirjxei}-^ aXiov axönu lekyth.
äXXo d-aXjivÖTeQOv ev äne- 2 troch.
gai (faevvüv äaxQov €Q-q- chor. dim. (gl.) -f do.
l^iag 6t aid^iqog^)
jiirjö OXvuTclag äyCbva 4. troch. (chor.)
(piQTEQOv avddooueVj
b^ev 6 TtoXüfpavog viivog au(pißdXXsrai 3i
aorpcjv ^ir^Tif-ooi xiXadelv dochm. + cret. (i)
10 Kqövov Tialö^ sg acp-vtav ixojitdvoig 2 dochm.
ftaxaigav 'leQio-vog eorlav dochm. + i.
Epode.
2 1 IvQay.öoiov ImtoxÖQ-
(.lav ßaoiXrja XäuTtsi 5i
öi ol xXiog
ev tvdvoQi Avöov pher. (gl.)
UeXo/mg d/tor/Jat-. Kurzvers ^)
25 ToD ^i^ya-aO^i^vijg eQdoaaTO Fai- cret. + gl. + cret.
aoxog
') Über den Wechsel von Choriatnb und Ditroohäiis in Vers 10-f
oben S. 2;57.
') edite regibus mit Auflösung der ersten ^^ilbe: obcnso s-leicli P.Iai
2, 65. 67.
416 II. 13. Kurzverse.
Iloaeidav ertü viv naO^aQov kliiq- 2 do. + reiz.
eXsipavTi cpaiöiuov öj-hov xexadi-ievov, gl. + do.
1^ O^avfiuTcc TToXXa y.c(L\7tov ti xai ßgorCbv gl. + do.
28^ fparig v/csq tov u).ut>)] köyov Kurzvers + cret.
29 dtdaidalj.itvoi ipevötui Ttoi'/.iXoLg 3 do. (klingend)
l^aTtaTwvTi ^lüOoi.
Es ist wohl alles durchsichtig. In Vers 3 und 5 unter den
Gljkoneen offenbart sich dasLekythion als wesensgleich, wie « fiiyav
xar' ovQccvöv Eur. Hipp. 67. Ebenso sind in den beiden Dikola
27, 28, die ersten Gheder gleich; im späteren Drama können
sie respondieren. Vers 8 tritt ein iambischer Trimeter hinter Reihen
von trochäischem Gange: diese sonst schon zu Gegensätzen aus-
gebildeten Rhythmen vertragen sich neben den Glykoneen, die
ja wirklich ein Bindeglied sind, da sie mit beiden gelegentlich
wechseln. Ganz so steht Nem. 3, 2 ein trochäischer Tetrameter
neben einem iambischen. Vgl. S. 308. Besonders belehrend sind
die Dochmien oder Kurzverse in ihren verschiedenen Formen.
Päan 2 auf Äbdera.
Hier wiegen die Kurzverse beinahe vor, die ich alle mit k
bezeichne, ebenso die Glykoneen aller Formen mit gl, und i in
weitem Sinne: das wird die Komposition leichter verständlich
machen. Epode 4 (65) folgt auf zwei Kurzverse scheinbar ein
trochäisches Metron, also das oben S. 413 besprochene Glied:
man kann hier in ihm kaum etwas anderes sehen als eine
Katalexe des vorhergehenden Dreihebers. Rätselhaft bleibt mir
Str. 2 ^^ ^^ — — —
-^ Es mag ein Telesilleion der Art sein wie
.
Isthm. 7, Ol. 4 am Strophenschluß, Ol. 10 Ep. 7.
Da keine Strophe ganz erhalten ist, muß ich zusammen-
>tücken.
73 dXkd viv jcüta^uwi k
G'/tdop f.ioX6via (pvQOBi 2. i
ßciLü); ohv 'ivikOLV ')
78 71017 Ttokbv oiQucov, iv ök [.u]- 2. gl.
vog nqCoiov Tuy^ev äiiUQ,
äyyekksp ös (pOL-
VL'AÖJitta 'köyov naqO-ivog 2i k "H i
') Kespondicrt mit Ilooeiöävög re nal.
.
Pindar. Päaa 2. 417
€vfievi]g 'E/.ära k
80 TOf iO-elovra ytvioi>ai gl.
35 T^Öiq rp^ovog or/arat 2 gl.
jCüv 7caXai 7to()i)avüvi(x)v
Xoij d' ävÖQU ro-jctv- i +
aiv iptQUv ßuOvöo^ov aloay hippon.
Epode.
Tol ovv 7to)Ju(oL yarjaduevoi 4. i
60 yil/(h'it Tto'/.vöioQOV o/.ßov
ly/Mit^q/.av 7ttQUV 'AO-Öio i +k+ i
JlaiöriüV
alxf^iaiäv kaovq eldaav- gl.
reg !^c(0-€ag TQorpoü. äXXa de utü^uva 2 dakt.
€7tb7it<7e t-ioloa. T/.dv- 2 k + i^k.)
65 Tiov ö' 'iizuici ^tni k
OVltCtKi^ÜCUV k
6 de y.aXöv n j.rov}]- 2 k + i
oatg tiayaoLuL avvrpXlyet
xeü'Oig d' viceovaTov fjXO-e cpiyyog gl. + i
avTa övouevu'jv MtXafj,-
70 fpvXXov TCQOTtdQuiO-ii'. gl. + reiz.
irjie ntadv. 3 reiz.
ir^ie 7raidy
de (.ii'iJtore Xünot,.
Wllamowit», OrieobLnche Veissnn«. 27
14. Daktyloepitriten.
Die Epinikien Pindars mußten jedem aufmerksamen Betrachter
die Erkenntnis aufdrängen, daß etwa die Hälfte aus Versen
derselben Art besteht. Die metrischen Schollen haben es aller-
dings nicht begriffen, und eine andere Behandlung des Maßes als
solches besitzen wir nicht. So hat sich aus der Erklärung
Pindars der Name Daktyloepitriten festgesetzt, den ich aus prak-
tischen Gründen ebensowenig aufgeben mag wie die Verszähluug
Boeckhs, obwohl auch diese viel gegen sich hat. Schön ist es
nicht, daß mit den Epitriten ein Versfuß eingeführt wird, dessen
Name über die Grenzen einer metrischen keineswegs alten Schule
nicht hinausreicht und eine sekundäre Erscheinung für das Wesen
des Maßes bestimmend sein läßt. Denn daß Pindar und Bakchy-
lides die Schlußsilbe des trochäischen Metron ganz überwiegend
lang bilden, geht das Wesen des Rhythmus so wenig an wie
der spondeische Anlaut in den Glykoneen und Asklepiadeen des
Horaz oder die Durchführung desKretikers in päonischen Liedern.
Mit dem Namen Daktyloepitriten wird ausgesagt, daß außer den
in Wahrheit trochäischen daktylische Glieder auftreten, also das
Hemiepes, stumpf oder klingend. Rechnet man hinzu, daß am
Versanfang vor der ersten Hebung eine Silbe stehen darf, einerlei
ob das Glied daktylisch oder trochäisch ist, so kommt man im
ganzen durch; einige Ausnahmen bleiben allerdings. Alles
ist so einfach, und es hilft dem Anfänger dazu, daß er sofort
die Verse lesen kann. Daher werde ich mich nicht scheuen,
dem Anfänger zunächst diese Regel zu geben, freilich mit der
nachdrücklichen Mahnung, daß sie nur provisorische Geltung hat.
Über die Entstehung des Maßes war mit dem Namen Daktylo-
epitriten nichts ausgesagt, und es half auch nichts zur Erklärung
der Verse, welche sich auf die beiden Elemente nicht zurück-
führen ließen. Der Wunsch, ein Maß zu finden, auf das sich
Daktylen und Trochäen zurückführen ließen, lag den Modernen
nahe. Blaß hat daher vielen Beifall gefunden, als er dies durch
Daktyloepitriten. -HO
die loDisiernng erreichen wollte. Es gelang ihm die vorn über-
schießenden Silben zu beseitigen, aber nun schössen sie hinten
über; darin habe ich immer die schlagendste Widerlegung gesehen.
Wie es mit der Berufung auf die antike Tradition über das Enophon
steht, ist oben gezeigt. Die Forderung, daß derselbe Rhythmus durch-
ginge, ist von vornherein unberechtigt; sie steht mit der gesamten
antiken Anschauungsweise in Widerspruch, läßt sich ja auch m
den sog. äolischen Gedichten ebensowenig durchführen. Die Verse
sind aus verschiedenen GUedern zusammengesetzt, und es kommt
darauf an, diese richtig zu sondern.
Die einzigen daktyloepitrischen Verse, die Hephästion bespricht
stehen unter den Asynarteten, welche er dem Namen entsprechend
dahin daß sie verschiedene Glieder verbinden, die nicht mit-
definiert,
einander verwachsen. BeiPindarsindsieverwachsen; daskannnicht
dasUrsprüngliche sein, also müssen wir zusehen, ob wir sie noch selb-
ständig nebeneinander finden können. Verfolgen wir die Tradition'),
^) —
Bei Mar. Victorinus (Aphthonius) steht 103 106 und 141 1-16 eine —
Darstellung-, dieSpuren des Theomestus enthält, aber auch Berührungen
mit dem, was Sacerdos 543 — 546 brinsrt, und das scheint auf Heliodor zu
weisen. Die Scheidung von den y.az' uvn:i.d9eiav ßixTd, die bei Hephästion
vorhergehen, ließ sich nicht durchführen, und das Interesse der Lateiner
war gering, da sie nur in den archilochischen Maßen des Horaz solche
Verse vor Augen hatten. Für uns ist wichtig, daß Archilochos der Urheber
der asynartetischen Verbindung sein soll (141, 143), sonst nur die einzelnen
Verse. Denn die seltsame Terminologie ist Den Enkomio-
verdächtig.
logikus genannt zu finden, 543, nimmt man noch dankbar
stesichorisch
hin; er heißt aber auch elegiambus 145. Trochäischer Dimeter -|- Hemi-
epes, aus Daktyloepitriten wie Pindar Ol. 3 Ep. 1 stammend, heißt 545 nach
dem Komiker Susarinn, was nur Fiktion sein kann. Der alkäische Zelin-
silbler heißt logaoedlcum archebulium 544; daraus wird man die an sich
nicht undenkbare Folgerung nicht ziehen wollen, daß Archebulos den
Vers stichisch verwandt hätte. Zum Teil werden nur je zwei von stichisch
wiederholten Versen zusammengenommen, wozu der Pentameter verführte,
so die iämbischen katal. Dimeter lO.i, was auf Kallimachos Epigr. 37 zurück-
weist, hier aber cdoxQicöveiov heißt, also auf den lambographen gehen
wird, über den Borl. Sitz.-Ber. 1918, llGl. Wicderlioltc Phorekrateen geiien
auf Kallimachos Fr. 118. Seltsam berühren molossiambi 145, in Wahrheit
Dochmien. Verdoppeltes ^-^ —^ heißt sapphicuni 105: da möchte
man wissen, ob sie es gehabt hat, traut aber nicht, denn 144 heißt ein'
Vers sapphiciis, den wir aus der Spätzeit gut kennen (oben S 371). Da mag
also manches verzeichnet sein, das nicht einmal in die frühhellenistischeZeii
zurückreicht. Wissen möchte man es von der Verbindung des anapästi-
schen und des iämbischen Dimeters 103, 143, von dem &eaf.ioqÖQCoy 14'.
420 IT- '-^ Daktyloepitriten
Heplulstioii 15 biingt zuerst Asynarteten des Archilochos,
der sie streng getrennt das durch
liillt, das bekannte Dikolon,
veränderten Wortschluß Prosodiakon mit katal. iamb. Dimeter
wird, dann den daktylischen Tetrameter- Dimeter mit Ithyphal-
likus und als Epode den iamb. katal. Tiimcter; wir hören,
daß andere den daktyl. Tetrameter auch katalektisch bauten.
Es folgt Homiepes + iamb. Dimeter; das umgekehrte, nivesque
deducunt lovem nunc niare nunc siluae dürfen wir hinzufügen.
Soviel hatte Archilochos; lambelegus und Enkomiologikus konmien
durch Sappho Alkaios Anakreon hinzu, und schon der lamb-
elegus wird aus Pindar belegt. Dann kommen zwei Verse, die
W'ir ganz als Daktyloepitriten behandeln; der Teil, den wir
gemeiniglich epitritisch nennen, wird hier als ein Stück des iam-
bischen Trimeters betrachtet. Das Weitere lehrt hier nichts.
Es ist selbstverständlich nur ein Auszug, und die Anmerkung
bringtmanches aus den Lateiuern, das hergehört.
Gerade jenes Stück, das iambische Penthemimeres heißt, ist
von Kerkidas^) ebenso angesehen und angewandt. In der Mehr-
zahl seiner Gedichte bringt er Gheder, die wir nur daktylo-
etwa zwei Prosodiaka, das erste aber hinten molossisch zusammengezogen.
D;iß l'ipliilos und Menander häufig Verse gebaut hätten, die lol: unklar
genug beschrieben werden, glaubt man auch schwer; gemeint sind
Eupolideen, wie Meineke com. I -142 erk.innt iiat. Immer bleibt es wert-
voll, daß die seltenen Verse der neuen Komödie Beachtung fanden;
Ithyphallika aus dem Phasma notiert Caesius '-i'iö.
') Sitz -Ber. l!>18, 1138. Icii benutze die Gelegenheit, mich gegen
die gelehrte Umdeutung von Ilaidv uml MtTado'jg im ersten Gedichte des
Kerkidas zu wehren, die Immisch (Berl. phil Wochenschr 1919, 25) vor-
nehmen will. Er findet darin Nachwirkung von Demokrit (A. 70 Diels,
Plin. N H. -', 14), der nur Poena et Beneficiuni als Götter gelten ließ.
Damit sollen wir ein angeblich tlieophrastisches Apophthegma kombinieren,
Stob. fl. IV 1, 72^11 ^'ii Hense
ovvexei röv zäv
(fehlt bei Meineke) vi
äv&iXj'jjTMV ßiov, eigyeoia xal konnte in jiegl
tii-ii] xal ri/LKogCa. Das
ßaoüti'ag stehen, denn das evEgyevüv geht den Herrscher an, und der
muß strafen und belohnen, sonst ist die Menschenherde nicht in Ord-
nung zu halten. Das ist nicht dasselbe, was Demokrit gemeint haben
mag: dessen tif.io)Qia (denn jiolv)) ist passiv) oder auch dixtj und /dytj
gellen den einzelnen an. Er muß sich nichts gefallen lassen, sich seiner
Haut wehren, aber den andern m\t%dgig entgegenkommen, um dieselbe
selbst
zu ernten. Mit Ilaidv, der immer die Notlage eines anderen voraussetzt,
damit er heilen kann, und dem freiwilligen Abgeben hat das nicht das
geringste zu tun-
Kerkidas. Alkman. 421
epitritisch nennen können, alle streng asynartetisch, und alle
lassen als Teile von Hexameter und Trimeter auffassen,
sich
am liebsten als Hälften, wie sie die Zäsuren abteilen. Offenbar
steht er unter dem Einfluß des Herakleides. In der Zusammen-
setzung überwiegt der schon von der alten Lyrik stichisch
verwandte Enkomiologikus. Andere Lieder halten die Trennung
nicht ein, werden den uns geläufigen Daktyloepitriten.
also zu
Sonu't lernen wie Kerkidas
wir, dies Maß aufgefaßt hat, und
da die Kontinuität der praktischen Anwendung nicht abgerissen
war, ist der Rückschluß nicht nur gestattet, sondern geboten,
daß die Verse aus den Gliedern zusammengesetzt sind, die der
Dichter konsequent absetzt. Die Daktyloepitriten sind von Hause
aus wirklich Asynarteten, aber allmählich haben die Dichter
sich erlaubt, die Diäresen zu vernachlässigen, und so sind sie
aoLn'dQTr^ra ovvr.Qrrjuira geworden. Der Prozeß ist nicht unerhört;-
schon die verschiedene Behandlung des arcbilochischen Dikolon
ist ein Beispiel; die Diärese des Eupolideus vernachlässigt
Kratinos'), die des Dikolon solviiar acris hiems Rhes. 550.
Es ist also die Aufgabe,, nicht das angebliche eine Maß zu
suchen, das durch die ganzen Gedichte hindurch herrschen soll,
sondern die Glieder zu scheiden, die in der melischen Poesie
schließlich miteinander verwachsen sind. So sind sie es bei Pindar,
daher konnte man sich nicht zurechtfinden, solange man auf ihn
beschränkt war. Jetzt stehen wir besser.
konnte schon das Partheneion des Alkman den
Eigentlich
Weg Da
tritt hinter das Enoplion der katal. trochäische
weisen.
Dimeter, durchaus als solcher gebaut, und hinter einigen dieser
Asynarteten schließt sich eine daktylische Reihe an eine trochäische,
wieder asynartetisch. Das sind ja Ingredientia der Daktylo-
epitriten. Man lese nur zusammen o 6" olßio^ voctg ilupQwv äufgar
öta/r?Jxfi: derselbe Vers steht bei Pindar Isthm. 2, 1 (nur beid''
Senkungen des Enoplion voll); oder odx oQ^lis o utv xtki^^
^ßyrjr/Jg, a ös yaira: Pindar Ol. 6, 4 XP'; ^^'"f>' tt]Xatyeg.
d d^ ih] /<«v 'Olvfinioyixag^ wo sehr zu beherzigen ist, daß wir
nicht anders können als 2 troch. + Hemiepes zu neimen, was
bei Alkman 2. troch. + enopl. ist; natürlich dürfen wir nif
vergessen, daß die Syuartese die Scheidung der Glieder unsiche
1^ Z. B. TiophoniOR, Athen. 3-J'e, Pj'tine P.>llnx X l"!.
422 II- I'*- Daktj^loepitrlten.
macht. Alkman hat auch andere Asynarteteii ^), aber für unsern
Zweck bringen sie nichts Neues. Nun ist Bakchylides hinzu-
getreten, und überwiegend
er baut ganz
asynartetisch.
Nehmen auf den Metapontiner; da
wir zur Probe Gedicht 1 1
sind nur in der Strophe Vers 1 und 2, 6 und 7 je einmal ver-
bunden, in der Epode 12 und 13, außerdem der Vers, der auf das
Prosodiakon das Reiziauum "^
— '-^ folgen läßt, und das
ist ein Vers für sich so gut wie der um die Anfangssilbe
kürzere Enkomiologilms, und selbst hier ist die Sonderung der
beiden Glieder häufiger als ihr Zusammenschluß, so daß wir
über die Genesis des Verses Sicherheit erhalten^). Ich will ihn
^) Fr.l dakt.Dim., Hemiepes, 3 i. Fr. 17 Enoplion, 2 Tr. Fr.22dakt.Dini.
Enopl. dakt.Dim. Enopl., Fr. 16 2 Tr, 2 Adonei, Ithyph. Sehr bedenklich
klingt das berühmteste Bruchstück 60, erhalten in der einzig'en Handschrift
des Homerlexikons von Apollonios Archibios' S. Zutrauen kann man dem
Alkman alle Glieder, die sich mit ohne weiteres erlaubten Änderungen
von selbst herstellen; aber die Verbindung- befremdet, und ich möchte
mich auf nichts verlassen.
evöoi'Tt Ö" ÖQSiov xoQV<pai %e y.al (pdgayysg Enopl. + Troch.
:n;Qd)oveg te y.al xf^Qädgai 2 Tr.
rpv?.d §' ägnevä zöooa Pherekr.
TQdqpet ßiXaiva yala 2 lamb.
'&f)Qsg t' ögeaKäioi te xal yevog fxeltooäv Enopl. + ithyph.
xal xviööaX iv ßev&eaoi noQfpvgiag äXog .8 1
Evdovrt ö' olcov(ov Reiz.
(fvXa TavvnTsgijyov Hemiepes.
^) 118 cü.oog te rot Ijuegöev Kdoav nag' svvögov ngöyovoi eoodi-ievoi,,
IlgidiwC inel .nsgaav nöXvv. Hier muß ich bekennen, daß Maas (Re-
. .
sponsionsfreih. 22) den Verbesseruno-sversuch widerlegt hat, den ich und
andere gemacht hatten. Es ist auch an keine inkonzinne Entsprechung
zu denken. Aber glücklicher ist Maas auch nicht gewesen, wenn er, auch
mit anderen, „meine Vorfahren" hineinbringen will, also die des Bak-
chylides. Das sollen die Achäer als Ahnherren der lonier sein. Aber
Bakchylides ist doch aus Keos, und über die Herkunft seines Volkes be-
richtet er selbst im ersten Gedicht. Mit den Asiaten hat Keos nichts zu
tun. Die Gründer, auf die er hier für Metapont-Siris deutet, waren Pylier,
Strabon 204. Die Stelle ist so unheilbar wie 9, 13 aaayevovxa. Was man
verlangt, ist etwa ngö rov cooa/.i UvXioi. Die Glieder waren getrennt, das
beweist 77 Kvx/.coneg xdnov\ü.d-6vTeg. Es war wesentlich, daß die Riesen
^MrjXvdeg waren, woher, ist Nebensache: man wußte, daß die Mauern von
Hellenen nicht gemacht waren. Falsch ist auch an sich, so leicht es sich
gibt, 'DfiXovnyg; das bezeichnet immer einen freien gnädigen Entschluß,
meist von einem Höherstehenden. Die lykischon Kyklopen waren Hand-
v.'orkf'v.
Bakchylides. 423
schon hier Archebuleus nennen. Näheres folgt bald. Es macht
keine Mühe, die Glieder alle zu benennen; die Eintönigkeit wird
auffallen, und es ist gut, sich von ihr zu überzeugen. Strophe:
enopl. + 2 troch.; prosod. + 2 tr.; hemiep. + prosod. + 2 tr.,
hier die einzige Besonderheit: das letzte Metron erscheint als
Choriamb prosod. archebul. pros. + pros. archebul. enopl.
;
;
;
; ;
-f 2 tr. Epode: pros.; archebul.; hemiep.; pros.; 2 tr.; 2 iamb.;
pros. +i; pros.; pros.; 3 tr.; hemiep. + prosod. + 2tr. Von kunst-
voller Periodengliederuüg ist nichts zu entdecken. Wohl aber
werden wir uns sagen, daß ^as vorwiegende Prosodiakon und
die trochäischen und iambischen Dimeter, vielleicht selbst das
Hemiepes Spielarten des alten Achtsilblers sind, und so kommt
zwar keine Taktgleichheit hervor, aber wohl werden sich die
Doppeltakte als gleichwertig fühlbar gemacht haben, und wenn
sie Dimeter genannt werden dürfen, heben sich die Archebuleen
als Trimeter heraus; der Abschluß der Strophe ist auch für unser
Ohr in dem trochäischen. Dimeter fühlbar.
Die kleine Strophe des Päan, in der Blaß (Fr. 4) die Re-
sponsion schön erkannt hat, besteht aus folgenden Gliedern:
3i; Hemiepes klingend; 3Tr.; 2Tr.; hemiep.; 2i; enkomiol.; 2 Tr.
Selbst in dem Enkomiol. sind die Glieder gesondert; wenn 5 und 6
derStrophe verbunden werden, können sie, hemiep. klingend + 2 Tr.
sein, was mehr in Pindars Art sein würde. Aber lamben neben
Trochäen ist man zumal bei Bakchylides gewohnt. In dem
Anlaut desletzten Dimeters ist die Responsion frei; ctQaxväv
iarol Ttfkovtai =
Traidi/.oi^) ^' vuvol cpXiyoviai^ ganz genau wie
Aisch. Prom. 542 Idlai yvcbfiai.
Der Dithyrambus 15 hat in der Strophe prosod.; archebul.;
iambeleg.; 2 i; 3 tr.; Choerileum; 3Epode iambeleg.;
tr., in der
alk. Neunsilbler, der aber mit dem vorigen verbunden die dem
Pindar geläufige Verbindung von reiz. + hemiep. klingend
+ 2 tr. ergeben kann; tr. + hemiep.; enopl. + 2 tr.; enopl. + 2 tr.
Hier bringt die Epode am Anfang einige Verse, die auch bei
Pindar häufig sind. Das andere steht semer Weise ganz fern:
Formell ist :Taidixög neben :iaideiog so gut wie L-rrcixög neben
^)
üinsLog. Sachlich ist das Knabenlied bei dem Symposion den Sitten der
Zeit entsprechend. Was dichtete denn Ibykos? Was ist der Inhalt von
Theognis B? Liebeslieder glühen, q/Jyovici; beliebige Lieder würden das
schwerlich tun.
424 II. 14. Daktyloepitriten.
er ist es persönlich,der die Trochäen oder Epitrite und die
Hemiepe so stark bevorzugt, daß sie fast die einzigen Glieder
zu sein scheinen, denn der Choriamb ist ja nur ein umgebogenes
trochäisches Metron. Da er überdies geflissentlich die Fugen
der Glieder mißachtet und die Synaphie überaus weit erstreckt,
ist kaum Fortwirken des Baues von Dimetern zu spüren,
je ein
Tetrameter allerdings in dem einfachen Jugendgedicht Pyth. 12^).
Am nächsten mag Nem. 1 an Bakchylides kommen, Strophe:
2i; iambeleg.; hemiep.; iambel; 2.tr.; 2 dakt. + 2tr.; tr. + herniep,
+ 4. tr. Epode: 2 tr. + hemiep.; 1. tr.; 2 dakt. + 2 tr.; 1 tr. +
2 dakt. + 2 tr.; 4i, einer choriambisch, einer vorn verkürzt.
Hier überwiegen die Dimeter, zu denen der daktylische gehört,
der hier spondeisch ausgeht. Daß einzelne Monometer zutreten,
ist den glykonischen Strophen nicht anders, wie sich denn
in
hier wie dort dasselbe Grundprinzip, die Verbindung
von Dimetern
und ihre Erweiterung zu Trimetern, deutlich verrät.
Ganz so eintönig, wie sie zuerst scheinen mögen, sind die
pindarischen Daktyloepitriten doch nicht, denn einzeln treten
Glieder auf, die berechtigt, aber in der Vereinzelung dem Ver-
kennen und dem Versuche der Vertreibung ausgesetzt sind.
So hat Nem. 1 den lambelegus, der bei umgekehrter Ord-
nung seiner Glieder Enkoraiologikus wird. Den ersteren hat
schon Sappho^j, den andern Alkaios^). Die Glieder sind ge-
sondert. Alkaios hat auch einen Vers, der sich nur durch die
Quantität der vorletzten Silbe von dem lambelegus unterscheidet,
^lö/tlox ayrd fieAXix(')/.tside Ian:<poi^): er hat den Kurzvers mit
^) Wie nahe dies Versmaß dem KerUidas steht, habe ich bei seiner
Besprechnn^ gezeigt, Sitz.-Ber. 1918, 1158.
*) Ich habe die zwei Verse der Sappho zurückgegeben, Sapph.
u. Sim. 46.
*) Sitz.-Ber. 1^18, 1147. Den als MvQoCvvoit überlieferten Flurnamen
habe icli dort in M7;gotA/}&)t verbessert, fand aber nicht den Beleg, den ich
doch im Gedächtnis hatte, den Dorlnamen MvQoilBta im Gebiete von
Magnesia am Maeander, Inschr. Magn. 116, 03. Und dann wird die Flur
oder das Dorf bei Alkaios doch wohl nach dem Tyrannen Myrsilos heißen.
*) Es folgte t^eAo) xi feCn.i]v, d?2d fie xfoXvei atddig. Hier ist das Vau
erhalten, denn die Bestreitung durch P. Maas (Sokrates 1920) ver-
dient energische Zurückweisung. Das J^ stand keineswegs nur bei dem
Pronomen in den antiken Texten: Tryphon bezeugt fgrj^ig (Alk. 149), und
wenn das der einzige Beleg vor g war, wo sonst ß eingedrungen ist, &o
sehen wir nur die Entstellung in den Texten, die nach Alesaudreia kamen.
Einzelne Glieder. 425
dem Gliede — w w — -^ — ^^
verbunden, das wir von Sappho
und sonsther kennen Der larabelegus ist im Drama
(S. 396).
häufig, steht auch nicht nur in Daktyloepitriten '). Oft wird die
Fuge eingehalten, z. B. Ion. 769 -77u, Bakch. 1179-1180, wo
Personenwechsel eintritt, und im Ion gehört das Stück, das auch
einen Trimeter anfangen kann, einer Person, die hier nicht singt,
ähnlich wie das Enoplion Soph. Trach. 885. Eur. Her. 185 -1186 !
ist noch ein Spondeus zugefügt^). Von den Melikern sei noch
angeführt Pindar Nem. 5, 5, Fr. 122, 1, Bakch. 9 Ep. 1. Die Fuge
ist nicht eingehalten.
Der Enkomiologikusheißt bei Sacerdos 543 nach Stesichoros,
und wir finden ihn auch 50 naiönoavvag re cpiXü uolTidg t^ Ujcölhov^)
mit getrennten Gliedern. Ebenso Ibykos 6 nach Daktylen Md
Tc xai Qoöa Tial rigsiva dd(pya; der Kurzvers fängt hier mit
einer Kürze an. Simonides Skolion an Skopas ovöe ^iol iiiusUldq
Fortgefallen war das von den Dichtern nur noch gelegentlich gesetzte Zeichen
tiberwiegend, wie in iinsern Papyri, so in den Büchern, die Theokrit las.
Aber Aristoteles ist älter: bei ihm ist das Erscheinen eines Van begreiflich
und willkommen. Aber der einzige F'all ist es doch nicht, denn es ist
Verschleierung der Tatsache, wenn raöeav Alk. 39, 3 in den Hesiodscholien
etwas anderes sein soll als Faö^a. Das x ist doch nichts als das Zeichen,
das der Steinmetz der Balbilla und Hesych ebensowenig kannten und daher
in ein ihnen geläufiges umsetzten, und wenn zadea dastand, ward es von
selbst zu tdde äv. Es ist aber auch nur ein Sopliisma, daß Aristoteles toi,
wenn er es verstand, elidiert geschrieben haben sollte; ist doch Elision
von überhaupt erst ad hoc angenommen. Und wenn hier rot erträglich
TOI
ist, Antwort xai /tt) zC toi dnrjv yXcboo' ixvxa xaxöv wäre es das nicht,
in der
denn dort ist es „dir sagen", hier müßte es Sappho in ilirer Antwort um-
gewandelt haben, so daß es „deine Zunge" ergäbe: mißverständlich und
ungeschickt. Da wird denn zuletzt die ganze Strophe einem Schwindler
Eugeschrieben, das Gedicht an Sappho dieser beigelegt, gleich als oh dann
Alkaios als Verfasser hätte bezeichnet werden können. Beide Gedichte
standen natürlich unter den Werken ihrer Verfasser und bezeugten, so
die Berührung der Dichter, die uns durch das Vasenbild illustriert wird
und die Deutung des melisclien Reliefs auch hinlänglich sichert.
1) Soph. Trach. ^'9, Eur. Andr. 7(3G-767, El. 8G1, Arist. Wölk 461, diese
unter Daktyloepitriten, sonst Soph. El. 867, Eur. Her. 8i>4 u. a.
') Soph.. El 1432 fehlt entweder ein halber Trimeter, wie Hermann
annahm, Oiler 1112 ist ovo' ö yevv))aag nai/jQ interpoliert, um einen Tri-
meter zu schaffen, v/ie ich vorgeschlagen habe. Danach richtet sich, wie
die lyrischen Glieder zu verteilen sind, Enkomiol., Hemiepes -f- i oder zwei
lambeleger -|- i.
') Anfang des Bruchstücks hergestellt Herrn. XXXIV' 128.
426 n. 14. Daktyloepitriten.
rb nmaxeioy, 71, 3 hinter einer langen Reihe von Trochäen räod'
äreQ ouöe d-eCov ualwiug ahbv'^). Pindar Pyth. 3, 7, Nem. 10, Ep. 4,
Tsthm. 2, 4 und 12 trennt die GHeder nicht; Sophokles Ai. 188
tut es. Eur. Tr. 80l'. Der Vers kommt sonst im Drama kaum
vor^).
Der Kurzvers hat in der Regel langen Anlaut, und daß er
die mittlere Senkung einsilbig kurz hat, scheint in diesem Verse
unverbrüchliche Regel. Es bedarf kaum eines Wortes, daß es nur
eine Variation ist, wenn der Anlaut statt lang oder seltener kurz
einmal aus zwei Kürzen besteht. Das ergibt das Praxilleion'),
und in der Probe, mit der Hephästion 7, 8 diesen Namen be-
gründet, werden die Glieder gesondert. Der Pindarscholiast
wendet den Namen geradezu für den Enkomiologikus Isthm. 2, 12
an. Der Vers findet sich bei Aisch. Eum. 996, Soph. Ant, 134—135,
doch ohne Sonderung der GUeder. Bemerkenswert, daß Diagoras
ihn angewandt hat, hinter 3 i + gl,*), also wohl nicht in Daktylo-
epitriten, die zu seiner Zeit den Kurzvers nur fünfsilbig duldeten.
Auf die Frage, wie kann ein Menschenleben ohne 'fiöovf) glücklich
^)
sein, kann nicht adversativ tag de. folgen, sondern mit neuem Anlauf
väoöe oder relativisch rag; dazwischen kann man in einem Bruchstück
nicht entscheiden.
^) Aristoph. Fried. 784, auffälligerweise in der Antistrophe 805 mit
dem folgenden Verse verbunden.
Es gibt noch ein anderes Praxilleion, den katal. Trimeter von
')
fallenden lonikern, den Hephästion 11, 3 aus Sappho belegt. Auf den
Namen der sikyonischen Dichterin, die ihn also gebraucht hat, geht es
bei dem Metriker von Oxyrhynchos Kol.IX, und dadurch wird in die konfusen
Angaben der lateinischen Metriker Ordnung gebracht. Richtiges steht bei
Servius Centim. 8, Bei Mar. Victor. 91 und 1^9 stimmt die Definition,
trimeirum brachycatalectum, aber die lateinischen Beispiele geben die vor-
letzte Silbe kurz. Wie Sacerdos .'iSB dazu kommt, Antispaste zu finden
und vor Trochäen einen Diiambus zu stellen, durchschaue ich nicht.
drei
*) avTodai}g ö' ägezä ßgaxvv olßov egnsi. Meine Behandlung des
Diagoras, Textgesch. d. Lyr. 80 hat keinen Beifall gefunden, und Drach-
mann {Atheisme i det antike Hedenskap 115) hat Gegengründe vorgetragen.
Die Hauptsache ist die Auffassung von Arist. Vög. 107^ „heute wird öffent-
lich erklärt, wenn einer den Diagoras tötet, bekommt er ein Talent, und
wenn er einen der verstorbenen Tyrannen tötet, auch ein Talent." Darin
kann ich nicht finden, daß Diagoras tot ist wie die Peisistratiden, sondern
das Gegenteil: warum steht es sonst bei diesen, daß sie tot sind? Die
Vögel ächten ja auch sofort einen Vogelhändler. Daß nebenher die
immer noch bestehende Acht der Tyrannen verhöhnt wird, kann nicht
mehr besapen als „den Diagoras werden sie ebensowenig kriegen". Das
T
Einzelne Glieder. 42
Zwei Menschenalter früher mag Simonides 57, 3 ae'üov te rployl
XQvamg re osXdvag dasselbe Dikolon zu machen gemeint haben,
denn an dem Reizianum ist an sich nichts auszusetzen.
Um eine oder um
zwei kurze Silben vorn verlängert wird
das Praxilleion zum Archebuleion, das uns durch die Arsinoe
des Kallimachos lebendig geworden ist, die auch durch Wort-
trennung die Gheder, pros. + reiz., sondert. In dieser Form
findet sich der Vers einzeln im Drama, Eur. Herakid. 356
iieyakayoQiaiaL d' li-iag cpqsvag od cpoßtjoeig zwischen Glykoneen,
Andrem. 864 OKÜfpog a dia Kvaviag IrciQaosv a/.rdg auffallender-
weise zwischen Dochmien. Die Fuge ist offen gehalten^).
Datum des Volksbeschlusses müssen Melanthios und Krateros g-ekannt haben,
und Diodors Quelle datiert doch den Diagoras nicht nach den Vögeln,
sondern nach der Urkunde. Also die Zeit der Ächtuno: steht fest. Daß
ein Melier damals in Athen war (wenn er das war), setzt voraus, daß er
seiner Heimat entfremdet war; warum das nicht? Daneben steht die Ver-
bindung' mit Nikodoros von Mantineia, die durch ein Gedicht gesichert
war, und das Datum 468; das muß als die Tradition des Aristoxenos gelten.
Da bleibt nur,entweder zwei Diagoras anzunehmen, was Drachmann für
möglich hält, und das ist es; aber dann schiebt man dem Aristoxenos
einen kaum glaublichen Irrtum zu; oder ihm zu folgen: dann muß man
die Datierung auf einen Sieg des Knaben Nikodoros beziehen, wie ich es
getan habe. Die Gesetzgebung mag man ansetzen, wie man es will: das
bleibt ja doch hypothetisch. Ich sehe nicht ein, weshalb Diagoras bei seiner
Ächtung nicht ebenso alt gewesen sein soll wie Protagoras bei der seinen.
Dem Andenken an Bruno Keil ist durch die Veröffentlichung im Hermes
55,63 ein schlechter Dienst getan: was da als Vers herauskommen soll, ist
eine Mißgeburt, und der griechische Lyriker, der bei einem philosophischen
Kollegen frühstückt und doch allein ist, als er einen eigenen Vers zitiert,
ist womöglich noch mehr chimärisch.
Vielleicht gehört hierher ein rätselhafter Vers Eur. Andr. 480. Die
Strophe bringt zwar nicht zwei gleiche Stollen vor einem trochäischen
Abgesang, aber doch zweimal einen iarab. Trimeter und dahinter einmal
4. Daktylen, zum andern vier Anapäste, die man gern wie die Daktylen
als Dimeter fassen würde, aber es folgt in der Strophe ein Spondeus,
yv(ü/.iai, in der Antistrophe ein lambus ?Jxsi. Wie ist das möglich? Re-
sponsion mag eine Gewaltmaßregel erzeugen, aber auch sie rechtfertigt
den Vers nicht. Heilen kann ich wenigstens den Anfang der Trochäen
483 Ivl öe dvvaoLg statt h'ög ä dvraoig „für einen die Macht, wenn man in
Haus und Staat das Rechte (jcftfodg) finden will". (V war als « verlesen,
und der Hiat erzwang die Änderung des Kasus. Beiläufig, 467 fängt ein
iambischer in der Antistrophe heiler Vers mit tgiöag oixwv an, wo es ein
Choriamb sein muß. Hat Euripides iiQiöag hier gesprochen, trotz 490?
Es gibt ja außer dixq:i')inoTog, das nichts beweist, dvoi}oig, nicht bloß als
Eigenname, sondern au^h bei Pindar Ol. 6, 1'^.
428 n. 14. Daktyloepitriten.
Caesius Bassus 256 gibt an, daß sich der Vers bei den alten
Lyrikern fand, aber mit Spondeen. Das wird vor allem von
dem Anlaut des Kurzverses gelten, denn wir finden in der Tat
bei Bakchylides Verse wie 5, 9 si ohv XaultioaL ßaO-vOoyotg
wpdvag nicht selten, 5, 33; 10, 1; 11, 9 und 12, Ep. 2; 13 Ep. 1;
15, 2, wo oben schon den Namen gebraucht habe, im Skolion
ich
an Alexandros 1. Bei Pindar ist es mir nicht begegnet, ob-
gleich Caesius auch ihn nennt. Simonides 57, 2 anavta ydg Ion
O-tCov i'^ooio Udov öe dürfen wir auch mitrechnen, denn vorn hat
Kallimachos in einem Eigennamen auch die Kürze zugelassen*).
Der hinten um eine Silbe kürzere Vers ist uns oft be-
gegnet. Find. Ol. 3, 2 -kIeivccv ^J/.qdyuvta yeoalQiov aüxouat, Bakch.
12, 4 ei öl] 7C0TS -Aal Ttdoog ig yag ulßiav. Da die Fuge sich
nicht erkennen läßt, kann er vorn das Enoplion oder Prosodiakon
gehabt haben, war aber zu einem Verse ganz verwachsen. Einen
Namen hat er nicht erhalten, weil kein hellenistischer Dichter
ihn zu stichischer Verwendung aufgegriffen hat.
Ein Dikolon, das uns aus Horaz geläufig ist, findet sich
bei Bakchylides 9, tqüiu ortrpdnoi ^avO-av iQ6ii)(üvcai
Ep. 3, 4 oi
ycöftau; die Glieder sind nicht immer un verbunden. Es heißt bei
Sacerdos 544: encomiologlcuni ardiilodiium und stammt natürlich
von Archilochos, da Horaz es aufgenommen hat Hier ist also
der iambische Dimeter unverkennbar, und damit ist entschieden,
') Mar. Victor. 75 redet ganz konfus et iambus in clausula (von
Anapästen) invenitur et appellatur archebulium. at si trisyllabo pede sui
dumtaxat generis iermineiur, adaeque archebulium sed integrum: nam prius,
in quo iambus, drcöxgozov vocatur. Unter diesem kann man wolil nur
'-'^ — ^^ -— •-' — —
^-^ —
verstehen, den in der Kaiserzeit beliebten Vers.
Aber der kann niclit wohl der gemeine Dimeter sein,
integer archebulius
sondern da wird auf diesen ein Anapäst folgen, so daß der berüchtigte
Vers des Aristophanes Ach. 285 ae /tev oj5v zctTa?.£'6oofjL£v c5 fA,tagä xe(f'aki^
iils eine Form des Archebulius betraclitet wäre. Ich kann freilich sein
sicheres Verständnis damit nicht für erreicht halten, auch nicht durch
Ed. Fränkel und seine Aiiaklasis. Bei Mar. Vict fehlt der wirkliche
Archebulius, der auf den Bakcheus (bei Caesius seltsamerweise Anti-
bakcheus) ausgeht. Aber das ist sicher Flüchtigkeit: an ihn schloß sich
der Ausgang auf einen Anapäst passend an. Mit den sonstigen sog.
Archebulien bei Sacerdos :")4l weiß ich nichts anzufangen. Ein Ai-isto-
bolion bei dem Metriker post Censorinum 6U, und ein anderes 615, das
dem Saturnit s gleich sein soll, bleiben auch rätselhaft, aber einen un-
bekannten Dichter Aristobulos müssen wir wohl oder übel gelten lassen.
Einzelne Glieder. 429
daß es iu dieser Versart iambische Glieder gibt, wälirend Pindar
in der Tat dazu verführen mußte, sie mit irjjendwelchen Künsten
umzudeuten. Jetzt sehen wir, daß es nur seine Eigentümlichkeit ist,
die Glieder oder Verse mit fallendem Gange zu bevorzugen.
Hat er doch einen großen Teil seiner Strophen so gebaut oder
höchstens mit einem Enoplion begonnen'). Wie er die lamben
in anderen so ganz anders verwendet, haben wir gesehen. Aber
ganz fehlen doch auch unter den Daktyloepitriten nicht, die
sie
diesen Namenniemals erhalten haben würden, wenn Bak-
chylides von Anfang an neben Pindar gestanden hätte. In Nem. 1
habe ich oben schon die iambischen Verse als solche bezeichnet, und
sie fehlen auch sonst nicht. Ol. 7, 3 steht ein einzelnes Metron
für sich, Isthra. 3 Ep. 4, ein Dimeter, Fr. 42 ein Trimeter^),
und mit dem schließt Islhm. 3 Ep., nachdem schon
G auch einer
stand^). Sehr viel mehr bietet Bakchyhdes, den Dimeter 3 Ep. 4;
Str. 2; 13 Ep. 5; 15 Str. 4, Fr. 4, 7, den Tetrameter 9 Ep. 2, 3*);
') Ol. 3 Ep., Ol. 6 Ep., Ol. U Str. Ep., Ol. 12 Str. (Ep 4 kann el
natürlich nicht am Versschhisso stehen, sondern g-eliört zu dem folgenden
Enoplion), P. i Str , P. 9 Ep., N. 10 Str. Ep., N. I L Str. Ep., Isthm. 2 Str.
Ep., Isthm. 3 Str., Isthm. 5 Str Ep , Fr. IHS.
^) Abzuteilen ist xa/Mv /.tev oSj' /.ioloclv re reg-ivcbv ig jusoov; der Kurz-
vers XQV ^avzl /.aö)i steht eiitsveder für sich oder gehört vor den folgenden
daktylischen Vers. Beiläufig, wenn der Dichter davor warnt, das was uns
schwer aufliegt, vor Fremden zur Schau zu tragen, und fortfährt ..was
einem Gutes und Freudiges zu Teil wird, mag man öffentlich zeigen, aber
eine 'i^söaöozog y.axörag soll man in Dunkel bergen", so kann diese y-axÖTag,
die uns erniedrigt, entmannt, niclit „unerträglich" genannt werden, wir
sollen sie ja tragen und müssen es- Also ist äv?.))vn xciKÖtag aus arXr)xiy
xörag nicht richtig gemacht, und meinen Vorschlag dr>;po mag man durch
etwas besseres ersetzen, aber drA)5ra behanptet sich nur durch vis inerliae.
"; Scliroeder hat mit Recht so abgeteilt, selbst wenn Pindar, als er
die erste Triade vorschob, die beiden ktzten Verse verbunden haben sollte.
Nem. ö fängt mit einem iambischen Diineler an, läßt aber einen tiocliäischen
folgen, dann Hem'iepes und Kretiker. Das ist vielleicht singulär, man
will's zuerst nicht glauben, und doch ist es im Grunde zugestanden, wenn
iambische und trochäisclie Dimeter als Normalisierungen desselben Verses
erkannt sind, und ihr Vorkommen in derselben Strophe feststeht. Wenn
sie getrennt wären, würde man es kaum erwähnen. Die weile Erstreckung
der Synapliie ist das spezifisch Pindarisclie.
*) Der Dichter hat hier die Diärese absichtlich vermieden; wir sollen
den Tetrameter als solchen fühlen, genau wie es Sophokles in den Ichneuten
gehalten bat. Vers '.^0 kann der kleine Fetzen mit den Buchstaben ngogev
nicht zugehören, denn Polyneikcs kann iu seiner Heimat keinen :vQÖ^6yog
430 n. 14. Daktyloepitriten.
eben derselbe schließt 1 Str. Im Drama kann man geradezu von
Daktyloiamben reden, z. B. Eur. Hei. 1107, beide Strophen, Soph.
Ant. 582. Der Dimeter, also die Normalisierung des alten Vier-
hebers herrscht bei Bakchylides durchaus. Daß die Anerkennung
von lamben die Gliederung mancher pindarischer Langverse ein-
facher macht, muß man zugestehen; es mag aber bei der her-
kömmlichen Bevorzugung der Epitrite sein Bewenden haben.
Die iambischen Glieder werden sehr rein gehalten; nichts als
die Unterdrückung des Anlautes in einem zweiten Metron kommt
vor. Ist doch auch in den Trochäen zwar die kretische Form
häufig, aber die spondeische findet sich nur ein paarmal mit ganz
besonderer Wirkung; der Palimbakchius fehlt. Das hat mich ab-
gehalten, bei Aisch. Pers. 129 unter Trochäen eine iarabische
Reihe rbv af.ifpitsvÄTOv l^audipug anzuerkennen, zumal sie mit
einem Hemiepes verbunden ist. Daß die Silben diese Messung
gestatten, brauchte ich wahrhaftig nicht zu lernen. Ob ich nun
sage, ich verstehe den Vers nicht, oder eine Deutung gebe, die
ohne jede Analogie ist, darüber entscheidet schließlich die Zu-
versicht, dieman zu sich selbst hat').
Überaus häufig ist das Euoplion, zumal am Anfang der
Strophe, und da hat es einmal, Nem. 10, 1, auch nur eine Kürze
in der zweiten Senkung, während sonst durchaus die archilochi-
sche Form herrscht. Häufig ist auch das Prosodiakon, zumal
bei Bakchylides. Nicht immer lassen sie sich sicher unterscheiden.
Ich glaube, es ist nicht erforderlich, Belege anzuführen.
haben. Jebb beruft sich auf die Danaiden des Aischylos, die den Landes-
könio- so nennen, bei dem sie Schutz suchen. Nicht willkommen ist auch
jiXayxTÖg äh)zi]g. Eine Ergänzuiig- ist allerdings noch nicht gefunden. Sie
ist es für 18, wo ngövoia nicht paßt, das Vorausberechnung nicht bedeutet:
fiigißva dagegen steht Fr. '20, 5 genau so.
') Gegenüber dem Aufsatze von Münscher Herrn. 54, liabe ich das
Gefühl eines Gärtners, der ein Beet gesäubert hat, und dann kommt einer
und wirft ihm den alten Unrat wieder hinauf und neuen dazu. Wer veog
icjv via (f'Qovei verteidigt, also die ebenfalls überlieferte Form &v, die
allein sprachgemäß ist, verwirft und eigens zu dem Behufe sich einen Vers
des Archilochos erfindet, dem zu Liebe Aischylos zwei Verstöße gegen
seine Sprache und seinen Versbau gemacht haben soll, wer mir vorhält,
töerot wäre so gut wie fcoasrat (das wieder gegen die Sprache verstößt),
aber dtöetat wäre Konjektur (ot = — kordea
e) qui dixit, superest ut tritica
dicat: der mag ßav^ei in äy?.aut verwandeln. Und doch bekenne ich, daß
Pers. i!)l vre' ai'/Jvcov aufzunehmen war, und bin für diese Berichtigung
dankbar.
Einzelne Glieder. 431
Von allergrößter Bedeutung ist die Anerkennung des Reizianura
in der ganz festen kürzesten Form '^ — -^ ; sie wird durch
lambelegus und Enkomiologikus gewährleistet, aber es erscheint
auch als selbständiger Vers Pind. Ol. 3 Str. 4; man muß doch
der sechsmaligen Worttrennung folgen. Am Anfang der Reihe
hat es Pindar z. B. OL 6, 1. 5; N. 5 Ep. 4, N. 9, 5, Isthra. 1 Ep. 4, 5.,
Isthm. 6, 8, Ep. 6. Am Schlüsse, abgesehen von dem Enkomio
logikus und Archebuleus P. 4, Ep, 5. Bei Bakchylides steht es
vorn 12, 1, Fr. 4, 1, hinten 14, 2. In Verbindung mit einem trochä-
ischen Metron ergibt es den der oben
alkäischen Neunsilbler,
S. 413 behandelt ist. Wunderbar, daß für uns keine Ausnahme
von der starren Form vorliegt; uns überrascht es schon sehr.
daß einmal bei Pindar N. 8, Ep. 4 ein Vers erscheint äattov 0-' vireo
riüvd^ ä/TTOfiat cpigcov, den ich nur als Verbindung dieses Kurzverses
mit dem andern — w — w—
ansehen kann. Dieser schließt ver-
doppelt eine daktyloepitritische Strophe Eur. El. 865.
Von daktylischen Gliedern überwiegt das Hemiepes, stumpf
und klingend, was Versen manchmal nicht sicher
in vielghedrigen
zu entscheiden ist. Daß die chorische Poesie ihm die Geltung
eines Dimeters verliehen hat, ist kaum zu bezweifeln. Aber
Pindar hat auch den Tetrameter, auf Spondeus ausgehend Ol. 6
Ep. 2, Nem. 1 Ep. 5, Nem. 5 Ep. 6, Isthm. 6, 3, und sogar einen
Pentameter P. 3, 4. Andererseits findet sich auch der Dimeter
(Adoneus) Ol. auch wohl bei Stesichoros 18. Bei diesem
6, Ep. 5,
steht 34, 1 und 35, 1 ein Dikolon, das nur um eine Silbe kürzer
als der Hexameter ist und den besonderen Namen Choerileum
bei Sacerdos 508 und Servius Centira. 3 führt 0- Es fehlt auch bei
Pindar nicht,Ol. 6 Ep. 5. 6, P. 12, 4, N. 10 Ep. 3, auch nicht bei
Bakchylides 5,5; 15,6. Bei Euripides Hipp. 122 beginnt es eine
Strophe, wie sonst gern der Hexameter. Ein anderes Dikolon.
Verbindung von zwei Hemiepe mit klingendem Schlüsse, kann
den Hexameter erzeugen, wenn das erste Glied spondeisch aus-
geht. Stesichoros 27, 3 hat in der Mitte eine Kürze, und das
*) Nach Stesichoros benennt der Pindarschollast den trochäischen
.
Trimeter, der dieser Gattung eigentümlich zugehört. Sonst heißen nach
ihm und Simonides bei diesen geringeren Metrikern noch manciie Verse,
die sich als Stücke daktylischer Lieder irgoadwie ausschneidiMi ließen. Ein-
mal werden echte Belöge angeführt gewesen sein; jetzt helfen uns dii
Angaben nichts, aber unter die Fragmente der Diditer gehören sie doch
432 ir. 1-^- Daktyloepitriten.
kommt auch bei Kerkidas vor ^). Die Län^e ist von Pindar N. 9
Str. 1 und Bakchylides 1 Str. 3. 4 durchgefülirt; aber sie ver-
stoßen doch wenigstens häufig gegen die Zäsur, die erst den
epischen Vers macht. Ein Elegeion liaben sie beide vermieden,
das bei Stesichoros 42, 2, Simonides 57, 2 vorkommt. Der Ersatz
des Daktyhis durch den Spondeus galt früher für unzulässig und
wird immer noch von Fanatikern angegriffen. Bakchylides hat
ihn im 13. Gedichte mehrfach. Pindar N. 8, 1, Fr. 221, Euripides
Med. 829, hier so, daß die Responsion ungenau ist, 980, Andr.TT-i^).
Um die Anerkennung von
nicht nur seltenen, sondern ganz
vereinzelten Erscheinungen kommen wir nicht herum ^). Wo
nur spärliche Bruchstücke vorliegen, mag man es auf ihre
Erhaltung schieben, daß so etwas begegnet wie der alkäische
Zehnsilbler Ibykos 1, 10, über den sich freilich keiner wundert,
der sich an seine Verbreitung im Drama erinnert. Ebendaher
wundert man sich höchstens, daß der IthyphaUikus nur bei Simo-
nides 57, hinter Daktylen Ibykos 6 erscheint. Stesichoros 35 stellt
hinter dasEnoplion statt des Hemiepes das Glied >— -- -w -w, — ' — —
vgl. S.397. Pind. Ol. 6, 5 haben wir den lesbischen akatalektischen
dakt. Tetrameter, vgl. oben S. 3öl. Wer würde ihn glauben,
wenn ihn nicht die häufige Wiederholung stützte? Pyth. 4 Ep. 5
Ut.i)'ag ^t(7)i ävfQL etdoiurtoi yaiav öidovvi. Den Kurzvers zieht
man ab was bleibt ?
; Daktylen mit Vorschlag? Singular wäre
das auch. Dann lieber gleich den anapästischen Dimeter aner-
kannt, der doch so gut, wie der iambische neben dem trochäi-
schen steht, sich neben den daktylischen stellen kann. Das aller-
sellsamste ist Ol. 7 Ep. 3, ich wähle der Durchsichtigkeit halber
Vers yi
üöov EvO-vTtooel Gccrpa^ öaeni acs ol TtarsQiov
doOal tfotveg i^ äyaü^Cov.
Wo ich eine weiße Stelle gelassen habe, ist Wortschluß in allen
Sti'ophen. Was ist das? Hinten teilt man am liebsten zwei
Prosodiaka ab, aber davor? Die ersten beiden Kürzen können
doch nicht für sich stehen; mit dem folgenden vertragen sie
') Vg-l Sitz.-Ber. 1 91«, 1147.
«; Über Eur Tro. r)U oben S. 177.
*) Um so weniger sind Gewaittätig'keiteri erlaubt, wie sie 0- Schroeder
in Pinrljirs Biuclistiicken begeht, <2aiiz besonders arjr Fr. 51, wo ich keine
Veranlassung habe, von meiner Herotelhuig Herrn. XXIX 211 abzugehen.
Responsionsfreiheiten. 433
sich auch nicht, also werden sie bei Schroeder richtig zu dem
vorigen Verse gezogen, wo sie nicht nötig sind, aber auch nicht
stören. Was bleibt? Ein Doppeldaktykis vor einer unbetonten
Silbe, dem Anlaut des Prosodiakon. Eine solche Verbindung ist
in dieser Lyrik unerhört; daß die Daktylen des Dramas besonders
gern vor lamben stehen, ist oben S. 358 gezeigt; quiölu ö' f^Oea
tov avQLov, Eur, Hipp. 1116 klingt nahe an. Daktylischen Ausgang
eines Gliedes wird Teil III bei Telestes zeigen; Aristophanes
Ekkl. 571 folgt hier bald').
Von der Verkürzung, der das erste Glied ausgesetzt ist, ist
oben S. 295 gehandelt. Sie betrifft das Hemiepes, das zu
^w — ^-^ wird, Find. P. 9, 3, N. 8, 4, und das
trochäische Metron, für das >— -
w — ^^ eintritt Ol. 7, 1 und
6; Ol. 8, 5; P. 1 Ep. 9; P. 3 Ep. 9; P. 9, 3; w. Ol. 6, 6,
w^- Ol. 7 Ep. 6, Ol. 13 Ep. C, N. 8 Ep. 3. Bakchylides 1, 124,
sonst hat er nichts der Art. Aisch. Prom. 542. Eur. Andr. l<>34^
nach der Behandlung der letzten
Endlich die trochäischen,
kennen Auflösung,
Silbe des Metron epitritischgenanntenGlieder. Sie
Unterdrückung der zu'eiten Kürze, vereinzelt auch beider, chor-
iambische Anaklasis. Daß dieResponsion in dieser ungenau sein darf,
halte ich für eiue Tatsache, die gerade dadurch an Beweiskraft
gewonnen hat, daß P. Maas gegen andere Annahmen gleicher
Art mit Erfolg anfgetreten ist. Pindar Ol. 6, lüo, P. 3, G; 4,
118, 184; N. 10, 75"^), Bakchyl. 1, 180 lassen sich nur durch Ver-
') Ich wage noch mehr. N. 10, 14 heißt es, daß Zeus in das Ge-
schlecht des Aniphitryon eindrang (ihm einen Solui zeugte) ijiel iv
laXy.ioiq on'/.oiq
TfjXsßöag sfagt-v xi ol o\)iv ieidöi-iEvog
di^aj'üraj»' ßaoü.hvg av'/Mv iai)/.d^ev.
Was ist das anders als ivcwöfTt ol? Was paßt anderes als dies? So hat
Bury mit Recht trotz dem daktylisclien Schluü des Gliedes den Vers
gegeben. Ich halte das für überliefert, für echt und bleibe bei dem
Glauben, daß wir solche Abweichungen von dem Normalen selbst in der
Responsion zwar mit Mißtrauen ansehen und immer die Wahisclieinlich-
keiten abwägen sollen; wenn aber wie hier die Sprache allein mt dem
auskommt, was die metrische Regel verletzt, dann sollen wir uns, wenn
auch unter Vorbehalt, fügen; wir haben ja so überaus wenig Beobachtung*-
material. so daß negative Sclilü.sse kaum bündig ausfallen können, und
wir müssen selbst in den Trimetern des Euripides Singularitäten dulden.
*) Es ist übel, sich für di), das Etiios geben soll, auf Bakcli ;'\ l'>5 zu
berufen, wo öi) mit zöve zusammengehört und lediglich dieses verstärkt.
Wilamowitz, Grieoliische Vernkunat, '2S
.
434 II- 1^ Daktyloepitrjteii.
schlechterung des Textes oder schlechte Ausreden der starren
Regel unterwerfen, und es steht mit gleichartigen Unregelmäßig-
keiten wie Ol. 1, 103, N. 7, 83, Isthm. 8, 22 ebenso. Vollends der
Wechsel von vollen und verkürzten Gliedern, der sich bei
Bakchylides 5 Str. 8, 11, 14 findet und in einem Falle durch ein
antikes Zitat bekräftigt wird, kann nur von einem Glauben an die
Theorie vertrieben werden, der Berge versetzt.
In der Tragödie sind rein daktyloepitriiische Strophen keines-
wegs häufig, und fast immer enthalten sie ein oder das andere
fremde Glied. Von den Dramen des Euripides haben nur zwei
diesem Maße einen größeren Raum gegeben, Medea, über deren
Metrik der dritte Teil handelt, und Andromache; sonst hat er,
von der Einmischung einzelner Verse abgesehen, nur eine kleine
Strophe, El. 859'). Wie kurzsichtig also, daran Anstoß zu
nehmen, daß Aischylos in der Blütezeit der chorischen Lyrik
im Prometheus zwei solche Strophen hat; der ersten folgt eine
stark abweichend gebaute, 543 52, —
der zweiten eine iam-
bische Epode. Die beiden Strophen befolgen die pindarischen
Gesetze; das stellt sie zu denen der jüngeren Tragiker in einen
Gegensatz, der zu dem Zeitverhältnis stimmt. Euripides schließt
die Strophe Andr. 776 ithyphallisch, ihre Epode 800 mit einem
Priapeus, und ein trochäischer DimeterYudda ts nöliv öcs Trdqog 796
klingt gar anders als die Epitrite^). In der ersten Strophe des
Liedes 1009 —1046 stehen 1017 vor dem schließenden Ithyphallikus
zwei Trochäen in kretischer Form; in der zweiten steht der
Ithyphallikus hinter zwei lambelegern, zwei rein iambische
Verse folgen; erst dann tritt der daktyloepitritische Charakter
hervor, und die letzten Metra einer langen trochäischen Reihe
sind Kretiker').
*) Enoplion -}- Hemiepes, lambelegos; beide Verse gibt es auch in
anderer Umgebung. Prosodiakon mit Spondeus, etwas sehr besonderes;
Epitrit -f- Hemiepes + Epitrit +
Hemiepes klingend: das bestimmt den
Claarakter der Strophe. Als Klausel zweimal der Kurzvers ^-' ^-' — — —
Zu schreiben 863 tag, wie längst bemerkt, B77 {aö)TVQavvE'6oovoi, weiter
mit Matthiae.
*) 799 zu schreiben e-bööxti.iog zitög lvig\a.iirpeßaXXev (pövoii.
Verbessert habe ich einiges bei Murray, der 1089 eine unmögliche
^)
Synaphie aufdrängt, wo iy. <3' ikemov zu schreiben ist. 1046 ist die Lücke
zu füllen oxr}nzög oxakdoooiv {o&) "Alba cpövov. In Hellas hat Ehebruch
mit Helene angefangen und viele Nachfolge gefunden, und dieser töd-
'
Tragödie. 435
Bei Sophokles finden sich einige GHeder, auch wohl eine
Periode daktyloepitritisch, Trach. 4U6 neben lamben und Dak-
tylen, 821 als Eingang, ebenso Ant. 583, auf den alkäischen Zehn-
silbler ausgehend. Ganz in dem Maße ist nur die Strophe
Aias 172, aber Reizianum schließt, ferner OT. 1(''86, aber das
archilochische Dikolon schließt, der IthyphaUikus ist in sich ver-
kürzt und das Enoplion hat eine einsilbige Senkung. Endlich
Trach. 94; diese Strophe hat nichts ganz Fremdes, aber am Ende
klingt der iambische Tetrameter vor dem alkäischen Neunsilbler
doch mehr euripideisch als pindarisch.
Sehr belehrend sind demgegenüber die tragischen Lieder,
welche in anderer Art y.axa nööu gebaute Daktylen unter Tro-
chäen mischen. Die Parodos der Andromache ist im Sinne des
Dichters mit den beiden oben behandelten Liedern verwandt,
und sie enthält auch die Elemente, aber nirgend bildet sie ein
Dikolon, geschweige daktylo-epitritische Verse. Sie ist wirklich
asynartetisch. Der häufige IthyphaUikus in der ersten Strophe,
der Abschluß durch einen Tetrameter in beiden ') rückt sie weit
von jenem Maße ab. Ebenso streng asynartetisch ist das Lied
Hipp. 1104 gebaut: Hexameter, — der Kurzvers, Eno-
plion, Hexameter, — >^^^ — w^-'j-w — ^ — , also zwei Daktylen
mit einem iambischen Metron verbunden^), als Abschluß archi-
lochisches Dikolon. Zweite Strophe: Hexameter, 2 i, Enopl,, 4d,
2 i, 4 d, 2 i, 4 d, 2 i. Man kann wohl nicht zweifeln, daß die Dak-
tylen /«rot Gc'Zcyiuv gebaut sind. Aber in der Epode, die sonst
rein iambisch ist^), steht uV» uo av^vyiai Xägutg zL rov tü'/mp' sa
naTQiag, also ein Vers, der durchaus in die Daktyloepitriten ge-
ist auch nach Phryorien hinübergegangen. Ohne
liches Gift tropfende Blitz
das Pronomen ist das kühne Bild unverständlicli. Helenes Ehebruch hat
zwar die Troerinnen nicht zu Gleichem verführt, aber ihnen den Unter-
gang gebracht. Bellerophontos öO bringt einen episch klingenden Hexa-
>
meter, Strophenanfang, dann "2i. 5 Daktylen, -^ ^ -—-^ — ^^ — und —
lambelegos; das ist ganz daktyloepitritische Strophe ge-
schwerlicli eine
^-esen. Der um eine Silbe gegenüber dem lambelegus kürzere Vers
steht z. B auch bei Sophokles Tr. 94.
^) In der ersten Strophe Enopl. -|- 2 Tr., in der zweiten
«-' — v_'— I
^-'— ^^ iambisch.
,
*) Erkannt von E. Fränkel.
') Die lamben sind bei Murray zerrissen; in meiner Ausgabe stehen
sie richtig, und jeder wird sie leicht herausfinden.
28*
4?6 II l-^• Djiktyloepitriten.
hört. Das ist der Haiiptwert solcher Strophen, die Daktylen mit
Trochäen und lamben verbinden, daß sie uns die Gattung zeigen,
von der die Daktyloepitriten nur eine Art sind. Auch das Lied
des Kyklopen 6Ü8, oben S. 275, gehört hierher.
In deniHyporchem desPratinas *) stehen die Daktylen zwischen
Trochäen, ziemlich dieselben Glieder wie bei Pindar, und doch
ist der Charakter ganz anders. Von einem Liede des Phrynichos
hören wir einen Nachhall in der Ode der Vögel''^); Aristophanes
suchte an die Melodie und die Rhythmen einen Anklang, der auch
den Zuhörern vernehmbar war.
3I()ioa Xoyjiaia,
•ClOTKITlOClOllOliy^,
740 va/iaial le xat xoQvrpalg ev oqsLaiq^
tioiioTioiiyii'^)^
luöfitvog fitXiag krtl cpvX?,oxöf.iov^
tLOTlOTlDliy^,
öi ffiijg yfi'vng EnrO^r^i; /.itlf'cov
745 llco'} vü(.i()vc UQovg di'a(pairto
oturd z€ 3Ii]CQi yoQkvuac^ OQÜai,
. zo lOTOioio 1 1 lo i () I lyB^
tvÜ-tv ujoittQhl ftikiiia
0(}üviyj>g uf^ißüüüitov fit?Jtov ärte-
') Sapph. und Sim. 1H2. Hinter einer lang-en anapästischen Reihe, die
ohne Katalexe bleibt, iulyt
old %e xvxvov äyovva
nofüiXönTegov /neXog'
xäv äoiöäv aarearaae Uis-
gig ßaoiXeiav, ö ö' abXbq
{laveyüv xogevezu)
Und so ist noch einmal -^-^— ——' --^ zwischen Trochäen eingeschoben.
— —
*) Zu glauben, daü I'lii-ynicbo.s Lieiler an Pan und die Götterinutter
verfaßt oder benutzt iiätte, verkennl den Inhalt der Strophe: diese Götter
werden von den V'öyeln besungen, weil sie im Gebirge wohnen. Pliryniclios
konnte den Pan kaum besingen, der erst nacii 49ü seine Höliie erhielt,
und in Theben iiat Pindar ihn erst eingeführt Wenn etwas von Phrynichos
im Inhalte bewahrt ist, kann es nur in der Antode stecken; aber dies
wun<lerbare Friihlingslied, eine in sich gesclilossene Vision, möchte ich
dem Aristophanes seliist niclit rauben,
'/ Die Handscliriften liaben in diesem troch. Dimeter ein tlo zu viel
außer an letzter Stelle, was uns nach den KrI'ahrungen, die wir überall mit
-olchen Intei-jeklionen machen, nicht beirren kann. Den lächerlichen
Unlug, akzentuierte Wörter abzuteilen, mochte ich nicht mitmachen.
Aristophanes. 4'{7
750 ßö(r/.€TO xaQTTov uel epi-
Qiüv ylcxtluv dtiödy,
TlOTlOllOliy^.
Bis 748 sind die Glieder streng asynartetisch, Daktylen und
Trochäen; 744 ist der anapästische Dimeter einem daktylischen
offenbar gleich, aber Bau -/mtcc ouCvyluv ist im ganzen undurch-
führbar. 741 ein Vorschlag vor dem Daktylus. 749 schwellen die
Daktylen zu einer überlangen Reihe an; der IthyphaUikus schließt.
Gerade hier, wo er genannt wird, dürfte das Maß des Phrynichos
zugrunde hegen. Daß die ganze Ode sich hoch über volks-
tümliche Weisen erhebt, versteht sich von selbst. Ebenso
lehnen sich die Oden der Ritter 1263 und des Friedens 774 an
fremde, zum Teil nachgewiesene chorische Daktyloepitriten an, aber
wir müßten diese besitzen, um abziehen zu können, was der
Komiker geändert und zugefügt hat. Im Frieden ist das gleich
der IthyphaUikus 775, später der dreimal wiederholte Vers
— ^—'^-' —w (oben S. 39G), und auch die folgende lange
daktylische Reihe, die an den Schluß der Vögel-Ode erinnert.
Die Ode der Fiösche ist daktylisch in stesichorischer Weise,
675 möchte ich lieber 7 Daktylen-] -^ annehmen als einen —
Dochmius einführen. Aristophanisch modern sind die Iihyphal-
hker. Geradezu ein Kultlied ist die Strophe Thesm. 312, ohne
Responsion, erläutert Ar. und Athen II 352.
Man wird geneigt sein, ein so künstliches Maß wie die Ver-
bindung von Daktylen und Trochäen nur in den Händen der
Dichter von Beruf zu denken, aber nach Aristoteles bei Plutarch
Erot. 761a aLÖtrat 7caoa Xaly.idtCoiv^):
(h TTüldeg ocoi Xu^iriov xe
v.a.1 TtaifQiov Adyju' lolhXiuv
tii] cpi>ovüiy iö(jcxg ayttO-oiOLv ouüiav
ohv yccQ äiögeiai /xu 6 'kvöi^uK\^ "E-
Qiog ivi Xttkxtdeiov ^ceAAei 7i6/^toiv.
') Auf Grund dieser Versehen und weil Himera und Rhegion chal-
kidische Gründungen sind, bei Stesichoros und Ibykos aber die Daktylo-
opitriten zuerstbegegnen, nannte ich diese vor 4u Jahren das chalkidischu
Mali (Herrn besser war das als das damals beliebte dorisch; aber
14, 17;^);
ich habe mir den Namen abgewöhnt, erstens weil ein Stesichoros aus
Lokroi war, kein Clialkidier, dann weil es unwahrscheinlich ist, daß der
fernste Westen dieses Maß geschaffen halte- Jetzt, wo der Weg über Alkman
zu den ionischen AsynarteKMi gefunden ist, paüt kein ethnischer Name.
438 n. 14. Dakfyloepitriten.
Das ist so gut wie ein Skolion, höchst künstlich, aber man
mag sagen, es ist hier ein feines Kunstprodukt zum Volksliede
geworden. Man mag auch bei vereinzelten Versen der Komiker,
wie dem nlaTiovixöv, das Hephästion 15, 12 aufführt, Nach-
ahmung der vornehmen Weise annehmen, weil das in der
Komödie sehr häufig ist; aber in der Parodos der Wespen ist
diese Annahme schon kaum möglich, und da stehen zwischen
ionischen Versen, die eine anschließende rein ionische Partie
vorbereiten, eine Reihe trochäischer Dimeter und das dak-
tylische Glied — v^ ^^ — w N_^ , durch Elision oder Proklise
verbunden, und einmal, 278 Enoplion + — >-^ — , also ein für die
Daktyloepitriten charakteristischer Vers ^). Aristophanes hat das
Maß aber auch ohne parodische Anlehnung, Wolken 456—475.
Das ist jetzt eine vereinzelte Strophe, aber nur, weil die zweiten
Wolken das zweite Glied der alten epirrhematischen Kom-
position weggestrichen haben, um rasch zu der neuen Parabase
zu kommen: die Einlage der beiden Io/ol hat diese Verkürzung
nötig gemacht. Die Daktyloepitriten sind folgende: 5 Tr. + 5 Dak-
tylen (wie sie Aischylos so gern zwischen seine Trochäen stellt,
nicht die Lyriker), Ithyphallikus. Dies die erste Periode. Dann
und Chor geteilt, aber nicht in
ein lambelegus, zwischen Person
der Fuge. Prosodiakon + Kurzvers. Dreimal das Heraiepes,
nur das letzte stumpf. Ganz singulär schneidet eine Rede des
Strepsiades in dem zweiten dieser Glieder ein. Dann Kurzvers,
2 Hemiepe, so daß ein zäsurloser Hexameter entsteht. Enkoraio-
logikus, Choerileum.
Ähnlich eine Strophe der Vögel 451, die aber Schwierigkeiten
macht, denn nach Enopl. + Kretiker und lambelegus steht 453
') Die unregelmäßigen Entsprechung-en sind hier besonders stark,
aber es wäre Täuschung, wenn man behauptete, daß die Ionisierung sie
erklärte; dieser Dietrich schließt immer. Ich bin an dem Glauben, daS
keine Korruptel vorliege, irre geworden, wenigstens 282, weil xai Xeybiv
so sehr nach einem Glossem aussieht; cfi?.ai)i)vaiog hat natürlich kurzes
ai. 276 xöH oxÖTOi löv ddKTv?.ov nov entspricht dem um eine Silbe kürzeren
täv SdiÄO)i Jigmov xnTEC\noi diä vovv' 6dvvi}&eig. So kommt hier das nor-
male daktylische Glied hsrvor, dem in der Strophe das trochäische gegen-
übersteht elf iqp?Jynriv6v amov. Mit dieser Einzelrarität finde ich mich
ab und ziehe die Konsequenzen für die Geltung des Gliedes als Dimeter.
ii'reilich bleibt der Anstoß, daß in der Strophe keine Synaphie war, denn
nov und eha in eine Silbe zusammenzuziehen, ist eine zu harte Zu-
mutung. Wir werden also doch die Alogos setzen.
Avistophanes- 439
Tccxa yccQ rvxotg äv, und zweimal nachher wn^
gibt es — >_^-^^ ;
die Glieder darf man nicht verwischen, und das erste läßt in ihnen
das Reizianum in besonderer Form erkennen. Es ist aber schon
bemerkenswert, daß 454 fj am Versende steht; doch das mochte
der Dichter wie in Trimetern halten. Nun der Schluß:
naQaleiTtonh'rjV vre' euy]g cfQevbg d-
S,vvtTOv' ah de rovd-^
OLQalg Xly' lg xoirov.
b yao äv ov rvyj]tg not
ayai>ov nogiaag, roüro y.oivov earai.
Da haben wir drei anapästische Metra, kennen aber den Dimeter
aus Pindar Pyth. 4 Ep. 5. An die Anapäste schließt sich das
Reizianum und ein iambischer Vers ^^ der genau so ,
1314 hinter Anapästen steht, und Metron
zuletzt anapästisches
und Ithyphallikus, ganz sonderbar. Hinzu kommt, daß 546 aus-
geht avaO^tig yccq tyib aofjra te vörria v.uuavTov ot/.r^aco, also,
wenn keine Verderbnis vorliegt (Anstoß bieten die Worte gar nicht)
voller und innen verkürzter Ithyphallikus respondieren, unerhört.
Endlich noch Ekkl. 571 Daktyloepitriten ohne Responsion,
im ganzen sehr einfach, aber der erste Vers hat am Anfang
einen Spondeus für das trochäische Metron, und das Hemiepes
geht daktylisch aus: das läßt sich nicht wegschaffen
vüv öij ötl OB TZi/.ri^p (pQtva v.oX tpiKö-oorpov eyeiQSiv.
Dieser Tatbestand erzwingt das Zugeständnis, daß ein so
künstliches Maß durch Verwendung in der Kunst-
seine häufige
poesie den Athenern so geläufig geworden war, daß die Komödie
es ganz wie die volkstümlichen Weisen anwandte. Pindars
Päane haben es nicht gebracht, wohl aber sein Dithyrambus
für Theben. Weitergelebt hat es natürlich. Aristoteles in seinem
Liede auf die Arete^) ist uns auch wichtig, denn er läßt es mit
zwei Reiziana, ^Agtra 7iolviioxi)t\yivei ßgoxtiioL beginnen, mit dem
alkäischen Zehnsilbler schließen: an die alkmanische Anaklasis
ist ja hier nicht zu denken. Vor allem aber geht das daktylische
Glied hier wie eben bei Aristophanes einmal daktylisch aus,
Vers 12. Andere kurze Stückchen wie der Anfang eines Päan
auf Seleukos^) oder der chalkidische auf Flamininus'), ein Par-'
») Arist. u. Athen II 406.
*) Stein von Erythrai, Nordion. Steine 47.
*) Plutarch Titas ItJ teilt den Schluß mit:
——— rcioxiv Tf 'Pcoi-iaioiv a^ßof-uv
440 IT. 14. Daktyloepitriten.
theneion, das die Schulmädchen gesungen haben werden, lehren
für die Metrik nichts. Das Deipnon des sog. Philoxenos kann
man sich nur für den Einzelvortrag bestimmt denken, als
xiO-doioua- er scheint nur die gewöhnlichsten Glieder gebraucht
zu haben. Kerkidas hat ebenso vorgetragen und erzeugt in
seinen strenger gebauten Liedern eine besondere Spielart. Noch
in der hellenistischen Zeit scheint das Maß erloschen zu sein.
zäv fieyaXsvxTOTaxav ögxoig qpvXdaasiv.
Kovgai
fjLsXnexE
Zrjva ixsyav 'Pcmav t£ Tixov t^' äßa 'PcofJtaCcov te nCouv.
iqie nciidv,
t5 TlZS 0<ßl£Q.
Str., der letzte anaklasiisch, enkomiolog-, adon adon. -|- enkom., reiz, adon
15. Strophenbau.
der einzelnen Versgeschlechter hat schließlich
Die Verfolgung
den Daktyloepitriten zu einem geführt, das bereits auf
in
der Verschmelzung von verschiedenen Gliedern beruht; es sind
auch gelegentlich manche gemischte Lieder behandelt. Aber
der leitende Gedanke war doch immer, die Fäden der Ent-
wickelung aus wenigen primitiven Bildungen zu verfolgen, also
das Werden der Geschlechter, die wir allein wirklich beob-
achten, geschichtlich zu begreifen, und wer von ihnen aus rück-
wärts wird sich nun darüber klar sein, daß die Linien der
blickt,
Entwicklung rückwärts konvergieren, daß wir zwar nicht die Er-
scheinungsformen, aber wohl die Idee des urgriechischen Verses
fassen können. Das ist hoffentlich etwas besseres als das Hand-
buch des Hephästion mit seinen 7tQWTÖTv/ta, aber die Anordnung
ist doch so ziemlich dieselbe, und wenn bei ihm am Ende ein
Abschnitt :rt€Ql koi^^iarog steht'), so muß auch hier betrachtet
werden, wie sich die Verse zum Gedichte zusammenschließen.
Denn das Ganze ist nicht nur cföaeL TioöttQov als die Teile, mit
Aristoteles zu reden, sondern es ist auch der Vers niemals anders
als in dem Gedichte in die Erscheinung getreten.
Die Lehre, die der letzte Abschnitt des Hephästion gibt, ist
sehr gut, und es würde das Beste gewesen sein, wenn die
Modernen sie übernommen und ausgebaut hätten. Jetzt ist es
Die Lehre .t. 7ioir]i.i,axoq liegt in zwei Bearbeitungen vor, die sich
^)
ffanz wohl als Auszüge derselben Vorlage auffassen lassen, und da die
Überschrift 'Hq:aioTi(ovog ßSTQtxfig eiaaycoyrjg lautet, steht der einfachen An-
nahme nichts entgegen, daß diese Vorlage ein Stiick aus dem etwas
breiteren Werke desselben Verfassers war. Es ist ziemlich gloichgiiliig.
ob der eine oder andere Auszug vor oder nach Choeroboslais gemach'.
»st, der mindestens jenen Teil des größeren Bnches noch kannte. S >
nehme ich zu der eindringenden Behandlung von Consbruch (de veterum
n. noii^ftaxog doctrina, Breslau 1890) Stellung. Hephästion gab gerade hier
nur alte gute Lehre wieder, von der ein kui'zer Auszug bei Aristides
Quint. am Ende von Buch I steht.
442 IT. 15. Stroplienbau.
wohl kürzer und praktischer, die Formen der Anordnung erst
einmal schematisch vorzuführen. Das Erste ist die stichische
Wiederholung desselben Verses, a a a a; Gruppen können
. . .
hier durch das Versmaß gar nicht abgeteilt werden. Das zweite
ist die Bezeichnung des Schlusses, sei es durch Verkürzung des
Schlußverses, Katalexe, a a a a.,.sei es durch Einführung
. .
eines anderen Schlußverses, a a a b'); diesen Schlußvers
. . .
nennen wir Klausel. Das Nächste ist, daß Katalexe oder Klausel
innerhalb des Gedichtes öfter auftritt, alsoGruppen abteilt, in gleich-
mäßigen oder ungleichmäßigen Abständen, /ara 7rfQinQia!.iov^ lioovg
oder dt'iaovg; die gleichen Gruppen nennen wir Strophen, die un-
gleichen Perioden. Tritt der Wechsel umschichtig ein, a a. a a
aa., oder ab ab . ab, so wird das Paar oft als ein Vers betrachtet,
. .
selbst wenn' die Fuge zwischen beiden streng offen bleibt (z. B,
Tetrameter), erst recht, wenn beide Glieder eng verwachsen.
Dann kommt es wieder zu stichischer Wiederholung; eine weitere
Katalexe ist unmöglich oder kann doch erst mißbräuchlich ein-
treten, wenn der Vers als solcher so fest geworden ist, daß
seine katalektische Natur gar nicht mehr gefühlt wird. Auch
die Gruppierung a a b hat ihre besondere Bedeutung, wenn sie
auch von der antiken Metrik nicht beachtet ist; wir wenden
dann unsere Unterscheidung von Stollen und Abgesang an.
Wenn drei oder mehr Glieder zu einer Strophe zusammen-
gefügt werden, macht ihre Zahl für den Bau nichts Wesent-
liches aus; sie kann ziemlich in das Ungemessene gehen. Sehr
wesentlich aber ob die Fugen erhalten bleiben, asynarteter
ist es,
Bau, oder die Wörter über sie hinausgreifen. Natürlich ist dies
immer das Spätere. Es macht die Glieder und den ganzen Aufbau
oft ganz unkenntlich, aber auch dann müssen wir annehmen,
daß die Strophe aus Perioden besteht, A, B, C N, von denen . . .
jede ihren besonderen Bau aus Versgliedern hat.
Die Strophe wird unmittelbar oder doch so wiederholt, daß
kein volles Lied dazwischen tritt; scheinbare Ausnahmen be-
stätigen die Regel ^). Von irgendeinem Wechsel in der Abfolge
^) Als einen anderen Vers behandle ich hier auch die bloße Er-
weiterung des letzten Verses, z. B. das Hipponakteum, und jede Ver-
kürzung außer der Katalexe, also auch Adoneus nach Reizianura.
*) Alle Versuche, Verschränkungen respondierender Perioden einzu-
führen, wie sie namentlich Hermann und Seidier vorgenommen haben,
Stichische Wiederholuncr. 443
der Perioden ist vollends keine Spur'). Wohl aber kann auf
ein Strophenpaar ein Stück folgen, das nicht respondiert (Epode).
Daß eine solche Triade selbst wiederholt wird, wie es in der
pindarischen Lyrik meist geschieht, ist eine Potenzierung des
Baues a a b. Damit ist zum äußersten
das Prinzip der Responsion
gesteigert. aber beginnt das entgegengesetzte auf-
Gleichzeitig
zukommen: die Perioden, hier ävalaßal genannt, folgen ohne
jede Entsprechung ganz willkürlich aufeinander; sie sind fast
immer scharf abgesetzt.
Was hier in abstracto vom Einfachsten aufsteigend vorgeführt
wird, entspricht so ziemlich auch der geschichtlichen Entwicklung,
doch daß die einfachen Formen niemals ganz aufgegeben
so,
w'erden und am Ende wieder herrschen, seit die kunstvolleren
abgestorben sind, die nur eine kurze Blüte haben.
Die stichische Wiederholung hält sich mit dem epischen
Verse dauernd, und bald tritt der iambische Trimeter dazu. Von
sind gescheitert. Wohl aber kommt es vereinzelt im Drama vor, daß eine
Strophe ihre Entsprechung erst findet, nachdem ein Stasimon des Chores
dazwischen getreten ist. So singt der Chor oder vielleicht der Chorführer im
Hippolj'tos 3H2 eine Strophe, nachdem Phaidra ihre Liebe gestanden hat,
und später, als Hippolytos den Antrag abgewiesen hat, 669 singt Phaidra
die Gegenstrophe. Da entspricht sich die Situation, und wie die Metrik
•wird es die Musik hervorgehoben haben. Im Philoktet 391 und fi07 mar-
kiert ein Strophenpaar Ruhepunkte in dem langen Dialoge zwischen
Philokti-t und Neoptolemos. Im Rhesos freilich durchschaut man die Ab-
sicht niclit, wenn 4f)4 der Chor sein Vertrauen auf Rhesos in einer Strophe
ausspricht, und B20 in der Gegenstrophe seine Schuldlosigkeit an dessen
Tode beteuert. Im Orestes steht zwischen 13.53 und 1537 die Arie des
Eunuchen, aber das ist eine Einlage, die Person selbst ein nagaxoQ))yi]ßa.
') Spielereien wie in den Flügeln des Simias zählen nicht; das Ei
Eieht Hephästion irrig heran, denn da werden die Verse nur in um-
gekehrter Reihenfolge geschrieben, gelesen werden sie so, daß die ent-
sprechenden aufeinander folgen, das Ganze also gar keine strophische
Form hat. Hephästion S 67 Consbr. zählt allerdings noch auf
mgoaidixd; das ist z- B. die Parodos der Medea und der ßakchen.
/jLeocoLÖiy.d; so läßt sich Aisch. Agam. 153,") auffassen, denn die Wieder-
holung, an die ich glaubte, ist von Kranz widerlegt; :ra?.Lnoidiy.d; dem
entspricht Choeph. 315—370. Für die :ieQi(oiöiy.d, in denen nicht respon-
dierende Teile Strophe und Antistrophe umgeben sollen, habe ich keinen
Beleg, es sei denn, die Parodos des Prometheus wäre so aufgefaßt, wo
allerdings vor der ersten Strophe eine lyrische Partie des Prometheus
steht, hinter ihr und so weiter Anapäste. Alle.< ändert au der normalen
Strophenfolge nichts und findet seine besondere Erklärung.
444 II- '5. Stropheiibau.
Abteilung in Perioden ist keine Spur'), bis Theokrit es durch
die Einführung des Schaltverses ^) erreicht oder durch den Satz-
bau Disticha abgrenzt (10); das ist Nachahmung des lyrischen
Gesanges, und die respondierenden Wettgesänge sind das auch.
Das beweist also nichts für echt epische Praxis. Wohl aber
sind die stichisch wiederholten daktylischen und asklepiadeischen
Verse der Lesbier in Strophen von zwei oder vier Versen geteilt
gewesen, was die Melodie bewirkt, aber auch kenntlich gemacht
haben wii'd. Auch die andern stichisch wiederholten Verse^
louiker, Enkomiologiker, die von Sappho zu einem Verse ver-
bundenen Adoneer und ^^-^— ^^ — —
>^ und Reiziana werden
wohl nicht anders gruppiert gewesen sein. Über Anakreon und
Alkman haben wir keine Angaben, aber wo sie stichisch bauen,
ist auch irgendeine Periodisierung wahrscheinlich. Dagegen hat
sie im lambus, Choliambus, dem Dialoge der Tragödie gefehlt^)«
Manche der angeführten Verse sind eigentlich Dikola, aber ganz
zu einem Verse verschmolzen; doch wird der trochiiische Tetra-
meter auch so behandelt, obwohl er die Fuge der beiden Di-
meter offen hält. Die hellenistische Zeit greift auf diese ein-
fachste Anordnung zurück, gerade dann, wenn sie aus der alten
reichen Gesanglyrik sich die Verse ihrer Buchlyrik holt, Phaläceen,
Archebuleen, Galliamben, Ithyphalliker usw. Das bleibt so;
schließlich behält die byzantinische Metrik nur noch den Zwölf-
silbler, der aus dem Trimeter geworden ist, und den Fünfzehn-
silbler, den politischen Vers, der sich von dem iambischen Tetra-
') Die Versuche, bei Hesiod Triaden oder Pentaden zu finden, waren
ganz widerg-eschichtlich und sind aufo-egeben. Sie hatten wenigstens
einen scheinbaren Anhalt in der Kalalojrpoesie. Aber daß Disticha in
Stroplien gebracht wurden, im Tyrtaios und gar im Properz war der Gipfel
der toll gewordenen Methode.
*) Es war eine starke Verirrung, diesen Perioden dieselbe Verszahl
aufzwingen zu wollen, gleich als ob in der Lyrik, die der Dichter vor
sich hatte, die strophische Gliederung geherrscht hätte; die dvaSokai waren
ja die moderne Form.
') Daß die gesprochenen lamben, die zwischen respondierenden Perioden
stehen, zumeist dieselben Verszahlen zeigen, ist natürlich, und auch'sonst
gibt es nicht nur die Stichomytliie, auch zu umfängiiclieren respondierenden
Gruppen als die gewöhnlichen Monosticha und Disticha führt die helle-
nische Freude an Antithese und Symmetrie. Aber im ganzen ist die
Dialogresponsion ein Walingebilde, mag auch immer wieder die Zahlen-
f5pie!erel als Surrogat des Verständnisses ihre Gläubigen finden.
Klausel. 445
meter nicht trennen läßt, obwohl wir die Mittelgheder gar nicht
kennen, denn nach der alten Komödie ist für uns jener Tetra-
meter nicht mehr vorhanden*).
Mit der Einführung der Katalexe und der Klausel geschieht
ein wichtiger Fortschritt. Man mag sich denken, daß ein ritueller
Ruf, v^ii]yaov, ü] 7iaidi> zuerst den Abschluß bildete. In ihn
stimmte die Zuhörerschaft oder auch die Schar der Tänzer oder
Arbeiter ein, während sonst alles dem Vorsänger zufiel. Dann
war der nächste Schritt rasch getan, daß solche Rufe öfter ia
einem Vortrag auftraten, in gleichen oder ungleichen Abständen.
Der Refrain ist der Ahnherr der Klausel; wir kennen ihn
als bloßen Ruf aus Päanen und dem Hymenäus der Sappho,
und da scheint er auch in unregelmäßigen Abständen aufgetreten
zu sein. Dann und
erhält er irgendeine metrische feste Gestalt
aus der Erweiterung der Rufe wird ein Satz. In der hohen
Chorpoesie fällt alles denselben Sängern zu, aber der Refrain
erhält gern ein besonderes. INIaß. "Wir finden ihn, abgesehen von
Päanen, in Scherzliedern des Bakchylides (oben S. 3>4) und nicht
selten dann kommt Euripides in seiner letzten
bei Aischylos;
Zeit auch auf diese alte Form zurück"). Etwas Besonderes ist
in drei großen Liedern, daß der Refrain nicht in der Wieder-
holung von Worten besteht, aber nach drei Strophenpaaren eine
kurze glykonische Reihe kommt; den Abschluß macht bei Aischylos
eine vierte, immer iambische Strophe ohne rhythmischen Refrain.
Herkunft aus hieratischer Poesie ist sicher'^). Dies fällt sehr ins
Ohr; es ist aber qualitativ nichts anderes, wenn viele Strophen
etwa auf einen Tetrameter oder auf lamben der Form
"w — ^-^ N.-' —
v^ ausgehen. Der Refrain hat gewiß
nicht allein zum Abschluß durch einen anderen Vers geführt;
ein Kurzvers wie das Reiziammi oder der Adoneus stellte sich
auch sonst leicht ein, und die Neigung, eine Reihe stumpfer
*) Der Hymnus des Motliodios zeigt zwar lamben, aber nicht den
Tetrameter. Wenn Varro in den Satiren solche Verse hat, so stammt seine
Polymetriü aus dem metrisclien Hanill)aeli.
*) Ion l::^'', Hakcii. 877. das erste sicher, das zweite wahrscheinlich im
Anschluß an hieratische Formen.
*) Aisch Ag. aSl, Hik »>•>!>, Eur. Her. :^4S (wo ich die Ersclieinung be-
handelt iial)e); dies Lied hebt mit «'iner Erwähnung des Linos an, den
Apoiion singt. Unmittelltar von der ffroßen Prozession nach Kleusis stammt
wohl der Reirain Ar. Frösclie -102.
446 n. 15. Stroplienbau.
Verse klingend zu schließen, erzeugte z. B. Pherekrateus und
Hipponakteus. Es brauchte dann nur der Abschluß in einem
Gedichte mehrfach einzutreten, in regellosen oder regelmäßigen
Abständen, dann war die Komposition gefunden, die so oder so
variiert die Mehrzahl derGedichte beherrscht, nicht nur gesungene,
sondern auch zur Flöte rezitierte. Es wird ausreichen, für die
einzelnen Arten einige Belege zu geben; die Lieder sind ja ganz
einfach, so daß jeder sich von der Herrschaft des Prinzips leicht
überzeugt.
Da ist zuerst die Wiederholung bis zur Katalexe, für die
ich aus der antiken Terminologie der Parabase den Namen
Pnigos geborgt habe. Eine solche Reihe, anapästisch, trochäisch,
iambisch, pflegt die epirrhematischen Szenen der Komödie mit
ihren Tetrametern zu schließen. Die Tetrameter selbst sind
eigentlich kleine Strophen der Form a a,, und das Pnigos besteht
meist aus den entsprechenden Dimetern, aber der Bau
xara (.ihqov wirkt doch schon in der Zulassung von Monometern.
Es gibt aber auch gar nicht wenige Strophen, die man
ein Pnigos nennen kann, insofern sie dasselbe Maß ohne Unter-
brechung bis zur Katalexe durchführen. So die Strophe und
Epode des Agam. 437, oben S. 189, die euripideische Strophe
Tro. 551, oben S. 173, die rechte Ttviyr] sind. Die Reihe der
chor. Dimeter Wesp. 1450, oben S. 226, ist nichts anderes. Bei
Aischylos finden sich solche einfachsten Strophen Prom. 397
(choriamb.), Sieb. 720 (choriamb.), Perser Parodos, drei ionische
Strophen mit einem Pnigos als Epode. Pers. 114 (troch.; nur
eine Interjektion unterbricht). Pers. 583 (Hemiepes), Hik. 419
(Kret), 1035 —
51 (Ion.); es folgt ein Pnigos von ionischen Dimetern
ohne Katalexe. Die Orestie hat schon so ganz schlichtgebaute
Strophen nicht mehr, von Dochmien abgesehen, bei denen das
immer häufig geblieben ist. Die Komödie ist voll davon, z. B.
Ritt. 973 (sechsmal dieselbe Gruppe von 4. Glyk.), 1114 (viermal
vonTeles.), Fried. 1329, Vög. 1470, Ekkles. 289 (Teles., in Ekkl.
ein iamb. Tetr. zum Eingang), Frosch. 534, 1482 (troch,). Fried.
114 — 118 (dakt. Dim.)'). Ebenso baut Korinna ihre Strophe aus
chor. Dimetern und die andere aus lonikern. Nichts anderes
^) Das Motiv nimmt Aristophanes aus dem Aiolos des Euripides; ge-
sungen werden die Verse von einem Knaben, nagaxoQ'^yrjiiia. Trygaios
fährt mit heroisclien Hexametern fort in der Weise, die S. ^48 behandelt ist.
Pniffos. Periodenbau. 447
als einPnigos war des Alkaios lue d€i?^uv; nur der Sinn wird
die Gruppen abgegliedert haben, wie Avir es bei Horaz finden.
Anakreons Trochäen, 75, sind Strophen von vier Dimetern, 44
scheint auf ein ionisches Pnigos zu deuten; aber Bruchstücke
gestatten kein festes Urteil. Ein so einfaches Liedchen ana-
kreontischer Form auch für das Satyrspiel, Kykl. 495.
paßt
Ersatz der Katalexe durch ein anderes Schlußglied kommt
natürlich auch vor, so steht hinter einer Reihe Reiziana im
rhodischen Schwalbenliede der Adoneus; aber das ist eigentlich
auch nur derselbe Vers, vorn verkürzt statt hinten.
Ein Schritt, der für die Metrik kaum etwas ausmacht, aber
für den Strophenbau die schwersten Folgen hat, ist der Eintritt
von solchen Ruhepuukten innerhalb einer Reihe, also was uns
besonders aus den tragischen Anapästen vertraut ist, wo der
Parömiakus in ungleichen Abständen erscheint. Sind die Ab-
stände gleich, so ist erreicht, was wir eine Strophe nennen.
Unter diese Kategorie fallen, wenn sie stichisch wiederholt
werden, gleich alle Tetrameter, die sich als a + a. oder a + b
fassen lassen, fällt die beliebte Epodenform, die dem Trimeter
den Dimeter nachschickt, oder auch dem Dimeter oder Tetra-
meter den Ithyphallikus. Hier liegt noch der Dimeter zugrunde;
unter der Herrschaft des Baues -/Mia uiigov entstehen dann jene
umfangreichen Strophen, die sich als eine Folge von verschiedenen
Suramen derselben Metra darstellen, iambisch, trochäisch, glyko-
nisch. Beispiele haben die vorigen Kapitel genug gebracht. Daß
Klauseln verschiedener Art hinzutreten, die Fermaten auch
durch Brachykatalexie gekennzeichnet werden, bedarf kaum der
Erwähnung.
Damit haben wir ein neues Prinzip des Strophenbaues
erreicht: die Strophe zerfällt in Perioden. Sie sind verschieden
lang; oft mögen wir sagen, es seien einzelne Verse. Erst das
Ganze respondiert, indem es dieselben Perioden in derselben
Reihenfolge wiederkehren läßt. Dabei erscheint dann oft als
Periode, was anderswo Strophe auftritt oder ebensogut auf-
als
treten oder auch als Vers stichisch wiederholt werden könnte,
wie der iarabische Trimeter und alle die Tetrameter. Und nun
ist der Fortgang vorgezeichnet: die Periode wird sich darin
ändern, daß sie mehr verschiedene Glieder vereinigt als das
eine, das sie wiederholte oder mit einer Itlausel abschloß. Die
448 n. 15. Strophenbau.
Strophe aber wird nicht nur Perioden gleicher Art hintereinander
brinp:en. Jede Periode stellt sich immer mehr als eine kleine
Strophe dar, die sehr wohl als solche gleich wiederholt werden
könnte, so daß die' Strophe nur die Reihenfolge der Wieder-
holungen ändert, a b c d, a b c d statt aa bb cc dd. Wir werden
nicht fehl gehen, wenn wir in manchen öfter wiederkehrenden
Perioden geradezu alte kleine Strophen erblicken.
Betrachten wir nun die Verbindungen verschiedener Glieder zu
einem Ganzen. Da sehen wir schon Archilochos außer den
Divola, die wir Epoden nennen M, zu einem Trikolon fortschreiten,
z. B. iambischer Trimeter, Hemiepes, iambischer Dimeter, oder
lambelegus, katalek tisch iambischer Trimeter,
MCoa äys MCoaa Xlysia^ TtoXvfi^ueXeg
altvamöe fteXog
vtoxiiov (XQXS iiaQi}^hoig äeiöev
das nur den Ithyphallikus durch das Hemiepes ersetzt, mag bei
Alkman Strophe oder Periode gewesen sein, was wir nicht ent-
scheiden können. Das Partheneion zeigt, daß er bereits perio-
disierte Strophen baute, läßt aber auch über den Bau aus den
Gliedern, mit denen Archilochos wirtschaftete, keinen Zweifel^).
Die Lesbier gehen über das Trikolon schon in einigen wenigen
Bildungen hinaus. Anakreon dagegen wagt es nicht, dieDichterinnen
ebensowenig, und was wir von alter hieratischer oder volkstüm-
licher Weise kennen oder ahnen, hält sich an die ältere Ein-
fachheit. Noch die Komödie beharrt dabei, soweit sie sich nicht
an die vornehme Chorpoesie anlehnt. Aber von dieser besitzen
wir vor Pindar und Bakchylides nur die Skolionstrophe des
Simonides, die schwer entstellte derDanae und vielleicht noch eine
*) Eine sonst unerhörte Verbindung* bringt eine angeblich ans der
Urzeit stammende "Weiliinschrift aus Lindos, Kap. 15 der Tempelchronik:
TeXxit'ov qvXä vtruha' civtdryAev 'ADdvni.
Avy.(o:nadag ö' ö Avy/Mog jxaig ikaßnadäg'/Ei,
also das sog. EöotJitdtiov hinter dem Hexameter.
Die Inschriften sind
lieilenistisclier Schwindel, aber oder tönernen Tafeln mit
die hölzernen
zehn Läufern konnten eclit sein, wenn auch nicht aus der Zeit der Teichinen,
so doch aus dem ti. Jahrhundert.
^) Das auffällige Stück evöovti ö' ögecov, das von allem übrigen ab-
sticht, auch von den Nachbildungen des Aristophanes, ist S. -1^^ bö-
handelt.
Daktyloepitviten. 449
zweite von demselben vollständig
*). In Bruchstücken ist selbst die
Unterscheidung von Perioden unsicher, und über die Daktylen
der Westhellenen läßt sich nicht mehr sagen, als daß sie in
längeren und kürzeren Reihen auftreten, ohne daß von dem
Periodenbau und dem Abschluß der Strophe [das mindeste
kenntlich wird. Kein Wunder, daß die pindarischen Strophen
den Eindruck machen, etwas wesenhaft Neues zu sein,
sowohl im Bau der Verse wie in dem der Strophe. Daß
dem nicht so ist, sondern die lamben und Glykoneen und
was sonst mit diesen verbunden wird, namentlich lesbische
Glieder, trotz allen Unterschieden der Behandlung aus derselben
Wurzel stammen wie die tragischen Lieder, hofft die obige Be-
handlung vieler Gedichte gezeigt zu haben. Aber allerdings sind
die tragischen Strophen sehr viel durchsichtiger, vornehmhch
weil Pindar einen Periodenbau nur selten erkennen läßt. Daher
muß das Verständnis immer an der Tragödie gewonnen werden.
Ausgebildet war schon vor Pindar, wenn auch wohl nicht zu
derselben starren Festigkeit, das Maß, das schon in seinem
modernen Namen besagt, daß es zusammengesetzt ist, die Daktylo-
epitriten. In diesen Strophen stehen bei Pindar nur die oft recht
seltenen Fermaten fest, durch Hiatus oder Brachykatalexie; Bak-
chylides pflegt, auch wenn er sie einzeln nicht respektiert, die
Fuge zwischen den eigentlich asynarteten Gliedern fühlbar zu
machen. Dieser Gheder gibt es nur eine beschränkte Anzahl,
und nur wenige treten in wechselnden Formen auf. Trotzdem
läßt sich von einer Teilung in Perioden kaum reden, w^enn wir
nicht auch Verse wie den Enkomiologikus, lambelegus, Choerileum
und manche anonyme Kombination der bekannten Glieder als
solche rechnen wollen. Das Ganze ist eben eine Weiterbildung
der archilochisch-alkmanischen asynarteten Dikola und Trikola.
In manchen einfachen Strophen durchschaut man den Aufbau.
Wenn man dem Hemiepes die Geltung eines Dimeters gibt, avo-
•) Eine volle Strophe dürfte 57 sein, die Kritik des Kleobiilos, und
ich denke, das war auch ein Spruch für sich, denn man kann es sich
schwer als Teil eines Gedichtes denken. Der Ithyphallikus zei<rt sicher
das Strophenende; der Spondeus V. -4 OTd/.a; ist eigens für dieses Wort
erfunden. Höchstens könnte die Betrachtung weiter qehen, aber der Hieb
gegen Kleobulos in ficoQoö q^coio^ äds (iov?.d ist so pointiert ans Ende liTstellt.
daß jede Fortsetzung abschwächen würde.
Wllnmo w tz, Griechische Verskunst.
j
29
450 IL 15. Strophenbau.
mit mau sicherlich nicht fehl geht, besteht Pyth. 12 aus sechs
Tetrametern, auf die zwei Trimeter folgen, N. 11 stehen in der
Strophe vor einem Trimeter drei Tetrameter, einer dahinter,
in der Epode auch einer dahinter, davor vier, und der eigen-
tümliche Reiz beruht auf dem schaukelnden Wechsel ihres Baues.
Ol. 12 wiegt der Trimeter vor, den Schluß aber
in Str. u. Ep.
bildet eine gegen Ende fast rein epitritisch. In
lange Reihe,
dem Gedicht auf Theoxenos, Fr. 123, stehen erst zwei Verse,
die man als Pentameter nehmen kann, dann Kurzvers + Hemi-
epes, ein epitritischer Tetrameter als Scliluß. Da könnte man den
Bau aab vermuten; aber das Skohon an Thrasybulos 124a zeigt
Enkomiologikus, Epitrit + Enkomiologikus, Tetrameter als Schluß-
Da ist es nichts mit jenem Bau, sondern der erste Vers wird im
zweiten erweitert wie in dem Telamontone der Skohen. Ein an-
spruchsvolles Gedicht wie Bakchylides 5 hebt jede der Perioden, wie
man hier sagen darf, mit demEnophon oderProsodiakon an, bis auf
Str. 7 — 8, einen epitritischen Tetrameter. Irgendeine besondere
ratio in dem Verhältnis der Perioden zu entdecken glückt mir
nicht, wie viel weniger in den grandiosen Strophen Pindars, Pyth. 1
und 4 und 9. Da müssen wir uns bescheiden und können es auch.
Mit dem Bau der tragischen Lieder steht es ja zumeist nicht anders;
wir unterscheiden die Perioden und empfinden die Wirkung des
Rhythmenwechsels, wie ihn der Wille oder auch die Willkür des
Dichters für gut befunden hat.
Bei Aischylos ist gut zu verfolgen, wie die großen Strophen,
soweit sie nicht ein Bau e^ b(.LOuov sind wie schon die loniker
am Schlüsse der Hiketiden, so erwachsen sind, daß zur Periode
ward, was zur Zeit der Hiketiden noch eine Strophe gewesen
wäre. Sieben 287 eine iambische Periode, ausreichend für eine
Strophe, wo wir nur eine Klausel erwarten dürften, dann eine
Reihe Pherekrateen, vergleichbar den Hemiepe Pers. 584; wieder
fehlt dazu, daß sie zu einer Strophe würden, nur die Klausel,
endlich Choriamben. 395 ist die erste Periode dochmisch, die
zweite bringt drei in glykonischen Liedern häufige Glieder, zuletzt
ein langes trochäisches Stück. Das erste und dritte würde uns
selbständig auftretend durchaus nicht verwundern. Agam. 682
Trochäen, 2 Choriamben + alkäischer Zehnsilbler; da ist also
sogar die Klausel da. Dann loniker, eine Art Priapeus (Tetra-
meter) als Abschluß. 739 iambische Periode, Hipponakteum als
Strophe und Perioden. 451
Klausel, ionische Periode, ein eigentümlicher Tetrameter als
Klausel. Dazwischen steht in beabsichtigtem Kontrast die kleine
einfache, aber doch aus zwei Perioden mit tetrametrischer Klausel
bestehende Strophe 717, die S. 255 analysiert ist. Den Schluß des
großen Liedes, in dem die loniker in Str. 1 und 3 korrespondieren,
die Trochäen in 1 mit den Jamben in 3 kontrastieren, bildet
eine rein iambische Strophe, zum Dialog überleitend, wie es
Aischylos liebt.
Von den
beiden andern Tragikern hat das Kapitel über die
Glykoneen schon einige Lieder vorgelegt, andere, deren Periodi-
sierung ihnen ebensogut hier einen Platz gewähren könnte, bringt
Teil III, Es mögen doch einige auch hier noch auftreten.
Ion 112—143, eine kleine Strophe, deren hieratischer Charakter
durch den molossischen Refrain gesichert ist (oben S. 371), a) 3 gl.
+ reiz., ß) 2 gl., Kurzvers, pher., y) 2 gl., 3 i, pher. Mit gl be-
zeichne ich der Kürze halber nun jeden solchen Dimeter, mag
es auch ein Telesilleion oder ein chor. Dimeter sein, auch ein
vorn verkürzter, wie er es hier öfter ist. In einem zahlenmäßig
faßbaren Verhältnis stehen die Perioden nicht; übrigens kehrt
sich hier der Sinn an die Fermaten nicht ^).
Heraklid. 748: die Perioden werden in beiden Strophen in
der Gliederung der Worte streng inne gehalten : a) 2 Glyk. Reiz,
klingend ausgehendes Hemiepes'^), ß) 2 Glyk. Reiz., y) 2 Glyk.
Reiz. Phalaeceus als Klausel. Da wird also dieselbe kleine Strophe
(aab) dreimal gebracht, aber zuerst folgt ihr noch das Hemiepes,
das in der zweiten Strophe 774 wiederkehrt. Das Ganze ist
völhg eindeutig, an Stollen und Abgesang kein Gedanke. Die
zweite Strophe nimmt die Glykoneen auf; aber sie stellt hinter
Bemerkenswert ist attische Vokalisation in dem Triraeter; die darf
man nicht vertreiben. Beiläufio-, man hat sich nmsonst mit dem ersten
der Anapäste Ions g-eplagt, 82 uoaora .«^^' rüde /.at^inoä itOoi'.T.tov 'HÄiog
r/öl) Ad/j.-Tft y.arä ///i-. Da kann und
/Miiasi freilich nicht äguaTci regieien,
im selben Satze wird Ao.n.Tod und Xdfi:Tet nicht stehen. Also voll hinter
dem erster Dimeter zu interpunaicrcn. „Da ist schon glänzend der Wagen,
Helios glänzt über die Erde hin." Sehr schön. Die Sonnenscheibe ist schon
über den Hoi'izont hinaus.
*) Elision daliinter ist undenkbar; ich habe das schon vor Jahrzehnten
gesagt und leicht ii'^yxfiiv' in ivfyy.ai gebessert; stößt mau sich an der
Form, so mag man t w/JCffv setzen. 769 hat He,rwerden aus eueuov richtip-
iv '/ f/'o'' (genauer r/ / Hioi) hergestellt.
29^
452 II- 15. Strophenbau.
drei einen iambischen katalektischen Trimeter, dann nicht nur
Hemiepes, sondern auch den anapästischen Dimeter (vgl. S. 362),
und wieder denselben iambischen Trimeter, zwei deutliche
Perioden^).
Herakles 781: «) 2gl. pher., ß) 2 gl. adon.pher., y) chor. dim.
pher., d) chor. dim. prosod. + — -^ — , f) chor. dim. 2. i, C) prosod.
2 enopl. reiz.^).Lauter ganz kleine, aber auch in den Worten
gesonderte Perioden, alle in Wahrheit aus denselben Elementen
gebildet bis auf die letzte, und auch da sind es nächste Ver-
wandte, denn das Prosodiakon ist ja nur eine Form des chor.
Dimeters, und das Enophon hat auch denselben Wert. Von einer
tieferen Kunst in dem Aufbau der Strophe aus den Perioden ist
keine Spur, hier besonders anstößig, wo eine so schöne Strophe
') Daß die angeredete Göttin die MdvrjQ ist, habe ich im Hermes
XVII 356 gezeigt, vgl. Pindar Pyth. 4, 7-1:. Zu
lesen oöv yag ovdas yäg [oöv]
xai iröXig. Im Grunde ist die Mutter freilich die Erde, aber die Person
der attischen M^vriQ ist nicht nur im Kultus, sondern auch in der Emp-
findung von ilir gesondert. Die Antistrophe ist nicht leicht ov ?M'dei f.i))vcov
q>^iväq üjiisQa, vecov t doidcd yogüv ze /iioX^ai (oö h'iüovai). Das sind Lieder
und Reigentänze der Jünglinge. Dazu erklingen die 6?.o?.VYßctza, die
rituellen Rufe der Mädchen zu ihren nodav kqötoi, dem Stampfen ihrer
Füße im Tanze. Bezeichnend für Athen, daß die Mädchen (Arrhephoren
Avohl) auf der Burg ein Nachtfest halten, aber Iceine Lieder singen, sondern
nur öAoXvCovoc. Es gibt in Atlien keine bürgerliclien Sängerinnen, ge-
schweige Dicliterinnen. Der Kult, auf den dies geht, wird wegen des
Datums an den der Atliena angesclilossen sein; sicher läßt er sich nicht
feststellen, vielleicht geliört hinzu, was A. MommsenFeste 116 zusammenstellt.
*) Ich bleibe sonst bei meiner Textgestaltung, habe nur eingesehen,
daß die Kreuze 809, 810 verschwinden können und mit Benutzung längst
gefundener Besserungen ein voll befriedigendes Ergebnis erreicht wird.
793 ist iiiäv jTÖ/uv ^/(d [vs] zdxri so gut wie keine Änderung, und 810 wird
ät vvv ioooO.v i(pdv)] ^up)}cpÖQCOv ig dycövojv äniX/.aw et zö div.cuov Oeoi'g Iv'
doioy.Ei Ccpdv)] an derselben Stelle hat, wo
durch die Sti'ophe gesichert, die
hier (paivu überliefert ist. geht auf övoyäveia dvdxzov, also
at (a codd.)
auf Lykos. Einfach würde sein „ihm hat sich offenbart, daß die Götter
noch für die Gerechtigkeit etwas übrig haben"; aber da hat sich ein
Zwischenglied vorgeschoben, offenbar geworden ist ihm hinzuschauen auf
den Schwerterkampf, und der Satz mit et, der eigentlich Subjekt von
icpdvi) war, ist nun dem iaogäv ig ujulXav untergeordnet. „Lykos ist nun
die Erleuchtung gekommen, daß er auf den Schwerterkampf hinsehen
kann, ob die Götter noch für die Gerechtigkeit eintreten." Das ist etwas
geschraubt, und eloogäv weiß ich nur mit Ps. Theokrit 8, 56 zu belegen
{d(poodv erwartet man), aber das darf nicht irre machen.
:
Strophe und Perioden. 453
vorhergeht. Fünf iambische, zum Teil choriambische Metra
steigern sich zu sechs, dann zwei Trimeter und zum Abscliluß
ein katalektischer, der, wie an dieser Stelle gewöhnhch, den
Anlaut des vorletzten Metrons unterdrückt. Das ist kein Bau
nach Stollen und Abgesang, sondern der Stimmung entsprechend
steigt der Gang der lamben an und senkt sich dann: schlicht
und würdig.
Alkestis 569—605
iü 7to).vt,uvoc, vmI iXsvd-egog ävÖQog an jtot' ol'/.og'
570 oe roi -/.ul 6 IJvi^iog evXvQug ^A^öXlcov
Tj^küoe vaUiv,
etXa de ooiai /.irjXovo^iag Iv döiioig yevea&ai,
575 doy_i.iiüv öiä y.Xirvcov
ßoo/.rjuaoi ooIol ov(jICcov
rtoiuvirag vuevalovg^).
Zweite Strophe:
597 xat vcv döiiov äuTcerdoug
de^aro ^ih'OP voisocut ßXecpdqioi
tag cpiXag Y,Xauov uXöxov vexuv ev
600 öcüiiaoiv aQTLd^uvr^^ ro yctq evyevlg
E/.fp€Q€Tai TtQog aiöCü.
hv xolg dyctd-oloi de Ttdvi' ev€-
OTLV aocplag' äyauai.
TCqog ö^ l^uSi ipvxui
O-äqoog f^OTai ^eoaeßfj
605 cpCbta -Atöva 7CQd^Eiv.
Erste Strophe a) Epitrit + Praxilleion, Archebuleion, das ja nur
:
vorn eine Kürze mehr hat, Ithyphalhkus, ß) iambischer Tetra-
meter, die Doppelkürze in der Senkung wie 244. Zwei Tele-
silleia, dahinter Spondeus, Pherekrateus sclüießt. Von der zweiten
Strophe kann nur die Antistrophe herangezogen werden, da
vorher 594 — 96 hoffnungslos verdorben sind. Das ist peinlich,
') Der o^xo;: ist das Haus als Familie, die döaoi, 574 sind die villa.
i-Xsv{^eQog, weil im Drama nicht gesagt wird. Muß denn der
f?.ev&eQiog
iibscheulichc Stilfehler tXEVütQov immer noch vorgeführt werden? Apollon
pfeift als Hirt (.loinviva^ muß Nominativ sein) auf der Schalmei Hymeniicn:
er reizt die Schafe zur Begattung, so daß die Herden fabelhaft anwachsen
Kallimachos schildert das im ApoUonhymnus; es hat also bei Hesiod
gestanden.
454 II. 15. Strophenbau.
denn die Daktyloepitriten der ersten Periode 597 — 601 sind
klar; Prosodiakon gehört dazu, und der daktylische Dimeter, auf
den —wN_^ —
>-• —^
folgt, würde zwar bei Pindar sich in
solchem Zusammenhange nicht finden, das andere Glied
auch nicht, das doch bei Stesichoros 35 belegt ist. Aber die
Tragödie ist in der Auswahl der Gheder weniger beschränkt. Erst
der nächste Vers ist bedenkhch, denn wie er überliefert ist,
steht vor dem Hemiepes -^w^ — w-^ — w — ^ was als
ein nur zum Teil anapästisch regulierter Dimeter gefaßt werden
muß, wie sie oben S. 362 behandelt sind. Bestreiten will
ich das nicht; die Strophe scheint in ihrer Verderbnis
dafür
zu sprechen, aber e'otiv für iveonv lockt sehr, da es ein Enoplion
liefern würde. Die Trochäen des Schlusses, ein Metron zum
Spondeus zusammengezogen (ipi'xcct), schließen schön. Sie lassen
das Ganze als daktyloepitritisch erkennen; aber wieder paßt der
ithy phallische Schluß für die Tragödie, bei Pindar wäre er un-
denkbar.
Helene 1107—1164:
ae %av kvavloig vico devÖQOK6!.ioiQ
fiovoela y.al d-äy.ovg evltovoav avaßodoio,
oe Tccv lüidorccrav
oQVt^a f^telioiöövj
1110 drjdöva da/.Qv6eaoav.
eld-^ ih did i-ovd-äv yevviov eXsli'Cofifva
^Q^jviov eftol ^vvegyög
'EXivag (^itLiag itovovg
Tov ^JXidöwv 1^ dsi-
1115 dovaai öa^gvöevra Ttövov i^xaiMV VTto köyxaig,
ot' edqa(.ie qö^ia rtedia ßaqßdqtov nXdtai,
6V e[uoXev ef.ioXe fielea llQiaui'daig äyiuv
AaY.eöai^iovog drto Xi^i]
1120 otd^tv^ CO 'EXiva, Ildqig aivöyai.(og
noinraiöiv l'^rpQoöiTag^).
Die Strophe steht so richtig bei Murray; icli habe nur die Ortho-
graphie etwas geändert, damit der Vers gleich riclitig gelesen würde. I»
der Antistrophe ist 1127 kaum erträglich :ToX/.ovg dl jiVQO(.va(ig qloyeQÖv
aeXag äfiq)i,QVTav Evßoiav siX' [rJX^g codd.) 'Ayauov novö'/MTiog dvijQ. Denn
daß nvQaevaag, eigentlich intransitiv, den Akkusativ oekag regiert, wie
gleich daneben ööXiov doTega Xduyng, ist in der Ordnung, aber Hermanns
Strophe und Perioden. 455
a) i + Hemiepes, 4. i, zwei Kurzverse, Pher. zum Abscliluß. ./:?) i +2
Anap., 2. i, 2 Teles. + Priap. zum Abschluß, y) zwei Trimeter,
Teles. (oder Glyk,), 2 Anap., 2. i zum Abschluß. Die Perioden
sind sehr deutUch abgesetzt; « und ß fangen
an; die ähnlich
anapästische Reihe weist von ß auf j'; lamben und glykonische
Verse finden sich überall. Es ist eine der längsten Strophen
des Euripides, höchst kunstvoll; das Granze ist ein Satz, und
seine Manier, mit einerAnrufung anzufangen und mit oce irgend-
einen Moment zu fixieren, über den er sich verbreiten will, ist
hier bis zum ärgsten getrieben, denn die Anrufung ist gedehnt
über zehn Verse. Der 'Ihdötov 7t6yo<; ist eigentlich noch gar
nicht da, als Paris mit Helene ankommt; dennoch ist hiermit
das Unheil der Troer abgetan. Die Antistrophe handelt nur
von den Achäern; Beziehung auf die Situation des Dramas wird
durch Anrede der Helene 1120, 1144, 1160.
Die zweite Strophe setze ich her, nicht sowohl um der
Perioden willen, die aber die Sinnespausen durch ihre Wieder-
kehr sichern, als weil hier die Daktyloepitriten so deutlich wie
nur möglich Daktyloiamben sind.
zig ffi]a eQevvi]aag ßqotwv;
fia/.QÖraTOv Txiqag eiQev
Machtwort kann nicht genügen nun auch noch Evßoiav von JivQaevaag
regiert zu glauben. Dalier mißtraue ich der Änderung von liXeg. Dann
die dritte Periode, die sich an den Schiffbruch am Kaphereus anschließt.
äUi^ieva ö' ögea füXea ßcioßägov öToAög
oz' eovvo nargiöog d.no:rQÖ pfff/uirwr Ttvoäc
y^gag oi) yegag ä?.?/ egcv
Aavacov veq)i?.av inl vavalv äyor,
€ld(o?.Oi' [qöv 'Hgag,
Da fehlt das Subjekt, Menelaos; woher soll man sich's ergänzen? öit
schließt schlechterdings nicht an; und was will die „barbarische Tracht"?
Umstellen darf man den Halbvers nicht, das verbietet dasselbe Wort in
der Strophe. Die hafenlosen Berge von Malea, die Hermann hinein-
gebracht hat, passen bei Jiargiöog dnongö auch nicht. Man erwartet viel-
mehr eine Bezeichnung der Gegend, in die er verschlagen ward, also die
asiatischen Küsten, ö 83; da gibt es keine Berge, aber wohl Asiaten und
ihre fremde Tracht. So versuche ich nun, nur zum Teil an früherem
festhaltend dkifisva ö' ögta /(^Aea ßagßdgov aro^.äg en^avro .... 'Egtv
Aavam' Mevi?.ag ini ravoiv äyiov. Die Wolke wird man hier sehr gern los.
456 11- 15. Strophenbau.
1140 ug Tct d^eCbv Iooqul
öevQo y.a.1 avO^ig exelas
YMi 7täliv ävrtköyoig
7rr]d(jüVT' avelfciovoig Tvy^aig;
ov Jiog ecpvg^ to 'Eleva^ ^vydvrjQ'
1145 jtravog yaq er -/.ölTtoig os ^liq-öag hi'/.viooe rcarriQ'
'/Mit' lax\]dxig y.aO-' 'Eklaviav
7CQ0Öötig ärciorog äör/,og äihtog^ ovd^ e/co
ti ro aacpsg ort Ttot' kv ßgorolg.
1150 ro rCüV d-siöv (()') tTtog älaOkg svqov'^).
Die erste Periode umfaßt zwei Choerilea mit lamben; die
zweite fügt nur noch ein Hemiepes den laraben ein.
Doch genug der Proben. Wer von den Liedern, deren
Analyse in diesem Buche steht, sich nicht überzeugen läßt, daß
man sich an die Periodisierung zu halten hat, die der Dichter
selbst kennzeichnet, den will ich in seinem Glauben an geheime
Weisheit nicht stören.
') Hermann hat 1139 evQeii> sicher verbessert; 114:6 ist die Änderung
von xal sehr unsicher, so geschickt sie auch ist. In der Anti-
la/J] o/j
—
strophe hat Murray 1152 54 genaue Responsion durch viele Umstellungen
erreichtj ich hatte es genau ebenso einmal versucht. Jetzt bin ich be-
denklich, denn die überlieferte Wortstellung ist sehr viel wirksamer, zumal
äjuadäg am Ende. Responsion läßt sich auch ohne Umstellung erzielen,
xiäo&e öoQÖg äAxaCoio löy^cf-g yMxanavöjiievoi jxövovg dvaxäv uf.iad oig. Da
istnur cV.xaiov ?.6yzaiOL geändert. Daß die lamben in Synaphie treten,
istganz unbedenklich, aber im letzten Hemiepes erscheint ein Spondeus,
unmöglich gewiß nicht, aber bedenklich. Der letzte Vers der Antistrophe
ist so zugerichtet: dDXiotg oviKfOQafg ai'/dvoig'^ das letzte als ekuvoig richtig
von Nauck gelesen; zuerst mag (zgto) ci'&Xla vorgeschlagen werden. —
Höchst merkwürdig ist der Inhalt der Strophe, die ein ganz neues Gedicht
anfängt. „Wer kann aus seiner Forschung sagen, was Gott ist? Man
kommt nicht weiter als zu sehen, daß die Wege Gottes kreuz und quer
gehen, so daß jede Erwartung eitel ist." Dafür soll ein Beleg sein, daß
Helene wirklich von Zeus in der Gestalt eines Schwanes gezeugt ist und
nun doch im übelsten Rufe steht. „Ich weiß nicht, was in menschlichen
Dingen evident ist, sei es was es wolle. Götterwort habe ich wahr be-
funden." Das reimt sich doch gar nicht. In Wahrheit kann Helenes
Schicksal nur die Ansicht stärken, daß man über Götter und göttliches
Regiment nichts weiß, natürlich auch nicht an die fabelhafte Zeugung zu
glauben braucht. So meint es auch der Dichter: daß sein Chor trotz
allem gläubig ist, dieser Widerspruch muß gesucht sein; die Dummen
sollten sich hieran halten, die Klugen an den zuerst ausgesprochenen
Zweifel des Protagorasschülers; aber sich ganz zu Protagoras zu bekennen,
war 412 nicht ratsaia.
.
Schließende Tetrameter. 45 7
Die Klausel steht zwar hinter den Perioden ebensogut wie
am Strophenschluß; aber sie hat hier doch eine wichtigere Auf-
gabe, und darüber läßt sich einiges sagen. Daß daktylo-
epitritische Strophen am hebsten auf mehrere Trochäen klingend
ausgehen, ward schon bemerkt, während wir doch Katalexe
erwarten. Sie ist am iambischer Strophen gern mit
Schlüsse
einer Umformung des vorletzten Metron verbunden, sei es zum
Kretiker, sei es zum Choriambus. Belege für diese überaus
häufigen Schlüsse sind wohl nicht erforderlich. Wohl aber
scheint mir nützlich für den Abschluß durch einen Tetrameter
reichhche Belege zu bringen. Er tritt in verschiedener Form
auf. Hinter Grlykoneen mag man sagen, es ist nur das letzte
Glied der Reihe katalektisch ; aber die Zusammenfassung zu
einem Verse ist so häufig, und
Geltung des Priapeus
die weitere
als Klausel macht es rätlich,auch diese Fälle mitzurechnen,
Aisch. Ag. 382 usw., Hik. 641 usw., Eur. Her. 362 usw. ün rhyth-
mischen Refrain. Soph. Ant. 107, Eur. Andr. 513, Hik. 978. 1007,
Her. 357. 653, Ion 1242, El. 123. 148. 165. 187 (zwei Priapeen).
440, IT. 1104, Hei. 1318. 1493, Phoen. 212, Or. 842, Bakch. 910
(nach Pherekrateen), lA. 183. 1056. 1096. Diese alle nach
Glykoneen. Aisch. Prom. 418; die Strophe besteht vorher nur
aus drei Lekythia. Ag. 735 nach Hemiepe, Choeph. 611 zwei
nach Trochäen. Soph. OK. 705 nach lonikern, Phil. 178, ge-
mischte Strophe, Eur. IT. 405, Bakch. 118. 574, ebenso Andr. 800
nach Dakt.-epitr. Der Priapeus hat noch ein — ^^ — vor sich
Eur. Herakid. 897, steht mit Glyk. in Synaphie Or. 816. In etwas
anderen Formen steht er Eur. Herakid. 917 w 'i'udvaie dcaaovg
7tal-dag Jibg rj^tiDdag, lA. 1077 Nr^griidcoy z' sO^eoav TTQcozag Ilv^keojg
0-' vfitvaiovg vgl. Eupolis '^'Jofqccv. oben S. 229. lA. 556 /.cd lUTfxoifii
rag 'AffQoöizag nolVav ö' cmoi>eiuc(v^ mit übervollem Choriamb,
oben S. 292.
Soph. Ant. 790 steht ein ionisch-choriambischer Dimeter, Eur-
Hik. 529 einHemiepes vor dem gewöhnhchen — >^w — w — w —
Aisch. Perser 906 Pherekr. + Ithyph. Sieb. 770 avöqwv ctX(pi;oTäv
öXßog äyav Tta^wd^dg. Wie man auch die fünf Längen verteile,
den Platz eines Dimeters nehmen sie ein.
Diese Formen führen zu aridem Tetrametern über, denn
auf diesen Umfang kommt es an. Daher tritt auch das archi-
lochische Dikolon auf, Eur. Her. 137 mit innerlich verkürztem
458 n. 15. Strophenbau.
Ithyphallikiis; ebenso Soph. OT. 1097 nach Dakt.-epitr., El. 486
(Nachahmung des vorigen). Vollständig Trach. 960, Aisch. Sieb.
764, Eur. Hipp. 1109. Eur. Alk. 104 steht statt des Ithyphallikiis
dovTtel x^'iQ yvvaixCüv, also ein voller Dlmeter, zuerst spondeisch.
Rhes. 2.31 ist das Dikolon als Prosod. + 2. i geteilt. Den troch.
Tetrameter, auch mit Anaklasis im vorletzten Metron, zeigt Aisch.
Prom. 906, Eum. 333, 358, 515, Eur. Hei. 250. Aisch. Eum. 375
bringt hinter zwei Päonen einen Pherekrateus. Der iambische
(oder choriambische) Tetrameter steht Aisch. Sieb. 740, Choeph.
644, Eum. 536. 556, Soph. El. 250, Phil. 1101, Eur. Hipp. 1149,
Andr. 140, Alk. 465 (verbunden mit dakt. Dimeter), Hik. 616, El.
1211, ganz choriambisch Rhes. 368. An zweiter Stelle Pherekr.
Aisch. Ag. 761, Dhn. + 2. i Soph. Tr. 637;
Choeph. 52; chor.
Glyk. + 2. i Aisch. Sieb. 150; dakt. Dimeter + — w^— w — w
Hik. 536; Hemiepes + 2. i Pers. 906. Etwas ganz Besonderes
ist, daß Eur. Alk. zweimal den Abschluß mit einem Dochmius
+ — N^w — w—-w macht, 120, wo die Glieder getrennt sind,
971, wo können. Dasselbe ist in Soph. Tr. 830 anzu-
sie es sein
erkennen, wo nur auf den Dochmius ein katal. iambischer Di-
meter folgt ^). Das ist kein Tetrameter, aber es dient demselben
Zweck, und das Schlußglied ist dasselbe.
Das ist eine gewaltige Zahl von Strophen, und einzeln mußte
schon gesagt werden, daß zwei Tetrameter den Schluß bildeten.
Es gibt aber auch Strophen, die ganz oder überwiegend aus
Tetrametern bestehen, aber aus verschiedenen. So sind es vier
bei Aisch. Choeph. 315 —
3il. Sieb. 750 folgt auf 3i und einEnoplion
dreimal das archilochische Dikolon. Soph. OT. 190 eine iambische
Strophe 4, 3., 3, 4, 4, 4, 4, 3.; darunter findet sich aber einmal
das archilochische Dikolon. 883 fängt eine iambische Strophe
mit drei Tetrametern an, aber vor einem vollen Dimeter steht
immer das Enoplion. OK. 1693 hat der Chor
in einer langen
Strophe, die er mit Antigene teilt, zuletzt zwei chor. Tetrameter.
*) Gegen den Vers der Strophe rrt nor' tv' Ininovov i^avcov exoL XargeCav
ist nichts einzuwenden, und sobald man sich davon überzeugt hat, heilt
eich die Antistrophe von selbst /(tAaj^afTO [Neooov vno] grörio öoXtöf.w&a
xiviQ^ tm^ioavva. Daß der Kentaur nur als„der Schwarzmähnige" be-
zeichnet war, haben viele gesehen. Das Glossem war natürlich 'önö Neooov
ein byzantinischer Kritiker hat es einrenken wollen; dann sah er, daß die
Strophe weniger hatte, daher in L noch Raum leer gelassen ist. öoXöiJvd'a
von Hermann verbessert.
Tetrameter Strophen bildend. 459
Eur. Tr. 820 steht eine Strophe, deren erste Periode daktylo-
epitritisch ist; die zweite setze ich her und zwar die Antistrophe,
weil sie heil ist
ro rätj de Xev/.OTcreoov (püuov 'i^ufgag ßooTolg
850 cpeyyog ölouv eiöe yaiav, eiöe Ttsgyccucov b).s3^Qor,
TS/.vortoLOV €Xovoa räoöe yäg ttöolv iv ^aldf.ioig
855 ov >eQ(ßv Tsd^QiTtTtog 'i'Kaßs y^ovoeog oyog ävaoTtdoag,
kXTtiöa ySi TtuTQiac (.leydlav. rä ü^e-
ü)V dk cpLkxQa ffQoCöa TQolai.
Die Formen der ersten vier werden nun bekannt sein; der letzte
bringt den daktylischen Dimeter und dann den vollen trochäischen,
eine ganz seltene Verbindung; die Schlußkadenz gemahnt an die
Weise der Daktyloepitriten, und das hat wohl zu der Bildung
geführt.
Euripides Ion 1229 (ohne Responsion) ')
1230 ovK €01^, ov/. eoTiv d-avdrov ituqatQond iieXeai uoc
cpaveQct ydg, (pavEQCt tdd' i]ör} aitovöüg l/. Jiovvoov
ßoTQviov d-oäg eyjdvccg orayöoL (.leiyviuivag (pövioi.
1235 cpavEQcc ^vuaxa vsQreQtov,
ov(.icpoQal f.i€v li-iwi ßicoi,
Xevaif.101 öe y.ararp&OQCcl dsOTtoLvai.
Tiva (pvyav rcTSQÖeöaav i)
y&ovog vTtb OMvitov ^ivywv itooevS-Co,
1240 &ardTOv Xevaifiov drav aTiocpevyovaa led^QiTtTtiov
oj/iaräv ya'/.äv Ircißdo^ /) TTQvavag Irtl vawv;")
Die erste Periode bringt drei Tetraraeter, zwei Priapeen; im
zweiten wieder einmal ein unreiner Schluß; der dritte hat statt
*) Die Rhytlimen sind in solchem c.aiQoq^ov ungewöhnlich, aber für
die Erregung des Chores, der kein oi(:ot,i(or zu singen fähig ist, sehr
passend, also auch der Mangel der Responsion. Den Schauspielern liat
diesGesangstück nicht gepaßt; ein Regisseur hat es durch die folgenden
trivialen Anapäste ersetzt, deren Unechtheit Kranz erkannt hat; es ist
ganz wie Alk. 132—35.
*) In den tadellos erhaltenen Worten macht der überladene Ausdruck
1233 Schwierigkeiten. Man mag paraphrasieren q^avtoh nuk >}d>),
i/xer/WTO yäg )) (y. Aiovvaov ßoTQvoiv a.iovöi) eyj'^^'^]? oxayöaiv i.ii qröv<)i, um
zu morden. Was ih)) besagen soll, wage ich nicht zu
bei der Schlange
entscheiden: der Sprachgebrauch, bestimmt durch die alten Glosso-
graphen, muß mit Erschöpfung des Materiales untersucht werden. Was
ist die Ooä vvnq?a bei Soph. Tr. 857, wozu die i}o!) iJirnc des Hermesianax
(Sapph. u. Sim. 290^ gehört? Die Erklärer reden ins Blaue.
460 II. lä. Strophenbau.
des Glykoneus einen anaklastischen ionisclieu Dimeter: für die
Verwandtschaft aller Dimeter ein schöner Beleg. In der letzten
Periode ist der erste der zwei Tetrameter ganz ionisch.
Da-
zwischen zwei glykonische Reihen, abgeschlossen durch je einen
Zusatz vom Werte eines Metron, daher Molossus und Bakchius
beide zulässig; dieser macht einen scheinbaren Phalaeceus.
Sophokles Aias 221:
oiav kd^XcoGag 2. i
&v€Qog aid-ovog ayyelLav 4. dakt.
ixTkarov ovöe cpevxrdv 2. i
225 Tiüv {.leyccXcov JavaCov vrto /J^rnl^oiUvav, 5. dakt.
Tctv 6 ^uyag ^iCO-og äalu. 2. dakt. 2 dakt.
oXf-iOL fpoßovf.iai xo TtqooiqTtoV TVEqupavtog avi]Q
230 d-avelrai. TtaQaTtXijxrcot x^Q'- ovy-AaraxTag
xelaivolg ^icpeaiv ßora ytal ßorfiQag i7T7tov(b{.iag.
229 ist normaler chor. Tetrameter; der nächste ein ionischer,
ein
aber es ist sowohl die erste Kürze des ersten Fußes unterdrückt,
wie die zweite Länge des dritten, dazu dieKatalexe; alles hat seine
Parallelen. Schwer ist der letzte Vers. Von hinten her möchte
man einen katal. iamb. Dimeter abteilen, und dem fügt sich auch
die Antistrophe. Aber was ist dann der Rest? Glykoneus mit
zwei zweisilbigen Senkungen? das nimmt man für den Aias nicht
leicht an, der doch noch in die dreißiger Jahre fallen wird.
Andere Deutungen befriedigen mich noch weniger. Die Aporie
zeige ich aber nicht ungern; daß ein Tetraraeter darin steckt,
erwarte ich zuversichtlich.
Aischylos Herakliden 74:
——— exeld^tv
oqt.ievog OQ&ö/.eQiog ßovg ijXaö' an laxariäv
yalag co/ieavbv Tteqdaag ev öirtat xqvoriXd-ciaL,
ßoTT]qäg t ädi/.ovg y.axt/.ia ösOTtörrjv xs iqlTtrvxov
5 xqia doqr] TtdXXovra yeqoiv
tqla d iVjyg occatj Ttqoxeiviov
rqetg t' htLOoeuov Xöcpovg
€OT€r/ ioog '^qsi ßiav . . .').
^) Gegen meine erste Behandlung der schwer entstellten Verse hat
Weil verbessert ioxaxLäv für ioxäxav, xaTexza für xretvai, d. h., wie ich
gesehen hatte, txrttve, Tgijxzv%ov für rgiuzarov. Das erste und dritte war
mir auch eingefallen, aber ich hatte falsch entschieden, ö' hy]g für dif':
Tetrameter Strophen bildend. 461
2—4 den ersten bilden zwei Hemiepe; es ist
sind Tetranieter,
ein Choerileum, dessen Wert hier faßbar ist; die beiden andern
verbinden mit einem Glykoneus einen vollen iambischen Di-
meter. Dann 3 troch. Dimeter, der letzte katalektisch. Den
Abschluß wird wieder ein Tetrameter gebildet haben; wenn so
wie oben betont wird, ein Priapens, liest man eoter/ei' "loog, war
das erste Glied ein iarabischer Dimeter.
Sehr bezeichnend ist die Verbindung verschiedener Tetra-
meter in den recüQyoi des Aristophanes, oben S. 326; S. 324 steht
aus den Wolken 952 ein Lied, das nur einen Trimeter zwischen
Tetrameter schiebt.
AuffäUigerweise hat auch Pindar eine ähnliche Strophe, die
Epode von Pyth. 8. Ich setze die letzte her; sie ist so sehr schön.
95 tTcdfUQOi^ tL öe T<g; ti d' ov rig-^ o/.iäg ovaq
ävO-oionog^ älV oxav ai-yla öiöoöoTog ÜMri^
XanrrQov (psyyog eneariv av-ÖQcuv y.ai ^lalO-uv.bg aiibv.
A'iyiva (piha uäreg elevO-CQCoi aröXioi
7t6/.iv Tccvds -/.öuits Jl y.cu v.qeGVTL ohv Ala.-A.Cot
100 Ilr^Xel TS -/.ayad-Cüi T£}.aj.uüVi ohv z^ 'AyjD.ti.
Die Tetrameter 95. 96. 97. 99 versteht jeder, der den chor. Di-
meter kennt; 98 unterbricht, ein für Pindar ganz korrekter
iambischer Trimeter, und zuletzt ist der Glykoneus (Dimeter)
nicht nm' hinten so erweitert, daß er ein Trimeter wird (man
kann ihn einen Phalaeceus nennen), sondern auch vorn, aber da
so, wie 95 und 96 der chor. Dimeter anhob. Dadurch versteht
man es, wundert sich auch nicht darüber, daß auch drei Längen
vorkommen. Also auch dies ein allerdings singulärer Teti'ameter.
Eine Rolle wie in der Tragödie hat der Tetrameter als Klausel
weder in der chorischen Lyrik noch in der Komödie gespielt.
Wohl aber zeigt sich auch hier, daß Noraos und Dithyrambos
mit der Tragödie gehen, nicht die pindarische Weise fortsetzen,
wie ja auch die ävaßolai nichts anderes sind als eine Steigerung
der Perioden innerhalb der Strophe. Die Sphragis der Perser
besteht ganz und gar aus kleinen Gruppen von Glykoneen^); nur
'f]g ist nicht f^auz siclier; es ist von Herwerden vorgeschlap'en. und Horcher
hatte es mir sofort mitgeteilt, als ich ihm mein Prog-ramm de Rhesi sdioliis
zusandte, in dem ich meinen Fund veröffentlichte-
^) Ich habe auf diese Beobachtung- meine Herstellung gegründet und
hatte nicht erwartet, daß jemand 238 die Herstellung von rff'ct in Cfö^c
.•Ulfechten würde wie leicht
j die Änderung ist, ^ieht freilich nur, wer an
'iie alte Schrift gewöhnt ist.
462 IT. 15. Strophenbau.
einen Asklepiadeus 236 hat Timotheos eingelegt. Die Gruppen
sind entweder der Priapeus, der elfmal erscheint, oder zwei Glyko-
neen mitPherekrateus; einmal 228 steht ein einzelner Pherekrateus.
Von andern Klauseln ist noch hervorzuheben der alkäische
Zehnsilbler mit seinen Verwandten, zu denen auch das Hippo-
nakteum gerechnet werden mag; alle treten am Periodenschluß
ebensowohl wie am Strophenschluß auf, so daß sie für diesen
nichts Besonderes bedeuten. Dasselbe gilt vom Phalaeceus, der
zu den Glykoneen gehört, und erst recht von Reizianum, Adoneus,
Ithyphallikus, die überhaupt vorwiegend Klauseln sind.
Die Gruppe, die eben bei Timotheos vorkam und auch sonst
sehr häufig ist, bringt einen Pherekrateus hinter zwei Glykoneen,
kann also als einfache bis zur Katalexe durchgeführte Reihe l-^
biiouov aufgefaßt werden^), aber auch ebenso wie wenn hinter
den Glykoneen Hipponakteum oder Reizianum oder Phalaeceus
steht und damit der Bau aab gegeben ist. Da hat also die
Strophe das als Periode aufgenommen, was früher selbst eine
kleine Strophe war. Deutlich sehen wir es an dem rhythmischen
Refrain, zwei Pherekrateen + Priapeus, Aisch. Hik. 639 usw., Ag.
381 usw., das ist aab, aber Eur. Her. 369 usw. ist die Zahl der
Pherekrateen vermehrt. Solche kleinen Strophen, Stollen und
Abgesang finden wir auf dem Helm des Plieron (oben S. 381),
in der Komödie, Frösche 416 2. 1 3 i, 2. i achtmal hinter-
einander, 397 dreimal hintereinander 3, i, 3. i, 5. i, Refrain 3. i,
590 eine Strophe dreimal 6. Troch., 4. Tr. Frieden 856-862 zwei
Perioden einer Strophe, 2 Teles. + Reiz, (a a a.)'^). In der Tragödie
bildet Aischylos Pers. 694 eine kleine Strophe aus 2 ionischen
Dimetern mit Enophon. Sophokles Trach. 947
rcÖTeqa iTQOTfQOv eTtiavsyio,
Ttöxeoci ^lelea TCeQaireQto^),
dvoxQiz^ efioiys diordftoi.
*)Wenn der Pherekrateus mit dem zweiten Glykoneus verbunden
ist, kann man auch sagen, es ist das Dikolon, das Hepliästion Proodos im
Gegensatz zu den Epodeu nennt, also eine Bildung wie sie te diva potens
Cypri, Anakr. 19.
^) Die Strophe stellt hinter diese Periode einmal einen, einmal zwei
Tetrameter; jambische Gruppen (8. 4,) folgen. Ansatz zum Bau nach Stollen
und Abgesang, aber nicht streng durchgeitihrt.
') Der letzte Vers kann Dochmius -\- Spondeus sein aber in der Ver-
;
bindung liegt wohl näher, ihn als einen chor.Dimeter zu fassen, der durch
die Vertauschung der beiden Metra sozusagen choliambisch gemacht ist, also
unter die bei demSkazonbehandeltenErscheinungen gerechnet werden kann«
Bau a ab. 463
wan mag eine kleine Strophe auch in der Verbindung von zwei
Prosodiaka (chor. Dimeter) mit der Erweiterung zum Trimeter
erblicken, die als Periode Aisch. Hik. 524, Soph. Ant. 354 auftritt.
Ebenso OT. 168 am Anfang einer Strophe zwei iambische Tri-
meter und Enophon. Auch Pindar Fr- 127, 2 Euopha + archiloch.
Dikolon ist so gebaut, mag es nun Strophe oder Periode ge-
wesen sein.
Daß der Bau nach Stollen und Abgesang alt war und damals
seine Bedeutung hatte, zeigen die sapphische, die alkäische, die
gewöhnliche Skolionstrophe, die mehrere Formen des Abgesanges
zeigt, das Liedchen Ar. Ekkl. 969 ';. Auch 2 gl. + i, was
Alkaios stichisch anwendet, läßt diese Auffassung zu, während
es nicht angeht, Alkmans Partheneion in diese Form zu pressen.
Einzeln finden sich auch im Drama Strophen, die sich ohne
Zwang auf diese Dreiteilung zurückführen lassen; es ist gelegent-
lich darauf hingewiesen, auch daß die Gruppen zuweilen in der
Ordnung a b a auftreten wie Eur. Her. 349 und Ar. Ach. 1008 (6. i,
zwei Tetrameter, 6. i)^); aber der ganzen Masse gegenüber sind
es doch recht wenige, und ich bin daher davon zurückgekommen,
durch Hilfskonstruktionen den Schein einer solchen Komposition
zu erzwingen*^), zumal die Mehker kein einziges sicheres Beispiel
bieten.
Die Lesbier haben Strophen durch die Wiederholung desselben
Verses gebildet; das führt zu einem Bau aa bb und so weiter.
Wir finden ihn zuerst in einem Skolion äohscher Herkunft,
Athen. XV 695 a (Skol. 16):
6 y.ao/ih'og wo' iipa
XcdÖL 10 V Off II' /MßcüV
etOlv XQ^i ^^*' iTCxionv h'u-
uev xcu «?; o/.oXia (pQOvtlv.
*) Auch die horazische Strophe o fons Bandusiae, deren Vorlage un-
bekannt ist, gehört hierher.
*) Ach. t5o7 ist der Bau 2 iamb. Tetr., 6 1 -\- Reiz.
') Ich habe schon als Schüler unter dem Eindruck der altdeutschen
Strophik, in die uns Koberstein einführte, den müßte
Gedanken oofaüt, das
es bei den Griechen geben, und könnte noch den Versucli vorlegen, das
an dem Lied des Sophokles OK. 1211 aufzuzeigen. Damals war das ein
neuer Gedanke; jetzt glauben es viele; aber ich, habe mich überzeugt, daß
es sich nicht verallgenuinern liißt.
464 n. 15. Strophenbau.
Zwei Reiziana, zwei Glykoneen. Es überrascht den entsprechenden
Bau in einer großen Strophe des Sophokles zu finden. OT. 464:
465 aQQrjt' ccqqi^tiüv releaavra cfoiviaiai xsQoiv^
lüQCt viv UEXlädlOV
'iTTTtlOV od^svaQiörsQOv
cpvyäi 7c6da vcüjnäi''
evorrlog yccQ stt avxov kTtevd-qdjiö'^ei
470 Ttvql aal oreooTtcdg ö Jiog yeverag,
ösLval S' au ertovrai
Kfiqeg äraTtld-Ai^Toi.
Über Ausgleichung der beiden ersten Verse ist S. 231 ge-
die
handelt. Die gleichen Verse folgen aufeinander, nur das Reizianum
steht als Klausel hinter der zweiten und dritten Periode. Ein
Ithyphallikus ist Strophenklausel.
Antigone 781:
^'Eqwg avivMTE /.laxciv,
"jEQwg dg av xti]i.iaot rtl-
meig og h> fialayMlg Ttagei-
alg veavidog tvvvxavug.
Zwei chor. Dimeter, zwei Glykoneen, der zweite als Hipponakteum,
das hier als khngend schließender Dimeter unverkennbar ist.
Der Rest der Strophe steht S. 325. Aischylos Ch. 466 dochm.,
zweimal —
^^ -^ -^ — —
^, zwei Hipponaktea.
In Perioden findet man ähnliche Anordnung öfter, z. B. Trach.
824 nach einer daktyloepitritischen zweimal ein iambischer Tri-
meter, dann ein solcher katalektisch, dann zwei iambische Di-
meter, gleich stark verkürzt; die Klausel ist oben S. 458 be-
handelt. Antig. 134 zwei Praxilleia am Strophenanfang, Eur.
Hik. 598 (S. 159) zwei seltene Dikola. Aber zumal in xara (.ihqov
gebauten Strophen ist darauf kein Verlaß. Das umfänglichste
Beispiel ist das Ei des Simias; aber das ist Wir
eine Spielerei.
werden in diesen immerhin seltenen Erscheinungen die Nach-
wirkungen älterer Kombinationen nicht verkennen.
Der Bau der melischen Chorpoesie mit Strophen und Epode
entspricht im großen jenen kleinen Trikola, die Tragödie ist
dagegen in der Beschränkung auf eine Wiederholung der Strophe
zwar den eben besprochenen Bildungen ähnhch, aber darin
bringt sie etwas ganz Neues, daß sich die Strophe nur einmal
Tanzlyrik. 465
wiederholt, aber andere Strophenpaare folgen. Komödie
dafür
und dagegen in der Wiederholung derselben
Satyrspiel sind
Strophe nicht beschränkt. Für die Weise der Tragödie ist offen-
bar der Tanz bestimmend gewesen; irgendwie muß doch die
axQOffri und ävrioT^ofpog vom äyiiovQ€(peo0^ai benannt sein; damit
ist die Responsion gegeben, aber die Epode hat da keinen Platz.
Aristophanes sagt, Athen. 21 f., rolg (ßgvyag oiöu d-eojQCbv TtoXka
TOiavfi -/.cd ToiavTL y.at öfügo oyj]uatiaavcag.
Phrynichos erfindet
nach einem schönen Epigramm Tanzbeweguugen soviel, wie das
Meer in einer Sturmuacht Wellen hat ^). Der tragische Chor redet
von seinem xoqevblv oft genug ^). Wie anders Pindar; da kommt das
XOQevELv von dem Chore kaum vor^), dafür aber wird fortwährend
von der Musik geredet, und sie hatte auch wahrlich mehr zu
bedeuten als bei dem szenischen Spiele, denn sie vereinigte
Saiten- und Blasinstrumente, während in Athen nur die Flöte
mit^^'1rkte. In der Tat hat für alle Prozessionslieder das uvti-
<jiQ6cpeo^La keine Bedeutung; die Epinikien reden zwar von dem
Kommen des Dichters oder der Sänger, vereinzelt auch daß sie
noch wo anders hingehen werden, aber nie von ihrer Bewegung
während des Gesanges. Die Hymnen denkt man sich doch vor
dem Altare gesungen, auch daß Hyporchema eine abgesonderte
Klasse ist, gibt zu denken. Wenn hier der epodische Bau die
Regel ist und Pindar selbst den Schluß der Triade erst im Alter
^j Plutarch Symp. qu. 732 f. redet so, als stammte das Distichou von
Phrynichos selbst, weil er darin redet. Es würde vortrefflich zu den Epi-
g:rammen des Dioskorides auf Thespis und Sositheos passen, und die
Würdigung eines guten hellenistischen Dichters ist es sicherlich
*) Aber ÖQxstodai ist sein Tanzen nicht; das paßt nur für die wilden
Spränge der Erinyen (Eum. 310J, für den trunkenen Silen (Kykl. 171), für
Pan (Soph. Ai. 699, Pindar Fr. 99 ist er xoQtvT)).;, (füd/^ogo^ Aisch. Pers. 448).
Vor Entsetzen ögzeiTcu das Herz (Aisch. Choeph. 167, 1Ü25). Sonst wird
selbst dasVerbum gemieden. Höchst auffällig, aber auch deshalb von dem
mii- unbekannten Gewährsmann des Athenäus 22 b notiert, ist, daß Pindar
denApoUon ogxijof dy?.ai.ag ävdooov anredet; denn daß der Gott vor dem
Musenchor y.a?.ä y.<d vipl ßtikig im homerischen H^-mnus 515 als Kitharist
geht, was der Grammatiker vergleicht, ist etwas anderes. Ursprünglich
hat natürlich der Gott selbst getanzt, in dessen Dienste es die ögznoTai
von Thera taten.
') Eine Ausnahme ist Fr. U6 ö 3/otöoyfr«>: /.le xa/.tt xogevoai, gerichtet
an Leto, also auch an Artemis mit. Für ein Hyporchem darf man es
darum doch nicht halten.
Wllamowitz, Griechische Verskanst 3Ü
466 II- 15- Strophenbau.
ZU einem Ruhepuiikte im Salze macht, während sonst die
strophische Gliederung- für die /£i"'i," ziemlich gleichgültig ist, all
dies im Gegensatze zu der szenischen Lyrik, so darf man auf
Verschiedenheit des Vortrages schheßen.
Die Tragödie bringt öfter an erster Stelle ein nicht respon-
dierendes Lied, wie es für den Einzug des Chores paßt^), der ja
auch gern von anapästischen Reihen begleitet wird, die keine
Responsion kennen. Sie kann auch an den Schluß eines Strophen-
paares eine nicht respondierende Partie setzen, die wir dann
Epode nennen; das ist durchaus nicht dasselbe wie der triadische
Bau, da eben die Responsion Gerade daß ein zweites Lied
fehlt.
unmittelbar anschließt, macht ganz deutlich, daß zwischen beiden
kein Zusammenhang ist^). Die Tragödie hat ja auch schon ganz
früh, Prom, »iSJ, Choeph. 152, nicht respondierende Gesangstücke,
und gerade in dem Satyrspiele, soweit wir es kennen, wiegt
das vor.
Tragödie und Komödie sind ursprünglich in der Anlage,
indem öqüv^ das sie im Gegensatze zu dem sonstigen Chorgesange
zum öociuu macht, ganz verschieden gewesen. Der Kern der
Komödie war des ausgekleideten Chores ^aQdßaaig nQo.; tov öi^uov,
Anrede, feierliches Lied mit Nachspruch, der das gewählte Kostüm
erläutern mußte. Damit ist die epirrhematische Komposition
gegeben, die Szenen in Tetrametern mit ihren Pnige. Weder
diese Verse noch die Pnige nach dem epirrhematische n Bau mit
seinem Parallelismus kennt die Tragödie. In ihr stand zuerst
das Kostüm der Satyrn fest; die überraschten nicht, kamen auch
nicht 2.um Pubhkum: für sie war immer ein Ort der Handlung
gegeben, der den Zuschauern bekannt gemacht werden mußte,
^) Eur. Medea, Bakchen, Aiscli. Sieben, Eum. 255; auch los Auftreten
gehört dahin, Prom. 565.
Aisch.Pers. lU, Ag. 140, Eur. Phon. 226, lA. 231; hier ist der Schiffs-
•'')
katalog von der Aufzählung der vornelimen Helden gesondert; der Gegen-
sat25 derMaße, Trochäen gegen Glykoneen, ist derselbe wie in den
Phönissen. Trochäen bringt das zweite Lied auch bei Aischylos in beiden
Fällen. Weil man sich die Epode als einen Nachtrag zur Strophe deutet,
liat man sich gesträubt, ein so langes nicht respondierendes Stück wie
—
Eur. El. 140 166 anzuerkennen. Das ist aber ganz im Stile der späteren
Praxis, wie sie der Ion, die Helene, die Hypsipyle, die taurische Iphigeneia
zeigen, niemals ganz gleich, aber doch von gleichem Typus. In der IT.
fehlt überhaupt jedes respondierende Stück
Tragödie, Komödie. 467
weno es auch vielleicht zuerst immer ein Bergwald war. Der
Inhalt ihrer Lieder muß schon zu Arions Zeiten gewechselt
haben, und wenn Aristoteles ihn mit dem Dithyrambus zusammen-
bringt, so hatte er heroischen Inhalt, natürlich erst recht, seit
der Antworter hinzutrat, der so hieß, nicht weil er im Dialog
mit seiner Slichomythie die zweite Stimme hatte, sondern weil
er als zweiter kam, damit Rede und Gegenrede möglich ward,
mindestens ebensogut Q^jotg wie Lied; die erstere pflegt vorher-
zugehen, umgekehrt wie bei dem £/TlQQi]iia. Für diese Qf^acg
wählte man den lambus, das heißt doch nicht nur den Tri-
meter, sondern ebensogut den Tetrameter; haben doch die Tro-
chäen bei Archilochos Solon Hipponax und noch bei Hermippos
und Kallimachos zu der Diclitgattung der 'iat.ißoL gehört. Die
qriotg des Schauspielers, die durch kleine in Abständen respon-
dierende Gesangstücke des Chores gegliedert ward, müssen wir
nach dem Befunde in Persern und Sieben zu der ältesten Form
rechnen; auch Agam. 1372 —
1576 gehört dahin, Eum. 777 1031 —
dreht es sich nur so um, daß der Chor den Anfang macht. In
den leeren Zwischensprüchen des Chores, die später die äyCoveg
koyiov gliedern, lebt das verkümmert fort. Ebenso ^It ist die
Stichomythie, von der die Komödie auch einzeln Gebrauch
macht, in halb lyrischen Formen in dem Schluß der Acharner,
in den Diraetern der Pnige in den Rittern. Am eindrucksvollsten
geschieht es in den ^Qi]voi der Tragödie, Persern und Sieben,
fehlt auch am Schlüsse der Hiketiden nicht, und in diesen Liedern
geht die Verteilung bis auf die kleinsten Glieder'), was der Dialog
erst spät gewagt hat. Da habe ich den Gedanken, den Adolf
Groß ausgeführt hat, als besonders glücklich begrüßt, daß der
Gesang, vielleicht in erster Linie die Totenklage, für den Dialog
vorbildlich gewesen ist; es mag aber auch der lustige Komos
ähnliches geboten haben.
Faßt man den Bau der Strophen ins Auge, die za einem
Liede vereinigt sind, so muß man scharf unterscheiden, ob nicht
in Wahrheit zwei ganz selbständige Gedichte hinter«, inander
stehen. So ist es immer, wenn das erste eine Epode liintor
*) Sieb. 961 zerteilt den Trimcter in zwei ungleirhe Hälften: das ist
im tragischen Dialog noch lange nnerhört; es wird Znfall sein, daß es in
der Komödie erst bei Pherekrates nachweisbar ist. Das Satyrspiel zeigt
es vor dem Kyklops schon einmal lehn. 199.
m*
468 II '5- Strophenbau.
sich hat, was wir eben behandelten. Aber im Gegensatz zu
Aischylos schon
hat Sophokles Ant. 582 zwei Strophen, die in
Inhalt und Versmaß ganz unabhängig nebeneinander stehen, und
das wird bei Euripides geradezu Regel. Die kleinen Strophen,
die Aischylos zuerst inganzen ÖQuaü-oi (Ar. Frösche 914) hinter-
einander brachte, schon als Perioden zu großen
hat er selbst
Gebilden zusammengefaßt; dann sind sie fast verschwunden; ein
—
Lied wie Prom. 397 435 wäre später ganz undenkbar. Euripides
hat drei Strophenpaare fast gar nicht mehr, nur Her. 352, wo
er eine alte Form aufnimmt; da ist sehr schön zu sehen, wie
er von den Glykoneen allmählich zu reinen lamben übergeht;
und in der Parodos der Bakchen, wo die loniker zuerst rein
sind, dann eine Gruppe des Verses v^ ^^—w — —
x_x und Gly-
koneen neben sich haben, bis in der Epode diese Gheder sich
in dem dionysischen Taumel mit anderen mischen, Daktylen
und Trochäen den Schluß machen. Sophokles bringt drei Strophen
in der Parodos des OT., und da hebt er mit Daktylen und
Trochäen an, mischt in der zweiten Strophe daktylische Glieder
mit iambischen, die in der dritten herrschen. Das große lyrische
Stück, drei Strophen mit Epode, das statt einer Parodos Elektra
und der Chor singen, ist eine kunstvolle Einheit; Teil III bringt
die Analyse. Aischylos auch darin der größte Meister. Zv/ar
ist
im ersten Liede der Hiketiden ist in den ersten Strophen der
Fortschritt in den wechselnden Rhythmen schwer zu fassen aber ;
dann kommen die lamben zur Herrschaft: loniker, die vorher
immer zwischentraten, wirken in den Ephymnien nach. Eine
trochäische Strophe, die inhaltlich das Ergebnis der schwankenden
Stimmung mit Entschiedenheit zusammenfaßt, macht den Schluß.
Das zweite große Lied, 524, bringt schon in der ersten Strophe
lamben, aber noch mit anderen Gliedern, dann gehen die Strophen
auf Choriamben aus, diese walten vor, am Ende eine ruhige
iambische Strophe. Sieben 287 fängt verhältnismäßig ruhig mit
lamben an; eine pherekrateische Periode steigert die Bewegung;
lebhafte Choriamben schheßen. In der zweiten kommen wenig
lamben, mehr glykonische Glieder und auch loniker. Die dritte
führt von Dochmien (am Anfang so eingemischt wie vorher die
loniker) über einige glykonische Glieder zu vielen Trochäen; die
Ruhe ist der leidenschaftlichen Bewegung gewichen. Und so mag
man das weiter auch durch die Trilogie verfolgen.
Tragödie, Komödie. 469
Diese einzige Trilogie besitzen wir; dies eine Mal sehen
wir, wie die Trochäen, unter denen einzelne daktylische Reihen
stehen, sich durch alle drei Dramen ziehen, im letzten vor-
wiegen. Kein Zweifel, daß uns die vereinzelten Dramen Wich-
tiges nicht verraten können; Bakchen und Iphig. Aul. sind vom
Dichter nicht selbst zusammengestellt. Aber manche Dramen
sind auch in sich auf dasselbe Maß gestellt. Bei Aristophanes
ist es sehr deuthch, wie in den Acharnern Päone und lamben
überwiegen, ähnUch in den Rittern. Das war volkstümhch, ging
ihm leicht ab. Mit den Wolken hat er sich besondere Mühe
gegeben: da gibt es Daktylen, Daktyloepitriten. Die Thesmo-
phoriazusen haben fast nur Lieder ohne Responsion: sie bringen
Anrufungen an alle möglichen Götter, wollen also die Würde
des hohen Festtages mit der skurrilen Handlung kontrastieren
lassen. Bei Euripides herrschen in den Hiketiden die lamben, über
Medea und Hekabe vgl. Teil III. Der Orestes gibt wie der gleich-
zeitige Philoktet den Chorgesang zugunsten der Schau spieler-
arien fast auf. Die Bakchen schwelgen in lonikern, der OK. in
Daktylen. Auch das Fehlen eines Geschlechtes kann charakte-
ristisch sein; so hat die aulische Iphigeneia keine Dochmien, die
doch m Ion. Orestes, Bakchen eine große Rolle spielen. So
beobachtet man hier und da einzelnes; aber das Ende ist immer
die Erkenntnis, wie wenig wir wissen, wissen können.
16. Ungleidie Strophen^).
Dimetern (oben S. 236) habe die
Invondendemchoriambischen
ich
Vorurteil syllabarischer'Entsprechung zerstörten ch er
iambischen Strophenteile der Wespen 527 535 631—641 ge- — =
rechtfertigt. Meine Ausgabe der Choephoren behandelte in einem
Anhang die Senkungen in den Trochäen auch bei AristophanCvS
und zeigte an einer Anzahl von Beispielen, daß Strophe und Anti-
strophe eine Senkung bald füllen, bald leer lassen (oben S. 276).
Als ich das Datum der Thesmophoriazusen feststellte und dazu
und 352 ff. behandelte (Arist. und Ath. 11, 353),
die Lieder 31 3 ff.
habe ich ausgesprochen, daß in der Komödie nicht selten nur
die Strophenanfänge eines Liedes respondieren. Die Erschei-
nungen waren mir also zum Teil seit langen Jahren bekannt;
aber geduldiges Lesen bringt immer weiter; ich kann jetzt noch
mehr bieten als 1911.
Die beiden ersten Oden des cpirrhematischen Teiles hinter
der Parodos der Wespen sind trochäisch-kretisch respondierendc ;
Verse der Schauspieler unterbrechen sie. In der ersten scheint
die Responsion genau gewesen zu sein; die Überlieferung ist
aber getrübt. 338. 9 hat auch die Strophe normal einen Tetra-
meter und dahinter einen päonischen Dimeter gehabt, denn mit
Recht lautet die Vulgata seit Bergk
Tov ö' icpe^LV ö) ^idraie zaCra ögäi' oe ßovXexciL
(xcff) rha TtQÖcpaaiv exior.
Nämhch y.al ist gestrichen, als mau icps^siv oder gar kpi^eir
schrieb (beides in V), also riva xov ecpeBsiv Trqöcpaoiv verband.
Aber V hat daneben die gute Erklärung TtaQcc roig iQayL/.olg
e(pe^iQ rj Ttgocpaoig, was durch Hesych bestätigt wird E(pE^i<
(d.i. £(pe^iv) xdqiv, %ve/.a, hioyriv, TTqörpaoiv Evqnridiqg IleiQiü^iOi (599).
Natürhch ist der Sinn nur mit k/tox\]v scharf getroffen : „um was
Sitz.-Ber. Berlin 1911, 526. Ich bezeichne die Änderungen der neuen
Bearbeitung- nicht.
:
Wespen. 471
ZU hindern" ; es ist ja auch ein Wort, das eben nicht Euripides
gebraucht, sondern Kritias, aber das diskreditiert es nicht für
einen andern Attiker. —
Die letzte Periode des Liedes ist in
der AntiStrophe in Gestalt von 11 zusammenhängenden trochä-
ischen Metra wohl erhalten; über die Strophe gestattet unheil-
bare Korruptel kein UrteiP).
Auch die erste Periode des zweiten Liedes ist in der Strophe
(405—407) schwer entsteht; die Worte geben weder Mal3 noch
Sinn. Die Antistrophe gibt sieben trochäische Metra, das vor-
letzte in päonischer Form^j. Dann folgen zwei Tetrameter und
zum Abschluß ganz Verschiedenes, das ich nebeneinander stellen
kann
410 xat -/.BKeveT avxov ijy.siv 468 ovtt riv" ty^iov 7TQ6(pciOiv
uiQ Itc ärÖQU luooTtoUv ovre Xöyov euTQccrceXov,
bvra 'AaTiokov^isvov, oti auTog aoywv uövoc.
TÖvde hoyov elacpeqfn
(t^b' /(>'/ /") di/.dtuv dl/Mg.
Gegen den Sinn ist, wie jeder sieht, nirgend etwas zu sagen;
aber während die Antistrophe sechs reine Päone zeigt, stehen
Philokieon hat berichtet, daß sein Sohn ihn am Richten verhindern
*)
will (korrespondiert mit tov d' tcfsciv), ihn dafür aber gut verpflegen. Da
ruft der Chor entsetzt rom ixöXßJicf ö fuagbg ;(;ai'£rv; ö örjjno/.oyoyJJcov övi
keyetg vi jIsoI töv veoiv äXi)d^eg' ob ydo äv :jo§' oörog ävfjQ vovf ivöÄuijoev
/.syfLv, ei fii) Da habe ich schon hinter ;fai'efv gegen das
^vvomövrjg vig rjv.
Herkommen denn ich halte für evident, daß der Sinn war
interpungiert,
„Das erfrecht sich der Schurke zu äußern? Da sieht man, daß Kleon über
die Junker etwas Triftiges sagt, denn so würde der Mensch nicht reden,
wenn er nicht ein Verschwörer wäre." Was man mit etlichen wertlosen
Zusätzen hineinbringen will, ist keiner Widerlegung wert. Aber herstellen
kann ich's nicht, denn öri}.w?.oyoY.?Jxov (oder ö)]i^io/.öyog K?J(ov V, aber das ist
nur o über y gestellt) ist weder an sicli etwas, noch kann es, sei es den
KXioiv, sei es den Hde/,V7i?.eo)v bezeichnen. d))i.ioXöyog ist überhaupt un-
möglich: Piaton zeigt am Ende des Sophistes selbst, daß er dijuo/.oyiy.))
neu bildet.
*) 465 richtig in R 6)g XdiJoai / eV.d<(p\£v' {i/.di'&av' V) v.-novad fit.
Dem entsprechen 407 wt xoAaCöl/teai?a yJvvQOv hneraf öiv-, der Stachel
soll
ist aber noch nicht gereckt, sondern es werden dazu erst die Vor-
bereitungen gemacht, h'ierdoüto von Blaydes würde genügen; aber wie-
erklärt sich die Korruptel, und dann wird immer noch die Antistrophe
Tergewaltigt. Die Verse 403, 404 spriclit der Chorfüln-er, denn in der Anti-
strophe gehören sie dem Bdelykleon, Das ist auch besser: 405 reagiert
der Clior auf die Aufforderung seines Führens'.
472 II- 16. Ungleiche Strophen.
in der kStrophe erst acht trochäische Metra, von denen nur zwei
päonische Form haben (^uo67co?uv und rords und dahinter
loyov),
kommt noch vor einem normalen trochäischen Dimeter ein
Spondeus, d. h. ein Metron, dessen beide Senl<^ungen unterdrückt
sind. Hier ist Responsion nur mit Gewalt und unter der An-
nahme von Lücken möglich, für die der Sinn nicht den geringsten
Anhalt bietet. Natürlich sträubt man sich dagegen, daß in der
Strophe ein ganz abweichendes Stück stehen soll; das kann man
erst glauben, wenn man mehr Belege hat.
Dann entspricht 417 =
474 katalektischer und akatalektischer
trochäischer Tetrameter ^), an den je acht Kretiker sich schheßen;
sie sind in der Strophe mit sicheren Emendationen hergestellt.
Endlich 428, 429 =
486, 487 kretische Tetrameter, aber in der
Antistrophe schwer verdorben^).
Die Ode des dritten epirrhematischen Systems ist chor-
iambisch ; über die freie Responsion ihrer beiden ersten Perioden
brauche ich nichts mehr zu sagen ; die dritte lautet in der Anti-
strophe 644:
öel Ö€ 0£ TtavTOiag 7cle/.€iv elg ctTröcpsv^iv TcaXduag,
ri]v yccQ ei^ijv oQyrjv itETtüvai y^akeTiOY
/.IT] TlQOg €f.lOV X^yovTi,
Das sind neun tadellose Choriamben ohne Ruhepunkt. Dagegen
steht in der Strophe
ovyiin TtgsoßviCov ox^og XQ^^^tfiog iot' ovo' äxaQfj,
ay.co7tTÖfi6voi d^ äv {civrlyC') ev raloiv odolg arcdaaLg
^alXocpÖQOi yiaXoi^ieÜ^\ uvtiof.iooiCov xslvfprj.
Ohne Änderung gibt es keine möglichen Verse, aber nicht nur
weil sie so viel leichter ist als Porsons S' h talg odolg -O-. yialov^is^'
(wer hätte das dann so geändert?), scheint mir die Ergänzung
von zwei Silben vorzuziehen, auch nicht nur, weil sich nun drei
417 TV-gavvig ioxtv i^cpsgi^g
^) =
476 xal /novaQxiag fgaotä.
487 öotig 'fmc'ov ini rvgavvCd' iotdhjg; Schollen fehlen. Wenn das
*)
heißt „du hast dich auf den Weg' zur Tyrannis über uns gemacht", so
paßt das auf Bdelykleon nicht: der ist kein Peisistratos, sondern höchstens
ein ^vvcoiLiÖTi}g von Cobet schön verbessert). Hermanns Zusatz <c5(5'>
(483
ioxdXrig, der den Vers flicken
soll, verdirbt es noch mehr, denn Bdelykleon
ist nicht zum Chore gekommen, sondern umgekehrt. Die Worte können
als trochäischer Trimeter gemessen werden, aber den kann man mit einem
kretischen Tetrameter nicht ausgleichen. Man wünscht oöug iifim'
ini TVQawCöt.
Wespen, Frieden. 473
schöne anakreontische Tetmmeter ergeben, sondern weil mein
Stilgefühl hinter dem nach Wackernagels Gesetz vorgezogenen
äv und vor der irrelevanten Lokalbestimmung ein Wort Avünscht,
auf dem der Ton liegen kann. Auf avci/.a lege ich natürlich
keinen Wert. Resultat : die Periode enthält zwar Verse desselben
Geschlechts, aber sie entsprechen sich nicht einmal in der Zahl.
Die Ode der Parabase hat dieselben Trochäen wie die beiden
ersten Strophen vorher; ich erwähne nur die Glieder mit ver-
schiedener Füllung der Senkungen.
1062 ym) -/mt^ avTo rovro fiörov ävÖQsg ävögi-KcinaTOi =
1093 Tovg evavrlovg TtXecov l/Moe ralg tqltiq^giv
1064 ö'iyifiai v.v/.vov t« TtoXicbicgai dij
1065 C'j'd^ eTTCivO-ovüiv iQiXtg =
1095 Qi]aiv iv ?.ay€iv ensXXoi.itv tot' ovök
1096 Gvy.0(pavrii]O£Lv xivd.
Die Überlieferung schwankt in 1064, 1065, jcolubveqca dh oYd^
— TQiyag V, noXLcbteqot öij o'iö* — TQiyag Suid., TtoXa'üveQa di] aiS"
— TQiysg R, 7ro?.ubTeoa öij otö' — i^QiX^S j^- D. h. 7ro)u(i)TeQOi mit
ci darüber ist verschieden gedeutet; es sollte TtoJ.ubrsQOL in das
Femininum geändert werden, um dem folgenden cilde zu ent-
sprechen, das neben oids überliefert war und tQiysig erzeugt
hatte. Was echt ist, kann keinem Verständigen zweifelhaft sein.
In den archilochischen Versen des Schlußliedes respondieren
1521 -/.al ^Iv uXog aTQvyaroto y.aQiötov adslrpoi und 1526 idövrsg
avo) ay.eXog w^toaiv ol ^saraL Es ist natürlich leicht ärovyexov
herzustellen, aber auch dem Dichter konnte der homerische
Genetiv genehm sein, und wenn dann das respondierende o>uoaiv
langgezogen werden mußte, so möchte ich darin einen Gewinn
sehen.
Frieden 865—867 schließt eine Strophe, die zwischen Chor
und Schauspieler geteilt ist, mit einer Reihe von 11 iambischen
Metra. In der Antistrophe 918 — 921 stehen dafür 8. 4. Die Worte
sind ganz unantastbar').
Frieden 950—955 und 1032-1038 sind auch Schlußstücke
einer solchen zwischen Chor und Schauspielern geteilten Strophe^).
') Beiläufig, 916 zeigt Bachmanns Anmerkung, daß Triklinios in B
den Athenäus benutzt hat, vermutlich eine Handschrift der Epitome.
*) Vorher gehen Anapäste mit iambischem Schlüsse, die in den Aus-
gaben sinnlos abgeteilt werden, ich setze die Antistrophe her
474 11- 1^'. Unoleiche Strophen.
950 ov'/. ovv auiXh]Otoi)^ov, tog >]v XaiQii^ tficcg /'()'//
TVQÖaeiöiv avXijaiov äKXrjTog, Kuira rovr' tu oLd' oci^) 8 i
(fvoCüVTi /.al jiovovfievioi 7CQood(U7€i8 örjTiov. 2i + reiz.
1032 Tig ovv «>' («)' ovi> corr. Dind.) or/. inuiveaai- 2i
tv ävÖQu roiOVTOv oG- 3Telesill.
tig jtJAä' avarXag eoio-
(J£ Tai' leQCtV TTollV,
löox' oi'yj /<») 7cavat]i noi' cov Lijliütog äicaüir. 2i + reiz.
Ausgleichung durch Gewalt oder List, d. h. metrische Umrechnug;
istundurchführbar: es bleibt also nichts als die Anerkennung,
daß der Dichter die Strophen verschieden schließen durfte; füi'
Übereinstimmung im Anfang und auch in dem letzten langen
Verse hat er gesorgt.
Vögel 327 6« 'f'a 343 uo iw
TtQOÖEÖÖHed-' iivöaicc hcay emi)^ STtirpeQe
r^ hcdü-Ofiev, dg yccQ 7toX€j.iioi> oq^iccv
rpilog fjV b^iörqoipd (forlav rcteQvyd re
•5-'
fji.iiv ev€i.itvo jtavzccL fCSQißaXe
7Ctdia ^xciq' fjf.iiy^ itsgi re xv/.Xiooai'
TtaQsßi] fiev ^eoiiovg aoyiaiovg^ tog Sei tcoÖ' oli-iat^^eiv ä(.icpv>
Ttageßt] ö^ OQy.oog OQvid-MV. y.ai doürai Qvyxsi cpoqßdv.
Diese Anapäste stimmen auf das genaueste; unverantwortlich,
daß Reisigs TtcQißals für htißaXs 346 nicht in den übrigens auch
sinnlos steht; nur indem sie sie umkreisen,
abgeteilten Texten
können Vögel die Fremden mit ihren Flügeln umgeben. Nun
die
folgt aber in der Strophe 333
ig dl dolor e/Mleae oraqeßuXe r' l^ik Ttaqa yevog
ävöoLOv 07t£Q €^- oV lyivEx^ ert e^iol ttoIsiilov STQÜcpr]'
ein wohlklingender tadelloser päonischer Trimeter den und drei
obigen konforme anapästische Metra. Dagegen bilden den Ab-
schluß der Antistrophe zehn in schöne Dimeter geteilte Päone:
wieder ist jede Ausgleichung offenbar Vergewaltigung.
nöyg (Y ov//; vi yÜQ ai n;E<ft.uy' oaa XQ>)
oo(föv ävöga, xi ö' ob oh (fQovelg ÖTiöoa xqs-
1030 (i)v iOTiv löv ye oo(fi]i, ööxiiiov
(pQEvl nogi/xcot ve %öXß)]i.
*) die Synaphie in den lamben unterbrochen
Bemerkenswert, daß
wird; so etwas aber wer es hier oder in Trochäen oder Glykoneen
ist selten,
leugnen wollte, würde zu argen Willkürlichkeiten gedrängt werden.
Vögel. 475
OVIS yccQ oQog oxieQov ovre vi(pog cii^eqiov
ovie TtoXibv itÜMyoc, eaviv ötl diierctL
töid^ dcTtocpvyövre /<£.
Dies Beispiel ist insofern anderer Art, als das Lied ganz
dem Chor gehört und die Antistrophe sehr bald nach der Strophe
gesungen wird.
Thesra. 312 beginnt ein längeres Lied mit einem iambischen
Tetrameter, auf 352 erwarten wir die
den ein Dimeter folgt.
Gegenstrophe; es kommen auch zuerst die beiden Zeilen wie
oben, dann aber ganz andere Verse, so daß Umfang und Klang
der Lieder sich gar nicht weiter vergleichen lassen. 434, 459,
520 stehen Lieder des Chores, die zwar das trochäische Maß
gemein haben, das bald hier, bald da Anklänge,
auch wohl
Gleichklänge hervorruft; aber alle Versuche, Responsion zu er-
zwingen, richten sich schon durch die Unmöglichkeit, sie auf
die drei Gesangstücke auszudehnen^). Das ganze Drama hat
nur in dem Anfang der an die Götter gerichteten Lieder, die
es so seltsam häuft, eine kurze respondierende Partie 959 984*^). —
') 43ö steht ovde dutvöztgov Xeyovo))g als Lob einer Rednerin: da»
ändern was doch nur heißt „die Schrecklicheres
sie in öetvöxeQa Xeyovoijg,
sagt". Der Sinn wird stranguliert, damit nur ja keine zweisilbige Senkung
in die Trochäen kommt. aaQTicOdf^iotv Thesm. 957, iy,i.iaC\veig C:il tavriji
Ekkl. 965 wird uns gleich begegnen.
') Die Aufforderung zu dem Reigentanze, die 95:^—959 vor dem Liede
steht, ist kein Ragout von Glykoneen, Anapästen, Trochäen, lamben und
„Lekythien", sondern es sind scliöne Trochäen, die sich sogar in Tetra-
meter abteilen lassen
ÖQi.ia, yÜQEi Kovq:a Jioolv äf (g xvxXov,
yßQL ovvajixe X^Q<^> (^ep«?) OvO/töv xogsiag
vnaye Jiäoa. jSaive •AaQna?,inoiv :joöoiv, intoxo^xtU' dt
^lavTuxi} KvyJ.ovoav ußiid. XQ>I yj^Qov y.aidaiariiv.
Um das zu erreichen, mußte nur y/ga und xegi, was Aristophanes ge-
schrieben hatte, nicht als Diplithong gesprochen w^erden; dieser Fehler
war längst berichtigt, sonst habe ich nur isgCig zugefügt: das Wort konnte
so leicht ausfallen, und es paßt schwerlich ein anderes besser; aber auf
das Wort lege ich kein Gewicht, wohl aber mußte der Tanz ein Epitheton
erhalten, und dafür war dort der richtige Ort. Sie treten an: dem ent-
sprechen die beiden schweren Takte 6p,t<o ycöoei: dann reichen sie ein-
ander die Hände und beginnen den Takt des Tanzes, nun wirbeln
. . .
die Füße, aber jede muß in dem Rundtanze auf die Bewegung des ganzen
Kreises aufpassen, damit die Kette nicht zerreißt. Offenbar mußte gesagt
sverden, wozu sie tanzen: es ist der heilige Thcsmophorienreigen, 948. Es
476 II. 16. Ungleiche Strophen.
Die neue Musik, die an Agathon im Prolog verspottet wird, hat
dem Dichter doch für dieses eine Drama den Weg gewiesen, und
wir müssen seine Singularität anerkennen: wieviel weiter entfernt
es sich von der „alten" Komödie als Lysistrate und Frösche.
Endlich die Einzellieder der Ekklesiazusen, die als solche
nicht ohne weiteres auf derselben Stufe stehen. Die kümmer-
liche Überheferung macht das Urteil unsicher, aber gerade darum
müssen sie alle betrachtet werden. Erst singt die Alte ein ein-
faches trochäisches System (12), das untadelhaft schließt 898 ovd^
tot oiiQyeiv uv ed-eloL iiällov ;) ^10 rbv (pilov. Danach steht die
Paragraphos, die sonst und auf
nur Personenwechsel bezeichnet,
sie folgt uiLittQ !ivveh]v aXV ecp' ersQOv av Ttdrono. Das paßt in
den Vers nur, w^enn der Choriamb rov cpilov oj/j/reo den Trochäus
ersetzt, und der akatalek tische Abschluß befremdet; das muß
man gelten lassen oder den Zusatz streichen. Dies Lied hat
keine Entsprechung.
lolgen zwei Strophen mit Anrufungen der Götter. 935 wird der Befehl
gegeben, eine Wendung zu machen, iambischer Trimeter und Diineter
{toQBve näoav (biöt'jv war doch wohl TÖQvevs, Eur. Kykl. 661; die Verba
werden oft verwechselt, und zooEvetv kann drehen wohl kaum werden;
Eur. Her. 978 hat sich die Konjektur r6Q{v)£v/.ia :xoöög als Überlieferung
herausgestellt). Was dann folgt, dithyrambische Anrufung des Dionysos, in
ein Strophenpaar zu zwängen, ist unbedachte Willkür. Ich setze es her.
7)700 ö^ '/ wo' avTÖg [av] xiooöcpoQE Bay-^eu.
dia7T0T\ iyb) de xcöiLioig ae q:i/,oy6ooiai luhpoi'
990 oi) zltög <« Aiövvae ßgößie y.al ^sßÜMg aal
Xoygetg vegjiöitsvog xax' ogut, Nvixcpäv igdtoiotv v/nvoig,
svtov svtov ei)ol {&iaoov) ävaxogevcov
995 äficpl (5t ovyATVjietxai KuJaigiöviog i}xoj
f.isX<xf.i(pv/.?.a t' ögi} ödoxta y.al i'd.Toi
TiEvgcöÖEig ,3gij.iovvai,.
y.vyJ.ioi 6s :iegl ae y.tooög fcv.it'roÄog t?.ui 'dd?J.£C.
988 ist ov Glossem zu aövög. A. 990 evtov
.-rat zogolg
(o —
igäiotg iv. Zur —
Verbesserung führt 1. das Fehlen von zltdg, 2, das Fehlen einer 2. Pers.
Sing, eines Verbums, 3. hier kann nichts „in" den Nymphenliedern sein.
Und geschildert muß die Epiphanie des Gottes im Gebirge sein. 994 liegt
an dem Worte iJiaaov gar nichts; es paßt nicht schlechter ein Wort des
Sinnes jyopftav. R' hat av^ogevcov, da kann av auch von einem Akkusatir
übrig sein. 995 ovl xzvnetzat. wird schlecht als ooi xr. genommen. Unver-
kennbar sind die iambischen Diraeter in verschiedener Gestalt, auch chor-
iambisch, und dafür auch Pherekrateen wieder in verschiedener Gestalt:
der IthyphalUkus, wenn er da war, gehört dazu. Das alles ist einfach.
Daß der Asklepiadeus 99Ö und sein erstes Glied 991 auftritt, ist nacli S. 408
bis 411 verständlich.
Ekklesiaznseii- 477
Die Junge singt 900:
1.11] fpltövet tulOLv veaiair^
10 covfpeoov ycxQ kurcitpv/.t roig ccrtakoloi i.irjQolg
y.ujci TOig {.irfLoig hcav- ihel, ob d' co yoav TtaqaXiXe^ai
YMvxitQiipai rwi -O-avaioji fi6).r]i.ia.
Die Alte antwortet 906:
l/.TteaoL aov xo rQfjua^
tb d^ e,rU)uvTQOv ujtoßaKoi'^ ßovXofievr] Ujrodüod-ai,
/.am. rijg x)Jvi]g öcptv [evQOig y.al] ^QOoeXxvoato
ßovlonivv cpilf^oat.
In der Strophe ist alles leicht, denn der katalektische chor-
iambische Dimeter ßovXousvrj aTtodeiaO^ai ist auch als Abschluß
von Trochäen Getilgt habe ich ein Glossem; das ist
legitim.
zugesetzt, weil mißverstanden v>'ard. Sie findet nicht wie
o(pig
Alkestis oder Cornelia Gracchorum eine Schlange auf dem Bett,
sondern der, den sie an sich zieht, ist angui lentior, mit Tibulls
Priapeum 33 zu reden. Die Zahl der trochäischen Metra ist
verschieden, was kaum noch Anstoß erregen wird. Arg ist, daß
sich in den Texten das vollkommen ungriechische Genus verbi
änoßdloio für das überlieferte äjToßäloig behauptet, bloß um die
Senkung gemäß der Strophe auszufüllen.
Ich nehme dann die Lieder von Mädchen und Jüngling vor-
weg, 952 — 967:
öeC'Qo dr] öevgo öij
cpü.ov kaov devQu uoi jcoöasXd-i- y.al ^vvevvs uot,^) irjv
cöfpQÖvriv mrwg eaei,
7tdYv yctQ (Ö€ivdg)^) 21 g iQiog ue dovtl
955 TLorde rCbv owv ßooiQvycui''
oLTonog (5' eyy.eirai i.tol rig nöO-og
ög //£ diaxvaioag eysi
folgt ein trochäischer Refrain. Der Jüughng antwortet:
9G0 dti'QO öh öevQO öij
cpiXov (k^iovy^) /.al ov not /.araögafioCoa ii]v d^vQCtr ävoi^Of
[ti]vd'], ei dh /(?), y.araTttotov y.euTouaf
^vrem'oj codd. Der Vokativ ist attrahiert.
')
*) Daß hier ein Adjektiv fehlt, wie Dindorf eins eingesetzt hat, ist
unverkennbar. 956 äro.iog dt .-T(){}og rig .((ot'/xttrct viel gefällijjor, wohl
auch richtiger.
*) grf'Aov ist vor iV.?.a überliefert: auf die Umstelluno; und Ergänzung
l'ührt der parallele Bau; die folgenden Änderungen sind von dem Vers-
maße diktiert, also bedenklich, aber sie verbessern den Sinn oder schaden
wenigstens nicht.
478 n. 16. Ungleiche Strophen.
KvitoL TL f^i ixfiaivsig htl ravrr^i^
folgt der Refrain. Der Anfang stimmt überein; dann folgt eine
trochäische längere Reihe, die sich vielleicht ausgleichen ließe, oder
besser, die so stark zerstört ist, daß man auch denken kann,
die Korruptel ginge so weit, daß ursprüngliche Gleichheit, natür-
lich mit Behandlung der Senkungen, vorhanden gewesen
freier
wäre. Auch der
trochäische Dimeter des Schlusses stimmt unter
dieser Voraussetzung allenfalls. In der ]\Iitte kann man in den
Worten des Mädchens zwei anapästische Dimeter und hinter
jedem einen trochäischen Dimeter lesen; in den Worten des
Jünglings habe ich mit scharfen Mitteln zwei anapästische Dimeter
hergestellt; 'die trochäischen fehlen, und, was die Hauptsache
st: daß diese Mittelpartie jemals respondiert hätte, ist ganz
wider alle Wahrscheinlichkeit.
Nun zum Schluß das Strophenpaar, das die Junge und die
Alte singen 912—923.
cdai Ti rcote. nniaü^^iai,
ovy^ Tf/.fi uodraiQog, fiön] d' ccltov Xeitzoii'^ tj ydq f.wi lojtijo
äXli]i ßeßty/.ev^ y.ai xiiXka.
ovdev /.iSTcc TavTCtöei Xeyeiv
folgt eine gut respondierende Partie 915—17 = 921 — 23:
(5AA* ü) LiaV Ixtrevoiiiai.
y.dXsi rov ^ÖQ&uyÖQCiv
07CCüg (S)') oatif^g /.atövciL ^
ävTißolCü oe^).
') äv hatte Hermann hinter aavxi'ig ei'gänzt, aber äv gehört hinter oTiog.;
den Optativ belegt Vög. 1338. Der 'Opi/cfydpogist natürlich der'0£)i>dv)n^g. Nur
der 'M^9:a//.og selbst ist für eine alte Vettel noch zu liaben, Mephistopheles
auf deniBlocksberg. Da die Synaphie derVerse durchgeht, sind Analysen aus-
geschlossen, auf die man zuerst gerät, denn auf den ersten Blick liest mau
einen Phaläceus. Es sind drei chor. Dimeter, Adoneus als Klausel.
Der erste der drei hat glykonische Form, dem zweiten
vorn eine fehlt
Silbe, beides kennen wir. —
Nun sei auch das letzte Liedchen, 969, noch
erklärt; die Skolienstrophe 938 hat es nicht nötig. Zwei choriambisch-
iambische Tetrameter als Stollen {Co in der Auflösung verkürzt) und als
Abgesang ävoi^ov äo7idt,ov ixs öui rot oe ^lötJoy? exco, iambischer Dimeter
-j wv_. _
v_, —
Das entspricht dem Telamonton (Athen. 695 e); da ist nur
,
der Dimeter choriambisch. Den Kurzvers, Dochmius wollen wir nicht sagen
— :
Ekklesiazusen, Acharner. 470
Dann die Alte 918-20:
Tjdrj xov äiC ^hoviug
IQOTtOV TCcXuiVCC y.V)]Gl0.lQ^
öo/.etg de not y-av '/.cißöa y.ura tovq yJeaßtovg
Da ist der jambische Dimeter am Anfang das einzige wirklich
Entsprechende, und doch ist alles gut verständlich, Re-
sponsion mit keinen Mitteln erreichbar. Während aber die
Alte in einfachen Jamben spricht, spotten die Worte des
Mädchens jeder Messung. Die Grammatiker haben die Hiate
freilich durch Elision und eine schwere Krasis {uol o halgoc)
beseitigen wollen aber mich dünkt, es bleibt doch Prosa. Wenn
;
es aber Prosa ist, so erklärt sich yccl räXla ; der Rest ist der
Improvisation des Schauspielers ganz un- überlassen. Das ist
erhört ich habe mich auch viele Jahre gescheut, meinen Einfall
;
auszusprechen. Aber führt der Text nicht auf ihn? Prosa ist
in der Komödie nicht ganz selten. Abgesehen von den Gesetzes-
und Gebetsformeln, Vög. 865, 1040, Thesm. 295, wo auch die
Gemeinde mit Prosa einstimmt, sind es Heroldsrufe, Ach. 34, 61,
ecffinitfus vor dem Opfer Ach. 2:^7, und besonders
kifpr^^ielxe
Ritt. 941 SD ys vi] rov Jia y.al tbv [-J/rö/Mo /mI zijv Jr^urjtoa, wo
Hehodor bemerkt eon öh TtolXa /mi naq EvTiö/udi aeai]f.ieicüu€va.
Aber das ist doch alles anderer Art. Sei das denn eine Ver-
mutung, die man zunächst mit Kopfschütteln aufnehmen muß
die Freiheiten in der Responsion sind Tatsache, und in ihnen
muß ein wichtiger Unterschied der komischen von der tragischen
Technik anerkannt werden.
So weit war ich damals; jetzt kann ich etwas mehr geben.
Exodos der Acharner:
Lamachos.
1190 anaral axTcaul
OTvyeQcc Tude ye /.QveQcc ndO-ia^ xäla^ lyw
ÖlÖllvuai ÖOQO'^ V7T0 TtolefÜGV TVTtsi^;.
1195 ey.eivo ö^ aiuv.vov &v ytroivö ^loi,
JrjiaioftoXig el (.i liöoi xsTQtoHivov^
y.äit' eyxdvoi icdg eiialg tvxctioiv.
kennen wir z. B. aus dei* Dauae des Simonides (oben S. 340). Im Tela-
nionton folgt als zweiter Vers Dimeter -\ •—-^ ^-^ -~^ v— ist also — — ,
scheinbar ein Daktylus eingeschoben, wie im großen Asklepiadeus ein
Choriamb. Dafür habe ich keine Erklärung; was Arist. u. Ath. II 320 steht,
genügt nicht.
480 n. IH. üiig-leiche Strophen.
Dikaiopolis.
uiraral ucrucul
tCov TiT^iiov füi," (j/.hjQcc -/Ml y.vdwi'ia.
1200 fpiXrjaaujv ^le ualO-a^wg, th y^qvouo
%o TteQiTceraoTov y.äTtiuavödkiOTOv.
TOP yaQ xoä TCQcocog t/.jteTCio/.a.
Anfang und Ende der beiden Gegenstücke sind kongruent,
dazwischen stehen iambische nvLy}] von ungleicher Länge, aber
der Sinn ist ganz vollkommen 0. Vergebliche Mühe also (ich
habe sie mir auch gegeben), die metrische Kongruenz zu er-
zwingen. Dagegen nach 1203 ist ein Vers der Dikaiopolis aus-
gefallen: das fordert die Symmetrie des Aufbaus, und da stoßen
auch zwei Rufe des Lamachos unvermittelt zusammen^).
Wolken" 1303 — 1320 3 lamb. + Reiz.=^), 4 lamb. So weit
stimmen Strophe und Antistrophe. Dann folgt in der Strophe
/oüx sad-^ OTtcüg od Ti]fi£Qov
Xi]ip6Tai Ti 7tQäyf.i\ o rov-
xov non^otL tbv Gorpi-
1310 an]v a»v Ttat'ov^yeli' iJQ^ar^ a^-
c(iffvr]g laßelr '/.a-/.6v ri.
Also ein iambischesvon an dem nichts zu
nvlyoc, 10 Metra,
tadeln denn wenn gesagt werden kann itavovQyelv ti, kann
ist,
auch navovQytlv y.cr/.öv n gesagt werden, und dann ist gerecht-
Die Handschriften schwanken nirgend, außer daß R 1197 iy^avenai
*)
für f}7di'0«. hat; das würde man auch aus Konjektur ändern.
^) Angefangen hat der ausgefallene Vers wohl, wie ich vermutet
hahe, mit o) ov/.i(fGQd (ßüxcuQa xöiv t-f.mv jfdroj)'; dies nur probeweise), wie
der vorige: das erklärt den Ausfall. Wieviel Verse sind nicht 1097—1119
einzeln ausgefallen, und 1207, 1208 wirkt der Ausfall in falscher An-
ordnung nach.
^) 1312 ist verdorben, ötisq jiü/ml .Tor tTcetfytei RV; die geringeren
Handschriften haben mit it;r}zhi das Reizianum herstellen wollen, und dem
Sinne genügt das. Aber dem Attiker kann die Aussprache des als C,
weiches s nicht zugetraut werden, obgleich sie von Timotheos für das
Ionische bezeugt ist. (S. '59 meiner Ausgabe hatte ich nur einen weiteren
Beleg aus Theokrit. Jetzt kann ich aus dem Et. M. 'Hgäzleig zufügen
'HgayJ^eg xa/.xtöCovs.) Hermann hat unglücklich eji))t,vei vermutet; das
würde „fordern oder gar „darum betteln" bedeuten. Vielleicht war es
"^
ejii^tu, denn die transitive Konstruktion macht bei dem Neutrum des Pro-
nomens keine Schwierigkeit, und Aristophanes hat Ach. 627 gesagt rotg
'hKiTTcioroig iniofiev.
Wolken, Lysistrate. 481
fertigt )Mßüv -/.aytöv ri tlöv /.aviiöv wv TcavovQyelv r^q^ato. Ebensogut
ist die Antistrophe
1315 roloiv diy.aioig, loore vi-
y.äv aTtavTCcg olortSQ av
^uyyevrjraij yiotv )Jyi]i,
7taf.i7rövrjQ\ ÜGcog d' laiog
ßovXl]OETCil
y.ärptovov aurbv elvai.
Aber es ist ein Metron mehr. Durch müßige Zusätze soll man
das nicht oben ergänzen; aber da die Wolken in dieser Gestalt
nicht vollendet sind, bleibt die Ausflucht, der Dichter hätte die
Ungleichheit nicht beabsichtigt.
Dasselbe kann man sagen, wenn nach 705 zwei Verse fehlen,
die in der Antistrophe 811 —
812 stehen; aber der Sinn fordert
nichts, und die Notwendigkeit, daß der Dichter mehr geben
wollte, wird man nicht mehr behaupten.
Aufgeführt hatte ich unter den ungleichen Responsionen ein
Stück aus der Parodos^) der Lysistrate. Das kann ich nicht
aufrecht halten, denn die Verse der Strophe sind gute lamben
bis auf einen, und der ist in der Antistrophe auch gut, also
muß emendiert werden. 260
ywal-A-ag ag eß6o%o^iev 276 äTtfjld-ev aT/^aAcr/rog, alV
•/Lax olv.ov e^icpaveg y.axoVj butog /m'movi/.ov rcveiov
'/MTCc [.ihv ayiov tyßcv ß^erag, ^cörtV wlxeto rtaqaöovg €t.iol
'AUTCC T aXQÖTloXlV €l^li]V ?MßelVj OfllAQOV TtCCVV TQlßwVlOV E^IjOV
yXrjL&Qolg de ((^i)) >tai f^iox^ol- ttivcüv qvtvwv aTragdvik-
01 tcc TCQOTtvlaia rcay.rovv. rog €^ krCov äXovtog.
^) Die beiden ersten Verse 254. 255 und die letzten 306 — 318 spricht
und die Gedanken gehen
natürlich der Chorführer. Dazwischen singt der Chor,
in einem Zuge fort wie in der Parodos der Wespen, die auch nicht zer-
rissen werden darf. Die ersten Worte der zweiten Strophe, 286, zeigen
durch äXlä yäg „aber nichts weiter, denn das steile Stück Weges
. . .
bleibt zu überwinden; da drückt der Kloben empfindlich'', daß derselbe
redet. Dann aber setzt ein anderer ein; der singt nicht lamben,
sondern Trochäen; sie sind vorbereitet, indem schon der Schluß vorher,
291, ein Tetrameter war. Folglich gehört 296—301 dem Chore, 302—305
dem, der 292—95 sang. Ob das eine Hälfte des Chores wax-, oder was
sonst, läßt sich nicht raten. Die AViederholung des Trimeters q^v <fv iov
iov TOö xanrov Iw-^---— |
—w—
war nötig, weil an sie der Chor-
führer 306 ansetzt. Der Chor der Frauen setzt gleich vollstimmig ein, 320,
und singt in einem Zuge, bis 350 der Chorführer mit maov halt gebietet.
Wilamowi z, Griechische Verskunat. 31
482 II- 16- Ungleiche Strophen,
Die Antistrophe war von Bothe und Meineke in Schick gebracht,
wenn der Vers 279 auch nicht sehr wohlklingend ist; überliefert
und e%u}v Ttävv rgiß.
ibtiExo iyl&ji'ka 279 ist die erste Senkung
des drittletzten Metron unterdrückt: das hilft zur Heilung der
Strophe, wo /.lox^oloiv ({.wxXolg F) de /at '/.liqiO-QOLaiv überliefert
ist; Umstellung hatte Dindorf erwogen, und so stehen die
die
Nomina Eur. Andr. 951, Der Zusatz von ötj ist nicht müssig, wie
der Übergang vom Aorist laßelv zum Präsens na-Krovv lehrt. Daß
die zwei zusammengehörigen Infinitive mit verbunden sind, r«
im Ganzen durch i-Uv mit 7ca-AToDv, hätte nicht verkannt werden
sollen.
Eine andere Stelle heilt die Anerkennung von verschiedenen,
aber gleichwertigen choriambischen Gliedern, 322
Ttetov 7t€T0V' NrKodiy.)] 835 ijxovoa yccQ xvcpoyeoov-
TtQLV sf.i7rsTtQfjad-atKaXv}ir]v rag ävÖQag eqqsiv arslsxrj
rs'/.alKQiTvXlav TreQupvorjTtü (peqoviag üotisq ßaXavevoovzag
vTto x' äveacov agyalsiov ojg XQitdXavtov eig itoliv
VTCo xe ysQüvxwv öXed-qtov. ösLvöxax^ aTtSiXovvxag hcCov.
Man verzweifelt an TtsQupvai^xio; aber an sich ist ,^circiimflatae^^
gut verständlich von zwei Frauen, die verbrannt werden sollen,
und v^o ysQÖvxiov paßt auch dazu. Der Fehler sitzt dazwischen
in vno xe vöitiov dcQyaXetoVj denn die Gesetze sind allerdings un-
verständlich. Aber „von peinigenden Winden" paßt zum 7r«^f-
(pvoäod-at,, und was für Winde gemeint sind, lehrt eine Glosse
des Phrynichos') Bekk. An. 401 ave^iog -/xu ole&Qog ävd-Qmtog; das
stand bei Eupolis. Phrynichos bewundert es und erklärt äv£f.iog
richtig vom äßeßaiov. Das gehört hier freilich nicht her; aber
Aristophanes spricht anders, weil die Winde, die das Feuer an-
fachen, von den yeqovxeg oled-qoL herrühren, sie sind xvcpoyiQovxeg
335, gleich hören wir sie pusten,
aber es zeigt sich auch, daß
sienur Wind machen können. Die Verbesserung habe ich mir
vor Jahren als Eigentum von Oeri notiert. In der Antistrophe
steht sig tcöXlv d>g xQixdlavxov ßdqog. Da muß man in ßdqog einen
Zusatz anerkennen, hervorgerufen durch Verkennung des Neutrums
^) Nachdem der Berliner Photius und Reitzensteins treffliche Bemer-
kungen zu ilim so viel über Phrynichos gebracht haben, muß dieser
kenntnis- und einflußreiche Fanatiker des Attizismus im Ganzen hergestellt
werden; Behandlung einzelner Teile ist verwerflich, da sie nur der Bear-
beitung Abbruch tut, die von der Wissenschaft gefordert wird.
Lysistrate. 483
TQiTaKavTov^ dessen Existenz wir neben didgaxuov, rtxQÜöoaxuov
ohne weiteres anerkennen würden, auch wenn nicht Polliix
VI 165 das Wort bezeugte. Dann kostet es nur eine billige
Umstellung, und ein Dimeter ist da, in dem nur der Choriamb
an verschiedener Stelle steht.
Ich nehme mir die Freiheit, noch einige Stellen der Lysi-
strate zu behandeln. Zuerst wiederhole ich, daß KalovL/.y] kein
athenischer Name ist, w^enn auch ein böotischer: KleovUr] hat
sie geheißen. Dann ist 68 der Witz nicht verstanden. „Wo
sind die Weiber her?" „Aus Anagyrus." „Richtig; da scheint
der Anagyros aufgerüttelt zu sein." Das w^ar ein stinkendes
Gewässer^). Also heißt das: „Richtig, man riecht es." — 307
hat R ovy.ovv av ovv, F ovy.oCv av t/; d ist nötig, aber Blaydes
hat mit Recht sich bei ovy.oCv nicht beruhigt, nur mit iL dr^ av
zuviel geändert. tL ist unbedingt gefordert; tL ovv av reicht. —
350 kann die Frau, als sie den Chor der Greise sieht, nicht
sagen eaoov, w, Tovri iL fjv, covÖQsg tcöviol rtnvr^Qoi^ denn sie redet
die Männer nicht an, sondern sagt „halt, ha, w^as ist das? nieder-
trächtige Männer". Also avdosg. Das oj stammt aus dem Ausruf
vorher, der nach der antiken Regel o) zu betonen ist. 386 —
ovKoDv nvQ e'xeig [ah] yXiavüg OEaiTÖr. Weder als Gegen-
ijieidri
satz zu einem andern noch um hervorzuheben, daß er sich das
Trocknen selbst besorgt, ist das Pronomen berechtigt. Es ist
zugesetzt, um den Tetrameter zu füllen: Aristophanes hatte
zum Schluß die Senkung unterdrückt.
476. 77 und 541. 42. Der zweite Vers ist ein päonischer
Tetrameter, in der Antistrophe sicher hergestellt-): 477 steht
in R ov ycxQ loi^ ävsy.ra zdö^ alla ßaoavioieov. F hat ii^ für loi'
richtig; Triklinios (B) hat läöe y gut ergänzt, was man nur nicht
annehmen wollte. Nun haben Grenfell-Hunt in den Melanges
Nicole 218 einen Fetzen einer spätantiken Handschrift heraus-
gegeben, in dem steht ov yhq arexrof xäö' %i \ da ist Triklinios
bestätigt. Schwieriger ist 476 Co Zev xL jtoxe x(";<^o/<€i^« rotods
volg -/.viodäXaig, dem nur entspricht eyco yctq ovnoie y.duoiu av
ÖQxovi^ihrj, und es ist begreiflich, daß man Päone suchte, was
schon diejenigen getan haben, die die beiden Versschlüsse so
1) Sitz.-Ber. Berlin 1907, 11.
*) Am Schluß scheue ich mich nicht, xo,t(or/yoiOs aus Hesych aufzu-
nehmen, mag die Form auch anomal sein.
31»
484 II' I^- Ungleiche Strophen.
ordueten. Aber kann man dann co Zsü behalten
niemals
und richtig ist das offenbar. Es waren Trimeter (h Zev xi rtoxi
XQrjoöi^ie^a rotods [rolg] xvioddloig und iyiif ycco ovttot^ äv v.df^ioi^.i'
oQxovfiivi]. Daß der Artikel bei bös auch in der Komödie fehlen
darf, zeigen Ach. 336, 454, Wesp. 413; weiter habe ich nicht
gesucht.
616 sind zu Anfang der Strophe zwei iambische Trimeter
abzuteilen ijöi] yccQ bCeiv tade 7iXei6vcüv\xai ^uitöviov Ttqay^idviov
(.lOi entsprechend 638 in der Gegenstrophe.
do'/.el] 725 hat —
eine Frau „gestern" einen Versuch gemacht, zu den Männern
überzulaufen; 881 liegt das Kind der Myrrhine seit sechs Tagen
ungewaschen. Darauf baut van Leeuwen eine Chronologie derHand-
luug. Also soll sich's der Dichter vorher berechnet haben, der
Zuschauer soll es ebenfalls verstehen. Wird er dann nicht auf
das Spiel böse werden, das die sechs Tage in einen gezogen hat?
In Wahrheit erfindet Aristophanes keine Geschichte, die er nach-
her in dramatischer Form vorführt, sondern er dichtet Szenen
auf Grund einer komischen Voraussetzung und ist sicher, daß
der Zuschauer ebensowenig nachrechnet wie er selbst, wenn
eine Zeitangabe
fällt, die in ihrer Umgebung glaublich und
wirksam ist. —
1043-1071, 1188—1215 stehen vier Strophen
eines Gedichtes, trotz der Trennung in sich zusammenhängend
und auch verbunden. Denselben Bau, dieselben Trochäen, den-
selben Platz im Drama haben wir Vögel 1476 — 1493, 1553 1564, —
1694—1705. Den Schollen (Lys. 1189, Vög. 1553) ist die Em-
heit der Gedichte verweisen auf die Schmeichler des
klar; sie
Eupolis, die früher gedichtet sindaber die seltsame Erscheinung
;
wird älteren Ursprungs sein: das Chorlied ward von Improvi-
sationen der lü^slovrai unterbrochen. Vergleichbar ist, daß
Thesm. 1136 die hieratischen Lieder, die bis 1000 reichten, fort-
setzt, und in den Fröschen stehen an gleicher Stelle trochäische
Lieder 1251, 1370, 1482, auch 897 gehört wohl schon dazu; sie
sind aber inhaltlich mit den umgebenden Szenen verbunden. Es
daß die älteren Dramen ganz anders gebaut sind. Die
fällt auf,
Strophen der Lysistrate sind besonders hübsch, weil sie alle mit
einem köstlichen TtaQcc TtQoodoyAav schließen, das die schönsten
Versprechungen in nichts auflöst. An der ersten Stelle hat
Mazon den Witz erkannt, aber nicht in den Worten gefunden,
wie es der Scholiast hat, der ävTi roü aitoöCbi Ttaq" v7tövoiav zu-
Lysistrate. 485
schrieb. Der Chor verspricht jedem ein Darlehn, der eins haben
will y-^'/V ^oz' eiQijvri ffavT^/, bong &v nrl davelatjraL 7tuö' f^uibv äv
ldßi]i i.irf/.eT uTtoöCbL (aTtodlöwt R gegen sein Scholion). „Und
wenn erst Frieden ist, soll wer jetzt beimir geborgt hat, was
er bekam, nicht mehr zurückgeben." Man erwartet „ich ver-
lange Rückgabe erst nach dem Frieden"; wenn sie gerade
ausgeschlossen wird, so sollen wir uns überlegen, daß die
Schenkung erst nach dem Frieden, den Kalendae Graecae
gilt.
Und daß er unter dieser Bedingung etwas leihen wird, sagt der
Chor nicht einmal. —
1099 öeivd v.o. ^7t€7i6vd^€i.iBg, ah eiöov. "Wieder
ein Beispiel von ah, wie ich nun schon viele nach W. Schulze
nachgewiesen habe. Wird man endhch glauben? Schon die Odyssee
bietet eins, C 282, ßelrsoav ah avri] rteo ercoixoiuyr: 7c6oiv tcQSv
äXkod-sv. Denn y.cu avTi'j tzsq mißfällt wegen des Sinnes ebensosehr,
wie wegen der Krasis. — 1133 schilt Lysistrate sehr ernsthaft die
hellenische Zwietracht, Ix^qCuv jtaoövrojv iSagSdoioi (-owvR) otoutsv-
iiari "Ellrjvag avöqag v.al TtöXeig uttöXIvte. Wie kann man ßag-Sagcov
zum vorigen ziehen, wodurch orgaTsviiatt leer wird. i\Iit Recht
sagt der Schohast cog zCor Au/jovcov xQ^oaeviov aiuudxoig ßaoßdooig.
Nur sind die Athener nicht besser: ihre barbarischen Hilfstruppen
haben Mj'^kalessos zerstört, Thuk. 7, 29. „Das tut ihr, während
es doch Feinde gibt", natürlich fpvaei lyßooL — 1150 wird ge-
ändert, weil ein schönes Anakoluth verkannt wird
ovy. "io^y oO-' vt.iüg ol Ad/.ioveg avd-ig av
/Miojvd/.ag fpoQoCvTag, eX9-6vTsg öoqI
TioXXovg iiEV uvÖQag deztahöv aTn'oKeoav,
TtoXXovg 6" kxaionvg '^LttcLov y.al oviii-idxoLg,
^vvE'/i^iaxo^vvTig ri^i zöd-^ i^fiegaL fiövoi
t)X£i0^eowaav y.dvii ttlg y.arwvdy.ijg
TOP öTiiiov viicöv xXaivay i\u7tLOxov TtdXiv.
Natürlich hat sie gleich zuerst, als sie die Akkusative vftäg . .
(poQovvzag setzt, i]Asvd^€Qiooav im Sinne, aber das läßt sie fallen,
weil hinter Ikd-ovreg das logisch notwendige an:o}.6oavT€g zu
schleppend würde, setzt den Indikativ und reiht nun an ihn das
erwartete )]l€vO-fQ(üaav, greift aber dann auf die /.arnjicf/»; zu-
rück, so daß wir befriedigt werden. Wir müssen die lebendige
Rede nur nicht schulmeistern'). — Den letzten Akt habe ich hi
^) xdP.fvO. R. Dindorf hat verbessert, hatte also die Stelle verstanden.
486 II- 16. Ungleiche Strophen.
der Textgeschichte der Lyriker behandelt. Da der Ravennas
mitten in einem Verse abbricht, ist die Verstümmehmg klar.
Leeuwen verkleistert das, stellt um, weil die Strophe der Athener
allerdings schließen könnte; aber welch ein Unsinn kommt heraus:
als gesungen haben, sagt ein Athener in Versen,
die Spartaner
die der Herausgeber willkürlich zustutzt, „singt ein neues Lied".
Das verklingt, ohne daß jemand darauf ein Wort sagt. Plötzlich
soll Lysistrate auftreten (warum soll sie es sein, nicht der vorige
Redner?), jeder soll seine Frau nehmen, und alle sollen tanzen.
Und dann wird attisch gesungen. Ich lese meine Behandlung
nach, die von Leeuwen nur paar Konjekturen benutzt
für ein
ist, und finde, daß sie in bleibt. Und wie ist die
allem bestehen
Textkritik'? Sie findet trotz meiner Warnung in der Ordnung,
daß der Lak^ne die Athener mit Göttern, seine Landsleute mit
„den Keilern" vergleicht. Dabei steht die Vergleichung mit den
angeblichen Göttern bei ttqoy.qovbiv, was doch wirklich mehr zu
den Wildschweinen paßt.
Dritter Teil.
Einzelne Lieder.
1. Pindar.
Nem. 6.
Hier muß eine kritische Schwierigkeit eriedigt sein, ehe man
an die Metrik gehen kann. Epode 2 und 7, von welchen
Versen dasselbe gilt, halte ich für erledigt; sie stehen in Schroeders
letzter Ausgabe richtig'). Der Schluß der Strophe lautet:
7 äuue 7TÖTi.iog
avriv' syQaipe ö^afieiv tzotl avdd^fiav.
14 vüv [re] Tticparr' ovy.
äi.i^U)Qog äurpl näXai xvvayeTag
re, mechanische Dittographie, ist schon von Triklinios entfernt
58 äyyelog eßav
7ti{^iTtrov In sr/.oot tovto yaqvwv.
An diesen drei Stellen ist nichts auszusetzen.
36 (x^arijfffv äno ravtag) alua Tidvqag xqv-
aaXaxcctov tcoxb KakXiag adiov
eqveoi Aazovg. Da ist der Sinn untadelig, aber eine Silbe schießt
über, eine kurze, wenn man /targag iambisch mißt, sonst eine lange.
29 [eüd^vv^ hrcl roDxov äye Moloci) ovqov Irrecov
evTAkta' 7taQOLXOi.i€Viov yctq äviqiav.
Unmöglich, denn naqoixeod^at kann man von den Toten nicht
sagen; evA.).e änoLxoneviov auch kaum, ehj.tä otj. ist das natür-
Uche, und ev-Asä ist auch P. 12, 24 überliefert und metrisch
gesichert. Damit stimmt der Vers zu den ersten dreien.
51 {ßc(Qh 06 0(f>iv) vetxog e^insa
l-ifXiXevg ya^icLi /.aßßag äcp' ccQ(.idTü)v
*) Nur glaube ich nicht, daß der Aeginete ^atiyJ.eiöag viersilbig' ge-
heißen hat, sehe darin vielmehr eine Verschlechterung meiner Auflösung
von 2o)y.?.Eiöa in I^aoxXeida. Pindar hat den Namen so gegeben, wie man
bei ihm sprach; es liegt an der Zeit der Zeugnisse, daß wir nur -avxQärei;
u. dgl. auf den Steinen finden.
488 III. 1. Pindar.
hibv evr Unmöglich; yMßßdg wandelt sich leicht
ivccQi^ev 'Aovg.
in xaraßäg, und läßt sich ertragen, daß AchilleiiS
vielleicht
als ein ßaQv vstxog über die Äthiopen gerät. Nun liegt ein
Scholion vor: ßaqüav de /mI kitayiOr^ (Glosse zu ßaqv) ^idyjiv
did cfilovsi'ülav (überlegte Glosse zu vtlxog) amolg (d. i. fff/'t)
eiredeL^ev 6 ^Axi-^^^vg^ xolg Jid^ioxpi^ X^fial ['/.xsivag (yiUvag codd.)
rbv M^i^ivova] ctv-cog ex. xCjv aQ^iÜTiov xareX^cüv. Sobald man '/.llvag
verbessert hat, sieht man, daß wir zwei partizipiale Zusätze
haben, den einen, der genau paraphrasiert, den andern, der kurz
den Inhalt gibt; dieser ist an falsche Stelle geraten. Dieser
Zustand spricht dafür, daß das Scholion alt ist; dann haben die
Kritiker recht, die ihm entnahmen, daß es ein anderes, aktivisches,
Verbum las als e/.i7reoe, das Glosse zu dem vorhergehenden enalro
sein wird. Was das auch war, es erzielt hinter ^yixilQ^evg ge-
stellt den gewünschten Vers, z. B. ^oQoe] velnog oQvveiv wird ja
gesagt.
Für die Bestimmung des Versmaßes scheidet eine so ver-
dorbene Stelle aus. Dann stehen vier gegen und es ist
eine,
unerlaubt, die vier zu ändern. Bergk hat Recht gegen Boeckh
imd Schroeder. Aber auch die widerstrebende Stelle läßt sich
nicht zwingen; es wäre doch bare Willkür, anzunehmen, daß
%qvoalay.dtov ein anderes Epitheton wie XQ^'^^od-QÖvov verdrängt
hätte. Wir können nur konstatieren, daß vor dem Hemiepes vier-
mal —^^ '^'^ <^, einmal >w — w
steht, für unsere Kenntnis
unerhört. Also gehört wieder die Alogos vor diesen Vers. Nun
setze ich eine Probe her. Strophe
ev dvÖQiöv (i)
ev S-ewv yevog, ex /.nag öe n:v£oi.iev gl + (i)
liiaTQog d(.icp6reQ0L, dietq- 2 gl
yet de fcäoa y.ey^Qi^ieva
övvaf.ug, iog to f^iev ovÖev, 6 de gl
Xdlxeog dacpaXeg cdev edog (.levet 2 dakt.
ovqavög, dlld n 7Cqog- hemiepes
(peqoi-iev e^LTtav fj /.liyav lekyth.
5 vöov TJtoi cpvOLV d^avdiotg gl
/.aiTteg ecpaiieoiav ovx. daktyl epitr.
eidöreg ovde (.lezä vv/.ra
dfiiiie TCÖTfiog
avTLv eyqaipe dqafielv tto-tI Grdd-(.i(xv.
Päaii I. 489
Epode.
15 ixvtoiv Iv ITQa^iödf.iavTog eov 7i6öu v^uov (i) -rhem. + (i)
TtatQOTtccTOQog df.iaif.iLOi' 2 i (chor.)
xelpog yccQ ^OXvu7ri6vi-/.og uov y^laxiöaig 2 anap. + (i)
£QV€a ftQcÖTog evEfKev an' ^^Xrpeov 2 dakt.
y.al 7T€vrd/.tg ^lod-- (i)
20 fiol atecpaviüGafisvog Neiiiai de 2 dakt.
TQstg ejtavoE lud^av ithyph.
lao/JMöai dg vTteoiutog
Idyr^aifidxioi v€cov yivexo, 2 anap.
Wesentlich ist die Anerkennung der daktylischen und ana-
pästischen Dimeter; 19 mag man schwanken, ob man i oder
anapästischer Monometer sagen soll. 20 hält mich von der An-
erkennung der Daktylen auch nicht ab, daß einmal, 64, ein
Spondeus für Daktylus eintritt. Das Hemiepes ist nicht als katal.
dakt. Trimeter zu fassen. Schwierig ist 22, doch nur die Be-
nennung, denn daß es so gut eine Form des Dimeters ist wie
der voll anapästische Schlußvers, scheint mir klar. Das Ganze
weicht von dem uns Gewöhnhchen ab, so daß ich es hierher
verwies: natürhch läßt ein so eigentümliches und dazu schlecht
erhaltenes Gedicht Zweifeln Raum.
Pindar Päan I.
(Oxyrynch. Sil.)
Schluß der Strophe:
Ttqlv odvvaqa yijgaog a[Tad-fta ii]<
490 in. 1. Pindar.
8 hat Housman, 10 Greiifell ergänzt. 1 mußte o[xed6v]
weichen, weilwider Pindars Sprachgebrauch verstößt, der
es
es mit dem Dativ verbinden würde. Aber er konnte auch nicht
sagen, man sollte vergnügt sein, bis man schmerzlich dem Alter
nahe käme, sondern bis man zu der Station, zu der mansio des
Alters käme, das nun einmal schmerzlich ist. "yJidog otai)^(.ioi
Ol. lOj 92, ovqavov orccd^^ioL Isthm. 7, 45. oxaS^fia ist aus den
Tragikern bekannt.
Bemerkenswert, wie Pindar in diesem schhchten Gedichte
die Gheder getrennt hält. Er geht über den Tetrameter nicht
hinaus.
Pindar Päan IX.
Sonnenfinsternis.
Ich wiU nur die Probleme ins Licht setzen, die uns das
Versmaß stellt; die Selbsttäuschung darf nicht aufkommen, daß
mr sie bewältigen könnten.
äüTig aelLov %i 7tolvoy.OTCe {.iriGeuL
5 Daktylen oder 4 mit Vorschlag, (i)?
2 0) fiäreg 6 1^11.1 driov äavQOV vTtiqTaxov
42 l^aiQBTOv TtQOfpdtav «rexffiv Xexsi]
3 ev a^iiquL y.l€7tT6fievov
43 'AÖQa (.Liyelö^ ^S2x€avov
>^ — ^^ ^w-:==: chor. Dimeter
3^ h'd-r]y.ag äfiäxavov
44'' MsUa oio Ilvdis
Sollen wir glauben, daß ein Telesilleion eine und auch zwei Kürzen
am Anfang haben darf, oder hat Dionysios eine Silbe ausgelassen,
so daß wir die beiden Zeilen zu i + 4d zusammenziehen? Er-
gänzen kann man rv y mit Grenfell-Hunt.
4 ioivv T ävÖQccGi 2 d
xai oo(piag oööv 2 d
Diese Abteilung fordert die letzte Strophe, wenn man nicht «»
Zsdi^ov wagt.
44 TCüL Kccöfiov OTQavbv
xat Zeä^ov ttöXiv,
und ich denke, auch die vorletzte erlaubt sie
Päan IX. 491
34 h.odvd^p vTto
Saii^iovitoL Tivl,
denn das Substantiv ging vorher, so daß t'/ro orthotoniert
sein kann.
5 k7tio/.oTov axQaTTov loavfuva 2 anap.
6 DmvVSIQ TL VeWTEQOV fj TtaQog
4 d mit lesbischer Freiheit im ersten Fuße? Damit respondiert aber
16 t) TtövTov Ksvkoaiv alXa Tttöov^ worin die Präposition avd unbedingt
steckt. Aber das Nächstliegende, läßt eine Silbe fehlen, und
«.«,
cLVtt gibt eine Kürze statt einer Länge. Hier glaube ich, daß wir
das letztere wählen müssen und neben yMxai und TtaoaL auch
civai oder aber die Verlängerung in der epischen Weise («v«
TTeöov wie zara vöuov) anerkennen.
7 alld oe rtqog Jibg Irtrcooda 0-odg 4d
8 Ixerevco ccTt^fiova teles.
9 eig olßov riva xQccTtOLO drßaig
49 evQiTtov TS avvereLvs xCoqov
3i
10 Co Ttörvia 7tdyy.oivov riqag
50 avögCüv veov i^ ciQX&g yivog
2i
Von der Epode ist nur der erste Vers erhalten,
ölo(fvQOj.iaL ovdhv bxe Ttdvnov (.lexa Tieloofiaij
von dem ich überhaupt keine Deutung versuche, da nicht zu
entscheiden ist, ob und wo er geteilt war.
Ansprechend ist, daß Tamben die Strophe abschUeßen; dazu
fügen sich Glykoneen und choriambische Dimeter gut. Aber
neben diesen befremden die daktylischen Reihen, deren Bau
in der pindarischen Metrik singulär ist, und so traut man dem
Ganzen nicht.
2. Melanippides und Telestes.
(Athen. 616.)
Titgi [.lev yccQ aiXcov ö (.liv rig €(pi] Mekavi7t7ti6t]v /Mlwg h tOji
JJaQGvai diaovQOVTa riji' avh]rixrjV siQtjYjvat neql rr^q ^Adiqvd.q
a f.i£V ^Ad-dvci
rlbqyav tqqiipev -1/ Ugäg ano yuqog
shce T^' €QQSt' aio%ea oci}i.iar6kvj.iaj
£/t€ 6' syio(^y^ od) xa>edrart didcoiu.
Ttoog ov ai>TÜ€y(üv äXlog ecpiy alX 6 lelLvovvTiog Telearrjg
tü)L MelaviTtJtidr^i avTi/.OQvaouusvog hv ^Aqyol €(fr/
6 dk löyog lotl neq! T»]g lAd-rjVäg.
ov oocpav
GO(fov Xaßovoav ouy. eTCeXnouai vocol
ÖQVi.iolg OQsioig oqyavov
ölav ^Ad-dvav dvo6fpü-aXi.iov aioxog l/icpoßi^-
5 deloav av&ig xeQwv £/.ßaXelv,
vvucpaysrel x£iQoyav7t(.oL cprigl MaQOÖai '/.Xdog'
tL yaQ VLV svi]QdTOio xdXXeog
Ö^hg €T£IQ£V iQlog, CiL
Ttagd'svlav äyufiov y.al ärtaiö' üC7t€V£ii.i£ KXcoü^w.
log ov-/. äv €vXccßt]d-£ioi]g ti]v aiaxQÖrr]ta tov £Ldovg diä zrjv
TfaqdevLav' k^fig te fprjOL
10 aXXu /.idiav ax6Q£VTog ade {.laraioXoyiov cpd-
ua TtQOGirctad-^ ''jEXXdöa (.lOVGOitöXiov oo-
(p5g ETtUpd-ovov ßqoTOig rt^vag ov£idog.
fiercc tuvta öl £y/.tofiidLiov ztjv avXi^rixi]v Xeyet
llv ovreqtS-OTarav Bqo}.dü)L 7taq^dco-/.€ a£(.ivccg
15 daifiörog d£q6£V tcveü^l aioXoTtteqvyi ovv ayväv
Die Verse mußten mit ihrer Umgebung vorgelegt werden,
weil sie lehrt, daß Telestes 1 mit ov den avXög meint, Avas dann
sofort dazu führt, oocpöv aocpdv umzustellen, da nur so ver-
ständhch wird, daß oocpöv zu oqyavov gehört, Athena nahm die
Melanippides, Telestes. 493
Flöten, weil sie ein Instrument waren. Wer sie
kunstvolles
erfunden hatte, ist in dieser Geschichte wohl überhaupt nicht
gesagt; Marsyas hat sie doch erst aufgenommen, als die Göttin
sie wegwarf. Wenn er yuooy.xvjcoq heißt, so muß er ihr Beifall
geklatscht haben, wie Krotos, das Halbtier, den Musen bei
Sositheos 5. Ebenso ergibt sich, daß «v 14 die ailr^TLy.r] meint:
da ist aber nichts ausgelassen, es schließt vielmehr an rey^va^
13 an, und so wird man auch zwischen 9 und 10 nichts ver-
missen. Der Sinn ist nur in den letzten Zeilen zerstört, wo
Hecker ovueQiroTccTav, Bergk ätoi^er geheilt haben; an dem ersten
durfte ich nicht rütteln. Überliefert ist am Schlüsse aioXoTttsQvyiov
ohv ayXaäv,was keinen Vers ergibt, und aylaög ist kein möghches
Beiwort der Hände. Der Sinn ist „der luftige Atem der Göttin
mit der leichtbeschwingten Hurtigkeit ihrer Hände, die rasch
über die Schallöcher der Klarinette hingreifen (anders als das
plumpe Klatschen des Silenos), hat die Flöte dem Dionysos (der
Theatermusik) als vornehmste Begleitung gegeben". Die Hände
der Jungfrau sind ayvai: das leuchtet wohl ein. Gewiß konnten
diese Hände dithyrambisch alolortveovyeg genannt werden, aber
daß das kühne Beiwort zu cr/.cTrjg gehört, zeigt das Versmaß.
Unbestreitbar fordert dasselbe die kleinen Besserungen 5 xeoior
i/.ßa'Kelv für iv. yeowv ßaKslv und 7 ejscQev €Qwg für (q. «V. Was
sonst verbessert ist, sind nur ein paar mechanische Wieder-
holungen von Buchstaben. Bei Melanippides hat Meineke oiouan
lvt.ia stilgerecht verbessert; V. 4 ist der Sinn klar, die Ergänzung-
unsicher.
Nun Die Daktyloepitriten des Melanippides sind
das Maß.
einfach. Bei Telestes sind zuerst die lamben anzuerkennen, die
nur scheinbar trochäisch anheben. Dann kommen geläufige Ver-
bindungen von Daktylen imd Trochäen, denn epitritisch sind sie
nicht. Ein Ithyphallikus schließt: da war in dem Dithyrambus
ein Ruhepunkt. Wichtig, aber auch sehr ^^^chtig, sind die dakty-
lischen Tetrameter 9und 14, an die sich ein trochäisches Metron
schließt. Das weicht von den geläufigen Daktyloepitriten ab,
nicht weil es Tetrameter sind, aber wohl weil sie auf den
Daktylus ausgehen. Das muß beherzigen, wer sich bei anderen
Dichtern gegen vereinzeltes Auftreten solcher Bildungen sperrt.
3. Ariphron.
Das Lied an Hygieia, die eben erst in der Gefolgschaft des
Asklepios zu einer Gottheit erhoben ward^), hat großes Glück
gemacht. Anfang und Schluß entnahm Sextus adv. eth. 49 p. 556
Bek. einem Florilegium, vielleicht nicht unmittelbar, und es magfrag-
hch sein, ob Plutarch Mor. 450 b, 479 a, Maximus Tyr. XIII 1,
Themistios Or. XI aus Eigenem einiges namenthch aus dem An-
fang anführen. Aber gesungen ward es zu ihrer Zeit wirklich,
und Lukian pro lapsu 6 wird es daher im Gedächtnis haben.
So stellt es Athenäus an den Schluß seines Symposion und gibt
den Text im wesentlichen rein; er ist nur in der Handschrift
sehr schwer lesbar. Eine andere Fassung der ersten Periode
ist mit elenden Fehlern im dritten Jahrhundert oder später im
Asklepieion Athens auf Stein geschrieben; auch dieser Stein,
jetzt in Kassel, ist sehr schwer lesbar, beste Abschrift bei Kaibel
Epigr. 1027 (IG. III 171). Hinzugetreten ist eine bessere Fassung
dieser Redaktion in dem codex Ottobonianus 59 aus einer musi-
kalischen Schrift, herausgegeben von Lambros Niog elXrjvo-
uvrjuov III 4. Ich gebe nicht den Wust der Varianten, nur das
Wesenthche, zuerst die echte Fassung.
'l'yisia, TTQEoßioTa ua'Aaqiov, ^ista oeu vai-
Otf.lL TO }.eL7c6}.lEVOV
ßiOTäg, oh ö^ {.lOL 7tQü(fQCüv aüvoixog eujg'
ei ydq tig ?} jtXovtov xdqiq i) r£-/.üov i)
5 rSg iooöuLfiovog ävd-qw-
Tioig ßaailrjidog ccgyßg f] TtöS^tov,
ovg -/.Qucpioig iJrpQodirag äQycvoiv &r]Qevo[.i€v,
7] si tig äXXa ^eöd-ev avd-qw/toiOL reqipig ?) Ttoviov
u}.L7Cvoa. rtirpccvrai,
Isyll. 193, wo auch der Irrtum des Sextus aufgeklärt ist, der aber
immer noch Verwirrung anstiftet. Er hat einige Verse des Ariphron dem
Likymnios beigelegt, den er vorher angeführt hatte.
Ariphron. 495
USTCC Oslo, IKX/.UIq' '^l'yULCi,
T€&c<?.e Ttdvxa '/.al XuuTret Xagiccov odooi^'
oc^€v de xcüQig ovcig evöaiuwv ecpv.
Zweifelhaft kann nur das letzte Wort des vorletzten Verses sein,
wo Athen, oageg zu haben scheint, die Epitome oaoi yo. oao hat,
der Kasseler Stein octog^ der Ottobonianus ödgr^g. Verbessert hat
es Crusius; der Dichter greift auf xdQig 4 zurück und macht aus
dem Abstraktum ein Konkretum. Alle die Genüsse des Lebens,
die erst mit Gesundheit Genüsse werden, sind ydQiitg im Gefolge
der '^Tyltia^ mit denen sie sich unterhält. Kalhmachos Hymn. 5, 66
ov6 oagoi vvucpav ouös xoQOOTaoiai adelai rsXed^eaxoVj der Athena. Daß
IduTTSL zu red-cds gehört, war vorher erkannt. — i'fpv fehlt bei Ath.
Die andere Fassung des Einganges lautet:
l'yeia ßqotolGL TCQBoßLora. (.layMoiov iieta ooC
vaioLUL rb XsiTtöuevov ßiov,
oh de j.101 TTQÖfpQwv ^vveu]g.
Da besteht der erste Vers aus Enophon + Hemiepes, dann folgt
der eig ÖLovllaßov ausgehende Parömiakus, das den Spätlingen
vertraute Maß, und ein Anakreonteus, den sie ebenso sehr liebten,
für Ariphron beide unmöglich.
Die erste Penode seiner Daktyloepitriten fängt singulär mit
einem Reizianum an, das zuerst zwei Silben hat, denn vyeiu ist
für seine Zeit unmöglich. Das Hemiepes des folgenden Verses
ist vorn unvollständig. Dann IthyphalUkus. Zweite Periode ein- :
fache Daktyloepitriten, Schluß ithy phallisch. Dritte: Enoplion,
dann ein denn vor einem Hemiepes steht
schwieriger Vers,
^' — -^ — ^' unmöglich können die letzten zwei Längen
;
Ersatz eines Metron sein: so viel Gewicht haben sie weder
nach Form noch nach Inhalt. Ist das Ganze ein iambischer
Dimeter mit Bakcheus an zweiter Stelle? Ist es ein anders
gebautes, Enophon? Dieser Auffassung bin ich geneigt, und für
Ariphron waren die beiden Möglichkeiten wohl dasselbe. Schluß
iambischer Trimeter.
Die Zeit des Ariphron bestimmt sich durch die choregische
Inschrift IG. II 1280, zwei Choregen, l^girpQwv löidaa/.fv ITo).ryaQi]g
K(!)uiürog löiöcco/.ev, also auch zwei Chormeister; Ariphron der
Sikyonier hat also die Arbeit und dann auch die Ehi'e mit einem
andern geteilt. Schrift und Synchoregie beweisen die ersten
Jahre des 4. Jahrhunderts.
4. Aristonoos an Hestia.
Der Hymnus war auf einem Cippus der Vorplatzbalustrade
des Athenerschatzhauses in Delphi parallel zu dem Apollon-
hymnus des Aristonoos aufgeschrieben; so bezeugt Pomtow, der
ihn mit Unterstützung von anderen Gelehrten in seinen Del-
phika III (Separatabzug der Berl. Phil. Wochenschrift 1912) S. 248
zuerst herausgegeben hat. Dann hat es Bourguet in den Fouilles
de Delphes- getan. Ich habe durch die Zuvorkommenheit von
Herrn Prof. Pomtow dessen Abklatsch benutzen dürfen; der Stein
ist stark verrieben, so daß beide Abschriften einander ergänzen.
Ich verzichte auf Einhaltung der Zeilen des Steines und die Be-
zeichnung der Buchstaben, die nur in Resten vorhanden sind-
Es ist zu beherzigen, daß der Schreiber nicht nur geirrt, sondern
auch interpoliert hat.
"Jqiotovoov '^EoTi[ai\
\i]€Qdv IcQwv ävaooav ^Eoxiav
\v\iVTi]ooi.iEv, ä yial 'OIvuttov
Kai e\Tci] yalag f.ieoo6u(paXov äel
Uvd-iav 7Ccc[qa] ödcpvav xavexovoa
5 vaov av" v[ipi7rvl]ov ^oLßov yjiQeveig^
rcQ/rofiiva r[Qi7t]ödojv ^€07tiofiaat, xal
XQvaiav {pÖQi.uyy^ l47t6lXcov
fiviK av £jr[d[r]ovov 'AQextüv fisra ooü &aXidKov-
rag d-^ovg vfivoiOLv av^rji.
yalqe 'iKjqövov ^vyaxeq
y.ai ^Pmg t.iovva it . . . . Irpevovoa ßto^uovg
10 adavdtcov eoi\Tl\uoug,
'EüTia, öiöov ö^ ufioißdg
i^ [6G\icop Ttolvv f]fiäg
ulßov t'yovta[g d]el kLJtciQÖd^QOVov
aficpl ohv 3-vf.ieXav xoQtveiv.
V. 3. 'Von dem ^c von «/a ist noch eine Hasta erhalten; die
Zeilen sind ungleich lang; dies steht am Ende, könnte noch
Aristonoos. 497
länger gewesen sein, ^isoöiupalov. 5, Die Ergänzung ist etwas
lang, aber vipi]k6v von Bourguet befriedigt weder von Seiten des
Stiles noch des Verses, und der Raum reicht noch. Das ent-
scheidende V ist allerdings nicht ganz sicher. 6 ergänzt Bourguet.
Geschrieben steht y/7to/Juovog, die Interpolation von Maas erkannt,
aber weiter soll man nichts ändern: der Steinmetz hat hinter
fpÖQfiiyya den Genetiv erwartet und gesetzt. Es ist verkehrt, an
den Zeichen og herumzudoktern, fjvUa wird durch OTtrjvr/.a oder
Ttip'i'/.a nur verschlechtert. 6 ^soTtia^iaaiv, 7 vtcvoloiv verb.Pomtow.
9 Lesung sicher, Lücke von unsicherer Ausdehnung; das Versmaß
erlaubt nur eine Kürze und eine Länge. Eine erträghche Er-
gänzung ist nicht gefunden ein glossematisches Wort traut man
;
diesem Poeten nicht zu. 10 erg. Bourguet.
—
Schwierigkeiten bereitet die Konstruktion von 2 5. Gemeint
ist: Hestia hat immer den Nabel der Mitte inne, den des Olymp,
d. i. des Himmels, und auf Erden den neben dem delphischen
Lorbeerbaum, und sie tanzt im Heiligtume des Phoibos.
Die Daktyloepitriten sind nicht ganz einfach; zwar das
Enoplion in 1 und 2 ist normal, aber ycü\ctg ^isaaoucpalov äei zieht
einen Daktylus zusammen, doch diese Ausnahme schreckt jetzt
nicht mehr. Um so anstößiger ist Ttagä dckpvav vMtiiovoci^ denn
so zu teilen zwingt die Lesung der nächsten Zeile. Wir verlangen
eigentlich das Hemiepes, können es wohl mit rcaq dd(pvav er-
halten, gebaut wie das eben besprochene, ttcxq kann sogar da-
gestanden haben, da die Lücke am Zeilenende ist. Am Schluß
ist ein alkmanischer dakt. Dimeter anzuerkennen, der zwar nicht
in den alkäischen Zehnsilbler ausgeht, den wir als Klausel eher
erwarten, aber daß der Vierheber trochäisch anfängt, macht
keinen wesentlichen Unterschied.
Das Gedicht macht dem Aristonoos geringe Ehre sein ;
Apollonhymnus ist auch nichts Besonderes, aber in Versmaß und
Diktion steht er doch beträchtlich höher.
Wilamowitz, Griechische Verskuiist. 32
5. Zwei kretische Lieder.
Athen. XV 695 f. hinter der Skohensammlung oko'aiöv cpdol
rivsg -/.al xo imo^l^ß(}inv rov KQrjrbg Ttou^div^ es folgt das Lied.
Hesych ißixtr'iQ (Ißq/a. Cod.) eori (6 Cod.) Ttaga Kqi]Oiv "ißgioo
mßaxriQiov n:oi)]adu€vog, ottbq 6 äiöcov ovrio /.alslrai. Es gab also
Sänger, die man ißiy.zfigeg nannte, angebhch weil ein "Ißgiog ihr
Lied gemacht hatte; aber das Wort führt auf ein ißiUo, besser
ißvtco, und bei Hesych steht unter Ißv, xtvhg ro ßoäv, dl de rö Tto'kv,
eaxL dh Jvdcov, auch Ißvsi ßoät und anderes Zugehörige. Ob der
"'IßQiog daraus erfunden, '^i'ßglag weiter entstellt ist, oder ein
leibhaftiger 'l^ßgiag dahinter steckt, bleibt ungewiß. Wenn die
ißiKTfjQeg das Lied beim Marsche sangen,
gab es die Standes-
gesinnung der Herren wieder; wer es einem einzelnen zutraute,
nannte es ein Skolion.
^EoTi ^lOi TTkovrog fi^yag öoQV /.cd ^Irpog
Kai To yiaXm' Xaior^LOv, 7iQ6ßh](.ict XQcoTog'
tovtoji yccQ aQÜjj rovrtoi O-egil^io^
Tovvioi Ttatsio rov äövv oivov ein ai.i7ciXa),
5 TOvTwi öeoTiÖTag ^ivdiag y.i/.X)]i.iaL'
Tol de f.ii] toXf.iGn>T' e%eLV öoqv v.ai ^i(pog
y.al rb v.aVov laiai]i0Vj 7TQ6ßh]fia /(»wrog,
Ttüvztg yovv neTtriju/rsg sfiov Avveövti deoTtatav
y.al f.uyav ßaaiXfja (pwviovreg.
2 7tQ6ßh]i^id TS XQ- Vgl. 7. 6 ToXf^iCovreg verb. Herman. 9 ßaai'kia.
Das Lied ist zersungen, denn da 1. 2 = 6. 7, 5 =9 ist,
wird das Ganze strophisch gewesen sein; das läßt sich nicht
herstellen.
V. 1 =: 6 stellt ein Metron vor den Glykoneus, 2 vor zwei
trochäische Metra (wenn's ein Adoneus war, ändert das nichts;
den Artikel vor möchte man
heber missen), 8 eins in
)Miai]iov
ionischer Form vor und ein iambisches hinter den Glykoneus.
Es ist die Technik der chorischen und der dramatischen Lyrik,
das Gedicht stammt also noch mindestens aus dem 4. Jahr-
Zwei kretische Lieder. 499
hundert, aber in dem jetzigen Zustand haben es die Kgr^raulg
des 3. oder 2, gesungen.
Kultlied des diktäischen Zeus.
Das Lied ist im 3. Jahrhundert n. Chr. von einem recht
alten Steine abgeschrieben; die erste Abschrift war so schlecht,
daß eine bessere auf der Rückseite gemacht ward; drei Stücke
sind erhalten und vortrefflich von Bosanquet herausgegeben,
von Gilbert Murray ergänzt, von Jane Harrison religionsgeschicht-
lich erläutert, Annual of the British School XV. Der Tempel
stand auf einer prähistorischen Siedlung, auf der Grenze zwischen
Hierapytna und It<anos. Ich lasse gleichgültige Schreibfehler fort
und bezeichne nicht, ob die einzelnen Buchstaben von der Vorder-
oder Rückseite stammen; wer Kritik treiben \Nill, muß doch von
der Photographie ausgehen.
^lo) u€yiare /mqs x^^^q^ not Kqövsis,
jcayxQateg ydvog ßißa/.eg duifiöviuv aywuhvog.
JUrav lg Iviuvibv %QTte y.at yeyaO-i fiolftäi.
rdv TOI y.Q^/tO(.uv jraxTiai ^leL^avteg äf.i avXoloiv
5 /Ml OTavTsg äddo(.uv rebv ccitcpl ßojuop eveQ/.f;.
Refrain V. 1—3
€vd^C( yccQ ae Ttalö' äußqoTOv ua7ti\deaoL Ä'a»o/jT£g]
10 7Taq 'Piag laßovreg Ttööa y.[v/iXwvT€g aTtixQVipav].
Refrain
15 — ————— — —— rjöt; xaXag awg
Refrain
ßJQvov x,aTrjTog /ml ßQOrbg JUa yMif^xe
20 [xai Tcdvra ötii]7te ^(ö(^iy « cpiXolßog eigi^vu.
Refrain
d[XXa ßcöv d-ÖQ^ lg 7toi]uvic( /ml d^ög' tvrco/. ig .aoect
25 \y.i]g Actf]« xa^TtöJv &6qs, yj)g T€Xeo[<pÖQtüg oi/.og].
Refrain
[O^ÖQS yJ-g] nöXiiag c(i.uüi\ d^öge xrjg rrovTOffÖQog väag
30 '}-ö()S /J]g r[eog :co\Ximg, O^öge /.r;g d^iuiv yX[ip'dv].
Refrain.
9. 10 dn:iy.Qvipuv Murray. 20 itdvra r' &yqi äufpenre ^[urray.
24 ^üQL EVTt. der Stein. 25 Anfang wwdi reXeacpügog erg. Bosan-
32*
500 III- ^' Zwei kretische Lieder.
quet. 30 Bosanquet, derselbe am Schluß y.leiiäv\ -/a[Äaj'] ist
durch die Photographie ausgeschlossen.
Die Umschrift hat o manchmal gelassen, auch wo es ij
werden mußte wie in aog, häufig ov gesetzt, so in v.oCqe, auch
falsch im Refrain meist ydvovg, aber an erster Stelle ist erst
yavog geschrieben, dann ein Iota eingeschoben; der Genetiv „all-
mächtig über ydvog'' gibt gar keinen Sinn, y.sg, das y^rjg bedeutete,
ist y.ciig geworden.
geblieben oder Kqoveiog (bg "Of.iv^qeiog, 'Ivdyjiog
ganz unaustößig; Itazismen finden sich nicht. 5 ist
XTtTzeiog ist
T£Öv einsilbig kurz wie bei Praxilla 1, ^sög Pindar P. 1, 50
9. 10 ist der Name der Dämonen erfordert; ftöda y.vxlovv liefert
Euripides Orest. 632. 19 ist y(xii]tog in der ersten Abschrift
verschrieben, läßt sich nicht herstellen und macht auch unsicher,
was ßQVEi) ioQai ßqvov Bosanquet. 20 steht vor dem 7t der Rest
einer Hasta, also / oder H, äficpsTrs (Murray) ist also ausge-
schlossen. Auch K(i>c( kann nicht richtig sein, denn der lonikus
wird immer durch einen reinen Ditrochäus ersetzt. Also war
es ^cbia-, der Schreiber ließ das für ihn stumme Iota fort. ^ aber
war schon weiches s, wie bei Timotheos. 24 muß eine
Partikel stehen, dievon der Schilderung der ersten Epiphanie
des Zeus auf die Gegenwart überleitet; dann ist ^öqs gefordert
und ig, aber nicht yr,g. -i-ina ist nicht ovafivia gewesen, in die
Krüge wird der Gott nicht springen, önivia (Xanthuthides) kann
die Fruchtbarkeit der Ehen auch nicht bedeuten, obwohl der
Gedanke richtig ist, nur nicht für diese Stelle. Denn danach
ist von den Schafherden die Rede, danach von den Feldfrüchten:
da können die Rinder nicht fehlen, also alla ßibv ^6q' eg Ttoij^ivia-,
ßwv liefert Hesiodos Theog. 989; freilich redet man sonst von ßowr
&yiltti, 7toL(.ivici sind sonst Kleinvieh; aber da müssen wir uns
dem Erhaltenen fügen, werden aber im zweiten GUede wechseln,
und das ist gut, denn Ttioea kann zweisilbig sein und liefert den
erwünschten Molossus; ein loniker an dieser Stelle kehrt nicht
wieder. 25 läia yaQuCüv ist bedenklich, denn y.aqTtoi geht vor-
wiegend die Fruchtbäume an, und deren Pflanzungen heißen
nicht lriia\ aber ich weiß nichts besseres. Am Ende hat Bosanquet
TeleoffoQog ccyQog ergänzt, und so kann ein fundus non mendax
gut heißen; aber auch ich erwarte die Fruchtbarkeit der Frauen
und habe mich daher an Hesych gehalten, TslsorpoQog oUog- xov
y€yaf.i}]/.6Tog /.al xeyivcbaavTog.
Auf Zeus. 501
Das Versmaß bringt in 1 und 3 archilocliisclie Dikola, das eiste
Enoplion mit nur einsilbigen Senkungen, das zweite hat eine
scheinbar dreisilbige, aber in iviuviöv wird das Iota verschluckt
sein; konsonantisch war es nicht, sonst würde die Doppelkonsonanz
verlängern. Daz^^ischen steht ein trochäischer Tetrameter, und als
Tetrameter gelten natürlich auch die Dikola: das ganze Gedicht
besteht aus Tetrametern, In den fünf ersten Strophen sind sie
fallende loniker, für die der Ditrochäus überall eintreten kann,
am Schluß aber ist der ]\Iolossus fast durchweg vorgezogen. Die
letzte Strophe bringt steigende loniker {väag ist einsilbig, vgl.
vavg) mit der gewohnten Anaklasis; der letzte Tetrameter geht
auf w — -^N..- — aus, also wie Jiöviaov vuvr^ocj Eur.
Bakch. 71.
Zum Inhalt will ich mich ganz kurz fassen, x^ngeredet ist
nicht ein KoüQog,
sondern y.oCQe Koövtie, KqovUov. Zeus ist es,
den die Kreter ziemlich an jedem Orte verehren; die Dikte ist
der Ort, wo er zwar nicht geboren, aber verborgen ward, und
die Kureten ihn umtanzten. Jetzt ist ein rsfisvog da, wohl ein-
gefriedet, ein Altar, kein Tempel. Die erste Strophe begrüßt
den Gott, der au der Spitze der Götter steht, als ein ycay/.Qareg
yävoc, wie ihn Melanippides und Arat 15 luya ^aCua, dieser auch
/<«/ ävd-Qi'oTTOLOiv ovetao nennt. Kommen soll der Gott nach der
Dikte, für das Jahr seinen Einzug halten: das ist die Veranlassung
zu dem Feste, das in den Frühhng gehören wird. Der Tempel
liegt einsam, gehört keiner Gemeinde, sondern die Nachbarn aus
Itanos, Hierapytna, Prasos^) kommen zusammen auf den Berg:
daher der Wunsch für die Ttöuii. Die Sache ist im wesent-
lichen zutreffend von Latte saltat. Graec. 47 ff. behandelt, nur
sieht er in dem Zeus doch Kureten, was selbst
Gefolge des
dadurch nicht bewiesen werden kann, daß diese bei Gortyn
TtQo /.QciTaurödiov angerufen werden (Mon. Ant. XVIII 346, Latte
51): hier geschieht das nicht, sondern Zeus besorgt alles, auch
was dort fehlt. Wir haben nicht die mindeste Veranlassung, das
auszugleichen. Wie bei jener /.«/.« äü).:, die Recht und Frieden
brachte, so soll er kommen, soll den Menschen und den Tieren
und den Äckern Fruchtbarkeit verleihen, soll die Städte und
die Schiffe, die Jugend der Bürgerschaft (die mannbare äooufg
') So müssen wir die Stadt nennen, heißt sie ja noch heute; das i in
JJgaiaog ist stumm. Herrn. XL. 151.
502 IT^I- ^- Zwei kretische Lieder.
geworden sind und nun mitsingen und niittanzen) und die ^efug^
die Rechtsordnung-, Verfassung-, den /.oonog, die 7coXiTeia durch-
dringen. Höchst altertümUch denken sie sich das so, daß der
Gott in die Herden, das Feld, die Häuser, die Schiffe, die Bürger
hineinspringt, Oöqs wird ihm zugerufen; so könnte man einen
Stier beim Beschälen auch anreden.
Es steht nichts davon da, daß die Verehrer Kureten oder
irgend etwas Besonderes wären sie sind ein Chor, der am Altare
:
Musik macht. Es ist gar keine Mystik und kein Zauber dabei,
wohl aber der Glaube an einen allmächtigen Gott, der das Ge-
deihen in allem was lebt und wächst verleiht, der in allem wa.s
gedeiht die Triebkraft ist, auch in der Seele der Menschen und
des Staates. Das ist im Gefühle immer noch die alte natürliche
Rehgion; der Gott zieht für das Jahr ein. Auf den Namen
kommt wenig an; in Delos und Delphi hieß er Apollon, ander-
wärts anders. Aber diese Religion ist weit über das hinaus-
gehoben, woran der Religionshistoriker seine Freude hat; der
Mythos ist bereits nur ein Ornament, fast Rudiment, und er tritt
ganz zurück vor einer universalen Empfindung des 7zay/,QaTeg
ydvog, des universalen Lebensprinzipes, der allgegenwärtigen
Gottheit. So weit war also selbst auf Kreta ein Dichter de«
5. Jahrhunderts.
Ein anderer angeblicher kretischer Dichter ist ähnlich ent-
standen, wie ich es von Hybrias glaube, 'yJf-njrioQ ^Eltvd^t-qvaloc,
der Liebeslieder verfaßt haben soll; seine Nachkommen heißen
&fU]TOQ€g, Athen. 638b, Diogenian im Et. M. s. v.; bei Hesych ist
es verzeihlich erweise zu ai-irjtoQiöai verdorben. Offenbar hieß
man die Vaganten die Mutterlosen, und das hat den Ahn
„Mutterlos" erzeugt. Einen Vater hatten die Sklaven rechtlich
nie, tatsächhch auch sehr oft nicht. Diese hier sind Findel-
kinder oder werden als solche betrachtet; hätten sie auch nur
eine Sklavenmutter, so würden sie auch einen Herrn und eine
Art Heimat haben. Für die ständische Anschauung, aber auch
für die Geltung dieser Dichter gleichermaßen bezeichnend.
Nur von einem Kreter, der sich durch geistige Bedeutung-
Ruhm erworben hatte, ist der Name erhalten geblieben, Thaletas
oder Thaies, der Musiker, Dichter, Weiser, Gesetzgeber gewesen
sein soll, uns aber schlechthin unfaßbar ist. Die Stellen bei
Crönert Herm. 37, 224.
6. Sophokles.
Aias.
Die drei Strophen, die Ala,s vom Ekkyklema singt, machen
eigentUch geringe Schwierigkeit und bedürfen nur noch
an einem Punkte kritischer Nachhilfe. Ich lasse mich aber auf
ihre Erklärung ein, weil ich sehe, wie bitter nötig das ist.
Selbst unsere beste erklärende Ausgabe, Schneidewin-Nauck-
Radermacher, führt ein Geröll ganz gleichgültiger Parallelstellen
immer noch mit sich^), läßt aber am Nötigen selbst nach der
sprachlichen Seite manches fehlen.
—
Die erste Strophe 349 51 bringt nach einer Interjektion
4 Dochm,, 4, lamb. und die khngende Klausel derDochmien, die wü*
hier ebensogut 2. Choriamben nennen können. In der Auflösung
einer Länge ist 349 ein schließender Vokal vor Vokal verkürzt, wie
Sophokles sich das gestattet. Er hätte vielleicht auch einen
Dochmius' mit einer Doppelkürze anfangen können, wie 359
überliefert ist, aber er hat es nicht getan; denn da die Tragödie
die Adjektiva überhaupt gern in männlicher Form bei Feminina
verwendet, ist Hermanns Herstellung von ä'/.iov für cdlav dg
erreiag tUooiov rcldcctv einleuchtend.
x\ias begrüßt natürlich den Chor und freut sich, daß doch
noch jemand treu bei ihm gebheben ist, aber er stellt zu-
gleich sich selbst in seiner Umgebung vor: da hegen ja die
Opfer seines Wahnsinns, und darauf allein kann sich's beziehen,
daß der Chor zu Tekmessa sagt „du hattest recht: der Tat-
bestand bestätigt seinen Wahnsinn". —
uövoi kuCov rpiuov uövoi
r iuuevovreg ugd^üi vöiuoi. Das ist unmöglich, denn das zweite
^lövüL reiht nicht an, sondern steht anaphorisch; also Hermann
') Was hilft es, daß zu 38t gesagt wird, bei Tlieokrit heiße der
Eros dcfoöviLoiogy wenn es da der „unbesinnliche" ist, hier aber „wahn-
sinnig"? Und ob Terenz incogitans Amor sagt, ist vollends einerlei. Warum
dann nicht auch Parallelen aus modernen Sprachen? So bekommen wir
ein Liviuszitat zu 398, Nepos 387, Plautus 410. Brauchen wir Belege für
den Gedanken, daß das Geschehene nicht zu.Sndcrn ist?
:
504 III- 6- Sophokles.
richtig fioroi h' k^ii^ievovveg. Es ist ein Mißverständnis, wenn
379 verglichen wird, i(ii ^dvd-^ bqCbv aTtuvriov %' äf^l -/m'/mv oq-
yavov^ denn das sind
zwei Prädikate; ein drittes wieder mit
ja
T€ tritt dazu. Wenn ts aber ebenso stünde wie 350, so wären
es zwei Schreibfehler, denn ein Barbarismus wird durch die
Wiederhoking nicht gerechtfertigt. Wenn der Dativ ögO^coi vöi^ioh
bei E(.ifi€vovT£g steht, so i-ievovoiv h vCol vöulol. Das ist nicht die
„gesetzhche Ordnung" ;
sondern
gegen die hat er allein verstoßen,
sie wie sich gebührt.
halten Treue, Die Achäer haben das
nicht getan; Teukros fehlt. Der Scholiast, der im Aias be-
sonders viel Gutes hat, setzt zu vö^uoi Ti'ig cpdlag. Das Bild von
Woge und Sturm braucht nicht Aias aus Berechnung, weil er
zu Schiffern spricht, also sich zu ihrer Denkart herablassend,
sondern der. Athener und Tragiker Sophokles. Zu äfpQÖvtioTog
war zu bemerken, daß es nichts anderes als äfpQwv sein will,
erweitert, wie zahlreiche solche Formen im Drama.
Die nächsten Worte des Aias bringen zuerst eine neue An-
rede an den Chor; das ist nur stilistisch aufgeputzt, cihov
7tldrav kUooLov hcißag „du bist als Ruderer zu Schiff gestiegen".
Wenn als Ruderer, so war er eben kein hnßaTrig, denn das sind
die Seesoldaten. Sophokles Avird freilich wie Thukydides ge-
dacht haben, daß die Athener nach Ilion als aöteQerca gefahren
wären; aber dieser Chor redet von seiner Beteiligung an den
Kämpfen nie, er entspricht also den Ruderern der athenischen
Flotte. Aias schließt mit der Aufforderung „schlage mich tot".
Das wirkt schauerlich überraschend; die Geistesverfassung, in
der der Held sich nun befindet, den der Prolog in seinem
Größenwahn zeigte, kommt
Weise heraus. Jetzt
in ergreifender
ist d^n seine Dienstmannen ihm er-
der einzige Liebesdienst,
weisen können, daß sie ihm den Selbstmord abnehmen. Aber
wenn diese Aufforderung auch überraschend herauskommen
sollte, eine Überleitung von der Anrede zu dem ällü /<£ aw-
öäi^ov mußte doch da sein, ist auch da, von einer vorzüglichen
alten Konjektur aus alter Verderbnis hergestellt „in dir sehe
ich den einzigen, der mir gegen die Schädigung ^) Hilfe leistet"
*) Das ist ^)]novi); man bedenke die Formel inl n>]iLiov7)t in Ver-
trägen, Thuk. 5, 18. Aufgenommen wird es mit Jifjixa x'^g arijg; aber da
ist es nur der Schade, d. h. das Leiden, das der Wahnsinn mit sich bringt.
Aias. 505
nichts konnte treffender hier stehen, .niuovav tuuQ/.ioovTo. für
;coiiüvo)v (Reiske); den Sprachgebrauch rechtfertigt Jebb. Vvie
kläghch wird das durch die Künstelei 7tr]iiovwv l';ri ao/.iaovra
verdorben; der Plural ist ebenso schlecht wie daß sie ..Lei
7C)]^ioviöv'-^^ nicht einmal IttI ^tr^uovdg, Hilfe leisten.
Der Chor protestiert gegen den lästerlichen Wunsch; er sieht
in dem Selbstmorde nur ein schlimmeres Heilmittel. xVias weist
demgegenüber auf seine Umgebung; soweit ist es gekommen,
daß er, der in der wilden Sclilacht nie gezittert hat, nun seine
Stärke an harmlosen Tieren^) bewiesen hat. Das sagt er mit
höhnischem Lachen über sich selbst und sieht in seiner vßoig
ein vßQiuoOai. Wundervoll, unnachahmlich im Ausdruck. Diese
Selbsterniedrigung bringt Tekmessa zu einem bittenden Wider-
spruch, der die schroffste Zurückweisung erfährt, aber nun
wandelt sich das Lachen in einen bitteren Wehruf. Aber weich
wird er nicht. Als Tekmessa ihn zur Nachgiebigkeit und Einkehr
auffordert, beklagt er nur, daß er statt gegen seine Feinde
gegen das Vieh gewütet hat. Nicht sein Racheplan reut ihn,
sondern daß der Wahnsinn diesen vereitelt hat, treibt ihn in den
Tod. Darauf spricht der Chor nur ein leeres Wort, lediglich
um die von der Responsion geforderten Verse zu füllen. Aias
überhört das auch und spinnt seinen Gedanken weiter. „Das Blut
der Herdentiere habe ich vergossen. Das wird nun bekannt; ge-
wiß, gerade Odysseus sieht ja alles, der geriebenste Schurke
des Heeres —
der wird mich nun auslachen ifp' i]öon~g''', ganz
anders also, als Aias eben selbst lachte. Da hat der Chor eine
Antwort, die Aufmerken fordert fuv rän d-ewi 7Cäg /.cd
scharfes
yü.üL YMÖvQexai. Nah genug liegt ^vv toi d-uoi, denn an dem
Artikel muß man anstoßen; aber falsch ist es doch, denn che
Beteuerung brächte ein „ja"' hinein, und der Chor würde sagen
„ja gewiß, Odysseus wird anders lachen können als du; jeder
lacht und weint ja so wie Gott es fügt". Der Artikel macht
aus der allgemeinen Gottheit einen bestimmten Gott. CT. 146
ist es Apollon. Jebb verweist auf Eur. Fr. 490 olv rün i}iCüi xqi]
lovc, aocfovg Scraorgtcpew ßov'/.evfiar' ctet jroog rb xq^oiuünfQOv, wo
nvv TOI ebenso falsch vermutet ist. Da ist die distributive
Bedeutung durch ctei bezeichnet. Je nachdem wie der Gott ist
*) äqfoßoi, {}i}Qeg: sind keine cicurcs bestiac. Anrh ein Stier der Herde
kann oft gemio- nfefälniicli werden; ein Reh isf auch dr/o^oc.
506 in. 6. Sophokles.
(der die Bedingungen schafft, das Wetter macht), muß mau seine
eigenen Dispositionen ändern. So hängt Lachen und Weinen
an dem Gotte, wie er sich gerade dem einen oder anderen
benennt; also wie jetzt Odysseus lachen kann, ist es auch schon
umgekehrt gegangen und kann es wieder umgekehrt gehen.
Das greift Aias auf, in wildem Grimme ruft er; „wenn ich ihn
sehen könnte, auch so tief im Unheil, ach nur zu tief" und trotz
einem abmahnenden Worte des Chores „Zeus, du Ahn meüier
Väter, könnte ich doch den Schurken und die beiden Könige
erst umbringen und dann erst sterben". Ein bittendes Wort
Tekmessas wird wieder überhört.
Das ist das zweite Strophenpaar. Die Metrik ist einfach;
aber man muß sie verstehen. Zwar die 6 Dochmien mit einem
Trimeter der ersten Periode sind unverkennbar; aber in der
zweiten steht bei Radermacher und anderen Unmetrisches, obwohl
die Strophe ganz heil ist und in der Antistrophe nur in dleoag ein o
doppelt zu schreiben ist; was nie eine Änderung ist. Prosodiakon^),
einem Dimeter gleich, 2 lamb., 4 Choriamb., 2. lamb. Außer-
dem ist 369 von den Schreibern ein Trimeter gegen die Anti-
strophe voll gemacht: od-/, ex-rbg [ot'x] aipoqqov exysufii Ttöda.
Wie kann man schon um der Probabilität willen umgekehrt dort
ein ganz schlechtes Flickwort einschieben. Das nämliche gilt von
905 rlvog 7für'[ä(>^] hiQa^t yuol övouoQog, dem 951 äyav vrceQßqi^hg
äyßog rjvcaay, wo wieder geflickt wird. 375 stehen die Homerismen
eXr/.eg ßosg und -aIvtcc abcöha. Die werden so entschuldigt, daß
ein homerischer Held rede. Unsinn. Der tragische erhabene
Stil redet homerisch, nicht die Person. Wenn der tragische Held
ein nachhomerischer wäre, Dareios etwa oder Kresphontes, würde
er nicht anders reden.
Von seinem Tode war Aias ausgegangen, auf ihn war er
ziüetzt zurückgekommen; dieser Gedanke erfüllt ihn ganz, sein
einziger Trost. „Ach, wenn ich tot wäre, kein Anblick ist mir mehr
eine Freude, weder ein Gott (Athene hat vor kurzem mit ihm
gesprochen) noch ein Mensch (Tekmessa fällt ihm mit ihrer Liebe
nur zur Last)." Nein, Athena peinigt ihn nur bis zum äußersten.
Da gibt es nichts anderes: t« /.dv (pi^ivBi, alles Gute, colg Ö' ö/^iov,
mit der Schande, sitzt er unter der Jagdbeute seines Wahnsinns,
und bald kommen die Achäer und schleppen ihn zum Straf-
') 373 xf.ni iür xeoaC Hermann.
Aias. 507
gericht. Wo er von seiner Umgebung redet, wendet er sich an
den Chor: wenn sie die Opfer seines Wahnsinns sehen, müssen
sie doch begreifen, daß er keine Wahl mehr hat.
Tekmessa spricht wieder nur ein überhörtes Klagewort^),
hier dem Aias eine Pause zu bereiten, in der sein Sinnen fort-
schreitet. Er ist nun mit sicli im reinen, ist ruhig, ist aber auch
weich, denn er nimmt Abschied. Nicht mehr auf den bhitigen
Tierleichen vor seinen Füßen ruht sein Blick, sondern schweift
über die Landschaft, den Strand mit seinen Büschen und Höhleu
(Sophokles denkt ihn sich dem von Salamis oder dem Munichia-
hügel ähnlich) und das Meer. In der langen Zeit ist ihm die
Gegend beinahe heünatlich geworden; der Skamander hat ihm
das Wasser, das Lebenselement gespendet: da fühlt er als Hellene
das Göttliche, die lebendige Seele in dem Elementaren, dankt
diesen Göttern und ruft sie zu Zeugen seines Abschieds. Er
wird ganz ähnhch reden, wenn er sich wirklich in sein Schwert
stürzt, 862. Man steht der wirklichen Religion des hellenischen
Herzens noch gefühl- und verständnislos gegenüber, solange
man in solchen Stellen von Personifikation reden kann. In der
Scheidestunde darf auch das Gefühl des eigenen Wertes wach
und laut werden: die Nebel des Wahnsinns smd gesunken, der
Tod macht ihn wieder zu dem Aias, der des Heeres erster
Held war, ra vvv ö' äruiog toda nQÖ/.uiiui. Wie er jetzt hier
sitzt, das ist eine Ttgo&eoig, denn das hört der Grieche in ^cqu-
y.amai, aber eine rrQoO^soig der Schande. Hier die herrliche Knust
des wahrhaft tragischen Dichters herauszuhören und zu zeigen,
das ist die Aufgabe des Erklärers. Ich schreibe es, während
mein Vaterland in gleicher Größe und gleicher Schande ^106-
xeitai. Aber nicht erst heute habe ich es verstanden. Dieser
Aias ist aber auch von Sophokles als ein Charakter gebildet;
es ist kurzsichtig, durch die sophokleische Stihsierung hindurch
nicht wahrzunehmen, daß der Aias, der gegen Athena prahlte,
und der auf seine Größe immer wieder pocht, im Sinne des
*) Sie begreiftnicht, daß ein dr/)o ;^o')öt."o? so etwas sagen kann-
Das ist kein /p>^örds, und für Sophokles einen Vers des Tyrannen Dionysios
anzuführen, der als die elende Trivialität zitiert wird, die er ist, ist ein
starkes Stück. Anzuführen war tviF ov .toöI xg^joinm pfojjrat, OT. 878.
Wenn Alavro; auch nur noch oqs/.ög n, wenn er nicht schon ganz von dem
Wahnsinn gelähmt wäre, könnte er so nicht reden, hätte es ja auch sonst
niemak getan.
508 III. 6. Sophokles.
frommen Dichters dadurch sich seinen Untergang bereitet hat,
daß er seine Gebrechhchkeit als trpvjueQog, als Mensch vergißt:
die letzten Reden zwischen Odysseus und Athena 118 126 haben —
das ausgesprochen, und kurz voiher hat er die letzte Mahnung
der Göttin den Wind geschlagen.
in
Schließlich Versmaß und Textkritik der dritten Strophe.
Ich muß sie hersetzen:
leb.
ay.ÖTog litov (fdog dochm.
£Q£ßog <h (paswöiaiov wg ifioi, 2 dochm.
sktod-' eXeoO^€ /t' oi/.}']voQa iamb. + dochm.
elaod^t {.i ^
OVIS, yao ^uov yivog i + do
•iOO üvi)-^ aiKQUüv ti^ (i^iog 5 . i
. ßXejtuv Tiv' ilg ovfjOiv ävd-QWTtMV.
aXla. fi' a Jiog de
uXxi[.iu Oeög de
de
TTol Tig ovr fpvyiji, do
TCOl ILolfüV fl£Vlü^ do
405 d %a filv ipOivtt, do
Tolg ö' ouov, rpiXoi, do
^idtQaig äyqaig TCQOG/.ei[i€&a, 21
'jtag öe otgaTog öiTtaXiog av 2 i -f- reiz.
/^e X^iql cpoveüoi
Es ist alles von Dochmien und
durchsichtig, die Verbindung
Jamben geläufig; Senkung in den lamben 400
die zweisilbige
wird jetzt nicht mehr stören, das Ghed ^-^ eine Form — —^—
des alten Kurzverses, ist hier ganz offenbar als Dochmius vom
Dichter betrachtet, den er 403 einmischt: öksd-Qi für ölsß^Qiov
eine selbstverständliche Korrektur von Dindorf. Jebb bemerkt
dazu, daß Bergk aus einem unedierten Wiener Etymologikum
eine Variante anführe, weiß also nicht, daß Nauck das Lexikon
Vindobonense 1867 herausgegeben hat. Stein sogleich am Schlüsse
der Vorrede seines Herodot den Verfasser Andreas Lopadiotes
aus einer anderen Handschrift nachgewiesen hat, der in den
Anfang des 14. Jahrhunderts gehört und sehr kenntnislos ist.
Es ist also eine wertlose Korruptel. Die Grammatiker und
Lexikographen sind leider seit Gaisfords Tagen in England ganz
vernachlässigt.
Aias. 509
Zu verbessern war nur 406 ei xa ukv cpd^iviL (piloL rolg d'
b(.iov nila^; fiioQuii^ d' äyQaig TtQoo/.tiueOa^ dem in der Über-
lieferung 424 entspricht (s'co.;) I^sqü) fi€y' olov ovtiva rqoia OTQaroC
6€Qx^>^, yß'ovoq uolovt
(Ellaviöog). Da ist das Glossem «iro
cLTto
und sind die Varianten aigatoü und yßovög deutlich, zwischen
denen wir wählen dürfen, und Nauck hatte T^oia yßovhg degy^i^
(.loh'n'T^ "Ell. bereits hergestellt: die Variante ist vom Rande
hereingekommen. Es blieb also nur ileoCo ne'ya auszuschreiben,
wie es das Versmaß verlangt, dann war hier alles heil, und
dann sprang in die Augen, daß Tcelag (Erklärung zu 6f.iov) ebenso
in den Text gedrungen, fpiloi von seinem Platze gedrängt hat,
schließlich die Partikel ds eingeschoben ist, weil ffO.oi nicht als
Vokativ erkannt war, sondern verstanden, „wenn bei diesem
hier Freunde in der Nähe nur richtiges
sind". Es ist eigentlich
Wirtschaften mit der Überlieferung, was der Text nötig macht;
die Metrik muß man freilich auch verstehen.
Aias 596 — 645:
it) Y.luva Zaluuig, ai /.itr
Ttov vaieig c(lf;rlcr/.vog ecdatiKov,
näoiv TteQUfcnnog uhi.
600 iyto ö 6 tIccuiüv TTulaiog ucf' ob XQovog
'löäiöi ülnvLijv TtüiuL Itiuwvldi (.n]-
liüv dvi]oii}^fiog cäiv evvcjiiaij
605 XQÖvtoi zovx6t.i£vog y.ay.äv
llTtid' eyiov tri fie ttot' avv-
oeiv Tov aTTÖTQOTTov äiör^lov aiÖav ').
Sinn und Maß setzen in Strophe und Antistrophe drei
Perioden ab: «) 2 gl. + spond. enopl.; ß) iamb. + gl., iamb.
+ 2 gl. + sp.; y) gl. + 5. iamb. In diesen sind zwei Metra chor-
iambisch; so wird man also auch das erste des Schluß verses
fassen und daher in der Antistrophe eiteoiev) voll schreiben.
Zählt man die Metra, so sind es 7, 9, 7.
602 ist überliefert idaia uiuvio Ifiinoricxi, ^loiai, d. h. es ist
zweimal ein 6 als « gelesen; iöäiöi hat Bergk, leunoridi Elmsley
hergestellt. An dem Sinne war überhaupt nichts auszusetzen.
') 598 ist cVJjT/Myy.Tog vielleicht erst von den Byzantinern verbessert:
ob der Vokalismus hier oder C31 ist, weiß ich nicht zu
xtnö.T/jyy.Toi richtig
entscheiden. 604 ivvöficu verbessert Bergk, eigentlich keine Änderung. In
der Antistrophe sind kleine Verderbnisse längst' berichtigt.
510 III- 6. Sophokles.
„ausharrend auf dem idäisclieii Wiesengrunde des Kleinviehs
muß ich immer ohne Beachtung- zu finden schlafen''. Das Lagern
auf demWiesengrundc kehrt wieder Aisch. Ag. 560; die /trjAa er-
innern an die noi^isveg, den Chor einer sophokleischen Tragödie;
auf solchen Wiesen weideten die Herden, die Aias überfallen
hat, und kampierten die Truppen, aiev dvi]Qt^i.iog tv ocöevi =
löyioL 1] i}Qix}'ftu)i. Man hat Elmsleys leichte Besserung nicht be-
folgen können, weil sie dem Verse nicht genug tat. Es war
noch umzustellen, was nur so lange nicht befriedigte,
yro/ca
als Entsprechung von Glykoneus und choriambischem Di-
die
meter verkannt war.
r) Jtov TtaXaicu fdv ovvtQOffog cci.i^Qca,
625 Xev/nöi 6k yiJQai ftdTrjQ viv orav voooCv-
TU rpQevo{.iÖQit)g c(xovai]i,
.
CiTUvov cä'livov
ovd^ or/.tQÜg yöor oqvid^og arjöoCg
630 r^ou dvauoQogj u/X ö'^vrövoug fikv coiödg^
0-Q7]V1]a€l, XBQ67tXliY.VOi ()' kv GT^QVOLGl TtSOOVVtai
dovTtOL ymI TtoXiäg äfivyfia y^aitag^).
iamb. + glyk., iamb. + glyk. + 2. iamb., dochm., 3 Ion. a min.,
von jener Form, die dem kata-
4 ion. a min., die beiden letzten
lektischen Metron einen scheinbaren Anapäst (Unterdrückung
der letzten Länge) vorausschickt. 4 ion., Phaläceus, der hier
also einmal als ionischer Trimeter empfunden ist. Die Strophe
zeigt sehr deutlich, daß die loniker als ein besonderes Maß, aber
doch den lamben-Choriamben verwandt auftreten. i\[an fühlt
ihnen auch an, daß der Dimeter als solcher ein Ghed ist, in
demselben Sinne wie der Glykoneus.
Der Inhalt ist „In der Heimat ist es schön;
des Liedes
hier geht es uns schlecht,und nun werden wir elend zugrunde
gehen, da Aias durch den Wahnsinn um seine Stellung im Heere
gekommen ist. Wie schrecklich für die Mutter, von dem Wahn-
sinn zu hören. In solcher Lage ist freilich der Tod für einen
Helden das beste, aber Avelch ein Schlag für den Vater." Der
Chor ist also durch die Rede des Aias überzeugt, daß dieser,
') 624 h'ZQOcfog verbessert Nauck. 632 axigvoig verbessert Triklinios.
633 äfxvjßaxa verbessert Bothe. In der Antistrophe hat V. 636 Triklinios
richtig- äoiorog aus den Scholien ergänzt.
Aias. Elektra. •
511
gerade weil er ein so großer Held ist, nicht leben kann. Er er-
wartet also, daß sich Aias drinnen den Tod gibt, nnd Avir Zu-
schauer erwarten das auch. Darauf ist alles angelegt, um so
stärker die Überraschung, wenn Aias hervortritt und in ganz
anderem Sinne redet. Daraufhin bricht der Chor in Jubel aus:
den werden wir nicht denn wir kennen den Ausgang aus
teilen,
der Geschichte. Da diesem Gegensatze die tragische
liegt in
Wirkung; gerade der Jubel muß uns schneidend zu Herzen
gehen.
Aias 1185—98:
1185 rig aga vmrog lg -ixÖce ?.r^-
^€1 7toXv7t'/.dy/.rcov Ixeiov ägidfiög
rav aTtavrov aisv iuol doQvao6\-
nov ii6x&(ov lirav tTtayiov
1190 &ra rar €voo')dt] Tqüiccv,
övotavov Üi'eiöog ^E'/.Xdvtor.
Chor. Dimeter -f Choriamben, chor. Dimeter + + Glyk.. dies
3. i
ähnlich wie Pindar Isthm. 8, 1, bilden zwei Stollen. Abgesang
chor. Dim. (in der Antistrophe Glyk.), Telesill. -f Spond. Ganz
durchsichtig. Ob man 1190 äva rar oder dv rav schreibt, daß
man evgwöea Tgcolav in der Schreibung dem Maße anpaßt, 1197
mit Trikhnios i(o in u) ändert, ist alles Bagatelle.
Auch das zweite Strophenpaar ist so gebaut, daß erst zwei
Stallen stehen, 6 a min. und G. a mai. Abgesang: ^^ ein ,
Metron für sich wie z.B.Piud. Nem.6, 1, vierGlyk. + Adoneus. j\Ian
muß nur wissen, daß die erste Reihe der loniker dadurch nicht
gestört wird, daß ihr erstes Metron iambisch ist, hsivog ov[t€]
arerpdviov, wie Hermaim richtig geschrieben hat; die Späteren
haben nur verdorben.
Elektra,
Elektra 121—250.
Erste Strophe, Chor: «) 3 gl + spond. i) 2 dakt. Dimeter -r 3
und 3. i. Elektra: a) 2 anap. ohne Diärese'); das ]\Iaß ihrer
vorhergehenden Monodie, ß) daktylisches Pnigos auf 2. i aus-
gehend; Kurzvers ^^ —w als Klausel.
') 129 hat Kaibelyev^dMi yevvaüiyv .laT^Qdiv mit Rocht g-ohaltcn, al^o
(o
in der Antistrophe eine Lücke angenommen; sonst geht hier Grammatik
nnd Metrik in die Brüche. 13!) ist oi're AtrafoM' v. 1. zu ovre yöotatr, die
das E''..o verdrängt hat. oTt' fi^afg Erfurdt gut.
512 III. 6. Sophokles.
Zweite Strophe, Chor: «) Dochmius + ^ i, 3. i, 3. i, Hexa-
meter (wohl 3 dakt.\ ß) dreimal 2. i (zwei davon mit unter-
drücktem Anlaut des zweiten Metron), 2 dakt. + 3, i. Elektra 3. i,
3, i, vier dakt. Dimeter + 5.i.
Dritte Strophe, Chor; überwiegend spondeische Anapäste,
Abschluß IthyphaUikus. Elektra: «) solche Anapäste (der erste
Dimeter sehr hart), Abschluß 205 Dochmius, ß) 2 anap. + iamb.
Tetrameter. ;') i^i^'^b. 2 dakt. + 2. i.
Tetrameter, Epode, Chor:
spondeische Anapäste. Elektra: an zwei dakt. Dimeter schließen
a)
sich xVnapäste, etwas ganz Siuguläres, das aber für ihren gleichen
Wert und ihre gemeinsame Herkunft zeugt. Abschluß 243 Doch-
mius. ß) 4 dochm., davon zwei anaklastisch, die Identität der
Glieder unverkennbar, Glykoneus, 4. i.
So sehen wir die lamben zuerst nur als Klausel, dann
dringen sie vor und halten sich bis zuletzt. Elektra setzt ihre
Anapäste fort, zuerst nur ein wenig, dann gewinnen sie die
Überhand; sie greift dann zu Daktylen, die der Chor zunächst
aufnimmt; sie bringt sie immer wieder, und in der Epode, die
alle Motive vereinigt, deutet schließlich auch ein Grlykoneus auf
die erste Strophe zurück.
Elektra 471—515:
Die Strophe besteht aus vier Perioden: cc) Drei steigende
loniker verbunden mit Glyk. + Ithyph. Die loniker als Eingang,
wie Euripides gern ein paar Choriamben verwendet, ß) Zwei
iambische Trimeter. y) heil in der Strof)he, iamb. katal.
Dimeter der Form -^ —
--^ vj-zsoti ftoi ^dgaog, darauf in
,
Wahrheit derselbe Vers, nur vorn choriambisch, und Lekythion,
abschließend wie sonst oft der Ithyph. Also die Periode ß ist
a a, / und <5 a a b. Zu verbessern ist y in der Antistrophe jtqo
zCovöe Toi fi' €X€i f-iT^Ttore idjttoS-' fji^uv ccipeyeg ^celäi reQug, und da
ist schon irteläi mit Fröhhch aus Ttslüv gemacht. Hinter n e'x^i
hat r noch -O-aQoog. Das kann sich der Schreiber aus den
Schollen geholt haben, es kann aber auch als Variante erhalten
sein, und der Scholiast soll es doch nicht etwa aus der Strophe
genommen haben. Nun ist doch nichts dem Stile angemessener,
als daß Strophe und Antistrophe dasselbe Wort an derselben
Stelle bringen. Also ist :^Qb xihvöä roi ^agoog echt, fi" 'ix^t Erklärung,
und das lag wahrlich nahe, der Dichter brauchte aber kein Verbiim
substantivum zuzufügen. Dagegen u h'xsi ohne Subjekt zu
—
Elektra. 513
belegen, hat Vahlen, Op. I 161, nicht einmal den Versuch ge-
macht, er, der alles mit der Parallelstelle zu machen pflegte.
Um die Metrik sich nicht zu kümmern, hielt er für sein Recht.
(5) Zwei iambische Tetrameter, deren vorletztes Metron spon-
deisch ist, als Abschluß das archilochische Dikolon.
Die Epode ist von den Modernen mit ebensowenig Recht
für päonisch erklärt wie Pindar Ol. 2. Es wiegt in ihr der
Dimeter —
^^ -^ ^^ —
vor, der schon in der Strophe und
|
in der Parodos 160, 161, auch Trach. 828, 846 mehrfach steht;
dazu tritt als Monometer der Molossus und allerdings der Kre-
tiker, aber wer kann hier leugnen, daß er auch ein verkürztes
iambisches Metron ist?
w niXoTtog a tiqoo&ev
505 TToXvTtovoq iTtTteia^
tue," ei.ioXsg aiavvig
jäide yäi.
evre yctQ 6 TTovTLod^eig
MrQTilog tKOifiä^r]
510 TtayxQvoewv dirpQOJV
övavdvoig
aiy.€iaig
jtQÖQQitog i/iQiff&sig,
OVTl TTCO
ly. toid^ eliTttv o'i/.ovg
515 TtöXvicovog aixsia.
510 TiayxQvoiov von Hermann verbessert. 512 ist düorarog,
das metrisch gefällt, unmöglich, da cd/Maig ein Ji^pitheton fordert.
Nichtig ist aus demselben Grunde 515 7toXv/.Trif.iovog oder ähnhch,
Variante in den Schohen, aus denen or/.ovg gewonnen werden
müßte, wie es Triklinios gewonnen hat, Avenn es nicht in L zu-
erst gestanden hätte. Der Genetiv ist durch h. roCde entstanden,
das falsch hinter ehnev (oder eUinev) überliefert ist: es bedeutet
ja ex eo tempore. Das Versmaß bestätigt die Umstellung.
Elektra 1273—1286, Epode.
1273 — 1280 lamben; die erste Reihe hat die nicht häufige
Form ^—^ ^^ ^-^ —^ ~ 1
uo xQ^^'^'>f ucc/.qiöi (fi/.uaav
öÖof. Dann springt es 1281 plötzhch in Trochäen um; Kaibel
hat sie auf meinen Rat so gedruckt, und die letzten waren schon
von Hermann erkannt.
Wi) am cwitz . Griechische Veiskuiist. 33
514 ni. 6. Sophokles.
u) cptl' ixlvov äv lyco ovö^ äv fjXvTia' avdäv.
f'oxov öqyav ävavdog
ovöe avv ßoSi xXvova
a tdXctiva. vvv d' f^w oe,
7tqov(pdvi]g de cpiltatav l'x(ov TiQoaoxpiv^
äg eyco ovS' äv
iv y.a%olg Xad-oif^iav.
Der ithyphallische Ausgang ist seit Aischylos (Hik. 160)
normal. Geändert ist fpile für tpilai; die falsche Schreibung lag
schon den Schollen vor. Die Abteilung von v.lvovüa rdXaiva ist
keine Änderung. Sonst gebe ich ärcwdog für äravdor. Das ist
an sich das natürliche: ävavdog ovdh ohv ßoäi erwartet doch jeder
parallel gestellt zu finden. Entscheidend ist der Sinn nicht nur
des Satzes, sondern der ganzen Partie oder vielmehr des ganzen
Liedes, der noch nicht erfaßt war und zu vielen Versuchen
führte. Das ganze lange Strophenpaar über läßt Elektra fassungs-
los ihren Jubel laut werden, und der Bruder bemüht sich mit
zartfühlenden Beschwichtigungen sie zur Ruhe zu bringen, weil
ihm die Gefahr der Lage bewußt ist. In dem iambischen Teile
der Epode geht das zunächst noch weiter oder scheint doch so.
In Wahrheit faßt sich Elektra bereits und stellt ihm nur die
Frage, die ihn mit Recht verwundert „nun du dich endlich ent-
schlossen hast zu kommen und mich in meiner Not erbhckst,
wirst du mich doch nie wieder deines teuren Anblickes be-
rauben". Also „nun wir vereinigt sind, werden wir uns doch
nie mehr trennen müssen". Er bejaht „traun, ich würde auch
jedem andern grimmig werden, an dem ich das (den Versuch
unserer Trennung) sehen sollte". Das löcov ist nicht ganz
gefällig; ich fühle wenigstens nicht, weshalb er es aus ihrem
Munde, 1275, aufnimmt, aber das wird an mir liegen. Nun
läßt sie sich das Versprechen geben, daß er immer bei ihr
bleiben will. Das beruhigt sie: diesem Umschlag ihrer Stimmung
entspricht der Wechsel des Versmaßes. „Lieber Bruder,
das ist ein Wort, das ich gar nicht zu hoffen wagte. Ich
habe meinen Drang [ö^yi] Ant. 875) bezwungen, habe deine
Zusage ohne Ausbruch eines Jubelrufes gehört (bin also deinen
Mahnungen jetzt gehorsam). Ich Arme (Rückblick auf ihre
lange Einsamkeit), jetzt aber habe ich dich: dein Anblick ist
mir erschienen: wie übel es mir auch gehen mag, das bleibt
Oedipus. 515
mir unvergeßlich." Also zur Ruhe mußte sie kommeu, erst
dann konnte das Lied schließen: das bewirkt die Erfüllung ihrer
Bitte. Der Dichter aber zeigt in dem Wechsel des Maßes ebenso
den Abschluß des Liedes wie den Umschlag der Stimmung.
Orestes faßt das richtig auf; er kann nun von ihr die nötigen
Erkundigungen einziehen und beginnt nur so damit, daß er es
auch für überflüssig erklärt, wenn sie sich in eine Schilderung
von dem Treiben der Feinde verlieren wollte;- das durfte er
ihrer Erbitterung wohl zutrauen.
Oedipus 863—881.
Die erste Periode, ein Pnigos von iambischen Metra
10.
liest man leicht. Dann folgen in der Antistrophe zwei Chor-
iamben und 3. i. ä/.QOTchav doavaßag äitÖTonov ojQOvaav sig
äväy/.av. Streng grammatisch müßte das Subjekt vßQUi sein, also
doavaßaoce, aber natürlicher und daher mehr poetisch tritt für
sie der Tyrann ein,den sie erzeugt; er erreicht den Gipfel, nach
dem er strebt, daher do-araßag, und stürzt in den Abgrund, wo
er kein Glied mehr rühren kann. An dem Superlativ von dem
gewöhnlichen cixQu darf niemand im Ernst Anstoß nehmen; das
Versmaß malt den Sturz durch die unterdrückte Silbe des Tri-
meters prachtvoll. Für diesen Vers ist es erfunden. Die Strophe
redet von vouol viphcoöeg ovqccviav de alO^ega Te/.vw9-evt€g. Da
sind die beiden Choriamben, die also nicht in Synaphie stehen;
dann aber ist und durch den Äther hin kann
eine Silbe zu viel,
nichts gezeugt werden. Da
nichts als mechanische Wieder-
ist di'
holung des vorhergehenden at, die den Akkusativ nach sich
zog, ovouviai ald-^Qi heilt sicher. So die zweite auch iam-
bische Periode. Die dritte bringt zwei Telesilleia vor einem
vollen,aber deutlich abgesetzten iambischen Dimeter, der in
bedeutsamer Wiederholung auf dasselbe Wort ausgeht:
870 Eii/.vev odöe ^ujTtovE
880 TTÖXei TTccXai^ia^) ^i^Ttore.
Dann ein anapästischer Dimeter + Telesilleion und zum Schluß
ein Spondeus (i). kdO^a /McaKot^idar^t i^ifyag iy\TOLroig O^tog ovde
yr^-odo/.ei. Diese Verbindung hat mir lange nicht eingeleuchtet,
') Unmöglich kann Sophokles die spätere Form .Td/.aioiui gebraucht
haben.
33^
516 III- 6. Sophokles.
zumal die anapästische Reihe, bis mir einfiel, daß der Vers,
also wohl auch die Musik ein Motiv aus dem letztvorhergehenden
Liede aufnimmt. Da steht in der ersten Strophe das Telesilleion
öfter, und es steht neben den Anapästen svottIo^ yao Itt «t'/oj»
Antigene 332 — 375.
Zwei Strophen von schöner Übersichtlichkeit.
4 Glyk., Klausel Enopl. ß) 2. iamb. Dimeter. ;') 2. dakt.
I «)
Dimeter, Klausel troch. Dimeter. Wortschluß sondert die Glieder
außer den ersten beiden Glykoneen. 341 Ltttuoi, 352 ovQt{i)or
muß man richtig lesen.
II c<) Trikolon, 2 Prosodiaka und ein um ein i. erweitertes,
alte kleine Strophe vgl. S. 391. ß) 2. iamb. Dimeter wie in der
ersten Strophe. ;') 5. Troch., durch die Unterdrückung der
zweiten Senkung im vierten Metron erscheint es als Tetrameter
+ Metron, 4. Troch., scharf abgesetzt folgt noch ein volles
Metron, was den Eindruck einer Umbiegung zum Schlüsse macht.
Also c( gebaut a a b, ß und y a a.
xVngeregt ist Sophokles durch den Anfang eines Liedes in
den Choephoren, TXo'KKh. uev yä rgetpEL dsiva deiudrtüv äyji. Wer
an das denkt, weiß, wie dumm die Übersetzung ist „vieles Ge-
waltige lebt". Im deivöi' hegt das Unheimliche. Wenn Aischylos
die Schrecknisse der Natur aufzählt, um zu sagen, daß Mann
und Weib noch fürchterlicheres Unheil anrichten, so verweist
Sophokles mit dem einen de/vd auf jene Mächte, sieht aber in der
prometheischen Begabung des Menschen das noch Unheimlichere.
Drei Strophen führen aus, was er alles zu leisten weiß: Sprache.
Denken {uvefwtr fpQÖvriua, so schnell wie der Wind, Homer sagt,
so schnell wie ein Gedanke), Staat {darvv6üoi\; ogydg, öquijI' trr)
wenn nicht den Tod, so doch
ra Ttohriy.d) hat er gelernt, und
dieKrankheiten zu bezwingen (so ist die Parataxe gemeint).
Nun faßt er zusammen „über seine eigene Erwartung hinaus
besitzt er die Fähigkeit für die f^ny/avcu rtxyi]g, die Kunstgriffe
jedes Handwerks (auch und Sophistik ist eine r^yj't]),
die Politik
also eine aorpi'a; aber er macht von dieser auch üblen Gebrauch:
wider die Götter und das Vaterland. Einen solchen Menschen
will der Chor nicht an seinem Tische haben und nicht in seiner
Partei (t'oov cfgovCor). Also: so Großes die menschhche ösivörr^
Antigene. 517
leistet. i:reo i/.:tiöu. ist eben ein öhyöi, und So-
imheimlich, sie
phokles fordert für Schranken der doeßtia und der Treue
sie die
gegen den Staat. Diese Forderung ist die Hauptsache: alles
andere ist die Troörciui^ dazu. Hat er bestimmte Personen im
Auge? Den Unbekannten, der die Leiche des Polyneikes be-
stattet hat? So scheint es. weil nur der Konflikt dieses Täters
mit dem staathchen Gesetze eine Verbindung des Liedes mit
der Handlung des Dramas bieten kann. Aber innerhch ist der
Chor ^iel eher 'ioov (fqovCjv mit dem Täter. Gleich darauf, als
Antigene erscheint, redet er nur von ihrer äffooavvr^ 383: das
ist alles andere als eine oorpia. An Kreon zu denken ist wider-
sinnig. Denkt also Sophokles an einen Zeitgenossen, an sophi-
stische Theoreme, die Staat und Religion augreifen, etwa an
Protagoras, wie man gemeint hat? Die Suche nach konkretem
Anlaß in Person oder Lehre ist ganz aussichtslos. Aber im all-
gemeinen trifft es zu: der Dichter redet warnend als Lehrer zu
seinem Volke, vertritt seine Überzeugung. Es ist genau ^vie in
dem Haupthede des Ödipus, nur daß er dort geradezu über den
Unglauben und die i'ßoig klagt. Es ist da schon schlimmer ge-
worden; die geistige Richtung, die er bekämpft, hat mehr Boden
gewonnen. Auch die moderne ^lißdeutung auf konkrete momen-
tane Erscheinungen ist verbreiteter. Aber arge Mißdeutung bleibt
es dort wie hier. Der Lehrer aber ist derselbe, und die Lehre
ist dieselbe. Sophokles mahnt, predigt, wie Aischylos es tut.
Dafür ist er Dichter imd Athener. Lose ist die Anknüpfimg, hier
wie dort. Am besten denkt man gar nicht daran, sondern freut
sich an dem Gedichte, wie es für sich dasteht. Man muß es
bei Euripides auch so machen. Es ist sündhaft, statt zu fragen,
was sagt er, sich über dem „wen meint er"' den Kopf zu zer-
brechen. Sophokles stand damals gerade in stärkster poHtischer
Tätigkeit; er würde den Vorsitz unter den Hellenotamien
nicht erhalten haben, wenn er nicht auf selten des Perikles ge-
standen hätte; reaktionär ist er nicht, so fern er der modernen
sophistischen Gesinnung steht. Das Bild, das er von dem Tyran-
nen Ki'eon und dem Chore zeichnet, der seine Überzeugung ge-
fügig preisgibt, hat ein Athener gemacht, der stolz darauf war,
in dem Rechtsstaat eines freien Volkes zu leben. Aber daß so
viel Pohtisches in der Antigone steckt, kommt doch daher, daß
der Dichter an der Regierung beteiligt ist, nnd gerade darum
518 III. 6. Sophokles.
hat es Bedeutung, daß er die sophistische Bildung verwirft,
wenn sie der Staatsgesinnung Eintrag tut.
Von Antigones Klagen stehe hier die erste Antistrophe.
jjiiovoa di] XvyQOTchav d)Jod-ai 3. lamb.
tav ^Qvyiav ^evuv Dochm.
825 TavTaXov ZittöXioi TTQog ä- gl.
x()w<j Tccv -/.LOGOQ wi^ attvi]g Chor. Dim.
TitTQixia ßXccGia ddfiaoev. Chor. Dim.
Aal viv o{.ißQoi raAO/iiivav, Chor. Dim.
ihg cpdttg ävögibr, Adoneus
830 yj(üv t' ovda^ia XeiJtet, Pherekr.
reyysi d' iVr' ocpQvoi Ttay- Chor. Dim.
y.lavTOiQ deiqädag' ai (.le dal- 2 gl. + Spond.
uiov öfioiOTÜrav yjTevrd^€i^).
') Anerkannte Besserungen 828 für öj^ißgcoi von Musgrave, 831 ö' für t'
Bothe. Fehlerhaft hat L 831 tciKst für rt'vyti, 832 inayyj.avvovg: und doch
haben ihn für den Archetypus von allen gehalten. Für die Niobesage
sie
ist dies Lied überaus wichtig. Oben auf dem Sipylos hat Steingewächs
wie zäher Epheu sie bezwungen: sie ist zu Stein geworden. Nun ist immer
Schnee und Wasser um sie, und sie berieselt die Abhänge. Dann ist es
natürlich nicht ein Felsrelief, sondern ist ein Gipfel des Hochgebirges, von
dem die Wasser rinnen, Gletscherbäche sind es am Sipylos nicht gerade,
aber Schnee liegt lange genug auf ihm, um hier neben dem Regen ge-
nannt zu werden. Dies ist offenbar die originale Sage, zusammenhängend
mit der Stadt, die oben im Gebirge gelegen hat, keine Griechenstadt,
keine Griechensage, sondern von dem Volke, das den Höhenkult trieb,
wie es von den Kappadokiern feststeht (Maximus Tyr. 8, 8), in Hellas die
so unhellenisch klingende Geschichte von Helikon und Kithairon erzeugte.
Niobe ist ja auch kein hellenisches Wort. Die Beziehung auf das oder
die Felsreliefs ist späte Ausdeutung. Niobe gehört also nach Asien;
Tantalos hat einen hellenischen Namen bekommen; Pelops ist ihm zum
Sohne erst gegeben, als die Sage nach Argos herüberkam, vielleicht auch
Niobe. Aber sie konnte ja eine Berggöttin sein, die dasselbe Volk auch
in Böotien und der Argolis verehrte. Das zu entscheiden müßten wir noch
mehr wissen. Unerlaubt ist es, dem Texte des Sophokles etwas aufzudrängen,
damit er zu der späteren Vulgata stimmt. Endlich: worin findet Antigene
das Schicksal Niobes dem ihren ähnlich? In der Weise, wie sie „zum
Schlafe" kommt. Sie fühlt sich schon erstarren; die Todeskälte di-ingt ihr
an das Herz. Getötet wird sie nicht; aber der langsame Todeskampf hat
für ihr Gefühl schon begonnen. Der Chor bezeichnet Niobe zuerst geradezu
Antigene- 519
Auch die zweite Antistrophe setze ich her, weil in der
Strophe 852 ganz zerstört ist; am Versmaß ist kein Zweifel.
eipctvoag älyeivoTcciag ifiol j.i€qui- 3 lamb.
vag^ jiaxQog tQiJtoXiaiov ol- Glyk.
tov, Toü T€ TiqoTtayrog Reiz.
860 äf.ist€Qov 7CÖTfiov Dochm.
xkeivolg ylaßöaycidaioiv. Pherekr.
1(0 TtaiQWLUL Xi/.vQiov drca y,oi- 3 Dochm.
865 }.n'of.iaru x avxoyev-
vi]T^ iuwc Tcargi dvo^ioQOv ^laxqög, Glyk. + Spond.
o'uov eytb Ttod^ ä xalaüpQiov erpvv. 3 lamb.
rrgog ovg ScQulog äyauog ad' eyto iiixorKog eqxouaL. 4 lamb.
870 iiü du07c6Tf.i(iJv Y.aoiyvrje yccfiiuv '/.vqrfiag, 4. iamb.
^avLov et* ovoav TiaTrjvaQsg /.le. 3. Iamb.
858 steht der Akkusativ ohov grob gesagt für den Genetiv;
es ist wie am Anfang des Agamemnon ärtaXlayTjp Tiövtov, (pQovqäg
htlag ^if^'/.og^ wo auch
von der Grammatik gefordert, aber
(u]y.ovg
wegen der Häufung der Genetive umgebogen ist. Ich habe auf
diese Stelle hingewiesen, als bei Isyllos öiDTf^o' vyieiag, /.itya
du)Qrif.ia ßgoTolg bekannt ward. Nicht minder kühn steht y.oifuüitava
narQt /uaiQog. Es konnten zwei Genetive stehen, dann durch
die Kopula verbunden; es sollte aber TtaxqüjiaL ?Mtqiov äxai
erläutert werden, wo dann '/.0Liidj(.iaTa naxqog ohv /.irjxQi das ein-
fache war; /.oifiwt.iaia fupQÖg ließ sich nur so geben, daß der
Dativ mit jener Freiheit gesetzt ward, für die yvvai {.loi das ge-
läufigste Beispiel ist. Dies vor Augen wird mau auch ertragen
ä^itciqov nöxfiou Aaßda/.idaig unser Labdakidenscliicksal. Jeden-
falls ist es immer verwerflich, eine syntaktische Külmheit vollends
bei Sophokles zu vertreiben, selbst wenn man ihr grammatisches
Verständnis nicht mit Sicherheit erreicht.
Der Chor, der vorher Anapäste hatte, singt nun ein kleines
als dann genauer als loödeog, darin liegt auch mehr als die gewöhn-
'd'eög,
liche, schon die homerische Tradition. Die Niobe von Argos, die erste
Sterbliche, mit der Zeus einen Sohn gezeugt hat, ist schon würdiger.
Aber hier werden wir an den Kult der Berggötter denken dürfen. 837 ist
Totg- iooif^ioi^ oüyx?.i)Qa sicher, das letzte durch die Scholien. Vorher hat
Seyffert liieya (xci)xof'öcu gut ergänzt. Für einen toten Sterblichen ist
„schon" die Gleichsetzung mit einer Heroine etwas Großes.
520 III. 6. Sophokles.
iambisches Pnigos (4 Dimeter)^); Antigone schließt mit einer
Epode ab.
cixXavTog äqukog &vvf^iivaiog '«/ takai- 4 i.
ffQCov ayo/.icu
rdvd' iroii-iav öööv ov/Jvi iioi tuöe laftTtdöog tr. +2 dakt.
880 IsQOv 6i.if.ia S^ifug ogäv 2. tr.
rdXaiva, tov ö^ e^iov rcoriiov äddxQvrov ov- 5. i.
de}g cplXcov arevdKet.
Drei Perioden, zwischen zwei iambischen, deren erste wirkungs-
voll auf einen Choriambus ausgeht, erscheint eine Verbindung
von Daktylen mit Trochäen; daß ein katalektisches Metron ein-
leitet, geschieht genau so Eur- Phoen. 818. Die lamben hatten
auch in den Strophen vorher den Anfang gemacht, die Dak-
tylen nicht gefehlt. 881 erzwingt das Versmaß rdlaiva für
ralaivai, aber daß es auf TalaUpQwv zurückgreift, ist auch un-
verkennbar. Vor diesem muß 876 der Artikel zugesetzt werden,
denn raXalcpQiov kann nicht mit den übrigen Adjektiven auf
einer Linie stehen, sondern sie ist unselig, weil ihr das Mitleid
von Verwandten und Gatten fehlt, hoifia ist ihr Todesweg,
weil sie den Kreon mit den Schergen kommen sieht: daher
die Steigerung ihrer Erregung, die sich prachtvoll in dem Vers-
maße spiegelt.
Oedipus Kol. 228—54.
In höchster Erregung singt der Chor ein daktyhsches Pnigos,
13 Metra, 2. i als Klausel^); die Dimeter sind nicht abgesetzt. Da
greift Antigone ein
CO l-evoi alöörpQOvag
dlV Ijtei ysQabv Ttartqa^)
ruvä' ifwv od/. uviiXcn eoycov
d/.öritov diovteg avddv.
Die Metrik lehrt, daß 855 von dem korrupten no?^vv auszugehen
')
ist, ein iambisches Wort gefunden werden muß. Das ist mit rtodoiv
also
längst gefunden. Der Einwand, daß man nur mit einem Fuße an den Thron
der Dike stoßen könnte (an sich unberechtigt; wer in raschem Gange
heftig gegen eine Schranke anrennt, wird es mit beiden Beinen tun) ist
gleicher Art mit der Beanstandung von in' ovata Einelv, Kallimachos
Hymn. 2, 105.
2) Über den Sinn der Verse Phil. Unters. XXII 341.
') Die unbrauchbare Variante dAodv steht im L und einem Teile der
codd. im Text.
Oeclipiis Kol. 521
Ilemiepes, 2 gl, Hipponakt. An der zwiefachen Doppel-
senkung und dem spondeischen Ausgang darf man sich zumal
in einem so späten Drama nicht stoßen. Dann nimmt sie die
Daktylen des Chores auf, aber die Dimeter sind abgesetzt. Man
darf nur nicht die verschieden geformten iambischen Zusätze
verkennen. 242 ch '^iroi ohrigaO-' ä, also zuerst ein Choriamb,
247 Iv vulv yao cog Ottoi, 249 zuv «(Jo/j^rov y/coir, wie 242, 247
das spondeische Metron wie z. B. Eur. Phoen. 812, 1575. Als
Klausel des Ganzen 253 buvig äv d S-eog äyoi l/jpvyüv öüvcuto-
Da lasse ich es offen, ob man nach dem Dimeter einen ge-
sonderten Ithyphallikus annehmen will oder einen iambischen Tri-
fneter mit schwerem Hiatus; ich traue diesen dem Sophokles zu\).
Oed. Kol. 1670-1750.
Das große Lied, Sänger neben dem Chor ein-
das zwei
führt, ist zwar strophisch, gehört aber durch die ]\Iischung der
Versgeschlechter ganz der neuen Manier au. Die Verse stehen
in den Ausgaben nicht selten so, daß man sie gar nicht lesen
kann. Aber auch der Inhalt muß erklärt werden, damit die
Herstellung sich durchführen läßt.
Die Töchter haben das rätselhafte Verschwinden ihres Vaters
erlebt, aber sie sind gar nicht in der Verfassung, darüber zu
berichten. Dafür ist die konventionelle Person des Boten da.
Aber sie kommen doch zu dem Chor und fühlen die Ver-
pflichtung, ihm irgendwie ]Mitteilung zu machen. Die Führimg
hat Antigone; Ismene hat nur zuzustimmen, auch wohl gegen
die kühnen Gedanken der Schwester Einwände zu machen, sie
ist eben die Ismene, die wir aus der Antigone kennen. Sobald
Theseus kommt, verschwindet sie hinter der Schwester, die für
beide reden kann. So tritt denn diese an den Chor heran: „in
jeder Hinsicht haben wir unter dem Erbe unseres Vaters zu
leiden; bisher hatten wir es immer schlecht und nun sollen wir
über etwas berichten, das man sich gar nicht vorstellen kann,
und das wir doch angesehen haben, und dessen Eindruck uns
beherrscht". Der Anfang erinnert an den der Antigone, und es
1) 243 Toi\üov /.löroo Triklinios und Hermann für lov .«ücor, 252 .r^oorüi-
für ßooTcoi' Trikl. Denselben Fehler, den die Codd. hier geben, tragen
die Kritiker liinein, die 247 aiöoi'^ y.rnoai tv Tv/a yao (o; Ofon sehreiben:
in beiden Fällen folgt ein Konsonant.
622 III. 6. Sophokles.
wäre nur Umsetzung in andern Stil erforderlich, dann würden
die Gedanken für eine Qr,aii^ passen. Chor: was ist das? Ant.:
„Das kann man sich gar nicht vorstellen (es ist ein äfceixög).
Chor: Hin ist er? Ant.: Ja, so wie man es sich nur wünschen
kann, denn er ist ohne zu sterben entrückt. Aber wir sind in
völliger Ratlosigkeit. Wohin sollen wir uns wenden?" Ismene
bekräftigt das; sie wolliO, sie wäre mit ihm gestorben. Chor
bringt den gewöhnlichen billigen Trost; sie brauchten darüber,
wie es ihnen gegangen ist, nicht zu schelten. So die erste
Strophe. Antigone nimmt aus dem Worte des Chores die An-
regung, eine andere Seite ihres Gefühles anzuschlagen. „Ja,
selbst eine traurige Pflicht kann lieb werden. Auch das Schwere
war mir willkommen, so lange ich ihn hatte. Vater, du hast
unsere Liebe-nie entbehrt". Chor: „eTtga^ev, gegangen ist es ihm" —
leider sehr kümmerlich oder ähnlich will er fortfahren; sie hört
es an dem Ton, den man leicht in ein solches Wort legt, und
weist das billige Mitleid heftig ab (das enga^sv als Frage zu
fassen ist absurd): „Gegangen ist es ihm, wie er es wollte, er
ist Athen gestorben, hat seine Ruhestätte und unsere Tränen.
in
Aber ich habe nur unendliche Trauer. Vater, du bist nach
deinem Willen in der Fremde gestorben; aber darin liegt, daß
du für mich einsam geworden bist; d. h. ich muß fortgehen
und kann dir die Pflichten des Grabkultes nicht erweisen. Sie
ist sich der Konsequenz ihres Wunsches, nach Hause zu gehen,
bewußt, und der Wunsch, noch einmal zum Grabe zu gehen,
wird begreiflich. Zunächst nimmt Ismene nur die Gedanken
der Schwester auf, das igi]i.iug, das sie auf sich anwendet. Der
Chor hat wieder nur ein leeres Wort des Trostes. Da kommt
mit der zweiten Strophe Antigone mit ihrem Verlangen heraus,
sie will zum Grabe. Ismene macht die durchschlagenden Ein-
wände, daß es verboten ist, und daß ja gar kein Grab da ist.
„Nun dann schlage mich dort auch tot", sagt die immer zum
äußersten entschlossene Antigone. Ismene hat nur verzweifelte
Klagen. Da greift der Chor ein, der sich an der zweiten Strophe
gar nicht beteiligt hatte; er erhält nun die Verse, die vorher
Ismene sang, Antigone die der Ismene; diese tritt ganz zurück.
Wenn der Chor an ihre Rettung durch die Athener erinnert, so
liegt darin, daß sie hier bleiben können. Aber sie zieht es nach
Hause, und wie sie das erreichen soll, sieht sie nicht. Die Rat-
Oedipus Kol. 523
losigkeit ist vollkommen. Das ist der rechte Moment für das
Auftreten des Theseus. den Wunsch vor,
Ihm trägt Antigone
zum Grabe des Vaters zu gehen und, da er das abweisen muß,
die Bitte um Heimkehr nach Theben. Diese gewährt er, und
damit kommt das Drama rasch zu Ende. Der Fortschritt der
Gedanken und Stimmungen ist überall deutlich und vortrefflich,
die Verteilung- der Verse auf die Personen auch.
1670 ANT. aiai cptv, eaiiv ton rCoiv öi] 3. i
ov to fdv äkXo de inj ^raroog fjirpvxov 2 dakt.
aXaoTov ulua Övouoqoiv acevd^eiy, 3. i
ütive Tov 7CoXvv ällove fikv novov 5 dakt.
e'fiTtedov ti'xoi^ier,
1675 iv Ttv^idxtoi 6" äloyiara jcaooiaoiiiev
löövte Y,cd Ttad^ovoa. 2. i
XO. tl d' taviVj ANT. ov/. eoxLv eiycdaai, (fi'/.oi.
XO. ߀ßi]X€V ANT. ojg udXLOv' av iv Tiod^oii Xd-ioi^.
ti ydg-^ öxiot f.njT "Agr^g troch.
1680 fii']T€ jtövxog dvxe/.VQoev,
aay.oixoi de n:'Kdy.eg eiiaqipav
iv dcpavei zivi uÖqiüi
(peQÖ(.i£vov xdlaiva^ vCoiv 6' olti^Qia
vv^ eye' o^ufiaaiv ßißa/.ev.
1685 TXCog yccQ i'j tiv drciav
yäv ^ Ttovxiov y.Xüöiüv' dkcvtie-
vai ßiov dvooioxov e^oiiev tQOcpdv.
UM. ov y.dxoiöa' xara fie (pöviog ^'lidag eXui TcaxQi
1690 §vv&aveiy ye^aiwi ithyph.
Td)Mivc(v, tjg €fioty' ö iieV.iov ßlog od ßioixog. 4. i
XOP. to öiöv^ia TiKViov aQiaxa, rb d^eov /.aXwg cpegeiv 8. chor.
1695 XQij' ti d' äyav (pXeyead^ov] ovxot /.aTdue^tn eßrjxov.
1673 d)invi vcrb. Badliam. 1677 ovy. ion f.iiv elx. verb. Juntiiia. In der
Überlieferung stecken die zwei Lesarten ovy. eonv und eoiiv /.liv. Die
zweite zunächst ansprechendere herrscht jetzt. Danach sagt der Chor
„was ist los?" Ant. „das könnt ihr euch schon denken". Ch. ,,ist er tot?" Das
konnte sich freilich jeder denken; der Chor wußte es und hatte keine
Veranlassung zu fragen. Antigone hatte ihre kommende Mitteilung als
äXöyioTu bezeichnet: dazu paßt nur „raten läßt sich's nicht". Wo denn
der Chor mit „tot ist er" —
anfängt, mit dem, was er weiß, was sie zu-
nächst sagen muß. Ihr .lapä tö elxög ist, was sie ihm ins Wort fallend
zusetzt: „in einer Weise, die jeder sich wünschen muß", .i' kennt nur
524 III. 6. Sophokles.
diese Lesart. 1678 ei aöOot, ^ evldärt husch <'•>:: i^id/.ioza rig JioOi'iocu ßci&Eiv
ö.Tcjg ß^,hjy.ei', oioi^ nciQuööiCog, hat aber nicht ü gelesen, sondern t.v, das
Canter hergestellt hat. 1080 statt rrdirog hat etwas gelesen, was sich 2
mit vöoog glossieren ließ, also vioi'og, das in einem „Vaticanus" steht, aus
dein Ehnslej' Auszüge von Amati erhalten hat. Das ist der aus Euripldes
bekannte Palatinus 287, zu dem Laur. 32, 2 gehört, den ich im Aischylos
verwertet habe; auch Marcian. Ven, 616 (G in meinem Aischylos) scheint
dazu zu gehören, üb diese Rezension etwas taugt, ist sehr fraglich; aber
eine Stelle wie diese gibt zu denken. 1683 (fcavö^ievca überliefert, q>eQ6-
.(tevac G. Herrn, verb. Kuhnhardt. 1604—1695. Überliefert tö qcäpov ^/t -i^eoü
y.ahog (fiosiv xq)), /.ujö' cv/av ovico cp?.. oötol Da die beiden Tetrameter in
der Antistrophe erhalten m ist falsch zuge-
sind (nur ein Vokativzeichen
setzt), ist hier der Weg
vorgezeichnet und ließ sich der zweite Vers ganz
leicht einrenken, ovzco und ovvoi sind Varianten, Im ersten hat Bergk
(psQov sx getilgt. Die Versuche q>t:Qov zu erklären, gar aus einem spiele-
rischen Verse des 800 Jahre jüngeren Palladas, richten sich selbst. Ein
deutlicher Beleg für die Abstammung unserer Codd. aus einem, denn
(peoov ist vom Schreiber ohne Absicht aus dem folgenden (psoeLv vorweg
genommen, was der Korrektor übersehen hat. zö t/. Qeov war eine an sich
gute Erläuterung des echten zö üeov.
^JNT. Ttodog TOI '/.al yiaKcuv Hq^ tjv rig'
YMi yccQ o ^ii]dafia di] rpilov fjv cplXov,
ÖTtöre ye 'Aal xov Iv xsqoIv xaT€lxov.
ih Ttdieq, Lo cplXog, th xov äel /.uru
1700 ;'5c,' ö-a6iov eli^ierog,
ouÖe yfQiov urpiXrjrog i[^iol Tcoie
•/.al TÜiöe dij y.vQrjoag.
XOP. sitgaBiv JNT. tiCQa^ev oiov ijd-elev.
1705 XOP. TO jroloi'', ANT. wg exQrji^e yäg Lil '^erag
€^av£, y.oiiav di' «/fi
reoÜ^sv evöKLaotov alsv,
oööe 7tiv0og 6ki7c' aAlavtoVj
äva yuQ ouua oa töÖ', oj
1710 nccTSQ, kj-iov acet'fi öaxgvov, ocd' f'xio,
Ttwg {.iB
XQ1] 10 oov Talaivav
äcpaviaai rooövd' ä^og.
(ÖI.10I, yäg f-jvl ^evag Oavelv e-
XQTji^eg, äliC €'Qi]i.iog iOaveg coöe ^loi.
1715 ISM, CO rdlaiva, rig aqa /<£ Ttör^iog
TtaxQog wö^ €Qy]/iiag.
Oedipus Kol. 525
1720 XOP. älV htti ölitoj^ y tf.catv rh Ttloq^ fplkai, [iiov^
h'^ysve rodd' äyocg' y.cc/jov yuq dcodkiovog ovöeig.
1697 (rot) Härtung j})' ti^ i]v L. 1697 ß)]ö<'.in'j dr] tö rfü.ov rfi'/.ov verb.
Brunck. 1702 ^to) y.vgi'ioiii; Codd. Da
daß ihr die schwere
sie ausfiihit,
Pflege des ^'aters trotz allem lieb gewesen ist, kann sie über die Zukunft
überhaupt nichts aussagen. Und daß sie den Toten nicht „obwohl er ein
Greis ist" lieben kann, sollte keines Wortes bedürfen. Aber als ein Greis war
ÖdipuSjWie wir ihn gesehen haben, wegen seiner Alterslaunen und Schwächen
wirklich kein bequemer Pflegling. 1709 ävd Hermann, äel Codd. 1712
fcd) f.ii) codd. toi iioc Doederlein, w ,«ot Wecklein. 1715 hinter 7i6T(.iog steht
in L als besondere Zeile, auOig c5d' fcp)j/tog äjiogog, das ist V. 1735, getilgt
zuerst von Reisig. Das durchsichtig'e Versmaß zeig't dann die Lücke.
Welche Methode, Stücke des fremden Verses zu behalten und die tadel-
losen Wörter anzutasten. 1720 c) rfi/.ai.
ANT. Ttäliv^ (püx(, ovd^Cousv. UM. cog xi Qe^oiiev:^ 3i
172Ö ANT. Yueuog eyei fie rig rav yßöviov soiiav iötlv. 4 i
UM. rii'og-^ ANT. Ttargög, rd/.aiv' £y<ü. 2i
UM. billig öh 7tL~jg tdd' tori] luov 2 i
1730 ovy ögäig; ANT. ri röd^ 67rf/r/.»;|ac,'; tr.
JIM. y.cu r6d\ log AN2\ xi xöde fidX' aö&ig',
UM. äxacfog hcLxve dhjia te navxög.
AN2\ ayt ue y.cu tot' Imvdoi^ov.
UM. ANT. w - ^
1735 UM. cdal övOidkaiva,
noü öf^ avU^ig wö^ 6'Q)]uog ärpiXog
cdCiva xXdfiov^ ^'s^;
17:^6. Mit dem harmlosen Verse ist viel Unfug getrieben, weil ng als Frage
der Ismene gegeben ward, und weil man mit der Antistrophe ebensowenig
zurechtkam. 1728 t/ci Palat. 287: ayor/e. 17-32 {L'i)ivüouov Elmslev. Den
Ausfall zeigt die Antistrophe. Es ist ein Skandal, daß dort 1747 ausge-
worfen wird, gleich als ob so etwas interpoliert werden könnte, gar mit
der Behauptung, es ergäbe keinen Vers. Auch die Lücke hier ist unver-
kennbar, denn wie soll Ismene auf den Ruf „so bring mich um"*, nichts
Ablehnendes erwidern, sondern nur zustimmend sagen „wo soll ich ver-
einsamt leben". Andererseits muß Antigone irgend etwas gesagt haben, das
von t:TevdoLcov zu .Tof (fvyo) überleitet, da dieses ihr gehören muß. Um
es probeweise zu ergänzen, I-M. :7(og (ri'i(g; ANT. oi) yäo i^uotöv. Das
kann die Schwester bekräftigen und damit gibt sie Antigone den Anstoß,
die Heimkehr nach Tiieben zu erwägen. 1735 .toi' Ij, .Tof die andern,
mß L*.
XOP. (fi/Mi XQiur^ie /.it^der. ANT. a'/j.a ^roi ipiyio^
1740 XOP. Y.cx\ 7idQog ujrecpvyerov xct ocpCoiv lo //»; Ttiiveiv KCt/.Cog.
ANT. cpQOvü). XOP. xi dr^ vneovoeig.
126 III- ^' Sophokles.
./NT. 071(0^ H6).(.ot.ii.v lg ööuoig
OL'/, XOP. i.ir^Ö€ ye
exio. ^dtsve.
1N2\ uöyog fx^i. XOP. /.al TtuQog eTtetxe.
1745 -JNT. roxB fiev cxTioga, rote (5' ['.-tegOsv.
XOP, ^isy (XQa nfkayog ildxeröv ti.
ANT, vcCi vai. XOP. ^vfifpriut -/MVTÖg.
AXT, fftü q)€v, Ttol ^löhioneVj
th Zev\ t/.Ttidiov yocQ eg rir^ h'ri ue
1750 öai'uwv ra vüv y hkaöru.
1740 d.Te<^£t';'eTOi' verb. Brunck. 1742 vziiqvoüv steht nur hier; v:\(-q hat
darin die Bedeutung wie in t'-Tfoifnorffi', über — hinaus denken. „Wenn
du einsiehst, daß Athen eucli einmal gerettet hat, was hast du darüber
hinaus im Sinne." Es liegt natürlich ein ziEQiood vobiv darin. 1744 en:sl(xs}
Wunder. 1746 /itv :T.EQa verb. Wunder. 1749 tC(v'' tu) Hermann.
Die erste Strophe durch zwei Triraeter in
sondert sich
zwei Perioden, die Antigone gehören. In der ersten sind Dak-
tylen in gewohnter Weise mit lamben verbunden; die zweite ist
ein trochäisches Pnigos; dies Maß wiegt überhaupt vor, leicht zu
lesen, Avenn man nur spondeische, molossische, pahmbakcheische
Metra richtig zu nehmen weiß. Ismene erhält dann noch eine
kurze Periode, die die Trochäen mit einem Ithyphallikus beendet,
mit einem iambischen Tetrameter den Übergang zu den chor-
iambischen des Chors macht.
Die zweite Strophe setzt mit einem iambischen Trimeter ein
und behält dieses Maß; man muß nur einen Tetrameter
lesen können. Bald aber springt es gewaltsam in die Trochäen
um. die bis zu Ende durchgehen ohne Katalexe wie so gern in
Daktyloepitriten, wieder ein Pnigos, doch walten hier wie vorher
die Dimeter vor.
1749 steht der unbestreitbare Hiat o> Zev hlTtidiov, 253 habe
ich einen ebenso schweren anerkannt, vgl. S. 521.
Tr achin. 205-224.
Deianeira hat Befehl gegeben, die Frauen in und außer dem
Hause Stimmen erheben; im Leben würde das nur
sollten ihre
eine öXolvyri sein, im Drama wird es ein Lied. Der Chor be-
steht aus Jungfrauen, und so fordert er auch nur die /.islXö-
vvurpog drinnen auf (Erfurdt richtig 206 a für 6); aber das mann-
Trachinierinnen. 527
liehe Gesinde soll mit einstimmen, und zwar sich an Apollon
wenden, während alle Mädchen den Ruf an Artemis richten»
wie sich gebührt. Jebb denkt, bis hierher singe ein Chor-
führer, dann der Chor, und die letzten Zeilen wieder der
Chorführer als Einführung der nächsten Szene. Dann würde
dies in Trimetern oder Anapästen geschehen. Das durchgehende
iambische ]Maß spricht gegen jede Zerteilung, und die Selbst-
aufforderung eines Chores ist aus Pindar geläufig. Indem der
Chor an das Gesinde im Hause die Aufforderung richtet, ersetzt
er, was der Dichter selbst nicht geben kann, den Gesang, der
von drinnen erklingen wird. Dann erst erfüllt er den Befehl,
der an ihn selbst ergangen ist „ich hebe mich, ich gehorche der
Flöte, sieh, der Epheu regt mich bakchisch auf". Das begleitet
lebhafte Tanzbewegungen, und den Epheu tragen nicht
die Mädchen von Trachis, sondern der attische Chor. So etwas
wird nicht als Störung der Illusion empfunden, vgl. Eur. Her. 686.
Dann wn^d die Bewegung plötzlich abgebrochen, mit einem Rufe
des ängstlichen Erstaunens, das den Mädchen gut steht, wenn
der Zug der Gefangenen mit ihrer Bedeckung herankommt.
Die Verse brauchten kaum eine metrische Erläuterung, wenn
sie nicht so verkehrt abgeteilt wären. So ist es am einfachsten,
wenn ich sie abschreibe.
205 avoXoXv^aTiü dÖ!.ioig kcpsorloig 3i
aXaXayalg u ueXXövv^upog, iv de /.nivog äqoivcov 4
iVtu y.Xayya. rbv svcpaQeTgav 3.
y^TtöXXiova TtgoGTCcTav, ouov de 3.
Ttaiäva Tiaiäv' avdyere TragO-evoc 3
210 ßoäie räv o^ioOTtoqov 2
^'yjQte(.iLv ^ÖQTvyiav IXarpaßöXor af.i(pl7ivQ0v 3. dakt.
yelzovag re vvurpag ith\ioh.
Dies die erste Periode; das erste ]\Ietron der iambischen
Reihen ist immer verkürzt. 206 ist ScXaXayalg bisher aus
zuerst
Pal. 287 gegen äXaXalg genommen; Triklinios ist daran unschul-
dig,ob echt oder Konjektur, bleibt zu entscheiden. 208 \^rr6XXio
verb. Dindorf, 209 ist u) vor TraoO-emi erträglich, aber ungleich
wahrscheinlicher, daß es den Vokativ zu bezeichnen zugesetzt ist.
äeiQOflUL ovo' &7TfOOOßCCL 2
TOI' avXov^ u) TVQctvve rag iitüg cpgerög. 3
528 in. 6. Sophokles.
iÖov I«' uvaTagaooei 2.
edoi[(.i'\
220 u y.iaabg czqti ßa/.yjav V7iooTQ€(fiov aui/./.av. 4
Dies die zweite Periode, asiQoucuSynaloephe wie
ocde
Phil. 1202. [h\ Dindorf, obwohl er das Versmaß gar nicht
verstand.
Iw uo ;raic()', )'d' lös (pilu yvvai, 3
Tccd^ ävtbtqioQa dt] aoi 2.
ß'ktrtuv rrägeor' fraQyfj, 2.
223 steht wieder ih vor (flla, hier unerträglich. Der Fehler
ist bei SojDhokles häufig; ich habe
den Aischyloshandschriften
in
den Vokativ oft so bezeichnet gefunden, noch außerhalb des
Textes.
Tradiin. 497—530.
Strophe; ich gebe die Antistrophe.
6 fiev i]i' TTOTCCfioü oi)-ivoQ, viliiy.EQio rtroaoQOv
cpdoua ravQov.
510 ^^xtXCoiO'i äji Ou'iadäv, o da Bay.xic(g lato
fjlde TtaUvTovu 6}]ßag
TÖ^a xca l.öyiag qÖTtaXov t£ tirccGOiov
Ttalg Jiog' oi tov^ doAlfig
Xoav lg jiuoov Iffiavoi Xtxeiov
515 n6va (3' tvlf-ATQog ev {.leoiot KvTCQig
Qaßöovo^iei Bt'voioa.
Eine schöne, aber sehr besondere Form der Gattung, auf die
hier der Name Daktyloepitriten schlecht paßt, denn nur 511—513
und der eine Epitrit 509 zeigen die gewohnte Form. Den Ab-
schluß bildet ein jambischer Pentameter, überleitend zu den
lamben der Epode. An die lamben sind wir aber gewöhnt
worden. 508 und 510 zeigen den anapästischen Dimeter, der
514 rein ist und oben S. 361 neben seinesgleichen steht, aber
vermehrt um lambenanapäste sind wir
ein iambisches Metron:
nicht gewöhnt,und an einen Trimeter mit verschiedener Füllung
der Senkungen wird man auch nicht glauben: es ist wirklich
eine Zusammenstellung, wie wenn ein i hinter einen Glyko-
neus tritt.
Epode.
xor' i]v xsQog närayog, i]v de ro^ior 3. i
ravotiiov t^ drduiyda y.sqdviov, 2 dakt.
Trachinierinnen. 529
520 ö' uu(pinXrf/.roL
i]v '/.'Luiay.aii, 2 i
r^v bs fieTioTTojv dXösvva TtXi^yjtiaTa 3 i
Y.al arövog ai.upolv 1 dakt,
ä ö' evwTtig aßod 2. i
T)f/Mvyel TtaQ^ oxd^oji 2. i
525 f^OTO Tov ov TTQoaiuvova a/.oizav 3. i
eyä) de /^icxQTvg ^lev ola cfQdtco. 3. i
TO d' aacpivsr/.rirov Öiif^ia vv^icpag 3. i
eXsiVüV aut.iivei(rikog\ 2. i
/MTro uavQog ärpag ß^ßayj priap.
530 löove TTüQTig tQr^iia,
Das durchsichtige Versmaß hat 517 eine Umstellung erfordert;
und 527 einen Zusatz; aber
^v ÖE ToBcov TTdrayog ist überliefert;
leitend ist beide Male der Sinn gewesen. Denn von dem Bogen
kann man ^cdrayog nicht sagen, das auf den Schlag der Faust
trefflich paßt; steht das Nomen beim ersten Gliede, so entnimmt
man dem speziellen Worte den allgemeinen Sinn Geräusch, was
man so ein Zeugma nennt. Ob Herakles geschossen hat, oder
der Bogen an seiner Seite klappert, weil er ihn nicht abgelegt
hat, frage ich nicht: es ist seine Waffe, als solche vorher er-
wähnt, und wenn er sie mit hatte, ließ ihn der Dichter von seiner
Rüstung wenigstens ein Stück brauchen. Wichtiger ist die Er-
gänzung, die durch die Verderbnis von 526 erschwert wird, wo
ich iiÜQTvg für i-kxtyio gesetzt habe, das aus 530 eingedrungen
ist, denke als Deutung und Ergänzung verloschener Buch-
ich
staben. Es ist ja so viel klar, daß der Chor, der den Ausgang
des Kampfes nicht erzählt, hier abbricht, irgendwie, und zu
seinem Erzählen oder Nichterzählen steht die Empfindung der
Jungfrau in Gegensatz, die das Objekt des Kampfes war. Von
ihr hieß es im Tempus der Erzählung, daß sie auf den Gatten
wartete, wer er auch war. Hier steht das Präsens: ich be-
richte nur wie ein Augenzeuge des Kampfes. Sie, die damals
auf den Gatten wartete, wartet auf ein bemitleidenswertes . . .
was paßt da anders, als das Ende, das Ergebnis. 1\\t rf/.og wird
dann jeder, der soweit mitgeht, den fehlenden Jambus ergänzen-
Das Auge des umstrittenen jungen Weibes wartet. Nicht nur
da sie auf den Gatten wartete, tat sie das; sie wartet immer
noch, mag sie auch jetzt keine »'i',«f/ij; mehr sein. Und sie hat
plötzlich von der Mutter fortgemußt, wie "das Kälbchen von der
W i l a 111 o w i t z , Griechische Vorskmist. 34
530 IIL 6. Sophokles.
Kuh. Plötzlich damals i^ceschieden, aber mgte 7iÖQttq egt^^ia
ist sie
ist sie noch, in dem Hause des Gatten, der sie einer neuen
Gattin zuliebe verstoßen kann. Daß man den Gegensatz der
Tempora scharf auffaßt, ist die Hauptsache, daß man das Ethos
faßt, sich nicht daran stößt, sondern freut, wenn der IMoment, wo
sie dem Gatten und zugleich einer ungewissen Zukunft ausgeliefert
war, wo sie von der Mutter schied, zusammenfließt mit der
Gegenwart, in der sie immer noch tslog äiii.uveL und egrifia ist.
Gerade das letzte muß in der Seele des Hörers nachklingen.
Den Begriff, der an die Stelle von ndrt]Q gehört, hatte
Zielinski richtig gefunden aber ^ariJQ ist doppelt falsch, erstens
;
ist es dorisch, und die Endung auf »/(> würde der Athener statt
&scni]g nimmer brauchen, zweitens redet der Chor nicht wie ein
Zuschauer, im Gegensatz zu einem Teilnehmer, sondern so als
.
wäre er dabei gewesen, also wahrhaft, aber wenn er auch weiß,
was geschah, die Empfindung Deianeiras ist eine andere, und
die ist heute noch dieselbe wie damals. Zwar den Gatten hatte
sie damals erhalten, aber auf das tümq wartet sie noch und —
von der Mutter hat sie gleich fortgemußt, hilflos, willenlos. Das
war, das ist ihr Los als Braut, als Frau.
Trachin. 633-662.
Erste Strophe:
(h vavXoxci /.cd itergaia enopl.
O^eQi^ia XovTQcc /.al rcayovo, 2. troch.
O'irac, TtaqavciLeräovteg dl rs uioaav enopl. + tr.
635 Mr]}uöa Ttaq )Jj.ivav 2. i
XQvaaXay.dxoi) ?/ cc/tav KÖQCtg. 2 i
evi)-^ 'E?.läviov dyoQal prosod.
ITvlaTiöeg -/.Xiovrat. 2. i
Zweite Strophe:
ov ciTTÖrcToXiv u%o(.Lev^ Teles.
TtavzSi doo}iaiöex(xi.ii]vov ä^i^ievovaai enopl. + tr.
XQovov, TieXdyiov idgieg ov- 4 1
650 div, u de ot rplXa ödfiag
rdXaivav dvordXaLvu Y.aqöiav 3 i
7cdyKXavT0g aih> ioXXvto 2 i
zwei korrupte Verse.
Philoktet. 531
Zwei ähnliche Dikola umrahmen die erste Strophe; auch
der nächste Vers, der als zweiter der anderen Strophe ^^ieder-
kehrt, hat zuerst das Enophon mit anderem zweiten Ghede.
Diese Sonderung folgt aus der Wort Verteilung; es könnte ein
iambischer katalektischer Trimeter sein, wenn man zwei Doppel-
senkuugen zugäbe. Ich sage das nur, um auf die nahe Be-
rührung von Versen hinzuweisen, die unsere Benennung aus-
einanderhält. Eine Doppelsenkung ist 636 unverkennbar, denn
dies können nur lamben sein, die in der zweiten Strophe vor-
herrschen. Dann wird man auch 635 iambisch (Choriamb + Spon-
deus), nicht als Dochmius nehmen.
636 habe ich deutlich gemacht, daß die xQvacdü/.ucog /.ögt]
nicht die Artemis nqoor/Dia bei Oreos ist, die mit den Thermo-
pylen nichts zu tun haben kann, sondern die Tochter Deraeters,
die das Götterpaar vertritt, dem die Amphiktionie der Thermo-
pylen gehört. xovaaXd/MTog ist nicht mehr als ein klangvolles
Beiwort würdiger Göttinnen, wie bei Pindar.
Philoktet 135—217.
Erste Strophe 3 i, phalaec. ß) — ^-^ — \^^ ^^^ —
choriamb. Dimeter, vorn erweitert, also Trimeter wie der Pha-
laeceus, phalaec. glyk., iamb. Dimeter mit einer Doppelkürze in
der Senkung, dakt. Dimeter + 2. i ^).
Eine weitere Periodisierung ist den Worten nicht ab-
in
geghedert Die verschiedenen Formen des alten Dimeters
wechseln, besonders charakteristisch der iambische, der aus-
sieht wie ein Glykoneus mit vorn überschießender Silbe.
Zweite Strophe «) gl, ß) gl, gl, großer Asklepiadeus,
3. gl.,
y) dochm. 2. gl (priap.) ^). Sophokles nimmt den Asklepiadeus
*) 135 ist der überliefei'te Choriamb dior(ord ,u' tv ^dvctt ctvov an sich
willkommen, aber man muß wohl mit Triklinios lu dta.ior' tv annehmen,
weil die Gegenstrophe einen normalen Trimeter hat oder gehabt hat.
Jetzt ist ein Wort zuviel ,ui?.ov n:d?.a(, nih}!^id fxoi /tyct^ dva^ xb oöi- qoovQüv 1|
öfif-Ui. Ersichtlich sind rö oöv und dva^ alte Varianten, aus ungenauer Er-
innerung entstanden. Echt ist ollenbar rö aöv, denn öfina hat eine Be-
stimmung nötig, während angeredet nur Neoptolemos sein kann. Auch
entstand «mi' viel leichter, wenn das Gedächtnis versagte.
*) 186 ist sogar sehr schön At.Mwt r' olxTgög ävtjy.eata .H£Qt.«r/).uar* txoiv
ßagei. So schwer ist der Hunger, daß alles Sinnen und alle Versuche ihn
nicht befriedigen können. Das Substantiv umrahmt mit seinem' Adjektiv
532 III- ^- Sophokles
als einen fertigen Vers von den Lesbiern; so nahm er in der
ersten Strophe auch die Trimeter der Sappho, Phalaeceus und
den anderen. In dem Dochmius ist die Form -^ ^^ —
normal, und allein richtig ist
d) Ttakduai ^rr.TÜJVj to övarava yivrj ßqoTwv oi'^; ni^ uetQiog cdwv.
„Wie kann es Lage aushalten? Was ist
Philoktet in dieser
Menscheuklugheit und Erfindsamkeit? Es ist nur ein Unglück,
sich über den Mittelstand zu erheben. Philoktet war so gut ein
Fürst wie nur einer, und nun ist er in diesem Elend.'' Es war
ja vorhergegangen 137, daß die Könige mehr reyvt] und yiuofir
besitzen, und wenn jetzt noch zu jtalü^iaL das Scholion rhjivcti
aal yvcüi.iai steht, so hatten eben feinsinnige Erklärer das Richtige
gesehen. Den ersten Glykoneus mußte ich absondern, denn ich
halte in der Antistrophe 180 für nötig ovrog irQwtoyoviov 'lao^
(iaiog codd.) or/jov ovdevbg vorsQog. Daß 'loog mit dem Genetiv ver-
bunden wird, kann bei Sophokles nicht verwundern, während es
bei Sappho undenkbar ist, vgl. zu Eur. Her. 130. Ebenso ist 184
Fermate hinter der Präposition fueva, die dann ihren Ton haben
muß, zulässig, weil ein zugehöriges Adjektiv vorhergeht ^).
Dritte Strophe — -^ v_^ >^ — |
^^^^ w— |
-.^ — s^ — 3 i; w^er
den Trimeter verkennt, hört den Rhythmus nicht ^). 3 steigende
und aller Nachdruck fällt auf jictgü. Das folgende habe ich
das Satzglied,
bei Radermacher gerechtfertigt, xsivat und 'bsiÖKELxai hat dem Sprach-
gebrauch gemäß nicht mehr die sinnliche Bedeutung „liegen" im Gegen-
satze zu stehen oder sitzen. x)]?^Ecpavi]g oliuoyäg ist n]?.6§ev ti/v oljuirpyv
(paivovaa.
^) Neoptolemos erwidert „das ist alles nicht verwunderlich, denn
offenbar ist es {Islöv ti, die wilde Chryse steckt dahinter, und nun will
ihn irgend ein Gott nicht nach Ilion kommen lassen, um dieses zu retten".
Das setzt voraus, mächtige Wesen, Götter gibt, die nach mensch-
daß es
lichen Leidenschaften handeln, Gutes und Böses tun, wie es ihnen paßt-
Ein fader Christentrost würde allenfalls von einer Prüfung und Heimsuchung
nach Gottes unerforschli ehern Ratschluß reden. Aber „das Walten gött-
licher Vorsehung" in der üßöcfgov Xqvoi] zu finden, verstößt stark gegen
die Moral hellenischer Götter.
^) Radermacher wendet gegen meine Behandlung von 421, wo ich
aus der echen Überlieferung ti ö'; oid' ö ^a/.a(i)6g mache,
tC ö' ö naP.cuög
ein, die Dichter hätten mit der Möglichkeit gerechnet, man könnte auf
den ersten Blick einen Anapäst annehmen. Als ob sie, die für die Bühne
schufen, an uns Leser gedacht hätten. Was er über die Synizese von
Dsög sagt, ist auch falsch. Her. 347 äßai)ijg ng ei dsög, f) dixaiog oix. e<fvg.
Philoktet. 533
loniker, gl., 5 chor. dim. (bald voll, bald fehlt vorn eine Silbe)
+ — --^ — -^ als Klausel. Triklinios hat öid<yr]ua O^oosl yag
für yctQ d-qotl gesetzt, und man hätte ihm das mit der epischen
Kraft der anlautenden Doppelkonsonanz glauben sollen. Einen
Trochäus mag ich die Klausel nicht nennen, die einen Fuß
füllt, gewählt um klingend zu schheßen, also im Grunde
nicht anders als in am'^upoQuiyysg vuvoi. Beimischung von
lonikern wie im Hymnus des Philodamos.
Beiläufig ein Wort über die Handlung, welche dieses Lied
begleitet. Wann der Chor einzieht, ob er einzieht oder gleich
um Neoptolemos vorhanden ist, als das Spiel beginnt, bleibt
unklar. Es fehlt die Bühnenanweisung. Die Höhle, in der
Philoktetes hauste, hegt hoch (29), also war ein Abhang die
Hinterwand der Bühne wie in der Antiope; Neoptolemos ist
hinaufgestiegen, während Odysseus unten stand, und hat auch
das Innere besichtigt. Dann hat er sich mit Odysseus be-
sprochen, und als der abgegangen ist, bittet der Chor, auch ihm
Instruktion zu geben, und erhält die Erlaubnis, sich die Wohnung
anzusehen, aber beim Nahen des Philoktet von dort an die Seite
ist
seines Herrn zurückgekommen. Hinaufgegangen aber scheint
er nicht zu sein, sondern läßt sich nur die Höhle zeigen (159),
fragt sofort, wo ilir Bewohner wäre, und verweilt dann bei der
Betrachtung, wie unglücklich Philoktet sein muß. Es wäre wohl
ganz wider die gewesen, w^enn die Choreuten an der Bühnen-
Sitte
wand hinaufgestiegen wären. Vers 201 fehlt die Bühnenanweisung
„ot/iw/ii'ot,-"; denn auch die Zuschauer werden allmählich immer
deutlicher das Stöhnen des herannahenden Philoktet hören. Der
Chor aber nimmt nun neben, hinter Neoptolemos seinen Platz,
dem Herrn immer zur Hand zu sein und auf seinen Wink zu
passen (148—150).
:
7. Euripides.
Älkestis 213—272.
de lyrischen Stücke gehören zwei Szenen an, verwenden
aber dieselben Maße.
218 icü ZeVj zig &v Ttät ftoQog y.ayuov 3 i
ykvnito y.ai kvaig rvx^^S « jtcxqeoti y.oiQch'uig, 4 i
Der erste Vers ist in der Antistrophe zerstört, hier ist eine
Variante 7i:iög neben när eingedrungen.
215 aiai
dui rig'j rj rä^uo rgi^a 2 chor.
;} (.itXava or6Xi.iov neTtlcov ajiupißa}ubf.isd-^ fjdrj; 4. chor.
Die Interjektion ist in der Antistrophe erhalten, hier ist sie s t
gewesen, ebensogut, aber mit dem folgenden zu e^eiai falsch
verbunden.
218 df^la fikv (flXot, dfikd y' ^^-^^^ ößcog
d^eoloiv evxibufod^a, ^tCoy ycxQ dvvaoig ueyloia.
Zuerst ein dochmischer Dimeter; dann ein iambischer Tetrametcr;
-9-6WV einsilbig. Diesen ^^ers erwartet mau ; er steht da, ihn muß
man halten. Aber es soll entsprechen:
236 yvvalaa y.aiO^avovoav iv ct/mz/ rwiö^ l7TÖipt]i
Da fordert man statt Iv eine Länge. Es kam mir zwar der Ein-
fall, wären Enophen, und
es in ^eoloiv svxdi^iBod-u wäre eine
lange Senkung anzuerkennen, die gewiß nicht unmöglich ist;
allein hier ist der Tetrameter durch die anderen Perioden ge-
sichert. h dv gesetzt; aber das erscheint nur
Dindorf hat für
in festen homerischen Formeln, und wenn die Älkestis auch 1063
in 7tQoai]it,ca eine epische Bildung zuläßt, die im Drama ganz
vereinzelt ist, kann man dv doch nicht glauben. Auch ein Er-
satz durch a^icpi (Pindar Ol. 13, 38) ist sehr bedenklich. So
bleibt die sprachliche Fassung unsicher; am Versmaß ist kein
Zweifel.
Von dem nächsten Stückchen muß ich die heile Antistrophe
hersetzen
234 ßoaaov ih, oiiva'iov w^ (p^ala
XO^ojv lav äqlGtav
Alkestis. 535
yvraiy.a uaoaLvouivuv voaiot
y.aia /öl," yßövLOv -itaq äiöav.
3 i, Kurzveis, offenbar einem Dochmius entsprechend. In dem
Tetrameter sind nur die letzten Senkungen der beiden Dimeter
rein, die übrigen verdoppeln meist die Kürze. Die Strophe gibt
zuerst uögiCe ö^/ ftÖQtCe, y.al nÜQog, yao rovd' tcptvQeg y.ai vvv
'/.vriJQiog h. ^avchov yerov. Da dürfte Euripides '^ccl ^cuQog yäq
(iTtÖQioag) gesagt haben, danach yccl vvv hpevQwv^ was dadurch ver-
dorben ward, daß das Verbum aus dem Partizipium ergänzt ward.
Soweit die erste Strophe. Dann singt Alkestis als ihre erste.
244: äkie y.al rpdog aaefjag ovoäviai re öivai
vEcpkXccg ÖQOuaioo.
Vor dem Reizianum, das doch aucli nur Spielart des obigen
Kurzverses ist, ein Tetrameter, der rein choriatnbisch wäre,
wenn nicht eine Kürze im zweiten IMetron überschösse. Es ist
dieselbe Behandlung der Senkung wie 23 fi.
Dann folgt die zweite Strophe; mehrfache Zusätze, bald in
einigen, bald in allen Handschriften, sind ausgesondert, so daß
ich sie übergehe.
252 OQtii ölxiüTtov öüiö a/.d(pog Iv '/.iuvai. vey.viuv dk TroQ^uevg
sytüv x€q' ira y.ovT(xn Xdoojv ii i^dr^ -Kalei, ri at/,ltig;
STteiyov
ov Y.axÜQyug, tädt lol ^le oneQyoutvog cayvvti.
Zwei iambische Tetrameter, der erste mit vielen Doppel-
senkuugen, dann ein auch durch den Sinn scharf abgesetztes
Metron und ein Tetrameter, der erste Dimeter ionisch, der zweite
choriambisch. Seit der Aldina verwh'ft mau Iv U^ivai um der
Gegenstrophe willen, zum Schaden des Sinnes. Das verbietet das
Versmaß; dort wird man gut ergänzen äyti u, äyei ui rtg, ovy ÖQ&ig,
{äyei} r€Kvwv lg adkäv. Dann Epode
^le&ere ^ued-ere /<* j^'d*;, •/.Kivar' ov od^hio 7T0oiv.
7th]oiov "/Jidag, g/.otici 6' Ijt' Öoooig
270 vv^ k(p(iQ7tBi' riy.va rly.v\ oÖkIti ö\
ovy.tiL (.idtiiq
acptüiv eori' yaiqovrtg lo rtxva rüde rpdog OQuiiii^r^).
') Varianten können einzehies ändern. 268 y./.ivare /<' in L ergibt
Choriamb, ändert am Metron nichts. 269 doooioi in I^ führt daranf, :x?.)}n(ov.
'Aiddg, als Adonens v.\\ nehmen, {j-efällig, dann bis iq^onei zn gehen, also
drei lauiben mit doppelknrzem Anlaut. Gewiß angänfrig. ovy.tn dij fic.r)}Q
L gibt 2. Choriamben; möorlicli. Aber die Znsätze schmecken nach Inter-
polation, und die andere Rezension befriedigt- durchaus.
536 in. 7. Euripides.
Da rahmen zwei Tetrameter das Ganze ein, Jambisch, durch
Unterdrückung von Senkungen retardiert, der erstere in ijdi^
stark malend. Dazwischen zwei choriambische Trimeter, der
zweite unterdrückt im ersten Metron eine Kürze wie Aisch.
Pers. 661. Endhch Adoneus, Kurzvers.
Nirgend wird so deuthch, daß die Tetrameter, so ver-
schieden sie gefüllt sind, zueinander gehören, so daß unsere
sondernde Terminologie pedantisch wirkt. Nirgend fühlt man
aber auch so deutlich den Wert der verschiedenen Gestaltung
des Tetrameters. Euripides hat hier und öfter in dem frühen
Drama sich eine freie Behandlung der Maße gestattet, wie wir
sie später nicht finden, nicht aus Nachlässigkeit, denn er erzielt
damit die schönsten Wirkungen. Das erlaubte das Versmaß;
es wird in volkstümlicher Dichtung gegolten haben.
Älkestis 435-475.
435 (b Ueliov ^vyarsg %uiqovoa. jnoi
aiv ''Aidao ööfioig tov aväliov
oIy-Ov oivitrsvoig.
Ilgtiü d^ l^ldag b fieXay-
Xccirag ^sbg og %^ Ini 'm'o- ,
440 Tcai TtiiöaXiiOL ts yeqwv
vav.oo7toi.uiog 'ICei.
Ttokv Öj] jtolv 07] yvvaln ägiarav
kif.ivav j^ixEQOviiav TtOQevaag eXdraL dtxcÖTttoi.
Die Responsion und damit die richtige Gliederung hat Murray
gesichert, indem er 446 ogsiav als anapästisch erkannte, a) dak-
tyhscher Tetrameter mit Ithjq^hallikus; ß) drei Prosodiaka mit
Ithyphallikus; kann eine Art Phalaeceus sein, nur mit doppel-
y)
kurzem Anlaut, was an sich nicht zu beanstanden ist, aber
da die zweite Strophe loniker bringt, wird man auch hier
v_•^,^ — -^-^ — -w — w
I I
den fallenden Trimeter vorziehen.
Es schließt ein iambischer Tetrameter.
455 eiif- eTt €f.iot iuev tu]^
dvvaluav öe as fte^iipaL
cpdog £^ l^lda rsodiiviov
Ttoraf-iiai vsQteQUL re -MOTtai.
Alkestis. 537
460 ov ydg, oj oh növa, (fü.u yvrui/Mtr. ol lov ctiiü^
h'iXag Ttöoiv uvTi oäg ccaiiipai
ipv'/ß^ l^ "^-Jida" y.oüffcc ooi
yd^cov kiTarcüd-e Ttiaoi yvvai. ei öe ri
y.cavov T/.olto 7t6oLg \iy^oq,, )] auf.* av
465 euoiy' av iit] oivyi]D-ug xi'/.voL^ xi. rolg oou.
Die erste Periode reicht bis 459; die ersten drei sind Phere-
krateen verschiedener Form; der vierte, den man zuerst als
troch.Trimeter lesen wird, ist doch wegen seiner Stellung als Klausel
iambisch, also mit Unterdrückung einer Senkung im ersten Fuße.
460 ist ein fallender ionischer Tetrameter katalektisch, 461 ein eben-
solcher Trimeter. Dann drei daktylische Dimeter mit einem iambi-
schen Tetrameter Abschluß. Der erste der drei, katalektisch, ist
als
ganz spondeisch, vgl. Aisch. Ag. 106. Hinter 457 steht in den Codd.
/.cd y.iü/.vrolo (verschrieben zu /.coxvxolg) oder auch (ohne yal
und mit /mI) ymaitoIö xe oesO^QOJv, richtig von Bothe verworfen.
Einen Zusatz glaubt man schwer: es ist Variaute zu rpdog li
\-llda xegäuviov und hatte die Foim i/- Kor/.vtoio See&Qcov. Zu
der Beförderung mit dem Ruder schienzu der Fluß besser
passen als das Haus des Hades. 460 habe ich schon früher (o
uova tu fpika yvvca/.Cov verbessert. Abgesehen von der anstößigen,
aber nicht unmöglichen Vokalverkürzung kann doch oh u6va
oh cpÜM yvvaiy.wv gar keine Frau angeredet werden, aber ,.du,
liebe Frau, bist einzig Retterin deines Gatten" trifft auf Alkestis
zu. Dagegen muß ich unter Verzicht auf einen eigenen Ein-
fall in der Antistrophe zu derLesung zurückkehren, die ehedem
anerkannt war xoiaviag ui] uoi y.voaca Gcvdcciöog (fi'/.iag a'/.öyov
TU ydo ixoCto yäq Codd. verbessert von Erfurdt). Alkestis ist
eine ovvövaq rpiUa aLoyoo,, eine compar amica iixor. (piUa liloyog
heißt sie auch 876; Euripides erlaubt sich oft rpihog für fpü.og
zu sagen.
Medea, Parodos und Stasima.
In Weise sind die Lieder der ^ledea von den-
einziger
selben Rhythmen durchgehends beherrscht und müssen daher
zusammen behandelt werden'). Gleich die Parodos, die ihres-
Die Lieder sind von E. Fränkel, Rh. M. 72, 337 behandelt; er hat
*)
die lesbischon DaktN'leu erkannt,will sie nnr nicht als reine Daktyler.
gelten lassen. Ich konnte das Meine doch nicijt nnterdriicken.
538 'IJ- '^- Euripides.
gleicheu nicht hat, bringt diese metrischen Motive, denen die
Musik entsprochen haben wird. Der Chor singt im Einziehen
erst eine nicht respondierende Strophe, dann folgt zwischen den
Anapästen der Schauspieler ein Strophenpaar, endlich abschließend
wieder ein Stück ohne Entsprechung, das man nur uneigentlich
eine Epode nennen kann. Überall stehen zuerst einige Anapäste
im Anschluß an das Maß der Umgebung, zuerst drei Metra, in
der Strophe fünf, in der Epode eins. Dann folgen zuerst Dak-
tylen, lesbische Daktylen, die nirgend wiederkehren; lamben
schließen in gewohnter Weise.
133 Ko/>,yJdog ovde itto rjjiiogj dk'Aa ytgaid
ki^or. tTt ai.i(fi7iv'Kov yctQ ioiu ^itXd^Qov ßoäv
iyXvüv ovöh. ovvt'^dofiaij Co yvrai, ä'/.ytai dwf.ic(tog,
hcti iiot cplkor xeKQavTai^).
Die Strophe läßt auf die Anapäste folgen:
151 lig ool 7ioie rag ä/tli]OTOv
•/.uiiag tQog w fiatcxia;
ontvaei O^ardrov rtUviäv
Hi]ötv lädt kiooov^).
Das nimmt man zuerst als Enopliou mit Reizianum, und die
mögen zugrunde liegen, aber der Dichter hat sie durchaus als
fallende loniker behandelt, daran läßt die letzte Periode keinen
Zweifel.
155 u de obg irö-oig ymitu /.€-xt] aeßiCei,
yMvuh räde f-iij xafjccaoou
Zevg 001 tdöe ovrdt/.t'iG£i.
l-iij Aiav
räy.ov övQOj-ieva auv trrdiuv^).
^) „Da mir dein däßci, deine Familie, lieb, befreundet geworden ist."
Daran ist nichts ansznsetzeu; über das Maß S, 250.
'^) ojxtvoeL mag man besser ont-vot]!, sehreiben, medial wie bei Homer
und Aischylos. Daß der Chor ihr Festhalten an der Ehegemeinschait mit
Jason für einen ün/.i}mog y.oCv}]g igiog hält, der eine Torheit ist, und mit
dem sie nur ihren Untergang herbeiführen wird, hat schon mein Aufsatz
Herm. 15 dargelegt. Wenn man das hinausschaffen Avill, so verführt nicht
sowohl modernes Gefühl als moderne Verleugnung des Gefühles, das vor-
handen ist, aber nicht anerkannt werden soll.
*) 182 =r= 187 wage ich nicht mehr die metrische Inkonzinnität anevoov
jKjiv XL xuy.cjoai zu halten, sondern folge Hermann, on;evoo)> öi tt :^qIv y.axcioai.
Medea. 539
Als Abschluß steht Glykoueus + Spondeus; so schließt ö32 das
Hippoiiakteuii).
Die Epode bringt hinter dem einen anapästischeu Meti'on
die Daktyloepitriten, herrschen sollen;
die weiterhin daß sie
ebensogut Daktyloiamben sein können, wissen wir.
204 iayhv äior
jcoKvOTOVov yüior, /uyvoa Ö' äxtcc fioytga
ßoäi Tov er l.iyßL jCQodörup y.cr/.övvufpov
^eo/.lvTSl ()' aör/.cc Tta^ocou
rav Zi]vbg bq/lav 0euii; a viv tßuotv
210 'ED.dö^ lg uvii.rooov
dl aXa vvyjov hp' uhwqav :töviov /.'/.f^i
ö' äjteqavxov^).
Zuerst also ein iambisches Trimeter, auffälligervveise in Synaphie
mit einem geläufigen Dikolou, dessen erstes Glied der Kurz-
vers Ein iambischer Tetrameter schließt.
ist.
Die Stasima bringen nun immer zuerst eine Strophe in
Daktyloepitriten. 410—420
ist ganz einfach. Die Wortabteilung
zeigt, daß am Schluß nach einem stumpfen Hemiepes ein iam-
bischer Dimeter steht. Zweite Strophe:
4;U oh 6" €/. uav oUxwv tcutquüv t^rXtvaag 3. i.
fiaivof.i6vai -/.Qaöiai Hemiepes
öiövfwvg oQioaoa Ttövroc
7C6r()ag^ iitl di ^evai
vaieig y^oiu tag ayccvÖQOc
und nun folgen noch zwei solche Verse wie der letzte und als
Abschluß das scheinbare Reizianum wie 154. Da wir diese als
fallende loniker kenneu, ist auch über die beiden vorhergehenden
entschieden, 434 ist nur katalektisch, und 433 hat nicht eine,
sondern zwei Kürzen für die erste Länge des lonikers, an sich
normal; es wird auch wiederkehren.
Zweites Stasimon. Die erste Strophe ganz einfach: der
Abschluß der Daktyloepitriten ithyphallisch. Die zweite bringt
erst, wie der Dichter es gern hat, Choriamben, einen Tetra-
*) Der „unpassierbare Meeresverschluß' der Bosporus; die Symple-
ist
gaden schließen ihn nicht mehr; aber wenn auch passiert werden kann,
er
so sollte er doch noch versehließen, er bleibt non transeundus. Strenj>- ge-
nommen liegt darin, daß die Argu auf demselben Wege heimgekehrt ist;
aber so streng hat es der Dlcliter sdiwerlich genommen.
540 in. 7. Euripidcs.
meter, dann das archilochische Dikolon'), dahinter einen un-
verkennbaren Dochmius''*). Das ist die erste Periode. Die zweite
setze ich her:
648 d-av(xTioi Oavchwi itaqoi öc(ndt]v
äi.ieqav icivö^ k'^avvoci-
ö' ovK ciXXog v/tsq-dev
ac(j fi6xi)(ov, )) yäg
jiaTQiag ottQeoOai'
Der Augenschein wird rechtfertigen, daß das Glyl^oneen oder
eher. Dimeter sind, in gewohnter Weise hinten um -—' , ein
i erweitert, Reizianum als Schluß. Die Antistrophe teilt die
AVorte ebenso ab.
Drittes Stasimon. Die Daktyloepitriten bringen nur einmal
die Zusammenziehung eines Daktylus ohne Responsion, 840, was
immer wieder beanstandet wird, aber nur zur Schädigung der
schönen Worte führt. Klausel Hipponakteum. Der Anfang der
zweiten Strophe ergibt zwar beide Male Prosodiakon, Dochmius,
Ithyphallikus, nicht gerade was wir erwarten, aber an beiden
Orten sind die Worte sinnlos; davon müssen wir also absehen.
Dann kommen wieder die ionischen Dimeter, einer geht auf
statt auf — ^— — ^^
' aus, einer ist katalektisch; ein
Adoneus schließt.
Die Daktyloepitriten des letzten Stasimon 976—1001 sind
ganz einfach; einmal, 980, steht ein zusammengezogener Daktylus,
hier respondierend. Die zweite Strophe setzt sie im wesent-
lichen fort, archilochisches Dikolon, noch ein Ithyphallikus, ana-
pästischer Dimeter + Prosodiakon. Abschluß 3. i. Die anapä-
stische Reihe wird nun keine Bedenken mehr erregen.
Daß hier die zweite Strophe kein anderes Maß bringt, hat
darin seine Berechtigung, daß auch die Gedanken fortgesponnen
werden. Vorher brachten die ersten Strophenpaare immer allge-
^) Synaphie mit dem folgenden glaubt man 646 schwerer als die
Zulassung des aischyleischen al(b für aklyva.
^) In der Strophe steht olzTooiävcov dxecov, oixioöxaxov Musgrave, in
der Antistrophe det,vö%a%a na'&eoiv. Daß die beiden Genetive entweder
beide anapästisch oder beide iambisch gemessen werden müssen, ist klar.
Also steht in der Antistrophe richtig der Plural des Adjektivs, denn es
handelt sich nicht um ein bestimmtes nchJog; die Strophe fordert den
Singular,denn ein Leben, das aus der üj.K'i)xavia nicht herauskommt, ist
das erbarmungswürdigste I.eid.
—
Hippolytos. 541
meine Betrachtimg, erst die zweiten wandten sich an Medea,
warnend und abmahnend. Das ist nicht mehr tunlich, und zu
anderen Gedanken hat der Chor nicht mehr die Ruhe. Er malt
sich mit aus, das
halbvisionärer Deutlichkeit das Schauerliche
wird mit gräßlichem
sich drinnen jetzt vollzieht; der Botenbericht
Realismus die Ergänzung bringen. Dann wendet sich der
Chor au lason dem steht Entsetzliches bevor, aber das ist doch
;
nur Fohe für das, was sich Medea selbst bereitet. Das Schicksal
der beiden wird auch in den Rhythmen parallelisiert. Die
Wirkung der Kunst empfindet jeder, der überhaupt Gefühl hat,
aber es erhöht den Genuß, wenn man die Mittel durchschaut,
mit denen das Große erreicht wird.
Hippolytos 121—169.
Die Metrik dieser Parodos behandle ich gern, weil ich meine
frühere Analyse berichtigen kann. Ich habe gelernt, auf die
gleichmäßige Wortabteilung in Strophe und Antistrophe zu achten,
und wenn es Fäüe gibt, wo sie mit Absicht durchgehends ver-
letzt ist (oben S. 263), soll man man ihr doch folgen, wo sich
gute Verse ergeben.
Die Strophe beginnt mit einem vornehmen Choerileum und
bringt dann zwischen einem Dochmius vorn und zweien dahinter
einen gewöhnlichen Glykoneus und einen gleichwertigen Dimeter,
der aus Choriamb und i besteht. Danach zeigt die Wortabteilung
Tiyyovoa ^£0//«;," LtI vCotu jcsTQCig > ^•s_^ — {^^
eucdiov yMTeßcxll\ oOev /.iol -^ — ^ -^ — ^ j
TiQioxa cpdtig i]X^e dtanoivag. s^n^ — ^^ — !
Also dreimal ein Dimeter; daß die beiden ersten den chor. Dini.
in verschiedener Form zeigen, der dritte als Telesilleion auftritt,
macht so wenig Unterschied wie die Gestalt des hinten zu-
tretenden i.
3. gl, einerlei welcher Form, dann
Die. zweite Strophe bringt
zwei Enoplia, einen chor. Dimeter, 3. i {ävieqog äOvttov Treläviov
TQvxi]Oi der so gut ein Trimeter ist, wie die drei letzten Verse
der Strophe, und zuletzt
(poLTäi yäg -/.al öicc .11 u vag cnopl.
Xiqoov O' VTteQ Jielayog chor. Dim.
öivaig h voriaig äXiiag ') gl.
^) JMit n£kayoq für Txekdyovg habe ich die Stelle endlich geheilt. Artemis
Aifivüxiiq, ooneioa kommt wie Wogensehwall über deu Sumpf, die Aiiix'}).
—
542 TU. 7. Eiiripides.
Der unreine Schlnß des (»lykonens ist ebenso beabsichtigt wie
741, Daß das Enoplion als Dimeter zälilt, wird einleuchten.
Die Epode nimmt zunächst die Motive der Strophen auf
lf)2 fpil-El de räL dtaroornoL yvr<ayj7ir 'A. \
uquoviai Y.d/.a dochm.
övGravoc. äiiiy/av/ai aiyor/.(u>.
164 muß als erweitertes Prosodiakon bezeichnet werden
Avie Aisch. Prom. 135, Soph. Ant. 354, allein hier gilt das Proso-
diakon offeubar als chor. Dimeter.
djöiv(ov t€ '/.cd uifooüvva^.
Ob das Glykoneus mit zwei Doppelkürzen ist oder ein dakty-
ein
lischer katalektischer Dimeter, kann ich nicht entscheiden. Danach
folgen 6. anapästische Metra, Ankündigung der folgenden Szene,
wie sie sich in der Parodos der Medea und der Elektra des
Sophokles unter den lyrischen Versen finden. Aber der Schluß
bringt eine abweichende Periode,
'[^greuiv y.ai unt 7tol6^t]l('Jvog aiel 3 tr.
fjj'j' ÖBolöL cpoiiäi ithyph.
Dazu Aveiß ich keine Parallele.
Hippel. 525-64.
Erste Strophe.
525 "Egcog o y.at' ofiuatcov
atdCeig rröS-ov siaccycot' yXvy.üuv
xjjvxäi xaQiv olg iTriotoarevOiji,
fo] flot 7ioie olv -/.ay.CoL rpaveirjc
/.irjö' aQQvO^fiog eXd-oig.
530 OVIS yccQ TtvQog ovt äaiQiov vTtioxeqov ßekog
olov 7.0 rag 'ArpQoöirag n]aiv 1/ yi^tnCov
"}C(ju)g o Jtog Tialg.
a) 525 — 20 fallende loniker; den zweisilbigen Vorschlag --^
abzuteilen zwingt das unverkennbare j\Iaß, zu benennen weiß
ich ihn nicht, ß) Kurzvers +2 i, chor. Dim. + 2. troch-, Reiz. So
und über die dxy,(iavrot ymnaOoi 235.
Düne, das Trockenwasser, die Euri-
und auf die Örtlichkeiten ebenso wie auf den
pides hat Troizen gekannt
Lokalkult der Artemis Bezug genommen. Die Erklärung, die seit der
zweiten Auflage hinter meiner Übersetzung ebenso wie die unten folgende
M\m Herakles stand, hat hier einen besseren Platz.
Hippolytos. 543
muß Die Silbenzahl und der Tonfall
ich die Verse beschreiben.
gegen Ende aber gleich, und ich mißtraue der Deutung; nur
ist
die Klausel ist sicher. Doch zu bedenken, daß 545 den Kurz-
vers von 530, 549 den chor. Dim. von 5:U bi'ingt.
Zweite Strophe.
545 rav ^ilv Ol^cdini Kurzvers
TtCbXov ä'Ciya Xe/.Totüv pher.
avavÖQOv rh tioIv v.cu avvnrpov o'/xwv chor. dim. + <i)
Lev^ad' äit KvQvtuov chor. dim.
550 ÖQOf.id()cc vaid^ OTTcog re ßcr/.- 2 gl
'/av olv cuiiiati ohv Y.a7tvCoL
cpovinioi i)-' vf.isvaioig 2 ion.
^y^k/jnjvag TÖmoi. Kv/toiq i^sdcoKev, chor. dim. + (i)
10 rXdf.U'>v vnevanor. pher.
In zwei Perioden schwillt der Rhythmus zu demselben Elf-
silbler an, der je nach der Behandlung des chor. Dim. sapphisch
oder phaläceisch wird, hier dieFreiheiten des chor. Dim. bewahrt,
aber auffallenderweise in der Antistrophe mit dem schließenden
Pherekrateus in Synaphie steht. Dieser hebt sich in dei* Strophe
sogar ganz von den Perioden ab, wenn man dem Sinn der Worte
folgt; in der Antistrophe liegt diese Fuge früher, öeiva yao za
7r6vt BTTLTTvtl' uekiaaa ö^ oia rig TtertöcciTcti, 552 ist überliefert
cpovioig &" viiisvaiotg, dem rpovloji -Aatsvivaaev entsprechen soll.
Sehr viel ist versucht, auch von mir, vergeblich, bis jetzt die
metrische Einsicht half. Eins war klar, an der Antistrophe ist
nichts zu ändern, denn y.uvewtiv oder /.arEwct/Zuv (das ist beides
möghch) ist das rechte Wort. Aphrodite ist vriuptvrQia und
nimmt die collocatio jrÖTuiot ffnvkoi. vor. Wenn das aber richtig
ist, was für ein Vers? Doch nur der, welchen z. B. Bakch. 71
Jt6vvoov vfm]OM zeigt. Der ionische Dimeter überrascht, aber
etwas Besonderes soll der Vers ja auch sein: in dem wiederholten
cpövLov liegt der scharfe Stachel der bienengleichen Aphrodite.
Es handelt sich also nur noch um die Herstellung der Respon-
sion, die nun nichts als eine volle Dativform kostet, und daß
die Schreiber, vielleicht selbst die Grammatiker, mehr auf gleiche
Silbenzahl als auf gleichen Silbenwert geachtet haben, glaubt
man Es muß aber der Vorschlag von Murray lur^yaioig
leicht.
daneben erwähnt werden, denn vi.ii]vaov steht in einem Epigramm,
Kaibel 418, und vi.ii]vaiorg bei Kallimachps Kydippe 4:5.
544 III. 7. Euripidos.
Heraklid. 893-927.
Erste Antistroplie.
l'/ei^ udüf Tiv\ (h nölig^ öiy.uiov, ou 5. i
XQVj 7ioie Toüö^ cupeaüai '),
riiiiäv d-eoi'^' ö öh iii] ob (pdöKiov bippon.
eyyl's uaviCov DMvvti enopl.
905 dsr/.vvii€viov IXiyy^iov Kiirzverse
Xiovb\ htioxiiia yaq xoi
i^aoo, TiaQCiyytlltL tiöv ^öiyadv Ttaqui- (i) + priap.
Qiöv rpoonji-iaro^ aiti.
903 und 904 könnte man hier zusammennehmen, so daß es
gl + hippon. würde, aber in der Strophe geht die Syuaphie
weiter, so daß der Kurzvers für das Enophon spricht, mit dem
er sich gern verbindet. Er folgt dann noch einmal, vgl. S. 397-
Daß der schheßende Tetrameter den seit Sappho bekannten Vor-
schlag —w— erhält, ist etwas Besonderes; ^sög einsilbig.
Zweite Strophe, deutlich zwei Perioden, zuerst 4 gl, als Ab-
schluß Enoplion. Die Wörter greifen mit Absicht immer über
die Fuge der Glykoneen, an denen doch kein Zweifel sein kann.
Dann "Hßag 6" Iquötov XQoi-
C«t ^^yog xqvaiav "Kar' avXdv.
Co ^}'fi€vai€ diOGohg TCalöag Jibg ij^uooag.
2i + hippon., ein Tetrameter, über den S. 457. Iquotov
dann
weigert man anzuerkennen und ändert hier Igaröv, in
sich
der Antistrophe vßQELg in vßQiv-)-^ aber Piaton Symp. 204c hat
auch kqaotöv. Ich hatte schon früher protestiert. Hinter '''Hßag
ist re überliefert, aber es steht adversativ zu dem Gedanken,
Herakles ist im Hades, der vorhergeht. Eine große Parenthese
mitElmsley annehmen, das wird man doch nicht wollen; er hatte
aber wenigstens die Schwierigkeit gefühlt.
^) Herwerden schön für (hpeXeoüca. Die Strophe ist lückenhaft und
un ergänzt.
^) Der Plural ist viel besser, es handelt sich um die Freveltaten des
Eurystheus, die sich frühergegen Herakles, Jetzt gegen sein Geschlecht
richten. Alkmene führt das sofort in ihrer Rede durch. Beiläufig, da muß
918 — 49 hinter 952 gestellt werden. Sie verschweigt die andern Taten des
Dodekathlos, nachdem sie die beiden ersten genannt hat, bringt aber mit
neuem Anlauf das Schwerste nach, die Höllenfahrt.
Hekabe. 545
Die Stasima der Hekabe.
Die Hekabe hat überwiegend auapästische Parodos,
eine
ohne Die Hauptperson hat
ein Lied des geschlossenen Chores^).
ferner eine wesentlich dochmische Partie an der Leiche des
Polydoros zu singen, ähnlich wie die reichere in der Mitte der
Andromache, und die Heraklidan Averden nach Makarias Tode
auch so etwas enthalten haben. Polymestor hat eine große
Arie, sehr weit über die letzte des Hippolytos gesteigert: das
wird damals eine gewaltige Neuerung gewesen sein, Anschluß
an den neuen Dithyrambus, den Aristophanes auch schon in den
Wolken verhöhnt. Auf diesem Bau beruht der Ansatz des Dramas
in den zwanziger Jahren (vor den Wolken 423). So hat der Chor
nur drei Lieder, die metrisch, also auch musikalisch zusammen-
stimmen. Das erste bringt glykonische Glieder, wie sie Euripides
oft hat, das Strophenpaar des zweiten mischt sie mit lamben;
auch das nichts Ungewöhnliches, und daß in den Glykoneen eine
anlautende Doppelkürze unsicher läßt, ob wir einen lesbischen
Glykoneus oder ein Telesilleion haben, wird erst bedeutsam,
wenn ähnliches in dem dritten Liede wiederkehrt. Aber es
folgt eineEpode, und da treten Daktyloepitriten zu den lamben^
dazwischen ein Enoplion, keins das sich daktylisch fassen läßt.
In den zwei Strophen und der Epode des letzten Liedes treten
die drei Elemente nebeneinander auf: das ist an sich unge-
wöhnlich, hier eine Steigerung, die wir als solche gut nach-
empfinden.
I. 444—83. Ich setze die Antistrophe her.
455 fj vdOiüVj U),L1JQ£L
vav or/.TQav ßioiav h'xovoav or/.oig,
h'iha TTQcoToyovög t€ cpol-
vi^ ddcpva ^' UQOvg dvs-
460 axs TTTÖqd-ovg ^larol cpiXov lo-
divog ayuKua Jiag.
ahv Jr^'/udoiv rs xoü-
465 /offfSv äa;cv/.a To^a t' evXoyi'-oio-).
1) Vgl Hermes XLIV 446.
*) 460 hat Weeklein q^i'Xov aus qfi/.a hergestellt ; Euripides hat sich
IT. 1102 kopiert. Hier strecken die Bäume ihre Zweige empor als will-
Wilaoio witz, Griechische Verakunat 35
546 III. 7. Euripides.
Dimeter überwiegen, teils vorn unvollständig, teils kata-
lektisch. 457 und 465 tritt >-- an; so entsteht der Phaläceus,
der als Abschluß der Periode empfunden ist. 461 hat die Form
eines chor. Dimeters, der den Choriambus im ersten Metron
bewahrt. Synaphie der letzten Periode zeigt auch die Strophe.
Die zweite Strophe ist gleicher Art, nur tritt 469 der Kurz-
vers ein, den Euripides, wie die Vokal Verkürzung zeigt, als
Dochmius behandelt. 473 der andere gewöhnliche Kurzvers.
Die Dimeter sind am Anfang verkürzt, aber nie am Ende,
selbst nicht dem der Strophe.
r) naXXdöog Iv rtöXet
%äg y.aXliöicpQOvg ^Ad^a-
vaiag ev y.Qoy.€ioi TtinXioi
470 Xovg ev daLÖaX^oiai tiol-
Y-iXkova ävd-OTiQoycoKSt Ttx]-
vaig f] TiTccPOjf ysvedv,
rav Zevg a/.i(pi7rvQioi
xoifii^eL (ploy(.uöi Kqovidag^).
II 629- 636.
lf.iOL xqr^v av^upoQav 5. i
630 ki-iol xqfiv 7iri(.iovav yeviad-ai,
^Idaiav otb TtqGttov vXav Hipponakt.
^ke^avÖQog elXarlvav chor. dim.
eT(x(.iei)-^ aXiov «tt' olöf.ia ravoToXr^atüv 'S. i
kommenen Schmuck der Entbindung Letos von den Zeuskindern. Dort
ist der Ölbaum zu den beiden getreten und heißt Aavovg o'ydtvi qpCXa. Über-
beiden Stellen verbessern sich gegenseitig. 465 ist die
liefert ist d)dtva: die
goldene Stirnband bemerkenswert. Auf pompejanischen Bildern
äfinv^, das
erkennt man Artemis an ihm.
Die Strophe ist heil, aber 467 und 468 sind xaV.töCqpQovg und dpa
nur durch den Marcianus erhalten, die andern haben xaXXiöCq^Qov und
äg^aza; das erste konnte man verbessern, aber wer würde je äga gefunden
haben? Die drei iv sind wohl nicht nur für unser Stilgefühl häßlich; nicht
leicht wird man etwas ganz Gleiches finden, aber selbst Piaton ist gegen die
Verwendung derselben Präposition in verschiedener Bedeutung neben-
einander ziemlich unempfindlich.
Hekabe. 547
635 'Ekevag kni kexTQa %av gl.
YMlXioxav 6 xQ^aorpaiiQ chor. dim.
aXiog aöyä^u '). 2. i
Drei Perioden werden durch Katalexe gesondert; Gleichheit in
ihrer Ausdehnung ist nicht vorhanden. Der letzte Vers ist die
gewöhnliche Klausel -^ -^ — —w
mit —
Unterdrückung einer —
Senkung; ob man sie lieber iambisch nennt, verschlägt nichts.
Epode 647 — 56.
e/Ti öoQi y.al cpövcoL xai ei^iCJv i.ieläd'Qiov hbßai.
650 arevei öe ^mL tig äuffl zov euQOov EuQwrav
yiaAaLva TtoXvdd/.Qvxog Iv douoig y.ÖQa,
TtoXiöv t' Ijtl y.QCita fiärr^Q
656 diaiuov ow^a rid-eueva an:aQayf.ioig
655 T€xviov ihavövTcov dqvTttetaL Ttaqudv').
Zwei lambelegi + Spondeus (i), dann laraben, dazwischen 654
ein Enoplion.
in u 905—22.
905 ah f.i(.v ü) TtatQig 'ikiag
ribv ärcood-r^Tiüv 7t6)ug ovxeTL Ki^r^i,
TOlov ^E'/J.dvLov viffog aucfl oe -/.qvti-
TSL doQL öij öoqI jieQoav
910 UTto öh OTScpdvav -/.e/.aQOaL
Ttvgycjv^ y.aja ö' aid^d).ov
'/.r^Klö^ oi/.CQOvdTav yJxQCooai,
zd/.aiv^ oc/JtL o' laßavevGtü^).
') Schwierig ist in der Antistrophe 640 y.oiröv d' ^c idiag ävoiag y.a/.öv
xCa 2i,uovvTidt yöt 6/.idoiov ißoÄe ovaq^ooü x' d.T" äkXov. Avis der persön-
lichen Verirrung des Paris kam und von
für Troia allgemeiner Untergang,
anderen her kam Unheil, ovßq^oQci, wie in dem ersten Verse des Liedes.
Nichts anderes bedeuten die Worte; das ist eine Plattheit, scheint uns mit
Recht zu farblos, mag es die Rache der Achäer oder die Nachgiebigkeit
der Troer gegen den Frevler meinen. Aber ändern wird man nicht dürfen.
*) Die Umstellung stammt von mir, und ich habe Ti&fiat /Jon zwischen
ifavövuov und dgvjiTtxaL entfernt. Daß die Dublette unerträglich ist, war
bemerkt: die Worte sind zugesetzt, als der Vers verstellt war; die nun
eigentlich notwendige Verbindnngspartikel re (oder de) ist in geringeren
Handschriften (AVP) hinter ögv-Tzerat zugefügt. Schollen fehlen, denn die
desVaticanus sind in der Hekabe byzantinisch; schwerlich ist die Korruptel
viel älter.
*) Gewarnt sei davor, die elegante Wendung zu zerstören 916 /toA.-rä»'
ö' Ci:w y.ai xogoTiotöv d-vaiav xava-iavoag. Das geschieht nur. weil wie so
35*
548 III. 7. Euripides,
Die erste Periode läßt auf einen Glykon. (Teles.) einfache
Dakt. Epitr. folgen. In der zweiten ergeben sich bequemere
Verse, wenn die Wortabteilung unberücksichtigt bleibt; das mag
ich nicht mehr tun; dann ist es zunächst ein Enoplion, dann
Telesilleionund zwei Hipponaktea, die also auf das vorige Lied
zurückgreifen, was die Dakt. Epitr. auch tun.
ß' 923—42.
eyo) öe 7tX6yM}.iov ccvadeTOig futQaioiv eQQvd-i.uK6/.iav 4 i
925 xQvoCbv evoTtvQwv Xeüoaova aTegi-iovag €ig avydg, i + gl + spond.
€7tid£f.iviog ojg TitGot/.i' ig evvdv.
äva ÖS y.tXadog e/iiols Ttöhv, 5 i
/.ekev(.ia 6' r]v y.ut' äorv Tqoiag rode'
930 <h TCalÖEQ '^Ellavwv tcÖtb öi] 7c6t€ täv
'llidda oxoTtiav
TttQöavTBg ij^er^ otxovg. 2. i
Deutlich zwei Perioden, in der ersten steht hinter den lamben
was man Teles. + (i) oder Phaläceus mit doppelkurzem Anlaut
nennen kann. In der zweiten zwischen lamben einige Daktylo-
epitriten.
Epode 942—52.
Tccv Tolv JioanovQOiv ^EXkvav y.doiv 'idat-
945 6v re ßovrav AlvoTtaqLv '/.ardgai Öl-
dovö', ETtei (.1 ditibleoev yäg £/ jraTQcbiag,
l^(or/.i06v t' oi/.iov ydfiog ov ydfiog a/.Ä' d-
XdaroQog rig oitvg.
950 av flirre Ttelayog aliov djtaydyoL jtdKiv
l-i^re TiaxQiÖLOv 'iaolx^ ig oiAOv^).
Die einfachen Daktyloepitriten reichen bis zu dem Ithyphallikus,
ihrer Klausel. Dann 3 i und der alkäische Zehnsilbler als Schluß
des Ganzen.
oft verkannt wird, daß die Griechen einen adverbiellen Ausdruck und ein
Partizip verbunden von demselben Verbum abhäng-en lassen. Der Mann
lag zu Bett, gleich nach dem Gesang und nachdem er dem Festreigen
Schluß geboten hatte.
') 946 ist ineC /le yäg ^k na%g6uig dn.d)Xeotv überliefert {dnovQiaev,
Variante in M, stammt aus (bgioev änö yäg 941). Das ergibt kein Vers-
maß, navQktg auch nicht. Von den Möglichkeiten, einen Vers zu schaffen,
spricht diese am meisten an.
Andromache. 549
Andromache 274 — 308.
fl fuydhüv Scxecüv äo' v7tf^Q':^tv öi' "idaLuv 2 dakt. + (i)
275 kg vccTtav rfKd-' 6 Ilalag xe xai Jiog yövog 4. troch.
TQiTtcüXov ccQua daif.i6v(ov äytov to /.aXXltvyeg 4. iamb.
igidt, OTvyEQäi •/.e-z.OQvd-i.iivov evuoQcplag 2 anap. + (i)
280 otad^uovg ejtl ßovta^ reiz.
ßoTfiQcc % af-icpl uovözQOTtov veaviav 3 i
SQtjuöv ^' eotiovyßv aöldv. 3, i
Alles sobald man den daktylischen und den ana-
einfach,
piistischenDimeter in ihrer Gleichwertigkeit anerkannt hat; sie
erhalten den Zusatz und >-^ —
ganz so, wie wir es aus —
glykonischen Ghedern kennen, ovqsiüv 284 ließe sich leicht als
Kretiker messen, aber von ^löuiav ist das nicht glaublich. In
der Antistrophe fordert vrceqßoXalg köytov övacpQÖvwv Ttagaßakköfisvai
Erklärung. Die Göttinnen wetteifern {rtaqaßakleod-aL ist geradezu
wetten) und überbieten einander mit feindlichen Reden, feindhch
gegeneinander, nicht gegen Paris. Am Schluß steht ovyyioiv ßiov
sehr kühn als Apposition zur actio verbi ^iA« löyotg^ um so kühner,
da es parallel zu rsQnvolg axoCaac steht.
el röd-' v7t€Q -/.ecpa/.äg eßaXsv yiaxbv dakt.
a Tf/.oiOu VLV /.lOQOv, 2. troch.
295 TTQiv 'Tdalov y.aroi/.Laai Xenag, 3 i
ör€ VLV TtSQi d-eoiteoiac öäfpvac 2 anap.
ßöaoe KaoGccvöqa XTavelv 2 i
(.isyakay Ugidi-iov TiöXscog Xwßav. 2 anap.
t// OL'/. htr^Xd-e, nolov ov/. elioaero 3 i
300 da(.ioyeQÖvviov ßgsfpog cpovevsiv^ 3. i.
Die Motive der ersten Strophe wirken fort, der daktylische und
der anapästische Dimeter, der iambische Schluß. Nur hinter den
Daktylen erscheint auch hier ein trochäisches Glied. Jeder wird
alles leicht lesen. Aber der Text ist 293. 94 etwas verdorben.
Es fängt an äXX' etS^ vtisq xecpaXdv, und itogoy hat Hermann für
IldQiv gesetzt: Hilfe hat so weit das Scholion gebracht, das im
Ottobonianus erst das Zitat v^rsQ /.sfpaXäg hat mit der Erklärung
xöTCf xsfpaXiig, ccvtI tov s'id^s xaTexQi^aviasv adcov. Im Älarcianus
steht eine andere Erklärung eÜO^e vticq xecpaXi^g Hdoiöog eßaXe
i>dvarov. Damit ist der Genetiv gegeben, Udqiv als Glossem
erkannt, und mit uoqov hat Hermann das Rechte getroffen. Was
aber ist der Sinn, den die Schollen vertreten? Denn den Tod
650 ni. 7. Euripides.
kann sie dem Kinde über den Kopf werfen. Über den
nicht
Kopf, also ihren eigenen, sollte Hekabe den naxbg i-WQog werfen,
indem sie die Tötung des Kindes befahl. Kenner des Aber-
glaubens werden zu belegen wissen, was mir nur als etwas noch
heute Geltendes geläufig ist, daß man hinter sich wirft, was man
ganz aus seinen Augen fort haben will. Bleibt der Anfang, in
dem ccXX' elld^e von dem Verse widerlegt wird, om av steht richtig
in der Antistrophe. Jeder will zunächst die Wunschpartikel
halten; aber mit der geht es nicht, sie ist vielmehr der Sitz des
Übels. Weil sie am nächsten lag, ist das echte d roO-' zu eid^'
gemacht und die fehlende Silbe ungeschickt ergänzt worden. Die
Bedingungspartikel aber ist sehr gut, „wenn Hekabe das Unheil
ehe Paris auf den Ida kam, als Kassandra seinen
beseitigt hätte,
Tod verlangte" —
da verweilt der Chor bei jener Situation, so daß
der Faden der Konstruktion am Boden schleift. Aber er findet
sich mit dem Anfange der Gegenstrophe zurück, da steht der
Nachsatz ovv' äv lit ^Ikiaoiv t^vyov ijlvdeöovhov.
Hiket. 955—79.
Das Strophenpaar schreibe ich nicht ab; das muß nicht nur
jeder lesen können, der die Glykoneen und choriambischen Di-
meter verstanden hat, er weiß dann auch, daß 960 der Kurzvers
övoaliüv d' 6 ßiog richtig ist, und beruhigt sich in der Antistrophe
bei der Ergänzung des metrischen Korrektors von 928 ovt' 'iv
{tolg) cfd-t/itsvotg. In der Antistrophe sollen die unmittelbar
folgenden Worte ovz^ ev tiooloLv
agid-i^iov^üvri ein Glykoneus sein,
denn auf diese Form führt das letzte Wort, und das entspricht
dem chor. Dimeter der Strophe hinreichend. Ich denke, dann
leuchtet auch die Verbesserung ovre Ccoaa diQi^/novfisvrj ein, da
die Vertreibung der ansprechenden Inkonzinnität des Ausdrucks
nahe lag. Die Epode zu verbessern ist schwieriger.
v7ToXeXeii.i{.iiva /.loi ödy.Qva
l^i€/.ea Ttaidbg iv or/.oiQ
TieliaL uvi]/.iata 7tevd^i(.iOL
KOVQai v.a.L oxiffavoi y.öf.cag
äoiöal Tag XQ^^^'^^^^f^f^S
•*
^TiöXliüv oiiK ivösxetai.
So die Handschriften. Erinnerungszeichen, die im Hause liegen,
können die Schur der Haare usw. nicht sein; die Schur und die
Hiketiden. 551
Kränze können auch nicht verbunden werden. Die (.ivr^uata im
Hause bedürfen keiner Erklärung: überall im Hause wird eine
Mutter etwas sehen, was sie an den gefallenen Sohn erinnert.
Es kommt also etwas Neues, unverbunden, wie die f-iv^uara
hinter den Tränen; eigentlich sind auch die Erinnerungszeichen
etwas, das ihr geblieben ist: die einzelnen Glieder vervollständigen
sich; wir fühlen, wie Bewegung, fagt schluchzend,
sie in tiefster
Aber daß wir mit dem Verständnis
das Einzelne herausstößt.
durchkommen, danken wir nur dem Zitat bei Plutarch gegen
Schluß der Schrift über das delphische E, wo er Belege vor-
bringt,die ein Theologe für den Gegensatz zwischen ApoUon,
dem Gotte des Seins und Lebens, und dem Dämon des Todes
gesammelt hatte. Darunter befindet sich eUöriog 6 EvQLTvldrjg
eiTts Xoißai vey.vcov cpd-ifiivcov aoidai äg 6 XQVGoxöfxag ^//ro'AAwv ova
hdixerai. Das paßt, paßt aber nur so, wie da steht „Spenden
für die Toten sind Gesänge, die Apollon nicht annimmt", weil
er der Herr des Lebens ist. Es wird ja unsinnig, wenn man
mit Markland ^' ag setzt, also die Totenspenden mit den Liedern
auf eine Stufe stellt. Gewiß ist es ein Oxymoron, daß die loißai
überhaupt Gesänge sein sollen; aber leicht erkennt man nun
das andere Oxymoron „die Haarschur (der Trauer) ist meine
Kränzung, Totenspende —
wird ein Lied, das Apollon nicht
annimmt". Hat man das verstanden, so ergibt sich der Ersatz
des x«/ vor avicpavoL durch (.iol und ein xat vor Xoißaij das
Plutarch nicht mit anführen konnte, von selbst. Es folgen noch
vier Verse gleicher Art, natürlich der letzte katalektisch. Hier
hat das Maß in seiner Schlichtheit, ohne viel Variationen, die
schönste Berechtigung.
Die Glykoneen des Chorliedes werden in der x\rie Euadnes
aufgenommen, deren Strophenpaar ich hersetze, doch in der
Antistrophe ohne die letzten Verse, deren Herstellung bisher
nicht gelungen ist.
990 ri cp^yyog, tIv* alyXav 2 bakch.
IdlcpQeve röd^ ciXtog 4. gl
oeXdya t€ xar* aid-ega, ka^i-
Ttddeg 'i'v' coxv&oai viv a.f.np-
iTtTievoLOi Öl' OQcpvag,
995 ^vixa (^fjöiO-göoig} ydinov 2. gl
t(bv ei^tcüv nöhg '1-iQyovg
552 III. 7. Euripides.
doidalg evdaLt.ioviug 6 gl ~(~
adon.
htvgyiooe y.al ya^iiia
%Cik/.EOXEvyriGta KaTcdveiog.
1000 TTQog (d') eßav ögoiidg i^ l(.uov
o'iKiov €/.ßaxx6iaafi€va
rcvQog (fCog rdcpov r« ^larev-
aovaa zbv aoröv,
lg aiduv xaralvooio^ €i.i^iox^ov gl + sp
1005 ßiorov aiCovög re TTÖvovg. 4. gl
TjöiOTog yÜQ roi d-dvaxog
oov&vi]iax€iv ^VT]ioxovoi- (piXoig,
ei dai(.i(ji}v rdde 'aquIvoi.
1012 OQü) öt] TsXevrdv,
'iv eorazUj Tvxct öe f.ioi
^vvdrtrsi nodog dlXct rfjg
1115 €vx?Mag x^Qiv, tv&ev 6q-
fidaio täoS' djto Ttetqag
TttjöriGaoa Ttvqäg h'aio^
oü)(.id t' ai&OTti cployfitöi
1020 TtöosL Oi\u(.iei^aaa cpiXov
XQiöra XQioxl TCeXag ^Sfieya
^eQOscpövag rj^co ^aXd^iovg,
oh Tov i9^a»'dj'T' ovtiot if-iai
TtQodovGa iptr^äL xarä yäg.
1025 llrio cpiög yd^ioi ts . . . .
Der Rest ist heillos entstellt.
991 iöicpgevsTO rctAog verb- Ganter Matthias. 993 kaf^indd' ti'' c5x. vvf.i(pai
Inn. verb. Hei^mann. 999 xC'^^^ozevxovg rs verb. Herrn. 1002 hinter
(fö)g xa&i^ovoa verb. Herrn. 1003 ßazEvo. verb. Markland. 1013 j)v verb.
Herrn. 1018 nvgög verb. Härtung.
Das Versmaß ist einfach; die Perioden setzen sich in der
Strophe auch im Sinne scharf ab. An Glykoneen mit zwei
Doppelsenkungen darf man sich nicht stoßen, auch wenn die
Responsion darin nicht genau ist, ebensowenig an einem un-
reinen Schlüsse 1004 und der Entsprechung von Glykoneus und
chor. Dimeter 1000 1023. —
Das eben ist der Nutzen der auf
Observation gegründeten Metrik, daß sie in einem solchen Falle
sicher geht. 993 beweist die Synaphie der Glykoneen in der
Hiketiden. 553
Gegenstrophe, daß ai&eqa nicht den Schhiß bilden kann, also
lai.1- noch zu dem vorigen Glykoneus gehört, wo dann sofort die
Heilung des folgenden Verses durch Hermanns schöne Konjektur
einleuchtet.
Für den Sinn muß man das Bild sehen, das die Athener
auf der Bühne sahen. Euadne stand auf einem Felsen, der den
Tempel überragte (988) und ihr den Sprung in den Scheiter-
haufen gestattete; darstellbar war das nur so, daß sie für die
Zuschauer in die Flammen sprang, aber der Schauspieler ver-
schwinden konnte. Ich denke, das ging nur so, daß der Scheiter-
haufen auf einer Seite brannte, nur zum Teil sichtbar. Die
Zuschauer kannten Eleusis; der Burgfelsen ist zwar auch höher
als der c7»]xoc;, aber da ist der Sprung über diesen undenkbar,
also nahm die Tempelfront nicht die ganze Hinterwand ein,
sondern zog sich zu ihrer Rechten der Fels weiter hin, wie er
es in Eleusis wirklich tut. Dort oben also erschien Euadne für
die Zuschauer ebenso überraschend wie für den Chor. Mit den
Baulichkeiten der späteren konstanten Bühne, also mit dem
^soloyelov, ist für die Zeit der großen Tragiker überhaupt nicht
zu rechnen. Die archäologischen Erklärer, ganz besonders
Frickenhaus, sündigen alle, weil sie zwar zugeben müssen, daß
wir kein monumentales Material für das 5. Jahrhundert haben,
aber doch die Angaben der Dichter in das Schema pressen, das
sie sich aus den späteren Theaterbauten machen. Sie sollten
doch beherzigen, daß Menander, dessen Bühne wir leidlich
kennen, sich mit dieser gut verträgt, aber auch ganz anders
gebunden ist als die Tragiker und Komiker der großen Zeit.
Wie Euadne auf der Suche nach der Leiche ihres Gatten
auf den Burgberg von Eleusis geraten ist, würde rationell schwer
zu erklären sein; das müssen wir hinnehmen ohne nachzufragen.
Sie kann nicht ahnen, daß der Scheiterhaufen des Kapaneus
vor ihren Füßen brennt, nimmt daher in der Strophe, die sie
einführt, weder auf den Ort noch auf die Menschen, die unter
sondern spricht aus, was sie
ihr stehen, irgendwelche Rücksicht,
seit ihrem Aufbruch von Hause denken und zu sich sagen konnte,
„ich komme heran {nqoaeßav; kein Ziel ließ sich bezeichnen,
aber an jeder Station des Weges könnte sie so sprecFien), weil
ich das Grab meines Gatten suchen will und da auch den Tod
finden". Das Futurum itaievoavoa, als' alt durch die Glosse
554 III- 7. Euripides.
v.ait^k}-ovou darf nicht zum Präsens gemacht werden
gesichert,
denn esneben eßav berechtigt und wird durch ein Futurum
ist
'/.aialvoovoa erläutert. Im Eingang der Strophe denkt sie an
ihren Hochzeitstag und Hochzeitsabend; am Abend ist ja die
Hauptfeier. Der Gegensatz von Hochzeit und Tod ist ein locus
communis*). Hier wird er geadelt, indem wir zuerst das Bild
einer strahlend hellen IMondnacht erhalten, wie wir sie im
Norden kaum erleben, wo den Mond helle Strahlen zu um-
schwirren scheinen, so wie wir es an der Sonne wenigstens in
Zeiten der Dürre erleben. Denn laiutddeg ihxud-oat sind nicht
die Sterne; die können nicht hurtig heißen, sondern Lichtstrahlen,
die aber nicht vom Monde ausgehen sollen, sondern selbständige
(.UTewQa sind, lafiTtäöeg ntödoQOi Aisch. Choeph. 590. Zu diesem
beseligenden Schimmer bildet das nvQOQ rpcü(^ des Scheiterhaufens,
das sie zu suchen auf dem Wege ist, den Kontrast.
Der Chor zeigt ihr ihn, und sie sagt kurz, „ich sehe es,
hier wo ich stehe, bin ich am Ziele, und mein Fuß, meine Reise,
ist zufäUig so gut gegangen, daß mir damit wenigstens''^) das
Geschenk des Ruhmes (nach dem ich strebe) zuteil wird, hier
an der Stelle, von der aus {ey^tv mit Beziehung auf 'i'va leicht
verständlich) ich meinen Gang tun werde, von diesem Felsen
in die Flammen springend, und in den Armen meines Gatten^)
zur Kammer Persephones gelangen werde, und dich, den Toten,
habe ich auf Erden nie preisgegeben". Sie muß oe erläutern
und tut es nicht mit einem Vokativ, sondern fügt rbv ^avövra
zu; der Artikel hat deiktische Kraft. „Willkommen Licht, will-
kommen Ehe" das Folgende ist zerstört, klar nur, daß
die ycc(.ioi, denen dieses Licht entzündet ist, durch einen Zusatz
bestimmt werden mußten.
^) In der Lücke 995 bat entweder ein Beiwort zu nöP.ig 'Agyovg ge-
standen oder zu doidatg, dies besser, weil es die zwischenstebenden Kasus
umrahmt, yäi-icov bat seine näbere Bestimmung, und die Ergänzung
alvoydinon' verfehlt gänzlich die Stimmung: für Euadne ist ihre Ehe kein
Unglück, sondern die Krone ihres Lebens.
«) ä^kx wie oft, vgl. zu Her. 331.
') oä/.ut und q'i?.ov umrahmen passend das Satzglied, q)CXov possessivisch;
jcöoei qiü.oH wäre kaum mehr, sicherlich viel zu wenig.
Herakles. 555
Herakles 673-681=687-695.
Wer 678 ert roi yeoiov äoidog y.eXaöu Mvaiioovaav liest, wird
es für unzweifelhafte loniker halten. Und doch führt die Re-
sponsion auf etwas anderes.
ov Tiavaofiai rag Xaglrag rtaiäva uev Jijhddeg
Movoaig avy/.araasi- vf.ivoCa^ afi(pl TivXag
yvvg äölorav ovCvyiav. tov Aarovg evTtaiöa yövov,
fiT} CüiiriV f.iEr' afiovolag tiXioaovGai -/.alXLyoQOv
aiei (f ev OTScpävoiöiv ei- Ttaiäva d^ Inl oolai Lie).d&-
7jv. £Ti TOL ysQiüv äoi- QOig -/.vy.vog log yeqiov äoi-
dog y.eXaösi 3Ivaf.ioavi>av, dbg 7to)uäv sx yevvcov
€Ti rav '^ÜQayJJovg y.eXaöiqOix}' tb yag sv
y.uü.iviy.ov äeidio rolg vt.ivolaiv VTtÜQxei.
Wer das Ganze überblickt, kann nicht anders als die Dimeter,
die überwiegend choriambisch sind, anerkennen. Und daß der
Schlußvers sich in der Strophe nur als Pherekrateus, nicht ionisch,
fassen läßt, ist ein Anhalt, ein anderer die freie Entsprechung
von Ttaiava d' stil oola(i} ueXdd^Qoig. Denn was allgemein auf-
genommen war, ^aiävag, widerlegt der erste Vers der Antistrophe,
und die Einführung der vollen Dativform ist so gut wie keine
Änderung.
Troerinnen 239—291.
Die lamben des Talthybios lasse ich fort. Der Text ist
unsicher, denn wir haben nur die liederUchen Codd. V und P
unwichtige Varianten der einzelnen gebe ich nicht an.
239 Toöe rööe fpÜMi yvvalyeg o cpößog fjv Ttdkai.
So V; P hat rQioddeg für ywacxeg, natürlich Glossem, metrisch
unbrauchbar. Der Prokeleumatikus anomal, aber so passend
wie Perser 256.
241 aial ri'va GeaaaXiäg -rcöXiv /)
^&idöng elnag r) Kaöutiag x^ovög.
4 Dochm., die ersten anapästisch, riva für tiv'fj S. fordert Vers
und Sinn, während beides gegen die herkömmliche Tilgung von
il hinter ;r('>hv protestiert.
244 T/V äqa rig ilaye, xira 7iöruog frrjx'iS
'jXiddiov ^livu 3 do.
247 Toviiibi' zig äg^ i/.axe ley.og. tvre:TE rXa-
uova KaoodvÖQCtr
3 do., zwei anapästisch.
556 III- 7. Euripides.
250 r) Tcii udaA.edai^iovLaL vviKpai öovXav
iu> f^ioi f.ioi.
Hinter 2 anapäst. Dochmien Spondeus, danu -— do. '
=
Natürlich ein letzter Dochmius dovlav üfioi hol ebensogut möglich.
253 i] zav roö 0oLßov jcagü^erov In yegag 6
XQvao-/.(')f tag sÖwk äXexiQov Codv. 4 do.
256 QiJtxe %e'/.vov taO-mg xA/;t-
dag xai a7to %QOog kvöv-
tiöv orerpeiov Isgobg otoXf.iovg.
y.aL 257 fehlt in V. Hemiepe vgl. S. 398, das letzte katalektisch
und doch noch ein Spondeus dahinter. zwar seltsam, daß Es ist
die Priesterin außer dem Schlüssel zum Tempel, den sie an
einem Bande hängen hat, die heiligen Binden ,, angezogen" haben
soll; aber otpl{.i6g spricht auch dafür, daß sie sie nicht um das
Haupt gewunden oder in den Händen trägt. Ein Archäologe
wird vielleicht die Tracht zeigen können, in der später Kassandra
auf die Bühne gekommen sein muß.
260 iL S' veoxuov ärt^ euedsv kXäßeTe rexog^
7t OV (.101
'^
XL de T(') Auf die beiden Do. folgt
{töv P) codd. corr. Tyrwhitt.
ein Spondeus, den wir am besten nicht näher bestimmen, denn
gleich steht er vor einem Do.
262 TCivxaV
rtöi 7cdkog eCev^sv^
265 oXf.iOL '/Ol, Tccrpcoi 7tq6ortoXov kTEy.6f.iav.
arctQ Tig ods vSuog ?) zi ^eofiiov^
(b ffiXog, "^ElXäviov]
5 do, einer anaklastisch, od' rj v. codd., was den Vers zerstört.
269 TL Tode
eXayieg-^ ccQa fiot
aeXiov Xevooei-^
Der Hiatus, der die beiden Dochmien trennt, zeigt, daß Hekabe
über die Antwort nachsinnt, wie auch doppelsinnig ist. Da sie ja
darf man die ersten Worte auch abgliedern, wie der Vers verlangt,
und wird ihnen so wenig einen festen Namen geben wie 262').
') Die ausweichende Antwort des Talthybios legt die Deutung auf
den Tod so nahe, daß Bruhn 26i), 70 streichen wollte. Fehlen könnten
die Verse, aber eine solche Interpolation ist unglaublich. Dem Dichter mußte
es auch gefallen, den richtigen Verdacht Hekabes hervortreten zu lassen,
Troerinnen. 557
271 xi ö^ u xoO yu'f.y.eoHriaToqoq
'^'E/.xooo^ öäuao
[JvöoGud/a xd/.aiva, xiv' t-/tt xv-/uv\
Auch Lösung der Synaphie, wie sie spricht: „Und
hier zeigt die
die (Frau) desLanzenkundigen, Hektors Gattin, die arme Andro-
mache". Vor dem ersten Dochmius steht ein nicht zu trennender
Bakcheus, unvollständiges erstes Metron.
274 lylo de xiöi TCQoartoXog 2 i
a xQLtoßduevog devoaiva ßdxxQOv 3 do
yeqaiäi y,£QL
yjoi steht in V P vor öevouiva, nachher yeQuuöi y.doai. Für das
Haupt braucht man keinen Stock; es sind Varianten, die richtige
vom Rande, die falsche hat yeqaiöji erzeugt, denn ich möchte
dies Adjektiv nicht so behandeln wie es für dUcuog z. B. sicher ist.
279 € 6,
aoaooe y.QÜxa y.ovqli.iov 2 i
€Ä// övvysooi öLrxvyov rtaqsidv. 3. i
Iw HOL j.101
uvouoüjc öo'KiojL kü.oyyo. enopl.
(f^ioxl öovXeveiv (ithyph.)
TCo/.tuiioL dt/.ac, TraouvöiuoL dd/.ei, 2 do.
285 oc Tidvxu xu/.tli>ev Ir^döe (^oigkcpei), 3 i
(to: 6') uvxLTxa)^ aid-ig l/.elae enopl.
öijtxvytoi y'fMOöaL (ithyph.)
cpiXa xd TTOüxeg' acpiKa xid^Uievog rcd'Uv. 2 do.
yoäad^ ch Tgcoidöeg ue dvöTZOxuov 3 i
ßißaK o\'xouai. do.
290 dvarroTfiog d xd)Mtra dvoxvyeoxdTioi 2 1
TtQOötTceoov y.Xr^Qioi do.
285 meine Ergänzung schon bei Murray. 287 äcpi'/M x. ttq,
ipü.a verb. Seidler. Trdhv ich für rcdi'Twv. 289 ßeßa/.a dvOTtoxuog
01%. d X.
um ihn g'escheiter zu beschwichtigen. Das geschieht „sie hat ein Los, bei
dem sie keine Plage hat": das als Wärterin des
trifft auf eine Stelhing
Grabes zu; da gibt es wenig zu tun. zumal im Gegensatze zu den Sklaven-
diensten der übrigen Frauen. Nur muß man äni]/.).dyßo.i .TÖro))' lesen, mit
V, nicht y.ay.ihv mit P, denn von allem Übel konnte sie nur der Tod
erlösen.
558 III. 7. Euripides.
Elektro Parodos 112-212.
ovvxsLv' lOQU Ttodbg oQfidv, Enopl.
^b e^ißa 'fißa jiaiaxlaiovGai chor. Dim. + Spond.
Üf^lOl uoi.
„Stunde beschleunige deinen Gang, vorwärts, vorwärts für mich
und meine Klagen." Das steht da; das ist auch schön und als
Einleitung des Strophenpaares recht am Platze. Das zweite
ffißa, das doch keinen Hiat machen kann, muß so gelesen werden,
wenn nicht, was ich vorziehe, e/^ißa ßä das echte ist. Dann
natürlich Dativ. Unglaublich, daß man versteht „geh schneller,
Elektra, es ist Zeit" —
zum Wasserholen also. Strophe: 5. gl.
1 gl. dochm. 3. gl.^). Dann Zwischensatz chor. Dim- + 2 i. Die
Identität von choriamb. und iamb. Dimeter ganz deutlich; ebenso
zeugt der Inhalt für einen Zwischensatz zwischen den Strophen.
So lange hat sie die Hydria auf dem Kopfe getragen; jetzt
luft sie den Theaterdiener oder eine Magd, die sie eigentlich
nicht haben darf, ihre Last abzunehmen: sie will ihre nächt-
lichen Klagen dem Vater singen. Daktylischer Tetrameter,
reiz.^):
laxccv aoiöav /.lilog l^iöa TTatBq
aoi ytazcc ySg evircio yoovg
mit den drei Nomina, Ruf, Sang, Lied des Hades, bezeichnet sie
ihren Gesang; ich weiß nicht, was daran auszusetzen ist. 3 i (mit
doppelkurzem Anlaut), gl (mit zwei sog. Daktylen), pher., 4. gl.
Der Kurzvers -^w —
(wohl besser alal verdoppelt, chor.
Dim.) 6 gl, darunter 153 ein Lekythion an Stelle von gl., Dakt.
Tetrameter. Interjektion, gl, — -^ — + 6. gl.**).
') IIG xäteyJv ße für xai /.i' sTsxev. 120 (ztdv) nur von Murray gegen
den Vers vei'schmäht.
*) Überliefert ist in L yöovg vvzCovg inogd'Qoßodaco; aber mag das „am
Morgen singen" bedeuten können: doch nicht ein Lied, das sie
sie singt
bei Nacht gemacht hat, sondern es ist noch Nacht, und sie singt laut,
ijioQ'&oßoäaa der zweiten Hand ist richtig-. 146 ist öUnoßat noch ver-
dorben.
nixgäg (.lev neXexscog to/Liäg oäg ist sehr kühner nominaler Aus-
')
druck, ö neXexvg o' hejue liegt zugrunde, Jiixgäg ö' ix Tgotag ööov ßovXäg
füllt den Vers genau; Hermanns ööiov war schon darum wenig verlockend,
aber an der Absicht, von Troia abzureisen, war auch nichts mxgöv. Was
hier steht, muß parallel zu dem Morde gehören, ist also die List, die sich
Klytaimcstra für die Heimkehr ausgedacht hatte. Daß diese eine ßovXr)
Elektra. 559
Chor w^ — ^^ — ^ —
Da mag man den ersten Vers Teles. oder Glyk. nennen; es
verschlägt nichts; der chor. Dim.ist auch in Ordnung, und die
verschiedene Form des Reizianum stimmt zu der lässigen Be-
handlung der anderen Verse, in denen sich die Zeit der Elektra
verrät. Denn oav äyQÖzsiQav avXdv ist die Fassung, die wir ver-
langen, die mit dem leichten Fehler äyQorigav in der Hand-
schrift und bei Plutarch (Lys. 15) aus sehr alter, voralexandri-
nischer Überlieferung steht. Darauf i + 6 gl + spond. Dann
Elektra 3, gl, 2. gl, 1. gl, 3 i, Glykoneen und chor.
pher., 4. gl. 2.gp).
Dimeter habe ich nicht unterschieden. Unverkennbar ist, daß
das Ganze im Grunde eintönige Reihen sind, nur einzeln durch
Katalexe, durch einen Trimeter zwischen den Dimetern oder
einen fremden Vers belebt.
Elektra 726—746.
Xeyerai' tav öh 7tioxiv 2. ion.
a^iLKQctv TtaQ^ efioiy' ix*t> Teles.
atqiipai ^eq^iav Scehov gl,
740 XQvOiortov eöoav äXXa- Teles
§avTa dvoivxiai ßgorsi- gl.
toc &varäg evexev dixag'
rpoßeQol de ßqorolai fiv&oi enopl.
Ksgöog TtQog d^eCbv d^equ/teiav. enopl.
745 iüv od fivaad^eloa tiöolv chor. dim.
'ATBivBig yleivCbv ovyyevireiQ^ ädsXcpwv. chor. dim. + (i)
Die Wortschlüsse und die Gliederung der Rede fordern diese
Abteilung; setzt man sich darüber hinweg, so kann man ein-
fachere gly konische Reihen bilden, wie ich es früher getan hatte.
737 ws_^ —
:=rj=^,^ kann nur ein kat. ion. Dimeter sein,
der also den anderen gleichwertig ist. 740 ist gegen die Strophe
die vorletzte Silbe im verkürzten Glykoneus lang.
6Ö0V genannt verden könnte, glaube ich nicht; in solchen Fällen tritt der
Dativ passend ein, ööüi, und die i:nßovX)) legt das nahe. Der letzte Vers
ööXiov eox£v dxoiTcv faßt nachdrücklich die Hauptschuld Klj'taimestras
asyndetisch zusammen.
') 187 steckt in y.ovgac: rä nicht ein hartes xovgai 'orai, sondern
y.ovQai xäi.
560 III- 7. Euripides.
Geändert ist 739 ätUov von Canter, 744 ^egaTTsiaig von
Wecklein; der Singular ist sehr viel besser als d-sgaTtsiag; ein v der
Buchschrift war zu lo leicht verlesen. 739 habe ich ^egfiav betont
und daran hängt die Auffassung des Ganzen, iorgeiptv 6 Vjliog
zr]v -O-^Q^nav äXld^ag Tijv edgav. Er hat die Hitze umgewendet,
indem er seinen Sitz änderte; er saß zwar nicht wo anders,
aber für den Beschauer befand er sich doch nun an anderem
Platze. Daß argeipat und alld^avTa dasselbe Objekt haben
sollten, ist unwahrscheinlich, und man muß die Strophe hinzu-
nehmen. Da gibt Zeus den Gestirnen, dem Helios und der Eos
einen anderen Weg'); sie fahren nach Westen (eo/rsQa väna)
d^eQl.iäi ffloyl D-eoTtvQiot, mit dem weißen himmlischen Lichte,
so daß sich die Wolken nach Norden ziehen, Libyen zur
y.s/.avf^isvrj -^ird. Dem entspricht hier ^cQ/^ia. Dies ionische
Wort, das die Ärzte für die Fieberhitze verbreitet haben, steht
wenigstens bei Ktesias (Harpokrat. a/.id7tod£g) so, wie man es
hier braucht. Euripides gibt eine physikalische Deutung wieder,
die natürlich ionisch geschrieben war. Die Sonne ging also
früher von West nach Nord, und da war das Khma von Nord-
europa das, welches jetzt Libyen hat. Oinopides (29, 10 Diels) hat
die Sage astronomisch ausgedeutet, sah aber in der Milchstraße
die alte Sonnenbahn.
Charakteristisch ist, daß Euripides in dem Schlußsatze, der
zu der mythischen Handlung zurückführt, der Klytaimestra
zum Vorwurfe machen läßt, eine Geschichte vergessen zu haben,
die er eben für eine pia fraus erklärt hat. Er erklärt für un-
glaublich, nicht daß die Gölter ein solches Wunder tun könnten,
wohl aber, daß sie es zur Entscheidung eines irdischen Rechts-
handels getan haben sollten, övarv^iai ßgozeUoi, für dvOTvxelg
was wohl nicht nur den Parteien
ärO-Qto/Toi, jenes Handels,
sondern der Menschheit überhaupt gilt.
Helene 515-27.
Der Chor kommt mit einem kurzen Liede zurück, das, wie
sich gehört, nicht respondiert.
') 728 hat Musgrave die Randnotiz /.lezaßdg zur Verbesserung' des
Textes, f^ievaßdXXet, verwandt.
Helene. 561
ifAOvoa tag ^sojTuoidoü xoQag,
(^ävaoo^yä XQriitovo' ifpdvrj rvQcevyoig
düfioig, Log Mevi'/Mog ov-
jtiü fi€)Mf.icpa€g oi%ExaL
6l egeSog x^ovl y.ovrp&€tg^
520 dXV exL v.cn oldjn^ äXiov
TQvxouevog ovrtw Xtiiitvcüv
xpavasLEv TCaxQiag yäg^
ScXaT€iai ßioxov
xaXaUpQLov, äcpiXog cpiXcov,
525 Ttavxodarcäg etvI yäg noda
XQiuTtxouevog elvaXuoi
y.(OTtaL Tgtüiddog ix yäg.
Zwei iambische Trimeter, der zweite mit Anaklasis und Katalexe,
dann Glykoneen oder chor. Dimeter; Pherekrateen gliedern die
Perioden, 525 hat der Glykoneus zwei Doppelsenkungen. Das
ist daß ich es nicht hergesetzt haben würde; aber
so einfach,
die Ergänzung 516 ist für Sinn und Vers gleich nötig. Nur Helene
hat doch bei Theonoe nachgefragt. Der Korrektor ging fehl, als
er icpävr]v einsetzte, Badham aber ging dann fehl,
fand erpdvrj,
weil er sich an die täuschende Überlieferung hielt. 522 steht
der Optativ der abhängigen Aussage abwechselnd mit dem In-
dikativ, der in der Poesie weitaus vorwiegt. Gewechselt ist, weil
Theonoe zweierlei gesagt hat, „Menelaos ist nicht tot, zu Hause
ist er auch noch nicht" aber die Modi geben keine verschiedene
;
Nuance. Zuletzt ist der Ausdruck überladen, aber das entspricht
dem Altersstil nöda 7tavxoda7cäg
yäg xQiiiTtiöuevog, halb nominal
ertl
für ertl da er zu Schiff fährt, tritt xiortat
TtoXXäg xcogag aXw/^itvog-,
hinzu, und nun fügt sich leicht der Ausgangspunkt Tgcoiädog ix
yäg hinzu, parallel zu dem Schlußverse der letzten Periode
Ttargiag yäg. Daß dies Wort so oft kommt, beirrt den Dichter nicht.
Helene 625-697.
Einiges zu dieser lyrischen Erkennungsszene hatte ich zu
des Mädchens Klage vorgetragen, anderes Murray mitgeteilt.
Ich bringe sie hier als Probestück solcher überwiegend doch-
mischer Partien, auch weil hinter dem Wortgekliugel doch ein
schöner Wandel der Stimmung zu erkennen ist. Zunächst
folge der Text, bei dem ich Gleichgültiges der Orthographie
Wllamowitz, Griechische Verskunst. 36
562 ni. 7. Euripides.
ix^Qctg xelQag, Zusatz des flüchtigen v u. dgl.) übergehe. Auch
die Personenverteiking ist so oft verkehrt, daß ich von ihr
absehe.
625 Eyl, u) cpiXraz^ avdqCov MeveXeiog^ 6 fikv XQOVog
Ttalaiogj fj de zegipig uqtuog ndqa.
eXaßov ao^iiva jcöoiv ifiov^ cpilaL^ 2 d.
TteqtTCBxdoaGa xslqa cpiXiov iv /.la^^Qäi
rployl rpaearpoQiüi. do.
630 ME. xäytü od' Tiollovg ö' tv f.idoioi Xöyovg €xcov
ovyt old' OTtOLOv ftqCjTOV ag^ioiiaL xa vvv.
Eyl, yiyr^d-a, xQarl ö' dg&iovg e^elgag 3. i
Scv£n:T£Qtij-/.a y.al ödxgv oraldaaco, 3. i
^regi dh yvla %iQCig eßaXov, rjdovav 3 do.
636 (h Ttöoig ojg Xdßco.
ME. d) cpiXzdri] TtQÖooipig, ov-/. efidf^upd^r^v 3. i
«Xw T« Tfjg Ai]dag Jiög (re) kextga, 3. i
Sv vTtb Xa^iTtddiüv xöqol XevxiTtTtoi 2 do.
640 ^vvo^icci^ioveg wXßioav iöXßioav do. + i
TO TiQÖoO-Bv^ tv. döfiiov ö' kvoocpLouv d^eoi [ff' if.iov'].
Eyl. TtQog äXXav d' kXavvei d-eog ov^upoQav zäode y.Qeiooio. 5 bacch.
TO xor/ov d' dyad^bv at re yia^u ovvdyayev^ ttöoi, 2 do. + 1
645 XQovt^ov, dXX' Ofitog dvaif.iav rvxcxg 2 do.
XO. ovaio öf^ta. tavta öi] ^vvevxojiiai'
dvolv yag ovtolv ovx o uev zX^nov, o d' ov.
Eyl. cpiXaL cpLXai i
Toc Tidqog ovY-kri ozivoj^iev ovS' dXyü), 6 do.
650 TtöoLV kfibv (i/iov) exofuv exo^iev^ ov €f.ievov
sfievov «X TQoLag TroXvsTfj ^loXelv.
ME. «/«ig eyd) rk ff'" fjXiovg öh f-ivQiovg
(.löyig disXO^cüv rjioO-6f.ir]v zcc zijg ^eov.
efia de ddxQva x<^Qf^oväv rcXkov ex^t 3 do.
655 xa(>/TOg i) XvTiag.
EA. TL (pöb; zig öv zdd' TJXTTiaev ßqozwv Ttoze;
döoKYjzov exio ae Ttqog oztgvoig. 2 do.
ME. xdyu) 0€ zi]v öoxoüoav ^Idaiav nöXiv
l-ioXelv ^iXiov ze fieXeovg rtvQyovg. 2 do.
631 äghof-^ai: Hermann. 635 üg X. ca. n.: Elmsley. 638 ttJ? Schäfer;
xov. (t£> Reisig /\. Xmzga Arjöag. 641 ö/tof) : Portus. 644 nöaiv: Din-
dorf. 650 {ifxbv) Seidler. 654 xf^Qßovd: Elmsley.
Helene. 563
660 ^Qog ^«wv, ööfuov Jicjg xwv ifiiöv aTceOTaKiqq;
EA. £ £• Tti-AQccv Ig agxccv ßaiveig, i + do.
€ €' 7ii/.Qctv 6^ Igewaig cpdtiv. i + do.
ME. Vty '
oig a-Aovota nävxa. öu)Qa datuovcov.
E^. arctTtTvoa f.iev Koyov, olov olov loolaofiai. enopl. + do.
665 ME. Ofiiog öh Xe^ov' fiöv rot (.loxO^wv xlveiv.
EA. ov'A. S7tl Xi'/.TQa ßaqßdqov viavia 6 do.
Tterofievag yaoTtag,
7tsTOf.ievov ö' egioTog ddUtov ydj.uov.
ME. rig (_yd(jy ae daiatov fj Ttöruog ovXäi Ttatgag;
670 Eyl. ö Jiog 6 Jiog, 5) TtooL^ (,««) ^calg M(^aLag t') 3 do.
ETciXaoev NeiXiai.
ME. ^aviiaord' rov Tte^iipavvog; w ösivol Xöyoi.
EA. y.arsödxQvaa y.al ßXicpaqov vyQalvo) 4d0.
ödAQvaiv ä Jiog fi' aXo^og wXeosv.
675 ME. "Hqa; tI vcjlv XQ^jtCovoa TtQOod^alvai -/.ay-ov^
EA. üfioi TLÖv "Idac XovtqCov Y.al '/.Qr^vCbv, 5 do.
Xva &eai fiogcpav
ecpaiÖQvvav, evd-ev sfioXev xQiOLg.
ME. rd^ eig aqlolv aoi rrjvd^ *^'/x' "Hqci yiaxd;
680 EA. ndqiv tog dcpiXoixo, ME. fcwg; avöa. 2do.
EA. KvTcqig wi ^i krthevoev, ME. tu tXäf.iov. 2 do.
EA. rXdi-Uov rXd^iov^ u)d^ kniXaa AiyvTtrwi. 2 do.
ME. dt" avteöcoA.' tldcoXov, log ai&ev xXvco.
EA. rä de ((Xa) xara /.leXa^qa ndd^ea Ttdd^ea, ^iiä- 3 do.
685 reg, ot "yw. ME. iL (pi]ig;
EA. ovY. eOTi f.idTTjQ' dyxoviov ös ßqöxov iambel.
Öl €{.iav y.ar€Ör]oavo dvoya(.iog aiaxvvav. 2do. + sp.
ME. u)(.ioi' d-vyaxqog S' ^Eq^iiövt]g eoiiv ßiog'^
EA. aya(.iog atSKVog [arexvcg], lo Ttöoi^ /.axaGtivu 3 do.
690 yd(.iiov \ayaiiov\ aioxvvav.
ME. Co Ttäv v.ax' ä/.qag (Jöi/i' £f.ibv Ttiqoag ITdqig,
tdÖ€ (noXiv T« ff«»') xat ah öuoXeaev 4do.
^ivqidöag %i. xf^XxeojtXtov JavaCov.
661 nixgäg . . . dgxdg v. 1. 666 kextgou: L. Dindorf. 676 (d/tot
^/it(üv detvwv A. 679 twrd' t. II. xay.iov. 680. 681 Kvngig . . ridgtv:
Reiske- 682 rXdncov TÄd.uwv. 684 (od) Herrn. 687 di ifie: Diiport.
689 [örexvog] Korrektor in L. nöoig: Musurus. 690 ydi-iov. aLoxvva:
Korrektor in L.
36*
564 III- '^- Euripides.
EA. i(.ie öe TtazQidog UTto y.ay.67tot(.iov äqaiav 7 do.
695 ißaXe d-ebg ärcö (r«) jiölsog ä/rö re oed-ev^
OTB i^ieXad^Qa X^x^d x' eXirtov od Xiitoüa
kn aiaxQolg yäuoig.
695 <Te> Matthiae.
Die Verse werden kaum noch Schwierigkeiten machen; die
anapästische Form ^ w — w^^ — und die verkürzte ^^
habe ich ohne weiteres als Dochmius bezeichnet. Daß 666 veavia
dreisilbigist, wie nicht selten, muß man wissen. 687 steht ein
Spondeus =
i hinter anapästischen Dochmien. Außer lamben
sind nur einige fremde Verse eingesprengt, lambelegus 686, nicht
selten in solcher Umgebung, 664 ein Enoplion, auch das be-
fremdet nicht, wohl aber, daß ein Dochmius folgt, so daß viel-
leicht besser olov €iooioo/.iai gesprochen wird, 2. Trochäen, ein
gefälligeres "Dikolon. 680. 81 vielleicht besser Enoplion anzu-
erkennen; der folgende Molossus kann durch das häufige zweite
GUed ^^ — —
^^ gerechtfertigt scheinen.
Helene hat geschwiegen, während der Bote die volle Auf-
klärung brachte; das unverhoffte Glück macht sie fassungslos,
daher geht sie zum<Gesang über, während Menelaos, der sie in
die Arme geschlossen hat, die Ruhe bewahrt und zunächst noch
nicht singt; er möchte von ihr über die Dinge aufgeklärt werden,
die er noch nicht übersieht ^). Sie aber ist noch nicht imstande
zu antworten „ich bin selig; aber mein Haar sträubt sich, meine
Tränen fließen, umarmen muß ich dich, um zum Gefühl meiner
Freude zu kommen". Noch ist die enn:lr]^ig zu stark. Er ver-
denkt es ihr nicht; die Erinnerung an ihren Hochzeitstag steigt
in ihm auf (dazu paßt der Übergang zum Gesänge); aber das
führt auf die bittere Wahrheit, daß die Götter sein Glück zer-
stört haben ^). Das berichtigt sie: „aber zu einem besseren Ge-
^) 630 fängt er an Käyco oe, nämlich eXaßov^ das stand 627: wie verkehrt
ein anderes Verbum dazwischen zu schieben, wo das Partizip überliefert ist.
2) 637 muß stehen ,,ich hatte meine Frau {XeKTga), die Tochter von
Zeus und Leda", und der katalektische Vers sträubt sich dagegen, in
Synaphie gebracht zu werden. Das erzwingt eine Fassung, in der xä Trjg
Ärjöag A log ze Xiraga mißverständlich ist; aber es geht wohl nicht anders.
641 ist ein Fuß zuviel. Daß nicht '&soC, sondern ö' ißov weichen muß, folgt
aus dem Zusammenhang. Tyrwhitt hat gesehen, daß 642 Helene zu reden
anfängt; daran hängt das Verständnis der ganzen Partie. In den Hand-
schriften fehlt hier jedes Zeichen. 646 ist evident, daß der Chor spricht,
nicht Helene, wie in den Codd.
Helene. 565
schick hat die Gottheit geführt; es war schhmm und doch gut,
denn es hat uns vereinigt, wenn wir nur seiner
spät, aber froh
werden^'. Das bekräftigt ein Wunsch des Chores, dem sich
Helene nun mit dem Ausdruck ihrer alles Hoffen übertreffenden
Sehgkeit zuwendet. Von neuem umarmtden Gatten, und
sie
auch dieser äußert sich befriedigt; aber indem er 660 wieder
einen Trimeter spricht, kommt er mit der Frage heraus, „wie
bist du von Sparta weggekommen?" Die Frage ist ihr sehr
peinhch; sie schiebt die Antwort hinaus, gibt erst das Negative,
daß sie sich nicht hat entführen lassen, und dann kommt in
lebhaftem Duett die Vorgeschichte mit ihren Wundern heraus.
sie, was sie über Leda und Hermione gehört
Schließlich berichtet
hat. Menelaos hat bisher gesprochen oder höchstens mit ein
paar Silben einen Vers der Helene voll gemacht. Jetzt singt er
zum Schlüsse ein Stückchen, dann sie; die Freude ist verloschen.
Paris hat doch unheilbares Unheil angestiftet, und Helene ist in
die Fremde und ins Elend doch gekommen, obwohl sie nicht
die homerische Ehebrecherin ist. In diesem Umschwung der
Stimmung liegt der Reiz der Szene; gewiß war das auch für
die Musik eine dankbare Aufgabe.
Der Text erforderte noch einige Nachhilfe, 676 habe ich
Gewalt gebraucht, waoi k^iCbv öeivcbv Iovtqwv y.al -/.Qr^vwv ist
Unsinn, und nun folgt „wo die Göttinnen sich wuschen"; da ist
der Ida so gut wie gegeben. Ob nun wuol ^IdaUov oder Tiöv
"Idai, steht dahin, eiäa hat das Unheil angerichtet. Aber, die
Änderung ist eigentlich zu stark; "idrivCov würde leicht sein, aber
diese Ableitung brauchte man zwar auf Lesbos (IG. XII 2 476),
aber sonst, soviel w^ir wissen, nicht. 679 kann Menelaos nicht
fragen, „hat Hera dir das zum Urteil über dies Leid getan?",
sondern „hat sie dies Leid dir für dieses Urteil angetan?"
682 können wir den Doppelsinn nicht nachbilden, der in Tläinov
liegt, das den, der etwas Schweres tut, und den, der es leidet, be-
zeichnen kann; aber darin liegt die Pointe. 689 hat sich Leda
das Leben genommen, weil ihre Tochter mißraten ist; dadiu'ch
war ihre Verbindung mit Zeus aus einer Ehre Schande für sie
geworden. Ebenso beklagt Hermione, die nun keinen Gatten
findet, die „Schande der Ehe", nicht der ihren, sondern der
Helenes. Auf der Wiederholung von alaxiva, das 697 in dem letzten
Worte wiederkehrt, liegt der Hauptton des Ganzen. 692 zeigt
566 III- 7. Euripides.
das Versmaß, wo die Lücke ist: daß neben den Tausenden der
Danaer nicht bloß Paris genannt werden konnte, ist klar.
Iphig. Taur. 394—455.
Von beiden Paaren stehe hier die Autistrophe.
407 fj Qo&loig eiXazivag 2 eher.
diKgoTOLGL y.cjTtag ercXev- 4 i
oav ETtl TCovTia wf-iara,
410 vdiov ox^if-ia. Iivottoqoioiv avQaig^ 3. i
(fiXönlovrov afiiXXav pherekr.
av^ovreg fieldd^goiaiv; pherekr.
cpila yccQ tXnig eyevez etil TtijuaaL ßQOvwv 3 i
aTtlrjavog dvd-gwTCoig, 2. i
415 bXßov ßaQog dl cpegovrai enopl.
TtXdvTjTeg l/r' oiöi.ia rtöXeig re enopl.
ßaqßdQovg negtüvreg ithyph.
y.oiväi do^ai.
yr(üj.ia d' olg /.lev äxaiQog oX- priap.
420 ßoVj Tolg S* kg /.uaov rjxsi^).
Die Herrschaft der Dimeter ist klar; ob 411 als Reizianum
oder Pherekrateus vorn mit Doppelkürze bezeichnet wird, ist
einerlei. An das Auftreten von Enoplia und von iambischen
Reihen sind wir gewöhnt. Die vier Längen 418 lassen sich
schlecht bezeichnen; vermutlich haben sie auch den Wert eines
Dimeters. Anstößig ist 409, daß der iamb. Tetrameter nicht nur
mit Doppelkürze anhebt, sondern auch auf enl növxia. -m^iaxu
ausgeht, während die Strophe ganz korrekt o neTÖ/^ievog ^Jqyod-ev
hat; der Korrektor hat 7toTü)(.uvog gesetzt, um die Verse aus-
zugleichen. Dem wird man nicht folgen; an den einfachen
Worten ist aber auch nichts zu tadeln, so daß die AnomaUe
Anerkennung fordert.
eid^ svxctloiv deajtoavvoig chor. dim.
ylridag '^EXe.va cpiXa Teles.
440 nalg iXd-ovoa tv^ol Kurzvers
xav TQCDidöa XiTtoüaa TtöXiv^ chor. dim.
^) Gegen die Überlieferung- außer Kleinigkeiten oder längst An-
erkanntem in der Antistrophe KÜnatg verb. Wecklein,
407, 408 iXazCvotg
'n der Strophe 395 {'leb); 399 darf öovaxoxXöov nicht verschmäht werden.
Iphigen. Taur. 567
Vv' aurpl yaiTUL dgöoov alfiarrjQdv 3. i
tihyßelou '/miuotöuoji 6 eh. dim.
deOTtoivas XSiqI -d-dvoi
445 Ttoivag dova dvTiTtdXovg.
f^diOTUv 6' dyyeXlav
dc^aifu^', '^E)J.ddog 1/
yäg TtXwrriQOJV eil rig eßa,
450 öovldag euerer Kurzvers
ösO.aiag TtaioiTtovog- 4 eh. dim.
(y.dvy yccQ oveiQoioi dö[.ioig
av(.ißair^v 7t6).u re nargcoi-
ai xeQJivibv vrtvcov drröXav-
GLv^ y.oLvdv ydoiv b'/.ßov ^). pherekr.
Die Gedanken des Liedes sind im ganzen billige Betrachtungen
„wer sind die Fremden? Vermutlich Kaufleute. Wunderbar, daß
sie bis hierher gelangt sind. Wenn doch Helene gekommen
wäre; die verdient den Opfertod (der Haß gegen sie bei Euripides
ein Gemeinplatz). Am hebsten wäre mir ein Retter, der mich
in die Heimat holte". Das ist mit den Stilmitteln der ver-
künstelnden Lyrik aufgeputzt, was manches schwierig macht.
Die erste Strophe mit der ganz konventionellen Anrufung der
SjTnplegaden enthält nichts als die erste Frage, die Antistrophe
nichts als die Antwort. Schon hier ist die Seefahrt mit Ruder
und Segel breit besehiieben; das führt die zweite Strophe noch
weiter aus: „laufend auf dem Strudel Amphitrites, wo die Nereiden
tanzen und Wind die während die Steuerruder
Segel füllt,
in Ruhe unter dem Süd- oder Westwind pfeifen". Die beiden
Steuerruder sind hinten zusammengeklappt; haben nichts zu
tun, da das Schiff mit Vollwind fährt, aber sie ,,pfeifen'S indem
sie das Wasser schneiden. Sowohl dies ovqusiv, wie daß sie
*) 446 hat erst Murray in y)diovav Täv d' dyy. die Dittographie be-
seitigt, in der Strophe 430 ein y.ai, das der späte Korrektor von L zu-
gesetzt hatte, um Responsion zu erzeugen. Daß es von ihm stammt,
durfte Murray nicht bezweifeln. 452 {xäv) Herwerden aus y.ai des Kor-
rektors, dann öveigaai ov/LißaCijv döi-ioig, und nachher ijjivciv und ökßa,
jenes von Hermann, dies von Köchly (gegen o?.ß(oi des Korrektors) ver-
bessert. In der Strophe ist außer erledigten Kleinigkeiten 433 eine Prä-
position zuzufügen, am besten <ö.V> avoaLC, 428 ein Trochäus oder
Tribrachys; am besten :Toaoi (nicht :ioa() nach Hermann, weil dann
t/xvxXioig bleiben kann; die Form .-looai steht Soph. lehn. 67.
568 III- 7. Euripides.
Evvala genannt werden, ist ein gesuchter Ausdruck, wenn er
nicht etwa aus der Schiffersprache stammt; aber ich denke, man
versteht ihn. Ziemlich salopp, aber ganz verständlich, daß sich
das obwohl ein Verbum des Fahrens
Ziel, inl yievxrjv, anschließt,
so weit davon steht, daß mit ihm keine Verbindung mehr ge-
fühlt werden kann. Daß yJevxrj als Ziel angegeben wird, wo sie
doch nach der Krim 'gekommen sind, erklärt sich wohl so, daß
dem Dichter die Küste des Pontus eine Einheit scheint. Der
letzte Ausdruck der Sehnsucht nach der Heimat ist 452 „wenn
ich doch auch nur im Traume in mein Vaterhaus komme, ein
Genuß eines süßen Schlummers, -/.oivav xdqiv blßovy'. Dies ist
wirklich hübsch. Es weist zurück auf den Schluß der ersten
Antistrophe „die Menschen fahren nach fernen Küsten y-oiväc
öö^aij und ihre yvibf.ia olßov ist manchmal äxaiQog, manchmal
trifft sie zu. Die -/.oivr] dö^a habe ich schon früher mit dem
fl -AoivötaTov; ilTtlg (Plutarch Sympos. 153 d) erklärt, vgl. auch
Pindar Nem. 1, 32. Reich zu werden hoffen die waghalsigen
Schiffer alle; ihre Rechnung trügt nur manchmal. Und der
Traum gewährt ebenso allgemein olßov xdqiv, gesagt wie x^ql^
yöiüv Hik. 79, ohag Bakch. 535. Daß Träume Schäume sind,
braucht nicht erst gesagt zu werden.
Ion. 569
Tiaqa xoqevo^ievoji rgirtodt glyk.
fiavzev^iara -/.gahei. reiz.
465 oh xal rtalg a. ^laxoy£vi]g chor. dim.
ovo -9-eal ovo nagd^ivoi glyk.
y.aolyvrjrai osuval 0olßov.
IxeTSvoare d' d) xoQai glyk.
TO naXaibv 'EQex^eiog glyk.
470 yevog svTe/.viag xQoviov/.ad-aQOlg 2 anapäst.
{.lavxevLiaoi y.üQoai. reiz.
Daß Dimeter herrscht, auch wenn er ana-
hier überall der
pästisch gebildet ist, daß ihm auch das Enophon gleichwertig
sein wird, bedarf keines Wortes; die katalektischen Dimeter
sondern die Perioden. 466 geben die Worte keinen begründeten
Anstoß, wohl aber der Vers. 487 entspricht rgocpal xi]Ö6ioi xsövcöv
ys T6-/.V10V 2 Dochm., der zweite anapästisch, ys kann entbehrt
werden; aber ich habe keine befriedigende Lösung. Dagegen
457 ist mit co ucc/mq NUa für t-id-zMiga sicher geheilt; ud/.aQ oj Iliegia
Bakch. 565, Arist. Vög. 1722 usw.
(.la/.aqi ohv Und 475
xvyciL
heißt es ganz mit Recht, daß das Elternglück erst vollkommen
ist, wenn die v^avidig t,ßai, die erwachsenen Kinder -/.aQ/toTQÖcfoi
sind. Denn erst der Enkel sichert das Fortleben des Geschlechtes.
Zu 482 vgl. Aristonoos S. 496.
Nun die Epode.
d) riavbg &a/.i]fiaTa xal Glyk.
naqavUtovoa nexQü chor. Dim.
fivXiöÖEOi MaAQcdg, reiz.
495 tva x^Qovg oxeißovoc 7toöolv chor. Dim.
li/ylavQou xüoai xQiyovoi chor. Dim.
oxddicc x^OiQcc TCQO IlakXadog Glyk.
vaCüv ovqiyyiov Dochm.
vn aiölag iaxäg, chor. Dim.
oviirpiüv' öx' ävaXiotg Teles.
500 ovQiCstg ü) ndv Dochm.
xoloi oolg €v ävxQotg. Ithyphallikus .
'iva Texovod xig Dochm.
Tiaqihtvog fuX^a ßgerpog 0oißiot Glyk. + Spond.
Tcxavoig i^wQtae d-oi- chor. Dim.
505 vav ^Y]QaL xs (poiviav Teles.
öalxa^ TTixQiüv ydiinov cßgir. . 2. chor.
570 III. 7. Euripides.
ouV ETIL y.eqy.ioLv ovte Xöyoig cpäriv 5. dakt.
aiov evTvxiccg /iisrexeiv &€Ö-
d-Ev TExva dvaroig.
503 steht ein Spondeus hinter dem Dimeter sehr eindrucksvoll,
da der Name des schuldigen Gottes fällt. 501 schheßt ein Ithy-
phaUikus die Periode als Klausel ab. So leicht es geht, hat man
nicht genügenden Grund, ihn in das Reizianum zu verwandeln.
Die Daktylen der letzten Periode sind ein Pnigos von 5 Metra,
man könnte vßqiv hinzuziehen, Dochm., 2 anap. Dimeter, Reiz,
abteilen; aber hinter vßgiv ist starke Sinnespause.
Außer erledigten Kleinigkeiten war nur 499 zu bessern, wo
Herwerden sehr hübsch orav avlioig emendiert hat, was 500 den
Indikativ für avQi^r]ig fordert. Verdorben ist noch vj-iviov vor
oravj denn -das verträgt sich nicht mit avQiyytov, und dies In-
strument wird durch die atöla iaxd gefordert, ist ja auch das
Charakteristische für diesen Musiker. Dann darf ovQiteig freilich
nicht kahl bleiben: sein Schmuck steckt in vf-iviov. Das ver-
bessert sich hübsch, denn sobald man sich ein o von laxäg borgt, ist
av^ivwv da,und das Adjektiv springt in die Augen, das die
richtige Stimmung der sieben Rohre hervorhebt. Andererseits
ist die Korruptel erklärt, denn ein viupcov führte den Schreiber
auf VI.IVCÜV. Endlich ist ein 5) vor /^uXm 503 gestrichen: was
soll hier eine Anrede?
507 sind die Xoyoi neben den xeQxiöeg
auffallend; gehören sie in der Tat nur durch ein hartes
zu etiI
Zeugma; sonst genügt ,, weder in der Spinnstube (wo man Märchen
erzählt) noch im Gerede der Leute habe ich gehört, daß ein
Götterkind {^söd-sv genetivisch) den Menschen einen Glücks-
vorteil bringt". Denn so ist es gemeint, der Dativ ^vi]Tolg zeigt
es, und der Chor denkt nur an die Mutter; den Götterkindern
selbst geht es ja meist gut. Die Schilderung im Ganzen ent-
spricht genau den gleichzeitigen Reliefs, ist auch topographisch
jetzt ganz klar. Sehr hübsch bringt die Anapher von tVa (495
und 502) den Gegensatz heraus zwischen dem Abend, an dem
Kreusa vor der Pansgrotte tanzte, und dem der Klindesaussetzung.
Phoenissen 291-395.
Ich schreibe nicht alles ab, aber die GUederung der Perioden
ist für den Stil der aoxQotpa so bezeichnend, daß das Stück
Phoenissen. 571
nicht übergangen werden durfte. Auch die Bühnenhaudlung zu
erkennen ist wichtig.
Der phönikische Chor begrüßt den Polyneikes durch die
heimische TtQoo/.vvrjoig. Nach zwei Trimetern, in denen er sich
vorstellt:
yovvTterelg edgag TtgoOTtirvco
<f äva^ rov or/.od^ev vöutov oeSovoa. 3. i
Der erste Dochmius vorn unvollständig (Kretiker): was an dem
Takte fehlt, wird durch die Handlung, den Fußfall, ausgefüllt.
Der Chor erhebt sich wieder: „Du bist da, nun komm heraus,
lokaste."
Y.XvBig d) Tsxovoa, Tovöe uaTsg;
ii (.lelkeig vniüQorpu fuka&Qa
TtEQäv S^iyelv r' dj)JvaLo(^L) re-Kvov.
Verschieden ausgefüllt dreimal 3. i.
lokaste kommt,
a) an den Chor gerichtet; mit Hilfe von
M und I habe ich schon früher Interpolationen ausgeschieden
und iamb. Dimeter hergestellt.
301 0oiviooav w veaviöeg
ßoav yJ.vovoa yrjQacbi
Ttoöl Tooiiegäv e'Axw ßdoiv.
ß) an Polyneikes, lamben, durch zwei Dochmien abgeschlossen
(am Ende von Fritzsche richtig umgestellt), 305 309. ßooTQvxtov —
Xaixag nXöy.auov ist die überladene späte Diktion; aurfißaU.e re-
giert auch nlö/.auov. Während die Mutter eine y.ovqiuog ist,
trägt der Sohn langes Haar, das bei der Umarmung und dem
Kusse über die Wangen der Mutter fällt: diese Gruppe sehen
wir also.
y) 310—17 {x(XQi.ioväv). Sie löst sich aus der Umarmung, tritt
zurück, bald rechts, bald links, den gehebten Sohn betrachtend,
streichelnd. Lauter lamben, 17, die letzten kretisch;
d) 317 — 26. „Vertrieben bist du durch die Schuld deines
Bruders. Wie hat sich Theben nach dir gesehnt, und ich habe
Trauer um dich angelegt." i, dann Dochmien; aber 320, 321
steht vor je einem ein >;: das ist eine wer weiß wie lang ge-
zogene Interjektion, schön malend;
327—36. ,,Und der Vater hat sich aus Gram um
e) die
Trennung der Söhne das Leben nehmen, wollen und Flüche ge-
;
572 in. 7. Euripides.
sprochen." 3 dochm.
3 i, 2 anap. =
dochni. 8. i; am Schlüsse
Tiy.voia{L). dochm. Nun ist sie mit der Schilderung des hei-
3
mischen Zustandes fertig und geht zu Fragen über, mütterlich;
t) 337 43. —„Und du bist verheiratet, mit einer Fremden
das ist uns Eltern gar nicht recht.'' 16. i. Der Anfang lautet:
GE S' ü) rexvov y.al ydf.ioiai di] -/.Iva)
tvyivra (lav) Ttaiöonoiov adovav
^ivoiaiv ev ööuoig €xsiv.
Um den Vers einzurenken hatte Hermann xa/ gestrichen;
aber xat und öi] passen zu gut zusammen „und du bist auch
schon verheiratet"; „auch" reiht in solcher Frage den Zu-
stand des anderen an die Auskunft über den eigenen. Ich habe
daher an anderer Stelle die fehlende Silbe zugesetzt;
rj) 344^r49. „Und ich habe dir nicht zu Hause die Hochzeit
ausrichten dürfen": das ist ihr schließlich das Bitterste. 10 dochm.;
&) „Fluch dem, wer es auch ist, der die Schuld trägt: ich
muß darunter leiden." Enoplion, 2 dakt. Dim. auf Hemiepes
ausgehend, 2 Dochm. als Abschluß.
Iphigeneia in Äulis 573—589.
In der Strophe, deren Versmaß S. 213 erläutert ist, war der
letzte Gedanke: „Es etwas Großes, der Tugend (die hier
ist
schon als sitthche Leistung gefaßt ist) nachzujagen. Die Frau
tut es durch Keuschheit, der Mann, indem er allen den
Schmuck erzeugt, der seine Stadt groß macht." Im '/.6o(.iog
(.ivqL07ih]d-rig mag man vielleicht besser Ordnung und den
„die
Wohlstand der Tausende" finden. Die Epode macht hiervon
Anwendung auf die Handlung, die den Hintergrund des Dramas
bildet.
5 ef-iadsg oj ITagig rjLTS ovys 3. gl
ßovKÖXog aQysvvalg etQacprjg
575 ^löaiatg TtaQcc /^löaxoig
ßdqßaqa gvqICcov ^qvyiiov 2. chor. dim.
avlcüv ^OXv{.i7tov y(.aXd[.ioig
f.im^l.ic(ta Ttvhov. dochm.
svd^rjXoi (J' itQicpovTO ßöeg, gl
580 ore os yiQiaig €(.iole dochm.
d-säv, ä a '^EXXdöa nii-iTtei. pher.
eXeq)avTodexcov rcdQOi- gl
Iphigen. Aul. 573
&SV doiiiov eorag, 'E'/Jvag chor. dim.
((5') €V ävTiü7tolg ßXecpdooioiv enopl.
585 SQODTcc r töioyiag eowxL enopl.
t' avTog ETiTorid-rig. ithyph,
od-ev (&€äv} €Qig dochm.
h'QLV '^Elldda ovv öoql vavoi t aysL 2 anap.
[kg] Tqoiag rciQya^ia'^). dochm.
Die Glieder sind alle geläufig; die Dochmien besonders klar.
Zwei längere Perioden sondern sich ab, deren jede eine Strophe
sein könnte, im Gedanken parallel, jede schildert eine Situation,
deren Erfolg eine Meerfahrt ist. Das Ganze könnte ein Dithy-
rambus des Bakchylides sein, ist aber doch geschlossener. Beide
Situationen gaben die Kyprien; daß das Haus in Sparta prächtig
ist, mit Elfenbein geschmückt, stimmt zum Epos, verzichtet aber
auf den Gegensatz der asiatischen Pracht zu der hellenischen
Ärmlichkeit, anders als Kykl. 182, Tr. 991. Man kann 58-4 mit
ßkecpccQoig einen chor. Dimeter machen, wenn man an den zwei
Enopha hintereinander Anstoß nimmt. 587 fordert Vers und
Sinn einen Zusatz; ich denke, die Ergänzung ist sicher.
Iphigen-Aul. 1286-1355.
Agamemnon ist nach 1275 rasch abgegangen, um sich den
Klagen und Vorwürfen von Gattin und Tochter zu entziehen.
Das erfahren wir durch einige Anapäste der beiden bis 1'282.
Dann singt Iphigeneia eine lauge Arie oder vielmehr zwei. Die
erste ist trochäisch ganz in dem Stil, der S. 273 behandelt ist,
ich muß sie abschreiben, denn wie sie in den Ausgaben steht,
kann sie niemand lesen, aber wer Kap. 5 beherzigt hat, wird
keine besondere Erläuterung mehr brauchen. In gewohnter
Weise baut sich die Arie so auf, daß eine Anrede zu einer
Schilderung und Erzählung führt; es ist wieder einmal das Paris-
urteil. Erst am Ende führt es zu dem Opfer Iphigeneias, das
auch eine Folge der ^glaig ist. Dabei wird der Chor angeredet 1311.
Er könnte sofort mit 1336 antworten; es steht nur noch 1313 1314 —
>) 573 eixa{^eg Wil., Herrn. XXXIII 518: ifioXeg. 580 5u: Muslims.
ificve: verb. Wil. 583 iazäg: ö' Eorag Kirchhoff, geht nicht weo-en der
Stellung von di. 585 ig. & l: Blomfield. 581? d': Murray. 589 [^^1
Bothe.
574 TH 7. Euripides.
eine Anrede an Klage darüber, daß der Vater sie
die Mutter,
verlassen hat: auch in die Handlung zurück.
das führt also
1315—1335 ein ganz neuer Teil, erst lamben, dann Anapäste,
endlich Daktylen mit ithyphallischem Schluß, „ich Arme, Helene
ist mir verderblich geworden; jetzt läßt mich mein Vater töten.
Wären doch die Schiffe nicht nach Aulis gekommen, hätte doch
Zeus keinen Gegenwind gegeben, er, der den Menschen gutes und
schlechtes Wetter schickt. Wie schwer haben es die Menschen."
Darauf in ein paar Trochäen ein Fluch auf Helene und ein
gleichgültiges Trimeterpaar des Chores 1336—1337 zu dem
Dialoge überleitend. Die letzten Trochäen gibt die Überlieferung
schon dem Chor, und daß er so das Urteil Iphigeneias be-
kräftigen kann, sie selbst nach dem allgemeinen Spruche viel
schlechter auf Helene zurückgehen, scheint mir klar. Freilich
sind dann die beiden Trimeter nicht zu halten. Sind denn aber
die beiden Stücke, das trochäische und das mit lamben be-
ginnende, nebeneinander zu stehen bestimmt? Deutet nicht die
Anrede an Chor und Mutter darauf, daß wir wieder zum Dialoge
zurückkehren? Ich meine, hierzu gehört wirklich 1336 1337. —
Wir haben zwei Arien; ich sehe keinen formalen Anhalt, dem
Euripides die zweite abzusprechen, aber für Dubletten möchte
ich sie doch halten; dies Drama ist ja voll von Erweiterungen.
lüJ id)
virpößoXov ^QvyCüV vdrtog
1285 "Idag t oqea, nQiaf.ios od-t note ßqicpog
ttTtalbv h'ßaXe i-iaTQbg ärtOTCqo voocploag
ETtl fiÖQCüi ^avatösvTi ndcQiv og Y-
1290 dalog 'löalog eXeyer^ iXiysr' Iv ^qvyCov TtöXei,
(.nfiTtor löcpeXeg rbv a^irpi ßoval ßovy.6kov Tqacpevt W-
Xs^avdgov oi/.ioat
Scf.i(pl rb Xevxbv vÖcdq, bß-i- XQtjvai
1295 vv/.upäv y.elvtai
ksifubv t' egveoi -if-dlXiov xXcoQoig
Tcal Qodösvta
&v&e vay.lvd-ivd re ^salg dgeTteiv^ 'ivd-a Ttork
1300 UaXXag e'uoÄ« xai öoXiörpQiov KvTtqig
"Hqa &' 'EQ(.iäg if 6 Jibg äyyeXog,
ä i^iev €7tl Ttö&ioi TQvcpcöoa
1305 KvTTQig, ä (5' {fjTf) öogi UaXXag
Iphigen. Aul. 575
"Hqa de Jibg äva/izog
evvalot ßaoilioiv,
XQiaiv STil arvyvav eqlv tb [vag]
ycakXoväg, tubv de Ü^dvarov
1310 ovo(.ia fiev (peqovxa Java'i-
öaioiVj öj y.OQatj 7tQ6Üvi.ia
ö' eXaßev "yjQTejiiig Ttqog "iXiov (ffrdAoü).
de T€'/.iov i-ie xav rdlaivav^
w (.läxeQj cb (.läteg^
oi^exai Ttqodovg eqt][iov.
1291 ü)qpeiXs verb. Elmsley: nur die Anrede hält den Satz zusammen. Paris
hat in der Stadt „der vom Ida" geheißen, bis er erkannt ward und den
Namen Paris zurückerhielt, den er bei der Geburt empfangen hatte; die
Hirten hatten ihn Alexandros genannt. 1296 egveai, Hermann für äv&eat,.
Daktylen werden für die Schilderung der Gegend gewählt, stark mit
Spondeen beschwert, im Kontrast zu den nächsten fast päonisch hüpfenden
Trochäen. 1305 inl ergänzt, denn weder dovol noch döoavi paßt für die
Tragödie. 1306 de war für Te nötig. 1308 [rag] Matthiae- 1309 if.ioC verb.
Elmsley: erst so kann man ijiC die Akkusative regieren lassen; „sie kamen"
ist immer noch regierendes Verbum. An 6vo,aa hat man ohne Grund
Anstoß genommen: övoj-iaorol iyivovio. 1311 ngüdviid (f sehr schön von
Henning verbessert. Das o' hat dazu geführt, daß die Überlieferung den
Vers dem Chore gibt. Damit noög 'IXiov verständlich wird, muß zugefügt
werden, was zugleich den unvollständigen Vers ergänzt. Die Trochäen
schließen voll und doch klingend, wie so oft bei Pindar.
Von der zweiten Arie brauche ich nur den Anfang der
Anapäste abzuschreiben
(.LI] (lOL vaCüV x<^Xxei.ißoXdöcov
TtQVfivag aS' AvXig öe^aod^ai
xovod' eig oqj.iovg eg TQoiav
lörpeXev iXaxüv 7to(.i7taia.
Da habe ich nur rcof-inaiav geändert. „Dies Aulis, wo ich bin,
hätte in diesen Hafen nicht die Schiffe aufnehmen sollen, als
Tio^iTtaia inv die Fahrt nach Troia." Daß hier die Schiffe noch
mal als eXdxai erscheinen, kann nicht getadelt werden. Zu der
Ttoi-iTtd^ die Aulis gibt, steht gleich die Edgi/rwi dvxaia 7iot.i7Td in
Gegensatz, die Zeus geschickt hatte, eiXiaowv (nicht (leiXiooiov,
wie Tyrvvhitt gesehen hat) avqav äXXoig aXXwv &raxü)v Xaiq^eoi.
Damit wird sein Tun im ganzen geschildert, denn er gibt x«'?«^^
und XvTti] (abgewechselt, weil Xvjtelod^ai sich nicht fügte); wenn
zu diesem komplementären Par xoIol 6" ccvdy/.ay tritt, so ist da?
576 III. 7. Euripides.
nicht objektiv Notwendigkeit, denn das gilt von sondern
allen,
subjektiv: sie nehmen es als „muß ist 'ne harte Nuß" hin, ohne
besondere Gefühle. Dann weitere drei Glieder, abfahren, Segel
reffen {orfKleiv, von Weil erklärt), warten {/.uXlsiv): dies letzte
traf inAuhs zu. Schluß: die Menschen haben alle viele i-iöyßoi, und
es nur ein Unglück, das herauszufinden, was einem bestimmt
ist
ist". Den Schluß zu ziehen war Iphigeneia sehr berechtigt: aber
ihr XQ^f^y ist ihr erst eben klar geworden; da wird sie nicht
fortfahren „Helene hat viel Leid über die Griechen gebracht",
was so allgemein gesagt überhaupt nur in den Mund des
Chores paßt.
Iphigen. Aul. 1475—1519.
Die letzte Arie ist ganz iambisch. Den Anfang bis 1479
mid wieder 'von 1498 an wird jeder leicht lesen; die Dimeter
im Wechsel mit dem Chor gemahnen an die Komödie. Das
Mittelstück muß ich hersetzen.
1480 eXiaaer' aucpl vaov ä(.icpl ßcofiöv
^'y^gTSfitv [tccv] avaaoav ^'Agreaiv
1485 [tccv] f.idy.aLQav^ cog ef-iolaiv, ei %qEwv, ^vfiaaiv
d^tocpar' e^aXelipio.
CO Ttörvia 7t6Tvia (.lätEQj ov öccKQvd yi gol
1490 dd)GOfisv ccLid, itaq tegoig yctq ov tcqstiel.
(b veavidsg owsTcaeiöex' "Agtei-uv
1495 XaXy.Ldog avTiTtOQOv^ %va ts öÖQaxa /.lifiove
data dl' €f.ibv ovofia räod' AvXidog
otsvoTtOQOig ev ävTQOig.
1490 und 1495 fangen mit Choriamb an; 1496 fehlt der Anlaut
dem Metron by'oi.ia räod\ Versmaß ganz einfach; natürlich muß
man xqewv und veavidtg kontrahieren. Die eingeklammerten Ar-
tikel wirft man unbedenklich fort; vor S^vf.iaoiv steht die ziem-
lich gleichwertige Variante a^iaoi und hat ein ts dahinter erzeugt
das Hermann schon gestrichen hatte. 1490 a^id für afiireQu
unvermeidlich. Sonst beseitigt die Erkenntnis des Maßes manche
Änderungen. Eine böse Korruptel stand nur 1489, cog statt ov,
sehr scharfsinnig von England entfernt.
Der Sinn 1486 nicht einfach, denn welche ^eocpata ver-
ist
tilgt Iphigeneia durch ihren Opfertod? Gemeint muß sein, daß
sie die Verpflichtung tilgt, die der Spruch des Kalchas offenbart
Bakchen. 577
hatte. 1498 doch regelmäßiges Perfekt zu
ist fiefiove vielleicht
l-ievcü, wenn es auch sonst nicht vorkommt, ineuova memini hat
nach Homer die Bedeutung 7tQoi>vt.ioLuaL^ läßt sich aber absolut
kaum denken, indessen gibt Hesych auch y.aqxsqel als Glosse,
was hier paßt.
Bakdien Parodos.
Die Parodos der Bakchen, eines der umfänglichsten Lieder
des Euripides, ist auch in ihrer poetischen und metrischen Kom-
position sehrmerkwürdig. Sie hat ein Proömium, das während
des Einzugs gesungen wird; inhaltlich stellt sich der Chor als
lydische Mänaden vor und gibt an, einen Hymnus auf Dionysos
singen zu wollen. Die Form sind einfache loniker. Responsion
ist nicht vorhanden und wäre auch widersinnig. Dann folgt
der Hymnus in zwei Strophenpaaren und einer langen Epode;
das ist Besonderes; die Weise des Euripides, die
nichts
Strophenpaare wie zwei selbständige Stücke nebeneinander zu
stellen, gilt auch hier. Allein sie stehen im Bau parallel, und
inhaltlich ergänzen sie sich. Nach einem Preise der Seligkeit
der Geweihten werden die yovai des Gottes erzählt: das gehört
sich fürden Hymnus und füllt das erste Strophenpaar. In dem
zweiten wird Theben aufgefordert, sich dem neuen Gottesdienste
anzuschUeßen, wobei die Ausstattung der Mänade geschildert
wird; dann wird wieder erzählt, die Übernahme der Hand-
pauken und Flöten aus dem Dienste der Göttermutter ^). Offenbar
hatte Euripides in Makedonien eine solche Verbindung der beiden
Götter kennen gelernt, die in Hellas nicht gilt; er zieht Rhea
hier immer hinzu, hatte sie aber noch kürzlich in der Helene
mit Demeter gleichgesetzt, w^as für den Athener allein nahe lag.
Die Antistrophe endet „und so führten die Satyrn jene In-
strumente in die trieterischen Tänze ein ^), an denen sich Dionysos
') 126 dvd öe ßdxxia ovvtövol y.egaoav äövßoa <Pgvyi(ov avXc'ov .ivev-
fian. Es ist eine
äövßöai zu schreiben, erstens weil die
Stillosig-keit
Epitheta verteilt werden müssen, zweitens weil die Flötentöne avvrova
sind „angespannt, langgezogen" {ovviova doot-Hjuara 1091), also nicht süß
klingen wie das bakchische evoi' evlog ist an sich ,uoi'0(y.öi', Demetrios
n. £(>/<. fi9.
Die Satyrn i^avvaavxo die Instrumente .t«£>ö dsäg /.larsgog: sie
*)
brachten es fertig, daß sie sie bekamen. Das ist eine der gewagten
S'atachresen, wie sie der späte lyrische Stil sich erlaubt.
Wilanio wi t 7,, Uriechische Verskunst. 37
578 ni. 7. Euripides.
freut". Der Wesen und seine Taten war noch nicht
Gott, sein
besungen Epode bringt was wir erwarten, seine Epiphanie.
: die
„Er, der Führer der Schwärmenden, ist freundlich') (zeigt sich
nicht als '^yQKoviog; nicht so, wie ihn etwa die Frangoisvase
darstellt, sondern wie man ihn nun malte), wenn er sich vom
Schwärmen Atem zu holen auf den Boden niederläßt. Da
sprudelt dann Honig, Milch und Wein aus der Erde empor.
Aber er rastet nicht lange; er schwingt als Signal zum neuen
Aufbruch die Fackel und läßt den Losungsruf evol an die
Mänaden ertönen „auf ins Gebirge". „Auf ins Gebirge", fährt
der Chor des Gottes Ruf aufnehmend, singt das Dionysos-
fort,
lied zum Dröhnen der Pauken. Und die Mänaden ziehen mit
Geschrei und Musik hinter ihm her, wie das Füllen hinter
der Stute 2).,
141 o ö' e^agxoi; Bgöfiiog, chor. dim.
134 €vol\i]övg, Iv OQSOiv brav 2. gl.
£x &iäo(ov dQOf.iaLii}v
Tiiorii 7CBÖ6oB^ veßQlöog l'/wv 2 i
i€QOv tvövröv, äyQevcov glyk-
ali.ia rqayo-z.rövov, wfiocpäyor xaQLv, 7 dakt, Metra
140 Uf^ievog stg OQta ^qvyia ylvdia.
142 qel 6e yäXaxxi jreöov, gel ö^ o'ivioi^
Q6l dh fieXiGOäv
viaragi. IvQiag ö' log Xißävov chor. dim.
145 -/.aTCvov b Baxxevg, avixcov chor. dim.
nvQOwdr] (flöya Ttevuag pherekr.
£x vaQd^Yjyiog äioosi pherekr.
^) oiÖF. dvoxegrig Soph. El. 929.
i^ötig elxdoat (lev r/d?)? kommt Kreon
vom Orakel OT. 82. Sophokles hat das Wort öfter von Personen; Piaton
wendet es bekanntlich nur ironisch an, Menander noch durchaus im Sinne
von gutmütig Sam. 197.
2) Die Anrede des Gottes ist nirgends scharf abgegrenzt; auch nicht
in den Ausgaben. Von bxav ab, 160, kann ihm nichts mehr gehören,
aber auch fx^Xnsve röv Alövvoov paßt nicht in seinen Mund. Hat man das
erfaßt, so ist die Erkenntnis gegeben, daß der Dichter so abgrenzen will,
wie oben paraphrasiert ist. Dazu paßt, daß die Mänaden erneut mit
TfKöXov xQvooQÖov xXidd angeredet werden; das sind diese Mänaden, die
Lyderinnen; die vorige Schilderung der Epiphanie war allgemein. Die
Ausgaben lesen xXtöüL und quälen sich hilflos damit ab. Das Richtige
konnten sie bei Reiske, Elmsley und Hermann finden.
Bakchen. 579
ÖQÖuioL y.al xoQoig kged-L- chor. dim.
tiov TilavaTag iaxcclg chor. dim.
150 r' äyuTtd/Müv TQucfsgöv {r«) 7cXö/m- glyk.
f.iov eig aid^iga qLnriov. pherekr.
a(.ia d' €uaai.iaGiv tTrißge^iei 2. gl.
TOidd' „lü Xxs ßd/.xat'^^.
G) %T£ ßdxxai, adon.
156 Tf.id)Xov XQ^^OQoov /Aida^ glyk-
155 ßaQvßQOucov vrco tufircdvojv 2. gl.
157 U6/.7l£T£ TOV JlÖVOOOV.
evia TOV eviov dyakköuevai d^tov 2 troch. (päon.) 2 dakt.
iv 0QvyiaLOL ßoalg evoTiaiai x€, 4 dakt.
160 kajTog örav evAeludog 2 troch. (päon.)
leQog leget itaioj.iaTa ßgeurjC ovvofa 3 troch. ('^ päon.)
165 (poirdoiv tlg ogog tig oQog, f;dof.i€- 7 dakt. Metra
ra d' aqa Ttcbkog OTtiog äi.ia uaTSQt
(poqßddi /.Cü'kov äysi ca^vTiow oxig-
ri]uaoc ßdxxcc.
141 trai. Wil. 138 äyogevcov corr. 1. 144 y.a:rcv6g —
d' excov corr. Wil. 150
add. Wil. 151 ö' i:t ev. corr. Elmsley. 156 trai. Wil. 169 ßäy.yov corr.
Musgrave.
Ich denke, es ist kein Wort mehr nötig: an der Umstellung
von 141 hängt die Wirkung von allem; daß der Vers von seiner
Stelle fort muß, hat schon Elmsley gesehen. Sonst war nur
Geringes zu ändern; das Meine hatte ich bereits an Bruhn und
^lurray mitgeteilt; aber damals war ich über den P^ingang nur
zur Aporie gekommen. Nun ist auch im Anfang das Maß her-
gestellt, das man erwartet. Die Dimeter sind im Grunde die-
selben, mögen wir Glykoneen, in der Katalexe als
sie als
Pherekrateen, als iambische oder choriambische Dimeter be-
zeichnen. Sie sind mit den Freiheiten gebaut, die wir in der
letzten Periode der Tragödie erwarten, aber nicht für Ver-
wilderung halten dürfen: es sind alte, vermutlich in volks-
tümhchen Gesängen bewahrte Freiheiten. 157 — w — -^-^ — ^^
v_^
darf Pherekrateus betrachtet werden, nicht als daktyhsch:
als
so steht 112 avicpets Xtv/.ocQixtov nAoAdfitov als Glykoueus*). Also
*) Mau kann natürlich hier und da mit nicht schwierigen Änderungen
metrische Anomalien vertreiben; es auch zuzugeben, daß die Über-
ist
lieferung keine sichere Grundlage Aber ich unterdrücke nun alle
ist.
solche Einfälle, soviel ich deren auch im Laufe des Lebens gehabt habe.
37»
,
580 III- '^- Euripides.
ertrage ich auch 144 als chor, Diraeter — w—- ^-^-^ — — ^-^-^ —
ww
|
150 v-^^^ —
N^-w-^ als Glykoneus. 155 steht
der Adoneus, anaphorisch w ue ßäy.xat aus dem Phere-
krateus vorher wiederholend; es bleibe dahingestellt, wie die
Musik ihn behandelte. 140—143 treten Daktylen ein; sie
erlauben sich aufgelöste Längen und sind ohne Zweifel y-ara
ovtvyiav gemessen: dann gleichen sich die Dimeter aus, kann
ein Adoneus ein Monometer sein. Von 154 ab mischen sich,
wie mir Arnim vor Jahren im Gespräche gezeigt hat, Trochäen
ein, dieüberwiegend durch Verkürzung päonisch klingen. Hier
dürfte diese Verbindung von Trochäen und Daktylen mit der-
jenigen vergleichbar sein, die 581 ff. regiert. Die loniker der
beiden ersten Strophen werden in den folgenden Liedern fort-
gesponnen. •
Bakch. 576-604.
Das seltene Stück steht zwar in der Ausgabe von Bruhn
ziemlich ebenso, aber ich mochte es hier nicht missen. Nach
einem langen Chorlied ertönt von innen der Ruf des Dionysos
i(b,
TilvsT ifiäg vXvsx^ avö&g Pherekrat.
iio ßccY-xaL iio ß(xy.yiai.
Das zwingt man lieber gar nicht in einen Vers, etwa Dochmius,
den es hier nicht gibt, oder lieber spondeisch; Verkürzung der
Schlußsilbe von ßäxxai ist ausgeschlossen. Der Chor fährt auf;
trochäischer Tetrameter: wie schön die Unterdrückung der Schluß-
silbe des ersten Metrons.
rig ods; tlg TtdXiv 6 xsXaöog ävd u eKaXeoev eviov]
580 Z//0. iu) id), Ttälcv avöG) Pherekrateen wie oben,
o Ie(.ieXag 6 Jibg Ttalg
XO. iiü id),
dsGTtoTcc dioTtota, /.löle vvv fj-
{.uxeQOV kg &iaoov Sj Bgöfiie Bqö^iib
585 JIO. (aele) Ttidov x&ovog "Evogi Ttötvia
XO. d a
Ttt%a xa ÜEv&iojg {.uXü^qu öiaxi-
vd^exai 7tBOi]iiaoLv.
590 6 JiövvGog ävd (.leXad-qcc
Gsßexe viv — oeßofiev ü.
Bakchen. 581
— 'lötTE ra lüivci Aiooiv k'iißola
öiddooua rdöe' BQouiog äXa-
Xd^tTctt oxiyao, eaio.
jMit 583 setzt die eigentümliche Verbindung von scheinbaren
Daktylen und Trochäen ein, und zwar wird dann jedes Metron
entweder daktylisch oder trochäisch gehalten, da die Trochäen
oft aufgelöst werden, sind sie beide sechssilbig; 592 ist aber
auch ein Daktylus aufgelöst. Die Unterdrückung der Schlußsilbe
einzelner trochäischer Metra (584. 591. 593) wird nicht mehr
beirren. Die Synaphie geht weit, kann durchgehen. 585 ist
sie trotz der vokalisch anlautenden Interjektion vorhanden.
JIO. circTB y.SQavviov cä&OTta '/.aurcäda
595 ovurp).€y€ oviicpkeye öajfiara Ilev&eog
XO. a et
TtvQ ov XevOGSig ovo' avydtr^i
(rovöe) IsueXag ieqov ducpl rdfpov äv Ttote xe-
Qavvößolog i'/uTie cp'Aöya
Jiov ßQovzäg.
600 dr/.€T€ Tredöae öiKers rgoiisga
awaara Maivddeg' 6 yag äva^ a-
V(o -/MTio ti&e)g eTtSLöL
LiiKad^Qa rdde zliog yövog.
Auch hier überwiegen die Daktylen und Trochäen in ihrer
Mischung; aber höchst eindrucksvoll mahnt die Zusammen-
ziehung zu Spondeen die Bestürzung über das Wunder, das sich
auf der Bühne vollzieht, denn da ist das Semelegrab, hat immer
etwas Rauch aufsteigen lassen (6): jetzt loht eine helle Flamme
empor. 598. 99 sind wirkliche Päone anzuerkennen; sie haben
mich zu dem Zusatz veranlaßt. Die richtige, von Vers und Sinn
geforderte Wortstellung hat das Etymologikum erhalten; die
Handschriften geben Tgoiisga dcouaia öi/.exe M.
Ich erläutere aber auch die Handlung, deren Mißverständnis
Verrall und seinen Schüler G. Norwood (the riddle of the Bakchae,
Manchester 1908; ich verdanke das Buch der Güte des Ver-
fassers; es ist wie auch alle von Verrall sehr anziehend geschrieben)
zu Unglaublichem verführt hat. Es läßt sich kurz geben. Sie
stoßen sich daran, daß die Front des Palastes stehen bleibt,
Avährend doch 633 Dionysos öiöuar egor^^fv x«"«»«, und bauen
darauf Schlüsse in dem Stile, den Verrall in seinen grotesken
582 IIL 7. Euripides.
Umdeutungen von Alkestis, Herakles und Ion konsequent an-
wendet. Was sieht der Zuschauer? Das steht in dem Liede.
Es verschieben sich die Auflagen der Säulen, also der Oberbau,
593. An Erdbeben sind die Athener gewöhnt; wenn ihnen der
Chor das als seine Wahrnehmung angibt, glauben sie es: sie
haben dies Wackeln oft genug erlebt. Das Feuer auf dem Grabe
Semeies flammt auf. Das heß sich ohne Mühe machen. Weiter
sehen sie nichts. Was erzählt Dionysos? Erst ein Wunder, das
hiervon unabhängig ist: Pentheus hat statt des Gefangenen einen
Stier gefesselt. Dann tritt ein, was der Chor beschrieben hat
(623). Pentheus, der in dem Stall ist, glaubt, es brenne im
Hause, und läuft um zu löschen, läuft dann döf-icov eoco, den Ge-
fangenen zu suchen, also in den Stall, sieht auf dem Hofe ein
(pda^ia, d. h, den Dionysos: da stürzt dieser die öd)f.iaza um.
Mittlerweile geht der Gefangene aus dem Hause, 637, wie wir
ihn sehen. Was ist umgestürzt? Wir sagen es uns, da wir
die Front stehen sehen: der Peristyl des Hofes mit seinen Ein-
bauten, zu denen natürlich der Stall gehört. So hat sich der
Dichter geholfen, der die Hinterwand nicht fallen lassen konnte.
Genau so geht es im Herakles: da muß demnach 905 oofiTTtTtTsi
ariyri drinnen von Amphitryon gesprochen werden, wie das bei
mir steht.
Bakdien 902-911.
Unter der Voraussetzung einer choriambischen Anaklasis
in Trochäen wird die schöne Epode Bakch. 903 verständUch.
evdalfiwv f.uv dg ex ^aXdaaag
fcpvys %el(^ia Xi(.iiva r' eKix^v,
Eidaiiicov ö* og vrtSQd^e (.löxSojv
905 eyive^\ erega ö^ ercQog stsqov
bXßioi xat övvdfiet TtaQfjXd-ev.
(.ivQiai de (.ivQioiaiv
er" ela iXrtideg, di f.uv
TeXevTCüOiv iv bXßwL
910 ßQorolg^ dl (5* d7teßr]oav.
tÖ 6k xciT fjf^iaQ ortoi ßiotog
evöaifxtoVj fiaxaQÜ^co.
Klar sind Verse bis auf den ersten, die trochäischen Di-
alle
meter, die immer iambisch anhebenden Pherekrateen, endhch
Ki-esphontes. Rhesos. 583
der Priapeus, also Bau nach Dimetern. Kann da 901 und 903
etwas anderes sein als ein troch. Trimeter, dessen erstes Metron
spondeisch, das zweite choriambisch ist? Der Vers an sich kann
Hipponakteum sein; das paßt nicht her. Er kann auch ionisch
sein, denn ^-^^-^ ^^ — als Schluß der Reihe, also mit einer
unterdrückten Senkung, ist nicht selten. Das ist er hier gewiß
nicht, wohl aber Aisch. Hik. 867 am Anfang einer ionischen,
mit Choriamben schUeßenden Strophe. Gern hebe ich es hervor,
daß dieselbe Silbenfolge verschiedenen Wert haben, also auch ver-
schieden benannt werden kann, gerade weil das zur scharfen
Prüfung jeder Analyse anregt; auch hier entscheidet wie der m
Sprache das Stilgefühl, auch hier wird es erst durch lange Ver-
trautheit erworben.
Kresphontes 453.
eiQTjva ßad-vTtXovxe y,ai gl.
xaXXiGTa ixa/,dQiov d-bCbv gl.
t,f^k6g (.lOL oid^ev wg xQovi^eig. hippon.
Ö£Öoi/.a de ui] ttqIv Ttövoig 4. i
vTteQßdkr^i {.le /J^oßg,
TCQiv oav xüQieaoav TtQOOidelv ügav 3. i
'/Ml 'AaVUyioQovg aoiddg enopl.
ipiXooxEcpdvovg re '/.i'o^iovq^ enopl.
%d-L fioL Tcöiva TtdKiv. 2. ion.
Das erste Trikolon ist einfach. Dann sind lamben ganz
frei mit doppelkurzen Senkungen und am Schluß dem Spoudeus
anzuerkennen, durch diesen Bau auf den Gang der beiden Enoplia
vorbereitend. Die beiden loniker am Schluß heben sich scharf
ab: das paßt für die sehnsüchtige Anrede. Die Strophe wird
vollständig sein, rcövva für Ttöxvia Meineke, vielleicht entbehrlich.
Rhesos 224—263.
Die erste Strophe ist einfach, Daktyloepitriten, als Abschluß
das archilochische Dikolon, gebaut als Prosodiakon + iamb. Di-
meter. Die zweite muß ganz hergesetzt werden.
iTtel TiQÖ % oiA-ixiv TtQo ts yög exXa fiövog 3 i
vavoiad-fia ßdg yiaTidtlv äyafiai 4. d
245 Xiij.iaiog' i) oiiavia dakt. ep.
tü)v dyad-CbVj btav ^t dvodvLog iif rceXdyei.
/Ml aaXevi]i
584 III. 7. Euripides.
250 Ttölig' iort ^QvyCov rig, eoriv eiiopl.
ah/.i(.iog, evL öh ^gdoog kv aix- 5. chor.
fiäL' Ttorl Mvoü)v dg ef-iav
avf.if.iaxiccv aTi^si.
TfV ävÖQ^ ^yl%auöv b TtedoatißrjQ Ofpayevg
255 ovidaei tv yXioiaig tetQdTtovv
^iif-iov i%iüv STtl yäg
S^rjQÖg; eXoi MeveXav^ Kravwv d' ylyaae(.iv6viov
y.QCLt^ eviy/.OL
260 'Elevai /.ay.öyai.ißQOv ig x^-
Qag yöov, dg etzI ttöIiv, dg e/tl
yäv TQoi'av xlXlÖvuvv
r^Xvd-^ t^wv argareiav ').
Die Auflösung der Choriamben und ihres iambischen Ersatzes
und ihr Anschluß an das Enoplion, 250 54, sind unerhört, und —
auch die paar daktyloepitritischen Glieder, in denen die erste
Strophe nachwirkt, zwischen lamben und Choriamben weichen
von der älteren Praxis ab.
Rhesos 342—379.
'^ÖQUoreia ^ih a Jibg 3. gl
TTalg e'iQyoi GtOfiaTtov cpd-övov,
(pQäoio yccQ di] oaov fiot
345 \pv%aL TtQooffiXeg eotlv UTtelv. Hippon.
T]-/.eig d) Ttoraiiov xal pherekr.
7]yf.sig €7tXdd^r]g ^iXiov Ttqog avXdv 3. i
ScGTtaaTog, STtsi os %q6viol IJiEQig
350 (.idTrjQ re y.aXXiy€(pvqog noranog Ttoqevei,
^) 245 ist onavia (V gegen onüvig L) als die zwar spätere, aber eben
daher ungewöhnlichere Form vorzuziehen; eine gute Hesychglosse bezeugt
sie, und es ist leichter 256 yaiag in yäg zu ändern, als hier etwas zu er-
gänzen. 246 öüöd/ltog L oder üöcUtovV verb. Musgrave. 253 ist geschraubt;
(5
:iQÖg Mvoäv dTi^eiv Ti]v ii.ii]v ovf.if.iaxiav wäre natürlich. Es bedeutet
„nur ein Mvo&v toxcnog kann uns Phryger verachten." Das kam dem Ver-
fasser geistreich vor, denn die Phryger galten nicht mehr als die Myser.
Daß er sie selbst unter den troischen Bundesgenossen erwähnt, 541, hat
ihn nicht gestört. Änderungen führen zu nichts. 260 ist auch im Ge-
danken und im Ausdruck verschroben: der Kopf des Agamemnon wird
der Helene gebracht, damit sie über ihren schlechten Schwager traure.
Rhesos. 585
IrQv^icüV, ög Ttore rag i^islioi-
dov Movoag dt a-/.rjQaccov
divr]&8lg vdQoetö}]g
xo'Attw)/ aäv icpvzevaev rjßav.
355 ov /.loi Zeig 6 (pavalog.
ijxeig öiffgeviov ßalialot jtcbXoig.
vvv (h TtaTQig, Co 0Qvyla, ^hv d^eCbt
vvv 001 Tov ^Elevd-sQiov Zr^va TtaQeoriv UTtelv ').
Die erste Periode setzt sich scharf ab; der folgende Pherekrateus
steht für sich. Dann leiten die lamben über zu dem Prosodiakon,
das dieser Dichter hebt; er verbindet es hier, wie sonst das
Enoplion verbunden wird, einmal mit einem, dann mit zwei
Metra, diese in einer geläufigen Klauselform.
Der Rhesos hat eine doppelte Überheferung im V(aticanus)
und L(aurentianus), und hier prostituiert sich der Aberglaube an
V ganz besonders, denn V hat 348 cpqvyiav für (ptliov und 359
idelv für uttsIv. Verdirbt das zweite den Vers, so zerstört das
-erste den Sinn, der allerdings nicht auf der Oberfläche Hegt,
dafür höchst belehrend ist. Jeder kennt die Beteuerung nqog
0iXioVj die eigentlich gar kein ^i6g ausläßt, denn in den Ver-
bindungen Zevg ^ikiog, Siviog, Iiüti]q ist ja nicht die Person des
Zeus das Primäre, sondern die ^dla, in der ein Götthches steckt,
die ^eog ist, aber hier nicht selbst als Göttin erscheint, sondern
„Gott" zum Träger ihrer Kraft erhält, und für Gott steht Zeus,
der den Leuten, die so redeten, eine universale Gottheit, die
Gottheit war. Also Rhesos kommt zum Phihos, weil die Troer ihn
freundlich empfangen. Er aber hält seine Epiphanie als (Paratog,
das natürhch nicht von dem chiischen Ort ^avai, sondern von
kommt, ganz gleich dem spätem emcpavi^g. Und das
fpavfjvai
wird noch gesteigert: jetzt kann Troia den Zeus Eleutherios
Der Strymon hat also eine schöne Brücke. Es ist die von Araphi-
^)
polis, deren Bedeutung Thukydides IV 118 hervorhebt. Das deutet darauf,
daß das Drama in die Zeit gehört, zu welcher Athen um den Besitz von
Amphipolis kämpfte, um die sechziger Jahre des 4. Jahrhunderts; an das
5., —
also JSS 424, zu denken verbietet schon die Notwendigkeit eines
vierten Schauspielers, aber nicht minder die Abhängigkeit von Sophokles
und Enripides. Das Heerwesen, wie es der Verfasser zeigt, paßt für die
Zeit des Xenophon und Iphikrates. Die Böotismen .Tooraivi und fivgiddeg
jiöXeig (Berl. Klass. V '2, 28) beweisen mindestens, daß er trotz engem
Anschluß an diese Vorbilder reines Attisch nicht zu schreiben vermochte.
586 III- 7. Euripides.
sehen, d. b. morgen wird ihm die götthche Freiheit erscheinen.
Für die religiöse, besser quasi-religiöse Empfindung und Sprache
des vierten Jahrhunderts ist das recht wichtig. Weder Sophokles
noch Euripides hätten so reden können. Euripides würde auch
eine Vokalverkürzung wie 344 nicht zugelassen haben.
360 ccQcc 7C0t' auO-ig ä 7iaXaia. Tgoia
zovg TTQOTcdtag 7tavau€QevO€c d-idoovg eQturwv
ipaXi^iolOL xa/ xuIvalov olvorrkavi^ioig
e/i'iöe^iaig auiXXaiCy
365 y.ara novjov i-ZTgsidäv
iTtccQTav oixofiiPiov ^Ikiadog Ttaq^ axräg;
u) cpiXog, eiO^e f.ioi
oäi %e()l v.al owi öoQi TtQci^ag tdd' kg olxov eX&oig.
370 sl^e cpdvi]d^L rav CdxQvooy TtqoßaXov
Ilr^Xtiöa y.at' oi^i^ia Ttekrav do%}.iiav Ttsöalqiov
oxiordv Ttag' ävrvya jzcoXovg Igti^i^wv
öißoXöv T äy.ovra 7tdXXiov.
375 oe yccQ oviig V7toozdg
^^Qyeiag ttot' ev "Hqag öa7t€Öoig %OQEvoei.
dXXd viv ade yä
/.a7i(pd^L(.ievov 0q\]lyX fiögcoi cpiXratov äxO-og oXoet,^).
^) Die Erhaltung ist gut; 373 hat Reiske noiXovq aus -/Mykoig gemacht.
Dies Wort und das folgende fehlt in V und seinen Verwandten, und in V
ist mit 373 eine Seite zu Ende, schwerlich zufällig: es wird Seite für Seite
aus der Vorlage kopiert sein, wie es oft vorkam, z. B. für den Venetus des
Aristophanes von Zacher bewiesen ist. Da war also eine Ecke abgerissen.
Es kommt aber hinzu, daß die Scholien V die oxiozi) ävtv^ auf die Ein-
schnitte des thrakischen, sog. Amazonenschildes beziehen, was sie schwerlich
getan hätten, wenn die Erwähnung der Pferde sie auf die ävvv^ des Wagens
gestoßen hätte. Also ist das Scholion jünger als die Verstümmelung des
Kodex, also byzantinisch. Nur diesen letzten Schluß habe ich in meinem
Erstlingsprogramm de Rhesi scholiis 9 nicht gezogen; nach den Erfahrungen
am Aischylos ist die Sache nicht wunderbar. —
Sehr kühn ist kvXCxcov
otvo7iXavY]Tot,g irciöe^Caig cmiXÄcag, das sind die Wettspiele beim Becher,
beim ^TiiÖe^ut cuöeiv, denn Musgrave h&t ^TCoöe^CoLg, das Scholion V voraus-
setzt, mit Recht geändert. Photius vjioöe^iog reicht wohl aus, eine Ab-
leitung von 'bjiobix^od^ai zu beweisen, aber das Aufnehmen, Beachten paßt
nicht zur äiiiD.a. Kühn wird erst äfiiXXai oivo7i?Mvr)Toi,; wenn es in der
Reihe rechtsumher geht, ist in dem üj.aXXäo^^ai kein nXaväo&ai, also heißt
es, daß der Wein die Konkurrenz in die Irre führt, d. h. oi äf.aXXdiixsvoi
nunoivovvxeg yrAavwvrat; ihre Vorträge kommen in der Trunkenheit aus
dem Geleise.
;
Rhesos. 587
Die erste choriambische Reihe enthält in ihren sieben Metra
nur lamben und Choriamben, aber in der zweiten folgen auf
ein iambisches Metron vier steigende loniker, die letzten mit Ana-
klasis: daß dies alles gleichwertige Metra sind, ist unwider-
sprechlich. Das folgende Reizianum ist dem Dichter ein ionischer
Dimeter der nicht seltenen katalektischen Form, in der von dem
ersten Fuße eine Länge unterdrückt ist; so gleich in dem
nächsten Tetrameter, der so aussieht, als wäre er ein um eine
Silbe verkürzter Asklepiadeus. Dann schließt nach einem Doch-
mius, der in Strophe und Antistrophe sich sehr charakteristisch
heraushebt, ein choriambischer einfacher Tetrameter ab.
Rhesos 454-466 = 820-832.
Es ganz unerhört, daß eine Strophe erst wiederholt wird,
ist
nachdem ein ganzes Drittel des Dramas sich abgespielt hat, das
nicht nur zwei volle Lieder enthält, sondern einen Abgang und
neuen Einzug des Chors, vgl. oben S. 443. Ebenso seltsam ist
das Versmaß, Verbindung von Dochmien und Daktyloepitriten.
Ito iio
455 cpLXa ^Qoetg^ cpiXog Jiöd-ev ei' (.lovov
cp&övov äuaxov vTiarog
Zeig -S-eloi aurpl oolg köyoiaw eiQyeiv.
TO de vdiov 'Jqyod-tv öÖqv
460 OVTS JtQLV TLV' OVXS VC'V UV-
ögiöp e/toQEvoe oid^ev /.geioaio.
rcwg (.lOL TO oov eyxog '^^x^kXevg äv dvvaixo,
Tvwg (5' A'iag VTtoi-ielvai
465 sl yccQ iytü zöde y fjuaQ etoldoiu, äva^, bviui
rroXvfpövov
X^tQog ccTtoiväaaio aäi Köyy^ai.
460 hinter vvv, verb. Nauck.
XIV 462 \4xilldg hinter ^loi.
verb. Wil. 464 x66(e /) Hermann. 465 oh.ol Musgrave: oraog.
466 ((Jöt) Härtung (hinter Xöyxai). ajiotväaO-ai, „sich artoiva
nehmen" ist gut verständlich, und dann kann der, von dem die
ä7coLYa genommen werden, in den Genetiv treten. Gesucht ist
der Gegensatz, daß die Lanze sich an den x^'^^s avdQoq>6voi,
??' 18, rächte.
588 HI. 7. Euripides.
820 i-i^yctg eyd), j-i^ycig, TtoUoxov xQccTog.
töi' üq' ef.ioXnv, oie ooi
äyyeXog fjkd-ov a^icpl vaüg Ttvq ald-uv
^-iQyeiiov otgarov.
825 iTiel ayqvTXvov of-i^i Iv svfpQÖvrjL
ovt exoqiio' ovc' eßgi^^ ov ßiaj
tag l'iaoevTiddag nrjydg.
(.tri fioi -/.örov CO ava Sijig' ävaiTiog yccQ
eyioyE itdvxiov.
830 €t de XQOVioi 7taQ(x/.aiQ0v eqyov i) Xöyov irtv&i]t,,
y,ard fie yäg
"CCovra Ttöqevaov ov jtaQaLTOv/^iai.
820 fieyag ifiol war so zu verbessern, weiter nichts {noXiovxov
ist nicht der Rede wert). Der Nachsatz „als ich dir die Bot-
schaft brachte" forderte zu „damals, mein Fürst, kam ich" ein
Prädikat. Das ist /««/«g, Soph. OT. 441 olg ,u' hpevqriöeig ^isyav,
653 h bgy.iüi /.teyav. „Damals Avar ich groß, gewichtig, glaub-
würdig." Das zwingt zu der Änderung, 'if-tolov steht periphrastisch
wie Soph. OT. 1357 om ctv cpovevg ii]ld-ov. 823 vaval verb. Kirch-
hoff,der 824 streicht, weil in der Strophe sonst eine Lücke ist,
auf die nichts deutet, und es konnte der Zusatz aus 41 ge-
nommen werden. Aber nicht glaublich, daß im Gegen-
es ist
satze zu jenem Verse, den der Chor verweist, aid^eiv
auf
intransitiv gebraucht wäre, und daß entbehrliche Worte aus-
gefallen sind, ist kein zwingender Gegengrund. 826 [^id] Her-
mann. 829 zeigt die Strophe die unheilbare Zerstörung.
Die dochmische Periode reicht 455—459 820—826; der =
dritte hat die Form wie Her. 1057, vor den Auflösungen eine
überschüssige Kürze; der fünfte ist durch -^ ^^ der — ,
siebente durch anapästisches Metron ersetzt; ein i schließt diese
Partie. Den Schluß des Ganzen macht wieder ein dochm. Di-
meter, der zweite verkürzt durch Unterdrückung der zweiten
Senkung. Die Daktyloepitriten sind klar, haben aber in dem
Spondeus am Schlüsse von 461, dem Spondeus für Daktylus
464 seltene Formen, und daß sie auf einen scheinbaren Päon
ausgehen, ist auch wider die alte Weise.
Rhes. 527—537 = 546-536.
zhog ä cpvXaxd, rig df.i€i.ßsi
Tccv e{.idv\ TtQiöTa
Rhesos. 589
dvtiai, otjt^ieia y.ai htra/roQOi
530 TTkeidöeg ai&egiai, fieoa d' aierog
ovqavCoi 7tOTärai.
eyQtods, TL f-ieXlete; ycoitäv,
'iyQiod^B TtQog (pv).ctv.av.
ov l€voG€T€ jLUjvdöog ai'ykav;
535 dcijg drj iteXag awg
yiyveTaij y.al rig TtqoÖQoi-Uov
böe y eoriv dorriq.
Überwiegend sind esDikola, dreimal Enoplion; 528 mit inner-
lich verkürztem Ithyphallikus, 534 njit Pherekrateus, 532 in der
Antistroplie mit Hemiepes {rtoiavia vvxrißQ6i.iov) verbunden; hier
ist es ein chor. Dimeter; die Worte sind unverdächtig, also ein
bemerkenswertes Beispiel von verschiedener Bildung der vier
Silben vor dem Choriamb. 530 das Dikolon solvitur acris, 536
chor. Dim. + Reiz, als Klausel. Dazwischen steht nur 529 ein
Vers, der aus Daktyloepitriten genommen ist, Epitrit + Hemiepes
Dem Dichter war er also ein fester Vers wie Enkomiologikus u. a.;
es auch nur Zufall, daß er keinen besonderen Namen hat
ist
Aber seine Einmischung hier ist doch für uns etwas Besonderes,
sie entspricht den Daktyloepitriten, die oben unter Dochmien
überraschend erschienen.
8. Aristophanes.
Thesmophoriazusen 663 — 685.
Chorlied hinter trochäischeu Tetrametern, in denen der Chor-
führer auffordert, die Pnyx nach Eindringhngen abzusuchen;
dementsprechend hat man sich die Bewegungen des Reigens zu
denken. Zuerst einfache Trochäen, in denen nur 665 öiccQQiifJov
mit Hermann in öh qlipov zu ändern ist, d. h. ö^ richtig zu deuten.
Strophische Ghederung zu suchen ist grundverkehrt. Dann folgen
Anapäste:
rjv yccQ hyp&i^i ÖQdaaq ävöoia
öcoast T€ öixt]v xai ^Qog tovnoi
Tolg älXnig avdqccoLv harai
670 TtaQciöeiyi.i' vß^ecog aölmov r' eqyiov
dd-^lOV TS IQOTtlOV,
fpi]G€t ö' eivai ts ^suvg (pavEQwg
TtäoLv äv&QWTtoig oeßi^eiv dai/.iovag.
Der Übergang zu Trochäen ist eine Seltenheit wie der iara-
bische Abschluß Fried. 947 und Ähnliches, das uns begegnet ist.
669 hat Bergk sehr schön ävögaoiv aus arcaoiv gemacht; 667 ist
fjv yccQ (.iri l(xd-i]i überKefert, /tß Id&rii ist lächerlich: wenn er sich
verstecken kann, wird er kein warnendes Exempel. Die Ver-
derbnis ist über das plebejische lr]^u(fO-fji entstanden. Nun
kommt die schwerste Stelle: an otßLteiv schließt öi-aauog x' Icpä-
jcovrag ooia /.al röfiiiiia f.ir]doi.i€vovg tcoleIv Ott xaAwgexei. Zwei
unverkennbare Dochmien am Ende zeigen, was vorher zu
fordern ist; Ttoiüv hängt von i-trjdofihovg ab. Das kann sich
nur an einen Infinitiv lehnen, aber Anschluß an osßll^siv gelingt
nicht, Ferner schwebt das t" hinter öi-KaUog in der Luft: das
weist den Weg, und die Suche nach Dochmien auch. kcpiitovTag
ist wegen ^irido}.ievovg aus dem Infinitiv zum Partizip geworden:
öixaicDg te baia ecpiTtsiv ytal voiminain.
Thesmophoriaznsen. 591
kÖv fuj 7CouoOi raCiTa, roiuö' iaxaL'
avxCov orav X^rpO^r^i rig oaia <(/n;) ÖqOjVj
680 (.laviaig q>X€yiov Xvaar]i Ttagaxo-
nog u IL ÖQwnq, näoiv eficpavt^g bqäv
satai yvvai^i xal ßgorolg
3ti tcc 7taQavoj.ia td t' avöoLa
685 ^sog TtagaxQfjf^i aTtotiverai.
679 drängt sich die Ergänzung auf, die auch den Vers hefert,
den man erwartet. Dann gehen die lamben durch. Der doppelte
Bedingungssatz wird durch die für uns unnachahmliche Nuance
zwischen orav h](piyi]L und ti n öqwr^i entschuldigt; dies führt
das ooia /^li] öqüjv aus. Am Schluß ist überliefert -d-tog uTtoxivexaL
7taQaxQf,ii(x xe xivsxca, d. h. die Korrektur der falschen Lesung ist
eingedrungen. Gegen ein Medium änoxivexaL ist so wenig zu
sagen wie gegen die Präposition, „der Gott nimmt sich die ge-
bührende Genugtuung". Von 678 an kommt nur mit anderem
Worte in anderem Maße derselbe Gedanke; das hat seinen Grund:
sie suchen die Pnyx noch einmal ab, vergeblich, und wenn auch
für uns nichts Neues herauskommt, so steht das damit in Harmonie.
Dieses langweilige Suchen würde weitergehen, wenn der Ge-
fangene nicht plötzlich einen Rettungsversuch machte.
Thesmoph. 1136—59.
Das letzte Lied bringt die Huldigung für die Hauptgötter,
Athena und die Osofiorpögco in zwei Teilen. Der zweite ist durch
die Handlung hervorgerufen, die in dem heiligen Bezirk neben
der Pnyx spielt, in welchen die Göttinnen geladen werden; da
war also ein äloog, das auch der Pnyx ein ganz anderes Aussehen
verheben hat, als es die jetzige Öde bietet. Im ersten soll Athena
nicht nur den Frieden bringen, sie wird auch als Feindin der
Tyrannen angerufen. Das hat für den Augenblick mehr Gewicht,
als der Dichter sich auszusprechen traut. Auf den Bürgern
lastet die Vorahnung der Revolution, die wenige Wochen später
ausbrach; aber von wo die Gefahr einer Tyrannis drohte, wußte
Aristophanes nicht oder scheute sich es zu sagen. y.Xi;tdoLxog
heißt Athena. Wozu hat sie den Schlüssel? Doch nicht zur
Schatzkammer, dem Opisthodom, vielmehr zu der himmlischen
Waffenkammer, Aisch. Eum. 827, Sie verfUsrt für den Notfall
592 III. 8. Aristophanes.
Über die Blitze ihres Vaters, hat also die Macht, den Angriff auf
ihren Staat niederzuschlagen.
Dieser erste Teil bringt dreimal die alte kleine Strophe 3. gl.
und nur einen bakcheischen Tetrameter dazwischen, in dem
stellt
die gewichtigstenWorte gegen die Tyrannen stehen. Es darf
keine Responsion erzwungen werden. Dann folgt
)JY.€T^ evcpQorei; TKaoi
rcÖTViai älaog ig vf^iireQOV,
1150 {ob öri\ avÖQaOLv ov ^e^iir' eIooqüv
OQyia OB}.iva. i^solv 'Iva Xaiutdot
(faiverov ä^ißgurov otpiv.
1155 fiöXsTov sXO-eroVj avtäned-^, Co
&€auocpÖQCü TtoXvTtoxvLci.
ei TtQOiBQÖv Ttox' hcrjüöio
TJXS-srov, (xat) vvv äcpi/.eo-
&0V i/.tievo^iev tv^dd' }]i.iir.
3 gl., daktylischer Dimeter, mit ihm verbunden was man ein
klingendes Hemiepes oder auch einen Pherekrateus mit zwei
Doppelsenkungen nennen kann. Praktisch macht das nichts aus;
es muß nur ein Dimeter bleiben. Dann folgen4gl undHipponakteum.
1156 ist einmal keine Synaphie. 1150 ist ^sfiiTÖv überhefert, von
Bothe geändert. Zu streichen ist ov dt] der Hiatus ist ja ganz uner-
;
träglich, und dl] ist nichts als mechanische Dittographie des
folgenden av, oh aber ist hergesetzt, weil das gleichwertige iVa
sehr weit vom Anfang des Satzes steht, denn der Sinn ist „kommt
in euren Hain, wo ihr die oQyLa d-eolv {ß-salv ist nicht attisch)
mit euren Fackeln zeigt, die Männer nicht sehen dürfen." Es
ist freilich streng genommen unzulässig, daß die Göttinnen d-eolv
OQyLa zeigen, aber das hat sich der Dichter wohl erlaubt, denn
die von Hermann empfohlene Streichung von ^eolv wage ich
nicht. Wer 1157 steht
hätte den Dual interpoliert? und d v.ai^
es könnte da gut stehen, auch der Vers ein iambischer Dimeter
sein, aber 1158 ist xa/ unentbehrlich. Wir müssen immer be-
denken, daß die Thesmophoriazusen nur in R stehen und als
das letzte Drama am schwersten gelitten haben.
Frösche 209—68.
Das Lied, in dem die Frösche dem rudernden Dionysos als
KsXevocai den Takt angeben, hat seine komische Wirkung zu
Frösche. 593
gutem Teile durch den Takt und die Musik getan; der Dick-
wanst muß ja mit seinen RuderschUigen folgen, und der Spaß
ist, daß er es am Ende so gut kann, daß die Frösche ver-
stummen. Aber auch in der Metrik drückt sich der Kampf aus.
und das ist interessant, weil es ein Kampf zwischen Trochäen
und lamben ist, also auf das Deutlichste zeigt, wie verschieden
der Charakter der beiden Maße war: die TQoxaloi zwingen den
armen Gott so rasch zu rudern, daß er's kaum aushält; aber er
schafft es, und sobald er sich in die Trochäen gefunden hat,
verstummen die Frösche.
Das erste Lied, in dem sich die unter dem Wasser singenden
Frösche vorstellen, bringt die Trochäen nur in dem Gequake
ßgexenexe^ xoa^ xoa^: das Akzentuieren hat wirklich keinen Sinn.
Das steht am Anfang und am Ende; das Lied dazwischen hat
noch gehaltene vornehme Rhythmen, eine iambische Periode (7)
mit unterdrückten Senkungen und einem Choriambus im vor-
letzten Metron; dann einen ähnlichen, nicht kongruenten Hepta-
meter, also gewissermaßen zwei Stollen. Der Abgesang ist
daktyloepitritisch, d. h. verwendet die betreffenden Kola, zweimal
ein khngendes Hemiepes, dann Enoplion + >-^ der Abgesang — — :
ist selbst a a b gebaut.
Noch rudert Dionysos, wie er's kann; schwer wird's ihm;
er spricht in lamben: da springt nach 222 und 224 das trochäische
ßQf.K£y.6/.e^ -/.oa^ y.oa^ ein; man darf es auch an der ersten Stelle
nicht mit dem Venetus fortlassen. Das plagt den Dionysos
schon, aber nun kommt es noch ärger. Ein langes Lied in
schönen Trochäen mit immer mehr Auflösungen*) hetzt ihn: kein
Wunder, daß er schwitzt, und man muß auch den metrischen
Spaß fühlen, wenn er 237 ruft X'^ jtQioy.Tog idiei Ttdlat xan
avriii tyxvifjag £Q€l, und der Chor einfällt ßgeiiEy.s/.e^ yoa^ xoa^.
Ja, in seine
selbst lamben greift
er ein 241, füllt den ange-
fangenen Vers TtavaaoO^s mit fiäkXov ftev ovv und bringt dann schöne
Trochäen bis 249. Aber nun kann's der Dicke: er singt ßo. /.. x,
250 und fügt dann sprechend in seinen Lamben hinzu rovü
') 229 ist es ganz müssig', mit Hermann tili yCiQ tateg^av (ntv) tvß.vgat
xe Movoai das trochäische Motron zu füllen. Die Unterdrückmiii' ist ebenso
245 nokvxokvin,ßot,oi fie.itair /")
Aide; usw. Hermann hat mit Aut'trvnov 216 für
Aiöv. die einzige notwendige Änderung in dem I^icdo ^orgeiionmuMi, und
das ist eigentlich ebensowenig eine Änderung -wie 213 )'y/,(t/<t'r.)t9(£. ,
Wilamo witz, Griechische Verskunst. y}^
:
594 III- 8, Aristophanes.
itaq v^iCov Das schlägt ein: trochäisch singt der Chor
Xa^tßdvio.
deivcczaqa neiiföf-ieod^a. Da fährt er in ihrem Stile fort: deivötsQa
6* €ywy\ eXavvüJv et öiaQQayY]aof.iai. Noch einmal versuchen sie
es mit ßg. 3<. x. Er ruft dagegen oifuoCei' od ydg (.lOi {.lilei, und
als sie einige gesungen haben, schnappt er
trochäische Zeilen
ihnen ihren Refrain weg, dem er wieder sprechend zufügt zoyrwi
yctQ ov vinijaets. Sie darauf trochäisch ovöe i-irjv rji^iSg ob TtdvTwg.
Da geht er erst recht los, man denke ihn sich entsprechend
rudernd
ovdk fn]v vi-ielg y ef.i€.
ovöi'jtore, y(.exQd^n/.iai yccQ
215 xütV jft£ öfji^) Öl Tjf^iiQag, ecog ^v vf.i5g
€7tixQaTija(.o tCol y.oa^
Triumphierend singt es das. Sie sind verstummt, überwunden:
er kann sagen ef.i€kXov aqa. Ttavoeiv /to9^ v/^iäg lov v.oa^.
Ich denke, alle modernen Zusätze und Streichungen sind
erledigt. Heliodors Kolometrie erörtere ich nicht; er hat die
Verse wie gewöhnlich gar nicht verstanden, und auf seine
Lesungen und Messungen kommt nichts an. Daß er die dak-
tylischen Gheder zu lonikern und Choriamben zerschneidet, zeigt
wohl, daß die vielbelobte Auffassung von Blaß einen Eides
helfer findet, aber zu ihrer Empfehlung dient das wahrlich nicht.
') Ob man öfii oder (5e?;t schreibt, ist unwesentlich. Die anomal
kontrahierte Form steht auch Plut. 216, und auf der Inschrift IG II' BSO
vom Jahre 320 xäv ngoodsttcu. ßaderraacher Rh. M. 57, 478 will verstehen
„und wenn man mich den ganzen Tag einsperrt", was doch auf seine
Wer im Plutos XQV^-
Fähigkeit zu schreien keinen Einfluß haben würde.
einsetzt, kann es ja hier auch tun. ße zu streichen ist nichts als Ver-
schlechterung.
9. Mesomedes.
1903 schrieb mir ein junger österreichischer Gelehrte,
ImDr.Jahre
Konst. Horna, er hätte einige griechische Gedichte ge
funden, und mir einige Proben mit. Auf meine Antwort
teilte
habe ich nichts mehr gehört. 1906 veröffentlichte Sp. Lambros
in seinem Neog 'Elhjvouvrif.uov III 3 diesen Inhalt des codex
Ottobonianus 59, saec. XIII. Der merkwürdige Fund scheint
geringe Beachtung gefunden zu haben. Daß Mesomedes der
Verfasser der Gedichte ist, drängte sich dem Leser sofort auf.
Obwohl eine Vergleichung der Handschrift nötig ist, da die An-
gaben über sie abweichen, gebe ich hier seine sämtUchen Ge-
dichte, die für die metrischen Formen der Kaiserzeit das Wich-
tigste sind, was wir besitzen der Mann hat zu seiner Zeit vollen
;
Erfolg gehabt und ist einige Jahrhunderte gelesen, gesungen und
nachgeahmt worden^).
Die Gedichte des Ottobonianus tragen den Vermerk ^ageBe-
ßh]i^i]aav ano tf^g ^iovoiKi]g, sie stammen also ebendaher wie die,
welche aus einem musikahschen Traktat in den musici scriptores
von van Jan gedruckt sind (Supplementum 1909). Man wird nicht
bezweifeln, daß die beiden Stücke, Anth. Pal. XIV 63 und
Planud. 323, denselben Ursprung haben.
Der Ottobonianus bringt zuerst den Hymnus des Ariphron;
der ist oben behandelt. Dann folgen die Gedichte des Meso-
medes. Auf die musikahschen Vorbemerkungen kann ich nicht
eingehen. In meinem Abdruck kümmere ich mich um alles
Prosodische und Orthographische nicht und führe die richtige
^) Aus seiner Vita bei Suidas, also durch Hesychius von Milet, er-
fahren wir, daß er aus Kreta stammte, Freigelassener und Günstling Hadrians
war und den Antinoos besang. Hinzufügt Suidas aus Cassius Dio (LXXVII
12, 7), daß Caracalla sein Grabmal restaurierte- Pius hat ihm sein Gehalt
heruntergesetzt, wie die Vita Pii 7 berichtet. Eusebius notiert ihn als
}ioi7]Tijg v6i.uov xi{>aQ(OLdixcov zum Jahre U3. Der Versuch, ihn in dem
pseudolukianischen Enkomion des Demosthenes 27 zu finden, ist gana
verfehlt.
38*
596 III. 9. Mesomedes.
Wortabteilung ohne weiteres ein, lasse gelegentlich auch Gleich-
gültiges fort. Alles ist ja provisorisch.
eis '^V^ ^voLv.
Tlvd-ayoQOv. 6 Ttovg TtgoxekevauaTi^ög' 6 QvS-iiiog
6}iT<ior]f.iog' 6 tQÖTtog Avdiog.
ÄQXct xat TtavTiov yevva
rtQeaßloTa moi-iov i^ti']Tr]Q
y.al vv^ xal cptjg -/.al oiydj
ä cpQOVQtlg nävtag fivO^ovg
5 Tjd' ayyilXeig rovg Zqvög
Tialöag yivölarr^i 'Feii^i.
dex^jt yccQ rcävtag {.iviyovg
jiiSikinTovg ävÖQCbv egyoLg.
v.ai ^iOL TCQÜJzov ^isv tpvxcc
10 ÖQd^av ßaivoi nqog ygafifidv
üipevdoOg yhooorjg Qvfir^i.
yvi(jüv d' äoy.rjO^tlg avihig
yöfirpoi t' üsv v.<xl raQOoi
^loäg ig (.lixQOv räode.
15 ov ö' u) }.at.i7tQalg äartoiv
yalav Träoav TtvQOtviov,
Aliov aößeatiov cpXoyf.aov,
Talg oalg dcQ'KSv ^le yki]vaig
Xf^vcüv oAxäv evayfj
20 tCüt oCbt, Uaidv ßaxxsvtdi.
etg ae ^lodv yaq reivu)
yvLiov svvaiüjv Qtvoxolg.
oixTSiQOV röooov Tiräv
av^QwTtov deikov öeaf-iöv.
2 nfjveg. 4 ndvra /ivde. 10 ßaivoig ngög ygäßfia. 13 yöf-KfOL d'.
19 d?MÖv. 21 yäg teivo ^adv. 22 gdaroio.
Die Natur, die angeredet wird, ist nur im Titel genannt,
der also von dem Verfasser stammt; wenn das Lied auch ge-
sungen wird, ist es doch aus dem Buche genommen. Daß die
Natur Nacht und Licht zugleich ist, versteht man leicht,
aber die ~tyi], die uns von den Gnostikern her vertraut ist, bei
diesem Dichter zu finden, überrascht. Die Natur faßt alle Reden
auf, die durch die Taten der Menschen mild gemacht werden,
Isis. 597
also ihre iJieQrjfpavici und Arroganz verlieren, und verkündet
danach der Rhea die Auserwählten, Tugendhaften, Göttersöhne.
Die Grammatik spricht dafür, daß ^Pdric Dativ ist, obwohl es
als Vokativ leichter verständlich sein würde, denn die Natur
kann diesen Namen bequem als mythische Person führen; was
für eine Potenz sonst gemeint sein soll, sozusagen „die gött-
liche Weltordnung", ist mir unklar. Mit Vers 15 wendet sich das
Gebet an die Sonne, die als Herr der Sinnenwelt ^imv heißen
darf, llatdv als Apollon. Solange der Mensch in seinem Leibe
ist, also während seines alwv, lebt er durch die Sonne; er
selbst ist natürlich seine Seele, daher redet er von dem ötauog
&v&Q(07iovund sagt, er wohne yvitov Iv Qevorolg, in demFheßenden,
Vergänghchen seines Körpers. An der Verbesserung von qüotolo
kann kaum ein Zweifel sein, und man findet auch Ähnliches
genug bei Synesios, Gregor u. a. Diese gnostische Religion
steht für Mesomedes unter dem Namen des Pythagoras: ich
denke, das Dokument ist schon wegen seines Alters sehr
wertvoll.
Die Anapäste, wenn man nicht besser Spondeen sagt, bieten
nur das eine AuffäUige, daß auch ein kurzer Anlaut gestattet
ist, 7. 15.
2.
etg Ti]v ^loiv. fj avCvyla Tcvgoixiog /.al lia(.ißog' yivx] ovo, laußog
öiTtXaaiov {-oiova cod.) xat Tivqqixiog liaov. 6 Qvd^^ibg dtxaarii.iog.
vTtoXvöiog 6 TQOTtog.
Elg v(.ivog &vd t€ yäv
Scvä T€ vavg akirtOQOvg
äidsTüL rcoXvtqöitoig
€V Tfkog iv dgyioig,
5 fi ßi(&vx£Qiüg 'Jaig^
a t' {'uQog^ ä d-€Q£og
a T€ x^tuarog äyei
veoyovovg fjvlag.
(xovTo))Xo xaXevai tiCq
10 (^ovqavov r') äiöov re
xat x^öviog vuivctLog^
ai (pviüiv cüöii'sg,
al KvTTQiöog 'i'uegoi^
xov viiTiiäxov yovc, •
598 III. 9. Mesomedes.
15 :rcvQ teXiov äQQ}]rov,
Ol 'Peag KovQ)]Teg,
o re liQOi'iog äfir^rog,
aaxQa dupQi^Xara,
Ttavia (ii' ccyaxzoQiov
20 "loidi x^^?*^'^^^'«
•2
vi}ag. 6 etagog ä te #. 10 ätdog. H xö vrjn. 15 reXetov
18 äorea.
Die ccvd/.TOQa der Isis, 19, können nur das All sein. Ihre
Potenz ist nicht geringer als die der 0v(Jig; mit der Isis des
Hymnus von Andros, der in der wirklichen Religion der
AlyvTitLOL d-eoL wurzelt, hat diese hier nichts mehr zu tun. Da
15 das „vollkommene Feuer" genannt wird, das sich mit Worten
nicht beschreiben läßt, muß das Feuer, „das man so nennt", das
materielle Element sein. Dann wird jenes doch wohl das stoische
Urfeuer sein, eher als das platonische ddog 7rvQÖg. Das Zeugen
und Werden in allen seinen Phasen versteht man, also die Hoch-
zeit von Hades, Erde und Himmel, einerlei, wie sich diese
Potenzen vermischen. Unverständlich bleiben mir „die Kureten
derRhea"; Tänzer sind sie Ja, und das orphische Fragment 194
Abel läßt sie t»/v 'Fear fpQOVQslv y.al rar rCbv bXiov dru.uovQyöv.
Und was Die Ernte oder der „Sichelschnitt"?
isiKQÖviog äfirjrog?
Der Kronos des orphischen Hymnus 13 paßt wohl her, aber es
muß sich etwas Besonderes verbergen. Jeder wird mit dieser
Isis das Gebet in den Metamorphosen des Apuleius XI 25 ver-
gleichen.
Das Versmaß ist höchst merkwürdig, künstlich nach den
Theorien des Handbuches ersonnen. Denn es sind Päone, unter
denen schon 5 der Pahmbacchius auftritt, dann häufig, auch mit
einer Auflösung 11. Synaphie ist meistens vorhanden, 18 auf-
gegeben. Wir kennen den Palimbacchius nur aus den Metrikern,
Diomedes 479, Mar. Victor. 45, Anonym. Ambros. 226, Chöroboskus
zu Heph. 216. In dieser Tradition hören wir aber auch von
anderen Namen, die zum Teil in den Formen schwanken,
und von seiner Verwendung in dionysischen
fcofiTtixög TTQoooÖLaviög,
Liedern und Prosodien. Es kann also sein, daß doch Älteres
vorhanden war oder vorhanden zu sein schien. Vers 14 ist wohl
in vi]7riaxov das Iota verschliffen wie in iviavzog in dem kretischen
Hymnus S. 501.
An die Adria. Sonnenuhr. 599
3. Eig 'y/dgiav.
vf.ivelv oe (.leaaiTtoXe Ttövzov
TtCbg fj Tig €i;ixT€ ae Ttayd^
7] Tttbg rb TtavoXßiov vöiog
5 x^ovi 1.17] 7t£Qr/.eiuevov 'locaxai;
ov yccQ ßlsTTST' tvO-ev äjTOOQod.
Ol) ßovxöXog, od yivog ogveiov,
ov {.irjAdot ovQiae rcoif^u^v^
evU' vöara xat TtXazvg diqQ.
10 xoQog eig oe naXiv v.eY.KLx äareQtov
xai xevTQa cpaeiva aeldvag
Kai TtXeidöog doTegeg evyevelg.
dbg löüv x^öra deaitora xat rtdXiv
dv6f.iovg dbg dTiijuovag evdiovg,
15 xai i.irjT€Qa yfjg loidtov TtöXiv
S^vaiü TOTE ooi veßqbv evxeQto.
6 dna)Qoq)d. 13 nöliv. 15 yfyv. 16 %6ze aoi v. ei), ^oa vexgöv,
verb, Lambros.
Dies das hübscheste Gedicht. Der Dichter fährt über das
weite Meer; es wird nicht eigenthch das adriatische sein, sondern
er mag nur von Kreta nach Brundisium fahren und ist nun auf
einer See, die ihm nirgend Land zeigt. Naiv fragt er, wie das
Wasser nicht abfheßen kann, da nirgend ein Rand ist, der es
hält. Er sieht die Gestirne in dieses Meer versinken und wieder
aus ihm aufsteigen. Um günstige Fahrt bis ans Land bittet er,
aber das Dankopfer wird er erst leisten, wenn er am Ziele ist,
in Rom der f.n]TQÖn:oXig zfjg oUovineyrjg. Kühn ist 2 növxov /.le-
aainoXe, ev (.üolol roü Ttövrov TtoXevtov, dvaatgtcpöuevog.
Anapäste mit ein- und zweisilbiger Katalexe.
4.
eig wQoXöyiov. f] ov^vyia tdtißov xal rgoxalov. 6 tgorrog ylvöiog'
6 Qv&^ibg öiodexdorjuog' yivog dtnXdaiov Log /iih Ttgbg oXov rov
axixov 6 gvü^fibg öiüöfndorjaog, ei'dtxa ydg eoxi avXXaßihv, f] de xoD
axL%ov teXevxaia ovaa xbv xoitov, evbg XeiTtovxog xgövov, oxi
dcjdexaauXXaßog 6 aiixog taiiv, >/ avllaßi] y xQÖvioy tarlv.
rig ö Xdivov äviqov 'L^gei ^vaag;
xig 6 v.€vxQov enia-AOTCov aguöaag;
awodoircoQOv tlge tbv aXiov,
600 III. 9. Mesomedes.
iviz-Xeiosv eoco ögö^iov auegag,
5 üO^ev atOeQog äQf.ia jtQOOiTtiacai.
ui öaiöaXiov -/.a(.idtov rexvag'
dXiyt] XiO^og Ivöedsrai /roXov,
xov "AxXag rig Ixovcpiae ßaaidoag.
Hiervon auch Abschrift von Horna, der in der Überschrift yivovg
diJiXaaiov gibt, Vers 3 das richtige e{)QB löv gegen svqeto Lambros.
3 äXiov. 7 ivöeövrai. Ein kleiner Stein hält in sich gebunden den
Himmel, den nur ein Atlas tragen konnte. xovqjC^etv hat er aus der
Tragödie.
Dies ist eine Sonnenuhr, wie so viele erhalten sind; das
xivTQov ist der Zeiger, dessen Schatten mit der Sonne läuft.
5. äXXo elg wQoXöyiov.
tig Ettv^ato %aXy.€XdvcoL xs^vai
(.lUAdgcov Öqouov €ig ^lergov aaegag',
xig €ia^e xv/.Xioc Öqü/hov doTeqiov,
Ttayx^Xyieov eixova x.öof.iov,
5 fiegiaag xavöviov rvTtov tvdQÖi.uov
OQioag odov axQOTiov evayijj
tiüiiov doiO^fiov TQig TiaadQtov.
ö de öioxog 'i^st TtvAiväi yXvcpäi
TtroQ€vi.ieva rtigea XQvaea,
10 Kqlov ßQiuQüv Xaaibv /.ö^iav^
l'aC'QOV xegabv TiXeiaöoÖQOi^iov,
{.lOQtpav xQai€Qü)v Jidvf.iiov laav,
lo^ioiai y.sx^vöra KaQxivov,
XQategbv de yieovta neXibgiov^
15 ^avd-av evwTttda IJaq^^evov,
Zvyov dfifpigercrj (.legoTtiov öUav,
xai Ixogniov evojtXov ogyiXov^
xevxavgov dvaidea To^öcav,
dirpveg -/.aXbv ^iyöxegio öefiag,
20 vetov /.liyav ofißgov '^i'dgrjxoov,
TteXdyovg aXixvfiovag 'ixi^vccg.
(pegerai öe fieaov yiavöviov Xi&og
xav xd^tv exiov iduov (.lexgiov,
dvoötvxov ööbv cpavegav l'/wv,
25 O^ifievog x^^QOv eig f.iixgov arpO^Lxiav.
xai deixvvxo Tiäai xeyva aocpd
Sonnenuhr 2. Schwamm. 601
•/.axa öfjQiv untiqLrov ovqavoC.
fii^ii'jaaio xaA/€ot,' aöova
örjXovoa ßgoroig ueigov atuoag.
1 ;to^'<^'^ö^w- 3 £i8V^e. 5 aavövi. 6 Cagonov öööv ^odCov. 8 noty.ü.av
ykvcpdv. 10 ?.aou)x6fuiv. 11 Jileuidov doößoi'. 12 xonreedi'. 20 yöp o;.co
25 'd^EßBvov. 27 «iträ ö/yott^. 28 n;r}xt]OctTO.
Diese Sonnenuhr entspricht den unsern. Es ist eine Bronze-
platte, auf der rings die 12 Zeichen in Gold dargestellt sind.
In der Mitte steht der Zeiger, der seltsamerweise aus Stein ist.
Der hat eine Position seines eigenen Maßes, d. h. er ist so klein
und groß, daß er durch seinen Schatten einen sichtbaren Weg
nimmt ohne selbst zu gehen, und er bringt den Wandel der
ewigen Gestirne in ein Maß, d. h. zeigt die Regelmäßigkeit ihres
Wandels, eigentlich der Sonne durch sie. Die Kunst zeigt sich
entsprechend dem endlosen Streit des Himmels, d. h. dem ewigen
Wettlaufen von Mond, Sonne, Fixsternhimmel; Planeten fallen
ja fort.
10 vielleicht hat er doch y.Qioü ßQiuQoö geschrieben. 11 Wenn
man nicht tief schneidet, kommt man auf dies Kompositum und
damit auf den singulären Versbau -w-^-^w-^ für^^--^ —
^-^^-'j —
oder hat Mesomedes jchadoög. >>• — gemessen? w
13 die
klaffenden Scheeren sitzen an den Schultern. 26 das Präteritum
hat nur dieVersnot erzwungen, ebenso die femininischeVerwendung
von /dA/t£ot; 27; der Art hat er sich viel erlaubt.
6. excpQaatg onöyyov.
avi^og TÖöe aoi ßvO-uov tiexqCov
7iol6iQi]TOv akug itaXäiiaig (piqco
oui]vtaai jfaveiy.el.ov ^^id^LÖiov
äie AtjQor ^l'^irfvtiov i/. nexQCov^
5 toi rXavxog ev vÖaac TeQjceiaij
TQLtiovüg od' ioil xa^ievvd.
TOvtioi TCaQct -AvuaOL ycagO-ivoi
TtaiCovaiv uyäkf-iara Nt]oetog,
Ttwliov ov' arpQ(l)dta O-vdöiov
10 ^EvoaixO^ovog äoO^fiata lovei.
tovTov xüue vri^öfievog övtag
akbg vdaaiv äcgof-iog egyärag,
'iva aov xara y^iovtiov ^tekCuv
Xvor^i i.ieia vcxta^ yvvai y.ala,
15 xa//arov xov Iqiotiaov afi/närcov.
2 ^igo: (faoC (Kompendium). 3 dT&idcov: a öcor. 6 äd'. 9 §vi.ujy.
14 xa?.?M. 16 xüv iguTCXcöv 6fifidz(ov.
602 in. 9. Mesomedes.
Er bringt seiner Geliebten einen Schwamm. Der ist einer
Wabe ähnlich; das Meer hat ihn mit seinen Ttaldfiaij Händen
oder Künsten, ausgebohrt. (Ti.tijvog und i(.i]QÖg sind arg katachrestisch
gebraucht, wenn nicht etwa das Wachs auf die Farbe geht. Der
Schwamm wäscht den Seerossen Poseidons den Schaum ihrer
atemlosen Fahrt ab; gut, und die Parallele zu dem Gebrauche,
den die Geliebte von ihm machen soll, ist nicht übel. Aber daß
die Nereiden mit dem Schwamm spielen, wenn er gerade an den
Pferden gebraucht ist, hat Mesomedes zwar gesagt, aber nicht
gemeint; es schloß sich nur mit öre das nächste Bild bequem an.
7. eig •/.va.vov.
xmvov hl 7toxa^iC)i
y.dteyj ttots ßgöyog
rrayaderog vöaoir.
ov ä/.iovaog löujv
5 ai/tolog aygoTag
eO^tXe öioXeoai
yierpalav Xiyv&QOvv
Täit Gtaxvoio^uaji
ögsTtdvcüi i^egioag.
10 xara (5' vöarnrcayoüg
ßatve xtXevd-ov
ßijfiaat yiovrpoig.
Tixav de xvxvtoc
TlVQÜtVTL ßoXäi
15 ov(.if.iaxog ecpdviq.
ylyvsro i^ihv vygbv
TtdXi Ttora^ibg vötoQ'
€7tea€v b ßoviagj
6 de }iv'/.vog aviO^oge
20 xä/trato yaigtov.
Abschrift auch von Horna. 2 xdvsxev äzeg ßgöxov. 3 nayööezov Horna
jiayöd'eTov Lanibros. 3 vöaaiv Lambros, vdcog Horna. 11 ßalvsi verb.
Horna. 14 Jivgöcovzt., wieder ein kühnes Femininum. 17 ndXiv verb.
Horna. 20 y.al nixexo.
Anapästische Metra, die aber sicher als Prokeleuraatiker gelten-
Synaphie ist bis auf 3 durchführbar.
8. eig Kioviorca.
iXecpavTog Itz' ovati -/.(hvioifj
rCTsgov evftregov 'iazaio aeuov
.
Helios. 603
q'äxo ö^ äfpoova /iivO-ov „ufpin:iai.iai,
ßdoog ov yccQ hiov övvaaai fpsoeiv"'
5 o ö' «At^e yiUoTog vrp' ädoväi
ovd-' i]viA dcputraoo •/.wvtoip'^
6 i(pimälh]q\ ich glaube, es ist mit anomaler Aspiration (.(peozädriq zu
halten. 7 äcpiovaaca.
Die Fabel steht bei Babrios 84, nur Stier für Elephant.
Anapäste wie 3.
9. "2/n'Og eiq "H'Uov.
m
EhpaueiTix) nag aid-riQ,
yij y.al növrog 'Aal rcvoiai,
ovQsa teuTtta oiydtio,
fjxoi cpOoyyoi t' öovlO-tov'
5 f fielleL ycxQ Ttqog fjuäg ßalveiv
0olßog d-ÄSoosyiOfiag iv%auag.
XiovnßktrpaQOv ndieq 'Aovg^
qoöötGoav o^' (ivxvya rci'oKujv
nravoig v/c^ ^i/^veaot ÖLw/.tig^
10 XQvoeaiOLV äyalXöusvog •AÖuaig^
Ttegi vCbvov drrtiQLTOv ovqavov
dy.Tira noXvoiQorpov dfiTiAexwv,
aiy'/.ag 7toXvdtQyJa naydv
n€Qi yalav anaoav i'Aiootor.
15 Ttoraf^ioi öh aiO^tv nvQog dußgötov
Ti/.tovoiv d/.ijoaTov auioav,
aol f.isv xoQog tvöiog dozegiov
'/.ar' "OlvuTTOv äraxta x^qbvel^
ärerov fiskog aur deidiov
20 0oißr]idi regnöfievog Xvgai.
y'Kav'Ao. de ndgaiO^e leXdva
XqÖvov lüoiov ayeuovsvtL
Xtvxiöv vno ovQuaoL ftöoxiov.
ydvvxttL de ri oi röog tvf.ievi]g
25 TtoXveifiova xoouov tXioaiov.
9 und 10 sind mit Noten als Anhang eines rausikahschen
Traktates erhalten, beste Handschrift Neapolitanus III C 4 van Jan,
Mus. Suppl. 48; es lohnt sich nicht eine Variante anzugeben außer
604 ni. 9. Mesomedes.
was wohl schon Byzantiner verbessert haben.
25 jtolvoi^iova^
Offenbar verdorben ist 5 ^tQo^ w^i- Es war etwa 7C()uo(Jw. Die
ersten sechs Verse haben keine Noten; sie können ein altes
Proömium sein oder bilden doch ein solches nach. Aristoph.
Thesm. 39 hat Bergk gut verglichen, der diese Gedichte in der
Anthologia lyrica mit unglücklicher Willkür behandelt hat. 18
ist die rei et personae confusio zumal in diesem Stile ganz un-
anstößig. Zu dem Ganzen vgl. Nonnos 40^ 369—410.
Das Vorspiel sind Spondeen wie im ersten Gedichte, aber
6 ist ein daktylischer Tetrameter-Dimeter; anapästisch ist das
nicht,denn abgesehen vom Klange fehlt die Diärese. Dann die
bekannten Anapäste.
10. "I}ivog €ig Ne^ieocv.
Ne^iEOi, Ttiegoeaoa ßiov QOTtd,
Y.vavü)7tL ^€d, O^uyareQ JUag,
ä Y.ovcpa fpQvuyi.iaia OvarCov
htixsig döäfiaviL x^XivCbi,
5 e'x^ovaa d' vßqiv öloav ßgorojv
^leXava <P!}6vov hxiog ekauveig.
VTtb oov TQOxov äaraTOv aatißi]
XaqoTia (.UQUJtiov atgicpetaL tvxa,
Xi]^ovoa de Ttag /coda ßaivsig,
10 yavQovfievov av^^va yiXiveig.
V710 Tif^xw del ßloTOv /.UTQSlg,
veveig d^ vno xöXrtov orpQvv äel
tvybv i^isza x^^Q^ XQazovoa.
"iXai^i ^idxatQa öixaoTtöXs
16 Nei.ieoi, TtTBqötaaa ßiov qoitd.
Nefisaiv ^ebv äidof.iev ärpd^irov^
Niyir^v lawoiTtTegov öj-ißgiiidv
vi]^ieQT€a xai TtdQBdqov Ji/Mg,
a. %av /.iByakavogiav ßQoxwv
20 ve^ieoüiaa (pegei /.aia raqxdQOv.
man pflegt dei, auszuweisen, bqiQvv xdiw
12 xdAjiüv äei xdro) öq>gvv:
umzustellen. kennen wir das näxa als Verweisung auf eine Korrektur
Jetzt
am unteren Rande; da stand einmal das vergessene dqjgvv, das dann
an den Rand heraufgeholt ist, ohne die Verweisung zu tilgen; die
Schlußsilbe von dq)QVv ist lang gebraucht wie 5 vßgiv nach täuschenden
Analogien, vrjövv, dcptv (Aisch. Choeph. 928). Daß Nemesis die Augen
Sphinx. 605
immer auf ihre Brust niederschlägt, mir sonst nicht bekannt, entspricht
ist
der Augenbinde der Justitia. 14 sollte es heißen, da die zweite
thyO^i
Silbe lang sein muß. 16 t^ewv aidofieva q^i^trav, wohl von Byzantinern
schon richtig gelesen. 19 öCxav verb. Hermann. 20 (pegeig.
8 führt Joh. Lydus de mens. 284 Wünsch an, wo
Vers 7,
der Name
zu MeoodUrjg verdorben ist, von Bürette und Gramer
hergestellt: darauf beruht die Zuteilung aller Gedichte. 9 — 11 führt
Synesios ep. 95 an. Nachahmungen von 3 und 10 bei Epi-
grammatikern weist Kaibel nach, Herrn. XV 458, und zeigt, daß
Mesomedes von Antimachos (Strabon 588) angeregt ist; das
paßt für hadrianische Zeit. 16 — 20 singt nicht der Dichter,
sondern ein Chor, die Göttin ist nicht angeredet, daher war 20
zu ändern. Gegen die Theokrasie, daß die Nemesis auch Nike
ist, sollte sich niemand sträuben. 18 steht xa/ an zweiter Stelle,
denn die Verse fallen mit den Satzgliedern zusammen.
In den Anapästen ist der Anlaut 13 eine statt zweier Kürzen.
Das durfte Hermann beanstanden, aber auch hier zeigt sich,
daß die starre Regelmäßigkeit nicht gilt, IG. IH
171a 19
oä yccQ O^eol ol navv/ieiQoxoi. Jetzt lesen wir es auch 1, 7
und 15.
11
"EQTtovoa 7tOTw^i€va ße^üioa xovga
vöO^ov rjivog ägafieva ögof-iaia Xiaiva.
meQÖeoaa /tuv i]v ra ttoöoio yvva,
ra. de ^itooa ßqeuovoa. '/Jaiva -^»'iQj
5 ra d' örcioO-ev ihaaöuevog Öqüaiov,
ovO' oX/.og äg' tTgt^tv^ ov yvva,
ovt' oQvig bkov öeuag ovte ^>'iQ'
y.ovQr] yctQ Irpaiver' avev noöwv,
v.erpaKav ö^ oix f'ox£ ßQiuovaa ^i']Q.
10 rpvOLv fOX€v arazra -AtxQauivav
äreleoTa releia fifiieiyueva.
Anthol. Palat. XIV 63 Meoon))dovg unter Rätseln; es ist nur ein )Qi<rog oder
auch eine tKq)oaoi.g ^(ftyyög; Überschrift wird so wenig gefehlt haben wie
in 1. 1 nevcoiii. verb. Hermann. 4 fttaa. ö rö d' verb. Salmasius.
6 ötneTQSxev. 8 y.ÖQi}. 10 tjeiv, eixsv Salmasius, aber schwerlich hat
er ein anderes Tempus als 9 gesetzt. Hsy.oafih'a verb, Salmasius.
i und 2 ionische Trimeter, der zweite ^^ --^ -^ -^ — 1^^^^ -^—^j
-- --^ — -— ', dann die gewöhnlichen Anapäste.
606 III- 9. Mesomedes.
12
-|- rav veXov e/.öuite
-j- 7i6ij.>ag igydvag äyi](),
lg de 7t VQ ei}vf/.E ßCoLov
iog oidrjQov hiad-evfj .
5 a 6' velog öjtola ynjQog
i^exeixo ita^KpayoiOL
q)Xo^iv €X7Cvoovf.ieva.
^aöfia d' Tjf iötlv ßgotolg
okxbv fiz jtVQog qiovxa
10 v.al TOP eQydTt]v tq^iovra,
fiij 7teatüv öiaQQayfji.
eg de Öitctvxiov äxfidg
Xrj)Jiov ed-rjxe ßCbXov
Anth. Plau. 3-23 Ein Byzantiner hat die Auflösungen ver-
Meaoiiriöovq.
trieben, um die Silbenzahl Daher sind 1. 2. 5 verdorben.
einzuhalten.
Berg-k hat mit Wahrscheinlichkeit hergestellt —
-^ täv ixö/iitoe xöipcti; vsXov
igydTrjg dv^g. 5 ola verb. Hermann. 7 ixnvgovß^vcuot verb. Boissonad e
13 ;jj£2A£a)v verb. Jacobs.
Trochäische Dimeter, voll und katalektisch in regelloser Abfolge.
Diese Kitharodie ist ein seltsames Ding. In dem Hymnus
an Nemesis glaubt man Einzel Vortrag und Chor zu unterscheiden;
der Hymnus an Helios hat ein abgesondertes Proömium, den
letzten Rest der alten Teilung des vöfiog. Zu diesen feierlichen
Stücken gehören noch die Hymnen an die Physis und an Isis;
für den Kultus könnte nur der letzte in Betracht kommen. Diese
Gattung hat Synesios aufgenommen, dessen Gedichte ganz per-
sönUche Gebete sind, wie hier die an Physis und Hehos. Rein
subjektiv lyrisch sind die an den Adrias und auf den Schwamm.
Und daneben steht Sphinx), Fabel und
eMpQaoig (Sonnenuhr,
gleichartige Erzählung, wie sie Phädrus gibt, während anderes
auch die Form des Epigramms tragen, aber auch als rhetorisches
Progymnasma behandelt werden könnte. Es ließ sich eben
damals alles in jedem eldog der Rede behandeln: hier trat nur
die Musik hinzu.
Die Metrik schheßt den Vokalzusammenstoß in jeder Form
aus und gestattet nur die leichtesten Ehsionen, selbst «t ist nur
3, 6 und 10 elidiert. Enjambement wird ängstlich gemieden.
Metrik. 607
Der Satzbau ist von kindlicher Einfachheit, xlsyndeta sind häufig,
Figuren sehr selten; I, 1 ein ct/ib -/.oivoü, 10, 18 ein vom
Anfang gerücktes Die Sprache borgt ziemlich überall, nur
y.at.
nicht bei der alten Lyrik, aber ohne alle aufdringliche An-
klänge, selbst nicht an Homer, Auch die Nachwirkung des
Antimachos im Nemesishymnus ist schwach, und die '/Xav/.a
aeläva 9, 21 mag nur mittelbar mit der ylav/Micig in^vi] des
Empedokles 42, 3 zusammenhängen. Aus der Tragödie stammt
diriTvxog, TtvQoeveiv, KOLcplCeiv^ svayijg, an die Komödie erinnert
6iaQQayi]vai den Trochäen. Es wh"d an unserer Unkenntnis
in
liegen, daß das alles so ganz aus dem Gewohnten herausfällt,
so traditionslos erscheint. Die Neubildungen sind nicht
bedeutend, ßa^vxsQcog, ueoauto'kog, nayodexog, aber die Kata-
chresen sind stark, Kgoviog aia]zog, veöyvLOL fjviai, vud-ov 'i'xvog für
den Schlangenschwanz der Sphinx u. dgl. mit der ganz egrcttv
engen Bedeutung ^.kriechen" widerspricht dem poetischen Ge-
brauche. Der Dialekt tönt mit Dorismen nach Bedarf ab, wo
der Ton erhaben wird, erlaubt sich auch den lonismus x'/''-«"^*' in
den Trochäen. Das Ganze mochte wohl als ein neuer Stil er-
scheinen; uns macht es nur den Emdruck der vollkommenen
Stillosigkeit, wie ihn jene Prosa der Sophisten macht, die wie
z. B. Phüostratos in den Bildern überallher borgt.
Nachträge und Beriditigungen.
S, 22. Über die semitische Metrik hatte ich mich an das gehalten,
was ich vor Jahren von Wellhausen gfehört und bei Ewald gelesen hatte.
Ich würde anders geredet haben, wenn ich schon gekannt hätte, was
G Hölscher in der Festschrift für K. Budde S. 93 und in der Zeitschrift der
morgenl. Gesellschaft 74, 309 vorträgt. Die Kenntnis verdanke ich der
Liebenswürdigkeit des Verfassers. Nachholen kann ich das hier nicht,
aber es auch für das Griechische sehr wertvoll.
ist
S. 50. Ein Trimeter gleicher Art wie bei den Spätlingen steht schon
im ersten sog. platonischen Briefe, II 407 meines Piaton. Das ist also
eine Künstelei, die schon in der Zeit des Charisios und Hegesias auf
gekommen ist.
S. 73.Aus den leider lanzureichenden Angaben des Dionysios Hai.
Demosth. 48 folgt, daß eine offenbar ältere rhythmische Theorie mit einem
Fuße von zwei Kürzen anfing, der daher 'fiye/ncHv hieß (S. 61). So wird
wohl Dämon gelehrt haben, wenn auch der Name pythagoreisch klingt.
Aristoxenos dagegen fing mit drei xqövol ngcitot, an, also mit lambus und
Trochäus, die zum -/evog diJiXdoiov gehören; das hat durchgeschlagen. Es
wird aber hinzugefügt, daß diese ngära fiögta sich auswachsen müssen,
damit es (xslog und ßergov gibt, also erst die Syzygie ist ein ßevgov. Auf
ienem Gegensatze der Geltung der Doppelkürze beruht es, daß ein y^vog
jigoxekev^aaTiKÖv bald gilt, bald nicht,
S. 99. Der Artikel mit dem zugehörigen Adjektiv so verwachsen,
daß kein Hiat empfunden wird, heilt den Vers des Empedokles 40 7]Atog
ö^vßeXijg t'jd' </}) i?MeLga oeh)vi], denn eine andere Messung von lldeiga
als 85 ist nicht glaublich. 17, 30 halte ich die Überlieferung für echt, wie
sie denn auch dem Sinne nah ngög Tofoö' owr' äg
allein voll entspricht
Tt ijnyivevai om äno?.y)yei. Synalöphe wie im Orakel bei Herodot VII 220
aaxv igiKvöig.
S. 102. Bei Ps. Plutarch mus. 8 in einem Berichte über die Aulodie
heißt Sakadas Erfinder des vö/iog vgi/^iegijg und lehrt den Chor die erste
Strophe dorisch, die zweite phr^'^gisch, die dritte lydisch singen. Darin
liegt nicht, daß er den Text verfaßte, denn neben ihm heißt Klonas Er-
finder des Tgi./ieQ))g, der unbedingt nur Musiker war.
S. 134. Zu den Zeugnissen für den Jiovg der Herolde in Anapästen,
die bei Bergk, carm. ])op. 14 —
17, stehen, kommt Philostratos Gymn. 7 und
eine hübsche Stelle bei Ammian XXIV 6, 10 Romani velut pedis anapaesti
praecinentibus modulis lenius procedebant. Ammian hatte die Athleten
im Takte des Heroldverses gemessenen Schrittes zum Kampfe antreten
gesehen; pes ist nur aus dem Namen des Gedichtes verständlich.
Nachträge und Berichtigungen. 609
merkwürdiges Grabepigraram von Adramyt-
S.142. Phaläceen bringt ein
tion,herausgegeben von Fabricius, Berl. Sitz -Ber. Iö91, 907, erläutert von
Wackernagel.
^-' dooad. vano
(ov y.azezovvi xai &a[vovaav
oi) vvf.i(pav, ezt, naodevov' [[dj] y,ay.ä ydg
6txL /xotg" ißeßovXe rovro vr/.fjt,'
5 aiaT räv, by.a naoxöv öxy.a ßCvgav
äf-ieXV slg vt-üvaiov 'AqfooätTag
y.a'&a(i)oüv, xöna qpeyyog iyXinevaav.
y.ai räv juev vey.viy/ög äyay 'Egßäg
Aiq:C?.o) nfovij 7iarQÖ[g] etgvv äd^i}V
10 fidx[r}Q Ö£j
Den Zusatz von ä in Vers 3 hat der Steinmetz sicher zu verant-
worten; da darf man 7 keine Form y.a^aQüv glauben, -wo die Auslassung
eines Striches das Erwartete gibt. Daher traue ich dem Hyperdorismus
ä/xeXXe für i]fxe/./.e 6 auch nicht. — Vers 1 sind von dem N nur zwei Hastae
da; ob ädvöv äfwg ß^r)]? 5 ist merkwürdig, daß die Jungfrau ihren naovög
lösen muß, wenn sie heiratet. Gewöhnt sind wir an den Tiaozög gerade des
Ehebettes, so daß man sagen kann naoröv xal iiixivaiov uiöuv, Kaibel 2i38.
Die Vorstellung ist hier, daß die Jungfrau Zugang zu ihrem Bette ge-
währt, indem sie dessen TcagaTiexaofxa, Pollux 3, 37, öffnet. Der Verf., —
Schulmeister einer Kleinstadt der Zeit zwischen Cicero und den Flaviern,
hält 6xa und byy.a für dasselbe, ganz begreiflich, aber dem Alkman und
dem echten Dorisch darf man es nicht zutrauen. Denn das Zeugnis bei
Herodian Et gen. (fr, 94 Bgk) by.y.a öi] yvvi) elr]v zieht nicht. Bei Apol-
lonios adv. 193 Sehn fehlt das letzte Wort, vorher steht tuvjj: das doppelt
bezeugte r) spricht gegen yvvd, der Hiatus ist undenkbar, die Vokal-
verkürzung erst recht.
S. 194. Die Verbesserung didvög scheint durch Phot. Berol, dtdvöv
d<f}aviöxi,y.öv' oix(og Aloxv?-og gesichert.
S. 252. Pindar Pyth. 10 Schluß der Epode wird einfacher als 1
-f- teles. -f- (i) aufgefaßt.
S. 264. Als der Chor in den Rittern 247 hereinstürmt, setzen seine
Trochäen die beiden ersten Metra immer durch Wortende ab, oft mit
langer Schlußsilbe, überwiegend auch das dritte Metron, aber hier ohne
Pause hinter einer Länge. Erst der letzte Vers ist anders gebaut. Das
ist Absicht und sehr wirksam, ist aber Ausnahme. Die Lateiner dagegen .
lieben diese Gliederung.
S. 268. Zwei volle Trochäen finden sich nach zwei Päonen (wle-
Hekabe 1099) vor zwei Bakcheen (wie Vers 89 J) bei Sophokles Tr. 893:
hexev exexs iii£yd?.av
ä veoQxog äöe vv/nqpd
dö/iioig xotad' igivvv.
Wilamowltc, GrieohUohe Venkanst. ao
:
610 Nachträge und Berichtigungen.
Die starke Mischung zeugt wie die ganze Szene für die späte Ahfassung
der Tragödie, wie sie durch ihre Abhängigkeit von dem Herakles des
Euripides gegeben ist.
S 270. Schluß der Anm. Das letzte Zitat aus Kratinos steht
richtig S 388.
S. 282. Die erste Strophe der Parodos in Eur. Iph Aul. bedarf auch
der Erklärung. Auf 4. gl. und 3. gl. folgen 12 steigende loniker, besser
wohl 3 und 9, da der erste und vierte um die Anfangssilbe verkürzt sind;
der vorletzte ist molossisch. Verbunden mit ihnen ist der Kurzvers
— ^-"^ >^ —
, —
der in der Danae des Simonides, S. 340, vorhergeht. Dann
anap. Dimeter +
Spondeus, 2 Telesilleia, 2. gl, 3. gl. Wer die Verteilung
der Satzglieder prüft, kann an dieser Auffassung nicht zweifeln. Die
Helden, die in der Antistrophe geschildert werden, sind paarweis ver-
bunden; die beiden Aias sitzen zusammen, Protesilaos spielt Brettspiel mit
dessen Erfinder Palamedes {n'jdoßh ovg 196 nach axvfi-a 'AXxfiavixöv). Dio-
medes und Meriones sind beim Diskoswerfen, Odysseus steht mit Nirens
zusammen. Am Anfang 167 kommt der Chor EtgCn.ov öiä ;i;£t'|ttdrö)v
n^Xoaoa ot evönoQ'd f.iov XaXxiöa nö?uv ißäv ngohnovoa. Da hat Weil ge-
sehen, daß nicht Chalkis, sondern der Sund aTevö:xoQ'{}^/.iog ist; Interpunktion
dahinter fordert auch die Katalexe. Aber Weil durfte das Adjektiv nicht
zu den ;i:ct;jMaTa ziehen, denn das Einfache, daß es zu Eiginov gehört, be-
währt sich als richtig, weil EvgCnov arevonögdfxov allein das Satzglied um-
rahmend zusammenschließt. Der Chor will das Heer und die Flotte der
Achäer sehen, L4;i;a{<üi' otgcniäv üg ioiöoifiav, 'Axciiä)v te JiÄdzag vavatnögovg.
Wie verkehrt ist es, an der Anapher zu mäkeln. Dann erhält Äzaiätv die
App osition r'i/.wdiov, soviel wie ijgaxov. Wie kurzsichtig, das zu ändern
(gar in iii'diav, was auf Helden gar nicht zutrifft), bloß weil
die meisten
das Wort bei Euripides nicht
ist. Pindar Pyth. 4 nennt so die
belegt
Argonauten mehr als einmal. Das Heer wird zuerst beschrieben, von 231
an die Flotte: alles gehört zusammen.
S. 286. Der Schluß ist nicht zwingend, daß die Brücke, welche
Xenokles über den eleusinischen Kephisos schlug, ein Neubau war. Eben-
sogut konnte sie eine alte ersetzen. Der Vers aber paßt nur gut, wenn
die Köre von Eleusis kommt.
S. 295. Anm. 3. Die Bemerkung über fisxgla^e ist falsch, S, 341.
S. 334. Limenios ist zuerst von Colin erkannt, Boethius, Pythais 86.
S. 338. Den Abschluß der Epode Eur. Bakch. 571—575 bilden Gly-
koneen
Avdiav natiga ze röv [xäg] si) — daLfiovCag
ßgoToTg öXßoööxav txXvov
evLJinov xfiiQ'^'v vöaoiv y.aXXlaxoiai XijiaCveiv.
Hinter dem ersten Glyk. ein i als Choriamb. naxega xe x6v ist vor ixXvov
überliefert.
S. 338. Da der Name t)fxidixßia alt ist, S. 233, hat man schon da-
mals in Verkennung der Anaklasis die Anakreonteen für Jamben gehalten.
Kein Wunder, daß man dann die zwei Kürzen des Anlautes aufgab, wie
Nachträge und Berichtigungen. 611
es Anakreontea manchmal tun. Ein Gedicht in solchen iamb. Di-
die
metern, immer mit einer Kürze anhebend, hat Vitelli Stud Ital. XIV 126
aus einem Papyrus des 4. Jahrhunderts herausgegeben. Ein Knabe spricht am
Schulfest:
ifzaijQiiifjg ['d' ioQ]Ti)q
'&aXvaiov y.ojiU^a).
5 igä) f.dv oöv ig rjßrjg
täxtoza ßergov ikd^etv,
ÖLÖaoY.älov t' d.xovoiv
jioXvv XQÖvov ßiävai.
q;vr} 6[e Koaiidja rt?
10 oo<f6[v TS vov <pQÖvri[.ia]
yevoLTÖ ,uot [
.v/.ovfX6vr) [
fietagai
Aiög öößfov.
Ich würde noch mehr probeweise ergänzen, wenn 12 das unmögliche v
ersetzt wäre.Der Knabe bittet natürlich um leibliches und geistiges Ge-
deihen. In das Haus des Zeus wird er sich vielleicht durch die höhere
Musenbildung erheben wollen, Eur. Fr. 911, wenn es nicht trivial auf das
Lebensziel ging.
S. 390. ww^ — —w— w
hinter Enoplion auch Phrynichos 9. Der-
selbe hat 13 das Dikolon. prosod. -}- 2 i. Fr. 13 ist Rest eines choriam-
bischen Tetrameters.
S. 401. Eur. Herakid. 380 zeigt dasReizianum in derForm — «w — ^-'
und wird doch nichts anderes sein als 373, wo es •«-' --^ — ^^^^ ist
also katal. Telesilleion sein könnte. Die Epode ist a) 2 gl. reiz.; ß) 2 gl,
Hippon ; y) 3 Enopl reiz. Die Strophe a) 4. choriamb., pherekr. archebol..
ß) i. gl.mit metrischem Enjambement,
S. 408. Mehrere große Asklepiadeen hintereinander, den ersten, weil
er auf oix ausgeht, mit dem folgenden verbunden baut Phrynichos 6,
S. 457. Z. 8 V. u. Zu lesen ist Hik. 599 für 5J9, und das zweite
Glied ist der Ithyphallikus, in dem Verse Soph. Ant- 790 —'>^ ^-^ ^^. — — —
S, 458. Unter die tetrametrischen Klauseln gehört auch Aisch. Eum. 358,
glyk.-f2i.
S. 460. Aisch. Heraklid. 74, 4 ergibt die leichte Umstellung ßovrigdg
t' ixzfLv dölxovg einen choriambischen Dimeter + Lekythion, ist also
vorzuziehen.
S. 493. Die Änderung äyväv für dykaäv bei Telestes 1 muß ich
zurücknehmen. Ich stoße zufällig auf Nonnos 32, 80 dyXaoTii^x^i vu/t(prji,
das Epitheton ließ sich also doch von dem Glänze eines weiblichen
Armes sagen, denn daß es der Spätling geneuert hätte, ist nicht wahr-
•cheinlich. Dem Versmaße wird freilich nur Genüge getan, \7onn dyXaäif
zweisilbig ist, aber der Name 'AyXiöxagzog und ähnliche sind so ver-
breitet, daß diese Zusammenziehung nicht befremden kann.
39*
Register.
1. Metrik.
Da die Verteilungr auf einzelne Stichworte zur Orientierung- nicht
Lehre mit Verweisung auf die Gegend,
gentigt, steht hier eine Übersicht der
wo die Versart erläutert ist, und mit Angabe der geltenden Versnamen.
I. Der Urvers ist ein ganz freier Vierheber oder Achtsilbler, mit
Vorliebe stumpf schließend (daher bei trochäischem Gange siebensilbig,
Lekythion 90.) 89. 234. Aus ihm differenziieren sich Dimeter, die ihre
Herkunft dadurch beweisen, daß sie in sich die Metra vertauschen oder
gar erst im Dimeter vollmachen (Anaklasis), und daß sie nebeneinander
oder gar für einander auftreten; daneben erscheint nocli Unterdrückung von
Senkungen, Überfülle derselben, unvollkommener Anlaut, unreiner Schluß.
a) choriambischer Dimeter; das erste Metron frei, auch drei-
silbig, ohne Katalexe II 3. Daraus entwickelt in Reihen aavä
liieTQov Choriambus, meist Dimeter oder Tetrameter, wechselnd
mit lamben; Katalexe iambisch, II 7.
b) Glykoneus, respondiert mit chor. Dimeter, auch mit iambischem;
läßt mehrere Doppelsenkungen zu, auch lauter einsilbige, und unreine
Schlüsse. Telesilleion der vorn unvollständige, PherekrateuB
der katalektische, Hipponakteum der durch Zusatz klingend
gemachte; dazu stellt sich der alkäische Zehnsilbler mit seinen
Verwandten II 4.
c) Trochäischer Dimeter, voll und katalektisch. Daraus ent-
wickelt trochäische Reihen xaxä juivgov. Unterdrückung der Sen-
kungen oft ohne genaue Responsion 11 5, unreiner Schluß 296-
Rezitativ wird der Tetrameter 264.
Von dep Trochäen spalten sich ab die xavä Jiöda gebauten
Päone II ö.
d) iambischer Dimeter, als solcher nur in Asynarteten und inner-
halb der xavä ß^xQov gebauten Reihen -(Tetrameter, Pnige usw.)
kenntlich. Unterdrückung der Senkungen fast immer respondierend.
Doppelsenkung noch oft zulässig; auch Unterdrückung der ersten
Senkung. Unreiner Schluß ergibt die Choliamben. 11 6. Um-
biegung des Schlusses 298. Rezitativ wird der Trimeter.
Von den lamben spalten sich ab die xaxä nööa gebauten
Bakcheen 335
e) loniker, steigend uml fallend; im Anakreonteus und innerhalb
der xaiä nööa gebauten Reihen (Tetrametern, Pnige) ist der Di-
meter keuiiilich, Umgebogene und verkürzte Schlüsse. II 9.
Register, Metrik. 613
f) daktylischer Dimeter «'alkmanischer Tetrameter), auch aul
— ausgehend. Die Reihen werden nicht nur y.azä (xixQOv,
--- TZ7
sondern auch xaxä :i6öa gebaut. II 10. Rezitativ wird der heroische
Hexameter 98,
aiiapästischer Dimeter 361. Daraus entwickeln sich y.axä ^ixQOV
g)
gebaute Reihen, Der katalektische Dimeter, Paroemiacus, ist
anderer Herkunft, ebenso die prokeleumatischen und sponde-
ischen Anapäste (Klaganapäste) II 11.
IL Neben dem Urverse mit vier Hebungen steht gleichwertig der
Sprichwortvers, Enoplion, mit freier Füllung der Senkungen; über-
wiegend in Asynarteten (Dikola) oder unter anderen Dimetern. Seine
stumpfe Form, zusammenfallend mit einer des chor. Dimeters ist das
Prosodiakon 93. II 12.
III. Hemiepes stumpf und klingend, wenn nicht von Anfang, so
doch später den Dimetern gleichwertig gehalten 93. 398.
IV. Kurzverse.
— —
v^>~' «^.^ — Hemiepes stumpf, wiederholt im Elegeion 101.
_ ^ ^ — w _ w 396.
— Maecenas atavis.
v_. s_-
— w >^ — v^ — und — Dochmius.
^:^ ^=7
— — — anaklastischer Dochmius.
>-' --'
—^^
^:? und — OO und —^
>-'>-' :=: Reizianum.
— ww Adoneus II 13.
Aus diesen Elementen gebildete Dikola:
V.
a+a
Pentameter Elegeion.
, a+
a. Tetrameter, troch. iamb. choriamb. päon. bakch. anap.
Priapeus, Sotadeus, Galliambus.
a-J-b lambelegus, Enkomiolo gikus, Archebuleus, Pra-
xilleion, Eupolideus u. dgl., archilochische Dikola {solviter acrist
nivesque deducunt, Peiti nihil me, 'Egao^oviöi]). Aus Kurzversen Askle-
piadeus, alk. Elfsilbler, alk. Neunsilbler, Vers 4 der Skolion-
strophe.
Der Dimeter durch Zutritt eines Metron (i) vorn oder hinten er-
weitert, Phaläceus, sapph. Elfsilbler. Dikolon erweitert durch
z. B.
Zwischentritt von (i), großer Asklepiadeus u. a. z. B. 237.
Vereinigung von mehr Gliedern, erst asynartetisch, dann verbunden
Daktyloepitriten II 14,
Periodenbau, aa. aa., ab ab, a a b, gesteigert zu Strophenbau,
Strophen in Perioden dvaSokai gelöst, II 15.
Adoneus 94. 390. 399. 431. alkäischer Neunsilbler 298. 413.
„ verdoppelt 389. , Zehnsilbier s. Hipponakt.
Aeschrioneum 419. Alliteration 23.
Akzent, Wort- und Satz- 5. 10. 88. dva,3o?.ai lll *).
alkäischer Elfsilbler 91. 411. Anakreonteus 235. 338.
*) Sehr bezeichnend Vög. 1385.
614 Register, Metrik.
Anaklasis 235. Daktyloepitriten, freie Entsprechung
Anapäste 113. 133. 134. II 11. 423. 434.
in Dakt. Epitr. 432. 439. „ mit Adoneus 431.
„ in Doclimien 406. „ mit Ithyphalliku«
„ ohne Katalexe 367, 432. 493.
„ der Kaiserzeit 134. 374. mit lamben 428,
mitfremder Klausel 368.590. ,. mit Reizianum 431.
„ ov/nTCW/itot, 62. „ Strophenbau 450.
Dimeter 361. 489. Derivation 75.
„ Monometer 372. Diärese und Zäsur 234. 429.
„ Tetrameter 367. Dimeter K)3, 266. 285. 326. 336. 338.
Antispast 74. 236. „ erweitert durch (i) 104. 121
dnöxQOTOV 374. 428. passim.
Archebuleus 94. 122. 378. 419. 427. Diphilium 72. 379.
Aristobolion 428. Dikola 402. 421. 428.
Asklepiadeus 314. 407. 462. 531. a +
a 105. 444.
„ unreine Schlüsse 411. Dochmius 95. 119. 404.
Asynarteten 121. 421. B anaklastisch 406.
Bakcheen 335.
Elegeion 101. 432,
Bassaricum 335.
Enjambement 96.
„ metrisch 263. 544.
Choerileum 72. 431.
Enkomiologikus 91. 121. 424.
Choliamben 39. 296.
Enoplion 93. 244. II 12. 430.
Choriamben 116. II 7.
„ in Dikola 389—391.
„ erstes Metron unvoll-
„ in Reihen 386.
ständig 295.
„ in verschiedener Form 383.
Choriamb. Dimeter 92. II 3.
„ freie Responsion 342, 391,
„ ionisch meß bar 244. 391. 538.
ddxtvXog 101. 347.
Epiphonema 29.
Daktylen 112, II 10.
Eupolideus 228.
„ zwei Arten 346.
Euripideum 90. 231. 264. 406.
„ y.arä (xixQov 356.
„ y,. nööa 353.
„ Dimeter 102. GaUiambus 128, 233. 339.
„ Pentameter 354. Glykoneen 120. II 14.
„ mit dakt. Ausgang 350. „ wechselnd mit andernDi-
360. 439. 490. 493. metern 247.
„ mit Vorschlag 112. 353. „ mit Vorschlagssilbe 213.
„ Anaklasis des Schlusses 225.
112. 358. ohne zweisilb. Senkung
„
„ fieiovQoi 134. 364. 248. 261. 316—31». 416.
Daktyloepitriten 121. 17(5. n 14, 528. „ mit mehreren 247 passim.
n Verkürzung des „ unreine Schlüsse 229. 251.
Anfangs 294. 433. 255. 457,
„ Spondeus statt Dak- „ freie Responsion 235. 238.
tylus 432. 588. 259. 5J0. 51.1, 550. 553.
Register, Metrik. 615
Glykoneen, Erweiterungen (i) 104. Klauseln der Prosa 50.
251, 261. 288. passim. K/.soudzsLov 3y4.
, Strophenbau 252— 263.451. Kurzverse 94. 95. II 13.
„ einzelne besondere 94.
Hemiepes, stumpf und klingend 93. 317. 460.
101. 898. KovQr)Tiy.öv 377,
„ daktylisch schließend 388. Kgariveiov 228.
433. Kretiker 62.
Hexameter 8. 98. 347. KvQTjvaLxöv 127, 375.
in Dakt. Epitr. 431.
„ im Drama 112. 349. Lekythion 90. 247.
„ y.ax" iv6:i?.iov 380. Logaöden 138,
„ dxeqpa/.oi 98.
„ /xeiovQOL 364. Metra einzeln abgesetzt 120.
Hiatus 47. 99. 337. 521. 526. messeniacum 366, 370.
hieratische und volkstümliche Verse molossi 62. 371.
und Metrik 242. 265. 286. 343. 382. molossiambi 419.
398.
Hipponakteum 249. Päone 114. 234. II 8.
„ gleich Reizianum 401. parallelismus membrorum 23. 45.
Parömiacus 382. 386.
lamben 114. II 2. II 6. Pentameter 11. 101.
Ursprung 205-208. „ paroxyton. Schluß 52.
„ unreine Senkungen 239 290. Periodenbau 447.
„ Doppelsenkungen 291. 535. Phaläceus 105. 251. II 1. 510.
566. Pherekrateus 248. 3^5, 396.
„ Unterdrückung der Sen- „ katal. chor. Dim. 323.
kungen 264. 287. 293. 513. „ in Reihen 398.
„ der ersten 1 1 6. 29 1. 308. 3u9. Phrynicheion 324.
„ Responsion 294.
freie Platonikon 438.
„ Dimeter 286. Pnigos 446.
„ regula Porsoni 289. Tioßnixög 598.
„ Personenwechsel darin 467. Praxilieion 94. 122. 426.
„ Tetrameter 231. 445. Priapeus 228. 252.
r,
Trimeter lUO. 289. Prokeleumatikus 113. 369.
lambelegos 94. 122. 424. Prosa akzentuiert 53.
Ictus 89. Prosodiakon 93. 119. 378. 391. n 12.
„ im iamb. Metron 89. 294. rcgcozöiv.ia 73.
loniker 117. II 9. 501. :iovg Vers 246.
, unter Glykoneen 247. „ und liiivQov 73. 103.
„ vorn unvollständig 118. 295.
Schlüsse 298. 338. Refrain 95. rhythmisch 445, 463,
Ithyphallikus 92. 117. Reim 18,
Reizianum 94. 122 248. 399.
Katalexe und Klausel 92. 95. „ kürzeste Form 403. 431.
445. 457. 462, „ unter Dochmien -105.
rätselhafte Klausel 250. „' freie Responsion 259. 559.
616 Register, Metrik.
Rhythmus 26. Tetrameter 228-233. 501.
„ umgebogen 298. „ am Strophenschluß 457.
Thesmophorion 419.
Tov^ 74.
Sapphischer Elfsilbler 104. 210. 251.
Saturnier 87.
Trochäen 116. 232. II 5. 467. 484.
Simonideum 431. „ Dimeter zwischen Anapä-
sten 267.
Singen und sagen 26.
„ Tetrameter 232. 264.
Skolionstrophe 4ü8.
„ Trimeter 264. 431.
Sotadeus N3. 3l»l.
freie Responsion 269.
Spondeen 114. 370. „
Stesichoreum 425. 431. „ zweisilbige Senkung 265.
475.
Strophenbau 105. 11 15.
„ aabb 462,
„ aab 463. Urverse 75. 97. 129.
» Trennung derrespond.
Strophen 443. Yersanfang unvollständig 90. 294.
„ nicht vorhanden im 320. 433.
Epos und Dialog 443, Versschluß, stumpf und klingend 90.
„ nicht in Anapästen 113, 92. 298.
„ ohne volle Responsion unrein 91. 297. 318.
„
in Komödie II 16. Vierheber 90. 234.
Synalöphe-87. 356. 5^8. 608. Vokal Verkürzung vor vokal. An-
laut 99.
Vorschlag 353.
Telesilleion 91. 120. 242. 248.
„ ohne zweisilbige Sen-
kung 261. 306. 317. 416. Zeichen w— 82.
„ unreiner Schluß 251. Zwölfsilbler, byzantin. 52.
2. Sadiregister.
Adjektiva, substantivisch 179. 458. Archebulos 126.
Aischylos, Vers- und Strophenbau Archigenes Dichter? 71.
II 2 b 255. 266. 269. 326. 354. 434. Archilochos 39. 108. 289. 383. 448.
466-468. Arion 106. 107. 467.
Akusilaos 43. Ariphron 494.
Akzent 87. 88. 135. Aristides, Rhetor 134.
„ Zeichen 88. „ Quintilian. 77.
Alkaios 105. Ji66. 424. Aristobulos Dichter? 428.
Alkman 109. 252. 266. 366. 383. Aristodemos 32.
„ zweites Gedicht 286. Aristonoos 243. 496.
Alogos 315. Aristophanes 276. 436. II 16. in 8.
\fißaXoyriQa 231. „ Aiolosikon 396.
Anakreon 230. 252. Aristoxenos 67. 346. 427.
Anakreontik 131. Asklepiades 127,
antike Masse im Deutschen 11 — 14.
Apollodor. n. 'üeüv 387. Babrios 39.
Arbeitslieder 27. 241. Bakchylides 262. 299. 831. 392. 423.
Sachregister. 617
Bellermann 14. Glykon 71.
Bentley 80. Goethe 10. 12. 18. 56.
Bergk 381. Gorgias 44.
Besantinos 135. Götterrautter 217.
Blaß 8t.
Boethius 374. nekate 387,
Boiskos 71. Helene 219.
Heliodoros 78.
Cäsius Bassus 73. Hellenistische Metrik 125—129. 233.
Carducci 6. .843.
Carmen 31. Heloten Komödie 385.
Catull 128. 252. Hephästion 79. 4-il.
chalkidisches Maß 437. Herakleides Pont. 68. 129.
Chariton, Rhythmen 50. Herakleitos 44.
Chorpoesie 40. G- Hermann 15. 81.
Chrie 47. Hermesianax 336.
Hermippos <Poqu. 349.
Dämon 59. Hilarodie 125.
Dativ 519. 559. Hipponax 39. 291. 296.
Delphika 334. Hochzeitslieder 254.
Demeter in Theben 270. Hölderlin 14.
Diagoras 426. Horaz 128.
Diodoros v. Sardes 71. Hybrios 498.
Diogenes Laertios 131.
Dionysios Xemdg 125. lambus 39.
Diphilos 349. b9l. 4i>0. Ibykos 109.
Diphthonge, Aussprache 81. iegol XdyoL 217.
Doppelkonsonanz 87. Ion Sprache 3b9.
Derer, Poesie 36. Ionische Inschriften in Prosa 38, 381.
'loivixd 39. 62. 226. 336.
Elegie 88. 72. 101. Isokrates 46.
8t Elm 219. Italische Metrik 22.
Embateria lU. 366. 370. „ Poesie 33.
Ephoros 313.
Epigramm 38. 126. Kaiserzeit, Metrik 130— 134. 144—52.
Epos 36, 361. 372. 374,
Eukieides der Alte 68. Kallimachos 127.
Euodos 146. „ lambenbuch 297.
Eupalion 373. Kastorion 126.
Euplironios 128, Kitharodie lU. 112. 130.
Euripldes II 2a. 258—268. 269—84. Kleomachos 125. 394.
327. 333. 451—56. UI 7. Kleomenes 394.
Klopstock 15,
Prauenlieder 40. 241. 452. Komödie 42. 110. 209, 266. 331. 367.
466. 484.
Gaisford 81. Köre 531. Raub 217.
Geranomachie 36. Korinna 247. 446.
618 Sachreorister.
Krates 3^9. Phrynichos 339. 436. 465. 611.
Kratinos 3-19. „ Komiker 324.
Kunstprosa 43. 131. „ Grammatiker 482,
Kureten Ü9. 501. Pindar 123. 304—321. 339. 414—17.
Kyprien 273. 573. 432. 433. 461. III 1.
Pindarscholien, Metrik 74.
Laevius 128 343. Platen 17.
Lamprokles 174. Plautus Cantica 125.
Lamynthios 395, Ps.-Plutarch de musica 76.
Limenios ^34. 610. Polybios 313.
Literatursprachen 37. 42. Porson 80.
Ino 3Ö4.
Liviiis, Prosa in der Komödie 479.
Longin 79. „ als Vers miß verstanden 84. 381.
Lykon Schauspieler 142. Prosastile 49.
Lysiodie u. dgl. 125. Prudentius 132.
Makedonios 133.- Romanos 54.
Matthison 14.
Meles-Meletos 226. Sacerdos 76.
Melinno 1:^8. Sakadas 102. 608.
Menekrates 130. Sängergilden HO.
Mesomedes 130, 135. III 9. Sappho 266. 353. 400. 424. 444.
Meter 452. Sarapis 150.
Methodios 132. Satyrspiel 224. 369. 379.
Metriker v. Oxyrynchos 72. J. H. H. Schmidt 83.
Schiller 12.
Niobe 518. 0. Schroeder 84.
Nonnos 37. Seikilos 132.
Notenschrift 106. Seiron 132. 343.
semitische Metrik 22. 608.
Ortyges 72. Semos 207.
Seneca 372.
Päan 125. 830. Shelley queen Mab 56.
Pagondas 316. Simias 126. 334.
Paian und Metados 420. „ Ei 353. 464.
Pan 465. Simonides 154. 353. 449.
Pankrates 71. Sophokles HO. 255-57. 267.327. 333.
Pasiphae 154. 341. 364. 408. 464. III 6.
Patara 373. „ Aias 507.
Periode 46. „ Asklepioshymnus 353.
Perses 126. „ Trachinierinnen 609.
Persische Geschichten 336. Sophronios 152.
Plialaikos 142. Sprichwort 32. 382.
Pherekydes 43. Spruch 31.
Pliilodamos 217. Stesichoros 353. 397.
Philikos 127. Sulpicius Maximus 130.
Phiioxenos Metriker 69. 73. Synesios 50. 144.
Register, Griechisch. 619
Tanz 28. 465. Varro 68. 141. 265. 370. 445.
Thaletas 330. 502. Vau bei den Lesbiern 424.
Theodoridas 124. Verse in Prosa 50.
Theokies 127. Vokale doppelt geschrieben 59.
Theokrit 127. 402. Volksbücher 43.
Theomestus 76. 379. J H. Voß 9.
Timokles 343. Weil 83.
Timotheos 333. 356. 461. Westphal 83.
Totenklagen 208. 241. Zeta, weiches s 480. 500.
Tragödie 41. 110. 434. 464. 466.
Zeus, Blick, Blitz 186.
Trlklinios 79. 473.
„ dem Ida 169.
auf
„ Kreta 498.
in
üsener 84. Zwölf Tafeln 31.
3. Griedbisdie Wörter.
äyeiv oidev 257. ix-ihvetv 275.
äijza 300. eXeyog 102.
didvög ]94. 609. ivÖTiXiov 66.
al^-riQ 169. xaf iv. 377. 880.
aix 485. inövaotg 349,
AItvi) 194. eq)S^tg 470,
dtciv 301. £0t? -127.
dvaPokij 111. evQvxoQog 99,
dvdnaiavog 62. r)refxd)v 61. 608.
-fjdvg 578.
ßaxxstog 62. 323. 'fjfXLäfißLOv 233.
ßdxxog 28.
ßdkXsLv intransit. 151. '&66g, einsilbig 357, 532.
BoOg 128. 'O^EQfia 560,
do^ 459.
yaidoxog 195.
yevrj 306. IdXeßog 28.
yegavog 29. lafxßog 61.
ißv, LßixTriQeg 498.
ddxxvXog 69. /öTcti'ai iknCda 262,
(5/jjttoAdyoff 471. loxtOQQcö^ 296.
dtavtvfjiata 341, tovixög' 62,
öi'&vgafißog 107.
ÖLväv? 302. Kakovini) 483,
Aio/.n/)deLa 237. xdXv/.i/.ia 301'),
xa;tiaT^0tog 483,
iyxcöfiiov 48, xaid xgdf 256.
iygovtat, 222. xoraoxey?) 47.
eix 485. xeAcD/ta 1 1 3,
siaöÖLOv prokeleum. 369. xocUfjUoj 28,
*) Schon genau so im Demeterhymnus 4*2,
620 Stellenregister.
)cof.ichag, xovgijg 29. ^ö(5a rosa 196.
XQÖveiog 500.
xoXC^Hv 70. ^aoxAfcxöa? 61. 487.
MvQoiXrjov 424. o;iovötrog 370.
OTCt&ind 490,
d?.eoid^r)Q 281. ovXXaßri 103,
ÖQXttodai 465. oxfiixa 45.
ÖQX'Ttoxai 29.
ouro) vor Vokal 291. TCO?, einsilbig kurz 500.
Ttzdv 330.
naiäv 330. Tpdyov ii87.
7iaif3txö? 423. Teo;i;atof 61.
JiakiyyXioaoog 315.
Jiaßatöava 352. •üoaaxog atjöoaxog 414.
Jiagiaiiißog 66.
Jiepotxöf 336. XQT^ 291.
Tcqßovi] 504. Xgrioifxog 507.
noXe/Luayig 300.
jrßaooxoypt'g 413. c5, Vokativzeichen 292. 348. 483, 527.
jieoxeAewiwauxdg 61. 538. 570.
nvQQLxi] 29, (bXeoixagnog 281,
4. Stellenregister.
Ein
622 Stellenregister.
*Aristides Quintil.
Stellenregister. 623
Aristophanes Lysistr. 1099. 1133 485 Bakchylides 1, 182 83
1150-55 485 * „ 2 262
» 1205 277 3 105
„ 1279. 80 360 5, Str. 8. 11. 14 434
1291 390 *
„ 6 262. 384
„ 1302. 3 402 9, 20 429
Thesmophor. 105-130 341 * „ 11 422
352-60 326 15 423
312 = 352 475 16, 8—10 403. 404
436 475 * „ 17 299-304
* « „
663-85 590 18 263
* » « 953—98 475 * „ 19 393
1136-59 591 20 384
1143 335 * „ Fr. 5 423
Frösche 209—268 592 * „ „15. 16 331
*
„ „ 324-52 295.341 *
, „18. 19 384
*
„ „ 814-21 352 Fr. Bobiense 621 406
n 947 368 622 266
*
, „ 1301 226 Boethius cons- IV c. 3 830
„ „ 1313 225
1323 246.247 Caesius Bassus 258 148
1528 349 Catull 61
Ekkles. 22 394 „ Priapeum 252
Charikleides Athen. 325 386
571 439 Choeroboskus 216 Cons. 380
893—911 476 218 336
* ^ „ 912-23 478 Claudian fescenn. 2 153
„ 938-63 Clemens Paed. Hymn. 134
*
„ „ 9.^2—67 477 Cramer An. Par. I 171 60
969—75 478
1168 ff. 360 Diagoras 1 426
„ AloXoolx. 396 Diogenes Laert. IV 27 391
* „ Äfi<ptaQ.SM. 349 Diomedes 475 370
* „ Fecagy. 326 *Dionysios comp. verb. 4 379
Taynv. Ath. 96 o 369 17 333
Aristoteles Hymnus 439
* „ Poet. 1488 b 68 *Empedokles 17, 30. 40 608
•Aristoxenos Rhythm. 67 EU. Athen. 638
*Eiipolis 385
•Arktinos (Diomed. III 5, 12) 61 „ KöL Athen. 646 398
Astydamas 4 379 IIöX. schol. Heph. 154 383
Athenäus 410a (ritueller Vers) 291 Euripides Alkest. 104 458
Atilius Fortun. 289 394 *
„ „ 213—72 534
•Axionikos, Ath. 342 410 * „ ,. 435—75 536.
„ 439—41 392
Bakchius S. 136 377 n 465 458
Bakchylides 1, Str. 3. 4 432 *
^ ^ 669—605 453
1. 154. 180 433 „572 292
624
Stellenregister.
626
2.50
Euripides Phöniss. 1559 295 Hipponax 92
358 Choerob. 195 290
1580 „
288 Homer ^ 282 485
„
Rhesos 25
583 Horaz carm. 18 266
* „ 224—63 2,
231 233 351
n " Ibykos 1
, 342—79 584 425
:::
. 6
344 249 Inschriften IG II 3219 395
o „ 454—66 « III 177 h 367
= 820—32 587
. V 2, 75 108
527—56 588
„ VII 1761 71
533 = 52 119
» IX 1, 183 146
537 481 „ XII 1, 149 8.34
682 331 Sylloge 11 291
906 392 38 381
* Hypsipyle Parodos 357. 648 130
n n "
362.401
„
Ann. Br. Seh. XV
^' ir.64 359 (Dikte) 500
„ .
333 Athen Mitt. 29, 297 128
1685 407 Dodona I Tal XXII 373
Fg. 303 435 Kaibel, Ep. 874a 381
369 362. 388 790 265
* „ 453 293. 583 Lindische Chronik 15 448
* 490 505 Nordion.Steine43 133. 353
773 222. 352. « 47 439
356. 362 OUovöfxog MaxEÖ. 8 353
"
« 893 389 Österr. Jahresh. XV
1023 347 Beibl. 71 290
» »1
* bei Satyros 38 II 328 Olympia 250 108
„
„ Vaseninßchr,c5Zeü;iciT.290
124
Fx'onto 154 Nab. 609
Sitz. Berl. 94, 907
Gregor Naz. dg td (pöita 53 Anth.Lat. Buch. 1533 140
23 14. 21. 36. 38 389
Gorgias Epitaph. *Ion Fr.
Kallimachos Fr. 115 268
*Hephästion 9, 1 324
„ 118 398
441 "
* lamb. 164-172 297
Hermolochos (Stob. 98, 66 M 3t)-2
420
291 Kerkidas 1
Herodas 4, 71 281
9 2 290 „ 3,13
188
8 Klearchos Ath. 522
flesiod Theog. 319
* 597a 895
* 860 194 „
„ „
Kleidemos Ath. 410 a 891
Hesych. döoivtov 399
227
498 Korinna, Heph. 16, 3
„ ißty.xnQ
*Krates lex. Sabbait. 229
xaptxdv 323
,,
398
50
Hiinerios er. 24, 4 883
V 99 371 Kratinos Aiovva. Ath. 17
Hippolyt. Elench. 892
VI 37, 6 364 „ Agan. Athen. 334
«
mvo. Schluß 880
6 291
Hipponax 2,
Stellenreg'ister. 627
*Kratinos XCg. Ath. 553 388
ine. 22 M. 143
Leo Magister (Bergk Lyr. c. 2 u. 5) 152
Lukian Tragodopod. 49 132
*
„ „ 68-71.233 365
*
„ „ 312—325 364
Lykophronides 1 340
Macrob. VII 12, 9 323
*Lied von Marisa 344
Marius Vict. 70 346
n
75 428
„ „ 91. 129 426
„ „ 103-106. 141-146 419
„ 105 400
*
„ „124 378
„ 148 148
Martian. Capella IX 915 152
*Melanippides 2 492
4 293. 350
Mesomedes III 9
Methodius Symp. XI 284 132
Musici scr. suppl- 46 346
*Oinomaos, Euseb. pr. ev.
628
Stellenregister. 629
Sappho Andromaches Hochzeit 99 Sophokles Aias 900—4=946—49 882
* „ 51 400 „ „905 506
52 883 „ 1185—98 511
60 232 „ „ 1199 ff. 843
* „ 62 32. 386 „ 1205—7 15. 263
* „ 78 232 * Elektra 88. 89 868
,
80 232 „ „ 121—250 511
82 376 „ „ 136 403
„ 89 149 „ 200 270
90 384 „ „ 220 368
„ 99. 100 396 *
„ „ 471-515 512
* „ 109 324. 326 „ 849 331
„
•Schol. Aisch. Pers. 938 336 „ „ 1058—69 327
„ Aristoph. Ritt. 1225 885 1245—50 332
Wölk. 651 377 *
„ „ 1273—87 513
metr.Vög. 737 878 1381 = 91 332
* , Eur. Andr. 630 395 „ 1432 425
* „ Hephäst. 154, 8 377 „ Oedip.Tyr. 151— 66 356
„ „ 293 380 „ „ 170—72 354
* „ Find. Ol. 9, 1 286 „ 190—202 458
*
„ „ Nem. 6, 51 488 „ 464—72 464
Seneca controv. VII 1, 25 51 „ 464. 65 231
„ Med. 857 133 „ „ 483 ff. 343
Servius centim. 8 401. 426 „ 693 332
Simonides 13 298 *
^ ^ 863—881 515
* „ 26 ab 154. 334 „ „ 883—85 388. 458
* „' 82 339 „ 1097 458
„
* „ 37 340 * 1186—1204 255
„ „
* „ 39, 4 361 1208 406
n
63 339 Antig. 106 248
„ 57 428. 432. 449 „ „ 134. 35 426
58 406 140 = 153 403
* „ 71 426 * 332—75 616
„ „
„ 74 331 „ 354—56 391
*Simplikios zu Phys. 333 290 *
„ „ 581—603 179
Skolion 16 463 „ „ 781—83 464
17 (Telamon) 479 „ „ 784—88 325
Sophokles Aias 181 403 „ 790 457
* „ „ 210 113 *
„ „ 823—82 618
„ 221-81 460 „ 879 359
* „ „ 848—429 603 * „ „ 944-51 410
„ „ 399 292 *
„ „ 966-87 851
„ 407 403 „ , 1115-52 123
*
„ „ 596—645 609 * ., Oed.Kol. 117-69 267
„ 693—716 250. 292 „ 117 405
„ „ 698 250 „ 176—78 841
„ 866—70 287 * •
„ 207—16 348
630
Druckfehler.
81 oben Bentley für Benthley zu setzen. 91 Z. 22 Asklepiadeus <and
alk. Elfsilbler). 141 Anm. 1 p. XIV für t. XIV. 151 oben avetalogia für
arctal. 190 sind vor der letzten Zeile die Worte in mere iambica parodo
ausgefallen. 205 Anm. 1 Z. 3 caderet für caderit. 229 Z. 16 v. u. 'AyoLOL für
'AyQm. 251, 1 Hik. für Hek. 301 Anm. 3 xa?MO}>(OQaxa für
312 V. 12 ;tt;.x.
einrücken. 332 Soph, El. 1384 für 1394. 333, 5 lA 1298 für 1278. 334
Simonides 26 für 27. 346 Anm. 3 v. u. novq für :iovg. 349 Anm, 1 Z. 7
Amphiaraos für Amphiraos. 350. 352 oben Daktylen für Daktylus. 359
Anm. 2 Or. 1302 für 1312. 367 Anm. 2 Med. 98 für 97. 382 letztes Sprich-
wort (pVQ(b aoi für <fVQä>aai. 392 Anm. 2 Or. 1302 für 1312. 450 Z. 7 v. u.
344 für 395. 455 Z. 18 nach 1160 ist „geschaffen" zuzusetzen. 521 Z. 9
sollte &v durch einen Strich von dem folgenden iamb. Trimeter
öoTig
getrennt werden. 539 V. all x/i^tö' für xAVjt &. 570 Z. 3 v. u. 354 für 395.
588 Z. 3 v. u. 546-556 für 546—536.
o
>i
-d
•K
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O
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CV2 M